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    Warum die Indizes fallen werden. - 500 Beiträge pro Seite (Seite 6)

    eröffnet am 12.03.02 01:46:04 von
    neuester Beitrag 07.08.05 13:04:25 von
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      schrieb am 10.04.03 18:38:17
      Beitrag Nr. 2.501 ()
      Will die Opec dem Rest der Welt wirklich den Ölkrieg erklären ?

      (10.04.2003)

      Die Opec wird am 24. April zusammentreten, um darüber zu beraten, ob sie ihre zuletzt grenzenlose Förderung wieder drosseln soll, damit eine, wie sie behauptet, Ölschwemme im zweiten Quartal verhindert wird. Einer der großen Wortführer in dieser Sache scheint Saudi Arabien zu sein.

      Jetzt, da der volle militärische Teil des Irak-Konflikts weitgehend beendet ist, kann mit Anspruch auf eine hohe Treffsicherheit erklärt werden, dass die Ölversorgung aus dem gesamten Mittleren Osten nicht mehr gefährdet ist. Die irakischen Exporte bleiben zwar auf unabsehbare Zeit stark gedrückt, doch werden sie (noch) durch höhere Ausfuhren besonders der Saudis gut ausgeglichen.

      Sollte sich das Kartell wirklich entschließen, seine Produktion im zweiten Quartal zu verringern, wäre dies eine Art Kriegserklärung an die Verbraucherländer. Was nämlich bei der Diskussion über und bei der Argumentation für eine Produktionsdrosselung beflissen unterschlagen wird, ist die Tatsache, dass sich die Weltvorräte an Rohöl auf einem extrem niedrigen Niveau befinden.

      Eine Produktionssenkung der Opec würde es verhindern, dass der Weltbestand im Laufe des zweiten und des dritten Quartals auf ein hinreichend hohes Niveau aufgebaut werden könnte, um dem nächsten Winter auf der nördlichen Halbkugel gelassen ins Auge blicken zu können.

      In diesem Fall wäre spätestens im Herbst mit neuerlichen Preissteigerungen zu rechnen, die einer sich dann vielleicht wieder leicht erholenden Weltwirtschaft rasch das Wasser abgraben würde. Dies sollte eigentlich nicht im Interesse des Kartells sein.


      Arnd Hildebrandt
      Taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 18:50:52
      Beitrag Nr. 2.502 ()
      Was ist los?

      von Jochen Steffens

      Ich bin ein wenig irritiert. Ich bin schon seit einigen Jahren an der Börse als Trader tätig. Dabei weiß ich meistens warum die Börse so oder anders reagiert. Nicht unbedingt immer vorher, aber spätestens nachher. Im Moment weiß ich allerdings nicht, warum die Kurse nicht steigen. Ich versuche es mit verschiedenen Erklärungsansätzen, aber keiner befriedigt meine Zweifel. Es sind hauptsächlich die schwachen US-Börsen, die jeden Rallyeansatz zunichte machen. Doch gerade die patriotischen US-Anleger müssten nach diesem Sieg eigentlich kaufen oder zumindest ihre Shortpositionen glatt stellen. Doch nichts dergleichen geschieht. Selbst die positive Nachricht von Yahoo gestern, deren Zahlen und sogar Ausblick besser als erwatet waren, konnte keine Kursgewinne verursachen. Was ist los?

      Auf jeden Fall habe ich eben meine Longpositionen verkauft. Ein Aktion, die weniger auf Vorgaben, sondern auf Erfahrung beruht. Es hat sich bisher häufig genug gezeigt, dass fast immer, wenn ich diese Fragezeichen im Kopf hatte, es besser war Positionen glatt zu stellen. Handeln ist angesagt, denn gerade Zweifel sind in der Lage, einen Anleger handlungsunfähig zu machen. Vielleicht kennen Sie das: Eine Aktie entwickelt sich seltsam. Sie sitzen vor den Kursen und sehen zu wie die Gewinne schrumpfen, obwohl eigentlich der Kurs steigen müsste. Anstatt zu handeln, schauen Sie mit Fragezeichen zu. Und genau da beginnt der Fehler. Die Gewinne schrumpeln weiter zusammen und die Fragezeichen werden größer. Es entsteht eine Art Hasenstarre. Handlungsunfähig schaut der Anleger auf die Kurse und fragt sich: Was soll ich denn jetzt tun? Die Antwort ist so einfach gegeben, wie schwierig umzusetzen.

      Ein Anleger muss lernen zu handeln. Obwohl es sich komisch anhört: Es ist langfristig gesehen besser falsch zu handeln als zu spät zu handeln. Denn: Lieber zu früh einen Gewinn mitgenommen, als zu spät einen Verlust realisiert. Es ist unerheblich, ob die Kurse danach weiter steigen. Der Grund des Handelns war das Fragezeichen. Und ganz ehrlich, keiner weiß zu keinem Zeitpunkt mit Sicherheit, wohin die Kurse wirklich gehen werden. Traden ist ein umgehen mit Wahrscheinlichkeiten. Daraus folgt: Bei zu großer und nachhaltiger Unsicherheit stellen Sie ihre Position glatt.

      Apropos glatt. Irgendwie scheint ein Ruf durch die Regierung Saddams gegangen sein. Überall haben sich Regierungsbeamte und sogar Diplomaten im Ausland plötzlich zurückgezogen. Es ist wie ein unheimliches Signal. Ein Signal, dass sich wohl in Windeseile verbreitet hat. Ist dieser Rückzug ein Rückzug einer Schlange, den sie macht bevor sie zubeißen will? Oder ist es die feige Flucht eines gar nicht so großen Diktators? Ich kann Ihnen keine Antwort darauf geben. Ich kann nur die Kurse beobachten und mich fragen, warum sie nicht steigen.

      Es sieht so aus, als wollten auch die Institutionellen ihre Shortpositionen nicht weiter abbauen. Zudem fielen gestern die Kurse in Amerika unter steigenden Umsätzen. Alles keine guten Signale. Aber vielleicht wird auch nur die Masse der Anleger rausgedrückt, um die Rallye später zu starten. Dann habe ich diesmal das Spiel als Teil der Masse mit verloren.

      Sicherlich ist die kommende Ertragssaison mit für diesen Kursverlust verantwortlich. Aber dann hätten heute die Futures nach den positiven Zahlen von Yahoo reagieren müssen. Aber vielleicht hat auch die Masse aller Anleger gleichzeitig begonnen nachzudenken und ist dabei zu einem vernünftigen Schluss gekommen, nämlich nicht zu kaufen. Nein, das wäre das erste Mal in der Geschichte der Börse, dass die Masse vernünftig handelt.

      Es bleibt: Irgendetwas stimmt nicht. So lange ich nicht weiß was, halte ich meine Euro-Call und verkaufe wie oben beschrieben, meine Longpositionen. Rein aus Sicherheit. Die eine ist dabei leicht im Minus, die andere dick im Plus, es bleibt ein Gewinn.

      Ich überlege nun in Gold einzusteigen. Doch das eilt nicht. Ich habe mir gestern ein paar übel ausgebrannte, weit aus dem Geld liegende Goldcalls in Gold/US-Dollar angesehen. Bei denen allein der Spread schon zum Grausen gereicht. Die Kennzahlen schreien einem ins Gesicht: Rühr mich bloß nicht an. Aber wenigstens die Laufzeit ist ausreichend lang. Nein, ich kann Ihnen das nicht empfehlen und werde natürlich auch keine WKN angeben. Es sind "Harakirischeine". Allein wenn man sich die Totalverlustwahrscheinlichkeit ansieht wird einem übel. Eigentlich sollte ich nicht mal darüber schreiben, dass ich mit dem Gedanken spiele, eine kleine Miniharakiriposition einzugehen. Aber hin und wieder kommt auch der Zocker in mir hervor. Zum Glück nicht allzu oft.

      Nach diesem kurzen Einblick wieder zur Weltpolitik: Kritisch wird vielleicht noch der Türkei/Kurden Konflikt. Kirkuk befindet sich nun in kurdischer Hand. Die Türkei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Die Amerikaner befinden sich dabei in der Zwickmühle. Sie sind beiden Seiten "verpflichtet". Wahrscheinlich werden sie einer der beiden Parteien vor den Kopf stoßen müssen. Wenn sie dazu gezwungen werden, werden sie sich für die Partei entscheiden, die weniger von Nutzen ist. Welche der beiden Parteien das sein wird, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.

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      Nokia mit weiteren Entlassungen

      von Jochen Steffens

      Nokia (WKN 870737) will weiter sparen. Nach Angaben des Unternehmens soll der Personalbestand im Bereich Netzwerk um 10 % gesenkt werden. Das dürften ca. 1800 Arbeitsplätze sein. Der Arbeitsplatzabbau soll besonders im Bereich Forschung und Entwicklung stattfinden, aber auch im Vertrieb und Marketing sollen Stellen abgebaut werden. Die Zahlen zum ersten Quartal wird Nokia nächste Woche veröffentlichen.

      Nokia sinkt um 3,94 % auf 13,40 Euro. Diese Nachricht lässt Böses ahnen, was die Zahlen anbetrifft. Das ist wohl auch der Grund für diesen deutlichen Abschlag. Aktuell kein Kauf.

      _____________________________________________________-

      Erwartungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Erwartungen bewegen die Märkte. Nicht das, was wirklich heute passiert ... sondern das, was die Investoren für morgen hoffen oder fürchten.

      Erwartungen bewegen auch sonst die Massen. Viele Leute haben Angst vor dem, was die Zukunft bringen wird, und sie wollen "etwas für die Zukunft tun". Aber sie denken oft, dass sie rational handeln ... und bemerken nicht, dass andere Gründe sie steuern. Zum Beispiel denken solche Leute, dass sie Aktien kaufen, weil sie den Aktienmarkt rational analysiert haben ... aber in Wirklichkeit veranlasst sie eine versteckte Furcht zum Kauf. Die Furcht, dass sie etwas verpassen könnten und dann wie ein begossener Pudel dastehen, wenn jeder andere reich wird.

      Was immer solche Investoren bei Umfragen auch sagen ... die Erwartungen in Amerika sind gegenüber Aktien ... und gegenüber dem Krieg ... sehr hoch. Man muss sich nur die Kurs-Gewinn-Verhältnisse ansehen ... und die Schlagzeilen amerikanischer Zeitungen.

      Das Magazin "Fortune" berichtet, dass die Gewinne der Unternehmen des Fortune 500 im letzten Jahr um 66 % gefallen sind – auf ein Niveau, das man seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat. Und erst das sechste Mal seit 1955 sind auch die Umsätze im Durchschnitt gefallen.

      Dass die Kurse dennoch so hoch bleiben, ist natürlich verrückt ... und kann nicht durch Logik und Verstand erklärt werden, sondern nur durch den Fortbestand "bullischer" Erwartungen.

      Währenddessen gehen die Einzelhandelsumsätze weiter zurück ... obwohl die Schulden der US-Verbraucher weiter steigen. Die Kredite der amerikanischen Konsumenten sind im Februar um 1,5 Mrd. Dollar gestiegen (die Hypotheken noch nicht einmal berücksichtigt). Die Hypotheken erreichten 74 % des zusammengefassten verfügbaren Einkommens ... verglichen mit nur 59 % vor 10 Jahren.

      Die Amerikaner haben auch Erwartungen in Bezug auf den Irakkrieg. Militärisch gesehen gab es eigentlich nie einen Zweifel daran, dass sie ihren einfüßigen Gegner in den Hintern treten könnten. Wir sehen jetzt, dass die Macht von Saddam Hussein in der Öffentlichkeit höher eingeschätzt wurde, als sie wirklich war ... sobald dieser besondere "Luftballon" durch amerikanische Tanks angestochen war, entwich die Luft schneller als an der Nasdaq (mehr dazu weiter unten).

      Aber die Erwartungen betreffen nicht nur das Militärische, Offensichtliche. Die Amerikaner scheinen zu fühlen, dass der Krieg mehr ist als nur ein militärisches Abenteuer ... nämlich dass er auch Amerikas Fähigkeit, Ereignisse zu kontrollieren, repräsentiert ... und dass man durch Krieg die Zukunft verbessern kann. Und wenn der militärische Oberbefehlshaber unsere Sicherheit verbessern kann ... könnte er nicht auch etwas für unseren Reichtum tun? An dieser Einschätzung ist natürlich nichts Logisches oder Vernünftiges ... aber die Tiefen der Massenstimmung brauchen keinen Beweis, keine Rechtfertigung; das sind Expressionen von Hoffnungen und Ängsten, die einfach nicht weggehen, sondern die öffentlichen Erwartungen bestimmen, unterbewusst und unbewusst ...

      Also was jetzt? Werden die Aktienkurse explodieren ... und wird ein neuer Wirtschaftsboom beginnen ... jetzt, wo der Krieg vorbei ist? Oder ist die Zukunft immer noch unvorhersehbar und unkontrollierbar?

      Wir werden sehen ...

      ___________________________________________________

      Wirtschaftliche Probleme bleiben

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Ist er tot oder lebt er? Ich beziehe mich damit auf den Aktienmarkt. Die relative Inaktivität an den US-Börsen zeigt, dass die Investoren von ihrem "Bagdad High" herunterkommen. Jetzt, wo die Siegesmeldungen langsam verblasst sind, müssen die Investoren wieder Tag für Tag die weniger schillernden Schlagzeilen von der wirtschaftlichen Front ansehen.

      Die Wirtschaftslage war vor dem Krieg nicht gerade blendend. Und ich bezweifle, dass die teure Irak-Kampagne etwas dazu beigetragen hat, die amerikanischen wirtschaftlichen Aussichten zu verbessern. Stephanie Pomboy von Macro Mavens schreibt dazu: "Da unsere Truppen die ultimative Herausforderung in Bagdad wohl überstanden haben ... werden wir bald herausfinden, ob sich – sobald sich der Kriegsstaub verzogen hat – der ökonomische Frühling in voller Blüte einstellen wird, wie allgemein erwartet. Jede Erinnerung daran, dass wir uns vor dem Krieg in einer Rezession befanden, ist aus dem allgemeinen Bewusstsein vertrieben worden. Vielleicht reflektiert das nur die Fortschritte mit den neuen Waffen, die einen eindeutigen militärischen Sieg erzielen können und simultan alle wirtschaftlichen Schwierigkeiten beseitigen können."

      Pomboy ist skeptisch, genau wie ich. Die amerikanischen Konsumenten und Unternehmen haben jetzt schon so viele Monate auf ihren Händen gesessen, dass sie sich wahrscheinlich an diese Haltung gewöhnt haben. Die Sparraten steigen (von niedrigstem Niveau aus), und die Unternehmensinvestitionen rutschen weiter ab. Die Eroberung von Bagdad wird diese Trends wahrscheinlich nicht umkehren.

      "Der wirtschaftliche Schaden an der Heimatfront könnte erst beginnen", so CBS Marketwatch. "Die amerikanischen Unternehmen und Arbeiter bezahlen den Preis bereits jetzt durch Arbeitsplatzverluste und Gewinnwarnungen. Ängstliche Investoren, Firmenlenker und Kunden sind nur ein Teil des Problems. Die Invasion des Irak hat eine Welle des Anti-Amerikanismus in der Welt hervorgerufen, die sich in den Bilanzen der amerikanischen Mega-Konzerne widerspiegeln könnte."

      Zusammengefasst: Die Besetzung des Irak könnte – wie das Zusammenziehen mit seiner Freundin – größere Schwierigkeiten schaffen, als sie verspricht, zu lösen.

      Übrigens: In den USA steigt die Zahl der Aufsichtsräte drastisch an. Ich glaube, dass diese nachträgliche Vorsichtsmaßnahme besser ist als gar keine. Aber ein bisschen Prävention wäre vielleicht besser gewesen, als jetzt die Funktion des Aufsichtsrates zu verbessern, NACHDEM die amerikanischen Aktionäre durch skrupellose Manager betrogen worden sind. Und nebenbei – "Meetings" der Aufsichtsräte bedeuten nicht notwendigerweise eine funktionierende Kontrolle. Sind nicht die meisten Meetings einfach nur kosmetische Affären, die den Beteiligten erlauben, sich vorzustellen, dass sie etwas Sinnvolles tun (auch wenn dies gar nicht der Fall ist)? Wie viel Zeit bleibt bei solchen Meetings eigentlich (nachdem man seine Handicaps beim Golf verglichen hat), um finanzielle Statements zu überprüfen?

      Ich würde einmal schätzen, dass eine ununterbrochene Stunde intensiven Überprüfens der Unternehmensbilanzen ungefähr 10 Aufsichtsratssitzungen entspricht. Leider werden die Aufsichtsratsmitglieder auch bei bester Arbeit kein Kurs-Gewinn-Verhältnis des Gesamtmarkts von 30 rechtfertigen können.

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      Mehr britische Soldaten durch Amerikaner als durch Iraker getötet

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Mehr wie Ceaucescu als wie Stalin."

      Lord Rees-Mogg (ein einflussreicher Abgeordneter im britischen Oberhaus) hat mit diesem Satz das Regime beschrieben, das gerade untergeht.

      Die amerikanische Militärmaschine scheint ihre mehr oder weniger erwartete Leistung hingelegt zu haben. Was unerwartet war, war die Inkompetenz des Feindes. Es stellt sich jetzt heraus, dass Saddam für die Welt keine Bedrohung war – sondern nur für sein eigenes Volk. Seine Armee hat es nicht geschafft, die Ölfelder in Brand zu setzen ... und sie schaffte es nicht, die wichtigen Brücken zu besetzen, die in die Hauptstadt führen ... und sie schaffte es nicht, den Häuserkampf zu leisten, den man von ihr erwartete. Auf den Dächern der Häusern waren Journalisten platziert – und keine irakischen Scharfschützen.

      Saddam Hussein war überschätzt worden ... aber diese Blase ist jetzt geplatzt. Und jetzt kann der Irak nach und nach wieder aus den Schlagzeilen verschwinden.

      "Es sieht so aus, als ob er vollkommen überschätzt wurde ..." so Lord Rees-Mogg weiter, über Saddam Hussein sprechend. "Er war nur ein weiterer kleiner Diktator mit goldenen Wasserhähnen im Badezimmer ..."

      "Ich war für diesen Krieg ... ich dachte, dass er so grausam gegenüber dem eigenen Volk war, dass er eliminiert werden müsste. Aber, natürlich, wenn man diese Regel zur Richtschnur der Außenpolitik machen würde, dann müssten wir als nächstes Simbabwe angreifen."

      *** Die Einzelhandelsumsätze fallen weiter, berichtet die Fed. Die Geschäftsketten verkaufen weniger.

      Wenig überraschend! Denn die Amerikaner haben weniger, das sie ausgeben können. Sie verlieren ihre Jobs ... aber ihre Fixkosten steigen weiter. Z.B. sind die Kosten zum Betrieb eines Autos sind im letzten Jahr um rund 3 % gestiegen.

      *** Wenn die Bush-Administration die Welt und ihre Zukunft kontrollieren kann ... dann kann sie doch sicher auch die Weltwährung Dollar kontrollieren, oder? Der Dollar ist wegen dieser Erwartung letzte Woche gestiegen. Ich weiß natürlich nicht, ob das wirklich der Fall sein wird, ... aber ich würde jetzt etwas Gold kaufen – zu den heutigen Kursen –, nur für alle Fälle.

      Gold ist eine Versicherung gegen Dinge, die man nicht kontrollieren kann. Lange Zeit ist diese Versicherung unnötig. Aber dann, wenn die Leute glauben, dass sie alles unter Kontrolle haben ... dann geht etwas schief und sie hoffen, dass sie versichert wären. Wieviel Gold sollte man besitzen? Richard Russel sagt, dass man 7–10 % seines Vermögens in Gold anlegen sollte. Wenn sich die Dinge wirklich mies entwickeln werden ... dann wird man wünschen, dass man mehr in Gold investiert hätte.

      *** "Im Irakkrieg sind mehr britische Soldaten durch Amerikaner als durch Iraker getötet worden", so ein Moderator im britischen Fernsehen gegenüber einem Militärexperten.

      Die unverständliche Antwort des Militärexperten: "Nun, mit all diesen Hightech-Waffen und so vielen Truppen auf dem Boden und in der Lust sind Fehler leider unvermeidbar."
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      Tödlich, aber nicht ernst

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Anmerkung in eigener Sache: Dieser Beitrag von Bill Bonner ist ein Klassiker, der zuerst am 8. April 2002 veröffentlicht wurde – aber schon damals ging es um Krieg und Frieden, weshalb dieser Beitrag auch heute noch überraschend aktuell ist.

      "Der Mensch ist schlecht zusammengesetzt." Diese Erkenntnis vermittelte mir Dr. Moreau vom American Hospital in Paris, als ich mich dort wegen gesundheitlicher Probleme aufhielt und er mir ein paar Bilder zeigte: "Wie Sie sehen können, muss dieser Körper einfach Ärger machen, früher oder später."

      Was für eine verrückte Sache. Gott oder Mutter Evolution, der/die ein so exquisites Universum geschaffen hat, scheint das Interesse verloren zu haben, als es um die Innereien des Menschen ging. Warum zum Beispiel gibt es den Blinddarm? Und wären die Innereien etwas ordentlicher angelegt worden, dann hätte ich das American Hospital nicht besuchen müssen.

      "Und sehen Sie sich das an", sagte mir Dr. Moreau, als er eine Röntgenaufnahme hochhielt, als ob sie eine Luftaufnahme aus Afghanistan sei, "damit werden Sie noch Probleme haben." Es ging um meine Wirbelsäule.

      "Sie müssen von Zeit zu Zeit Rückenschmerzen haben", bemerkte er.

      Es ist nicht an mir, mich zu beschweren und zu kritisieren. Aber es wäre schön gewesen, wenn der Konstrukteur im 1948er Modell der Bandscheiben dauerhafteres Material verwendet hätte. Und flexibleres.

      "Aber das ist das Problem", meinte meine Französischlehrerin Sylvie. "Die Menschen sind nicht so, wie man sie sich wünscht; sie sind, wie sie sind." Dieser Satz von Sylvie bezog sich nicht auf meine Wirbelsäule, sondern auf meine Gedanken über Krieg und Frieden.

      Ich hatte ihr gesagt: "Fast jeder Krieg, den die Amerikaner jemals geführt haben, hat sich als Fehler erwiesen." Ich hatte ihr einen kurzen Überblick der amerikanischen Militärgeschichte gegeben. Jeder Krieg hatte seine "Gründe", aber diese waren alle absurd. "Was erreichte der Unabhängigkeitskrieg Gutes, wenn die anderen britischen Kolonien durch Verhandlungen auch die Unabhängigkeit erreichten? Was war mit dem Bürgerkrieg? Wenn es wirklich nur darum ging, die Sklaverei abzuschaffen, dann war dies ein armseliger Grund. Denn die Sklaverei verschwand im Rest der Welt auch ohne Krieg. Oder wurde der amerikanische Bürgerkrieg zum Zusammenhalt der Union geführt? Dann war er ein Betrug; denn die Union war auf dem Grundsatz gegründet worden, dass die Leute selbst entscheiden dürften, welche Regierung sie schröpfen dürfte."

      "Und zum Spanisch-Amerikanischen Krieg ... wer weiß schon, warum er geführt wurde ... und wer kümmert sich schon darum?"

      "Und der Erste Weltkrieg ..."

      Sylvie unterbrach mich hier: "Nun, zumindest dafür hattet Ihr doch einen guten Grund. Ihr kamt, um uns Franzosen zu helfen ..."

      "Ja, aber was ist der Punkt? Wenn die USA nicht soviel Geld und Kriegsmaterial und später Soldaten in den Krieg gesteckt hätten, dann hätte der Krieg wahrscheinlich schon früher geendet. Und besser. Beide Seiten waren fast erschöpft. Sie hätten über ein Ende des Kriegs verhandelt. Aber Amerikas Kriegseintritt gab den Alliierten Munition und den Deutschen Ziele für ihre Waffen. Amerika ermutigte die Briten und die Franzosen, dass sie den Krieg gewinnen könnten, deshalb wollten sie keinen Verständigungsfrieden mehr akzeptieren. Deshalb ging der Krieg weiter, bis Deutschland schließlich kapitulierte. Und es war die deutsche Niederlage ... und der Versailler Vertrag ... die schließlich zur deutschen Hyperinflation 1923 führten ... und zum Aufstieg der Nazis, zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust ..."

      "Dem durchschnittlichen Amerikaner war die Ermordung von Erzherzog Ferdinand in Sarajewo (Auslöser des Ersten Weltkriegs) absolut egal. Er wusste nicht, wer das war ... oder wo in der Rangordnung der europäischen Politiker er stand. Er war gegenüber Österreich-Ungarn so ignorant wie gegenüber dem Inhalt von Wiener Würstchen."

      "Aber sobald die Presse das Thema aufgriff – und die große Idee aufkam, `die Welt sicher für Demokratie zu machen` – war dieser durchschnittliche Amerikaner dazu bereit, in den Krieg zu ziehen und in Stücke gebombt zu werden, weil er glaubte, dass er die westliche Zivilisation vor der Invasion der Hunnen beschützte."

      Ich fuhr fort: "Der Zweite Weltkrieg war aus US-Sicht eine Ausnahme. Denn Amerika war angegriffen worden. Sowohl Japan als auch Deutschland hatten den USA den Krieg erklärt. Es machte Sinn, zurückzuschlagen. Aber für die Leute, die den Krieg gegen die USA begannen – die Deutschen und die Japaner – war er ein komplettes Desaster. Es ist schwer, sich etwas Dümmeres vorzustellen, als die USA anzugreifen. Beide Nationen, die den Krieg gegen die USA begannen, wurden durch diesen Krieg komplett ruiniert."

      Sylvie hatte sich meinen Vortrag ruhig angehört. Da ich ihn auf Französisch gab (sie ist meine Französischlehrerin) hatte sie mich nur gelegentlich unterbrochen, um sprachliche Fehler zu korrigieren. Aber jetzt antwortete sie ruhig:

      "Natürlich stimmt das alles. Krieg macht nicht viel Sinn. Aber was soll es? Wer hat jemals gesagt, dass Krieg viel Sinn machen muss?"

      Ich muss hier etwas weiter ausholen. Philippe Simonnot erklärt das Scheitern der Logik der Ökonomen mit einer Serie von Fehlern. Ich hatte schon einmal über Normal Angell berichtet, der 1910 viele Intellektuelle davon überzeugt hatte, dass der Krieg aus Gründen der Verflechtung der Weltwirtschaft unmöglich geworden sei (später erhielt er den Friedensnobelpreis). Seine Argumentation war vernünftig, logisch ... und, natürlich, lächerlich. 1914 begann der Erste Weltkrieg.

      Der Mensch ist nicht nur körperlich schlecht zusammengesetzt. Auch die Gabe der Vernunft hätte besser konstruiert werden können. Denn weil der Mensch zur Vernunft fähig ist, stellt er sich vor, dass die Welt – und er selbst – so handelt, wie er es für vernünftig halten würde. Und oft führt ihn diese Vernunft in die Absurdität.

      Simonnot analysiert die großen Fehler der Wirtschaftswissenschaftler, und er hat noch einen langen Weg vor sich. Der zweite große Fehler dieses Jahrhunderts (nach dem Fehler des Ökonomen Angell im Jahr 1910) kam 1914, als der Erste Weltkrieg ausgebrochen war: "Der Krieg ist teuer, deshalb wird er kurz sein." Simonnot beschreibt die damalige "vernünftige" Einschätzung: "Die Deutschen wollten die Franzosen so schnell wie möglich besiegen, um sich dann auf die Russen konzentrieren zu können (sog. Schlieffen-Plan). Die Österreicher wollten Serbien so schnell wie möglich besiegen, um sich auch auf die Russen konzentrieren zu können. Die Russen mussten so schnell wie möglich in die Kämpfe eingreifen, um den Franzosen Entlastung zu bringen. Und die Franzosen bereiteten eine eigene Offensive in Lothringen vor. Jeder glaubte, dass Schnelligkeit der Schlüssel zum Erfolg sei." Der französische Figaro schrieb am 2. August 1914: "Unsere Soldaten ziehen los. Sie wissen, was sie tun." Die französischen Reporter sagten einem Reporter von Le Temps: "Wir werden zurückkommen ... der Krieg wird schnell vorbei sein." Auch in Deutschland sagten die Soldaten Vergleichbares.

      Es wurde allgemein geglaubt, dass der Krieg kurz sein würde. Es gab keine Zeit zu warten ... keine Zeit zu Denken ... keine Zeit für einen zweiten Gedanken. Es war Zeit, loszuschlagen. Der französische Kommandeur Joffre glaubte an "die Offensive, koste es was es wolle." Warum nicht? Der Krieg würde schnell vorbei sein, warum also abwarten? Colonel Grandmaison erklärte, dass "in der Offensive die Dummheit die größte Sicherheit ist."

      Die Logik war eindeutig. Wenn der Krieg schnell entschieden würde, dann würde der Gewinner der sein, der am schnellsten die größte Feuerkraft ins Feld schicken könnte. Ein Abwarten könnte fatal sein.

      Colonel Grandmaison war ein wirklicher Denker. Aber seine Gedanken konnten die Welt nicht dazu bewegen, sich so zu verhalten, wie er dachte, dass sie es sollte. Der Krieg dauerte 4 Jahre, und das Ergebnis wurde nicht durch die ersten Attacken bestimmt, sondern durch das, was in Reserve gehalten worden war: Material, Geld und Zahl der Rekruten.

      Das Gehirn von Grandmaison hatte einen Designfehler – wie alle menschlichen Gehirne. In seinem Fall könnte es ein fataler Defekt gewesen sein. Er wurde in einer der ersten Schlachten des Krieges getötet, in Reims.

      Ganz bestimmt wird man auf einem vergessenen Monument in einem Dorf irgendwo in Frankreich seinen Namen unter der Bezeichnung "A Nos Héros ... Mort Pour La France" finden.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 18:53:00
      Beitrag Nr. 2.503 ()
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 19:50:30
      Beitrag Nr. 2.504 ()
      Martin Weiss




      Kommentar vom 10.04.2003

      Rechnen Sie mit dem Schlimmsten!

      Obwohl die US-Truppen im Irak einen Erfolg nach dem anderen melden, kommen die Börsen nicht mehr richtig in Gang. Die Welt hat einen Sieg der Verbündeten bereits fest eingeplant, das Thema abgehakt. So lange Präsident Bush nicht den Kopf von Saddam Hussein in die laufenden Kameras hält, werden die Märkte wohl kein Kursfeuerwerk mehr zünden.

      Das Interesse der Marktteilnehmer gilt wieder der heimischen Wirtschaft und um die steht es nicht gut. Die Industrie baut massiv Stellen ab und der einzige Grund, weshalb die US-Arbeitslosenquote im letzten Monat stagnierte, ist der, dass sich viele Arbeitssuchende in ihr vermeintliches Schicksal ergeben haben, die Suche einstellten und damit aus der Statistik rausfielen.

      Seit Ende letzter Woche muss klar sein, dass die Firmen mit ihren Ergebnissen für das erste Quartal keine Bäume ausreißen werden. Am Donnerstag warnten mehr als ein halbes Dutzend Gesellschaften vor dem Verfehlen der Prognosen, darunter das Biotechunternehmen Affymetrix und der Softwarekonzern PeopleSoft. Am Freitag sprach Siebel eine Warnung aus, gefolgt von Microchip und RF Micro Devices am Montag.

      Teilweise abenteuerliche Bewertungen

      Für das erste Quartal haben bislang 440 Firmen Warnungen ausgesprochen. Das klingt im ersten Moment gut, denn im ersten Quartal 2002 waren es noch 538 und im Jahr davor sogar mehr als 700 gewesen. Fakt ist aber, dass noch etliche Gesellschaften warnen werden, sich die Zahl also weiter erhöht.

      Und damit nicht genug. Von den renommierten Firmen, die keine Klageschrift á la der-Krieg-hat-uns-das-Geschäft-verhunzt aufsetzen, sind einige so abenteuerlich hoch bewertet, dass wohl auch die Erfüllung der Prognosen eine Korrektur nicht verhindern kann. In diese Kategorie sind Amazon, eBay und Yahoo einzuordnen.

      Alles in allem sollten Sie die Aktivitäten an Wall Street mit einer guten Portion Skepsis verfolgen. Die US-Wirtschaft hat im ersten Quartal unter dem hohen Ölpreis gelitten und das schlägt sich nun in den Ergebnissen nieder. Bauen Sie also keine Luftschlösser und rechnen Sie mit dem Schlimmsten!

      In diesem Sinne

      Martin Weiß

      © 10.04.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 19:59:01
      Beitrag Nr. 2.505 ()
      Eichel steht ohne Geld da


      Steuerkompromiss reißt Riesenlöcher



      Der nach monatelangem Feilschen in der Nacht zu Donnerstag erzielte Steuer-Kompromiss verschont Bürger sowie Mittelstand und trifft nur noch Kapitalgesellschaften. Damit kommt es zu wesentlich geringeren Staatseinnahmen als ursprünglich geplant und so zu riesigen Löchern in den Haushalten von Bund, Ländern und Gemeinden.






      HB/dpa BERLIN. Dies geht aus Berechnungen des Bundesfinanzministeriums hervor, die dpa am Donnerstag vorlagen. Danach fehlen in den vier Jahren 2003 bis 2006 zusammen 30 Milliarden Euro. Dies löste neue Diskussionen über den Europäischen Stabilitätspakt aus.

      Dabei hatten Koalition und Opposition in Bund und Ländern - mit Ausnahme von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) und der FDP - den um Mitternacht erzielten Kompromiss über das Gesetz zum Abbau von Steuervergünstigungen als „Erfolg“ verbucht. Allerdings blieb von dem ursprünglichen Gesetzentwurf Eichels kaum etwas übrig. Das von 30 der 32 Mitglieder des Vermittlungsausschusses beschlossene Steuerpaket gilt jetzt als sicher. Den endgültigen Segen geben an diesem Freitag Bundestag und Bundesrat, der das Gesetz gekippt hatte.

      Mit der Beschränkung auf die Stabilisierung der in den letzten beiden Jahren eingebrochenen Körperschaftsteuer-Einnahmen wurde endgültig zur Gewissheit: Unangetastet bleiben die Eigenheimzulage, die Dienstwagensteuer, die weitgehende Steuerbefreiung bei Gewinnen aus Immobilien- und Wertpapierveräußerungen und das Bankgeheimnis. Dies wurde von den entsprechenden Verbänden mit viel Lob quittiert, während die Wirtschaft vor allem die Konzentration auf eine schärfere Körperschaftsteuer verurteilte. Die Union begrüßte vor allem, dass in letzter Minute zu Gunsten des Mittelstandes auf eine Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen verzichtet wurde.

      Eichel, der selbst nicht an den Vermittlungsverhandlungen teil genommen hatte, kritisiert den gefundenen Kompromiss als unzureichend. Er griff die Union in einer von ihr veranlassten Bundestagsdebatte scharf an, weil sie einen weitergehenden Abbau von Steuervergünstigungen verhindere und ihm andererseits eine Verletzung der EU-Stabilitätskriterien vorhalte. Dabei deutete er an, dass angesichts der jetzt aufgerissenen Lücken im Sommer weitere Sparmaßnahmen erforderlich sein werden. Eichel muss am 21. Mai in Brüssel einem Bericht über die Fortschritte der verschiedenen deutschen Reformen abliefern und darlegen, wie der Abbau des Defizits bis 2006 auf Null gelingen soll. Nach 3,6 Prozent im vergangenen Jahr geht die EU-Kommission für 2003 von 3,4 Prozent aus, die CDU/CSU laut ihrem Abgeordneten Otto Bernhardt erneut von 3,6 Prozent.

      Der Steuerkompromiss sieht Einnahmen von 1 Milliarde Euro in diesem Jahr, 2,95 Milliarden in 2004, 4,04 Milliarden in 2005 und 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2006 vor. Auf den Bund entfällt jeweils die Hälfte. Vom Rest ist kaum etwas für die Kommunen vorgesehen: 53 Millionen im nächsten Jahr und 380 Millionen 2006.

      Gegenüber den ursprünglich eingeplanten Einnahmen des Gesetzes entsteht nunmehr eine Gesamtlücke von 30 Milliarden, die sich auf die einzelnen Jahre so verteilt: 2,44 Milliarden in 2003, 7 Milliarden in 2004, 9,6 Milliarden in 2005 und 11,5 Milliarden in 2006. Für den Bund allein bedeutet dies 2003 einen Fehlbetrag von 1,1 Milliarden. Die Lücke öffnet sich jährlich weiter bis auf 4,7 Milliarden in 2006. „Die SPD ist auf der ganzen Linie gescheitert“, sagte die CDU- Partei- und Fraktionschefin Angela Merkel. Die Union habe dagegen verhindert, dass Menschen mit massiven Steuererhöhungen belastet werden. Ähnlich äußerte sich Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber: „Mit Geschlossenheit und engem Zusammenhalt können CDU und CSU ökonomischen Unsinn verhindern.“

      Im Mittelpunkt des jetzigen Gesetzes stehen Änderungen bei der Körperschaftsteuer. Hier werden die alten Steuerguthaben für die Unternehmen bis höchstens 2019 gestreckt. Damit soll erreicht werden, dass diese Steuer Bund und Ländern wieder mehr Einnahmen bringt.

      Abschreibungsverschlechterungen sind nicht vorgesehen. Dagegen werden entsprechend den Vorstellungen der SPD die Möglichkeiten für Verlustverrechnungen mit Gewinnen der Konzerne eingedämmt. Eichel und die SPD äußerten die Erwartung, dass sofort weitere Gesetze zum Abbau steuerlicher Vergünstigungen gemäß Protokollerklärung mit Hilfe der Union in Angriff genommen werden können, wie SPD-Finanzsprecher Joachim Poß verlangte. Dagegen erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD): „Für die Bundesregierung gilt, dass wir das, was nicht akzeptiert worden ist, jetzt nicht durch neue Vorschläge ersetzen.“


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 10. April 2003, 18:43 Uhr

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      schrieb am 10.04.03 20:04:08
      Beitrag Nr. 2.506 ()
      Für Anleger lohnt der genaue Blick in den Geschäftsbericht


      In Pensionsfonds lauern Luftbuchungen
      :( :eek:


      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt


      Im Ergebnis 2002 verbuchte der US-Multi General Electric (GE) einen Ertrag von 806 Mill. $ aus seinem Pensionsfonds. So viel hätte das Unternehmen mit dem größten Börsenwert der Welt verdient, wenn der Fonds sich exakt gemäß der Renditeprognose entwickelt hätte.


      NEW YORK. Erst fünf Tage nach Bilanz-Veröffentlichung merkte ein Reuters-Journalist: In der Realität schrumpfte der Fonds für GE-Betriebsrentner im schlechten Börsenjahr 2002 über 5 Mrd. $. Zwischen Buchgewinn und realem Verlust klafft eine Lücke von gut 6 Mrd. $. Der Fehlbetrag fiel aber wohl tagelang niemandem auf.

      Nun kann niemand behaupten, GE hätte gegen Bilanzregeln verstoßen oder den Verlust unter den Tisch fallen lassen. 73 Seiten hinter dem virtuellen Millionenertrag zeigt eine Fußnote genau, wie die düstere Wirklichkeit aussieht. Nicht nur bei GE verwechseln Finanzmarktakteure häufig hübsche Bilanzen mit der hässlichen Realität. Zwei Statistikexperten der US-Notenbank wiesen nach: Investoren berücksichtigen die Buchgewinne aus Pensionsfonds im Schnitt genau so wie normale Unternehmenserträge. Ein schwerer Fehler. Denn bei den Pensionserträgen vergangener Jahre handelt es sich oft um rein bilanzielle Konstrukte, die in Wirklichkeit gar nicht existieren.

      Das Ergebnis legt nahe, dass Anleger das Gewinnpotenzial der US-Firmen im Boom überschätzt haben. Womöglich droht eine negative Kursreaktion, wenn die zum Teil riesigen Löcher in den Pensionsplänen sich mit der Zeit in den Bilanzen niederschlagen. „Obwohl die Bilanzangaben über Pensionspläne manchmal sehr irreführende Indikatoren für die tatsächliche Wertentwicklung sind, scheinen die Investoren sich darauf zu verlassen“, stellen die Fed-Experten in ihrer Studie fest.

      Die US-Unternehmen sparen Rücklagen für ihre Betriebsrentner in Pensionsfonds an. Diese investieren einen Großteil ihrer Mittel am Aktienmarkt. So profitierten die Firmen massiv von der fast 20 Jahre langen Börsenhausse. Manche Unternehmen konnten jahrelang „Beitragsurlaub“ nehmen, weil sich die Betriebsrenten durch die steigenden Kurse praktisch von selbst finanzierten. Doch seit die Kurse fallen, sind die Überschüsse stark gesunken. Seit 2001 weisen die US-Pensionspläne sogar eine wachsende Lücke auf.

      In der Gewinn- und Verlustrechnung macht sich das bisher kaum bemerkbar. Denn die bilanziellen Pensionserträge spiegeln nicht die reale Entwicklung der Fonds und Zahlungsverpflichtungen wider. Stattdessen verwenden die Konzerne eine geschätzte Langfristrendite für die Fonds. Je höher diese ausfällt, desto höher sind die Pensionserträge. Kein Wunder, dass US-Firmen sehr optimistische Schätzungen benutzen, die aber zuletzt völlig unrealistisch waren. Daran liegt es, dass die Firmen im S & P-500 sogar 2001 positive Pensionserträge auswiesen. Dabei verschlechterte sich die Nettoposition von 2000 bis 2002 um 40 %, so die Unternehmensberatung Towers Perrin.

      Für einzelne Unternehmen können clevere Anleger selbst nachrechnen. Diese Mühe machen sich viele Analysten – wie im GE-Beispiel – nicht. Wer die Fußnoten studiert, kann daher für einige Tage einen Informationsvorteil genießen. Wer dagegen die virtuellen Pensionserträge wie reale Gewinne bewertete, der liegt oft um einige Millionen oder Milliarden daneben.:( :eek:


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 10. April 2003, 07:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 20:06:06
      Beitrag Nr. 2.507 ()
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 21:23:04
      Beitrag Nr. 2.508 ()
      "Reichtum gleicht dem Seewasser: Je mehr man davon hat, desto durstiger wird man." Arthur Schopenhauer
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 21:24:30
      Beitrag Nr. 2.509 ()
      "Manche Menschen geben Geld aus, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen." Danny Kaye
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 22:17:55
      Beitrag Nr. 2.510 ()
      (Auszug aus Gerhoch Reisegger

      Nach Bagdad: Teheran, Damaskus, Riad

      Ausweitung des Krieges





      Der wohl wichtigste Grund für den Beginn des Krieges - nochmals konzentriert zusammengefaßt: es geht um die Aufrechterhaltung des Privilegs des Dollars als Reservewährung, die durch den Euro (und seit einiger Zeit auch erfolgende Gold-Deckung: Mahathirs Gold-Dinar uns Silber-Dirham) dadurch angegriffen wurde, weil der Irak und andere OPEC-Länder entweder auf den Euro umgestiegen sind oder dies ernsthaft planen.

      Nur: Die Lage wird von den USA aber nicht mehr auf den status quo ante zurückzudrehen sein. Zu viele wissen, was es geschlagen hat, und die Notenbanken, die schon eine Umschichtung – aus dem Dollar heraus - begannen, haben wohl nur kurzfristig – und auf massiven erpresserischen Druck der USA hin – zu Beginn dieses Raubkrieges vorläufig darauf verzichtet, und den weiteren Abbau von Dollar und Treasury-Bonds ausgesetzt. Deren stiller, quasi Unter-der-Hand-Abbau dürfte ja der wahre Grund gewesen sein, daß der Dollar bis kurz vor dem Krieg massiv an Wert verloren hatte! Was heutzutage den Leuten eingeredet – aufgeschwätzt – wird, der „Krieg“ sei Ursache für die Auf- und Abbewegungen an Börsen und bei Währungen, verschleiert den wirklichen Grund: die FED und Treasury haben angekündigt, die langfristigen T-Bonds aufzulassen[12]. Hier liegt die nächste – alle anderen weit übersteigende - Finanzblase, deren Platzen das Ende des "Amerikanischen Jahrhunderts“ einläuten wird, bevor es noch so recht begonnen hat. Die Notenbanken und Investoren der ganzen Welt haben ja begriffen, daß dies eine Zeitenwende bedeutet, und begannen, sich von diesen „Wert“-Papieren zu trennen.

      Der derzeitige gegensätzliche Trend: Dollar steigend, Euro fallend, wird sich ähnlich wie nach dem 11. September, als man die senkrecht abstürzenden Kurse wieder nach oben manipulierte, ins Gegenteil wieder verwandeln – mit dann noch tieferen Abstürzen. Wo wären auch die realen Gründe für einen „starken“ Dollar? Die USA sind so unerhört bankrott, daß man sich das in Europa – in der breiten Öffentlichkeit inklusive bei vielen Unternehmern – gar nicht vorstellen kann (und die Politik schweigt ob der dann drohenden Panik; also weiter panem et circcenses). Dieser Krieg ist eigentlich ein Vabanquespiel; die USA setzten alles auf eine Karte, aber selbst die militärischen Ressourcen sind in der Tat erschöpft, denn etwa im Pazifik – z.B. vor Korea – haben sie keine Trägersysteme mehr! Sie könnten sich jetzt gar nicht der „atomaren Bedrohung“ Nord-Koreas widmen. Des Kaisers neue Kleider betreffen nicht nur seine Ökonomie und geistige Leere[13], sondern auch seine Gewaltmittel. (Gewiß sind sie fürchterlich, aber wir glauben, die USA würden den Schwanz einziehen, wenn die wahre Koalition gegen den Terror – des "Schurkenstaates" USA! – sich zu einer gleichartigen Drohung entschlösse. Offenbar genügten Nord-Korea dessen (angeblich) drei Atomsprengköpfe, die Cowboys auf Distanz und gesprächsbereit zu halten.)

      Um mit Carl Schmitt zu sprechen: der Krieg hat auch Aufklärung über Freund und Feind geschaffen. Englands Establishment ist nach wie vor der Hauptwohnsitz des Raubtierkapitalismus. – Ganz unbemerkt, oder zumindest nicht allgemein bekannt ist ja, daß die Londoner Börse ein bei weitem größeres (doppeltes!) Volumen an Währungs-Derivaten (Wechselkurs-Spekulationen) als die New Yorker Börse abwickelt. Man könnte also rätseln, wo nun der eigentliche Kopf der Krake ist. - England ist aber zumindest – als halbes Mitglied der EU (ohne Euro-Teilnahme) – die Fünfte Kolonne des US-Imperialismus. In den anderen nicht namentlich erwähnten Ländern sind die „Eliten“ von USA oder IMF (was ja ident ist) gekaufte „Staatsmänner“ ohne irgend eine Legitimation.

      All diese Subalternen und Systemerhalter haben anscheinend noch nicht begriffen, daß sie im falschen Boot sitzen. Das gibt nicht nur ein Zeugnis von ihrem verkommenen Charakter, sondern - für uns viel entscheidender - Aufschluß über ihren minderwertigen geistigen Horizont. Sie haben offenbar keine Ahnung was los ist, wie die Lage wirklich ist, und daß der Sturz des amerikanischen Kapitalismus unvermeidlich – und fürchterlich sein wird. Wer begibt sich denn freiwillig und bei Trost auf ein sinkendes Schiff?

      Für uns ist es erstmals seit langem wieder vorstellbar, daß Deutschland mit Rußland zu einer echten Kooperation und politischen Zusammenarbeit kommen könnten. Die dämliche Rhetorik von Bush und seinen Spießgesellen war und ist dafür wie ein warmer Regen im Frühling. Etwas, das früher mit aller Macht be- und verhindert wurde. (Wer dächte nicht an den dt. Botschafter in Moskau zu Adenauers Zeit, Kroll, der sich hier bemühte, aber brutal gestoppt wurde.)

      Die USA stehen so derartig ausweglos mit dem Rücken zur Wand, daß es nur des Entschlusses bedürfte, die ohnedies schon lange vorgeformten politischen und ökonomischen Bindungen der wahren Koalition gegen den Terror auch öffentlich zu machen. Von den erwähnten Lakaien und dem englischen Kopf einmal abgesehen, ist das der „Rest der Welt“.

      Hat denn bei uns irgend jemand registriert, daß erst im November des vergangenen Jahres die FED mit „legaler Autorität“ gewappnet („armed“ = bewaffnet!) sei (also vom Kongreß gedeckt!), im Wert verfallende Schuldtitel (Staatsobligationen, T-Bonds) mit bis zu 10 Trillionen (= 10.000 Mrd.!) Dollar neuer Federal Reserve Noten (= zusätzlicher US-Dollar) aufzukaufen. Also, es wird eine Operation gestartet, bei der Papier mit Papier gekauft wird. Wer nicht begreift, was hier Wirtschaftskriminelle vorhaben, dem sei die Dimension erklärt: Die – gewiß ohnehin nach oben manipulierte - Leistung der US-Volkswirtschaft (das BIP) macht angeblich 10 Trillionen Dollar aus. (Angeblich, weil hier nur mehr 32% aus Produktion stammen, der Rest sind sogenannte Dienstleistungen, wie sie z.B. die betrügerischen US-Banken und Investmenthäuser erbringen: in Wahrheit Abzockerei, aber niemals ein Beitrag zum „wealth of nations“)

      Innerhalb von nur sechseinhalb Jahren hatte das US-Finanzsystem die Kreditblase um 12 Trillionen Dollar ausgeweitet! Nun sollen mit einem Federstrich sozusagen weitere 10 Trillionen dazukommen! Es ist totaler Bankrott. Und die US-„Lösung“ eine ununterbrochene Serie von Kriegen „gegen den Terror“. Der „ununterbrochene Krieg zur Schaffung des Ewigen Friedens!“

      Noch ein Zitat von Michael A. Ledeen aus einem anderen Beitrag[14]:

      „Wenn wir die Herren des Terrors in Bagdad, Damaskus, Teheran und Riad vernichten, könnten wir eine Chance haben, einen dauerhaften Frieden zu vermitteln. Ohne dies ist das aussichtslos. Der Terror, der nun Israel heimsucht, ist nicht nur eine palästinensische Operation. Der Irak, Iran und Syrien sind tief hierin verwickelt und Saudi-Arabien bezahlt zahlreiche Rechnungen. Darum kann kein „Friede“ sein, bis und wenn wir erst einmal den Krieg gewonnen haben werden.

      So laßt uns nun mit dem Krieg anfangen. Schneller, bitte.“


      Die Koalition der Willigen ist also die eigentliche Gegenwelt. Noch versucht sie sich moralisch zu geben. Aber es gelingt nicht.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 00:40:22
      Beitrag Nr. 2.511 ()
      Bücher statt Bomben!
      Amerikas Schulkindern fehlen Bücher und Lehrer als Folge der Kriegskosten


      Die beiden Kammern des amerikanischen Kongresses haben mit grosser Mehrheit das von Präsident Bush geforderte Kriegsbudget von über 80 Milliarden Dollar gutgeheissen. Millarden von Dollars, die an anderen Orten fehlen. Mit Beginn des Irak-Krieges ist in den USA die zweithöchste Terror-Alarmstufe «Orange» ausgerufen worden - das bedeutet, dass das Personal von Polizei, Feuerwehr und Spitälern Überstunden leistet, die viele Millionen Dollar kosten und für die der Staat aufkommen muss.

      Gravierende Folgen haben die kriegsbedingten Ausgaben des Staates für den gesamten Erziehungs- und Bildungsbereich. Hier wird jetzt massiv gespart: Lehrer verlieren ihre Stelle, Schülern fehlen die Bücher, die sie zum Lernen brauchen.

      Der Bundesstaat Kalifornien hat ein Defizit von etwa 34 Milliarden Dollar, das heisst, die Städte bekommen weniger Geld. Viele Städte sind aber selbst schon verschuldet, San Francisco zum Beispiel mit 300 Millionen Dollar. Und auf diesen Schuldenberg kommen jetzt noch die Kosten für den verstärkten Schutz von Brücken, Spitälern, Kraftwerken, Trinkwasserreservoirs usw. vor möglichen Terroranschlägen. In den letzten zwei Wochen hat San Francisco knapp 5,5 Millionen Dollar für zusätzliche Sicherheitsmassnahmen ausgegeben. Sonderpolizeieinsätze für Friedensdemonstrationen sind hier nicht einmal mit eingerechnet. Irgendwann sollten die Städte und die Bundesstaaten das Geld von der US-Regierung zwar zurückbekommen, aber diese macht im Moment auch Schulden, weil sie ja einen Krieg führt. Und das Geld brauchen die Städte und die Bundesstaaten jetzt. Weil sie es aber nicht haben, greifen sie zu drastischen Sparmassnahmen. Am meisten spart Kalifornien im öffentlichen Schulwesen. Rund 25000 kalifornische Lehrerinnen und Lehrer haben ihre Kündigung, nach Einschätzung der Gewerkschaft, schon erhalten. Sparen an öffentlichen Schulen heisst, den Kinder fehlen die Bücher, die sie brauchen, sie haben zuwenig Lehrer, aber auch eine zu geringe oder gar keine Krankenversicherung mehr, weil bei der staatlichen Gesundheitsversorgung für arme Kinder ebenfalls gespart wird. Ab und zu müssen Kinder von den Lehrern heimgeschickt werden, weil sie es vor lauter Zahnweh in der Schule nicht mehr aushalten. Die Kinder haben so schlechte Zähne, weil für ihre Zahnpflege nicht mehr gesorgt wird.

      Die Sparmassnahmen treffen in erster Linie die Ärmsten. Aber im Moment ist so wenig Geld vorhanden, dass auch Notfallabteilungen von Spitälern und Feuerwehrlokalen geschlossen und Polizisten entlassen werden müssen. Ironischerweise wird also auch im Bereich der Sicherheit gespart, worauf sich die Nation im Fall eines Terroranschlages verlässt.

      Quelle: Rendez-vous am Mittag, Radio DRS vom 4.4.2003

      * * *

      ks. Die Regierung Bush führt ihren Krieg nicht allein gegen ein fremdes Volk, sondern ebenso gegen ihre eigene Bevölkerung. Auch die politisch Verantwortlichen in den USA wissen um die immense Bedeutung von Erziehung und Bildung. Wissentlich und willentlich wird hier wieder einmal eine Generation für einen Krieg geopfert, werden persönliche Interessen einer Machtclique zum Schaden der Kinder verfolgt. Die Kinder im Irak und die amerikanischen Kinder haben etwas anderes verdient. Sie haben, wie alle jungen Menschen, ein Recht auf eine sorgfältige Einführung ins Leben, ein Recht darauf, in Frieden heranwachsen zu können und in Schulen, die ihrer würdig sind, zu lernen, genauso wie sie ein Recht auf Fürsorge und Gesundheit haben, für das nicht allein die Familie, sondern auch ein zivilisierter Staat Sorge zu tragen hat.



      Artikel 12: Zeit-Fragen Nr.13 vom 7. 4. 2003, letzte Änderung am 8. 4. 2003
      Avatar
      schrieb am 12.04.03 23:17:58
      Beitrag Nr. 2.512 ()
      Habe mal in einige Artikel hier reingeschaut - sieht ja
      düster aus, wenn`s denn so kommen sollte wie prophezeit.

      Eigentlich müßten doch die USA jetzt versuchen, das irakische Öl wieder auf Dollarbasis zu bekommen - sehe ich das richtig?

      Gruß,
      hermann39
      Avatar
      schrieb am 13.04.03 17:54:02
      Beitrag Nr. 2.513 ()
      Eigentlich müßten doch die USA jetzt versuchen, das irakische Öl wieder auf Dollarbasis zu bekommen - sehe ich das richtig?


      Versuchen ist gut!:laugh:

      Weg mit dem Euro des Bösen!
      ;)
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 08:59:53
      Beitrag Nr. 2.514 ()
      Eigentlich müßten doch die USA jetzt versuchen, das irakische Öl wieder auf Dollarbasis zu bekommen

      so einfach ist die Sachlage nicht

      im Irak sind islamische Gruppierungen

      und welche Religion lässt sich gerne die
      sprudelnde Geldquelle aus den Händen nehmen

      überlege mal welche Kraftanstrengung die katholische
      Kirche in Deutschland machen würde, wenn man
      in Deutschland versuchen würde die Kirchensteuer
      abzuschaffen.

      So werden verschiedene islamische Obergurus versuchen
      auch an die Geldquelle des Rohöls zu gelangen

      Und das freizügige Leben von US-Soldaten dürfte
      dem Islam ein Dorn im Auge sein.

      Die Sache funkioniert nicht so einfach wie auf
      einer US-Basis auf den Philipienen.

      der Islam ist da schon ein grösseres Kaliber
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 14:35:18
      Beitrag Nr. 2.515 ()
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 14:45:06
      Beitrag Nr. 2.516 ()
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      Aktuelle Literatur: 13.04.2003 spatzseite.de


      DIESE WOCHE
      Diese Woche empfiehlt der Spatz ein Buch, das Hintergründe zu den Themen liefert, über die hier in der letzten Zeit nachgedacht wurde. Sie sind eingeladen, selbst mitzudenken - und es mit dem bekannten Buch von Huntington zu vergleichen. Aktuelle Lektüre zur Osterzeit!


      Feindbild Islam?

      ABDULHAY Y. ZALLOUM: Feindbild Islam? Kapitalismus und Globalisierung in der Krise.
      414 Seiten, 19,90 € zzgl. Porto zu bestellen über Dr. Böttiger Verlag Fax 0611-7786118



      Das Buch steckt voller Fakten, welche die Neue Weltordnung bloßstellen. Man muß es gelesen haben" urteilte der Fernsehsender Al-Jazeera über den arabischen Bestseller als er kürzlich den Verfasser und seine Buches eine Stunde lang vorstellte. Zalloum hat mit seinem Buch Bill Engdahls: "Mit der Ölwaffe zur Weltmacht" fortgeschrieben. Er kennt beide Welten, den Islam und den Westen, aus eigenem Erleben. Er besuchte die Volksschule in Jerusalem, als die Stadt noch die Hauptstadt von Palästina war, studierte Technik und besuchte renommierte Schulen für Business und Advanced Management in den USA. Dort gehörte er der Projektleitung zur Errichtung der ersten Wasserstoffgewinnungsanlage der Welt auf Erdölbasis an. Als Betriebsleiter der ersten Raffinerie der OPEC im Nahen Osten stand mit den meisten internationalen Öl-Konzernen in Kontakt, seine eigene Ingenieursfirma beriet mehrere nationale Ölfirmen der OPEC im Nahen Osten. Geschäftlich lebte er längere Zeit in den USA, in Europa und in der früheren Sowjet Union.

      In den ersten 16 Kapiteln seines Buches stellt er nicht nur die Degeneration der amerikanischen Demokratie und Gesellschaftspolitik nach innen und ihre Machtpolitik nach außen dar, sondern auch, wie die USA über Geld und die Kontrolle der Energieversorgung Einfluß auf die meisten Länder genommen haben.

      In den einzelnen Kapiteln wird materialreich nachgezeichnet, wie die moderne Massendemokratie in Etappen weltweit durchgesetzt wurde. Dem stellt er in den beiden letzten Kapiteln die sozialen und gesellschaftlichen Lehren der islamischen "Ummah" (Gemeinde) gegenüber, von denen er meint, daß sie im Westen verkannt, oder aufgrund einer nachwirkenden Kreuzzugsmentalität absichtlich mißverstanden werden. Der Islam zielt wie alle Religionen auf Gerechtigkeit, Gleichheit und Mitgefühl unter den Menschen. Diese zentralen Werte des Islam und die Überzeugungskraft, die sie durch eine Islamische Erneuerungsbewegung wieder gewonnen haben, teilen 1.2 Milliarden Moslems. Sie stören die Globalisierung der kapitalistischen Werte derer, die an das Evangelium der Wall Street glauben. Aus diesem Grund und, um in der Systemkrise der westlichen Welt die abhängigen Länder enger an sich zu binden, wird der Islam zum Feind erklärt und seine Anhänger des Terrorismus verdächtigt.


      Der 11. September, ein stümperhaftes Verbrechen - Supermann gegen Superstaat
      Die Neue Weltordnung - ein amerikanisches Imperium
      Der Boom der Illusionen - Enron-economics
      "Wehe denen, die das Böse gut heißen" - Heuchler für einen ungerechten Krieg
      Neokolonialisierung durch Globalisierung - ein System aus Betrug und Illusion
      Kasinowirtschaft - Fallstudien
      Kontrolle über das Öl (1973-2002) - Schuldenfalle und Wirtschaftsordnung "Schwarzes Gold"
      Kontrolle über das Öl (1855-1973) - Von der Medizin zum Treibstoff der Machtergreifung
      Rußland: Vom Kommunismus zum Kapitalismus - Supermafia statt Supermacht
      Japan nach dem Kalten Krieg - Die aufgezwungene Kasinowirtschaft
      Dankt Israels sein Heil Propheten oder Generälen?
      Zionismus - Imperialismus statt biblischer Prophetie
      Vom Traum zum Alptraum - Wall Street wird Main Street
      Die Umwandlung Amerikas - Die Machtstruktur hinter den Kulissen
      Nicht gewählt! - Demokratie des Geldes nicht der Menschen
      Der Kapitalismus versagt - wirtschaftlich, gesellschaftlich und moralisch
      Islam als Lebensweise und
      Islam als Religion

      Leseprobe aus dem ersten Teil von Kapitel 16:
      Das Problem des 21. Jahrhunderts ist, daß der angloamerikanische Kapitalismus so aggressiv geworden ist, daß er von den Menschen aller Kulturen verlangt, ihre Kultur aufzugeben und sich seinen Prinzipien, die er für die universellen und für die ganze Welt richtigen Prinzipien erklärt, unterzuordnen...

      Die Menschen haben ein gemütliches Leben gegen eines in Angst und Sorge eingetauscht.... Das läßt sich an Hand einer Ortschaft beschreiben, in der Bill Clinton aufgewachsen ist. Der Junge Bill Clinton wohnte mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in Hot Springs, Arkansas. Seit den 1920er Jahren bildeten Spielkasinos und Prostitution der Gangstersyndikate das kriminelle Rückgrat der Wirtschaft dieser Stadt. ‚In den 1950er Jahren`, schrieb Roger Morris, ‚war die Korruption ein gutes Stück über die Spielautomaten- oder Callgirl-Ringe hinausgewachsen. Im Ort brachen Kämpfe zwischen den Banden um die Beute aus. Wie im übrigen Amerika wurden auch in Hot Springs die Laster in die Geschäftsstruktur des organisierten Verbrechens eingegliedert. Die Stadtverwaltung spielte bei der Kontrolle des einträglichen Schwarzhandels in Kasinos und dergleichen mit. Zur gängigen Handelsware gehörten auch Politiker`...

      Die Organisation der Unternehmen, die inzwischen mächtiger als Regierungen sind, wurde so eingerichtet, daß sie den Kapitalanlegern dienen, und zwar den etwa 400 Haushalten, die mehr als doppelt soviel besitzen wie 90% der amerikanischen Haushalte zusammen. Ihr politischer und sonstiger Einfluß steht im unmittelbaren Verhältnis zu ihrem Reichtum. Außerdem züchteten sie sich eine besondere Klasse von Menschen heran, die über die Medien den Konsens der Massen, ihre Meinungen und Illusionen zu erzeugen hatten... Präsident Andrew Jackson meinte 1832: "Viele unserer Reichen sind nicht damit einverstanden, daß jeder den gleichen Schutz und die gleichen Vorteile genießen kann. Sie haben uns bedrängt, sie mit Hilfe der Gesetzgebung des Kongresses reicher zu machen als die anderen." Und genau das hat der Kongreß bis heute auch getan...

      Präsident Lincoln schrieb in einem Brief vom 21. November 1864: "Ich sehe in naher Zukunft eine Krise auf uns zukommen, die mir Sorgen macht und mich um die Sicherheit meines Landes fürchten läßt. Im Zuge des Krieges sind die Unternehmen auf den Thron gehievt worden. Sie werden ein Zeitalter der Korruption folgen lassen und die Geldmacht des Landes wird sich bemühen, ihre Herrschaft dadurch zu verlängern, daß sie die Vorurteile der Menschen solange bearbeiten, bis aller Reichtum sich in wenigen Händen gesammelt hat und die Republik zerstört ist"....Senator Simon Cameron, während des Kriegs Lincolns Sekretär, sagte lakonisch: "Ein ehrlicher Politiker ist einer, der, wenn er gekauft wurde, auch das tut, wofür er gekauft worden war." Und Präsident Rutherford B. Haye meinte: "Dies ist nicht mehr eine Regierung der Leute, von den Leuten und für die Leute. Es ist eine Regierung der Unternehmen, von den Unternehmen und für die Unternehmen."...

      Die Fernsehkampagne des Verbands der Krankenversicherungen würgte 1993 mit einer 15 Million US$ teuren Medienkampagne mit falschen Behauptungen das Gesetzespaket Clintons zur Gesundheitsfürsorge ab. Bei immer teureren Fernsehzeiten können es Politiker sich nicht mehr leisten, denen zu widersprechen, die sie finanzieren... All das -- die Verachtung des Kongresses, die Übertretung der Gesetze, die riesigen Schiebereien und Profite, die geheimen Bankkonten, die finsteren Gestalten, der Sturz ausländischer Regierungen, die Mitschuld an Tod und Zerstörung, -- geschieht im Dunkeln, weil es dem Tageslicht nicht standhält."...

      John B. Judies schreibt in seinem Buch Das Paradox der Amerikanischen Demokratie: "Die Wahlbeteiligung an den Präsidentschaftswahlen von 1996 war die niedrigste seit 1924 und brachte es nur auf 48.9 Prozent. Dagegen schießt die Macht des Kapitals, die 1997 allein in Washington 11.500 Lobbyisten unterhält, in den Himmel. Sie geben jährlich 1.26 Milliarden US$ aus, um auf den Kongreß Einfluß zu nehmen, das sind 2.4 Millionen US$ pro Kongreßabgeordneten. Das politische System wird von den großen Wahlspendern beherrscht"...

      Professor Carroll Quigley, bei dem Bill Clinton an der Georgetown-Universität "Geschichte der Zivilisationen" gehört hat, und der auch als Berater im Pentagon gedient hatte, schrieb in seinem Buch Tragödie und Hoffnung: Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit, daß politische Parteien "einfach zu benutzende Organisationen" seien und das große Kapital "in beiden Parteien seit 1900 das bestimmende Element" sei. "Das Argument, daß die zwei Parteien unterschiedliche Ideale und Politikfelder vertreten sollen, ist dummes Zeug. Die beiden Parteien sollten eine nahezu identische Politik vertreten, so daß das amerikanische Volk einzelne Halunken abwählen kann, ohne die Politik grundlegend und weitreichend zu verändern. Über die Politik, die lebenswichtig und notwendig für Amerika ist, gibt es kaum noch bedeutende Zerwürfnisse. Zu streiten wäre allenfalls über Details, Verfahren, Prioritäten und die Methode".
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 14:47:50
      Beitrag Nr. 2.517 ()
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 14:55:22
      Beitrag Nr. 2.518 ()
      Die Baisse dauert an!

      “Angeblich sei der Krieg beendet”!


      In den Städten des Irak herrschen Chaos, Anarchie und Plünderungen. Der Krieg dauert an. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Parole ausgegeben: “Wer plündert wird erschossen”. Die Kriegskoalition hat den Befehl bekommen, für Ordnung zu sorgen. Es wird noch eine längere Zeit dauern, bis die Kriegsinitiatoren die Lage in den Griff bekommen werden.

      Die Aktienmärkte laufen wieder in die “überkaufte” Zone. Da ist sehr schnell wieder die Gegenrichtung zu erwarten.

      Die Aktienmärkte bleiben weiter im unsicheren Fahrwasser auf dem grundsätzlichen Weg nach unten. Die hohe Volatilität macht es den Akteuren schwer, die richtige Einschätzung zu treffen.

      Nach dem Krieg treten wieder die fundamentalen Gegebenheiten in den Vordergrund, diese sind extrem negativ. USA rutscht abermals in eine Rezession.

      George W. Bush und Tony Blair werden persönlich unangenehme Erfahrungen machen müssen. Sie werden von dem Rest der Welt in “die Ecke gestellt.” Ignoranz und Arroganz kommen vor dem Fall”!

      Jedenfalls haben Bush und Blair dafür gesorgt, daß sie beide in ihr “politisches Grab” fallen werden.



      evotrade.de
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      schrieb am 14.04.03 15:08:40
      Beitrag Nr. 2.519 ()
      Nach dem Krieg ist vor dem Krieg

      von Jochen Steffens

      Ich habe gestern einige Gespräche geführt. Es herrscht allgemein etwas Verwirrung. Selbst in den Medien wird deutlich, dass niemand so genau weiß, warum diese Ereignisrallye ausgeblieben ist. Einige Händler haben sie verschoben: Wenn Saddam Hussein gefunden oder tot ist, dann werden die Kurse explodieren. Andere sehen große Verkäufer, die in die steigenden Kurse verkauft haben sollen und vermuten dahinter amerikanische Pensionsfonds oder sogar größere arabische Adressen.

      Eigentlich sind Rallyes, die sich auf ein plötzlich eintretendes politisches Ereignis stützen, recht zuverlässig. Sie sind zumeist steil und fast immer wenig nachhaltig. Das schnelle Ende des Irak-Krieges hätte also eigentlich dazu führen müssen, dass der Dax steigt. Wie Sie wissen, ich rechnete mit Kursen bis mindestens 3000 Punkten im Dax. Aber Sie kennen auch meinen gerne (verkürzt) zitierten Satz: An den Börsen kann alles geschehen – auch das Gegenteil.

      Und auffallend war, dass nur die amerikanischen Indizes sich bremsend ausgewirkt haben. Der Dax wollte nach oben. Wie geht es also weiter?

      Die Charts geben im Moment wenig Auskunft und zeigen die aktuelle Unsicherheit. Gestern stoppte der Nasdaq100 an einer inneren Trendlinie und drehte, ohne ein deutliches Umkehrsignal zu generieren. Der Dow generiert hingegen ein kleines Umkehrsignal, aber der Umsatz stimmt nicht und insgesamt ist die Aussagekraft gering. Doch scheint es zu reichen, um den Dax heute ins Plus zu drücken.

      Deutlich erkennt man die Seitwärtsbewegung, die der Dax seit dem kleinen Kursfeuerwerk von Montag dieser Woche vollzieht. Wie ich geschrieben habe: Kampf zwischen Bullen und Bären. Dabei hält sich die Seitwärtsbewegung im Moment zwischen ca. 2700 und 2820 Punkten auf. Der wichtige Widerstand bei 2750 (2800) wird hart umkämpft. Noch ist keine Entscheidung gefallen! Aber seien Sie versichert, die Entscheidung wird fallen.

      Im Moment überlege ich einen viel tieferen und nachhaltigeren Grund für das etwas seltsame Verhalten der Indizes: Ich befürchtete vor einigen Tagen bereits, dass die Amerikaner aufgrund des relativ einfachen Erfolges etwas zu optimistisch ihre Befreiungsaktivitäten fortsetzen könnten. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Dazu passt natürlich die Aussage des früheren US-Generals und Ex-Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark. Er schließt einen Angriff der Amerikaner auf Syrien nicht aus. Insbesondere wenn es der syrische Regierung nicht gelänge amerikanische Bedenken auszuräumen, so Clark. Er wies besonders darauf hin, dass die Präsenz der amerikanischen Streitkräfte in der Region nun zu einer geostrategischen Realität geworden sei. Das werde natürlich Auswirkungen haben. Oder auf Deutsch: Wenn wir jetzt schon einmal im Irak sind, warum sollten wir nicht mit Syrien einfach weitermachen.

      Ich befürchte, dass diese Möglichkeit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Verhalten von institutionellem, amerikanischen Anlegern haben könnte. Es dürften sich einige fragen, was Bush anderes machen soll als Krieg führen. Jeder weiß, dass er mit seiner Wirtschaftspolitik nicht wirklich auf Stimmenfang gehen kann. Viele wissen, dass Schulden, ein mögliches Platzen der Immobilienblase, ein Wegbrechen der Wirtschaft in die Rezession, Inflation und andere wirtschaftliche Szenarien den Präsidenten schnell die Mehrheit kosten könnte. Also was liegt näher, als die seit jeher gerne angewandte Taktik, von innenpolitischen Schwierigkeiten mit Kriegen abzulenken.
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      Bagdad und die Römer

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die modernen Parther oder Mesopotamier sind fast unterworfen. Die heutige imperiale Armee ist der Herr über Bagdad, so wie es der römische Kaiser Trajan vor 1900 Jahren war, und Alexander der Große noch ein paar Jahrhunderte früher.

      Ein Geschichtsbuch von Mommsen lässt uns wissen, dass Trajan, wie Bush, nur mit schwachem und unorganisiertem Widerstand konfrontiert wurde.

      Aber die Parther waren verräterisch und nicht vertrauenswürdig – auch in ihrem unterworfenen Staat. Als die Dinge für die Römer wie geplant liefen ... und die Erwartungen von Trajan besonders hoch waren ... hatten die Götter ihre eigenen Pläne ...

      Mommsen erklärt: "In diesem Moment, als Trajan alles erreicht zu haben schien, was es zu erreichen gab, und er auf dem Höhepunkt seiner Macht war, brachen alle jüngst unterworfenen Nationen gleichzeitig ihre Gefolgsversprechen ..."

      Trajan selbst wurde fast getötet ... und er starb nur wenig später ...

      " ... was seine Pläne letztlich halbfertig ließ.", so Mommsen weiter.

      Vielleicht liegt die Tatsache, dass ich meinen Artikel mit dem römischen Kaiser Trajan begonnen habe, daran, dass ich derzeit in Rom bin. Ich bin hier gerade angekommen ... und bin gerade von den Ruinen der Stadt beeindruckt. Von meinem Zimmer aus kann ich das Kapitol auf der einen Seite und unidentifizierte alte Steine auf der anderen Seite sehen. Kein Imperium hat jemals so lange bestanden ... und war so grandios ... und so absurd extravagant ... wie das Römische Reich. Kein Imperium hatte jemals mit so vielen potenziellen Terroristen in so vielen unterschiedlichen Regionen Probleme ... und brachte die meisten von ihnen zur Strecke.

      Was kann man vom römischen Beispiel lernen? Wahrscheinlich nichts. Aber ich muss Sie, liebe(r) Leser(in), warnen: Das wird mich nicht davon abhalten, einige Passage so zu zitieren, als ob sie wichtig wären.

      Doch zurück zum aktuellen Geschehen: Sind die Probleme der US-Wirtschaft dadurch verschwunden, dass einige Abrams-Panzer und B1-Bomber Bagdad befreit haben? Haben die amerikanischen Konsumenten jetzt weniger Schulden ... oder mehr Geld, das sie ausgeben können? Werden die Unternehmensgewinne steigen ... und die Firmen wieder Leute einstellen?

      Die Investoren hatten große Erwartungen. Aber die gestrige Entwicklung am Aktienmarkt hat gezeigt, dass der Sieg am Tigris schon "eingepreist" war. Der Goldpreis ist sogar wieder ein bisschen gestiegen. Die Leute kaufen Gold, wenn ihre Erwartungen ein bisschen zurückhaltender werden. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie in den nächsten Jahren noch mehr Gold kaufen würden.

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      Risiken am US-Immobilienmarkt


      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      "Die Trader hofften, dass die Aktienkurse steigen würden, wenn die Statue von Saddam Hussein fällt", so Maria Bartiromo in der Morgensendung von CNBC. Aber die Euphorie währte an den Börsen nur kurz, und die grünen Kursveränderungen wurden bald rot.

      Ken Brown schrieb prophetisch in der Mittwochausgabe des Wall Street Journal: "Ab einem gewissen Punkt – und diesen Punkt haben wir vielleicht gerade erreicht – werden Fernsehbilder von fallenden Saddam Hussein Statuen keine 100-Punkte-Rally mehr verursachen. Stattdessen werden diese ärgerlichen kleinen Dinge wie Unternehmensergebnisse, Wachstumsaussichten und Bewertungen wieder den Markt dominieren." Dieser gefürchtete Moment scheint da zu sein, und die wachstumsgefährdete US-Wirtschaft hat ihre Finger an der Kehle des Aktienmarktes.

      Jetzt, da die "Schock und Ehrfurcht" Phase des Irakkriegs zu Ende geht, müssen sich die Investoren an die "Besetzen und Wiederaufbau" Phase gewöhnen. Ich bezweifle, dass diese Phase die Kurse an der Wall Street beflügeln wird. Aber auch von der Heimatfront können die Investoren nicht allzu positive Nachrichten erhoffen, denn die Nachwirkungen der geplatzten Spekulationsblase wirken immer noch.

      Aber was ist mit dem ganzen Geld, das in den letzen paar Monaten in Geldmarktfonds geparkt wurde? Könnte dieses Geld den Aktienmarkt nicht retten? Laut dem Investment Company Institute sitzen auch die Aktienfondsmanager auf 110 Mrd. Dollar Bargeld – und sie sind bereit, diese Reserven zu investieren, um den Dow Jones für die Bullen zu sichern. Hinzu kommen 2,2 Billionen Dollar (!), die in Geldmarktfonds geparkt sind.

      Einige Marktbeobachter verweisen auf diese Milliarden (und Billionen) Dollar, und sagen: "Ah! Seht Euch doch mal diese Summen an, die in den Aktienmarkt stürmen könnten!" Ich hingegen verweise auf dieselben Bargeld-Berge, die in den Rentenfonds stecken, und sage: "Wow! Seht auch diese Summen an, die aus dem Anleihenmarkt fliehen könnten!" Natürlich KÖNNTE das Bargeld in den Aktienmarkt fließen. Aber dazu müsste es erst einmal aus dem Rentenmarkt (Geldmarktfonds) abgezogen werden. Mit anderen Worten: Nicht jeder, der seine Rentenfonds verkauft, will mit dem freigewordenen Geld 100 Cisco Aktien kaufen. Einige könnten mit diesem Geld vielleicht auch ihre Steuern bezahlen, oder ihren Konsum.

      Wer weiß? Einige Rentenmarktfonds-Verkäufer könnten das Geld sogar dazu nutzen, ihre Hypotheken etwas abzubezahlen (normalerweise werden die Hypotheken seit Monaten und Jahren nur erhöht). Gibt es bei den US-Anleihen oder am US-Immobilienmarkt derzeit eine Spekulationsblase? Lassen Sie uns mal hören, was die Experten dazu sagen: Alan Greenspan ist dabei keine Hilfe. Der Fed-Vorsitzende hat selbst zugegeben, dass er eine Spekulationsblase nicht erkennen könnte, selbst wenn sie auf seiner Morgenzeitung landen würde. Im Gegensatz dazu bezieht der Internationale Währungsfonds IWF klar Position: Am US-Immobilienmarkt entsteht laut IWF eine Spekulationsblase.

      Die Financial Times schreibt: "Den Aufschwüngen am amerikanischen und britischen Immobilienmarkt folgten in der letzten Dekade oft drastische Abschwünge. Ken Rogoff, Chefvolkswirt beim IWF, warnte davor, dass der langfristige Boom der Immobilienpreise – in den USA sind sie seit 1996 um 28 % gestiegen, in GB seit 1994 um 70 %, beides mal inflationsbereinigt – die dortigen Immobilienmärkte in gefährliches Territorium geführt hat. Mr. Rogoff sagte, dass auf 40 % aller Aufschwünge am Immobilienmarkt ein Abschwung folge, in dem die Preise zwischen 25 und 30 % zurückgingen."

      Warum sollte man sich Sorgen machen? Laut der Statistik von Mr. Rogoff hat ein solcher Abschwung schließlich nur eine Wahrscheinlichkeit von 40 % – d.h., dass er mit 60 %iger Wahrscheinlichkeit NICHT eintritt ... ich wünsche den amerikanischen Immobilienbesitzern einen guten Schlaf!

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      Deflation oder Inflation?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Mein alter Freund Rick Ackermann hat mir einen Brief geschickt, den er von einem amerikanischen Leser erhalten hat:

      "Es mag ja eine Deflation bei einigen Dingen geben, aber meine Autoversicherung ist gerade um 20 % gestiegen, meine Krankenversicherung um 18 % und meine Hausbesitzer-Versicherung um 20 %. Ja, die Computerpreise fallen. Und Idioten glauben, dass man die 0 %-Finanzierung eines Autokaufs wirklich günstig ist – aber in Wahrheit bezahlt man die Zinsen mit dem Kaufpreis. Wenn man Cash bezahlt, wird der Kaufpreis um einige Tausend Dollar billiger. Nichts gibt es umsonst. Sie sagen, dass es eine Deflation gibt, und ich sage, dass die Lebenshaltungskosten steigen. Was mich interessiert, sind nicht die offiziellen Zahlen, sondern das, was es mich kostet, jeden Tag zu leben. Das ist es, was ich Inflation nenne."

      Mein Freund Rick meinte dazu: "Ja, das stimmt, aber was wirklich passiert, ist, dass die Lebenshaltungskosten der Konsumenten zu einer Zeit steigen, in der sie es sich am wenigsten leisten können – nämlich in einer Zeit, in der die Konsumenten so hoch wie noch nie verschuldet sind.

      Wenn ein US-Verbraucher eine College-Rechnung über 30.000 Dollar erhält, dann kann er sie nicht bezahlen, wenn er Wertgegenstände verkauft oder seine Hypotheken nicht erhöht – was seine Schuldenlast weiter erhöht. Oder er geht Pleite. Der Effekt könnte eine Schuldenexplosion und keine Inflation sein."

      Und Rick weiter: "Nehmen Sie zum Beispiel die Ausbildungs- und die Gesundheitskosten, die so stark gestiegen sind, dass diese Notwendigkeiten für viele Haushalte die Grenze des Finanzierbaren erreicht haben. Wie könnte man diese Kosten als nicht inflationär bezeichnen?

      In den 1970ern war es für eine Inflation noch charakteristisch, dass steigende Kosten durch das gesamte Preissystem weitergereicht werden konnten. Das ist heute nicht mehr der Fall – eigentlich seit einem Jahrzehnt schon nicht mehr. Viele Unternehmen in den USA – besonders die Produzenten – können ihre steigenden Kosten nicht mehr einfach an den Konsumenten weitergeben; stattdessen spiegeln sich diese steigenden Kosten in fallenden Gewinnen wieder. Und in dieser sich weiter verschlechternden Wirtschaftslage sollte es klar sein, dass fallende Gewinne deflationär sind, da sie zu niedriger Beschäftigung und niedrigeren Aktienmarktbewertungen führen."

      *** Als ich am Flughafen in Rom in der Warteschlange stand, habe ich die ersten Auswirkungen der SARS Seuche bemerkt. Eine Flugzeugladung chinesischer Touristen wartete vor der Zollabfertigung – viele von ihnen trugen Gesichtsmasken. Die Zollbeamten mussten zweimal nachdenken, bevor sie sie durchließen.

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      Die Realität des Kriegs

      von Dr.Marc Faber

      Es gibt einen wichtigen Punkt, den Investoren beachten sollten, aber der in den friedlichen Jahren der Spekulationsblase in den 1990ern übersehen worden ist: Kriege sind in der Weltgeschichte durchaus üblich; es sind die Friedenszeiten, die die Ausnahme sind. Laut dem Historiker Will Durant ist der Krieg eine der Konstanten der Geschichte, und er ist mit der Zivilisation oder der Demokratie nicht untergegangen. In den letzten 3.421 Jahren der aufgezeichneten Weltgeschichte gab es nur 268 Jahre ohne einen Krieg auf der Welt.

      Nehmen Sie nur den Zeitraum von 1895 bis 1918. In dieser kurzen Spanne gab es zahlreiche Konflikte in der Welt, inklusive des russisch-japanischen Kriegs (1895), den Krieg zwischen der Türkei und Griechenland wegen Kreta (1897), den spanisch-amerikanischen Krieg von 1898, den Krieg der Briten gegen die Buren (1899–1902), den "Boxeraufstand" und China und die folgenden militärischen Expeditionen der Großmächte in China im Jahr 1900, den russisch-japanischen Krieg von 1905, die türkische Revolution von 1908, die französische Besetzung von Marokko (1907), den militärischen Konflikt zwischen Italien und der Türkei über Tripolis (1911), den ersten Balkankrieg (1912), den zweiten Balkankrieg (1913), die chinesische Revolution von 1911, den Ersten Weltkrieg (1914–1918), die Revolution in Russland (1917) und den russischen Bürgerkrieg (1917–1921).

      Laut Durant waren die Kriegsgründe die gleichen Gründe, die zu Wettbewerb unter Individuen führen: Stolz, der Wunsch nach Land, Rohstoffen, und Machtstreben. Der Staat hat unsere Instinkte ohne Einschränkung übernommen. Beim Individuum sind diese Einschränkungen wegen Moral und Gesetzen vorhanden; auf Ebene der Individuen wird der Kampf durch Verhandlungen ersetzt, denn der Staat garantiert den Individuen den Schutz ihres Lebens, des Besitzes und der gesetzlichen Rechte. Aber der Staat selbst erkennt keine Begrenzungen an, entweder weil er stark genug ist, um jede Einmischung abweisen zu können, oder weil es keine übergeordnete Institution gibt, kein internationales Richt oder keine effektive supranationale moralische Instanz.

      Was im Fall des Irak zutrifft, überlasse ich Ihrer Einschätzung.

      Ich bin nicht der Ansicht, dass die nächsten 20 Jahre notwendigerweise so turbulent werden müssen wie die ersten 20 Jahre des 20. Jahrhunderts. Aber wir müssen realisieren, dass die späten 1980er und die 1990er aus historischer Sicht extrem ungewöhnlich waren, denn abgesehen von einigen kleineren Konflikten gab es keine größeren Kriege oder Revolutionen. Aus Gründen der Wahrscheinlichkeit sollten die Investoren deshalb nicht erwarten, dass die Friedensdividende, die wir die letzten 15 Jahre genießen konnten, für immer weitergezahlt wird.

      Diese Friedensdividende, die auf den Kalten Krieg folgte, war sicherlich ein Beitrag zu den höheren Aktienkursen weltweit (neben den fallenden Zinssätzen und den steigenden Gewinnen). Wenn die Welt sich jetzt in eine Ära der steigenden Spannungen bewegt, dann wird das hingegen ein zusätzlicher negativer Faktor für die Bewertungen der Aktienkurse sein. Hinzu kommt, dass der Frieden in den 50 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg einen rapiden Anstieg des Welthandels erlaubte, was einen wirklichen globalen Kapitalmarkt geschaffen hat. Beides war für die Entwicklung der Weltwirtschaft positiv. Der Handel als Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Welt stieg von ca. 5 % im Jahr 1950 auf derzeit über 20 %.

      Hinzu kommt, dass die internationalen Kapitalströme seit den späten 1980ern (als ein wirklich globaler Kapitalmarkt geschaffen worden war) den Investment-Boom in den sogenannten "Emerging Markets" Anfang der 1990er finanzierten. In den letzten paar Jahren haben diese Kapitalströme den exzessiven Konsum der US-Verbraucher finanziert, was sich im wachsenden amerikanischen Leistungsbilanzdefizit widerspiegelt.

      Wenn wir annehmen, dass der wachsende Welthandel und der Anstieg der globalen Finanzströme etwas mit dem Weltfrieden der 1990er zu tun haben, dann sollten wir auch annehmen, dass diese Trends durch wachsende geopolitische Spannungen und besonders durch einen größeren Konflikt negativ beeinflusst werden. Im schlimmsten Fall könnten ernste geopolitische Spannungen zu einer Unterbrechung des Freihandels und der internationalen Finanzströme führen, was Güterknappheit, Handelsembargos und Handelskriege bringen würde, Devisenkontrollen und im allerschlimmsten Fall die Enteignung von ausländischen Anlagegütern.

      Kurz gesagt,: Die Finanzmärkte scheinen mir besonders verwundbar zu sein, denn sie sind im Vergleich zur "realen Wirtschaft" überproportional groß geworden. Ein Punkt ist mir klar geworden. Es ist wahrscheinlich, dass der Derivatemarkt beim nächsten großen Konflikt in der Welt aufhören wird zu existieren, denn überall in der Welt halten Finanzinstitutionen Derivate. Deshalb wird es eine Kettenreaktion geben, wenn ein großer Mitspieler irgendwo in der Welt seinen Lieferverpflichtungen nicht nachkommt – als Resultat davon werden diese Märkte geschlossen werden.

      Es ist nicht meine Absicht, Alarm zu schlagen, aber ich denke, dass Investoren, die in den letzten 50 Jahren aufgewachsen sind, keine Ahnung haben, was für unangenehme finanzielle und wirtschaftliche Konsequenzen ein großer Konflikt bringen kann. In der Geschichte waren das Einfrieren von Vermögen, die Aufstellung von Devisenkontrollen und Enteignungen durchaus normal, und ich auch habe keine Zweifel, dass wir in der Zukunft solche Notmaßnahmen wieder sehen werden. Deshalb sollten die Investoren nicht nur darüber nachdenken, wie sie ihr Vermögen diversifizieren, sondern auch, wie sie dieses Vermögen überhaupt erhalten können.

      Wenn man sein gesamtes Vermögen in nur einem Land anlegt, dann könnte das im Zeitalter steigender Risiken internationaler Konflikte nicht klug sein. Konsequenterweise sollte man auch über Anlagen bei einer ausländischen Bank oder über Immobilienbesitz im Ausland nachdenken.

      Eine solche diversifizierte Allokation ist eine wichtige – wenn nicht essentielle – Absicherung gegen die negativen Konsequenzen eines großen Konflikts.



      investorverlag.de
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      schrieb am 14.04.03 15:42:05
      !
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      Avatar
      schrieb am 14.04.03 15:52:41
      Beitrag Nr. 2.521 ()
      US: Lagerbestände steigen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Lagerbestände bei US-Unternehmen wuchsen im Februar laut dem Commerce Department um 0.6% (Prognose: 0.4%). Im Januar waren die Lagerbestände um 0.3% angestiegen, nach 0.2%, die ursprünglich berichtet wurden.
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 16:03:58
      Beitrag Nr. 2.522 ()
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:31:28
      Beitrag Nr. 2.523 ()
      Firmenbilanzen enttäuschen


      Wenig Hoffnung für japanische Aktien



      Von Nicole Bastian, Handelsblatt


      Die realen Wirtschaftsdaten entwickeln sich derzeit in Japan besser als in vielen anderen Ländern. Dennoch fällt der Nikkei auf ein neues 20-Jahrestief. Langfristig scheinen die Investoren wenig Vertrauen in die japanische Wirtschaftsentwicklung zu haben. Experten erwarten bereits weitere Kursrückgänge.





      TOKIO. Viele Monate galt die Marke von 8 000 Punkten als unteres Limit für den Nikkei-Index aus 225 führenden Aktienwerten. Fällt das Börsenbaromter darunter, würde es für die Banken in Japan knapp, hieß es bei einigen Analysten. Nun wird bereits über die Marken von 7 500 oder gar 7 000 Punkten und deren Auswirkungen spekuliert. Die Analysten sind einmal mehr auf der Suche nach neuen Unterstützungslinien. Nach einem kleinen Zwischenhoch, das die Regierung den Banken und Unternehmen pünktlich zum wichtigen Buchungstag 31. März durch kurzfristige Regeländerungen bescherte, hat der Nikkei-Index aus 225 führenden Aktienwerten die 8 000-Marke wieder schnell nach unten durchbrochen. Mit traurigen 7 816 Punkten startet der Nikkei in die Woche (– 2,1 %). So niedrig stand er zuletzt im Januar 1983.

      Trotz aller realwirtschaftlicher Probleme im Land des Lächelns scheint die schlechte Entwicklung am Aktienmarkt verwunderlich. Die Industrieproduktion etwa habe sich in den vergangenen Monaten besser als in den USA entwickelt, argumentieren Analysten. Die Schätzungen für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts werden derzeit eher herauf- als herabgesetzt. Großunternehmen wie die Technologiefirmen sind auf Erholungskurs.

      Die Aktienbewertungen seien derzeit auffällig nach unten verzerrt, sagt Ökonom Chotaro Morita von der Deutschen Securities. Langfristig scheinen die Investoren wenig Vertrauen in die japanische Wirtschaftspolitik und -entwicklung zu haben. Neben der anhaltenden Verunsicherung über die Schwierigkeiten im Banken- und Versicherungsgewerbe drücken jedoch auch andere, eher technische Faktoren auf die Kurse, und dürften dies in den kommenden Wochen weiter tun.

      Da sind zum einen massive Umschichtungen in den Pensionsfonds. Viele Firmen verwalten bisher in ihren Pensionsfonds den staatlichen Rentenanteil für Arbeitnehmer mit. Wegen der fallenden Kurse belasteten Verluste daraus die Bilanzen. Vor zwei Jahren hat die Regierung den Rücktransfer dieses staatlichen Anteils erlaubt. Dafür müssen Papiere verkauft werden, denn die Gewichtung des vom Wohlfahrtsministerium betriebenen Rentenfonds ist eine andere. Global tätige Unternehmen wie Toyota oder Honda seien in den privaten Rentenfonds übergewichtet, erläutert Aktienstratege Kiichi Fujita von Merrill Lynch. Entsprechend lastet auf ihnen der Verkaufsdruck. Die Sony-Aktie etwa verlor in der vergangenen Woche fast 9 %, Fuji Photo 14 %. Von den Umschichtungen profitieren im Gegenzug die Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen. Während der Index für Großunternehmen innerhalb des breit gestreuten Topix-Index in den vergangenen drei Monaten stark gefallen ist, legte der für Small Caps zu. Wegen deren geringen Gewichtung unter den rund 2 000 Werten im Topix fiel der Gesamtindex aber. Er ging mit 782 Punkten in die Woche. Einige Beobachter sehen den Höhepunkt der Aktienverkäufe für Pensionsumschichtungen erst einmal erreicht. Fujita ist jedoch überzeugt, dass die Verkäufe die Kurse noch weiter belasten und den Nikkei im schlimmsten Fall auf 7 500 Punkte drücken könnten.

      Auch ausländische Investoren trennen sich von Aktien. Mit dem Beginn des neuen Geschäftsjahres haben zudem die Banken wieder angefangen, Papiere zu verkaufen. Die Regierungsvorgabe, dass sich die Banken von den Paketen trennen müssen, während sie die faulen Kredite abbauen, wird zunehmend kritisiert. Die Regierung, meinen Analysten, sei zudem derzeit zu sehr mit sicherheitspolitischen Fragen beschäftigt. „Solange die Regierungsvertreter immer nur den Satz wiederholen, dass die Kurse nicht die Fundamentaldaten widerspiegeln, sind die Chancen auf eine genuine Verbesserung der Situation null“, sagt Morita von der Deutschen Securities.


      HANDELSBLATT, Montag, 14. April 2003, 08:22 Uhr
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:36:18
      Beitrag Nr. 2.524 ()
      Euro-Sentiment:



      Polarisierung nimmt ab

      Ratlosigkeit zwingt zum Abwarten


      gol Frankfurt - Der Euro ist gerade einmal um 1,4 % im Vergleich zur Vorwoche gestiegen - die Schwankungsbreite im Befragungszeitraum lag mit gut 2 % sogar unter dem Durchschnitt. Trotzdem haben sich erneut starke Verschiebungen bei der jüngsten Stimmungserhebung ergeben: Sowohl Bären als auch Bullen wechselten gemeinsam ins Lager derjenigen, die davon ausgehen, dass der Euro auf Sicht von drei Monaten auf dem heutigen Niveau verharrt. Per saldo ist der Optimismus, gemessen am Bull/Bear-Index, auf den niedrigsten Stand seit 20. Januar gefallen.
      Wussten die Marktteilnehmer noch vor einigen Tagen, wie sie jede Meldung aus dem Irak zu bewerten hatten, ist dieses Verhalten zuletzt nicht mehr zu beobachten gewesen. Offenbar fehlt es an neuen, leicht verfügbaren Symbolen des Kriegserfolgs, wie man sie noch vor Wochenfrist über die Medien wahrnehmen konnte. Die Statuen sind gefallen, und man spricht über den Frieden. Angst vor Frieden gibt es bekanntlich nicht, und somit werden auch keine "Friedenspositionen" etabliert. Auch die Kursentwicklung selbst, die von einigen als der Spiegel des Verhaltens der anderen Akteure betrachtet wird, scheint den Händlern wenig Greifbares zu vermitteln.

      Die ökonomischen Daten sind in den USA zuletzt weithin besser ausgefallen als erwartet, so dass man sich auch bei dieser Betrachtung noch keinen rechten Reim auf den Euro machen kann. Nur so ist die sinkende Polarisierung bei der jüngsten Sentiment-Erhebung zu interpretieren.

      Die sinkende Bereitschaft, sich zu positionieren, hat aber auch ihr Gutes: Die Marktteilnehmer sind zumindest in der Lage, Informationen weitgehend unverzerrt wahrzunehmen. Lediglich die Konsolidierung selbst, also die Erwartung, dass alles bleibt, wie es ist, wird von einigen schon wieder gehandelt. Und genau deswegen sollte man sich auf die ruhigen österlichen Zeiten nicht verlassen.



      Börsen-Zeitung, 15.4.2003
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:40:29
      Beitrag Nr. 2.525 ()
      Bushs Wirtschaftspolitik stößt auf heftigen Widerstand

      US-Kongress von Kriegssieger-Bonus des Präsidenten unbeeindruckt

      Von Sandra Louven, Washington - Mit dem Ende des Irak-Krieges naht für US-Präsident George W. Bush die Stunde der Wahrheit in der Innenpolitik und damit für seine politische Zukunft. Seine demokratischen Gegenkandidaten haben den Wahlkampf um das Präsidentenamt, das Ende nächsten Jahres neu vergeben wird, bereits begonnen. Die Vergangenheit legt nahe, dass ein erfolgreich geführter Krieg nicht ausreicht, um die Stimmenmehrheit zu sichern - gepunktet wird in amerikanischen Präsidentschaftswahlen vor allem mit der Wirtschaftspolitik. Doch ausgerechnet Bushs ambitioniertestes Projekt, die Abschaffung der Dividendenbesteuerung, besitzt im US-Kongress kaum mehr Realisierungschancen. Selbst über die Kriegsausgaben wachen die Abgeordneten genau und versagten Bush die geforderte Freiheit bei der Verwendung der Gelder ...
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:41:22
      Beitrag Nr. 2.526 ()
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      Brüssel will Ausnahmen für EU-Wirtschaftsprüfer

      USA sollen Aufsichten gegenseitig anerkennen

      cr Brüssel - Die EU-Kommission erhält den Druck auf die US-Börsenaufsicht SEC aufrecht, um Ausnahmeregelungen in der Umsetzung des Sarbanes-Oxley Act für europäische Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durchzusetzen. In einem Schreiben an den neuen Vorsitzenden der SEC, William H. Donaldson, droht der für Finanzdienstleistungen zuständige EU-Kommissar Frits Bolkestein mit verschärften Registrierungspflichten für US-Wirtschaftsprüfer in der EU, sollte die SEC der EU-Forderung nach einer gegenseitigen Anerkennung der Aufsichtspflichten für die Wirtschaftsprüfungsunternehmen nicht nachkommen. Dies könne zu "zusätzlichen Spannungen mit negativen Auswirkungen auf Vertrauen und Performance der Finanzmärkte führen" ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:46:47
      Beitrag Nr. 2.527 ()
      Handwerk

      Krise im Handwerk verschärft




      14. April 2003 Die Krise im deutschen Handwerk hat sich im vergangenen Jahr verschärft. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes beschäftigten die deutschen Handwerksbetriebe 2002 rund 5,3 Prozent weniger Menschen. Schon 2001war die Zahl der Beschäftigten um 3,9 Prozent gesunken, im Jahr zuvor um 3,3 Prozent.

      Laut Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) brach die Zahl der Stellen 2002 bundesweit um 287.000 gegenüber dem Vorjahr ein. Angesichts der Entwicklung im ersten Quartal erwartet der Verband in diesem Jahr einen ähnlichen Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen.

      Der ZDH beziffert die Zahl der Beschäftigten für 2001 auf 5,65 Millionen; dabei ist auch das handwerkähnliche Gewerbe berücksichtigt. Neuere absolute Zahlen liegen nicht vor. Die stärksten Personaleinschnitte gab es laut Angaben des Bundesamts im vergangenen Jahr im Baugewerbe mit minus 9,6 Prozent.

      Der Wegfall von Stellen seien Folge der schlechten Konjunktur- und Auftragslage, erklärte Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des ZDH. Er machte die politischen Rahmenbedingungen für den Abwärtstrend verantwortlich, insbesondere die Lohnnebenkosten und die Zurückhaltung der öffentlichen Auftraggeber. Schleyer warnte vor weiteren Steuererhöhungen: „Hier hätte vor allem eine Erhöhung der Mehrwertsteuer katastrophale Auswirkungen auf das größtenteils konsumabhängige Handwerk.“

      Der Umsatz im Handwerk fiel nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2002 um 4,9 Prozent. 2001 gab es Einbußen um 2,4 Prozent. Laut Angaben des ZDH schrumpften die Umsätze im vergangenen Jahr um 25 Milliarden Euro.

      Handwerk kämpft für Meisterbrief

      Handwerkspräsident Dieter Phillip wandte sich derweil in der Zeitung „Die Welt“ gegen die völlige Abschaffung des Meisterbriefs. „Ohne Meisterbrief würde die Ausbildungsleistung im Handwerk erheblich sinken“, sagte Phillip.

      Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (CPD) will die Pflicht zum Meisterbrief vor der Selbständigkeit im Handwerk nur noch auf „gefahrengeneigte Berufe“ beschränken. Zudem sollen Gesellen sich nach zehn Jahren auch ohne Meisterbrief selbständig machen dürfen. Phillip lehnt das ab. Bundeskanzler Schröder hatte in seiner Reformagenda 2010 zudem angekündigt, die Vorbedingungen für Ausbilder zu verringern. Das Handwerk ist zu Änderungen beim Meisterbrief bereit, seine Vorstellungen gehen aber weniger weit als die von Clement.

      @pwe
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:51:07
      Beitrag Nr. 2.528 ()
      Finanzmarkt
      Die Markttechnik warnt Anleger vor zu viel Optimismus


      14. April 2003 Was haben die Indizes an den verschiedenen Börsen im Moment gemeinsam? Sie befinden sich nach deutlichen Kursgewinnen in den vergangenen Wochen an technisch entscheidenden Marken, die darüber mitentscheiden dürften, wie es in der näheren Zukunft - womöglich nach gewissen Verzerrungen auf Grund einer österlich bedingten kurzen Handelswoche und dem anstehenden Verfall an den Terminbörsen - weiter gehen könnte.

      Der Dax knabbert beispielsweise nach einem Kursgewinn von 25 Prozent in gerade einmal vier Wochen an seinem seit dem April des vergangenen Jahres etablierten mittelfristigen Abwärtstrend und gleichzeitig mit dem 90-tägigen gleitenden Durchschnitt. Beinahe identisch sieht die Situation im Dow Jones EuroStoxx aus. Dagegen haben der Dow Jones und der S&P 500 in den vergangenen Wochen nur etwa 14 Prozent zulegen können und stehen kurz davor, die mittelfristigen Abwärtstrends als auch die 90- und 200-tätigen gleitenden Durchschnitte zu überwinden. Die beiden Indizes waren in den vergangenen Monaten weniger stark gefallen als die europäischen Börsen und zeigten in den vergangenen Wochen aus diesem Grund einen geringeren Zug nach oben.

      Märkte stehen vor technischen Hürden

      Die große Frage ist nun, ob es den Märkten gelingt, diese technischen Hürden deutlich zu überwinden. Im S&P 500 liegt die Widerstandszone bei 900 Punkten, die 200-Tagelinie bei 905 Zählern. Der Dax sollte sich über der Marke von 2.800 Zählern etablieren. Sollte das der Fall sein, könnte der Anreiz für viele stark technisch orientierte Anleger und Händler groß sein, auf weiter steigende Kurse zu setzen. Wenn nicht, dann sind erneute Kursverluste eher wahrscheinlich. Dabei stören sich Analysten wie Mark Arbeter von S&P an den Bewegungen innerhalb der vergangenen Tage. Vor allem die am Montag, Mittwoch und Freitag, als zumindest die amerikanischen Märkte zunächst stark begannen, nur um dann im Tagesverlauf die Kursgewinne wieder aufzugeben und im Minus zu enden. Das sei generell kein allzu gutes Zeichen und deute eher auf schwächere Kurse hin.

      Der S&P 500 bewegt sich seit vergangenem Juli in einer Handelsspanne zwischen 965 Zählern auf der oberen Seite und 776 auf der Unteren, die sich immer mehr verengt. Das heißt, die aufeinander folgenden Hochs sind immer etwas tiefer, als das jeweilige davor. Das letzte lag noch etwa bei 900 Zählern. Solche Dreiecksformationen waren im Dow Jones in den 30er- und 40er-Jahren zu beobachten und endeten mit einem Ausbruch nach unten. Das jüngste Dreieck allerdings - im Jahr 1994 - wurde mit einer Bewegung nach oben aufgelöst.

      Zuviel Optimismus im Markt

      Dagegen sprechen in der aktuellen Situation verschiedene Faktoren. Zum einen ist das der Mangel an Branchen oder Einzelaktien, die die Indizes nach oben ziehen. Zum anderen ist es auch die Marktstimmung. Denn mit einem Anteil von 51,1 Prozent ist die Mehrheit der Verfasser von Börsenbriefen in den USA nach einer Umfrage von Investor`s Intelligence optimistisch und setzt auf steigende Kurse. Die Pessimisten kommen auf einen Anteil von 31,1 Prozent, das Put-Call-Verhältnis ist relativ gering. Das heißt, der Optimismus ist hoch, gleichzeitig befinden sich die Rentenmärkte längerfristig noch im Aufwärtstrend, auch wenn die Trends kurzfristig gebrochen sind.

      Insgesamt fragt sich Arbeter, was die Anleger trotz eines übergeordneten, säkularen Bärenmarktes, so optimistisch werden lässt. „So lange sie nicht deutlich pessimistischer werden und für längere Zeit bleiben, so lange ist der Bärenmarkt noch nicht überwunden“, lautet seine Prognose.







      Die Charts zeigen die Kursentwicklung des Dax, des Dow Jones und des S&P 500-Index (von oben nach unten) in den vergangenen fünf Jahren

      @cr
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:52:38
      Beitrag Nr. 2.529 ()
      Anlageverhalten
      Die Deutschen halten dem Sparbuch die Treue


      11. April 2003 Wer glaubt, dass das Sparbuch eine antiquierte Vermögensanlage aus Omas Zeiten ist, der irrt. Zumindest dann nicht, wenn es nach dem Urteil der Deutschen geht. Denn jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 45 Jahren besitzt ein Sparbuch.

      Bei den 18 bis 25-Jährigen legt sogar fast jeder Zweite sein Geld auf dem Sparbuch an. Das ergab eine vom Fondsmagazin „Der Fonds“ bei der F&S Internet Infotainment GmbH, Hamburg, in Auftrag gegebenen Umfrage, bei der rund 500 Deutsche zu ihrem Anlageverhalten befragt wurden.

      Geringe Risikoneigung

      Dass die Deutschen auf Nummer sicher gehen, spiegelt sich auch im Risikobewusstsein wider: 61 Prozent nehmen geringe Renditen in Kauf, um Wertverluste zu vermeiden. Bei Frauen ist die Risikofreude noch weniger ausgeprägt: 72 Prozent der Frauen setzen ihr Geld keinen Gefahren aus. Demgegenüber scheuen nur 49 Prozent der Männer jegliches Risiko.

      Auch in diesem Jahr wollen die Deutschen kein Wagnis eingehen. 26 Prozent sagen: „Was übrig ist, lege ich aufs Sparbuch“. 57 Prozent sind überzeugt, dass das Sparbuch die sicherste Anlageform ist. Nur sieben Prozent der Befragten wollen dieses Jahr ihr Geld in Aktien anlegen, sechs Prozent in Aktienfonds und vier Prozent in Rentenfonds.

      Für mehr als die Hälfte sind die unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten jedoch ohnehin graue Theorie: 51 Prozent legen in diesem Jahr überhaupt nichts an. Sie sagen, dass sie schon froh sind, wenn sie über die Runden kommen.

      @JüB
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 00:01:15
      Beitrag Nr. 2.530 ()
      DGB sieht Aufgabe verfehlt

      "Abschlussbericht will Arbeitslosenhilfe abschaffen"




      rb FRANKFURT A. M. Im Anhang D des Berichts der Gemeindefinanzreformer formulieren die Gewerkschaften ihre geharnischte Kritik: Die Kommissionsbeschlüsse "sehen weitere, drastische Absenkungen der Leistungen vor, ohne dass auch nur ansatzweise eine arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Konzeption zu erkennen wäre."
      Durch eine Fusion von Arbeitslosen- und Sozialhilfe werden die Erwerbslosen mit rund drei Milliarden Euro pro Jahr belastet. Die Arbeitsgruppe, die sich mit der Zusammenlegung beider Leistungen beschäftigt, empfiehlt der Bundesregierung in ihrem Abschlussbericht ein so genanntes Stufenmodell (FR vom 5. April). Danach sollen 2,7 Millionen Menschen vom kommenden Jahr an das Arbeitslosengeld II erhalten. Die neue Leistung soll grundsätzlich nicht über der heutigen Sozialhilfe liegen, kann aber durch Zu- und Abschläge deutlich variieren. Offen bleibt die Finanz-Verschiebung zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Darüber soll das Plenum der Gemeindefinanzreform-Kommission anhand beider Arbeitsgruppen-Ergebnisse (Fusion der Hilfeleistungen und Gewerbesteuer) entscheiden. In zwei Punkten konnten sich die Experten und Interessenvertreter nicht einigen: Sie lassen die Frage offen, wer sich um die Bezieher der neuen Leistung kümmern soll - die Bundesanstalt für Arbeit oder Kommunen und Landkreise. Zudem habe die Kommission auch nicht die Frage beantwortet, ob Bezieher rentenversichert werden.

      Erwerbsfähige Arbeitslose, die sich gegen eine Weiterqualifizierung sperren oder die eine zumutbare Arbeit ablehnen, sollen mit Abschlägen von maximal 30 Prozent bestraft werden. Jungen Erwachsenen unter 25 Jahren soll das Geld dann komplett gestrichen werden.

      Kommentar des DGB: "Ins Auge gefasst ist nicht die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, sondern die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe."

      fr-aktuell.de
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      schrieb am 15.04.03 00:06:58
      Beitrag Nr. 2.531 ()
      "Enronitis" greift um sich

      Neuer Bilanzskandal um US-Klinikkonzern Healthsouth


      Von Lucian Caspar



      Das Verhängnis kam mit außerordentlicher Geschwindigkeit, selbst für amerikanische Verhältnisse: Noch Anfang März versicherte der 50 Jahre alte Firmenchef Richard Scrushy einer Versammlung von 1000 Healthsouth-Angestellten in einem Hotel in Florida, sie hätten nichts zu befürchten. Healthsouth habe die Erwartungen der New Yorker Börse seit mehr als zehn Jahren noch jedes Quartal erfüllt. Doch am 19. März flog ein Team von Kriminalbeamten aus Washington ein und durchsuchte den Hauptsitz des Healthsouth-Konzerns in Birmingham im US-Staat Alabama.

      Am nächsten Tag erklärte sich ein ehemaliger Finanzchef für schuldig, die Bücher gefälscht zu haben. Inzwischen haben neun weitere Healthsouth-Manager ein Geständnis abgelegt. Für den Konzern, der in den USA und drei weiteren Ländern 1700 Krankenhäuser und Ambulanzkliniken betreibt und 50 000 Angestellte zählt, muss mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Die Aktien, die vor zwei Jahren noch bei mehr als 30 Dollar notierten, sind inzwischen nur noch ein paar Cent wert und seit Ende vergangenen Monats vom Kurszettel in New York gestrichen. Seit 1999 haben Healthsouth-Manager die Gewinne des Konzerns um mindestens 1,4 Milliarden Dollar hochfrisiert. Aber was am meisten frappiert, ist die Unverfrorenheit, mit der sie das taten. Sie stellt alles in den Schatten, was die US-Öffentlichkeit von Enron oder Worldcom kennt.

      Quartal für Quartal versammelte Vorstandschef Scrushy sein Finanzteam um sich, um zu bestimmen, welches Gewinnziel (earnings per share) man den Wall-Street-Analysten präsentieren wolle und was zu tun sei, um es zu erreichen. Die Buchhalter mussten dann hunderte von Bilanzposten manipulieren, um auf das erwünschte Ergebnis zu kommen. Die Sitzungen wurden als "family meetings" bezeichnet, und die Fantasiezahlen, die die "Löcher" stopften, nannte man "dirt" (Dreck).

      Die Bilanzprüfer von Ernst & Young, die inzwischen ihr Mandat verloren haben, behaupten, sie hätten nichts gemerkt. Ihnen seien gefälschte Dokumente vorgelegt worden, und wenn sie Fragen hatten, bekamen sie einfach neue Unterlagen vorgesetzt. Mit Belohnungen und psychologischem Druck hielt Scrushy seine Mitarbeiter bei der Stange. Ihre Loyalität gründete sich unter anderem darauf, dass er den engeren Führungskreis vornehmlich in unbekannten kleinen Colleges in Alabama persönlich rekrutierte. Dann führte er sie in die große weite Welt seines Konzerns ein: Konferenzen in vornehmen Hotels, Flüge mit den zwölf Firmenjets, die sich Healthsouth hielt, Wochenend-Ausfahrten auf Scrushys Yacht namens "Chez Soirée". "Die Gehälter, die Reisen, das ganze Drum und Dran - es war einfach berauschend", schwärmte ein Angestellter einer US-Zeitung vor. Und die engsten Vertrauten lud Scrushy ein, in seiner Band mit zu spielen. William Owens zum Beispiel, der lange Finanzchef war und kürzlich ein Geständnis abgelegt hat, setzte Scrushy ans Schlagzeug. Den Buchhaltern, die wegen der Bilanzmanipulationen Fragen stellten, wurde bedeutet, es handle sich nur um "vorläufige" Korrekturen; die Verantwortlichen in der Chefetage würden später alles wieder zurecht rücken. Und jene, die dennoch moralische Skrupel zeigten, bekamen zur Antwort, rechtlich seien nur die obersten Manager haftbar, denn diese müssten schließlich die Bilanzausweise unterschreiben.

      Aber nachdem der Enron-Skandal ruchbar geworden war, als immer mehr US-Manager ins Gefängnis wanderten oder sich vor Gericht wiederfanden, wurden einige der Scrushy-Vertrauten nervös. Vor einem Jahr wollte eine kleine Gruppe den Konzernchef überreden, mit den Manipulationen aufzuhören und sich öffentlich zu seinem Fehlverhalten zu bekennen. Aber Srushy weigerte sich: Zunächst müsse er seine Aktien verkaufen. Kurz bevor Healthsouth im August erstmals beichtete, die Gewinnziele nicht zu erreichen, löste er Optionen auf fünf Millionen Aktien ein und kassierte dabei 52 Millionen Dollar. Aber auch diese Meldung war manipuliert: Wegen zu erwartender Nachforderungen der staatlichen Krankenversicherung Medicare werde der Gewinn künftig um 175 Millionen Dollar jährlich niedriger ausfallen, hatte das Unternehmen erklärt. In Wirklichkeit sind es jedoch, wie Experten glauben, nur etwa 25 Millionen. Die Aktien fielen an einem einzigen Tag um 44 Prozent. Dies rief die Behörden auf den Plan: Sie begannen wegen des Verdachts auf Insider-Handel zu ermitteln. Aber die Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) fand nichts heraus.

      Mehr Wirkung hatte jedoch das Sarbanes-Oxley Gesetz, das im vergangenen Sommer verabschiedet wurde. Es verpflichtet jeden Konzern- und Finanzchef, die Richtigkeit der Abschlüsse schriftlich zu verbürgen. Da wurde es dem ehemaligen Finanzvorstand Weston Smith zu heiß. Er könne nicht länger an den Bilanzmanipulationen mitwirken, gestand er seiner Frau. Kurz nach der ersten Sarbanes-Oxley-Bescheinigung ließ er sich auf einen untergeordneten Posten in einer anderen Abteilung versetzen. Aber es dauerte noch mehr als sechs Monate, bis er sich dazu durchrang, mit der inzwischen aktiver gewordenen Finanzpolizei Kontakt aufzunehmen und sie darüber zu informieren, dass die Geschäftszahlen von Healthsouth seit mehreren Jahren systematisch gefälscht werden.



      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 14.04.2003 um 17:48:53 Uhr
      Erscheinungsdatum 15.04.2003




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      das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
      Betrug und Lug ist dort Alltag!:(
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      schrieb am 15.04.03 00:14:28
      Beitrag Nr. 2.532 ()
      Börsenflaute trotz Blitzsieg im Irak

      Der Imperialismus triumphiert. 1999 die Kapitulation Jugoslawiens, 2001 das Ende der Taliban-Herrschaft, jetzt in Rekordzeit die Niederwerfung des Irak. Der Imperialismus triumphiert? An den Börsen ist man anderer Ansicht. »Die Friedensdividende fällt aus«, faßte die FAZ am Sonnabend zusammen, »statt zu feiern, herrscht Katerstimmung (...) Der aufgewirbelte Staub in Bagdad beginnt sich zu legen – und der Blick wird frei auf die alten Probleme.«

      Das dickste der alten Probleme hat der vermeintliche Sieger, die USA. Ausdruck der Misere ist die Leistungsbilanz der USA: Während im Außenhandel noch bis Anfang der achtziger Jahre schwarze Zahlen geschrieben wurden, hat sich seither ein Defizit entwickelt. Dessen Wachstum ist exponentiell. Lag es 1992 bei 50 Milliarden, so waren es 1998 schon 245 Milliarden und im letzten Jahr wohl über 450 Milliarden US-Dollar. Der marode Laden läuft nur weiter, weil ständig Leihkapital aus dem Ausland zufließt. Die Netto-Auslandsschuld der USA summierte sich im September 2001 auf knapp 3,5 Billionen US-Dollar, das sind etwa 35 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung. Notabene: Die DDR wurde im Herbst 1989 für bankrott erklärt, weil ihre Auslandsschuld 16 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung betrug ...

      Warum wollte der DDR 1989 niemand mehr Kredit geben, während Schatzbriefe und andere Wertpapiere der USA weggehen wie warme Semmeln? Warum hoffen Milliardäre auf der ganzen Welt, von Bush und Greenspan ihr Kapital mit Zins und Zinseszins zurückzubekommen, obwohl die immer tiefer im Defizitmorast versinken? Weil die Vereinigten Staaten, im Unterschied zur damaligen DDR oder anderen Schuldnerstaaten, ihre wirtschaftliche Schwäche mit militärischer Stärke ausgleichen können. Der überlegene Weltpolizist ist in der Lage, mit vorgehaltener Maschinenpistole jederzeit und an jedem Ort der Welt den Tausch von dollarnominierten Papierschnipseln in materielle Werte zu erzwingen. Daß die USA 1991 Kuwait freigekämpft und damit Saddams Zugriff auf die Ölreserven am Golf abgewehrt haben, erhöhte ihre Bonität an den internationalen Anlagemärkten. Die Folge war ein Kursfeuerwerk an der Wall Street, ausländisches Leihkapital schuf die Grundlage für die New Economy und den Boom der Clinton-Jahre.......



      http://www.faktinfo.de/forum/messages/5367.htm
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 00:17:33
      Beitrag Nr. 2.533 ()
      Hier mal der DAX mit den Retracement-Levels.
      Wie man sieht, haben wir bis 3600 noch `ne Menge Platz.:) :) :)


      Avatar
      schrieb am 15.04.03 00:20:30
      Beitrag Nr. 2.534 ()
      Der Spiegel; IWF, Global Financial Stability Report)

      Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet in der jüngsten Ausgabe, die Europäische Kommission habe gerade ein vertrauliches Papier über "Ungleichgewichte" und "Abwärtsrisiken" für die Finanzmärkte erstellt. Darin heiße es: "Das internationale Finanzsystem, das in den vergangenen Jahren durch eine Reihe negativer Ereignisse getroffen wurde, erscheint durch weitere Schocks verwundbar." An den Aktienmärkten bleibe die Stimmung "fundamental negativ". Banken, Versicherungen und Rentenfonds wären dadurch gezwungen, ihre Beteiligungen zu verkaufen. Dies könne "eine Abwärtsspirale aus fallenden Vermögenswerten und weiteren Verkäufen in Gang bringen".

      Zusätzliche Gefahr drohe durch neue Blasenbildungen, etwa bei Anleihen und Immobilien. Wenn diese platzen, würde die Weltwirtschaft schwer getroffen. Ein weiteres hohes Risiko für das Finanzsystem und die Weltwirtschaft sei die Gefahr einer "plötzlichen Anpassung" des gigantischen amerikanischen Zahlungsbilanzdefizits. Bisher halten die stark verschuldeten amerikanischen Haushalte und Unternehmen die Importe aufrecht, auch wenn dies die Verschuldung weiter erhöht. Ginge den Amerikanern das Geld aus, wäre dies "nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern für die gesamte Weltwirtschaft ein bedeutsames Risiko". Hinzu komme noch die Fragilität des Bankensystems in der EU. Es sei unsicher, wieviel zusätzliche Spannung das Bankensystem verkraften könne. Die Studie kommt zu dem Schluß, die Risiken für das Finanzsystem seien "substantiell" und die Herausforderungen für die Regierungen "überaus groß", insbesondere weil diese ihr "klassisches" Arsenal an Instrumenten zur Wirtschaftsbelebung längst aufgebraucht haben - die Zinsen haben bereits einen historischen Tiefstand und die öffentlichen Haushalte hohe Defizite.

      Eine Woche, nachdem der IWF in seinem halbjährlichen Global Financial Stability Report auf die systemischen Finanzrisiken hingewiesen hatte, warnte der Fonds nun am 3. April in seinem jüngsten World Economic Outlook vor den "beträchtlichen Risiken" der Immobilienblasen. In dem Kapitel "Wenn Blasen platzen" wird festgestellt, daß die Häuserpreise in Großbritannien inflationsbereinigt um fast 70% gestiegen sind, in den Niederlanden um 78%, in Irland um 102% und in den USA um 27%. Der IWF betont, platzende Immobilienblasen könnten schlimmere makroökonomische und finanzielle Folgen haben als Aktieneinbrüche. Solche Folgen wären u.a.: drastisches Sinken der privaten Nachfrage, Rückgang der Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie tiefe Einschnitte bei den Bauinvestitionen. Die IWF-Studie beruht auf Datenreihen über Immobilienpreise aus 14 Ländern vom 1. Quartal 1970 bis zum 3. Quartal 2002.

      Das US-Finanzministerium und die Federal Reserve wollen eingreifen, wenn der Irakkrieg Schocks für die US- und die Weltwirtschaft auslöse. Am 31. März wurde Finanzstaatssekretär John Taylor gefragt, ob die G-7 einen Plan für koordiniertes Handeln habe, falls der Irakkrieg länger andauere? Taylor antwortete, "wenn es irgendeinen Schock für die Wirtschaft gibt", seien die G-7-Regierungen vorbereitet; sie hätten darüber "viel diskutiert". Am selben Tag sagte die Fed-Gouverneurin Susan Bies in New Orleans, die Fed verfolge den Krieg und dessen wirtschaftliche Folgen sehr genau. "Wir werden ihn beobachten, und wenn wir an irgendeinem Punkt das Gefühl haben, daß etwas zu tun ist, werden wir angemessene Maßnahmen ergreifen."

      http://f7.parsimony.net/forum9673/messages/25263.htm
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 00:48:09
      Beitrag Nr. 2.535 ()
      Home : Malik aktuell



      Malik Aktuell

      13.04.2003
      Krieg gewonnen - Wirtschaft verloren?

      - Kriegsrally schwach
      - trotz manischer Kaufaktionen
      - Bearmarket noch lange nicht zu Ende


      Wie schon bisher dargelegt, war die Kurserholung vor und während der Kriegsereignisse bemerkenswert schwach. Die gesamte innere Verfassung des US-Aktienmarktes kündigt m. E. das Gegenteil dessen an, was die Mehrheit der Kommentatoren und Experten zu vermitteln versucht, nämlich eine Psychologie des Aufschwunges und das Ende des Bear-Markets. Der Bearmarket ist - obwohl er schon 3 Jahre dauert - noch lange nicht zu Ende.

      Bereits am 21. März, einen Tag nach Kriegsbeginn, hatte der erste Erholungsschub seinen Höhepunkt erreicht. Der zweite Schub kuliminierte am 7. April in einem 200 Punkte Opening Gap. Es war der Tag, an dem die US-Truppen in Baghdad einmarschierten. Am Tagesschluss war der Markt aber zurückgefallen auf den Vortagesstand und deutlich unterhalb des Schlusskurses vom 21. März.

      Vieles spricht dafür, dass damit eine Doppelspitze entstanden ist, und die Kurse nun fallen werden, vielleicht dramatisch.

      1. Die meisten Wirtschaftsindikatoren sind schwach bis miserabel. Das wurde durch die Kriegsnachrichten verdrängt, kommt jetzt aber wieder ins Bewusstsein.

      2. Noch immer halten rund 57% der Amerikaner Aktien und Fonds, gleich viel wie 2000, obwohl die meisen Konten Verluste zeigen. Über 50% der Investmentberater sind auf steigende Kurse eingestellt - eine Marke, die regelmässig Kursabschlägen vorausgegangen ist. Beides ist - gerade weil das allgemein für "bullish" gehalten wird - in Wahrheit das Gegenteil, nämlich ein starkes Verkaufssignal.

      3. Mehrere andere Indikatoren zeigen ebenfalls Verkaufssignale, darunter die Kaufwut der Kleinspekulanten bei Aktien-Terminkontrakten.

      4. Im Gegensatz dazu sind die Insider auf der Verkäuferseite. 90% aller Insider- Transaktionen während der letzten 3 Wochen waren Aktien-Verkäufe.

      5. Dazu kommt, dass die Cash-Reserven der Mutual Funds auf Rekord-Tiefständen sind. In den letzten 30 Jahren gab es nur dreimal Niedrigstände, wie jetzt, im Mai 72, im September 76 und im März 00. Jedesmal waren schwere Kursrückgänge die Folge. Das Pulver ist verschossen, das Geld investiert, die Kaufkraft aufgebraucht.

      6. Die europäischen und asiatischen Märkte haben wenig Kurserholung gezeigt. Der japanische Index ist auf einem 20-Jahres-Tief.

      Ich warne eindringlich vor den Kaufempfehlungen, die jetzt mehrheitlich gemacht werden. Es ist Zeit - vielleicht für lange - auszusteigen und - wenn man das Geschäft versteht - short zu gehen.

      Zurück
      http://www.mzsg.ch/
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 00:59:11
      Beitrag Nr. 2.536 ()
      Nach dem Krieg ...

      von Martin Weiss

      Letzte Woche gingen die beiden amerikanischen Indizes, Dow und Nasdaq im Wochenvergleich jeweils mit Verlusten aus dem Handel, obwohl die Nachrichtenlage für die Wall Street auf dem ersten Blick eigentlich nicht allzu schlecht war. Aber es zeichnete sich bereits am Montag ab, daß die "Irak-Rallye" wohl ausfallen bzw. auf spätere Zeit verschoben werden wird. Es war an jenem Montag schon mehr als ein Warnzeichen, als in den letzten Handelsstunden die breiten US-Indizes allesamt ihre hohen Gewinne abgeben mußten und nur noch knapp im Plus schlossen.

      Wie ich Ihnen letzte Woche schon so andeutete, scheint die Aufwärtsbewegung bereits vor dem endgültigen militärischen Sieg – ähnlich wie vor dem Krieg, als der Anstieg ja vier Tage vor den kriegerischen Handlungen begann – ins Stocken zu geraten. Der Hauptblickwinkel Irak dürfte nunmehr für die Aktienmärkte endgültig Vergangenheit sein. Jedoch war es für die Bullen wohl wirklich ernüchternd und sehr enttäuschend, als die Märkte nicht einmal bei der endgültigen Einnahme Bagdads mit einem zumindest kurzfristigen Kursfeuerwerk reagierten. Wie auch immer, der Irak-Krieg ist für die Masse der Investoren abgehakt. Nicht unterschätzt sollten aber mögliche Folge-Konflikte, etwa mit Syrien oder dem Iran werden. Ebenfalls sollte die Nachrichtenlage bezüglich der Gemengelage auf der koreanischen Halbinsel genau beobachtet werden. Auch hier schwelt noch ein Konflikt, der ebenfalls keineswegs ausgestanden und gelöst ist. Die möglichen schwerwiegenden Konsequenzen einer stärkeren Ausbreitung des SARS-Virus seien an dieser Stelle gänzlich unbeachtet.

      An der wirtschaftlichen "Heimatfront" in den USA hingegen zeichnet sich weiterhin keine Wende hin zum dauerhaften Aufschwung ab. Zwar waren am Freitag die Wirtschaftsdaten, Verbrauchervertrauen und Einzelhandelsumsätze, leicht verbessert, jedoch dürfte diese Entwicklung – mitunter durch die Erfolgsnachrichten vom Persischen Golf begünstigt – eher zeitlich sehr begrenzt wirken.

      Es sollte immer wieder klar betont werden, daß der wirtschaftliche Boden der einzig verbliebenen Supermacht alles andere als solide ist. Allein in den letzen beiden Monaten gingen mehr als 500 000 Arbeitsstellen verloren. Zudem sind selbst die Vorstandsvorsitzenden der großen Firmen keineswegs euphorisch, was die künftige Entwicklung angeht. Nurmehr 56 % der Bosse glauben daran, daß die Umsätze in ihren Unternehmen steigen würden. Im November letzten Jahres waren es noch 70 %. Schlimmer aber ist die Tatsache, daß nicht einmal 10 % der Unternehmen mittelfristig Neueinstellungen vornehmen wollen, wohingegen 45 % Arbeitnehmer entlassen wollen! Nicht zuletzt werden bei einem knappen Drittel der Firmen die Investitionen zurückgehen. Dies ist auch ganz gut verständlich, zumal mehr als 220 größere US-Aktiengesellschaften ihre Ertrags- und Umsatzprognosen im ersten Quartal des neuen Jahres nach unten hin revidieren mußten.

      Es ist schon richtig, daß die führenden Köpfe der US-Wirtschaft erkennen, in welch schlechtem Zustand sich die Wirtschaft wirklich befindet. Denn sie sehen und spüren tagtäglich, wie sich höhere Erzeugerkosten, ein schlechtes Verbrauchervertrauen, höhere Ausfallquoten bei den Kreditkarten und immer mehr Probleme im Immobiliensektor auf Umsätze und Erträge auswirken. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß die Investitionsneigung so gering ist. So lange aber die Verantwortlichen nicht wieder deutlich mehr Neueinstellungen und Investitionen tätigen, wird auch an den Aktienmärkten der Bärenmarkt nicht beendet sein. Im Gegenteil, ziemlich rauhe Zeiten liegen vor uns. Denn es gibt angesichts der immer noch mehr als nur ambitioniert hohen Bewertung der breiten Indizes keinerlei Grund, auf einen gesunden Aufwärtstrend der Aktien zu hoffen.

      Diese Baisse hat es wahrlich in sich und es wird noch sehr lange dauern, ehe wir wieder von einem tragfähigem Fundament aus uns gen Norden aufmachen können.

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      Wo ist der Nachkriegsboom?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Nun? Wo ist er? Ich meine den Nachkriegsboom.

      Das US-Verteidigungsministerium hat bewiesen, dass es das Schlachtfeld kontrollieren kann ... zumindest eine Zeitlang ... aber bis jetzt hat keine Regierungsabteilung und auch nicht die Zentralbank bewiesen, dass sie die gesamte amerikanische Volkswirtschaft kontrollieren kann.

      Soweit ich sehen kann, befindet sich die Wall Street immer noch im 4. Jahr ihres Bärenmarktes ... und die US-Wirtschaft folgt immer noch dem japanischen Beispiel ... hin zu einer langen, soften, langsamen, miserablen Korrektur.

      Der Dollar fällt wieder. Es scheint so, dass der anfängliche Enthusiasmus für die Operation "Irakische Freiheit", die den Dollar nach oben gezogen hatte, nun verpufft ist.

      Und es gab wieder zahlreiche Gewinnwarnungen. Von den Gesellschaften, die ein Update ihrer Geschäftsentwicklung präsentierten, haben 59 % schlechte News vermeldet ... verglichen mit 49 % vor einem Jahr. Nur 20 % sagten, dass sich die Dinge besser als erwartet entwickeln würden.

      Die US-Unternehmensgewinne fallen, weil die amerikanischen Konsumenten nicht mehr so viel wie früher konsumieren. Der Rückgang der Konsumausgaben spiegelt sich in den Einzelhandelsumsätzen wider – die normalerweise um 1 oder 2 Prozentpunkte fallen – und im schrumpfenden Handelsbilanzdefizit ... das im Februar leicht auf 40,3 Mrd. Dollar zurückgegangen ist.

      Was auch auf die Gewinne drückt, sind die Nachwirkungen der Fehler, die die Unternehmenslenker gemacht hatten, als sich niemand darum gekümmert hatte. Jetzt ist die Zeit der großen Firmenwertabschreibungen, und es wird zunehmend zu einer ehrlichen Bilanzierungspraxis zurückgekehrt.

      Ich weiß, dass ich Ihnen, liebe(r) Leser(in), das nicht zu sagen brauche – aber solange die Unternehmen nicht wieder Geld verdienen, werden sie keine neuen Leute einstellen oder ihre Netto-Investitionen ausweiten. Das lässt die Bürde der Wirtschaft auf dem Rücken des Konsumenten – eine Bürde, die er immer weniger schultern kann.

      Keiner dieser Trends – bei den Konsumausgaben und bei den Unternehmensgewinnen – wird schnell enden. Stattdessen wird der langsame, softe Abschwung wahrscheinlich weitergehen ... was vielleicht das Beste ist, worauf man hoffen kann.

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      Ernüchternde US-Wirtschaftsdaten

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Laut einer Umfrage des "Business Roundtable" wollen die Vorstandsvorsitzenden der großen US-Gesellschaften in den nächsten 6 Monaten weiter Arbeiter entlassen. Nur 9 % wollen neue Arbeiter einstellen, während 45 % Leute entlassen wollen. Autsch!

      Hinzu kommt, dass 27 % der Top-Manager sagen, dass sie in den nächsten 6 Monaten ihre Netto-Investitionen herunterfahren werden ... und nur 18 % wollen sie erhöhen. Doppeltes Autsch!

      Angesichts dieser Umfrageergebnisse könnte man denken, dass die tatsächliche Wirtschaftslage schlechter ist, als es die offiziellen Zahlen zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen. Vielleicht ist die Wirtschaft schwächer, als es aussieht, weil sie niemals so stark war, wie es in den Jahren der Spekulationsblase ausgesehen hatte.

      Mit anderen Worten: Auch wenn die Wirtschaftslage damals gut war, war sie nicht SO gut, sagt Dr. Kurt Richebächer (der gelegentlich Gastartikel für den Investor`s Daily schreibt). Dr. Richebächer meint: "Was für die Gesundheit und Stärke einer Volkswirtschaft zählt, ist nicht nur die Höhe des BIPs, sondern auch dessen Qualität, womit ich die Wachstumsquelle und das Wachstumsmuster meine. Wirklich gesundes und nachhaltiges Wachstum wird durch den Ansporn `attraktive Gewinne durch Investitionen` geschaffen. Aber das hat in den USA sehr gefehlt."

      Dr. Richebächer verweist auf die Jahre 1997–2001, als der Konsum für 82,6 % des amerikanischen BIPs verantwortlich war. "Dieser Anteil lag 15 Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnittswert", so Dr. Richebächer. "Laut der offiziellen Interpretation und der allgemeinen Wahrnehmung wurde das Wachstum der US-Wirtschaft in diesen Jahren durch starke Investitionen und Produktivitätswachstum angeführt. Aber die schmutzige Realität war, dass das Wachstum wie üblich durch die Konsumausgaben angeführt wurde, mit einem wichtigen Unterschied zu früher: Dieses Mal verschuldeten sich die Konsumenten extrem."

      Natürlich können wir alle beklagen, dass der Anteil der Konsumausgaben am BIP zu hoch geworden ist – aber es gibt keinen Zweifel, wenn diese Konsumausgaben nicht da sein würden, dann würden wir sie vermissen. Zuletzt ist der amerikanische Konsument aber so ängstlich geworden wie ein irakischer General. In der Woche, die am 5. April endete, sind die Einzelhandelsumsätze um 0,5 % gefallen. In der Vorwoche hatte es bereits einen Rückgang von 1,4 % gegeben.

      Dr. Irwin Kellner, Chefvolkswirt der North Fork Bank, schreibt dazu: "Eins ist sicher: Im Februar hat die US-Wirtschaft aufgehört zu wachsen, und seitdem ist sie zurückgegangen. Der Verlust von fast einer halben Million Arbeitsplätzen in den letzten beiden Monaten hat die Leute mehr verunsichert, als jede Unsicherheit wegen des Krieges ... der Prozentsatz der Leute, die seit 6 Monaten oder länger ohne Arbeit sind, steht so hoch wie noch nie in den letzten 50 Jahren. Die Umsätze mit relativ teuren Konsumgütern wie Autos gehen zurück, und der Tourismus und Flüge haben zu leiden ... nicht überraschend ist es da, dass die Fabriken derzeit so niedrig ausgelastet arbeiten wie seit 20 Jahren nicht mehr ..."

      Es gibt Gerüchte, dass der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld demnächst Syrien angreifen will. Und warum nicht? Es ist schließlich viel billiger, die Bomben, die vom Irakkrieg übriggeblieben sind, auf irgendwelche Nachbarländer des Irak zu schmeißen, als sie den ganzen Weg nach Hause zurückzuschippern.

      Wen sonst könnte der Falke Rumsfeld noch im Visier haben? Iran? Saudi Arabien? Die Bahamas? Und was ist mit diesen Kanadiern? Natürlich sehen die Kanadier derzeit wie nette Leute aus. Aber wer weiß, was für böse Pläne sie in der Zukunft ausbrüten könnten. Wäre es da nicht besser, das potenziell böse kanadische Regime zu stürzen, BEVOR es böse Taten vollbringen kann? Und nebenbei – Kanada ist reich an Bodenschätzen, die die USA gut gebrauchen könnten. Angesichts der kriegerischen Planung von Rumsfeld könnten die Investoren darüber nachdenken, US-Aktien zu verkaufen, um danach auf zwei Ereignisse zu warten: Zuerst einmal auf vernünftige Bewertungen am Aktienmarkt (entweder durch fallende Kurse oder steigende Unternehmensgewinne) und dann auf die Rückkehr von so etwas wie Vernunft ins amerikanische Verteidigungsministerium.

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      Kriegsmonumente

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Eine der außergewöhnlichsten militärischen Kampagnen, die jemals durchgeführt wurden."

      - Dick Cheney

      Was am Irakkrieg so außergewöhnlich war, das war nicht die Leistung der US-Truppen ... denn die war erwartet worden ... sondern die Inkompetenz ihrer Gegner.

      Es war auch nicht so sehr überraschend, dass das irakische Militär ein so armseliger Gegner für die US-Truppen war ... aber es war überraschend, dass der Irak überhaupt kein Militär zu haben schien. Die kleinen Widerstandsgruppen schienen selbständig zu handeln, ohne Generäle und ohne einen koordinierten Verteidigungsplan. Die Brücken in Bagdad wurden für den Feind intakt gelassen. Vereidigungspositionen wurden aufgegeben ... oder niemals besetzt. Die Ölpumpen arbeiteten weiter ... und Saddam Hussein erschien nicht auf dem Schlachtfeld, um seinen Truppen Kampfgeist zu geben – wie Napoleon oder General Lee (im amerikanischen Bürgerkrieg).

      Schon vor Kriegsausbruch berichteten die ausländischen Korrespondenten im Irak von nur geringen Kriegsvorbereitungen. Und dann, als der Krieg begann, eilten die irakischen Soldaten nicht in ihre Verteidigungsstellungen – denn die gab es gar nicht.

      Es war so, als ob Goliath David angreifen würde, und David würde zwar die Schleuder finden, aber keinen Stein. Schlimmer noch – der unglückliche David wusste gar nicht, wie man eine solche Schleuder benutzen sollte.

      Letzte Woche habe ich meine Enttäuschung über George W. Bush zum Ausdruck gebracht. Heute schreibe ich, um meine Verehrung für ihn auszudrücken. Ich sehe jetzt die Genialität der Falken in seiner Administration: Man muss den Feind mit Krieg bedrohen, wenn er nicht abrüsten will ... man sendet dann Inspektoren in sein Land, die kontrollieren sollen, ob Waffen vorhanden sind ... und dann greift man an, wenn die Waffeninspektoren nichts finden können.

      Diese Taktik haben schon die alten Römer benutzt. Niemand wollte als erster angreifen; denn die Kriegsgötter bevorzugen Aggressoren nicht. Aber wenn man schon zuerst angreift, dann sollte man einen guten Grund haben ... oder einen guten Grund vortäuschen.

      Michel, ein französischer Freund von mir, erklärte mir vor einigen Wochen dazu: "Die Römer sendeten Barbaren gesegnete Hühner als `Friedensgeste`. Natürlich aßen die Barbaren diese Hühner dann auf – sie wussten nicht, dass es geheiligte Hühner waren. Das war für die Römer ein Kriegsgrund – denn der Feind hatte die geheiligten Hühner gegessen!"

      Im modernen Rom (wo ich mich gerade aufhalte) sind überall Monumente, die an die Kriege Roms und die Kaiser und Feldherren, die sie geführt haben, erinnern. Ich merke gerade, dass die Kriege der USA gegen den Irak und gegen Afghanistan zwar außergewöhnlich sein mögen, aber sie sind nicht ohne Vorgänger in der Geschichte.

      Rom musste von Beginn an – seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. – seine Grenzen gegen wirkliche und potenzielle Feinde verteidigen. Die Etrusker, die Sabiner, die Sardinier, die Illyrer, die Kelten, die Germanen, die Parther, die Meder, die Karthager ...

      Die Liste geht immer weiter, und jeder Name bedeutet Schlachten, Kriege und Triumphe ... und gelegentliche Niederlagen ...

      Aber wir müssen nicht in die Antike zurückgehen, um so außergewöhnliche Kriege wie den Irakkrieg zu finden. Die Kolonialkriege, die Großbritannien im 19. Jahrhundert führte, um sein Imperium zu erweitern, waren nicht so unterschiedlich. In diesen Kämpfen – wie der Schlacht bei Khambula gegen die Zulus im Jahre 1879 – schafften es zahlenmäßig unterlegene, gut ausgerüstete und disziplinierte britische Truppen, die mit der damals neuesten Technologie ausgerüstet waren, erheblich größere Armeen zu besiegen ... und sie schafften es, Länder zu unterwerfen, die ein Vielfaches der Größe Großbritanniens betrugen.

      Man kann den Irakkrieg auch mit dem griechischen Unabhängigkeitskrieg Anfang des 19. Jahrhunderts (Griechenland war damals Teil des Osmanischen Reichs) vergleichen ... in dem die Briten gegen die Türken intervenierten. Die Türken waren so schlecht organisiert und so schlecht ausgebildet, dass die britischen Marineoffiziere meinten, "der sicherste Platz sei direkt vor den türkischen Kanonen." Man hätte diesen Krieg damals "Operation griechische Freiheit" nennen können, wenn die Briten mehr auf Umfragewerte geachtet hätten. Die Befreier dachten, dass sie die Nachkommen von Plato und Euklid von ihren muslimischen Unterdrückern befreien würden. Die Briten waren militärisch bald Herr der Lage ... aber sie hatten keine Idee, in was sie sich da eingelassen hatten.

      Beispielsweise ging Lord Byron nach Griechenland, um persönlich den Unabhängigkeitskrieg zu unterstützen. Aber er war bald abgeschreckt – denn die Griechen nutzten die Unabhängigkeit als Ausrede dafür, um den Türken die Hälse durchzuschneiden ... der Krieg, den die Briten begonnen hatten, war nicht so sehr ein edler Freiheitskampf, sondern ein allgemeines Blutbad – in dem sich die Türken und Griechen gegenseitig zu Tausenden töteten.

      In London wurden ein oder zwei Gedenksäulen aufgestellt ... und dann war die ganze Affäre schnell vergessen.

      Aber wohin haben diese imperialen Kriege geführt? Wurden die imperialen Staaten dadurch sicherer ... oder die Bürger dieser Staaten reicher?

      Gibt es wirklich nicht mehr als diese Monumente ... diese Relikte aus Zement und Stein ... die wie die Knochen eines ausgestorbenen Raubtiers in der warmen italienischen Sonne vor sich hin liegen?

      Mehr dazu demnächst ...

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      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 01:11:08
      Beitrag Nr. 2.537 ()
      Ein Gesundheitswesen nur für Gesunde?

      Die Schönrederei der neuesten Entwürfe überdeckt nicht den Mangel an Realitätsorientierung der damit befaßten Kommissionen. Zudem sind die Vorschläge an sich unsinnig, denn Kranksein ist weder planbar noch "durchökonomisierbar".


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      Benachteiligung der chronisch Kranken
      "Deutsches Zentrum für Qualität in der Medizin"
      Schöne Bescherung

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      "Unser Gesundheitswesen droht die Tradition der Nächstenliebe und der Zuwendung zu verlieren, wenn wir es allein den Ökonomen und Theoretikern überlassen", erklärte der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe bei der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Nordrhein am 22.März in Aachen. Der Ärztepräsident warnte vor der strengen Durchökonomisierung bei der Behandlung von kranken Menschen. Nach der Gesundheitsreform 2003 dürfe das Gesundheitswesen nicht nur ökonomischen Wettbewerbsregeln folgen. "Kranke Menschen zu versorgen, erfordert zunächst einmal ärztliche Verantwortung und Menschlichkeit", sagte Hoppe.

      Wie recht er mit seiner Warnung hatte, zeigt sich an der Rohfassung zur neuen Gesundheitsreform. "Mehr Wettbewerb" scheint auch die neue Parole der Reform in diesem Jahre zu werden. Danach soll ein verbesserter Wettbewerb unter den Leistungserbringern zu mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit führen. Das hat bisher in keinem Bereich funktioniert, egal welchen man sich näher betrachtet - und dabei ging es "nur" um Infrastruktur, Energieversorgung etc. Aber im Gesundheitswesen hat man es bekanntlich mit Menschen zu tun und nicht mit Maschinen.

      Trotzdem soll jetzt ausgerechnet mehr Wettbewerb unter den Krankenkassen, den Krankenhäusern und den Ärzten zur Rettung des Gesundheitswesens führen. Wobei man sich inzwischen fragen muß, ob die gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung überhaupt noch die Absicht dieser Bundesregierung ist.

      Das Ziel ist in jedem Fall, daß Krankenkassen mit den Ärzten nun Einzelverträge abschließen können und dies nicht mehr über die Kassenärztlichen Vereinigungen tun müssen. In der Folge entstünde ein Wettbewerb unter den Leistungserbringern um Vertragsabschlüsse mit den Kassen. Und auch die Krankenkassen gerieten in einen Wettbewerb untereinander. Diesen Wettbewerb, das gibt man inzwischen auch offen zu, werden nicht alle Ärzte und Kassen überleben. Also beste Versorgung für die Bevölkerung?!

      Der erklärte Hauptfeind der Krankenkassen und der Bundesgesundheitsministerin sind auf diesem Wege die Kassenärztlichen Vereinigungen. Im Gesetzesentwurf zur neuen Gesundheitsreform will Ulla Schmidt den Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen auch nur noch auf die hausärztliche Versorgung beschränken. Man muß davon ausgehen, daß die Krankenkassen die Ärzte zunächst mit guten Angeboten locken werden. Nach Abschluß eines Einzelvertrages aber kann der Arzt nicht mehr in den bisherigen Kollektivvertrag zurücktreten - es wird für ihn nur noch den Kampf ums Überleben geben.



      Benachteiligung der chronisch Kranken
      Auch sonst birgt der Entwurf zur Gesundheitsreform viel Sprengstoff. So will die Ministerin das System der Zuzahlungen neu ordnen. Wenn sich Versicherte in Hausarzttarife ihrer Kassen einschreiben und nicht mehr ohne Überweisung einen Facharzt aufsuchen, sollen sie mit geringeren Zuzahlungen belohnt werden. Sie zahlen künftig, unabhängig von der Höhe ihres Einkommens, nur noch einen Euro pro Medikament. Für diese Versicherten gibt es keinen direkten Zugang zum Facharzt, da sowohl ein Überweisungsvorbehalt als auch die Berichtspflicht des Facharztes an den Hausarzt zur Regel wird. Dem Hausarzt soll damit eine "kostensenkende Lotsenfunktion" im Gesundheitswesen zukommen.

      Chronisch Kranke, die auf den Facharzt angewiesen sind, werden dabei wohl von vornherein ausgeschlossen. Aber es wird sie noch härter treffen, wenn die bisherige Härtefall-Regelung, nach der chronisch Kranke und Einkommensschwache generell nichts zuzahlen, entfällt. Der Präsident des Sozialverbandes VDK, Walter Hirrlinger, bezeichnete diese Pläne richtigerweise als "ungerecht", da chronisch Kranke benachteiligt würden: "Dann sind diejenigen, die am wenigsten besitzen und am meisten krank sind, die Dummen." Er fügte hinzu: "Man kann doch nicht sagen: Wer mehr braucht, hat Pech gehabt." Wer allerdings auch künftig den freien Zugang zu allen Fachärzten haben will, zahlt weiterhin bis zu 5 Euro für ein Medikament.

      Während Hausärzte künftig grundsätzlich eine Kopfpauschale erhalten sollen, werden die Fachärzte nach Fallpauschalen und Leistungskomplexen honoriert: "Die Vergütung erfolgt in Abhängigkeit von der Beachtung bestimmter Leitlinien." Diese Leitlinien soll das geplante Zentrum für Qualität in der Medizin ausarbeiten. Dieses Zentrum soll nicht nur Patienten informieren, sondern auch Behandlungsleitlinien für Ärzte erarbeiten und die Preise neuer Medikamente unter die Lupe nehmen. Damit tut man so, als könnte man Patienten in Schemata pressen. Es ist also nicht genug damit, daß die freie Ausübung des Arztberufes durch festgelegte Budgets beschnitten wird, nun soll auch noch festgeschrieben werden, wie behandelt werden darf. Das aber ist "Staatsmedizin" im negativsten Sinne.



      "Deutsches Zentrum für Qualität in der Medizin"
      Diese Entwürfe beschneiden den Einfluß der Kassenärztlichen Vereinigungen und des Kassenärztlichen Bundesverbandes (KBV) derart, daß in Zukunft das neu zu schaffende Deutsche Zentrum für Qualität in der Medizin zu einem Machtfaktor wird, da es "für die Bewertung des medizinischen Nutzens und der Qualität sowie der Wirtschaftlichkeit der Leistungen" in vielen Bereichen die Leitlinien aufstellen wird:

      Bereitstellung von Informationen für Versicherte über Leistungen, Qualität und wissenschaftliche Erkenntnisse in der ambulanten und stationären Versorgung,
      Erstellung von evidenzbasierten Leitlinien und pflegerischen Standards für ausgewählte Krankheiten,
      Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten und Stellungnahmen zur Qualität der Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV),
      Abgabe von Empfehlungen an die Bundesausschüsse,
      Abgabe von Empfehlungen zur Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen für den Nachweis der Fortbildungspflicht der Ärzte (an ihre Erfüllung soll der Bestand der Zulassung geknüpft werden),
      Abgabe von Empfehlungen an die Spitzenverbände der GKVen über Referenzarzneimittel zur Bildung eines vorläufigen Festbetrages und
      von 2005 an die Abgabe von Empfehlungen, für welche chronischen Krankheiten Disease-Management-Programme entwickelt werden sollten und welche Anforderungen an diese zu stellen sind.
      Das Zentrum soll den Autoren nach "eine wichtige Hilfestellung für die Selbstverwaltung" werden, d.h. die Entscheidungsgewalt über Art und Umfang der medizinischen Versorgung sowie die künftige Arzneimittelversorgung in Deutschland läge in letzter Konsequenz beim Zentrum. Dieses gibt dann "Empfehlungen zum Nutzen einschließlich seiner finanziellen Bewertung sowie zur Anwendung der Arzneimittel" an die Bundesausschüsse, ebenso auch bei Erstzulassungen von patentgeschützten Arzneimitteln und für Medikamente, "die von erheblicher Bedeutung für die Patientenversorgung sind oder erhebliche Ausgaben verursachen". Dabei wären politische Vorgaben leichter vorzuschreiben und durchzusetzen. (Bei der gegenwärtigen finanziellen Lage der GKV beträgt das vorläufig berechnete Defizit für das abgelaufene Jahr 2002 2,96 Milliarden Euro.)


      Schöne Bescherung
      Bei der geplanten Praxisgebühr von 10 bis 15 Euro sind Ausnahmen vorgesehen. Diese Abgabe soll demnach nur erhoben werden, wenn ein Patient ohne Überweisung einen Spezialisten aufsucht. Aber schon wird geunkt, daß die Hausärzte dann wieder die Kosten in die Höhe treiben, da sie für jede Überweisung eine Beratung in Rechnung stellen würden. Und überhaupt: Erst wählt man den Tarif, der freien Zugang zu den Fachärzten gewährt, zahlt auch schön seine 5 Euro pro Medikament, um dann an der nächsten Tür noch einmal zur Kasse gebeten zu werden.

      Falls Sie in der nächsten Zeit eine Blindarmoperation hätten, könnte es Ihnen passieren, daß Sie um die Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse streiten müßten. Meistens passieren Blindarmoperationen aber spontan, da die Beschwerden erst im Akutstadium auftreten, und sie lassen sich schlecht planen. Trotzdem schlägt die AOK das Unmögliche vor. Die Bedarfsplanung der Länder, die die Betten- und Leistungskapazitäten festlegt, solle durch bundeseinheitliche Vorgaben ersetzt werden, was z.B. bedeutete, daß auf Bundesebene ermittelt und festgeschrieben würde, wie viele Blindarmoperationen in einer Region benötigt werden. Nach Bedarf könnten die Kassen dann Verträge mit ausgewählten Krankenhäusern über die notwendigen Operationen abschließen. ("Blinddarmoperation? Vorgaben für dieses Jahr leider schon erfüllt!") Die Idee dahinter ist natürlich die langfristige Schließung von Krankenhäusern und ein weiterer Bettenabbau.

      Daß den Patienten und Ärzten noch einiges blüht, zeigte sich kürzlich in Hamburg. Da hatte die BKK Ende März eine Liste mit zehn Arztpraxen veröffentlicht, die durch besonders häufiges Krankschreiben "auffällig" geworden seien. Diese Liste schickte die Kasse an mehr als 2000 Hamburger Unternehmen und forderte die Firmenchefs auf, Blaumacher-Verdachtsfälle unter den Mitarbeitern an die Kasse zu melden. Nicht nur, daß Ärzte auf niedrigste Art und Weise diffamiert werden und daß Leute aufgefordert werden, andere zu denunzieren, es werden auch Patienten auf bloßen Verdacht hin für gesund erklärt. Das ist eine klare Grenzüberschreitung. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Michael Späth, sieht indes den Straftatbestand der Verleumdung erfüllt. Wenn die Sanierung einer Krankenkasse solche Ausmaße annehme, "dann muß man sie endlich schließen". Die BKK Hamburg ist mit 40 Millionen Euro stark verschuldet.. ...

      Frauke Richter
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 16/2003
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 01:44:20
      Beitrag Nr. 2.538 ()
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      Operettenimperialismus

      Ulrich Berger und Christoph Stein 14.04.2003
      Zu Emmanuel Todds Nachruf auf die Weltmacht USA

      Allenthalben hört man von der unendlichen Überlegenheit der USA, von ihrer ökonomischen Übermacht, ihrer waffentechnischen Einzigartigkeit, ihren unendlichen Ressourcen. An einem beliebigen TV-Abend hört man dieses Mantra mindestens ein dutzendmal, teilweise drei- viermal kurz hintereinander. Im scharfen Kontrast zur angeblichen Allmacht der USA stand das Vorspiel zum Irak-Krieg im UN-Sicherheitsrat: Die USA und Großbritannien standen allein. Mexiko, Chile und Deutschland sagten nein, selbst politische und wirtschaftliche Zwerge wie Angola muckten auf und zum Schluss verweigerte gar die Türkei die Gefolgschaft. Und auch jetzt geht das Gezerre in der UNO munter weiter. Zwei Fragen drängen sich auf: Sind die USA wirklich so mächtig? Braucht die Welt diese Macht überhaupt?






      Emmanuell Todd, französischer Demograf und Historiker, der in einer Studie schon 1976 den Untergang der Sowjetunion vorhergesehen hat, beantwortet in seinem Essay "Weltmacht USA. Ein Nachruf", beide Fragen mit einem klaren Nein. Das Buch wurde bisher schon in 11 Sprachen übersetzt und hat eine lebhafte Debatte ausgelöst. Unter anderem auf der webpage der schweizer Wochenzeitung WOZ.






      Die globale Schwäche der USA


      Das Buch steht in einer Reihe verschiedener Theoretiker, für die die USA sich eher im Niedergang als im Aufstieg befinden. Erinnert sei an einige Stimmen aus den letzten Zeit (s. a. Defense Strategy Review):

      Immanuel Wallerstein, einer der führenden Historiker an der Yale-Universität, schrieb in der Zeitschrift Foreign Policy einen langen Aufsatz The Eagle Has Crash Landed unter der Frage: "Werden die Vereinigten Staaten lernen, ruhig zu verblassen, oder wird der Widerstand der Konservativen den langsamen Niedergang in einen raschen und gefährlichen (für die ganze Welt gefährlichen) Fall verwandeln?"
      Anatol Lieven von der Carnegie-Stiftung beschreibt das Dilemma eines amerikanischen Imperiums: Er ist entweder zu teuer, oder es funktioniert nicht.
      Charles Kupchan, Professor an der Georgetown University stellt die Frage nach dem Ende des Westens und dem Beginn einer Entfremdung zwischen Europa und den USA mit ungewissen Ausgang für die USA.
      Martin Walker, Fellow am World Policy Institute, spricht von Amerikas virtuellem Imperium aus Microsoft und Coca Cola, und warnt vor dem Bestreben nach einem realen Imperium, das dann ebenso verwundbar wird, wie alle Imperien die in der Geschichte schon untergegangen sind.
      Michael Hardt warnt die globalen Eliten, dass der US-Imperialismus nicht in ihren Interesse ist, da er dem alten und stets gescheitertem hybriden Glauben eines jedem Imperialismus folgt, er könne die Welt nach seinem Bilde formen.
      Todd sieht in dem martialischen Auftreten der USA auf der Weltbühne den Versuch die eigene Schwäche zu überspielen und sich unentbehrlich zu machen. Tatsächlich brauche die Welt die USA nicht als Weltmacht, auch nicht im Kampf gegen den Terrorismus. Dieser werde sich ganz von selbst erledigen, meint Todd.


      Der weltweite Sieg der Demokratie


      Für Todd befindet sich die Welt auf einem eigentlich guten Wege. Es gibt einen gewaltigen kulturellen Fortschritt, der alle Länder, auch und gerade die ärmsten, erreicht hat, die anhaltende Alphabetisierung und die Geburtenkontrolle. Im gleichen Maße, wie die Alphabetisierungsquote weltweit gestiegen ist, ist die Geburtenrate weltweit gesunken.

      Beide Tendenzen zusammen bewirken eine kulturelle Revolution, die die Menschen aus ihren traditionellen Verwurzelungen heraus- und sie hineinreißt in eine Übergangskrise aus Orientierungslosigkeit und Leid sowie Aufbruch und Hoffnung. Diese Übergangskrise ist nicht sehr verschieden von der Krise, die wir in Europa vor 200, 300 Jahren durchlebt haben. An Ende dieser Übergangskrise, die in den islamischen Ländern den Terrorismus hervorgebracht hat, wird ebenso wie in der europäischen Vergangenheit eine Stabilisierung und eine Demokratisierung eintreten, in welcher Form auch immer. Der Terrorismus ist ein vorübergehendes Phänomen, das in nächster Zukunft von selber verschwinden wird, ganz ohne jegliche Intervention von außen. Die Welt befindet sich unaufhaltsam auf dem Weg zu Demokratie und Liberalität. Todd fügt mit diesen Überlegungen demografisches Fleisch an die dürren, spekulativen Thesen Francis Fukuyamas .

      Für die USA bedeutet dieser Prozess der Demokratisierung der Welt eine ernsthafte Bedrohung: Sie wird als Weltpolizist überflüssig.


      Verlust der Hightech-Überlegenheit


      Zu diesem Funktionsverlust kommt nach Todd noch eine weitere Kränkung hinzu: Die USA befinden sich wirtschaftlich in einer Situation zunehmender Schwäche. Todd begründet dies mit dem schon vielfach diskutiertem Fakt des immensen Außenhandelsdefizits. Dieses Defizit wird in der deutschen linken Debatte gerne als Menetekel des bald bevorstehenden endgültigen Zusammenbruchs des Kapitalismus angesehen, Todd interpretiert es jedoch auf eine neue und theoretisch interessante Weise.

      Zum Verständnis des Außenhandelsdefizits der USA bieten wir im folgenden einige Grafiken, wirtschaftliche Daten und zusätzliche Überlegungen, die sich zwar nicht bei Todd finden, die uns aber die Darstellung seiner Überlegungen erleichtert.




      Quelle: Hypovereinsbank






      Die deutschen Lohnstückkosten sinken mit geringen Schwankungen, seit 1993 kontinuierlich, die Folge der stetig steigenden Produktivität und der stagnierenden Löhne. Das Resultat ist der deutsche Exportboom und der deutsche Kaufkraftschwund.. Die US-Lohnstückkosten dagegen steigen im gleichen Zeitraum, ihre Produkte sind auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig.





      Eigene Grafik nach Daten des Bureau of Economic Analysis






      Als Folge bleibt das Wachstum der industriellen Güterproduktion der USA seit Mitte der 1980er Jahre hinter den anderen Branchen, insbesondere Handel, Dienstleistungen und Finanzdienstleistungen weit zurück.



      Quelle: Hypovereinsbank






      Im gleichen Maße wächst das Handelsbilanzdefizit. Es hat im letzten Jahr die astronomische Summe von 500 Milliarden $ pro Jahr angenommen.

      Diesen Daten entspricht auch die Alltagserfahrung: Computer stammen aus Taiwan. Werkzeugmaschinen und Autos stammen aus Deutschland. Roboter stammen aus Japan.

      Einzig in dem schmalen Segment der CPUs halten die USA noch ein Monopol und auch Microsoft behauptet sich noch im Markt der Betriebssysteme und Bürosoftware, obgleich bedroht von Linux und Konsorten. Ansonsten kämpfen die USA um ihre Pfründe aus vergangenen Zeiten, um Urheberrechte und Patente. Der amerikanische Kapitalismus ist auf dem Weg in den Rentierkapitalismus. Die USA haben ihre Produktion ausgelagert, damit aber haben sie auch ihren Entwicklungsvorsprung verloren.

      Die USA haben ihre Überlegenheit auf dem Hightech-Sektor nicht kampflos aufgegeben, sie haben alles, was ihnen möglich war, versucht: Geheimhaltung, Exportbeschränkungen, Industriespionage. Es hat alles nichts genutzt. Grund war vermutlich, neben rein ökonomischen Faktoren, ein kultureller Faktor.

      "Ökonomie" ist nach unserer Überzeugung keine ontologische Wesenheit, die man aus sich selbst heraus begreifen könnte, sondern bestenfalls eine Betrachtungsweise mit begrenzter Aussagekraft. In das tatsächliche Wirtschaften gehen politische, mentale, demografische etc. Faktoren mindestens gleichgewichtig ein.

      Am Beispiel der Softwareentwicklung wird dies anschaulich. Im US-amerikanischen, wenn auch vielleicht nicht im kalifornischen Verständnis ist Software, wie jede andere geistige Schöpfung auch, eine Ware wie alle anderen, verdammt dazu, ein Handelsartikel zu sein und seinem Produzenten Geld, möglichst viel Geld einzubringen. In einem alteuropäischen und auch asiatischen Sinn ist eine geistige Schöpfung, also auch Software, Gemeineigentum der Menschheit. Dieser geistige Krieg zwischen einem proprietären und besitzegoistischen und einem universalistischen und kooperativen Verständnis der neuen Technologien ist unserer Überzeugung nach im Begriffe, zugunsten des universalistischen und kooperativen Zugangs auszugehen.

      Neue Technologien, also wissensbasierte Technologien, üben einen stummen Zwang zur Kooperation, zum Universalismus aus. Kein Konzern, kein Land kann sich dieses Wissen monopolistisch aneignen. Ein Unilateralismus auf dem Gebiet des Hightech ist nach unserer Überzeugung zum Scheitern verurteilt. Im Fall der USA ist dieser Versuch bereits geschehen. Da dies der neoliberalen Ideologie, dem Glauben an die Macht des Egoismus und der Abgrenzung widerspricht, dürfte diesem Glauben auch keine große Zukunft beschieden sein.


      Der amerikanische Aktienboom


      Die USA haben ihren technischen Vorsprung auf fast allen Gebieten eingebüßt. Todd erwähnt in seinem Buch exemplarisch das europäische Satellitennavigationssystem Galileo und die Stärke von Airbus.

      Die USA sind den Weg der geringsten Mühen gefolgt. Sie haben ihre Position als letzte Supermacht sowie die Rolle des US-Dollar als faktische Weltwährung ausgenutzt und eine Politik des starken Dollar verfolgt. Dieser schwächte zwar die US Industrieproduktion und begünstigte die Importe, mit der Folge eines wachsenden Handelsbilanzdefizits, auf der anderen Seite aber war der US-Dollar ein natürlicher sicherer Hafen, eine globale Anlagewährung. Die USA konnten so ihre defizitäre Handelsbilanz über Kapitalimport finanzieren, mit der Folge stetig steigender Aktienkurse, was wiederum neues Kapital anlockte und die Kurse weiter in die Höhe trieb. Ein über 10 Jahre sich ständig selbst verstärkender Kreislauf. Die Kurve des Dow Jones Index zeigt dies anschaulich. Man erkennt deutlich den seit Mitte der 80er Jahre stetig ansteigenden Kursverlauf (aufsteigender Korridor) und den Bruch in dieser Kurve seit Ende 1999. Die Kurve bewegt sich "seitwärts", aber mit deutlichem Trend nach unten (rot gezeichneter Korridor).




      Quelle: Grafik nach Elliott Wave Technical Analysis and Market Timing for Dow Jones






      Die USA exportieren keine Waren, sie exportieren Aktien. Dieser Export stieg von 35 Milliarden US-Dollar im Jahre 1991 auf 502 Milliarden US-Dollar im Jahre 2001. Der Kauf einer Aktie ist aber nur in Ausnahmefällen, bei den eher seltenen Aktienemissionen, eine Investition in ein Unternehmen. In den meisten Fällen ist der Aktienhandel ein Second-hand-Handel, der Kauf einer Aktie von einem Vorbesitzer. Und dieser kann sich für das Geld dann Beliebiges kaufen, Truthahnbraten, Rotwein oder auch einen neuen Porsche. Das Resultat ist eine historisch bisher einzigartige Situation: Die USA bilden den globalen Endverbraucher im Sinne der Keynesschen Theorie, der die ganze Welt für sich arbeiten lässt und diesen Megakonsum mit dem Profit der Eliten der anderen Länder finanziert. Dieses Geld fehlt dann trivialerweise in den anderen Ländern, mit der Folge, dass dort die Nachfrage zusammenbricht. Diese schwelende Deflation kann jederzeit in eine akute deflationäre Abwärtsspirale umschlagen.

      Todd beschreibt das als eine globalen keynesianischen Situation: Das weltweite Zinskapital wird von den USA aufgesogen und in Konsum verwandelt. Diese Interpretation der amerikanischen Verschuldung erscheint uns bemerkenswert. Sie beantwortet eine Reihe von ansonst nicht beantwortbaren Fragen:

      Warum befinden sich alle Industrieländer, außer den USA, hart am Rande der Deflationskrise?
      Warum scheitern alle Versuche, wirtschaftspolitisch von den USA zu lernen?
      Warum gibt es keine keynesianische Wirtschaftspolitik mehr in Europa?
      Warum scheint Deutschland in einer unaufhaltsamen Abwärtsbewegung gefangen zu sein?
      Die Situation der USA erinnert an das römische Imperium. Auch Rom hat die Produkte der ganzen damaligen Welt konsumiert und selbst nichts produziert, jedoch mit einem wesentlichen Unterschied: Die damaligen unterworfenen Völker, ihre Eliten ebenso wie deren Untertanen, wussten sehr genau, welchen Tribut sie Rom entrichten mussten. Heute wird stattdessen in populistischen Wirtschaftsmagazinen der naive Glauben genährt, das Geld, das an die Wallstreet fließt, würde in produktive Anlagen investiert. Ein Glaube, der unserer Ansicht nach, durch diverse Mythen noch verstärkt wird:

      Der Mythos von der postindustrielle Gesellschaft


      Die Mythen über das Wunder der amerikanischen Wirtschaft lassen sich in eine einfache Formel fassen: Wir sind noch nicht so weit. Man stilisiert die einzigartige Situation der USA zum historischen Trend, liest etwa aus dem Niedergang der amerikanischen Industrie und dem Aufblähen des Dienstleistungssektors und des Konsums eine neue historische Epoche heraus und erfindet eine neue Gesellschaftsformation: Die postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft.

      Tatsächlich bedeutet der technische Strukturwandel das Ende der fordistisch organisierten Industrie. Also nicht die Abkehr von der Industrie überhaupt, sondern eine anders organisierte Industrie. Ihre Kennzeichen sind enge kooperative Strukturen aus Grundlagenforschung, Entwicklung und Produktion, organisiert in kleinen, flexiblen Einheiten.

      Der Untergang der fordistischen Industrie hat eine immense Zahl von Arbeitskräften in die Arbeitslosigkeit entlassen. Ob die neuen Produktionsstrukturen eine gleichwertige Zahl neuer Arbeitsplätze schaffen, ist noch offen, auf jedem Fall wird sich das Qualifikationsprofil entscheidend wandeln. Für unqualifizierte Hilfskräfte besteht kaum noch Bedarf.

      Die verselbständigten Kapitalströme hingegen verzerren das Bild, sie bewegen sich konträr zur tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung.

      Die Krise der New Economy hat gewisse Zweifel geweckt an der Zukunftsfähigkeit der US-Ökonomie. Der Enron-Skandal, der Offenbarungseid des US-Besitzegoismus beim Umgang mit den neuen Technologien, demonstrierte den Eliten der Vasallen die Brüchigkeit der amerikanischen Wunder (vgl. den roten Korridor in der Kurve des Dow Jones oben).


      Die amerikanische Paranoia


      Das Resultat der Entwicklung der letzten 15 Jahre ist für Todd eine allseitige wirtschaftliche Abhängigkeit der USA. Sie sind abhängig vom Warenimport, nicht nur beim Öl, sondern bei allen Produkten und sie sind abhängig vom Kapitalimport. Diese Abhängigkeit ist für die USA eine neue Erfahrung. In ihrer gesamten bisherigen Geschichte waren sie wirtschaftlich autark. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam zu dieser Stärke, die aus der Autarkie stammte, noch ihre Rolle als Schutzmacht der kapitalistischen Nationen gegenüber der Sowjetunion hinzu. Sie waren stark und sie wurden gebraucht. Mit dem Ende der Sowjetunion haben sie ihre Funktion als Schutzmacht verloren und ihre Autarkie eingebüßt.

      Der bequeme Weg, den die USA nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gegangen sind, führte sie in eine kontradiktorische Situation. Die Auslagerung der Produktion in die Peripherie widerspricht dem Wunsch nach Beherrschung der Peripherie.

      Die Peripherie gewinnt technische Kompetenz und damit Macht und Selbständigkeit, die Zentrale des globalen Kapitals verliert dagegen ihre Suprematie. Mit dem Euro droht der Verlust des US-Dollar-Monopols und damit das mögliche Ende des scheinbar unendlichen Kapitalimports. Europa entgleitet der Kontrolle, Russland erholt sich wieder, China entwickelt sich unaufhaltbar zur Wirtschaftsmacht und Japan ist unverwüstlich.

      Dies stürzt die USA in eine tiefe paranoide Krise. Ihre Antwort ist der verzweifelte und hybride Wille zur imperialen Weltgeltung.

      Innenpolitisch schwindet das universelle, der Gleichheit zugewandte Bewusstsein, es steigt die Diskriminierung, etwa der Schwarzen und der Hispanos. Dieser innenpolitische Rassismus geht einher mit dem Willen nach imperialer Herrschaft über die Welt. Israels Diskriminierung der Palästinenser wird so zum Vorbild. Bemerkenswerterweise nutzt die ZEIT in ihrer Rezension vom 27. März 2003, die die wesentliche Argumente noch nicht einmal zutreffend referiert, diese kritische Beobachtung von Todd, um den Autor als "antiamerikanisch" und "antiisraelisch" abzuqualifizieren.

      Jedoch reicht die tatsächliche Stärke der USA zu einem offenen, weltweiten Imperialismus nicht aus. Aus dieser Schwäche heraus und dem paranoiden Wunsch nach Stärke folgt eine theatralische Simulation der Überlegenheit, ein theatralischer Mikromilitarismus. Die USA haben keine imperiale Strategie, sie schaffen nur, wo sie können, Unordnung, um sich dann als angeblich unverzichtbare Ordnungsmacht ins Spiel zu bringen. Es war unserer Ansicht nach schon immer eine Strategie der USA, die eigene Stärke durch die Schwächung des Gegners zu sichern. Diese Strategie setzt aber eine tatsächliche eigene Stärke voraus. In dem Maße, in dem diese schwindet, wird diese Strategie irrational.

      Der theatralische Mikromilitarismus der USA treibt die euroasiatischen Mächte in ein gemeinsames Boot.

      Absehbare Folge wird eine multipolare Welt sein, in die sich auch die USA einordnen werden. Die regionalen Wirtschaftszentren werden wieder einen eigenen Keynesianismus entwickeln müssen, samt einem die Demokratie fördernden neuen wirtschaftlichen Protektionismus. Die UNO wird zukünftig eine wesentlichere Rolle spielen

      Damit wird aber der globale Wallstreet Keynesianismus unhaltbar. Die USA werden sich also umorientieren und wieder selbst produzieren müssen. Todd sieht dies aber nicht als prinzipielles Problem an. Zwar schätzt er, dass der Lebensstandard der USA um 15 bis 20 Prozent sinken dürfte, wenn es sein Handelsbilanzdefizit ausgleichen muss, weil der Kapitalimport ausbleibt. Die amerikanische Flexibilität wede auch dieses Problem meistern. Wir denken, dass man an diesem Punkt skeptischer sein sollte. Immerhin gibt es in den USA einen recht militanten bewaffneten Rassismus.

      Die USA besitzen vielleicht noch die globale Lufthoheit, auch in den Köpfen, aber auf dem Boden sieht es schon anders auf. Diese Kluft zwischen theatralischem Auftreten und beschworenem Bewusstsein und der tatsächlichen Stärke erinnert fatal an die letzten Jahre der Sowjetunion. Die Gebetsmühle von der "transatlantischen Freundschaft" weckt Assoziationen zur "unverbrüchlichen Freundschaft mit der Sowjetunion". Die Ähnlichkeit geht bis in die Details der Wortwahl. Todd sieht diese Parallele bei den Wirtschaftdaten der USA: Sie sind heute ähnlich zuverlässig wie die Planziffern der späten UdSSR.


      Eine Alternative Sichtweise: Neoliberale Diktatur der Eliten


      Die Züricher WOZ hat eine Debatte über das Buch von Todd eröffnet. Den Anfang macht ein Artikel von Oliver Fahrni Die Burg zieht die Zugbrücke hoch. Die Grundthese ist: Es geht nicht primär um die USA, sondern um den Weltbürgerkrieg einer globalisierten Elite gegen den Rest der Menschheit.



      Tatsächlich ist Globalisierung ein soziales Erdbeben: die Lösung eines entscheidenden Teils des Kapitals von ihren Gesellschaften, also die Emanzipation von jener Form der politischen Organisation der Menschheit, die das Kapital mitgeschaffen hatte. Zwischen 1985 und 1995 entstanden mehr transnationale Konzerne als in den zweihundert Jahren zuvor. Sie erwirtschaften heute fünfzig Prozent der Wertschöpfung. Da ist eine Ökonomie entstanden, die sich jedem politischen Zugriff entzieht. (...)
      Die rechten Revolutionäre um Wolfowitz & Kristol glauben, dass die Menschheit vor der Alternative steht, entweder mit der Marktwirtschaft zu brechen - was sie nicht wollen - oder mit zunehmenden sozialen Differenzen, zunehmender Gewalt, dem molekularen Bürgerkrieg zu leben. Dafür rüsten sie. Die Burg zieht die Zugbrücke hoch. Gated Communities sind das künftige Lebensmodell für die Eliten. Amerika sucht keine territoriale Ausdehnung. Sein Imperialismuskonzept ist nicht mehr amerikanisch - es ist das Unterfangen, sich den globalisierten Eliten als Gewaltmonopolist anzubieten. Um das durchzusetzen, werden Feinde geschaffen.





      Wir haben an diesen Überlegungen unsere Zweifel. Ist "Marktwirtschaft" dasselbe wie Globalisierung? Wie sollen die strukturellen Nachfrageprobleme der Marktwirtschaft gelöst werden, ohne keynesianische Lösung, wie auch immer sie aussieht, also ohne Transformation des Zinskapitals in Konsumnachfrage? Dies ist die Stärke der Toddschen Überlegungen, auf die Oliver Fahrni leider nicht eingeht. Eine Diktatur der Elite bringt zur Lösung dieses prinzipiellen Problems nichts

      Kann eine postfordistische Industrie als Diktatur einer Elite funktionieren? Gibt es kooperative Strukturen in einer neoliberalen Situation? Technologisch führend sind Japan und Deutschland, also Länder, in denen der Neoliberalismus umstritten ist. Die "Gated Communities" gibt es in den USA und in einigen Ländern Südamerikas, also Ländern mit ruinierter bzw. mit schrumpfender Industrieproduktion.

      Emmanuel Todd: Weltmacht USA. Ein Nachruf. Piper. 265 Seiten. EUR 13,-

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 20:34:17
      Beitrag Nr. 2.539 ()
      15.04. 20:03
      Wirtschaftsdaten - Überblick
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Nachfolgend eine Zusammenfassung der heutigen Wirtschaftsdaten aus dem BörseGo US NewsFeed:


      Die Stimmung in der produzierenden Industrie in New York hat sich im April weiter eingetrübt. Die Notenbank von New York berichtet, dass der Index zur so genannten „Empire State Manufacturing Survey“ von -2.8 auf -20.4 gefallen sei. Gleichzeitig ging die Auftragseingangskomponente fiel von -4.7 auf -15.9, während die Erwartungskomponente von 30.2 auf 37.9 anstieg. Werte unter 0 deuten darauf hin, dass die Mehrheit der befragten Unternehmer keine Besserung oder gar eine Verschlechterung erwartet.


      Der aktuelle BTM-UBSW Bericht zum US-Einzelhandelsumsatz zeigt, dass ein besseres Wetter und das anstehende Osterfest die Aktivität im Einzelhandel in der vergangenen Woche erhöht hat, doch sei noch nicht von einer Erholung zu sprechen. Der US-Einzelhandelsumsatz wuchs in der vergangenen Woche um 1.3%, nachdem er in den vorigen zwei Wochen um 0.5% respektive 1.4% gefallen war. Gegenüber dem Vorjahr liegt der Umsatz 1.7% im Plus. In einer Stellungnahme teilten die Berichterstatter mit, dass der Umsatz allgemein „unter Plan“ gewesen sei.



      Die Industrieproduktion in den USA im März fiel um 0.5% (Prognose: -0.2%), was hauptsächlich durch einen starken Produktionsrückgang im Energiesektor um 4.1% ausgelöst wurde. Die Kapazitätsausnutzung lag bei 74.8% (Prognose: 75.3%) nach 75.3% im Februar. Die Produktionsmenge in der herstellenden Industrie fiel um 0.2%, während die Produktion von langlebigen Gütern um 0.4% nachgab. Der Bereich Automobile und Autoteile verzeichnete einen Rückgang um 1.8%. Die Fabrikenproduktion ohne den Automobilsektor fiel um 0.1%. Die Produktion von Hochtechnologiegütern stieg um 1.6%, was von einem zweiprozentigen Anstieg im Bereich Computerprodukte und einem 2.1 prozentigen Anstieg im Bereich Kommunikations-Equipment ausgelöst wurde.
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 20:38:30
      Beitrag Nr. 2.540 ()
      15.4.03 Umsatzeinbruch und Stellenabbau im Handwerk - Düsterer Ausblick für 2003

      Wiesbaden/Berlin - Nach Umsatzrückgängen und Stellenabbau im vergangenen Jahr blickt das deutsche Handwerk düster in die Zukunft. Nachdem sich der Abbau der Beschäftigung im vergangenen Jahr beschleunigte, sei auch 2003 mit einem ähnlichen Rückgang zu rechnen, teilte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit. 2002 beschäftigten die Handwerksbetriebe 5,37 Millionen Menschen und damit im Vergleich zum Vorjahr 287.000 weniger. Die Umsätze gingen um 25 Mrd. Euro auf 484 Mrd. Euro zurück.

      Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verschärften sich 2002 die Stellenstreichungen. Der Rückgang belief sich auf 5,3 Prozent nach 3,9 Prozent im Jahr zuvor. Die stärksten Personaleinschnitte gab es im vergangenen Jahr im Baugewerbe mit einem Minus von 9,6 Prozent. Bei den Gewerben für Gesundheits- und Körperpflege sowie bei Reinigungsbetrieben fiel der Beschäftigungsrückgang mit 2,6 Prozent am geringsten aus.

      Auch die Umsätze sackten 2002 mit 4,9 Prozent stärker als im Vorjahr ab. Damals betrug das Minus 2,4 Prozent. Für 2002 seien die Befürchtungen des Handwerks bestätigt worden, sagte ZDH-Generalsekretär Hanns-Eberhard Schleyer. Als Gründe für die Krise im Handwerk nannte er den "ungebremsten Anstieg der Lohnzusatzkosten" sowie eine zurückgehende Investitionsbereitschaft, die das Handwerk bei Unternehmen aber auch bei der öffentlichen Hand spüre. dpa (Welt, 15.4.03)
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      Grundig sucht weiter nach Investor

      Nürnberger Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an - Banken setzen Finanzierung fort


      Nürnberg - Das zahlungsunfähig gewordene Elektronik-Unternehmen Grundig ist nach Einschätzung seines Vorstandssprechers Eberhard Braun ohne einen neuen Investor nicht zu retten. Die Bemühungen von Insolvenzverwalter und Management würden sich deshalb in den nächsten Wochen auf die Suche nach einem finanzkräftigen Käufer konzentrieren, sagte Braun. Die Investorensuche habe sich mit dem am Montagmorgen gestellten Insolvenzantrag erheblich verbessert. Eine Reihe von Belastungen sei dadurch weg gefallen.

      Auch die Gläubigerbanken wollen dem überschuldeten Elektronik-Herstellers noch eine Chance geben. Die Banken hätten mit dem Vorstand eine Fortsetzungsfinanzierung bis zum Abschluss der Prüfung des Insolvenzantrags vereinbart, so Braun. Grundig sei damit in der Lage, die Geschäfte uneingeschränkt fortzusetzen.

      Grundig musste den Insolvenzantrag stellen, nachdem mehrere Rettungsversuche gescheitert waren. ... (Welt, 15.4.03)

      Kommentar: In zunehmendem Ausmaß müssen nun auch traditionsreiche Großunternehmen Konkurs anmelden. Langfrsitig sind alle Unternehmen zum Bankrott verirteilt, weil die Kaufkraft der Leute sinkt und die Kapitalkosten nicht mehr finanzierbar sind. Noch schlimer sieht es bei den Kleinunternehmen und im Handwerk aus, da diese noch weniger Möglichkeiten haben, Kosten zu verlagern und zu “sparen”.
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      Viele Arbeitslose fallen aus neuer Hilfe

      360 000 Haushalte werden Arbeitslosengeld II nicht bekommen


      Berlin - Nach der geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum neuen Arbeitslosengeld II werden knapp 360 000 Haushalte mit 930 000 Menschen überhaupt keine staatliche Unterstützung mehr erhalten. Das geht aus dem Abschlussbericht der zuständigen Arbeitsgruppe im Wirtschaftsministerium für die Kommission zur Reform der Gemeindefinanzen hervor, der der WELT vorliegt. Die Einkommenseinbußen für die Betroffenen belaufen sich insgesamt auf 2,6 Mrd. Euro. ... (Welt, 15.4.03)
      Kommentar: Indem nun bei den unteren Klassen eingespart wird, wird gerade bei denen gekürzt, welche noch Kaufkraft direkt in die Wirtschaft brachten. Mit Kürzungen in diesem Bereich wird vor allem wieder der Einzelhandel getroffen, da die Armen alles Einkommen sofort in Konsum verwandeln. Es hilft alles nichts: Man sollte nicht fragen, wo man “sparen” kann, sondern warum kein Geld mehr da ist?
      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 20:55:46
      Beitrag Nr. 2.541 ()
      Big Brother: Ist Orwell`s Traum bald verwirklicht?

      Wenn die Weltverschwörung tatsächlich real wäre, woran wäre sie dann zu erkennen? Wir stellen hier den Vergleich zwischen Theorie und Wirklichkeit an. Im übrigen: Ja, sie findet statt. Ganz entspannt im Hier und Jetzt. Lesen Sie unseren fünfteiligen Report dazu. Denn es gehört zu den Plänen ‚Jener`, daß wir wegsehen. Also: Hinschauen ist Pflicht!





      Von Ursula und Benjamin Seiler

      Wer sich nicht mit der alltäglichen Desinformation durch die Medien zufriedengibt und nach Hintergrundinformationen sucht, stößt irgendwann auf die berühmt-berüchtigten Verschwörungstheorien. Davon gibt es ja auch eine ganze Menge. Staunend liest der Uneingeweihte über außerirdische Rassen, die die Menschheit genetisch manipulieren, von heimlichen Nazi-Divisionen, die von der Gegend um den Südpol aus ihre Feldzüge gegen die Menschheit planen - und wenn der geschockte Leser dies gerade knapp verdaut hat, liegen ihm die ‚Dracos` (Reptilienwesen) schwer im Magen, die angeblich in Menschengestalt auf Erden ihr Unwesen treiben.
      Wieder andere Verschwörungstheoretiker vermuten hinter den führenden Weltpolitikern sogenannte ‚Walk-In`s` -also Außerirdische, welche sich kurzerhand den Körper beispielsweise eines Präsidenten namens Bush oder anderer berühmter Persönlichkeiten übergezogen haben. Trashige Hollywoodfilme wie ‚Men in Black` lassen grüßen! Kein Wunder, daß viele politisch Interessierte nach solcher Lektüre alle Verschwörungstheorien in Bausch und Bogen ins Reich Fantasién verbannen.
      Allerdings gibt es dann immer die rein irdischen Weltverschwörer. Ihnen wird unterstellt, daß sie bis zu 85 Prozent der Weltbevölkerung auszurotten trachten - und die restlichen Überlebenden mittels Genmanipulation, Lobotomien und dergleichen zu hirnlosen, gefühlsarmen Biorobotern verstümmeln, die, als willige Sklavenarbeiterklasse den Wohlstand der wenigen Herrschenden sichern.
      Wer nach der (sehr empfehlenswerten) Maxime des GMV lebt - des Gesunden Menschen-Verstandes -, tut solche Schreckensszenarien als hirnverbrannt ab. Denn viele Theorien, die auf dem Verschwörungsmarkt herumgeboten werden, sind nichts weiter als eben dies - Theorien. Papiertiger. So wendet sich dann manch einer angewidert von allem ab, was als ‚geheime Hintergrundinformation` feilgeboten wird, und man kann`s ihm nicht einmal verdenken. Womit der Sache aber nicht wirklich gedient ist. Denn wer den Rücken kehrt, mischt sich nicht länger ein, interessiert sich nicht, will nicht verändern, akzeptiert den Status quo. Und dies wiederum würde den Interessen allfälliger Weltverschwörer, so es sie eben doch gäbe, wunderbar dienen.
      In der Tat ist diese Taktik ebenso alt wie simpel: Wenn man eine Tatsache nicht länger verheimlichen kann, schmückt man sie mit so vielen, möglichst abstrusen, leicht nachweisbaren Unwahrheiten aus, daß vernünftig denkende Menschen sie unmöglich mehr ernst nehmen können. Sie glauben nicht einmal mehr, daß in der ganzen Geschichte vielleicht doch ein großes Korn Wahrheit stecken könnte.
      Auf diese Weise werden wir täglich mit größeren und kleineren Desinformationen gefüttert, die uns von der zugrundeliegenden, häufig offensichtlichen Wahrheit ablenken sollen.

      Die Welt - ein Sandkasten
      Kocht man das Süppchen der vielen Verschwörungstheorien auf seine Essenz ein, so entsteht ein Substrat, das plötzlich erschreckend einfach ist: Kleine Gruppierungen von unvorstellbar reichen und einflußreichen Personen - die Namen dieser Gruppen variieren - möchten die Menschheit versklaven. Hierfür soll der ganze Planet in einen einzigen Megakonzern umgebaut werden, dessen Management über das Werkzeug einer Weltregierung die globalen Geschicke einheitlich lenkt. Nationalstaaten sind dabei ebenso hinderlich wie ein relativ wohlhabender und gebildeter Mittelstand. Deshalb muß beides zuerst eliminiert werden, bevor die sogenannt ‚Neue Weltordnung` fest etabliert werden kann. Eine kleine Elite von Herrschenden und eine Masse von abhängigen, unfreien Arbeitern ist das anvisierte Ziel jener zukünftigen Feudalgesellschaft - ein globaler Megakonzern eben, der seinen Besitzern möglichst viel Profit einbringen soll.
      Eine Frage, die oft auftaucht, lautet: "Warum sollten diese immens reichen und mächtigen Männer auch noch die Weltherrschaft wollen? Sie haben doch ohnehin schon mehr als genug?"
      Nun - erstens haben sie sich ihr Imperium nicht durch Genügsamkeit aufgebaut. Zweitens ist ein Zuviel von allem ungesund. Wer zuviel Geld hat, wird geizig oder immer noch geldgieriger, häufig auch beides zugleich. Und wer zuviel Macht hat, der wird von einem immer stärker werdenden Machthunger angetrieben. Wann immer etwas nicht durch Weisheit aufgewogen wird, kippt es ins Maßlose. Hinzu kommt die Gier, die sich bis ins Unermeßliche steigern kann. Und drittens ist es auf Erden immer noch so, daß das, was theoretisch machbar ist, auch gemacht wird.
      Im Grunde genommen ist es bloß die konsequente Weiterführung der Sandkastenspiele kleiner Jungen (und Mädchen), die groß geworden sind. Präsident Bush will nach eigenen Aussagen nicht zögern, Atombomben auf das irakische Volk zu werfen - nur um sicherzustellen, daß er und seine Spezis die Kontrolle über das irakische Öl erhalten.
      Große Macht korrumpiert, wenn sie nicht durch eine starke Moral im Zaum gehalten wird. Doch ist der Hunger nach Macht die größte Fessel überhaupt. Wer ihm verfallen ist, kann gar nicht anders, als immer noch mehr Macht an sich zu reißen.
      Und diese Tatsache - in ihrer ganzen Banalität und Offensichtlichkeit - ist das Fundament, auf welchem der wahre Kern aller Verschwörungstheorien ruht. Gerade weil die ‚Rockefellers` und ‚Rothschilds` dieser Welt bereits über unermeßliche Macht verfügen, gieren sie nach der absoluten Herrschaft.

      Von dummen, nutzlosen Essern
      Gibt es also eine Weltverschwörung? Die Antwort lautet ‚Ja`. Sie wird jedoch nicht von unheimlichen Reptilienwesen oder Außerirdischen vorangetrieben, sondern von Männern in maßgeschneiderten Anzügen, die die Öffentlichkeit zwar nicht unbedingt suchen, sie aber auch nicht fliehen, wenn es denn sein muß. Sie ist hierarchisch in verschiedenen Logen und Geheimbünden organisiert, und es gibt viele Spekulationen über ihre Identität. Obwohl wir hier seitenweise Namen von Menschen, Firmen und Organisationen publizieren könnten, die (angeblich) dazugehören, erscheint es uns vordringlicher, die Ziele dieser Weltverschwörer und die Wege, die dorthin führen, zu erläutern.
      Grundsätzliche Vorsicht allen Machtballungen gegenüber - seien sie industriell, finanziell oder politisch - ist sicher angebracht, denn natürlich verfügen jene, die die absolute Macht wollen, heute schon über sehr, sehr viel Macht in Form von Geld und Einfluß. Diese Männer (nur wenige Frauen scheinen dazu zu gehören) unterliegen jedoch zwei großen Irrtümern. Sie glauben, daß:

      der Mensch ist nicht viel mehr als ein Tier sei, ausgestattet mit etwas instinkthafter Intelligenz. Also müsse er zu seinem eigenen Vorteil auf dieser Stufe gehalten werden.
      Die größte Bedrohung dieser Erde sei die Übervölkerung. Also müsse die Reproduktionsrate gesenkt, bzw. die Erde von ‚nutzlosen Essern` (ihr Jargon) befreit werden.
      Wie schon erwähnt, ist das Ziel dieser Weltverschwörer eine relativ kleine Weltbevölkerung (etwa eine Milliarde Menschen), aufgeteilt in zwei Klassen: Eine kleine, erlesene Elite von Machthabern und ein riesiges Heer von ‚Arbeitsbienen`, das, indem seine Triebe mit freiem Sex und freien Drogen gefüttert werden, leicht regier- und lenkbar ist.
      Dieses hier bloß angedeutete Schreckensszenario läßt dem Menschen weder Wahl noch Würde noch irgendeine Freiheit - und schon gar nichts von dem, wofür zu leben es sich lohnte. Das Wort ‚Sklave` wäre angemessen für die Art von Leben, die die Leibeigenen der Zukunft zu fristen hätten. Glücklicherweise wird sich der Wille ‚Jener` nicht erfüllen, wenn wir es ihnen nicht zugestehen.
      Mit unserem 16-seitigen Report wollen wir mit vielen Fakten aufzeigen, was hier und heute unternommen wird, um dieses Schreckensszenario zu verwirklichen. Warum es sich trotzdem nicht verwirklichen wird, was der Einzelne tun kann, und was sozusagen sein ‚Rettungsseil` ist - darüber können Sie in einem weiteren Artikel in derselben ZeitenSchrift-Ausgabe lesen.
      Um ein mittelalterlich anmutendes Feudalsystem einer kleinen, exklusiven Herrscherklasse und einer riesigen, recht- und machtlosen Arbeiterklasse zu erschaffen, müssen die Verschwörer auf drei Ebenen wirken:

      Erstens werden sie versuchen, die gesamte Mittelschicht zu zerstören.
      Zweitens greifen sie die Moralvorstellungen und die moralischen Werte wie Ehe und Familie an, um diese vollkommen zu zerrütten.
      Drittens werden sie das Bildungsniveau stetig weiter hinuntersenken, bis es dem Status von ‚Tier-Menschen` entspricht. Denn Wissen ist Macht, und die Arbeiterklasse soll in Ohnmacht gehalten werden.
      Unser in fünf Artikel gegliederte Report befaßt sich mit folgenden Schwerpunktthemen:

      Die Zerstörung des Mittelstandes:
      Immer mehr Menschen werden arbeitslos. Längst trifft es auch die gut Ausgebildeten, deren Jobs als sicher galten. Eine schleichende Verarmung weiter Bevölkerungsschichten ist die Folge. Gleichzeitig findet eine gigantische Umverteilung des Vermögens statt, zugunsten der wenigen Superreichen. Unter dem Deckmantel der Globalisierung fusionieren die Konzerne zu Mega-Konglomeraten, die den Arbeitnehmer auf der ganzen Welt immer schlechter behandeln. Wir bringen die gesammelten Fakten und Zahlen.
      Ausserdem decken wir am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika auf, wie die US-Staatsfinanzen nichts anderes sind als ein Betrug am Volk und wie der Steuerzahler um Tausende von Dollarmilliarden betrogen wird. Nicht grundlos bezeichnet ein führender US-Ökonom das Weiße Haus als korrupt und Teil jener Plutokratie, welche das amerikanische Volk um sein Geld bringt.

      Gebt ihnen Drogen statt Arbeit:
      Obwohl Milliarden in den Kampf gegen Drogen gesteckt werden, wird man ihnen je länger je weniger Herr. Das will man auch gar nicht, denn durch den Drogenhandel kann die Machtelite nicht nur viel Geld verdienen (eine der größten Drogenorganisationen ist beispielsweise der US-Geheimdienst CIA), sondern auch den rebellischen Geist einer verzweifelten und verarmten Bevölkerung brechen. Drogensüchtige sind bekanntlich nur noch auf ein Ziel fixiert - die Droge.

      Die Zerrüttung von Ehe und Familie:
      Eine der größten Ängste der Machtelite ist die angebliche Bevölkerungsexplosion. Wir legen nicht nur dar, ob diese Furcht tatsächlich begründet ist, sondern belegen auch durch viele Fakten, was alles geplant ist, um die Weltbevölkerung zu reduzieren. Ein Aspekt unter vielen stellt beispielsweise die Untergrabung von Moral und Ethik dar, deren Grundpfeiler sich in der Institution der Ehe und Familie offenbaren. Ganz nach dem Motto: Have Sex, not Babies!

      Überwachung total:
      Der 11. September 2001 wurde dazu mißbraucht, überall in der Welt eine Polizeistaat-Mentalität einzuführen. Unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung verlieren die Menschen immer mehr von ihren Bürgerrechten. Das geschieht nirgendwo schlimmer als in den USA, dem einstigen Land der Freien. Wir zeigen detailliert auf, wie sich die innenpolitische Lage in Amerika - und nicht nur dort - verschlechtert hat. Die Konsequenzen jagen einem eisige Schauer über den Rücken.

      Der Angriff auf die Erziehung:
      Gerade das amerikanische Erziehungssystem hat versagt. Studien belegen, daß die Schulabgänger immer dümmer und ungebildeter werden. Wir haben diese seit Jahrzehnten andauernde Tendenz eingehend betrachtet und analysiert. Der Schluß liegt auf der Hand: Hinter dem Niedergang des Bildungswesens steckt Absicht - ebenso, wie hinter der subversiven Jugend- und Drogenkultur, die in den Sechziger Jahren von der Machtelite bewußt eingeführt wurde. Lesen Sie, auf welch vielfältige Weise uns zu gut funktionierenden Rädchen des Systems machen will - zu Robotern statt Gelehrten, die alles glauben, was in den Medien steht und Präsident Bush in seinen Reden zur Lage der Nation sagt.

      Die Politik der ständigen Schocks:
      Ob Attentate in den Ferien, Morde zuhause durch Heckenschützen oder globaler, unfaßbarer Terrorismus - wir scheinen nirgends mehr sicher zu sein. Die Massenmedien schüren diese Angsthysterien nicht bloß aus Quotengeilheit, sondern auch, weil sie längst Teil des Systems sind. Laufend falsche Terrorwarnungen, beispielsweise durch die US-Regierung, sollen die Menschen in einem Zustand der ständigen Angst halten - dann nämlich rufen sie freiwillig nach Bewachern. Und während die Sicherheitskräfte wegen der angeblichen Terrorgefahren massiv aufgestockt werden, versucht man gleichzeitig, das Volk durch immer restriktivere Waffengesetze zu entwaffnen.
      Wir entlarven nicht nur, wie man die Gesellschaft durch systematische Schocks destabilisiert - eine Taktik, die übrigens von führenden Think Tanks schon vor Jahren beschrieben und gefordert wurde, sondern gehen auch der Frage nach, ob ein grundsätzliches Waffenverbot in Privatbesitz, wie man es beispielsweise in Großbritannien kennt, die Gesellschaft tatsächlich sicherer macht - oder ob die Kriminalität im Gegenteil dadurch nicht erst recht ansteigt.
      Wie sagte doch Benjamin Franklin, einer der Gründerväter Amerikas: "Wer bereit ist, grundlegende Freiheiten aufzugeben, um sich kurzfristig Sicherheit zu verschaffen, der hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient."


      Lesen Sie den vollständigen Report mit vielen Fakten in unserer Ausgabe Nr. 38.




      zeitenschrift
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:15:09
      Beitrag Nr. 2.542 ()
      Viele Versicherer scheitern am Stress-Test
      Verbraucherschützer fordert mehr Transparenz von der Finanzdienstleistungs-Aufsicht

      von Michael Fabricius

      Berlin - Die deutschen Lebensversicherungen ächzen unter der Last des Kapitalmarktes. Die eigenen Geldanlagen schwinden, die Aktionäre sind sauer, Ratingagenturen lauern auf jede falsche Bewegung. Jetzt mussten die Assekuranzen auch noch Rechenschaft gegenüber der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) ablegen. In einem "Stress-Test" wurden zwei Szenarien mit weiteren Kursstürzen am Aktien- und Rentenmarkt simuliert, und in diese Simulation wurde die Aktiva-Seite der Versicherungen geschickt. Die Prüfer wollten herausfinden, ob die Kapitalstärke der Gesellschaften auch nach weiteren Kurseinbrüchen ausreichen würde, um die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Kunden erfüllen zu können.


      In einem ersten Ergebnis gibt die BAFin nun Entwarnung: Zwar hätten "einige Unternehmen" den Test nicht bestanden, sagt BAFin-Sprecher Michael Trommeshauser. Allerdings habe es in keinem dieser Fälle Anlass für "aufsichtliche Maßnahmen" gegeben. "Der Test dient in erster Linie der Information für die Versicherungsaufsicht", betont Trommeshauser. Zudem seien die vorgegebenen Marktszenarien "unwahrscheinlich".


      In dem Test werden zwei Varianten durchgespielt: Im Szenario A fallen die Aktienkurse vom 31. Dezember 2002 an bis zum Jahresende 2003 noch einmal um 35 Prozent, Rentenpapiere verliere zehn Prozent an Wert. Szenario B, die abgeschwächte Version, setzt einen Kursrückgang von 20 Prozent bei Aktien und fünf Prozent bei Renten voraus.


      Diese Hürden sind nicht leicht zu nehmen, und etliche Gesellschaften scheiterten vor allem am Szenario A. Jüngstes Beispiel: Die zum Ergo-Konzern gehörende Victoria Lebensversicherungs AG - der siebgrößte Anbieter in Deutschland. "Der Test zeigt, dass viele Gesellschaften eine Unterdeckung der Kundengelder aufweisen. Das ist kein gutes Zeichen", sagt Marco Metzler, Versicherungs-Analyst bei der Ratingagentur Fitch. Die Ratingagentur schätzt, dass zwei Drittel der deutschen Gesellschaften den Test nicht bestanden haben.


      Zu den prominenten Beispielen gehören neben Victoria noch Axa, Gothaer und die Deutsche Ärzteversicherung, wie eine Stichprobe des Branchendienstes Versicherungsjournal.de ergab. Bestanden hätten dagegen Allianz, WWK, Debeka, Hamburg-Mannheimer und Volksfürsorge.


      Die Sitzenbleiber müssen nun Maßnahmen ergreifen, um die Kapitalausstattung auf der Aktiva-Seite der Bilanz zu stärken, also beispielsweise die Aktienquote senken, Aktienbestände durch Hedge-Positionen für die Zukunft absichern oder die Überschussbeteiligung weiter absenken.


      Der Bundesverband der Versicherten (BdV) sieht in dem Test allerdings nicht nur für die Versicherungsaufsicht, sondern auch für die Kunden eine gute Orientierungsmöglichkeit. "Wer insgesamt schlecht abschneidet, kann mit Sicherheit auch keine besonders gute Rendite anbieten", sagt BdV-Geschäftsführer Frank Braun. Da die BAFin jedoch die Namen der Unternehmen, die den Test nicht bestanden haben, zurückhalte, sei dies für den Verbraucher ohne Wert. "Die BAFin sollte ihrer Transparenzpflicht besser nachkommen", sagt Braun.


      Artikel erschienen am 16. Apr 2003
      welt.de


      Alle Artikel vom 16. Apr 2003
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:22:50
      Beitrag Nr. 2.543 ()
      Mehrwertsteuererhöhung "wäre schädlich"


      Institute rechnen mit neuen Steuerlöchern



      Die Wirtschaftsforscher erwarten Mindereinnahmen in Milliardenhöhe. Auch für den Arbeitsmarkt zeigen sie sich pessimistisch.


      asr DÜSSELDORF. Die sechs großen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten im Mai eine deutliche Korrektur der amtlichen Steuerschätzung. „Dieses Jahr wird das Steueraufkommen rund 452 Mrd. Euro betragen“, sagte Kristina van Deuverden, Steuerschätzerin des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, dem Handelsblatt. Das wären 6 Mrd. Euro weniger, als in der November-Schätzung prognostiziert. Dabei unterstellen die Institute, dass einem konjunkturbedingten Minus von 11 Mrd. Euro Steuererhöhungen von 5 Mrd. Euro gegenüberstehen. Dazu zählen vor allem Mehreinnahmen aus dem jüngst erzielten Kompromiss bei der Körperschaftsteuer sowie dem Abbau von Steuervergünstigungen. Die Daten dienten den Instituten zur Schätzung des Haushaltsdefizits.

      Pessimistisch sind die Forscher auch für den Arbeitsmarkt. Für 2003 rechnen sie in ihrem Frühjahrsgutachten im Schnitt mit 4,45 Mill. Arbeitslosen, „so dass der Bund einen deutlich höheren Zuschuss als im Vorjahr (5,6 Mrd. Euro) überweisen muss“. Aus Institutskreisen erfuhr das Handelsblatt, dass die Ökonomen intern bereits mit einem Defizit von 7 bis 8 Mrd. Euro kalkulieren. Daher erwarten sie für dieses Jahr eine Defizitquote von 3,4 %. Vor diesem Hintergrund fürchten die Institute eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dies wäre allerdings „schädlich“ für die Konjunktur.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 15. April 2003, 19:43 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:27:27
      Beitrag Nr. 2.544 ()
      #

      AOL Time Warner wegen Insiderhandels verklagt


      Zwei institutionelle Anleger von AOL Time Warner (NYSE: AOL) haben den Medienkonzern und dessen Topmanagement wegen Insiderhandels bei der Übernahme von Time Warner durch AOL verklagt. In der Klage werden neben dem ehemaligen Chairman Steve Case auch sein Nachfolger und Vorstandschef Richard Parsons, Vizechairman und größter Einzelaktionär Ted Turner, Ex-Vorstandschef Gerald Levin sowie das Ex-Vorstandsmitglied Bob Pittman genannt.

      Zudem richtet sich die Klage der University of California und der Amalgamated Bank gegen den Bilanzprüfer des Konzerns, Ernst & Young, berichtet die "New York Times" (NYT). Den Managern wird vorgeworfen, sie hätten bei der Fusion durch den Verkauf von Aktien Gewinne erzielt und gleichzeitig durch "Tricks, Erfindung und gefälschte Transaktionen" den Wert der Aktien in die Höhe getrieben.

      Die Klage behauptet, dass AOL seine Einnahmen zwischen dem Jahr 2000 und 2001 um rund eine Milliarde Dollar überbewertet habe. Auch die Angaben zur Abonnentenzahl seien völlig übertrieben gewesen. Die Umsätze aus E-Commerce und Werbung seien aufgebläht worden, um die Übernahme von Time Warner zu finanzieren, dessen Umsatz viermal größer als jener von AOL selbst war. Nach der Fusion sollen laut den Klägern die genannten Topmanager ihre Aktien verkauft haben, die dann wiederum von AOL Time Warner mit der Begründung, sie seien unterbewertet, aufgekauft wurden. Den Gewinn der Manager geben die Klagen laut NYT mit insgesamt 936 Millionen Dollar an. Die beiden Gesellschafter von AOL Time Warner sehen sich dadurch geschädigt.

      Gegen AOL Time Warner laufen derzeit auch Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC wegen möglicher falscher Bilanzierung. Dabei soll AOL Time Warner Werbeeinnahmen in der Höhe von 400 Millionen Dollar aus einem Geschäft mit Bertelsmann falsch verbucht haben.
      [ Dienstag, 15.04.2003, 10:25 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:31:48
      Beitrag Nr. 2.545 ()
      #

      Wem steht die neue Mode?

      Von Claus Vogt
      Auch volkswirtschaftliche Zahlen und Statistiken unterliegen deutlichen Modetrends. Bis Anfang der 1990er fand beispielsweise die Veröffentlichung von Geldmengenzahlen ein sehr großes und interessiertes Publikum. Diese Statistiken wurden seinerzeit regelmäßig für Kursveränderungen an den Wertpapiermärkten verantwortlich gemacht. Wir können uns nicht erinnern, wann genau das öffentliche Interesse an diesen Zahlen schwand. Dies um so weniger, da wir als offensichtlich ewig Gestrige auch heute noch reges Interesse an Geldmengenveränderungen zeigen. Speziell in bezug auf diese Marotte lasen wir kürzlich in einem relativ aktuellen Lehrbuch folgende für uns tröstliche Passage: „Die quantitätstheoretische Erklärung der Inflation läßt sich danach in dem Satz zusammenfassen: Inflation ist der Ausdruck und die zwangsläufige Folge eines Anstieges der Geldmenge pro Produktionseinheit. Insofern ist also die Inflation stets ein monetäres Phänomen. Die monetäre Natur nachhaltiger Inflationsprozesse geht auch deutlich aus dem engen Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Wachstumsrate der Geldmenge und der durchschnittlichen Inflationsrate hervor, wie er sich beispielsweise in einer Stichprobe von 53 Industrie- und Entwicklungsländern für 1960 bis 1995 zeigt.“ (Quelle: Otmar Issing, Einführung in die Geldtheorie, 12. Auflage; Vahlen, München 2001). Wir betrachten diese Zeilen als willkommene Rechtfertigung unserer vielleicht starrsinnig wirkenden Haltung, nicht jede Mode mitzumachen.

      Seit einiger Zeit reden nun alle Woche für Woche über die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA als dem Indikator du jour. Wir messen dieser Statistik keine allzu große Bedeutung bei, sondern ziehen den „Help Wanted-Index“ des Conference Board vor. Dieser gehört nämlich zu den verläßlichsten Frühindikatoren für einen bevorstehenden Aufschwung nicht nur am Arbeitsmarkt, sondern für die gesamte Volkswirtschaft. Per Ende Januar, dem letzten verfügbaren Datum, stand dieser Index bei depressiven 40 Punkten. Er befindet sich damit weiterhin in der Nähe seiner Ende vergangenen Jahres erreichten Tiefststände. Seit den 1960er Jahren lagen Wendepunkte typischerweise bei etwa 50 oder sogar deutlich höher. Dieser Index, der in der Vergangenheit sehr gute prognostische Dienste geleistet hat, deutet somit noch immer nicht auf einen baldigen Aufschwung hin.

      Eine weitere, zur Zeit auf der „In“-Liste zu findende Statistik ist der Consumer Confidence-Index. Als dieser im Februar für die meisten Analysten überraschend von 78 auf 64 Zähler sank, wurde das überwiegend als negative Entwicklung kommentiert. Dieser Index findet auch Eingang in unsere Arbeit. Da er zu den Sentiment-Indikatoren gehört, interpretieren wir ihn allerdings als Kontra-Indikator. In der Vergangenheit signalisierten Indexstände von etwa 50 ein bevorstehendes Ende des Abschwunges. Insofern warten wir förmlich auf weiterhin schwindendes Konsumentenvertrauen, um endlich bullish werden zu können.



      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:45:39
      Beitrag Nr. 2.546 ()
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      1300 Quartalsberichte

      von Jochen Steffens

      In dieser Woche werden rund 1300 US-Firmen ihre Quartalsberichte vorlegen. Im Moment sieht es gut aus für die Bullen unter Ihnen. Die Zahlen von IBM und die Gewinnzuwächse der Citigroup, Bank of Amerika und Fannie Mae lassen viele Anleger hoffen. Ich will es noch einmal betonen: Das US-Verbrauchervertrauen ist besser geworden, mit dem Ende des Krieges könnten auch die Einkaufsmanagerindizes besser werden.

      Ganz besonders sollten Sie nun auf den Ausblick der verschiedenen Firmen und Branchen achten. Der Krieg im Irak ist vorbei. Jetzt müssen die Firmen beim Ausblick konkreter werden und können sich nicht mit geopolitischen Unwägbarkeiten herausreden. Diese Ausreden würden die Anleger schnell abstrafen. Es werden also sehr interessante Wochen. Beim Ausblick der Firmen wird ein maßgebliches Puzzelteilchen für den Fortgang an den Börsen zu finden sein: Sollten der Ausblick auf die nächsten Quartale besser werden, dann besteht die Aussicht, dass es bis zum Sommer zu mäßig steigenden Kursen kommen wird. Ich favorisiere allerdings immer noch ein große Seitwärtsbewegung, deren obere Grenze gerade gesucht wird.

      Wie sehr man Dinge "vermisst", merkt man zumeist erst, wenn man sie nicht mehr hat. Da ich umgezogen bin hatte ich letztes Wochenende weder Fernsehen und Telefon, noch Internet. Ich habe das Gefühl, eine Woche lang weit weg gewesen zu sein. Andererseits habe ich auch bemerkt, wie sehr traden mit Nachrichten, Stimmungen, weltpolitischem Geschehen und Reaktionen auf Unternehmensnachrichten zu tun hat. Sobald ich wieder "online" war, wusste ich zuerst gar nichts mit den Kursen anzufangen. Es ist erstaunlich, wie sehr man ohne Zugang zu den Kommunikationsmedien abgeschnitten ist und wie fremd einem alte Nachrichten erscheinen können. Aber jetzt bin ich wieder "up to date".

