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    Stehen die Weltbörsen vor einem Crash ??? (Seite 34777)

    eröffnet am 01.08.07 21:18:51 von
    neuester Beitrag 25.04.24 12:53:51 von
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      Avatar
      schrieb am 16.08.07 21:08:29
      Beitrag Nr. 364 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.193.300 von Unkenhorst1 am 16.08.07 21:06:56jau, an der Seitenlinie ist es jetzt warm und gemütlich,
      ich zähl mal mein Geld und warte ab was geschieht. :D

      Glück auf
      U.
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 21:06:56
      Beitrag Nr. 363 ()
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 19:24:21
      Beitrag Nr. 362 ()
      16.08.2007 - 17:57
      Kapitalmärkte: Ratingagentur Moody's schüttet Benzin ins Feuer



      New York (BoerseGo.de) - Die Notenbanken bemühen sich die Situation an den Finanzmärkten zu entspannen. Die Ratingagentur Moody's tut soeben das Gegenteil und schüttet noch Benzin ins Feuer. Moody's verstärkt jetzt die Angst der Investoren und erklärt, man sehe die Möglichkeit, dass ein führender Hedgefonds kollabiert. Der Kollaps eines dieser spekulativen Finanzvehikel könnte das Marktgeschehen erheblich beeinträchtigen, weiß Moody's.


      (© BörseGo GmbH 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)


      16.08.2007 - 19:10
      Dow & Co: Kursrutsch beschleunigt sich



      New York (BoerseGo.de) - Der Kursrutsch beschleunigt sich. Schwache Konjunkturdaten (Philadelphia-Index), Hedgfondsängste (Moody's), die Aussage von Fed-Gouverneur Poole, dass man nur im äußerten Notfall den Zins senkt und anhaltende negative News aus dem Immbilienbereich (Countrywide) schüren die Angst. Das ganze wird durch das Herdenverhalten der Fonds verschlimmert, die jetzt im Gleichschritt massiv verkaufen. Gleichgeschaltete Computerprogramme tragen dazu bei.




      6.08.2007 - 15:42
      Finanzmärkte: Weitere Feuerwehraktionen der Notenbanken



      New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street startet im roten Bereich. Die Notenbanken versuchen die Situation zu retten und die Angst vor einer Kreditkrise aus dem Markt zu nehmen. Die Fed meldet soeben die zweite Liquiditätsspritze des Tages. Auch die Bank of Canada hat dem Markt Liquidität eingeflößt
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 19:17:55
      Beitrag Nr. 361 ()
      Ich lehne mich zurück und genieße...
      :D:D:D

      Wahnsinn wie alle meine Einschätzungen und Prognosen wahr geworden sind,
      bin halt ein alter Hase...

      Dieses verlogene Dreckspack von (Noten-)Bankern hat bis zuletzt auf Beschwichtigung gemacht, wir kennen doch unsere Pappenheimer,
      zur gleichen Zeit aber Unmengen Geld in den Markt gepumpt,
      da ihnen das Ausmaß dieser Krise schon bewußt war!!

      Wir stehen vor einer Abschwächung der Weltkonjunktur,
      was meint ihr wie es jetzt rund um den Globus,
      vor allem in den Emerging Markets rappelt!!

      Die ganzen scheinbar günstigen Bewertungen sind nur noch Makulatur,
      es wird eine Neubewertung stattfinden müssen, dafür muß man aber erst die nächsten Quartale abwarten.

      Bis dahin herrscht Unsicherheit, was Gift für die Börsen ist!!

      Der Dax hat bis dahin Potential bis 5500,
      die Charttechnik in den großen Indizes, vor allem in Amiland ist teilweise verheerend,

      Finger weg von Käufen,
      greift nicht ins fallende Messer...
      ;);)
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 19:11:54
      Beitrag Nr. 360 ()
      so, im late werden wir die 7150 wie versprochen wohl sehen...
      ;)

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      schrieb am 16.08.07 15:12:55
      Beitrag Nr. 359 ()
      US-HYPOTHEKENKRISE

      Der geplatzte amerikanische Traum

      Von Marc Pitzke, New York

      Die US-Hypothekenkrise, die die Weltbörsen zum Zittern bringt, begann in der Provinz. Bei ganz einfachen Amerikanern, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllten - obwohl sie ihn sich nicht leisten konnten. Helen Brown etwa, eine alleinstehende, zweifache Mutter.

      New York - Helen Brown hatte einen Traum. Den klassischen amerikanischen Traum: Sie träumte davon, sich ein eigenes Haus kaufen zu können. Doch als Zeitkraft bei der US-Laborfirma Quest verdiente die alleinstehende Mutter zweier Söhne aus Connecticut dafür mit 3200 Dollar im Monat bei Weiten nicht genug.

      Doch dann bot sich ein Weg. Und zwar über NovaStar, eine Hypotheken- und Anlagegesellschaft. Die hat sich auf mittellose Kunden wie Brown spezialisiert und wirbt damit, jedem den Eigenheimbesitz zu ermöglichen, "ungeachtet früherer Bonität".

      Es war ein Versprechen, das Helen Brown ins Unheil lockte - und sie, wie Abertausende andere, zum vergessenen Opfer im Zentrum der US-Hypothekenkrise machte, die inzwischen die ganze Welt mit in ihren Sog reißt. Denn während sich das Kreditdrama der vergangenen Wochen an den Börsen abspielte, sitzen die wahren Betroffenen fernab, in der Provinz.

      NovaStar bot sich an, Brown eine Hypothek mit freier Verzinsung zu vermitteln, "adjustable rate mortgage" (ARM) genannt: 160.000 Dollar mit einem Zinssatz von 9,4 Prozent. Brown hatte auch schon eine Liegenschaft im Auge: ein Einfamilienhaus in New Britain in Connecticut.

