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    eröffnet am 09.10.01 22:15:55 von
    neuester Beitrag 10.10.01 23:32:06 von
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      schrieb am 09.10.01 22:15:55
      Beitrag Nr. 1 ()
      Täglich benutzen wir Geld. Wir arbeiten für Geld und geben es wieder aus. Doch wir verstehen oft nicht genau, wie Geld funktioniert und wie es unser Leben beeinflußt. Ich brauchte trotz meines Bankberufes viele Jahre, um einigermaßen dahinterzukommen.


      Sehen wir uns zunächst die positive Seite an:

      Weil Geld den Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtert, ist es eine geniale Erfindung! Wir müssen nicht Ware gegen Ware tauschen, sondern können bequem alle möglichen Dinge mit Geld bezahlen.


      Das Problem besteht nun darin, daß Geld nicht nur dem Austausch von Waren und Dienstleistungen dient, sondern auch den Warenaustausch behindern kann, wenn es gehortet und nicht weitergegeben wird.


      Um dies zu erklären, muß ich vier Mißverständnisse zum Thema Geld näher beschreiben.

      Mißverständnis Nr. 1, es gibt nur 1 Art von Wachstum


      Wir neigen zu der Vorstellung, daß es nur eine Art von Wachstum gibt, nämlich die Art, die wir an uns selber oder in der Natur erleben. Unser Körper wächst recht schnell in den frühen Phasen unseres Lebens. Nach dem 21. Lebensjahr hören wir zu wachsen auf.


      Also Wachstum nur solange es sinnvoll ist.


      Daneben gibt es noch das lineare Wachstum, d. h. mehr Maschinen produzieren mehr Güter, mehr Kohle produziert mehr Energie usw.
      Diese Wachstumsart ist für unsere Überlegungen heute nicht wichtig.


      Die wichtige Wachstumskurve ist die exponentielle Kurve.

      Hier ist das Wachstum anfangs gering, steigt dann aber kontinuierlich
      an und geht schließlich in fast senkrechtes quantitatives Wachstum über.


      Die Kurve des exponentiellen Wachstums: 2 4 8 16 32 64128 ...


      In der Welt geschieht ein solches Wachstum gewöhnlich dort, wo wir Krankheit oder Tod finden z. B. beim Krebs. Die Krebszellen z. B. wachsen nach dem Muster des exponentiellen Wachstums.


      Mit Zins- und Zinseszinsen verdoppeln sich so Geldvermögen in regelmäßigen Zeitabständen. So verdoppelt sich ein angelegter Betrag in bereits 24 Jahren bei 3 % Zins. Das erklärt, warum wir in der Vergangenheit in regelmäßigen Zeitabschnitten und auch gegenwärtig mit unserem Geldsystem Schwierigkeiten haben.


      Ein Beispiel macht dies deutlich:


      Hätte jemand einen Pfennig mit 4 % Zinsen zur Geburt Christi
      angelegt, so hätte er damit im Jahre 1750 eine Kugel aus Gold
      vom Gewicht der Erde kaufen können, 1990 hätte er bereits den
      Gegenwert von 890 solcher Kugeln erreicht.


      Die andauernde und langfristige Zahlung von Zins und Zinseszins
      ist mathematisch nachweisbar unmöglich. Dieser Mechanismus führt
      zudem zu einer Ansammlung von Geld in den Händen weniger
      Menschen und damit in der Vergangenheit zu Kriegen. Heute ist
      der Zinsmechanismus eine Hauptursache für den krankhaften
      Wachstumszwang in der Wirtschaft.


      Mißverständnis Nr. 2: Zinsen zahlen wir nur, wenn wir uns Geld
      leihen.


      Dem ist nicht so! In allen Waren und Dienstleistungen, die wir
      für Geld kaufen können, ist ein unterschiedlich hoher Zinsanteil
      enthalten. So enthalten die Kostenmieten einen Zinsanteil von
      etwa 77 %, die Kanalgebühren ca. 47 %.


      Könnten wir also den Zins abschaffen und ihn durch einen
      besseren Mechanismus ersetzen, der das Geld in Umlauf hält, dann
      wären theoretisch die meisten von uns mindestens um die Hälfte
      reicher.


      Mißverständnis Nr .3:


      Eine dritte Fehlvorstellung über unser Geldsystem könnte so
      formuliert werden:

      Wie alle Zinsen bezahlen müssen, wenn sie Geld leihen und Güter
      kaufen, und weil alle Zinsen bekommen, wenn sie Geld sparen,
      geht es uns allen gleichermaßen gut oder schlecht mit dem
      gegenwärtigen Geldsystem.


      doch dies stimmt so nicht. Es besteht nämlich ein gewaltiger
      Unterschied zwischen denen, die in diesem System gewinnen und
      denen, die bezahlen.


      Vergleicht man nämlich die Zinszahlungen verschiedener
      Einkommensschichten der Bevölkerung, so ergibt sich folgendes
      Bild:


      Die ersten 80 % der Bevölkerung zahlen mehr Zinsen als sie
      erhalten, 10 % erhalten etwas mehr Zinsen als sie bezahlen und
      die letzten 10 % erhalten etwa doppelt soviel Zinsen wie sie
      bezahlen. Und das ist genau der Teil, den die ersten 80 % der
      Bevölkerung verloren hat. So erklärt sich der Mechanismus,
      nachdem die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer
      werden.


      Wir haben also mit dem Zins eine versteckte Umverteilung von
      Geld, die nicht auf Leistung beruht. So wird ständig Geld
      verschoben von denjenigen, die weniger Geld haben als sie
      brauchen, zu denen, die mehr Geld haben, als sie benötigen.



      Mißverständnis Nr. 4: Inflation ist ein integraler Bestandteil
      eines jeden Geldsystems

      Für die meisten Menschen scheint Inflation fast natürlich, weil
      es in der Welt kein kapitalistisches Land mit einer freien
      Marktwirtschaft ohne Inflation gibt.


      Während die Einnahmen des Bundes, das Bruttosozialprodukt sowie
      Löhne und Gehälter zwischen 1968 und 1982 auf ungefähr das
      Dreifache anstiegen, erhöhten sich die Zinslasten des Bundes auf
      ungefähr das Elffache (1160 %). Die Tendenz wird deutlich - die
      Schulden und Zinsen in den Volkswirtschaften nehmen schneller zu
      als die Einkommen, was früher oder später zum Kollaps führen
      muß.

      Inflation wirkt wie eine andere Form von Besteuerung, mit der
      die Regierungen eine Möglichkeit haben, die schlimmsten Probleme
      der ansteigenden Schulden zu bewältigen, da die Schulden durch
      die Inflation ja immer weniger Wert werden.


      Der hohe Anteil der Zinslast des Bundes am Gesamthaushalt
      bedeutet:


      - immer weniger Geld für Soziales

      - weniger Spielräume für wirtschaftliche Entwicklung


      dies sehen wir ja auch bei unseren Kommunen - siehe
      entsprechende Zeitungsartikel über die Haushaltsberatungen.


      Die aktuelle Entwicklung der letzten Jahre macht dies nochmals
      deutlich:

      Finanzentwicklung 1981-1994 Jahr Schulden
      Mrd. DM BSP
      Mrd. DM Stundenlohn
      Industrie DM
      1981 534 1.552 14,19
      1987 843 2.023 17,68
      1992 1.331 3.022 23,69
      1994 1.645 3.297 25,65


      Sie sehen also, daß die Schulden um 208 %, das Bruttoszialprodukt nur um 112 % und die Löhne nur um 80,8 % angestiegen sind.
      Die Wirkung des Zinses läßt sich hier klar erkennen.

      wir haben nun die vier Mißverständnisse in Bezug auf unser
      Geldsystem angeschaut, die da waren:

      1.) Es gibt nur eine Art Wachstum

      2.) Zinsen zahlen wir nur, wenn wir uns Geld leihen.

      3.) Mit unserem Geldsystem geht es allen gleichermaßen gut bzw.
      schlecht.

      4.) Inflation ist unverzichtbar.



      Auswirkungen auf die Armen Länder


      Die hohe Verschuldung der Entwicklungsländer hat u. a. zu einem
      enormen Schuldendienst geführt. Jahr für Jahr zahlen die Länder
      der sog. Dritten Welt Milliardenbeträge für Tilgungen und Zinsen
      an die reichen Länder. 1995 betrug der Schuldendienst aller
      Entwicklungsländer 194 Mrd. $. Dem standen an Entwicklungshilfe
      lediglich 58 Mrd. $ gegenüber. Die Armen zahlen an die Reichen

      1980 - 1990


      Die Armen zahlen an die Reichen Die "Dritte Welt" hat erhalten: Die "Dritte Welt" hat gezahlt
      1.195 Mrd. US-Dollar 1.528 US-Dollar
      von den erhaltenen Beträgen entfallen:

      - 40 % auf öffentl. Entwicklungshilfe
      - 16% auf Direktinvestitionen
      - 22 % auf Bankkredite
      - 22 % auf sonstige Gelder

      von den bezahlten Beträgen entfallen:

      - 42 % auf Tilgungen
      - 58 % auf Zinsen

      Kapitalabfluß von der Dritten Welt 1980 - 1990: 333 Mrd. $



      Hier wird deutlich, welche extremen Auswirkungen der
      Zinsmechanismus auf die Armen der Welt hat.

      Die Belastung der sog. Dritten Welt durch den Schuldendienst ist
      enorm. Die dauerhaften, hohen Zins- und Tilgungsleistungen der
      Entwicklungsländer binden einen wesentlichen Teil der knappen
      Devisen. Die Ausgaben für den Schuldendienst übertreffen
      dasjenige, was für Bildung und Gesundheitswesen zusammen
      ausgegeben wird.

      Schuldendienst/Anteil am Bruttoinlandsprodukt

      ____________ 5,7 %

      Bildungsausgaben/Anteil am BIP

      _______ 3,6 %

      Gesundheitsausgaben/Anteil am BIP

      ___ 1,4 %


      Das sind Hypotheken auf die Zunkunft. Ohne Bildung und ohne
      Gesundheit keine positive Weiterentwicklung einer
      Volkswirtschaft.So weit zu den Wirkungen des Zinses auf die
      Wirtschaft in aller Kürze.


      Nun - was gibt es für Alternativen zu unserer Geldwirtschaft?
      Müssen wir nicht das alles als gegeben hinnehmen, da man eh
      nichts ändern kann?


      Ein Zwang zur Veränderung dieser Strukturen ist durchaus
      gegeben. Wie gesagt, ein grenzenloses Vermehren von Geld kann es
      nicht geben. Das ist ja schon rein mathematisch nicht möglich.


      So bleibt immer nur der Ausweg, alle paar Jahre wieder eine
      Geldentwertung vorzunehmen und quasi von vorne zu beginnen.
      Hiervon profitieren kurzfristig die Eigentümer von Sachwerten
      und es verlieren die Besitzer von Geldvermögen. Doch
      letztendlich verlieren alle, da die Wirtschaft wieder weit unten
      anfangen muß und der durch die Inflation hervorgerufene Zwang zu
      immer höherer Produktion zu mehr Leistungsdruck,
      Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung führt.Alternativen


      Ich möchte Ihnen heute nur ganz kurz skizzieren, wie die
      Alternative aussehen kann. Ein umfassende Besprechung dieses
      Themas würde mehrere Stunden beanspruchen.


      Es geht darum, den Zins abzuschaffen. Wir müssen zu der
      Erkenntnis kommen, daß Geld nicht arbeitet und somit sich auch
      nicht sozusagen von selbst vermehren kann. Also müssen wir
      wegkommen von der Vorstellung, daß Geld, das auf der Bank liegt
      automatisch mehr werden muß.


      Aber wie erreichen wir dann, daß die Geldbesitzer bereit sind,
      ihr Geld zu investieren, damit es als Kredit in Investitionen
      fließen kann?


      Das Konzept heißt: Nutzungsgebühr. Nicht wer Geld zur Bank
      bringt, bekommt Zinsen, sondern derjenige, der Geld dem
      Wirtschaftskreislauf vorenthält, muß Strafzinsen bezahlen. Also
      Geld auf Girokonten und Bargeld wird mit einem Strafzins
      belastet - sozusagen mit einer Geldaufbewahrungsgebühr, die dem
      Staat zugute kommt. Bargeld muß mit Wertmarken regelmäßig
      beklebt werden, wenn es gültig bleiben soll. Diese Wertmarken
      müssen gekauft werden.


