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    Die Schuldenfalle - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.03.02 15:42:28 von
    neuester Beitrag 18.03.02 17:31:55 von
    Beiträge: 4
    ID: 567.611
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      schrieb am 18.03.02 15:42:28
      Beitrag Nr. 1 ()
      D I E M A L I K - K O L U M N E

      Von Fredmund Malik

      Sinkende Aktien und Immobilien wären für niemanden ein Problem, wenn sie direkt bezahlt und nicht auf Kredit gekauft worden wären. Eine vergessene Grundwahrheit, deren Folgen oft unterschätzt werden.


      Management-Guru:
      Fredmund Malik

      Was dürfen wir nicht täglich an klugen Erläuterungen zum internationalen Wirtschaftsgeschehen entgegennehmen! Um in der Flut widersprüchlicher Kommentare und Vorschläge einen klaren Kopf zu bewahren, ist es nützlich, gelegentlich einige Grundwahrheiten der Wirtschaft und des Wirtschaftens zu rekapitulieren.

      Zunächst: Warum arbeitet der Mensch? Warum wird überhaupt gewirtschaftet? Warum wird auf eine bestimmte Weise gewirtschaftet? Und warum war es von Anfang an und leicht erkennbar, dass die Verklärung der "New Economy" nichts anderes als Geschwätz war?

      Psychologische Gründe?

      Arbeiten und Wirtschaften werden durchweg mit bestimmten Formen menschlichen Strebens und Wollens erklärt: Der Mensch will - so hört man - Bedürfnisse befriedigen. Als Konsument strebt er nach Nutzen oder nach Erfüllung seiner Wünsche. Als Unternehmer will er Gewinne machen oder wachsen oder beides. Als Mitarbeiter werkt er, weil er motiviert wurde. Als Manager will er produktiv oder innovativ sein. Es sind also offensichtlich psychologische Elemente, die als Triebkräfte des Wirtschaftens angesehen werden.

      Das alles klingt nicht nur plausibel, es ist weitgehend herrschende Lehre. Ist es aber wirklich so? Sind es solche subjektiven Elemente des Wollens, Wünschens und Strebens, die den Druck in der Wirtschaft erklären? Wieso stellt man sich diesem Druck und weicht nicht aus? Wegen des Wettbewerbs, lautet die Antwort. Ist das die ganze Wahrheit?

      Wirtschaften resultiert aus Zwang

      Ein Aspekt wird immer wieder übersehen oder unterschätzt: Zu einem erheblichen Grad arbeiten die Menschen und wirtschaften Unternehmen nicht deshalb, weil sie arbeiten oder wirtschaften wollen, sondern weil sie müssen. Sie stehen unter Zwang.


      Woher kommt dieser Zwang? Er folgt aus der schlichten Tatsache, dass Menschen und Unternehmen Verpflichtungen eingegangen sind, die der Höhe und der Zeit nach festgelegt sind und zwangsweise erfüllt werden müssen.


      Einfacher gesagt: Sie haben Schulden. Der Zwang resultiert aus früher eingegangenen Schuldkontrakten, deren Nichterfüllung zu Betreibung und Pfändung und schliesslich zum Bankrott führt. Es ist nicht so lange her, da gab es noch die Schuldknechtschaft.

      Ein Teil der Schuldverhältnisse wird freiwillig eingegangen - und hätte somit auch vermieden werden können. Man hätte die entsprechenden Kaufakte - zum Beispiel Raten- oder Kreditkartenkäufe - auch aufschieben können.

      Sobald die Schuldverhältnisse aber einmal entstanden sind, üben sie ihre unerbittliche Wirkung aus, nämlich Erfüllungszwang - und zwar nicht nur im Ausmaß des eingegangenen Obligos, sondern zusätzlich in Höhe des vereinbarten Zinses.

      Unfreiwillige Schuldverhältnisse

      Der weitaus grössere Teil der Schuldkontrakte muss aber unfreiwillig geschlossen werden. Alle Produktion und alles Arbeiten müssen vorfinanziert werden. Käufer gibt es erst, nachdem produziert, Lohn erst, nachdem gearbeitet wurde. Wer produzieren muss, bevor er Käufer findet, muss Kredite aufnehmen.