      Ich habe die gestrige Nacht damit verbracht Charts zu studieren. Die europäischen und amerikanischen Indizes entziehen sich im Moment einer klaren Analyse. Gerade in der Charttechnik gibt es immer wieder Phasen in denen eine Formation entsteht, diese aber noch nicht zu erkennen ist. Ein typischer Anfängerfehler ist es, dann auf Biegen und Brechen irgendetwas hinein zu deuteln. Es ist eine Zeit, in der Sie sich lieber zurücklehnen sollten und abwarten was geschieht. Denn deuteln ist Roulette und beim Roulette gewinnt immer die Bank. Ich zitiere unsere amerikanischen Korrespondenten: Inaktivität ist manchmal gewinnbringender als Aktivität.

      In der deutschen Politik ist ein erneuter Kraftakt von Bundeskanzler Schröder angesagt. Wiedereinmal wirft er sein gesamtes Gewicht in die Waagschale, nicht das erste Mal. Ich weiß nicht, ob die Waagschale noch einmal zugunsten von Gerhard Schroeder ausschlägt. Sollte es zu einem Ende der Ära Schröder kommen, würden die Börsen es mit einem 40–70 Punkte Aufschlag feiern. Vielleicht sogar diesmal zwei Tage lang. Dann wäre schnell alles wieder business as usual. Politische Börsen sind kurze Börsen. Zumal die Probleme in Deutschland vielleicht zu 30 % hausgemacht und zu 70 % weltwirtschaftlich/-politisch verursacht sind. Aber ob die Regierung sich so leicht selber aushebeln wird? Warten wir es ab.

      Der Frühling naht in großen Schritten. In Köln ist herrlichstes Wetter und dabei so warm, dass kaum noch jemand in Pullover zu sehen ist. Die Jacken werden dünner, die Gesichter freundlicher und die Farben intensiver. Vielleicht erleben wir diesen Frühling auch an den Börsen. Natürlich, wenn Sie bei blauem Himmel und von zwitschernden Vögeln begleitet zur Börse fahren würden, hätten Sie auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Die Probleme erscheinen weniger problematisch und die erfreulichen Nachrichten um so erfreulicher. Wer weiß, vielleicht ist dieser Zusammenhang wesentlich tiefgreifender als wir alle annehmen. Und wer weiß, vielleicht geht auch mit diesem Frühling die düstere Stimmung an den Börsen. Doch nach jedem Sommer kommt ein Winter und bis jetzt kann ich noch nicht erkennen, dass sich die fundamentale Situation der amerikanischen Wirtschaft zum Besseren verändert hat ... Eher das Gegenteil!

      Zumal erneute geopolitische Faktoren dem Zauber sehr schnell eine Ende bereiten könnten: Syrien wurde von den Amerikanern nun auf die Liste der "Schurkenstaaten" gesetzt. Amerika wirft Syrien vor, Mitglieder der irakischen Führung einreisen zu lassen. Schlimmer noch, Syrien solle nach Aussagen von Bush chemischen Waffen besitzen. Syrien bestreitet naturgemäß diese Vorwürfe. Die US-Rhetorik erinnert an die Phase vor dem Irakkrieg. Und aus amerikanischen Kreisen kann man Stimmen hören, die durchaus einen Krieg gegen Syrien befürworten würden, wenn man schon einmal dabei ist.

      Zum Glück lehnen wenigstens die Briten einen solchen Krieg ab. Ich glaube auch nicht, dass Blair einen weiteren Krieg politisch überstehen würde. Auch die UN dürfte einen weiteren Krieg wiederum nicht unterstützen. Amerika stände also alleine da. Doch eins wird Amerika aus dem Irak-Krieg gelernt haben: Notfalls können sie auch ohne den Rest der Welt einen solchen Krieg gewinnen. Zudem wer sollte denn Amerika auch aufhalten können? Doch ob Amerika schon so weit ist, sich mit der gesamten Welt anzulegen ... ich glaube nicht. Zumindest nicht in diesem Jahr.




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      US-Bankenbranche besser als erwartet

      von Jochen Steffens

      Überraschend gute Quartalsergebnisse haben die Banken Citigroup und Bank of Amerika so wie auch der US Hypothekenfinanzierer Fannie Mae vorgelegt. Sie trumpften mit deutlichen Gewinnsteigerungen auf. Citigroup konnte einen Anstieg des Gewinns im ersten Quartal um 18 % erzielen. Auffallend: Das Ergebnis wurde zum Teil durch eine hohe Kreditnachfrage gestützt.

      Der Gewinn der Bank of America stieg im ersten Quartal um 11 % auf 1,59 Dollar je Aktie. Mit diesem Ergebnis übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten um 11 Cent je Aktie. Aber auch der größte US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae konnte seinen Gewinn steigern. Im ersten Quartal erreichte Fannie Mae einen Gewinnzuwachs von 60 %. Begründet wurde dieser Gewinn mit der starken Bauaktivität in den USA. Händler vermuten, dass diese Zahlen ein deutlicher Hinweis darauf sein könnten, dass die Quartalsergebnisse der gesamten Branche besser ausgefallen seien.

      Auffallend ist, dass die Gewinne durch neue Kredite und neue Hypotheken so stark steigen konnten. Es werden mehr Schulden gemacht. Nicht zu klären ist, ob neue Schulden gemacht werden um mehr zu konsumieren oder um den Standart aufrecht zu erhalten. Auf jeden Fall steigt die Schuldenbelastung der amerikanischen Haushalte weiter an.

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      Bärenmarkt wird weitergehen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Wo ist die Friedensdividende?"

      Die Washington Post fragt sich das Gleiche wie ich. Der Krieg lief wie geplant ... es ging so schnell und leicht, dass ein weiterer Krieg fast unausweichlich ist.

      Aber bis jetzt hat der Aktienmarkt weder Konfetti geworfen noch Champagner verschüttet. Der Markt – der ja normalerweise nach vorne schaut – scheint nicht gerade überglücklich zu sein. Was sieht er?

      Das Magazin "Barron`s" versucht es zu erraten. Laut der aktuellen Ausgabe ist eine neue Spekulationsblase auf dem Weg. Amazon notiert bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 80. Natürlich ist 80 eine Verbesserung gegenüber den Jahren der letzten Spekulationsblase ... als Amazon noch rote Zahlen schrieb. EBAY hat ein KGV von 65, Yahoo eins von 69.

      Der S&P 500 wird mit einem durchschnittlichen KGV von 30 bewertet. Basierend auf den "Kernergebnisse" (bereinigt um Sonderfaktoren, was der Wahrheit näher kommt) errechnet sich ein KGV von fast 40.

      Die Aktienkäufer mögen zuversichtlich für Amerika und sein Militär gestimmt sein ... aber nicht notwendigerweise zuversichtlich für Amerikas Währung oder Amerikas Aktien.

      Die Zahl der Aktienfonds ist im Februar das erste Mal seit 1996 gefallen. Im Jahr 1997 gab es 3.000 amerikanische Aktienfonds. Heute sind es 4.750 – und ihre Zahl fällt. Aber das ist relativ normal: Im letzten größeren Bärenmarkt ist die Zahl der Aktienfonds 9 Jahre lang zurückgegangen ... 1981 gab es in absoluten Zahlen weniger Aktienfonds als 1970.

      Wir sind jetzt im 4. Jahr des Bärenmarktes. Die Aktienkurse stehen heute tiefer als zu Jahresbeginn. Auch mit dem Krieg hinter uns ... scheint der Markt keinen ausreichenden Grund für eine Kursänderung zu sehen ...

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      Unternehmensgewinne unter Druck

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      "Wochenlang, vielleicht Monatelang war der Markt eine Geisel des Krieges – zuerst in ängstlicher Antizipation, dann in Hochstimmung bei Kriegsausbruch", so Alan Abelson vom Barron`s Magazin. "Aber sobald es klar war, dass die guten Jungs gewonnen hatten und dass Saddam Hussein Geschichte war, wurde die Feier abrupt gestoppt und der Krieg mit seinen Triumphen und den bevorstehenden Konsequenzen war nicht länger im Zentrum des Bewusstseins der Investoren."

      Der Tag des Sieges über den Irak inspirierte keine euphorische Reaktion am Aktienmarkt. Vielleicht ist der Grund der, dass der durchschnittliche GI bei seiner Rückkehr in die USA keine süße Volkswirtschaft finden wird, die ihn mit offenen Armen empfangen wird. Stattdessen wird er diese Volkswirtschaft in einer Affäre mit steigender Arbeitslosigkeit und fallenden Unternehmensgewinnen finden.

      Abelson beobachtet: "In den letzten beiden Monaten ist die Zahl der Beschäftigten um 465.000 zurückgegangen, in den letzten zwei Jahren um fast 2,5 Millionen. Und die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weigert sich hartnäckig, wieder unter die Marke von 400.000 zu fallen."

      Um es noch schlimmer zu machen – Dan Denning meint, dass die in den USA so genannte "Europäisierung" des amerikanischen Arbeitsmarktes auf Jahre hinaus das Entstehen neuer Jobs behindern wird. Denning: "Besonders die Gesundheitskosten und die Beiträge zur Rentensicherung machen es für amerikanische Unternehmen immer teurer, neue Arbeiter einzustellen. Der amerikanische Arbeitsmarkt wird zunehmend wie der europäische, im allgemeinen wie im besonderen. Im allgemeinen ist es so, dass politischer Druck hin zu höheren Gesundheitsausgaben der Unternehmen und sonstigen Vorzügen für die Arbeiter führt, was aber die realen Einstellungskosten für die Unternehmen erhöht, was es für sie schwieriger macht, zu expandieren."

      Deshalb expandieren sie auch nicht; sie entlassen weiter Arbeiter. Und das führt zu leeren Büros. Der Anteil der leerstehenden Büroflächen an der gesamten Bürofläche ist im ersten Quartal auf 16,2 % gestiegen – das neunte Quartal in Folge hat dieser Wert zugenommen.

      Zu den Unternehmensgewinnen schreibt Ken Brown vom Wall Street Journal: "Es wird erwartet, dass sich die Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Energiegesellschaften (besonders Ölgesellschaften) im ersten Quartal fast verdreifachen werden, was erheblich mehr ist als das durchschnittliche erwartete Gewinnwachstum von 7,2 % für alle im S&P 500 enthaltenen Unternehmen. Ohne die Gewinnexplosion bei den Energiegesellschaften wären die Gewinne der restlichen im S&P 500 enthaltenen Gesellschaften im ersten Quartal um 7,1 % gefallen."


      Ich habe Sie ja bereits darauf hingewiesen, dass es ziemlich überraschend ist, dass gerade die Energieaktien der Entwicklung des S&P 500 hinterhergehinkt haben. Die Investoren scheinen mit fallenden Energiepreisen zu rechnen ... sogar mit relativ stark fallenden Energiepreisen. Wer weiß, vielleicht könnte es sich auszahlen, wenn man stattdessen auf steigende Energiepreise setzen würde.

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      Probleme der Pensionsfonds – und Impressionen aus Rom

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Mein alter Freund Martin Spring berichtet aus England: "In den nächsten Wochen werden viele Tausend Briten schockierende Nachrichten erhalten – nämlich ihre jährliche Rentenvorhersage. Das ist der Betrag, mit dem sie rechnen können, wenn sie in Rente gehen. Und dieser Betrag wird bis zu 75 % unter den Erwartungen liegen!"

      Und was für Großbritannien gilt, kann auch für die USA gelten. Martin dazu: "In den USA muss zum Beispiel General Motors 900 Dollar von jedem verkauften Auto für die bereits pensionierten ehemaligen Angestellten ausgeben. Und für die kommenden Pensionäre hat General Motors einen Pensionsplan eingerichtet, dem 70 Mrd. Dollar fehlen. Das wird den gesamten Cash Flow der nächsten Jahre auffressen, so dass für die Aktionäre nichts übrigbleiben wird."

      *** Ich sage immer wieder ... ohne mich zu erinnern, warum ... dass die glorreichen Tage des amerikanischen Kapitalismus vorüber sind. Dieses System belohnt nicht länger die Kapitalisten – sondern das Proletariat, die Anwälte, ... ihre Politiker ...
      (auszug)
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      Schuldengeneration

      von Porter Stansberry

      Man hätte einen Film über das Leben von David Wittig machen sollen.

      9 Jahre nach seinem Studienende (er studierte Volkswirtschaftslehre in Kansas) war Wittig auf dem Cover des Fortune-Magazins (am 24. November 1986). Er war der Held eines Artikels mit dem Titel "Die überbezahlten jungen Stars der Wall Street". Mit 31 verdiente Wittig bereits 500.000 Dollar pro Jahr, bei Kidder Peabody.

      Auf dem Cover des Fortune-Magazins saß er mit einer Zigarre in der Hand, damit jeder sehen konnte, wie reich er war. Ich frage mich, ob seine Mutter stolz war ... oder ob ihr das peinlich war.

      Aber was für den Aktienmarkt gilt, gilt auch für einzelne Personen: Was steigt, fällt normalerweise auch.

      Wittig war Anleihenhändler bei Kidder Peabody – und nachdem er dort so ziemlich alles erreicht hatte, was er dort erreichen konnte, wechselte er zum großen US-Broker Salomon Brothers. Bei Salomon Brothers gab es damals eine Devise – die Michael Lewis in seinem Buch "Liar`s Power" sehr gut dargestellt hat. Ich kann es für sie zusammenfassen, um was es damals bei Salomon Brothers ging: Von den Kunden soviel wie möglich zu stehlen und darüber bei Freunden zu prahlen.

      Wie ging es mit der Karriere von Wittig weiter?

      1995 wurde Wittig von John Hayes, dem Chef des größten kanadischen Energieunternehmens Westar Energy, abgeworben. Wittig sollte der Kopf der Abteilung Unternehmensstrategie werden.

      Bald war Wittig dabei, mit Westar Energy (die damals noch Western Resources hießen) in mehrere hochkarätige Übernahmeschlachten zu starten. Unter anderem kaufte er ADT, eine Firma, an der auch Tyco interessiert war. Nachdem er ADT gekauft hatte, verkaufte er dieses Unternehmen mit deutlichem Gewinn an Tyco weiter. Das war ein sehr glücklicher Deal, und Wittig wurde zum Vorstandsvorsitzenden (CEO) von Westar Energy/Western Resources gemacht.

      Als CEO versuchte er es noch einmal mit einer Übernahme. Aber dieses Mal gab es keine Tyco, an die er weiterverkaufen konnte. Seine Firma kostete das 2 Mrd. Dollar und eine Untersuchung der Finanzaufsicht. Währenddessen erhielt Wittig Gehälter und Bonuszahlungen in Millionenhöhe. Und er soll auch ein bisschen mehr genommen haben, als ihm der Aufsichtsrat zugebilligt hatte. Wittig wurde wegen Geldwäsche angeklagt, nachdem er sich "fälschlicherweise 1,5 Millionen Dollar geliehen hatte". (Für die meisten von uns bedeutet "fälschlicherweise geliehen" stehlen).

      Wittig stand für die schlechten finanziellen Ideen seiner Generation. Er hat seinen Weg gefunden, um reich zu werden ... aber nur auf Kosten seiner Geschäftspartner.

      Wittigs Generation hat viele schlechte Ideen freudig begrüßt. Keine andere amerikanische Generation hat jemals soviel Geld gemacht ... mit so wenig Gegenleistung.

      Die Presse nennt die Generation der Amerikaner, die in den 1950ern geboren wurde, die "Baby Boomer". Ich nenne sie "Schuldengeneration".

      Die Schulden der Unternehmen und der privaten Haushalte (hauptsächlich von den "Baby Boomers") sind die größte Bedrohung für den Reichtum Amerikas. Seit die "Baby Boomer" die Schalthebel übernommen haben, sind überall die Schulden gestiegen. Sogar die besten amerikanischen Unternehmen sind von Schulden abhängig geworden. General Electric zum Beispiel ist seit 1992 ein Netto-Schuldenmacher.

      Die Amerikaner haben so hohe Hypotheken wie nie zuvor in der Geschichte. In den letzten 19 Quartalen ist die Summe der Hypotheken um 3 Billionen Dollar gestiegen (+58 %). Um das in die Perspektive zu setzen: Vor 1997 dauerte es 13 Jahre, um die Hypothekensumme um 3 Billion zu erhöhen. Mit anderen Worten: Vor 1997 erhöhten sich die Hypotheken um 50 Mrd. Dollar pro Quartal. Heute liegt diese Rate bei 200 Mrd. Dollar pro Quartal – dem Vierfachen. Die Verschuldung der privaten Haushalte liegt jetzt bei 8,2 Billionen Dollar, und sie wächst weiter mit fast zweistelligen Wachstumsraten (Prozentbereich).

      Die gesamte Verschuldung – öffentlich und privat – steht jetzt bei rund 20,3 Billionen Dollar – fast das Dreifache des amerikanischen BIPs. Alleine die Zinszahlungen erreichen 7 % des BIPs.

      Diese Zahlen wirken etwas abstrakt, da sie so groß sind. Aber stellen Sie sich einen typischen Vertreter dieser Schuldengeneration vor. Ein typischer David Wittig, der in einer amerikanischen Kleinstadt lebt, gibt mehr als die Hälfte seines Einkommens für Zinsen und Steuern aus. Seine gesamten Ersparnisse – darunter die Rücklagen für die Altersvorsorge – liegen bei 40.000 Dollar. Wenn irgendetwas schief geht, dann hat er kein finanzielles Sicherheitsnetz. Über 400.000 Amerikaner sind im dritten Quartal 2002 "pleite" gegangen.

      In ihren Teenagerjahren brachten uns die Mitglieder der "Schuldengeneration" Woodstock und "flower power". In den 1980ern entdeckten sie das Geld, und es gab eine nie zuvor gesehene Konsumwelle. In den 1990ern wählte diese Generation Bill Clinton.

      Letzten Monat suchte ich nach einer Aktie, die ich meinen Lesern empfehlen könnte. Ich konnte fast keine finden. Es gibt zwar jede Menge guter Gesellschaften – sogar im Technologiesektor –, aber fast keine von diesen Gesellschaften hat das Ziel, für ihre Aktionäre einen realen Gewinn zu erwirtschaften.

      Nehmen wir zum Beispiel die Software-Firma Adobe Systems. Die Umsätze erholen sich. Die Gewinne steigen. Aber die Gewinne, über die die Aktionäre verfügen können, haben sich in Luft aufgelöst. In den letzten 5 Jahren ist das Nettoeinkommen von 105,1 Millionen Dollar auf 191 Millionen Dollar gestiegen. Das klingt gut, oder? Und das wäre es auch, wenn nicht auch die Aktienoptionspläne im gleichen Zeitraum von 50 Millionen auf 184 Millionen Dollar gestiegen wären. Wenn man das berücksichtigt, dann ist der Nettogewinn sogar gefallen, von 54 Millionen auf 6 Millionen Dollar. Adobe, eine Firma, die an der Wall Street mit 7 Milliarden Dollar bewertet wird, kann pro Jahr nur 6 Millionen Dollar Nettoeinkommen generieren. Bruce Chizen, Vorstandsvorsitzender von Adobe, ist Jahrgang 1956. Schuldengeneration.

      Ein weiteres Beispiel für einen typischen Vertreter der Schuldengeneration ist Steve Jobs. Er gründete und leitet immer noch Apple Computer. 2001 machte die Gesellschaft Verluste in Höhe von 25 Millionen Dollar. In diesem Jahr zahlte Apple für Aktienoptionspläne 371 Millionen Dollar. 2002 war das Ergebnis besser: Die Gesellschaft verdiente 65 Millionen Dollar. Aber das Ergebnis war für die Aktionäre de facto kaum besser, denn Apple gab für Aktienoptionspläne 229 Millionen Dollar aus. Aufsichtsratsvorsitzender ist übrigens Al Gore. Steve Jobs gab ihm dafür 30.000 Aktien. Und warum nicht? Er hat das Internet erfunden, also muss er eine Menge über das Computergeschäft wissen ... oder?

      Allerdings hat Yahoo am meisten das Bilanzrecht missbraucht. Das ist eine Schande, denn diese Gesellschaft hat einen weltweit bekannten Namen, und sie hat das Potenzial dazu, die erste wichtige Mediengesellschaft des Internet zu werden. Im letzten Jahr erzielte Yahoo einen Nettogewinn von 42 Millionen Dollar. Aber für Aktienoptionspläne wurden 482 Millionen Dollar ausgegeben. Seit 1998 hat Yahoo 3 Mrd. Dollar Verlust gemacht – wenn man die Aktienoptionspläne mitberücksichtigt. Offiziell hat die Gesellschaft in diesem Zeitraum 55 Millionen Dollar verdient. Ich könnte Ihnen viele andere, vergleichbare Beispiele nennen ... aber sie führen alle zur selben Schlussfolgerung: Die besten Unternehmen einer ganzen Generation produzieren keinen langfristigen Reichtum. Stattdessen produzieren sie nur Konsum und Aktienoptionspläne für die Top-Manager.

      Die "Baby Boomer" kommen jetzt ins Rentenalter – mit nichts auf ihren Sparkonten. Ihre Aktiendepots sind eingedampft worden. Aber am gefährlichsten ist es, dass die Gesellschaften, die von "Baby Boomers" geführt werden, sogar jetzt noch keine realen Gewinne und realen Dividenden für ihre Aktionäre erwirtschaften können.

      Ohne eine Revolution auf Vorstandsebene werden die "Baby Boomer" niemals zurücktreten. Die Gesellschaften, die von diesen Leuten in den 1980ern und 1990ern gegründet wurden, produzieren einfach keine Gewinne.

      Die "Baby Boomer" gehen ins Rentenalter, ohne Ersparnisse oder produktive Gesellschaften, die sie unterstützen könnten, zu haben. Die "Schuldengeneration" ist eine tickende Zeitbombe ... und der Zeitzünder zeigt an, dass es noch ungefähr 10 Jahre bis zur Explosion dauern wird.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:51:27
      Beitrag Nr. 2.547 ()
      #


      Konjunkturoptimismus ist fehl am Platz – Es muss noch schlimmer werden bevor es besser werden kann
      (15.04.2003)

      Jetzt, da sich der "Nebel des Krieges" verzieht, erhoffen sich nicht wenige einflussreiche Ökonomen und Anlagestrategen nicht nur mehr Klarheit über die Situation der Weltwirtschaft, sondern auch eine nachhaltige Besserung der konjunkturellen Verhältnisse.

      Für Westeuropa erklärt zum Beispiel Goldman Sachs, der Konjunkturpessimismus sei übertrieben. Schon im weiteren Verlauf des Jahres könne eine Erholung einsetzen. 2004 sei sogar mit einem Wachstum zu rechnen, das über dem Trend liege. Daraus folgert die Investmentbank, dass die EZB ihren Leitzins wohl nicht weiter senken wird.

      Das Kontrastprogramm zu dieser Sicht liefert Merrill Lynch. Diese Investmentbank erwartet einen Kollaps des Verbrauchs in den USA, den auch Westeuropa zu spüren bekommen werde. Da Westeuropa in seiner gegenwärtigen Verfassung aus sich heraus keine konjunkturelle Erholung zustande bringen könne, würde ein Niedergang des Verbrauchs in den USA schwer auf der europäischen Wirtschaft lasten.

      Wir haben den Eindruck, dass sich die Optimisten zu sehr von überkommenen Modellen leiten lassen. Diese Modelle berücksichtigen die deflationären Gefahren offenkundig nicht oder nicht angemessen.

      Es ist leichtfertig, wenn jetzt so getan wird, als seien die Schuldenprobleme im Privatsektor der amerikanischen und der europäischen Volkswirtschaften unter Kontrolle. Alle einschlägigen Daten sprechen gegen eine solche Deutung. Die Realität zeigt ferner, dass der Abbau so immenser Schulden, wie sie noch bis in die jüngste Zeit hinein aufgebaut wurden, in sechs oder neun Monaten für erledigt erklärt werden kann.

      Was hier auf eine Liquidation mit unzweifelhaft deflationären Folgen wartet, kann nur über Jahre hinweg bewerkstelligt werden. Daraus folgt, dass es nur besser werden kann, wenn es zuvor noch einmal schlimmer wird.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 21:56:27
      Beitrag Nr. 2.548 ()
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      Big Politics meet Big Business

      Thomas Pany 15.04.2003
      Zahllose personelle und institutionelle Verflechtungen werfen ein trübes Licht auf die amerikanischen Pläne zur Nachkriegsordnung im Irak



      Die irakischen Oppositionsgruppen wollen sich heute unter der Schirmherrschaft des amerikanischen Außenministeriums in Nasirija treffen. Erste Differenzen werden deutlich. Fraglich ist, ob die stärkste Vertretung der Schiiten, die SCIRI, am Treffen teilnimmt. Achmed Tschalabi, Führer der Dachorganisation INC, will ebenfalls nicht persönlich teilnehmen; die amerikanischen Pläne zum Wiederaufbau des Irak stoßen auf Kritik. Die große Frage heißt: Geht es der US-Administration wie angekündigt um die Befreiung und Demokratisierung des Irak oder um eine militärische Besatzung, die der Supermacht strategische und wirtschaftliche Vorteile sichert ?



      Selbst die amerikanische Administration, so die englische Sonntags-Zeitung "The Observer", sei über das weitere Vorgehen im Irak gespalten. Es gebe drei Lager. Das Außenministerium unter Colin Powell favorisiert eine vorübergehende Militärherrschaft, in dem der intakt gebliebene Regierungsapparat des bisherigen Regimes so weit als möglich mit einbezogen wird. Dagegen will eine zweite Fraktion, die Protagonisten hier sind Vizepräsident Cheney und Verteidigungsminister Rumsfeld, die Truppen so bald wie möglich abziehen und so wenig wie möglich in die weiteren politischen Prozesse involviert werden. Die ideologisch-strategische Arbeitshypothese hierzu, bringt der Autor Ivo Dalder in seinem Buch "America Unbound" auf folgende Formel:




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      Aus dieser Sicht gibt es einige sehr böse Leute in dieser Welt und unsere Arbeit besteht darin, sie anzugreifen und zu zerstören, bevor sie uns angreifen. Wenn das erledigt ist, ziehen wir bald möglichst wieder ab.






      Die dritte Gruppe sind die Neokonservativen um den Chefideologen Wolfowitz, deren Credo lautet, dass Diktaturen in Demokratien umgewandelt werden können. "Sie wollen etwas investieren, eine Anstrengung machen, sich verpflichten."

      Die beiden letzten Fraktionen haben ihren Sitz im Pentagon und stehen in scharfem Widerspruch zu den Ansichten, die im Außenministerium zirkulieren. Es seien zu wenig vertrauenswürdige Leute im irakischen Verwaltungsapparat, um sich darauf zu stützen, wird von Wolfowitz et al. moniert. Ein Blick in die Geschichte der Entnazifizierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg mache deutlich, dass eine völlige Neustrukturierung im Irak nötig sei.


      Was ist geplant


      Wie das Machtvakuum bis zur Übernahme der Regierungsgewalt durch eine demokratisch legitimierte irakische Regierung aussehen soll, wurde letzte Woche bekannt. Die Liste der Personen und Unternehmungen, die am Wiederaufbauprogramm der USA beteiligt werden sollen, wirft ein zweifelhaftes Bild auf die demokratischen Ideale von Wolfowitz. Es sieht ganz danach aus, als ob die Vorschläge zum "Office of Reconstruction and Humanitarian Assistance" (ORHA) das alte Schlagwort vom "militärisch-industriellen Komplex" mit neuem Leben füllen.


      Ganz oben in der Hierarchie stehen Generäle: der Chef des Centcom, General Tommy Franks, hat oberste Befehlsgewalt. Ihm unterstellt ist der pensionierte General Jay Garner ( Der US-General a.D., der den zivilen Wiederaufbau des Post-Hussein-Irak leiten soll), ein alter Freund von Donald Rumsfeld. Er ist Chef der ORHA und soll möglichst bald sein Hauptquartier in Bagdad beziehen und (übergangsweise) die Regierungsgeschäfte im Irak führen.

      Der Irak soll in drei große Verwaltungszentren unterteilt werden. Im Norden, in Mosul, soll der pensionierte General Bruce Moore die Verwaltung leiten. In Bagdad wird die ehemalige US-Botschafterin im Jemen, Barbara Bodine, amtieren und im Süden der pensionierte General und texanische Geschäftsmann Roger "Buck" Walters, der sich in einem BBC-Fernsehinterview schon für einen längeren Aufenthalt im Irak ausgesprochen hat.




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      Meine Anstellung dauert wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres. Aber ich habe mir vorsorglich ein Jahr frei genommen. Ich glaube, diese Organisation wird hier eine Weile bleiben.






      Während Roger "Buck" Walters vom Pentagon bestimmt wurde, gehört die Karrierediplomatin Barbara Bodine zur Riege der "klassischen Arabisten", die im State Department und in der CIA ihre politische Heimat haben. Dieser Gruppe wird nachgesagt, dass sie risikoscheu sei; sie orientiert sich an dem Diktum des ehemaligen Sicherheitsberaters Brent Scowcroft, wonach es vorzuziehen sei, mit einem "business-as-usual-Diktator" zu verhandeln als mit neuen Kräften. Scowcroft war übrigens der Berater von Bush-Senior, der "Bush 41" dazu geraten hatte, Saddam Hussein 1991 Helikopter zur Verfügung zu stellen, damit dieser den Aufstand, der kurz nach dem letzten Irak-Krieg ausbrach - und von Bush-Senior ermutigt wurde -, niederschlagen konnte.

      Jeder dieser drei administrativen Einheiten soll mit einer Kerngruppe von 12 Leuten agieren, die von "Freien Irakern" unterstützt werden. Mit kurzfristigen Verträgen ausgestattet sollen die Leute der ORHA-Truppe "theoretisch" die 17 Provinzen des Irak repräsentieren und 23 Ministerien besetzen.


      Seilschaften


      Neben den Provinzchefs und ihrem Apparat stehen "Sheriff" Jay Garner noch drei weitere "Deputies" für größere Aufgaben zur Seite. George Ward, ein ehemaliger Marine und US-Botschafter in Namibia, für humanitäre Belange. Lewis Lucke für den Wiederaufbau und Michael Mobbs für die Zivilverwaltung.


      Gerade bei dem letztgenannten Michael Mobbs, fällt es schwer, daran zu glauben, dass sich die US-Administration um die Besten und Kompetentesten bemüht und nicht um die, welche in einer Seilschaft die besten Plätze haben.

      Denn Michael Mobbs` Qualifikation für seine neue Aufgabe als Leiter der Zivilverwaltung ist nicht offensichtlich; Mobbs ist ein Pentagon-Jurist, der sich im Kampf gegen den Terror einen Ruf als unbarmherziger Hardliner u.a. mit der Forderung verschafft hat, des Terrorismus verdächtige US-Bürger ohne Anklage unbegrenzt zu inhaftieren. Auch der rechtliche Rahmen für die unbegrenzte Inhaftierung der Al-Qaida-Verdächtigen in Camp X-Ray in Guantanamo Bay geht auf Mobbs zurück. Der neue Hilfssheriff im Irak, dem künftig 11 Ministerien unterstehen sollen, hat schon - wie viele der Falken im Pentagon - für Ronald Reagan gearbeitet und ist ein enger Freund von Richard Perle und ehemaliger Mitarbeiter der Anwaltskanzlei von Douglas Feith.

      Die Nummer drei im Pentagon, Douglas Feith bestimmt die Mitglieder des Defence Policy Boards, eines wichtigen Beratungsgremiums im US-Verteidigungsministerium, dessen Leiter bis vor kurzem Richard Perle war (siehe dazu Erosionserscheinungen in der Bush-Regierung). Als Anwalt vertrat Feith die Firma Northrop Grumman, eine der größten Gewinner von Präsident George W. Bush`s Anhebung des Verteidigungshaushaltes; die Rüstungsfirma soll Aufträge im Wert von 8,5 Milliarden Dollar erhalten haben. Mit einem Stars-and-Stripes Schleifchen auf der Homepage erklärt Northrop Grumman, dass man stolz auf die Unterstützung der Männer und Frauen bei der Operation Iraqi Freedom sei.


      Auch General Garners Chef für den Wiederaufbau, Lewis Lucke, entstammt einer Organisation mit bemerkenswerten Verbindungen: USAid (United States Agency for International Development). Die "unabhängige Regierungsorganisation" unter der Leitung von Andrew Natsios ist für die Aushändigung lukrativer Verträge für den Wiederaufbau zuständig. Natsios werden gute Verbindungen zur amerikanischen Baufirma Bechtel nachgesagt . Die Firma Bechtel wurde u.a. mit dem Anlagenbau von Guantanamo Bay betraut, hat aber auch schon bei Wiederaufbauarbeiten in Kuwait nach dem ersten Krieg gegen den Irak gunt verdient. Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Irak erwartet man, so die englische Zeitung Sunday Herald, Verträge im Wert von 900 Millionen Dollar. Das Direktorium der Firma führt bekannte Namen wie George Shultz, ehemaliger Außenminister unter Nixon und Berater von Bush Senior. Im letzten Wahlkampf flossen reichlich Spenden (1,3 Millionen Dollar) für die Republikaner von Bechtel. In den achtziger Jahren sollte Bechtel unter der Vermittlung von Donald Rumsfeld eine Pipeline durch den Irak bauen.

      Umstritten ist auch die Firma DynCorp, die laut Observer auch viel Geld an die Republikanische Partei gespendet und jetzt einen millionenschweren Vertrag für die Polizeiaufgaben im Nachkriegs-Irak erhalten hat. DynCorp, das u.a. auch die Leibwächter des afghanischen Präsidenten Karsai stellt, ist vor kurzem in die Schlagzeilen geraten, weil Mitarbeiter in einen Prostitutionsskandal in Bosnien verwickelt waren, wo DynCorp ebenfalls im Auftrag der US-Regierung für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Dyn Corp beschäftigt ungefähr 25 000 Mitarbeiter, die meisten von ihnen sind ehemalige US-Militärs ( Privatarmeen in Goldgräberstimmung).

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 22:00:24
      Beitrag Nr. 2.549 ()
      http://www.bogen-gmbh.de/unser_know-how_.html#Irak-Krieg

      Am 27.03.03 neu eingefügt: Der Irak-Krieg

      Die FAZ vom 27.03.03, S. 39, schreibt unter “Friedenspoker”: “Schon 1996 beschrieb Richard Perle, heute Chefberater des Pentagons, in einem Vermerk für den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu den Sturz Saddams als eine Voraussetzung für den Frieden im Nahen Osten. Seither hat sich der Gedanke des Regiemewechsels im Irak als Auftakt einer grundlegenden Neuordnung Arabiens in vielen Köpfen festgesetzt. . . In groben Zügen soll sich die Runderneuerung des Mittleren Ostens folgendermaßen abspielen: Die Niederlage Saddams und die Befreiung der arabischen Schiiten ermutigt deren Glaubensbrüder im Iran, sich gegen die Mullahs in Teheran zu erheben. Nach deren Vertreibung wollen die Amerikaner Iran überreden, auf sein Atomprogramm zu verzichten und jede Hilfe für Terroristen zu streichen. Auch den westlichen Nachbarn des Iraks, Syrien, so die Hoffnung, wird die Demokratisierung Bagdads erschüttern. Sollte die dortige Baath-Partei wider Erwarten nicht stürzen, so wäre sie doch künftig von prowestlichen Staaten - der Türkei, Israel, Jordanien und dem befreiten Irak - eingekreist. . . Um das Glück komplett zu machen, müsste auch Saudi-Arabien, von dessen Ölreserven Amerika fürderhin unabhängiger wäre, Reformen erwägen, jedenfalls die Finanzierung von Hamas und Al Qaida einstellen. Der Weg zum Frieden im Nahen und Mittleren Osten führt über Bagdad.”
      Am 20. März begannen die USA die oben beschriebene Neuordnung des Nahen Ostens mit dem Irak-Krieg. Dies geschah mit “erfundenen Gründen”, so der Oscar-Preisträger Michael Moore am 23. März anlässlich der Preisverleihung in Hollywood. Denn weder atomare oder sonstige Massenvernichtungswaffen wurden gefunden. Auch die angeblichen Urankäufe waren ebenfalls nur vorgeschoben. Dabei wurde keinerlei Rücksicht auf die Vereinten Nationen, den Sicherheitsrat, die öffentliche Meinung und die Kosten genommen. Syrien und der Irak, die nächsten Betroffenen der Neuordnung, wurden bereits vor Ende März vom US-Verteidigungsminister vorgewarnt. Und der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Pat Buchanan sprach von einer Serie von Kriegen, die zu erwarten sei.
      Aus heutiger Sicht steigen dadurch die Zinsen und die hochverschuldeten USA geraten angesichts ihres kaum noch finanzierbaren Außenhandelsdefizits in einen ausweglosen die Aktien- und Kapitalmärkte belastenden Teufelskreis. Sollten darüber hinaus die bisher mit Millionen Dollar gestützten amerikafreundlichen Regierungen in den muslimischen Ländern gestürzt werden, kommt es im Endeffekt zum Gegenteil der angestrebten Entwicklung, was die Lage weiter zuungunsten der USA verändert.
      ------------------------------




      Derartige sich aufschaukelnde Entwicklungen sind ein Aspekt der Zyklik. Sie entstehen, weil typischerweise Aktionen in Gang gesetzt werden, die nicht die Ursachen beheben, sondern das Gegenteil des angestrebten Effektes erreichen. Sie sind, wo man auch nur hinsieht, kontraproduktiv. Folglich ist zum Schluss des 70-Jahres-Zyklus ein Jahrhundert-Kurseinbruch an den Börsen der Welt zu erwarten, der das Jahr 1932 in den Schatten stellt. Wie es bei uns in Berlin aussieht, wenn es soweit ist, prognostizierten wir vor zwei Jahren in einem unserer Börsenbriefe: “So könne man sich vorstellen, dass 2010 die Schaufensterscheiben auf dem Kudamm mit Brettern vernagelt sind.”
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 22:05:49
      Beitrag Nr. 2.550 ()
      #

      Deutscher Bundestag übt Kritik an GATS-Verhandlungen



      In der Nacht vom 13. auf den 14. März hat der Deutsche Bundestag einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen angenommen, der die bisherigen GATS-Verhandlungen deutlich kritisiert.

      nr. Der Antrag hält fest, dass die stärkere Einbeziehung des Dienstleistungshandels in den Welthandel den Charakter der Welthandelsorganisation WTO grundlegend verändert habe. Die Regelungs- und Schlichtungsstreitverfahren der WTO «greifen zunehmend tief in die Innenpolitik der Nationen ein» und berührten dabei «sensible Bereiche wie geistiges Eigentum, persönliche Dienstleistungen, Banken und Versicherungen ebenso wie Telekommunikation, Transport, Kultur, audiovisuelle Dienstleistungen, alle Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge und des öffentlichen Beschaffungswesens.» Die Regelungen der WTO hätten einen zunehmenden Einfluss auf das nationale Gesundheitswesen, auf Bildung, Weiterbildung und Forschung, Beschäftigung, Qualität der Lebensmittel und Umwelt, aber auch auf den Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Wasser, Meere und Wälder.

      Dies habe umfassende Auswirkungen auf die nationale Gesetzgebung und die Fähigkeiten der Nationalstaaten, «wichtige Politikfelder nach den Bedürfnissen ihrer Bewohner, ihren sozialen und kulturellen Wertvorstellungen, ihren ökologischen Rahmenbedingungen sowie den jeweiligen, durch Wahlen legitimierten politischen Mehrheitswillen zu regeln und zu verändern.» Die Möglichkeiten der nationalen Parlamente, diese Politikfelder zu gestalten, seien «deutlich eingeschränkt.» Die Macht, so der beschlossene Antrag, wurde «von den Parlamenten auf die Exekutiven verlagert.» Dies sei «wegen des Verlustes an Demokratie nicht mehr vertretbar.» Dies gelte umso mehr, als die innerhalb des GATS getroffenen Vereinbarungen «praktisch nicht rückholbar sind und daher Fehlentscheidungen nicht mehr korrigiert werden können.»

      Deutliche Kritik wird an der EU-Kommission geübt. Diese habe am 7. Februar «weitreichende und neue Verpflichtungen zur Liberalisierung des Dienstleistungssektors [...] angeboten». Die Frist zur Stellungnahme der nationalen Parlamente sei äusserst knapp gewesen und hätte «den beteiligten Parlamenten keine angemessene Möglichkeiten, sich sorgfältig zu informieren» geboten. Beratungen und Verhandlungen würden zudem durch eine vereinbarte Vertraulichkeit erschwert: «Die Vorstellung, internationale Verhandlungen Ðhinter verschlossenen Türenð führen zu können, entspricht weder der Bedeutung des Themas noch einschlägiger Erfahrungen mit anderen international verhandelten Regelwerken und Konventionen.»

      Begrüsst wird, dass die Europäische Union die Bereiche Bildung, Kultur und audiovisuelle Dienstleistungen sowie Gesundheitsdienstleistungen von den Liberalisierungsverhandlungen ausgenommen hat. Gefordert wird unter anderem, die Zeitabläufe der nationalen Parlamente stärker zu berücksichtigen und bei der EU-Kommission darauf hinzuwirken, «geeignete Formen der Transparenz der GATS-Verhandlungen für eine breitenwirksame Partizipations- und Diskussionsmöglichkeit zu finden».

      Die «schwerwiegenden Bedenken» des Deutschen Bundestages gegen die Liberalisierungsangebote der EU-Kommission vom 7. Februar sollen in die Willensbildung eingebracht werden. In diesen Bereichen soll die deutsche Regierung kein abschliessendes Votum abgeben, bis sich der Bundestag intensiv damit befasst hat. Dies betreffe unter anderem die Pläne zur Öffnung der Arbeitsmärkte und eine damit einhergehende Verschlechterung des Arbeits- und Sozialrechts sowie Pläne zur Liberalisierung der Wasserversorgung. Es gehe darum, «die öffentliche Daseinsvorsorge nach Massgabe der politischen Entscheidungen in Deutschland zu sichern» und um eine «Gewährleistung und Sicherstellung eines hohen Qualitätsstandards beim Zugang zur staatlichen Daseinsvorsorge.» «Qualitätssicherung» dürfe sich nicht allein auf staatliche Angebote beschränken, «sondern muss alle in- und ausländischen privaten Angebote miteinbeziehen.» In der Europäischen Union soll darauf hingewirkt werden, dass die EU-Kommission daran festhält, auch künftig keine weiteren Zugeständnisse in den Bereichen Bildung, Kultur, audiovisuelle Dienstleistungen, Gesundheitsdienstleistungen und Liberalisierung der Wasserversorgung zu machen.

      ***

      Der Deutsche Bundestag hat mit seinem Beschluss vom 13. März die grossen Bedenken der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und in vielen anderen europäischen Staaten aufgegriffen. Ähnlich harsche Kritik an den GATS-Verhandlungen hatte es kurz zuvor aus dem französischen Parlament gegeben. In der Bundestagsdebatte hat die Abgeordnete Ulla Burchhard merkenswerte Sätze gesprochen: «Bei den Verhandlungen geht es [...] entscheidend darum, was an Leistungen künftig öffentlich erbracht wird bzw. erbracht werden darf und welche Kriterien ausser der reinen Gewinnerzielung Geltung haben sollen. Gerade in der Daseinsvorsorge, bei den Leistungen, die in unseren Städten und Gemeinden erbracht werden, sind die Fragen existentiell, wieviel Gestaltungsspielraum die öffentliche Hand noch haben wird, wieviel Zuschüsse noch erlaubt bzw. ob jeder private Anbieter ebenso Anspruch auf öffentliche Subventionen hat wie gemeinnützige Organisationen [...] Die Sorge um diese weltweiten Entwicklungstendenzen, das schrittweise Zurückdrängen des öffentlichen Raums und der demokratischen Entscheidung hat uns Sozialdemokraten zu diesem Entschliessungsantrag bewogen [...] Wir wollen deutlich machen: Entscheidungen von solcher Tragweite können und dürfen nicht hinter verschlossenen Türen der Bürokratien von nationalen Regierungen und der Europäischen Kommission fallen.»

      Dann weiter: «Volle Transparenz, eine umfassende Information und Diskussion der Betroffenen und der breiteren Öffentlichkeit sind unabweisbar [...] Alles andere widerspricht den demokratischen Traditionen der europäischen Völker.» Und schliesslich: «Der Mangel an Demokratie in der Spitze der Europäischen Union und die Arroganz der Brüsseler Bürokratie und ihre Missachtung demokratischer Informations- und Entscheidungsprozesse kann und wird so nicht mehr hingenommen werden.»

      So wie dieser Beschluss des Bundestages wohl nicht ohne die massive Kritik zahlreicher Bürgerinnen und Bürger sowie verschiedener Initiativen zustande gekommen wäre, so werden sich auch immer mehr Menschen gegen jegliche andere undemokratische Bevormundung zur Wehr setzen. Wenn sich Abgeordnete wie Frau Burchard wirklich als Volksvertreter verstehen, dann werden sie dem Volk auch nicht mehr das entscheidende Recht vorenthalten können: die Möglichkeit der Volksinitiative, des Volksbegehrens und des Volksentscheids. Verträge wie das GATS müssen von den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und entschieden werden können. Dann ist die Gewähr am grössten, dass nicht gegen das Volk entschieden wird.



      Artikel 23: Zeit-Fragen Nr.14 vom 14. 4. 2003, letzte Änderung am 15. 4. 2003
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 23:26:13
      Beitrag Nr. 2.551 ()
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 00:09:48
      Beitrag Nr. 2.552 ()
      #


      Vom „Krieg für Freiheit und Frieden“
      – und anderen Lügen



      Der 2. Golfkrieg (historisch korrekt eigentlich der 3. der Neuzeit) begann am 20. März 2003, kurz nach 3:30 (MEZ) mit einem ‚Enthauptungsschlag’ durch zwei Raketen in einen der drei großen (von über 70) Präsidentenpaläste Saddam Husseins. Soweit die nüchternen Tatsachen.

      Vorausgegangen waren diesem Moment Monate der Verhandlungen, innerhalb derer keine Lüge gescheut, keine Drohung unausgesprochen blieb. In dieses Verwirrspiel, das Buhlen um Zustimmung in den einzelnen Ländern wie auch in den internationalen Gremien und gegen-seitige Schuldvorwürfe ließen sich speziell die Medien wunderbar einflechten - sei es, um im Kampf um Marktanteile, Einschaltquoten, Sendeplätze und (damit) Werbequoten Boden gegenüber der Konkurrenz gutzumachen, sei es, um der eigenen Regierung und konkurrie-renden Parteien Bonuspunkte im In- und Ausland zu sichern oder Wahlen zu beeinflussen. Das Manipulations- und Korruptionskartell feierte fröhliche Urständ.

      Selbstverständlich bedienten sich dazu alle - Politiker wie Medien - des gesamten Arsenals euphemistischer Begriffe und heroischer „Werte“, um das eigene Vorgehen zu rechtfertigen und den Gegner zu desavouieren. Selbst gut informierte BürgerInnen sahen sich flugs einem schier undurchdringlichen Geflecht von implizierten Tatsachen, Widersprüchen und Vermutungen gegenüber, aus denen es galt, sich eine eigene Meinung zu bilden, Wahrheit von Fiktion zu trennen, um daraus einen Standpunkt zu generieren. Die meisten hingegen resignierten früher oder später; sie übernahmen den von der Mehrheit vertretenen „Standpunkt“, opferten dem nationalen Gemeinschafts“gefühl“ eigenes Denkfühlen oder schotteten sich von jeglichem Standpunkt ab, steckten also den Kopf nur noch ängstlich in den ‚Sand’ - in der Hoffnung, daß sich das dräuende Gewölk unverständlicher (aber sehr wohl empfundener) Gefahr bald verzöge. Andere wiederum vergewisserten sich durch einen Blick in den Atlas, daß der Irak rund 5.000 km entfernt ist, eine unmittelbare Gefahr also mutmaßlich nicht gegeben sei.

      Doch diese Ansicht - so dienlich sie den Kontrahenten und Beteiligten ist - könnte sich schon bald als höchst fatal erweisen. Dies wollen wir im folgenden näher beleuchten, denn das Ende des am 20. März begonnenen Golfkriegs ist der Beginn einer Aera völlig neuer Konflikte.

      Der Ursprung des 2. Irakkrieges....
      ..liegt in einem nie abgeschlossenen 1. Irakkrieg (1991) und dessen bis heute nicht gelösten Problemen, zu denen sich in den letzten 12 Jahren nur noch ein Kranz weiterer hinzugesellte.

      a) Diente der irakische Präsident bei den Auseinandersetzungen der USA mit dem Iran (nach

      dem Sturz des Schah, mit dem die USA trefflich und zu beiderseitigem Vorteil kollabo-

      rierten) noch als verläßlicher und deshalb zuvorkommend - mit Waffen und Krediten -

      unterstützter Partner (obwohl er bereits damals ein brutales Regime führte), so lief eben

      jener Hussein - in Verkennung der veränderten Weltlage und seines gesunkenen Wertes für

      seine Gönner, die USA - ungeplant aus dem Ruder, zeigte sich zunehmend egoman, ja

      geradezu unverschämt; er forderte eine Autarkie und Autonomie ein, die ihm die USA nie

      und nimmer gewähren wollten. Vor allem Husseins Rolle als zweitgrößter Erdölförderer

      (nach dem Nachbarn Saudi Arabien) und Besitzer der ergiebigsten (bis heute bekannten)

      Erdgaslager ergrimmte den mit Abstand größten Energieverbraucher, die USA, zunehmend.



      b) Hussein, Führer der nicht-islamischen Baath-Partei und Herrscher über das einzige

      laizistische Land im Vorderen Orient, kam den USA, die den aufkeimenden fundamen-

      talistischen Strömungen (nicht nur, aber vor allem im arabischen Raum) - insbesondere

      mit Blick auf das wirtschaftlich am Tropf hängende Israel - gut zupaß. Hinzu kam die

      (berechtigte) Sorge der USA, daß im Zuge der Renaissance des Islam auch der ’Traum-

      partner’ Saudi Arabien, ein mittelalterlicher Feudalstaat, in dem 0,12% der rund 21 Mill.

      Einwohner (allsamt Angehörige des Königshauses) über 95% des gesamten Reichtums des

      Landes verfügt, ein zunehmend unsicherer Kandidat zu werden drohte. Unpäßlich für

      Hussein kam auch der Zusammenbruch des Sozialismus und der Sowjetunion, womit sich

      der strategische Wert des Irak für die USA erübrigte. Hier verpokerte sich der irakische

      Diktator schlicht.

      Die wachsende EU, ihre Tendenz, sich im Osten neue Mitglieder einzuverleiben, eine sich überlebende NATO, eine (weltweite, seit 1989) negative Energie-Rohstoffbilanz, der aufkeimende Islamismus und die Tatsache, daß die USA sich energiemäßig abzusichern trachteten, gebar nun in den Köpfen der Schöpfer der TWP [1] , der Folgeorganisation des MAI [2] (siehe hierzu: http://www.dbsfs.de/download/mai.doc ) - hinter beiden ‚Vereinen’ stecken die großen internationalen Finanzfamilien - einen genialen Plan: Gelänge es, den Drang der asiatischen (teil)autonomen Republiken der ehemaligen UdSSR nach Autonomie für die USA dienlich zu fördern und diese wirtschaftlich (und durch Waffenlieferungen!) zu stärken - also von der ungeliebten ‚Mutter’ Rußland abzunabeln -, könnte man ein direktes Versorgungs- und Transportnetz durch den zentralasiatischen Raum aufbauen. Unter der Kontrolle der großen US-Ölmultis stehend, würde es die USA ihres Energieversorgungsproblems entheben. Zudem könnt es deren Einfluß - nota bene im Hinblick auf das ungeliebte OPEC-Kartell und die sich schamlos ausbreitende, zunehmend mit dem Osten (= ehemaliges ‚Reich des Bösen’) fraternisierende EU - sichern und den wahren Herrscher der Welt, die USA, strategisch bestens positionieren.

      Bei diesen Überlegungen stand auch der Gedanke Pate, daß die kommende Wirtschafts-, Industrie- und Konsumnation Nr 1, China, sowie der noch im Dornröschenschlaf dämmernde indische Subkontinent (mit seinem schwelenden Konfliktpotential Pakistan/Indien) früher oder später die ihnen bevölkerungsmäßig zustehende Rolle im Weltkarussell beanspruchen würden. Dem galt es, wollte man den globalen Herrschaftsanspruch der USA sichern, frühzeitig und höchst vorsorglich - mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden(!) - Rechnung zu tragen. Hier geht es nämlich nicht mehr um Milliarden, sondern um Billionen und die Sicherung einer Jahrhundertstrategie, deren Wirkungsparameter in sämtliche Bereiche ragen: Energie- und Kreditwirtschaft, Waffen- und Rüstungsindustrie, Freizeit, Medien und Tourismus, Forschung und Entwicklung, Medizin und Pharmaindustrie, also Produktion-, Distribution und Konsum - kurz: alle, das Leben von demnächst 8 bis 9 Milliarden Menschen betreffende Belange und die Festigung eines vielleicht nie wieder einzuholenden, heute bestehenden Vorsprungs der restverbliebenen Supermacht USA.

      Die weltweite Korruption der Illuminaten.
      Die ‚Illuminaten’ (lat. für ‚die Erleuchteten’) sind ein ’elitärer’ Kreis höchst klandestin verwobener Finanzoligarchen, die - sehr hierarchisch sortiert - als die wahren Strippenzieher in sämtlichen relevanten Feldern die Macht kontrollieren. Dies gilt beileibe nicht nur für so profane Dinge wie Großkonzerne in der Industrie, der Medien- und Finanzwirtschaft, dem Pharmazie-, Transport-, Logistik- und Rüstungswesen, vielmehr unterhalten sie - über entsprechende Vereinigungen, Bruderschaften und Institute - beste Kontakte zu weltlichen und geistlichen Organisationen. Sie füttern, wie dereinst die Fugger und andere Geldfürsten, die ihnen genehmen Personen und Organisationen, die durch sie oftmals überhaupt erst an die Spitze von Konzernen, politischen Parteien und Machtpositionen aller Art gelangen. Dafür unterhalten sie Stiftungen und Eliteuniversitäten, ’Kultur’zentren und Museen. Sie vergeben Stipendien und finanzieren Karrieren, sie subventionieren patriotische Vereine und pflegen einen intimen Korpsgeist, in den aufgenommen zu werden schon eine Art Karrieregarantie darstellt. Zentralen dieser Illuminaten sind die Eliteschulen und -universitäten der US-Ostküste, Englands und der Niederlande, aber auch die französische ENA, aus deren Kreis nahezu alle Spitzen der französischen Wirtschaft und Politik kommen (und seit mehr als 100 Jahren kamen). Diesen Illuminaten verdanken wir die ‚Transatlantische Brücke’, das ‚CFR [3] ’, die ‚Bilderberger’, den ‚Ritterorden vom heiligen Grabe zu Jerusalem’ und Hun-derte weiterer Vereinigungen unterschiedlichster Art, den EZB-Präse Duisenberg ebenso wie Altmeister Kohl und die Herren Kissinger und Cheney, Rumsfeld und Mrs. Rice, um nur ein paar zu nennen.

      Diese Kamerilla, intern bisweilen höchst eifersüchtig, aber im Geiste geteilter Gier höchst kooperativ, besetzt in weltlichen - politischen und militärischen, bildungs- und medienrelevanten, geheimdienstlichen und juristischen -, strategisch wichtigen Belangen alle Spitzenpositionen mit höchst willigen (ergo: abhängigen) Figuren, die nach außen den kecken Harlekin abgeben, in Wahrheit aber billige Befehlsempfänger sind. Warum sollten sich die Strippenzieher auch den Tort antun, sich den neugierigen Fragen und der Häme, Wut und Unbill der Massen auszusetzen, sich in der Nichtigkeit des öffentlichen Lebens zur Schau zu stellen? Das überlassen sie der Eitelkeit von Selbstdarstellern aus Politik und Pop, den Popanzen der ‚Prominenz’ aus Kultur, der glamourösen Welt der Stars und Starlets.

      Natürlich ist die Masse zumeist viel zu sehr mit der Wahrung ihres Lebensstandards, dem Erhalt des Jobs, der Aufzucht, Hege und Pflege der Nachkommenschaft, dem eigenen Rentenanspruch und den familieninternen Problemen beschäftigt, als daß sie über die immer komplexer werdende Welt insgesamt nachdenkt. Aber ein paar Querulanten gibt’s immer wieder, die sich den Luxus zeitaufwendigen Hinterfragens und unbotmäßiger Neugier erlauben, die nach Erklärungen lugen und verstehen wollen, was hinter den - im großen und ganzen geschickt verschobenen - Kulissen läuft.

      Zur Abwehr dieser Querdenker, Nörgler und Fragensteller genügte es vollkommen, den verlächerlichenden Begriff vom ‚Weltverschwörertum’ zu kreieren. Damit stellt man diese Unbequemlinge ins Abseits und an den Pranger - zur allgemeinen Belustigung freigegeben - und bietet dem leicht verunsicherten Mitglied der breiten Masse eine willkommene (weil bequeme) Entschuldigung (vor sich selbst), tunlichst wieder in alltägliche Gewohnheitlichkeit zurückzukehren (‚Drei-Affen-Prinzip’: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen), geistig wie seelisch die „Türen“ und „Fenster“ vor Unliebsamkeiten zu verrammeln, die stören, verun-sichern und beunruhigen könnten. Wer wirklich Näheres hierzu erfahren möchte, natürliche Neugier nicht ins Korsett der Bequemlichkeit zwängen möchte, dem sei das anno 2000 im Fouque-Verlag erschienene Buch „Korruption – die Entschlüsselung eines universellen Phänomens“ anempfohlen.

      USA – ideales Spielfeld der Illuminaten.
      Kein anderes Land ist als Nährboden und Spielwiese für die Illuminaten, die ja irgendwo auch eine physische Zentrale unterhalten müssen, besser geeignet, als die ’Vereinigten Staaten von Amerika’. Das hat vielfältige Gründe (sh: „Die USA – der Anfang vom Ende“, abrufbar unter www.dbsfs.de), fußt aber vor allem auf einem seit mehr als 200 Jahren wie in keinem anderen Land gepflegten calvinistischen Praedestinationsglauben, demzufolge - auf den protestantischen Reformer Calvin zurückgehend - der christliche Gott denjenigen bereits zu Lebzeiten besonders begünstigt, den er favorisiert; anders ausgedrückt: Irdischer Reichtum, weltliche Wohltat und Besonderheit - Reichtum, Gesundheit, Ehre und Ruhm sowie sonstiges Wohlergehen - sind augenfälliger Beweis göttlicher Bevorzugung und mithin keineswegs verwerflich. Genau hierin liegt die tiefere Ursache für den in den USA so hemmungslos (und für „gesittete“, kulturell europäisch geprägte Menschen geradezu dümmlich) zur Ikone stilisierten Gigantismus, die Hybris eines weltweit teils bewunderten, teils verachteten Größenwahns US-amerikanischer Prägung. Reichtum und dessen Zurschaustellung ist oberste Bürgerpflicht und schlagender Beweis göttlicherseits gewährter Besonderheit. „Money is what really counts, brother!“

      Lebensgenuß und -freude [sinnstiftender Beweis göttlicher Auserwähltheit („God’s own country“)] wurden - nicht frei von Häme gegenüber dem zersplitterten, vom Zweikampf der beiden Konfessionen und hundertfachen weltlichen Diadochenkämpfen gebeutelten Europa -

      zur ‚benchmark’ irdischer Lebenskunst erhoben, der sich zu unterwerfen kleinen US-Amerikanern bereits mit der Muttermilch (später mithilfe des in fast jedem Zimmer stehenden Fernsehers) verabreicht wird: „You got to be beautiful and rich! If you can’t make it – tough luck!“ Auf diesen verkürzten Nenner kann - Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel - das generelle Selbstverständnis des US-Amerikaners subsummiert werden.

      Doch das alleine ergäbe eine zu fade ‘Suppe’. Man garniere das Ganze noch mit jeder Menge Religiosität, einem alles verbindenden Korpsgeist (vulgo: alles überschattender, irrealer, bisweilen schon faschistisch anmutender Nationalismus), viel Patriotismus, einer sehr einseitigen Eroberungsmythologie der ‚Neuen Welt’ (dargestellt in bisweilen regelrecht putzigen „Museen“, die selbst im kleinsten Dorf zu finden sind), gegen den sich die heute in Reservate zwangsumgesiedelten Indianer nie wehren konnten, dem generellen unerschütter-lichen Maximalanspruch (’American’ steht generell für „the world’s best/finest/greatest.....“) - psychologisch interpretiert: ein seit der ersten Einwanderungswelle sorgsam gepflegter Trennungshaß gegenüber dem ‚Alten Kontinent’ - und einen geradezu kindlichen Glauben an die suggerierte Märchenwelt, schon hat man ein Volk ’konstruiert’, mit dem man virtuell, quasi ’in vitro’, alles ausprobieren kann, was dann in die Restwelt exportiert wird - notfalls auch zwangsweise. Die USA als gigantisches Labor für die perfekte Manipulation eines (zumeist) leicht lenkbaren Menschengeschlechts, des idealen Staatsbürgers der Zukunft. Heureka!

      Erste Versuche, auch den ‚Restmenschen’ US-amerikanische Lebenskultur überzustülpen, boten sich den USA nach dem 2.Weltkrieg (Japan, Korea, Thailand, die Philippinen und Taiwan, Indonesien und Malaysia, Hongkong und Singapur, Lateinamerika, Südafrika, sukzessive auch Schwarzafrika und Mittelamerika, Deutschland, Österreich und - trotz bis heute spürbarer störrischer Gegenwehr - auch Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland, die Benelux-Staaten und Skandinavien), nach dem Fall der Mauer auch in der ex-DDR, dann nach der Perestroika (1992) auch in Rußland, den baltischen Ländern sowie im ex-sozialistischen Osteuropa und nun zunehmend auch im früheren Rotchina. Die US-amerikanische ‚Mickey Mouse’-Kultur, der Hamburgerismus und das Cyber-Denken galoppieren, fröhliche Unbeschwertheit vermittelnd, durch den Rest der Welt. Wen kümmern da Umweltschutz und Ressourcen-orientierte Sorgsamkeit?! „Everything is possible – we’ll show you“!

      Nota bene: Der bereits unter Bush sen. agierende Paul Wolfowitz dürfte heute der mächtigste Verbindungsmann zwischen der Bush-Administration und den Illuminaten sein.

      Der Preis des Größenwahns
      Kein Besucher der USA, den nicht das Land selbst, mit seinen einzigartigen Naturschönhei-ten, seiner Flora und Fauna, begeistert hätte; keiner, der nicht die Bombastik der Millionen-städte bestaunt, die phänomenale Gastfreundlichkeit der US-Amerikaner und die ‚Leichtig-keit’ des ‚American Way of Life’ registriert hätte. Doch wer etwas länger und genauer hinsieht, registriert auch das krasse Mißverhältnis zwischen dem Anspruch einer Supermacht, dem Rest der Welt den Weg zu weisen, und der sich erst bei zweitem Hinsehen offenbarenden Realität. Unglaubliches Schwelgen in Reichtum, Sattheit und Überfluß geht einher mit einer sprunghaft steigenden Armut – speziell in den Slums der Metropolen und hier speziell bei nicht-kaukasischen Einwohnern. Nirgendwo weltweit wird mit natürlichen Ressourcen und Energie derart verschwenderisch geaast, so bedenkenlos die belebte und unbelebte Natur menschlicher Hybris - ausschließlich nach den Prinzipien von Nützlichkeit und Bequemlichkeit - geopfert, wie in den USA. Was Umsatz, Wohlstand (für genügend Kaufkräftige), Wachstum und Gewinn verspricht, wird realisiert - Hauptsache, es dient der Unterhaltung, regt an, ist neu, verspielt und glitzert. Wer sich das eine oder andere nicht leisten kann, ist selber schuld (Calvin läßt grüßen). Eltern verschulden sich bis unter die Augen, um den „gesellschaftlichen Voraussetzungen“, die vor allem Werbung und Medien in die Kinderzimmer tragen, zu genügen. „Be part of it“ bestimmt den Rhythmus der Erziehung, des Gemeinschaftslebens - privat und im öffentlichen Leben. „Life is a party, and you better join in“ gilt als Richtmaß - für Familien und Kommunen jeder Größe. Kein Wunder, daß die USA seit Jahrzehnten völlig über ihre Verhältnisse leben. Die durchschnittliche Verschuldung der Privathaushalte, aber auch der Gemeinden und des Federal Government würde europäischen Bankern, die nach den Basel-II - Richtlinien schielen, den Atem stocken lassen, und die USA hätten nicht den Hauch einer Chance, der EU beizutreten.

      Die öffentliche Gesamtverschuldung der USA liegt bei etwa 800% des Bruttoinlandsprodukts

      (von derzeit ca 12 Billionen $), wobei der öffentl. Investitionsstau - allein beim Straßenbau sind dies nach internen Schätzungen etwa 1,8 Billionen $ - noch gar nicht eingerechnet ist. Die letzten drei Jahre haben Vermögenswerte auf Wertpapierbasis von etwa 2,65 Billionen $ vernichtet, hinzu kommen Pensionswerte von weiteren ca 1,3 Billionen $, die in den Bilanzen der Gesellschaften innerhalb der nächsten drei Jahre abgeschrieben werden müssen. Doch all dies tangiert die US-Amerikaner nur sehr peripher. Dann wird eben der Ruhestand um ein paar Jahre verschoben, ein zweiter oder dritter Job gesucht oder das Konto noch ein bißchen mehr überzogen und die Kreditkarte gezückt; notfalls packt man seine Siebensachen, verschwindet bei Nacht und Nebel - eine Meldepflicht nach europäischer Lesart gibt es in den USA nicht - und fängt irgendwo ganz neu an. Viele warten einfach auf den großen Durchbruch („There is always a new chance“), um dann bereitwillig zuzuschlagen („Sooner or later I’ll make it!“). Dieser alles beiseite wischende Optimismus („Everything is possible!“) läßt europäische ‚Realisten’ (speziell deutsche) nur noch den Kopf schütteln, ficht aber nur wenige US-citizens an. Selbst die gefährliche soziale Schieflage, das Fehlen eines auch nur vergleichbaren Sozialversicherungssystems, eine wachsende Armut in „God’s own country“ läßt das Gros der US-Bürger nicht an der Überlegenheit des eigenen Systems zweifeln. Wohl nirgendwo wird das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ derart brutal gelebt wie in den USA. Schon der eigene Stolz verbietet es, sich hilfesuchend an den Staat, ja selbst an die Gemeinde zu wenden, und der Regierung in Washington nebst ihren Ablegern traut man ohnehin nicht - was sich nicht zuletzt in der Wahlbeteiligung zur Präsidentschaft niederschlägt (ca 40 %). Hauptsache ist, man hält die Idee vom ‚American Dream’ aufrecht - dafür gibt’s Hollywood, Comics und Disneylands (in Jedermann zumut-barer Nähe) -, pflegt die familiäre Nähe und gute Beziehungen zu den Nachbarn, wahrt sein Recht auf die eigene Waffe und glaubt ganz fest an Amerikas Größe. Sport, Show und Superiorität (über den Rest der Welt) - was sollte einen rechten US-Amerikaner sonst groß kümmern?

      Kein Wunder, daß 90% der US-Bürger überzeugt davon sind, daß ihr System das weltweit beste ist. Zur Schulausbildung selbst in Junior High Schools gehört nicht, das US-Lebens-prinzip in Frage zu stellen, sondern morgens den Eid auf die Fahne abzulegen. Um Zusammenhänge im Rest der Welt kümmern sich Johnny und Martha herzlich wenig.

      - Wenn Bush dem Irak vorwirft, Massenvernichtungswaffen zu produzieren, trifft dies zwar

      mutmaßlich zu, daß aber die USA mehr biologische, chemische und nukleare Massenver-

      nichtungswaffen halten, als alle anderen Staaten der Welt zusammen, finden die US-Bürger

      o.k. – quod licet jovi, non licet bovi!

      - „Wer nicht unserer Meinung ist, ist unser Feind“ - das Gros der US-Bürger nickt sofort;

      - Daß die USA weder das Kyoto- Protokoll noch die IACW [4] -Charta sowie Dutzende anderer

      Abkommen zum Schutz gegen Umweltverschmutzung, Kindersterblichkeit, Hunger, den

      Drogenhandel, die Beschneidung von Frauen, das Abholzen der Regenwälder, Walfang und

      Energiemißbrauch etc. ratifizierten, stört in den USA wenig – „Whatever serves America’s

      economy, is good for us“;

      - Gegen eine UN-Resolution zu verstoßen, ist Bush Grund genug, den gesamten Irak an den

      Pranger zu stellen; daß Israel sich um mehr als zwei Dutzend UN-Resolutionen keinen

      Deut kümmert fällt für den braven US-Bürger nicht weiter ins Gewicht;

      - Der Irak hat (vielleicht) schon die Atombombe – Aufschrei der Entrüstung. Nun ja, Israel

      hat sie bereits seit etwa 10 Jahren und auch Nordkorea, Indien und Pakistan dürften sie be-

      sitzen; immerhin sind die USA bislang die einzige Nation, die (bereits zweimal) die Atom-

      bombe auch gegen Menschen eingesetzt haben, und gegen das Waffenarsenal der USA und

      ihre pathologisch-paranoide Entwicklungsmanie immer fürchterlicherer Waffensysteme

      wirkt der Rest der Welt wie ein Klub von Steinschleuderern;

      - mit einem Rüstungs- und ‚Verteidigungs’-Budget von mehr als 600 Milliarden $ übertreffen

      die USA die Etats der gesamten restlichen Welt addiert;

      - Allein das US-Marine Corps, eine der vier Streitkräfte der USA, übertrifft die Gesamtheit

      aller europäischen Armeen, die Seestreitkräfte der USA alle Kriegsmarinen der Welt;

      - Dank einer ausgefeilten Medien- und Desinformationstaktik endet das Weltbild der meisten

      US-Amerikaner unmittelbar an den Grenzen Nordamerikas – allenfalls um Kanada, Mexico

      und Hawaii ergänzt. Informationen drehen sich zumeist um ‚local affairs’ und derart ist

      auch der Bedeutungshorizont. Dahinter steckt Methode; je begrenzter die Sichtweise, desto

      leichter fällt die Kontrolle und umso eher fällt auf, wer sich dem ‚local mainstream’ zu

      entziehen versucht. Die Familie - neben ‚God’ und ‚America’ die wichtigste Größe im

      Leben eines ‚Good American’ - als ausgelagerte Disziplinierungsinstanz des ‚Big Brother’,

      gefolgt von den High Schools, Colleges und Universities, deren Renomée für US-citizens

      ungleich bedeutsamer ist als in Europa und denen man auch im weiteren Leben stolz die

      Treue hält, sowie der militärischen Einheit, die Mann und Frau erst zu einem/r solchen

      werden läßt....... Ganz wichtig ist dabei das Wort ’Elite’;

      - Die USA insistieren in befremdlicher Arroganz auf ihrer Ausnahmeposition, was ihnen nach

      eigener Überzeugung das Recht einräumt, sich jeder internationalen Konvention zu verwei-

      gern, die mit jedweden Nachteilen für die eigene Wirtschaft und seine BürgerInnen - in

      exakt dieser Reihenfolge - verbunden sein könnte. Ob es sich dabei um den Internationalen

      Strafgerichtshof, Zoll-, Subventions- oder Handelsabkommen, die Menschenrechte oder

      internationale Statuierungen sonstiger Art handelt, spielt keine Rolle; „America comes

      first“ – notfalls bleiben die USA ihre Beiträge schuldig;

      - Ihre Rolle als Weltpolizist und einzig berechtigte Entscheidungsinstanz leiten die USA aus

      ihrem Selbstverständnis als maßgebender Förderer der Demokratie ab - aus einer 200 Jahre

      alten, eurozentristischen Perspektive. Hingegen sehen Dutzende von Staaten Lateinamerikas

      und Asiens, zunehmend auch der Karibik und Afrikas den “Weltpolizisten“ vor allem als

      gnadenlosen Plünderer. Gore Vidal listet in seinem Buch „Ewiger Krieg für ewigen

      Frieden“ (S.26 –39) alleine zwischen 1948 und 1999 mehr als 200 Einsätze von US-

      Truppen in Vorderasien, Südosteuropa, Mittel-/Südamerika und Afrika auf, die vielfach bis

      heute andauern, und zur Sicherung US-amerikanischer Belange in militär- und wirtschafts-

      strategischer Hinsicht sind die USA inzwischen in über 100 Ländern dauerhaft präsent –

      notfalls auch gegen den Willen der betroffenen Länder! Deren Rechte zählen für ‚Uncle

      Sam’ ebenso wenig wie deren Bedürfnisse. „We sacrifice ourselves and the lifes of our kids

      (! - gemeint sind die Stationierungstruppen) for the rest of the world, and get nothing but

      ingraditude!“, schimpfte kürzlich einer meiner US-Bekannten, und er meinte das ernst.

      Dabei ist den US-Bürgern nur schwer zu vermitteln, daß oftmals erst ihr Eingreifen das

      Problem schuf, bzw. bestehende eskalieren ließ. Man denke hierbei an die Terrorregime

      in Argentinien, Uruguay, Chile, Indonesien, Korea, Paraguay, Guatemala, Bolivien,

      Honduras, Nicaragua u.v.m., den ‘CONDOR’- Plan der US-Geheimdienste, mithilfe

      derer Massenmörder vom Schlage eines Pinochet und Noriega, Videla und Stroessner,

      Savimbi, Mobutu und auch Saddam Hussein - jeweils solange sie für die USA zum

      Vorteil agierten - in wahrlich höchst undemokratischer Weise aber zur Interessens-

      wahrung der USA an der Macht gehalten wurden. An dieser grundsätzlichen Hybris hat sich

      auch unter Bush sen., Clinton und Baby-Bush nicht das mindeste geändert;

      - Kaum ein US-Amerikaner weiß, dass es sich bei der ‚School of the Americas’ (Fort

      Benning, Georgia) tatsächlich um eine zentrale Ausbildungsstätte für terroristische Einsätze

      lateinamerikanischer Militärs – geschützt, organisiert und finanziert von CIA und NSA (u.a.

      aus Drogengeldern und gegen Geheimverträge) - handelte;

      - Denken Sie an die an Arroganz und Größenwahn nicht mehr zu überbietende Äußerung des

      Vorzeige-Fürthers und ‚Friedens’(!)-Nobelpreisträgers Kissinger, der den von den USA

      (resp. ihm) initiierten Sturz des demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten Allende

      mit dem Satz ’verteidigte’: „Ich sehe nicht ein, warum wir untätig zuschauen sollen, wie

      ein Land kommunistisch wird wegen der Verantwortungslosigkeit des eigenen Volkes“;

      - Seit 1973 sank das Einkommen von zwei Drittel der US-Bevölkerung dramatisch. Daran

      änderten auch die Boom-Jahre (1995 und ’99) wenig. Würden nicht die Kommunen und

      eine beispiellose Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe das Schlimmste verhindern, stiege

      die Zahl der Diebstähle und Raubdelikte noch wesentlich und große Teile der USA gewär-

      tigten längst Übergriffe und bürgerkriegsähnliche Zustände.

      Doch all das besorgt Washington und seine Leitfiguren wenig – die Illuminaten schon gar

      nicht. Die US-Finanzwirtschaft vertraut auf seine Kredibilität im Ausland und verschuldet

      sich eben weiter - zur ’Auslandsverschuldung’ verweigert Washington seit 20 Jahren jede

      Auskunft(!).

      So wie erst das Eingreifen des Menschen in die Natur und das ökologische Gleich-

      gewicht in Fauna und Flora der Erde die Notwendigkeit von Korrekturen schuf, so

      werden heute Völker und Ethnien, weltliche wie geistige Kulturgemeinschaften ihrer

      Lebensgrundlage und originären Identität beraubt, vergewaltigt und mit dem „Recht“

      des Stärkeren durcheinandergewürfelt und destabilisiert, gegeneinander ausgespielt

      und verfeindlicht.



      Wie verlogen und heuchlerisch die Haltung der US-Regierung in vielen Bereichen der Politik, wie löcherig der nach außen bekundete Moralkatalog ist, erfahren US-Bürger allenfalls, wenn sie - für viele ein einmaliges, oftmals einerseits großartiges, andererseits schockierendes Erlebnis in ihrem Leben - nach Europa reisen. Manche flüchten entsetzt, andere reisen nachdenklich zurück in die USA, nur wenige hingegen durchdringen den Kern der Kluft zwischen dem ‚Alten Europa’ und dem schier ‚forever young America’. ’Big’, neben ’business’ und ’beautiful’ die Zauberworte der US-amerikanischen Alternativkultur, hat seinen Preis:

      - Die USA sind das einzige Land der OECD, in dem die Bevölkerung heute länger arbeitet

      als vor 30 Jahren; der Analphabetismus steigt; das sowohl von der ILO [5] als auch der UN-

      Menschenrechts-Charta postulierte Streikrecht sowie das Recht auf gewerkschaftliche

      Organisation sind faktisch nicht mehr existent; mithilfe des ‚Homeland Security Act’ und

      des TIA [6] - Computersystems sind - völlig nach Belieben der Geheimdienste - selbst durch

      die Verfassung garantierte Basis-Rechte außer Kraft gesetzt. Den meisten US-Bürgern ist

      nicht im entferntesten klar, daß sie bereits längst in einem nahezu perfekten Polizei- und

      Überwachungsstaat leben, der ohne ihre weltfremde Reduzierung des Lebens auf ‚family,

      fun and french-fries [7] ’, ‘business, big and beautiful’ und einen fanatischen ’Hurra’-Patrio-

      tismus gar nicht überleben könnte.;

      - Mehr als 5% der US-Bevölkerung sitzt in Gefängnissen - einsamer Weltrekord, an den

      nicht einmal Rußland unter Stalin heranreichte. Nur: Mehr als 70% dieser Insassen sind

      Farbige, obwohl die Weißen mehr als 75% der Bevölkerung stellen!

      Um Mißverständnissen vorzubeugen: Wir Europäer haben keinen Grund, überheblich auf ’die Amerikaner’ herabzublicken! Die Geschichtsbücher sind gespickt mit Grausamkeiten europäischer Machart - den Möglichkeiten der damaligen Zeit entsprechend. Fanatischer Nationalismus, menschenverachtende Grausamkeit und Befriedigung egoistischer Interessen, Genozide und bedenkenloses Ausnützen eigener militärischer Überlegenheit sind beileibe keine Erfindung der USA. Aber hätten wir nicht eher und ehrlicher den USA in den Arm fallen, den Mund aufmachen und Einhalt gebieten sollen, statt die Zeichen an der Wand zur Wahrung eigener Vorteile zu übersehen?

      ........
      http://www.zeitreport.de/kriegirak.htm
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 10:45:20
      Beitrag Nr. 2.553 ()



      H_S;) :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 13:38:06
      Beitrag Nr. 2.554 ()
      Erholung der Unternehmensergebnisse in Sicht
      [ 15.04.03, 12:50 ]


      Nach mageren Jahren stehen die Chancen wieder besser, dass sich die Erträge deutscher Unternehmen 2003 und 2004 positiv entwickeln.


      Das Anlegermagazin BÖRSE ONLINE hat in Deutschlands größter Gewinnprognose exklusiv die 2004er-Ergebnisse für 550 deutsche Aktien geschätzt.

      Dieses Jahr erfolgt dies drei Monate später als üblich, da aufgrund der außergewöhnlichen Risiken die meisten Ergebnisse des Geschäftsjahres 2002 für die Prognosen abgewartet wurden, um so eine verlässlichere Basis zu haben.

      Nach vorsichtigen Schätzungen ist demnach 2004 ein moderater Gewinnaufschwung zu erwarten. Kostensenkungen und Restrukturierungsmaßnahmen beginnen zu greifen und sollten sich positiv auf die Erträge deutscher Unternehmen auswirken.

      Für die DAX-Konzerne erwartet BÖRSE ONLINE ein Gewinnplus von 18 Prozent im laufenden und 17 Prozent im kommenden Jahr. Die einzelnen Prognosen wurden entsprechend der Marktkapitalisierung gewichtet.

      Im Detail: Die Zuwächse gehen zum erheblichen Teil auf die Erholung des Finanzsektors zurück, für den ein durchschnittliches Gewinnwachstum für 2004 von 21,2 Prozent prognostiziert wird.

      Für den Technologiesektor rechnet BÖRSE ONLINE mit einem Wachstum von 21,7 Prozent, für die Automobilbranche von 18,7 Prozent und für Versorger 14,2 Prozent. Für die Chemie- und Pharma-Unternehmen ist 2004 eine durchschnittliche Gewinnsteigerung auf 9,5 Prozent zu erwarten. Rote Zahlen erwartet BÖRSE ONLINE nur bei der Deutschen Telekom.

      Auch Deutschlands Mid und Small Caps stehen vor höheren Profiten. BÖRSE ONLINE schätzt das gewichtete Gewinnplus der zweiten und dritten Reihe auf 24 Prozent im laufenden und rund 15 Prozent im Jahr 2004. Der Zuwachs der TecDAX-Gesellschaften 2003 wird auf acht und 2004 auf 37 Prozent geschätzt.

      Grund für das magere 2003er-Wachstum ist laut BÖRSE ONLINE, dass dem neuen Technologie-Index viele Unternehmen aus dem zyklischen Investitionsgütergewerbe angehören, die besonders unter der schwachen Konjunktur leiden. Bemerkenswert: 2004 dürfte noch immer ein Fünftel der Tec-Dax-Unternehmen rote Zahlen schreiben.

      Für den SDax wird das Gewinnplus im laufenden Jahr auf 23,7 Prozent, im Jahr 2004 auf 14,5 Prozent geschätzt.


      .................................


      H_S;) ;)
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 13:52:34
      Beitrag Nr. 2.555 ()
      Ah ja, da die übliche Zweitehalbjahrkonjunkturaufschwungvorhersage sich um drei Monate verzögert, muss man den Aufschwung natürlich (unter Beibehaltung des mehrfach bewährten 6-Monats-Abstands) diesmal ins nächste Jahr legen. :rolleyes:

      Hoffentlich überfordert das die "Experten" nicht so, dass sie jetzt künftig den gewohnten Rhythmus verlieren.

      An eine echte Wende glaube ich erst bei der Schlagzeile: "Aufschwung auch im nächsten Jahr nicht in Sicht".
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 15:50:15
      Beitrag Nr. 2.556 ()
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 15:51:54
      Beitrag Nr. 2.557 ()
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 15:56:54
      Beitrag Nr. 2.558 ()
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 15:58:12
      Beitrag Nr. 2.559 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Indizes machen immer wieder Ansätze, die 200 Tagelinie zu überspringen, jedoch mit wenig Erfolg. Die Märkte sind überkauft! Der “beendete Krieg” interessiert keinen mehr und so muss man sich wieder mit den “Fundamentals” beschäftigen.

      Zwar rasselt die Bush-Regierung noch mit der Kriegstrommel gegen Syrien und Iran, jedoch wird diese Drohung von diplomatischen Kreisen nicht ernst genommen.

      Im Markt bahnt sich wieder eine gefährliche Situation an.

      Ende Mai 2003 tangieren wir ein Fibodatum (233 Tage seit 10.10.2002) und dort erwarten wir ein neues Tief. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass nach Penetration der Supportlinie bei 7500, abermals ein Crash eintritt. Jedenfalls sind die Märkte noch mit viel zu hohen KGV´s behaftet, um einen neuen Auftrend einzuleiten.

      Wir werden abermals erleben, dass die “Meute” wieder falsch liegt, denn die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer ist “bullish” gestimmt. Jetzt kommt wieder die Zeit: “Sell in May and go away”!


      Krieg ist und bleibt “Scheisse”! Jene Initiatoren, die Krieg machen, haben “Scheisse im Hirn”! Kriegsinitiatoren sind genauso “Massenmörder” wie Diktatoren!

      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 16:03:06
      Beitrag Nr. 2.560 ()
      16.4.03 Rekordverlust bestätigt: Telekom veröffentlicht Zahlen für 2002

      Bonn - Die Deutsche Telekom hat mit ihrem am Dienstag in Bonn veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2002 die bereits Mitte März herausgegebenen vorläufigen Geschäftszahlen bestätigt. Danach verbuchte der bei einem Umsatz von 53,7 Mrd. Euro größte europäische Telekommunikationskonzern im vergangenen Jahr mit 24,6 Mrd. Euro den höchsten Netto-Verlust in der deutschen Unternehmensgeschichte. ... (Welt, 16.4.03)
      Kommentar: Die Telekom fährt den größten Verlust der deutschen Geschichte ein. Und genau solch ein überschuldetes Unternehmen wurde noch vor wenigen Jahre als “heiße Kaufempfehlung” von “Experten” nahegelegt.
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      Threadneedle glaubt nicht an Spekulationsblase bei Anleihen

      Investmentgesellschaft setzt auf Anleihemarkt


      Frankfurt/Main - Die britische Investmentgesellschaft Threadneedle schätzt die Möglichkeit einer Spekulationsblase an den Rentenmärkten als relativ unwahrscheinlich ein. "Das Verhalten des Marktes weist einfach keine blasenähnlichen Charakteristika auf", sagte der Londoner Anleihe-Chefstratege Laurence Mutkin auf einem Pressetermin in Frankfurt.

      Als einen Grund hierfür nannte der Anleiheexperte die Tatsache, dass sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Investoren der Wunsch nach Sicherheit bei der Rentenanlage im Vordergrund stehe. Und nicht etwa nach einer maximalen Performance, wie bei der Aktienanlage. "An den Rentenmärkten investiert man, weil es keine andere Alternative gibt", so Mutkin. Gegen eine Spekulationsblase an den Anlagemärkten spreche zudem die historische Renditeentwicklung etwa von Unternehmensanleihen. Seit den 50er Jahren sei diese zunächst über drei Jahrzehnte hinweg angestiegen, um dann ab dem Anfang der 80er Jahre wieder abzusinken. Anlegern empfehlen die Experten für den Fall einer deutlichen Erholung des Wirtschaftswachstums, zukünftig auf Hochzinsanleihen zu setzen. "Diese hätten dann nämlich überdurchschnittliche Renditechancen", sagte Mutkin.... (Welt, 16.4.03)
      Kommentar: Weider ein gutes Beispiel, von welchen falschen Voraussetzungen “Experten” ausgehen: Einmal wird an einen zwangsläufigen Aufschwung geglaubt, ohne zu erklären, woher der bei unserer Überschuldung überhaupt noch kommen soll. Der zweite Fehler ist, nur die Inflationsrate als zinstreibenden Effekt zu sehen, nicht den Risikozuschlag, der in einer Krise auch ohne Inflation den Zinssatz nach oben und die Anleihenkurse nach unten bewegt.
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      16.4.03 Eine Ministerin allein für Europa


      Von CHRISTOPH NESSHÖVER, Valenciennes

      Europa wird in Frankreich immer unpopulärer. Eine Ministerin bläst zur Charme-Offensive, aber sogar ihr Präsident fällt ihr in den Rücken. Frankreich droht eine Anti-Europa-Stimmung.

      Riskant ist für französische Minister geworden, in der Provinz für Europa zu werben. An jeder Ecke scheinen zornige Bürger zu lauern

      ... Angst vor Arbeitslosigkeit durch Europa

      In Frankreich grassiert die EU-Skepsis. Im Chor mit Frankreichs Bauern klagen immer mehr soziale Gruppen über die EU. Die Beamten verdächtigen Brüssel, an ihren Privilegien zu nagen. Viele Angestellte fürchten Arbeitslosigkeit wegen der Billigkonkurrenz aus den neuen Mitgliedstaaten. Mitarbeiter von Staatskonzernen wie EdF jammern über den Druck der EU, den Stromriesen zu privatisieren. Wenn am Mittwoch 25 Staats- und Regierungschefs in Athen ihre Paraphen unter die Beitrittsverträge von zehn neuen EU-Mitgliedstaaten setzen, bedeutet das für immer mehr Franzosen nur noch
      mehr EU-Ungemach ... (Handelsblatt.com, 15.4.03)

      Kommentar: Gerade in Frankreich, so hieß es immer, sei die EU-Begeisterung am größten. Wenn heute sogar schon dort immer mehr Widerstand gegen die EU entsteht, was sollen dann erst die DEutschen sagen, welche für den Großteil der Zwangsunion aufkommen müssen? Solch ein Gebilde, so beweist die Geschichte, kann dauerhaft nicht existieren.
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      Privatisierungen sollen Kosten im Strafvollzug senken

      Niedersachsens Justizministerin will sparen


      Hannover - Die niedersächsische Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) will Teile der Haftanstalten und das Gerichtsvollzieherwesen privatisieren. Sie könne sich eine private Arbeitsverwaltung für Häftlinge oder eine private Berufsausbildung für Gefangene vorstellen, sagte sie der "Neuen Presse Hannover".

      Die Gerichtsvollzieher sollten einen Status bekommen, der dem eines Notars ähnele. Sie unterlägen zwar der Rechtsaufsicht des Gerichts, würden aber im Wettbewerb mit anderen über Gebühren auf eigene Rechnung arbeiten. Davon verspreche sie sich, dass Maßnahmen schneller vollstreckt werden, sagte Frau Heister-Neumann. ... (Welt, 16.4.03)
      Kommentar: Privatisierungen führen dazu, daß Haftanstalten Gewinne abwerfen müssen. Das kann dann dazu führen, daß zunehmend Leute eingesperrt werden, als Sklavenarbeiter für die Geldanleger. Dann steht nicht mehr das Verbüßen einer Strafe im Vordergrund, sondern die Ausbeutung der Arbeitskraft.

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 18:49:24
      Beitrag Nr. 2.561 ()
      #
      US-Dollar unattraktiv

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Jeder erwartet, dass das Ende des Irakkriegs einen neuen Wirtschaftsboom bringen wird. Mein alter Freund Mark Hulbert hat berichtet, dass er noch nie einen so großen Stimmungsumschwung gesehen hat wie zwischen dem 10. März und dem 10. April ... denn sein Index zur Messung der Stimmung der Investoren ist in diesem Zeitraum von –19 % (einem Indikator für Pessimismus) auf +46 % (einem Indikator für Optimismus) gestiegen.

      Aber letzten Monat hat es sich nicht ausgezahlt, auf die Bärenseite zu setzen. Vielleicht wird es sich diesen Monat nicht auszahlen, auf die Bullenseite zu setzen.

      Paul Samuelson schreibt in der Newsweek: "Kriege bringen normalerweise Überraschungen und Enttäuschungen. Dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg folgte eine harsche Rezession – eine der schlimmsten der Nation, so der Historiker John McCusker von der Universität in San Antonio, Texas. Der Handel mit Großbritannien ging stark zurück; hartes Geld (damit ist Silber und Gold gemeint) war äußerst knapp. Die Regierung konnte die wirtschaftlichen Probleme des Landes nicht lösen."

      "Der Krieg ließ das Land in einem Zustand, mit dem die Leute nicht umgehend konnten und womit sie nicht gerechnet hatten", so McCusker. "Aber das ist bei Kriegen oft so. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg gab es eine graduelle Deflation; nach dem Ersten Weltkrieg besonders in Deutschland eine Mega-Inflation, die zu einer tiefen Rezession überleitete (1920–21); der Vietnamkrieg förderte eine steigende Inflationsrate. Die Wirtschaft konnte dieser Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg entgehen."

      Bis jetzt sieht der Krieg wie ein Erfolg aus – aber nicht für Amerika.

      "Die globalen Investoren mögen US-Anlagen immer weniger", so eine Schlagzeile bei CNN/Money.com. Die ausländischen Aktienmärkte sind stärker gestiegen als die Wall Street, erklärt der Artikel. Und die ausländischen Staatsanleihen sind attraktiver geworden. 10jährige deutsche Staatsanleihen werden mit 4,2 % verzinst ... 4,5 % erhält man mit den britischen Pendants ... und nur 3,9 % mit vergleichbaren US-Titeln.

      Während die amerikanischen Konsumenten sich Sorgen machen, weil sie nicht genug Dollar haben, machen sich die ausländischen Investoren Sorgen, weil sie zu viele Dollar haben. Wenn irgendetwas durch den schnellen militärischen Sieg der USA im Irak hätte steigen sollen, dann der Dollar. Einige Leute glaubten sogar, dass der Krieg nur ein Versuch war, den Wert der imperialen Währung zu erhalten. Aber der Dollar hat gestern etwas Komisches gemacht. Der Goldpreis ist gefallen. Der Dollar steigt in solchen Fällen normalerweise. Aber er fiel gegenüber dem Euro.

      Jeder kleine Kursrückgang des Dollars erhöht die Furcht der Ausländer vor dem Dollar, was auch die Rückflüsse von Kapital aus den USA erhöht. Ein nochmaliger Rückgang des Dollar um 10–20 % – wie es in den letzten 12 Monaten passiert ist – würde amerikanischen Käufern von Eurobonds eine Rendite von 25 % ermöglichen. Wer will schon dollarnotierte Anleihen im Depot haben, wenn der Dollar so verletzlich ist?

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      Das Beste, das passieren könnte ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Man könnte fast denken, dass der Irakkrieg ein "non-event" für den Aktienmarkt war. Eine andere Interpretation: Die Kurse ständen deutlich tiefer, wenn es den militärischen Erfolg der USA im Irak nicht gegeben hätte. Denn die News von der Heimatfront sind genauso schlecht wie vor 4 Wochen, als der Krieg begann. Und die Aktienkurse sind jetzt wieder genauso teuer wie vor 4 Wochen.

      Die US-Wirtschaft und die amerikanische Börse wursteln so vor sich hin. Aber zumindest der Aktienmarkt hat sich nach oben hin weitergewurstelt. Das kann man von der Wirtschaftslage nicht sagen. Die Lagerbestände der US-Unternehmen sind im Februar stärker als erwartet (+0,6 %) auf das höchste Niveau seit September 2001 gestiegen. Währenddessen sind die Umsätze der Unternehmen im Februar im Durchschnitt um 1 % gefallen.

      Kurioserweise steigen die Renditen der US-Anleihen wieder. Ist das ein Zeichen von erneuerter wirtschaftlicher Vitalität? Die Zinsen steigen schließlich meistens dann, wenn man mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage rechnet.

      Jim Grant schreibt dazu: "In New York sieht man diesen Frühling mehr Polizisten als Blumen." Und Tom Gallagher, Analyst bei der ISI Group, fragte in einer Rede am 24. März: "Den größten Teil der letzten 20 Jahre über ging man die Lösung von Problemen damit an, dass man die Rolle der Regierung reduzierte. Jetzt hat sich dieser Trend umgedreht ... Problemlösungen werden jetzt durch ein Ausweiten der Regierungsfunktionen angestrebt ..."

      Paul McCulley von PIMCO geht davon aus, dass es einen "Bullenmarkt für Staatsaufgaben" gibt. "Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, mit denen Kapitalisten nicht fertig werden. Zum Beispiel können sie nicht mit Deflationsrisiken umgehen und die nationale Sicherheit gewährleisten. Das spricht für einen Bullenmarkt für die Regierung ..."

      Das Fazit von McCulley: "Das Beste, das passieren könnte, wäre, dass die Aktienkurse auf dem jetzigen Niveau herumkrebsen ... für eine lange, lange Zeit."

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      Im Griff der Angst

      von James Davidson

      Viele Kommentatoren haben angemerkt, dass der Irakkrieg neue Standards der Kriegsberichterstattung gesetzt hat. Das erste mal konnten die Zuschauer bei Gefechten live dabei sein. "Eingebettete" Reporter übermittelten hypnotisierende Kriegsbilder, so, als ob man wirklich bei den Bodenoperationen dabei wäre.

      Das hatte zwei bemerkenswerte Konsequenzen: 1. Hat das Millionen Amerikaner von ihren Gewohnheiten abgehalten, also auch vom Einkaufen. Leute, die 17 Stunden am Tag CNN sehen, haben keine Zeit, einkaufen zu gehen. 2. Generäle in Rente und Militärhistoriker sind zu den gefragtesten Kommentatoren des Kriegsverlaufs geworden.

      Der Aktienmarkt war so heiß darauf, den Krieg vorübergehen zu sehen, dass es eine bedeutsame "Erholungsrally" unmittelbar nach/vor Beginn der Kampfhandlungen gab. Am ersten Freitag der ersten Kriegswoche hatte der Markt einen perfekten Kriegsverlauf "eingepreist". In der folgenden Woche ging es bergab, als der militärische Vormarsch der USA ins Stocken kam. Die Aktienkurse und der Dollar gaben nach. Tag für Tag schien der IQ von Donald Rumsfeld zusammen mit dem S&P 500 Index zu steigen oder zu fallen.

      Welche Schlussfolgerungen kann man daraus schließen? Die Dezimierung der irakischen Republikanischen Garde und deren Kollaps unterstützen das Faktum, dass selbst die besten irakischen Soldaten kein Gegner für die Truppen der USA sind. (Derzeit ist die militärische Strategie der USA wirklich unvorhersehbar – Stichwort Syrien). Aber wie überall im Mittleren Osten gibt es immer Fanatiker, die Selbstmordattentate begehen wollen. Da sowohl der Aktienmarkt als auch die Anleihen- und Devisenmärkte ein gutes Schlachtfeld-Barometer sind, kann man noch für einige Zeit mit außergewöhnlich hoher Volatilität rechnen.

      Man kann damit rechnen, dass diese hohe Volatilität zu zumindest einem temporären Überspringen der oberen Begrenzung der Trading-Range führen wird. Ich erwarte, dass der Markt noch bis zum Widerstand von 965 Punkten beim S&P 500 weiterläuft. Ein Meister unter den technischen Analysten, Philip Erlanger, meint dazu: "Diese Marke ist ein sehr starker Widerstand, der die Nackenlinie einer Kopf & Schulter-Formation ist, die sich seit 5 Jahren herausgebildet hat." Das bedeutet, dass die Siegesrally noch etwas weiterlaufen könnte, aber dass es dann zu einem Rückzug aller Indizes kommen wird.

      Wenn man sich die Marktentwicklung der letzten Wochen ansieht, dann hat man den Schlüssel für die zukünftige Entwicklung. An den ersten zwei Montagen des Krieges sind die Kurse zurückgegangen, weil die Wochenend-News die Bullen entmutigt hatten. Aber am Wochenende des 4. bis 6. April kamen im Fernsehen Bilder von amerikanischen Panzern, die durch Bagdad rollten. Den folgenden Montag hatten die Bullen die Kontrolle über den Aktienmarkt. Die Märkte sprangen nach oben. Die Höchstkurse waren schnell erreicht, im weiteren Handelsverlauf kam es bereits zu Gewinnmitnahmen.

      Die Renditen der 10jährigen US-Anleihen stiegen auf ein 2-Wochen-Hoch, was ein Indikator dafür ist, dass die Investoren nach Kriegsende mit einem beschleunigten Wirtschaftswachstum rechnen. Eine Zinssenkung der Fed, die jederzeit drin ist, könnte die "Siegesrally" weiter unterstützen.

      Es gibt zwei große Lager in Bezug auf die weitere Entwicklung, nach dem Irakkrieg. Die Bullen hoffen, dass durch das schnelle Kriegsende animalische Gefühle freigesetzt werden, was zu verstärkten Konsum- und Investitionsausgaben führen wird, da die Unsicherheit weggefallen ist. Die Bären rechnen damit, dass diese Ausgaben weiterhin keine besondere Wachstumsdynamik vorweisen werden. Im Zweifel für die Bullen – heisst es derzeit. Die robusten Gewinne der ersten Aprilwoche sprechen jedenfalls dafür.

      Die meiner Ansicht nach derzeit wichtigste Frage lautet: Wie gute zukünftige Zeiten sollten derzeit im Aktienmarkt eingepreist sein? Das ist eine Frage, die man differenziert beantworten muss. Ich bin durchaus der Meinung, dass der Irakkrieg einige Wachstumshindernisse beseitigt hat. Ich rechne damit, dass der Ölpreis stetig fallen wird. Und niedrigere Ölpreise stimulieren die Konsumausgaben. Die fallenden Ölpreise sind das Äquivalent zu den geplanten Steuersenkungen im Volumen von Hunderten von Milliarden Dollar, verteilt über die nächsten Jahre.

      Das Ende des Krieges dürfte auch die strapazierten Beziehungen zwischen den USA und Deutschland und Frankreich wieder verbessern. Da es sich hier um wichtige Handelspartner handelt, könnte das zentral für die weitere Entwicklung des Welthandels sein.

      Das gilt auch für den Handel mit Kanada – an den kaum jemand denkt. Der Handel zwischen den beiden Staaten ist intensiver als der US-Handel mit irgendeiner anderen Nation. Jede Minute findet zwischen den USA und Kanada Handel im Volumen von 1 Million Dollar statt. Aber ab dem 12. September 2001 ist die Grenze zwischen den USA und Kanada weniger benutzerfreundlich geworden. Nach den Terrorattacken vom 11. September kam es an den Grenzen zu längeren Staus, die bis zu 12 Meilen lang waren.

      Als ob das nicht schon schlimm genug wäre – die US-Regierung verlangte noch mehr Formalitäten und Papierkram an den Grenzen, insbesondere ein Register von US-Bürgern, die nach Kanada gingen. Thomas D`Aquino, Vorsitzender einer Gruppe der 100 führenden kanadischen Unternehmen, meint dazu: "Mir macht das Sorgen. Definitiv ist durch diese Entwicklung Schaden entstanden. Viele Leute machen sich Sorgen darüber, was noch kommen könnte. Jeden Tag findet ein kleiner Grenzhandel statt mit Millionen von kleinen Transaktionen." Je weniger Hindernisse man diesen Transaktionen in den Weg legt, desto reicher werden die Amerikaner sein.

      Vielleicht wird das Ende des Irakkriegs zu einer gewissen Erleichterung führen, und die verrückte Absicht, die US-Wirtschaft im Namen der Sicherheit abzuschotten, wird etwas aufgegeben. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass das auch nur mein Wunschdenken sein kann.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 16:31:42
      Beitrag Nr. 2.562 ()
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 16:33:07
      Beitrag Nr. 2.563 ()
      17.04. 14:31
      US: Erstanträge auf 11-Monatshoch
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg um 30,000 auf 442,000 (Prognose:420.000). Der glättende Vierwochendurchschnitt lag bei 424,750 und einem Zuwachs gegenüber der Vorwoche um 3,500 auf einem 11-Monatshoch. Die Zahl der anhaltenden Empfänger von Arbeitslosenunterstützung lag bei 3.574 Millionen und stieg um 76,000. Der saisonal angepasste Vierwochendurchschnitt der Zahl der anhaltenden Anträge stieg um 9,750 auf 3.525.
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 16:47:21
      Beitrag Nr. 2.564 ()
      17.4.03 Europa macht einen historischen Schritt
      Die Europäische Union hat die größte Erweiterung ihrer Geschichte besiegelt. Zehn künftge Mitglieder haben ihre Beitrittsverträge unterschrieben.

      Reuters ATHEN. Mit der Unterzeichnung der Beitrittsverträge mit zehn neuen Mitgliedern hat die Europäische Union (EU) die größte Erweiterung ihrer Geschichte besiegelt.

      Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte die Erweiterung am Mittwoch in Athen als Überwindung der Teilung Europas. Die Deutschen seien besonders froh, dass die Teilung Europas endgültig überwunden ist, sagte Schröder, bevor er am Fuße der Akropolis gemeinsam mit Außenminister Joschka Fischer den EU-Erweiterungsvertrag für Deutschland unterschrieb. ... (Handelsblatt.com, 16.4.03)
      Kommentar: Mit der EU-Erweiterung wird die Teilung Europas nicht beseitigt, sondern verstärkt. Ein Umverteilungssystem wie es die EU darstellt, kann nur zu immer mehr Streitigkeiten führen.
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      Lage der Krankenkassen wird dramatischer

      TK-Chef warnt vor Beitragserhöhungen - Einige Versicherungen leben nur noch auf Kredit


      von Kurt Kieselbach und Dorothea Siems

      Berlin - Nach der Barmer Ersatzkasse hat nun auch die Techniker Krankenkasse (TK) vor einem weiteren Anstieg der Kassenbeiträge gewarnt.

      ... Die Prognose des TK-Chefs begründe sich darauf, dass derzeit "einige Kassen ihre Haushalte derzeit mit drei Mrd. Euro kreditfinanzieren". Des weiteren seien die gesetzlichen Mindestreserven der Kassen von einer Viertel Monatsausgabe aufgebraucht, deren Auffüllung weitere gut drei Mrd. Euro ausmachten.

      ... Barmer-Chef Eckart Fiedler warnte in einem Brief an den Kanzler vor einer "immer bedrohlicher werdenden Schieflage" der Kassen und forderte eine Einschränkung der privaten Krankenversicherung. ... (Welt, 17.4.03) Kommentar: Die Krankenkassen sind genauso vom System betroffen, wie jedes andere Unternehmen auch. Durch steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Löhne werden auch dort die Einnahmen immer geringer.
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      Mittelstand droht neuer Pleitenrekord

      Bis zu 42 000 Betriebe in ihrer Existenz bedroht - Creditreform und KfW sehen keine Trendwende


      von dpa/ddp/DW

      Berlin - Im deutschen Mittelstand drohen weitere Umsatzeinbrüche, Arbeitplatzverluste und Pleiten. Nach Einschätzung der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geht es den Betrieben so schlecht wie seit sechs Jahren nicht mehr. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet sogar mit einem erneuten Pleitenrekord.

      Wegen der anhaltend schwachen Konjunktur müssen nach Prognosen von Creditreform in diesem Jahr 40 000 bis 42 000 Unternehmen Insolvenz anmelden. Schon 2002 hatte die Zahl der Firmenpleiten mit 37 700 (plus 16,4 Prozent) den höchsten Stand der Nachkriegsgeschichte erreicht.

      "Eine Trendwende ist nicht in Sicht", sagte Creditreform-Hauptgeschäftsführer Helmut Rödl, der in Berlin die Ergebnisse einer Umfrage bei 4700 mittelständischen Betrieben vorstellte. Danach sind die Umsätze in allen Branchen eingebrochen. Besonders hart hat es die Bauwirtschaft getroffen. Hier meldeten sechs von zehn Betrieben sinkende Erlöse. Inzwischen habe diese negative Entwicklung aber auch die "robuste Dienstleistungsbranche" erreicht, sagte Rödl. Und auch der Handel, dem das schwache Weihnachtsgeschäft keine Impulse gebracht habe, gehöre zu den Sorgenkindern.

      Der Umfrage zufolge beurteilen nur noch 20,5 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut oder sehr gut. Vor einem Jahr waren es noch fast 25 Prozent. Unverändert beklagt rund ein Fünftel der Betriebe mangelhafte oder ungenügende Aussichten. Daher sei auch auf dem Arbeitsmarkt keine Besserung in Sicht, sagte Rödl. Der Mittelstand entlasse nach wie vor mehr Mitarbeiter, als eingestellt würden. Der Saldo aus aufgestocktem und verkleinertem Personalbestand habe sich sogar noch von minus 15,5 Prozent im vergangenen Jahr auf minus 21,2 Prozent verschlechtert. Auch die Zahl der Ausbildungsplätze sei gesunken, und zwar um 6,8 Prozent.

      Nach dem gestern veröffentlichten KfW-Indikator Mittelstandskonjunktur ist die Situation daher so kritisch wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der Indikator, der Umsatz und Geschäftsplanungen von Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten und 50 Mio. Euro Umsatz berücksichtigt, ist um 2,3 Punkte gefallen. Mit 97 Punkten liege der Indexwert auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 1997, teilte die KfW mit. ... (Welt, 17.4.03)
      Kommentar: Die Arbeitslosigkeit und die Firmenpleiten müssen immer schneller ansteigen, weil die Kapitalkosten für die Unternehmen explodieren und gleichzeitig die Umsätze einbrechen, weil die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt. Wie sich so ein Aufschwung entwickeln soll ist fraglich.


      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 16:50:46
      Beitrag Nr. 2.565 ()
      Die Rallye hat begonnen

      Es läuft, wie es schon oft gelaufen ist: Während die Mutigen bereits 30 Prozent im Plus sind, ist nun auch allgemein öffentlich der Ruf „Die Rallye hat begonnen“ zu hören. Damit wird die Sache für den Contrarian natürlich langsam brenzlig. Ich persönlich denke, dass es noch beinahe so viel zu spät Gekommene wie Kriegsgegner gibt (in unserem Land also beinahe 80 Millionen), so dass die Rallye noch deutlich an Fahrt zunehmen kann.

      Positiv finde ich auch, wie sich selbst Super-Bullen wie Hans A. Bernecker mit anscheinend ziemlich verbrannten Fingern nur sehr zögerlich in diese Aufwärtsbewegung hineingetastet haben. Richtig köstlich und beinahe schon von literarischem Wert die Überschriften seines Tagestickers. Ein verwirrtes Protokoll vom Anfang einer Rallye:

      Dienstag, der 8.: Ist der Spuk vorbei?
      Mittwoch, der 9.: Rückkehr zur neuen Normalität.
      Donnerstag, der 10.: War´s nur ein Spuk?
      Freitag, der 11.: Denkpause.
      Montag, der 14.: Atempause.

      Von der Denkpause direkt zur Atempause. Und das war es dann wohl. Wenn da nur nicht Ralph Acampora wäre, von dem wir unlängst lesen konnten, dass er nun den Beginn einer neuen Rallye sieht. Und das ist natürlich das schlechteste Zeichen, das es für einen Markt gibt. Denn einen besseren Contra-Indikator als Acampora habe ich selten gefunden. Leider. Denn es wäre doch so schön, wenn es noch ein Stückchen weitergehen würde ...



      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 18.04.03 01:19:07
      Beitrag Nr. 2.566 ()
      Nokia beflügelt den Dax

      von Jochen Steffens

      Gewinnmitnahmen und dann im Rahmen der Nokiazahlen eine fast 100 Punkte Rallye. So liebe ich das ... Wirklich glücklich bin ich erst, wenn wir die 3000 Punkte im Dax sehen. Wenn ich schon nicht dabei bin, will ich wenigstens die Bestätigung, Recht gehabt zu haben. Heute ergeben sich interessante charttechnische Aspekte:

      Gestern Abend hatte sich noch ein Umkehrsignal im Dax ausgebildet, ein sogenannter Shooting Star (ein Shooting Star ist eine Kerze, die entsteht, wenn es intraday zuerst zu einem starken Kursanstieg gekommen ist und darauf hin die gesamten Gewinne wieder abgegeben werden und der Kurs ins Minus rutscht. Dieser Ablauf wird auch Intraday-Reversal genannt. Zumeist ein Zeichen, dass den Bullen die Luft ausgeht und die Bären stärker werden).

      Einige meiner Traderkollegen haben brav auf fallende Kurse gesetzt und sind heute nach den Nokiazahlen verbruzzelt. Es wird immer wieder vergessen, dass es eine Bestätigung dieser Einzelkerzen/Umkehrsignale geben muss. D.h. es muss am folgenden Tag zu fallenden Kursen kommen und am Besten zu einem Schlusskurs unterhalb des Vortagesschlusskurses.

      Trotz alledem ist ein solcher Shooting Star ein Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sollten sich nun weitere ähnliche Kerzen ausbilden, werden damit die Hinweise immer deutlicher, dass die Rallye nun endgültig zu Ende geht.

      Aber etwas viel Wichtigeres und Bedeutenderes geschieht. Sie erinnern sich sicherlich an meinen Euro-Call zur Absicherung. Der Call steigt und steigt. Mittlerweile haben der Euro fast wieder die 1,10 Dollar erreicht. Ansonsten zeigt sich der Euro gegensätzlich zu den Kursentwicklungen im Dax. In dieser Woche verhält es sich genau anders. Sowohl der Dax als auch der Euro steigen. Ein gutes Zeichen dafür, dass der Euro noch weiter steigt. Trotzdem, das nächste wirklich bullishe Signal liefert der Euro, wenn er das letzte Hoch bei 1,1087 Dollar nachhaltig brechen kann. Bis dahin ist noch etwas Platz. Aktuell ist ein Kauf nicht sinnvoll, zumindest sollte der Euro die 1,0961 nachhaltig überwinden.

      Und wenn ich schon einmal dabei bin: Gold sieht auch danach aus, als wolle es auf aktuellem Niveau einen Boden ausbilden. Die ersten deutlichen Ansätze sind zu erkennen. Hier kann man eine erste kleine Position wieder eingehen. Aber es sind immer noch Kurse bis 310(300)Euro denkbar. Also seien Sie wie immer vorsichtig.

      Für die unter Ihnen, die die Gründe für meine Vermutung wissen wollen folgendes:

      Erstens hat Gold von der Aufwärtsbewegung seit Anfang 2001 nun wieder genau 50 % abgegeben. Das würde einer normalen Konsolidierung in einem langfristigen Aufwärtstrend entsprechen. Eine Konsolidierung von 38,2 % spricht für einen starken Trend und eine Konsolidierung von 61,80 % ist zumeist ein erster Hinweis, dass ein Trend eventuell ein Top ausbildet. Sollte Gold nun wieder anfangen zu steigen, kann sich der zweijährige Trend wieder deutlich verstärken.

      Der zweite Grund ist, dass die letzten Tiefs nicht mehr kraftvoll nach unten gehen, so dass es zu einer leichten Abflachung des seit Februar eingeleiteten Abwärtstrends kommt.

      Und der letzte Grund: Seit Februar bildet sich eine Art Bullkeil heraus. Eine Chartformation, die auf steigende Kurse hinweist.

      Nimmt man nun diese gesamten oben genannten Faktoren zum Dax, Euro und Gold zusammen, so sieht es danach aus, als ging der aktuellen Rallye des Dax so langsam die Luft aus. Hier sollten Sie noch eine klare Topformation abwarten, dann könnten Sie auf fallende Kurse setzten.

      So nun aber zur Politik:

      Zu einer Erleichterung an den Börsen wird auch die geplante Syrien-Reise von Außenminister Powell geführt haben. Powell will nach Damaskus reisen, um mit dem syrischen Präsidenten Baschar el Assad über die aktuelle Krise zu sprechen. Zudem wies Powell darauf hin, dass es viele diplomatische Anstrengungen gebe, um die Spannungen zwischen den beiden Ländern zu beseitigen. Powell gehört in der US Regierung sicherlich zu der gemäßigten Fraktion und verfügt im Gegensatz zu Rumpsfeld über diplomatisches Geschick. Eine gute Ausgangsposition, um den Syrienkonflikt zumindest zeitweise zu besänftigen.

      Auch Nordkorea verhält sich auffallend still. Der schnelle Krieg im Irak dürfte seine abschreckende Wirkung nicht verfehlt haben. Trotzdem ist langfristig im mittleren Osten noch genug Konfliktpotential vorhanden. Hier wird es sicherlich immer wieder zu Störfeuer kommen.

      Ab morgen geht es in die Ostertage. Ich freue mich, denn hier stehen immer noch viele unausgepackte Umzugskartons herum und einiges muss noch aufgebaut und umgerückt werden. So werden wir leider diese Tage nutzen müssen, um hier ein wenig Ordnung zu schaffen. Ihnen wünsche ich jedoch ein ruhiges und besinnliches Ostern.

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      Kein klarer Trend nach Kriegsende

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Seit Ende des Irakkriegs hat es weder an den Aktienmärkten noch bei der US-Wirtschaftslage einen klaren Trend gegeben.

      Ich kann nicht in die Zukunft sehen, und ich kann nicht sagen, welcher Trend entstehen wird. Aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass die Aktien in der Zukunft noch teurer werden. Normalerweise ist das Jahresdrittel bis Ende April das Beste für Aktien. Das könnte auch dieses Jahr der Fall sein ... oder auch nicht. Die Aktien könnten zwar steigen, aber die durchschnittliche Dividendenrendite von weniger als 2 % (auf Dow Jones Ebene) spricht nicht gerade dafür.

      Ich habe auch keinen Grund dafür, den Dollar oder Dollar-basierende Investments besitzen zu wollen. Die Rendite der US-Anleihen ist geringer als die von Euro-Anleihen ... und sie könnte durch einen fallenden Dollarkurs noch unterminiert werden. Natürlich könnten die Kurse der US-Anleihen trotzdem noch etwas steigen, wenn die Fed die Leitzinsen noch einmal senken wird. Mein Kollege Eric Fry wird gleich erklären, dass das Einzige, das niedrigere Leitzinsen ... weitere Refinanzierungen bei den Hypotheken ... und höhere Anleihenkurse bringen kann – eine schwache Wirtschaftsentwicklung ist. Und das wäre nicht gerade gut für den Dollar.

      Und sowieso – früher oder später verliert Papiergeld gegenüber dem Gold. Ich weiß nicht, ob es eher früher oder eher später sein wird. Aber früher oder später wird es so sein.

      Da ich nicht mehr dazu zu sagen habe, übergebe ich jetzt an meinen Kollegen Eric Fry:

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      Bärenmarkt noch nicht vorbei

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Zuletzt hat sich die Staranalystin Abby Joseph Cohen vom Brokerhaus Goldman Sachs so rar gemacht wie Saddam Hussein. Aber jetzt ist sie doch wieder da, und sie hat ihre bullischen Prognosen bestätigt. Sie prognostiziert, dass sich die Wirtschaftslage verbessern wird und die Aktienkurse steigen werden. Einen Tag lang hatte sie zumindest Recht. Am Dienstag legten sowohl Dow Jones als auch Nasdaq-Composite zu, gestern zumindest noch der Nasdaq-Composite.

      Aber selbst überzeugte Bullen wie Abby Joseph Cohen würden einräumen, dass die US-Wirtschaftslage derzeit nicht rosig ist. Natürlich sei dies nicht allzu schlimm, da sich die Lage im Jahreverlauf bessern werde, so versprechen es diese Bullen. Laut der prophetischen Vision von Cohen wird sich die US-Wirtschaft später im Jahr erholen, die Konsumenten werden mit dem "Entsparen" beginnen, die Gesellschaften werden kein Geld mehr verlieren und die Aktienmärkte nicht mehr fallen.

      Der Optimismus von Cohen könnte sich natürlich als korrekt erweisen. Aber hier und jetzt ist die Realität noch weit von dieser Vision entfernt. Die Industrieproduktion fiel im März um 0,5 %. Noch beunruhigender: Die Kapazitätsauslastung fiel um 0,5 % auf 74,8 % zurück – das liegt drastische 6,5 Prozentpunkte unter dem Durchschnittswert von 1972–2002.

      Die Unternehmen reagieren auf diese Entwicklung damit, dass sie vorhandene Cash-Bestände möglichst nicht ausgeben und deshalb netto nicht investieren. Das kann auf Unternehmensebene sinnvoll aussehen, aber es hilft der gesamten Volkswirtschaft nicht. Wenn jeder das Geld nur noch spart, dann gibt es keinen mehr, der konsumiert und investiert.

      Richard Berner von Morgan Stanley meint dazu: "Das Wachstum der Unternehmensschulden (ohne Finanzsektor) hat sich in den letzten beiden Quartalen des Jahres 2002 auf nur noch 0,7 % (aufs Jahr hochgerechnet) verringert".

      Und Paul McCulley vom Pimco-Rentenfonds: "Jeder fragt sich, warum die Unternehmen nicht investieren. Nun, um Gottes Willen, sie haben halt in den Jahren der Spekulationsblase einfach zuviel investiert, und zwar mit Schulden – und dann ging alles den Bach runter. Deshalb ist die Kapazitätsauslastung jetzt so gering ... und warum sollte eine logisch denkende Person in diesem Umfeld zum Boss gehen und sagen `Lassen Sie uns die Investitionsausgaben erhöhen`?"

      Auch die Konsumenten werden zurückhaltender. Comstock Partners meint: "Die Konsumenten fühlen bereits den Druck der niedrigen Zinssätze für ihre Ersparnisse und ihren riesigen Schuldenberg. Ohne große Preisnachlässe oder sonstige finanzielle Anreize wie 0 %-Finanzierungen kaufen sie nicht mehr so leicht, was die Gewinnmargen der Unternehmen unter Druck setzt und sie zu Entlassungen und Verschiebungen von Investitionen veranlasst. Die Entlassungen wiederum führen zu einem geringeren Wachstum der persönlichen Einkommen. Die Möglichkeit der Erhöhung der Hypotheken, die die Konsumenten weiterhin haben, hängt von weiter fallenden Zinsen ab. Aber die Zinsen werden nur weiter fallen, wenn die Wirtschaftslage weiter schlecht bleibt. Das – und nicht der Irakkrieg – sind die wirklichen Belastungsfaktoren für die Wirtschaft. Und das Kriegsende wird deshalb nicht automatisch zu einer wirtschaftlichen Erholung führen."

      Aber lassen Sie mich einmal annehmen, dass die Bären von Comstock diesmal falsch liegen und die Bullen wie Abby Joseph Cohen Recht haben. Lassen Sie mich annehmen, dass sich die Wirtschaft schön erholt, was auch die Unternehmensgewinne steigen lassen wird. Aber selbst dann wäre die Bewertung des Aktienmarktes nicht niedrig.

      Comstock dazu: "Die Technologieaktien haben immer noch hartnäckig hohe Bewertungen – die Spekulationsblase geht hier weiter. Wir haben die 16 Technologieaktien untersucht, die zu den 50 größten Titeln an der Nasdaq gehören. Durchschnittlich sind sie mit einem KGV `03 von 41 bewertet. 9 dieser Unternehmen hatte es bereits 1991 gegeben, und damals schrieben sie schwarze Zahlen. Damals lag ihr durchschnittliches KGV bei 19, verglichen mit 35 heute – und heute sind die Wachstumsaussichten bedeutend schlechter als damals. Unserer Ansicht nach ist der Bärenmarkt noch lange nicht vorbei."

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      Top-Manager kassieren ab

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Es sind nur Gerüchte aus dem Dschungel", so mein Bekannter Evan Pickworth in Südafrika, "aber in Nigeria sollen die Moslems dafür eintreten, den Dollar gegen den Euro einzutauschen."

      Scheich Ibrahim Umar Kabo, der Vorsitzende des nigerianischen Rates der muslimischen Lehrer, soll gepredigt haben: "Die europäischen Länder haben sich geweigert, von den USA zum Narren gehalten zu werden ... wir sollten es deshalb unterstützen, dass Transaktionen mit dem Euro und nicht mehr dem Dollar durchgeführt werden."

      Der Ökonom und Nobelpreisträger Robert Mundell meint dazu: "Es wäre ein großer Fehler, wenn man diese Herausforderung nicht ernst nehmen würde."

      Iran hat vor ungefähr 4 Jahren begonnen, sein Öl für Euro zu verkaufen. Ich habe die neuesten News nicht mitbekommen, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass das Land militärisch dazu gezwungen werden wird, wieder Dollar zu benutzen. Zu schade, dass die amerikanischen Abrams-Panzer nicht auch den Wert des Dollar garantieren können.

      *** "Nach einem Jahr der Skandale und Betrugsvorwürfe für Merrill Lynch – den Aktienkursverfall der Merrill Lynch Aktie nur am Rande erwähnt – hätte man eigentlich erwarten können, dass sich das auch in der Bezahlung der Top-Manager dieses Brokerhauses schmerzlich widerspiegeln würde", so beginnt ein Artikel im Boston Globe. "Stattdessen haben der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsratsvorsitzende von Merrill Lynch im letzen Jahr einen Bonus von jeweils 7 Millionen Dollar Cash mit nach Hause genommen – siebenmal so viel wie im Jahr 2001. Bei EMC konnte der Vorstandsvorsitzende Joseph Tucci die gesetzten Gewinnziele nicht erreichen. Aber das hinderte den Aufsichtsrat nicht daran, ihm 7,1 Millionen Dollar zuzubilligen, obwohl die Aktionäre in diesem Jahr einen Kursverlust von 76 % hinnehmen mussten. Sein in Bargeld ausgezahlter Bonus nahm zwar von 700.000 Dollar auf 675.000 Dollar ab, aber dafür erhielt er 75.000 Aktienoptionen, die ihn dazu berechtigen, die EMC-Aktie für nur 1 Cent je Aktie zu kaufen."

      Ich habe diesen Artikel aufmerksam gelesen ... und jetzt erinnere ich mich wieder an den Grund, warum der amerikanische Kapitalismus nicht mehr die Kapitalisten belohnt. Stattdessen kommen die wirklichen Kapitalisten erst am Ende einer langen Warteschlange an die Reihe – hinter den Rechtsanwälten, Steuerbeamten, Angestellten, Pensionären. In den 1980ern und in den 1990ern – als sich diese Entwicklung abzeichnete – waren die Kapitalisten bereit, zu zahlen, da die Unternehmensgewinne stiegen. Aber das machte keinen Sinn; denn das goldene Zeitalter des Kapitalismus hatte nicht begonnen, wie sie gedacht hatten; es war gerade gegangen.

      Und sogar heute, drei Jahre nach dem Beginn des Bärenmarktes, sind die Aktien so hoch bewertet, als ob ein Dollar an Unternehmensgewinnen 5 Mal so viel wert wäre als vor 20 Jahren.
      (auszug)
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      Hayek, die Fed und der Rückfall in die Rezession



      von Andrew Kashdan

      Selbst für flüchtige Marktbeobachter dürfte es klar geworden sein, dass die keynesianische Politik (nach dem Ökonom John Maynard Keynes benannt) des "Gelddrucken und Ausgeben" in den letzten 3 Jahren gescheitert ist.

      Dennoch glauben die meisten Leute weiterhin an diese Wirtschaftspolitik, aber ein paar suchen eine bessere Erklärung dafür, warum wir so große Probleme haben, aus den Wirtschaftsproblemen wieder herauszukommen.

      Heute liefere ich ihnen eine Erklärung, die vor rund 70 Jahren F.A. Hayek geliefert hat. Denn seine Erkenntnisse, die er nach dem Schwarzen Freitag gewonnen hat, sind meiner Meinung nach auch auf die heutige Situation anwendbar. Hayek baute auf die Geldtheorie von Ludwig von Mises auf und bekam später denn Nobelpreis. Meiner Meinung nach Grund genug, sich eins seiner Bücher anzusehen – wie "Preise und Produktion", das er im Depressionsjahr 1931 schrieb.

      Die Versuche, die Weltwirtschaftskrise zu bewältigen, führten die Zeitgenossen von Hayek zu der Frage: Rechtfertigt die Existenz ungenutzter Ressourcen in der Volkswirtschaft nicht die Expansion der Geldmenge? Hayek antwortete mit "Nein", und er erklärte, dass jede übermäßige Expansion der Geldmenge die Struktur der Produktion verändert. Diese Antwort erklärt auch, warum die heutige Politik der US-Zentralbank und scheinbare starke Konsumausgaben uns nicht aus der Wirtschaftskrise herausgeführt haben.

      Hayek argumentierte so: "Es sollte klar sein, dass das Schaffen von Kredit für die Konsumenten, was als Kur gegen die Rezession angeführt wurde, in Wirklichkeit sogar den gegenteiligen Effekt haben würde. Ein relativer Anstieg der Nachfrage für Konsumgüter könnte die Dinge noch verschlechtern." Der Grund ist zusammengefasst, dass die Struktur der Produktion (also die Verteilung der Kapitalgüter) anhand der wirklichen Sparpräferenzen der Konsumenten bestimmt werden muss. Mit anderen Worten: Der Wirtschaft würde es nicht zwangsläufig besser gehen, wenn sich jeder Amerikaner ein neues Auto kaufen würde – wenn dieses Geld stattdessen in Kapitalinvestitionen gesteckt würde, könnte dies besser sein.

      Der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan hat gesagt, dass er während der Boomjahre nichts hätte tun können, um den Abschwung zu verhindern, und jetzt könnte er nur die Folgen mildern. Hayek war da gegenteiliger Ansicht: "Die Ereignisse sind nur ein Beleg für die alte Wahrheit, dass man eine Krise vielleicht dann verhindern kann, wenn man die Expansion rechtzeitig unter Kontrolle bringt, aber dass man nichts mehr machen kann, wenn die Krise erst einmal eingetreten ist. Dann muss man sie zu ihrem natürlichen Ende kommen lassen." Man sollte nicht nur die Zentralbank und die Geldpolitik beschuldigen – auch die Politik verdient ihren Anteil an der Schuld. Hayek schrieb zu Ende seines Buchs: "Bestimmte staatliche Handlungen können eine Verlängerung der Stagnation hervorrufen, indem sie einen Wechsel weg von Produktionsgütern hin zu Konsumgütern veranlassen. Das kann für erhöhte öffentliche Ausgaben im Allgemeinen gelten, oder für besondere Formen der Besteuerung oder für besondere Staatsausgaben."

      Also, wohin führt uns das alles? Kurz gesagt: Viele Investments müssen liquidiert werden, bevor eine nachhaltige Erholung beginnen kann. So ein Prozess ist schwierig, und unglückliche Kriege und weit ausgeweitete Staatsausgaben können Ressourcen von wirtschaftlich sinnvollen Verwendungen weglenken. Egal, wie viel "Stimulierung" diese Staatsausgaben bringen.

      Die Symptome der noch immer laufenden Korrekturen der Nachwirkungen der Spekulationsblase sind überall zu sehen. Die Einzelhandelsumsätze sind schwach, ebenso das Verbraucherverrauen, die Unternehmensinvestitionen und die Lage am Arbeitsmarkt, um nur ein paar Problemfelder zu erwähnen. Die unsterblichen Optimisten unter uns sind schnell, wenn es um die Benennung der "temporären" Problemfaktoren (hohe Ölpreise, "Geopolitik" und das Wetter) geht. Aber ich möchte betonen, dass die erstgenannten Problemfelder klassische Anzeichen eines schwachen Wirtschaftswachstums sind, wenn die Wirtschaft gegenüber einem externen Schock verletzlich ist.

      Es gibt auch gute Nachrichten: Der Ölpreis ist zurückgekommen, und er hat sein altes Top nicht wieder überschritten – ein weiterer Anstieg hätte die US-Wirtschaft sicherlich wieder in die Rezession geschickt. Die jüngsten ökonomischen Indikatoren zeigen, dass die US-Wirtschaft eine "weichen Landung" hingelegt hat (um mit Alan Greenspan zu sprechen) und jetzt stagniert.

      Das Beige Book der US-Zentralbank schreibt über die ersten paar Monate des Jahres: "Die Unternehmensinvestitionen blieben sehr schwach, da die geopolitischen Bedenken und die Unsicherheit über die Nachfragestärke weiterhin Investitionen und neue Einstellungen behindern."

      Stephen Roach von Morgan Stanley macht die Situation am Arbeitsmarkt für die "große und steigende" Wahrscheinlichkeit einer Rezession verantwortlich. Andere Indikatoren fallen auf den ersten Blick positiv auf. Zum Beispiel ist das Wachstum des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes immer noch positiv. Aber der vielbeachtete ISM-Index ist unter die Marke von 50 Punkten gefallen. Werte über 50 deuten auf eine wirtschaftliche Expansion hin, Werte unter 50 auf das Gegenteil. Im Januar stand dieser Index bei 53,9 Zählern, im Februar bei 50,5 Punkten und im März ging es auf 46,2 Punkte abwärts. Das ist das niedrigste Niveau seit dem 11. September 2001. Dieser Rückgang schien mehr als eine nur temporäre Entwicklung zu sein.

      Die ISM-Umfrage hat gezeigt, dass sich die Jobs im produzierenden Gewerbe in den USA weiter in Luft auflösen. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als ob sich die Situation verbessern würde, steigen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe jetzt wieder deutlich – und sie bleiben signifikant über der wichtigen Marke von 400.000 (pro Woche).

      Die Bauausgaben der Unternehmen bleiben auch sehr schwach, sie stehen derzeit 15 % unter dem Wert des Vorjahres, und 30 % unter dem Höchstwert im Jahr 2000. Wie lange werden die niedrigen Zinsen noch die Lage am boomenden Immobilienmarkt unterstützen? Nicht für immer – das ist meine Einschätzung. Die Zahl der Hausneubauten geht bereits zurück, und der Bestand an nichtverkauften Häusern, die verkauft werden sollen, ist seit Jahresbeginn stark gestiegen.

      Natürlich würde sich dies alles ändern können, wenn die Entfernung von Saddam Hussein wirklich die Antwort der amerikanischen wirtschaftlichen Probleme wäre. Ich würde darauf aber keine Wette abschließen. Wenn die jetzigen Probleme etwas Gutes haben, dann ist es vielleicht die Tatsache, dass man einige sehr alte Lektionen lernt.

      Krieg ist niemals gut für die Wirtschaft.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 19.04.03 22:37:39
      Beitrag Nr. 2.567 ()
      @bluemoons

      Hi Du treuer, unermüdlicher Einzelkämpfer hier.

      Trotz aller Hiobsbotschaften, die Du hier einstellst - wofür da natürlich nichts kannst :D



      Mic :)
      Avatar
      schrieb am 19.04.03 22:55:26
      Beitrag Nr. 2.568 ()
      Hallo,

      der folgende Text ist von einem lesenswerten -kostenlosen Börsenbrief. Der Autor hat wie ich finde recht gute Gedanken,

      Z.

      Liebe Boersenfreunde,

      vorweg ein paar Gedanken dazu, warum ich fuer die naechsten
      Jahre keinen anhaltenden Aufschwung erwarte.

      Mir scheint, selten zuvor war der Missmut in Deutschland so
      gross wie heute. Sowohl Geschaeftspartner als auch Freunde
      klagen ueber die schlechte Wirtschaftslage, fehlende Auftraege
      bzw. Jobs. Sollten wir vor lauter Anstrengung der letzten
      Jahrzehnte unser Ziel aus den Augen verloren haben?

      Seit Jahrhunderten, ich denke sogar seit Jahrtausenden, arbeitet
      die Menschheit daran, immer groessere Ertraege aus immer weniger
      Arbeitseinsatz zu erzielen. Heute haben wir in Deutschland unter
      unseren 80 Millionen Einwohnern 20,5 Mio. Rentner (nicht wenige
      Rentner sind sogar unter 58), 22 Mio. Kinder, Schueler und
      Studenten (ja, in Deutschland ist man keine Ausnahmeerscheinung,
      wenn man mit 30 noch studiert), 4 Mio. Arbeitslose und taeglich
      rund 1,7 Mio. Arbeitnehmer, die sich krank melden. Und noch
      immer ist die Anzahl derer, die in Deutschland verhungern oder
      erfrieren verschwindend gering.

      Eigentlich, muss ich vor dem Hintergrund dieser Zahlen sagen,
      sollte Deutschland stolz und gluecklich sein. Und noch immer
      schaffen wir es, taeglich mehr Menschen, die unter der
      taeglichen Last der Arbeit leiden, in die Arbeitslosigkeit zu
      entlassen. Und dennoch ist das Gejammer gross.

      Vielleicht schlaegt uns Deutschen das schlechte Essen auf die
      Stimmung: Big Macs und Doener Kebabs, Pasta und Pizza haben
      Hochkonjunktur. Wer hat schon Zeit fuer eine selbstgemachte
      Suppe vorweg oder eine Nachspeise? Die Nahrungszufuhr muss nur
      noch „effizient" sein: In kurzer Zeit den Hunger stillen.

      Eingekauft wird bei Aldi oder Amazon. Der bestsortierte
      Buchladen in Berlin, Kiepert, ist verschwunden. Weg sind die
      unzaehligen Buchverkaeufer dieses Geschaefts, die stets das
      richtige Buch fuer die eigenen Beduerfnisse aus dem Regal zogen.
      Amazon ist guenstiger und bequemer.

      Die Entwicklungen lassen sich kaum umkehren. Wir befinden uns
      inmitten eines dramatischen Strukturwandels. Es lohnt sich
      jedoch nicht, das Vergangene zurueckzusehnen, vielmehr muessen
      wir uns neue Ziele setzen. Ohne neue Ziele wird die Wirtschaft
      weiterhin orientierungslos dahinschlingern.

      Bush hat fuer sein Land ein neues Ziel definiert: Homeland
      Security, Heimatsicherung. Zum einen investiert er grosse Summen
      in die Erhoehung der inneren Sicherheit seines Landes. Zum
      anderen kuemmert er sich auch um alle Bewegungen auf der Erde,
      die seinen Vorstellungen widersprechen koennten.

      Da gefaellt mir das Ziel der 90er, welches weltweit auf grosse
      Akzeptanz stiess, besser: Den Umbau unserer Erde hin zu
      regenerativer Energieversorgung und umweltneutralem
      Wirtschaften. Leider ist dieses Ziel in den vergangenen Jahren
      in den Hintergrund gerueckt.

      All dies schreibe ich Ihnen auf, um meine Boerseneinschaetzung
      fuer die naechsten Jahre zu erklaeren: Ich denke, an den Boersen
      wird es so lange keinen nachhaltigen Aufschwung geben koennen,
      bis sich die nunmehr global vernetzte Welt auf ein neues Ziel
      geeinigt hat. Erst dann wird die inzwischen ueberaus effizient
      wirtschaftende Welt gemeinsame Anstrengungen unternehmen, die zu
      einem Weg aus der Wirtschaftsschwaeche fuehren koennen.

      Bis dahin werden wir die naechsten Jahre Wirtschaftsaufschwuenge
      erleben, die hoechstens ein halbes oder dreiviertel Jahr
      andauern, um anschliessend wieder zu verebben.

      Ich werde immer wieder gefragt, wie ich denn gleichzeitig oder
      bullish und bearish also gleichzeitig fuer steigende Kurse als
      auch fallende Kurse argumentieren kann. Es ist alles eine Frage
      des Betrachtungszeitraumes. Waehrend es kurz- und mittelfristig
      immer wieder zu freundlichen Boersenmonaten kommen kann, so sehe
      ich jedoch langfristig noch keine nachhaltige Wachstumschance,
      solange die bestehende Ziellosigkeit nicht ueberwunden wird.

      Viel Anregendes bei der Lektuere wuenscht

      Stephan Heibel
      Avatar
      schrieb am 20.04.03 14:32:53
      Beitrag Nr. 2.569 ()
      Fruehling in Deutschland

      Von Dr. Bernd Niquet

      Meine Tochter ist zweieinhalb und hat die Angewohnheit, sich morgens im Bett ihre Milchflasche einzufordern. "Moechtest du noch etwas Milch?" habe ich daher neulich gefragt. "Pappa, ganz viel Milch!" hat sie geantwortet - mit der Betonung auf "ganz viel". Trotz ihres jungen Alters ist sie also bereits vollkommen in unserem Lande angekommen. "Ganz viel" und "alles haben" ... Doch woher weiss sie eigentlich, wie in unserem Lande die Dinge so laufen? Oder bleibt daher nur der Umkehrschluss uebrig? Die Einstellungen der Menschen in Deutschland entspricht zu beinahe hundert Prozent denjenigen von Kleinkindern.

      Das erste Fruehlingswochenende in Berlin. Alles ist ausser Rand und Band: "Das ist mein Spielzeug, das darfst du nur von hinten sehen!" sagt der Cabriofahrer und beschleunigt mit quietschenden Reifen an der Ampel, als er merkt, wie die Fruehlingsgefuehle ihm anfangen, die letzten Reste des Verstandes zu rauben. Woraufhin der Fahrer des Gelaendewagens neben ihm ebenfalls Gas gibt, die Scheibe herunterkurbelt und dem Cabriofahrer zuruft: "Das ist mein Spielzeug, das darfst du nur von unten sehen!"

      Ploetzlich ruft meine Tochter von ihrem Sitz auf der Rueckbank: "Guck mal Pappa, Pferde!" Ich drehe mich um. Eine junge Frau fuehrt zwei Doggen spazieren. Jede wird pro Tag wohl so viel Fleisch essen (und anschliessend auf dem Buergersteig ablegen) wie eine vierkoepfige Familie in einer ganzen Woche. Ist ja irgendwie auch folgerichtig: Wenn es so viel Fleisch im Ueberfluss gibt, schafft man sich konsequenterweise lieber Hunde und keine Kinder an. Denn Kinder brauchen einfach zu lange, bis sie richtig Fleisch essen koennen. Und ausserdem sind wir alle sowieso schon innerlich versauert von dem vielen tierischen Eiweiss. Ob ein bisschen von dieser Saeure auch mittlerweile nach aussen spritzt?

      Doch was rede ich, in den USA ist das ja alles viel extremer als bei uns zu Hause. Deswegen liebe ich das Volk der Deutschen auch so sehr. Wir sind einfach moderater: Vollversorgung rundum - und mit einer Zukunftsperspektive, die nur noch als beneidenswert zu bezeichnen ist: Unsere zukuenftigen Renten werden die Hunde uebernehmen, unsere Gehaelter der Staat und unsere Landesverteidigung die Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn nicht irgendetwas schief geht. Doch warum sollte das? Und selbst wenn. Dann haben wir eben wieder einmal von nichts gewusst.

      Wenn es dann doch einmal knapp werden sollte, dann sparen wir eben. Das ist auch der entscheidende Punkt unserer Ueberlegenheit ueber die USA. Unsere Ueberlegenheit ist naemlich nicht nur moralisch begruendet, denn auch sparen koennen die Amis nicht. Die koennen nur die Welt erobern und ueber ihre Verhaeltnisse leben. Weil beides eben zwei verschiedene Seiten ein und derselben Medaille sind. "Nein", sagte deswegen auch neulich ein Freund zu mir, "zum Bio-Fleischer kann ich nicht gehen. Das ist viel zu teuer." So sieht Sparsamkeit aus! Gerade hat er sich fuer beinahe 500.000 Euro ein neues Reihenhaus gebaut. Doch das ist ja immerhin eine Investition. Ein weiterer Grund, dieses Volk und seine wirtschaftliche Tuechtigkeit und Aufbautaetigkeit zu lieben.

      Wenn eine Autoreparatur 1.000 Euro kostet, dann zuckt hierzulande niemand mit der Wimper. Muss er jedoch beim Fleischer fuer vernuenftige Ware zehn Euro mehr hinlegen, dann faellt er beinahe in Ohnmacht. Und was ich zu guter Letzt so immens bewundere, ist, dass hierzulande tatsaechlich alle Menschen immer Recht haben: Die Regierung hat alles richtig gemacht, denn trotz des Erfolges des Irak-Kriegs war der Krieg ein Fehler, haette man mit friedlichen Mitteln viel, viel mehr erreicht. Und die Opposition schafft sogar die Quadratur des Kreises: Wenn alle so wie sie zu den Amerikanern gehalten haetten, denn waere der Krieg gar nicht notwendig gewesen. Man kann also durchaus fuer den Krieg gewesen und gleichzeitig dagegen sein.

      Aus diesem Grunde habe ich vor einigen Wochen natuerlich auch ausschliesslich deutsche Aktien gekauft. Schliesslich sind wir einfach genial: Bei uns sinken naemlich die Oelpreise jetzt ebenso wie in den kriegerischen Staaten. Und dazu sind wir auch noch moralisch integer - haben ein reines Gewissen. Ein reines Kinderwissen, Kindergewissen.;) :D

      *****
      Avatar
      schrieb am 20.04.03 16:50:28
      Beitrag Nr. 2.570 ()
      Aktuelle Analysen zu SPX,Dow,Nas,Dax im TI-Thread:
      http://www.technical-investor.de/content.asp?p=cmy/forum/thr…
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:10:25
      Beitrag Nr. 2.571 ()
      Malik Aktuell

      19.04.2003
      Bulle oder Bär? Orientierungspunkte

      - Wirtschaftliche Gesamtlage
      - Bullish Mood typisch vor Wende
      - Anhaltspunkte für Beurteilung
      - Hinweise zu umfassenderen Analysen


      Wenn ich unter "Aktuell" konkrete Hinweise auf die mutmassliche Börsenentwicklung mache, so ist das immer ein Teil der wirtschaftlichen Gesamtlagebeurteilung. Die Finanzmärkte (Aktien, Zinsen, Rohstoffe, Edelmetalle, Währungen) sind darin wichtige Elemente.

      Meine Grundauffassung ist, dass wir inmitten eines Prozesses der Korrektur der Fehlentwicklungen der 90er Jahre stehen. Die Blasen der 90er haben zu derart massiven Fehlallokation von Ressourcen geführt, dass der Korrekturprozess noch einige Zeit (wohl mehrere Jahre) dauern wird. Ich halte somit die Auffassung für falsch, der Boden der Aktienbaisse sei im wesentlichen gefunden und wir stünden vor einer Aufwärtsbewegung.

      Aus dem (Schein-)Boom der 90er Jahre ist das Potential zu einer längeren Deflation entstanden. Die Wirtschaft wird sich in einer deflationären Rezession befinden, mit im wesentlichen sinkenden Preisen. Die Treibkraft sind die Schulden, mit denen der Boom finanziert wurde. Die verschiedenen Segmente - Aktien, Bonds, Immobilien, usw. - reagieren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Dazu kommen die verschiedenen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern, die zu berücksichtigen sind, sodass der konkrete Verlauf der Rezession je verschieden sein, aber überall dem Grundmuster entsprechen. Der Krieg im Irak und die weitere Entwicklung dort werden am Grundsätzlichen nichts ändern.

      In meiner Einschätzung der Börse orientiere ich mich an den US-Märkten, weil sie die grössten und wichtigsten sind und weil sonst eine kurze Kolumne nicht ausreicht. Die anderen Börsen - ausgenommen Japan - folgen im wesenlichen den amerikanischen Börsen.

      Der Kursanstieg zum Ende der Karwoche verändert meine grundsätzliche Einschätzung nicht. Die Stimmung, die herrscht und von den einschlägigen Medien gestützt wird, ist typisch für die Zeit vor wichtigen Wendepunkten.

      Ich meine, dass die nächste grössere Bewegung abwärts sein wird. An den Märkten ist aber nichts gesichert. Daher muss man immer auch die gegenteilige Auffassung durchdenken, mental darauf eingestellt sein und die entsprechenden "Boundary Conditions" herausarbeiten.

      Wie ich beobachte, ist das etwas, was viele nicht verstehen. Ich habe immer zu jeder meiner Prognosen sofort oder - falls mir die Lage nicht klar war - ganz kurz danach die jeweiligen Punkte angegeben, bei denen ich meine Auffassungen ändern oder sie mindestens gründlich neu durchdenken würde. Viele Leute lesen die Prognose und kümmern sich nicht mehr um das, was dazu gehört.

      Entscheidende Bedeutung für die Beurteilung messe ich dem Tageshoch des 7. 4. 03 bei. Meine Erwartung ist, dass die Abwärtsbewegung unverzüglich einsetzt und die führenden Aktienindices nicht mehr über dem Hoch dieses Tages schliessen. (Dow Jones: 8520; S&P: 905; Nasdaq: 1430)

      Sollte das dennoch der Fall sein, was ich nicht erwarte, aber vom Prinzip her nicht ausschliessen kann, dann würde ich vorerst in eine neutrale Position gehen. Es würde nicht bedeuten, dass ich meine grundsätzliche Beurteilung ändere. Aber es müsste dann mit einer etwas länger anhaltenden und auch höher gehenden Phase gerechnet werden, bevor sich die Baisse fortsetzt.

      Wer an der Gesamtbeurteilung im Detail interessiert ist, findet ausführliche Information in meinen monatlichen Managementbriefen MOM-Malik on Management, z. B. Dezember 2000, Oktober 2001; Januar 2002 und Januar 2003. Alle sind via Internet erhältlich.

      http://www.mzsg.ch
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:13:52
      Beitrag Nr. 2.572 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:15:10
      Beitrag Nr. 2.573 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:18:11
      Beitrag Nr. 2.574 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:23:00
      Beitrag Nr. 2.575 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:33:33
      Beitrag Nr. 2.576 ()
      22.4.03 "Alle Subventionen müssen auf Null sinken"

      Kieler Ökonom Alfred Boss: Abbau von Staatshilfen den Bürgern mit Steuersenkungen schmackhaft machen - Interview


      Berlin - Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel beziffert die Staatshilfen in Deutschland auf zuletzt rund 156 Mrd. Euro im Jahr. Würden diese Subventionen gestrichen, könnten die Steuersätze deutlich sinken, rechnet IfW-Finanzexperte Alfred Boss vor. Die Verknüpfung von Subventionsabbau und Steuersenkungen könnte zugleich den politischen Widerstand gegen den Subventionsabbau entscheidend schwächen. Mit Boss sprach Stefan von Borstel.

      ... DIE WELT: Inwiefern hat die Bürokratie ein Interesse daran?

      Boss: Subventionsprogramme müssen ausgearbeitet werden, die Vergabe muss koordiniert und die Verwendung der Subventionen kontrolliert werden. Dafür braucht man Personal im öffentlichen Dienst. Möglicherweise sind im Einzelfall die Personalausgaben und der sonstige Aufwand für ein Programm größer als der Nutzen, den man eigentlich damit erzielen wollte. ... DIE WELT: Sind alle Subventionen schädlich? Oder gibt es auch nützliche Subventionen?

      Boss: Alle Subventionen, ob für Landwirtschaft, Bergbau, Verkehr oder Wohnungsvermietung, ob als Steuervergünstigung oder als Finanzhilfe, sind ökonomisch nicht zu begründen. Es gibt keine "guten" oder "schlechten" Subventionen. Grundsätzlich verzerren sie die Marktpreise und damit die optimale Verwendung von Ressourcen. In aller Regel dienen sie der Umverteilung, ein Ziel, das mit anderen Instrumenten besser erreicht werden könnte. Bei den Empfängern verursachen sie eine Subventionsmentalität. Notwendige Anpassungsprozesse unterbleiben. Subventionen können wie eine Versicherung gegen Folgen des unternehmerischen Misserfolges wirken. Und bei denen, die keine Subventionen bekommen, wecken sie Begehrlichkeiten. Letztlich müssen die Subventionen auf Null gekürzt werden. Das selektive Kürzen funktioniert nicht. Politisch geht das nur per Rasenmäher, also gleichmäßig um einen bestimmten Prozentsatz Jahr für Jahr. Je nachdem, wie viel man sich vornimmt, ist der Subventionsabbau dann nach einigen Jahren abgeschlossen. ... (Welt, 22.4.03)
      Kommentar: Subventionen dienen letztlich immer dazu, einer kleinen Gruppe von Leuten finanzielle Vorteile zuzuschanzen. Dabei werden Großunternehmen bevorzugt behandelt. Damit verzerrt sich das Ungleichgewicht zwischen großen und kleinen Unternehmen noch mehr.
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      20.4.03 Was würde Jesus kaufen?


      Religiöse Aktienfonds investieren ihr Geld nach Glaubenskriterien. "Sündige" Firmen kommen nicht ins ethisch korrekte Depot

      von Ulrich Machold

      Geld hat kein Gewissen und die Finanzbranche ist ein gottloser Haufen? Mitnichten. Wer den Herrn sucht, wird ihn finden, und sei es im Depot. Geschätzte 2,5 Milliarden Euro stecken weltweit in Investment-fonds, die sich von den Kriterien religiöser Ethik leiten lassen. Sinn der Vehikel: Die Investoren sollen nicht aus Versehen Unternehmen unterstützen, die das eigentlich nicht verdient hätten. Denn wer den Glauben ernst nimmt, so der Grundgedanke, kann nicht wollen, dass sein Geld in Aktien von Waffen- oder Tabakkonzernen fließt.

      "Den Menschen soll ermöglicht werden, ihre individuellen ethischen Überzeugungen auch bei der Geldanlage auszudrücken", sagt Peter van den Brock, Direktor der katholischen Pax-Bank in Köln, die selbst mehrere Religions-Fonds anbietet. "Manche Geschäftsfelder kann man dann nicht mehr unterstützen." ... (Welt, 20.4.03) Kommentar: Ethische Investments in einem an sich unethischen System sind unsinnig. Es gilt zu erkennen, daß der Zins, das Grundelement unseres Finanzsystems, an sich zu immer drückenderen Verhältnissen führt. Hier mit ethischen Investments entgegenwirken zu wollen ist mit “milden Gaben” der Reichen zu vergleichen. Außerdem sind auch die ethischen Fonds den Gesetzen des Zins-Kapitalismus unterworfen und müssen entsprechend handeln.
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      19.4.03 Neues Loch in der Rentenkasse

      Union: Beiträge steigen 2004 über 20 Prozent - Versicherer müssen im Herbst Kredite aufnehmen


      In der gesetzlichen Rentenversicherung zeichnet sich trotz der Beitragssatzerhöhung am Jahresanfang bereits wieder eine finanzielle Schieflage ab. Nach Angaben des Verbandes der Deutschen Rentenversicherungsträger (VDR) ist die Schwankungsreserve der Rentenkassen Ende März auf die gesetzlich vorgeschriebene Mindesthöhe von einer halben Monatsausgabe geschrumpft. In den einnahmeschwachen Monaten im Herbst müssen die Versicherungen deshalb voraussichtlich Kredite aufnehmen, um die Renten zu zahlen. Die Union rechnet für 2004 bereits fest mit einem Anstieg des Beitragssatzes, der derzeit bei 19,8 Prozent liegt. "Die Schallmauer von 20 Prozent wird sicher durchbrochen", sagte der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Andreas Storm, der WELT. Da es noch erhebliche Risiken gebe, könne der Satz sogar noch über 20,0 Prozent liegen. Grund für die Finanzprobleme der Rentenkassen ist die Konjunkturschwäche. ... (Welt, 19.4.03)
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      Kirchen leiden unter Finanznot

      Austritte und Steuerpolitik der Regierung verursachen Einnahmeausfälle


      von Cornelia Wolber

      Berlin - Nicht nur die öffentlichen Haushalte klagen über Geldmangel. Auch bei den Kirchen wächst die Finanznot. Das Erzbistum Berlin ist inzwischen insolvent, bei der Nordelbischen Kirche gilt eine Haushaltssperre, und der Landesbischof von Bayern will bis 2006 1200 Stellen streichen.

      Ende der 90er Jahre glaubten die Kirchen noch, das Schlimmste sei überstanden. Nach mageren Jahren nahmen Katholiken und Protestanten 1999 und 2000 wieder knapp 9 Mrd. Euro Kirchensteuer ein. Doch seitdem gehen die Einnahmen zurück. 2001 waren es nur noch 8,6 Mrd. Euro. Das hat einerseits den Grund, dass es immer weniger Kirchenmitglieder gibt. 2001 gehörten nur noch etwa zwei Drittel der Bundesbürger einer der beiden großen Kirchen an. 1970 waren es noch über 90 Prozent. Zum anderen sind die Mitglieder überwiegend älter und zahlen daher keine Lohn- und Einkommensteuer mehr. Deshalb sorgen sich die Kirchen auch um die steigende Zahl der Arbeitslosen: Die Steuerschuld ist Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer. ... (Welt, 19.4.03)
      Kommentar: In den Sozialkassen, beim Staat, sogar bei den krichen fehlt Geld. Niemand fragt jedoch, warum keines mehr da ist. Stattdessen wird versucht, die Beiträge zu erhöhen und man vergisst dabei, daß damit nur wieder die Kaufkraft der Bevölkerung und damit in Folge die Unternehmensumsätze und Steuereinnahmen gesenkt werden. Es hilft alles nichts: Die Wirtschaft ist nur zu retten, wenn endlich das Zinssystem als große “Geldentzugsmachine” erkannt und gebrandmarkt wird.
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      Bonitätsprüfer sehen große Gefahr für Deutschlands Triple-A-Rating


      Agenturen rügen anhaltend hohes Haushaltsdefizit - Experten fordern Trendumkehr - Standard & Poor`s und Fitch wollen Informationen mit Bundesbehörden austauschen[/b]

      von Bloomberg/DW

      Berlin - Spätestens jetzt müssten in Hans Eichels Finanzministerium die Alarmglocken schrillen: Die Bundesrepublik Deutschland läuft Gefahr, ihre bisherige Spitzen-Bonität von AAA zu verlieren. Die Ratingagenturen Standard & Poor`s (S & P) und Fitch erklärten am Donnerstag, sie würden die Einstufung überprüfen, sollte es Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Regierung nicht gelingen, das deutsche Haushaltsdefizit zu verringern. AAA ist die bestmögliche Einstufung, die Ratingagenturen verleihen.

      ... Die Bonität bezeichnet die Kreditwürdigkeit eines Schuldners, zum Beispiel eines Staates. Sie gibt Auskunft darüber, inwieweit er die Zinszahlungen und Tilgungen der aufgenommenen Gelder leisten kann. Eine Herabstufung der Bonität führt zu höheren Finanzierungskosten, denn Anleger erwarten aufgrund des gesteigerten Kreditausfallrisikos höhere Risikozuschläge. Das könnte auch den Benchmark-Status deutscher Anleihen gefährden.

      ... Vor sechs Monaten lag der Renditeabstand der spanischen Staatsanleihen zu deutschen Papieren mit zehn Jahren Laufzeit noch bei 15 Basispunkten. Dieser Abstand ist Anfang dieser Woche nahezu dahin geschmolzen. Beide Staatspapiere werden mit einer Rendite von 4,15 Prozent notiert, der Abstand ist auf 0,01 Prozentpunkte geschmolzen. ... (Welt, 19.4.03)
      Kommentar: Wenn nun schon Deutschland in der Bonität herabgestuft wird, wie soll es dann erst mit anderen Staaten aussehen? Dabei wird durch die Herabstufung der Risikozuschlag für die Schulden größer und damit der zu zahlende Zinssatz. Damit wird das Defizit noch größer, was eine weitere Herabstufung nach sich zieht usw. Ein Teufelskreislauf direkt in den Bankrott.
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      22.4.03 Indonesiens staatliche Ölgesellschaft setzt voll auf den Euro

      Geschäfte werden möglicherweise bald in der europäischen Einheitswährung abgewickelt - Regierung: Dollar zu volatil


      von Bloomberg

      Tokio - Pertamina, die staatliche indonesische Ölgesellschaft, erwägt, ihre Öl- und Gashandelsgeschäfte in Euro abzuwickeln. Der Dollar sei zu volatil geworden, erklärte die indonesische Regierung. Sie setzt stattdessen auf die europäische Einheitswährung. Sollten andere asiatische Staaten dem Beispiel folgen, könnte das die amerikanischen Aktien- und Anleihemärkte langfristig belasten.

      Die Ankündigung der Indonesier Anfang des Monats wurde angesichts Irak-Krieg und Lungenkrankheit SARS kaum beachtet; dabei sind die möglichen Folgen einer Dollar-Abkehr für die weltgrößte Volkswirtschaft beachtlich.

      Asien hat sowohl wirtschaftliche als auch politische Gründe, sich vom Greenback zu distanzieren. "Eines ist dabei sicher, die Einführung des Euro als Zahlungsalternative zum Dollar könnte das Problem spekulativer Dollar-Geschäfte effizient lösen", betonte der indonesische Vize-Präsident Hamzah Haz letzten Monat.

      Die Entscheidungen hätten nichts damit zu tun, dass auf Indonesien der weltgrößte Anteil der muslimischen Bevölkerung entfällt. Spekulationen, dass südostasiatische und arabische Moslems den Dollar schwächen, um es den USA heimzuzahlen, ignorieren die Tatsache, dass es unabhängig vom Irak auch schwerwiegende wirtschaftliche Gründe gibt. ... (Welt, 22.4.03)
      Kommentar: Wenn Indonesien nun Öl in einer anderen Währung als Dollar ahndeln möchte, dann wird es mötglicherweise bald das Schicksal Iraks teilen. Im Irak-Konflikt ging es nicht zuletzt auch um die Vorherrschaft des US-Dollars für den Ölhandel.

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      20.4.03 Wie Washington mit "Schurkenstaaten" umgehen will

      US-Experten: Syrien wird nicht das nächste Ziel einer Militärintervention


      von Sarah Means Lohmann

      Washington/Berlin - Nicht jedem "Schurkenstaat" droht ein Krieg wie dem Irak. Wie in der vergangenen Woche aus Washington zu hören war, plant die US-Regierung, nicht mit allen gleich umzugehen. Der Irak soll mit dem Aufbau einer Zivilregierung befriedet werden. Syrien droht US-Außenminister Colin Powell mit Sanktionen. Im Falle Nordkoreas setzt die Bush-Regierung weiterhin auf Diplomatie. Sind die Sorgen vieler Staaten, die USA könnten nach einer erfolgreichen Intervention im Irak auch andere Länder auf militärischem Wege demokratisieren wollen,unbegründet?

      "Die Hauptsäulen unserer Strategie sind Glaubwürdigkeit und Angst. Die Botschaft ist, dass wenn jemand Massenvernichtungswaffen hat oder es Anzeichen dafür gibt, dass Terroristen Zuflucht gewährt wird, wir dieses Land angreifen werden", sagte Chris Caldwell, Redakteur der regierungsnahen Zeitschrift "The Weekly Standard". "Der größte Vorzug dieser Strategie ist: Wir werden niemanden angreifen müssen", glaubt er. Mit der Stationierung von US-Soldaten an den Grenzen zu Syrien, dem Iran und Saudi-Arabien hätten die USA ihre Bereitschaft deutlich gemacht, diese Truppen notfalls auch einzusetzen. "Deshalb sollte es nun möglich sein, den Rest der Region sich selbst und der eigenen Kontrolle zu überlassen", so Caldwell zu WELT am SONNTAG. ... Ähnlich verfährt Washington derzeit mit Nordkorea. Zwar ist nach der Ankündigung Pjöngjangs, im Rahmen seines Atomprogramms mehr als 8000 abgebrannte Kernbrennstäbe wieder aufbereiten zu wollen, fraglich, ob die für kommende Woche geplanten Gespräche zwischen den USA, China und Nordkorea stattfinden werden. Dennoch will die amerikanische Regierung weiterhin an Verhandlungen mit Nordkorea festhalten.

      "Die gute Nachricht ist, dass wir Nordkorea nicht angreifen werden", sagt Jeff Gedmin. "Die schlechte Nachricht ist: Was passiert, wenn die Diplomatie scheitert?" ... Brzezinksi hat Verständnis dafür, dass sich viele Europäer fragen, welches Land die USA als nächstes angreifen werden: "Das ist die Reaktion auf unverantwortliche Slogans einer kleinen Gruppe von Amerikanern, die glauben die Kontrolle über die gesamte US-Strategie zu haben." (Welt, 20.4.03)
      Kommentar: Mit einer solchen Politik erreichen die USA letztlich das Gegenteil von dem was man vorgibt zu wollen: Die sich bedroht fühlenden Staaten werden aufrüsten und sich auf Krieg einstellen. Zusätzlich wird dadurch jede Friedenshoffnung im Keim erstickt. Das Ende kann nur wieder Krieg heißen.
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      19.4.03 Neue Kontroverse zwischen USA und Uno


      Zwischen den USA und den Vereinten Nationen bahnt sich in der Irak-Frage eine neue Kontroverse an. Washington will eine eigene, rund 1000 Mitglieder umfassende Truppe mit der Suche nach Massenvernichtungswaffen in dem Land beauftragen. Dagegen tritt der Chef der Uno-Waffeninspekteure, Hans Blix, dafür ein, die Experten der Vereinten Nationen wieder in den Irak zu schicken, um zu verhindern, dass die „Echtheit“ möglicher Waffenfunde angezweifelt werden könne. Strittig ist auch die von US-Präsident George W. Bush geforderte Aufhebung der Uno-Sanktionen gegen Bagdad.

      ... Dazu sollten Militärexperten, Geheimdienstleute, zivile Wissenschaftler und private Auftragnehmer gehören. Chefinspekteur Blix forderte dagegen im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Kontrollen durch die von der Staatengemeinschaft legitimierten Uno-Spezialisten.

      USA will Resolutionsentwurf zur Aufhebung der Irak-Sanktionen vorlegen

      Die Aufforderung von US-Präsident Bush, die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak aufzuheben, löste unter den Mitgliedern des Uno- Sicherheitsrates „intensive“ Diskussionen aus.

      ... Russische Politiker sprachen sich für einen Fortbestand der Wirtschaftssanktionen aus. In Uno-Kreisen hieß es, die Sanktionen des Weltsicherheitsrates seien völkerrechtlich bindend und könnten ohne Erfüllung der gestellten Bedingungen nicht einfach aufgehoben werden. So etwas habe es in der fast 60-jährigen Uno-Geschichte noch nie gegeben. ... (Handelsblatt.com, 18.4.03)
      Kommentar: Die USA wollen nun nachträglich den nicht von der UNO genehmigten Krieg legitimieren. Wie bereits im Vorfeld des Waffengangs bekannt wurde, wurden schon damals Dokumente gefälscht, um angeblich Massenvernichtungswaffen nachzuweisen. Dies wird nun mithilfe von Geheimdienstleuten sicher nicht anders werden.

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:35:30
      Beitrag Nr. 2.577 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:36:24
      Beitrag Nr. 2.578 ()
      Die Baisse dauert an!

      Wenn man sich die fundamentalen Daten ansieht, die auf beiden Seiten des Atlantiks keineswegs rosig aussehen, wundert sich so mancher Analyst über die schrägen Bewegungen an den Börsen. In Realität hat sich wenig verändert.

      In dieser Woche kam wieder etwas Euphorie über die Tech-Werte auf, nachdem die führenden Unternehmen gute Ergebniszahlen vorgelegt haben.

      Das größte Problem der Zukunft ist die hohe Verschuldung des US-Staates und teils der privaten Unternehmen. Die Kriegskosten noch nicht eingerechnet. Der fallende Greenback und noch hohe Ölpreis kompoundieren das Problem. Ausländische Investoren ziehen sich immer mehr aus USA zurück. Uncle Sam verliert dadurch an Kreditwürdigkeit und Ansehen. Es fehlt das Kapital, welches dringend benötigt wird.

      USA rutscht dadurch abermals in eine Rezession, die weltwirtschaftlich negative Folgen nach sich ziehen wird.

      Die meisten Aktien sind weiterhin mit noch viel zu hohen KGV`s behaftet, was einen Start eines neuen Bullmarktes ausschliesst. Wenn auch die 200 Tagelinie nur beim Nasdaq mehrere Male gestreift wurde, so liegt die Tendenz weiter abwärts gerichtet.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Nach Ostern rechnen wir wieder mit Rückzugsgefechten. Fibodatum 30. Mai 2003! Sell in May and go away!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:38:25
      Beitrag Nr. 2.579 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 16:28:25
      Beitrag Nr. 2.580 ()
      Der US-Dollar wird langsam heiß
      (22.04.2003)

      Jetzt, da die großflächigen Kampfhandlungen im Irak abgeschlossen sind, atmen die Märkte auf. Sie richten ihr Interesse nun mehr und mehr auf das, was die Militäraktion verdeckt hat und was man den "Nebel des Kriegs" nennt: die wirtschaftliche Lage.

      Eines steht fürs erste schon einmal fest: Der vielerorts angekündigte Anstieg des US-Dollar ist ausgeblieben. Im Gegenteil, im Verhältnis zum Euro bewegt er sich knapp unter der Marke von 1,10 Dollar je Euro und hart unter seinem zyklischen Tief von rund 1,105 Dollar. Überschreitet er diese Barriere, droht wenigstens aus technischer Sicht ein Absturz.

      Vor Ostern ist viel darüber geredet und geschrieben worden, dass der Dollar angesichts günstiger Zahlen aus der US-Wirtschaft und desolater Daten aus dem Euroraum vor einem Comeback stünde. Das waren stets Schwafeleien oder Wunschdenken. Die tatsächlichen Kurse sprachen eine andere Sprache.

      Die Leistungsbilanz der USA ist trotz der brisanten konjunkturellen Situation des Landes eine Katastrophe. Die Amerikaner konsumieren unbeirrt ausländische Erzeugnisse und lassen sich dieses Vergnügen auch noch vom Ausland finanzieren. Und dann sind da auch noch die steil wachsenden Haushaltsdefizite, für deren Finanzierung die Ausländer ebenfalls herhalten sollen.

      Doch schon lässt sich erkennen, dass die Qualität des in den Dollar fließenden und ihn somit stützenden Kapitals abnimmt. Dies bedeutet nichts anderes, als dass die in den Greenback gehenden Gelder ihrer Natur nach immer kurzfristiger und damit heißer werden. Im Klartext: Sie verlassen den Dollar eines nicht zu fernen Tages mindestens ebenso schnell, wie sie in ihn geflossen sind.

      Und dann noch ein von uns immer wieder angeführter, wohl alles entscheidender Aspekt: Seit nunmehr etwa zwölf Monaten ist reges Interesse vor allem asiatischer Zentralbanken am Euro zu bemerken. Sie schichten ihre Devisenreserven um, weil ihnen der Dollar zu heiß wird. Dahinter stehen keine taktischen Manöver, sondern es handelt sich um strategische Entscheidungen, die nicht nur konsequent durchgesetzt werden, sondern auch langfristigen Charakters sind.

      Und was geschieht im Falle einer anhaltenden Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar? Das ist wieder eine andere Geschichte ...



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 16:38:17
      Beitrag Nr. 2.581 ()
      --

      Weitere Bilanzmanipulationen bei AOL

      (de.internet.com) Die US-Börsenaufsicht SEC weitet ihre Untersuchungen gegen den Onlinedienst AOL offenbar weiter aus. Im Visier der Ermittler stehen jetzt Werbebuchungen in Höhe von 100 Millionen Dollar durch die Online-Jobbörse Monster.com und den Gesundheitsberater Drkoop.com, berichtet die "Washington Post". Wie in einem ähnlich gelagerten Fall versuchte AOL demnach durch falsche Buchungen den Wert seiner Werbeumsätze zu erhöhen. Bereits vor einigen Monaten war bekannt geworden, dass AOL den Wert von Tauschgeschäften mit Worldcom, bei denen Werbung im gleichen Umfang mit Medialeistungen verrechnet wurde, als reale Einnahme verbucht hatte.

      Die Untersuchungen der Börsenaufsicht bei AOL dauern nun bereits seit knapp einem Jahr an. Allein für die Prüfung der Werbegeschäfte müssen die Ermittler Verträge durcharbeiten, deren Umfang sich insgesamt auf mehrere Millionen Seiten belaufen soll. Als die Vorstände der US-Konzerne von der SEC im August 2002 aufgefordert wurden, für die Richtigkeit ihrer Bilanzen persönlich zu garantieren, hielt sich AOL Time Warner-Chef Richard D. Parsons zurück. Man könne nicht versichern, dass es keine weiteren falschen Buchungen gäbe, hieß es damals.

      Im letzten Herbst hatte das Unternehmen schließlich umfassende Korrekturen der Bilanzen in Höhe von 190 Millionen Dollar vorgelegt. Eine weitere Wertberichtigung eines Geschäfts mit Bertelsmann über 400 Millionen Dollar folgte kurz darauf. Die beiden neu entdeckten Fälle sind darin allerdings noch nicht enthalten. Trotz der Vorfälle will AOL am heutigen Dienstag seine Quartalszahlen vorlegen. (ck)

      [ Dienstag, 22.04.2003, 12:23 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 16:47:46
      Beitrag Nr. 2.582 ()
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      Wie sich verhalten? 20.04.2003 saptzseite.de

      DIESE WOCHE
      Eine Geschichte zu haben, macht die Menschen schwerer regierbar, denn sie stiftet gemeinsame Werte. Ist das vielleicht der Grund, weshalb der Pöbel, der die Museen in Bagdad plünderte, so auffällig gebildet war, die Originale von den Kopien zu unterscheiden? Kein schöner Aspekt des Krieges, über den sich der Spatz da Gedanken macht...

      Wenn der Bildschirm zurückschießt...


      Simulatoren sind hervorragend, wenn es darum geht, standardisiertes Verhalten und Reflexhandlungen einzubleuen, zum Beispiel die Handgriffe beim Autofahren und ähnlichem. Das Training mit Simulatoren ist billiger als wirkliche Fahrstunden. Ähnliche Simulatoren werden für andere schwierige Situationen entwickelt, bei denen es auf schnelles Handeln ankommt. Am schwierigsten zu handhaben sind komplexe politische Strategien, die Entwicklung eines Landes unter der Vorgabe zum Beispiel von vorgetäuschten Klimaschutzzielen. Auch hierfür wurden raffinierte Computerspiele mit viel animierender Aufmache entwickelt. Sie können sich vorstellen, was in solchen Spielen passiert, wenn ein Spieler sich für den Bau von Kernkraftwerken entscheiden sollte. Es wird nicht lange dauern und wenigstens eines der geplanten Kraftwerke wird tschernobylen und dem Spieler den Punkterfolg vermasseln. Auf diese Weise wird vielfältig Propaganda gemacht und die punktegeilen Spieler bleuen sich scheinbar selbst das Verhalten und die Einstellungen ein, die man von Ihnen wünscht. Es ist also nicht nur kostensparend, wenn die US Armee Milliarden für die Entwicklung von Computerspielen ausgibt, an denen unter anderen auch unsere Kinder - je verbotener, desto besser - nicht nur trainieren, wie man treffsicher mordet, sondern auch ein dazugehöriges politisch korrektes Verhalten einüben - es wird ja nicht in allen Spielen nur gemordet.

      Am 19 April jährt sich zum zehnten Mal der Überfall von US-Bundestruppen auf das Refugium einer der vielen spinnerten Sekte in Waco. Bei dem Unternehmen kamen nach 51tägiger Belagerung und dem Einsatz von giftigem CS-Kampfgas rund 70 Zivilpersonen, Männer, Frauen und Kinder um. Man hatte den Sturm damit gerechtfertigt, daß sich die Sekte sexuell an Kindern verginge (der Staat besorgte es dann mörderisch) und gegen die ohnehin schon laxen US-Waffengesetze verstoße. In den anschließenden Gerichtsverfahren konnte keiner dieser propagandistischen Vorwürfe erhärtet werden. Trotzdem wurde keiner der Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Ein verschwindend kleiner Teil der Amerikaner erinnert noch an den Zwischenfall, weil er zeige, daß die "Prinzipien, auf denen das Land gegründet wurde" in Gefahr seien. Der größte Teil schert sich einen Dreck um die Geschichte, weil er weiß, daß die Prinzipien eh nur Propaganda waren - nur was sich auszahlt, zählt.

      Museumswärter und Altorientalisten haben vor Beginn des Irak-Krieges immer wieder und ausführlich auf die Gefährdung unwiederbringlicher Kulturgüter aus der 7000jährigen Geschichte des Irak und der menschlichen Zivilisation hingewiesen, die von Saddam Husseins Regime trotz großer Not in vorbildlicher Weise gepflegt worden sein sollen. Jetzt klagen sie die in Washington regierenden Taliban an, sie hätten es versäumt, solche Museen vor Plünderung zu schützen. Ein ausgehungerter Straßenmob hat während der kurzen Phase der Gesetzlosigkeit bei Eroberungen in der Regel anderes vor als Museen zu plündern. Lebensmittelgeschäfte sind ihm interessanter. Im Irak war der Mob aber auffällig gebildet, er unterschied fachmännisch zwischen echten Stücken und bloßen Duplikaten und zündete so gekonnt die Archive an, in denen die Objekte geführt und wissenschaftlich erfaßt worden waren, daß nichts mehr davon übrig bliebt, um später einen Diebstahl nachweisen zu können.

      Manche wollen bemerkt haben, daß die Soldaten eigens von den Museen abgezogen worden seien. Ist das in der Hitze des Gefechts zu beweisen? Neben den Museumswärter und Altorientalisten, die dem Militär genaueste Lageskizzen ausgehändigt haben, um den Beschuß "auf Grund überholter Karten", wie im Falle der chinesischen Botschaft in Belgrad vorzubeugen, sind noch andere noch vor dem Krieg tätig geworden. Da gab es ein American Council for Cultural Policy (mit einem Sprecher William Perlstein und dem Vorsitzenden Astin Hawkins, einem früherer Syndikus des New York Metropolitan Museum). Diese Gruppe forderte im Auftrag "einflußreicher Sammler" die Liberalisierung des Kunstmarktes und behauptete "durch den Export aus Irak könnten die Kulturgüter von den Unwägbarkeiten der Nach-Saddam-Ära geschützt werden".

      Die Objekte sind in Obhut genommen worden. Die Plünderer sollen mit schwerem Gerät vorgefahren sein, um die z.T. tonnenschweren Exponate zu bergen, und hatten genaue Listen, um nicht die teure Arbeitskraft an weniger gewinnbringende Duplikate zu verschwenden, wissen internationale Medien von der Financial Times bis zum Deutschlandfunk. Nicht einmal die "einflußreichen Sammler" sind unbekannt. Besagter Hawkins hat u.a. sein Gesetz zur Freigabe von Kunstschätzen mit Michael Steinhardt dem Förderer des Democratic Leadership Counil besprochen. Steinhardt selbst war wegen illegalen Imports verbotener Kunstgegenstände aus Italien durch die Distriktrichterin Barbara S. Jones vorbestraft, ohne deshalb aus dem Besucherkomitee der Abteilung für griechische und römische Kunst am New Yorker Metropolitan Museum of Art zu fliegen, denn er hat ein beträchtliches Vermögen. Er verdankt es seinem Vater, der es im Meyer Lanskys Syndikat mit unternehmerischem Risiko erworben hatte. Der Junior hat es dann mit weniger Risiken aber größeren Ehren durch Spekulation vermehrt. Es ist also sichergestellt, daß der freie Markt sich der die Kunstgegenstände im Sinne westlicher Zivilisation annehmen und dem dort anerkannt höheren Zweck zuführen wird.

      Eroberungen sind wilde Zeiten. Darf man es computertrainierten Soldaten übelnehmen, daß sie, wenn die Bildschirme unverschämterweise Steine werfen oder sogar scharf zurückschießen, durchdrehen und auf alles reflexartig ballern, was sich bewegt - so wie sie es ihnen durch Computerspiele eingebleut worden war? Was ist aber von ihren Vorgesetzten wie Lt. Col John Charlton zu halten, der den Befehl ausgegeben haben soll: "Kill anything that moves". So geschieht es nun auch und immer häufiger in den Städten und Dörfern des Irak und dient dazu, den "Geist und die Herzen des Volkes zu gewinnen" Aber Reflexe können auch nicht auf Unterschiede zwischen Krankenhäusern, Einrichtungen der zivilen Versorgung oder gar Museen Rücksicht nehmen. Etwas anderes ist es, wenn es sich um wirkliche Dinge, die zählen, handelt. Vor dem Ölministerium und den Banken waren Wachen aufgestellt.

      Öl, Geld und Macht sind real, das sind die Dinge, die zählen. Alles andere gilt mehr oder weniger als Geschwafel oder fällt unter die Phantastereien, mit denen man kleine Leute beglückt. Doch Vorsicht - so ganz ist das selbst für die "wirklichen" Menschen, die selbst längst über solche Ammenmärchen erhaben sind, nicht richtig. Schließlich handelt es sich in vielen Fällen um "ethisch wertvolle Mythen" aus dem Arsenal der "Strategie im Reich der Wünsche", die das Wohlverhalten der "Viel zu Vielen" preiswert steuern helfen. Was aber zählt unter den "wirklichen Leuten" noch? Ein Handschlag jedenfalls nicht mehr, nach dem Führungsmächte und ihr Außenminister ungestraft Dokumente fälschen, Studentenarbeiten abschreiben und als zuverlässige Geheimdiensterkenntnisse ausgeben und der UNO als Beweise für die Notwendigkeit eines Krieges anbieten dürfen. So etwas kann "ethisch konterproduktiv" wirken. Jedenfalls gehe es ein wenig zu weit in Richtung Betrug, meinte Oberst Jean Louis Dufour im Le Figaro am 15.4. Daher erwähnt kaum einer noch Powells beispielgebende UNO-Rede, wie man auch längst über die Ungereimtheiten der Anschläge vom 9.11.2001 hinweggegangen ist - nur keine Verschwörungstheorien mit unkalkulierbaren Folgen! Aber was zählt noch, um mit einander Geschäfte machen oder nur menschliche mit einander umgehen zu können. Ob diejenigen die sich durch Computerspiele auf das Leben vorbereiten lassen, auf die Frage tragfähige Antworten finden?

      Krieg ist grausam und ungerecht, das wußte man vorher. "Und wo gehobelt wird, fliegen Späne", auch das ist nicht neu. In der Hitze des Gefechts geschieht vieles, was niemand eigentlich gewollt hat. Aber in der Hitze des Gefechts hat auch die Zerstörung der Kulturgüter, Hunger, Elend und der Tod in den Straßen einen "ethischen" - oder sagen wir eher "verhaltensprägenden" Wert. Diese Dinge gehören zur "Umerziehung", wenn diese sich tief im Gemüt verankern soll, wie zum Beispiel die Elektro- oder Ökoschock-Therapie der Einzel- oder der Massenpsychiatrie. "Iraker sind kranke Menschen und wir sind die Chemotherapie" zitierte sogar in "Welt am Sonntag" den großen Bruder. Sind diese umerziehenden Begleiterscheinungen vielleicht sogar "wissenschaftlich fundiert"? Wer kann so etwas annehmen und danach wieder ruhig seinen Geschäften weiter nachgehen?

      Wir Deutsche vergessen zwar nicht unsere Schuld, wohl aber gerne, wie wir umerzogen wurden. Begann es damals nicht auch mit dem Ausmerzen von Kultur und Geschichte, weil sich Menschen an ihrer Geschichte hochziehen, um vom Leben mehr zu haben als "making money". So trafen die Bomben im zweiten Weltkrieg in erster Linie historischen Altstädte und nicht die Munitionsfabriken. Ich habe die Altstadt Nürnbergs 1946 erlebt und 1956 in der Dynamit Nobel AG in Fürth, wenige Kilometer davon entfernt, gearbeitet. Die Munitionsfabrik hatte keine Kriegsschäden aufzuweisen weder im Krieg noch 10 Jahre danach. Sie oder ihre (Groß)Eltern kennen ähnliche Beispiele. Was macht alte Kulturgüter beim Feind gefährlicher als Waffen und Munition? Eine gemeinsame Geschichte kann gemeinschaftsbildend sein. Geschichtslose Wesen bleiben vereinzelt und lassen sich leicht handhaben.

      Wenn Sie alt sind, kennen Sie Deutsche Geschichte vor 1914. Wenn sie Jung sind und normal, beginnt alles mit den Gaskammern in Auschwitz und vielleicht mit ein paar Adeligen, Pfaffen und preußischen Junkern, die früher schon Kriege angezettelt und Bauern ausgebeutet haben. Vielleicht haben Sie noch was von Revolutionen gehört, die 1525 oder 1848 in die Hose gegangen waren oder von ein paar verrückten Kriegsbesessenen im alten Rom und noch älteren Griechenland. Wen juckt der alte Kram noch? Der "neue Mensch" macht tabula rasa, ihm war/ist die Geschichte die Hauptquelle allen Unglücks. Ihnen sagt der Begriff "neuer Mensch" nichts? Nun, Nietzsche hat ihn mit der Laterne zur Mittagszeit auf dem Markt gepredigt. Da haben es ihm die "Viel zu Vielen" weniger geglaubt, als das, was sie heimlich dem Geflüster, der Hobbes, John Lock, Darwin Adam Smith und der anderen ablauschen konnten, als diese sich die "eigentlichen" Verhaltensregeln des "neuen" Menschen hinter vorgehaltener Hand zu raunten.

      Der "neue" Mensch lacht über Sokrates und Jesus, seine intimsten Feinde, er tummelt sich jenseits von Gut und Böse, hält sich zugute, den Nihilismus durchdacht zu haben und bedient sich der "fröhliche" Wissenschaft, die als richtig erkennt, was dem neuen Menschen gut tut. Das kann neben den Buhmännern bei den anderen zum Beispiel eine Klimakatastrophe sein oder der Schauer, den das Wort Kernenergie bei einfachen Leuten und Steuerzahlern auslöst. Hauptsache, es wird geglaubt und löst ein "ethisch wertvolles", das heißt vom "neuen" Menschen gewünschtes und goutiertes Verhalten der Viel zu Vielen aus. Mit dem neuen Menschen kam die "neue Zeit" und schuf sich die "neue Welt" und mit ihr Computerspiele als ehrlichere Form der "ethisch wertvollen Mythen". Mach Punkte, make money!

      Wir leben in aufregend interessanten Zeiten. Wir sind - buchstäblich bei Strafe des Untergangs - gezwungen, uns wieder auf die Grundlagen unseres Menschseins zu besinnen. Glücklich, wer sie noch entdecken kann. Gibt es etwas Lebenswerteres als das?
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 17:17:09
      Beitrag Nr. 2.583 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 19:24:01
      Beitrag Nr. 2.584 ()
      Konrad Ege

      Gewinnler des Imperiums

      ÖL, RüSTUNG, WIEDERAUFBAU IM IRAKSeit dem Marshall-Plan für Europa dürfte es kein solches Projekt mehr gegeben haben - Bushs Freunde sind dabei

      Kürzlich bei einem Interview in Texas mit Kent Hance, tätig im Ölgeschäft, und ein größerer Geldgeber des derzeitigen Präsidenten, wurde gefragt: Warum George W. Bush bei energiepolitischen Fragen fast nur Leute aus der Ölindustrie zu Rate ziehe? Sei doch klar, sagte Hance mit souveräner Selbstverständlichkeit, die Industrie kenne sich eben am besten aus. Und wörtlich: Man könne doch keine Obdachlosen einstellen. Nach dem Motto, nur Insider wissen Bescheid, machte das Weiße Haus auch Irak-Politik, und so wird jetzt »Wiederaufbaupolitik« und Irak-Erdölpolitik betrieben. Dass diese Insider und ihre Freunde dabei gut verdienen, nun, das könne man ihnen doch nicht zum Vorwurf machen.

      Rumsfeld kann seinen Einkaufswagen weiterschieben

      Billig war sie nicht, die »Befreiung« Iraks. Cruise Missiles, reingedonnert viele Male in leere Regierungspaläste, kosten ein paar Hunderttausend das Stück. Der Kongress hat mehr als 60 Milliarden Dollar extra bewilligen müssen. Im Golfkrieg von 1991 bestritten die Verbündeten den Löwenanteil der 62 Milliarden teuren Operation, nun kommen die Mittel aus der US-Staatskasse; El Salvador, Afghanistan, Eritrea und andere aus der »Koalition der Willigen« sind nicht so gut betucht. So erleben die USA eine imperiums-orientierte Marktwirtschaft, vorangetrieben von einer radikalen neokonservativen Gruppe um den Präsidenten, und angeführt von einem Politiker, der Zeit seines Lebens von Großunternehmern »gemietet« worden ist, wie Bushs Kritiker sagen. Im Irak sollte zur Schau gestellt werden, dass die neuen USA bereit sind, ihre Macht zu beweisen. Und wenn die Insider und ihre Freunde dabei gut verdienen ...

      US-Steuerzahler finanzieren die Erweiterung des Imperiums, profitieren werden einige wenige. Rüstungskonzerne zum Beispiel. Der Krieg sei ein Werbefilm für die Industrie gewesen, erklärt ein Analyst der Investmentfirma Charles Schwab in der Zeitung Boston Globe. Zahlreiche Länder würden US-Firmen nun Einkaufslisten vorlegen. Bush verlangt bereits, der Kongress solle ihm Befugnis geben, dem Irak Munition zu verkaufen, wenn dies im »nationalen Interesse der USA« sei. Größter Kunde für Abrams-Panzer, Hellfire-Raketen, satellitengesteuerte Bomben und die dazu gehörenden Satelliten und was man sonst noch so braucht, ist freilich Donald Rumsfelds Ministerium. Mit 400 Milliarden im Portemonnaie (geplanter Pentagon-Haushalt für 2004) schiebt der rüstige Kriegsherr seinen Einkaufswagen durch den Rüstungssupermarkt und winkt dem Verkaufspersonal freundlich zu.

      Dieses Personal in Gestalt von Lobbyisten, Wahlspendern und Publizisten hat prägenden Einfluss auf die politische Debatte in den USA. Schaltet man den Fernsehapparat ein, interpretieren Generäle a.D. die Lage der Welt, meist so, als gebe es keine Alternative zum Militärischen. Im Pentagon wimmelt es von Vertretern der Rüstungsindustrie - Leuten wie Jay Garner, nun US-Statthalter im Irak, ein Ex-General und Ex-Präsident der Rüstungsfirma SY Coleman, die Lenksysteme für Raketen und »Star Wars« entwickelt. Das Center for Public Integrity in Washington hat nachgerechnet: Neun der 30 Mitglieder des Defense Policy Board, eines einflussreichen Beratergremiums für das Verteidigungsministerium, beziehen Gehalts- oder Beraterschecks von Firmen, die 2000 und 2001 Pentagon-Aufträge im Wert von 76 Milliarden Dollar erhielten.

      Zum Beispiel Lobbyist Richard Perle oder Chris Williams, früherer Sekretär für Rumsfeld und Lobbyist für Boeing, Lockheed Martin und TRW, oder General Jack Sheehan von der internationalen Baufirma Bechtel, die sich jetzt um Aufträge für den Irak bemüht. Im Aufsichtsrat von Bechtel sitzt Ex-Außenminister George Shultz, der zugleich den Beraterausschuss des kriegstreibenden »Komitees für die Befreiung des Irak« leitet.

      50 Milliarden Dollar, 100 Milliarden Dollar, keiner kann wissen, wie viel der Wiederaufbau des Irak kostet. Irak wird alles brauchen, vom Telefonnetzwerk bis zu Bewässerungsanlagen. Seit dem Marshall-Plan für Europa dürfte es kein so großes Projekt mehr gegeben haben. Außenminister Colin Powell machte klar, US-Konzerne würden bevorzugt. Andrew Natsios, Direktor der Entwicklungshilfsbehörde AID, die einen Teil der Aufträge vergibt, legte nach: Firmen, die gegenwärtig im Irak tätig sein wollten, bräuchten eine »Security Clearance«, und die hätten nun mal nur US-Firmen. Langfristig gilt es, den Kuchen aufzuteilen: Kein Wunder, dass Spanien und Italien jetzt auch Posten in der amerikanisch/britischen Militärverwaltung anfordern.

      Der Sumpf der Großaufträge treibt bunte Blüten: So hat Kellogg Brown & Root - Tochter der Erdöl-Servicefima Halliburton - einen Sieben-Milliarden-Dollar-Vertrag zur Bekämpfung von Ölbränden im Irak bekommen. KBB (hat unter anderem die Gefangenenlager in Guantanamo gebaut und US-Einrichtungen in Ex-Jugoslawien) bekam den auf zwei Jahre angesetzten Job ohne öffentliche Ausschreibung. Das wirft nach Angaben mehrerer Kongressabgeordneter Fragen auf: Halliburton wurde von 1995 bis 2000 vom derzeitigen Vizepräsidenten Cheney geleitet, der als Verteidigungsminister unter George Bush sen. die Privatisierung militärischer Funktionen stark forciert hatte.

      Das soll sich der Rest der Welt hinter die Ohren schreiben

      Halliburton ist inzwischen der größte Nutznießer dieses Prozesses. Halliburton kann wohl auch mit weiteren Aufträgen für die Modernisierung der irakischen Ölförderung rechnen. Cheney hat noch heute Anspruch auf Gehalt von Halliburton.

      Diese Profite sind aber nur Peanuts verglichen mit der erwarteten Ölbonanza, kommentiert James Paul vom Global Policy Forum (New York). Iraks Erdöl werde in den kommenden Jahrzehnten Billionen Dollar abwerfen. Absahnen werden US-Konzerne. Exxon und Chevron (Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice war dort früher eine Direktorin, ein Tanker trägt ihren Namen) »öffnen den Sekt, weil die USA jetzt einen Platz in der OPEC kriegen«, sagt Paul. Irak hat die zweitgrößten Erdölreserven der Welt - mit dem ganz großen Vorteil, dass die Förderung aus geografischen Gründen etwa einen Dollar pro Barrel kostet, verglichen mit drei bis vier in der Nordsee, etwa sechs in Kanada, zehn bis zwölf in Russland, etwa 20 in Texas. Ahmed Chalabi, den Rumsfeld anscheinend gern zum neuen irakischen Präsidenten machen würde, hat angekündigt, US-Firmen hätten gute Chancen. Leer ausgehen werden wohl russische, französische und chinesische.

      Im Irak ging es der US-Regierung freilich nicht um spottbilliges Öl; wird das Öl zu billig, fallen die Profite und heulen die texanischen Produzenten mit ihren hohen Förderkosten. Wer das Öl des Irak kontrolliert, kann allerdings die OPEC untergraben, die bislang dort stark ins Gewicht fallenden Saudis schwächen, Russland Angst machen und den stark auf Öl aus dem Nahen Osten angewiesenen Europäern zeigen, wer Herr ist im Haus. Vor allem würde ein langer »Traum« von US-Administrationen in Erfüllung gehen - niedergeschrieben in sämtlichen Strategiepapieren seit dem Zweiten Weltkrieg: Die USA brauchen »Stabilität« in Nahost, es muss ungehinderten und verlässlichen Zugang geben zu profitablen Ölquellen. Das soll sich der Rest der Welt mal hinter die Ohren schreiben.


      http://www.freitag.de/2003/17/03170801.php
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 21:28:54
      Beitrag Nr. 2.585 ()
      Anleger flüchten aus Aktienfonds

      Angesichts der andauernden Unsicherheit an den Kapitalmärkten haben Anleger massiv Geld aus Aktienfonds abgezogen. Gefragt waren stattdessen vergleichsweise sichere Anlagen wie Geldmarkt-, Immobilien- und Rentenfonds.

      Wie der Bundesverband Investment- und Asset- Management (BVI) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, flossen Fonds für Privatanleger im vierten Quartal insgesamt 17,9 Mrd. Euro zu, das verwaltete Vermögen stieg auf 387 Mrd. Euro.

      Aktienfonds verzeichneten insgesamt Netto-Abflüsse in Höhe von 738 Mio. Euro. Das Vermögen dieser Fonds belief sich damit auf 103,2 Mrd. Euro. Während Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Deutschland noch Geld zufloss, verloren internationale und Spezialitätenfonds Mittel. Auch an Garantiefonds, bei denen das Anlegergeld abgesichert ist, bestand Interesse.



      Gefragte Geldmarkt- und Immobilienfonds


      Gefragt waren aber vor allem Geldmarktfonds. Ihnen flossen von Januar bis März mit 7,5 Mrd. Euro beinahe doppelt so viel frisches Geld zu wie vor einem Jahr. Damit belief sich das Vermögen der 90 Geldmarktfonds Ende März auf 71,6 Mrd. Euro.


      An zweiter Stelle folgten offene Immobilienfonds mit neuen Mitteln in Höhe von 7,1 Mrd. Euro. Das verwaltete Vermögen erreichte damit 77,4 Mrd. Euro. Nachdem Rentenfonds im vierten Quartal zwischenzeitlich an Bedeutung verloren hatten, gab es bei den Festverzinslichen nun wieder ein Plus um 4,7 Mrd. Euro auf 113,7 Mrd. Euro.



      © dpa
      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 21:58:04
      Beitrag Nr. 2.586 ()
      22.04. 21:52
      Angstindikator auf 11-Monats-Tief
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der als Angstindikator bezeichnete CBOE`s Volatility Index ist zuletzt auf das niedrigste Niveau seit dem 31.Mai 2002 gesunken, während der S&P 500 Index auf ein neues 3-Monatshoch gestürmt ist. Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich in den kommenden Wochen wieder mehr Anleger im Aktienmarkt engagieren könnten.
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      schrieb am 24.04.03 14:17:03
      Beitrag Nr. 2.587 ()
      Sonnenschein macht Zockerlaune

      Forscher entdecken einen bisher unbekannten Einflussfaktor auf die Börse: Die Jahreszeiten. Mit dem Frühling erwacht die Risikobereitschaft

      von Doris Marszk

      Toronto - Die Börse reagiert bekanntlich empfindlich. Jedes Gerücht, jede politische Stimmung, jede noch so vage Information beeinflusst den Aktienkurs. Über das Verhalten von Anlegern und seine Hintergründe haben Wirtschaftsforscher, Psychologen und Börsen-Gurus unzählige Theorien entwickelt. Manche dieser Arbeiten setzen die grundsätzliche Informiertheit der Aktionäre voraus. Andere unterstellen, dass Anleger einfach einem Herdentrieb folgen und das tun, was alle tun. Selten aber wird das Börsengeschehen mit der psychischen Befindlichkeit des Einzelnen in Verbindung gebracht. Genau das haben jetzt drei kanadische Wissenschaftler getan und dabei festgestellt: Das Verhalten der Investoren ist von den Jahreszeiten abhängig; genauer: von der Tageslänge.


      Wenn die Tage ab dem 21. Dezember länger werden, erwacht nach drei Monaten der Unentschlossenheit allmählich die Risikobereitschaft zu neuem Leben. Es wird vermehrt in Zockerpapiere investiert. Im Herbst jedoch, wenn die Tageslänge unter zwölf Stunden fällt, regiert die Angst vor dem Risiko. Gekauft werden Papiere, die zwar nur wenig Gewinn versprechen, dafür aber relativ ungefährlich sind. Der Grund für diese Verhaltensunterschiede liegt in keiner Weise in der Wirtschaft, sondern darin, dass viele Menschen in den Monaten Oktober, November, Dezember den "Winter-Blues" haben (der eigentlich Herbst-Blues heißen müsste). Das fehlende Tageslicht drückt auf die Stimmung, bewirkt Lustlosigkeit und Zaghaftigkeit. Die Bereitschaft, irgendein Risiko einzugehen, sinkt.


      "Wir haben ein sehr weit reichendes wirtschaftlich und statistisch signifikantes Jahreszeiten-Muster in den Aktienmärkten aufgedeckt, das bisher nicht erkannt worden war", erklärt Lisa Kramer, Wirtschaftsprofessorin an der University of Toronto. Allein in den Vereinigten Staaten leiden nach Schätzungen von Psychologen und Medizinern zehn Millionen an einer jahreszeitlich bedingten mentalen Störung ("Seasonal Affective Disorder", SAD). Weitere 15 Millionen Amerikaner kennen aus eigener Erfahrung die abgemilderte Form dieser Krankheit, den so genannten Winter-Blues. In der medizinischen Forschung hat man herausgefunden, dass SAD und Winter-Blues sich durchaus physiologisch festmachen lassen. Mithilfe der Positronen-Emissionstomographie (PET) hat man in einigen Regionen der Hirnrinde Auffälligkeiten entdeckt, die auf das verringerte Tageslicht im Winter zurückzuführen sind.


      Mit diesem Wissen haben Lisa Kramer und ihre Kollegen Mark Kamstra von der Atlanta Federal Reserve Bank und Maurice Levi von der University of British Columbia die Gewinnentwicklung an neun wichtigen Börsenplätzen der ganzen Welt über einen längeren Zeitraum verfolgt. Darunter sind Länder mit extremen Tageslichtunterschieden im Sommer und im Winter (wie Schweden), aber auch solche in Äquatornähe wie etwa Australien oder Südafrika, in denen die Unterschiede zwischen Wintertagen und Sommertagen weniger stark in Erscheinung treten. Ihre Ergebnisse haben sie in der März-Ausgabe des "American Economic Review" veröffentlicht. Für die Länder der nördlichen Hemisphäre, besonders für Schweden und Deutschland können die Forscher zeigen, dass ab Herbstbeginn der Ertrag an der Börse ins Minus geht und im Januar und Februar auffallend ins Plus dreht. In Südafrika, Neuseeland und Australien bleiben solche jahreszeitlichen Schwankungen wegen der Äquatornähe nahezu vollständig aus.

      Die Theorie von Lisa Kramer und ihren Kollegen wirft aber auch ein Licht auf die Globalisierung. Gerade beim Börsengeschehen könnte man annehmen, dass die internationalen Märkte solche geographischen Faktoren ausgleichen. Offenbar sind aber die Märkte noch nicht so miteinander verzahnt, dass beispielsweise die zeitlich um ein halbes Jahr gegeneinander versetzten Winter- und Sommerzeiten in der nördlichen und südlichen Hemisphäre die Unterschiede aufheben könnten. "Hinzu kommt", so die Forscher, "dass selbst in dem Fall, dass die internationalen Märkte miteinander völlig verzahnt wären, die Märkte der nördlichen Hemisphäre immer noch die dominanteren sind. Das heißt, wir dürften dann immer noch SAD-Wirkungen erwarten - zumindest auf der nördlichen Hälfte der Erdkugel."


      Artikel erschienen am 20. Apr 2003


      :D;)
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      Avatar
      schrieb am 24.04.03 19:32:00
      Beitrag Nr. 2.588 ()
      Für die, die etwas englisch können.....:) :) :)


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      NASDAQ 100>”Rising 200-day Moving Average”
      Returning to Sanity


      by Don R. Hays


      Summary: The short-term nature of the stock markets is very overbought. In bear markets this is a sign to head for cover, but in bull markets is actually a sign of something special remaining on the upside. We all are afraid to say that word “b…b….b….b….bull-market,” afraid it will be the third big disappointment in the last two years. But the best news of yesterday was that the NASDAQ 100, the best p ro xy index for the Technology Revolution moved above a “rising” 200-day moving average for the first time since 9/11/2000 . If you remember, that was seven days before the Sign of the Bear signal was flashed that we gave headline attention to. This signal was forecasting the imminent second devastating phase of the bear market, and indeed it plummeted f ro m that 3706 level on September 11, 2000 to a low of 811 on October 9, 2002 .


      Overbought/Oversold levels are good barometers of current condition, but always must be taken in context with the over-riding condition of psychology, monetary, and psychology. I’ll briefly review those indicators as of today’s calculation.

      I almost entitled this report, “The Return to Sanity.” This would be a review of how dramatic conditions have changed in the world since the currency crisis in 1997. It is a phenomenal sign that those same currencies that were devalued so dramatically in the last 10 years are showing signs of moving back into more “normal” ranges. The most amazing and visible currency rally is occurring in the ……..Russian Ruble. Yes, that is what I said. You will be amazed at the chart of this first upward penetration by the Ruble of its 200-day moving average in the last 10 years.



      Greenspan, Arafat and other old leaders that have over-stayed their welcome. Maybe it is just wishful thinking, but I don’t take Bush’s confirmation yesterday as anything more than a graceful exit for Greenspan. Arafat’s exit might not be so graceful.



      Hallelujah!!!!!!!!!!!



      According to strict chart analysis, a move up th ro ugh a 200-day moving average is not really considered a bullish omen that is pushing that index into a bull market status until the 200-day moving average is also “rising.” Yesterday was a day of rejoicing, as the p ro xy for the Technology Revolution blasted upward again, and was sufficient to p ro duce the first day when this condition existed when the 200-day moving average was rising since September 11, 2000 . That September 11th day has certainly gained a p ro minent day in history it seems. Take a look at this “good news” chart.



      Yesterday was an outstanding day, especially for the technology stocks and the NASDAQ. It came a day after the market had experienced a very low-volume day with a very slight decline. And then yesterday, with traders believing that “another” selling opportunity had arrived, the put-call ratio moved up to 88%, and as shown in the chart links of our website, the equity put/call moved to 76.75%.



      When you look at a wide assortment of charts, you will see similar but still somewhat lagging charts, except for the NASDAQ Telecommunication that is p ro bably the best short-term chart in the bunch. If you regularly read and review our sector analysis that is updated each Thursday, you know that we have moved f ro m a ze ro weighting in telecom stocks 26 weeks ago, and then about 3 months ago persistently moved it up to now when it is our most over-weighted sector recommendation vs. its S&P 500 weighting. This comes after the most devastation of all other sectors in the last three years. This index had hit a peak of 1250 in March 2000, and then over the next three years hit a low of 80.83, a decline of 93.5%. Several industries in this important, but dramatically over-capacity sector, have been showing some nice bottoming action for the last nine months. It now has moved up f ro m that low point by 56%. That sounds pretty exciting, but even that BIG Bounce only takes it back to 126, still dramatically under that all-time exaggerated peak in 2000.



      The market is very, very overbought. Take a look at our chart links this morning, and you will see that our overbought/oversold index moved up to 69.88 and the NYSE McClellan oscillator is at +195. For the last three years this type of condition was a signal of an impending top, but remember, in all those times that a top was being fashioned the conditions of psychology and valuation had also deteriorated much more than they have at this point.



      The CBOE Volatility index (VIX) did move to a lower low yesterday, but keep that 40-20 rule in mind. On every market weakness in the last three years, this index had fallen to at least the “20” level before any weakness had been allowed to enter. You also see that the 3-week ratio of bears to bulls compiled by the AAII sentiment survey is still at 74%, and in each “vulnerable” time this ratio has d ro pped to “at least” 30%. I could go on and on. We have been conditioned over the last three years to not trust any “new bull market” thesis. But now we also have this amazingly bullish valuation that we have not had on any of those previous instances.



      I know, arguing valuation is a lot like arguing religion and politics. Everyone comes away still unconvinced to the other’s views. But how can you argue the amazing chart that we show of the earnings yield of the S&P 500 versus the yield of the 10-year T-Note? It has a phenomenal record at showing irrational exuberance (in October 1987 and March 2000), but then an equally accurate record at showing those periods when irrational fears have driven stocks to an abnormal under-valuation. Ultimately money goes where it treated the best, so if bonds or t-bills or money market yields are unusually low, then stocks trade at an equal earnings yield based on the next 12-month forward earnings. Hey, there is another argument that even helps the current bullish advice f ro m the valuation composite.



      The guru’s of the world have been telling you that earnings are just not going to come th ro ugh. I believe this next chart will really surprise you as it shows the “daily” earnings estimate for this first quarter for the S&P 500 stocks.



      The earnings estimate had been nudging upward in recent weeks, but on April 16, reality began to take hold and experienced a HUGE jump, f ro m $12.15 to $12.40 in only two days. This is the largest 2-day jump in earnings estimates in many a year, and is the fuel to start jolting the expectations f ro m its recent irrational fear back to at least a normal range.



      We included an excellent chart f ro m a Wachovia report in Monday’s report showing the very dramatic d ro p in the quality yield spread in corporate bonds. That has been the first big hint that corporate cash registers are starting to heal themselves. This increase in earnings estimates is the second big sign.



      I just get the feeling that the decade of crazy “happenings” is starting to heal itself. It was back in 1992 that the Eu ro pean currencies were very deeply devalued. For instance, the English Pound fell f ro m 197 to 140 against the dollar—a 25% devaluation. The German Mark fell f ro m 72 to 40. Very briefly in 1993-96, as the world became so convinced that the Eu ro pean Union was going to be a great thing for those countries, the currencies that joined in that Union experienced a temporary reprieve. But in 1997 came the “bursting” of the massive excesses and inefficiencies in the countries a ro und the globe. With the artificial monetary force-feeding by the U.S. , and the stoking of the U.S. consumer fire by Greenspan, Rubin and Summers, the world’s currencies against the dollar went into the tank.



      The major Eu ro pean countries’ currencies were devalued anywhere f ro m 25-50%. But the Asian Pacific countries, and all third world countries saw their currencies absolutely devastated. That trend remained very persistent until finally in December 2000 when the Fed first started to lower interest rates, and Rubin and Summers were headed out of leadership positions.



      At the same time, look at all the changes in the world. For this entire time when the dollar was making U.S. p ro duced goods much more expensive on the international markets despite our leading gains in p ro ductivity, the trade deficit started to go th ro ugh the ro of. This sent more dollars overseas, as U.S. consumers bought up those cheaper international goods. Of course, this dramatically weakened U.S. manufacturers, but all the while, Mr. Rubin, with Greenspan’s blessing, would repeat that “st ro ng dollar is good” theme to his gullible audiences.



      So now, the currency market is actually starting to show a slow upgrade in those weak currencies of the world. I don’t think any are as impressive as the Russian Ruble. Take a look at these two charts. The one on the right shows the last 10 years and the unbelievable devaluation, while the one on the left shows the last two years. In the last few weeks, the upward move has been dramatic, and this is also occurring to “greater or lesser” degrees in most other under-developed countries. I’m not sure they will want to give up their cheap currencies that helped their lagging p ro ductivity gains, but this is the currency war that I’ve been talking about for the last year. Look at this chart.



      This currency war will be the biggest encouragement to all the world to keep monetary liquidity freely available to p ro mote g ro wth.



      That brings me to Mr. Greenspan, and Bush’s comment. This is another one of my “flaming” guesses. I obviously do not believe that the market rallied yesterday because of Bush saying that Greenspan would be reappointed “if he wants to be.” The market’s smarter than that….I certainly hope.



      But my “guess” is that Greenspan has already told Bush he is going to retire at the end of this term, and Bush is giving him a graceful way for that decision to be greeted as being totally his own. Okay, I know you think my bias is influencing this guess, but we’ll see. I certainly have my fingers c ro ssed that I’m right. The next decade needs a “p ro -g ro wth” and a “non-manipulator” Fed and I think it is well past time for a change.



      Yassir Arafat is not getting the same kind of “graceful” exit door, however. Maybe that is because everyone knows he won’t leave on his own. So with a successful Iraqi Operation Freedom out of the way, the vocal calls for a turnover of the Palestinian government has started f ro m all corners.



      The U.S. and the U.K. realize how important it is for a successful resolution of the Israel Palestinian conflict to pull the Middle East into a Democracy where all people’s rights are p ro tected.



      Speaking of all people’s rights, I am also hoping that American Air’s Donald Carty is fired today, sending a st ro ng message to other corporate boards. I believe companies should be run for three equal bosses: Clients, Employees, and Share-holders. And each should have st ro ng voices on the way Corporate Executives act. I believe the Corporate Executives should be very interested in each of those important classes, but for the last 20 years corporate operations has been so heavily slanted on what is good for the top Executives.



      That’s it my friends, I’ll be back with you Friday morning.



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      Avatar
      schrieb am 25.04.03 20:45:32
      Beitrag Nr. 2.589 ()
      SARS erzwingt weiter sinkende Zinsen
      (25.04.2003)

      Mit SARS, der asiatischen Lungenentzündung, haben die Märkte auf breiter Front ein neues Thema. Die Krankheit wird inzwischen für so gut wie alles, was schief geht oder gehen könnte, verantwortlich gemacht. Man fühlt sich an BSE erinnert. Solche Angstmacher haben die Eigenschaft, einen Rang in der Berichterstattung der Medien und im Denken so mancher Meinungsmacher einzunehmen, der ihnen letztlich nicht zukommt. Dafür sorgt die allzu menschliche Neigung zu Übertreibungen.

      Man kann aber ohne weiteres nachvollziehen, dass SARS ein gewichtiger Aspekt für die Finanzmärkte ist. Die Krankheit berührt den Einzelhandel und den Tourismus direkt. Folgewirkungen auf andere Wirtschaftszweige und damit auch auf die Markoökonomie bleiben nicht aus. Stephen Roach, der von uns hoch geschätzte Chefökonom von Morgan Stanley, hat bereits vor Wochen erklärt, SARS könne der schwachen Weltwirtschaft den Stoß versetzen, der sie unweigerlich in eine Rezession treibe. Andere Ökonomen beginnen sich dieser Aussage anzuschließen.

      Dies ist eine sehr ernst zu nehmende These. Wenn sie sich bestätigt, bietet sie einen zusätzlichen, gewichtigen Grund für weitere Zinssenkungen der führenden westlichen Notenbanken. Und diese Notenbanken werden dann auch notfalls auf unkonventionelle Weise dafür sorgen, dass die Kapitalmarktzinsen sinken.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


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      Wussten Sie schon, dass...?
      (25.04.2003)

      Das Aktienvermögen der privaten Haushalte in den USA ist in den vergangenen drei Jahren um 5,8 Milliarden Dollar geschrumpft. Dagegen stieg in dieser Zeit der Nettowert der privat genutzten Immobilien (abzüglich Hypotheken) um 1,5 Milliarden Dollar.

      (Quelle: Morgan Stanley)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 21:40:13
      Beitrag Nr. 2.590 ()
      25.4.03 Banker zeigen positive Gefühle

      Immer mehr Strategen sprechen vom Ende des Bärenmarktes


      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Endlich mal wieder gute Gefühle bei Investmentbankern. Peter Oppenheimer, Top-Stratege bei Goldman Sachs, glaubt in der Magengrube verspürt zu haben, dass der langjährige Negativtrend nun zu Ende ist. "Unser Gefühl ist, dass der Bärenmarkt im März diesen Jahres aufgehört hat", so Oppenheimer. Nun sind nach Einschätzung des Strategen bei den europäischen Indizes bis Mitte 2003 Gewinne von rund zehn Prozent möglich. Auch bei anderen Strategen ist Zeit für positive Gefühle. Rolf Elgeti von der Commerzbank proklamiert ebenfalls das Ende des Bärenmarktes und Tobias Levkovich, Stratege bei der Citigroup, war noch nie anderer Ansicht. ... Doch die Weltwirtschaft ist Lichtjahre davon entfernt, wieder mit durchschnittlichen Wachstumsraten zuzulegen. Und die erstmals wieder steigenden Gewinne bei einigen Konzernen sind auch eher auf striktes Kostenmanagement denn wachsende Aufträge zurückzuführen. Doch das Einspar-Schwert stumpft früher oder später ab, irgendwann muss die Nachfrage nach den Produkten und die Investitionstätigkeit der Unternehmen generell wieder anspringen. Hierfür gibt es zwar erste positive Anzeichen, wovon auch der Ifo-Geschäftsklimaindex am kommenden Montag zeugen dürfte, doch die harten Daten bleiben durchwachsen.

      Albert Edwards, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, wendet sich aus diesem Grund gegen die Gefühlsduselei seiner Kollegen. "Wir bleiben vorbehaltlos bei unserer negativen Einschätzung gegenüber Aktien." Seines Erachtens haben die Märkte ihren Tiefpunkt noch lange nicht gesehen. ... (Welt, 25.4.03)
      Kommentar: Die meisten experten scheinen sich auf ihre “Gefühle” zu verlassen und wenig auf die realen Rahmenbedingungen. Würden sie diese beachten, waäre klar, daß eine dauerhafte Aufwärtsbewegung ausgeschlossen ist - zu groß ist die Überschuldung und die Kapitlkosten der Unternehmen. Darüberhinaus führen die Sparmasßnahmen in der Wirtschaft zu einer sinkenden Kaufkraft und damit in Zukunft zu rückläufigen Umsatzzahlen. Alles Faktoren, welche die Aktienkurse noch viel weiter nach unten drücken müssen.
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      24.4.03 Immer mehr Menschen in der Schuldenfalle

      Ostdeutsche und Familien besonders betroffen - DIW empfiehlt Ausbau der Schuldnerberatung


      Berlin - Immer mehr private Haushalte in Deutschland verschulden sich. Fast jeder vierte Haushalt musste 2001 Konsumentenkredite abzahlen, vier Jahre zuvor war es nicht einmal jeder fünfte Haushalt. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Danach war der Anteil verschuldeter Haushalte in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland. Überdurchschnittlich vertreten sind auch Familien mit Kindern. Ihre Verschuldung habe stark zugenommen, schreiben die DIW-Experten. Zwischen 1989 und 1999 verdoppelte sich der Umfang aller Konsumentenkredite auf 216 Mrd. Euro.

