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    eröffnet am 15.05.02 09:51:04 von
    neuester Beitrag 15.05.02 23:32:16 von
    Beiträge: 3
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      schrieb am 15.05.02 09:51:04
      Beitrag Nr. 1 ()
      [sfv-rundmail]

      14.05.02 Zweifel an einer vollständigen Energiewende?

      Sehr geehrte Zweifler an einer vollständigen Energiewende,

      Sie wissen ja, wir vom Solarenergie-Förderverein sind davon überzeugt, dass
      ein vollständiger Ersatz der konventionellen Energiequellen durch die
      erneuerbaren Energien aus Sonnenstrahlung, Windkraft, Wasserkraft und
      Biomasse möglich ist. Doch Sie haben Ihre begründeten Zweifel.

      Die Mehrzahl der mit Energiefragen befassten Fachleute bestreitet mit Ihnen,
      dass die erneuerbaren Energien das Potenzial hätten, die Energiequellen
      Kohle, Öl, Erdgas und Uran zu ersetzen. Auch teilt ein großer Teil der
      Bevölkerung Ihre Zweifel. Zwar erfreuen sich die Erneuerbaren Energien der
      größten Beliebtheit, aber ob sie einen VOLLSTÄNDIGEN ERSATZ bereitstellen
      können, das mögen Viele nun doch nicht glauben.

      Die Tatsache, dass unsere Überzeugung bisher nur von so Wenigen geteilt
      wird, beweist allerdings nicht, dass sie falsch ist, es kann auch daran
      liegen, dass der Gedanke für die Mehrheit noch völlig neu ist und erst
      verarbeitet werden muss. Deshalb schreibe ich Ihnen diesen Brief.

      Meines Wissens ist die Idee von der Möglichkeit einer vollständigen
      Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien überhaupt erstmals in den
      neunziger Jahren einem größeren Publikum öffentlich mitgeteilt worden. Unser
      Solarenergie-Förderververein gehörte zu den Ersten, die diese Möglichkeit
      publiziert haben. Mit der Argumentationslage sind wir somit gut vertraut.

      Es ist in der Geschichte ja schon öfter vorgekommen, dass sich eine neue
      Erkenntnis gegenüber einer alten Überzeugung durchsetzen musste.
      Paradebeispiel war die erbitterte Diskussion der Frage, ob die Erde um die
      Sonne kreist. Die Schwierigkeiten, die die ersten Anhänger der neuen
      Erkenntnis damals hatten, sind ja bekannt.

      Bei der Energie-Frage ist es besonders schwierig, zu einer objektiven
      Beurteilung zu kommen, denn hier geht es nicht nur um eine akademische
      Frage, sondern auch um erhebliche Wirtschaftsinteressen. Unterstellen wir
      einmal, wir, die Anhänger der "neuen Lehre" hätten recht und es würde uns
      gelingen, die Regierung zu überzeugen, so würde die wirtschaftspolitische
      Unterstützung der konventionellen Energiebereitstellungstechniken plötzlich
      fraglich sein. Es könnte geschehen, dass die bisherigen Kohlesubventionen
      schneller als vorgesehen eingestellt würden, es könnte geschehen, dass der
      Kernenergie die großzügige Befreiung von der Haftpflichtversicherung und die
      Befreiung ihrer Rückstellungen von der Zinsertragssteuer zukünftig nicht
      mehr gewährt würde, und es könnte geschehen, dass die erneuerbaren
      Energietechniken die Unterstützung bekämen, die wir seit langem fordern.
      Immer noch unterstellt, dass wir tatsächlich recht hätten, würde sich daraus
      dann ein so gewaltiger Aufschwung der erneuerbaren Energietechniken ergeben,
      dass die jüngsten Investitionen in konventionelle Großkraftwerke sich als
      "stranded investments" erweisen würden, wodurch wiederum die bisherigen
      Ratgeber und Fachleute der konventionellen Energietechniken in aller
      Öffentlichkeit bloßgestellt wären und sich den Zorn ihrer Aktionäre zuziehen
      würden. Diese Überlegung wirft ein Licht auf die Brisanz der Frage und warnt
      uns, dass bei manchen Fachleuten eine gewisse Befangenheit in dieser Frage
      nicht ganz ausgeschlossen werden kann.

      Die Formulierung einiger Fachleute, dass es - auch auf lange Sicht -
      `ausgeschlossen` sei, den Energiebedarf der Menschheit vollständig durch
      Erneuerbare Energien zu decken, zeigt in der Tat eine hohe emotionale
      Beteiligung. Eine Formulierung in dieser Striktheit und Endgültigkeit ist
      unter wissenschaftlich argumentierenden Fachleuten sonst eher ungewöhnlich;
      sie ist allenfalls für die Wiedergabe eines Naturgesetzes zulässig. In einem
      naturwissenschaftlichen Lexikon darf es heißen: "ES IST AUSGESCHLOSSEN ..."
      Z.B.: "Es ist ausgeschlossen, eine Maschine zu bauen, die mehr Nutzenergie
      liefert, als ihr an Energie zugeführt wird (Perpetuum Mobile 2. Art)".
      Genau wie ein Naturgesetz ist die Aussage der genannten Fachleute formuliert
      und es wird demzufolge in der Öffentlichkeit (vielleicht auch von Ihnen?)
      wie ein Naturgesetz verstanden, dass es ausgeschlossen sei, den
      Energiebedarf der Menschheit vollständig durch erneuerbare Energien zu decken.

      Doch ein Naturgesetz ist dies überhaupt nicht. Eine Solarzellenfläche mit
      der Kantenlänge 150 km mal 150 km - auf Pontons in der Nordsee oder auf
      Gestellen in der Wüste oder wo auch immer unter dem freien Himmel zwischen
      Polarkreis und Äquator - würde z.B. ausreichen, nicht nur den Strombedarf,
      sondern sogar den jetzigen Gesamtenergiebedarf von ganz Deutschland zu
      decken. (Natürlich sieht so nicht die Lösung aus, die wir vorschlagen; auf
      die komme ich weiter unten.)

      Die oben erwähnten Fachleute sagen zwar, die Energiewende sei
      ausgeschlossen, bzw. unmöglich. Was Sie aber tatsächlich meinen, ist
      eigentlich etwas anderes. Sie halten die technischen Schwierigkeiten, die
      Kosten, die Probleme bei der politischen Durchsetzung für so groß, dass sie
      nicht GLAUBEN, dass eine Energiewende möglich sein wird. Ihre oben erwähnte
      Befangenheit und der - vielleicht noch nicht einmal vor sich selbst
      eingestandene - Wunsch, dass es nicht so rasch zu dieser Energiewende kommen
      möge, damit sie nicht im nachherein blamiert dastehen, lässt sie jedoch eine
      Formulierung wählen, zu der sie bei strenger Wissenschaftlichkeit nicht
      berechtigt wären.

