checkAd

    Wie die Russen darüber berichten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.10.02 13:53:53 von
    neuester Beitrag 24.10.02 21:38:35 von
    Beiträge: 13
    ID: 650.981
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 667
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 13:53:53
      Beitrag Nr. 1 ()
      Da ich das staatliche russische Fernsehen emfange, ist es sehr interessant, die dortige Berichterstattung über die Geiselnahme zu verfolgen. Zunächst einmal wurde heruntergespielt. Die hübsche Moderatorin gestern Abend gab sich fröhlich, als berichte sie von einem Sportereignis. Dies in der Nachrichtensendung, danach der Spielfilm, keine Sondersendung.

      Auch heute lediglich Berichte in den üblichen Nachrichtensendungen, ansonsten jagt man amerikanische Spione, verklärt die Kuba-Krise zu einem Sieg Chruschtschows und sendet Trallala-Filme. Kein Laufband, keine Programmänderungen.

      In den Beiträgen vermeidet man sehr, über die Ziele der Terroristen zu berichten. Es darf keinen Freiheitskampf der Tschetschenen geben, das müssen islamische Terroristen sein, wie sie in Indonesien zugeschlagen haben. Putin behauptete sofort, die Drahtzieher säßen im Ausland. Die Heimat ist rein, das Ausland ist bös - so sahen es die Kommunisten immer. Das hochgegangene U-Boot war ja auch von einem ausländischen U-Boot gerammt worden - behauptete man fast ein Jahr lang.

      Wie üblich bei Kommunisten müssen Erklärungen her. Zunächst distanzierte sich die Tschetschenische Regierung von ihren Landsleuten. Man muss wissen, dass diese Leute im Land als Kollaborateure gelten und keine Anerkennung genießen. Einen "Aufruf des tschetschenischen Volkes" an die Attentäter zeigte man aber nur einmal, das war den Machern wohl doch zu lächerlich. Eine tschetschenische Volksgruppe vom Don erklärte ihren Protest gegen die Terroristen, ebenso der Chef des "Südlichen Bundeslandes".

      Der Staat ist ohnmächtig und kann nur mit Drohgebärden reagieren. So hat man alle Zufahrtstraßen nach Moskau gesperrt und kontrolliert jedes Fahrzeug. Die gewohnt russische Art der Problemlösung - ohne Rücksicht auf Verluste reinhauen - klappt diesmal nicht, da westliche Fernsehstationen vor Ort sind, fernerhin befinden sich auch Angehörige der herrschenden Clique unter den Geiseln. Deren Familien fordern vehement eine friedliche Lösung.

      Dies erhofft die ganze Welt, aber ob der russische Bär mit einem Geheimdienstoffizier als Chef das zustande bringt, bleibt offen. Hier wurde nicht jwd ein Krankenhaus besetzt, wo die Opferzahl uninteressant ist. Dass ein russischer 11. September nicht daraus entsteht, liegt voll in Putins Hand.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 13:56:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      ein Realitätsverständnis
      wie in der SPD
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:01:03
      Beitrag Nr. 3 ()
      Realisti du bist ein solcher Spacken......
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:04:01
      Beitrag Nr. 4 ()
      Deswegen ist die freie Presse das freie Netz www auch so wichtig !

      Die Schafe blöken wieder auch hier im Forum :(

      Danke Tim 01 für diese kurze Zusammenfassung ;)

      Die Giftnüsse für die Presse zeigen schon wieder Wirkung !
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:07:52
      Beitrag Nr. 5 ()
      @tim:

      Gutes und interessantes Posting. Danke.

      Wir übersehen mangels Einblick oft, wie weit Russland noch von einer Demokratie und einem Rechtsstaat entfernt ist. Unter Putin (der übrigens in Deutschland immer erheblich freundlicher empfangen wird als bspw. Bush) entwickeln sich die Dinge wohl eher in die falsche Richtung.