      "Ich verstand doch nichts von Hypotheken", sagt Brown, 54, zu SPIEGEL ONLINE. Die Schuldsumme habe ihr Angst gemacht, "sie war etwas hoch". Aber der Broker habe sie beruhigt: Dem Immobilienmarkt gehe es prima, zur Not könne man immer noch mal umschulden. "Es war mein erstes Haus. Alles, was NovaStar mir gesagt hat, habe ich für bare Münze genommen." Im Mai 2005 unterschrieb sie den Darlehensvertrag und kaufte das Haus.

      Ramschkredite und windige Hypotheken

      Und damit wurde Helen Browns Traum zum Alptraum. Bis zum Frühjahr dieses Jahres ging noch alles gut für sie. Ihre Monatszahlungen betrugen 1600 Dollar. Gemeinsam mit dem Geld, das ihr Sohn Shawn, 26, als Labortechniker verdiente, konnte sie sich das gerade leisten, da ihre anderen Belastungen relativ niedrig lagen.

      In den USA ist ein solches Risiko üblicher als in Europa. Der Drang nach Grundbesitz ist fest verankert in der Seele der Pioniernation, und Schulden und Kredit sind hier weiter verbreitet. Doch jetzt führte sie zur eskalierenden US-Hypothekenkrise: Bei ganz einfachen, treuherzigen, ahnungslosen Amerikanern wie Brown, die sich den Wunsch vom eigenen Haus erfüllen wollten - obwohl sie ihn sich gar nicht leisten konnten.

      Banken, Bauträger und Broker nutzten das aus, um Kasse zu machen, mit Ramschkrediten und windigen Hypotheken. Doch am Ende wuchsen den Schuldnern die Zahlungen über den Kopf, und das Kartenhaus brach zusammen. Zwangsläufig stieg das Angebot am Immobilienmarkt. Notverkäufe ließen die Preise bröckeln - und versperrten vielen Betroffenen den Notausgang: Keiner wurde seinen Besitz wieder los; Umschuldung rechnete sich nicht mehr. Und dann fegte das Desaster wie ein Buschfeuer durchs gesamte Finanzsystem. Von ganz unten, wo Brown sitzt, bis ganz oben zu den Großbanken und Börsen.

      Firmen wie NovaStar klemmen dazwischen. Das Unternehmen mit Sitz in Kansas City bündelt seine Billig-Hypotheken zu Anlage-Portfolios für Investoren. Eine Praxis, die nicht erst seit dem Ausbruch der Krise kritisiert wird: Seit März schon ist NovaStar Mittelpunkt mehrerer Aktionärsklagen, unter anderem wegen angeblichen Bilanzbetrugs.

      Kunden wie Helen Brown, die davon keine Ahnung hatte, gerieten dabei unter die Räder. Exakt zwei Jahre, nachdem sie den Vertrag unterschrieben hatte, explodierte im Mai dieses Jahres Browns Zinssatz von 9,4 auf 12 Prozent - und die Monatsrate auf 2000 Dollar. Mehr noch: Die Bank kündigte an, der Zinssatz werde zum November erneut steigen.

      "Ich fühle mich echt betrogen"

      Brown bat NovaStar um Hilfe. Vergebens. Sie bat andere Hypothekenfirmen um Hilfe. Vergebens. Sie bettelte bei Banken. Vergebens. "Jeder, den ich ansprach, sagte mir, er könne nichts für mich tun", berichtet sie. Begründung: Ihre Bonität sei zu schlecht. Brown ist verbittert: "Sie war nicht zu schlecht, um mir die ursprüngliche Hypothek zu geben!"

      Jetzt steht sie vor dem Ende. Noch hat Brown keine Zahlung versäumt, doch bald weiß sie nicht mehr, wo das Geld herkommen soll. Shawn hat einen zweiten Job angenommen, aber auch das reicht kaum. Und nach zwei Monaten Rückstand leiten die Banken hier in der Regel die Zwangsversteigerung ein. "Ich weiß nicht, was ich machen soll", sagt sie.

      Brown will nun versuchen, eine Umschuldung zu arrangieren. Doch ob das klappt, ist offen - zumal der Schätzwert ihres Hauses gesunken ist. "Ich fühle mich echt betrogen", sagt sie.

      Helen Brown ist nur ein Beispiel von Millionen - und die Lage dürfte sich eher noch verschlechtern als verbessern. "Die derzeit notleidenden Kredite bilden nur die Spitze des Eisbergs", sagt Bruce Marks, der CEO der Hilfsorganisation Neighborhood Assistance Corporation of America (NACA) in Boston, die Betroffenen wie Brown unter die Arme zu greifen versucht, zu SPIEGEL ONLINE. "Dies ist erst der Anfang." Seine Organisation allein habe bisher mehr als 50.000 Hilfsgesuche erhalten.

      Jeder zweite Anrufer im Zahlungsrückstand

      Jedes achte US-Hypothekendarlehen ist eine solche "subprime loan" wie die Browns - ein Ramschkredit zu haarsträubenden Bedingungen. Jeder siebte Kreditnehmer ist mit seinen Zahlungen im Rückstand, Tendenz steigend. Mancherorts sind sogar ein Viertel aller Kredite "subprime". Wiederum ein Viertel davon endet in der Zwangsversteigerung.