      Wir überlegen immer wieder, wie wir Ihnen als Gegenargument das Ergebnis
      einer umfangreichen Studie nahebringen können, die im Auftrag der
      Europäischen Kommission vor fünf Jahren an verschiedenen
      Forschungseinrichtungen in Dänemark, Frankreich und Deutschland gemeinsam
      erstellt wurde. Sie kommt zu dem Schluss, dass Europa bis zum Jahr 2050
      Selbstversorger aus europa-eigenen erneuerbaren Energien werden kann. Ein
      Mix aus Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse kann nach dieser Studie und
      nach unserer Überzeugung viel effektiver die benötigte Energie bereitstellen
      als die oben erwähnte einseitige Solarzellenlösung.
      Weiteres Ergebnis der Studie war, dass die Energiepreise pro Kilowattstunde
      zum Ende des betrachteten Zeitraums zwar etwa doppelt so hoch wären, dass
      aber andererseits der Energiebedarf ohne Komfortverzicht halbiert werden
      könne (durch bessere Wärmedämmung, wirkungsvollere Kühlschränke,
      Energiesparlampen, wirkungsvollere elektrische Lokomotiven, das
      zwei-Liter-Auto usw.), sodass im Endeffekt die Ausgaben für Energie gleich
      bleiben würden. Wichtig ist auch zu bemerken, dass in dieser Studie nur
      Techniken berücksichtigt wurden, die schon jetzt in der Praxis Verwendung
      finden.

      Das Ergebnis der Studie lässt sich leicht in diesen vier Sätzen
      zusammenfassen, doch Sie möchten natürlich Begründungen und Berechnungen
      hören. Diese lassen sich leider nicht auf wenige Briefseiten verkürzen.

      Die bischöfliche Akademie des Bistums Aachen wird allerdings der Diskussion
      dieses Themas im Rahmen einer öffetnlichen Tagung für interessierte Laien am
      2. und 3. November 02 anderthalb Tage einräumen. Wer Interesse daran hat,
      sollte sich schon jetzt anmelden.

      Ich glaube aber auch, dass es in einer Diskussion mit Ihnen, sehr geehrte
      Zweiflern, erst einmal darauf ankommt, dass wir uns über die NOTWENDIGKEIT
      einer Energiewende verständigen. Dazu einige Gedanken:

      Niemand kann ausschließen, dass es wirklich zu der befürchteten
      Klimakatastrophe kommt, lange bevor die fossilen Energieträger erschöpft
      sein werden. Auch wenn man die Wahrscheinlichkeit einer solchen
      Klimakatastrophe für recht gering hältst, oder die Folgen für erträglich,
      wären doch die von vielen Fachleuten, z.B. Biologen, vorhergesagten Folgen
      so gravierend, dass die politische Verantwortung gebietet, das "Experiment"
      einer kontinuierlich fortgesetzten Treibhausgas-Emission so rasch wie
      möglich abzubrechen.

      Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass irgendwann in gar nicht so
      ferner Zukunft - Klimakatastrophe hin oder her - die Ausbeutung der fossilen
      Energieträger und des Urans den wachsenden Energiebedarf der Menschheit
      ohnehin nicht mehr zu decken vermag. Niemand behauptet, dass dann auf
      einen Schlag alle Erdölfelder und Gasvorkommen erschöpft sind, das mag
      noch hundert Jahre dauern. Aber: Das Ende kommt lange vor dem endgültigen
      Verbrauch aller Ressourcen! Das Ende beginnt bereits, wenn die Förderung von
      Treibstoff nicht mehr so rasch gesteigert werden kann, wie die steigende
      Nachfrage. Denken wir doch z.B. daran, dass in China jetzt die individuelle
      Motorisierung, der Umstieg vom Fahrrad auf das Auto, beginnt. Die Nachfrage
      nach Treibstoff wird dadurch in bisher nie dagewesenen Tempo zunehmen. Wenn
      aber die Förderung von Öl und Gas nicht mehr im gleichen Tempo gesteigert
      werden kann wie die Nachfrage, werden nach dem Gesetz von Angebot und
      Nachfrage die ersten rasanten Preissteigerungen einsetzen, bei denen die
      ärmeren Völker bald aufgeben müssen und den reicheren Völkern die Geldmittel
      entzogen werden, die sie eigentlich für den Umbau ihrer Energiewirtschaft
      benötigen.
      Die zweite Phase des Endes setzt ein, wenn die Förderung von Gas und Öl
      ihren Höhepunkt erreicht hat und danach zurückgeht. Auch wenn immer wieder
      einmal neue Erdöl- oder sonstige Reserven gefunden werden, kommt diese Phase
      ebenfalls, ist das Ende trotzdem irgendwann erreicht. Wie beim
      Ostereier-Suchen, könnte man scherzeshalber sagen, doch zum Scherzen ist
      hier kein Anlass gegeben, denn das Ende der konventionellen Energiereserven
      könnte
      das Ende der technischen Zivilisation bedeuten, wenn vorher keine
      Alternativen bereitgestellt worden sind.

      Wer von unseren Mitbürgern würde sich wohl mit dem Ende der technischen
      Zivilisation abfinden und freiwillig zu mittelalterlichen
      Produktionsverfahren, Wohnkomfort und Reisemöglichkeiten zurückkehren? Nur
      wenige, nehme ich an. Es ist deshalb zu befürchten, dass es zwischen den
      Industrienationen dieser Welt zu erbitterten Verteilungskämpfen um die
      letzten Reserven kommen wird, die sogar mehr als das Überleben der
      Zivilisation in Frage stellen können.

      Es ist deshalb eine Frage vorausschauender Verantwortung, rechtzeitig
      darüber nachzudenken, welchen Ersatz es dann geben soll. Mehr noch: Weil
      es viele Jahrzehnte braucht, ein neues Energieversorgungssystem aufzubauen,
      genügt es nicht, darüber nur nachzudenken, genügt es nicht, auf dem
      Reißbrett und in den Forschungslabors einige Prototypen zu planen und zu
      errichten. Die Entwicklung eines weltumspannenden Energieversorgungssystems
      ist nur möglich, wenn eine ständig zunehmende Nachfrage zur Massenproduktion
      führt und so die Möglichkeit und den Anreiz liefert, neue
      Forschungsergebnisse in der Praxis zu erproben.