      Wer den Lohn erst am Monatsende bekommt, muss Schulden machen, heutzutage die Kreditkarte benützen, die moderne Form des früheren Anschreibenlassens, nur viel teurer. Die Vorfinanzierung führt zu zwangsweise einzugehenden Schuldkontrakten und daher zu zusätzlichen Kosten, dem Zins.

      Zwangsweise Mehrleistung

      Ein Schuldner ist also gezwungen, unabhängig davon, was sein Streben, Wollen oder seine Motivation sein mag, nicht nur das Darlehen zu erwirtschaften (und somit eine Leistung zu erbringen, die er ohne Bestehen des Schuldkontraktes möglicherweise nicht erbracht hätte), sondern auch eine Mehrleistung in Höhe des Zinses erwirtschaften.


      Über diese Ursache wirtschaftlicher Hektik und wirtschaftlichen Drucks wird selten berichtet - bemerkenswert, wo wir doch weltweit die höchsten absoluten und relativen Schulden haben, die es je gab. Diese Ursache des Wirtschaftsgeschehens ist von psychologischen Motiven und sonstigen Zielen, Wünschen und Vorhaben gänzlich unabhängig.


      Die Summe aller Schuldverhältnisse multipliziert mit dem jeweils auf ihnen lastenden Zinssatz entspricht der Summe der mindestens erforderlichen wirtschaftlichen Mehrleistung zwecks Vermeidung des Unterganges.

      Kein Wirtschaftswachstum ohne Schulden

      Wenn sie nicht erbracht wird, müssen Schulden liquidiert werden. Wenn die Schuldner nicht zahlen, haben die Gläubiger uneinbringliche Forderungen, die sie wertberichtigen müssen.

      Wirtschaftswachstum ist eine Folge früher entstandener Schulden. Wenn es zurückgeht oder gar negativ wird, entsteht nicht nur weniger Sozialprodukt und Einkommen. Die viel gefährlichere Folge, wenn auch selten beachtet, ist der entstehende Wertberichtigungsbedarf in den Bilanzen.

      Asien als Beispiel für Schuldenwirtschaft

      Der Markt ist somit nicht nur der Ort des Aufeinandertreffens von Angebot und Nachfrage, sondern er ist auch - vielleicht vor allem - der Ort, an dem verschuldete Produzenten die erforderlichen Schuldendeckungsmittel, nämlich Geld, aufzutreiben versuchen.

      In den asiatischen Ländern kann man das seit dem Kollaps der Illusionen gut beobachten. Die Ansprüche für das tägliche Leben könnten die Menschen weit heruntersetzen - wenn nur die Schulden nicht wären. Man kann das auch in den USA, Argentienen und überall sonst sehen. Sinkende Aktien und Immobilien wären für niemanden ein Problem, wenn er sie bezahlt - und nicht auf Kredit gekauft hätte.



      Die Malik-Kolumne
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      Avatar
      schrieb am 18.03.02 15:56:18
      Beitrag Nr. 2 ()
      @ Basic:

      Wo ist das her? Wie komme ich auf die anderen Links?
      Avatar
      schrieb am 18.03.02 16:08:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo niewiedernemax
      www.manager-magazin.de vom 18.03. Ist dort ein bischen verteilt dort. Hab s deshalb mal zusammenkopiert.
      Mancher Ansatz ist hier ja schon diskutiert worden. Teils schwer verdaulich teils mit Panik. Diesen Artikel find ich aber sehr eingänglich.

      "Wirtschaftswachstum ist eine Folge früher entstandener Schulden"

      Lohn sich drüber nachzudenken. Auch was passiert wenn das Wachstum zurückgeht bzw negativ wird.

      Japan scheint mir ein Musterbeispiel dafür zu sein. Auch hier schon oft diskutiert.

      Gruß Basic
      Avatar
      schrieb am 18.03.02 17:31:55
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ basic:

      Vielen Dank.


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