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    ernsthaftes WCM Diskussionsforum (Seite 4325)

    eröffnet am 02.09.03 13:39:05 von
    neuester Beitrag 26.09.23 13:16:50 von
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      Avatar
      schrieb am 14.10.03 21:06:24
      Beitrag Nr. 1.974 ()
      Die deutsche Wirtschaftsszene war aufgewühlt, ja schockiert.
      Wenn in der geordneten und gepflegten deutschen Firmenlandschaft
      namens »Deutschland AG« plötzlich eine Cobra auftauchen und zubeißen
      konnte, dann schien alles möglich zu sein, dann drohten die
      brutalen Gesetze des Dschungels, ein gnadenloses Fressen und Gefressen
      werden zwischen Rhein und Oder Einzug zu halten. Die britische
      Financial Times sprach von einem »brutal awakening for German
      business«.89
      Kohlhaussen musste reagieren, und er erwies sich als findiger
      Gegenspieler. Noch kurz zuvor hatte er die »Fusionitis«90 unter Banken
      als Krankheit gegeißelt, nun führte er selbst Fusionsverhandlungen.
      Am 19. Juni bestätigte die Commerzbank Gespräche mit der
      Dresdner Bank, sogar eine gemeinsame Super-Bank unter Einstieg
      des Dresdner-Großaktionärs Allianz war in der Diskussion. Ende Juli
      waren die Gespräche zwar wieder beendet, aber Kohlhaussen hatte
      Zeit gewonnen.
      Denn nun begann sich das Blatt zu wenden. Die Cobra-Aktionäre
      mussten erfahren, dass man eine Bank nicht so leicht wie eine Maschinenfabrik
      übernehmen kann. Denn für Banken gelten eine besondere
      staatliche Aufsicht und besondere Gesetze. Noch im Juli untersagte
      das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen der Cobra-Gruppe die
      Ausübung ihrer Stimmrechte. Begründung: mangelnde Zuverlässigkeit
      aufgrund des Steuerdeliktes von Geschäftsführer Hofmann. Als
      weiterer Rückschlag für die Cobra erwies sich Kohlhaussens erfolgreiches
      Bemühen, der geschwächten Commerzbank ein Gegengift zu
      injizieren. Er konnte die »befreundete« italienische Versicherung
      Assicurazioni Generali zum Aufstocken ihrer Commerzbank-Anteile
      auf 10 Prozent bewegen. Damit war es erheblich schwerer geworden,
      die Commerzbank gegen ihren Willen zu übernehmen.
      Erst jetzt kam Karl Ehlerding aus der Deckung und verkündete
      kämpferisch: »Wir haben 17 Prozent der Stimmen.«91Wer »wir« war,
      war klar: die Cobra und ihre Verbündeten. »Die Cobra ist nicht tot«92,
      versuchte sich Hansgeorg Hofmann Mut zu machen, nachdem seine
      Vergangenheit als Steuersünder zur Hypothek für die Zukunft der
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 21:03:09
      Beitrag Nr. 1.973 ()
      beteiligt. Allerdings wollten sie als honorige Kaufleute ihre Identität
      nicht preisgeben – der Angriff auf eine Bank war dem Ansehen und
      der Kreditwürdigkeit eines ehrenwerten Bankkunden nicht unbedingt
      zuträglich.
      Als Cobra-Geschäftsführer hatten sich Schneidewind und Vedder
      einen ausgewiesenen Experten geholt: Hansgeorg Hofmann. Bis Ende
      1997 hatte er im Vorstand der Dresdner Bank das Investmentbanking
      verantwortet. Nach einer Selbstanzeige wegen eines Steuerdeliktes
      hatte Hofmann den Hut genommen – nun wollte er noch einmal ein
      ganz großes Rad drehen.