      Wenn erst einmal die Ölpreise wegen Verknappung in die Höhe gehen und
      schließlich explodieren, wird das Geld und die Zeit fehlen, den
      Wohnungsbestand der Bundesrepublik mit Wärmedämmung zu versehen, wird es zu
      spät sein, alle 7-Liter-Autos gleichzeitig zu verschrotten und 2-Liter-Autos
      in Serie zu geben. Dann wird es insbesondere zu spät sein, auf Millionen von
      Dächern Solarstromanlagen zu errichten.
      Es muss deshalb planvoll schon jetzt mit dem Aufbau derjenigen Techniken
      begonnen werden, die heute verfügbar sind. Wir beim
      Solarenergie-Förderverein und bei vielen ähnlichen
      Nicht-Regierungs-Organisationen sind hier schon seit 15 Jahren intensiv tätig.

      Die Tatsache, dass die Stromwirtschaft seit Erfindung der Wasserstoffbombe
      ihre einzige Hoffnung auf die Kernfusion setzt, (die übrigens auch unter
      Rot/Grün ihre Forschungsgelder weiterhin erhält), darf uns nicht dazu
      verleiten, die Hände in den Schoß zu legen, denn noch ist nicht sicher, ob
      diese Technik funktionieren wird, und falls sie funktioniert, ob sie noch
      rechtzeitig zur Serienreife kommt, ob sie auch in Entwicklungsländern mit
      wenig ausgebildeten Ingenieuren und Technikern anwendbar sein wird, und ob
      die von ihr bereitgestellte Energie preiswert genug sein wird.

      Die vor uns liegende ARbeit möchte ich vergleichen mit dem Bau der Arche
      Noah. Ohne sichtbar drohende Regenwolken, d.h. ohne unmittelbar fühlbaren
      wirtschaftlichen Druck müssen wir beginnen. Bisher haben in Deutschland
      schon etwa 50.000 Menschen unter finanziellen Opfern eine Solarstromanlage
      errichtet, obwohl sie den Strom billiger aus dem öffentlichen Netz beziehen
      könnten. Wir als Verein versuchen, durch eine Gesetzesänderung zu erreichen,
      dass diese Menschen und zukünftige Solaranlagenbetreiber für den von ihnen
      erzeugten Strom, den sie ins öffentliche Stromnetz abgeben, wenigstens die
      Selbstkosten erstattet bekommen, doch hier stoßen wir aus den eingangs
      erläuterten Gründen auf den erbitterten Widerstand der Stromwirtschaft.

      Die Stromwirtschaft benutzt die Zweifel am Potential der erneuerbaren
      Energien als Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung. Auf Politiker, die
      hier eine energische Entscheidung zur Verbesserung des
      Erneuerbaren-Energien-Gesetzes treffen müssten, wirken diese Zweifel
      lähmend. Ich kann mich noch gut an eines der ersten Statements von Angela
      Merkel erinnern, nachdem sie Umweltministerin geworden war. Sie verwendete
      wörtlich eine Werbeaussage - besser gesagt eine Antiwerbung - der
      konventionellen Energiewirtschaft, die damals in allen großen Zeitungen
      veröffentlicht wurde. Dort hieß es: "Sonne, Wasser und Wind können auch
      langfristig nicht mehr als 4% unseres Strombedarfs decken". Die Anzeige
      erschien vor sechs Jahren und war unterschrieben von den 6 größten
      Stromkonzernen der Bundesrepublik. Es war nur eine von vielen. Die Folgen
      spüren wir noch heute: Unter den Politikern - insbesondere des konservativen
      Lagers haben die Erneuerbaren Energien nur wenige Freunde, obwohl doch
      gerade dort, wegen des Anspruchs auf Bewahrung der Schöpfung Verständnis und
      die Bereitschaft wenigstens zum Zuhören vorhanden sein müsste. Das
      Vorurteil, dass inkompetente linke, grüne Spinner und Weltverbesserer sich
      mit ungeeigneten Vorschlägen in ein Thema einmischen, das nur von den
      Fachleuten der Energiewirtschaft beherrscht wird, sitzt tief und lässt noch
      nicht einmal ein sachliches Gespräch zustandekommen.


      Dabei haben die Fachleute der Stromwirtschaft mit der Behauptung von den
      LANGFRISTIG maximal möglichen 4% sich nachweislisch getäuscht. Schon
      jetzt, sechs Jahre nach Erscheinen der Anzeige ist bereits das Doppelte des
      von ihnen für möglich gehaltenen Wertes erreicht, deckt allein die
      Windenergie 3% des Strombedarfs, und die Wasserkraft deckt 5%. Nach den
      weiteren Ausbauplänen des Bundes-Umweltministeriums sollen die zukünftigen
      Off-Shore-Windparks zusätzliche 15% bringen. Das Erste Raumordnungsverfahren
      für eine Hochspannungsleitung vom Windpark Borkum Ost (etwa 50 km nördlich
      von Borkum) zum Festland wurde vor wenigen Tagen abgeschlossen.

      Doch Zweifel werden weiterhin verbreitet. Inzwischen heißt es - nunmehr
      etwas vorsichtiger formuliert - die erneuerbaren Energien würden nie einen
      "nennenswerten" Anteil erbringen. Ist den Fachleuten, die solche Aussagen
      formulieren, eigentlich die langfristige politische Auswirkung ihrer Aussage
      bewusst: "Lasst alle Hoffnung fahren; das Ende der technischen Zivilisation
      kommt bald (es sei denn wir können den Kernfusionsreaktor zur Serienreife
      und in die Massenanwendung bringen)".

      Ich möchte das Energiethema heute mit folgender Anmerkung vorläufig
      abschließen: Wenn es aus einer lebensgefährlichen Situation nur einen
      einzigen Ausweg gibt, dann stellt sich nicht mehr die Frage, wie komfortabel
      dieser Ausweg ist, sondern dann gilt das Gebot des Handelns; darüber gibt es
      im Augenblick der Gefahr keine Diskussion. Das Problem in der Energiefrage
      liegt jedoch darin, dass die Gefahr nicht wahrgenommen und insbesondere
      von den schon mehrfach zitierten Fachleuten der Energiewirtschaft nicht
      thematisiert wird. Dabei bereitet sich hinter den Kulissen ein
      energiewirtschaftliches Drama ohnegleichen vor. Mit einiger Phantasie können
      wir den Gang der weiteren Entwicklung durchaus schon vorhersehen, auch
      wenn wir keine exakten Jahreszahlen nennen können. Über kurz oder lang
      müssen wir wahrscheinlich die Nutzung der konventionellen Energien
      entweder aus Klimaschutzgründen zwangsweise rationieren oder wegen
      Versiegens der Ressourcen zurückfahren. Was wir bis dahin an alternativen
      Energien bereitgestellt haben, wird dann alles sein, was uns als Alternative
      zur Verfügung steht. Es liegt an uns, wieviel das im Vergleich zur heutigen
      Energieversorgung sein wird (10%, 50%, 100%). Wenn erst einmal die Preise
      für die konventionellen Energien in die Höhe gehen und schließlich
      explodieren, ist es für ein Nachbessern wahrscheinlich zu spät. In einer
      Volkswirtschaft, die bis dahin noch nicht vollständig umgestellt ist, muss
      dann für die Versorgung mit den noch verbliebenen konventionellen Energien
      und für technische Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs von
      Monat zu Monat mehr Volksvermögen aufgewendet werden. Dieses fehlt dann
      beim Aufbau einer alternativen Energieversorgung,

