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    Weltwirtschaft - Getrennte Wege (Manager Magazin) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.09.06 10:46:42 von
    neuester Beitrag 19.09.06 14:02:46 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 19.09.06 10:46:42
      Beitrag Nr. 1 ()
      Heft 8/2006, Seite 94
      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,427719,…
      WELTWIRTSCHAFT

      Getrennte Wege

      Von Henrik Müller

      Der scheinbar unverwüstliche globale Aufschwung basiert in Wirklichkeit auf einem äußerst fragilen Arrangement. Dass es überhaupt so lange gehalten hat, grenzt schon an ein Wunder. Doch jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass der erste ganz große Crashtest bevorsteht - Amerikas Gläubiger scheinen die Geduld zu verlieren.


      Klar, sagt Bill White, es könne schon sein, dass die große Katastrophe vorüberziehe - "dass wir alle glücklich bis ans Ende unserer Tage leben". Das ist denkbar. Natürlich, vieles ist denkbar. Aber ist es wahrscheinlich?



      © Jim Bourg


      Fragile Partnerschaft: Wie lange werden die Chinesen noch überbewertete US-Dollar kaufen? Chinas Staatschef Hu Jintao im April mit George W. Bush in Washington.



      Der drahtige, weißhaarige Kanadier hat eine Menge erlebt in einem langen Berufsleben - Börsen stürzten ins Bodenlose, Währungssysteme zerbrachen, Notenbanken kapitulierten, Anleger flüchteten in Scharen. Es waren turbulente Jahrzehnte. "Aber eine Situation wie jetzt? So was habe ich noch nicht gesehen. Sehr, sehr sonderbar."

      Irgendwie ist die Welt aus dem Ruder gelaufen, und niemand weiß so recht, wie sie wieder auf Kurs kommt. Auch Bill White (63) nicht. Aber er hat Hypothesen, beunruhigende Hypothesen.

      Sie lassen sich so zusammenfassen: Entweder könnten wir in Kürze einen "Kollaps" der Finanzmärkte erleben - mit kaum abschätzbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Oder es geht weiter wie gehabt, möglicherweise noch Jahre, dann käme irgendwann ein noch viel größerer Knall. Oder wir stehen vor "einer langen Phase langsameren weltweiten Wachstums". Alles möglich. Nur so viel sei klar: Weiter wie bisher - das wird auf Dauer nicht gut gehen.

      Whites Wort hat Gewicht. Er ist einer der einflussreichsten Vordenker der internationalen Finanzszene. Seit Jahrzehnten arbeitet er für Notenbanken, in England, in Kanada. Seit elf Jahren ist er das ökonomische Gehirn der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, der Denkzentrale der Notenbanken der Welt.

      Viele haben sich inzwischen Whites Urteil angeschlossen. Immer mehr Ökonomen, Banker und Politiker überall auf dem Globus erkennen: Wir haben ein Problem, und zwar eines, das so gigantisch ist, dass es so einfach nicht verschwinden wird.





      Noch nie seit Beginn des 20. Jahrhunderts war die Weltwirtschaft in einer derartigen Schieflage. Noch nie waren Produktion und Konsum auf dem Globus so ungleichmäßig verteilt. Noch nie war die größte Wirtschaftsmacht der Erde so hoch im Ausland verschuldet. Noch nie lagerten in den Geldspeichern von Schwellenländern derart beeindruckende Summen.



      © manager magazin


      Wohlstand auf Pump: Das Defizit der USA und seine Finanziers



      Ungleichgewichte, die zur Ära der Globalisierung gehören. Auch früher, in den 70er und 80er Jahren, bauten sich Verspannungen auf, aber die lösten sich relativ rasch wieder.

      Jetzt ist alles anders. Kräfte sind am Werk, von denen niemand weiß, welche Zerstörungen sie anrichten können, wenn sie erst einmal entfesselt sind. So erklärt die Europäische Zentralbank (EZB) in einer aktuellen Analyse die "globalen Ungleichgewichte" zur größten Gefahr für das Finanzsystem: "Gleichgültigkeit wäre fehl am Platz."

      Der scheinbar unverwüstliche globale Aufschwung, den weder der 11. September 2001 noch der hohe Ölpreis noch der Irak-Krieg nachhaltig abwürgen konnten, basiert in Wirklichkeit auf einem äußerst fragilen Arrangement. Dass es überhaupt so lange gehalten hat, grenzt schon an ein Wunder. Doch jetzt mehren sich die Anzeichen, dass diese Phase zu Ende geht. Die gestiegene Nervosität an den Finanzmärkten seit Anfang Mai könnte Vorbote einer krisenhaften Entwicklung sein, die die ökonomische Landkarte nachhaltig verändern wird.


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      Dem globalen Wirtschaftssystem, wie es sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten herausgebildet hat, steht der erste ganz große Crashtest bevor.