      Bis zur Hauptversammlung im Mai 2000 hatte die Cobra indirekt
      bereits 17,1 Prozent der Commerzbank-Aktien in ihrer Hand und
      drohte mit Aufstockungen auf bis zu 30 Prozent. Damit war sie vor
      dem italienischen Versicherungskonzern Assicurazioni Generali und
      der spanischen Bank Banco Santander Central Hispano (BSCH), die
      jeweils um die 5 Prozent hielten, mit Abstand größter Aktionär der
      Commerzbank. Von Ehlerdings privaten 4,9 Prozent wusste noch
      immer niemand. Die Forderung der Cobra erläuterte Hansgeorg
      Hofmann in höflichen, aber deutlichen Worten kurz vor der Hauptversammlung
      am 26. Mai 2000: »Wenn wir Herrn Kohlhaussen und
      seinen Kollegen dabei helfen können, im europäischen Ausland eine
      stabile Lösung zu finden, stehen wir ihm gerne zur Seite. Bisher wollte
      er allein gehen, aber das ist ja wohl nicht mehr drin.«88 Bei der Hauptversammlung
      sprach Hofmann dann davon, dass allein aufgrund der
      vielfältigen Beteiligungen der Commerzbank – unter anderem bei der
      Fondsgesellschaft Adig, dem Online-Broker Comdirect und der
      Hypothekenbank Rheinhyp – der Kurs der Commerzbank-Aktie bei
      50 Euro stehen müsste. Erst mit einem starken europäischen Partner
      kämen diese Werte zum Tragen. Kohlhaussen konterte kurz und kühl,
      die Bemerkungen über die Beteiligungen schürten die Befürchtung,
      den neuen Großaktionären gehe es eigentlich um eine Zerschlagung
      der Bank. Die Vertreter der Kleinaktionäre beeindruckte Kohlhaussen
      damit allerdings nicht. Sie kritisierten, wie wenig Geld die Bank
      im letzten Jahr seiner Amtszeit verdient habe.
      D i e F i r m e n j ä g e r m i s c h e n m i t 165
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:56:17
      Beitrag Nr. 1.972 ()
      überfall nicht unähnlich erscheinen. Anfang März 2000 dräute bereits
      das Unheil über dem Frankfurter Commerzbank-Tower, dem mit
      259 Metern höchsten Gebäude Europas. Erste Gerüchte über die Aufkäufe
      von Commerzbank-Aktienpaketen machten die Runde. Das
      Branchenblatt Immobilien Vertraulich hatte unter Berufung auf das
      Umfeld von Karl Ehlerding gemeldet, dieser wolle mit Hilfe der
      Schweizer Bank UBS die Commerzbank übernehmen und dann weiterverkaufen.
      Martin Kohlhaussen konnte nicht glauben, was er nicht
      glauben wollte. Es gebe »unverändert keine Anhaltspunkte«86, dass
      eine Investorengruppe ein größeres Aktienpaket der Commerzbank
      schnüre, teilte er den Commerzbank-Mitarbeitern in einem Rundschreiben
      am 9. März 2000 mit – für die Commerzbank ein historisches
      Datum: Der Kurs erreichte an diesem Tag mit 47,50 Euro ein
      Allzeithoch. Die Spekulation von einer plötzlichen, feindlichen Übernahme
      sei »realitätsfremd«87, sagte Kohlhaussen auch noch bei der
      Bilanzpressekonferenz Ende März.
      Drei Wochen später brach die Realität über den damals 64-jährigen
      Bankenchef herein. Die Cobra meldete beim Bundesaufsichtsamt für
      das Kreditwesen, 9,9 Prozent an der Commerzbank zu halten und auf
      mehr als 10 Prozent aufstocken zu wollen. Was noch niemand wusste:
      Ehlerding hatte – davon unabhängig – auch privat knapp unter 5 Prozent
      der Commerzbank-Aktien gekauft – eine Menge, die nicht meldepflichtig
      war. Am 19. April 2000 ging die Cobra an die Öffentlichkeit.
      Diese war fasziniert von der Chuzpe der Raider mit dem gefährlich
      klingenden Schlangennamen und sog begierig die Meldungen auf,
      die langsam ein Bild der Gruppe ergaben. Cobra, so stellte sich heraus,
      war eine Tochter der Rebon B.V. Die Rebon gehörte zu gleichen Teilen
      Vedder und Schneidewind und war von den beiden auch schon
      beim IVG-Deal als Aktienaufkäuferin eingesetzt worden. Schneidewind
      und Vedder, die das Visier heruntergeklappt und die Cobra-
      Fahne gegen die Commerzbank gehisst hatten, waren natürlich nicht
      allein in die Schlacht gezogen. 30 bis 40 Investoren, großenteils wieder
      reiche norddeutsche Familien – darunter die Ehlerdings und die
      Dieckells – waren nicht nur eingeweiht, sondern auch an der Attacke
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:51:18
      Beitrag Nr. 1.971 ()
      Banken – mit Ausnahme der Deutschen Bank – zu klein, um global
      mitspielen zu können, zudem wollten ausländische Institute den weitgehend
      unter den heimischen Banken aufgeteilten deutschen Markt
      endlich aufbrechen. Und nicht zuletzt mussten die hiesigen Banken
      endlich etwas gegen ihre im internationalen Vergleich viel zu hohen
      Kosten tun – da wären die Einsparungsmöglichkeiten durch eine Fusion
      gerade recht gekommen.