      Je mehr wir also durch heutige Zweifel den Aufbau der erneuerbaren Energien
      bremsen, umso schwieriger wird später die Durchführung der Energiewende
      sein. Dann gilt, wie so häufig im politischen Leben, das schlimme Gesetz von
      der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

      Mit freundlichen Grüßen
      Wolf von Fabeck

      **********************************************************
      * Solarenergie-Förderverein * Bundesgeschäftsstelle *
      * Herzogstraße 6 * D-52070 Aachen * zentrale@sfv.de *
      * Tel. 0241-511616 * Fax 0241-535786 * http://www.sfv.de *
      * Bankkonto: 100 541 5019 Pax Bank e.G. BLZ: 370 601 93 *
      * * * Erneuerbare Energien kosten nicht die Welt * * *



      Packen wir es an !

      Grün in die Zukunft

      Schwarz + Gelb ist der Fossile GAU

      M_B_S
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 10:25:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      DER TURNAROUND!!
      TELES 745490

      14.05.2002
      TELES "buy"
      neue märkte


      Die Wertpapierexperten des Börsenbriefes "neue märkte" stufen die Aktie der TELES AG (WKN 745490) von "trading buy" auf "buy" herauf.

      In seinem ursprünglichen Geschäftsfeld entwickele, produziere und vermarkte die TELES AG weiterhin Infrastruktursysteme für den Telekommunikationsmarkt. Der Schwerpunkt von TELES liege heute jedoch auf dem Angebot von Internet-Mehrwert-Diensten ("WebHosting & eBusiness Development Services", "WebHighSpeed Access Services" und "WebLearning & eBusiness Training Services" .

      Obwohl TELES in 2001 und im 1. Quartal 02 mehrere Millionen in verschiedene Start-ups im Bereich ihrer Internet-Mehrwert-Dienste investiert habe, habe die Gesellschaft mit ihren aktuellen Geschäften (continued operations) in beiden Zeiträumen positive Erträge erzielt. Im Vergleich zur Vorjahresperiode sei im 1. Quartal 02 der Umsatz um 27% auf 15,3 Mio. Euro, der Rohertrag von 6,8 auf 8,8 Mio. Euro gesteigert worden.

      Exzellent sei die Liquidität mit einem Barmittelbestand von 35 Mio. Euro sowie die höchst komfortable Eigenkapitalquote von 59% (Stand 31.3.02). Mit ihren Konzerntöchtern betreue TELES gegenwärtig etwa 2.000.000 Internet-Domains, darunter etwa 300.000 von kleinen und mittleren Unternehmen. Das entsprechende Dienstleistungsangebot der äußerst profitablen STRATO reiche bis rund 50 Euro monatlich, das Angebot der cyPOS liege zwischen 50 und 1.000 Euro monatlich. Potential liege hier vor allem in der Migration von Unternehmenskunden auf höherwertige Dienste.


      Gründer und Firmenlenker der TELES, Prof. Dr. Sigram Schindler, sei positiv gestimmt und halte eine deutliche Ertragsverbesserung gegen Ende der zweiten Jahreshälfte für wahrscheinlich.

      In den Start-ups stecke erhebliches Ertrags - und Risikopotential. Das Geschäftsmodell von TELES weise eine leichte saisonale Zyklik auf, wobei eine stärkere Wachstumsdynamik jeweils im 2. Halbjahr erkennbar sei. Die Experten von "neue märkte" halten eine Umsatzgröße für das laufende Geschäftsjahr von 87 Mio. Euro und einen Gewinn je Aktie von 0,14 Euro für erreichbar. Sollten sich die Start-ups nicht wie angestrebt entwickeln, rechne man mit einem Rückzug aus diesen Engagements. Selbst dann würde sich die Ertragssituation der TELES AG ebenfalls signifikant verbessern, da die Anlauffinanzierung für die Start-ups (in 2001 knapp 8 Mio. Euro, im 1. Quartal 02 über 2,1 Mio. Euro) wegfallen würde.


      Motte.


      TELES weiter mit positiven Wachstum
      Ad-hoc-Mitteilung verarbeitet und übermittelt durch die DGAP.

      TELES weiter mit positiven Wachstum

      Berlin, den 24.04.2002 Der Vorstand des TELES-Konzerns hat heute seinen Bericht zum 1. Quartal 2002 verabschiedet, der wiederum positive Erträge bei signifikantem Umsatzwachstum ausweist. Nachfolgend seine Eckwerte.

      Alle im ersten Quartal 2002 erzielten Konzern-Ergebnisse seiner fortgeführten Geschäftssegmente - die TELES bilanziert nach US-GAAP - sind positiv und steigend: * Die Revenues von 15.3 MioEur (27% Steigerung, da 12.0 MioEur in Q1/2001) führten zu einem * Gross Profit von 8.8 MioEur (29% Steigerung, da 6.8 MioEur in Q1/2001), * EBITDA von 0.8 MioEur (in Q1/2001: -1.1 MioEur), * EBIT von 0.1 MioEur (in Q1/2001: -2.3 MioEur) und * EBT von 0.3 MioEur (in Q1/2001: -1.9 MioEur).

      Diese positiven Erträge entstanden trotz ihrer (vorübergehenden) Belastung in Höhe von 2.1 MioEur in der Berichtsperiode durch die Unternehmensneugründungen im Konzern - sie dienen der weitgehenden Neuausrichtung seines Geschäftsmodells auf neue, hochmargige Internet-Mehrwert-Dienste.

      Hervorzuheben ist die weiterhin ausgezeichnete Liquidität des TELES-Konzerns mit einem Barmittelbestand von 35.0 MioEur zum 31.03.2002, sowie seine gegenüber den vorangegangenen Quartalen (fast) unveränderte und höchst komfortable Eigenkapitalquote von rund 59 Prozent zu diesem Quartalsende.

      Während der Vorstand für das 2. Quartal wiederum den obigen Zahlen entsprechende Ergebnisse erwartet, hält er Ende der zweiten Jahreshälfte eine deutliche Verbesserung mehrerer Erträge für sehr wahrscheinlich.