      Somit erhält also der Anlegen, der sein Geld auf ein Sparkonto
      tut, den Vorteil, keine Strafgebühren bezahlen zu müssen. Die
      Bank kann das längerfristig angelegte Geld dann wieder als
      Kredite ausleihen. Der Kreditnehmer zahlt hierfür lediglich die
      Bearbeitungskosten und eine Risikoprämie. Somit wäre der
      Kreditzins etwa bei 2-3 %.


      Modelle in dieser Richtung hat es bereits erfolgreich gegeben.
      (Beispiel Wörgel - siehe Buch: Geld ohne Zinsen und Inflation S. 30 von M. Kennedy).


      Zins -

      [von lat. census >Steuerkataster<, >Vermögen<], allg. der Preis für die zeitlich befristete (selten unbefristete) Überlassung eines Vermögensgegenstands (Kapital). Der Z. stellt insoweit die Entlohnung des Produktionsfaktors Kapital dar (Kapital-Z.); Z. zählen deshalb zu den Besitzeinkommen. Die Bez. Z. wird meist auf die am häufigsten vorkommende Bedeutung als Preis für die Inanspruchnahme einer bestimmten Geldsumme (Geldkapital) in Form eines Kredits oder Darlehens beschränkt (Geld-Z., Kredit-Z., Darlehens-Z.), während das entsprechende Entgelt für die leihweise Nutzung von Realkapital (Miet-Z., Pacht-Z.) vielfach nur noch Miete oder Pacht heißt. Als Z. wird oft sowohl der Z.-Satz als Prozentsatz der geliehenen Geldsumme pro Zeiteinheit (i.d.R. auf ein Jahr berechnet, Jahres-Z.) bezeichnet als auch der Z.-Betrag in Geldeinheiten (Z.-Ertrag, Z.-Einnahmen, Z.-Einkünfte aus der Sicht des Gläubigers bzw. Kreditgebers, Z.-Kosten, Z.-Aufwand, Z.-Ausgaben aus der Sicht des Schuldners bzw. Kreditnehmers). Die Z. werden nach der Z.-Formel berechnet (-> Zinsrechnung).

      Formen

      In der Betriebswirtschaftslehre sind versch. Betrachtungsweisen zu unterscheiden. So kennt das betriebl. Rechnungswesen Z. auf das Fremd- und auf das Eigenkapital. Während die Fremdkapital-Z. in Form der Kreditkosten bekannt sind, erfordert die Kostenrechnung auch den Ansatz von Eigenkapital-Z., da alle Z. für das betriebsnotwendige Kapital als kalkulator. Z. in die Stückkosten eingehen sollen. Als kalkulatorischer Z.-Satz (Kalkulationszinsfuß) gilt dabei die vom Unternehmen bzw. den Eigentümern gewünschte Mindestverzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals. Orientierungsgrößen sind innerbetriebl. Größen wie durchschnittl. Umsatz- oder Kapitalrentabilität oder außerbetriebl. Größen wie die durchschnittl. Rentabilität der Branche oder der Marktzinssatz als Z.-Satz, zu dem am Kapitalmarkt langfristig Gelder aufgenommen oder angelegt werden können. Der Kalkulationszinsfuß spielt auch bei den versch. Verfahren der Investitionsrechnung eine Rolle. In der Finanzbuchhaltung sind im Rahmen der Gewinn-und-Verlust-Rechnung Z.-Aufwendungen und Z.-Erträge gesondert auszuweisen. Zu den Aufwands-Z. zählen neben den Z. für Anleihen, Darlehen und Kredite auch der Diskont von Wechseln sowie Kreditbeschaffungskosten. Ertrags-Z. sind v.a. Erträge aus Beteiligungen, aus festverzinsl. Wertpapieren (auch aus Floating rate notes) und Bankguthaben.

      Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet seit J.G.K.WICKSELL zw. natürlichem Z. (originärer Z., Güter-Z.), der gemäß der Grenzproduktivitätsstheorie der Grenzproduktivität des Kapitals entspricht, und Markt-Z. (abgeleiteter Z.; Geld-Z.), der jeweils für die Überlassung von Kapital bezahlt werden muss. Der Markt-Z. schwankt stets um den natürl. Z. Die Kreditaufnahme lohnt sich nach WICKSELL, solange der Güter-Z. über dem Markt-Z. liegt; dies führt zu einer verstärkten Investitionstätigkeit (kumulative wicksellsche Prozesse als Grundlage der monetären Konjunkturtheorie). Der Z. im volkswirtschaftl.Sinn ist lediglich der auf die Entlohnung des Produktionsfaktors Kapital entfallende Teil des Sozialprodukts. Dieser Netto-Z. ergibt sich aus dem Brutto-Z., der auch in dem Z. einkalkulierte Risikoprämien und Entschädigungen für die Dienstleistungen des Kreditgebers enthält.

      Wie jeder Preis wird auch die Höhe des Z. von Angebot und Nachfrage am Markt für Geldkapital bestimmt. Dieser Markt, an dem sich gemäß dem Preismechanismus ein Gleichgewichts-Z. ableiten lässt, besteht in der Realität aus einer Vielzahl von Teilmärkten mit jeweils unterschiedl. Angebots- und Nachfragebedingungen und somit unterschiedl. Z.-Sätzen. Diese werden v.a. beeinflusst von der Dauer der leihweisen Überlassung von Kapital (Laufzeit), von Risikoüberlegungen (z.B. Rückzahlungs- und Inflationsrisiko des Gläubigers, Bonität des Schuldners), vom Organisationsgrad des jeweiligen Marktes und den jeweiligen Marktteilnehmern. So werden u.a. Z.-Sätze am Geldmarkt (Geldmarktsätze) für Kredite der Notenbank an die Geschäftsbanken untereinander (z.B. Tages-, Monatsgeldsatz), Z.-Sätze für Bankkredite (z.B. Kontokorrentkredite, Darlehen) sowie Z.-Sätze am Kapitalmarkt (z.B. Z.-Sätze für festverzinsl. Wertpapiere) unterschieden.

      Alle Z.-Sätze auf den versch. Teilmärkten sind voneinander abhängig bzw. stehen in einem bestimmten Verhältnis zueinander (Z.-Struktur). So wird z.B. von der Geldmarktabhängigkeit des Kapitalmarktes gesprochen, d.h., Geldmarkt-Z. bestimmen als Leit-Z. das Z.-Niveau auf anderen Teilmärkten (z.B. Spareck-Z., Umlaufrendite am Anleihemarkt). Die Z.-Struktur ist im Normalfall dadurch gekennzeichnet, das der Z. für langfristiges Kapital höher ist als der Z. für kurzfristiges Kapital (normale Z.-Struktur).

      Weitere gebräuchl. Z.-Begriffe aus dem Bank und Börsenwesen sind: 1) Soll-Z. (Aktiv-Z., Aufnahme-Z.) als Entgeld, das der Kunde für den in Anspruch genommenen Kredit der Bank zu zahlen hat, und Haben-Z. (Passiv-Z., Anlage-Z.) als Vergütung der Bank an Kunden für hereingenommene Gelder (v.a. Sicht-, Termin- und Spareinlagen); die Differenz zw. Soll- und Haben-Z. ist die -> Zinsspanne; 2) Nominal-Z. als der auf den Nennwert von Wertpapieren bezogene Z.-Satz und Effektiv-Z. (Rendite) als Z.-Satz, der aus dem Verhältnis zw. Z.-Ertrag und Kaufpreis oder Kurswert eines Wertpapiers resultiert; als Effektiv-Z. wird auch die jährl. Gesamtbelastung durch einen Kredit bezeichnet (-> Effektivverzinsung); 3) Real-Z. als der um die jeweilige Infaltionsrate bereinigte Z., wirtschaftstheoretisch der Kaufkraftunterschied, der sich unter Berücksichtigung inzwischen eingetretener allgemeiner Preisänderungen zw. der Kaufkraft eines Geldbetrages am Anfang und am Ende einer Periode zuzüglich der gezahlten Z. ergibt.

      Recht

      Im Zivilrecht kann die Verpflichtung zur Zahlung von Z. auf Vertrag (Vertrags-Z.) oder Gesetz (gesetzl. Z.), z.B. beim Schuldnerverzug, beruhen. Unerheblich ist dabei, welche Bez. die Parteien für die Vergütung überlassenen Kapitals wählen; so sind beim Teilzahlungskredit auch die >Kreditgebühren< Z., die bei der Berechung des effektiven Jahres-Z. berücksichtigt werden müssen (§ 4 Verbraucherkredit-Ges.). Der regelmäßige gesetzl. Z.-Satz, der dann gilt, wenn die Parteien keinen bestimmten Z.-Satz vereinbart haben, beträgt 4 % (§ 246 BGB), bei beiderseitigen Handelsgeschäften 5 % (§ 352 HGB), für Regressansprüche aus Wechsel und Scheck 2 % über dem Diskontsatz, mindest aber 6 % (Art. 48 Abs. 1 Nr. 2, 49 Nr. 2 Wechsel-Ges., Art 45 Nr. 2, 46 Nr. 2 Scheck-Ges.). Erheblich überhöhte vertragl. Z. können zur Nichtigkeit des Geschäfts wegen Sittenwidrigkeit führen. – Weitere Regelungen gelten für -> Zinseszins und -> Zwischenzinsen sowie bei Kündigung eines verzinsl. Darlehens.

      Das österr. bürgerl. Recht enthält Bestimmungen über Z. in § 1333 ABGB (Verzugs-Z.) sowie im Ges. vom 14.6.1868. Danach beträgt der gesetzl. Regel-Z. 4 %; im Handelsrecht gilt die dem dt. Recht entsprechende inhaltsgleiche Regelung des § 352 HGB. Für Verbraucherkreditverträge gibt es zwar Sonderregelungen, z.B. nach § 33 Bankwesen-Ges. 1993 für die Berechnung des effektiven Jahreszinssatzes bzw. nach der Verbraucherkredit-VO 1994 für von Gewerbetreibenden gewährte Kredite, doch werden darin keine Höchstzinssätze festgelegt.

      Im schweizer. Recht beträgt der Verzugs-Z., falls die Parteien keinen höheren Z.-Satz vereinbart haben, 5 % (Art. 104 Abs. 1 OR); unter Kaufleuten können für die Zeit, in der der übl. Bankdiskont am Zahlungsort 5 % übersteigt, die Verzugs-Z. zu einem höheren Z.-Fuß berechnet werden (Art. 104 Abs. 3 OR). Sind Vertrags-Z. geschuldet, ohne dass deren Höhe durch Vertrag, Gesetz oder Übung bestimmt ist, so beträgt der Z.-Satz ebenfalls 5 % (Art. 73 Abs. 1 OR). Im Wechsel- und Checkregress beläuft sich der Z. auf 6 % (Art. 1045 Abs. 1 Ziff. 2 und Art. 1130 Ziff. 2 OR). Die Kantone sind befugt, öffentlich-rechtl. Bestimmungen über Missbräuche im Z.-Wesen aufzustellen (Art. 73 Abs. 2 OR); von dieser Möglichkeit haben einige Kantone Gebrauch gemacht (Interkantonales Konkordat über Maßnahmen zur Bekämpfung von Missbräuchen im Z.-Wesen vom 8.10.1957). Das Bundesgesetz über den Konsumkredit vom 8.10.1993 enthält eine Bestimmung über die Berechnung des effektiven Jahres-Z. bei Verbraucherkrediten, die mit der EG-Richtlinie Nr. 87/102 vom 22.12.1986 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Verbraucherkredit und der EG-Richtlinie Nr. 90/88 vom 22.12.1990 übereinstimmt.

      Steuerrechtlich sind Z. als Kapitaleinkünfte zu versteuern (-> Kapitalertragssteuer). – Steuerverfahrensrechtlich sind Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis nur zu verzinsen, soweit dies gesetzlich vorgeschrieben ist (§ 233 AO). Wurden Steuern gestundet, sind Stundungs-Z. zu entrichten (§ 234 AO). Auch hinterzogene Steuern sind zu verzinsen (§ 235 AO). Für Steuernachforderungen und –erstattungen, die nach dem 31.12.1988 entstanden sind, ist die Vollverzinsung eingeschränkt; der Z.-Lauf beginnt erst 15 Monate nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem der Steueranspruch entstanden ist (§ 233 a AO). Die Z. betragen in allen Fällen 0,5 % pro Monat (§ 238 AO).