      Während der Anteil der verschuldeten Haushalt an allen privaten Haushalten in Westdeutschland im Jahr 2001 nur 21,2 Prozent beträgt, sind es im Osten 27,4 Prozent. Die Forscher erklären die höhere Verschuldungsquote in Ostdeutschland mit dem Nachholbedarf an langlebigen Konsumgütern bei gleichzeitig niedrigeren Einkommen. So habe sich die Ausstattung der ostdeutschen Haushalte etwa mit Autos oder elektronischen Haushaltsgeräten, die besonders oft über Kredite finanziert werden, mittlerweile dem westdeutschen Niveau angeglichen. Allerdings geben die ostdeutschen Schuldner im Schnitt monatlich nur 140 Euro für die Bedienung ihrer Schulden aus, die Westdeutschen monatlich 202 Euro.

      Familien sind unter den Haushalten mit Kreditbelastungen besonders stark vertreten, heißt es in der Studie. Während ihr Anteil an allen Haushalten nur 26,9 Prozent beträgt, liegt ihr Anteil an den verschuldeten Haushalten bei 38,8 Prozent. Manche junge Familien verschuldeten sich, wenn durch Kinder neue Ausgaben verursacht werden, heißt es in der Studie. Gleichzeitig sinke das Familieneinkommen, da ein Partner weniger arbeite oder seine Arbeit ganz aufgebe.

      Besonders belastet durch Verschuldung seien arme Haushalte: Sie müssten durchschnittlich 23 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Begleichung ihrer Schulden aufbringen, bei anderen Haushalten seien es nur 16 Prozent. ... (Welt, 24.4.03)
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      Bundesbeamten-Gehälter werden gekürzt

      Einschnitte bei Weihnachts- und Urlaubsgeld geplant - Gesetzesentwurf der rot-grünen Bundesregierung


      von Joachim Fahrun

      Berlin - Die Bundesregierung greift die Argumente der Länder auf und will ihren eigenen Beamten ebenfalls noch in diesem Jahr Weihnachts- und Urlaubsgeld kürzen. Verzichten müssten 130 000 Bundesbeamte und Bundesrichter, 185 000 Soldaten sowie 150 000 Ruheständler und Witwen.

      Die Länder hatten am 14. März in einer Allianz über alle Parteigrenzen hinweg im Bundesrat für ihr eigenes Personal eine Öffnung der Beamtenbesoldung beschlossen. Dem will sich die rot-grüne Bundesregierung nun anschließen: "Die eigenverantwortlichen Gestaltungsspielräume für jährliche Sonderzahlungen müssen gleichermaßen auch dem Bund für seine eigenen Beschäftigten ermöglicht werden", heißt es in einem Gesetzentwurf des Innenministeriums, der der WELT vorliegt. Dem Vernehmen nach soll über die Vorlage schon in der kommenden Woche im Bundeskabinett beraten werden.

      Verfassungsrechtliche Bedenken sehen die Beamten von Innenminister Otto Schily (SPD) nicht. Die jährliche Sonderzuweisung und das Urlaubsgeld gehörten nicht zum Kernbereich der Alimentation und seien daher nicht vom Grundgesetz geschützt. Bisher mussten nur die 1,5 Millionen Beamte im Sold von Ländern und Gemeinden um ihre Sonderzahlungen bangen. Viele Landesregierungen etwa in Bayern oder Berlin warten darauf, dass der Bundestag die Öffnungsklausel absegnet, um dann eigene Gesetze über die Höhe von Weihnachts- und Urlaubsgeld zu verabschieden. Parallel dazu hat Baden-Württemberg gestern wie zuvor Berlin seinen Austritt aus der Tarifgemeinschaft deutscher Länder erklärt, um die bundesweiten Tarifabschlüsse künftig nicht mehr übernehmen zu müssen. (Welt, 24.4.03)
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      Ministerpräsident Koch fordert mehr Arbeit für gleichen Lohn

      Wiesbaden - Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat die Bundesbürger dazu aufgerufen, angesichts der Wirtschaftskrise für den gleichen Lohn mehr zu arbeiten. Die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich in den 80er Jahren sei falsch gewesen, sagte der CDU-Politiker in seiner ersten Regierungserklärung nach der Landtagswahl in Wiesbaden. Diese Politik habe zu einem überproportionalen Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden, zu größerer Arbeitslosigkeit und geringerer Wettbewerbsfähigkeit geführt.

      Die Bürger hätten längst erkannt, dass die Krise ohne besondere Anstrengungen nicht bewältigt werden könne, sagte Koch: "Ich bin aus unzähligen Gesprächen heraus überzeugt, dass die Bürger die Reduzierung ihres Einkommens zwar strikt ablehnen, aber über die Frage der Arbeitszeit jederzeit gesprächsbereit sind." Hessen müsse dafür sorgen, dass wieder mehr Arbeit nachgefragt werde "und wir bereit sind, jeder für sich, mehr zum gleichen Preis zu arbeiten." ... (Welt, 24.4.03) Kommentar: Die Verschuldung von Unternehmen, Staat und Privathaushalten explodiert. Als Abhilfe empfehlen die Politiker, daß zukünftig mehr gearbeitet werden soll, bei gleichem Lohn. Niemand fragt allerdings, warum kein Geld mehr da ist, warum die Schulden explodieren, warum die Arbeitslosigkeit steigt? Schnell würde sich dann nämlich zeigen, daß der Fehler im system liegt, das einen Verschuldungszwang erzeugt und das Geld wie ein Staubsauger durch Zins aus der Volkswirtschaft saugt.
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      23.4.03Banken gründen Joint-Venture für Verbriefungen

      Fünf deutsche Großbanken wollen zusammen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Gemeinschaftsunternehmen für Kreditverbriefungen gründen.


      Die Banken versprechen sich davon eine geringere Bindung ihres Eigenkapitals bei gleichzeitig niedrigeren Refinanzierungskosten. Sie reagieren damit auch auf anstehende Gesetzesänderungen, die Verbriefungen in Deutschland erleichtern sollen.

      Reuters FRANKFURT. Das Finanzministerium bestätigte die Pläne am Dienstag: „Das Instrument wird vor allem der Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen dienen, die keinen eigenen Zugang zum Kapitalmarkt haben und ihn deshalb nicht zur Finanzierung nutzen können“, sagte eine Ministeriumssprecherin.

      Neben der KfW werden Deutsche Bank, Commerzbank, HVB, Dresdner Bank und die DZ Bank an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt sein. „Es gibt bislang nur ein Memorandum of Understanding. Das Gemeinschaftsunternehmen soll aber schon noch in diesem Jahr starten“, hatte es zuvor in Finanzkreisen geheißen. Mit einer so genannten „Bad-Bank“ habe dies nichts zu tun, denn in die neue Gesellschaft dürften nur erstklassige, also nicht leistungsgestörte oder faule Kredite eingebracht werden. Die Banken lehnten einen Kommentar ab und verwiesen auf eine Pressekonferenz der KfW am Mittwochvormittag. ... (Handelsblatt.com, 22.4.03) Kommentar: Wenn nun Risiken von Krediten auf eine externe Anstalt übertragen werden, dann heißt das nur, daß damit die Kreditvergabe gesteigert wird, ohne daß die Gesamtrisiken abnehmen würde. Wahrscheinlich werden die Risiken dann noch mit Derivaten gehandelt und konzentrieren sich dann schnell bei wenigen Großinvestoren. Ein Platzen der Kreditblase würde dann schnell einen Dominoeffekt auslösen. Alles Augenwischerei, ohne daß das Gesamtproblem, des VErschuldungszwanges durch Zinseszins, gelöst werden würde.
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      25.3.03 Die Rürup-Formel: Weniger Rente für mehr Arbeit


      Die Menschen sollen nach 2011 schrittweise länger arbeiten und danach weniger Rente aus der gesetzlichen Kasse beziehen. Sozialministerin Ulla Schmidt unterstützte am Donnerstag grundsätzlich entsprechende Vorschläge der Rürup-Kommission. Die Experten glauben damit sicherstellen zu können, dass der Beitragssatz bis zum Jahr 2030 höchstens auf 22 % steigt. Die Gewerkschafter in der Kommission trugen den Vorschlag nicht mit.

      HB/rtr/dpa BERLIN. Die Rürup-Kommission will das Renteneintrittsalter von 2011 an stufenweise von 65 auf 67 Jahre anheben. Das sehen die Beratungsergebnisse der Kommission vor, die der Wirtschaftsökonom Bert Rürup am Donnerstag in Berlin vorstellte. Die jährlichen Rentensteigerungen sollen künftig leicht gedämpft werden, um die Beiträge möglichst stabil zu halten. ... (Handelsblatt.com, 24.4.03)
      Kommentar: Die vorgeschlagenen Maßnahmen lösen das Problem nicht. Im Gegenteil, alles wird noch schlimmer: Die jungen Menschen werden vermehrt arbeitslos sein, weil die Alten arbeiten müssen. Wenn bis 67 (später dann womöglich bis über 70) gearbeitet werden muß, werden viele schon vor dem Rentenalter sterben. Es stellt dann eine himmelschreiende Ungerechtigkeit dar, wenn jemand sein ganzes Leben horrende Beiträge gezahlt hat und nie eine Leistung bekommt. Was wirklich hilft ist stabiles Geld mit drastischen Lohnsteigerungen und die Abschaffung des Rentensystems.
      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 21:43:04
      Beitrag Nr. 2.591 ()
      Roland Leuschel

      Der Dax bald über 5.000?

      Seit dem Crash vom März 2000, als der Dax von seinem Höhepunkt von 8.100 hinabstieg, erlebten wir zwei markante Kurserholungen. Eine die im Oktober 2001 bei 3.600 begann und im März 2002 bei 5.600 endete, das waren rund 50% Kursgewinn. Die nächste Rallye startete wiederum im Oktober 2002, damals stand der Dax bei 2.500 und erholte sich auf 3.500, das waren wieder satte 40% Gewinn. In diesem Jahr begann die Rallye Mitte März bei 2.200 und stieg mittlerweile auf rund 2.900, das sind bisher immerhin bereits 30% Steigerung. Gleichgeblieben sind die Kommentare der Bullen, die sofort aus ihren Löchern kriechen und, sobald die Rallye 25% bis 30% erreicht, von alten Höchstkursen träumen und den Anlegern die Wiederkehr des Nirwana-Wunderlandes der Aktien der 90er Jahre suggerieren. Nächstes Hindernis sei lediglich die 3.000er Marke, die überwunden werden muss, damit die Post weiter abgehen kann. Der bekannte US-Vermögensverwalter, Ken Fisher, prognostiziert für Ende des Jahres einen Dax über 5.000 und einen Standard & Poors 500 über 1.200. Sein Optimismus für Amerika ist fundamental und mit soliden Argumenten begründet: Erst einmal in der Nachkriegsgeschichte ist der US-Markt im dritten und vierten Amtsjahr eines Präsidenten gefallen, und nächstes Jahr haben wir Präsidentschaftswahlen. Zweites solides und « tiefgründiges » Argument besteht in der Weiterführung des Amtes als US-Notenbankchef durch Alan Greenspan. Fishers bestechendes Argument im Wortlaut : « Greenspans junge Freundin will, dass er noch eine Amtszeit dranhängt, und damit ihn Bush wieder nominiert, werde er eine sehr wirtschaftsfreundliche Geldpolitik fahren. » Das Argument des Boerse Online Redakteurs, die Bewertung der US-Aktien sei sehr hoch, wischt Fisher galant vom Tisch : « Wer glaubt, die Kurs/Gewinnverhältnisse bestimmen die Richtung an den Aktienmärkten, der irrt. »

      Professor Robert Shiller scheint seinen Bestseller « Irrational Exuberance » umsonst geschrieben zu haben, aber immerhin sagte er punktgerecht den Crash vom März 2000 voraus, als er nachwies, dass die KGV des Standard & Poors mit 44 weit über dem historischen Durchschnitt von 16 lag, und deshalb die Kurse einer Korrektur bedürfen. Heute hält Shiller den amerikanischen Markt nach wie vor für stark überbewertet.

      Ich bleibe bei meiner Meinung seit 2001, dass wir für rund 10 Jahre eine Börse erleben wie in den 70er Jahren, das heisst eine Seitwärtsbewegung. Ich wiederhole, wie in den 70er Jahren müssen Sie als Anleger die Kurserholungen nutzen, und nach 15 bis 20% Kurserholung die Kursgewinne glattstellen. Nach dem Motto : Die Börse ist wie eine kalte Dusche nach der Saune, schnell reinspringen und schnell wieder raus. Nur so kommen Sie auf einen grünen Zweig. Misstrauen Sie Scharlatanen wie Professsor Fred Bergsten, Leiter des Institute for International Economics in Washington, eine der führenden Denkfabriken der USA, die behaupten, wie nach dem Kuwait-Krieg von 1991, als die Goldenen 90er Jahre begannen, kommt nach diesem Irak-Krieg wieder ein Jahrzehnt der Prosperität auf Amerika zu. Lassen Sie sich eher von dem an dieser Stelle schon öfters zitierten Nobelpreisträger Joseph Stiglitz überzeugen, der den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton beriet und Chefvolkswirt der Weltbank war : « Die fundamentalen Probleme der US-Wirtschaft sind immens, und sie wachsen durch den Krieg noch an. George Bush und seine Regierung haben nicht nur die Haushaltsüberschüsse der Clinton-Jahre verbraucht, sie haben sie in kürzester Zeit in Defizite umgewandelt, grösser als sich irgend jemand vorstellen konnte. Ich erwarte kein Jahrzehnt des Wachstums. Das reichste Land der Welt kann sich nicht unbegrenzt beim Rest der Welt verschulden. » Also aufgepasst : Demnächst platzt die Dollar-Blase. Fazit : Zweimal war es richtig nach 15 bis 20%iger Kurserholung seine Gewinne glattzustellen, es dürfte auch beim dritten Mal so sein. Verkaufen Sie also Ihre hier an dieser Stelle empfohlenen Allianz, Siemens, Daimler etc. Die grosse Wende an den Aktienbörsen liegt noch in weiter Ferne, und bis dahin werden wir alle kleinere Brötchen backen müssen. Merke : Kleinere Brötchen können knuspriger sein als grosse.

      Roland Leuschel


      23.04.2003
      boerse.de
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      schrieb am 25.04.03 21:44:59
      Beitrag Nr. 2.592 ()
      --


      Wieder allein?

      Von Lars Weide
      Oh nein, nicht schon wieder! Schon beim ersten von mir bewusst erlebten Run auf Aktien in den Jahren 1997 bis 2000 stand ich mangels Vermögens zähneknirschend abseits. Meine Kommilitonen und Kollegen hielten sich damals in den Pausen die Börsenseiten unter die Nase, tippten mit dem Finger auf steile Kursverläufe und nervten mich mit ihrer ewig euphorischen Stimmung. Alle Versuche, sie auf den Boden zurückzuholen, scheiterten an ständig neuen Aktien-Höchstständen. Selbst meine liebste Freundin, in Gelddingen ein Ass, das dem Teufel regelmäßig das Ohr abrechnete, verfiel dem Rausch und beteiligte sich an irgendeiner NM-Dotcom-Klitsche mit monströsem KGV. Sie verlor in dieser Zeit irgendwie auch ein wenig das Interesse an mir, denn ich war ja schließlich nicht „drin“. Da half es auch nicht, als Wirtschafts-Redakteur ein ethisches Interesse vorzuschieben, nicht „drin“ zu sein. Da ich mich ersatzweise auch zu Aktientips nicht hinreißen lassen wollte, war ich schlicht „draußen.“

      Von Ende 2000 bis heute hatte ich eine gute Zeit, konnte viele aufmunternde Gespräche führen, tolle „ist doch sowieso alles egal“-Parties feiern und ein herrliches Gefühl der Selbstbestätigung pflegen. Denn jetzt waren alle raus aus Aktien beziehungsweise drin im Dispo.

      Aber jetzt geht es wohl schon wieder los. Mein befreundetes Umfeld wird nervös, ich werde wieder nach Kosten für Depots gefragt, TecDax-Stände und einige längst in Vergessenheit geratene Namen von ntv-Wirtschaftsredakteuren und -Chartbreakern, früher allesamt Megastars, schwirren durch die Luft. Und ich? Kann wieder nicht dabei sein! Denn jetzt bin ich langfristig völlig artfremd investiert: in Familie und Sozialversicherungen. Na ja, dann kehrt für mich eben wieder etwas Ruhe ein, vielleicht die Gelegenheit, lange zu verreisen, mal ein Buch zu schreiben oder eine Dissertation.
      Oder ob ich in meiner Bank doch mal wegen eines Depots nachfrage...


      Anregungen oder Kritik bitte an Lars Weide.
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      schrieb am 25.04.03 21:46:12
      Beitrag Nr. 2.593 ()
      ----


      Sony-Aktie fällt auf Sieben-Jahres-Tief

      (Instock) Japans Vorzeigekonzern Sony (Nikkei) kommt ins Schlingern, zumindest an der Tokioter Börse. Der weltgrößte Hersteller von Unterhaltungselektronik konnte zwar seinen operativen Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr auf 115,5 Milliarden Yen steigern, verfehlte jedoch die Analystenerwartugen um Meilen. Die Experten hatten einen Überschuss von 180 Milliarden Yen erwartet.

      Daraufhin brach die Aktie um 13,4 Prozent auf 3.220 Yen ein - der tiefste Stand seit sieben Jahren. Mit einem Tagesverlust von 500 Yen erreichte Sony den an der Tokioter Börse maximal zulässigen Kursverlust und wurde vom Handel ausgesetzt. Auf der außerbörslichen Handelsplattform Instinet wurden die Anteile zuletzt sogar unter der 3.000-Yen-Marke gehandelt. Den Nikkei beförderte der "Sony-Schock" auf ein neues 20-Jahres-Tief bei 7.700 Punkten.
      [ Freitag, 25.04.2003, 10:32 ]
      instock.de
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      schrieb am 25.04.03 21:50:20
      Beitrag Nr. 2.594 ()
      Der Ein-Prozent-Weltuntergang
      ++ Scheues Reh ++
      Von Bernd Niquet
      Neulich hat eine große Sonntagszeitung bei mir angefragt, ob ich nicht für eine Beilage über Investmentfonds einen Artikel beisteuern möchte. Ich dachte sofort daran, wie sehr mir diese Branche verhasst ist, und als ich dann erfahren habe, dass diese Beilage gleichsam ein "Dankeschön" für die Werbekundschaft wäre, habe ich sofort abgesagt. Denn hier wird der Anleger gnadenlos abgezockt. Wer folglich über Fonds schreibt, muss dies erwähnen. Und wer das nicht tut, macht sich selbst zum Handlanger.

      Im Vorfeld dieses gestorbenen Artikels habe ich jedoch nachgedacht, wie man das Fondsthema auf einen allgemeinen Nenner bringen könnte. Dabei ist mir folgender Vergleich eingefallen: In der SPD wurde – und wird anscheinend gerade wieder – über die Wiedereinführung der Vermögensteuer diskutiert. Im Raum steht dabei ein Steuersatz von jährlich 1 Prozent auf das gesamte Privatvermögen, allerdings erst ab einer bestimmten Freigrenze.

      Es gibt kaum eine Wirtschaftszeitung und keine Unternehmens- oder Vermögenslobby, die bei einer derartigen Maßnahme nicht den Untergang des Abendlandes an die Wand malt. Das Kapital, das ja bekanntlich ein scheues Reh sei, so erzählt man uns, würde dann schlagartig aus dem Land flüchten. Die Leute würden all ihr Gold, ihre Juwelen und Diamanten, Aktien und Immobilien eilig in einen Beutel schnüren und außer Landes schmuggeln. Und übrig bliebe nur noch ein Wüste. Unser schönes Deutschland.

      Ich möchte an dieser Stelle keineswegs das Für und Wider einer Vermögensteuer diskutieren, sondern nur auf einen Tatbestand hinweisen. Wer einen Investmentfonds kauft, der bezahlt neben 5 Prozent Ausgabeaufschlag ebenfalls mindestens 1 Prozent Gebühr für die Verwaltung seines Vermögens. Und was das Entscheidende ist: Während man die Regierung am liebsten steinigen würde, REGT SICH HIERÜBER KEIN SCHWEIN AUF.

      Betrachten wir daher einmal, was mit einer einprozentigen Vermögensteuer und was mit einer einprozentigen Verwaltungsgebühr eines Investmentfonds passiert: Die Vermögensteuer wird nur von wenigen Vermögenden zu entrichten sein, kommt jedoch dem Gemeinwesen zu Gute, speziell der Ausbildung unserer Kinder. Ich weiß, der Staat ist ein Moloch, doch das ist er bereits seit Tausenden von Jahren

      ++ Geldschneiderei ++

      Die Verwaltungsgebühr von Investmentfonds ist hingegen regressiv. Sie ist nicht von wenigen zu entrichten und kommt vielen zugute, nein, sie ist vielmehr umgekehrt von vielen (gerade von sogenannten "kleinen Mann", der sein Vermögen nicht selbst verwalten kann) zu entrichten und kommt nur wenigen zugute. Und sie fließt nicht in den Topf der Gemeinschaft, sondern auf die Konten cleverer Geschäftemacher: in die schicken Anzüge der Fondsmanager, in die Anzeigen der Investmentgesellschaften und in die großen Bankentürme in Frankfurt.

      Was sind die Alternativen? Für den Fiskus, die jahrzehntelang erhobene Vermögensteuer auch weiterhin durch andere – und meistens ebenfalls regressive – Steuern zu ersetzen, und damit die Einnahmen seitens der Vermögenden auf das Einkommen der Masse zu lasten. Und für den Anleger, Indexzertifikate zu kaufen, die sowieso wesentlich besser abschneiden als der Durchschnitt aller Fonds. Die Verwaltungsgebühr der Fonds hat sich damit in Wahrheit sogar als Vermögensvernichtungsgebühr erwiesen. Was ihre Existenz nur noch umso bitterer macht.

      Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen: Neulich habe ich aus vertrauter Quelle erfahren, dass ich mit meiner Bank bessere Konditionen ausgehandelt habe als die meisten Investmentfonds sie bekommen. Ist ja auch kein Wunder, schließlich gehören die Fondsgesellschaften beinahe ausnahmslos den großen Banken. Und da geht es auch nicht anders zu als auf Castros Sonneninsel Kuba: Gibst du mir das, dann gebe ich dir jenes. Doch öffentlich wird natürlich völlig anders darüber geredet.

      Ich bin gespannt auf die morgige Investmentbeilage.

      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.



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      schrieb am 25.04.03 22:15:09
      Beitrag Nr. 2.595 ()
      Cowboydiplomatie

      von Jochen Steffens

      Irgendwie hat man ja doch immer wieder ein wenig den Eindruck als ob die USA gerade von Texanern regiert werden. Moment, war Bush nicht Texaner? Die Art und Weise wie Amerika zurzeit gegenüber seinen "Gegnern" auftritt könnte auch mit dem Wort "Cowboydiplomatie" gut umschrieben werden. Jedenfalls drängt sich mir dieser Eindruck auf. Sicher, nach diesem Irak-Krieg können sie sich das auch erlauben. Ich war wirklich verwundert, wie schnell Syrien gekuscht hat. Jetzt folgte dieser diplomatische Seitenhieb auf den Iran: Die USA warnten den Iran vor einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Irak. Es gäbe Geheimdienstberichte, die von einer Beeinflussung schiitischer Führer durch iranische Agenten ausgehen. Zudem warf Jay-Garner, amerikanischer Irak-Verwalter, Teheran vor, Unruhen im Irak zu unterstützen. Teheran wies natürlich alle Anschuldigungen umgehend zurück.

      Aber ob sich Amerika mit Nordkorea nicht verschätzt? Immerhin sind sie den Nordkoreanern gegenüber wesentlich mäßiger im Ton und Umgang. Wahrscheinlich weil Nordkorea wirklich über zwei Atombomben verfügt. Hoffen wir, dass sich diese Probleme auf diplomatische Art lösen lassen. Sollte sich neben SARS auch noch eine Verschärfung des Nordkoreakonflikts anbahnen, würde der asiatische Wirtschaftsraum nachhaltigen Schaden nehmen. Das wird dann auch deutliche Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen. Und bedenken Sie, ein Krieg, den Nordkorea auch auf Japan und vielleicht sogar China ausweiten könnte, hätte weitaus gravierendere Folgen für die weltwirtschaftliche Entwicklung als es ein langer Irakkrieg gekonnt hätte. Auf jeden Fall ist in den Verhandlungen mit Nordkorea kein Platz für Cowboydiplomatie.

      Noch einmal zum Irak: Im Irak werden immer mehr der meistgesuchten Iraker gefasst. Gestern hatte sich der irakische Vize-Ministerpräsiden Tarik Asis gestellt. Nun ist auch der ehemalige irakische Spionagechef Faruk Hidschasi gefasst worden. Insgesamt befinden sich nun zwölf der meistgesuchten Iraker in US-Gewahrsam. Sicherlich werden die amerikanischen Geheimdienste nun bei Befragungen viele Informationen sammeln können. Nur der Hauptgrund für diesen Krieg: Die irakischen Massenvernichtungswaffen, konnte bisher keiner finden. Die Vermutung von Bush, der Irak könnte diese Waffen selber vernichtet haben, erscheint mir etwas seltsam. Dann hätten die Iraker den Besitz dieser Waffen auch der Uno gegenüber zugeben können und es wäre zu keinem Krieg gekommen.

      Zur Börse: Der Dax weiter im Minus. Die anvisierten Marken im Dow und Dax haben gehalten und die bearishen Signale werden weiter bestätigt. Damit kommt es zu der erwarteten Konsolidierung. Trotzdem kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass diese Rallye so sang und klang los enden sollte. Ich rechne zumindest damit, dass sich die Bullen noch einmal auflehnen werden. Im Moment ist ein solches Auflehnen bis mind. 2930 durchaus wieder möglich. Interessant ist, dass viele Analysten immer noch sehr bullish sind. Angesichts einer 800 Punkte-Rallye verwundert das schon. Aber wenn viele noch bullish sind, dann haben viele auch noch nicht verkauft. D.h. es ist noch einiges an Abwärtspotential vorhanden.
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      Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Keine Käufer für Häuser" so eine Zeitung aus Denver.

      "Der heißgelaufene Immobilienmarkt könnte sich abkühlen", so USA Today.

      Der US-Immobilienmarkt ist schon so lange am Kochen, dass man denken sollte, er wäre jetzt durch. Und vielleicht ist er das auch.

      "Der Boom ist vorbei", so Celia Chen von Economist.com.

      Ich habe mehr als einmal darüber geschrieben, dass der Boom am US-Immobilienmarkt zu Ende sein könnte. Ich werde mich nicht lächerlich machen, indem ich das noch einmal schreibe. Monat für Monat, so lange ich mich erinnern kann, ist die Weltwirtschaft durch die amerikanischen Konsumausgaben unterstützt worden. Und in den letzten Jahren wurden die Konsumausgaben der amerikanischen Verbraucher mehr und mehr durch Kredite ermöglicht – durch Hypotheken, um genau zu sein.

      Ohne die Hypotheken (bestehende Hypotheken wurden erhöht, und dieses Geld wurde in den Konsum gesteckt) würde es noch mehr Arbeitslose auf der Welt geben – von Baltimore bis Bombay. Dank der niedrigen Zinssätze und der gestiegenen Immobilienpreise konnten die US-Konsumenten ihre bestehenden Hypotheken erhöhen. Aber früher oder später beginnt die ganze Sache, problematisch zu werden.

      Denn die Immobilienpreise können nicht auf Dauer 5 Mal so schnell zunehmen wie die persönlichen Einkommen. Die persönlichen Einkommen sind im letzten Jahr um 1,7 % gestiegen (Quelle: Bureau of Economics Analysis), das ist das erste Mal seit 1958, das diese Kennzahl unter 2 % lag. Und Leute, deren Einkommen um weniger als 2 % steigt, können nicht Jahr für Jahr einen 10 %igen Anstieg der Immobilienpreise hinnehmen.

      Die Umsätze mit Immobilien sind in der Gegend von San Francisco im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15 % zurückgegangen. In Südkalifornien betrug das Minus 7,5 %.

      In den Rocky Mountains sieht es noch schlimmer aus – in Denver gingen die Umsätze um 18 % zurück. Und in Massachusetts betrug das Minus im ersten Quartal 15 %.

      Das könnte natürlich mit dem Irakkrieg zu tun haben. Oder es könnte einfach ein einmaliger Ausrutscher sei. Nichts, um das man sich Sorgen machen müsste. Nein ... kein Grund zur Beunruhigung. Vergessen Sie es. Eric? Die News von der Wall Street, bitte ...

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      Aktien – langfristig immer noch die beste Alternative?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Jetzt, wo die Aktien ihre Jahreshöchststände erreichen, schießen die Aktien-Bullen wie Pilze aus dem Boden. Aber ich glaube, dass die Bullen so schnell verschwinden werden wie diese schönen Frühlingsblumen, die man jetzt sehen kann. Die jüngste Mini-Rally an der Wall Street sollte man nicht mit dem Beginn eines neuen Bullenmarktes verwechseln.

      Wir haben alle schon gehört, wie glänzend sich Aktien langfristig entwickeln. Aber wie lange kann "langfristig" sein, wenn man jetzt bei einem durchschnittlichen KGV von 30 (S&P 500) einsteigt? Michael Santoli vom Barron`s Magazin schreibt dazu: "Langfristig haben Aktien rund 10 % pro Jahr gedacht, und der langfristige Investor wurde belohnt. Aber schon die Bibel spricht von 7 fetten und 7 mageren Jahren, und deshalb ist die Regel, dass Aktien langfristig gut sind, nicht immer und überall anwendbar. Und leider werden die erwarteten Renditen, die mit Aktien zu erzielen sind, in den nächsten Jahren wahrscheinlich zurückgehen – im Gegensatz zur Lebenserwartung der Menschen."

      Santoli weiter: "Von 1926 bis 2000 gewann der S&P 500 (bzw. seine Vorgänger) pro Jahr durchschnittlich 10,7 % ... Allerdings kamen 4,6 Prozentpunkte davon durch Dividenden zustande (Quelle: Ibbotson Associates). Und weitere 3,1 Prozentpunkte können der Inflation zugeschrieben werden ... Inflation und Dividenden sind deshalb für 70 % der Gewinne von 10,7 % verantwortlich. Der beste 20 Jahres-Zeitraum für Aktien waren übrigens die Jahre von 1941–61, in denen ein durchschnittlicher Gewinn von 16,9 % pro Jahr drin war."

      Es ist kein Zufall, dass die Dividendenrendite 1941 bei 7 % lag, und das durchschnittliche KGV bei weniger als 9. Kein Wunder, dass man mit Aktien in den folgenden 20 Jahren schöne Gewinne machen konnte ... und das Beste, was ein Investor damals machen konnte, war, unmittelbar nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour Aktien zu kaufen. Und diese dann während des Zweiten Weltkriegs, des Koreakriegs und des Kalten Kriegs einfach zu halten!

      Normalerweise belohnen die Börsen diejenigen, die dann kaufen, wenn die Massen verkaufen und die Bewertungen im Keller sind – und diejenigen, die das Gegenteil tun, werden normalerweise bestraft. Santoli schreibt: "Das derzeitige KGV auf Basis der Gewinne vom letzten Jahr liegt von der Höhe her gesehen – es liegt bei rund 31 – auf Platz 15 der letzten 75 Jahre."

      Aber vielleicht werden die Unternehmensgewinne ja schnell steigen, was das KGV auf ein attraktiveres Niveau sinken lassen würde. Stephen Roch von Morgan Stanley glaubt dies nicht: "Der Zauber der Nachkriegserholung wird derzeit als Katalysator der US-Wirtschaft genannt ... aber die Belastungen bleiben groß: Das US-Leistungsbilanzdefizit lag 2002 bei 548 Mrd. Dollar oder 5,2 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ... Wenn das US-Haushaltsdefizit weiter steigt – was wahrscheinlich ist –, dann könnte das Leistungsbilanzdefizit leicht Richtung 7 % steigen ... Für diejenigen unter uns, die unemotional bleiben, sieht es gar nicht nach einer Nachkriegseuphorie aus. Sie können mir ruhig vorwerfen, dass ich solche Träume zerstöre."

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      SARS-Bedrohung wächst

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Gold fell $2.90 yesterday. No comment.

      *** Die Massenvernichtungswaffe der Natur, SARS, scheint schlimmer zu werden. In 5,9 % der Fälle verläuft die Krankheit tödlich. Antizykler aufgepasst: Es könnte die perfekte Zeit für einen Urlaub in Hong Kong sein; die Restaurants, Hotels und Flugzeuge sind fast leer.

      *** Michel, ein französischer Freund von mir, sagte gestern nach dem gemeinsamen Mittagessen zu mir: "Die Welt ist wahrscheinlich sicherer geworden, seit Saddam gestürzt worden ist. Die anderen Regierungen der Region haben Angst bekommen. Und das letzte, was sie tun wollen, ist, den USA einen Vorwand für einen Angriff zu liefern."

      Was man noch über diese Neue Weltordnung sagen könnte ... werde ich am Wochenende schreiben. Mehr dazu dann wahrscheinlich in der Montagsausgabe des Investor`s Daily.


      investorverlag.de
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      Avatar
      schrieb am 25.04.03 22:36:54
      Beitrag Nr. 2.596 ()
      Aussage zur Sanierung in naher Zukunft


      Mannheimer fällt durch Stresstest



      Die Lebensversicherungssparte der angeschlagenen und hochdefizitären Mannheimer Holding ist durch den so genannten Stresstest der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gefallen. „Die Mannheimer Lebensversicherungs AG hat den Test nicht bestanden. Angesichts der angespannten Situation der Sparte ist das aber keine Überraschung“, sagte der Vorstandschef der Mannheimer Holding, Hans Schreiber, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Der ebenfalls zum Konzern gehörende Online-Lebensversicherer Mamax hat den Test dagegen bestanden.


      Direktionsgebäude der Mannheimer


      Reuters FRANKFURT/M. Bei dem Stresstest wird geprüft, ob ein Versicherer auch in einer anhaltenden Krise in der Lage wäre, seine Verpflichtungen gegenüber den Kunden ohne Gegenmaßnahmen zu erfüllen. Dieser Test ist ein Frühwarnsystem und lässt nach Angaben des BaFin keinen Schluss darüber zu, ob der Versicherer seinen Verpflichtungen künftig nicht mehr nachkommen kann. Wenn ein Unternehmen bei dem Test durchfällt, nimmt die BaFin zunächst Gespräche auf, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten. Mehrere andere deutsche Versicherer wie etwa Sparten der Branchenschwergewichte Axa und Ergo haben den Test ebenfalls nicht bestanden.

      Schreiber bekräftigt: Aussage zur Sanierung in naher Zukunft

      Schreiber bekräftigte seine Aussagen vom Donnerstag, es sei noch nicht entschieden, wie das Unternehmen angesichts der bevorstehenden Abschreibungen für 2003 frisches Kapital beschaffen wird. „Wir prüfen weiter alle Optionen, da ist von einer Kapitalerhöhung bis zum Verkauf oder eine Kombination von beidem alles möglich“, sagte Schreiber. In den nächsten Wochen werde sich sein Unternehmen zu der neuen Strategie äußern. Einen Zeitungsbericht, wonach das BaFin und führende Versicherer in den nächsten Tagen ein Spitzentreffen planen, um über eine Auffanglösung zu beraten, wies Schreiber zurück. „Darüber wäre ich informiert. Die Geschichte ist reine Erfindung.“

      Mannheimer wegen Leben-Sparte 2002 tiefrot

      Im vergangenen Jahr hatte der Konzern mit einem Verlust von 50 (Überschuss 2001: 23,3) Millionen Euro abgeschlossen, wozu alleine die Leben-Sparte einen Fehlbetrag von knapp 60 Millionen Euro beigetragen hatte. Diese Sparte - die trotz umfangreicher Abschreibungen noch stille Lasten von 216 Millionen Euro aufweist - wird sich noch stärker auf das Geschäft ohne Zinsgarantien konzentrieren, um unabhängiger vom Kapitalmarkt zu werden. Die Lebensversicherungskunden erhalten 2003 nur die gesetzliche Überschussbeteiligung von drei bis vier Prozent. Die Aktien der Mannheimer notierten am frühen Freitag Nachmittag knapp 3,6 Prozent im Minus bei 9,55 Euro.


      HANDELSBLATT, Freitag, 25. April 2003, 15:27 Uhr
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 22:38:31
      Beitrag Nr. 2.597 ()
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 22:51:03
      Beitrag Nr. 2.598 ()
      US/Greenspan: Kein Limit für Bankbestände an Fannie-Mae-Papieren

      Washington (vwd) - Der Chairman der US-Federal Reserve, Alan Greenspan, hat seine Besorgnis über mögliche wirtschaftliche Verwerfungen bei finanziellen Schwierigkeiten der Gesellschaften Fannie Mae und Freddie Mac bekräftigt. Gleichzeitig wies er jedoch Vorschläge zurück, das Volumen der von Banken gehaltenen Wertpapiere dieser Gesellschaften zu beschränken. In einem am Donnerstag (Ortszeit) vom Mitglied des US-Repräsentantenhauses Richard Baker veröffentlichten Brief Greenspans heißt es, die Konzentration von Aktiva sollte seiner Ansicht nach von der Banken-Aufsicht überwacht und bewertet und nicht durch staatlich festgesetzte Obergrenzen geregelt werden.

      Fannie Mae und Freddie Mac sind in der Immobilienfinanzierung tätig. Baker, der auch Vorsitzender des Unterausschusses des Repräsentantenhauses für den Bereich Finanzdienstleistungen mit Überwachungsfunktion für Fannie Mae, Freddie Mac und andere staatlich unterstützte Gesellschaften ist, hatte angefragt, ob die Regulierungsbehörde das Volumen begrenzen sollte, das US-Banken an Papieren der Gesellschaften halten dürfen.

      Greenspan zufolge sollte der US-Kongress die Rolle der staatlich unterstützten Gesellschaften in der Wirtschaft überwachen. Die Regulierungsbehörden könnten sich nicht ausschließlich auf die Disziplin der Märkte verlassen, wenn es um das mögliche systemische Risiko der Gesellschaften und anderer stark fremdfinanzierter Institute gehe. Die Behörden müssten prüfen, ob die Gesellschaften ausreichend Kapital im Verhältnis zu dem von ihnen übernommenen Risiko und den möglichen Kosten für den Steuerzahler hätten.

      Baker hatte sich bereits früher besorgt über die möglichen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft gezeigt, sollten Fannie Mae oder Freddie Mac insolvent werden. Die Gesellschaften kaufen Hypothekenkredite von Banken, verbriefen sie und verkaufen sie am Sekundärmarkt für Hypotheken. Außerdem halten Fannie Mae und Freddie Mac einen Teil der Hypothekenkredite in ihren eigenen Portefeuilles und begeben Unternehmensanleihen.
      vwd/DJ/25.4.2003/gs/apo
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 23:06:52
      Beitrag Nr. 2.599 ()
      Management fehlt eine Erfolg versprechende Konzernstrategie bei Warenhäusern


      Analysten haben wenig Hoffnung für Karstadt-Quelle-Aktie



      Von Christoph Schlautmann


      Würde am Samstag der Essener Einzelhandelskonzern Karstadt-Quelle liquidiert und das eingezahlte Eigenkapital an die Aktionäre zurückgegeben, wäre die Freude unter ihnen groß. Für jeden Anteil erhielten sie dann nämlich 14,24 Euro – fast einen Euro mehr, als man ihnen dafür derzeit an der Börse zahlt.


      DÜSSELDORF. Das Vertrauen der Finanzmärkte in Europas größten Warenhaus- und Versandhandelskonzern ist dahin. In den vergangenen zwölf Monaten verlor die einstmals im Dax gehandelte Aktie 61,14 % ihres Wertes, während der Dax selbst nur um rund 45 % nach unten rutschte.

      Glaubt man den Börsenexperten, wird sich an der Talfahrt vorerst wenig ändern. 10 von 22 Analysten, die der Informationsdienst Bloomberg in den vergangenen sechs Monaten befragte, gaben für Karstadt-Quelle einen eindeutig negativen Ausblick. Eine Kaufempfehlung sprach niemand aus.

      „Ein verlorenes Jahr“, kommentierte Sal. Oppenheim die von Karstadt-Quelle vor kurzem vorgelegten Zahlen für 2002, die deutlich hinter den Vorjahreswerten zurückblieben. Allein wegen der stillen Reserven von 2,7 Mrd. Euro im Immobilienbesitz, ließ die Bank die Bewertung unverändert bei „neutral“.

      Immerhin erwarten viele Analysten für 2003 positive Impulse aus dem ertragreichen Immobiliengeschäft. Und auch der boomende Versandhandel, der bei Karstadt- Quelle inzwischen die Hälfte des Umsatzes generiert, ist ein Lichtblick.

      Den Essener Konzern plagen allerdings gleich zwei veritable Verlustbringer: Erstmals seit der Fusion von Karstadt und Quelle rutschten die 190 Warenhäuser des Konzerns auch ohne außerordentliche Belastungen in die Verlustzone. Die Effekte des vor zwei Jahren aufgelegten, kostspieligen Restrukturierungsprogramms, mit dem der Geschäftsbereich wieder auf Vordermann gebracht werden sollte, sind offenbar verpufft. Nun will Karstadt-Chef Wolfgang Urban mit einem um 40 % erhöhten Werbebudget nachlegen.

      Währenddessen scheint das Management diejenigen 80 Warenhäuser nicht in den Griff zu bekommen, die wegen ihrer geringen Größe und ihres schlechten Standortes nicht in Karstadts „Themenhaus“-Konzept passen. Was mit ihnen geschehen soll, wollte man eigentlich im April entscheiden. Doch bislang hat Urban lediglich angekündigt, die Sortimentsbreite in diesen Häusern zu verringern.

      Noch trostloser sieht die Lage bei Karstadts Fachgeschäften aus, zu denen unter anderem die Filialisten Sinn-Leffers, Wehmeyer, Runners Point und Schaulandt zählen. Mit jedem Euro Umsatz verlor der Konzern 2002 dort im Durchschnitt fast 10 Cent. Bis auf Runners Point gingen die Umsätze in sämtlichen Fachgeschäften zurück – zum Teil sogar trotz Flächenausweitung. Abgesehen vom schrittweisen Verkauf der verlustreichen Schaulandt-Standorte bleibt Konzernchef Urban auch hier den Aktionären die Antwort darauf schuldig, wie man mit den Ketten wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren will. Volker Bosse, Analyst der Hypo-Vereinsbank, rechnet daher für Karstadts stationären Handel auch 2003 mit einem negativen Ertrag vor Steuern (EBT) von 115 Mill. Euro, 2004 soll das Minus 66,2 Mill. Euro betragen.

      Zu einem zweiten Verlustbringer hat sich die Touristiksparte entwickelt. Das Defizit des zusammen mit Lufthansa gehaltenen Joint Ventures Thomas Cook riss 2002 ein Loch von 72 Mill. Euro in die Konzernkasse. Nach dem Ende des Irak-Krieges rechnen Experten allerdings mit einer Belebung im Reisemarkt – und schwarzen Zahlen in diesem Bereich.


      HANDELSBLATT, Freitag, 25. April 2003, 06:47 Uhr
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 23:10:37
      Beitrag Nr. 2.600 ()
      Börsenzyklen
      Mit dem April endet die beste Börsenzeit

      25. April 2003 Es mutet zwar wenig rational an, aber statistisch lässt sich belegen, dass auch Börsen ihre Formhochs und Formtiefs haben. Rückbetrachtungen zeigen jedenfalls, dass der Spruch „Sell in may and go away“ im Schnitt gesehen durchaus eine gewisse Berechtigung hat.

      Zumindest deutet eine Untersuchung der Analysten beim amerikanischen Finanzdienstleister Standard & Poor´s an, dass Anleger mit einem saisonalen Denken besser gefahren waren. Denn der historische Performance-Vergleich für den S&P 500 Index zeigt von 1990 an gerechnet für die Monate November bis April ein durchschnittliches Plus von 8,1 Prozent. In der Phase von Mai bis Oktober ergab sich stattdessen im Schnitt ein deutlich geringeres Plus von 0,7 Prozent.

      Mit einem Branchenansatz lassen sich die Saisonalitäten noch besser nutzen

      Erklärungen für dieses Phänomen gibt es viele. Bewiesen ist dabei bisher aber noch keine der Begründungen. Mit am plausibelsten klingen aber die folgenden Überlegungen. So stehen die Anleger zu Jahresbeginn auf Grund von Mittelzuflüssen oft unter einem gewissen Anlagenotstand, dessen Abbau auch dem Aktienmarkt zu Gute kommt. Zudem ist in der Sommer- und damit Ferienzeit oft Lethargie angesagt. Urlaubsbedingt fehlt es dadurch nämlich an inspirierenden Nachrichten. Am Jahresende dagegen sind viele institutionelle Anleger geneigt, über gezielte Käufe die Jahresperformance noch einmal aufzupeppen.

      Wie dem auch sein, für den amerikanischen Markt hat S&P auch noch herausgefunden, dass man sich die jahreszeitlichen Zyklen noch durch einen geschickten Branchenansatz zusätzlich zu Nutze machen kann. Denn während ein allgemeines Investment in den S&P 500 Index von Mai 1990 bis April 2003 ein Plus von im Schnitt 8,2 Prozent brachte, konnten Anleger mit einem geschickten Hin- und Herrotieren zwischen dem S&P und dem Index der Grundnahrungsmittelaktien ein Plus von 13,3 Prozent erzielen. Wer das Gleiche mit dem S&P und der Gesundheitsbranchenindex machte, der kam sogar auf einen Zuwachs von 15,5 Prozent.

      Auch am deutschen Aktienmarkt gibt es Zyklen

      Ähnliche Phänomene lassen sich im übrigen auch am deutschen Aktienmarkt beobachten. So vertraut etwa der Anbieter der Internetseite www.seasonal-charts.com bei seinen Anlageentscheidungen stark auf saisonale Zyklen. Die Historie bestätigt ihn durchaus in diesem Ansatz, denn laut eigenen Recherchen weist der deutsche Aktienmarkt seit 1974 ausgeprägte Saisonalitäten auf. Am besten läuft es demnach vom siebten November bis zum 17. April. In der anderen Zeit bewegt sich der Dax per saldo dagegen kaum. Allerdings gibt es auch in dieser Phase starke Schwankungen zu beobachten. So erweist sich der Markt zwischen dem 17. April und dem 28. Mai sowie von Mitte August bis zum siebten November als schwach, während dazwischen häufig eine Aufwärtsbewegung einsetzt.

      Aus diesen Beobachtungen resultiert die Erkenntnis, dass sich rückblickend die Zeitpunkte letzte Januarwoche, 28. Mai, siebter November und 14. Dezember historisch gesehen als günstige Einstiegszeitpunkte erwiesen. Verkäufe boten sich demnach dagegen am 17. April und am achten August an. Die Jahresendrally vom 19. Dezember bis achten Januar war mit einem Kursgewinn von rund drei Prozent in drei Wochen eine der markantesten und lukrativsten Bewegungen, wie es bei www.seasonalcharts.com heißt.

      @JüB
      Bildmaterial: ZB
      faznet.de
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      schrieb am 25.04.03 23:13:30
      Beitrag Nr. 2.601 ()
      Elektronik/Medien
      Sony-Aktie im freien Fall


      25. April 2003 Sony hat in dem am 31. März abgelaufenen Geschäftsjahr 2002/2003 mit 115,5 Milliarden siebeneinhalb Mal mehr verdient als im Jahr davor. Eine stolze Leistung, sollte man meinen.

      Doch für die Börsianer ist es entschieden zu wenig. Sie konzentrieren sich auf das Ergebnis im vierten Quartal. Und da ist ein Nettofehlbetrag von 111,1 Milliarden Yen oder umgerechnet 855 Millionen Euro angefallen. Analysten hatten aber nur mit einem Minus von 39 Milliarden Yen gerechnet. Als Ursache für diese Hiobsbotschaft wurden Umsatz- und Preisrückgänge im Elektroniksektor genannt.

      Schwacher Geschäftsausblick

      Wenig erbaulich liest sich auch die Vorhersage eines im Geschäftsjahr 2003/2004 voraussichtlich auf 130 Milliarden Yen fallenden Gewinns. Die Anleger sind über diese Nachrichten so enttäuscht, dass sie den Titel mit dem höchsten zulässigen Tagesverlust von 500 Yen auf einen Stand von 3.220 Yen schickten. Die Aktie des weltgrößten Unterhaltungskonzern musste damit den höchsten Tagesverlust seit 15 Jahren hinnehmen.

      Insgesamt büßte der Titel dadurch 3,8 Milliarden Dollar an Wert ein. Und die angeschlagene Charttechnik riecht nach weiteren Verlusten. Denn der Abwärtstrend ist nach dem Rückfall auf ein Siebenjahrestief völlig intakt. Sollte nun auch noch die Unterstützung bei 3.200 Punkten gebrochen werden, droht sogar ein Rückgang auf 2.500 Zähler.

      Aktie noch immer kein Schnäppchen

      Die harsche Kursreaktion deutet jedenfalls an, dass die Anleger Sony so schnell nicht verzeihen werden. Dafür spricht auch, dass die bisherigen Gewinnschätzungen hinfällig sind und sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr vermutlich auf knapp 20 einstellen wird. Hinzu kommt die für japanische Verhältnisse zwar nicht untypische, aber internationale Anleger bestimmt nicht zum Kaufen verlockende mickrige Dividendenrendite von unter einem Prozent.

      Zumal selbst die japanischen Anleger den Gefallen an der Sony-Aktie verloren haben. Zumindest berichtet Shigemi Nonaka von Polestar Investment Management: „Alle Pensionsfonds und institutionellen Anleger in Japan halten Sony-Aktien und sie beeilen sich jetzt, die Aktien loszuwerden.“ Und Makoto Sakuma, Fondsmanager bei Asahi Life Asset Management ergänzt:“Ich kann es mir nicht erlauben, auf diesem Kursniveau Sony-Aktien zu kaufen, denn sie beinhalten noch immer eine Prämie für den Markennamen, doch der verblasst zusehends.“

      Dieser Einschätzung ist wenig hinzuzufügen. Schließlich ist momentan nicht absehbar, wann es bei Sony wieder aufwärts geht oder ob sich der Konzern mit seinen weit verzweigten Aktivitäten nicht vielleicht doch hoffnungslos verzettelt hat.



      Der Chart zeigt die Kursentwicklung der Aktie von Sony an der Frankfurter Börse.
      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      @JüB

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 25.04.03 23:19:19
      Beitrag Nr. 2.602 ()
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      Tech-Titel haben ihren Zenit schon überschritten

      Strategen warnen vor Überbewertung - Titel mit niedrigem Sentiment haben derzeit die besten Chancen

      von Michael Fabricius und Holger Zschäpitz

      Berlin - Die Börse hat gerade etwas Fahrt aufgenommen, da läuft der Motor an einigen Stellen schon wieder heiß. Zwar spricht immer noch eine große Mehrheit der Investoren und Analysten davon, dass die Aktien generell unterbewertet seien. Doch in einigen Branchen stellt sich nach und nach heraus, dass die positive Erwartung schon wieder in den Kursen eingepreist ist, die Unternehmensgewinne aber leider nach wie vor nicht halten, was eben diese Kurse versprechen. Vor allem im Technologie-Segment meinen Experten zu beobachten, dass die Aktienkurse und damit auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) schon über das Ziel hinaus geschossen sind.


      So warnte etwa Richard Bernstein, Investmentstratege bei der US-Investmentbank Merrill Lynch, in der vergangenen Woche, die Technologiebranche sei "krass überbewertet". Die Wachstumsaussichten seien wegen nachhaltig, da immer noch hohe Überkapazitäten bestünden - auch bedingt durch eine konjunkturbedingt schwache Nachfrage. Und bei Invesco Management steht in der generellen Sektoreinschätzung hinter "Datenverarbeitung" (beispielsweise IBM) nur noch ein "neutral", "elektronische Komponenten" (u. a. Chiphersteller) tragen ein Minus, "Telekom"-Titel sogar ein doppeltes Minus.


      Auch Einzelbeispiele aus anderen Wachstumsbranchen zeigen, dass einige Anleger trotz des generell schwachen Marktumfelds wieder die schönsten Zukunftsfantasien hegen. Das Online-Auktionshaus etwa legte jüngst einen derartigen Kurssprung hin, dass das KGV mittlerweile 70 beträgt. Der S&P 500-Durchschnitt liegt lediglich etwa bei 17. Ebay kostet an der Börse abzüglich der Nettoguthaben von 2,2 Mrd. Dollar derzeit 27 Mrd. Dollar. Dabei beträgt der Jahresumsatz nicht einmal ein Zehntel davon.


      Den absoluten KGV-Rekord im DJ Euro Stoxx-50 hält indes der Pharmakonzern Bayer mit aktuell 155 Punkten. Während das 2002 geschrumpfte operative Ergebnis den Nenner in der Bruchrechnung verkleinerte, legte der Aktienkurs innerhalb von vier Wochen um fast 50 Prozent zu. Doch damit ist der Titel nicht zwangsläufig überbewertet. Denn die Mehrheit der Strategen hält das KGV nicht für ein geeignetes Instrument, um die Chancen eines künftigen Kursanstiegs zu bemessen. "Das KGV als Messinstrument ist nicht ganz unproblematisch, da dem die aktuellen Bilanzdaten zugrunde liegen. Die Gewinne der kommenden Jahre werden ausgeblendet", sagt Gerald Rössler, Portfolio-Manager bei Invesco Management. Andere Experten bemängeln, dass hohe Gewinnschwankungen - etwa durch Abschreibungseffekte - den Wert verzerren. Und komme ein Verlust zustande, sei die Zahl gänzlich wertlos.


      So könnte das hohe KGV von 155 bei Bayer also in die Irre führen, da künftige Gewinne einerseits den Wert schnell wieder senken würden und andererseits zusätzlich die Stimmung für die Aktie verbessern. Bei Ebay indes könnte genau das Gegenteil eintreten: Die Analysten erwarten künftig einen sinkenden Gewinnzuwachs, da die Zahl der Auktionsteilnehmer kaum noch nennenswert steigen kann. Gleichzeitig ist die Ebay-Aktienstimmung schon hoch, hat also nur noch wenig Spielraum nach oben.


      "Die Bewertung einer Aktie spielt zwar eine zentrale Rolle, aber gerade die vergangenen Jahre haben doch gezeigt, dass Psychologie und Stimmung den Markt entscheidend mit beeinflussen", sagt Hendrik Garz, Aktienstratege bei WestLB Panmure. Kleinanleger können sich im Dschungel aus Bewertungskennzahlen und Psycho-Faktoren an einer einfachen Investment-Matrix orientieren (siehe Grafik): Titel wie Bayer haben ein hohes KGV, aber ein niedriges Sentiment. Hier besteht die Chance auf Kurssteigerung durch höhere Gewinne. Und während Finanztitel wie Allianz oder Citibank noch niedrig bewertet sind, sich aber auf ein besseres Stimmungsfeld zubewegen, sind bei einigen Tech- oder Wachstumstiteln sowohl KGV als auch Stimmung fast auf einen Hoch. Hier ist die Gefahr von Kursrückschlägen am größten.


      Die Kür besteht für Profi-Anleger indes in der Ermittlung des "Discounted Cash Flow" (DCF). Dabei wird zunächst der für die kommenden Jahre erwartete Cash-Flow weiter in die Zukunft projiziert. Der Durchschnittsbetrag wird dann mit einem Zinssatz von beispielsweise vier Prozent auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. Auf diese Weise erhält man den aktuellen Wert des Unternehmens. "Die DCF-Methode ist die fairste und sauberste Vorgehensweise", sagt WestLB-Stratege Garz.


      Artikel erschienen am 26. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 26.04.03 00:15:03
      Beitrag Nr. 2.603 ()
      Gesundheitsreform

      Streit um Rürup eskaliert


      Mitglieder des Experten-Gremiums kritisieren offen den Führungsstil ihres Vorsitzenden und werfen ihm „unsolide“ Berechnungen vor.
      Von Andreas Hoffmann



      (SZ vom 26.04.2003) — Bert Rürups Sparpläne im Gesundheitswesen halten mehrere Mitglieder der Runde für unsolide gerechnet und verfehlt. Zugleich legen sie ein Alternativ-Konzept vor, das die Krankenkassen um bis zu 35 Milliarden Euro entlasten soll.

      Barbara Stolterfoht greift zu scharfen Worten, wenn sie den Arbeitsstil der Rürup-Kommission beschreibt. „Ich habe noch nie ein solch vordemokratisches Verfahren erlebt wie in dieser Runde“, sagt Stolterfoht, die als Vorsitzende des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in der Runde sitzt.

      Viele Beamtentreffen würden besser arbeiten als die Regierungskommission unter Leitung von Bert Rürup. Das Gremium sei ein „Flop“ und „ein Lehrstück, wie man es nicht machen darf“, sagt die ehemalige Sozialministerin von Hessen: „Inzwischen ist es fast ehrenrührig, der Kommission anzuhören.“

      Ähnliche harsch wird auch Kommissionsmitglied Edda Müller, Chefin der Verbraucherzentrale Bundesverband. Sie rügt besonders die intransparenten Arbeits- und Entscheidungsstrukturen und die mangelnde Führung des Vorsitzenden. Vereinbarungen seien nicht eingehalten worden, so dass viele Mitglieder keinen Spielraum für Entscheidungen gehabt hätten.

      Insgesamt sei das Gremium damit gescheitert, über die langfristige Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme zu entscheiden. Müller: „Das Geld hat die Bundesregierung zum Fenster rausgeschmissen.“ Neben der Kritik am Arbeitsstil bemängeln Müller und Stolterfoht die von Rürup vorgestellten Sparpläne im Gesundheitswesen. Sie seien „unsolide gerechnet, sozial unausgewogen und wirtschaftspolitisch verfehlt“, schreiben sie in einem Thesenpapier.

      Mehr Eigenverantwortung heißt mehr Selbstbehalte

      Rürup und der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach hatten kürzlich Sparpläne im Umfang von 24 Milliarden Euro vorgestellt. So wollen sie eine Praxisgebühr von 15 Euro einführen. Daneben sollen die Patienten bei Arzneien und Zahnersatz mehr zuzahlen. Nicht verschreibungspflichtige Mittel, wie Erkältungspräparate, sollen die Bürger selbst tragen, wie auch die Kosten für das Krankengeld.

      Stolterfoht, Müller und sowie IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der ebenfalls in der Kommission sitzt, lehnen die Ideen ab. Die Auslagerung des Krankengeldes sei „eine reine Kostenverlagerung zu Gunsten der Arbeitgeber“. Die Sparpläne bei den Medikamenten könnten zu „zusätzlichen Belastungen für chronisch kranke Menschen“ führen.

      Außerdem seien die Berechnungen „nicht nachvollziehbar“ und das „tatsächliche Einsparvolumen deutlich niedriger anzusetzen“, als es die Kommissionsmehrheit veranschlagt. Die geplante Praxisgebühr verursache einen hohen Verwaltungsaufwand, so dass sie in „ihrer Lenkungs- als auch ihrer Finanzierungsfunktion kontraproduktiv“ sei, schreiben sie.

      Als Alternative präsentieren sie ein eigenes Sparkonzept. So wollen sie die Beitragsbemessungsgrenze von derzeit 3450 Euro im Monat auf 5100 Euro anheben, die Versicherungspflichtgrenze soll zunächst von 3825 Euro auf 5100 Euro steigen. In einem zweiten Schritt soll diese Pflichtgrenze ganz wegfallen, wodurch die privaten Krankenversicherer massive Probleme bekämen.

      Die Versicherungspflichtgrenze legt die Einkommenshöhe fest, jenseits der sich ein Bürger privat versichern kann; die Beitragsbemessungsgrenze regelt, bis zu welcher Gehaltshöhe ein Arbeitnehmer anteilig Beiträge zahlen muss.

      Darüber hinaus sollen die Steuern auf Tabak und Alkohol steigen und Sozialhilfe-Empfänger generell Kassenmitglied werden. Die Koalition soll die Verschiebung von Finanzlasten an die Kassen rückgängig machen, versicherungsfremde über Steuern finanzieren und die Rehabilitation fördern.

      Die Ärzte schließlich sollen effizienter mit dem Rezeptblock umgehen und mehr billige Nachahmerpräparate verordnen. Insgesamt ließen sich durch die Maßnahmen 35,5 Milliarden Euro sparen. „Unser Konzept ist solider gerechnet als das von Bert Rürup“, sagt Stolterfoht.

      Selbstauflösung diskutiert

      Unklar ist der Fortgang der Rürup-Kommission. Ursprünglich sollte die Runde am 7. und 8. Mai abschließend die Gesundheitspläne diskutieren. Inzwischen erwartet Stolterfoht aber eine erneute interne Debatte über die Selbstauflösung der Kommission.

      Bereits nach der Kritik von Kanzler Gerhard Schröder an dem Expertengremium hatte das Kommissionsmitglied Franz Ruland von den Rentenversicherern die Selbstauflösung beantragt. Die Mehrheit der Experten lehnte dies aber ab.

      Unterdessen fiel das Echo auf die Rürup-Pläne für ein Rentenalter mit 67 Jahren unterschiedlich aus. DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer sagte, die Idee sei unlogisch, weil heute „zehntausende mit 60 Jahren aus dem Erwerbsleben herausgedrängt werden“. Dagegen lobten die Arbeitgeber und Rentenversicherer die Vorschläge. Aus der Union war Lob und Kritik zu hören und die Bundesregierung will die Pläne zunächst eingehend prüfen, sagte ein Regierungssprecher.

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 27.04.03 20:01:10
      Beitrag Nr. 2.604 ()
      27.4.03 Fast alle Deutschen wollen nicht bis 67 Jahre arbeiten

      Ministerin Schmidt will Rentenalter erhöhen - CSU-Chef Stoiber lehnt Anhebung kategorisch ab


      Berlin - Zu heftigen Auseinandersetzungen ist es gestern um die von der rot-grünen Regierung offenbar geplante Heraufsetzung des Rentenalters von bisher 65 auf 67 Jahre gekommen. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von WELT am SONNTAG ergab dabei, dass neun von zehn Bundesbürgern nicht bis 67 Jahre arbeiten wollen. 86 Prozent sprachen sich bei der "Infratest dimap"-Umfrage gegen die Anhebung des Renten-Eintrittsalters aus, nur elf Prozent dafür. In den neuen Ländern waren sogar 97 dagegen, nur zwei Prozent dafür. In Westdeutschland waren 84 Prozent dagegen.

      ... Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) sprach sich gestern dafür aus, das Renten-Eintrittsalter allmählich auf 67 Jahre zu erhöhen. Sie stellte sich damit hinter die Forderung der Rürup-Kommission, die den ersten Schritt für 2010 anpeilt. In der "Berliner Zeitung" kündigte sie zudem weitere Sparmaßnahmen bei der gesetzlichen Krankenversicherung an. So will die Bundesregierung das Sterbegeld komplett streichen und Zuzahlungen für Medikamente anheben. Sie nannte einen Eigenanteil von drei Euro für kleine, sechs Euro für mittlere und neun Euro für große Arneimittelpackungen. ... (Welt, 27.4.03)
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      Ab 2004 wollen Städte keine Sozialhilfe zahlen

      Die Präsidentin des Städtetages, Oberbürgermeisterin Petra Roth, fordert vom Kanzler Einlösen seiner Zusage über Erwerbsfähige


      von Jochen Kummer

      Die Städte und Gemeinden wollen ab kommendem Jahr keine Sozialhilfe an Erwerbsfähige mehr zahlen. Es geht dabei um Milliarden, die sie einsparen wollen. Die Präsidentin des Deutschen Städtetages, die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), sagte dieser Zeitung: "Wir halten uns an die Zusage des Kanzlers in seiner Regierungserklärung vom 14. März, dass wir ab dem 1. Januar von den Kosten für die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger entlastet werden." Sie spricht "von der schwersten Finanzkrise der Städte seit Bestehen der Bundesrepublik". ... (Welt, 27.4.0) Kommentar: Nun sollen die Menschen läger arbeiten und damit mehr in die Rentenkassen einzahlen, möglichst noch vor Eintritt des Rentenalters sterben. Genauso wollen die Städte keine Sozialhilfe mehr zahlen. Es handelt sich bei solchen Maßnahmen beinahe schon um Betrug. Jahrzehntelang wurde den Menschen versprochen, daß sie für ihre horrenden Sozialabgaben eine adequate Gegenleistung erhalten. Diese soll nun mehr und mehr beschnitten werden. Dabei werden die jetzt geplanten Maßnahmen schon in kürze ebenfalls nicht mehr ausreichen, um das System zu finanzieren, dann müssen noch tiefere Einschnitte her - und das alles nur um den zinsdienst für die explodierende Verschuldung sicherzustellen. Doch offenbar kann sich kein Politiker aufraffen, dem Volk die bittere Wahrheit zu sagen.
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      26.4.03 Österreichs EZB-Kandidatin sieht keine Deflationsgefahr


      Menschen und Märkte

      Die österreichische Kandidatin für den frei werdenden Direktorenposten der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht derzeit in der Euro-Zone keine Gefahr einer Deflation. "Entwicklungen bei anderen wichtigen Indikatoren (neben der Inflationsrate) wie Geldmenge bestätigen, dass wir von einer Deflation weit weg sind", schrieb die stellvertretende österreichische Notenbankchefin Gertrude Tumpel-Gugerell an den wirtschafts- und währungspolitischen Ausschuss des Europaparlaments. Der Ausschuss prüft die Kandidatur von Tumpel-Gugerell als Nachfolgerin der scheidenden EZB-Direktorin Sirkka Hämäläinen. rtr (Welt, 25.4.03) Kommentar: So sieht also eine EZB Kandidatin aus, welche schön weiter Zweckoptimismus verbreitet und die Hintergründe unseres Systems scheinbar gar nicht kennt. Wohin soll es denn gehen, wenn nicht in eine Deflation? Was soll denn anderes kommen, wenn die Kaufkraft sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt und die Betriebe unter den Kapitalkosten erdrückt werden?
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      27.4.03 Die Tiger sind krank


      Nach den Lungen der Menschen infiziert das SARS-Virus nun auch die Volkswirtschaften Asiens. Das Wachstum in der Region bricht ein

      von Nikos Späth

      ... Panikreaktionen, Zwangsquarantäne, Reisewarnungen, Wachstumseinbruch - SARS macht Asien zu schaffen. Nachdem sich das Virus in den Lungen und Köpfen der Menschen eingenistet hat, infiziert es nun die Volkswirtschaften der einstigen Tigerstaaten und der aufstrebenden Handelsmacht China - und damit die Weltwirtschaft. Denn der droht mit Asien die letzte Boomregion wegzubrechen. Vor allem Deutschland muss als größter europäischer Handelspartner Chinas um sein liebstes Kind fürchten.

      "Beträchtliche Risiken" für den Welthandel hat die WTO ausgemacht und die Wachstumsprognose für den weltweiten Güteraustausch von fünf auf drei Prozent gesenkt. Auch die Weltbank hat ernüchternde Zahlen veröffentlicht: 15 Milliarden Dollar habe SARS Ostasien bis dato gekostet. Das entspräche einer Schmälerung des Wachstums um 0,3 Prozent.

      Dabei sind sich Mediziner und Ökonomen einig, dass nicht die Lungenkrankheit selbst das eigentliche Problem ist - ihre Mortalität ist mit etwa vier Prozent so hoch wie die der Grippe -, sondern Angst und Unsicherheit, die die Menschen und damit die Volkswirtschaften lähmen. "Je mehr die Leute glauben, dass SARS eine gefährliche Seuche ist, desto gravierender werden die Auswirkungen sein", sagt Monika Stärk vom Ostasiatischen Verein (OAV) in Hamburg. "Das ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung." Die wirtschaftlichen Folgen würden daher rein von der Psychologie definiert. Da können 4500 SARS-Fälle auch nicht durch weltweit 1,6 Millionen Aids-Tote oder 700 000 Tuberkulose-Tote im Jahr relativiert werden. ... (Welt, 27.4.03)
      Kommentar: Mit so einer angeblichen Seuche läßt sich wunderschön allein mit der Psychologie die Wirtschaft ganzer Landstriche lahmlegen. Da kommt eine Krankheit, deren Sterberisiko nicht höher ist als bei Grippe und schon verfallen die Leute in Panik. Niemand hinterfrägt, wie gefährlich das ganze eigentlich wirklich ist und ob es sich überhaupt um eine neue Krankheit handelt.

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      26.4.03 Die erstaunliche Rückkehr des Carlos Menem


      von Hero Buss

      ... Am Sonntag, gerade einmal 16 Monate nach dem Eingeständnis der Pleite, finden Präsidentschaftswahlen statt, und die besten Aussichten auf das höchste Staatsamt haben nach Umfragen drei Kandidaten, die der "abgewirtschafteten" traditionellen Führungsriege angehören.

      Alle drei sind Mitglied der Justicialista-Partei, einer von General Perón und seiner Frau Evita vor mehr als einem halben Jahrhundert gegründeten populistischen Bewegung. An der Spitze des Trios befindet sich ein Mann, den viele Argentinier als Hauptverantwortlichen für den wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenbruch sehen: Carlos Menem, Staatschef in der Dekade 1989-99.

      Auf die Frage, welchem Politiker sie "unter keinen Umständen" ihre Stimme geben würden, antworteten noch zu Jahresbeginn 56 Prozent der Befragten "Carlos Menem". Jetzt liegt er bei den meisten Umfragen an der Spitze.

      Auch für einen an schillernden Karrieren nicht gerade armen Kontinent wie Lateinamerika wäre Menems Comeback außergewöhnlich. In seinem gesamten Politikerleben hing ihm Korruptionsgeruch an. In seinem Umfeld stiegen "amigos" und Verwandte in Rekordzeit zu Multimillionären auf. Er selbst verbrachte vor zwei Jahren sechs Monate in Untersuchungshaft (aus Altersgründen in Form von Hausarrest) wegen des Verdachts auf Waffenschieberei. Verurteilt wurde er nie. ... Der Ex-Präsident, der gern sein Macho-Image als Schürzenjäger und Liebhaber schneller Luxusfahrzeuge pflegt, mochte auch dieses Mal nicht auf Seifenoper-Elemente in seiner Kampagne verzichten. ... (Welt, 24.4.03)
      Kommentar: Es ist schon erstaunlich, wie klein das Gedächtnis der Wähler ist - nicht nur in Argentinien, sondern ebenso bei uns. Da werden korrupte Politiker, denen das Wohl des Volkes nichts bedeutet, immer wieder in den Chefsessel gehoben. Bei solcher Unmündigkeit der Wähler, haben sie die Mißstände fast verdient. Jedes Land hat eben die Regierung, welche es verdient.

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 27.04.03 20:02:29
      Beitrag Nr. 2.605 ()
      Die Baisse dauert an!

      Der Rückzug hat bereits eingesetzt, wie erwartet.


      Heute wurde der Verbrauchervertrauen-Index der Uni von Michigan mit einer Zunahme von 3 Punkten veröffentlicht. Das Bruttoinlandsprodukt der USA wurde mit 1,3% für das erste Quartal 2003 angegeben. Erwartet waren 2,4%.

      Das größte Problem der Zukunft ist die hohe Verschuldung des US-Staates und teils der privaten Unternehmen. Die Kriegskosten noch nicht eingerechnet. Der fallende Greenback und noch hohe Ölpreis kompoundieren das Problem. Ausländische Investoren ziehen sich immer mehr aus USA zurück. Uncle Sam verliert dadurch an Kreditwürdigkeit und Ansehen. Es fehlt das Kapital, welches dringend benötigt wird.

      USA rutscht dadurch abermals in eine Rezession, die weltwirtschaftlich negative Folgen nach sich ziehen wird.

      Die meisten Aktien sind weiterhin mit noch viel zu hohen KGV`s behaftet, was einen Start eines neuen Bullmarktes ausschliesst. Siehe Chart in “Zeittakt”. Wenn auch die 200 Tagelinie nur beim Nasdaq mehrere Male gestreift wurde, so liegt die Tendenz weiter abwärts gerichtet.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Fibodatum 30. Mai 2003! Sell in May and go away!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 22:17:25
      Beitrag Nr. 2.606 ()




      H_S;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 22:54:22
      Beitrag Nr. 2.607 ()
      Was soll der prozentuale Anteil des Bargelds am Gesamtvermögen aussagen? Nüchtern betrachtet erkennt man nur, wie die Vermögen im Laufe der Neunziger immer weiter in Aktien umgeschichtet wurden und dann die Baisse dieses Vermögen vernichtet hat, während der Bargeld-Rest übriggeblieben ist.

      Ohne absolute Zahlen und die anderen Asset-Klassen eine schwachsinnige Kennziffer ohne jede Prognosekraft.
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:08:09
      Beitrag Nr. 2.608 ()
      Viel schöner ist da doch der Chart zu interpretieren:

      - Eine riesengrosse, ausgedehnte SKS wie in vielen anderen Indices auch.
      - Ein aktueller Pullback, der zwischen Trendgerade und Nackenlinie vollzogen wird und
      - ein log Kursziel, das zufällig in der Nähe der nächsten Blauen Linie liegt: 87/89/90er Highs., also unter 500 Punkten

      Holla, da kommt eine gewaltige Baisse auf uns zu, wenn die grüne Linie unterschritten wird.........also um 1300 Punkten wird`s kritisch, gelle?
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:16:28
      Beitrag Nr. 2.609 ()
      :D :D ;)
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:43:05
      Beitrag Nr. 2.610 ()
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:45:16
      Beitrag Nr. 2.611 ()
      Die Opec spielt mit gezinkten Karten
      (28.04.2003)

      Vielleicht nicht gerade an diesem Montag, doch gewiss im Laufe dieser Woche wird sich entscheiden, ob und, wenn ja, wie massiv der Ölpreis im Zuge seiner laufenden Baisse einbricht. Charttechnisch stehen die Märkte in London und in New York jedenfalls auf der Kippe.

      Sicher ist, dass neue, massive Verkäufe der Spekulation einsetzen, sobald die zurückliegenden Tiefs unterschritten werden. Die Opec kann dann den "Erfolg" ihrer Politik des Gebens und wieder Nehmens feiern.

      Doch letztlich entscheidet sie mit ihren offiziellen Beschlüssen wenigstens in der gegenwärtigen Phase nicht wirklich über das Marktgeschehen. Vielmehr spielen saisonale Einflüsse in Verbindung mit einem starken, konjunkturell bedingten Rückgang der Nachfrage sowie die Baissespekulation die ausschlaggebende Rolle.

      Bei allem, was die Medien und viele Marktkommentatoren jetzt an Erklärungen für den Preisrückgang anbieten, darf nie vergessen werden, dass sich die frei verfügbaren Ölbestände auf einem sehr niedrigen Niveau befinden.

      Das zweite und das dritte Quartal eines jeden Jahres sind die Zeiträume, in denen die Vorräte für den jeweils folgenden Winter auf der nördlichen Halbkugel wieder aufgebaut werden müssen. Das derzeit herrschende, nur scheinbare Überangebot ist dringend erforderlich, um diesen Prozess reibungslos verlaufen zu lassen.

      Sollte er gestört werden, wäre die nächste Knappheit mit stark steigenden Preisen vorgezeichnet. Schon lässt sich absehen, dass eine Reihe von Produzenten fällige Wartungs- und Reparaturarbeiten an ihren Fördereinrichtungen wegen des Preisverfalls frühzeitig beginnt und ausgiebig erledigen lässt. Daher wird die Förderung unter anderem in der Nordsee in den nächsten Monaten spürbar zurückgehen.

      Die Erwartung, dass irakisches Öl bald wieder in dem Umfang fließt, der vor Beginn der Militäraktion üblich war, ist nach Lage der Dinge nicht begründet. Zum einen dauert es noch einige Monate, bis die Quellen vollzählig wieder instandgesetzt sind. Zum anderen gibt es organisatorische Probleme, die ihre Ursache im Machtwechsel haben.

      Wenn die Opec erklärt, sie könne wegen wieder einsetzender irakischer Exporte kürzer treten, dann ist dies bestenfalls ein Scheinargument, eher aber eine Täuschung. Das Kartell spielt mit gezinkten Karten, denn es weiß sehr wohl, dass der Markt auf mittlere Sicht mehr Öl benötigt. Es ist nur hoffen, dass die Förderdisziplin seiner Mitglieder sehr lax bleibt.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


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      Wussten Sie schon, dass...?
      (28.04.2003)

      Es ist immer wieder von der "Ölrechnung" die Rede. Sie stellt die Belastung aller Wirtschaftssubjekte der Welt durch die Kosten für Öl und seine Nachprodukte (Destillaten) dar. Letztlich trägt der Verbraucher direkt oder indirekt die Kosten.

      Veränderungen des Ölpreises wirken wie Steuererhöhungen oder Steuersenkungen.

      Die Ölrechnung für die Verbraucher kann recht einfach aufgemacht werden: Man nimmt die Jahresproduktion an Öl, multipliziert sie mit dem jeweils herrschenden Preis und annualisiert das Ganze.

      Für 1990 ergibt sich so eine Rechnung von knapp 800 Milliarden Dollar. 1998, dem letzten zyklischen Tief des Ölpreises, betrug die Ölrechnung nur noch 275 Milliarden Dollar. Mitte 2000 lag sie wieder bei rund 880 Milliarden Dollar, um zwölf Monate später auf etwa 180 Milliarden Dollar zu sinken.


      (Quelle: Prudential Financial)


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:47:27
      Beitrag Nr. 2.612 ()
      28.04. 14:24 VIX Indikator HÄTTE noch Spielraum!
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Monatschart vom NYSE Volatility Index (VIX) seit 1998.

      Der Indikator hätte durchaus noch deutlich Spielraum nach unten bis zum Erreichen einer wichtigen mehrjährigen Triggerlinie. Wir artikulieren uns deshalb im Konjunktiv, weil an dieser Stelle natürlich erneut der Hinweis angebracht werden muß, daß die konkrete charttechnische Lage der Indizes als übergeordnet anzusehen ist; und bzgl. der charttechnischen Lage der Indizes muß konstatiert werden, daß "dunkle Wolken" aufgezogen sind.




      Chart erstellt mit Tradesignal von Systemsoft/Technical Investor
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:49:54
      Beitrag Nr. 2.613 ()
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 23:51:59
      Beitrag Nr. 2.614 ()
      28.4.03 Aufschwung mit angezogener Handbremse

      Analyse

      von Peter Hahne

      Die Lage ist besser als die Stimmung, berichtete Bundeskanzler Gerhard Schröder kürzlich von der Hannover-Messe.

      ... Das eigentliche Fatale an der Konjunktur-Diskussion in Deutschland aber ist, dass die Regierungsverantwortlichen keinen Satz zur Binnenkonjunktur ohne einen Verweis auf die Verwerfungen der Weltkonjunktur beginnen. Wer Aufschwung sagt, denkt an Amerika, wer von Konjunkturlokomotive im Inland spricht, meint den Export. Dass jeder dritte deutsche Arbeitnehmer Sorgen um seinen Arbeitsplatz hat, Steuer- und Abgabenerhöhungen Konsumenten und Investoren weiter verunsichern, spielt in der Diskussion zwar eine herausragende Rolle. Der tatsächliche Kurs der Regierung Schröder aber liefert alles, was der Binnennachfrage schadet. Jüngstes Beispiel ist die zunächst angeheizte, am Wochenende wieder beendete Diskussion um die Besteuerung von Aktiengewinnen, die den Zickzack-Kurs des Schröder-Kabinetts verdeutlicht.

      Starke Binnennachfrage fehlt

      Und so richtet die Bundesregierung alle Hoffnungen auf eine Belebung der US-Konjunktur und mit ihr auf eine wachsende Weltwirtschaft. Nur: Das Vertrauen auf die Amerikaner und andere Boomregionen kann auf Dauer nicht funktionieren. Was Volkswirte einen "selbst tragenden" Aufschwung nennen, wird ohne eine starke Binnennachfrage nicht auf die Beine kommen. ... (Welt, 28.4.03)
      Kommentar: In der Tat kann ein Aufschwung nur dann kommen, wenn die Binnennachfrage zunimmt. Dies kann jedoch gar nicht geschehen solange die Einkommen aufgrund steigender steuerlasten und sinkender Löhne zurückgehen. Also sollten die “Experten” doch mal fragen, WARUM immer weniger Geld in der brieten Bevölkerung ist. Dann würde sich zeigen, daß die Zinslasten das Einkommen der breiten Masse reduziert und daß ein Aufschwung ausgeschlossen ist, solange das Zinssystem wirkt. Doch solch unbequemen Fragen will heute wohl niemand stellen?
      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:03:37
      Beitrag Nr. 2.615 ()
      Euro-Sentiment:



      Zuversicht geringer als im März

      Mittelfristig agierende Akteure auf der Verkäuferseite


      gol Frankfurt - Der seit der zweiten Aprilwoche aufwärts strebende Euro hat gleich zu Beginn der Berichtsperiode neue Höhen erklommen. Die Spitze, die Mitte März bei 1,1085 Dollar markiert wurde, verpasste die europäische Einheitswährung jedoch ganz knapp. Obwohl sich die Kurse nun wieder fast auf dem gleichen Niveau befinden wie vor sechs Wochen, ähnelt sich weder die Nachrichtenlage noch das Meinungsbild der handelnden Akteure.
      Von der hohen Zuversicht, die im März vorherrschte, ist gerade einmal etwas mehr als ein Drittel übrig geblieben. Dabei ging es bei der Aufwärtsbewegung des Euro in den letzten drei Wochen nicht minder dynamisch als beim letzten Mal zu. Mit konditionellen Problemen des Euro lässt sich die vorsichtigere Haltung der Anleger also nicht erklären.

      An den fundamentalen Rahmendaten liegt es auch nicht. Während bei der letzten Spitze lediglich der Irak-Krieg das beherrschende Thema war, blicken die Marktteilnehmer nun verstärkt auf das wirtschaftliche Umfeld. Die Konjunkturdaten aus den USA waren im Berichtszeitraum ziemlich uneinheitlich. Trotzdem setzten sich bei den Analysten für die anstehenden Veröffentlichungen der laufenden Woche eher Dollar-Negativprognosen durch. Darauf scheinen sich die Händler eingerichtet zu haben. Denn die jüngste Befragung zeigt, dass mittelfristig agierende Akteure in den vergangenen Tagen auf der Verkäuferseite waren.

      Insgesamt ergibt die Erhebung jedoch ein positives Bild für die Euroland-Währung. Denn fällt er, wird gute Nachfrage dafür sorgen, dass die Abwärtsbewegung nicht besonders stark ausfallen wird. Sollte er jedoch weiter steigen, werden nur wenige störende Gewinnmitnahmen solch eine Rally behindern. Im Gegenteil, diejenigen, die unbedingt noch Euro benötigen, werden ihm hinterherjagen müssen und damit preistreibend wirken.

      Börsen-Zeitung, 29.4.2003

      Link zur Cognitrend-Graphik
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:05:16
      Beitrag Nr. 2.616 ()
      Deutsches Geschäftsklima wieder eisiger

      Ifo-Index unerwartet zurückgefallen - Prognosen verdüstern sich stark - Neue Spekulation auf Zinssenkung


      ks Frankfurt - Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im April entgegen den Prognosen erheblich eingetrübt. Vor allem die Geschäftserwartungen waren viel pessimistischer. Nach Ansicht von Ökonomen lassen die Umfrageergebnisse des Ifo-Instituts die Aussichten auf eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) wieder steigen, zumal die Inflationsaussichten sich bessern. Auf der anderen Seite wurde die deutsche Industrieproduktion nach oben revidiert, so dass sich für Februar ein leichter Anstieg ergibt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel mit 86,6 Punkten auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Volkswirte hatten nach dem Rückgang des Vormonats (auf 88,1 Punkte) und dem Ende des Irak-Kriegs mit einer leichten Erholung diese Index, der an den Finanzmärkten genau verfolgt wird, gerechnet. Damit hat sich der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex der gewerblichen Wirtschaft in den alten Bundesländern im April noch verstärkt ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:09:52
      Beitrag Nr. 2.617 ()
      28.04. 23:08
      USA: Deutliche Zunahme der Neuverschuldung
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die US-Regierung wird sich im Q2/2003 insgesamt 79 Milliarden $ leihen müssen, was einen neuen Rekord bedeutet. Dies verlautete aus dem US-Finanzministerium am späten Abend. Aufgrund von Steuereinnahmen wurden in der Vergangenheit regelmäßig deutliche Überschüsse erzielt in diesem Zeitraum. Analysten hatten nur mit 51-56 Milliarden $ Neuverschuldung gerechnet. Die schwache Wirtschaft sei in erster Linie für den hohen Kreditbedarf verantwortlich.
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:21:35
      Beitrag Nr. 2.618 ()
      Milliarden-Vergleich wegen Aktienempfehlungen


      Investmentbanken zücken ihre Geldbeutel



      Die US-Aufsichtsbehörden haben mit einem Vergleich im Gesamtvolumen von 1,4 Mrd. Dollar die Untersuchung von Betrugsvorwürfen gegen etliche Investmentbanken abgeschlossen.


      Reuters WASHINGTON. Die Summe sei die höchste in der Geschichte der Wall Street, teilten die Aufsichtsbehörden am Montag mit. Drei Broker - die Citigroup-Sparte Salomon Smith Barney, die zur Credit Suisse gehörende CSFB und Merrill Lynch - legten im Zuge des Vergleichs Betrugsvorwürfe bei. Hintergrund der Ermittlungen sind Vorwürfe, Analysten hätten übertrieben positive Aktienempfehlungen abgegeben, um zusätzliche Geschäfte für die Investment-Sparten ihrer Arbeitgeber zu generieren. Alle zehn an dem Verfahren beteiligten Investmentbanken, darunter die Goldman Sachs Group und Morgan Stanley, legten weniger schwere Vorwürfe wegen des Verstoßes gegen Marktvorschriften bei.

      „Wenn es zu Rechtsverletzungen kommt, müssen diese angegangen und bestraft werden“, sagte SEC-Chef William Donaldson auf einer Pressekonferenz. Bei den Untersuchungen gegen einzelne Personen hoben die Aufsichtsbehörden die Rolle von Henry Blodget, einem früheren Internet-Analysten bei Merrill Lynch, und Jack Grubman, einem ehemaliger Telekom-Analysten bei Salomon Smith Barney, hervor. Beide haben sich bereit erklärt, Bußgelder in Höhe von fast 20 Mill. Dollar zu zahlen. Zudem dürfen sie nicht mehr im Finanzsektor arbeiten.

      Neben Bußgeldern geht es bei dem Vergleich auch darum, den Verstoß gegen Interessenkonflikte der Analyse- und Investment-Banking-Abteilungen innerhalb eines Hauses zu verhindern. So müssen die an dem Verfahren beteiligten Investmentbanken unter anderem ihre jeweiligen Abteilungen physisch trennen. Treffen zwischen Mitarbeitern beider Abteilungen sollen unter Aufsicht gestellt werden.

      Die härtesten Auflagen muss die Investmentsparte der Citigroup erfüllen, die sich mit den Aufsichtsbehörden auf Zahlungen in Höhe von 400 Mill. Dollar verständigte, darunter 300 Mill. Dollar an Strafen und Wiedergutmachungen. Merrill Lynch und CSFB sollen jeweils 200 Mill. Dollar zahlen. Auf die Grundzüge des Vergleichs hatten sich die US-Börsenaufsicht SEC, Staatsanwälte und die New Yorker Börse bereits vor vier Monaten mit den Investmenthäusern verständigt.

      Trotz der Einigung könne es weitere Untersuchungen gegen einzelne Analysten geben, sagte New Yorks Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer. Anwälte gingen davon aus, dass die Behörden zudem zahlreiche Dokumente und E-Mails veröffentlichen würden, die ein Fehlverhalten der Analysten und Investmentbanker untermauern sollen. Es wird erwartet, dass dies zu einer neuen Welle von Zivilklagen führen könnte, die die Banken weit mehr kosten könnte, als in dem Vergleich vereinbart. „Wir reden über Dutzende Mrd. Dollar bei zukünftigen Verfahren“, sagte ein Klägeranwalt.

      Die ebenfalls beschuldigte Deutsche Bank nahm an dem Vergleich nach früheren Angaben nicht teil, da die Bank bestimmte von den Aufsichtsbehörden angeforderte Dokumente bislang nicht beibringen konnte. Im vergangenen Dezember waren die Deutsche Bank und andere Investmenthäuser mit einer Strafe von insgesamt mehr als acht Mill. Dollar belegt worden, weil sie E-Mails nicht ordnungsgemäß archiviert hatte.


      HANDELSBLATT, Montag, 28. April 2003, 20:32 Uhr
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:44:26
      Beitrag Nr. 2.619 ()
      Unsicherheiten


      von Jochen Steffens

      Der IFO-Geschäftsklimaindex, der heute veröffentlicht wurde, führte zu Unsicherheiten bei den Analysten. Eigentlich waren viele Volkswirte davon ausgegangen, dass er sich verbessert hätte. Begründet wurde diese Erwartung mit dem positiven Kriegsverlauf im Irak. Dieser Umstand sollte bei den 7000 befragten Unternehmen zu einer zuversichtlicheren Prognose für die nächsten 6 Monate geführt haben. Auch ich war eigentlich davon ausgegangen, dass er sich verbessert. Doch tatsächlich hat er sich von 88,1 Punkten im März auf nun 86,6 Punkte verschlechtert. Interessant ist auch, dass die Eintrübung nahezu alle Bereich der deutschen Wirtschaft betroffen hat. Der IFO-Index gilt als Frühindikator. Sofern er sich drei Monat in Folge verbessert, wird davon ausgegangen, dass sich die Konjunktur auf Erholungskurs befindet. Im Moment ist also eine Wende in der deutschen Wirtschaft nicht zu erkennen.

      Unsicherheit dürfte sich deswegen bei den Bullen verbreiten. Das hat folgenden Grund: Im letzten Jahr bildete der Dax nach den extremen Verlusten bis September bei knapp 3500 Punkten sein Hoch. In dieser Zeit bewegte er sich in einer Seitwärtsbewegung zwischen 3000 und 3400 Punkten. Damals waren die Volkswirte noch davon ausgegangen, dass sich die Wirtschaft im ersten/zweiten Quartal dieses Jahres deutlich erholen würde. Aufgrund des drohenden Irakkrieges wurde diese Erholung dann immer weiter nach hinten verschoben. Nun hat der Dax im Angesicht des Irakkrieges seine Vorjahrestiefs sogar unterboten. Die Erholung wurde zuerst auf das dritte/vierte Quartal verschoben. Jetzt erwarten die ersten Unternehmen, dass diese Erholung erst im ersten Quartal 2004 stattfindet. Damit ist die 3400/3500 Punkte Marke weiter in die Ferne gerückt. Vergangenes Jahr stieg der Dax um 1000 Punkte von ca. 2500 auf 3500 Punkte, das sind ca. 40 %. Dieses Jahr stieg der Dax von 2200 auf 3000 Punkte um 800 Punkte , ebenfalls knapp 40 %. Wieder wird die Erholung nach hinten verschoben. Entscheiden Sie selbst ...

      Das heißt natürlich nicht, dass die Bullen den Markt nicht noch einmal über die 3000er Marke jagen könnten. Aber im Moment sieht es eher so aus, als wäre im Bereich 3000 erst einmal Schluss. Denn die Frühindikatoren, wie zum Beispiel dieser Ifo-Index, weisen noch keine Anzeichen einer Wirtschaftserholung aus.

      Das Verbrauchervertrauen in Amerika ist allerdings angestiegen. Das hatte ich, wie Sie sich sicherlich noch erinnern können, auch so erwartet. Denn der Irakkrieg ist vorbei, das verbessert natürlich die Stimmung der US-Verbraucher. Ein Umstand, der nicht zuletzt auch durch die Kriegspropaganda der amerikanischen Medien verursacht wurde. In Amerika wurde Saddam Hussein durchaus als ernsthafte, potentielle Gefahr wahrgenommen. Diese ist nun vorbei (oder sagen wir: hatte niemals bestanden?) Die Verbraucher atmen auf und blicken zuversichtlicher in die Zukunft. Ein ganz entscheidender Umstand wird nun, ob die amerikanischen Wirtschaft ebenfalls die Zukunft optimistischer sieht.

      Und genau deswegen ist dieser heutige IFO Index interessant. Denn er weist darauf hin, dass die Wirtschaft vielleicht doch noch skeptischer ist als die Verbraucher. Aber in Deutschland ist die Situation auch etwas differenzierter. Um wirklich sicher zu sein, muss man noch die Geschäftsklimaindizes der Amerikaner abwarten. Sollten diese sich nun auch nicht maßgeblich verbessern, dann sehen wir in diesem Jahr weiter fallende Kurse. Ein Hinweis darauf waren die Unternehmensprognosen, die deutlich verhaltener als erwartet ausgefallen sind. Hier könnte es aber auch zu Tiefstapeleien gekommen sein, da nachträglich Korrekturen nach unten wesentlich schlimmere Auswirkungen auf den Kursverlauf haben, als verhaltene Prognosen bei über den Erwartung liegenden Zahlen.

      Hier heißt es abwarten. Aber vielleicht verstehen Sie nun, warum ich im Moment eher bearish eingestellt bin.

      Eine weitere Unsicherheit beginnt nun doch die Märkte nachhaltiger zu belasten: SARS. Ich befürchte leider, dass die Medien mal wieder ihre Finger dabei im Spiel haben. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen: In ganz Europa gab es bisher keinen einzigen SARS Toten.

      Toronto ist ein Sonderfall, da dort die größte "China-Town" in Kanada existiert. Am Anfang wurden dort die Quarantänemaßnahmen aus Unwissenheit nicht schnell genug eingeleitet. Das hat sich nun geändert.

      Aber den Medien fehlen nach dem Irak-Krieg natürlich die Headlines. Da ist SARS sicherlich willkommen. Im Moment sieht es jedoch so aus, als ob selbst in Asien die Quarantänemaßnahmen erste Erfolge zeigen. Trotzdem kann man den Einfluss, den die Ausbreitung allein in Asien auf die Weltwirtschaft hat, nicht ganz aus den Augen lassen. Lesen Sie dazu auch weiter unten den Bericht von Bill Bonner "Kaufen Sie Gold – und einen Mundschutz".

      Zu Gold: Wenn ich schon einmal dabei bin, kurz noch dies: Seit dem ich Gold wieder als interessant einstufte, ist Gold brav angestiegen. Ich hatte fast genau das bisherige Tief erwischt. Nun steht Gold an einer wichtigen Marke: Die 335/336 Dollar. Sollte diese nachhaltig nach oben überwunden werden, könnten Sie vielleicht sogar bereits die zweite Position eingehen. Der Stopp für kurzfristig orientiere Anleger verbleibt bei knapp unter 300 Dollar ... Aber sehen Sie Gold als eher langfristiges Investment!

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      Firmenpleiten weiter auf Rekordniveau

      von Jochen Steffens

      Ich musste heute morgen kurz in ein Gewerbegebiet außerhalb von Köln. Schon als ich noch auf Wohnungssuche war, fielen mir die vielen leerstehenden und mit großen Werbebanner beworbenen Büroflächen innerhalb Kölns auf.

      Doch heute wurde mir fast ein wenig mulmig: Überall in dem Gewerbegebiet wurden leerstehende Hallen und Gewerbeflächen angeboten. Es sah ein wenig nach Ausverkauf auf. So müssen die Goldgräberstädte am Ende des Goldrausches ausgesehen haben. Mir wurde bewusst, dass es ziemlich heftig zugeht in Deutschland. Es ist doch ein Unterschied Zahlen zu interpretieren oder die Auswirkungen derart "brutal" demonstriert zu bekommen.

      Interessant, dass überall noch neue gewerbliche Gebäude gebaut werden. Das dürften die "Späten" sein. Wie damals die Anleger, die im März 2000 noch auf den Trend aufspringen wollten.

      Seitdem ich in diesem Gewerbegebiet war, verwundert es mich nicht, dass die Süddeutsche Zeitung heute schreibt: Der Kreditversicherer Hermes rechne dieses Jahr mit einer erneuten Höchstmarke bei den Firmenpleiten. Es werden rund 44000 Insolvenzen erwartet.

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      Berge von leeren Schiffscontainern

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich habe gerade in einem Bericht gelesen, dass sich in den Häfen von New Jersey derzeit "Berge von leeren Schiffscontainern" stapeln. So wurden z.B. im Newark-Elizabeth Komplex, dem größten Terminal der amerikanischen Ostküste, im letzten Jahr 1,6 Millionen Container entladen – voll mit Gütern aus Übersee. Aber nur 688.000 Container wurden mit amerikanischen Gütern für den Export vollgeladen. Die zwei offensichtlichen Konsequenzen: Tausende Container stapeln sich in diesem Komplex ... und die Nation hat ein riesiges Handelsbilanzdefizit. Es gibt auch weniger offensichtliche Konsequenzen: Die Amerikaner, die diese Güter früher selber herstellten, verlieren Kaufkraft ... und auch das Geld, das sie für ihre frühere Arbeit erhalten haben, büßt an Kaufkraft ein.

      Der produzierende Sektor ist in den USA seit Jahren in einer Krise. Egal, die USA werden schließlich zu einer Dienstleistungsgesellschaft, so die meisten Ökonomen. Aber wie werden die Leute für die Dienstleistungen bezahlen, wenn sie nichts mehr zu verkaufen haben? Werden sie alle sich gegenseitig die Haare schneiden ... oder sich gegenseitig den Rasen mähen? Wie wird das den Amerikanern das Geld geben, um Waren von Leuten aus dem Ausland zu kaufen, denen man nicht den Rasen mähen kann?

      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigt in den USA weiter. Und das Beige Book der Fed sagt uns, dass die Konsumenten trotz auf Rekordhöhe stehender Hypotheken-Refinanzierungen sehr viel zurückhaltender konsumieren. Die Einzelhandelsumsätze der Ketten z.B. steigen nur noch mit einer Jahresrate von 1 % – das ist weniger als die Inflationsrate.

      Ist das ein Wunder? Wenn die US-Konsumenten Geld und Jobs haben, dann fließt ihr Geld nach Übersee. Das hat 8 Billionen Dollar in die Taschen der Nicht-Amerikaner gespült. Und dieser riesige Geldbetrag hat in den letzten 12 Monaten gegenüber dem Euro 20 % verloren.

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      USA: Netto-Sparrate im Keller

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Haben die Bullen jetzt wieder das Sagen? Oder haben die Investoren einfach genug vom Nichtstun? Monatelang haben die Kleinanleger ihr Bargeld zurückgehalten. Die Bestände bei Renten- und Geldmarktfonds schossen in die Höhe, und die nationale Sparrate stieg.

      Aber nach einer Weile wurde dies den Kleinanlegern langweilig – dieses Sparen und Nicht-Konsumieren. Deshalb kann man es den Investoren nicht vorwerfen, wenn sie jetzt ihre Geldbörsen öffnen und ein oder zwei teure Technologieaktien kaufen.

      Paul Kasriel von Northern Trust schreibt dazu: "4,7 Billionen Dollar Cash stehen bereit, um in den Aktienmarkt zu fließen." Werden Sie da stehen bleiben? Laut Kasriel ja. Er räumt ein, dass diese riesigen Beträge zwar ein potenzieller Beschleuniger für eine Aktienmarktrally wären, aber er ist der Ansicht, dass "die Investoren mehr Cash halten wollen. Im vierten Quartal 2002 lag der Anteil von Bargeld und Geldmarktanlagen am Gesamtvermögen der Haushalte bei 10,6 %. Obwohl dieser Anteil damit vom Nachkriegstief (8,2 % im vierten Quartal 1999) deutlich gestiegen ist, ist das ein noch immer historisch niedriger Wert. Von 1952 bis 1999 lag der Durchschnittswert schließlich bei 12,7 %. Deshalb haben die Haushalte immer noch einen weiten Weg vor sich, wenn es um den Aufbau von Bargeldbeständen bzw. Sichteinlagen oder Anlagen in Geldmarktfonds geht." Das ist der Grund, warum Kasriel nicht davon ausgeht, dass dieses Geld ein Katalysator für eine Rally am Aktienmarkt werden wird.

      Stephen Roach von Morgan Stanley hat beobachtet, dass der jüngste Zuwachs bei der Sparrate durch andere Faktoren zunichte gemacht wird. "Natürlich ist die Sparrate (Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen) der Konsumenten zuletzt auf 4,0 % gestiegen – deutlich über dem Tief vom Oktober 2001 (0,3 %), aber immer noch deutlich unter dem Wert der Jahre von 1970–94 (9,0 %). Aber diese moderate Erholung ist durch die massive Verschlechterung der öffentlichen amerikanischen Haushalte zunichte gemacht worden. Das Haushaltsdefizit des Bundes hat sich von einem Überschuss von 2,3 % des BIPs (Anfang 2000) in ein Defizit von 2,3 % des BIPs verwandelt (Ende 2002). Nicht nur das – wenn man auch noch die Abschreibungen berücksichtigt, dann ist die amerikanische Netto-Sparrate auf ein Allzeit-Tief von 1,3 % gefallen (in der zweien Hälfte 2002). Selbst in den 1990ern lag diese Kennziffer bei rund 5 %, und in den Jahren davor noch deutlich darüber ..."

      Roach weiter: "Da im Inland so wenig gespart wird, hat Amerika keine Wahl, als aus dem Ausland Kapital zu importieren. Deshalb das riesige Leistungsbilanzdefizit. Aber das ist nicht alles. Derzeit kommen neben den strukturellen Problemen auch die Probleme der schwachen Wirtschaftslage, von Kriegskosten und Nachkriegsausgaben hinzu, und von schlecht getimten Steuersenkungen. Die amerikanischen Netto-Ersparnisse können eigentlich nur weiter fallen."

      Aber zumindest die Kleinanleger haben noch ein bisschen Cash, mit dem sie teure Technologieaktien kaufen können
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      Kaufen Sie Gold – und einen Mundschutz

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Was mir Sorgen macht", so Richard Russell in den Dow Theory Letters, "ist die Tatsache, dass große Bullenmärkte dazu tendieren, große Bärenmärkte und gute Bewertungen zu schaffen. Als die Kurse 1949 den Boden des Bärenmarktes erreichten, betrug das durchschnittliche KGV des S&P 500 nur rund 5,4 (und das waren ehrliche Gewinne), während die Dividendenrendite bei 7,6 % lag."

      Wenn man die Zahlen von Mr. Russell nimmt und gleichzeitig annehmen würde, dass die heute ausgewiesenen Gewinne der S&P 500 Unternehmen wären – dann müsste der S&P 500 bei 151 Punkten stehen, um auf eine vergleichbare Bewertung (nach KGV) wie 1949 zu kommen. Wenn es nach der Dividendenrendite ginge, dann müsste er immerhin auf 217 Punkte fallen.

      *** Mein alter Freund, die Amazon-Aktie, ist wieder in den News. Die Aktie ist letztes Jahr um 75 % gestiegen, und dieses Jahr bis jetzt auch schon wieder 35 %. Ist Amazon eine tolle Aktie, oder was?

      Bill Fleckenstein schreibt über Amazon: "Die Gesellschaft hat im letzten Jahr 149 Millionen Dollar Verlust gemacht ... das waren 39 Cent pro Aktie. Wenn man die Kosten für Aktienoptionspläne mitberücksichtigt, dann wären es 60 Cent pro Aktie gewesen. Und Amazon hat über 2 Milliarden Dollar Schulden."

      Dennoch akzeptieren die Investoren bereitwillig ein KGV von 79, auf Basis der antizipierten "pro forma"-Gewinne (die alles mögliche sein können). Wie in den alten Zeiten. Ja, wie 1999 – als die Investoren sich um wenig kümmerten und genauso wenig nachdachten.

      *** Mein Freund Bill Thompson schrieb mir eine email: "Gestern war ich auf dem Flughafen in Hong Kong, für einen Zwischenstopp nach Tokio. Eine wirkliche Geisterstadt, und ziemlich bizarr. SARS ist real, und die Auswirkungen auf die Psyche und die Politik werden unterschätzt."

      Die Weltbank scheint Bill zuzustimmen. Sie hat eine Warnung herausgegeben – keine Gesundheitswarnung, sondern eine wirtschaftliche Warnung.

      Die OECD hat ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft gesenkt. Für die Eurozone rechnet sie nur noch mit einem BIP-Wachstum von 1 % in diesem Jahr, nicht mehr mit 1,8 % wie zuvor prognostiziert. Für die USA wird die Prognose von 2,6 % Wachstum auf 2,3 % Plus gesenkt.

      Aber wenn SARS nicht unter Kontrolle gebracht wird, dann könnten die Hersteller von Mundschutz-Vorrichtungen zur einzigen Wachstumsindustrie werden.

      *** The Nikkei ist auf ein neues Tief gefallen.

      *** Der Goldpreis ist um gut 3 Dollar gestiegen.

      *** Don`t worry. Be happy. Kaufen Sie Gold. Und einen Mundschutz.
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      Mentalitätsunterschiede zwischen den USA und Europa

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Solange wir schneller Geld drucken, als die Nachfrage nach Geld steigt, werden wir die Konsumausgaben stimulieren. Ich denke, dass es Spaß machen könnte, die Deflation zu bekämpfen."

      Robert McTeer.

      Warum ich diesen Beitrag mit diesem Zitat beginne? Tja, Robert McTeer scheint ein Hobby-Zauberer zu sein. Laut seinem Zitat (vom Februar) scheint es ihm Spaß zu machen, aus dem Nichts Geld zu schaffen. Und Robert McTeer ist lokaler Fed-Präsident (von der Dallas Fed).

      Ich bin darüber nicht sonderlich schockiert. Denn es ist schon lange offensichtlich, dass es Zentralbankern gefallen muss, ihre Währung während der Arbeitszeit zu "inflationieren". Ich freue mich, dass Mr. McTeer seine Arbeit genießt.

      Was allerdings neu und schockierend ist, ist die Tatsache, dass er das zugibt. Früher wurde das Drucken von Geld strikt kontrolliert – und wenn die Öffentlichkeit gemerkt hätte, dass hinter einer Papierwährung kein Wert mehr stünde, dann wäre die Währung ruiniert gewesen.

      Aber jetzt müssen wir uns in einer Art "Neue Ära" befinden. McTeer und seine Kollegen (wie Ben Bernanke) diskutieren öffentlich über die Methoden, die sie anwenden wollen, um sicherzustellen, dass der Dollar nicht an Wert gewinnen wird. Und das Oberhaupt aller Zentralbanker – Alan Greenspan –, der mehr Geld aus Luft geschaffen hat als jeder Zentralbanker zuvor, wird wahrscheinlich eine weitere Amtszeit an der Spitze der Fed antreten. Alles, was er mit 77 Jahren zu tun hat, um im Amt zu bleiben, ist, am Leben zu bleiben und den übermäßigen Druck von Geld weiter zu veranlassen.

      Die gesamte Führungsriege der Fed hat klar gemacht, dass sie "was immer nötig ist" tun werden, um einen deflationären Abschwung à là Japan zu vermeiden. Wenn die Zinssenkungen am kurzen Ende nicht ausreichen, dann wird die Fed über ihre Offenmarktpolitik dafür sorgen, dass die Zinsen auch am langen Ende sinken.

      James Grant erläutert, was die Fed machen könnte: Wenn die Aktienkurse (oder die Immobilienpreise oder sonstige Preise) nicht das machen, was sie machen sollen, dann wird die Fed die Zinssätze von länger laufenden Anleihen einfach bei einer Obergrenze begrenzen." Das kann sie machen, indem sie einfach Anleihen kauft, wenn deren Rendite die Zinsobergrenze überschreitet – was den Kurs dann wieder steigen lässt und so die Rendite unter die Vorgabe drückt.

      Die Fed will also "koste es, was es wolle" einen deflationären Abschwung vermeiden. Vom neuen amerikanischen Prokonsul im Irak, Jay Garner, hört man ähnliche Töne: Er will "so lange wie nötig" im Irak bleiben, um zu verhindern, dass sich die Dinge natürlich entwickeln. Und sein Boss, George Bush, versichert, dass seine Administration "alles Notwendige" tun wird, um den Wüstenstämmen Frieden und Reichtum zu bringen.

      Ich möchte weder die Fed noch das US-Verteidigungsministerium kritisieren. Ich bewundere ihr grenzenloses Vertrauen in die eigenen Maßnahmen ... genauso wie ich einmal einen gewissen Evil Knievel dafür bewundert habe, dass er über den Snake River Canyon mit einem Motorrad "flog". Es war Wahnsinn, aber es war unterhaltsam.

      Hier in Europa sind die Leute vorsichtiger. Wo die Amerikaner Vorteile und Chancen sehen, sehen die Europäer Probleme ... Risiken ... Gefahren ... Komplikationen. Was ist, wenn der gesamte Mittlere Osten destabilisiert wird, fragen sie? Was ist, wenn durch den Irakkrieg noch mehr Menschen zu Terroristen werden ... und was ist, wenn wir als nächstes auf der Liste der Amerikaner stehen?

      Wie sich die Welt doch verändert hat!

      Meine Französischlehrerin Sylvie erklärte mir während des Unterrichts: "Auch wir Franzosen hatten unsere Phase des Wahnsinns. Oh là là ... wenn Sie in der Periode von 1914 bis 1945 gelebt hätten, dann würden sie da nicht noch einmal leben wollen."

      Sylvie hätte noch weiter zurückgreifen können. Sie hätte Jahrhunderte zurückgreifen können. Jedes Problem ... jede Differenz ... jede Grenze schien in Europa zum Krieg zu führen. Katholisch oder protestantisch ... deutsch oder französisch ... faschistisch oder kommunistisch ... kein Unterschied war zu klein, als dass er keinen Krieg wert gewesen wäre. Das war die Zeit der Machtpolitik ... als Europa militärisch stark war und jedes Problem durch Waffengewalt gelöst werden sollte. Jahrhunderte lang marschierten Armeen durch Europa ... und diese Armeen wurden größer und größer, und immer tödlicher. Dann, im 20. Jahrhundert, hatten die Kriege Europas einen solchen tödlichen Grad erreicht, dass es sich wie das Ende anfühlte.

      1914 ... und 1939 ... marschierten die Europäer ohne Widerstand in den Krieg ... zumindest 1914 war die Kriegsbegeisterung überall groß, in etwa so, wie sie es vor dem Ausbruch des Irakkriegs in den USA war. Damals waren es aber die Amerikaner, die zögerten. Damals war es in den USA eine nationale Tugend, nicht in ausländische Kriege hineingezogen zu werden. Das amerikanische Militär war relativ schwach, da die USA durch zwei Ozeane geschützt wurden. Deshalb bevorzugten die USA Verhandlungen ... Diskussionen. Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg warteten die Amerikaner Jahre, bis sie in den Krieg eintraten. Kritiker sagten, dass sie warteten, bis die größeren kriegführenden Nationen bereits erschöpft waren.

      In diesen Jahren – genaugenommen sogar seit Gründung der USA – bezog sich der amerikanische Handlungsdrang auf zivile Bereiche: Handel, Religion und Privatleben. Die Europäer marschierten ... die Amerikaner arbeiteten. Und die amerikanischen Fabriken profitierten davon, dass sie den Europäern alles verkauften, was diese haben wollten. Egal, ob Schuhe, Öl oder Kanonen.

      Aber jetzt sind es die Amerikaner, die auf Machtpolitik setzen, und die Europäer, die den Amerikaner Waren verkaufen. Die Europäer setzen auf Verhandlungen ... sie setzen auf die Vereinten Nationen ... auf Gespräche ... auf Handel. Die Europäer haben keine machtorientierte Außenpolitik mehr; sie haben fast überhaupt keine Außenpolitik mehr.

      Ich bin davon überzeugt, dass die Leute mehr aus ihren Niederlagen als aus ihren Siegen lernen. Die amerikanischen militärischen Interventionen waren größtenteils erfolgreich. Die militärischen Unternehmungen der Europäer waren meistens katastrophal.

      Auch bei den Zentralbanken gibt es zwischen den USA und Europa Unterschiede. In Europa haben zu viele Abwertungen und "neue Währungen" eine andere Mentalität geschaffen. In Frankreich gab es seit dem Zweiten Weltkrieg zwei Währungen und eine 100 zu 1 Abwertung. Deutschland hatte in den 1920er Jahren eine Hyperinflation, in der für ein Stück Brot Milliarden oder Billionen Reichsmark bezahlt werden mussten. Das wollen die Leute nicht noch einmal erleben.

      Während die Fed die Leitzinsen seit dem Beginn der Wirtschaftskrise 12 Mal gesenkt hat – um 525 Basispunkte – war die Europäische Zentralbank EZB deutlich vorsichtiger.

      Während die Fed aggressiv, aktiv und vorwärtsschauend ist, sind die europäischen Zentralbanker von langsamer Reaktionsfähigkeit, nachdenklich, als ob sie weniger selbstsicher seien ... und moderater. Und während Alan Greenspan weltweit bekannt ist – bekannter noch als Michael Jackson – kennt weltweit kaum jemand den Namen des EZB-Vorsitzenden. Wim Duisenberg ist fast völlig unbekannt.

      Aber seine Währung steigt.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 00:51:35
      Beitrag Nr. 2.620 ()
      Banken
      Banken bauen wegen der Risiken Kreditvolumen ab

      Von Hanno Mußler

      24. April 2003 Deutschland steuert nach dem Rekordjahr 2002 im Jahr 2003 auf einen neuen Höchststand der Unternehmensinsolvenzen zu. Der Wert der Firmenkredite in den Bankbilanzen atmet mit der Konjunktur. Zu guten Zeiten vergebene Kredite an vermeintlich gute Schuldner sind nach drei Jahren schwacher Konjunktur unsicher geworden: Die Banken müssen Kredite abschreiben, weil insolvente Kunden ihre Kredite nicht mehr vollständig zurückzahlen werden, andere können zumindest ihre Zinsen nicht mehr bedienen. Für minder schwere Fälle müssen die Kreditinstitute Vorsorge für den Fall treffen, daß der Kunde umkippt; schließlich haben Sicherheiten wie Immobilien oft massiv an Wert verloren.

      Das Firmenkundengeschäft, wie es die Großbanken in den letzten Jahren betrieben haben, ist nach drei Jahren Konjunkturschwäche längst ein Minus-Geschäft. Zusammengenommen hatten Hypo-Vereinsbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank und DZ Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr Wertberichtigungserfordernisse von 10,7 Milliarden Euro auf einen Kreditbestand von zusammen 965 Milliarden Euro zum Jahresende 2002. Diese 10,7 Milliarden verringern Gewinne und Reserven und haben bei vielen Häusern zu Verlusten geführt, die das Eigenkapital geschmälert haben. Die Banken reagieren: Sie haben allein im Laufe des Jahres 2002 ihre Kreditbücher im Schnitt um rund 35 Prozent verkleinert, um Risiken abzubauen. Sie haben sich von Kunden getrennt oder deren Kreditlinien gekürzt. Noch wird gestritten, ob es in Deutschland die oft behauptete Kreditklemme gibt. Dies würde bedeuten, daß auch gute Kunden zu höheren Preisen keinen Kredit mehr bekämen, weil die Banken generell Kredite verweigern. Das Gegenargument lautet, die Kreditnehmer hätten in der Wirtschaftsflaute weniger Investitionsbedarf und fragten deshalb weniger Kredite nach.

      Im nächsten Aufschwung, mit wieder steigender Kreditnachfrage wird sich zeigen, ob es tatsächlich eine Kreditklemme gibt. Um ein dann - volkswirtschaftlich wünschenswertes - wachsendes Kreditbuch darstellen zu können, brauchen die Banken eine bestimmte Menge Eigenkapital im Verhältnis zu den Risiken, die sie eingehen. Nach internationalen Vereinbarungen (Basel I) müssen für jeden Kredit, den eine Bank vergibt, pauschal mindestens 8 Prozent der Kreditsumme an Eigenmitteln vorgehalten werden. Auch wenn die Eigenmittelquoten, vielleicht mit Ausnahme der Hypo-Vereinsbank, nach Zeiten schrumpfender Kreditbücher derzeit komfortabel aussehen, könnten die Banken an regulatorische Wachstumsgrenzen stoßen. So hält die DZ Bank eine Aufstockung ihres Kreditbestandes von 33 auf maximal 55 Milliarden Euro für denkbar. Das Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken hätte, nach einer Sanierungsphase mit massivem Abbau von Risiken und Eigenkapitalerhöhung, jetzt mit Blick auf die Eigenmittelquote den größten Wachstumsspielraum. Am Beispiel der DZ Bank wird aber auch deutlich, wie schnell die Eigenmittelquote wieder schlechter aussehen könnte. Gemessen an ihrem dünnen Kreditbuch, leidet sie unter enormen Wertberichtigungserfordernissen, die an den Eigenmitteln zehren.

      Die Bemühungen der Institute, vor allem der Hypo-Vereinsbank und der unter der Dresdner Bank leidenden Allianz, in den letzten Monaten an neues Eigenkapital zu kommen, zeigen, daß die Erhöhung der Eigenmittelquote durch eine Aufstockung der Eigenmittel schwierig ist. Deshalb kann ein Verkauf von Krediten an die neue Zweckgesellschaft der fünf Großbanken sowie der Kreditanstalt für Wiederaufbau durchaus Sinn machen. Ein weiterer Kreditabbau verringert die "risikogewichteten Aktiva" - und damit den aufsichtsrechtlich erforderlichen Bedarf an Eigenkapital.

      Für die Banken verbessert sich durch solch einen Verkauf von Krediten ihre Eigenmittelquote - berechnet als Verhältnis von risikogewichteten Aktiva zu Eigenmitteln. Für eine Bank, deren Rating wegen schwacher Eigenmittelquote gefährdet ist, ist dieser Effekt wichtig. Alternativ können die Banken die freigesetzten Eigenmittel nutzen, neue Kredite zu vergeben. Der im Raum stehende Betrag, Kredite von 50 Milliarden Euro aller Institute, ist zwar gering. Von einem Verkauf profitieren könnten aber Mittelständler, die von ihrer Hausbank derzeit keinen Kredit bekommen, weil die Bank für Kreditnehmer dieser Branche oder Region aus Gründen der Risiko-Diversifizierung generell keine neuen Engagements mehr eingeht. Verkauft die Bank an diese Branchen oder Regionen vergebene Kredite an die Zweckgesellschaft, entsteht Raum für neue Kredite.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2003, Nr. 96 / Seite 25
      Bildmaterial: F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 03:57:09
      Beitrag Nr. 2.621 ()
      Man, man, man, welch apokalyptische Visionen.

      Die Deutekunst von Handlinien scheint mir aufschlußreicher als die vielen magischen Linien, die so durch die Charts gezogen werden - nur zu dem einen Zweck: zu "beweisen", daß es abwärts geht.

      Für die vielen SKS bzw umgekehrten SKS fehlt mir die Phantasie, um sie erkennen zu können. Die umgekehrten sind ja ohnehin immer Bullenfallen..

      Und die Bodenbildungen sind allesamt keine. Das weiß man schon jetzt, obwohl sie noch gar nicht so oder so beendet sind.

      Und was genau sind eigentlich die "starken Hände" und die "schwachen Hände", die da SCHWARZER PETER spielen?

      Ich frage mich wozu überhaupt die ganze Chartdeuterei, wenn man doch ohnehin schon weiß, wohin die Reise geht.

      Übrigens, wir haben bald den 30. Mai. Achtung, da ist nämlich bekanntlich immer der Weltuntergang.

      Nichts für ungut, lieber Hajo, das mußte mal sein. Vielleicht haben wir den Weltuntergang ja schon gehabt - doch du hast das nicht gemerkt.

      Grüße
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 15:20:57
      Beitrag Nr. 2.622 ()
      Der Euro als Wunderwaffe

      Bernd Kling 28.04.2003
      Ein Umstieg vom Petro-Dollar zum Petro-Euro könnte die Weltordnung verändern


      Die militärische und wirtschaftliche Hegemonie steht seit dem neuen Irak-Krieg außer Zweifel. Vor diesem Krieg gab es noch eine vage Hoffnung, die von vielen im Rest der Welt inzwischen als Schurken-Supermacht gesehenen USA mit den Mitteln der Diplomatie zumindest einzudämmen. Doch seither haben die Vordenker der Bush-Regierung entdeckt, dass sie einen Krieg auch ohne Deckung der Vereinten Nationen führen können und ihre eigene Wählerschaft dennoch bei guter Laune bleibt.



      Der Zugriff auf den Ölhahn, der sich aus der erfolgten Besetzung des Irak ergibt, erlaubt es den USA, eine Zwickmühle für den Rest der Welt zu öffnen. Ein weit geöffneter Ölhahn sorgt für fallende Preise und gefährdet damit die wirtschaftliche und politische Stabilität Russlands, die auf ihren eigenen Ölexporten beruht. Ein reduzierter Ölfluss hingegen bewirkt steigende Preise und setzt damit Volkswirtschaften wie Frankreich, Deutschland, Japan und China unter Druck, die stark von Ölimporten abhängig sind. Allein dieses Drohpotential kann schon ausreichen, um die erwünschte Vasallentreue zu sichern.

      Der kommende Einfluss auf den Ölpreis addiert sich zur bestehenden wirtschaftlichen Vormachtsstellung. Weltweit steigen und fallen die Börsen, wie es der Takt der Wall Street vorgibt. Der US-Dollar bildet die Reservewährung für die meisten Staaten der Welt. Internationale Vereinbarungen gelten schon lange nichts mehr, wenn sie den Interessen der USA zu widersprechen scheinen. Kann es überhaupt noch Widerstand geben gegen dieses Wirtschaftsimperium, das zudem gewillt und in der Lage ist, seine Interessen mit militärischen Mitteln zu sichern?


      Die Gallier der Welt


      Hoffnung macht der britische Kolumnist George Monbiot im Guardian. Er schlägt seinen Euro-kritischen Landsleuten dringend vor, den Euro durch den englischen Beitritt zum Währungsgebiet zu stärken, um die US-Hegemonie zu bekämpfen. Er argumentiert, dass insbesondere der Euro-Beitritt von Norwegen und Großbritannien bedeutsame Wirkung hätten, da sie mit dem Preis für Brent-Öl eine Preismarke im internationalen Ölmarkt setzen.

      Monbiot beruft sich auf einen führenden OPEC-Mitarbeiter, der es für erstrebenswert halte, wenn die OPEC-Länder ihre Ware nicht mehr gegen Dollar, sondern gegen Euro anbieten. Das ergäbe laut Monbiot eine regelrechte Domino-Reaktion: Der Dollarpreis rutscht ab. Wenn er aber seine relative Stabilität im Vergleich zu anderen Währungen erst einmal verloren hat, stürzt er erst recht ab, weil andere Länder nicht mehr gezwungen sein werden, ihn als Währungsreserve zu nutzen. Die überbewertete und ungleichgewichtige US-Wirtschaft kippt und damit auch die militärische Macht der USA.

      Monbiot bezieht sich offenbar auf die Überlegungen von William Clark, der sich schon im Januar 2003 in einem umfangreichen Dossier mit The Real Reasons for the Upcoming War With Iraq mit dem gesamtwirtschaftlichen Hintergrund des Irak-Kriegs beschäftigte. Clark zitierte einen ungenannten früheren Regierungsbeamten und Makroökonomen, der den absehbaren Krieg sogar im Zusammenhang mit der durch den Irak bereits Ende 2000 durchgeführten Währungsumstellung vom Dollar zum Euro sah:



      "Saddam sealed his fate when he decided to switch to the euro in late 2000 (and later converted his $10 billion reserve fund at the U.N. to euros) -- at that point, another manufactured Gulf War become inevitable under Bush II. Only the most extreme circumstances could possibly stop that now and I strongly doubt anything can -- short of Saddam getting replaced with a pliant regime.
      Big Picture Perspective: Everything else aside from the reserve currency and the Saudi/Iran oil issues (i.e. domestic political issues and international criticism) is peripheral and of marginal consequence to this administration. Further, the dollar-euro threat is powerful enough that they will rather risk much of the economic backlash in the short-term to stave off the long-term dollar crash of an OPEC transaction standard change from dollars to euros. All of this fits into the broader Great Game that encompasses Russia, India, China."






      Die gut geölte Dollar-Presse


      "Wann werden wir Öl in Euros bezahlen?" fragt auch Faisal Islam im Wirtschaftsteil des Oberserver. Er führt aus, dass die üblichen wirtschaftlichen Regeln für die USA außer Kraft gesetzt sind durch die internationale Rolle des Dollars. Denn etwa drei Billionen Dollar sind weltweit in Umlauf und ermöglichen den USA ihr praktisch permanentes Handelsdefizit. Zwei Drittel des Welthandels werden in Dollar abgewickelt. Zwei Drittel der Devisenreserven der Zentralbanken in aller Welt lauten ebenfalls auf die grünen Scheine.

      Die meisten Länder benötigen Dollars, um Öl zu kaufen. Die Öl-Exporteure halten aus diesem Grund Milliarden der Währung, in der sie bezahlt werden, als Währungsreserve. Für sie besteht praktisch auch kein Währungsrisiko, wenn sie diese Petro-Dollar gleich wieder in die US-Wirtschaft investieren. So brauchen die USA dann ständig nur weiter Geld zu drucken wie eine Art von Schuldscheinen, um sich damit Steuererleichterungen, erhöhte Militärausgaben und wachsenden Konsum zugleich leisten zu können, ohne dadurch Inflation oder eine Rückforderung der Schulden befürchten zu müssen. Als Hüter der weltweiten Währung können sie im Notfall jederzeit den Dollar abwerten und die Exporteure anderer Länder für ihre angewachsenen wirtschaftlichen Probleme bezahlen lassen.

      Doch nun kommt der Euro, der nach seinem Fehlstart zunehmend an Wertschätzung gewinnt. Sein Währungsgebiet bekommt mit der EU-Erweiterung eine vergleichbare wirtschaftliche Grundlage wie der US-Dollar. Der zunehmende Vertrauensverlust gegenüber der amerikanischen Wirtschaft stärkt den Euro. Die Euro-Zone ist der größte Öl-Importeur der Welt, und der Nahe Osten bezieht 45 Prozent seiner Importe aus Europa. Die Parlamente von Iran und Russland haben über eine mögliche Übernahme des Euro für Ölverkäufe debattiert. Die meisten Länder der OPEC haben ein überwiegendes Interesse am Euro als Ölwährung. Verhindert hat die Ablösung des Dollars bislang vor allem Saudi-Arabien. Der frühere US-Botschafter in Saudi-Arabien erklärte im Jahr 2002 einem Kongress-Komitee:



      "One of the major things the Saudis have historically done, in part out of friendship with the United States, is to insist that oil continues to be priced in dollars. Therefore, the US Treasury can print money and buy oil, which is an advantage no other country has. With the emergence of other currencies and with strains in the relationship, I wonder whether there will not again be, as there have been in the past, people in Saudi Arabia who raise the question of why they should be so kind to the United States."





      Was macht die OPEC?


      Eine Schlüsselrolle spielt jetzt neben der Euroland-Entwicklung das Ölkartell OPEC, das mit der erfolgten Besetzung des Irak einem erhöhten Druck der USA ausgesetzt ist. Werden die OPEC-Länder sich dem Druck beugen oder auf ihre Weise wehren?

      Entscheidend wird sein, wie sich Saudi-Arabien in Zukunft verhält, das neokonservative US-Falken ja auch bereits ins Visier genommen haben. Was kann und wird die künftige Währungsstrategie der OPEC-Länder beeinflussen? Überlegungen zu einem Wechsel zum Petro-Euro jedenfalls gibt es auch bei der OPEC schon länger. In einem seinerzeit nur wenig beachteten Vortrag The Choice of Currency for the Denomination of the Oil Bill in Spanien während der spanischen EU-Präsidentschaft im April 2002 sah Javad Yarjani, Leiter des Petroleum Market Analysis Department der OPEC, einen Währungsumstieg allerdings aufgrund der damaligen Euroschwäche noch eher in der mittleren oder fernen Zukunft:



      "However, while the euro has the potential to be a viable competitor and possible alternative to the dollar in international financial and commodity markets in the medium to long term, its external weakness to date has meant it has been unable to gain inroads in the last two years. From the time the euro was floated in January 1999, the currency drifted downwards, losing by October 2000 about 30 per cent of its initial value against the dollar. It has since regained some of this lost ground, but is still far removed from parity with the dollar and even further removed from its starting value."




      Das Argument mit dem im Vergleich zum Dollar schwachen Euro ist inzwischen offensichtlich erledigt. Der Euro darf in absehbarer Zukunft als stabilere Währung im Vergleich zum Dollar gelten. Einen möglicherweise entscheidenden Anstoß zum Petro-Euro sah der OPEC-Analyst im offiziellen Nennwert der Nordseesorte Brent-Öl, die mit einem Wechsel der Öl-Produzenten Norwegen und Großbritannien zum Euro kommen könnte:



      "Of major importance to the ultimate success of the euro, in terms of the oil pricing, will be if Europe`s two major oil producers - the United Kingdom and Norway join the single currency. Naturally, the future integration of these two countries into the Euro-zone and Europe will be important considering they are the region`s two major oil producers in the North Sea, which is home to the international crude oil benchmark, Brent. This might create a momentum to shift the oil pricing system to euros."




      Aus genau diesem Grund nun ruft der eingangs erwähnte George Monbiot insbesondere auch seine globalisierungskritischen Landsleute auf, zu denen er sich selbst zählt, sich für die bisher eher kritisch gesehene Übernahme des Euro einzusetzen. Er sieht sogar eine moralische Verpflichtung darin, sich zusammen mit dem Rest der Welt der Hegemonialmacht USA zu widersetzen:



      "To defend our sovereignty - and that of the rest of the world - from the US, we must yield some of our sovereignty to Europe."



      heise.de
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 15:23:29
      Beitrag Nr. 2.623 ()
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 15:24:55
      Beitrag Nr. 2.624 ()
      Dienstag, 29. April 2003

      Verkaufe die Kaufbereitschaft ...

      von Jochen Steffens

      Der gestrige Anstieg von fast 4 % im Dax und über 2 % im Dow zeigte, dass die Bullen noch nicht aufgeben wollen. Aber der Anstieg im Dow und Dax lief unter sehr geringem Umsatz ab. Zumeist kein gutes Zeichen. Auffallend ist heute, dass das Umsatz bis 14.00 Uhr bereits wesentlich höher war, als das Umsatz den gesamten gestrigen Tag über. Dabei kam es allerdings heute nur zu geringen Kursteigerungen. Das kann eigentlich nur folgendermaßen interpretiert werden:

      Ich hatte geschrieben, dass viele Anleger und Institutionelle noch bullish sind, d.h. es bestand gestern nahezu kein Verkaufsdruck mehr. Die Gewinnmitnahmen der letzten Tagen hatte den Verkaufsdruck quasi erschöpft. Die nächsten größeren Stopps viele Anleger dürften im Dax erst bei 2800 Punkten angesiedelt sein. Beim Bruch dieser Marke sollte es zu weiteren deutlichen Abgaben kommen.

      Allerdings scheint auch die Kaufbereitschaft auf dem gestrigen Niveau sehr gering gewesen zu sein. Eine geringe Kaufbereitschaft unter kaum vorhandenen Verkaufsdruck führt jedoch trotzdem zu steigenden Kursen. Allerdings unter geringem Umsatz. Genau das haben wir gestern gesehen. Der gestrige Tag ist also auf dem zweiten Blick wesentlich unspektakulärer als er im ersten Moment erscheint. Besser gesagt, er ist sogar ein weiteres Indiz für die Erschöpfung der Bullen.

      Viel interessanter ist allerdings was dann heute morgen passierte: Offenbar haben viele Anleger die gestrigen positiven Vorgaben aus den USA (Dow schloss fast auf Tageshoch) dazu genutzt, heute morgen weiter zu kaufen. Diese stießen damit aber offenbar auf zunehmenden Verkaufsdruck. In der Nähe von 3000 Punkten scheinen also einige größere Adressen ihre Positionen verkaufen zu wollen. Diese nutzten die Kaufbereitschaft der Anleger, um ohne allzugroße Kursverluste ihre Positionen loszuwerden. So kam es zu diesem hohen Umsatz unter geringem Kursanstieg. Das gegenteilige Bild zu gestern. Ich schreibe das so deutlich, um darzustellen wie wichtig der oft vernachlässigte Umsatz zur Interpretation der Börse ist.

      Es weist also noch alles darauf hin, dass es in dem aktuellen Bereich um 3000 Punkte zu keinen größeren Anschlusskäufe kommen wird. Fallende Kurse werden damit immer wahrscheinlicher.

      Dieses Aufbäumen der Bullen gestern hatte ich erwartet und es verwundert mich nicht. Verwundert hätte es mich, wenn es nicht gekommen wäre. Aber es war überraschend stark. Ich bin nun gespannt, wie lange dieses Hin und Her zwischen Bullen und Bären noch dauert, bis die Bullen endlich einsehen, dass im Moment zumindest ein Rückzug angebracht wäre, um neue Kräfte zu sammeln. Dabei ist die 3000er Marke noch zu beachten, ein nachhaltiges überwinden generiert neue Kaufimpulse. Denn Sie wissen ja: An den Börsen kann alles geschehen auch das Gegenteil ...

      Kurz noch zur Politik

      Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Aber es ist schon interessant. Kaum scheint sich der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea zu beruhigen, sucht sich Amerika einen neues "Opfer" seiner Provokationsrhetorik. So kam heute die Nachricht über die Ticker, dass die angeblichen Bemühungen Irans um Atomwaffen eine wesentlich größere Bedrohungen darstellen, als das nordkoreanische Atomprogramm. Gleichzeitig wurde Iran mit dem Irak und Nordkorea verglichen. Die Amerikaner nutzen die "Gunst der Stunde" und üben sich in Einschüchterungen.

      Bis jetzt schein diese Taktik jedoch erfolgversprechend zu sein. Selbst Nordkorea hat eingelenkt und erklärte sich nun bereit, unter bestimmten Voraussetzungen sein Atomprogramm einzustellen. Dazu müssten die USA-Schritte zur Normalisierung der Beziehungen unternehmen. Gerüchten zufolge sei Nordkorea sogar dazu bereit, sein Atomprogramm nicht nur einzustellen, sondern sogar zu verschrotten. Nordkorea verlange "bedeutende Gegenleistungen" für diesen Schritt. Gerüchte gehen davon aus, dass es sich bei dieser Gegenleistung um Öllieferungen handelt.

      Und noch einmal SARS: Die WHO hat nun erklärt, dass in vielen Ländern SARS den Hochpunkt überschritten habe. Aber trotzdem sei die Situation noch besorgniserregend.




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      Dienstag, 29. April 2003

      US-Verbrauchervertrauen explodiert

      von Jochen Steffens

      Ich hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass das Verbrauchervertrauen nach dem Krieg drastisch ansteigen werde. Genau das scheint nun auch zu passieren.

      Um 16.00 Uhr wurde das US-Verbrauchervertrauen für April 2003 veröffentlicht. Der Index stieg auf 81 Punkte. Erwartet wurde der Index nur bei 68,6 bis 76,0 Punkten. Im letzten Monat lag er bei 61,4 Punkten.

      Dieses Ergebnis trieb die Märkte wieder an ihre Widerstände. Dabei wurde sowohl die Dow-Marke bei 8525 Punkten mit 8559 leicht gebrochen, als auch die Dax-Marke um 4 Punkte mit 3004 Punkten im Hoch. Deswegen schreibe ich immer "nachhaltiger" Bruch, denn kurz nach der Veröffentlichung kam es zu plötzlichen und starken Abgaben, in deren Verlauf die Märkte sogar in Minus rutschten ... Offenbar wurde mit großen Positionen in die steigende Märkte verkauft. Dazu morgen mehr.

      Zum Verbrauchervertrauen noch eine kleine Anmerkung: Ich schrieb bereits mehrfach, dass ein steigendes Verbrauchervertrauen ein Anzeichen für eine steigende Konsumbereitschaft darstellt.

      Das stimmt auch, aber es gibt eine Ausnahme: Bei einer generell hohen Arbeitslosigkeit neigen die Verbraucher dazu, die Gefahr ihren Arbeitsplatz zu verlieren als ebenfalls hoch einzuschätzen. Das führt dazu, dass Ausgaben auf wesentliche Bereiche zurückgefahren werden. Sozusagen als Vorsorge im Falle eines Arbeitsplatzverlustes. So könnten die schlechten Arbeitsmarktdaten in Amerika die Verbesserung des Verbrauchervertrauens schnell wieder wirkungslos machen. Die Arbeitsmarktdaten diese Woche werden somit die eigentlich wichtigen Daten sein.




      Dienstag, 29. April 2003

      Ericsson reagiert auf schlechte Zahlen mit weiterem Stellenabbau

      von Jochen Steffens

      Der schwedische Telekomausrüster Ericsson konnte im ersten Quartal 2003 seinen Verlust vor Steuern von 5,2 Mrd. Kronen im Vorjahr auf nun 3,5 Mrd. Kronen reduzieren. Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust vor Steuern von 3,3 Mrd. Kronen gerechnet. Der Umsatz ging deutlich von 37 Mrd. Kronen auf nun 25,9 Mrd. Kronen zurück und selbst der Auftragseingang verliert drastisch von zuvor 41,9 Mrd. Kronen auf 27,1 Mrd. Kronen.

      Eigentlich sehr schlechte Zahlen, die auch noch die Analystenerwartungen verfehlten. Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg reagierte darauf und kündigte zusätzliche Maßnahmen an. So soll der Stellenabbau forciert werden. Bis Ende 2004 will der Konzern die Beschäftigtenzahl von 61.000 auf 47.000 reduzieren. Obwohl die Restrukturierungsmaßnahmen rund 13 Mrd. Kronen kosten soll, zeigt sich Svanberg zuversichtlich, den Konzern bis zum Ende des Jahres wieder in die Profitabilität zu führen.

      Die Restrukturierungsmaßnahmen, besonders der Stellenabbau, wurden von den Analysten begrüßt. "Buy the bad News" müssen sich die Anleger wohl gedacht hatten, denn Erricson konnte an den verschiedenen internationalen Börsen im deutlich prozentual zweistelligen Bereich zulegen.




      Dienstag, 29. April 2003

      BASF profitiert vom Ölpreis

      von Jochen Steffens

      Der weltweit umsatzstärkste Chemiekonzern BASF (ISIN 000515005) hat im ersten Quartal 2003 seinen Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen um 15,4 % auf 944 Mio. Euro steigern können. Analysten hatten im Schnitt nur mit 938 Mio. Euro gerechnet. Der Umsatz stieg von 8,24 Mrd Euro im Vorjahresquartal auf nunmehr 8,83 Mrd. Euro an. Begründet wurde das gute Ergebnis mit den guten Ergebnissen der Geschäftsbereiche ÖL und Gas, das insbesondere auch vom gestiegenen Ölpreis profitieren konnte. Allerdings konnte auch in den Segmenten Chemikalien und Veredelungsprodukten mehr verdient werden. Belastend hätten sich hingegen Währungseinflüsse ausgewirkt.

      Beim Ausblick zeigt sich BASF für das zweite Quartal zuversichtlich einen Umsatz und Ergebnisanstieg zu erreichen. Allerdings sieht BASF im Moment keine Anzeichen für einen unmittelbaren wirtschaftlichen Aufschwung.

      Ich hatte am 14. November BASF beim Bruch der 42 Euro zum Kauf angedacht. Dieser Marke konnte BASF nie brechen. Im Ganzen legte das Unternehmen ordentliche Zahlen vor, die von den hohen Ölpreisen getrieben wurden. Aufgrund der aktuellen Marktsituation kein Kauf. Weiter beobachten.




      Dienstag, 29. April 2003

      Schering leidet unter hohen Währungseffekten

      von Jochen Steffens

      Der Pharmakonzern Schering (ISIN DE0007172009) konnte im ersten Quartal einen operativen Gewinn von 211 Mio. Euro vorlegen und blieb damit knapp auf Vorjahresniveau. Analysten hatten im Schnitt nur mit 208 Mio. Euro gerechnet. Der Konzerngewinn stieg um 10 % auf 127 Mio. Euro. Hier wirkte sich das Fehlen des Ergebnisses von dem Pflanzenschutzunternehmen Aventis CropScience aus, deren Anteile Schering verkauft hatte. Der Umsatz ging um 7 % auf 1,16 Mrd. Euro zurück. Hier wirkten sich Währungseffekte negativ aus, so dass auch die Analystenerwartungen verfehlt wurden.

      Schering geht davon aus, dass sich die Währungseinflüsse, die in den USA das Ergebnis immerhin um 23 % belastet hatten, in diesem Jahr abschwächen werden. So bekräftigte der Konzern seine Prognose, dass sowohl der Umsatz kursbereinigt als auch der Gewinn im hohen einstelligen Bereich wachsen werde.




      Dienstag, 29. April 2003

      Merck übertrifft die Analystenschätzungen

      von Jochen Steffens

      Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck (ISIN DE000659905) hat im ersten Quartal 2003 seinen Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 182 Mio. Euro im Vorjahr um 1,8 % auf 185 Mio. Euro steigern können. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebit von 166 Mio. Euro gerechnet. Damit wurden die Analystenerwartungen deutlich übertroffen. Beim Umsatz konnte Merck um 6,7 % auf 1,8 Mrd. Euro zulegen. Hier hatten sich auch Währungseffekte deutlich ausgewirkt.

      Die Generika-Sparte konnte einen Umsatzanstieg von 17 % auf 273 Mio. Euro verzeichnen. Auch das Chemiegeschäft, insbesondere der Bereich Flüssigkristalle konnten um 15 % auf 84 Mio. Euro zulegen.

      Beim Ausblick geht Merck davon aus, ein Ergebnis auf Vorjahresniveau zu erreichen, sofern sich nicht der Euro weiter steigen sollte.

      Merck steigt um 1,04 % auf 23,25 Euro. Weiterhin kein Kauf.




      Dienstag, 29. April 2003

      Beate Uhse steigert Vorsteuerergebnis um 99 %

      von Jochen Steffens

      Das Erotikunternehmen Beate Uhse konnte seinen Umsatz 2002 um fast 10 % auf 244,5 Mio. Euro steigern. Das Vorsteuerergebnis legte immerhin knapp 100 % auf 17,2 Mio. Euro zu. Das Betriebsergebnis stieg um 91,5 % auf 20,3 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss legte von 2,2 Mio. Euro im Vorjahr auf nun 9,5 Mio. Euro zu.

      Beim Ausblick auf 2003 bekräftigte das Unternehmen seine Prognose den Umsatz auf 260 Mio. Euro und das Vorsteuerergebnis auf 18,8 Mio. Euro zu steigern.

      Erfreulich, dass Beate Uhse aufgrund des guten Ergebnisses seinen Aktionären für das Jahr 2002 wieder eine Dividende auszahlen will. So soll auf der Hauptversammlung eine Dividende von 0,10 Euro pro Anteilsschein vorgeschlagen werden. 2001 wurde aufgrund des Gewinneinbruchs keine Dividende ausgezahlt.

      Beate Uhse steigt um 1,36 % auf 11,15 Euro. Im November hatte ich sie bei Bruch der 10 Euro mit Kursziel 12 Euro empfohlen, im weiteren Verlauf ist sie bis 11,40 Euro angestiegen, um dann jedoch auf unter 9 Euro wieder einzubrechen. Sofern ist sie mit Gewinn ausgestoppt. Im Moment scheint Beathe Uhse die 11,40 Euro wieder anzugreifen. Beobachten.




      Dienstag, 29. April 2003

      Ohne neue Investitionen ...

      von Martin Weiss

      Am Mittwoch letzter Woche erreichte der Dax im Tagesverlauf die wichtige 3000 Punkte-Marke, konnte diese aber nicht nachhaltig nach oben durchbrechen. Ebenso scheiterte der Dow Jones Index am hartnäckigen Widerstand bei 8520. Obwohl im Verlaufe der Woche Charttechniker und Analysten bereits das Ende der großen Baisse ausriefen, verwundert es schon ein wenig, dass die großen Indizes nicht weiter voran kamen.

      Das Sentiment unter einigen Investoren ist mittlerweile schon wieder so "bullish", dass beim deutschen Standardwerteindex Kursziele von 3800 und mehr bis zum Jahresende für möglich gehalten werden. Manche Superbullen stellen sogar Indexstände von 5000 beim Dax und 12000 beim Dow Jones in den Raum.

      Es fällt schon auf, dass immer dann, wenn die Erholungsphasen in diesem seit März 2000 immer noch vollkommen intakten Bärenmarkt fast ausgereizt scheinen, der in den Medien verbreitete Optimismus für die breiten Aktienmärkte nahezu grenzenlos zu sein scheint. Freilich kann der Anstieg der Märkte auch bis in den Mai hinein noch ein wenig andauern. Es ist auch keinesfalls ausgeschlossen, dass sowohl der Dax als auch der Dow gen 3300 bzw. 9000 marschieren.

      Also, bleiben sie auch bei weiteren Anstiegen ganz gelassen und vergessen sie nicht, ihre noch bestehenden Aktienpositionen in die Aufwärtsbewegungen hinein zu verkaufen. Es kann nicht oft genug gesagt werden, dass genau diese scharfen Gegenbewegungen ein ganz normales Phänomen der Baisse sind.

      Seit nunmehr über 12 Jahren befindet sich der japanische Aktienmarkt in der Krise. Aber immer wieder kam es zu steilen Aufwärtsbewegungen, in denen mitunter 40 % gewonnen werden konnten. Jedoch war für mittel- und langfristige Investoren, die nicht in die Rallies hinein verkauften, mit einer althergebrachten "buy and hold"-Strategie nichts zu gewinnen. Im Gegenteil, sie mussten mit dem gigantischen Zerfall von 40000 auf unter 8000 herbe Vermögenseinbußen hinnehmen.

      Apropos Japan, mittlerweile sehen viele Experten in Deutschland das "europäische Japan". Sprich, vor dem Hintergrund einer rapide alternden Gesellschaft aufgrund des dramatischen demographischen Wandels ist es sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass in der Bundesrepublik japanische, deflationäre Verhältnisse drohen. Hoch interessant ist insofern die Parallele, dass diese Probleme in Japan vor gut einem Jahrzehnt begannen, wobei die deutsche Gesellschaft in etwa zehn Jahre jünger von der Altersstruktur her ist. Insofern ist es wahrlich nicht unrealistisch, dass Deutschland den selben Weg wie Japan gehen wird!

      Zwar ist, was die Demographie angeht, die USA wesentlich besser aufgestellt, als Nippon oder die Bundesrepublik, jedoch sind auch dort die wirtschaftlichen Aussichten eher unsicher, sehr vorsichtig formuliert. Die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts betrug lediglich 1,6 % im ersten Quartal diesen Jahres, obwohl die Erwartung bei 2,3 % lag. Getragen wurde das äußerst magere Wachstum erneut vom Privatkonsum, Ausgaben im Immobiliensektor und der öffentlichen Hand. Angesichts der massiven Verschuldung der Konsumenten und immer düster werdenden Aussichten am Arbeitsmarkt, ist es nurmehr eine Frage der Zeit, ehe ein nachlassender Konsum und eine geplatzte Immobilienblase nicht länger das amerikanische Bruttoinlandsprodukt steigern können.

      Zu einem wirklich soliden Aufschwung kann es aber erst dann wieder kommen, wenn auch wieder von Seiten der Unternehmen investiert, statt restrukturiert wird. Und in diesem Kontext bedürfen die Daten fürs erste Quartal 2003 auch keines weiteren Kommentars. Ein wahrlich gewaltiger Rückgang der gewerblichen Investitionen im ersten Quartal von 4,2 % spricht für sich. Und, die Chance auf eine Trendwende insofern sind ebenso gering, zumal in der jetzigen Berichtssaison ja etliche Großkonzerne weitere Investitionskürzungen ankündigten.

      Abgesehen von weiteren Problemen wie SARS wird die Weltwirtschaft ohne einen wirklich stetigen Investitionszuwachs, speziell in den USA, gewiß nicht auf Touren kommen. Es ist also ohne neue Investitionen wirklich vermessen, an weiter steigende Kurse zu glauben. Die Gefahr ist sehr groß, dass möglicherweise schon bald die breiten Aktienmärkte wieder gen Süden tendieren werden.




      Dienstag, 29. April 2003

      Wenn es nur so einfach wäre ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wieder ist seit dem Sieg im Irak eine Woche vergangen ... und der Siegesboom lässt immer noch auf sich warten. Der Dow Jones hat letzten Freitag 133 Punkte verloren und hat damit seit Jahresbeginn per saldo wieder verloren.

      Die jüngsten Zahlen zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen, dass die amerikanische Volkswirtschaft kaum noch wächst. Im ersten Quartal wuchs das BIP mit einer Jahresrate von 1,6 %. Die Konsumausgaben stiegen um 1,4 % ... und die Ausgaben für Dienstleistungen nahmen nur um 0,5 % zu – das ist der niedrigste Zuwachs seit 12 Jahren.

      In der populären Presse werden diese enttäuschenden Zahlen den "geopolitischen Unsicherheiten" angelastet. Aber jetzt, wo diese überstanden sind, sollten sich die Dinge deutlich verbessern – so Fed-Gouverneur Ben Bernanke. In einer Rede am letzten Donnerstag sagte er, dass die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit 4 % wachsen sollte.

      Bernanke und seine Kollegen glauben, dass sie die Situation unter Kontrolle haben. Sie denken sich wahrscheinlich, dass sie auch die Weltwirtschaftskrise (von 1929 bis Anfang der 1930er) in einen fast unmerklichen wirtschaftlichen Abtaucher hätten wandeln können, wenn sie denn im Amt gewesen wären. Und wenn sie in Japan in den letzten 12 Jahren an der Spitze der Zentralbank gesessen hätten, dann wäre die Wirtschaft dort nicht von Rezession, Bärenmarkt und Deflation in Beschlag genommen worden – sondern die Japaner würden immer noch teure Golfplätze in Kalifornien kaufen.

      Das Problem, das Bernanke und seine unwissenden Kollegen konfrontiert, ist die Tatsache, dass es einige Dinge gibt, die den Möglichkeiten einer Zentralbank Grenzen gesetzt sind. Eine Zentralbank kann Geld drucken ... aber sie kann das Geld nicht wertvoll machen ... und sie kann die reale Kaufkraft nicht erhöhen, indem sie einfach nur Geld verteilt.

      Das erste Mal seit 20 Jahren fällt derzeit das durchschnittliche Gehaltsniveau. Laut einem Bericht der New York Times verdienen die Top 10 %-Verdiener derzeit 1.439 Dollar pro Woche – das sind 1,4 % weniger als vor einem Jahr. Aber auch am mittleren und am unteren Ende geht es abwärts. Im Median liegt das durchschnittliche Gehaltsniveau 1,5 % unter dem entsprechenden Vorjahreswert.

      Die reale Kaufkraft wird nicht steigen, solange die Leute nicht mehr reales Geld verdienen. Ich weiß nicht, wann das der Fall sein wird. Aber Bernanke kann soviel grüne Banknoten drucken wie er will – ohne den Reichtum der Nation um einen einzigen Penny zu erhöhen.

      Die Fed hat letzte Woche US-Staatsanleihen im Wert von 1,7 Mrd. Dollar gekauft – das ist neuer Rekord. Auch dadurch wird Geld unters Volk gebracht ... der Staat erhöht seine Ausgaben, finanziert diese mit Staatsanleihen, und diese werden von der Zentralbank mit selbstgedrucktem Geld gekauft.

      Wenn es nur so einfach wäre ...




      Dienstag, 29. April 2003

      Investoren auf bullishe Einschätzungen focusiert

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Es ist offensichtlich, dass die Investoren derzeit besonders die Nachrichten wahrnehmen, die ihre bullische Einschätzung bestätigen. Solche "Fundamentals" der Art, dass 62 % der im S&P 500 vertretenen Unternehmen bis jetzt Ergebnisse präsentiert haben, die über den Erwartungen lagen. 22 % trafen die Erwartungen, und nur 16 % taten dies nicht. Bevor man ein Flasche Dom Perignon öffnet, sollte man allerdings bedenken, dass die Erwartungen zuvor extrem runtergeschraubt worden waren – so tief, dass sie problemlos jeden Limbo-Wettbewerb gewinnen könnten.

      Leider gibt es auch schlechtere News – auch wenn diese vielleicht etwas in den Hintergrund getreten sind. Die hohen Bewertungen und das niedrige Gewinnwachstum werden sich schon bemerkbar machen. Und die SARS-Epidemie verbessert sicher nicht das Risikoprofil des Marktes.

      Die Weltbank schätzt, dass SARS und die Folgen des Irakkriegs dazu führen werden, dass die Wachstumsschätzung für Ostasien für dieses Jahr von 5,8 % auf 5,0 % zurückgenommen werden muss. Die Welthandelsorganisation WTO äußert sich ähnlich, sie geht davon aus, dass das weltweite Handelswachstum in diesem Jahr bei 2 bis 3 % liegen wird – deutlich unter den 6,7 %, die durchschnittlich in den 1990ern drin waren.

      Und auch in den USA beginnt man die negativen Effekte von SARS zu spüren. Besonders die Fluglinien und die Tourismusbranche sind die Opfer der gefürchteten Krankheit. Das Beige Book der Fed schreibt dazu: "In San Francisco ist der internationale Tourismus zurückgegangen, zum Teil wegen des Ausbruchs der SARS-Krankheit in Asien. Auch am Flughafen Dallas ging der Verkehr aus diesem Grund und wegen dem Irakkrieg zurück. Die Flüge nach Asien gingen in der Woche, die am 20. April endete, um fast 40 % zurück."

      Die US-Wirtschaft mag zwar nicht das unmittelbarste Opfer von SARS sein – aber sie könnte am gefährdetsten sein. Das Immunsystem der US-Wirtschaft ist noch durch die Folgen des Platzens der Spekulationsblase geschwächt. Die Unternehmen und die Konsumenten haben sich während den Jahren der Spekulationsblase alle daran gewöhnt, auf großem Fuß zu leben. Aber jetzt, wo diese schönen Zeiten vorüber sind, ist es sehr schwer, wieder etwas bescheidener zu werden. Die Unternehmen haben ziemlich schnell auf die neue Situation reagiert – sie verschulden sich weniger, geben weniger aus, entlassen Arbeiter und geben ihren überbezahlten Vorständen geringere Gehaltszuwächse.

      Bei den Konsumenten ist das Bild differenzierter. Wenn sie Autos mit 0 %-Finanzierungen angeboten bekommen, dann kaufen sie noch. Aber ansonsten werden sie zunehmen zurückhaltender, wenn es ums Konsumieren geht, und sie sparen wieder mehr als in den Monaten zuvor.

      Leider kann man das von der US-Bundesregierung und den Regierungen der Bundesstaaten nicht sagen. Deren Ausgaben bleiben auf hohem Niveau, während die Einnahmen wegbrechen. USA Today berichtet: "Die Bundesregierung und die Bundesstaaten geben weiterhin Rekordbeträge aus, und gleichzeitig warnen sie, dass die Wirtschaftslage Kürzungen bei Schlüsselausgaben erzwingen könnte." Eine Analyse von USA Today hat herausgefunden, dass die Bundesregierung und Bundesstaaten in den USA im letzten Jahr 15,2 % des persönlichen Einkommens der US-Bürger ausgegeben haben. Das ist das höchste Niveau seit Beginn dieser Aufzeichnungen im Jahr 1929. Für das Haushaltsjahr, das für die meisten Bundesstaaten am 30. Juni endet, wird mit einem Defizit von 21,5 Milliarden Dollar gerechnet (Quelle: National Conference of State Legislatures). Die prognostizierte Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben soll im nächsten Jahr 53,5 Milliarden Dollar betragen.

      53,5 Milliarden Dollar ist eine Menge Geld. Allerdings hat es alleine 80 Milliarden Dollar gekostet, um Bagdad in die Luft zu jagen. Also wie schlimm kann ein Defizit von 53 Milliarden Dollar wirklich sein?




      Dienstag, 29. April 2003

      Vom Schicksal einiger ehemaliger Staranalysten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der US-Autohersteller General Motors hat die Autoproduktion um 10 % zurückgefahren. Ford hat mitgeteilt, dass der Output um 17 % gesenkt werden soll. Trotz Kaufanreizen wie 0 %-Finanzierungen sind noch mehr als 4 Millionen Autos unverkauft geblieben.

      *** Die stecken ihr Geld wieder in Aktienfonds ... in der Woche bis zum 16. April waren es 6,7 Milliarden Dollar.

      *** Armer Frank Quattrone. Das FBI will an ihm ein Exempel statuieren. Vielleicht erinnern sie sich ... Frank Quattrone war wie Henry Blodget ein Staranalyst, der in den Zeiten der Spekulationsblase Technologieaktien empfohl. Blodget stand inzwischen wegen diverser Anklagen vor diversen Tribunalen. Jetzt ist Quattrone an der Reihe.

      Zuerst hatten die Ermittler entschieden, dass sie nicht genug belastendes Material gegen ihn hätten, aber dann haben sie ihre Meinung geändert – und ihn wegen "Behinderung der Justiz" dran bekommen, weil er angeblich Dokumente zerstört haben soll, anstatt sie auszuhändigen.

      Michael Lewis von Bloomberg beschreibt, wie Frank Quattrone die ebenfalls bekannte Analystin Mary Meeker für Morgan Stanley angeheuert hatte, kurz bevor er dieses Brokerhaus verließ: "Sie (Morgan Stanley) wollten eine(n) Analysten/Analystin, der/die 1) unbedingt dazugehören wollte, 2) frei von nützlichen Investmentideen war und 3) ihren Job so definierte, dass das Ziel die Zufriedenstellung der Unternehmen, die Aktien ausgaben, war, und nicht das Zufriedenstellen der Investoren, die diese Aktien gekauft haben."

      Anders als die anderen Staranalysten der 1990er hat Ms. Meeker immer noch ihren Job.




      Dienstag, 29. April 2003

      Yankees, Frösche und Weinspekulanten

      von Chris DeHaemer

      In den letzten Monaten gab es in den USA eine anti-französische Welle – wegen der französischen Ablehnung des amerikanischen Kriegskurses gegen den Irak. Das hat in den USA zu einer ungewöhnlichen Kaufgelegenheit für gute französische Weine geführt, die jetzt günstig zu haben sind. Und der Bordeaux aus dem Jahr 2000 wird als der beste Wein seit 2 Dekaden bezeichnet.

      Ein Weinmagazin ("Wine Spectator") schreibt über den Chateau Leoville Las Cases St.-Julien 2000: "Absolut fantastisch. Das ist einer der besten jungen Rotweine, die ich seit einer langen, langen Zeit getrunken habe. Las Cases steht schon immer für Top-Qualität, und ganz bestimmt gilt dies auch für den Jahrgang 2000. Am besten wird dieser Wein nach 2012. Er wird dann sicher 175 Dollar pro Flasche kosten."

      Man ist durchaus versucht, sich ein oder zwei Kisten dieses Weins zu kaufen ... besonders jetzt, wo man ihn in den USA fast zu Ausverkaufspreisen bei lokalen Weinhändlern kaufen kann, mit 25 %igen Discounts.

      Die französischen Weinexporte in die USA sind im März deutlich gefallen – kein Wunder angesichts der anti-französischen Stimmung in den USA im Zuge der theoretischen französischen "Unterstützung" für Saddam Hussein. Im letzten Jahr beliefen sich die französischen Weinexporte in die USA auf 28,5 Milliarden Dollar. Diese Woche halten die französischen Weinproduzenten in Paris Krisensitzungen ab.

      Vor dem akuten Ausbruch der Irakkrise verschickte das Weingut Maison Latour rund 40 % seiner Produktion in der Bourgogne in die USA. Jetzt sind die Umsätze um 15 % zurückgegangen.

      Der März-Rückgang der französischen Weinexporte in die USA hat sich noch nicht in den Statistiken widergespiegelt. Aber die inoffiziellen Zahlen der individuellen Exporteure zeigen, dass sich der Aufwärtstrend der ersten zwei Monate 2003 – als die Exporte noch um 16 % auf 287 Millionen Dollar gestiegen waren – nicht fortsetzen wird.

      Wenn Sie einen Weinkeller haben und auffüllen möchten, dann wäre es am opportunistischsten, den 2000er Bordeaux zu kaufen. In 10 Jahren wird sich niemand mehr an die amerikanisch-französischen Querelen über die Irakpolitik erinnern, und das Angebot dieses Weines wird knapp sein ...

      Diese Denkweise hat mich dazu geführt, unabhängig vom Wein nach französischen Exporteuren zu suchen, die unter der derzeitigen frankophoben Stimmung in den USA leiden. Ich habe nach intensiver Suche eine Liste zusammengestellt:

      * Air France. Air Liquide. Airbus. Alcatel. AXA.

      * Bank of the West in Kalifornien (gehört BNP Paribas). BF Goodrich (gehört Michelin).

      * Bollinger (Champagner. Chanel. Christian Dior. Club Med.

      * Dom Perignon. Das Magazin Elle. Evian (rückwärts gelesen heisst es "naive")

      * Hennessy. L`Oréal. Louis Vuitton. Michelin. Peugeot. Pinault. Printemps. Renault.

      * Tefal. Technicolor. * Uniroyal. Universal Studios (gehört Vivendi-Universal).

      Aber keine dieser Gesellschaften scheint in den letzten Wochen durch eine Art "Boykott" der amerikanischen Konsumenten getroffen worden zu sein. Der Pariser CAC 40 Index ist seit Anfang März von 2.400 auf 2.903 Zähler geklettert.

      Make money, not war.


      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 15:27:27
      Beitrag Nr. 2.625 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei...
      ++ Kein Bullenmarkt in Sicht ++


      Von Claus Vogt

      Dax

      Trotz einer von den Tiefs aus gerechneten 36-prozentigen Aufwärtsbewegung befindet sich der Dax noch immer unter seiner fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie. Die von zahlreichen Bullen als Bodenbildung bezeichnete, knapp dreimonatige Formation erscheint uns für das Ende dieses gewaltigen Bärenmarktes unangemessen klein und kurz zu sein, während die anschließende Aufwärtsbewegung viele Zeichen einer Bearmarket-Rallye trägt. Selbst für den Fall, daß wir tatsächlich die Tiefs dieses Bärenmarktes gesehen haben sollten, erwarten wir auf dem aktuellen Niveau, also bei rund 3000 Zählern, erheblichen Widerstand und den Beginn einer ausgeprägten Konsolidierung von rund 500 Punkten. Bisher spricht aus unserer Kenntnis der charttechnischen Analyse noch nichts für einen bereits begonnenen neuen Bullenmarkt.

      Nikkei

      Auch im April hat dieser japanische Index neue Tiefs markiert und damit erneut seinen Abwärtstrend bestätigt. Im Jahr 14 seines langfristigen Bärenmarktes zeigt er noch keine Zeichen einer möglichen Bodenbildung. Allerdings fällt er seit nunmehr elf Monaten ohne eine ausgeprägte Gegenbewegung, ein seltenes Schauspiel. Eine größere Bearmarket-Rallye, die sich dann auch als beginnende Bodenbildung erweisen könnte, ist überfällig.

      Gold

      Gold befand sich seit seinem bei rund 850 US-Dollar erreichten Höchstkurs des Jahres 1980 in einem ausgeprägten langfristigen Abwärtstrend. Ab 1999 ging dieser in eine dem langjährigen Kursverfall angemessen lange Phase der Bodenbildung über. Es bildete sich ein Doppelboden bei rund 250 Dollar aus. Diese klassische Umkehrformation wurde im Dezember 2002 mit einem dynamischen Ausbruch über die Widerstandszone von 330 bis 340 Dollar abgeschlossen. Damit wurde vermutlich ein langjähriger Aufwärtstrend eingeleitet. Unmittelbar nach dem Ausbruch kam es zu einer Fortsetzung des Anstieges, der im Mai bei 389 Dollar ein vorläufiges Ende fand. Seither befindet sich das Edelmetall in einer ausgeprägten Korrekturphase, die es bis leicht unter die Untergrenze der Ausbruchszone hat zurückfallen lassen. In diesem Bereich verläuft auch die steigende 200-Tage-Durchschnittlinie. Es kommen hier also zwei wichtige technische Unterstützungen zusammen, was die aktuellen Kurse zu einem geradezu idealen Einstiegspunkt macht. Das zwischenzeitlich etwas zu optimistische Stimmungsbild am Goldmarkt hat sich während der 2 1/2monatigen Korrektur deutlich revidiert. Die Stimmungsindikatoren des Goldmarktes sprechen somit ebenfalls für eine baldige Wiederaufnahme des Aufwärtstrends.



      Bis auf den japanischen Nikkei haben im Berichtszeitraum alle von uns besprochenen Aktienindizes ihre am 12. März begonnenen Aufwärtstrends fortgesetzt. Bei den US-Indizes fällt dieser weitere Anstieg allerdings wesentlich bescheidener aus als die weitverbreitete optimistische Stimmung vermuten läßt. 3 Prozent im Dow Jones, 4,9 Prozent an der Nasdaq und 5,3 Prozent im S&P 500. Der Da hingegen konnte seine Kursgewinne um weitere 13,7 Prozent ausweiten. Hier überschlagen sich mittlerweile die Propheten, um nach diesem deutlichen Anstieg weitere Kursgewinne vorherzusagen. Selbst die nun endlich erfolgte Abkopplung Deutschlands von der US-Leitbörse wird bereits verkündet. Charttechnische Unterstützung können wir für beide Aussagen leider nicht erkennen. Insbesondere die postulierte Abkopplung sehen wir selbst nach Aufsetzen unserer rosaroten Optimistenbrille nicht. Vielmehr hat der Da durch das Unterschreiten der Oktober-Tiefs seine den ganzen langen Bärenmarkt über eindeutige relative Schwäche erneut unter Beweis gestellt. Allein die Tatsache, daß er – nunmehr zum dritten Mal – eine prozentual größere Bearmarket-Rallye vorlegte als die US-Märkte, hebt dieses Schwächesignal nicht auf. Wir würden erst dann von einer relativen Stärke des deutschen Marktes reden, wenn er in der nächsten Abwärtsbewegung deutlich weniger fallen sollte als die Indizes der USA. Idealerweise für das postulierte Abkopplungsszenario müßten die US-Indizes für diesen Bärenmarkt neue Tiefstände erreichen, während der Dax seine März-Tiefs allenfalls testet. Bis das passiert, bleiben wir – im Einklang mit unserem Gesamtmodell – vorsichtshalber skeptisch. Selbst wenn wir tatsächlich bereits die Geburt eines neuen Bullenmarktes gesehen haben sollten, besteht nach einer in der Spitze 36-prozentigen Rallye in 28 Börsentagen kein Grund zur Eile. Es werden sich auch in diesem optimistischen Szenario Einstiegsgelegenheiten anbieten, die attraktivere Chance/Risiko-Verhältnisse aufweisen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 15:34:35
      Beitrag Nr. 2.626 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei...
      ++ Fazit ++

      Bis auf den japanischen Nikkei haben im Berichtszeitraum alle von uns besprochenen Aktienindizes ihre am 12. März begonnenen Aufwärtstrends fortgesetzt. Bei den US-Indizes fällt dieser weitere Anstieg allerdings wesentlich bescheidener aus als die weitverbreitete optimistische Stimmung vermuten läßt. 3 Prozent im Dow Jones, 4,9 Prozent an der Nasdaq und 5,3 Prozent im S&P 500. Der Da hingegen konnte seine Kursgewinne um weitere 13,7 Prozent ausweiten. Hier überschlagen sich mittlerweile die Propheten, um nach diesem deutlichen Anstieg weitere Kursgewinne vorherzusagen. Selbst die nun endlich erfolgte Abkopplung Deutschlands von der US-Leitbörse wird bereits verkündet. Charttechnische Unterstützung können wir für beide Aussagen leider nicht erkennen. Insbesondere die postulierte Abkopplung sehen wir selbst nach Aufsetzen unserer rosaroten Optimistenbrille nicht. Vielmehr hat der Da durch das Unterschreiten der Oktober-Tiefs seine den ganzen langen Bärenmarkt über eindeutige relative Schwäche erneut unter Beweis gestellt. Allein die Tatsache, daß er – nunmehr zum dritten Mal – eine prozentual größere Bearmarket-Rallye vorlegte als die US-Märkte, hebt dieses Schwächesignal nicht auf. Wir würden erst dann von einer relativen Stärke des deutschen Marktes reden, wenn er in der nächsten Abwärtsbewegung deutlich weniger fallen sollte als die Indizes der USA. Idealerweise für das postulierte Abkopplungsszenario müßten die US-Indizes für diesen Bärenmarkt neue Tiefstände erreichen, während der Dax seine März-Tiefs allenfalls testet. Bis das passiert, bleiben wir – im Einklang mit unserem Gesamtmodell – vorsichtshalber skeptisch. Selbst wenn wir tatsächlich bereits die Geburt eines neuen Bullenmarktes gesehen haben sollten, besteht nach einer in der Spitze 36-prozentigen Rallye in 28 Börsentagen kein Grund zur Eile. Es werden sich auch in diesem optimistischen Szenario Einstiegsgelegenheiten anbieten, die attraktivere Chance/Risiko-Verhältnisse aufweisen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 16:20:39
      Beitrag Nr. 2.627 ()
      30.4.03 Teure US-Aktien verhindern Aufschwung

      Von Gerhard Mauerer, Handelsblatt

      Trotz Baisse sind US-Aktien immer noch teuer. Deshalb dürften die Kurse an der Weltleitbörse in New York nach Expertenansicht vorerst kaum steigen. Und das wiederum ist schlecht für europäische Aktien. Denn die sind mittlerweile zwar günstig bewertet. Doch ohne Boom in den USA dürfte auch die Hausse in Europa ausbleiben.

      FRANKFURT/M. Gemessen an traditionellen Kennziffern sind US-Aktien doppelt so teuer wie im langfristigen Vergleich. Das durchschnittliche Kurs- Gewinn-Verhältnis (KGV) der 500 US-Standardwerte liegt bei 27. Nur im Boom zwischen 1998 und 2002 war der Wert höher. Der Schnitt seit 1960 beträgt 15,5. Zwar weisen die Technischen Analysten der Bayerischen Landesbank (BayernLB) nach, dass sich amerikanische Aktien auch billig rechnen lassen – wenn man die Dividendenrendite mit der derzeit niedrigen Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen in Beziehung setzt. Doch als herrschende Meinung gilt: „Ganz gleich, welche Bewertungskennzahlen man heranzieht – nach allen Maßstäben sind US-Aktien höher bewertet als im langfristigen Durchschnitt und wesentlich teurer als europäische, insbesondere deutsche Aktien“, sagt Eberhard Weinberger von der Vermögensverwaltung Dr. Jens Ehrhardt Kapital.

      ... Zudem zeigt das Beispiel Japan, dass ein vermeintlich billiger Aktienmarkt „durchaus noch deutlich billiger werden“ kann, wie die Technikexperten der BayernLB schreiben. In Japan werfen Staatsanleihen schon lange „historisch“ wenig mehr Rendite ab als die Aktien Dividendenrenditen. Dennoch sinkt der Nikkei-Index von einem 20-Jahres-Tief zum nächsten. Vermögensverwalter Weinberger schließt eine ähnlich deprimierende Entwicklung für den amerikanischen Aktienmarkt nicht aus.(Handelsblatt.com, 29.4.03)
      Kommentar:Bei einem KGV von 27 müßten US-Aktien erst noch die Hälfte an Wert verlieren, um einigermßen fair bewertet zu sein. Wenn nun noch die Gewinne der Unternehmen wieter einbrechen, dann muß der Rückgang noch massiver ausfallen. Konsequenz: Der Crash steht in den USA erst noch bevor!
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      Bundesschätzchen offenbar kaum zu schlagen


      Untersuchung zeigt: Die vermeintlich biederen Staatspapiere sind rentierlicher als die allermeisten Rentenfonds

      von Thomas Exner

      Berlin - Dass viele Aktienfonds schlechter als der als Messlatte gewählte Index abschneiden, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen unter Anlegern. Doch dass offenbar auch längst nicht alle Rentenfondsmanager ihr Geld wirklich wert sind, zeigt nun eine aktuelle Auswertung des unabhängigen Finanzdienstleisters FCS und des Informationsdienstes für Bundeswertpapiere (IBW). Nicht nur, weil die Bundesschatzbriefe des Typs B im Sparplanvergleich sowohl über zehn, 20 und 30 Jahre besser abschneiden als der Durchschnitt der untersuchten Euro-Rentenfonds. Schlechter noch: Es gibt nur sehr wenige Fonds, denen eine dauerhafte Outperformance gegenüber dem vielfach als Langweiler titulierten Bundespapieren gelingt. Im Zehn-Jahres-Vergleich sind es gerade einmal sechs der über 70 getesteten Investmentprodukte, die den Schatzbrief-Sparplan zu allen gewählten sechs Stichtagen schlagen. Beim Untersuchungszeitraum von 20 Jahren findet sich kein einziger Fonds, dem dies gelingt. Und im 30-Jahres-Vergleich schafft es gerade einmal ein einziger, deutlich besser als die Sparvariante mit Schatzbriefen abzuschneiden. ... Tatsächlich sind diese Kosten wohl einer der ausschlaggebenden Gründe für das schlechte Abschneiden der Investmentprodukte. Denn diese vor der Anlage vom Kapital abgezogenen Gebühren müssen von den Fondsmanagern erst einmal wieder erwirtschaftet werden.... (Welt, 30.4.03)
      Kommentar: An dieser Meldung wird wieder deutlich, daß sich Fonds auch rein nach Renditegesichtspunkten kaum lohnen. Weder Aktien- noch Anleihenfonds schneiden in den meisten Fällen besser ab als der zugrundeliegende Index. Da stellt sich die fRage, warum man überhaupt hohe Ausgabeaufschläge und teuere Managerprovisionen zahlen soll, wenn nichts geboten wird? ----------------------
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      30.4.03 Weniger Sicherheit wird die Globalisierung bremsen

      Gastbeitrag

      von Ansgar Belke und Thorsten Polleit

      Die Erwartung, die Globalisierung sei nicht aufzuhalten, wurde mit den Terroranschlägen in den USA drastisch revidiert. Nunmehr spricht vieles für eine stockende, oder gar ganz zum Stillstand kommende Globalisierungsdynamik. Das Ende des Irakkrieges ändert daran nichts.

      Weniger Wohlstand

      Die Folge wären Einkommensverluste für alle Nationen. Denn Globalisierung bedeutet, dass die internationale Arbeitsteilung zunimmt und sich der Wettbewerb intensiviert, da sich die vorhandenen Märkte vergrößern und neue Märkte entstehen. Sie hat in der Vergangenheit zur Wohlstandsmehrung beigetragen.

      Die Globalisierung wurde bislang vor allem von drei Faktoren getrieben. Erstens war da die zunehmende Risiko-Bereitschaft der Investoren, international zu investieren. Zweitens haben sich viele Länder bemüht, ihre Märkte zu öffnen und zu deregulieren. Und Drittens erleichterten die Fortschritte und Verbesserungen in der Verkehrs- und Kommunikationstechnologie den Zugang zu geographisch entfernten Märkten.

      In den kommenden Jahren könnte sich ein Faktor als entscheidender Hemmschuh für die Globalisierungsfortschritte erweisen: der Verlust der geopolitischen Sicherheitsarchitektur. Es wird Zeit beanspruchen, eine neue Weltordnung zu finden. Es wird außerdem mit spürbaren volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sein.

      ... Ansgar Belke ist Professor für Volkswirtschaft an der Universität Hohenheim, Thorsten Polleit ist Chefökonom der Barclays Capital (Deutschland) (Welt, 30.4.03)
      Kommentar: Die Globalisierung ist eine rein unnatürliche Entwicklung, welche nur dem Entwicklungszwang des Zinssystems folgt Durch Zins wächst das Geldvermögen explosionsartig an und muß nach immer neuen Investitionsmöglichkeiten suchen. Dabei geraten die weltweiten Staaten in einen immer hemmungsloseren Streit um Marktanteile. Ein Crash, oder schon eine Unsicherheit auf dem makrt, bereinigt dabei wieder dies unnatürlichen Entwicklungen. Regionalisierung, nicht Globalisierung wird die Zukunft sein.



      kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      Avatar
      schrieb am 30.04.03 23:25:52
      Beitrag Nr. 2.628 ()
      Sind Menschen nur ein "Kostenfaktor"?
      Pflegenotstand. Unter den gegenwärtigen politischen und weltwirtschaftlichen Bedingungen wird auch eine Senkung der Lohnnebenkosten die Arbeitslosigkeit nicht signifikant verringern.


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      Ziel muß Vollbeschäftigung sein
      Wie "teuer" ist ein Menschenleben?

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      "Die größte Gefahr sehe ich in dem Kulturbruch einer bisher der Humanität verpflichteten Patientenversorgung durch ein immer weiter um sich greifendes Denken der Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn sich dieser "Ökonomismus" mit Grenznutzenrechnung in der Versorgung kranker Menschen breitmacht, dann sind wir einer ethischen Talfahrt, an deren Ende die Verfügbarkeit menschlichen Lebens stehen könnte - so weit dürfen wir es nie kommen lassen!"

      Prof. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem Außerordentlichen
      Deutschen Ärztetag am 18. Februar 2003 in Berlin


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      Zu den Schreckensmeldungen von den Sozialversicherungen gesellt sich nun auch eine weitere von der Pflegeversicherung, die 2002 ein Defizit von fast 400 Mio. Euro erwirtschaftete - das größte seit ihrer Gründung vor acht Jahren. Noch gibt es Finanzpolster von etwa 4,9 Mrd. Euro, doch auch hier diskutiert man schon eifrig um Fortbestand oder Ableben, um Privatisierung, Umverteilung oder weitere Kürzung der ohnehin dürftigen Leistungen. Natürlich steht auch wieder die Frage der Beitragserhöhung (von derzeit 1,7% vom Lohn) auf dem Programm.

      Doch schon Albert Einstein sagte, daß Probleme nicht mit Denkmustern zu lösen sind, die zu ihnen geführt haben. Wie wäre es, einmal ganz andersherum statt nur über den notdürftigen Erhalt der sozialen Sicherungssysteme lieber über ein "Grand Design" nachzudenken, wie diese Systeme heute funktionieren müßten, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden?

      Momentan dreht sich die Geisterdebatte unabwendbar in einem immer enger werdenden, selbstgezogenen Kreis. Damit ist nicht die simple Tatsache gemeint, daß die Kopplung der Einnahmen an die Löhne und Gehälter bei einer hohen Arbeitslosigkeit natürlich die Finanzierungsgrundlage der sozialen Systeme wegbrechen läßt. Problematisch ist das zweite "Teufelskreis-Axiom". Wir alle haben es tausendfach gehört: "Höhere Arbeitslosigkeit führt über höhere Beiträge zu höheren Lohnnebenkosten und so letztlich zu höherer Arbeitslosigkeit." Dabei wird schlicht übersehen, daß der Grund für die Arbeitslosigkeit eben nicht ursächlich in den höheren Sozialversicherungsbeiträgen liegt, sondern in einer weltumspannenden Wirtschaftskrise, die sich nach und nach aus schwerwiegenden politischen Fehlern und brutalen Axiomen entwickelt hat - wir haben es in dieser Zeitung immer wieder beschrieben.

      Das ist der wunde Punkt: Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte war durchtränkt von Bekenntnissen zur darwinistischen "Macht des freien Marktes", die an keinerlei ethische und moralischen Gesetze gebunden ist. Was sich schnell in Geld und Macht umwandeln ließ, war gut, was dabei störte, schlecht. Doch der Gier wohnt gewissermaßen ein "Selbstzerstörungsgen" inne, welches nicht mehr erkennen läßt, daß man notwendigerweise gewisse Regeln befolgen muß, wenn man realen, gesunden und verläßlichen Wohlstand schaffen, sichern und erhalten will.

      Die Jagd nach dem schnellen Geld hat das ignoriert. Bildlich gesprochen wurde nicht länger in die Pflege des Zitronenbaumes oder in die Anlage neuer Zitronenplantagen investiert, sondern die vorhandenen Zitronen einfach ausgequetscht - bis zu dem Punkt, wo man wieder ernten will und plötzlich feststellt, daß der alte Baum von Schädlingen zerfressen ist, da man ja die Kosten und Mühen neuer Anpflanzungen und der Schädlingsbekämpfung scheute, und es keine neue Ernte mehr geben wird.

      Übertragen auf das heutige Weltgeschehen heißt es: Das, was langfristig Frieden und Sicherheit auf unseren Erdball hätte garantieren können, wurde versäumt. Die überwiegende Anzahl der Menscheit lebt nicht erst seit gestern in Armut - die logische und einzig menschliche Antwort darauf wären riesige Aufbauprogramme gewesen. Statt dessen wurde eine malthusianisch geprägte, arrogante technologische und finanzielle "Apartheid" betrieben. Länder wurden durch unbezahlbare Wucherkredite in den Zustand absoluter Armut und Abhängigkeit hineinmanövriert, um sie dann in neokolonialer Manier besser kontrollieren, ausquetschen, als Einflußsphäre für globale politische Schachzüge mißbrauchen zu können und insbesondere für die Zukunft gigantische Rohstofflager "in petto" zu haben.

      Das gleiche spielt sich hierzulande bislang nur in abgeschwächter Form ab, doch es gelten dieselben mörderischen, falschen, dummen Axiome. Hier wie dort zählte lange Zeit nur das "schnelle Geld", das man durch Wucherzinsen und Spekulationen erzielte, während die Investionen in Realwirtschaft, Bildung und Gesundheit rapide sanken. Der Mensch kommt in diesem Weltbild bestenfalls noch als Käufer, als "Kaufkraft" vor. Kann er diese Rolle nicht mehr erfüllen, wird er zum Kostenfaktor, der möglichst schnell entsorgt werden muß.

      Wie konnte es sonst dazu kommen, daß das Wort "Lohnnebenkosten" zum Totschlagsargument gegen jeden Vorschlag avancierte, der eine vernünftige soziale Vorsorge wahren will? Sicher, die Steuern sind hoch und ein unübersichtliches Gestrüpp, die Lohnnebenkosten auch kein "Klacks". Grundsätzliche Bestandsaufnahme und Diskussionen über vernünftige Änderungen sind da an und für sich nichts Verwerfliches - aber sie dürfen nicht isoliert von der sonstigen Wirtschaftspolitik stattfinden, und schon gar nicht unter dem alleinigen Vorzeichen des Sparens! Unter den gegenwärtigen politischen und weltwirtschaftlichen Bedingungen und Denkweisen wird auch eine Senkung der Lohnnebenkosten die Arbeitslosigkeit nicht signifikant verringern. Denn dies setzte die Existenz bzw. Existenzmöglichkeit haltbarer, produktiver Arbeitsplätze und kaufkräftiger Absatzmärkte voraus. Daran ändert auch die Vermittlung in irgendwelche ominösen "Ich-AGs" nichts.



      Ziel muß Vollbeschäftigung sein
      Die älteren Leser werden sich erinnern: Zu Zeiten der Vollbeschäftigung (und auch noch eine ganze Reihe von Jahren später) hatten wir keine Schwierigkeit, die Notwendigkeit des Erhalts unseres sozialen Netzes einzusehen und zu finanzieren - und selbstverständlich auch für diejenigen, die noch nicht oder nicht mehr am aktiven Arbeitsprozeß beteiligt waren.

      Heute sind es die Millionen von arbeitslosen Menschen sowie stagnierende oder sinkende Löhne und Gehälter, welche die gesetzlichen Sicherungssysteme und deren Leistungsvolumen wegen der direkten Kopplung an die Einnahmen der abhängig Beschäftigten belasten. Aber diese Kopplung teilweise oder ganz zu unterbrechen und/oder über Privatisierungen zu diskutieren, wird nicht weiterhelfen. Denn Leistungen von Kranken- und anderen gesetzlichen Sozialversicherungen müssen schließlich, ob privat oder gesetzlich abgesichert, erst einmal erwirtschaftet werden.

      Das aber ist nicht absehbar, solange an der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik festgehalten wird. Nach einer Faustformel der OECD führt bereits ein halber Punkt weniger Wachstum zu Steuermindereinnahmen von 1 Mrd. Euro allein beim Bund. Und für 100000 Arbeitslose mehr müssen der Bund und die Bundesanstalt für Arbeit zusammen rund 800 Mio. Euro zusätzliche Ausgaben einplanen. Hinzu kommen die erforderlichen Zuschüsse etwa in die Rentenversicherung.

      Heißt das nun, daß wir die sozialen Sicherungssysteme tatsächlich nicht mehr bezahlen können und deshalb aufgeben müssen? Nein. In Notzeiten ist der Staat grundgesetzlich und sozialgesetzlich verpflichtet, die medizinische und soziale Versorgung der Bürger sicherzustellen. Gleichzeitig aber muß natürlich an politischen und wirtschaftlichen Veränderungen gearbeitet werden, die endlich wieder in Richtung Vollbeschäftigung gehen.

      Zweitens muß eine grundlegende Kehrtwende in der Betrachtungsweise unserer gesetzlichen Sicherungssysteme stattfinden. "Teuer" ist dabei ein sehr relativer Begriff. Es geht bei unserem sozialen Sicherungssystem - um das uns die Welt immer noch beneidet - schließlich nicht um den Erhalt einer Imbißbude, sondern bei der Pflege-, Kranken-, Renten- und auch Arbeitslosenversicherung um zentrale Versorgungsinstitutionen, die ihren Preis haben und an deren Erhalt und Qualität man lieber nicht rütteln, sondern vielmehr weiter ausbauen sollte. Ein Mehr an Leistungen ist nun einmal der Preis einer Gesellschaft mit einer hohen und steigenden Lebenserwartung.



      Wie "teuer" ist ein Menschenleben?
      Die wichtigste Ressource eines jeden Staates ist fraglos der einzelne Bürger, von dessen Ausbildung, Gesundheitsstandard, Motivation die Gestaltung der Gegenwart wie auch der Zukunft abhängt. Gerade wenn man nun die sprichwörtliche Karre mit vereinten Kräften aus dem Dreck ziehen muß, wäre es doch völlig verkehrt, den Arbeitern die Wurst vom Brot zu nehmen oder zu diskutieren, wieviel Wurstscheiben für den Helfer man sich denn noch leisten kann, damit er seine Arbeit noch gerade so eben ausführen kann. Die interessantere Frage lautet doch: "Was benötigen wir, um unsere Bürger in die Lage zu versetzen, hierzu ihren Beitrag dauerhaft und kreativ zu erfüllen?" Angemessene medizinische Versorgung und soziale Absicherung sind ebensowenig "Kaviar-Leistungen" wie eine gute Ausbildung, sondern schaffen die notwendige Ruhe, die körperliche wie die psychologische Möglichkeit und Bereitschaft, überhaupt für das Gemeinwohl im Staat zu arbeiten.

      Alles andere kann nur den Verdacht erhärten, daß man dies gar nicht will.

      So wie die Welthegemoniepolitik der letzten Jahrzehnte gegenüber den Entwicklungsländern von einer rassistischen Sicht des Menschen als eine Art Nutztier auf zwei Beinen geprägt war, das man ohne Bedenken zum Schlachthof führt, wenn es lahmt, entkräftet umfällt oder "aufmuckt", so ist es auch weiten Teilen der übrigen Weltbewohner ergangen. Der offene Rassismus, das Recht des Stärkeren ist hierzulande zum Glück noch recht verpönt; um so größere Mühe wird darauf verwandt, neue "Ethiken" zu erfinden, um eine unsoziale Politik zu begründen. Doch hier wie dort ist und kann das Ergebnis nur destruktiv sein: Tragödien, ohnmächtiger Haß und immer neue Kriege dort - Wut, innerliche Distanz und Rückzug aus Politik und Gesellschaft hier. Und auch hier herrscht Krieg: In unseren Krankenzimmern und Pflegeheimen kämpfen Menschen inzwischen buchstäblich um ihr Leben. Wir werden in einer der nächsten Ausgaben dieser Zeitung Einzelheiten dazu berichten.

      Keiner, der nicht bereits vollkommen abgestumpft ist, kann dauerhaft in einem Lande leben und für ein Land arbeiten wollen, das ihn und seine Mitmenschen in lebensnotwendigen Bereichen nur noch als "Kostenfaktor" ansieht, an dem es zu sparen gilt, egal, wie sehr er bluten wird - ein Land, wo ständig immer gravierendere Sparforderungen am grünen Tisch erhoben werden, es aber am Mut und am Verstand zu der radikalen wirtschaftspolitischen Wende zum weltweiten Wiederaufbau fehlt, die alleine realen Reichtum, sichere und genügend Arbeitsplätze, Friede und Völkerverständigung schaffen kann!

      Was muß noch passieren, bis wir erkennen, daß hier nicht statistische Zahlen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut auf dem Altar falscher Axiome geopfert werden? Verkörpern die vielen arbeitslosen Menschen mit ihren jeweiligen Schicksalen nicht schon genug Elend, um ein Umdenken einzuleiten?! Wie viele Berichte müssen der Öffentlichkeit die schreckliche Wahrheit um die Ohren schlagen, daß auch hierzulande Menschen bei lebendigem Leibe verfaulen, verhungern und verdursten - damit sich der "Faktor Arbeit" auf Teufel komm `raus nicht noch weiter "verteuert"? Wobei neue Arbeitsplätze unter den gegebenen politischen Axiomen nicht einmal in Sicht sind! Nach dem Willen des Kanzlers sollen wieder allein in der gesetzlichen Krankenversicherung 25 Mrd. Euro eingespart werden, heißt es, um die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung bis 2004 um mindestens zwei Prozentpunkte zu drücken und so - wie sollte es anders sein - "die Lohnkosten zu senken".

      Man muß die Frage stellen: Befindet sich der "Preis" eines Menschenlebens auf dem "freien Markt" schon ähnlich im freien Fall wie die Börsentitel? Wollen wir das hinnehmen? Gibt es überhaupt etwas Wertvolleres und "Teureres" als ein Menschenleben?

      Jutta Dinkermann, Vorstandsmitglied des Club of Life
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 18/2003
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 23:39:42
      Beitrag Nr. 2.629 ()
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      [b ]Sell in May and go away[/b]



      von Jochen Steffens

      Heute noch der Nachtrag zu den gestrigen Ereignissen rund um die Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen. Wie ich schrieb, kam es trotz "überraschend" guter Zahlen des US-Verbrauchervertrauens plötzlich zu deutlichen Verkäufen. Die "offizielle" Begründung der Analysten dafür war, dass durch diese positiven Zahlen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung geringer wurde. Das soll auch den heutigen Anstieg des Euros über sein letztes Hoch begründet haben und natürlich den Anstieg beim Gold. Gold geht auf die 339 Dollar Marke. Sollte Gold diese Marke brechen, dann rechne ich mit Kursen bis wieder 360 Dollar. Und der Euro-Call wird natürlich weiter gehalten. Aber auch das Dax-Short Zertifikat.

      Zurück zu gestern. Ein Zinssenkung wird also unwahrscheinlicher. Heute redet Alan Greenspan und die Märkte hängen an seinen Lippen. Wiedereinmal wird jedes Wort einzeln in Tonhöhe, Aussprache und Sinnzusammenhang analysiert werden. Denn alle rechnen damit, dass sich Grennspan optimistischer zur amerikanischen Wirtschaft äußert. Zudem hoffen viele Analysten auf Kommentare bezüglich des Wortes "Zinssenkung". Doch ich befürchte wiedereinmal werden sich die Analysten von den Aussagen Greenspans enttäuscht zeigen. Denn auch jetzt ist es noch zu früh, um die Auswirkungen des Kriegs abzusehen.

      Mal ganz ehrlich, dass das Verbrauchervertrauen nach einem erfolgreichen Krieg ansteigen wird, schreibe ich schon seit Wochen. Und dazu bedürfte es keiner besonderen Weitsicht oder einer Kristallkugel. Es war zu offensichtlich. Und ich glaube kaum, dass irgendein ernstzunehmender Analyst der großen Banken das angezweifelt hätte. Die Verkäufe gestern haben nichts mit "Zinssenkungen" zu tun. Warum sollte Greenspan auch in eine Rallye hinein die Zinsen senken? Insbesondere da er noch vor Kurzem gesagt hat, dass zurzeit die Auswirkungen des Irakkrieges noch nicht abzuschätzen seien. Deutlicher kann man doch nicht darauf hinweisen, dass hier erst einmal längeres Abwarten gefragt ist ...

      Nein, wenn ich mir den Börsenverlauf der amerikanischen Indizes anschaue, habe ich das dumpfe Gefühl, dass in die Euphorie nach dem Verbrauchervertrauen hineinverkauft wurde. Wieder stieg der Umsatz bei fallenden Kursen deutlich an. Dass jedoch nach diesem Abverkauf, der deutliche Bearsignale an den Markt sendete, munter weiter gekauft wurde, ist schon auffallend. Nein, die Bullen wollen den Markt nicht so schnell hergeben.

      Sie wissen an den Börsen kann alles geschehen. Aber ich weiß, dass im Moment kein guter Zeitpunkt ist um Aktien zu kaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse weiter steigen ist wesentlich geringer, als dass sie fallen. Hier sollten Sie abwarten. Vielleicht ein paar Gewinne mitnehmen, Stopps setzen und dem Theater gelassen zuschauen. So lange bis die Entscheidung fallen wird. UND Sie wird fallen ...

      Im übrigen gilt: "Sell in May and go away". Schaut man sich die historischen Charts an, erkennt man, dass die Märkte dazu neigen, bis zum Mai/Juni anzusteigen und danach bis September wegzubrechen. Allein die umsatzschwachen Sommermonate sind selten geeignet eine Rallye zu starten. Ich habe mir gedacht, ich befolge diese Börsenweisheit und verabschiede mich für zwei Wochen in den Urlaub. Ich werde am Wochenende nach Südfrankreich fahren, um den dortigen Frühling zu genießen. Aber keine Sorge, ich werde weiterhin für Sie da sein und weiterhin einen täglichen Marktkommentar verfassen.

      Noch einmal zur Börse: Ein weiteres Indiz, dass meine bearishe Einschätzung unterstützt, war heute die Veröffentlichung der Zahlen zum Chicagoer Einkaufsmanagerindex für April 2003

      Der Einkaufsmanagerindex ist auf 47,6 zurückgegangen. Erwartet wurde er bei 48,0 bis 49,1 nach zuvor 48,4.

      Wenig verheißungsvolle Zahlen. Wann werden die Bullen endgültig einbrechen? Ich bin gespannt was Alan Greenspan von sich gibt ... Dazu am Freitag eventuell mehr.

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      Zum US-Dollar

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      In Paris (ich lebe und arbeite seit ein paar Jahren in Frankreich) scheint die Sonne. Die Blumen blühen. Die Aktien steigen. Was könnte man sich mehr wünschen?

      Werden Sie mir vergeben, liebe(r) Leser(in), wenn ich mir an dieser Stelle noch einmal über den Dollar Sorgen mache?

      Nicht, dass ich etwas Neues zu diesem Thema zu sagen hätte. Aber was ich zum Dollar gesagt habe, scheint mir so wichtig zu sein, dass ich mir nicht helfen kann – ich muss es einfach noch einmal wiederholen; dadurch fühle ich mich clever.

      Alles, was wir kaufen ... hängt vom Wert des Dollars ab. Das gilt zumindest für die Amerikaner. Und dennoch denkt kaum jemand darüber nach. In den USA vertraut die große Mehrheit der Bevölkerung darauf, dass die Fed schon das Richtige machen wird. Wenn es ein Problem geben sollte – dann rechnet man damit, dass die Fed das schon richten wird.

      Laut dem Fed-Gouverneur J. Alfred Broadus Jr. hat die Fed bewiesen, dass sie ein "Inflations-Bekämpfer" sein kann. Jetzt will sie der Welt zeigen, dass sie auch ein "Deflations-Bekämpfer" sein kann.

      Aber die Fed als "Inflations-Bekämpfer" zu bezeichnen, ist vielleicht nicht ganz richtig. Seit der Gründung der Fed (1913) hat sich die Inflation so ausgebreitet, dass man – wenn man sein Geld damals in Gold angelegt hätte – heute 20 Mal so viel hätte, als wenn man das Geld in Dollar gehalten hätte.

      Die Fed hat die Inflation nicht so sehr bekämpft – sondern sogar selbst hervorgerufen.

      Aber ich will nicht anklagen, sondern ich mache mir nur Sorgen. Das aktuelle Leistungsbilanzdefizit geht auf 6,5 bis 7,5 % des BIP zu. Das amerikanische Haushaltsdefizit wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich Billionen erreichen. Das amerikanische Handelsbilanzdefizit geht Richtung 2 Milliarden Dollar pro Tag. Dieser Geldabfluss hat dazu geführt, dass in den USA Anlagevermögen im Wert von 8 Billionen Dollar in den Händen von ausländischen Investoren ist.

      Marc Faber schreibt: "Je mehr US-Anlagen von Ausländern gehalten werden, desto verwundbarer werden die USA, und das gilt nicht nur für den Wert des Dollars, sondern auch für Aktien und Anleihen, denn die Ausländer halten etwa 30 % der US-Staatsanleihen (nicht berücksichtigt sind die US-Staatsanleihen, die die Fed hält) ... 13 % der US-Aktien und 23 % der Unternehmensanleihen."

      Sie wissen, dass ich Amerikaner bin und in Paris lebe. Ich habe lange genug unter "Ausländern" gelebt, um sie kennen zu lernen. Es sind anständige Leute, größtenteils, aber sie sind keine Idioten. Eines Tages ... ich wäre froh, wenn ich wüsste, wann ... werden sie genug davon haben, so viele Dollar zu besitzen. Dann wird Amerika plötzlich sehr viel ärmer sein.

      "Ich wäre als Ausländer alarmiert, wenn ich mein Vermögen in den USA angelegt hätte", so Faber weiter. "Angesichts der Abhängigkeit der USA von Kapitalimporten ist die Einführung von Devisenaustauschkontrollen ziemlich wahrscheinlich."
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      Neue "Ära der Ehrlichkeit"?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City

      Gibt es an der Wall Street einen neuen Bullenmarkt? Alles ist möglich, natürlich – schließlich hat auch der letzte Winter in Manhattan schon 15 Monate gedauert –, aber ich glaube, dass die Investoren, die heute bei einem Dow Jones-Stand von 8,500 Punkten einsteigen, genauso wenig Erfolg haben werden wie die, die bei rund 10.000 Punkten vor einem Jahr eingestiegen sind.

      Ich finde weiterhin, dass es eine schlechte Idee ist, Aktien mit einem KGV von 30 und ohne überzeugende Gewinndynamik zu kaufen. Allerdings ist es leicht, zu sehen, warum die Bullen so aufgeregt sind: Der Krieg ist endlich vorbei. Ich beziehe mich dabei übrigens auf den Krieg zwischen den Brokerhäusern der Wall Street und der Börsenaufsicht.

      In einem "historischen Abkommen" zwischen der Börsenaufsicht und Merrill Lynch, Credit Suisse First Boston, Salomon Smith Barney und sieben anderen Häusern stimmten die Letzteren zu, 1,4 Milliarden Dollar als Strafe für fehlerhafte Research-Berichte zu zahlen. Die 10 Brokerhäuser gaben ihre Schuld zwar nicht explizit zu, aber sie zahlten die 1,4 Milliarden Dollar trotzdem. Ich meine, dass ein Unschuldiger nur selten zustimmen würde, 1,4 Milliarden Dollar Strafe zu zahlen ... aber ich will daraus keine Schlussfolgerungen ziehen.

      König Salomo sagte einmal: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne." Und an der Wall Street gibt es ganz bestimmt nichts Neues. Von Jahr zu Jahr ändern sich die Regeln ein bisschen, aber das Spiel bleibt das gleiche. Das jüngste Abkommen zwischen der Börsenaufsicht und den Brokerhäusern zeigt nur, dass die Brokerhäuser neue Wege suchen müssen, um ihre Kunden betrügen zu können ... unterschätzen Sie den Einfallsreichtum dieser Brokerhäuser nicht.

      Die Brokerhäuser verstehen, dass sie von Zeit zu Zeit heilige Lämmer opfern müssen, um das Spiel weiterspielen zu können. Solche heiligen Lämmer, die geopfert wurden, waren Internet-Analysten wie Henry Blodget oder Jack Grubman. Ihre ehemaligen Arbeitgeber versuchen sich jetzt von diesen ehemaligen Star-Analysten zu distanzieren.


      Die Börsenaufsicht hat diese Woche mitgeteilt, dass diese beiden ehemaligen Analysten zugestimmt haben, 19 Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Außerdem sind sie auf Lebenszeit aus der Finanzindustrie ausgeschlossen.

      Interessanterweise ist Mary Meeker, Staranalystin von Morgan Stanley, nicht betroffen. Wer hat gesagt, dass Ritterlichkeit tot ist?

      Sind die Finanzmärkte also jetzt wieder für Witwen und Waisen sicher? Nicht so schnell. Die ausgewiesenen Gewinne könnten zwar ehrlicher geworden sein, aber dafür auch magerer. Und die neue "Ära der Ehrlichkeit" wird wahrscheinlich nicht lange andauern ...

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      Neues von Rumsfeld

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Was ist das ... noch ein Amerikaner bzw. eine Amerikanerin, die sich über die Franzosen beschwert? Aber diesmal geht es nicht um Außenpolitik, sondern um Landwirtschaftspolitik. Ingrid Newkirk, Präsidentin einer Tierschutzorganisation, findet es nicht gut, wie in Frankreich Gänse gestopft werden.

      Auch den Gänsen und Enten gefällt es wahrscheinlich nicht, wenn enorme Mengen an Futter in ihre Hälse gestopft werden, um ihre Lebern zu vergrößern. Die Tiere können sich nicht beschweren, die Tierschützer schon. Ms. Newkirk will ihre eigene Leber nach ihrem Tod nach Frankreich schicken, als symbolischen Protest. *** Ich habe im International Herald Tribune gelesen, dass Donald Rumsfeld in einer Rede zu den US-Truppen im Irak die Einnahme von Bagdad mit der Befreiung von Paris im Zweiten Weltkrieg verglichen hat.

      Was müssen die Veteranen des Zweiten Weltkriegs da denken? Die alliierten Soldaten sind bei der Invasion Frankreichs zu Tausenden gestorben, und sie kämpften gegen einen entschlossenen, gut bewaffneten und disziplinierten Feind, um Frankreich zu befreien. Heute steht Rumsfeld an der Spitze der Top-Armee der Welt, er hat ein ausgemergeltes Höllenloch der Dritten Welt erobert und denkt, dass er General Patton (erfolgreicher US-Panzergeneral des Zweiten Weltkriegs) sei.
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      SARS

      von Marc Faber

      Obwohl SARS nicht so ansteckend ist wie die Grippewelle von 1918, ist die Sterblichkeitsrate bei SARS höher. Und SARS zeigt, dass infektiöse Krankheiten zunehmend ein globales Problem werden. Die Fortbewegung per Flugzeug kann eine Krankheit in kürzester Zeit über die ganze Welt verbreiten.

      Mit anderen Worten – wie es schon bei Krankheiten wie AIDS oder dem West Nil-Virus war: Der Ausbruch einer Epidemie irgendwo auf der Welt wird bald überall auf der Welt eine Bedrohung.

      Die dichte Zusammendrängung von Menschen, Hühnern und Vieh – besonders Schweinen – im südlichen China führt dazu, dass diese Region geradezu eine Brutstätte für genetisch neue Grippewellen ist. Das konnte man schon 1997 bemerken, als es eine Grippewelle unter Hühnern gab, der mehr als eine Million Hühner zum Opfer fielen. Jeden Tag überqueren 400.000 Menschen die Grenze von Hongkong nach Festlandchina (in der letzten Zeit ist diese Zahl um 50 % zurückgegangen.)

      Der Ausbruch von SARS ist ein harter Schlag für die bereits vorher verletzliche Wirtschaft von Hongkong, und es ist auch ein harter Schlag für andere asiatische Volkswirtschaften, in denen der Tourismus für bis zu 10 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich ist.

      In Hongkong sind die Einzelhandelsumsätze um 50 % zurückgegangen (!), und in den Hotels stehen 20 % der Zimmer leer. Restaurants und Kneipen leiden, die Fluggesellschaften reduzieren die Zahl ihrer Flüge nach Hongkong und nach Asien allgemein, und viele Konferenzen, die in der Region abgehalten werden sollten, sind abgesagt worden.

      Die Angst vor SARS hat – ob gerechtfertigt oder nicht – die asiatischen Volkswirtschaften stärker beeinflusst als der Irakkrieg, der die apolitischen Asiaten kaum berührt hat. Dass Krankheiten wie SARS die Wirtschaft und die Geopolitik beeinflussen können, ist nichts Neues, wie der Lauf der Geschichte zeigt.

      Ich sage damit nicht, dass die Angst vor SARS einen langfristigen und großen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben wird. Aber wenn diese hoch infektiöse Krankheit sich weiter unkontrolliert verbreitet, oder wenn in der Zukunft eine andere Infektion entsteht (was laut einigen Experten wahrscheinlich ist), dann sollten wir uns zumindest der Risiken bewusst sein.

      Aber ich sollte auf einen Artikel von David Lague verweisen, der im Juni 2001 im Far Eastern Economic Review veröffentlicht wurde. Der Titel: "Eine tödliche Grippe, bereit zum Ausbruch." In diesem Artikel schrieb David Lague, dass die Menschheit für eine Epidemie gute Vorraussetzungen böte: Die Menschen wären nicht dazu veranlagt, Immunität zu entwickeln, und eine Krankheit könnte sich leicht von Person zu Person ausbreiten.

      Lague schrieb, dass während der Hühner-Grippewelle von 1997 eventuell eine "globale Tragödie" durch das Töten aller Hühner in Hongkong abgewendet werden konnte. Damals hatte sich der Virus nicht auf Menschen übertragen. Heute hat SARS das gelernt, weshalb auch zukünftige Epidemien nicht ausgeschlossen werden können.

      Eine Seuche, die eine dauernde Auswirkung auf die Weltwirtschaft hatte, war die Pest. Sie wurde meist durch Kontakt mit Infizierten oder mit Ratten bzw. ihren Flöhen übertragen.

      Die Pest scheint es schon zur Zeit der Philister im 11. Jahrhundert v. Chr. gegeben zu haben. Sie tauchte in Europa im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. auf, und dann sehr stark wieder im 14. Jahrhundert (als der "Schwarze Tod"). Die Version des 14. Jahrhunderts kam wahrscheinlich aus der Mongolei und reiste mit Karawanen durch Asien, wo sie unter Dschingis Khan (1162–1227) ihren Höhepunkt erreichte. Das Imperium von Dschingis Khan erstreckte sich über China, einen großen Teil Russlands, Iran und Irak. Boten konnten 100 Meilen pro Tag zurücklegen. Aber zusammen mit den Karawanen und Soldaten kam auch die Pest auf die Krim und dann nach Europa.

      Nachdem der "Schwarze Tod" einen großen Teil der chinesischen Bevölkerung vernichtet hatte (in Hopei sollen 1331 90 % der Bevölkerung an der Pest gestorben sein), tauchte die Pest zuerst in der genuesischen Stadt Kaffa auf – die von den Mongolen belagert wurde. Die Mongolen warfen mit Katapulten infizierte Pestleichen in die Stadt (die wahrscheinlich erste Form von "biologischer Kriegsführung"). Von da aus breitete sich die Pest mit Schiffen aus Genua schnell im Mittelmeer und dann auch im nördlichen Europa aus. Nordafrika, Italien, Spanien und Frankreich wurden 1348 von der Pest erreicht, ebenso wie die Schweiz und Süddeutschland. England und das nördliche Deutschland folgten 1349. Die Pest wurde weder durch Gebete noch durch Alchemie oder das Verbrennen von Juden aufgehalten. Es wird geschätzt, dass die europäische Bevölkerung zwischen 1346 und dem Ende des 14. Jahrhunderts um ca. 30 % zurückgegangen ist.

      Selbst im Jahr 1500 lag die Bevölkerungszahl dieser Gebiete immer noch deutlich niedriger als in den Jahren unmittelbar vor Ausbruch der Pest. Erst 1550 war das Vor-Pest-Niveau wieder erreicht.

      Es wird geschätzt, dass die chinesische Bevölkerung von 123 Millionen vor der mongolischen Invasion im Jahr 1200 auf 63 Millionen am Ende des 14. Jahrhunderts zurückgegangen ist. Man sollte bedenken, dass dichtbesiedelte Städte stärker leiden mussten als das platte Land.

      Man kann sich vorstellen, dass ein Rückgang der Bevölkerung um 30–40 % in Europa bedeutende wirtschaftliche Folgen hatte. Dieser Bevölkerungsrückgang muss Druck auf die Land- und Hauspreise ausgeübt haben, und er wird wahrscheinlich den Handel reduziert haben. Auch die Nachfrage nach Lebensmitteln ging zurück, so dass der Getreidepreis zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts und dem Ende des 16. Jahrhunderts um 70 % einbrach.

      Knapp war hingegen plötzlich Arbeitskraft. Das bedeutet, dass die Reallöhne stiegen. Das "Verbrauchervertrauen" muss in Pestzeiten schwer gelitten haben, was Konsum, Reisen und Kneipenbesuche deutlich reduziert haben muss. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was heute wirtschaftlich passieren würde, wenn eine "milde" Infektion die Bevölkerungszahl einer Stadt oder Region, oder der ganzen Welt (wegen der schnellen Übertragungsmöglichkeiten) um 5 % reduzieren würde – von 30–40 % ganz zu schweigen! Ich wünsche das der Menschheit natürlich nicht, aber das würde zeigen, wie ineffektiv die wirtschaftliche "Weisheit" von Alan Greenspan und Ben Bernanke wäre ... die der Ansicht ist, dass alle wirtschaftlichen Probleme durch die Geldpolitik gelöst werden können!

      Ich bin mir sicher, dass sie die Geschichte der Seuchen sehr interessant finden ... aber was hat das mit dem heutigen Aktienmarkt und der Frage, ob die Aktien in der nächsten Woche steigen oder fallen werden, zu tun? Ich glaube, dass Investoren, die sich nur auf wirtschaftliche und finanzielle Statistiken berufen, nicht ausreichend informiert sind, um über die zukünftige Entwicklung von Aktienkursen, Anleihenkursen, Immobilien- und Rohstoffpreisen urteilen zu können.

      Ich war vor kurzem auf der Durchreise auf dem Flughafen von Hongkong, und ich war schockiert, da es wie in einer Geisterstadt war. Ich übertreibe nicht! Es gab kaum Passagiere in diesem normalerweise überfüllten Flughafen. Und das ist kein Wunder: Während ich das schreibe, sind in Hongkong 164 Flüge pro Tag gestrichen worden. Cathay Pacific, die Hongkonger Fluglinie, transportiert derzeit nur ein Drittel der Passagierzahlen von vor einem Jahr. Viele Hotels und Restaurants sind einfach leer. Wenn SARS nicht schnell eliminiert wird, dann werden weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten folgen. Unter normalen Bedingungen könnte man vielleicht darüber nachdenken, jetzt asiatische Tourismusaktien zu kaufen, da sie seit dem Ausbruch von SARS einen regelrechten Selloff hinnehmen mussten.

      Wenn sich SARS allerdings weiter ausbreitet und zu weiteren Reiserestriktionen führen wird, dann werden noch niedrigere Kurse nur eine Frage der Zeit sein. Ich könnte hinzufügen, das China – das Land, in dem SARS aufkam – seinen Bürgern Reisen nach Hongkong, Malaysia und Thailand untersagt hat, als "Strafe" dafür, dass diese Länder China als Ursprungsland von SARS bezeichnet haben!

      Für Tourismusziele wie Thailand, Singapur und Hongkong können die Effekte von SARS oder zukünftigen Infektionen katastrophal sein, mit langwirkenden Auswirkungen auf die Bewertungen realer und finanzieller Anlagegüter. Das gilt besonders für Hongkong, da die Wirtschaft von Hongkong besonders mit dem südlichen China verbunden ist – der Region, die für lange Zeit das Epizentrum von infektiösen Krankheiten bleiben wird.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 23:45:28
      Beitrag Nr. 2.630 ()
      Kutzers Corner


      Fester Euro? Bleibt in Europa!


      Von Hermann Kutzer


      Was hohe Volatilität ist, haben uns die Finanzmärkte wieder einmal deutlich vor Augen geführt.





      Am Dienstag schien der Dax die 3 000er-Marke endlich zu packen, seilte sich nachmittags aber wieder ab. Der Euro beendete offenbar seinen Höhenflug, doch war der Druck auf die Gemeinschaftswährung nur von kurzer Dauer; inzwischen hat sie ein neues 4-Jahres-Hoch erklommen. Nur zu Erinnerung: „Volatilität“ kommt vom lateinischen „volare“ – d.h. fliegend, flatternd, beweglich. Im modernen Sprachgebrauch bedeutet Volatilität das Ausmaß der Schwankungen von Preisen, Kursen, Zinsen innerhalb einer kurzen Zeitspanne.