      Die Notrufe häufen sich. Die gemeinnützige Homeownership Preservation Foundation (HPF) für Hypothekenopfer vermeldete für das zweite Quartal 2007 über 30.000 Anrufe "beunruhigter Hausbesitzer" auf ihrer "Helpline", mehr als doppelt so viele wie im ersten Quartal - und über das Sechsfache des Vergleichsquartals 2006. Jeder zweite Anrufer war über zwei Monate im Zahlungsrückstand.

      Etwa der 67-jährige Rentner Don Bullis aus dem südkalifornischen Orange County. Bullis - der seine Leidensgeschichte auf einem Online-Forum erzählt - bezieht gemeinsam mit seiner Frau gerade mal 2300 Dollar im Monat. Die Hypothek für ihr Haus, mit einer Schuldlast von 338.000 Dollar, brach ihnen das Genick.

      Doch dann fand der 67-Jährige World Savings. Die Hypothekenfirma, seit 2006 eine Tochter der Großbank Wachovia, bot ihm einen ARM-Kredit mit flexibler Verzinsung an. "Ich dachte", schreibt Bullis, "dass die Monatsrate 1380 Dollar betragen würde und ich, wenn das Geld mal knapp ist, weniger zahlen könnte."

      Kurs ins Nichts gestürzt

      Doch dann kam die Rechnung: 1380 Dollar - Mindestzahlung. Grund: Der Broker hatte das Monatseinkommen der Bullis' gegenüber World Savings auf 7000 Dollar aufgeblasen, um bessere Kreditbedingungen herauszuschlagen.

      Inzwischen ist Bullis drei Monate im Verzug. Die Bank droht mit Zwangsversteigerung. Er hat seine Kreditkarten bis zum Maximum belastet, weshalb seine Bonität nun auch im Keller ist und ihm sowieso niemand mehr neuen Kredit geben würde. Er hat sogar einen Job gesucht, vergebens. "Das ist meine Geschichte", schreibt er. "Traurig, aber wahr."

      Viele greifen in ihrer Verzweiflung zur Klage. Der sechstgrößte US-Bauträger Beazer, der Dutzende Familien mit scheinbar billigen Krediten in den Ruin trieb, muss sich mittlerweile gleich mehrerer Sammelklagen erwehren. Nachdem die Zeitung "Charlotte Observer" die Praktiken des Unternehmens in North Carolina enthüllt hatte, nahmen auch die US-Börsenaufsicht SEC und das FBI Ermittlungen gegen den Konzern auf. Dessen Kurs stürzte daraufhin ins Nichts.

      Auch Ameriquest (AMC), eine der größten US-Hypothekenfirmen, wurde jetzt verklagt. Das Pensionärs-Ehepaar Duane und Gertrude O'Connor aus Minnesota wirft ihm Kreditbetrug vor. Sie hatten sich 2004 über AMC eine Hypothek besorgt, um ihr Haus umzuschulden. Zwei Jahre später erhöhte AMC der Anklage zufolge die Kreditforderungen auf 4025 Dollar im Monat. Nachdem die O'Connors zwei Zahlungen versäumt hätten, habe Ameriquest sofort die Zwangsverpfändung eingeleitet.

      "Wir haben so hart gearbeitet"

      "Erst locken sie dich in ein Haus", sagt Helen Brown. "Und dann schmeißen sie dich raus. Das ist wirklich nicht richtig." Für sie geht es nun um alles: "Wir haben so hart gearbeitet, um uns unseren Traum vom eigenen Haus zu erfüllen. Wir dürfen es jetzt nicht verlieren."

      Aber auch Browns Hypothekenvermittler NovaStar geht es inzwischen miserabel. Wegen der Zahlungsunfähigkeit vieler Kunden, schlechter Schlagzeilen und schwindendem Geschäft vermeldete das Unternehmen vorige Woche einen Rekord-Quartalsverlust von 54,5 Millionen Dollar. CEO Scott Hartman tat daraufhin genau das, was auch Helen Brown versucht hat: Er ging bei den Banken hausieren, um eine Kapitalspritze zu erbetteln.



      ---
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 14:38:53
      Beitrag Nr. 358 ()
      © DIE ZEIT, 16.08.2007 Nr. 34

      Die Reifeprüfung

      Das Weltfinanzsystem erlebt seine größte Belastungsprobe seit Jahrzehnten. Kann die Wirtschaft die Kreditkrise überwinden?

      Ausgerechnet Goldman Sachs. Die mächtigste Investmentbank der Welt. Ihre Manager klangen am Montag kleinlaut. Sie mussten zwei Milliarden Dollar lockermachen, um einen hochspekulativen Hedgefonds ihres Hauses vor dem Absturz zu bewahren. Für den gleichen Zweck sammelten sie zusätzlich eine Milliarde bei anderen Investoren ein.

      Und dann noch Global Alpha. Ein anderer Fonds von Goldman Sachs, ein Schwergewicht von neun Milliarden Dollar Anlagevolumen. Bisher hatte er hohe Renditen abgeworfen. In diesem Jahr verzeichnet er ein Minus von 27 Prozent – mehr als die Hälfte davon entstand in der vergangenen Woche. Wenn solche Dinge jetzt schon Goldman Sachs passieren, wer ist dann wohl der Nächste? Welches Finanzinstitut wird an diesem Donnerstag Schlagzeilen machen, welches am kommenden Montag?

      Die Krise an den Weltfinanzmärkten, die vor ein paar Monaten mit dem reihenweisen Ausfall von Hypothekenkrediten am amerikanischen Immobilienmarkt begann, fordert ein Opfer nach dem anderen. Erst waren es Hypothekenfinanzierer, die ihre Kredite an mittellose Amerikaner vergaben – das als Innovation gefeierte subprime-Geschäft. Dann kamen Spezialisten wie American Home Mortgage hinzu, die eigentlich für eine solidere Klientel bekannt waren. Die New Yorker Bank Bear Stearns meldete den Kollaps zweier hauseigener Hedgefonds, die mit amerikanischen Hypotheken spekuliert hatten, später meldeten selbst so ferne Investoren wie die deutsche IKB Deutsche Industriebank, dass sie in diesem Anlagesegment hohe Verluste einstecken mussten.

