ernsthaftes WCM Diskussionsforum (Seite 4327)
eröffnet am 02.09.03 13:39:05 von
neuester Beitrag 26.09.23 13:16:50 von
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Der Angriff auf die AVA
Nachdem sich das ungleiche, aber kongeniale Paar Schneidewind/
Vedder gefunden hatte und über Dieckell auch der Kontakt zu Ehlerding
hergestellt war, planten die Firmenjäger den ersten gemeinsamen
Coup. Ende der 80er Jahre griffen sie an. Ihr Opfer war die Bielefelder
AVA AG, eine frühere Coop-Genossenschaft. Die Aktien der Konsumgenossenschaft,
zu der unter anderem der Fielmann-Konkurrent
Krane Optic sowie die Marktkauf-Großmärkte und die Dixi-Filialen
gehörten, waren stark unterbewertet. AVA-Vorstandschef Klaus Daudel
hielt wenig von Shareholder-Value und Mitsprache der Eigentümer.
Er hatte sich gegen mögliche Ansprüche von Aktionären hervorragend
abgeschottet, indem er das Höchststimmrecht eines Aktionärs in
der Satzung auf 1 Promille festlegen ließ. Damit waren einem Aktionär
selbst mit einem Anteil von 75 oder mehr Prozent der Aktien bei
der Hauptversammlung praktisch die Hände gebunden.
Schneidewind und Vedder, die bei dieser Aktion die Führung hatten,
kippten den selbstherrlichen Daudel auf spektakuläre Weise von
seinem Thron: Sie verteilten ihre Aktienpakete auf Hunderte von befreundeten
Geschäftsleuten und verschafften sich damit eine Mehrheit
bei der Hauptversammlung. Damit stürzten sie den alten Aufsichtsrat
der AVA. Anschließend bedienten sich die neuen Herren erst einmal
am Firmenvermögen: Wie der Spiegel am 26. Mai 1997 schrieb, setzten
sie die Dividende von 15 auf 40 Mark hoch und teilten sich selbst
Gratisaktien zu. Finanziert wurde das durch eine Kapitalerhöhung
aus Gesellschaftsmitteln.
Eine komplette Übernahme der AVA klappte aufgrund weiterer
vertrackter Klauseln der Unternehmenssatzung dann aber doch nicht.
Doch immerhin verkauften die Raider ihre AVA-Anteile mit einem
hohen, zweistelligen Millionengewinn an die Saarbrücker Asko AG.
Dabei zeigte Clemens Vedder seine geniale Spürnase. Er verkaufte die
AVA-Anteile für sich und seine Mitstreiter so, dass sie damit zweimal
Geld verdienen konnten. Vedder wusste, dass bei der Asko noch Teile
des früheren Milliardenkonzerns Coop lagen, die inzwischen unter
Nachdem sich das ungleiche, aber kongeniale Paar Schneidewind/
Vedder gefunden hatte und über Dieckell auch der Kontakt zu Ehlerding
hergestellt war, planten die Firmenjäger den ersten gemeinsamen
Coup. Ende der 80er Jahre griffen sie an. Ihr Opfer war die Bielefelder
AVA AG, eine frühere Coop-Genossenschaft. Die Aktien der Konsumgenossenschaft,
zu der unter anderem der Fielmann-Konkurrent
Krane Optic sowie die Marktkauf-Großmärkte und die Dixi-Filialen
gehörten, waren stark unterbewertet. AVA-Vorstandschef Klaus Daudel
hielt wenig von Shareholder-Value und Mitsprache der Eigentümer.
Er hatte sich gegen mögliche Ansprüche von Aktionären hervorragend
abgeschottet, indem er das Höchststimmrecht eines Aktionärs in
der Satzung auf 1 Promille festlegen ließ. Damit waren einem Aktionär
selbst mit einem Anteil von 75 oder mehr Prozent der Aktien bei
der Hauptversammlung praktisch die Hände gebunden.