      Nur zwei Anmerkungen:
      Ich würde hier nicht gerade von "Freiheitskämpfern" sprechen, denn dafür kämpfen die heiligen Krieger sicherlich nicht. Sie kämpfen für die Unabhängigkeit Tschetscheniens, nicht für die Freiheit. Oder erwartest Du nach deren Sieg die Errichtung einer Demokratie?

      Und zweitens: Ich möchte jetzt nicht in Putins Haut stecken. Was soll er machen? Nachgeben und damit einen Präzedenzfall schaffen? Oder hart bleiben und den Tod hunderter Menschen riskieren?
      Nachgeben und völlige Härte scheiden wohl beides aus. Also wird man sich hoffentlich auf einen Kompromiss, auf Zugeständnisse einigen können. Bleibt abzuwarten, ob die heiligen Krieger dazu bereit sind oder ob sie lieber die Zivilisten im Theater abschlachten.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1835EUR -1,61 %
      Einer von wenigen in einer elitären Gruppe!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:15:27
      Beitrag Nr. 6 ()
      Gut gesprochen Rainer
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:17:51
      Beitrag Nr. 7 ()
      Was die Wahl ihrer Mittel angeht, sind das Terroristen.
      Unabhängig davon, ob sie in der Sache im Recht sind.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:37:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      hallo,

      bevor Ihr hier von "heiligen Kriegern" sprecht, solltet Ihr Euch darüber informieren, worum es in Tscheschenien geht. Da stehen sich NICHT die islamischen Fundamentalisten und die gottlosen Kommunisten gegenüber, sondern es geht um das Erdöl, das man vorort schon findet, wenn man einen 4 m tiefen Brunnen gräbt.

      Ich kenne persönlich eine tschetschenische Familie, die im 1. Krieg, der bei uns noch durch die Medien ging, 1996 nach Deutschland geflüchtet ist und die mir viel erzählt hat, z.B. darüber, wie man monatelang im keller lebt, während oben die Panzer schiessen, wie russische Soldaten tagtäglich Papiere kontrollieren und dabei nach Gutdünken Frauen und Kinder zusammen schlagen, wie russische Panzer aus Spass über zivile Autos rollen, in denen Menschen sitzen usw. usw...

      Über den darauffolgenden Krieg, der noch viel schlimmer sein soll als der 1., wird bei uns in den Medien nicht mehr berichtet, das ist alt und abgedroschen, das interessiert keinen mehr.

      Denke ich an die Geschichten, die mir meine Nachbarn erzählt haben, ist das, was dort passiert, Völkermord und alles nur dafür, um an das Öl und andere Bodenschätze wie z.B. Gold zu kommen.

      Ich persönlich hoffe, dass diese Geiselnahme unblutig ausgeht (2 Menschen sind tot) und Putin seine Vorgehensweise wegen der Anwesenheit westlicher Medien mässigen muss.

      Grüsse kami
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:38:19
      Beitrag Nr. 9 ()
      rainer,

      Unter Putin (der übrigens in Deutschland immer erheblich freundlicher empfangen wird als bspw. Bush) entwickeln sich die Dinge wohl eher in die falsche Richtung.

      ich würde es mal so formulieren: wenn der´s nicht schafft dann keiner!

      nüchtern betrachtet ist dieses land unregierbar. pleitergeier und zerfall soweit das auge das reicht.

      dfinitiv nur mit harter hand und vielen faulen kompromissen überhaupt am leben zu erhalten.

      den kleinen leuten geht´s dreckiger als je zuvor in friedenszeiten. was sie gewonnen haben ist die freiheit, vor unhaltbaren zuständen davonzulaufen. eigentlich auch nicht das, was man unter freiheit so verstehen mag.

      das bischen wirtschaft das dort läuft ist mafia pur. die meisten politiker sind deren statthalter, einige sind selbst die grössten. daneben alte kader, militärs etc. ppp., korruption, intrigen wohin man schaut.

      in der gemengelage ist für einen staatschef am leben bleiben schon fast ne leistung und alles drüber hinausgehende staatskunst.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 14:58:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      @ kami, # 8:

      Empfehlung:

      Nimm den Mann "an der Hand", such Dir eine wichitge regionale Zeitung aus, dazu einen passenden Journalisten und erzählt im das.

      Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß das momentan ein sehr interessantes Thema ist. Danach Leserbriefe abwarten, Initative gründen, Wahlkreis-MdB einbinden und die ganze Angelegenheit über den MdB an die Regierung herantragen.

      Vorteil dieses Weges:

      Die "tschetschenischen Sauereien" (gilt für beide Seiten) rücken wieder mehr ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, der Weg über den MdB verpflichtet diesen, tatsächlich mit der Regierung zu sprechen und Euch mitzuteilen, wie die Regierung auf Eure Informationen reagiert. Gleichzeitig stellt ihr das "Gewicht" Eures Abgeordneten fest.

      Auf jeden Fall: Die Erlebnisse des Tschetschenen müssen an die Öffentlichkeit.

      SFK
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 17:40:33
      Beitrag Nr. 11 ()
      @tim01, #1

      Vielleicht ist es auch ganz gut, dass die Typen drinnen nicht haargenau und live mitgekommen, was die Polizei draußen so alles tut!
      In so `nem Theater dürfte der ein oder andere Fernseher zu finden sein.

      Gruß
      slo

      PS: Deiner Kritik kann ich mich allerdings anschließen.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 21:31:33
      Beitrag Nr. 12 ()
      Gefährlich: Putin, der in dem von ihm kontrollierten 1.Programm täglich gezeigt wird, macht einen völlig unveränderten Eindruck, Keine Spur von Anspannung, als sei er sich vollig sicher, dass es eh` nur einen Lösungsweg gibt.

      Ansonsten einige interessante Dinge in den Abendnachrichten. Zwei Mädchen sind aus dem 1. Stock gesprungen und entkommen, das Fernsehen zeigte ihre Flucht. Unsere Sender haben die Bilder nicht übernommen.
      Dann die geforderten Verurteilungen des Terrorismus, diesmal vom Obermufti Russlands und vom Rat der Muftis, der sogar bei Putin am Tisch sitzen durfte, von Chef der tschetschenischen Partei "Einheit Russlands" und vom Präsidenten Tatarstans, der die Bedeutung Russlands beschwor. Mit Sicherheit folgen morgen weitere Satellitenstaaten. In Tschetschenien fand eine Kundgebung der Regierung gegen den Terrorismus statt, aber kaum einer ging hin. Wenn Russland sonst über Tschetschenien berichtet, sieht man gewöhnlich nur wohlgenährte, gut ausgerüstete Soldaten und vom Leben des Landes. Die kleine Kundgebung war was Neues.

      Hinsichtlich der Ausländer unter den Geiseln brachte man folgende Zahlen - die der Deutschen deckt sich nicht mit den Drei in den deutschen Medien:
      2 Australier, 3 Österreicher, 4 Armenier,5 Aserbaidshaner, 1 Bulgare, 3 Briten, 7 Dänen, 3 Georgier, 7 Deutsche, 1 Kanadier, 3 Letten, 2 Holländer, 4 Amerikaner, 23 Ukrainer, 2 Schweizer, 2 Jugoslawen, 3 Türken.
      Wenn die 3 Amerikaner wirklich dabei sind, hat Bush ein Problem. Tschetschenien ist für die Großmächte völlig uninteressant, sie lassen Putins Söldner dort wüten und Menschenrechte verletzen, ohne dass der Hauch eines Protestes erfolgt. Tagsüber holen sich die Russen Zivilisten, nachts holen sich die Freischärler russische Soldaten. Für Amerikaner setzen sich die USA in der Regel aber mit allen Mitteln ein.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 21:38:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      Entschuldigung, es musste heißen "...und nichts vom Leben des Landes" (vor allem keine Ruinen, keine Einheimischen)


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Wie die Russen darüber berichten