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    Anmerkungen / Überlegungen zum Neuen Markt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.07.01 22:03:39 von
    neuester Beitrag 31.07.01 21:39:20 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 17.07.01 22:03:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo liebe "Leidensgenossen"

      Erlaubt mir einige Anmerkungen zum Neuen Markt. Gehen wir einfach mal ins Jahr 1997 zurück, genauer gesagt in das Frühjahr 1997.

      Die ersten zwei Werte werden gelistet. Es sind Mobilcom und Bertrand. Schnell liegen die Notierungen für Mobilcom bei über 90 Euro (Ausgabe waren glaube ich 60 Euro). Auch Bertrand zieht stark an.

      Eigentlich liegt die Geburtsstunde des Neuen Marktes schon im Frühjahr 1996. Als erstes deutsches Unternehmen (Sitz aus Steuergründen in den Niederlanden) geht Qiagen an die Nasdaq. Es folgen Pfeiffer Vacuum und Rofin Sinar. Durch die Berliner Börse ist erstmals der Handel dieser Werte über den Freiverkehr und außerhalb der damals üblichen 10:30 - 13:30 in Frankfurt möglich (immerhin bis 17:00) Uhr. Alle drei Werte legen stark in den nächsten Monaten stark zu.

      Am Anfang sind es nur einige Wagemutige, die sich am Neuen Markt engagieren. Heute sagt man auch "Zocker" zu solchen Anlegern. Das nächste halbe Jahr ist geprägt von stark überzeichneten Werten und extremen Zeichnungsgewinnen. Im Frühjahr, genauer gesagt im März 1998 explodieren die Kurse regelrecht. Dies wohl auch, weil sich die ersten Fonds engagieren.

      Die Börse Online, vorher noch vehementer gegen dieses Marktsegment spricht von Lösch als einzig nicht überbewertetem Wert.

      Was folgt ist eine fast 7 Monate lange Seitwärtsbewegung und die ersten Skandale. Nur durch den Segmentwechsel, d.h. den freiwilligen Ausschluß von Sero und Lösch kann der erste große Skandal verhindert werden.

      Im Herbst 1998 folgt der erste große Crash an allen Märkten, ausgelöst durch den Thailändischen Baht. Die Märkte erholen sich Ende 98 und es beginnt die unheilvolle Allianz von geldgierigen Banken, VC Kapital ohne Ende und den geldgierigen Aktionären. Unterfüttert wird dies durch eine entsprechende Berichterstattung der Analysten und Börsenmedien.

      Im Herbst 1999 folgt der nächste Einbruch. Die nachfolgende Hausse im Frühjar 2000 wird sich hinterher als Dienstmädchenhausse herausstellen, so zu sagen das letzte Zucken des Marktes. Was folgt ist ein Rückgang bis September 2000, der ähnlich wie die Rückgänge 1999 und 1998 verläuft. Es bleibt allerdings die nachfolgende Erholung aus. Panik kommt in den Markt. Dies führt auf ein Niveau von 4000 Punkten und in der nächsten Stufe auf 2500 Punkte und dann bis zum ersten Tief bei 1400 Punkten und in die aktuelle Situation.

      Und hier beginnt das ganze Drama und stellt alle bisherigen Erfahrungswerte auf den Kopf:

      *Financial Behaviour oder Contray Opinion. Dies bedeutet, daß die Mehrzahl der Anleger immer falsch liegt. Derzeit sind nur mehr Trader aktiv. Der "Wald- und Wiesenanleger" investiert in solchen Phasen nicht. Die derzeitige Anlegerkultur berücksichtigt aber die psychologische Komponente und muß damit zwangsläufig falsch liegen, da dies die Masse ebenfalls tut. Ergosumm fallen die Märkte weiter obwohl aus charttechnischen und Erfahrungswerten der Vergangenheit eigentlich schon längst eine Erholungsphase in der Baisse hätte kommen müssen. Das dies nicht passiert zeigen Marktbewegungen von mehr als 4% und Extremschwankungen von 30- über 100% einzelner Werte am Tag.

