checkAd

    QUO VADIS INTERNET.? . FAZ-DOSSIER. Der Wahnsinn!!! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.11.01 04:46:08 von
    neuester Beitrag 05.11.01 13:00:55 von
    Beiträge: 2
    ID: 499.048
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 504
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 05.11.01 04:46:08
      Beitrag Nr. 1 ()
      Internet Quo Vadis? erstellt am 05-11-2001 um 03:03 Uhr.
      --------------------------------------------------------------------------------

      Ein Wahnsinns-Dossier !!!!! www.FAZ.NET
      Quo vadis Internet?
      Von Markus Zydra


      3. Nov. 2001 „Die Welt knatterte vor lauter Elektrizität, Dampf und Verbrennungsmotoren, doch was die kühnen Neuerer den einfältigen Gläubigen an den Hals hängten, war ziemlich unvollkommen und unbrauchbar.“ Erinnerungen des ungarischen Schriftstellers Sándor Márai an den Beginn des vorigen Jahrhunderts.

      Auch der Strom kam anfänglich sehr flackernd in die Haushalte, und genauso geht es dem Internet. Der Datenhighway steckt immer noch in der Bauphase. Bandbreiten fehlen, die Endgeräte sind kompliziert, Softwareprodukte schaffen Probleme, und viele Menschen haben immer noch respektvolle Furcht vor dem Medium Internet.

      Aktuell grassiert vor allem an den Finanzmärkten grenzenloser Pessimismus, was die Internetzukunft angeht. Doch das wird sich geben. Dem Hype folgte die logische Depression, jeder Trend erzeugt bekanntlich auch einen Gegentrend.

      Internet so selbstverständlich wie Strom aus der Steckdose

      Doch ab 2005 etwa wird das Internet seine Kindertage beendet haben und in die Phase der Pubertät eintreten, sprich erfahrener und intelligenter auftreten. FAZ.NET zeigt in diesem Dossier, wie sich diese Veränderungen hin zu einem reifen Netz entwickeln werden. Es sind viele entwicklungstechnische Einfallstraßen, die bis dann in ein integriertes Internet münden. Über Bandbreitenprobleme wird man nicht mehr reden, der Zugang zum Netz ist für jedermann gewährleistet, die Zugangskanäle sind vielfältig, sei es Strom-, TV-Kabel- oder Telefonleitungen sowie verschiedenste Drahtlosverbindungen. Die Zugangsgeräte kommen dann praktischer daher, und die Selbstverständlichkeit des Surfens führt dazu, dass sich kaum mehr jemand über die Funktionsweise des Internets Gedanken machen wird. Es ist dann einfach allgegenwärtig, so selbstverständlich wie der Strom aus der Steckdose kommt.

      Rentner ins Internet

      Inwieweit das Internet als kommerzieller Vertriebskanal ein Erfolg sein wird, kommt auf die Erwartungen an. Nur wenige ausgewählte Branchen können erfolgreich Produkte über das Netz verkaufen - vornehmlich geht es dabei um digitalisierbare Waren, wie Bücher oder Tonträger. Ein Autokauf im Netz erscheint unwahrscheinlich, der Konsument wird wohl weiterhin die reale der virtuellen Testfahrt vorziehen. Andererseits könnte sich der Fokus der Internetanbieter verändern: Junge Zielgruppen verdrängt durch ältere. Schließlich werden die Menschen immer älter, aber nicht unbedingt gesünder. Das Internet als Vertriebskanal für Rentner in Sachen Lebensmittel, Gesundheit und Verwaltungspflichten?

      Problem Datensicherheit

      Problematisch bleibt die Sicherheitsfrage im Netz. Offene Kommunikationsstrukturen, wie sie das Internet bietet, laden auch Kriminelle ein, sich über diesen Kanal zu organisieren. Das Netz wird zukünftig juristisch reglementierter daherkommen, es muss, denn rechtsfreie Räume schaffen Unsicherheit. Doch schon die Gegenwart zeigt, dass Sicherheitssoftware auch immer geknackt werden kann. Sensible Daten über das Internet zu übertragen scheint zumindest immer mit einem Restrisiko behaftet zu sein.

      Internet als politische Diskursplattform

      Inwieweit das Internet die politische Kultur verändert bleibt eine der spannendsten Fragen der nächsten Jahre. Bislang gehen politische Parteien sehr spartanisch mit den Möglichkeiten des Netzes um - ganz einfach, weil es zu wenige interessierte Bürger gibt. Doch mit dem ständigen Ansteigen der Online-Nutzer könnte sich das Internet als Plattform für den demokratischen Diskurs entwickeln, so wie es in einigen Internet-Foren schon jetzt, bei weltpolitischen Fragen wie Krieg oder Frieden, zu beobachten ist.

      In den Analysen und Interviews dieses Dossiers geht FAZ.NET dem Internet der nächsten Generation auf den Grund. Der Weg zum nutzbringenden und intelligenten Internet wird holprig sein - vor allem durch Negativerfahrungen der Nutzer. Wie sagte doch Sándor Márai über die Startphase der Elektrizität: „Alle diese Zaubermittel des beginnenden Jahrhunderts machten einem das Leben schwerer - und die Erfinder wurden durch unseren Schaden klug!“


      FAZ.NET

      Internet
      Internet-Portale in der Klemme
      Von Markus Zydra

      2. Nov. 2001 In den USA ist der Marktkuchen für Internet-Portale verteilt: AOL, Yahoo und MSN machen das Rennen unter sich aus, in Europa kommen zu diesen noch die starken ehemaligen Monopolanbieter wie Wanadoo, TerraLycos, T-Online oder Tiscali hinzu. „Doch die Konsolidierung wird weitergehen. Für so viele Portale gibt es nicht genügend Nachfrage der Nutzer“, prophezeit Olivier Beauvillain, Analyst beim IT-Forschungsdienstleister JupiterMMXI.

      Gleichzeitig müssen sich die Portalanbieter heftiger Konkurrenz erwehren. Welcher erfahrene User braucht noch die Krücke „Portal“, wenn er doch direkt auf seine gewünschte Spezialsite gehen kann? „Noch kommen 50 Prozent der Nutzer von einer Portalseite auf ihre Spezialsite, doch Suchmaschinen wie Google laufen den Portalen den Rang als erste Anlaufstelle immer mehr ab“, so Beauvillain. Exemplarisch die Zahlen für Deutschland: Hier konnte Google seinen Anteil binnen zwölf Monaten von zwei auf 19 Prozent der Anteile steigern.

      Suchmaschine Google läuft Portalen Rang ab

      „Auf Portalseiten wird immer weniger die Suchfunktion genutzt“, so Beauvillain. Doch Portale, die nicht im ISP-Geschäft tätig sind, brauchen jeden Klick, um sich über die Werbung zu finanzieren. Erst mittelfristig in den nächsten fünf Jahren etwa, werde sich zum Beispiel der Werbeumsatzanteil bei Yahoo von derzeit 90 auf 60 Prozent reduzieren. Die Bezahlangebote im Internet werden nur sehr langsam wahrgenommen - allen Beteuerungen zum Trotz.

      Schlechte Bezahlmoral im Netz bleibt vorerst ein Problem

      „Das Gratiszeitalter im Internet ist vorbei“, so hört man vielerorts. Doch es sind zumeist die Contentanbieter, die sich so äußern. Die Konsumenten, die täglichen User sehen das anders und wollen - natürlich - auch in Zukunft die Inhalte im Internet umsonst nutzen. Es wird schwierig werden, die Zahlungsmoral im Netz zu heben, das Ende des Gratiszeitalters auszurufen, klingt da eher trotzig denn prognostisch. „Das derzeit frei zugängliche Angebot wird auch zukünftig kostenlos bleiben“, urteilt Olivier Beauvillain, „allerdings werden die Anbieter durch neue Premium-Angebote versuchen, Geld einzunehmen. Beauvillain sieht hier exemplarisch das Bezahlangebot von Yahoo, Börsenkurse in Echtzeit abzurufen. Exklusive Sportbilder oder Musikdownloads seien weitere poteziell lukrative Geldquellen.

      Kampf zwischen Telcos und Kabelnetzbetreibern

      Und noch eine weitere Gefahr droht den Portalen und Internet-Serviceanbietern wie T-Online, und zwar von Seiten der TV-Kabelnetzbetreiber. „Die Kabelnetzbetreiber nehmen den Telcos die Voice-Kunden weg und bieten in einem Paket TV, Internet und Telefondienste an“, so Dan Stevenson, ebenfalls Analyst bei JupiterMMXI. Es ist technisch kein Problem, Musik dann auch über die Set-Topbox des TV-Geräts zu empfangen und abzuspielen, was den Telefongesellschaften Umsatzeinbußen beschert. Ob und wann die Telcos ihrerseits beginnen, TV-Dienste über ihre Telefonkabel durch ADSL-Technologie anzubieten, ist noch offen. "Zudem gibt es dabei technische Bandbreitenprobleme, da man etwa für ein "Video on demand" 2,5 Megabit pro Sekunde Übertragungsgeschwindigkeit braucht und ADSL derzeit gerade ein Viertel bringt“, so Stevenson.

