checkAd

    Der FC Bayern München (Seite 4827)

    eröffnet am 12.03.07 15:09:32 von
    neuester Beitrag 25.04.24 14:31:13 von
    Beiträge: 54.628
    ID: 1.117.968
    Aufrufe heute: 1
    Gesamt: 1.421.326
    Aktive User: 0


    Beitrag zu dieser Diskussion schreiben

     Durchsuchen
    • 1
    • 4827
    • 5463

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 13:29:11
      Beitrag Nr. 6.368 ()
      "Der Kopf wird nicht trainiert" !!!!!!!!

      Der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann über unnötige Millionentransfers, Energiekuchen, Rotwein mit Uli Hoeneß und den Ausbildungsberuf Fußballprofi.

      SZ: Herr Klinsmann, man hört, dass dass Sie bis zu zwölf Stunden täglich auf dem Gelände des FC Bayern verbringen.

      Klinsmann: Wenn ich mich für etwas entscheide, dann gehe ich in der Umsetzung auf. Automatisch. Da schaue ich nicht auf die Uhr.

      SZ: Sie gehen also auch in der Arbeit als Vereinstrainer auf.

      Klinsmann:In meiner Findungsphase bei der Nationalelf habe ich gespürt: Dieser Beruf macht dir Spaß, er füllt dich aus und fordert doch. Auch meine Firma in den USA hat mir Freude bereitet, aber seit der Zeit beim DFB weiß ich: Du gehörst wieder auf den Platz.

      SZ: Kann man mit derselben Intensität, mit der Sie das Projekt WM 2006 gepuscht haben, tägliche Vereinsarbeit über einen langen Zeitraum gestalten? Sie hatten in die WM so viel Energie investiert, dass Sie danach innerlich leer waren und eine Auszeit brauchten.

      Klinsmann: Ich werde manchmal zum Workaholic, das stimmt, aber ich habe gelernt, mich relativ gut einzuteilen. Bei der WM mussten wir alles für ein Mega-Event bis zu einer Deadline hinbringen, auf den Punkt genau. Danach fiel körperlich und emotional viel ab von mir, und ich hatte die Verpflichtung, meine Familie wieder in Balance zu bringen. Hätte ich nach der WM drei Monate freikriegen können, hätte ich vielleicht nicht aufgehört.

      SZ: Was heißt: Sie haben gelernt, sich einzuteilen?

      Klinsmann: Ich bin jetzt noch einen Schritt weiter beim Thema Verantwortungsübergabe.

      SZ: "Empowerment", wie es in der Klinsmann-Sprache heißt ...

      Klinsmann: ... ja, die Aufgabenverteilung im Trainerstab ist beim FC Bayern noch besser als beim DFB. Alle vier Fitnesscoaches arbeiten selbstverantwortlich, meine zwei Assistenten bereiten die Trainingseinheiten vor. So kann ich meinen Schwerpunkt auf die Umsetzung der Trainingsarbeit legen - und auf die Persönlichkeitsentwicklung der Spieler.

      SZ: Durch den WM-Film Sommermärchen entstand der Eindruck, der Trainer Klinsmann sei gar kein Trainer gewesen, sondern nur der Heißmacher in der Kabine, während die taktische Arbeit in den Händen von Joachim Löw lag.

      Klinsmann: Ich wusste, dass es in diese Richtung läuft. Sönke Wortmann (Regisseur, Anm. d. Red.) kam damals zu mir nach Kalifornien und zeigte mir den Film in der Rohfassung. Ich habe gesagt: Der Film gibt eigentlich überhaupt nicht wider, was ich beim DFB zwei Jahre lang gearbeitet habe. Aber ich habe Sönke verstanden, er muss seinen Film auf die Emotionen der Zuschauer im Kino auslegen. Ich sagte: Sönke, mach, wie du es für richtig hältst, ich habe kein Problem damit.

      SZ: Und wie sah die Wahrheit hinter dem Filmszenario aus?

      Klinsmann: Sämtliche Trainingseinheiten waren zwischen mir und Jogi (Löw, d.Red.) voll abgestimmt. Die Umsetzung auf dem Platz habe ich Jogi übergeben, damit er in diese Aufgabe wächst. Die Planung, die Strategie war aber immer unser gemeinsames Ding, und alle Entscheidungen im sportlichen Bereich, Auswechslungen und so weiter, kamen durch meine Sichtweise der Dinge zustande - die wir dann gemeinsam besprochen haben.

      SZ: Anfangs war das aber nicht so: Sie sagten, Joachim Löw könne ein Spiel viel besser lesen und analysieren.

      Klinsmann: Ja, aber ich habe Monat für Monat dazugelernt. Nach dem Confederations Cup 2005 hatte ich das Gefühl: Ich könnte das auch. Aber warum hätte ich das gut Eingespielte auf den Kopf stellen sollen? Sollte ich Jogi eine Aufgabe wegnehmen, in der er voll aufgeht? Wir haben uns beide gegenseitig viel gegeben - und es hat riesig Spaß gemacht.