Schneidewind und Vedder, die bei dieser Aktion die Führung hatten,
kippten den selbstherrlichen Daudel auf spektakuläre Weise von
seinem Thron: Sie verteilten ihre Aktienpakete auf Hunderte von befreundeten
Geschäftsleuten und verschafften sich damit eine Mehrheit
bei der Hauptversammlung. Damit stürzten sie den alten Aufsichtsrat
der AVA. Anschließend bedienten sich die neuen Herren erst einmal
am Firmenvermögen: Wie der Spiegel am 26. Mai 1997 schrieb, setzten
sie die Dividende von 15 auf 40 Mark hoch und teilten sich selbst
Gratisaktien zu. Finanziert wurde das durch eine Kapitalerhöhung
aus Gesellschaftsmitteln.
Eine komplette Übernahme der AVA klappte aufgrund weiterer
vertrackter Klauseln der Unternehmenssatzung dann aber doch nicht.
Doch immerhin verkauften die Raider ihre AVA-Anteile mit einem
hohen, zweistelligen Millionengewinn an die Saarbrücker Asko AG.
Dabei zeigte Clemens Vedder seine geniale Spürnase. Er verkaufte die
AVA-Anteile für sich und seine Mitstreiter so, dass sie damit zweimal
Geld verdienen konnten. Vedder wusste, dass bei der Asko noch Teile
des früheren Milliardenkonzerns Coop lagen, die inzwischen unter
das waren noch Zeiten
Als Ristow ihm ein Jahr später erneut eine empfindliche Niederlage
zufügte, hatte Ehlerding genug. Ristows RSE hatte sich im November
1998 nicht nur gegen die WCM, sondern gegen insgesamt 74 Mitbewerber
durchgesetzt. Sie bekam den Zuschlag über knapp 35 000Wohnungen
in Berlin – und das zu einem Spottpreis von 1 000 Mark pro
Quadratmeter. Aus der kleinen RSE war mittlerweile ein Immobilienkonzern
mit einer Bilanzsumme von 3 Milliarden Mark geworden. Da
er ihm geschäftlich nicht beikommen konnte, kaufte Ehlerding den
lästigen Konkurrenten einfach an der Börse auf.
Ende Juni lud Ehlerding Ristow zum Essen in den Alt-Hamburger
Aalspeicher ein und schenkte ihm dabei reinen Wein ein: Die WCM
habe bereits 25 Prozent der RSE-Aktien aufgekauft und plane ein Übernahmeangebot
an die übrigen Aktionäre. Ristow solle nach erfolgter
Übernahme Vorstandsvorsitzender der WCM werden.49 Dieser
stimmte nach einigen Gesprächen zu, da ihm Ehlerding zusicherte,
er werde nicht nur auf dem Papier Vorstandschef sein, sondern die
Richtlinienkompetenz für WCM bekommen. Außerdem könne er
den Geschäftszweig Gewerbeimmobilien weiter ausbauen. Im Dezember
1999 beschloss der Aufsichtsrat der WCM offiziell, dass Ristow
nach Ende des Übernahmeverfahrens diesen Posten antreten werde.
Am 1. März 2000 gab WCM bekannt, RSE sei nun zu 68 Prozent im
Besitz der WCM und bestätigte Ristows Bestellung zum neuen Chef.
Doch es war alles nur eine Finte gewesen. Noch im März trafen
sich die WCM-Vorstände Michael Albertz, Karl-Ernst Schweikert
und Roland Flach mit dem neuen Vorstandschef im Hamburger Hotel
Vier Jahreszeiten. Was sie mitzuteilen hatten, konnte Ristow nicht
gefallen: Die RSE-Gewerbeimmobilien passten nicht zum Geschäftskonzept
der WCM und sollten daher verkauft werden. Und: Eine
Richtlinienkompetenz für ihn sei auch nicht vorgesehen.50 Ehlerding
war nicht selbst erschienen, er ließ andere seine Versprechen brechen.
Daraus musste Ristow schließen, dass es Ehlerding bei der ganzen
Angelegenheit nur um den Wohnungsbestand der RSE gegangen war.