      Zinstheorien

      Während lange Zeit die Frage der ethisch-moral. Berechtigung von Z. im Vordergrund der Überlegungen stand, kann von wirtschaftswiss. Z.-Theorien erst seit den Erklärungsmodellen der Physiokraten gesprochen werden. Die Fruktifikationstheorie (A.R.J.TURGOT) geht von der physiokrat. Auffassung aus, dass der Boden der alleinige wertschaffende Faktor in der Volkswirtschaft sei. Da durch Erwerb von Grund und Boden jederzeit ein Reinertrag (>produit net<;) erzielt werden kann, muss auch für das Kapital in jeder anderen Verwendungsweise ein Z. in Höhe des Bodenertrages gezahlt werden, da sonst alles Kapital in Grund und Boden angelegt werden würde.

      Die daran anschließenden Z.-Theorien lassen sich in zwei Gruppen gliedern. Die eine Gruppe begründet den Z. mit der Gegenwartsvorliebe des Menschen, der gegenwärtige Bedürfnisse höher einschätzt als zukünftige. N.W.SENIOR sieht in seiner Abstinenztheorie im Z. die Entschädigung für das Opfer, das der Kapitalbesitzer durch den Verzicht auf unmittelbaren Konsum leistet. Nach der Agiotheorie (E. von BÖHM-BAWERK) liegt die Ursache des Z. in der Höherbewertung der Gegenwartsgüter gegenüber den Zukunftsgütern. Die Preistheorie (K.G.CASSEL) erklärt den Z. als Preis der Kapitaldisposition (temporärer Konsumverzicht). Die zweite Gruppe von Z.-Theorien begründet den Z. mit der Produktivität des Kapitaleinsatzes. Die Produktivitätstheorie erblickt den Ursprung des Z. in der produktionssteigernden Wirkung der Kapitalverwendung. Die Nutzungstheorie basiert auf der Prämisse, dass neben der Substanz des Kapitals auch seine Nutzung eine selbständige wirtschaftl. Bedeutung hat. W.EUCKEN, WICKSELL und F.A. von HAYEK erklären die Produktivität des Kapitals und die Quelle des Z. mit der Mehrergiebigkeit längerer Produktionswege (Produktionsumwege). Nach der Grenzproduktivitätstheorie (J.B.CLARK) ist der Z. gleich dem Grenzwertprodukt des Kapitals, d.h. dem phys. Grenzprodukt, multipliziert mit dem Preis des Produktes. Die dynamische Z.-Theorie (J.A.SCHUMPETER) sieht die Entstehungsursache des Z. in der Anwendung neuer, ertragreicherer Kombinationen der Produktionsfaktoren durch die >dynam.< Unternehmer. Eine wachsende Wirtschaft liegt auch den Theorien von M.E.L.WALRAS, V.PARETO und I.FISHER zugrunde. Die Ausbeutungstheorie (K.MARX) fasst den Z. als den dem Arbeiter vorenthaltenen Mehrwert auf.

      Unter dem Einfluss der Lehre von J.M.KEYNES entstand eine Reihe monetärer Z.-Theorien. Nach der Liquiditätstheorie hängt der Z. nicht nur von der Produktivität des Kapitals und vom Sparen (Angebot) ab, sondern auch von der vorhandenen Geldmenge und dem psychologisch zu erklärenden jeweiligen Liquiditätsbedürfnis der Wirtschaftssubjekte (Unternehmen, private und öffentl. Haushalte). Die Liquiditätstheorie geht davon aus, dass die Anleger die (risikolose) Vermögenshaltung in Form von Geld der in Wertpapieren vorziehen, weil letztere einem Kursrisiko unterliegt. Zur Wertpapierhaltung werden sie sich nur entschließen, wenn sie für das damit eingegangene Risiko einen Ertrag in Form eines Z. erhalten. Der Z. wird steigen, wenn die Geldmenge knapper wird (Liquiditätseffekt). Durch die Geldverknappung nimmt das Verhältnis der risikolosen Geldhaltung im Vergleich zur risikobehafteten Wertpapierhaltung ab, sodass risikoscheue Anleger letztere nur zu steigenden Z. aufrechterhalten werden. Auch ein Anstieg der Einkommen wirkt zinssteigernd (Einkommenseffekt). Bei steigendem Einkommen wird ein größerer Teil der vorhandenen Geldmenge für Transaktionszwecke benötigt, sodass es für die Vermögenshaltung praktisch zu einer Geldverknappung kommt. Schließlich lösen steigende Inflationserwartungen einen Z.-Ansstieg aus (Preiserwartungseffekt). Sparer verlangen einen gemäß der Inflationsrate höheren Z., weil sie einen bestimmten realen Z.-Ertrag anstreben; Investoren sind zur Zahlung des um die Inflationsrate erhöhten Z. bereit, weil sich mit der Inflationsrate auch ihre nominalen Erlöse entsprechend erhöhen. Die drei Effekte können kombiniert auftreten. Löst eine Geldverknappung zunächst aufgrund des Liquiditätseffektes eine Z.-Steigerung aus und führt der Z.-Anstieg zu einer Verringerung der Einkommen, so kommt es über den Einkommenseffekt wieder zu einer Z.-Senkung. Sie wird noch verstärkt, wenn sich mit der Geldverknappung niedrigere Inflationserwartungen verbinden, sodass auch über den Preiserwartungseffekt ein Z.-Rückgang eintritt. In der Kredittheorie des Z. (Theorie der ausleihbaren Fonds, B.OHLIN) wird anhand von Stromgrößen (weniger anhand von Bestandsgrößen) gezeigt, wie sich am Kreditmarkt durch das Zusammenspiel von Kreditangebot und –nachfrage ein Gleichgewichts-Z. bildet. Das Kreditangebot wird bestimmt durch den Umfang der Ersparnisse und verdienten Abschreibungen sowie durch die Erhöhung der Geldmenge durch das Banksystem (Geldschöpfung). Bestimmungsgrößen der Kreditnachfrage sind die erwartete Ertragsfähigkeit des Kapitals (Kredite für Investitionen), das Vorziehen von Konsumausgaben (Kredite für Konsumzwecke) und Veränderungen beim Liquiditätsbedarf (Kassenhaltung).

      Für die Erklärung des Verhältnisses versch. Z.-Sätze (Z.-Struktur) werden v.a. drei theoret. Ansätze herangezogen. Nach der Erwartungstheorie (FISHER) entspricht der langfristige Z. dem Durchschnitt der erwarteten kurzfristigen Z.-Sätze. Die Liquiditätsprämientheorie (J.R.HICKS) nimmt an, dass der Z. als Prämie für die zeitweilige Aufgabe von Liquidität umso höher sein muss, je länger die Bindungsdauer ist. Die Marksegmentationstheorie geht von weitgehend getrennten Teilmärkten aus.

      Zinspolitik

      Alle Maßnahmen einer Notenbank zur Beeinflussung des allgemeinen Z.-Niveaus und der Z.-Struktur einer Volkswirtschaft werden als Z.-Politik bezeichnet. Aus keynesian. Sicht soll dabei über die Beeinflussung des Geld- und Kreditvolumens auf die gesamtwirtschaftl. Nachfrage im Hinblick auf wirtschaftspolit. Ziele eingewirkt werden, weshalb Z.-Politik auch als Teilbereich der Geld- und Kreditpolitik angesehen wird. Die gesamtwirtschaftl. Bedeutung der Z.-Politik ergibt sich u.a. daraus, dass Z. als Kostenfaktor die Entscheidungen von Unternehmen und privaten Haushalten über Investitionen und die Anschaffung langlebiger Konsumgüter beeinflussen.

      Im Allgemeinen bestimmt die Notenbank über die Z., zu denen sie den Banken Liquidität (-> Zentralbankgeld) bereitstellt (Wertpapierpensions- und Spitzenrefinanzierungssatz, etwa Lombardsatz), auch die Z., am Geldmarkt, also die kurzfristigen Z. in der Volkswirtschaft. Z.-Steigerungen signalisieren i.d.R. eine restriktive Z.-Politik. Die Z.-Politik wirkt über den kurzfristigen Z. aufgrund des Verbundes zw. Geld- und Kapitalmarkt grundsätzlich auch auf die langfristigen Z. ein, jedoch wird dies von zahlr. anderen Einflussfaktoren (Inflationserwartungen, Veränderung der Ertragserwartungen von Sachkapital und Sparneigung) überlagert. Als >normal< gilt, dass die Geldmarkt-Z. unter dem Kapitalmarkt-Z. liegen. Bei stark restriktiver Z.-Politik kann es jedoch auch zu einer inversen Z.-Struktur (kurzfristige Z. übersteigen die langfristigen) kommen. Bei freiem internat. Kapitalverkehr und festen Wechselkursen ist zumindest kleinen Ländern eine eigenständige Z.-Politik kaum möglich, die Z. passen sich dort tendenziell an die der großen Länder an. Aufgrund einer eher binnenwirtschaftlich ausgerichteten Geld- und Währungspolitik kann es zu einem unterschiedl. Z.-Niveau versch. Länder kommen (Z.-Gefälle), das durch international operierende Unternehmer und Anleger ausgenutzt wird (Z.-Arbitrage).

      Geschichte

      Z. war bereits im Alten Orient als Preis für Geld- und Naturalienleihe (Geld- und Frucht-Z.) bekannt. Im antiken Rom wurde der Geld-Z. (lat. usurae >Nutzen<;) zunächst im Zwölftafelgesetz geregelt und auf einen Höchsatz von 1/12 des Kapitals beschränkt. Seit der jüngeren Republik galt der Höchstsatz der >centesimae usurae< (1 % monatlich); nach CICERO lag der Z.-Fuß in der späteren Rep. zw. 4 und 8 %. Im Corpus Iuris Civilis setzte JUSTINIAN I., D.GR., als übl. Z.-Satz 6 %, für Senatoren 4 %, für Gewerbetreibende 8 % und für Seedarlehen 12 % fest. – Die Erlaubnis, Z. zu nehmen, wurde seit alters von Z.-Verboten begleitet. So geht das jüd. Z.-Verbot auf das A.T. zurück, das die Zinsnahme zwar nicht generell, wohl aber unter Juden (2. Mos. 22,24; 5. Mos. 23,20 f) untersagt, es wurde in seinen einzelrechtl. Bestimmungen im Talmud niedergelegt. Das N.T. kennt den Z. als selbstverständl. Bestandteil des Wirtschaftslebens (Mt. 25,27), hebt jedoch im Zusammenhang des Verleihens den Gedanken der Nächstenliebe hervor (Lk. 6,34f.). Daraus abgeleitet und in Verbindung mit dem alttestamentl. Z.-Verbot formulierten Kirchväter und Synoden (Elvira 306, Arles 314, Nicäa 325) das kanon. Z.-Verbot, das in der Folge große geschichtl. Bedeutung erlangte. Zunächst auf Kleriker beschränkt, galt es (mit Ausnahme von Juden) seit karoling. Zeit allg., was dazu führte, dass während des MA. Z.-Darlehen grundsätzlich als -> Wucher betrachtet wurden. Im islam. Kulturkreis gilt aufgrund des Korans (Suren 2,275, 2,278 und 3,130) das Verbot, Z. (arab. >riba<;) zu nehmen. Ein im Voraus festgelegter Z. auf Gelddarlehen wird als ungerechtfertigter, weil ohne Risiko und eigene Leistung erlangter Gewinn (>Wucher<;) angesehen und ist verboten. Erlaubt ist hingegen die Gewinnerzielung aus Handelsgeschäften und Vermietung von Gütern. Von einem generell praktizierten Z.-Verbot in islamisch geprägten Staaten kann allerdings nicht gesprochen werden. So haben sich ausdrücklich als islamisch verstehende Finanzinstitute (v.a. islamische Banken) Formen des Geldgeschäftes entwickelt, die bei formaler Einhaltung des Z.-Verbotes zu zinsähnl. Effekten führen: z.B. die Erhebung von kostenorientierten Gebühren bei nominell zinsloser Kreditvergabe, die Beteiligung nominell zinsloser Sparguthaben am Gewinn oder Verlust von Bankgeschäften, die Erhebung fester (Gewinn-) Aufschläge bei Handelsgeschäften.




