Timburgs Langfristdepot - Start 2012 (Seite 1594)

[Karittjaan]

Dann wünsche auch ich allen Lesenden und Schreibenden dieses threads ein besinnliches und gesundes Weihnachtsfest mit den Lieben abseits von Börse, Weltgeschehen und Co.

Dank Bereitschaftsdienst darf ich am Freitag auch noch einen halben Tag im Büro verbringen, bevor dann der Jahresend/anfangsurlaub beginnt. Meine Depotentwicklung für dieses Jahr würde ich dann die Tage auch mal zum Besten geben (Freitag scheint mir passend, weiß eh nicht was ich im Büro anstellen soll).

[provinzler]

Rückblick auf die erste Börsendekade

Bereits einige Tage vor dem Ende des Geschäftsjahres 2019 und der dann erfolgenden umfangreicheren statistischen Rückblende schon mal eine kleine Rückschau auf das erste Jahrzehnt meines Börsianerdaseins.

Viel ist passiert, seit dem Oktober 2010 als ich mein Depot gestartet habe. Schon damals wartete alle Welt darauf, wann die Zinsen wieder steigen würde, und wurde die Börse mal kurz nervös als die Notenbank in Australien als erste moderat die Zinsen erhöhte. Die Zinsen sind seither noch einmal satt gesunken, hätte mir damals nicht vorstellen können, dass weite Teile des mittel- und längerfristigen Anleihemarktes zu Null- oder Negativzinsen notieren. Getrieben davon haben wir den mittlerweile glaub ich längsten Bullenmarkt aller Zeiten erlebt, wobei mein eigenes Depot sich noch ein wenig schneller entwickelt hat als die großen Indizes. Die ca. 14%p.a. vor Steuern und Gebühren werden sich aber wohl in der nächsten Dekade nicht so ohne Weiteres wiederholen lassen.

Ich habe viel dazugelernt im Laufe der Jahre und lege heute mehr Wert als seinerzeit auf ein fähiges und integres Management und weniger auf irgendwelche statistischen Kennzahlen. Ein Jahrzehnt, das klingt so nah und ist in anderen Dingen doch eine Ewigkeit entfernt. Im Jahr 2010 gab es noch keine AFD, Smartphones waren ein noch relativ junges Phänomen, der US-Frackingboom hatte noch nicht begonnen, der Außenminister hieß Westerwelle, Felix Magath galt noch als Spitzentrainer, in der Nationalmannschaft diskutierte man das "Chefchen"-Problem nach dem Abtreten von Michael Ballack. Drei Dinge sind gleich geblieben, Angela Merkel ist immer noch Kanzlerin, Jogi Löw Bundestrainer und der große Crash kommt bestimmt nächstes Jahr.

Ein Wert hat mich durch den allergrößten Teil dieses Jahrzehnts treu begleitet und steht da auch heute noch. Ich rede natürlich von der im Januar 2011 erstandenen Münchner Rück. 62% des ursprünglichen Investments sind seither brutto an mich zurückgeflossen und auch der Kurs hat sich mehr als verdoppelt. Der Wert steht sinnbildlich dafür, wie ich mir mein Depot so vorstelle. Langweilig, aber ertragsstark.

Ein Jahrzehnt, das sind etwa 12% einer durchschnittlichen Lebensspanne, also im Großen und Ganzen doch ein ziemlich langer Zeitraum. Von Tag zu Tag sehen die Veränderungen nie groß aus, aber sie summieren sich. Der Zinseszinseffekt der Veränderung, er gilt nicht nur fürs Depot, er gilt auch sonst im Leben, es gibt Pfadabhängigkeiten, jede Entscheidung und jede Entwicklung beeinflusst, was danach passiert.

Damit dann auch der vorsichtige Blick nach vorne, wie sieht die Welt im Jahr 2030 wohl aus? Wo stehen wir alle dann ganz persönlich? Ausgehend von den heutigen Bewertungs- und Zinsniveaus lehne ich mich mal so weit aus dem Fenster, dass die Renditen der 10er- Jahre für die meisten von uns sich so nicht wiederholen werden. Nicht nur, aber auch, aufgrund der von @investival immer wieder (zurecht) monierten absehbar steigenden Steuer- und Abgabenlasten. Man sollte für die persönlichen Finanzen jedenfalls nicht mit überzogenen Renditeerwartungen kalkulieren.