      Aber auch wenn wir etwas länger zurück blicken, ist gut zu erkennen, welche Rolle Stimmungsschwankungen an den Märkten spielen und dass die schon von Kostolany so trefflich beschriebene Psychologie oft wichtiger für die Marktbeurteilung ist als fundamentale Daten: Bis ins vergangene Jahr hinein galt der Euro wegen seiner Schwäche als Sorgenkind – besser gesagt: die wirtschaftliche Verfassung der Euro-Zone. Jetzt bereitet der Euro wegen seiner immer stärker werdenden Kondition Kummer, insbesondere der deutschen Exportwirtschaft, wobei sich Europas Wirtschaftslage alles andere als verbessert hat. Die aktuellen Analysen und Prognosen bescheinigen dem Euro weiteres Potenzial – manche sehen schon 1,20 $ je Euro am Horizont.

      Politisch-psychologische Einflüsse auf die Wechselkursentwicklung einerseits und das Gewicht wirtschaftlicher Faktoren andererseits sind jedoch unberechenbar. Und es gibt keine präzise Antwort darauf, was ein anhaltender Euro-Aufschwung für die Börsen bedeuten würde. So empfiehlt sich: Vorsichtige Anleger sollten das Dollarrisiko scheuen und dort einkaufen, wo auch die internationalen Kapitalströme zur Zeit hinfließen – in Europa.

      Genießen Sie den 1. Mai – bis Freitag!

      Hier erreichen Sie den Autoren per Email: h.kutzer@vhb.de


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 30. April 2003, 12:07 Uhr
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 23:48:55
      Beitrag Nr. 2.631 ()
      Gehaltsniveau sinkt 2002 nur leicht


      Amerikas Chefs kassieren trotz Krise kräftig



      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt


      Aktienoptionen sind kein sicherer Weg mehr, um reich zu werden. Dennoch verdienen US-Manager prächtig. Weitere Gehaltssprünge aber sind unwahrscheinlich, wachsame Investoren hoffen auf schärfere Bilanzregeln.





      NEW YORK. Der Computerhersteller Apple gilt bei seinen Fans als besonders innovativ. Für Apple-Chef Steven Jobs trifft das zweifellos zu. Er fand zum Beispiel einen kreativen Weg, um sich im vergangenen Jahr ein Gehalt von sage und schreibe 78,1 Mill. $ zu sichern.

      Dabei sah es zunächst schlecht aus für Steven Jobs: Seine Aktienoptionen drohten wertlos zu verfallen, weil die Apple-Aktie 2002 um mehr als ein Drittel abstürzte. Doch Jobs tauschte die Optionen kurzerhand in Belegschaftsaktien um. Deren Wert machte den Apple-Chef zu einem der bestbezahlten Manager des vergangenen Jahres.

      Wirtschaftsprofessoren preisen Aktienoptionen als ideal, um die Entlohnung der Topmanager an den Unternehmenserfolg zu koppeln. Doch Umtauschaktionen wie bei Apple konterkarieren dieses hehre Ziel. So hat der katastrophale Börsentrend in der Praxis nur die krassesten Exzesse bei der US-Managervergütung begrenzt.

      Das Gesamteinkommen der US-Topmanager fiel 2002 um 8,7 % auf durchschnittlich 7 Mill. $. Das ermittelten die Marktforscher von Equilar aus den Pflichtmitteilungen von 333 US-Konzernen, die im Aktienindex S & P 500 notiert sind. Der Rückgang beruhte ausschließlich darauf, dass die Aktienoptionen der Manager wegen der Börsenkrise weniger abwarfen. Dagegen stiegen alle anderen Gehaltsbestandteile – von Boni über Belegschaftsaktien und Zusatzleistungen bis zum Festgehalt. Zum Vergleich: Investoren, die in Aktien des S&P-500-Index investierten, verloren im vorigen Jahr 22,1 % ihres Investments.

      Einige Führungskräfte mussten jedoch harte Einbußen hinnehmen. „Mehr als ein Viertel der CEOs bekam 2002 keine Gehaltserhöhung, 18 Prozent gingen völlig ohne Bonus nach Hause“, sagt Michael Kramarsch, Managing Partner von Towers Perrin Deutschland. Towers Perrin analysierte den Gehaltstrend an der Spitze von 75 führenden US-Konzernen, deren Vorstand in 2002 und 2003 nicht wechselte.

      Womöglich schlägt der Absturz der Aktienkurse aber auch erst zeitverzögert auf die Managergehälter durch. Jedenfalls sind viele US-Firmen bescheidener geworden. „In der Vergangenheit wollte jeder seine Spitzenkräfte überdurchschnittlich gut bezahlen. Das führte zu einer enormen Aufwärtsspirale“, sagt Towers-Partner Kramarsch. Neuerdings orientierten sich dagegen immer mehr US-Firmen am Mittelfeld. Das ergab die Analyse der Pflichtmitteilungen an die Börsenaufsicht SEC. Darin sind detaillierte Angaben über Vergütung und Gehaltspolitik enthalten. Dies könnte ein klarer Hinweis darauf sein, dass die Zeit der Übertreibungen womöglich bald schon vorbei ist.

      Ein weiterer Trend: Aktienoptionen werden als Vergütungsinstrument weniger beliebt. Kein Wunder – denn zum einen sind die Papiere nichts mehr wert, wenn die Aktienkurse in den Keller rauschen. Zum anderen können allzu gierige Chefs durch neue Bilanzregeln entlarvt werden. Denn Investoren achten heute auf den Verwässerungseffekt, den sie durch die Ausgabe frischer Aktien an die Manager erleiden. Zwar tauchen die Kosten der Optionspläne in der Gewinnrechnung der meisten Firmen noch nicht auf, doch dürften die Internationalen Bilanzierungsregeln (IAS) und die US-Regeln (US-GAAP) geändert werden und mehr Transparenz bringen.

      Laut einer Studie der Dresdner-Bank-Investmenttochter Kleinwort Wasserstein wären die Nettogewinne der US-Firmen im S&P-500-Index um 46 % niedriger ausgefallen, wenn der Aufwand für Optionen berücksichtigt worden wäre. Genau das ist womöglich bald vorgeschrieben. Eine entsprechende Reform der US-Bilanzregeln und der IAS-Regeln liegt als Entwurf vor. Noch ist allerdings nichts entschieden.

      Bislang weisen die meisten Unternehmen die Kosten der Optionspläne nur in den Fußnoten der Jahresabschlüsse aus. Hinzu kommt: Anders als in Deutschland können die Vorstände von US-Unternehmen sich ihre Aktienoptionsprogramme bislang selbst genehmigen, ohne ihre Aktionäre zu fragen. Doch nach der geplanten US-Bilanzreform würde auch dies abgeschafft. Dann bräuchte Apple-Chef Jobs bald wieder all seine Kreativität, um sich ein weiteres rekordverdächtiges Gehalt zu verschaffen.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 30. April 2003, 07:21 Uhr
      Avatar
      schrieb am 01.05.03 00:06:48
      Beitrag Nr. 2.632 ()
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      ABN Amro zum dritten Mal wegen Kursmanipulation mit Geldstrafe belegt

      Aktienhändler treiben Kurse künstlich nach oben - US-Kunde schönt damit Wertentwicklung der eigenen Fonds


      London - Die Mühlen der britischen Börsenaufsicht mahlen langsam, aber wer einmal in ihr Räderwerk gerät, muss aufpassen, wieder heil herauszukommen. Diese Erfahrung hat ABN Amro gemacht. Wegen mehrerer Delikte aus dem Jahre 1998 wurde die niederländische Großbank jetzt zu 900.000 Pfund (1,5 Mrd. Euro) Geldstrafe verurteilt.


      Die Financial Service Authority (FSA) ist überzeugt, dass das holländische Geldhaus zwischen April und Oktober 1998 mindestens dreimal die Kurse von Aktien manipulierte, gleichzeitig hätten die internen Kontrollen versagt. In einem Fall verabredete ein Großkunde aus Boston, dem Vernehmen nach die Fondsgesellschaft Oechsle International Advisers, mit dem Chef des ABN-Amro-Aktienhandels in New York, die Kurse von Carlton Communications, British Biotech, Volkswagen und Metro künstlich hochzutreiben. Die Fondsgesellschaft wollte auf diese Weise die Performance der Depots frisieren.


      Zwar ist durch diese Kursmanipulation kein Anleger unmittelbar geschädigt worden, denn die Fondsgesellschaft hat die Aktien quasi an sich selbst zu höheren Preisen verkauft. Doch nach Ansicht der FSA wurden dadurch die Marktkräfte verzerrt und das Vertrauen der Anleger geschädigt. FSA-Ermittlerin Carol Sergeant sagte: "Es geht hier nicht um Einzelfälle. Die Wiederholungen zeigen, dass es keine robuste Kontrolle des Wertpapierhandels gab."


      ABN Amro war sehr wohl bewusst, dass die eigenen Mitarbeiter unsaubere Handelsmethoden praktizierten. Der zuständige Compliance-Officer hatte nach Angaben der FSA seine Vorgesetzten über entsprechende Mängel informiert, doch das Management zog daraus keine Konsequenzen.


      Nicht nur die Bank wird zur Kasse gebeten, auch der damalige Leiter des britischen Aktienhandels, Michael Ackers, muss eine Strafe von 70 000 Pfund bezahlen. Er war dafür verantwortlich, dass der Aktienkurs von Carlton Communications in den zehn letzten Handelsminuten des 30. April 1998 von 515 auf 555 Pence gestiegen war. 99 Prozent der getätigten Umsätze gingen dabei auf das Konto von Ackers. Ein Berufsverbot wurde nicht verhängt, weil der Händler nur im Auftrag eines "drängenden Kunden" gehandelt habe. Gegen einen anderen, nicht genannten ABN-Amro-Händler hatte die Vorgängerbehörde der FSA bereits 1998 ein befristetes Berufsverbot verhängt, das im Dezember 2001 abgelaufen war.


      Es war die bisher fünfthöchste Geldstrafe, die je gegen ein Unternehmen im Londoner Finanzdistrikt verhängt wurde. Bisheriger Spitzenreiter ist Credit Suisse First Boston. Die Schweizer Investmentbank musste im Dezember 2002 vier Mio. Pfund zahlen, weil sie versucht hatte, die japanische Wertpapieraufsicht in die Irre zu führen. Die Niederländer wurden für die Vorfälle aus dem Jahre 1998 dagegen bereits zum dritten Mal mit einer Geldstrafe belegt. her




      Artikel erschienen am 30. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 01.05.03 00:10:19
      Beitrag Nr. 2.633 ()
      ---


      Markenartikler kämpfen gegen Billigprodukte
      Erstmals gemeinsame Werbekampagne der Hersteller - Verbraucher sollen wieder zu Qualitätsmarken greifen


      von Burkhard Riering


      Kampf gegen den Geiz
      Foto: ddp
      Berlin - In Zeiten, in denen Geiz gesellschaftsfähig geworden ist, bleiben die teuren Markenartikel in den Regalen der Einzelhändler liegen. Discounter wie Aldi und Lidl sind dagegen mit ihren Eigenprodukten die großen Profiteure der neuen Bescheidenheit.


      Der Markenverband will jetzt gegen den starken Boom der preiswerten Handelsmarken Front machen. Er hat seine Mitglieder - Deutschlands führende Markenhersteller - zu einer konzertierten Aktion bewogen, die den Reiz der Marke statt den Geiz der Verbraucher fördern soll. Erstmals haben sich die Konzerne, die sonst Konkurrenten sind, zu einer gemeinsamen Werbeaktion zusammengetan. Sie wird Mitte Mai starten und im Fernsehen, auf Plakaten sowie in Zeitschriften und Zeitungen zu sehen sein. "Die Marke. Etwas anderes kommt mir nicht in die Tüte", heißt der Slogan der Kampagne, die sich die Konzerne 25 Mio. Euro kosten lassen.


      "Die Kampagne soll dazu beitragen, die nach wie vor hohe Akzeptanz der Markenartikel bei den Verbrauchern weiter zu erhöhen und Markenprodukte noch klarer als bisher von Billigkopien zu differenzieren", sagt der Vorsitzende des Markenverbands, Johann C. Lindenberg. Genau hier liegt für die Markenhersteller derzeit das Problem: Die Verbraucher sehen in der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute den Preis als wichtigstes Kaufkriterium und meiden daher die teureren Marken. Der Marktanteil der vom Handel selbst produzierten Produkte ist seit 1998 von 18 auf nun fast 26 Prozent gewachsen.


      "Es gibt einen Weg zurück zur Marke", ist sich indes Lindenberg, im Hauptberuf Chef von Unilever Deutschland, sicher. Denn Marken stünden für Innovationskraft, einzigartige Qualität, hohe Sicherheit und intensive Forschung. "Nur die Markenartikelindustrie investiert jedes Jahr Milliarden in die Entwicklung neuer Produkte, um den Bedürfnissen der Verbraucher Rechnung zu tragen", redet Lindenberg den Käufern ins Gewissen. Diese Vorteile müssten in die Köpfe - und Bäuche - der Konsumenten. "Es geht um ein Weniger des Preises, sondern um die Vielfalt und ein Mehr an Nutzen", ergänzt der österreichische Werber Mariusz Jan Demner, dessen Agentur Demner, Merlicek & Bergmann die Kampagne entwickelt hat.


      Laut Thomas Bachl von der Gesellschaft für Konsumforschung können sich Marken durchaus gegen den Billigprodukte-Trend stemmen. "Gerade die starken Marken behaupten ihre Position am Markt." Konzerne wie Unilever haben bereits reagiert und schwächere Marken aus dem Portfolio genommen. Gleichzeitig werden die starken Marken mit hohem Werbeaufwand gestützt. So konnten sich Unilever, Miele & Co. erfolgreich gegen den Konsumstreik schützen.


      Die Markenkampagne soll nun inmitten der Wirtschaftskrise Überzeugungsarbeit leisten. 52 Markenartikler - von Alete bis Whiskas - machen bereits bei der Werbeaktion mit. In den kommenden Wochen sollen es noch mehr werden. Die Initiative ist offen für weitere Hersteller. Lindenberg: "Wir erwarten uns von der Kampagne keine Wunder, doch eine ruhige Hand können wir uns nicht leisten."


      Artikel erschienen am 30. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 01.05.03 23:55:43
      Beitrag Nr. 2.634 ()
      Markenartikler kämpfen gegen Billigprodukte

      :laugh:

      Solange die Markenhersteller ihre Überproduktionen an Aldi und Co. unter irgendwelchen Phantasienamen verscherbeln, lassen sich aufgeklärte Konsumenten auch nicht für dumm verkaufen.
      Warum soll man ca. 30% mehr für ein Produkt bezahlen, nur weil Marketing immer mehr kostet?

      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.05.03 13:06:30
      Beitrag Nr. 2.635 ()
      Qualität und Marketing in Deutschland

      da haben die vor ca. 14 Tagen im TV einen Beitrag
      zum Grillen gebracht.

      und höre und staune
      man sollte die Tüv-geprüften Holzkohlen nehmen

      in Deutschland sind wir soweit dass überall
      TÜV, DIN-Norm oder ein ISO-Zertifikat verlangt wird.

      TÜV, DIN-Norm oder ISO-2000 sind vielleicht in
      der Autoproduktion wichtig
      aber selbst bei Zuliefer-Produkten wird da
      ein riesen Bi-Ba-Bo gemacht

      In Deutschland wollen einfach viele mit kassieren

      Apotheken
      Ärzte
      Kurzentren
      TÜV
      DIN-Norm für Holzkohlen
      u.s.w.

      wollte mal elmex-Flurid-Gel in der Drogerie kaufen
      geht nicht das darf nur in der Apotheke überteuert
      abgegeben werden.
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 00:12:35
      Beitrag Nr. 2.636 ()
      Vom Stau zum Wohlstand
      von Jochen Steffens

      Es ist schon interessant. Die Bewegungen der letzten Tage geben deutlich Aufschluss über die Börse und ihre Funktionsweise, vielleicht auch über die Denkweise der Amerikaner. Die US-Wirtschaftsdaten dieser Woche waren schlecht. Der Dollar schwächelt immer mehr und allein das wäre ein Grund zur Besorgnis. Immerhin steht der Euro gerade bei 1,123 Dollar. Bei dem riesigen Außenhandeldefizit, exorbitant wachsenden Staatsausgaben, hoher Gesamtverschuldung der Haushalte, auf Crashkurs befindliche Währungspolitik – kein Wunder, dass sich ausländische Investoren langsam fragen, ob Amerika wirklich ein so gutes Land ist, um dort Geld anzulegen ...

      Und natürlich kommt es verständlicherweise zu großen Verkäufen. Das erkennt man daran, dass nahezu jeder Rutsch nach unten unter hohem Volumen geschieht. Danach wird unter niedrigem Volumen wieder hochgekauft. Die großen Adressen verkaufen, die kleinen kaufen. Den letzen Zahlen nach, sind zwei Drittel der kleinen Investoren bullish, während nur weniger als ein Drittel der institutionellen Anleger bullish sind. Anscheinend ist der "kleine" patriotische Alltagsamerikaner in Euphorie verfallen: "Wir Amerikaner haben den Irak besiegt, wir sind die Größten – die jetzige Weltmacht und wir werden es auch immer bleiben. Was soll uns da aufhalten?" Mit Stolz geschwellter Brust glaubt dieser Amerikaner den Banken, die fröhlich das Ende der Baisse und einen neuen Aktienaufschwung verkünden. Nur gute Nachrichten sind hörenswerte Nachrichten.

      Was soll uns noch aufhalten ... War das nicht auch im März 2000 der Gedanke vieler Anleger? Euphorie und Größenwahn? Wenn ich eines an den Börsen gelernt habe, dann mich von dem Massenwahn zu distanzieren und genau das Gegenteil zu tun: Antizyklisches Handeln. Mittlerweile habe ich viele Bereich in meinem Leben antizyklisch organisiert. Und es funktioniert!

      Vielleicht kennen Sie das: Sie stehen im Stau, natürlich auf der linken Fahrbahn. Klar, Sie haben es eilig ... wie immer. Plötzlich beginnen rechts von Ihnen die Autos vorbeizuziehen. Die Rallye beginnt gerade also auf der rechten Seite. Mehr und mehr Autos fahren rechts an Ihrem stehenden Wagen vorüber. Zuerst trippeln nervös die Finger. Dann schauen Sie immer hektischer zurück, ob nicht irgendwo eine Lücke zu finden ist (Kursrücksetzer abwarten). Aber alles zieht weiter an Ihnen vorbei. Irgendwann platzt der Kragen und mit Gewalt wird nach rechts rübergedrängelt, irgendjemand ausgebremst und Sie sind drin in der rechten Spur (zum hohen Kurs gekauft). Tatsächlich, es geht auch noch etwas weiter. Entspannung – glückliches Lächeln, spöttischer Blick zu den Autos auf der linken Seite.

      Wenige Sekunden später stehen Sie wieder: Die rechte Spur ist dicht (klar, denn Sie waren natürlich nicht der einzige, der rübergedrängelt ist) Und nun beginnt links die Rallye (auf die Börse angewendet wären das nun die fallenden Kurse). Das Spiel beginnt von vorne ...

      Vorwärts kommen Sie, wenn Sie antizyklisch denken. Sobald ich erkenne, dass alle auf die rechte Spur rüberdrängeln, bleibe ich links, logischerweise ist hier nun Platz. Dieses Prinzip funktioniert ebenso erfolgreich auch an der Börse. Antizyklisches Handeln ist zumindest eine der Möglichkeiten, an den Börsen erfolgreich zu sein und zu Wohlstand zu kommen. So sollten Sie sich von der Masse distanzieren und intuitiv spüren, wann das Hoch eines Zyklus und wann das Tief eines Zyklus zum Handeln einladen. Aber das ist natürlich nicht immer ganz einfach.

      Doch vielleicht erinnern Sie sich, was ich Anfang des Jahres über Gold schrieb: Jeder redet von Gold, selbst in den Medien hört man nur Gold, Gold und Gold. Jede Börsenzeitschrift, jeder Analyst schreibt davon, Gold zu kaufen – das ist ein guter Zeitpunkt um Gold zu verkaufen. Das war tatsächlich kurz vor dem Hoch. Danach verlor Gold vom Hoch bei 380 über 60 Dollar auf 320 Dollar.

      Doch zurück zu Amerika. Amerika hat eines dieser Zyklenhochs erreicht. Vor drei Jahren ökonomisch und nun außenpolitisch. Amerika ist im Moment unangefochtene Weltmacht, der sich nichts und niemand entgegen stellen kann und darf. Seltsam nur, dass genau das in der Geschichte der Menschheit immer der Zeitpunkt ist, der den Beginn vom Untergang einleitet. Das muss nicht in den nächsten 5 Jahren geschehen. Die Geschichte rechnet in längeren Zeitperioden. Aber die Tendenzen sind deutlich zu erkennen.

      Mit ihrer Kriegs- und Außenpolitik hat sich Amerika gerade sozusagen auf die rechte Spur gedrängelt und triumphiert. Doch sollte es nur noch wenige "Sekunden" dauern und die Welt wird auf der linken Spur an Amerika vorbeiziehen! Das war bisher immer so und glauben Sie mir: Es wird auch immer so sein. Denn nichts hat Bestand und alles ist dem steten Wechsel von Geburt, Reife und Niedergang unterworfen: Steter Wechsel ist der Kern aller Dinge ...




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      Freitag, 2. Mai 2003

      Schlechte Wirtschaftsdaten und Top-Bildung im Dax

      von Jochen Steffens

      Gestern schon wurden die neuen US-Erstanträge auf Arbeitslosigkeit veröffentlicht. Die Zahl sank zwar von 461.000 auf nun 448.000, wurde jedoch bei nur 430.000–435.000 erwartet. Viel entscheidender: Die Zahl der Anträge bleibt im hohen und kritischen Bereich von über 400.000 je Woche. Die Arbeitslosenrate steigt im April wieder auf 6 %.

      Auch der ISM-Index zum verarbeitenden Gewerbe wurde gestern veröffentlicht. Der ISM-Index sinkt auf 45,4 und blieb damit unter den Erwartungen von 47,0 bis 47,5.

      Bis sich die Zahlen nicht deutlich bessern werden, kann ich keinen Grund sehen, Aktien zu kaufen ... Aber immer noch geben die Zahlen kein klares Bild ab, denn der Krieg ist zeitlich noch zu nah. Wie es wirklich um die amerikanische Wirtschaft bestellt ist, wird sich erst in ein bis zwei Monaten zeigen.

      Der Dax zeigt nun auch immer deutlichere Ermüdungserscheinungen im Chart. Eine ziemlich klare Topbildung ist zu erkennen. Aber es fehlt noch die letzte Bestätigung durch den Bruch der 2800er Marke. Da die Ausbildung des Tops so lange dauert, ist damit zu rechnen, dass auch der Kursverfall danach heftig wird. Es sei den es kommt alles anders.

      Auch die europäischen Wirtschaftsdaten haben heute gezeigt, dass sich die europäische Konjunktur weiter im Abwärtstaumel befindet.

      Um 14.30 Uhr wurden dann noch die Zahl der US-Beschäftigten ex Agrar veröffentlicht. Die Zahl fiel weniger schlimm als erwartet aus. So ging sie nur um 48.000 zurück nach einem Rückgang von 124.000 im Vormonat. Erwartet wurde ein Rückgang um 58.000 bis 75.000. Das ist aber auch das einzig Positive. Der Vormonat war eine einzige Katastrophe, die Zahl wurde noch deutlich nach unten revidiert. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl diesmal moderater ausfällt. Hier muss man den nächsten Monat abwarten.

      Eine letzte Zahl kommt gerade noch herein: Die Industrieaufträge sind um 2,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg von 1,2 bis 1,3 %.

      Das ist die erste wirklich bessere Zahl heute. Aber hier sollten Sie noch die genauere Aufschlüsselung abwarten, wodurch dieser Anstieg begründet ist. Ich bin nun gespannt, wie sich die Zahl auf die Börsen auswirkt. Kommt es nun trotzdem zu Abverkäufen unter hohem Volumen in die "Euphorie", dann dürfte das den Märkten den Todesstoß geben. Sollte es nicht dazu kommen, bedenken Sie: An den Börsen kann alles geschehen. Warum sollten nicht einmal die kleinen Investoren Recht behalten?




      Freitag, 2. Mai 2003

      Deutscher Autoabsatz in Amerika schrumpft.

      von Jochen Steffens

      Ich schreibe seit Herbst letzten Jahres darüber, dass der amerikanische Automarkt gesättigt ist. Da die Unternehmenszahlen immer etwas zeitversetzt reagieren, die Autoverkäufer in Amerika immer heftigere Lockangebote auf dem Markt geworfen haben, wurde diese Tendenz noch ganze 6 Monate verschleiert. Obwohl die Kursentwicklung der Aktien der Autobranchen seit 6 Monaten diese Tendenz schon vorweg genommen hat. Zuerst zeigten die amerikanischen Autohersteller Absatzrückgänge, nun auch die deutschen.

      Heute konnten Sie in der FTD lesen, dass deutsche Autohersteller in Amerika im April deutlich weniger Fahrzeuge verkauft haben als im Vormonat:

      VW verkaufte im Vergleich zu Vorjahreszeitraum 12,4 % weniger Autos. Mercedes verlor im April 3 %, Chrysler sogar 6,7 %. Porsche verlor 21 % bei Sportwagen, konnte aber dank des "Cayenne" aber insgesamt immerhin 47 % mehr Fahrzeuge verkaufen.

      Audi legte im April leicht zu, aber in den ersten 4 Monate im Vorjahresvergleich verkaufte Audi 7,2 % weniger. BMW konnte auch leicht zulegen, doch die Marke BMW selbst verlor 6,4 %.

      Sie sehen, die Autobranche kämpft mit den sinkenden Absatzmarken. Der einzige Wert, der sobald die SARS Epidemie im Griff ist antizyklisch interessant werden könnte, ist VW.




      Freitag, 2. Mai 2003

      Unilever: Gewinn steigt

      von Jochen Steffens

      Der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever hat im ersten Quartal seinen Überschuss im Vorjahresvergleich von 425 auf 670 Mio. Euro steigern können. Der Vorsteuergewinn stieg auf 1,1 Mrd. Euro nach 894 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging dabei allerdings um 4 % auf 11,12 Mrd. Euro zurück.

      Auffallend ist, dass vor allem das Geschäft in Nordamerika und Europa mitverantwortlich für den Umsatzrückgang ist. Hier fiel der Umsatz um 9 %. Hingegen konnte das Unternehmen seinen Umsatz in Afrika und im Nahen Osten steigern.

      Beim Ausblick zeigt sich Unilever zuversichtlich. Die Ergebnisziele sollten erreicht werden, auch wenn die Umsätze zum Jahresbeginn schwächer als erwartet waren.




      Freitag, 2. Mai 2003

      Shell mit Rekordergebnis

      von Jochen Steffens

      Auf ihrem Hochpunkt befinden sich die Öl-Firmen. So konnte der britisch-niederländische Energiekonzern Royal Dutch/Shell im ersten Quartal 2003 seinen bereinigten Netto-Gewinn um 96 % auf 3,91 Mrd. $ steigern. Darin nicht berücksichtigt ist der Veräußerungsgewinn von 1,7 Mrd. $ aus dem Verkauf des 14,75 % Anteils an Ruhrgas. Allerdings waren nach den guten Zahlen der Konkurrenz hier noch bessere Ergebnisse erwartet worden.

      Der Grund für diesen Gewinn liefert natürlich der hohe Ölpreis, der die gesamte Branche beflügelte. Daneben unterstützen auch die hohen US-Erdgaspreise und eine Steigerung der Öl-und Gasförderung um 6 % das Ergebnis.

      Allerdings sinken die Ölpreise derzeit. Das dürfte die Ergebnisse in den nächsten Quartalen schlechter aussehen lassen. Auch hier ist das Hoch bereits überschritten. Die Charts geben das wieder, die letzte Rallye wurde von der Royal Dutch Aktie nicht mehr so richtig mitgemacht. Kein Kauf!




      Freitag, 2. Mai 2003

      Das "Ende-der-Welt-wie-wir-sie-kennen"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Das "Ende-der-Welt-wie-wir-sie-kennen" ist da. Seit letztem Jahr ... und kaum jemand hat es bemerkt.

      Aber jetzt leben wir definitiv in einer "Neuen Welt". Niemals zuvor war die amerikanische Geld- und Militärpolitik so vorwärtsschauend, so aktionsfreudig, so bereit, zu intervenieren, bei jeder Gelegenheit.

      Bei der Fed hat Fed-Präsident Ben "Druckerpresse" Bernanke versprochen, den Dollar zu zerstören, anstatt den Wert des Dollar zu steigern (Bernanke hat die Welt daran erinnert, dass die Fed Dollar zu praktisch keinen Kosten soviel Dollar wie sie will drucken kann).

      Und im Weißen Haus hat George Bush versprochen, jedes Land zu zerstören, von dem er nur denkt, dass es den USA Ärger machen zu können.

      Wie man erwarten könnte – die Ausländer werden nervös. Ich habe gerade im International Herald Tribune von einer neuen geplanten Militärallianz zwischen Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg gelesen. Wer weiß – vielleicht ist dies eine Vorsichtsmaßnahme gegen die USA, falls die Amerikaner doch nicht so freundlich sein werden, wie bisher angenommen wurde. Der amerikanische Außenminister Colin Powell hat diese neue Allianz als eine neue europäische bürokratische Maßnahme abgetan. Aber die Amerikaner haben auch den Euro zuerst nicht ernst genommen, als er startete. Damals lachten sie darüber, wenn jemand sagte, dass der Euro die Alternative zum Dollar werden würde; gestern stieg der Euro gegenüber dem Dollar auf ein neues 4-Jahres-Hoch.

      Sowohl die Unternehmen als auch die Konsumenten sind derzeit zurückhaltend, wenn es ums Verschulden oder ums Konsumieren geht. "Die Nachfrage nach Hyptheken ist die 6. Woche in Folge gefallen", so eine Reuters-Schlagzeile. Und Alan Greenspan sagte am Mittwoch vor dem US-Kongress: "Die Vorsicht der Unternehmen könnte die wirtschaftliche Performance behindern."

      In der Vergangenheit konnte man sich darauf verlassen, dass die Amerikaner Geld, das sie haben, auch ausgeben ... und man konnte sich auf die Ausländer verlassen, dass sie den Amerikaner Geld leihen würden. Aber das war zu einer Zeit, in der Fed-Vorsitzende versprachen, den Wert des Dollar zu beschützen ... und die Amerikaner versprachen, den Weltfrieden zu erhalten.

      Ob diese "Neue Welt" besser oder schlechter ist ... ich weiß es natürlich nicht. Aber sie ist auf jeden Fall anders.




      Freitag, 2. Mai 2003

      Interessante Reden auf einer Investmentkonferenz

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Ich war am Mittwoch bei einer Investment-Konferenz (Grant`s Spring Investment Conference), die recht interessant war. Als der Veranstalter – James Grant – seinen Vortrag begann, wiederholte er seine langfristig optimistische Einschätzung gegenüber dem Gold, und seine Prognose, dass der Dollar weiter fallen werde. Grant verwies auch auf die große Differenz zwischen den Investments, die die Amerikaner im Ausland besitzen und der Summe der Investments in den USA selbst, die von Ausländern gehalten werden. Die Ausländer besitzen 2,3 Billionen Dollar mehr von den USA, als diese vom Ausland besitzen (natürlich ist in dieser Summe noch nicht die bevorstehende Annexion der irakischen Ölfelder enthalten, deren Wert die Bilanz für die USA deutlich verbessern dürfte).

      Diese Statistiken sind für mich keine NEUIGKEITEN. Aber sie sind nicht weniger eindrucksvoll, nur weil sie mir bekannt sind. Und sie sind ganz bestimmt genug Grund, um sich über den zukünftigen Wert des Dollar Sorgen zu machen. Aber das ist laut Grant noch nicht alles. Er macht sich auch Sorgen über das Versprechen der Fed, die Wirtschaft zu "reflationieren" – koste es, was es wolle.

      Grant bezog sich auf die Aussage des Fed-Gouverneurs Ben Bernanke (der sinngemäß gesagt hatte, dass die Fed so viel neue Dollar, wie sie wolle, zu praktisch keinen Kosten einfach drucken könne) und meinte dazu: "Die Fed könne demnächst eine eigene Schwadron von Transportflugzeugen abstellen, die über Brooklyn tonnenweise Dollar-Banknoten abwerfen würde." Was er damit klar machen wollte: Der Wert des Dollar ist gefährdet ...

      Außerdem sprach T. Boone Pickens, 74jähriger Ölexperte, über die Entwicklung des Erdgaspreises. Er ist kurzfristig sehr, sehr bullish: "Ich glaube nicht, dass Erdgas jemals wieder unter 4,50 Dollar fallen wird. Die Lagerbestände sind extrem niedrig, das Angebot geht zurück und die Nachfrage bleibt gleich – eine potenziell explosive Situation für die Erdgaspreise. Wenn wir noch nächstes Jahr einen kalten Winter bekommen, dann könnte der Erdgaspreis auf über 10 Dollar steigen ... der Ergaspreis könnte alles tun, und ich meine alles!"

      Leider hat Pickens, der ein paar Hedgefonds managt, keine konkreten Aktien genannt, die von dieser erwarteten Rally des Erdgaspreises profitieren würden ...

      Ich habe meinen Freund John Myers – einen Experten im Energiesektor – gefragt. Er meint: Anadarko Petroleum Corp. könnte von einem Anstieg der Erdgaspreise deutlich profitieren. Derzeit wird damit gerechnet, dass diese Gesellschaft im laufenden Jahr ca. 4,00 Dollar pro Aktie verdienen wird. Aber wenn der Erdgaspreis im Jahresdurchschnitt bei 5,50 Dollar liegen wird, dann könnte das Ergebnis auf 6,00 Dollar pro Aktie steigen ... und wenn der Erdgaspreis auf 10,00 Dollar steigen sollte ... dann könnte ich mir vorstellen, dass sich ein Investment in Anadarko lohnen würde.




      Freitag, 2. Mai 2003

      Aussichten in Japan bleiben schwach

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Schwacher Ausblick für die japanische Wirtschaft", so beginnt ein BBC Beitrag. Die Lohne auf dieser Insel ohne Hoffnung fallen – im Jahresvergleich ist ein Rückgang von 2,1 % zu verzeichnen. Eine Umfrage unter Unternehmensführern kam zu dem Ergebnis, dass 73 % davon überzeugt sind, dass sich die Wirtschaft "in einer Stagnation befindet". Das waren die Optimisten. 20 % denken, dass sich die Wirtschaftslage graduell verschlechtert. 5 % gehen davon aus, dass die Wirtschaftslage deutlich schlechter werden wird. Und was die restlichen 2 % dachten, wurde nicht mitgeteilt.

      *** Was machen die japanischen Autoritäten angesichts dieser schlechten News? Dasselbe, was sie schon seit 14 Jahren machen, und dasselbe, was die amerikanische Fed schon seit 2 Jahren macht – sie machen es leichter, Geld zu bekommen. "Die Bank of Japan hat ihre Geldpolitik gelockert", so eine Schlagzeile in der Financial Times. Der Artikel zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich hatte gedacht, dass die Zinssätze in Japan schon seit Jahren bei praktisch Null stehen ... was könnte man da noch tun? Ich stellte mir vor, dass die Angestellten der Bank of Japan an U-Bahn-Stationen Bargeld verteilen würden. Aber stattdessen erhöht die Bank of Japan das Ziel für "current accounts." Ich weiß nicht, was das bedeutet ... der Artikel lieferte auch keine Erklärung. Aber ich weiß trotzdem, dass das nicht funktionieren wird. Ich werde Ihnen erklären, warum ... allerdings nicht heute.




      Freitag, 2. Mai 2003

      Rückblick auf den 1. Mai 1969

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Anmerkung in eigener Sache: Dieser Beitrag ist ein "Klassiker", der von Bill Bonner im Mai 2000 verfasst worden ist, aber auch heute sehr gut passt.

      Im Mai 1969 war ich in Paris. Ich war damals ein Student, und ich genoss die intellektuelle Stimmung, die damals in jeder Ecke von Paris blühte. So reich. So exotisch.

      Ich ging mit einem Freund zu einem Treffen von Trotzkisten. Damals hatte ich keine Ahnung, was Trotzkismus eigentlich sei. Ich hoffte, dass es eine Gruppe sei, die für freie Liebe eintreten würde. Stellen Sie sich meine Enttäuschung vor, als ich stattdessen eine Gruppe von humorlosen Möchtegern Che Guevaras sah. Und dann, als jeder in der Menge seine rechte Faust zum traditionellen revolutionären Gruß hob, wusste ich, dass ich kein Teil dieser Gruppe sein wollte.

      Diese Leute waren wie Fußball-Hooligans, die Marx und Engels gelesen hatten ... sie waren sehr überzeugt von sich selbst und hatten unbegrenztes Vertrauen in ihre Fähigkeit, die Lebensweise anderer Menschen ignorieren zu können, und sie wollten "kämpfen".

      Jeder Sprecher feuerte den Mob an, weiterzukämpfen, ... und sich selbst der Sache zu opfern (wie Internet-Investoren).

      Diese Sache war natürlich idiotisch. Aber heute ist das offensichtlicher, als es damals war. Damals dachten noch viele, dass der Kommunismus funktionieren könne. Diese Leute glaubten noch daran. Und die Statistiken zeigten in den 1960ern, dass das Wirtschaftswachstum in der UdSSR doppelt so hoch war wie in den USA. Wer konnte damals wissen, dass diese Statistiken Unsinn waren?

      Heute wissen wir das. Wir wissen, dass die ganze Sache ein großer Betrug war, vom Anfang bis zum Ende.

      Als die Leute noch an die marxistische Klassentheorie glaubten – also in der Zeit, als es noch wirklich ein Proletariat gab – wurden in weiten Teilen der Welt große Paraden organisiert. Die kommunistischen Staaten zeigten ihr militärisches Arsenal in diesen Paraden.

      Es ist schwer, sich daran zu erinnern, was für eine Bedrohung das war. Der Kommunismus sieht heute irgendwie wie ein Witz aus. Wie konnte irgendjemand wirklich ernsthaft daran glauben, fragt man sich heute.

      Aber es war eine todernste Sache. Der Kommunismus und sein naher Verwandter, der Nazismus, haben den Tod von 100 Millionen Menschen verursacht – das ist mehr als die Bevölkerungszahl von Frankreich oder Großbritannien oder Deutschland. Hunderten Millionen wurde das Eigentum und/oder die Freiheit gestohlen ... und auch die, die kein Eigentum hatten und denen die Freiheit egal war, mussten einen starken relativen Rückgang ihres Lebensstandards erleiden. Während der Rest der Welt reicher wurde, wurden die kommunistischen Staaten ärmer – abhängig von dem Grad, in dem sie die marxistischen Ideen umsetzten.

      Nazis und Bolschewisten haben mehr Schaden angerichtet als jede andere Gruppe in jeder anderen Periode der Geschichte.

      Am 1. Mai gibt es keine großen Demonstrationen des Proletariats mehr. Die Leute sind damit beschäftigt, picknicken zu gehen, oder ihre Aktien im Internet zu verfolgen. Heute sind die Paraden für die Intellektuellen. Es gibt ein neues Buch von Jean-Francois Revel mit dem Titel "The Great Parade". Dieses Buch erklärt die Parade der Intellektuellen, die versuchen, das Ideal des marxistischen Sozialismus des 20. Jahrhunderts wiederzubeleben. Die marxistischen Apologeten greifen tote Ideen wieder auf.

      Der Autor Revel soll seit 25 Jahren betrunken sein. Er sagt: "In der westlichen Welt sollten wir zum `wirklichen` Marx zurückkehren." Man sollte den Schaden, der im Namen von Marx angerichtet wurde, vergessen, und stattdessen "den Wandel hin zu einer Regierung, die qualitativ neu ist, unterstützen, und den Wandel hin zu einem neuen, humaneren Sozialismus."

      "Je weniger Marxismus praktiziert wird", so Revel, "desto weniger wird er kritisiert. Je mehr der Liberalismus (damit meint er die liberale Demokratie und die freien Märkte) kritisiert wird, desto mehr wird er praktiziert."

      Das schafft für den marxistischen Geist eine neue Form der Dialektik, die den nächsten großen Wechsel hin zu einer neuen sozialistischen Utopie ermöglichen soll.

      Der Nationalsozialismus hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg komplett diskreditiert. Sehr wenige Intellektuelle streben offen nach einer neuen Form des "puren" Nationalsozialismus.

      Der Nationalsozialismus ist tot. Tot wie ein Stein. Denn man kann ihn nicht wollen, ohne die Verantwortung für Hitlers Verbrechen übernehmen zu wollen. Selbst ein Kommentar über Hitlers Beschäftigungspolitik reicht aus, um Jörg Haider als Nazi-Sympathisanten abzustempeln. Entscheidend ist: Der Nationalsozialismus als Idee kann nicht von den Personen getrennt werden, die in seinem Namen gehandelt haben.

      Aber die marxistischen Intellektuellen – und die sozialistischen Politiker – mussten niemals die Verantwortung für die Verbrechen des Kommunismus übernehmen. Laut Revel gewinnt unter Marxisten die Idee einer "puren", utopischen Form des Kollektivismus – völlig unterschiedlich von den Schwachsinnigkeiten der sozialistischen Regierungen – an Stärke.

      "Sie räumen die Schwächen des angewandten Marxismus ein", so Revel. "Aber sie antworten mit der Hoffnung auf eine unbegrenzt perfekte Revolution, die noch nicht erreicht worden ist ... jetzt, wo sie die unglückliche Realität der Sowjetunion losgeworden sind – für die sie jede Verantwortung ablehnen – fühlen sie (die marxistischen Intellektuellen) sich endlich freu, den Sozialismus so zu verehren, wie er ursprünglich gemeint war – als eine Utopie."

      Über eine Utopie kann man schwer diskutieren. Sie ist – per Definition – jenseits der Realität.

      investorverlag.de
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      schrieb am 04.05.03 00:16:24
      Beitrag Nr. 2.637 ()
      Stürzt nach dem Tyrannen auch der Ölpreis?
      ++ Schlüsselmarkt Asien ++

      Von Claus Vogt
      Nach der Befreiung der irakischen Ölquellen vom Joch des Tyrannen stellt sich die Frage nach dem Einfluß der „Operation Iraqi Freedom“ auf den weiteren Verlauf des Ölpreises. Dieser spielt nämlich nicht nur für die Geschäftsfreunde von George W. Bush eine entscheidende Rolle, sondern ist auch in Zeiten der von Alan Greenspan so vehement verteidigten „New Economy“ eine entscheidende Größe für die Weltwirtschaft. Wie so oft an den Finanz- und Warenmärkten gehen die einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellten Prognosen nicht allzu weit auseinander. In Erwartung des Krieges habe der Ölpreis eine Kriegsprämie beinhaltet, die jetzt wieder abgebaut werde. In der Spitze notierte Rohöl bei 38 US-Dollar und fiel seit Beginn der Kampfhandlungen auf bis zu 27 Dollar zurück. Weitere Kursrückgänge gelten als ausgemachte Sache. Analog zu dem Geschehen an den Aktienmärkten wurde auch der Ölmarkt extrem einseitig im Hinblick auf den Krieg interpretiert, andere Einflußfaktoren wurden gänzlich außer acht gelassen. Wir halten diese Vorgehensweise für kurzsichtig und falsch. Wie zahlreiche Rohstoffmärkte hat auch Öl nach einem langjährigen Abwärtstrend bereits zum Jahreswechsel 1998/99 seine Tiefs gesehen, eine Bodenbildung mit einem Ausbruch nach oben abgeschlossen und einen Aufwärtstrend begonnen. Dieses charttechnisch positive Bild wird durch den Kursverlauf der vergangenen Wochen in keiner Weise entkräftet. Im Gegenteil, es kam zu neuen zyklischen Hochs, womit der Aufwärtstrend als bestätigt gelten muß. Der scharfe Kursrückgang von Mitte März hat bisher zumindest in der Nähe der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie gehalten, in einem Bereich, den wir als breite technische Unterstützungszone interpretieren. Welche fundamentalen, ökonomischen Argumente gibt es, die die Botschaft der technischen Analyse stützen?

      Einen ganz erheblichen, langfristigen Einfluß auf die Nachfrage und somit den Preis fast aller Rohstoffe hat das Wirtschaftswachstum in Asien. Im Anschluß an die Asienkrise von 1997/98, die in erster Linie eine Finanzkrise war, an die sich ein scharfer realwirtschaftlicher Anpassungsprozeß anschloß, ist es um diese Region recht still geworden. Zu Unrecht, da die Dynamik, die diesen Teil der Welt seit geraumer Zeit erfaßt hat, weiterhin vorhanden ist und dank hoher Sparquoten ein gesundes Fundament hat. Beispielsweise meldete China für das erste Quartal 2003 sagenhafte 9,9 Prozent Wirtschaftswachstum. Dank der Größe dieses Wirtschaftsraumes entsteht bei anhaltendem Wachstum ein Nachfragesog nach Rohstoffen aller Art, insbesondere natürlich auch nach Öl, der relativ unabhängig von den zyklischen Schwankungen der Industrienationen ist. Hierin sehen wir die wichtigste fundamentale Einflußgröße für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends zahlreicher Rohstoffe.



      ++ Fehlende Kapazitäten ++

      Speziell für Rohöl gibt es aber noch einen anderen, eher strukturellen Grund, der gegen dauerhaft fallende Preise spricht. Der große Boom Ende der 1970er, Anfang der 1980er – damals wurden in den Fernsehnachrichten nicht die Kurse der Aktienindizes gemeldet, sondern die Preise von Öl und Gold, und „alle Experten“ hielten einen Anstieg des Ölpreises auf 100 Dollar für unvermeidlich – führte zu massiven (Fehl)investitionen innerhalb des Sektors. Die unvermeidliche und sehr lang anhaltende Korrektur bewirkte erwartungsgemäß das Gegenteil, die Investitionstätigkeit ging massiv zurück. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die extreme Kapitalfehlallokation während der großen Spekulationsblase ab etwa 1995. Nicht nur das ausdrücklich als Risikokapital ausgewiesene Geld floß überwiegend in die teilweise offensichtlich absurden Geschäftsmodelle der sogenannten „New Economy“. Unternehmen, die Mittel für konventionelle und bewiesenermaßen aussichtsreiche, aber unspektakuläre Investitionen benötigten, beispielsweise im Energiesektor, suchten vergeblich. Eine schnelle Ausweitung der Ölförderung scheint vor diesem Hintergrund kaum möglich, da sehr lange Vorlaufzeiten in Verbindung mit hohen Investitionen das Ölgeschäft prägen. Politische Unsicherheiten, die natürlich nicht nur die Länder des Nahen Ostens auszeichnen, sondern beispielsweise auch Venezuela oder Nigeria, halten ich in einer langfristigen Betrachtung für relativ unbedeutend. Sie bestimmen im Zweifel zwar die Schlagzeilen, haben meiner Meinung nach aber bei weitem nicht die Bedeutung, die ihnen beigemessen wird. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit führen sie schlimmstenfalls zu einem kurzfristigen Lieferausfall bestimmter Regionen, der gewöhnlich schnell behoben werden kann – egal wer den jeweiligen politischen Machtkampf gewinnt.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
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      schrieb am 04.05.03 00:19:21
      Beitrag Nr. 2.638 ()
      Schatten über Deutschlands Sozialismus
      ++ Grober Undank ++

      Von Bernd Niquet
      Stellen Sie sich einmal vor, wir befänden uns in unserem Land in der Zeit vor 1989. Und da würden wir eines Morgens in der Zeitung lesen, Erich Honecker wäre nicht mit den üblichen 99 Prozent, sondern nur mit 93 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Das wäre in der Tat ein unglaubliches Erlebnis gewesen. Und man hätte je nach Gusto entweder Morgen- oder aber Abendluft gewittert. Denn irgendetwas wäre faul gewesen im deutschen Sozialismus.

      Exakt so, wie es Erich Honecker erspart worden ist, ist es jedoch Henning Schulte-Noelle, dem scheidenden Allianz-Chef, in dieser Woche bei der Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden gegangen. Er hat anstelle der ansonsten üblichen 99 Prozent nur 93 Prozent der Stimmen bekommen. Das ist in der Tat ein unglaubliches Ergebnis, denn es zeigt: Irgend etwas ist faul am deutschen Unternehmens-Sozialismus.

      Dabei haben die bewährten mitteldeutschen Prinzipien in unserer Unternehmenskultur doch so lange so wunderbar funktioniert, dass man sich in der Tat fragen muss, warum hier plötzlich Risse eingezogen sind. Nur weil Schulte-Noelle die Allianz beinahe ruiniert hat? Nein, das reicht keinesfalls als Grund aus, ihn dermaßen abzustrafen. Schließlich hat bisher noch jeder, der es nur beinahe geschafft hat, ein Unternehmen zu ruinieren, hinterher den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden zugewiesen bekommen. Eine feierliche Ernennung war das stets, die anschließend in der großen Halle des Volkes mit 99 Prozent aller Stimmen beschlossen wurde.

      Und wer es doch geschafft hat mit dem Ruinieren, der hat immer noch eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe von den Werktätigen zugesprochen bekommen. Ganz so eben, wie es die sozialistischen Prinzipien einfordern. Im Gegenzug haben dann die Arbeitnehmer zwar nicht auf ihre Reisefreiheit, dafür jedoch auf ihren Job verzichten müssen. Und anschließend war wieder alles gut. Auch aus dieser Perspektive bleibt es also unerfindlich, warum in der deutschen Unternehmenskultur zur Zeit anscheinend ein derartiges (siebenprozentiges!) Unwohlsein an den jahrzehntelang bewährten Erfolgsprinzipien aufkommt. Mit einem Prozent Abweichlern konnte ja selbst ein Honecker leben. Aber mit sieben Prozent Querulanten ist die Zukunft des deutschen Unternehmenswesens nicht mehr gesichert.


      ++ Kindergarten-Green-Cards ++
      Doch auch an anderer Stelle beginnt unser Sozialismus zu bröckeln. Wer zum Beispiel heute einen Kindergartenplatz für sein Kind haben möchte, bekommt diesen vom Staat garantiert. Das ist zwar wunderbar, hat jedoch den Nachteil, dass der Staat dabei etwas garantiert, was gar nicht in seinem Einflussbereich liegt, da die meisten Träger von Kindergärten nicht staatlich sind. Für die Eltern bedeutet das: Sie müssen entweder in die Partei eintreten, was allerdings der Schwächung der sozialistischen Kräfte erfolgreich entgegenwirken würde, da es ja besten sozialistischen Prinzipien entspricht, vor der Kirche zu Kreuze zu kriechen, oder eben auch Rudolf Steiner lesen, während sie ihren bitter-süßen Waldorfsalat verzehren.

      Natürlich können Berliner Eltern ihre Kinder auch in Bautzen in den Kindergarten geben, denn im betriebseigenen Kindergarten der dortigen Senffabrik sollen noch Plätze frei sein. Und hätte der Kanzler den Streit mit den USA nicht vom Zaun gebrochen, dann gäbe es vielleicht auch noch Kindergarten-Green-Cards für die Vereinigten Staaten. Doch welcher aufrechte Deutsche möchte sein Kind schon gerne zum Militaristen ausbilden lassen, schließlich ist unser Volk doch eher den Gartenzwergen verbunden.

      Bei all dem kann man sich jedoch glücklich schätzen, dass es uns nicht so geht wie in Südamerika, wo derzeit beinahe die ganze Mittelschicht tatsächlich ins Nichts fällt. Das ist erschütternd und relativiert jegliches Klagen in unserem Land. Doch warum sind die Südamerikaner so abgerutscht? Etwa weil sie sich auf neoliberale Prinzipien eingelassen haben und sich – ganz im Unterschied zu uns – deutlich vom Sozialismus abgewandt haben?



      Bernd Niquet ist Börsenkolumnist und Buchautor. Von ihm sind gegenwärtig folgende Bücher lieferbar:


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


      ++ Grober Undank ++
      ++ Kindergarten-Green-Cards ++
      [ Freitag, 02.05.2003, 16:31 ]
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      schrieb am 04.05.03 00:30:11
      Beitrag Nr. 2.639 ()
      Gerhoch Reisegger

      Der Koloß auf tönernen Füßen


      Es erweist sich jeden Tag auf´s Neue, daß der Artikel[1] von Joseph Nye, Dekan von Harvards Kennedy School of Government und früherer „Assistent Secretary of Defense“ (1994-95) über die verschiedenen Dimensionen der Macht von größerer Bedeutung ist, als beim ersten Lesen vermutet. Obwohl das, was Nye dazu schrieb, vor allem der Desinformation diente, der Ablenkung von jenen bedeutsamen Facetten, die zeigen könnten, daß die Macht der USA auf tönernen Füßen steht, hatte Nye doch unsere Aufmerksamkeit auf diese Fragestellung gelenkt: die verschiedenen Dimensionen der Macht. - Wir sind ihm für diesen Hinweis geradezu zu Dank verpflichtet.

      Die militärische – und so sichtbare - Dimension ist furchterregend. Nach dem anglo-amerikanischen Überfall auf den Irak bestätigte sich schnell, daß sich die USA hier für länger einrichten: vier Militärstützpunkte sind geplant[2]. Ein Blick auf die Karte zeigt wie nun der Iran eingekreist ist. Mit den Stützpunkten auf der arabischen Halbinsel und jenen am Balkan – Albanien, Mazedonien – und in Südost-Asien – Pakistan, Afghanistan, Turkmenistan, Usbekistan, ... – ist aber auch Europa, Rußland und China von militärischer „Macht-Projektion“ der USA bedroht. – Aber die militärische Macht ist nur eine Dimension.

      Ein paar Merkwürdigkeiten sind allerdings auch hier zumindest als Frage zu stellen angebracht. Bei der schließlichen Einnahme des Irak fehlten die zerstörten irakischen Panzer, Artillerie-Batterien und auch offensichtlich Hunderte von Flugzeugen. In den Berichten – und Anschuldigungen – der USA hörte man von GPS-Störeinrichtungen, die eine genaue Ortung der Ziele anscheinend vereitelten. Ganz Analoges war auch nach dem Kosovo-Krieg festzustellen: die serbische Armee hatte nur eine lächerlich geringe Anzahl von Panzern verloren, obwohl die US/NATO in dem sechs Wochen dauernden Krieg weit mehr Bomben (und Raketen) auf Jugoslawien warfen, als im ganzen Zweiten Weltkrieg dort eingesetzt wurden. Sind die Terror-Waffen der USA am Ende doch nicht so unfehlbar, wie man der Welt glauben macht?

      Stellen wir uns einen Würfel vor. Damit es einen Würfel ergibt – also einen Körper, dessen wesentliches Kennzeichen sein Volumen ist –, müssen alle drei räumlichen Dimensionen in gleicher Weise vorhanden sein. Fehlte eine, hätten wir nur noch eine Fläche, fehlten gar zwei Dimensionen, so bliebe überhaupt nur eine Linie. Von „Würfel“ und Volumen keine Spur mehr. - Ähnlich ist es mit der mehrdimensionalen Macht.

      Wenn die Macht, wie Nye richtig ausführt, mehrere Dimensionen hat, so genügt die militärische alleine nicht, um als Macht wirksam zu sein. Man kann sich im Falle der Macht mehr als nur drei Dimensionen vorstellen: die moralische Autorität, die Legitimität[3] der eigenen Herrschaftsausübung, die Wirtschaftskraft des Volkes, der Ressourcen-Reichtum des Landes, die geographische Lage und Topographie, der Bildungsstand des Volkes, usw. sind gewiß wesentliche Charakteristika.

      Die ohnedies nie zu Recht besessene moralische Autorität haben die USA spätestens im Zuge des Überfalls auf den Irak, eines Raubkriegs, vor der ganzen Welt verloren. (Für uns Deutsche fand das eigentlich schon mit der Lüge der "14 Punkte" Wilsons statt; aber da haben es noch nicht alle begriffen. Das hat sich nach dem Bombenterror gegen die deutschen Städte und den Killer-Orgien gegen die Zivilbevölkerung, der mörderischen Vertreibung von 15 Millionen, ein für alle mal geändert. Der Umstand, daß man das nicht aussprechen darf, hängt auf´s Engste mit den bezahlten Hilfswilligen des Hegemons zusammen, die hier als Gesslerhüte noch die Macht der USA vertreten und jegliche Debatte darüber kriminalisiert haben.)

      Eine identitätsstiftende Idee hat man den USA ohnedies nie unterstellt. Amerikas Philosophie und Geistigkeit wirkt auf „old Europe“ als das Banalste und Lächerlichste, das in Wahrheit nicht einmal einer Widerlegung für wert befunden wird, nur der Verachtung. Was als „American spirit“ oder „American way of life“ gilt, kommt von jenem „frontier-Erlebnis“ des „Going-West“; für die Indianer war es – simpel ausgedrückt – nur Völkermord und Raub. Für uns übrigens auch. So reduziert sich das, was für Europa die christliche, die faustische, die abendländische, die Reichs-Idee, ... im Falle Amerikas auf – die „identitätsstiftende Idee“ kriminellen Wollens: Raub und Mord.

      Die vermeintliche „Bildung“ der Amerikaner, eine andere Seite der Stärke, ist aber nur eine krasse Fehleinschätzung, ein PR-Ereignis, das sich lediglich im Zuge der amerikanischen Psychologischen Kriegführung und Nachkriegs-„Ordnung“ in Europa etablieren konnte. Tatsächlich beherrscht die Hälfte der amerikanischen Arbeiter kaum die grundlegenden Kulturtechniken: Lesen, Rechnen, Schreiben. Dies ist der tiefere und einzige Grund der, bei uns – früher – so bewunderten und teuren „firmeninternen Ausbildung“: sie war und ist nötig, weil die Mitarbeiter die einfachsten Arbeits- und Sicherheitsanweisungen weder lesen, noch weniger verstehen konnten. Im Bereich der „höheren“ Bildung ist längst offenkundig geworden, daß sie als „akademische Räuberleiter“ zu Rechtfertigung der Methoden des US-Raubtierkapitalismus dient. Der Erfolg der Chicagoer Ökonomen etwa liegt „in ihrem Bekenntnis zur Marktwirtschaft und in ihrem Durchsetzungsvermögen“. Der Nobelpreisträger George Stigler, zusammen mit Milton Friedman Begründer der Chicagoer Schule, hat es in seinen Memoiren so ausgedrückt: “Eine brillante Arbeit, die niemand liest oder die für falsch gehalten wird, ist ein völliger Fehlschlag. Allgemeine Akzeptanz ist der eigentliche Maßstab für Exzellenz.” - Dementsprechend wird mit Energie an der öffentlichen Durchsetzung, auch mit Marketing-Methoden, gearbeitet.

      Wir übergehen die geographischen, topologischen Dimensionen und die Bodenschätze in ihrem Bezug zu Machtfragen.

      So bleibt noch – höchst bedeutsam - die Wirtschaft und mit ihr eng zusammenhängend, die Währung zu betrachten. Die gigantische Vernichtung von Werten – Kapital – spielte und spielt sich seit März 2000 vor unseren Augen ab: 10,5 Trillionen[4] Dollar in den USA, davon 4,5 Trillionen an der New Yorker Börse, 6 Trillionen im Nasdaq. In Asien waren es 2,2 Trillionen, in Europa 2,1 Trillionen $. Ein Ende ist noch keineswegs in Sicht. Der S&P-500[5] ist nach wie vor um 41% überbewertet.[6]

      Das US-Budget ist völlig in Unordnung. Die geplanten 304 Mrd.$ Defizit inkludieren nicht die von Bush geforderten 95 Mrd. Kriegskosten – die inzwischen mit 78 Mrd. bewilligt wurden. Nicht inkludiert sind auch die Defizite „außerhalb des Budgets“, die die FED nach eigenen Schätzungen mit 600 Mrd.$ beziffert. D.h. das wahre Defizit liegt bei einer Trillion(!) Dollar und beträgt ca. 50% des Gesamtbudgets und 10% des BIP der USA! Die Annahmen für dieses Budget gehen dabei von einem 3,8% Wachstum der US-Wirtschaft aus, was selbstverständlich eine Illusion ist. Selbst die FED[7] spricht in ihrer verklausulierten Sprache von Deflation, d.h. der in weiten Bereichen der Wirtschaft festgestellten Unmöglichkeit die Preise durchzusetzen. Dies betrifft insbesondere die „big items“, also: Autos, aber auch Kleidung, Möbel, Schmuck, elektronische Geräte, Küchengeräte, und eigentlich alle Fertigungsprodukte. Die gegenwärtigen Wachstums-Zahlen – wobei wir auf die Manipulationen des Statistik- und Census-Büros gar nicht eingehen – liegen bei 2,4%. Allein diese Wachstumsdifferenz ist Ursache für zig Milliarden an zusätzlichem Defizit.

      Die Angaben über die Kosten des Krieges variieren immer sehr stark. Z.Zt. versucht man sie mit 20 Mrd.$ klein zu reden. Das Office of Management and Budgets nannte 50 Mrd. Wie erwähnt, hat der Kongreß aber bereits 78 Mrd. bewilligt. Die Amerikanische Akademie der Wissenschaften berechnete ihrerseits die Kosten mit 140 Mrd., die Besatzungs- und Sicherheitskosten zwischen 75 und bis zu 500 Mrd., den Wiederaufbau mit weiteren 105 Mrd. Es kommen jedoch Kosten für die gesamte Wirtschaft über höhere Energiekosten, die man wohl wird erwarten müssen, noch dazu. Die somit erodierenden Unternehmensgewinne und die sinkenden Steuereinnahmen haben entsprechende Auswirkungen auf das Staatsbudget bzw. Defizit. Die Unterbrechung des Welthandels und Tourismus können sich nach den Schätzungen der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften auf 1,2 Trillionen $ akkumulieren.

      Die Arbeitslosigkeit – auch auf Basis der US-Statistik – ist die höchste seit 20 Jahren. Sie stieg um 40% seit März 2001, d.h. 2 Millionen Jobs gingen verloren. Aber auch hier sind all jene, die keine Arbeitslosenunterstützung mehr bekommen (weil sie hier „herausgefallen“ sind) nicht enthalten. Dies sind nochmals 4,6 Millionen. Damit ergibt sich – wie gesagt immer noch auf Basis der massiv gefälschten US-Statistik – eine Arbeitslosenrate von 9,4% gegenüber der Regierungszahl von 5,7%.

      Die noch größeren Probleme liegen in der unmittelbaren Unterdeckung der Pensionsfonds. Von den ca. 32.000 Pensions-Fonds, die 44 Millionen Arbeitnehmer umfassen, sind nach Aussagen des Direktors der Pension Benefit Guaranty Corportation (PBGC) – eine Art Pensionsversicherung privater Pensionsfonds - diese mit 300 Mrd. $ untergedeckt, um den aktuellen – für das laufende Jahr - Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Noch im vergangenen Jahr war ein Überschuß von 160,3 Mrd.$ vorhanden, den aber das Schatzamt (Treasury) nicht als Reserve bewahrte, sondern einfach als Bedeckung für andere Budgettitel – widmungswidrig – verbrauchte. Die PBGC, die als Versicherung für Ausfälle einzustehen hat, kam damit selbst ins Defizit: der Überschuß in 2001 von 8 Mrd.$ verwandelte sich in ein Defizit von 3,6Mrd., d.h. einen Verlust in 12 Monaten von 11,6 Mrd.$, wobei diese Negativ-Änderung von nur drei Fonds (von 32.000) verursacht wurde.

      Die Probleme, die sich für die PBGC ergeben, liegen in folgenden Bedrohungen:

      die Zahl der Versicherten steigt – zuletzt um 25%(!) von 624.000 auf 783.000, wie auch die Treuhänder (Fonds, die sich bei der PBGC versichern) zunehmen: in 2001 waren es 104 neue Fonds mit 89.000 neuen Pensionsplänen, 2002 plus 144 mit 187.000 Pensionsplänen,

      die nach wie vor fallenden Aktienkurse, die die Mittel massiv erodieren,

      die zunehmenden Bankrotte der Unternehmen. Die erwähnten massiven Abgänge kommen von drei großen US-Stahlerzeugern[8]: Bethlehem Steel (3,7Mrd.), National Steel (1,1Mrd.) und LTV-Steel (1,9Mrd. – bereits zum 2. mal innerhalb von 16 Jahren.)

      Zum Vergleich: die „Rettungsmaßnahmen“ (Bail-out) der Pensionsverpflichtungen für PanAm im Jahre 1991 betrug 841 Millionen; d.h. die Beträge werden immer größer und unheimlicher.

      Die Unterdeckung im Bereich der Sozialen Sicherheit – Medicare – ist noch unfaßbarer. Das Office of Management and Budget (OMB) – also eine Regierungs-Agency – schätzt die unbedeckten langfristigen Verbindlichkeiten von Medicare auf unglaubliche 13,3 Trillionen Dollar. Die zusätzlichen Kosten, die durch neue Gesetze in Bereich der Arzneimittel-Verschreibung dazukommen, sind hier noch nicht miterfaßt.

      Das Merkwürdige an dieser hier dargestellten Lage ist, daß die Politiker immer von einer sich verbessernden Wirtschaftslage reden, die regierungseigenen Berichte aber Daten berichten, die genau das Gegenteil anzeigen: daß es immer schlechter wird (trotz der hier eingebauten Manipulationen, die ein geschöntes Bild zeichnen).

      Wer glaubt, daß dies schon alles sei, wird enttäuscht werden. Im „privaten Bereich“ – der Unternehmen – sind nach Enron, ... die Pleiten längst nicht zu Ende. Prominentes Beispiel: AOL Time Warner: 98,7 Mrd.$ Verluste. Einfach aus heiterem Himmel? 45,5 Mrd.$ als Verlust im 4. Quartal sozusagen zum Drüberstreuen zu den Verlusten von 54 Mrd. im ersten Quartal. Die „Erklärung“ dafür, daß 45,5 Mrd. $ wegen „Anpassungen“ an geänderte Bilanzierungsregeln notwendig geworden seien, ist im Grunde abenteuerlich. Man tut so, als wäre es a.) ohnedies nicht so ernst, und b.) als wären die Bilanzmanipulationen durch Überbewertung der Unternehmenswerte „normal“. Tatsächlich sind diese Methoden aber kriminell. Die Chefs dieser Firmen entziehen sich der Verantwortung, indem sie – im Falle AOL – Fred Turner 24 Stunden, der Gründer Steve Case zwei Wochen vor dem Debakel „zurücktreten“. (Das hat Ähnlichkeit zu Fällen in Deutschland: Aron Sommer von der Deutschen Telekom, nachdem er sie in eine gigantische Überschuldung gesteuert hatte, die eigentlich eher wie eine Plünderung durch von Sommer begünstigte Firmen erscheint, denn bloßes Mißmanagement und Unfähigkeit.)

      Eine genauere Betrachtung der tatsächlichen Unternehmensaussichten läßt das Bild noch trister erscheinen: AOL hat immer weniger Abonnenten, die Konkurrenz ist billiger bei besserer Leistung, das Filmgeschäft, das früher die Abgänge anderer Bereiche abdeckte, ist dazu nicht mehr in der Lage, AOL ist unerhört hoch verschuldet – 25,8 Mrd.$ - die, bevor AOL an einen Abbau auch nur denken kann, erst nochmals anwachsen werden, was Standard&Poors zu einer Vorauswarnung wegen wahrscheinlicher Zurückstufung im Rating veranlaßte. D.h. AOL ist zunehmend weniger in der Lage sich Liquidität zu beschaffen, weil seine Kreditwürdigkeit mit Skepsis betrachtet wird. Die Ansicht des Analysten, Martin Weiss (Safe Money Report, Feb. 2003): AOL wird abstürzen (will go down, - oder gar „untergehen“?) und den DOW-Jones Index mit nach unten ziehen.

      In Summe ist über das Jahr 2002 zu sagen, daß 90% der Aktienfonds an die 20% Verlust gemacht haben. Nur wenige zeigten eine positive Entwicklung.

      Dies ist nur ein aktuelles Blitzlicht auf den gegenwärtigen Zustand, nachdem wir für das demnächst erscheinende Buch: „Wir werden schamlos irregeführt – Vom 11. September zum Irak-Krieg“ die ökonomische Betrachtung schon vor einiger Zeit abschließen mußten. Was hier sichtbar wird, zeigt, daß sich nicht nur nichts zum Besseren gewendet hat, sondern es nur noch schlimmer geworden ist. Die an anderer Stelle gemachten Betrachtungen über die Kriegsgründe – die unbedingte Aufrechterhaltung des Dollars als Reservewährung – wird mit diesem faktischen Status der US-Volkswirtschaft bekräftigt. Ohne dieses Privileg des Dollars - sich de facto gratis in den Besitz der Welt-Ressourcen und Leistungen anderer Volkswirtschaften zu setzen, wäre der Zusammenbruch der USA längst erfolgt.

      Die USA sind ein nur noch auf nackter Gewalt ruhendes Imperium auf tönernen Füßen.



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      [1] „The new Rome meets the new barbarians“ (Das neue Rom trifft auf die neuen Barbaren) in „The Economist“ vom 23. März 2002.
      [2] In Bagdad, im Norden um Mosul/Kirkuk, im Süden um An-Nasiriyah/Basra und in „der Wüste“ im Nordwesten, vielleicht um Ar-Rutbah, nahe der Grenze zu Syrien.

      [3] Früher: “von Gottes Gnaden”, also von einer höheren, absoluten Macht abgeleitet; d.h. dem göttlichen Gesetz bzw. Naturrecht unterworfen.

      [4] Wir verwenden den US-Begriff, um Mißverständnisse zu vermeiden: 1 Trillion = 1.000 Mrd.

      [5] Dieser Index mittelt 500 Unternehmen des US-Mittelstandes – immer noch sehr großen Konzernen - und ist somit breit gestreut.

      [6] Martin Weiss, Safe Money Report, März 2003.

      [7] Atlanta Journal Constitution: „Bei immer noch sinkendem Konsumentenvertrauen, berichtete die nationale Zentralbank (die FED), daß es keine unmittelbaren Zeichen einer Erholung gäbe. Die Wirtschaft bleibt, nach dem periodisch erscheinenden „Beige-Book“ der Federal Reserve, „flau“, ohne ein Anzeichen, daß die Konsumenten- oder Unternehmens-Ausgaben anstiegen.“ Zit. nach Weiss Research Inc. Safe Money Report, Nr. 346B, Feb. 2003.

      [8] An anderer Stelle berichteten wir von den Forderungen des CEO von US-Steel, dem größten Stahlkonzern der USA, an die Regierung: a. Übernahme der Pensionsverpflichtungen der Arbeiter, b. Lockerung der Kartell-Gesetze, um eine Fusion der notleidenden Stahlindustrie zu ermöglichen und c. dies müsse SOFORT erfolgen, weil sonst Bankrotte unvermeidlich wären.


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      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger
      staatsbriefe.de
      [21./30.4.2003]
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 00:39:37
      Beitrag Nr. 2.640 ()
      Die Baisse dauert an!


      Die U.S. Ökonomie setzt ihren weichen Kurs fort, sagt die Financial Times. Wo schaut man nach befriedigenden Renditen in einer Welt von 1,25% Geldmarktzinsen und 5% Long Bonds? Die Antwort lautet: Gold! Denn es ist unterbewertet und wenig beachtet. Gold war 20 Jahre in der Hundehütte und Investoren trauten sich nicht es anzurühren. In den letzten beiden Dekaden stieg der Dow um 1200% und Gold fiel um 70%. Seitdem stieg Gold um 40% und Aktien fielen durchschnittlich um 50%. Um den Dow zu kaufen braucht man 22 Unzen Gold. Das ist doppelt soviel Gold wie noch nie zuvor in den letzten 100 Jahren. Gold hat noch einen langen Weg nach oben vor sich.

      Der Aktienmarkt oszilliert weiter in gewohnter Manier im oberen überkauften Bereich. Nächstes Fibodatum kommt am 6. Mai 2003, das sind 55 Tage seit dem Tief am 12.März 2003.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!

      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 00:54:02
      Beitrag Nr. 2.641 ()
      3.5.03 Amerikaner ignorieren Rabatte

      Kaufanreize als Absatzförderer für die Autobranche verlieren ihre Wirkung


      von Da./DW

      Düsseldorf/Detroit - Trotz der vierten Rabattwelle seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sind die Pkw-Verkäufe in den USA im April gesunken. Die Automobilkonzerne litten im vergangenen Monat vor allem unter der Verunsicherung der Verbraucher, die einen Anstieg der Benzinpreise befürchteten und dem schwachen Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten. ... (Welt, 3.5.03)
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      Neue Preisrunde bei Billigreisen

      Für Urlaubsreisen zeichnen sich nach einer ersten Belebung des Geschäfts weitere Preissenkungen ab. Europas größter Touristikkonzern Tui will am Montag seine seit längerem angekündigte neue Discount-Marke vorstellen, die mit Niedrigpreisen um Kunden werben soll. Prompt wird der Konkurrent Thomas Cook nach Informationen des Fachmagazins „Touristik-Report“ mit Preisaktionen in „Discount-Wochen“ bei seiner Billigmarke Bucher kontern. Branchenexperten schätzen, dass auch andere Anbieter mit Preisnachlässen reagieren könnten.

      ... Tui reagiert damit auf den Trend zu immer preiswerteren Reisen. Vor zwei Jahren wollte die Branche diesen Trend durch Verzicht auf weitere Preissenkungen bremsen, um endlich die schmalen Gewinnmargen im Touristikgeschäft zu verbessern. Doch der 11. September 2001 und die anhaltende Konjunkturflaute machten einen Strich durch diese Rechnung.

      Die Nachfrage in den beiden großen europäischen Reiseländern Deutschland und Großbritannien ist seither geschrumpft. Was aber boomt, sind getreu der verbreiteten „Geiz-ist-geil“-Stimmung Angebote von Direktvermarktern, Last-Minute-Reisen und die Billig-Fluglinien. Bei klassischen Touristikkonzernen kommen nur Preiswert-Marken gut durch die Krise. ... (Handelslbatt.com, 2.5.03)
      Kommentar: Die deflatorische Entwicklung ist eindeutig. Die Preise (abgesehen von den künstlich durch Steuern erhöhten) sinken in allen Sparten. Doch auch weitere Preissenkungen können irgendwann den Konsum nicht mehr anregen. Dieser Punkt schein im den USA bereits erreicht zu sein. Dann beginnt es wirklich kritisch zu werden und es entsteht ein mörderischer, ruinöser Wettbewerb um immer neue Tiefstpreise. Unternehmensbankrotte mit einer steigenden Arbeitslosenzahl sind da nur die logische Folge davon.
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      Einzelhandel darbt weiter


      Der kräftige Umsatzrückgang der deutschen Einzelhändler im März belegt Experten zufolge die schwache Verfassung der deutschen Wirtschaft. So lange die hohe Arbeitslosigkeit und eine steigende Abgabenlast die Kaufkraft der Deutschen schmälerten, stünden der Branche weiter schwere Zeiten bevor, sagten Volkswirte.

      Reuters BERLIN. Zum Februar sank der Umsatz im Einzelhandel nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag saisonbereinigt nominal 2,6 % und real 3,0 %. „Das erste Quartal hat so unerwartet hoffnungsvoll begonnen, aber die letzten beiden Monate haben uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, kommentierte Andreas Scheuerle von der DekaBank das zweite kräftige Minus nach dem Anstieg im Januar. Neben der Arbeitslosigkeit habe wohl auch der Krieg im Irak und das teure Benzin höhere Ausgaben der Verbraucher verhindert.

      Analysten erwarten keine rasche Besserung

      Jörg Krämer von Invesco Asset Management sagte, an der Krise im Einzelhandel sei die Unfähigkeit zur Schaffung von Beschäftigung ebenso schuld wie die Steuer- und Abgabenpolitik, die den Menschen einen immer größeren Teil ihres Brutto-Einkommens nehme. Der Einzelhandel leidet besonders an der anhaltenden Konsumflaute in Deutschland, die ihm 2002 eines der schwächsten Jahre seit Kriegsende beschert hatte. ... (Handelsblatt.com, 2.5.03)
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      Talfahrt der deutschen Industrie beschleunigt

      Die deutsche Industrie hat bei ihren Geschäften im April überraschend den größten Rückschlag seit über einem Jahr hinnehmen müssen. Der Reuters-Einkaufsmanagerindex (EMI) sank auf 45,9 von 47,8 Zählern im März. Analysten befürchten nun, dass die erhoffte Wirtschaftserholung weiter in die Ferne rückt.

      Reuters BERLIN. Die rund 400 befragten Unternehmen hätten von einem deutlichen Auftragsrückgang und geringerer Produktion berichtet, teilte die Forschungsgruppe NTC, die den Index für Reuters ermittelt, am Freitag mit. Das Industrie-Barometer signalisiert mit einem Wert von unter 50 Punkten zum neunten Mal in Folge einen Rückgang der Geschäftstätigkeit. Die Schwäche der deutschen Industrie spiegelte sich in der gesamten Euro-Zone wider: Mit 47,8 Zählern rutschte der EMI für das Währungsgebiet ebenfalls auf den tiefsten Stand seit Januar 2002.

      Keine Erholung nach Kriegsende erkennbar

      Die meisten Experten hatten darauf gesetzt, dass sich mit dem Ende des Kriegs im Irak die Stimmung in der Wirtschaft etwas verbessern würde. Der Einkaufsmanagerindex bietet hierfür jedoch laut NTC keinerlei Hinweis: „Die Daten legen nahe, dass keine direkte Wachstumserholung in Folge des unerwartet frühen Kriegsendes erkennbar war.“ ... (Handelsblatt.com, 2.5.03)
      Kommentar: Der Einzelhandel hat massive Einbrüche zu verzeichnen und die Industrieleistung geht immer tiefer. Wo ist denn nun der seit Jahren versprochene “Aufschwung”? Schon sind sich die Experten sicher, daß in der zweiten Jahreshälfte dieser einsetzen soll - wie all die Jahre zuvor auch schon. Wieder wird nichts passieren. Man fragt sich wirklich, ob diese “Experten” nur wider besseres Wissen Unwahrheiten und Zweckoptimismus verbreiten, oder ob sie einfach keine Kenntnisse des Systems haben? Es kann nicht mehr aufwärts gehen, weil die Kapitalkosten für die explodierenden Schulden jede Entwicklung abwürgen. Zudem sinkt die Kaufkraft durch steigende Steuern - die Leute haben kein Geld mehr um mehr zu kaufen.
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      VL-Fondssparer brauchen Stehvermögen


      Von Vanessa Keppler, Handelsblatt

      Die massiven Kursverluste an den Börsen haben auch viele Arbeitnehmer nicht verschont – jedenfalls dann nicht, wenn sie ihre vermögenswirksamen Leistungen (VL) in Aktienfonds angelegt haben. Experten warnen dennoch vor einem Ausstieg – weil Firmenanteile langfristig die besten Renditen versprechen.

      ... Trotzdem empfehlen Finanzexperten Arbeitnehmern, VL in Aktienfonds zu investieren. Sie argumentieren, Aktien seien zwar riskanter als Bausparverträge oder Lebensversicherungen, langfristig aber potenziell rentabler. Laut BVI erreichten VL-Anlagen in deutsche Aktienfonds seit 1962 durchschnittlich einen jährlichen Wertzuwachs von neun Prozent (Stand Ende 2001). „Die Rendite wird jetzt wegen des außerordentlich schlechten Jahres 2002 sicher einen Tick runter gehen“, räumt ein BVI-Sprecher immerhin ein. Pech hat ein Anleger aber, wenn sein Vertrag in einer Börsenbaisse wie jetzt ausläuft und er das Geld dringend braucht. ... (Handelsblatt.com, 2.5.03)
      Kommentar: Nicht Stehvermögen ist bei Aktienfonds gefragt, sondern Mut zum Aussteigen, bzw. Mut entgegen aller Empfehlungen solche Fonds gar nicht erst zu kaufen. Wie sollen denn Aktien weiter gewinnen, wenn die Unternehmensumsätze, das Fundament, zusammenbricht? Doch mit den Provisionen aus dem Fondsverkauf und den dazugehörenden zweckoptimistischen Meldungen lassen sich eben bessere Gescäfte machen, als mit der bitteren Wahrheit, die in keinen Medien veröffentlicht wird.
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      2.5.03 CDU plant Karenzmonat beim Arbeitslosengeld

      Erste "Überlegungen" der Herzog-Kommission


      Berlin - Die CDU-Kommission zur Reform der sozialen Sicherungssysteme plant einen grundlegenden Umbau der Arbeitslosenversicherung. Einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bestätigten gestern ranghohe CDU-Kreise gegenüber der WELT. Gleichzeitig hieß es, das Gremium unter der Führung des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog habe noch keine Beschlüsse verabschiedet. Die bekannt gewordenen Einzelheiten seien lediglich "Überlegungen" im Diskussionsprozess. "Allerdings herrscht hier große Übereinstimmung."

      Diese bezieht sich vor allem auf das Vorhaben, versicherungsfremde Leistungen nicht mehr über Beiträge der Versicherten zu finanzieren. So sollen etwa die milliardenteuren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) entweder aus Steuern bezahlt oder ganz gestrichen werden. Sympathie gebe es auch für den Vorschlag, beim Arbeitslosengeld einen Karenzmonat einzuführen. Erwerbslose würden dann im ersten Monat nach Verlust des Arbeitsplatzes keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhalten. ... (Welt, 2.5.03) Kommentar: Bei den Arbeitslosen zu kürzen ist scheinbar bei allen Parteien sehr beliebt, da sich diese nicht wehren können. Dabei ist es gerade diese Bevölkerungsgruppe, welche überhaupt noch kaufkraft in die Wirtschaft bringt. Daß überhaupt nicht nachgefragt wird, wo denn das riesiege Volksvermögen geblieben ist und warum deshalb kein Geld mehr da ist, zeigt, wie marode scheinbar unser Parteiensystem ist.
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      Experten raten von Riester-Pflicht ab

      Kritik an Rürup-Vorschlag - Zunehmendes Interesse an betrieblicher Vorsorge


      von Michael Fabricius

      Berlin - "Und bis Du nicht willig, so brauch ich Gewalt" - wie einst Goethes Erlkönig dem Kinde, will nun auch Renten-Experte und Kommissionsvorsitzender Bert Rürup die Rentenversicherten zu ihrem trügerischen Glück zwingen. "Wenn die Nachfrage nach der Riester-Rente in den nächsten zwei Jahren nicht merklich zunimmt, muss ernsthaft darüber nachgedacht werden, sie zur Pflicht zu machen", so Rürup in einem Beitrag für "Bild am Sonntag". So würden dann auch die schätzungsweise 20 bis 25 Mio. Förderberechtigten, die sich bisher nicht von den vermeintlichen Vorzügen der Riester-Rente überzeugen ließen, einen entsprechenden Vertrag unterschreiben müssen.

      Nach Angaben des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) haben bisher 3,1 Millionen Menschen eine private und zwei Millionen eine betriebliche Förderrente abgeschlossen. Insgesamt haben aber rund 30 Millionen Menschen einen Anspruch darauf.

      Doch Altersvorsorge-Experten sind überzeugt, dass das Interesse für die Riester-Variante mit direkten Förderbeträgen und nachgelagerter Besteuerung in der Auszahlphase nicht wegen mangelnder Bereitschaft wenig Anklang findet, sondern weil die Versicherten die Nachteile des Systems erkannt haben. Nicht-Vererbbarkeit der Ersparnisse oder die Pflicht zur sofortigen Rückzahlung der staatlichen Förderung bei geplantem Rentenbezug im Ausland erscheint Vielen zu unattraktiv, heißt es einhellig von DIA bis zur Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (AbA). ... (Welt, 30.4.03) Kommentar: Aus gutem Grund lehnen die meisten Bürger die Riester Rente ab. Es werden dabei Beiträge eingefordert, bei denen heute schon absehbar ist, daß sie in Zukunft nie mehr zurückzahlbar sind. Viel sinnvoller ist es, wenn die Leute selbsr sparen, dann wissen sie einmal wo das Geld liegt und können zum anderen darüber verfügen, wenn es nötig ist. Je mehr der Staat versucht, eigentlich private Angelegenehiten zu regeln, umso mehr sinkt die Eigeninitiative, die Quelle jeder funktionierenden Wirtschaft. Das ganze zur Pflicht zu machen, würde nur beweisen, daß es gar nicht um das Wohl des Bürgers geht, sondern nur um eine verdeckte Sondersteuer, um die hohen Schulden zu bedienen.
      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 01:11:41
      Beitrag Nr. 2.642 ()
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 01:13:30
      Beitrag Nr. 2.643 ()
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 01:25:29
      !
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      schrieb am 04.05.03 01:30:27
      Beitrag Nr. 2.645 ()
      Über das Gold, den Dollar und die Deflation
      (02.05.2003)

      Dollar runter, Gold rauf. Es ist das alte Lied. Und so hatte denn auch die zurückliegende Hausse begonnen, bis sie wegen ungezügelter, von wilden Phantasien begleiteter Spekulationslust außer Kontrolle geriet.

      Zur Erinnerung: Gold verhält sich zum US-Dollar wie eine Währung. Beweis dafür ist die auch jetzt wieder zu beobachtende hohe positive Korrelation zwischen dem Edelmetall und dem Euro.

      Ob man nun mit dem Kauf von Gold und dem Verkauf von Dollar (denn nichts anderes geschieht, wenn man Gold erwirbt) wieder einen Staat machen kann, hängt somit entscheidend vom weiteren Verhalten des Greenback ab. Es sei denn, die Hausse-Spekulation würde sich erneut des Goldmarktes bemächtigen und eigene Gesetzmäßigkeiten schaffen.

      Die Argumente, die nicht nur für einen sich fortsetzenden Fall des Dollar, sondern sogar für eine vehemente Baisse sprechen, sind zahlreich: die externen und die internen Defizite der USA, die durch ausländisches Kapital finanziert werden müssen, weil die eigenen Ersparnisse in den USA nicht ausreichen, die massive Schaffung von Liquidität seitens der US-Notenbank, die das Angebot an Dollar in die Höhe schießen lässt, und die vielerorts noch geleugnete Aussicht darauf, dass die Wirtschaft in den USA über längere Zeit hinweg nur unterdurchschnittlich wachsen dürfte.

      Daneben darf nicht vergessen werden, dass bisher rund 80 Prozent der Kapitalüberschüsse, die außerhalb der USA entstanden sind, im Dollar angelegt wurden. Wer vor 15 Monaten aus dem Euro in den Dollar überwechselte, muss heute einen Wertverlust von fast 40 Prozent zur Kenntnis nehmen.

      Das ist eine Menge Stoff. Die Betroffenen, ob es offizielle Stellen wie Notenbanken oder private Kreise wie die Finanzabteilungen von Unternehmen und ganz einfache Anleger sind, haben die Höhe ihrer Verluste bislang ertragen, ohne die Konsequenzen zu ziehen.

      Doch für sie wird die Schmerzgrenze spätestens dann erreicht sein, wenn klar ist, das die Notenbank in Washington die Reißleine zieht und zu einer "unkonventionellen" Geldpolitik übergeht. Dies geschieht spätestens dann, wenn sie die Kapitalmarktzinsen gezielt zu drücken beginnt, indem sie Unternehmensanleihen aufkaufen lässt. Damit würde sie vor aller Welt bekennen, dass die konventionellen monetären Werkzeuge nicht mehr funktionieren, um den wirtschaftlichen Verfall umzukehren und Deflation zu verhindern.

      Auf den Dollar kann sie unter solchen Bedingungen für eine Weile keine Rücksicht mehr nehmen. Und das wäre dann ein solider Grund für womöglich stark anziehende Goldpreise. In Dollar, nicht aber in Euro, versteht sich.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

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      Wussten Sie schon, dass...?
      (02.05.2003)

      Sterling-Silber ist ein Begriff, der im Deutschen meist verwendet wird, wenn es um Tafelsilber geht.

      Er stammt aus Großbritannien und ist etwa 600 Jahre alt. Seinerzeit wurde dort gesetzlich festgelegt, dass silberhaltige Gegenstände mindestens 92,5 Prozent reines Silber enthalten mussten. Der Rest konnte aus Zinn oder Messing bestehen. Dieser überwachte Standard erhielt die Bezeichnung "Sterling silver".

      Dieser Standard war einklagbar. Wer sich beim Kauf von "Sterling silver" betrogen fühlte, konnte den fraglichen Gegenstand an das London Assay Office einsenden, wo er von der Gilde der Goldschmiede untersucht wurde.

      Die gesetzliche Regelung stellt eine der frühen Formen des Verbraucherschutzes dar.



      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 01:32:59
      Beitrag Nr. 2.646 ()
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 01:36:58
      Beitrag Nr. 2.647 ()
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 17:59:13
      Beitrag Nr. 2.648 ()
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      spatzseite.de


      Wie hätten Sie die Weltbürger gerne? 04.05.2003
      DIESE WOCHE
      Diese Woche denkt der Spatz über die amerikanische Nachfolge des britischen Empires nach. Er überlegt, womit die neuen Imperialisten der Welt beglücken wollen, und wie sie es tun wollen. Er spürt den historischen und philosophischen Wurzeln dieser "neuen Revolution" nach: Unterwerfung, Macht und Nihilismus - das sind die Stichworte dieses düsteren Beitrages.

      Nach dem Krieg die Umerziehung


      "Das Problem ist, daß eine Nation, ohne daß sie noch wirksam von irgend einer anderen in die Schranken verwiesen werden könnte, nach eigenem Gutdünken festlegen kann, unter welchen Bedingungen der Rest der Welt zu leben hat. Sie wird dazu, auch wenn wir sie davon nicht abhalten, ihre Militärmacht einsetzen. Bisher hat sie lediglich ihre neuen Muskeln spielen lassen" schrieb George Monbiot im Londoner Guardian am 22.04.2003 auf Seite 19 und fuhr fort: "Es kann keinen Zweifel mehr darüber geben, in welche Richtung die Ambitionen der US Regierung gehen, hat sie doch bereits einen langsamen aber deutlichen Stoß gegen die internationale Ordnung geführt und die Institutionen zerstört oder doch untergraben, die versucht hatten, sie zurückzuhalten". Monbiot verwies dabei auf den früheren CIA Direktor James Woosley, der 14 Tage vorher in der gleichen Zeitung sich für einen Krieg eingesetzt hatte, der über zwei Jahrzehnte dauern könne, um die "die Demokratie über die gesamte arabische und moslemische Welt auszudehnen". Die Demokratie? Was er wohl darunter verstanden hat?

      Menschen, die wie Woosley denken, gibt es in den USA viele. Sie sehen sich nicht als "Monster" eher als "Missionare". Sie wollen ihre "exzeptionellen Errungenschaften" in der Ganzen Welt durchgesetzt und verwirklicht sehen. Was aber wäre so exzeptionell an der amerikanischen Demokratie? Kaum ein Land hat mehr Verbrechen pro 1000 Einwohner, ,ehr Strafgefangene oder mehr Willkürakte jedenfalls gegen den ärmeren Teil der Bevölkerung aufzuweisen. In kaum einem Land ist das Vermögen so ungleich verteilt. Von einer krisenfreien Wirtschaftsentwicklung kann dort auch nicht die Rede sein. Kein Land in der Welt benötigt soviel Finanzhilfe aus dem Ausland wie die USA - und bekommt sie auch.

      Was liegt dem Missionarischen dieser "Revolutionäre" zugrunde, die nicht davor zurückzuschrecken scheinen, Ihre überwältigende militärische Überlegenheit über den Rest der Welt zu nutzen, um die Welt weitestgehend mit ihren "demokratischen" Idealen oder dem, was sie dafür halten, zu beglücken. Einer der sich besonders mit dem "radikalen amerikanischen Revolutionärtum" hervortut, ist der neokonservative Newt Gingrich, einer der lautesten Sprecher der zur Zeit in den USA herrschenden Kriegspartei, der laut sagt, was andere glauben aber zu äußern für ungeschickt halten. Gingrich hält sich für einen "radikaleren Revolutionär" als selbst Karl Marx oder Lenin/Stalin. Was verbirgt sich in dieser scheinbar "amerikanischen" Radikalität an der Spitze der US-Führung?

      Die Radikalen in der US-Führung machen es nicht anders, meinte Monbiot in seinem Artikel, als ihre britischen Vorläufer, welche die Zerrissenheit und innere Schwäche Europas und ihrer kolonialistischen Rivalen ausgenutzt haben, um ihre Macht weltweit durchzusetzen und zu festigen. Der Unterschied ist nur, daß sich die Nachfolger des britischen Empire heute offener und direkter zu einer "revolutionären Mission" bekennen, als dies die "Denker" hinter dem britischen Königshaus im vorletzten Jahrhundert getan hatten. Damals glaubte man in England noch - jedenfalls nach außen hin - etwas mehr Rücksicht auf die abendländische, kulturelle und weltanschauliche Werte und Traditionen nehmen zu müssen. Für diesen "alten" Kram des "alten" Europas haben die Revolutionäre an der Macht nichts übrig - es ist gerade das, gegen das sich ihre "Revolution" richtet.

      Ihre Revolution bedeutet die Durchsetzung des Nihilismus, wie er von Thomas Hobbes eingeführt, von John Lock und Benjamin Bentham weitergeführt und in die Führungscliquen hinter der britischen Monarchie eingebracht worden war. Adam Smith hatte den Nachweis zu erbringen, daß der freie Markt die Anwendung des Nihilismus auf die gesellschaftliche, wirtschaftliche Zusammenarbeit darstellt und diese für die radikal "neuen Menschen" besser und vorteilhafter regelt, als alle absichtsvolle Planung und Gestaltung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Menschenführung bedeutet in dem Kontext Zwangssituationen als freiwilliges Eigeninteresse zu interpretieren - sie ist etwas wie die moderne Kunstinterpretation, die Kokolores als Kunst verkauft.

      Nihilismus soll "befreien", und zwar den Einzelnen von jeder Form moralischer oder sonstwie verpflichtenden "Verantwortung". Der nackte Vorteil des einzelnen verbunden mit seinem Überlebenswillen und Überlebenkönnen sind die einzige Wahrheit, das einzige Gute und von ein paar minimalen Spielregeln abgesehen einzige Recht, das "wirklich" existiert. So getrieben von der Natur seiner eigenen Natur folgend lebt der Mensch seiner wirklichen Natur entsprechend. Alles andere sind Sparren im Hirn der Dummen, die sich von anderen ausnutzen lassen.

      Das Problem dieser wertfreien, "natürlichen" Überzeugung ist, daß sie sich zum Regieren schlecht eignet. (wie auch zur Reproduktion, die Geburtenrückgänge unter der Regie der "Neuen Menschen" sind dafür indikativ). Sie führt zu dem Chaos, das Thomas Hobbes für das unter Menschen "natürliche" ausgegeben hat. Um größere Menschenmassen "regierbar" zu machen, bedarf es daher "ethisch wertvoller Mythen". Und damit einer zwei Klassengesellschaft, die neuen Menschen und diejenigen, die ihnen glauben (müssen). Denn einfache schwache Menschen müssen oder sollten an etwas glauben, das ihr Verhalten in regierbare Bahnen lenkt. Für Hobbes, den Schmarotzer und ideologische Dienstmann einer britischen Adelsfamilie, war der Glaube nur die persönliche Nützlichkeit und der persönliche Vorteil. Lediglich dieser ist es, der Menschen veranlaßt, sich zurückzunehmen und andere walten zu lassen und sich ihren Regelungen zu fügen. Aus diesem Gebräu von "Es gibt kein Recht, keine Wahrheit und nichts Gutes" und den nackten Überlebensvoraussetzungen und dem persönlichen Vorteil wurde das zusammen geklopft, was "moderne Massendemokratie" heißt.

      In ihr übernehmen es die Medien, den konsensschaffenden, ethisch wertvollen Mythos von Fall zu Fall den äußeren Gegebenheiten und dem Wunsch der (Geld)Mächtigen entsprechend jeweils neu zu bestimmen und als jeweils neueste geistige Mode durchzusetzen. Was der einzelne glaubt, wofür er sein Leben einsetzen will, bleibt so lange und soweit Privatsache, als er sich in den jeweils vorgegebenen Rahmen einfügt. Menschen, die sich diesem vorgegebenen Rahmen nicht fügen und vorgegebene Wert- oder Zweckbestimmungen nicht nur persönlich befolgen sondern für allgemeinverbindlich halten, sind nicht nur Relikte einer alten, überholten Zeit, sondern als rückständige, fundamentalistische Terroristen zu bekämpfen unabhängig davon, ob sie vom Islam, einem allgemeinverbindlichen Christentum, dem Chinesischen Universalismus, hinduistischer Religiosität oder von sonstigen Ideologien herkommen. Sie stören mit ihrem Anspruch auf Verbindlichkeit die Freiheit des "Neuen Menschen".

      Wer dergleichen nicht als subjektiven, nur seiner persönlichen Selbsterhaltung dienlichen Mythos ansieht, sondern als gültige Wahrheit behauptet, gehört der alten Wertordnung an und ist revolutionär zu bekämpfen. Das ist der Grund, weshalb sich die nihilistischen Revolutionäre für konsequenter und revolutionärer halten als selbst Kommunisten und Sozialisten, für deren "neuer Religion" die nihilistischen Revolutionäre nur Verachtung übrig haben.

      Die Eroberung der Staatsmacht ist hierbei nur ein revolutionärer Akt, die Eroberung der Machtmittel nämlich, um ihrer Revolution den Weg frei zuräumen. Danach kommt es zur weitgehenden Abschaffung des Staates. Regieren sollen die Erfolgreichen, die Starken, die "Neuen Menschen", die es geschafft haben, möglichst viel des gesellschaftlichen Vermögens an sich zu reißen und darüber zu bestimmten. Die neuen Zentren der Macht liegen bei den Großunternehmen und denen, die sich an ihre Spitze vorschleimen konnten. Im Zuge dessen werden auch militärische Machtmittel mehr und mehr "privatisiert" und für private Unternehmenszwecke mißbraucht. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind in diesem Kontext keine Werte, sondern nur verhaltensrelevante Mythen etwa wie Demokratie, Freiheit, wie die 14 Punkte Wilsons im ersten und die Magna Charta der UN im Zweiten weltrevolutionären Krieg und dergleichen mehr - Sonntagsblabla.

      Es war die nihilistische Spaltung der Gesellschaft und die Reaktion darauf, welche die Nationen aufbrachen und auf den militärischen, ökonomischen und kulturellen Untergang vorbereiteten.

      Wie ist dieser Trend zur Unterwerfung der Menschheit unter die nihilistische Weltrevolution, die modernistische, geistige, moralische, kulturelle Gleichschaltung im Dienst ökonomischer Unterwerfung zu stoppen? Militärische Mittel stehen offensichtlich niemandem außerhalb der USA im erforderlichen Umfang zur Verfügung. Eine militärische Auseinandersetzung auf nahezu gleicher Ebene (nicht das brutale Zerschlagen einzelner Entwicklungsländer, was in den US-Kriegen seit Vietnamkrieg aus unterschiedlichen Motiven praktiziert worden) würde zur nuklearen Zerstörung dieser Erde führen. An dem ist keinem aus Eigeninteresse gelegen. Doch wer sie wie ein Pokerspieler in Kauf zu nehmen bereit ist, wird sich schließlich in der Hobbes`schen Neuen Welt durchsetzen.

      Die zum Schutz und durchaus im Sinne Hobbes entwickelten diplomatischen Mittel haben sich als unerheblich erwiesen. Das Scheitern der Bemühung der USA eine diplomatische Zustimmung zu Ihrer Invasion in den Irak zu bekommen, hat ihnen gezeigt, daß so etwas wie die Organisation der Vereinten Nationen überflüssig sogar hinderlich ist. Die Wähler im Lande, so lange sie sich Illusionen über den Charakter ihrer Regierung machen, läßt die Zustimmung oder Nicht-Zustimmung der UNO völlig unbeeindruckt. Auch ein Warenembargo oder Boykott, wie ihn die UNO im Auftrag der USA über andere Länder wie z.B. den Irak verhängt hat, und es jetzt wieder gegen Nord-Korea mit japanischer Komplizenschaft als Seeblockade anstrebt (Kyoto News vom 29.4) wäre gegen die USA kaum ausführbar. Der US-Handel und die US-Besitzansprüche haben die Wirtschaft fast der gesamten westlichen Welt durchsetzt. Jeder Boykott hätte nur noch symbolische Bedeutung.

      Im Grunde stellt sich die Wahl heute persönlich, zu wählen ist zwischen Unterwerfung des Schwachen unter den Starken und den geschickteren Manipulierer auf der einen Seite und der freier Zusammenarbeit derer, die wissen, was sie über das bloße Überleben hinaus wollen, auf der anderen. Die Renaissance einer neuen Menschlichkeit muß sich wahrscheinlich in den USA durchsetzen und dort den Wähler überzeugen. Rom ging unter als seine Macht total zu werden schien, denn der Mensch ist nicht so, wie ihn menschlich verkümmerte Nihilisten sehen und das, was sie aus ihm machen wollen. Oder doch? Wem wollen Sie Ihr Überleben eher anvertrauen.
      Avatar
      schrieb am 04.05.03 18:03:31
      Beitrag Nr. 2.649 ()
      5.5.03 Ungebremster Höhenflug trotz Überbewertung

      Die Zinsdifferenzen treiben den Eurokurs weiter nach oben. Schlechte Daten aus den USA können den Trend in der kommenden Woche noch verstärken ... Der Markt - das sind die Geldströme. Amerika braucht durch sein ausuferndes Leistungsbilanzdefizit immer mehr Geld. Betrug das Defizit 1999 noch 200 Milliarden Dollar, so sind es nun schon rund 500 Milliarden. Hinzu kommt das Loch in der Staatskasse. Während sie 2001 noch einen Überschuss von rund ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftete, klafft nun eine Lücke von rund vier Prozent in den Kassen des Finanzministers. Um dies finanzieren zu können, müssen täglich rund 1,4 Milliarden Dollar an Devisen in die USA fließen, vor allem als Investitionen. Doch derzeit investieren eher Amerikaner in Europa als umgedreht. ... (Welt, 5.5.03)
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      Der Euro zeigt Muskeln

      Nach dem Krieg der Wechselkurs: Der steigende Euro wird zur neuen Gefahr für deutsche Unternehmen und erschwert die Konjunkturwende


      von Manfred Fischer

      ... Er notiert derzeit mit 1,12 Dollar so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr. Zum Jahresende sieht Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), den Euro bei einem Kurs zwischen 1,18 und 1,20 US-Dollar. "Der ungünstige Wechselkurs macht es den Exporteuren schwerer, auf dem US-Markt zu bestehen", weiß Börner. Dem deutschen Export in die USA jedenfalls, schon im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent gesunken, wird der neue starke Euro keinen Auftrieb geben. ... (Welt, 5.5.03)
      Kommentar: Nun wird deutlich, daß der US-Dollar das eigentliche Problem ist. Über viele Jahre haben die USA ein künstliches Wachstum eschaffen, indem sie sich immer weiter in Ausland verschuldet haben. Der Effekt um: Der Dollar fällt, damit zieht sich das Kapital aus den USA zurück, was den Wechselkurs noch weiter nach unten drückt usw. Zusätzlich bricht die exportorientierte Wirtschaft in Europa und Asien ein. Das Resulatat ist eine Weltwirtschaftskrise.
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      Arbeitslosigkeit auf Rekord-Hoch

      Die Arbeitslosigkeit in Deutschland erreicht eine neue Negativ-Rekordmarke


      Berlin - Für den April haben Experten der Arbeitsverwaltungen nach Informationen von WELT am SONNTAG etwa 4,52 Millionen Arbeitslose vorausberechnet. Das bedeutet für den Monat April die höchste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung.

      Als wichtigste Gründe für die dramatische Zunahme der Beschäftigungslosigkeit nennen die Arbeitsmarktexperten die Kündigungen zum Quartals- ende und die lahmende deutsche Konjunktur. Zum Vergleich: Im April des Jahres 2002 waren 4,02 Millionen und im April des Jahres 2001 nur 3,86 Millionen Menschen arbeitslos.

      Nach 4,623 Millionen Arbeitslosen im Januar, 4,706 Millionen im Februar und 4,608 Millionen im März muss die Bundesregierung schon jetzt für das laufende Jahr acht Milliarden Euro mehr für die Bundesanstalt für Arbeit ausgeben, die nach dem ursprünglichen Plan von Finanzminister Eichel (SPD) 2003 ohne Zuschüsse auskommen sollte. Zudem wird Eichels Haushalt nach neuesten Steuerschätzungen noch einmal mit sieben Milliarden Euro Mindereinnahmen belastet. ... (Welt, 5.5.03)
      Kommentar: Die immer weiter steigende Arbeitslosigkeit schwächt die Wirtschft immer weiter, weil die gesamte kaufkraft der Bevölkerung dadurch gesenkt wird. Es entwickelt sich ein Teufelskreislauf aus Arbeislosigkeit, sinkender Kaufkraft, Unternehmenspleiten und noch höherer Arbeitslosigkeit. Kommt keine neue Kaufkraft in die Wirtschaft (was nur durch Wegfall der Kapitalkosten möglich wäre) dann ist eine Depression unvermeidlich.
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      5.5.03 Die Privat-PSA in München


      Wo der Staat, die Behörden, die Tarifparteien noch kungeln. Bei Siemens hat die Personal-Service-Agentur bereits ihre Arbeit begonnen - und das mit Erfolg

      Berlin - Worauf Florian Gerster, Chef der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, und mit ihm Bundeskanzler Schröder noch warten, das hat Siemens-Chef Heinrich von Pierer schon lange: eine funktionierende Arbeitnehmervermittlung. PSA, Personal-Service-Agentur, heißt es im neuesten Jargon der Bundesanstalt. BeE heißt es bei der Siemens-Netzwerksparte ICN. BeE wie betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit.

      Was dem Namen nach klingt wie alter Ostblock ist in seiner Arbeitsweise einer der größten Hoffnungsträger für den deutschen Arbeitsmarkt: ICN versucht, Mitarbeiter, die auf Grund der Branchenkrise eigentlich entlassen werden sollten, nicht einfach mit Abfindung auf die Straße zu setzen, sondern ihnen einen neuen Job zu besorgen. Notfalls auch erst mal per Zeitarbeit. Ähnliches gibt es inzwischen auch bei der Telekom und BASF. PSA privat: Die Konzerne machen vor, was die Politik eigentlich vorhatte. ... (Welt, 5.5.03)

      Kommentar: Solche internen Vermittlungsagenturen hören sich sehr schön an. In der Realität allerdings sind sie ein Mittel der Konzerne, um das Lohnniveau zu drücken: Will man für jemanden das Gehalt kürzen, so wird er einfach zum Schein von seiner Stelle entlassen und durch die interne Jobvrmittlung zu natürlich ungünstigeren Konditionen wieder eingestellt. Der Arbeitnehmer hat dabei keine Wahl: Lehnt er die Vermittlung ab, so bekommt er Ärger mit dem Arbeitsamt, welches ihm dann mangelnde Motivation vorwirft, nimmt er an, dann hat er Gehaltseinbußen. In einer funktinierenden Wirtschaft würde immer Vollbeschäftigung herrschen, da brächte es solche Jobvermittlungen gar nicht.
      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      schrieb am 04.05.03 18:54:24
      Beitrag Nr. 2.650 ()
      Amerika gegen den Rest der Welt: Die «Israelisierung» der Washingtoner Aussenpolitik
      Israel: Amerika ist kein Vorbild!


      Diejenigen, die die Menschenrechte in Israel mit Füssen treten, feiern ein Freudenfest: Schaut Euch das Benehmen der Amerikaner im Irak an, sagen sie. Jedes Mal, wenn amerikanische Truppen an einem Kontrollpunkt das Feuer eröffnen, jedes Töten eines Zivilisten, jedes Bild von Belagerung und Not löst hier Fröhlichkeit aus: Die Vereinigten Staaten, die Wiege der Demokratie, die Führer der freien Welt, benehmen sich genau wie wir!

      Wie ein Bericht sagt, «haben die IDF-Offiziere Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken», wenn sie Berichte über den Irak-Krieg hören. Von jetzt an wird niemand mehr ihr Benehmen in den besetzten Gebieten kritisieren können. Die «New York Times» berichtete, dass Israel sogar eifrig vorschlägt, dass die Vereinigten Staaten doch von seinen Erfahrungen lernen könnten, zum Beispiel bei der Verwendung von Panzern, Helikoptern und Bulldozern im Innern der Städte und Flüchtlingslager.

      Ähnliche Freude hat auch diejenigen ergriffen, deren Wunsch es ist, die Medien in Israel zu beschneiden: Schaut, wie die Amerikaner die Kriegsbilder in ihren Medien zensieren - keine Särge, keine Gefangenen - und wie die Medien sich begeistert freiwillig melden, um bei den Kriegsanstrengungen mitzuhelfen. Und wie sie jetzt, ohne mit der Wimper zu zucken, den mutigen Reporter Peter Arnett entlassen haben, weil er im gegnerischen Fernsehen seine Meinung gesagt hat.

      Dieses Einstimmen in das Benehmen der Vereinigten Staaten ist ein weiterer Bestandteil des Kollateralschadens dieses gemeinen Krieges. Amerika ist kein Vorbild - für gar nichts! Auch schon vor dem Krieg konnte es in keiner Weise als Vorbild dienen, und durch diesen ungesetzlichen Krieg im Irak hat es sich absolut jeden Rechts entkleidet, irgendeiner Nation und den Juden als leuchtendes Vorbild für Freiheit, Ethik und Menschenrechte zu dienen.

      Wir dürfen daher nicht zu schnell den Schluss ziehen, dass das, was Amerika erlaubt ist, auch uns gestattet sei. Weder die Amerikaner noch wir haben das Recht, ohne Not zu töten, der Zivilbevölkerung zu schaden und sie zu erniedrigen, sie ihrer Freiheit zu berauben, sie hungern zu lassen, ihnen den Lebensunterhalt wegzunehmen oder ihre Souveränität mit Füssen zu treten oder die Medien für den Kriegseinsatz zu rekrutieren.

      Amerika, das einen illegalen Krieg führt, ist in jeder Hinsicht eine Besatzungsmacht.
      Lange bevor der erste irakische Zivilist an einem Checkpoint erschossen wurde, gab es für die Amerikaner keinen Grund, auf ihre Taten stolz zu sein, weder zu Hause noch anderswo. Nicht alle seiner Bürger profitieren davon, dass es eine Demokratie ist.

      Beispielsweise wurden in den vergangenen 29 Jahren 816 Menschen in den Vereinigten Staaten exekutiert, fast so wie im finstersten Mittelalter, und die Tendenz ging eindeutig in Richtung der schwarzen Bevölkerung. Studien zeigen, dass ein schwarzer Mörder 11mal eher hingerichtet wird als ein Weisser, der desselben Verbrechens angeklagt ist. Mehr als 1/5 der Kinder des Landes, das als Führungsmacht der freien Welt gilt, leben unterhalb der Armutsgrenze, und 41 Millionen Amerikaner haben keinerlei Form der medizinischen Versorgung, unter ihnen 8,5 Millionen Kinder. Ist das die Definition einer gerechten Gesellschaft? Etwa 3,5 Millionen Amerikaner sind als obdachlos registriert, obwohl die wahre Zahl zweimal so hoch geschätzt wird.

      Ein Land, das einen Krieg mit Kosten in Höhe von Hunderten von Milliarden Dollar lostritt, während es gleichzeitig nicht in der Lage ist, für Millionen Obdachlose und arme Kinder zu sorgen, kann sich nicht als aufgeklärt bezeichnen oder als Befreier betrachten.

      Ausserhalb ihrer Grenzen können die Vereinigten Staaten auch nicht immer als moralisches Modell dienen. Hunderttausende, darunter auch Zivilisten, wurden getötet in den Kriegen und Militäraktionen, die seit dem Zweiten Weltkrieg begonnen wurden - sei es in Vietnam, Kambodscha oder anderswo - oder in den blutrünstigen Regimen, die mit Hilfe oder Unterstützung Amerikas an die Macht kamen.

      Aber selbst wenn die Vereinigten Staaten ein leuchtendes Signal für die Gerechtigkeit wären, dann nähme ihnen die Entscheidung, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen und seine Armee in eine Besatzungsmacht umzuwandeln, das Recht, als Vorbild zu gelten. Wir sollten den Bemerkungen des Journalisten Thomas Friedman (in einem Interview mit Ari Shavit in der Zeitschrift Haarez [Zeit-Fragen vom 31. März], und der Tatsache, dass die amerikanische Demokratie ganz schön aggressiv wird, wenn sie sich bedroht fühlt, noch hinzufügen, dass Demokratien aufhören, solche zu sein, wenn sie zur Besatzungsmacht werden. Frankreich, Belgien, England, die Vereinigten Staaten und Israel, alles sogenannt aufgeklärte Demokratien, verloren die Rechtmässigkeit ihres Anliegens, als sie zu Besatzungsmächten wurden. Und das ist eine unbestreitbare Tatsache.

      Quelle: Haaretz Daily vom 7.4.2003



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      Sobald die Vereinigten Staaten in den Sumpf der Besatzung hineingezogen werden, werden die aufgeklärten Soldaten von heute zu den inhumanen Truppen von morgen. Sie verlieren die Überbleibsel des moralischen Bildes, das man von ihnen hat, und töten, zerstören und missbrauchen. Die, die vorher noch Kinder umarmt haben, jagen sie jetzt, die, die Nahrungsmittel verteilt haben, werden zu Agenten des Hungers, die, die Wunden heilten, halten jetzt Krankentransporte an Kontrollpunkten fest, und die, die vorher als Befreier galten, werden jetzt zu Gefängniswärtern. Die Besetzten zu erniedrigen und sie ihrer Rechte zu berauben, wird jetzt zur Norm. Das befreite irakische Volk zahlt mit herben Verlusten, mit Hunger und mit Demütigungen, selbst wenn diese nur vorübergehend sein sollten. Und das werden sie nicht vergessen. Das sind die Auswirkungen der Besatzung, sei es in den schmalen Gassen der Flüchtlingslager im Gazastreifen oder in der weitläufigen Stadt Bagdad.

      Wenn es etwas gibt, was die Israeli den Amerikanern beibringen können, dann dies, dass jede Besetzung entsetzlich ist, dass sie auf den Besetzten herumtrampelt und die Besatzer korrumpiert. Wenn die Amerikaner nur einen Moment innehalten und sich anschauen, was im Flüchtlingslager von Tul Karm und in der Altstadt von Nablus passiert, dann werden sie vielleicht verstehen, was bald aus ihnen geworden sein wird. Und wenn die Israeli sich anschauen, was im Irak passiert, dann werden sie vielleicht verstehen, dass die gegenwärtige Situation nicht durch die Palästinenser geschaffen wurde.

      Ein Besatzer ist ein Besatzer, egal ob er aus einer 250jährigen Demokratie oder aus «der einzigen Demokratie im Nahen Osten kommt».

      Artikel 4: Zeit-Fragen Nr.15 vom 25. 4. 2003, letzte Änderung am 26. 4. 2003
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      schrieb am 07.05.03 01:11:50
      Beitrag Nr. 2.651 ()
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      schrieb am 07.05.03 01:22:20
      Beitrag Nr. 2.652 ()
      Am seidenen Faden ...

      von Martin Weiss

      Der April war für die Aktienmärkte ein ausgesprochen guter Monat. Der deutsche Leitindex Dax konnte sich mit einem Zugewinn von über 20 % kräftig erholen. Gewonnen konnte aber seit dem 1. Januar diesen Jahres nicht viel werden, zumal der jüngste Anstieg von einer erheblich tieferen Basis – bei 2200 Punkten – als zum Jahresanfang ausging.

      Immer mehr Marktteilnehmer, vor allem institutionelle Anleger, beurteilen die Ausgangslage für die Weltbörsen zunehmend optimistischer, nicht zuletzt aus charttechnischen Gründen. Während der Dax sich noch schwer tut, die 200-Tage-Linie nach oben hin zu durchbrechen, hat der marktbreite S&P 500 dies bereits in den letzten Tagen geschafft.

      Insofern, so vernimmt man von vielen Beobachtern, sei durchaus noch Spielraum für weitere Kurssteigerungen vorhanden. Zumindest ein Testen der starken Widerstandszone bei 960 Punkten im S&P 500 sei auch schon in bälde möglich. Und daher sei auch ein weiterer Anstieg der deutschen Börse bis in den Bereich von knapp 3300 im Fahrwasser Amerikas durchaus denkbar.

      Wie auch immer die charttechnische Ausgangslage momentan auch sein mag, die fundamental-realwirtschaftliche Grundlage, die hinter diesem Anstieg steht, ist dies- und jenseits des Atlantiks, im langfristigen Kontext als sehr fragil einzuschätzen. Zwar ist die Bewertung deutscher Aktien im Vergleich zu den US-Indizes günstiger, jedoch lassen die gravierenden Strukturprobleme Deutschlands (es sei nur auf die Probleme bei der Demographie, der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme und des Arbeitsmarktes hingewiesen) einen von den Weltleitindizes losgelösten nachhaltigen Anstieg der deutschen Märkte ziemlich unwahrscheinlich erscheinen.

      Es scheint eher nur eine Frage der Zeit zu sein, ehe angesichts einer immer noch immens hohen Bewertung des S&P 500 mit einem aktuellen KGV von über 30 auch der Dax seine Talfahrt wieder fortsetzen wird. Denn es gibt weiterhin keinerlei Anzeichen, dass dieses hohe Kursniveau der US-Aktien durch nachhaltige Gewinndynamik zu rechtfertigen ist. Die erst kürzlich veröffentlichten Daten zur Entwicklung der Arbeitskosten in den USA geben in diesem Zusammenhang auch wenig Grund zur Hoffnung für einen dynamischen Aufwärtstrend bei den US-Unternehmensgewinnen.

      Als ob die schlechten Nachrichten vom Arbeitsmarkt nicht genug wären, stiegen während des ersten Quartals 2003 die Arbeitskosten – die Löhne/Gehälter, Boni und sonstige Zusatzkosten für Angestellte und Arbeiter beinhalten – um insgesamt 1,3 % an. Dies lag weit über den Erwartungen und bedeutet die stärkste Zunahme seit fast 13 Jahren. Auf den ersten Blick scheint dies eine gute Nachricht für die Verbraucher zu sein, betrachtet man die Zahlen etwas genauer, so muß man feststellen, dass dieser Anstieg auf einer gewaltigen Zunahme der Zusatzkosten, wie bspw. Gesundheitsausgaben, um 2,2 % beruht. Es kristallisiert sich demzufolge heraus, dass die Unternehmensgewinne weiterhin starkem Druck ausgesetzt sind, wohingegen kaum spürbare Mehr-Einnahmen der Privatverbraucher ebenfalls keine wesentliche Stimulierung der Wirtschaft erzeugen.

      Vor dem Hintergrund dieser realwirtschaftlichen Fakten bedarf es keiner allzu großen Phantasie, dass die Aktienmärkte weiterhin schwere und vor allem turbulent-volatile Zeiten vor sich haben. Viele Analysten behaupten zwar, dass im Oktober 2002 bzw. März 2003 der absolute Tiefpunkt und Boden der Baisse gewesen sei.

      Ich kann mich aber an keinen langfristigen Wendepunkt von einer Baisse hin zu einer wirklichen Hausse erinnern, bei dem die Gewinnbewertung im S&P 500 so hoch wie heutzutage war. Von der erzielbaren Rendite aus Dividenden ganz zu schweigen. Auf den wahren Wendepunkt müssen wir aber noch voraussichtlich sehr lange Zeit warten. In der Zwischenzeit gilt es, das Vermögen möglichst sicher bis dorthin zu erhalten!

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      Der Trade der Dekade

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die US-Wirtschaftslage bleibt weiterhin schwach", beobachtet die Financial Times, und sie zitiert die bekannten Gründe.

      Der Goldpreis steigt wieder. Das Gold tut, was es will, egal, was die Analysten sagen. Derzeit scheint der Goldpreis steigen zu wollen.

      Michael O`Higgins fragt: "Wo kann man sein Geld relativ sicher mit akzeptablen Renditen anlegen, in einer Welt mit 1,25 % Zinsen am Geldmarkt und 5 % bei langfristigen Anleihen?" Die Antwort: In Gold! "Weil es unterbewertet ist und sich der Goldpreis nach 20 Jahren endlich wieder in einem Aufwärtstrend befindet. Nicht nur das – Gold war historisch gesehen immer eine gute Absicherung gegen fallende Aktienmärkte und eine schwache Wirtschaft. Und genau das werden wir wahrscheinlich wieder erleben."

      Gold war so lange "out", dass die meisten Investoren immer noch Bedenken haben, Gold zu kaufen. In den letzten 2 Dekaden des 20. Jahrhunderts ist der Goldpreis schließlich um 70 % gefallen, während der Dow Jones in diesem Zeitraum um 1.200 % gestiegen ist.

      Dennoch hatte ich bereits zur Jahrtausendwende den "Trade der Dekade" vorgeschlagen: Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen.

      Seitdem sind die Aktienkurse durchschnittlich 50 % gefallen, und der Goldpreis hat rund 40 % zugelegt. Aber man braucht immer noch 22 Unzen Gold, um den Dow Jones kaufen zu können. 22 Unzen, das sind immer noch ca. doppelt so viele, wie man in den letzten 100 Jahren im Durchschnitt dafür gebraucht hat. Das führt mich zu der Annahme, dass dieser Trend noch einen weiten Weg vor sich hat.

      O`Higgins erklärt: "Mit anderen Worten – der Goldpreis könnte sich mehr als verdoppeln, und er wäre dann immer noch relativ vernünftig bewertet gegenüber den Aktien. Und wenn sogar wieder das Verhältnis "Gold-Aktienkurse" von 1980, 1932 oder 1896 erreicht würde, dann könnte der Goldpreis sogar um 1.000 bis 2.000 % explodieren."
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      Das Glas ist weniger als halb voll

      von unserem Eric Fry in New York

      In den USA veranlassen die ständigen schlechten News von der wirtschaftlichen Front die Fraktion des "das Glas ist halb voll" dazu, ihre Einschätzung zu korrigieren – vielleicht ist das Glas nur zu 45,4 % voll. Das wäre dann die Botschaft des ISM-Index (produzierendes Gewerbe) letzte Woche, als dieser Indikator auf 45,4 Zähler fiel (nach 46,2 im März und 50,2 im Februar). Werte unter 50 eigen, dass mehr Produzenten mit einer Verschlechterung als mit einer Verbesserung ihrer geschäftlichen Lage rechnen. Mit anderen Worten – Werte unter 50 bedeuten, dass das Glas mehr als halb leer ist ...

      Auch die Bau-Ausgaben gingen zurück, und die wöchentliche Zahl der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe ist auf Werte nahe des 1-Jahres-Hochs gestiegen. Insgesamt nicht sehr angenehme Daten. Die Bau-Ausgaben sind im März um 1 % gefallen, da die Nachfrage der öffentlichen Hand gering blieb. Die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lag bei 448.000, und der 4-Wochen-Durchschnitt dieses Indikators liegt jetzt bei 442.000 – das sind 60.000 mehr als noch vor 3 Monaten ... stellen Sie sich nur vor, wie viel schlechter es aussehen würde, wenn Alan Greenspan die Zinsen nicht so oft gesenkt hätte!

      Keine Frage; der amerikanische Job-Wachstumsmotor stottert. Trotz der theoretischen Wirtschaftserholung – was sich in einem positivem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) widerspiegelt – sind angebotene Jobs in den USA fast so selten geworden wie irakische Massenvernichtungswaffen.

      Und – wie ich oft bemerkt habe – Konsumenten ohne Jobs konsumieren nicht soviel wie Konsumenten mit Jobs. Die Autoverkäufe von Ford sind im April um 6,7 % zurückgegangen, trotz heftigen Rabatten und 0 %-Finanzierungen und weiteren Kaufanreizen. Offensichtlich kann man ein Reitpferd nur ein paar Mal dopen, bevor es zusammenbricht.

      Die Autoverkäufe von DaimlerChrysler sind in den USA sogar um 10 % zurückgegangen. Und zurückgehende Autoverkäufe sind nur einer der vielen Indikatoren, die uns sagen, dass es um das Wirtschaftswachstum nicht gerade gut bestellt ist.

      "Letzte Woche war der offizielle Start der 6-monatigen-Periode, in der die Erdgastanks der Nation gefüllt werden", so das Wall Street Journal. "Da die Bestände so niedrig sind wie noch nie seit einer Dekade, hat der Aufbau von Beständen dieses Jahr erhöhte Wichtigkeit." Laut T. Boone Pickens wird das wahrscheinlich in den nächsten Monaten zu steigenden Erdgaspreisen führen (das sagte er während der Grant`s Spring Investment Conference).

      Wenn es wahrscheinlich ist, dass die Erdgaspreise steigen werden – warum steigen dann nicht die Aktienkurse der Unternehmen, die davon profitieren werden? James Grant schreibt dazu: "Vor einem Jahr gab es 613 Erdgasförderanlagen auf amerikanischem Boden. Jetzt, nach einem kalten Winter und einem späten Frühling (aus New Yorker Sicht gesehen) sind es 805. Allerdings waren es im Juli 2001 noch 1.068."

      "Höhere Erdgaspreise führen zu höheren Fördermengen, wenn alles andere gleich bleibt. Aber unter den Leuten, die nach neuen Erdgasvorkommen suchen, scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass die Erdgasförderung in den USA immer weniger erfolgreich sein wird."

      Die Wirtschaft insgesamt mag weiter "dahinwursteln", aber der Erdgasmarkt verspricht für den Rest des Jahres spannende Entwicklungen ...
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      Das Ende von Bethlehem Steel

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ein ziemlich großes US-Unternehmen, ein Stahlproduzent – Bethlehem Steel – gibt es nicht mehr. Die Gesellschaft ist bankrott. Mein Vater und viele meiner Onkel arbeiteten bei Stahlproduzenten. Ihr Leben spielte sich im Rhythmus der Stahlkocher ab ... drei Schichten pro Tag in den 1950ern und 1960ern ... und dann Entlassungen, Abfindungen, vorzeitiger Ruhestand ...

      Ein Onkel von mir hat mir vor kurzem erzählt, wie das Leben damals bei Bethlehem Steel in Baltimore war:

      "Ich bekam dort in den späten 1930ern einen Job. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie viel ich damals verdiente; aber es war nicht viel. Ich war froh, überhaupt einen Job zu bekommen."

      "Das waren Zeiten ... alles war geschäftig, und man konnte das Läuten zum Feierabend in der ganzen Stadt hören. Und wenige Minuten nach diesem Läuten waren die Kneipen der Umgebung überfüllt. Jeder arbeitete damals dort für diesen Stahlkocher. Und unsere Leben drehten sich darum. Alles mochte sich ändern, aber wir dachten, dass unsere Fabrik beständig sei. Die Leute würden schließlich immer Stahl brauchen, und niemand konnte besseren Stahl herstellen als wir."

      "Die Leute denken, dass es Arbeit ist, Stahl herzustellen, aber man kann es auch als Kunst ansehen. Ich erinnere mich an meinen Boss ... einen großen Iren mit Namen Milligan ... der Stahl-Mischungen herstellte, wie man einen Kuchen bäckt. Er nahm etwas davon und etwas davon ... und er wusste, was für eine Art Stahl herauskommen würde, und für welchen Kunden dieser Stahl gut sein würde. Die Temperatur und die Mischung mussten stimmen. Der eine Stahl würde flexibler sein, der andere stärker. Milligan wusste, welcher Stahl für einen bestimmten Auftrag der beste sein würde."

      "Es war so, als ob wir mit Milligan direkt im Herzen dieser großen, pulsierenden Maschine arbeiten würden. Wir waren stolz, glücklich und müde, als wir nach der Arbeit nach Hause kamen."

      "Jetzt sind diese Tage natürlich Vergangenheit. Heute ist alles mechanisiert und computerisiert. Und die Fabriken arbeiten anders als früher. Die Energie und die Begeisterung, die man früher dort spüren konnte, sind nicht mehr da. Und ich glaube, dass solche Jobs nach China oder Korea gegangen sind. Aber das ist wirklich schade."

      "Ich liebte meine Arbeit, aber dann kam der Krieg und die meisten von uns wurden Soldaten. Nach dem Krieg kam ich zurück, um meinen Job wieder anzutreten. Aber ich hatte Malaria bekommen, in Iwo Jima oder sonst wo ... und die Krankheit brach wieder aus. Ich verbrachte Monate im Militärhospital, und sie gaben meinen Job jemand anderem."
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      In was für eine Welt leben Sie eigentlich?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Heute möchte ich mich mit einem ernsten und störenden Paradoxon beschäftigen: Wie ist es möglich, dass sich die Wirtschaftsleistung in den USA verlangsamt, wo doch die Zentralbank und die Regierung alles tun, um das Tempo wieder zu beschleunigen?

      Als Alan Greenspan letzte Woche vor dem US-Kongress sprach, meinte der Kongress-Abgeordnete Bernie Sanders: "Mr. Greenspan, ich genieße immer Ihre Präsentationen, weil ich mich ehrlich gesagt frage, in was für einer Welt Sie eigentlich leben."

      Ich frage mich das auch.

      Soweit ich das sagen kann, muss es eine verrückte Welt sein. Denn in der Welt von Mr. Greenspan gibt es keine Paradoxe. Es ist eine Welt, so sauber wie ein OP-Tisch, mit nur ganzen Zahlen. Der Fed-Vorsitzende ist von so positiv Denkenden umgeben, dass er keine Chance hat, eine zweifelnde Stimme zu hören. Ben Bernanke (ein Fed-Gouverneur) denkt, dass er den Dollar so viel wert machen kann, wie er will, nur durch die Kontrolle der Druckerpresse. Robert McTeer sagt, dass er es kaum erwarten kann, die Deflation zu bekämpfen; er denkt, dass dies Spaß machen wird (das hat er sinngemäß so gesagt). Der Vorsichtigste dieser Gruppe ist wahrscheinlich noch Alfred Broadus ... aber auch er hängt Illusionen nach. Er sagt, dass die Fed bewiesen habe, dass sie die Inflation bekämpfen kann – und jetzt habe sie zu beweisen, dass sie auch eine Deflation bekämpfen könne.

      An dieser Stelle sehe ich Al Broadus und den Rest der Gang vor meinem geistigen Auge, und ich frage mich: Halten die uns eigentlich für komplette Idioten?

      Der Kampf gegen die Inflation war kein so großer Erfolg, wie Broadus denken mag. Im Jahr 1913 hatte ein Dollar ungefähr die gleiche Kaufkraft wie 100 Jahre vorher. 1913 wurde dann die Fed gegründet – um den Wert der nationalen Währung zu schützen. In den folgenden 90 Jahren verlor der Dollar 95 % seines Wertes/Kaufkraft. Die Fed hat deshalb nicht bewiesen, dass sie gut gegen die Inflation kämpfen kann – sondern dass sie gut ist, wenn es darum gut, dem Dollar einen "Dolchstoß in den Rücken" zu geben.

      Wenn es nur nicht so viele Paradoxe geben würde, liebe(r) Leser(in). Wäre das Leben nicht viel einfacher, wenn die Frauen auch meinen würden, was sie sagen? Und wäre es nicht schön, wenn man glücklich sein könnte, wenn man über sich nachdenkt, und wenn man nur Dinge tun könnte, die einen glücklich machen? Wäre es nicht großartig, wenn die Investments, die die Leute im letzten Jahr reich gemacht haben, Sie dieses Jahr reich machen würden?

      Oder, um auf den Punkt zu kommen, wäre es nicht einfach gut, wenn die Fed wirklich das Geldangebot kontrollieren könnte?

      Ich weiß, was einige Leser an dieser Stelle denken werden: "Hey, ich weiß, wohin das führen soll. Sie wollen sagen, dass die Fed auch inkompetent ist, wenn es darum geht, den Wert des Dollar zu zerstören, genauso wie sie inkompetent ist, wenn es darum geht, den Wert des Dollar zu erhalten. Aber haben Sie nicht immer schon gesagt, dass der Dollar kollabieren wird? Und wegen Ihren Empfehlungen habe ich Gold und Euros gekauft und den Dollar verkauft – also sollte der Dollar auch besser kollabieren!"

      Viele nehmen die Fed beim Wort, und sie sehen, was die Fed zustande gebracht. Sie sagen: "Wenn die Fed eins tun kann, dann ist es das Inflationieren einer Währung."

      Ich sehe das genauso. Aber etwas irritiert mich: Obwohl der Dollar an Wert verliert ... und das US-Außenhandelsdefizit bei 5 % des US-BIPs liegt ... und die Haushaltsdefizite explodieren ... sind die langfristigen US-Anleihen zuletzt wieder angezogen. Warum sollten Leute der US-Regierung zu mickrigen Zinsen 30 Jahre lang Geld leihen, wenn diese Regierung offen erklärt, dass sie eine Inflation will?

      Ich weiß es nicht. Aber Fakt ist – der US-Anleihenmarkt macht sich keine Sorgen über eine Inflation. Vielleicht wird Amerika doch dem japanischen Beispiel folgen und in eine deflationäre Stagnation fallen, ohne Inflation. Immerhin sind die US-Wirtschaft und die US-Aktienmärkte dem japanischen Beispiel in den letzten 8 Jahren mit einer Zeitverzögerung von ca. 10 Jahren gefolgt.

      Zuerst machte man sich wegen der japanischen Situation keine Sorgen. Es sei nur eine kurz Wachstumsdelle, sagten die Ökonomen. Japan würde schnell wiederkommen.

      Das war vor 14 Jahren. Und letzte Woche fiel der Nikkei auf neue Tiefs – seit dem Top hat er 80 % verloren. Die Japaner versuchten, den Abschwung so zu bekämpfen, wie dies Alan Greenspan 10 Jahre später tat. Die Zinssätze wurden gesenkt, und gesenkt ... bis sie bei Null waren. Auch die staatlichen Ausgaben wurden erhöht ... öffentliche Projekte wurden in Massen begonnen. Niemals zuvor wurde soviel Beton auf so begrenztem Raum gemischt.

      Aber es funktionierte nicht. Das Geldangebot fiel trotzdem ... und Japan war die erste große westliche Nation, die eine Deflation (auf Konsumentenpreisebene) hinnehmen musste, nach der Weltwirtschaftskrise. 20 Jahre Kursgewinne am Aktienmarkt wurden ausgelöscht.

      Wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet, steigt die Arbeitslosigkeit. Die Konsumenten werden in einer Deflation sparsamer – denn sie setzen darauf, dass ihr Geld mehr wert werden wird, da die Preise fallen. Nächste Woche können sie für das gleiche Geld eventuell mehr bekommen.

      Wie kann so etwas sein – wieso greift dann eine Zentralbank nicht ein und tut das, was sie am besten kann?

      Ich erinnere Sie daran, dass die Fed Geld "aus dem Nichts" schaffen kann, aber dass dies nicht den Reichtum erhöht. Das Angebot an Gütern und Dienstleistungen erhöht sich nicht magisch, nur wenn Ben Bernanke die Druckerpresse anwerfen lässt. Was dadurch geschaffen wird, ist nur die Illusion von Reichtum; die Leute, die mehr Dollar in der Tasche haben, denken einfach, dass sie reicher sind ... und beginnen, entsprechend zu handeln.

      Dr. Kurt Richebächer (der für den Investor`s Daily gelegentlich Gastbeiträge schreibt) nennt das "Pseudo- oder Phantomreichtum", der im Endeffekt die Leute paradoxerweise ärmer macht. Denn dieses zusätzliche Geld geht in Boomphasen in Aktien oder Immobilien.

      Dr. Richebächer erklärt: "Die steigenden Aktienkurse und Immobilienpreise führen effektiv zu einer Vermögensumverteilung, aber nicht zur Schaffung von zusätzlichem Reichtum. Und besonders wichtig: Diese Art von Reichtumsschaffung führt zu keiner Erhöhung der laufenden Einkommen und der Produktionskapazitäten. Da der Konsum auf Kosten der Investitionen und auf Kosten der Handelsbilanz erhöht wird, ist das Netto-Ergebnis aus gesamtwirtschaftlicher Sicht eine Verarmung."

      Arme Leute können weniger Geld ausgeben ... und sie haben weniger Geld, um ihre Schulden bezahlen zu können. Neues Geld wird durch neue Kredite geschaffen. Das neue Geld wird geliehen. Wenn der Schuldner nicht zurückzahlen kann, dann verschwindet das Geld.

      Kurioserweise tendiert das Geld, das "aus dem Nichts geschaffen wird", auch dazu, zu verschwinden, wenn die Kredite zurückgezahlt werden. Wenn man bereits existierendes Geld verleiht, dann kann man damit rechnen, dass es zurückgezahlt wird, mit Zinsen. Dann ist alles gut. Das Geldangebot ändert sich nicht.

      Das Geld, das "aus dem Nichts geschaffen wird", vergrößert allerdings das Geldangebot, wenn es verliehen wird – denn vorher gab es dieses Geld ja nicht. Wenn dieses Geld dann aber zurückgezahlt wird, dann geht es zurück zu seinem Erschaffer ... es existiert nicht mehr. Deshalb, je mehr Kredite die Fed vergibt ... desto stärker wird das Geldangebot auch wieder fallen.

      Der einzige Weg, wie man das verhindern könnte, wäre, wenn man einfach frischgedrucktes Geld auf der Straße verteilen würde ... oder das Kreditangebot immer erweitern würde. Die erste Lösung wäre schlimmer als das Problem, das eigentlich gelöst werden soll; und die zweite Lösung ist unmöglich.

      Währenddessen geht mit fallenden Aktienkursen auch nominaler Reichtum verloren. Die Aktienkursverluste an den amerikanischen Börsen haben in den letzten drei Jahren rund 7 Billionen Dollar vernichtet. Wenn die US-Aktien dem japanischen "Vorbild" folgen sollten – minus 80 % in 14 Jahren –, dann werden noch weitere ca. 8 Billionen Dollar verschwinden.

      Ist es ein Wunder, dass Geld und "Reichtum", die "aus dem Nichts" geschaffen wurden, dahin zurückkehren, woher sie kamen – egal, ob die Erschaffer das wünschen oder nicht? Ich finde, das ist eine elegante Gerechtigkeit, und ich erinnere daran, dass wir nicht das vom Leben bekommen, was wir uns wünschen ... oder das, was wir erwarten ... sondern das, was wir verdienen.

      investorverlag.de
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      schrieb am 07.05.03 01:37:47
      Beitrag Nr. 2.653 ()
      Bullenkappe oder Bärenmütze?

      von Jochen Steffens

      Es war ein typischer Montag. Ein Tag an dem wirklich alles schief ging. So kann ich Ihnen nichts von den interessanten Sehenswürdigkeiten der Provence berichten. Außer einer kleinen aber sehr schönen Fahrradtour durch die nahe Gegend habe ich mich den ganzen Tag über die France Telekom geärgert. Kein Wunder, dass der Konzern so hoch verschuldet ist, wenn er solche Mitarbeiter hat. Zwei davon versuchten geschlagene zwei Stunden lang hier in dem Mas, in dem ich während meines Urlaubs wohne, eine zweite Leitung zu installieren. Sie überzeugten auf ganzer Linie durch Sachverstand. Als sie dann endlich meinten, fertig zu sein und sich davon gemacht hatten, stellte der Eigentümer fest, dass die beiden draußen an der Leitungsabzweigung die Abdeckung vergessen hatten. Ein Regen und das Telefon – und damit auch der Internetzugang – ist tot. Das strahlende Wetter ist zwar etwas diesiger geworden aber immer noch sonnig. So hoffe ich, dass es so bleibt (und das Telefon überlebt).

      Wenn auch keine Sehenswürdigkeiten, so ist mir etwas anderes aufgefallen: Aus Anraten unseres Gastgebers waren wir bei Aldi einkaufen. Obwohl Frankreich gemeinhin als teuer gilt, erschienen mir die Preise bei Aldi niedriger als in Deutschland. Mein Gastgeber begründet dies damit, dass Essen hier sehr wichtig sei und mehr Wert auf Qualität gelegt werde. Deswegen versuche Aldi sich mit sehr niedrigen Preisen zu etablieren. Angesichts der wirtschaftlichen Situation wird das sicherlich nicht mehr lange dauern.

      Überall in Europa herrschen heftige Preiskriege. Im Moment ist in einigen Ländern Europas davon auszugehen, dass die Preise weiter sinken werden. Denn angesichts der hohen Zahl von Arbeitslosen haben viele Menschen nicht mehr genug Geld, um mehr zu konsumieren. Andere zeigen sich sparsam, auch aus Angst, ihren Job zu verlieren. Wenn sich zudem immer mehr Geld auf immer weniger Menschen verteilt, sinkt natürlich das Potential des Konsums (außer der Luxusgüter, weswegen Luxusgüteraktien sich in solchen Zeiten auch gerne stark zeigen). Doch der Konsum gehört zu den wichtigen Faktoren einer Wirtschaft: Wird weniger konsumiert wird die Wirtschaft darunter leiden. Es muss immer billiger produziert werden, damit neue Kaufanreize gegeben werden können. Die Folge: Deflation. Um billiger produzieren zu können, werden wiederum Arbeitsplätze abgebaut; die Folge: noch weniger Menschen haben Geld für den Konsum. Ein teuflischer Kreislauf hat begonnen.

      Das ist der Grund, weshalb ich derzeit besonders auf den Umsatz einer Firma achte. Die Firmen können irgendwann nicht noch mehr Stellen streichen oder noch straffere Kostensenkungsmaßnahmen durchsetzten, um Geld einzusparen. Im Moment sind die gestiegenen Gewinne der Firmen also nicht besonders aussagekräftig. Achten Sie auf den Umsatz den eine Firma macht und natürlich auf die Auftragseingänge.

      Deswegen schrieb ich gestern auch, dass Sie auf die amerikanischen Arbeitsdaten schauen sollen. Das US-Verbrauchervertrauen ist zwar angestiegen, damit natürlich auch die Konsumbereitschaft der Amerikaner, angesichts der hohen Arbeitslosigkeit geraten auch in Amerika die Menschen in Sorge um die Zukunft und neigen zum Sparen. Erst wenn nun die Arbeitslosigkeit wieder abnimmt, kann die Konsumbereitschaft nachhaltig steigen.

      Zur Charttechnik – hier wird es heute spannend. Gestern hat endlich auch der Nasdaq100 ein mögliches Umkehrsignal generiert. Das bedarf aber der heutigen Bestätigung durch weiter fallende Kurse. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Dax nur kurz über die 3000er Marke "getrieben" worden wäre, um dann wegzubrechen. Doch warten wir ab. Zumindest hat mein bearisher Gesamteindruck wieder etwas mehr Bestätigung erhalten.

      Ich bleibe dabei: Zurzeit Aktien zu kaufen, ist wenig ratsam. Wirklich short zu gehen, allerdings auch erst nach dem Bruch der 2800er Marke nach unten. Es ist mal wieder eine der Phasen, in denen nichts anderes übrigbleibt, als abzuwarten. Ich hatte angedeutet, dass so eine Rallye nicht so schnell stirbt. Diese quält sich gerade doch sehr. Zu viele Menschen sind noch zu optimistisch. Bulle oder Bär, wer wird den Sieg davon tragen. Ich habe, wie gesagt, noch die Bärenmütze auf.

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      Zweckoptimismus bei Fondsmanagern

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Der Bulle ist zurück", so die Titelseite der aktuellen Barron`s Ausgabe. Das Magazin schreibt, dass die amerikanischen Fondsmanager den Dow Jones bis Jahresende um fast 10 % steigen sehen.

      Barron`s erwähnt nicht, dass genau dieselben Fondsmanager auch im letzten Jahr schon einen Anstieg von 10 % prognostizierten, und auch im Jahr davor und im Jahr davor.

      Nicht, dass sie nicht irgendwann mal Recht haben könnten mit ihrer Prognose eines 10 %igen Anstiegs ... aber ob sie damit dieses Jahr Recht haben, bleibt Ihrer Einschätzung überlassen. Die Technologieaktien haben seit Jahresbeginn mehr als 10 % zugelegt. Es ist ein bisschen so wie in den guten alten Zeiten. Microsoft werden mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 9 bewertet, so als ob wir uns auf dem Top der Spekulationsblase befinden würden. Und die Investoren stecken wieder Geld in Aktienfonds – im März waren es 1,6 Mrd. Dollar. Das ist nicht die Welt, aber es ist besser als die 10,6 Mrd. Dollar, die sie im Februar aus Aktienfonds abzogen.

      Nach drei Jahren Aktienkursverlusten, einer steigenden Arbeitslosigkeit, 12 Zinssenkungen, explodierenden Haushaltsdefiziten und einem Außenhandelsbilanzdefizit von 5 % des BIP sind die Fondsmanager immer noch "zuversichtlich". Und die Investoren stecken wieder Geld in die Fonds dieser Manager.

      Und der Dollar? "Wie andere Desaster-Szenarien – wie der `Jahr 2000 Crash` – fand der große, schlimme Dollareinbruch niemals statt", so versichert uns CNN.

      Egal, was sie bei Umfragen sagen: Die Amerikaner sind immer noch zuversichtlich. Sie scheinen immer noch zu denken, dass schlechte Dinge nur anderen Leuten passieren, und dass die Regeln, die für andere Märkte gelten, nicht für die amerikanischen Märkte gelten.

      Beispiel Japan: Dort haben die Investoren während eines 14jährigen Bärenmarktes immer mehr die Finger von Aktien gelassen. Auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase hatten die japanischen Haushalte die Hälfte ihres Reichtums in Aktien investiert, zwei Jahrzehnte früher waren es nur 10 % gewesen. Jetzt sind es wieder rund 10 %.

      1980 hatten nur 6 % der Amerikaner überhaupt Aktien. 2001 waren es 52 %.

      Vielleicht wird auch diese Ziffer zurückgehen. Und wenn dann noch das Barron`s Magazin aufhört, jeden Monat (oder alle zwei Monate) einen neuen Bullenmarkt anzukündigen, und die amerikanischen Haushalte nur noch 10 % ihres Vermögens in Aktien halten ... dann könnten Aktien beginnen, wieder interessant werden.
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      US-Arbeitsmarkt weiter schwach

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City

      Der US-Arbeitsmarkt hat sich im April schwach entwickelt, da die US-Gesellschaften den dritten Monat in Folge Arbeitsplätze abgebaut haben. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,8 % auf 6 %. Die Zahl der Arbeitsplätze (ohne Farmsektor) ging um 48.000 zurück. In den letzten 12 Monaten hat die US-Wirtschaft 332.000 Jobs abgebaut, und in 6 der letzten 8 Monate kam es zu Rückgängen der Beschäftigtenzahl.

      Und es wird noch schlimmer ... der produzierende Sektor hat im April 95.000 Jobs abgebaut – das ist der schlimmste Arbeitsplatzverlust in diesem Sektor in 15 Monaten. "Die Gesellschaften des produzierenden Gewerbes haben jetzt 33 Monate in Folge Personal abgebaut", so CBS Marketwatch. "Ein Blutbad, mit 2,3 Millionen abgebauten Jobs. Die Beschäftigtenzahl in diesem Sektor ist so niedrig wie seit 42 Jahren nicht mehr."

      Währenddessen geht es dem Dollar auch nicht gut. Er verliert gegen jede größere Währung ... und sogar gegenüber vielen kleineren.

      Stephen Roach von Morgan Stanley fragt sich: "Könnte das der Beginn der lang erwarteten Korrektur der amerikanischen Leistungsbilanz sein? Das Problem ist die Lücke zwischen Nationen mit Leistungsbilanzdefiziten (hauptsächlich die USA) und Ländern mit Überschüssen (hauptsächlich Asien, aber auch Europa). Und dieses Problem war niemals größer. (Und das Leistungsbilanzdefizit der USA könnte bis Ende 2004 auf 6,5 bis 7 % des BIP steigen, von aktuell 5,2 %). Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist, ob der Dollar schnell oder graduell fallen wird."

      Der Dollar hat ein neues 4-Jahres-Tief gegenüber dem Euro markiert. Der "Toronto Globe and Mail" berichtet: "Der kanadische Dollar ist das erste Mal seit April 1998 auf über 70 US-Cents gestiegen – damit steht er genauso wie der Neuseeland-Dollar auf einem 5-Jahres-Hoch."

      Vielleicht hat Roach Recht. Vielleicht steht der Dollar jetzt wirklich auf der Kippe. "Das führt uns zum Alptraum-Szenario", so CNN Money. "Das kommt alle paar Jahre auf, und es hört sich so an: All die globalen Fondsmanager, die sich Sorgen um den Dollar machen, beginnen, US-Anlagen zu verkaufen, was A) die US-Aktienkurse in den Keller schicken wird und B) den Dollar weiter beschädigen wird. Das wird die globalen Investoren (und auch die amerikanischen) nur noch nervöser machen, und weitere Verkäufe veranlassen. Ziemlich schnell wird man dann eine Flucht aus US-Anlagen haben, und eine globale finanzielle Katastrophe."

      Ich habe kein Problem damit, mir so ein Szenario vorzustellen. Und ich habe auch kein Problem damit, mir einen graduellen Absturz des Dollar vorzustellen. Natürlich ändert die Geschwindigkeit des Absturzes nichts an der Richtung, die der Dollarkurs nehmen wird. Auch eine langsame Abwertung wird für diejenigen, die diese grünen Banknoten halten, teuer sein. Vielleicht wäre es besser, weniger von diesen Banknoten zu halten.

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      Aktien – doch keine neue "Reichtumsmaschine"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Goldpreis steht relativ stabil bei über 340 Dollar pro Feinunze. In der kostenlosen Pariser U-Bahn-Zeitung "20 Minutes" konnte ich lesen, dass Drogendealer verdächtigt werden, ihre Gewinne zur Geldwäsche in Gold zu investieren. Wenn sich die Regierungen dazu entscheiden sollten, das Investieren in Gold zu verbieten (um ihre Papierwährungen vor diesem Wettbewerb mit dem Gold schützen zu können), dann werden sie das wahrscheinlich als Anti-Drogen- oder Anti-Terrorismus-Kampagne verkaufen.

      *** Die amerikanischen Vorstandsvorsitzenden "kümmern sich nicht um ihre Aufsichtsräte ... sie kümmern sich darum, wie viel Geld sie verdienen ...", so Warren Buffett.

      Sie kümmern sich auch nicht viel darum, wie viel Gewinne ihr Unternehmen macht. Der Anteil der Unternehmensgewinne am BIP fällt seit den 1980ern. Ein bemerkenswerter Artikel mit dem Titel: "Aktien: Die neue Reichtumsmaschine" aus dem Jahr 1996 erklärte, dass die Unternehmensgewinne ohnehin nicht wirklich wichtig seien.

      Dieser Artikel im "Foreign Policy" begann so: "In der Vergangenheit schafften Produktion, Export und direkte Investitionen wegen des Schaffens von Einkommen Reichtum. Aber jetzt ist es notwendig, dass ein Staat Wege findet, den Marktwert der Aktien zu erhöhen ... eine Wirtschaftspolitik, die Wachstum durch das Schaffen von Reichtum schaffen will, strebt deshalb nicht mehr die Erhöhung der Menge von Gütern und Dienstleistungen (oder Gewinne) an, außer höchstens als sekundäres Ziel."

      Natürlich hat sich diese "neue Reichtumsmaschine" in den letzten 3 Jahren nicht gerade bewährt. Aber die Amerikaner glauben immer noch, dass sie etwas Besonderes sind, was ihnen ermöglicht, von den normalen, anstrengenden Methoden der Schaffung von Reichtum abweichen zu können. Mehr dazu von Dr. Richebächer, im nächsten Artikel ...

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      Die Selbstzerstörung der US-Unternehmen

      By Dr. Kurt Richebächer

      Zu glauben, dass wirklicher Reichtum durch steigende Aktienkurse geschaffen werden könnte, ist ein großer Fehler im amerikanischen Modell. Ein weiterer Fehler ist es, anzunehmen, dass durch Übernahmen und Kosteneinsparungen Unternehmensgewinne geschaffen werden können. Die Realität sieht anders aus: Seit den frühen 1980ern hat sich die Qualität der amerikanischen Unternehmensgewinne drastisch verschlechtert.

      Es ist wichtig, zu bemerken, dass dies nicht TROTZ der "neuen Strategien" (wie den in Mode gekommenen Übernahmen) der Fall war – sondern WEGEN eben diesen Strategien. Engstirnige Ökonomen, die sich nur auf den "Shareholder Value" konzentrieren, sehen dies nicht unbedingt. Was aus mikroökonomischer Sicht durchaus sinnvoll aussehen konnte, war aus makroökonomischer Sicht (und das ist meine Sicht) kompletter wirtschaftlicher Unsinn.

      Indem die Manager die Aktienkurse durch teure Übernahmen nach oben manipulierten, stellten diese Manager sich selbst und die Aktionäre zufrieden. Das ist natürlich das oberste Ziel der neuen amerikanischen Aktienkultur.

      Aber leider haben diese teuren Übernahmen negative Auswirkungen auf andere Faktoren gehabt – auf die Gewinne, die Investitionen, den Schuldenstand, die Bilanzen, die Zinsausgaben, den Nettowert des Unternehmens –, was insgesamt schlecht für die gesamte Volkswirtschaft war. Es war eine Art Selbstzerstörung der Unternehmen.

      Diese negativen Effekte lassen sich bis auf die frühen 1980er zurückdatieren. Zu der jüngsten Entwicklung kann ich sagen, dass die Zeichen nicht für eine nachhaltige Erholung sprechen – im Gegenteil, sie sprechen dafür, dass die US-Wirtschaft vor einem erneuten Fall in die Rezession steht.

      Die amerikanische Volkswirtschaft ist traditionell eine Konsumenten-Volkswirtschaft, mit niedrigen Sparraten und relativ niedrigen Investitionen. Die Politik von US-Präsident Reagan führte dazu, dass die nationalen Ersparnisse und die Netto-Investitionen auf neue Tiefs fielen. Die Unternehmensgewinne blieben in der Amtszeit Reagans in etwas konstant, was ihren Anteil am US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) fallen ließ.

      Wie versprochen strukturierte Reagan die Wirtschaft um – aber genau entgegengesetzt der Absicht. 1989 betrug der Anteil des Konsums 65,5 % des BIP, im Jahr 1979 waren es 62 % gewesen. Der Anteil der Bruttoinvestitionen (ohne Berücksichtigung des Finanzsektors) am BIP fiel im gleichen Zeitraum von 12,9 % auf 11,1 % zurück. Die nationale Sparrate fiel temporär auf 2 %, verglichen mit einem Durchschnittswert von fast 8 % in den 1970ern. Und die Leistungsbilanz, die 1981 noch leicht im Plus war, fiel bis 1987 deutlich ins Minus (1987 erreichte das Leistungsbilanzdefizit 3,5 % des BIP).

      Was das Wirtschaftswachstum in diesen Jahren förderte, waren definitiv nicht boomende Investitionen auf Unternehmensseite, sondern explodierendes Schuldenwachstum auf Seiten der Konsumenten und der Regierung, was die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhte.

      Und auch die Unternehmen erhöhten ihre Verschuldung. Das erste Mal nicht für Investitionen, sondern für Übernahmen und Aktienrückkäufe. Das war der offensichtliche Beginn eines amerikanischen "Kasino-Kapitalismus", in dem die Unternehmen ohne Rücksicht auf die wirkliche wirtschaftliche Lage Gewinne machen sollen. Gemessen am BIP-Wachstum herrschte durchaus gutes Wirtschaftswachstum, aber die Struktur und das Muster dieses Wachstums war ungleichmäßig.

      Wenn ich die Entwicklung einer Volkswirtschaft beurteile, dann konzentriere ich zuerst mich auf zwei aggregierte Größen: Die Entwicklung der Nettoinvestitionen und die Entwicklung der Gewinne im Nicht-Banken-Sektor. In den 1980ern fielen beide Werte als Anteil am BIP auf Rekordtiefs.

      Die Wirtschaftspolitik hat nicht – wie beabsichtigt – die Angebotsseite gestärkt, sondern die Nachfrageseite.

      Jetzt zu den 1990ern. Diese lassen sich in zwei unterschiedliche Teile einteilen. Die Jahre bis 1996 sind für die Mehrheit nicht so gut, da das Wirtschaftswachstum unterdurchschnittlich blieb. In den folgenden Jahren gab es dann den Boom, und den Paradigmenwechsel hin zur "New Economy".

      Ich habe schon oft betont, dass sich gesundes Wirtschaftswachstum in hohen Raten der Kapitalbildung und hohen Gewinnwachstumsraten widerspiegelt. Beides geht Hand in Hand. Nach diesen Kriterien legte die US-Wirtschaft in der ersten Hälfte der 1990er eine gute Performance hin, und in den 1980ern und den späten 1990ern eine schlechte.

      In den frühen 1990ern war die Performance sogar so gut wie in den vorigen 2 Dekaden nicht. Vor Steuern steigen die Gewinne vom Rezessionstief 226,5 Mrd. Dollar im Jahr 1991 auf 504,5 Mrd. Dollar im Jahr 1997. Das war mehr als eine Verdopplung, in 6 Jahren.

      Jetzt vergleichen wir das mit der Entwicklung der Jahre 1997 bis 2000. Die Gewinne fielen von 504,5 Mrd. Dollar auf 423 Mrd. Dollar. Die Nettoinvestitionen stiegen zwar weiter, aber nicht mehr so stark wie vorher. Ich habe die Erholung der US-Wirtschaft der frühen 1990er untersucht, in der Hoffnung, ein paar Hinweise für die aktuelle Lage zu erhalten. Und das habe ich auch – allerdings ist das sehr ernüchternd. Wenn man die Gewinnaussichten als die wichtigste Bedingung für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung betrachtet – und das tue ich – dann sollte man die Gründe untersuchen, die in den frühen 1990ern zu dem gerade beschriebenen starken Anstieg der Gewinne führten. Und wenn man das tut, dann merkt man, dass alle diese Gründe heute fehlen.

      investorverlag.de
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      schrieb am 07.05.03 01:42:26
      Beitrag Nr. 2.654 ()
      Scheuklappen
      ++ Zahlenmystik ++

      Von Claus Vogt
      Im November 2002 äußerten wir uns kurz zu einigen seinerzeit besonders häufig vorgetragenen Argumenten der zahlreichen bullishen Experten. Wir zeigten uns einigermaßen überrascht über die Popularität zahlenmystischer Begründungen, auf denen dieser Optimismus gründete. War das der sprichwörtliche Strohhalm, nach dem die in Verlusten Ertrinkenden verzweifelt griffen? Wie auch immer, sie pochten beispielsweise auf den vierjährigen „Präsidentenzyklus“, den wir fälschlicherweise zunächst für ein Frauenleiden hielten. Ferner mochten die Bullen sich nach drei schlechten und von ihnen nicht vorhergesagten Börsenjahren ein viertes nicht vorstellen. „Das gab es noch nie“, hörten wir von Experten mit Zeitreihen, die nur die letzten 50 Jahre umfassen, „Das gab es bisher nur ein einziges Mal“, wenn die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in die Betrachtung Eingang fand. Manche, die noch weiter zurückgehen wollten, stellten etwas kleinlauter fest, einen solch langanhaltenden Bärenmarkt habe es nur zweimal gegeben. Auch wir respektieren natürlich die Historie der Finanzmärkte und lieben es, Beispiele finden zu können, die uns etwas mehr Sicherheit bei der Interpretation aktueller Ereignisse zu geben scheinen.

      Offensichtlich unterscheiden wir uns aber in zweierlei Hinsicht von anderen Datenbankfetischisten: Erstens sind wir uns jederzeit bewußt, daß historisch betrachtet alles irgendwann zum ersten Mal passiert sein muß und manches noch in der Zukunft Verborgene zum ersten Mal passieren wird. Zweitens wagen wir den erkenntnissuchenden Blick in die Vergangenheit nicht nur auf der Pirsch nach guten Zeiten, sondern auch während diese uns verwöhnen und dadurch den Blick der meisten Zeitgenossen zu vernebeln scheinen. Und was gab es da nicht alles zu erkennen, damals, vor dem März 2000, der das Ende eines der größten Bullenmärkte markieren sollte. Beispielsweise konnten wir langfristige Aufwärtstrends bewundern, Zeiten scheinbar endlos steigender Aktienkurse und erfreulicher Prosperität. Leider kamen alle, ausnahmslos, zu einem Ende. Der 1982 begonnene Trend stellte selbst seine spektakulärsten Vorgänger in den Schatten, er brach Rekord nach Rekord, und deutete somit nach der Logik der Zahlenmystiker und Abakus-Analysten viel zu früh auf das nahende Ende, auf das diese ihre Leser unseres Wissens nach auch nicht vorbereiteten. Widerwillig zwar, aber dennoch hilf- und lehrreich, sah unser Blick in die Vergangenheit auch Spekulationsblasen, die nur von der Mutter aller Blasen zur Jahrtausendwende überboten wurden - beispielsweise an argumentativem Unsinn, aber auch an fundamentalen Bewertungsniveaus. Gemessen an diesen beiden Größen scheint die Blase noch immer intakt zu sein, trotz der aufsehenerregenden und schmerzhaften Verluste.

      ++ Glaube an Statistiken ++

      Das dritte aus erlauchten Optimistenmündern vorgebrachte Argument hat selbst uns Skeptiker und Realisten voller Respekt innehalten lassen. Der Zeitraum von November bis April hat signifikant bessere Ergebnisse an den Aktienmärkten geliefert als die andere Jahreshälfte. Seit 1950 hat die positive Sechsmonatsperiode in den USA durchschnittliche Kurssteigerungen von knapp 16 Prozent per annum beschert, die andere hingegen, wir wagen es kaum hinzuschreiben, minus 0,4 Prozent. Muß es für einen auch durch herbe Verluste hindurch unverbesserlichen Bullen nicht herrlich gewesen sein, im Oktober letzten Jahres diese Statistik vorzulegen? Die Märkte waren gerade dabei, neue Tiefs für den laufenden Bärenmarkt zu erreichen, 50 Prozent Verlust im S&P 500, 70 Prozent im Dax. Mußte das Schlimmste nicht endlich hinter uns liegen? Ersterer schloß am 31. Oktober 2002 bei 886 Punkten, letzterer mit 3153. Das statistisch gesehen auffällig starke Halbjahr geht nun also in Deutschland mit Kursverlusten und in den USA nahezu unverändert zu Ende. Wir sind gespannt, ob aus den Reihen derer, die dieses Argument zur Begründung ihrer optimistischen Prognosen so lautstark vorgetragen haben, ein Hinweis auf die jetzt beginnende schwache Jahreshälfte folgen wird.

      Kaum haben wir diese Zeilen formuliert, da erreicht uns auch schon die erste Stellungnahme eines von uns sehr geschätzten US-Strategen, Don Hays. Wir halten ihn für einen der besten unter den weithin bekannten Größen, die die USA zu bieten haben. Er hat nie einen Hehl gemacht aus seiner prinzipiell bullishen Grundhaltung, die er nur ganz selten aufgegeben hat. Er ist einer der wenigen von uns recht regelmäßig verfolgten Analysten, die ab etwa Mitte 1999 eindeutig bearish wurden. Allerdings gab er bereits zum Jahreswechsel 2000/01 seinem stets optimistischen Naturell nach und blies zum Wiedereinstieg. Seither bejubelte er jede der bisher fünf größeren Bearmarket-Rallyes als den Beginn eines neuen, spektakulären Aufwärtstrends, so auch die zur Zeit laufende. Insofern ist er ein typischer Wall Street-Stratege. Don Hays stellt sich der Herausforderung des unmittelbar bevorstehenden statistisch schwachen Halbjahres auf gewohnt professionelle Weise. Er schaut sich seine Statistik der letzten 53 Jahre detailliert an, und weist seine Leser darauf hin, daß selbst im schwachen Halbjahr öfter eine positive Performance zu verzeichnen war als eine negative. Da er aufgrund seiner Methode wie schon seit Ende Dezember 2000 weiterhin steigende Aktienkurse prognostiziert, rät er konsequenterweise natürlich nicht zum Ausstieg. Nicht nur an der Börse scheint jeder, natürlich auch wir, immer nur das zu sehen, was er sehen möchte.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 01:45:35
      Beitrag Nr. 2.655 ()
      Malik Aktuell

      04.05.2003
      Kein Grund zur Meinungsänderung

      - Bear Market Szenario intakt
      - Insider laden ab


      Es gibt trotz des Kursanstieges am Freitag keinen Grund, die Meinung zu ändern, dass sich die Baisse fortsetzen wird, und zwar mit zunehmender Dynamik.

      Die Kleinspekulanten haben sich durch die optimistische Stimmung, die fast gewaltsam verbreitet wird, in den Markt ziehen lassen.

      Sie haben für rund 20 Mia $ Futures Kontrakte im S&P E-Mini Kontrakt gekauft, die ihnen die Hedger und die Finanzchefs der grossen Unternehmen verkauft haben.

      89% aller Insider Transaktionen waren während der letzten Wochen Verkäufe. Die Profis sind also short; die Amateure long. Die Wirtschaftsdaten sind miserabel. Eine solche Konstellation hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie zugunsten der Profis ausgeht.

      Dazu kommt, dass sich ein technisches Chart-Pattern entwickelt hat, das in dieser Klarheit eher selten ist und ebenfalls auf eine hohe Wahrscheinlichkeit weist, dass die nächste grosse Bewegung nach unten gehen wird.

      Das alles brauchte ein bisschen Geduld. Die Kurserholung hätte genausogut schon viel früher endigen können. Nun hat es ein bisschen länger gedauert. Das kommt immer wieder mal vor. Es ist gut möglich, dass es sich für lange Zeit um die letzte Gelegenheit handelt(e), sich von seinen Long-Beständen, falls man sie hatte, zu trennen.

      http://www.mzsg.ch/cgi-bin
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 02:12:48
      Beitrag Nr. 2.656 ()
      6.5.03 Hauptsache billig

      Schnäppchenpreise gibt es nicht nur in der Luftfahrt. Immer mehr Billiganbieter drängen auch in den schrumpfenden Mietwagen-Markt. Ein brutaler Verdrängungskampf hat begonnen


      von Hilmar Poganatz

      ... Der deutsche Markt der Autovermieter ist in Bewegung geraten.

      Seit Jahren kämpfen die Vermieter erbittert um die stetig schrumpfenden Umsätze der Branche. Der Vorstoß von Interrent ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie Anbieter, die sich an den Konzepten der so genannten Billigflieger wie Ryanair orientieren, in den Markt stoßen. Der extremste Fall ist die Berliner Werbeagentur Maxhopp, die Smarts als fahrende Litfasssäulen schon für einen Euro pro Tag abgibt, sofern man drei Tage bucht. Die Berliner Navicar hat im November den Zündschlüssel gedreht und wirbt mit Kampfpreisen von neun Euro pro Tag für Frühbucher. Die britische Easycar, die bisher in fünf europäischen Ländern mit teils noch niedrigeren Angeboten lockt, will noch in diesem Jahr in Deutschland durchstarten und bei der Expansion aufs Gaspedal drücken.

      ... Der Umsatz der Autovermieter in Deutschland ist nach Schätzungen des BAV seit 2000 kontinuierlich von 2,35 Mrd. auf voraussichtlich nur noch zwei Mrd. Euro in diesem Jahr zurückgegangen. Gleichzeitig hat eine Marktbereinigung stattgefunden, bei der die Zahl der Anbieter von 800 auf rund 650 geschrumpft ist. Marktführer ist nach Angaben des Verbandes, in dem etwa 600 der rund 650 deutschen Vermieter organisiert sind, eindeutig Sixt, gefolgt von Europcar, Europa Service und Avis. Mit dem Eintritt der Billigvermieter dürfte sich bestätigen, was BAV-Präsident Bernd Schumann angesichts des immer höheren Preisdrucks bereits Anfang des Jahres vorausgesagt hat: "Es wird mitunter auch weiterhin Wettbewerb unter der Gürtellinie geben." ... (Welt, 6.5.03)
      Kommentar: Je mehr die Kaufkraft der Bevölkerung einbricht und damit auch die Umsätze der Unternehmen, umso härter wird der Wettbewerb. In einem solchen Umfled sind die Betriebe dazu gezwungen die Preise immer weiter zu senken, um überhaupt noch verkaufen zu können. Eines von vielen Beispielen ist hier die Autovermietungs-Branche. Mit sinkenden preisen allerdings muß immer mehr “gespart” werden - vor allem durch Entlassen von Arbeitskräften. Damit sinkt die Kaufkraft weiter und eine Abwärtsspirale aus sinkender Kaufkraft, zurückgehenden Preisen, Arbeitslosigkeit und wieter sinkender Kaufkraft setzt sich unaufhaltsam in Bewegung. Ein Ende gibt es in diesem System nicht.
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      "Wichtig ist, dass die Politik vernünftige Vorschläge aufnimmt"


      Der Sachverständigenrat wird 40 - Sein Vorsitzender Wolfgang Wiegard ist vom Erfolg der wissenschaftlichen Beratung überzeugt und nimmt die Politiker in Schutz

      Berlin - Die "fünf Weisen" feiern. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wird 40. Der gegenwärtige Vorsitzende des Gremiums zieht Bilanz: Die Unabhängigkeit wirtschaftswissenschaftlicher Politikberatung in Deutschland habe sich bewährt, meint Wolfgang Wiegard. Mit ihm sprach Peter Hahne.

      DIE WELT: Vor 40 Jahren nahm sich die Bundesregierung mit den fünf Weisen erstmals institutionalisierten wirtschaftswissenschaftlichen Sachverstand zur Seite. Ist das Experiment geglückt?

      Wolfgang Wiegard: Vielleicht sollten Sie das nicht den aktuellen Vorsitzenden des Sachverständigenrates fragen. Aber meine Antwort ist eindeutig: Ich finde wirklich, dass sich die Institution des Sachverständigenrates bewährt hat. ... (Welt, 6.5.03)
      Kommentar: Der gut bezahlte Sachverständigenrat hat es mit zu verantworten, daß wir heute immer mehr Arbeitslose, immer mehr Schulden und uns in einer desolaten Lage befinden. Statt die Ursachen der Misere, das Zinseszinssystem, aufzudecken, bemüht man sich in diesen Kreisen, Symptompfuscherei zu betreiben.
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      5.5.03 Finanzministerium rechnet 2003 mit knapp vier Prozent Staatsdefizit


      Berlin - Das Staatsdefizit könnte in diesem Jahr auf bis zu vier Prozent steigen. Beamte des Bundesfinanzministeriums schätzen, dass der Bund Kredite von insgesamt 31 Mrd. Euro aufnehmen muss, um die konjunkturell bedingten Steuermindereinnahmen und die Mehrausgaben für die hohe Arbeitslosigkeit auszugleichen. "Das Defizit nähert sich dann vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)", zitiert das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ein Schreiben für die Leitungsebene des Ministeriums. Bislang ist die Neuverschuldung mit 18,9 Mrd. veranschlagt.

      Damit würde Deutschland zum zweiten Mal in Folge die im Stabilitätspakt der Europäischen Union erlaubte Grenze überschreiten. Zugelassen sind drei Prozent Neuverschuldung gemessen am BIP.... (Welt, 5.5.03) Kommentar: Das Staatsdefizit wird zwangläufig immer größer. Doch statt zu fragen, wo das ganze, gewaltige Volksvermögen geblieben sit, wird die Regierung vermutlich versuchen, die Steuern zu erhöhen, um damit das Defizit auszugleichen. Damit wird die Wirtschaft vollends abgewürgt, damit auch die Kaufkraft und schließlich sinken die Steuererträge noch weiter.
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      Zwiespältige Gefühlslage an den Börsen

      Experten erwarten kurzfristig weiter steigende Kurse - Doch dann sehen die Bären wieder ihre Zeit gekommen


      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Angesichts der rasanten Aktienrallye bekommen selbst hart gesottene Börsenbären langsam kalte Füße. Schließlich hat etwa der Dax im April mit Kursavancen von 21 Prozent den stärksten Monat seiner Geschichte aufs Parkett gelegt; seit den Tiefständen Mitte März ist es sogar ein Plus von über 35 Prozent. Mittlerweile liegt das deutsche Kursbarometer sogar drei Prozent über dem Niveau vom Jahresanfang. Und die jüngste Bilanzsaison hat Hoffnungen aufkeimen lassen, dass die Rallye noch ein Stück weiter gehen könnte. Alles in allem schlechte Zeiten für Börsen-Pessimisten. ... Hoffen und Bangen heißt das Motto aber auch bei den Börsenbullen. Denn eindeutige Hinweise auf eine nachhaltige Konjunkturwende können auch die Optimisten noch nicht erkennen, wie etwa die Strategen der WestLB einräumen müssen. Die notwendigen Bedingungen für eine Konjunkturerholung seien aber mittlerweile gelegt. Bereits im zweiten Halbjahr könnte die Realwirtschaft wieder anspringen. ... (Welt, 5.5.03) Kommentar: Wieder das gleiche Lied an den Börsen: Trotz der katastrophalen fundamentalen Daten, wird ein strohfeuer entzündet, welches die Kurse in die Höhe treibt. Das Ergebnis ist heute schon klar: Ein massiver Absturtz sogar unter die bisherige Tiefststände.
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      6.5.03 G8 sieht Terror-Gefahr ungebrochen


      Die Innen- und Justizminister der führenden Industrieländer (G 8) sehen die Bedrohung durch den Terrorismus als unverändert an und verstärken ihre Abwehrmaßnahmen. „Wahrscheinlich wird es die Terrorismus-Bedrohung noch lange Zeit geben“, sagte der französische Innenminister Nicolas Sarkozy am Montag in Paris nach einer ersten Beratungsrunde der G-8-Fachminister.

      HB/dpa PARIS. „Alle sind von der Notwendigkeit überzeugt, dass wir in der Wachsamkeit nicht nachlassen dürfen.“ Die Minister hätten beschlossen, ihren Informationsaustausch noch zu vertiefen und dabei auf Gegenseitigkeit zu achten, sagte er.

      US-Justizminister John Ashcroft betonte nach den Angaben von Sarkozy wie wesentlich die Zusammenarbeit der Geheimdienste bei der Terrorismus-Abwehr sei. Das Terrornetz El Kaida Osama bin Ladens habe sich nach der Zerschlagung seiner Strukturen in Afghanistan sicherlich in andere Länder zurückgezogen, erläuterte Sarkozy, „wahrscheinlich in Richtung Tschetschenien und Georgien“.

      Die G-8-Länder suchen nach neuen Wegen, sich gegen Terroristen zu wappnen. Trotz der Verstimmung zwischen Washington und Paris wegen des Irak-Krieges werden die USA und Frankreich gemeinsam eine G-8-Arbeitsgruppe zur Biometrie leiten. Führende Experten sollen bis zum Jahresende prüfen, ob Strich-Codes oder ein Chip im Ausweispapier biologische Besonderheiten für eine sichere Identitätskontrolle festhalten sollten. „Solche Techniken sind dringend“, sagte Sarkozy.

      Das eintägige Treffen, bei dem auch ein abgestimmteres Vorgehen gegen Geldwäsche und Kinderpornografie erörtert wurde, bereitet den G-8-Gipfel Anfang Juni in Evian vor. Im Kampf gegen das Organisierte Verbrechen und die Finanzierung des Terrorismus wollten die Minister 29 Leitlinien zur verstärkten gegenseitigen Hilfe beschließen. Dabei geht es auch um das Einfrieren oder den Einzug von verdächtigen Geldern. ... (Handelsblatt.com, 5.5.03)
      Kommentar: Durch ständiges Betonen einer angeblichen “Terrorgefahr” lassen sich wunderschön alle Maßnahmen für einen Überwachungsstaat legitimieren. Da müssen dan plötzlich Konten überwacht werden, Chips zur Kontrolle verbreitet und die Freiheit eingschränkt werden. Ganz vergessen wird dabei zu fragen, woher der “Terror” eingentlich seine Finanziierung erhält? Ob da nicht Geheimdienste im Hintergrund mitspielen?
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      5.5.03 Lieber auf die Schwäbische Alb

      Jugendliche sollen flexibler werden - Ausbildungsplatzabgabe geplant




      von Cornelia Wolber

      Berlin - Angesichts der Krise auf dem Lehrstellenmarkt erhöht die Bundesregierung den Druck. "Wenn am Jahresende noch Zehntausende ohne Lehrstelle sein sollten, drohen Maßnahmen wie Ausbildungsabgaben", sagte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn dem Magazin "Focus". Gleichzeitig drohte die Sozialdemokratin, unflexiblen Bewerbern die Sozialhilfe zu kürzen.

      Wer sich auf die Sozialhilfe verlasse, nur weil ein bestimmter Berufswunsch nicht in Erfüllung gehe, "bekommt Druck", sagte Bulmahn. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Grünen, der CDU und der Liberalen. ... Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit fehlen derzeit bundesweit 140 000 Lehrstellen. Bulmahn leitet derzeit eine Arbeitsgruppe, die den SPD-Sonderparteitag am 1. Juni vorbereitet. Die Bundesbildungsministerin formuliert für den Fall, dass zum Jahresende Lehrstellen fehlen, Lösungsvorschläge. Eine mögliche Antwort sei eine Lehrstellenabgabe, hieß es am Sonntag im Ministerium. ... (Welt, 5.5.03)
      Kommentar: Statt den übeltäter unserer Misere im Zinssystem zu benennen, wird nun wieder ein neues Feindbild aufgebaut, dem der angeblich nicht arbeite wollenden Arbeitslosen. Unser Probleme kommen nicht daher, daß einzelne Arbeitslose Leistungen um den geringen Sozialhilfesatz erhalten und dafür nichts tun wollen, sondern darin, daß nahezu die Hälfte unseres Bruttosozialproduktes nur noch für die Bedienung der Schulden verwendet werden muß. Alles andere ist Augenwischerei.
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      Krankenkassen haben 20 Milliarden Euro Schulden


      Berlin - - Die gesetzlichen Krankenkassen sind offenbar mit etwa 20 Mrd. Euro verschuldet. Zusätzlich zu ihrem Defizit aus Einnahmen und Ausgaben, das Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) auf drei Mrd. Euro taxiere, hätten sie Kredite über 17 Mrd. Euro aufgenommen, berichtet "Focus". Eine Ministeriumssprecherin bezeichnete die errechnete Summe als unerklärlich. Das Magazin beruft sich auf interne Berechnungen der Spitzenverbände der Krankenkassen sowie auf Angaben der Kassenaufsicht. ... Bereits vergangene Woche hatte der Chef des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen, Wolfgang Schmeinck, im Gespräch mit der WELT auf die dramatische Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung hingewiesen. Noch nie seien die Kassen so hoch verschuldet gewesen wie heute. ... (Welt, 5.5.03) Kommentar: Nun wird ersichtlich, daß die Probleme der Krankenkassen nicht zuletzt reine Schuldenprobleme sind. Dabei komen die ganzen Finanznöte nur daher, daß die Menschen immer weniger verdienen und immer mehr Arbeitslose da sind und somit auch immer weniger einzahlen können.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 02:24:22
      Beitrag Nr. 2.657 ()
      Die Baisse dauert an!

      Heute am 6. Mai (Fibodatum) hat der DJIA ein Intraday-Reversal vollführt. Es waren fast 100 Punkte down und kam wie aus heiterem Himmel. Die Überraschung wird die Dax Spieler morgen von ihrem Übermut befreien. Der allgemeine Konsens erwartet weiter steigende Kurse.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Die U.S. Ökonomie setzt ihren weichen Kurs fort, sagt die Financial Times. Wo schaut man nach befriedigenden Renditen in einer Welt von 1,25% Geldmarktzinsen und 5% Long Bonds? Die Antwort lautet: Gold! Denn es ist unterbewertet und wenig beachtet. Gold war 20 Jahre in der Hundehütte und Investoren trauten sich nicht es anzurühren. In den letzten beiden Dekaden stieg der Dow um 1200% und Gold fiel um 70%. Seitdem stieg Gold um 40% und Aktien fielen durchschnittlich um 50%. Um den Dow zu kaufen braucht man 22 Unzen Gold. Das ist doppelt soviel Gold wie noch nie zuvor in den letzten 100 Jahren. Gold hat noch einen langen Weg nach oben vor sich.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!


      EVOTRADE.de
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 02:44:42
      Beitrag Nr. 2.658 ()
      Neue Weltordnung

      Die Schwäche der Sieger

      Amerika degeneriert, Europa ist die kommende Macht – der französische Historiker Emmanuel Todd über die Zukunft der transatlantischen Beziehungen


      Von Emmanuel Todd




      die zeit: Sie haben den Irak-Krieg als „mikromilitärisches Theater“ bezeichnet. Hat sich der Einsatz nicht gelohnt?

      Emmanuel Todd: Weil ich kein Moralist, sondern Historiker bin, muss ich fragen, wie sich das bereits geschwächte Regime Saddams in seiner letzten Entwicklungsphase verhalten hätte. Es hätte sich wie die totalitäre Sowjetunion binnen kurzem auflösen können. Von dem Zeitpunkt an, als das Regime dem internationalen Druck zur Entwaffnung nachgab, schien ein Regimewechsel möglich, der weitaus weniger Opfer als dieser Krieg gekostet hätte. Der Krieg hat den Wechsel nicht beschleunigt, weil es jetzt zwar kein Regime mehr gibt, aber auch keine Ordnung. Die Bewältigung der Kriegsfolgen wird Jahre dauern.

      zeit: Sie haben vor 25 Jahren den Untergang der Sowjetunion vorausgesagt. Jetzt sprechen Sie vom Niedergang der USA, die doch gerade den Irak-Krieg gewonnen haben. Wie kommen Sie dazu?

      Todd: Der Krieg gegen den Irak war eine militärische Illusion, eine gigantische Verschwendung jenseits aller Verhältnismäßigkeit der Mittel. Die USA haben über ein weitgehend entwaffnetes und ausgeblutetes Land mit einer Barfuß-Armee innerhalb einer geschwächten Region gesiegt. Dagegen sind die wahren Gegengewichte zu den USA in Europa, Russland, China oder Japan zu suchen. Im Irak haben die USA ihre militärische Omnipotenz demonstriert, um über ihre ökonomische Schwäche hinwegzutäuschen. Die wahre Konkurrenz wird nicht mehr militärisch ausgetragen. Das zentrale Schlachtfeld und der Hauptgrund für die amerikanischen Sorgen ist der wirtschaftliche Bereich.

      zeit: Ist das nicht reines Wunschdenken eines Amerika-Skeptikers?

      Todd: Ich liebe die USA eigentlich sehr. Sie waren bis vor kurzem der wichtigste internationale Ordnungsfaktor. Jetzt werden sie zu einem Faktor der Unsicherheit. Der industrielle Kern der USA ist gefährdet. Das Handelsdefizit der Amerikaner beträgt 500 Milliarden Dollar im Jahr. Das Land braucht 1,5 Milliarden Dollar täglich an ausländischem Kapitalzufluss. Diese Abhängigkeit hat die USA aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie können nicht mehr aus eigener Kraft leben. Das exportstarke Europa kann das sehr wohl. Und Russland entwickelt gerade einen Kapitalismus im eigenen Land, zu dem es auch die natürlichen Ressourcen besitzt.

      zeit: Gleichwohl sind die USA die unbestrittene globale Führungsmacht.

      Todd: Die USA waren der unzweifelhafte Sieger des 20. Jahrhunderts. Jetzt haben sie Schwierigkeiten, ihre neue Abhängigkeit zu erkennen. Bislang waren die Europäer unterentwickelt und beneideten die USA um ihren Lebensstandard und ihre technischen Produkte. Das hat bei uns eine gewisse Bescheidenheit erzeugt. Heute sind die USA nur noch im Militärischen führend. In den meisten Bereichen wurden sie von den Europäern überholt.

      zeit: Aber Europa ist politisch völlig zerrissen.

      Todd: Europas Kraft beruht auf der wirtschaftlichen Integration, die völlig unabhängig von den politischen Entscheidungen verläuft. Ob die Regierungen in Osteuropa es wollen oder nicht, sie sind wirtschaftlich an Europa und Russland angebunden. Das Einzige, was sie aus Amerika bekommen können, sind Rüstungsgüter, aber keine Maschinen oder Waren, weil Amerika keine Exportkapazitäten hat. Das diplomatische Spiel der USA ist absurd. Mit dem Irak-Krieg haben sie zwar Dissidenten im „neuen Europa“ geschaffen, deren Entwicklungsdynamik jedoch weiterhin vom „alten“ Europa und Russland abhängt. Das hat auch die Türkei erkannt, die auf deutliche Distanz zu den USA gegangen ist.

      zeit: Europa ist doch keine Registrierkasse, wie der französische Außenminister Dominique de Villepin sagt.

      Todd: Europa hat noch keine gemeinsame Außenpolitik. Die bestand bislang immer nur in der Gefolgschaft mit den USA. Jetzt haben sich die Deutschen ihre außenpolitische Handlungsfreiheit zurückerobert. Man kann die strategische und symbolische Dimension dieses Wandels gar nicht hoch genug bewerten. Gemeinsam mit Frankreich entsteht ein Kern der politischen Erneuerung, der sich von den USA unabhängig macht und dabei auf einer überwältigenden Zustimmung der Bevölkerung beruht. Dagegen stellen Spanien, England, Italien und die Osteuropäer politisch nicht das neue, sondern vielmehr das alte Europa dar, weil sie ihre Autonomie noch nicht erreicht haben.

      zeit: Wie kann man das gestörte Verhältnis von Frankreich und Deutschland zu den Briten reparieren?

      Todd: Blair, der jahrelang versuchte, sich in den deutsch-französischen Prozess einzuschalten, hat während der aktuellen Krise gemerkt, dass die beiden im Ernstfall eng zusammenstehen und ihm wenig Einflussmöglichkeiten lassen. Doch man muss ein freundschaftliches Verständnis dafür aufbringen, dass die Briten reale historische und kulturelle Verbindungen mit den USA haben, aber zugleich Europäer sind. Ich bin guter Hoffnung, dass die Briten wieder zu Europa zurückfinden. Die treibende Kraft dabei wird vor allem die neue Gewalttätigkeit, Instabilität und Arroganz der Amerikaner sein. Da werden die Briten von ganz allein merken, dass sie zur europäischen Wertegemeinschaft gehören.

      zeit: Aber das sind doch Sandkastenmanöver in einer Zeit, in der die Kriege nicht mehr von Staaten, sondern von terroristischen Gruppen ausgehen, die zum Teil mithilfe skrupelloser Regime den Westen attackieren.

      Todd: Die Allgegenwart des Terrorismus ist ein gewaltiger Mythos, mit dem sich die USA das Recht zu einem Kreuzzug nehmen, um auf den Philippinen, im Jemen oder im Irak ihre Unersetzlichkeit zu demonstrieren. Durch diesen permanenten Kriegszustand wollen die USA die Alte Welt in Atem halten. Aber gegen Terroristen hilft kein militärisches Mittel, sondern nur eine funktionierende Polizei- und Geheimdienstarbeit. Seit den Anschlägen auf das World Trade Center konnte auf diese Weise die terroristische Gefahr minimiert werden, nicht aber die kollektive Psychose der Amerikaner.

      zeit: Sie verharmlosen die Gefahr. Was ist mit den Anschlägen in Djerba und auf Bali?

      Todd: Das waren schreckliche Massaker, aber ohne weltpolitisches Bedrohungspotenzial. Diese Attentate auf islamischem Boden zeigten eher die Unfähigkeit der Mörder, ihren Terror weiterhin ins westliche Ausland zu exportieren. In Europa gab es nach dem 11. September 2001 keine Anschläge. Ich bin Demograf und halte mich an die Fakten: Ich zähle die Toten. Insgesamt ist der arabische und islamische Terrorismus kein Rückfall dieser Regionen in die Barbarei, sondern Resultat einer Transformationskrise im Prozess der Modernisierung. Alle Länder der Welt haben diese Umwälzungen im Gefolge der Alphabetisierung und Geburtenkontrolle durchlaufen. Doch weil alle islamischen Länder geschwächt sind, kann dort keine gefährliche Großmacht wie einst in Europa entstehen. Diese Länder bringen einzig den Terrorismus hervor, der sich mit dem Ende der demografischen Revolution gleichsam von selbst auswachsen wird.

      zeit: Und was ist mit den Massenvernichtungswaffen?

      Todd: Die spielen faktisch keine Rolle. Der bislang gefährlichste terroristische Anschlag in New York wurde nicht mit Giftgas, sondern mit Messern und Zivilflugzeugen ausgeführt. Dagegen hilft nur Polizei- und Geheimdienstarbeit. Die Anthrax-Attacken dagegen kamen aus dem Inneren von Amerika selbst. Erst jetzt steht zu befürchten, dass mit der Invasion der Amerikaner im Irak der Terrorismus angestachelt wird. Zugleich führt die amerikanische Luftüberlegenheit zu einer neuen Proliferation dieser Waffen. Denn nur damit können sich bestimmte Länder künftig vor amerikanischen Bombenangriffen sicher fühlen.

      zeit: Was soll mit den so genannten Schurkenstaaten geschehen, die die Terroristen unterstützen?

      Todd: Das Afghanistan der Taliban war ein Produkt der Aufbaubeit durch die USA und Russland. Dagegen war der Irak eine blutige Diktatur, aber kein Schurkenstaat, der Terroristen unterstützte. Auch der Iran ist kein Schurkenstaat, sondern modernisiert sich in Richtung eines pluralistischen Systems. Und Kuba am anderen Ende der Achse des Bösen unterstützt ebenfalls keine Terroristen.

      zeit: Vor welchen Herausforderungen steht das internationale Recht?

      Todd: Die UN waren mehrheitlich gegen den Irak-Krieg. Trotzdem haben ihn die USA geführt und damit das internationale Recht verletzt. Die UN sind heute mehr im Gespräch als je zuvor. Noch niemals war ihre Rolle so wichtig. Ihr Scheitern bei der Lösung der Irak-Krise rührt daher, dass die USA eine gefährliche und illegitime Politik betreiben. Angesichts der Destabilisierung Amerikas sollte man über den Verbleib der UN in New York nachdenken, allein wegen der Arbeitssicherheit für die Delegierten. Die UN könnten durchaus nach Europa umziehen, vielleicht in die Schweiz.

      zeit: In den UN sitzen doch selbst zahlreiche Schurkenstaaten.

      Todd: Die UN sind leider kein Club der Demokratien, sondern eine Organisation, die die Probleme zwischen Staaten ohne Krieg lösen soll. In allen Nationen der Welt gibt es durch die unaufhaltsame Alphabetisierung und Frauenemanzipation enorme Fortschritte in Richtung Demokratisierung, der sich allerdings nicht von außen oktroyieren lässt. Man kann keinen Krieg gegen Syrien oder China beginnen, um dort die Demokratie einzuführen.

      zeit: Die USA gelten als der einzige Staat eines idealen demokratischen Universalismus, der seine Werte exportieren möchte.

      Todd: Im Gegensatz zu Europa sind die Demokratie und die bürgerlichen Freiheitsrechte in Amerika heute längst zu sehr eingeschränkt, als dass es von dort einen Export dieser Werte geben könnte. Der Irak-Krieg war eine geopolitische Machtdemonstration, aber keine selbstlose demokratische Mission. Vielmehr müssen jetzt die Europäer von den USA fordern, im Irak mit der Demokratie ernst zu machen. Mit Saddams Sturz ist das Ende der amerikanischen Heuchelei gekommen. Dabei bin ich weit entfernt vom tief sitzenden Antiamerikanismus vieler Franzosen. Mein Großvater war österreichischer Jude und amerikanischer Staatsbürger. Meine Mutter ist im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohen. Ich habe eine positive Grundeinstellung zu Amerika. Doch jetzt bereitet es uns große Mühe zu verstehen, wie aus einem Garanten des Friedens, der Ordnung und der Freiheit ein Faktor der Unordnung und des Krieges wird.

      Wir können nicht länger von den USA als einer großen Demokratie sprechen. Das Wahlsystem ist in der Krise. Die innere Ungleichheit wächst. Ein reicher Amerikaner ist nicht mehr mit einem reichen Europäer zu vergleichen. Es gibt dort eine neue Plutokratie, die den amerikanischen Traum beschädigt. Seit den Wirtschaftsskandalen ist der Glaube an den freien Markt ebenso ruiniert wie früher der Glaube an den Kommunismus. Die Explosion dieses Mythos hat Amerika in eine große spirituelle Krise gestürzt. Daher der neue religiöse Fundamentalismus. Die USA projizieren ihre eigene innere Desintegration auf die Welt.

      zeit: Aber ist Amerika nicht auch deshalb geschwächt, weil es in den vergangenen 50 Jahren weitgehend allein für die Ordnung in der Welt sorgen musste?

      Todd: Das ist eine moralische Betrachtung, die nichts mit historischen Tatsachen zu tun hat. Nach dem 11. September erlebten die USA eine enorme weltweite Solidarität. Die Bedrohung der USA, der Nation, welche bis dahin als Garant der globalen Sicherheit galt, schürte bei allen Staaten große Ängste. Alle wollten helfen, von Russland bis zur Nato. Doch das wollten die Amerikaner nicht, weil sie das als Zeichen eigener Schwäche empfunden hätten. Sie hörten immer weniger auf ihre Verbündeten und wurden immer arroganter.

      Was die Handelsbilanz und die Finanzströme angeht, hängen die USA längst am Tropf der ganzen Welt. Trotzdem gefallen sie sich lieber in einer Machtbehauptung, die bis zur Realitätsverleugnung geht. Darauf können die Europäer nicht länger mit Freundlichkeiten reagieren, sondern müssen verbindlicher werden und mit industriellen und finanziellen Mitteln dagegenhalten. Sie müssten auch erkennen, dass es im europäischen Interesse liegt, den Irak von amerikanischem Einfluss freizuhalten, weil davon die europäische Energieversorgung abhängt.

      zeit: Wird das Ungleichgewicht zugunsten der USA nicht trotzdem weiter wachsen?

      Todd: Wenn es keine Gegenmacht zum amerikanischen Militarismus gibt, wird – das wissen die Europäer aus ihren eigenen Kriegen am besten – der kriegführende Staat den nächsten Krieg beginnen. Mit Syrien geht es schon los. Dagegen müssen Europa und Russland eine stabile strategische Struktur aufbauen. Es geht nicht um die Umwälzung alter Allianzen, sondern um ihre Ergänzung. Die ausschließliche Privilegierung der atlantischen Achse funktioniert nicht mehr.

      zeit: Ist Russland ein verlässlicher Partner?

      Todd: Russland ist nicht mehr gefährlich. Das sehen die Deutschen natürlich anders als die Franzosen, die mit den Russen weniger Probleme hatten. In der russischen Kultur gibt es einen stabilen Universalismus wie in Frankreich, eine egalitäre Auffassung von Familie und Gesellschaft. In der Phase des Expansionismus dieser universellen Gleichheit – erst 1789 und dann 1918 – wurde Deutschland nacheinander von zwei Seiten extrem eingeschnürt. Doch heute ist Russland geschwächt und befindet sich in einer ähnlichen demografischen Krise wie Deutschland und Frankreich. In der gegenwärtigen Phase der russischen Kontraktion ist das, was vom früheren Universalismus übrig bleibt, eine multipolare Sicht auf eine Welt im Gleichgewicht.

      zeit: Wollen Sie einen Bruch mit den USA?

      Todd: Nein, ich stehe der angelsächsischen Kultur viel näher als der russischen. Doch wir brauchen ein Gegengewicht zu den USA. Es geht nicht um Bruch, sondern um Autonomie. Um ein antagonistisches Verhältnis zu den USA zu vermeiden, ist es wichtig, dass Großbritannien zurückkommt. Dann kann Europa gar nicht antiamerikanisch werden. Viel eher besteht die Gefahr, dass die USA antagonistisch und antieuropäisch werden. EU und UN sind stark, aber die Nato ist nutzlos geworden. Heute ist Russland ein viel wichtigerer Garant der europäischen Sicherheit geworden.

      zeit: Was können die USA gegen den von Ihnen prognostizierten Niedergang tun?

      Todd: Derzeit haben die USA den Weg des militärischen Gestikulierens gewählt. Besser wäre es für sie, eine industrielle Rekonstruktion und technologische Erneuerung anzustreben, um wieder produktiv zu werden. Die Welt glaubt, die USA hätten durch ihren Sieg im Irak die weltweite Führerschaft errungen. Doch sie haben mit militärischen Mitteln auf ein nichtmilitärisches Problem reagiert. Ich glaube, dass sie dadurch gerade ihre Allmacht verloren haben.


      Der Anthropologe und Historiker Emmanuel Todd, 51, arbeitet als Bevölkerungswissenschaftler am Institut National d’Études Démographiques in Paris. Er veröffentlichte zuletzt „Weltmacht USA. Ein Nachruf“. Mit ihm sprach Michael Mönninger


      (c) DIE ZEIT 24.04.2003 Nr.18
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 02:56:59
      Beitrag Nr. 2.659 ()
      Deflation prägt das große Bild an den Märkten – Der Kampf der Zentralbanken beginnt und führt zu wesentlich niedrigeren Zinsen
      (05.05.2003)

      Wer an den Märkten auf Dauer Erfolg haben will, muss die Umstände zu ergründen suchen, die das langfristige Bild bestimmen. Dies gilt für kommerzielle Akteure ebenso wie für Anleger oder Spekulanten.

      Wesentlicher Baustein des großen Bildes dieser Zeit sind die deflationären Einflüsse, die in einigen asiatischen Ländern bereits seit langem in voller Blüte stehen und von dort in den Rest der Welt "exportiert" werden.

      Wesentlicher Bestandteil dieses Bausteins sind Überkapazitäten, deren Schaffung mit Schulden erkauft wurde.

      Kurz und knapp: Da die Kapazitäten nicht wie geplant genutzt werden können, weil es an angemessener Nachfrage mangelt, sinken die Preise für die erzeugten Produkte und mit ihnen auch die Ertragsmargen der Produzenten. Mehr und mehr sind sie daher nicht mehr in der Lage, ihren Schuldendienst zu leisten. Ob unter Zwang der Banken oder freiwillig, es müssen Vermögenswerte (Aktiva) verkauft werden. Doch selbst wenn sie Käufer finden, geht dies meist nur zu sinkenden Preisen.

      Deflation entsteht auch dadurch, dass Länder wie China mit sehr niedrigen Lohnkosten in der Wertschöpfungskette immer weiter vorrücken und die traditionellen "westlichen" Produzenten unterbieten können. Dies wirkt auf letztere deflationär.

      Nicht zuletzt können Abwertungen in einem Klima wie dem jetzt herrschenden deflationäre Folgen haben.

      In der westlichen Hemisphäre ist die amerikanische Notenbank (Fed) die einzige Zentralbank, die es wagt, offen von Deflationsgefahr zu sprechen. Die Europäische Zentralbank (EZB) ziert sich hingegen, als handelte es sich um ein höchst obszönes Wort. Doch wenn sie ihre Hemmungen nicht bald ablegt, wird sie ihre ohnehin angekratzte Unschuld völlig verlieren.

      Die Fed, die sich trotz Jonglierens mit enormen Risiken ein recht hohes Maß an Glaubwürdigkeit erarbeitet hat, beginnt nun diese Glaubwürdigkeit auch im Kampf gegen die Deflationsgefahren aufzubauen. Wenn sie dies, was wahrscheinlich ist, mit einer verbalen Kampagne einleitet, wird auch die EZB zur öffentlichen Auseinandersetzung mit der das große Bild prägenden Deflation gezwungen.

      Das große Bild sagt uns unter diesen Bedingungen, dass jeder Gedanke an nachhaltig steigende Zinsen unsinnig ist. Vielmehr wird die Fed wohl noch im Sommer vormachen, wie man steigenden Kapitalmarktzinsen begegnet und die Sätze drückt. Mit der konventionellen Geldpolitik kann sie zwar allenfalls auf die Kapitalmarktzinsen Einfluss nehmen, doch deshalb wird sie genau zu dem schreiten, was als "unkonventionelle" Geldpolitik bezeichnet wird. Und die EZB wird gezwungen sein, der Fed zu folgen. Und zwar eher früher als später.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 03:01:05
      Beitrag Nr. 2.660 ()
      Warum die Kanadier ihre Goldreserven verkaufen und warum das Sinn macht – und warum dies alles private Anleger interessieren sollte
      (06.05.2003)

      Kanada verkauft seit gut 20 Jahren Stück für Stück seine Goldreserven. Mit dem Erlös werden Finanzanlagen erworben, die Renditen bringen. Die seinerzeit im Ausland hoch verschuldeten Kanadier hatten sehr früh erkannt, dass Gold aus ihrer Sicht eine "tote" Kapitalanlage ist. Das gilt nicht für alle Länder, wie wir noch sehen werden.

      1980 verfügte Kanada noch über staatliche Goldreserven in Höhe von rund 21 Millionen Feinunzen. Nachdem sie im April 85 703 Unzen verkauft haben, halten sie jetzt noch 423 000 Unzen. Dies sind lediglich 0,4 Prozent ihrer gesamten Devisenreserven von zuletzt 36,26 Milliarden Dollar.

      Warum gilt nun für Kanadier, was für die meisten anderen nicht gilt? Kanada ist einer der bedeutenden Goldproduzenten. Sollte Gold irgendwann einmal wieder zu monetären Ehren gelangen, was wir für sehr wahrscheinlich halten, haben sie auf gesetzlichem Weg oder ganz einfach durch den regulären Aufkauf von Gold aus der Produktion im eigenen Land jederzeit die Möglichkeit, sich Gold zu beschaffen.

      Den meisten anderen Staaten oder Währungsgebilden bietet sich diese Chance nicht. Wenn sie irgendwann einmal ihre Goldreserven ergänzen müssten, wäre es in einer Krisensituation ein Leichtes, das Gold ihrer Mitbürger zu konfiszieren. Dafür bietet die Geschichte ungezählte Beispiele.

      Länder wie Kanada, die über eigene Vorkommen verfügen und dazu noch Demokratien mit eindeutig liberaler Ausrichtung sind, gehen den privaten Goldhorten selbst in Krisenzeiten aller Erfahrung nach nicht ans Leder.

      Dies ist denn auch der Grund dafür, warum so mancher Europäer, der Gold als Bestandteil einer abgerundeten Kapitalanlage versteht und mit Blick auf das Edelmetall im Zweifelsfall eventuelle Begehrlichkeiten seines Staates nicht ausschließen will, Gold in Kanada kauft und dort auch aufbewahren lässt. Oder in Australien.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (06.05.2003)

      Deflation kann sehr gut zum "Unwort" des Jahres werden.

      Der Begriff wird aus Unkenntnis oder Schlamperei häufig mit Desinflation (englisch: disinflation) verwechselt oder vertauscht.

      Desinflation herrscht, wenn die Jahresrate des Index der Lebenshaltungskosten sinkt, aber immer noch ein "positiver" Wert ausgewiesen wird, die allgemeine Teuerung also trotz fallender Tendenz weiter steigt.

      Deflation herrscht, wenn die Jahresrate der allgemeinen Teuerung negativ wird, die Preise also absolut sinken.






      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 01:27:46
      Beitrag Nr. 2.661 ()
      07.05. 21:57
      Neuer Pleiten-Rekord befürchtet
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Experten rechnen für das laufende Jahr mit einem neuen Höchststand bei den Unternehmenspleiten. Nach Prognosen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) werden erstmals deutlich mehr als 40.000 Betriebe Insolvenz anmelden. Davon seien rund 650.000 Arbeitsplätze betroffen, sagte BDIU-Präsident Dieter Plambeck. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden könne sich auf mehr als 50 Milliarden Euro belaufen. Im vergangenen Jahr waren rund 37.600 Firmen bankrott gegangen.

      Als Gründe für den erwarteten Pleiterekord nannte Plambeck die schwache Konjunktur, die schlechte Zahlungsmoral und hohe Privatverschuldung.

      Der BDIU rechnet zudem damit, dass rund 58.000 Privatleute wegen Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung den Gang zum Amtsgericht antreten werden. Das 1999 in Kraft getretene Insolvenzrecht ermöglicht Privatleuten diesen Schritt, um sich von ihren Schulden zu befreien.

      Mehr als 3000 Firmenpleiten im Januar
      Die Prognosen des BDIU werden gestützt von Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach haben allein im Januar diesen Jahres mehr als 3200 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Die Statistiker begründeten die hohe Zahl allerdings unter anderem mit der Lage der Feiertage Ende 2002. Über viele Insolvenzanträge vom Dezember sei erst im Januar entschieden worden.

      Die Gerichte bezifferten die Gesamthöhe der offenen Forderungen der Gläubiger im Januar auf 3,3 Milliarden Euro. Im Vorjahresmonate waren es 3,5 Milliarden Euro.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 01:45:35
      Beitrag Nr. 2.662 ()
      Staunen

      von Jochen Steffens

      Ich sitze hier und sehe staunend zu. Auch das Umkehrsignal von gestern hat der Nasdaq100 nicht bestätigen können. Unter großen Umsätzen steigt der Markt, jedoch nur Schrittchen für Schrittchen. Nun steht der Nasdaq100 an der überaus wichtigen Widerstandszone bei 1150–1160 Punkten. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ich weiß zwar wie es weiter gehen sollte, aber die Amis machen auf mich im Moment den Eindruck von Piranhas. Sie kaufen alles, was sich bewegt. Selbst die Fed hat gestern moderat darauf hingewiesen, dass deutliche Anzeichen einer Konjunkturabkühlung zu erkennen seien. Der Kommentar von amerikanischen Analysten dazu: "Ja, das ist ja auch nichts wirklich Neues und hat uns deshalb nicht negativ beeinträchtigt". Da kann man doch nur staunen?

      Die Frage, die Sie sich vielleicht stellen, ist, ob Sie nun doch kaufen sollen oder nicht. Ich für meinen Teil springe ungern auf einen schon sehr schnell fahrenden Zug auf. Aber mir macht es auch nichts aus, zuzuschauen und nicht dabei zu sein. Immerhin, der Eurocall steigt und steigt und steigt. Mein Daxput ist dadurch zwar abgesichert, aber eventuell verkaufe ich ihn bald und warte auf den Bruch der 2800er Marke als erneutes Einstiegssignal. Maßgebliches Kriterium für diese Entscheidung wird sein, ob der Nasda100 die 1160 Punkte schafft oder nicht.

      Mit großem Erstaunen habe ich gelesen, dass selbst der "Oberbär" unter den Marktkommentatoren nun vorsichtige Töne anschlug und eine Trendwende in Betracht zog. Zum Glück kippte er dann doch wieder ins Bärenlager. Aber bald stehe ich mit meiner Meinung wohl alleine da ... Bis auf unsere amerikanischen Korrespondenten natürlich. Aber auch Eric Fry wird schon skeptisch.

      Antizyklisch gesehen ist es fast schon beruhigend, dass nun so viele Bären weich werden. Frei nach dem Motto: "Erst wenn der letzte Bär stirbt, ist die Rallye zu Ende ..." Aber es ist momentan wirklich schwierig, darauf zu pochen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch zu schlecht für einen neuen Bullenmarkt sind. Denn fast jeder will steigende Märkte sehen. Nur noch ganz wenige sind bearish. Große Rallyes sterben langsam.

      Erinnern Sie sich an die Rallye im September/Oktober letzten Jahres? Nach dem ersten Anstieg auf 3300 Punkte erholte sie sich leicht, um dann auf 3343 Punkten am 6.11.2002 zu steigen. Dort zeigten sich dann bereits deutliche Schwächezeichen. Aber trotzdem wurde auch diese Marke von den unverbesserlichen Bullen noch mal getoppt und zwar einen Monat später am 2.12.02 mit 3476 Punkten. Viele sind beim Bruch der 3343 Punkte in den Markt gegangen – viele haben auf dem Hoch gekauft. Der Rest ist Geschichte: Der Markt sackte bis auf unter 2200 Punkte in diesem Jahr weg.

      Ein wenig erinnert mich die aktuelle Situation an jene Rallye vom Vorjahr. Wieder ein Anstieg von 40 %, wieder stirbt die Rallye langsam. Trotzdem – Vorsicht ist wichtig, so werde ich beim nachhaltigen Bruch der 1160 Punkte im Nasdaq100 meinen Put im Minus verkaufen und auf neue klare Signale warten.

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      Der Verfall des Dollars

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Kurios, kurios.

      Tag für Tag beobachte ich die ruhige Zerstörung des Dollar. Ich habe es kommen sehen, aber ich leide mit allen anderen. Denn ich bin Amerikaner und muss meine Dollar in Euro umtauschen. Das gestrige Mittagessen –71 Euro für 3 Personen – hätte mich vor einem Jahr umgerechnet ungefähr 62 Dollar gekostet. Jetzt sind es umgerechnet fast 80 Dollar.

      Der kanadische Dollar ist gegenüber dem US-Dollar auf ein 5-Jahres-Hoch gestiegen. Der Euro steht auf 4-Jahres-Hoch.

      Aber wen kümmert das schon in den USA selbst?

      Die Bush-Administration sagt, dass sie den Dollar schützen will – aber sie würde den Dollar wahrscheinlich lieber fallen sehen, wenn dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der US-Produkte auf dem Weltmarkt verbessert würde. Das würde auch die amerikanische Abhängigkeit von ausländischem Kapital verringern.

      Währenddessen hat die US-Zentralbank praktisch garantiert, dass der Verfall des Dollar weitergeht. Da es fast nichts kostet, Dollars zu drucken, kann die Fed so viele drucken, wie sie will, um den Wert des Dollars zu verringern. Das hat die Fed vor kurzem einer überraschten Welt erklärt.

      Kurios ist: Während der Dollar an den Devisenmärkten fällt, gibt es immer noch kaum Hinweise auf einen Anstieg der Inflationsrate (auf Konsumentenebene) in den USA. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Zentralbanker nicht aus purer Freude ihre eigenen Währungen töten. Sie tun dies aus praktischen Gründen, nicht zur Unterhaltung. Eine kleine Inflation ermuntert die Konsumenten, Geld, das sie nicht wirklich besitzen, auszugeben, und Politiker wiederzuwählen, die sie nicht wirklich mögen.

      Aber wenn ich mir die Schlagzeilen der Zeitungen so ansehe, dann finde ich auch positive Signale:

      "Das schnelle Kriegsende führt zu keinem wirtschaftlichen Boom", so Associated Press.

      "Die Rezessionsdrohung bleibt bestehen", so TheStreet.com.

      "Wenig Jobs für Studienabgänger", fügt Chicago Tribune hinzu.

      Was haben wir bekommen? In was für Probleme haben wir uns da selbst hineingefahren? Weder Krieg noch Inflation scheinen die Lösung der wirtschaftlichen Probleme zu sein. Die Ausländer haben die Message erhalten; der Dollar fällt, genauso wie es die Absicht der Fed war. Aber auch mit der Wirtschaftslage geht es bergab ... und das war wohl kaum beabsichtigt.

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      Lage am US-Arbeitsmarkt bleibt schwach

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Der Dollar profitiert nicht von den steigenden Aktienkursen an den US-Börsen. Er ist gegenüber dem Euro auf ein neues 4-Jahres-Tief gefallen. Wenn der Dollar seinen Wert länger als nur ein oder zwei Tage halten könnte, dann würde ich vielleicht US-Aktien nicht mehr so stark meiden. Aber so wie es ist, ist die Schwäche des Dollars nur ein weiterer Grund, warum man zweimal darüber nachdenken sollte, bevor man US-Aktien mit einem KGV von 30 und mehr kauft.

      Aber wer kümmert sich eigentlich überhaupt um den Dollar? Schließlich waren die Aktien zuletzt wieder relativ hip. Die Nachkriegsrally war so robust und sie hat schon so lange gedauert, dass jetzt auch wieder die Wall Street-Analysten aus ihren Löchern hervorkommen und sich im Tageslicht zeigen. Sie zirpen wieder ihre Melodien von "einer Gewinnerholung im zweiten Halbjahr" und "zweistelligen Gewinnen am Aktienmarkt für 2003."

      Tobias Levkovich, Aktienanalyst von Smith Barney, denkt, dass Aktien immer noch große Chancen bieten. Sein Kursziel für 2003 von 1.075 Punkten für den S&P 500 bedeutet gegenüber den aktuellen Kursen ein Plus von 15 %.

      Der Dauerbulle Richard McCabe von Merrill Lynch bleibt so bullisch wie immer. Er wartet auf "eine größere Erholung oder einen zyklischen Bullenmarkt", der wahrscheinlich noch größer und besser als die anderen "größeren Erholungen" und "Bullenmärkte" sein soll, die er schon seit 2000 prognostiziert hat.

      Auch Kevin Marder, Analyst bei Ladenburg Thalmann Asset Management, ist – gähn – bullisch. Er sagt, dass in der letzten Woche eine "größere Akkumulation" an der Nasdaq stattfand ... das muss doch bullisch sein, oder?

      Währenddessen steigt die Zahl der Entlassungen weiter. Auch auf staatlicher Ebene wirken sich die steigenden Defizite aus. Die öffentlichen Haushalte werden dieses Jahr voraussichtlich ein Defizit von 70 bis 80 Milliarden Dollar "produzieren". Da sollte es nicht verwunderlich sein, wenn sie ein paar Jobs abbauen.

      Das Barron`s Magazin hat dazu letztens geschrieben: "Der öffentliche Sektor trägt 12 % zum amerikanischen BIP bei, und 15 % zu den Beschäftigtenzahlen. Das ist ein größerer Anteil, als ihn das produzierende Gewerbe oder der Technologiesektor vorweisen können. Und der öffentliche Sektor stellte bis vor kurzem noch Leute ein."

      Das hat sich jetzt geändert. Und der private Sektor wird die Entlassungen des öffentlichen Sektors nicht auffangen können – im Gegenteil. "Der starke Anstieg der Entlassungen im letzten Monat sollte eine Warnung sein, dass es voreilig ist, zu schließen, dass der Sieg im Irakkrieg einen schnellen Turnaround bei der Wirtschaftslage und am Jobmarkt bringen wird", so John Challenger, Vorstandsvorsitzender einer Firma, die seinen Namen trägt.

      Besonders neue Jobs im Technologiesektor sind besonders selten geworden. Associates Press berichtet: "Die Nachfrage nach Positionen im IT-Bereich, von Programmierern bis zu Netzwerkadministratoren, wird sich in den kommenden 12 Monaten stabil halten bis leicht zurückgehen, laut einer Telefonumfrage unter 400 Headhuntern."