      Vielfältige Breitbandangebote fehlen noch

      Über die Art, wie die Bezahlung von Internet-Dienstleistungen aussieht, haben die Experten eine klare Meinung. "Die Bezahlung wird über ein Abo ablaufen, man bezahlt pro Monat und darf dann bestimmte Mengen an Diensten in Anspruch nehmen. Micropayment sind dann nicht nötig", so Stevenson. Die Abrechnung erfolge dann über den Kabelnetzbetreiber oder die Telefongesellschaft.

      Insgesamt scheint es jedoch seltsam, dass die Internet-Portale einerseits durch Premiumangebote im Breitbandbereich Umsätze generieren wollen, andererseits aber wenig Fantasie bei der Produktentwicklung beweisen: Neben Videobildern und Musikdateien sowie einigen Spielen gibt es diesem Bereich wenig innovative Produkte.


      --------------------------------------------------------------------------------
      Interview in www. FAZ.NET


      "Den Begriff www versteht in zehn Jahren niemand mehr"


      13. Okt. 2001 "Alles ist anders" seit den Terroranschlägen in den USA. Das gilt auch für die New Economy und das Internet.

      Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts, erklärt im FAZ-NET-Gespräch, warum die Internet-Revolution beendet ist, und warum wir in den Zukunft wieder stärker um politische Utopien streiten müssen "Die Menschenrechtsfrage ist auf die Agenda zurückgekehrt - und man kann sagen, dass die Dritte-Welt-Theoretiker Recht behalten haben. Angesichts höherer Komplexität in einer globalen Welt muss man nun auch mit Bedrohungen leben."

      Haben der aktuelle Krieg gegen den Terror und die weitere Entwicklung des Internet etwas miteinander zu tun?

      Wir sehen seit dem 11.September und den Terroranschlägen in den USA das Ende einer historischen Epoche, nämlich der New Economy. Die dauerte ungefähr von 1998 bis 2001, und in dieser Zeit hat das Internet eine sehr zentrale Vision getragen, die viel mit der Globalisierung zusammenhing. Die politische Idee der Globalisierung ist nun in Frage gestellt und damit auch das visionäre Element des Internets.

      Sehen wir das Ende der Internetrevolution?

      Die erste Liebesphase, die man immer sieht, wenn eine neue Technologie entsteht, ist vorbei. In den nächsten Jahren werden wir eine Plateau- und Sortierphase erleben. Das Internet wird sich in die Gesellschaft eingliedern. Denn bislang ist das Internet nicht an der Technologie gescheitert, sondern an der Nichtadaption in der sozialen Welt.

      Was heißt das konkret?

      Beispiel E-Mail. Das ist ein wunderbares neues Medium, es erzeugt aber gleichzeitig auch ein gigantisches Komplexitätssystem. Sicherheits- und Filtersoftware sind sehr teuer, gleichzeitig verabschieden sich schon Menschen aus diesem Medium. In London gibt es vermehrt den e-mailfreien Tag, weil die Leute eingesehen haben, dass sie vor lauter Mailen nicht mehr zum Denken kommen. Diese Sortierphase des Internets wird bestimmt fünf Jahre dauern.

      Wie sieht das Internet in zehn Jahren aus?

      Als Netzwerktechnologie ist es in der Lage, soziale Verhältnisse zu revidieren. Das Internet ist evolutionär eine Art Fluidum, vergleichbar etwa mit der Elektrizität: Als es länger hell blieb dank der Glühbirnen, hat sich auch das soziale Verhalten geändert. Doch das braucht Zeit. Die Menschen verändern sich viel langsamer als es die Technologien können. Nehmen Sie das Automobil. Erfunden wurde es schon Anfang des 20. Jahrhunderts - zum Massenmarkt wurde es erst viel, viel später. Aber man kann sicher sagen, dass allein der Begriff www in zehn Jahren nur Unverständnis hervorrufen wird. Das, was wir gerade machen mit dem ganzen Eintippen, ist doch nur eine erste hölzerne Vergasermethode des Internets. Das Internet wird in einigen Jahren allgegenwärtig sein, und wir werden es nicht mehr wahrnehmen. Alles ist dann per Funk vernetzt, die permanente Accessability geschieht über Wortbefehle. Aber es wird gleichzeitig auch sehr schick werden, schlicht offline zu sein.

      Wie sehen Sie die Zukunft des E-Commerce?

      Das hat viele logistische Schwächen und ist nur für immaterielle Produkte wie Filme und Bilder eine Option. Das Riechen, Fühlen und direkte Auswählen der Produkte wird wichtig bleiben. Maximal 20 Prozent aller produzierten Waren werden online vertrieben werden.

      Wie geht es weiter mit der Kriminalitätsbekämpfung im Netz?

      Jedes Medium schafft Raum für Verbrecher. Räuber haben auch irgendwann Flugblätter gedruckt. Wir werden das Internet in den Konsens von legalen Strukturen eingliedern müssen. Die anarchische Pionierzeit, das totale Reich der Freiheit im Netz - von Kinderporno bis Terrorismus - wird zu Ende gehen. So wie das Bankgeheimnis wird auch das Informationsgeheimnis fallen. Doch das wird aufgrund der riesigen Datenmengen ein Riesenproblem werden. Es gibt zwar versierte Softwareentwickler, dennoch bin ich sicher, dass das Internet sicherheitsmäßig eine Krise durchlaufen wird angesichts dieser terroristischen Entwicklungen. Zerstörerische Viren im Netz sind ein Beispiel, wie man die westliche Welt noch ganz anders lahm legen kann.

      Sie sprechen mittlerweile von einem Megatrend Unsicherheit - was meinen Sie damit?

      Wir haben in Zentraleuropa eine 50-jährige Zeit des unsicheren Friedens gehabt, ein friedliches Wohlstandszeitalter mit Angstperioden aber der Erkenntnis, dass alles gut ist. Nun ist die Globalisierungsfrage kein polemisches Spielchen zwischen Intellektuellen mehr, die entweder dafür oder dagegen sind. Die Menschenrechtsfrage ist auf die Agenda zurückgekehrt - und man kann sagen, dass die Dritte-Welt-Theoretiker Recht behalten haben. Angesichts höherer Komplexität in einer globalen Welt muss man nun auch mit Bedrohungen leben. Wir müssen wieder kämpfen - nicht an der Front, sondern um politische Konzepte. Die Frage der Entwicklungshilfe wird in neuer Form als Entwicklungs- und Friedenspolitik daherkommen. Die Zeiten werden unruhig, ähnlich den siebziger Jahren. Und die Politik wird wieder ein wichtige Rolle spielen, nachdem sie bislang im Zeichen der New Economy dem Vernehmen nach allen nur im Wege stand. Heute starren alle auf die Politik, und wir werden uns weider engagieren müssen oder in eine dekadente Angstkultur verfallen. Engagement ist ja eine Form von Angstbekämpfung.
      --------------------------------------------------------------------------------

      -------------------------------------------------------------------------------- www.FAZ:NET

      Internet-Content
      Das Ende der Gratis-Ära
      Von Wilfried Eckl-Dorna

      29. Okt. 2001 Vor zwei Jahren sah die Online-Welt noch anders aus: Alles hochwertig, alles kostenlos, schien die Devise vieler Inhaltsanbieter im Internet zu sein. Die meisten Unternehmen setzten auf Werbefinanzierung - nicht zuletzt, weil die Prognosen der Marktforscher fantastische Steigerungsraten bei den Online-Werbeausgaben voraussagten.

      In der Realität entfallen heute in Deutschland, so die Marktforschungsgesellschaft JupiterMMXI, knapp anderthalb Prozent der Gesamtwerbeausgaben auf den Online-Bereich. Nur ein Viertel aller Content Provider arbeitet profitabel; selbst unter den mehr als drei Jahre im Geschäft tätigen Anbietern können nur 42 Prozent schwarze Zahlen aufweisen. Den letzten 18 Monaten konnten Unternehmen, die ihr Geld mit der Inhaltserstellung verdienen wollen, kaum Positives abgewinnen: Die Produktion hochwertiger Inhalte kommt auf Dauer teuer - vor allem, wenn der laufende Betrieb nicht mehr über Börsengeld finanziert werden kann.

      User prinzipiell zahlungsbereit

      Immerhin ist mittlerweile bei einem Teil der Nutzer eine gewisse Zahlungsbereitschaft festzustellen. Wofür bezahlt werden soll, daran scheiden sich die Studien. Einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens EyesandEars zufolge wären rund 38 Prozent der Befragten bereit, für die Nutzung von E-Mail-Diensten zu bezahlen. Für Softwaredownloads würde rund ein Drittel Geld ausgeben, Musikdownloads und Online-Banking würden 32 beziehungsweise 30 Prozent auch gegen Entgelt nutzen. Eine ähnliche Untersuchung der Marktforscher von Speedfacts kommt zu anderen Ergebnissen: Nur 19 Prozent der Internet-Nutzer würden für E-Mail-Konten Geld ausgeben, über 50 Prozent der befragten Personen wären dagegen prinzipiell bereit, für das Herunterladen von Videos oder Musik in die Tasche zu greifen.