      Gedanken zu Otmar Issings Einwänden gegen eine zinslose Wirtschaft
      von Werner Onken

      In einem Aufsatz "Der Zins und sein moralischer Schatten - Zur Rolle des Zinses in der modernen Wirtschaft" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. November 1993) tritt Prof. Dr. Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, der "Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft" entgegen, "die am Rande von Kirchentagen immer wieder ihre Anhänger versammelt". Die "pure Zinsfeindschaft" sei - so Issing - ein "mittelalterliches Phänomen" und sollte in "unserer so aufgeklärten Zeit" eigentlich längst überwunden sein. In der Auseinandersetzung um die Probleme der Dritten Weit werde jedoch "ökonomische Erkenntnis in einer Flut falsch verstandener Ethik und Moral ertränkt".

      Tatsächlich war das Zinsnehmen in der modernen Wirtschaft lange Zeit eine Selbstverständlichkeit, bis die internationale Schuldenkrise eine neue Nachdenklichkeit erzeugte. Es wäre schade, wenn die neue Sensibilität für die Problematik des Zinsnehmens durch wissenschaftliche Verdikte über das alte, lange Zeit verschüttete Wissen der großen Religionen um die soziale Sprengkraft des Zinsnehmens vorschnell wieder gedämpft würde. Vielleicht könnte sich Issings Aufsatz aber auch als ein Anstoß erweisen, die sich bislang unversöhnlich gegenüberstehenden Befürworter und Gegner des Zinsnehmens miteinander ins Gespräch zu bringen und beiderseits Verständnis für differenziertere Sichtweisen zu wecken.


      1 Das Zinsverbot im Judentum, Christentum und Islam
      Im Übergang von der Naturaltausch- zur Geldwirtschaft wurde auch das Zinsnehmen zur alltäglichen Gewohnheit. Da parallel dazu auch Gegensätze zwischen Armut und Reichtum aufbrachen, regten sich schon frühzeitig Vorbehalte gegen den Gebrauch des Geldes und gegen das Zinsnehmen, das als Wucher empfunden wurde. Wucher bedeutet etymologisch `jemandem etwas aus dem Fleisch schneiden`. Die Menschen der damaligen Zeit entwickelten ein feines Gespür dafür, daß sie sich durch das Zinsnehmen gegenseitig ausbeuteten und zwar nicht nur materiell, sondern in dem Sinn, daß sie ihre individuelle Ganzheit von Körper, Seele und Geist und damit ihre Heiligkeit und Würde ebenso verletzten wie ihren Zusammenhalt im Sozialgefüge. Diese existerntielle Erfahrung von Unheil, Ungerechtigkeit und Unfrieden fand ihren Niederschlag in einer langen Kette von Warnungen vor dem Zinsnehmen, die von Moses über die Propheten und Jesus bis zu den christlichen Kirchenvätern und zu Mohammed reicht und die ihre Entsprechung in der antiken Philosophie hat.
      Diesen tieferen Sinn der jüdisch-christlich-muslimischen und aristotelischen Kritik am Zinsnehmen ignoriert Otmar Issing. Er verweist nur darauf - dies allerdings mit Recht -, daß moralisches Verdammen und Verbieten des Zinsnehmens keine geeigneten Mittel sein können, um wirtschaftliche Aktivitäten `von außen` bzw `von oben` zu beeinflussen. Als historische Beweise für die Unmöglichkeit einer zinslosen Wirtschaft führt Issing die Umgehung des mittelalterlichen Zinsverbots und das damit verbundene Unrecht des Hasses auf die sog. jüdischen Wucherer sowie die Erfahrungen mit dem Kommunismus an. Tatsächlich machte es die Abschaffung der Privatwirtschaft notwendig, den Zins als Instrument zur Lenkung der Ersparnisse in Investitionen durch eine Planungsbürokratie zu ersetzen bzw. unter anderem Namen als Planungsgröße wieder einzuführen. Und im Blick auf den Nationalsozialismus fragt lssing:

      "Kommt es von ungefähr, daß auch die andere totalitäre Weltanschauung, die in diesem Jahrhundert ihre furchtbare Spur hinterlassen hat, zum Zins grundsätzlich eine ähnlich feindselige Einstellung vertreten hat?"

      Diese Frage suggeriert eine Affinität der Zinskritik zu totalitären Ideologien, die es jedoch nicht gibt. Erstens waren Moses, die Propheten und Jesus über jeden Verdacht totalitärer Neigungen erhaben. Und zweitens richtete sich die NS-Parole von der "Brechung der Zinsknechtschaft" gar nicht gegen die Macht des zinstragenden Geldes, sondern nur gegen jüdische und nicht gegen arische Geldhändler; sie war ein aus antisemitischen Ressentiments genährter propagandistischer Schachzug, um von der eigentlichen Macht des zinstragenden Geldes abzulenken und die antikapitalistischen Sehnsüchte der durch den ersten Weltkrieg und die große Inflation entwurzelten unteren und mittleren Schichten auf das Feindbild vom sog. ,ewigen Juden` zu projizieren. Diese NS-Demagogie war gleichsam eine moderne Fortsetzung des Unrechts der mittelalterlichen Judenverfolgung. Sie war aber nicht etwa deshalb ein Unrecht, weil der Wucher in Wirklichkeit gar nicht anstößig gewesen wäre, sondern weil Juden und Christen gleichermaßen in die nicht an einzelne Konfessionen gebundene strukturelle Sünde des Wuchers verstrickt waren - sei es, daß Christen Juden wirtschaftlich ausgrenzten und sie geradezu in die undankbare Rolle der Geldhändler hineindrängten, oder daß sie sich auch selbst nicht an das kanonische Zinsverbot hielten. Es ist, nebenbei gesagt, beschämend, daß sich nach 1945 weder die christlichen Kirchen noch die Verfechter einer zinslosen Wirtschaft kritisch mit dieser nationalsozialistischen Perversion der uralten Zinskritik auseinandergesetzt haben. Dies sollte nachgeholt werden, auch um einer erneuten Vermischung mit rechtsextremen Ideologien vorzubeugen.


      2 Issings Rechtfertigung des Zinznehmens
      In seinen praktischen Konsequenzen lief das mittelalterliche Zinsverbot seinen ursprünglichen theologisch-philosophischen Intentionen zuwider. Es erhöhte nämlich das Risiko der Kreditbeziehungen und führte damit zu Zinsen, die noch viel höher lagen, als es der tatsächlichen Relation von Kreditnachfrage und -angebot entsprochen hätte. Diese unbestreitbare Kontraproduktivität des Zinsverbots nimmt Issing zum Anlaß, das Zinsnehmen kurzerhand vom "Stigma des moralischen Schattens" freizusprechen und in Anlehnung an die Kapital- und Zinstheorien von Eugen von Böhm-Bawerk und Gustav Cassel zu begründen, warum es den Zins geben muß und welche unverzichtbaren Funktionen er in der modernen Wirtschaft erfüllt.
      Gemäß diesen standardökonomischen Theorien ist der Zins eine Belohnung für die Bereitschaft der Gläubiger, auf gegenwärtigen Konsum zu verzichten und Teile ihres Vermögens an Schuldner zu verleihen, welche damit in die Lage versetzt werden, in Produktionsgüter zu investieren und Gewinne zu erzielen. Der Konsumverzicht und der Vorteil der Produktivität hätten einen Preis - den Zins, den die Schuldner vom Gewinn abzweigen. Der Zins ist Issing zufolge

      "...somit der Preis für vorgezogenes Verfügungsrecht über Güter beziehungsweise die entsprechende Nutzung von Kapital... Er stellt ganz allgemein die ökonomische Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft her "

      Abgesehen davon, daß Investitionen nicht wie selbstverständlich nur zu Gewinnen, sondern auch zu Verlusten führen können, geht es in der modernen Wirtschaft um Kreditbeziehungen in Größenordnungen, bei denen man schwerlich noch von Konsumverzicht sprechen kann. Zwischen Gläubigern und Schuldnern werden Millionenbeträge hin- und herbewegt, die man größtenteils nicht mehr konsumieren, sondern nur noch reinvestieren kann.

      Und wenn es den unterstellten Kausalzusammenhang zwischen Zins und Produktivität gäbe, müßten beide gleichzeitig steigen oder fallen.

      Zwar räumt Issing einerseits ein, daß ". . . in der modernen Wirtschaft Kredit fast nur noch in Geldform gewährt wird. " Andererseits hebt er jedoch ganz besonders hervor, daß "... Kredit und Zins auch schon in der naturalen Tauschwirtschaft vorkommen; beide Phänomene sind also nicht an das Vorhandensein von Geld gebunden.... Die Kreditvergabe in Geldform verbirgt den Kern des Zinses als Erscheinung der realen Wirtschaft. "

      Damit soll offenbar der Eindruck erweckt werden, daß der Zins nichts mit dem Geld zu tun habe. Als vermeintlich zeitloses und systemunabhängiges Phänomen wird er so gegen jegliche Kritik abgeschirmt. Und tatsächlich bezieht sich Issing in diesem Zusammenhang auch auf die klassische und neoklassische Theorie, die das Geld bloß als einen "Schleier" ansieht, der zwar über der Wirtschaft liege, aber keinerlei Einfluß auf das reale Geschehen habe.


      3 Der Zins als widersprüchliche Mischung aus unersetzlichem Lenkungsinstrument und ökonomisch-ökologisch-moralischem Schatten
      Issings Argumentation ist teilweise zutreffend - und zwar insofern, als es ganz natürlich ist, daß sowohl in Natural- als auch in arbeitsteiligen Geldwirtschaften Kreditangebot und -nachfrage entstehen, die über einen Zins, der das Risiko des Verleihens und die Kosten der Vermittlung abdeckt, zu einem selbsttätigen dezentralen Ausgleich streben. Wenn man die fragwürdige Rechtfertigung des Zinses als Konsumverzichtsprämie beiseite läßt, bleibt es unbestritten die durch keine Bürokratie zu ersetzende Aufgabe des Zinses, die Knappheit von Kapital bzw. seinen Überfluß anzuzeigen und über seine freien Schwankungen die Ersparnisse in geeignete Investitionen zu lenken, m. a. W. Kreditangebot und -nachfrage zum Ausgleich zu bringen.
      Die Charakterisierung von Geld und Zins als "Schleier" und als "realwirtschaftliches Phänomen" verschleiern jedoch im buchstäblichen Sinn, daß Geld mehr ist als ein bloßer Schleier und daß der Zins neben der Risikoprämie und der Vermittlungsgebühr in der modernen Wirtschaft noch einen besonderen, allein monetär bedingten Bestandteil enthält: den "Urzins" (Gesell) bzw. die "Liquiditätsverzichtsprämie" (Keynes). Dieser der Naturaltauschwirtschaft fremde und nicht realwirtschaftlich erklärbare Teil des Zinses ist eine Folge der strukturellen Macht des Geldes; sie beruht zum einen auf seiner potentiellen Hortbarkeit und zum anderen auf seiner Sonderstellung als "Joker auf den Märkten" (Suhr) und gestattet es den Besitzern von Geldüberschüssen, für deren Weitergabe in den Wirtschaftskreislauf zusätzlich zur Risikoprämie und zur Gebühr für die Dienstleistung der Bank eine besondere Liquiditätsverzichtsprämie bzw. den Urzins zu erheben.

      Mit diesem Urzins bzw. der Liquiditätsverzichtsprämie kommt ein Machtfaktor in die Wirtschaft, der gegen das Leistungsprinzip verstößt und die Einkommen aus selbständiger und unselbständiger Arbeit zugunsten müheloser Besitzeinkommen schmälert. Er behindert den Ausgleich von Kreditangebot und -nachfrage und bringt nicht nur die Kredit-, sondern letztlich auch die damit vernetzten Tauschbeziehungen dauerhaft aus dem Gleichgewicht. Aufgrund seiner strukturellen Macht ist das Geld entgegen den klassisch-neoklassischen Theorien nicht nur ein bloßer Schleier über den Märkten, sondern auch ein Fremdkörper, der in die Marktprozesse eindringt und sie nach Maßgabe seiner Sonderinteressen fremdbestimmt:

      - Der um den Urzins bzw die Liquiditätsverzichtsprämie permanent überhöhte Zins bewirkt eine ständige Umverteilung der Einkommen und Vermögen von der Arbeit zum Besitz, von den Ärmeren zu den Reicheren - sowohl innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften als auch in der gesamten Weltwirtschaft. Über die auf den einzelnen Produktionsstufen von der Rohstoffgewinnung bis zur Endfertigung und im Handel in die Preise einkalkulierten Zinsen zahlen rund 80% der Bevölkerung wesentlich mehr Zinsen als sie als Besitzer von Sparbüchern und Wertpapieren bekommen. Bei rund 10% ist der Saldo der Zinserträge und Zinslasten geringfügig positiv. Und in den Händen der letzten 10% konzentrieren sich die Vermögen der Reichen und Superreichen, die durch den Zins und Zinseszins immer noch größer werden (Creutz). Diese leistungswidrige Primärverteilung läßt sich erfahrungsgemäß nicht durch eine staatsinterventionistische Sekundärverteilung korrigieren.