      "Diese Umfrage zeigte, dass es immerhin noch 493.000 offene Stellen im Technologiesektor gibt. Anfang 2000 waren es 1,6 Mio. offene Stellen. Die angespannte Lage bei den IT-Jobs kommt daher, dass Hunderte von amerikanischen Unternehmen Positionen an kleinere Programmierfirmen in Indien, China und Russland bzw. andere Länder mit relativ geringen Arbeitskosten outgesourct haben." Woche für Woche werden in den USA Zehntausende Jobs abgebaut, so wie ein Hund sich die Flöhe wegkratzt ... also wenn sie am Aktienmarkt nach Gewinnen Ausschau halten, dann sollten Sie bedenken, wie die Lage am US-Arbeitsmarkt aussieht ...

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      Wenn der Tag des Goldes kommt

      Wenn der Tag des Goldes kommt

      von Dr. Steve Sjuggerud

      Irgendwie haben sich in den USA zwei größere Indizes auf Goldminenaktien etabliert. Aber anders als z.B. Dow Jones und S&P 500, die sich beide seit fast 80 Jahren relativ parallel entwickeln, entwickeln sich diese beiden Goldindizes nicht so im Gleichschritt.

      Der eine hat seit Anfang 2002 rund 100 % zugelegt, der andere nur 20 %. Was ist da los? Und warum sollte uns das überhaupt interessieren?

      Die Erklärung für das verrückte Verhalten der zwei Goldminenaktien-Indizes entspricht einer Einführung in den Markt der Goldaktien, wo man viel gewinnen oder alles verlieren kann.

      Man sollte sich um Goldminenaktien kümmern, weil wenige Branchen derzeit so ignoriert werden wie diese ... und das bedeutet, dass die Goldminenaktien einmal überdurchschnittliche Gewinne erzielen könnten – wenn sie denn einmal steigen sollten.

      Noch ist nicht die Zeit, Goldminenaktien zu kaufen, aber diese Zeit kommt bald. Sobald der "wichtige" Goldminenaktienindex einen unzweifelhaften Aufwärtstrend hinlegt, wird es Zeit sein, zu kaufen ...

      Aber welcher der beiden Indizes ist der "wichtige"? Es geht um den "XAU"-Index und den "Gold BUGS"-Index. In jedem sind unterschiedliche Goldminenaktien enthalten. Der XAU enthält hauptsächlich klassische Goldminenbetreiber. Der Gold BUGS-Index enthält auch Goldminengesellschaften, die nicht "hedgen", die also stärker von der Entwicklung des Goldpreises abhängen. Das kann gut oder schlecht sein, je nach Entwicklung des Goldpreises.

      Hier liegt der wichtige Unterschied zwischen beiden Indizes. Die zwei größten Gesellschaften im XAU sind Barrick Gold und AngloGold – also die größten Goldproduzenten der Welt. Aber sie "hedgen" ihre Produktion – was bedeutet, dass ein Goldpreisanstieg sich nicht unbedingt besonders positiv auf ihre Gewinne auswirkt.

      Barrick hat eine zukünftige Produktion im Wert von ca. 6 Mrd. Dollar abgesichert, zu 341 Dollar pro Feinunze. AngloGold hat eine Zukunftsproduktion von rund 3 Mrd. Dollar abgesichert.

      Dieses Absichern – "Hedging" – mag eine kluge Entscheidung sein. Das half Barrick, in Zeiten fallender Goldpreise die Verluste zu begrenzen. Leider führt Hedgen bei steigenden Goldpreisen auch dazu, dass die Gewinne begrenzt werden. Das bedeutet, dass Goldgesellschaften, die hedgen, nicht annähernd soviel Geld verdienen wie vergleichbare Gesellschaften, die nicht hedgen.

      Für einen Investor sind hedgende Goldgesellschaften wie Barrick oder Anglogold nicht die erste Wahl. Und diese Gesellschaften machen 45 % des XAU-Index aus. Deshalb finde ich, dass der Amex Gold BUGS Index die bessere Wahl ist ...

      Der Amex Gold BUGS-Index ist deutlich jünger als der XAU-Index, der 1996 gestartet ist. Er spiegelt besser wider, wie Goldminenaktien auf die Entwicklung des Goldpreises reagieren können. Die zwei größten Aktien im Amex Gold BUGS-Index sind Newmont Mining und Goldcorp. Wenn man bedenkt, dass Newmont die absolute Nr. 1 weltweit ist, und nur eine Marktkapitalisierung von 1,3 Mrd. Dollar hat, dann kann man sehen, dass die Welt der Goldminenaktien unglaublich klein ist.

      Wenn man den Wert aller Goldminenaktien auf diesem Planeten addieren würde, dann käme man nur auf die Hälfte der Marktkapitalisierung von Cisco ...

      Wenn der Goldpreis durchstarten wird, dann könnte sich eine Goldaktie wie Newmont außerordentlich gut entwickeln. Bedenken Sie, diese Gesellschaft hat eine Marktkapitalisierung von 1,3 Mrd. Dollar. Und sie hat 419 Millionen Dollar Bargeld! Deshalb ist das "Geschäft" eher 880 Millionen Dollar wert. Und diese Gesellschaft hat Goldreserven von 87 Millionen Unzen – mit einem aktuellen Wert von fast 30 Milliarden Dollar! Wenn man Newmont ansieht, dann sollte das Abwärtsrisiko begrenzt sein. Das Aufwärtspotenzial könnte groß sein.

      Bei Goldminengesellschaften muss man auch die Kosten berücksichtigen, die bei der Produktion entstehen. Bei Newmont sollen die Kosten bei rund 200 Dollar pro Feinunze liegen. Bei einem Goldpreis von 335 Dollar fallen also schöne Gewinne an. Und die Reserven liegen bei 87 Millionen Unzen. Wenn man in Goldminenaktien investieren will, sollte man sich erst die Infos auf den Homepages der Unternehmen durchlesen, um deren Geschäftsfeld besser zu verstehen (z.B. www.newmont.com, www.barrick.com, and www.anglogold.com).

      Dann, wenn die Zeit gekommen ist – und man einen klaren Aufwärtstrend beim Amex Gold BUGS-Index identifizieren kann –, dann kann man darüber nachdenken, in Gesellschaften wie Newmont, Goldcorp oder Kinross zu investieren.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 01:47:43
      Beitrag Nr. 2.663 ()
      BKK halten Beitragssatz von 15 Prozent für nötig

      Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen hält eine Erhöhung des allgemeinen Krankenkassenbeitrags von 14,3 auf 15 % noch in diesem Jahr für erforderlich.

      pt BERLIN. „Beitragssatzanhebungen in diesem Umfang würden gerade ausreichen, um die bislang aufgelaufenen Schulden der Kassen und ihre Rücklageverpflichtungen zu erfüllen“, sagte der Sprecher der Betriebskrankenkassen, Florian Lanz, dem Handelsblatt. Trotz der für 2004 angekündigten Gesundheitsreform würden daher einige Kassen in den nächsten Monaten ihre Beiträge anheben, erklärte Lanz. ...(Handelsblatt.com, 6.5.03)
      Kommentar: Mit solch einer Maßnahme wird die Kaufkraft der Bevölkerung weiter eingeschränkt, sowie die Lohnnebenkosten erhöht. Beides führt direkt oder indirekt zu weiterer Arbeitslosigkeit. Viel sinnvoller wäre es einmal zu fragen, ob unser Krankenkassensystem nicht an sich falsch konstruiert ist und ob man nicht besser auf diese Pflichtversicherung verzichtet, welche immer mehr Kosten erzeugt und immer weniger Leistung bietet?
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      7.5.03 Der Bahn laufen Passagiere in Scharen weg


      Die Deutsche Bahn fährt im Fernverkehr weiter deutlich ihren Umsatzplänen hinterher. In den ersten drei Monaten blieb Europas größter Verkehrskonzern knapp 20 Prozent unter Plan und etwa 14 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals.

      HB/dpa BERLIN. Wie Aufsichtsratskreise am Dienstag in Berlin bestätigten, wurden im Fernverkehr statt der erhofften 930 Mill. Euro nur 750 Mill. Euro eingenommen. Auch bei den Passagierzahlen musste das bundeseigene Unternehmen herbe Rückgänge verkraften. Mit 27 Mill. Reisenden wurde der Quartalsplan um fast vier Millionen verfehlt.

      Die Bahn AG, die die Zahlen zunächst nicht kommentieren wollte, steht seit längerem wegen ihres neuen Preissystems und Verspätungen unter Druck. ... (Handelsblatt.com, 7.5.03)
      Kommentar: Das neue Preissystem der Bahn ist eine einzige Katastrophe: Da wird den Kunden die Flexibilität genommen. Konte man früher jeden Zug beliebig benutzen und mit der alten Bahncard 50 Prozent einsparen, so muß man sich heute auf einen Zug festlegen. Damit ist der Bahn jede Attraktivität genommen. Zudem gilt dieser Frühbucherrabatt nicht in allen zügen - ganze Bahnstrecken, auf denen keine IC oder ICE Züge verkehren sind einfach ausgenommen. Viel sinnvoller wäre es, die Ticketpreise an sich massiv abzusenken - das wäre möglich, wenn die hohen Kapitalkosten entfallen würden. Dann würden Fahgastzahlen zeigen, ohne Mehrbelastung der Bahn.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 02:15:31
      Beitrag Nr. 2.664 ()
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 02:23:06
      Beitrag Nr. 2.665 ()
      Arbeitslosigkeit klettert auf Rekordniveau

      Nürnberger Forscher korrigieren Prognose / Entlassungswelle setzt sich fort / Bundesanstalt mit Milliarden-Defizit








      Arbeitslose: Der April im Jahresvergleich
      (dpa-Grafik)



      rb FRANKFURT A. M. Die Zahl der Arbeitslosen wird im Durchschnitt des laufenden Jahres um 340 000 auf rund 4,4 Millionen steigen. "Das wäre der höchste Stand seit der Wiedervereinigung", schreibt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dabei sei man noch davon ausgegangen, dass die Konjunktur im zweiten Semester 2003 anzieht und "die Arbeitsmarktreformen allmählich Wirkung zeigen" (siehe Kasten).

      Zeitgleich mit der Veröffentlichung der aktuellen Monatsdaten durch die Nürnberger Bundesanstalt (BA) legten auch deren Forscher ihre überarbeitete Projektion für 2003 vor. Die Risiken seien gegenwärtig doch größer als die IAB-Experten noch am Jahresanfang erwartet hatten.

      Tritt nicht bald eine deutliche Wende ein, dürfte sogar diese Vorhersage noch zu optimistisch sein. Der April ist meistens der Monat, dessen Erwerbslosenzahl dem Durchschnittsniveau des ganzen Jahres am nächsten kommt. Der leichte Rückgang gegenüber März auf noch knapp 4,5 Millionen Frauen (Anteil: 43,6 Prozent) und Männer fiel schwächer aus als sonst um diese Zeit üblich. Entsprechend zugelegt hat die saisonbereinigte Zahl um 44 000. Sie spiegelt den Einfluss der Konjunktur auf den Arbeitsmarkt wider.

      Trotz der düsteren Situation, entdeckt Behördenchef Florian Gerster noch einen Lichtblick: "In den ersten vier Monaten haben drei Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahr eine Beschäftigung aufgenommen." Mit den neuen Eingliederungsvereinbarungen hätten die Ämter "die Eigeninitiative der Erwerbslosen stimuliert, die öfter selbst Arbeit suchen und finden".




      Zur Sache
      Forscher berechnen Ungleichgewicht am Jobmarkt
      Das IAB, halbautonome Forschungsabteilung der Bundesanstalt, ergänzt die gängigen Wachstumsprognosen um eine optimistische und eine pessimistische Variante. Die Spanne reicht diesmal von null bis ein Prozent. In der mittleren Variante errechnen die Forscher eine Abnahme der Erwerbstätigkeit um 270 000 auf knapp 38,4 Millionen Personen. Dabei ist berücksichtigt, dass die geringfügig Beschäftigten durch die neuen Mini-Jobs "leicht zunehmen". Weniger Überstunden und mehr Kurzarbeit lassen die Jahresarbeitszeit im Schnitt um fünf auf 1439 Stunden sinken.

      Laut IAB stehen 2003 rund 115 000 mehr Menschen im "Arbeitsangebot". Dies ist ein Saldo diverser Entwicklungen: Alternde Bevölkerung, zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen, Wanderungs- und Pendlerströme. Das sich daraus ergebende Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage sorgt für den Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit - und der Stillen Reserve. Sie steigt um 180 000 auf 2,5 Millionen. rb



      Wenn dennoch mehr Menschen auf der Straße stehen, hängt dies mit der bislang beispiellosen Entlassungswelle in der Wirtschaft zusammen. Von Januar bis April verloren 1,5 Millionen Arbeitnehmer ihren Job (der so genannte Zugang aus Erwerbstätigkeit), das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Einschließlich der neu gemeldeten Arbeitslosen, die aus anderen Tätigkeiten kommen (Ausbildung, Haushalt) verzeichnet die Bundesanstalt allein im April 614 000 Zugänge, zehn Prozent mehr als zuvor.

      Mit Blick auf die Rechnungshof-Kritik an einer angeblich größeren Zahl von Scheinarbeitslosen erklärt Gerster, er schätze den Anteil der gemeldeten Personen, die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stünden, ähnlich ein - etwa ein Fünftel. Die Ämter prüften seit Beginn letzten Jahres verstärkt die Verfügbarkeit. Ohne diese Aktivität wäre die statistisch ausgewiesene Zahl 2002 um 100 000 bis 150 000 höher gewesen. Ursache des Problems sei die Voraussetzung einer Arbeitslosmeldung für den Bezug anderer Sozialleistungen, etwa Kindergeld für ältere Sprösslinge. Er sei mit der Bundesregierung einer Meinung, dass "diese Voraussetzungen gesetzlich minimiert werden sollten".

      Weiter verdüstert hat sich die Lage auch am Lehrstellenmarkt. Ende April gab es bundesweit 164 400 freie Ausbildungsplätze, aber 325 700 unversorgte Bewerber. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, so Gerster, fehlten am Ende des Berufsberatungsjahres 70 000 Lehrstellen.

      Derzeit weist die BA ein Defizit von 3,6 Milliarden Euro auf. Daraus folgt für Gerster: "Ohne Bundeszuschuss geht es nicht."
      fr-aktuell.de
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 03:45:30
      Beitrag Nr. 2.666 ()
      Rücktritt

      Der Herr der Defizite


      George W. Bushs Haushaltsdirektor legt überraschend sein Amt nieder. Mitch Daniels ist in der breiten Öffentlichkeit unbekannt geblieben. Doch er war der letzte Verfechter eines sparsamen Haushaltens.


      von Marc Hujer


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      (SZ vom 08.05.2003) — Der Haushaltsdirektor gehört gewöhnlich zu den weniger bekannten Persönlichkeiten im Wirtschaftsteam des amerikanischen Präsidenten. Aber Mitch Daniels, der Haushaltsdirektor von George W. Bush, hat sich in Washington einen Namen gemacht.

      Die „Klinge“, wie ihn der Präsident wegen der zahllosen Sparappelle nannte, soll nicht nur ein gutes Verhältnis zum Präsidenten haben. Ihn respektierten auch die Demokraten, denn nicht immer ist er dem Präsidenten in jedem Detail gefolgt.

      „Ich werde ihn vermissen“, sagte George Bush als Daniels in dieser Woche überraschend seinen Rücktritt verkündete. In 30 Tagen will er Washington verlassen, angeblich um im nächsten Jahr Gouverneur seines Heimatstaates Indiana zu werden.

      Wenig Erfolg gegen die Schuldenpolitik

      Daniels war der letzte große Kopf im ersten Wirtschaftsteam Bushs, nachdem Finanzminister Paul O’Neill, Wirtschaftsberater Lawrence Lindsey und der Wirtschaftsweise Glenn Hubbard die Regierung bereits verlassen hatten. Sein Auftritt in Washington wird als Erfolg gewertet, anders als bei O’Neill und Lindsey wurden gegen ihn nie Rufmordkampagnen gestartet.

      Und doch ist sein Erfolg eher zweifelhafter Natur. Trotz seiner fortwährenden Warnungen vor neuen Defiziten machte der Staat während seiner Amtszeit mehr neue Schulden als je zuvor. Das Defizit wird am Jahresende 320 Milliarden Dollar erreichen – so viel wie noch nie in der US-Geschichte.

      Seine Freunde weisen aber darauf hin, das Defizit wäre noch viel höher ausgefallen, hätte Daniels nicht eingegriffen. Immer hat er auf Sparsamkeit gepocht, bei den Hilfen nach dem 11. September, beim Wiederaufbau Afghanistans und der Neuausstattung des FBI.

      „You Can’t Always Get What You Want“

      Daniels ist dabei nie kleinlaut gewesen. Das Motto der Kongressabgeordneten, hat er vor gut einem Jahr gesagt, laute ganz offensichtlich „Steht nicht einfach nur rum, gebt auch was aus“. Er schlug auch vor, die Telefonanlage seiner Behörde mit dem Stones-Song „You Can’t Always Get What You Want“ zu bespielen. Verärgerte Abgeordnete nannten ihn dafür abwechselnd die „Achse des Bösen“ oder den „kleinen Cäsar“.

      In Washington hat Daniels nie Fuß gefasst. „Washington ist ein Ort, an dem man keine Vorräte von Freunden und Verbündeten aufbauen kann; niemand kommt einem zur Hilfe, wenn man in Not ist“, sagte er nach seinen ersten Erfahrungen als Wirtschaftsberater Ronald Reagans in den Achtziger Jahren.

      Sein Washingtoner Apartment hat der ehemalige Manager des Pharmakonzerns Eli Lilly & Company niemals voll eingerichtet. „Ich habe aus zwei Gründen nichts an die Wand gehängt“, sagte er, „denn erstens will ich die komplette Kaution zurückbekommen und zweitens will ich hier schnell verschwinden, wenn der Job vorüber ist“.




      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:20:52
      Beitrag Nr. 2.667 ()
      Euro versus Dollar

      von Jochen Steffens

      1,1456 Dollar. Das war der letzte Höchststand des Euros. Sie sollten sich fragen, wie es sein kann, dass die Währung einer glänzend laufenden Wirtschaft mit guten Aussichten sich derart schwach zeigen kann. Nicht, dass ich glaube, die amerikanische Wirtschaft liefe glänzend oder davon überzeugt wäre, dass sie einer rosigen Zukunft entgegen steuert. Aber die vielen Investoren, die Aktien über Aktien kaufen, müssen das wohl denken. Offenbar sind die Devisenhändler jedoch auch nicht von den rosigen Aussichten für die amerikanische Wirtschaft überzeugt. Und im Devisenmarkt tummeln sich zumeist eher die Spezialisten. Okay seien wir fair, die schwächelnde US-Wirtschaft ist nicht der einzige Grund für den schwachen Dollar, die amerikanische Notenbank (FED) hat ein neues Hobby entdeckt: "Geld drucken". Ob das funktioniert, hier scheiden sich die Geister.

      Offenbar wird das US-Leistungsbilanzdefizit noch weiter ansteigen. Zum Thema Staatsverschuldung habe ich auch noch nichts von Gegenmaßnahmen seitens der US-Regierung gehört. Und bedenken Sie, Rallyes in Devisen sind meistens viel nachhaltiger als in anderen Bereichen. Aber bleiben wir beim US-Leistungsbilanzdefizit, das will finanziert werden. Würden Sie Ihr Geld zurzeit in Dollar anlegen? Gut, keiner. Schulden in Dollar, das geht in Ordnung , so wie es die deutsche Telekom gemacht hat. Wie wäre es mit Regierungsanleihen: Inflationsindexierte zehnjährige Bonds? 2,1 %. Hier in der Provence kriegen Sie 2,4 %. Hm, nein. Vielleicht eine kleinen nette Immobilie in Amerika? Ach nein, da war ja die amerikanische Immobilienblase. In US-Aktien? Dafür müsste sich die amerikanische Wirtschaft nachhaltig erholen. Eine zurzeit noch überaus unsichere Spekulation. Keine guten Zeiten, um in Amerika zu investieren.

      Der Euro befindet sich offenbar in einer großen Rallye. Dabei war der Euro noch vor Kurzem mehr als verpönt. Jeder, wirklich jeder, regte sich über den schwachen Euro auf und wünschte sich die stabile Mark zurück. Zu Tiefstzeiten hätte keiner den Euro auch nur mit der Kneifzange angerührt: Herbst 2000–83 Cent. Aber das antizyklische Spiel kennen Sie ja bereits ...

      Jetzt mausert sich der Euro zu einer inoffiziellen Zweitwährung neben dem Dollar. Dabei ist ein weiterer Umstand viel beachtlicher. Sie wissen ja, dass der Export in Deutschland unter dem schwachen Dollar leidet. Die Produkte der Exporteure werden immer teurer. Doch es gibt deutliche Tendenzen, dass immer mehr Geschäfte direkt in Euro abgewickelt werden. Selbst bei den traditionellen Dollar-Märkten kommt es spürbar zu einer Aufweichung. Sollte diese Tendenz sich fortsetzen, kann man an zehn Fingern abzählen, welche Folgen das wiederum für die US-Wirtschaft haben wird.

      Gut, Alan Greenspan könnte ja auch die Zinsen wieder anheben. Doch das dürfte aufgrund der hohen Verschuldung der amerikanischen Firmen, Verbrauchern und nicht zuletzt der Staatsverschuldung erst Recht der amerikanischen Wirtschaft den Garaus machen. Eine verzwickte Situation. Warum, frage ich mich, warum sollte es also in der USA zu einem neuen Bullenmarkt kommen?

      Gerade schwächelt der Euro etwas, er ist zu steil angestiegen. Aber eine Topformation ist nicht zu erkennen. Trotzdem, Sie kennen mich, setzte ich für eine Teilposition meinen Stopp bei meinem Call weit im Gewinn. Nur so zur Absicherung.

      Der Dax testet heute morgen die 3000er Marke von oben. Das ist normal nach einem Bruch eines Widerstandes. Interessant dabei ist, hält sie oder geht er deutlich unter diese Marke. Sollte die 3000er Marke halten, dann ist es ein gutes Zeichen. Bricht sie (Dax unter 2980 Punkten), ist dies ein erster Hinweis für eine Schwäche. Bricht sie deutlich und tief (Dax bei 2900), dann ein weiterer Hinweis für ein Ende dieser Rallye. Der Nasdaq100 hat gestern unter seinem Widerstand eine rote Kerze ausgebildet, ohne diesen brechen zu können. Ich bin gespannt. Kurz noch die wichtigen Bear-Marken: Im Nasdaq100 unter 1100, im Dow unter 8300 und im Dax unter 2800.

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      Unerwartet starker Rückgang bei den Auftragseingängen

      von Jochen Steffens

      Im März diesen Jahres sind die Auftragseingänge der deutschen Industrie erneut zurückgegangen. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministerium sanken sie im Vormonatsvergleich um 3,9 % ab. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang von 1 % gerechnet. Die pessimistischste Analystenmeinung ging von 2,7 % aus. Im Februar war der Auftragseingang bereits um 0,8 % gesunken. Vergleicht man die Werte mit dem Vorjahr, ergibt sich jedoch immer noch ein Anstieg um 2,1 %.

      Begründet wird dieser Rückgang mit der geringen Inlandsnachfrage. Hier wurde ein Rückgang von 5,6 % verzeichnet. Die Bestellungen aus dem Ausland gingen lediglich um 2 % zurück.

      Die Auftrageingänge sind ein Frühindikator. Dieser Rückgang verspricht nicht gerade, dass es mit der deutschen Wirtschaft aufwärts geht. Keine Gute Zeit, um Aktien zu kaufen.

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      VW leidet unter Währungseffekten

      von Jochen Steffens

      Volkswagen (DE0007664005) muss im ersten Quartal 2003 einen Rückgang beim Vorsteuergewinn von fast 67 % auf 331 Mio. Euro. hinnehmen. Das teilte das Unternehmen bereits am Mittwoch mit. Der Reingewinn verringerte sich ebenfalls um über 67 % auf 202 Mio. Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang von nur 50 % auf 464 Mio. Euro gerechnet. Hier muss man aber anfügen, dass die Schätzungen weit auseinander gingen. Auch der Konzernumsatz nahm um 2,7 % auf 20,7 Mrd. Euro ab. Der Gewinn bei VW leidet insbesondere unter Währungseffekten, da sich VW gegen Währungsverluste nur unzureichend abgesichert hat.

      Trotz dieser Zahlen hat VW seine Prognose für das Gesamtjahr 2003 insgesamt bekräftigt. So soll sich das operative Ergebnis im Jahresverlauf erheblich verbessern. Begründet wird diese positive Annahme mit steigenden Absatzzahlen und einer erweiterten Produktpalette. Daneben sollen sich die Sparmaßnahmen durch Optimierung der Produktkosten und Investitionskürzungen positiv auswirken.

      VW könnte, wie gesagt, wieder interessant werden. Die Aktie hat in der letzten Zeit regelrecht gelitten. Angesichts des Gesamtmarktes ist eine Einschätzung jedoch schwierig. Generell zur Autobranche hat VW jedoch ein höheres Erholungspotential

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      Der Dollar fällt weiter

      on unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die Wahrscheinlichkeit eines unwillkommenen, substanziellen Rückgangs der Inflationsrate, ist größer als die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs der Inflationsrate vom bereits niedrigen Niveau", so die Fed in ihrer Erklärung vom Dienstag.

      Die Fed hat die Leitzinsen auf ihrer letzten Sitzung nicht gesenkt. Und sie hat auch keinen Wechsel ihrer Politik signalisiert. Und sie hat bis jetzt auch noch nicht bewiesen, dass sie eine Konsumentenpreisinflation provozieren kann, wenn sie die Notwendigkeit dazu fühlt.

      Die Fed ist immer noch davon überzeugt, dass stabile Preise die größte Gefahr für die amerikanische Volkswirtschaft ist. Dinge, die die Amerikaner kaufen, könnten billiger werden ... Sie können sich vorstellen, was für eine Katastrophe das wäre.

      Zumindest hier in Paris ist das ein Problem, über das ich mir keine Sorgen machen brauche. Alleine gestern sind die Preise für mich um fast 2 % gestiegen (da ich mein Dollar-Einkommen in Euro wechseln muss, und der Euro weiter steigt). Seit Januar hat der Euro gegenüber dem Dollar über 8 % zugelegt. Wenn das so weiter geht, dann wird das Leben in Europa für Amerikaner richtig teuer werden.

      Der Dollar fällt gegenüber den meisten ausländischen Währungen und gegenüber dem Gold ... aber eine Konsumentenpreisinflation ist laut Fed kein Problem. Das einzige Problem ist aus Sicht der Fed, dass es nicht genug Inflation gibt.

      Und es wird auch nicht genug Inflation geben, so die Financial Times, solange keine deutliche Wirtschaftserholung beginnt. Wenn die Leute nicht kaufen, werden die Preise nicht steigen. Und wenn die Preise nicht steigen, dann haben die Leute wenig Anreiz, zu kaufen wenn die Preise generell steigen, wird das Geld auch schneller ausgegeben, da es sonst später weniger Kaufkraft hat) ... und damit auch keine Illusion des Reichtums.

      Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Bonds sich so gut entwickelt haben, sogar trotz des fallenden Dollar. Die Investoren machen sich über Inflation derzeit keine Sorgen. Sie setzen darauf, dass die Fed früher oder später die Zinsen senken wird ... und dass sie auch vielleicht genug T-Bonds kaufen wird, um die langfristigen Zinsen niedrig zu lassen.

      Also, der Dollar fällt ... während die Wirtschaftslage mau bleibt ...

      Und die Aktien?

      Ich weiß es nicht. Sie könnten steigen oder fallen. Aber die Ausländer kaufen weniger US-Aktien. Die letzten Zahlen dazu zeigen 3 Monate Rückgang ... mit ausländischen Netto-Käufen von "nur" noch 21,8 Mrd. Dollar im Februar.

      "Das Risiko, dass die Ausländer amerikanische Anlagen zunehmend meiden, wird ein immer akuteres", so das Global Economic Forum von Morgan Stanley. " Wir gehen zwar nicht davon aus, dass der Februar typisch für das ganze Jahr sein wird, aber wir zweifeln daran, dass die Ausländer wieder zu den Werten von 50 Mrd. Dollar pro Monat zurückkehren werden, die notwendig sind, um das gähnende Defizit dieses Jahr zu finanzieren. Das Ende des Irakkriegs hat die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Geldflüsse in `sichere Häfen`(wie die USA) verringert werden ..."
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      Das Sterben der Technologiefonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City

      Gestern hat Bill Bonner auf eine kontroverse neue Übersetzung des Islam verwiesen. Demnach können islamische Selbstmordattentäter nicht mit "Jungfrauen mit großen Augen" als Belohnung für ihre Tat rechnen (nach ihrem Tod), sondern nur noch mit einem Korb voll Früchten. Laut der Übersetzung, die ein deutscher Philologe angefertigt hat, könnten Standardausdrücke im Koran wie "großäugige Jungfrauen" auch "Früchte weiß wie ein Kristall" bedeuten.

      Wie auch immer – an den seelenlosen Finanzmärkten existiert eine solche Debatte nicht. Weder Hölle noch Himmel – noch holde Maiden oder Melonen – üben einen Einfluss aus auf die Geschehnisse an der Wall Street. An den Finanzmärkten hat der Darwinismus das Sagen – die Starken überleben und die Schwachen gehen unter.

      "Der Bärenmarkt hat in den letzten 12 Monaten dazu geführt, dass sich von 5 Technologieaktienfonds einer aufgelöst hat", so USA Today. "Die Verlustrate ist damit (fast) vier Mal so hoch wie die bei anderen Fonds ... 21 % der gesamten Technologieaktienfonds haben in den letzten 12 Monaten entweder liquidiert, oder sie sind mit anderen verschmolzen worden. Bei anderen Aktienfonds waren es 6 %."

      USA Today weiter: "Unter den Überlebenden änderten 23,3 % ihre Anlagepolitik so stark, dass man sie nicht länger als Technologieaktienfonds bezeichnen kann."

      Einige Fonds – mögen sie in Frieden ruhen – betraten die Welt zu so widrigen Umständen, dass sie noch in ihrer Kindheit untergingen. Zum Beispiel der "Zero Gravity Internet Fonds", der gerade im März 2000 aufgelegt wurde und schon kurz vor seinem ersten Geburtstag wieder eingestampft wurde. Dieser Fonds verlor in seinem kurzen Leben 40 %, und sein Volumen überschritt niemals 6 Millionen Dollar.

      Auch der "Van Wagoner Technologiefonds" war für einen Bärenmarkt schlecht ausgerüstet. Dieser Fonds hat in den letzten 3 Jahren 90 % verloren – und auch er existiert nicht mehr auf dieser Erde. Die Fondsmanager haben angekündigt, dass sie den Fonds nächsten Monat auflösen werden, was den Fondsbesitzern zusätzliche Schmerzen und Leiden ersparen wird.

      "Das ist für einige Fonds eine Todesspirale", so Russel Kinnel von Morningstar gegenüber USA Today.

      "Aha!" sagen die Bullen, "ein todsichereres Zeichen dafür, dass der Technologiesektor reif für eine Erholung ist, wenn man das Sterben der Fonds als Contra-Indikator nimmt ... also ist es Zeit zu kaufen!" Vielleicht. Aber vielleicht werden auch noch mehr Technologieaktienfonds ihren Wundern erliegen, die sie in den letzten 3 Jahren erlitten haben. "Das Blutbad könnte noch nicht vorbei sein", so USA Today weiter. "Von den existierenden 358 Technologieaktienfonds (laut Lipper) hat nur ein Drittel ein Anlagevermögen von mehr als 25 Millionen Dollar."

      Unglaublicherweise boomt der Technologiesektor derzeit wieder, was die Hoffnung der Kleinanleger wieder geweckt hat, die an ihren Technologieaktien durch dick und dünn festgehalten haben ... und zunehmend durch dünner. Der Silicon Valley High Tech Index von Bloomberg ist in weniger als 2 Monaten um 20 % gestiegen, was frisches – wenn auch temporäres Leben in viele Technologieaktienfonds geblasen hat. Ich glaube hingegen, dass der Schmerz noch nicht vorbei ist.

      Der Technologiesektor könnte an der Wall Street weiter steigen, aber in der realen Welt geht es ihm weiter schlecht. Die Jobaussichten für IT-Profits sind für das nächste Jahr so schlecht wie nie seit 2000 (Quelle: Information Technology Association of America), und mehr als 10 % der IT-Gesellschaften wollen Arbeitsplätze in Länder mit geringeren Arbeitskosten verlegen.

      Vielleicht sind die Anleger, die jetzt Technologieaktien kaufen, etwas zu optimistisch geworden ... das wäre nicht das erste Mal.
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      George Bush in Uniform – ein ungewohntes Bild für US-Präsidenten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Illusion von wachsendem Reichtum ist derzeit in den USA auf den Immobilienmarkt beschränkt, wo man die Inflation sehr begrüßt. Die Leute wissen, dass sie ihre Hypotheken nicht erhöhen sollten, aber sie tun es trotzdem.

      "Die Preise am Immobilienmarkt setzen ihre Reise ins Reich des Irrationalen fort", so ein Leserbrief ans Barron`s Magazin von einem Leser, der gerade zum Verkauf stehende Häuser in Philadelphia besichtigt hat. "Auch gutsituierte Käufern werden die Preise mittlerweile zu teuer, und das Nachdenken scheint einem unkontrollierbaren Optimismus gewichen zu sein. ... wie bei der Nasdaq der späten 1990er sind viele Investoren am Immobilienmarkt davon überzeugt, dass die Preise nur steigen können. Zu diesen Anhängern der Kirche der immersteigenden Werte sage ich: Sprechen Sie doch einmal mit einem Immobilienmakler in Tokio, Hongkong oder Buenos Aires; oder, besser noch, schauen Sie sich ihre Depotauszüge vom März 2000 an."

      Eine der weitverbreiteten Illusionen unter Investoren ist die Tatsache, dass sie denken, dass sie "antizyklische" Kaufgelegenheiten identifizieren können. Nach 3 Jahren fallender Aktienkurse glauben sie, dass sie eine solche Gelegenheit bei den Aktien erkannt haben ... die Investoren denken, dass jetzt die Zeit sei, gegen die Masse zu handeln und zu kaufen! Deshalb sind auch mehr als 60 % der vom Barron`s Magazin befragten Fondsmanager entweder "bullisch" oder "sehr bullish". Nur 10 % beschrieben sich als auf der Bärenseite stehend. Jeder will Antizykler sein, solange man das mit allen anderen zusammen sein kann.

      Aber wirkliche antizyklische Gelegenheiten gibt es nicht oft ... und sie ziehen niemals die Masse an.

      *** Fast jeder denkt, dass die Immobilienpreise langfristig immer steigen. Aber das muss nicht notwendigerweise der Fall sein.

      Marc Faber betont, dass die Landpreise in Chicago 1933 tiefer standen als 40 Jahre vorher – trotz des Bevölkerungsanstiegs.

      Faber: "Leider sagt uns die Entwicklung der Landpreise in Chicago zwischen 1830 und 1933 nicht, ob die Immobilienpreise heute weiter steigen werden oder nicht. Sie zeigt uns aber deutlich, dass die Immobilienpreise sich immer schon volatil entwickelt haben (und auch weiter werden), und dass die Landpreise auch dann fallen können, wenn sich die Bevölkerungszahl deutlich vergrößert."

      *** Jeder anständige Amerikaner müsste sich für seine Führer schämen. Der letzte amerikanische Präsident, vor dem ich wirklichen Respekt hatte, war Eisenhower. Es muss fast 50 Jahre her sein, aber ich erinnere mich immer noch daran, wie ich ihn als Kind gesehen habe, als er im Rollstuhl aus einem Krankenhaus gefahren wurde. Mein Vater, ein Veteran des Zweiten Weltkriegs, war baff, als er den alten General um die Ecke kommen sah. Es war Jahre her, dass sie beide das letzte Mal eine Uniform getragen hatten, und dennoch stand mein Vater auf einmal kurzengerade und er hielt meine Hand sehr fest, um ein Salutieren zu verhindern.

      Eisenhower schien ein vernünftiger Mann zu sein. Er spielte Gold und ließ die Welt allein.

      Aber meine Zuneigung zu George Bush wächst. Mir gefiel das Foto von ihm als Oberbefehlshabender im Pilotendress, auf der Titelseite des International Herald Tribune vom Montag. Das Foto war so imposant ... so stolz ... so schamlos. Und so unüblich. Niemals zuvor sah man amerikanische Präsidenten in Uniform, selbst die nicht, die das Recht dazu gehabt hätten – wie Grant oder Eisenhower, die ja Generäle waren. Amerika ist ein Land, in dem sich das Militär den Zivilisten unterordnen soll. Nur Diktatoren wie Saddam Hussein oder Idi Amin tragen Uniformen.

      Aber wir leben in einer "Neuen Ära", daran muss ich Sie erinnern, Eisenhower ist seit einem halben Jahrhundert nicht mehr Präsident. Und ich denke, man kann auch die Neue Ära genießen. Wenn Rumsfeld vorgeben würde, dass er Paris befreien müsse ... und George Bush sich wieder im militärischen Ruhm baden wollte ... warum nicht?

      Was ist das Problem?

      Allerdings schlage ich vor, dass für den Präsidenten – und nur für ihn – eine besondere, einzigartige Uniform angefertigt wird. Schließlich steht er der stärksten Militärmacht der Welt vor. Vielleicht sollte er diese Uniform von Karl Lagerfeld designen lassen ... vielleicht irgendwas in purpurfarben, das wäre doch die richtige Farbe ... und ja, vielleicht mit großen Straußenfedern, die an einem Helm befestigt würden. Er würde natürlich absurd und lächerlich aussehen ... aber umso besser. Dann würde ihn niemand für Eisenhower halten.
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      Profit Pipeline

      von John Myers

      Der bekannte Ölexperte T. Boone Pickens stand letzte Woche in New York vor einer Menge institutioneller Investoren und erklärte: "Ich glaube nicht, dass ich den Erdgaspreis jemals wieder unter die Marke von 4,50 Dollar fallen sehen werde." Ich stimme ihm da begeistert zu. Das Investieren in Erdgas ist heute eine der aufregendsten Möglichkeiten im gesamten Rohstoffsektor.

      Aber zuerst etwas zum Hintergrund: Wie alle Rohstoffinvestoren wissen, sind die primären Energiequellen – Kohle, Öl und Erdgas – keine erneuerbaren Ressourcen. Sobald man sie verbraucht hat, sind sie für immer weg. Diese simple Tatsache ist der Verbündete von allen Investoren, die auf einen neuen Bullenmarkt am Erdgasmarkt setzen.

      Ich habe letztens eine email von einem alten Investor erhalten: "John, Sie müssen mehr aufpassen mit den Fakten! Sie sagen, dass die Ölreserven der USA nur 20 Mrd. Barrel betragen. Das kann nicht stimmen."

      Leider hatte ich Recht. Laut der American Petroleum Association betrugen die offiziell ausgewiesenen Ölreserven der USA am 31.12.2001 22,4 Mrd. Barrel. Und die USA verbrauchen jedes Jahr 7 Mrd. Barrel – wenn sich die USA deshalb auf ihre eigenen Reserven stützen müssten, dann wären alle Reserven in 3 Jahren aufgebraucht!

      Kein Wunder, dass die USA 57 % ihres Ölverbrauchs importieren müssen. Beim Erdgas sieht es anders aus. Die USA produzieren 90 % des Erdgases, das sie verbrauchen, selbst. Und den Rest liefert zum größten Teil Kanada.

      Erdgas ist die sauberste Energie. Wenn Erdgas verbrannt wird, dann gibt es kaum Umweltverschmutzung (wie bei Kohle oder Kernenergie). Wenn man alle Kohlekraftwerke auf Erdgaskraftwerke umstellen würde, dann könnte man die Emissionen von umweltschädlichen Gasen um 95 % reduzieren (Quelle: Environmental Protection Agency).

      Von der gesamten Energie, die die USA verbrauchen, kommen 25 % aus Erdgas. Einen größeren Anteil hat nur das Erdöl. Und der Verbrauch von Erdgas wächst rapide. Bereits jetzt nutzt die Mehrheit der amerikanischen Privathaushalte Erdgas – nämlich 58 Millionen oder 61 %. In den nächsten 20 Jahren wird der Verbrauch von Erdgas um voraussichtlich 30 % wachsen – vorausgesetzt, die Ergasindustrie findet genug Erdgas, das sie zu vernünftigen Kosten fördern und liefern kann.

      Und hier kommt eine der besten Investitionsmöglichkeiten seit 10 Jahren ins Spiel – meiner Meinung nach. Konkret: Kanadisches Erdgas. Laut dem Oil & Gas Journal wird der Import von kanadischem Erdgas in die USA in den nächsten Jahren stetig steigen.

      Die kanadischen Produzenten haben einen anderen Faktor auf ihrer Seite: Die Kostendifferenz zwischen ihren und den US-amerikanischen Ölfeldern. In den späten 1990ern lagen die Produktionskosten im westlichen Kanada bei weniger als 50 Cents pro Einheit, verglichen mit 75 Cents pro Einheit in Texas und Louisiana. Energie-Insider haben mir gesagt, dass sich diese Kostendifferenz noch weiter vergrößern wird – ein Faktor, der die kanadischen Erdgasproduzenten begünstigt.

      Im Jahr 2000 wurden 5.500 Ergasquellen neu angezapft. 2001 waren es 7.700. Trotz dieser Aktivität schätzen Geologen, dass 2/3 der weltweiten Erdgasreserven noch nicht erschlossen sind. Angesichts der Turbulenzen im Mittleren Osten und dem Rückgang der weltweiten Erdölreserven sieht Ergas – kanadisches Erdgas – wie eine solide Anlage für die nächsten Jahre aus.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:22:49
      Beitrag Nr. 2.668 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (08.05.2003)

      Deflation ist und bleibt ein Thema. Ob das Phänomen Furcht und Schrecken auslöst oder positiv wirkt, hängt von seinem Charakter ab.

      Man unterscheidet zwischen zerstörerischer (siehe "Wussten Sie schon ..." vom 7.5.03) und konstruktiver Deflation.

      Die konstruktive Variante tritt ein, wenn das allgemeine Preisniveau wegen wachsender Produktivität sinkt. In diesem Fall steigen die Realeinkommen.

      Partielle Deflation, die allgemeine Desinflation (sinkende Inflationsraten) bewirkt, war in den zurückliegenden Jahren im Technologiesektor zu verzeichnen. Immer leistungsfähigere Erzeugnisse wie PC’s wurden trotz massenhaft gestiegener Nachfrage immer billiger.

      Hier zeigt sich aber auch, wie schmal der Grat zwischen konstruktiver und zerstörerischer Deflation ist. Die Fertigungskapazitäten zum Beispiel für PC’s sind enorm ausgeweitet worden. Dafür haben die Produzenten Fremdkapital aufgenommen. Die Kapazitäten wurden im weltweiten Wettbewerb über den Bedarf hinaus gesteigert, konnten also schließlich nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden.

      Überkapazitäten in Verbindung mit hohen Schulden zehren an der Substanz einer zunehmenden Zahl von Anbietern. Hier ist die ursprünglich konstruktive Deflation zerstörerisch geworden.

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:27:15
      Beitrag Nr. 2.669 ()
      USA prüfen Konjunkturgefahren

      Die Regierung von US-Präsident George W. Bush prüft nach den Worten von Präsidialamtssprecher Ari Fleischer mögliche Gefahren für die Wirtschaft, einschließlich des von der US-Notenbank (Fed) angesprochenen Risikos einer Deflation.

      Reuters WASHINGTON. „Die Fed hat gestern eine Erklärung veröffentlicht. Darin hat sie das Wort Deflation nicht ausdrücklich erwähnt. Sie hat aber das Problem angesprochen... und Mitarbeiter der Regierung prüfen die Haltung der Fed in dieser Frage“, antwortete Fleischer auf Fragen zu der Warnung der Fed vor einem möglichen „unwillkommenen deutlichen Rückgang der Inflation“.

      „Das ist einer von vielen Bereichen der Wirtschaft, die regulär geprüft werden“, fügte Fleischer hinzu. Die Fed hatte am Dienstag die US-Leitzinsen erwartungsgemäß unverändert gelassen. In ihrer Erklärung an das Zinstreffen hatte die Fed sich besorgt über die Gefahr einer weiteren Konjunkturabkühlung und über einen anhaltenden Rückgang der Inflation geäußert.

      Unter einer Deflation versteht man einen umfassenden, anhaltenden Verfall der Verbraucherpreise, der nach Einschätzung vieler Volkswirte die ohnehin schwächelnde Wirtschaft zusätzlich gefährdet. ... (Handelsblatt.com, 7.5.03)
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      Auftragseingang in deutscher Industrie eingebrochen

      Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im März vor allem wegen einer geringeren Inlandsnachfrage unerwartet stark eingebrochen. Angesichts zuletzt auch schwacher Frühindikatoren schreiben immer mehr Volkswirte den Aufschwung für dieses Jahr ab.

      Reuters BERLIN. Von Februar auf März sei das Ordervolumen saisonbereinigt um 3,9 % zurückgegangen, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) am Mittwoch in Berlin mit. Von Reuters befragte Analysten hatten wegen des starken Euro und des Irak-Kriegs im Mittel einen Rückgang um 1,0 % erwartet, wobei selbst die pessimistischste Prognose nur von einem Minus von 2,7 % ausging. „Die Zahlen sind katastrophal, besonders die Inlandsaufträge“, sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. ... (7.5.03)
      Kommentar: Die Auftragseingaänge brechen weg, die Autoindustrie hat zunehmend Probleme und in de USA wird erstmals die Deflationsgefahr diskutiert. Diese m´meldungen sollten eingentlich jedem klar machen, daß unser Wirtschaftssystem vor massien Problemen steht, welche kaum mehr lösbar sind. Solange dieses Zinssystem weiter fortbesteht, solange müssen die Kapitalkosten immer weiter ausufern, die Einkommen der Masse zurückgehen, die Unternehmen in immer größere Schwierigkeiten kommen. Da hilft weder Zweckoptimismus noch Sparsucht - das alles verschlimmert das ganze noch, weil es das Nachdenken über eine Lösung verhindert und die Kaufkraft weiter einschränkt.
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      8.5.03 Amerika suspendiert Sanktionen gegen Irak


      Bush begründete seinen Schritt damit, dass sich die Lage im Land geändert habe. USA kündigen außerdem Resolution für eine Nachkriegsordnung an

      Washington/New York - Die USA lockern ihre gesetzlichen Grundlagen für die Sanktionen gegen den Irak. Das kündigte US-Präsident George W. Bush bei einer Pressekonferenz mit dem spanischen Regierungschef José María Aznar im Weißen Haus an. Zugleich teilte
      Bush mit, dass die USA, Großbritannien und Spanien „bald“ in den Vereinten Nationen einen Resolutionsentwurf zur Aufhebung der UN-Sanktionen einbringen wollten.

      Bush sagte, er supendiere die gesetzlichen Bedingungen in den USA, die den Export bestimmter Waren in den Irak verboten hatten. Zudem hebe er die US-Sanktionen auf, die amerikanische Firmen und Bürgern daran hinderte, Geschäfte im Irak zu machen. Bush begründete die Schritte damit, dass sich die Lage im Irak
      geändert habe. Das Regime, gegen das sich die Sanktionen gerichtet hatten, existiere nicht mehr. Deshalb müssten auch die UN-Sanktionen aufgehoben werden. Kein Land könne guten Gewissens die Aufrechterhaltung der Sanktionen befürworten. ... (Welt, 8.5.03)
      Kommentar: Die USA ware es, welche den IRak über 12 Jahre praktisch mit den Sanktionen ausgehungert haben. Nun plötzlich will man diese so schnell wie möglich abschaffen. Dahinter steht vermutlich das Motiv, daß man so bald als möglich die Erdölvorkommen des Irak ausbeuten will.
      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de

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      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:29:06
      Beitrag Nr. 2.670 ()
      EZB wappnet sich gegen deflatorische Risiken - Zinspolitisch bleibt es beim Abwarten

      "Teuerung verharrt noch länger über 2 Prozent, konjunkturelle Abwärtsrisiken aber noch immer vorhanden"

      ab Frankfurt - Wer erwartet hatte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihrer Strategieüberprüfung die Inflationsobergrenze anhebt, der sah sich am Donnerstag getäuscht: Die EZB lässt alles beim Alten und fügt nur klärende Teilstücke ein, um Missverständnisse in der Kommunikation auszuräumen. Das erklärte EZB-Präsident Wim Duisenberg in der Pressekonferenz, nachdem der Rat zuvor den Leitzins mit 2,5 % bestätigt hatte. Besonderes Augenmerk widmet die Notenbank dem Thema Deflation, das nun explizit in der Strategie Berücksichtigung findet.
      Die seit vier Jahren verfolgte Strategie, die auf den beiden Säulen monetäre Inflationsindikatoren und Analyse der wirtschaftlichen Daten beruht, habe sich als erfolgreich erwiesen. Trotz einer Reihe von Preisschocks sei es gelungen, die Inflationserwartungen über den gesamten Zeitraum unter 2 % zu halten, sagte Otmar Issing, Chefvolkswirt der EZB.

      Das Ziel, in der Eurozone für Preisstabilität zu sorgen, sah und sieht die EZB auch weiterhin als erreicht an, wenn die Teuerung mittelfristig "unter 2 %" liegt. Klargestellt wird aber, dass Preisstabilität von unten kommend "nahe 2 %" heißt. Damit sieht sich die Notenbank mit einem ausreichend großen Puffer ausgerüstet, um deflatorische Risiken rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren.

      Von diesen Gefahren ist Duisenberg zufolge derzeit aber wenig zu erkennen. Im Gegenteil: Hatte die EZB bislang erwartet, dass die Inflationsrate gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte unter 2 % fallen werde, wird das Erreichen des Preisstabilitätsziels nun nach hinten geschoben. Erst gegen Jahresende soll die Teuerungsrate nun unter 2 % fallen und dort auch verharren.

      Duisenberg versäumte zwar nicht, die rasante Aufwertung des Euro zu erwähnen, die mittelfristig die Inflationsrisiken mindere. Um auf die jüngste Euro-Aufwertung zu reagieren, sei es aber noch zu früh. Es müsse abgewartet werden, ob sich die Aufwertung fortsetze und ob der Trend von Dauer sei. Der Euro liege derzeit nahe seinem historischen Durchschnitt.

      Das gegenwärtige Zinsniveau stehe im Einklang mit dem Preisstabilitätsziel. Die Abwärtsrisiken für die konjunkturelle Entwicklung in Euroland hätten sich verringert, sagte Duisenberg. Dennoch seien sie nicht ganz verschwunden. Vorerst bleibt die EZB allerdings bei ihrer Prognose, dass das Wachstum gegen Ende des Jahres schrittweise zunehmen werde und 2004 an Dynamik gewinne. Solange die wirtschaftliche Aktivität nicht spürbar anziehe, sei nicht zu erwarten, dass die Überschussliquidität - abzulesen am hohen Geldmengenwachstum - inflatorischen Druck ausübe.


      - Nebenstehender Kommentar

      - Berichte Seite 3


      Börsen-Zeitung, 9.5.2003
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:34:52
      Beitrag Nr. 2.671 ()
      Anlage-Strategie
      Der starke Optimismus schreit nach einer Korrektur


      08. Mai 2003 Die Aktienmärkte sind nach einer langen Leidenszeit in den vergangenen Wochen gut gelaufen. Dem Dax brachte das Aufbegehren gegen den Bärenmarkt ein Plus von rund 30 Prozent.

      Auf dem Weg nach oben hat der wichtigste deutsche Aktienindex nicht nur einen Abwärtstrendkanal nach oben verlassen sondern in dieser Woche auch zeitweise die Marke von 3.000 Punkten geknackt. Kurzzeitig machte der Dax sogar Anstalten, die bei rund 3.025 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie zu überwinden.

      Doch an diesem Donnerstag hat die Party eine herbe Unterbrechung gefunden. Der Dax ist um rund vier Proznet abgeschmiert und findet sich nun sogar bei einem Kursniveau von unter 2.900 Punkten wider. Die psychologisch wichtige Marke von 3.000 Punkten droht damit wieder außer Reichweite zu geraten.

      Der Optimismus der Anleger ist ein Kontraindikator

      Trotz mancher zuletzt ermutigender Chartsignale kommt die jetzt eingeleitete Verschnaufpause für Charttechniker nicht völlig überraschend. Zumindest nicht für diejenigen, die auch die Stimmung unter den Anlegern in ihre Überlegungen einbeziehen.

      Denn wer das tut, hat beobachtet, wie die anziehenden Kurse allgemein den Optimismus unter den Anlegern wieder deutlich hat steigen lassen. So ergab eine Umfrage unter Marktteilnehmern in Amerika in dieser Woche, dass die Zahl der Bullen mit 55,8 Prozent schon wieder auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren geklettert ist.

      Dies ist deshalb als Kontraindikator ungünstig, weil alle diese Optimisten, die auf steigende Kurse setzen, vermutlich auch bereits entsprechend positioniert sind und als potenzielle Käufer, welche die Kurse weiter nach oben treiben, ausfallen.

      Gleichzeitig ist die Zahl der Bären, also derjenigen Anleger, die auf fallende Kurse setzen, auf nur noch 24,4 Prozent gefallen. Das Verhältnis zwischen Optimisten und Pessimisten stellt sich somit auf 2,29:1 ein. Historisch gesehen kam es an der Wall Street aber stets zu eine Kurskorrektur, wenn dieser Wert über zwei lag.

      Die Insider zeigen sich nicht überschwenglich

      Zu einer gewissen Vorsicht mahnt auch das zurückhaltende Vorgehen der amerikanischen Konzernchefs und -vorstände. Diese so genannten Insider haben im April mit 90,8 Millionen Dollar weniger unternehmenseigene Aktien gekauft als in irgend einem Monat in den vergangenen acht Jahren.

      Manche Experten schlussfolgern darauß, daß sie von dem jüngsten Kursaufschwung nicht überzeugt sind. Und sie werten diese Beobachtung deshalb negativ, weil sie glauben, daß die Unternehmenschefs selbst mit am besten wissen sollten, wie gut die Geschäfte laufen und ob die Aktien ihrer Unternehmen unterbewertet sind oder nicht.

      Warnsignale gab es also genug. Diese wurden nun auch noch durch die neuesten Aussagen der amerikanischen Notenbank verstärkt. Diese hatte nach ihrem Beschluss am Dienstag, die Leitzinsen unverändert auf dem tiefsten Stand seit 41 Jahren zu belassen, auf anhaltenden Konjunkturrisiken und die Gefahr von Deflation hingewiesen.

      Bei einem derartigen Umfeld wundert es nicht, wenn die Börsianer erst einmal inne halten und die jüngsten Kursgewinne auf ihre Berechtigung hin abklopfen. Im Zuge der nachlassenden Euphorie dürfte ein Teil der Aufschläge der vergangenen Wochen möglicherweise wieder verloren gehen. Wie weit es dabei nach unten geht, lässt sich momentan aber noch schwer abschätzen. Klar ist nur, dass die Chartampeln nach der Bewegung vom Donnerstag nicht mehr eindeutig auf Grün stehen.

      @JüB
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 02:26:09
      Beitrag Nr. 2.672 ()
      Fed-Entscheid mit Folgen: Die Welt bezahlt US-Defizite

      In Amerika sinken die Zinsen noch vor den Sommerferien. Das deutete die US-Notenbank am Dienstag an. Die erste Folge davon: Der Dollar erlebte einen Schwächeanfall. Weitere werden folgen, sagen Währungsexperten von UBS und CS voraus.

      Die Fed hat zwar wie erwartet die Zinsen belassen, überraschenderweise aber eine weitere Senkung in Aussicht gestellt. Die Reaktion an den Finanzmärkten erfolgte auf der Stelle: Der Dollar beschleunigte seine Talfahrt. Erstmals seit Februar 1999 stieg der Euro über die Marke von 1.14 Dollar.

      Der Hintergrund für die bereits schon Monate dauernde Euro-Stärke: Die US-Wirtschaft lahmt, und wegen der Aussicht auf höhere Zinsen im Euro-Raum fließen immer mehr Gelder in den europäischen Anleihemarkt. 1,5 Prozent mehr Zinsen sind in Zeiten, wo Sicherheit groß geschrieben wird, ein gewichtiges Argument für Anlageentscheide. Und die Aussicht, dass das Fed-Board in den nächsten Wochen seine Geldpolitik weiter lockert, heizt diesen Trend zusätzlich an.

      Aber nicht nur der Euro zeigt neuerdings Stärke. Auch andere Währungen wie etwa der australische und der Kanada-Dollar oder Yen und Pfund profitieren von dieser Entwicklung. Auch der Schweizer Franken zeigt - zumindest gegenüber der US-Valuta - Muskeln: Am Mittwochmorgen kostete ein Dollar nicht einmal mehr 1,33 Franken.

      Druck auf EZB wächst

      Die von der Fed in Aussicht gestellte Zinssenkung erhöht den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), nun ihren Leitzins zu senken. Die meisten Ökonomen sind zwar überzeugt, dass Wim Duisenbergs Männer diesen Schritt am Donnerstag nicht vollziehen, halten aber eine weitere Zinssenkung in Europa für unumgänglich. Sonst droht die Gefahr, dass der zu starke Euro die europäische Exportwirtschaft noch zusätzlich schwächt.

      Der eigentliche Hintergrund der Dollarschwäche sind aber weder Zinsen, noch die Politiken der verschiedenen Notenbanken. Die Dollarschwäche ist eine Reaktion auf die lahmende US-Konjunktur. Dazu gehören auch das US-Leistungsbilanz-Defizit, das auf dramatische fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts angewachsen ist, und der aus dem Gleichgewicht geratene US-Staatshaushalt. UBS-Chefökonom Andreas Höfert. "Die amerikanische Regierung hat sich längst von der Politik des starken Dollar verabschiedet." Ein schwacher Dollar, so Höfert weiter, entspricht dem rationalen Interesse Amerikas und löst einen Teil des Schuldenproblems.

      CS-Analyst Beat Schuhmacher, der für dieses Jahr mit einem US-Budgetdefizit von 400 Milliarden Dollar rechnet, bestätigt: "Die US-Regierung ist im Moment gezwungen, dieses Defizit mit massiven Emissionen von Staatsanleihen zu finanzieren." Denn seit es mit dem amerikanischen Wachstumswunder vorbei sei, fließe nicht mehr automatisch genügend Geld in den Dollar-Raum.

      So legt die Fed allein in dieser Woche Staatspapiere im Rekordwert von 58 Milliarden Dollar auf. Am Dienstag wurden es erstmals seit 1998 wieder 3-jährige Staatsanleihen herausgegeben. CS-Analyst Schumacher kann Aktien-Anleger vorläufig beruhigen: "Das höhere Treasuries-Angebot wird erst dann zu einem Belastungsfaktor für den Kapitalmarkt, wenn sich die Wirtschaft erholt und die Anleger bereit sind, mehr Risiken einzugehen." Vorläufig sei dies aber nicht der Fall. Nach wie vor seien sichere Staatsanleihen attraktiv, die Auswirkungen der Rekordemission auf den Aktienmarkt schätzt er deshalb als geringfügig ein.

      Tiefe Zinsen gegen die Deflationsgefahr


      Dass der in Aussicht gestellte Zinsschritt Teil der Politik des schwachen Dollars sei, verneint der CS-Analyst aber vehement. "Die Fed hat am Dienstag erstmals zwischen Wachstums- und Teuerungsrisiken unterschieden. Im Vordergrund des Entscheids standen ganz offensichtlich die neu aufgeflammten Deflationsängste." Ein schwächerer Dollar sei in der jetzigen Situation ein probates Mittel gegen die Gefahr einer Deflation. Da die Kerninflation (Energiepreise nicht mitgerechnet) zuletzt schnell gesunken ist, sorgten teurere Importe für den nötigen Inflationsschub.

      Ähnlich die Einschätzung von UBS-Chefökonom Andreas Höfert. Dass der Dollar seit Monaten zur Schwäche neige, hängt für ihn aber nicht nur mit der US-Wirtschaft zusammen, sondern auch mit dem lange Zeit unterbewerteten Euro. "Erst auf dem heutigen Niveau ist der Euro wieder in etwa fair bewertet", ist Höfert überzeugt. Währungen hätten jedoch die Tendenz zu überschießen, deshalb sei es in den nächsten zwei, drei Monaten leicht möglich, dass der Euro auf ein Niveau von 1.20 Dollar steige.

      In diesem Zusammenhang verweist Höfert aber auch auf das handfeste Interesse der US-Regierung, das Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit über einen schwachen Dollar mitzufinanzieren. "Das räumt der US-Regierung eine Reihe von Schwierigkeiten aus dem Weg" - und sei ein elegantes Mittel, um die drückenden Kosten des Irak-Kriegs auf den Rest der Welt abzuwälzen. Frankreich und Deutschland eingeschlossen.

      Euro als Reservewährung entdeckt

      Der UBS-Ökonom unterstreicht zudem, dass asiatische und arabische Staaten in jüngster Zeit den Euro als Reservewährung entdeckt haben. Um Währungsbewegungen auszugleichen, diversifizierten sie zunehmend in Euro. Eine Aussage, die der Chefökonom der Bank of America, Holger Schmieding, kürzlich bestätigte: Wie China seien immer mehr Zentralbanken daran, Dollar zu verkaufen und verstärkt in Euro zu investieren. Diese Entwicklung dürfte seiner Meinung nach noch rund zwei Jahre anhalten.

      Das Paradox an der Situation: Der Rest der Welt ist gezwungen, die amerikanischen Defizite über einen schwachen Dollar zu tragen. Wie Philipp Vorndran, Leiter globale Strategie bei Credit Suisse Asset Management (CSAM), kürzlich in einem Interview mit Swisscontent sagte, muss Europa sogar froh darüber sein: "Die Europäer müssen lernen, das amerikanische Leistungsbilanz-Defizit zu lieben und werden es auch in Zukunft finanzieren müssen." Alles andere laufe darauf hinaus, dass die Amerikaner weniger importieren - was die europäische Exportwirtschaft noch weiter unter Druck setze. Und genau das könne sich Europa in der heutigen Situation nicht leisten.

      © 08.05.2003 www.moneycab.com
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 02:28:13
      Beitrag Nr. 2.673 ()
      Entlassungswelle rollt auf Deutschland zu

      In seiner jüngsten Konjunkturumfrage unter mehr als 1.200 Firmen ist das Institut der Deutschen Wirtschaft zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen. Fast die Hälfte der Betriebe plant, Arbeitsplätze abzubauen.


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      „Die Stimmung in der Wirtschaft ist im Keller. Die Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Lage als desolat.“ Das Institut geht davon aus, dass die Wirtschaft 2003 maximal 0,5 Prozent wächst. 45 Prozent der Betriebe plant den Angaben zufolge Arbeitsplatzabbau, nur zwölf Prozent wollen neue Leute anheuern.

      Lediglich jedes vierte Unternehmen rechnet mit einem baldigen Aufschwung. Selbst die Exporterwartungen trüben sich ein. Das Institut bezeichnete sie aber dennoch als einzigen Lichtblick, der ein Abrutschen in die Rezession verhindert. Ein Drittel der Unternehmen (33,1 Prozent) rechnet mit Zuwächsen beim Export, jede fünfte Firma (19,7 Prozent) mit Rückgängen.

      „Lange war der Himmel über der deutschen Wirtschaft nicht mehr so finster wie in diesem Frühjahr“, betonte das Institut. Eine bedrückend hohe Firmenzahl erwartet der Umfrage zufolge dieses Jahr Einbrüche bei der Produktion, den Investitionen und beim Gewinn. „In Ostdeutschland sind die Pessimisten erstmals in der über zehnjährigen Geschichte der IW-Konjunkturumfrage in der Überzahl.“ Doch auch im Westen habe sich das Klima merklich abgekühlt.

      Beinahe die Hälfte der Firmen (47 Prozent) geht von Ertragsrückgängen aus, knapp 20 Prozent erwarten eine Besserung. Fast 45 Prozent wollen Investitionen zurückschrauben, nur 16,6 Prozent planen eine Aufstockung. Bei der Produktion ist die Kluft zwischen positiven und negativen Erwartungen nicht ganz so extrem: 33,6 Prozent fürchten einen weiteren Rückgang, 26 Prozent einen Aufwärtstrend.

      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 16:53:55
      Beitrag Nr. 2.674 ()
      -------

      Das Öl, der Dollar und der Euro


      Der Irak-Krieg - kein «Moneymaker», aber ein «OPEC-breaker»
      von Dipl.-Ing. Matthias George, Basel
      Zwei Positionen werden bei der Analyse des Irak-Krieges in letzter Zeit immer wieder vertreten: «Es geht den Amerikanern nur ums Öl!» oder «Es kann nicht ums Öl gehen, die Kosten des Krieges - etwa 1000 Milliarden Dollar - können durch das Leerpumpen der irakischen Ölfelder gar nicht gedeckt werden.» Beide Aussagen enthalten einen wahren Kern, greifen aber zu kurz, um die Bedeutung des Erdöls für den Irak-Krieg zu erhellen. Dafür muss die Rolle verstanden werden, die das Öl in der Weltwirtschaft, im Welthandel und der Politik spielt.

      Wer die Verteilung der Ölreserven der Welt in der Hand hält, kann diesen Trumpf in der Weltpolitik ausspielen. Die Ölreserven der Welt sind endlich. In den letzten Jahrzehnten werden kaum noch neue grössere Lagerstätten entdeckt. Die Zeiten, in denen die Funde grösser waren als die Produktion, sind vorbei. Gerade angesichts des steigenden Bedarfs - besonders bei Ländern wie Indien und China, die ihren Energiebedarf für ihre wachsende Produktion nicht aus eigenen Quellen decken können - ist die Herrschaft über Produktion und Ölmarkt entscheidend. Auch Europa und Japan decken ihren Bedarf an Rohöl zu einem grossen Teil aus den Ölfeldern des Nahen Ostens.

      Daneben spielt die Frage des Ölpreises eine entscheidende Rolle. Verfügen die USA über die Ölressourcen des Iraks, können sie die OPEC unterlaufen oder sogar völlig obsolet machen, da sie den Preis des Rohöls bestimmen können. Teures Erdöl trifft vor allem Europa, Japan und andere Konkurrenten der USA und bringt ihnen erhebliche wirtschaftliche Nachteile, während die USA davon profitieren - jedenfalls solange das Erdöl mit Dollars bezahlt wird.

      Die USA und ihre Wirtschaft
      Die USA sind nicht nur die stärkste Militärmacht, sie sind auch der grösste Schuldner der Welt. Allein im Jahre 2002 lag das Handelsbilanzdefizit der USA bei annähernd 550 Milliarden Dollar. Die USA stehen beim Rest der Welt - der bei der Frage von Krieg und Frieden nicht befragt wird - mit 8000 Milliarden Dollar in der Kreide (ungefähr einem Viertel ihres Bruttosozialprodukts). Seit den achtziger Jahren wurden in der amerikanischen Aussenpolitik die militärischen Belange immer wichtiger, während volkswirtschaftliche Fragen weniger interessierten. Zu Beginn des ersten Golfkrieges hatten sich die USA - die nach dem Ersten Weltkrieg die dominierende Wirtschaftsmacht geworden waren - zum höchstverschuldeten Land der Welt entwickelt. Um diese Schulden zu finanzieren, sind die USA auf einen Kapitalstrom von etwa 2 Milliarden Dollar täglich angewiesen. Dieser Fluss - der etwa 2/3 des in der Weltwirtschaft erzielten Überflusses entspricht, kann nur deshalb aufrechterhalten werden, weil der Dollar die wichtigste internationale Reservewährung ist. Ende der 90er Jahre wurden etwa 4/5 aller Devisentransaktionen sowie die Hälfte der weltweiten Exporte in Dollar abgerechnet. Die offiziellen Währungsreserven wurden ebenfalls in Dollar gehalten. Mit der Einführung des Euro hat nun ein potentieller Rivale die Bühne des Weltmarktes betreten. Anfangs erschien der Euro - angesichts eines anhaltend hohen Dollarkurses - nicht als attraktive Alternative. Mit dem Zusammenbruch der Spekulationsblase an den Aktienmärkten der USA hat sich das Blatt gewendet. Seit Ende 2000 hat der Dollar gegenüber dem Euro mehr als 15 Prozent eingebüsst.

      Petrodollars - die Dollar-Hegemonie
      Wie bereits erwähnt, beruht die US-Wirtschaft auf der Vorherrschaft des Dollars als Reservewährung. Sie kann daher ihren ungeheuren Ölhunger praktisch gratis stillen. Seit 1945 hat sie das Privileg, «Dollar produzieren» zu können - also fiat-money1 machen zu können - und diese Petrodollar gegen Güter tauschen zu können, die der Rest der Welt produziert. Henry Liu schreibt hierzu in der Asia Times: «Jeder akzeptiert Dollars, weil man mit ihnen Öl kaufen kann. Das Recycling von Petrodollars ist der Preis, den die USA den ölproduzierenden Ländern für die Toleranz der OPEC abverlangt hat.»2 Was der Bevölkerung der USA nicht bekannt ist: Die Stärke des Dollars beruht nicht auf der Volkswirtschaft der USA. In Wahrheit beruht sie auf dem Privileg des Dollars, internationale Reservewährung zu sein, mit dem die einzelnen Nationalstaaten Öl und Energie einkaufen. Diese Petrodollars werden dann von der OPEC wieder in den USA über Schatzbriefe (Treasury Bills) oder andere Dollar-bezogene Werte (zum Beispiel US-Aktien und Immobilien) rezykliert. Mit diesem Recycling bezahlen die Ölproduzenten den Preis, den sich die USA für die bisherige Duldung des OPEC-Kartells ausbedungen haben. Die Festlegung auf den Dollar wurde bei einem geheimen Abkommen in den 70er Jahren zwischen den USA und Saudiarabien vereinbart.3

      Die Verbindung zwischen dem Öl und dem Dollar ist eine der Grundlagen der Weltwirtschaft, die regelmässig ihre Auswirkungen in der Geopolitik haben. Die Dollarreserven werden in US-Anlagen investiert, wodurch ein Überschuss im Kapitalverkehr für die US-Wirtschaft entsteht. Das Recycling der Petrodollars ist die Grundlage für den Kapitalstrom, mit dem die USA ihre kolossalen Handelsbilanzdefizite finanzieren (aufrechterhalten). Der Überschuss der US-Kapitalbilanz finanziert damit das Handelsbilanzdefizit der USA. Jeder in US-Dollar geführte Wert - egal wo auf der Welt er sich befindet - ist effektiv ein US-Wert. Solange das Öl von den Nationalstaaten also in US-Dollars gehandelt wird, haben die USA - kraft ihrer Notenpresse - die Weltölvorräte praktisch gratis zu ihrer Verfügung. Und je mehr Dollars die USA produzieren, desto höher steigt der Preis für US-Werte. Die Politik des starken Dollars ist für die USA also ein doppelter Gewinn. Diese Politik lässt sich aber nur aufrechterhalten, wenn:

      die Völker das benötigte Öl und andere Waren weiterhin auf der Basis des Dollars handeln und bezahlen,
      die Reservewährung für weltweite Erdölgeschäfte weiterhin der Dollar und nur der Dollar bleibt.
      Der Irak-Krieg und der Dollar
      Bisher wagte es nur ein OPEC-Land, vom Dollar auf den Euro zu wechseln, nämlich der Irak im November 2000.4 Der Irak bezeichnete den US-Dollar als Währung eines befeindeten Staates. Die Vereinten Nationen akzeptierten den Plan Iraks. Innerhalb des Programms «Öl für Nahrungsmittel» der Vereinten Nationen konnte der Irak unbegrenzte Mengen5 an Öl verkaufen, um die Auswirkungen der Sanktionen auf seine Bevölkerung zu mildern. Der Irak verkaufte im Jahr 2000 Rohöl im Wert von etwa 59 Millionen Dollar täglich, etwa 5 Prozent der Welterdölexporte. In den Jahren 2001 und 2002 waren es jeweils 38 Millionen Dollar täglich. Die Zahlungen für dieses Öl landen auf einem Konto der französischen Bank BNP-Paribas in New York. Auf diesem Konto befanden sich im Jahr 2000 etwa 10 Milliarden Dollar. Zum Zeitpunkt von Saddam Husseins Entscheidung war ein Euro 83 US-Cents wert, heute liegt der Wert des Euro deutlich höher, nämlich bei 1,10 Dollar.

      Ein weiteres Land hat seit 1999 öffentlich über einen Wechsel zum Euro nachgedacht: Der Iran, der sich damit prompt auf der «Achse des Bösen» von George W. Bush wiederfand. Im Jahr 2002 hat die Zentralbank des Iran dann einen Grossteil ihrer Reserven in Euros umgetauscht.6

      Venezula, viertgrösster Ölproduzent und OPEC-Mitglied, hat bereits begonnen, Tauschgeschäfte (Barter business) mit seinen Nachbarländern abzuschliessen. Es tauscht Öl gegen dringend benötigte Güter, der Dollar bleibt bei diesen Transaktionen aussen vor. Zur Erinnerung: Beim im April 2002 gescheiterten Militärputsch in Venuzuela war der CIA als Drahtzieher aktiv beteiligt.7 Dies könnte Venezuela schneller dazu bringen, was die USA verhindern wollten, nämlich auf den Euro umzusteigen.

      Nordkorea entschied sich ebenfalls Ende 2002, anstelle des Dollars den Euro als Handelswährung einzuführen. Neben den politischen Gründen dürfte auch das Ölembargo der USA eine Rolle spielen, das das Land schwer getroffen hat.8

      Auch in Indonesien denkt man über den Wechsel zum Euro als Handelswährung für internationale Geschäfte nach. Laut Finanzkreisen untersucht man in der indonesischen Zentralbank Bank Indonesia, ob der Euro für die Wechselreserven verwendet werden soll.9

      Alarmierend für die USA - in ihren Massenmedien allerdings totgeschwiegen - sind auch die Umschichtungen vom Dollar zum Euro innerhalb der Währungsreserven ausländischer Regierungen: in China, Venezuela, im Iran und anderen OPEC-Ländern, und vor kurzem auch in Russland.10

      Javad Yarjanis Rede vor der OPEC
      Im April 2002 hielt Javad Yarjani, Chef der Abteilung für Ölmarkt-Analyse der OPEC, in Spanien eine Rede, in der er sich mit der Frage der Ölwährung (Euro versus Dollar) auseinandersetzte:

      «Die Frage, die einem sofort in den Sinn kommt, ist, ob sich der Euro auf den Finanzmärkten der Welt etablieren und die Vorherrschaft des Dollars in Frage stellen kann, was in der Folge einen Wechsel in der Dominanz des Dollars auf den Ölmärkten auslösen könnte. Wie wir alle wissen, hat der mächtige Dollar unangefochten seit 1945 geherrscht und in den letzten Jahren seinen Einfluss mit der ökonomischen Dominanz der USA noch erweitert, eine Situation, die sich in der nahen Zukunft vermutlich nicht ändern wird. In den späten 90ern gehen mehr als vier Fünftel aller Währungstransaktionen und die Hälfte der Weltexporte auf die Rechnung des Dollars. Ausserdem stellt die US-Währung zwei Drittel der offiziellen Währungsreserven. Die Abhängigkeit der Welt vom US-Dollar als Zahlungsmittel im Handel hat Länder an Dollarreserven gefesselt, die disproportional höher waren als der Anteil der USA am globalen Dollar-Austoss. Der Anteil des Dollars am Welthandel ist viel höher als der Anteil der USA am Welthandel [...] Vor allem hat die Euro-Zone einen grösseren Anteil am globalen Handel wie die USA, und während die USA ein riesiges Aussenhandelsdefizit haben, hat die Euro-Zone eine ausgeglichene Handelsbilanz. Einer der überzeugendsten Gründe für die Beibehaltung der Ölpreise und Zahlungen in Dollar war bisher, dass die USA - abgesehen davon, dass sie selber Öl produzieren - der grösste Importeur von Öl waren. Aber, wenn man auf die Statistiken der Rohölexporte schaut, bemerkt man, dass die Euro-Zone sogar ein grösserer Importeur von Öl und ölbasierten Produkten ist als die USA.»11

      Wenn sich Norwegen und England, Europas grösste Ölproduzenten, entschlössen, ihre Währungen auf den Euro umzustellen, könnte dies laut Javad Yarjani den Ausschlag geben, das Ölpreissystem auf den Euro umzustellen. Es ist also einiges in Bewegung, was die Vorherrschaft des Dollars in Frage stellt.

      Ein Wechsel auf den Euro würde die Wirtschaft der USA hart - oder sogar tödlich - treffen. Der Zusammenbruch der Dollarwährung würde einen Tausch der Rollen der USA und der EU in der Weltwirtschaft bewirken. Im Krieg gegen den Irak geht es daher nicht um die immer noch nicht gefundenen Massenvernichtungswaffen, sondern um die Einschüchterung der OPEC. Stiege die OPEC auf den Euro um, wären alle Erdöl-konsumierenden Länder gezwungen, vom Dollar auf den Euro umzusteigen. Der Dollar verlöre massiv an Wert. Eine Flucht aller ausländischen Anlagen aus dem Dollar würde einen Sturm auf die Banken wie in den 30er Jahren auslösen. Die USA könnten ihr immenses Aussenhandelsdefizit nicht mehr aufrechterhalten und wären bankrott.

      Wie kann die Bush-Regierung das Preiskartell der OPEC aufbrechen und verhindern, dass der Petrodollar durch den Petroeuro ersetzt wird? Nun, zuerst muss der Irak zurück auf den Dollarstandard gebracht werden. Schon jetzt haben die USA die Währung im Irak auf den Dollar umgestellt. Als nächstes muss nun die Ölproduktion des Irak massiv erhöht und dieses Öl exportiert werden. Dazu muss das Embargo gegen den Irak aufgehoben werden. Investitionen in die Förderanlagen des Irak könnten es erlauben, die Ölproduktion des Irak auf 2,5 Milliarden Fass (1 Fass etwa 159 Liter) pro Jahr (etwa 7 Millionen Fass pro Tag) hinaufzufahren. Bei einer Weltproduktion von 75 Millionen Fass pro Tag mit einem Anteil der OPEC von 25 Millionen Fass pro Tag wäre dies das Ende der OPEC. Der Ölpreis könnte auf etwa 10 Dollar pro Fass fallen, was zu Ersparnissen von 375 Milliarden Dollar pro Jahr bei den Erdöl-verbrauchenden Ländern führen würde.

      Der Irak-Krieg: Kein «Moneymaker», aber ein «OPEC-breaker»
      Dr. Nayyer Ali stellt in seiner Analyse fest, dass der Irak-Krieg zwar kein «Profitmaker» für die Regierung der USA ist, aber als «OPEC-breaker» das langgehegte Ziel der Neokonservativen - die Auflösung der OPEC erreichen könnte:

      «Trotz seines Ölreichtums hat der Irak nie eine seiner Reserven entsprechende Ölproduktion gehabt. Die Produktion des Irak war durch Sanktionen, den erlaubten Verkäufen unter dem Programm `Öl für Nahrung` und was sonst herausgeschmuggelt werden konnte, limitiert. Diese Ölmenge beläuft sich auf 1 Milliarde Fass pro Jahr. Wenn der Irak wieder in die Weltwirtschaft integriert wird, würden hohe Investitionen in seinem Ölsektor möglich, wodurch die Produktion auf 2,5 Milliarden Fass pro Jahr (7 Millionen Fass pro Tag) erhöht werden könnte.

      Die Weltgesamtproduktion beträgt 75 Millionen Fass pro Tag, während die OPEC ungefähr 25 Millionen Fass pro Tag produziert.

      Was wären die Konsequenzen? Ganz offensichtlich sind zwei Folgen:

      Zuerst käme der Kollaps der OPEC, deren Strategie der Produktionsbeschränkung zur Maximierung der Preise unhaltbar würde. Ein Irak, der soviel Öl produzieren kann, wird dies auch tun und es der OPEC nicht erlauben, seine Produktion auf 2 Millionen Fass pro Tag einzuschränken. Wenn der Irak also seine Quote überschritte, wer in der OPEC wäre bereit, seine eigene Produktion um 5 Millionen Fass pro Tag zu reduzieren? Das könnte sich niemand leisten, und die OPEC würde sterben.

      Daraus ergibt sich die zweite Folge, ein Preissturz des Rohöls auf etwa 10 Dollar pro Fass. Die Welt verbraucht zurzeit 25 Milliarden Fass pro Jahr, so dass ein Preissturz um 15 Dollar den erdölkonsumierenden Ländern Ersparnisse von 375 Milliarden Dollar jährlich bringen würde.

      [...] Der Irak-Krieg ist kein `Moneymaker`. Aber er könnte ein `OPEC-breaker` sein. Das ist aber ein Langzeitergebnis, das erfordert, dass der Irak zu einem funktionierenden Staat wird, in dem massive Investitionen in den Ölsektor stattfinden werden können.»12

      Diese Überlegungen werden natürlich auch in der OPEC nachvollzogen. Es ist noch offen, ob die OPEC eine irakische Ölproduktion, die jede Quote sprengt, zulassen würde. Die OPEC könnte sich in Wien treffen und in einem Akt der Selbstbewahrung den Euro zur Handelswährung für Rohöl erklären. Eine solche Entscheidung wäre das Ende der Dollar-Hegemonie und das Ende des ohnehin wackligen Weltmachtstatus der USA im wirtschaftlichen Bereich. Hier stellt sich einem Europäer dann die Frage, ob dies der Hintergrund zu der ungeheuren Kriegswirtschaft der USA ist, in der sogar die Investitionen in atomare Waffen anderthalbmal höher liegen wie zu der Zeit des kalten Krieges.

      1 Nach «fiat lux!» (Es werde Licht!) aus dem Schöpfungbericht

      2 Henry C. K. Liu. «US Dollar hegemony has got to go». Asia Times vom 11. April 2002. www.atimes.com/global-econ/DD11Dj01.html

      3 P. D. Scott. Bush`s Deep Reasons for War on Iraq: «Oil, Petrodollars, and the OPEC Euro Question», 13.3.2003. ist-socrates.berkeley.edu/~pdscott/iraq.html

      4 «U.N. to let Iraq sell oil for euros, not dollars». CNN vom 30. Oktober 2000. www.cnn.com/2000/WORLD/meast/10/30/iraq.un.euro.reut

      5 Anfangs gab es eine Einnahmebeschränkung auf 2 Milliarden Dollar pro Phase (jeweils 6 Monate), diese Beschränkung wurde sukzessive erhöht, bis sie durch die Resolution 1284 im Jahre 1999 vollständig aufgehoben wurde. Office of the Iraq Programme, Oil-for-Food, www.un.org/Depts/oip/background/basicfigures.html

      6 «Mehr als die Hälfte der Devisenreserven werden in Euro getauscht», erklärte M. Abasspour, ein Mitglied der Entwicklungskommission des iranischen Parlaments. Iran Financial News vom 25.8.2002, «Forex Fund Shifting to Euro». www.payvand.com/news/02/aug/1080.html

      7 Birms, Larry & Volberding, Alex. «U.S. is the Primary Loser in Failed Venezuelan Coup», Newsday vom 21.4.2002. www.opec.org/NewsInfo/Speeches/sp2002/spAraqueSpainApr14.htm

      8 «North Korea Adopts Euro». Pravda vom 28.11.2002. english.pravda.ru/main/2002/11/28/40096.html

      9 Tony Sitathan. «Euro could outshine dollar in Indonesia». Asia Times vom 3.4.2003. www.atimes.com/atimes/Southeast=_Asia/ED03Ae01.html

      10 «Euro continues to extend its global influence». Europartnership News Update vom 7.1.2002. www.europartnership.com/news/02jan07.htm

      11 «The Choice of Currency for the Denomination of the Oil Bill». Javad Yarjani vom 14.4.2002, Oviedo, Spanien. www.opec.org/NewsInfo/Speeches/sp2002/spAraqueSpainApr14.htm

      12 Dr. Ali Nayyer. «Iraq and Oil». PakistanLink vom 13.12.2002. www.pakistanlink.com/nayyer/12132002.html


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      In den Krieg ziehen - für wen?
      Euro gegen Dollar. Die neue europäische Gemeinschaftswährung akzentuiert die strategischen und politischen Gegensätze zwischen Euroland einerseits sowie Grossbritannien und den USA andererseits. Londons vorläufige Entscheidung gegen den Euro befindet sich in Übereinstimmung mit der Integration britischer Finanz- und Bankeninteressen in jene der Wall Street. Die wackelige Annäherung von britischem Pfund und US-Dollar ist, mit anderen Worten, integraler Bestandteil der neuen britisch-amerikanischen Achse, die bereits in der Öl- und in der Rüstungsindustrie erhärtet worden ist.

      Es geht um die Rivalität zwischen zwei konkurrierenden globalen Währungen, Euro und US-Dollar, wobei das britische Pfund zwischen der kontinentaleuropäischen und der amerikanischen Währung hin- und hergerissen wird. Die beiden Finanz- und Geldsysteme konkurrieren weltweit um die Kontrolle über Geldschöpfung und Kreditvergabe. Dieser Zwist hat durchaus weitreichende geopolitische und strategische Konsequenzen.

      Sowohl in Europa als auch in den USA wird die Geldpolitik, obwohl formal unter staatlicher Aufsicht, weitgehend vom privaten Bankensektor kontrolliert. Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt wird, obwohl sie offiziell unter Aufsicht der EU steht, von einer Handvoll europäischer Banken, darunter den grössten deutschen Banken, und Wirtschaftskonzernen kontrolliert. Die US-Notenbank ist zwar formell dem Staat unterstellt, aber anders als die EZB werden die zwölf bundesstaatlichen Zentralbanken der USA, von denen die wichtigste die New Yorker Zentralbank ist, von ihren Anteilseignern kontrolliert: von privaten Bankhäusern. Das Finanzestablishment der Wall Street bestimmt folglich weitgehend die Geldschöpfung durch die Kontrolle des US-Zentralbankensystems.

      Chossudovsky, Michel. Global Brutal. 2002. ISBN 3-86150-441-3. S. 405


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      Milliarden von Dollars für das amerikanische Atomarsenal
      Seit 1999 hat Washington sein Waffenarsenal erheblich aufgestockt. Im Streben nach unangefochtener Hegemonie wurden die Verteidigungsausgaben auf über 300 Milliarden Dollar erhöht, eine Summe, die dem gesamten Bruttoinlandprodukt der Russischen Föderation von annähernd 325 Milliarden Dollar entspricht. Und dieser gewaltige Betrag für die amerikanische Kriegsmaschine schliesst noch nicht einmal das riesige Budget der CIA ein, die sowohl aus offiziellen als auch aus geheimen Quellen finanziert wird, um ihre verdeckten Operationen durchführen zu können. Das offizielle Budget der CIA übersteigt 30 Milliarden Dollar, 10 Prozent des russischen Bruttoinlandprodukts. Nicht eingerechnet sind die milliardenschweren Erlöse aus dem Drogenhandel, die CIA-Tarnorganisationen zufliessen.

      Aus dem Gesamtverteidigungsbudget flossen Milliarden von Dollar in die Aufstockung des amerikanischen Atomarsenals. Eine neue Generation von Raketen mit Mehrfachsprengköpfen wurde entwickelt, die in der Lage sind, mit einem einzigen Raketenabschuss Atomsprengköpfe auf zehn verschiedene Städte zu lenken. Diese Raketen zielen heute auf Russland. Die USA halten weiterhin an ihrer Erstschlagsstrategie fest, die den Verlautbarungen nach sogenannte Schurkenstaaten abschrecken soll, sich tatsächlich aber direkt gegen Russland und China richtet.

      Ausserdem wurde eine neue Generation von taktischen Nuklearwaffen entwickelt, die in konventionellen Kriegen einsetzbar sind. Bereits unter der Clinton-Regierung rief das Pentagon nach dem Einsatz von atomaren Bunkerbomben, die, da sie unterirdische Ziele vernichten sollen, angeblich keine radioaktive Gefährdung für die Zivilbevölkerung darstellen: «Vertreter des Militärs und Leiter der US-Nuklearwaffenlabors drängen die USA, eine neue Generation kleiner Atomwaffen zu entwickeln, […] die in konventionellen Konflikten mit Staaten der dritten Welt eingesetzt werden könnten.»

      Chossudovsky, Michel. Global Brutal. Frankfurt 2002. ISBN 3-86150-441-3. S. 401f.


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      Dollar-Imperalismus im 21. Jahrhundert
      Um den weiteren Erfolg der spekulativen Attacken sicherzustellen, wurde Professor Francisco Lopes - der nach dem Schwarzen Mittwoch zum Präsidenten der Notenbank ernannt worden war - schon zwei Wochen später wieder gefeuert und durch Arminio Fraga Neto ersetzt, einen ehemaligen Berater von George Soros. Diese Ernennung erfolgte nach dem Arbeitsfrühstück von Finanzminister Malan mit Soros in der New Yorker Notenbank. Der ehemalige brasilianische Präsident Itamar Franco bemerkte mit einem Anflug von Humor: «Ich bin glücklich zu erfahren, dass der neue Zentralbankpräsident der Megaspekulant George Soros ist.»

      Wall-Street-Insidern ist vollends die Kontrolle über die Geldpolitik zugefallen. Brasiliens Auslandsgläubiger haben nun alle Möglichkeiten, den Haushalt einzufrieren, die staatlichen Zahlungen einschliesslich der Transfers an die Bundesstaaten zu lähmen und wie in der früheren Sowjetunion die regelmässige Auszahlung der Gehälter im öffentlichen Sektor, darunter Millionen von Lehrern und Beschäftigten im Gesundheitsdienst, zu vereiteln.

      Dieser «programmierte Bankrott» heimischer Produzenten ist durch die Austrocknung der Kredite bewerkstelligt worden, ganz zu schweigen von der Drohung Pedro Malans, eine weitere Handelsliberalisierung und massive Importe durchzusetzen, um die heimische Industrie zu «grösserer Wettbewerbsfähigkeit» zu zwingen. Verbunden mit Zinsraten von über 50 Prozent sind die Konsequenzen dieser Politik für viele heimische Produzenten gleichbedeutend mit Bankrott: Die heimischen Preise sinken unter die Produktionskosten.

      Die dramatische Schrumpfung der Binnennachfrage - durch gestiegene Arbeitslosigkeit und die Abnahme der Reallöhne - führt ausserdem zu weiterem Überangebot und wachsenden Lagerbeständen. Dieses erbarmungslose Abwürgen der heimischen Industrie - bewerkstelligt durch die makroökonomische Reform - hat günstige Bedingungen für ausländisches Kapital geschaffen, um den internen Markt zu übernehmen, seinen Zugriff auf die heimischen Banken zu vergrössern und das produktivste Staatsvermögen zu Schnäppchenpreisen aufzukaufen.

      Kurz gesagt: Alle Bedingungen sind erfüllt, die eine schnelle Rekolonialisierung der brasilianischen Wirtschaft erlauben. Die tödliche Wirtschaftsmedizin des IWF bedeutet ein wirtschaftliches, politisches und soziales Desaster. Eine «weiche Landung» ist nicht in Sicht: Die versteckte«Dollarisierung» wird am Ende offenkundig werden. Alles deutet darauf hin, dass der US-Dollar die lateinamerikanischen Währungen über kurz oder lang auch nominell ersetzen wird.

      Chossudovsky, Michel. Global Brutal. Frankfurt 2002. ISBN 3-86150-441-3. S. 355f.


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      Milliarden von Dollars für neue Waffensysteme
      Die Bush-Regierung lenkt Milliarden von Dollars in die Entwicklung neuer Waffensysteme, darunter die des F-22-Raptor-Kampfjets und des Joint-Fighter-Programms. Zur strategischen Verteidigungsinitiative gehören nicht nur der umstrittene Raketenabwehrschirm, sondern auch offensive, lasergelenkte Langstreckenwaffen, die jeden Punkt auf der Welt erreichen können &endash; ganz zu schweigen von einer möglichen Kriegsführung durch Ionosphärenheizer, deren Erforschung sich das High Altitude Aural Research Program widmet. Durch Klimamanipulationen liessen sich damit &endash; zu minimalen Kosten und ohne den geringsten Einsatz von Soldaten und Ausrüstung &endash; ganze Volkswirtschaften destabilisieren, ohne dass der Feind überhaupt davon erfährt.

      Quelle: Michel Chossudovsky, Global Brutal, Frankfurt 2002, ISBN 3-86150-441-3, S. 402



      Artikel 6: Zeit-Fragen Nr.16 vom 5. 5. 2003, letzte Änderung am 5. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 16:55:25
      Beitrag Nr. 2.675 ()
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      Herkules am Scheideweg 11.05.2003
      DIESE WOCHE
      Über die wirtschaftlichen Gründe des Irakkrieges haben wir ja schon nachgedacht; diesmal geht es um den US-Dollar und seine Rolle als Welt-Leitwährung. Und das hat eine Menge mit dem Krieg zu tun: Wir spekulieren über die Rolle der Gewalt im wirtschaftlichen Kontext und geben konkrete Empfehlungen an die Politik. Aber ob die auch gehört werden?

      Wo bitte geht`s weiter?


      Von Mao tse Tung soll der Satz stammen, die Macht komme aus den Gewehrläufen. Was für ein impotenter Blödsinn! Aus Gewehrläufen spricht Verzweiflung. Vordergründig produzieren sie Tod, die Aussicht auf Tod erzeugt Angst, und Angst läßt gelegentlich "schneller" arbeiten - aber wie? Viel erfolgreicher war man in dieser Beziehung früher mit der Gier. Das beweist z.B. auch der Fall Harksen in Hamburg. Der versprach deutlich höhere Renditen als die Konkurrenz und konnte von Anlege- und Finanzexperten Gelder in Höhe mehrerer hundert Millionen Euro beitreiben und über viele Jahre hinweg verbraten. Die Gier und das Gefühl unter ihresgleichen geraten zu sein, hatte die Herren blind gemacht. Das soll auch in der Politik so funktionieren.

      Mit der Wurst vor der Nase zog so mancher Hund den Schlitten - aber wie lange und wie weit zog er? Irgendwann merkt er, daß ihn alle Anstrengungen nicht zum Genuß führt. Der Duft mag vielleicht echt sein, drinnen ist nur Pappe. Wenn der Hund das merkt, müssen Gewehrläufe oder, in seinem Fall, die Peitsche sprechen. Die helfen ein Stück weiter. Und dann? Der Geruch des Dollars mag ihm noch vorauseilen, aber sein Inhalt enttäuscht. Wer mag, wenn sich das herumspricht, dann noch mitziehen. Frau Merkel vielleicht und ihre Freunde, die beim Raubzug hinterherliefen, weil vielleicht etwas abspringen könnte. Und daher ist Condi Rice, die Peitsche hinterm Bush, zuversichtlich: Die NATO, die UNO und die EU werden sich grundlegend umstellen, weil sie sich der neuen Realität fügen werden - so wie der spanische Präsident Aznar, den sie an den Himmel lobt, vermutlich weil er sich "demokratisch" gegen 92% der eigenen Bevölkerung durchgesetzt und am Raubkrieg im Irak teilgenommen hat (siehe El Pais vom 7.5.). Hier jammert man, daß einem Schnäppchen beim "Wiederaufbau" entgehen könnten, die Cheney mit dem irakischen Öl schon längst seiner Firma Halliburton gesichert hat. Wäre die Entwicklungsschiene durch Zentralasien bis China nicht eine viel lohnendere Arbeit, ohne ohne den Geruch eines Raubkriegs? Weil nicht alle so schön spuren wie die Polen, Merkels oder Aznars, wird weiter mit der Peitsche geknallt, damit alle noch zahlungsfähigen auch zahlungswillig bleiben und sich den "neuen Realitäten" fügen.

      Der Dollar war lange Jahre die westliche Leitwährung und ein hervorragendes Geschäft - für die US-Großaktionäre. Alle Welt versuchte an Dollars zu kommen und mußte dafür arbeiten und liefern. Diese Dollars hätten wieder anderswo einkaufen können, sie wurden aber als Schutz vor Angriffen auf die eigene "floatende" Währung (ist das etwas anderes als Schutzgelderpressung durch die Mafia?) unter die Matratze der heimischen Notenbank gesteckt. In den USA gab es dagegen keinen Grund fremde Währungen als Schutz für die eigene zu horten. Hier schaffte man mit dem Geld an, was man bekommen konnte, und wenn das Geld ausging, druckte man einfach neues und lebte dabei an der Spitze "herrlich und in Freuden", weiter unten "so schlecht und recht" - eben so, wie es sich für kleine Leute nach Ansicht der Schönen und Reichen geziemt. Die Folgen waren vorhersehbar für Leute, die etwas von Wirtschaft und nicht nur vom Geldverdienen verstehen: die Güterproduktion im Land schrumpfte, anderswo konnte man wegen der dort infolge "undemokratischer Verhältnisse" noch schlechter bezahlten kleinen Leute billiger einkaufen. Der wachsende unproduktive Dienstleistungssektor, der den kleinen Leuten (und auch den anderen) ein X für ein U vorzumachen hatte, konnte die "Frei"-gestellten und das akademische Proletariat immer weniger verkraften. So stieg die Arbeitslosigkeit und dem entsprechend schrumpfte trotz ausufernder Kredite und lustiger Zinsgewinne allmählich bei steigender, allgemeiner Verschuldung das Konsumenten-Vertrauen.

      Die Washington Post berichtet am 8.5. von den 8,2 Millionen offiziellen Arbeitslosen in den USA, sind es 2 Millionen schon lange Zeit. Das heißt, sie fallen demnächst auch aus der Arbeitslosenstatistik, weil sie dort als "nicht mehr zu vermitteln" nicht mehr hineingehören. Wie viele auf diese Weise schon aus dem Arbeitsmarkt ausgemustert worden sind und wie es ihnen ergeht, weiß man offiziellerseits natürlich nicht mehr. Aber das "Büro für Arbeitsstatistik" des Arbeitsministeriums weiß doch, daß über die Hälfte der Arbeitslosen sich medizinische Behandlung nicht mehr leisten kann und diese auf einen Zeitpunkt verschieben muß, an dem es vielleicht wieder Arbeit und ein Einkommen gibt, das sie erschwinglich macht. Wie soll es dazu kommen? Durch Gauner wie Cheney Perl oder ihr fundamentalistischer Chef?

      Ihre Beamten wissen auch, daß ein Viertel der offiziellen Langzeitarbeitslosen inzwischen die Wohnung verloren hat. Als Nichtseßhafte fallen sie auch bald aus der Statistik und lassen diese erfreulicher aussehen - und darauf kommt es doch schließlich an. Auf ähnliche Weise frisierte man auch die Einkommensstatistik derer, die noch einen Job haben. "Die Regierung rechnet da eine Menge Zeug hinein, die kein vernünftiger Mensch als Einkommen betrachten würde" schrieb Crudele am 6.5 in der New York Post, so z.B. einen Preis für das kostenlos geführte Lohnkonto, eine virtuelle "Miete" für die Eigentumswohnung, sogar die Verpflegung der Soldaten wird neben anderem auf das allgemeine Arbeitseinkommen draufgeschlagen. Was wollt Ihr denn, es wird doch noch gut verdient. Die Werbung vom "Land der Sehnsucht" hat in Schurkenstaaten immer schon für Widerstandskämpfer gesorgt, die in den überaus zahlreichen militärischen Abenteuern seit Bestehen der USA Munition sparen halfen.

      Doch alles außer der Wurst hat einmal ein Ende, so auch die Verschuldung im Inneren und die Überzeugungsfähigkeit der offiziellen Schönfärberei. Irgendwann quellen die Dollars unter den Matratzen ausländischer Banken so hervor, daß es peinlich wird und auffällt (wenn auch nicht den raubgeilen Gefolgsleuten). Und irgendwann sind auch die Tricks und Ösen zu Ende, mit denen man diese Grenze in den letzten Jahrzehnten immer wieder vor sich herzuschieben verstand. Irgendwann platzt die Wurst und quillt die Pappe hervor. Was dann außer nackter Gewalt?

      80% der Währungsreserven der Welt liegen in den Zentral- und Notenbanken Asiens. Die gehorteten Dollars konnten diese Länder 1997 aber nicht vor einem koordinierten Angriff auf ihre Währungen seitens der westlichen Gelddruckereien und ihrer Spekulanten schützen. Man erfuhr von Experten des Internationalen Währungsfonds und denen in Harvard etc., man habe zu engherzig Dollar gehortet, man hätte mehr davon erwerben und unter die Matratze stopfen sollen. Selbst das nahm man den Experten des Landes der Sehnsucht eine Weile ab. In Japan tut es die Regierung noch. Japan hat im ersten Quartal wieder für 2,38 Billionen Yen (20,44 Mrd. US$) Dollar gekauft, um das Finanzsystem wie das Klima zu retten. Doch in den Ländern, die nicht unmittelbar den zweiten Weltkrieg verloren hatten, konnte man sich der dämmernden Einsicht nicht mehr erwehren, daß sich Dollars leicht und billig drucken lassen, sie aber im Ausland nur durch schwere Arbeit oder die Aufgabe von Souveränitätsrechten zu erwerben sind und vor allem, daß es immer fraglicher wird, was man dafür zurückbekommt - etwa wie im Fall Harksen, aber was verstehen Geldanleger schon von harter Arbeit. Dazu ließ das schrumpfende Konsumenten-Vertrauen in den USA die Nachfrage nach den Ergebnissen ausländischen Fleißes schrumpfen und das wiederum erschwerte den Dollarexport.

      Inzwischen machen sich die Zentralbanken in Asien, wie der Handelsblatt Korrespondent aus Peking schreibt, Sorgen "über die schwache US-Wirtschaft, Washingtons aggressive Außenpolitik und die sich ständig ausweitenden Korruptionsskandale in den Chefetagen der Großbetriebe und an der Wall Street." Wenn die Peitsche auf andere klatscht, hat das mit unter auch andere als die gewünschten Auswirkungen. Wie schnell konnte man selbst der Buhman sein, wenn dazu solche Fakten ausreichten wie die eines Powell vor der UNO. Ist so etwas eine vertrauensvolle Zukunftsperspektive für weniger umerzogene Leute? Schon im September letzten Jahres, also schon vor dem Irak-Krieg, habe man in Asien Arbeitsgruppen eingerichtet, welche die Auswirkungen prüfen sollten, die ein Umstieg vom Dollar auf den Euro oder zu mindestens die Diversifikation bei der Währungsreserve haben könnten. Der Finanzminister des 1998 und danach kräftig verprügelten Landes Indonesien, Nahendra Siregar, kündigte nun als Ergebnis dieser Überlegungen an, das Land wolle in Zukunft seinen Außenhandel in Euro abwickeln. Und nach Auskunft der Business Times Singapore habe Indonesien bereits klamm heimlich 15% seiner 33 Mrd. Währungsreserven von Dollar in Euro umgetauscht.

      Um sich gegen den wachsenden politischen Druck der USA zu schützen, schaut man sich nach Alternativen zur Abhängigkeit vom Dollar um und das bringt selbst den Dollar unter Druck. Doch sind es bisher noch nicht die eingeschüchterten Länder und deren Geldbesitzer, die in großem Stil aus dem Dollar aussteigen (siehe Japan!). Sie sind vielmehr beim Ton der Peitsche sehr vorsichtig, auch weil sie bei einem solchen Ausstieg draufzahlen. Wer bekommt schon das, was er beim Dollar Einkauf aufwenden mußte, beim Ausstieg zurück. Noch sind es die Amerikaner selbst die den Dollar schwächen. Sie verkaufen zunehmend ihre Auslandsguthaben und Anlagen, um im Inneren liquide zu bleiben und ihre eigenen Binnenschulden abzubauen. Der Verkauf amerikanischer Anlagen im Ausland und der Verkauf ausländischer Anlagen in den USA halten sich noch in etwa die Wage und so ist der Dollar noch etwas mehr Wert als Pappe. Deshalb knallt die Peitsche.

      Daß Gefahr in Verzug ist, hat nun selbst die Federal Reserve in den USA zugestanden. Ihr Open Market Commitee hat einstimmig beschlossen, die Zinsen für Tagesgeld nicht zu ändern sondern auf dem 41-Jahres-Tief von 1,25% zu belassen. Die FED hat dabei offen gelassen, ob es sie vielleicht in Zukunft senken oder gar wieder anheben wird. Denn leider sei ein "unwillkommener Absturz in eine substantielle Inflation" nicht mehr auszuschließen und so ist der "Zeitpunkt und das Ausmaß" neuer Zinsbewegungen ungewiß, und so zieht der Goldpreis wieder einmal an. Doch nicht nur das. Herr Greenspan warnt davor, daß ein größerer Derivate-Spekulant (ein Drittel dieser Papiere hat allein die J.P. Morgan Chase Bank abgewickelt) das ganze Finanzgebäude mit sich reißen könnte. "So ein Ereignis würde die Liquidität der Derivate gefährden, mit denen Marktteilnehmer die Risiken ihres ureigenen Geschäfts absichern wollten" und dann würde die "Liquidität des Marktes wahrscheinlich aus dem Gleichgewicht rutschen", ließ er am 8.5. über Reuters verkünden.

      Et ceterum censeo:

      So lange nicht geklärt ist, wer für den Anschlag am 11.September 2001 die Hauptverantwortung trägt, macht sich der Teilnehmer am "Krieg gegen den Terrorismus" vielleicht selbst zum Terror-Komplizen.
      Solange die UNO auf den Angriffskriegs gegen den Irak und die Lügereien, die ihn rechtfertigten wie im Falle der von Israel mißachteten Resolutionen schweigt, führt sie sich selbst ad absurdum.
      Eine realistische Politik zum Besseren kann nur bedeuten,
      Einfluß auf die Wählerschaft in den USA zu nehmen und
      die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Eurasien ohne Rücksicht auf die Pappe auszubauen.

      Weder bei DGB noch bei SPD hat sich letzteres herumgesprochen, von der CDU war es bei der Besetzung nicht zu erwarten.
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:03:37
      Beitrag Nr. 2.676 ()
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      Die fatale Dreieinigkeit

      USA - Nato - EU


      von Wolfgang Hingst, Wien
      Der im folgenden abgedruckte Vortrag von Dr. Wolfgang Hingst wurde am 5. April an der Tagung «Landwirtschaft und Ernährung in einer gefährdeten Zeit» des Bürgerforums Gudrun Schweisfurth in Herrmannsdorf/Glonn gehalten. Diese Tagung ist die dritte dieser Art, die sich zum Ziel gesetzt hat, zusammen mit Bauern und Verbrauchern nach Wegen zu suchen, eine unabhängige Landwirtschaft und gesunde Ernährung zu fördern und auch in Zukunft zu sichern. In diesem Jahr war der Schwerpunkt die EU-Ost-Erweiterung mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Ost und West. Die Analyse von Dr. Hingst lieferte Grundlagen für die Diskussion der Thematik. Er weist nach, dass die EU unter dem Druck der USA entstanden ist und nun fortgeführt wird. Durch Einschränkung von nationaler Souveränität werden die Einzelstaaten geschwächt und die Landwirtschaft «höheren» strategischen Zielen geopfert. Neben dem Leid der Bauern ist zunehmend die Ernährungssouveränität der Einzelstaaten gefährdet. Spätestens hier sind wir Bürger buchstäblich betroffen und aufgefordert, etwas zu tun.

      Von Dr. Hingst ist im Verlag «Zeit-Fragen» soeben das Buch «Paradies oder Weltuntergang. Wir haben die Wahl» (ISBN 3-909234-00-3) erschienen. Dr. Hingst ist Historiker und war jahrzehntelang Redakteur in Fernsehen und Hörfunk (ORF) und arbeitet jetzt als freier Publizist in Wien.

      Noch vor 10 Jahren griff die Vernebelungstaktik. Es hiess, die EU wolle anachronistischerweise aus Europa eine Zitadelle machen für den Kampf mit den USA und Japan auf Biegen und Brechen. Heute ergibt sich durch die Öffnung der US-Archive eine völlig neue Sicht. Jetzt sieht das Bild so aus: Die EU ist eine Kreation der USA. Die Vereinigten Staaten haben massiven Druck ausgeübt, um Europa zur Integration zu zwingen. EU plus Nato sind der verlängerte Arm der USA.

      Die drei - USA, Japan, EU - kämpfen nicht gegeneinander, sondern gegen den «Rest der Welt», wie es im Brainwash-Jargon heisst. Allerdings, wie wir durch den monströsen Skandal des Irak-Kriegs sehen, mit steigender Zerfallstendenz, die letztlich auch Nato und EU sprengen könnte. Ich würde allerdings darauf nicht wetten. Schon beginnt die EU-Spitze die Arbeitsteilung der Bush-Regierung zu akzeptieren: USA und Grossbritannien bomben und kassieren - vor allem das Öl -, der «Rest der Welt» zahlt den Wiederaufbau und damit den Grossteil der Kriegskosten.

      Der Irak-Krieg ist unmenschlich und in mehrfacher Hinsicht ein Rechtsbruch:

      Nach der amerikanischen Verfassung darf ein Krieg nur mit Zustimmung des Kongresses erklärt bzw. geführt werden. George W. Bush hat den Kongress nicht einmal gefragt.
      Der Krieg ist völkerrechtswidrig. Nach der Uno-Charta gilt, dass Gewaltanwendung gegen einen Staat nur in zwei Fällen zulässig ist: zur Selbstverteidigung oder mit einer Ermächtigung des Sicherheitsrates. Das ist nicht der Fall. Dabei ist die Uno-Charta auch ein amerikanisches Produkt. Die US-Nachrichtendienste haben schon vor ihrer Annahme am 24. Oktober 1945 die geheimen Codes fast aller 50 Gründungsmitglieder geknackt und deren Kommunikation abgehört. Das befähigte nach den Worten des New Yorker Historikers Stephen Schlesinger die USA, «die Uno nach ihren Wünschen zu formen».1 Herr Bush betrachtet sie demnach als sein Eigentum und bezeichnete die Ablehnung des Irak-Kriegs durch die Uno als «irrelevant».2
      Christian Tomuschat, Rechtsprofessor in Berlin und Mitglied des Völkerrechtswissenschaftlichen Beirats im Auswärtigen Amt, spricht vom «Ende der bestehenden Weltordnung»: «Dann gilt nur noch das Recht des Stärkeren. In einer solchen Welt kann eigentlich niemand leben wollen.»3

      John Le Carré, britischer Geheimdienstmann und Buchautor, hat es knapp auf den Punkt gebracht: «Amerika ist in eine seiner Phasen historischen Wahnsinns eingetreten.»4

      Alles in allem: Es ist ein Krieg gegen das Recht und den Willen der Weltgemeinschaft. Die USA stellen sich damit ausserhalb der Rechts- und Völkergemeinschaft.

      US-Powerplay nach dem Zweiten Weltkrieg
      Die Idee von Europa als dritter Kraft zwischen den USA und der Sowjetunion, aber im Schlepptau Amerikas, quasi als «Juniorpartner der USA für das globale Kräftemessen»,5 stammt von General Eisenhower (1890-1969). Der Republikaner Dwight David Eisenhower war 1945 Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, 1950 bis 1952 Nato-Oberkommandierender und 1953 bis 1961 US-Präsident. Eisenhower und seine Nachfolger haben diese Idee mit Hilfe einiger Freunde in Europa durchgesetzt. Oder wie es Beate Neuss in ihrer Habilitationsschrift «Geburtshelfer Europas» etwas verschämt ausdrückt: «Am Anfang des Weges zu einer Europäischen Union standen die Vereinigten Staaten von Amerika.»

      Was waren die Gründe für das Powerplay der USA in Europa?

      Die USA waren die eigentlichen Gewinner des Weltkriegs. Die Europäer, auch England und Frankreich, hatten sich gegenseitig zerfleischt. So konnten sich die USA als «Ordnungsmacht» etablieren und ihre «neue Weltordnung» durchsetzen. Eine eigenständige Rolle war für Kontinental-Europa nicht vorgesehen. Washingtons Europa-Politik ist bis heute gleichgeblieben.

      Warum waren die USA an der Etablierung eines europäischen Zusammenschlusses nach 1945 so interessiert? Sie wollten vor allem drei Ziele erreichen:

      Den Aufbau eines europäischen Blocks gegen die Sowjetunion
      Die Eingliederung des wieder aufstrebenden Deutschlands in diesen Block mit dem Hintergedanken, dass es nie wieder so dominant werden dürfe wie vor dem Krieg
      Die Etablierung eines profitablen Absatzmarktes mit der Chance für Direktinvestitionen

      Die Haupthebel zur Durchsetzung der Machtpolitik der USA gegenüber Europa waren die Finanz-, die Energie- und die Sicherheitspolitik. Die eingesetzten Mittel lassen sich unter Erpressung und Manipulation einordnen:

      Koppelung der Finanzhilfe an die Europäische Integration
      Einsatz von Kristallisationspunkten für die europäische Integration
      Massiver Lobbyismus
      Die Erpressung der Europäer
      Nehmen wir zunächst Punkt 1 unter die Lupe: die Koppelung der Finanzhilfe an die Europäische Integration. Dieses Spiel ist untrennbar verbunden mit dem Namen ihres Dirigenten George Catlett Marshall (1880-1959). Er war 1939 bis 1945 Generalstabschef der US-Streitkräfte, 1947 bis 1949 US-Aussenminister und 1951/52 Verteidigungsminister.

      1953 erhielt Marshall zusammen mit Albert Schweitzer den Friedensnobelpreis. Er war hochrangiger Freimaurer wie Winston Churchill (1940-1945 und 1951-1955 britischer Premierminister) und Harry Truman (1945-1953 US-Präsident).

      Der nach Marshall genannte Plan verlangte ausdrücklich eine europäische «economic federation», eine Wirtschaftsgemeinschaft, als Basis für finanzielle US-Hilfe, und er forderte den Ersatz des alten europäischen Systems souveräner Staaten durch die Vereinigten Staaten von Europa nach US-Muster.

      Marshalls Instrument sind die ERP-Mittel (ERP = European Recovery Program = Europäisches Wiederaufbauprogramm). In den Jahren 1948-51 waren ERP-Mittel von 20 Milliarden Dollar vorgesehen. Eine ernorme Summe. Sie wurde in jährlichen Raten ausgezahlt und Verweigerung der nächsten Rate angedroht, wenn die Europäer nicht spuren wollten.

      Die zweite Achse des amerikanischen Drucks in Richtung einer europäischen Integration war die Schaffung von Kristallisationspunkten:

      EGKS (Montanunion)
      Nato-Mitgliedschaft
      Euratom
      EGKS steht für Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Sie wurde am 18. April 1951 gegründet. Dirigent war wieder George Catlett Marshall. Sein Ziel: ein vereintes Europa als Vasall der USA.

      Bundeskanzler Konrad Adenauer spielte mit, aber ein kategorisches Nein von SPD-Chef Kurt Schuhmacher drohte die Montanunion zu kippen. Darauf reagierten die USA mit Erpressung: Ohne Unterschrift unter den EGKS-Vertrag gebe es kein Ende des Besatzungsregimes und der aussenpolitischen Beschränkungen der Bundesrepublik. So wurde Schuhmacher gefügig gemacht.

      Wie wichtig den Amerikanern die Montanunion - die erste Stufe zur EU - war, zeigt sich unter anderem daran, dass die US-Regierung dem deutschen Aussenamt grosszügige Finanzhilfen für eine Kampagne gewährte, um die öffentliche Meinung in Deutschland für die Montanunion positiv zu beeinflussen. Die Gehirnwäsche in Sachen EU hat also eine lange Tradition.

      Der zweite Kristallisationspunkt war die Nato. (Nato = North Atlantic Treaty Organization = Nordatlantikpakt; gegründet am 4. April 1949 von Belgien, Dänemark, Frankreich, Grossbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Portugal und den USA) Der Weg zu den «Vereinigten Staaten von Europa»6 führte und führt für die USA über Deutschland. Nicht nur die Auszahlung von ERP-Mitteln, auch die Wiederbewaffnung Deutschlands und die weitgehende Wiederherstellung seiner Souveränität wurden an den Nato-Eintritt gebunden.

      Der erzwungene Beitritt Deutschlands zur Nato erfolgt 1955. Über die gemeinsame Verteidigungspolitik war und ist Europa an der langen Leine Washingtons.

      EU plus Nato sind der verlängerte Arm der USA. Diese Politik reicht bis zu den Kriegen im Irak, im Balkan und in Afghanistan.

      Der Nato-Beitritt der osteuropäischen Länder ist die Eintrittskarte für ihren EU-Beitritt. Deshalb ist der Druck für die Ost-Erweiterung der EU enorm: Die Vereinigten Staaten schaffen sich damit noch bessere Verbündete als in Westeuropa. Gleichzeitig reift damit ein respektabler Spaltpilz für EU und Nato heran.

      Der dritte Kristallisationspunkt waren Euratom plus EWG. (Euratom steht für Europäische Atomgemeinschaft, EWG für Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.) Euratom wurde zum Zweck der Bildung und Entwicklung von Atomindustrien, zur Versorgung der Mitglieder mit spaltbarem Material am 25. März 1957 gegründet - mit Sitz in Brüssel. Dort befindet sich auch das Mahnmal für die damals wie heute lebensgefährliche Technologie: das Atomium, errichtet 1958, über 100 m hoch.

      Der Euratom-Vertrag trat zusammen mit der EWG, dem Gemeinsamen Markt, am 1. Januar 1958 in Kraft.

      Einer der Helfershelfer der USA bei der erzwungenen europäischen Integration und ihrer Verkettung mit der Atomenergie war Franz Josef Strauss, bekannt für seine Amigo-Politik.7 Zunächst Minister für Atomenergie spielt Strauss nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Euratom. Mit Konrad Adenauer stellt er ein Junktim, eine zwingende Verbindung, mit dem Gemeinsamen Markt in Europa her - natürlich mit Unterstützung der USA.

      EWG und Landwirtschaft
      Der Gemeinsame Markt schloss bereits die Landwirtschaft mit ein. Die europäischen Bauern wurden und werden damit für geopolitische Interessen der USA geopfert. Schon damals war klar, dass die stark sinkenden Preise Millionen Bauern von ihren Höfen vertreiben und dass die USA die Ausgleichszahlungen mit Hilfe des GATT torpedieren würden. (GATT = General Agreement on Tariffs and Trade = Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen, 1947 in Genf beschlossen)

      Schon die 1971 beschlossene «Neuordnung der Landwirtschaft in der Gemeinschaft» - nach dem damaligen Vizepräsidenten der EWG Sicco Mansholt Mansholt-Plan genannt - plante den Untergang: Man wollte «angemessene Preise» für landwirtschaftliche Produkte. Mansholt wusste, was das hiess.

      Dass das europäische Bauernsterben geplant war, bestätigt eine Aussage von Sicco Mansholt. Er sagte: «Ich verteidige einen Preis, der einem effizient arbeitenden Familienbetrieb von etwa achtzig bis hundert Hektar ein Auskommen ermöglicht. Mehr als vier Fünftel aller Betriebe in der EG erfüllen diese Voraussetzung nicht.»8

      Schon damals war klar: Nur die Grossen sollen überleben, die Kleinen verschwinden. Wohin? In den riesigen Markt der Arbeitslosigkeit. Der spanische Ministerpräsident José María Aznar begnügt sich nicht nur mit der Rolle als Kriegstreiber im Irak, er ist auch noch stolz auf seine Rolle als Arbeitsplatzvernichter. In einem Interview mit der «Zeit»9 antwortete er auf die Frage: «Spanien profitiert auch von den Agrarsubventionen. Die müssen doch abgeschafft werden, oder?»: «In Spanien haben wir auf diesem Sektor schon viel getan. Seit dem Eintritt in die EU 1986 haben 1 Million Menschen ihren Job in der Landwirtschaft verloren.» Man fasst es nicht.

      Wie reimt sich das? Die spanische Regierung unterstützt die USA beim Irak-Krieg, kritisiert das friedliebende Deutschland und ist mit fast 7 Milliarden Euro der grösste Netto-Empfänger in der EU. Diese Ungereimtheit ist nur verstehbar, wenn man weiss, dass die EU eine Kreation im Interesse der USA ist.

      Das gleiche gilt für die Regierungen von Bulgarien, der Slowakei, Polen (polnische Spezialtruppen operieren im Irak), Ungarn (in der südungarischen Luftwaffenbasis Taszar schulen die Amerikaner Exil-Iraker) und von Tschechien und Slowenien - trotz Antikriegsstimmung der überwältigenden Mehrheit in der Bevölkerung. Ihre Eintrittskarte in die EU und damit zu den Geldtöpfen ist die Nato-Mitgliedschaft.

      Die Ost-Erweiterung wird ohne in Demokratien selbstverständliche Volksabstimmungen einfach durchgezogen, obwohl die Zustimmung in der EU von Jahr zu Jahr sinkt und eine Mehrheit von bis zu zwei Drittel (Frankreich, Österreich) gegen die Ost-Erweiterung ist.

      Selbstverständlich wird dieser Politik auch unsere Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung geopfert - und die in den Ostgebieten. Die Ostbauern erhalten nur ein Viertel jener Zuschüsse, den ihre westeuropäischen Kollegen erhalten. Und die nationalen Förderungen dürfen nur 25 bis 30% der EU-Subventionen ausmachen.10

      Wieder werden Millionen Kleinbauern unter die Räder kommen. Wieder schliesst sich der Kreis zu den Vereinigten Staaten. Die Basis der EU-Politik sind industrialisierte Landwirtschaft und offene Märkte mit ihrem wahnsinnigen Konkurrenzdruck. Ökologische Qualität spielt kaum eine Rolle. Auf diesem Sektor sind die USA mit ihren riesigen Einheiten und ihrer Fast-food-Philosophie unschlagbar.

      Der amerikanische Agent Jean Monnet
      Vergegenwärtigen wir uns nochmals die historische Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 12. April 1945 stirbt US-Präsident Franklin D. Roosevelt, und der Demokrat Harry Spencer Truman wird Präsident (bis 1953). Die Sowjetunion kassiert Osteuropa, und der kalte Krieg beginnt.

      John Foster Dulles, damals noch aussenpolitischer Berater der Republikaner und US-Delegierter bei den Vereinten Nationen, 1953 bis 1959 Aussenminister unter Eisenhower, sagt schon 1947 in einer Rede:

      «Europe must federate or perish» - Europa muss sich verbünden oder verschwinden. Das ist der Ball, den wie kein zweiter Jean Monnet aufnimmt. Der gebürtige Franzose lebt während des Zweiten Weltkriegs die meiste Zeit in den USA. Er ist dort Mitglied des britisch-amerikanischen Verbindungsbüros und unterhält enge Beziehungen zu US-Präsident Roosevelt, den er zur Aufgabe der amerikanischen Neutralität drängt.11

      Jean Monnet ist vor allem Geschäftsmann und Bankier und arbeitet politisch hinter den Kulissen. Christophe Réveillard, Historiker an der Sorbonne, sagt ihm einen geradezu «leidenschaftlichen Hang zum Geheimen»12 nach. Monnets Ziel ist eine zentralistische Weltordnung und die Schaffung immer grösserer Einheiten. Zu Recht wird er als «amerikanischer Agent»13 und als «Vater der Europäischen Gemeinschaft» bezeichnet.

      Jean Monnet (1888-1979) war auch ein enger Freund von J.F. Dulles. 1919 bis 1923 war er stellvertretender Generalsekretär des Völkerbundes, 1946 bis 1950 Leiter des Amtes für wirtschaftliche Planung. Monnet war auch enger Berater von Aussenminister Robert Schuman, der schon in den 40er Jahren die europäische Einigung im Visier hatte. Und er war massgeblich beteiligt am Schuman-Plan, der zur Errichtung der Hohen Behörde Montanunion führt. 1952 wird er ihr Vorsitzender. (Der britische Staatssekretär im Kriegsministerium, Strachey, hat den Schuman-Plan übrigens ein «plot» genannt, eine Verschwörung, und zwar des europäischen Grosskapitals.) 1955 gründet Monnet das «Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa».

      Zu den Schlüsselfiguren der US-Administration, die Monnet für die Etablierung der EU einspannt, zählen neben John Foster Dulles auch John McCloy, bis 1948 Präsident der Weltbank, dann US-Hochkommissar in Bonn und Harvard-Professor. (Später wurde McCloy «special consultant» der Trilateralen Kommission14 - siehe unten) Die Deutschen und sicher auch die Briten ahnten nicht, wie eng hinter den Kulissen konspiriert wurde. Vor allem McCloy agierte geradezu als Interessenvertreter Monnets - und umgekehrt.

      Souveränitätsverlust
      Souveränität ist, kurz gesagt, die Unabhängigkeit vom Einfluss anderer Staaten. Monnet spielte den mit der Integration untrennbar verbundenen Souveränitätsverlust herunter. Slogan: Souveränität ist ein Begriff aus längst versunkener Vergangenheit, eine überholte barocke Arabeske der Politik. Das Ziel war schon damals klar: Nur die Vereinigten Staaten haben Anspruch auf Souveränität. Folge in der Gegenwart: Die USA boykottieren den Internationalen Strafgerichtshof, führen ohne Uno-Mandat Angriffs-Krieg im Irak, scheren sich nicht um internationale Vereinbarungen (Kyoto-Protokoll).

      Die Rechnung ist voll aufgegangen: Heute werden in der EU 80% der Gesetze in Brüssel beschlossen. Man könnte die nationalen Parlamente zusperren, und keiner würde es merken. (Beweis: Als der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel monatelang über eine neue Regierung verhandelte, die dann wieder die alte wurde, wurden Regierung und Parlament als höchst überflüssig vorgeführt.) England und Frankreich haben sich ihren Souveränitätsverzicht teuer abkaufen lassen. England verweigerte den Euro und zahlt nicht einmal ein Drittel von Deutschland in den Brüssler Budgettopf («Britenrabatt»), Frankreich weniger als die Hälfte von Deutschland.

      Hinter den Kulissen
      Um diese schier unglaublichen Vorgänge der mit dem Nato-Beitritt gekoppelten Ost-Erweiterung der EU über die Bühne zu bringen, wurden schon früh Gremien gegründet, die hinter den Kulissen arbeiten und sich jeder demokratischen Kontrolle entziehen. Zu ihnen gehören die Trilaterale Kommission und die «Bilderberger».

      Die Trilaterale Kommission wurde 1973 von David Rockefeller gegründet und ist ein «Beratungsgremium auf hoher Ebene für globale Zusammenarbeit». David Rockefeller, aus der «Dynastie» der Erdölmagnaten und Industriellen stammend, ist Eigentümer der Chase Manhattan Bank und durch sie einer der Hauptaktionäre der Federal Reserve Bank.

      Die konspirative Vereinigung zählt 100 Mitglieder aus den USA, Japan und der EU. Prominente Trilateralisten waren die amerikanischen Präsidenten Carter, George Bush (der Vater des heute amtierenden Präsidenten) und Clinton. Aber auch Otto Graf Lambsdorff führte schon mal den Vorsitz. Nach dem irischen Nobelpreisträger Sean MacBride dient die Trilaterale Kommission vor allem den Interessen der grossen US-Banken. Ihr Einfluss auf die Politik ist enorm.

      Die «Bilderberger» tragen ihren Namen nach dem ersten Treffen im holländischen Hotel de Bilderberg im Mai 1954, das unter dem Schutz von Prinz Bernhard der Niederlande stand. Sie organisieren alljährlich zumindest eine Tagung und sind ein unter strengstem Ausschluss der Öffentlichkeit operierender Lenkungsausschuss der USA und EU, ein Kreis, in dem sich vor allem Grossbankiers, Industrielle, Spitzen-Manager, ausgewählte Journalisten, Militärs, Geheimdienstleute und führende Politiker treffen. Fixteilnehmer ist stets auch der jeweilige Nato-Befehlshaber.

      Bekannte deutsche Bilderberger waren bzw. sind: Rainer Barzel, Ludwig Erhard, Walter Leisler-Kiep, Gerhard Stoltenberg, Franz Josef Strauss, Egon Bahr, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Axel Springer ...

      Aber auch Giovanni Agnelli (Fiat), Marcus Wallenberg, der skandinavische Multimilliardär, Prinz Philip, Prinz Charles (im Protokoll immer ohne Namensnennung), Edmond de Rothschild, Henry Ford II, Henry Kissinger oder George Bush (Vater) sind Mitglieder des konspirativen Kreises.

      Und auch das kleine Österreich darf nicht fehlen. Ex-Staatssekretär Peter Jankowitsch war der Hauptverbindungsmann und werkte «in jenem Gremium, das die jährliche Einladungsliste zusammenstellt». Georg Zimmer-Lehmann, früherer CA-Direktor, nahm diese Aufgabe vor Jankowitsch wahr. Auch Ex- Bundeskanzler Franz Vranitzky und ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch waren ab und an mit von der Partie.

      Die «Bilderberger» vertreten die Interessen des Kapitals unter amerikanischer Führung. Natürlich ist David Rockefeller immer als Ehrengast willkommen. Der britische Autor Mike Peters vertritt sogar die Auffassung, dass die Europäische Union von den «Bilderbergern» konzipiert wurde. Wenn nicht konzipiert, dann sicher gefördert - vor allem in den Jahren 1954 bis 1957 -, also von der Gründung der «Bilderberger» 1954 bis zur Etablierung von EWG plus Euratom drei Jahre später.

      Alles in allem
      Die EU ist eine Kreation der USA. Grundidee ist die Schwächung der europäischen Staaten durch Souveränitätsverlust, der Aufbau eines Vorfeldes gegen Osten. Das hat sich schon in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Die Vereinigten Staaten übten massiven Druck aus, um die europäische Integration durchzusetzen. Staatschefs wurden über den Tisch gezogen, die Öffentlichkeit manipuliert.

      Die USA sollten schliesslich als einziges souveränes Land übrigbleiben, das die Welt beherrscht. Das ist weitgehend gelungen, wie wir heute sehen. Aber der Prozess ist nicht unumkehrbar. Auch wenn es lange dauert. Wir sollten uns die verlorengegangene Souveränität durch zähe und friedfertige Arbeit wieder zurückholen!

      1 Die Presse vom 26.4.1995

      2 Der Standard vom 5.3.2003

      3 Der Spiegel 4/2002, Seite 24f.

      4 Der Spiegel 4/2003, S. 138

      5 Beate Neuss. Geburtshelfer Europas? Die Rolle der Vereinigten Staaten im europäischen Integrationsprozess 1945-1958. Baden-Baden 2000, Seite 355 und 358

      6 Christophe Réveillard. «Jean Monnet und das supranationale Europa.» In: Zeit-Fragen vom 31.7.2000, Seite 10f.

      7 Wolfgang Hingst. Paradies oder Weltuntergang - wir haben die Wahl. Zürich 2003, Seite 45ff.

      8 Wolfgang Hingst. 10 Thesen gegen Grosseuropa. Wien 1992, Seite 66

      9 Stefanie Müller, Petra Pinzler. «Nicht an Masstricht rütteln». In: Die Zeit vom 20.3.2003, Seite 27

      10 Hannes Hofbauer. Osterweiterung. Wien 2003, Seite 202f.

      11 Karl Müller. «Ende der Montanunion. Kein Grundstein für ein demokratisches Europa.» In: Zeit-Fragen vom 29.7.2002, Seite 8

      12 Christophe Réveillard. a.a.O.

      13 Christophe Réveillard. a.a.O.

      14 Christophe Réveillard. a.a.O.



      Artikel 1: Zeit-Fragen Nr.16 vom 5. 5. 2003, letzte Änderung am 5. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:04:22
      Beitrag Nr. 2.677 ()
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:05:35
      Beitrag Nr. 2.678 ()
      Die Baisse dauert an!

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 348 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Die U.S. Ökonomie setzt ihren weichen Kurs fort, sagt die Financial Times. Wo schaut man nach befriedigenden Renditen in einer Welt von 1,25% Geldmarktzinsen und 5% Long Bonds? Die Antwort lautet: Gold! Denn es ist unterbewertet und wenig beachtet. Gold war 20 Jahre in der Hundehütte und Investoren trauten sich nicht es anzurühren. In den letzten beiden Dekaden stieg der Dow um 1200% und Gold fiel um 70%. Seitdem stieg Gold um 40% und Aktien fielen durchschnittlich um 50%. Um den Dow zu kaufen braucht man 22 Unzen Gold. Das ist doppelt soviel Gold wie noch nie zuvor in den letzten 100 Jahren. Gold hat noch einen langen Weg nach oben vor sich.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!


      evotrade.de
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      schrieb am 11.05.03 17:10:49
      Beitrag Nr. 2.679 ()
      Roland Leuschel

      Warten auf die vierte Rallye

      Wie in den vorangegangenen Kolumnen angedeutet, scheint die dritte Rallye an den Börsen nach Beginn des Crashes im Frühjahr 2000 « programmgemäss » zu Ende zu gehen. Zwar hat der Dax zweimal die 3.000er Marke knacken können, konnte aber nicht die 200 Tage Durchschnittslinie entscheidend überwinden. Diese 200 Tage Durchschnittslinie hat sich in der Vergangenheit oft als entscheidende Widerstands- und Unterstützungslinie erwiesen, obwohl man es fundamental nicht erklären kann. Aber Sie wissen ja, die Börse ist weiblich, und ihre Natur bleibt daher den Börsianern immer und ewig verschlossen. Eine andere in mehreren Kolumnen vorausgesagte Entwicklung scheint jetzt Form anzunehmen : Der Euro stieg über 1,15 gegenüber dem Dollar, und die nächste Etappe dürfte bei 1,40 Euro sein. Dann allerdings wird es ernst. Wie in dieser Kolumne schon öfters erwähnt riskieren wir die Weltwirtschaftskrise II, und ein Dollar über 1,40 Euro würde eine tiefe Rezession in Europa bedeuten.

      Wie aus den Protokollen des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank vom 18. März hervorgeht, herrscht in diesem Gremium inzwischen ein pessimistischer Grundton. Von mehreren Mitgliedern dieses Gremiums wird die Gefahr einer Deflation (dort spricht man von Desinflation der Kern-Verbraucherpreise) als wahrscheinlich erachtet, und « ein schwaches Wachstum für längere Zeit » nicht ausgeschlossen. Wie wir alle wissen, ist eine Deflation keine gute Aussicht für Unternehmensgewinne und Investitionen, daher glaube ich den Ökonomen von Goldman Sachs, die behaupten, « eine weitere Zinssenkung in naher Zukunft, womöglich schon im nächsten Monat, wird immer wahrscheinlicher ». Ich vermute, der Zinssatz für Tagesgeld, der schon auf 40-jährigem Tiefstpunkt ist, wird schon im Juni um 0,5 Prozentpunkte auf 0,75% gesenkt.

      Eine Möglichkeit seine Anlagen gegen die Dollarschwäche abzusichern ist die neue währungsgesicherte Goldanleihe von HSBC Trinkaus & Burkhardt, die eine Laufzeit von 5 Jahren hat und einen Zins von 1% per annum abwirft. Ausserdem erhält der Inhaber 45% der positiven Performance des Goldpreises, in US-Dollar gerechnet. Die Anleihe liegt zur Zeichnung vor. Bei einer angenommenen jährlichen Entwicklung des Goldpreises von 15% (was sehr konservativ ist) ist die Performance dieser Garantie-Anleihe in Euro per annum 8,7%. Sie können also an der zukünftigen Goldpreisentwicklung ohne Risiko teilhaben, da Sie nach 5 Jahren Ihre Anleihe zu 100% in Euro zurückgezahlt bekommen.

      « Ich denke, Alan Greenspan sollte eine weitere Amtszeit bekommen », erklärte am 22. April dieses Jahres der amerikanische Präsident. Die amerikanische Börse antwortete spontan positiv, und die Medien diesseits und jenseits des Ozeans waren voller Lob für diese Entscheidung, und Alan Greenspan hat auch bereits zugesagt. Ich bin darüber auch sehr froh und stimme Claus Vogt von der Berliner Effektenbank zu, der in seiner letzten Ausgabe von Perspektiven nüchtern bemerkt : « Mit einer weiteren Amtszeit kann sich Greenspan als verantwortungsvoller Mensch hervortun, der die von ihm eingebrockte Suppe auch auszulöffeln gewillt ist. » (Weitere Details werden Sie in einem Buch finden können, das mit dem Titel « Alan und seine Jünger » im Finanzbuch Verlag München im Herbst erscheinen soll.) Übrigens die gesamte industrielle Nachfrage (insbesondere der Schmuckindustrie) übertrifft seit einigen Jahren die jährliche Goldproduktion um rund 900 bis 1.200 Tonnen jährlich. Mehr als ausgeglichen wurde dieser Fehlbetrag durch die Verkäufe der europäischen Notenbanken, die den Erlös in zinstragende Dollar-Titel angelegt haben. Darüber kann sich der Bürger nur wundern. Als Argument haben diese Notenbanken angeführt, Gold bringe eben keine Erlöse. Da frage ich mich, warum haben diese Bürokraten das nicht vor 20 Jahren entdeckt, als der Goldpreis bei 850 Dollar die Feinunze lag und der US-Diskontsatz bei 14% ?

      Fazit : Es gibt noch andere Gründe warum der Goldpreis demnächst stark ansteigen könnte. Erhöhen Sie daher den Gold-Anteil Ihres Portefeuillesüber die bisher empfohlene 5%-Grenze. Ansonsten machen sie Kasse bei Ihren Aktien-Tradingpositionen und vermindern Sie den Dollar-Anteil in Ihrem Portefeuille.

      Am 20. Mai findet im Städel von Frankfurt das « Frankfurter Fonds Forum der Credit Suisse Asset Management » statt. Dort werde ich einen kurzen Vortrag halten und mit bekannten Leuten wie Dr. Jens Erhardt, oder Karl Fickel diskutiern unter der Leitung des N-TV Moderators Bernd Heller. Titel meines Vortrages : « Alan Greenspan : Biedermann und Brandstifter ». Übrigens wenn Sie die Börse weniger interessiert, zum Abschluss der Veranstaltung hält Professor Dr. Hellmuth Karasek, u.a. bekannt durch das « Literarische Quartett » einen Vortrag.

      Roland Leuschel


      09.05.2003
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:12:43
      Beitrag Nr. 2.680 ()
      «Die versteckte Hand des Marktes wird ohne eine versteckte Faust niemals funktionieren»

      Damit die Globalisierung funktioniert, darf sich Amerika nicht scheuen, wie die allmächtige Supermacht zu agieren, die sie ja tatsächlich ist. Die versteckte Hand des Marktes wird ohne eine versteckte Faust niemals funktionieren. McDonald`s kann ohne McDonnell Douglas, der den Jagdbomber F-15 gebaut hatte, nicht prosperieren, und die versteckte Faust, die die Welt für die Technologie aus dem Silicon Valley auch in Zukunft sicher und zugänglich macht, heisst US-Armee, Luftwaffe, Marine und Marineinfanterie.

      Quelle: Thomas Friedmann, 28. März 1999 in der «New York Times». Zit. nach Tariq Ali, Fundamentalismus im Kampf um die Weltordnung. München 2002, S. 342


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      Skandinavische Kronenallianz
      Innerhalb des schwedischen und nordischen Eurowiderstandes bahnt sich eine neue Gruppierung an. «Die skandinavische Kronenallianz» wird möglicherweise an einem Treffen in Stockholm gegründet. Die Allianz würde in Schweden, wie auch in Dänemark und Norwegen, Teil des Kampfes gegen den Euro werden, indem man eine gemeinsame skandinavische Krone befürwortet, wie es sie in der Periode von 1873-1914 gab.

      Quelle: Volksbewegung gegen die EU (Dänemark)



      Artikel 18: Zeit-Fragen Nr.16 vom 5. 5. 2003, letzte Änderung am 5. 5. 2003
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      schrieb am 11.05.03 17:21:08
      Beitrag Nr. 2.681 ()
      Les Baux-de-Provence und die Börse

      von Jochen Steffens

      Warum habe ich mir eigentlich Sorgen um den Euro gemacht? 1,15 Dollar! Bald ist das Allzeithoch von 1,19 Dollar erreicht. Nun gut, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Und gerade bei Geldanlagen ist in diesen wirren Zeiten an den Börsen Vorsicht oberstes Gebot. Das Stopplimit für die Teilposition Eurocall bleibt drin. Aber mein Daxput ist wieder im Plus. Erfreulich.

      Die Amis haben brav an dem 1155er Widerstand im Nasdaq100 angefangen zu verkaufen. Die Amerikaner sind bekannt für ihre Liebe zur Charttechnik. Der Dax rasselte darauf wie gewohnt erst einmal um knapp 4 % weg. Offizielle Begründung: Die Anleger zeigten sich enttäuscht über die ausgebliebene Zinssenkung (seltsame Begründung, da im Vorfeld kaum jemand mit einer Zinssenkung gerechnet hatte). Wirklicher Grund: Die Deutschen sind bekannt für ihre emotionales Verhalten an der Börse, gerne verfallen sie von einem Extrem ins andere. Von Panik in Euphorie, so kann Börse zur Sucht werden.

      Die (deutschen) Investoren haben gesehen, dass der Dax in den letzten Tagen bereits im Vergleich zu den Amis schwächelte und saßen alle etwas nervös vor den Monitoren. Die rechte Hand zittrig auf der linken Maustaste, den Mauszeiger auf "VERKAUFEN – ALLES", haben sie bei den ersten Anzeichen von Schwäche bei den Amerikanern den linken Finger fallen lassen. Durchatmen, Gewinne gesichert, und zurücklehnen. Sie kennen vielleicht das entspannende Gefühl, eine Position verkauft zu haben. Heute morgen besinnen sich die ersten wieder eines Besseren und steigen ein, Gegenreaktion traden. Sollte der Dax nun jedoch wieder nach oben tänzeln, sitzen die restlichen wieder ebenso nervös vor den Monitoren und wollen ihre Positionen erneut aufbauen.

      Wenn Sie wie ich in der Provence sitzen würden, bei strahlendem Wetter, auf den Wegen von Königen und Baronen des frühen Mittelalter, würden Sie wahrscheinlich auch etwas spöttisch lächelnd auf diese Entwicklungen schauen. Doch ich weiß genau, noch etwas mehr als eine Woche und ich reihe mich wieder in die nervöse Tradergilde ein und sitze ebenso gebannt vor meine vielen Monitoren und reagiere gereizt, wenn Freunde mir sagen, ich arbeite zu viel.

      Der Hauptgrund für die aktuelle Schwäche der amerikanischen Indizes ist die Veröffentlichung schwacher Absatzzahlen einiger großer Einzelhändler für April. Diese Zahlen bestärken die Vermutung, dass der Konsum nicht wie erwartet ansteigt. Die Nachkriegseuphorie könnte doch schneller verpuffen und nicht zu einem anhaltend steigendem Konsumverhalten führen. Und wie ich bereits sagte, die hohen Arbeitslosenzahlen in Amerika fressen die Effekte des gestiegenen Verbrauchervertrauens auf. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA sind auch in dieser Woche auf dem hohen und kritischen Niveau über 400.000 geblieben. Zudem ist die Verschuldung der privaten Haushalte eine weitere Konsumbremse. Die amerikanische Wirtschaft hängt jedoch auf Gedeih und Verderb am Tropf des Konsums. Da helfen auch keine besseren Unternehmensergebnisse, die zum größten Teil auf Kosteneinsparungen zurückzuführen sind und nicht auf deutliche Umsatzsteigerungen.

      Im Moment genieße ich jedoch die Ruhe und Abgeschiedenheit dieses wunderschönen provencialischen Landhauses, das gute Essen und besonders den überaus schmackhaften Rotwein. Wobei ich ein bisschen das Gefühl habe, dass auch das Land mit seinen Düften und Farben und Geräuschen und Stimmungen die Geschmacksnerven positiv beeinflusst. Aufgrund des provencialischen Weines werde ich mich heute auch etwas kürzer fassen müssen. Denn heute geht es mit unserem Gastgeber zu ausgesuchten Weinproben in der Umgebung. Immerhin 90 Liter Wein darf man innerhalb der EU aus- und einführen und das pro Person. Zu zweit sind das 180 Liter oder 257 Flaschen. Mal schauen ob wir da noch das Gepäck mitkriegen oder es uns nachschicken lassen müssen. Spaß beiseite, aber ich hoffe schon, dass ein oder zwei Weine meinen Geschmack treffen ...

      Gestern haben wir die Festung Les Baux-de-Provence besichtigt. Eine Burg in der Nähe von St. Remy. Die Herren der Stadt waren im Mittelalter ein mächtiges Adelsgeschlecht, dass seine Ursprünge auf einen der heiligen Könige, Balthasar, den König aus dem Morgenland, zurückführte. Die Geschichte dieses Ortes handelt von Belagerungen, Eroberungen, Rückeroberungen, Kämpfen, politischen Intrigen und Mauscheleien. Während ich so den Geschichten lauschte, in der Sonne durch alte Ruinen wandelnd, kam es mir ein wenig so vor, als erzählte man mir, die Geschichte der Börse. Das Auf und Ab, die goldenen Zeiten, voller gönnerhaftem Reichtum, dicht gefolgt von düstren Phasen des Krieges, Hungers, Krankheiten und Armut. Die Intrigen und Mauscheleien erinnerten mich an die Praktiken einiger Börsen-Gurus und die Bilanzskandale einiger Firmen. Mit dem gehörigen Abstand erschien mir die Börse plötzlich so menschlich und so alt – ein Spiel, welches wohl bereits mit den ersten Menschen selbst entstanden ist.

      Aber bevor ich noch weiter ins Philosophieren komme, wieder zur Börse: Die Kursrückgänge an den amerikanischen Börsen geschehen noch unter geringen Umsätzen. Zudem sind noch keine klaren Topformationen zu erkennen. Aber viele kleine Anzeichen der Schwäche. Es bleibt weiterhin spannend. Dass der Dax gestern so deutlich abgab, zeigt die Nervosität und ist ein offensichtliches Zeichen dafür, dass viele Investoren Zweifel an dem Fortgang der Rallye haben. Trotzdem sollte man den Bruch der 2800 Punkten abwarten.
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      Inflation oder Deflation?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wenn ich mir die Schlagzeilen so ansehe ... dann ist in den letzten beiden Tagen eigentlich nicht viel passiert. Die Aktien sind in den USA ein bisschen gefallen, nachdem sie ein bisschen gestiegen waren. Volkswirte und Analysten rätseln über den Einfluss von SARS auf die Weltwirtschaft ... über die kommende Erholung ... die Situation im Irak ... und über die Zukunft der gesamten Welt. Aber nicht ein einziger Kommentar scheint mir wiedergebenswert.

      Amerikaner, die im Ausland leben – wie ich – merken schmerzhaft die Dollarschwäche. Hier in Frankreich ist für mich alles 25 % teurer als vor einem Jahr. Meine Ausgaben explodieren, irgendwo muss ich sparen ...

      Wenn der Dollar fällt, dann werden für die USA ihre Importe teurer. Das bedeutet, dass bald auch die US-Konsumenten Ausgaben einsparen müssen. Das läuft der Absicht der Fed zuwider. Vor 3 Tagen hat die Fed mitgeteilt, dass sie sich nicht über eine drohende Inflation Sorgen macht – sondern über das Fehlen einer solchen Inflation.

      Natürlich haben Fed-Gouverneure wie Ben Bernanke, Broadus und McTeer der Nation versichert, dass sie soviel Inflation kreieren können, wie sie wollen. Die Finanzpresse hat sie beim Wort genommen. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Als es darum ging, die Inflation zu bekämpfen, lief die Fed zum Feind über. Jetzt, wo sie eine Deflation bekämpfen will – was können wir da erwarten? Den Sieg? Verrat? Oder einfach nur Inkompetenz?

      Bei modernen Volkswirtschaften gab es nur wenige Attacken der Deflation. Eigentlich nur zwei. Und beide Male schoss die jeweilige Zentralbank zurück, mit niedrigen Zinssätzen. Und die Regierung zog mit großen Ausgabenprogrammen nach. Aber in beiden Fällen führte das nicht dazu, dass die Deflation erfolgreich bekämpft wurde.

      Aber ich sehe Erstaunen in ihrem Blick, liebe(r) Leser(in). Wie kann der Dollar fallen ... wenn doch eine Deflation seinen Wert erhöhen würde? Ich habe für Sie darauf keine kurze Antwort; ich werde über eine gute Antwort nachdenken, die ich Ihnen morgen geben kann.
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      Heftige Insiderverkäufe

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der Dollar ist jetzt wahrscheinlich überreif für eine technische Erholung, aber diese kommt bis jetzt einfach nicht. Der erfolgreichste amerikanische Export – der Dollar – findet immer weniger Importeure. Die Ausländer – zumindest einige – verkleinern ihre Anlagen im Dollar-Bereich.

      Rebecca McCaughrin von Morgan Stanley meint dazu: "Die Netto-Auslandskäufe von US-Aktien sind im Februar auf 21,8 Mrd. Dollar gefallen, ungefähr die Hälfte des Januarwertes und den niedrigsten Wert seit den großen Bilanzskandalen Anfang 2002 ... Das Risiko, dass US-Anlagen bei den Ausländern immer unbeliebter werden, wird akut. Wir glauben zwar nicht, dass der Februar aufs ganze Jahr hochgerechnet werden sollte, aber wir bezweifeln, dass die Ausländer die 50 Milliarden Dollar pro Monat investieren werden, die notwendig wären, um das gähnende Defizit dieses Jahr zu finanzieren."

      Mr. Auerback von Prudent Bear stimmt zu: "Die jüngsten Zahlen des US-Finanzministeriums ... zeigen eine zunehmende Tendenz der ausländischen Anleger, US-Aktien zu verkaufen. Im Februar wurden von Ausländern für netto 4,74 Mrd. Dollar amerikanische US-Anleihen verkauft – das war der erste Netto-Verkauf seit April 2002."

      Laut Auerback ist es besorgniserregend, dass die arabischen Staaten jetzt zu Netto-Verkäufern geworden sind, wenn es um US-Anlagen geht. Ist es Zeit, das Geld zurückzuzahlen? Wollen die arabischen Staaten, besonders Saudi Arabien, die USA jetzt dafür bestrafen, da diese sich in der Golfregion einmischen? Auerback meint, dass dies durchaus der Fall sein kann, und das wären schlechte News für den Dollar ...

      Wenn es bei Aktien derzeit so gute Kaufgelegenheiten gibt – warum verkaufen dann die Insider? Letzte Woche haben laut den Zahlen der Börsenaufsicht SEC nur 2 Insider eigene Aktien im Wert von mehr als 1 Million gekauft. Aber 65 Insider VERKAUFTEN eigene Aktein im Wert von mehr als 1 Million. Hmmmm, interessant. Auch Microsoft Gründer Bill Gates verkaufte für 410 Millionen Microsoft-Aktien. Solche Verkäufe sind für den Mega-Milliardär Gates wahrscheinlich Routine.

      Bei EBAY haben 6 Insider für 17,8 Millionen Dollar Aktien verkauft, bei Amgen waren es 5 Insider, die für 17,9 Millionen Dollar eigene Aktien verkauften. Auch bei Yahoo, Oracle, Veritas Software und Sun gab es ein oder zwei heftige Insiderverkäufe. Interessant, oder? Die Aktien, die die Kleinanleger lieben, werden von den Insidern verkauft.

      Ich werfe den Insidern nicht vor, dass sie ein bisschen Geld für schlechte Zeiten haben wollen. Aber man sollte daraus die richtigen Schlüsse für seine eigene Anlagestrategie ziehen. Thomson Financial berichtet, dass die InsiderKÄUFE auf das niedrigste Niveau seit 8 Jahren gefallen sind. Die meisten Analysten bezeichneten den April als "Kaufmonat". In Wahrheit war es ein Verkaufsmonat ... für die Insider. Zumindest wissen die Kleinanleger jetzt, wer die Aktien, die sie gekauft haben, verkauft hat.

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      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:21:54
      Beitrag Nr. 2.682 ()
      Die persönliche eiserne Reserve

      Beim Studium der Volkswissenschaften lernen wir schon gleich zu Beginn, dass die National- oder Bundesbanken ein Kreditgeber in absoluten Notzeiten sind. Sie helfen einer nationalen Wirtschaft aus der Talsohle herauszukommen, wenn es schlecht läuft oder eine rasante Entwicklung von Wertvernichtung eintritt.
      Es ist eine alte Tradition, dass wir eine Krankenversicherung abschliessen, nicht weil wir krank werden wollen; wir sorgen ganz einfach für den Fall vor, sollten wir krank werden.
      Gleichfalls wird der Ernährer einer Familie als klug angesehen, wenn er eine Lebensversicherung abschliesst, obwohl er nicht hofft, frühzeitig aus dem Leben scheiden zu müssen. Er entschliesst sich zu diesem Schritt, damit seine Familie finanziell abgesichert ist, falls dieser Fall eintreten würde.
      Ebenso schliesst ein Autobesitzer eine Schutzversicherung ab, nicht weil er damit rechnet, bald in einen Autounfall verwickelt zu werden. Vielmehr will er sich vor einem finanziellen Fiasko schützen, sollte er irgendwann in der Zukunft in einen schweren Unfall verwickelt werden.
      Für diese Art von Schutz geizen wir oft nicht; wir nehmen nicht die niedrigsten Kostenprämien in Kauf, sondern diejenigen mit der besten Deckung und sind froh, wenn wir keine der oben erwähnten Versicherungen in Anspruch nehmen müssen.

      Ganz anders verhält es sich heutzutage in finanziellen Angelegenheiten.
      Es ist uns zwar bekannt, dass auch renommierte Gesellschaften in Konkurs geraten, dass selbst angesehene Banken illiquid werden und die Anleger in solchen Aktien oder Obligationen leer ausgehen könnten. Wir anerkennen zudem, dass theoretisch gesehen auch das Finanzsystem eines Landes oder der ganzen Welt kollabieren könnte. Trotzdem sehen wir keinen Anlass, irgendeine Absicherung gegen solche Risiken vorzunehmen.
      Wir klammern uns ganz einfach an die Hoffnung, dass so etwas bei uns nicht eintreffen würde. Doch heute müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass in Japan eine schwere Deflation seit über zwanzig Jahren verheerende Schäden anrichtet, die ans Mark der Wirtschaft gehen und dass die Ersparnisse vielerorts nicht mehr gesichert sind.
      Argentinien ist ein anderes, viel gravierenderes Beispiel. Verschiedene Experten warnen auch vor einer Immobilienblase in den USA, die jederzeit platzen könnte. Die Entwicklungen an den Aktienmärkten sind auch nicht berauschend und bergen ein schwerwiegendes, deflationäres Risiko in sich, sollten die Kurse noch weiter nach unten rutschen. Vielen ist noch in bester Erinnerung, dass Technologiewerte, besonders von Internetaktien die absoluten Stars der 1990er Jahre waren und heute sind sie wertlose Papiere. Auch grundsolide Aktien, sogenannte "Blue-Chips", haben in letzter Zeit enorm gelitten.
      Der Grund ist ein einfacher: Während des vergangenen Börsenbooms haben einzelne Aktien imaginäre Preisniveaus erreicht, die in keinem realistischen Verhältnis zur reellen Wirtschaft waren. All diese Entwicklungen haben bereits einen deflationären Effekt und das neuerliche Aufflammen von lokalen Konflikten hat uns bewusst gemacht, dass wir in eine Periode von politischen und gesellschaftlichen Instabilitäten eingetreten sind, die eines Tages in eine weltumspannende dramatische Katastrophe grösseren Ausmasses münden könnten.

      Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges haben wir einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung sowie eine Anhebung des allgemeinen Wohlstandes in nie vorstellbaren Dimensionen erlebt. Dies liess uns die Sicht für die Realitäten vergessen oder, besser gesagt, ignorieren.
      Für unsere Vorfahren war immer klar und ein Gebot der Klugheit, dass man 5 bis 10 Prozent des Vermögens in physisches Gold investieren und halten sollte.
      Gold bietet Schutz gegen Inflation, man kann es transportieren, es kann nicht wertlos gemacht werden. Gold wurde als die eiserne Reserve für den einzelnen Bürger angesehen, wenn alle andern Sicherheitsnetze ihren Dienst versagten. Über die Jahrhunderte hinweg, sind wir Zeugen von der totalen Entwertung, dh vom Verschwinden von Papiergeld gewesen; grosse Weltmächte sind verschwunden; Banken sind untergegangen; grosse Firmen sind in Konkurs geraten; Reiche wurden arm, nur Gold hat den Wert über alle Zeiten hinweg erhalten. Aus diesem Grunde sollten wir physischen Goldbesitz als eine Art eiserner Reserve halten und uns keine Gedanken darüber machen, ob der Preis von Gold kurzfristig rauf oder runter geht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, um Gold zu kaufen oder nicht, weil Goldbesitz in Zeiten von extremen Notsitatuionen uns immer über die Runden helfen wird.

      Wir können uns vorstellen, dass in nicht allzu ferner Zukunft sogar Pensionskassen ihre Meinung ändern werden und einsehen, dass der Besitz von Edelmetallen einen willkommenen, defensiven Wert darstellt, auch wenn wir während normalen Bedingungen in den Finanzmärkten nicht unbedingt von dieser Performance abhängig sind.

      Renommierte Experten glauben sogar, dass wir wieder eine Situation vor uns haben, die auf eine dramatische Erholung des Goldpreises schliessen lassen. Weshalb beginnen wir dann nicht schon heute mit dem Aufbau eines Goldbestandes, der über die Zeit einem Anteil von 5 bis 10 Prozent unseres Vermögens entspricht? Weshalb zuwarten bis der Preis z.B. auf 1.000 pro US$/Unze springt, wenn alle, auch die letzten Zweifler auf den fahrenden Zug aufzuspringen versuchen? Es wird angenommen, dass der globale Obligationen und Aktienmarkt mit je 35 Billionen US$ kapitalisiert ist. Können Sie sich vorstellen, was geschieht, wenn von diesen 70 Billionen US$ plötzlich nur 1 Prozent in Gold investiert wird? Es würde - ohne Zweifel - zu einer Preisexplosion im Goldmarkt kommen.

      Sicherlich kann eine solche Entwicklung nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden; Tatsache ist jedoch, dass die meisten Anleger verunsichert sind und sich nach Anlage - Alternativen umsehen, da die gegenwärtigen Anlage - Instrumente nicht den erhofften Erfolg gebracht haben. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis Gold wieder von der Mehrheit der Anleger als die eiserne Reserve erkannt wird, die allen Widerwärtigkeiten trotzt.

      Sollten Sie mit den vorgehenden Ausführungen einig gehen, dann sollten Sie als praktisches Beispiel wie dieses Ziel erreicht werden kann, die Webseite www.goldplan.biz mit dem Passwort "benefit" und die "Deutsche Version" öffnen. Weitere Fragen werden unter info@goldplan.biz beantwortet.



      Kurt W. Kamber
      Direktor Goldplan, NDB Administration Centre Ltd.

      goldseiten.de
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      schrieb am 11.05.03 17:28:22
      Beitrag Nr. 2.683 ()
      Österreich

      EU gibt GATS-Angebotsliste an WTO

      von Hemma Poledna, Wien
      Eine Einigung innerhalb der EU-Mitgliedsländer hat stattgefunden, genaue Angaben über deren Inhalt bleiben - ganz nach bisheriger GATS-Verhandlungsmanier - im Dunkeln.

      Eigentlich hätten am 31. März die Angebotslisten aller WTO-Staaten nach Genf übermittelt werden müssen. Bis dahin hätte bekanntgegeben werden sollen, welche sogenannten Dienstleistungsbereiche von den einzelnen Staaten auf den Weltmarkt geworfen werden (GATS-Abkommen). Innerhalb der EU konnte man sich aber bis dahin auf keine gemeinsame Angebotsliste der Bereiche einigen, die auch Firmen aus nicht EU-Staaten angeboten werden sollen, und so konnte der März-Termin nicht eingehalten werden. Inzwischen hat sich die Europäische Union doch auf eine einheitliche Position zur Liberalisierung des internationalen Handels mit Dienstleistungen in den Gesprächen der WTO geeinigt. Eine echte öffentliche Diskussion wird tunlichst vermieden.

      Offene Diskussion wird vermieden - Angst vor Widerstand
      Obwohl die Angebotsliste der EU noch in keiner Weise fertig ausdiskutiert war, wurde wieder ein enormer Zeitdruck ausgeübt. Wenn bis zum 28. April keine weiteren Einwände gegen das «initial offer» eingehen, soll nun die erste Liste an die WTO geschickt werden. Dies, obwohl laut Stand vom 10.4. erst 15 von 145 WTO-Mitgliedsländern ihre Listen an die WTO weitergeleitet haben (Australien, Bahrein, Kanada, Island, Liechtenstein, Neuseeland, Norwegen, Panama, Paraguay, Südkorea, Schweiz, Taiwan, USA und Uruguay). Das dürfte nicht zuletzt auch am international wachsenden Widerstand liegen, der den GATS-Verhandlungen entgegengebracht wird. Auch der österreichische «Kurier» berichtete, das sich die Abgabe der EU auch wegen aufkommenden Widerstands in Deutschland (siehe auch Zeit-Fragen vom 14.4.) verzögere: «Der Deutsche Bundestag hat vor zwei Wochen einen Antrag verabschiedet, der mehr Transparenz für die Verhandlungen fordert. Anders als im Warenverkehr stösst GATS nämlich an die Grenzen des freien Marktes, weil es auch sensible Bereiche wie Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung und Personennahverkehr im Visier hat. Das rief breiten Widerstand in der Zivilgesellschaft hervor. Nicht zuletzt deswegen enthält die revidierte Angebotsliste der EU keine Verpflichtungen in diesen sensiblen Bereichen.» («Kurier» vom 1.4.2003)

      Ekelhaftes Feilschen um Einfluss und Macht
      Ursprünglich war es der Plan von EU-Handelskommissar Pascal Lamy, das umstrittene Dienstleistungsabkommen GATS der WTO bis Ende 2004 unter Dach und Fach zu bringen, dies wird nun von verschiedenen Seiten angezweifelt. WTO-Insider bezeichnen die derzeitigen Probleme beim GATS-Zeitplan als den «wirtschaftlichen Kollateralschaden des Irak-Krieges». («Der Standard», vom 25.4.03) Die politische Kluft zwischen EU und USA in Sachen Irak-Krieg hätte zu Spannungen in den transatlantischen Handelsbeziehungen geführt.

      Im zentralen Verhandlungskapitel Landwirtschaft sei man gar nicht mehr weitergekommen. Die Industrienationen sind an neuen Märkten für ihre Dienstleistungskonzerne im Finanzbereich, in der Wasserversorgung, bei Energie und Infrastruktur interessiert. Den Entwicklungsländern geht es vor allem um Zugeständnisse der EU, was den Zollabbau der Landwirtschaftsprodukte betrifft.

      Gleichzeitig blockieren die USA die Verhandlungen über den Schutz geistigen Eigentums. Die USA wollen die Erleichterung des Imports von lebenswichtigen und billigeren Nachahme-Medikamenten in Entwicklungsländer verhindern. Sie fürchten Profiteinbrüche für ihre Pharmakonzerne. Dazu kommt der innereuropäische Streit über die Freizügigkeit der Entsendung von Dienstleistungspersonal. Dies ist wiederum der zentrale Punkt, den die EU Entwicklungsländern angeboten hat, um dafür Marktzugang für EU-Banken, Versicherungen, Telekom- und Wasserkonzerne zu erhalten.

      Vorläufig audivisuelle Medien, Gesundheit und Bildung aus Angebot genommen
      Die Differenzen über das sogenannte MODE 4-Paket über die grenzüberschreitende Bewegung von Dienstleistungserbringern waren innerhalb der EU-Staaten offensichtlich das Hauptproblem im Einigungsprozess. Vor allem Grossbritannien, Frankreich, Spanien und Belgien haben in diesem Punkt Bedenken angemeldet. Den Angaben zufolge wurde nun ein Kompromiss in der Frage ausländischer Unternehmen gefunden, die vorübergehend Personal in der EU arbeiten lassen wollen. Die EU hat nun die Bereiche audiovisuelle Medien, Gesundheit und Bildung zunächst aus ihrer Angebotsliste ausgenommen.

      Wohin Privatisierung führt, wird nicht gefragt
      Stopp-GATS-Österreich forderte Minister Bartenstein erneut auf, von seinem Recht, gegen die Liste zu beeinspruchen, Gebrauch zu machen und damit den völlig überhasteten Prozess zu stoppen. Alexandra Strickner von attac Österreich, eine der Trägerorganisationen der Stopp-GATS-Kampagne: «Zunächst wurde unter ungeheurem Druck verlangt, dass die Staaten ihre Angebote an die EU darlegen, danach wurde der Abgabetermin um fast einen Monat verpasst und zum Schluss wird wieder unter enormem Zeitdruck und unter dem Motto ÐWer nichts sagt, stimmt zuð eine zentrale Entscheidung getroffen.» Immer noch gibt es keine Evaluierung bisher stattgefundener Privatisierungen. Es gibt auch immer noch keine Diskussion über die Angebotslisten, da sie nicht vollständig veröffentlicht wurden, wie es von der Stopp-GATS-Kampagne bereits seit langem gefordert wird, so Strickner weiter. Der Zeitdruck, der nun abermals auferlegt wird, scheint auch mit der äusserst geringen Zahl an Angeboten zusammenzuhängen, die bisher bei der WTO eingelangt sind.

      USA mit EU-Vorgehensweise nicht einverstanden
      Japan beispielsweise gab mittlerweile - zumindest in Form einer Zusammenfassung - seine Angebotsliste bekannt. Die gesamte Liste wurde allerdings nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben. Doch auch diese Zusammenfassung lässt Böses erahnen: Weitgehende Liberalisierungen wurden unter anderem in den Bereichen Bildung, Telekommunikation und Tourismus angeboten. In Österreich wird bei den seltenen Gelegenheiten, an denen von offizieller Seite zu den GATS-Verhandlungen Stellung genommen wird, fleissig betont, dass bei den anstehenden Verhandlungen in der sogenannten Daseinsvorsorge keine Verpflichtungen seitens der EU eingegangen werden. Der Stellvertretende Generalsekretär Dr. R. Mitterlehner hat erst am 8. April bei einem Vortrag im Europaclub explizit ausgeschlossen, dass die Sektoren Gesundheits-, Bildungs, audiovisuelle Dienstleistungen sowie Personennahverkehr und Trinkwasserversorgung verhandelt werden.

      Ob solche Ausnahmen tatsächlich ausgenommen werden, ist bisher noch nicht absehbar. Erste Reaktionen aus den USA zeigen, dass diese Versprechungen wahrscheinlich nicht gehalten werden können. James Mendenhall, Handelsbeauftragter der USA für die Bereiche Dienstleistungen, Investitionen und geistiges Eigentum, meinte kürzlich, dass die USA die von der EU angestrebte Ausnahme im Bereich audiovisuelle Medien nicht akzeptieren werden. Was nicht mehr und nicht weniger heisst, als dass nach amerikanischen Vorstellungen staatliche - dem Gesetz nach unabhängige - Rundfunksender weltweit von der Bildfläche verschwinden müssen.

      Wenn wir Bürger es nicht wollen ...
      Nach den WTO-Plänen sollen die Mitgliedsländer verpflichtet werden, grosse Teile ihres Öffentlichen Dienstes und der sozialen Sicherungssysteme zu privatisieren sowie staatliche Reglementierungen abzubauen, die den Wettbewerb beschränken. Die wenigen Dinge, die über diese Verhandlungen in Erfahrung zu bringen sind, sind schwindelerregend und zeigen, dass das eiskalte Feilschen um Einfluss und Macht in vollem Gang ist. Ob sich in Europa ein echter wirtschaftlicher Widerstand gegen die amerikanischen WTO-Vorgaben entwickeln wird, ist zumindest sehr fraglich. Wenn aber von sozial engagierten Politikern, Gemeindevertretern, Bürgerinitiativen, vor allem aber von den unabhängigen Bürgern her der Widerstand wächst, könnte das Schlimmste doch noch verhindert werden.



      Artikel 19: Zeit-Fragen Nr.16 vom 5. 5. 2003, letzte Änderung am 5. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 17:36:15
      Beitrag Nr. 2.684 ()
      bluemoons

      Die mit viel Fleiss zusammengetragene Seite basiert vor allem auf volkswirtschaftlichen Daten. Ob diese eher negativen Daten nun schnell zu einem Kursrückgang bei den Indizes führen ist fraglich. Die US-Börsen werden massiv von der FED manipuliert und nach oben gezogen, auch mit Hilfe der Futures. Das kann noch eine Weile so weitergehen. Bei der Börse heißt es, man sollte nicht auf Volkswirte hören, sonst mache man kein Geld.Mir scheint, so schnell gehen die Indizes nicht wieder in die Knie, das braucht noch Zeit. Allerdings: Weder haben wir im Börsenabschwung bereits eine Bodenbildung gesehen, noch ist die generelle Baisse zuende. Deshalb kaufe ich jetzt keine Aktien.
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 21:40:27
      Beitrag Nr. 2.685 ()
      Wenn mir einer mal erklären könnte
      was hinter diesen Charts steckt ???

      http://www.gold-eagle.com/gold_digest_03/ci050503pv.html





      Avatar
      schrieb am 12.05.03 16:22:08
      Beitrag Nr. 2.686 ()
      @MMUNNA

      hast ja recht, normalerweise müsste die Überschrift heißen "Wieso die Indizes fallen sollten"
      aber da ja bekanntlich die Märkte manupuliert werden, kann es für eine Weile anders laufen.
      Aber die Märkte sind mit Vorsicht zu genießen, nämlich
      eh oder später werden sich die Märkte den Fundamentals anpassen und die sind für die Zukunft nicht sehr erfreulich.

      ALSO GIBT ACHT,
      WENN DIE BÖRSE KRACHT,
      HAT DER BÄR GELACHT.
      UND DIE LEUTE HABEN GEDACHT
      DASS ER NUR(WITZE)JUXE MACHT.
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 16:23:29
      Beitrag Nr. 2.687 ()
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:05:49
      Beitrag Nr. 2.688 ()
      12.05. 16:47
      Trim Tabs: Aktienfonds wieder mit Abflüssen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Investoren zogen aus Aktienfonds vom Freitag bis Montag Mittel in Höhe von $463 Millionen ab. Dies meldet TrimTabs. In Anleihenfonds wurden im Vergleich hierzu $1.31 Milliarden neue Mittel investiert. International ausgerichtete Aktienfonds trugen zum Großteil der Mittelabflüsse bei – insgesamt $1 Milliarde – während Aktienfonds, die sich auf den US-amerikanischen Markt konzentrieren, $537 Millionen an neuen Mitteln erhielten.
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:16:56
      !
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      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:20:03
      Beitrag Nr. 2.690 ()
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:25:07
      Beitrag Nr. 2.691 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (12.05.2003)

      Die Pensionsprogramme der 100 im britischen "Financial Times-Stock Exchange Index" (FTSE oder Footsie) enthaltenen Unternehmen waren Ende vergangenen Jahres um zusammen 65 Milliarden Pfund Sterling unterfinanziert. Ende 2001 hatte die Unterfinanzierung 200 Millionen Pfund betragen.

      (Quelle: Morgan Stanley)


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:40:19
      Beitrag Nr. 2.692 ()
      Der Bär brummt
      ++ Überzogene Bewertung ++


      Von Claus Vogt

      Die fundamentale Bewertung des US-Marktes ist insgesamt weiterhin vollkommen überzogen. Diese Botschaft liefern uns alle bewährten Indikatoren dieser Kategorie wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Umsatz-Verhältnis, Kurs-Cash-Flow-Verhältnis und Dividendenrendite. Wir lassen uns durch die von Wall Street und der Presse in den vergangenen Wochen so massiv eingesetzten Nebelbomben den Blick auf diese langfristig extrem wichtigen Modellkomponenten nicht trüben. Ein Beispiel: Am 22. April titelte das Handelsblatt „Firmen verdienen mehr als erwartet“ und „Berichtssaison für das erste Quartal fällt überraschend positiv aus“. Im Text weist diese Zeitung dann allerdings auf die Methode hin, die diese „Überraschung“ möglich machte: „Im Vorfeld hatten Unternehmen mehr Gewinnwarnungen veröffentlicht als üblich (...). Die Bankanalysten beeilten sich daraufhin, ihre Prognosen nach unten zu korrigieren.“ Auch wenn die berichteten Gewinne schlußendlich über diesen kurz vorher noch schnell nach unten revidierten Schätzungen liegen, rechtfertigen sie das aktuelle Kursniveau natürlich nicht. Wir weisen an dieser Stelle wieder einmal darauf hin, daß hohe fundamentale Bewertungen allein nicht ausreichen, um Aktien fallen zu lassen. Sie zeigen lediglich ein sehr schlechtes langfristiges Chance/Risiko-Verhältnis an. Sie weisen auf die sehr hohe Wahrscheinlichkeit hin, mit Käufen auf diesem Niveau klar unterdurchschnittliche langfristige Renditen zu erzielen. Dieser Zusammenhang sollte jedem schmerzhaft deutlich geworden sein, der in der zweiten Hälfte der 1990er deutlich überbewertete Aktien erstanden und gehalten hat.

      ++ Stimmung zu gut ++

      Die monetären Rahmenbedingungen werten wir insgesamt als leicht negativ. Insbesondere die deutliche Abschwächung der Zuwachsraten des Geldmengenwachstums sorgen für diese Einschätzung. Beispielsweise wächst die enggefaßte Geldmenge MZM in einem geglätteten und annualisierten Dreimonatsvergleich derzeit nur noch mit gut 3 Prozent, einer sehr restriktiven Größenordnung in einer dank Alan Greenspan an heißlaufende Gelddruckmaschinen gewöhnten Ära. Zweistellige Zuwachsraten dieser Größe waren in den Jahren seit 1997 keine Seltenheit. In Spitzenzeiten erlebten wir Zuwachsraten von mehr als 20 Prozent. Eine andere erwähnenswerte Verschlechterung sehen wir in dem Anstieg der längerfristigen Zinsen. Hier deutet vieles auf ein zyklisches Zinstief hin. Da der Refinanzierungsboom am US-Hypothekenmarkt, der historisch einmalige Ausmaße angenommen hat, sowohl für die Finanzmärkte als auch für die Realwirtschaft eine herausragend wichtige Rolle spielte, wird dessen vermutlich bereits begonnenes Ende für beide Bereiche deutlich spürbare negative Folgen haben.

      Die Sentiment-Indikatoren sind angesichts der verheerenden Kursverluste, die dieser Bärenmarkt in den vergangenen drei Jahren beschert hat, sensationell und leider negativ für den zu erwartenden Verlauf der Aktienkurse. Wir haben bereits mehrmals, teilweise recht ausführlich dargestellt, wie weit entfernt diese Modellkomponente davon ist, den Beginn eines neuen Bullenmarktes anzuzeigen. Damit stützen diese Indikatoren das langfristig unattraktive Bild, das sich aus der fundamentalen Bewertung ergibt, perfekt. Auch die mittelfristige Betrachtung hat sich deutlich verschlechtert. Damit sprechen die für das Timing so wichtigen Sentiment-Indikatoren gegen eine Fortsetzung der laufenden Bearmarket-Rallye.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:46:53
      Beitrag Nr. 2.693 ()
      Hemmungslos wie eh und je

      Die neue Bescheidenheit, sie gibt es höchstens bei den Anlegern. Während sich die Investoren schon über ein paar Prozentpunkte Kursgewinn freuen und um jede Erhöhung der Dividende hart fighten, stopfen sich die Unternehmenschefs die Taschen voll.

      Wie die Analysten von Equilar bei Untersuchungen herausgefunden haben, verdiente Craig Conway, der Chef des Softwareunternehmens PeopleSoft [Nasdaq: PSFT Kurs/Chart ], 2002 112 Millionen Dollar. Das dreistellige Millionengehalt setzt sich aus Lohn (1 Mio.), Bonus (1,9 Mio.) und 109,1 Millionen in Aktienoptionen und Belegschaftsaktien zusammen.

      Damit führt Conway die Liste der Top-Verdiener unter den im S&P500 gelisteten Firmen mit weitem Abstand an. Und was erhielten die Aktionäre als Gegenleistung für die generöse Entlohnung? Keine Dividende und 50 Prozent Kursverlust von Januar bis Dezember 2002!

      Zweitbester Verdiener Apples Jobs

      Aber nicht nur Conway stopfte sich die Taschen voll, 2002 war für die Bosse insgesamt ein gutes Jahr. Equilar zufolge beträgt der Mittelwert der gezahlten Löhne 930.000 Dollar und damit 3,3 Prozent mehr als noch 2001. Der Mittelwert für den Bonus stieg sogar um 18,7 Prozent auf 895.000 Dollar.

      Zweitbester Verdiener war Steve Jobs, der legendäre Firmenchef von Apple Computer [Nasdaq: AAPL Kurs/Chart ], mit 76,8 Millionen Dollar. Im Gegensatz zu Conway verzichtete Jobs auf Aktienoptionen, griff aber bei Belegschaftsaktien beherzt zu. Insgesamt 74,5 Millionen Dollar ist das Paket wert, das zwar mit einer Sperre versehen ist, jedoch nicht die gleichen Gefahren birgt wie Optionen. Vielleicht hat Jobs damit sogar das bessere Geschäft gemacht.

      Der Boss von PeopleSoft hat nämlich ein kleines Problem: Rund 3 Millionen der gewährten Optionen berechtigen ihn zwar zum Kauf eigener Aktien zum Vorzugskurs. Der allerdings beträgt 29,95 Dollar. Aktuell notieren die Papiere bei um die 16 Dollar. Damit sich der Deal für den Chef lohnt, müssten die Aktien also erst einmal um 80 Prozent im Wert zulegen. Und dann haben auch endlich die Anleger ein paar Dollar verdient.

      © 12.05.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 17:48:38
      Beitrag Nr. 2.694 ()
      Die Finanzen geraten aus den Fugen ...

      Über das Wochenende hat Hans Eichel eingeräumt, was viele Experten ohnehin schon seit langem prognostiziert hatten. Der angestrebte ausgeglichene Haushalt sei bis 2006 nicht zu schaffen, sagte der Bundesfinanzminister. Ursprünglich wollte Eichel im Jahr 2006 erstmals seit Jahrzehnten einen Bundesetat vorlegen, der ohne neue Schulden auskommt.

      Der einstige Superstar im Schröder-Kabinett hatte aber noch eine weitere Hiobsbotschaft im Gepäck: Im laufenden Jahr müssen weit mehr neue Schulden aufgenommen werden, als die bislang geplanten 18,9 Milliarden Euro. Die Neuverschuldung soll bei rund 35 Milliarden Euro liegen. Damit verfehlt Deutschland wie schon 2002 das Euro-Stabilitätskriterium, die Neuverschuldung wird über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen.

      Die aus den Fugen geratene Finanzlage in Deutschland kommt an der Börse überhaupt nicht gut an. Die deutschen Aktien starten mit kräftigen Abschlägen in die neue Börsenwoche. Externe Belastungsfaktoren, die die Verluste begründen könnten, gibt es nicht: Die Wall Street hatte am Freitag mit deutlichen Aufschlägen geschlossen, der vorbörsliche Handel deutet am Montag auf eine unveränderte Eröffnung in den USA hin.

      Börsen von Steuersorgen belastet

      Offenbar werden die deutschen Aktien von der Angst vor neuen Steuererhöhungsplänen belastet. Vorschläge dafür gibt es von allen Seiten: Erhöhung der Tabaksteuer oder der Mehrwertsteuer, Wiedereinführung der Vermögenssteuer bzw. Einführung von Studiengebühren usw. Experten warnen aber, dass gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation höhere Abgaben Gift für die Konjunktur wären. Sparmaßnahmen lassen sich aber noch schwerer durchsetzen als Steuererhöhungen und irgendwie müssen die Löcher in den Staatskassen gestopft werden - und zwar schnell.

      EU-Währungskommissar Pedro Solbes hat die Bundesregierung am Montag bereits zu verstärkten Sparmaßnahmen gedrängt. Nach Angaben aus Regierungskreisen hat Solbes Eichel davor gewarnt, auch 2004 das Neuverschuldungskriterium des Stabilitätspaktes zu brechen.

      Der Währungskommissar befürchtet offenbar, dass wenn Deutschland als größte EU-Nation die Drei-Prozent-Grenze dreimal hintereinander verletzt, auch andere Länder keinen Grund mehr sehen, das Verschuldungskriterium einzuhalten. Eine schleichende Aushöhlung des Stabilitätspakts dürfte das Vertrauen in die europäische Einheitswährung massiv ins Trudeln bringen.

      Bislang ist von einem Vertrauensverlust in den Euro allerdings noch nichts zu spüren: Am Montag setzt die Währung ihren Höhenflug gegenüber dem Dollar fort und erreicht ein Vierjahres-Hoch. Vielleicht schielen die Anleger ja auf die US-Haushaltslage: Dort wird die Neuverschuldung des Staates in 2003 wahrscheinlich noch höher liegen als in der Euro-Zone. In den USA denkt aber niemand an Steuererhöhungen, stattdessen soll die Abgabenquote drastisch gesenkt und die Bürger damit zum Konsum angeregt werden.

      © 12.05.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 12.05.03 18:13:40
      Beitrag Nr. 2.695 ()
      Konsum - Kaufrausch in den USA (Teil 9)

      Das andere Amerika


      Heute sind Reich und Arm in Amerika durch eine tiefe Kluft getrennt. In den 80er-Jahren gingen drei Viertel der Steigerung des realen Vorsteuereinkommens an das reichste 1 Prozent der amerikanischen Gesellschaft, an Familien mithin, in deren Taschen ohnehin 77 Prozent des Einkommens flossen. Das Einkommen von Mittelstandsfamilien stieg gerade einmal um 4 Prozent an, während die ärmsten 40 Prozent des Landes reale Einkommensverluste hinnnehmen mußten.

      Die Superreichen Amerikas konnten zwar ihr Einkommen in den 80er-Jahren stetig steigern, gleichzeitig wurden sie aber auch geiziger. So gaben sie einen wesentlich geringeren Prozentsatz für wohltätige Zwecke aus als in früheren Jahren (von 7 auf 4 Prozent). Natürlich ist es angesichts derartiger Umstände nicht weiter erstaunlich, daß der Prozentsatz armer Familien, der in den Jahren davor stetig gesunken war, erneut nach oben ging. Die Anzahl der Menschen, die zwar arbeiteten, trotzdem aber Löhen bezogen, die sie unter die Armutsgrenze rutschen ließ, verdoppelte sich in den 80er-Jahren. Die Kinderarmut stieg von 1979 bis 1994 von 18 auf 25 Prozent an. (In Deutschland stieg die Zahl der Sozialhilfe beziehenden Kinder von 1994 bis 2001 von 700 000 auf 1,1 Millionen.)

      Obwohl wir an Amerika als Inbegriff des Wohlstandes denken, das Land, in dem die Regale der Supermärkte stets gefüllt sind, hungern täglich zehn Millionen Amerikaner, 40 Prozent davon Kinder. Die meisten dieser Menschen stammen aus Arbeiterfamilien. 21 Millionen versorgen sich bei Suppenküchen oder anderen Stellen, wo kostenlos Nahrung verteilt wird. Jeder Nacht finden 750 000 Menschen kein Obdach, fast zwei Millionen machen diese Erfahrung zumindest zweimal im Jahr. Neun Millionen Amerikaner besitzen Zweithäuser. Vielleicht ist die Wohnungsnot ja nur ein Verteilungsproblem.

      Heute verdienen die oberen 20 Prozent der Bevölkerung fast genauso viel wie die restlichen 80 Prozent (49 versus 51 Prozent des Volkseinkommens), ein scheinbar nicht mehr zu überbietender Mangel an Verteilungsgerechtigkeit. Doch das Mißverhältnis ist in Wirklichkeit noch krasser. Denn 1999 besaßen die oberen 20 Prozent der Bevölkerung 92 Prozent des Kapitaleigentums, also Aktien, Anleihen und Gewerbeimmobilien. 83 Prozent der Aktien gehörten den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung. Das ist auch kein Zufall. Denn die meisten Superreichen in Amerika zahlen so gut wie keine Steuern. Ein Artikel, der im Dezember 2000 im Mother-Jones-Magazin erschien, trug den sinnigen Titel "Paradies der Steuersünder". Der verantwortliche Journalist zeigte auf, wie reiche Amerikaner ihre Milliarden vor dem Zugriff des Staates schützen, indem sie es in Steuerparadiesen wie der Karibik anlegen - über die neuerdings auch Präsident George W. Bush seine schützende Hand hält.

      An einem bestimmten Punkt, bevor die Microsoft-Aktien so katastrophal im Preis fielen, besaß Bill Gates Vermögenswerte im Wert von 90 Milliarden Dollar (das Forbes-Magazin sprach auf dem Höhepunkt von 100 Mrd. - Anmerkung des Abschreibers). Das ist genau so viel, wie die ärmere Hälfte des amerikanischen Volkes besitzt (und mehr als 119 von den 192 Staaten der Welt mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt). Danach war Bill Gates schlagartig verarmt - er besaß nur noch 45 Milliarden Dollar. 40 Prozent der Amerikaner nennen übrigends keinerlei Vermögenswerte ihr Eigen.

      1998 stieg das durchschnittliche Gesamtgehalts für die CEOs der 365 größten amerikanischen Unternehmen um unglaubliche 36 Prozent auf durchschnittlich 10,6 Millionen Dollar pro Person an. Der gewöhnliche Arbeitnehmer mußte sich mit 2,7 Prozent Gehaltserhöhung zufrieden geben.
      Seit 1990, wo die Ärmsten von ihnen nur 2 Millionen Dollar pro Jahr verdienten, hat sich damit das durchschnittliche Gehalt der CEOs um 442 Prozent vermehrt. Sie bekommen mittlerweile 400-mal so viel wie einer ihrer Angestellten.

      Die Unternehmenskultur im Zeitalter der Globalisierung besteht im Wesentlichen darin, ein Land nach dem anderen in die Konsumgesellschaft einzuführen. Dabei baut man ganz besonders auf Kinder, weil man ihre Werte schon von Beginn an beeinflußen kann. Man bringt ihnen bei, das Fortschritt sich daran bemißt, was sie besitzen.

      Vielen Menschen ging es nach Einführung der freien Marktwirtschaft viel schlechter als vorher. Wir wurden Zeugen der gnadenlosen Umweltzerstörung in den Entwicklungsländern. Ganze Kulturen zerbrachen, das soziale Netz zerriß.

      Die American Lung Association meint, daß etwa vierzig Millionen Amerikaner allergisch auf ihr Heim reagieren. Ohnehin wuchs die Zahl der Allergiker in den letzten fünf Jahren auf fünfzehn Millionen an. So reagiert unser Körper auf das chemische Bombardement, das aus Farben, Haushaltsreinigern, Sperrholzmöbeln, Plastik, Leim, Tapeten, Teppichböden, Kosmetika und einigen hundert anderen Standardprodukten des westlichen Lebensstils auf uns eindringt.

      Wenn wir leben wollen, müssen wir kaufen. Alles. Doch diese Art zu leben hat ihre Grenzen. Sie können von einem Konto immer nur eine bestimmte Menge Geld abheben, was analog für Grundwasser oder fossile Brennstoffe genauso gilt. Auch ein Hochleistungsrennwagen fährt nicht ewig. Der amerikanische Lebensstil rast im Eiltempo auf sein Ende zu. Er fußt vor allem auf einem: auf langen, anstrengenden Arbeitswochen, die unser Leben, unsere Ressourcen und unsere Gesundheit auffressen. Und er hat uns darauf programmiert, Konsum über Gemeinschaft und Bürgersinn zu stellen, sodaß nichtmaterielle Bedürfnisse mit materiellen Gütern befriedigt werden. Doch mit dieser Strategie befinden wir uns auf der Verliererstraße.


      http://f7.parsimony.net/forum9673/messages/27123.htm
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 18:17:55
      Beitrag Nr. 2.696 ()
      Die USA - der größte Räuber des Globus"
      Peter Weibel hinterfragt im STANDARD-Interview die "Schurkenwirtschaft"


      Teil 2 des Interviews
      "Amerika und seine Schicksalspsychose"






      "Ökonomie und Verbrechen" hinterfragt am Sonntag im Volkstheater Peter Weibel - im Rahmen der in Kooperation mit dem Standard gestalteten Reihe "Globalisierung und Gewalt". Auch im ersten Teil eines Standard-Interviews mit Claus Philipp spricht der Künstler und Theoretiker über "Schurkenwirtschaft".



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      STANDARD: "Ökonomie und Verbrechen" - Sie werden am Sonntag im Volkstheater wohl weniger über "Schurkenstaaten" sprechen als über . . .

      Peter Weibel: . . . den Begriff Schurkenwirtschaft, den US-Ökonomen selbst ins Spiel gebracht haben, 2001, angesichts des betrügerischen Bankrotts des Energiekonzerns Enron und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen, die in die Bilanzfälschungen verstrickt war. Dabei wurden bekanntlich 100 Milliarden Dollar Umsatz vernichtet, das ist ungefähr ein Prozent des US-Bruttoinlandprodukts.

      Davor war der Long Term Capital Management Fonds kollabiert, danach folgte WorldCom. Vor kurzem haben mehrere Banken einen Kompromiss mit der US-Justiz geschlossen und freiwillig ein Bußgeld in der Höhe von mehr als zehn Milliarden Dollar bezahlt, um einem Prozessurteil zu entgehen. Angesichts solcher zahlreicher Fälschungen, absichtlicher Fehlbuchungen, Manipulationen und Verstrickungen zwischen Kontrollorganen und Privatunternehmen haben sich die Ökonomen die Frage gestellt, ob die US-Wirtschaft strukturell eine Schurkenwirtschaft ist.

      STANDARD: Wer wäre denn im Rahmen dieser "Schurkenwirtschaft" tatsächlich haftbar zu machen, wenn etwa "korrupte" Manager doch oft nur Spielregeln eines Systems auf die Spitze treiben, das jenseits von Gut und Böse vor allem zwischen roten und schwarzen Zahlen unterscheidet?

      Weibel: Schurkenwirtschaft hat nur marginal mit korrupten Managern im klassischen Sinne zu tun. Individuelle Korruption, illegale Abfindungen und Abmachungen, Bestechungen im großen Stil wird es immer geben. Was Sie korrekt sehen: Die Spielregeln sind korrupt - gelegentlich auch noch die handelnden Personen dazu -, aber es sind die korrupten Strukturen und Regeln, weswegen man von einer strukturellen Schurkenwirtschaft spricht.

      Beispielhaft dafür ist die grundlegende Methode zur Ermittlung von Unternehmenswerten, die in den USA bei Firmenübernahmen, Fusionen und Börsengängen üblich war: Die Discounted-Cash-Flow-Methode (CDF) stellt im Prinzip eine Bepreisung von zukünftigen Zahlungsströmen dar, eine Einschätzung von Unternehmen aufgrund von Erwartungswerten. Es wird nicht bewertet, was sie haben, sondern welche Gewinne zu erwarten sind. Diese Erwartungen konnten leicht manipuliert und erhöht werden.

      Daraus entstand die berühmte "Blase" bzw. der irrationale Überschwang, den Robert J. Shiller 2001 (im Jahr der Twin Towers) in seinem Buch Irrational Exuberance beschrieb: der Zusammenbruch der New Economy, auf den B. Mark Smith 2002 mit Toward Rational Exuberance: The Evolution of the Modern Stock Market antwortete.

      STANDARD: Was bedeutet das im Kontext von 9/11 und Irakkrieg?

      Weibel: Mit der Schurkenwirtschaft als Motor lässt sich die Außenpolitik der USA teilweise erklären. Einerseits symbolisch, im psychoanalytischen Sinne als Projektion innerer Konflikte und Defizite nach außen. Der Balken im eigenen Auge, der schmerzt, wird abgewehrt und einem zu findenden Gegner zugeschrieben. Die Suche nach diesem Gegner ist klarerweise wichtiger als das Finden: Würde er gefunden werden, könnte zutage treten, dass es der eigene Balken ist, der schmerzt.

      Die Schurkenwirtschaft konstruiert einen Schurkenstaat, einen Feind im Ausland, um von eigenen Schwierigkeiten im Inland abzulenken. Eine Art negative Reaktionsbildung, um einen Ausdruck von Freud zu gebrauchen. Diese Regierungstechnik ist in der Geschichte des 20. Jahrhunderts einigermaßen bekannt.

      So leid es mir tut, muss ich auf die Probleme Hitler-Deutschlands verweisen, das ebenfalls wirtschaftliche Probleme durch eine aggressive Außenpolitik, militärische Eroberungs- und Besetzungspolitik, die Schaffung von Protektoraten etc. lösen wollte. Damals war der Feind das so genannte internationale Finanzjudentum, heute ist es der so genannte fundamentalistische Islam. Ich möchte die Analogie nicht überstrapazieren und Bush auch keineswegs mit Hitler vergleichen. Ich möchte nur darauf verweisen, dass eine Militarisierung der Politik auch rein ökonomische Gründe haben kann.

      STANDARD: Gleichzeitig sieht es so aus, als würden viele Beobachter derzeit am liebsten weiterhin in Kategorien des 19. Jahrhunderts denken und Clausewitz studieren. Was hieße das aber zum Beispiel: Krieg als Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln?

      Weibel: Die USA sind das größte Schuldenland der Welt. Sie finanzieren ihr Wachstum und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch geldpolitische Maßnahmen auf fremden Schultern. Im April 2002 belief sich etwa der Nettokapitalimport zur Finanzierung des Außenbilanzdefizits auf täglich 1,5 Milliarden Dollar. Extrapoliert man das derzeitige US-Zahlungsbilanzdefizit von jährlich ca. 300 Milliarden Dollar, so würde die US-Auslandsverschuldung bis 2020 auf 100 Prozent des BIP ansteigen. Es ist also eine ökonomische Implosion Amerikas voraussehbar.

      Auch die militärische Hegemonie Amerikas ist auf Schulden aufgebaut, zum Teil bei den Ländern, die es dann bedroht. Ein ökonomisch schwaches Land hat sich da auf Kosten anderer Länder als wahrscheinlich größte Militärmacht aufgebaut - und korrigiert seine ökonomischen Probleme immer wieder mit seiner Kriegswirtschaft. Ich habe übrigens solche Thesen bereits vor mehr als 25 Jahren von dem US-Künstler Donald Judd gehört. Ähnliche Thesen vertritt Emmanuel Todd in seinem Buch Weltmacht USA.

      STANDARD: Amerika ist aber nicht nur finanziell von anderen Ländern abhängig, sondern vor allem auch von Ressourcen anderer Länder.

      Weibel: Die USA stellen 4,6 Prozent der Weltbevölkerung, verbrauchen aber 25 Prozent der globalen Energieressourcen und mehr als ein Viertel des weltweit geförderten Erdöls. Auf Zahlen umgelegt bedeutet das, dass die USA fünfmal so viel Energie verbrauchen, als ihnen bei einer gerechten Verteilung zustünde.

      Amerika ist der größte Räuber des Globus und der größte Verschmutzer, siehe die Aufkündigung des Kioto-Abkommens. Es ist also in seiner Energieversorgung noch viel deutlicher von anderen Ländern abhängig als in seiner Finanzversorgung. Diese beiden Abhängigkeiten sind die Ursache für die brutale Politik des Interventionismus der USA. Insofern ist der Krieg tatsächlich die Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln. (DER STANDARD; Printausgabe, 10.05.2003)
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 18:20:34
      Beitrag Nr. 2.697 ()
      Amerika und seine Schicksalspsychose
      Angst- und Machtbilder aus den USA: Medien-theoretiker Peter Weibel im Interview, Teil 2
      Teil 1 des Interviews
      "Die USA - der größte Räuber des Globus"


      Zur Person

      Peter Weibel





      Angst- und Machtbilder aus den USA: Über sie sprach der Medientheoretiker Peter Weibel mit Standard-Kulturressortleiter Claus Philipp im Rahmen der Matinee "Globalisierung und Gewalt" am Sonntag im Volkstheater. Hier der zweite Teil eines ausführlichen Interviews.



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      STANDARD: In unserem Gespräch sagten Sie: "Die USA haben sich auf Kosten anderer Länder als wahrscheinlich größte Militärmacht aufgebaut - und korrigieren ihre ökonomischen Probleme immer wieder mit ihrer Kriegswirtschaft." Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die geradezu lüsterne allgemeine Paranoia, die rund um diese Haltung der USA überall Verschwörungen wittert, ja kultiviert?

      Peter Weibel: Paranoia ist das Grundgefühl der US-Wirtschaft, wie es treffend Andy Grove, der ehemalige Chef von Intel, dem Weltmarktführer im Bereich der Chip-Produktion, 1999 im Titel seines Bestsellers Only The Paranoid Survive zum Ausdruck brachte. In diesem Klima und in dieser Kultur der Angst blüht die Paranoia. Medien und Film suggerieren dem Publikum ununterbrochen entweder die Angriffe äußerer Feinde oder den Kollaps innerer Sicherheiten, vom Krankenhaus bis zum Weißen Haus. Nichts ist vor Epidemien oder Angriffen der Mars-Bewohner sicher.

      Die Aliens sind in den Augen Amerikas überall, wie Barry Glassner ebenfalls 1999 in The Culture of Fear schrieb. Daher war der Schock 9/11 so groß, weil dieses Ereignis als massenmediales Phantasma in die symbolische Ordnung verdrängt worden war und - wie wir von der Psychoanalyse wissen, gerade deswegen - in der Realität wiederkehrte. Die Paranoiker hatten Recht bekommen. Amerika leidet seitdem an einer Art Schicksalspsychose, die zu zwanghaften Wiederholungen führt, die ihrerseits im Gegenteil das Überleben nicht gerade optimal sichern.

      STANDARD: Woher rührt diese amerikanische Angst?

      Weibel: Ein wesentliches Kapitel rührt vom Trauma des Kalten Krieges, in dem, wie wir wissen, durch Spionage und Doppelspionage die Paranoia blühte. Die Geheimdienste wussten ja nie, ob ihre eigenen Agenten nicht auch Doppelagenten sind.

      In diesem Klima der Paranoia entstand die politische Kontur des Ostblocks, einer Mauer - eine Kontur, die tatsächlich durch eine Mauer gezeichnet worden war. Amerika war ausgeschlossen, der Feind bildete einen undurchdringlichen Block, deshalb spricht man auch von einem Block, weil sich Amerika absolut ausgeschlossen fühlte.

      Nun taucht am Horizont ein neuer Block auf, der islamische Block, von Türkei bis Pakistan, von Saudi-Arabien bis Usbekistan. Dies ist die Furcht und Panik der Vereinigten Staaten. Deswegen möchten die USA diese Blockbildung verhindern, indem sie dort von vornherein militärisch präsent sind und gleichsam diese Blockbildung von vornherein perforieren.

      STANDARD: Was heißt Repräsentation von Macht in diesen Kontexten? Was bedeutet das für die Medien?

      Weibel: Aus dem 11. September 2001 und dem Irakkrieg können wir lernen, die Repräsentation von Macht und die Repräsentation durch Medien in einem neuen Kontext zu analysieren. Mit dem Afghanistankrieg begann irreversibel die Epoche der Fernkriege, die mit den Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges angefangen hatte. Es wird nicht mehr Körper gegen Körper gekämpft, sondern intelligente Waffen setzen sich über Länder hinweg und zerstören die Städte. Fast ohne eigene Menschenopfer wird ein schwacher Gegner wie Afghanistan oder der Irak besiegt.

      Die militärische Besetzung erfolgt nicht mehr zu Wasser und zu Lande, sondern durch die Luft, aus der Ferne. So wird eine militärische Präsenz in militärisch schwachen Ländern erzwungen. Eine geopolitische Strategie sichert die Energiepolitik. Diese Fernkriege sind eine neue Form der Geopolitik, und sie werden ermöglicht durch eine Technologie der Fernkommunikation, zu denen auch die Fernsehbilder gehören.

      STANDARD: Fernsehen über Fernkämpfe?

      Weibel: Genau. Die Gesellschaft des Nahkampfs hat sich in eine Gesellschaft des Fernkampfs verwandelt, wo massenmediale Bilder der Telekommunikation ebenfalls als intelligente Waffen eingesetzt werden. Bei diesem Wandel zu einer Ferngesellschaft spielen die Technologien der Telekommunikation eine entscheidende Rolle.

      Die Gesellschaft des Spektakels wandelt sich in diesem technischen Kontext zu einer Gesellschaft der Symptome. Die massenmedialen Bilder sind als Symptome zu lesen und zu interpretieren. Diese Medienkompetenz geht aber über Bilder hinaus, wie Brecht schon gesagt hat (das Bild einer Fabrik sagt nicht die Wahrheit der Fabrik). Es gilt, den Kontext zu erschließen, mit dessen Hilfe die Diagnose der Bilder als Symptome möglich wird. Wir sollten also weniger von Repräsentation als von einem Symptomfeld sprechen, wenn wir uns auf die Telebilder der Ferngesellschaft einlassen.

      Es gibt keine naturalistischen Bilder mehr; nur mehr konstruierte und inszenierte. (DER STANDARD, Printausgabe vom 12.5.2003)

      http://derstandard.at/?id=1296554
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 18:24:47
      Beitrag Nr. 2.698 ()
      Nachrichten, die man nicht überall findet.




      Die gebrochenen Versprechen

      http://news.independent.co.uk/world/politics/story.jsp?story…





      Öl

      Tony Blair: "Wir werden es nicht anrühren, und die USA rühren es nicht an." MTV, 7. März

      Wahrheit: Der gestrige UN-Resolutions-Entwurf würde den USA und Großbritannien absolute Kontrolle über die Öleinkünfte des Irak geben, bis eine irakische Regierung eingesetzt ist.



      Die UN

      George Bush: "Die UN werden eine wichtige Rolle haben." Belfast, 8. April

      Wahrheit: Die UN wird zu einer beratenden Funktion im Irak reduziert. Alle Entscheidungen werden von amerikanischen und britischen Beamten getroffen.



      Waffen

      Jack Straw: "Sollten die UN eine wichtige Rolle bei Waffeninspektionen haben? Die Antwort ist ja." Interview, 25. April

      Wahrheit: Es wird in "der absehbaren Zukunft" keine Rolle für UN-Inpsektoren geben.



      Hilfen

      Tony Blair: " Die UN sollten eine Schlüsselrolle bei der Verwaltung der Hilfsgüterverteilung haben." House of Commons [britisches Unterhaus], 18. März

      Wahrheit: USA und Großbritannien werden die Führungsposition bei den Hilfslieferungen übernehmen und die UN werden nur eine koordinierende Rolle haben.



      Regierung

      Tony Blair: "Die Kampfhandlungen sollten die Autorität der UN bewahren und sicherstellen, daß Saddam entwaffnet wird." MTV, 7. März

      Wahrheit: Eine "Besatzungsmacht" der USA und Großbritannien wird den Irak beherrschen.



      www.Freace.de
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      schrieb am 12.05.03 18:26:07
      Beitrag Nr. 2.699 ()
      "AGENDA 2010"
      Experten fürchten drastisch mehr Arme




      CHEMNITZ, 11. Mai (ap/dpa). Die Zahl der Armen in Deutschland könnte infolge der rot-grünen Sozialreformen nach Ansicht von Experten drastisch steigen. Sollte die "Agenda 2010" "mit ihrer sozialen Schieflage" Realität werden, gebe es statt bisher acht künftig 15 Millionen Menschen, die als arm anzusehen seien, sagte der Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, Paul Saatkamp, der Chemnitzer Freien Presse. Die Konferenz ist ein Zusammenschluss von Wohlfahrtsverbänden, Selbsthilfeorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen.

      Es gehöre zum Prinzip der Reformpläne, "die sozial Schwachen zu belasten, um die Reichen zu entlasten", so Saatkamp. Mit der "Agenda 2010" werde ein Systemwechsel weg vom Sozialstaat vollzogen, betonte er. Er warf Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor, die drastischen Einschnitte bei den Reformen seien im Wahlprogramm verschwiegen worden. Das habe eine tiefe Enttäuschung bei den der SPD nahe stehenden Organisationen wie Arbeiterwohlfahrt, Falken, Naturfreunde oder Arbeiter-Samariter-Bund hervorgerufen. Schröders Reformpolitik führe dazu, "dass ihm weit mehr als nur die gewerkschaftliche Basis verloren geht".


      fr-aktuell.de
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      schrieb am 12.05.03 19:17:01
      Beitrag Nr. 2.700 ()
      Clement wirbt für den Abbau des Sozialstaats

      12. Mai 12:02


      Anzeige der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"
      Foto: chancenfueralle.de

      Eine überparteiliche Initiative wirbt mit dem Slogan «weniger Sozialstaat bringt mehr Jobs». Auch Wirtschaftsminister Clement steht mit seinem Namen dafür. In der Koalition ist man irritiert.


      Von Peter Müller
      Zum 1. Mai hat die «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft» eine Anzeigenkampagne gegen den Sozialstaat gestartet. Während SPD und Grüne über die Sozialreformen der Regierung streiten, geht das überparteiliche Bündnis noch weiter. Ihr Slogan: «Jetzt geht Arbeit vor. Weniger Sozialstaat bringt mehr Jobs.»

      Die von der Wirtschaft ins Leben gerufene überparteiliche Initiative will nach eigenen Angaben mit dem Slogan provozieren. Innerhalb der Koalition stieß die Anzeige jedoch auf harsche Kritik. Der Grund: Als Vertreter der Initiative tritt Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) auf, mehrere Abgeordnete von SPD und Grünen gehören der Initiative an. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte der Netzeitung, Clement selbst sei über die Aktion nicht informiert gewesen.



      Scheel kritisiert Formulierung

      Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Christine Scheel, die selbst Botschafterin der «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft» ist, sagte der Netzeitung, sie sei über die Formulierung «erschrocken» gewesen. Die rot-grüne Koalition stehe zwar zur Agenda 2010, die Intention der Anzeige gehe aber in die falsche Richtung. «Ein Abbau des Sozialstaats schafft ja noch keine Jobs», sagte Scheel. Zugleich verteidigte die Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestags die Initiative. Dort würden eben kontroverse Meinungen vertreten, es handele es sich um ein parteiübergreifendes Bündnis. Konsequenzen wolle sie deshalb nicht ziehen.

      Das im Jahr 2000 von der Wirtschaft gegründete und finanzierte Bündnis will nach eigenen Angaben für Reformen werben. Geschäftsführer Tasso Enzweiler sagte der Netzeitung, Ziel sei, für den Umbau in Deutschland zu werden. Die Anzeige wurde nach seinen Angaben ohne Absprache mit den Unterstützern gestartet. «Eine Absprache war wegen der Vielzahl der prominenten Unterstützern nicht möglich», so Enzweiler.



      «Bewusst provokant formuliert»

      Dass der Slogan «weniger Sozialstaat bringt mehr Jobs» nicht unproblematisch ist, sieht auch Enzweiler. Das sei eben «bewusst provokant formuliert» gewesen, sagt er. Man sei aber überzeugt, dass «sozial ist, was Jobs schafft». Dies sei auch Aussage der Anzeige gewesen. So steht denn auch im Kleingedruckten, «damit neue Arbeitsplätze wieder bezahlbar werden, müssen die Sozialabgaben sinken». Und weiter: «Nur wer den Sozialstaat entschlackt, macht ihn wieder stark.»

      In der SPD ist man irritiert. Der Bundestagsabgeordnete Rainer Wend (SPD), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Bundestag und ebenfalls Botschafter der «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft», sagte der Netzeitung, «ich hätte so eine Anzeige garantiert nicht gegengezeichnet». Er sagte, «man kann ja nicht einfach den Abbau des Sozialstaats fordern». Von der Aktion der erfuhr er nach eigenen Angaben erst, als er die Anzeige zufällig sah.



      Anzeige der Initiative


      Wend kündigte an, möglicherweise Konsequenzen zu ziehen. «Ich werde die Initiative ab jetzt aufmerksam beobachten. Wenn sich das wiederholt, werde ich meine Funktion dort sicherlich überdenken.»

      Bei der Initiative selbst versteht man nicht, wo das Problem liegen soll: Man fordere nicht möglichst unsoziale Maßnahmen, so Enzweiler. Man wolle lediglich gegen «die Besitzstandswahrer und den verkrusteten Sozialstaat» mobil machen.
      NZ Netzeitung GmbH
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      schrieb am 12.05.03 19:34:10
      Beitrag Nr. 2.701 ()
      Mit dem Kopf durch die Wand

      von Jochen Steffens

      Es herrscht eine seltsame Stimmung an den Märkten. Vieles passt nicht zusammen. Normalerweise sagt man in solchen Phasen: Unsicherheit bestimmt das Parkett. Aber das stimmt diesmal nicht ganz. Es ist keine Unsicherheit. Es ist eine Bullenstimmung, die die Börsen beherrscht, dabei ist es überaus wahrscheinlich, dass es sich um eine "falsche" Bullenstimmung handelt. Denn allein, dass die Entwicklung der Devisen und der Bonds den Aktienkursen widersprechen, ist schon ein Warnsignal.

      Die Bullen wollen und wollen nicht einsehen, dass sie falsch liegen und Erholung brauchen. Stattdessen rennen sie wieder und wieder gegen die Mauer der Bären, die nur verwundert den Kopf schütteln, ob dieser stoischen Starrköpfigkeit der Bullen (dafür sind Bullen jedoch bekannt). Die Bären warten einfach ab und lassen sich von Zeit zu Zeit sogar ein wenig erstaunt zurückdrängen. Die Kraft der Bullen erschöpft sich dabei. Das konnte man in der letzten Woche sehen. Kaum gewinnen die Bären überhand, wird es eng für die Bullen. 4 % Terrainverlust im Dax an einem Tag. Nein, das sieht nicht nach innerer Stärke der Bullen aus. Doch noch lassen sie sich nicht wirklich einschüchtern. Am Freitag rannten die Bullen wieder unverblümt drauf los.

      Ich habe dafür eine passende Metapher: Stellen Sie sich einen Bergsteiger vor. Einen von der Sorte "mit dem Kopf durch die Wand". Nennen wir ihn deshalb "Herr Stier". Also Herr Stier hat sich aufgemacht, den Gipfel zu erstürmen. Mit Sack und Pack ist er losgerannt und hat ohne Pause 40 % des Berges erklommen und das unter widrigen Umständen (bei sengender Hitze – auf die Börse übertragen: Irakkrieg, SARS, schlechte Konjunkturdaten etc). Jeder andere Bergsteiger würde nun eine Rast machen, sich erholen, um frisch gestärkt den Rest des Berges zu ersteigen, ganz in Ruhe. Nicht so Herr Stier. Er will mit dem Kopf durch die Wand. Dabei steht ihm nur ein kleines Problem im Weg: Seine Kräfte verlassen ihn. Immer und immer wieder rutscht er ab, weil er sich nicht mehr halten kann. Aber er versucht es immer wieder. Manchmal kommt er sogar weiter, etwas höher als zuvor, das bestärkt ihn in seinem Tun. Doch sind es nur kleine Erfolge. Glauben Sie, dass er so den Gipfel erreichen kann? Nein.

      Obwohl, ganz sicher kann man nicht sein. Schließlich ist er ein ganz besonders starrköpfiger Optimist, der Herr Stier. Aber der Kraftaufwand für diese Art des Gipfelsturms wäre so gigantisch, dass er lange danach keinen Berg mehr besteigen könnte. Es ist wahrscheinlicher, dass Herr Stier irgendwann einfach aufgibt und endgültig abrutschen wird. Vielleicht wird er sich dann noch einmal in letzter Kraft aufbäumen, ohne jedoch eine Chance zu haben. Im Tal wird er dann völlig entkräftet Opfer des Gevatter Bär werden.

      Vielleicht verstehen Sie nun, dass ich Ihnen keine genaue Prognose abgeben kann, bis wohin diese Rallye noch laufen wird. Die Starrköpfigkeit der Anleger ist schwer abzuschätzen. Erinnern Sie sich an letztes Jahr: Die Rallye vom Oktober starb ähnlich. Die Bullen wollten keine saubere Erholungs-/Konsolidierungsphase akzeptieren. Stattdessen stürmten sie immer weiter und schafften es noch zwei Mal, die letzten Bewegungshochs zu überbieten. Doch meistens nur für ein oder zwei Tage (kein nachhaltiger Bruch), dann brachen sie wieder ein. Ganze drei Mal rannten sie, ohne sich richtig zu erholen, aufwärts. Das letzte Mal unter einer ungeheuren Kraftanstrengung. Völlig entkräftet rutschten sie daraufhin zuerst wieder auf die Jahrestiefs bei 2500 Punkten, um dann noch viel, viel tiefer zu fallen.

      Ich weiß nicht, wohin die Bullen noch kommen werden, vielleicht bis 3100 oder sogar bis 3150 Punkten. In diesen Phasen, sollte man die Klugheit besizten, sich etwas von den charttechnischen Marken zu lösen, denn die Starrköpfigkeit "verunreinigt" sozusagen die Charts. Aber ich weiß, dass die Bullen eine Erholung brauchen. Je länger sie diese hinauszögern, desto tiefer wird der Fall danach sein.

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      Euro auf Vier-Jahreshoch

      von Jochen Steffens

      Der Euro auf 1,16 Dollar. So langsam läuft der Euro heiß. Spätestens bei 1,17/1,18 Dollar rechne ich mit einer Konsolidierung. Altes Spiel: Dichten Stopp Loss und nachziehen, bis der Euro hinein läuft. Allerdings verkaufe ich nur eine Teilposition. Der Rest bleibt im Langfristdepot. Immerhin hat die amerikanischen Notenbank am Wochenende zugegeben, dass sie erfreut über den schwachen Dollar ist. Die Ära des starken Dollars wurde damit offiziell zu Grabe getragen.

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      Mitten im Bärenmarkt

      von Martin Weiss

      Auch in der letzten Handelswoche schaffte es der Dax nicht, die 200-Tage-Linie, die aktuell bei ca. 3050 liegt, auf Wochenschlußkursbasis signifikant zu überwinden. Es scheint so, als ob den Bullen langsam aber sicher die Puste ausgeht.