      Bislang basiert das System auf zwei Pfeilern: einerseits auf ein paar westlichen Volkswirtschaften, voran den USA, die die weltweite Nachfrage anheizen, indem sie ohne falsche Bescheidenheit draufloskonsumieren; andererseits auf einigen bedeutenden Schwellenländern, insbesondere China und den Ölexporteuren, die gigantische Handelsüberschüsse erwirtschaften und die bereit sind, diese Gelder wiederum den Konsumentennationen zu sehr günstigen Bedingungen zu leihen, sodass diese weiter bei ihnen einkaufen können.

      Dieses Spiel dürfte irgendwann zu Ende gehen - wenn die Gläubiger befürchten müssen, ihr Geld zu verlieren.





      Bislang funktionierte das Spiel, weil in Defizitländern wie den USA parallel zur Verschuldung auch die Vermögen immer mehr wert wurden. Befeuert von niedriger Inflation und niedrigen Zinsen, wurden insbesondere Eigenheime immer teurer und also die Bürger (wenigstens auf dem Papier) immer reicher - so blieb die steigende Schuldenlast tragbar. Parallel dazu sank die Sparneigung der Bürger in den Defizitländern.



      © AP


      Vabanquespiel: Vor allem asiatische Staaten haben in den vergangenen Jahren Dollar in bislang unbekannter Größenordnung angehäuft.



      Die Folgen dieser Entwicklung haben kaum fassbare Größenordnungen erreicht: Die USA saugen derzeit zwei Drittel der überschüssigen Ersparnisse der Welt auf und verwandeln sie in Nachfrage. 2006 werden die Amerikaner die unvorstellbare Summe von knapp einer Billion Dollar mehr ausgeben, als sie erwirtschaften. Entsprechend steigt die Verschuldung der Privatbürger und des Staates im Ausland - beide Werte haben sich seit Mitte der 90er Jahre verdoppelt.

      Auch andere Länder haben sich an Leistungsbilanzdefizite von über 4 Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts gewöhnt, jener Grenze, die noch in den 80er Jahren akute Crashgefahr signalisierte. 2006 wird Amerika ein Defizit von 7 Prozent wagen, Spitzenreiter Island von halsbrecherischen 15 Prozent.

      Die Finanzmärkte, jahrelang unempfindlich gegenüber außenwirtschaftlichen Schieflagen, sorgen sich inzwischen wieder um hohe Leistungsbilanzdefizite. Vor einigen Wochen haben sie damit begonnen, kleine Defizitländer wie Island, Ungarn und die Türkei abzustrafen. Nicht auszuschließen, dass die Mega-Konsumnation Amerika als Nächstes dran sei, sagt der Währungsfachmann Barry Eichengreen, Professor in Berkeley. So gehe es jedenfalls nicht weiter: "Das US-Leistungsbilanzdefizit muss mindestens halbiert werden, um langfristig tragbar zu sein." Auch wenn einige seiner Kollegen anderes verkündeten: "Die fundamentalen Gesetze der Ökonomie gelten immer noch" (siehe: "Interview: 'Die Risiken sind unüberschaubar'") .

      Aber interessieren die Gesetze der Ökonomie eigentlich Amerikas Gläubiger? Die große Konsummaschine wird bislang von Akteuren am Laufen gehalten, die ziemlich unempfindlich sind gegenüber der Logik der Märkte: nämlich von staatlichen oder halb staatlichen Stellen in all jenen Ländern, deren Währungen sich am Dollar orientieren.

      Ob die asiatischen Industriestaaten China, Japan, Taiwan, Korea und Malaysia, ob die Energieexporteure Saudi-Arabien, Russland, Kuwait und Vereinigte Arabische Emirate - sie alle haben in den vergangenen Jahren Dollar in bislang unbekannten Größenordnungen gekauft. Die Reserven der Notenbanken haben sich seit 2001 vervierfacht.





      Anders als die asiatischen Länder recyceln die Golfstaaten - dank des hohen Ölpreises inzwischen die Ländergruppe mit dem größten Leistungsbilanzüberschuss - ihre Petrodollar vor allem über Investmentgesellschaften wie die saudische Kingdom Holding oder die Kuwait Investment Authority.



      © manager magazin


      West-östliche Rutschbahn: Die globale Wirtschaftssystem basiert auf gigantischen Ungleichgewichten



      Die mutmaßlich reichste dieser Gesellschaften ist die Abu Dhabi Investment Authority (Adia). Einer der größten institutionellen Anleger der Welt - und einer der geheimnisvollsten. Offiziell veröffentlicht die Adia nichts, keine verantwortlichen Personen, keine Zahlen. Insider schätzen, dass sie über ein Vermögen von bis zu 500 Milliarden Dollar gebietet und unter enormem Anlagedruck steht. Angeblich musste die Adia voriges Jahr Mittelzuflüsse aus dem Ölgeschäft in Höhe von 30 Milliarden Dollar anlegen.