      Abo oder Pay-per-View?

      Nicht nur das Wofür, sondern auch das Wie ist Gegenstand heftiger Debatten. Neben der erprobten Form eines Abonnements für die Nutzung des Angebots gibt es auch technisch ambitioniertere Projekte. Die Idee des Pay-per-View“, also das Zahlen je nach Seitenaufruf, ist simpel: Wer mehr konsumiert, soll auch mehr zahlen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein System für die Bezahlung von Kleinstbeträgen. Anfangs wurde versucht, eine eigene digitale Währung zu schaffen - aber seit einige Banken mit Projekten wie E-Cash oder DigiCash gescheitert sind, ist die Begeisterung der Geldgeber ziemlich abgeflaut. Neuere Systeme für die Bezahlung von Kleinstbeträgen bauen auf der Zahlung via Telefonrechnung oder dem vorherigen Ankauf von Guthaben auf. Einfach umzusetzen sei die Idee des Pay-per-View allerdings nicht, meint Hugo Dixon, Chefredakteur des Inhalteanbieters BreakingViews.com: „Die Kosten, um Pay-per-View technisch anbieten zu können, sind momentan noch sehr hoch.“ Außerdem würden die Leute kaum für etwas zahlen wollen, dessen Qualität sie nicht abschätzen könnten (vgl. dazu auch Interview).

      Content Syndication bringt Gewinne

      Für Unternehmen mit einer entsprechend starken Marke ist eine andere Alternative interessanter: Die Lizensierung von Inhalten an andere Unternehmen, die damit ihre Website aufpeppen wollen. „Eine unserer stärksten Einnahmequellen ist Content Syndication. Wir verkaufen unsere Inhalte an andere Medienunternehmen und Firmen“, erklärt Joann Manning-Cooper, Kommunikationsverantwortliche der Financial Times Gruppe. Auch andere große Medienhäuser werden wohl auf diesen Zug aufspringen. Bis 2003 werden fast alle großen Medienunternehmen in diesem Geschäftsfeld aktiv sein, prophezeit eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers.

      Ausgewogene Mischung wichtig

      Auf welche Weise die Kunden letztlich für die Inhalte bezahlen werden, hängt auch von der Art der Inhalte ab. Bei erfolgreichen Anbieten von Online-Inhalten komme es auf eine ausgewogene Mischung aus Einnahmequellen an, meint Manning-Cooper.
      -------------------------------------------------------------------------------- Interview mit Richard Freeman, Harvard
      Interview von FAZ.NET mit Richard Freeman

      Interview
      „Und das Internet ist doch revolutionär“


      2. Okt. 2001 Das Internet ist ins Gerede gekommen - an den Börsen purzeln die Kurse, in den Köpfen der Anleger zerbersten Träme. Wie geht es weiter mit dem Internet, welche Geschäftsstrategien werden Erfolg haben, was wird sich im Netz der Netze bis 2010 ändern?

      FAZ.NET sprach über diese Fragen mit Richard Freeman, Professor für Volkswirtschaft an der US-Universität Harvard. Freeman geht davon aus, dass vor allem soziale Organisationen wie Regierungen, Gewerkschaften, Protestbewegungen vom Internet profitieren werden. Betriebswirtschaftlichen Erfolg würden dagegen nur ganz wenige Branchen haben.

      Mr. Freeman, nach Pleiten und Kursverlusten halten einige das Internet nur noch für einen verblassenden Hype, für andere ist es ein revolutionäres Medium. Wer hat recht?

      Das Internet war ein Hype dahingehend, dass Leute glaubten, sie könnten über Nacht Millionäre werden und alteingesessene Unternehmen einfach verdrängen. Das war verrückt. Doch fest steht, dass immer mehr Leute online gehen und das Internet nutzen. Und das ist revolutionär. Auch die Online-Verkäufe nehmen zu, allerdings nicht wie erwartet um 70 oder 80 Prozent jährlich, sondern mit Steigerungsraten im einstelligen Bereich.

      Preistransparenz für die Kunden ist ein großer Vorteil im Netz. Der nächste Anbieter ist immer nur ein Klick entfernt. Kann man tatsächlich billiger im Internet einkaufen?

      Man könnte. Allerdings versuchen auch die Online-Händler alles, um dem Kunden das Geld zu entlocken. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass etwa die Preisunterschiede der Anbieter im Bücherbereich stärker im Internet variieren als auf der Straße. Zudem sieht man beispielsweise bei Amazon, dass sie dasselbe Buch unter amazon.de, amazon.com oder amazon.uk zu unterschiedlichen Preisen anbieten. Für die Zukunft heißt das: Die Verbraucher müssen auch im Internet gründlich recherchieren. Per se schafft das Netz keine Niedrigstpreise.

      Wie sieht das Internet in zehn Jahren aus?

      Jedermann in den fortgeschrittenen Industrieländern wird online sein. Viele Aktivitäten werden ins Netz verlegt, die Informationsbeschaffung über Reiseorte, Reiseangebote etwa. Jeder hat seine eigene riesige Enzyklopädie zuhause. Kaum jemand wird mehr in der Bibliothek recherchieren, sondern im Internet. Einige Geschäftszweige im Internet werden profitabel sein, vor allem Bewohner in Kleinstädten oder auf dem Land werden das Internet zum Shopping benutzen, weil das Angebot in den Geschäften vor Ort nicht groß genug ist. Und wenn sich das Streaming Video durchsetzt, dann werden Internet und das Fernsehen zusammen wachsen.

      Welche Geschäftszweige werden dann Erfolg im Internet haben?

      Sämtliche Industrien werden das Netz in irgendeiner Form nutzen, aber wirtschaftlichen Erfolg werden nur Unternehmen haben, die im weitesten Sinne Informationen anbieten oder Produkte, die digitalisierbar sind. Jobbörsen, Auktionen, Bücher, Musik sind schon jetzt erfolgreiche Konzepte. Bei vielen anderen Waren bleibt ansonsten das Problem der Unpersönlichkeit. In den USA informieren sich schon jetzt 50 Prozent aller Neuwagenkäufer im Internet über die verschiedenen Modelle. Doch kaufen tun sie das Auto im Geschäft. Das wird auch in den kommenden 20 Jahren so bleiben. Der Kauf vor Ort verifiziert ja erst die Erwartungen, die man an das Produkt stellt. Im Internet kann ja viel behauptet werden - die Realität muss mit diesem Bild übereinstimmen. Und das macht man persönlich im Geschäft .

      Sie sind der Überzeugung, dass Business nur ein Anwendungsbereich für das Internet ist. In der Zukunft rechnen Sie damit, dass vor allem soziale Organisationen die Nutznießer des Mediums sein werden - warum?

      Geschäftsleute produzieren ein Produkt, das sie im Netz anbieten. Um ein Geschäft zu machen, bedarf es einer Cash-Transaktion. Es sind also zwei Schritte nötig: Anbieten und verkaufen. Bei sozialen Organisationen sind die Informationen das Produkt - nichts weiter. Wenn sie sich einer Anti-Globalisierungsgruppe anschließen wollen, klicken sie nur deren Homepage, schon haben sie alle Informationen. Gewerkschaften und Regierungen können unheimlich viel Information auslagern und im Netz abrufbar machen. Man kann etwa seine Steuererklärung im Internet ausfüllen. Das ist alles sehr effizient. E-Government wird immer wichtiger werden.

      Wo wird man einfacher Geld verdienen - im Internet oder in der realen Welt?

      In Großbritannien wurde jüngst die Liste der 15 erfolgreichsten nicht-börsennotierten Unternehmen veröffentlicht. Vier dieser 15 waren reine Internetfirmen. Wenn man eine gute Idee hat, dann kann man im Netz unglaublich schnell expandieren, viel schneller als es früher möglich war, als man etwa neue Büros in anderen Städten erst bauen musste. Man kann also schneller im Internet Erfolg haben als außerhalb - das ist wohl der entscheidende Punkt.
      FAZ.NET

      Datensicherheit
      Kriminalität im Web: Das Sicherheitsproblem Sicherheit
      Von Ulrich Siebert

      26. Okt. 2001 Was unter dem Schlagwort „virtuelle Organisation“ bei Unternehmen oftmals Hoffnungen auslöst, bereitet internationalen Sicherheitskreisen heftige Kopfschmerzen: Das organisierte Verbrechen nutzt das Web, um weitestgehend geheim vertrauliche Informationen auszutauschen.

      Das Schreckensszenario der Internet-Zukunft: Kleine Terror-Zellen und Banden, verteilt über den gesamten Globus, verfügen über ein zentral gesteuertes, supranationales Netzwerk. Und das unerkannt. Die Informations- und Kommunikationsindustrie macht es möglich, denn immer leistungsfähigere Prozessoren sind in der Lage, Botschaften in Echtzeit so gründlich zu verschlüsseln, dass eine Dechiffrierung mehr oder weniger unmöglich wird.