      Auf der nächsten Seite: Warum Jürgen Klinsmann das Argument der finanziellen Diskrepanz zu den Großen nicht akzeptiert.

      SZ: Beim FC Bayern sollen Sie nun einen Klub aus der zweiten finanziellen Liga Europas an die Spitze der Champions League führen - auf Augenhöhe zu Vereinen, die für Spieler wie Kaka oder Ronaldo 100 Millionen bezahlen können.

      Klinsmann: Ich akzeptiere das Argument der finanziellen Diskrepanz zu den Großen nicht. Der FC Bayern muss finanziell niemals in diese Regionen gehen. Sicherlich sind solche Ausnahmespieler etwas Besonderes. Aber die Top-15-Vereine in Europa sind alle mit lauter Nationalspielern bestückt. Und letztlich ist die Atmosphäre, ist die Arbeitsphilosophie, die ein Verein entwickelt, wichtiger als ein Hundert-Millionen-Transfer. Inter Mailand hat in den letzten zehn Jahren immer fünfzig bis hundert Millionen in neue Spieler investiert - trotzdem hat die Chemie nie richtig gepasst.

      SZ: Heißt das: Entscheidend sind nicht teure Spieler, entscheidend ist vielmehr ein Trainer mit Konzepten?

      Klinsmann: Entscheidend ist, ob die Mannschaft eine Philosophie mitträgt, ob sie sich selbst definieren kann und imstande ist, Probleme zu lösen. An dieser Stelle reduziert sich die Rolle des Trainers. Entscheidungen im Fußball werden am Platz getroffen. Wenn ich als Trainer versuche, das Gehirn des Spielers genau zu programmieren - spiele so, so, so, so - dann wird er nie sein Top-Leistungsniveau erreichen. Der Trainer kann immer nur ein Helfer sein, damit der Spieler sich selbst inspiriert und den Blick öffnet: und zwar keinen 90-Grad-, sondern einen 180- Grad-Blick. Ich kann dem Spieler helfen in Bezug auf Fitness, auf Selbstvertrauen und Motivation. Für seine Entscheidungen im Spiel aber muss der Spieler selbst eine Balance entwickeln.

      SZ: Am Ende entscheiden im modernen Spitzenfußball oft Details.

      Klinsmann: Genau deshalb sehe ich Bayern keineswegs in einer zweiten Kategorie. Es können noch so viele Milliardäre kommen, ob aus Russland oder Amerika - egal! Wenn ich mit einem Topkader arbeiten kann - und das können wir beim FC Bayern auch ohne 50-Millionen-Einkäufe - dann gibt es genug Chancen, diesen Kader kontinuierlich zu entwickeln. Wir haben den Spielern hier ein Leistungszentrum hinstellen können, wo sie sehr viel Input kriegen - im Gegenzug kann man von ihnen etwas zurückerwarten. Wir können hier genau ermitteln, wo es bei einem Spieler hapert, wo wir ansetzen müssen: Im leistungsanalytischen Bereich? Im menschlichen? Im Persönlichkeitsprofil?

      SZ: Als sie Nationaltrainer wurden, sagten Sie: Ich muss zum Beispie den kopfballschwachen Lukas Podolski dazu bringe, dass er zwei Zentimeter höher springt, denn vielleicht macht Podolski am Ende im WM-Finale das entscheidende Tor, weil er diese zwei Zentimeter höher springt als sein Gegenspieler.

      Klinsmann: Mein Job ist es, meine Leute so zu verbessern, dass wir auch mit finanzstarken Klubs wie Chelsea oder Milan konkurrieren können. Im WM-Halbfinale gegen Italien hatten wir in der 89. Minute einen Freistoß in der Nähe des Sechzehners. Hätte da einer gesagt: Den lupfe ich über die Mauer - bumm, wären wir im Endspiel gewesen. In solchen Momenten spielen Budgets keine Rolle, sonst hätte Chelsea seit Jahren alle Titel abgeräumt.

      SZ: Große Stars verlangen außerdem gerne große Privilegien.

      Klinsmann: Die Integration eines Megadeals wie Kaka kann sehr viel Energie aus einer Gemeinschaft ziehen. Der Fan freut sich, klar - aber ich als Trainer habe immer nur einen Kuchen an Energie zur Verfügung. Wenn ein Ausnahmespieler 30 Prozent dieses Kuchens will, weil er 30 Prozent Aufmerksamkeit kriegen möchte, dann bleiben dem Rest nur 70.

      SZ: Zu wenig.

      Klinsmann: Ich frage: Ist ein Spieler unterm Strich ein Geber - oder ein Nehmer? Habe ich zu viele Nehmer, auch wenn sie die besten Fußballer der Welt sind, dann habe ich ein Problem. Gerd Müller, Pelé - das waren Geber. Stars müssen Geber sein! Michael Jordan war immer der Erste im Training. Und der Letzte, der ging.

      SZ: Müssten Fußball-Trainer für die Persönlichkeitsentwicklung der Spieler mehr Zeit investieren?

