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    Sind dies die wahren Gründe für Rentenkriese und Sozialabbau - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.01.03 10:19:53 von
    neuester Beitrag 20.01.03 12:30:26 von
    Beiträge: 62
    ID: 684.071
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      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:19:53
      Beitrag Nr. 1 ()
      http://www.attac-netzwerk.de/stuttgart/dokumente/soziales/re…

      Ralph Netzker

      Der Renten-Krieg


      --------------------------------------------------------------------------------

      Teil 1: Warum die umlagefinanzierte Rente weg muss - koste es, was es wolle...

      Dass in sozialpolitischen Auseinandersetzungen mit harten Bandagen gekämpft wird, ist nichts neues. Was sich allerdings in der Debatte über die gesetzliche Rentenversicherung abspielt, ist ohne Beispiel. Den Startschuss hat vor einigen Jahren Prof. Dr. Norbert Walter, Chefökonom der Deutschen Bank, gegeben, als er in Rundfunkinterviews und Zeitungsartikeln eindringlichst davor warnte, noch irgendwelche Hoffnungen in die gesetzliche Rentenversicherung zu setzen. Er hat damit einen Generationenkrieg ausgerufen, der in seinen Auswirkungen noch gar nicht abzuschätzen ist.

      Die gesetzliche Rentenversicherung wird in der öffentlichen Diskussion häufig als eine Art "Sparkonto" dargestellt, auf das man Einzahlungen für seine eigene Rente tätigt. Diese Darstellung ist in der Sache falsch, und in der Absicht irreführend: Die eingezahlten Beiträge liegen nicht auf einem Konto, wo sie sich "verzinsen" könnten - und müssten! Ganz im Gegenteil ist es so, dass die jeweils erwerbstätigen Generationen die Renten der nicht mehr erwerbstätigen Generation direkt bezahlen - dies bezeichnet man als Umlagefinanzierung oder "Generationenvertrag". Diese Art der Finanzierung hat eine Reihe von Vorteilen, die in der Rentendebatte immer und absichtlich unter den Tisch fallen:

      Das anfallende Geld wird lediglich umverteilt, es werden keine Anlagemöglichkeiten benötigt.
      Daher entsteht kein Druck auf die Finanzmärkte und die Gelder unterliegen keinem Marktrisiko.
      Weil kein Zeitversatz zwischen Ein- und Auszahlung der Umlage besteht, existiert auch kein Inflationsrisiko.
      Die Umverteilung funktioniert verlusstarm: Es müssen keine Vorstandsgehälter abgezweigt werden.
      Die Umlagefinanzierung ist daher die mit Abstand sicherste Methode der Altersvorsorge.
      Träger der gesetzliche Rentenversicherung sind die Bundes- und Landes-Versicherungsanstalten. Bei diesen handelt es sich um Körperschaften des öffentlichen Rechts mit dem Recht auf Selbstverwaltung. Zusammengefasst sind sie im VDR (Verband deutscher Rentenversicherungsträger). Die Organe der Selbstverwaltung sind Vertreterversammlung und Vorstand, die je zur Hälfte aus Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber bestehen. Es handelt sich bei den Versicherungsanstalten also um demokratische, paritätisch besetzte Organisationen. Die alle sechs Jahre stattfindenden Sozialwahlen ermöglichen den Versicherten die Mitbestimmung über Einnahmen, Ausgaben und Leistungen der Versicherungsträger. Darüber hinaus regeln Regierung und Parlament die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Rentenkassen. Regierung und Parlament stehen alle vier Jahre zur Wahl, zwischendurch werden die Landesparlamente gewählt - Wählerbetrug hat also kurze Beine...

      Gehen wir recht in der Annahme, dass Sie auch alle sechs bzw. vier Jahre den Vorstand und die Leitungsgremien der Deutschen Bank und der Allianz-Versicherung wählen, dass Sie somit eine paritätische Mitbestimmung über die Arbeit dieser Organisationen ausüben? Nein? Im Kern wissen Sie jetzt bereits, warum der erwähnte Chefökonom alle Hebel in Bewegung setzt, um die gesetzliche Rentenversicherung madig zu machen: Demokratische Selbstverwaltung und Arbeitnehmer-Mitbestimmung verabscheuen die Herren nämlich wie der Teufel das Weihwasser.

      Die Vorreiter der privaten, kapitalbasierten Rente sind, wie bereits erwähnt, die Deutsche Bank und seit einiger Zeit die Investmenthäuser Merrill Lynch und Morgan Stanley. Da man davon ausgehen kann, dass die leitenden Angestellten dieser Bankhäuser weder auf eine gesetzliche noch eine private Rentenversicherung angewiesen sind, hat ihr Vorstoß sicher nichts mit persönlichen Zukunftsängsten zu tun. Man versetze sich einmal in die Lage dieser Herren: Pro Tag verschieben die gesetzlichen Rentenkassen etwas über eine Milliarde Mark von der heute erwerbstätigen Generation zu der nicht mehr erwerbstätigen - und Merrill Lynch, Morgan Stanley und die Deutsche Bank verdienen daran keinen roten Heller! Der bereits zweimal erwähnte Chefökonom knirscht nachts mit den Zähnen und kaut tags an den Fingernägeln, weil er an diese Gelder einfach nicht herankommt...

      Was man damit machen könnte! Statt das Geld im Umlageverfahren einfach nur umzuschichten, könnte man es als Kapital anlegen und in Zukunft einfach von den Zinsen leben... Natürlich müsste es dazu erst eine Zeit lang festliegen, um tüchtig zu "arbeiten".

      Merke: Geld arbeitet im Liegen.

      In der Zwischenzeit zahlen die Erwerbstätigen halt doppelt, was soll`s...

      Dummerweise ist das mit der "Verzinsung" aber gar nicht so einfach: In der produktiven Wirtschaft gibt es für derartige Summen gar keine profitablen Anlagemöglichkeiten mehr. Die größeren Unternehmen zahlen ihre Investitionen seit Jahren aus dem cash flow, d.h. den laufenden Einnahmen - Bankkredite benötigen sie nicht. Was übrig bleibt, wird zum Aufkauf der Konkurrenz verwendet. Kleinere Unternehmen erwirtschaften häufig nicht die erwünschten Renditen und kommen daher als Anlage nicht in Frage. Die Banken können die Verzinsung derartiger Summen auf dem Wege der Kreditvergabe also gar nicht mehr garantieren.

      Dann eben ab mit dem Geld auf den Aktienmarkt - da kommt richtig Freude auf! Fragt sich nur bei wem...

      Die Aktienkurse sind in den letzten Jahren nicht etwa explodiert, weil die Unternehmen so viel an Wert zugelegt haben. Der Kursanstieg kam zustande durch das Prinzip von Angebot und Nachfrage: Viel Geld wollte noch mehr Geld werden und kaufte alles, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst Aktien von Unternehmen, die noch keine müde Mark verdient haben - darunter viele Internet-Anbieter - die also nur von ihren Schulden leben, gehen an den Börsen weg wie warme Semmeln. Wenn zu viel Geld auf zu wenige Anlagemöglichkeiten trifft, dann steigen die Preise der Aktien, nicht jedoch ihr Wert - der ist auf ewig an die reale Wertschöpfung der Unternehmen gebunden. Es leuchtet somit ein, dass die zusätzlichen Mittel aus privaten Rentenfonds in dieser Situation gerade noch gefehlt haben: Allein der Versuch, diese Gelder auf dem Finanzmarkt zu plazieren, würde die ohnehin weit überhöhten Aktienkurse in neue, noch irrealere Höhen treiben. Die mühsam erarbeiteten Einkommen der Arbeitnehmer würden auf diese Weise in Spielgeld umgewandelt, und allen Risiken und Gefahren der internationalen Finanzmärkte unterworfen werden. Das ist natürlich Wahnsinn, hat jedoch Methode. Hierzu Jörg Huffschmid, Professor für Politische Ökonomie und Wirtschaftspolitik, Universität Bremen:

      "... vor allem bemühen sich die Investmentbanken um die Erschließung der großen neuen Vermögenspools, die durch eine Umstellung der Alterssicherung vom umlagefinanzierten Solidarsystem zum Kapitaldeckungsverfahren entstehen. (...) Als potentielle zukünftige Fondsverwalter gehören die Banken zu den entschiedenen Befürwortern einer solchen Rentenumstellung. (...) Die Einrichtung der Pensionsfonds löst kein einziges Finanzierungsproblem besser als das aktuelle Umlagesystem. Es bedient jedoch die Banken in ganz besonderer Weise."
      (Jörg Huffschmid, "Politische Ökonomie der Finanzmärkte", VSA-Verlag, Hamburg, S. 81)

      Die Behauptung, dass in der gegenwärtigen Form unsere Renten "nicht sicher" und "nicht finanzierbar" seien, wird durch ihre gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht wahrer:

      Unser gegenwärtiges umlagefinanziertes Rentensystem ist so sicher - oder so unsicher - wie unser demokratisches Staatswesen.
      Ein privates kapitalfinanziertes Rentensystem ist so "sicher" wie die internationalen Finanzmärkte.
      Wir haben - noch! - die Wahl...
      Eine private zusätzliche Alterssicherung ist auch heute schon für jeden möglich, der sie sich leisten kann und will. Ist jedoch das auf Generationen angelegte Solidarsystem Rentenversicherung einmal bleibend beschädigt, dann ist seine Wiedererrichtung teuer und schwierig. Bleibend beschädigt kann es jedoch nur werden durch einen um sich greifenden Vertrauensverlust - und genau dieser Vertrauensverlust wird von Finanz- und Wirtschaftsführern seit Jahren mit steigendem Erfolg herbeigeredet.

