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    Wenn es um Juden geht wird immer noch überreagiert - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.11.03 19:59:17 von
    neuester Beitrag 09.11.03 18:36:59 von
    Beiträge: 20
    ID: 791.814
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      schrieb am 02.11.03 19:59:17
      Beitrag Nr. 1 ()
      ANTISEMITISMUS-AFFÄRE

      CDU-Politiker Hohmann soll Posten verlieren

      Nach dem Willen von CDU-Chefin Angela Merkel soll der hessische Abgeordnete Martin Hohmann künftig nicht mehr als Berichterstatter im Bundestags-Innenausschuss auftreten. Einige Unions-Kollegen und der Zentralrat der Juden forderten nach Hohmanns antisemitischen Äußerungen zusätzlich dessen Ausschluss aus der Fraktion.


      DPA

      CDU-Rechtsaußen Hohmann: "Es war nicht meine Absicht"


      Berlin - Merkel wolle Hohmann den Posten als Berichterstatter im Innenausschuss für die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter entziehen, hieß es am Sonntag in Unions-Kreisen. Darüber hinaus gebe es derzeit jedoch keine Festlegungen, sagte eine Fraktionssprecherin am Sonntag in Berlin.
      Merkel unterstützt damit die strikte Auffassung ihres Fraktionsvize Wolfgang Bosbach. Dieser hatte der "Bild am Sonntag" gesagt: "Ganz gleich, wie sich Martin Hohmann äußert: Diese Position (als Berichterstatter) muss er sofort aufgeben. Wenn er weiter so stur bleibt, dann muss er mit weiteren Konsequenzen rechnen. Dann schließt er sich selbst aus der Fraktionsgemeinschaft aus."

      Ein Sprecher des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch sagte am Sonntag, dieser habe Hohmann bei einem Telefonat sehr deutlich gemacht, dass er seine Äußerungen für unakzeptabel halte und missbillige. "Er hat ihn dringend aufgefordert, sich zu entschuldigen und ihm alle möglichen Konsequenzen vor Augen geführt, wenn er dies nicht tut." Daraufhin erklärte Hohmann: "Es war nicht meine Absicht, die Einzigartigkeit des Holocausts zu leugnen. Es war nicht meine Absicht, die Juden als Tätervolk zu bezeichnen. Wenn gleichwohl ein anderer Eindruck entstanden ist, entschuldige ich mich dafür ganz ausdrücklich und bedauere es, wenn ich dadurch Gefühle verletzt habe."

      Der CDU-Abgeordnete Uwe Schummer forderte dennoch den Ausschluss Hohmanns. "Wenn das Hohmanns Denke ist, hat er weder in der CDU noch in der Unionsfraktion etwas zu suchen", sagte Schummer dem "Kölner Stadt- Anzeiger". Seine Fraktionskollegin Ursula Heinen sagte der Zeitung: "Die Rede war klar antisemitisch. Ich habe Probleme, mit so jemandem in einer Fraktion zu sitzen." Das CDU-Präsidiumsmitglied Hermann-Josef Arentz und der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz forderten ein Parteiordnungsverfahren gegen Hohmann.

      Auch in anderen Parteien verstummte die Kritik nach Hohmanns Entschuldigung nicht. Volker Beck, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, blieb bei seiner Forderung, dass sich die CDU von ihrem Abgeordneten trennen müsse. Er forderte von Hohmann, sich für den gesamten Inhalt der Rede zu entschuldigen. Die Gleichsetzung von "Bolschewiken" und Juden - Standard-Stereotyp der nationalsozialistischen Propaganda - stehe immer noch im Raum. Hinzu komme, dass Hohmann mehrfach durch Minderheitenfeindlichkeiten und extremen Nationalismus aufgefallen sei. "Er hat kaum Gelegenheiten ausgelassen, andere zu diffamieren."

      Der Zentralrat der Juden forderte ebenfalls einen Ausschluss Hohmanns aus der CDU-CSU-Fraktion. Nach eigenen Angaben wird überdiese eine eine Klage wegen Volksverhetzung geprüft. Auch wenn Hohmann seine Äußerungen über Juden relativiert habe, könne von einer ernst zu nehmenden Entschuldigung keine Rede sein, hieß es in einer Mitteilung des Zentralrats.