      Verschlüsselung als Waffe

      Zwar führen Hacker-Angriffe die mangelhafte Sicherheit im Internet immer wieder lautstark vor. Doch bei Schlüssellängen von 1.024 Bit ist die Nachricht so sicher verschlüsselt, dass die Computer sämtlicher Geheimdienste einige Jahrtausende für die Dekodierung rechnen müssten. Das Verschlüsselungs-Tool "Rijandael" der Belgier Vincent Rijmen und Joan Daemen wurde von der US-Regierung als neuer "Advanced Encryption Standard" (AES) angenommen. Das bedeutet, dass der Algorithmus geheime Regierungsinformationen, Finanztransaktionen und Internet-Verkehr verschlüsseln wird. Den Kryptographen zufolge würde es 149 Billionen Jahre dauern, um den Schlüssel zu knacken. Eine Sicherheit, in der sich künftig auch das organisierte Verbrechen und Terrorristen wiegen wird, wenn die Schlüssel in die falschen Hände geraten oder von falschen Händen gar entwickelt werden. Folglich fällt die Kryptographie-Software in den USA unters Waffengesetz.

      Nährboden für kriminelle Organisationen

      Waren die Verschlüsselungstechniken lange Zeit ein Privileg von Geheimdiensten, Regierungen und Militärs, werden sie in zwei bis drei Jahren mittlerweile für nahezu jeden Interessierten und Informierten zugänglich sein. Durch immer sicherere Verschlüsselungsverfahren läuft ein Strom krimineller Informationen an den Abhörstationen der internationaler Sicherheitsbehörden vorbei. Künftig wird wohl jeder Surfer eine digitale Spur im Netz hinterlassen. Aber eben auch chiffrierte Spuren.

      Geldwäsche online

      Nach Belieben werden verschlüsselte Botschaften verschickt, Online-Konten eröffnet, und „Schwarzes Geld“ von Kontinent zu Kontinent geschoben. Zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens spielt daher das Aufdecken von Geldwasch-Transaktionen eine besondere Rolle, von denen aber bislang nur rund acht Prozent sichergestellt wurden. Der Rest fließt ungehindert und „gewaschen“ in den legalen Wirtschaftskreislauf zurück.

      Allein durch die Verkettung vieler Zwischenstationen können offline- und online effektiv Spuren verwischt werden: Zunächst mischt eine Tarnfirma „schmutziges Geld“ aus Drogengeschäften unter ihre Tageseinnahmen. Das Geld wird dann anschließend bar auf ein Konto eingezahlt. Nun wird das Geld auf Konten verschiedener Briefkastenfirmen im Ausland zur Begleichung von Scheinrechnungen transferiert, die Summe auf ihrer Reise mehrfach gesplittet und erst am Ende wieder zusammengeführt. Im letzten Schritt wird das Geld auf ein Internet-Konto überwiesen, was zuvor mit einem falschen Pass eröffnet worden ist. Nun ist der Weg frei für eine Auszahlung auf der ganzen Welt.

      Brisante Botschaften im Bild und Song

      Verschlüsselungsverfahren sind sichtbar. Man erkennt also, dass verschlüsselt wurde, was bei gewissen Personengruppen an sich verdächtig sein kann. Besonders knifflig wird es, wenn verschlüsselte Botschaften sich komplett der Aufmerksamkeit entziehen wie bei der Steganographie. Hier werden geheime Nachrichten in Bild-, Ton- oder Text-Dateien eingebettet, so dass jedes auch noch so strenges Verschlüsselungsverbot zunächst nicht greift. Denn die Nachrichten können in harmlosen Diskussionsforen oder Bilder-Galleries versteckt werden, damit die Absender durch direkte Kommunikation keinen Verdacht auf sich lenken. Ist aber erst einmal eine verdächtige Datei isoliert worden, lässt sich recht unproblematisch herausfinden, ob verschlüsselt worden ist oder nicht. Aber erst dann kann die möglicherweise jahrelange Arbeit der Dekodierung beginnen.

      FAZ.NET

      Internet
      Die vielen Wege ins Netz
      Von Michael Hase

      30. Okt. 2001 Trotz Dot-Com-Krise und Kursverfall an den Technologiebörsen setzt das Internet als Massenmedium seinen Siegeszug ungebrochen fort. Während derzeit etwa 28 Millionen Deutsche privat oder beruflich über einen Internet-Zugang verfügen, werden es in fünf Jahren knapp 45 Millionen (54 Prozent der Bevölkerung) sein, sagt das Marktforschungsunternehmen Jupiter MMXI voraus.

      Aber nicht nur die Zahl der Teilnehmer auf dem Datenhighway, sondern auch die Geschwindigkeit des Datenverkehrs wird in Zukunft immens zunehmen. So werden in fünf Jahren die meisten privaten Internet-Nutzer einen Breitbandanschluss verwenden, der wesentlich mehr Daten pro Sekunde übertragen kann als etwa eine ISDN-Verbindung. „Bis Ende 2005 wird sich Breitband als Standard für den Internet-Zugang durchgesetzt haben“, meint Frank Wellendorf, Analyst bei der Investmentbank WestLB Panmure in Düsseldorf. Mehr als die Hälfte aller Haushalte, die Internet-Zugang haben, verfügten in vier Jahren bereits über einen Breitbandanschluss, so Wellendorf. Ab 2007 werde dann „nahezu jeder Internet-Anschluss breitbandig“ sein.

      TV-Kabel und ADSL sind die Zukunft

      Technisch lassen sich Breitbandverbindungen über verschiedene Trägermedien herstellen: über Telefonnetz, Satellit, Richtfunk, Fernseh- oder Stromkabel (Powerline). Bedeutung für den Massenmarkt räumen Experten aber nur zwei Technologien ein: der Digital Subscriber Line (DSL) und dem Fernsehkabel. DSL optimiert die Anschlussleitungen des Telefons für den Datentransport, so dass sie ein Vielfaches der Datenmenge übertragen können: Beispielsweise ermöglicht ein T-DSL-Anschluss der Deutschen Telekom momentan eine Übertragungsrate von 768 Kilobit pro Sekunde - das Zwölffache eines ISDN-Anschlusses. Die technische Grenze ist damit noch lange nicht erreicht. Das DSL-Privatkundengeschäft in Deutschland beherrscht die Telekom nach einer aktuellen Studie der WestLB Panmure derzeit mit einem Marktanteil von 97 Prozent. Seit Anfang 1999 bietet sie T-DSL für Geschäfts-, seit Mitte 1999 für Privatkunden an. Insgesamt wird der Konzern bis Ende dieses Jahres etwa zwei Millionen DSL-Anschlüsse eingerichtet haben, schätzen die WestLB-Panmure-Analysten.

      Powerline bleibt ein Nischenmarkt

      Als Wettbewerber auf dem Privatkundenmarkt halten sie nur die Vodafone-Tochter Arcor für lebensfähig. Als „einzige ernst zu nehmende Alternative zu DSL“ nennt die Studie das Fernsehkabel. Ehe die Betreiber ihren Kunden einen Internet-Zugang anbieten können, müssen sie jedoch zunächst ihre Kabel aufrüsten und einen Rückkanal hinzufügen. Die amerikanischen Unternehmen Callahan und Liberty Media, die seit dem vergangen Jahr die meisten Kabelgesellschaften der Telekom übernommen haben, beginnen aber erst mit dem Ausbau ihrer Netze. Die Telekom hat dagegen schon fast 90 Prozent des Telefonnetzes DSL-fähig gemacht. „Gegenüber DSL hinkt das TV-Kabel von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen um zwei bis drei Jahre hinterher“, beurteilt WestLB-Panmure-Analyst Wellendorf die Marktverhältnisse. Dennoch wird das Fernsehkabel nach Einschätzung von Beobachtern einen beträchtlichen Anteil des Breitbandmarktes erobern. „Etwa 30 Prozent aller Breitbandanschlüsse werden Ende 2005 auf das Fernsehkabel entfallen“, schätzt Jörg Nußbaumer, Frankfurter Analyst des Marktfoschungsunternehmens Forrester Research.

      Immer mehr Bandbreite

      Der Anteil von DSL wird Nußbaumer zufolge dann bei etwa 65 Prozent liegen. Die restlichen fünf Prozent werden sich die anderen Technologien wie Powerline oder Satellitenübertragung teilen. Wie sich der Markt nach 2005 weiter entwickeln wird, ist schwer abzusehen. Das wird nicht zuletzt von Attraktivität und Leistungsumfang der Angebote abhängen, die natürlich auch schon heute maßgeblich sind. So bietet der Kabelnetzbetreiber Callahan über seine Tochter Ish (vormals Kabel NRW) seit diesem Oktober im Raum Düsseldorf eine Internet-Standleitung zu einen monatlichen Pauschaltarif von 44,90 Euro an - interessant für Vielsurfer. Mit einer Transferrate von zwei Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ist die Verbindung fast drei Mal so schnell wie T-DSL. Allerdings hat die Telekom bereits einen 1,5-Mbit/s-DSL-Anschluss für Privatkunden angekündigt, der möglicherweise Anfang 2002 auf den Markt kommen wird. Sollten sich die Kabelnetzbetreiber tatsächlich mit Erfolg auf dem deutschen Breitbandmarkt behaupten, wäre das auch im Sinne der EU-Kommission. Um den Wettbewerb zu fördern, verlangte sie bereits 1997 von den europäischen Telekom-Unternehmen, sich von ihren Kabelnetzen zu trennen.