Karl Ehlerding hatte nach 20 Jahren einen Duzfreund weniger. Und
vielleicht einen künftigen Konkurrenten mehr:
zufügte, hatte Ehlerding genug. Ristows RSE hatte sich im November
1998 nicht nur gegen die WCM, sondern gegen insgesamt 74 Mitbewerber
durchgesetzt. Sie bekam den Zuschlag über knapp 35 000Wohnungen
in Berlin – und das zu einem Spottpreis von 1 000 Mark pro
Quadratmeter. Aus der kleinen RSE war mittlerweile ein Immobilienkonzern
mit einer Bilanzsumme von 3 Milliarden Mark geworden. Da
er ihm geschäftlich nicht beikommen konnte, kaufte Ehlerding den
lästigen Konkurrenten einfach an der Börse auf.
Ende Juni lud Ehlerding Ristow zum Essen in den Alt-Hamburger
Aalspeicher ein und schenkte ihm dabei reinen Wein ein: Die WCM
habe bereits 25 Prozent der RSE-Aktien aufgekauft und plane ein Übernahmeangebot
an die übrigen Aktionäre. Ristow solle nach erfolgter
Übernahme Vorstandsvorsitzender der WCM werden.49 Dieser
stimmte nach einigen Gesprächen zu, da ihm Ehlerding zusicherte,
er werde nicht nur auf dem Papier Vorstandschef sein, sondern die
Richtlinienkompetenz für WCM bekommen. Außerdem könne er
den Geschäftszweig Gewerbeimmobilien weiter ausbauen. Im Dezember
1999 beschloss der Aufsichtsrat der WCM offiziell, dass Ristow
nach Ende des Übernahmeverfahrens diesen Posten antreten werde.
Am 1. März 2000 gab WCM bekannt, RSE sei nun zu 68 Prozent im
Besitz der WCM und bestätigte Ristows Bestellung zum neuen Chef.
Doch es war alles nur eine Finte gewesen. Noch im März trafen
sich die WCM-Vorstände Michael Albertz, Karl-Ernst Schweikert
und Roland Flach mit dem neuen Vorstandschef im Hamburger Hotel
Vier Jahreszeiten. Was sie mitzuteilen hatten, konnte Ristow nicht
gefallen: Die RSE-Gewerbeimmobilien passten nicht zum Geschäftskonzept
der WCM und sollten daher verkauft werden. Und: Eine
Richtlinienkompetenz für ihn sei auch nicht vorgesehen.50 Ehlerding
war nicht selbst erschienen, er ließ andere seine Versprechen brechen.
Daraus musste Ristow schließen, dass es Ehlerding bei der ganzen
Angelegenheit nur um den Wohnungsbestand der RSE gegangen war.
Karl Ehlerding hatte nach 20 Jahren einen Duzfreund weniger. Und
vielleicht einen künftigen Konkurrenten mehr:
handlung ab 1990 ließ ihnen der Gesetzgeber eine Besonderheit: Auf
die Wertsteigerungen, die in der Zeit ihrer Gemeinnützigkeit entstanden,
fallen keine Steuern an. Die Wohnungen, die bis dahin nur mit
einem geringen, abgeschriebenen Buchwert in den Büchern standen,
durften also steuerfrei auf den Marktwert überschrieben werden. Daher
verkauft die WCM im Schnitt pro Jahr 1 Prozent ihres Wohnungsbestandes
an die Mieter und zahlt für den Gewinn keine Steuern.
Wie Ehlerding seinen Konkurrenten Ristow austrickste
Allerdings hatte Ehlerding die geniale Idee des steuerfreien Weiterverkaufs
gemeinnütziger Wohnungen nicht allein. Der Hamburger
Kaufmann Lutz R. Ristow war in diesem Geschäft ebenfalls ein Mann
der ersten Stunde. Mit seiner Aktiengesellschaft RSE war er in den
90er Jahren nahe dran, erfolgreicher als die WCM zu werden. Mit
einem ähnlichen Geschäftsprinzip, aber beschränkt auf Wohnungen
und Gewerbeimmobilien im europäischen Ausland, schnappte Ristow
seinem Duzfreund Ehlerding so manches gute Geschäft weg.