      - Im Produktionsbereich setzen die einen überhöhten Zins enthaltenden Preise falsche Signale für die Entscheidungen über die Ziele unternehmerischen Handelns. Das Ziel der Verzinsung von Eigen- und Fremdkapital dominiert eindeutig gegenüber dem Sachziel der Deckung des menschlichen Bedarfs (Heinen, Kosiol). Das Wirtschaftlichkeitsprinzip, das beim Naturaltausch gilt und auch bei einem tatsächlich neutralen Geldschleier gelten würde, tritt hinter das Rentabilitätsprinzip zurück. Obwohl zum Beispiel bei der Produktion von Verschleißgütern menschliche Arbeit und natürliche Ressourcen verschwendet werden, findet sie statt, weil sie mehr rentable Anlagemöglichkeiten bietet als die wirtschaftlichere Herstellung langlebiger und reparabler Güter. Während zum Beispiel Agrobusiness, Atomwirtschaft und Rüstungsproduktion rentabel sind, könnten eine naturgemäßere Landwirtschaft und umweltfreundlichere Technologien der Energiegewinnung bei niedrigerem Zinsniveau wirtschaftlich sein.

      - Schließlich verursacht das mit dem Urzins bzw. der Liquiditätsverzichtsprämie behaftete Geld nicht nur eine qualitative, sondern auch eine quantitative Fehlsteuerung der Produktion. Durch den Zins und Zinseszins vermehren sich die Geldvermögen exponentiell und verselbständigen sich gegenüber der Realwirtschaft. Wie ein Tumor überwuchern sie den Marktorganismus und zwingen ihn, mittels immer neuer technologischer Innovationsschübe unter Mißachtung ökologischer Grenzen mitzuwachsen, damit sich die Kluft zwischen Geld- und Realwirtschaft nicht zu einem Kollaps ausweitet.

      Aufgrund seiner Hortbarkeit und seines Liquiditätsvorteils vermag das Geld die Teile der arbeitsteiligen Wirtschaft nicht optimal zu integrieren. Da es den Märkten nicht nur dient, sondern sich auch selbst `angemessen` von ihnen bedienen läßt, können Produktion und Zirkulation weder mikro-, noch makroökonomisch in ein stabiles Gleichgewicht gelangen. Der Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie beeinträchtigen die Allokationsfunktion des Zinses so sehr, daß überall im Marktorganismus falsche, den Markt kapitalistisch deformierende Strukturen entstehen, die sich auch im Gesellschafts-, Wettbewerbs-, Haftungs- und Steuerrecht verhärten. Einerseits haben Geld und Zins der Menschheit einen Aufstieg aus einer `grauen Vorzeit` zum Licht von Wohlstand und Kulturentfaltung ermöglicht - andererseits werfen beide einen ökonomisch-ökologischen Schatten auf die Wirtschaft, der auch ihren früheren, zeitweise verdrängten moralischen Schatten wieder sichtbar macht.


      4 Jenseits von Zinsverbot und Zinsüberhöhung
      Die Diskussion um das Für und Wider des Zinses ist deshalb so schwierig, weil beide Seiten pauschal über `den Zins` urteilen - die Standardökonomie betont seine positive Seite und ignoriert seine Schattenseiten, während Zinsgegner häufig die Schattenseiten so sehr hervorheben, daß sie seine Bedeutung als Knappheitspreis und als Instrument der dezentralen Lenkung von Ersparnissen in Investitionen aus dem Blick verlieren. Die verhärteten Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern des Zinses lassen sich jedoch auflockern, wenn man zwischen seinen gegensätzlichen Bestandteilen differenziert:
      - notwendig und marktkonform sind die Risikoprämie und die Bankgebühr für Einlagenverwaltung und Kreditvermittlung;

      - marktwidrig und darum entbehrlich sind der Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie und der Inflationsausgleich.

      Diese Differenzierung führt zu der Frage: Wie läßt sich der gordische Zinsknoten auflösen und wie kann man den ökonomisch-ökologisch-moralischen Schatten des Zinses überwinden, ohne auf den Zins als wirtschaftliches Steuerungsinstrument zu verzichten?

      Ein Weg zum allmählichen Abbau von Urzins bzw Liquiditätsverzichtsprämie und Inflationsausgleich könnte sich eröffnen, wenn das Geld nach den Vorschlägen Gesells (die Keynes für "im Kern gesund" hielt) mit künstlichen Durchhaltekosten belastet wird, die seine Hortung unattraktiv machen und seinen Liquiditätsvorteil neutralisieren. Damit schwindet die strukturelle Macht des Geldes, den Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie zu erheben, und es muß dem Markt auch ohne diesen Tribut dienen. Infolge seiner verstetigten Umlaufgeschwindigkeit läßt sich dann die Menge des Geldes direkt steuern anstatt wie bisher indirekt durch zinspolitische Maßnahmen. Eine exakte Anpassung der Geldmenge an das Gütervolumen führt zu einer absoluten Kaufkraftstabilität, so daß auch der Inflationsausgleich im Zins wegfällt. Der Marktzins sinkt allmählich und pendelt sich auf eine um die Bankmarge und die Risikoprämie von Null abweichende Gleichgewichtslage ein, die sich je nach der Fristigkeit der Ausleihungen auffächert.

      Ein mit künstlichen Durchhaltekosten behaftetes Geld wird ein verteilungs-, produktions- und wachstumsneutraler Informationsdienst des Marktes. Es sorgt dafür, daß die Produktion wirklich vom menschlichen Bedarf gesteuert wird und auch ihren Absatz findet. Dadurch entstehen Existenzsicherheit und zwischenmenschliches Vertrauen - gerade auch das Geben, Nehmen und Zurückzahlen von Krediten wird entsprechend der eigentlichen Bedeutung des Wortes Kredit zu einer von Machtaspekten freien Angelegenheit des gegenseitigen Vertrauens. Obendrein bleibt der Zins nicht nur als ein Instrument der dezentralen Lenkung von Kapitalströmen erhalten; ohne seinen bisherigen Schatten kann er seine Allokationsfunktion sogar noch besser erfüllen.


      5 Geldordnungspolitik anstelle von staatlichen Eingriffen in einen vermachteten Markt
      Issing weist moralisch-ethisch motivierte Staatseingriffe in den Markt zurück, besonders
      "... Versuche, den Zins durch staatliche Anordnung künstlich unter das im Markt bestimmte Niveau zu senken".

      Als Beispiel für solche Interventionen distanziert er sich von dem, was Keynes im letzten Kapitel seiner "`Allgemeinen Theorie" in Anlehnung an Gesell über den "sanften Tod des Rentners" ausgeführt hat.

      Die Vorbehalte gegenüber staatlichen Eingriffen in das Marktgeschehen sind vollauf berechtigt. Staatliches Regulieren von Löhnen und Preisen erwies sich noch immer als ineffizient und entsprang allzu oft einer als gemeinnützig ummäntelten Politik der Gruppeninteressen. Auch Zinsen dürfen nicht administrativ bestimmt werden - weder von moralisch agierenden Gesetzgebern noch von Notenbanken. Vielmehr müssen sie sich - wie es auch Issing verlangt - am Markt bilden, aber nicht auf einem durch die strukturelle Macht des Geldes kapitalistisch verzerrten Markt, sondern auf einem von jeglichen Privilegien wirklich freien Markt. Erst ein in eine rechtliche Rahmenordnung eingebetteter, Macht zerstreuender Markt bekommt jene Eigenschaften, die Issing an anderer Stelle zu Unrecht schon dem bestehenden vermachteten Markt zuschreibt: die allgemeine Gleichheit der Wettbewerbschancen, die "Farbenblindheit" gegenüber religiösen und rassischen Minderheiten und der Schutz von Minderheiten vor wirtschaftlichen Benachteiligungen.

      Politik und Moral gehen in die Irre, wenn sie ein "vermeintlich eklatantes Marktversagen" durch staatliche Interventionen korrigieren wollen. Darin ist Issing zuzustimmen, denn die Folgen solcher Eingriffe machen sich als Staatsversagen sichtbar. Was Neoklassiker gar nicht als Versagen erkennen und was Verfechter staatlicher Interventionen bei vordergründiger Betrachtung für ein "Marktversagen" halten, ist in Wirklichkeit Ausdruck eines Geldversagens, welches Gesell und Keynes nicht - wie Issing fälschlicherweise unterstellt - mit staatlichen Interventionen beheben wollten, sondern mit einer Geldordnungspolitik, die den Markt in einen Rechtsrahmen einbindet und ihn zugleich befreit. Gesell und Keynes wollten den Zins nicht `von außen` unter sein von Marktkräften bestimmtes Niveau drücken; vielmehr ging es ihnen um eine Rahmenordnung der Marktwirtschaft, in der der Zins selbsttätig sinkt und sich frei beweglich im Gleichgewicht stabilisiert.


      6 Synthese von Rationalprinzip und Moral
      Issing beläßt es bei der Verbannung der Moral aus der Wirtschaft, weil sie der Rationalität der Marktprozesse widerspreche. Aber ist die Wirtschaft ein moralfreier Raum? Und erweist sich die vermeintliche Rationalität des kapitalistisch verfälschten Marktes bei näherem Hinsehen nicht oft als geradezu irrational und unvernünftig wie zum Beispiel die Wegrationalisierung vieler Arbeitsplätze und die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen? Was ist rational an vier Millionen Arbeitslosen und an der Genmanipulation oder an der sog. Endlagerung radioaktiver Abfälle der Atomwirtschaft?
      Solange die strukturelle Macht des Geldes den einzelwirtschaftlichen Entscheidungen marktwidrige Sachzwänge auferlegt und sie an Rentabilitäts- statt an Wirtschaftlichkeitskriterien ausrichtet, kann die "unsichtbare Hand" (Smith) sie nicht zum Wohl des Ganzen aufeinander abstimmen. Den einzelnen bleibt kaum eine andere Wahl, als jener Macht zu folgen, die "stets das Gute will und doch das Böse schafft". An dieser "falsch verstandenen Rationalität" vermag eine von außen als Appell oder als Gesetz aufgezwungene "falschverstandene Moral" nichts zu ändern. Wird demgegenüber der geldordnungspolitische Rahmen des Marktes so umgestaltet, daß die Zinsdynamik nurmehr um die Bankmarge und die Risiokoprämie pendelt, bekommt ein von innen geleitetes moralisches Handeln die Chance, zugleich auch wirtschaftlich und damit wettbewerbsfähig zu werden. In den selbstverantwortlichen Entscheidungen der einzelnen gehen dann Rationalität und Moral fließend ineinander über und kommen zum selbsttätigen Ausgleich. Rationales Handeln in der Wirtschaft entspricht den Kriterien der Moral; und umgekehrt kann ein unmoralisches Verhalten dann nicht mehr wirtschaftlich vorteilhaft sein.

      Im Anschluß an Keynes hatten Dillard und Harrod begonnen, diesen Denkansatz von Gesell in die ökonomische Diskussion einzuführen. Die meisten Fachwissenschaftler nahmen jedoch davon keine Notiz oder gingen ohne nähere Auseinandersetzung wie Schumpeter, Hansen oder Bombach mit verächtlichen Bemerkungen darüber hinweg. Die Fähigkeit zur Einsicht in die Bruchstellen der vorherrschenden ökonomischen Theorien und das Verständnis für eine unorthodoxe Sichtweise haben offenbar nicht nur mit dem Intellekt und der Logik zu tun. Unterschwellig wirkt auch der Zeitgeist mit. Gerade in der Einstellung zu Geld und Zins drücken sich auch die jeweiligen Geisteshaltungen der verschiedenen Zeitalter aus. Das `finstere` Mittelalter stand im Zeichen einer unmündigen, ohnmächtigen Gotteskindschaft des Menschen und hielt die im Geld und Zins schlummernde Dynamik ängstlich unter Verschluß. Und die `aufgeklärte` Neuzeit, in der der Mensch zum anderen Extrem der Hybris und Allmacht tendierte, befreite den "Geist des modernen Kapitalismus" (M. Weber) aus der Flasche und entfesselte die exponentielle Selbstvermehrung der Geldvermögen durch Zins und Zinseszins und ein schrankenloses Wirtschaftswachstum. Mithin setzt das Verständnis für die Vorstellung eines um Bankmarge und Risikoprämie schwankenden Zinsniveaus nicht nur theoretische Erkenntnis voraus, sondern auch die Bereitschaft, eine sowohl nachmittelalterliche als auch nachmoderne Balance zwischen Ohnmacht und Allmacht zu suchen und die Rolle des Menschen in der Welt neu zu definieren.