      Ein Großteil der Gelder wird dezent und für die Statistiker undefinierbar von London und New York aus weltweit platziert. "Wir wollen nicht, dass die Leute wissen, was wir machen", sagt Adia-Chefstratege Jean-Paul Villain (60), ein Franzose, der das Emirat seit Anfang der 90er Jahre in Sachen Geldanlage berät. Er ist ein gefragter Mann in diesen Zeiten - weil er über Adia-Investments mitentscheidet und weil er in den Golf-Wirtschaften so manchen kennt, der wichtig ist.


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      Die Adia, erklärt Villain, stecke Geld in alles, überall auf der Welt. Aktien, Anleihen, USA, Emerging Markets, Europa, Derivate, Hedgefonds, Private Equity. Die Hälfte der Anlagen ist in Dollar notiert, die andere Hälfte in sonstigen Währungen.

      Also was nun, Monsieur Villain, haben Sie Angst?

      "Die Aussichten sind momentan in der Tat nicht sehr gut für die Finanzmärkte", sagt der Stratege. Eine gewisse "Kontraktion" sei wohl im Gange. Das sei doch ganz natürlich nach Jahren des weltweiten Booms. Aber ein großer Finanzkrach? "Ich bin zu lange in diesem Geschäft, um zu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit null ist." Und wenn es dazu komme, dann "werden wir alle in die Depression verfallen". Genau deshalb glaube er, dass die Gefahr vorüberziehe, dass sich alle Beteiligten bemühen werden, den totalen Absturz zu verhindern. Letztlich, sagt Villain, bleibe doch Asiaten und Arabern gar nichts anderes übrig, als die USA weiter mit Geld zu versorgen, um ihre eigene ökonomische Entwicklung zu stützen.





      So sehen es derzeit viele Finanzmarktakteure: Amerika wird eben in den nächsten Jahren etwas langsamer wachsen, vielleicht mit Raten um die 2 statt um die 3 Prozent; die Zeiten sehr niedriger Zinsen sind vorerst zu Ende; die Immobilienpreise steigen nicht weiter, sinken womöglich auch hier und da; die Amerikaner gewöhnen sich wieder ans Sparen; das Leistungsbilanzdefizit kommt allmählich in Ordnung.




      "Dies ist eine neue Situation, mit der wir keine Erfahrung haben. Wir befinden uns in unkartierten Gewässern." Barry Eichengreen, US-Währungsfachmann



      Der Dollar bleibt die dominierende Weltwährung. Ein weiter wachsendes Asien und ein teilgesundetes Europa gleichen den Rückgang der US-Nachfrage aus.

      "Niemand hat ein Interesse an einem Crash, und es gibt auch weiterhin robuste Indikatoren, die dagegen sprechen", glaubt Andreas Utermann, Chief Investment Officer bei der Allianz. "Ich glaube, dass wir uns alle auf absehbare Zeit eher taktisch-opportunistisch verhalten werden. Und das ist in der gegenwärtigen Situation auch die beste Lösung."

      Irgendwie, so die verbreitete Ansicht, würden Amerika und der Rest der Welt den aktuellen Problemen entwachsen. Im Kern bleibe der Traum von einem "lang anhaltenden Boom" intakt, wie ihn der Trendforscher Peter Schwartz prophezeit - unterbrochen allenfalls von temporären "konjunkturellen Unsicherheiten".

      Kein abwegiges Szenario, sicher. Aber ein kaum kalkulierbares. "Wir befinden uns in unkartierten Gewässern", sagt Barry Eichengreen. Dass er immer wieder höre, ein Crash sei extrem unwahrscheinlich, sei doch eine bloße Behauptung: "Dies ist eine historisch neue Situation, mit der wir keine Erfahrung haben."

      Schließlich spielen neue Akteure inzwischen Hauptrollen in einer Weltfinanzszenerie, die sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. Reservesatte Notenbanken in Schwellenländern; exotische arabische Investmentgesellschaften; Hedgefonds und Investmentbanken, die kurzfristige, extrem spekulative Geschäfte in nie gesehenen Größenordnungen machen - wie sich all diese Spieler verhalten werden, wenn es hart auf hart kommt, ist eine offene Frage. Werden sie kooperieren und gemeinsam das Schlimmste verhindern? Oder werden sie gegeneinander arbeiten?





      "Wir haben es mit einem Geduldsproblem zu tun", sagt BIZ-Vordenker White. Es könne der Zeitpunkt kommen, an dem die Langmut der US-Gläubiger ende: "Dann werden die sagen: Genug ist genug."



      [M] DDP; DPA; mm.de


      Crash-Gefahr: Das Risiko steigt, je unsicherer die Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten ist.