RSE stand ursprünglich einmal für die kleine »Rinteln-Stadthagener
Eisenbahn«. Als Ristow 1994 mit einer Gruppe von Privatinvestoren
Geld in die RSE steckte und mit ihr in die Bietgefechte um ehemals gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaften einstieg, war sie bald eine
gefährliche Rivalin für WCM. Im Juni 1997 erhielt RSE den Zuschlag
für 7700 Wohnungen in Bremen. WCM soll damals 5 Millionen Mark
mehr geboten haben, aber eine Frist für die Gebotsabgabe versäumt
haben. Es muss Ehlerding ein Dorn im Auge gewesen sein, dass Ristows
Verbindungen in Politik und Wirtschaft weiter reichten und ergiebiger
waren. Unter Ristows Mitstreitern ragten vor allem Rolf
Hauschildt, ein Spezialist für Börsennebenwerte und Immobilien,
sowie der Rechtsanwalt Joachim Theye heraus. Theye arbeitete mit
dem früheren Außenminister, dem FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher,
in einer Anwaltskanzlei und verfügte über Kontakte in die Spitze
der Bundes-CDU.
D i e F i r m e n j ä g e r m i s c h e n m i t 145
die Wertsteigerungen, die in der Zeit ihrer Gemeinnützigkeit entstanden,
fallen keine Steuern an. Die Wohnungen, die bis dahin nur mit
einem geringen, abgeschriebenen Buchwert in den Büchern standen,
durften also steuerfrei auf den Marktwert überschrieben werden. Daher
verkauft die WCM im Schnitt pro Jahr 1 Prozent ihres Wohnungsbestandes
an die Mieter und zahlt für den Gewinn keine Steuern.
Wie Ehlerding seinen Konkurrenten Ristow austrickste
Allerdings hatte Ehlerding die geniale Idee des steuerfreien Weiterverkaufs
gemeinnütziger Wohnungen nicht allein. Der Hamburger
Kaufmann Lutz R. Ristow war in diesem Geschäft ebenfalls ein Mann
der ersten Stunde. Mit seiner Aktiengesellschaft RSE war er in den
90er Jahren nahe dran, erfolgreicher als die WCM zu werden. Mit
einem ähnlichen Geschäftsprinzip, aber beschränkt auf Wohnungen
und Gewerbeimmobilien im europäischen Ausland, schnappte Ristow
seinem Duzfreund Ehlerding so manches gute Geschäft weg.
RSE stand ursprünglich einmal für die kleine »Rinteln-Stadthagener
Eisenbahn«. Als Ristow 1994 mit einer Gruppe von Privatinvestoren
Geld in die RSE steckte und mit ihr in die Bietgefechte um ehemals gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaften einstieg, war sie bald eine
gefährliche Rivalin für WCM. Im Juni 1997 erhielt RSE den Zuschlag
für 7700 Wohnungen in Bremen. WCM soll damals 5 Millionen Mark
mehr geboten haben, aber eine Frist für die Gebotsabgabe versäumt
haben. Es muss Ehlerding ein Dorn im Auge gewesen sein, dass Ristows
Verbindungen in Politik und Wirtschaft weiter reichten und ergiebiger
waren. Unter Ristows Mitstreitern ragten vor allem Rolf
Hauschildt, ein Spezialist für Börsennebenwerte und Immobilien,
sowie der Rechtsanwalt Joachim Theye heraus. Theye arbeitete mit
dem früheren Außenminister, dem FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher,
in einer Anwaltskanzlei und verfügte über Kontakte in die Spitze
der Bundes-CDU.
D i e F i r m e n j ä g e r m i s c h e n m i t 145
1991 ist der Geschäftszweck der WCM der Erwerb und die Verwaltung
von in- und ausländischen Beteiligungen und Finanzanlagen sowie
das Immobiliengeschäft.