      Dass für die zukünftige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung einige Änderungen und Erweiterungen notwendig sind, werden wir in Kürze ausführen - allerdings ganz anders, als unser Chefökonom sich das vorstellt.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:21:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      Teil 2: Der Trick mit den Lohn"neben"kosten

      Eines der ersten Resultate des "Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit" war die Zustimmung der Gewerkschaftsvertreter, auf eine Senkung der sogenannten "Lohnnebenkosten" hinzuwirken. Das war eine Falle, und bis heute hat es anscheinend keiner unserer "Kollegen mit Schlips" bemerkt. Es gibt nämlich keine Lohn"neben"kosten - es gibt nur "Lohnkosten" - und die setzen sich für einen Alleinstehenden mit 3.000 DM Netto-Verdienst etwa folgendermaßen zusammen:


      --------------------------------------------------------------------------------

      Arbeitnehmer-Anteil Arbeitgeber-Anteil
      Brutto 5.508 5.508
      Krankenversicherung 374 374
      Rentenversicherung 537 537
      Arbeitslosenversicherung 179 179
      Pflegeversicherung 74 19
      Lohnsteuer 1.343
      Netto 3.000
      Lohn"neben"kosten 1.109
      Lohnkosten 6.617

      --------------------------------------------------------------------------------

      Was will uns diese Aufstellung sagen? Die gesamten Lohnkosten (DM 6.617) setzen sich zusammen aus:

      dem Brutto-Lohn (DM 5.508), und
      dem Arbeitgeber-Anteil zur gesetzlichen Sozialversicherung (DM 1.109).
      Dieser Arbeitgeber-Anteil wird nun in der öffentlichen Diskussion vorsätzlich irreführend als Lohn"neben"kosten bezeichnet - so, als handle es sich dabei um eine lästige Nebensächlichkeit, an der niemandem wirklich etwas liegen könnte...

      Schließlich - so geht das propagandistische Kalkül - sieht der Arbeitnehmer ohnehin nur seinen Nettolohn (DM 3.000), alles andere sind Abzüge (igitt...) oder eben "Nebenkosten", die alles in allem möglichst gering auszufallen haben. Würden also alle Sozialversicherungs-Beiträge und die Lohnsteuer reduziert (am besten auf Null), so stiege bei gleichem Brutto-Entgelt das Netto-Einkommen des Arbeitnehmers (super!), während sich gleichzeitig die Lohnkosten reduzierten: ein betriebswirtschaftliches perpetuum mobile, ein finanzmathematisches Bravourstück, einfach genial - was wären wir ohne unsere Wirtschafts-Experten? Das unmittelbare Resultat wäre:

      ein sofortiger Profitschub bei den Unternehmen (das ist schließlich Sinn und Zweck der Übung),
      drastische Leistungskürzungen im Krankheitsfall (nicht so schlimm, dann muss man halt gesund bleiben...),
      drastische Leistungskürzungen bei Arbeitslosigkeit (faule Bande, selber schuld!),
      Armut im Alter (spare in der Zeit, dann hast du in der Not...),
      ein bankrotter, handlungsunfähiger Staat (wen interessiert der Staat?).
      Sämtliche Resultate wirken also in dieselbe Richtung: belebend, aktivierend, die Eigeninitiative stärkend! Hier haben wir endlich die geistig-moralische Wende, die eine versumpfte christliberale Regierung nicht mehr zu Ende bringen konnte. Neue Besen kehren gut, und die Schröder-Regierung ist ein rechter Reisigbesen...

      Und nun wissen wir auch, warum der "Sozialstaat" plötzlich "unbezahlbar" geworden ist, warum die gesetzliche Rentenversicherung einer privaten Altersvorsorge weichen soll:

      537 Mark Arbeitgeber-Anteil bei 5.500 Mark Bruttoverdienst sind ein starkes Argument für eine private Alterssicherung. Und weil 374 Mark Krankenversicherungs-Anteil ebenfalls furchtbar wehtun, jagt eine "Gesundheitsreform" die andere, und hat man heutzutage die Wahl zwischen Urlaub und Zahnersatz. Dass es so etwas wie "Kuren" einmal gab, glaubt einem in zehn Jahren kein Mensch mehr...

      Es geht also bei all diesen "Reformen" (Gesundheitsreform, Rentenreform etc.) um nichts anderes, als um eine Politik der Umverteilung von unten nach oben, von abhängig Beschäftigten zu Vermögens- und Kapitaleignern. Das Geld, mit dem der "Sozialstaat" der 60er- und 70er-Jahre finanziert worden war, ist nicht etwa verschwunden, es ist lediglich dort angelangt, wo es immer schon hingehörte: bei den Reichen und Mächtigen unserer Gesellschaft - und was noch nicht dort ist, wird gegenwärtig mit wachsender Brutalität umverteilt. Am vorläufigen Ende dieses Prozesses wird eine Gesellschaft stehen, die wieder die klare Trennung zwischen Besitzenden und Besitzlosen aufweisen wird, die für unsere eigene Vergangenheit und die Gegenwart aller anderen Regionen der Welt kennzeichnend war und ist. Es wird wieder Ordnung herrschen und klare Verhältnisse. Die Illusion von Gleichheit und Brüderlichkeit, von Demokratie und Sozialpartnerschaft wird wieder als das erscheinen, was sie immer war: eine Illusion eben.

      Wie konnte es dazu kommen? Und warum gerade jetzt?

      Bereits seit Ende der 70er-Jahre machte sich ein Effekt bemerkbar, den Politiker und Wirtschaftsbosse zwar unter keinen Umständen wahrhaben wollen, der sich um derlei Ignoranz aber keinen Deut schert. Im Zuge der Dritten industriellen Revolution, d.h. der Verdrängung auch qualifizierter menschlicher Arbeitskraft durch Datenverarbeitung und Informations-Technologie, trat ein Phänomen wieder in Erscheinung, das man für einige Jahrzehnte (Wirtschaftswunder!) so gut wie vergessen hatte, das aber immer unter der Oberfläche der Marktwirtschaft präsent ist: Massenarbeitslosigkeit aufgrund "struktureller Überakkumulation". Im Unterschied zu den "goldenen Jahrzehnten" nach dem zweiten Weltkrieg ist festzustellen:

      Die Arbeitslosigkeit wird auch im Zuge konjunktureller Aufschwünge nicht mehr wesentlich abgebaut.
      Die Armut nimmt auch in reichen Ländern in Aufschwungsphasen zu.
      Selbst in Aufschwungphasen findet eine massenhafte Kapitalvernichtung statt - insbesondere durch Fusionen mit Stillegungen.
      Es hat eine in dieser Rigorosität noch nie zu beobachtende Verdrängungs-Konkurrenz eingesetzt.
      Trotz dieser Kapitalvernichtung bleiben Überkapazitäten über die Krise hinweg bestehen.
      Unternehmen schränken weltweit die Realinvestitionen deutlich ein und beschränken sich auf Ersatz- und Rationalisierungs-Investitionen.
      Sie bilden zu Lasten der Realinvestitionen riesige Geldfonds, und
      kaufen eher andere Firmen auf, als die Gewinne zum Ausbau bestehender Unternehmen zu verwenden.
      Diese - als "strukturelle Überakkumulation" bezeichnete - Entwicklung, die als genereller Trend in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist, bedeutet:
      Die weltweit in praktisch allen Branchen bestehenden Überkapazitäten zwingen die Unternehmen zu immer weiteren Rationalisierungsinvestitionen, die - ohne ein entsprechendes Wachstum, das in dieser Höhe völlig utopisch bleiben muss - zu weiterer Vernichtung von Arbeitsplätzen führen müssen. Die unvermeidliche Folge heißt: dauerhafte und steigende Massenarbeitslosigkeit.
      Und dies ist schließlich der tiefere Grund für den seit nunmehr zwanzig Jahren anhaltenden Abbau des Sozialstaates: In einer "sozialen Marktwirtschaft" kann "soziale Sicherheit" nur so lange gewährleistet werden, wie das "soziale Netz" durch den Aufwind einer beschleunigten Kapitalakkumulation in der Schwebe gehalten wird, ohne dass allzuviele Modernisierungsverlierer in seine Tiefen fallen. Sobald das Netz gebraucht wird, ist es auch sofort überfordert: Die abhängig Beschäftigten und Nichtmehr-Beschäftigten bezahlen die Zeche für das Unvermögen der Marktwirtschaft, ihre steigende Produktivität statt in Arbeitslosigkeit in Wohlstand und Sicherheit für alle umzusetzen.