      Fernseher keine Konkurrenz für PC

      Den Kunden beschert Breitband schnelleren Zugriff auf Webseiten, kürzere Downloadzeiten und eine höhere Qualität, wenn sie Streaming-Media-Dateien abspielen. Multimediale Elemente wie Videos und Animationen werden daher in Zukunft eine größere Rolle im Web spielen als heute. Zunehmend werden auch Fernsehzuschauer ihr TV-Gerät nutzen, um ins Internet zu gehen. „Ernsthafte Konkurrenz wird der Fernseher dem PC aber nicht machen“, glaubt Forrester-Analyst Nußbaumer. Für Dienste wie Video-on-demand und einfache Vorgänge wie das Abfragen des Kontostandes oder das Lesen von E-Mails kommt der Fernseher nach seinen Worten in Frage. Aber nach wie vor werde der Nutzer den PC verwenden, wenn er aufwändigere Recherchen betreibe oder seine Interaktivität gefordert sei. Nußbaumer ist daher überzeugt: „Der PC wird auch noch in fünf Jahren das wichtigste Arbeitsgerät für die Internetnutzung sein.“ Bei allem Wandel bleiben also auch feste Größen bestehen.
      Interview mit hanns Falk Hoffmann. www Ist Auslaufmodell. "GRID" ist der Nachfolger erstellt am 05-11-2001 um 03:55 Uhr.
      --------------------------------------------------------------------------------
      FAZ.NET

      Interview
      www heißt bald Grid


      18. Okt. 2001 Wenn wir Internet sagen, dann meinen wir WorldWideWeb. Doch dieses www, wie wir es kennen, wird sich in den nächsten Jahren verändern - und zwar sehr.

      Wissenschaftler in den USA und Europa arbeiten schon an einem neuen "intelligenten" Internet, dem sie auch schon einen Namen gegeben haben: das WorldWideGrid. Im FAZ.NET- Gespräch erklärt Dr. Hans Falk Hoffman die Hintergründe und Vorteile dieser Entwicklungen. Der Direktor am Genfer Teilchenforschungsinstitut Cern, dort wo das www 1992 erfunden wurde, sagt: "Man könnte mit Computern viel intelligenter umgehen, wenn die Infrastruktur stimmt - und da machen wir mit dem Grid den ersten Schritt."

      Herr Hoffmann, wir haben das WorldWideWeb und sind auf dem Weg zum WorldWideGrid. Was sind die Unterschiede?

      Das www ermöglicht es, weltweit vorbereitete Dokumente aus verteilten Servern zu holen. Das können Tabellen, Artikel, Bilder oder Musikstücke sein, alles in allem also fertig vorbereitete Files. Im Grid wollen sie nicht nur auf fertige Files zurückgreifen, sondern Rechenkapazitäten effektiv zusammenstellen. Wenn Biologen verschiedener Institute etwa bestimmte Genomdaten untersuchen, dann will das Grid den Daten eine einzige Darstellung geben, dass jeder sie interpretieren kann. Das Grid schafft eine Konvention, wie die Daten zugänglich gemacht werden, eine Konvention für Anwendungsprogramme und eine Konvention, wie man Rechenleistung bekommt. Das Ziel des Grid ist es, den persönlichen Desktop zu einem vollständigen Rechenzentrum auszubauen, ohne dass sich der Nutzer Gedanken darüber machen muss wie und wo gerechnet wird. Die Information wird im selben Moment aufbereitet. Ein Beispiel: Im www können Sie ein Schriftstück von 100 Seiten herunterladen, im Grid können Sie sich die drei wichtigsten, für Sie interessanten Sätze herausfiltern lassen.

      Das WWGrid wird bildlich gerne mit einem Stromnetz verglichen - man geht rein und erhält soviel Rechenleistung und Datenspeicher, wie man braucht - stimmt das Bild?

      Beim Stromnetz haben wir einen offenen Standard mit einer Steckdose, 220 Volt, 50 Hertz und 16 Ampere. An der Buchse kann man alles Elektrische anschließen. Laptop, Kühlschrank, Mixer - alle Endgeräte sind auf die Steckdose normiert. Was hinter der Steckdose passiert, ob ein Heiz-, Atom- oder Windkraftwerk den Saft liefert, ist für den Verbraucher unwichtig. So ist es mit dem Grid auch: Der Teilchenphysiker schließt den Laptop an die Telefonbuchse an. Dort bekommt er als Leistung die Interoperatibilität der verteilten Systemsoftare, der Anwendungsprogramme und der Datenbanken. Rechenleistung wird zur handelbaren Ware.

      Das Hauptproblem bei der Entwicklung des Grid ist die Soft- und Middleware?

      Software und die Normierungsfrage sind die wichtigsten Punkte. Das Grid wird im Vergleich zum www noch viel heterogener. Man braucht zunächst eine Einigung zur Darstellung von Daten. Dann eine darüber, wie ich Anwendungsprogrammumgebungen erzeuge, die transparent auf wechselnde Daten zugreifen und konstant bleiben, wenn die Hardware ausgetauscht wird. Mehr Standardisierung ist überhaupt die wichtigste Forderung. Hat man mehr offene Schnittstellen, dann wird alles kompatibler und damit offener für Konkurrenzprodukte. Gerade der Erfolg vom www zeigt, wie wichtig das ist. Dann könnte ihr Computer zu einem wirklichen Werkzeug werden, anstatt als Wortprozessor zu arbeiten: Wenn man selbst gerade nicht tippt, könnte sich ihr PC beispielsweise mit einem Großcomputer in Karlsruhe unterhalten und Rechnungen durchführen. Man könnte mit Computern viel intelligenter umgehen, wenn die Infrastruktur stimmt - und da machen wir mit dem Grid den ersten Schritt.

      Mit dem Seti-Projekt ist die Epoche des Grid ja schon eingeleitet.

      In der Tat. Bei Seti geht es um die Auswertung von Daten, die auf anderes intelligentes Leben im Universum schließen lassen. Die Teilnehmer haben auf ihren PC einen Bildschirmschoner mit Software heruntergeladen. Das bedeutet: Wann immer sie selbst nicht am PC sitzen und sich der Schoner aktiviert, dann werden die Kapazitäten der PC angezapft. Er macht Rechnungen und schickt nur die durchgerechneten Daten wieder zurück ins Rechenzentrum.

      Was haben Verbraucher von der Entwicklung hin zum Grid?

      Es lassen sich verschiedene Dienstleistungen denken. Im Bereich der Medizin etwa. Wenn ich eine Unfall in Rom habe, wäre es doch gut, wenn die Ambulanz per Laptop meine Krankendaten und Röntgenbilder abrufen könnte. Oder nehmen sie den Finanzbereich: Im Grid können sie erstens Daten suchen, zweitens die entsprechenden Anwendungsprogramme finden und drittens die Berechnung der Aktien-Prognose durchführen lassen. Denkbar sind auch mit Sensornetzen persönlich aufbereitete Wettervorhersagen für einen ganz bestimmten Gebirgsort, in dem sie wohnen. Und für die Wissenschaft ist es ein ganz großer Schritt. In der Physik hantieren wir mit Datenmengen im Petabyte-Bereich. Das entspricht in etwa dem Inhalt von 50 Millionen Büchern. Das Grid sucht bildlich gesprochen in all diesen Büchern die für uns relevante Seite. Die Berechnungen finden irgendwo im Grid statt, wir müssen die Daten nicht mühsam herunterladen, sondern bekommen das Ergebnis in einer kleinen Datei übermittelt.
      -------------------------------------------------------------------------------- Intervie mit Gertrud Höhler
      FAZ.NET

      Interview
      „Chefs brauchen Multimedia-Kompetenz“


      31. Okt. 2001 In den Führungsetagen ist das Internet als unerlässlicher Informationskanal mehr denn je gefragt. „Mit multimedialer Kompetenz würden auch die Entscheidungen besser werden“, prognostiziert Frau Prof. Dr. Gertrud Höhler.

      Die Beraterin von Wirtschaft und Politik spricht mit FAZ.NET über die neue Informationskultur, über Kundenbindung, Marken und kreative Oasen im World Wide Web.

      Frau Höhler, welche Rolle spielt das Internet bei Führungskräften?

      Leider keine große. Das Problem liegt in dem weit verbreiteten Referenten-Unwesen und im leichtfertigen Delegieren der Informationsbeschaffung. Im Top-Management spielt die reine Fachinformation - so auch bei Fragen rund ums Internet - keine große Rolle. Man verlässt sich auf die jeweiligen Fachabteilungen und wird natürlich von ihnen abhängig. Mit dieser apparativen Kommunikation aber gehen viele Dimensionen verloren. Eine Besonderheit im Internet ist ja das schnelle Einfangen von authentischen Stimmungen und Eindrücken, die selbst beim flüchtigen Lesen helfen, ein differenzierteres und mehrdimensionales Bild zu zeichnen.