      Vor seiner Entschuldigung hatte Hohmann seine Äußerungen über die Juden als "Tätervolk" mehrfach verteidigt. "Ich bin bei der Wahrheit geblieben", sagte er noch am Samstag der "Fuldaer Zeitung". Er habe in der Rede "genau das Gegenteil" von dem ausgeführt, was ihm vorgeworfen werde.

      Hohmann hatte bei seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in seinem Heimatort Neuhof bei Fulda gesagt, vor allem jüdisch-stämmige Bolschewisten seien für die Verbrechen während der kommunistischen Revolution in Russland verantwortlich. "Juden waren in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als Tätervolk bezeichnen."

      Gruss
      Trader13
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 20:13:22
      Beitrag Nr. 2 ()
      Trader13,

      lies erst mal Hohmanns Rede. Die ist genauso antisemitisch
      wie der Möllemann-Flyer.

      Aber der Zentralrat fordert. Und Angela spurt. Man hat die
      Imageverluste der FDP bei der Auseinandersetzung Möllemann
      ./. Friedmann nicht vergessen.

      Das Möllemann-Syndrom greift!

      Gleiches kann die CDU jetzt nicht gebrauchen. Zumal die
      Berichterstattung sich genauso "objektiv" entwickelt wie bei
      Mölle.

      Antisemitische Äusserungen werden einfach als Tatsache in
      den Raum gestellt. Wie damals. Es wird ein Satz aus der
      Rede herausgegriffen, der im Zusammenhang eine ganz andere
      Bedeutung bekommt.

      Aber da Angela schlau genug ist zu wissen, daß sich kaum
      jemand die Mühe machen wird Hohmanns Rede durchzulesen,
      folglich der Antisemitismus-Vorwurf auf breiter Basis kri-
      tiklos übernommen wird, bringt sie eben ihr Bauernopfer.

      Wer ist schon Hohmann?

      Hauptsache Ruhe. Und zwar schnell!


      p.s.
      Ich hoffe, Spiegel macht seine Drohung wahr und verklagt Hohmann.
      Tut der aber nicht! Weil der die Rede nämlich gelesen hat.
      Und genau weiß, das eine Klage keinerlei Aussicht auf Erfolg
      haben würde. - Wetten?
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 20:14:44
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich stimme Dir zu, dass in diesem Fall überreagiert wird.
      Auf der anderen Seite finde ich es richtig ihm diesen einen Posten - Berichterstatter im Innenausschuss für die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter - zu entziehen.
      Gerade für diesen Posten ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Dies scheint Herr Hohmann leidern nicht zu haben.

      Gruß
      Kniebeisser
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 20:22:58
      Beitrag Nr. 4 ()
      Heute ist doch Paolo Pinkel bei der Chrstiansen. Mal neugierig ob er auch bei Ihr aussprechen darf, und ob er sich dazu äußert.
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 20:23:59
      Beitrag Nr. 5 ()
      kniebeisser,

      das kann man auch anders sehen. Fingerspitzengefühl ist
      sicher eine nützliche Eigenschaft.

      Wenn sie aber so weit gehen muß, daß ein deutscher Parlamentarier,
      der ja nur seinem Gewissen verpflichtet ist, nicht mehr
      sagen darf was er denkt, sobald die deutsche Vergangenheit
      ins Spiel kommt, dann finde ich das äusserst bedenklich.

      Oder findest du es o.k., das inzwischen offensichtlich der
      Zentralrat entscheidet, wer in einem politischen Amt verbleibt
      und wer nicht? Ist doch eigentlich die Aufgabe der Parteien.

      Dachte ich früher mal.

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      Avatar
      schrieb am 02.11.03 20:48:34
      Beitrag Nr. 6 ()
      @goldless,

      auch bei Möllemann wurde damals überreagiertund
      die FDP hat sich entgültig als überflüssig erwiesen .Daß sich Friedmann erledigt hat mit dem kann ich gut leben.
      Wenn man bei uns mal die Jüngeren (unter 50jahre) so fragt verstehen sie das Thema Antisemetismus und wie damit bei uns umgegangen wird so und so nicht.

      Gruss
      Trader13
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 21:44:54
      Beitrag Nr. 7 ()
      Habe sein neues Buch gerade gekauft.