      Dennoch ist es noch immer nicht ausgeschlossen ist, daß diese Aufwärtsbewegung möglicherweise doch diese Widerstandszone nach oben hin überschreiten wird. Insofern ist speziell der deutsche Markt für charttechnische Fehlsignale anfällig, vorsichtig formuliert. Wie auch immer, ein solch möglicher "Schein-Ausbruch" würde gewiß mit Euphorie in den Massenmedien kommentiert werden und der ein oder andere neue Euro würde folglich wiederum in den Markt gelockt werden. Spätestens bei 3300 Punkten im Dax bzw. 9000 Punkten im Dow Jones Index dürfte aber diese jüngste Rallye innerhalb der Jahrtausend-Baisse an ihre oberen Grenzen gelangen.

      Genau dies ist das extrem tückische in Bärenmärkten. Nicht nur, daß es diffizil ist, vom "timing" her den Beginn dieser scharfen Kursanstiege zu erwischen, sondern es fällt fast noch schwerer, die obere Umkehr und das Ende dieser Zwischenerholungen exakt vorherzusagen. Eines sollte aber immer wieder klar betont werden: wir befinden uns nach wie vor inmitten der "Baisse aller Baissen", welche seit den Iden des März 2000 weltweit 12 000 Milliarden $ vernichtete. Aller zwischenzeitlichen starken Rallies zum Trotz!

      Und, es muß immer wieder gesagt werden, die "irrationale Übertreibung" der Exzesse der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist bei weitem noch nicht korrigiert. Im Klartext heißt dies, daß der breite S&P 500 jede Menge Luft nach unten hat. Nimmt man nur das durchschnittliche KGV der letzten 100 Jahre als Maßstab, so wäre der S&P 500 erst bei einer Halbierung (!!!) im historischen Mittel angelangt. Am Rande sei nur erwähnt, daß große Bärenmärkte bei Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 8 langsam aber sicher ans Ende kommen. Davon sind wir aktuell meilenweit entfernt.

      Mittlerweile erkennt selbst die US-Notenbank FED mögliche Probleme, sogar deflationäre Gefahren für die US-Wirtschaft. Obwohl seit 2001 insgesamt zwölfmal Zinssenkungen vorgenommen wurden, mögen die Wirtschaft, und vor allem die Unternehmensinvestitionen nicht anspringen. Angesichts einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent, einem weiteren bereits im April angekündigten Abbau von zusätzlich netto 146000 Arbeitsplätzen, einem ebenfalls schlechtem und sich abschwächenden Investitions- und Konsumklima, werden selbst die optimistischsten Analysten einräumen, daß baldige dynamische Anstiege bei den Unternehmensgewinnen eher Wunschdenken als Realität sind.

      In diesem Kontext ist es kaum verwunderlich, daß die Insider in den Vorstandsetagen der Unternehmen angesichts der aktuellen Anstiege klar zum Verkauf ihrer eigenen Aktien tendieren. Anders ist es kaum erklärbar, daß der April diesen Jahres hinsichtlich der Insider-Käufe in den USA der schwächste Monat seit acht Jahren war. Wie auch immer, die Bosse von Ebay, Microsoft, Yahoo und co nutzen die Gelegenheit, um ihre "Tulpenzwiebeln" an den Mann bzw. die Frau zu bringen . Es bedarf in diesem Zusammenhang wohl keiner großen näheren Erläuterung, daß dies auch für sie – sollten sie immer noch in diesen Werten investiert sein – ebenfalls eine gigantische Chance ist, Kasse zu machen.

      Zum Schluß, noch kurz ein paar kurze Anmerkungen zum $ und zum Gold. Mittlerweile gewinnt die von mir ja so erwartete Abwertung des $ an Fahrt. Und ein Ende dieser Schwäche ist noch lange nicht in Sicht, mittelfristig sind 1,40 $ je Euro durchaus realistisch. In Euro bewertet ist Gold zwar angesichts der Dollarschwäche zurückgeblieben, stellt jedoch nach wie vor das "Investment des Jahrzehnts" dar, wie es Bill Bonner wohl zu sagen pflegen würde. Nutzen Sie auch diese Chance, um Ihr Vermögen "wetterfest" zu machen.

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      US-Inflationsrate fällt weiter

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wenn das Leben einfacher wäre!

      Der Dollar ist weiter gefallen.

      Der Goldpreis ist gestiegen. Der Euro auch. Sollten nicht auch die amerikanischen Konsumentenpreise steigen?

      Der Dollar ist "schwer", so Devisenhändler. Es sieht so aus, als ob er einfach fallen muss. Aber wenn er fällt – wird er dann nicht auch weniger wertvoll? Sollte man mit dem gleichen Dollarbetrag dann nicht weniger Brote oder weniger Sixpacks Bier kaufen können?

      Es ist entweder mehr ... oder weniger, oder? Entweder Inflation oder Deflation ... hoch oder runter, ... schwarz oder weiß?

      Nein ...

      An den Devisenmärkten urteilen die Investoren über den Dollar genauso, wie sie über den US-Präsidenten urteilen: Der Dollar ist keine erstklassige Währung mehr, sondern nur "heiße Luft"-Papiergeld.

      Wenn der Präsident einer Nation öffentlich in Uniform erscheint, dann kann man fast sicher sein, dass die Währung dieses Landes fallen wird. Denn das erinnert an einen lateinamerikanischen Diktator oder an einen 1-Million-Peso-Geldschein. Wer kann beides ernst nehmen?

      Aber in den USA fürchten einige Ökonomen regelrecht, dass der Dollar seinen Wert halten könnte.

      "Der Rückgang der Inflationsrate hat einige Volkswirte verwirrt", so eine Schlagzeile von USA Today. Diese Zeitung berief sich auf die bemerkenswerte Ankündigung der Fed in der letzten Woche, die sich "über einen unwillkommenen Rückgang der Inflationsrate" Sorgen gemacht hatte.

      Normalerweise träumen Menschen nicht von einer steigenden Inflationsrate – und sie wachen auch nicht morgens in der Hoffnung auf, dass sie in der Zeitung von einer steigenden Inflationsrate lesen können. Im Gegenteil – viele Leute werden etwas nervös, wenn die Preise steigen. Deshalb ist es nicht leicht zu verstehen, warum laut USA Today ein Rückgang der Inflationsrate "unwillkommen" ist.

      Derzeit beträgt in den USA die Inflation auf Konsumentenpreisebene weniger al 1 %. Und die Ökonomen machen sich darüber Sorgen.

      Oh, ihr Götter des Geldhimmels ... wie konntet ihr diesen glücklichen und fleißigen Menschen so ein scheußliches Schicksal bescheren – stabile Preise! Nehmt jeden Erstgeborenen, verwandelt unsere Frauen und Schafe ... aber lasst unsere Preise wieder steigen!

      Die ganze Sache ist, natürlich, absurd. Aber mich hat keiner nach meiner Meinung gefragt.

      1980 stand die amerikanische Inflationsrate bei 12,4 %. Seitdem ist die Inflation (gemessen auf Verbraucherpreisebene) um ca. 1 Prozentpunkt pro Jahr zurückgegangen. Nachdem dieser Trend 13 Jahre angehalten hat, ist die Inflation gerade noch positiv. Die Immobilienpreise, die Ausbildungs- und Krankheitskosten steigen – aber die meisten anderen Preise fallen. Und die Wirtschaftslage verschlechtert sich – genauso wie der Dollar an den Devisenmärkten.

      Ich versuche, herauszufinden, was das alles bedeutet ... aber keiner hat jemals gesagt, dass dies leicht sein würde ...
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      Lage am US-Arbeitsmarkt bleibt düster

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Wirtschafts-Schlagzeilen haben sich in den letzten Tagen und Wochen nicht geändert: Der Dollar kollabiert noch immer, die Jobs lösen sich immer noch in Luft auf, Donald Rumsfeld sucht immer noch nach anderen Ländern, die er bombardieren kann und die Analysten der Wall Street sind immer noch bullisch. Eine Gedenkminute für den "starken Dollar", bitte. Ich werde den starken Dollar vermissen. Und ganz bestimmt wird das auch Bill Bonner tun, da er in Frankreich lebt und er wegen des schwächeren Dollar jetzt deutlich mehr für seine Lebenshaltung aufbringen muss.

      Der Verfall des Dollar scheint sich sogar zu beschleunigen. Einige Investoren bekommen etwas Angst und kaufen wieder Gold. Warum sollten die Leute Gold kaufen, wenn der Dollar schwächelt? Eine Schlagzeile aus dem Pekinger "People`s Daily" gibt einen wertvollen Hinweis: "Gold wir zunehmend als `sicherer Hafen` gesehen."

      Dieser Artikel begann so: "Der Aufwärtstrend des Goldes wird sich wahrscheinlich fortsetzen, und Gold wird zunehmend als `sicherer Hafen` angesehen werden, was Experten der ABN Amro Bank hier letzten Mittwoch zu uns gesagt haben ..."

      Gottseidank, dass es diese "Experten" gibt – was würden wir ohne sie tun? Ich bin natürlich kein Experte, aber ich habe in Wirtschaftsgeschichte gute Noten bekommen. Und ich meine, dass es einen jahrtausendealten Zusammenhang zwischen dem Gold und der Phrase "Wertaufbewahrungsmittel" gibt. Und ich meine auch, mich erinnern zu können, dass Leute, die sich Sorgen über den Wert ihrer Währung machen, Gold kaufen. Vielleicht ist das der Grund, warum der Goldpreis in den letzten Tagen gestiegen ist. Aber ich rate nur. Ich bin kein Experte.

      In den letzten Wochen haben die Investoren die positiven News herausgestellt und die negativen Nachrichten möglichst ignoriert. Aber einige negative Nachrichten wollen sich nicht ignorieren lassen. Zum Beispiel wird in den USA das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend ein wirklich ernstes Problem. In den letzten 3 Monaten sind in den USA 525.000 Arbeitsplätze abgebaut worden, und dieser Trend geht weiter. "Von den 8,8 Millionen Arbeitslosen in den USA sind fast 2 Millionen seit 6 Monaten oder länger arbeitslos", so die Washington Post.

      "Besonders im produzierenden Gewerbe werden massiv Stellen abgebaut ... im Januar gab es laut offiziellen Zahlen 817 Massen-Entlassungen von 50 oder mehr Arbeitern, im Februar 427 und im März 385. Insgesamt sind seit Januar 2002 fast 2,7 Millionen Jobs in Massenentlassungen abgebaut worden, davon rund ein Drittel im produzierenden Sektor."

      Ich habe schon früher darauf hingewiesen: Arbeitslose Konsumenten konsumieren nicht mehr so viel wie vorher. Sie tendieren dazu, sich nicht neue Fernseher und Autos zu kaufen, und manchmal schränken sie auch ihre Abende in der lokalen Kneipe ein. Und auch Konsumenten mit Arbeit geben derzeit ihr Geld nicht mehr mit vollen Händen aus. Vielleicht spüren auch sie derzeit die schlechte Wirtschaftslage – oder den Druck ihrer hohen Schuldenlast.

      Glücklicherweise braucht eine Rally am Aktienmarkt keine Zeichen einer Wirtschaftserholung – sie braucht nur eine große Zahl von optimistischen Käufern.

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      Erwartete Inflationsrate: 1,74 %

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Am US-Anleihenmarkt scheint sich niemand Sorgen über eine Inflation zu machen. Trotz des fallenden Dollars bleiben die Anleihenkurse hoch. Sogar die Differenz zwischen "normalen" und inflationsgeschützten 10jährigen US-Anleihen ist gefallen. Wenn man diese Differenz als Maßstab nimmt, dann lässt sich errechnen, dass die Investoren für die nächsten 10 Jahre mit einer Inflationsrate von nur 1,74 % rechnen ... noch vor einem Jahr rechneten sie mit 2,5 %.

      *** Eines der Dinge, deren Preis in den USA immer zu steigen scheint, ist der Preis für Ausbildung. Das hat ein befreundetes Ehepaar in Frankreich gemerkt, als ihr Sohn Jules, 15, genug von den französischen Schulen hatte. Auf der Suche nach Alternativen prüften sie mehrere Schulen in den USA ... und eine amerikanische High School am Stadtrand von Paris.

      Keins der Angebote war preislich günstig ... die Schulen in den USA verlangten bis zu 30.000 Dollar pro Jahr, und auch die amerikanische High School bei Paris verlangte über 20.000 Dollar. (Diese Schule sieht wie fast alle High Schools in den USA aus, mit der Ausnahme, dass dort keine amerikanische Flagge weht. Man sieht auch überhaupt kein Schild, das sagt, was sich dort befindet. Der Direktor erklärte: "Wir wollen uns nicht herausstellen. Angesichts all des Geredes wegen Terrorimsus ... man weiß es nie. Wir wollen kein Ziel sein.)

      Der Vater von Jules ist jetzt der Ansicht, dass das Bildungswesen in den USA ein großer Betrug ist. Wohlmeinende Eltern müssen die Hypotheken auf ihre Häuser erhöhen, um ihre Kinder in unsinnige Kurse zu schicken, an die sich diese nicht erinnern, und die von Leuten gehalten werden, die keine Ahnung haben. Seiner Meinung nach sollten die jungen Leute besser in die Welt gehen, arbeiten, ein Buch lesen und für sich selbst lernen.

      Mein Freund Gary North hat einen Bericht zu diesem Thema geschrieben, was mich dazu inspiriert hat, mit Jules zu reden. Ich versuchte, ihn dazu zu interessieren, die institutionellen Schulen zu verlassen und stattdessen ein Lernprogramm für sich selbst zu beginnen. Aber der Junge war nicht interessiert. "Ich will so etwas Verrücktes nicht."

      *** Was noch? Angesichts der Dessouswerbung, die man überall auf Plakaten in Paris sieht, kann ich mich manchmal nur schwer auf Zinssätze und Weltpolitik konzentrieren. Aber ohne die Themen Sex, Sport, Politik und Geld ... könnte es sein, dass ein Mann sich nur noch mit seiner Frau beschäftigt. Und welche Frau würde einen solchen Mann wollen?
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      Geschichtslektion

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich möchte nocheinmal an den 8. Mai erinnern – den Jahrestag des Kriegsendes in Europa. Am 8. Mai 1945 feierten die Leute in Paris (Sie wissen, dass ich seit einigen Jahren in Frankreich arbeite und lebe). Die Amerikaner in Paris wurden als Helden und Befreier gefeiert ... die Barkeeper boten ihnen kostenlos Drinks an und die Frauen boten ihnen Küsse an. Und jeder war froh, dass der Kampf vorbei war. Auf beiden Seiten des Atlantiks konzentrierten die Leute sich wieder auf ihre Arbeit und ihre Familien ... der Krieg war vorbei.

      Ich werde heute wieder über ein geschichtliches Thema schreiben. Ich hoffe, dass Sie mir verzeihen, liebe(r) Leser(in). Aber was bleibt mir sonst? Über die Zukunft weiß ich überhaupt nichts ... außer dass sie eine Erweiterung dessen ist, was vor ihr kam. Deshalb schreibe ich heute lieber über die "Verbrechen, Dummheiten und Unglücke der Menschheit", wie Voltaire meinte.

      "Das hat es alles schon einmal gegeben", sagte mein Freund Jim Rogers gestern am Telefon zu mir, als wir über den "Boom/Abschwung"-Zyklus sprachen. "Schau Dir nur die Geschichte an. Du weisst, dass ich an einem College in New York Geschichte unterrichte. Meine Studenten fragen mich manchmal, was sie tun sollen, um erfolgreich zu werden. Ich antworte ihnen dann, dass sie Geschichte und Philosophiebücher lesen sollten. Sie sagen dann `Sollten wir nicht lieber Buchführung oder BWL lernen ...?` Ich sage dann: Nein, ihr müsst Geschichte lernen, weil das alles ist, was wir haben ... das ist die Zusammenstellung von all dem, was wir gelernt haben oder gelernt haben sollten."

      Was Europa vom Ersten und vom Zweiten Weltkrieg gelernt hat, war, dass man so einen Krieg nie wieder führen sollte. Das war weniger eine intellektuelle als eine sentimentale Lektion. Die Leute, die beide Kriege überlebt hatten ... die Besetzungen ... die Uniformen ... wollten damit nichts mehr zu tun haben. Eine Antikriegs-Stimmung war auf ihren Lippen und in ihrem Blut.

      Aber jetzt sterben die alten Soldaten aus. Monsieur Minig, ein französischer Bekannter von mir, der Kriegsveteran ist, sagte mir, dass beim diesjährigen Treffen nur noch eine Handvoll seiner alten Kameraden anwesen waren. Letztes Jahr waren es noch ein paar mehr. Bald wird niemand mehr übrig sein, der sich daran erinnern kann, wie der Krieg wirklich war.

      Und die neue Generation der Krieger – hauptsächlich in Amerika – hat eine andere Stimmung. Sie denken, dass sie die westliche Zivilisation verteidigen ... den Terrorismus bekämpfen ... und Demokratie und Freiheit verbreiten.

      Die Welt ist heute anders, als sie für die Überlebenden 1945 war. Damals war der Weltkrieg in Europa entstanden ... und ein widerwilliges Amerika half mit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Jetzt sind es die Amerikaner, die auf der Suche nach Ärger sind ... aber wer wird den Unfug, den sie machen, wieder in Ordnung bringen?

      Damals waren es die Deutschen, die versuchten, jeden niederzumachen, der sich ihnen in den Weg stellte. Heute sind es die Amerikaner, die auf dem Weg sind ... die eine neue Art des Imperiums anbieten ... ein softes Imperium ... das nicht mehr erobern und stehlen will, sondern Frieden und Demokratie in abgelegene Gegenden der Welt bringen will ... um auch den Rest der Welt sicherer und reicher zu machen. Dieses neue Imperium des guten Willens wird von einem Krieger geführt.

      Mr. Bush sieht sich als Tiberius oder Hadrian oder Marcus Aurelius ... also als einen Krieger, aber nicht als einen Tyrannen.

      Die Dinge haben sich geändert. Die Welt heute ist nicht mehr die von 1945. Die USA stehen vor einer neuen Ära der Weltpolitik.

      Rom befand sich 146 v. Chr. in einer vergleichbaren Position. In diesem Jahr besiegte Scipio den großen, alten Feind Roms – Karthago – endgültig. Er belagerte Karthago, eroberte und zerstörte es.

      Aber man sagt, dass Scipio geweint habe, als Karthago vor ihm verbrannt sei. Er schien verstanden zu haben, dass Rom in eine neue Ära eingetreten war. Rom hatte auf einmal keinen gleichwertigen Rivalen mehr; Rom war jetzt die beherrschende Macht des Mittelmeers (und damit des größten Teils der in ihren Augen bekannten Welt). Scipio muss nach vorne geschaut haben ... und er muss im Rauch von Karthago das zukünftige Bild von Rom gesehen haben. Früher oder später kollabieren alle Imperien. Er könnte sich gedacht haben, dass der Fall Karthagos nicht notwendigerweise der Anfang vom Ende von Rom gewesen sein muss ... aber vielleicht das Ende vom Anfang.

      Ungefähr zur gleichen Zeit schlug der römische Konsul Metellus eine Revolute in Mazedonien nieder ... und der Römer Mummius eroberte Korinth und zerstörte es. Griechendland, vorher eine Großmacht der Region, wurde eine römische Provinz.

      Wie Europa verglichen mit den USA heute, so waren damals die griechischen Stadtstaaten die "alte Welt". Sie waren die Quelle der Kultur und die Römer lernten viel von ihnen, aber die griechischen Stadtstaaten hatten ihre militärische Macht verloren. Wenn sie jemals ein Imperium gehabt hatten, so war dies Vergangenheit. Die Macht des Jetzt war damals Rom.

      Aber bevor die Römer Korinth zerstörten und die Griechen versklavten, befreiten sie sie zuerst.

      Peter Bender schreibt dazu: "Im Frühjahr 176 v. Chr. (Griechenland wurde ungefähr 25 Jahre später römische Provinz) kamen alle Würdenträger von Korinth zusammen, um zu hören, was Rom ihnen zu sagen halte. Die Griechen waren ungefähr 1,5 Jahrhunderte lang von den Makedonen unterdrückt worden, und jetzt hatten die Römer den makedonischen König Philipp V. besiegt und ihn dazu gezwungen, alle seine Besitzungen in Griechenland aufzugeben. Aber die Erfahrung zeigte, dass die Griechen nur einen Meister durch einen anderen austauschten."

      "Der römische Herold verlangte Ruhe und verlas die Botschaft des römischen Senats: Wir geben Euch Freiheit und administrative Unabhängigkeit; es wird keine Besetzung geben und wir werden keine Tributzahlung fordern."

      Die Griechen konnten ihren Ohren nicht trauen. Aber als sich die Botschaft rumsprach, wurden die römischen Botschafter bejubelt.

      Jeder hatte die besten Absichten. Aber die Geschichte hat ihre eigenen Absichten.

      "Jede Supermacht hat von Natur aus die Tendenz, kleinere Nationen immer mehr und mehr zu unterdrücken", so warnte ein griechischer Redner, nachdem die Römer ihr "softes Imperium" im Jahr 176 v. Chr. errichtet hatten.

      Wie bei den Märkten muss auch die Politik ihren ganzen Weg gehen ... von Anfang bis zum Ende ...

      investorverlag.de
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      schrieb am 12.05.03 19:47:12
      Beitrag Nr. 2.702 ()
      Deutsche Industrie bremst Output stark ab

      Im März um mehr als ein Prozent gesunken
      ks Frankfurt - Die deutsche Industrieproduktion ist nach den Zunahmen in den beiden Vormonaten im März wieder spürbar geschrumpft. Der Rückgang um saisonbereinigt 1,1 % fiel dabei zwar um einiges größer aus, als die Volkswirte mit einem Konsens von - 0,6 % erwartet hatten. Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen zum deutschen Auftragseingang hatten aber bereits auf ein größeres Abbremsen beim Output hingedeutet (BZ vom 8. Mai). Noch stärker als die Herstellung des gesamten produzierenden Gewerbes ist nach den weiteren Angaben der Deutschen Bundesbank der Ausstoß des verarbeitenden Gewerbes zurückgegangen. Er sank um 1,7 % unter das Februar-Niveau. Dabei fuhren insbesondere die Produzenten von Investitionsgütern die Fertigung zurück - um 3,5 %. Die Hersteller von Konsumgütern drosselten den Output um 1,7 %. Lediglich die Produktion von Vorleistungsgütern blieb praktisch auf dem Niveau vom Februar ...
      boersenzeizung.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 20:56:34
      Beitrag Nr. 2.703 ()
      Commerzbank zieht die Zinsschraube an


      Bei der Commerzbank werden Kredite voraussichtlich um rund 0,5 Prozentpunkte teurer. Das sagte der Vorstandssprecher der Bank, Klaus-Peter Müller, in einem Interview der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“.


      Klaus-Peter Müller. Foto: dpa


      HB/dpa FRANKFURT. Müller geht davon aus, dass andere Banken nachziehen, „weil sie alle diese Not haben“. Die Zinsmargen müssten zudem steigen.

      Am vergangenen Mittwoch hatte das Geldhaus überraschend schwarze Zahlen für das erste Quartal gemeldet. Im ersten Quartal erwirtschaftete das Geldhaus einen Vorsteuergewinn von 38 Mill. €. 2002 war die gelbe Bank mit 372 Mill. € erstmals seit 20 Jahren in die Verlustzone gerutscht.

      Im Hinblick auf den geplanten Stellenabbau schloss Müller erneut betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. 3300 der bislang angekündigten 7400 Stellen seien ohne diese Maßnahmen abgebaut worden. „Doch für die neue Runde im Stellenabbau können wir dies nicht garantieren“, sagte der Vorstandssprecher.

      Ende März hatte die Bank beschlossen, weitere 3100 Arbeitsplätze in der Zentrale und im Ausland zu streichen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kreditinstitut 35 384 Beschäftigte, davon 27 728 in Deutschland.


      HANDELSBLATT, Montag, 12. Mai 2003, 20:22 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 20:58:16
      Beitrag Nr. 2.704 ()
      Union kritisiert Pläne


      Krankenkassen sollen mehr Schulden machen dürfen


      Um größere Beitragserhöhungen zu vermeiden, will Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD), nach Informationen des Handelsblattes den Krankenkassen erlauben, für einige Monate Kredite aufzunehmen.





      HB BERLIN. Die entsprechende Bestimmung im Entwurf des Gesundheitsreformgesetzes, der dem Handelsblatt vorliegt, soll rückwirkend zur ersten Lesung des Gesetzes im Bundestag in Kraft treten. Diese ist bislang für den 5. Juni geplant.

      Konkret sollen die Kassen Schulden machen dürfen, um Beitragserhöhungen auf mehr als 15 % zu vermeiden oder den aktuellen Beitrag auf 15 % zu senken. 2004 sollen die Kredite über die durch die Reform erzielten Einsparungen zurückgezahlt werden. Profitieren würden von der Regelung, die es 1998 bereits für ostdeutsche Kassen gegeben hat, die DAK und die Hamburger Ersatzkassen (je 15,2%) sowie die AOK Berlin mit einem Beitragssatz von 15,5%.

      Die Union kritisierte die Pläne. Ulla Schmidt „lockt die Kassen in eine Schuldenfalle“, sagte CDU-Sozialexperte Andreas Storm dem Handelsblatt.


      HANDELSBLATT, Montag, 12. Mai 2003, 19:41 Uhr
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      schrieb am 12.05.03 20:59:58
      Beitrag Nr. 2.705 ()
      Schwache Konjunkturdaten und starker Euro stehen weiteren Kurssprüngen im Weg


      Dem Dax droht eine Bärenmarkt-Rally



      Von David Reilly, Ulf Sommer


      Der Dax lebt – nur wie lange noch? Wird es Deutschland wie Japan und dem Nikkei-Index ergehen? Diese bange Frage bestimmte noch vor knapp zwei Monaten die Haltung der nervösen Anleger. Und jetzt?


      LONDON/DÜSSELDORF. Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat seit seinem Tiefstand am 12. März in der Spitze fast 40 % zugelegt und sich unter den europäischen Börsenindizes als Spitzenreiter empfohlen. Doch die Perspektiven sind verhalten, weil die fundamentale Situation kaum Spielraum für weitere Kurssprünge lässt. Zu ungewiss sind die konjunkturellen Aussichten in Deutschland.

      Einige Fondsmanager, die von Aktien deutscher Unternehmen die Finger gelassen hatten, nachdem der Dax seit März 2000 über 70 % verloren hatte, haben wieder zugekauft. Jeremy Podger von Investec Asset Management deckte sich in den vergangenen zwei Monaten mit deutschen Aktien ein, um von den zweifellos niedrigen Bewertungen zu profitieren. Er sieht die Entwicklung an den deutschen Börsen insgesamt weiter positiv.

      Investoren, die den Profis jetzt nacheifern wollen, könnten aber in eine Falle laufen. Sicher, es gibt vereinzelt gute Nachrichten, beispielsweise die positiven Ergebnisse von Puma und Adidas-Salomon. Aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass Deutschland immer noch der „kranke Mann in Europa“ ist. Fraglich ist, wie die deutschen Firmen auf breiter Front bessere Resultate vorlegen wollen, wenn eine Erholung im zweiten Halbjahr ausbleibt. Und die ist nach den jüngsten Konjunkturdaten nicht zu erkennen.

      Anleger kennen die Probleme: die schwache Nachfrage der Verbraucher, das starre Arbeitsmarkt- Korsett, das einen Kostenabbau schwer macht, und die nachlassende Fähigkeit zum Durchsetzen höherer Preise, die zur Deflation führen könnte.

      Neu ist die Stärke des Euros. Und die könnte dem Markt schnell weiteren Wind aus den frisch gehissten Segeln nehmen. Über 35 % legte der Euro seit Anfang 2002 zu. Deutschland wird es schwer haben, sich an eine weltweite Erholung und vor allem an eine Verbesserung der US- Konjunktur anzuhängen. Zu teuer sind die Exporte geworden. „Je stärker der Euro an Wert gewinnt, desto geringer sind die Erwartungen, dass die deutschen Exporte das Wachstum ankurbeln werden,“ sagt Clive McDonnell von Standard & Poor`s in London. Gewinnschätzungen, die – nach Abschreibungen – bei vielen Unternehmen einen Zuwachs von 25 % für 2003 in Aussicht stellen, sind deshalb zu optimistisch.

      Ein weiteres Warnsignal kommt vom V-Dax. Dieser Index, der die erwartete Schwankungsbreite des deutschen Aktienmarktes misst, bewegt sich im Vergleich zu den letzten 18 Monaten mit Werten knapp über 30 % auf niedrigem Niveau. „Die meisten Volatilitätsindikatoren zeigen ziemlich genau die Wendepunkte in einem Markt an“, erklärt McDonnell. Flauen die Kursausschläge ab, steht eine Wende bevor, besonders dann, wenn die Kurse vorher stark gestiegen sind.

      Fondsmanager können ihre Positionen mit Put-Optionen auf Aktien vor möglichen Kursverlusten absichern. Das heißt, sie haben das Recht, eine Aktie zu einem vorher festgesetzten Preis zu verkaufen, um damit Gewinne einzufahren. Broker, die eine solche Absicherung anbieten, schützen sich aber gegen mögliche Verluste, indem sie das der Option zu Grunde liegende Papier verkaufen. Das führt zu zusätzlichem Verkaufsdruck am Markt. Die Folge: Die Börsen fallen rasant.

      Die jüngste Aufwärtsbewegung könnte demnach nur eine Erholungsphase in einem Bärenmarkt sein. Wer dennoch an den deutschen Aktienmarkt glaubt, sollte trotz des starken Euros auf Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung setzen – und nicht auf Firmen, die allzu sehr von der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland betroffen sind.


      HANDELSBLATT, Montag, 12. Mai 2003, 06:30 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 21:08:22
      Beitrag Nr. 2.706 ()
      Charttechnik
      Dax befindet sich in brenzliger Lage


      12. Mai 2003 Der deutsche Aktienindex hat die Marke von 3.000 Punkten, über der er sich noch am Donnerstag vormittag bewegte, aus den Augen verloren. Zu Wochenbeginn tendiert er wieder abwärts, so wie am Mittwoch und Donnerstag. Folglich verzeichnet er das dritte Minus innerhalb der jüngsten vier Handelstage.

      Und nicht nur das: Da er um die 2.900-Punkte-Marke pendelt, befindet er sich in einer charttechnisch gesehen schwierigen Lage. Denn der Dax droht den seit der zweiten März-Woche aufgebauten Aufwärtstrend zu verlassen, wie Charttechniker bestätigen.

      „Klare negative Vorzeichen“

      „Die Lage ist brenzlig“, lautet etwa die Einschätzung von Klaus Tafferner, Charttechniker bei Concord Effekten. Der Dax schramme am Montag nur ganz knapp an der unteren Kante des Aufwärtstrendkanals vorbei. Es sei für ihn überdies keine Frage, ob der Dax nach unten ausbreche - „die Frage ist nur: Wann wird das der Fall sein?“

      Tafferner führt mehrere Gründe für seine pessimistische Sicht der Dinge an. Erstens den starken Euro: Die Aufwertung der Gemeinschaftswährung schade vom Export abhängigen Unternehmen. Zudem seien seit dem 23. April die Umsätze bei fallenden Kursen regelmäßig höher ausgefallen als bei steigenden. Das heißt: Es gebe verstärkte Verkäufe. „Es ist Geld aus den Aktienmärkten herausgeflossen“, so Tafferner, der „klare negative Zeichen“ ausgemacht hat.

      „Es wird heftig werden“

      Bis 20. Mai dürften die Aktie unter dem Strich fallen, danach könnte es wieder aufwärts gehen. Am 22. Mai werden die Spitzen der Europäischen Zentralbank wieder tagen, und Anleger könnten darauf spekulieren, daß die Leitzinsen doch noch gesenkt werden. Bis dahin „wird es heftig werden“, meint der Charttechniker.

      Nach dem Hoch am 7. Mai habe der Dax zwei Tage hintereinander an Boden verloren und nur am Freitag ein paar Punkte aufgeholt, um sich am Montag wieder abwärts zu richten. Diese Indikatoren deuteten darauf hin, daß die Bewegung nach unten anhalten werde. In der Regel folgten auf zwei Tage aber drei bis vier starke Tage. Wenn der Dax nach einem Erholungstag wieder ins Minus drehe, „dann heißt das, daß der Markt sich beeilen muß, dorthin zu kommen, wo er hin will.“ Der Dax könne bis auf 2.300 Punkte durchgereicht werden. Vor diesem Hintergrund würde er Aktien verkaufen: „Was wollen Sie anderes machen? Gegenhalten?“

      „Aufwärtsbewegungen vollziehen sich in Wellen“

      Tafferner Kollege Stephen Schneider von der WGZ-Bank zieht genau gegenteilige Schlüsse aus der charttechnischen Lage des Dax: „Ich würde Positionen aufbauen, weil die Stimmung schlecht. Viele Anleger sind wieder bearish. Es hat sich meistens gelohnt, als längerfristig denkender Investor in solchen Zeiten zu investieren.“ Auch sonst beurteilt Schneider die Lage als nicht ganz so dramatisch wie Tafferner: Der Aufwärtstrendkanal könne zwar durchaus nach unten verlassen werden, doch daraus alleine sollten keine Schlüsse gezogen werden, gibt er zu bedenken.

      Begründung: Aufwärtsbewegungen an den Börsen vollzögen sich in Wellen. „Die erste Welle wird meist rechtlich korrigiert.“ Viele Anleger nehmen eine Zwischenerholung zum Anlaß, Aktien wieder zu verkaufen, um Gewinne zu sichern. Grundsätzlich stehe also eine Korrektur an. Mindestens bis 2.800 Punkte werde der Dax fallen, möglicherweise auch bis 2.400 Punkte. „Da ist alles drin“, meint Schneider.

      Die Zwischenerholung sieht er jedoch als noch nicht beendet an. Denn der seit März 2002 aufgebaute Abwärtstrend sei nach oben hin durchbrochen. Erst wenn der Dax unter 2.590 Punkte rutschen sollte, wäre er wieder in diesemTrend gefangen. Schneider geht auf Sicht von einer Wellenbewegung aus: erst runter und dann wieder rauf. „Ich halte 4.000 Punkte in diesem Jahr noch für möglich. Die Frage ist nur: Was kommt dann?“

      @thwi
      faznet.de
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      schrieb am 12.05.03 21:10:31
      Beitrag Nr. 2.707 ()
      Hintergrund
      Wie Deflation auf die Aktienkurse in Amerika wirken würde


      12. Mai 2003 Die amerikanische Notenbank hat in der Vorwoche mit einer Bemerkung die Marktteilnehmer aufgeschreckt. So deutlich wie noch keine andere westliche Notenbank zuvor, hat sie vor der Gefahr einer Deflation gewarnt. Da eine solche volkswirtschaftliche Entwicklung kaum wünschenswert ist, wie das Beispiel Japan zeigt, stellt sich natürlich die Frage, was das für die Aktienkurse an der Wall Street bedeuten würde, wenn es tatsächlich zu einer Deflation kommen sollte.

      Die Analysten beim amerikanischen Finanzdienstleister Standard & Poor´s (S&P) haben das Stichwort aufgenommen und sich in einer Studie einige Gedanken zu dem Thema gemacht. Beim Blick zurück stellen sie fest, daß die letzte lange deflationäre Phase in Amerika in den 30er Jahren stattgefunden hat. Wegen der damaligen Weltwirtschaftskrise würden die meisten Anleger diese Zeit zwar am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen, so die Analysten. Aber da dieses Ereignis bereits sehr lange zurückliege, sei es fraglich, ob es als Maßstab für die aktuelle Situation tauge.

      Hilfreicher Blick nach Japan

      Besser für einen Vergleich geeignet sei dagegen Japan. Dort gebe es seit den 90er Jahren entweder Disinflation (die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen mit einer abnehmenden Wachstumsrate) oder Deflation (die Preise für Güter und Dienstleistungen fallen auch absolut) zu beobachten. Konkret hat sich S&P-Chefstratege Sam Stovall die Entwicklung in den Jahren 1995 bis 2002 näher betrachtet. Diese Periode war in Japan von einer nachhaltigen Deflation gekennzeichnet.

      In dieser Zeit ist der S&P Topix 150 Index jährlich um 4,3 Prozent gefallen. Angeführt wurde die Abwärtsbewegung von den Sektoren Finanzen (minus 13,8 Prozent), Grundstoffe (minus acht Prozent) und Telekommunikation (minus 5,4 Prozent). Kaum überraschend ist die Erkenntnis, daß sich die defensiven Verbrauchsgüter (plus 1,0 Prozent) und der Gesundheitssektor (plus 8,8 Prozent) relativ mit am besten schlugen.

      Schon etwas erstaunlicher ist es dagegen, wie gut sich die Gebrauchsgüter (plus 1,8 Prozent) und der Technologiesektor (plus 0,2 Prozent) gehalten haben. Wie S&P-Chefvolkswirt David Wyss vermutet, könnte dies mit den in diesen Sektoren vertretenen Unternehmen wie Sony und Honda zu tun haben, da diese stark interational agierenden Gesellschaften ihre Gewinne vornehmlich im Ausland erzielen.

      Staatsanleihen als sicherer Hafen

      Wyss warnt aber davor zu glauben, auch die multinational agierenden amerikanischen Unternehmen könnten im Zuge einer Deflation vergleichsweise gut abschneiden. Denn eine Deflation in Amerika sei dann am wahrscheinlichsten, wenn auch die ganze Welt in eine deflationäre Spirale abrutsche. Da dann aber alle Länder betroffen wären, gäbe es auch für diese weltweit tätigen Konzerne keine Fluchtmöglichkeiten.

      Ähnlich wie in den 30er Jahren dürften sich bei einem deflationären Szenario einzig die amerikanischen Staatsanleihen als sicherer Hafen erweisen. Allerdings glaubt Wyss nicht an eine Wiederholung dieser damaligen Entwicklung. Schließlich wirke der fallende Dollar inflationstreibend und nicht deflationär, da er die Kosten für Importgüter erhöhe und den inländischen Firmen mehr Preisspielraum gebe. Anders als die Notenbank stuft man bei S&P die Gefahr von Inflation höher ein als das Risiko einer Deflation. Sollte es dagegen entgegen dieser Erwartung doch zu Deflation kommen, dürfte dies die Kursperformance der meisten Sektoren negativ beeinflussen.

      Billigpreisanbieter mit Vorteilen

      Mit am besten dürften bei einem solchen Szenario laut S&P Anbieter aus Industrien abschneiden, die zu den Herstellern mit niedrigen Kosten gehören und wo der Wettbewerb über den Preis ausgetragen wird. Dazu zählen die Bereiche Rohstoffe, Konsumgüter und Technologie. Und da kleinere Unternehmen typischerweise nicht zu den Niedrigpreis-Produzenten zählen, dürfte Deflation kleinere Gesellschaften stärker treffen als die großen Konzerne. Auch dürften Unternehmen mit einer geringen Verschuldung besser abschneiden als hoch verschuldete Unternehmen, so das Urteil der S&P-Analysten.

      @JüB
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 21:12:12
      Beitrag Nr. 2.708 ()
      Devisenmarkt
      Euro knackt die Marke von 1,16 Dollar


      12. Mai 2003 Die europäische Gemeinschaftswährung zeigt sich am Montag morgen nach den Aussagen des amerikanischen Finanzministers John Snow weiter im Aufwind. Snow hatte sich am Wochenende positiv zur aktuellen Dollarschwäche geäußert, da sie die amerikanischen Exporte unterstütze. Zudem schloß Snow Devisenmarktinterventionen zugunsten des Dollar erneut aus. „Wir intervenieren nicht, um den Wert einer Währung zu manipulieren", sagte Snow.

      Der Euro markierte ein neues Vierjahreshoch und übersprang in der Spitze mit 1,1602 Dollar sogar die Marke von 1,16 Dollar. Gegen 9.50 Uhr kostet er mit 1,1595 Dollar noch immer deutlich mehr als zu seinem Schlußniveau vom Freitag abend im New Yorker Handel, als er bei 1,1499 Dollar notierte. Auch gegenüber dem Yen büßte der Dollar mit Kursen von 116,44 Yen nach 117,46 Yen deutlich an Wert ein.

      Aufwärtstrend vollkommen intakt

      Devisenhändler gehen nun von weiter deutlichem Kurspotenzial für den Euro aus. „Damit ist die amerikanische Regierung erstmals offiziell von der Politik des starken Dollars abgewichen“, heißt es. Inoffiziell sei die Dollarschwäche bereits seit längerem wohlwollend aufgenommen worden.

      Auch spreche die fundamentale Lage weiterhin für den Euro. Die Zinsdifferenz gegenüber Amerika sei durch die ausgebliebene Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank nicht geringer geworden. „Der Euro ist im globalen Umfeld niedriger Zinsen aufgrund der Zinsdifferenzen zu einer attraktiven Währung geworden“, stellen die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen fest.

      Charttechnisch gesehen sehen Händler die nächsten wichtigen Widerstände für den Euro bei 1,1580 Dollar sowie bei 1,1680 Dollar. Unterstützt werde die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,1525 Dollar.

      Allgemein heißt es, die Geschwindigkeit des Dollarverfalls habe viele Marktakteure unvorbereitet getroffen, die nun ihre Prognosen für das Euro/Dollar-Verhältnis anpaßten. Dabei würden nun auf Zwölfmonatssicht bis zu 1,22 Dollar genannt, heißt es. Große Anziehungskraft gehe von der Marke bei 1,1886 Dollar aus, dem Höchstwert den der Euro kurz nach seiner Einführung im Januar 1999 erreicht hatte.

      Kurzfristiger Korrekturbedarf steigt

      An anderer Stelle wird aber auch auf die anhaltende Besorgnis über die Fundamentaldaten in der Eurozone verwiesen. Diese dürften kurzfristig zu Positionsanpassungen in größerem Umfang führen, so die Spekulation. Auch sei zu bedenken, daß sich der Euro zwar in einem ungebrochenen Aufwärtstrend befinde, allerdings sei nach dem jüngsten steilen Anstieg der Kurs auch heißgelaufen.

      „Die Luft wird langsam dünner“, stellen die Analysten der DZ-Bank fest. Die Indikatoren zeigten eine überkaufte Marktlage an, die gegen eine anhaltende Aufwärtsbewegung spreche. Allerdings sei der genaue Zeitpunkt der eigentlich überfälligen Korrektur nur schwer zu bestimmen. Sollte sich der Markt auf eine Gegenbewegung einschwören, bestehe Korrekturpotenzial bis auf 1,14 Dollar.

      Der Chart zeigt die Kursentwicklung der Parität Euro-Dollar.
      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      @JüB
      Bildmaterial: FAZ.NET, AP
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 21:13:13
      Beitrag Nr. 2.709 ()


      © FAZ.NET
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 22:25:14
      Beitrag Nr. 2.710 ()
      Eilsendung von Dr. Martin D. Weiss, Amerikas bekanntestem Anlegerschützer. Weiss sagte als Gutachter im US-Kongress aus und sah zahlreiche Firmenpleiten voraus. Anleger, die seine Tipps befolgten, erzielten letztes Jahr Gewinne von bis zu 152 Prozent! Jetzt warnt der Börsenexperte. Die Baisse ist noch nicht mal halb vorüber, d.h., die Talfahrt an der Börse wird noch Jahre dauern! Aktien sind noch immer absolut überbewertet. Niemals zuvor hat der Staat, haben Unternehmen und Privatpersonen so hohe Schuldenberge aufgetürmt. Und die Zahl der Konkurse erreicht traurige Rekordhöhen!

      Lesen Sie, warum die Pleitewelle bald auch die Großkonzerne erreichen und mindestens 5 Billionen Euro Anlegervermögen vernichten wird! Ich sage Ihnen, was Sie sofort tun müssen, um Ihr Vermögen wirksam zu schützen. Und ich erkläre Ihnen auch, wie Sie Gewinne von über 152 % erzielen können, während ein Unternehmen nach dem anderen Pleite geht.




      MARTIN D. WEISS:

      FALLEN SIE NICHT AUF KURSERHOLUNGEN HEREIN!

      DER WELTWEITE BÖRSENCRASH STEHT UNMITTELBAR BEVOR !




      Lieber Anleger,

      gleich zu Beginn habe ich eine große Bitte: Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Erholungen an der Börse täuschen. Der Zusammenbruch des Aktienmarktes, vor dem ich schon so oft gewarnt habe, findet gerade statt. Nicht in ferner Zukunft, sondern jetzt!

      Der Nasdaq und der Nemax sind bereits zusammengebrochen. Jetzt werden der Dow Jones und der DAX folgen.

      Der Dow Jones wird mindestens um
      3.000 Punkte fallen, der DAX um mindestens 800.

      Warum ich mir da so sicher bin? Weil der Großteil der Anleger erst begonnen hat, sich aus dem Markt zurückzuziehen. Vergangenes Jahr im Juni und Anfang Juli haben private Anleger 30 Milliarden Dollar aus Investmentfonds herausgezogen. Allein diese Tatsache unterstützte den Fall des Dow Jones um 2.007 Punkte!

      Auch in Deutschland ziehen enttäuschte Anleger ihre Gelder aus Investmentfonds ab, zusätzlich nimmt das verwaltete Anlagevolumen durch den Kursverfall permanent ab.

      Darüber hinaus gibt es drei weitere Ursachen, die zu einem noch stärkeren Verkauf führen werden. Ich schätze, dass in den kommenden Wochen panische Anleger Fondsanteile in Höhe von weiteren 300 Milliarden Dollar verkaufen werden. Dieser Wert ist zehn Mal höher als jener, der zum Kursverfall im Juni und Juli 2002 geführt hat!

      Sie sind skeptisch, ob das alles so stimmt? Nun ja, diese drei unbestreitbaren Tatsachen sprechen dafür:

      TATSACHE 1:
      Der Massen-Exodus ausländischer Investoren
      aus dem US-Markt hat begonnen.

      Die anhaltende Schwäche des US-Dollar hat den Rückzug ausländischer Investoren aus dem amerikanischen Markt bereits eingeläutet. Dies führte schon 1929 und 1987 zu einer dramatischen Talfahrt des Dow Jones.

      Die US-Währung gilt längst nicht mehr als "sicherer Hafen" für anlagesuchendes Kapital. Das Image einer übermächtigen US-Leitwährung stürzt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Im Augenblick fliehen hauptsächlich britische und deutsche Anleger, die in den späten 90er Jahren am stärksten im US-Markt investiert waren, in Scharen. Aber auch die Japaner, Anfang der 90er die größten Käufer amerikanischer Aktien, suchen bereits das Weite. Und das ist erst der Anfang!

      Ein dramatischer Wertverlust des Dow Jones zieht unweigerlich auch einen Fall des DAX nach sich. Und Sie als deutscher Anleger müssen sich noch einer weiteren Tatsache bewusst sein: Ein schwacher Dollar und ein gestärkter Euro bergen zusätzliche Nachteile für die deutsche Volkswirtschaft.

      Weitaus stärker als etwa die USA und Japan ist Deutschland als Export-Vizeweltmeister von florierenden Ausfuhren abhängig. Der Anteil des Exports von Waren und Dienstleistungen am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 35 Prozent. Eine nachhaltige Dollar-Abwertung trifft vor allem die deutschen Autohersteller und den Maschinenbau. Für beide Branchen zählt die USA zu den wichtigsten Kundenländern.

      TATSACHE 2:
      Die Versicherer wirken als Turbo
      beim Börsen-Crash.

      In Deutschland gehören die Lebensversicherer zu den größten Kapitalsammlern. 2002 hatten sie 65,2 Milliarden Euro eingenommen. Wichtigstes Argument im Wettbewerb ist die Verzinsung dieses Geldes, auch Überschussbeteiligung genannt. Zahlte die Branche 2002 im Schnitt noch mehr als 6 Prozent, haben die Kapitalmärkte die Versicherer gezwungen, diesen Wert auf rund 5 Prozent für 2003 zu senken.

      Die Entwicklung zeigt ganz klar in eine Richtung: Seit Anfang des letzten Jahrzehnts sinken die Zinsen. Das trifft die Versicherer besonders, weil mehr als 80 Prozent ihrer Kapitalanlagen in festverzinslichen Papieren stecken. Ab Mitte der 90er versuchten sie, mit Aktienkäufen gegenzusteuern. Die Versicherungsbranche war mit ihrer Anlagemasse einer der größten Treiber für den Höhenflug des DAX.

      Aber seit 2000 fallen die Aktienpreise. Beim Abwärtstrend wirkt dieselbe Mechanik, nur in die andere Richtung: Wenn alle verkaufen, verkaufen erst recht die Versicherer ihre Aktien.

      Können Sie sich ausmalen, welch ein Massaker es geben wird, wenn die ersten Panikverkäufe einsetzen, immer mehr Anleger immer schneller verkaufen - und irgendwann alle gleichzeitig versuchen zu retten, was zu retten ist?

      TATSACHE 3:
      Besitzen Sie Aktien von Commerzbank, WCM?
      Dann herrscht höchste Gefahr für Ihr Geld!

      Meine Firma hat gerade eine umfassende, 6 Monate dauernde Studie veröffentlicht. Erschütterndes Ergebnis: In Amerika treiben 1.552 börsennotierte Aktiengesellschaften am Rande des Ruins, darunter zahlreiche bekannte Namen. In Deutschland stehen aktuell 47 Aktiengesellschaften kurz vor der Pleite. Auch hier finden sich große Namen: Dyckerhoff, Gildemeister, Berliner Effektengesellschaft, Plettac Roeder, Commerzbank, WCM - um nur einige zu nennen. Und es werden täglich mehr!

      Einige Firmen werden natürlich überleben, klar. Andere werden, schwer angeschlagen, um ihr Überleben kämpfen und eine gewisse Zeit bis zum Konkurs brauchen. Und die restlichen Firmen sind letztendlich Todgeweihte, denen ein schneller, schmerzvoller Exitus bevorsteht. Es würde einem Wunder gleichkommen, wenn es die meisten dieser Firmen 2004 noch geben würde!

      Um es ganz deutlich zu sagen: Ich spreche hier nicht über kleine, obskure Firmen. Ganz im Gegenteil. Gemeint sind die Großen, die beim Anleger das Image eines soliden Unternehmens genießen. Wie z.B. Lucent, Amazon.com oder Nortel Networks. Einige stehen auf so wackeligen Beinen, dass praktisch jeden Augenblick die Lichter ausgehen können.

      Im Augenblick erleben wir die größte Vernichtung von Unternehmensgewinnen seit der Weltwirtschaftskrise 1929. Stellen Sie sich vor: Der Gesamtgewinn aller seit Mitte 1994 am Nasdaq gelisteten Unternehmen hat sich in Luft aufgelöst - jeder Cent Gewinn von mehr als 4.000 Firmen! AOL verzeichnete sogar den höchsten Einzel-Verlust aller Zeiten.

      Sie denken, schlimmer kann es nicht mehr kommen? Irrtum, es wird viel schlimmer als das grausamste Horrorszenario, das Sie sich vorstellen können. Für arglose Sparer und Anleger wird dies verheerende Auswirkungen haben. Sogar für Aktionäre überlebender Unternehmen.

      Weil nämlich keine Firma allein untergeht, sondern stets unzählige andere mit in den Bankrott zieht. Egal, ob es um einen großen Konzern wie die Philipp Holzmann AG geht oder um ein mittelständisches Unternehmen - bleiben Subunternehmer und Zulieferbetriebe in diesen angespannten Zeiten auf unbezahlten Rechnungen sitzen, bedeutet das ganz schnell auch das Aus für sie.

      Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland stieg 2002 die Zahl der Verbraucher- und Firmeninsolvenzen um 66,4 % auf 82.400, davon waren 37.700 Firmenpleiten. In diesem Jahr erwarten die Experten einen weiteren Anstieg auf bis zu 42.000 Unternehmenskonkurse. Die Zahl aller Pleiten, also einschließlich der Verbraucherinsolvenzen, soll auf rund 90.000 hochschnellen. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht davon aus, dass 41,2 % der Mittelständler unterkapitalisiert sind - ganz eindeutige Pleitekandidaten!

      Eine äußerst dünne Eigenkapitaldecke ist aber keineswegs nur das Schicksal kleiner mittelständischer Betriebe. Denn es sind gerade die DAX-Unternehmen, die enorm verschuldet sind. Beispiel TUI: Kaum ein anderer DAX-Wert hat ein derart ungünstiges Verhältnis von Schuldenstand und Börsenwert. Alle TUI-Aktien zusammen sind rechnerisch weniger als 3 Milliarden Euro wert, die Verbindlichkeiten betragen heute netto allerdings stolze 5,3 Milliarden Euro.

      Ich kann es nicht oft genug wiederholen:
      Fallen Sie nicht auf kurzfristige Kurserholungen herein.

      Die gigantische Pleitewelle, die in einem rasanten Tempo auf uns zuströmt, wird eine Flut von Panikverkäufen auslösen. Ergebnis: Der Dow Jones wird auf 5.000 Punkte fallen, der Nasdaq auf weniger als 1.000 Punkte, der DAX auf mindestens 1.900 Punkte.

      Wenn Sie Aktien einer dieser hoch verschuldeten Firmen besitzen, ist Ihr hart verdientes Geld in allergrößter Gefahr! Und das Gleiche gilt natürlich auch für die unzähligen Firmen, die in Geschäftsbeziehung zu diesen Pleitefirmen stehen!


      Denn die Schleusen haben sich gerade geöffnet - Hunderte von großen Firmen in Deutschland und den USA, darunter auch bekannte Traditionsunternehmen, werden von der ungeheuren Kraft hinweggespült werden.

      Vielleicht zweifeln Sie noch immer. Vielleicht fragen Sie sich, woher ich das alles weiß. Ich möchte Ihnen darauf antworten:

      Es ist mein Beruf und auch meine persönliche Leidenschaft, immer genau zu wissen, wann Unternehmen kurz vor der Pleite stehen. Mit meinen 200 Analysten und Mitarbeitern arbeite ich das ganze Jahr Tag für Tag daran, Schwächen und Stärken von fast jeder deutschen und amerikanischen Bank, Versicherung und Aktiengesellschaft herauszufinden. Dabei helfen uns modernste Computer-Technologie und das Expertenwissen der besten Analysten weltweit.

      So versuchen Banken ihre Bilanzen "schön zu reden"

      Steht die zweite große Bankenkrise innerhalb von 70 Jahren unmittelbar bevor?

      Stellen Sie sich vor, der Vorstandsvorsitzende der X-Bank gibt bekannt: "Unsere am Jahresanfang getroffenen Planungen für das operative Geschäft werden wir für das Gesamtjahr 2002 nicht erreichen - wenn die momentane Marktentwicklung anhält ..."

      Und dann kommt der Hammer:

      Wie aus heiterem Himmel steht nur einen Tag später in der Zeitung: "X-Bank präsentiert für das laufende Geschäftsjahr schwarze Zahlen" - Begründung: "Unter Einbeziehung des Ergebnisses aus Finanzanlagen" wurde im ersten Halbjahr ein Gewinn vor Steuern von 171.000.000 Euro erwirtschaftet. Nach Steuern sind es sogar 512.000.000 Euro ...

      "Nanu, ... wie kann denn das sein?" fragen Sie sich ...

      GENAU DAS ist bei der Dresdner Bank vor kurzem passiert! Was dahinter steckt? Nun:

      Die Zauberformel dafür heißt "außerordentliche Erträge": Rund 1,4 Milliarden Euro wurden schlichtweg "herbeigezaubert", indem Aktienpakete an den Mutterkonzern Allianz verkauft wurden.

      Man könnte natürlich auch sagen "umgeschichtet". Sie merken schon: Mit der eigentlichen Tätigkeit der Bank haben diese Geschäfte

      nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil: Die sind noch so rot wie vorher. Und die Dresdner Bank ist kein Einzelfall:

      Mir liegt gerade das Endergebnis der neuesten Weiss-Studie vor. Erschreckendes Ergebnis: Viele Banken, Sparkassen und andere Institutionen stehen unmittelbar am Rand einer Katastrophe:

      Das "Turnaround-Programm" der Dresdner Bank hat kurz vor dem Jahreswechsel weitere Arbeitsplätze gekostet: 800 Firmenbetreuer und 450 Mitarbeiter der lateinamerikanischen Tochter mussten Ende des Jahres das Unternehmen verlassen. Insgesamt summiert sich jetzt die Zahl der Entlassungen auf wahnsinnige 11.000 seit der Übernahme durch die Allianz.

      Die Commerzbank suchte während des Booms Fachleute in Massen. Und wird sie jetzt wegen des strengen, arbeitnehmerfreundlichen Arbeitsrechts nicht so einfach wieder los.

      Die Gontard & Metallbank musste im Mai 2002 Insolvenz anmelden. Und zwar aus einem Grund, an dem noch so manch andere Bank schwer zu knabbern hat: Ihr Hauptgeschäft war es, Unternehmen an die Börse zu bringen (so genannte IPOs). Doch dieses früher äußerst lukrative Geschäft ist zusammen mit dem Neuen Markt drastisch eingebrochen.

      Wenn Geldverleiher in Schwierigkeiten geraten, lösen sie einen gefährlichen Mechanismus aus: Kredite werden eingefroren. So ziehen sie die ganze Wirtschaft immer tiefer in eine steile Abwärts-Spirale.

      Diese unermüdliche Arbeit im Dienst aller Privatanleger findet Anerkennung von höchster Stelle: Kürzlich erklärte die US-Behörde zur Überwachung der Buchführungspflichten (GAO), dass meine Voraussagen drei Mal genauer sind als die des besten Konkurrenten. Und das ist auch der Grund, warum die New York Times schrieb, ich hätte "als Erster die Gefahren erkannt und diese auch eindeutig beim Namen genannt".

      Und dies ist auch der Grund dafür, warum ich den Abonnenten meines Geldanlage-Informationsdienstes 2001 und 2002 zu Gewinnen von bis zu 152 % verholfen habe. Während die meisten Anleger nur tatenlos daneben stehen konnten, als die große Geldvernichtungsmaschine angeworfen wurde, die über 5 Billionen Euro Vermögen für immer auslöschte.

      Es ist meine tiefe Überzeugung und ich habe auch die Beweise, dass wir dieses Jahr noch besser abschneiden werden. Weil tausende deutscher und amerikanischer Aktiengesellschaften gegen 3 Killer-Faktoren kämpfen:

      KILLER-FAKTOR 1:
      Massive Schulden. Auch Großkonzerne werden daran ersticken.

      In Amerika hat man gesehen, dass die Bilanzierungsskandale ein Unternehmen nach dem anderen verwüsteten: Enron, Global Crossing, WorldCom. Viele Leute vergessen, dass alle Bilanzierungstricks zur Folge haben, dass massive Schuldenberge angehäuft werden. Schulden, die niemals beglichen werden können.

      In Deutschland ist das Bild ebenso erschütternd: Nahezu alle DAX-Unternehmen haben in den letzten Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt und Milliarden von Verbindlichkeiten aufgetürmt. Der gigantische Schuldenberg ist im vergangenen Jahr auf 1.468 Milliarden Euro angewachsen.

      Zur Verdeutlichung: 30 Unternehmen haben Schulden, die zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts von 82 Millionen Deutschen entsprechen! Z.B.:

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      DaimlerChrysler. Ungekrönter Schuldenkönig im DAX. Bei Banken und Bond-Anlegern steht der Stuttgarter Autobauer mit über 90 Milliarden Euro in der Kreide.
      *

      Deutsche Telekom. Europas größter Telekommunikations-Konzern steckt tief in den roten Zahlen. Er schiebt Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 65 Milliarden Euro vor sich her.
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      RWE. Der Schuldenberg des Essener Energiekonzerns belief sich 2002 auf 26 Milliarden Euro. Nach Angaben des Konzerns sollen sie erst 2004 ihren Höchststand erreichen.
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      BMW. Trägt eine Schuldenlast in Höhe von 25,67 Milliarden Euro.
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      VW.Die Verbindlichkeiten von Europas größtem Autohersteller belaufen sich auf 42,79 Milliarden Euro.

      Ich habe eine Reihe weiterer Unternehmen identifiziert, denen die rote Tinte quasi aus jeder Pore tropft. Fast unmöglich, dass Sie ein weiteres Jahr überleben. Darunter sind z.B. Ford, JP Morgan, Kellogg`s und Xerox. Wohlklingende Namen, nicht wahr? Aber auch sie werden unter ihren immensen Schulden zusammenbrechen.

      Auch in Deutschland waren noch nie so viele Unternehmen in einem katastrophalen Zustand - einschließlich der Blue Chips.

      KILLER-FAKTOR 2:
      Uns steht die verheerendste Deflation seit 1929 bevor.

      Die Geschichte hat uns gelehrt, die Inflation zu fürchten. In Wirklichkeit aber hat die Deflation weitaus verheerendere Folgen. Im Rückblick hat die Inflation das Anlegervermögen nur um einen kleinen Prozentsatz reduziert. Die Deflation hingegen führt zu einer bodenlosen Senkung der Preise und damit auch zum rasanten Verlust von Unternehmensgewinnen. Mit der Folge, dass ihre Aktien 10 %, 20 %, 30 % oder mehr in weniger als nur einem Monat an Wert verlieren.

      Deflation war auch der Grund, dass die Weltwirtschaftskrise ein ganzes Jahrzehnt dauerte. Und genau das Gleiche passiert im Augenblick. Exakt in diesem Moment:

      *

      Bei Computer-Servern der Firmen IBM, Compaq oder Sun Microsystems wurden die Preise um 70% gesenkt.
      *

      Der Preis eines 128-Megabyte-DRAM-Chip, mit dem nahezu jeder PC ausgestattet ist, fiel von 14 Dollar im Februar 2001 auf augenblicklich weniger als 2 Dollar. Können Sie sich das vorstellen? Eine Preissenkung von 86 % innerhalb von nur zwei Jahren! Unglaublich, aber kein Einzelfall:
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      Durch aberwitzige Rabattschlachten versucht der deutsche Einzelhandel seine Krise zu bewältigen - und erreicht damit genau das Gegenteil: Die Umsätze brechen weg, Investitionen müssen zurückgefahren werden und zwangsläufig wird auch Personal abgebaut. Was ebenfalls zu einem geringeren Konsum führt. Ein Teufelskreis.
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      Fast zwei Drittel aller Deutschen beabsichtigen, dieses Jahr ihr Budget für Urlaub und Reisen zu kappen - obwohl die Preise zwischen 8 und 20 Prozent gesunken sind.
      *

      Fiat und Nissan bieten mittlerweile die Autofinanzierung zum Nulltarif. Echte Freundschaftskonditionen auch bei vielen anderen Herstellern: Suzuki will 0,1 Prozent, Mitsubishi verlangt 0,25 und Honda 0,9 (Stand: Januar 2003). Ein Ende der Null-Zins-Offerten ist nicht in Sicht.

      Sogar im Geschäftskunden-Bereich sind die Preise dramatisch gefallen. Niemand scheint zu verstehen, welche Gefahr von diesen massiven Preissenkungen ausgeht. Es ist ungefähr so, als würde man zusehen, wie diese Unternehmen sich selber die Kehle durchschneiden. Und zwar ganz langsam, in Zeitlupe.

      Warum? Weil diese Preissenkungen niemals zu steigenden Einnahmen oder Gewinnen führen und auch nicht im geringsten Maße dazu beitragen, dass betroffene Unternehmen ihre Schulden abtragen oder die Pleite abwenden können.

      Überall wohin man schaut, findet ein regelrechter Preiskrieg zwischen konkurrierenden Unternehmen statt. Da braucht man kein Studium, um zu verstehen, dass dabei auch bis dato große, erfolgreiche Unternehmen zugrunde gehen können: Sie bekommen immer weniger Geld für jedes verkaufte Stück und verkaufen aufgrund der niedrigeren Nachfrage auch weniger!

      Und natürlich lehren immer drastischere Rabatt-Aktionen den Konsumenten vor allem eines: nicht zu kaufen. Steigende Preise lösen beim Konsumenten einen Kaufimpuls aus, nach dem Motto "Jetzt zugreifen, bevor es zu spät ist". Wenn die Preise aber erst mal fallen, passiert genau das Gegenteil.

      Sie haben sich in letzter Zeit wahrscheinlich auch schon sehr oft gefragt: "Warum soll ich heute kaufen, wenn es morgen alles billiger gibt?" Oder noch schlimmer: "Warum soll ich überhaupt noch etwas kaufen, wenn die Waren innerhalb kürzester Zeit nichts mehr wert sind?"

      Und natürlich haben Sie damit Recht. Denn in einer Deflations-Phase sparen Sie tatsächlich am meisten, je länger Sie warten. Die "Schnell zugreifen, bevor es zu spät ist"-Mentalität wird verdrängt durch das Motto "Später kaufen, noch mehr sparen".

      Ironischerweise sinken Umsätze und Gewinne mit jeder Preissenkung kontinuierlich. Damit führen sich diese Unternehmen quasi selbst zum Schafott - das Umsatzvolumen fällt, und mit der Senkung der Preise fallen auch die Gewinne immer weiter. Und das ist der sichere K.O-Schlag für jede Firma, die bis zum Hals in Schulden steckt und keine Barmittel mehr hat.

      In genau dieser Situation befinden sich aber Hunderte von Firmen -
      im Schuldensumpf, gierig nach Barem, sich selber eine Schrotflinte in
      den Hals schiebend, damit auch ja nichts schief geht beim Suizid.

      Denken Sie, das sei wirklich schlimm? Ich sage Ihnen: Es wird noch viel, viel schlimmer kommen. Ein noch nie da gewesenes schauriges Gemetzel steht uns bevor. Es dauert nämlich gar nicht mehr lange, bis immer mehr Firmen in einem immer schnelleren Tempo Bankrott gehen und ihre Waren immer billiger in immer gnadenloseren Räumungsverkäufen anbieten müssen. Die Deflation, die Sie dann erleben werden, wird die bisher da gewesene wie ein Kinderspiel aussehen lassen.

      KILLER-FAKTOR 3:
      Argentiniens Zahlungsunfähigkeit - nur ein kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende weltweite Schuldenkrise.

      Unternehmens-Pleiten in Deutschland und Amerika sowie eine nie da gewesene Deflation reichen allein schon aus, ein Blutbad an der Börse auszulösen. Aber diese Katastrophe wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass die gesamte Weltwirtschaft miteinander vernetzt ist. Desaströse Zustände in einem Staat haben unweigerlich Auswirkungen auf die Wall Street und alle anderen Börsen rund um den Globus.

      In Ihrer persönlichen Gratis-Ausgabe meines Buches "Verdoppeln Sie Ihr Vermögen in der großen Geldpanik 2003!" beschreibe ich konkret, welche Auswirkungen die Globalisierung auf die Kapitalmärkte und damit auch auf Ihr Vermögen hat. Ich warne vor Staaten, die Pleite gehen könnten und mit dem totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch flirten.

      Und ich sage Ihnen, welche Unternehmen ebenfalls untergehen, wenn die Wirtschaft dieser Staaten kollabiert. Des Weiteren zeige ich, warum wirklich jedes Unternehmen, speziell jene mit hohen Schulden - auch wenn sie gar keine Beziehungen zu den bankrotten Staaten haben -, dem Untergang geweiht ist.

      Die Lektüre meines Buches könnte also auch ein lohnenswerter Hinweis für all jene Anleger sein, die mit exotischen Staatsanleihen liebäugeln. Denn was nutzen in Aussicht gestellte Top-Renditen, wenn sich das eingesetzte Kapital komplett in Luft auflöst?

      Was interessiert mich die Lage in Lateinamerika, mögen Sie vielleicht denken. "Alles sehr weit weg ... Wenn ich mein Geld in Deutschland anlege, kann ja nicht so viel passieren ... Die Schuldenkrise in Brasilien ist zwar tragisch, aber was hat das mit mir zu tun?" Ich möchte Ihnen jetzt erklären, warum die Probleme der Entwicklungsländer letztendlich auch Ihre sind.

      Noch nie war die Weltwirtschaft in einem schlechteren Zustand als heute.

      *

      Argentinien, die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, ist mit rund 140 Milliarden Dollar verschuldet. Bei Privatanlegern weltweit steht Argentinien mit rund 51 Milliarden Dollar in der Kreide. Im Dezember 2001 hatte das Land seine Zahlungsunfähigkeit erklärt und jeglichen Schuldendienst gegenüber privaten Kapitalgebern eingestellt. Vor der Peso-Abwertung und der Umwandlung von Dollar in Peso waren die von den Anlegern gehaltenen Anleihen 95 Milliarden Dollar wert gewesen.

      Jetzt gab die argentinische Regierung bekannt, welche Investmentbank mit den Privatanlegern verhandeln soll. Experten rechnen damit, dass diese Verhandlungen Jahre dauern werden - wenn es überhaupt zu einer Lösung kommt. Allein deutsche Anleger hatten 7 Milliarden Dollar in Argentinien investiert und verloren.

      Dieser Vorgang ist wesentlich schlimmer, als sich irgendjemand hätte ausmalen können. Das größte Horror-Szenario für einen Anleger ist doch entweder ein Zahlungsverzug oder eine Abwertung. Doch in diesem Fall ist beides gleichzeitig eingetreten ...

      Überflüssig zu erwähnen, dass natürlich nicht nur Privatanleger, sondern auch zahlreiche große Banken rund um den Globus vom Zahlungsverzug Argentiniens betroffen sind. Und auch hunderte anderer Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Argentinien. Welche Firmen und Banken das sind, sage ich Ihnen in meinem Buch.

      Argentinien bringt nicht zuletzt auch die Entscheidungsträger des Internationalen Währungsfonds (IWF) in eine Zwickmühle: Zwar hat das Direktorium des IWF kürzlich eine Kreditverlängerung genehmigt, jedoch werden keine neuen Gelder bereitgestellt. Falls weiterhin eine wirkliche Hilfe ausbleibt, werden Kritiker dem IWF vorhalten, für Plünderungen, Unruhen und sogar einen Bürgerkrieg verantwortlich zu sein, der möglicherweise den Tod tausender Menschen zur Folge hat. Sollte der IWF allerdings tatsächlich mehr Geld austeilen, würde jedes Entwicklungsland verführt sein, seine Zahlungsverpflichtungen auf die lange Bank zu schieben und die Währung abzuwerten. Ein weiterer Kandidat ist zum Beispiel Brasilien:
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      Brasilien hat doppelt so hohe Verbindlichkeiten wie Argentinien. Die Regierung hat bereits zugelassen, dass der Real um 60 % abgewertet wurde. Außerdem haben die Brasilianer bei den Präsidentschaftswahlen den Linkspopulisten Lula da Silva gewählt. Dieser versprach, weiterhin Schulden zu tilgen, aber er wird wahrscheinlich die wenig beneidenswerte Aufgabe übernehmen, die Schuldenstruktur des Landes ohne internationale Hilfe zu verbessern.
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      Zahlungsverzüge in Indonesien, auf den Philippinen, in Thailand und der Türkei sind heute wahrscheinlicher denn je.
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      Japan: 2002 war das Jahr der Negativrekorde. Tokios Aktienmarkt stürzte auf sein tiefstes Niveau seit 19 Jahren, die Arbeitslosenquote stieg auf neuen Nachkriegsrekord, die öffentliche Verschuldung lag bei rund 5 Billionen Dollar, was dem 12fachen an jährlichen Steuereinnahmen oder 140 % der gesamten japanischen Wirtschaftsleistung entspricht. Damit ist Japan, Ende der 80er Jahre praktisch schuldenfrei, zum größten Schuldner der Welt geworden.

      Die japanische Zentralbank gab zu, dass die Summe fauler Kredite um 25 % höher ist als die bisher zugegebenen 1,5 Billionen Dollar. Nicht nur kleine Kreditinstitute leiden unter einer dünnen Kapitaldeckung, auch die ersten Großbanken sind in Konkurs gegangen. Der nächste Zusammenbruch der japanischen Wirtschaft ist unabwendbar, mit unberechenbaren Folgen auf Deutschland, Asien und die USA.
      *

      Europa: In allen europäischen Staaten und Branchen haben sich immense Unternehmensschulden aufgetürmt. Sei es bei den Versicherungen, Fluggesellschaften, der chemischen Industrie, im Automobil- oder im Freizeitsektor.

      Deutschland ist im europäischen Vergleich nicht nur Schlusslicht im Wachstum, sondern verzeichnet auch die meisten Unternehmenspleiten. Zu einer schwachen Eigenkapitalbasis und einer hohen Verschuldung vieler Unternehmen kommen eine steigende Arbeitslosenquote und Konsumverzicht. Die Banken stecken ebenfalls in einer tiefen Krise und müssen immer mehr Kredite abschreiben.

      Das kommt Ihnen bekannt vor? Richtig, eine Abwärtsspirale à la Japan ist nicht mehr ausgeschlossen. Zu dieser desolaten Lage kommt auch noch eine galoppierende Deflation, die die Unternehmensgewinne verschlingt - sozusagen als letzter Sargnagel für krisengeschüttelte Firmen.

      Um es noch mal deutlich zu sagen: Schon bald werden weltweit große Unternehmen und Banken wie Dominosteine umfallen. Die Schockwellen der einstürzenden Unternehmen werden die Finanzmärkte rund um den Globus erschüttern. Mit der Folge, dass jegliches Verbrauchervertrauen vernichtet wird, der Konsum zurückgefahren wird, Aktienkurse in ungeahnte Tiefen abrutschen und unzählige weitere Unternehmen mit untergehen....
      vom Goldforum
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 17:29:08
      Beitrag Nr. 2.711 ()
      Die Baisse dauert an!

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 348 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Die U.S. Ökonomie setzt ihren weichen Kurs fort, sagt die Financial Times. Wo schaut man nach befriedigenden Renditen in einer Welt von 1,25% Geldmarktzinsen und 5% Long Bonds? Die Antwort lautet: Gold! Denn es ist unterbewertet und wenig beachtet. Gold war 20 Jahre in der Hundehütte und Investoren trauten sich nicht es anzurühren. In den letzten beiden Dekaden stieg der Dow um 1200% und Gold fiel um 70%. Seitdem stieg Gold um 40% und Aktien fielen durchschnittlich um 50%. Um den Dow zu kaufen braucht man 22 Unzen Gold. Das ist doppelt soviel Gold wie noch nie zuvor in den letzten 100 Jahren. Gold hat noch einen langen Weg nach oben vor sich.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 17:34:04
      Beitrag Nr. 2.712 ()
      13.5.03 Krankenkassen dürfen mehr Schulden machen

      Um größere Beitragserhöhungen zu vermeiden, will Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD), nach Informationen des Handelsblattes den Krankenkassen erlauben, für einige Monate Kredite aufzunehmen.

      pt BERLIN. Die entsprechende Bestimmung im Entwurf des Gesundheitsreformgesetzes, der dem Handelsblatt vorliegt, soll rückwirkend zur ersten Lesung des Gesetzes im Bundestag in Kraft treten. Sie ist bislang für den 5. Juni geplant.

      Konkret sollen die Kassen Schulden machen dürfen, um Beitragserhöhungen auf mehr als 15 % zu vermeiden oder den aktuellen Beitrag auf 15 % zu senken. 2004 sollen die Kredite über die durch die Reform erzielten Einsparungen zurückgezahlt werden. Profitieren würden von der Regelung, die es 1998 bereits für ostdeutsche Kassen gegeben hat, die DAK und die Hamburger Ersatzkassen (je 15,2 %) sowie die AOK Berlin mit einem Beitragssatz von 15,5 %. ... (Handelsblatt.com, 12.5.03)
      Kommentar: Wenn nun die Krankenkassen mehr und mehr auf Schuldenbasis wirtschaften, dann ist absehbar, wann die Probleme noch größer sein werden. Durch die Schulden kommt es zu immer größeren Kapitalkosten, welche weitere Schulden nach sich ziehen. Am Ende steht der Bankrott. Daß die Schulden nun nur “vorübergehend” sind ist kaum anzunehmen, da sich die finanzielle Lage kaum ändern wird. Vielmehr werden sie zu einer Dauereinrichtung. Die Politik spielt hier wohl nach dem Motto: “Nach mir die Sintflut.” [

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      Der Rentenmarkt ist im Aktienfieber

      Anleger stürzen sich auf neue Papiere - Experten vergleichen Hausse mit Dax-Boom 1999


      von Michael Fabricius

      Berlin - Der Rentenmarkt läuft und läuft und läuft. Nichts scheint die Kurse aufhalten zu können. Und ganz gleich, welche Papiere neu auf den Markt kommen - sie werden den Emittenten förmlich aus den Händen gerissen.

      ... Dabei musste Bundesfinanzminister Hans Eichel keineswegs darum bangen, genügend Abnehmer zu finden: Die Papiere waren mit einem Bietervolumen von gut zehn Mrd. Euro zweifach überzeichnet. "Mit Rentenpapieren ist es mittlerweile so wie vor vier Jahren bei Aktien. Sie sind zu einem Selbstläufer geworden", sagt Peter Müller von der Commerzbank.

      Trotz der massiven Gefahr von Kursrückschlägen sind etliche Strategen gegenüber Anleihen noch bullish eingestellt. Auch Commerzbank-Experte Müller räumt ein, dass der Bund-Future sogar das März-Hoch von 116,86 Punkten knacken kann. "Selbst ein Absinken der Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf unter drei Prozent ist vorstellbar", so Müller. ... (Welt, 13.5.03)
      Kommentar: Jetzt in Anleihen zu investieren, heißt zuzugeben, daß man das System ganz und gar nicht verstanden hat. Die Anleihenkurse sind nur deshalb gestiegen, weil ie Zinsen durch die Rezession gefallen sind. Kommt nun der Crash, dann gibt es einen hohen Risikozuschlag zum zins und die Bonds verfallen drastisch. Der Vergleich mit dem Aktienmarkt ist also treffend.

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      13.5.03 Seit dem Osloer-Abkommen stieg die Zahl der Siedler um 72 Prozent


      von Norbert Jessen

      Tel Aviv - Wie viele Siedler gibt es? Wie viel investiert der Staat Israel in seine Siedlungen? Genau weiß niemand die Zahlen. Was sogar den Finanzausschuss des Parlaments verblüffte. Unterschiede gibt es zwischen den Zahlen der Menschenrechtsverbände, den palästinensischen und israelischen Quellen. Aber auch offizielle Statistiken in Israel weisen Unterschiede auf. Es kommt auf die Zielrichtung an.

      Fast täglich kommen inoffizielle "Außenposten" zur Anzahl der Siedlungen hinzu. Die Unkosten verstecken sich in einem Wirrwarr aus verschiedenen Budgets und Zuständigkeiten. So baut das Verkehrsministerium Straßen und auch die Armee. Beide errichten auch Sicherheitszäune. Eine neue Touristenpromenade in Hebron will das Touristikministerium finanzieren.

      Zuverlässige Zahlen sprechen von 146 offiziellen Siedlungen. Die Zahl der illegalen Gründungen wird auf um die 50 geschätzt. Zu Beginn bestehen sie oft nur aus einem Zelt. Später können dann einige Wohncontainer hinzukommen. Im April wurde die Räumung von mehr als 20 solcher Mini-Siedlungen angekündigt. Dann waren es nur noch acht. Jetzt sind es nur noch zwei, die schon wieder bewohnt sind.

      ... Das internationale Recht verbietet den "Bevölkerungstransfer" aus und in besetzte Gebiete. Aber Israels Recht sieht in den 1967 eroberten Gebieten kein besetztes Territorium, da sie keinem unabhängigen Staat angehörten. Israels Juristen sprechen darum von "umstrittenen Gebieten", was international nicht akzeptiert wurde.

      Seit der Grundsatzerklärung von Oslo 1993 sollen keine neuen Siedlungen errichtet werden. Trotzdem kamen vier neue offiziell hinzu. Und durch die Erweiterung der bestehenden Siedlungen wuchs die Siedlerzahl seit 1993 um 72 Prozent.

      Menachem Klein, Statistiker an der Bar-Ilan-Universität, warnt: Für knapp drei Prozent seiner Bevölkerung gibt Israel den Großteil seiner Wirtschafts- und Wehrkraft aus. "Nur ein politisches Abkommen kann Israel helfen. Was nur möglich ist, wenn Israel einsieht, dass es mit den Siedlungen genau so wenig leben kann, wie die Palästinenser." (Welt, 12.5.03)
      Kommentar: Mit dem Siedlungsbau heizen die Israelis die Konflikte mit den Palästinensern noch weiter an, weil eren Lebensgebiete zunehmen eingeschränkt werden. Damit wird eine permanente Quelle des Hasses geschaffen, der am Ende nur in Terror und Krieg enden kann.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 17:34:35
      Beitrag Nr. 2.713 ()
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 17:40:35
      Beitrag Nr. 2.714 ()
      Über die Hausse der Staatsanleihen und das "Smart Money"
      (13.05.2003)


      Wir wollen es, wenn irgend möglich, vermeiden, im Nebel zu stochern, und bemühen uns, das große Bild nicht aus den Augen zu verlieren. Dies ist nicht nur für die Beurteilung der Finanzmärkte, sondern auch der Rohstoffmärkte von existenzieller Bedeutung.

      Es sticht ins Auge, dass die Märkte für Staatsanleihen aus dem Euroraum und den USA ihren scharfen Kurseinbruch vom März nicht nur rasch beendet, sondern auch einen geradezu phänomenalen Wiederanstieg hingelegt haben. Europäische Anleihen stehen inzwischen dicht vor ihren im März verzeichneten zyklischen Hochs, amerikanische Papiere haben ihre Hochs von damals bereits überschritten.

      Natürlich kann aus rein technischen Gründen jederzeit ein Rückschlag eintreten. Das wäre auch nur gesund, denn es würde das Entstehen einer stets möglichen spekulativen Blase verhindern oder wenigstens hinauszögern. Doch dass die Hausse der Staatsanleihen in absehbarer Zeit vorüber sein könnte, halten wir für höchst unwahrscheinlich.

      Was macht uns so sicher? Die Weltkonjunktur verfällt, vorangetrieben zuletzt von SARS weiter. Die amerikanische Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben zuletzt angedeutet, dass sie bereit sind, ihre Leitzinsen weiter zu senken. Ob sie es nun unumwunden zugeben oder nicht, sie haben dabei die schwache Konjunktur und ihre Konsequenzen im Auge.

      Die Fed hat ihre Grundhaltung, noch verklausuliert, mit einem weiteren "unwillkommenen" Rückgang der bereits geringen Inflation begründet. Der Klartext hätten lauten müssen: "Wenn die Inflation weiter sinkt, droht die Horrorvision wahr zu werden, nämlich Deflation".

      Die EZB scheint diese Gefahr noch nicht einmal in weiter Ferne zu sehen. Sie bekämpft noch immer die Inflation. Wenn die Geschichte nicht so bitterernst wäre, könnte man von einer Lachnummer sprechen. Jedenfalls lässt Don Quichotte grüßen.

      Selbst Politiker wie der frühere niedersächsische Ministerpräsident Gabriel nehmen inzwischen öffentlich das Wort Deflation in den Mund. Er kann es sich leisten, denn er trägt derzeit keine Verantwortung. Für die Verantwortlichen ist das Wort offenkundig tabu.

      Doch sie und auch die EZB müssen sich unter anderem fragen, was geschieht, wenn die Erweiterung der Europäischen Union (EU) durch die vielen osteuropäischen Länder in Kraft tritt. Dieses willkommene Ereignis hat unter anderem die Folge, dass der bereits horrenden Überkapazität an teuren Arbeitskräften in bedeutenden Ländern der EU weiteres Angebot hinzugefügt wird. Zwangsläufig werden damit auch die Löhne und Gehälter bei vielen "Alt-Mitgliedern" der EU sinken, was schwindenden Konsum bedeutet, denn die betroffenen Staaten sind klamm und können die Einkommensausfälle nicht ersetzen.

      Dies alles läuft darauf hinaus, dass die Inflation im Euroraum wahrscheinlich zu einem Zeitpunkt erst richtig zu sinken beginnt, wenn sie sich bereits auf einem selbst der EZB "unwillkommen" niedrigen Niveau bewegt. Und dies bedeutet dann spätestens den Eintritt in die Deflation.

      Doch zurück zu den Märkten für Staatsanleihen. Mit ihrer erwiesenen Sensibilität spüren sie wohl heute schon, wohin die Reise geht, nämlich in Richtung "japanische Verhältnisse". Hinter dieser Sensibilität verbirgt sich nicht Mystisches, sondern der Realitätssinn des "Smart Money". Es denkt über den Tellerrand hinaus und blickt auf die nächsten zwei oder drei Jahre. Es sieht die deflationären Gefahren sehr klar.

      Die einzige Anlageperspektive, die sich dem "Smart Money" noch bietet, sind die vergleichsweise sehr sicheren Staatsanleihen, die noch über ein enormes Kurspotential verfügen, wenn die Alpträume wahr werden. Daraus ergibt sich die dringende Notwendigkeit für alle, die mit Märkten zu tun haben, von eingefahrenen Gedankengängen und liebgewonnenen Vorstellungen Abschied zu nehmen. Die Regeln von gestern gelten heute nur noch unter veränderten Vorzeichen.
      :confused: :confused:
      Wer wohl recht hat?#2710


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

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      Wussten Sie schon, dass...?
      (13.05.2003)

      In den zwölf Monaten zum 28. Februar 2003 haben die Amerikaner rund 149 Milliarden Dollar für Medikamente ausgegeben. Dies ist mehr, als die Briten, die Deutschen, die Franzosen, die Italiener, die Japaner, die Kanadier und die Spanier zusammen für diesen Zweck aufgewendet haben.


      (Quelle: IMS Health, The Economist)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 17:45:16
      Beitrag Nr. 2.715 ()
      abwechslung
      Die Außerirdischen waren es ausnahmsweise nicht!

      Harald Zaun 13.05.2003
      Was den Untergang der Maya-Kultur besiegelte


      Nicht Paläo-Astronauten à la Däniken, nicht Kriege oder akute Umweltkatastrophen, sondern ein allmählicher Klimawechsel setzte der Maya-Kultur ein Ende. Wie Wissenschaftler des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) und der ETH Zürich zusammen mit US-Kollegen im Wissenschaftsmagazin "Science" (Vol. 299, Nr. 5613, pp. 1731-1735) berichteten, brachte eine lange Trockenperiode die klassische Maya-Kultur höchstwahrscheinlich zu Fall. Im 8. und 9. Jahrhundert hätten die Mayas nicht mehr genügend Wasser für ihre angestiegene Bevölkerung speichern können.


      Sie kamen aus dem Dunkel der Geschichte und verschwanden auf obskure Weise ebenso wieder. Vielleicht wäre das kulturelle Erbe der Maya-Zivilisation für alle Zeit im Strom der Zeit verloren gegangen, hätten nicht einige historische Quellen beharrlich dem nagenden Zahn der Zeit getrotzt. Hätten die inmitten des Urwalds der im nördlichen Tiefland der Halbinsel Yucatan (heutiges Mexiko, Guatemala, Belize) eingebetteten pittoresken Pyramiden, Paläste, öffentlichen Versammlungsplätze, Steinmasken, Wandgemälde, Zisternen, Keramikprodukte und Schrifttafeln als letzte Zeugen einer einst blühenden Hochkultur selbst das Zeitliche gesegnet, wäre die Epoche der Mayas in den Annalen noch nicht einmal mit einer Randnotiz bedacht worden.


      Friedliches kulturell hochstehendes Bauernvolk


      Doch die scheinbar stummen Relikte, die inmitten tropischer Vegetation die Zeiten überdauerten und die schon im 16. Jahrhundert die spanischen Truppen während ihrer Eroberungs- und Ausbeutezügen durch Süd- und Mitteleuropa in den Regenwäldern von Yucatan als erste Vertreter der abendländischen "Kultur" zu Gesicht bekamen, waren aufgrund ihrer bewegten Vergangenheit gesprächiger als es den Anschein hatte. Sie erzählten von einer einstmals kulturell hochstehenden, friedliebenden mit der Natur im Einklang lebenden Zivilisation, die eine Sensibilität für den Sternenhimmel hatte und wohl deshalb ein effizientes Kalendersystem kreierte, die das Ballspiel und eine höchst komplizierte Schrift erfand, aber dennoch Ende des 9. Jahrhunderts aus unerklärlichen Gründen - quasi auf dem Höhepunkt ihrer Blütezeit - plötzlich und unauffindbar aus der Geschichte verschwand.

      Praktisch von einer Generation zur nächsten löste sich das Maya-Volk scheinbar in Nichts auf. Wuchs die Bevölkerungszahl im 8. Jahrhundert noch bis auf 15 Millionen Menschen an, kam es ein Jahrhundert später - zumindest aus der Sicht der Demographen - zum Kollaps.


      Was zurück blieb von den einstmals blühenden Städten im Tiefland Yucatans waren neben versprenkelten kleineren Menschengruppen verlassene Ruinen und zahlreiche auf Monumenten und Keramiken verewigte Maya-Inschriften, mit denen jedoch die Archäologen, Historiker und Anthropologen lange Zeit nichts anzufangen wussten. Erst als Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts der komplizierte Code der Mayaschrift "geknackt" wurde - bis Ende 1994 konnten die Maya-Forscher ungefähr 80 Prozent der Schriftsymbole lesen und verstehen - löste sich der Mythos von den sanftmütigen und friedliebenden Mayas flugs in Luft auf.

      Nach dem mühseligen Studium der Hieroglyphen-Inschriften sah es danach aus, als müssten alle Spekulationen über die wahren Gründe des Niedergangs der Maya ad acta gelegt werden. Danach hatten nicht verheerende Erdbeben, ein durch Intensivlandwirtschaft und Raubbau am Regenwald bedingter ökologischer Kollaps, eine tödliche Krankheit, plötzliche Klimaveränderungen oder gar eine Invasion von Fremden (!) den Anfang vom Ende der Mayas eingeleitet. Vielmehr waren es die Mayas selbst.


      Blutrünstige Krieger


      Die Entzifferung der in Stein eingravierten und auch auf Papier niedergeschriebenen Bilderschrift der Dschungel-Bewohner entzauberte den Mythos vom harmonischen Bauernvolk. Dies auf radikalste Weise. Aus der friedfertigen Gesellschaft wurde eine höchst kriegerische, dessen Alltag anno dazumal von blutigen Ritualen und grausamen Kriegen bestimmt war. Überlagert wurden die vereinzelten Kriege von einem "kalten Krieg", der zwischen den beiden Supermächten Tikal und Calakmul tobte. Zwischen den Fronten der beiden Großmächte, diesen letzten Endes aber untergeordnet, existierten 50 unabhängige Kleinstaaten, die ständig miteinander im Krieg lagen, sich dabei aber gegenseitig neutralisierten. Die beiden großen Brüder hingegen etablierten durch geschickte Allianzbildungen, Heiratspolitik und militärische Eroberungen ein Gleichgewicht der Schreckens und vermieden so lange Zeit eine direkte Konfrontation.
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      Alle Kriege, die wir finden, brachen zwischen zwei Kleinstaaten dieser beiden Machtblöcke aus. Das waren Stellvertreterkriege,




      erklärt Nikolai Grube von der "University of Texas/Austin", einer der weltweit führenden Maya-Experten, der an der Entzifferung der Maya-Schrift maßgeblichen Anteil hatte. Solange sich die beiden Supermächte die Waage hielten, funktionierte das Ausbalancieren der Kräfte. Doch als Tikal Anfang des siebten Jahrhundert die Konfrontation suchte und über Calakmul siegte, geriet nicht nur das politisch-ökonomische Gleichgewicht aus den Fugen.

      Vielmehr hatte sich Tikal schlichtweg übernommen, da seine wirtschaftlichen und politischen Strukturen nicht ausreichten, um das entstandene Riesenreich zentralistisch zu regieren und auch zusammenzuhalten. Das Maya-Reich zerfiel - nach dem neuesten Stand der Forschung allerdings nur allmählich. "Es war kein plötzliches Verschwinden, sondern ein langsamer Untergang", verdeutlicht die amerikanische Archäologin Diane Chase.


      Klima als Kollaps-Faktor


      Nunmehr aber scheinen einige nostalgische Maya-Forscher wieder auf oder in alten Theorien-Pfaden zu wandeln. Wissenschaftlern des GeoForschungsZentrums (GFZ) und der ETH Zürich in ist es zusammen mit amerikanischen Kollegen aus Miami, Princeton und Woods Hole erstmals gelungen, ein präzises Bild der klimatischen Rahmenbedingungen zu zeichnen, welches die Blütezeit der klassischen Maya-Kultur und die Phase des abrupten Kollapses im 9. Jahrhundert nach Christus charakterisiert.


      Anhand von geochemischen Untersuchungen der Sedimente des Cariaco-Beckens vor der Küste Venezuelas konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass das Klima im nördlichen Südamerika im 8. und 9. Jahrhundert trockener war als zuvor. Mithilfe des Titanium-Gehalts der Sedimente konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf Klimaänderungen in der Vergangenheit ziehen.

      Ausgehend von der Gegebenheit, dass bei starken Niederschlägen auch verstärkt Titanium aus dem Erdboden gespült und zugleich ins Meer weitergeleitet wird, wo es sich im Ozeanboden ablagert, erreichten die Forscher eine präzise, nahezu monatliche Auflösung der Klimavariabilität in der Region. Die Daten stellen damit ein genaues Klimaarchiv dar, das die jährliche Variabilität des Klimas der Region aufzeichnet und damit eine Abschätzung des direkten Einfluss des Klimas auf dem Lebensraum der Maya in Yucatan zulässt.


      Drei intensive Trockenperioden


      Die Experten sind sich sicher, dass am Ende der klassischen Blütephase das Klima überaus stark auf die Maya-Kultur einwirkte. Zu diesem Zeitpunkt wohnten auf Yucatan mehrere Millionen Menschen. Die Maya lebten in großen Städten, sie kannten gewaltige Umweltprobleme wie die Bodenerosion, was unter anderem zu Nahrungsengpässen schon in der Zeit vor dem Kollaps führte. Die neuen Klimadaten zeigen, dass während der archäologisch gut beschriebenen Phase des Kollapses die Niederschläge generell reduziert waren. Zudem traten verstärkt Trockenperioden mit einer Dauer von drei bis neun Jahren auf, die sich auf etwa den Zeitraum AD 810, 860, und 910 datieren lassen und darüber hinaus eine gute Übereinstimmung mit wichtigen Phasen der demographischen Katastrophe der Maya aufweisen.


      Nach Ansicht von Jeremy Sabloff, seines Zeichen Direktor des Museum of Archaeology and Anthropology der "University of Pennsylvania", müssen die Ursachen des Niedergangs der Maya-Gesellschaft multikausal gesehen werden. Gegenüber dem britischen Wissenschaftsmagazin New Scientist erläuterte der Forscher:


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      Any explanation for decline is a complex one: over-population, environmental problems and economic factors all made them vulnerable. But there is growing evidence that climate played a role. Perhaps it was the straw that broke the camel`s back.


      Für Gerald Haug von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der die Studie leitete, lässt sich der handfeste Zusammenhang zwischen dem Untergang der einstigen Hochkultur und der lokalen Trockenheit nicht mehr von der Hand weisen.




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      Das 9. Jahrhundert war eine Phase intensiver Trockenheit mit drei großen Dürreperioden. Der damit zusammenhängende Klimawechsel muss es gewesen sein, der den Maya-Gesellschaft den letzten Rest gab.





      Außerirdische allerdings hatten dabei - und darin sind sich alle Maya-Forscher einig - ihre Hände nicht im Spiel: sofern sie solche überhaupt haben.


      heise.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:21:52
      Beitrag Nr. 2.716 ()
      "Deutschland steht am Abgrund"


      Der grüne Haushaltsexperte Oswald Metzger fordert die Bundesregierung zum Kampf
      Oswald Metzger war bis zum Herbst vergangenen Jahres Bundestagsabgeordneter der Grünen. Wiederholt hatte sich der Haushaltsexperte mit der eigenen Koalition angelegt. Heute arbeitet der Schwabe als freier Publizist und Politikberater, unter anderem für die Bertelsmann-Stiftung. In seinem jetzt erschienenen Buch "Einspruch! Wider den organisierten Staatsbankrott" rechnet der 48-Jährige mit der Allparteienkoalition der Realitätsverweigerer ab. Mit Metzger sprach Stephan Haselberger.


      DIE WELT: Wie erleben Sie die Debatte um die Agenda 2010?


      Oswald Metzger: Ich freue mich, dass endlich ein Reformfenster aufgeht. Nach dem katastrophalen Fehlstart der Koalition hat der Kanzler in seiner Regierungserklärung mit alten sozialdemokratischen Lebenslügen gebrochen und Reformen wieder möglich gemacht. Auch wenn es Proteste vom linken Flügel der SPD und den Gewerkschaften gibt - Schröder hat es immerhin geschafft, dass beide Volksparteien den Bürgern Einschnitte bei Rente, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe zumuten wollen.


      DIE WELT: Sehen Sie sich bestätigt?


      Metzger: Es geht nicht um mich, es geht um das Land. Mir ist jeder Politiker recht, der mit der Bevölkerung ehrlich diskutiert.


      DIE WELT: Vor dem 22. September war von Einschnitten bei den Sozialsystemen nicht die Rede, obwohl die Haushaltslage allen Beteiligten bekannt gewesen ist. Hat Schröder die Wähler betrogen?


      Metzger: Natürlich hat Schröder bewusst weggesehen. Wenn wir im Februar 2002 den "blauen Brief" aus Brüssel in Demut angenommen hätten, wie Hans Eichel und ich gefordert haben, dann hätte der Kanzler im Wahlkampf die tatsächliche Situation nicht weichzeichnen können. Die CDU war aber auch nicht besser: Sie ging mit 800 Euro Erziehungsgeld auf Stimmenfang. Das war genauso unverantwortlich. Als Manager des Gemeinwohls haben maßgebliche Politiker aus allen Parteien versagt - und zwar seit Jahrzehnten.


      DIE WELT: Wohin führt die systematische Wählertäuschung?


      Metzger: Geradewegs in die Krise der Sozialsysteme, die wir jetzt erleben. Die Schuld trägt aber nicht nur die Politik. Es gibt eine unheilige Allianz zwischen Politikern und Parteien auf der einen und der Bevölkerung auf der anderen Seite: Die Politik verschweigt die wahre Lage, weil der Überbringer schlechter Nachrichten in der Vergangenheit von den Wählern regelmäßig abgestraft worden ist. Es ist eben auch so, dass die Deutschen über Jahre hinweg systematisch betrogen werden wollten. Und jetzt kommt das böse Erwachen, denn die Maßnahmen der Reform-Agenda 2010 können nur ein Anfang sein. Wesentlich härtere Reformen müssen folgen.


      DIE WELT: Auf welche weiteren Einschnitte müssten ehrliche Politiker die Bürger jetzt vorbereiten?


      Metzger: Zunächst muss das eigentliche Staatsdefizit schonungslos offen gelegt werden. Es liegt in Wahrheit bei fast fünf Billionen Euro, wenn man die Leistungsansprüche der Rentner und Beamten-Pensionäre hinzurechnet. Das ist eine gigantische Erblast, die den kommenden Generationen nicht zugemutet werden kann. Heute gehen fast 60 Prozent aller Staatsausgaben für Renten und Pensionen sowie für den Schuldendienst drauf. Das macht klar: Wir stehen am Abgrund!

      DIE WELT: Was heißt das für die Rentner?


      Metzger: Erstens muss die heutige Rentner-Generation Abschläge bei den Rentenerhöhungen in Kauf nehmen. Ihr Einkommen wird deutlich geringer wachsen als das Einkommen der aktiv Beschäftigten. Zweitens muss der Trend zur Frühverrentung sofort mit radikalen Maßnahmen gestoppt werden. Wer mit 60 in die Rente geht, soll auf rund ein Drittel seiner Rente verzichten. Bisher liegen die Abschläge für einen 60-jährigen Rentner nur bei 18 Prozent. Das können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir die Lohnnebenkosten senken und Arbeitsplätze schaffen wollen. Und drittens muss die junge Generation früher ins Berufsleben starten, damit die Lebensarbeitszeit steigt. Das alles muss die Koalition gegen alle Widerstände jetzt unbedingt durchsetzen. Ansonsten wird es im nächsten Jahrzehnt Rentenkürzungen geben, weil die Zahl neuer Beitragszahler infolge der demographischen Entwicklung bis dahin dramatisch sinkt.


      DIE WELT: Ist damit das Rentensystem zu retten?


      Metzger: Alle Sozialsysteme werden nur überleben, wenn die Eigenverantwortung gestärkt wird. Bei der Rente führt nach meiner Überzeugung kein Weg an einer privaten Pflichtversicherung als Ergänzung vorbei.


      DIE WELT: Wie kann der Kollaps des Gesundheitssystems verhindert werden?


      Metzger: Wir haben es mit einem mafiösen System des organisierten Betrugs zu tun. Es wird beherrscht von den Hofschranzen der Kassenärztlichen Vereinigung, den Raffkes von der Pharmaindustrie und vielen Scharlatanen in der Ärzteschaft. Aber auch die Patienten bedienen sich ungeniert. Deshalb steigen die Beiträge unaufhörlich. Dieses Selbstbedienungssystem muss zerschlagen werden.


      DIE WELT: Wie?


      Metzger: Marktwirtschaftlicher Wettbewerb und Transparenz müssen Einzug halten. Das Vertragsmonopol der Kassenärztlichen Vereinigung muss fallen, damit einzelne Ärzte eigene Kostenvereinbarungen mit den Krankenkassen treffen können. Der Wettbewerbsdruck auf die Pharmaindustrie und die Apotheker muss erhöht werden. Dann erst können wir den Patienten höhere Eigenbeteiligungen abverlangen.


      DIE WELT: Wie will die Koalition diese Herausforderungen bestehen?


      Metzger: Als Manager des Gemeinwohls sind Gerhard Schröder und Joschka Fischer zum Kampf gegen den Staatsbankrott verpflichtet. Wenn sie die Sozialsysteme gegen die Wand fahren lassen, werden die Staatsschulden explosionsartig steigen, und der Staat wird handlungsunfähig werden. Es hilft nichts: Man wird mit Millionen Wählern den argumentativen Kampf aufnehmen müssen - vor allem mit den Rentnern.


      DIE WELT: Könnte eine schwarz-grüne Koalition die Reformen besser bewältigen?


      Metzger: Ich glaube, am Ende wird diejenige Konstellation zum Zuge kommen, die das Notwendige tut. Schwarz-Grün hätte jedenfalls Esprit. Schwarz-Grün wäre auch ein Zeichen dafür, dass die Politik endlich aus ihren parteipolitischen Schützengräben herauskommt, um die Probleme unideologisch anzupacken. Wenn die Grünen ihrer Verantwortung als Interessenvertretung der künftigen Generationen gerecht werden wollen, müssen sie sich für alle Bündnisse öffnen. Wir dürfen uns nicht auf Gedeih und Verderb an die SPD ketten, wir brauchen eine weitere Option, damit wir uns stärker durchsetzen können. Nur wer selbstbewusst ist, wird langfristig im politischen Spektrum bestehen.

      DIE WELT: Kann es zu Schwarz-Grün kommen, solange Joschka Fischer die Grünen dominiert?


      Metzger: Da habe ich große Zweifel. Fischer hat ein Riesenproblem mit der CDU: Gesellschaftspolitisch ist er im Grunde ein waschechter Sozialdemokrat - staatsgläubig und etatistisch wie so viele in der heutigen Grünen-Führung.


      DIE WELT: Sie schreiben in Ihrem Buch, Fischers Nibelungentreue zur SPD sei nur durch seine Ambition auf das Amt des europäischen Außenministers zu erklären.


      Metzger: Fischer hat die Partei, so sehr er unsere Ikone war, immer auch für sich benutzt. Machtpolitik ist seine große Stärke. Das war nicht immer zum Vorteil der Grünen, auch wenn wir in Bundestagswahlkämpfen von seiner Zugkraft enorm profitiert haben. Es war auch nicht immer zum Vorteil des Landes. So hat Fischer 1997 verhindert, dass die Grünen im Vermittlungsausschuss den Petersberger Steuerbeschlüssen der unionsgeführten Bundesregierung zur Mehrheit verhalfen. Das deutsche Steuersystem musste so bleiben, wie es ist, damit er Vizekanzler und Außenminister werden konnte. Aber um es klar zu sagen: Er verkörpert im politischen Handwerk eine Extraklasse und wäre als EU-Außenminister eine erstklassige Besetzung.


      DIE WELT: Wäre Fischers Wechsel eher eine Befreiung oder eine Belastung für die Grünen?


      Metzger: Sein Wechsel könnte eine große Chance sein. Die Grünen müssen sich inhaltlich erneuern, sie müssen zu einer eigenständigen Konzeptpartei werden, die die Interessen künftiger Generationen ehrlich vertritt und ohne eigennützige Rücksichtnahme auf den Machterhalt für einen vernünftigen Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen und der Ressource Geld kämpft. Mit einem solchen programmatischen Fundament könnten die Grünen auch erfolgreich sein und bis zu 20 Prozent der Wähler erreichen. Es gibt in der Bevölkerung eine Gier nach Ehrlichkeit und nach einer Politik, die keiner Klientel verhaftet ist.


      DIE WELT: Ihr Buch liest sich in Auszügen wie eine Streitschrift der FDP. Sind Sie sicher, dass Sie in der richtigen Partei sind?


      Metzger: Keine andere Partei bietet so große Chancen, quer zu den Lagern und Interessengruppen zu denken. Ich bin mir sicher: In dem Laden gibt es für mich eine Heimat. Deshalb werde ich als Grüner im Jahr 2006 wieder für den Bundestag kandidieren, wenn diese Partei mich aushält.


      Artikel erschienen am 13. Mai 2003
      welt.de
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      Die Ursache wird verschwiegen, auf Teufel komm raus.
      Das Problem ist das Zinssystem, was Investitionen verhindert und alles unbezahlbar macht.
      Man soll zwischen Pest und Cholera entscheiden.
      Das kann keine Lösung sein.
      Dieser Verschuldungszwang kann nur ein bitteres Ende bringen.
      ---------
      Geld, Wachstum, Umwelt
      Natürliche Wachstumsprozesse sind im allgemeinen durch ein hohes Anfangstempo gekennzeichnet, das immer mehr nachläßt und sich schließlich auf einer optimalen Höhe stabilisiert. Verletzt wird diese Regel von krankhaften Entwicklungen, wie zum Beispiel krebsartigen Wucherungen. Ein sich selbst beschleunigendes Wachstum hat den Zusammenbruch eines Systems zur Folge. Dies gilt für die Krebswucherung, die Seerosen im Teich wie für die Kettenreaktion bei der Kernspaltung.

      Aus der Gegenüberstellung der Entwicklung eines Baumes und derjenigen einer Geldanlage wird der Gegensatz deutlich. Während "kein Baum in den Himmel wächst" , "wachsen" Geldanlagen - läßt man sie stehen - durch den Zinseszinseffekt auf eine widernatürliche exponentielle Weise. Das heißt, sie wachsen mit Verdoppelungsraten immer schneller. Und wie eine Krebswucherung den biologischen Organismus zerstört, so zerstören die zinsbedingt wuchernden Geldvermögen unseren Wirtschaftsorganismus.
      inwo.de



      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:25:34
      Beitrag Nr. 2.717 ()
      Ein paar Prozent Streit

      Unter dieser Überschrift befasst sich das deutsche Wochenmagazin DIE ZEIT in seiner Ausgabe 06/2003 mit der Geschichte, der Frage nach den Ursachen und der moralischen Begründung für Zins sowie mit Zinsverboten und Zins-Alternativen wie dem "Wunder von Wörgl".



      Der Artikel im Originaltext:

      SCHULFACH WIRTSCHAFT

      Ein paar Prozent Streit

      Er wurde gehasst und geliebt, erlaubt und verboten: Eine kleine Geschichte des Zinses

      Von Peter Müller

      Im Jahr 1932 sah es düster aus in Wörgl am Inn. Hohe Arbeitslosigkeit und dramatische Verschuldung plagten das österreichische 4200-Einwohner-Dorf, als Michael Unterguggenberger, "der Bürgermeister mit dem langen Namen", wie ihn der US-Ökonom Irving Fisher später nennen sollte, sein Amt antrat. In dieser Situation schlug Unterguggenberger dem Gemeinderat vor, ein Geldexperiment auszuprobieren, das der in Belgien geborene Ökonom Silvio Gesell 1916 in seiner Natürlichen Wirtschaftsordnung beschrieben hatte.

      In einem Nothilfeprogramm wurde beschlossen, das "Wörgler Freigeld" einzuführen, so genannte Arbeitswertscheine, die durch Wechsel und Schillinge gedeckt waren. Dieses neue Geld hatte eine Besonderheit: Derjenige, der Freigeld über längere Zeit auf der Bank ansammelte, bezog keine Zinsen. Vielmehr musste er am Ende jedes Monats eine Benutzungsgebühr entrichten. Ein Negativzins, wenn man so will, der den bestrafte, der Geld hortete.

      Das Ergebnis des dörflichen Experiments konnte sich sehen lassen: Der Anreiz, das Freigeld möglichst schnell wieder auszugeben, führte zu raschem Geldumlauf. Hohe Investitionen bewirkten, dass die Arbeitslosigkeit um ein Viertel sank, während sie andernorts weiter anstieg. Durch die Benutzungsgebühr verbuchte die Stadt Einnahmen in Höhe von zwölf Prozent des ausgegebenen Freigeldes. Sogar eine Skischanze konnte sie sich leisten. Als jedoch die Nachbargemeinde Kirchbichl dem Beispiel folgen wollte, wurde die Notenbank unruhig und beendete vor dem österreichischen Verwaltungsgerichtshof den Versuch, auf den Zins zu verzichten.

      Das Experiment von Wörgl wird auch heute noch gern von denen angeführt, die von einer zinslosen Gesellschaft träumen. Denn der Zins polarisiert. Christen und Juden hatten seine Erhebung verboten. Klassiker und Keynesianer versuchten, ihm auf den Grund zu gehen. Marxisten und Sozialisten forderten seine Abschaffung. Notenbanker und Politiker stritten um seine Höhe, Adenauer benutzte gar das Bild des Fallbeils, mit dem die Bundesbank die Konjunktur erschlage. Dabei sind die Fragen, die den Zins umranken, so alt wie das Phänomen selbst: Woher kommt er, und warum gibt es ihn überhaupt? Und: Wie ist, um mit dem österreichischen Kapitaltheoretiker Eugen von Böhm-Bawek zu sprechen, der "moralische Schatten" zu erklären, der dem Zins bis heute anhaftet?

      "Gelderwerb gegen die Natur"

      Rolle rückwärts, in die Stadt Athen, in die Zeit des Aristoteles. Der Philosoph, der der Ökonomie ihren Namen gab, hat auch die Geschichte des Zinses entscheidend bestimmt. "Das Geborene ist gleicher Art wie das Gebärende, und durch den Zins entsteht Geld aus Geld. Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur." Aristoteles´ Argument von der Unfruchtbarkeit des Geldes ist der Hauptgrund, warum die Geschichte des Zinses zu einer Geschichte seines Verbotes wird.

      Thomas von Aquin sorgte dafür, dass aus dem aristotelischen das kanonische Zinsverbot wurde und berief sich dabei nicht nur auf die Bibel: "Wenn du (einem aus) meinem Volke Geld leihst, einem Armen neben dir, so handle an ihm nicht wie ein Wucherer; ihr sollt ihm keinen Zins auferlegen", heißt es im 2. Buch Mose. Thomas fasste den Zins, durchaus modern, als Preis für Zeit auf, genauer, als Preis für die Zeit, die der Verleiher auf sein Geld verzichte. Zeit jedoch sei ein Geschenk Gottes, so der Kirchenrechtler, und dürfe nicht verkauft werden. Zudem könne Gewinn durch die Hingabe von Geld nur zulasten des Vermögens anderer erzielt werden. Der gute Christ aber verdiene sein Geld mit Arbeit.

      Praktische Erwägungen stärkten das kanonische Zinsverbot. Das Hochmittelalter war keine Zeit des Fortschritts, die Bevölkerungszahlen stagnierten, bahnbrechende Erfindungen blieben aus. In diesem Umfeld dienten Kredite nicht der wirtschaftlichen Expansion, sondern der Überbrückung von Notzeiten. Dafür sollte Kapital kostenlos zu haben sein.

      Nichts als Diebe, Räuber und Mörder seien Zinsnehmer für ihn, wetterte Martin Luther, als er die Reformation ihrem Höhepunkt entgegentrieb. Ein gutes Jahrhundert später setzte William Shakespeare dem Wucherer mit dem rachsüchtigen Shylock in Der Kaufmann von Venedig ein umstrittenes literarisches Denkmal.

      Doch im 17. Jahrhundert begann mit wirtschaftlichem Aufschwung der Pragmatismus zu obsiegen. Flanderns aufstrebende Handelsstädte ließen sich in ihrer wirtschaftlichen Entfaltungsfreiheit nicht durch Verbote aus antiken Zeiten einengen. Weltliches Wachstum erforderte finanzielle Ressourcen. Dafür war man bereit zu zahlen. Überregional organisierte Kreditmärkte entstanden. Die Amsterdamer Börse wurde gegründet.

      Der Zins überdauerte nicht nur das kanonische Verbot, welches Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich aufgehoben wurde. Er überstand auch die Planwirtschaft sowjetischen Zuschnitts und die verquasten Ideen der Nationalsozialisten von einer völkisch motivierten Solidargemeinschaft.

      Im Islam sind Aufschläge tabu

      Marx sah im Privateigentum an Produktionsmitteln die Quelle der Ausbeutung des Arbeiters. Im Zins, der Bestandteil des Mehrwerts sei, werde dem Arbeiter ein Teil seines Arbeitsertrages vorenthalten. Im real existierenden Sozialismus war der Zins denn auch folgerichtig abgeschafft, offiziell wenigstens. In der Praxis merkte man schon bald, dass man auf seine Steuerungsfunktion bei der Allokation von Geldern nicht verzichten konnte. In der DDR führte Walter Ulbricht den Zins Anfang der sechziger Jahre wieder ein. Im Rahmen des "Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung", kurz NÖSPL, hieß er nun Produktionsfondsabgabe. Unternehmen hatten dem Staat zwangsweise Kredite abzunehmen und mussten diesen nicht nur mit Teilen ihrer Gewinne, sondern auch durch die Zahlung von Zinsen alimentieren.

      Bei den Nationalsozialisten war die Forderung, die "Zinsknechtschaft des Geldes" zu brechen, fester Bestandteil des Parteiprogramms. Um die Industriebosse an Rhein und Ruhr zu beruhigen, wusste man ideologisch freilich zwischen "schaffendem" Industriekapital und "raffendem" Finanzkapital zu unterscheiden. Letzteres bezeichnete als Synonym jüdische Bankiers, die als Sündenbock für Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit dienten.

      In der islamischen Gesellschaft gilt der Zins auch heute noch als Fremdkörper. "Und was immer ihr an Riba verleiht, damit es sich mit dem Gut der Menschen mehre, es vermehrt sich nicht vor Allah"; offenbarte der Prophet in Mekka, 622 nach Christus (Sure 30:39). Riba heißt so viel wie ungerechtfertigte Bereicherung und schließt den Zins – bezeichnenderweise – mit ein. Darlehen würden aus Solidarität vergeben, so die Lehre des Islam, nicht aus Profitgier. Geld sei zudem nur als Bote (Tauschmittel) und Richter (Wertmesser) tauglich und dürfe nicht durch Zurückhalten und Verleihen zweckentfremdet werden.

      Die moralische Verdammung des Zinses durch die Jahrhunderte beantwortet freilich nicht die Frage, warum es den Zins überhaupt gibt, sondern fordert sie gerade heraus. Warum muss man mehr Geld zurückzahlen, als man bekommen hat, obwohl Geld nicht abgenutzt wird?

      Die Frage geht an Hans-Christoph Binswanger, einem emeritierten Professor für Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen. Der Mann hat ein Buch über Zins und Gewinn verfasst (Geld und Wachstum) und kann die einzelnen Theorien, die sich um das Phänomen Zins ranken, schnell runterbeten, allerdings nicht, ohne auch gleichzeitig in ihre Kritik einzusteigen.

      Für die Klassiker, wie Adam Smith, ist der Zins ein Teil des Profits, den der Schuldner mithilfe von Produktionsmitteln erworben hatte, die durch Kredite finanziert worden waren. Dieser stand nun dem Gläubiger zu. Klingt plausibel und auch Binswanger sagt diese Theorie noch am ehesten zu. Ihr Schönheitsfehler jedoch: Auch derjenige Schuldner hat Zinsen zu entrichten, der keinen Gewinn macht.

      Die Neoklassiker wollen den Entleiher belohnen, der auf seinen gegenwärtigen Konsum zugunsten des Schuldners verzichtet. "Man kann aber auch aus anderen Gründen auf Konsum verzichten als nur wegen Zinsen", sagt Binswanger, "zum Beispiel, um fürs Alter zu sparen."

      Also, zur Seite damit, und das Blickfeld frei für John Maynard Keynes. Der US-Ökonom spricht von Zins als Liquiditätsprämie, die Menschen für die Annehmlichkeit und Sicherheit, die Geld bietet, zu zahlen bereit seien. Geben sie diese Annehmlichkeit auf, verlangen sie nach einer Belohnung – dem Zins. Binswanger freilich überzeugt der Grundgedanke, wonach es eine Prämie für gehaltenes Geld gäbe, nicht: "Wegen der Tatsache allein, dass ich Geld nur halte, kriege ich noch gar nichts."

      Ernüchterndes Ergebnis der Nachfrage: Ökonomen können die Höhe von Zinsen zwar recht einfach berechnen, indem sie einem vom Schuldner abhängigen Risikozuschlag zur Inflation addieren, die sie für die Dauer des Darlehens erwarten. Aber, so Binswanger: "Die Frage, warum es Zinsen gibt, hat die Ökonomie bis heute nicht gelöst. Dies ist eine moralische Frage, die der Ökonom nicht los wird." Womit wir beim Anfang wären.


      (c) DIE ZEIT 06/2003

      Der Artikel im Online-Archiv der ZEIT: www.zeit.de/2003/06/Zinsgeschichte
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:38:07
      Beitrag Nr. 2.718 ()
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      Wenn das Geld fließt wie der Nil in der Wüste
      von
      Harald Wozniewski
      (Die Daten, die den Diagrammen dieses Aufsatzes zu Grunde liegen, finden Sie in der Excel-Datei http://www.dr-wo.de/schriften/nil/nil.xls.)" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.dr-wo.de/schriften/nil/nil.xls.)

      Geld, gleich ob Bargeld oder Giralgeld (Bankgeld, Buchgeld), ist das Lebenselixier einer jeden neuzeitlichen Volkswirtschaft. Es ist in erster Linie Zahlungsmittel (Gegenleistung) für den Güteraustausch. Fließt der Strom von Gütern (Waren, Dienste usw.) in die eine Richtung, so fließt der Geldstrom in entgegengesetzter Richtung. Lahmt die Konjunktur, so ist das gleichbedeutend mit einem schwachen Güterstrom und einem schwachen Geldumlauf.

      Es wird heute (2002), wo wir in Deutschland wieder eine Konjunkturflaute haben, viel darüber diskutiert, was die Ursache dafür ist und wie man sie überwinden kann. Nach der Euphorie und dem Optimismus noch vor zwei Jahren herrscht aber überwiegend Ratlosigkeit.

      Verschiedentlich wird behauptet, die Bevölkerung sei verunsichert und würde deshalb zu sehr sparen. Sparen? Nein, die überwiegende Bevölkerung spart nicht. Sie hat sich vielmehr schon so sehr in Schulden gestürzt (Komsumentendarlehen, Abzahlungskredite, Ratenkauf, Hypothekendarlehen usw.), dass sie gar nicht mehr Ausgaben verkraften kann. Die Ursache für die immer heftiger werdenden Konjuktureinbrüche liegt woanders.

      Die Situation heute
      Sehen wir uns einmal eine idealisierte Volkswirtschaft etwas näher an und beobachten ein tatsächliches Phänomen und dessen Folgen:

      Die folgenden Diagramme zeigen eine Volkswirtschaft mit 100 Marktteilnehmern (X-Achse) und einer Geldmenge (Y-Achse) von konstant 100. Da es hier um das Wohl der Menschen geht, sind hier Markteilnehmer nur natürliche Personen. Juristische Personen, egal ob öffentlich-rechtliche oder privatrechtliche, sind hier ausgeblendet. Jedes Diagramm zeigt die Verteilung des Geldes unter den Marktteilnehmern zu einem bestimmten Zeitpunkt.

      Diagramm 1.1


      In Diagramm 1.1 zum Zeitpunkt 1 herrscht eine völlig idealisierte Geldverteilung: Jeder Marktteilnehmer besitzt die Geldmenge 1. Die Marktteilnehmer stehen hier quasi nebeneinander, und die Höhe des blauen Bereichs über jedem Marktteilnehmer zeigt sein Geld. Eine Zeitachse ist hier nicht zu sehen. Sie können sich die Zeitachse als Z-Achse vorstellen, also so, als würde die Zeit nach hinten in das Diagramm verlaufen (breiter Pfeil). Sie sehen hier also zugleich den Querschnitt eines Geldflusses.

      Die Reihenfolge, in der die Marktteilnehmer hier nebeneinander stehen, ist nicht beliebig. Das Nebeneinander bzw. die Entfernung des einen zum anderen kennzeichnet sehr vereinfacht die wirtschaftliche (oder soziale) Verflochtenheit. Denn eine Konjunktur kann man sich hier nun so vorstellen, dass ein Marktteilnehmer von einem anderen eine Ware bezieht und ihm im Gegenzug etwas von seinem Geld bezahlt. Je näher sich die Marktteilnehmer sind, desto leichter geschieht dieses Geschäft. Damit ist sehr vereinfacht zum Ausdruck gebracht, dass nicht jeder die Ware eines jeden beziehen kann oder will. Jeder bezieht in diesem übertragenen Sinn Waren hauptsächlich aus seiner "Nachbarschaft". Geschäfte mit entfernten Marktteilnehmern geschehen nur selten oder nie. Geld wandert also überwiegend so, wie es die nach links und rechts gekrümmten Pfeile zeigen, aber: der Beginn der Pfeile liegt im Zeitpunkt 1, die Pfeilspitze liegt jedoch bereits in der Zukunft, im Zeitpunkt 2. Diese Pfeile muss man sich nun für alle Marktteilnehmer vorstellen, so dass es von Zeitpunkt 1 zu Zeitpunkt 2 allenorts zu Verschiebungen des Geldes kommt. Es gibt natürlich auch den Pfeil, der wieder auf dem selben Marktteilnehmer landet, von dem er abgeht: er hat das Geld also behalten ("gespart").

      Die Ausgangssituationen und die Möglichkeiten sind naturgemäß nicht für alle Marktteilnehmer gleich (Selbst die seit den 60er-Jahren propagierte Bildungspolitik schafft keine gleichen Chancen für die Menschen). Im Diagramm sammeln sich die Marktteilnehmer mit höheren Einkommen rechts und jene mit geringeren Einkommen links.

      Diagramm 1.2


      Diagramm 1.2 zeigt die Geldverteilung bereits im Zeitpunkt 20. Die Geldmenge (gelbe Fläche) ist, wie gesagt, konstant 100 (die gelbe Fläche ist so groß wie die blaue Fläche von Diagramm 1.1).

      Die Einkommensunterschiede resultieren nicht - wie meistens geglaubt wird - aus unterschiedlichen Bezahlungen für persönlich geleistete Arbeit. Die wesentlichen Einkommensunterschiede entstehen durch Kapitaleinkünfte. Näheres dazu unter

      "Moderner Feudalismus in Deutschland (Meudalismus)" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/ ,
      "Personen" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/personen.htm und
      "Die Stundenlöhne der 100 reichsten Deutschen" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/stundenlohn.htm
      Im Laufe der Zeit (Jahrzehnte) verändert sich der Querschnitt des Geldflusses immer weiter:

      Diagramm 1.3


      Diagramm 1.4


      Diagramm 1.5


      Diagramm 1.6

      Die Geldmenge dieser Volkswirtschaft in Diagramm 1.6 ist immer noch 100. Bei den Marktteilnehmern links ist das verfügbare Geld auf 0,01 Geldeinheiten gesunken. Zwangsläufig findet hier auch keine nenneswerte Konjunktur mehr statt. Die Geldmenge des Marktteilnehmers Nr. 100 hat 11,15 Geldeinheiten erreicht. Überträgt man dieses Verhältnis auf Einkommen in Euro, so erhält man bald realistische (aber immer noch untertriebene) Verhältnisse:

      0,01/ 11,15 = 10.000 Euro/Jahr / 11.150.000 Euro/Jahr.

      Hier noch einmal alle Geldverteilungen zusammen:

      Diagramm 1.7


      Wenn wir das Diagramm 1.6 umdrehen und am rechten Rand spiegeln, erhalten wir ein sehr anschauliches Bild von der Situation unserer Volkswirtschaft heute:

      Diagramm 1.8 - Der Nil in der Wüste (Querschnitt)



      Es herrscht ein tiefer und mächtiger Geldfluss, an dem aber nur wenige Menschen partizipieren. Die meisten Menschen sitzen regelrecht auf dem Trockenen in der Wüste, die Konjunktur liegt am Boden.

      Die Berechnungen der Diagramme sind sehr simpel, aber im Kern absolut realistisch:

      Diagramm 1.9


      Diagramm 1.9 zeigt einen Längsschnitt zu den Querschnitten 1 bis 8; die Veränderungen der Geldmengen bei den 100 Marktteilnehmern (farbige Linien) entlang der Zeitpunkte von 1 bis 100 (X-Achse). Der höchste Zuwachs (des Marktteilnehmers Nr. 100) liegt bei rund 0,1 Geldeinheiten pro Periode.


      Die Konjunkturbremse - der Meudaleffekt

      Es mag überraschen, dass sich durch die Einkommenskonzentration bei den Superreichen die Konjunktur abschwächt, obwohl doch die Geldmenge in der Volkswirtschaft konstant bei 100 liegt. Die Erklärung ist jedoch sehr einfach.

      Sie, verehrter Leser, gehören zu den Menschen in Deutschland mit einem Einkommen von unter 100.000 Euro jährlich?!? Okay, dann fragen Sie sich einmal: Wenn Sie Anfang diesen Jahres zu dem Einkommen, das Sie tatsächlich hatten, zusätzlich 1.000 Euro zur Verfügung gehabt hätten: wie lange hätten Sie gebraucht, um diese 1.000 Euro auszugeben. Wahrscheinlich liegt Ihre Antwort, wie bei allen, die ich persönlich gefragt habe, bei einer Stunde bis einer Woche.

      Wenn Sie also diese zusätzlichen 1.000 Euro nach einer Woche ausgegeben hätten, dann hätte ja irgend jemand eine Woche nach Jahresanfang 1.000 Euro zusätzlich verdient (oder mehrere hätte Teile Ihre 1.000 Euro zusätzlich verdient). Derjenige hätte vermutlich auch nur eine Woche gebraucht, um dieses Geld wieder auszugeben usw. usf. So würden Ihre zusätzlichen 1.000 Euro das Bruttosozialprodukt binnen einen Jahres um rund 53.000 Euro erhöhen.

      Ganz anders verhält es sich mit dem Einkommen der (Super-)Reichen unseres Landes. Die haben Einkommen, nicht Vermögen (!), von 100 Millionen Euro jährlich und mehr, z. B. aus Dividenden, anderen Unternehmensgewinnen, Mieten, Anleihen und Darlehen. Diese Leute haben ihr liebe Not, binnen einen Jahres überhaupt nur 1 Million Euro auszugeben. Die kaufen trotz ihres hohen Einkommens auch nur ein paar Brötchen in der Woche, und nicht Zigtausende. Die geben den größten Teil des Geldes natürlich für neue Unternehmensanteile (Aktien usw.) oder andere gewinnversprechende Objekte aus. Insgesamt liegt aber die Umschlaghäufigkeit des Geldes, das sie jährlich beziehen, kaum höher als eins, d. h. das Geld braucht rund ein Jahr, um einmal umgesetzt zu werden. Die oben gezeigte Vielfachwirkung des Geldes für die Konjunktur fehlt bei diesen hohen Einkommen. Hinzu kommt, dass das Geld oft nur von einem Superreichen zum nächsten Superreichen gelangt, nicht aber in die breite Volkswirtschaft (Beispiele: Die Ersteigerung eines kostbaren Gemäldes oder der Kauf einer Luxusjacht).

      Sie sehen, der Reichtum von wenigen kann sogar die andere schädigen.

      zum Teil 2, Die Lösung
      (Erst öffnen, wenn Sie sich selbst eine Lösung überlegt haben!)
      http://www.dr-wo.de/schriften/nil/
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:42:31
      Beitrag Nr. 2.719 ()
      ------

      Wenn das Geld fließt wie der Nil in der Wüste
      von
      Harald Wozniewski
      Teil 2

      Die Lösung


      Was tut man, wenn man mit dem Nil die Wüste bewässern will? Und was muss man tun, wenn sich der Reichtum von wenigen zum Nachteil der Mehrheit der Menschen in Deutschland auswirkt? Man baut einen Staudamm bzw. man setzt Schranken!

      Da wir bis hierhin lediglich das Geld als Einkommen betrachtet haben, stellt sich zunächst die Frage, ob eine Beschränkung des Einkommens stattfinden soll oder - als neuen Gesichtspunkt - ob eine Beschränkung des gewinnbringenden Vermögens erfolgen soll. Die Antwort findet sich in der schon genannten Studie "Moderner Feudalismus in Deutschland (Meudalismus)" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/." target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/. Danach ist es erforderlich, das inländische gewinnbringende Vermögen von natürlichen Personen zu beschränken. Die Folge davon ist, dass sich dieses Vermögen wieder mehr unter der Bevölkerung verteilt. Daraus wiederum folgt eine bessere Verteilung der Einkommen aus diesem Vermögen. Die Veränderung in der Geldverteilung wird an folgenden Diagrammen deutlich:

      Diagramm 3.1



      Dieser Berechnung liegt folgende Begrenzung zu Grunde: Vermögen, das ein Einkommen von 2 und mehr gewährt, wird zu 10% pro Periode am Markt veräußert. Alle Marktteilnehmer mit Einkommen unter 2 erwerben diese Vermögen im dem Verhältnis, wie ihre letzten Einkommen waren. Die Marktdynamik, die den Diagrammen 1.1 bis 1.6 zu Grunde liegt (Verteilung nach rechts), ist hier aus Vereinfachungsgründen nicht mitberechnet worden.

      Die blaue Linie zeigt die Geldverteilung von Diagramm 1.6. Die farbige Fläche zeigt das Resultat nach einer Periode. Die Markteilnehmer bis Nr. 85 haben mehr Einkommen. Die Teilnehmer 84 und 85 sind dadurch über die Grenze von 2 geraten und werden in der nächsten Periode ebenfalls beschränkt. Nach vier weiteren Perioden sieht das Ergebnis bereits so aus:

      Diagramm 3.2


      Auch wenn es hier auf diesem Bild nicht erkennbar ist: Das Einkommen von Markteilnehmer 1 hat sich bereits vervierfacht! Konjunkturkrisen und knappe öffentliche Kassen sind bald passé.

      Nach 10 Perioden:

      Diagramm 3.3


      Nach 20 Perioden:

      Diagramm 3.4


      Nach 30 Perioden:

      Diagramm 3.5

      Hier fließt der Nil nicht mehr durch eine Wüste, sondern durch eine fruchtbare Landschaft, mit besten Aussichten für die Zukunft.

      Zum Schluss noch der Längsschnitt, wie Sie ihn bereits in Diagramm 1.9 gesehen haben:

      Diagramm 3.6



      In der Demokratie gilt: Die Mehrheit will es!
      Nochmals: Lesen Sie zu alledem auch

      "Moderner Feudalismus in Deutschland (Meudalismus)" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/ ,
      "Personen" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/personen.htm und
      "Die Stundenlöhne der 100 reichsten Deutschen" in http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/stundenlohn.htm

      http://www.dr-wo.de/schriften/nil/nil2.htm
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:44:29
      Beitrag Nr. 2.720 ()
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:47:29
      Beitrag Nr. 2.721 ()
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:56:18
      Beitrag Nr. 2.722 ()
      http://www.freewebs.com/nomonopoly/


      Landtax-Monopole beseitigen v1.0

      Arbeitsfreie Einkommen:

      Es geht um offizielle 432,01Mrd Euro Vermögenseinkommen jährlich.
      http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab2.htm

      Das sind schon mal 38% vom Arbeitseinkommen. (432,01 Mrd Euro/1 130,03Mrd Euro)

      Für den Arbeitnehmer bedeutet das, daß 50% vom durchschnittlichen Bruttolohn direkt weitergereicht werden.
      432,01 Mrd Euro/(1 130,03Mrd Euro/1,3)---Versicherungsbeiträge des Arbeitgebers ca. 30%

      -Staatsverschuldung Zins Steuern
      -Fremdkapitalzinsen Zins Produkte, Mieten
      -Vermietung und Verpachtung Bodenrente oder Zins (Bei Kreditkauf)

      Man kann mit einem vermögensfreien aber arbeitenden Bürger
      ca. 50% von 25000Euro=12500Euro im Jahr einnehmen.
      Das entspricht einen Rentenwert von 250000 Euro. (12500Euro*20)

      http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2000/p2460063.htm //52,5 % der Steuerpflichtigen bekommen einen Anteil von 23,7%.

      Allgemeines Monopol Gesetz:

      Vermögenseinkommen werden auch Renten genannt. Rente steht für eine sichere Zahlung ohne Risiko.
      Ein Monopol hat die Fähigkeit Renten einzufordern.

      Die Renten zahlen sich direkt in Geld, überhöhte Gehälter oder Vermögensrenten aus.
      Sie können aber auch in schlechte Produktivität umgewandelt werden.

      Monopole bestehen immer zwischen Parteien.
      Z.B. Das Arbeitgeber/Arbeitnehmerverhältnis erzeugt ein Monopol, welche sich in einer Rente für den Arbeitgeber niederschlägt.

      Der Aktienwert einer an der Börse gehandelten Firma entspricht exakt dem Rentenwert.

      Renten machen neue Renten:

      Ausgezahlte Renten können reinvestiert werden. Die Vermögenskonzentration erzeugt hohe erzwungene Sparquoten
      und diese wiederum einen Investitionsdrang. Das ist die Standardantwort in der Wirtschaftswissenschaft.
      Das funktioniert wohl sehr gut, so lange genügend Investitionsmöglichkeiten angeboten werden.
      Oft wird allerdings anders vorgegangen und risikolos investiert. Das heißt, es wird noch ein zweites oder drittes Haus
      dazu gekauft ohne auch nur einen Arbeitsplatz zu schaffen. Auf diese Weise wurden 80% in Deutschland Mieter oder
      Eigenheimabzahler.

      Das Landgesetz:

      Der Monopolwert des Bodens liegt in der Lage und der dort begrenzten Fläche begründet.
      Man kann kein Boden produzieren.
      -Entfernung zum Arbeitsplatz
      -Wohnqualität--Natur, Ruhe usw.
      -Stadtkern--Einkaufsstraße
      -Tourismus Gegenden

      Monopolpreise haben es an sich, daß sie mit den Einkommen steigen.
      Die Mieten steigen proportional mit den Nettoeinkommen.
      Mit einer Wohnraumverknappungspolitik kann man das noch steigern.

      Durchschnittliche Mieteausgabe=Durchschnittsnettoeinkommen-sonstige notwendige Lebenshaltungskosten zur Arbeitskrafterhaltung

      Nimmt man den Boden als einziges Monopol an, müßten die anderen Produkte bei Einkommenssteigerung im Preis
      stabil bleiben! Das ist natürlich nicht der Fall.
      Nur wenn das persönliche Einkommen oberhalb des Durchschnittswertes liegt, können sie sparen und sich versuchen frei zu kaufen.
      So dürfte der Wohlstand für Unvermögende in verschiedenen Länder ziemlich identisch sein, auch wenn die Nettoeinkommen
      unterschiedlich sind.
      Auch bei höheren Einkommen stimmt die Gleichung. Gespart wird erst, wenn eine gewiße Wohnqualität erreicht ist.
      Der Immobilienpreis ist ein freier Marktpreis, welchen sie sogar bereit sind auszugeben.
      Und doch ist etwas falsch. Sie mieten ein Monopolprodukt zu einen Preis, der weit oberhalb der enthaltenen Arbeitsleistung steht.

      Durchschnittliche Mietausgabe monatlich: 1 289 DM
      http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm1999/p4100024.htm
      http://www.destatis.de/presse/englisch/pm1999/p4100024.htm
      http://www.haus-und-grund.net/6590.htm //Eigentümerquote 45%

      36,8 Millionen private Haushalte 55%=22.24*1289=311Mrd im Jahr Mietausgabenausgaben.

      Immobilien haben in Süddeutschland einen 70% Bodenwert Anteil.
      Das bedeutet 70% der Miete ist reine Bodenrente.
      30% sind Gebäudezins.

      Am Anfang war nur der Boden!!
      Aus dem Boden wird restlos alles geschaffen.
      Wer jemand den Boden nimmt, nimmt ihn die Möglichkeit zur Selbstentwicklung und benachteiligt ihn.

      Der Staat baut einen S-Bahn Anschluß vor ihrer Haustür
      Sie finanzieren das mit ihren Steuern und müssen am Ende mehr Miete zahlen.
      Ein unglaubliches System.

      Ein Großunternehmen siedelt sich in ihrer Nähe an
      z.B. AMD in Leipzig
      Wer hat hier gewonnen?

      Hochbauten:
      Jetzt könnte man auf die Idee kommen, daß man einfach in die Höhe baut und damit den Bodenanteil in der Miete drückt.
      Weit gefehlt. Das geht nur so lange wie ein einzelner Hochbau zwischen Flachbauten steht. So bald mehre Stockwerke Standard
      sind, vervielfacht sich der Bodenpreis. Siehe New York.

      Einzelhandelsimmobilien:
      Was Boden kosten kann--Die Toplagen!
      Monatliche Ladenmieten München 235€ pro qm /215€ Euro Frankfurt.
      Wenn sie jetzt die Standard-Gebäudekosten abziehen: 1500Euro/qm--5%=75Euro/Jahr //6.25Euro mtl
      Das sind dann 229Euro und 209Euro pro Quadratmeter reine Flächenrente.
      Das entspricht einen Flächenpreis von 50160Euro/qm Frankfurt.
      Gehen wir von 2 Stockwerken aus, kommt man schon auf 418 EURO pro qm.
      Das wäre dann die Bodenrente.
      Man kann sich vorstellen wie hoch die Bodenpreise in New York sind.
      http://www.abendblatt.de/daten/2002/08/17/58614.html
      http://www.welt.de/daten/2001/08/23/0823io276790.htx

      Künstliche Verknappung:
      Was würde passierten, wenn plötzlich jedermann Miete sparen möchte, weniger Raum beansprucht und Wohnraum leersteht?
      In einer Marktwirtschaft würden die Mieten sinken. In einer Monopolwirtschaft kommt es zu Leerstand oder Abriß.

      Mieten müssen steigen wegen ihrer Finanzierung:
      Immobilien sind zum großen Teil mit Fremdkapital finanziert also auf Kredit.
      Würde der Marktwert sinken, kämen die Eigentümer in eine Überschuldungssituation.

      Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung sind Renten und keine Gewinne:
      Renten müßten generell mit 100% besteuert sein, das gilt besonders für ererbte oder geschenkte Renten.
      Aber mit der Erhöhung der Steuer auf Vermietung und Verpachtung verknappt sich der angebotene private Mietraum.
      Hier benötigt man eine Drucksteuer. Man müßte eigentlich 5% Vermögenssteuer
      auf den für Mietzwecke freien Wohnraum veranschlagen.

      Der Immobilienpreis

      Vermögen=Rentenwert+Substanzwert
      Gebäudemiete=Zins auf Gesamtwert=Zins auf Bodenwert+Zins auf Gebäudewert
      =Bodenrente+Zins auf Gebäudewert

      Der Preis pro qm eines neuen Gebäudes liegt bei ca. 1100Euro/qm.
      Bei 3% im Jahr (5% Kreditzins-2% überhöhteAbschreibung) sind das 75 Euro im Jahr und 2.75 Euro mtl ca. 3 Euro/qm und Monat.
      Ältere Gebäude müssen entsprechend billiger angesetzt werden.

      http://www.baulogis.com/default.asp?link=http%3A//www.baulog…
      http://focus.msn.de/PF1D/PF1DN/PF1DNA/pf1dna.htm?id=1009
      http://www.steuernetz.de/gesetze/estg/20011220/p7.html //Abschreibungen auf Gebäude

      Wo Miete ist, gibt es nicht immer einen Grundbesitzer:
      Hat ihr Vermieter die Immobilie vollständig fremdfinanziert, wird ihre Miete direkt an die Bank weitergeleitet.
      Dieser Vermieter kann die Mieten auch in schlechten Zeiten nicht senken, denn er muß den Kredit bedienen.

      Umgekehrt ist es, wenn ihnen das Gebäude gehört. Als Mindestwert muß nur noch die Abschreibung finanziert werden.

      Erwartete Eigenkapitalverzinsung von Geschäftshäusern: 10%
      http://www.welt.de/daten/2002/10/25/1025ip364282.htx

      Die Immobilienpreise verdoppeln sich alle 25Jahre
      Das ist der Worst Case. In vielen Fällen geht es schneller.
      Immobilienpreise wachsen proportional zum Einkommen und sie sind inflationsstabil
      Das Einkommen wächst im Schnitt mit Produktivität und leider auch mit der Inflation.
      http://www.i-d-g.de/anlageobjekte.htm

      Das Bodensteuersystem/Landtax System

      Der Bodenpreis ist ein künstlicher Preis, welcher eigentlich nur die Aufgabe der Verteilung aber nicht der Bereicherung
      haben sollte. (Auch Kreditzinsen sind künstliche Kosten zur Verteilung.)

      Ein Bodensteuersystem versucht genau diesem Satz gerecht zu werden. Das Land wird vermietet und die Einnahmen
      werden auf eine geschickte Art und Weise und mit möglichst geringen Verwaltungsverlusten zum Bürger zurückverteilt.

      Der Unterschied zur Erbpacht:
      Im Gegensatz zur Erbpacht, werden die Preise im Landtaxsystem kontinuierlich angeglichen und es gibt nur einen zentralen Besitzer,
      welcher die Einnahmen wieder zurüchverteilt.
      Die Erbpacht ist bereits gesetzlich geregelt. Momentan wird diese Möglichkeit kaum noch auf den Wohnungsmarkt angeboten.
      Alles vergeben. In den Zeitungen findet man noch Angebote, welche aber zu niedrige Zinsen beinhalten,
      welche nicht den derzeitigen Bodenpreis abdecken.
      Auch ist der Mietvertrag im Landtax System auf unendlich ausgestellt und nicht etwa für 99 Jahre.

      Die Bodenrenten:
      http://focus.msn.de/PF1D/PF1DN/PF1DNA/pf1dna.htm?id=1015&mid… //Durchschnitts Kaltmieten

      Die Bodenrente entspricht der Kaltmiete minus den (Gebäudezinsen) 3Euro mtl/qm.
      Bei 10Euro Kaltmiete ergibt sich eine Bodenrente von 7Euro mtl/qm.
      Das entspricht einen Bodenrentenanteil von ca. 70% in Süddeutschland.

      Bei geringerer Bodenrente wird mehr Fläche nachgefragt:

      3Gebäude+7Boden=10----20qm--200Euro Miete Bodenanteil: 140Euro
      3Gebäude+2Boden=5-----40qm--200Euro Miete Bodenanteil: 80Euro

      Obwohl der Bodenpreis auf weniger als ein Drittel abgesunken ist, hat er sich in der Miete nicht einmal halbiert.

      Ein mögliche Umsetzung der Bodensteuer:
      Der Bodenpreis muß erhalten bleiben und ständig festgestellt werden.
      Es wird eine private Institution installiert, welche den Verteilungsvorgang abwickelt.
      Diese Institution besteht im wesentlichen aus einer Datenbank bzw. einen Zentralcomputer.
      Mieter und Eigentümer sind zur Dateneingabe aller Eckwerte der Verträge und Kaufpreise verpflichtet (über Internet).
      Der Zentalcomputer kann so jederzeit alle Preise und Geldströme ermittelen.
      Jetzt könnten die Einnahmen wieder ins System zückverteilt werden.
      Über Steuernachlässe, welche einen nur bei aktiver Arbeit zu Gute kommen oder/und vollständige Rückverteilung so, daß
      jedem Bürger ein bestimmter verteilbarer Geldwert zusteht.


      Das Bodensteuersystem hat eine Reihe ökonomischer Vorteile:

      Vorteile:
      -freiwilliger Arbeitszeitabbau
      - Leistungsgerechtigkeit
      -Soziale Bindung im Land erhöht sich wieder
      -Mieten dürfen auch sinken--In schwachen Konjunkturphasen kann die Mietbelastung sinken (Siehe Japan)
      -Verknappungsinteresse verschwindet, der Boden wird im allgemeinen billiger
      -Spekulation wird vermieden
      -konstante Immobilienpreise-Gebäude wird zum reinen Produkt, so sicher wie Eigentum
      -lokale Einnahmen werden vom Staat wieder lokal reinvestiert,
      -Steuereinnahmen/Arbeitskosten verringern sich
      -baut die Gesamt verschuldung ab
      -Ausland kann durch bessere Währung nicht „Land übernehmen“
      -Land bleibt nicht ungenutzt—keine absichtlichen Leerstände
      -Sicheres und einfaches Mittel gegen Vermögenskonzentration
      -hohe Einkommen treiben die Bodenpreise, aber erhöhen dann auch die Steuereinnahmen und nicht die Verschuldung der ärmeren Schichten
      -Wertsteigerungen des Bodens kommen der Allgemeinheit zu gute
      -Bestverdiener investieren eher in Arbeitsplätz als in Immobilien
      -„Schöne Gegenden“ werden auch besteuert. Ererbter Besitz in schöner Lage, kommt wieder der Allgemeinheit zu Gute
      -auch Staatsflächen sollten besteuert werden, um hier eine genauere Kostenrechnung zu erreichen und Nutzung zu erreichen

      Grundsteuer ist keine Bodensteuer:

      Die Grundsteuer kann abgeschrieben werden und wird dem Mieter als Nebenkosten angelastet.
      Die Grundsteuer belastet auch das kreditfinanzierte Eigenheim.
      Die Grundsteuer belastet Reich und Arm gleichermaßen. Sie beträgt ca. 0,35 Euro/qm.

      http://www.bundesfinanzministerium.de/Steuern-und-Zoelle/Lex…
      http://www.sffo.de/grdststn.htm
      http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/4_98/artikel1… //Grundsteuerberechnung
      http://www.lverma.rlp.de/grwerte.htm //Grundsteuer Beispiel


      Wohnungsbauförderung

      Eigenheim
      Die gesamten Anschaffungskosten können abgeschrieben werden. 5% in den ersten 7 Jahren.
      Die ansetzbaren Mieten bleiben hierbei konstant, so daß der Immobilienpreis durch die Decke geht.

      Vermietung
      Immobilienkauf wird oft getätigt, um durch die überhöhte Abschreibung Steuerersparnisse zu erhalten.
      http://www.steuernetz.de/gesetze/estg/20011220/p7.html //Abschreibungen auf Gebäude

      Die angewendete Steuerförderung von Mietbauten verringert nicht die Miete.
      Aber die angewendete Art von Förderung verteuert den Kaufpreis und macht die Reichen reicher.

      Der wahre Hintergrund ist die Machtverhältnisse im Land zu stabilisieren.
      Eigenheimbesitzer wollen niemals eine Bodenreform.

      Eine stabile Situation:
      20% haben abgezahlt
      35% zahlen ab
      55% sind Mieter

      Mieter dürften gegenüber Eigenheimkäufern nicht benachteiligt werden.
      Der Arbeitsplatz wechselt heutzutage alle 5 Jahre.
      In Süddeutschland kostet ein Haus ca. 250000 Euro.
      Kaum jemand ist dazu noch in der Lage.
      Viele zahlen ihre Häuser nie ab. Bei 30 Jahres Verträgen 3x.
      Die Eigenheimförderung wird direkt in Zinsen umgewandelt.
      Man kann so neue Kredite ausgeben und uns noch mehr verschulden.

      Sozialer Wohnungsbau

      Nachdem die Förderung ausläuft, gelten reine Marktpreise.
      Häßliche Wohnungen gegen günstigere Mieten.
      Echter sozialer Wohnungsbau würde die Immobilienpreise herunterziehen.
      Die Wohnungsbaugesellschaften machen Millionen Gewinne.
      Die Investitionen in diesen Sektor betrugen 2001 6.36Mrd Euro.
      http://www.hhhinck.de/bauer/Subvention/subvention.html

      Zuliefer Monopole--Nebenkosten die 2. Miete
      Kaltmiete in 5Jahren um 7% gestiegen und Nebenkosten um 14%.
      http://www.immopilot.de/Marktlage/Entwicklung_Miete_und_Nebe…
      Wasser/Abwasser Staatlicher Besitz
      Strom Energieindustrie
      Müll Staatlicher Besitz
      Heizung Heizkraftwerk, Isolierungsförderung

      Das Wasser/Abwasser Monopol kann fast jeden Preis durchsetzen.
      Auch eine Privatisierung hilft hier nicht. Es bleibt ein Monopol.
      Um solche Firmen in den Griff zu kriegen, sind besondere Methoden notwendig.
      Die Methde der Verpachtung des Zuleitungssystems wäre vielleicht eine.
      Die besten Firmen bekommen entsprechend mehr vom Kuchen.

      Zuliefer Monopole im Bausektor:
      http://de.news.yahoo.com/030414/71/3ebkb.html //Kartell Zementindustrie
      Ein Einfamilienhaus darf nicht teurer sein als ein Auto.

      Der erreichbare Preis bei Fertighäusern liegt bei 600Euro/qm!
      Das ist schon mal die Hälfte des allgemein kalkulierten Preis.
      http://www.fertighaus.de/ //1200DM je Quadratmeter (ohne Boden)

      Monopol Gehälter:
      http://home.arcor.de/gfz/ //Diäten
      http://www.taz.de/pt/2003/04/12/a0065.nf/text //Manager
      http://www.welt.de/daten/2000/07/31/0731wi182781.htx //Manager
      http://www.ntv-online.de/3079543.html //Manager

      Wieviel kann ein Mensch die Stunde erarbeiten?
      2200 Euro ist der monatliche Bruttodurchschnittslohn, was darüber liegt, wo kommt es her?

      Ist es Muskelkraft? Wahrscheinlich nicht.
      Ist es überdurchschnittliche Intelligenz?
      Wahrscheinlicht nicht. Der PC ist die schärfste Konkurrenz
      des Akademiker Monopols, welche inzwischen ebenfalls von
      Arbeitslosigkeit betroffen sind.

      Hier müßte ein Gesetz her, was das Monopolgehalt vom
      Arbeitsgehalt trennt und wegsteuert.

      Fernsehgebühren und Gehälter:
      Überhöhte Gehälter bei den Fernsehdarstellern
      Die Fernsehfrequenzen wurden irgendwann mal verkauft.
      Leider, denn die Fernsehfrequenzen sind ein Monopol.
      Die nicht allzu geringen Werbeeinnahmen, führen zu
      einen satten Einkommen. Man kann es schon an den
      Gehältern der Darsteller erkennen.
      Eine Vermietung der Frequenzen, würde zu
      anderen Resultaten führen.
      http://www.guido-schroeder.de/Publikationen/Aufsaetze/Medien… //GEZ
      http://www.gez-abschaffen.de/ //GEZ

      Ölresourcen:
      Im Gegensatz zum Boden, hat Öl einen Eigenwert und muß einen Preis haben.
      Der Wettbewerbspreis also der der reinen Kostenförderung, liegt bei 5 US$/Barrel
      In günstigen Gebieten liegen die Förderkosten bei 1US$/Barrel.
      Pro Tag werden in der Welt 21,7 Mio Barrel verbraucht.
      Ein Barrel kostet zwischen 25 US$ und 30 US$.
      Mit dieser Gewinnspanne, ließe sich schon einiges an Not in dieser Welt lindern.

      Eigentlich müßte Wohnen fast kostenlos sein?
      Wie sah es nach den Krieg aus? Alles war zerstört.
      Die, die diesen Schutt wieder zu Häuser zusammengesetzt haben, durften danach zur Miete wohnen.
      Der Aufbau hat nicht länger als 10Jahre gedauert.

      Wohngeld und bezahlte Mieten vom Sozialamt
      Da Mieten niemals fallen, ist es notwendig diese zu finanzieren.
      Aber es ist eine Umverteilung von unten nach oben.
      Die Steuergelder gehen direkt zum Besitzer.

      Der Staat und seine Monopole
      E-Government ist immer noch kaum entwickelt.
      Sieht man sich die Diätenerhöhungen an, kann man wahrscheinlich auf den Rest schließen.
      Die Staatsverschuldung unterstützt diese Annahme.
      Wir steueren auf eine Währungsreform zu.

      Deutsch
      http://www.progress.org/neuland/perroch.html
      http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/feudalismus.htm#1.…
      http://www.99alternativen.de/wirtsch/boden/grunde~1.htm
      http://www.sffo.de/grdststn.htm
      http://www.zodiak.de/Kennedy.htm
      http://www.killerzins.de/
      http://www.nwo.de/
      http://www.freiwirtschaft.de/freilinks.htm
      http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/benjes/ben09.html
      http://www.das-friedensreich.de/de/main/dwp/98_22/9822bodenr…
      http://www.utopie2000.com/beitraege/beitrag11.htm
      http://www.sdnl.nl/thesen.htm
      http://www.inwo.ch/glossar/content_glossar.html
      http://www.dr-wo.de/schriften/nil/
      http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/religion/hiltbrand/
      http://www.subventionsberater.de/creutz/arbeit.html
      http://www.monopole.de/


      International
      http://www.earthsharing.org.au/herps.html
      http://www.select-plan.com/landtax.htm //Kanada Landtax
      http://www.taxreform.com.au/
      http://www.earthsharing.org.au/slavery.html
      http://www.henrygeorge.org
      http://www.landvaluetax.org/
      http://poorcity.richcity.org/ent7828.htm
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:57:48
      Beitrag Nr. 2.723 ()
      "Früher litten wir an Verbrechen, heute leiden wir unter den Gesetzen."
      (Tacitus, roem. Geschichtsschreiber, 55-117 n. Chr.)
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 19:02:48
      Beitrag Nr. 2.724 ()
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 19:42:39
      Beitrag Nr. 2.725 ()
      Commerzbank will Kredite verteuern

      12. Mai 2003 21:21

      Die Commerzbank startet einen Versuch, die Kredite zu verteuern und damit ihre Ertragslage zu verbessern. Sie hofft, dass die Konkurrenz es ihr gleichtut.


      Die Commerzbank |CBK 8,80 -1,23%| will ihre Kreditzinsen erhöhen, um ihre Gewinnspanne zu erhöhen. «Wir rechnen erstmal mit 0,5 Prozentpunkten», sagte Vorstandschef Klaus Peter Müller der «Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen» von Dienstag. Er äußerte die Erwartung, dass auch die anderen Banken mitziehen werden, da diese ebenfalls Ertragsprobleme hätten.
      Die Banken in Deutschland hätten im Vergleich zu sämtlichen europäischen Nachbarn die geringsten Zinsmargen, sagte Müller weiter. «In unserem wettbewerbsorientierten Markt sind wir nicht in der Lage, das Geld zu erwirtschaften, das wir brauchen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.» (nz)

      http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=5&item=238978
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 19:46:42
      Beitrag Nr. 2.726 ()
      US-Handelsbilanzdefizit deutlich gestiegen

      (Instock) Das US-Handelsbilanzdefizit ist im März im Vergleich zum Februar von 40,4 auf 43,5 Milliarden US-Dollar geklettert. Analysten hatten nur einen leichten Anstieg auf 40,7 Milliarden Dollar prognostiziert. Das Handelsministerium führt den Anstieg insbesondere auf den hohen Preis für Ölimporte zurück.


      [ Dienstag, 13.05.2003, 14:33 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 19:58:14
      Beitrag Nr. 2.727 ()
      "Vorbild" Japan

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Es ist schwer, sich derzeit für den Akienmarkt zu begeistern. Die Tage der Halluzination – als die Investoren dachten, dass sie durch Neuemissionen, Technologie- und "dotcom"-Aktien reich werden könnten – sind vorbei.

      Jetzt denken die Investoren, dass sie langfristig mit Aktien immer noch reich werden können. Die Illusion des Tages ist es, dass die Aktienkurse langfristig immer steigen. Das kann genau so falsch sein wie die Spekulationsblasen-Manie ... aber es macht auf jeden Fall weniger Spaß, diese Illusion zu beobachten.

      Die Konsensmeinung an der Wall Street ist, dass die Aktienkurse dieses Jahr um 7 % steigen werden. Wie kommen die auf diese Zahl? Wenn ich diese Leute nur vor mir sehen könnte, damit ich ihnen ins Gesicht lachten könnte! Sie wissen schließlich nicht mehr als jeder andere, was die Aktienkurse tun werden. Das bedeutet, dass sie überhaupt nicht wissen, was die Kurse tun werden.

      Ich habe schon vor langer Zeit meine Hände gehoben und bedingungslos vor der Ignoranz kapituliert. Der Markt wird das tun, was er tun will ... ohne uns zu konsultieren, nach unserer Meinung zu fragen oder vorher zu warnen.

      Weil ich nicht weiß, was der Markt tun wird, habe ich eine Philosophie entwickelt, die Ignoranz-freundlich ist. Langfristige Investor`s Daily-Leser(innen) wissen, dass ich nicht perfekt sein will ... sondern nur das Richtige tun will. Ich mache mir auch nicht die Sorge, Investments zu suchen, die im Preis steigen werden ... ich versuche nur, Investments zu finden, die so tief gefallen sind, dass es keinen Raum mehr für weitere Verluste gibt.

      Und die Aktien, die im S&P 500 enthalten sind, haben noch sehr viel Raum für weitere Verluste – denn das durchschnittliche KGV liegt bei ca. 33. Und wenn man sich Japan ansieht, dann sieht man, dass die Reise vom Top bis zum Boden überraschend lange dauern kann. In Japan begannen die Investoren vor 13 Jahren, Geld zu verlieren. Bis heue hat sich daran nichts geändert.

      Kaum jemand beachtet Japan noch. Das ist schade, denn wenn man in den letzten 10 Jahren die Zukunft der amerikanischen Finanzzukunft voraussagen wollte, dann musste man sich nur Japan ansehen. Aber selbst wenn die Leute nach Japan geschaut haben, dann haben sie nicht verstanden, was sie da gesehen haben.

      "Gefangen wie Japan", so beginnt ein Artikel von CNN/Money. Die Falle ist die "Liquiditätsfalle", was bedeutet, dass die Leute aufhören, Geld auszugeben oder zu investieren. Wenn die Leute so ängstlich werden, dass sie ihr Geld nicht mehr aus der Hand geben, dann muss ich Ihnen, liebe(r) Leser(in), nicht sagen, dass das schlechte News für Unsterblichkeit suchende Zentralbanker und für Präsidenten, die wiedergewählt werden wollen, sind.

      Aber laut CNN/Money muss man sich darüber keine Sorgen machen. Das sei ein leicht zu lösendes Problem. Die vorgeschlagene Lösung: "Man druckt Geld, bis es wieder eine Inflaion gibt. Für die Sparer bedeutet das, dass ihr ersparters Geld weniger wert wird – weshalb sie es lieber ausgeben. Für die Schuldner bedeutet das, dass ihre heutigen Schulden morgen real weniger wert sein werden – deshalb machen sie sich weniger Sorgen um ihre Bilanzen, und auch sie geben wieder mehr aus."

      Wenn es wirklich so einfach wäre, warum ist Japan dann seit 10 Jahren nicht aus der Liquiditätsfalle herausgekommen? Warum gibt es in Japan derzeit keine Inflation?

      Ich weiß es nicht, und ich bin mir nicht zu schade, zu sagen, dass ich es nicht weiß. Aber die meisten Analysten geben vor, die Antworten zu wissen. Wer weiß, vielleicht haben sie ja auch Recht und die Aktienkurse werden dieses Jahr wie von ihnen prognostiziert um 7 % steigen. Und vielleicht funktioniert dieselbe Wirtschaftspolitik, die in Japan gescheitert ist, ja in den USA.

      Allerdings vielleicht auch nicht ...

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      S&P 500: Steigende Unternehmensgewinne nicht überbewerten

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die anhaltende Dollarschwäche beginnt, die Investoren zu beunruhigen. Die Stimmungsindikatoren am Aktienmarkt zeigen allerdings deutlich größeren Optimismus als noch vor einigen Wochen. Das Barron`s Magazin schreibt: "Die Stimmung der Investoren, wie man sie durch Umfragen und durch die Preisbildung bei Optionen messen kann, ist sehr bullish. Es gibt eine Denkweise, die eine ganze Reihe von professionellen Anlegern angenommen haben, und die ungefähr so geht: Die Gewinne im ersten Quartal lagen über den Erwartungen, und die Erwartungen für das zweite Quartal sind noch relativ bescheiden. Deshalb sollte der Markt spätestens dann deutlich steigen, wenn auch die Erwartungen für das zweite Quartal übertroffen werden und steigende Gewinnprognosen für 2004 veröffentlicht werden."

      Aber so sehr die Investoren auch einen positiven Ausblick haben möchten, es wird immer schwerer, die negativen Faktoren wie den kollabierenden Dollar und die steigende Arbeitslosigkeit zu ignorieren. Was auf den ersten Blick positiv aussieht: Laut der ISI Group sind die Gewinne der S&P 500 Unternehmen (90 % von Ihnen haben ihr Ergebnis fürs erste Quartal präsentiert) im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um ordentliche 14,7 % gestiegen. Lassen Sie uns einmal spaßeshalber annehmen, dass bei den Gewinnen keinerlei Bilanzkosmetik betrieben worden ist und dass Bilanzfälschungen der Vergangenheit angehören. Selbst dann sind diese plus 14,7 % weniger gut als es auf den ersten Blick aussieht.

      Denn, wie auch das Barron`s Magazin schreibt: "Der Gewinnanstieg für die gesamten S&P 500 Unternehmen ist den Energiegesellschaften zu verdanken, deren Gewinne um über 200 % explodierten – dank dem Anstieg der Energiepreise. Außerdem wirkte sich der schwache Dollar bei exportorientierten US-Unternehmen positiv aus. So gesehen war nur der Vorteil durch steigende Dollar-Umsätze wegen der Dollar-Abwertung dafür verantwortlich, dass die großen US-Unternehmen ein Gewinnwachstum vorweisen konnten."

      Netto gesehen bedeutet das, dass die "starken" Quartalsergebnisse im ersten Quartal dem steigenden Ölpreis und dem fallenden Dollar zu verdanken sind. Hmm ... das sieht nicht exakt wie die lehrbuchmäßige Formel für starkes Gewinnwachstum oder nachhaltiges Wirtschaftswachstum aus.

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      Gold- ein sicheres Wertaufbewahrungsmittel

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ich beschäftige mich gerade wieder mit dem Dollar. Ich hatte prognostiziert, das er fallen würde. Die Ausländer hatten mehr als genug Dollar, so meine frühere Argumentation. Wenn sie die loswerden wollen ... wem konnten sie sie verkaufen?

      Der Dollar hat gegenüber dem Dollar bereits 25 % verloren. Wird er noch weitere 25 % fallen? Oder 50 %? Ich weiß es nicht.

      Aber wenn ich nach einer guten Möglichkeit zum Werterhalt suche, dann stoße ich auf Gold. Ignoranz und Bescheidenheit halten mich davon ab, Ihnen zu sagen, wohin der Goldpreis steigen könnte. Aber selbst bei 350 Dollar pro Unze bezweifle ich, dass er noch stark zurückkommen könnte. Der Dollar hat noch das Potenzial, deutlich zu fallen. Früher oder später scheinen alle Papierwährungen zu verschwinden – und damit letztlich auch der Euro. Das Gold bleibt.

      "Es ist eine sehr gute Zeit, jetzt beim Gold einzusteigen – obwohl diese Ansicht bei einem Goldpreis von 380 Dollar viel mehr verbreitet war", schreibt mein alter Freund Doug Casey. "In diesem Spiel muss man das Gegenteil von dem tun, was einem die Emotionen sagen. Die emotionalen Investoren sind das Kanonenfutter. Die Sieger sind rational, und die, die die Fundamentals versehen, machen die Märkte."

      Die Fundamentals der heutigen Devisenmärkte werden von der US-Zentralbank gemacht – die versprochen hat, soviele Dollar zu drucken, wie notwendig sind, um die Preise steigen zu lassen. Ich bezweifle, dass die Fed genau die Inflation bekommen wird, die sie haben will. Vielleicht wird es zuviel werden, vielleicht zu wenig. Auf jeden Fall wird der Preis eines wirklichen Wertaufbewahrungsmittels – so wie Gold – wahrscheinlich steigen.

      Casey meint dazu: "Um das – fundamental begründet – emotional auszudrücken: Springen Sie auf den anrollenden Zug auf – wir befinden uns in der frühen Phase eines Bullenmarktes für Gold."

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      Der Sieg ist verkündet

      von Doug Casey

      Nun, es sieht so aus, als ob die amerikanische Invasion des Irak so gut gelaufen sei, wie man es erwarten konnte. Es wäre ja auch fürchterlich peinlich gewesen, wenn das amerikanische Militär unfähig gewesen wäre, eine halbverhungerte Armee einer bankrotten Dritte-Welt Diktatur zu besiegen. Die Leute, die die Invasion unterstützten, jubilieren jetzt. Und weil die meisten Leute (verständlicherweise) auf der Gewinnerseite stehen wollen, sind jetzt auch viele Amerikaner, die gegen diesen Krieg waren, in die Reihen der Bush-Unterstützer eingetreten.

      Ich persönlich bin froh, dass der Sieg im Irak keine größeren Auswirkungen hatte. Und ich finde, man sollte das große Bild sehen. Ich vergleiche Bush und seine Handlanger mit einem Mann, der aus dem 100. Stock eines Hochhauses springt und dann – als er gerade am 90. Stock vorbeifliegt – ruft: "So weit, so gut." Fast alle Iraker scheinen froh zu sein, dass Saddam Hussein jetzt weg ist, aber sie sind nicht glücklich damit, dass er durch eine ausländische Besatzungsmacht ausgetauscht wurde. Werden die Amerikaner im Irak die gleiche Erfahrung machen, die Israel in Gaza und in der West Bank gemacht hat? So weit, nicht so gut.

      Die Tatsache, dass die US-Regierung diesen Krieg gestartet hat, hat die Aufmerksamkeit der Welt auf eine Reihe von Fragen gerichtet. Zum Beispiel: Kann man den USA glauben, dass sie sich nach internationalem Recht richten? Ich bin kein Fan der Vereinten Nationen, die für mich ein gemütlicher Club von Bürokraten sind. Aber es ist wirklich dumm, wenn man die Interessen anderer Staaten nicht berücksichtigt, auch wenn man größer und stärker ist und das vielleicht bequemer zu sein scheint. Es ist weiser, sich an die Regeln zu halten, wenn man auf moralisch hohem Niveau bleiben will. Das ist z.B. auch der Grund, warum Roosevelt 1941 die Japaner dazu verleitete, Pearl Harbour zu attackieren, anstatt selbst als erster anzugreifen.

      Eine weitere Frage: Sind die USA unberechenbar geworden? Es ist eine Sache, wenn die USA in ihrem "Vorgarten" Lönder wie Panama, Grenada oder Nicaragua invasieren. Es ging schon weiter, als Clinton nach dem Sudan und das ehemalige Jugoslawien ausgriff. Aber zwei regelrechte Kriege in 1,5 Jahren (Afghanistan und Irak) ist meiner Meinung nach ein bisschen viel. Alle diese Abenteuer waren gegen deutlich schwächere Gegner gerichtet (darunter auch Vietnam), die keine glaubhafte Bedrohung waren. Basierend darauf sollte ein Mitglied einer Achse des Bösen so schnell wie möglich versuchen, nukleare Waffen zu bekommen, um eine solche Invasion abzuwenden.

      Ist die US-Politik in den Händen von pro-israelischen Ideologisten? Wenn man sich ansieht, wen die USA angreifen und wem sie Geld geben und was die US-Politiker sagen, dann ist das nicht nur eine vernünftige Frage. Es ist auch eine besonders für Muslime sehr wichtige Frage.

      Und dann gibt es da noch die Frage nach der Glaubwürdigkeit ... kann man der US-Regierung glauben, dass sie die Wahrheit sagt? Ich weiß, dass dies eine dumme Frage zu sein scheint, denn man kann keiner Regierung glauben, dass sie die Wahrheit sagt. Und es gibt das Sprichwort, dass in einem Krieg die Wahrheit das erste Opfer ist. Aber es gibt Grenzen. Die sowjetische Regierung machte sich lächerlich, weil sie nicht nur Lügen von sich gab, sondern das perverse Gegenteil der Wahrheit. Es hilft der Sache der USA nicht, wenn sie als Hauptgrund für die Invasion des Irak die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen (die offensichtlich nicht existierten) angeben, oder Verbindungen von Saddam Hussein mit Osama bin Laden (was niemals Sinn gemacht hat). Ich könnte als vorgeschobenen Grund noch die Schaffung von Demokratie im Irak anführen (was wirklich langfristig gedacht wäre).

      Aber selbst wenn man im Irak eine "Demokratie" schaffen könnte – wäre sie für die USA nur akzeptabel, wenn sie eine pro-USA Regierung zustande bringen würde? Die USA haben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Idee der Demokratie in der Welt verbreitet, aber andererseits haben sie sie auch in der Realität bekämpft, indem sie populäre Regierungen, die ihnen nicht passten, gestürzt haben, und Diktaturen, die ihnen passten, unterstützten. Ich würde sagen, dass die Chancen für einen radikalislamischen Präsidenten des Irak gleich Null sind, solange die US-Armee dort ist – sogar wenn er mit 100 % der Stimmen in einer freien Wahl gewählt würde.

      Und was ist mit den Amerikanern selbst? Ist die amerikanische öffentliche Meinung uninformiert und sind die Amerikaner alle überzogene Patrioten? Natürlich gibt es peinliche Dummheiten wie den Boykott von französischem Wein. Aber ich sage Ihnen: Ich habe bis jetzt in meinem Leben 170 Länder bereist, und viele Nationen müssen sich vergleichbaren Vorwürfen aussetzen. Nehmen wir nur Salvador und Honduras, die einen Krieg wegen eines Fußballspiels beginnen. Die Amerikaner sind besser informiert als die weite Mehrheit der 6 Mrd. Menschen der Welt. Aber das sagt noch nicht viel, da sich die Information meist auf Fernsehen und Publikationen beschränkt, die ein Sechstklässler versteht. Der Punkt ist, dass die Amerikaner in der Vergangenheit einen höheren Bildungsstandard hatten – und wieder haben sollten, meiner Meinung nach. Es ist nicht gut, wenn weltweit die Leute den Amerikanern vorwerfen, noch ignoranter und irrationaler als sie selbst zu sein.

      Ich weiß auch nicht mehr als Bush oder Rumsfeld, wie das alles enden wird. Meine Prognose: Schlecht. Wichtig ist es, auf der richtigen Seite der Trends zu stehen. Und die Trends sind ziemlich klar. Der Trend für den US-Dollar geht abwärts. Der Bärenmarkt bei den Aktienkursen muss noch eine lange Zeit weitergehen. Die Zinssätze werden wahrscheinlich steigen. Und der Bullenmarkt beim Gold und bei Goldminenaktien ist wahrscheinlich noch in seiner frühen Phase.

      Wenn Sie auf der richtigen Seite dieser Trends stehen – in den nächsten paar Jahren –, dann werden Sie Ihr Kapital wahrscheinlich nicht nur erhalten, sondern vermehren. Das klingt für gute Zeiten bescheiden. Aber für schlechte Zeiten, wenn die große Mehrheit der Anleger Geld verliert, ist das schon sehr wichtig. Irgendwann werden sich diese Trends ändern, und dann sollte sich auch Ihre Positionierung ändern. Aber das wird nicht allzu bald sein.


      investorverlag.de
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      schrieb am 13.05.03 20:04:35
      Beitrag Nr. 2.728 ()
      Kommentar

      Die Sache mit den Nachtzuschlägen

      Immer wenn es um Subventionsabbau geht, geistert ein Thema durch die Republik: die Besteuerung von Nacht- und Sonntagszuschlägen.

      von Nikolaus Piper



      (SZ vom 14.05.2003) — Für die einen ist die bisherige Steuerfreiheit eine widersinnige und mit der Systematik des Steuerrechts nicht zu vereinbarende Subvention. Für die anderen belegt schon der bloße Vorschlag, die Steuerfreiheit abzuschaffen, wie unsozial es in Deutschland heute zugeht.

      Das Verzwickte daran ist: In diesem Fall haben beide Seiten recht, mehr oder weniger.

      Zunächst einmal ist die „Steuerbefreiung der gesetzlichen oder tariflichen Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit“ – so die offizielle Bezeichnung – ganz klar eine Subvention; laut Subventionsbericht der Bundesregierung kostete sie im vergangenen Jahr knapp zwei Milliarden Euro. Die Frage ist allerdings, wem die Steuererleichterung zugute kommt.

      Natürlich sehen sich die betroffenen Nachtschwestern Drucker und Busfahrer als Begünstigte. Doch das Gefühl beruht auf einer Illusion. Das wird klar, wenn man sich für einen Augenblick vorstellt, die Subvention hätte es nie gegeben. Natürlich müssten die Arbeitgeber auch in diesem Fall ihre Beschäftigten für die gesundheitlichen und sozialen Nachteile der Nacht- und Sonntagsarbeit entschädigen, anderenfalls würden sie gar keine qualifizierten Mitarbeiter bekommen.

      Steuererhöhung für Leistungsträger

      Nun nimmt der Staat den Arbeitgebern einen Teil der Kosten ab, sie sind also die Profiteure. Aber mit welcher Rechtfertigung? Was geht es die anderen Steuerzahler an, ob ein Drucker am Tage oder in der Nacht druckt?

      Wie sehr die Subvention auf die Arbeitgeber zielt, zeigt auch deren Geschichte: Die Steuerbefreiung wurde 1940 eingeführt, um im Zuge der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft die Mobilisierung von Arbeitskräften zu fördern.

      Dies festzustellen ist eine Sache, die Subvention jetzt abzuschaffen eine ganz andere. Bei der gegenwärtigen Arbeitsmarktlage würde wohl kaum ein Arbeitgeber seine Beschäftigten voll für den Wegfall der Steuerbefreiung entschädigen, dieser würde sich daher als gewaltige Steuererhöhung auswirken, und zwar vor allem bei Leistungsträgern in den Betrieben – ein unakzeptables Ergebnis.

      Die Abschaffung müsste daher eingebettet sein in eine Senkung der allgemeinen Steuersätze; zusätzlich wären wahrscheinlich Übergangsfristen für die Tarifparteien notwendig. Im Grunde ist die Logik hier nicht anders als bei allen anderen Subventionen: Deren Abbau ist ein Schlüssel für den Weg aus dem Steuer- und Abgabenstaat, aber der Abbau von Steuervergünstigungen allein ist nichts anderes als eine Steuererhöhung.


      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 20:07:04
      Beitrag Nr. 2.729 ()
      Saudis ziehen Geld aus USA ab

      Die Flucht der Petro-Dollars


      Gut 60 Jahre hält nun schon die amerikanisch-saudische Freundschaft, dafür haben vor allem gute Geschäfte gesorgt. Doch das Verhältnis ist getrübt.

      von Marc Hujer




      (SZ vom 14.05.2003) — Mehr als 120 große US-Konzerne haben sich in Saudi Arabien niedergelassen, darunter Boeing und die Citibank.

      Doch seit dem 11. September 2001 wird das Verhältnis immer wieder auf die Probe gestellt. Seit geraumer Zeit beklagen US-Unternehmen dramatische Umsatzeinbußen in Saudi Arabien, und an der Wall Street geht gelegentlich das Gerücht um, die Saudis würden einen Teil ihres milliardenschweren Vermögens abziehen, um der US-Wirtschaft zu schaden.

      Die amerikanisch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen haben in den vergangenen Jahren Schaden genommen, insbesondere zulasten der Vereinigten Staaten. Zwar sind die USA mit einem Anteil von 19 Prozent noch immer der wichtigste Lieferant Saudi-Arabiens, gefolgt von Japan mit zehn Prozent und Deutschland mit acht Prozent.




      Euro bevorzugt

      Allerdings sind die Exporte in den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen. 2002 lieferten US-Firmen nur noch Produkte im Wert von 4,7 Milliarden Dollar, so wenig wie seit 1991 nicht mehr.

      Insbesondere nach dem 11. September sind die US-Exporte eingebrochen, um nahezu 50 Prozent binnen eines halben Jahres. Profitiert haben davon Nachbarstaaten Saudi Arabiens, vor allem Jordanien.

      Ein Grund für die schlechteren Absatzchancen sind neben auslaufenden Rüstungsaufträgen zahlreiche Boykottaufrufe anti-amerikanischer Gruppen. Sie treffen insbesondere Lebensmittelhersteller und Fastfoodketten. McDonald’s hat angekündigt, 100 Filialen in Saudi Arabien schließen zu wollen.

      Auch verzichten Saudis inzwischen auf die sonst beliebten Urlaubsreisen in die USA. Die Zahl der USA-Touristen sank im vergangenen Jahr um 40 Prozent, für die amerikanische Tourismusindustrie bedeutete das Einbußen von knapp 200 Millionen Dollar.

      Für die US-Wirtschaft sind die Verluste zu verschmerzen, denn gemessen an den gesamten Exporten der USA macht Saudi Arabien nur einen verschwindenden Bruchteil aus.

      Wichtiger ist die Stabilität der Öllieferungen aus Saudi Arabien. Zwar ist Riad nicht der wichtigste Öllieferant der Vereinigten Staaten. Kanada etwa liefert mehr Öl. Die Tatsache jedoch, dass Saudi Arabien die größte Förderkapazität der Welt hat und einspringen kann, wenn es einen Engpass gibt, machen es zu einem unverzichtbaren Partner.

      Im vergangenen Jahr importierten die USA für 13 Milliarden Dollar Produkte aus Saudi Arabien, vor allem Öl. Das ist deutlich mehr als Anfang der neunziger Jahre.

      Ein großer Teil der Ölerlöse ist in die USA zurückgeflossen – auch das ist heute eine Hypothek für die amerikanische Volkswirtschaft. Das Vermögen der Saudis in den Vereinigten Staaten wird auf 400 bis 600 Milliarden Dollar geschätzt.

      Es ist unter anderem in Aktien und Wertpapieren angelegt und kann relativ leicht abgezogen werden. Viele Saudis haben vor allem die neuen amerikanischen Bankengesetze verschreckt. So hat Washington nun das Recht, Vermögen von Personen zu konfiszieren, die unter Verdacht stehen, mit Terroristen Verbindungen zu halten.

      Schätzungen zufolge haben die Saudis seit dem 11. September mehr als 100 Milliarden Dollar in Euros umgeschichtet. Das Geld haben sie in Europa vor allem in Immobilien angelegt. Auch verzichten die Saudis inzwischen weitgehend auf Direktinvestitionen in neue Firmen, sagt Brad Bourland, Chefökonom der Saudi American Bank.


      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 20:16:56
      Beitrag Nr. 2.730 ()
      Wächst uns durch Konsum Rettung zu?

      Ein Interview mit Nrinder Nindy Kaur Nann
      von Aziz Choudry
      ZNet Kommentar 08.05.2003


      Ich Idiot!
      Da sitz` ich nun und denke, es sei mehr denn je wichtig, sich zu organisieren, zu mobilisieren, auf die Straße zu geh`n u. unseren Widerstand zu äußern - kollektiv. Dann gehe ich in ein paar US-Supermärkte und bin erschlagen durch die schiere Menge an Produkten, die uns suggerieren: als besorgter Konsument kannst du die Welt auf individuelle Weise retten, indem du möglichst viel einkaufst. Dabei hab` ich immer gedacht, der Konsum sei maßgeblich schuld an der von uns erzeugten ökologischen u. sozialen Katastrophe: Die Erde, auf der wir leben, wird mehr u. mehr zur Müllhalde - eine alarmierend zunehmende Entwicklung - Flüsse u. Seen sind verseucht u. sterben, viele Tiere, Fische, Pflanzen u. Bäume gehen zugrunde. Die Produkte in den Regalen sagen uns hingegen Dose für Dose, Glas für Glas, Plastikverpackung für Plastikverpackung und Kiste für Kiste: wenn du dieses Produkt hier kaufst, leistest du einen besonderen Beitrag für eine bessere Welt. Wirklich? Bei jedem Gang zum Supermarkt wird uns suggeriert, die Ressourcen des Planeten seien unerschöpflich; zudem suggeriert man uns, die Riesenmenge an Verpackung, durch die wir uns normalerweise wühlen, bevor wir zu dem einen Ding gelangen, das wir eigentlich wollen, würden sich auf wundersame Weise entsorgen (ohne dass Mensch und Umwelt litten) - von den Kosten für Erzeugung, Anschaffung u. Resteentsorgung der Produkte ganz zu schweigen. Unsere persönliche und politische Identität ist inzwischen unentwirrbar mit unserem Kaufverhalten verbunden - mit der Frage, was wir kaufen u. wo wir es kaufen. Konsum als Substitut für Demokratie, als Ersatz für Emotionalität u. politisches Engagement. Die Konzern-Medien informieren uns ständig, der Konsument sei die Triebfeder einer starken Wirtschaft. Konsum wird so zur Pflicht, zum Lebensinhalt.

      Die USA stellen weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung. Aber in den USA werden fast 25 Prozent der fossilen Brennstoffe verbraucht u. mehr als 30 Prozent des Papiers, u. hier wird auch 50 Prozent des Weltmülls produziert. Trotzdem konsumieren wir vom Aufstehen bis zum Zubettgehen (vorausgesetzt, wir haben überhaupt ein Bett, in das wir uns legen können u. ein bisschen Geld), und haben dabei noch das schöne Gefühl, irgendwen oder irgendetwas zu retten. So will uns etwa eine Firma, die Mandelbutter vermarktet, weismachen, sie setze sich für den Erhalt von Farmland ein: "Tag für Tag werden 5000 Acres Farmland als Baufläche verkauft. Informierte Konsumenten können durch enthusiastische Nachfrage dazu beitragen, unser bäuerliches amerikanisches Erbe zu bewahren und Bauernfamilien auf ihrem Hof zu halten. Landwirtschaft kann auf die Art wieder zu einer existenzsichernden, wirtschaftlich überlebensfähigen Sache werden" - so steht es jedenfalls auf dem Deckel dieses Glases. Ein organischer Schokoladensirup - Plastikflasche - teilt mir mit: "Im Interesse der Menschen und des Planeten wird 1 Prozent unseres Profits an Naturschutzorganisationen gespendet. Wir alle können unseren Beitrag für die organische Landwirtschaft und für eine gesunde Umwelt leisten". Im Regal gleich um die Ecke eine Packung Pasta. Die Firma, die sie herstellt, gibt jährlich etwa $25 000 für Umweltstiftungen aus. Aber am besten gefällt mir der Schokoriegel, umhüllt von einer Verpackung, die mir sagt, diese Firma macht sich für Organisationen stark, die gefährdete Tierarten u. deren Lebensräume schützen u. erhalten: "Unsere Anstrengungen und ihr Kaufverhalten machen es möglich, die Welt zu verändern - und zwar Schokoriegel für Schokoriegel". In einem andern Gang des Supermarkts liegt eine Zahnpastatube, deren Hersteller sich sehr um die nationalen Flüsse u. Wassereinzugsgebiete sorgt und sie zu schützen u. zu renaturieren trachtet. Den Slogan `Mit der Natur arbeiten wir für Veränderung` hat sich die Firma sogar patentieren lassen. Nebenan ein Toilettenpapier, das angeblich "sparsam mit unseren natürlichen Ressourcen umgeht und Umweltverschmutzung reduziert". Auch dieser Hersteller hat den Slogan `Sie sind es, die den Unterschied machen` patentieren lassen. Dabei bemüht man sogar Zitate aus dem `Großen Gesetz` der Irokesen-Konföderation. Die Plastikverpackung bedankt sich bei den Konsumenten "für ihr Engagement, das dazu beitragen wird, die Welt zu einem gesünderen und sichereren Ort zu machen - für diese und die nächsten 7 Generationen".

      Vielleicht stecken hinter einigen dieser Produkte tatsächlich anständige Menschen, denen wirklich an unserem Planeten gelegen ist. Vielleicht kann man sogar argumentieren, diese Verpackungsbotschaften tragen dazu bei, die Öffentlichkeit auf soziale u. ökologische Anliegen aufmerksam zu machen. Andererseits vermarkten sich auf diese Weise ganz bestimmte Unternehmen (vor allem transnationale Konzerne, mit ihren riesigen Public-Relations- u. Werbe-Budgets (die Liste ist Legion)) als `gute Konzern-Bürger`. Diese Leute machen sich Sorgen um ihre Profite bzw. über die wachsende Firmen-Unzufriedenheit der Konsumenten. Vielleicht am gefährlichsten: Die Vertreter des sogenannten `ethischen Shoppens`. Sie redefinieren Aktivismus als passives Handeln des Einzelnen, als ein Engagement durch Konsumverhalten - man engagiert sich u. kauft ein bestimmtes Produkt oder eben nicht. Der industrielle Komplex dieses ethischen Shoppens hat eine wahre Marktnische aufgetan. Er verkauft stylisierte politische Botschaftungen u. Einstellungen an jene Menschen, die es sich leisten können. Ist `ethisches Shoppen` ein erster Schritt zu politischem Bewusstsein und zur politischen Tat oder ist es vielmehr eine Sackgasse? Es gibt tatsächlich Leute, die glauben, man könne den Menschen der Südhalbkugel Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem wir hier im Norden `fair gehandelte` Produkte kaufen u. Nike u. Reebok boykottieren. Aber wie kann das klappen, dass man durch so ein Verhalten die Bauern in ihrem Kampf für ihre Rechte unterstützt u. die Arbeiter im Kampf für ihr Recht auf Organisierung? In welcher Weise berührt `ethisches Einkaufen` im Norden den Kolonialismus? Oder Strukturanpassungsprogramme? Oder den Imperialismus? Wie steht `ethisches Einkaufen` zu Armut in der eigenen Gesellschaft - in der überhaupt nur jene Menschen diese Produkte kaufen können, die über das entsprechende Geld verfügen? Hinzu kommt: Bei vielen Kampagnen zu `fair trade` u. `ethischem Shoppen` ist ein Hang zu Klassendenken u. elitärem Gehabe registrierbar. Diejenigen von uns, die sich mit ihrem armseligen Einkommen nur gerademal die allerbilligsten Marken leisten können - bzw. überhaupt nichts einkaufen, weil sie sich das Zeug entweder nicht leisten können oder nicht wollen oder weil sie es sich selber herstellen -, verhalten sich demnach also politisch weniger korrekt als unsere bessergestellten Brüder u. Schwestern, die mehr Geld zum verschleudern haben? Und noch eine Frage: Seit wann ist die Privatwirtschaft unsere Repräsentantin in Fragen des politischen Handelns, seit wann unser Finanzkanal, wenn es um Umweltschutz u. soziale Gerechtigkeit geht?

      In `Upside Down - A Primer for the Looking-Glass World` schreibt Eduardo Galeano: "Diese Experten wissen, wie man Handel in einen Zauberstab gegen Einsamkeit verwandelt. Die Dinge werden vermenschlicht: sie sind jetzt zärtlich, verständnisvoll, sie sind Helfer und Begleiter. Dein Parfüm küsst dich, dein Pkw läßt dich nie im Stich. Für die Kultur des Konsums stellt Vereinzelung den lukrativsten aller Märkte dar. Das Loch im Herzen wird durch Dinge gestopft - oder doch wenigstens mit dem Traum von ihnen". Aber sind die Produkte, die sich dem `ethischen Shopper` aufdrängen, wirklich so anders? Dazu ein Artikel, der neulich in THIS-Magazin (`Business As Usual`, November/Dezember 2002) erschien. Darin schreibt Jim Stanford, Ökonom der `Canadian Auto Workers` (Gewerkschaft): "Die Vorstellung, Konsumenten könnten via isolierter, einzelner Kaufentscheidungen signifikanten Einfluss auf Unternehmen ausüben, ist einfach illusorisch. Natürlich stellt unsere kollektive Kaufkraft ein Werkzeug im Kampf für Veränderung dar. Aber das ist etwas ganz anderes, als wenn wir uns einzeln in Bewegung setzen und unser Geld möglichst politisch korrekt ausgeben".

      Soziale und ökologische Gerechtigkeit sind zwei Dinge, die es nicht als Ware auf dem Markt zu kaufen gibt, man kann sie auch nicht verkaufen. Man kann sie nicht zu Hause aufbereiten wie Bohnen aus der Büchse oder wie ein Päckchen Nudeln. Die Entscheidung, welche Organisationen oder welche Sache es zu unterstützen gilt, dürfen wir nicht Warenherstellern, die die Läden beliefern, überlassen. Vielmehr gilt: Wir müssen weniger konsumieren und uns mehr organisieren.
      zmag.de
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      schrieb am 13.05.03 20:19:38
      Beitrag Nr. 2.731 ()
      Pensions-Lasten verunsichern Börsianer
      Betriebsrenten drohen zur Zeitbombe zu werden - Experten warnen vor "schwarzem Loch" für Gewinne

      von Daniel Eckert

      Berlin - Während die Gebrüder Gottschalk der Deutschen Post derzeit ein junges flippiges Image verpassen sollen, könnten Zehntausende von Pensionären ihren früheren Arbeitgeber künftig in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Das zumindest ist die Auffassung der Ratingagentur Standard & Poor`s, die das Dax-Unternehmen Anfang der Woche wegen der hohen Pensionsverpflichtungen von "A+" auf "A" zurückgestuft hat.


      Auch wenn die Konzernleitung die Bewertungsmaßstäbe der Bonitätsprüfer in Zweifel zog: Die Aktie Gelb reagierte prompt und stürzte zeitweise um mehr als fünf Prozent in die Tiefe. Doch die Post ist beileibe nicht der einzige deutsche Konzern, dem durch hohe Pensionsverpflichtungen Probleme ins Haus stehen könnten. "Viele Gesellschaften haben nicht genug Geld zurückgestellt, um die Pensionsversprechungen auf lange Sicht zu erfüllen", warnt Karen Olney, Strategin bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Hauptgrund ist die gestiegene Lebenserwartung und die stark in Mode gekommene Praxis der Frührente. Sie führen dazu, dass sich die Rentenzeit immer weiter verlängert und die betrieblichen Zahlungsverpflichtungen der Gesellschaften daher unaufhörlich steigen. Reichen die Reserven nicht mehr aus, müssen die Pensionen aus den regulären Einnahmen des Unternehmens (Cashflow) bezahlt werden. Das drückt die Gewinne und damit auch die Aktienkurse.


      "Die mit Pensionsrückstellungen verbundenen Risiken trifft vor allem personalintensive Unternehmen der Old Economy", schreiben Strategen der Hypo-Vereinsbank in einer aktuellen Studie. Vor allem die Bilanzen traditionsreicher Firmen wie Deutsche Post, Lufthansa, MAN, RWE, Thyssen-Krupp und Volkswagen weisen hohe Verpflichtungen auf. Bei der Lufthansa belaufen sich die Pensionszusagen auf mehr als 60 Prozent des Unternehmenswerts. Relativ zur Finanzkraft sind die Belastungen mit 408 Mrd. Euro jedoch bei Thyssen-Krupp am höchsten. Der Stahlproduzent erhielt dafür bereits die Quittung, indem seine Anleihen bereits im Februar auf Schrottstatus zurückgestuft wurden. Auch der Mischkonzern Linde musste vergangene Woche eine Herabstufung hinnehmen. Das Gegenbeispiel bildet der Softwarekonzern SAP. Hier machen die Pensionszusagen mit 27 Mio. Euro lediglich drei Prozent des operativen Cashflows aus.


      Insgesamt beliefen sich die betrieblichen Pensionsversprechen in Deutschland Ende 2002 auf deutlich mehr als 200 Mrd. Euro. "Anleger müssen sich auf weitere negative Überraschungen gefasst machen", warnt Olney. Was bisher an Pensionsrisiken öffentlich geworden sei, stelle nur die Spitze des Eisbergs dar.


      Nicht viel besser als in Deutschland sieht es im europäischen Ausland aus. In einer Untersuchung listet Olney gut dreißig Großunternehmen auf, die in den kommenden Jahren Probleme mit ihren Pensionszahlungen bekommen könnten. Darunter befinden sich so illustre Namen wie die Ölgesellschaft Shell, der Maschinenbau- und Elektrokonzern ABB, der Reifenhersteller Michelin und British Telecom.


      Investoren sind also gut beraten, die Bilanzen von Unternehmen auf versteckte Pensionsrisiken unter die Lupe zu nehmen. Auf Grund der demografischen Entwicklungen dürften die betrieblichen Rentenverpflichtungen vor allem in den kommenden 20 bis 25 Jahren erheblich steigen. Die Zahl der Pensionäre könnte sich dann bei einigen Firmen auf zwei Drittel der Mitarbeiter belaufen. Vielen Unternehmen könnten in eine ähnliche Krise kommen wie das gesetzliche Rentensystem der Bundesrepublik. Im Extremfall kommen die Erlöse dann nicht mehr den Aktionären zugute, sondern den Pensionären. Olney spricht bereits von einem "schwarzen Loch" für Unternehmensgewinne.


      Artikel erschienen am 14. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 20:46:29
      Beitrag Nr. 2.732 ()
      Sparvorgaben bleiben konstant


      Dresdner schließt Kündigungen nicht mehr aus



      Die Dresdner Bank will den geplanten Personalabbau notfalls mit betriebsbedingten Kündigungen durchsetzen. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Betriebsräten und Vorstand, die diese Maßnahme als letztes Mittel vorsieht, sei so gut wie unterschriftsreif. Das war am Dienstag in Frankfurt aus den Reihen von Teilnehmern einer Sitzung des Gesamtbetriebsrats zu hören.





      HB/dpa FRANKFURT/MAIN. Zuvor soll aber versucht werden, den Abbau durch Aufhebungsverträge, Weiterbildungen oder Arbeitszeitverkürzungen in bestimmten Bereichen zu erreichen.

      Das Filialnetz der grünen Bank wird jedoch nicht massiv gekürzt. Einen entsprechenden Bericht der „Financial Times Deutschland“ dementierte das Geldhaus. „Die Behauptung der Zeitung, die Dresdner Bank plane, die bisher 800 Filialen auf weniger als 500 zu reduzieren, entbehrt jeglicher Grundlage“, sagte ein Sprecher des Kreditinstituts. Es gebe in der Bank keine Planungen, das Zweigstellennetz weiter zu straffen.

      Bis zum Jahresende sollen im Rahmen der bislang angekündigten Streichung von 11 000 Arbeitsplätzen noch 3500 Stellen gekürzt werden. In den vergangenen zwei Jahren war die Belegschaft bereits um 7500 Beschäftigte geschrumpft. Bislang kam die Tochter des Versicherungsriesen Allianz dabei ohne Kündigungen aus. Eine Rahmenvereinbarung schloss dieses Mittel bisher aus. Doch vor allem im Firmenkundengeschäft soll mittlerweile jede dritte Stelle wegfallen. Am Jahresende 2002 arbeiteten noch 47 016 Beschäftigte für die Dresdner Bank.

      Die Sparvorgaben für den Verwaltungsaufwand werden jedoch nicht erhöht. Ziel sei es, wie im März angekündigt, die Kosten von 7,5 Mrd. € auf 6,25 Mrd. € zu drücken. Ein Großteil davon werde im Bereich Informationstechnologie erfolgen. In diesem Sektor sei eine Kürzung im dreistelligen Millionenbereich vorgesehen.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 13. Mai 2003, 16:37 Uhr
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 21:47:08
      Beitrag Nr. 2.733 ()
      Danke für die guten Beiträge hier, bluemoons

      Gruß
      stockmove
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 01:12:45
      Beitrag Nr. 2.734 ()
      Massenprotest in Frankreich gegen Rentenreform



      Demonstranten in Paris


      Mit der größten Streikwelle seit acht Jahren haben die Gewerkschaften in Frankreich gegen die Rentenreform der Regierung Front gemacht. Landesweit gingen nach Gewerkschaftsangaben mehr als zwei Millionen Demonstranten auf die Straße. In rund 70 Städten wurde der öffentliche Verkehr lahmgelegt. Die meisten Busse, Bahnen und U-Bahnen standen still. An den Flughäfen wurden etwa 80 Prozent der Flüge gestrichen. Viele Schulen bleiben geschlossen. Auch Lehrer und Angestellte der Elektrizitäts- und Gaswerke beteiligten sich an dem Arbeitsausstand.



      Nach Gewerkschaftsangaben handelt es sich um den größten Arbeitskampf seit 1995, als wochenlang gegen Reformvorhaben der Regierung des damaligen Premierminister Alain Juppé protestiert wurde. Die Gewerkschaften suchen mit dem Generalstreik die Kraftprobe mit der rechts-bürgerlichen Regierung von Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Besonders heftig ist der Widerstand bei den fünf Millionen Beamten.

      Mehrere Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes kündigten weitere Streikmaßnahmen für Mittwoch an

      Für volle Rente länger arbeiten
      Ungeachtet der Proteste will die Regierung ihre Reform durchsetzen. "Die Regierung wird nicht mitten auf dem Weg anhalten", sagte Sozialminister Francois Fillon vor der Pariser Nationalversammlung. Er sei "offen für Diskussionen", doch am Kernpunkt der Reform, der Verlängerung der Lebensarbeitszeit, werde nicht gerüttelt. Fillon empfängt am Mittwoch die Gewerkschaften zu weiteren Gesprächen.


      Zehntausende demonstrieren in Marseille


      Nach dem Willen der Regierung sollen die Franzosen in Zukunft länger als bisher arbeiten und in das staatliche Rentensystem einzahlen, um einen Anspruch auf eine volle Rente zu erwerben. Bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes soll der Zeitraum schrittweise von 37,5 auf 42 Jahre angehoben werden, in der Privatwirtschaft von 40 auf 42 Jahre. Damit soll die Zahlungsfähigkeit des Rentensystems bis 2020 sichergestellt werden. Frankreich braucht bis dahin etwa 50 Milliarden Euro, um das Loch in den Rentenkassen stopfen zu können.

      Reiseverbindung Deutschland-Frankreich betroffen

      Bleiben heute in Frankreich am Boden: Die Flugzeuge


      Der Streik in Frankreich beeinträchtigt auch den Flug- und Bahnverkehr in Deutschland. Die Lufthansa nahm insgesamt 94 Verbindungen von und nach Frankreich aus dem Programm. Insgesamt seien 4300 Lufthansa-Fluggäste betroffen. Von den bis zu 51 täglichen Flügen der Air France nach Frankreich konnten nach Unternehmensangaben nur 16 starten. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main wurden nach Angaben einer Fraport-Sprecherin 17 Flüge der Air France und 18 Flüge der Lufthansa gestrichen.

      http://www.tagesschau.de
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 01:16:01
      Beitrag Nr. 2.735 ()
      Ich komme gerade vom "massive attac" Konzert aus Köln (Extraklasse!)zurück. Jetzt noch die Tageslektüre - dank bluemoons immer kompakt informiert - und dann ins Bett.

      Danke und gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 01:16:29
      Beitrag Nr. 2.736 ()
      USA reichen im Gen-Streit Beschwerde ein

      13. Mai 17:55


      US-Handelsbeauftragter Robert Zoellick Foto: AP

      Die USA und 12 weitere Staaten wollen die EU-Restriktionen für den Handel mit Gen-Produkten nicht weiter hinnehmen. Sie haben bei der WTO Beschwerde eingereicht.


      Die transatlantischen Handelsstreitigkeiten gehen weiter: Die USA ziehen wegen der EU-Restriktionen für den Handel mit Gen-Nahrung vor das Schiedsgericht der Welthandelsorganisation (WTO). Die Beschwerde werde gemeinsam mit zwölf weiteren Staaten eingereicht, sagte der US-Handelsbeauftragte Robert Zoellick am Dienstag in Washington. «Wir machen diesen Schritt gemeinsam, weil viel auf dem Spiel steht», ergänzte er.

      Import von Gen-Pflanzen verboten



      Die US-Regierung hatte mit dem Beschluss monatelang gezögert. Zoellick war wegen der Verzögerungen bereits vom US-Senat unter Druck gesetzt worden. In der Europäischen Union ist der Import von Gen-Pflanzen seit fast viereinhalb Jahren durch ein Moratorium verboten. In den USA werden Nahrungsmittel dagegen bereits in großem Stil gentechnisch manipuliert.

      Die US-Regierung sieht durch das Moratorium ihre Exporte von Mais, Baumwolle und Soja in unfairer Weise behindert. Die EU-Staaten wollen ihrerseits zunächst eine EU-einheitliche Kennzeichnungsvorschrift abwarten, die derzeit erarbeitet und vermutlich im Juli verabschiedet wird.


      Anhaltende Handelsstreitigkeiten

      Damit reißen die transatlantischen Handelsstreitigkeiten nicht ab. Zuletzt hatte die WTO der EU erlaubt, wegen unzulässiger Exportvergünstigungen zahlreiche US-Produkte mit Strafzöllen zu belegen. Allerdings hatte die EU den Amerikanern noch ein Ultimatum bis Herbst gestellt, die umstrittenen Subventionen abzuschaffen. Im letzten Jahr hatten die von den USA eingeführten Zölle auf Stahlprodukte weltweit für Verstimmung gesorgt. (nz)
      http://www.netzeitung.de/
      -------------------------------------
      Solchen Mist brauchen die Europäer nicht.
      Die können so was fressen , wir essen sowas nicht.
      :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 01:42:33
      Beitrag Nr. 2.737 ()
      DIE BEWERTUNGSLÜGE - EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE!

      Die einen behaupten, dass der S&P500 ein KGV von 19,81, habe und die anderen sprechen von 30,86. Einer der beiden Lager muss wohl lügen, oder? Was zunächst wie ein großer Widerspruch aussieht, lässt sich leicht erklären. Bei der Berechnung der KGVs für den S&P500 werden zwei verschiedene Methoden angewendet. Die einen rechnen mit den OPERATIVEN GEWINNEN der letzten 4 Quartale, die akkumuliert bei 47,71 lagen. Teile ich nun den aktuellen Kurs des SPX von 945 durch 47,71, ergibt sich ein KGV von 19,81. Es ist zu berücksichtigen, dass es sich um die sog. PRO FORMA Gewinne handelt. Bei dieser Berechnungsmethode werden praktische nur jene Kosten berücksichtigt, die als operativ zu bezeichnen sind.

      Dabei werden praktisch viele Kosten unberücksichtigt gelassen, wie Verluste von Beteiligungen, Abschreibungen, Optionen und andere Späßchen. Wenn man diese Posten bei den Gewinnen jedes Unternehmens rausrechnet, welches im S&P500 notiert, dann kommt man tatsächlich auf ein KGV von 19,81.
      .....
      Will man den Markt so günstig wie möglich aussehen lassen, spricht man von operativen Ergebnissen, und soll er eher teuer aussehen, spricht man von den tatsächlichen Gewinnen! Ich rechne immer mit den tatsächlichen Ergebnissen, egal ob ich bullisch oder bärisch bin. Es sind meines Erachtens die einzigen Ergebnisse, welche zählen und auf dieser Grundlage hat der S&P500 eben ein KGV von 30,86, was historisch gesehen zu den teuersten 3 % im S&P500 gehört.

      Spätestens jetzt muss man sich die Frage stellen, wie man vor diesem Hintergrund von günstigen Bewertungen sprechen kann und ich muss Euch beichten, dass ich es selbst nicht weiß. Ich habe den Eindruck, dass eine Menge Analysten und Marktstrategen völlig benebelt sind und ums Verrecken den Bullenmarkt für ihren Arbeitgeber wahr machen möchten. Es liegt mir fern, meine Kollegen durch den Kakao zu ziehen, doch was da läuft, ist schlicht und ergreifend hirnverbrannt!
      http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/main.php?&m=3.1…



      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 01:43:13
      Beitrag Nr. 2.738 ()
      32. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages in Mannheim - 13. Mai 2003

      .....
      Die Städte befinden sich, so der Deutsche Städtetag, in der schwersten Finanzkrise seit Bestehen der Bundesrepublik. Die gravierenden Einbrüche der Gewerbesteuer setzen sich nach der neuesten Gewerbesteuerumfrage des Verbandes auch in diesem Jahr fort – mit einem Minus im ersten Quartal von 4,5 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. 2002 lag das gesamte Gewerbesteueraufkommen bei 23,5 Milliarden Euro und damit 3,5 Milliarden Euro niedriger als im Jahr 2000.

      Die kommunalen Investitionen bewegen sich um 30 Prozent unter dem Niveau von vor zehn Jahren, die Sozialausgaben dagegen sind um 30 Prozent gestiegen. Den Kommunen droht 2003 ein Haushaltsdefizit von fast zehn Milliarden Euro, obwohl sie seit Jahren ihre Haushalte strikt konsolidieren. Die kommunalen Kassenkredite, eigentlich nur zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe gedacht, liegen mit 11,7 Milliarden Euro auf Rekordhöhe und sind mehr als zehn mal so hoch wie 1992.
      .....
      http://www.staedtetag.de/10/presseecke/pressedienst/artikel/…
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:30:50
      Beitrag Nr. 2.739 ()
      Inflation in Deutschland steuert auf kritischen Punkt zu – „Bitte, ein bisschen mehr Inflation“ ?(14.05.2003)

      Jetzt wird es kritisch. Das Statistische Bundesamt hat bekanntgegeben, dass der Index der Verbraucherpreise in Deutschland im April gegenüber dem gleichen Monat des vergangenen Jahres um nur 1 Prozent stieg. Zuletzt wurde ein so geringer Anstieg im Zwölfmonatsvergleich im Juni 2002 verzeichnet.

      Alan Greenspan, der Präsident der amerikanischen Notenbanken würde wohl sagen, die Inflation in Deutschland bewege sich auf einem unwillkommen niedrigen Niveau.

      Unserem Herr Welteke, der allerdings nur in Grenzen über die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bestimmt, ist aber nichts Besseres eingefallen, als zu erklären, falls sich die Öl- und die Einfuhrpreise als dauerhaft niedrig erwiesen, könne es Zinssenkungsspielraum geben. Hoffentlich muss Herr Welteke nicht schon bald Stoßgebete zum Himmel schicken und um „ein bisschen mehr Inflation“ betteln.

      An den jüngsten Inflationszahlen gibt es nichts zu feiern. Das zeigt sich erst deutlich, wenn man den kalender- und saisonbereinigten Wert für April gegenüber dem März-Wert betrachtet. Er ist um 0,1 Prozent gesunken.

      Dies verdient Beachtung. Setzt sich der Trend fort, werden die Offiziellen in Berlin und in Frankfurt endlich gezwungen sein, die Öffentlichkeit langsam an den Begriff Deflation zu gewöhnen.

      Der Index der Verbraucherpreise für Deutschland ist übrigens ein weiterer Beweis dafür, dass die ungebrochene Hausse der Staatsanleihen im Euroraum eine solide, wenn auch höchst unerfreuliche fundamentale Grundlage hat.

      Merke: Inflation wird als der Schmierstoff der Wirtschaft bezeichnet. Hier verhält es sich genau so wie bei den meisten anderen Dingen: Zuviel ist schädlich, aber zuwenig kann gefährlich sein.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

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      Wussten Sie schon, dass...?
      (14.05.2003)

      „Sell in May and go away“

      An der Wall Street gelten die sechs Monate von Mai bis Oktober als die schlechteste Periode eines jeden Zwölfmonatszeitraums.

      Richard McCabe, der Cheftechniker von Merrill Lynch, New York, erklärt hierzu, dies sei eindeutig nicht der Fall. Von 1950 bis 2002 habe der Standard & Poor’s 500 Index (S&P 500) im Zeitraum Mai/Oktober in 32 Fällen Terraingewinne erzielt, jedoch in nur 21 Fällen mit Verlusten aufgewartet.


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:38:03
      Beitrag Nr. 2.740 ()
      14.5.03 Spart sich Deutschland kaputt?

      Stimmen für eine antizyklische Finanzpolitik werden lauter - Regierung will an Kurs festhalten


      Berlin - Angesichts des Milliardenlochs im Haushalt verschärft sich der Streit über die künftige Finanzpolitik. Ökonomen und Gewerkschaften warnen davor, mit Sparmaßnahmen die Krise noch zu verschärfen. Aus dem Regierungslager und der Union werden hingegen Forderungen nach weitreichenden Kürzungen laut.

      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hatte eingeräumt, sein Haushaltsziel für 2003 zu verfehlen: Die Neuverschuldung werde doppelt so hoch wie geplant ausfallen, das Defizit höher sein, als nach den Regeln des EU-Stabilitätspaktes zulässig. 2004 will Eichel aber wieder unter der zulässigen Höchstgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bleiben. Dazu seien allerdings weitere Reformen am Arbeitsmarkt und in den Sozialversicherungen nötig.

      Wissenschaftler warnten indes davor, die Krise mit zusätzlichen Sparmaßnahmen noch zu verschärfen. "Um eine weitere Stagnation oder sogar eine Deflation zu verhindern, sollten sich Bund und Länder auf eine antizyklische Politik verständigen", sagte der Würzburger Ökonom Peter Bofinger der WELT. Statt die öffentlichen Investitionen wie bislang vorgesehen, um 3,5 Prozent zu reduzieren, sollten Bund und Länder ihre Konsum- und Investitionsausgaben im Jahr 2004 real um rund 1,5 Prozent anheben und die für 2005 geplanten Steuersenkungen bereits auf das kommende Jahr vorziehen. ... (Welt, 14.5.03) Kommentar: “Sparen” ist tatsächlich das falscheste, was in der jetzigen Lage gemacht werden kann. Dadurch wird die deflationäre Abwärtsspirale weiter angeheizt. Nur weil sich unser Staat in den letzten Jahrzehnten zunehmend verschuldet hat, konnte bisher die Bedrohung einer Deflation abgewendet werden. Hätte sich der Staat nie verschuldet, dann wären wir schon vor 20 Jahren in eine hoffnungslose Depression gerutscht. Eine Lösung it dies allerdings auch nicht, da die Schulden heute an einem Punkt angelangt sind, wo die Zinslasten jede Entwicklung abwürgen. Dieses System ist also von vornherein zum scheitern verurteilt: Wird gespart, fehlen die Investitionsanrieze, wird nicht gespart, kommt der Bankrott.
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      Run auf Unternehmensanleihen

      Kauflust der Anleger ist ungebrochen - Kurse der Corporates auf Rekordhoch - Neue Emittenten strömen auf den Markt


      von Michael Fabricius

      Berlin - Der Appetit der Bond-Anleger scheint grenzenlos. Während der Dax-Rallye Anfang Mai nach nur vier Wochen die Puste ausging, feiern die Investoren vor allem bei Unternehmensanleihen einen Erfolg nach dem anderen. Ganz gleich, wie viele Papiere die Emittenten anbieten - die Anleger kaufen alles weg. Einerseits bieten Corporate Bonds immer noch eine etwas höhere Gewinnchance als Bundesanleihen, während zugleich das Risiko klar unter dem des Aktienmarktes liegt. Andererseits haben die Unternehmen angesichts immer tiefer sinkender Renditen die Chance, sich so günstig wie selten Geld zu beschaffen. Die auf immer neue Rekorde steigenden Kurse werden dabei ignoriert. "Es ist eine Zeit lang von einer Bond-Blase gesprochen worden, aber das ist Vergangenheit", sagt Simone Büttner, Bond-Expertin bei der WGZ-Bank. ... Der Gesamtmarkt indes ist von überraschenden Kursrückschlägen weit entfernt. Dafür sorgt allein schon der Investment-Hunger der Anleger. "Die Marktsättigung wird noch eine Weile auf sich warten lassen", sagt LBB-Analyst Uwe Burkert. Besonders die institutionellen Anleger verfügten über Liquidität und angesichts niedriger Zinsen sei es unattraktiv, viel Cash zu halten. ... (Welt, 14.5.03)
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      Pensions-Lasten verunsichern Börsianer

      Betriebsrenten drohen zur Zeitbombe zu werden - Experten warnen vor "schwarzem Loch" für Gewinne

      von Daniel Eckert

      Berlin - Während die Gebrüder Gottschalk der Deutschen Post derzeit ein junges flippiges Image verpassen sollen, könnten Zehntausende von Pensionären ihren früheren Arbeitgeber künftig in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Das zumindest ist die Auffassung der Ratingagentur Standard & Poor`s, die das Dax-Unternehmen Anfang der Woche wegen der hohen Pensionsverpflichtungen von "A+" auf "A" zurückgestuft hat. ... Doch die Post ist beileibe nicht der einzige deutsche Konzern, dem durch hohe Pensionsverpflichtungen Probleme ins Haus stehen könnten. "Viele Gesellschaften haben nicht genug Geld zurückgestellt, um die Pensionsversprechungen auf lange Sicht zu erfüllen", warnt Karen Olney, Strategin bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Hauptgrund ist die gestiegene Lebenserwartung und die stark in Mode gekommene Praxis der Frührente. Sie führen dazu, dass sich die Rentenzeit immer weiter verlängert und die betrieblichen Zahlungsverpflichtungen der Gesellschaften daher unaufhörlich steigen. Reichen die Reserven nicht mehr aus, müssen die Pensionen aus den regulären Einnahmen des Unternehmens (Cashflow) bezahlt werden. Das drückt die Gewinne und damit auch die Aktienkurse.