      Literaturhinweise
      Bombach, Gottfried: Keynesianische Ökonomie und die Ökonomie vor Keynes, in: Wirtschaftsdienst Nr. 7 / 1976, S. 329 - 333.
      Creutz, Helmut: Das Geldsyndrom - Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft, München 1993. Ders., Zins und Gewinn, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 98. Folge 1993, S. 3 - 14.

      Dillard, Dudley: Proudhon, Gesell and Keynes - An Investigation of some `anti-marxian socialist` Antecedents of Keynes `General Theory`, Dr.-Thesis University of Calitornia 1940. - Ders., Silvio Gesells Monetary Theory of Social Reform, in: Amedcan Economic Review Nr. 271942, S. 348 - 352.

      Fisher, Irving: Stamp Scrip, New York 1933.
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 22:19:28
      Beitrag Nr. 2 ()
      Klasse Titel ;)

      Danke :kiss:
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 08:36:41
      Beitrag Nr. 3 ()
      kommt noch mehr ?
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 12:16:38
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ist die Inflation tot ?
      Wenn man sich die Geschichte der Inflation anschaut, kann man zusammenfassen: Höhere Inflationsraten gab es bisher nur in den 70er Jahren. Der Preisindex von 1800 bis 1940 war recht stabil, entsprechend lagen die Zinssätze von 1800 bis 1940 bei ca. 4,5%. Von 1800 - 1875 pendelten sie in einem recht schmalem Band so um die 5%, von 1875 bis 1955 eher um die 4%. Als Erklärung für diese Stabilität lässt sich die Bindung an den Goldstandard heranziehen, die außer in Kriegszeiten bis 1931 nicht aufgegeben wurde.

      Goldstandard bedeutet, dass die Regierung sich verpflichtet das in Umlauf befindliche Geld durch Gold zu decken. Und da die Menge des vorhandenen Goldes auf der Welt recht konstant blieb - neugeschürftes Gold machte nur einen sehr geringen Bruchteil des vorhandenen Goldes aus - blieb auch die Geldmenge konstant, was eine Inflation praktisch unmöglich machte. Allerdings hatte man in Krisenzeiten auch kein Instrument in der Hand um die Wirtschaft durch neues Geld anzukurbeln, oder eine Bankenkrise abzuwenden. Im September 1931 kündigte die Britische Regierung an, dass sie sich vom Goldstandard verabschiedet. Andere europäische Länder folgten nach und nach. Die USA hielten sich am längsten an den Goldstandard, obwohl er etwas aufgeweicht wurde und die Wechselkurse und der Goldpreis in einem gewissen Band schwanken durften. 1971 hob jedoch selbst die USA jede Bindung des Geldes zum Gold auf. Der erste Inflationsschock folgte jedoch sogleich (die Ölkrise) 1973/74. Die hohe Inflation hielt die 70er Jahre über an und erreichte 1981/82 einen Höhepunkt mit Zinsraten von fast 15%. Schon im Oktober 1979 jedoch kündigte Volcker - der damalige Alan Greenspan - an, dass die Fed die Geldmenge unter anderem durch Drehen an der Zinsschraube kontrollieren werde um eine ständige Ausweitung der Geldmenge zu verhindern. Dies hat bis Ende der 90er Jahre ganz gut funktioniert. Die Fed konnte die Inflation in den Griff bekommen und nach einem kleinen Überschwinger 1981/82 die Zinsrate von knapp 15% auf. 5% Ende der 90er Jahre herunterdrücken. Wird dieses niedere Zinsniveau auch die nächsten 10 Jahre möglich sein? Vielleicht. Die Wirtschaft ist immer für eine Überraschung gut. Im Prinzip versuchen die Zentralbänker nun das Schiff namens Wirtschaft so auf den Kurs von ca. 2% Inflation (Zinssatz zu ca. 6%) zuhalten, denn die Angst vor einer Deflation ist anscheinend noch größer als die von erhöhter Inflation. Außerdem ist eine schleichende Inflation dem Volk und damit den Politikern ganz angenehm. J.K. freut sich, dass er für seine Eigentumswohnung, die er vor 15 Jahren für 170`000 DM gekauft hat heute 280`000 DM bekommt und wir alle freuen uns wenn Lohn und Gehalt um 3.5% erhöht werden.

      Zum Aktienmarkt: Der amerikanische Aktienmarkt ist in den letzten 17-18 Jahren mit einer Preiswachstumsrate von 15% gestiegen - der DJ z.B. von 850 Punkten 1982 auf 11000 1999, wenn man dazu noch ca. 3% Dividenden Rendite dazuzählt - die Dividendenrendite in den 80er war um einiges höher als heute- dann kommt man auf eine fantastische Rendite von fast 18% vor Steuern und Gebühren. Diese Performance hat vor allem zwei Gründe:

      enorm gefallene Zinsen

      Gewinnwachstum in den letzten Jahren dieser Unternehmen im Bereich 12%-13%.

      Außerdem kommen dann noch Psychologie (Aktien sind die beste Geldanlage) und reichlich Mittelzufluss der Babyboomer hinzu.

      Ich habe mir einmal die Mühe gemacht das Gewinnwachstum der letzten 5 Jahre für die Dow Jones Werte herauszusuchen: arithmetisch gemittelt bekommt man 12%, da man aber nicht einfach arithmetisch mitteln darf -20% und 0% ergibt 12% und nicht 10%- gebe ich zu den 12% noch einen Aufschlag von 1%-2%, also sagen wir mal 13%. Das Zinsniveau ist von Ende 1994 von 7,95% auf 6,25% Ende 1999 gefallen, also um 27% gefallen. 13% Gewinnwachstum ergibt einen Faktor von 1,13^5=1,84 mal 1,27 = 2,34. Der Dow Jones stand Ende 1994 bei 3800, und müsste dann heute bei gleicher Bewertung wie 1994 bei 3800 mal 2,34 = knapp 9000 stehen. Also würde ich sagen, dass der DJ heute 20% höher bewertet ist als 1994. Eine kleine Unsicherheit ergibt sich noch durch die Gewinnwachstumsberechnung, aber auf 11000 kommt man erst, wenn man ein Gewinnwachstum von 18-19%% anstatt 13% annimmt!

      Für die letzten 5 Jahre ergibt sich übrigens eine sagenhafte Rendite von knapp 25% für die DJ Werte !!!

      Wie dem auch sei, der Effekt der fallenden Zinsen ist erst einmal ausgereizt, tiefer als Ende 1998 kann es kaum noch gehen, denn dann droht die Deflation. Wenn das Schiff namens Wirtschaft auf Kurs bleibt und damit das Zinsniveau recht stabil, dann wird der Preis der Aktien hauptsächlich durch das zukünftige Gewinnwachstum bestimmt. Wenn die DJ Werte weiterhin ein Wachstum von 12%(!?) hinlegen, besteht immerhin die Chance auf ebenfalls etwa 12% Rendite. Vor Steuern und Spesen versteht sich.

      Falls die Inflation doch noch einmal zuschlagen sollte, sind die mittelfristigen Auswirkungen wahrscheinlich recht enorm. Ich dachte immer Wachstumswerte (Aktien mit überdurchschnittlichen Gewinnwachstum in der Vergangenheit und ebensolches für die Zukunft erwartet) würde es in einer Inflation nicht so stark treffen. Ich habe aber eine Tabelle gefunden wo das KGV von einer Gruppe aus 12 Wachstumswerten über die Jahre 1968 bis 1986 dargestellt ist, und da sieht die Sache schon ganz anders aus:

      Gruppe von 12 Wachstumswerten:

      Jahr KGV im Schnitt
      1968 30
      1969 30
      1970 26
      1971 31
      1972 37 <- Höhepunkt !
      1973 33
      1974 20
      1975 19
      1976 16,5
      1977 12
      1978 11
      1979 10
      1980 9
      1981 9
      1982 9
      1983 11
      1984 10
      1985 10
      1986 14


      d.h. ein Wert mit einem KGV von 37 im Jahre 1972 hat bei einem $1 Gewinn pro Aktie 37$ gekostet. Leider steht dort nichts über das durchschnittliche Gewinnwachstum dieser Gruppe, als ein Beispiel ist jedoch Abbott Lab. genannt, die von 1972 bis 1985 ein Gewinnwachstum von 21% hinlegten. Nehmen wir mal 17% als Durchschnitt, dann sind aus $1 in 1972 $2.19 in 1977 geworden. Bei einem KGV von 12 steht unsere Aktie dann bei $26 nach fünf Jahren! Der Anleger hatte beim Kauf aber eher $75 in fünf Jahren erwartet!

      Auf der anderen Seite müssen Aktien 1981 / 1982 aus heutiger Sicht als spott billig betrachtet werden. Es gab jede Menge Aktien mit einem KGV kleiner als das Gewinnwachstum. Daher kommt wohl auch diese vereinfachte Aussage: Aktien mit einem KGV kleiner dem Gewinnwachstum sind billig und umgekehrt.

      (c) /K-Investor 1999
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 12:28:44
      Beitrag Nr. 5 ()
      Deflation bedeutet, dass die Preise allgemein und dauerhaft sinken. Was sich aus Sicht des Verbrauchers gut anhört, ist eine Katastrophe für die Wirtschaft. Denn niemand kauft mehr als unbedingt nötig - in Erwartung, dass alles noch billiger wird. Die Unternehmen senken ihre Preise immer tiefer. Hohe Verluste, Entlassungen und sinkende Kaufkraft sind die Folge - ein Teufelskreis. So argumentiert zum Beispiel Heiner Flassbeck, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. dass in der Statistik Preiserhöhungen systematisch überschätzt werden. Hinter einer gemessenen Inflation von 0,2 Prozent verberge sich in Wirklichkeit eine Deflation von knapp einem Prozent.
      Ursache der Deflation sind hohe Überkapazitäten der Industrie, schwache Auslandsnachfrage und Zukunftsängste der Bevölkerung. Mittel dagegen sind höhere Staatsausgaben (Sparen ist angesagt!), Steuersenkungen (???) und eine expansive Notenbankpolitik.
      Die letzte Deflation fiel mit der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre zusammen. Zwischen 1929 und 1933 purzelten die Verbraucherpreise in Deutschland um nicht weniger als 36 Prozent. Der Preisverfall trieb die Arbeitslosenzahlen in die Höhe und Hitler die Wähler zu.

      Sinkende Preise sind zunächst nichts Schlechtes: Das Geld ist mehr wert, die Verbraucher können also theoretisch, ohne Gehaltserhöhungen, mehr kaufen und so für die nötige Nachfrage sorgen, um die Wirtschaft wachsen zu lassen. Dieser "Realkasseneffekt", zum ersten Mal von dem Ökonomen Arthur Cecil Pigou (1877 bis 1959) beschrieben, hat nur einen Nachteil: Man kann sich nicht auf ihn verlassen. 1929 vernichtete der Börsenkrach das Vermögen von Millionen Amerikanern. Trotz sinkender Preise schränkten sie ihren Konsum drastisch ein, weil sie hofften, dass die Preise noch weiter sinken würden. Die Unternehmen setzten somit weniger ab und reduzierten die Löhne - die Spirale nach unten setzte sich fort. Tatsächlich wird die Weltwirtschaft derzeit vor allem von den amerikanischen Verbrauchern in Gang gehalten. Deren Optimismus gründet auf den exorbitant gestiegenen Aktienkursen, fast jeder zweite Amerikaner besitzt Aktien oder Anteile an einem Aktienfonds.