      Die Commerzbank, die Nummer vier unter den deutschen Banken,
      war ohne starken Partner am wenigsten überlebensfähig. Sie
      erzielte zu wenig Rendite auf das eingesetzte Kapital und hatte sich in
      ihrer Geschäftspolitik verzettelt: vom Firmenkunden- und Privatkundengeschäft
      über das Online-Banking und die Vermögensverwaltung
      bis zum Investmentbanking und sogar Immobiliengeschäft –
      überall dabei, nirgends wirklich an der Spitze. Es war also durchaus
      nachvollziehbar, dass sich die Raider-Riege gerade die Bank unter
      dem Vorstandsvorsitzenden Martin Kohlhaussen als Opfer aussuchte.
      Andererseits war der Angriff, geplant unter dem Codenamen »Copacabana
      «, sowohl von der Größenordnung als auch von der Ambition
      her ein beispielloser Vorgang. Schließlich musste für den Aufkauf eines
      zweistelligen Aktienpaketes die Finanzierung von mehreren Milliarden
      Euro sichergestellt werden. Die Investorengruppe bündelte ihre
      Pakete in der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft mit dem grimmigen
      Namen »Cobra«. Diese funktionierte nach einem System von so
      genannten Call-Optionen. Das heißt, dass die meisten Cobra-Mitglieder
      ihre Commerzbank-Aktien noch gar nicht im Depot liegen hatten.
      Sie hatten vielmehr Verträge mit Commerzbank-Aktionären über den
      Kauf von deren Aktien abgeschlossen. Der Vertrag sah vor, dass die
      Cobra, sobald sie sich mit einem Kaufinteressenten für ihr Gesamtpaket
      geeinigt hatte, die Aktien vom Vertragspartner zu einem fest
      vereinbarten Preis kaufen (Call-Option) und dann weiterverkaufen
      durfte. Durch diese Konstruktion musste die Cobra-Crew weit weniger
      Geld einsetzen, als wenn sie alle Aktien gleich direkt gekauft hätte.
      Dem nüchternen Protestanten und Pastorensohn Kohlhaussen
      musste das dreiste Verhalten der Firmenjäger einem direkten Bank-
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:49:33
      Beitrag Nr. 1.970 ()
      @ben
      Pause ???

      @all
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      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:48:30
      Beitrag Nr. 1.969 ()
      Hauptrolle für die Öffentlichkeit einnahm. Ehlerding war – obwohl
      häufig der Strippenzieher – dabei eher zurückhaltend. Er benutzte
      meistens die WCM als Schutzschild vor zuviel Transparenz. Beim Angriff
      auf die Commerzbank, der größten Raider-Attacke, die Deutschland
      bis dahin gesehen hatte, machte Clemens Johannes Vedder den
      Frontmann. Obwohl Vedder eigentlich mehr als zufrieden mit den
      Millionen sein könnte, die er mit seinen Kollegen aus den diversen
      Deals geschlagen hat, kann der bekennende Rolling-Stones-Fan nicht
      genug kriegen. Zwar gibt sich Vedder seit Jahren nach außen hin
      betont lässig. Geschäfte betreibe er nur noch zum Spaß, lautet ein
      Bonmot aus den späten 90er Jahren von ihm, denn eigentlich befinde
      er sich in Pension. Da ging er gerade auf die 50 zu. Doch so wie der
      sechs Jahre ältere Mick Jagger immer wieder »I Can’t Get No Satisfaction
      « von der Bühne bellen muss, so muss auch Vedder immer wieder
      in die Arena, wenn es gilt, Geld zu verdienen. Er und seine Kompagnons
      brauchen offensichtlich die Spannung, die ein großer Coup
      mit sich bringt.
      Den bisher größten Kick holten sie sich zweifellos mit ihrer Attacke
      auf die Commerzbank, die sich aber immer mehr zum Höllentrip entwickelte
      und den genialen Einfädler Ehlerding an den Rand des Ruins
      brachte. Am Anfang stand die Überlegung der Raider, dass in der
      deutschen Bankenlandschaft große Veränderungen bevorstanden. Die
      von den Experten für möglich gehaltenen Varianten waren vielfältig:
      Fusionen unter den großen deutschen Banken – Deutsche Bank,
      Dresdner Bank, HypoVereinsbank und Commerzbank –, aber auch
      die Übernahme einer deutschen Großbank durch einen Global Player
      aus Übersee oder einen europäischen Konkurrenten galt als möglich.