      Einzelfälle sind das schon längst nicht mehr. Bei den Bankiers hat sich Unsicherheit ausgebreitet, schon vage Gerüchte sorgen für Unruhe. Das liegt vor allem daran, dass niemand einen Überblick hat. Wie viele wacklige Kredite gibt es überhaupt am amerikanischen Immobilienmarkt? Wie viele davon sind in raffinierten neuartigen Wertpapieren gebündelt worden, sogenannten Kreditderivaten? Was sind diese überhaupt noch wert? Und wer hat sie?

      »Wir sind alle noch weit davon entfernt, zu wissen, was in den Büchern der einzelnen Banken steht«, gibt ein deutscher Topbanker zu, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen mag. Ganz sicher müssten einige Banken am Ende dieses Quartals kräftige Abschreibungen vornehmen. »Wir haben im Augenblick keinen Überblick, bei welchen Anlegern diese Verluste anfallen werden, welche Bankenbilanz am Ende damit belastet ist«, sagt Raghuram Rajan, Geldexperte an der Universität Chicago und bis 2006 Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Die Lage sei »unheimlich schwer zu beurteilen«.

      Die moderne Finanzwelt, ersonnen von Finanzgenies und Computercracks in den Bankenzentren der Welt, erlebt seinen bislang größten Stresstest. Es ist eine neue Welt, in der Kredite von ihren Risiken getrennt werden können, in der sie vielfach neu verpackt, weitergereicht, verstreut werden. Eine Welt, wo ein Banker manchmal keine Chance mehr hat, zu verstehen, woran der Kollege im Nachbarzimmer gerade arbeitet, in der höchst komplexe Computermodelle notwendig sind, um überhaupt zu wissen, auf welche Risiken man sich eingelassen hat.

      Die einen sagten, diese Welt sei sicherer als je zuvor: Risiken könnten ja dank der neuen Produkte auf immer mehr Schultern verteilt werden. Die anderen sagten: Diese Welt verleite dazu, größere Risiken einzugehen als je zuvor, und niemand könne nachvollziehen, wo sie am Ende landeten. Das böse Erwachen sei programmiert. Der Weltfinanzmarkt sei zum Kartenhaus geworden, das bei einem Zusammenbruch gleich auch den Aktienmarkt, die ganze Weltkonjunktur mit umreißen könnte, die Welt der Investitionen, Gewinne und Jobs.

      Ist es jetzt so weit?

      Die Fieberkurve an der Wall Street schlägt jedenfalls immer stärker aus. Ein solches Auf und Ab der Aktienkurse hat es seit mehr als vier Jahren nicht mehr gegeben. Im Februar brach der Dow Jones Index, in dem Schwergewichte der US-Wirtschaft wie General Electric, IBM und Microsoft verzeichnet sind, um mehr als 400 Punkte ein. Im Juli dann erreichte er sein Allzeithoch von 14000 Punkten. Am vergangenen Donnerstag beklagte man erneut ein Minus von 380 Zählern.

      Spätestens seit so viele Immobilienkredite zusammengebrochen sind und etliche Fonds daran pleitegingen, bewerten Banken in aller Welt ihre Risiken neu. Längst hat sich die Krise von ihrem Auslöser entfernt und eine eigene Dynamik entwickelt. Kreditpakete und Aktien, Unternehmensanleihen und exotische Wertpapiere aus fernen Ländern – alles ist plötzlich auf dem Prüfstand. »Die Risikoeinschätzung hat sich völlig verändert«, sagt Willem Buiter, der an der London School of Economics forscht. »Man könnte von einer großen Normalisierung sprechen.« – »Wir werden eine gesunde Korrektur sehen«, glaubt auch Thomas von Lüpke, Bankenspezialist bei der Rating-Agentur Fitch, »aber mit einer ungesunden Geschwindigkeit.«

      Dass die Kurse an der Wall Street und an anderen Weltbörsen in so kurzer Zeit so heftig ausgeschlagen haben, hat mit der Verunsicherung der Händler zu tun. Aber auch damit, dass der Aktienmarkt selber heute ganz anders funktioniert als noch vor wenigen Jahren. Dort spielen mittlerweile Hedgefonds eine Hauptrolle. Sie verwalten weltweit rund 1.500 Milliarden Dollar und sind in den USA für mehr als 30 Prozent der täglichen Wertpapiertransaktionen verantwortlich. Viele dieser Transaktionen laufen wiederum über Computer. Bereits 40 Prozent des Handels an der New York Stock Exchange gehen auf das Konto des program trading, bei dem ein Rechner statt eines Aktienhändlers die Kauf- oder Verkaufsorder erteilt. In normalen Börsenzeiten verspricht das mehr Geschwindigkeit und Effizienz. Wenn allerdings eine Krise naht, lassen Computer die Abwärtsspiralen heute schneller drehen als je zuvor.

      Hedgefonds sind auf kurzfristige Gewinne fixiert – sie rechnen nicht in Jahren, sondern in Tagen, wenn nicht Minuten. Sie handeln mit Waschkörben voller Aktien, Devisen oder anderen schnell umschlagbaren Wertpapieren. Unter den Hedgefonds gibt es Tausende Modelle, um Geld zu verdienen. Doch eine wichtige Kategorie unter ihnen, »Quants« genannt, versucht gezielt, kleine Unebenheiten zwischen den Bewegungen verschiedener Märkte zu nutzen. Komplexe Computermodelle, geschaffen von Finanzingenieuren, sollen diese Arbitragemöglichkeiten aufspüren. Zu dieser Kategorie zählte zum Beispiel der Global Alpha von Goldman Sachs.