      Um die Arbeitgeber schließlich doch noch zu bewegen, Arbeitskräfte zu beschäftigen, die sie nicht mehr brauchen und nie mehr brauchen werden, verspricht man ihnen, im Rahmen des Bündnisses für Arbeit etc., über eine Senkung der Lohn"neben"kosten einen Teil ihrer Aufwendungen zu reduzieren, was diese natürlich gerne mitnehmen - ohne deshalb ihre Rationalisierungsinvestitionen einzustellen. Das ließe der Verdrängungs-Wettbewerb auch gar nicht zu. Auf diese Art und Weise wird der Sozialstaat dem Erdboden gleichgemacht, ohne deshalb Arbeitsplätze zu erhalten. "Rentenreform" und "Bündnis" haben das gemeinsame Ziel, über eine Senkung der Lohnkosten die Krise der Marktwirtschaft auf die Lohnabhängigen abzuwälzen. Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmervertreter ziehen dabei am selben Strang in die selbe Richtung: beste Voraussetzungen für eine zügige Umsetzung...
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:21:57
      Beitrag Nr. 3 ()
      Teil 3: Der "demographische Faktor"

      Sowohl bei der angestrebten Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung vom Umlage- zum Kapitaldeckungsprinzip (siehe Teil 1) als auch bei der Debatte über die Senkung der Lohn"neben"kosten (Teil 2) wird von Seiten der "Reformer" ein wahres Killerargument in Stellung gebracht: Die fortschreitende "Überalterung" unserer Gesellschaft mache es notwendig, in Zukunft entweder

      die Leistungen aus der Rentenversicherung drastisch zu reduzieren, oder
      die Beiträge ebenso drastisch zu erhöhen.
      Da ersteres durchaus angestrebt wird, aber vorher eine Reform des Wahlrechts ("kein Wahlrecht für Bezieher von Sozialleistungen") durchgeführt werden müsste - letzteres aufgrund der paritätischen Gestaltung der Rentenversicherung (der Arbeitgeberanteil würde ebenfalls steigen) natürlich unmöglich ist - wird als vorgeblicher Ausweg aus dem Dilemma der Einstieg in eine private kapitalgedeckte Alterssicherung aus dem Hut gezogen.

      Ob "Vergreisungszuschlag" oder "Vorsorgefaktor": Die der gegenwärtigen Debatte zugrundeliegende These, die "Überalterung" der Gesellschaft würde eine Abkehr von der beitragsfinanzierten Alterssicherung erzwingen, ist gleich in mehrfacher Hinsicht falsch:

      Erstens erfordert der Aufbau eines Kapitalstocks zur Rentenfinanzierung einen Abzug vom Bruttolohn. Ebenso wie Beiträge zur Sozialversicherung stellen also auch Einzahlungen in einen Rentenfonds eine Senkung des Nettoeinkommens dar.
      Zweitens müssen Kapitaleinkommen ebenso erwirtschaftet werden wie Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Ob Renten kapitalgedeckt sind oder über ein Umlageverfahren finanziert werden: In jedem Fall stellen sie einen Abzug vom Einkommen der Erwerbstätigen dar. Kapitaleinkommen aller Art (Zinsen, Renten, Dividenden usw.) fallen schließlich nur scheinbar vom Himmel: In Wahrheit werden sie vom arbeitenden Teil der Bevölkerung produziert und von den Kapitaleignern konsumiert oder investiert. Beim Kapitaldeckungsverfahren bestehen aber zusätzlich die bereits in Teil 1 ausgeführten Risiken: So würde etwa ein Börsenkrach ein kapitalgedecktes System der Alterssicherung sofort zum finalen Einsturz bringen. Zudem ist der Aufbau eines Kapitalstocks zur Rentenfinanzierung mit einer starken Ausweitung des Kapitalangebotes verbunden, der keine entsprechende Nachfragesteigerung gegenübersteht. Deshalb sind bei der Umstellung vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren Zinssenkungen zu erwarten. Ein gegebenes Rentenniveau ist dann nur durch eine weitere Vergrößerung des Kapitalstocks zu erreichen - eine Spirale ohne Ende...
      Drittens stellt eine Anteilsverschiebung von der Erwerbs- zur Nichterwerbsbevölkerung kein spezielles Problem der Rentenfinanzierung dar. In jeder Gesellschaft sind die Pro-Kopf-Einkommen um so höher, je größer die Erwerbstätigenquote ist. Es ist aber keineswegs festzustellen, dass infolge einer steigenden Rentenbevölkerung die Erwerbsquote in Deutschland rückläufig wäre. Der Grund hierfür liegt in einer langfristigen Erhöhung der Frauenerwerbsquote. Selbst wenn die inländische Erwerbsquote nicht weiter erhöht werde könnte, bestünde angesichts der weltweiten Bevölkerungsentwicklung auf unabsehbare Zeit die Möglichkeit, durch Zuwanderung einen Anstieg der Nichterwerbsquote zu verhindern.
      Viertens ist neben langfristigen Veränderungen des Erwerbspersonenpotentials dessen Auslastung für die Rentenfinanzierung von entscheidender Bedeutung. Unter den Bedingungen dauerhafter Massenarbeitslosigkeit einen Mangel an Arbeitskräften - aus deren Einkommen Renten finanziert werden können - zu unterstellen, ist entweder dumm oder frech oder beides. Entweder wir haben zu wenig Arbeitskräfte: dann erkläre einer die Arbeitslosigkeit - oder wir haben zu viele: dann ist nicht die "Überalterung" das Problem. sondern die Arbeitslosigkeit.
      Aus allen genannten Punkten kann nur der Schluss gezogen werden, dass es keinen demographischen Wandel gibt, der den Übergang zu einer kapitalgedeckten Alterssicherung erzwingen würde. Nötig wäre vielmehr der Abbau der Arbeitslosigkeit, um das bestehende (!) Erwerbspersonenpotential auszulasten, sowie die Einbeziehung sämtlicher (!!) Einkommensbezieher in die Rentenfinanzierung.


      --------------------------------------------------------------------------------

      Allerdings verdient das Argument mit dem demographischen Wandel noch eine etwas gründlichere Behandlung. Bis ins 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft der eindeutig dominierende Teil der Volkswirtschaft. Um das Jahr 1800 waren in Westeuropa etwa 75% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Diese Quote sank - infolge der Erhöhung der Produktivität - auf heute gerade noch 2,5 bis 3%. Musste also im Jahre 1800 ein in der Landwirtschaft Beschäftigter noch 1,33 Personen ernähren, so sind es heute deren 40 - eine Erhöhung der Produktivität um den Faktor 30. Gerechnet auf 200 Jahre entspricht dies einer jährlichen Produktivitätssteigerung von gerade mal 1,7%. Nichtsdestoweniger hätte im Jahre 1800 jeder behauptet, dass 3 Beschäftigte niemals die Ernährung von 100 Personen sicherstellen können.

      Was hat nun diese Betrachtung mit dem demographischen Wandel zu tun? Im Jahre 1995 betrug das Verhältnis der über 65-jährigen zur erwerbsfähigen Bevölkerung der 20- bis 64-jährigen (Altenquotient) genau 24,7%. Bei Anhalten aller gegenwärtigen Trends dürfte sich dieses Verhältnis bis zum Jahre 2030 auf 47,7% erhöhen. Etwas anschaulicher ausgedrückt: 1995 kamen auf 100 Erwerbsfähige 31 Rentner - 2030 werden es voraussichtlich 91 Rentner sein. Auf den ersten Blick eine besorgniserregende Zahl.