      Der vollständige Bericht zum Q1/2002 ist ab morgen auf http://www.teles.de zugänglich und kommentiert die Konzern-Entwicklung im Berichtszeitraum im Einzelnen, sowohl quantitativ als auch qualitativ.

      Prof. Dr.-Ing. Sigram Schindler Vorstandsvorsitzender TELES AG

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 24.04.2002 WKN: 745490; ISIN: DE0007454902; Index: Notiert: Neuer Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart


      240732 Apr 02
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 23:32:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      MBS für Deine Sammlung ein etwas älterer Artuike aus 2001:
      M I L L E N N I U M - G E S P R Ä C H


      "Der Markt sagt nicht die Wahrheit"


      Umwelt und Ressourcen bleiben globale Problemfelder. Lester Brown, Präsident des Worldwatch Institute, plädiert daher für nachhaltiges Wirtschaften.

      mm*: Herr Brown, rufen Sie heute, am Ende des 20. Jahrhunderts, "Apocalypse now", wenn Sie an die globale Ökologie denken?
      Brown: Nein, nicht bei der Ökologie. Aber bei der Ökonomie. Die Weltwirtschaft ist total abhängig vom Ökosystem unserer Erde. Wenn dieses System ruiniert wird, geht die ganze Wirtschaft mit.




      Millennium-Gespräch
      Das magische Datum des Jahrtausendwechsels rückt näher, der Blick richtet sich nach vorn. In den vorausgegangenen Ausgaben hat sich das manager magazin daher zunächst in einem Millennium-Gespräch mit dem ehemaligen Automanager Daniel Goeudevert über die Zukunft des Kapitalismus unterhalten, dann mit Intel-Chairman Andy Grove über die Aussichten, die sich den Unternehmen bieten. Im letzten Beitrag der Millenniumsreihe geht es um die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch die Industrie- und Schwellenländer, um einen Wohlstand im Einklang mit der Natur und um einen globalen Wertewandel.




      mm: Wie das?

      Brown: Betrachten Sie das mesopotamische Reich des Altertums: Die Mesopotamier haben ihr Bewässerungssystem nicht genügend auf die Gegebenheiten abgestimmt ­ was ihre Lebensbedingungen allmählich verschlechterte. Zunächst litt nur die Nahrungsmittelproduktion, dann brach die gesamte Zivilisation zusammen. Heute ist der Lebensraum dieser ehemaligen Hochkultur Salzwüste, praktisch unbewohnbar für Menschen.

      mm: Das Beispiel ist 4000 Jahre alt ...

      Brown: ... heute sagt der Markt etwa: Wenn die Menge gefangenen Fischs zurückgeht, dann muss sich die Fischerei-Industrie modernere Trawler zulegen. Investitionsziel ist also nicht der Erhalt der Fischbestände. Im nächsten Schritt gehen nicht nur die Fischereiumsätze zurück, sondern der ganze Wirtschaftszweig kollabiert. Die Konsequenz aus solchen Erfahrungen: Wir müssen die gesamte Weltökonomie umstrukturieren nach den Prinzipien einer ökologischen Nachhaltigkeit. Sonst geht es uns wie den Mesopotamiern.

      mm: Was sind die dringlichsten Probleme der globalen Ökologie?

      Brown: Erstens das Bevölkerungswachstum. Zweitens das Klima. Wenn wir diese beiden Entwicklungen nicht stabilisieren, können wir kein einziges Ökosystem der Welt retten. Wir können Zäune aufstellen, können Nationalparks, Biosphären-Reservate einrichten. Die Natur, was immer das sein mag, können wir dadurch jedoch nicht wirkungsvoll schützen.

      mm: Die Kurve des Bevölkerungswachstums ist in den vergangenen Jahren schon leicht abgeflacht.

      Brown: Stimmt. Eine Ursache ist der Rückgang der menschlichen Fruchtbarkeit. Die andere sind steigende Sterblichkeitsraten.

      mm: Wie kann es heute, im Zeitalter des medizinischen Fortschritts, zu höherer Sterblichkeit kommen?

      Brown: In der südlichen Hälfte Afrikas tragen 27 Millionen Menschen ein Todesurteil in sich, in Form einer HIV-Infektion. In Zimbabwe, Botswana, Südafrika sind mittlerweile 20 Prozent der Erwachsenen infiziert. Das heißt: Sofern wir kein medizinisches Wunder erleben, werden diese Länder im nächsten Jahrzehnt mindestens ein Fünftel ihrer menschlichen Produktivkraft einbüßen.

      mm: Nun könnte man sagen: Dies ist der natürliche Regulierungsprozess des globalen Bevölkerungsproblems.

      Brown: Tragödien von diesem epischen Ausmaß vertragen keine solch zynische Interpretation. In den Ländern mit hoher Infektionsrate verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen sich gerade die Ausgaben im Gesundheitswesen. Manche der dort ansässigen Unternehmen, die noch vor kurzem ganz bequem schwarze Zahlen schrieben, schreiben heute tiefrote.

      mm: Kommen wir zum zweiten Punkt, der Klimaentwicklung. Für manche Politiker ist dies noch immer kein von Menschen gemachtes Problem.

      Brown: Weltweit wird keine anerkannte wissenschaftliche Institution die Treibhaushypothese ablehnen.

      Lester Brown
      1934 geboren in New Jersey als Sohn eines Tomatenbauern.
      1955 Hochschulabschluss als Agrarwissenschaftler.

      1959 Auslandsexperte im US-Landwirtschaftsministerium.

      1962 Abschluss im Fach Öffentliche Verwaltung an der Harvard University.

      1963 Erste Buchveröffentlichung über die künftige Entwicklung des Welt-Ernährungsproblems.

      1968 Brown will nicht für die republikanische Nixon-Administration arbeiten; er verlässt das Agrarministerium und gründet eine Organisation für landwirtschaftliche Entwicklungshilfe.

      1974 Gründung des Worldwatch Institute, dem er bis heute als Präsident und wissenschaftlicher Leiter vorsteht.

      Lester Brown wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zugesprochen, darunter der Umweltpreis der UN (1987), die Titel "Humanist des Jahres" (1991) und "Umweltschützer des Jahres" (1992) sowie der "Public Service Award" der amerikanischen Wissenschaftlervereinigung (1995). Brown ist geschieden und hat zwei erwachsene Kinder. Er bewohnt ein kleines Apartment in Washington. Da er kein Auto besitzt, legt er den Weg ins Büro mit dem Fahrrad zurück.






      mm: Zumindest die Ölkonzerne haben lange Zeit abgestritten, dass das Verbrennen fossiler Treibstoffe einen Klimawandel hervorruft.