      Das Risiko steigt, je unsicherer die Wirtschaftslage in den USA ist. Länder mit großen Dollar-Reserven haben ein vitales Interesse daran, diese Bestände nicht weiter aufzustocken und möglichst einen Teil in andere Währungen umzuschichten. Denn ein Dollar-Crash würde zu gigantischen Wertberichtigungen führen.

      Experten haben ausgerechnet, dass die chinesische Notenbank 2008 bei unverändertem Reserveaufbau im Fall einer 33-prozentigen Dollar-Abwertung einen Verlust in Höhe von 20 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts erleiden würde. Noch schlimmer wären übrigens Taiwan, Hongkong, Malaysia und Singapur dran, die in Relation zur Wirtschaftsleistung noch viel größere Dollar-Reserven angesammelt haben. Vernichtung von Volksvermögen in ganz großem Stil.

      Andererseits: Eine Notenbank, die forsch aus dem Dollar aussteigt, läuft Gefahr, eine Kettenreaktion auszulösen - wodurch ihre Dollar-Reserven abgewertet würden und, schlimmer noch, weltweit die reale Wirtschaft derart leiden könnte, dass der Export in Gefahr wäre zusammenzubrechen. Auch keine rosigen Aussichten. So gesehen, basieren die ökonomischen Ungleichgewichte auf einem wirtschaftspolitischen Gleichgewicht der Angst.


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      Noch tun alle so, als hielten sie an diesem Arrangement fest. Aber wer genau hinschaut, erkennt feine Risse:


      Als Erstes unter den Überschussländern hat Russland signalisiert, verstärkt auf Euro-Reserven zu setzen.
      Die Bank von Japan kauft schon seit dem vorigen Jahr kaum noch Dollar.
      Andere asiatische Staaten wagen offenbar eine heimliche Abkehr vom Dollar; Analysen zeigen, dass sich die Wechselkursbindungen lockern.
      Die Finanzminister der Euro-Staaten fürchten sich vor einer massiven Aufwertung des Euros und einem Einbruch der Exporterlöse - und geraten sich darüber mit der Europäischen Zentralbank in die Haare.
      Besonders wichtig: Die Zinsen steigen - Spiegel eines strafferen Kurses der Notenbanken und eines gestiegenen Risikoempfindens der Finanzmärkte.
      Der US-Immobilienmarkt beginnt sich abzukühlen.

      Die Liste ließe sich verlängern. Es sind viele kleine Anzeichen, die auf eine fundamentale Gezeitenwende hindeuten.





      Zweifellos liege etwas in der Luft, sagt Jan Poser (36), Chefökonom der Schweizer Bank Sarasin. Aber was genau? Und wann wird es sich materialisieren? Natürlich, es könne schon sein, dass bereits in der zweiten Jahreshälfte "der Rest der Welt die Geduld mit den USA verliert". Vielleicht aber auch nicht.



      © AP


      Finanzmetropole New York: Einige asiatische Staaten wagen offenbar eine heimliche Abkehr vom Dollar; Analysen zeigen, dass sich die Bindungen der Wechselkurse lockern



      Was kann er in dieser Situation seinen Kollegen raten - jenen Leuten, die die Gelder der Kunden anlegen? So weit wagt sich Poser vor: Amerika steht vor einer zehnjährigen "Anpassungsphase", in der die Exzesse der vergangenen zehn Jahre ausgebügelt werden. "Ab jetzt wird das Wachstum in den USA zurückgehen. Wir wissen nur nicht, wie weit."

      Und was heißt das konkret - raus aus den USA, raus aus Aktien? "Dafür ist es noch zu früh." Aber man müsse auf alles vorbereitet sein.

      Sechs Stockwerke über Posers Büro in der Züricher Innenstadt arbeiten die Leute, die auf den Rat des Chefvolkswirts warten: die Sarasin-Händler, die in einem Großraumbüro unterm Dach sitzen, jeder neun Flachmonitore vor sich. Sie können sich nicht auf akademische Risikoanalysen einlassen, sie müssen agieren, täglich, egal, ob sie wissen, wohin die Reise geht. Es ist heiß hier oben, die Fenster sind mit Rollos verdunkelt.

      Einer der Erfahrensten im Team ist Christof Albrecht (38). Er sagt: "Diese Unsicherheit, die kenne ich." So ähnlich war es 1990/91 während der Kuwait-Krise und 2001 nach dem 11. September.

      Aber kein Grund zur Panik, die Märkte hätten gelernt, mit der Ungewissheit umzugehen. Vielleicht die wichtigste Lehre: Albrecht und seine Kollegen investieren nur noch ganz kurzfristig - abends, wenn sie ihre Schreibtische verlassen, dürfen nur kleine Positionen offen bleiben. Aus Sicherheitsgründen, um das Risiko zu begrenzen.