      Paolo Pinkel, "Das schmutzige Geschäft mit den Frauen aus dem Osten".

      Wirklich erschütternd. Kommt gleich neben seine Werke: "Selbstbewußt SEIN mit Kokain" und "Der Faire ist der Dumme, Totschlagargumente für den Alltag".

      :D
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 21:48:54
      Beitrag Nr. 8 ()
      ich werde gleich einen akt von Masochismus begehen und ARD kucken

      ach herrlich dann zieh ich mir ein paar lines und f***e ein paar osteuropäische zur Prostitution gezwungene Frauen

      wohlwissend

      Ich verdiene eine 2te Chance aber auch nur ich

      ich bin nämlich eine Moralische Instanz
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 22:19:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      @ goldless : #2

      Möllemann-Flyer antisemitisch :laugh: :laugh: :laugh:

      Guter Witz !!!!!!!!!! Oder eher schlechter ?????????

      Scheint mir, dass du den Flyer nie gelesen hast und wenn doch, dann hast Du ihn nicht verstanden :D
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 22:26:19
      Beitrag Nr. 10 ()
      die_null,

      du hast meinen Beitrag offensichtlich gar nicht verstanden.

      Wenn ich geschrieben habe, die Hohmann-Rede sei genauso
      antisemitisch wie der Möllemann-Flyer, dann meine ich damit,
      daß der Möllemann-Flyer, den ich übrigens sehr gut kenne,
      natürlich nicht antisemitisch ist, und damit die Hohmann-Rede
      auch nicht.

      Jetzt verstanden?
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 22:30:49
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hallo hajo_schnaps,

      gerade präsentiert er bei Sabine sein neuestes Werk.

      "Selbstverständlichkeiten als politische Reform
      publikumswirksam servieren"

      Wird sich gut verkaufen.
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 22:38:33
      Beitrag Nr. 12 ()
      Hat der aber fast wortgleich vom Schröder abgeschrieben. :laugh:

      Ich tu mir das bei der Christiansen nicht an, lese lieber das Buch was ich eben gekauft habe.
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 23:37:08
      Beitrag Nr. 13 ()
      @goldless (#5)

      Ich glaube Du hast mich da ein bisschen missverstanden.
      Ich finde, dass Herr Hohmann als Berichterstatter über die Entschädigungsfrage der NS-Zwangsarbeiter deplaziert ist.

      Gegen andere Posten bestehen insofern keinerlei Bedenken.

      Dass die CDU den Forderungen des Zentralrats nicht zwangsläufig folgen soll, ist eine Selbstverständlichkeit.

      Gruß
      Kniebeisser
      Avatar
      schrieb am 02.11.03 23:46:45
      Beitrag Nr. 14 ()
      kniebeisser,

      ich bin jetzt ein wenig überfordert.

      Ich dachte, die Entschädigung der Zwangsarbeiter wäre
      längst verhackstückt.

      Was gibt es denn da noch zu berichten?
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 08:53:10
      Beitrag Nr. 15 ()
      Sag einmal was gegen den Staat Israel und du wirst auf das Übelste beschimpft und diffamiert.

      Nimm als Jude Koks und laß ein paar (minderjährige) Nutten einfliegen und du bist nach 6 Monaten wieder rehabilitiert.

      Etwas stimmt doch da nicht.
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 09:56:55
      Beitrag Nr. 16 ()
      Jarrod,


      gehen wir mal davon aus, dass die Mädels volljährig waren.

      Aber goldless hat in #2 die Sache auf den Punkt gebracht.

      Es wird einer Diskussion ausgewichen und ein Urteil gefällt.
      Vor dem Hintergrund des drängenden Entscheidungsbedarfs zu wesentlichen Zukunftsfragen unseres Gemeinwesens ein Zeugnis des Jammers.


      maeusefaenger :D :D
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 16:08:01
      Beitrag Nr. 17 ()
      ftd.de, Mo, 3.11.2003, 12:56, aktualisiert: Mo, 3.11.2003, 14:52
      Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen Hohmann

      In der Antisemitismus-Affäre um den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann hat die Staatsanwaltschaft Fulda Vorermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet. Hohmann distanzierte sich schriftlich von seinen Äußerungen.