      Genau hier liegt die Krux: Was passiert, wenn die Jahrhunderthausse an der Wall Street zu Ende geht und die Kurse sinken? Wenn die amerikanischen Verbraucher ihr Geld zusammenhalten? Die Sparquote in USA ist derzeit negativ (s. aktuelle Zahlen vom 28.06.99), d. h. die Amerikaner geben mehr aus als sie einnehmen. Sie geben nämlich bereits das Geld aus, das sie mit Aktien vermeintlich gewonnen haben.

      Die schlimmen Folgen einer Deflation lassen sich in Japan besichtigen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt taumelt seit Beginn dieses Jahrzehnts von einer Krise in die nächste. Das Debakel begann mit einer beispiellosen Inflation und einer anschließenden Deflation der Vermögenswerte. Bis zum Jahreswechsel 1989/90 hatten die Spekulanten Aktienkurse und Immobilienpreise in Tokio auf aberwitzige Höhen getrieben. Wie im Rausch kauften Konzerne, Banken und Haushalte - meist auf Pump. Dann platzte die Blase, die Erträge der Unternehmen sanken, der Aktienindex Nikkei - der bereits die Marke von 40.000 Punkten angesteuert hatte - stürzte ab. Heute dümpelt er bei 17.000 Zählern. Gleichzeitig purzelten die Immobilienpreise, damit geriet das Bankensystem endgültig aus den Fugen. Da vieles kreditfinanziert war, türmten sich die faulen Kredite. Die Geldwirtschaft war praktisch pleite. Nur Milliardensubventionen bewahrten die Kreditinstitute vor dem Kollaps und das globale Finanzsystem vor noch schlimmeren Turbulenzen.

      Die Finanzspritzen für die Banken trieben die Staatsverschuldung in die Höhe (zum Glück sind die japanischen Zinsen noch niedrig!); erst recht stiegen die Defizite, nachdem die Regierung versuchte, mit riesigen Konjunkturprogrammen die Rezession zu überwinden. Heute pumpt die Bank von Japan Geld praktisch zum Nulltarif in die Volkswirtschaft. Was die Japaner zum Kaufen animieren soll, hat jedoch den Yen beschädigt; hohe Kursausschläge haben viel Vertrauen an den Finanzmärkten gekostet. Dennoch raten selbst konservative Ökonomen den Japanern, noch schneller Geld zu drucken. So schlimm wie einst in Japan ist die Inflation der Vermögenswerte in den Vereinigten Staaten nicht. Trotzdem ist irgendwann eine Korrektur fällig. Was dann? Wiederholt sich der japanische Alptraum, diesmal auf der ganzen Welt?

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      Avatar
      schrieb am 10.10.01 12:42:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      Lieber ein Ende mit Schrecken...
      ...als ein Schrecken ohne Ende. Genau diese Überlegung scheint sich die Amerikanische Zentralbank nicht machen zu wollen. Man hat sich schon längstens für den Kollaps entschieden. Oder hatten sie gar keine andere Wahl?...

      Von Christian Fürst
      Zürich - 08.01.2001


      --------------------------------------------------------------------------------


      M3 - Geld, das niemand mehr braucht?

      Es ist schon erstaulich mit welcher Blindheit momentan über das Agieren der Amerikanischen Notenbank argumentiert wird. Scheinbar handelt es sich bei den meisten dieser selbsternannten Monetaristen um zu spät geborene Planwirtschaftler, welche die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage zu ignorieren scheinen.
      Selbstverständlich war dieses Verhältnis nie "unausgeglichen" - Überschussliquidität im Sinne von zu viel im Umlauf befindlichem Geld existiert im Grunde genommen gar nicht. Neben der leicht quantifizierbaren Geldmenge geht es vielmehr um die Qualität der Güter, welche der nachfragenden Seite gegenüber steht. Ein wichtiger Punkt - wenn nicht gar der wichtigste - bei der Beurteilung der Qualität der Angebotsseite liegt darin, dass die Umlaufsgeschwindigkeit eines gigantischen Anteils der käuflichen Güter rapide angestiegen ist. Dafür verantwortlich sind fast ausschliesslich die - gemessen am BIP - noch immer überproportional kapitalisierten Aktienmärkte, welche durch immer haarsträubendere Kursschwankungen immense Nachfrage an verfügbarer Geldmenge "generieren". Durch die derzeit stark rückläufige Marktkapitalisierung reduziert sich die Geldmengennachfrage folglich von zwei Seiten her: Einerseits schlichtweg durch die massive Deflation an den Aktienmärkten, welche die Preise der dort angebotenen Güter - und somit das an Marktpreisen gemessene Angebot - stark sinken liess. Andererseits jedoch auch durch das damit verbundene abnehmende Anlegerinteresse, welches den Leverageeffekt - und somit die Umlaufsgeschwindigkeit der Geldmenge - mit einer nicht zu unterschätzenden zeitlichen Verzögerung reduzieren dürfte, wobei dieser Anpassungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen dürfte.
      Insofern besteht der Überschuss an Geldmenge darin, dass innert relativ kurzer Zeiträume vorherig und nachfragebedingt verfügbar gemachte Liquidität nicht mehr den Bedürfnissen des Marktes entspricht. Und zwar in einer ersten Phase mehrheitlich angebotsseitig gesteuert, da die Preise käuflicher Güter(Finanzanlagen) stark zurückgekommen sind. Erst zu einem späteren Zeitpunkt folgt dann die nachfrageseitig bedingte Korrektur der Liquiditätspräferenzen. Damit soll insbesondere die stark korrellierende Konsum- und Investitionsfreudigkeit angesprochen sein, welche - bedingt durch den "Wealth Effect" - arg in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte. Womit wir bei einem weiteren Thema wären...



      "Wer bezahlt nun mein Auto?"

      Die Meinungen darüber, wie die Entwicklung der Aktienmärkte das Konsumverhalten des durchschnittlichen Amerikaners beeinflusst sind teilweise sehr gespalten. Aber ich denke die Empirische Beweisführung ist trotz erst wenig verfügbaren Erfahrungswerten inzwischen soweit fortgeschritten, dass die diesbezüglichen Zusammenhänge jedem einigermassen rational denkenden Menschen verständlich gemacht werden können.
      Ausser Zweifel steht, dass die Intensität mit der das Konsumentenvertrauen an die Performance der Börsen gekoppelt sind, stark von der (Aktien-)sparquote abhängig ist. Oder anders formuliert... Jemandem, der sein Geld ausschliesslich auf dem Sparkonto hortet, dürfte das Purzeln der Nasdaq-Notierungen einigermassen egal sein. Handkehrum dürften die Nerven der letztjährig in den Markt gelangten Anleger so ziemlich blank liegen.


      Entscheidend dafür, wie rasch das Konsumentenvertrauen von den Kursstürzen beeinträchtigt wird ist jedoch nicht nur der Börsianer-Anteil innerhalb der Bevölkerung. Es spielt eine grosse Rolle in welchem Zeitraum, von wievielen Anlegern, auf welchem Kursniveau wieviel Geld angelegt wurde. Dies treffsicher festzustellen dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Trotzdem kann man - bei näherem Verfolgen der letzten Jahre - eine Hypothese erstellen, die nicht horrend von der Realität abweichen dürfte... Und diese sieht so aus, dass mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit breite, konsumbestimmende Bevölkerungsschichten auf relativ hohen Kursniveaus mit - gemessen an den verfügbaren Einkommen - immensem Kapitaleinsatz in den Markt eingetreten sind. Dieses Verhalten lässt sich dokumentieren anhand der Sparquote, aber auch mit der explosionsartigen Zunahme ausstehender Konsumkredite. Insofern dürfte klar sein, dass die Einschätzung der eigenen zukünftigen Finanzlage äusserst stark mit der Zunahme der in Finanzanlagen gebundenen Vermögenswerte korrelliert.
      In Situationen wie der jetzigen wirkt sich dieser Sachverhalt selbstverständlich mit dem gegenteiligen Effekt aus. Plötzlich üben sich Kreditinstitute in Risikoaversion und fordern Fremdkapital zurück, welches von den plötzlich als bonitätsschwach eingestuften Schuldnern - man beachte die negative Sparquote - nicht ohne weiteres getilgt werden können. Zusätzlich fallen die Kurse von Unternehmensanleihen mehr oder weniger parallel mit der rückläufigen Bonität der jeweiligen Schuldner.

      Infolgedessen verändert sich das Konsum- und Anlegerverhalten schlagartig. Leasingverträge können nicht mehr aufrechterhalten werden, Hypotheken mutieren zu schieren Blutsaugern, Portfolios müssen zwangsliquidiert werden, und so ganz nebenbei schwindet das über Jahre ungetrübte Zukunftsbild und macht einem genauso selbstverstärkenden Pessimismus Platz. Oder doch nicht?...



      Too big to fail!

      Normalerweise gehört oben geschriebenes zum gewöhnlichen Verlauf der Konjunkturzyklen. Eine Phase über Potenzial wachsender Wirtschaft wird gefolgt von einer Periode, welche von unterproportionalem Wirtschaftswachstum geprägt wird. So könnte man nun deshalb meinen, dass ein gleitender Übergang zu einem "Soft-Landing" schon fast vorprogrammiert ist, und in zwei bis drei Jahren wieder allgegenwärtig frohlockt wird. Leider muss dieses Szenario immer stärker in Frage gestellt werden, da infolge systembedingter Umstände das Finanzsystem während den letzten zwanzig Jahren in immer stärkere Leveragepositionen manövriert "wurde".

      Insbesondere in den letzten drei Jahren wurden seitens der US-Notenbank - unfreiwillig oder nicht - Fehler begangen, die nicht mehr ohne schwerwiegende Folgen wieder gut gemacht werden können.
      Der grösste Fehler liegt in dem schier grenzenlosen Interventionismus, welcher innerhalb der angelsächsischen Kultur zu einem perviden "moral hazard" geführt hat. Man hat "gelernt", dass - egal wie laut der Wirtschaftsmotor röchelt - die Mannen um Alan Greenspan immer eine schützende Hand über den serbelnden Koloss der Vereinigten Staaten hält.
      Leider wird dabei oft vergessen, dass - auch nach Abschaffung des Goldstandards - Stützungsliquidität nicht aus dem Nichts geschöpft werden kann. Auch die Amerikanische Notenbank kann nicht uneingeschränkt die Zinsen senken, ohne am anderen Ende die Bilanzierungslücke (irgendwann) schliessen zu müssen.
      Ähnlich verhält es sich mit den Unternehmen, welche nicht grenzenlos Anleihen emmitieren können um expandieren zu können. Jedes Angebot muss einer Nachfrage entsprechen, und umgekehrt.


      Eine der gefährlichsten Eigenschaften unseres Systems liegt darin, dass es in Phasen rückläufiger Fremdkapitalkosten für Unternehmen angenehmer sein kann Anleihen oder Aktien emitieren zu lassen, da es für diese billiger kommt die Passivseite der Bilanz mit fremdem Geld zu gestalten als mit Eigenkapital. Diese in expansiven Konjunkturphasen stark in Schieflage geratende Eigenkapitalquote kann - speziell dann wenn die Risikoerwartungen des Marktes so volatil sind wie heute - zu grausamen Liquiditätsengpässen führen, wenn die Stimmung unerwartet rasch dreht.

      Am stärksten unter dem zunehmenden Vertrauensverlust zu leiden haben derzeit Firmen, die aufgrund oft gar nicht messbarer Bonität kein Fremdkapital erhalten, sondern auf intakte Kapitalmärkte(Venture Capital, Private Equity, etc.) angewiesen sind. In einem Umfeld zerbröselnder Bewertungen an den Neuen Märkten braucht es deshalb immer mehr um Liquiditätsengpässen vorbeugen zu können.
      Es liegt auf der Hand, dass obig beschriebene Phänomene zahlreiche mehr oder weniger massive Nebeneffekte haben (werden), welche keineswegs bloss auf die Staaten, sondern vielmehr global das ökonomische Gefüge zerrütten dürften...



      In God We Trust

      Ob das weltweite Vertrauen in den Greenback ausreicht um die strukturellen Mängel der Stabilitätskriterien ein weiteres Mal übersehen zu können, sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass die derzeitigen Schwächepole nicht mehr hauptsächlich in den Emerging Markets gesichtet werden, sondern im Mutterland ewig währender Prospherität.
      Abnehmendes Wirtschaftswachstum, rückläufiges Konsumentenvertrauen, überproportional hohe Inflation und viele weitere Symptome zeigen an, dass die US-Wirtschaft am vorläufigen Ende des längsten Konjunkturaufschwungs stehen. Angesichts eines drohenden "Hard-Landings" sehen sich die Währungshüter mit der Frage konfrontiert, ob das Inflationsrisiko höher als jenes einer Rezession einzustufen ist. Da die aktuellen Problemstellungen hausgemacht sind, kann sich die Fed nicht mehr auf extreme disinflationäre Einflüsse verlassen. Auch die momentan rückläufigen Preise für Rohstoffe sinken nur solange weiter, wie die Erwartungen einer signifikanten globalen Wachstumsverlangsamung anhalten.