      Wer weiß schon, wie die Welt am nächsten Morgen aussehen wird.

      Weltwirtschaft: "Die Risiken sind unüberschaubar"






      © manager-magazin.de 2006
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      Avatar
      schrieb am 19.09.06 11:53:03
      Beitrag Nr. 2 ()
      Und noch ein crashprophet:

      http://www.hartgeld.com/downloads.htm
      Avatar
      schrieb am 19.09.06 13:58:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      Man sollte sich die Mühe machen, wenn man schon Texte einstellt. Diese Texte leserlich einzustellen. Das macht zwar etwas Mühe, aber sonst ist ein Link besser.

      Heft 8/2006, Seite 94
      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,427719,…

      WELTWIRTSCHAFT

      Getrennte Wege

      Von Henrik Müller

      Der scheinbar unverwüstliche globale Aufschwung basiert in Wirklichkeit auf einem äußerst fragilen Arrangement. Dass es überhaupt so lange gehalten hat, grenzt schon an ein Wunder. Doch jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass der erste ganz große Crashtest bevorsteht - Amerikas Gläubiger scheinen die Geduld zu verlieren.

      Klar, sagt Bill White, es könne schon sein, dass die große Katastrophe vorüberziehe - "dass wir alle glücklich bis ans Ende unserer Tage leben". Das ist denkbar. Natürlich, vieles ist denkbar. Aber ist es wahrscheinlich?

      Der drahtige, weißhaarige Kanadier hat eine Menge erlebt in einem langen Berufsleben - Börsen stürzten ins Bodenlose, Währungssysteme zerbrachen, Notenbanken kapitulierten, Anleger flüchteten in Scharen. Es waren turbulente Jahrzehnte. "Aber eine Situation wie jetzt? So was habe ich noch nicht gesehen. Sehr, sehr sonderbar."

      Irgendwie ist die Welt aus dem Ruder gelaufen, und niemand weiß so recht, wie sie wieder auf Kurs kommt. Auch Bill White (63) nicht. Aber er hat Hypothesen, beunruhigende Hypothesen.

      Sie lassen sich so zusammenfassen: Entweder könnten wir in Kürze einen "Kollaps" der Finanzmärkte erleben - mit kaum abschätzbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Oder es geht weiter wie gehabt, möglicherweise noch Jahre, dann käme irgendwann ein noch viel größerer Knall. Oder wir stehen vor "einer langen Phase langsameren weltweiten Wachstums". Alles möglich. Nur so viel sei klar: Weiter wie bisher - das wird auf Dauer nicht gut gehen.

      Whites Wort hat Gewicht. Er ist einer der einflussreichsten Vordenker der internationalen Finanzszene. Seit Jahrzehnten arbeitet er für Notenbanken, in England, in Kanada. Seit elf Jahren ist er das ökonomische Gehirn der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, der Denkzentrale der Notenbanken der Welt.

      Viele haben sich inzwischen Whites Urteil angeschlossen. Immer mehr Ökonomen, Banker und Politiker überall auf dem Globus erkennen: Wir haben ein Problem, und zwar eines, das so gigantisch ist, dass es so einfach nicht verschwinden wird.



      Noch nie seit Beginn des 20. Jahrhunderts war die Weltwirtschaft in einer derartigen Schieflage. Noch nie waren Produktion und Konsum auf dem Globus so ungleichmäßig verteilt. Noch nie war die größte Wirtschaftsmacht der Erde so hoch im Ausland verschuldet. Noch nie lagerten in den Geldspeichern von Schwellenländern derart beeindruckende Summen.
      [Table align=left]

      Wohlstand auf Pump: Das Defizit der USA
      und seine Finanziers Ungleichgewichte, die
      zur Ära der Globalisierung gehören. Auch
      früher, in den 70er und 80er Jahren, bauten
      sich Verspannungen auf, aber die lösten
      sich relativ rasch wieder.

      [/TABLE]

      Jetzt ist alles anders. Kräfte sind am Werk, von denen niemand weiß, welche Zerstörungen sie anrichten können, wenn sie erst einmal entfesselt sind. So erklärt die Europäische Zentralbank (EZB) in einer aktuellen Analyse die "globalen Ungleichgewichte" zur größten Gefahr für das Finanzsystem: "Gleichgültigkeit wäre fehl am Platz."

      Der scheinbar unverwüstliche globale Aufschwung, den weder der 11. September 2001 noch der hohe Ölpreis noch der Irak-Krieg nachhaltig abwürgen konnten, basiert in Wirklichkeit auf einem äußerst fragilen Arrangement. Dass es überhaupt so lange gehalten hat, grenzt schon an ein Wunder. Doch jetzt mehren sich die Anzeichen, dass diese Phase zu Ende geht. Die gestiegene Nervosität an den Finanzmärkten seit Anfang Mai könnte Vorbote einer krisenhaften Entwicklung sein, die die ökonomische Landkarte nachhaltig verändern wird.