      Martin Hohmann


      Wie die Anklagebehörde am Montag mitteilte, hat eine Privatperson aus Bonn den 55-jährigen Hohmann wegen Volksverhetzung, Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener angezeigt. Vor der Einleitung eines formellen Ermittlungsverfahrens schützt Hohmann derzeit noch seine Immunität als Parlamentarier. Bei einer Verurteilung würde Volksverhetzung mit Geldstrafe oder einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet. Zuvor hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland angekündigt, eine Anzeige gegen Hohmann zu prüfen.

      Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Harry Wilke, sagte, die Ermittler würden zunächst einmal den Text von Hohmanns umstrittener Rede auf einen Anfangsverdacht hin prüfen. Danach werde entschieden, ob ein formelles Verfahren gegen den CDU-Politiker eingeleitet werde.


      Welle der Empörung

      Hohmann hatte am 3. Oktober laut Redetext gesagt, die Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit habe in Deutschland ein zu großes Gewicht und die Deutschen würden generell zum "Tätervolk" gemacht. Vor diesem Hintergrund müsse er die Frage stellen, ob es auch beim jüdischen Volk, das nur in der Rolle des Opfers wahrgenommen werde, eine dunkle Seite gebe. Jüdisch-stämmige Kommunisten seien für Verbrechen während der Oktoberrevolution in Russland verantwortlich. Juden seien in großer Anzahl in der Führungsebene und in Erschießungskommandos des kommunistischen Geheimdienstes aktiv gewesen. "Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als `Tätervolk` bezeichnen."


      Diese Aussagen hatten nach ihrem Bekanntwerden in der vergangenen Woche eine Welle der Empörung ausgelöst. Merkel hatte sich von Hohmanns Aussagen distanziert, die von der Bundesregierung, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und dem Zentralrat der Juden scharf verurteilt wurden. Hohmann hatte sich am Samstag dafür entschuldigt, mit seinen Aussagen einen falschen Eindruck seiner Position vermittelt und Gefühle verletzt zu haben. Zuvor hatte er eine Distanzierung von seiner Rede abgelehnt.


      Rüge von der CDU-Führung


      Mit dem Fall Hohmann befassten sich am Montag auch die führenden Gremien der CDU in Berlin. Die CDU-Führung distanzierte sich mit einer Rüge von dem Bundestagsabgeordneten. Hohmann akzeptierte die Rüge der Bundespartei. "Ich distanziere mich von den umstrittenen Passagen dieser Rede", sagte Hohmann schriftlich in einer Presseerklärung. Er fügte hinzu: "Ich habe mich bereits öffentlich entschuldigt." Hohmann machte deutlich, dass er weitere Erklärungen nicht mehr abgeben werde.


      Der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff hatte vor Beginn der Beratungen gesagt, er erwarte, dass Hohmann in der Fraktion eine "glasklare Distanzierung" abgebe. "Sonst ist er in der Fraktion nicht tragbar", sagte der CDU-Politiker. Auch der Bundestags-Innenausschuss beschäftigt sich mit Hohmann. Das Gremium, dessen Mitglied Hohmann ist, kommt am Mittwoch zu seiner nächsten Sitzung zusammen.


      Hohmann hatte sich für seine Äußerungen über die Rolle der Juden bei der russischen Revolution nach langem Zögern am Samstag doch noch entschuldigt. Nach Angaben einer CDU/CSU-Fraktionssprecherin unterstützt Parteichefin Angela Merkel die Forderung von Fraktionsvize Wolfgang Bosbach, dass Hohmann seine Funktion als Berichterstatter der Union im Innenausschuss für die Entschädigung der Zwangsarbeiter unter der NS-Diktatur aufgeben müsse.

      Gruss
      Trader13
      Avatar
      schrieb am 09.11.03 18:23:12
      Beitrag Nr. 18 ()
      JUDEN

      Lieber Täter als Opfer

      Der Fall Martin Hohmann und das vergebliche Bemühen, Antisemitismus durch Aufklärung bekämpfen zu wollen. Von Henryk M. Broder


      AP

      Polit-Besuch in Jad Waschem: Sinnfreie Rituale


      Anfang der zwanziger Jahre erschien im Berliner Philo-Verlag ein kleines Buch als Loseblattsammlung in einem kartonierten Schuber: Der "Anti-Anti; Tatsachen zur Judenfrage", herausgegeben vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e. V.
      In 78 alphabetisch angeordneten Kapiteln wurden die damals populärsten Ansichten über die Juden erörtert und als Vorurteile entlarvt. Das erste beschäftigte sich mit dem "Antisemitismus" ("Der Jude als Sündenbock"), das letzte mit der Kampfparole "Zersetzendes Judentum".