WCM steht also auf zwei Beinen, dem Immobilien- und dem
Beteiligungssektor. WCM-Vorstandschef Roland Flach erläutert den
Charme dieser Konstruktion: »Der Wohnimmobilienbereich hat mit
dem Beteiligungsgeschäft überhaupt nichts zu tun. Seine Eigenart ist,
dass er laufende Einnahmen bringt, also für ein stetiges Geschäft
sorgt.«47 Mit zeitweise 54000 WCM-Wohnungen und 3,5 Millionen
Quadratmetern Wohnfläche wurde Ehlerding damit »one of Germany’s
biggest landlords«48, staunte das Magazin Business Week. In
Bremen, Kiel, Mönchengladbach, Wuppertal und Berlin gehört WCM
zu den großen Wohnungsvermietern.
Den Grundstein für dieses Immobilien-Imperium legte Ehlerding
1990. Die sich schon damals in Finanznöten befindlichen Kommunen
sahen sich immer häufiger gezwungen, ihre Immobilien zu verkaufen.
So kam die WCM an die Mehrheit der Gladbacher Aktienbaugesellschaft
und damit an rund 6100 Wohnungen in Mönchengladbach.
Durch den günstigen Kaufpreis konnte WCM innerhalb eines Jahres
ihr Eigenkapital von 42,5 Millionen Mark auf 560 Millionen Mark erhöhen.
Hier konnte Ehlerding erstmals seine geniale Steuersparkonstruktion
anwenden. Er nutzte – ganz legal – die Möglichkeit, einen
Verlust in Höhe von 420 Millionen Mark auszuweisen. Dieser so genannte
Verlustvortrag ermöglichte es ihm, in den Folgejahren Gewinne
der WCM damit zu verrechnen. Dafür waren Verlustvorträge
vom Gesetzgeber ursprünglich nicht gedacht. Sie sollten krisengebeutelten
Unternehmen die Möglichkeit geben, durch kurzfristige Steuererleichterungen
schnell wieder schwarze Zahlen zu schreiben. WCM
kaufte jedoch immer wieder Firmen mit einem Verlustvortrag in den
Büchern und vermied es so, auf ihre anfallenden Gewinne entsprechend
Steuern zahlen zu müssen.
Ehlerding erkannte als einer der ersten die ganz große Verdienstchance
beim Kauf von ehemals gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften.
Denn auch nach dem Wegfall ihrer steuerlichen Sonderbe-
144
von in- und ausländischen Beteiligungen und Finanzanlagen sowie
das Immobiliengeschäft.
WCM steht also auf zwei Beinen, dem Immobilien- und dem
Beteiligungssektor. WCM-Vorstandschef Roland Flach erläutert den
Charme dieser Konstruktion: »Der Wohnimmobilienbereich hat mit
dem Beteiligungsgeschäft überhaupt nichts zu tun. Seine Eigenart ist,
dass er laufende Einnahmen bringt, also für ein stetiges Geschäft
sorgt.«47 Mit zeitweise 54000 WCM-Wohnungen und 3,5 Millionen
Quadratmetern Wohnfläche wurde Ehlerding damit »one of Germany’s
biggest landlords«48, staunte das Magazin Business Week. In
Bremen, Kiel, Mönchengladbach, Wuppertal und Berlin gehört WCM
zu den großen Wohnungsvermietern.
Den Grundstein für dieses Immobilien-Imperium legte Ehlerding
1990. Die sich schon damals in Finanznöten befindlichen Kommunen
sahen sich immer häufiger gezwungen, ihre Immobilien zu verkaufen.
So kam die WCM an die Mehrheit der Gladbacher Aktienbaugesellschaft
und damit an rund 6100 Wohnungen in Mönchengladbach.
Durch den günstigen Kaufpreis konnte WCM innerhalb eines Jahres
ihr Eigenkapital von 42,5 Millionen Mark auf 560 Millionen Mark erhöhen.