      Dem globalen Wirtschaftssystem, wie es sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten herausgebildet hat, steht der erste ganz große Crashtest bevor.

      Bislang basiert das System auf zwei Pfeilern: einerseits auf ein paar westlichen Volkswirtschaften, voran den USA, die die weltweite Nachfrage anheizen, indem sie ohne falsche Bescheidenheit draufloskonsumieren; andererseits auf einigen bedeutenden Schwellenländern, insbesondere China und den Ölexporteuren, die gigantische Handelsüberschüsse erwirtschaften und die bereit sind, diese Gelder wiederum den Konsumentennationen zu sehr günstigen Bedingungen zu leihen, sodass diese weiter bei ihnen einkaufen können.

      Dieses Spiel dürfte irgendwann zu Ende gehen - wenn die Gläubiger befürchten müssen, ihr Geld zu verlieren.



      Bislang funktionierte das Spiel, weil in Defizitländern wie den USA parallel zur Verschuldung auch die Vermögen immer mehr wert wurden. Befeuert von niedriger Inflation und niedrigen Zinsen, wurden insbesondere Eigenheime immer teurer und also die Bürger (wenigstens auf dem Papier) immer reicher - so blieb die steigende Schuldenlast tragbar. Parallel dazu sank die Sparneigung der Bürger in den Defizitländern.

      Die Folgen dieser Entwicklung haben kaum fassbare Größenordnungen erreicht: Die USA saugen derzeit zwei Drittel der überschüssigen Ersparnisse der Welt auf und verwandeln sie in Nachfrage. 2006 werden die Amerikaner die unvorstellbare Summe von knapp einer Billion Dollar mehr ausgeben, als sie erwirtschaften. Entsprechend steigt die Verschuldung der Privatbürger und des Staates im Ausland - beide Werte haben sich seit Mitte der 90er Jahre verdoppelt.

      Auch andere Länder haben sich an Leistungsbilanzdefizite von über 4 Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts gewöhnt, jener Grenze, die noch in den 80er Jahren akute Crashgefahr signalisierte. 2006 wird Amerika ein Defizit von 7 Prozent wagen, Spitzenreiter Island von halsbrecherischen 15 Prozent.

      Die Finanzmärkte, jahrelang unempfindlich gegenüber außenwirtschaftlichen Schieflagen, sorgen sich inzwischen wieder um hohe Leistungsbilanzdefizite. Vor einigen Wochen haben sie damit begonnen, kleine Defizitländer wie Island, Ungarn und die Türkei abzustrafen. Nicht auszuschließen, dass die Mega-Konsumnation Amerika als Nächstes dran sei, sagt der Währungsfachmann Barry Eichengreen, Professor in Berkeley. So gehe es jedenfalls nicht weiter: "Das US-Leistungsbilanzdefizit muss mindestens halbiert werden, um langfristig tragbar zu sein." Auch wenn einige seiner Kollegen anderes verkündeten: "Die fundamentalen Gesetze der Ökonomie gelten immer noch" (siehe: "Interview: [urlDie Risiken sind unüberschaubar'"]http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,426318,00.html[/url]') .

      Aber interessieren die Gesetze der Ökonomie eigentlich Amerikas Gläubiger? Die große Konsummaschine wird bislang von Akteuren am Laufen gehalten, die ziemlich unempfindlich sind gegenüber der Logik der Märkte: nämlich von staatlichen oder halb staatlichen Stellen in all jenen Ländern, deren Währungen sich am Dollar orientieren.

      Ob die asiatischen Industriestaaten China, Japan, Taiwan, Korea und Malaysia, ob die Energieexporteure Saudi-Arabien, Russland, Kuwait und Vereinigte Arabische Emirate - sie alle haben in den vergangenen Jahren Dollar in bislang unbekannten Größenordnungen gekauft. Die Reserven der Notenbanken haben sich seit 2001 vervierfacht.



      Anders als die asiatischen Länder recyceln die Golfstaaten - dank des hohen Ölpreises inzwischen die Ländergruppe mit dem größten Leistungsbilanzüberschuss - ihre Petrodollar vor allem über Investmentgesellschaften wie die saudische Kingdom Holding oder die Kuwait Investment Authority.
      [Table align=right]

      West-östliche Rutschbahn: Die globale Wirtschaftssystem basiert auf gigantischen
      Ungleichgewichten

      [/TABLE]

      Die mutmaßlich reichste dieser Gesellschaften ist die Abu Dhabi Investment Authority (Adia). Einer der größten institutionellen Anleger der Welt - und einer der geheimnisvollsten. Offiziell veröffentlicht die Adia nichts, keine verantwortlichen Personen, keine Zahlen. Insider schätzen, dass sie über ein Vermögen von bis zu 500 Milliarden Dollar gebietet und unter enormem Anlagedruck steht. Angeblich musste die Adia voriges Jahr Mittelzuflüsse aus dem Ölgeschäft in Höhe von 30 Milliarden Dollar anlegen.