Die wirtschaftliche Musik wird sich weiter aus der müde gewordenen und bald auch tatsächlich "alten" Welt verlagern gen Ostasien. Die EU wird nicht nur durch den Brexit weiter an Bedeutung verlieren und am Ende der Dekade wohl eher nicht mehr im Konzert der ganz Großen mitspielen können, wirtschaftlich und erst recht politisch. Fraglich bleibt ob die maßgeblichen Personenkreise aus dieser Entwicklung die richtigen Schlussfolgerungen ziehen werden, ich hab meine Zweifel.

Der Ausblick nach vorne ist allerdings auch nicht völlig düster. Geschichte folgt zwar Pfadabhängigkeiten verläuft jedoch nie linear, unerwartete Volten und Brüche inklusive. Wer hätte am Ende der letzten Dekade einen US-Präsidenten Donald Trump für möglich gehalten? Oder eine SPD am Rande der 5%-Hürde? Oder den Hamburger SV in der zweiten Liga? Passieren kann und wird auf der Welt vieles, auch solches, was im Moment weit außerhalb unserer Vorstellungswelt liegt.

In diesem Sinn wünsche ich allen Lesern und Mitstreitern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein paar schöne Tage zum Ausklang dieser Dekade, um die neue frohgemut in Angriff nehmen zu können!

[R2D4]

Antwort auf Beitrag Nr.: 62.219.375 von clearasil am 23.12.19 10:24:50

Zitat von clearasil: Und vielleicht ist nach der nächsten Dekade mal ein oder zwei Biotech, Pharmefirmen unter den Top10 der grössten Unternehmen. Amgen, Gilead, Bristol?

eher unwahrscheinlich - dazu müsste ein Unternehmen extrem erfolgreich in bisher nicht zu behandelnden Krankheiten wie z.B. Alzheimer sein und auch einiges erfolgreiches dazukaufen.

Unter den 10 grössten Unternehmen werden weiter viele digitale Versorgungsunternehmen sein. Dass sie nochmal sehr viel zulegen, wage ich zu bezweifeln.

Ausnahme für mich am ehesten: GOOG

10 Jahre sind eine lange Zeit - Amgen, Bristol, Sanofi sind alle schon über der 100Mrd. Marktkapitalisierungsgrenze und die KGVs sind moderat, bei gutem Free Cashflow. Bei 7% Wachstum verdoppelt es sich, bei 12% haben wir eine Verdreifachung, dazu noch eine KGV-Ausweitung, weil sie gerade hipp sind und schon ist man vorne dabei. Ich glaube, dass bei Gentechnik in den letzten beiden Jahrzehnten viele Grundlagen gelegt wurden, wie früher der Schaltkreis als Wiege der IT zu sehen ist. Erste Medikamente gibt es bereits sehr erfolgreich, da wird vieles folgen. Problematisch wird sicher mal die Ethik werden, was ist noch legitim und was verletzt die menschlichen Grenzen. Ich werde diese Branche deutlich übergewichten. Mehr Menschen, die auch noch immer älter werden, werden es nicht bremsen, dann schon eher die Frage wer es alles bezahlen soll, kann oder wird.
Andererseits irre, dass eine Novo von Diabetes 2, eine Zivilisationskrankheit derart viel Geld damit macht...

[ungierig]

Antwort auf Beitrag Nr.: 62.219.375 von clearasil am 23.12.19 10:24:50

GOOG sehe ich ähnlich, neben meinen Optionen eine der wenigen Neukäufe der letzten Wochen. Neue Führung und bekannte "Allmacht" im Netz wird mMn nach nicht im Aktienkurs abgebildet...
Frohes Fest allen hier und kann mich nur Oberkassel anschließen , spanendes Jahrzehnt geht zu Ende, es gibt viel Dinge für die ich persönlich sehr dankbar sein kann- dazu gehören definitiv die persönlichen Kontakte mit den Protagonisten hier

[clearasil]

Antwort auf Beitrag Nr.: 62.217.419 von R2D4 am 22.12.19 20:09:00

etwas dynamischeres, Was hast du da im Hinterkopf?

vieles. kriegst eine bm.