      Aber nur auf den ersten Blick:

      Um in 35 Jahren diesen Anstieg nur über die Produktivitätssteigerung - also ohne Zuwanderung - aufzufangen, bedarf es eines jährlichen Zuwachses von 2,9%. Sollte es gelingen, in diesem Zeitraum zusätzlich die Arbeitslosigkeit (10,6%) abzubauen, fällt der erforderliche Produktivitätszuwachs entsprechend geringer aus: 2,6%.

      Was bei allem Raisonnement über "demographischen Wandel" und "Überalterung" immer unberücksichtigt bleibt, ist somit das Thema "Arbeitsproduktivität". Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist eines der "süßen Geheimnisse" unserer marktwirtschaftlich-kapitalistischen Produktionsweise. Seitens der Begünstigten dieser Produktionsweise besteht keinerlei Interesse, dieses Thema öffentlich zu erörtern. Arbeitsproduktivität ist definiert als das Verhältnis der produzierten Gebrauchsgüter und Dienstleistungen zu der hierfür erforderlichen durchschnittlichen Arbeitszeit: (G+D)/A. Infolge des technisch-naturwissenschaftlichen Fortschritts nimmt die Produktivität der Arbeit ständig zu:

      Die gleiche Menge Arbeit schafft immer mehr Güter und Dienstleistungen,
      gleiches Angebot an Gütern und Dienstleistungen erfordert immer weniger Arbeit,
      steigt die Produktivität schneller als die Menge der erzeugten Güter und Dienstleistungen, so sinkt das erforderliche Arbeitsvolumen. Die Folge ist entweder Arbeitslosigkeit oder Reduzierung der Arbeitszeit...
      Eine Arbeitslosenzahl von 3,9 Millionen (Juli 2000 - ohne Dunkelziffer) allein in Deutschland bedeutet daher, dass die Produktivität bereits heute um mehr als 11% zu hoch liegt, um auch nur alle verfügbaren (!) Arbeitskräfte in die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen einzubeziehen. Um hier wieder einen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, müsste entweder die Arbeitszeit sofort um mindestens 11% reduziert werden - bei vollem Lohnausgleich, versteht sich - oder die Produktion um den selben Betrag erhöht werden - bei entsprechender Anpassung der Massenkaufkraft. Entsprechende Anpassung der Massenkaufkraft hieße eine Erhöhung aller Einkommen - also auch und vor allem der Sozialleistungen - um eben diese 11%, um die erhöhte Produktion auch tatsächlich der Konsumtion zuzuführen. Im ersten Fall - sofortige Arbeitszeitverkürzung - träte die Entlastung der Sozialhaushalte über die Reduzierung der Transferausgaben (Arbeitslosengeld und -hilfe, Sozialhilfe) ein; im zweiten Fall - sofortige Erhöhung der Massenkaufkraft - würden sich die Einnahmen drastisch erhöhen. In beiden Fällen wäre die Bezahlbarkeit der Sozialversicherung auf absehbare Zeit kein Thema mehr.

      Dass es dazu nicht kommen wird, ist klar: Der erforderliche Ausgleich von gesellschaftlicher Produktion und Konsumtion würde bedeuten, dass Arbeitnehmer und Empfänger von Sozialleistungen tatsächlich den ihnen zustehenden Anteil am Wirtschaftsergebnis erhalten müssten: Produktivitätszuwachs plus Teuerungsrate - eine Umverteilung von oben nach unten wäre hierbei noch nicht einmal berücksichtigt. Es wird deshalb nicht dazu kommen, weil die Arbeitgeber und Kapitaleigner auf einem Zuwachs der Massenkaufkraft unterhalb des Produktivitätszuwachses bestehen - und damit auf einer weiteren Umverteilung von unten nach oben. Und deshalb - und nur deshalb - werden auch die Angriffe auf die umlagefinanzierte Rentenversicherung weitergeführt werden: Für das Kapital ist jede Mark für Arbeitslose, Kranke und Rentner eine Mark zuviel - daran wird sich nichts ändern...
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:24:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      Nemt euch etwas Zeit für den Text. Mein erster Gedanke war, dass hier eine neue Verschwörungstheorie aufgestellt wird. Bei näherer Betrachtung macht jedoch vieles Sinn.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:35:55
      Beitrag Nr. 5 ()
      Also den Text werde ich mir im Laufe des Tages zuführen. Nur mal ein Frage an Dich:
      Hast Du eine Ahnung, wieviel die Rentenversicherung im Jahr 2000 (neuere Zahlen liegen mir derzeit nicht vor) an Beiträgen vereinnahmt hat und wieviel DM (!!!) an die Rentner in Form von Rentenzahlungen ausbezahlt wurden.
      Also ohne den Schnickschnack wie Beitragszuschüsse für Arbeitslose, Verwaltungskosten, etc..
      In der Regel wundern sich die Menschen, wenn sie diese Zahlen hören. Natürlich besteht Reformbedarf, aber der liegt m.E. eindeutig bei den "Nebenkosten" die die BfA leistet.

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      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:37:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      #4

      keine Angst, der Dreck fliegt uns bald genug um die Ohren ;):D
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 10:56:17
      Beitrag Nr. 7 ()
      hi Punkt24,

      das ist ein bemerkenswerter Artikel, der dass, was mir seit einiger Zeit durch den Kopf spukt, in klare Worte fast. Und leider ist auch der Rückschluss, der gezogen wird, genau der, den ich immer befürchtet habe: die Arbeitslosigkeit wird nicht sinken, komme was wolle.

      Wir müssen uns alle warm anziehen!

      Grüsse kami
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:05:30
      Beitrag Nr. 8 ()
      Eine sehr gute Analyse des Problems.
      Sie wäre allen Journalisten zu empfehlen, die gebetsmühlenartig die Argumente der Arbeitgeber nachplappern.
      Jeder sollte sich mal folgende Fragen beantworten:
      - was passiert mit einer kapitalbasierten Rente bei einem Börsencrash
      -wer verdient an einer kapitalbasierten Rente
      - stehen die Manager der Banken zu ihrer sozialen Verantwortung oder zu der (eigenen) Gewinnmaximierung
      -wenn heute ein Arbeitnehmer schon kaum noch eine Chance hat, bis zu seinem Rentenalter zu arbeiten, was passiert wenn das Rentenalter angehoben wird
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:10:52
      Beitrag Nr. 9 ()
      Sehr lesenswerter Beitrag - er beantworte aber die Frage nicht erschöpfend:

      Eine irrsinnige, sich selbst schaffende Hydra von Gesetzesfluten und Verwaltungswasserköpfen verzehrt zusätzlich jeglichen Produktivitätsfortschritt - obwohl selbst weitgehend unproduktiv!:mad:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:12:11
      Beitrag Nr. 10 ()
      @Punk24

      "
      Die Umlagefinanzierung ist daher die mit Abstand sicherste Methode der Altersvorsorge. "


      Alles klar...
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:12:34
      Beitrag Nr. 11 ()
      #8

      gerade weil sich die Unternehmen, Politiker, etc. heute nicht mehr dieser sozialen verantwortung Stellen wird über kurz oder lang der ganze Mist den Bach runtergehen. Vielleicht hatten die Kommunisten mit der Behauptung doch recht, dass sich der Kapitalismus eines Tages am eigenen Strick aufhängt. ;)
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:14:27
      Beitrag Nr. 12 ()
      @Punk24

      "...In der produktiven Wirtschaft gibt es für derartige Summen gar keine profitablen Anlagemöglichkeiten mehr. Die größeren Unternehmen zahlen ihre Investitionen seit Jahren aus dem cash flow,
      d.h. den laufenden Einnahmen - Bankkredite benötigen sie nicht...."

      Aha, Grossunternehmen benötigen keine Bankkredite mehr, das ist ja eine tolle Neuigkeit...

      Wie hoch sind nochmal die Schulden von zB der Dt. Telekom ?

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:18:29
      Beitrag Nr. 13 ()
      @ odlo: Die "Reibungsverluste" in Form von Verwaltungskosten beim Umlageverfahren sind mir leider nicht bekannt. Zu beachten ist allerdings, dss die Sozialversicherungsträger keine Gewinne erwirtschaften müssen. Unter diesem Druck stehen jedoch Banken und Versicherungen. D.h. bei letzteren fallen Verwaltungskosten und Gewinnspanne an. Die Aktionäre wollen ja Dividenden und Kurszuwächse haben.