      Ein Großteil der Gelder wird dezent und für die Statistiker undefinierbar von London und New York aus weltweit platziert. "Wir wollen nicht, dass die Leute wissen, was wir machen", sagt Adia-Chefstratege Jean-Paul Villain (60), ein Franzose, der das Emirat seit Anfang der 90er Jahre in Sachen Geldanlage berät. Er ist ein gefragter Mann in diesen Zeiten - weil er über Adia-Investments mitentscheidet und weil er in den Golf-Wirtschaften so manchen kennt, der wichtig ist.

      Die Adia, erklärt Villain, stecke Geld in alles, überall auf der Welt. Aktien, Anleihen, USA, Emerging Markets, Europa, Derivate, Hedgefonds, Private Equity. Die Hälfte der Anlagen ist in Dollar notiert, die andere Hälfte in sonstigen Währungen.

      Also was nun, Monsieur Villain, haben Sie Angst?

      "Die Aussichten sind momentan in der Tat nicht sehr gut für die Finanzmärkte", sagt der Stratege. Eine gewisse "Kontraktion" sei wohl im Gange. Das sei doch ganz natürlich nach Jahren des weltweiten Booms. Aber ein großer Finanzkrach? "Ich bin zu lange in diesem Geschäft, um zu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit null ist." Und wenn es dazu komme, dann "werden wir alle in die Depression verfallen". Genau deshalb glaube er, dass die Gefahr vorüberziehe, dass sich alle Beteiligten bemühen werden, den totalen Absturz zu verhindern. Letztlich, sagt Villain, bleibe doch Asiaten und Arabern gar nichts anderes übrig, als die USA weiter mit Geld zu versorgen, um ihre eigene ökonomische Entwicklung zu stützen.



      So sehen es derzeit viele Finanzmarktakteure: Amerika wird eben in den nächsten Jahren etwas langsamer wachsen, vielleicht mit Raten um die 2 statt um die 3 Prozent; die Zeiten sehr niedriger Zinsen sind vorerst zu Ende; die Immobilienpreise steigen nicht weiter, sinken womöglich auch hier und da; die Amerikaner gewöhnen sich wieder ans Sparen; das Leistungsbilanzdefizit kommt allmählich in Ordnung.

      Der Dollar bleibt die dominierende Weltwährung. Ein weiter wachsendes Asien und ein teilgesundetes Europa gleichen den Rückgang der US-Nachfrage aus.

      "Niemand hat ein Interesse an einem Crash, und es gibt auch weiterhin robuste Indikatoren, die dagegen sprechen", glaubt Andreas Utermann, Chief Investment Officer bei der Allianz. "Ich glaube, dass wir uns alle auf absehbare Zeit eher taktisch-opportunistisch verhalten werden. Und das ist in der gegenwärtigen Situation auch die beste Lösung."

      Irgendwie, so die verbreitete Ansicht, würden Amerika und der Rest der Welt den aktuellen Problemen entwachsen. Im Kern bleibe der Traum von einem "lang anhaltenden Boom" intakt, wie ihn der Trendforscher Peter Schwartz prophezeit - unterbrochen allenfalls von temporären "konjunkturellen Unsicherheiten".

      Kein abwegiges Szenario, sicher. Aber ein kaum kalkulierbares. "Wir befinden uns in unkartierten Gewässern", sagt Barry Eichengreen. Dass er immer wieder höre, ein Crash sei extrem unwahrscheinlich, sei doch eine bloße Behauptung: "Dies ist eine historisch neue Situation, mit der wir keine Erfahrung haben."

      Schließlich spielen neue Akteure inzwischen Hauptrollen in einer Weltfinanzszenerie, die sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. Reservesatte Notenbanken in Schwellenländern; exotische arabische Investmentgesellschaften; Hedgefonds und Investmentbanken, die kurzfristige, extrem spekulative Geschäfte in nie gesehenen Größenordnungen machen - wie sich all diese Spieler verhalten werden, wenn es hart auf hart kommt, ist eine offene Frage. Werden sie kooperieren und gemeinsam das Schlimmste verhindern? Oder werden sie gegeneinander arbeiten?



      "Wir haben es mit einem Geduldsproblem zu tun", sagt BIZ-Vordenker White. Es könne der Zeitpunkt kommen, an dem die Langmut der US-Gläubiger ende: "Dann werden die sagen: Genug ist genug."