      Klinsmann: Unbedingt. Ich definiere meine Rolle als Helfer. Nach der WM haben viele Spieler zu mir gesagt: Jürgen, vielen Dank, ich bin weitergekommen.

      SZ: Ihr Mantra heißt: Jeden Spieler jeden Tag besser machen! Franz Beckenbauer war sofort begeistert. Er sagte: Dann lernen Lahm und Schweinsteiger endlich, mit dem linken Fuß zu flanken.

      Klinsmann: Den Spielern Anstöße zu geben ist ein konstanter Prozess. Keiner soll abends sagen: Das war heute ein toter Tag. Es geht nicht nur um große Dinge auf dem Platz. Wir werden auch externe Leute hinzuholen, die über Spielerberatung reden, über Finanzfragen und vieles mehr. Das Resultat vieler kleiner Maßnahmen wird erfolgreicher Fußball sein. Davon bin ich überzeugt.

      SZ: Vor 2004 hatte niemand eine Antwort auf die Frage: Wofür steht die Nationalmannschaft? Sie hatten sich zur Aufgabe gemacht, dieses weiße Feld zu bearbeiten. Wie ist das beim FC Bayern?

      Klinsmann: Ganz anders. Beim DFB konnte ich nicht Schritt für Schritt vorgehen, ich musste schnell handeln, ohne Kompromisse, es ging damals drunter und drüber. Wir hatten zwei Präsidenten, um alles wurde gestritten. Beim FC Bayern baue ich auf einer gesunden Basis auf. Ich habe die Unterstützung aller Chefs, ich habe eine gute Mannschaft, und die Abläufe stimmen.

      SZ: Beim FC Bayern sagt man seit über 30 Jahren: Mia san mia! Können Sie diese Siegermentalität übernehmen?

      Klinsmann: Jeder Klub, jede Nation braucht eine Identität. Der FC Bayern hat sie schon. Ableitend von der Geschichte und von den großen Persönlichkeiten des Klubs kann ich jedem ausländischen Spieler hier vermitteln: Dafür stehen wir! Wir wollen eine dominante, agierende Spielweise zeigen!

      SZ: Auf dem Platz wäre das ein Paradigmenwechsel. Denn offensives Selbstbewusstein hat man - zumindest bei Spielen gegen europäische Topklubs - beim FCBayern zuletzt selten gesehen.

      Klinsmann: Wir wollen uns an Europas Besten messen. Darum müssen wir schneller spielen, mit weniger Ballkontakten, sonst sind die Stürmer zugedeckt, es gibt keine Anspielstationen, und der Ball läuft wieder quer. Du darfst den Moment zum Steilspiel nach vorne nicht verpassen.

      SZ: Tempofußball setzt wiederum ungeheure Athletik voraus: Forechecking und Freilaufen in hoher Geschwindigkeit.

      Klinsmann: Diese Forderung definiere nicht ich - die definiert ganz klar die Champions League. Sie hat die Vorreiterrolle, auch für das, was in den Nationalmannschaften passiert. Der Champions-League-Trend zu 4-5-1-Systemen wurde bei der EM fast komplett übernommen. Diesen Trend teile ich allerdings nicht. Ich habe keine Lust, von unseren drei Topstürmern Toni, Klose, Podolski zwei auf die Bank zu setzen. Außerdem will ich Torres oder Drogba, den armen Kerl, in drei, vier Jahren sehen, wenn sie sich vorne dauernd allein aufreiben müssen.

      SZ: Welches Körperteil des Spielers ist am wichtigsten: Beine? Herz? Kopf?

      Klinsmann: Der Bereich Fitness ist noch lange nicht ausgereizt. Ab März fährt man bei uns in Deutschland immer das Programm herunter, denn man redet sich im Hinterkopf ein: Jetzt werden wir langsam müde. Blödsinn! Man kann sein Level halten und am Saisonende die Fitnessarbeit eher sogar noch anziehen. Trotzdem: Am Ende entscheidet oft nur der Kopf - und der wird im Fußball nicht trainiert. Keinem Trainer wird erklärt, wie er im geistigen Bereich mit den Spielern arbeiten soll. Dafür sind wir nicht geschult. Aber wenn ich als Trainer einen Spieler nicht lesen kann - dann brauche ich einen, der es kann.

      SZ: Einen Sportpsychologen?

      Klinsmann: Ja, der muss sein. In der Trainerausbildung gibt es vier Säulen: Technik, Taktik, Fitness, Mentales - mental in Anführungszeichen. Aber es gibt keinen fünften Pfeiler: life skills, Persönlichkeitsentwicklung. Damit habe ich mich seit 2006 beschäftigt. Und daran wollen wir hier beim FC Bayern arbeiten. Wie soll ein Spieler in der 89. Minute das Richtige tun, wenn ich ihm nicht helfe, für sein Leben verantwortlich zu sein? Wenn ich Breno oder Sosa nicht zeige, wie sie hier in unserer Kultur zurechtkommen? Auch Luca Toni muss Deutsch lernen, denn ohne Kommunikation wird immer ein kleines Puzzlestück fehlen. Trotzdem kann es ohne dieses Puzzleteil reichen für den Erfolg. Möglicherweise aber reicht es auch nur, um die Bundesliga zu gewinnen - und nicht die Champions League, wo wir aber hinwollen.