      Die große Verunsicherung der vergangenen Wochen und die Achterbahnfahrt der Märkte sorgten dafür, dass plötzlich ausgefeilte Strategien einiger Fonds, die auf der Hochrechnung von Markttrends und der Auswertung von Statistiken basieren, fehlschlugen. Das Problem wird dadurch verschärft, dass viele der Computerfonds inzwischen ähnliche Strategien verfolgen.

      Kettenreaktion: Wen die US-Immobilienkrise betrifft

      »Es ist, wie wenn zehn Jungs unabhängig voneinander nach einer Goldmine graben, nur um unter Tage festzustellen, dass alle dieselbe Ader anzapfen wollten und nun die Decke über ihnen einsturzgefährdet ist«, klagt ein Vertreter der Branche. Dazu kommt: Hedgefonds hebeln ihr Kapital bis zu zehnmal, das heißt, sie leihen sich – meist von Investmentbanken – für jeden Dollar ihrer Anleger noch einmal bis zu zehn Dollar dazu und stecken sie in ihre Spekulationsgeschäfte. Das maximiert in guten Zeiten ihren Gewinn – und potenziert bei Talfahrten die Verluste.

      Ein fester Anker im wilden Strudel der Finanzmärkte waren bis vor Kurzem Menschen wie Richard Hunter. Er lebt in London und ist dort seit zehn Jahren bei Fitch angestellt – Unternehmensmotto: »Kenne dein Risiko«. Fitch ist neben Standard & Poors und Moodys weltweit die dritte große Rating-Agentur. In seiner Datenbank hat das Unternehmen mehr als 25000 Empfehlungen allein über Banken gespeichert, dazu kommen 20000 weitere Einträge zu großen und kleinen Firmen aus mehr als 200 Ländern. Eine globale Schufa, die darüber entscheidet, wer zu welchen Konditionen am Markt Geld bekommt.

      Fitch bewertet die Kreditwürdigkeit von Unternehmen. Je mehr As (das beste ist AAA), desto besser wird ein Schuldner bewertet, weil er geliehenes Geld nach dem Urteil der Rating-Agentur mit größerer Wahrscheinlichkeit zurückzahlen kann. Ein gutes Rating verschafft den Schuldnern günstigere Konditionen, den Gläubigern mehr Sicherheit.

      Die Rating-Agenturen wagten sich auch an die brandneue Welt der Kreditderivate, die kaum jemand verstehen konnte. An jene Produkte also, in denen man zum Beispiel eine Menge von Hypothekenkrediten aus Amerika zusammenfassen konnte – und weil sie nun zusammengefasst waren, argumentierten ihre Erfinder, seien sie nun auch weniger riskant. Rating-Experten glaubten das auch und setzten ihr Gütesiegel auf so manches Paket. »Die Rating-Agenturen haben erst mit einem Jahr Verzögerung gemerkt, was wirklich läuft«, sagt ein hochrangiger deutscher Banker. Bis vor Kurzem. »Dann haben sie überall schnell den Daumen gesenkt und die Krise erst richtig ausgelöst.« Der Anker hat sich gelöst.

      Doch wie konnte das geschehen? Richard Hunter sagt heute gelassen: »Unser Rating ist auch nur eine Meinung. Es ist wie mit jeder Vorhersage. Es kommt nie genau so, wie man es erwartet hat.« Hunters Arbeitgeber hat beispielsweise der Deutschen Industriebank (IKB) bis Ende Juli die Note A+ gegeben – wer dieser Bewertung blind vertraute, glaubte, die Wahrscheinlichkeit des Kreditausfalls sei fast so gering wie bei der Deutschen Bank, die mit AA– bewertet war. Seither ist der hauseigene Fonds der IKB, Rhineland Funding, zusammengebrochen.

      Doch Hunter sieht sich selbst eher als Opfer. »Es gibt keine Regelung darüber, welche genauen Informationen wir von den Banken bekommen«, sagt er. Und wenn Kunden wie im Fall der IKB etwas verschweigen, sind die Bewertungstrupps mit ihren mathematischen Modellen machtlos. »Wir können nicht mehr Informationen prüfen, als die Kunden uns zur Verfügung stellen.« Dann sei da noch der Druck, zum Beispiel von Investmentbankern. Im Vorjahr noch zeigte Fitch sich skeptisch, ob es so weitergeht mit dem Boom im Markt für Hypothekenanleihen. So hielt man sich mit Bestnoten zurück. Weil damals nahezu keine Hypothekenanleihen ausfielen, so Hunter, »haben uns meistens die Banker gefragt: Seid ihr zu streng? Fragt ihr zu viel?«

      »Das waren die typischen Wahrnehmungsphasen, wie es sie bei jeder Blase gibt«, sagt ein Notenbanker: »Erst hieß es: Das Problem gibt’s nicht. Dann: Das Problem gibt es ein bisschen. Und jetzt heißt es: Es hat zwar geknallt, aber nun ist alles schon wieder gut.« Getrieben wurde die Blase, wie jeder Börsenboom, von neuen Finanzprodukten. Das Problem dabei: Auf die ohnehin überzogenen Immobilienpreise wurden Stück um Stück kompliziertere Finanzinstrumente draufgesetzt, fast wie beim Bau einer Pyramide. Nun aber bröckelt das Fundament der Pyramide. Und damit wackeln alle Steine.