      Brown: Es gibt auch noch Leute, die glauben, die Erde sei eine Scheibe. Aber niemand, der bereit ist, sich mit den wissenschaftlichen Beweisen auseinander zu setzen, wird das Treibhausmodell substanziell bezweifeln.

      mm: Sie scheinen sich da sicherer als manche Meteorologen.

      Brown: Der Treibhauseffekt ist nicht strittig, er besteht aus dem kleinen Einmaleins der Physik: Wenn die von der Sonne ausgesendete Energie die Erde erreicht, dann wird ein bestimmter Anteil der Strahlung nahe der Oberfläche in Wärme umgewandelt. Das Abstrahlen dieser Wärme wird durch den CO2-Anteil in der Atmosphäre behindert. Und da die CO2-Konzentration steigt, nimmt auch dieser Effekt zu. Es gibt präzise Daten über den Anstieg der CO2-Konzentration seit 1959.

      mm: Dennoch wird der Zusammenhang zwischen diesem Anstieg und der globalen Temperaturentwicklung noch immer debattiert.

      Brown: Mit Messungen beweisen lässt sich die globale Erwärmung erst, wenn es zu spät ist. Die wärmsten 15 Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1866 liegen alle nach 1980. Der sprunghafte Anstieg im vergangenen Jahr hat sogar die Skala gesprengt. Wir mussten den Maßstab verändern und die Kurven neu zeichnen.

      mm: Welche ökonomischen Probleme hängen mit diesen Entwicklungen direkt zusammen?

      Brown: Etwa der volkswirtschaftliche Schaden durch Hurrikane, Taifune, Überflutung. Gemeinsam mit der Münchener Rückversicherung hat unser Institut den weltweiten Schaden für 1998 abgeschätzt. Wir kamen auf 92 Milliarden Dollar, 54 Prozent mehr als im vorausgegangenen Rekordjahr 1996. Ein weiteres Problem sind die Vertreibungen. Im vergangenen Jahr wurden 300 Millionen Menschen durch Wetterkatastrophen von ihren Wohn- und Arbeitsplätzen vertrieben, die Hälfte davon aus dem chinesischen Yangtse-Becken, es traf aber auch Menschen in Indien und Bangladesh.

      mm: Wer ist schuld an dieser Entwicklung?

      Brown: Sie und ich. Wir alle.

      mm: Aber wer ist der Verantwortliche?

      Brown: Den gibt es nicht.

      mm: Es muss doch politische Zuständigkeiten geben.

      Brown: Schauen wir nach China. Dort kann man wunderbar studieren, was passiert, wenn eine große Menge ehemals armer Menschen plötzlich zu größerem Wohlstand kommt. Seit neuestem propagiert die chinesische Regierung Rindfleischkonsum. Wollte sie dabei US-Standards erreichen, wären das 49 Millionen Tonnen jährlich. Um so viele Rinder zu züchten, müssten rund 350 Millionen Tonnen Getreide verfüttert werden ­ etwa die amerikanische Jahresproduktion inklusive des Anteils für menschlichen Verzehr.

      mm: Regulieren sich solche Prozesse nicht von allein auf dem Weltmarkt?

      Brown: Nicht unbedingt. Nehmen wir die Automobilbranche, sie wurde 1994 von der chinesischen Regierung zum zentralen Wachstumsbereich ernannt. Sollte in China jemals ein Auto in jeder Garage stehen, dann bräuchte das Land ­ wenn man den amerikanischen Durchschnittsverbrauch hochrechnet ­ 80 Millionen Barrel Öl pro Tag. Derzeit werden weltweit 72 Millionen Barrel täglich produziert.

      mm: Was lernen wir daraus?

      Brown: Das westliche Modell industrieller Entwicklung, das auf fossilen Brennstoffen, Automobilen und Wegwerfprodukten basiert, taugt nicht für Länder wie China. Auch nicht für die übrigen zwei Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern. Auf Dauer taugt es nicht mal für uns. Die Frage ist nur: Wie gelingt es uns, den wirtschaftlichen Fortschritt auf eine nachhaltige Entwicklung zu lenken?











      Das Worldwatch Institute





      mm: Ist der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie sozusagen systemimmanent?

      Brown: Ja. Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem bringt das Weltklima durcheinander, es entwaldet den gesamten Globus, zerstört die Artenvielfalt in Flora und Fauna, führt zu massiver Bodenerosion, verschmutzt Luft und Wasser. In vier Fünftel aller chinesischen Flüsse gibt es keine Fische mehr. Offenbar zerstören wir unsere Lebenserhaltungssysteme.

      mm: Sind das nicht nur regionale Probleme, die auch regional gelöst werden sollten?

      Brown: Ja. Aber sie können globale Konsequenzen nach sich ziehen. Der zentralasiatische Aralsee zum Beispiel ist tot. Vor 30 Jahren wurden dort pro Jahr noch 40.000 Tonnen Fisch gefangen. Oder nehmen Sie die indonesischen Regenwälder. Definitionsgemäß sollten die nicht komplett abbrennen können. Doch der indonesische Dschungel fällt bei jeder Trockenheit den Flammen zum Opfer, weil er durch Holzfäller, durch Rodung und so weiter gelichtet und somit geschwächt wurde. Und in Indien wird derzeit doppelt so viel Grundwasser abgepumpt, wie durch Niederschläge nachfließen kann. All dies summiert sich zu globalem Ausmaß und zu Fragen der globalen Entwicklung.

      mm: Ist das alles über Nacht passiert, ohne Vorwarnung?

      Brown: Der Hintergrund etwa für das dritte Beispiel ist die Verbreitung leistungsfähiger Diesel- und Elektropumpen. Damit kann man jetzt Wasser praktisch aus jeder Tiefe hochholen. Jetzt fallen die Grundwasserspiegel ­ nicht nur in fast ganz Indien, sondern auch überall im chinesischen Flachland, in Saudi-Arabien, im Südwesten der USA und in den Präriestaaten, teilweise auch in Europa. Das macht Angst.

      mm: Was kann man dagegen tun?

      Brown: Meine Vision ist die einer umweltverträglichen, also nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung. Die basiert nicht mehr auf fossilen Brennstoffen, sondern auf solar- und wasserstoffbetriebenen Technologien. Unser Begriff von Sonnenenergie schließt Windkraft ebenso ein wie Solarthermie und Photovoltaik.

      mm: Was heißt das praktisch?

      Brown: Ein Konsortium, angeführt von Shell und DaimlerChrysler, macht aus Island bereits das erste Wasserstoff-Wirtschaftssystem der Welt. Gemeinsam mit der Regierung werden die natürlichen Energieressourcen wie Geothermie und Wasserkraft vermehrt zur Stromerzeugung genutzt. Mit diesem Strom wird Wasser elektrolysiert, der so gewonnene Wasserstoff speist Brennstoffzellen.

      mm: Hört sich futuristisch an.