      Einig war man sich allerdings darüber, dass immense Umwälzungen
      bevorstanden. Teilweise waren sie bereits im Gange: So wurde Anfang
      März 2000 bekannt, dass Deutsche und Dresdner Bank über eine
      Fusion verhandelten – sie scheiterte nach wenigen Wochen an der
      Weigerung der Investmentbanker der Deutschen Bank, die Investment-
      Tochter der Dresdner Bank mit ins Boot zu nehmen. Gründe
      für Zusammenschlüsse gab es genug: Schließlich waren alle deutschen
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:46:54
      Beitrag Nr. 1.968 ()
      He Ben, was ist los. Wie geht`s weiter.:cry:
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:29:22
      Beitrag Nr. 1.967 ()
      jeder Branche, mit der wir uns befassen, unternehmerisch zu führen –
      und das nicht nur für drei Monate, und dann verkaufen wir es wieder.
      Vom Management her sind wir in der Lage, Industrieunternehmen,
      Handelsunternehmen und Banken zu führen.«85 Der WCM-Chef hat
      auch eine Erklärung dafür, warum WCM diesen Job seiner Meinung
      nach besser bewältigen könnte als das alte Management. Dieses sei
      sehr oft eingefahren, ihm fehle der frische Blick von außen, der neue
      Möglichkeiten erkenne. »Wir fragen uns dagegen immer wieder: Wie
      ist es möglich, bei einem bestimmten Unternehmen Werte zu heben?
      Wertschöpfung bedeutet konkret, Geld mit etwas zu verdienen, das
      zwar latent vorhanden ist, das andere aber nicht nutzen. Wir setzen
      also ganz anders an als jemand, der an einer Firma hängt oder an einem
      bestimmten Produktionsstandort. Wir sehen das sehr nüchtern. Handelt
      es sich um ein Konglomerat, überlegen wir beispielsweise ständig:
      Was könnte man anderes damit machen? Und dabei kommt man auf
      Ideen, auf die jemand, der als Erstes die Beharrung sieht, gar nicht
      kommen kann – auch wenn er vom Intellekt dazu in der Lage wäre.
      Wir stellen schlicht und ergreifend alles infrage. Und dadurch versuchen
      wir, ganz andere Werte freizusetzen.«
      Der Wert, den WCM bei der Klöckner-Tochter Pentaplast schließlich
      freisetzte, belief sich auf exakt 925 Millionen Euro. Soviel zahlte
      die Londoner Beteiligungsgesellschaft Cinven im Oktober 2001 für
      die Foliensparte. WCM hatte zwar darauf spekuliert, dass einer der
      29 Interessenten noch mehr auf den Tisch legen würde – doch die
      Anschläge vom 11. September 2001 drückten nicht nur bei diesem
      Geschäft die Stimmung, sondern auch die Preise.
      »Cobra, übernehmen Sie!« –
      Der Angriff auf die Commerzbank
      Auch wenn das Quartett Ehlerding, Dieckell, Schneidewind und Vedder
      stets gemeinsam plante und handelte, war es doch bei fast jedem
      Deal so, dass – mit Ausnahme von Dieckell – einer von ihnen di
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:25:42
      Beitrag Nr. 1.966 ()
      sie dann Klöckner-Aktien mit dem Kalkül, bei der Übernahme die
      WCM-Aktie wieder zu bekommen und eventuell noch eine Prämie
      obendrein.
      Da die Zeichen für die Firmenjäger also nicht sehr gut standen,
      mussten sie sich bewegen. Denn Aufgeben kam für sie nicht in Frage:
      »Wir werden auf Klöckner nicht verzichten«78, machte Flach klar.
      Ende 2000 legten sie noch Bares auf den angebotenen Aktientausch,
      Anfang 2001 erhöhten sie das Angebot nochmals – und wurden dann
      überrascht von der Umtauschbereitschaft der Aktionäre. Insgesamt
      82 Prozent hielt WCM danach an Klöckner. Die Übernahme war aber
      teurer geworden als geplant: Insgesamt kostete sie WCM geschätzte
      700 bis 900 Millionen Euro. Andererseits hatte Ehlerding bei Klöckner
      noch einmal genau in den Bilanzen gegraben und war zufrieden:
      »Wir haben dort noch einige Schätze gefunden.«79 Konkret meinte der
      Jäger verborgener Schätze 8 Millionen Quadratmeter Grund, der
      nicht für den Firmenbetrieb benötigt wurde und damit auch gut verkauft
      werden konnte.