      Dazwischen ging es um Fragen wie "Bolschewismus - Juden und Sowjetrußland", "Kapital - schaffendes und raffendes" und "Nietzsche und die Juden". Erfüllt von dem Glauben, man könne antisemitische Propaganda faktisch widerlegen, erörterten die Herausgeber des "Anti-Anti" sogar die absurdesten antisemitischen Wahnvorstellungen wie die Ritualmordlegende: "Das Unsinnige dieser Beschuldigung liegt darin, dass gerade den Juden von alters her durch ihre Religionsgesetze jeglicher Blutgenuss, selbst der des Tierblutes, auf das Allerstrengste verboten ist!"

      Der "Anti-Anti" erlebte sieben Auflagen, die letzte erschien 1933. Rückblickend weiß man, wie erfolgreich das Bemühen war, antisemitische Ansichten durch Argumente aus der Welt zu schaffen. Ähnlich effektiv ist nur noch der Versuch, Raucher von der Schädlichkeit des Tabakkonsums zu überzeugen.

      Kürzlich ist das neue Buch von Paul Spiegel erschienen: "Was ist koscher? Jüdischer Glaube - jüdisches Leben".

      Über 70 Jahre nach dem "Anti-Anti" unternimmt nun auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland den Versuch, Nichtjuden das Judentum zu erklären. Spiegel, ein lieber und gemütlicher Rheinländer, der stolz darauf ist, dass sein Vater Schützenkönig im heimischen Warendorf war, hat in einem Interview mit "Bild" gesagt, dass "die meisten nichtjüdischen Menschen ... wenig darüber wissen, was die Bräuche" der Juden bedeuten. Deshalb gebe es "so viele Vorurteile gegenüber Juden".

      Auch Spiegel ist also der Meinung, Vorurteile seien eine Folge unzureichenden Wissens, man müsse diesem Mangel nur fleißig abhelfen, um Vorurteile zu beseitigen. Er hat den "Anti-Anti" vermutlich nie in der Hand gehabt. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, dass es ihn gab, sonst hätte er sein Buch nicht geschrieben.

      Er kennt wohl auch nicht die vielen Bücher, die im Laufe der letzten 50 Jahre geschrieben wurden, in denen sich Juden an Nichtjuden wenden, um ihnen zu erklären, wie das Judentum funktioniert und wie die Juden sind. Dass es nicht nur kleine Juden mit dunklen Augen und krummen Nasen gibt (Spiegel in "Bild": "So werden wir seit Jahrhunderten von Antisemiten dargestellt"), sondern auch blonde und große. Spiegels Buch ist ordentlich geschrieben, und es steht nichts Falsches drin. Es ist nur vollkommen überflüssig - wie alle Bücher, die mit Vorurteilen aufräumen wollen.

      Es ist nämlich ein Vorurteil, anzunehmen, dass Vorurteile mit Informationen bekämpft werden können. Wäre es so, dürfte es keine Vorurteile mehr geben - nicht in der Informationsgesellschaft, in der jeder Mann und jede Frau jederzeit jede Information abrufen kann.

      Was den Antisemitismus angeht, verhält es sich sogar umgekehrt. Viele Antisemiten wissen über Juden Bescheid, sie können mühelos die lange Reihe jüdischer "Asphaltliteraten" und Nobelpreisträger aufsagen, sie wissen, wer Halb- und wer Vierteljude war, wer einen Juden oder eine Jüdin geheiratet hat und wer zum Christentum konvertiert ist, um dem Judentum und dem Judenhass zugleich zu entkommen.

      Ruft man den Namen "Einstein" in die Menge, denkt ein normaler Mensch an die Relativitätstheorie oder das gleichnamige Caféhaus in Berlin, nur der Antisemit assoziiert sofort "Jude!" Sagt man "Jaffa", fällt ihm nicht der Orangensaft, sondern die "zionistische Besatzung Palästinas" ein - und wenn der Antisemit "Hollywood" hört, dann muss er gleich kotzen, weil im Filmgeschäft (es stimmt ja wirklich) Juden eine große Rolle spielen.