      Dem aufmerksamen Marktbeobachter ist schon lange bewusst geworden, dass die Fed drei Möglichkeiten hat über das weitere Abschneiden ihrer Volkswirtschaft zu entscheiden...
      Möglichkeit Nummer eins bedeutet ein hemmungsloses Vollpumpen der Finanzmärkte mit Liquidität, bis sich diese biegen und brechen vor Lobgesängen für die "glorreiche Weitsicht" Greenspans. Dies würde die gegenwärtige Krankheitssymptome bestenfalls hinauszögern und zu einem späteren Zeitpunkt mit noch grösserer Wucht den brüchigen Boden einstürzen lassen.


      Der zweite Weg bestünde darin die Inflationären Risiken überzubewerten und eine zu vorsichtige, bzw. restriktive Geldpolitik zu fahren, was unter absoluter Garantie schlimmeres als ein Hardlanding zur Folge hätte.
      Es bleibt zu hoffen, dass sich die US-Notenbank für den massvollen Weg entscheidet und die notwendigen Konsequenzen vorgängigen Überschwangs in Kauf nimmt. Mit gut dosierten Zinssignalen und gütiger Beihilfe der Märkte könnte es die Amerikanische Wirtschaft schaffen an einer Depression vorbeizuschliddern.



      Szenarienfindung

      Es wird nun immer spannender zu verfolgen, wie sich die Fed (bzw. deren Mitglieder) zu Themen wie Inflations- bzw. Rezessionsrisiken positionniert. In diesem Zusammenhang ist natürlich entscheidend, wie sich die Aktien- und Rohstoffmärkte über die nächsten Wochen und Monate hinweg entwickeln. Sollten sich beide signifikant und rasch erholen, besteht für die Fed kaum Anlass zu mehr als zwei bis drei zusätzlichen Zinssenkungen. Denn eines muss man sich stets vor Augben halten... Alan Greenspan kann mit einer starken Abschwächung des Wirtschaftswachstums leben. Lediglich ein Abgleiten in massiv rezessive Gefielde würde der US-Notenbank gegen den Strich gehen. Am wahrscheinlichsten ist ein weiteres Schwächeln bzw. Stagnieren der Leitindices, bei stabilen Energiepreisen. Dies dürfte dann im Verlaufe der kommenden Wochen und Monaten vorerst zu Zinssenkungen von 75-150 Basispunkten führen, welche jedoch kaum mehr als temporär positive Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben würden.
      Denn der Grund liegt darin, dass die Zinsen bei den Unternehmensanleihen - aufgrund der zunehmend pessimistisch eingeschätzten Eigenfinanzierungskraft - nur unterproportional von solchen Schritten betroffen wären, was die Spreads zw. Corporate- und Treasury-Bonds weiter steigen lassen dürfte.
      Dies würde schliesslich unweigerlichzu einer Verschärfung an den Anleihemärkten führen, da die schrumpfende Eigenkapitalbasis in Zusammenspiel mit der abnehmenden Wirtschaftsaktivät verheerende Auswirkungen auf die Mittelflussrechnungen haben wird. Denn Schulden müssen - trotz rückläufiger Gewinne - zurückbezahlt werden, sofern diese nicht wo anders als Abschreibungen erscheinen. Die Folge: Produktionskürzungen, Entlassungen, etc....
      Je nach dem wie sich die massgeblichen Wirtschaftsindikatoren entwicklen, wird diese Tendenz noch über mehrere Monate hinweg anhalten. Entscheidend wird sein, wie intensiv und nachhaltig sich das risikoaversive Verhalten der Investoren auf die Liquiditätslage der Unternehmen und somit deren Aktien- und Anleihenotierungen auswirken wird.

      Es ist davon auszugehen, dass die Renditedifferenzen zw. Staats- und Unternehmensanleihen nicht bloss in Übersee zunehmen werden. Auch in Europa - und sogar in Japan, wo dieser Zustnad schon fast nicht mehr schlimmer werden kann - werden die Bonitäten mit hoher Wahrscheinlichkeit mittel- bis langfirstig zurückgehen.
      Erstaunlicherweise dürften diese Entwicklungen in einem disinflationären Umfeld zustande kommen. Mit anderen Worten erwarte ich weiterhin merklich nachlassende Wirtschaftsaktivität bei wieder tendenziel sinkenden Inflationsraten und Zinssätzen. Was hingegen sehr schwer abzuschätzen ist, ist das Tempo, mit der diese Verschiebungen stattfinden werden. Da die Fed aufgrund der prekären Situation an der Inflationsfront wohl eher zögerlich denn offensiv die Zinsschraube lockern wird, scheint ein äusserst langwieriges und zermürbendes Abgleiten der US-Wirtschaft in eine langfristig stagnierende bis leicht rückläufige Wirtschaftsperiode, während der es in einer weiteren Phase vornehmlich um die Bekämpfung deflationärer Erscheinungen gehen dürfte.

      Die Fed wird nach aussen wohl weiterhin starke Signale setzen. Faktisch kann und darf die Notenbank jedoch die Inflationsgefahren nicht ausser Acht lassen. Das kurz- bis mittelfristige Geschehen dürfte weiterhin extrem volatil bleiben, wobei der übergeordnete Trendverlauf in sämtlichen Indizes klar gen Süden gerichtet bleiben dürfte. Vorübergehende Kurschübe werden immer dann auftreten, wenn eine extrem überverkaufte Marktkonstellation mit aufkeimender Hoffnung an ein Softlanding einhergehen. Zu Sturzflügen wird es höchstwahrscheinlich immer dann kommen, wenn kurzfristig überkaufte Situationen mit enttäuschenden Unternehmens- und Wirtschaftszahlen zusammenfallen.

      Es bleibt abzuwarten, für welchen Weg sich die Fed tatsächlich entscheidet. Wie auch immer... der Markt hat das letzte Wort. Und es darf vermutet werden, dass diese Antwort anders ausfallen wird als im Herbst 1998.
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 13:10:16
      Beitrag Nr. 7 ()
      der amerikanischen Kriege


      Verschwörung und Krieg in der US-Außenpolitik




      “Seit es die USA gibt, ging es darum,
      andere Staaten zu dominieren. Wir habe
      sie wirtschaftlich abhängig gemacht. Wir geben militärisch den Ton an. Und wir setzen dank CIA und FBI auf ihrem Gebiet unsere Politik durch”

      Gore Vidale,
      US-Schriftsteller



      Mansur Khan
      Die geheime Geschichte der amerikanischen Kriege

      Seit dem Zusammenbruch des Sowietimperiums sind die Vereinigten Staaten von Amerika unbestritten die Weltmacht Nummer eins, und sie sind in der Lage, überall auf der Erde ihre Interessen durchzusetzen. Daß sie dazu auch gewillt sind, haben sie im letzten Jahrzehnt durch mehrmaliges militärisches Eingreifen auf den verschiedenen Kontinenten bewiesen. Dabei haben sie stets vorgegeben, für die Stärkung der Demokratie und die Sicherung der Freiheit eingetreten zu sein, obwohl es in Wahrheit eher um harte wirtschaftliche und materielle Vorteile ging.

      Wie ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte der USA die rücksichtslose Durchsetzung eigener Macht. Aus einer Kolonie wurde in rund zweihundert Jahren durch fast pausenlose Kriege und weiträumige Eroberungen eine



      imperiale Macht, die heute die ganze Erde kontrolliert und andere Völker wirtschaftlich ausbeutet, die mit dem von ihr geschaffenen Instrument der Vereinten Nationen (UNO) Strafexpeditionen in den verschiedenen Teilen der Welt unternimmt und mit der NATO auch in Europa entscheidenden Einfluß ausüben kann.

      Dieses Buch gibt einen Überblick über die Kriegsgeschichte der USA von den Anfängen bis zur Gegenwart und hellt die Hintergründe dieser Entwicklung auf. Es beschreibt die Landnahme, die mit dem Völkermord an den Indianern und der Ausbeutung von Millionen schwarzer Sklaven verbunden war, die Eroberung des riesigen Landes bis zum Pazifik, den amerikanischen Bürgerkrieg und die Auseinandersetzungen mit Mexiko um die großen Territorien im Südwesten. Ausführlich wird das imperiale Ausgreifen seit Ende des vorigen Jahrhunderts behandelt, werden die Kriege um Kuba und die Philippinen, das Eingreifen in Mittelamerika wie in Europa im Ersten und Zweiten Weltkrieg geschildert. Die dann folgenden Kriege in Korea, Vietnam, am Persischen Golf, in Afghanistan oder Somalia setzen diese militärische Linie über kleinere Einsätze in Haiti, Grenada oder Nicaragua bis zur Gegenwart fort.

      ”Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit”
      Senator Hiram Johnson, 1917

      Dabei stehen vor allem die Motive und Hintergründe der US-Politik im Vordergrund. Ist es Zufall, daß fast jeder größere Krieg der letzten hundert Jahre gerade dann in Washington vom Zaun gebrochen wurde, wenn eine wirtschaftliche Rezession die Vereinigten Staaten heimsuchte, die dann erfolgreich durch die neuen Aufträge für die Rüstungsindustrie behoben werden konnte? Hat die US-Regierung nicht stets den kommenden Gegner über längere Zeit zu beabsichtigten Reaktionen provoziert, wofür die >Lusitania<, Pearl Harbor oder der Tonkin-Zwischenfall beispielhaft stehen, um selbst als der Angegriffene zu erscheinen und die kriegsunwillige eigene Bevölkerung zur Befürwortung eines Kriegs zu treiben? Wie kam es, daß die USA im Ersten Weltkrieg von einer tief verschuldeten Nation zum Gläubigerstaat wurden und im Zweiten Weltkrieg das britische Empire beerbten, indem sie beide Male einen möglichen früheren Verständigungsfrieden in Europa durch ihr Eingreifen verhinderten?

      Die These des Buches ist, daß eine >Machtelite< in den USA das Sagen hat und die jeweiligen Präsidenten als Ausführungsgehilfen benutzt. Wenn diese das Gewünschte nicht ausfahren wollen, wie Lincoln oder Kennedy, schreckt man auch nicht vor Mord zurück, um sie zu beseitigen. Kriege dienen dem Profit dieser Machtelite, werden teilweise künstlich verlängert, um zum einen viel Kriegsmaterial zu verbrauchen und zum anderen große Zerstörungen zu verursachen, an deren Beseitigung anschließend noch einmal verdient werden kann. Nachbarn wie Nordund Südkorea, Irak und Iran oder Irak und Kuwait werden vorher beide aufgerüstet und dann gegeneinander gehetzt, so daß US-Truppen eingreifen können. Die von Präsident Theodore Roosevelt kultivierte >Politik des großen Knüppels< ist durch Männer wie Kissinger und Reagan nun auf die ganze Welt erweitert worden, und Washington sieht seine unmittelbaren Interessen heute in fast allen Ländern der Erde berührt.

      “Wir müssen unseren moralischen Verpflichtungen nachkommen, die, sind sie
      einmal erfüllt, sich anscheinend immer mit unseren Interessen decken.”
      US-Präsident Jimmy Carter

      Wer die Politik unseres Jahrhunderts verstehen will, muß diese Zusammenhänge kennen, muß wissen, wo die Drahtzieher des wirklichen Geschehens sitzen, und sich nicht mit der üblichen oberflächlichen Darstellung nach dem Geschichtsbild der Sieger und das ist eben die US-Machtelite - zufriedengeben. In diesem Sinne ist dieses Werk ein Aufklärungsbuch und dient dem historischen Revisionismus.
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 21:05:46
      Beitrag Nr. 8 ()
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 22:02:05
      Beitrag Nr. 9 ()
      CU there igor. Seis drum.



      http://www.whatreallyhappened.com
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 23:32:06
      Beitrag Nr. 10 ()
      schade das ich in englisch nur eine 2 hatte!

      war leider in der 8 klasse - seit dem nicht mehr so toll


      :cry:


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