Hier konnte Ehlerding erstmals seine geniale Steuersparkonstruktion
anwenden. Er nutzte – ganz legal – die Möglichkeit, einen
Verlust in Höhe von 420 Millionen Mark auszuweisen. Dieser so genannte
Verlustvortrag ermöglichte es ihm, in den Folgejahren Gewinne
der WCM damit zu verrechnen. Dafür waren Verlustvorträge
vom Gesetzgeber ursprünglich nicht gedacht. Sie sollten krisengebeutelten
Unternehmen die Möglichkeit geben, durch kurzfristige Steuererleichterungen
schnell wieder schwarze Zahlen zu schreiben. WCM
kaufte jedoch immer wieder Firmen mit einem Verlustvortrag in den
Büchern und vermied es so, auf ihre anfallenden Gewinne entsprechend
Steuern zahlen zu müssen.
Ehlerding erkannte als einer der ersten die ganz große Verdienstchance
beim Kauf von ehemals gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften.
Denn auch nach dem Wegfall ihrer steuerlichen Sonderbe-
144
WCM: Wie man mit Sozialwohnungen Millionen scheffeln kann
Der ganz große Aufstieg gelang Karl Ehlerding mit der Firma WCM,
mit der er die Aufnahme in den MDAX schaffte und bereits als
Nachrück-Kandidat in den DAX galt. Die dauerhafte Börsenschwäche
und seine Fehlspekulation bei der Commerzbank im Jahr 2002 rückten
dann aber nicht nur die Börsenbundesliga in unerreichbare Ferne –
seither kämpft Ehlerding ums geschäftliche Überleben.
Über WCM wickelt der kühle Hanseat seit 1991 alle großen geschäftlichen
Transaktionen ab. Das Kürzel stand ursprünglich für
Württembergische Cattun Manufactur, eine der ältesten Aktiengesellschaften
Deutschlands, die 1766 vom Augsburger Unternehmer
Heinrich von Schüle als Weberei und Stoffdruckerei in Heidenheim
an der Brenz gegründet worden war. Bereits 1856 wandelte die Familie
die Firma in eine Aktiengesellschaft um, um genügend Geld für die
weitere Expansion zu bekommen. Das Unternehmen überdauerte alle
politischen Katastrophen und beide Weltkriege in Deutschland relativ
unbeschadet und erlebte im Nachkriegsdeutschland noch einmal eine
neue Blütezeit. Erst die Konkurrenz auf dem Weltmarkt und die billigen
Importe brachten das alte Textilgeschäft zum Erliegen. 1966 stellte
man die Produktion ein und beschränkte sich auf die Verwaltung des
umfangreichen Immobilienbesitzes des Unternehmens. Der Börsenmantel
wurde in den 80er Jahren in den Konzern der IG Farbenindustrie
AG in Abwicklung übernommen, deren Mehrheitsaktionär
Karl Ehlerding war. 1991 wurde sie in WCM Beteiligungs- und Grundbesitz-
Aktiengesellschaft umbenannt. Mit zwei Kapitalerhöhungen
und der Einbringung der Gladbacher Aktienbaugesellschaft AG (GAB)
bereitete Ehlerding die alte Firma auf die neue Rolle vor, die er ihr
zugedacht hatte. 1993 erfolgte die völlige Herauslösung aus der IG
Farbenindustrie in Abwicklung. Ehlerding hielt mit seiner Frau lange
Jahre über 60 Prozent an der WCM, im Krisenjahr 2002 war der Anteil
dann durch Kapitalerhöhungen und Anteilsverkäufe auf 43 Prozent
gefallen, von denen die Ehlerdings auf Druck der Banken nun
nochmals 25 Prozent abgeben sollen. Seit der Umfirmierung im Jahr
D i e F i r m e n j ä g e r m i s c h e n m i t 143
Der ganz große Aufstieg gelang Karl Ehlerding mit der Firma WCM,
mit der er die Aufnahme in den MDAX schaffte und bereits als
Nachrück-Kandidat in den DAX galt. Die dauerhafte Börsenschwäche
und seine Fehlspekulation bei der Commerzbank im Jahr 2002 rückten
dann aber nicht nur die Börsenbundesliga in unerreichbare Ferne –
seither kämpft Ehlerding ums geschäftliche Überleben.