      Wie ein privat finanziertes Rentensystem in die brüche geht, sehen wir gerade in den USA :(.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:23:04
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ blue max: Ich bin für kritische beiträge grundsätzlich dankbar, aber durchdacht sollten sie sein ;). Seit wann ist die Dt. Telekom produktiv :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:36:04
      Beitrag Nr. 15 ()
      @Punk24

      Dann nenn uns doch mal ein Grossunternehmen, dass ohne Kredite oder Firmenanleihen auskommt ?!

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:38:23
      Beitrag Nr. 16 ()
      Also Schuld an dem ganzen sind daher freie Marktwirtschaft und Kapitalismus!
      Also auf und zurück in die Planwirtschaft und den Sozialismus!
      Denn das waren und sind ja die Erfolgsfaktoren !
      Tolle Aussicht
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:44:17
      Beitrag Nr. 17 ()
      schade....der IQ der Beteiligten sinkt wieder unter die Raumtemperatur :cry:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:44:31
      Beitrag Nr. 18 ()
      BlueMax -für punk24 möchte ich antworten:
      SIEMENS- der Laden ist die deutsche Grossbank schlechthin.

      Im übrigens bezog sich die Behauptung auf gut geführte Trusts und Konzerne,
      nicht auf marode deutsche pseudoprivatisierte Staatsunternehmen!
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:49:43
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ich wäre vorsichtig beim Genuß allen Auswurfs, der aus dem Attac-Netzwerk kommt. Wenn man sich die gesamten Programme mal zu Gemüte führt kommt einem eher die Galle hoch.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:50:28
      Beitrag Nr. 20 ()
      apropos Siemens....

      es gab mal eine Studie/Untersuchung von/über Siemens, die als Ergebnis erbrachte, dass der Konzern mit Immobilien und Geldanlagegeschäften Gewinne einfährt, aber mit dem gewerblichen/produzierenden Geschäftsteil Verluste...

      Das erklärt hinreichend, warum keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden. Ich denke mal, dass das bei anderen Unternehmen genauso aussieht.

      Grüsse kami
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:51:10
      Beitrag Nr. 21 ()
      Die empfehlen ernsthaft, den gesamten Produktivitätsgewinn ausschließlich in die Rentenbeiträge zu stecken. Und diese Produktivitätssteigerung der nächsten 35 Jahre soll 2,9% pro Jahr betragen - weitaus höher als alles, was wir in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt verbuchen konnten. Und den Blödsinn verkauft man hier als "kritischen" Artikel.

      Da wird so getan, als wäre nichts krisensicherer als das Umlageverfahren. Aber gerade jetzt sehen wir: nur ein bißchen Wirtschaftsflaute und plötzlich gibt es drastische Beitragssteigerungen zur Rentenversicherung. Das Umlageverfahren ist genauso konjunktursensitiv wie ein Kapitaldeckungsverfahren - wie kann man also behaupten, das wäre nicht so?

      Aufgabe des Kapitaldeckungsverfahrens ist aber, und das wird in dem Artikel völlig ignoriert, eine Risiko- und Lastenverteilung bei der Altersversorgung über einen größeren Zeitraum - indem jetzt angespart wird, braucht man in der Zukunft weniger zu leisten.

      Und ob die BfA umverteilt oder ein privatrechtliches Versicherungsunternehmen - beide müssen ihre Mitarbeiter aus den Mitteln der Versicherten bezahlen. Was bei den Versicherungen in Profiten verschwindet, geht bei der BfA in die geringere Produktivität.

      Der Artikel ist eine einzige Milchmädchenrechnung von jemanden, der Volkswirtschaft nur auf Studentenniveau betreibt.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:53:59
      Beitrag Nr. 22 ()
      #19

      und Du bist einer von denen die denken, sie stehen auf der Gewinnerseite bei den Veränderungen, die kommen werden :laugh: :laugh: :laugh:

      Träum weiter
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 11:57:44
      Beitrag Nr. 23 ()
      punk24,
      intressanter beitrag
      kami in #22,
      :laugh: das ist genau das problem was die ganzen neoliberalen Nachplapperer in ein paar Jahren haben werden!
      Ich frag mich nur, ob ich Mitleid haben soll oder schonmal auf schadenfroh mache!
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:02:50
      Beitrag Nr. 24 ()
      #23

      Brauchst kein Mitleid mit denen zu haben, eher mit uns, denn die werden uns die Ohren zujammern, egal was kommt.

      Das ist das Gleiche wie bei den Bauern, wenns regnet, ist es schlecht, wenn die Sonne scheint dito :laugh: :laugh: :laugh:

      Grüsse kami
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:09:58
      Beitrag Nr. 25 ()
      @ for4zim:

      "Um in 35 Jahren diesen Anstieg nur über die Produktivitätssteigerung - also ohne Zuwanderung - aufzufangen, bedarf es eines jährlichen Zuwachses von 2,9%. Sollte es gelingen, in diesem Zeitraum zusätzlich die Arbeitslosigkeit (10,6%) abzubauen, fällt der erforderliche Produktivitätszuwachs entsprechend geringer aus: 2,6%."

      hört sich doch anders an, als es von dir interpretiert worden ist.

      O.G. szenario ist natürlich realitätsfern, wird vom Autor aber nur als "Denkspiel" eingesetzt. Im Zusammenhang gelesen ist die Aussage eine ganz andere.

      @ alle: Man kann zwar Attac kritisch gegenüberstehen, aber eines kann man ihnen nicht vorwerfen, nämlich dass sie irgendwelchen Interessengruppen nach dem Mund reden. Damit unterscheiden sie sich wohltuend von der üblichen Lobbypropaganda.;)
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:14:34
      Beitrag Nr. 26 ()
      kami,
      früher hieß es immer, der spruch "lerne jammern ohne zu leiden" wäre von den bauern; inzwischen hab ich den verdacht, dass der schon immer das neoliberale mantra gewesen ist!
      Schönes WE

      Huta
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:17:40
      Beitrag Nr. 27 ()
      @ huta

      :laugh: :laugh: :laugh:

      auch Dir ein schönes WE
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:28:34
      Beitrag Nr. 28 ()
      "...,und hat man heutzutage die Wahl zwischen Urlaub und Zahnersatz."

      Ja ist das denn die Möglichkeit?
      Was ist denn mit dem Menschenrecht auf einen Allinklusive
      Karibikurlaub? :confused:

      "Dass es so etwas wie "Kuren" einmal gab, glaubt einem in zehn Jahren kein Mensch mehr..."

      Ich wette Milliarden Menschen dieser Erde wissen mit dem Begriff "Kur" schon heute nichts anzufangen weil es in deren Sprache keine Übersetzung dafür gibt. :laugh:

      Die Umschreibung "Holidays payed by Healthinsurance"
      würde bei den meisten wohl nur unverständliches Kopfschütteln hervorrufen. :look:

      "Die Armut nimmt auch in reichen Ländern in Aufschwungsphasen zu."

      Ich finde es auch erschrecken wie sich in den Aufschwungphasen z:b. der fünfziger Jahre die Slums in Deutschland ausgebreitet haben :laugh:


      Aber ein versteht doch wohl jeder:
      Bei einem Umlageverfahren muß ich drei Kinder haben
      die jeweils 20% ihres Lohnes abdrücken, damit ich 60% bekomme.

      Wenn wir aber alle nur 1 Kind haben
      bekommen wir auch nur 20%

      es sei denn, das Kind zahlt z.B. 40%
      dann bekommen wir auch 40%

      Wer 60% haben will, muß seinem Kind erklären, warum es
      selber nur 40% behalten darf, ich denke das das Gespräch
      schwierig wird:laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:45:06
      Beitrag Nr. 29 ()
      Punk24, wenn ein "realitätsfernes Szenario" herangezogen wird, um etwas zu begründen, dann nenne ich das "Dummschwätzen". Genau die Realitätsferne des Szenarios zeigt nämlich, daß das Umlageverfahren eben nicht mehr finanzierbar ist. Und wenn jemand inkompetent daherschreibt, dann kann man loben, "dass sie nicht irgendwelchen Interessengruppen nach dem Mund reden", man kann es aber auch als das dogmatische Geschwafel entlarven, daß es ist. Keine der drei Kernthesen sind in irgendeiner Weise nachvollziehbar begründet, weder, daß das Umlageverfahren nachhaltig sei, noch, daß es für Rentenrücklagen keine Anlagemöglichkeiten gibt, noch, daß hohe Lohnnebenkosten kein Wachstumshindernis sind. Aber ich verstehe, wie schon Huta sagte, wenn man die Milchmädchenrechnungen des Artikels kritisch diskutiert, ist man halt ein hirnloser Neoliberaler. ;)
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 12:53:37
      Beitrag Nr. 30 ()
      @for4zim:

      Attac hat doch völlig Recht. Wenn die Produktivität mindestens so stark ansteigt, dass damit die demographischen Effekte ausgeglichen werden, dann funktioniert das Umlagesystem auch in Zukunft.