      Löst die Klickkultur die Lesekultur ab?

      Schon mit dem PC wuchsen neue Generationen in eine Welt der gemischten Botschaften hinein: magische Zeichen, Bilder, Symbole, immer mehr Kürzel - und Worte. Diese Form der „Verständigung“ lässt mehr Spielräume für subjektive Nutzung, was natürlich auch viele Menschen verärgert. Immer öfter werden keine ganzen Sätze mehr gesprochen, sondern ein Kauderwelsch aus Abkürzungen. Die Lesekultur wird durchmischt mit neuen Kommunikationsgewohnheiten, sie nimmt zwar die Einflüsse des neuen Kommunikationsstils auf, aber sie behauptet sich mühelos. Zugleich steigt mit dem Internet der Appetit auf das noch Aktuellere. Die Wettläufe um Informationssprünge gewinnen an Tempo. Aber die Unterscheidung des Wichtigen vom Unwichtigen gelingt den meisten Personen und Unternehmen immer noch nicht. Darum geht es aber. Die Klickkultur ist keine Technik zur Bewertung und Einordnung von Informationen - es sei denn, die Filter der Suchmaschinen werden künftig tatsächlich so leistungsfähig, dass auch ein Klick sehr gezielte Informationen ermöglicht.

      Kundenbindung ist ein zentraler Wertschöpfungsfaktor im Hyperwettbewerb. Das Internet als kommunikatives Wundermittel?

      Die Kundenbindung mit einer ausschließlichen Kommunikation per Internet funktioniert höchstens, wenn die Kunden bereits schon alles über das Produkt wissen. Aber in den meisten Fällen gibt es Fragen, und Kunden wollen einen echten, nicht nur einen technischen Kontakt zum Unternehmen. Es muss nicht immer der Handschlag oder ein Gesicht sein - eine Stimme reicht schon oft. So funktioniert das Internet-Shopping meistens auch nur dort, wo der reale Shop zum Stöbern, Anfassen und Auswählen in der Nähe ist. Ein Erfolgsbeispiel ist Tesco.

      Die Marken der Offline-Welt sind auch die „Leuchttürme“ im Internet. Gleicht sich das einst als Anarchie gelobte Internet den traditionellen Medien an?

      Bei erklärungsbedürftigen Produkten oder solchen mit komplexen Inhalten verlassen sich die Verbraucher immer stärker auf die Marken der realen Welt. „Wenn Ihr offline sauber arbeitet, werdet Ihr mich auch online nicht enttäuschen,“ heißt es. Nur bei Produkten, deren eigentliche Lösung die Transaktion ist, sind in kürzester Zeit weltweite Marken mit hoher Orientierungskraft entstanden. Beispiele sind Ebay, Amazon und Napster.

      Wichtig ist aber auch die politische Dimension. Die anarchischen Züge des World Wide Web haben vor allem die Amerikaner immer wieder beschworen. Die Paragraphenwälder wuchern nun auch dort. Was heute Tradition ist, war gestern Innovation. Insofern bringt die Verschmelzung von Alt und Neu immer Traditionsdruck auf das Neue. Dass wir dabei nicht dessen wichtigsten Vorzüge vernichten, sollten wir alle wachsam beobachten.

      Sie plädieren für die Spielkultur und Spielgemeinschaft als Voraussetzung der Leistungsgesellschaft. Ist das Internet eine Quelle für Fantasie-Impulse?

      Solange man dort spielen darf: unbedingt! Und die hohe Komplexität der globalen Kommunikation wird immer, so hoffe ich, genug weiße Flecken haben, auf denen ganz originelle Ideen durchgespielt werden können und Impulse an weit entfernte Spielpartner liefern. Während Spielwiesen im großstädtischen Alltag kleiner werden, öffnet sich hier eine virtuelle Welt, in der gerade man spielerisch den Wettbewerb trainieren kann. Natürlich hat sich auch hier das Gebot der Rentabilität durchgesetzt. Die Innovation allein reicht nicht mehr. Doch die Blütezeit der Dotcoms hat auch viel Kreativität freigesetzt.

      Warum haben Sie keine E-Mail-Adresse?

      Warum sollte ich eine haben? Für mein Zeitmanagement? Eher nicht. Für Ideentransfer? Läuft auch so. Für Hypercommunicating? Kein Wert an sich. Bisher ist mir nichts wichtiges entgangen.
      -------------------------------------------------------------------------------- .
      --------------------------------------------------------------------------------
      FAZ.NET

      Internet und Politik
      E-Demokratie lässt auf sich warten
      Von Peter Schumacher

      2. Nov. 2001 1995, als das Internet auf dem Sprung zum Massenmedium war, gab es noch Visionen. Al Gore, damals Amerikas Vize-Präsident, prophezeite eine bessere Welt dank der globalen Informations-Infrastruktur, nämlich nachhaltigen wirtschaftlichen Fortschritt, bessere Lösungen für Umweltprobleme und starke Demokratien. „Ich sehe ein neues athenisches Zeitalter der Demokratie“, eine Wiederbelebung der direkten Demokratie auf der Agora, einem virtuellen Marktplatz der Meinungen.

      Sechs Jahre später fällt die Zwischenbilanz ernüchternd aus. Der Alltag der digitalen Politik ist nach wie vor mühsam. Zwar kann es sich keine Partei leisten, das Internet zu ignorieren. Und immer mehr Politiker lernen das Netz zu schätzen, um ihre Wähler direkt anzusprechen - ohne den Filter der Medien. Marketing steht dabei aber im Vordergrund, denn Dialog ist nur mühsam zu organisieren. Die SPD-Parteizentrale etwa, sagt Bundesgeschäftsführer Matthias Machnig, bekomme jedes Wochenende rund 13.000 E-Mails - und die wollen erst einmal abgearbeitet sein. Viele Foren laufen nur mit Moderation in den Grenzen des Rechtsstaats, Chats brauchen Organisation, Websites müssen regelmäßig aktualisiert werden, um interessant zu bleiben - all das kostet Geld. So bleiben die digitalen Anstrengungen vieler Parteien auf die Wahlkämpfe beschränkt, in denen originelle Webseiten gelauncht und potenzielle Wähler mit Newslettern auf dem laufenden gehalten werden.

      Online-Welt ist Spiegel der Offline-Welt

      Die Unternehmensberatung Accenture und Politik-digital kommen in einer gemeinsamen Studie über die Wirklichkeit der digitalen Politik 2001 zu einem ernüchternden Schluss: „Die Potenziale des Internets zu Kommunikation, Interaktion und Bindung von Bürgern und Wählern werden nur in geringem Maße ausgeschöpft.“ Die politische Online-Welt sei bisher ein Spiegel der Offline-Welt, bilanzieren die Unternehmensberater - gemessen an den großen Visionen eines Al Gore ein vernichtendes Urteil.

      Die virtuelle Wirklichkeit ist oft eher bürokratisch als visionär. Öffentlichkeitswirksam stellen Parteien virtuelle Parteigliederungen vor - die SPD etwa mit ihrem Virtuellen Ortsverein (www.vov.de) oder die FDP mit dem Internet-Landesverband (www.fdp-lv-net.de). Noch verbietet aber das Parteiengesetz, dass diese Gruppen den traditionellen „Gebietsverbänden“ der Parteien gleichgestellt werden. Die FDP will das Gesetz ergänzen, um das digitale Parteibuch möglich zu machen, SPD und PDS haben bereits Zustimmung signalisiert.

      Sind Online-Wahlen sicher?

      Auch andere Kernbereiche des Politikbetriebs lassen sich nicht ohne Probleme im Internet abbilden. Beispiel Wahlen: Eine Forschungsgruppe der Universität Osnabrück testet ein System, mit dem Wahlen über das Netz möglich sind, zur Bundestagswahl 2010 könnte es soweit sein. Klicken statt kreuzeln - noch stößt die Idee bei Bundeswahlleiter Johann Hahlen auf größte Skepsis. Für ihn komme „das Internet für politische Wahlen derzeit noch nicht in Betracht“, sagte Hahlen im Gespräch mit FAZ.NET. Seine größte Sorge ist die Sicherheit: „Im Internet kommt es immer wieder zu Ausfällen, sei es aus Versehen oder durch Angriffe von Hackern.“

      Doch nicht nur technische Unzulänglichkeiten dämpfen den Optimismus. Noch ist auch die große Frage unbeantwortet, ob und wie das Internet mehr politisches Interesse wecken kann. Erste Versuche, mehr Beteiligung zu organisieren, lassen sich mühsam an. Der Bundestag lädt unter www.elektronische-demokratie.de zum Mitregieren ein. Internetnutzer können die Novellierung des Datenschutzrechts begleiten und kommentieren. Damit ist die Agora eröffnet - doch sowohl bei Politikern wie auch bei Bürgern ist das Interesse gering, dort zu diskutieren. "Das Schweigen im Wald" nennt ein Forumsteilnehmer eine Beitrag und beschreibt damit die Trägheit der Debatte. Immerhin vier Antworten hat er bekommen. Mehr als die allermeisten anderen Forumsbeiträge.