      Brown: Shell bewegt sich bereits in Richtung Wasserstoff-Wirtschaft. Die benutzen Island als Testfeld für die Erprobung und Weiterentwicklung ihrer Technologien zur Wasserstoffproduktion und -lagerung sowie für den Vertrieb. DaimlerChrysler will Island zum Testmarkt für seine Brennstoffzellen-Autos machen, die in fünf Jahren marktreif sein sollen.

      mm: Island ist eine subpolare Inselrepublik mit nur 274.000 Einwohnern ­ kaum ein Modell für einen weltweiten Strukturwandel der Wirtschaft. Haben Sie sonst noch etwas auf der Liste?

      Brown: Wir müssen die städtischen Transportsysteme umstellen. In Bangkok verbringt der durchschnittliche Autofahrer umgerechnet 44 Arbeitstage im Stau. In London kommen Autos heute kaum schneller voran als die Pferdekutschen der Jahrhundertwende. Da muss uns doch etwas Besseres einfallen. Ein Transportsystem, das Mobilität garantiert ohne Umweltverschmutzung. Das also nicht auf Automobilität basiert, sondern auf Fahrrädern und Schienenfahrzeugen.

      mm: Okay, halten wir fest: Solarzellen, U-Bahnen und Fahrräder. Was noch?

      Brown: Neue Energiequellen erobern den Markt. Der Einsatz von Windkraft wächst weltweit um 22 Prozent pro Jahr. Wenn man es richtig macht, könnte die in Texas, in Nord- und Süd-Dakota verfügbare Windenergie den gesamten Elektrizitätsbedarf der USA decken.

      mm: Aber Strom aus Windkraft ist teurer als aus Öl- oder Kohlekraftwerken.

      Brown: Nicht, wenn man modernste Hightech-Windräder einsetzt. In manchen Regionen kommt Windkraft als Stromquelle dann sogar unter die Preise für Kohle.

      mm: Nicht in Deutschland.

      Brown: Haben Sie die enormen Subventionen mitgerechnet?

      mm: Nein. Aber Öl ist nicht subventioniert. Trotzdem ist Strom aus Ölkraftwerken billiger als aus Windrädern.

      Brown: Kalkulieren Sie die Kosten ein, die durch Klimaschädigung und durch sauren Regen entstehen?

      mm: Das macht niemand.

      Brown: Eben. Der Markt sagt nicht die Wahrheit. Wenn wir eine Ökonomiediskussion führen, muss aber die Wahrheit ans Licht.

      mm: Wir sprachen von internen Kosten, nicht von externen.

      Brown: In den Vereinigten Staaten haben die Tabakkonzerne jetzt zum ersten Mal im großen Stil akzeptiert, dass so genannte externe Kosten übernommen werden müssen. Sie haben eingewilligt, 251 Milliarden Dollar an einzelne Staaten zu zahlen. So sollen die medizinischen Folgekosten erstattet werden, die durch die Gesundheitsschäden beim Rauchen entstehen.

      mm: Kann man von diesem Vorgang Parallelen zur Umweltdebatte ziehen? Oder konkreter: Können Ökosteuern beitragen zu Ihren Plänen eines Wirtschaftswandels hin zur Nachhaltigkeit?

      Brown: Ja, solange Ersparnisse bei der Einkommensteuer und bei den Lohnnebenkosten die zusätzlichen Ökosteuern ausgleichen. Das deutsche Modell könnte das richtige sein.

      mm: Bislang ist der Wettbewerb die zentrale Triebfeder unseres Wirtschaftslebens; Wachstum war das Motiv. Können Sie auch künftig ein Wirtschaftswachstum akzeptieren?

      Brown: Nichts gegen Wachstum ­ solange es nicht zur Selbstzerstörung führt. Wir können doch so viel Sonnenenergie nutzen, wie wir wollen. Die schädigt weder das Klima, noch verursacht sie Umweltverschmutzung.

      mm: Die meisten Menschen setzen eine Verbesserung der Lebensverhältnisse mit mehr Konsum gleich. Sie wollen schickere Kleidung, besseres Essen, größere Autos, mehr Klimaanlagen.

      Brown: Sie sprechen die Frage an, wie man Lebensqualität definiert. Wenn es nur darum geht, dass jeder ein Auto besitzen soll und jederzeit benutzen kann, dann kann ich nur sagen: Die meisten Menschen stecken nicht gern im Stau.

      mm: Stimmt. Trotzdem glauben die meisten unserer Zeitgenossen, die Versorgung mit materiellen Gütern müsse sich stetig verbessern, das Leben sei eine ewige Party.

      Brown: Kann sein. Doch haben sich auch hier die Maßstäbe verändert. Meine Eltern, die noch geprägt waren von der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre, hielten zum Beispiel das Steak für den klassischen Hauptbestandteil eines jeden Festtagsessens ­ so groß, dass es über den Teller lappte. Heute sehen wir das anders. Längst haben wir unsere Ernährungsgewohnheiten geändert in Richtung einer vielseitigeren Kost mit weniger tierischen Fetten und Proteinen.

      mm: In Ihrem Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung gibt es also keinerlei Notwendigkeit für Verzicht?

      Brown: Nein, überhaupt nicht.

      mm: Warum ist Ihr Vorschlag dann nicht viel populärer?

      Brown: Die meisten Menschen haben sich mit dem modernen Leben bereits so weit abgefunden, sie sehen nicht mehr die damit verbundenen Paradoxien. In den USA fahren täglich hunderttausende mit dem Auto zum Fitness-Studio, um sich dort für eine halbe Stunde auf ein Trainingsfahrrad zu setzen. Danach gehen sie kurz unter die Dusche und fahren wieder im Auto den ganzen Weg zurück nach Hause. Einziger Grund: Es ist entweder nicht sicher oder nicht bequem genug, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen. Oder auf der Arbeit gibt`s keine Dusche. Nach meiner Ansicht wird durch dieses Vorgehen die Umwelt massiv verschmutzt, natürliche Ressourcen und persönliche Energien werden vergeudet. Dabei ließe sich alles leicht ändern ­ ohne dass dadurch Unannehmlichkeiten entstünden.

      mm: Aber das passt doch mit keiner Vorstellung eines wachsenden Lebensstandards zusammen.

      Brown: Noch einmal: Ich habe nichts gegen Wachstum. Ich sorge mich jedoch, weil unser derzeitiges Wirtschaftssystem jede Nachhaltigkeit vermissen lässt. Und weil uns seine Entwicklung nicht dorthin bringt, wo wir hinwollen.

      mm: Kann die Menschheit, wenn sie noch so weitermacht, überhaupt überleben?