      Das Risiko steigt, je unsicherer die Wirtschaftslage in den USA ist. Länder mit großen Dollar-Reserven haben ein vitales Interesse daran, diese Bestände nicht weiter aufzustocken und möglichst einen Teil in andere Währungen umzuschichten. Denn ein Dollar-Crash würde zu gigantischen Wertberichtigungen führen.

      Experten haben ausgerechnet, dass die chinesische Notenbank 2008 bei unverändertem Reserveaufbau im Fall einer 33-prozentigen Dollar-Abwertung einen Verlust in Höhe von 20 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts erleiden würde. Noch schlimmer wären übrigens Taiwan, Hongkong, Malaysia und Singapur dran, die in Relation zur Wirtschaftsleistung noch viel größere Dollar-Reserven angesammelt haben. Vernichtung von Volksvermögen in ganz großem Stil.

      Andererseits: Eine Notenbank, die forsch aus dem Dollar aussteigt, läuft Gefahr, eine Kettenreaktion auszulösen - wodurch ihre Dollar-Reserven abgewertet würden und, schlimmer noch, weltweit die reale Wirtschaft derart leiden könnte, dass der Export in Gefahr wäre zusammenzubrechen. Auch keine rosigen Aussichten. So gesehen, basieren die ökonomischen Ungleichgewichte auf einem wirtschaftspolitischen Gleichgewicht der Angst.

      Noch tun alle so, als hielten sie an diesem Arrangement fest. Aber wer genau hinschaut, erkennt feine Risse:

      * Als Erstes unter den Überschussländern hat Russland signalisiert, verstärkt auf Euro-Reserven zu setzen.
      * Die Bank von Japan kauft schon seit dem vorigen Jahr kaum noch Dollar.
      * Andere asiatische Staaten wagen offenbar eine heimliche Abkehr vom Dollar; Analysen zeigen, dass sich die Wechselkursbindungen lockern.
      * Die Finanzminister der Euro-Staaten fürchten sich vor einer massiven Aufwertung des Euros und einem Einbruch der Exporterlöse - und geraten sich darüber mit der Europäischen Zentralbank in die Haare.
      * Besonders wichtig: Die Zinsen steigen - Spiegel eines strafferen Kurses der Notenbanken und eines gestiegenen Risikoempfindens der Finanzmärkte.
      * Der US-Immobilienmarkt beginnt sich abzukühlen.

      Die Liste ließe sich verlängern. Es sind viele kleine Anzeichen, die auf eine fundamentale Gezeitenwende hindeuten.



      Zweifellos liege etwas in der Luft, sagt Jan Poser (36), Chefökonom der Schweizer Bank Sarasin. Aber was genau? Und wann wird es sich materialisieren? Natürlich, es könne schon sein, dass bereits in der zweiten Jahreshälfte "der Rest der Welt die Geduld mit den USA verliert". Vielleicht aber auch nicht.

      Was kann er in dieser Situation seinen Kollegen raten - jenen Leuten, die die Gelder der Kunden anlegen? So weit wagt sich Poser vor: Amerika steht vor einer zehnjährigen "Anpassungsphase", in der die Exzesse der vergangenen zehn Jahre ausgebügelt werden. "Ab jetzt wird das Wachstum in den USA zurückgehen. Wir wissen nur nicht, wie weit."

      Und was heißt das konkret - raus aus den USA, raus aus Aktien? "Dafür ist es noch zu früh." Aber man müsse auf alles vorbereitet sein.

      Sechs Stockwerke über Posers Büro in der Züricher Innenstadt arbeiten die Leute, die auf den Rat des Chefvolkswirts warten: die Sarasin-Händler, die in einem Großraumbüro unterm Dach sitzen, jeder neun Flachmonitore vor sich. Sie können sich nicht auf akademische Risikoanalysen einlassen, sie müssen agieren, täglich, egal, ob sie wissen, wohin die Reise geht. Es ist heiß hier oben, die Fenster sind mit Rollos verdunkelt.

      Einer der Erfahrensten im Team ist Christof Albrecht (38). Er sagt: "Diese Unsicherheit, die kenne ich." So ähnlich war es 1990/91 während der Kuwait-Krise und 2001 nach dem 11. September.

      Aber kein Grund zur Panik, die Märkte hätten gelernt, mit der Ungewissheit umzugehen. Vielleicht die wichtigste Lehre: Albrecht und seine Kollegen investieren nur noch ganz kurzfristig - abends, wenn sie ihre Schreibtische verlassen, dürfen nur kleine Positionen offen bleiben. Aus Sicherheitsgründen, um das Risiko zu begrenzen.

      Wer weiß schon, wie die Welt am nächsten Morgen aussehen wird.
      Avatar
      schrieb am 19.09.06 14:02:46
      Beitrag Nr. 4 ()
      oops sorry! dachte ich könnte einfach Copy & Paste anwenden...


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