      --------------------------------------------------------------------------------
      FAZ.NET

      Wie Science Fiction dem realen Cyberspace vorgreift
      Von Marcel Feige

      3. Nov. 2001 Viele Zukunftsprognosen, vor allem, wenn sie sich außer Sichtweite des Vertrauten bewegen, wirken tollkühn und unwahrscheinlich. Die Science Fiction-Literatur erhebt die Fantastik zum Prinzip. Und nicht nur bei der Lektüre von Jules Verne zeigt sich: Was einst weit hergeholt erschien, kann eines Tages wahr werden.

      Mit der Frage nach der Zukunft des Internet in solcher Literatur zu blättern, erfüllt einen doppelten Sinn: Es unterhält. Und könnte uns vorbereiten auf eine ferne Zukunft. Eine andere Zukunft.

      Bestandsaufnahme und Vision

      Die Welt ist eingebettet in den Cyberspace. Datennetze umspannen die Kontinente. Einige wenige Megakonzerne haben sich nach den großen Datenkriegen Macht und Privilegien geteilt und herrschen über eine zunehmend verwahrloste Gesellschaft, in der nur die Jagd nach Information zählt.

      Was hier wie die Wirklichkeit klingt, ist nur das Szenario des Science Fiction-Films "Johnny Mnemonic" aus dem Jahr 1995. Er thematisiert die Gefahren eines globalen Zeitalters, in dem die Information zum wichtigsten "Rohstoff" geworden ist. Wissen ist eben Macht. Eine erschreckende Bestandsaufnahme der Gegenwart, aber eine noch düstere Vision der Zukunft.

      Doch von Anfang an ist das globale, nichtkommerzielle Informationsnetz, als das es vom amerikanischen Militär 1972 öffentlich gemacht wird, Anlass zur Sorge für SF-Autoren. Die Fantasien der Schriftsteller, per Definition zur Erforschung und Erzählung der Zukunft auf technisch-naturwissenschaftlicher Grundlage verdammt, gehen sogar noch einen Schritt weiter und sind dabei - wie sich heute zeigt - verdammt nah an der Realität.

      Anarchistische Cyberpunks

      Durch ein so genanntes "Interface", ein bioelektronisches Gehirnimplantat, kommt eine Direktverbindung des menschlichen Gehirns mit dem Computer zustande. Über vernetzte Computersysteme entstehen neue Welten und geben schon in den 80er Jahren - der Begriff "Internet" ist praktisch noch gar nicht erfunden - den Hintergrund ab für Spekulationen: Wie kann das menschliche Bewusstsein in diese Bereiche hinter dem Bildschirm eindringen, um sich neue, faszinierende Erlebnisräume zu erschließen?

      William Gibson ist 1984 mit seinem Roman "Neuromancer" Vorreiter einer neuen Gruppe von Autoren wie John Shirley, Thomas Pynchon und Bruce Sterling, die sich Gedanken über das Abkoppeln von der Wirklichkeit, ein Vagabundieren im weltweiten Datennetz machen. Es kommt nicht von ungefähr, dass dieses neue SF-Genre von Bruce Bethke "Cyberpunk" genannt wird - einem Wortkonstrukt aus Cybernetics und den in den 80er Jahren das Stadtbild prägenden Punks. Cyberpunks nennt er die Helden jener Romane. Die Welt hinter dem Bildschirm ist folglich der "Cyberspace".

      Doch bei aller Faszination für die ungeheuren Möglichkeiten, die der Cyberspace dem Menschen bietet, wird er, so wissen die SF-Autoren, beherrscht von der Elektronik und macht seinen User kontrollierbar und beherrschbar. Denn Wissen ist Macht. Und so geht es in den Romanen - und den Filmen, die danach gedreht werden - eher darum, dass Konzerne um Software für eben jenen Eintritt in den Cyberspace kämpfen und Hacker heiße Ware anbieten, die sie jenen Konzernen abjagen, denen die Menschen längst gehören. "Nicht mehr die Ideologie bestimmt unser Bewusstsein, sondern die Hard- und Software", schreibt der Autor David Brown in seinem 1997 bei Ullstein erschienenen Buch "Cyberdiktatur - Das Ende der Demokratie im Informationszeitalter".

      Schneller Datentransfer

      Mit der explosionsartigen Verbreitung des Internet Anfang der 90er Jahre, der wunderbaren Verfügbarkeit der Information jederzeit für jeden, also dem schnellen Datentransfer, bekommt auch die Idee des "Datenaustausches" von Mensch zu Mensch in der Science Ficiton-Literatur Relevanz. Als besonderes Meisterstück gilt "R.E.M" (1998) von Michael Marshall-Smith, der ein Los Angeles der Zukunft schildert, in dem es möglich ist, sich vorübergehend unliebsamer Erinnerungen zu entledigen. Sie werden einem per Computer entzogen und gegen gutes Geld fremden Leuten ins Hirn gespeichert, die ein bißchen Abenteuer erleben wollen.

      Auch heute schon bereichert das Netz das Leben all jener, die oft erst spät in der Nacht aufhören zu arbeiten, wenn die Stadt schon im tiefen Schlaf liegt. Es bietet soziale Räume, in denen sich Freunde treffen und "interagieren". Und erst die faszinierenden, rund um die Uhr stattfindenden Maskenbälle, die sich MUDs - Multi-User-Dungeons - nennen, und für die man sich eine ganz und gar fiktive Identität zulegen kann.

      Virtuelle Realität

      Das Leben verlagert sich in eine virtuelle Welt, die auch in der Science Fiction an Bedeutung gewinnt, in eine Welt, die machtvoller, ja sogar realistischer ist als die Realität selbst. Das Leben als Theater und Spektakel, nur eben im Internet. Als bedeutendstes Werk darf Tad Williams Zyklus "Otherland" (1998ff.) angesehen werden, in dem eine zukünftige Gralsbruderschaft mächtiger Wirtschaftsbosse sich anschickt, mittels virtueller Realität die Weltherrschaft zu erlangen. Dazu bedient sie sich der wehrlosesten Mitglieder unserer Gesellschaft, der Kinder, die nach Game Boy und Play Station längst der faszinierenden Mixtur aus Computerspiel und Virtual Reality verfallen sind.

      Betrachtet man die Zahl der lebendigen, elektronischen Subkulturen im Netz, die ständig wächst, dann ist ein Szenario wie das von Williams gar nicht mehr abwegig. Was fehlt, sind nur noch die ausgereiften Cyberhelme und Sensoren, die nicht nur die Augen, sondern auch die Sinne bedienen. Doch man darf sich sicher sein, dass auch hier die Wissenschaft schon bald die SF einholen wird.

      Was dann droht, ist offensichtlich und wird anschaulich in dem Film "Matrix" (1999) vorgeführt: Die finale Computer-Diktatur. Alle Menschen sind von übermächtigen Maschinen in Schlaf und mittels Interface in eine globale, künstliche Realität versetzt worden. Und damit schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Schreckensszenario.


      Marcel Feige lebt und arbeitet als Autor und freier Journalist in der Nähe von Köln. Buchpublikationen u.a.: Das Fantasy-Lexikon (Lexikon Imprint Verlag 2000) und "Science Fiction" (Rotbuch Verlag 2001).
      FAZ.NET
      Von Ulrich Siebert

      25. Okt. 2001 Nach dem Telefonbanking Ende der achtziger Jahre, dem Online- und Internet-Banking in den neunziger Jahren werden personalisierte Dienste über Computer und Mobilfunk die nächste Ära einleiten. Gewinner dürften jene Finanzdienstleister sein, die neben einer qualifizierten Online- und Offline-Beratung über einen schlagkräftigen Internet-Vertrieb verfügen.

      Im so genannten One-to-One-Banking wird dem einzelnen Privatkunden auf seine persönliche Belange abgestimmte Leistungen angeboten. Denkbar ist ein Rechenmodul zu Anlageprodukten, das unter Einbeziehung der Risikoneigung und des Steuersatzes beispielsweise individuelle Anlagegrenzen errechnet. Eine Unterscheidung des Leistungsangebots nach Kundengruppen wird voraussichtlich in zwei bis drei Jahren möglich sein.

      Neue Ära: One-to-One-Banking

      Denkbar sind aber auch Allfinanz-Marktplätze für Versicherungen und Investmentfonds beispielsweise, die unabhängige Produktvergleiche mit anschließendem Vertragsabschluss ermöglichen. So wird sich der Wettbewerb gerade in diesem Segment zwischen den etablierten Banken und den Finanzportalen verschärfen.