      SZ: Was haben Sie mit Schweinsteiger und Podolski vor, die bei der EM besser zur Geltung kamen als zuletzt im Klub?

      Klinsmann: Beide haben schon wahnsinnig viel erlebt, Achterbahnfahrten mit Hochs und Tiefs. Unser Job ist es, sie auf ihr nächstes Level zu bringen. Dafür werde ich ihnen nicht jeden Tag auf die Schulter klopfen, ich werde auch mal hart mit ihnen ins Gericht gehen. Aber ich muss wissen, wie ich sie anzupacken habe. Das Gleiche gilt für Jansen, für Lahm.

      SZ: Die Zukunftshoffnungen.

      Klinsmann: Ja, das ist eine Generation in Deutschland zwischen 21 und 25, die noch einen weiten Weg vor sich hat - aber einen Weg voller Perspektiven. Und die muss ich ihnen zeigen: Lukas, dein Job ist es, die zwei anderen (Klose und Toni, d. Red.) mit voller Power anzugreifen. Basti: Du hast dir hier schon was aufgebaut, aber jetzt heißt es: Ellbogen raus! Beide müssen stressresistenter werden, noch konstanter in ihrer Fitness, damit die Ausschläge ihrer Ups and Downs kleiner werden. Aber sie sind ja erst 23, 24.

      SZ: Mit welchem System wollen Sie spielen: Mit zwei Sechsern, mit einem? Wieder mit einem Zehner hinter den Spitzen, den Ottmar Hitzfeld abschaffte?

      Klinsmann: Wir müssen mit mindestens zwei Systemen umzugehen lernen. Vom Kader her ist ein 4-4-2 vorgegeben, entweder mit Raute oder mit flacher Mittelfeldreihe. Parallel dazu müssen wir noch eine Alternative trainieren. Und weil wir mit wenigstens zwei Stürmern spielen wollen, aber keine echten Flügelstürmer haben, kann diese Alternative wohl nur ein 3-5-2 sein. In der Bundesliga werden viele Gegner nur mit einer Spitze kommen, da möchte ich eigentlich keine vier Abwehrspieler dagegen stellen. Da will ich sehen , dass auch ein Innenverteidiger mal mit nach vorne geht.

      SZ: Das mit den Vorstößen wird Lúcio gerne hören.

      Klinsmann: Lucio, Demichelis, Sagnol - solche erfahrene Spieler erwarten auch, dass man mit ihnen taktische Themen diskutiert. Was heißt 3-5-2? Dass der Außenspieler viel Arbeit hat (lacht)! Oder wer macht was im 4-4-2? Wer übernimmt wo welchen Mann? Bei solchen Diskussionen werde ich immer den Austausch mit den Spielern suchen.

      SZ: Wer wird Kapitän?

      Klinsmann: Ein Geber. Eine Persönlichkeit mit Stellenwert. Ich halte sehr viel von dieser Rolle, für mich wird das ein permanenter Ansprechpartner sein. Wer es wird? Warten Sie bitte noch ab.

      SZ: Sie tun viel dafür, dass die Spieler auch Stoff für den Kopf erhalten: Der Klub bietet Sprachkurse, Lese-Ecken und Yoga. Doch solche Neuerungen polarisieren auch. Bei Misserfolg könnten Ihnen die an der Säbener Straße aufgestellten Buddhas schnell um die Ohren fliegen.

      Klinsmann: Das ist völlig normal. Nackenschläge werden sicher kommen, und dann kriegst du bei uns alles um die Ohren gehauen, was du anders machst als in den letzten 20 Jahren. Ohne Buddhas würden die Kritiker andere Argumente finden. Ich habe das zwei Jahre bei der Nationalmannschaft erlebt: Jede Kleinigkeit wurde hinterfragt, sogar, dass wir mit Gummibändern trainiert haben.

      Auf der nächsten Seite: Warum Klinsmann Kalifornien für die Bayern verlassen hat und was aus dem Ritual des Rotweins mit Uli Hoeneß wird.




      SZ: 2004, als Sie Bundestrainer wurden, war Deutschland Europas Schlusslicht bei der wirtschaftlichen Entwicklung, es herrschte ein Klima des Jammerns und Zauderns. Sie selbst stehen für das Gegenteil: für den american way of life, für Zuversicht und große Ziele. Wie sehen Sie heute Ihr Land?

      Klinsmann: Es ist ein Bewusstsein entstanden, sich an der Spitze zu orientieren. Auch im Fußball wollen wir mit den Großen der Welt zurechtkommen. Es gibt nach wie vor Nachholbedarf in der taktischen Arbeit, und wir müssen noch nachhaltiger unsere Talente fördern. Ihnen klarmachen, dass der Sport sich immer am nächsten Tag orientiert und nicht am gestrigen. Als Hochleistungssportler darf man sich niemals ausruhen, in positiven wie in negativen Momenten.