      Nur in einem Punkt liegt der Antisemit mit seinem "Wissen" vollkommen daneben: Er ist überzeugt, dass Juden besonders intelligent sind, intelligenter als Nichtjuden. Sie sind es nicht. Wären sie es, hätten sie längst damit aufgehört, sich den Nichtjuden gegenüber zu erklären und zu rechtfertigen.

      Vieles spricht sogar dafür, dass Juden als Kollektiv dümmer sind als Nichtjuden, weil sie nicht begreifen können oder wollen, dass sie mit ihren didaktischen Nettigkeiten gegen den Furor der Antisemiten nichts auszurichten vermögen. Im Gegenteil, sie reizen die Antisemiten umso stärker, je mehr sie sich Mühe geben, sie zu besänftigen. Dazu gehört auch, dass Juden sich gern als Opfer darstellen. Was historisch richtig ist, aber in der Gegenwart zu völlig absurden Verrenkungen führt.



      Kommt ein israelischer Minister zu Besuch nach Deutschland, um über den Verkauf von israelischer Software und den Ankauf deutscher Waffen zu verhandeln, eilt er als Erstes nach Dachau, Sachsenhausen oder Buchenwald, um dort einen Kranz niederzulegen und ins Gästebuch "Nie wieder Holocaust!" zu schreiben. Fährt ein deutscher Minister nach Israel, wird er, kaum dass er gelandet ist, nach Jad Waschem geschleppt, um das Bekenntnis abzugeben, dass sich der Holocaust nicht wiederholen darf.

      Es sind peinliche, geschmacklose und sinnfreie Rituale, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.

      Wer sich als Opfer präsentiert, lädt die Täter geradezu ein, es noch einmal zu versuchen. Das gilt nicht nur für Juden und Antisemiten. Es ist kein Zufall, dass rechte Schläger ihre Wut an Obdachlosen, Alten und Schwachen auslassen. Hat man je von einem Fall gehört, dass eine Skin-Bande einen gut durchtrainierten Sportler malträtiert hätte, der allein durch seine körperliche Verfassung signalisiert: Wer sich mit mir anlegt, der landet in der Notaufnahme?

      Ein Opfer zu sein ist gefährlich; darauf zu bestehen, dass man ein Opfer bleiben will, noch gefährlicher.

      Immer wieder um Hilfe zu bitten und an das Verständnis der Mitmenschen zu appellieren führt nur dazu, dass die Adressaten solcher Appelle irgendwann genervt reagieren. Als Opfer steht man nicht nur dumm da, man riskiert auch sein Leben. Als Täter dagegen hat man nicht nur mehr Spaß, sondern auch eine bessere Lebenserwartung.

      Mahatma Gandhi und Martin Luther King, zwei Apostel der Gewaltlosigkeit, wurden ermordet. Idi Amin, Pol Pot und Ajatollah Chomeini starben eines natürlichen Todes im fortgeschrittenen Alter. Leni Riefenstahl ebenso. Während die meisten der Zigeuner, die sie sich für einen ihrer Filme "ausgeliehen" hatte, das Kriegsende nicht erlebten.

      Womit wir bei dem hessischen CDU-Abgeordneten Martin Hohmann wären, der mit seiner Bemerkung, die Juden seien ein "Tätervolk", für den größten Skandal seit Jürgen W. Möllemanns NRW-Flyer gesorgt hat.

      Hohmann ist ein Schnellmerker. Nur 86 Jahre nach der russischen Revolution ist ihm aufgefallen, dass Juden unter den Bolschewiken überrepräsentiert waren. Er hat ein obskures Buch gelesen, aus dem er ausgiebig Namen und Zahlen zitiert. Mehr hat er nicht anzubieten.


      Wenn er im selben Tempo weitermacht, wird er in 40 bis 50 Jahren entdecken, dass Juden auch in anderen Disziplinen verhältnismäßig oft vorkommen - bei den Revolutionären und den Reaktionären, bei den Kapitalisten, den Kommunisten und den Komponisten; sogar unter den Armen in Osteuropa nahmen sie vor 1939 eine führende Stellung ein.