      Eine Filiale dürfte künftig kaum noch für Standard-Transaktionen aufgesucht werden. Hier wird die Beratung sicherlich im Vordergrund stehen. Allerdings kann das persönliche Beratungsgespräch durch Online-Beratungsmodule vorbereitet werden, was letztlich der Bank wieder Kostenvorteile bringt. Wie hoch diese Einsparungen sind, rechnen die Analysten von Booz, Allen & Hamilton vor: Ein persönlicher Besuch mit Standardtransaktionen kostet in der Bankfiliale noch rund einen Dollar. Hingegen fallen bei Transaktionen übers Internet nur noch 0,01 Dollar an. Mit Mobile Banking ließen sich die Transaktionskosten sogar um mehr als 90 Prozent reduzieren, von bisher 3,40 Mark auf rund 0,25 Mark für eine Standardtransaktion, heißt es bei der Unternehmensberatung Mummert + Partner. Allerdings sind die Investitionen für Mobile Banking gegenüber dem Internet um ein Vielfaches höher.

      Ein Mr. Robert für alle Fälle

      „Multi-Channel-Banking“ lautet die Formel, mit dem Banken den gestiegenen Ansprüchen vor allem ihrer Privatkunden gerecht werden wollen. So zeigt eine Umfrage der Analysten von Booz, Allen & Hamilton, dass 80 Prozent aller Kunden zukünftig verschiedene Wege zu ihrer Bank wünschen. Nur 10 Prozent wollen ausschließlich das Internet nutzen. Insgesamt wird sich auch der Vertriebsweg vom unabhängigen Vermittler und Vermögensberater im Außendienst zum Internet verschieben, wovon gerade die Großbanken profitieren dürften, zumal ihre Markennamen eine Orientierung im Internet darstellen. HSBC Trinkaus & Burkhardt schätzt daher, dass die Zahl der unabhängigen Finanzberater bis 2010 um 10 Prozent sinkt.

      So entsteht ein Zukunftsbild: Der Online-Kunde wickelt seine Bankgeschäfte auf einer für ihn maßgeschneiderten Oberfläche ab. Funktionen, News, Produkte etc., die nicht ins jeweilige Kundenprofil passen, werden ihm erst gar nicht angeboten. Statt dessen kann die moderne Bank über Software-Agenten (SmartBot) gezielt auf persönliche Lebensumstände und den daraus resultierenden Produktbedarf reagieren. Jeder Online-Kunde hätte dann neben seinem leiblichen auch seinen virtuellen Berater.

      Banken wieder Informationsmittler

      Ein Großteil der Investoren und Anleger haben sich vom Know-how der Banken emanzipiert und nutzen diese oft nur noch als Transaktionsbank, entweder online oder offline. Die mitunter vollständige Verfügbarkeit von Geschäftsberichten, Analysen, Rountables und Studien im Internet haben die Bank in ihrer Funktion als „Infomediär“ geschwächt.

      Doch wenn Unternehmen dazu übergehen sollten, in noch kürzeren, monatlichen, Zeitabständen online zu berichten, um den Bedarf des Kapitalmarktes an zeitnahen Informationen gerecht zu werden, dann dürften halbprofessionelle Anleger möglicherweise den Überblick verlieren. Profiteure dieser nächsten Informationslawine wären dann wieder Banken und Finanzportale, die relevante Informationen filtern, Kunden gerecht aufarbeiten und beispielsweise in personalisierten Newsletter verschicken.

      Rechtliche Hemmschuhe

      Ein großer Hemmschuh für die Zukunftsbank mit einer breiten Produktpalette sind rechtliche Rahmenbedingungen. Zwar ist die elektronische Signatur als händische Unterschrift im Zivilrecht anerkannt. Doch Bürgschaftsverträge und Verbraucherkreditverträge in elektronischer Form sind ausgeschlossen. Ein weiteres Problem ist es, im globalisierten Bankgeschäft grenzüberschreitende Angebote rechtssicher zu gestalten.

      Ganz ohne Bankschalter geht es nicht

      Auch könnte der Online-Vertriebskanal (Fernabsatz) gegenüber herkömmlichen Geschäftsformen rechtlich benachteiligt sein, wenn die Europäische Kommission daran festhält, dass online geschlossene Verträge binnen zwei Wochen einseitig vom Kunden gekündigt werden können. Produkte wie kurzfristige Termineinlagen wären dann online nicht möglich. Außerdem wäre der große Vorteil im elektronischen Bankverkehr - Verträge zeitnah über weite Entfernungen zu schließen - durch das Widerrufsrecht der Verbraucher unterwandert, heißt es im Bundesverband deutscher Banken.

      Eines ist jedoch sicher: Gänzlich ohne Bankschalter wird die Bank der Zukunft nicht funktionieren. Die Konvergenz von Online- und Offline-Welt dürfte auch in der Finanzwelt den Zukunftstrend angeben.

      -----------------------------

      Hatte hier eine kleine lila Pause.
      Ich denke, die Beiträge sind diskussionswürdig. Was meint Ihr?
      Gruß


      ANDY DER AECHTE

      alias
      KA111 aus dem www.Stock-channel.net
      Avatar
      schrieb am 05.11.01 13:00:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Unser Ralph, erstes Pferd im Stall hat eben zu " Mein Blick in die Zukunft....... Bonds, Rezession, Aufschwung !" ein bemerkenswertes Posting geschrieben.

      Hier eine Leseprobe.Gleich vorweg "Sorry, für dieses ellenlange Posting, aber solche Zusammenhänge kriege ihc nicht in zwei Zeilen gebacken !" .... danke

      Hallo Leute,

      vor gut einer Woche habe ich ein Posting verfasst, wonach ich die Aktion des US-Schatzamtes, die Emission von 30-jährigen Anleihen einzustellen, als einen phänomenal-genialen Schachzug eingeordnet habe.

      Link: US-Schatzamt ..... ein genialer Schachzug

      Teilweise habe ich schon gesagt, wieso es m.E. eine klasse Aktion war ..... heute will ich aber noch etwas konkreter und genauer auf die daraus zu erwartenden Konsequenzen eingehen (vorweg: ..... es macht mich fast "bullish" !

      Wer bisher in Rentenfonds (mit einem hohen Anteil von langlufenden US-Anleihen) investiert hat, der wird sich über eine sehr hohe Rendite freuen dürfen. Ein Grossteil dieser wurde am vergangenen 31.10.2001 (dem Tag "Halloween") erzielt, als nämlich das US-Treasury bekanntgab, dass man keine 30-jährigen Anleihen mehr anbieten werde.

      Wie schon im obigen Posting beschrieben, ist dieser Schritt für mich weitragender als viele dies bisher erkennen können. Dieser Schritt macht mich fast "bullish".

      Ich will jetzt mal einen Blick hinter die Kulissen wagen, um zu sehen, wer die Triebfeder war und was sie bewirken kann/wird.

      1) Die Fed hat neun Mal die Kurzfristzinsen (nur darauf hat sie unmittelbaren Einfluss) gesenkt; weitere zwei bis drei können/werden noch kommen. Aber das Problem dabei ist, dass die Langfristzinsen nicht sehr weit nach unten gekommen sind ...... aber es sind just diese Zinsen, die wirklich einen Unterschied machen werden/können ..... die Langfristzinsen beeinflussen die Unternehmen in ihren Finanzierungsaktivitäten und helfen eine Wirtschaftserholung herbeizuführen ! Greenspan kann einer Menge Unternehmen mit der Profitabilität helfen, wenn er es schafft, die "langen Zinsen" nach unten zu schleusen.

      2) Greenspan kann nicht glücklich sein, wenn er sich den Zustand der US-Wirtschaft betrachtet, denn diese ist in einem ernsten Zustand .... von seinem Status eines "Financial Wizard" nicht zu sprechen.

      3) Dann gibt es da noch Peter Fisher (der frühere Vizepräsident der N.Y. Federal Reserve). Dieser war 1998 massgeblich an der Rettung des LTCM-Fonds beteiligt. Dieser war es, der bekanntgab, dass die 30-jährige eingestellt wird.

      4) Die Immobilienpreise sind den zweiten Monat hintereinander relativ stark gefallen, irgendwo um die 6%, was sehr bedeutend ist. In Verbindung mit einem Verbrauchervertrauen von um die 85 ist dies zu sehen. Im Grossen und Ganzen ist dies nicht schlecht, denn man bewegt sich auf keinen Fall nahe von irgendwelchen historischen Tiefsständen ..... wenn man aber sieht, wo man herkommt, dann ist es schon schlecht. Die Realität ist, dass das Verbrauchervertrauen nicht so schlecht ist, denn als Land sind die USA immer noch optimistisch. Wer aber mal mal die Relationen der verschiedenen Grössen ..............

      Zur Fortsetzung - es lohnt - klickt Ihr

      www.Stock-channel.net an.

      Auch unser "Trade alert" ist nicht ganz von Pappe.

      Informatorischer Hinweis oder Werbung? Klar doch, Werbung mit Content. Tu Gut und rede darüber.

      Gruß
      ANDY DER AECHTE
      alias
      KA111


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      QUO VADIS INTERNET.? . FAZ-DOSSIER. Der Wahnsinn!!!