Über WCM wickelt der kühle Hanseat seit 1991 alle großen geschäftlichen
Transaktionen ab. Das Kürzel stand ursprünglich für
Württembergische Cattun Manufactur, eine der ältesten Aktiengesellschaften
Deutschlands, die 1766 vom Augsburger Unternehmer
Heinrich von Schüle als Weberei und Stoffdruckerei in Heidenheim
an der Brenz gegründet worden war. Bereits 1856 wandelte die Familie
die Firma in eine Aktiengesellschaft um, um genügend Geld für die
weitere Expansion zu bekommen. Das Unternehmen überdauerte alle
politischen Katastrophen und beide Weltkriege in Deutschland relativ
unbeschadet und erlebte im Nachkriegsdeutschland noch einmal eine
neue Blütezeit. Erst die Konkurrenz auf dem Weltmarkt und die billigen
Importe brachten das alte Textilgeschäft zum Erliegen. 1966 stellte
man die Produktion ein und beschränkte sich auf die Verwaltung des
umfangreichen Immobilienbesitzes des Unternehmens. Der Börsenmantel
wurde in den 80er Jahren in den Konzern der IG Farbenindustrie
AG in Abwicklung übernommen, deren Mehrheitsaktionär
Karl Ehlerding war. 1991 wurde sie in WCM Beteiligungs- und Grundbesitz-
Aktiengesellschaft umbenannt. Mit zwei Kapitalerhöhungen
und der Einbringung der Gladbacher Aktienbaugesellschaft AG (GAB)
bereitete Ehlerding die alte Firma auf die neue Rolle vor, die er ihr
zugedacht hatte. 1993 erfolgte die völlige Herauslösung aus der IG
Farbenindustrie in Abwicklung. Ehlerding hielt mit seiner Frau lange
Jahre über 60 Prozent an der WCM, im Krisenjahr 2002 war der Anteil
dann durch Kapitalerhöhungen und Anteilsverkäufe auf 43 Prozent
gefallen, von denen die Ehlerdings auf Druck der Banken nun
nochmals 25 Prozent abgeben sollen. Seit der Umfirmierung im Jahr
D i e F i r m e n j ä g e r m i s c h e n m i t 143
Hallo und Entschuldigung. wegen dem Wort Insolvenz.
Aber nach dem ich heute und hier das gelesen habe:
#1883 von McMillionär 14.10.03 11:13:39 Beitrag Nr.: 11.013.715 11013715
Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben WCM BET.-U.G. O.N.
@schulzse
Ruhig bleiben. Die Banken haben die Entscheidung für Vogel forciert, d.h. sie werden die Kredite natürlich verlängern. Vogel gilt als sehr erfahren, er wird einen Deal klar machen - früher oder später.
.... stellt sich für mich die Frage nicht mehr, WER Vogel ins Bot genommen hat. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass, wenn eine Bank einen Manager nicht möchte, hat das seine Gründe. Wenn ein Unternehmen so, sagen wir einmal, einige Schwierigkeiten hat ..... dann bestimmen Banken, WER oder welcher Manager den Betrieb noch retten kann
Aus diesem Grund ist das Wort Insolventz gefallen. Und so abwegig ist das ja nicht. Die Banken wollen das nicht und deshalb auch Vogel!!!
Wenn der Investi die Möglichkeit sieht, WCM für nen Appel und nen Ei zu kriegen, warum dafür 1,8 zahlen Groschen gefallen?
Ich bin nur gespannt was mit Sirius im Oktober wird ... ... das bereitet mir Kopfzerbrechen.
Nur zur Beruhigung, ich bin 5 Stellig investiert.
Knacki
Aber nach dem ich heute und hier das gelesen habe:
#1883 von McMillionär 14.10.03 11:13:39 Beitrag Nr.: 11.013.715 11013715
Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben WCM BET.-U.G. O.N.
@schulzse
Ruhig bleiben. Die Banken haben die Entscheidung für Vogel forciert, d.h. sie werden die Kredite natürlich verlängern. Vogel gilt als sehr erfahren, er wird einen Deal klar machen - früher oder später.