      Nun begann das Aufräumen. Bedenken der Belegschaft gegen den
      neuen Eigentümer nahm man den Wind aus den Segeln, indem man
      den WCM-Aufsichtsrat vergrößerte und einen Arbeitnehmervertreter
      zum Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden machte. Am 16. März
      2001 bei der Klöckner-Hauptversammlung übernahm man auch faktisch
      die Macht, indem man den kompletten Aufsichtsrat neu besetzte.
      Den renitenten Vorstand schickte man mit einer hohen Abfindung
      über Nacht heim. Einige Wochen später teilte WCM mit, dass nun alle
      Firmenteile »auf ihre Werthaltigkeit geprüft«80 würden.
      Ursprünglich hatte der neue Eigentümer zugesagt, die Fokussierung
      auf das profitable Foliengeschäft mitzutragen und die anderen
      Bereiche zu verkaufen. Nach und nach schälte sich das Gegenteil heraus:
      dass WCM den Folienbereich verkaufen und die anderen Bereiche
      erst einmal behalten wollte. Typisch WCM, wieder mal Wortbruch,
      schallte es von allen Seiten. Doch WCM-Vorstandschef Flach
      wehrte sich gegen diese Einschätzung. Seine Version: Es sei tatsächlich
      geplant gewesen, die Abfülltechnik zu verkaufen und mit dem Ge-
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:23:32
      Beitrag Nr. 1.965 ()
      fen – dass das ein Konkurrent von Klöckner sein könnte, musste gar
      nicht explizit ausgesprochen werden. Und: Wenn man die Mehrheit
      im Aufsichtsrat habe, dann werde man auch mehr Kontrolle ausüben.
      Die Klöckner-Chefs verstanden – aber sie gehorchten nicht. Sie
      glaubten wohl nicht an ihre Zukunft bei Klöckner nach einer WCMÜbernahme.
      Vielleicht hatten sie vor Augen, wie Ehlerding mit RSEChef
      Lutz Ristow umgesprungen war: Diesem hatte man nach der
      Übernahme statt der versprochenen Richtlinienkompetenz allenfalls
      noch Repräsentationsaufgaben zugedacht. Taktisch klug baten sie um
      Zurückhaltung, bis die Hauptversammlung gelaufen sei, was WCM
      zusagte. Doch dann stellten Schmitz und Barschkett auf stur und
      ließen keine Gelegenheit aus, Ehlerding zu ärgern. Bei der Hauptversammlung
      am 17. März 2000 brüskierten sie ihn damit, dass sie den
      Aktionären empfahlen, das Umtauschangebot von Klöckner- in
      WCM-Papiere nicht anzunehmen – WCM sei nicht zuverlässig und
      solide genug. Und obwohl Schmitz bereits das Alter von 64 Jahren
      erreicht hatte, ließ er sich seinen Vertrag zum frühestmöglichen Zeitpunkt
      um volle fünf Jahre verlängern. WCM reagierte auf diese
      Affronts nicht öffentlich. Aber sie kaufte weiter Aktien zu. Schließlich,
      im November 2000, erklärte die Klöckner-Führung, die Firma
      werde künftig nur noch das profitable Foliengeschäft der Tochterfirma
      Pentaplast weiterführen und ausbauen. Die Sparten Abfüll- und
      Verpackungstechnik sollten verkauft werden. Indem sie den Konzern
      aufspalten wollten und damit das Geschäft der WCM besorgten, wollten
      die Firmenchefs Klöckner für die Angreifer unattraktiv machen.
      WCM besaß zwar nun schon weit über 25 Prozent der Klöckner-
      Aktien, hatte aber ein anderes Problem: Die eigene Aktie rutschte
      immer weiter ab. Hatte der Preis für das WCM-Papier am Jahresanfang
      noch bei 36 Euro gelegen, so war er bis Dezember 2000 bereits
      auf 24 Euro gefallen. Das bedeutete, dass der Kauf bei einem Aktientausch
      für WCM immer teurer wurde. WCM-Vorstandschef Flach
      klagte, dass so genannte Hedge-Fonds den Kurs seiner Firma zusätzlich
      in den Keller drückten. Deren Methode: Sie liehen sich en masse
      billig WCM-Aktien und verkauften sie. Mit dem Gewinn kaufte
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