      SZ: Auch nicht nach einem EM-Finale?

      Klinsmann: Wären wir Europameister geworden, wäre es noch schwieriger geworden, die Spieler einzufangen, weil ihr Umfeld mittlerweile oft so komplex und so irreal ist, dass nur noch die Außenwelt den Spieler beeinflusst. Das Fatale am Fußballerberuf ist: Es gibt keine Ausbildung dafür. Ein Spieler wird mit 18 Profi, aber keiner erklärt ihm : Wie gehe ich mit Medien um, mit Sponsoren? Wie lege ich Geld auf die Seite? Wie beurteile ich falsche Freunde und Schulterklopfer?

      SZ: Hören junge Spieler denn zu?

      Klinsmann: Wenn ich Argumente und Antworten habe, dann verstehen sie mich. Du hast heute eine Generation, die will wissen, warum etwas zu tun ist. Denen muss man Trainingseinheiten genau erklären: Heute brauchen wir eine Schnellkrafteinheit, weil wir die Dinge nur dann ins Zentralnervensystem reinbringen, wenn wir es alle vier, fünf Tage tun. Die heutige Generation hinterfragt alles.

      SZ: Das Klischee heißt jedoch: Null-Bock-Generation.

      Klinsmann: Das Gegenteil ist richtig. Die Spieler wollen heutzutage lernen, sie wollen klare Ziele definieren. Dem einen ist geholfen, wenn er eine Sprache lernt, beim anderen kann sein: Er lernt lieber Gitarre. Als Trainer habe ich 20, 24 Spieler, da muss ich viele Wochen investieren, um herauszufinden: Wie tickt jeder? Aber genau das macht mir Spaß. Und wenn nebenbei Titel herausspringen - super.

      SZ: Wenn die aber ausbleiben ...

      Klinsmann: ... werde ich in Frage gestellt und verliere früher oder später meinen Job. Mit diesem Risiko kann ich leben.

      SZ: 1997 sind Sie aus München weggegangen mit dem bitteren Fazit: Ich passe nicht hierher. Warum passt es jetzt?

      Klinsmann: Als Familie haben wir uns auch damals sehr wohlgefühlt in München. Und heute haben wir eine neue Konstellation mit einem Vorstand, der mir absolut den Rücken deckt. Ich war damals auch nicht in einer Entscheider-Position. Dafür war ich jetzt zehn Jahre lang unterwegs und habe Wissen gesammelt. Ich war bei Basketballklubs wie den Los Angeles Lakers, den Phoenix Suns, ich war in Brasilien, auf Trainerkongressen.

      SZ: Sie haben als Bundestrainer darauf bestanden, Ihren Wohnsitz in Kalifornien zu behalten, was ihnen viel Ärger einbrachte. Jetzt kommt Ihre Familie bald nach München.

      Klinsmann: Als Kalle Rummenigge angerufen hatte, fragte ich Debbie (Klinsmanns Frau, d. Red.): Kannst Du dir vorstellen, wieder nach München zu gehen? Sie hat spontan gesagt: Ja! Für uns als Familie ist es eine neue Konstellation mit den Kindern. Aber diese Stadt gibt dir alle Möglichkeiten, sie international aufwachsen zu lassen. Es wird spannend, wie die Kinder Deutsch lernen. Sie verstehen es zwar, aber sie sprechen Englisch. Sportlich habe immer gesagt: Ich will eine Mannschaft, die in Europa ein gewaltiges Wort mitspricht. Und dann bleiben nur zehn übrig: vier Engländer, drei Italiener, zwei Spanier - und der FC Bayern.

      SZ: Bis vor kurzem gab es beim FC Bayern ein festes Ritual: Manager Uli Hoeneß trank am Abend vor dem Spiel mit Trainer Ottmar Hitzfeld eine Flasche Rotwein. Werden Sie diesen Brauch fortführen?

      Klinsmann: Nein. Ich werde zwar mit Uli vor den Spielen zusammensitzen, und ab und zu trinke ich auch ein Glas Rotwein. Aber nicht jeden Freitag.
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 13:21:17
      Beitrag Nr. 6.367 ()
      „Die Atmosphäre ist wichtiger als ein 100-Millionen-Transfer“ ....

      So will Klinsi Europas Top-Klubs jagen !!!!!!!!

      Bundesliga-Rekordmeister Bayern München – in Deutschland ist der Double-Sieger von 2008 praktisch ohne Konkurrenz.

      Aber in Europa laufen die Bayern seit Jahren dem großen Triumph hinterher. 2001 der Champions-League-Sieg – danach war spätestens im Viertelfinale der Königsklasse Endstation.