      »Die Bedingungen an den Finanzmärkten normalisieren sich wieder«, hat Jean-Claude Trichet gesagt. Jean-Claude Trichet ist Europas oberster Notenbanker. Da muss er so etwas eigentlich wissen. Doch klang seine Erklärung am Dienstag eher nach einer Durchhalteparole. Sicherheitshalber setzte er noch hinzu: »Ich rufe alle Beteiligten dazu auf, gelassen zu bleiben.« Vielleicht sollte es auch demonstrativ beruhigend wirken, dass hochrangige Vertreter des Bundesfinanzministeriums wie Staatssekretär Thomas Mirow und Abteilungsleiter Jörg Asmussen weiter im Urlaub weilen.

      Wenn man andere Ökonomen nach Prognosen fragt, die in diesen Tagen nicht zu Zweckoptimismus angehalten sind, dann passen sie eher. »Es ist noch zu früh, um zu sagen: Mehr wird nicht passieren«, sagt Barry Eichengreen von der Universität Berkeley (siehe Interview). Freilich: Ein paar plausible Gründe können sie aufbieten, warum sich der Finanzmarkt und die Weltkonjunktur doch noch vor dem großen Regen ins Trockene retten könnten.

      Erstens: Es muss schon sehr viel passieren, um die Weltwirtschaft im Augenblick zu erschüttern. Das globale Wachstum ist für das laufende Jahr auf fünf Prozent veranschlagt. Anders als noch vor ein paar Jahren hängt es nicht mehr nur an den USA und China. Europa und Japan tragen ebenfalls wieder kräftig dazu bei. Ist das nicht ein idealer Zeitpunkt für die große Korrektur an den Weltfinanzmärkten?

      Zweitens: Die Sektoren, die jetzt in Probleme geraten sind, haben alle etwas gemeinsam. Da haben sich Finanzcracks Investitionsmodelle ausgedacht, die nur bei ungewöhnlich niedrigen Zinsen und einem reichlichen Kreditangebot funktionieren. So wie es sie in den vergangenen Schönwetterjahren gab, jetzt aber nicht mehr. Es trifft die riskanten Hypothekenanleihen in Amerika, Anleihen schwächlicher Unternehmen und Kredite für Finanzinvestoren, die Konzerne kauften und sie dann mit Billigkrediten hoch verschuldeten. Es traf Hedgefonds, die ihre Wetten mit billigen Krediten mächtig aufblasen.

      Andere Bereiche des Finanzmarktes melden bislang aber noch kaum Probleme, und einige profitieren sogar: Die Investoren jagen jetzt wieder nach besonders sicheren Wertpapieren, besinnen sich zurück auf solch langweilige Dinge wie Staatsanleihen und Schuldscheine solider Unternehmen. »Die US-Unternehmen außerhalb des Finanzsektors weisen sehr solide Bilanzen auf«, erinnert eine Studie der Commerzbank, und die amerikanische Investmentbank JP Morgan rät gar wieder forsch zum Investieren in solch gute alte Papiere. »Wir glauben, dass günstige Investitionsmöglichkeiten entstanden sind«, schrieben Analysten des Finanzhauses gerade und fügten fast mitleidig hinzu: »Die meisten Investoren lassen sich von der hohen Volatilität abschrecken und schauen nur zu.«

      Und selbst wenn, drittens, die Banken in einen Kreditstreik träten und nichts mehr ginge – da sind noch andere mit Geld in den Taschen. Vor allem Investoren aus Schwellen- und Ölländern wissen schon seit Jahren nicht mehr, wohin mit ihrem vielen überschüssigen Kapital. Der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke sprach einmal von einer »Geldschwemme«, beschrieb eine Welt auf der Jagd nach Renditen. Die Schwemme mag zwar die jetzigen Probleme mit ausgelöst haben – aber sie könnte auch Teil der Lösung werden. Schon jetzt wundert sich Barry Eichengreen, warum die Einbrüche der vergangenen Wochen an den Aktienmärkten nicht stärker ausgefallen sind. »Offenbar gibt es immer noch viele Marktteilnehmer, die bei fallenden Kursen gleich wieder nachkaufen.« Und die New York Times berichtet, dass einige Staatsfonds – Investitionsvehikel meist aus Erdöl exportierenden Ländern – sich für eine Beteiligung an der angeschlagenen Investmentbank Bear Stearns interessieren. »Der tiefere Grund verschwindet nicht – nämlich der Überschuss an Kapital auf der Welt, der nach produktiven Anlagemöglichkeiten sucht«, sagt er. Raghuram Rajan von der Universität Chicago fürchtet sogar, dass es »wieder eine schnelle Rückkehr zu riskanten Praktiken geben (könnte), wenn das Gewitter erst vorbei ist«.

      Blitz und Donner also, ein reinigendes Gewitter. Mehr nicht. So hat es sich in der vergangenen Woche auch der Chef des Deutschen Aktieninstituts Rüdiger von Rosen ausgemalt. Das andere Szenario lautet: Erst Blitz und Donner, dann die Apokalypse. Die Krise am Hypothekenmarkt würde dann sehr bald auch die Konsumbereitschaft der Amerikaner in Mitleidenschaft ziehen. Sie würden um den Wert ihres Häuschens bangen, um ihre Altersvorsorge. Und wer Angst hat, gibt weniger für Autos, Kühlschränke und Reisen aus. Vielleicht folgen Zusammenbrüche längst angeschlagener Konzerne, etwa eines Autoherstellers in Detroit. Vielleicht wachsen die Verluste bei einigen betroffenen Banken so stark, dass Massenentlassungen folgen. Dann fürchten die Amerikaner auch noch um ihre Jobs. Spätestens dann hätte die Krise die Realwirtschaft erreicht.