      "Die mit Pensionsrückstellungen verbundenen Risiken trifft vor allem personalintensive Unternehmen der Old Economy", schreiben Strategen der Hypo-Vereinsbank in einer aktuellen Studie. Vor allem die Bilanzen traditionsreicher Firmen wie Deutsche Post, Lufthansa, MAN, RWE, Thyssen-Krupp und Volkswagen weisen hohe Verpflichtungen auf. Bei der Lufthansa belaufen sich die Pensionszusagen auf mehr als 60 Prozent des Unternehmenswerts. Relativ zur Finanzkraft sind die Belastungen mit 408 Mrd. Euro jedoch bei Thyssen-Krupp am höchsten. Der Stahlproduzent erhielt dafür bereits die Quittung, indem seine Anleihen bereits im Februar auf Schrottstatus zurückgestuft wurden. ... Nicht viel besser als in Deutschland sieht es im europäischen Ausland aus. In einer Untersuchung listet Olney gut dreißig Großunternehmen auf, die in den kommenden Jahren Probleme mit ihren Pensionszahlungen bekommen könnten. Darunter befinden sich so illustre Namen wie die Ölgesellschaft Shell, der Maschinenbau- und Elektrokonzern ABB, der Reifenhersteller Michelin und British Telecom. ... (Welt, 14.5.03)
      Kommentar: Auf der einen Seite gibt es einen “Run” auf Unternehmensanleihen, auf der anderen sind gerade hier Zeitbomben allein in den Pensionslasten versteckt. Wer heute Unternehmensanleihen kauft und damit sein Geld auf lange Zeiträume bindet, ist sich offenbar des immensen Risikos nicht bewußt, das er eingeht. Die wenigsten wissen, daß etliche Großkonzerne bereits allein wegen der Pensionsverpflichtungen in finanziellen Schwierigkeiten sind. Schnell geraten dann die Anleihen unter Druck und verlieren massiv an Wert. Weiter wird der nächste Crash mit einer Erhöhung des Zinsniveaus einhergehen, der Anleihen verfallen läßt.
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      14.5.03 Wer steckt hinter dem neu gegründeten Bürgerkonvent?


      Meinhard Miegel, Hans-Olaf Henkel und Roland Berger haben eine parteiübergreifende wirtschaftspolitische Initiative gestartet

      von Konrad Adam

      Berlin - Anfang der Woche hat sich nicht ein, sondern "der" Bürgerkonvent mit einigen großformatigen Anzeigen in allen überregionalen Blättern bemerkbar gemacht. Das neue Gebilde stellt sich vor als ein politiknaher, aber parteiübergreifender, vielleicht sogar parteiferner Zusammenschluss von Leuten, denen der Zustand des Landes Sorge bereitet. In einem der Schlüsselsätze, die in den Textanzeigen wiederkehren, wirbt der Konvent "für ein Land, in dem die Menschen gerne leben, arbeiten und ihre Ersparnisse anlegen; in dem Leistung sich lohnt; das seine besten Traditionen pflegt; das eine Zukunft in Freiheit und Wohlstand hat; auf das wir auch morgen noch stolz sein können". ... Weiter gehende Fragen, insbesondere solche nach den Sponsoren der nicht ganz billigen Aktion, bleiben jedoch ohne Antwort, einstweilen jedenfalls. Man habe keine Lust, sich selbst oder die Angehörigen den Angriffen und Pressionen von Leuten auszusetzen, die sich dazu berufen fühlen, an Stelle des Bundeskanzlers die Richtlinien der Politik zu bestimmen, heißt es zur Begründung.

      Wer sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden geben will, hört Namen wie Hans-Olaf Henkel, Roland Berger, Otto Graf Lambsdorff, Peter Glotz, Rupert Scholz und Eberhard von Kuenheim, den früheren Vorstandschef von BMW. ... (Welt, 14.5.03)
      Kommentar: Wer die Infos zu diesem Bürgerkonvent liest, kann nichts finden, was darauf schließen lassen würde, daß man dort die Zinsproblematik erkannt hätte. Vielmehr werden Einheitsparolen wie “mehr arbeiten” und geringere Löhne gefordert. Dabei liegt unsere Misere gar nicht bei zu hohen Löhnen oder zuwenig Arbeitsleistung, sondern in den Kaptalkosten, die unsere Wirtschaft zersetzen. Entweder hat man das in diesem Konvent nicht verstanden, oder aber es handelt sich wieder um reine Augenwischerei die betrieben wird, um die Menschen den Blick auf die Realität zu versperren.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:40:55
      Beitrag Nr. 2.741 ()
      US-Zwillingsdefizit schreckt Fonds ab

      bn Frankfurt - Steigende Aktienkurse und erfreuliche Quartalszahlen der US-Unternehmen haben die Schwäche des Dollar nicht beendet, da Fondsmanager das US-Zwillingsdefizit nach wie vor mit Argwohn betrachten. Dies ist das Ergebnis der globalen Fondsmanager-Umfrage von Merrill Lynch für den Monat Mai. Eine im Mai auf 5 % gestiegene Cash-Quote spiegele möglicherweise die Einschätzung wider, dass die Aktienkurse zuletzt zu rasch und zu stark gestiegen seien, schreibt die Bank.
      Ungeachtet robuster Erstquartalszahlen verträten drei Viertel der 300 befragten Vermögensverwalter die Auffassung, dass vor allem die Senkung von Kosten und weniger Wachstum die Gewinne der Unternehmen getrieben hätten, heißt es. Zudem würden Investitionen den Erwartungen nach zurückgestellt, bis die Unternehmen Verbindlichkeiten abgebaut hätten. Gleichwohl mäßen die Fondsmanager den Unternehmensgewinnen in den USA eine höhere Qualität als in jeder anderen großen Region bei. Dies habe den positiven Effekt, dass die Investoren nun ein Sinken der Volatilität der Unternehmensgewinne erwarteten. Im April habe die Mehrheit noch mit zunehmenden Schwankungen gerechnet.

      Das negative Sentiment gegenüber dem Dollar hätten die US-Quartalszahlen aber nicht aufgehellt, schreibt die Bank. Zwar halte die Mehrheit der Fondsmanager die Gemeinschaftswährung inzwischen für überbewertet. Dennoch sei der Euro nach wie vor ihre bevorzugte Währung, da sie auf Zwölfmonats-Sicht eine weitere Aufwertung erwarteten. Sogar angesichts der momentanen Niveaus wolle ein Drittel der Befragten im Dollar short. Ursache sei die Kombination aus Leistungs- und Haushaltsdefizit in den USA. Die Hälfte aller Befragten habe daher ihre Dollar-Positionen nach Möglichkeit abgesichert. Derzeit halten Fondsmanager durchschnittlich 51 % ihrer Mittel in Aktien, wie die Bank ermittelt hat.


      Börsen-Zeitung, 14.5.2003




      Zurück
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:44:36
      Beitrag Nr. 2.742 ()
      interressant

      Teure Tinte
      Warum Verbraucher schwer an preiswerte Druckerpatronen kommen!

      Autor: Franz Kowalski







      Dass Druckerpatronen nicht ewig halten, ist jedem klar, aber offenbar reichen die Füllungen neuerdings für immer weniger Ausdrucke. Und das ist besonders ärgerlich angesichts der horrenden Preise für eine Ersatz-Patrone. Dieser häufig persönliche Eindruck ist inzwischen bestätigt. Die Computerzeitschrift c´t hat aktuelle Billig-Drucker der vier großen Hersteller HP, Canon, Epson und Lexmark getestet und Erstaunliches herausgefunden.

      Tim Gerber, c´t:
      "Wir beobachten das schon länger, den Trend zu immer kleineren Patronen, mit immer weniger Tintenfüllung, also früher haben wir von kleinen Füllungen mit 20 ml gesprochen, heute sind das deutlich unter zehn, acht, sechs ml, die man dem Kunden mit dem Drucker verkauft."
      Und das, obwohl mehr Druckerflüssigkeit ohne weiteres in die Patronen passen würde. Weiteren Frust bei Kunden produziert beispielsweise auch die gängige Praxis, dass ausschließlich eine Farbpatrone im Drucker steckt, der eigentlich eine Schwarzpatrone braucht. Eine Farbpatrone kann zwar auch schwarz drucken, ist dann aber besonders schnell leer.

      Statt teurem Ersatz - preiswerte Alternativen
      Eine Ersatz-Patrone schlägt schnell mit 35 bis 40 Euro zu Buche. Im Schreibwarenhandel gibt es günstigere Alternativen: Patronen-Nachbauten und wiederaufgefüllte Originalpatronen. Das Problem: Die preiswerte Variante gibt es nicht für alle Modelle. Denn die Hersteller, beispielsweise HP und Lexmark, schützen ihre Patronen mit Patenten und alle Produzenten wechseln häufig die Modelle, um das Nachbauen und Nachfüllen zu erschweren. Epson hat sich sogar etwas Besonderes einfallen lassen: Der Chip für den Tintenstand verhindert ein Wiederbefüllen völlig.

      All dies macht den Fremdanbietern von Tintenpatronen das Leben schwer, beispielsweise Pelikan, einem der größten deutschen Anbieter in diesem Segment.

      Simone Bahrs, Pelikan Hardcopy:
      "Hauptsächlich sind es Patente, die auf den Patronen liegen, die wir ja irgendwie umgehen müssen. Wir müssen die Patrone nachbauen, sie muss trotzdem noch funktionieren, ..., der Epson Chip ist so eine Sache, die nicht so einfach nachzubauen ist. Auf Patronen von HP und Lexmark, die sind so patentrechtlich geschützt, dass wir die nicht nachbauen dürfen, sondern dass wir halt die Patronen vom Markt zurücknehmen müssen und diese wiederbefüllen."

      Weitere Möglichkeit: Selbst wieder auffüllen
      Nachfüllsets gibt es schon für zehn bis 20 Euro - eine preiswerte und ökologische Variante, aber: Nicht ganz einfach! So mancher Selbst-Nachfüller hat seine Patrone schon unbrauchbar gemacht, wenngleich nicht nur aus mangelnder Fingerfertigkeit. Kleine Fallen sind von den Druckerherstellern gleich mit eingebaut, wie die Berliner Druckerwerkstatt Office&Tinte herausfand.

      Andre Plust, Office&Tinte:
      "Es ist eigentlich üblich, und zieht sich durch alle Hersteller, sowohl bei HP als auch bei Lexmark sind Kennzeichnungen drauf, die durchaus verwirren können. Weil nämlich die Belegung der Farbe an sich innerhalb des Tanks anders ist, als auf diesem Aufkleber. Nämlich genau so umgekehrt, dass sämtliche Tanks falsch befüllt werden müssen. Die Patrone ist im Eimer, die darf man dann entsorgen."

      EU befasst sich mit der Problematik
      EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti untersucht derzeit, ob die großen Druckerhersteller durch besondere Konstruktionen an den Geräten andere Anbieter behindern und vom Markt drängen. Und ab 2006 sollen im EU-Raum nur noch Drucker mit wiederauffüllbaren Patronen erlaubt sein.

      Links:
      Auf Anregung von Plusminus hat der Computer-Onlinedienst www.heise.de (ua.: Computerzeitschrift c´t) ein spezielles "Druckerforum" eingerichtet: Hier können user mit usern diskutieren und Erfahrungen zum Thema Verbrauchsmaterialen für den Drucker austauschen. Sollte man auf Refill-Produkte zurückgreifen? Wie lange halten Toner-Kartuschen für bestimmte Drucker? Welches Papier ist empfehlenswert? Das Forum finden Sie im web unter:

      http://www.heise.de


      Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 13.05.03 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.



      http://www3.mdr.de/plusminus/3_130503.html
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:48:52
      Beitrag Nr. 2.743 ()
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      Der deutsche Staat ist vor allem teuer
      - wie die Verwaltung Milliarden verschluckt

      Autor: Frank Farenski




      Die Regierung predigt dringende Sparnotwendigkeiten - die treffen wie so oft den normalen Bürger, der brav Steuern und Abgaben zahlt. Dabei verbraucht der Staat für sich selbst enorme Summen. 2002 zahlten die Bundesbürger insgesamt 476,6 Milliarden Euro Steuern. Davon verkonsumierte der Staat allein für seine Verwaltung 402.7 Milliarden Euro. Das sind 84 Prozent aller Steuereinnahmen.

      Diese enormen Kosten sind für Unternehmensberater Jost Fiedler, der öffentliche Verwaltungen reformiert, eine nicht mehr finanzierbare Summe.
      Jost Fiedler, Unternehmensberatung Roland Berger:
      "Durch 50 Jahr Aufbau und Ausbau verursacht, sind die Tiefenstaffelungen der Verwaltungen sind Transfergelder, die gezahlt werden, und ist insgesamt der Eigenverbrauch dessen, was 16 Bundesländer mit ihren vielen Behörden und Unterbehörden kosten, was 600 Kreise und kreisfreie Städte verbrauchen und was natürlich der Bund verbraucht, insgesamt zu hoch, gemessen daran, dass wir so hohe Defizite haben."

      Steigende Staatskosten - die Bürger sollen dafür geradestehen
      Doch der Staatskonsum steigt weiter. Benötigten die Behörden 1998 noch 369,53 Milliarden Euro, waren es 2002 schon 402,8 Milliarden Euro. Das sind beträchtliche 33,37 Milliarden Euro mehr. Der Staat braucht also immer mehr Geld für sich selbst, das er eigentlich nicht hat. Die Folge: Es wird gespart. Allerdings nicht bei den Verwaltungsausgaben, sondern bei den Bürgern.
      Bundeskanzler Gerhard Schröder am 14.03.2003 im Bundestag:
      "Wir werden, meine sehr verehrten Damen und Herren, Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fordern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen."
      Konkret heißt das: Kürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes, Streichung der Arbeitslosenhilfe.

      Gegenvorschlag: Der Staat soll selber sparen
      Die Unternehmensberatung Roland Berger legte eine Studie vor, die gewaltige Einsparpotenziale errechnet. Nicht beim Service für die Bürger soll es Einschränkungen geben, sondern bei den reinen Verwaltungskosten.
      Jobst Fiedler:
      „In den Fokus muss man nehmen die Bereiche des Staates, wo er durch komplizierte Regelwerke und gegebene Tradition und durch vielleicht fehlenden Mut das schon mal lange angepackt zu haben, eine Vielzahl von Behörden, Unterbehörden in vielen Flächenstaaten noch Bezirksregierungen. Also das was man Verwaltung der Verwaltung nennt.“

      Bestes Beispiel: Die Bearbeitung von Bauanträgen. Dauer des Genehmigungsverfahrens in Deutschland: Durchschnittlich sechs Monate, es kann aber auch mal zwei Jahre dauern. Optimiert man die Geschäftsabläufe, so sind für das Verfahren nur noch maximal 28 Tage notwendig.
      Rationalisiert man die Verwaltung in ganz Deutschland so, ergibt sich laut Roland-Berger-Studie ein Einsparpotential von jährlich rund 70 Milliarden EURO.

      Dagegen nimmt sich das Sparpaket der Bundesregierung fast als Nebensache aus. Die Kürzungen bei der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes sollen 3,8 Milliarden erbringen, die Streichung der Arbeitslosenhilfe 4,2 Milliarden. Insgesamt also 7,9 Milliarden EURO. Dagegengesetzt noch einmal das Einsparpotenzial von 70 Milliarden EURO bei den öffentlichen Verwaltungen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.




      Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 13.05.03 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
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      http://www3.mdr.de/plusminus/6_130503.html

      Beim kleinen Mann lässt es sich halt leichter sparen.
      :mad:
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:54:47
      Beitrag Nr. 2.744 ()
      Schwacher Dollar keine Hilfe

      USA verzeichnen Rekorddefizit


      Die USA haben im März das zweitgrößte Handelsdefizit in der Geschichte der der Vereinigten Staaten verzeichnet. Nach Angaben des Handels- ministeriums überwog der Import von Waren und Dienstleistungen den Export um 43,5 Mrd. Dollar. Das höchste je erzielte Defizit registrierte das Handelsministerium im vergangenen Dezember (44,9 Mrd. Dollar).

      Insgesamt hatten die Ausfuhren einen Wert von 82,2 Mrd. Dollar, während die Einfuhren ein Volumen von 126,3 Mrd. Dollar erreichten. Explizit in der Handelsbilanz mit Europa vergrößerte sich der Negativsaldo von 6,6 auf 7,8 Mrd. Dollar.

      Wegen der Erwartungen an abreißende Lieferungen aus dem Nahen Osten in Folge des Irak-Kriegs habe der Ölimport im März ein Rekordniveau erreicht, lautet eine Erklärung der Behörde. Zudem sei die Lagerhaltung an Raffinerieprodukten aufgestockt worden, nachdem der Streik in Venezuela im Dezember und Januar an den Vorräten gezehrt habe. Desweiteren habe der hohe Ölpreis die Volkswirtschaften weltweit zum Erliegen gebracht, was die Nachfrage nach US-Produkten gedämpft hätte.

      Im Gegensatz zu US-Finanzminister John Snow, dessen jüngste Äußerungen zu Spekulationen über eine Abkehr der US-Politik vom starken Dollar geführte haben, versprechen sich Analysten keine nennenswerten positiven Impulse von der derzeit schwachen Welt-Leitwährung. Bis auf die Verbilligung der Ölimporte beeinflusse der schwache Dollar die Handelsbilanz kaum, da auch andere Ökonomien zurzeit schwach seien und die Nachfrage nach US-Gütern kaum zunehme.

      Im Gegenteil hat der schwache Dollar noch zu einer wertmäßigen Zunahme des Importvolumens geführt: Ausländische Güter, die Monate zuvor bestellt, aber erst im März ausgeliefert wurden, sind wegen des um zehn Prozent gefallen Dollars teurer geworden.

      http://www.n-tv.de/3160390.html
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:56:24
      Beitrag Nr. 2.745 ()
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 17:58:43
      Beitrag Nr. 2.746 ()
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 18:00:28
      Beitrag Nr. 2.747 ()
      14.05. 14:36
      US: Schwache Einzelhandelsdaten für April

      --------------------------------------------------------------------------------
      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)
      Laut dem Commerce Department fiel der Einzelhandelsumsatz in den Vereinigten Staaten im April um 0.1% (Prognose:0,6%). Rückläufige Benzinpreise und eine geringere Nachfrage nach Bekleidung glichen einen Anstieg der Nachfrage nach Automobilen aus. Der Tankstellenumsatz fiel um 5.9%, da der Irakkrieg schnell beendet werden konnte und somit nur ein geringer Schaden an den Ölquellen im Irak entstand. Der Einzelhandelsumsatz wäre ohne die Einrechnung der Tankstellenumsätze um 0.4% gestiegen. Der Einzelhandelsumsatz vor Einrechnung des Automobilsektors fiel um 0.9%.
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:15:45
      Beitrag Nr. 2.748 ()
      Gateway - SEC eröffnet Ermittlungen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat eine Kriminalermittlung bei dem PC-Fabrikanten Gateway (WKN: 888851, US: GTW) wegen möglichen neuen Bilanzfälschungen begonnen. Die SEC ermittelt bereits bei Gateway wegen möglichen Bilanzmanipulationen, die bis in den Dezember 2000 zurückreichen. Die Aktie verliert um 4.39% auf $3.05.
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:25:25
      Beitrag Nr. 2.749 ()
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:28:37
      Beitrag Nr. 2.750 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die letzten Auswertungen des "Investors Intelligence" zeigen, dass 55,8 % der Marktstrategen sind bullish und 24,4% sind bearish. Die Bullen führen an, dass der schwache Dollar gut für Aktien sei, denn die U.S. Multies seien mehr exportfähig. Der Zusammenbruch des Greenback sollte eine Stimulanz für bessere Gewinne der Unternehmen sein, die im Ausland operieren. Wir sind nicht überzeugt. Wir nehmen an, dass der fallende Dollar keinesfalls vorteilhaft für die U.S. Ökonomie und Aktienmarkt sind.

      U.S. Securities Firmen haben in den letzten 22 Monaten 80.000 Jobs abgebaut, bis Februar 2003, sagt die Securities Industry Association. Die New Yorker Brokerfirmen haben noch mehr abgebaut, 20% der Analystenstellen.

      Einige "Geschichenerzähler" müssen noch erhalten bleiben, denn die Leute wollen belogen werden.

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 350 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!

      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:36:06
      Beitrag Nr. 2.751 ()
      Fataler Konsumstau
      Der Kommentar
      von Ernst August Ginten

      Angst ist ein schlechter Reisebegleiter. Wegen der Furcht vor der Lungenkrankheit SARS hat die Lufthansa deshalb einen großen Teil ihrer bisher hoch profitablen Flüge in Richtung Asien streichen müssen. Diese steuern normalerweise mehr als 20 Prozent zum Ergebnis bei.


      Auch die Auswirkungen des Irakkrieges waren für die Branche schlimmer als erwartet. Gleichzeitig lahmt nirgendwo in Europa die Konjunktur so sehr wie in Deutschland. Die Reiselust ist den Deutschen scheinbar vergangen. Darunter leiden auch die großen Tourismuskonzerne.


      Diese sparen deshalb, wo sie nur können. Das allein wird aber nicht reichen, um die Erträge zu sichern. Damit in der ehemaligen Boombranche wieder gut verdient werden kann, muss sich die Stimmung der Verbraucher aufhellen.


      Diskussionen über weitere Steuererhöhungen und steigende Beitragslasten in den Sozialversicherungen sind Gift für das Konsumklima. Die Lust der Deutschen auf Ferien vom tristen Alltag ist unvermindert groß. Sie wird trotz Kriegsende im Irak aber immer noch viel zu stark von der Angst um Arbeitsplatz und Einkommen überdeckt.


      Zudem zeichnet sich ein grundsätzlicher Wandel im Verbraucherverhalten ab. Solange Reisen kurz vor Abflug immer billiger verkauft werden, wird das Heer der Schnäppchenjäger weiter wachsen.


      Artikel erschienen am 15. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:40:38
      !
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      Avatar
      schrieb am 14.05.03 19:47:20
      Beitrag Nr. 2.753 ()
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      "Völlig falsche Richtung"

      Würzburger Ökonom Bofinger übt deutliche Kritik an Reformagenda 2010
      Frankfurt/Main - - Harsche Kritik hat sich der SPD-Parteivorstand vor wenigen Tagen von führenden Ökonomen anhören müssen: Auf Einladung der Sozialdemokraten nahmen mehrere Wissenschaftler, darunter Peter Bofinger von der Universität Würzburg, Stellung zum Thema "Spielräume nationaler Konjunkturpolitik" - und zerpflückten weite Teile der Reformagenda 2010. Über die Schwächen des Konzepts und Wege aus der Krise sprach Bofinger mit Jörg Eigendorf und Anja Struve.


      DIE WELT: Geht die Agenda 2010 zu weit oder nicht weit genug?


      Peter Bofinger: Die Agenda 2010 geht in die falsche Richtung. Die Reformpläne liefern keine Impulse, um Deutschland aus der Stagnation zu führen. Im Gegenteil: Kurzfristig wird diese Reform die Wirtschaft belasten.


      DIE WELT: Warum?


      Bofinger: Nehmen Sie die private Finanzierung des Krankentagegelds. Das senkt zwar die Kosten für die Unternehmen, wirkt aber für die Arbeitnehmer wie eine Lohnsenkung um rund einen Prozentpunkt. Und wohin sinkende Realeinkommen in einem schwachen Konjunkturumfeld führen, hat Japan vorgemacht. Wir sind auf dem besten Weg, das zu wiederholen und in die Deflation zu rutschen.


      DIE WELT: Was sagen Sie zur Kürzung des Arbeitslosengelds?


      Bofinger: Auch dafür ist es der falsche Zeitpunkt. Für die Probleme der nächsten zwei bis drei Jahre ist diese Maßnahme völlig irrelevant, weil sie erst ab 2006 wirken wird. Das Vertrauen der Arbeitnehmer wird hingegen jetzt belastet.


      DIE WELT: Die Zahl derer, die das System ausnutzen, würde sinken.


      Bofinger: Ja, aber das löst das Problem noch nicht. Die Vollzeitstelle darf nicht länger die Melkkuh des sozialen Sicherungssystems bleiben. Doch stattdessen verschärft die Regierung das Problem noch, indem sie 400-Euro-Jobs mit niedrigeren Sozialabgaben subventioniert und die Ich-AG fördert.


      DIE WELT: Was schlagen Sie vor?


      Bofinger: Jeder sollte in die Sozialversicherung einzahlen - ganz gleich, ob verheiratet oder ledig, ob Freiberufler oder Festangestellter oder ob jemand seinen Lebensunterhalt über Mieteinnahmen bestreitet. Außerdem sollte der Beitragssatz in der Krankenversicherung nicht mehr abhängig vom Einkommen, sondern über eine Kopfprämie erfolgen.


      DIE WELT: Das klingt sehr unsozial.


      Bofinger: Das derzeitige System ist noch viel unsozialer. Bisher basiert unsere Krankenversicherung auf dem Solidarprinzip, wonach Besserverdienende mehr einzahlen und dieses Geld umverteilt wird. Aber in der Realität ist diese Umverteilung völlig ineffizient, weil Einkommen, die über der Versicherungspflichtgrenze liegen, nicht einbezogen werden. Das fördert den Anreiz, aus dem System abzuwandern, die Bemessungsgrundlage sinkt und in der Folge steigen die Beiträge - ein Teufelskreis.


      DIE WELT: Ihr Vorschlag wäre das Ende der Bismarkschen Sozialordnung.


      Bofinger: Ja, und dafür ist es auch höchste Zeit. Die Bismarksche Ordnung geht davon aus, dass die soziale Sicherung nur für Arbeitnehmer, nicht aber für Selbstständige nötig ist. Dieses Konzept ist längst überholt. In vielen Bereichen ist das abhängige Beschäftigungsverhältnis durch flexiblere Erwerbsformen ersetzt worden. Ein Selbständiger kann heute ebenso in Existenznot geraten wie ein Arbeitnehmer. Dann belastet er den Staatshaushalt genauso.


      DIE WELT: Immerhin versucht die Regierung, die Lohnnebenkosten zu senken. Was ist so falsch daran?


      Bofinger: Grundsätzlich ist es wichtig, die Lohnnebenkosten zu senken, damit der Vollzeitarbeitsplatz wieder konkurrenzfähig wird. Das geht natürlich nicht über Nacht. Aber statt dafür ein umfassendes Konzept vorzulegen, versucht die Regierung, auf die Schnelle Lösungen zu schustern. Das ist so, als würden Sie versuchen, einen Großflughafen umzubauen, ohne zu wissen, wie das Gebäude am Ende aussehen soll und was die einzelnen Bauabschnitte sind.


      DIE WELT: Die Regierung hat doch keine andere Wahl, als über die Ausgabenseite die Budgetprobleme in den Griff zu bekommen wenn sie nicht Steuern erhöhen will?


      Bofinger: Die Regierung wird die Budgetprobleme auf Dauer aber nur lösen, wenn sie die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumspfad bringt. Genau das wird aber durch die aktuell restriktive Finanzpolitik verhindert. Die Regierung sollte daher alles tun, um die Inlandsnachfrage wieder anzukurbeln


      DIE WELT: und das Geld mit vollen Händen ausgeben? Vielleicht die Arbeitslosenhilfe noch etwas erhöhen?


      Bofinger: Nein, so plump natürlich nicht. Ich halte nichts davon, die Sozialausgaben zu erhöhen oder große Investitionsprogramme anzuheizen, weil dann die Gefahr groß ist, dass Geld unsinnig ausgegeben wird. Viel wichtiger ist,


      dass die Finanzpolitik stetig betrieben wird. Bund und Länder sollten ihre Konsum- und Investitionsausgaben in den nächsten Jahren real um 1,5 Prozent anheben und die Regierung die geplante Steuerreform vorziehen.


      Die Welt: Und auf den Stabilitätspakt pfeifen?


      Bofinger: Der Regierung bleibt gar nichts anderes übrig, wenn das Land nicht noch tiefer in die Krise geraten soll. Derzeit handelt die Regierung wie ein Arzt, der einen Patienten mit Herzinfarkt auf den Hometrainer setzt. Dabei braucht Deutschland jetzt erstmal die Notfallversorgung.


      Artikel erschienen am 15. Mai 2003
      welt.de

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      In diesem System gibt es ein Wachstumszwang, wenn die Wirtschaft nicht mithalten kann ,bekommen wir eine Krise.
      Ewiges Wachstum, wohin soll das führen?
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 20:19:23
      Beitrag Nr. 2.754 ()
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      Verband warnt vor leeren Rentenkassen im Herbst

      VDR beklagt finanzielle Folgen der Agenda 2010 / "Höhere Altersgrenze setzt Job-Chancen für Senioren voraus"




      Ruhestand - auf die lange Bank geschoben
      (ap)


      wal FRANKFURT A. M. In düsteren Farben malt der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) die Finanzsituation der Rentenkassen. Neben der unerwartet schwachen konjunkturellen Entwicklung schmälerten bereits auf den Weg gebrachte oder angekündigte Reformvorhaben die Einnahmen der Rentenkassen, betonte Erich Standfest, der amtierende Vorstandschef des Verbandes, auf der jährlichen Mitgliederversammlung.

      Durch die in der Agenda 2010 vorgesehene Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe drohe sogar ein jährlicher Einahmeausfall von zwei Milliarden Euro. In dieser Höhe würden derzeit für die rund 1,7 Millionen Empfänger von Arbeitslosenhilfe Renten-Beiträge entrichtet. Fielen sie ersatzlos oder teilweise weg, bedeute dies für die Rentenkassen ein entsprechendes Minus auf der Einnahmeseite. Auch die angekündigte kürzere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes ginge an den Rentenkassen nicht spurlos vorüber. "Hier könnten sich geringere Zahlungen der Bundesanstalt für Arbeit in der Größenordnung von einer Milliarde Euro ergeben", kalkuliert der VDR-Vorstandschef. Deshalb fordert er, auch für das von Bundeskanzler Gerhard Schröder nach den Regeln der Sozialhilfe propagierte neue Arbeitslosengeld II müssten Beiträge an die Rentenversicherung fließen. Dies wäre "aus systematischen Gründen konsequent".

      Standfest erinnert daran, dass bereits die jüngst beschlossenen Reformen die Rentenkassen belasteten. So beschere die seit April geltende Neuordnung der Minijobs (bis 800 Euro) der Gesetzlichen Rentenversicherung Einnahmeverluste von 400 Millionen Euro. In der Zukunft dürften das Minus bei 600 Millionen Euro pro anno liegen. In einer ähnlichen Größenordnung seien die Verluste anzusetzen, die sich aus der verschärften Einkommensanrechnung bei der Arbeitslosenhilfe ergäben.

      Standfest spricht von einem "erheblich verengten Finanzspielraum" der Rentenversicherung und schließt einen Zahlungsengpass im Herbst nicht mehr aus. Berechnungen des Verbandes zufolge stünden Ende Oktober nur noch 3,4 Milliarden Euro an liquiden Mitteln zur Verfügung "oder 22 Prozent einer Monatsausgabe" - vorgeschrieben sind 50 Prozent. Bleibe die Entwicklung der Wirtschaft hinter den Erwartungen der Bundesregierung zurück, könne "sehr schnell die Notwendigkeit entstehen, im Herbst Teile der monatlichen Raten auf den Bundeszuschuss vorzeitig in Anspruch zu nehmen, um die Liquidität zu gewährleisten".

      Deshalb fordert der VDR-Chef, den "Zielwert der Schwankungsreserve", den die Bundesregierung in den vergangenen Jahren von ursprünglich einer auf eine halbe Monatsausgabe gesenkt habe, wieder auf den alten Wert anzuheben. Er wiederholte den Hinweis des Verbandes, dass schon "verhältnismäßig geringe Abweichungen von der unterstellten Entwicklung" die Rentenversicherung in eine "angespannte Finanzlage" bringen könnten.




      Zur Sache
      VDR berät Politik
      Der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) ist ein freiwilliger Zusammenschluss der 26 Träger der Gesetzlichen Rentenversicherung. Er berät Regierung sowie Parlament und informiert die Öffentlichkeit über Rentenprobleme und Alterssicherung. Der Vorsitzende der Lobby und sein Stellvertreter werden im jährlichen Wechsel von den Vertretern der Versicherten und den Arbeitgebern im Verband gestellt. Derzeit steht der ehemalige DGB-Mann Erich Standfest als Repräsentant der Versicherten an der Spitze. wal



      Die Rürup-Kommission, die Vorschläge für die langfristige Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme erarbeiten soll, hat für die Entlastung der Beitragszahler neben einer Änderung der Rentenanpassungsformel die Erhöhung der Altersgrenzen vorgeschlagen. Mit Blick darauf betont Standfest die Notwendigkeit, auf "betrieblicher, tarifpolitischer und gesetzlicher Ebene", die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ältere Arbeitnehmer "wirklich länger erwerbstätig bleiben können". Dem schließt sich der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Heinrich Tiemann, an. Er hebt hervor, dass der Trend zur Frühverrentung gestoppt werden müsse. Hier seien auch die Unternehmen gefordert.

      Würden die Vorschläge der Kommission umgesetzt, unterstreicht Standfest, können die bei der letzten Rentenreform gesetzten langfristigen Beitragsziele eingehalten werden. Allerdings nur zu Lasten einer weiteren Reduzierung des Rentenniveaus. Ansonsten zeigt sich der VDR zufrieden, dass das professorale Gremium in vielen Punkten mit seinen Auffassungen übereinstimmt - etwa bei der Ablehnung der steuerfinanzierten Grundrente.

      fr-aktuell.de
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      schrieb am 14.05.03 20:23:55
      Beitrag Nr. 2.755 ()
      Auch für den richtigen Durchblick müssen die Patienten zahlen

      Entwurf zur Gesundheitsreform soll schnell ins Parlament / Weiter Streit über Tabaksteuer / Schmidt kommt Ärzten entgegen


      Von Karl Doemens



      Knapp 380 Seiten stark ist der Wälzer, und bei seiner kompletten Umsetzung würde die gewaltige Summe von 20 Milliarden Euro aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung herausoperiert. Die Arbeiten der Fachleute im Ministerium an der Gesundheitsreform sind abgeschlossen, und trotzdem trägt das Paragrafenwerk nicht den üblichen Titel "Referentenentwurf". Das Opus heißt "Arbeitsentwurf" - ein Verfahrenstrick. Um die parlamentarische Behandlung zu beschleunigen, sollen nämlich die rot-grünen Regierungsfraktionen das Werk Anfang Juni unter ihrem Briefkopf in den Bundestag einbringen.

      "An der politischen Linie wird sich wenig ändern", glauben Insider. Zumindest die Überschriften sind von der Koalition längst vorgegeben: Mehr Effizienz und Qualität soll in das Gesundheitswesen gebracht werden, mehr Wettbewerb in die Beziehung zwischen Kassen und Leistungserbringern und eine spürbare Entlastung der Arbeitgeber von den Abgaben.

      Im Detail aber ist noch manches ungeklärt. So geht der Entwurf von einem Steuerzuschuss von 4,5 Milliarden Euro für versicherungsfremde Leistungen rund um die Mutterschaft vor. Finanzminister Hans Eichel will aus der erhöhten Tabaksteuer aber nur 2,8 Milliarden Euro überweisen. Auch Nachfragen zu den Einsparungen durch das neue Hausarztmodell oder den Regelungen für die Sehhilfen beantwortet das Gesundheitsministerium ausweichend. Erstes könne man nicht exakt beziffern, zweites müssten Ärzte und Kassen festlegen. Klar ist: Für normale industrielle Brillengläser gleich welcher Stärke werden AOK, Barmer & Co. nicht mehr löhnen. Auch verschreibungsfreie Pillen und künstliche Befruchtung sollen die Versicherten selbst bezahlen.

      Die Zuzahlung für Medikamente steigt je nach Packungsgröße auf vier, sechs oder acht Euro. Wer grundsätzlich zunächst zum Hausarzt geht oder sich in ein Chronikerprogramm einschreibt, dem wird der halbe Betrag erlassen. In diesem Fall entfällt auch die neue Praxisgebühr. Ansonsten kostet jeder Gang zum Fachmediziner (außer Kinder-, Augen- und Frauenarzt) 15 Euro. Der Tag im Krankenhaus soll sich von neun auf zwölf Euro verteuern.

      Das Krankengeld wird nur rechnerisch aus dem Leistungskatalog entfernt: Künftig müssen die Arbeitgeber dafür keinen Beitrag mehr entrichten. Ansonsten bleibt alles wie bisher. Eine private Police soll es nicht geben. Vielmehr verabschiedet sich Rot-Grün von der hälftigen Finanzierung der Krankenkassenbeiträge durch Arbeitgeber und Beschäftigte. Das Verhältnis soll laut Gesetzesentwurf dann 47 zu 53 betragen - mit dem größeren Anteil für die Versicherten.

      Immerhin: Die Patientenversorgung soll durch die Reform besser werden. Ein Zentrum für Qualität in der Medizin soll Behandlungsleitlinien erarbeiten und Kosten-Nutzen-Bewertungen für neue Medikamente erstellen. Ursprünglich sollte dieses Institut aus Steuermitteln finanziert und als eigene Anstalt ohne Einfluss der Lobbygruppen geführt werden. Nun rudert Ministerin Ulla Schmidt (SPD) zurück: Auch Kassen und Kassenärzte sitzen im Mammutkuratorium von 22 Organisationen. Vor allem teilen sie sich mit dem Ministerium die Kosten von jährlich 25 bis 50 Millionen Euro. Beobachter fürchten, dass sich die altbekannte Selbstblockade der Spitzenorganisationen fortsetzen könnte, zumal keine Fristen für die Umsetzung der Empfehlungen mehr genannt werden.

      Auch bei der Verpflichtung der Mediziner zur Fortbildung zeigt sich Schmidt milde. Bislang sollten die Doktoren ihre Kassenzulassung verlieren, wenn sie innerhalb von fünf Jahren keinen Kurs machen. Nun wird ihnen zusätzlich eine Nachholfrist von einem Jahr eingeräumt. Bislang nicht eingeknickt ist Schmidt bei ihrem Vorhaben, AOK, Barmer & Co. von 2005 an den Abschluss von direkten Verträgen mit Fachärzten zu erlauben.

      Und was bringt die Reform den Versicherten? Das ist noch nicht abzusehen, weil viele Vorhaben der Zustimmung des Bundesrates bedürfen und im Herbst ein hartes Ringen mit der Opposition einsetzen dürfte. Klar ist: Selbst wenn das Paragrafenwerk komplett zum Jahreswechsel in Kraft träte, würde zunächst vor allem der Beitrag der Arbeitgeber um etwa einen Punkt sinken. Die Arbeitnehmer werden allenfalls mittelfristig entlastet.
      fr-aktuell.de
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      schrieb am 14.05.03 20:27:51
      Beitrag Nr. 2.756 ()
      Unter anderem bei der Rente


      Eichel plant neue Sozialeinschnitte



      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat für 2004 eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. Im kommenden Jahr sei es absolut zwingend, einen „verfassungsgemäßen Haushalt“ aufzustellen und die europäische Verschuldungsgrenze einzuhalten, sagte Eichel der „Frankfurter Rundschau“. Dies sei auch mit dem Bundeskanzler besprochen. Dabei denkt er auch an Sozialeinschnitte, unter anderem bei der Rente.


      Hans Eichel will die Sparschraube weiter anziehen. Foto: dpa


      HB/dpa BERLIN. Für 2003 erwartet der Minister eine Neuverschuldung des Bundes von mehr als 30 Mrd. €. Fachleute der Koalition gehen nach dpa-Informationen inzwischen von knapp 40 Mrd. € aus. Damit liegt der Haushalt weit über der von den geplanten 26,7 Mrd. Investitionen gezogenen Verfassungsgrenze.

      Nach Angaben von Eichel wird die geplante Tabaksteuererhöhung nur 2,5 Mrd. € einbringen statt der von den Gesundheitspolitikern erwarteten 4,5 Milliarden. Damit sollen versicherungsfremde Leistungen in dieser Höhe finanziert werden.

      Zugleich wurde am Mittwoch am Rande der laufenden amtlichen Steuerschätzung in Lübbenau bekannt, dass Bund, Länder und Gemeinden mit weit größeren Steuerausfällen rechnen müssen als nach letzten Vorberechnungen des Bundesfinanzministeriums zu erwarten. Hintergrund sind auch Differenzen über die optimistische Wachstumsannahme der Bundesregierung für 2003 von 0,75 %, gegen die einige Institute dem Vernehmen nach bereits am Dienstag opponiert hatten. Deren unterster Wert liegt bei 0,25 %. Da die Schätzung aber die Wachstumsannahme des Bundes von 0,75 % zu Grunde legen muss, werden sich dem Vernehmen nach erhebliche negative Abweichungen bei den Berechnungen der einzelnen - mehr als 40 - Steuern ergeben. Dies betreffe auch die Körperschaftsteuer.

      „Die Schätzvorschläge des Bundesfinanzministeriums sind nicht zu halten“, hieß es auf Nachfrage in Schätzerkreisen. Dabei sähen diese Vorberechnungen schon neun Mrd. € an Mindereinnahmen 2003 und jeweils „viel größere Beträge in den Folgejahren bis 2006“ vor. Eichel will die Ergebnisse der Schätzung an diesem Donnerstag in Berlin vorstellen.

      Das Bundespresseamt gab noch einmal Eichels Defizit-Erläuterungen vom Vortag in Brüssel wieder. Dieser hob dabei hervor, dass die EU von Deutschland keine weitergehenden Reformen als die Agenda 2010 verlangt habe.

      Angesichts der allgemeinen Haushaltsmisere kam es in der Union zur Auseinandersetzung über eine höhere Mehrwertsteuer. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) forderte - unterstützt vom Unions-Finanzpolitiker Friedrich Merz (CDU) - in der „Bild“-Zeitung eine Ende der „unsäglichen“ Diskussion. Damit bremsten sie den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU) aus, der eine solche Erhöhung zur Senkung der Sozialbeiträge verwenden will.

      Auch Bundesbankpräsident Ernst Welteke (SPD) warnte in der „Berliner Zeitung“ vor einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Für den Fall einer wirtschaflichen Krise schloss er jedoch nicht aus, die Kosten des Sozialstaats weiter zu kürzen und die Mehrwertsteuer anzuheben. Zunächst müsse die Bundesregierung aber versuchen, das Problem durch einen strikten Sparkurs zu lösen.

      Ebenso wurde die Diskussion über die Besteuerung von Arbeitnehmer- Schichtzuschlägen fortgesetzt. Der DGB wies diesen Vorschlag der SPD- Regierungschefs von Nordrhein-Westfalen (NRW) und Berlin, Peer Steinbrück und Klaus Wowereit (beide SPD) zurück. Sonst müssten Arbeitnehmer und Arbeitgeber auch höhere Sozialbeiträge leisten.

      Angesichts der desolaten Finanzlage forderte die Finanzsprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Christine Scheel, die Bundesregierung auf, die Reformen voranzubringen. Mehr Realismus betreffe auch den nächsten Etat der Bundesanstalt für Arbeit, dessen Zuschuss die Bundesregierung für 2003 zunächst auf Null gesetzt hatte und nun mit der Bundesanstalt für Arbeit bei acht Mrd. € sieht.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 14. Mai 2003, 19:52 Uhr
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      schrieb am 14.05.03 20:46:49
      Beitrag Nr. 2.757 ()
      USA mit Rekorddefizit

      Jochen Steffens

      Keine Anzeichen der Besserung oder anders: Was erwarten die amerikanischen Anleger? In den USA ist im März das zweitgrößte Handelsdefizit in der Geschichte der Vereinigten Staaten verzeichnet worden. Ein Handelsdefizit von 43,5 Mrd. Dollar. Nur im Dezember letzten Jahres war es mit 44,9 Mrd. Dollar noch höher.

      Die Ausfuhren hatten einen Wert von nur 82,2 Mrd. Dollar, während die Einfuhren einen Wert von 126,3 Mrd. Dollar erreichten. Damit übersteigen die Ausfuhren die Einfuhren im Wert um mehr als 50 %.

      Begründet wird diese schlechte Entwicklung mit Ölimporten auf Rekordniveau. Diese hatten mit dem Irakkrieg zu tun, da ein Ende der Lieferungen aus dem Nahen Osten befürchtet werden musste. Daneben habe auch die Krise in Venezuela dazu geführt, dass die Raffinerien die Bestände aufgestockt haben. Als weiterer Grund für das Handelsdefizit wird angegeben, dass der hohe Ölpreis die weltweite Konjunktur abgeschwächt habe und dadurch auch die Nachfrage nach US-Produkten gesunken sei.

      Jetzt soll es der schwache Dollar regeln. Doch im Moment sieht es auch hier nicht rosig aus. Aufgrund der gesamtweltwirtschaftliche Lage ist kaum damit zu rechnen, dass sich die Nachfrage nach US-Produkten trotz des schwachen Dollars deutlich belebt. So bleibt im Moment nur der negative Effekt des schwachen Dollars, dass sich die Kosten der Einfuhren sogar noch steigern und sich das Defizit damit vergrößert (sofern die Importe nicht abnehmen).

      Im Gegensatz zu den Amerikanern haben die Europäer einen Rekordüberschuss erzielt. Hier fallen besonders die gestiegenen Exporte in die USA auf. So kletterte der Exportüberschuss auf 126,2 Mrd. Euro. Doch dies sind Zahlen aus dem Jahr 2002, so dass der hohe Euro-Wechselkurs sich noch nicht abschwächend ausgewirkt hat. Vor allem die Auto- und Maschinenbauer haben hier das Ergebnis positiv beeinflusst. Für dieses Jahr ist mit einem deutlichen Absinken der Exporte in die USA zu rechnen, da der schwache Dollar und die geringen Autoverkaufszahlen in den USA sich überproportional negativ auswirken werden.

      Für Deutschland wurde das höchste Handelsbilanzdefizit im Warenverkehr mit Irland registriert. Aus Irland wurden immerhin für 9,2 Mrd. Euro mehr Güter importiert als exportiert. Japan steht an zweiter Stelle mit einem Negativbetrag von 6,9 Mrd. Dollar.

      Der Umsatz des US-Einzelhandels ist um 0,1 % zurückgegangen ist. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,4 bis 0,6 % nach zuvor 2,1 %. Ohne Benzin ist hier allerdings ein Anstieg von 0,4 % zu verzeichnen. Der Umsatz ohne Autoverkäufe ist um 0,9 % zurückgegangen.

      Schwere Kost für die Bullen in Amerika. Ich bin gespannt, wie die amerikanischen Indizes diese Nachrichten verarbeiten.

      Gold steigt wie erwartet weiter. Seit der Kaufempfehlung beim Bruch der 340 Dollar bereits um 13 Dollar auf 353 Dollar. Hier rechne ich mit mindestens den Höchstkursen von 380–390 Dollar.

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      Die Börse und das Equipment

      von Jochen Steffens

      Hier in der Provence ist es immer noch sonnig und sehr warm, nur vereinzelte Wolken zeigen sich. Aber seit heute morgen weht ein kalter Wind: Mistral. So ist es windgeschützt in der Sonne zu heiß und im Wind oder Schatten zu kalt. Leider kann ich hier nicht richtig traden, der Internetanschluss ist zu langsam, ich vermisse es ein wenig. Das führt mich zu einem anderen Thema: Immer wieder erhalte ich Anfragen, was ich denn für ein Equipment benutze.

      Zwei Punkte sind hier wichtig. Erstens: Halten Sie Ihre laufenden Kosten so gering wie möglich. Die zweite Regel, die leider zumeist entgegengesetzt zur Ersteren wirkt: Wichtig ist ein verlässliches, schnelles und gutes Informationssystem. Aus diesen beiden Komponenten muss man sich aus dem großen Angebot an Börsendateninformationssystemen die passenden für seine Art des Anlagehorizonts zusammenstellen. Da kann man keinen pauschalen Ratschlag geben.

      Ein Langfristanleger braucht zum Beispiel keine Intradaypush-Kurse. Er kommt auch mit den überall kostenlos angebotenen 15 Minuten zeitverzögerten Kursen aus.

      Ein Daytrader braucht hingegen die schnellsten und besten Informationssysteme. Dabei ist auch eine sehr schnelle und zuverlässige Internetverbindungen wichtig. So bleibe ich zurzeit bei einem etwas teureren regionalen Anbieter für DSL, der sehr zuverlässig ist (ich hatte im letzten Jahr nur insgesamt 2 Ausfälle und bin jeden Handelstag mindestens 15 Stunden online).

      Als Börsendateninformationsdienst benutze ich WinBis, da ich das ProfiChart-Tool sehr gelungen finde. Aber hier gibt es auch andere, wie zum Beispiel Taipan. Sie sollten sich wirklich ausreichend Zeit nehmen, die verschiedenen Testangebote auszuprobieren. Brauchen Sie mehr Indikatoren? Oder vielleicht keine Charts und nur Kurse? Jeder Jeck ist anders, wie man in Köln sagt.

      Anders ist es bei den Brokern. Hier reicht ein Satz: Halten Sie Ihre Depot/Transaktionskosten so niedrig wie möglich. Besonders wenn Sie viel traden. Da kommen in einem Jahr beachtliche Kosten für Transaktionen zusammen, so dass sich kleine Unterschiede deutlich auswirken können. Zu den Brokern werde ich aber in den nächsten Wochen noch mehr schreiben.

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      Lufthansa leidet unter der internationalen Luftfahrtkrise

      von jochen Steffens

      Seit geraumer Zeit wird von der internationalen Luftfahrtkrise gesprochen. Da kann sich auch die Deutsche Lufthansa nicht entziehen. Angesichts von Terroranschlägen, Irak-Krieg und der damit verbundenen zunehmenden Reise-Unlust, angesichts sinkender Firmengelder für Flugreisen (immer mehr Businesskunden steigen auf die Billigangebote um), angesichts SARS, ist es kein Wunder, dass es den Luftlinien schlecht geht.

      So hat die Deutsche Lufthansa im ersten Quartal 2003 einen operativen Verlust von 415 Mio. Euro verbuchen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 12 Mio. Euro erzielt. Analysten waren nur von einem Minus von 300 Mio. Euro ausgegangen.

      Auch aufgrund dieser Zahlen hat nun Lufthansa ihre Prognose für das Gesamtjahr herunter geschraubt und rechnet nun auch hier nur noch mit einem operativen Verlust. Die Anleger reagierten enttäuscht und der Kurs der Aktie gab um über 3 % ab. Zu der exakten Höhe des Verlustes wollte die Lufthansa allerdings keine genaueren Angaben machen.

      Vielleicht erinnern Sie sich noch, ich hatte die deutsche Lufthansa auf die Watchliste gesetzt und nach einem Irakkrieg als empfehlenswert erartet. Doch angesichts SARS hatte ich hier dann doch zur Vorsicht geraten. SARS ist wieder ein Beispiel dafür, dass man an den Börsen auch immer mit dem Unvorhersehbaren rechnen muss. Ich bleibe noch bei Rating: im Moment kein Kauf, aber trotzdem, die Lufthansa könnte bald interessant werden.
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      Fraport leidet mit

      von Jochen Steffens

      Aber auch bei dem Flughafenbetreiber Fraport wirken sich SARS und der Irakkrieg negativ aus. So ist das Passagieraufkommen am Frankfurter Flughafen im April um 5 % gesunken. Aber es blieb damit über den schlechten Erwartungen. Insgesamt sind 3,71 Mio. Passagiere von Frankfurt abgeflogen oder angekommen. Das Frachtaufkommen stieg leicht um 1 % auf 121.724 Tonnen.

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      Bärenmarktrallys sind nicht ungewöhnlich

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Aktienmarkt hat seine komische Anziehungskraft verloren. Vorbei sind die Zeiten der späten 1990er – als die Leute erwarteten, über Nacht reich zu werden. Jetzt glauben diese Leute zwar, dass sie mit Aktien zumindest langsam reich werden – aber es macht nicht soviel Spaß, Leute zu beobachten, die über einen langen Zeitraum Geld verlieren.

      Nebenbei – ein langer Bärenmarkt hat immer wieder Phasen, in denen die Aktien über einen längeren Zeitraum nicht fallen – sondern steigen. Es ist nicht ungewöhnlich für einen großen Bärenmarkt, dass die Aktienkurse für Monate ... oder sogar Jahre ... steigen, bevor sie dann ein neues Tief erreichen. In Japan z.B. hat der Nikkei 5 größere Rallys hingelegt ... auf seinem Weg zu einem 20-Jahres-Tief und Kursen, die 80 % unter dem Top lagen. Und immer wenn die Aktienkurse steigen, dann erhalte ich emails von "Börsengurus", die ihren Rat anbieten, so wie letztens: "Der Aktienmarkt ist schon um 1.000 Punkte gestiegen ... der größte Fehler, den Sie jetzt machen können, ist, jetzt angesichts dieses historischen Bullenmarktes abseits zu stehen ..."

      Und natürlich gibt es diese "Ich hab es Ihnen ja gesagt"-Interviews mit der Staranalystin Abby Joseph Cohen (die daueroptimistisch ist) ... und all den Leuten, die sich für Genies halten, nur weil sie richtig geraten haben. Die jüngsten Umfragen (von Investors Intelligence) zeigen, dass 55,8 % der Analysten bullish sind, und nur 24,4 % auf der Bärenseite stehen. Es ist etwas demütigend ... und auch unlustig ... wenn die Mehrheit dieser Clowns richtig liegt, und sei es auch nur für eine Woche oder zwei.

      Aber Gottseidank haben wir ja noch die Anleihen und den Dollar. Letztes Wochenende ist dem US-Finanzminister rausgerutscht, dass er es nicht schlimm fände, wenn der Dollar noch tiefer fallen würde. Von 1995 bis 2002 hat der Dollar auf handelsgewichteter Basis 47 % zugelegt. Und in den letzten Monaten hat er auf dieser Basis nur 9 % verloren, so Stephen Roach. Das bedeutet, dass er noch deutlich fallen kann.

      Die Fed und das US-Finanzministerium tun alles, was sie können, damit das auch der Fall sein wird. Die jüngsten Zahlen zeigen dass das Geldangebot (gemessen an der Geldmenge M3) um wöchentlich 55,4 Mrd. Dollar zugelegt hat. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dann wird die Geldmenge M3 in den nächsten 12 Monaten um 2,5 Billionen Dollar gewachsen sein!

      Dennoch denken die Käufer von US-Staatsanleihen, dass sie Geld machen können – und verrückter noch, sie denken, dass sie sich dadurch vor Verlusten absichern können –, indem sie Anleihen mit niedriger Verzinsung kaufen, zu einer Zeit, in der die Fed alles tut, was sie kann, um die Währung, in der die Anleihen notiert sind, zu zerstören.

      Und die Amerikaner glauben generell, dass sie sich trotz des Wertverlustes des Dollar weiter durchwursteln können, ohne ihren eigenen Reichtum oder ihren Lebensstandard zu verlieren.

      Stephen Roach schreibt dazu: "Ich glaube weiterhin, dass eine scharfe Dollar-Abwertung die wichtigste Kraft ist, um die US-zentrierte Weltwirtschaft zu rebalancieren. Die Auswirkungen von real höheren Zinssätzen werden sich in einer Schwächung der US-Nachfrage widerspiegeln – eine Schlüsselvoraussetzung dafür, dass Amerika wieder seine Ersparnisse auf historische Niveaus bringt."

      Fazit: Die Amerikaner werden damit aufhören, Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht mehr von Leuten bekommen, die sie nicht besonders mögen (den Ausländern).

      Fazit 2: Eine Rezession steht uns bevor.
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      Schwacher Dollar beunruhigt Investoren nicht

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      "Liebling, ich habe den Dollar geschrumpft" – diese monetäre Komödie mit den Co-Produzenten Ben Bernanke und US-Finanzminister Snow läuft schon ziemlich lange. Die Story mag für Ausländer wenig ansprechend sein, aber die Kleinanleger in den USA lieben sie.

      Der Dollar ist gegenüber dem Euro auf ein 4-Jahres-Tief gefallen, der Nasdaq ist auf ein 11-Monats-Hoch gestiegen. Aber der schwache Dollar hat die Aktienmarktinvestoren nicht beunruhigt. Die Message ist klar: Solange der PREIS von dollarnotierten Anlagen wie Aktien und Anleihen steigt, scheint es den US-Investoren egal zu sein, dass der WERT der dollarnotierten Anlagen fällt.

      Die Rendite der 10jährigen Anleihen liegt jetzt bei 3,65 %. Die Rally am Anleihenmarkt ist vor dem Hintergrund des kollabierenden Dollar sehr überraschend ... wie passt das zusammen? Warum sollte heutzutage jemand langfristige US-Anleihen kaufen wollen, wo doch die Fed offen gesagt hat, dass sie eine Inflation will? James Grant meinte dazu, dass die Investoren langfristige Anleihen immer noch als Investments sehen, die "risikofreie Erträge" bieten.

      Es ist schon bedenklich, wenn der US-Finanzminister Snow die Dollarschwäche begrüßt. Was für eine Chance hat der Dollar, wenn selbst seine Beschützer ihn weiter fallen sehen wollen? An der Wall Street hingegen proklamieren die Bullen, dass ein schwacher Dollar gut für die Aktienkurse ist, da er die US-Multis im internationalen Wettbewerb wettbewerbsfähiger macht. Tobias Levkovich, Analyst bei Smith Barney, schrieb in einer Analyse für seine Kunden: "Der Kollaps des Dollar kann und wird für Unternehmen, die ihr Geschäft außerhalb der USA machen, bessere Gewinne bedeuten."

      Ich bin nicht überzeugt. Ich glaube, dass ein kollabierender Dollar keine gute Sache ist. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich das negativ auswirken würde – sowohl für die US-Volkswirtschaft als auch für den Aktienmarkt ...

      Die Technologieaktien steigen, obwohl der Technologiesektor weiter Arbeitsplätze abbaut. Wie kann das sein? Ein Teil der Erklärung ist, dass die Investoren HOFFEN, dass sich das Umfeld im Technologiesektor in der zweiten Jahreshälfte verbessern wird. Ein anderer Teil der Erklärung ist die Tatsache, dass die Armeen der Wall Street "Analysten" immer wieder steigenden IT-Ausgaben und deshalb auch steigende Unternehmensgewinne der Technologiefirmen voraussagen.

      Da zählt es wenig, dass sich die oft erwartete wirtschaftliche Erholung des Technologiesektors noch nicht materialisiert hat. Solange die Wall Street Analysten, ihre fröhliche Geschichte erzählen, werden die Kleinanleger in Scharen Technologieaktien kaufen. Aber was passiert, wenn die Märchenerzähler ihre Jobs verlieren? Wer wird dann das Märchen vom sich erholenden Technologiesektor verbreiten? Wer wird dann die Kleinanleger dazu veranlassen, überteuerte Technologieaktien zu kaufen? Viele Märchenerzähler haben bereits ihre Arbeit verloren.

      Die amerikanischen Brokerhäuser haben in den 22 Monaten bis Februar 2003 80.400 Jobs abgebaut (Quelle: Securities Industry Association). Das sind mehr als 10 % der Belegschaft, die es zum Top der Spekulationsblase gab. In New York betrug der Verlust sogar schmerzhafte 20 %. Derzeit steigt die Nasdaq imposant. Aber die Technologieaktien können es sich nur schwer leisten, mehr von den Märchenerzählern zu verlieren.

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      Der Trade der Dekade sieht immer noch gut aus

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Goldpreis ist wieder ein bisschen höher gestiegen. Vor 20 Jahren – als die Aktienkurse im Keller waren und der Goldpreis auf einem historischen Hoch – konnte man für eine einzige Feinunze Gold alle 30 im Dow Jones enthaltenen Aktien kaufen, und man hatte sogar noch etwas Geld übrig. Vor ein paar Jahren gab es dann einen anderen Meilenstein – ein historisches Tief für den Goldpreis und ein historisches Hoch für die Aktienkurse. Man brauchte 42 Feinunzen Gold, um alle Aktien des Dow Jones kaufen zu können. Heute sind die Aktien nicht mehr so teuer wie im Jahr 2000, und der Goldpreis ist etwas gestiegen. Aber man braucht immer noch 25 Feinunzen Gold, um alle Aktien des Dow Jones kaufen zu können. Meine Einschätzung: Man wird wieder mit einer Feinunze Gold alle Aktien des Dow Jones kaufen können, bevor diese Episode zu Ende ist.

      Ich weiß nicht, wie oder wann das der Fall sein wird, aber mein vorgeschlagener "Trade der Dekade" – kaufen Sie Gold, verkaufen Sie Aktien – sieht immer noch gut aus...


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      Eine weitere Rally ist durchaus drin

      von James Davidson

      Der Krieg im Irak ist vorbei. Die Guten haben gewonnen. Ich möchte hier über die Auswirkungen des Irakkriegs für Sie als Investor schreiben – und die politische Seite ignorieren. Der Krieg hat bereits zwei potenziell profitable Trends verursacht. Zunächst einmal den scharfen Rückgang der Erdölpreise. Rohöl für Juni-Lieferung steht bei gut 26 Dollar pro Barrel, in der Hoffnung, dass am Markt bald wieder die irakischen Exporte auftauchen werden.

      Nicht nur der Rohölpreis fällt – sondern auch der Dollar. Seitdem die Statue von Saddam Hussein in Bagdad gestürtzt wurde – am 9. April –, hat der Dollar gegenüber dem Euro über 7 % verloren. Der Sieg im Irak hat auch eine antizipierte starke Rally gebracht – bei den Aktienkursen. Es war die erste Rally des gesamten Bärenmarktes, die es über den 40-Wochen gleitenden Durchschnitt schaffte. Das ist ein ziemlich bullisches Signal, obwohl es nicht notwendigerweise den Start eines neuen Bullenmarktes bedeutet. Das ist nur eins der möglichen Szenarien.

      Es stimmt wohl, dass die Bullen derzeit wieder das Sagen haben. Der Anteil der Bullen liegt mit 55,8 % so hoch wie nie in den letzten Jahren. Paradoxerweise legen die Märkte selten eine Rally hin, wenn die Stimmung zu bullisch ist.

      Damit will ich nicht sagen, dass eine weitere Rally unmöglich ist. Der Markt kann durchaus weiter steigen. Es ist nicht so unwahrscheinlich wie 6 Richtige im Lotto zu haben – es könnte durchaus möglich sein. Aber die bullische Stimmung spricht dagegen, dass man jetzt Call-Optionsscheine komfortabel halten sollte. Es gibt einfach zu wenig negative Stimmung (was sich im Put/Call-Verhältnis widerspiegelt).

      Der kritische Test findet gerade jetzt statt. Der Markt könnte weiter steigen. Aber historisch gesehen finden 80 % der Marktgewinne zwischen den Monaten Oktober und April statt. Die zweiten und dritten Quartale sind normalerweise schwieriger zum Geldverdienen mit Aktien. Mal sehen, ob das diesmal anders ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich der politische Sieg im Irak in Gewinnen am Aktienmarkt widerspiegeln wird.
      -------------
      investorverlag.de
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      schrieb am 14.05.03 21:03:15
      Beitrag Nr. 2.758 ()
      Der langfristige Dax




      Der oben abgebildete Dax-Verlauf ab dem Jahr 1995 wurde am 13. Mai 2003 aktualisiert.
      Drei Pfeile mit fetten Spitzen markieren jeweils das wahrscheinliche Ende einer 5., 6. und 7. Welle seit dem großen Tief des Jahres 1974. Die erste dieser Wellen war nahezu acht Jahre lang und die folgenden wurden immer kürzer. Aus Gründen der Fibonacci-Systematik ist nach der 8. Welle (am Beginn einer 9.) mit einer ausgeprägten Erholung zu rechnen, und am Ende einer 13. Welle dürfte das Ende der Baisse erreicht sein.
      Die kleineren Pfeile weisen auf je 5 Unterwellen hin. Die fünfte Unterwelle der 5. Welle (Fibonacci-Zahlen) führte zum Langzeitkursgifel der Dax-Advance-Decline-Linie, die seitdem fällt. Beim Dax ergab sich der Kursgipfel erst in der 6. Welle (keine Fibonacci-Zahl), weil in langfristiger Hinsicht die vorauslaufende Advance-Decline-Linie maßgebend war.

      Am 30. April 2003 neu überarbeitet :
      Am 12. März 2003 bildete sich in der zur Zeit laufenden 7. Welle ein Zwischentief aus. Damit endete wahrscheinlich eine 4. und begann zugleich eine 5. Unterwelle, die möglicherweise, wie mit einem fetten Pfeil angedeutet, zusammen mit der 7. Welle bei rund 1700 enden kann. In unserem Börsenbrief beschreiben wir nähere Einzelheiten.

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      alle Rechte vorbehalten.
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      http://www.bogen-gmbh.de/dax-chartbeispiele.html
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      schrieb am 14.05.03 21:26:40
      Beitrag Nr. 2.759 ()
      Abraham Lincoln - aktueller denn je
      «Ich sehe in naher Zukunft eine Krise heraufziehen. In Friedenszeiten schlägt die Geldmacht Beute aus der Nation, und in Zeiten der Feindseligkeiten konspiriert sie gegen sie. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie, selbstsüchtiger als eine Bürokratie. Sie verleumdet all jene als Volksfeinde, die ihre Methode in Frage stellen und Licht auf ihre Verbrechen werfen. Eine Zeit der Korruption an höchsten Stellen wird folgen, und die Geldmacht des Landes wird danach streben, ihre Herrschaft zu verlängern, bis der Reichtum in den Händen von wenigen angehäuft und die Republik vernichtet ist.»

      Abraham Lincoln, US-Präsident, 21.11.1864
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:16:41
      Beitrag Nr. 2.760 ()
      Hans im Unglück - Droht die Rezession?

      Die schlechten Nachrichten über die Finanzmisere in den Staatskassen reißen nicht ab: 126 Milliarden Euro weniger als erwartet nehmen die öffentlichen Haushalte in den kommenden drei Jahren nach Angaben der Steuerschätzer ein. Auf Grund der Milliardenlöcher im deutschen Staatshaushalt soll der Sparkurs jetzt weiter verschärft werden. Damit nicht genug: In den ersten drei Monaten des Jahres kam auch noch das Wirtschaftswachstum zum erliegen.
      Deutsche Wirtschaft geschrumpft Am Rande einer Rezession
      Video Sparkurs T-DSL
      Leere Kassen Diskutieren Sie mit!

      Ausfälle sind dramatisch höher als erwartet
      Bis zum Jahr 2006 addieren sich die Ausfälle in den öffentlichen Haushalten im Vergleich zu den bisherigen Annahmen auf rund 126 Milliarden Euro. Das rechnete der Arbeitskreis Steuerschätzung aus. Zuvor war stets von Ausfällen von 40 bis 50 Milliarden Euro im Vergleich zur Steuerschätzung vom Mai 2002 die Rede gewesen.

      Ausgeglichener Haushalt in weiter Ferne
      "Wir leben über unsere Verhältnisse", sagte Finanzminister Hans Eichel und kündigte weitere Einsparungen an. Alle Leistungen müssten auf den Prüfstand. Bei den Steuersenkungen 2004 und 2005 müsse es aber bleiben. Ein Datum für einen ausgeglichenen Haushalt will Eichel nicht mehr nennen - Ziel sei es aber, noch in diesem Jahrzehnt ohne Schulden auszukommen.

      Zahl mit neun Nullen
      126.000.000.000 Euro - eine Zahl mit neun Nullen. Stellt man dieser Summe das durchschnittliche Jahresgehalt der Bundesbürger von rund 26.000 Euro entgegen, entspräche dies den Gehältern von rund 4,7 Millionen Beschäftigten in einem Jahr.

      Droht die Rezession?
      Erst am Morgen hatte das Statistische Bundesamt bekannt gegeben, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal verglichen mit dem Schlussquartal 2002 um 0,2 Prozent gesunken ist. Mit dieser Hiobsbotschaft steigt das Risiko, dass Deutschland in diesem Frühjahr in die Rezession abgleitet. Von einer Rezession spricht man, wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft.

      Erstes Quartal ist besonders wichtig
      Die schlechten Zahlen für das erste Quartal stellen auch die erst vor wenigen Wochen nach unten revidierte Wachstumsprognose der Bundesregierung von 0,75 Prozent für das Gesamtjahr 2003 schon wieder in Frage. Die Prognose der Regierung basiert noch auf der Annahme, dass die Wirtschaft im ersten Quartal um etwa 0,25 Prozent wachsen würde. Das erste Quartal ist für den Gesamtwert des Jahres rechnerisch besonders wichtig, da es die Ausgangsbasis für den Verlauf des Jahres erhöht.

      Rente auf dem Prüfstand
      Allein für 2003 fehlen im Bundeshaushalt bis zu 20 Milliarden Euro. Daher steht nun auch die Rente auf dem Prüfstand für weitere Kürzungen. Um die Fehlbeträge auszugleichen und neu zu investieren, erwartet der Finanzminister 2003 eine neue Verschuldung des Bundes von mehr als 30 Milliarden Euro. Fachleute der Koalition gehen inzwischen von knapp 40 Milliarden Euro aus. Damit liegt der Haushalt weit über der verfassungsgemäß gezogenen Grenze von 26,7 Milliarden für Investitionen.

      Grüne und FDP: Subventionen abbauen
      Auch Grünen- und FDP-Politiker fordern angesichts der prekären Haushaltslage einen verstärkten Abbau von Subventionen. Die Bundesbürger müssen sich wohl oder übel auf ein weiteres Sparpaket einstellen. In der Planung für den Bundeshaushalt 2004 klaffe bereits ein Loch von 16 Milliarden Euro, berichtet die "Berliner Zeitung" unter Berufung auf Regierungskreise.

      Kuhn will Eigenheimzulage kürzen
      Der Wirtschaftsexperte der Grünen im Bundestag, Fritz Kuhn, betonte in der Zeitung, die Subventionsliste des Bundes müsste ohne Tabus durchgegangen werden. Er nannte die Eigenheimzulage, Agrar- und Kohlesubventionen und schloss auch nicht aus, die Steuererleichterung für Nacht- und Sonntagsarbeit zu kürzen.


      dpa/rtr/t-news
      http://t-news.t-online.de/zone/news/inla/fina/ar/CP/ar-spark…
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:23:35
      Beitrag Nr. 2.761 ()
      Die EZB spielt mit dem Feuer – Rezession in Deutschland nun offiziell
      (15.05.2003)

      Deutschland befindet sich technisch in einer Rezession. Das steht jetzt fest, denn sein Bruttoinlandsprodukt ist nun zwei Quartale hintereinander gesunken. Damit liegt ein weiterer, gewichtiger Grund für eine neuerliche Zinssenkung im Euroraum vor. Die Zinsmärkte, allen voran die einschlägigen Terminmärkte, nehmen einen solchen Schritt bereits in den Kursen beziehungsweise Renditen vorweg.

      Wenn eine Rezession wie diese wesentlich von Konsumzurückhaltung geprägt wird, sinken die Preise vor allem für Verbrauchsgüter auf breiter Front. Da bereits deflationäre Tendenzen bestehen, verstärkt eine Rezession diese noch.

      Wir wissen nicht, was die Europäische Zentralbank (EZB) und Wim Duisenberg, ihr Präsident, wissen. Bekannt ist nur, dass Duisenberg in der vergangenen Woche erklärt hat, die Inflationsrate im Euroraum werde erst ganz spät in diesem Jahr unter die Marke von 2 Prozent sinken.

      Am Dienstag haben zwei andere hohe Vertreter der EZB, darunter Vizepräsident Papademos, mitgeteilt, die Inflation im Euroraum werde 2003 im Durchschnitt wahrscheinlich bei 1,7 Prozent liegen. Vielleicht wussten diese beiden mehr, als Duisenberg am vergangenen Donnerstag wissen konnte, doch sticht ins Auge, dass die Aussagen krass divergieren. Denn um einen Durchschnitt von 1,7 Prozent zustande zu bringen, müsste die Teuerung in den noch verbleibenden Monaten stark zurückgehen.

      Wenn sich die EZB angesichts der an allen Ecken und Enden drückenden Zahlen nicht dazu bewegen lässt, ihren Leitzins am 5. Juni gleich um 50 Basispunkte zu senken, könnte das Feuer, mit dem sie zweifellos spielt, leicht außer Kontrolle geraten.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber



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      Wussten Sie schon, dass...?
      (15.05.2003)

      Die Pensionsprogramme amerikanischer Unternehmen sind derzeit in der Rekordhöhe von mehr als 300 Milliarden Dollar unterfinanziert.


      ++ Quelle: Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC) ++


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:28:12
      Beitrag Nr. 2.762 ()
      05. 14:30
      US: Zahl der Unterstützungsempfänger steigt deutlich
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fiel in der jüngsten Woche um 13,000 auf 417,000 (Prognose: 440.000). Der Vierwochendurchschnitt der Erstanträge fiel um 7,500 auf 439,750. Die Zahl der anhaltenden Unterstützungsempfänger stieg um 120,000 auf 3.77 Millionen, der Vierwochendurchschnitt der anhaltenden Unterstützungsempfänger stieg um 57,000 auf 3.66 Millionen – und damit auf den höchsten Wert seit Juni 2002.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:30:27
      Beitrag Nr. 2.763 ()
      15.05. 14:34
      US: Erzeugerpreise schüren Deflationsangst
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Erzeugerpreise auf der Großhandelsebene fielen im April um 1.9% (Prognose:0,9%) und damit so stark wie nie zuvor. Die Kernrate, die Nahrungsmittel und Energie ausklammert, fiel um 0.9% (Prognose: 0.0%). Das war der größte Rückgang seit den 1.2% im August 1993. Diese Ergebnisse werden wahrscheinlich dazu beitragen, die bestehenden Sorgen um eine mögliche Deflation in den USA zu schüren. Eine Deflation könnte die schon zaghafte Wirtschaftserholung aus der Bahn werfen. Die Preise für Zwischengüter fielen um 2.2%. Die Kernrate der Preisentwicklung der Zwischengüter stagnierte. Die Preise für Güter in der ersten Produktionsstufe fielen um 16.3%, so stark wie nie zuvor. Der Kernindex für Rohölprodukte fiel um 1.3% und damit so stark wie seit Oktober 2001 nicht.
      -----------------------------------------------

      US: Lagerbestände auf 21-Monatshoch
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Lagerbestände stiegen im März um 0.4% (Prognose: 0.3%). Dies berichtet das Commerce Department zur Stunde. Die Lagerbestände wurden auf einen Wert von $1.172 Milliarden geschätzt, ein Hoch wie zuletzt im August 2001. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Lagerbestände um 4%. Im Februar waren die Lagerbestände um 0.6% gestiegen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:35:41
      Beitrag Nr. 2.764 ()
      15.05. 15:15
      US: Industrieproduktion fällt stärker als erwartet
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Industrieproduktion fiel im April um 0.5% (Prognose:-0,4%). Dies geht aus aktuellen Daten der Federal Reserve hervor. Die Kapazitätsausnutzung im April lag bei 74.4%, dem niedrigsten Stand seit 1983. Die Produktionsmenge in der herstellenden Industrie fiel um 0.6%.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:39:19
      Beitrag Nr. 2.765 ()
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:43:36
      Beitrag Nr. 2.766 ()
      Optimisten übernehmen die Führung

      ZEW-Umfrage unter Finanzexperten zeigt wachsende positive Einstellung zu Aktien


      von Volker Kleff

      Mannheim - Die Finanzexperten in Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen lassen sich von der gegenwärtigen Verschnaufpause an den Börsen nicht irritieren. Sie gehen fest von weiteren kräftigen Kursgewinnen für die nächsten Monate aus - vor allem in den USA und Europa. Für japanische Aktien sind die Experten weiterhin eher skeptisch eingestellt. Dies ist das Kernergebnis des aktuellen Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. ... (Welt, 15.5.03)
      Kommentar: Auf der einen Seite wird immer deutlicher, wie unsere Wirtschaft in eine Rezession bzw. Depression rutscht, auf der anderen Seite sind die “Experten” wieder optimistisch für Aktien. Wie die fatalen Umstände jedoch dauerhafte Kursgewinne rechtfertigen sollen, darüber schweigt man sich aus. Dabei kann es bei sinkenden Gewinnen in der Wirtschaft nicht zu dauerhaft steigenden Aktinekursen kommen. Ganz übersehen wird, daß Aktien im Gegensatz dazu immer noch völlig überbewertet sind und weiter einbrechen müssen.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 16:22:36
      Beitrag Nr. 2.767 ()
      Die Bullen sind zurück“


      Inhaltsverzeichnis
      Gut im Futter?
      Anleger mit Durchblick?
      Phantasievoll?
      Japan und die Zinsen



      --------------------------------------------------------------------------------



      So titelte das Anlegermagazin „Barron’s" in dieser Woche und feierte damit das Ende der dreijährigen Baisse. Die Redaktion stützt sich bei der Erkenntnis auf die jüngste Umfrage unter den „Big Boys“ des Aktiemarktes. Fondsmanager und Vermögensverwalter sind so euphorisch wie lange nicht mehr. Das ist doch endlich einmal eine gute Nachricht.

      Und es kommt noch besser: 60 Prozent (!) der Befragten sind "optimistisch" bis "sehr optimistisch" was die weitere Entwicklung in 2003 am US-Aktienmarkt angeht. Im Schnitt erwarten die Geldmanager bis Jahresende einen Kursanstieg von zehn Prozent. Die Marke von 9500 Zählern käme damit beim Dow Jones ins Visier. Einige Profis sind noch weit zuversichtlicher und prophezeien Kursanstiege bis nahe der Allzeithochs. Beim Dow wären das fast 12.000 Zähler, eine Kletterpartie von rund 40 Prozent.

      Der Aufbruch zu neuen Ufern wird nach Ansicht der Geldverwalter von sehr gewichtigen Gründen vorangetrieben: Einmal würden die Firmenbosse nach den Erfahrungen mit Enron und Worldcom ihre Bilanzen jetzt endlich in Ordnung bringen. Das Konsumentenvertrauen sei im Aufwind, die Ergebnisse des ersten Quartals seien überraschend gut ausgefallen. Mit Verlaub: Lauter alte Hüte, die schon seit Monaten, wenn nicht Jahren herumgereicht werden.

      Auch die Börsengeschichte wird bemüht, um den Aufschwung zu beschwören: Von den professionellen Anlegern kann sich offenbar kaum jemand vorstellen, dass die Aktienkurse im dritten Jahr einer US-Präsidentschaft auch einmal sinken könnten. In der Vergangenheit zumindest war dies nur selten der Fall. Im Schnitt legten die US-Börsen im Jahr vor der Wahl sowie im Wahljahr selbst um rund elf Prozent zu. 2004 endet die Amtszeit von George W. Bush.

      Schade, dass Börse nicht immer so einfach ist. Wer an den Aktienmärkten antizyklisch vorgeht, der wird bei solchen Prognosen hellhörig. Insbesondere die Tatsache, dass rund zwei Drittel der Börsenprofis auf steigende Kurse setzen, ist ein zuverlässiges Indiz dafür, dass es anders kommen wird. Wer positiv gestimmt ist, der ist in der Regel bereits investiert; die Zahl derer, die noch auf den Bullenzug aufspringen und die Kurse nach oben treiben könnte, ist also entsprechend gering.


      Gut im Futter? Seite 1 von 4

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      Sehen wir uns doch einmal an, wie gut der junge Bulle im Futter steht. Bekanntlich ist eine fundamentale Unterbewertung, sowohl bei einzelnen Aktien wie auch bei ganzen Märkten, ein zuverlässiges Indiz für demnächst steigende Kurse. An dieser Stelle war schon mehrfach davon die Rede, dass die US-Märkte insgesamt recht teuer sind. Wie teuer sie tatsächlich sind, wird recht gut anhand folgender Grafik deutlich:



      Die schwarze Linie bildet den Kursverlauf des S&P 500 seit 1982 ab. Im langjährigen Durchschnitt liegt die Bewertung des Index bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 15. Dies gilt im übrigen auch dann, wenn man wesentlich weiter in die Vergangenheit zurückblickt, als dies im Chart dargestellt ist: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien liegt seit 1872 im Schnitt bei 14,5. Die blaue Linie verdeutlicht, was derzeit ein „durchschnittliches“ Niveau beim S&P 500 wäre: Etwas mehr als 420 Punkte wären im historischen Vergleich immer noch fair.

      Auch Zeiten deutlicher Unterbewertung hat es beim S&P während der vergangenen beiden Jahrzehnte gegeben. Zum Start der Mega-Hausse vor etwas mehr als 20 Jahren etwa. 1982 lag das durchschnittliche KGV aller im S&P 500 gelisteten Unternehmen bei sechs bis acht. Der Kursverlauf notierte seinerzeit unterhalb der grünen Linie, die eine Unterbewertung im S&P 500 signalisiert. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste der S&P 500 auf kaum vorstellbare 280 Zähler fallen, um als echtes Schnäppchen durchzugehen.

      Kommen wir zur roten Linie. Bei einem KGV von 20 und darüber spricht man im historischen Vergleich von einer Überbewertung. Die Schlussfolgerung lautet: Selbst bei einem Index-Stand von rund 560 Zählern wäre der S&P 500 immer noch reichlich teuer.
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      Anleger mit Durchblick? Seite 2 von 4

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      Allzu einseitig sollte man die Angelegenheit allerdings nicht betrachten. Theoretisch besteht immerhin die Möglichkeit, dass höhere KGVs künftig nicht die Ausnahme sind, sondern zur Regel werden. Beispielsweise könnte man einwenden, dass die technologische Entwicklung seit 1970 dazu beigetragen hat, dass Investoren einen umfassenderen und schnelleren Zugriff auf Informationen haben, bessere Kommunikations- und Transaktionswege zur Verfügung stehen und die Vertragssicherheit gesteigert wurde. Hinzu kommen verbesserte Möglichkeiten der Risikostreuung.
      Diese Entwicklungen haben den Informationsstand der Marktakteure zweifellos verbessert und Unsicherheiten abgebaut.

      Dies könnte sich letztendlich in der Bereitschaft niederschlagen, höhere Bewertungen langfristig zu tolerieren. Ein Aspekt, über den insbesondere die Super-Pessimisten unter den Bären einmal nachdenken könnten.

      Auch muss man verstehen, dass Märkte ständigen Veränderungen unterliegen. Es gibt Zeiten, da Investoren akribisch auf Bewertungskennzahlen achten. Dann wieder gibt es Phasen, in denen solche Daten bei Anlageentscheidungen überhaupt keine Rolle spielen.

      Ein Faktor jedoch bleibt mit auffallender Regelmäßigkeit konstant, und zwar insbesondere dann, wenn man das hektische Tagesgeschehen ausblendet: Die Entwicklung an den Märkten wird ganz entscheidend von zyklisch auftretenden Phänomenen geprägt. Man könnte auch sagen, die Märkte unterliegen einem Rhythmus.

      In diesen Tagen, da die Mehrzahl der professionellen Anleger von einem bevorstehenden Bullenmarkt ausgeht, lohnt sich ein Blick auf die größeren Zusammenhänge:

      Buchwert

      Im Chart unten ist das durchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis aller im S&P 500 gelisteten Unternehmen seit 1928 dargestellt. Es fällt auf, dass der Wert im Vergleich zu den Übertreibungen Anfang des Jahres 2000 inzwischen deutlich korrigiert hat. Und noch etwas wird klar: Die Behauptung, US-Aktien seien auf einem günstigen Niveau angekommen, ist reichlich vermessen. Das gegenwärtige Kurs-Buchwert-Verhältnis ist deutlich höher als vor dem Crash von 1929, höher als während der Aktienhausse der 60er Jahre und auch höher als unmittelbar vor dem Einbruch 1987.





      Ähnlich wie der Buchwert, lassen sich auch die Umsätze eines Unternehmens als Maßstab für die Bewertung heranziehen. Den Umsätzen kommt eine noch höhere Bedeutung zu als den Gewinnen, denn bekanntlich werden Gewinne aus den Einnahmen gespeist. Insbesondere bei der Analyse antizyklischer Investments sollte man daher stärker auf die Umsätze als auf die Gewinne achten. Oftmals lässt sich anhand steigender Umsätze ein Turnaround bei den Gewinnen prognostizieren.

      Die Grafik unten zeigt, dass US-Aktien im historischen Vergleich auch hinsichtlich der Umsätze teuer sind. Mitte der 70er und während der frühen 80er Jahre lag das Kurs-Umsatz-Verhältnis der im S&P 500 gelisteten Firmen bei weniger als 0,5. Heute ist der Quotient fast dreimal so hoch.



      Da wundert es nicht, dass die Aktienkäufe von Unternehmensinsidern in den USA im April 2003 den niedrigsten Wert seit acht Jahren aufweisen. Offenbar trauen die Firmenlenker der frommen Wallstreet-Propaganda am allerwenigsten über den Weg.

      Die Herren im Nadelstreif wissen natürlich, dass ein KGV von 32 beim S&P 500 mehr als ambitioniert ist. Wer 32 US-Dollar für jeden Dollar Gewinn bezahlt, den ein Unternehmen aus dem S&P 500 in diesem Jahr erwirtschaftet, der muss schon eine Menge Gottvertrauen besitzen.


      weiter zu: Phantasievoll?
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      Phantasievoll? Seite 3 von 4

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      Vermutlich phantasieren viele Anlegern, die jetzt den neuen Bullenmarkt ausrufen, immer noch von der Super-Hausse der späten 90er Jahre und können sich selbst nach drei Jahren Baisse eine mehrjährige Durstrecke nicht vorstellen.

      Kein Wunder, immerhin hatte der Aufschwung von 1982 bis 2000 für eine inflationsbereinigte Rendite von 12,8 Prozent pro Jahr gesorgt. Man hatte sich daran gewöhnt, dass man jedes Jahr ein gutes Stück reicher wurde.

      In den rund 180 (!) Jahren davor mussten sich Anleger an den Aktienmärkten im Schnitt allerdings mit 7,5 Prozent Rendite pro Jahr begnügen. Und auch die Zeiten sehr kleiner Brötchen liegen noch nicht allzu weit zurück: In den 15 Jahren von 1966 bis 1981 notierte die Realrendite von US-Aktien jährlich bei minus (!) 0,4 Prozentpunkten.

      Doch zurück zum Ausgangspunkt der Überlegungen: Wie sehr das Geschehen an den Aktienmärkten tatsächlich durch Zyklen geprägt ist, verdeutlicht folgende Darstellung des Dow Jones (bzw. seines Vorgängers) seit 1800. Die Grafik will keine langfristigen Kursziele bestimmen. Vielmehr soll die inflationsbereinigte Entwicklung dargestellt werden, die US-Aktien im Verlauf der vergangenen 200 Jahre genommen haben.
      Die Botschaft dürfte klar sein: Auf Übertreibungsphasen folgen langjährige Abschnitte mit weit unterdurchschnittlicher Performance.



      Und jetzt startet nach Meinung der Fondsmanager also die nächste Hausse? Die Wette gilt.

      Dollar im Sturzflug

      Gegen eine bevorstehende stärkere Aufwärtsbewegung in den USA spricht schon die desolate Verfassung des US-Dollar, die zwar der US-Exportwirtschaft einen warmen Geldsegen beschert, unterm Strich aber bereits jetzt einige Probleme verursacht.

      Angesichts der Währungsverluste, die sich europäische Anleger nun schon seit Monaten in den USA einhandeln und des ungebrochenen Abwärtstrend des Greenback, besteht die Gefahr, dass sich die Flucht aus dem Dollar-Raum noch verstärkt. Die Risiken durch die wachsenden Defizite in Amerikas Leistungsbilanz und Staatshaushalt scheinen von den Märkten immer stärker wahrgenommen zu werden. Folgerichtig wird Kapital aus den USA abgezogen.
      In den Newslettern des Antizyklischen Aktienclubs hatten wir schon vor Monaten auf die Gefahr hingewiesen.

      Jüngste Zahlen belegen den Trend: Während der ersten beiden Monate des laufenden Jahres haben ausländische Investoren rund 64 Milliarden US-Dollar an den US-Bondmärkten angelegt. Hochgerechnet bis Dezember 2003 ergibt das eine Summe von rund 384 Milliarden US-Dollar, die in diesem Jahr aus dem Ausland in US-Bonds fließen werden - und damit deutlich weniger als in früheren Jahren.
      Da auch ausländische Direktinvestitionen in den USA stark zurückgegangen sind, darf man gespannt sein, wie die Vereinigten Staaten ihr Handelsbilanzdefizit von rund 500 Milliarden US-Dollar allein in diesem Jahr finanzieren wollen.



      Die Sache könnte noch höchst ungemütlich werden. Und zwar dann, wenn auch asiatische Anleger dem Trend zur Kapitalflucht aus den USA in größerem Stil folgen sollten und beispielsweise Geld in den Euro-Raum umschichten. Ein noch dramatischerer Dollar-Sturz wäre die Folge. Die Bank of America rechnet bereits jetzt mit einem Euro-Kurs von bis zu 1,30 US-Dollar bis Mitte nächsten Jahres.


      weiter zu: Japan und die Zinsen

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      Japan und die Zinsen Seite 4 von 4

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      Eine entscheidende Bedeutung wird dabei Japan zukommen. Mehr als elf Prozent aller auf dem Markt verfügbaren US-Treasuries befinden sich in den Händen japanischer Anleger - fast zehnmal soviel wie in Deutschland.

      Sollten die sicherheitsorientierten Investoren Nippons auf die Idee kommen, dass dieses Geld andernorts besser aufgehoben ist, könnte sich die Talfahrt des US-Dollar dramatisch beschleunigen. Dies wiederum würde mit großer Wahrscheinlichkeit zu steigenden Zinsen in den USA führen. Angesichts der prekären Wirtschaftslage keine besonders erbauliche Vorstellung.

      Aktuell fällt die Reputation des Dollar mit jedem Cent, den er gegenüber dem Euro verliert - obwohl auch Europa unter Wachstumsschwäche und Strukturproblemen zu leiden hat. Zuletzt marschierte der Greenback mit Volldampf durch einige wichtige Unterstützungszonen. Der seit Frühjahr 2001 bestehende steile Abwärtstrend (Chart unten) wurde nach unten durchbrochen; auch das längerfristige Bild seit 1996 (darunter) präsentiert sich nicht gerade ermutigend. Wie sich der Trend beim Dollar auf die Entwicklung des Goldpreises auswirkt, soll demnächst an dieser Stelle einmal ausführlich erläutert werden.





      Womöglich steht uns der schwierigste Teil des Bärenmarktes erst noch bevor. Nachdem technisch orientierte Anleger seit mehr als zwei Jahren leichtes Spiel hatten – ein Blick auf die gleitenden Durchschnitte genügte beinahe schon – könnte es jetzt ganz anders werden. Vor einer Woche hatten wir an dieser Stelle ausgeführt, dass der langfristige Kursverlauf beim S&P 500 im Moment ein Kaufsignal bildet (Chart unten). Daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Das Kaufsignal beim Trendfolger MACD ist jetzt sogar klar auszumachen. Auch der gleitende 200-Tage-Durchschnitt wurde inzwischen mehr als deutlich überwunden.

      Diese Tatsachen mit den geschilderten fundamentalen Fakten auf einen Nenner zu bringen, erfordert erheblich mehr Geschick als bislang nötig war, um erfolgreich durch die Baisse zu manövrieren. Ganz im Sinne des Bären also: Erst wenn genügend Anleger ihr Geld in den Sand gesetzt haben, wird der größte Bärenmarkt seit 1929 zu Ende sein.




      Glücklicherweise muss sagen, denn wer die Fährte des Bären lesen kann, dem eröffnen sich gerade in der Baisse spektakuläre Chancen. Antizyklisch vorgehenden Anlegern werden sich daher auch in den kommenden Monaten immer wieder günstige Gelegenheiten bieten.

      Ein paar Kostproben gefällig? Nach einem vernichtenden Artikel im weiter oben schon einmal zitierten Anlegermagazin Barron´s hatten wir für das Signal-Depot des Antizyklischen Aktienclubs vor einigen Wochen die Papiere von Royal Gold (RGLD; Chart unten) eingesammelt. Während die Masse der Anleger dem Ausverkauf entsetzt zugesehen hatte, sind wir gegen den Trend eingestiegen. Das Gap, das der Kurs unmittelbar nach dem Verriss gebildet hatte, wurde inzwischen annähernd wieder geschlossen. Der MACD scheint kurz vor einem Kaufsignal zu stehen. In unserem Depot notiert der Wert inzwischen mit fast 40 Prozent im Plus.




      Auch beim Gesundheitsdienstleister Tenet Healthcare (THC, Chart unten) sind wir vor einigen Wochen fündig geworden. Der Titel scheint die Bodenbildung abzuschließen. Der Trendfolger MACD hat eine positive Divergenz ausgebildet.



      Bei einigen Dax-Werten, wie dem Finanzdienstleister MLP, dem Tourismuskonzern TUI oder dem Index-Schwergewicht Münchner Rück haben wir während der Panikstimmung Mitte März ebenfalls antizyklisch zugegriffen. Mittlerweile konnten wir jeweils zweistellige Kursgewinne realisieren.

      Beim Blick auf den Volatilitätsindikator VIX (unten) wird klar, dass neue Kaufgelegenheiten nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen werden. Das Stimmungsbarometer bewegt sich im Bereich seiner unteren Extremzone, das heißt, die Stimmung nähert sich ihrem Siedepunkt.

      Gute Zeiten für geduldige Bären.



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      Andreas Hoose ist Gründungsmitglied des Antizyklischen Aktienclubs (AAC).
      Der AAC hat es sich zur Aufgabe gemacht, Börsenerfolge abseits der bestehenden Mehrheitsmeinung zu erzielen.

      Weitere Informationen unter www.antizyklischer-aktienclub.de

      Anfragen bitte an: a.hoose@antizyklik.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 16:32:26
      Beitrag Nr. 2.768 ()
      energie

      Fata Morgana vom billigen Öl

      Niedrige Ölpreise nutzen keinem Staat - nicht einmal den USA


      Von Fritz Vorholz

      Die Opec, das Kartell der Erdöl exportierenden Staaten, wurde schon oft totgesagt. Tatsächlich mehren sich seit Jahren die Zeichen für den Niedergang der einst von den Verbrauchern gefürchteten Organisation. Um seine maroden Staatsfinanzen zu sanieren, sorgte Saudi-Arabien Mitte der achtziger Jahre für eine wahre Ölschwemme; der Preis für den Schmierstoff des Industriezeitalters sank zeitweise unter zehn Dollar pro Fass à 159 Liter. 1990 überfiel der Irak den Kartell-Bruder Kuwait, Kenner der Szene prophezeiten daraufhin das baldige Ende der Opec. Ende der neunziger Jahre verkannte die Opec die Asienkrise und versäumte es, die Produktion zu senken; der Ölpreis sackte auf ein Rekordtief.

      Heute deckt der Klub der elf Ölexporteure nicht einmal mehr 40 Prozent der weltweiten Ölnachfrage. 1973 war es noch mehr als die Hälfte. Ausgerechnet Ahmed Saki Jamani, der frühere saudische Ölminister und heutige Direktor des Centre for Global Energy Studies in London, lässt sich seit längerem gern über die wachsende Bedeutungslosigkeit der Opec aus.

      Totgesagte leben länger. Bisher überstand die Opec alle Krisen. In den vergangenen drei Jahren gelang es ihr sogar, den Ölpreis innerhalb des angestrebten Korridors von 22 bis 28 Dollar pro Fass zu halten. Dort befindet er sich auch momentan, nach dem Wegfall der kriegsbedingten Angstprämie. Nun aber steht der Opec die schwerste Probe bevor: die Rückkehr des Iraks in die Riege der Ölförderländer. Pumpt das von Saddam Hussein befreite Land seinen riesigen Schatz ungehindert aus dem Wüstenboden, rauscht der Ölpreis in den Keller. Für die Opec wäre das eine Katastrophe – für die Verbraucher ein Geschenk.

      Doch wie wahrscheinlich ist das Szenario eines Preiscrashs, einer Ära billigen Öls? Dafür spricht, dass der Irak mit Vorräten von 113 Milliarden Fass über die weltweit größten Reserven nach Saudi-Arabien verfügt. Dafür spricht auch, dass die Förderkosten im Irak mit weniger als zwei Dollar pro Fass extrem niedrig sind. Dagegen spricht, dass sich die Öl-Infrastruktur des Landes in einem jämmerlichen Zustand befindet. Erst der Krieg gegen den Iran, dann der Überfall auf Kuwait und das anschließende Handelsembargo – die irakischen Ölanlagen sind regelrecht verlottert, obwohl die direkten Schäden durch den jüngsten Krieg gering geblieben sind. Wegen Wassereinbrüchen und Korrosionsproblemen mussten allerdings schon vor einiger Zeit 50 von insgesamt 73 Ölfeldern stillgelegt werden. Analysten sind sich einig, dass die irakische Produktion kurzfristig allenfalls das Vorkriegsniveau erreichen kann: Es belief sich auf täglich zwei Millionen Fass, nicht mehr als 2,5 Prozent der Weltölgewinnung. Das verkraftete die Opec während der vergangenen Jahre, das wird sie auch in Zukunft verkraften.

      Ungemütlich kann es für das Kartell erst werden, wenn mehr irakisches Öl auf den Markt kommt. Das setzt jedoch Investitionen voraus, die der Irak selbst nicht stemmen kann. Aus der Ära Saddam Husseins sind 19 Projekte bekannt, die das alte Regime internationalen Ölkonzernen für eine Zukunft nach den UN-Sanktionen in Aussicht gestellt hatte; die Produktionskapazität wäre dadurch um 4,7 Millionen Fass pro Tag gesteigert worden. Kostenpunkt: 38 Milliarden Dollar. Derartige Summen bezahlen selbst Ölmultis nicht aus der Portokasse. Zwar lockt sie das irakische Öl. Was sie und ihre Finanziers, die Banken, indes brauchen, ist Sicherheit: Rechtssicherheit und Schutz vor Sabotage und Terrorismus. Davon kann bisher keine Rede sein.

      Die Frage ist deshalb, ob es dem Irak gelingt, die Investitionshemmnisse rasch zu überwinden – und wie das Land seine Ölwirtschaft neu ordnet. Dazu gehört auch eine Entscheidung über seine Opec-Mitgliedschaft. Bisher gehört das Land dem Kartell zwar an, unterliegt wegen der UN-Sanktionen aber nicht dem Regime der Förderquoten. Früher oder später werden die Sanktionen indes fallen. Entweder muss der Irak dann über eine Opec-Quote verhandeln oder sich aus dem Klub verabschieden. In diesem Fall könnte es tatsächlich zu einer Ölschwemme kommen – vorausgesetzt, die Ölkonzerne hätten unterdessen massiv im Irak investiert. Nur, wer hätte Interesse daran, aus dem Irak auf diese Weise eine Billigtankstelle zu machen und den weltweiten Ölpreis zu drücken?

      Exxon, BP, Chevron & Co haben soeben bekannt gegeben, welch extraordinäre Profite ihnen der hohe Ölpreis im ersten Quartal 2003 beschert hat. Das Bemühen der Opec, den Ölpreis bei moderaten 25 Dollar pro Fass zu halten, beschert den Konzernen zwar nicht ganz so üppige, aber auskömmliche Renditen. Kaum anzunehmen, dass diese Profiteure mit zügelloser Produktion den Preis in den Keller schicken wollen.

      Für die Opec wird die Rückkehr des Iraks in den Kreis der Fördernationen zwar schmerzhaft werden. Verhalten sich die Klubmitglieder indes ökonomisch rational, werden sie am Ende Kürzungen ihrer Förderquoten in Kauf nehmen. Der sonst drohende Preisverfall wäre noch schwerer zu verschmerzen.

      Selbst den amerikanischen Interessen entspricht ein irakisches Öldorado nicht. Die USA sind zwar der weltweit größte Ölverbraucher, aber nach Saudi-Arabien und Russland auch der drittgrößte Ölproduzent. Die Förderung in Alaska oder Texas ist allerdings teuer. Ein vom Irak ausgelöster Preiskollaps könnte sie unrentabel werden lassen – und Amerika schneller als befürchtet noch abhängiger von Importen machen.

      Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten strategisches Interesse an ökonomischer und politischer Stabilität im Nahen Osten haben müssen. Wegen des Ölreichtums der Golfstaaten wird die Opec als Lieferant einer öldurstiger werdenden Welt nämlich an Bedeutung gewinnen – trotz der wachsenden Ölproduktion in Russland, am Kaspischen Meer und in Westafrika. Laut der jüngsten Prognose des US-Energieministeriums wird der Opec-Anteil an der Weltölgewinnung bis zum Jahr 2025 von heute 39 auf 47 Prozent steigen. Die Rechnung geht jedoch nicht auf, wenn niedrige Ölpreise die Förderländer in den ökonomischen Ruin treiben und ihnen politisches Chaos bescheren.

      Es spricht also wenig dafür, dass die Ölpreise dramatisch fallen, wenn der Irak seine Förderung wieder in Gang bekommt. Müssen sich die Verbraucher deshalb grämen? Keineswegs. Denn Öl ist schon heute spottbillig. Zieht man die allgemeine Inflationsrate ab, kostet es nicht mehr als Mitte der siebziger Jahre.


      (c) DIE ZEIT 08.05.2003 Nr.20

      ZUM ARTIKELANFANG
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      schrieb am 15.05.03 17:09:20
      Beitrag Nr. 2.769 ()


      Umso höher die Zinserträge, umso höher die Arbeitslosigkeit
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 17:26:33
      Beitrag Nr. 2.770 ()
      US: Zahl der Insolvenzen auf Rekordhoch
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Das Administrative Office for the U.S. Courts teilt mit, dass die Zahl der Insolvenzen auf privater und auf Unternehmerseite in den 12 Monaten zum 31. März 2003 auf eine Rekordzahl angestiegen sind. Die Zahl der Insolvenzen stieg auf 1.61 Millionen, von 1.5 Millionen im Vorjahr. Die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal lag bei 412,968, ein sequentieller (Quartal-zu-Quartal) Anstieg um 4.5%.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 18:32:15
      Beitrag Nr. 2.771 ()
      Deutschland vor einer Rezession?

      von Jochen Steffens

      Der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Entsetzt bemerke ich, wie schnell zwei Wochen vergehen können. Sie kennen den Effekt sicherlich, je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Wahrscheinlich weil die Geschwindigkeit des Handelns, der Wahrnehmung und der Denkprozesse mit dem Alter abnimmt. Aber es ist schon traurig, zuerst zogen die Tage vorbei, dann die Wochen, heute sehe ich die Jahreszeiten im Wechsel vorbeiziehen und bald vielleicht die Jahre. Doch ich will nicht zu weit in die Zukunft schauen, denn im Moment sieht diese Zukunft nicht sonderlich rosig aus. Jedenfalls was die deutsche Wirtschaft anbetrifft.

      Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist zum Jahresanfang 2003 geschrumpft. Das heißt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im ersten Quartal im Vergleich zu den Vormonaten um 0,2 %. Im Vergleich zum ersten Quartal 2002 ist allerdings noch ein Anstieg von 0,5 % zu verzeichnen. Als Grund für die schlechte Entwicklung werden die im ersten Quartal 2003 deutlich gestiegenen Importe genannt. Dieser Effekt konnte auch nicht durch den leicht gestiegenen Verbrauch ausgeglichen werden.

      Immer deutlicher werden die Anzeichen, dass die für das dritte und vierte Quartal vorhergesehene Konjunkturerholung wohl dieses Jahr ausbleiben wird. Es besteht darüber hinaus mittlerweile sogar die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleitet.

      Ich frage mich, wie viele Hiebe die Bullen noch verkraften werden. So werden diese Zahlen und ihre Interpretation ignoriert. Stattdessen schaut man auf die positiven Zahlen von der Deutschen Telekom, Thyssen Krupp und Karstadt. Doch lassen Sie sich nicht von diesen Zahlen täuschen. Sie erzählen Vergangenes. Und die Umsätze bzw. die Auftragseingänge enttäuschen noch immer. Das erste Quartal war ein gutes Quartal, aber die Zeichen an der Wand, dass es nur bei diesem einen Quartal bleibt in diesem Jahr, mehren sich.

      Insgesamt halte ich immer noch an meiner Theorie fest, dass es mittelfristig zu einer Seitwärtsbewegung mit leicht fallender Tendenz kommen wird und wir gerade nur die obere Begrenzung suchen.

      Charttechnisch kann der Dax jetzt durchaus auch noch einmal zur 3000er Marke hochlaufen, ohne dass sich der bearishe Eindruck entschärft. Erst über 3070 Punkte könnte es für die Bären dünn werden.
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      Japan als Trendsetter

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was passiert in Japan?

      Und interessiert das eigentlich jemanden?

      Nach 13 Jahren Bärenmarkt, Rezession und Deflation denken die meisten Leute, dass die Japaner inkompetent sein müssen, die nicht wissen, wie man eine Druckerpresse bedient. Denn jeder weiß doch, dass man einfach mehr Geld drucken muss, um eine Deflation zu bekämpfen! Sogar der Nobelpreisträger Milton Friedman sagt das. Warum können die Japaner das nicht?

      Aber ich sehe die Japaner seit langem als Trendsetter. Mit einer Bevölkerung, die im Durchschnitt 10 Jahre älter ist ... und einer Spekulationsblase, die 10 Jahre früher als die in den USA geplatzt ist ...

      Deshalb fiel es mir auf, als vorgestern in der Financial Times Eisuke Sakakibara – der Mann, der mehr über Deflation weiß als jeder andere derzeit Lebende – meinte, dass es jenseits der Macht von Zentralbanken sei, eine Deflation zu verhindern.

      "Auch wenn wir noch keine (globale) Deflation haben, dann müssen Sie doch einräumen, dass wir eine Disinflation haben", sagte er, und erklärte die fallenden Preise mit rapiden Produktivitätsgewinnen im produzierenden Gewerbe, hauptsächlich in China. "Deflation ist ein strukturelles und kein monetäres Phänomen. Alan Greenspan hat niemals das Wort Deflation benutzt. Er nannte das einen Produktivitätsanstieg. Aber es ist dasselbe."

      Der Artikel in der Financial Times geht weiter: "Da er die Deflation strukturell nennt, gehört Mr. Sakakibara zu der sich zunehmend bemerkbarer machenden intellektuellen Bewegung, die denkt, dass Japan ungerechterweise vorgeworfen wird, dass es die Deflation nicht mit konventioneller Geldpolitik bekämpfen konnte. Er sagt, dass die Bank of Japan das Geldangebot kräftig erhöht habe, aber dass dies nur zu einer Spekulationsblase am Markt für Staatsanleihen geführt habe, an dem die Renditen der 10jährigen Staatsanleihen auf 0,575 % gefallen sind."

      "Auch Robert Feldman, Analyst bei Morgan Stanley, hat argumentiert, dass die klassische Geldpolitik für Japan unpassend als Problemlösung sei. `Es handelt sich um etwas Neues und ich würde hoffen, dass die wirtschaftlichen Theoretiker dazu fähig wären, darüber nachzudenken, ohne dadurch vergiftet zu sein, was sie ihren Studenten beibringen`, sagte er."

      Die amerikanischen Volkswirte bringen ihren Studenten immer noch bei, dass Deflation ein monetäres Phänomen sei ... und dass man sie durch monetäre Mittel verhindern könnte. "Wir haben eine Technologie ... eine Druckerpresse", erklärte der Fed-Gouverneur Ben Bernanke der gesamten Welt. "Und wir können den Dollar zu jeder Zeit, die wir wollen, zerstören", hätte er hinzufügen können.

      Die ausländischen Dollarbesitzer hörten ihn laut und klar. Ohne auf Bernanke zu warten zerstören sie den Dollar an den internationalen Devisenmärkten. Aber die US-Investoren, Ökonomen, Analysten und Wunschdenker glauben immer noch, dass die Druckerpresse von Bernanke die US-Wirtschaft davon abhalten wird, in die japanischen Fußstapfen zu treten.

      Wir werden sehen ...
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      Bärenmarktrally oder neuer Bullenmarkt?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Zurück in den Zeiten, als sich die Investoren noch darüber Sorgen machten, Geld zu verlieren, und als die Furcht am Aktienmarkt regiert, hätte eine koordinierte Terrorattacke in Saudiarabien an der Wall Street durchaus zu etwas Beunruhigung führen können. Aber die letzten News aus Riad führten zu keinen größeren Kursverlusten. Die Investoren am Aktienmarkt kümmern sich derzeit einfach nicht um schlechte News. Aber die Anschläge in Riad führten am Ölmarkt zu einem Anstieg von mehr als einem Dollar pro Barrel.

      Bemerkenswerterweise sind die Anleihenkurse trotz des Ölpreisanstiegs weiter gestiegen, die Rendite der 10jährigen Anleihen ist auf 3,62 % gefallen. Der Aktienmarkt mag optimistisch sein, aber am Anleihenmarkt ist wirklich Perfektion "eingepreist", und ich bezweifle es, dass die Welt so perfekt ist, wie es eine Rendite von 3,62 % für eine 10jährige US-Staatsanleihe impliziert.

      Ganz bestimmt ist das amerikanische Handelsbilanzdefizit nicht perfekt. Im März stieg es auf 43,5 Mrd. Dollar – der zweithöchste Wert, den es jemals gegeben hat. Offensichtlich hat der schwache Dollar noch nicht genug Zeit gehabt, sich positiv auf das US-Handelsbilanzdefizit auszuwirken. Vielleicht werden wir das Problem mit dem Handelsbilanzdefizit endgültig lösen, wenn die Fed und das US-Finanzministerium einen weiteren 20 %igen Rückgang des Dollarkurses bewirken können.

      Der jüngste Kursanstieg an der Wall Street war beeindruckend. Aber das bedeutet nicht, dass ein neuer Bullenmarkt begonnen hat. Seit dem Tief vom 9. Oktober hat der Dow Jones 19 % zugelegt, der Nasdaq sogar 38 %.

      Adam Shell von USA Today fragt sich: "Ist der Kursanstieg der letzten 7 Monate der letztliche Übergang in einen neuen Bullenmarkt, oder bedeutet das stattdessen, dass jetzt der Beginn vom Ende des Kursanstiegs begonnen hat?" Obwohl ich keine Kopien der Zeitungen vom nächsten Monat habe, würde ich vermuten, dass diese Rally in der Nähe ihres Tops ist, und dass sie bald ihren geschichtlichen Platz als sechste Bärenmarktrally des großen Bärenmarktes seit Anfang 2000 haben wird.

      "Seit dem Top Anfang 2000 hat der Dow Jones 5 große Rallys mit Gewinnen zwischen 15 % und 29 % hingelegt", so Shell. "Aber sie waren alle kurzlebig, liefen letztlich aus und resultierten in neuen Tiefs." Ich meine damit nicht, dass es diesmal genauso sein muss ... aber ich schließe es auch nicht aus.

      In den Monaten vor Ausbruch des Irakkriegs zogen sich die Kleinanleger vom Aktienmarkt zurück und bunkerten Bargeld und kaufen Rentenfonds. Im letzten Jahr zogen sie 27,7 Mrd. Dollar aus Aktienfonds ab, und weitere 11,1 Mrd. Dollar im ersten Quartal 2003 (Quelle: Investment Company Institute).

      Aber der klare Sieg im Irak führte zu einer Optimismuswelle, die die Investoren dazu inspirierte, wieder zum Aktienmarkt zurückzukehren, ohne Rücksicht auf Leib oder Leben oder ihre persönlichen Ruhestandsplanungen. Die Zeit wird zeigen, ob dieser neue Rush berechtigt war. Ich wünsche den amerikanischen Investoren alles Gute, aber ich fürchte das Schlimmste.

      Bärenmarktrallys – sobald sie gestartet sind – haben die Tendenz dazu, durch Terror eingeschüchterte Investoren in furchtlose Spekulanten zu verwandeln. Die Investoren beginnen wieder, der Rally zu trauen und erwarten große Gewinne. Besonders die Internetaktien sind wieder sehr beliebt. Sie haben seit dem Tief vom 7. Oktober 87 % zugelegt.

      Selbst bekannte Skeptiker wie Barton Biggs von Morgan Stanley sind in die Reihen der Bullen getreten. "Ich glaube weiterhin, dass diese Rally weiter gehen wird, als die meisten glauben", so Biggs. "Ich glaube nicht, dass es schon zu spät ist, denn wir könnten erst die Hälfte des Kursanstiegs hinter uns haben. Der Enthusiasmus könnte noch wachsen. Es ist die alte Geschichte. Nach einem langen Abschwung müssen die News nicht gut oder sehr gut sein, um die Kurse wieder steigen zu lassen; sie müssen nur weniger schlecht als erwartet sein ... Aber machen Sie keinen Fehler. Es handelt sich um eine Bärenmarktrally, und nicht um den Beginn eines neuen Bullenmarktes. Noch nicht."

      Biggs hat an einem Punkt sicherlich Recht: Die wirtschaftlichen News waren zuletzt weder gut noch sehr gut, sondern kaum "weniger schlecht". News, die "weniger schlecht" sind, könnten genug sein, um eine Bärenmarktrally zu inspirieren, aber ein neuer Bullenmarkt wird wirklich GUTE News brauchen.

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      Der Lauf der Dinge

      *** Newsday berichtet, dass die Immobilienpreise in Hampton fallen.

      *** Die Kurse der US-Anleihen haben neue News erreicht, die Rendite der 10jährigen Anleihen hat 3,62 % erreicht. Warum steigen die Kurse der US-Anleihen, während der Dollar fällt? Mr. Sakakibara hat erklärt (siehe oben), was passiert, wenn die Zentralbank versucht, eine Deflation durch niedrige Zinsen zu bekämpfen: Sie kreiert eine Spekulationsblase am Anleihenmarkt.

      Wann wird diese Spekulationsblase platzen? Ich weiß es nicht ...
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      Deflation ist kein wirkliches Problem

      von Andrew Kashdan

      Bei allem Respekt gegenüber Bill Bonner – lassen Sie mich Folgendes sagen: Sowohl das Risiko einer Japan-ähnlichen Deflation als auch die Aussichten einer Disinflation sind gar nicht so groß, wie er meint. Mit anderen Worten: Die Preisen werden wahrscheinlich da bleiben, wo sie sind, oder steigen, und die zweite Alternative ist die wahrscheinlichere.

      Das gefürchtete "D"-Wort – Deflation – stand in vielen Schlagzeilen, nachdem die Fed auf ihrer letzten Sitzung entschlossen hatte, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Nachdem die Fed ihr übliches Gerede über die Risiken des wirtschaftlichen Wachstums von sich gegeben hatte, fügte sie hinzu, dass sie eine zu schwache Inflation fürchtet. "Die Wahrscheinlichkeit eines unwillkommenen substanziellen Rückgangs der Inflationsrate übertrifft die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs der Inflation von ihrem bereits niedrigen Niveau aus", so die Mitteilung.

      Diese "Pro-Inflationseinstellung" der Fed wurde umgehend gepriesen: "Meisterhaft", so Goldman Sachs; "historisch", das Wall Street Journal. Zweifelte vorher denn irgendjemand wirklich daran, dass die Fed die Zinsen so tief lassen würde? Das Wall Street Journal betonte in mehr als einem Artikel die Ironie, dass gerade die Fed, die eigentlich eine Inflation stoppen soll, sie jetzt fördert. Das scheint paradox zu sein ... wenn man nicht ein wenig über die Geschichte der Geldpolitik weiß.

      Ob die Fed ein spezielles Inflationsziel hat oder nicht, auf jeden Fall ist es kaum ein Geheimnis, dass Alan Greenspan die Inflation wiederbeleben will. Niemand rechnet damit, dass sich die Geldmenge verringern wird. Seit Ende Dezember hat sich die Geldmenge um annualisierte 7,6 % vergrößert. In diesem Umfeld ist es schwer zu sehen, wie eine Deflation entstehen könnte. Die Aussicht auf ein paar mehr billige Importe aus China ist nicht genug, um ein überzeugendes Argument zu sein.

      Es stimmt, dass die Preise einiger Güter und Dienstleistungen gefallen sind, aber das bedeutet noch nicht, dass wir in einer deflationären Welt leben. Die meisten Leute denken, dass der Konsumentenpreisindex ihre gesamen Kosten widerspiegelt. Aber wenn sie in den USA leben, sind sie sehr schnell mit steigenden Gesundheitskosten und steigenden Ausbildungskosten konfrontiert, und dann fragt man sich, worüber dieses ganze Deflationsgerede eigentlich geht.

      Der amerikanische Konsumentenpreisindex (inklusive Nahrung) stieg im März um 3,0 % gegenüber dem Vorjahreswert, und die Kerninflationsrate lag bei 2,6 %. Offensichtlich ist es noch nicht Zeit, das Geld unter der Matratze zu verstecken und sich über die reale Wertsteigerung zu freuen, die eine Deflation mit sich bringt. Selbst Pat Jackman, Volkswirt beim "Bureau of Labor Statistics", räumt ein, dass diese Zahlen geringer sein könnten als die wirkliche Preissteigerung.

      Ich glaube nicht, dass der Fed so schnell das Pulver ausgehen wird, bei ihrem Ziel, die Währung zu zerstören und Inflation zu schaffen. Solange die Leitzinsen nicht bei 0 % angelangt sind, gibt es wahrscheinlich wichtigere Dinge, über die man sich Sorgen machen sollte. Wenn die Fed mittels ihrer Zinspolitik kein Geld mehr in die Wirtschaft pumpen kann, dann wird sie sicherlich andere Wege finden. Fed-Gouverneur Ben Bernanke hat ja schon öffentlich mitgeteilt, dass die Fed "soviele Dollar produzieren kann, wie sie will, zu fast keinen Kosten." Diese Dollar werden nicht in Bankbilanzen verschwinden – wir sind weit von Japan und seinem schlecht funktionierenden Banksektor entfernt, der dort den wunderbaren Prozess der Geldmultiplikation gestoppt hat.

      Nein, es gibt Wirklich keinen Grund, vor einer Deflation Angst zu haben. Ich habe das Vertrauen, dass die Fed willig und fähig dazu ist, eine Inflation hervorzurufen. Es gibt wenig sichere Dinge in der Finanzwelt, aber das ist sicher. Glücklicherweise gibt es für Investoren eine einfache Schlußfolgerung daraus: Verkaufen Sie die normalen, langlaufenden US-Staatsanleihen, deren Rendite so niedrig steht wie seit den 1950ern nicht mehr. Und kaufen Sie stattdessen inflationsgesicherte Anleihen, deren Zinsen mit der Inflation steigen, da sie angepasst werden.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 18:36:04
      Beitrag Nr. 2.772 ()
      Kommentar vom 15.05.2002

      Schweigen ist Gold!

      Kennen Sie John W. Snow? Wahrscheinlich nicht und das ist kein Beinbruch, denn auch der deutsche Amtskollege des US-Finanzministers ist ja kaum über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Allgemeinheit horcht nur dann auf, wenn sich die Minister ins Rampenlicht drängen, mal mit weniger sinnvollen Aussagen und manchmal sogar mit völlig sinnfreien.

      So geschehen am letzten Wochenende, als John W. Snow in einem TV-Interview bemerkte, der Verfall der US-Währung sei gut für die Exporteure. Diese Einschätzung ist grundsätzlich natürlich richtig, denn wenn der Dollar fällt, werden die Produkte aus Amerika billiger und das belebt die Nachfrage.

      Snow hat aber zwei wesentliche Umstände vergessen oder aber verdrängt. Im schlechtesten Fall hat er gar nicht um sie gewusst. Erstens: Die USA sind nicht nur ein fleißiger Exporteur, sondern importieren auch reichlich Waren aus anderen Ländern. Diese Einfuhren, sofern sie nun aus der Eurozone stammen, verteuern sich. Der Preisanstieg wird vor allem jene US-Importeure "freuen", die im Vorfeld des Irak-Kriegs schon unter den hohen Energiekosten gelitten haben

      Ein weiterer wichtiger Punkt

      Ein weiterer wichtigerer Punkt ist, dass sich hohe Regierungsbeamte grundsätzlich nicht zur eigenen Währung äußern sollten, egal wie stark ihr Geltungsbedürfnis ist. Schon gar nicht, wenn ihre Ansichten von Interview zu Interview stark schwanken. Auf einem anderen Sender hat sich Snow nämlich für einen starken Greenback ausgesprochen.

      Die Händler interpretierten seine Aussagen letztlich dahingehend, dass die US-Regierung derzeit kein Interesse an einer starken Währung hat, verkauften was das Zeug hielt und der Euro stieg gegen den Dollar auf den höchsten Stand seit vier Jahren.

      Vielleicht sollte Hans Eichel nun die Maastricht-Kriterien verleugnen. Das würde ihm zwar ein Defizit-Verfahren einbringen, doch kurzfristig würde der Euro an Wert verlieren. Im Gegensatz zu Snow lässt sich der Bundesfinanzminister auf solche "Spielchen" zumindest bislang aber nicht ein, obwohl wir Deutschen ja auch ganz gerne exportieren.

      In diesem Sinne

      Ihr Martin Weiss

      © 15.05.2002 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 18:39:09
      Beitrag Nr. 2.773 ()
      520 Millionen Euro Nettoverlust


      Allianz sieht Rot



      Der Allfinanzkonzern Allianz ist nach Angaben aus Finanzkreisen wegen hoher Abschreibungen auf Wertpapiere und dem Verlustbeitrag der Dresdner Bank im Auftaktquartal tiefer in die Verlustzone gerutscht als erwartet.





      Reuters LONDON. „Die Allianz hat im ersten Quartal einen Verlust nach Steuern von rund 520 Mill. € gemacht“, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag aus den Kreisen. Damit hat die Allianz im vierten Quartal hintereinander rote Zahlen geschrieben und den Verlust im Vergleich zum Schlussquartal mehr als verdoppelt. 18 von Reuters befragte Analysten hatten für das erste Quartal im Schnitt mit einem deutlichen niedrigeren Fehlbetrag von 408 Mill. € gerechnet.

      Vor Jahresfrist hatte die Allianz für das erste Quartal noch einen Netto-Gewinn von 1,93 Mrd. € ausgewiesen - vor allem wegen Einmalgewinnen bei der Beteiligungs-Entflechtung mit der Münchener Rück und der HVB. Ein Sprecher der Allianz wollte den hohen Verlust nicht kommentieren und verwies auf die offizielle Vorlage der Quartalszahlen am Freitagmorgen. Die Allianz-Aktie verlor in Reaktion auf den Quartalsverlust rund 1,5 %punkte und notierte am späte Nachmittag 0,75 % im Plus bei 66,74 €.

      Abschreibungen belasten

      „Das schwache Ergebnis unter dem Strich resultiert aus den hohen Abschreibungen auf Wertpapiere und dem Verlustbeitrag von der Dresdner Bank. Die Versicherungssegmente und auch die Vermögensverwaltung haben schwarze Zahlen geschrieben“, hieß es in den Kreisen.

      Am Donnerstag wurden in Bankenkreisen Spekulationen dementiert, wonach die Investmentbank-Einheit Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) verkauft werden solle. Der neue Konzernchef Michael Diekmann hatte unlängst allerdings unmissverständlich klar gemacht, dass mittelfristig alle Optionen - also auch ein Verkauf - für die DrKW bestünden.

      Außerdem sei die Steuerposition angesichts der robusten Entwicklung im operativen Geschäft ebenso wie die Anteile Dritter am Ergebnis recht hoch ausgefallen. Die für das Versicherungsgeschäft wichtige kombinierte Schaden-/Kostenquote sei deutlich unter die Marke von hundert gefallen. Damit decken die Beitragseinnahmen die Aufwendungen für die Schäden und die Verwaltung. „Die Allianz ist operativ klar auf dem richtigen Weg. Eine Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden“, hieß es in den Kreisen.

      Diekmann hatte in der Vergangenheit bereits Abschreibungen auf den Wertpapierbesitz von rund 800 Mill. € für das erste Quartal angedeutet. Auch im zweiten Quartal rechnen Analysten mit weiteren Wertberichtigungen. „Das ist ein nachlaufender Indikator, von der Systematik könnte das nächste Quartal auch durch Abschreibungen belastet werden“, sagte ein Analyst.

      Die Allianz wird aber ab dem zweiten Quartal nicht mehr so stark von den Ergebnissen der Münchner Rück abhängig sein: Da die Allianz mittlerweile nur noch knapp unter zwanzig Prozent an dem weltgrößter Rückversicherer hält, muss sie die Verluste oder Gewinne der Münchener Rück nicht mehr anteilig in der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung ansetzen.

      Allianz-Aktien heruntergestuft

      Die Analysten der Investmentbank Merrill Lynch haben unterdessen die Allianz-Aktien auf „Sell“ von zuvor „Neutral“ heruntergestuft. Nach dem Kursanstieg der vergangenen Wochen erscheine die Marktbewertung der Allianz-Titel wieder unattraktiv, begründete Merrill am Donnerstagmorgen in einer Kurzstudie ihre Zurückstufung. Auch innerhalb der Branche sei das Allianz-Papier wenig attraktiv.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 15. Mai 2003, 17:32 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 18:42:06
      Beitrag Nr. 2.774 ()
      Europäische Konzerne im Visier


      Heißhunger auf Klagen



      Von Katharina Kort


      Der Hamburger hat Sie dick gemacht? Der Kaffee war zu heiß, und Sie haben sich verbrüht? Der Lack nicht wirklich neu, sondern nur aufpoliert? Oder Sie fühlen sich durch einen Fernsehbericht in ihrem Innersten verletzt? Im Klageparadies USA findet sich für jede Klage ein Anwalt – und häufig auch eine Jury, die den Geschädigten Traumsummen zuspricht.


      Mit Hamburgern dick geworden? Ein New Yorker Anwalt hat deswegen eine Klage eingereicht. Foto: dpa





      HB DÜSSELDORF/NEW YORK. Allein in den vergangenen 48 Stunden berichteten die Nachrichtenagenturen über zwei weitere möglicherweise millionenschwere Klagen: In San Francisco wird der zum Kraft-Konzern gehörende Lebensmittelhersteller Nabisco vor Gericht gezerrt, weil seine Kekse angeblich herzschädigende Transfettsäuren enthalten. Und in Pittsburg vertagte ein US-Gericht die Entscheidung über einen Vergleich zwischen dem Elektrotechnikkonzern ABB und Krebserkrankten, die einer US-Tochtergesellschaft des Unternehmens den unsachgemäßen Umgang mit Asbest vorwerfen. Zwar läuft alles auf einen Vergleich hinaus, bei dem ABB 1,2 Mrd. Dollar zahlen muss. Noch ist diese Lösung aber nicht gerichtsfest. ABB zittert deswegen weiter und muss jetzt seine Aktionäre zur Kasse bitten. Am Freitag will das Schweizer Unternehmen seine Hauptversammlung um eine Kapitalerhöhung um 100 Millionen neue Aktien ersuchen. 30 Millionen davon sollen in den Asbest-Vergleich fließen. Das entspricht ungefähr 87 Mill. Euro.

      Spätestens seit den Tabakklagen sind die Milliarden-Forderungen in den Vereinigten Staaten jedem bekannt. Die jüngsten Klagen gegen Bayer und eben gegen ABB zeigen, dass auch Firmen diesseits des Atlantiks nicht vor der Klagewut der Amerikaner gefeit sind. Nach Schätzungen der Finanzberatung Tillinghast Towers Perrin kosten zivile Haftungsklagen die Industrie in den USA jährlich 180 Mrd. Dollar. Das entspricht fast 2 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 1970 waren es noch 1,3 %.

      „Das Prozessrisiko ist in den USA größer, weil das Rechtssystem durch das Fall-Recht viel dehnbarer ist“, sagt Steven Thal, Anwalt bei der Kanzlei Latham & Watkins. In den meisten europäischen Ländern habe man durch feststehende Gesetzestexte zumindest das Gefühl, mehr Rechtssicherheit zu haben. Außerdem sind Amerikaner viel eher bereit zu klagen. Schließlich muss in den USA der Verlierer eines Prozesses die Gerichtskosten des Gegners nicht tragen. Für die beklagten Unternehmen bedeutet das: Sie bleiben auf den Anwaltskosten sitzen, selbst wenn sie die eigentliche Klage abwehren können.

      „Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht eindeutig sind, können Produkthaftungsklagen erfolgreich sein“, warnt Willis Emmons, Professor an der McDonough School of Business der Georgetown University. Das hätten die Klagen gegen angeblich fehlerhafte Brustimplantate gezeigt. Die Investmentbank UBS Warburg warnte vor wenigen Monaten, dass für die gesamte Lebensmittelindustrie ein ernsthaftes Klagerisiko besteht.

      Aber nicht nur Produkthaftungsklagen können den Unternehmen schaden. „Gefährlich sind auch die arbeitsrechtlichen Klagen zu Themen wie Diskriminierung und sexueller Belästigung“, warnt Anwalt Thal. Das kann auch europäische Unternehmen treffen, wenn sie Angestellte in den USA beschäftigen.

      Und seit den schweren Bilanzskandalen von Enron und Worldcom werden in den USA auch die Klagen der Investoren immer beliebter. Unter den Ausländern sind davon jene Unternehmen betroffen, die in den USA an der Börse notiert sind. Bayer hat die Klagefreude der Anleger bereits zu spüren bekommen: Verschiedene Kanzleien sammeln bereits mit Aufrufen im Internet die Namen von geschädigten Investoren. Ihr Vorwurf: Bayer hätte das Risiko des Cholesterinsenkers Lipobay/Baycol bei seinem Gang an die New York Stock Exchange im Herbst 2001 heruntergespielt.

      Besonders gefährlich werden die Klagen, wenn sie die Form der Sammelklage annehmen: In dem Fall steht ein Kläger stellvertretend für eine ganze Gruppe. Und die geforderten Summen können erschreckende Höhen erreichen. Doch auch Einzelfälle können wehtun: Die Dame, die sich mit dem Kaffee von McDonald’s die Beine verbrühte, bekam in erster Instanz drei Millionen Dollar zugesprochen. Die Summe wurde zwar später deutlich reduziert. Aber seitdem ist auf Kaffee-Bechern zu lesen: „Vorsicht, heiß“.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 15. Mai 2003, 10:57 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 18:45:05
      Beitrag Nr. 2.775 ()
      Konjunktur / Geldpolitik
      Schwarzer Tag für die Wirtschaft im Euro-Raum


      15. Mai 2003 Nicht nur in Deutschland, auch in Italien und in den Niederlanden ist die Wirtschaft im ersten Quartal des Jahres geschrumpft. Die Wirtschaft im gesamten Euro-Raum aber hat im ersten Vierteljahr stagniert, schätzt Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union. Damit verharrt die Wirtschaft in der Europäischen Währungsunion in der Stagnation. Im Schlußquartal 2002 war das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent gewachsen.

      Mit den schlechten Wirtschaftsdaten aus dem Euro-Raum steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), den Leitzins im Euro-Raum zu senken. Dieser liegt seit März auf dem historischen Tief von 2,5 Prozent.

      EZB erwartet Wachstumsbeschleunigung gegen Jahresende

      Die EZB hatte sich bei der monatlichen Pressekonferenz vergangene Woche verhalten gezeigt, die Tür für Zinssenkungen aber offen gehalten. Auch im Monatsbericht Mai, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, geht die EZB über diese Andeutungen nicht hinaus. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung im Euro-Raum erwartet die EZB unverändert, daß im späteren Verlauf dieses Jahres eine „allmähliche Stärkung des Wachstums einsetzen wird, die sich im Laufe des kommenden Jahres beschleunigen dürfte“.

      Die Umfragen der EZB bei Analysten und Volkswirten privater Institute zeigen, daß die EZB-Beobachter im Schnitt derzeit ein Wirtschaftswachstum von ein Prozent für den Euro-Raum in diesem Jahr erwarten und von 2,1 Prozent im kommenden Jahr. Damit haben die Volkswirte ihre Prognosen zurückgenommen; zu Jahresbeginn hatten sie noch Wachstumsraten von 1,4 und 2,3 Prozent prognostiziert.

      Die Europäische Kommission schätzt nach Angaben von Donnerstag, daß die Wirtschaft im Euro-Raum im Sommerhalbjahr stagniert oder bis zu 0,4 Prozent wachsen wird.

      Zurückhaltende Preisaussichten

      Die Aussichten, daß die Inflationsrate von den zuletzt für April geschätzten 2,1 Prozent rasch und dauerhaft unter zwei Prozent fallen werde, wertet die EZB zurückhaltend. EZB-Präsident Wim Duisenberg hatte vergangene Woche gesagt, die Inflationsrate dürfte erst gegen Jahresende unter zwei Prozent fallen. Die derzeit häufig aufbrechende Deflationsangst teilt die EZB laut Duisenbergs Worten „für den Euro-Raum“ nicht.

      Laut den EZB-Umfragen erwarten Volkswirte, daß die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2003 zwei Prozent beträgt und erst 2004 mit 1,7 Prozent unter zwei Prozent fällt.

      Politischer Druck auf die EZB steigt

      Der politische Druck auf die EZB zu Zinssenkungen aber steigt. Europäische Finanzminister zitierten zu Wochenbeginn aus dem vertraulichen Treffen der Euro-Gruppe, EZB-Vizepräsident Lucas Papademos habe deutlich zinspolitischen Spielraum angezeigt. Ein EZB-Sprecher hatte diese Darstellung hingegen zurückgewiesen: Papademos habe allein zugesagt, daß die EZB prüfen werde, inwieweit eine Aufwertung des Euro die Inflation im Euro-Raum senken werde. Papademos habe gesagt, daß die EZB bei Bedarf zinspolitischen Spielraum nutzen werde.

      Dennoch zeigen die Zinssätze an den Geld-Terminmärkten seit dem Wochenende eine deutliche Erwartung der Marktteilnehmer an, daß die EZB im Juni ihren Leitzins um 0,25 Prozent senken wird. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Leitzinssenkung auf Sicht von einem halben Jahr ist aber noch nicht voll „eingepreist“.

      Die schlechten Konjunkturdaten werden ihre Wirkung auf die EZB nicht verfehlen, meinen die Analysten. Zusammen mit einem weiter aufwertenden Euro dürfte der Inflationsdruck im Euro-Raum vorerst weiter verhalten bleiben - und der EZB Zinssenkungen ermöglichen.

      Italienische Wirtschaft schrumpft um 0,1 Prozent, ...

      Das italienische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in den ersten drei Monaten des Jahres um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Volkswirte hatten in etwa diesen Wert erwartet oder waren von einer Stagnation ausgegangen. Im Schlußquartal 20021 war die Wirtschaft um 0,4 Prozent gewachsen. Bei den Angaben ist noch Vorsicht geboten, weil sie noch nicht um die Zahl der Arbeitstage bereinigt sind. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnete die italienische Wirtschaft ein Plus von 0,8 Prozent, nach revidierten 0,9 Prozent im Schlußquartal 2002.

      ... aber leicht besser als Deutschland

      Das letzte Mal war das italienische BIP Ende 2001 um gleichfalls 0,1 Prozent geschrumpft. Dem statistischen Amt Istat zufolge verzeichnete im ersten Quartal 2003 lediglich die Landwirtschaft einen Zuwachs, die Dienstleistungsbranche stagnierte überwiegend, in der Industrie sank die Leistung.

      Nach Einschätzung von Volkswirten beeinträchtigten vornehmlich die Unsicherheit über den Irak-Krieg und das Ende von fiskalischen Anreizen für die Konjunktur die Entwicklung des BIP im ersten Quartal. Hinzu kam der erstarkende Euro, der den Export dämpfte. Die Aussichten für Italiens Wirtschaft werden überwiegend schlecht eingeschätzt.

      Immerhin lag Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum, mit den minus 0,1 Prozent im ersten Quartal noch leicht besser als Deutschland. Hier hatte das Statistische Bundesamt in einer Schnellmeldung mitgeteilt, daß die Wirtschaft im ersten Quartal völlig überraschend um 0,2 Prozent geschrumpft ist.

      Niederlande in der Rezession

      Noch schlimmer traf es die Wirtschaft der Niederlande. Nach Angaben gleichfalls von Donnerstag schrumpfte die Wirtschaft dort im ersten Quartal um 0,3 Prozent, nach einem Minus von 0,2 Prozent im Schlußquartal 2002. Minus 0,3 Prozent meldet das statistische Amt der Niederlande für den Jahresbeginn 2003 auch im Vergleich mit dem Vorjahr. Dazu hat im gesamten Winterhalbjahr vor allem eine deutliche Investitionsschwäche beigetragen.

      Mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung in zwei Quartalen in Folge befinden sich die Niederlande - technisch gesehen - in einer Rezession. Zuletzt war das im zweiten Halbjahr 2001 der Fall.

      Neue Schnellschätzungen

      Die heute von Ländern wie Deutschland und Italien sowie von Eurostat vorgelegten Wachstumsdaten beruhen erstmalig auf einer sehr frühen Schnellschätzung. Rückrechnungen von Eurostat zeigen, daß der Korrekturbedarf für den Euro-Raum vergleichsweise gering ist. Eurostat basiert die Schätzung für den Euro-Raum auf den Daten für Deutschland, Italien, den Niederlanden und für Griechenland. Die vier Länder zusammen erwirtschaften rund 60 Prozent des BIP im Euro-Raum.

      Die Wachstumsschätzung für das wirtschaftlich kleine Griechenland zeigt ein Plus von 2,9 Prozent im ersten Quartal an. Die Zinssenkungen vor dem Eintritt Griechenlands in die Währungsunion zeigen unverändert ihre Wirkung.

      Text: @pwe
      Bildmaterial: FAZ.NET

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      schrieb am 15.05.03 18:53:43
      Beitrag Nr. 2.776 ()
      ---


      Euro: Noch nicht ausgereizt


      Parallel zu den enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Eurozone sackte am Donnerstag die Gemeinschaftswährung weiter Richtung 1,14 US-Dollar ab. In den Augen von Experten ist der Rückfall allerdings nicht fundamental begründet, sondern vielmehr eine technische Reaktion auf die voran gegangene Rallye. Diese dürfte sich nach einer Verschnaufpause fortsetzen, heißt es. "Das Enttäuschungspotenzial bei den US-Wachstumszahlen ist größer, außerdem belastet das gigantische US-Leistungsbilanzdefizit den Dollar anhaltend", argumentiert HSBC-Experte Rainer Sartoris. "Vor allem die Psychologie spricht weiter für den Euro", meint HVB-Stratege Alessandro Tentori. "Er löst den Dollar sukzessive als Weltwährungsreserve ab, wie gerade die Umschichtungen der asiatischen Zentralbanken zeigen." Zum Jahresende prognostiziert Tentori sogar einen Euro-Kurs von 1,25 bis 1,30 US-Dollar. wi




      Artikel erschienen am 16. Mai 2003
      welt.de
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      schrieb am 15.05.03 18:57:02
      Beitrag Nr. 2.777 ()
      Empfänger von Arbeitslosenhilfe müssen Altersvorsorge auflösen
      Seit 1. Januar gelten verschärfte Anrechnungsregeln

      von Thomas Exner

      Berlin - Für viele Beschäftigungssuchende, deren Arbeitslosengeld ausläuft und die nun Arbeitslosenhilfe beantragen müssen, gibt es ein böses Erwachen. Denn zum 1. Januar wurden die nicht auf die Arbeitslosenhilfe anzurechnenden Vermögensfreibeträge noch einmal drastisch gesenkt. Statt zuvor 520 Euro je vollendetem Lebensjahr des Arbeitslosen und seines Ehepartners sind es seither nur noch 200 Euro. Für einen 50-jährigen, allein stehenden Arbeitslosen ist damit der Freibetrag von 26 000 auf 10 000 Euro zusammengeschmolzen. Alle Sparbeträge darüber - inklusive Lebens- und private Rentenversicherungen - müssen zunächst aufgezehrt werden, bevor es Hilfe vom Staat gibt. Ausgenommen davon sind nur Ersparnisse im Rahmen der Riester-Rente sowie die selbst genutzte Immobilie.


      Ziel der im "Hartz-I-Gesetz" getroffenen Verschärfung der Anrechnung von Vermögen war es, die Anreize zur Arbeitssuche zu stärken und den Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit zu entlasten. Doch nicht nur der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) hält diese Maßnahme in einem Positionspapier für "überaus problematisch". So lehnte das Sozialgericht Berlin vor einigen Wochen die Verwertung einer Lebensversicherung zu Gunsten von Arbeitslosenhilfe als unzumutbar ab. Die Vermögensanrechnung dürfe nicht zum wirtschaftlichen Ausverkauf des Betroffenen und zum Verlust erarbeiteter Lebensgrundlagen führen, begründeten die Richter der 58. Kammer ihren Spruch (Aktenzeichen: S 58 AL 2208/02).


      Und selbst in der Politik gibt es offenbar ein Umdenken. Sowohl bei SPD und Grünen wie auch bei der Union findet sich in Papieren zur geplanten Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe die Aussage, dass eine angemessene private Altersvorsorge nicht auf die künftige staatliche Transferleistung angerechnet werden soll.


      Doch in der Praxis sieht es derzeit anders aus. "Wir müssen die in der Arbeitslosenhilfe-Verordnung getroffenen Maßgaben anwenden", stellt ein Sprecher der Bundesanstalt für Arbeit fest. So müssen alle neuen Antragsteller zunächst ihr gesamtes Vermögen bis auf die niedrigen Freibeträge aufbrauchen, bevor es Unterstützung gibt. Die alten, höheren Freibeträge gelten nur noch für Arbeitslose, die vor dem 1. Januar 1948 geboren wurden sowie für laufende Bewilligungsbescheide. Da Arbeitslosenhilfe jeweils für ein Jahr bewilligt wird, dürfte die Neuregelung damit bis Jahresende die meisten der rund 1,9 Mio. Bezieher von Arbeitslosenhilfe erreicht haben.


      "Für viele Betroffene erledigt sich die finanzielle Planung des Lebensabends damit von selbst", so ein Vorsorge-Experte. Denn ein Mann, der ab dem 65. Lebensjahr eine Zusatzrente von 500 Euro monatlich beziehen möchte, muss über ein Kapital von etwa 90 000 Euro verfügen. Für Menschen, die im fortgeschrittenen Lebensalter ihre bis dahin aufgebauten Finanzpolster auflösen mussten, sei dieses Ziel jedoch praktisch kaum noch zu erreichen. "Offenbar gehen in der Politik immer noch einige von der Fiktion aus, dass die gesetzliche Rente eine ausreichende Absicherung ist", heißt es beim GDV.


      Artikel erschienen am 16. Mai 2003
      welt.de
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      schrieb am 15.05.03 18:59:33
      Beitrag Nr. 2.778 ()
      Wirtschaft

      Banken verschärfen Bedingungen für Kredite
      EZB: Großunternehmen besonders betroffen

      von Anja Struve

      Frankfurt/Main - Trotz niedriger Leitzinsen im Euroraum verfahren die Banken bei der Kreditvergabe immer restriktiver. Dies geht aus einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) unter rund 80 Kreditinstituten hervor. Danach ist es vor allem für Unternehmen in den vergangenen drei Monaten dieses Jahres schwieriger geworden, Kredite von den Banken zu bekommen. Insgesamt 46 Prozent der befragten Geldhäuser gaben an, die Bedingungen für Unternehmenskredite im April leicht oder sogar deutlich verschärft zu haben.


      Im Januar hatten zwei von drei befragten Banken ihre Richtlinien für Firmenkredite strenger formuliert. Hingegen waren die Zinssenkungen der EZB im Dezember und März für keines der befragten Institute im Umfragezeitraum Anlass, die Kreditvergabe zu lockern.


      Von der Verschärfung im April waren in erster Linie Kredite an Großunternehmen betroffen. Per Saldo gab rund die Hälfte der Banken an, ihre Kreditvergabe an große Unternehmen restriktiver zu handhaben. Die Konditionen für kleine und mittlere Unternehmen wurden gleichzeitig von 31 Prozent der Banken verschärft. Weniger restriktiv gingen die Banken bei den privaten Haushalten vor. Nach Angaben der EZB waren im April nur 15 Prozent der befragten Banken bei der Kreditvergabe an Privathaushalte restriktiver.


      Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, haben die befragten Banken ihre Kreditvergabe in den vergangenen Monaten sowohl über die preisunabhängigen Konditionen wie auch über den Preis eingeschränkt. Das heißt: Die Institute haben einerseits schärfer als bisher auf die Bonität des Kreditnehmers geschaut und andererseits die Kreditzinsen nicht gesenkt. Zur Begründung verwiesen die Institute auf die angesichts der Wirtschaftsflaute größeren Kreditrisiken. Die steigenden Risikokosten im Kreditgeschäft sind für viele Institute Anlass, Zinssenkungen der EZB nicht sofort an die Kunden weiterzugeben, um auf diese Weise von größeren Margen zu profitieren. Das dürfte vor allem für Deutschland gelten, wo die Margen im Kreditgeschäft seit Jahren viel zu niedrig sind.


      Auch weiterhin werden die Banken die Kredite nur zögerlich fließen lassen: Vier von zehn befragten Instituten erwarten für die kommenden drei Monate eine weitere Verschärfung der Kreditrichtlinien. "Die Ergebnisse der Umfrage dürften die Diskussion um eine Kreditklemme (Credit Crunch) erneut anfachen", sagt Elga Bartsch von Morgan Stanley.


      Allerdings warnte die Ökonomin davor, den Credit Crunch vorschnell auszurufen: "Von Banken wird erwartet, dass sie in konjunkturell schwierigen Zeiten ihre Kredite vorsichtiger vergeben." Zudem sei die verbesserte Zinsentwicklung der vergangenen Wochen noch nicht in der Umfrage berücksichtigt. Der derzeit schrumpfende Renditeabstand von Unternehmensanleihen zu Bundesanleihen spreche dafür, dass sich die Finanzierungskonditionen für die Unternehmen bald wieder verbessern.


      Auch die EZB mahnte bei der Interpretation ihrer Ergebnisse zur Vorsicht. Für eine genaue Einschätzung müssten erst noch weitere Daten gesammelt werden. Die Zentralbank will ihre Umfrage künftig vierteljährlich aktualisieren.


      Artikel erschienen am 16. Mai 2003

      welt.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:03:52
      Beitrag Nr. 2.779 ()
      Berliner Forscher legen Finger in die Wunde

      DIW hält schwache Nachfrage für entscheidende Konjunkturbremse / Lohnkosten "merklich vorteilhaft" für Firmen




      mrm FRANKFURT A. M. Nicht etwa hohe Lohnkosten, sondern die schwache Nachfrage der privaten Verbraucher und eine zu harte Geldpolitik verhindern hier zu Lande einen Aufschwung der Konjunktur. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem jüngsten Wochenbericht.

      Vergleiche man die gegenwärtige Flaute mit entsprechenden früheren Phasen, zeigten sich bemerkenswerte Unterschiede, die die aktuelle Entwicklung als einen "neuen Typus nachfragebedingter Stagnation" erscheinen lasse, schreiben die Berliner Forscher.

      Die Autoren versuchen die Frage zu beantworten, warum die momentane Flaute so lange anhält und - anders als einst in ähnlichen Situationen - immer noch keine Belebungstendenzen zu beobachten sind. Am Export, der bislang die Bundesrepublik noch immer aus dem Tal zog, liegt es nach Meinung des DIW nicht. Im Vergleich zu anderen Abschwungphasen - herangezogen werden die Zeiträume 1980 bis 1982, 1974 bis 1976 und 1992 bis 1994 - könne von einer ausgeprägten Schwäche keine Rede sein. Im Gegenteil hätten die Ausfuhren die Konjunktur in den beiden vergangenen Jahren eher stabilisiert und ließen eine relativ positive Tendenz erkennen. Dies hänge damit zusammen, dass sich deutsche Unternehmen in der Vergangenheit erhebliche Wettbewerbsvorteile verschafften, von denen sie nun bei schwacher Auslandsnachfrage und steigendem Euro-Kurs zehren könnten.

      Einen "signifikanten Unterschied" zu früheren Zyklen sehen die Forscher dagegen in der Binnennachfrage. Und dies sei ein "bedenkliches Phänomen". Anders als in den 70er und 90er Jahren trage der private Verbrauch derzeit nicht zur Stabilisierung der Wirtschaft bei. Vielmehr laufe er wie zu Beginn der 80er Jahre weitgehend parallel zur gesamten Produktion. "Damit erweist sich die Konjunkturschwäche im Kern auch als eine Verbrauchsschwäche", heißt es in dem Bericht.

      Er führt als maßgeblichen Grund dafür, dass der Konsum nicht in Gang kommt, die Kombination aus mageren Lohnzuwächsen und hoher Arbeitslosigkeit an. Die Entwicklung der real verfügbaren Einkommen sei noch nie so schwach gewesen wie im aktuellen Konjunkturverlauf. Dies liegt nach Meinung der Autoren auch an der Reduzierung der bezahlten Arbeitsstunden, für die die mittlerweile erheblich flexibleren Beschäftigungsformen wie Arbeitszeitkonten, Mini- oder befristete Jobs verantwortlich seien. Sie erlaubten den Unternehmen, die Beschäftigung rascher an die jeweilige wirtschaftliche Lage anzupassen mit der Folge, dass bei einer Talfahrt auch die Einkommen rasch sinken.

      Doch die Konsumenten sind nicht nur knapp bei Kasse, sie haben auch, wie Umfragen zeigen, wenig Vertrauen, dass es bald aufwärts geht. Da in den Firmen eine ähnliche Stimmung herrscht, halten sie sich mit dem Kauf neuer Maschinen und Anlagen zurück. Die vergleichsweise geringe Investitionstätigkeit ist, folgt man den Berliner Forschern, allerdings nicht, wie oft behauptet, auf zu hohe Löhne zurückzuführen. Diese hätten sich vielmehr "merklich vorteilhaft für die Unternehmen" entwickelt. Die realen Lohnkosten seien in den vergangenen drei Jahren nahezu konstant geblieben. "Insbesondere wenn man dieser Größe eine maßgebliche Rolle für die Beschäftigungsentwicklung zuschreibt, kann hierin weder der Grund für die verschlechterte Konjunktur noch für die Beschäftigungseinbußen gesehen werden."

      Eine weitere "wesentliche" Ursache für die Flaute sieht das DIW schließlich in der "geldpolitischen Zurückhaltung" der Europäischen Zentralbank. Die Erfahrung zeige, dass eine Erholung fast immer erst dann einsetze, wenn die Realzinsen, also die nominalen Sätze minus Teuerungsrate, spürbar gesunken waren.
      fr-aktuell.de
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:06:59
      Beitrag Nr. 2.780 ()
      KOMMENTAR
      Verkehrte Welt




      Die Konjunktur kommt einfach nicht in Schwung. Auch in diesem Jahr wird die bundesdeutsche Wirtschaft nach Einschätzung der meisten Beobachter nur mit einem mickrigen Wachstum aufwarten. Und wegen der Euro-Stärke und der labilen ökonomischen Lage in den USA sind die Risiken, dass es noch schlimmer kommt, größer als die Chancen einer positiven Überraschung.

      Über die Ursachen der Flaute hier zu Lande wird heftig schwadroniert. Das in politischen und wissenschaftlichen Zirkeln derzeit beliebteste Argument verweist kurzerhand auf so genannte Strukturprobleme - als da vor allem wären: zu üppige Löhne, zu hohe Steuern und Abgaben sowie überhaupt viel zu viel Staat. Dass die Lohnstückkosten in den vergangenen Jahren kaum gestiegen sind oder das Steueraufkommen, gemessen an der gesamten Wirtschaftsleistung, so niedrig liegt wie schon lange nicht mehr, wird von diesen Stimmen ignoriert oder unter den Teppich gekehrt.

      Leider hat sich das Weltbild der selbst ernannten Modernisierer durch die permanente Propaganda mittlerweile in vielen Köpfen festgesetzt. Dadurch wird es allerdings nicht richtiger. Denn die gegenwärtige Flaute ist in erster Linie auf die schwache private Nachfrage zurückzuführen. Dies räumen selbst Notenbanker ein, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Und auf diesen Zusammenhang weist jetzt auch nochmal das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hin.

      Leider stoßen diese Diagnosen bei Finanz- und Geldpolitikern auf taube Ohren. Gefangen in ihren Vorstellungen, dass alle gegenwärtigen Probleme struktureller Natur seien, und in der irrigen Meinung, die Konjunktur nicht beeinflussen zu können, verharren sie in Untätigkeit. Dabei gäbe es zumindest zwei Stellschrauben: Die Europäische Zentralbank müsste die Zinsen senken und die Bundesregierung den privaten Verbrauch durch rasche Steuersenkungen zu Gunsten vor allem der unteren Einkommensgruppen mit hoher "Konsumneigung" stimulieren.

      Wenn auf diese Weise die Konjunktur richtig in Gang kommt, werden sich viele der angeblichen Strukturprobleme etwa am Arbeitsmarkt oder in den Sozialkassen in Luft auflösen.
      mrm
      fr-aktuell.de
      so iss es!
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:08:42
      Beitrag Nr. 2.781 ()
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:13:13
      Beitrag Nr. 2.782 ()
      Bush-Dollar statt Saddam-Dinar

      Im Nachkriegs-Irak ist die US-Währung bereits zur festen Größe geworden / Wissenschaftler warnen: "Keine Dauerlösung"


      Von Hermannus Pfeiffer


      Ein US-Soldat bewacht einen Haufen irakischer Dinar.
      (dpa)



      Mit dem Sturz Saddam Husseins fiel auch der irakische Dinar ins Bodenlose. "Da kein staatlicher Annahmezwang mehr besteht, ist die alte Währung praktisch wertlos", erklärt Hans-Eckart Scharrer gelassen. Diese Lücke fülle nun der Dollar. "Eine gute Idee", meint Scharrer, der Vizepräsident des Forschungsinstituts HWWA (Hamburger Weltwirtschaftsarchiv) ist. So wurden nach US-Angaben bereits Hafenarbeiter in Umm Kasr und Helfer in Basra mit Dollar bezahlt.

      Mit dem frischen Geld aus Washington sollen dem Vernehmen nach in den kommenden Wochen vor allem irakische Beamte entlohnt werden, um das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen. "Kurzfristig ist die Dollarisierung eine gute Idee", bestätigt auch Axel Lindner, Währungsexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle. "Die Leute haben sofort eine Währung, der sie vertrauen und werden mit Dollar ihre Geschäfte abwickeln."

      Offiziell wehrt sich Washington gegen den Verdacht einer Zwangswährung. "Das bedeutet nicht, dass wir eine Dollarisierung vollziehen", zitiert der Nachrichtenkanal Phoenix den US-Finanzstaatssekretär John Taylor. Die Einführung des Greenback sei keine Entscheidung über die künftige Währung - die müsse das irakische Volk treffen. Kritiker befürchten jedoch, dass mit dem "Bush-Dollar" das irakische Geldregime auf Jahre festgeschrieben wird. Deutsche Währungsexperten warnen allerdings, die Dollarisierung sei "keine Dauerlösung", vor allem nicht aus politischen und psychologischen Gründen. Schließlich, sagt Scharrer, "will jedes Land eine eigene Währung besitzen".

      Deshalb sollte dem US-Geld rasch eine Währungsreform mit einem harten neuen Dinar folgen. Scharrer schlägt eine "unabhängige Zentralbank" vor und schränkt gleich ein, dass dies wohl zu westlich gedacht sei. Notfalls genüge eine "stabilitätsorientierte" Zentralbank, die das Vertrauen der Bevölkerung genieße. In Bosnien und Russland habe eben dieses Vertrauen in den 90er Jahren gefehlt, weshalb dort die heimischen Währungen durch Dollar und Euro schnell in die Ecke gedrängt worden seien.

      Aziz Alkazaz ist optimistisch. "Die Pläne für eine Währungsreform liegen seit sechs Jahren in den Schubladen der Zentralbank in Bagdad", sagt der Irak-Fachmann des Deutschen Orientinstituts. Eine Währungsreform würde zu den ersten Aufgaben einer legitimierten und - wie Alkazaz betont - "frei gewählten" Regierung gehören. Bereits nach dem Dinar-Verfall infolge des ersten Irak-Kriegs, als Saddam die Banker zwang, die Notenpresse anzuwerfen, um den Wiederaufbau zu finanzieren, habe die Zentralbank den Dinar seit 2001 "relativ stabilisiert". Trotzdem sei der Dollar-Kurs vor dem jüngsten Krieg mit rund 2000 Dinar noch zehn Mal so hoch wie 1991 gewesen. Kompetenz und Enthusiasmus für eine Reform seien in der Zentralbank genügend vorhanden, glaubt der Wirtschaftswissenschaftler, und als "Öl-Schlüsselland" sei der Irak reif für eine stabile, unabhängige Währung.

      Überraschend kam die Dollar-Einführung in Irak nicht. "Schon vor dem Krieg", so Scharrer, "hatte die USA eine Dollarisierung angekündigt". Ein Weg mit Tradition: So erhob die US-Militärregierung im Nachkriegsdeutschland ihr Geld faktisch zur Leitwährung. Jahrzehnte später band Argentinien - freilich auf Beschluss der eigenen Regierung - seinen Peso fest an den Dollar an.

      Auch in Europa ist die Aufgabe der Selbstständigkeit der eigenen, schwachen Währung keineswegs unbekannt. Beispielsweise hatte Bulgarien seinen Lew zu einem festen Kurs zunächst an die Mark und später an den Euro gebunden.

      Die Wirkung solcher mehr oder weniger starren Währungsregime ist umstritten. Zunächst sorgen sie zumeist für Stabilität und einen funktionierenden Geldkreislauf, ohne den ein wirtschaftlicher Aufschwung nicht möglich ist.

      Argentinien bescherte die Dollar-Koppelung allerdings mittelfristig einen wirtschaftlichen Niedergang, weil der starke Peso-Dollar die eigenen Produkte international zu teuer machte. Zudem wuchs die Kluft zwischen Stadt und Land, zwischen Reich und Arm, eben zwischen Dollar-Besitzern und -Nichtbesitzern.
      fr-aktuell.de
      ----------------------
      Grüne Schnipsel($)müssen halt verteilt werden.
      Sonst wird der Kompost zu groß!:D
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:20:21
      Beitrag Nr. 2.783 ()
      @2779
      Einahmen und Ausgaben der
      Kommunen
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:23:42
      Beitrag Nr. 2.784 ()
      Entwicklung der Geldmenge M3 in der EU
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Aktuellster Stand vom 28.03.03

      Verlaufsdarstellung seit 1981


      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:07:32
      Beitrag Nr. 2.785 ()
      Deflations-Alarm in den USA
      (16.05.2003)

      Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, an dieser Stelle eine Weile nicht mehr über Deflationsgefahren zu sprechen. Doch die reale Welt hat uns diese Chance nicht gelassen.

      Es ist der Index der Produzentenpreise in den USA für den Monat April, der uns einen Strich durch diesen "guten" Vorsatz machte. Er ist um 1,9 Prozent gesunken. Ohne Nahrungsmittel und Energie (Kern-Inflation) fiel er um 0,9 Prozent. Beide Werte liegen weit unter den Prognosen der Ökonomen.

      Den Verantwortlichen in der Notenbank in Washington (Fed) muss ein Schaudern über den Rücken gelaufen sein. Denn das, was sie erklärtermaßen befürchteten, tritt nun doch früher ein als angenommen. Ihre Sorge gilt jetzt zunächst einmal dem nachfolgenden Index der Verbraucherpreise.

      Die Sorge der Finanzmärkte drückt sich darin aus, dass die Kapitalmarktzinsen in den USA, gemessen an den Renditen von Bonds des Schatzamtes in Washington, zuletzt auf den niedrigsten Stand seit 45 Jahren gesunken sind.

      Die Fed wird also ihren Leitzins weiter senken müssen. Und sie wird sehr aufmerksam darauf achten müssen, wie sich die stark geschrumpfte Renditedifferenz (Spread) zwischen Staats- und Unternehmensanleihen entwickelt. Wenn sie sich wieder nachhaltig ausweitet, ist Gefahr im Verzug.

      Dann haben die Anleger begriffen, dass die Deflationstendenzen um sich greifen und dass am Markt für Unternehmensanleihen eine spekulative Blase zu platzen droht. Die Konsequenz daraus kann nur sein, dass ein neuer Run auf Staatsanleihen einsetzt und die Renditen hier noch viel weiter drückt.

      Das ist dann aber auch der Punkt, an dem die Fed mit ihrer "unkonventionellen" Geldpolitik beginnt und unbegrenzt Unternehmensanleihen aufkaufen lässt.

      Merke: Was in den USA geschieht, ist nur transparenter als das, was sich im Euroraum ereignet. Die Probleme im Euroraum mit seinen Deflationstendenzen sind noch viel akuter als die amerikanischen.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      -----------------------------------------------

      Wussten Sie schon, dass...?
      (16.05.2003)

      Erstmals seit zehn Jahren haben die Industrieunternehmen in den USA, gemessen an den 500 im Standard & Poor’s Index (S&P 500) enthaltenen Firmen ohne den Finanzsektor, 2002 ihre Bruttoverschuldung nicht nennenswert weiter erhöht. Sie lag Ende vergangenen bei 1,703 Billionen Dollar, gegenüber 1,695 Billionen Dollar zwölf Monate zuvor.


      (Quelle: Morgan Stanley)


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:11:29
      Beitrag Nr. 2.786 ()
      Gerhoch Reisegger

      Die Abwärtsspirale

      Schon vor einiger Zeit, im März 2003, erreichten uns einige bemerkenswerte Anmerkungen zu obigem Thema. Manche sind auch der Erinnerung wert.

      Vor dem Irak-Krieg machte man diesen für die schlechte Wirtschaftslage und die Baisse an den Börsen in den USA verantwortlich. Das war natürlich nur Propaganda und Desinformation über den wirklichen Zustand. Selbst zahlreiche US-Magazine, wie Esquire, offenbaren inzwischen die wirklichen Kriegsziele der US-Regierung. Sie haben nichts mit „Saddams Massenvernichtungswaffen“ oder dem „Kampf gegen den Terrorismus“ zu tun. Daß dies ein Märchen war, ist uns immer schon klar gewesen.

      Amerika hat eine neue Doktrin: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Und die Monroe-Doktrin, die ursprünglich die „Western Hemisphere“ als US-Einflußzone deklarierte, erfuhr nun endgültig ihre Ausdehnung auf die ganze Welt. So ist auch die Erklärung eines Thomas Barnett vom Naval War College verständlich:

      „Der wahre Grund einen Krieg wie diesen (gegen den Irak) zu befürworten, liegt darin, daß die hieraus folgende langfristige militärische Bindung Amerika schließlich zwingen wird, sich mit den gesamten `Gap` (jenem Teil der Welt, der erklärtermaßen nicht pro-westlich ist) als einer strategischen Bedrohungslage zu befassen.“

      Damit ist potentiell dem Rest der Welt der Krieg erklärt worden, und jene Länder, die bereits Heloten des US-Hegemons sind – Europa, Japan, die meisten islamischen Länder (Saudi-Arabien, die Öl-Emirate, Ägypten, Jordanien, usw.) – werden zu potentiellen Schurkenstaaten, sollten sie eine eigenständige Politik wagen und sich dem US-Zugriff zu entziehen versuchen. Wir erinnern nur an Michael Ledeen vom American Enterprise Institute; er publizierte am 16. März[1] „Eine Theorie. - Was wäre, wenn die Franco-Germanische Verrücktheit Methode hätte?“ Es lohnt nicht, den Artikel zu übersetzen, er ist geistiger Sondermüll und die übliche üble Politpropaganda aus den Giftküchen des "New American Century". Man müßte eigentlich die Vogelfrei-Erklärung Alain de Benoists ausdrücklich auf Figuren wie Ledeen ausdehnen. Er ist ein halb-offizieller Kriegshetzer, der seine Widerwärtigkeiten mit einem pseudo-akademischen Mäntelchen umgibt.


      Die unglaubliche Hetze, die seine „Theorie“ nur ist, endet - "schlüssig" - mit:

      ”.... Er (Chirac) kämpft für die Beendigung der amerikanischen Dominanz, bevor sie sich festigt. - Wenn dies so ist, müssen wir den Krieg gegen den Terror weit über die mittelöstlichen Grenzen hinaus ausdehnen, in das Herz West-Europas hinein. Und hier sind, wie im Mittleren Osten, unsere stärksten Waffen politische: Die demonstrierte Sehnsucht nach Freiheit der Völker jener Länder, die gegen uns sind.“

      Ledeen hatte in seinem Artikel über die angebliche Verbindung des angeblichen Bin Laden-"9-11"-Terrors mit dem Irak die Spur auch bereits nach Deutschland gelegt: Hier sei das Kommunikationszentrum des Terrors! - Eine "Lichtgestalt", die mit anderen US-Strategen die "target-identification" für den Dritten Durchgang besorgt.


      Es sind immer dieselben Namen, und wenn man über längere Zeit verfolgt, was sie sagen oder tun, ist jeglicher Zweifel an deren verschwörerischen, kriegshetzenden und kriegsvorbereitenden Aktivitäten verflogen. Der „Dritte Durchgang“ ist bereits voll im Gange.

      Über die Gründe haben wir viel schon geschrieben und gesagt: es ist die desolate Lage der US-Wirtschaft.

      Sehen wir uns an, was Paul Krugman, der angesehene M.I.T.-Ökonom in der New York Times schrieb. Die Prognosen des Congressional Budget Office (OBM) haben sich in den vergangenen beiden Jahren in Summe um 7,4 Trillionen Dollar umgekehrt! Vor 24 Monaten schätzte das CBO einen Budget-Überschuß über die kommenden 10 Jahre von 5,6 Trillionen Dollar (fast dem damaligen Schuldenstand der Bundesregierung entsprechend). Nun zeigt die Prognose in die entgegengesetzte Richtung und die neue Zahl lautet 1,8 Trillionen Dollar Defizit. Krugman sagt dazu, daß diese immer noch viel zu optimistisch sei, und er schätzt das Defizit auf 3 Trillionen, wobei ein Großteil auf das Konto des Irak-Krieges ginge, nämlich „um die `Sicherheit´ in solchen Höllenwinkeln wie Bagdad aufrechtzuerhalten“.

      Wir haben an anderer Stelle schon berichtet, daß allein für das laufende Budgetjahr 2003/4 das offiziell „geplante“ Defizit von 306 Mrd. $ nach Schätzungen der FED(!) und der US-Akademie der Wissenschaften bei einer Trillion Dollar liegt. Ob da die Annahmen Krugmans für einen Zehn-Jahre-Horizont nicht immer noch zu optimistisch sind?

      Die Auslandsschulden betragen 6,4 Trillionen $ (März 2003) und erfordern 333 Mrd. $ an Zinszahlungen. Die USA importieren weit mehr Güter, Rohstoffe und Dienstleistungen als sie exportieren, wobei das Außenhandelsdefizit bei ca. 500 Mrd. $ p.a. steht – und sich dies schon seit Jahren zu diesem Horror entwickelt hat. Es sind also täglich mindestens 1,3 Mrd. $ an ausländischen Geldzuflüssen nötig, um den Dollar vor dem Absturz – und die USA vor dem Bankrott - zu bewahren. Die dagegen stehenden 60 Mrd. $ an internationalen Reserven reichten gerade 3 Minuten, sollten die Gläubiger den USA ihre Rechnungen präsentieren.


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      [1] In National Review online, http://www.livingepistle.org/News_of_interest/News_of_Intere…


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      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger
      staatsbriefe.de[13./14.5.2003]
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:15:29
      Beitrag Nr. 2.787 ()
      Zitat
      Machen Sie sich auf die Sowjetisierung Amerikas gefaßt


      Einige Leute wundern sich, was ein Land, das die persönliche Freiheit über alle anderen Rechte stellt, bewogen hat, den früheren Chef des KGB anzuheuern, um sich über Fragen der „Homeland Security“ beraten zu lassen.


      Von Al Martin[1]

      (Übersetzung: Gerhoch Reisegger)

      Sie werden sich freuen zu hören, daß der frühere Chef des KGB (die Geheimpolizei der Sowjetunion), Jewgenij Primakow, vom Department für „Homeland Security“ als Berater angeheuert wurde. Denken sie auch, daß er seine Erfahrungen bezüglich „Sicherheit“ einbringen wird, um US-Bürgern auf die Einführung des US-internen Passes vorzubereiten, unter dem Vorwand des nie endenden Kampfes gegen den Terrorismus?

      CAPPS II ist der Name des neuen Programms, das technisch unter die Verantwortung des Department für Verkehr fällt, aber nur in technischer Hinsicht und aus dem einzigen Grund, weil die Mittel dieses Departments für die Anschaffung der Computer und der Software dafür benötigt wurden.

      Es funktioniert in folgender Weise: sie nehmen ihre Kreditkarte und „ziehen sie durch“, wie sie es sonst auch bei der Kasse eines Supermarktes tun würden, und dann drücken sie auf einen Knopf, worauf der Monitor anzeigt: CAPPS II SS CTF.

      SS CTF steht für „State Security Citizen Threat File” (Staatssicherheit – Bürger-Bedrohungs-Profil), aber es hat nichts mit dem Department für Verkehr zu tun. Die Verbindung geht direkt zu einer Abteilung, die zwischen FBI, dem Department für Homeland Security, der CIA und verschiedenen anderen Staatsbehörden geschaltet ist.

      Es ist dies eine neue Abteilung, das Büro für interne Sicherheit (OIS), das die Bemühungen koordiniert, um von jedem US-Bürger eine Bedrohungs-Profil zu erstellen. Es wird dies eine riesige Datenbank, die Kredit- und medizinische Daten, politische und religiöse Verbindungen, die militärische Vergangenheit, Teilnahme an Anti-Regierungs-Demonstrationen usw. enthalten wird.

      Die Presse-Information sagte nichts darüber aus, auf welche Informationen zugegriffen wird. Das einzige, das sie sagen, ist, daß sie auf die Kredit-Daten zugreifen. Aber das Department für Homeland Security, dazu befragt, sagte nur, daß sie nichts sagen würden, denn es würde den Zweck vereiteln, erzählten sie das, worum sie gefragt wurden.

      Primakow, der Berater des Department für Homeland Security, lachte dazu, denn er wird ja gut bezahlt. Primakow spricht hervorragend Englisch, wie man es von einem früheren KGB-Chef erwarten kann. Als er gefragt wurde, worum es beim CAPPS-Programm ginge, etwa weil Terroristen auch Kreditkarten benutzten und es von ihnen ein Kredit-Rating gäbe, sagte Primakow, daß dies eine erster Schritt auf dem Weg der Einführung des NICA (National Identification Card Act – nationales Personalausweis-Gesetz) und neuer Funktionen, die auf den Führererscheinen angebracht würden, sei.

      Es solle dazu dienen, die Leute an diesen neuen Typ von Datensammlungen und das Mitführen neuer Arten von ID-Karten zu gewöhnen, die im Gefolge der Einführung einer förmlichen Politik über interne Pässe in den USA kämen. Er verwendetet ausdrücklich den Begriff „interne Pässe“[2].

      Wenn NICA beschlossen wird, wird das Posse Comitatus Gesetz hinfällig, und es werden damit einige weitere Stücke einer Gesetzgebung von der Regierung zur Beschlußfassung vorgelegt, mit der sie mehr Kontrolle über die amerikanischen Bürger bekommen wird, als der Kreml über die Russen zur Zeit Stalins hatte. Er sagte dies und lachte.

      Was Primakow zum Lachen findet, sind die – wie er sie nannte – „Fähnchenschwinger“, die sich so antikommunistisch gebärdeten und nun eine Politik des Staates zur Einführung interner Pässe unterstützen. Diese Ironie ist wirklich umwerfend.

      Primakow fuhr fort, daß er als Sicherheitsberater angeheuert wurde und er auch über andere Sicherheitsfragen berate, eine laufende Gepflogenheit bei den verschiedenen Regierungs-Agenturen – von denen einige erst noch geschaffen werden müssen –, um die Amerikaner einzuschränken und die Macht der Regierung auszuweiten.

      Er gestand, daß er nicht wisse, welche Gründe hinter all dem stünden, außer daß er einräumte, daß „dies nicht viel mit der Bekämpfung des Terrorismus zu tun habe.“

      Mit anderen Worten: es ist amüsant, daß wir einen alten „Kummerl[3]“ zu uns kommen lassen müssen, damit er unseren Leuten die Wahrheit sagt. Und man erinnere sich: es ist nicht irgend ein „Kummerl“, es ist dies der frühere Chef des KGB, der vom Geld der steuerzahlenden Fähnchenschwinger da draußen bezahlt wird.

      Und es gibt nicht nur Primakow. Sehen wir, wer sonst noch angeheuert wurde: General Karpow, früher KGB-Chef der Botschaft in Washington und erster Direktor des Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation. Man könnte es die Sowjetisierung Amerikas nennen.

      Primakow sagte, daß er nicht warten konnte, um auf die Lohnliste zu kommen (er nannte es die „pay corps“ – die Zahl-Firmen – und bezog sich dabei auf die Heritage Stiftung, PNAC und all die rechtsgerichteten Stiftungen der USA). Er konnte nicht sagen, wie viele Ex-KGB-Generale und -Oberste noch darauf warteten in die USA zu kommen, um von den „pay-corps“ als Berater angeheuert zu werden.

      Man sagt, daß Nikita Chruschtschow jun. für die Heritage Stiftung arbeite. Eine andere rechte Stiftung habe Elena Stalin unter Vertrag.

      All die alten Namen der Sowjetunion – die Nomenklatura – zieht es nach Washington, um an die Fleischtöpfe zu kommen, und um der Bush-Regierung beizubringen, wie man weiter die Bürgerrechte der Amerikaner einschränkt.



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      - Fußnoten vom Übersetzer -

      [1] Quelle: American Free Press, Washington, 21. April 2003. Al Martin ist Amerikas bekanntester Experte für Betrug im Regierungs- und Konzern-Umfeld. Ein rastloser Posaunist, der ein Buch geschrieben hat: „The Conspirators: Secrets of an Iran Contra Insider“ (Die Verschwörer: Geheimnisses eines Iran-Contra-Insiders). 345 Seiten, Nr. 1053, 22,-$. Verfügbar über: First Amendment Books, 645 Pennsylvania Ave. SE, Suite 100, Washington D.C. Tel: 1-888-699 NEWS to charge.

      [2] Als wir vor ca. 25 Jahren für einige Jahre in Südafrika lebten, wurden die „Paß-Gesetze“ der Südafrikanischen Regierung als „Apartheid-Schikanen“ vor allem von den USA diffamiert. Ihr politischer Zweck war, den ungeregelten Zuzug in die Städte zu verhindern, was sich natürlich als eine „repressive Maßnahme“ darstellen ließ, aber aus Sicht einer verantwortlichen Führung eines Staates eine unumgängliche Notwendigkeit war, um Arbeitslosigkeit in urbanen Regionen, Verslumung und in der Folge die Kriminalität möglichst zu verhindern. Seit der „Befreiung“ und dem Wegfall dieser Gesetze sind all diese negativen Folgen dramatisch eingetreten, und Südafrika hat heute die höchste Kriminalität, vor allem bei Gewaltverbrechen wie Mord, Vergewaltigung, usw., weltweit.

      Für die USA können heute diese Motive der früheren Südafrikanischen „Apartheid“-Regierung nicht geltend gemacht werden, und die Gründe für diese US-Paß-Gesetze sind ausschließlich in der totalen Überwachung der Bürger zu sehen, nachdem sich das US-Imperium anschickte, die Weltherrschaft und –diktatur mit Gewaltmitteln zu erobern. Es ist die „Schöne Neue Welt“ Huxleys bzw. der Orwell´sche Alptraum „1984“.

      [3] Österreichisch-wienerische Bezeichnung für die Kommunisten.


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      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger
      staatsbriefe.de
      [16.5.2003]
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:29:53
      Beitrag Nr. 2.788 ()
      16.5.03 Ökonomen geben das Jahr 2003 verloren

      Die Konjunkturforscher haben sich verrechnet. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist zu Jahresbeginn unerwartet geschrumpft. Die Importe sind stärker gestiegen als die Exporte, und die Bauproduktion ist offenbar noch stärker als vorhergesagt eingebrochen. Zudem schwächelt der Dienstleistungssektor.

      HB/pbs DÜSSELDORF. Deutschland steckt in der Rezession. Was Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) am Mittwochabend in Hannover vor Managern ausgeplaudert hatte, wurde gestern vom Statistischen Bundesamt offiziell gemeldet: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal um 0,2 % gegenüber dem vierten Quartal zurückgegangen und um 0,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Bereits im vierten Quartal 2002 war die Wirtschaftsleistung um 0,03 % geschrumpft. Schrumpft das BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen, ist die technische Definition für eine Rezession erfüllt. ... (Handelsblatt.com, 16.5.03)
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      Preisdaten nähren Deflationsängste in den USA

      In den USA zeichnen sich neue Gefahren für die erhoffte konjunkturelle Erholung ab. Der am Donnerstag bekannt gegebene Rekordrückgang der Erzeugerpreise im April nährt Analysten zufolge Befürchtungen, dass der weltgrößten Volkswirtschaft eine Deflation drohen könnte. Volkswirte sehen in den Daten weitere Gründe für eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank (Fed). Diese hatte bereits vergangene Woche vor Deflationsrisiken für die USA gewarnt.

      Reuters WASHINGTON. In den vergangenen Jahren hatte das Thema Deflation in den USA und Europa praktisch keine Rolle gespielt. Japan dagegen leidet seit Jahren unter der Abwärtsspirale von sinkenden Preisen und schrumpfender Realwirtschaft. Der Preisverfall schlägt sich nicht nur unmittelbar in fallenden Einnahmen der Unternehmen nieder, sondern führt indirekt auch zu einer sinkenden Nachfrage: Verbraucher verschieben ihre Einkäufe und Firmen ihre Investitionen in der Hoffnung auf einen weiteren Preisrückgang. Außerdem erhöht sich die reale Schuldenlast von Unternehmen und Verbrauchern, was die Nachfrage zusätzlich belastet. Nach den Worten von US-Finanzstaatssekretär John Taylor wird das Thema Deflation auf dem Finanzminister-Treffen der sieben führenden Industrienationen (G7) am Wochenende in Frankreich diskutiert. Finanzminister John Snow glaube aber nicht, dass Deflation für die USA ein Problem sei, sagte Taylor vor Journalisten.

      Die Erzeugerpreise in den USA verzeichneten im vergangenen Monat wegen stark gesunkener Energiekosten den stärksten Rückgang seit Beginn der Statistik im Jahr 1947, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Das Minus fiel mit 1,9 % deutlich höher aus als von Volkswirten erwartet. ... (Handelsblatt.com, 15.5.03)
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      (Wiederholung)
      Banken verschärfen Bedingungen für Kredite

      EZB: Großunternehmen besonders betroffen

      von Anja Struve

      Frankfurt/Main - Trotz niedriger Leitzinsen im Euroraum verfahren die Banken bei der Kreditvergabe immer restriktiver. Dies geht aus einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) unter rund 80 Kreditinstituten hervor. Danach ist es vor allem für Unternehmen in den vergangenen drei Monaten dieses Jahres schwieriger geworden, Kredite von den Banken zu bekommen. Insgesamt 46 Prozent der befragten Geldhäuser gaben an, die Bedingungen für Unternehmenskredite im April leicht oder sogar deutlich verschärft zu haben.

      Im Januar hatten zwei von drei befragten Banken ihre Richtlinien für Firmenkredite strenger formuliert. Hingegen waren die Zinssenkungen der EZB im Dezember und März für keines der befragten Institute im Umfragezeitraum Anlass, die Kreditvergabe zu lockern.

      Von der Verschärfung im April waren in erster Linie Kredite an Großunternehmen betroffen. Per Saldo gab rund die Hälfte der Banken an, ihre Kreditvergabe an große Unternehmen restriktiver zu handhaben. Die Konditionen für kleine und mittlere Unternehmen wurden gleichzeitig von 31 Prozent der Banken verschärft. Weniger restriktiv gingen die Banken bei den privaten Haushalten vor. Nach Angaben der EZB waren im April nur 15 Prozent der befragten Banken bei der Kreditvergabe an Privathaushalte restriktiver.

      Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, haben die befragten Banken ihre Kreditvergabe in den vergangenen Monaten sowohl über die preisunabhängigen Konditionen wie auch über den Preis eingeschränkt. Das heißt: Die Institute haben einerseits schärfer als bisher auf die Bonität des Kreditnehmers geschaut und andererseits die Kreditzinsen nicht gesenkt. Zur Begründung verwiesen die Institute auf die angesichts der Wirtschaftsflaute größeren Kreditrisiken.

      ... Allerdings warnte die Ökonomin davor, den Credit Crunch vorschnell auszurufen: "Von Banken wird erwartet, dass sie in konjunkturell schwierigen Zeiten ihre Kredite vorsichtiger vergeben." Zudem sei die verbesserte Zinsentwicklung der vergangen. ... (Welt, 16.5.03) Kommentar: Das Wachstum bricht immer mehr ein und in den USA wird eine Deflation immer wahrscheinlicher. Dazu kommt, daß die Banken aufgrund steingender Ausfallrisiken die Kreditvergabe an die Unternehmen immer weiter einschränken. Es entsteht ein Teufelskreislauf aus Rezession, Schwierigkeiten bei den Betrieben, mangelnde Kreditverbgabe, noch weiter zunehmende Schwierigkeiten. Dazu verfallen die Preise immer weiter und bringen die Firmen noch mehr unter Druck. Die Ursache des Dilemmas liegt im Zinssystem: Durch die explodierenden Zinslasten werden die Unternehmen belastet ud sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung. Einen Ausweg gibt es nur, wenn der Zins verschwindet.
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      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:36:00
      Beitrag Nr. 2.789 ()
      ---


      Die spartanische Gesellschaft schrumpft sich krank

      Fallende Preise sind normalerweise Musik in den Ohren der Konsumenten. Schließlich bekommen Käufer mehr für das gleiche Geld. Doch die Sache hat gleich zwei Haken. In einer Deflation werden fallende Preise zum Dauerzustand. Das heißt: Die Konsumenten sind versucht, ihre Einkäufe immer länger herauszuzögern, weil sie das Auto oder den Fernseher in einem halben Jahr noch billiger bekommen. Damit wird jedoch die Konjunktur immer weiter abgewürgt. Es entsteht ein Teufelskreis. Genau an dieser Stelle kommt der entscheidende zweite Haken zum Tragen. Die Unternehmen erwirtschaften in einem deflatorischen Umfeld niedrigere Umsätze und Gewinne. Dadurch haben sie weniger Geld in der Kasse und sind am Ende gezwungen, Löhne zu senken oder - wahrscheinlicher noch - Mitarbeiter zu entlassen. Arbeitslose haben von den fallenden Preisen dann herzlich wenig.


      Auch der Staat gerät in Bedrängnis, weil er weniger Steuern einnimmt, gleichzeitig jedoch die Ausgaben etwa für Arbeitslosenversicherung kräftig steigen. Relativ fein raus sind nur diejenigen, die weiter einen Arbeitsplatz haben und deren Vermögen, ohne dass sie etwas dafür tun müssen, mehr wert wird.


      Eine große Deflation wird daher fast zwangsläufig in eine Depression münden und die gesamte Gesellschaft in Mitleidenschaft ziehen. Denn die Kluft zwischen Jobbesitzern und Arbeitslosen weitet sich aus. Nicht nur wirtschaftliche auch politische Krisen könnten die Folge sein. dde/hz.




      Artikel erschienen am 17. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:39:16
      Beitrag Nr. 2.790 ()
      ---

      Eichel packt ein neues Steuerpaket

      Eigenheimzulage soll doch gekürzt werden - Debatte um höhere Mehrwertsteuer geht weiter



      Berlin - Angesichts der Haushaltskrise will die Koalition das im Bundesrat vor wenigen Wochen abgeschmetterte Sparpaket noch einmal vorlegen. Dabei geht es in erster Linie um Einschnitte bei der Eigenheimzulage. Auch eine Mindestgewinnsteuer für Kapitalgesellschaften und die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen würden wieder aufgegriffen, sagte der SPD-Fraktionsvize, Joachim Poß. Eine stärkere Kürzung der Steinkohlesubventionen lehnt die SPD hingegen ab.


      Die Debatte über eine mögliche Anhebung der Mehrwertsteuer ging unterdessen weiter. Die SPD lehnte einen solchen Schritt erneut ab. Poß sagte, ein solcher Schritt wäre fatal. Auch der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster (SPD) erteilte einer Anhebung der Verbrauchssteuer eine Absage und empfahl stattdessen, die Besteuerung von Erbschaften zu verschärfen.


      Die Steuerschätzung hatte für Bund, Länder und Kommunen Mindereinnahmen bis 2006 von 126 Mrd. Euro ergeben. Finanzminister Hans Eichel (SPD) forderte daraufhin erneut eine Kürzung der Eigenheimzulage. Alle Sachverständigen seien sich einig, dass jährlich zehn Mrd. Euro zu viel seien. Die Union ist in dieser Frage zerstritten. Während Fraktionsvizechef Friedrich Merz (CDU) Entgegenkommen signalisierte, lehnte der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) den Vorschlag ab. Auch Geringerverdiener müssten sich ein Eigenheim ersparen können.


      Eichels Paket zum Abbau von direkten und steuerlichen Subventionen war Anfang April am Widerstand der Union im Vermittlungsausschuss gescheitert. Darin waren Abstriche bei der Eigenheimzulage vorgesehen. CSU-Generalsekretär Thomas Goppel warnte Eichel davor, das Paket erneut vorzuschlagen. Der Minister wolle nur die eigene Kasse schonen.


      Eichel kündigte an, alle Subventionen auf den Prüfstand zu stellen. Die von den Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) angeregte pauschale Kürzung aller Subventionen und Steuervergünstigungen um zehn Prozent lehnte er ab. Zehn Prozent reiche nicht aus, sagte der Minister.


      Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel räumte derweil ein, dass sich im Moment für 2003 ein geringeres Wachstum als die von der Bundesregierung geschätzten 0,75 Prozent abzeichne. Eichel hätte früher konkrete Angaben zum Haushaltsdefizit machen sollen: "Die Glaubwürdigkeit wäre dann eher gewährleistet". Scheel appellierte an die Länder, den von Eichel geforderten nationalen Kraftakt mitzugestalten und Vorschläge zu machen. Eichel verteidigte die 0,75 Prozent, schloss aber auch ein schwächeres Plus nicht aus. Die Konjunkturforscher rechnen mit einem halben Prozent Wachstum. dsi/cw




      Artikel erschienen am 17. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:42:03
      Beitrag Nr. 2.791 ()
      Konjunktur tritt seit fast drei Jahren auf der Stelle

      Statistiker begründen aktuellen Rückgang mit höheren Importen / Stagnation auch in der Euro-Zone








      Das Bruttoinlandsprodukt
      (dpa-Grafik)



      mrm FRANKFURT A. M. Die Hoffnung, dass die Konjunktur bald anzieht, schwindet zusehends. Nachdem die deutsche Wirtschaft zuletzt wider Erwarten leicht schrumpfte, ist nun auch für das gesamte Jahr, wenn überhaupt, nur mit einem äußerst mickrigen Wachstum zu rechnen. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die gesamte Euro-Zone.

      Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lag die gesamtwirtschaftliche Leistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), im ersten Quartal um 0,2 Prozent unter dem Wert, der für das Vierteljahr davor ermittelt wurde. Auch damals war er schon leicht gesunken. Ein Rückgang in zwei aufeinander folgenden Quartalen gilt gemeinhin als Rezession.

      Ein etwas freundlicheres Bild (siehe Grafik) ergibt sich im Vorjahresvergleich: Es zeigt eine um 0,5 Prozent höhere Produktion von Waren und Dienstleistungen als im Zeitraum Januar bis März 2002. Berücksichtigt man aber, dass damals knapp ein Tag mehr gearbeitet wurde, sinkt das Plus auf 0,2 Prozent.

      Wie auch immer: Die hiesige Wirtschaft befindet sich nunmehr seit Frühjahr 2000, als die Börsenblase platzte, in einer äußerst schwachen Verfassung. In diesen elf Quartalen wuchs das BIP um durchschnittlich lediglich 0,06 Prozent, rechnet Dieter Wermuth von der japanischen UFJ-Bank vor. Damit sei die Bundesrepublik weit hinter ihren Möglichkeiten - einem Anstieg im Trend um 0,5 Prozent je Vierteljahr - zurückgeblieben. Den volkswirtschaftlichen Verlust aus dieser so genannte Produktionslücke beziffert Wermuth auf knapp 100 Milliarden Euro. Damit wären jedem Beschäftigten gut 2500 Euro durch die Lappen gegangen.

      Warum das BIP im ersten Quartal schrumpfte - die meisten Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet -, lässt sich nicht eindeutig feststellen, da noch keine Daten über die einzelnen Bestandteile vorliegen. Das Statistische Bundesamt verweist auf den geringeren Außenbeitrag: Die Importe wuchsen rascher als die Exporte, so dass der Überschuss geringer ausfiel. Das habe auch die leichte Erhöhung der inländischen Nachfrage nicht ausgleichen können.

      Diese Entwicklung lässt vermuten, dass die auch wegen des gestiegenen Euro-Kurses billigeren Waren aus dem Ausland zunehmend jene aus heimischer Produktion verdrängen. Denn die Bundesbürger müssen mehr denn je aufs Geld schauen. Ihre gesamten Einkommen stagnieren seit längerem - auch deshalb, weil immer mehr keinen Job haben. Den Wiesbadener Statistikern zufolge sank die Zahl der Erwerbstätigen binnen Jahresfrist um 481 000 oder 1,3 Prozent auf 37,9 Millionen Frauen und Männer. Dies ist ein außerordentlich massiver Rückgang.

      Ein schwacher Trost: Mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung befindet sich die Bundesrepublik in schlechter Gesellschaft. Denn wie das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaft (Eurostat) mitteilt, ging im ersten Quartal das BIP auch in den Niederlanden und Italien zurück, und zwar um 0,3 respektive 0,1 Prozent. Demgegenüber meldet Griechenland ein Plus von 2,9 Prozent. Aktuelle Zahlen aus anderen Mitgliedsländern liegen noch nicht vor. In seiner erstmal vorgenommen "Schnellschätzung" geht Eurostat von einer Stagnation im Vergleich zum letzten Viertel des Vorjahres sowohl in der Euro-Zone als auch im Gebiet der 15 EU-Mitglieder aus. Gegenüber dem ersten Quartal 2002 sei das BIP um 0,8 beziehungsweise ein Prozent gestiegen.

      Gleichwohl erwartet die Europäische Zentralbank (EZB) "im späteren Verlauf dieses Jahres eine allmähliche Stärkung des Wachstums", die sich im Laufe 2004 "beschleunigen dürfte". Diese Aussicht werde gestützt durch die erwartete Erholung der weltweiten Nachfrage, eine fallende Teuerungsrate sowie das niedrige Zinsniveau, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Währungsbehörde. Sie macht aber "auch weiterhin Abwärtsrisiken" aus. Dazu zählt sie neben dem hohen Leistungsbilanzdefizit der USA auch eine "gewisse Unsicherheit" über das Ausmaß der Rotstiftaktionen, mit denen Unternehmen auf Kosten der Arbeitsplätze ihre Produktivität und ihre Ertragskraft zu steigern versuchen. Das könnte das Beschäftigungswachstum und somit die privaten Konsumausgaben dämpfen, meint die EZB. Sie rechnet im Übrigen nicht mit einem raschen Rückgang der Teuerung.

      fr-aktuell.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 19:45:17
      Beitrag Nr. 2.792 ()
      Wenn die Schätzer im Nebel der Krise stochern

      Fiskus kassiert deutlich weniger Lohn- und Umsatzsteuer als erwartet / Mittelfristig fehlen 44 Milliarden Euro im Staatssäckel


      Von Roland Bunzenthal








      Löcher in den Staatskassen
      (dpa-Grafik)



      Zum Kahnfahren auf der Spree sei keine Zeit geblieben, bedauert einer aus der Runde der 30 Experten. Zu sehr habe man selbst im Dickicht der Prognosezahlen herumstochern müssen. Das Ergebnis der dreitägigen Klausur der Steuerschätzer im brandenburgischen Lübbenau zeichnete sich davor bereits ab. Dennoch alarmiert das Resultat die Kassenwarte in Bund, Ländern und Gemeinden.

      Das halbjährliche Ritual der Fachleute von Bundes- und Landesministerien, Forschungsinstituten, Statistikamt und Bundesbank gleicht einem Wettstreit der ökonometrischen Computer-Modelle, die aus einer Vielzahl von Trend-Faktoren die fiskalische Zukunft herausfiltern. Während der Sitzung trafen noch zwei aktuelle Meldungen ein, die das Ergebnis aber nicht mehr tangierten: Die gute Nachricht (aus Sicht des Fiskus) war, dass das monatliche Steueraufkommen im April erstmals in diesem Jahr zugelegt hat. Die schlechte Nachricht bezog sich auf die Daten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal (siehe oben). Die Basisannahme der Schätzung, ein Wirtschaftswachstum von 0,75 Prozent real und zwei Prozent inklusive Preissteigerungen wurde vom Finanzminister nicht korrigiert - stünden doch "die Chancen gut, dass die konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte stärker wird."

      Die Schätzer gehen davon aus, dass das Steueraufkommen des Staates bis 2007 um durchschnittlich drei Prozent pro anno auf 511 Milliarden Euro zulegt - ebenso stark wie das BIP. Doch ob es so kommt, bezweifelt Ifo-Experte Rüdiger Parsche. Der Münchner Forscher hält auch die 0,75 Prozent für 2003 als "zu hoch gegriffen". Dennoch weichen die Schätzergebnisse so deutlich von früheren Resultaten ab wie selten zuvor: Verglichen mit der Prognose vom vergangenen November fällt das Ergebnis für das laufende Jahr brutto um 10,5 Milliarden und netto um 8,7 Milliarden niedriger aus. Die Differenz von 1,8 Milliarden sind per Saldo die mittlerweile beschlossenen Steuerrechtsänderungen - vom Flutopferhilfetopf bis zum verteuerten Mineralöl. Mit 4,1 Milliarden weniger müssen dabei die Länder rechnen, dem Bund fehlen 3,5 Milliarden und den Kommunen eine Milliarde.

      Was 2003 noch gerade verkraftbar erscheint, wächst sich in den Folgejahren dramatisch aus. Hier datiert die Vergleichsbasis vom konjunkturoptimistischen Mai 2002, als die letzte Mittelfrist-Vorausschau anstand. Gegenüber den damaligen Erwartungen dürfte das Finanzamt im kommenden Jahr 34,3 Milliarden (netto) weniger kassieren. Die Schätzkorrektur klettert bis zum Jahr 2006 auf minus 43,8 Milliarden - die gesetzlichen Erhöhungen von 2,7 Milliarden bereits berücksichtigt. Die letzt genannte Zahl zeigt übrigens, dass selbst der bescheiden taxierte Vermittlungsausschuss-Kompromiss beim Steuervergünstigungsabbau noch weniger in die Staatskassen bringt als angenommen.

      Von den einzelnen Einnahmequellen sinkt im laufenden Jahr vor allem das Aufkommen aus der Lohnsteuer um gut vier auf 136 Milliarden. Diese "Entwicklung spiegelt die Lage auf dem Arbeitsmarkt wider", betont das Finanzministerium. Weil Erwerbslose weniger Kaufkraft besitzen und die "allgemeine Verunsicherung die Konsumnachfrage bremst", so Ifo-Forscher Parsche, sinkt auch das Aufkommen aus der Umsatzsteuer, und zwar um ebenfalls rund vier Milliarden auf noch 138,6 Milliarden. Außer auf die Konjunktur ist die "unbefriedigende Entwicklung", betont das Finanzressort, "auch darauf zurückzuführen, dass Umsatzsteuerbetrügereien nach wie vor in erheblichem Maß das Aufkommen schmälern". Das vom Bund gelieferte Instrumentarium ("Steuerverkürzungsbekämpfungsgesetz") müsse jetzt nur noch von den Ländern gegen den Missbrauch konsequent eingesetzt werden.

      Ein Lichtblick für die öffentliche Hand ist diesmal die Körperschaftsteuer, deren Resultat um zwei Milliarden auf 8,6 Milliarden heraufgesetzt wurde. Grund ist laut Parsche die gesunkene Ausschüttung der Kapitalgesellschaften von gebunkerten Steuerguthaben. Kehrseite ist der Rückgang bei den Abgaben auf die Dividenden-Einkünfte der Eigner.

      fr-aktuell.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 20:07:03
      Beitrag Nr. 2.793 ()
      16 Prozent EU-weit am unteren Rand


      Kaum noch Zweifel an höherer Mehrwertsteuer


      Für Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinen Finanzminister Hans Eichel (SPD) gehört es inzwischen schon zur quälenden Routine: das Dementi einer angeblich anstehenden Mehrwertsteuererhöhung „Das müssen sie nicht befürchten“, sagte der Kanzler jüngst, „Vergessen Sie`s“ sein bedrängter Finanzminister. Doch deren Glaubwürdigkeit hat zuletzt gelitten. Das gilt spätestens seit der Entscheidung für eine höhere Tabaksteuer, hatten doch beide monatelang versichert, Steuererhöhungen, egal welche, ständen nicht auf ihrer Agenda.



      Reuters BERLIN. Die Diskussion über eine höhere Mehrwertsteuer können denn auch weder Schröder noch Eichel einfangen, denn sie läuft angesichts der miserablen Haushaltslage von Bund, Ländern und Gemeinden unter der Oberfläche schon länger - und zwar parteiübergreifend. Denn es ist die Notlage der öffentlichen Haushalte, die das Handeln diktiert. Mit dem Hinweis aus politischen Kreisen, dass eine Anhebung auf Sicht unvermeidlich sei, scheint nur noch der Zeitpunkt dafür offen - und die Frage, auf welchen Satz die Steuer von derzeit 16 Prozent steigt.

      Der Zeitpunkt spielt offenbar auch bei der Frage eine Rolle, ab wann auch öffentlich die Forderung nach einer Anhebung opportun ist. „Wenn sie mich offiziell fragen, dann kann ich nur davor warnen. Inoffiziell sage ich: daran führt nächstes Jahr kaum etwas vorbei“, sagte jüngst ein Ministerpräsident Reuters auf die Frage, ob es bald eine Anhebung geben werde.

      Dann bliebe noch die Frage, wer von den Politikern aus der allerersten Reihe mit der unpopulären Forderung zuerst öffentlich aus der Deckung kommt, an die sich der jeweilige politische Gegner dann wohl anhängen wird. Denn die politischen Risiken einer solchen Entscheidung wären für die Regierung von SPD und Grünen ebenso wie für die Unionsparteien von CDU und CSU groß - wer ließe schon gern sein Gesicht oder die Partei mit einer solchen Aussage in Verbindung bringen. Eichel selbst ließ jüngst durchblicken, eine Mehrwertsteuer-Erhöhung sei aus seiner Sicht zwar nicht wünschenswert, er sei aber nicht der einzige, der darüber zu entscheiden habe.

      Bislang jedenfalls hat an vorderster Front noch niemand den Ball aufgenommen, der ihnen durch Aussagen etwa der schleswig- holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) oder des sachsen-anhaltinischen Regierungschef Wolfgang Böhmer (CDU) nach einer Befürwortung einer Anhebung vor die Füße rollte. Offizielle Linie ist derzeit noch in beiden politischen Lagern, ebenso wie in der Wirtschaft, mehr oder minder entschieden die Weisheit: Steuererhöhungen sind angesichts der aktuellen Wirtschaftsschwäche Gift.

      Eine Mehrwertsteuererhöhung könnte angesichts der davon erwarteten hohen Einnahmezuflüsse für Eichel und seine Länder-Kollegen genau das sein, was ihnen in naher Zukunft die Sorge vor verfassungswidrigen Haushalten, Ärger mit der EU und Sanktionsandrohungen mildern könnte.

      Allerdings könnte eine Anhebung gerade dort schaden, wo die Sorgen angesichts der besonderen Schwäche der Binnennachfrage am größten sind: bei der Kauflust der inländischen Konsumenten. Der Aufschrei von Millionen an Verbrauchern, von Wirtschaft und Öffentlichkeit wäre gewiss.

      Vieles spricht für Abwarten bis 2004

      Bliebe die Frage, wann eine Anhebung kommt und wie hoch sie ausfällt. Vieles spricht für ein Abwarten bis 2004. Dann, so sagt ein Beamter aus dem Umfeld der Koalitionsparteien, wird man wohl allein schon deshalb eine Anhebung brauchen, um nach der neuerlichen Defizitsünde im laufenden Jahr abzusichern, dass die Neuverschuldung im deutschen Staatshaushalt wenigstens 2004 unter der europäisch vereinbarten Obergrenze von drei Prozent des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) bleibt.

      Noch Spielraum hätte Deutschland bei der Anhebung nach oben, wenn man sich die Mehrwertsteuer im europäischen Vergleich ansieht: Mit 16 Prozent liegt man am unteren Rand. Viele EU-Staaten und auch viele Beitrittskandidaten weisen Sätze von über 20 Prozent aus. Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hat denn auch schon mal eine Hausnummer für eine Anhebung genannt. „Eine Erhöhung um zwei oder drei Prozentpunkte wird man brauchen“, erklärte er jüngst. Pro Prozentpunkt bringe das immerhin rund sieben Milliarden Euro in die Not leidenden Kassen der öffentlichen Haushalte. Und profitieren davon würden Bund, Länder, und, wenn auch nur in weit geringerem Ausmaß, auch die Kommunen. Damit zeichnet sich auch auf der Ebene kaum Widerstand ab, weil niemand gänzlich leer ausginge.


      HANDELSBLATT, Freitag, 16. Mai 2003, 12:40 Uhr
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      schrieb am 16.05.03 20:29:31
      Beitrag Nr. 2.794 ()
      Droht neuer Terror auf amerikanischen Boden?
      (Auszug)

      Der Dax macht heute zunächst wie erwartet den Hüpfer über die 3000 Punkte. Das entspricht der rechten Schulter einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS). Vollendet der Dax diese Topformation, dann wird es zu schnell fallenden Kursen kommen. Um diese Topformation zu vollenden, muss er nun unter die 2886 Punkte fallen. Wobei ich immer noch lieber den Bruch der 2800 abwarten würde, um Short zu gehen. Nach oben hat der Dax Platz bis zum letzten Hoch bei 3068 Punkten. Sollte er sich jedoch nachhaltig darüber aufhalten, dann muss mit weiteren Kurssteigerung gerechnet werden.

      Während unsere amerikanischen Korrespondenten über Deflation oder Inflation diskutieren, weswegen ich dazu nicht auch noch etwas schreiben möchte (trotz Zahlen zu den Verbraucherpreisen s.u.), erstaunt mich zurzeit, wie kühl die Börse auf die erneut deutlich gewachsene Anschlagsgefahr reagiert. Ich befürchte aber, das wird sich schnell ändern, sobald der nächste Anschlag auf amerikanischen Boden ausgeführt wird. Die Amerikaner zeigen sich aufgrund des gewonnenen Irak-Krieges und der langen Phase ohne Anschläge meines Erachtens etwas hochmütig. Doch wie sagt man: Hochmut kommt vor dem Fall...
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      Die Stimmung steigt, die Börse sinkt

      von Jochen Steffens

      Also im Prinzip überrascht mich diese Zahl nicht. Der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für Mai 2003 steigt auf 93,2 Punkten. Erwartet wurde der Index bei 87,0 bis 88,0 Punkten nach zuletzt 86,0 Punkten. Insgesamt scheint die Stimmung in Amerika zu steigen, anders sind die vielen Aktienkäufe nicht zu erklären. Aber offenbar bewerten die Märkte diesen Anstieg ebenfalls nicht als ausschlaggebend, nach Veröffentlichung fielen die Märkte.

      Ein Grund dafür, dass dem Verbrauchervertrauen zurzeit so wenig Beachtung geschenkt wird, ist, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA für diese Woche mit 417.000 immer noch über der kritischen Marke von 400.000 liegen, obwohl hier nun eine leicht sinkende Tendenz zu erkennen ist.

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      Allianz enttäuscht die Analysten

      von Jochen Steffens

      Die Allianz hat im ersten Quartal 2003, wie zuvor bereits durchgesickert war, einen Nettoverlust von 520 Mio. Euro ausgewiesen. Im Vorquartal betrug der Verlust nur 243 Mio. Euro. Im Vorjahresquartal war noch ein Gewinn von 1,93 Mrd. Euro erzielt worden. Analysten sind im Schnitt von 408 Mio. Euro ausgegangen. Begründet wurde das schlechte Ergebnis unter anderem mit Abschreibungen auf Aktienbestände. Die Allianz bezifferte die Wertberichtigungen mit 800 Mio. Euro.

      Im Bankgeschäft, das im wesentlichen aus der Dresdner Bank besteht, hat die Allianz einen Verlust von 424 Mio Euro ausgewiesen, nach einem Verlust von 126 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Der Konzern erhöhte hier die Risikovorsorge von 322 Mio. Euro im Vorjahresquartal auf nunmehr 355 Mio. Euro.

      Für das Jahr 2003 kündigte die Allianz weitere Abschreibungen an. Das jedoch nur, sofern sich die Finanzmärkte nicht deutlich erholen. Doch trotz dieser Sorge erwartet das Unternehmen für das laufende Quartal eine Ergebnisverbesserung und rechnet sogar mit einem Gewinn. Da ich, wie Sie wissen, nicht von einer Erholung an den Finanzmärkten ausgehe: kein Kauf.

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      US-Verbraucherpreise fallen

      von Jochen Steffens

      Noch kurz diese Zahl zu den untenstehenden Spekulationen über Deflation und Inflation:

      In den USA sind die Verbraucherpreise im April überraschend stark gesunken. Begründet wird das mit den niedrigen Energiepreisen. So sanken die Preise um 0,3 % nach plus 0,3 % im März. Allerdings blieben die Preise ohne Nahrungsmittel und Energie konstant. Analysten hatten mit einem Anstieg um 0,2 % gerechnet. Auf Jahresbasis ergibt sich nun eine Preissteigerung in der Kernrate von 1,5 %, das ist der niedrigste Wert seit Anfang 1966. Droht Amerika nun doch eine Deflation?


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      "Japanisches Szenario" für die USA?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Vor 4 Jahren schien es in Amerika so, als ob das Internet jeden reich machen würde ... und man lächelte mitleidig über die armen Japaner, die sich noch immer in ihrer Wirtschaftskrise befanden und es einfach nicht schafften, da herauszukommen.

      Jetzt weiß in den USA jeder, dass man Rezession und Deflation durch das Inflationieren der Währung vermeiden kann ... und die Japaner haben auch das nicht erkannt, sie scheinen einfach den "ON"-Schalter auf der Geldschein-Druckerpresse nicht zu finden!

      Die Japaner hatten zuerst eine riesige Spekulationsblase am Aktienmarkt ... die auch im Rest der Volkswirtschaft zu ein paar Fehlallokationen führte. Das galt auch für die USA ...

      Die Japaner hatten dann einen Bärenmarkt am Aktienmarkt ... und es folgte eine lange Phase von mehreren kleinen Rezessionen. Bis jetzt scheinen die Amerikaner dasselbe Skript gelesen zu haben.

      Trotz großer Anstrengungen der japanischen Zentralbank und der japanischen Regierung begannen die Japaner Schritt für Schritt zu denken, dass sich die Dinge nicht mehr schnell verbessern würden, weshalb sie begannen, noch mehr zu sparen, nur für alle Fälle. Diese Leute bemerkten auch, dass die Preise nicht mehr stiegen ... im Gegenteil, sie fielen häufig sogar leicht. Also, wenn sie sich etwas kaufen wollten, dann warteten sie einfach ab; sie würden das gleiche Gut später auch billiger bekommen.

      Wird das auch in den USA passieren?

      Auf keinen Fall, sagen die Investoren, wir haben Alan Greenspan.

      Das kann nicht passieren, sagen die Volkswirte, wir haben Milton Friedman.

      Es wird nicht passieren, sagen die amerikanischen Zentralbanker, wir haben die Druckerpresse.

      Eisuke Sakakibara sagt: "Ach wirklich?"

      Gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen die Vernunft sind die Anleihenkurse in den USA weiter gestiegen. Die Investoren kauften die Anleihen, obwohl deren Rendite so niedrig wie nie seit den 1950ern ist. Wenige Ökonomen können das erklären. Denn sie rechnen damit, dass die Fed die Druckerpresse anwerfen wird, um die Inflation anzukurbeln, damit das "japanische Szenario" abgewendet werden kann. Diese Ökonomen sagen, dass das der richtige Weg ist ... und Fed-Gouverneur Ben Bernanke sagt, dass die Fed das tun kann ... und die Ausländer haben Dollar verkauft, in der Erwartung, dass dies auch getan werden wird ... deshalb sollten die US-Anleihenkurse eigentlich fallen, nicht steigen. Wer will eine langfristige Anleihe besitzen, wenn die Währung, in der diese Anleihe notiert, von den Leuten, die sie eigentlich beschützen sollten, zerstört werden soll?

      Nur Eisuke Sakakibara scheint eine Ahnung zu haben, von dem, was gerade passiert. Er erklärte Anfang der Woche in der Financial Times, dass die Anleihenkurse in den USA natürlich steigen würden; denn die Fed tue genau das, was die japanische Zentralbank getan habe – sie drückte das Zinsniveau nach unten. Da die US-Fed das gleiche wie die japanische Zentralbank 10 Jahre früher getan hat – ist es da ein Wunder, dass sie dasselbe Ergebnis erhalten wird?

      Nichts ist immer exakt dasselbe was es war. Niedrigere Zinsen haben in den US eine Spekulationsblase am Anleihenmarkt hervorgerufen ... und eine Spekulationsblase am Hypothekenmarkt. Die Hypothekenzinsen stehen in den USA auf einem Rekordtief von 5,27 %, und die Refinanzierungs-Aktivität ist um 20 % gestiegen, von bereits hohem Niveau. Die Immobilienpreisen steigen laut MSNBC weiter ... und der Median der Hauspreise im Bezirk Los Angeles ist über 300.000 Dollar gestiegen.

      Die chinesische Volkswirtschaft wächst angeblich mit phänomenalen 8,9 % pro Jahr. Das ist laut Sakakibara ein großer struktureller Grund, warum die Preise fallen. China kann fast alles billiger herstellen als die USA, Europa oder Japan. Und da die Chinesen ihre Währung an den Dollar gebunden haben ... beeinträchtigt ein fallender Dollar auch nicht ihre Verkäufe in die USA. Und der fallende Dollar hilft ihnen sogar, ihre Exporte in andere Teile der Welt auszubauen.

      Während China durch den fallenden Dollar einen Wettbewerbsvorteil erhält, hat Amerika den Nachteil einer fallenden Währung zu einem Zeitpunkt, wo es dringend Kapitalimporte braucht. Japan hatte diese Probleme nie. Japan konnte eine Periode moderater Deflation mit begrenztem Schaden überleben. Japan musste nie den Yen zerstören, obwohl es zeitweise versucht wurde.

      Wie das alles ausgehen wird – ich weiß es nicht. Aber vielleicht wird sich herausstellen, dass die Japaner doch keine Dummköpfe sind.

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      Rückgang bei US-Einzelhandelsumsätzen keineswegs überraschend

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City

      Die rapide fallenden Renditen am US-Anleihenmarkt führen zu einer Menge Gerede über eine Deflation. Plötzlich ist die Angst vor einer Deflation an der Wall Street ... dieses neue, heiße monetäre Phänomen ist Gesprächsthema Nummer 1 geworden. Jeder denkt, dass wir uns darüber Sorgen machen sollten. Und auch Alan Greenspan sagt ja, dass er sich darüber Sorgen mache.

      Diese Gespräche wurden durch die News, dass die US-Importpreise im April um 2,7 % gefallen waren, angeheizt. Zwar ist der größte Teil davon dem Rückgang der Petroleumpreise (–16,2 %) zu verdanken, aber auch die anderen Rohstoffpreise fielen um 0,9 %. Die meisten anderen Importpreise fielen ebenso oder stagnierten. Mit anderen Worten: Diese Daten sahen sehr deflationär aus. Aber ich bezweifle, dass diese Deflation-Manie lange anhalten wird. Der 20 %ige Rückgang des Dollar gegenüber dem Euro sollte sich bald in steigenden Importpreisen auswirken.

      Vielleicht liegt es am Meer, aber hier in New York gibt es noch ein paar Leute, die wie ich denken und eher mit einer Inflation als mit einer Deflation rechnen. "Was stimmt mit uns allen nicht?" fragte sich letztens James Grant in einer Kolumne des Forbes Magazins. "Die Anleihenrenditen sind auf 50-Jahres-Tiefs ... und in den USA steht der Konsumentenpreisindex 3 % über dem Wert des Vorjahres, es gibt also keine Deflation. Es gibt einige deflationäre Symptome, und die Fed macht sich Sorgen über eine reale Deflation ..."

      "Monatelang haben Alan Greenspan und seine Mannschaft verspochen, eine Deflation zu bekämpfen, bevor sie überhaupt aufgetreten ist. Sie haben den Dollar – ihren Dollar und unseren Dollar – als ein Stück Papier ohne intrinsischen Wert bezeichnen, den man zu `praktisch keinen Kosten` produzieren könne. Sie haben versprochen, dass sie – wenn es sein muss – neben den Leitzinsen auch die Renditen der längerlaufenden Anleihen nach unten drücken werden ... Was würde das in der Praxis bedeuten? Wenn die Fed die Rendite der 10jährigen Anleihen auf, sagen wir einmal, 2,5 % begrenzen wollte, dann müsste sie einfach alle Anleihen aufkaufen, die über dieser Marke rentieren würden. Die Fed ist natürlich kein normaler Käufer. Sie druckt die Dollar, die sie ausgibt, einfach selbst."

      Obwohl die MEISTEN wirtschaftlichen News dieser Tage "weniger schlecht" sind, sind einige einfach "noch schlechter". Ein voraussehbares Ergebnis der schwachen Lage am Arbeitsmarkt war, dass die Konsumenten nicht mehr so fleißig konsumieren würden (ich habe dieses Phänomen ein oder zweimal erwähnt).

      Die US-Einzelhandelsumsätze fielen im April "überraschend" um 0,1 % auf 309,5 Mrd. Dollar (Quelle: Commerce Department). Ohne Autos betrug der Rückgang 0,9 %, der größte Rückgang seit September 2001. Die Umsätze mit Kleidung und Kleidungszubehör waren mit einem Minus von 3,2 % besonders schwach.