      Das soll endlich anders werden! Bayerns neuer Trainer Jürgen Klinsmann (43) sagt den reichen Klubs aus England, Italien und Spanien den Kampf an. „Ich akzeptiere das Argument der finanziellen Diskrepanz zu den Großen nicht. Der FC Bayern muss finanziell niemals in diese Regionen gehen“, sagt Klinsi in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

      Die ganz großen Stars kicken im Ausland – wie will Klinsi dagegenhalten? Er schwört auf den Teamgeist. Klinsi: „Letztlich ist die Atmosphäre, ist die Arbeitsphilosophie, die ein Verein entwickelt, wichtiger als ein 100-Millionen-Transfer.“ Klinsis Kampfansage: „Wir wollen uns an Europas Besten messen.“

      Klinsi redet die Bayern stark! Der große Motivator – so haben wir ihn noch als damaligen Bundestrainer bei der WM 2006 in bester Erinnerung.

      Klinsmann greift an! Vor den ausländischen Geldmaschinen hat er keine Angst. Im Gegenteil: „Es können noch so viele Milliardäre kommen, ob aus Russland oder Amerika – egal! Wenn ich mit einem Topkader arbeiten kann – und das können wir beim FC Bayern auch ohne 50-Millionen-Einkäufe – dann gibt es genug Chancen, diesen Kader kontinuierlich zu entwickeln.“

      Die europäischen Rivalen investieren Millionen, rüsten kräftig auf – Bayerns Neuzugänge sind die ablösefreien Hans-Jörg Butt und Tim Borowski...

      Doch Klinsmann vertraut seinen Jungs: „Mein Job ist es, meine Leute so zu verbessern, dass wir auch mit finanzstarken Klubs wie Chelsea oder Milan konkurrieren können.“

      Ein absoluter Kracher würde die Bayern-Mannschaft möglicherweise gar nicht weiterbringen, meint Klinsmann. Denn: „Die Integration eines Mega-Deals wie Kaka kann sehr viel Energie aus der Gemeinschaft ziehen.“

      Klinsi setzt dagegen auf eine verschworene Einheit gleichwertiger Spieler. Und auf „eine dominante, agierende Spielweise.“ Der Weltmeister will immer zwei Stürmer ranlassen. Klinsi verrät: „Ich habe keine Lust, von unseren drei Topstürmern Toni, Klose, Podolski zwei auf die Bank zu setzen.“

      Klinsi will an die große Vergangenheit der Bayern anknüpfen. Denn er weiß: „Jeder Klub, jede Nation braucht eine Identität. Der FC Bayern hat sie schon.“
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 12:04:44
      !
      Dieser Beitrag wurde moderiert. Grund: Spammposting
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 06:54:45
      Beitrag Nr. 6.365 ()




      Avatar
      schrieb am 26.07.08 00:38:57
      Beitrag Nr. 6.364 ()
      DFB in Sorge, Bayern tobt !!!!!!!!!!!!!

      Das TV-Beben – und der Tag danach.

      Gestern ging die Deutsche Fußball Liga (DFL) in die Offensive. Nach dem Spruch des Kartellamts gegen die TV-Pläne kündigt Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball „mehrere juristische Prüfungen“ an.

      Die TV-Vermarktung sollte der Liga jährlich 500 Millionen Euro bringen (garantiert von Kirch/Sirius). Nach dem Einspruch des Kartellamts, das am Samstag eine zeitnahe Zusammenfassung der Spiele vor 20 Uhr fordert, fürchtet DFL-Chef Christian Seifert, Einbußen.

      Die DFL sucht nun andere Lösungen. Das englische Modell, ein Top-Spiel der Woche nur im Bezahl-Fernsehen zu zeigen, scheidet aus. Seifert: „Das Kartellamt hat uns wissen lassen, sich auch in den Spielplan einmischen zu wollen...“

      DFB-Präsident Theo Zwanziger sorgt sich um die Zukunft: „Wer kann Bayern verwehren, in Alleinvermarktung zu gehen?“ Das würde die Bundesliga zerreißen.

      Noch denkt Bayern-Boss Kalle Rummenigge nicht dran, erklärt aber: „Einen deutschen Champions-League-Gewinner sehe ich angesichts der Knebelungen nicht mehr.“

      Uli Hoeneß donnert auf der Bayern-Homepage los: „Ich wusste nicht, dass das Kartellamt direkt bei der Regierung und den öffentlich-rechtlichen Sendern unter Vertrag steht.“ Der Bayern-Manager befürchtet gravierende Konsequenzen besonders für die kleinen Vereine. Hoeneß weiter: „Ich war immer der Meinung, das Kartellamt muss für Wettbewerb sorgen – hier hat es das Gegenteil getan.“

      Trading Spotlight

      Anzeige
      Nurexone Biologic
      0,3920EUR -2,00 %
      NurExone Biologic: Erfahren Sie mehr über den Biotech-Gral! mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 00:17:30
      Beitrag Nr. 6.363 ()
      Uli Hoeneß schießt gegen Kartellamt !!!!!!