      Schade nur, dass Attac nicht erklärt, woher diese Produktivitätssteigerungen kommen sollen. Die können nämlich nur aus dem Kapital kommen. Kapital, das uns fehlt, weil wir den notwendigen Kapitalstock nicht aufbauen.

      @Ichweisbescheid:
      Da schließt sich dann auch der Kreis: Wenn die Produktivität eines Arbeitnehmers entsprechend hoch ist, kann aus seiner Arbeitsleistung ohne Weiteres die Rente von 5 Rentnern bezahlt werden.
      Ohne Kapital wird`s aber nichts mit Produktivitätssteigerungen. Für Produktivitätssteigerungen sorgen praktisch ausschließlich die Arbeitgeber mit ihren Investitionen, nicht die Arbeitnehmer.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:06:39
      Beitrag Nr. 31 ()
      Au weia, der Text tut ja schon weh.
      Jeder Müllmann begreift, dass wenn das Verhältnis Arbeitnehmer zu Nichtarbeitnehmer(Rentner, Kinder) von 1950 von 5:1 auf ca. 1:2 2030 wechselt, wir Probleme bekommen werden.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:11:19
      Beitrag Nr. 32 ()
      Das ist schon richtig puhvogel. Leider scheint kaum jemand zu verstehen, dass mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter nichts nutzen, wenn für diese keine (sozialversicherungspflichtige) Arbeit vorhanden ist.

      Mit Billigjobs kann man weder angemessen in die Sozialkassen einzahlen, noch Eigenvorsorge treffen.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:16:49
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ich möchte auch mit anderen neoliberalen Dogmen an dieser Stelle aufräumen:


      Arbeit ist nicht beliebig vermehrbar, ebensowenig wie Geld und Produktivität.

      Eine Wirtschaft kann dauerhaft, also quasi ins unendliche wachsen.

      Dies läßt sich mathematisch und logisch erklären, nur von den neoliberalen Dogmatikern wird dies ignoriert. Sie stehen neben ihrem Strohfeuer und verbrennen Hab und Gut der Menschen, damit das Feuer noch einige augenblicke weiter lodert und sie es schön warm haben....koste es was es wolle :(
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:19:57
      Beitrag Nr. 34 ()
      @Punk24:

      Woher beziehst Du die Kompetenz, mit "neoliberalen Dogmen" hier aufzuräumen?

      Erklär mir doch beispielsweise, wodurch Deiner Meinung nach das Produktivitätswachstum limitiert ist.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:20:41
      Beitrag Nr. 35 ()
      punk24, die Erde zeigt, daß Arbeit beliebig vermehrbar ist. Vor 10000 Jahren gab es nur Arbeit für einige Millionen Menschen. Inzwischen sind schon Milliarden in Arbeit, trotz ungeheuer gesteigerter Produktivität.

      Mit der gestiegenen Produktmenge (materielle und ideelle Produkte) steigt auch die Geldmenge entsprechend an.

      Und bei einem Übergang von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft ist natürlich auch weiterhin Wachstum denkbar ohne steigende Ausbeutung der Ressourcen.

      Attac irrt in jedem Punkt.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:21:12
      Beitrag Nr. 36 ()
      Was lernen wir aus diesem Beitrag des Herrn Netzker?
      Der Kommunismus ist näher als wir denken, und er hat viele Unterstützer, auch aus der sogenannten Intellektuellen-Ecke. Die haben zwar 50 mal die ersten Seiten von "Das Kapital" gelesen und mit ihrem Geschichtslehrer in der Projektwoche diskutiert, mit den vier Grundrechenarten hatten sie aber große Probleme in der Schulzeit. Die Antwort auf die Frage der Überalterung und der dadurch bedingten Probleme für die Rentenversicherung bleibt der Autor daher auch schuldig, das ganze dient ihm nur als Aufreißer für seine Wiederbelebung vom Kommunismus.

      Interessant ist, wie der Verfasser seine Beurteilungen über Kapital je nach gusto variiert. Mal vermehrt sich das Kapital von selbst, mal muss es durch Konsumverzicht aufgebaut werden, mal muss es erst "erwirtschaftet" werden. Mal kann man seine Rentenversicherung zusätzlich doch freiwillig darauf aufbauen, mal gehört es komplett abgeschafft. Noch "lustiger" ist es mit der Arbeitsproduktivität: Ist die Erhöhung derselben in den letzten 300 Jahren jetzt eigentlich gut oder schlecht?

      Wenn es nicht so lächerlich wäre: Wir verkürzen also die Arbeitszeit auf circa 32 Stunden (oder noch weniger) und das bei vollem Lohnausgleich. Und dadurch haben wir alle Probleme der Volkswirtschaft gelöst?! Die Kranken- und die Rentenversicherung werden dadurch nicht billiger, allenfalls die Arbeitslosenversicherung entfällt. Aber das ist ja schon höhere Mathematik.
      Wir können ja alle Maschinen wegschmeissen und wieder zu Jägern und Fallenstellern werden. Dann fehlen den attac-Leuten aber auch die schönen Computer, um zu ihren (kriminellen?) Aktionen im WorldWideWeb aufzurufen.

      Selbst wenn wir jetzt die totale Umverteilung durchführen und jedem alles aus seiner eigenen Arbeitskraft wegnehmen, dann werden wir in zehn Jahren wieder extreme Unterschiede in der Verteilung haben. Es sei denn, wir nehmen den Menschen immer wieder sofort alles weg. Für Essen und Trinken werden dann täglich Gutscheine mit Gültigkeitsdauer ein Tag verteilt, die aber nicht auf Märkten gehandelt werden dürfen, damit es nicht zu Ungleichheiten kommt.

      Sparen und Investieren macht in einem Attac-System wirklich keinen Sinn. Das hatten wir doch schon im real existierenden Sozialismus. Jeder hatte Arbeit (besoffen auf dem Traktor), aber Güter und Dienstleistungen gab es keine (außer auf dem marktwirtschaftlich organisierten Schwarzmarkt). Wenn keine Möglichkeit besteht, einen Teil seiner Anstrengungen für sich selbst behalten zu können, dann sinkt die Arbeitsproduktivität auf null. Dann ist zwar letztendlich das "Verteilungsproblem" gelöst, aber dadurch dass jeder gar nichts hat.

      Eines ist sicher: Je häufiger wir einen solchen Schwachsinn lesen müssen/dürfen, desto weniger wird in diesem Land investiert werden. Bei diesen Aussichten wird niemand mehr bereit sein, unternehmerisches Risiko zu tragen.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:34:10
      Beitrag Nr. 37 ()
      32,Einzahlungen in die herkömlichen Sozialsyteme wird es abld nicht mehr geben und selbstverständlich kann man mit Billigjobs privat vorsorgen.Manche brauchen hierzu halt 2 oder oder 4Billigjobs.Keine Frage des Wollens sondern des Kommens.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:42:38
      Beitrag Nr. 38 ()
      Nach <berechnungen der WiWo bräuchten wir8%Wi-wachstum,utopisch oder?Und selbst wenn,geht die Rechnung nicht auf,es ist eben nicht ein rein monetäres Problem.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:46:11
      Beitrag Nr. 39 ()
      @optimalisty:

      Und das ist der Faktor, den Attac und der ihnen völlig ergebene Punk24 nicht kapieren:
      Das Umlagesystem funktioniert nur bei entsprechendem Produktivitätszuwachs in Deutschland. Völlig utopisch.

      Das kapitalgedeckte System funktioniert auch ohne diesen Produktivitätszuwachs, weil die Kapitalanlagen eben nicht nur in Deutschland getätigt werden können, sondern weltweit.