      Hohmann kämpft seit langem um einen Platz an der Sonne, aber erst jetzt hat er die Bekanntheit erreicht, um die er sich so lange vergeblich bemühte. Er ist eben kein Opfer, er ist ein Täter, wenn auch kein besonders intelligenter. Nie käme er auf den Gedanken, die Georgier als ein "Tätervolk" zu bezeichnen, obwohl Stalin ein Georgier war und viele Freunde und Verwandte in wichtige Positionen brachte.

      Dass die Isländer derzeit in der Literatur, in der Musik, im Fischfang und auch im Bankengeschäft viel stärker vertreten sind, als es ihrem minimalen Anteil an der europäischen Bevölkerung entspricht - auch das stört ihn nicht. Nur ein paar jüdische Bolschewiken machen aus den Juden ein "Tätervolk". Es ist eine "Tatsache", die er "nicht als Vorwurf, sondern nur als Feststellung" verstanden wissen möchte.

      So paraphrasiert er einen Tatbestand, der noch simpler ist als sein Gemütszustand: Je unschuldiger die Deutschen im Laufe ihrer Geschichte werden, desto schuldiger werden die Juden - vorgestern als Bolschewiken in Russland, heute als Zionisten in Palästina. Es findet ein historischer Lastenausgleich statt, bei dem die Deutschen nur gewinnen, die Juden nur verlieren können.

      Hohmanns Gerede vom "Tätervolk" gehört zu jenen Konstruktionen, die so falsch sind, dass nicht einmal das Gegenteil wahr ist. Man schämt sich, die Binsenweisheit auszusprechen, dass es kein "Tätervolk" gibt. Aber: Es gibt Opferkollektive, die Juden, die Zigeuner, die Armenier, die Palästinenser. Und es gibt den Wunsch der Juden, nicht mehr Opfer sein zu wollen. 2000 Jahre lang Prügelknabe zu sein ist mehr als genug.

      Sollen sie also beschließen: "Wir sind von jetzt an die Täter, und wir sind es gern. Wer sich mit uns anlegt, der wird seiner Tage nicht mehr froh"? Sollen sie sich aufführen wie die Koreaner, die mit ihrem Atompotenzial drohen, um ernst genommen zu werden? Schon möglich, dass ein solcher Beschluss viele Antisemiten beeindrucken und Leute wie Hohmann sprachlos machen würde. Aber das wichtigste Problem, der Konflikt mit den Palästinensern, wäre damit nicht gelöst. Denn auch die Palästinenser sind ihre Opferrolle leid und wollen als Täter anerkannt werden, egal um welchen Preis.



      Die Juden in der Diaspora haben noch weniger Möglichkeiten, aus der historischen Rolle der Opfer herauszutreten. Für den Anfang wäre schon viel erreicht, wenn sie aufhören würden, sich zu erklären und zu entschuldigen, den "Anti-Anti" fortzuschreiben, nur um die Antisemiten zu besänftigen. Der Zentralrat könnte zum Beispiel, statt die Justiz wie im Falle Hohmann anzurufen, die Beziehungen zur CDU einfrieren, solange die Partei ihren Abgeordneten nicht ausschließt.

      Ein wenig Aggression statt höflicher Regression wäre das richtige Mittel. Keine Ideallösung, aber besser und überzeugender als jede Antwort auf die Frage: "Was ist koscher?"

      Gruss
      Trader13
      Avatar
      schrieb am 09.11.03 18:29:41
      Beitrag Nr. 19 ()
      " Wir sind von jetzt an die Täter, und wir sind es gern. Wer sich mit uns anlegt, der wird seiner Tage nicht mehr froh" ? ..... Schon möglich, dass ein solcher Beschluss viele Antisemiten beeindrucken und Leute wie Hohmann sprachlos machen würde.


      Ist wohl als Satire gedacht. Aber genau das passiert.
      Avatar
      schrieb am 09.11.03 18:36:59
      Beitrag Nr. 20 ()
      Auch dieser Thread wird wie alle anderen Hohmann-Thtreads geschlossen. Weiter geht´s in Thread: Hohmann-Threads...


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      Wenn es um Juden geht wird immer noch überreagiert