      „Ich wusste nicht, dass das Kartellamt direkt bei der Regierung und den öffentlich-rechtlichen Sendern unter Vertrag steht.“ (Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß über den Kartellamts-Beschluss zur TV-Vermarktung der Liga)
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 00:06:00
      Beitrag Nr. 6.362 ()
      „Heute küsse ich Klinsi, aber nicht Hoeneß“ !!!!!!!!!!!

      Heute der Test-Kracher Köln gegen Bayern (18 Uhr, live Sat.1). Der härteste Aufsteiger gegen Rekordmeister, die Rückkehr von Poldi. Doch da ist noch mehr...

      Wie immer wird FC-Trainer Christoph Daum (54) vorher viele Freunde und Bekannte mit Küsschen begrüßen. Eine Angewohnheit aus seiner Zeit in der Türkei. Küsst er auch Jürgen Klinsmann (43) und Uli Hoeneß (56)? Der Bayern-Manager hatte 2000 Daums damalige Kokain-Probleme thematisiert. Daum wurde nicht Bundestrainer.

      Im BILD-Interview sagt „Knutscher“ Daum, warum und wie er wen küsst. Und wen nicht...

      BILD: Herr Daum, Sie begrüßen viele Menschen mit einem Küsschen.

      Daum: „Ich finde es ein wenig despektierlich, von einem Küsschen zu sprechen. Man hört da nichts, man drückt Wange auf Wange. Man sollte mehr Respekt vor Gewohnheiten anderer Länder aufbringen. Das habe ich in der Türkei gelernt.“

      BILD: Eine durchaus intime Begrüßung!

      Daum: „Eine Form, bei der Nähe aufgebaut wird. In Deutschland ist uns das entweder abhanden gekommen oder in dieser Art und Weise nicht in unsere Erziehung mit eingeflossen. Ich finde es sehr gut

      BILD: Machen Sie das auch bei Spielern?

      Daum: „Selbstverständlich, auch beim 1. FC Köln. Zum Beispiel mit Mohamad, Antar, Yalcin, Özat.“

      BILD: Wie werden Sie Hoeneß und Klinsmann empfangen?

      Daum: „Jürgen habe ich erst vor ein paar Tagen herzlich in den Arm genommen. Wir kennen uns seit Jahren, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben zu jeder Zeit einen sehr engen Kontakt gehabt.“

      BILD: Also auch ein „Küsschen“ für Klinsmann?

      Daum: „Ja, das habe ich doch schon oft so gemacht. Ja, das mache ich auch diesmal so.“

      BILD: Und Hoeneß?

      Daum: „Es ist so, dass ich ein großer Bewunderer von Uli Hoeneß bin und von dem, was er bei Bayern und im deutschen Fußball bewirkt hat. Aber ich muss zu ihm erst mal eine gewisse Nähe aufbauen, man muss sich solche Dinge immer wieder erarbeiten. Nein, bei ihm würde ich das noch nicht machen.“
      Avatar
      schrieb am 26.07.08 00:02:11
      Beitrag Nr. 6.361 ()
      Also dieses Podolski-Theater geht einem mittlerweile gewaltig auf den Keks :cry: .

      Er kann froh sein , dass er die Möglichkeit bekommen hat , sich beim besten Klub Deutschlands durchzusetzen und wenn er diese aber nicht nutzt , braucht er nicht ununterbrochen rumzujammern .

      Wenn ich an einige Szenen in der letzten Saison denke , wo er mehrfach freistehend aus 5 Metern das Tor nicht traf , frage ich mich , warum er überhaupt die grosse Klappe hat .

      Wenn er nicht Fussball spielen würde , wäre er auf Grund seines IQ sowieso nur Handlanger auf dem Bau bei seinen polnischen Kollegas :laugh: !!!

      H:cool:FFI
      Avatar
      schrieb am 25.07.08 23:44:44
      Beitrag Nr. 6.360 ()
      Er weiß nicht, ob er beim Tor jubeln soll !!!!!!!!!!!

      Sie sind das Traumpaar der Liga: Der Topf heißt Poldi, der Deckel heißt Köln – und heute sind beide wieder vereint ...........

      Bis 2006 kickte er beim FC, wollte nach der EM sogar wieder nach Köln wechseln. Bis Klinsi ihn doch noch überreden konnte.

      Aber im Herzen bleibt Poldi Kölner: „Wir fahren da zwar sicher nicht hin, um daraus eine Karnevalsveranstaltung werden zu lassen. Doch ich weiß auch nicht, ob ich jubeln würde, wenn ich ein Tor schießen sollte.“

      Bezeichnend: Poldi-Sohn Louis (3 Monate) ist FC-Mitglied – in Köln, nicht bei den Bayern!