      Dann können Jean-Claude Trichet und sein amerikanischer Kollege Ben Bernanke nicht mehr so entspannt Entwarnung geben wie in den vergangenen Tagen. In Wahrheit haben sie ohnehin schon kräftig eingegriffen, während sie nach außen die Zweckoptimisten gaben: Als in der vergangenen Woche kurzzeitig kaum noch eine Bank der anderen Geld leihen wollte, als die Angst vor der Krise die Krise fütterte, griffen sie schon stützend ein. Allein die Europäische Zentralbank pumpte seither schon mehr als 200 Milliarden Euro ins Finanzsystem, und Ähnliches taten die Fed in Washington und andere Notenbanken. Es hat gewirkt, zumindest kurzfristig. »Die Notenbanken haben einige der großen Spekulanten saniert«, sagt Willi Semmler, ein Ökonom an der New School University in New York. »Weil die Banken das getan haben, haben sich die Probleme mit Hypotheken-Finanzprodukten bisher kaum auf andere Sektoren ausgebreitet«, lobt Eichengreen.

      Im Ernstfall könnte dieses Mittel die Krise allerdings nicht mehr eindämmen. Dann müssten Trichet und Bernanke ihre stärkste Waffe hervorholen: den Leitzins senken oder zumindest angekündigte Zinserhöhungen nicht durchziehen. Geldmarktexperten sagen: Sie werden es tun, wenn sie glauben, dass die Finanzmarktkrise in die reale Wirtschaft überspringt, in die Welt des Konsums, der Investitionen und der Jobs. Wenn es also richtig ernst wird. Pressekonferenzen von Notenbankern werden künftig gut besucht sein.

      Autoren: Marc Brost, Heike Buchter, Thomas Fischermann, Claas Pieper, Arne Storn


      ---
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 13:56:06
      Beitrag Nr. 357 ()
      16.08.2007 - 13:04 Uhr
      FTD: Subprime-Krise führt zu Panik-Verkäufen
      Die Finanzmärkte sind in Aufruhr. Die asiatischen Börsen erlitten den größten Verlust seit einem Jahr. Auch bei Währungen, Rohstoffen und Kreditderivaten geht es turbulent zu. US-Finanzminister Henry Paulson befürchtet, dass das US-Wachstum belastet werden könnte. Die Notenbank Fed lehnt aber eine Notfallzinssenkung ab.

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      Die Märkte in Hong Kong, Japan und Südkorea mussten am Donnerstag heftige Abschläge hinnehmen. Auch bei Devisen gibt es Verwerfungen: Der neuseeländische Dollar verbuchte den größten Tagesverlust seit dem Aktienmarktcrash von 1987. Selbst der chinesische Yuan, der sonst unter starkem Aufwertungsdruck steht, wurde verkauft. "Das ist ein Blutbad. Jeder scheint in Panik auszubrechen. Und es gibt gute Gründe für eine Panik", sagte Patrick Chang, Fondsmanager beim Vermögensverwalter CIMB-Principal Asset Management in Kuala Lumpur.

      Auch die Wachstumsaussichten weltweit beginnen sich einzutrüben. Nach Ansicht von US-Finanzminister Paulson werden die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten das Wachstum der USA belasten. Gleichwohl seien das Finanzsystem und die Wirtschaft der Vereinigten Staaten stark genug, um die Verluste zu verkraften, sagte Paulson dem "Wall Street Journal". Auch die globale Wirtschaft sei in einem sehr gutem Zustand. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten entsprächen einer Neubewertung von Risiken, die nicht überraschend gekommen sei, sagte Paulson. Die Neubewertung sei "unvermeidlich" gewesen. Wenngleich es wahrscheinlich sei, dass die Marktturbulenzen noch einige Zeit andauerten, sollte nichts unternommen werden, um Marktteilnehmer vor Verlusten zu schützen oder diese gegen Risiken abzusichern.

      Vertreter der US-Notenbank Fed lehnten angesichts der Turbulenzen eine baldige Zinssenkung ab. Für die Federal Reserve gebe es keinen Grund, eine Zinssenkung vor ihrer nächsten Sitzung am 18. September in Betracht zu ziehen, sagte der Chef der Federal Reserve von St. Louis, William Poole, am Mittwochabend. Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten hätten die US-Wirtschaft nicht untergraben. "Zu diesem Zeitpunkt kann man noch nicht sagen, ob die Turbulenzen am Markt den Kurs der Wirtschaft fundamental geändert haben", sagte der Notenbanker. "Offensichtlich sind Auswirkungen festzustellen. Aber wir müssen uns auf wirkliche Belege stützen."

      Liquiditätsengpass bei Commercial-Papers könnte Banken in Gefahr bringen

      Auslöser für die Verwerfungen ist die Subprime-Krise in den USA, die immer weitere Kreise zieht. Inzwischen sind auch Übernahmefinanzierungen und der Geldmarkt betroffen. Banken und Investoren halten aus Furcht vor Ausfällen Liquidität zurück, was die Refinanzierung erschwert. Derzeit im Fokus stehen Asset Backed Commercial Papers (ABCP). Das sind kurzfristige Wertpapiere, die mit einem Pool an Forderungen oder Konsumentenkrediten besichert sind und laufend erneuert werden müssen. Mit einem Volumen von 1200 Mrd. $ ist der ABCP-Markt laut der Investmentbank Lehman Brothers das größte Einzelsegment des sehr wichtigen 2200 Mrd. $ großen Marktes für kurzfristige Wertpapiere. Diese Maschinerie gerät ins Stocken, was dazu führt, dass die Banken einspringen müssen. In Deutschland traf das auf die Mittelstandsbank IKB zu, die dann selbst gerettet werden musste.