[clearasil]

Antwort auf Beitrag Nr.: 62.217.425 von R2D4 am 22.12.19 20:14:30

Und vielleicht ist nach der nächsten Dekade mal ein oder zwei Biotech, Pharmefirmen unter den Top10 der grössten Unternehmen. Amgen, Gilead, Bristol?

eher unwahrscheinlich - dazu müsste ein Unternehmen extrem erfolgreich in bisher nicht zu behandelnden Krankheiten wie z.B. Alzheimer sein und auch einiges erfolgreiches dazukaufen.

Unter den 10 grössten Unternehmen werden weiter viele digitale Versorgungsunternehmen sein. Dass sie nochmal sehr viel zulegen, wage ich zu bezweifeln.

Ausnahme für mich am ehesten: GOOG

[R2D4]

@ r2d4
noch eine Anmerkung: ich würde auf drei Tranchen kaufen. 10 Jahre Hausse haben in den Bewertungen Spuren hinterlassen. Aktuell ATH.

—> Es soll ein Sparplan werden, demzufolge wäre es grossartig, wenn es erstmal in 1-2 Jahren bergab geht, darf dann auch paar Jahre seitlich gehen...

Und vielleicht ist nach der nächsten Dekade mal ein oder zwei Biotech, Pharmefirmen unter den Top10 der grössten Unternehmen. Amgen, Gilead, Bristol?

[R2D4]

Antwort auf Beitrag Nr.: 62.162.132 von clearasil am 15.12.19 10:03:54

Zitat von clearasil: Altria, Amgen, Bayer, Fresenius, Starbucks, Nike, Yum, Gilead, Novo Nordisk, Biogen, Hugo Boss und Adidas.

Hi R2D4,willkommen hier!

6-8 Werte sind zu wenig. Und ich liebe konzentrierte Depots. Mach 15.


Gilead, Amgen, Biogen: man kann die drei nehmen, ich würde etwas dynamischeres zur Seite stellen.



gutes Gelingen wünscht cleara

Hi Cleara,

etwas dynamischeres, Was hast du da im Hinterkopf?

[clearasil]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.525.623 von clearasil am 29.12.18 12:38:30

Zitat von clearasil: schauen wir mal in einem Jahr nach ...

28. Dezember 2018, 18:59 Uhr
Finanzmärkte 2018
Ende der goldenen Ära


Turbulenzen am Aktienmarkt


Der Börsenboom, der seit März 2009 anhielt, droht zu Ende zu gehen.

Die Aktienmärkte sind zum Jahresende tief im Minus, für Investoren sieht es auch 2019 trüb aus.

Für den Kapitalmarkt haben sich über die Jahre einfach zu viele Risiken angestaut, vor allem politische.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/boerse-aktien-boom-en…

1. politische Börsen haben kurze Beine.

2. der dow hat nach einem knappen 5-bagger seit 10/2008 doch tatsächlich in 2018 ca. 7 % verloren.

3. seit wann gibt es am Aktienmarkt keine Turbulenzen???

na denn - lieber ein trübes Jahr allerorten prognostiziert als Jubel.

der muss auch noch sein.

[clearasil]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.514.163 von clearasil am 27.12.18 14:39:58

Zitat von clearasil: ich bin schon mal sehr gespannt, was es für Strategien geben wird, nach einem doch überraschungsreichen 2018 - und jetzt ja doch bereits sehr viele skeptische Stimmen zu 2019 zu vernehmen sind. Was ja bekanntlich auch im Gegenteil enden kann ...


lg cleara

muss ich mal selbst zitieren. vom 27.12.2018

es hat im Gegenteil geendet. Voll investiert zu sein, hat sich für mich sehr gelohnt.