      @Punk24: Ich warte noch auf Deine kompetente Antwort zu den Produktivitätssteigerungen. Oder bist Du nur ein Dummschwätzer, der mangels eigener Kompetenz einfach alles nachplappert, was ihm von selbsternannten Wirtschaftsfachleuten vorgeplappert wird?
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:48:22
      Beitrag Nr. 40 ()
      Rainer,in deinem Zusatz `weltweit`sehe ich auch eine Chnace,aber dies ist auch die einzige.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:54:35
      Beitrag Nr. 41 ()
      punk und andere Gegner meines `Horrorszenarios`,dann bezieht doch mal Stellung.Die reale Welt ist,wie sie ist.
      Über 1Mio Jugendliche haben keinerlei Qualifikation,nicht mal Hauptschulabschluss.Wo,bitte ,sollen die Arbeit finden?
      Sind Billigjobs nicht für Millionen der reinste Segen?
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 13:56:20
      Beitrag Nr. 42 ()
      Ergänzend: Rund die Hälfte der Arbeitslosen hat keine Berufsausbildung. Deren Arbeitslosigkeit ist also zu 100% selbstverschuldet.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 14:01:28
      Beitrag Nr. 43 ()
      dazu nehme man noch einen Haufen unfähiger und unflexibler Politiker und Manager und unser Glück ist perfekt. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 14:03:06
      Beitrag Nr. 44 ()
      @Punk: Ob die Produktivität beliebig vermehrbar ist oder nicht kann ich gar nicht beurteilen, weil ich noch nie die Definition davon gelesen habe. Ich habe auch diverse Versuche gestartet, hier die genaue Definition zu erfragen, keine Antwort erhalten.
      Ist w2k produktiver als Win95? Ich weiß es nicht. Besser ist es schon, es benötigt aber mehr Ressourcen.
      Wird alle Arbeit von Computern und Robotern abgenommen, ist dann die Produktivität unendlich?
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 14:18:27
      Beitrag Nr. 45 ()
      Das wär doch was :laugh:

      [b}Freitag, 17. Januar 2003
      Das Plädoyer des DIHK-Chefs
      500 Stunden umsonst arbeiten [/b]

      Wie wird Deutschland wieder konkurrenzfähig? Über diese Frage hat der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, nachgedacht und auch eine Antwort gefunden. Danach sollen Beschäftigte fünf Jahre lang 500 Stunden unbezahlt arbeiten.

      "Wir brauchen längere und gleichzeitig flexiblere Wochenarbeitszeiten", sagte Braun der Tageszeitung "Die Welt". Erforderlich sei ein Korridor, der phasenweise höhere Wochenstundenzahlen ermöglicht. Dies würde die Arbeitskosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöhen.

      Braun zufolge schafft aber "nur mehr Produktion mittelfristig auch mehr Beschäftigung". Die Forderung der Gewerkschaften nach mehr Teilzeit bei Gutqualifizierten gehe am Thema vorbei. Vor allem sei es unrealistisch, kurzfristig Ersatz für Hochqualifizierte auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden. Damit reagierte Braun auf einen Vorschlag von DGB-Chef Sommer. Dieser hatte angeregt, "Besserverdienende" sollten in Teilzeit arbeiten.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:27:13
      Beitrag Nr. 46 ()
      Auch das steht schon seit über 3Jahren in meinem abgrund-thread:laugh:oh Gott,werden da noch manche erwachen:eek:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:32:58
      Beitrag Nr. 47 ()
      #46

      Abrgund-Thread ? :eek: noch tiefer als jetzt ? :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:39:28
      Beitrag Nr. 48 ()
      47,jo,damals war `am `,heute ist im`.
      Dennoch(For4)können wir die Situation positiv beenden.
      Mit warten auf Wunder allerdings nicht.


      Ja,wo ist denn der Punk?:eek:Es ist immer gefährlich,wenn die Realität ins Spiel kommt,da stirbt so mancher thread.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:43:10
      Beitrag Nr. 49 ()
      Hallo optimalisty,

      die Roten verbrauchen einfach zu viel Luft mit ihre angeblichen Kriegsspiele an der Deutsch-Irakischen Grenze! Das sind solche Abgrundtiefe Gedankengänge unwichtig! Und bei Threaderöffner @Punk24 drängt sich mir immer mehr der Gedanke auf das er diese Materie vielleicht erst in 20Jahren verstehen wird!:rolleyes:

      Gruß Albatossa
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:45:59
      Beitrag Nr. 50 ()
      Hallo Alba,yes:)aber die sind so verbohrt:laugh:einfach nicht dazu zu bewegen,sich auch mal um sich selbst zu kümmern,haste schön gesagt.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 16:57:03
      Beitrag Nr. 51 ()
      @rainer: der maximale Wirkungsgrad eines Systems, sei es nun in der Physik oder der Volkswirtschaft liegt bei 100%. Je näher man sich diesen 100% nähert, desto schwieriger werden weitere Verbesserungen. die 100% sind nur theoretisch erreichbar. Wer behauptet, es gehe auch darüber hinaus, steht im Widerspruch zum Ernergieerhaltungssatz und hat somit das perpetuum mobile erfunden ;). Ich erspare mit die Formeln, die kann man in jedem guten Physikbuch nachlesen.

      Du scheinst deinen "Wirtschaftsprüfer" hauptsächlich mit Fleiß und Ehrgeiz geschafft zu haben.:D
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:09:31
      Beitrag Nr. 52 ()
      @punk: Bei Leuten, die Produktivitätssteigerung mit Wirkungsgrad gleichsetzen, wundert es mich nicht, dass die Anhänger von abstrusen Theorien sind. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:17:50
      Beitrag Nr. 53 ()
      Und wo siehst du den fundamentalen Unterschied? ;)
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:41:40
      Beitrag Nr. 54 ()
      @Punk24
      Wer gleichzeitig Neo-Liberales Gedankengut kritisiert, aber volkswirtschaftliche Zusammenhänge mit psysikalischen Gesetzmäßigkeiten gleichzusetzen versucht (was ein häufig anzutreffender Grundfehler eben dieser von Dir kritisierten Neo-Liberalen ist) kann doch in solch einer Diskussion nicht ernst genommen werden.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:47:16
      Beitrag Nr. 55 ()
      @punk: Mit "Wirkungsgrad" bezeichnet man den Quotienten aus Leistungsabgabe und Leistungsaufnahme bei der Umwandlung von Energie. Der ist also umso kleiner, je grösser die Verluste sind, und damit natürlicherweise auf 100 % begrenzt, falls es keine Verluste gibt.

      Produktivität ist ein Begriff aus der Ökonomie, der zwar auch ein Effizienzmass ist, wie gut eine Resource eingesetzt wird, aber da wird der Output in Wertschöpfungseinheiten gemessen (meist monetär) und ist somit in anderen Einheiten des Inputs (einer Resource wie Arbeit oder Rohstoffe). Das ist also kein Anteil, der durch 100 % nach oben begrenzt sein kann.

      Tatsächlich ist die Produktivität überhaupt nicht nach oben begrenzt.
      Oder erklär mir mal, wo die Obergrenze an Wertschöpfung liegt, die in einer Stunde Arbeitszeit, einer MWh Strom, oder einer Tonne Stahl erzeugt werden kann?! :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:55:25
      Beitrag Nr. 56 ()
      Grau ist alle Theorie!
      Es erstaunt mich im höchsten Maße,dass man hier mit den Erfahrungen seit `99 der Auffassung ist,mit Produktivität den Stein der Weisen gefunden zu haben.Wollt ihr euch darauf verlassen?
      Oder,warum beschäftigt ihr euch nicht mit Dingen,die heute gelöst werden können und müssen.
      GrußOpti
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 18:49:44
      Beitrag Nr. 57 ()
      @flitztass, rainer6767
      Danke für Deine Erklärung von Produktivitiät.

      Möchte noch ergänzen:

      Relevant für die Diskussion über Produktivität, ausgehend auf #20 von Rainer ist die sogenannte Arbeitsproduktivität.
      Also der Quotient von Output einer Wirtschaftseinheit oder Gesamtheit zum Arbeitseinsatz.

      Dieser Quotient wird gerne von Gewerkschaften ins Feld geführt, wenn es um die Legitimierung von Forderungen nach (eigentlich sonst nicht möglichen) Reallohnerhöhungen geht.
      Dieser Quotient enthält aber einen wichtigen logischen Trugschluß:
      Sie rechnet jegliches Output und dessen Steigerung automatisch nur eines Produktionsfaktors, der Arbeit zu, was jedoch faktisch falsch ist. Wie Rainer schon sagte, ist die Produktivitätssteigerung nur durch zusätzlichen Einsatz einer anderenen Faktors, dem Kapital möglich. Er ist also den Kapitalbesitzern zuzuschreiben und nicht den Arbeitenden.