.... stellt sich für mich die Frage nicht mehr, WER Vogel ins Bot genommen hat. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass, wenn eine Bank einen Manager nicht möchte, hat das seine Gründe. Wenn ein Unternehmen so, sagen wir einmal, einige Schwierigkeiten hat ..... dann bestimmen Banken, WER oder welcher Manager den Betrieb noch retten kann
Aus diesem Grund ist das Wort Insolventz gefallen. Und so abwegig ist das ja nicht. Die Banken wollen das nicht und deshalb auch Vogel!!!
Wenn der Investi die Möglichkeit sieht, WCM für nen Appel und nen Ei zu kriegen, warum dafür 1,8 zahlen Groschen gefallen?
Ich bin nur gespannt was mit Sirius im Oktober wird ... ... das bereitet mir Kopfzerbrechen.
Nur zur Beruhigung, ich bin 5 Stellig investiert.
Knacki
timburg,
ja, da schlummern bilanzielle reserven.
"still" sind sie nicht wirklich - der kurs von cbk&co ist ja kein staatsgeheimnis.
qwert,
bill gates und ich sind zusammen einige zig-milliarden wert
dummerweise hilft mir das gar nix
ja, da schlummern bilanzielle reserven.
"still" sind sie nicht wirklich - der kurs von cbk&co ist ja kein staatsgeheimnis.
qwert,
bill gates und ich sind zusammen einige zig-milliarden wert
dummerweise hilft mir das gar nix
@all
Also ich find es genial, wie man den Daytradern die Suppe
durch gezielte Desinformationspolitik verdirbt !
Es ist oberätzend, wie sich hier manche aufführen hinsichtlich einer Lösung in 6 bis 8 Wochen. Was ist das
schon bei einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren?
Genau: einfach völlig unbedeutend !!
Natürlich ist der Reutersbericht genau im Zeitpunkt einer
technisch überkauften Situation gekommen, damit man schön
den Kurs zurückführen kann.
Das wird noch die nächsten Wochen so gehen, bis die Lösung
gefunden ist.
Sollte sie gut sein, sehen wir einen langanhaltenden Aufschwung von WCM, ist sie schlecht, dann schwächeln wir
weiter um zwei Euronen herum.
Also abwarten- den Zockern unter euch Brüdern würde ich
empfehlen, die Kohle nicht in WCM zu investieren, da jederzeit der Kurs in die eine wie andere Richtung schlagen kann.
Seherchen
Also ich find es genial, wie man den Daytradern die Suppe
durch gezielte Desinformationspolitik verdirbt !
Es ist oberätzend, wie sich hier manche aufführen hinsichtlich einer Lösung in 6 bis 8 Wochen. Was ist das
schon bei einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren?
Genau: einfach völlig unbedeutend !!
Natürlich ist der Reutersbericht genau im Zeitpunkt einer
technisch überkauften Situation gekommen, damit man schön
den Kurs zurückführen kann.
Das wird noch die nächsten Wochen so gehen, bis die Lösung
gefunden ist.
Sollte sie gut sein, sehen wir einen langanhaltenden Aufschwung von WCM, ist sie schlecht, dann schwächeln wir
weiter um zwei Euronen herum.
Also abwarten- den Zockern unter euch Brüdern würde ich
empfehlen, die Kohle nicht in WCM zu investieren, da jederzeit der Kurs in die eine wie andere Richtung schlagen kann.
Seherchen
# 1932
Hey stockpicker,
wohl ein wenig nervös nach dem Kursrückgang heute ? Dir tropft ja noch die Muttermilch vom Kinn !! Tstststs 500WCM....
Hey stockpicker,
wohl ein wenig nervös nach dem Kursrückgang heute ? Dir tropft ja noch die Muttermilch vom Kinn !! Tstststs 500WCM....
23.09.23 · wallstreetONLINE Redaktion · ADLER Real Estate |
05.07.23 · wallstreetONLINE Redaktion · voestalpine |