      Die größten Versager und Auslöser der derzeitigen nicht einsetzenden Erholung sind allerdings nicht die Kleinanleger, sondern die Banken, die sich selbst mit Analysen zurückhalten und die Macht des Gesetzgebers, sprich Aufsicht und Deutsche Börse AG. Hier nur um die eigene Unfähigkeit zu kaschieren um nicht selbst aktiv werden zu müssen.

      Der Schaden, der hierdurch angerichtet wird ist größer, und zwar gerade für die Banken, da Anleger die am Neuen Markt von ihrer Bank im Regen stehen gelassen werden auch zu anderen Aktien kein Vertrauen haben.

      Aussichten des Neuen Marktes.
      Persönlich erwarte ich für Ende 2000 Ein Niveau für den Neuen Markt von ca. 2000 Punkten (ja ich gebe eine Prognose ab, die mir auch gerne am Jahresende unter die Nase gehalten werden kann). Dies allerdings nur, falls es nicht zu weitreichenden Änderungen der Modalitäten am Neuen Markt kommt. Ich erinnere hier nur an die faulen Kredite in Japan und die ausbleibende Selektion in den nächsten 11 Jahren mit gutgemeinter Unterstützung des Gesetzgebers. Übrigens gibt es auch in Deutschland genügend Banken, die sich in den Neuen Bundesländern mit Immobilien verhoben haben.

      Welche Kategorien von Unternehmen wird es in den nächsten Monaten geben:

      1) Hochprofitable Unternehmen, die nur unter durchschnittlich von der Wirtschaftsflaute betroffen sein werden (Bsp. Qiagen, Pfeiffer Vaccum)

      2) Unternehmen, die echte Marktführer sind und sich wahrscheinlich auf Dauer durchsetzen. Tja eigentlich nur Bibop Carire, eventuell Aixtron und mit Abschlag T-online

      3) Unternehmen mit sehr guter Marktposition auf Grund enger Zusammenarbeit mit den Weltmarktführern. Z.B. Easy (SAP), GFT (Deutsche Bank, Post) oder SAP SI.

      4) Übernahmekandidaten, die sich positiv auf die Nemax 50 Bewertung auswirken dürften. Hier sind die Direktbanken zu nennen.

      5) Hopp oder Top Werte mit Geschäftsideen die zum Totalverlust oder zur Geldmaschine werden können. Z.B. Foris, Matchnet, Fortune City, fluxx.com

      6) Unternehmen, die sich aus dem Neuen Markt zurückziehen. Hier erwarte ich sehr wenig, da im Grunde in anderen Segmenten auch keine besseren Chancen gegeben sind und man sich die Chancen eines vielleicht doch wieder anziehenden Marktes nicht entgehen lassen will.

      7) Die Gruppe der Pleitefirmen. Hier erwarte ich folgende Branchen. Softwarefirmen ohne ausreichende Geldreserven bzw. dritt und x-plazierte Anbieter der gleichen Software.
      IT-Dienstleister ohne Spezialgebiet bzw. am Markt zu klein. Einige Medienunternehmen ohne breite Diversifizierung und kleinere Biotechfirmen, da hier auch die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden.

      Dies dürfte zu ca. 50 Pleiten führen. D.h. Übernahmen wird es meist erst nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens geben. Da das Geld bei allen Firmen nicht sehr locker sitzt wird es nur sehr selektive Übernahmen geben und was von der Übernahme nicht gebraucht wird, wird dichtgemacht.

      Als positive Folge wird es mehr "gesunde" als "kranke" Firmen am Neuen Markt geben. Die Bewertung wird weiter zurückgehen und auf ein attraktives KGV etc. sinken.

      Weiterhin dürfte auch der Neue Markt es nicht schaffen sich längerfristig den Vorgaben der Nasdaq (in diesem Falle positiv) zu entziehen.

      Als "Vergleichslektüre" empfehle ich die Situation im Baltikum in den Jahren 1997 bis heute. Hier hat es speziell im Bankenbereich eine Konzentration gegeben und viele Unternehmen haben die Krise nicht überstanden. Die übrige gebliebenen Unternehmen zählen nicht nur im Baltikum zu den Großen bzw. gesunden Unternehmen (Hansapank, Eesti Uhispank).