      Interessant wäre ferner, eine Diskussion darüber, ob Rainers (gewagte) Aussage, daß bei genügend Produktivitätssteigerung ein Arbeiter tatsächlich 5 Rentner finazieren könnte, zutrifft.

      Meiner Ansicht geht das mit dem derzeitigen Rentenfinanzierungssystem auch unter dieser Prämisse (große Produktivitätssteigerung) nicht.
      Da folgendes zu beachten ist:

      1) Das Rentensystem wird ausschließlich über Abgaben auf den Faktor Arbeit finanziert. (50% AG, 50 % AN, es ist aber pronzipiell gelichgültig, wie es verteilt wird, "zahlen"
      tut es immer der Arbeitende, weil er für den Arbeitgeber alle Kosten reinbringen muß, um profitabel zu sein und seinen Arbeitsplatz zu halten)

      2) (Arbeits)Produktivität muß dann immer voll nur (über Lohnsteigerungen) den Arbeitenden gutgeschrieben werden. So daß sie dann in Lage sind die dann 5 Rentner pro Nase zu finanzieren.

      3) Die Kapitalbesitzer gehen leer aus? Erhalten für die eigentliche Bereitstellung der Produktivitätssteigerung also nichts.
      Es ist auch nicht zutreffend, daß Kapitalbesitzer und Arbeitgeber(Unternehmer gleichzusetzen sind). Unternehmer müssen meist ihrerseits neben den Kosten für die Arbeit auch die Kapitaleigner entschädigen.

      4) Funktioniert dies auch noch, wenn die Rentner durch Preissteigerungen ebefalls höhere Renten wünschen? Kann dies ein Produktivitäts- und damit verbundener Kapitalzuwachs alles kompensieren? (Stichwort: importierte Inflation).
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:39:46
      Beitrag Nr. 58 ()
      @punk24, #1,

      man kann ja gründe anführen, warum es keinen sinn mehr hat, das system der gesetzlichen rentenversicherung JETZT noch zu ändern. klar, möglicherweise ist es zu spät dafür, aber das sind nicht DEINE gründe.
      was du bringst sind die gründe der volksverdummer, das `perpetuum mobile` der schwachdemagogik.

      aber: am besten gefallen hat mir das argument, dass keine gehälter für bankvorstände etc zu zahlen sind = `verlustarme Umverteilung`!
      LOL
      für dieses statement ist noch kein angemessenes smiley erfunden worden. soviel ist vermutlich auch dir bekannt: das overhead der BfA und der Landesversicherungsanstalten, die arbeiten ehrenamtlich!, denn der wichtigste grund für die erhaltung dieses rentensystems sind doch diese Altruisten, das hat auch Gerd S. schon zu spüren bekommen - DEIN freund, oder nicht?
      Glauben will ich allenfalls: dieser sozialverwaltungsclan arbeitet im Liegen - wie DAS geld.

      opiumgruß für DEIN volk
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 09:48:02
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ Punk24
      Dieses Szenario suggeriert der Technologieboom habe die aktuelle Entwicklung, sozusagen als unabänderlichen Preis für die Technisierung der Produktion ausgelöst.
      Ich sehe die wahren Gründe aber in der gezielten Inflationierung von Arbeit, die zu kurzfristigen starken Gewinnsteigerungen geführt hat (Aktienboom) und die Weltwirtschaft schließlich in die gewollte Deflation gestürzt hat.
      Ab jetzt vermehrt sich der Wert des Geldes nämlich durch bloßes liegen auf dem Konto.
      So haben die Herren in den teuren Anzügen ihre Altersvorsorge betrieben!


      Thread: Die mit den Wölfen heulen

      SIG
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 13:16:17
      Beitrag Nr. 60 ()
      #1

      Punk. Es kann gut sein, dass die Banken an das Geld rankommen wollen. Aber in der gesetzlichen Versicherung ist es noch schlechter aufgehoben. Ich habe mal meinem Vater ausgerechnet wieviel Geld er am Ende seines Berufslebens hätte wenn er seinen Rentenbeitrag in einer Bank bei 3% über sein ganzes Leben in eine Bank eingezahlt hätte. Da ist eine Summe Rausgekommen bei welcher er sich nie wieder Sorgen über sein Einkommen machen müsste.
      Avatar
      schrieb am 20.01.03 11:32:50
      Beitrag Nr. 61 ()
      @all: Der Thread entwickelt sich in eine für mich interessante Richtung. Zunächst einmal Danke an alle für die Erklärung des Begriffes Produktivität.
      Ich kann mir recht gut vorstellen, was ich mir unter dem Begriff Produktivität im Fall der Autoherstellung vorzustellen habe. (Wieviel Energie, Arbeit, Rohstoffe benötigt man, um ein Auto zu produzieren). Das alles lässt sich relativ problemlos quantifizieren. Diese Größe hat übrigens tatsächlich eine obere Grenze, nämlich die dem Universum zur Verfügung stehende Energie.
      Aber im Prinzip sind das alles alte Industrien, die irgendwann von der Nachfrage her an ihre Grenzen stossen werden. Das drückt sich dadurch aus, dass das Wachstum in entwickelten Staaten deutlich kleiner ist als in Frieden lebenden EM-Markets. Man kann sicherlich noch qualitative Verbesserungen durchführen, schönere Autos mit mehr Features, aber auch das lässt kein exponentielles Wachstum zu.
      De facto findet aber jetzt das große Wachstum in der Dienstleistung statt, und in der Informationsverarbeitung. Der Anteil BIP ist ja nun wirklich zu vernachlässigen. Wie kann ich die Produktivität eines Arztes messen? Je effektiver ein Arzt arbeitet, desto mehr chronisch kranke Kranke produziert er, die früher gestorben wären. Sterben sie nicht, so müssen sie von mehr Leuten gepflegt werden, und das ist ein Teil des Rentenproblems.
      Andere Frage: Waren die Produktivitätssteigerungen 1923 exorbitant, wenn man mit der Masseinheit Geld arbeitet?
      :confused: :confused:
      Avatar
      schrieb am 20.01.03 12:30:26
      Beitrag Nr. 62 ()
      ich sehe z.Zt. an unserem Konzern, wie dies funktioniert. Vor einem Jahr wurden wir übernommen, sofort mit dem Abbau von 18,3 % der MA konfrontiert und alle Neuentwicklungen gestoppt. Nur das Geld für Rationalisierungsinvestitionen wird bereit gestellt.
      Den Artikel finde ich auch sehr lesenwert. Die Quelle „Attac“ hat mich ebenfalls skeptisch werden lassen. Aber das, was dort beschrieben wird, ist schon längst passiert und geschieht immer noch.
      Und wenn man den Zusammenhang zwischen Produktionskapazitäten, Wachstum und Produktivität sieht, so wird einem klar, das ein massives Sinken der Arbeitslosigkeit illusorisch ist.
      Und auch von Arbeitgeberseite gar nicht gewünscht. Der Arbeitnehmer ist noch nicht genug Manövriermasse für die AG, die Gesetze bieten noch zu viel Sicherheit und Schutz und die Gewerkschaften sind noch zu stark, als ob die AG schalten und walten können wie z.B. in Amerika. Erst wenn das „hire and fire“ System auch bei uns Einzug gefunden hat, werden die AG wieder investieren. Bis dahin benutzen sie Deutschland als Absatzmarkt.

      Es ist für viele Unternehmen wirklich nicht leicht, bei unseren Verhältnissen variabel zu reagieren, spricht in Flauten Leute abzubauen und in Boomzeiten wieder einzustellen. Aber die Politiker, gerade Kohl und Blüm, sind den Industriellen sehr entgegengekommen, haben aber von der AG-Seite keine Unterstützung bekommen beim Abbau der AL. Stattdessen Betriebsstillegungen, Fusionen mit Entlassungen und in den 80er ganz massiv die Vorruhestandsregelungen zu Lasten unserer Sozialsysteme. Da konnten 53jährige schon die Rente beantragen und die AG waren die teuren AN los. In den 90ern haben die Unternehmen ganz erheblich von der Wiedervereinigung profitiert. Gegenleistungen wurden kaum erbracht.
      Von daher ist vieles in dem Papier stimmig und nachvollziehbar...........

      ....oder wie Polonius im Hamlet sagt: „ ist es Wahnsinn, so hat es doch Methode „


      *Siemens hatte Mitte der 90er Jahre 11 Mrd. DM in den Rückstellungen. Geld, das noch nicht versteuert war.
      Viele Banken würden sich über einen solchen Geldstock freuen.


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      Sind dies die wahren Gründe für Rentenkriese und Sozialabbau