      Brown: Wir werden nicht als gesamte Spezies verschwinden. Aber wenn wir so weitermachen wie bisher, mit dieser selbstzerstörerischen Ökonomie, wird es mit der Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr lange weitergehen.

      mm: Lässt sich diese Entwicklung noch aufhalten oder ändern?

      Brown: Es herrscht doch schon globales Problembewusstsein. Zum Beispiel innerhalb der Weltwährungssysteme: Für sich genommen ist weder die Währung von Indonesien, Russland oder Brasilien entscheidend für die Weltwirtschaft. Dennoch könnte jeder Einzelcrash das Gesamtsystem schädigen. Wir wissen nicht genau, was passiert, wenn die Klimakatastrophe plötzlich die Wetterbedingungen global umkrempelt, wenn Meeresströmungen und Windsysteme umkippen würden. Aber die politischen und wirtschaftlichen Großmächte werden sich dieser bohrenden Fragen bewusst.

      mm: Gibt es dafür Beispiele?

      Brown: Der National Intelligence Council, die Dachorganisation aller amerikanischen Geheimdienste, hält eine fertige Studie über die chinesische Weltmarktpolitik unter Verschluss. Die Volksrepublik könnte die Preise für Getreide durcheinander bringen. Würde sie plötzlich große Mengen Getreide einkaufen, könnte das zu einer globalen Verteuerung führen, die die ganze Dritte Welt destabilisiert. Die Länder dort könnten keine Importe mehr bezahlen. China hätte hierfür jederzeit das Geld. Allein der Handelsüberschuss mit den USA beträgt über 40 Milliarden Dollar pro Jahr.

      mm: Offenbar gibt es in Umweltbelangen ein großes Vollzugsdefizit. Wer könnte das abbauen?

      Brown: Sie und ich. Die Politik sind wir. Wenn wir etwas wollen, müssen das unsere politischen Führer auch umsetzen. Wenn wir uns nicht darum kümmern, dann tun sie nichts.

      mm: Ist das nicht ein wenig zu einfach gedacht?

      Brown: Zugegeben: Die neuen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, das künftige Steuersystem, all das verlangt nach politischer Führung. Andererseits könnte alles noch viel einfacher sein: Wenn wir nur dazu kommen, dass der Markt die wahren Verhältnisse wiedergibt. Das würde 90 Prozent unserer Probleme lösen.

      mm: Warum waren globale Konferenzen wie Rio, Kyoto oder Kairo so wenig erfolgreich?

      Brown: Der wichtigste Effekt solcher Konferenzen ist das Wecken von Aufmerksamkeit.

      mm: Sie sprechen von Public Relations. Wir fragten nach konkreten Wirkungen.

      Brown: Bevor man aktiv werden kann, muss erst einmal die Aufmerksamkeit für die Fragen und Probleme im jeweiligen Aktionsfeld geweckt werden. Wir vom Worldwatch Institute wollen hauptsächlich das öffentliche Verständnis verbessern, etwa über das Bevölkerungswachstum, über das Verbrennen fossiler Treibstoffe und den daraus resultierenden Klimaeffekt. Dazu wollen wir Alternativen aufzeigen.

      mm: Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Umweltprobleme in den 70er und 80er Jahren eine viel größere öffentliche Resonanz fanden als heute. Was ist da schief gelaufen?

      Brown: (seufzt) Wir, also das Worldwatch Institute und die Gesellschaft insgesamt, waren noch nicht erfolgreich genug. Vielleicht braucht das öffentliche Bewusstsein eine Art heilsamen Schock.

      mm: Wird die Menschheit also weiter warten auf immer größere Umweltkatastrophen, auf die nächsten Hurrikane und Hungerkatastrophen?

      Brown: Vielleicht. Auf der anderen Seite wird aber auch schon vieles besser. Ich erhalte zum Beispiel viel mehr Einladungen für Vorträge, etwa auf den Hauptversammlungen von Banken oder Investmentfirmen. Auch meine Honorare entwickeln sich erfreulich: Vor drei Jahren bekam ich höchstens 20.000 Dollar. Heute ist mein Spitzensatz 50.000. Den erziele ich nicht oft, aber warum sollten etwa die Ölindustrie oder große Anlagegesellschaften einem Umweltfachmann 50.000 Dollar für einen Vortrag bezahlen, wenn sie nicht wirklich Bedarf für dessen Ideen hätten?

      mm: Möglicherweise sind Sie nur ein Feigenblatt.

      Brown: Der chinesische Premierminister Zhu Rongji ist nicht unbedingt berühmt für den Einsatz teurer Feigenblätter. Dennoch benutzte er nach dem verheerenden Hochwasser des Jangtse im vergangenen Jahr ein Motto, das wir jahrelang propagiert haben: "Bäume, die noch stehen, sind dreimal mehr wert als gefällte Bäume." Wenn Zhu Rhongji diese Erkenntnis jetzt übernimmt, dann halte ich das für einen echten Fortschritt.

      mm: Umgekehrt sagte der jüdisch-deutsche Philosoph Hans Jonas im Hinblick auf die Umweltproblematik, man dürfe "ganz bestimmt nicht darauf rechnen, dass der Mensch Vernunft annehmen wird". Was also könnte der Motor für weitere Veränderungen sein?

      Brown: Die kommen nicht von allein, und die Zeit hat bislang nicht für unsere Seite gearbeitet. Doch manchmal treten Veränderungen ganz schnell ein, sobald eine bestimmte Schwelle überschritten ist. Denken Sie etwa an den Zweiten Weltkrieg, an den blitzartigen Umbau der gesamten US-Wirtschaft nach Pearl Harbor.

      mm: Das ist fast 60 Jahre her.

      Brown: Aber auch heute gibt es noch solche schlagartigen Umstellungen. Bei der Windenergie hat zum Beispiel die nordspanische Region von Navarra den Nutzungsanteil in den vergangenen drei Jahren von null auf 22 Prozent des Stromverbrauchs gesteigert. Parallel wurde die gesamte Wirtschaft verjüngt ­ ein Modellprojekt für ganz Spanien. Dort gibt es noch enorme Potenziale für Windenergie, etwa an der Straße von Gibraltar. Ähnliche Projekte entwickeln sich in den USA: In Minnesota und Iowa werden gerade riesige Windparks konzipiert.

      mm: Sie hören sich an wie ein professioneller Optimist.

      Brown: Jeder, der wie ich 25 Jahre im Öko-Geschäft gearbeitet hat, muss per definitionem Optimist sein.

      Das Interview führten die Redakteure Wolfgang Kaden und Michael O. R. Kröher in einem Hotel in Innsbruck.


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