      Daher meine insgesamt eher positive Einschätzung des Neuen Marktes in den nächsten Monaten


      Gruß Comedy

      P.S. Anmerkungen, Kritiken willkommen
      Avatar
      schrieb am 17.07.01 22:16:32
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sachlicher und guter Beitrag,der zum Nachdenken über den "Tageszock" hinaus anregt.
      Avatar
      schrieb am 17.07.01 22:43:35
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Comedy,
      lesenswerte Einschätzung. Meine Meinung:
      Es wurde vieles von der Gier getrieben. Die Gier der Unternehmensgründer an das schnelle Geld zu kommen. Wenn ich schon den Satz, um das weitere Wachstum finanzieren zu können, höre wird mir schlecht. Die Gier der IPO Begleiter, den Banken, sie verdienen nicht schlecht bei einem IPO.
      Die Gier der Börsenblätter, wenn dessen Aussagen halbwegs zutreffen, steigt die Auflage.
      Und nicht zuletzt die Gier der Anleger. Wobei ich als nicht Dienstmädchen diese Aussage so nicht unterstreichen kann.
      Wenn das Dienstmädchen für den Anleger mit geringen Vermögen stehen soll, dann sei es den Dienstmädchen vergönnt. Oder dürfen nur die Menschen ihren Wohlstand mehren, die in der Vergangenheit mit ähnlichen Machenschaften zu Wohlstand gekommen sind wie die Unternehmer über die heute so viel geschimpft wird?
      Das Dienstmädchen wollte mehr aus ihren mit Diensten verdienten Kapital machen. Wenn es Pech hatte, hat ihr Arbeitgeber ihr die Dienstvergütigung, über einen Umweg wieder abgenommen. In vergangenen Zeiten nannte man das Raubrittertum oder Wegelagerei.
      Was würde aus den Raubrittern und Wegelagern wenn das Dienstmädchen nicht mehr mitspielen möchte?

      Meine Bescheidene Meinung sagt: Behandelt das Dienstmädchen gut. Wenn es verdient, dann verdient ihr auch. Und schafft ganz schnell einen Markt an dem es nicht das Ziel ist in kurzer Zeit die Dienstmädchen abzuzocken oder erklärt denen zumindest verständlich die Regeln und haltet sie von falschen Taten ab.

      Da fällt mir eine Abwandlung eines Sponti Spruches aus vergangenen Zeiten ein: Stell dir vor es gib ask und keiner will sie.

      Bin "draufhauen" erprobt, keine hemmungen.
      Avatar
      schrieb am 18.07.01 22:13:37
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo aekschonaer,

      das "Dienstmädchen" steht für den unerfahrenen Anleger, der
      sich meist auf Grund der "tollen" Gewinne an den Stammtischen
      aufs Parkett wagt.

      Er / Sie hat sehr wenig Erfahrung an der Börse und zeigt
      als Indikator (war bisher so) das Ende der Hausse an.

      Der Begriff Dienstmädchen ist daher keineswegs abwegig
      gemeint.

      Noch was zur eigenen Performance, diese ist bei mir
      tiefrot. Hauptfehler: zu früh wieder eingestiegen.
      Nicht mit stopp loss gearbeitet und was die Bilanz noch
      stärker verhagelt. Teilweise bis zu 70% Anteil in
      vorbörslichen Beteiligungen gehalten.

      Aber man lernt ja nie aus;)



      Gruß Comedy,
      der trotzdem noch lachen kann:)
      Avatar
      schrieb am 22.07.01 22:08:25
      Beitrag Nr. 5 ()
      Na ja es geht los,

      MB Software ist pleite. Die Penny stocks sollen vom Markt.
      Negativ, da absolut unnötig. Positiv Pleitefirmen müssen
      raus und es wird auch die Marketkap. berücksichtigt.

      Gruß Comedy:)

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      schrieb am 31.07.01 21:39:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      Tja

      GFT, SAP SI haben bereits angezogen bzw. sind auf den
      Empfehlungslisten.

      Zwischendurch haben bereits die Direktbanken angezogen.

      Ciao Comedy:)


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