      Lukas grinst: „Eine Mitgliedschaft reicht ja. Er kann ja auch später nicht zwei Dauerkarten haben. Das macht ja keinen Sinn...“

      Heute bleibt Poldi junior aber an der Isar. Bei Mama Monika. Lukas: „Der Rest der Familie ist im Stadion.“ Dort wird auch Poldi eines Tages wieder im 14-Tage-Takt auflaufen: „Im Laufe der Karriere spiele ich irgendwann wieder für den FC!“

      Die Suche nach Plan C !!!!
      Wenn die Vertreter der Deutschen Fußball-Liga über die Zukunft des deutschen Fußball sprechen, dann schwingt ein Hauch von Apokalypse mit. Nach dem Kartellamtsbeschluss zur TV-Übertragung der Bundeliga rufen sie nun nach der Politik - und sprechen von teuren Tickets.
      Der Schock sitzt tief. Bis vorgestern durfte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf das einträglichste Fernsehgeschäft ihrer Geschichte hoffen. Wenn die Verantwortlichen jetzt über die Zukunft des deutschen Fußballs sprechen, schwingt ein Hauch von Apokalypse mit. „Die Lage für den Profi-Fußball ist ernst“, sagte der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Freitag auf einer Pressekonferenz. Die Liga sieht sich durch das Urteil des Bundeskartellamts gegängelt, als mögliche Konsequenzen drohen laut Seifert die Auflösung des Vertrages mit dem Vermarkter Sirius, der Wegfall eines lukrativen Pay-TV-Angebotes und das Ende des Wettbewerbes zwischen Pay-TV und Free-TV. Das alles könne zu großen Problemen führen. „Fakt ist, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesligavereine gefährdet ist“, erklärte Liga-Präsident Reinhard Rauball.

      Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) zeigte sich solidarisch. „Die Sportschau-Zuschauer mögen jubeln“, sagte Zwanziger bei einer Podiumsdiskussion in Berlin. „Aber die Leute in den Stadien – das sind die richtigen Fans für mich.“ Zwanziger zufolge können die Eintrittspreise steigen, wenn die Klubs weniger Fernseheinnahmen haben. Zwanziger sieht auch die Nachwuchsförderung der Klubs in Gefahr, an der künftig gespart werden könne. „Dann gucken wir in die Röhre. Und Werder Bremen wird sich auch keinen Diego mehr leisten können.“ Reinhard Rauball fordert nun sogar die Hilfe der Politik, schließlich würden die Vereine auch sozialpolitische Aufgaben erfüllen: „Wenn Grundpfeiler unserer Finanzierung angegriffen werden, muss die Politik im Sinne des Fußballs handeln.“

      Die DFL will nun das Urteil des Kartellamts rechtlich überprüfen lassen. Zudem soll ein Alternativplan für die Ausschreibung der Fernsehrechte entwickelt werden. „Eine schnelle Entscheidung ist wünschenswert, aber wir verfallen nicht in Panik“, sagte Seifert. „Es wäre unseriös und unglaubwürdig, jetzt schon einen Plan C zu haben.“ Wie man aus DFL-Kreisen hört, wird nicht damit gerechnet, dass ein Bundesligaklub aus der Zentralvermarktung ausschert.

      Völlig abwegig scheint dieses Szenario aber nicht. „Die Entscheidung des Kartellamts führt dazu, dass Herrn Seifert bei den kommenden Verhandlungen Handschellen angelegt sind“, sagt Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen und ehemaliger DFL-Präsident. Am Ende könne das dazu führen, dass die Vereine nicht mit mehr Geld, sondern sogar mit weniger dastünden. „In diesem Fall könnte eine Einzelvermarktung mit einem Solidarpool für die kleineren Klubs mehr bringen als eine Zentralvermarktung mit Handschellen“, sagt Holzhäuser, „das sollte man ernsthaft prüfen." Bei Hertha BSC ist man da vorsichtiger. „Gerade jetzt müssen und werden die Vereine zusammenstehen“, sagt Herthas Geschäftsführer Ingo Schiller. „Wenn wir jetzt alleine losmarschieren, werden wir nichts erreichen.“

      Dirk Huefnagels, Vorstand der Vereinigung s20, in der die wichtigsten Bundesliga-Sponsoren vertreten sind, sieht sich darin bestätigt „dass der Massensport Fußball möglichst frei zugänglich konsumiert werden kann“. Andererseits sei den Sponsoren natürlich daran gelegen, dass die Liga international so attraktiv wie möglich bleibt. Mathias Radowski, Sprecher des „Bündnis Aktiver Fußballfans“ (Baff) wertet die Entscheidung des Kartellamts als „Schuss vor den Bug“ für die DFL: „Auch die Cash-Cow Profifußball ist einmal ausgemolken.“ Radowski hofft, dass nun auch die Aufsplittung des Spieltags auf mehrere Anstoßzeiten hinfällig wird.

      DFB-Präsident Theo Zwanziger setzt weiter auf die Zentralvermarktung und malt ein Szenario aus, dass einigen deutschen Fans wirklich Angst einjagen könnte: „Wollen wir denn eine Sportschau ohne den FC Bayern?“
      Avatar
      schrieb am 25.07.08 23:21:35
      Beitrag Nr. 6.359 ()
      • 1
      • 4827
      • 5463
       DurchsuchenBeitrag schreiben


      Der FC Bayern München