      Die schlechten Nachrichten häufen sich: Die US-Hypothekenanbieter American Home Mortgage und New Century Financial sind bereits insolvent. Ein nächster Kandidat könnte nach Ansicht von Marktexperten der kalifornische Anbieter Countrywide Financial sein, die Aktie erlitt am Mittwoch den größten Tagesverlust seit dem Crash-Jahr 1987. Ein Kreditfonds der Beteiligungsgesellschaft KKR musste unter Verlusten Baukredite in Höhe von 5,1 Mrd. $ veräußern. In Kanada haben 17 Emittenten von ABCP-Papieren um Liquiditätslinien ersuchen müssen. In Australien sind Hedge-Fonds-Gesellschaften wie Basis Capital, deren Fonds mehr als 80 Prozent ihres Werts eingebüßt haben, und Hypothekenanbieter wie Rams Home Loans Group betroffen. Rams gelang es nicht, eine Refinanzierung von 6,17 Mrd. australische Dollar (5 Mrd. $) zu stemmen. "Das Risiko besteht, dass die Käufer von kurzfristigen Geldmarktpapieren, die ohnehin schon nervös sind, sich weigern nun auch andere Vehikel zu finanzieren. Das würde noch mehr Probleme verursachen und das Bankensystem belasten", schreibt die US-Investmentbank Citi in einer Studie.

      Die Nervosität kann man an Kreditderivaten ablesen. Der Index Itraxx Asia Ex-Japan, der 50 Unternehmen aus Ländern wie Thailand und China umfasst, legte am Donnerstag um fünf auf 97 Basispunkte zu. Das bedeutet, dass ein Investor 97.000 $ zahlen musste, um ein Ausfallrisiko von 10 Mio. $ abzusichern. Auch in Japan und Europa legte das Ausfallrisiko zu. Der Itraxx Crossover stieg um 18 auf 378 Basispunkte. Der Kreditderivateindex zeigt, was es kostet, sich gegen das Ausfallrisiko von 50 europäischen Firmen mit schlechter Bonität abzusichern. Er gilt als Indikator für den Risikoappetit der Anleger.

      Bei Devisen liquidieren die Investoren Carry-Trades. Bei solchen Transaktionen verschulden sich Anleger in Niedrigzinswährungen wie dem Yen und legen ihr Kapital höher rentierlich im Ausland an. Jetzt dreht sich der Trend um, der Yen legt deutlich zu. Zum neuseeländischen Dollar feiert er aller Voraussicht nach den größten Wochengewinn seit beinahe neun Jahren. In den vergangenen fünf Tagen hat er um knapp zehn Prozent zum Kiwi gewonnen. Gegenüber dem Dollar legte er um zwei Prozent, gegenüber dem Euro um vier Prozent zu. "Schlechte Nachrichten vom Kreditmarkt prügeln den Markt. Investoren, die mit Fremdkapital arbeiten, könnten in Schwierigkeiten geraten. Denn wenn die Liquidität in vielen Vermögensklassen austrocknet, könnte es zu Margin Calls kommen", schreiben die Devisenexperten von Barclays Capital in einem Researchbericht. An den Terminmärkten müssen Sicherheiten, so genannte Margin hinterlegt werden. Ändern sich die Kurse, müssen die Anleger Geld nachschießen.

      Nachrichten um Sentinel beunruhigen Rohstoffmarkt, Nymex beschwichtigt

      Auch der Rohstoffmarkt ist betroffen. Besonders Industriemetalle leiden unter den Börsenturbulenzen. Sowohl Kupfer, als auch Aluminium und Zink mussten am Donnerstag in frühem Handel Abschläge hinnehmen. Neben der Wachstumsskepsis sorgt besonders Sentinel Management für Unruhe. Das Unternehmen verwaltet 1,6 Mrd. $ und zählt viele Rohstoffhändler und Clearing-Broker an Terminbörsen zu ihren Kunden. Die Nachricht, dass Sentinel Gelder einfror, verstärkte die Nervosität. Denn sollte Sentinel keine Liquidität bereit stellen, könnten Anleger gezwungen sein, ihre Positionen zu liquidieren. Die größte Energiebörse der Welt New York Mercantile Exchange (Nymex) sah sich gezwungen, eine Mitteilung zu versenden. "Sentinel ist kein Clearing-Mitglied an der Nymex, und die Börse selbst hält kein Kapital bei Sentinel. Alle Clearing-Mitglieder erfüllen ihre Pflichten", teilte die Nymex mit.

      Autor/Autoren: Tobias Bayer (Frankfurt)
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 12:49:08
      Beitrag Nr. 356 ()
      Mein heutiges Kursziel von 7250 wurde schon erreicht,
      ob dies allerdings reicht, wird sich zeigen...
      :eek::eek:

      Jedenfalls hab ich mit meinen Shorts in ein paar Wochen schon mehr verdient, als bisher in diesem Jahr, welches aber auch nicht schlecht lief...
      :D:D
      Avatar
      schrieb am 16.08.07 12:39:30
      Beitrag Nr. 355 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.179.528 von Harry_Schotter am 16.08.07 09:47:50@Harry Schotter

      Der DAx ist eigentlich immer volatiler als der DOW. Ich könnte mir gut vorstellen, dass obwohl die Krise eigentlich "in USA" ist, es den DAX wieder mal stärker runterzieht, als die US-Aktien.
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      Stehen die Weltbörsen vor einem Crash ???