      Was passiert, wenn die US-Konsumenten, die sich übernommen haben, ihren Konsum zurückschrauben werden? Die Automobilindustrie liefert die Antwort. Im April musste General Motors die Kaufanreize (in Form von 0 %-Finanzierungen, Rabatten etc.) um 16,7 % auf satte 3.402 Dollar pro Wagen erhöhen.

      "Die Rabatte auf neue Autos und Trucks sind letzten Monat auf Rekordniveaus gestiegen", so das Lansing State Journal. "Trotz heftiger Kaufanreize sind die Umsätze von Ford, GM und Chrysler im April gegenüber dem Vormonat gesunken. Fast jeder Autobauer hatte lezten Monat irgendeine Form des Kaufanreizes, wodurch der durchschnittliche Kaufanreiz auf 2.508 Dollar gestiegen ist, nach 2.207 Dollar im März ... bei den großen Drei (Ford, GM, Chrysler) betrug dieser Wert 3.310 Dollar, ein Anstieg von 13,8 %."

      Leider sind die Autobauer dann an diese Kaufanreizprogramme gebunden. Wenn man sie wieder einstellen will, könnte das schwierig werden. Kunden zum Kauf zu veranlassen, ist laut dem Vorstandsvorsitzenden von General Motors, Rick Wagoner, "teurer geworden, und es erfordert mehr Kreativität."

      Gleichzeitig wird der Bestand an unverkauften Autos und Trucks immer größer. Der Miami Herald berichtet: "Die US-Autobauer sitzen auf einem Überschuss an unverkauften Autos und Trucks, der so groß wie noch nie in der US-Automobilgeschichte zu sein scheint. Rund 3,93 Mill. unverkaufter Autos stehen bei den Händlern oder befinden sich gerade auf dem Weg von den Fabriken, wo sie hergestellt wurden. Das sind 630.000 mehr unverkaufter Wagen als vor einem Jahr. Seit März befinden sich die Bestände auf Allzeithoch."

      Die himmelhohen Lagerbestände bedeuten wahrscheinlich drastische Produktionskürzungen und Arbeitsplatzverluste ... kann man das einen "Teufelskreis" nennen?
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      Künstlich hoch bewertet

      von John Mauldin

      Obwohl der Dollar gegenüber dem Euro in den letzten 12 Monaten oder so rund 25 % gefallen ist, ist der Dollar immer noch künstlich hoch bewertet. Mit "künstlich" meine ich die folgenden Dinge: Zunächst einmal ist der Rest der Welt, und besonders Asien, davon abhängig, den amerikanischen Konsumenten Güter zu verkaufen. Wenn die Preise dieser Güter um 30 % steigen würden, dann würden die Amerikaner weniger dieser ausländischen Produkte und mehr eigene kaufen. Wenn Asien den Amerikanern weniger verkaufen würde, dann würde in Asien die Arbeitslosigkeit steigen – und die Gewinne sinken.

      Dann, zweitens, gibt es Leute, die Dollar halten, weil der Dollar besser als ihre lokalen Währungen ist. Physische Dollar sind in vielen lateinamerikanischen und afrikanischen Staaten begehrt, udn auch in anderen Entwicklungsländern. Das klare Muster ist, dass der Dollar ein besseres Wertaufbewahrungsmittel ist als ihre lokalen Währungen.

      Drittens: Es sollte offensichtlich sein, dass der Dollar nicht so hoch bewertet wäre, wenn er nicht die Reservewährung der Welt wäre. Der Dollar würde weniger Kaufkraft haben. Die Ausländer sehen sich die Kaufkraft des Dollar an und und sind dann oft neidisch, weil sie sehen, dass es ein Teil der sogenannten amerikanischen Hegemonie ist, dass der Dollar künstlich hoch bewertet ist.

      Aber das hat zwei Seiten. Ein künstlich hoher Dollarkurs hat auch bedeutet, dass die Produktion in den USA langsam zurückgegangen ist, da immer mehr und mehr Arbeitsplätze in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagert worden sind. Der hohe Dollar hat auch zum riesigen US-Handelsbilanzdefizit geführt. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

      Angenommen, der Dollar ist wirklich künstlich hoch – gibt es dann Grund zu der Annahme, dass er (weiter) fallen kann? Eine Studie der US-Zentralbank scheint dafür zu sprechen. Fed-Volkswirtin Caroline Freund erstellte eine Studie zu den Auswirkungen eines zu großen Handelsbilanzdefizits bei entwickelten Volkswirtschaften. Hier die Schlüsselpunkte: Im Durchschnitt fällt die Währung eines solchen Landes, wenn das Handelsbilanzdefizit die Marke von 5 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des entsprechenden Landes übersteigt. Dann fällt die Währung normalerweise 20 % in drei Jahren, und in diesem Zeitraum erholt sich die Handelsbilanz wieder.

      In den USA liegt das Handelsbilanzdefizit bei 6 %, Richtung 7 %. Es gibt deshalb reale Gründe, die dafür sprechen, dass der Dollar weiter fällt, wenn die künstlichen Stützen beseitigt werden.

      Allerdings muss der Dollar Währungen haben, gegenüber denen er fallen kann. Bis jetzt hat er hauptsächlich den Euro gefunden. Aber was ist mit den asiatischen Währungen – eine Gegend, die immer mehr Aufmerksamkeit als "kommende Macht" erweckt?

      Bis jetzt haben sich die asiatischen Länder sehr darum bemüht, ihre Währungen gegenüber dem Dollar niedrig zu halten. Warum? Weil sie dadurch ihre Exporte auf hohem Niveau halten, was ihnen ihrer Ansicht nach Reichtum bringen wird. Jede Nation in Asien fühlt, dass sie einen Wettbewerbsnachteil gegen den benachbarten Nationen erleidet, wenn die eigene Währung zu stark steigt.

      Die Japaner z.B. haben mehrere Jahre lang öffentlich argumentiert, dass der Yen zu hoch bewertet sei, und sie haben aggressiv daran gearbeitet, den Wert des Yen zu vermindern. Ein paar japanische Entscheidungsträger haben öffentlich gesag, dass der Yen bei 160 stehen sollte, und nicht bei den aktuell 116. Andere japanische Größen würden einen Yen bei 130 bevorzugen (Yen bei 130 bedeutet, dass 130 Yen für einen Dollar bezahlt werden müssen).

      Nun, zum Kernpunkt: Wenn alle diese asiatischen Länder ihre eigene Währung gegenüber dem Dollar aufwerten wollen, dann könnten sie das innerhalb eines Augenblicks tun. Es ist nicht so, dass sie unbedingt einen starken Dollar wollen – sie wollen nur nicht, dass ihre eigene Währung stärker ist als die der anderen asiatischen Wettbewerber. Wenn der Dollar gegenüber allen asiatischen Währungen gleich fallen würde, zur gleichen Zeit, dann wären sie nicht dagegen.

      Der 500-Kilo-Goriall in diesem Prozess ist China. Die chinesische Währung ist fest an den Dollar gebunden, also gibt es hier keine Veränderungen. Da China gegenüber den anderen asiatischen Ländern wegen seiner besonders geringen Arbeitskosten einen Vorteil hat, sind diese gezwungen, ihre Währungen unterbewertet zu lassen, um wettbewerbsfähig sein zu können. Besonders die Japaner haben sich oft über den Wert der chinesischen Währung beschwert.

      Länder, die in die USA verkaufen – besonders asiatische Länder –, haben die Wahl zwischen zwei potenziellen Schmerzquellen. Sie können ihre Währung steigen lassen und weniger in die USA verkaufen, oder sie können die Dollar als Bezahlung annehmen, mit dem Risiko, dass diese Dollar dann im Wert fallen werden.

      Wann wird der Schmerz des Annehmens von überbewerteten Dollar größer als der Schmerz, weniger in die USA zu verkaufen? Ich denke es wird dann der Fall sein, wenn China seine Währung frei floaten lässt, d.h. die Bindung an den Dollar aufgibt. Die asiatischen Länder wollen nicht notwendigerweise einen überbewerteten Dollar; sie wollen einfach nur, dass ihre eigene Währung in Relation zu ihren Nachbarn vorteilhaft bewertet ist. Wenn die Chinesen ihre Währung freigeben, dann wird diese sicherlich gegenüber dem Dollar steigen, und das wäre das Ende der Überbewertung des Dollar. Dann würde es sich auch der Rest der asiatischen Länder leisten können, die eigenen Währungen steigen zu lassen.

      Es gibt weltweit immer mehr Stimmen, die die Chinesen dazu auffordern, ihre Währung frei floaten zu lassen. Die Chinesen haben auf diesen Druck noch nicht geantwortet, aber wie alle Länder werden sie dieser Aufforderung folgen, wenn sie fühlen, dass es in ihrem eigenen besten Interesse liegt. Das wird wahrscheinlich dann der Fall sein, wenn sie denken, dass ihre eigene Konsumentennachfrage wachsend und solide ist und deshalb ein mögliches Abschwächen der Verkäufe in die USA auffangen könnte. Wann das sein wird, kann man nur raten.

      China wird den Überraschungszug tun, der alle Dominosteine in Bewegung setzen wird. Diese Weltgegend sollten die Investoren unbedingt im Auge behalten, denn ein solcher chinesischer Schritt würde eine Überraschung sein, und er würde sehr schnell zu einem deutlich schwächeren Dollar führen.
      investorverlag.de
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      schrieb am 16.05.03 20:52:55
      Beitrag Nr. 2.795 ()
      Amerikas Managerelite

      Bereicherung und Raffgier

      US-Unternehmensführer sind dabei, ihren guten Ruf zu verlieren. Zu schamlos haben sich viele aus ihren Reihen in den letzten Jahren auf Kosten von Anlegern und Beschäftigten selbst bedient.



      von Andreas Oldag



      (SZ vom 17.05.2003) — Die Liste der gefallenen Helden wird beinahe täglich länger. Vorerst Letzter in der Reihe der Pleitiers ist Richard Scrushy.

      Dem ehemaligen Chef von HealthSouth wirft die US-Börsenpolizei Bilanzbetrug in Milliardenhöhe vor. Spitzenmanager des Medizin-Dienstleisters haben das Unternehmen, das einst als Börsenstar an der Wall Street gefeiert wurde, in den Abgrund getrieben.

      Heute ist die Aktie, die einst mit 30 Dollar gehandelt wurde, nur noch wenige Pennies wert. Zehn Führungskräfte haben bereits gestanden, an den Betrügereien beteiligt gewesen zu sein.

      Es gilt vor allem der eigene Vorteil

      Wie bei Enron und Worldcom wurden die Papiere des Klinikbetreiber von Analysten hochgejubelt. Alle waren beteiligt: Unternehmensmanager, Investmentbanken und Wirtschaftsprüfer. Die Geldmaschine Wall Street lief auf Hochtouren. Niemand fragte nach einer soliden Gewinn-Verlust-Kalkulation. Um die Börsenparty anzuheizen, wurden Luftgeschäfte abgeschlossen, Bilanzen gefälscht und fragwürdige Firmenfusionen vorangetrieben.

      In Amerika ist die hoch bezahlte Managerelite, die im Durchschnitt 200 Mal so viel verdient wie ein mittlerer Angestellter, in Verruf geraten. Unternehmen sind zu Zeiten des Börsenbooms ausgeplündert worden. In vielen Fällen handelte es sich um krude Bereicherung auf Kosten der Mitarbeiter und ebenso der Anteilseigner. US-Manager gelten gemeinhin als harte Kerle, die für ihr Unternehmen durchs Feuer gehen. Nun wird deutlich, dass vor allem der eigene Vorteil gilt.

      Als im Herbst 2001 der Skandal um den texanischen Energiehandelskonzern Enron aufflog, versuchten Washingtoner Politiker diesen noch als Einzelfall herunter zu spielen. Das war eine Verharmlosung. Systematisch sind Unternehmen wie Worldcom, Adelphia Communications und Tyco International heruntergewirtschaftet worden. Es wurden Milliardenwerte beiseite geschafft.

      Viele genießen heute als Privatiers ihren Luxus wie der geschasste Tyco-Boss Dennis Kozlowski auf seiner antiken Segelyacht in der Karibik. Dagegen müssen Tausende von entlassenen Mitarbeitern von karger Sozialhilfe leben.

      Ganz zu schweigen von den betrogenen Anlegern, die ihr Kapital in Aktienfonds angelegt hatten, um so ihre Altersversorgung zu finanzieren. Das amerikanische Pensionssystem, das wegen seiner größeren Eigenverantwortung als Vorbild für europäische Länder gilt, steht vor dem Kollaps. Niemand weiß, wie die Rente einer ganzen Generation zu finanzieren ist.

      Scharfe Kritik

      Im Lande sei etwas faul, konstatierte der US-Ökonom Paul Krugman vor kurzem bei einer Vortragsveranstaltung in New York. Der Wirtschaftswissenschaftler, der mit seinen Kolumnen in der New York Times für Aufsehen sorgt, gehört zu den schärfsten Kritikern der Bush-Regierung. Seine These lautet: Unter Ägide der konservativen Republikaner ist der amerikanische Kapitalismus zu einem System der Bereicherung und Raffgier degeneriert.

      Die ungleiche Verteilung der Einkommen und Vermögen hat in den vergangenen Jahren dramatische Ausmaße angenommen. Während 1970 in den Vereinigten Staaten 0,01 Prozent der Spitzen-Steuerzahler über 0,7 Prozent des gesamten Einkommens verfügten, konnte diese kleine Gruppe ihren Anteil bis Ende der 90er Jahre auf drei Prozent vergrößern.

      Profitiert haben die Reichsten der Reichen

      Dabei handelt es sich um rund 13.000 Spitzenverdiener, die addiert ein Einkommen von 20 Millionen Amerikanern der sozialen Unterschicht haben. Ein Prozent der Spitzenverdiener gelang es, innerhalb eines Jahrzehnts – von Anfang bis Ende der 90er Jahre – ihr Bruttoeinkommen von zusammen 483 auf 1,38 Billionen Dollar zu erhöhen. Zwar profitierte auch die Mittelschicht vom Börsenboom, doch im ungleich geringeren Maße als die Reichsten der Reichen.



      Sogar in Zeiten der Wirtschaftskrise sahnen die Unternehmenschefs weiterhin kräftig ab. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Equilar ist das Gehalt amerikanischer Spitzenmanager im vergangenen Jahr durchschnittlich um 6,1 Prozent gestiegen.

      Unter dem Strich lagen die Gesamtbezüge zwar um fast neun Prozent unter dem des Vorjahres, weil der Wert von Aktienoptionen gesunken ist. Doch das ist angesichts sonstiger Bonus- und Pensionszahlungen verkraftbar.

      Dennoch regt sich seit neuestem Widerstand gegen die überhöhten Managergehälter: Die von der Pleite bedrohte Fluggesellschaft American Airlines musste nach einem Sturm der Entrüstung unter den Beschäftigten heimlich gewährte Boni für sechs Spitzenmanager zurückziehen.

      Konzernchef Don Carty legte sein Amt nieder. Aktionärsvertreter verlangen eine Änderung der Management-Entlohnung. Sie fordern die Begrenzung von Aktienoptionen. Einige Firmen wie General Electric und Coca Cola haben schon reagiert und spezielle Pensionszahlungen an ihre Manager gestrichen.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 16.05.03 20:58:18
      Beitrag Nr. 2.796 ()
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      Die anonymen Anpacker

      Torsten Kleinz und Falk Lüke 16.05.2003
      Der "Bürgerkonvent" mahnt Reformen an - spielt aber selbst mit verdeckten Karten


      Mit triefend patriotischen Fernsehspots und Zeitungsanzeigen überzieht der so genannte "Bürgerkonvent" die im Stillstand gefangene Republik. Schließlich hat man den Wiederaufbau, die Wiedervereinigung und kürzlich sogar die Oderflut bewältigt - warum soll es dann nicht mit der Steuerreform, Gesundheitsreform und Rentenreform funktionieren? Doch die selbsternannten Retter der Republik spielen nicht mit offenen Karten.



      Screenshot des Fernsehspots "Das Wasser steht den Deutschen bis zum Hals..."


      Zur besten Sendezeit wird der Zuschauer an historische Momente der Bundesrepublik erinnert. Mit bedeutungsschwangeren Bildern von Oderflut, Wiedervereinigung und Wiederaufbau und einer inbrünstigen Sprecherstimme wird all das beworben, was Deutschland auszumachen scheint. Bundeswehrsoldaten beim Sandsackschleppen, jubelnde Bürger am Brandenburger Tor - der Bürgerkonvent zündet in seinen Werbespots ein Emotionsfeuerwerk. So schön war die Vergangenheit, und dank dem Bürgerkonvent wird die Zukunft wieder genauso schön:



      "Es wurde genug über unsere Probleme geredet - lösen wir sie jetzt endlich. Wir haben die Erkenntnis, den Willen und die Kraft. Deutschland ist besser als jetzt."


      Kaum zu glauben, nicht einmal zwei Monate ist der Verein alt, der Deutschland mit einer Werbekampagne überzieht, die für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Die Frage liegt nahe: Wer steckt dahinter? Woher kommen die sechs Millionen Euro, die die Organisation pro Jahr veranschlagt? Und wer bestimmt, wie sie ausgegeben werden?

      Erster Anlaufpunkt ist die Homepage der Organisation. Unter buergerkonvent.de findet der interessierte Bürger einen Einblick in die Denkweise des Bürgerkonvents. Er liest von der "verkrusteten Staatsgesellschaft", vom "orchestrierten Aufschrei der Profiteure der bestehenden Verhältnisse" und von der Zukunftsblindheit des deutschen Volkes. Diagnose und Analyse der Konventler: Die Politiker biegen sich die Wahrheit zurecht, um gewählt zu werden, Kleinstaaterei lähmt Deutschland, der Staat muss Schulden abbauen.

      "Aufklärung" ist das Haupt-Schlagwort, als ob die Bürger noch nichts von den Kritikpunkten gehört hätten. "Substanzielles Sparen ist wichtiger denn je" - und der Bürgerkonvent lebt es vor: Er spart an konkreten Informationen. Was er zu tun gedenkt, behält der Konvent für sich. Wer sich über die Ziele informieren will, solle sich doch bitte das Buch des Konvent-Sprechers Professor Meinhard Miegel für 22 Euro kaufen.


      Die Legende von den Bürgern


      Ein Anruf in der Geschäftsstelle bringt nicht weiter. Der Sekretär am anderen Ende der Leitung weiß leider nur, dass der Konvent noch nicht viele Mitglieder hat, unter 500 seien es. Wie es möglich ist, dass diese junge Organisation eine Medienkampagne auf die Beine stellt? "Das geht, in dem sich Bürger zusammenschließen, um etwas zu erreichen." Wer diese Bürger sind - kein Kommentar.


      Also auf zum Bonner Bundeskanzlerplatz, wo der Bürgerkonvent sein Zuhause an repräsentativem Ort gefunden hat. Ein schöner Hochhauskomplex, in dem früher die PDS residierte und heute ein Mercedes-Stern das Dach verschönert. Die Einmischer sind im 11. Stock untergekommen, wo sie von drei engen Räumen aus die neue Bürgerbewegung organisieren. Über Mitglieder schweigt man sich weitestgehend aus. Auf Nachhaken dann doch ein Name: Vordenker Ralf Dahrendorf hat sich dem Bürgerkonvent angeschlossen. Informationsmaterialien sind vor Ort Mangelware, eine Satzung des Vereins nicht zu erhalten. Dafür ist die Aussicht auf Villa Hammerschmitt, Post-Tower und den "Langen Eugen" einmalig. Stress mit seinen Nachbarn hat der Bürgerkonvent nicht - das Bürohochhaus steht zu großen Teilen leer.

      Inzwischen kursieren inoffizielle Mitgliederlisten: Otto Graf Lambsdorff, Peter Glotz, Rupert Scholz, dazu Hans-Olaf Henkel und Roland Berger. Es ist nachvollziehbar, warum der Konvent nicht mit diesen Namen hausieren geht. Wie soll eine partei- und interessenungebundene Organisation entstehen, wenn Parteipolitiker und Wirtschaftslobbyisten das Sagen haben, Vertreter gerade des Systems, das die empörten Bürger so kritisieren?


      Initiativen, wohin man schaut


      Derartige Kampagnen sind kein Novum. So hatte sich die deutsche Werbebranche den Geist von Roman Herzogs "Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen" zu Herzen genommen und die Kampagne "Deutschland packt`s an" gegründet. Mit aufmunternden Fernsehspots versuchten die Berufskreativen Deutschland neuen Schwung zu verleihen - mit bekanntem Ergebnis.


      Auch kleine Bürgerinitiativen zur Besserung des gesellschaftlichen Klimas in Deutschland gibt und gab es zuhauf. Ende des letzten Jahres gab es dank "Steuerlüge" und Kanzlersong sogar eine ganze Schwemme von solchen Gruppen, die allerdings bald wieder einschliefen. Übrig geblieben ist das "Projekt Neue Wege", das ein halbes Jahr nach Gründung schon fleißig Regionalgruppen gründet, sich mit politischen Konzepten allerdings noch etwas schwer tut. So skizziert eine Arbeitsgruppe den paradiesischen Zustand einer kapitalgedeckten Rente mit niedrigen Beiträgen und einer Mindestverzinsung. Wie man dahin gelangen soll, bleibt aber völlig offen.

      Wohlklingender formuliert finden sich ähnliche Aussagen auf Seiten des Bürgerkonvents. "Wir mischen uns ein" ist eine Lieblingsphrase - sie steht sogar auf den Briefbögen. Doch wie das funktionieren soll, ist unklar, wie auch der Aufbau der ganzen Organisation. Zwar kann man sich auf der Homepage eine Beitrittserklärung herunterladen, doch Mitglied wird man damit noch lange nicht. Man kann seine Adresse hinterlassen und eintragen, mit wie viel Geld man die hehren Ziele denn unterstützen will.

      Und Geld ist schon reichlich geflossen: Zeitungen sprechen von 3 Millionen Euro, die bereits eingesammelt worden seien. Der geschäftsführende Vorstand Professor Gerd Langguth , Politikwissenschaftler aus Bonn, möchte die Zahl nicht bestätigen. Er sagt lediglich, dass es "erhebliche Beträge" sind. Daneben bemüht er sich, seine Organisation möglichst kleinzureden. Man wolle keine Großorganisation oder einen Bundesvorstand. Bürger können regionale Gruppen bilden, doch das Ganze klingt sehr unverbindlich. "Wir wollen weg vom Obrigkeitsdenken und hin zum Bürgerdialog." Als ersten Erfolg seiner Organisation wertet er die eine Million Besucher der Webseite. Am Werbeaufwand gemessen ist diese Zahl alles andere als beeindruckend.


      Geheimniskrämerei und Interessen


      Gleichzeitig strickt der Konvent kräftig an seiner Gründungslegende. Immer wieder ist die Rede von "Bürgern", die "zusammengekommen" seien, eine echte Gründungsversammlung scheint es gar nicht gegeben zu haben. Stattdessen geriert sich die Organisation, als habe man mal eben am Stammtisch einen Hut herumgehen lassen und voll Verwunderung einige Millionen darin gefunden.

      Warum die Geheimniskrämerei? Langguth, früher für die CDU im Bundestag, dementiert jede parteipolitische Verbindung. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass Professor Meinhard Miegel, Sprecher des Bürgerkonvents, früher Berater des CDU-Spitzenpolitikers Kurt Biedenkopf war. Rolf Dahrendorf und Otto Graf Lambsdorff sind als Altvordere der FDP ebenfalls keine unbeschriebenen Blätter der Bundespolitik. Interessant dürften jedoch die wirtschaftlichen Verflechtungen sein: Wer verschenkt Millionen, ohne sich einen Nutzen hiervon zu versprechen?


      Es wäre blauäugig zu vermuten, dass eine Bürgerbewegung keine politischen Interessen hätte. Auch wenn im Bürgerkonvent keine aktiven Politiker vertreten sein sollen, sind alle bislang bekannt gewordenen Mitglieder sind der politischen Klasse zuzurechnen. Auch die Richtung ist klar: mehr Eigenverantwortung der Bürger und Abbau des Sozialstaates. Wenn der Bürgerkonvent eine Volksbewegung werden will, ist ihm ein Mehr an Transparenz dringend anzuraten.

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:00:57
      Beitrag Nr. 2.797 ()
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      USA: Deutsche Bank in der Mangel

      Betrugsvorwürfe: Die Ermittlungen gegen das Geldinstitut werden ausgedehnt. Das Symbol deutscher Wirtschaftskultur wankt.


      apa,reuters/grü
      16.05.2003, 07:10:25

      New York- Kalifornische Behörden haben ihre Ermittlungen gegen die Deutsche Bank wegen nicht vorgelegter Dokumente bei der Untersuchung von Betrugsvorwürfen nach eigenen Angaben ausgedehnt. "Wir haben die erwarteten Antworten nicht bekommen, und wir haben keine Erklärungen von den Leuten (für Informationstechnologie) bekommen", sagte Andre Pineda von der Wertpapieraufsicht am Donnerstag.

      Aktienempfehlungen

      Hintergrund sind Untersuchungen von Betrugsvorwürfen gegen etliche Investmentbanken durch die US-Aufsichtsbehörden. Analysten sollen übertrieben positive Aktienempfehlungen abgegeben haben, um Geschäfte der empfohlenen Unternehmen mit den Investment-Sparten ihrer Arbeitgeber zu fördern. Ende April hatten die Aufsichtsbehörden mit einem Vergleich im Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden Dollar (1,222 Mrd. Euro) die Untersuchung gegen die meisten Banken eingestellt. Die ebenfalls beschuldigte Deutsche Bank nahm an dem Vergleich nicht teil, da sie von den Aufsichtsbehörden angeforderte Dokumente nicht beibringen konnte.

      Dokumente: Nicht auffindbar

      Die kalifornischen Behörden kündigten nun an, unabhängige Experten einzuschalten. Sie sollen feststellen, ob die in elektronischer Form verfassten und angeblich nicht auffindbaren Dokumente tatsächlich nicht wieder herstellbar seien. Eine Sprecherin der Deutschen Bank lehnte zunächst eine Stellungnahme ab.

      trend.at
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:09:44
      Beitrag Nr. 2.798 ()
      lesenswert
      Als Antwort auf: Grundgesetzverbrennung geschrieben von rocca am 16. Mai 2003 18:35:51:

      Mildes Befremden, in der Regel aber höhnisches Gelächter erntet, wer sich derzeit zur Demokratie als der einer modernen Gesellschaft einzig angemessenen Staatsform bekennt. Es sei denn, die Pflichten der politischen Korrektheit schränken die Ungeniertheit ein. Also - so wird gefragt - ausgerechnet unsere viel gepriesene Demokratie soll Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit garantieren? Da kann man doch nur lachen, und zwar aus Galgenhumor! Freiheit - wo überall Überwachungskameras daran erinnern, dass die Regierung ihre Bürger als Sicherheitsrisiko betrachtet. Gleichheit - die gibt es doch angesichts der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich allenfalls bei den Parteien, deren ganzes Wirken darauf ausgeht, diese Schere zu verschleiern. Und gar Brüderlichkeit? Wer kann von derlei Sentimentalitäten noch sprechen, wo Konkurrenz und Gewalt - vom Mobbing am Arbeitsplatz bis zur Schusswaffe in der Schule oder dem Bombenlegen aus der Luft - zu Aktionsprinzipien geworden sind, die alles beherrschen?

      Als die friedliche Revolution 1989 darauf hinwies, dass die repräsentative Demokratie dort an ihre Grenzen stößt, wo die Repräsentationsorgane dieser Demokratie unfähig werden, die Willensbildung einer Gesellschaft abzubilden, wurde sie belehrt, diesem Urteil liege die Übergangssituation nach der Diktatur zugrunde. Die habe die Ausbildung funktionierender Repräsentationsorgane verhindert. Sobald letztere aber errichtet seien, stehe deren demokratischer Repräsentativität nichts mehr im Wege.

      Als Ende 2001 engagierte Bürger aus Ostdeutschland ihren Eindruck vom angeblichen Funktionieren der gesamtdeutschen Demokratie unter dem Titel Wir haben es satt! zusammenfasste, wurden ihnen besonders die Vergleiche verübelt, die sie zwischen den Demokratiedefiziten der DDR und denen der Bundesrepublik nach 1990 gezogen hatten. Ihre DDR-Sozialisierung habe sie blind gemacht für den grundsätzlichen Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur, wurde ihnen vorgeworfen.

      Aber ist es auf die Dauer mit dem Fortbestand von Demokratie vereinbar, wenn alle ihre Organe, statt die Aufgaben der Repräsentation der Bevölkerung und ihres politischen Willens wahrzunehmen, dazu übergehen, jede Aktivität in den Dienst ihrer Selbstbestätigung zu stellen? Am augenfälligsten zeigt sich dies im Niedergang der Parlamentsautorität, der im Bundestag bedenkliche Ausmaße angenommen hat. Seine Debatten haben ein Niveau erreicht, das auf Beobachter nur noch abstoßend wirken kann. Die Opposition beschränkt sich ganze Legislaturperioden hindurch darauf, der Regierung Versagen vorzuwerfen und Ministerrücktritte zu fordern. Die Regierung antwortet mit der ständig wiederholten Erklärung einer völligen Inkompetenz der Opposition. Was soll aus der Demokratie in dem sehr wahrscheinlichen Fall werden, dass beide Recht haben?

      Um die Kritik auf das Parlament zuzuspitzen: Es hat im November 2001, nach dem 11. September, in einer verfassungswidrig durchgeführten Vertrauensabstimmung - nur gegen die Stimmen der PDS - seine Selbstentmächtigung beschlossen, indem es dem Kanzler faktisch die volle Autorisierung für alle Entscheidungen seiner Außenpolitik bis zum Ende der Legislaturperiode erteilte. Der Bundestag hat es hingenommen, dass Gerhard Schröder zunächst für Fragen der Bioethik, mittlerweile für die Renten-, Sozial- und Gesundheitspolitik die Sachdebatten aus dem Parlament in Kommissionen verlegt hat, denen jede demokratische Legitimation abgeht. Der Bundestag hat es schließlich zugelassen, sich lächerlich zu machen durch die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen, deren krasse Ineffektivität nur denen verborgen bleiben konnte, die sie zur Verlängerung der auch in den Debatten des Plenums stereotypen Schuldzuweisungen nutzen wollten.

      Und wie steht es um die Legitimierung der frei gewählten Regierung? Der Tiefstand ihrer Umfragewerte zeigt trotz aller Stimmungsabhängigkeiten, dass auch sie keine Ausnahme vom allgemeinen Autoritätsverfall der Demokratie bildet. Auch hier liegen die Gründe für diesen Zustand auf der Hand: Sie regiert nicht. Das heißt, sie trifft keine Entscheidungen, die - weil von der Verfassung gefordert - im Interesse des ganzen Staates liegen, auch wenn sie keineswegs allen Bürgern gefallen. Die Regierung Schröder regiert ebenso wenig wie die Regierung Kohl. Sie passt sich lediglich der jeweils - im Blick auf die nächste Wahl - mächtigsten Lobby an. Dadurch wird das für eine Wahl irrelevante untere Drittel der Bevölkerung von ihr gar nicht mehr vertreten. Die Regierung tut mit, wenn Arbeitslosen die Schuld an ihrer Lage zugeschrieben und so getan wird, als ob die durch Fusionen regelmäßig eintretende Vernichtung Tausender von Arbeitsplätzen die Arbeitslosen zu verantworten hätten. Sie tut mit, wenn Sozialhilfeempfänger, die nichts tun, als ihnen gesetzlich zustehende Leistungen zu beanspruchen, wie Straftäter der Aufhebung ihres Bankgeheimnisses, demütigenden Meldepflichten und Wohnungskontrollen unterworfen werden.

      Dass all diese Deformationen etwas mit der Herrschaft der Parteien und vor allem der Parteiführungen zu tun haben, das pfeifen die Spatzen von allen Dächern des Landes. Parteien sind es, die eine Gewissensbindung der Abgeordneten - vom Grundgesetz nach Art. 38 verlangt - nach Belieben einschränken oder außer Kraft setzen. Parteien sind es, die sich in allen relevanten Schlüsselpositionen von Justiz und Medien die Macht nach ihren Proporzwünschen teilen und in nichtöffentlichen Kungelrunden über Führungspersonal entscheiden. Parteien sind es schließlich, die zwar aufwendige Programmdebatten veranstalten, diese aber inhaltlich nahezu völlig entleeren, indem sie an der angestrebten »Mitte« und bloßem Machterhalt orientiert bleiben.

      Der Bevölkerung zweifelt längst nicht mehr an der Bedeutungslosigkeit dieser Programme. Darum ist ihre Diagnose des Demokratieverfalls eine ganz andere. Sie sagt, mit Hamlet: »Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft!« Die Wirtschaft regiere die Welt, und die Politik - sie sei lediglich das Ensemble ihrer Schachfiguren. Die Wirtschaft sei es, die sich in Deutschland mit Steuermillionen sanieren lässt, wenn die Pleite droht.

      So unbestreitbar das alles ist - dieser populären Meinung liegt doch einer der verbreitetsten, aber auch fundamentalsten politischen Irrtümer zugrunde. Nämlich der: Kern aller demokratischen Freiheiten sei die Freiheit zwischen möglichst vielen Angeboten - Fernsehprogrammen, Automarken und Joghurtsorten - wählen zu können. Der Irrtum besteht nicht nur darin, dass mit der Zahl der Angebote auch ihre Ähnlichkeiten wachsen und damit die Auswahl immer bedeutungsloser wird. Nein! Die Basis der Demokratie ist nicht die Wahlfreiheit des Konsumenten, sondern die Freiheit und Mündigkeit von Bürgern, jene Staatsgewalt zu stiften, die laut Verfassung nur vom Volke ausgehen kann, wenn das Ergebnis Demokratie sein soll. Darum kann eine Regeneration der von Verfall und Selbstzerstörung bedrohten Institutionen nur von einer friedlichen Revolution ausgehen, in der die Bürger ihre Herabstufung zu bloßen Konsumenten abschütteln und - genau wie in der Friedensbewegung - einer Marginalisierung mit Macht widerstehen.

      Dass die Degradierung zum bloßen Konsumenten mit einer so deprimierenden Freiwilligkeit geschieht, beruht auf dem Rabatt des Lustgewinns, der den Degradierten winkt. Aber am Ende ist das auch für die, die ihr Bankkonto und nicht ihre Grundrechte für ihren wichtigsten Besitz halten, ein schlechtes Geschäft. Ganz so wie die Bürger der DDR, die eine schnelle D-Mark den Mühen eines Verfassungsprozesses, der ihre Rechte gesichert hätte, vorzogen und sich bald nicht nur mit schmerzhaften Einschnitten in ihr Eigentum wiederfanden. Darum wehrt den Anfängen! Die jetzt programmierte Schieflage der Demokratie wird nicht bei den zur Zeit Wehrlosen halt machen. Sie könnte am Ende das ganze Schiff zum Kentern bringen.
      aus
      [ Börse & Wirtschaft: Elliott-Wellen-Forum ]
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:10:47
      Beitrag Nr. 2.799 ()
      16.05. 16:37
      US: Book-to-Bill Ratio fällt enttäuschend aus
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Das Book-to-Bill Ratio lag im Halbleiter Equipment Sektor im April bei 0.86, was deutlich unter dem Consensus von 1.01 liegt. Die Ratio gibt das Verhältnis von erfüllten Aufträgen zu neuen Auftragseingängen an. Eine Ratio unter 1 bedeutet, dass weniger neue Aufträge in den Unternehmen eingingen, als erfüllt wurden – ein Hinweis auf zukünftig fallende Umsätze. Die Analysten von Fulcrum rechnen damit, dass aufgrund der enttäuschenden Ratio ein Verkaufsdruck bei Wafer Fabrikations Equipment Anbietern wie Applied Materials (WKN: 865177, US: AMAT), Novellus (WKN: 875715, US: NVLS), KLA-Tencor (WKN: 865884, US: KLAC), Lam Research (WKN: 869686, US: LRCX) und Cymer (WKN: 902900, US: CYMI) entstehen könnte, der jedoch als Einstiegsgelegenheit genutzt werden könne. Die stärkere Book-to-Bill Ratio von 1.21 bei den Herstellern von Back-End Equipment könnte bei den Aktien von Credence Systems (WKN: 888397, US: CMOS), LTX Corporation und Teradyne (WKN: 859892, US: TER) stützend wirken.
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:12:13
      Beitrag Nr. 2.800 ()
      US-Wirtschaftsdaten Freitag im Überblick
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Im Folgenden die US-Wirtschaftsdaten vom Freitag, den 16.05.2003, in der Übersicht. Börsentäglich erhalten Sie über den BörseGo-US-Newsfeed immer zeitnah kursbeeinflussende Wirtschaftsdaten. Machen Sie sich ein Bild.

      US: Verbraucherpreise fallen stärker

      Die Verbraucherpreise fielen im April durch einen Trendwechsel bei der Preisentwicklung bei Benzin und Rohöl im April. Der Verbraucherpreisindex fiel um 0.3% (Prognose: -0.1%). Ohne den volatilen Energie- und Nahrungsmittelsektor stagnierten die Verbraucherpreise im letzten Monat. Bei dieser Kernrate erwarteten Volkswirte einen Anstieg um 0.1%. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Konsumentenpreisindex um nur 1.5% und damit so schwach wie seit 1966 nicht.

      US: Baugenehmigungen auf Jahreshoch

      Im April gab es 6.8% weniger Baubeginne von Privathäusern – saisonal angepasst wurden 1.630 Millionen Baubeginne gemeldet, nach revidierten 1.748 Millionen im März. Zuvor wurde für März eine Zahl von 1.78 Millionen geschätzt. Die Zahl im April lag 2.7% höher als im Vorjahr. Die Zahl der Baubeginne bei Einfamilienhäusern fielen um 3% auf 1.356 Millionen nach 1.398 Millionen im März. Die Zahl der Baugenehmigungen stieg hingegen um 1.2% auf 1.708 Millionen von 1.688 Millionen im März. Das ist der höchste Wert seit Februar 2002.

      US: Realeinkommen fällt

      Wie das Labor Department berichtet, fielen die durchschnittlichen wöchentlichen Einkommen im April um inflationsbereinigte 0.3%, nach einem Anstieg um 0.1% im März. Die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden pro Woche fielen um 0.9%, während die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0.1% stiegen.

      US: Verbrauchervertrauen steigt weiter

      Der Index zum Verbrauchervertrauen der University of Michigan lag im Mai bei 93.2(Prognose: 88,0) nach 86 im April.
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:17:16
      !
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      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:19:36
      Beitrag Nr. 2.802 ()
      16.05. 18:01
      DRAM Preise versus Chipindex - Bearishe Divergenz!
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Vergleich: DRAM Preise/Semiconductor Index - 15/05

      Der DXI DRAMeXchange Index basiert auf den Preisen der verschiedenen gebräuchlichsten DRAMs.
      Es handelt sich also quasi um einen gewichteten Durchschnittspreis, um einen Trend der gesamten DRAM Industrie anzuzeigen. An dem DXI DRAMeXchange Index zeigt also den Trendverlauf der DRAM Industrie an.

      Anbei ein Vergleich des DXI DRAMeXchange Index mit dem Semiconductor Index (SOX). Tendenziell korrelieren beide Charts. Der Semiconductor Index reagiert phasenweise recht träge auf die Preisentwicklung der DRAMs.

      Chartstand : 15.05.03 : 835,45 Punkte

      Seit einigen Wochen fällt der DXI DRAMeXchange Index, der den durchschnittlichen Preis der DRAMs darstellt, nach unten ab. Der US Halbleiterindex (SOX) steigt hingegen noch immer dagegen an.


      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:29:14
      Beitrag Nr. 2.803 ()
      Deflation
      aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

      Deflation ist der Zustand einer Volkswirtschaft, in dem der allgemeine Preisstand fällt, also Waren und Dienstleistungen gemessen im jeweiligen Geld billiger werden.

      Deflation hat in einem konventionellen Geldsystem die Folge, dass Geld zurückgehalten wird, da Waren und Dienstleistungen später günstiger zu sein scheinen, es wird nur das nötigste gekauft. Dies wiederum führt dazu, dass Unternehmen keine Einnahmen mehr haben und deswegen Mitarbeiter entlassen oder selbst zahlungsunfähig werden. Dies führt zu steigender Arbeitslosigkeit. Dies führt dazu, dass, um sich für die unsichere Zukunft abzusichern, noch mehr Geld gespart wird, also noch weniger Geld umläuft. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes fällt.

      Häufig wird versucht, die auf dem Markt fehlende Geldmenge durch neues Geld zu ersetzen, indem es einfach gedruckt wird. Dies führt gewöhnlich jedoch anschließend zur Hyperinflation.

      Nach den Ideen von Silvio Gesell sollte in einer Freiwirtschaft Deflation diese negativen Folgen kaum haben, da das Geld dort nicht so zurückgehalten würde. Außerdem könnte in einer Freiwirtschaft Deflation durch entsprechende Geldmengenpolitik verhinderbar sein, ohne Inflationsgefahr zu erzeugen.

      Deflation konnte man in der Geschichte unter anderem beobachten:

      um 1618 in Europa während des Dreißigjährigen Krieges mit anschließender Hyperinflation, die mit Wippern und Kippern assoziiert ist.
      um 1930 in Deutschland mit anschließender Hyperinflation durch die schlagartige Entwertung der Goldmark mit der Einführung der Reichsmark
      in den 1930er Jahren in den USA (große Depression) (die anschließende Hyperinflation steht wegen dem "Weltwährungsbonus" noch aus)
      um 2001 in Japan (die anschließende Hyperinflation steht noch aus, ist aber schon abzusehen (siehe unten))
      um 2001 in Argentinien mit anschließender Hyperinflation
      Verwandte Begriffe:

      Stagflation
      Inflation
      Anmerkung: Die Zurückhaltung des Geldes muss nicht notwendigerweise in Form von Hortung von Bargeld geschehen. Auch das Belassen von Geld auf dem Konto kann eine Zurückhaltung bewirken: Banken müssen immer damit rechnen, dass alle Einlagen durch die Kunden abgezogen werden. Ist dies der Fall, müssen alle ausgereichten Kredite durch eigene Schuldtitel gedeckt werden, womit effektiv die Bank für den Kreditnehmer bürgt. Dies wird eine Bank nur machen, wenn sie vom Kreditnehmer gute Bonität erwartet. Dies ist aber gerade in Deflations-Zeiten nicht der Fall. Folglich wird sie vom Kreditnehmer einen entsprechenden Risikoaufschlag fordern, den dieser aber in Deflations-Zeiten nicht bezahlen kann, wenn er kostendeckend arbeiten will. Wenn ein Kreditnehmer dennoch einen Kredit bekommt, dann bezahlt er oft damit nur vorausgegangene Schulden, statt mit dem Geld zu investieren. Aus diesem Grund wirkt das Geld, was auf Konten der Banken liegt, in der Deflation kaum bis nicht nachfragend, die Umlaufgeschwindigkeit sinkt, selbst wenn keine Bargeld-Hortung stattfindet.

      Für dieses Szenario gibt es aber noch zwei weitere Möglichkeiten:

      Die Banken geben trotzdem Kredite aus ohne Risikozuschlag. Damit gehen sie aber das Risiko der eigenen Überschuldung ein, sobald einige Leute ihre Einlagen abheben. Dies kann bis zur Zahlungsunfähigkeit führen. (Siehe auch: DaNat-Bank). Ist erst eine Bank zahlungsunfähig, so werden über eine Kettenreaktion schlagartig fast alle Einlagen abgehoben werden, was weitere Banken zahlungsunfähig machen würde, das gesamte Bankensystem würde zusammenbrechen, somit auch das Kreditsystem. Dies würde erst recht eine Deflation auslösen.
      Die Banken geben trotzdem Kredite aus ohne Risikozuschlag und verbürgen diese über Schuldtitel gegenüber der Zentralbank über das hinaus, was die Bank selbst wert ist. Nimmt die Zentralbank solche Schuldtitel an, dann sind diese weniger Wert als ihr Nennwert, da sie nicht ausrechend durch die Bank gedeckt sind. Da diese Schuldtitel ihrerseits als Deckung für Zentralbankgeld dienen, ist somit das Zentralbankgeld nicht ausrechend gedeckt. Es entsteht akute Inflationsgefahr. Denn sobald der Markt bemerkt, dass das Geld nicht so viel wert ist, wie es aussieht, wird er es abstoßen wollen, so lange dies noch geht. (Siehe Japan, wo zwar der Yen im Jahr 2002 der Deflation wegen vom Markt sehr hoch bewertet war, die Bank of Japan und ihre Schuldtitel (einschließlich dem Yen) aber von verschiedenen Rating-Agenturen als "trash" bewertet wurden.)

      http://de.wikipedia.org/wiki/Deflation
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:37:31
      Beitrag Nr. 2.804 ()
      Geschenk für Aktionäre
      USA senken Steuern


      Der US-Senat hat mit knapper Mehrheit Steuersenkungen in Höhe von 350 Mrd. Dollar für die kommenden zehn Jahre beschlossen. Wesentlicher Teil der Maßnahmen sind Vergünstigen für Aktionäre. Zudem sinken die Einkommensteuersätze. Die Entlastungen sind Teilstück des groß anlegten Konjunkturbelebungsplans von US-Präsident George W.Bush.

      Herzstück des Entlastungsprogramms im ursprünglichen Volumen von 574,66 Mrd. Dollar ist die Abschaffung der Besteuerung von Dividenden, von der nicht nur Privatanleger, sondern vor allem große Unternehmen profitieren sollen. Bislang wurden Dividenden zweimal besteuert: So zahlten die Unternehmen Dividenden aus schon besteuerten Gewinnen aus, danach mussten die Anleger noch Steuern auf die erhaltene Dividende zahlen.

      Die Opposition bezeichnet dies als Geschenk an die Reichen. Und auch namhafte Ökonomen glauben nicht an den unbedingten Rückfluss der Steuerersparnisse als investives Kapital. Zudem hatten die Pläne Bushs zu Spannungen zwischen der Regierung und dem Notenbankpräsidenten Alan Greenspan geführt.

      "Wenn man die Leute zu Investitionen an den Aktienmärkten ermuntert, werden die Kurse steigen und das ist gut für alle", lautete die einfache Formel etwa des republikanischen Senators Don Nickles. "Bush versucht, die Bush-Rezession zum Anlass zu nehmen, um den reichsten Amerikanern über einen langen Zeitraum Geld in die Taschen zu stopfen und zugleich dem Normalverdiener wenig Unterstützung zu bieten", sagte dagegen der demokratische Widersacher John Edwards.

      400 namhafte Ökonomen, darunter zehn Nobelpreisträger, hatten in einer Zeitungsannonce die Steuerpläne der US-Regierung scharf verurteilt. In der ganzseitigen Anzeige in der New York Times wurde das Konjunkturpaket aus Washington vom Nobelpreisträger und Globalisierungskritiker Joseph Stiglitz, als fiskalischer Wahnsinn und Unverantwortlichkeit bezeichnet. Das Programm komme zur falschen Zeit und werde die chronischen Defizite nur erhöhen, stimmten andere Ökonomen zu. Die Steuerpläne würden der Regierung die Möglichkeit nehmen, allgemeinnützige Programme wie den Ausbau von Schulen und Infrastruktur zu finanzieren.

      Auch die Abschaffung der Dividendensteuer sei als Mittel zur Stimulierung der Wirtschaft ungeeignet, heißt es weiter. Man sei sich einig, dass Bushs tatsächliche Absicht darin bestehe, eine dauerhafte Änderung der Steuerstruktur zu bewirken. Das Paket sei eine "Massenvernichtungswaffe, die auf die Mittelklasse zielt", wettern die Ökonomen und forderten statt dessen ein Stimulierungspaket, dass gezielt mittlere Unternehmen begünstigt und gleichzeitig den Staat weniger tief ins Schuldenloch treibt.

      Der Erfolg des Programms bzw. seine Wirkung auf die wichtigen Finanzmärkte des Landes ist für eine mögliche Wiederwahl Bushs im Jahr 2004 entscheidender als die Frage der nationalen Sicherheit

      http://www.n-tv.de/3160883.html
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 22:50:46
      Beitrag Nr. 2.805 ()
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      Auf Arbeitslosigkeit programmierte Wirtschaft



      Diagnose und rechtstechnische Behandlung des Mehrwertsyndroms


      von Dieter Suhr



      Es scheint wie verhext: Als es uns schlecht ging, nach dem Kriege; blühte die Wirtschaft während einer längeren Zeit. Wir nannten das das "Wirtschaftswunder". Je besser es uns ging, desto heftiger wurden die Erkältungen, die unsere Wirtschaft von Zeit zu Zeit ergriffen. Mit der Not sind wir fertig geworden. Wohlstand und Fülle machen uns zu schaffen. Darüber wurde schon viel nachgedacht. Die Krisen haben sicher viele Ursachen. Doch ein wichtiger Wirkungskomplex, der die Ökonomie in den dreißiger Jahren unter dem Stichwort "wirksame Nachfrage" eindringlich beschäftigt hat, ist dabei bislang zu kurz gekommen. Der Verfasser versucht, diesem Krankheitssyndrom unserer Wirtschaft in drei Schritten beizukommen: Wie ein Arzt, der die Symptome aufnimmt, zur Diagnose übergeht und dann die Therapie ansetzt. Die Therapie läuft darauf hinaus, daß durch kleine Änderungen am Währungsgesetz rechtstechnisch neue Möglichkeiten für Geldordnungspolitik erschlossen werden, insbesondere auch ein neuer Aktionsparameter für die Währungs- und Wirtschaftspolitik.





      I. Symptome



      Schaut man auf die Wirtschaft, so springt ein Befund ins Auge, der sich durch fünf hervorragende Symptome kennzeichnen läßt:



      1. Massenarbeitslosigkeit

      2. ungestillter privater und vor allem öffentlicher Bedarf

      3. anschwellende Ströme von Zinszahlungen

      4. zunehmende Verschuldung und

      5. ein bedrohlicher Wachstumszwang.





      Nicht gefragte Leistung



      Das Symptom Nummer 1 unserer siechenden Wirtschaft ist die Massenarbeitslosigkeit: 2,5 Mill. Menschen bei uns wollen arbeiten. Sie finden aber keine bezahlte Arbeit. Ihre Leistung wird nicht nachgefragt: "Leistung, die nicht gefragt ist." 2,5 Mill. arbeitswillige Menschen sind eine ungeheuere Leistungsreserve unserer Volkswirtschaft. Warum läßt unser Gemeinwesen diese gewaltige und kostspielige Reserve ungenutzt herumstehen? - Weil es an Nachfrage nach bezahlter Arbeit fehlt. Es ist, als ob alle unsere Wünsche schon erfüllt seien. Es ist, als ob sowohl der private wie auch der öffentliche Bedarf längst gestillt sei. Es ist, als gäbe es bei uns nichts mehr zu tun. Wir wissen offenbar nicht wohin mit unserem Überschuß an menschlicher Arbeitskraft. Deshalb nehmen wir 2,5 Mill. unfreiwillige Müßiggänger in Kauf; samt aller damit verbundenen Demütigung und Entwürdigung, samt allem damit verbundenen menschlichen Leid. In dieses Bild passen auch die Vorschläge, die darauf zielen, das bißchen noch vorhandener Arbeit gerechter zu verteilen: weniger Arbeitsstunden, kürzere Lebensarbeitszeit. Gibt es aber denn·wirklich bei uns nichts mehr zu tun? Ist unser privater und öffentlicher Bedarf wirklich gestillt? Haben wir keine Wünsche, keine Träume mehr? Sind alle öffentlichen Aufgaben erledigt?





      Nicht befriedigter Bedarf


      Symptom Nummer 2 unserer kranken Wirtschaft ist massenhaft unbefriedigter Bedarf nach volkswirtschaftlicher Leistung, und zwar sowohl im privaten wie im öffentlichen Bereich. Je länger z. B. die Arbeitslosen ohne bezahlte Arbeit sind, desto stärker müssen sie sich einschränken. Nicht etwa ihr Bedarf bildet sich zurück. Sie müssen den Gürtel vielmehr wider Willen enger schnallen. Viel lieber hielten sie mehr als weniger Nachfrage nach volkswirtschaftlichen Leistungen.

      Wir kennen auch die relative Armut kinderreicher Familien und die schreiende Ungerechtigkeit, daß Mütter und Hausfrauen als die Sklavinnen der modernen Industriegesellschaft keine auch nur annähernd angemessene ökonomische Anerkennung für die Leistung erhalten, die sie tagtäglich der Volkswirtschaft und insbesondere denen erbringen, die heute keine Kinder, morgen aber Renten haben wollen. Gerechtigkeit in diesem Bereich kann unser Gemeinwesen sich nicht leisten. Dafür fehlen ihm anscheinend die Leistungsreserven. Dafür ist unsere Volkswirtschaft zu arm.



      Unsere Wälder sterben. Wir können es uns nicht leisten, die Abgase rigoros zu entgiften. Dazu fehlen die Mittel. Die Anwohner von Straßen werden vom Lärm; vom Gestank und vom Dreck geplagt. Wir können es uns nicht leisten, sie rigoros zu schützen. Dazu fehlen die Mittel. Wir haben Berge von dringenden Aufgaben im Gemeinwesen, deren Erledigung wir uns nicht leisten können: z. B. auch manche Bahnstrecke nicht, weil sie sich nicht mehr rentiert. In dieses Bild passen wiederum vorzüglich jene Moralpredigten und Stammtischparolen, nach denen wir angeblich über unsere Verhältnisse gelebt haben und noch leben, und nach denen wir den Gürtel enger schnallen müssen, um die Volkswirtschaft wieder flottzubekommen: So, als sei die Volkswirtschaft nicht fähig gewesen, unseren Wohlstand zu erzeugen, und so als ginge es heute darum, die alten Strümpfe noch einmal zu stopfen und das klapprige Auto noch ein Jahr zu fahren, um ja der Volkswirtschaft keine weitere Nachfrage zuzumuten.



      In Wahrheit freilich ist unsere Wirtschaft durchaus nicht zu arm und leistungsunfähig. Leistungsreserven in Höhe von 2,5 Mill. Arbeitslosen warten auf ihren Einsatz. Wenn es aber weder an Bedarf fehlt, noch am Leistungsangebot, woran dann?



      Es fehlt offenbar an dem bißchen volkswirtschaftlichen Ordnungs- und Organisationstalent, das erforderlich ist, um das Leistungsangebot und den Leistungsbedarf miteinander buchstäblich "ins Geschäft" zu bringen: Wie kann man den privaten und öffentlichen Bedarf, der nach Befriedigung durch Leistung schmachtet, mit dem Leistungsangebot zusammenbringen, das sich danach sehnt, den Durst nach Leistung zu stillen?



      Die Wirtschaft stagniert, weil der Bedarf nicht zum Angebot und weil das Angebot nicht zum Bedarf kommt. Der Austausch stockt. Hier stoppt der Strom der volkswirtschaftlichen Zirkulation. Aber durchaus nicht bei allen volkswirtschaftlichen Strömungsgrößen ist der Pegelstand in den vergangenen Jahren zurückgeblieben oder gesunken. Wir haben zwar nicht realiter über unsere Verhältnisse gelebt, aber es gibt durchaus eine Größe, die über die Verhältnisse stark gestiegen ist: Es gibt Geldflüsse, die schneller gestiegen sind als die Löhne, schneller als die Preise und schneller als die Arbeitslosenzahlen: So, als hätte man es geradezu mit einem langfristigen Vorreiter oder Schrittmacher für das langfristige Ansteigen der Arbeitslosgkeit zu tun. Doch das führt zum nächsten Symptom.





      Anschwellende Zinsströme

      (kopiert aus einem anderen Text)


      Symptom Nummer 3 der kranken Wirtschaft ist, daß die Zinsströme innerhalb der Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren im langfristigen Mittel beharrlich und überproportional gestiegen sind (1). Dabei sind wirklich die Zinsströme gemeint, nicht etwa die Zinssätze, die steigen und fallen. Diese Zinsströme signalisieren, daß durchaus Gelder in der Volkswirtschaft unterwegs sind! Während der "reale Bereich" und der "Beschäftigungsbereich" eher stagnieren, tut sich etwas im "monetären Bereich": nämlich dort, wo Zinsen gezahlt werden. Das Jahr der Krise und der Konkurse war zugleich das Jahr der Banken und der Geldkapitalerträge. Wo Zinsen fließen, dort ist monetäre Liquidität von irgendwelchen Verleihern zu irgendwelchen Entleihern hin verschoben worden, und die Zinsen sind die Kosten dieser monetären Transaktionen auf Zeit. Diese Kosten hat der jeweilige Entleiher aufzubringen und an den Verleiher abzuführen. Wo viele Zinsen gezahlt werden, dort wird also viel Geld ausgeliehen. Wo viel Geld ausgeliehen wird, dort ist viel Geld in Kassen von solchen Wirtschafssubjekten, die zwar Geld haben, aber offensichtlich keinen Bedarf. Dieser Befund paßt recht gut zu Symptom Nr. 2. Dort hatte sich gezeigt: In unserer Wirtschaft gibt es Bedarf, dem das Geld fehlt, ohne das er nicht zur Nachfrage werden kann. Hier, bei Symptom Nr. 3, zeigt sich, daß es Geld gibt, dem der Bedarf fehlt, ohne den es ebenfalls nicht zur Nachfrage werden kann. Steigen in einer Volkswirtschaft die Zinsströme relativ stark, so signalisiert das, daß sich mehr und mehr Gelder dort angesammelt haben, wo weder ein eigener Bedarf an Verbrauchs-, noch ein eigener Bedarf an Investitionsgütern besteht. Genau das ist offenbar bei uns der Fall.





      Wachsende Schulden



      Wie sehr in den vergangenen Jahren die Schulden der öffentlichen Hand in Bund, Ländern und Gemeinden gestiegen sind, dazu braucht kein weiteres Wort mehr verloren zu werden. Wenn es heißt, wir hätten über unsere Verhältnisse gelebt, so denkt man ja vor allem an diese Staatsverschuldung. Auch im Hinblick auf die Ausgaben des Staates gilt freilich: Die Volkswirtschaft konnte es sich durchaus leisten, die Leistungen zu erbringen, die der Staat mit Krediten bezahlt hat; denn die Leistungen sind erbracht worden. Was wir uns "nicht leisten" können, ist die Tatsache, daß allein die Zinsbelastung der öffentlichen Haushalte den politischen Handlungsspielraum von der finanziellen Seite her drastisch einschränkt. Ein immer größerer Anteil der Steuern, die wir an Bund, Länder und Gemeinden zahlen, stellt bei der öffentlichen Hand nur einen durchlaufenden Posten dar und fließt dann direkt in die Kassen der Kreditgeber von Bund, Ländern und Gemeinden. Dabei mag der Staat ebenso wie der eine oder andere Private durchaus politisch fragwürdige Ausgaben getätigt haben. Reines Vergüngen an der Verschuldung war es jedenfalls nicht, wenn die öffentliche Hand sich immer höher verschuldet hat.

      Auch bei den Unternehmern beruht es nicht auf dem Vergnügen an der Verschuldung, wenn ihre Eigenkapitalquote in den letzten Jahren beständig gesunken ist (2).



      Gestiegen ist in den vergangenen Jahren vor allem aber auch die Verschuldung der Entwicklungsländer und von Ländern des Ostblocks. Die Schulden und die Zinsverpflichtungen haben ein Ausmaß angenommen, das geradezu furchterregend ist.



      Wenn man noch weiter nachforschte, welche Schulden den jeweils in letzten Jahren gestiegenden Zinszahlungen zugrundeliegen, so könnte die Liste, uf der hier nur die Schulden der öffentlichen Hand, die sinkende Eigenkapitalquote der Unternehmen und die Verschuldung der Entwicklungsländer steht, sicher noch verlängert werden. Hinter einem solchen Befund stecken nicht nur subjektive Motive und Entscheidungsgründe, steckt nicht nur der Spaß daran, Schulden zu machen, sondern liegen strukturelle Ursachen. Ihnen muß die Diagnose gelten.





      In der Wachstumsfalle



      Wir befinden uns offenbar in einer volkswirtschaftlichen Wachstumsfalle, die nicht nur unsere Wirtschaft, sondern unsere Umwelt überhaupt bedroht. Aber nicht etwa, weil unsere Bedürfnisse schon explodierten, "muß" unsere Wirtschaft auf Teufel komm heraus wachsen, sondern weil wir anders keine Möglichkeit für Vollbeschäftigung zu sehen vermögen und weil das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht nur auf diesem Wege erreichbar erscheint.

      Wir brauchen auf unabsehbare Zeit (exponentielles) Wachstum um des Gleichgewichtes unserer Wirtschaft willen: Das ist nach allen Erkenntnissen der Biologie und der Systemtheorie, der Ökologie und des gesunden Menschenverstandes ein blanker Widerspruch in sich (siehe Helmut Creutz, S. 7; d. Hg.), aber die ökonomischen Theoretiker und Praktiker der Wachstumslehren sind offenbar unfähig oder unwillig, ihre Vorstellungen einmal zeitlich zu extrapolieren und hochzurechnen: eine Art selbstverschuldeter Kurzsichtigkeit. Wir, die anderen Menschen, sehen uns mehr und mehr in der Wachstumsfalle der theoretischen und praktischen Ökonomen gefangen, die offenbar nicht darauf ausgehen, die Wirtschaft nach den Bedürfnissen, sondern darauf, die Bedürfnisse nach den Zwängen des Wachstums auszurichten.





      II. Diagnose



      Die Symptome sind Zeichen an der Wand. Sie zu deuten, fällt nicht schwer. Ein Teil der Deutung nämlich steckt schon in der Art und Weise, in der die Symptome beschrieben wurden. Doch diese Art und Weise der Beschreibung war auch polemisch, und diese Polemik muß jetzt einer möglichst unterkühlten Analyse und Diagnose weichen. Betrachten wir also die Symptome wie durch eine Glaswand als eine Art Puzzle, das nicht mehr unser Gefühl in Wallung bringt, sondern nur noch unseren Intellekt dazu herausfordert, die Zusammenhänge zu klären.





      Bedarf ohne Geld



      Symptom Nr. 1, die Massenarbeitslosigkeit, und Symptom Nr. 2, der massenhaft unbefriedigte Bedarf, stehen in einem eigenartigen Zusammenhang der Verhinderung: Offenbar verhindert eine mehr oder weniger unsichtbare Macht oder Struktur der Wirtschaftsordnung gerade das, was sich aufdrängt und naheliegt, nämlich daß der massenhafte Bedarf durch die Leistungen der z. Z. massenhaft arbeitslosen Menschen befriedigt wird. Bedarf und Leistungsangebot kommen nicht zusammen: So, als hätten, sie, die sich so gut miteinander vertragen haben, sich im Laufe der Zeit auseinandergelebt und könnten jetzt, trotz besten Wollens, aus irgendwelchen unerklärbaren Gründen nicht wieder zusammenfinden, - oder auch so, als kämen zwei, die den Bund fürs Leben schließen könnten, nicht zueinander, weil es an Verkehrsverbindungen über den eigenartigen Abgrund fehlt, der sie trennt.



      Um eine Ehe freilich handelt es sich im vorliegenden Fall nicht, sondern um den volkswirtschaftlichen Organisationszusammenhang, der sicherzustellen hätte, daß Bedarf und Leistung auf eine wirksame und kostengünstige Weise möglichst marktmäßig zusammenfinden und sich auch nicht wieder auseinanderleben.



      In der Marktwirtschaft wird der Austausch, der die Leistung zum Bedarf bringt und der den Bedarf mit der Leistung versorgt, durch das Geld vermittelt: Geld ist das allgemeine Tausch- und Zirkulationsmittel, mit dessen Hilfe jedem kraft des Marktes und entsprechend seinen eigenen Beitrages eine Anwartschaft auf Beiträge anderer zugeteilt werden kann und zugeteilt wird. Durch das Geld haben sie dann wechselseitig an ihren Leistungen teil. Zur Zeit jedoch fehlt dem Bedarf das Geld: Bedarf ohne Geld!



      Mit Hilfe von Geld kann der Zugriff auf die Leistungen organisiert werden. Gibt einer dem anderen ein Darlehen, so wird der Zugriff auf volkswirtschaftliche Leistung vorübergehend von dem einen auf den anderen verschoben. Allem Anschein nach jedoch versagen die monetären Austauschund Transfermechanismen bei dem Problem, das sich aus Symptom Nr. 1 und Symptom Nr. 2 und der Tatsache ergibt, daß der Leistungwille daran gehindert wird, in Leistung zu münden, die den Leistungsbedarf befriedigt.



      Den Arbeitslosen fehlt es an Geld, um ihren unbefriedigten Bedarf zu stillen. Dem Staat fehlt es an Geld, mit dem er anstehende Aufgaben in Angriff nehmen könnte. Den Unternehmen fehlt es an Geld, um ihr Eigenkapital aufzustocken und Dank größerer Krisenfestigkeit eher Investitionen zu wagen. Kurz: Allenthalben fehlt dem Bedarf das Geld, ohne das er nicht zur wirksamen Nachfrage nach volkswirtschaftlicher Leistung werden kann. Der Bedarf kommt an dieses Geld nur heran, wenn er es sich dort besorgt, wo es ist. Das Ge1d ist dort, wo es hingeflossen ist. Das Geld fließt dorthin, wo es gemäß den Spielregeln der Wirtschaftsordnung hinfließt, und es ist in den vergangenen Jahren offenbar zunehmend nicht dorthin geflossen, wo Bedarf besteht. Das führt zum Geld ohne Bedarf.





      Geld ohne Bedarf



      Das Geld, ohne das der Bedarf nicht zur Nachfrage werden kann, ist auch nicht etwa aus der Wirtschaft verschwunden. Es ist nicht in Sparbüchsen und Kassetten untergetaucht. Auch die Bundesbank hat es nicht eingezogen. Sie hat vielmehr die Geldmenge in vergangenen Jahren durchaus vergrößert. Es fehlt also nicht an Geld. Aber es fließt zuviel des vorhandenen Geldes durch Kassen, wo ihm zur Nachfrage der Bedarf fehlt: Geld ohne Bedarf! Das Geld in diesen Kassen führt nicht zur Nachfrage nach Waren, Diensten oder Investitionsgütern, sondern nur zur Nachfrage nach Zinsen und Renditen: Das Geld ohne Bedarf verhilft also nur dem Begehren nach noch mehr Geld, also dem Verlangen nach dem Mehrwert, zur Nachfrage. Man findet also auf der einen Seite "Bedarf ohne Geld" auf der anderen Seite "Geld ohne Bedarf". Das "Geld ohne Bedarf" hat sich in den vergangenen Jahren offenbar vermehrt. Denn nur wer Geld hat, aber z. Zt. keinen Bedarf, verleiht sein Geld, und nur wenn Geld verliehen wird, entstehen Schulden, und nur wenn die Schulden zunehmen, schwellen die Zinsströme an. Die Zinsströme sind angeschwollen; also sind auch die "Gelder ohne Bedarf" in den Kassen gestiegen.





      Kostspielige Umwege



      Befinden sich Gelder nicht in den Kassen der Letztverbraucher, die Verbrauchsgüter kaufen wollen, und auch nicht in den Kassen der Unternehmer, die investieren wollen, sondern in den Kassen von Vermögensbesitzern, die weder konsumieren noch investieren wollen, befinden sie sich also in "Kassen ohne Bedarf", dann müssen diese Gelder die Kassen wechseln, bevor sie wieder einem Bedarf zur Nachfrage verhelfen können. Sie müssen aus den "vollen Kassen ohne Bedarf" in die "leeren Kassen mit Bedarf" transferiert werden. Erst dann können sie wieder als monetäres Verkehrsmittel dem Austausch von realen Leistungen dienen: kostspielige Umwege!



      Der unvermeidliche Transfer der Gelder aus den Kassen ohne (gegenwärtigen) Bedarf in die Kassen mit (gegenwärtigem) Bedarf kann marktmäßig oder nichtmarktmäßig geschehen. Marktmäßig vollzieht er sich durch Kredit. Kredit kostet Zinsen. Die Zinsen belasten die Letztverbraucher und die Unternehmer, die sich zu ihrem Konsum- oder Investitionsbedarf das Geld hinzuborgen. Die Zinsen entziehen also den Letztverbrauchern und Unternehmern wiederum Geld, obgleich bei ihnen schon ohnehin zu wenig war, und sie fließen hin zu dem Anleger, bei dem ohnehin schon so viel Geld war, daß sich ein Überschuß seiner Gelder über seinen Bedarf ergeben hatte. Zwar lenkt der Anleger seine überschüssige Liquidität dorthin, wo sie aus seiner Sicht - ihm den größten Ertrag bringt (portfolio-theoretische Verfeinerungen können hier außer Betracht bleiben). Aber aus der Sicht der Volkswirtschaft fließen die Zinsen, die für ihn optimale Erträge darstellen, zu jemandem hin, bei dem sie automatisch zu einem volkswirtschaftlichen Problemstoff werden. Sind die Zinsen gar von solcher Art, daß sie der Letztverbraucher oder der Unternehmer nicht mehr aufbringen kann: sei es, daß der Zinssatz zu hoch ist, sei es, daß die Betroffenen mehr und mehr "auf Pump" leben müssen, - dann wird der Kredit gar nicht erst mehr genommen und der betreffende Bedarf bleibt endgültig unbefriedigt. Er wird wegen Mangels an monetärer Unterfütterung nicht mehr zur Nachfrage. Der wirtschaftliche Verkehr kommt ins Stocken.



      Offenbar ist unsere Marktwirtschaft im monetären Bereich so strukturiert, daß erhebliche, und zwar anschwellende, Geldströme in falsche Kassen fließen. Die Ökonomen nennen das "Fehlallokation" von monetären Kaufanwartschaften. Bevor diese fehlgeleiteten Gelder irgendeinem wirklichen Bedarf zur Nachfrage verhelfen können, müssen sie weitergereicht werden.



      Anschwellende Geldströme in unserer Marktwirtschaft fließen also auf Umwegen. Umwege sind nicht nur zeitraubend, sondern auch kostspielig. Die Umwege des Geldes, mit denen wir es hier zu tun haben, sind besonders kostspielig; denn es fallen nicht nur Transportkosten an, sondern auch so etwas wie private Benutzungsgebühren für das monetäre Verkehrsmittel der Wirtschaft in Form von Zinsen. Diese Zinsen wiederum fließen absurderweise ausgerechnet in diejenigen Kassen, in denen typischerweise schon so viel Geld ist, daß es erst wieder kostenbringend entliehen werden muß, bevor es wirksame Nachfrage erzeugen kann.



      Unsere Marktwirtschaft ist nach allem so strukturiert, daß aus dem Wirtschaftsprozeß automatisch Gelder abgezogen und in Kassen abgezweigt werden, wo sie nicht auf Bedarf treffen. Also entsteht ein volkswirtschaftliches Recycling-Problem, nämlich das Problem, die Gelder, die dem realen Wirtschaftsprozeß, in dem Angebot und Bedarf aufeinandertreffen, entzogen und in den monetären Bereich abgezweigt werden, anschließend dem Bedarf wieder zuzuführen. Die Kosten dieses monetären Recycling sind beträchtlich. Sie fallen in Form von Zinsen an und vergrößern das Problem, bei dessen Lösung sie entstehen, weil sie die Kontenbestände vergrößern, bei denen der Bedarf fehlt, und die Kassen belasten, die ohnehin zu wenig Geld enthalten. Werden sie nicht mit Hilfe von marktgerechten Krediten zurücktransferiert in die Kassen mit Konsum- oder Investititonsbedarf, so muß es mit Zwang geschehen: Daraus ergeben sich dann bald Exzesse des Steuerstaates, des Subventionsstaates und des Wohlfahrtsstaates. Die "Zwangsanleihe" ist insofern ein kleines aber aufschlußreiches Symptom: Transfer auf Zeit ohne die sonst üblichen Kreditkosten.





      Einkommen ohne Leistung



      Die Zinsen sind wiederum ein monetäres Phänomen, zu dem sich einige sehr einfache und sehr aufschlußreiche Feststellungen treffen lassen: Es ist das verliehene Geld, das Zinsen bringt. Dieses verliehene Geld ist nach Ablauf der Darlehenszeit mehr wert als das ausgegebene Geld. Denn das Geld, das ich heute ausgebe, hat für mich nur den Kaufkraftnennwert, der ihm aufgedruckt ist: 1000 DM sind 1000 DM. Muß ich aber mein Geld nicht für Milch, Brot und Wohnung ausgeben, habe ich vielmehr Geld übrig, dann kann ich es verleihen und habe am Ende meine 1000 DM plus Zinsen und womöglich plus Zinseszinsen. Mark ist nicht gleich Mark. Geld ist nicht gleich Geld. Die verliehene Mark ist mehr wert als die ausgegebene. Verliehenes Geld weist gegenüber dem ausgegebenen Geld einen Mehrwert auf.



      Geld hat einen unterschiedlichen, gespaltenen Wert: Für den, der es zum Leben braucht ist es weniger wert als für den, der es übrig hat. Anders gewendet: Das Geld hat für den, der seinen Bedarf befriedigt, weniger Wert als für den, der keinen Bedarf hat und sein Geld daher verleiht. Nochmals anders gewendet: Geld ist für die Reichen, die es anlegen können, mehr wert als für die Ärmeren, die es ausgeben müssen.



      Wer Geld besitzt, der hat sowohl den Tauschwert des Geldes als auch den Liquiditätswert. Für den Tauschwert seines Geldes hat er womöglich hart gearbeitet und sich so eine monetäre Kaufanwartschaft auf den Teil des Sozialprodukts verdient, der dem entspricht, was er selbst dazu beigetragen hat. Dafür jedoch, daß Geld einen zusätzlichen Liquiditätswert besitzt, der ihm zugute kommt, kann er nichts. Er ist weder Hersteller des Geldes noch Urheber der monetären Liquidität. Sie ist nicht sein Verdienst, sondern eine Eigenschaft des Geldes selbst. Der Liquiditätsvorteil fällt dem jeweiligen Geldbesitzer ohne Gegenleistung in den Schoß. Ist er wohlhabend genug, sein Geld nicht ausgeben zu müssen, sondern es anlegen zu können, dann kann er den Liquiditätsvorteil, der ihm in den Schoß fällt, wiederum liquidieren. So wenig er Produzent der Liquidität von Geld ist, so wenig verdient er die Vorteile, die daraus herrühren, und ebenso wenig ist es gerechtfertigt, daß die Geldordnung es ihm ermöglicht, private Nutzen in Form von Zinsen daraus zu ziehen. Der Zins ist in diesem genauen Sinne unverdientes Einkommen: Einkommen ohne Leistung. (Dieser Befund wird nur dadurch verdeckt, daß der Verleiher dem Entleiher tatsächlich eine Leistung erbringt: Er stellt ihm Liquidität zur Verfügung. Insofern ist der Zins also durchaus eine "Gegenleistung" für die Überlassung der Vorteile aus Liquidität. Aber diese Vorteile als solche sind nicht durch Leistung erworben, sondern sind eine unverdiente Zugabe beim Geld. Deshalb ist auch der Zins unverdientes Einkommen. Aber die Täuschung, die durch den Schein einer eigenen Leistung entsteht, ist so perfekt, daß es schwer ist, die Einsicht in die richtigen Zusammenhänge zu vermitteln.)

      Damit rundet sich das Bild: Wo Geld ohne Bedarf ist, dort stellt sich auch Einkommen ohne Leistung ein, und das wiederum bewirkt, daß noch mehr Geld ohne Beaarf und noch mehr Einkommen ohne Leistung entstehen. Dieser "Einkommensfähigkeit ohne eigene Leistung" steht die Arbeitslosigkeit als "eigene Leistungsfähigkeit ohne Einkommen" gegenüber: Geld, das als Einkommen ohne Leistung gezahlt wird, fehlt dann zur Bezahlung von Einkommen aus Leistung.

      So sorgt die Geldordnung dafür, daß typischerweise diejenigen, die weder Bedarf haben, noch eine eigene Leistung in die Volkswirtschaft einbringen, den Mehrwert des Geldes erhalten. Das sind dann Gelder, die andernorts fehlen und als Nachfrage so lange ausfallen, bis sie wieder zinspflichtig denjenigen zurücktransferiert werden, die Bedarf haben. Aufbringen müssen diese Zinsen entweder diejenigen, die als Letztverbraucher oder Unternehmer Kredite in Anspruch nehmen, oder diejenigen, welche die mit Zinskosten belasteten Waren und Dienste kaufen: eine ständige Subventionierung der Kapitalrentner durch die Produzenten und Letztverbraucher. Diese in die Geldordnung einprogrammierte Subventionierung der Wohlhabenden durch die Schaffenden übertrifft zwar noch nicht hinsichtlich ihres Volumens, wohl aber hinsichtlich ihrer dysfunktionalen Auswirkungen die meisten wohlfahrtsstaatlichen Transfers bei weitem.



      Eine solche ständige Subventionierung der Vermögenden durch die Produzenten und Verbraucher ist ungerecht. Ungerechtigkeiten jedoch pflegen die Ökonomen nicht aus der Ruhe zu bringen. Mit so etwas finden sie sich ab, wenn das, worum es geht, wirtschaftlich funktionstauglich ist. Aber die Subventionierung derer, bei denen der Bedarf fehlt, durch die anderen, die Bedarf haben, ist nicht nur ungerecht, sondern sie ist erst recht volkswirtschaftlich unsinnig.



      Es mag sein, daß der Zwangssparprozeß, dem die Produzenten und Konsumenten durch den beschriebenen, geldordnungsbedingten Subventionierungsmechanismus zu Gunsten der "Anleger" unterworfen werden, wenigstens funktionstauglich war während einer Aufbruchs- und Aufbauphase, wenn man davon ausgeht, daß in einer solchen Phase die Sparquote auf Biegen oder Brechen hochgehalten werden muß. Bei einer Volkswirtschaft jedoch, die in den Wohlstand kommt, wird diese Subventionierung der Bedarfslosen durch die Bedürftigen absurd und grotesk. Und sie wird auf lange Sicht tödlich für die Wirtschaft.





      Pathologisches Wachstum



      Wer sein Einkommen durch Arbeit und Leistung "im Schweiße seines Angesichts" verdient, der weiß jede zusätzliche DM zu schätzen, und er überlegt sich, ob es sich noch lohnt, für die Vorteile, die sie ihm einbringt, mehr zu arbeiten. So wird er sich in der Regel hüten, weit über seinen gegewärtigen und zukünftigen Bedarf hinaus zu schuften. Bei ihm ist eine Bremse eingebaut, die dem entgegenwirkt, daß durch seine Kasse zu viel Geld ohne Bedarf fließt: nämlich der sinkende Grenznutzen, den ein weiterer Einkommenszuwachs im Verhältnis zu dem Aufwand hat, der dafür erforderlich ist. An eben einer solchen Bremse fehlt es bei dem Einkommen ohne Leistung, das aus dem Geld ohne Bedarf gezogen werden kann: Dieses Einkommen hat die Tendenz zur pathologischen Selbstvermehrung wie bei Krebszellen, die das gesunde Gewebe durch ihr unkontrolliertes Wachstum schädigen und am Ende zerstören. Denn es kostet keinen Tropfen Schweiß, dieses leistungslose Einkommen zu erzielen. Also reizt auch ein noch so geringer Grenznutzen jeder zusätzlichen DM zur Motivierung. Der Traum vom großen Vermögen und der dadurch vermittelten Macht genügt alleweil.



      Die Kassen mit hohem Gelddurchfluß, aber ohne Bedarf, sind Liquiditätsstrudel, die Liquidität in sich hinein- und durch sich hindurchsaugen. Sie wirken auf Liquidität ähnlich wie die Schwarzen Löcher im All auf Materie und ziehen davon um so mehr an, je mehr schon darin verschwunden ist. Anders als die Schwarzen Löcher die angezogene Materie behalten die Kassen ohne Bedarf die aufgesogene Liquidität nicht in sich, sondern sie geben sie wieder frei, und zwar gegen Zins. Dieser Zins freilich muß irgendwo außerhalb des monetären Bereichs erwirtschaftet und abgezweigt werden. Wird er bei Letztverbrauchern abgezweigt anläßlich von Konsumentenkrediten, so ist der Tag absehbar, an dem die Letztverbraucher kein Geld mehr für die Nachfrage haben, weil sie alles für Zinsen ausgeben müssen. Dem Absaugen von Zinsen beim Konsum sind also schnell prohibitive Grenzen gesetzt. Verbleibt nur der Bereich von Leistung und Produktion. In diesem Bereich jedoch können die anschwellenden Zinsströme nur abgezweigt werden, wenn sein Wachstum mit dem Anschwellen der Zinsströme Schritt hält. Also muß die Volkswirtschaft insgesamt pathologisch wachsen, weil eine ihrer Stromgrößen pathologisch wächst.



      Nicht weil die Bedürfnisse der Menschen ins Kraut schießen, ist die Wirtschaft zum Wachsen verurteilt, sondern - im Gegenteil! --- weil immer mehr Gelder durch Kassen fließen, wo sie auf keinen Bedarf mehr stoßen. Die Wirtschaft "muß" wachsen, weil die Leute, die volle Kassen, aber keinen realen Bedarf mehr haben, den abstrakten Bedarf nach Mehrwert entwickeln und Gelegenheit erhalten, diesen ihren abstrakten Bedarf durchzusetzen.



      Was dem "realen Bereich" und dem "Beschäftigungsbereich" in Form von Einkommen ohne Leistung entzogen und im "monetären Bereich" durch die Kassen ohne Bedarf geleitet wird, bevor es in die reale Wirtschaft zurückfließen darf, das fehlt dort in der wirklichen Wirtschaft mehr und mehr als Lohn, der für wirkliche Leistung gezahlt werden könnte, und nur wenn dieser Ausfall durch Wachstum hinreichend ausgeglichen wird, kann Vollbeschäftigung angenähert bleiben, wobei die Ökonomen freilich ihre Rechnung ohne Rücksicht auf Art und Umfang des Bedarfs machen.



      Die Zunahme der Zinsströme bleibt übrigens weit hinter der Beschleunigung zurück, die nach der Zinseszinsformel abstrakt-theoretisch errechnet werden könnte: Ein Teil der Zinsen wird weggesteuert; ein anderer Teil wird nicht wieder angelegt, sondern wird doch zu Nachfrage; Geldforderungen werden bei Konkursen oder anderweit vernichtet ... usw. Diese und ähnliche Vorgänge sorgen für eine gewisse Verzögerung und Dämpfung. Das exponentielle Wachstum ist damit aber noch nicht beseitigt. Man könnte daran denken, leistungsloses Einkommen wegen seiner verheerenden Wirkungen wegzusteuern, zumindst, wenn es nicht in reale Nachfrage transformiert wird. Doch das wäre nur ein Kurieren am Symptom. Wir sollten der Ursache zu Leibe rücken.





      Das Mehrwertsyndrom



      Die einzelnen Symptome sind nun schon weitgehend gedeutet. Jetzt muß die zusammenfassende Diagnose folgen. Sie führt von den Symptomen zu ihrem Zusammenhang untereinander und damit zum Krankheitssyndrom hin. Sie läuft nach allem auf die Lösung einer Art Rätsel mit vier Unbekannten hinaus: Wir haben

      1. Leistungsreserven, die nicht abgerufen werden; 2. Nachfragelücken, verursacht erstens durch - Bedarf, dem zur Nachfrage das Geld, und zweitens durch - Gelder, denen zur Nachfrage der Bedarf fehlt; sodann 3. Einkommen ohne Leistung aus Liquiditätsvorteilen und schließlich 4. Wachstumszwang durch die Gelder ohne realen Bedarf.



      Der gemeinsame Nenner für die Symptome ist zunächst der Zins: Er erzeugt das leistungslose Einkommen, das tendenziell einerseits zu Geld ohne Bedarf und andererseits zu Geldmangel beim Bedarf führt. Zugleich ist der Zins der entscheidende Kostenfaktor, der das Recycling der Gelder aus den Kassen ohne Bedarf in die Kassen mit Bedarf erschwert oder verhindert. Vor allem motiviert der Zins überhaupt erst dazu, daß Zinsen nachgefragt werden statt wertvoller Güter, die als schatzbildende Anlage geeignet sind und wertschaffende Arbeit erfordern. Die Recycling-Kosten wiederum bestehen so gut wie nur aus den Zinsen. Gäbe es keine Zinsen, die den Befund zum Problem und das Problem zum Krisengenerator machten, dann fände der Bedarf das Geld, das ihm zur Nachfrage verhelfen und ihn mit dem Leistungsangebot wieder ins Geschäft bringen würde. Die Zinsen stellen die Kostenschranken dar, die zu überwinden die Selbstheilungskräfte des Marktes auf lange Sicht nicht ausreichen. Die Zinsströme wachsen überproportional an: So, als ob bei einem Kind ein Fehler im Blutkreislauf dazu führte, daß immer mehr des umströmenden Blutes nicht durch die Lunge, sondern an ihr vorbei flösse: So wenig wie dieses Blut mit Sauerstoff aufgefrischt würde, so wenig wird das Geld in den Zinsströmen wieder hinreichend mit Bedarf aufgeladen. Diesem Geld gesellt sich nur der verhängnisvolle "Bedarf" nach mehr Geld: der "Bedarf" nach dem Mehrwert bei.



      Die monetäre Absurdität hat ihren Grund im Mehrwert des verliehenen Geldes. Wer also wieder Sinn in die Geldordnung bringen will, der muß dem Mehrwert des verliehenen Geldes auf den Grund gehen. Dieser Mehrwert ist nach allem der gemeinsame Nenner für die Symptome, die uns in unserer Wirtschaft heute zu schaffen machen. Wir haben es also mit einem Mehrwertsyndrom zu tun. Um dem Mehrwert auf die Spur zu kommen, muß man den Zins analysieren. Um dem Mehrwert beizukommen, muß man den Zins beeinflussen und senken. Das führt zur Therapie.





      III. Therapie



      Kann man irgendwelche wirtschaftlichen Größen ("Parameter") so beeinflussen, daß das Mehrwertsyndrom entschärft wird oder gar kuriert werden kann? Ein plumpes Zinsverbot kommt in einer freiheitlichen Marktwirtschaft selbstverständlich nicht in Betracht, sondern nur marktkonforme Lösungen. Um nun zu erkennen, bei welchen wirtschaftspolitischen ;,Parametern" die Therapie anzusetzen hat, wenn man dem Mehrwertsyndrom bei der Ursache zu Leibe rücken will, muß man wissen, aus welchen Komponenten sich die Rendite (Eigenverzinsung) eines Wirtschaftsgutes (wie Hausbesitz oder Geldvermögen) zusammensetzt; denn der Zins stellt nur den monetären Sonderfall einer solchen Eigenverzinsung eines Wirtschaftsgutes dar. Bei dieser Frage nach den Komponenten einer Rendite handelt es sich um wirtschaftliche Banalitäten, und es braucht wiederum nicht auf portfolio-theoretische Verfeinerungen eingegangen zu werden, die bei alledem nur die Stellen hinter dem Komma treffen, nicht die davor.





      Die Formel für die Therapie



      Wie das mit dem Eigenzins eines Wirtschaftsgutes ist, können wir uns z. B. von John Maynard Keynes [3) sagen lassen. Er hat dafür folgende Formel angegeben:

      Eigenzins = Erträge - Durchhaltekosten + Liquiditätsvorteil

      Wer will, mag in diese Gleichung auch noch einen Posten für die Risiken des Wirtschaftsgutes einfügen; in unserem Zusammenhang kommt es darauf jedoch nicht an.



      Die Formel für den Eigenzins ist so plausibel wie evident: Der Nutzen eines Wirtschaftsgutes ergibt sich, wenn man von seinen Erträgen die Kosten abzieht und auch noch den Nutzen veranschlagt, den es hat, daß das betreffende Wirtschaftsgut mehr oder weniger liquide ist, sich also leicht oder weniger leicht versilbern läßt (Liquiditätsvorteil). Keynes hat seine Formel dann selbst auf das Geld angewendet und festgestellt: Die Erträge beim Geld belaufen sich auf 0, die Durchhaltekosten auch, der Liquiditätsvorteil jedoch ist erheblich. Die Rendite einer Geldanlage besteht daher im wesentlichen aus dem Preis für den Liquiditätsvorteil: "Liquiditätsprämie" oder, genauer, "Liquiditätsverzichtsprämie".



      Die Formel ist für unser Problem nun besonders aufschlußreich. Sie zeigt nämlich, welche wirtschaftlichen Größen ("Parameter") die Rendite eines Wirtschaftsgutes, also auch den Zins des Geldes bestimmen: Erträge, Durchhaltekosten, Liquiditätsvorteil. Bei einem dieser Parameter muß man ansetzen, wenn man die Höhe des Zinses beeinflussen will:



      1. Erträge würden den Zins nur erhöhen, sie kommen nicht in Betracht.

      2. Der Liquiditätsvorteil ist eine Folge der Eigenschaften von Geld; er ließe sich nur mit der Beseitigung des Geldes selbst beseitigen.

      3. Verbleiben nur die Durchhaltekosten: Um den Zins zu senken und damit den Mehrwert verschwinden zu lassen, müßte man dem Geld Durchhaltekosten anheften.



      Genau das hat Keynes erwogen, um den langfristig verhängnisvollen Auswirkungen entgegenzuwirken, die der Zins auf die "wirksame Nachfrage" hat. Keynes schreibt: "Jene Reformer, die in der Erzeugung künstlicher Durchhaltekosten des Geldes ein Heilmittel gesucht haben, z. B. durch das Erfordernis periodischer Abstempelung der gesetzlichen Zahlungmittel zu vorgeschriebenen Gebühren, sind somit auf der richtigen Spur gewesen; und der praktische Wert ihrer Vorschläge verdient diskutiert zu werden." "Worauf es ankommt, ist die Differenz zwischen Liquiditätsprämie und Durchhaltekosten." (4)



      Eigenartigerweise hat Keynes diesen seinen eigenen Gedanken nicht weiterverfolgt, sondern eine Richtung eingeschlagen, die später unter dem Namen "Keynesianismus" Schule machen sollte und, wie wir heute wissen, langfristig in eine Sackgasse mündet. Er hielt seinerzeit die Einführung von Durchhaltekosten für Liquidität in der damals vorgeschlagenen Form eines Stempelgeldes für "nicht durchführbar". Darauf wird zurückzukommen sein.





      Abschöpfung des Mehrwertes



      Worum geht es bei den Durchhaltekosten auf Liquidität der Sache nach? Die Zinsformel von Keynes macht es augenfällig: Die Durchhaltekosten zehren den Liquiditätsvorteil des Geldes mehr oder weniger auf. Sie bewirken, daß beim Geldverleih (Verkauf von Liquidität) nicht mehr wie ohne Durchhaltekosten eine Vermögensbestandsvermehrung herausgewirtschaftet werden kann: Also wird mit den Durchhaltekosten auch der Mehrwert des verliehenen Geldes je nach Höhe der Durchhaltekosten mehr oder weniger abgeschöpft.



      Über die Höhe der Durchhaltekosten lassen sich mancherlei Überlegungen anstellen. Insbesondere bei ihrer ersten Einführung muß man wohl Vorsicht walten lassen und vielerlei Auswirkungen bedenken. Auch die rechtstechnische Frage, wie dem Geld Durchhaltekosten angeheftet werden können, soll hier noch offen bleiben. Für die folgenden, insofern abstrakten und eher idealtypischen Überlegungen soll jedoch davon ausgegangen werden, daß die durchschnittlichen Durchhaltekosten so dosiert werden, daß sie den Liquiditätsvorteil etwa aufzehren: nach der Formel, wonach der Zins gleich ist den Liquiditätsvorteilen minus die Durchhaltekosten. Dann bleibt ein Geld übrig, das beim langfristigen Verleihen keinen wesentlich anderen Wert hat als beim Bezahlen eines Kaufpreises: Geld ohne gespaltenen Wert, Geld ohne Mehrwert. Wer solches Geld verleiht, der tauscht es wie bisher um in einen Rückzahlungsanspruch aus dem Darlehensvertrag, in eine Obligation. Damit entgeht er den Durchhaltekosten; denn nicht die Obligation, sondern nur das Geld in der Kasse verursacht Durchhaltekosten. Und nach Ablauf der Darlehenszeitspanne erhält er wie bisher seine Valuta zurück, und zwar ohne Verlust, aber auch ohne Zinsen.



      Die künstlichen Durchhaltekosten zehren einen Teil der in der Kasse bereitgehaltenen monetären Kaufkraft auf. Insoweit kann das "Geld mit Durchhaltekosten", das Keynes ins Auge gefaßt hat, mit inflationiertem Geld, wie wir es heute haben, verglichen werden. Auch bei der Inflation entwertet sich das bereitgehaltene Geld in der Kasse. Es verursacht Durchhaltekosten, und man weiß, daß gerade dieser Effekt der Inflation einen kurzfristig nützlichen, langfristig jedoch schädlichen Effekt für die Konjunktur hat; denn unsere heutige Inflation ergreift nicht nur das Geld in der Kasse, sondern auch die Währung als solche, insbesondere die Währungseinheit als den Maßstab für Kaufkraftschulden: Nicht nur die "DM" in der Kasse, sondern auch die "DM" an sich verliert an Kaufkraft. Und in diesem Punkt unterscheiden sich die von Keynes erwogenen Durchhaltekosten grundlegend von der landläufigen Inflation: Die Keynesschen Durchhaltekosten belasten nur das Geld in der Kasse, lassen jedoch gerade die Währung als solche von dem Schwund unberührt, der das Geld in der Kasse ergreift. Die Inflation jedoch erfaßt beides, weil das Geld in der Kasse sich absolut entwertet und nicht nur durch den Kostenfaktor "Durchhaltekosten" relativ zur Währungseinheit. Wegen dieses grundlegenden Unterschiedes bleiben die langfristig nachteiligen Folgen der kurzfristig nützlichen Inflation beim "Geld mit Durchhaltekosten" gerade aus. Beim "Geld mit Durchhaltekosten" lassen sich also die segensreichen Wirkungen der Inflation mit denen einer stabilen Währung verbinden: 5 % wohldosierte Inflation des Zahlungsmittels mit 0 % Inflation bei der Währungseinheit: eine keynesianische Alternative zum Keynesianismus!



      Schulde ich jemandem 1000 DM und habe ich 1000 DM in der Kasse, dann zehren die Durchhaltekosten zwar an meinem Kassenbestand, nicht aber an meiner Schuld und ebensowenig an der Forderung meines Gläubigers. Die Durchhaltekosten zehren an meinem Kassenbestand aber nur genau so sehr, wie ein Kassenbestand durchschnittlich wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Für den also, der nicht aus wirtschaftlichen Gründen Kasse halten muß, bringt es nach wie vor einen Vorteil, sein Geld nicht in der Kasse zu lassen, sondern zu verleihen und die Liquiditäts(verzichts)prämie zu kassieren.



      So bleibt auch bei Durchhaltekosten auf Liquidität der Geld- und Kreditmarkt in Funktion. Man bekommt vom Markt eine Prämie dafür, wenn man auf seine Liquidität verzichtet. Die Durchhaltekosten, in Maßen angewendet, sind vollkommen marktkonform. Sie beseitigen nicht die Liquiditätsprämie, sondern stellen nur einen Kostenfaktor dar, der die Rendite von Geldanlagen so weit schmälert, daß per Saldo bei einer entsprechenden Höhe der Durchhaltekosten eine Bestandsvermehrung nicht mehr herausgewirtschaftet werden kann.



      Die Einführung von Durchhaltekosten auf Liquidität würde auch nicht etwa das Ende von haftendem Risikokapital bedeuten. Im Gegenteil: Soweit die Entlastung von Zinsen zur Folge hätte, daß sich bei den Unternehmern schneller höhere Gewinne einstellen, würde die Bildung von Risikokapital in der wirtschaftspolitisch idealen Form von Eigenkapital gefördert. Soweit sonst in "Kassen ohne Bedarf" entbehrliche Gelder herumliegen, sind sie mehr denn je dazu prädestiniert, wegen ihres "marginalen" Charakters als Risiko-Puffer zu fungieren, und die Aussicht, ein Einkommen aus Kapital nur dadurch erwerben zu können, daß man etwas riskiert, würde die Neigung zur Risiko-Anlage sicherlich eher fördern als hemmen. Und wer dann mit solchem Kapital Gewinne einstreicht, der hat sie auch verdient und zugleich bewiesen, daß er ein guter Risiko-Spieler ist, den man mit solchen Risikoprämien dazu befähigen soll, weiterzuspielen.





      Der Trick mit dem Greshamschen Gesetz



      Keynes hielt die Idee, die Geldscheine periodisch abstempeln zu lassen, für undurchführbar. Ob man die technischen Schwierigkeiten wirklich so hoch einschätzen soll, ist zweifelhaft, vor allem, wenn man sieht, wie heute jedes Kind in öffentlichen Verkehrsmitteln seine Fahrscheine am Automaten abstempelt. Und ob geldtechnische Schwierigkeiten solcher Art nicht vielmehr vernachlässigt werden können, wenn es sich um 2,5 Millionen Arbeitslose handelt, ist einer Erörterung wert. Doch brauchen wir uns darüber nicht den Kopf zu zerbrechen; denn es gibt durchaus wenigstens eine sehr elegante, bequeme und unaufwendige monetäre Technik zur Einführung von Durchhaltekosten auf Liquidität.



      Nach dem Greshamschen Gesetz verdrängt das schlechte Geld das bessere aus dem Verkehrt: Was heißt da? In Zeiten, zu denen verschiedene Münzen im Umlauf waren, konnte man beobachten, daß die Teilnehmer am Wirtschaftsverkehr die besseren Münzen behielten und die schlechteren weitergaben: Die nach Gewicht und Feingehalt wertvolleren Münzen behielt man im Beutel oder in der Kassette, während man die nach Gewicht und Feingehalt weniger wertvollen Münzen als Zahlungsmittel benutzte. Es ist also möglich, in einem Währungsgebiet mit verschiedenen Zahlungsmitteln derart zu arbeiten, daß sich das schlechtere auf dem Markt durchsetzt und den Ton angibt. Das führt zu folgenden Überlegungen:

      Angenommen, das Währungsgesetz wird derart geändert, daß auch Überweisungen vom Konto aufs Konto (Giralgeld) als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt werden. Dann könnte die Bundesbank einen Teil des umlaufenden Geldes statt in Form von Banknoten ausgeben in Form von Giralgeld, das den Banken zur Verfügung gestellt wird. Dann würde es auch keinerlei geldtechnische Schwierigkeiten bereiten, dieses Giralgeld mit den jeweils geldpolitisch für erforderlich gehaltenen Durchhaltekosten zu belasten; Diese Durchhaltekosten würden den Konten belastet wie heute Überziehungszinsen oder Buchungsgebühren. Da dieses Giralgeld mit Durchhaltekosten belastet wäre, wäre es "schlechter" als die übrigen Banknoten und Münzen. Weil es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handeln würde, müßte sich jeder gefallen lassen, daß man ihn mit diesem "schlechten" Giralgeld bezahlt, so wie früher die Leute mit den schlechteren Münzen vorlieb nehmen mußten, wenn ihre Schuldner die besseren in der Kasse behielten. Bei alledem müßte freilich die Zahlung mit Giralgeld ähnlich garantiert werden wie der gutgläubige Erwerb von Banknoten und Münzen (5).



      So würde sich auf dem Markt das neue, mit Durchhaltekosten belastete Giralgeld durchsetzen. Für die Banknoten und Münzen alter Art und Güte müßte ein Aufgeld bezahlt werden, wenn man sie sich besorgen will. Man könnte also nach wie vor Automaten mit Münzen bedienen und Zahlungen, die geheim bleiben sollen, mit alten Banknoten tätigen, müßte aber für die besonderen, in Anspruch genommenen Vorteile auch entsprechende Kosten in Kauf nehmen.



      Was aber heißt es, daß sich das neue mit Durchhaltekosten belastete Giralgeld im Verkehr "durchsetzt" und "den Ton angibt"? Das bedeutet, daß sich dann der Zins des Geldes nach der Keynesschen Formel richtet: Zins gleich Liquiditätsprämie minus Durchhaltekosten. Von dieser Form der Durchhaltekosten auf Liquidität läßt sich nicht mehr sagen, sie sei undurchführbar. Zu reden bliebe freilich über vieles: Mit welchen Geldmengen soll dabei operiert werden? Mit welchen Mindestreservesätzen soll die Menge des Giralgeldes unter Kontrolle gehalten werden? Mit welchem Prozentsatz für die Durchhaltekosten sollte die Umstellung der Geldordnung auf "Geld ohne Mehrwert" eingeleitet werden? Ob und in welchem Umfange wären schließlich nationale Alleingänge möglich und wie würde sich ein nationaler Alleingang auf die Flucht von Geldkapital einerseits sowie auf die Neubildung von Realkapital andererseits auswirken?





      Geld ohne Mehrwert



      Werden dem Geld Durchhaltekosten in einer Höhe angeheftet, die dafür sorgen, daß die im Falle eines Geldverleihs erzielbare Liquiditätsverzichtsprämie aufgezehrt wird, dann ist das Geld in der Kasse genau so viel wert wie Geld, das verliehen wird, und wie Geld, das ausgegeben wird. Dann hat das Geld keinen gespaltenen Wert mehr. Verbleibt dem Geldbesitzer wegen der Durchhaltekosten kaum noch etwas von seinem wirtschaftlichen Liquiditätsvorteil, so kann er ihn bei der Kreditvergabe auch nicht mehr vom Entleiher vergütet verlangen. Was der Verleiher an Zins nicht fordern kann, spart der Entleiher an Kreditkosten. Die Kreditkosten hatten sich jedoch oben als nichts anderes erwiesen als volkswirtschaftliche Recycling-Kosten: nämlich als Kosten, die anfallen, wenn Liquidität aus Kassen, in denen sie nicht zur Befriedigung eines Bedarfes gebraucht wird, in andere Kassen transferiert werden soll, wo sie benötigt wird. Sinken aber diese Transferund Recycling-Kosten, dann werden Transfer und Recycling auch erleichtert. Mit anderen Worten: Es wird volkswirtschaftlich wieder erschwinglich, den unbefriedigten volkswirtschaftlichen Bedarf mit den ungenutzten volkswirtschaftlichen Leistungsreserven ins Geschäft zu bringen. Die Arbeitslosigkeit wird abgebaut. Das "Geld ohne Bedarf" kommt zum Nulltarif zu dem "Bedarf ohne Geld" und verhilft dem Bedarf zur Nachfrage und damit zur Befriedigung durch volkswirtschaftliche Leistung.



      "Nulltarif" heißt freilich nicht, daß das Geld denen, die gegenwärtigen Bedarf haben, geschenkt würde: Es geht hier nur um die Kosten von Krediten! Das verschobene Geld muß selbstverständlich zu vereinbarter Zeit zurückgezahlt werden; nur eben der Zins entfällt. An seine Stelle treten die Durchhaltekosten beim Entleiher: Er trägt jetzt keine Kapitalkosten mehr, die während der ganzen Laufzeit des Kredits anfallen, sondern nur noch Liquiditätskosten, die nur solange anfallen, wie er das geliehene Geld in der Kasse behält, bevor er es wieder ausgibt (immer angenommen, daß die Durchhaltekosten so dosiert wurden, daß sie den Liquiditätsvorteil kompensieren).



      "Geld ohne Mehrwert" bedeutet aber noch mehr: Bislang sind hier nur die Zinsen von Geldkapital ins Auge gefaßt worden, nicht auch schon die Renditen von Realkapital. Wenn die Zinsen von Geldkapital Dank der Durchhaltekosten nennenswert gesenkt werden, und zwar so, daß darunter die Marktwirtschaft nicht Schaden leidet, sondern nur ihren Nutzen davon hat, dann bleibt das nicht ohne Folge für die Renditen von Realkapitalien. Denn zwischen dem Zins des Geldes und den Renditen aus (vermehrbaren) Realkapitalien besteht ein Wirkungszusammenhang, der auf die ökonomische Formel gebracht zu werden pflegt, daß der Grenznutzen des Geldkapitals den Standard setzt für den Grenznutzen von Realkapital. Wirft Geld weniger Zinsen ab, so muß auch Realkapital nicht so viel Rendite abwerfen, und es lohnt sich daher schon früher wieder, das Realkapital "Arbeitskraft" unternehmerisch einzusetzen. Auch insofern ergibt sich ein Abbau der Arbeitslosigkeit, von andern Folgen und Fernwirkungen ganz zu schweigen.



      Eine strukturelle Ursache für langfristige Arbeitslosigkeit liegt also in der Geldordnung. Sie kann als das Mehrwertsyndrom bezeichnet werden und hängt zusammen mit unserem heutigen "Geld mit Mehrwert". Wenn nun nicht nur die Symptome des Syndroms behandelt werden sollen, sondern auch seine Ursachen, dann muß die Struktur der Geldordnung und damit die Eigenschaft des Geldes, Zinsen zu bringen, beeinflußt werden. Das geschieht rechtstechnisch mit Hilfe der Durchhaltekosten auf Liquidität. Sie schöpfen mit dem Liquiditätsvorteil den Mehrwert des Geldes ab. So wird das Mehrwertsyndrom kuriert und ein "Geld ohne Mehrwert" (6) geschaffen.





      Nachtrag

      Symptom Nr. 6: Roboterrenditen verdrängen Arbeitslöhne



      Durch die Automatisierung und Roboterisierung in den Büros und in den Fabrikhallen werden ,;Arbeitsplätze wegrationalisiert". Automatisierbare und roboterisierbare Handgriffe werden von Maschinen erledigt. Das können wir nicht als Erfüllung eines alten Menschheitstraumes und nicht als eine "Befreiung von monotoner Arbeit" begrüßen, sondern müssen es fürchten, weil wir es mit dem Übel bezahlen, daß arbeitswillige Menschen nicht mehr durch ihre Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen können.



      Um ihrer Wettbewerbsfähigkeit willen "muß" unsere Wirtschaft rationalisierten und roboterisieren. Aber einen großen Teil der Kosten, die die Wirtschaft dabei spart, muß das Gemeinwesen bei ihr alsbald wieder eintreiben, um die sozialen Folgen abzufangen: Die Staats- und Wohlfahrtsquote steigt, - und die kostspieligen bürokratischen Umwege nehmen zu, die wir uns in unserem absurden System der Fehlallokationen, Umverteilungen und Rückverteilungen leisten.



      Angesichts der "Vernichtung von Arbeitsplätzen" wird dann nach gerechterer Verteilung der knappen Arbeit gerufen. Das erscheint oberflächlich plausibel, wirkt bei genauerem Hinsehen jedoch eigenartig: Erstens wird durch Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich die Arbeit insbesondere für kleinere Betriebe noch teurer. Zweitens führt nach Adam Riese eine Verteuerung der Arbeit nicht gerade zu mehr Nachfrage nach Arbeit: Drittens und vor allem aber handelt es sich bei der als Mittel zum Zweck eingesetzten Arbeitszeitverkürzung nur um ein weiteres Herumkurieren am Symptom. Der eigentliche Befund wird nicht einmal gesehen, geschweige denn begriffen: der Befund nämlich, daß es Roboterrenditen sind, welche die Arbeitslöhne verdrängen.



      Roboter kaufen keine Videorekorder, keine Möbel und keine Kleidung. Roboter gehen nicht ins Theater, fahren nicht in Urlaub. Roboter kommen nicht mit "Nachfrage" nach den Produkten auf den Markt, die sie und andere produzieren. Denn sie haben nicht wie die Arbeitnehmer, die durch die Roboter verdrängt werden, ungestillte Bedürfnisse, die, sobald sie monetär unterfüttert werden, in Form von Nachfrage auf den Märkten erscheinen.



      Was die Roboter "verdienen", das fließt denn auch gar nicht "den Robotern" zu. Es fließt auch nicht "den Unternehmern" zu. Die Roboterrenditen bekommt vielmehr der, dem die Roboter kapitalmäßig "gehören", also der "Kapitaleigner". Führen nun die Roboterrenditen wenigstens bei den Kapitalgebern zu Nachfrage und zur Abnahme der Produkte, die erzeugt werden? - Mit dieser Frage sind wir wieder beim Problem: Nur wer volle Kassen ohne nennenswerten Bedarf hat, so daß das Vergnügen an der Rendite das Vergnügen an weiterer Bedarfsbefriedigung übersteigt, - nur der kann Roboter finanzieren, die ihre Renditen abwerfen. Also haben wir es wieder typischerweise mit Menschen zu tun, die ihre wichtigsten Bedürfnisse befriedigt haben und nunmehr das Bedürfnis entwickeln, Zinsen und Renditen einzustreichen. Also führen die Roboterrenditen mit großer Wahrscheinlichkeit wiederum nicht nach Nachfrage im realwirtschaftlichen Bereich, sondern sie unterfüttern nur erneut die Möglichkeit von Kapitalgebern, Zinsen und Renditen zu verlangen, bevor sie ihre Gelder in den realwirtschaftlichen Bereich zurückgeben.



      Wer angesichts dieser Umstände dafür eintritt, nur die angeblich knappe Arbeit umzuverteilen, setzt sich also letztlich dafür ein, durch Linderung eines Symptoms die im Hintergrund wirksamen Strukturen zu sichern und zu festigen. Kurzfristig mag unter dem einen oder dem anderen Aspekt auch die Linderung des Symptoms nützlich und gerechtfertigt sein; langfristig aber verschärft man auch damit wiederum nur die Probleme, um die es in Wahrheit geht. Außerdem verdeckt der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung, den die Gewerkschaften "gegen die Unternehmer" führen, daß "die Unternehmer" gar nicht die richtigen Gegner sind. "Die Unternehmer" sind eigentlich geborene Verbündete der Arbeitnehmer und stehen selbst unter dem Renditedruck, den die Kapitalgeber dank der Geldordnung auf sie ausüben können. Man kämpft mit falschen Fronten.



      Wir könnten der Rationalisierung und Roboterisierung viel ruhiger entgegenschauen, wenn durch marktkonforme und marktbefreiende Abschöpfung des Liquiditätsvorteils von Geld der Nettozins für Geldkapital und damit auch die Rendite von vermehrbaren Realkapitalien heruntergefahren würden: Dann flössen innerhalb der Volkswirtschaft selbstverständlich nach wie vor Einkommen von Konsumenten zu Einkommensempfängern hin, - aber immer weniger Einkommen "aus Kapital" und immer mehr Einkommen "aus Arbeit" von Arbeitnehmern und "aus Leistung und Risikobereitschaft" von Unternehmern. Ralionalisierungsinvestitionen würden billiger, die Produktivität würde steigen. Ob dann (nicht als Mittel zum Zwecke, sondern als unausweichliche Folge!) entweder weniger gearbeitet wird oder die Löhne erhöht oder die Preise gesenkt werden, - das wäre dann die schwierige Frage.



      Überarbeitete Fassung eines Vortrages, der am 5. 2. 1983 in Mühlhausen gehalten wurde auf einer Tagung des Seminars für freiheitliche Ordnung, Boll. Erstveröffentlichung in: Zeitschrift für Rechtspolitik, Heft 9/1983, S. 221-227. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung des C. H. Beck Verlages, München.



      Dieser Text stammt von www.geldreform.de





      Anmerkungen



      1) Von 1972 bis 1981 sind die Zinserträge der Banken, den wichtigsten Umschlagplätzen für Kredite, von 58,4 auf 213,56, die Zinsaufwendungen von 39,9 auf 166,41 und die Überschüsse daraus von 18,5 auf 47,14 Mrd. DM gestiegen. Die Zinsaufwendungen der öffentlichen Haushalte sind von 1975 bis 1982 von 14,7 auf 34,6 Mrd. geklettert. Bei den Unternehmen ist das Bild zwiespältig insofern, als einerseits die Zinsaufwendungen von 24,2 (1972) auf 61,5 (1981), andererseits, nicht weniger aufschlußreich, die Zinserträge von 6,7 auf 19 Mrd. angeschwollen sind. (Zahlen aus den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank).



      2) Dazu z. B. Fritsch, die Eigenkapitallücke in der Bundesrepublik, 1981.



      3) Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1936, S. 188 ff.



      4) S. 196, 298-302. Bei den Reformen, die Keynes hier im Auge hat, handelt es sich um Silvio Gesell (dazu S. 28, 298-302, 313, 320) und um N. A. L. J. Johannsen (dazu Keynes, Vom Gelde, 1931/32, S. 375).



      5) Denkbar wäre auch, statt des mit Durchhaltekosten belasteten Giralgeldes nur die umlaufenden Banknoten höheren Nennwertes durch Stempelgeld zu ersetzen; der Effekt wäre entsprechend.



      6) Ausf. Suhr, Geld ohne Mehrwert, Fritz Knapp, Frankfurt, 1983. Zur verfassungsrechtlichen Seite ders., Die Geldordnung aus verfassungsrechtlicher Sicht, in: Starbatty (Hrsg.), Geldordnung und Geldpolitik in einer freiheitlichen Gesellschaft, 1982, S. 91-116.


      http://www.equilibrismus.de/de/themen/wirtschaftsordnung/ds-…
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      Das wäre die Lösung der Probleme.
      An die will sich keiner unserer Politiker wagen.
      Lieber versucht man die Symtome des Zinssytems zu lindern,
      anstatt die Probleme an der Wurzel anzupacken.
      Überall soll das Geld fehlen und nichts sei mehr finanzierbar, wer es glaubt wird selig!
      Uberall muss gespart werden, sagen unsere Politiker, aber die "adipösen geldsüchtigen Vampire" dürfen ungehemmt ihrer Arbeit nahgehen, bis sie die Wirtschaft totgesaugt haben.
      Das Geld ist nur an der falschen Stelle.
      Damit Geld nicht die Welt regiert, muss die Welt das Geld regieren, indem man seinen Mehrwert nimmt
      und dazu braucht es Mut.
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 22:52:09
      Beitrag Nr. 2.806 ()
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 23:15:02
      Beitrag Nr. 2.807 ()
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      Wachstumsfetischismus

      Von Jürgen Grahl
      Kollektive Depression (nicht nur) in Deutschland: Wir wachsen nicht schnell genug! Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft werden nervös wie ein Pilot, dessen Flugzeug zu langsam geworden ist und kurz vor dem Strömungsabriss steht. Die Experten überbieten sich in guten Ratschlägen, was zu tun sei, um den festgefahrenen Wirtschaftstanker wieder flott zu bekommen - und auch 30 Jahre nach der Veröffentlichung des Club-of-Rome-Berichts "Grenzen des Wachstums" erkennt kaum jemand, wie schief und irreführend die soeben benutzten Bilder in Wirklichkeit sind. Anlass genug, uns einmal mehr mit dem Wachstumsdogma kritisch zu beschäftigen. Dabei möchte ich mit der zentralen Frage beginnen, was uns derzeit dazu verdammt, weiter und weiter zu wachsen, und wie wir daran etwas ändern können, um dann im zweiten Teil noch einmal in Erinnerung zu rufen, wie unnatürlich und absurd die Vorstellung permanenten exponentiellen Wachstums ist.

      Zum Wachstum verdammt?
      Bei fast jeder politischen Diskussionsrunde im Fernsehen bekommen wir es gebetsmühlenartig zu hören: "Wir brauchen mehr Wachstum, mehr Wachstum, mehr Wachstum..." Industrie und Gewerkschaften, Marktradikale wie Anhänger eines starken, aktiven Staates, in einem sind sie sich alle einig: darin, dass sie Wirtschaftswachstum nach wie vor unverdrossen als Voraussetzung, Garant und geradezu Synonym für mehr Wohlstand und Beschäftigung ansehen. Besonders augenfällig wird dies im Stabilitätsgesetz von 1967, welches ein "stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum" gar als Ziel (nicht etwa nur als Mittel) der Wirtschaftspolitik nennt. Vor der Bundestagswahl 2002 konnte der Unions-Kanzlerkandidat unwidersprochen einen erheblichen Teil seines Wahlkampfarsenals daraus speisen, dass wir beim Wachstum "Tabellenletzter in Europa" sind, und dem - gleichermaßen im Wachstumsdogma verfangenen - alten und neuen Bundeskanzler fiel dazu nichts Besseres ein, als uns darauf zu vertrösten, dass die Zeiten wieder besser, sprich die Wachstumsraten wieder höher würden, anstatt wenigstens damit zu kontern, wie unsinnig eine solche Sortierung anhand der Wachstumsraten ist.
      George W. Bush verstieg sich (bei der Vorstellung seines "Alternativplans" zum Kyoto-Protokoll) gar zu der Aussage: "Dieses Vorgehen beruht auf der Idee des gesunden [!] Menschenverstandes, dass dauerhaftes Wirtschaftswachstum der Schlüssel zum Fortschritt in Umweltfragen ist [...]." (Frankfurter Rundschau, 5.2.02)

      Manche dieser Beschwörungen baldigen Wachstums erwecken den Eindruck, ein Verdurstender spreche vom heiß ersehnten Regen. Mitunter mutet dies geradezu wie eine Art Wachstumsfetischismus an. Zurecht fühlt sich Franz Alt dabei "an das ideologische Palaver der DDR-Ökonomen, etwa ab Mitte der 70er Jahre" erinnert ([1], S. 26). Dass es jedoch seit Jahrzehnten nicht gelingt, der Arbeitslosigkeit Herr zu werden, obwohl die Wirtschaft doch ständig gewachsen ist, in der Bundesrepublik in den letzten dreißig Jahren um real ca. 70%, erklären uns die Experten damit, die Wachstumsraten seien eben immer noch nicht hoch genug. Es fehlt nicht nur an Einsicht in die Fragwürdigkeit immerwährenden Wachstums, sondern vor allem an Fantasie, sich vorzustellen, wie man auch ohne Wachstum Probleme wie Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung oder Krise der sozialen Sicherungssysteme in den Griff bekommen könnte - und zwar ohne sozialen Kahlschlag.

      Mit solcher Kritik alleine würden wir es uns freilich zu einfach machen; wie ich im Folgenden näher erläutern will, ist unser Wirtschaftssystem in seiner derzeitigen Form in der Tat auf permanentes Wachstum angewiesen. Die Konsequenz daraus darf allerdings nicht sein, die Anstrengungen darauf zu richten, wie die benötigten Wachstumsraten noch ein Weilchen aufrechterhalten (oder vielmehr: wieder erreicht) werden können, sondern zu überlegen, wie sich das System so modifizieren lässt, dass es ohne Wachstum funktioniert.

      Beginnen wir damit, dass wir das Idealbild des "Aufschwungs" kritisch hinterfragen. Jener so positiv besetzte Begriff trägt erheblich dazu bei, die Wachstumsproblematik zu bemänteln; denn wer kann sich schon ernsthaft gegen Aufschwung aussprechen, dagegen, dass es den Menschen besser geht, die Arbeitslosen wieder in Lohn und Brot kommen, die Gesellschaft aus hrer kollektiven Depression herausfindet? Auch die Theorie der Konjunkturzyklen, aus der der Begriff des Aufschwungs letztlich stammt, klingt auf den ersten Blick plausibel: Die Wirtschaftsleistung ist konjunkturellen Schwankungen unterworfen, gute Zeiten wechseln sich mit schlechten Zeiten ab, und Wachstum ist die Kraft, die uns aus den schlechten in die guten Zeiten führt. Dagegen wäre im Prinzip auch nichts zu sagen, wenn nicht die Grenze zwischen "guten" und "schlechten" Zeiten völlig falsch gezogen würde: Die konjunkturellen Schwankungen sollen nicht etwa ein Pendeln um die Nulllinie bedeuten, wie es der gesunde Menschenverstand wohl erwarten würde, sondern um einen gewissen Durchschnittswert von etwa 3%, ein Oszillieren um einen von den Ökonomen gerne so genannten "Wachstumspfad"; als Abschwung gilt nicht etwa nur ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung ("Minuswachstum"), sondern bereits ein zu geringes Wachstum (z.B. 0,8%), ein Zurückbleiben hinter jenem postulierten Durchschnittswert. Eine echte Schrumpfung, eine Rezession hingegen gilt schon als Wirtschaftskrise, als mittlere Katastrophe. An dem offensichtlichen Widerspruch, Zeiten, in denen es nur relativ gemächlich aufwärts geht mit der Wirtschaftsleistung, als Abschwungphasen zu bezeichnen, scheint sich niemand zu stören; bezeichnend dafür ist, dass rückläufiges Wachstum und wirklicher Rückgang der Wirtschaftsleistung nicht selten schlicht miteinander verwechselt werden.

      Wie rechtfertigt sich dieser angeblich erstrebenswerte "Wachstumspfad" von etwa 3%? Das ist keine Ökonomenwillkür, sondern ein empirischer Wert dafür, wie viel Wachstum die Volkswirtschaft benötigt, um die Arbeitslosigkeit abzubauen. Dies geschieht nämlich erst oberhalb der sog. Beschäftigungsschwelle, welche erfahrungsgemäß bei etwa 2,5 bis 3% jährlichen Wachstums liegt; sind die Wachstumsraten niedriger, steigt die Arbeitslosigkeit, womit sich indirekt - aufgrund der dadurch bedingten Einnahmeausfälle - auch die Krise der Sozialversicherungssysteme und die prekäre Lage der Staatsfinanzen weiter zuspitzt. Auch hier sollte der gesunde Menschenverstand eigentlich die Stirn runzeln und sich fragen: Wie kann das sein, dass trotz immer noch positiven, wenn auch schwachen Wachstums die Arbeitslosigkeit zunimmt? Die Erklärung ist denkbar einfach: Im Zuge der Automatisierung und Rationalisierung werden fortlaufend Arbeitskräfte "freigesetzt" (wie die massenhafte Vertreibung von Menschen in die soziale Ungewissheit der Arbeitslosigkeit oftmals so euphemistisch umschrieben wird). Diese können nur dann an anderer Stelle unterkommen, wenn die Volkswirtschaft insgesamt schnell genug expandiert. Daher werden in der Tat 2,5% bis 3% Wachstum benötigt, um die Arbeitslosigkeit wenigstens konstant zu halten - und noch mehr, um sie allmählich abzubauen.

      Die entscheidende Triebfeder für Automatisierung und Rationalisierung und damit für Massenentlassungen bei fast allen großen Firmen ist die eklatante Schieflage zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Energie, die wir bereits in früheren Artikeln ausführlich diskutiert haben (siehe [6], [7], [10], [11]): Nach Studien von R. Kümmel, W. Eichhorn, J. Henn und D. Lindenberger ([12], vgl. auch [4], [13] und [2]) liegt die Produktionsmächtigkeit (Produktionselastizität) der Energie - ein Maß für die Leistungsfähigkeit der Energie, für ihren "Beitrag" zur Gesamtwertschöpfung - in Deutschland bei etwa 44%, der Anteil der Energiekosten an den Produktionskosten hingegen bei lediglich knapp 5%; umgekehrt weist der Faktor Arbeit nur noch eine Produktionsmächtigkeit von etwa 9% auf, macht aber ca. 65% der Produktionskosten aus. Stark vereinfacht ausgedrückt: Energie ist etwa fünfzehn mal billiger als menschliche Arbeit und trotzdem fünfmal "produktiver". Dieses extreme Gefälle treibt einen gigantischen Substitutionsprozess von der Arbeit hin zur Energie an, genauer: von teuren und relativ produktionsschwachen Kombinationen von Arbeit und Kapital hin zu billigen und produktionsmächtigen Energie-/ Kapitalkombinationen; hierdurch kommt es zu der angesprochenen permanenten "Freisetzung" von Arbeitskräften, welche durch Wachstum kompensiert werden muss. Wollen wir diesen gefährlichen Treibsatz aus Rationalisierungsdruck und Wachstumszwang entschärfen, so müssen wir die Schieflage zwischen Energie und Arbeit geraderücken, indem wir durch eine Umschichtung der Lohnnebenkosten und der direkten Steuern von der Arbeit hin zur Energie die Faktorkosten wieder in ungefähren Einklang mit den Produktionsmächtigkeiten bringen. Genau dies leistet die ökologische Steuerreform. Wer das genannte Ungleichgewicht beseitigen will, muss allerdings auch erkennen, dass es nicht ausreicht, die ökologische Steuerreform nur bis zur dritten, vierten oder fünften Stufe zu treiben; vielmehr ist es notwendig, über mehrere Jahrzehnte hinweg die Steuer- und Abgabenlast zu einem großen Teil von der Arbeit hin zur Energie zu verlagern.

      Hier soll kurz auf den Einwand eingegangen werden, es sei fortschrittsfeindlich, Arbeiter wieder mit Tätigkeiten zu betrauen, die durch Maschinen viel müheloser geleistet werden können. Dies wäre in der Tat geradezu menschenverachtend und ist keinesfalls das Ziel der ökologischen Steuerreform. Was dann strebt sie an? Zum einen geht es um einen effizienteren Einsatz der Energie. Zum anderen gibt es viele Tätigkeitsbereiche, in denen menschliche Arbeitskraft jeder Maschine überlegen ist, etwa im medizinischen oder karitativen Pflegedienst, bei technischen Instandsetzungsarbeiten oder in der Bildung und Erziehung.

      Unter der heutigen steuerlichen Belastung menschlicher Arbeitskraft sind solche personalintensiven Tätigkeitsbereiche kaum noch finanzierbar. Die Folge ist eine beklagenswerte, auf "Personalknappheit" beruhende "Entmenschlichung" des öffentlichen Lebens: überarbeitete Krankenschwestern und Ärzte, frustrierte Lehrer vor viel zu großen Schulklassen, fehlendes Instandsetzungspersonal, unbesetzte Post- und Bankschalter, fehlende Sorgfalt bei der Erstellung von Computersoftware, mangelnde Erprobung neuer Geräte; eine ständige Gehetztheit bei denjenigen, die noch Arbeit haben, und Verzweiflung und Perspektivlosigkeit bei den Arbeitslosen. Insgesamt ein gewaltiger Verlust an Lebensqualität! Und diese Entwicklung geht zur Zeit immer weiter in die falsche Richtung. (Ausführlicher ist diese Thematik in [6] diskutiert.)

      Die obigen Überlegungen zeigen auch, dass das eigentliche Problem gar nicht einmal so sehr die bereits bestehende Arbeitslosigkeit ist (ohne diese etwa verharmlosen zu wollen), sondern die uns möglicherweise noch Bevorstehende: Ohne entschlossenes Gegensteuern laufen wir Gefahr, uns in Richtung der bereits von Hans-Peter Martin und Harald Schumann in der "Globalisierungsfalle" an die Wand gemalten 20:80-Gesellschaft zu bewegen, in der nur noch 20% Arbeit finden, 80% aber schlichtweg nicht mehr gebraucht werden. Die sozialen Konsequenzen einer solchen Entwicklung bedürfen sicherlich keiner besonderen Ausschmückung ...

      Man muss denjenigen Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, deren Denken und Handeln darum kreist, wie wir wieder "ordentliches" Wachstum bekommen, also tatsächlich konzedieren, dass sie aus der Perspektive des gegenwärtigen Systems durchaus zweckrational handeln. (Das tut übrigens ein Heroinsüchtiger auch, dessen Denken darum kreist, wenigstens noch für die nächsten Tage den benötigten Stoff aufzutreiben.) Ein nicht hinnehmbares Versäumnis ist es jedoch, dass von den Experten buchstäblich nichts zu der Frage zu hören ist, wie wir uns aus dem Wachstumszwang befreien können: Die herrschenden ökonomischen Theorien, die ich grob in Neoliberalismus und Neokeynesianismus unterteilen möchte, nehmen beide den Zwang zum Wachstum als selbstverständlich hin; sie unterscheiden sich lediglich in den Konzepten, mit denen sie Wachstum stimulieren möchten, und konzentrieren ihre Aufmerksamkeit folglich eher auf die Angebotsseite oder die Nachfrageseite, auf die Förderung des "Investitionsklimas" durch Deregulierung und Steuersenkungen oder auf die Ankurbelung der Binnennachfrage. (Detailliert werde ich dies in dem Artikel "Vom Elend der konventionellen Wirtschaftstheorien Oder die Vernachlässigung des Produktionsfaktors Energie - Mehr als eine theoretische Spitzfindigkeit!" besprechen.) Auf diese Weise bekämpfen sie nur die Folgen der "Krankheit", nicht aber ihre Ursache.

      Um ein vielleicht etwas aufreizendes, aber wie ich meine doch treffendes Bild zu benutzen: Wir befinden uns derzeit in der Situation eines Mannes, der ein großes Wasserfass auf vollem Füllstand halten will oder muss. Leider hat das Fass aber ein kleines Loch, durch das permanent ein wenig Wasser abfließt; daher ist der Mann ständig damit beschäftigt, Wasser nachzuschütten, was ihm anfangs, als er noch frisch und ausgeruht ist, leicht fällt, im Laufe der Zeit, als seine Kräfte mehr und mehr erlahmen, jedoch zunehmend schwerer; irgendwann gelingt es ihm nicht mehr, so viel nachzufüllen, wie durch das kleine Loch abfließt, so dass der Wasserspiegel langsam, aber unaufhaltsam abfällt. Die Freunde des Mannes, auf das Problem aufmerksam geworden, überbieten sich in guten Ratschlägen, was zu tun sei, Ratschlägen freilich, die alle darauf hinauslaufen, in kürzerer Zeit mehr Wasser nachschütten zu können. Aber niemand kommt auf den Gedanken, die tiefere Ursache des Problems, das kleine Leck, zu beseitigen - entweder weil dessen Existenz als selbstverständlich hingenommen und nicht mehr hinterfragt wird, oder vielleicht auch nur, weil sich niemand herantraut, es zu schließen.

      Wie aber kommt es, dass diese Zusammenhänge nur relativ Wenigen bewusst sind? Zum einen zeigt sich hier, wie sehr die volkswirtschaftliche Bedeutung der Energie als mittlerweile bedeutsamster Produktionsfaktor von den Wirtschaftswissenschaften noch immer verkannt wird. Zum anderen liegt es daran, dass wir Rationalisierung und Automatisierung bisher primär als Ausdruck technischen Fortschritts angesehen und entsprechend willkommen geheißen haben, dabei jedoch allzu blind darauf vertraut haben, dass der Fortschritt auch allen gleichermaßen zugute kommen werde. In der Tat stellt sich die Frage, warum wir nicht einfach alle in dem Maße, in dem im Zuge der Automatisierung der Arbeitskräftebedarf sinkt, weniger arbeiten. Das ist ja die Idee, die den bis heute (wenngleich leiser als früher) von den Gewerkschaften erhobenen Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zugrunde liegt. Dass für kürzere Arbeitszeit das gleiche Gehalt gezahlt werden soll, wird dabei mit der gestiegenen Arbeitsproduktivität begründet, damit also, dass die gleiche Leistung jetzt in kürzerer Zeit erwirtschaftet wird. Wo liegt der Gedankenfehler dieser Argumentation? Er liegt eigentlich bereits in der Formulierung "gestiegene Arbeitsproduktivität", welche suggeriert, die erwirtschafteten Zuwächse seien allein dem Faktor Arbeit zu danken (etwa weil die Arbeitnehmer fleißiger oder effizienter geworden seien). "Gestiegene Arbeitsproduktivität" bedeutet jedoch lediglich, dass die gleiche Wertschöpfung in einem veränderten Betrieb jetzt mit geringerem Einsatz an menschlicher Arbeit erzielt werden kann, und besagt nichts über die Gründe hierfür; diese könnten sowohl in verbesserter Ausbildung, gestiegenem Fleiß und menschlichem Erfindungsreichtum wie auch im vermehrten Einsatz von Energie in neu angeschafften Maschinen und Computern liegen.

      Tatsächlich ist letzterer der vorherrschende Grund, dass nämlich angesichts des zunehmenden Energieeinsatzes immer weniger an menschlicher Arbeitskraft benötigt wird; dies drückt sich in der niedrigen Produktionsmächtigkeit der Arbeit (9%) und der hohen Produktionsmächtigkeit der Energie (44%) aus: Es ist in erster Linie der Produktionsfaktor Energie, dem das wirtschaftliche Wachstum zuzuschreiben ist. Die hier erzielten Zuwächse kommen aber nicht automatisch der breiten Bevölkerung zugute, sondern zunächst einmal denjenigen, die über die "Energiesklaven" verfügen, also Unternehmen und Kapitalbesitzern. Früher gelang es noch recht gut, diese Zuwächse zugunsten der Arbeitenden umzuverteilen; aber die Zeiten haben sich geändert:

      "Die Vermutung liegt nahe, dass in der Vergangenheit starke Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen den Beitrag der Energie zur Wertschöpfung erfolgreich für die Arbeitnehmer, und damit für breite Bevölkerungsschichten, reklamieren konnten. Die westlichen Demokratien incl. Japan sind mit der Verteilung des Volkseinkommens nach dem Schlüssel 70% für die Arbeitnehmer, 30% für Unternehmen und Vermögensbesitzer nicht schlecht gefahren. Wohlstand für alle sicherte nicht nur den inneren Frieden, sondern überzeugte auch die Regierenden und Regierten in den ehemals sozialistischen Ländern Europas von den Vorteilen einer Beendigung des Kalten Krieges und der Zusammenarbeit in einer demokratisch- marktwirtschaftlich organisierten Welt. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Fortfall des konkurrierenden, theoretisch egalitären Gesellschaftsmodells schwinden mit wachsender Automation und abnehmendem Einfluss der Arbeitnehmervertretungen die Anreize und Möglichkeiten zum Erhalt der bisherigen, sozial bewährten Einkommensverteilung. Selbst wenn die Gewerkschaften nicht durch wachsende Arbeitslosigkeit und sinkende Mitgliederzahlen geschwächt würden, könnten sie nur für eine abnehmende Zahl von Arbeitsplatzbesitzern etwas hinzugewinnen." (R. Kümmel [13], S. 64 f.)

      Dass diese früher selbstverständliche Umverteilung des Beitrags der Energiesklaven hin zu den Arbeitnehmern heute nicht mehr funktioniert, zeigt sich darin, dass in den letzten 10 bis 15 Jahren die Reallöhne stagniert sind, während die Kapital- und Vermögenseinkommen stark gewachsen sind. Kurz gesagt: Der Faktor Arbeit ist schlichtweg zu schwach geworden, als dass er die Partizipation an dem von der Energie erwirtschafteten Teil des "Kuchens" noch aus eigener Kraft durchsetzen könnte. Der Staat könnte versuchen, dies etwa über die Festschreibung von Mindestlöhnen trotzdem zu erreichen; damit würde er die Verlagerung von der Arbeit zur Energie aber nur noch weiter beschleunigen, und diese kann er schwerlich unterbinden. So lange die gewaltige Schieflage zwischen Energie und Arbeit besteht, sitzt die Arbeit gewissermaßen am kürzeren Hebel. In einem marktwirtschaftlichen Orientierungsrahmen ist es eben auf Dauer nicht durchzuhalten, einen Produktionsfaktor weit über seine tatsächliche Bedeutung hinaus zu bezahlen - so wünschenswert dies aus gesellschaftlichen Gründen auch sein mag. Der naheliegendste und beste, insbesondere auch marktwirtschaftlich eleganteste Ausweg besteht darin, die Energie gemäß ihrer Leistungsfähigkeit zur Finanzierung von Staatsaufgaben und sozialen Sicherungssystemen heranzuziehen, um auf diese Weise alle in den Genuss des von den "Energiesklaven" Erwirtschafteten kommen zu lassen. Dies bedeutet nicht, den "Fortschritt" anzuhalten oder zurückzudrehen; wohl aber bedeutet es, dass die Gesellschaft die Handlungsfreiheit zurückgewinnt, erst einmal für sich selbst zu definieren, was sie als Fortschritt und somit als erwünscht ansieht, und sodann einen entsprechenden Entwicklungspfad anstelle des monotonen und phantasielosen "Wachstumspfades" einzuschlagen. Oder ist das wirklich noch Fortschritt, der uns zu seinem Gefangenen macht, wenn wir ihm nicht schnell genug folgen auf dem Weg "aufwärts"?

      Eine weitere interessante Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die, was derzeit eigentlich mit den jährlich erwirtschafteten Zuwächsen geschieht: Wie kann es sein, dass es uns immer schlechter geht, der hochverschuldete Staat kein Geld mehr für Bildung hat, der Sozialstaat immer unbezahlbarer wird, obwohl das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch immer steigt (wenngleich angeblich nicht schnell genug)? Wie kann es sein, dass, wie Lothar Späth soeben erklärt hat, bei unter 1,5% Wachstum die sozialen Sicherungssysteme kollabieren? (L. Späth am 6.10.2002 auf n-tv) Man sollte meinen, selbst die hohe Arbeitslosigkeit wäre angesichts unserer gewaltigen Wirtschaftsleistung, die immerhin so hoch ist wie nie zuvor, spielend zu finanzieren, auch ohne die noch Arbeitenden über Gebühr zu belasten. Wo also fließen die Zuwächse hin? Hier sind zwei wichtige Aspekte zu nennen, die diesen scheinbaren Widerspruch auflösen:

      (1) Zum einen spiegelt das Wachstum des BIP nicht zwangsläufig reale Wohlstandszuwächse wider, da ein zunehmender Teil in die Behebung von Umweltschäden fließt. Man könnte zugespitzt sagen, dass ein nicht mehr unerheblicher (und ständig wachsender) Prozentsatz unserer im BIP ausgedrückten "Wertschöpfung" nur noch in Reibungsverlusten besteht, wenn nämlich zunächst durch die bei der Produktion angerichteten Umweltzerstörungen das BIP steigt - und dann noch einmal bei deren Beseitigung.

      (2) Zum anderen gehen, wie oben ausgeführt, die Beiträge zum Wachstum in erster Linie auf das Konto des Faktors Energie; die breite Bevölkerung konnte daran in den letzten Jahren kaum noch partizipieren: Zwar versuchen die Gewerkschaften, die "Produktivitätsgewinne" zugunsten der arbeitenden Bevölkerung umzuverteilen, dies kann jedoch durch die Verlagerung von der Arbeit hin zur Energie wirksam unterlaufen werden. Daher konnte durch Lohnerhöhungen zuletzt gerade einmal die Preissteigerung ausgeglichen werden. Gerade die Möglichkeiten der modernen Computertechnologie haben es den Arbeitgebern abermals leichter gemacht, die Verteilungsgelüste der Gewerkschaften mit der Drohkulisse eines weiteren Anziehens der Rationalisierungsschraube (sprich des Abbaus von Arbeitsplätzen) zu zügeln; dass hierbei immer wieder der "Sachzwang" des internationalen Wettbewerbsdrucks als Rechtfertigung herhalten muss, verschleiert dabei eher den Blick auf die viel fundamentalere "Konkurrenz" zwischen Arbeit und Energie. Einem vergleichbaren Dilemma sehen sich Staat und Sozialversicherungen ausgeliefert, die ihre Finanzierung primär auf den immer schwächer werdenden und daher nicht noch weiter belastbaren Faktor Arbeit stützen und es versäumt haben, auch die Energie heranzuziehen. Insofern ist ein Teil unserer Krise schlicht ein Verteilungsproblem: Es fehlt eigentlich gar nicht einmal so sehr an Geld, es ist in mancherlei Hinsicht nur falsch verteilt.

      Bisher habe ich den Wachstumszwang primär ökonomisch erklärt, mit der Schieflage zwischen Arbeit und Energie. Dies ist sicherlich ein zentraler Aspekt; daneben gibt es aber noch eine wichtige sozialpsychologische Komponente: Dass das Leitbild permanenten Wachstums so selten hinterfragt wird, hängt auch mit einem regelrechten Konsumrausch zusammen, dem unsere Zivilisation verfallen ist. Es wäre freilich allzu einfach, dies vorschnell als ethisch verwerflich zu verurteilen; zutreffender scheint es mir, darin - wie bei jeder Sucht - eine Kompensationsreaktion zu sehen, eine Art Verdrängungsreflex, in dem sich letztlich eine kollektive Sinnkrise widerspiegelt: Materielles Wachstum dient als Ersatzbefriedigung für ungestillte immaterielle Bedürfnisse; unsere Zivilisation flieht, um ihre innere Verzweiflung zu betäuben, vor der Sinnentleerung und dem Werteverlust des modernen Lebens in den hemmungslosen Konsum: Konsum von materiellen Gütern und Konsum von Natur. (Diese These vertritt auch Al Gore in [9], Kapitel 12: "Die dysfunktionale Zivilisation"; vgl. hierzu ferner E. Fromm [8].) Bezeichnend dabei ist es, dass, nachdem alle natürlichen Bedürfnisse gestillt sind, künstlich neue, immer maßlosere geschaffen werden müssen, denn, wie Seneca sagte, "die natürlichen Bedürfnisse haben ihre Grenzen, die aus einem Wahn entstandenen finden kein Ende." Die förmliche Explosion des Werbemarktes in unseren Tagen scheint mir ein Indiz dafür zu sein, dass zumindest die reichen Industrienationen schon dicht an diese "natürliche" Wachstums- bzw. Sättigungsgrenze herangerückt sind und sie nur noch durch den massiven Einsatz psychologisch höchst raffinierter Manipulationstechniken ein wenig vor sich herschieben können. Insofern muss die Überwindung der Wachstumssucht mit einem grundlegenden Bewusstseinswandel einhergehen - welcher aber durch eine Beseitigung des ökonomischen Wachstumszwangs wesentlich begünstigt werden wird.

      In Diskussionen bekommt man häufig noch einen anderen als den hier gegebenen Erklärungsversuch für den Wachstumszwang zu hören: Und zwar komme es durch die ungeheure Dynamik des Zinseszinseffekts zu einer gewaltigen, ständig zunehmenden Umverteilung zugunsten der Besitzer von Geldvermögen. Schwere ökonomische und vor allem soziale Verwerfungen seien die Folge; nur durch permanentes Wirtschaftswachstum könne die Situation für alle einigermaßen erträglich gehalten werden. Dies sei der "wahre" Grund unserer Wachstumsabhängigkeit. Mit diesem Ansatz, seinen Stärken und Schwächen werde ich mich demnächst in einem eigenen Beitrag ausführlicher beschäftigen; an dieser Stelle möge folgende Andeutung genügen: Die Argumentation der "Zinskritiker" spricht zwar durchaus einen sehr wichtigen Grund für zunehmende soziale Schieflagen in unserer Gesellschaft wie auch für die eskalierende Staatsverschuldung an; jedoch gibt sie keine befriedigende Erklärung für die geradezu mysteriöse Tatsache, dass trotz steigender Wirtschaftsleistung die Arbeitslosigkeit zunehmen kann: Dies lässt sich nur verstehen, wenn man sich die überragende Rolle des Produktionsfaktors Energie bewusst macht.

      Die Problematik dauerhaften exponentiellen Wachstums
      Dass es auch ohne Wachstum gehen kann, wenn geeignete Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, sollte nunmehr deutlich geworden sein. Aber warum sollen wir uns überhaupt vom vertrauten, liebgewordenen Wachstumsdogma verabschieden? Hieße das nicht, auf Fortschritt zu verzichten? Und warum schon jetzt und nicht erst in 200 Jahren? Diesen Fragen will ich mich im Folgenden zuwenden.
      Zunächst müssen wir uns klarmachen, dass die uns von den Experten als angeblich unerlässliches Minimum für das Gedeihen unserer Wirtschaft angedienten "mindestens 3% Wachstum", wenn sie Jahr für Jahr wiederholt werden, in relativ kurzen Zeiträumen praktisch alle Begrenzungen sprengen würden und insofern nicht allzu lange gutgehen können. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, welche ungeheure Dynamik dem Wachstum mit einer konstanten jährlichen Rate, dem sog. exponentiellen Wachstum innewohnt: Es verläuft zwar anfangs relativ gemächlich und insofern "harmlos", wird dann jedoch immer rasanter, um schließlich solch explosionsartige Formen anzunehmen, dass sie alle menschliche Vorstellungskraft übersteigen. Dies ist dadurch bedingt, dass die betrachtete Größe Jahr für Jahr aufs Neue nicht nur um den gleichen absoluten Betrag, sondern um den gleichen Faktor wächst. Dementsprechend verdoppelt sie sich in einer gewissen festen Zeitspanne auch immer und immer wieder. Für niedrige Wachstumsraten lässt sich diese Verdoppelungszeit in guter Näherung berechnen, indem man 70 durch die prozentuale Wachstumsrate dividiert. (Dies hat damit zu tun, dass der natürliche Logarithmus von 2 ungefähr 0,70 beträgt.) Bei einem jährlichen Wachstum von 3% bedeutet das eine Verdoppelung binnen 24 Jahren, bei 5% innerhalb von 14 Jahren, bei 10% schon innerhalb von 7 Jahren! Nun mag eine Verdoppelung des Ausgangsniveaus in 24 Jahren noch als einigermaßen akzeptabel erscheinen; verfolgen wir darum jene beinahe magischen 3% Wachstum pro Jahr einmal über einen längeren Zeitraum: Nach 47 Jahren kommt es schon zu einer Vervierfachung, nach 94 Jahren (also ungefähr innerhalb eines Menschenlebens!) zu einer Versechzehnfachung, nach 234 Jahren zu einer Vertausendfachung! Und, falls auch da noch nicht Schluss ist mit Wachsen, nach 468 Jahren wären wir bereits - beim 2.000-fachen? - nein, beim 1.000.000- fachen des Ausgangsniveaus angelangt!

      Eine eindrucksvolle Illustration dieser Dynamik gibt H. Creutz ([3], S. 145 f.): Nehmen wir an, wir hätten einen einzigen Cent im Jahr von Christi Geburt zu einem jährlichen Zinssatz von 3% anlegen können. Was hätte der Zinseszinseffekt - der ja DAS typische Beispiel schlechthin für exponentielles Wachstum ist - seither aus ihm gemacht? Bis zum Jahr 468 wären wir nach dem Gesagten bereits bei 10.000 Euro angelangt. Im Jahre 1169 wären ungefähr 10 Billionen Euro erreicht gewesen, was von der Größenordnung her in etwa dem Volksvermögen in der Bundesrepublik entspricht. Noch nicht absurd genug? Im Jahre 2002 schließlich wäre aus unserem niedlichen, kleinen Cent ein Betrag geworden, der dem Wert von über 50 Billiarden Tonnen Gold entspräche; das ist eine Goldkugel von 170 km Durchmesser!

      Übrigens: Hätten wir das Beispiel mit 5% statt 3% gerechnet, so wären wir im Jahr 2002 bereits bei 441 Milliarden Goldkugeln vom Gewicht der Erde angelangt!


      Wer gerade dieser letzten Aussage misstraut, kann sie mittels eines Taschenrechners leicht nachprüfen: Aus 1 Cent werden in 2002 Jahren bei 5% jährlicher Verzinsung 1,052002= 2,63 * 1042 Cent oder 2,63 * 1040 Euro. Bei einem Goldpreis von etwa 10.000 Euro / kg sind das 2,63*1036 kg Gold. Die Erde hat ein Gewicht von 5,97*1024 kg, woraus sich nun sofort die Behauptung ergibt.
      (Der tiefere Grund, weshalb uns dieses Beispiel so unglaublich, geradezu verrückt erscheint, liegt wohl darin, dass unserem "linear" ausgerichteten Denken die Vorstellung widerstrebt, dass bei exponentiellem Wachstum die Zeit, um von einer Erdkugel aus Gold auf 1000 Erdkugeln zu kommen, auch nicht länger ist als die Zeit, um von einem Euro auf 1000 Euro zu kommen.)

      Angesichts dieses Anschauungsbeispiels bedarf es wohl keiner näheren Begründung mehr, dass solches exponentielles Wachstum in einer beschränkten Welt nur sehr begrenzte Zeit durchzuhalten ist, früher oder später zum Zusammenbruch führen muss - ob früher oder später, hängt entscheidend von der Wachstumsrate ab. Zwar ist damit noch nichts darüber ausgesagt, wann genau die "Grenzen des Wachstums" erreicht sind. Darauf kommt es aber auch gar nicht so sehr an: Die explosive Dynamik des exponentiellen Wachstums sorgt dafür, dass auch vermeintlich beruhigend große Entfernungen zu den Wachstumsgrenzen rasch dahinschmelzen. Dieses Phänomen äußert sich z.B. darin, dass sich die Reichweiten der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas bei weiter wachsendem Verbrauch rapide verkürzen: Die heute gesicherten Erdölvorräte reichen bei heutigem Verbrauch bekanntlich noch etwas mehr als 40 Jahre. Nehmen wir nun ganz großzügig an, die tatsächlichen Reserven seien fünfmal so groß, würden also bei konstantem Verbrauch etwa bis ins Jahr 2200 reichen. Dann verkürzt bereits ein fast vernachlässigbar erscheinendes Verbrauchswachstum von jährlich 1% diesen Zeitraum auf gerade noch 110 Jahre, also fast um die Hälfte. Und bei 2,5% jährlichen Wachstums würde der letzte Tropfen Öl trotz solch immenser Neufunde schon im Jahre 2075 fließen. Dies mag verdeutlichen, dass die Problematik exponentiellen Wachstums nicht erst dann von einer abstrakten, in ferner Zukunft liegenden Gefahr zu einer realen Bedrohung wird, wenn die Wachstumsgrenzen für jedermann sichtbar werden; kritisch kann es schon dann werden, wenn sie langsam, von vielen noch fast unbemerkt am Horizont auftauchen.

      In diesem Zusammenhang gilt es freilich auch, einem Missverständnis vorzubeugen: Dass das Erreichen der "Grenzen des Wachstums" insbesondere vom Club of Rome AUCH mit der Ressourcenproblematik begründet wurde, hat einer gewissen begrifflichen Unschärfe in der breiten Öffentlichkeit Vorschub geleistet, insofern als Wachstumsproblematik und Endlichkeit der fossilen Ressourcen miteinander assoziiert oder sogar identifiziert wurden. Dies ist in zweierlei Hinsicht irreführend: Zum einen wäre selbst bei "Nullwachstum" unser jetziges Energiesystem aufgrund der Begrenztheit der fossilen Ressourcen (und mehr noch aufgrund des anthropogenen Treibhauseffekts) in absehbarer Zeit nicht mehr aufrechterhaltbar; Wachstum verkürzt die Reichweiten lediglich noch weiter. Das Erfordernis der kompletten und zügigen Umstellung auf die Erneuerbaren besteht insofern unabhängig von der Wachstumsproblematik. Zum anderen dürften wir uns aber auch nach dieser Umstellung kein weiteres exponentielles Wachstum unseres Energieumsatzes mehr leisten, nicht nur weil wir irgendwann auch an die Grenzen der Potentiale der Erneuerbaren kämen. Letztlich ist es ohnehin irrelevant, welche der zahlreichen denkbaren Grenzen dem Wachstum zuerst einen Riegel vorschieben wird. Entscheidend ist die Einsicht, dass ein Wirtschaftssystem, das sich auf permanentes exponentielles Wachstum gründet, nicht langfristig überlebensfähig sein kann.

      Verschiedene Arten von Wachstum
      Woran liegt es, dass die Dynamik exponentiellen Wachstums so wenigen bewusst ist? Mitunter drängt sich der Verdacht auf, dass es oftmals schlichtweg mit linearem Wachstum verwechselt wird. Der Unterschied ist folgender: Bei linearem Wachstum nimmt eine Größe innerhalb eines festen Zeitspanne stets um den gleichen absoluten BETRAG zu, bei exponentiellem hingegen stets um den gleichen FAKTOR; bei letzterem bleibt also nicht die absolute, sondern die relative Zunahme über die Zeit hin gleich. Um dies aufrechterhalten zu können, müssen dabei die absoluten Zuwächse immer weiter ansteigen (Sie wachsen selbst exponentiell!); denn die Ausgangsbasis von 100% wird ja von Jahr zu Jahr größer. Dieser Verwechslung wird dadurch Vorschub geleistet, dass sich "anfänglich" lineares und exponentielles Wachstum in der Tat kaum unterscheiden; auch der Zinseszinseffekt ist in den "ersten" Jahren ja fast zu vernachlässigen, während er mit fortschreitender Zeitdauer - genauer gesagt bei höheren Kapitalbeträgen - immer mehr zum alles dominierenden, ja überrollenden und niederwalzenden Effekt wird.
      Um des Unterschieds gewahr zu werden, ist es vielleicht hilfreich, sich bewusst zu machen, dass bei "lediglich" linearem Wachstum die jährlichen Wachstumsraten gegen Null streben! (Der Anteil der Zunahme am bereits erreichten Niveau wird ja immer kleiner.) Und dies, obwohl auch lineares Wachstum niemals zum Stillstand kommt, alle Grenzen überschreitet, wenngleich weitaus weniger rasant als exponentielles Wachstum.

      Oft wird das Wachstumsdogma damit begründet, Wachstum sei natürlich, Stillstand hingegen bedeute Rückschritt. In der Tat: Wachstum ist natürlich. Begrenztes Wachstum - nicht aber unbeschränktes oder gar exponentielles Wachstum. Natürliche Wachstumsvorgänge sind im Gegenteil dadurch gekennzeichnet, dass sie anfangs relativ schnell ablaufen, sich dann aber immer weiter abflachen und sich schließlich asymptotisch einem gewissen Sättigungswert annähern - ganz anders als das lineare und erst recht als das exponentielle Wachstum, welches umso rasanter verläuft, je höher das bereits erreichte Niveau ist. Ein gutes Beispiel sind sportliche Spitzenleistungen, bei denen es von Jahr zu Jahr schwerer wird, neue Rekorde aufzustellen; kaum jemand verfiele auf den Gedanken, der Weltrekord im 10.000-Meter-Lauf oder im Weit- oder Hochsprung ließe sich jedes Jahr um 3% oder auch nur um 1% verbessern. Die zunehmende Abflachung einer solchen sog. logistischen, "natürlichen" Wachstumskurve kann man auch als ein behutsames Anschmiegen an die Grenzen ansehen - anstelle eines gewaltsamen Durchbrechens wie beim exponentiellen Wachstum.

      In der Natur findet sich exponentielles Wachstum typischerweise beim Wachstum von Bakterienkulturen oder von Tumoren, bei entarteten bzw. krankhaften Prozessen also, die schließlich durch die Zerstörung ihrer eigenen Lebensgrundlage zum Stillstand kommen und somit an ihrer eigenen Dynamik scheitern. Bereits lineares Wachstum muss als langfristig unnatürlich gelten, denn es ist in einer begrenzten Welt nicht dauerhaft durchzuhalten; dabei mutet es im Vergleich mit exponentiellem Wachstum beinahe harmlos und gemächlich an!

      Eigentlich müsste der gesunde Menschenverstand einen solchen natürlichen, sich abflachenden Wachstumsverlauf auch für Volkswirtschaften nahe legen. Denken wir an die Entwicklung der deutschen Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg: Wäre es nicht zu erwarten, dass die Wirtschaft in den Zeiten des Wiederaufbaus relativ schnell wächst und danach aufgrund von Sättigungseffekten zunehmend langsamer? Das so oft geforderte Mindestwachstum von 3% pro Jahr kommt heute aufgrund des mittlerweile erreichten höheren Ausgangsniveaus einer absoluten Zunahme um mehr als 17% des Niveaus von 1950 gleich und stellt damit selbst alles in den Wirtschaftswunderjahren Erlebte noch in den Schatten. Dieser sog. Basiseffekt, die Zunahme des Ausgangsniveaus, auf das sich die 3% beziehen, wird in der öffentlichen Diskussion in aller Regel überhaupt nicht berücksichtigt.

      Nur ein Beispiel von vielen für die in diesem Zusammenhang übliche fragwürdige Argumentation: Wie Thomas Straubhaar, Chef des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs HWWA ausgerechnet hat, "wuchs die deutsche Wirtschaft von 1950 bis 1973 mit einer Jahresrate von durchschnittlich real 5,7%. Zwischen 1973 und 1998 waren es nur noch 1,8%. Seither ist das ,Modell Deutschland` Schlusslicht in der EU." (FondsMagazin 2 / 02, S. 10) Stellen wir dem einmal die lineare Betrachtungsweise gegenüber, auch wenn sie zunächst völlig heterodox wirken mag: Wie man leicht nachrechnet, bedeuten die jährlichen 5,7% zwischen 1950 und 1973, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Zeitraum Jahr für Jahr um durchschnittlich 11,2% des Niveaus von 1950 (nicht des jeweiligen Vorjahresniveaus wie bei der exponentiellen Sichtweise!) zugelegt hat. Aber auch die vermeintlich so kläglichen 1,8% zwischen 1973 und 1998 entsprechen immer noch einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme um 8,0% des 1950er Niveaus. Es kann also allenfalls von einer leichten Wachstumsabschwächung die Rede sein, und die dürfte angesichts des immensen Wohlstandszuwachses in diesen fünfzig Jahren wohl mehr als angebracht sein.

      Ich bin mir bewusst, dass die meisten Wirtschaftswissenschaftler eine solche lineare Betrachtungsweise wohl als zu primitiv ablehnen würden. Aber nicht immer ist das mathematisch anspruchsvollere Konzept auch das die Wirklichkeit besser modellierende. Erscheint es nicht angemessener, den Zuwachs ins Verhältnis zum Niveau eines festen Basisjahres zu setzen und nicht ins Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresniveau? Die Gewohnheit, Wohlstandsgewinne relativ zum bereits Erreichten zu messen, spiegelt natürlich die (als Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen oder 1. Gossensches Gesetz bekannte) Erfahrungstatsache wider, wonach der subjektiv empfundene Nutzen eines Gutes mit jeder zusätzlich konsumierten Einheit kleiner wird (so wie, um ein banales Beispiel zu geben, der zusätzliche Nutzen eines Zweitfernsehers hinter dem des ersten TV-Geräts fast zwangsläufig zurückbleiben muss). Aber das kann schwerlich eine Rechtfertigung sein für eine Betrachtungsweise, die verschleiert, wie rasant die Kurve der realen Güterströme beim exponentiellen Wachstum ansteigt, mag auch der subjektiv empfundene Nutzen vielleicht nur ungefähr linear anwachsen. Die Antwort auf das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen kann ja auch nicht darin bestehen, statt eines einzigen Zweitfernsehers auch noch einen dritten und vierten zu kaufen, damit diese dann zusammen vielleicht gerade den Nutzen des ersten erreichen, sondern muss vielmehr in der Einsicht liegen, dass von einem gewissen Niveau an ein weiteres rein quantitatives Wachstum schlichtweg nicht mehr sinnvoll ist. (Spätestens der fünfte oder sechste Fernseher im gleichen Haushalt wird wohl hauptsächlich nur noch als platzverbrauchend empfunden werden.)

      Der Einwand, der hier eingenommene "lineare" Standpunkt sei unzulässig, da man angesichts der Inflation absolute Größen von 1950 nicht einfach mit heutigen absoluten Größen vergleichen dürfe, verfängt nicht: Die Inflation ist aus den genannten Wachstumsraten bereits herausgerechnet! Damit sind wir an einem wichtigen Punkt: Die Wachstumsraten, die man üblicherweise in der öffentlichen Diskussion zu hören bekommt, auch die vielbeschworenen "mindestens 3%" beziehen sich stets auf das reale, d.h. inflationsbereinigte Wachstum des BIP! Wachstum wird also nicht etwa als Inflationsausgleich postuliert, sondern als echter Zuwachs!

      Auch gegen die heute so beliebten Vergleiche zwischen den Wachstumsraten der einzelnen Länder in Europa ist einzuwenden, dass sie die unterschiedlichen Ausgangsniveaus völlig außer Acht lassen; derselbe absolute Pro-Kopf-Zuwachs des BIP wird in Portugal oder Griechenland eine wesentlich höhere Wachstumsrate induzieren als in Deutschland oder Frankreich. Allenfalls könnte man noch die absoluten Zuwächse (pro Kopf der Bevölkerung) miteinander vergleichen. In letzter Konsequenz mutet die Forderung nach exponentiellem Wachstum schon fast wie eine Bestrafung für früher erzielte (Wachstums-)Erfolge an; denn je höher das bereits erreichte Niveau ist, um so höher muss die absolute Zunahme ausfallen, um die angepeilte relative Zunahme (z.B. 3%) erreichen zu können. Wer der deutschen Wirtschaft vorwirft, sie sei "Schlusslicht" oder "Tabellenletzter" in Europa, lässt ihre früheren Erfolge außer acht, die ein Erreichen höherer Wachstumsraten heute so schwer machen. Der Vorwurf ist etwa ebenso unsinnig, als würde man einem professionellen Hochspringer vorhalten, dass er sich zuletzt pro Jahr nur noch um 1 cm gesteigert habe, während jeder Anfänger spielend eine Verbesserung von 3 cm jährlich schaffen würde.

      Damit sind wir bei einem viel prinzipielleren Einwand: Warum bemessen wir unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eigentlich so sehr nach dem WACHSTUM (egal ob absolut oder relativ) und nicht nach der HÖHE des Erreichten? Über solcher Wachstumsfixiertheit droht der Blick dafür verloren zu gehen, welch hohen Wohlstand wir bereits genießen dürfen. Dies wird besonders deutlich anhand verräterischer Metaphern wie der vom Wirtschaftstanker, der endlich wieder Fahrt aufnehmen müsse - als ob die Wirtschaft in Zeiten des "Nullwachstums" träge vor Anker liegen und nichts mehr produzieren würde. Treffender wäre es doch, davon zu sprechen, der Wirtschaftstanker müsse noch schneller werden als bisher - aber solche Formulierungen, deren innere Widersprüchlichkeit allzu evident ist, benutzt natürlich kein Mensch. (Übrigens ließe sich dieses Bild noch ausbauen: Beziehen wir die sich am Horizont bereits abzeichnenden Wachstumsgrenzen mit ein, so drängt sich für unsere gegenwärtige Lage die Assoziation eines Schiffes auf, das ungebremst und mit voller Kraft auf ein Felsenriff zuläuft - und dabei sogar noch beschleunigen will.)

      Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass selbst die Höhe des BIP - wie bereits angedeutet - ein denkbar schlechter Gradmesser für das "wahre" Wohlstandsniveau ist, u.a. weil sowohl "echte" Wohlstandszuwächse als auch Zerstörungen gleichermaßen zu seiner Steigerung beitragen, weil Wohlstand nicht nur von der Menge, sondern auch von der Lebensdauer des Produzierten abhängt und weil die Höhe des BIP noch nichts über dessen Verteilung aussagt - ganz abgesehen davon, dass materieller Lebensstandard nicht unbedingt mit Lebensqualität gleichzusetzen ist.

      Immaterielles oder qualitatives Wachstum - ein Ausweg?
      Manche Politiker und Wirtschaftswissenschaftler, die die ökologische Problematik des Wachstumsparadigmas erkannt haben, versuchen sich dem Dilemma dadurch zu entziehen, dass sie argumentieren, Wirtschaftswachstum müsse nicht automatisch auch materielles Wachstum bedeuten. Sie bieten uns im Wesentlichen zwei Auswege an: die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch durch eine Steigerung der Energieeffizienz und immaterielles Wachstum, etwa im Bereich der Informationstechnologien. Beides ist jedenfalls aus der langfristigen Perspektive kurzschlüssig: Ein unbegrenztes Wachstum der Energieeffizienz ist nicht möglich; dadurch sind der Entkoppelung von Wachstum (im herkömmlichen Sinn primär materiellen Wachstums) und Energieverbrauch Grenzen gesetzt - wenngleich dieses Konzept in den nächsten Jahrzehnten durchaus wertvoll sein kann, um die Problematik zu entschärfen und Zeit für eine langfristig tragfähige Lösung zu gewinnen.
      Und wie steht es mit immateriellem Wachstum? Stellen wir uns den Extrem- (und vermeintlichen Ideal-)fall vor, dass Wachstum zukünftig ausschließlich auf einer Zunahme der der Menschheit zugänglichen Information beruhe. Das würde zwar ohne Zweifel deutlich länger gutgehen als unsere derzeitige akut selbstzerstörerische Form des Wirtschaftens, ein Modell für die Zukunft kann aber nicht einmal das sein, jedenfalls nicht, solange wir nicht vom Paradigma exponentiellen Wachstums abrücken: Derzeit verdoppelt sich das Wissen der Menschheit etwa alle 15 Jahre. (Dass ein erheblicher Teil dieser Informationszunahme ungesehen und ungenutzt in irgendwelchen heutzutage meist elektronischen Archiven schlummert und daher vielleicht treffender als "Exformation" (Al Gore in [9], S. 200) bezeichnet werden sollte, soll hier außer Acht bleiben.) Extrapolieren wir diese Entwicklung in die Zukunft, so wäre in etwa drei- bis viertausend Jahren eine Informationsfülle erreicht, deren Bit-Anzahl größer wäre als die Zahl der Atome im Universum - womit wir sicherlich an eine Grenze gestoßen sind, sofern wir in grober Näherung davon ausgehen, dass jedes Bit an Information zumindest noch eines einzigen Atoms zur Speicherung bedarf. Dieses Gedankenexperiment zeigt, dass nicht einmal der Information langfristig ein exponentielles Wachstum zugestanden werden darf!

      Wenn aber weder Materie- und Energie- noch Informationsdurchsatz unserer Volkswirtschaft unbeschränkt wachsen dürfen (schon gar nicht exponentiell), worin soll "reales", nicht-inflationäres Wachstum dann noch bestehen? "In einer Qualitätssteigerung des Produzierten", könnte man antworten, womit das Konzept des "qualitativen Wachstums" die Bühne betritt. So schreiben etwa Oskar Lafontaine und Christa Müller ([14], S. 160 f.): "Auch langfristig kommt es durch den Konsum höherwertiger, haltbarer Erzeugnisse nicht zu Wachstumseinbußen. Sind die Produkte langlebiger, dauerhafter und besser, vermindert sich die Nachfrage zwar quantitativ im Sinne von Stückzahlen, aber nicht wertmäßig. Vielmehr werden die Verbraucher dazu übergehen, zwar immer weniger, aber zunehmend hochwertige, teure Produkte zu kaufen."

      Ein solches "Wachstumsmodell" käme dem ökologisch Gebotenen noch am nächsten; wenn "Wachstum" darin bestünde, dass die Lebensdauer der Produkte zunimmt, so wäre dagegen nichts einzuwenden. Unbeschränktes, gar exponentielles Wachstum ist aber auch damit nicht möglich; dies würde darauf hinauslaufen, dass die Lebensdauer der Produkte exponentiell wächst, was offensichtlich absurd ist. Unhaltbar ist somit auch die Prognose, es käme dabei "auch langfristig ... nicht zu Wachstumseinbußen"; vermutlich werden hier Wachstum des BIP und Höhe des BIP miteinander verwechselt. Überdies stellt sich die Frage, warum man qualitative Verbesserung ausgerechnet in das begriffliche Korsett des aus der Sphäre des Quantitativen stammenden Terminus "Wachstum" zwängen soll, statt schlicht von "Entwicklung" oder "Fortschritt" zu reden (wenngleich auch diese Begriffe ob ihrer Unverbindlichkeit nicht ganz unproblematisch sind). Solche in sich paradoxen Ansätze wie der vom "qualitativen Wachstum" wirken oftmals eher als Versuch, das wohlvertraute Paradigma exponentiellen Wachstums doch noch zu retten. Bereits 1981 warnte E. Eppler in diesem Zusammenhang: "Entweder man will auswählen - selektieren -, was wachsen soll, oder man will es nicht. Die Vorstellung, man könne 4 oder 5 Prozent Wachstum anstreben, `aber natürlich qualitatives`, beruht im besten Fall auf Selbsttäuschung." ([5], S. 47) Vielleicht schwebt manchen, die solche alternativen Formen des Wachstums propagieren, ja wirklich eine nichtexponentielle und qualitative Form vor. Dann sollten sie aber besser einen anderen Begriff verwenden, um gar nicht erst den Eindruck aufkommen zu lassen, es könnte nach eventuellen leichten Verfeinerungen des Grundmusters mit dem Wachstum doch wieder weitergehen wie bisher.

      Mit all dem soll nicht gesagt werden, dass nicht auch noch in weiter Zukunft Fortschritt und Verbesserung der Lebensqualität ihren Platz haben werden, ob in technologischer, kultureller, medizinischer oder sonstiger Hinsicht: So bieten gerade die Informations- und Nanostrukturtechnologien Möglichkeiten für Innovationen, die nicht zwangsläufig höheren Ressourcenverbrauch bedeuten. Jedoch ist die Annahme illusorisch, diese Entwicklungen könnten auf einer exponentiellen Wachstumskurve vorangetrieben werden; vielmehr werden sie der "natürlichen" logistischen Kurve folgen, bei der die Wachstumsraten allmählich gegen Null streben. Dies werden wir auch als ganz normal und in keiner Weise bedrohlich empfinden können, sobald wir erst einmal den maßgeblich von der Schieflage zwischen Arbeit und Energie herrührenden Wachstumszwang überwunden haben.

      Selbst in "grünen" Kreisen hat man sich teilweise nicht recht aus den Fängen des Wachstumsdogmas befreien können, redet erschreckend häufig davon, mit ökologischen Innovationen Wachstum anzukurbeln. Um es klar zu sagen: Die Beschäftigungswirkung des ökologischen Umbaus sollte nicht darauf reduziert werden, neue Wachstumsfelder zu eröffnen, um so Arbeitsplätze zu schaffen; grundlegender ist es, durch die Beseitigung der Schieflage zwischen Energie und Arbeit Wachstum fürderhin überflüssig zu machen. Dies steht nicht im Widerspruch dazu, dass die Ökologisierung unseres Wirtschaftens, sei es die Umstellung auf regenerative Energien oder der von der ökologischen Steuerreform angestoßene Strukturwandel von energie- hin zu arbeitsintensiven Branchen, Millionen neuer Arbeitsplätze schaffen und somit einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung der derzeitigen Arbeitsmarktkrise leisten kann. Wir müssen uns aber dessen bewusst werden, dass es vor allem gilt, die Ursache für künftige Arbeitslosigkeit zu beseitigen, gewissermaßen, um das obige Bild aufzugreifen, das Loch im Fass abzudichten; dann wird das Wiederauffüllen des Fasses um so leichter fallen.

      Literatur:
      [1] Alt, Franz: Das ökologische Wirtschaftswunder; Aufbau-Verlag, Berlin 1997
      [2] Ayres, Robert; Warr, Benjamin: Accounting for growth: the role of physical work; in: Reappraising Production Theory, Workshop of the Max Planck Institute for Research into Economic Systems, Jena 2001

      [3] Creutz, Helmut: Das Geldsyndrom; Econ, München 2001

      [4] Eichhorn, Wolfgang; Kümmel, Reiner; Lindenberger, Dietmar: Energie, Innovation und Wirtschaftswachstum; in: Zeitschrift für Energiewirtschaft 25 (2001), S. 273 - 282

      [5] Eppler, Erhard: Wege aus der Gefahr; Rowohlt, Reinbek 1981

      [6] Fabeck, Wolf von: Zurück in die Steinzeit! Sollen wir künftig wieder alles von Hand machen? in: Solarbrief 3/00 (2000), S. 18-20 oder im Internet unter http://www.sfv.de/lokal/mails/rundmail/p0007111.htm

      [7] Fabeck, Wolf von: Energiesteuer statt Lohnsteuer... Steuerkampf statt Arbeitskampf; in: Solarbrief 3/00 (2000), S. 20

      [8] Fromm, Erich: Wege aus einer kranken Gesellschaft; dtv, München 1955

      [9] Gore, Al: Wege zum Gleichgewicht; Fischer, Frankfurt a.M. 1994

      [10] Grahl, Jürgen: Die ökologischen Strukturfehler unseres Wirtschaftssystems; in: Solarbrief 1/01 (2001), S. 24-27 oder im Internet unter http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/struktur.htm

      [11] Grahl, Jürgen: Das Zusammenspiel von Energiepreisen und Arbeitslosigkeit; in: Solarbrief 3/00 (2000), S. 15-18 oder im Internet unter http://www.sfv.de/lokal/mails/rundmail/p0007110.htm

      [12] Henn, Julian; Kümmel, Reiner; Lindenberger, Dietmar: Capital, labor, energy and creativity: modeling innovation diffusion; in: Structural Change and Economic Dynamics, 13 (4) 2002, 415-433

      [13] Kümmel, Reiner: Energie und Kreativität; Teubner, Leipzig 1998

      [14] Lafontaine, Oskar; Müller, Christa: Keine Angst vor der Globalisierung; Dietz, Bonn 1998

      ------------------------------------------------------
      Dr. Jürgen Grahl
      Mathematisches Institut, Zimmer 121
      Universität Würzburg
      Am Hubland
      97074 Würzburg
      Tel.: 0931-888-4947
      E-Mail: grahl@mathematik.uni-wuerzburg.de
      http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/wachstum.htm
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 23:17:38
      Beitrag Nr. 2.808 ()
      Wachstum oder Rezession - wie kann es dazu kommen ?


      Moderne Ökonomien sind zum Konsum verdammt, wenn Sie auf ihrem Wachstumspfad bleiben sollen. Gerade der private Konsum der einzelnen Haushalte ist neben den Investitionen die volkswirtschaftlichen Größe, die einen Hauptbeitrag zum gesamten Volkseinkommen leistet, in Amerika sind es beispielsweise mehr als 60 Prozent. Man kann sich das ganz einfach vorstellen. Würde sich die Menschen bei ihrem Konsum auf einmal stark zurückhalten, käme es zu dramatischen Absatzeinbrüchen, die wiederum mittelfristig Entlassungen zur Folge hätten. Der gesamte Konsum einer Ökonomie würde dadurch aber nur noch weiter sinken und schon haben wir den Teufelskreislauf, in den Volkswirtschaften geraten können, wenn es zu plötzlichen Nachfrageschocks kommt.

      Es kommt aber noch viel schlimmer, denn auch eine Konstanz der Konsumnachfrage hätte die beschriebenen Folgen. Wenn die Konsumnachfrage konstant bleibt, so gibt es auch keinen Anreiz für Unternehmen ihre Investitionen zu steigern. Es existiert ein Null-Wachstum, was schon angesichts des technischen Fortschritts eine erhöhte Arbeitslosigkeit nach sich zieht und somit kommt es dann auch zu einer Rezession.

      Manchmal führt auch die Marktwirtschaft, zu verstehen als Organisationsprinzip einer Ökonomie, sich selbst ad absurdum. Ist das eigentliche Ziel von wirtschaftlichem Handeln, mit knappen Ressourcen zu haushalten, so können doch moderne Gesellschaften ihren Lebensstandard nur erhalten, wenn ständig neue Bedürfnisse geschaffen werden, welche die knappen Ressorcen beanspruchen.

      Exportweltmeister Deutschland

      Auch der Export (Auslandsnachfrage) trägt zum Volkseinkommen bei. Für die deutsche Wirtschaft ist ein Wegfall von ausländischen Absatzmärkten deswegen kritisch zu betrachten, da Deutschland Exportweltmeister und damit von der Weltkonjunktur abhängig ist wie nur wenige Länder auf der Welt. Dies fällt besonders ins Gewicht, wenn die US-Ökonomie sich im Abschwung befindet. Dennoch kann auch ein totaler Wegbruch der Auslandsnachfrage einer Nationalökonomie nicht das "Genick brechen", da die entscheidenden Faktoren in der Binnennachfrage der privaten Haushalte, der Unternehmen (Investitionen) und des Staates liegen.

      http://www.mdr.de/geldanlage/wie-und-wo/135221-hintergrund-1…
      Avatar
      schrieb am 17.05.03 00:12:24
      Beitrag Nr. 2.809 ()
      Avatar
      schrieb am 17.05.03 12:45:15
      Beitrag Nr. 2.810 ()
      @bluemoons


      "...................Selbst in "grünen" Kreisen hat man sich teilweise nicht recht aus den Fängen des Wachstumsdogmas befreien können, redet erschreckend häufig davon, mit ökologischen Innovationen Wachstum anzukurbeln......................

      Ja klar, so kann man natürlich reden, wenn man, wie Herr Dr.Jürgen Grahl verbeamteter Mitarbeiter an der Universität Würzburg ist. Es ist ja schließlich nicht sein Gesäß, das bei einer Rezession möglicherweise vor die Tür gesetzt wird. Seine Analyse ist ja weitgehend richtig und auch interessant, aber sie ist so wenig wert, wie die Klagelieder eines Wetterfühligen, der sich über das Ökosystem der wechselden Luftdruck- und Wassersysteme in unserer Atmosphäre eregt.

      Wo wäre denn die Alternative.....???
      Das Wetter abschaffen.....???

      Wo/Was wäre denn die Alternative zum System des Wachstums und der Schrumpfung(Konjunktur und Rezession)?????

      Die hat der Herr Doktor interessanterweise nicht aufgezeigt!
      Kann er auch nicht, weil es weder zum Wetter noch zur Wachstum/Schrumpfung der Wirtschaft eine Alternative gibt.

      Da helfen auch keine wehleidigen pseudointerlektuellen Analysen, um mal eben vom hohen Ross aus alle "Wachstumsanhänger" als dumm und unreflektiert abzukanzeln und mit überlegenen Gestus das ganze System in Frage zu stellen.
      Was nicht heißt, dass man Systeme nicht in Frage stellen kann.

      Galileo Galilei zum Beispiel hat nicht einfach gesagt, dass die These, dass die Sonne um die Erde kreist irgendwie scheiße ist und ihm die Vorstellung des Selben voll total unangenehm ist, sondern er hat Beweise geliefert, das es genau umgekehrt ist.

      Also Herr Dr.Grahl wo sind die Beweise, dass es auch anders geht.


      Ps. Im Übrigen, "Wachstumswahn" scheint offensichtlich doch etwas sehr Menschliches zu sein. In den nichtkappitalistischen Ländern, wie zB. der DDR war man immer darauf aus den 5 Jahresplan "überzuerfüllen".
      Was man dann in den staatlichen Medien dann auch immer groß kundgetan hat, um den Leuten ein tolles Wachstum zu suggerieren. Auch wenn genau das Gegenteil der Fall war. Unterandern auch wegen dieser Wachstumsschwäche, oder auch Dauerrezession hat der Laden dort 1989 den Konkurs angemeldet.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 17.05.03 18:32:01
      Beitrag Nr. 2.811 ()
      Wenn es keine Alternative zum "Wachstums-System" gibt,was wahrscheinlich ist, sind zyklische Zusammenbrüche "systemimmanent".

      Wie es aussieht, stehen wir gerade wieder an einem "Bifurkationspunkt", der uns wieder mal, wie schon so oft in der Geschichte, so einiges um die Ohren fliegen läßt. Der Irak-Krieg könnte der Startschuss für die nächste "Rette-sich-wer-kann-Phase" gewesen sein


      - und deshalb werden die Indizes ----- fallen!
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:33:44
      Beitrag Nr. 2.812 ()
      @Harry_Schotter

      Wieso soll es keine Alternativen geben?
      #2803
      "Auf Arbeitslosigkeit programmierte Wirtschaft



      Diagnose und rechtstechnische Behandlung des Mehrwertsyndroms

      von Dieter Suhr"

      zeigt doch eine Alternative auf.
      Wachstum ja, aber wie? welches - Zinseszins -Wachstum (exponentielles) = Wachstumszwang

      lineares Wachstum

      natürliches Wachstum.

      Ewiges Wachstum kann nicht funktionieren.
      Das Nichtwachsen der Wirtschaft muss nicht direkt was schlechtes bedeuten, aber in diesem Zinssystem ist es so und leider tödlich, weil Zinswachstum vor nichts halt macht.
      wenn die Wirtschaft nicht mehr mit dem Zinswachstum mithalten kann, kommt es unweigerlich zu Wirtschaftskrisen.

      [kopiert aus Geldcrash.de]
      Zu allen Zeiten und jedem Ort der Welt, in dem ein Zinssystem herrschte, explodierte gleichzeitig die Verschuldung - bis zum Zusammenbruch. Dabei ist der Verlauf im Zinssystem genau entgegengesetzt einer natürlichen Entwicklung: Während in der Natur gesundes Wachstum (z.B. das eines Baumes) zunächst schnell erfolgt, sich dann verlangsamt und schließlich ganz beendet wird (Abb. 1), ist es im Zinssystem umgekehrt. Hier beginnt das Wachstum langsam, beschleunigt sich immer mehr und geht rechnerisch ins Unendliche weiter. Kennzeichen einer solchen Entwicklung ist, daß sich z.B. die Schulden, abhängig vom Zinssatz, in gleichen Zeitabschnitten verdoppeln. Zinseszins heißt, daß die angefallenen Zinsen auf die Grundverschuldung addiert werden und im nächsten Jahr mitverzinst werden.

      Nebenstehende Grafik zeigt den explosiven Effekt unseres Finanzsystems beispielsweise in der immer schneller werdenden Entwicklung der Schulden hier im Lande - wie auch überall auf der Welt. Demgegenüber kann das Bruttosozialprodukt, also die Wertschöpfung weitaus weniger schnell wachsen - die Schulden wachsen mehr als 2,5 mal schneller als die Produktivität.. Logische Folge davon ist, daß schon bald die Zinslasten für den Schuldenberg nicht mehr bezahlt werden können und es zu einer schweren krise kommen muß. Auch “Sparen” hilft hier nicht weiter, weil eine Unterbrechung der Kreditaufnahme unmittelbar eine Depression zur Folge hätte. Frage an Sie: Kann jemand dauerhaft überleben, dessen Schuldenberg 2,5 mal schneller wächst als sein Einkommen - oder muß nicht der Bankrott die unmittelbare Folge davon sein? "

      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:34:05
      Beitrag Nr. 2.813 ()
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:40:43
      Beitrag Nr. 2.814 ()
      17.5.03 Gespenst der Deflation ist an den Börsen zurück

      Aber erst bei einem starken Preisrückgang droht Ungemach


      von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

      Berlin - War es das, wovor US-Notenbankchef Alan Greenspan Anfang des Monats warnte, als er von einem "unerwünschten starken Rückgang der Inflation" sprach? Zu Wochenschluss schreckten die neuesten US-Teuerungsdaten die Märkte auf. Die Preise sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gesunken. Das ist der stärkste Preisrückgang seit 17 Jahren. Bereits am Vormittag war die Inflation in der Eurozone um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen.

      "Das Gespenst der Deflation ist zurück", sagt Dieter Wermuth, Stratege bei der UFJ-Bank. "Wir sind näher dran an einem allgemeinen und nachhaltigen Preisverfall, als vielen bewusst ist."

      Einige Börsianer beschreien bereits eine Weltwirtschaftskrise in Anlehnung an die große Depression der 30er Jahre. Dabei hat wohl kein Marktteilnehmer die damalige Deflationsphase mit einem Preiskollaps von 24 Prozent zwischen 1930 und 1932 miterlebt.

      Zur Panik besteht nach Ansicht der meisten Experten daher vorerst aber kein Anlass. Zwar könnte die Weltwirtschaft durchaus eine Deflation erleben. Doch diese dürfte nach heutiger Sicht der Dinge nur gering ausfallen. Und dies müsste für die Börsen gar nicht mal schlecht sein. Historisch gesehen sind die Märkte am besten gelaufen, wenn die Inflation nahe Null oder leicht darunter war.

      ... Nach Ansicht vieler Experten steht gerade die Preis-Situation in Deutschland auf des Messer Schneide. Ein Deflationscheck der Citigroup erbrachte, dass bei der größten Volkswirtschaft Europas mit einem starken Preisrückgang von Aktien und Immobilien, einer fehlenden Währungsautonomie sowie einem Politikversagen alle vier Risikofaktoren gegeben sind.

      Das erklärt auch, warum der deutsche Markt seit einigen Wochen das Kellerkind Europas ist. Denn sollte sich eine Deflation hier zu Lande erst einmal eingenistet haben, ist dagegen kein Kraut gewachsen. Zwar kann die Europäische Zentralbank mit Zinssenkungen versuchen gegenzusteuern. Doch bei einem Zinssatz von Null Prozent ist Schluss, während bei der Bekämpfung der Inflation die Leitsätze unendlich angehoben werden können.

      Wie hilflos die Notenbanken bei Preisrückgängen zeigt bereits die US-Fed. "Durch den aktuellen Preisrückgang wurden zwei Jahre Zinssenkungsbemühungen zunichte gemacht", sagt David Resler, Chefökonom bei Nomura. ... (Welt, 17.5.03)
      Kommentar: Lanmgsam scheinen auch die “Experten” zu bemrekne, daß nicht Inflation, sondern Deflation die eigentliche Gefahr darstellt. Dabei muß jede Volkswirtschat, welche auf Zins aufbaut früher oder später in die Deflation rutschen, allein weil die explodierenden Zinslasten nicht dauerhaft aufzubringen sind und es dann Pleiten, Kreditausfälle und entsprechend schwindende kaufkraft mit fallenden Preisen geben muß.
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      Crashs folgen mathematischen Gesetzen


      wsa HAMBURG. Baisse, Hausse, Crash: Die Vorgänge an den Weltbörsen scheinen oft vollkommen zufällig und unvorhersehbar. In der Tat lassen sich Zusammenbrüche wie 1929 und 1987 nicht mit mathematischen Methoden prognostizieren, doch zumindest nachträglich erklären. Denn amerikanische Wissenschaftler fanden nun einige Gesetzmäßigkeiten im Börsenhandel, die ein regelmäßiges exponentielles Verhalten widerspiegeln. Diese Ansätze, das Börsengeschehen mathematisch greifbar zu machen, präsentieren die Forscher in der Zeitschrift „Nature“. ... (Handelsblatt.com, 16.5.03)
      Kommentar: Nach langer Zeit scheinen die “Experten” nun herausgefunden zu haben, daß es vor einem Crash immer zu einem exponentiellen Aufblähen der Kurse kommt. Dabei sagt der gesunde Menschenverstand schon, daß Bäume nicht in den Himmel wachsen können, bzw. nichts in einer begrenzten Welt immer schneller wachsen kann, ohne am Ende selbst zugrunde zu gehen.

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      Eichel nimmt Eigenheimzulage wieder ins Visier



      Jetzt geht es ans Eingemachte: Nach den verheerenden Ergebnissen der Steuerschätzung will die Regierung alle staatlichen Ausgaben auf den Prüfstand stellen - und bringt das gescheiterte rot-grüne Steuerpaket wieder ins Gespräch, mitsamt Dienstwagensteuer und Streichung der Eigenheimzulage.

      Reuters BERLIN. Nach den dramatischen Ergebnissen der Steuerschätzung hält die Bundesregierung offenbar Einschnitte bei Leistungen und Ausgaben für nötig, die weit über das bislang erwogene und vorgeschlagene hinausgehen.

      Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Jörg Müller, wies am Freitag in Berlin jedoch einen Zeitungsbericht zurück, dem zufolge das Ministerium die geltenden Ausnahmen vom vollen Mehrwertsteuersatz von 16 % überprüft. ... (Handelsblatt.com, 16.5.03)
      Kommentar: Anstatt zu fragen, wo denn der ganze Volksreichtum geblieben ist und warum immer weniger Geld da ist, können die Verantwortlichen anscheinend nur an Steuererhöhungen denken - welche den Konsum noch weiter dämpfen. Solange in diesen Reihen so dilletantisch vorgegangen wird, muß die Krise immer schlimmer werden. Leider ist nicht zu erwarten, daß dort ein Umdenken einsetzen wird. Vielmehr wird uns von dort bald regelrecht “das Fell über die Ohren gezogen” werden.
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      17.5.03 Weltweit Warnungen vor Terroranschlägen


      Die Furcht geht um: US-Behörden warnen vor neuen Attentaten in Saudi-Arabien, die britische Regierung sagt Flüge nach nach Kenia ab, Australien und Neuseeland geben Reisewarnung für Südostasien aus.

      rtr SINGAPUR. Nach den jüngsten Selbstmordanschlägen in der saudiarabischen Hauptstadt Riad haben die Behörden weltweit vor einem erhöhten Anschlagsrisiko auch in Urlaubsländern gewarnt. Australien und Neuseeland gaben am Freitag Reisewarnungen für Südostasien aus. Es lägen Informationen vor, dass militante Gruppen dort Anschläge auf westliche Touristen planten. Das US-Außenministerium warnte US-Staatsbürger in Saudi-Arabien vor einem möglicherweise geplanten Anschlag in Dscheddah. Aus Furcht vor Anschlägen setzte Großbritannien am Donnerstag alle Flüge britischer Fluggesellschaften nach Kenia aus. Auch die USA rieten von Reisen nach Kenia ab. Viele Regierungen rechnen mit weiteren Anschläge der Organisation El Kaida von Moslem-Extremist Osama bin Laden. ... (Handelsblatt.com, 16.5.03)
      Kommentar: Die Terroranschläge müssen in Zukunft weiter zunehmen, so wie sich die Armut in unserem System verbreitet. Dabei dienen diese Anschläge wieder als Alibi, schärfere Gesetze und einen Überwachungsstaat einzuführen.
      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:41:21
      Beitrag Nr. 2.815 ()
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:42:23
      Beitrag Nr. 2.816 ()
      Die Baisse dauert an!

      Der S&P 500 traded um die 30 KGV. In einem kürzlichen Interview mit Business Week sagte Mr. Minter von Comstock Partners voraus, daß wir erst einen neuen Bullmarkt starten, wenn das KGV um die 10 liegt, wie 1932,1949,1974 und 1982. Der SPX wird weiter abnehmen bis in die Region von 600, vielleicht sogar 585. Sieben von 10 Insidern verkaufen gegenwärtig, sagt Richard Russel. Während das "dumme Geld" in eine Bear Rally hinein kauft. Das "Smart Money" verlässt den Markt.

      U.S. Securities Firmen haben in den letzten 22 Monaten 80.000 Jobs abgebaut, bis Februar 2003, sagt die Securities Industry Association. Die New Yorker Brokerfirmen haben noch mehr abgebaut, 20% der Analystenstellen.

      Einige "Geschichenerzähler" müssen noch erhalten bleiben, denn die Leute wollen belogen werden.

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 355 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 21:51:31
      Beitrag Nr. 2.817 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      spatzseite.de

      DIESE WOCHE
      In diesem bösen Beitrag vergleicht der Spatz die antiken Sklavenhalter mit ihren modernen Nachfahren. Er untersucht die Mechanismen der Machterhaltung und ihre wirtschaftlichen Hintergründe und überlegt, ob wir es bald mit einem globalen Bürgerkrieg zu tun haben. Eine düstere Vision!

      …von der Demokratie und Freiheit 18.05.2003
      oder auch nicht


      "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein". Der Bibelspruch wirkt, weil als selbstverständlich gilt, daß er ohne Brot mit Sicherheit nicht leben kann. Das galt und gilt auch für Sklaven. Bei den alten Griechen gehörte der Sklave zum Haushalt, wurde er alt und arbeitsunfähig, bekam er sein Gandenbrot wie der Knecht beim mittelalterlichen Bauern. In Rom war das zunächst nicht viel anders. Erst mit den Latifundien machte sich eine nüchterne Betrachtungsweise stark. Die Latifundisti, der römische Ritterstand, schwang sich zu einer Art Kosten Nutzenanalyse auf: Ein Sklave war eine Investition, sein Betrieb verursachte Kosten, seine Arbeit lieferte einen Ertrag, die Differenz zwischen Kosten und Ertrag war zu steigen. Zwei Optimierungskurven bestimmten nun die Unterhaltskosten (Brot) und die wünschenswerte Lebens- beziehungsweise Arbeitsdauer des Sklaven. Der römische Ritterstand übernahm mit Augustus (Octavian) die Macht im Staat und bestimmte seine Überlebensbedingungen wahrscheinlich ebenso rational. Damit war der Untergang Roms vorbestimmt. Der hing nämlich weniger von den Germanenhorden ab, die Rom überschwemmten. Diese wären entweder zu besiegen und noch leichter und gewinnbringender zu integrieren gewesen (siehe Odoaker). Der Nachschub an Sklaven und deren "ökonomisch rationalisierte Reproduktion" führte neben der sich verflüchtigenden Überzeugungskraft des Systems (warum dafür den Kopf hinhalten) zum Untergang - damals.

      Sklaven sind, von einigen unauffälligeren Landstrichen in Kuwait und Saudi Arabien abgesehen, aus der Mode gekommen. Inzwischen wurden ökonomisch rationellere Methoden zur Aneignung fremder Arbeitskraft entwickelt. Es spart nämlich Aufsichtsaufwand, wenn man die Sklaven befreit und ihnen die Organisation der Selbsterhaltung selbst überläßt und nur an den Bedingungen dieser Selbsterhaltung dreht. Daß zur menschlichen Selbsterhaltung auch ein Lebensziel gehört, fällt bei solchen Arbeitsformen unter den Tisch oder sie muß individualisiert und mit der Arbeitsform verbunden sein (Karriere) oder zusätzlich befriedigt werden, was einen Markt für dergleichen Angebote eröffnet und Intellektuellen ein Einkommen und damit eine gewissen Existenzberechtigung sichert. (Die vierte aber für die Anerkannten weniger gewinnbringende Möglichkeit wäre die Zusammenarbeit, um ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen, siehe den Turmbau zu Babel). Es steht zu befürchten, dass die Rationalisierung der neuen Arbeitsregelung die gleiche Wirkung auf die sogenannte Demokratie haben wird, wie sie es im Falle der Sklavenhaltergesellschaft des antiken Roms hatte. Doch dürfte die Einsicht in die Zusammenhänge den heutigen Nutznießern so schwer fallen wie den damaligen. Das liegt an der Logik (gibt es gemeinsame Lebensziele oder nicht - früher war das die Frage nach Gott).

      Im Musterland der Demokratie lassen sich etwa 50% der potentiell Wahlberechtigten nicht in die Wahllisten eintragen (registrieren), um die aktuelle Wahlberechtigung zu erhalten. Sie werden dafür ihre leicht nachvollziehbaren Gründe haben. Von den Registrierten gehen gut gerechnet etwa 50% aus den gleichen Gründen trotz ursprünglich anderslautender, guter Vorsätze auch nicht zur Wahl. Vom Rest stimmt dann wieder etwa nur die Hälfte für einen der wenigen vom Geld der meist gleichen Geldgeber der beiden staatstragenden Parteien getragenen Kandidaten die Stimme, weil sie glauben, dies mache einen Unterschied. Aber alle schreien Hurrah, wenn es außerhalb der USA etwas zu holen gibt. Ähnlich dürfte es auch im alten Rom zugegangen sein. Auch dort wurden die Volkstribunen deren Personalunion mit dem Feldherrnposten dann Kaiser genannt wurden, im Grunde nicht vom Volk sondern von einer Partei der Ritter getragen. Erst in der Endzeit bestimmte nur noch das Militär und der Imperator bekam den Titel Volkstribun nachgeworfen. Das ging so, bis das Brot knapp wurde.

      Präsident Bush hatte in den letzten Wochen vier seiner Wirtschaftsberater verloren. Der Grund war in den meisten Fällen, dass in den Firmen, in denen sie bewiesen hatten, daß sie erfolgreich sind, und die sie für das hohe Amt empfohlen hatten, plötzlich krumme Dinge auftauchten, die zu Beginn wie im Falle von Enron und Worldcom noch für Schlagzeilen gesorgt hatten. Wer ausfiel, weil ihn der eigene Prozeß zu sehr in Beschlag nahm, ließ sich leicht ersetzen. So fehlt es dem US-Präsidenten an Wirtschaftsberatern nicht. Einer der neueren N. Gregory Mankiw, der demnächst dem Beraterstab vorsitzen soll, äußerte sich am 13. Mai in den Medien sehr volkstümlich zuversichtlich: "Ich mache mir kein allzu großes Kopfzerbrechen über unser Außenhandelsdefizit… Wir importieren mehr Güter als wir exportieren, weil die Leute in Übersee ganz scharf darauf sind, unsere Wertpapiere zu kaufen". Aus welchem Grund sind sie das? Etwa weil sie teilhaben wollen am easy money? Doch auch easy money hat seine terms of trade und die verursachen Kosten. Wenn die UNO und andere Abkommen diese Kosten, z.B. im Fall des Irak nicht umverteilen, fallen sie auf das easy money zurück und dieses Geld wird schwerer zu verdienen sein.

      Tatsächlich hatte am gleichen Tag das US Handelministerium die neuesten Außenhandelszahlen veröffentlicht. Das Außenhandelsdefizit für Güter und Dienstleistungen stieg im März auf 43,46 Mrd. US$ gegenüber 40,37 Mrd. US$ im Februar. Das war das zweithöchste Monats-Defizit in der gesamten bewegten Geschichte der USA. Betrachtet man nur die Güterströme und läßt die Dienstleistungen außenvor, dann liegt das Defizit noch höher, nämlich bei 47,11 Mrd. US$ gegenüber 44,30 Mrd. US$ im Februar. Im ersten Quartal 2003 hatten sich so 136,38 Mrd. US$ Miese angesammelt. Rechnet man aufs Jahr hoch, wären das 545,52 Mrd. US$ gegenüber 484,49 Mrd. US$ im Vorjahr. Diese Berechnung ist eine "lineare" Extrapolation, sie berücksichtigt noch nicht einmal die steigende Tendenz.

      Defizite ergeben sich (wie die Optimierung) aus einer Subtraktion. Die Importe waren mehr als die Exporte. In die USA waren im März Güter im Wert von 105,19 Mrd. US$ eingeführt worden. Die Steigerung lag vor allem beim Öl nämlich 300 Mio. Faß Öl gegenüber 237 Mio. Faß im Februar. Hinzukamen Kraftwagenteile und sonstige Verbrauchsgüter. Bezahlt wurde das Defizit, wie der Wirtschaftsberater sagte, mit Papier. Was geschieht, wenn niemand dieses Papier mehr kaufen will, weil sie weniger easily Rendite abwerfen? Seit Jahresbeginn fiel der Wert des Dollars gegenüber dem Euro um 10%, gegenüber dem Kanadischen Dollar um 12%. Mankiw würde wohl sagen: "So what, dann produzieren wir unsere eigenen Dinge?" und die Wenigsten Amerikaner werden das in Zweifel ziehen wollen. Die Frage ist nur, ob so etwas jeder Zeit und aus dem Stand machbar ist, wichtiger noch, ob so etwas "ökonomisch rationell" ist, sich also auszahlt? Da greift man erfahrungsgemäß lieber zu politischen Mitteln und beschwört das Bündnis (wie im alten Rom oder im attisch-delischen Seebund).

      Es gab schon immer einfacherer Lösungen. Bevor wir über die Frage nachdenken, die Gegenfrage: was macht die wirtschaftlichen Lösungen "so schwer". Vielleicht liegt es an dem, einen Grund für die Zusammenarbeit zwischen Menschen zu finden, der über die reine Selbsterhaltung des einzelnen hinausginge und doch die bequeme Vorherrschaft einer kleinen Clique, die beliebig am Geldhahn drehen kann, unangetastet läßt. Das ist dann vielleicht der eigentliche Grund, weshalb in der neuzeitlichen Geschichte, die "einfachere" (und vor allem einträglichere) Lösung in der Regel Kriege und - wenn`s kritisch wurde - Weltkrieg waren. Natürlich waren diese jedes Mal vom Verlierer ausgelöst und der Völkergemeinschaft aufgezwungen worden. Daran zu zweifeln wäre unter dem Kriterium der Selbsterhaltung des Einzelnen Karriere schädigend, denn wer wollte schon einem widerlichen Undemokraten, Diktator, Tyrann Gerechtigkeit widerfahren lassen und dadurch eine Gefahr für den Bestand der Demokratie insbesondere der Vereinigten Staaten und ihrer Freiheit heraufbeschwören - und dann, was ist schon Gerechtigkeit, wenn sie sich nicht auszahlt? Das gilt natürlich auch im neuen Weltbürgerkrieg, dem Krieg gegen den Terrorismus (Wir hätten doch am Fischzug gegen Saddam teilnehmen sollen).

      Bürgerkriege arten leicht in richtige Kriege aus. Auch das lehrt die Geschichte (nicht nur die der USA aber auch die). Die meisten ihrer Raubzüge begannen dadurch, daß man in dem ausersehenen Land zuvor eine "demokratische" Revolution mit entsprechendem Befreiungskrieg anzuzetteln verstand. Die befreiende Unterstützung endete meistens damit, daß nach dem Sieg der Demokratie die Bank des Landes von denen der Wall Street unter ihre Obhut genommen wurde. Von der neu erworbenen Freiheiten spürten dann nur die höheren Angestellten etwas, für die anderen wurde es um vieles mieser. Schauen Sie sich die US Interventionen in Lateinamerika im letzten und vorletzten Jahrhundert daraufhin einmal näher an.

      Doch das alles ist Vergangenheit. Was uns heute Sorge macht ist etwas anderes. Die englischsprachige Prawda kündigte am 14. Mai für den 17. und 18. Mai, während gleichzeitig der US Außenminister mit zahlreichen hohen US-Beamten in Moskau verhandeln und die russische Duma einen Vertrag über die Kontrolle der Atomwaffen beschlossen hat, die größten Militärmanöver seit 12 Jahren an. Sie finden in Südostasien statt und umfassen die russische Schwarzmeerflotte und die Pazifikflotte (d.h., was davon noch übrig ist) dazu indische Truppenverbände die strategischen Bombergeschwader der Russen und ihre Interkontinentalraketen. In den veröffentlichten Manöverunterlagen werden auch nukleare Schläge gegen die USA und England, die Ausschaltung von US Flugzeugträger "shock groups" und natürlich des NAVSTAR, des weltumspannenden Positionierungssystems sowie der Kommunikationssatelliten geübt, schreibt die Prawda und fügt hinzu: "Im Kriegsfall werden diese Aktionen das Pentagon blenden und in die Einsatzmöglichkeit der Hochpräzisionswaffen gegen die russischen Streitkräfte eingreifen".

      Woher diese rauhen Töne so plötzlich und so unvermittelt? Sollten die jüngsten beiden "Terroranschlag" in Tschetschenien, nach dem die selbst die Russen erstaunende Mehrheit der Bevölkerung einer Regelung ihrer Selbstständigkeit im russischen Verbund zugestimmt hatte ohne daß es während der Abstimmung zu terroristischen Zwischenfällen gekommen war, hierbei eine Rolle gespielt haben und die Andeutung Putins, daß man wisse, wer für diese Anschläge verantwortlich sei. Sie denken wie Herr Bush sofort an Al Qaida. Aber in Rußland weiß man auch, wer damals in Afghanistan diese und ähnliche Terrorgruppen aufgebaut hat. Ihr Hauptfinanzier, die Saudis, haben inzwischen Beziehungen zu den Russen aufgenommen und ihnen vielleicht mehr darüber erzählt, wie und warum diese Finanzierung zustande kam. Aber das sind Spitzfindigkeiten, welche die Schnüffler interessieren.

      Vielleicht fragt man sich in Rußland und anderswo, weshalb die USA so entschlossen sind, nun auch Atomwaffen als Gefechtsfeldwaffen einsetzen zu wollen, und was hinter der von Rumsfeld vorgeschlagen und durchgepeitschten Militärreform steht. Wie ließ Fritz Reuther seinen Bauern auf plattdeutsch sagen, als er den frechen Ritter in seiner Grünkohlschüssel erstickte? "Lieber tot als Sklave!" Solche Freiheiten sind heute zwar amtlich nicht gefragt aber sie wirken bei aufrechten Menschen (oder die es sein wollen) nach.

      Et ceterum censeo:

      Wenn Sie nicht wollen, daß der Weltbürgerkrieg in einen Weltkrieg ausartet, dann müssen Sie die 50% der möglichen aber nicht registrierten US-Wähler und einen Teil der bisher naiven Wähler dazu bekommen, eine grundsätzlich andere Regierung zu wählen. Aber versuchen Sie nicht erst, in den Medien nach einem dafür geeigneten Kandidaten zu suchen!
      So lange nicht geklärt ist, wer für den Anschlag am 11.September 2001 die Hauptverantwortung trägt, bleibt nur allzu viel Grund zur Annahme, daß es sich bei dem Anschlag (ähnlich wie in Operation Northwood vorgeschlagen) um einen inneramerikanischen Staatsstreich mit Hilfe ausländischer Hilfskräften gehandelt hat - was auch etwas über die Befürworter des "Kriegs gegen den Terrorismus" in diesem Lande sagt (dabei soll hartes Durchgreifen gegen leichtfertiges Mordgesindel eine Selbstverständlichkeit bleiben).
      Im Übrigen ist immer noch die aktive und fruchtbringende Zusammenarbeit bei der Überwindung materieller Not, der beste "Krieg gegen die weltweite Unzufriedenheit" und deren Extrem, den Terrorismus. Warum hat den seit nun schon 60 Jahren keiner der "Anerkannten" wirklich zu führen versucht, sondern ihn mit immer neuen finanzpolitischen Tricks auf die Lange Bank geschoben?
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 00:00:18
      Beitrag Nr. 2.818 ()
      DM vs. Euro – Die Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft
      kopiert vom
      Systemfehler-forum

      Geschrieben von d.m.w. am 18. Mai 2003 21:22:16:

      Solange es noch die DM ohne die Kursbindung an die anderen Euro-Währungen gab, sie also noch ihre Pufferfunktion übernehmen konnte, war wie wir gesehen haben das Geschwätz von wegen die deutschen Löhne seinen im internationalen Vergleich zu hoch nur neoliberale Manipulation, denn Deutschland hatte die ganze Zeit einen Außenhandelsüberschuss. Und wären sie wirklich vergleichsweise hoch gewesen, so hätte dies zu einer Abwertung der DM geführt und zwar solange bis sie wieder international konkurrenzfähig gewesen wären. Die vielgelobte Härte der DM war der Beweis dafür, dass die deutschen Löhne nicht überhöht waren.

      Seit allerdings die DM an die anderen Währungen gekoppelt ist und erst recht seit der Euro eingeführt wurde, ist dieser Puffer weggefallen. D.h. die Löhne messen sich nicht mehr an der deutschen Volkswirtschaft, sondern stehen mit ganz Euroland in Konkurrenz. Unsere Politiker haben als sie dem Euro zustimmten gleichzeitig die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft verkauft!

      Sinkende Löhne bedeuten aber sinkende Kaufkraft und sinkende Nachfrage. Falls die Deutschen nicht auf dem schnellsten Wege wieder ihre eigene Währung kreieren, am besten gleich als Freigeld, wird sie dies solange Arbeitsplätze kosten, bis sich in ganz Euroland die Löhne angeglichen haben. Die sinkenden Löhne bzw. vermehrten Arbeitslosen werden die innerdeutsche Wirtschaft weiter schwächen. Dieses Problem wird sich mit dem Beitritt der osteuropäischen Länder verschärfen. Deutschland wird den Euro mit einem niedrigeren Lebensstandart, vermehrten gesellschaftlichen Problemen und wahrscheinlich einer vorgezogenen Deflationskrise bezahlen.

      Sobald die Löhne sich angeglichen haben, werden die strukturschwachen Regionen keinen Vorteil mehr haben, sie werden keine Investitionen mehr anlocken und ohne Fördermittel zunehmend veröden. Es ist daher unverständlich warum man in Europa eine einheitliche Währung angestrebt hat, denn viele lokale Währungen stabilisieren die Wirtschaft wesentlich besser. Eine lokale Währung verhilft der jeweiligen Region zur Konkurrenzfähigkeit ohne auf Fördermittel angewiesen zu sein, außerdem schützt sie entwickelte Regionen vor Lohndumping. Der Sinn des Euros kann daher, so seltsam es auch klingen mag, nur in einer Destabilisierung Europas erblickt werden.
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 00:12:46
      Beitrag Nr. 2.819 ()
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 00:18:27
      Beitrag Nr. 2.820 ()
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      Deutschland wird verramscht
      Geschäfte liefern sich eine Schlacht um Kunden mit Rabatten wie noch nie. Doch die Bürger sparen - aus Angst vor der Zukunft


      von Jochen Kummer und Günther Lachmann

      Die Szene spielte Anfang dieser Woche im Berliner Quelle-Technik-Center, Wilmersdorfer Straße. "Sie haben doch so ein irres Smart-Angebot", erkundigte sich ein Kunde. "Wie viel kostet der Wagen denn?" Der Verkäufer: "1990 Euro." Der Listenpreis liegt bei 12 140 Euro. Bei Quelle kostet er weniger als ein Sechstel! Der Verkäufer setzt noch eins drauf: "Bei uns ist im Preis eine Fertiggarage, Vollkasko-Versicherung für ein Jahr und eine Tankfüllung enthalten. Sie müssen sich aber beeilen: Diesen Freitag, 16. Mai, läuft die Bestellfrist ab." Kunde: "Und wie wird der Smart ausgeliefert?" Verkäufer: "Über die Post-Tochter DHL."


      Der Smart ist das derzeit verrückteste Angebot in der Schlacht um Kunden und Preise, Umsatz und Marktanteile in Deutschland. Diese Schlacht hat Formen und Ausmaße angenommen, dass der Handel selbst die Lage konsterniert so beschreibt: Die Republik wird verramscht.


      Der Wermutstropfen bei Quelle: Es sind nur 50 Smart im Angebot. Über zwei Millionen Bestellungen aber sind eingegangen, davon 70 Prozent übers Internet. Am 27. Mai soll in Nürnberg unter den Bestellern deshalb ausgelost werden, wer einen bekommt.


      Die Sorge unter den aufgebrachten Autohändlern, die sich ausgebootet fühlen: Wird es Anschlussangebote geben? Voriges Jahr war das bei Fahrrädern so. Quelle bot damals 1000 Bikes an und schreckte die Branche auf. Preis: 49,90 Euro (normalerweise 499 Euro). 1,65 Millionen bestellten das Rad, aber nur 1000 Bikes wurden - wie angekündigt - zu 49,90 Euro ausgeliefert. Doch damit war die Preisschlacht nicht zu Ende. Es folgte ein Anschlussangebot. Alle leer ausgegangenen Besteller erhielten einen Gutschein: Sie konnten das gleiche Fahrrad jetzt für 299 Euro kaufen, immerhin noch 200 Euro unter Normalpreis. Zigtausende griffen zu.


      Zwei Epidemien gleichzeitig scheinen in Deutschland ausgebrochen zu sein. Die eine ist eine Art Magersucht: sparen, sparen, sparen. Von "Angstsparen" spricht Gustav Horn, Konjunkturforscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Angst um den Job, vor Terroranschlägen und der Welle immer neuer unausgegorener Reformvorschläge. Früher wurde schon Kindern die Lebensregel eingebläut: "Spare in der Zeit, so hast du in der Not." Das kam aus der Mode, das Wort "Notgroschen" wurde belächelt. Stattdessen wurde auf Pump gelebt.


      Und nun: Welche Kehrtwende. "Die Sparquote ist in den letzten Quartalen signifikant auf 10,5 Prozent gestiegen", sagt Horn. Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ernst Fischer, betont: "Dieses Geld steht für den unmittelbaren Konsum nicht mehr zur Verfügung." Fischer ist darauf gefasst, dass einzelne Hoteliers kurzfristig Lockangebote machen: ein Euro pro Übernachtung.


      Unbegründet ist die Angst der Deutschen nicht angesichts 4,5 Millionen Arbeitsloser. Über dem Land kreist der Pleitegeier. 100 000 Insolvenzen erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen dieses Jahr - mehr als je zuvor. Sein Präsident Dieter Plambeck schätzt 40 000 bankrotte Unternehmen und 60 000 zahlungsunfähige Privatpersonen.


      Die andere Epidemie ist eine Art Rausch: billig, billig, billig - wenn überhaupt gekauft wird. Ob Frankfurt, München, Dresden, Braunschweig oder Rostock - durch welche von Leerständen gezeichnete Fußgängerzone man schlendert, an den Schaufenstern kleben Plakate: "Sonderangebote", "Preishit", "Sale", "Outlet", "Räumungsverkauf - alles muss raus" oder einfach " Prozent". Die Yves-Rocher-Kette wirbt im Schaufenster am Tauentzien in Berlin mit "200 Schönheitsprodukte - 50 Prozent". Drospa am Ku`damm mit: "Wir haben 2000 Artikel dauerhaft gesenkt." Von Aldi und Lidl, den Dauer-Discountern in den Nebenstraßen, gar nicht zu reden, wo der Kunde obendrein an angekündigten Tagen günstige und gute PC-Angebote abpasst.



      Die Drogerie-Kette Rossmann lockt mit einem rot-gelben Plakat: "Preis-Skandal 0,01 Euro Farbbild 9x13." Das muss man sich vorstellen: ein Farbfoto 9x13 kostet nur ein Cent. Deckt das überhaupt die Kosten?


      Deutschland im Taumel der Schleuderpreise. "Die Menschen wollen sich beim Kauf clever fühlen", sagt Dirk Ziems, Diplom-Psychologe und Geschäftsführer des Marksforschungsinstituts IFM. Die Saturn-Kette ließ sich einen blöd-genialen Spruch einfallen: "Geiz ist geil." Der schwedische Wohn-Discounter Ikea wirbt mit einem genial-blöden Spruch: "Wohnst du noch oder lebst du schon?"


      Kaufhäuser, Versandhäuser Einzelhandelsgeschäfte, alle spielen das Spiel mit. Der Kaufhof heizte diese Woche den Trend weiter an: "Spartage mit tollen Rabatten und attraktiver Gratiszugabe. Beim Kauf ab 100,- in der Technik-Abteilung erhalten Sie einen BP/Aral-Tankgutschein im Wert von 2 x 5,-!" Home-Cinema-Anlage DVA 2002 mit dem gestrichenen Preis 499 und dem Sparpreis 222: "Sie sparen 277." Möbelpreise werden reduziert, als verscherbele man Sperrmüll. Karstadt & Schaulandt werben mit "Extremer Sound - extrem reduziert": Sharp Hi-Fi-Minisystem von 1500 Euro auf sage und schreibe 449 heruntergesetzt.


      Beim Reisen heißt das Virus Last Minute. Inzwischen buchen 60 Prozent der TUI-Urlauber erst kurz vor Reiseantritt. In der Sorge, vielleicht nicht die Kontingente der Hotelbetten füllen zu können, gründete TUI jetzt aus blanker Verzweiflung die Marke "Discount Travel". Im Kerngeschäft Touristik sank bei TUI der Umsatz um 37 Prozent.


      Konkurrent FlyLoco.de, eine Marke der L`TUR Tourismus AG, bietet diese Woche unter anderem an: Mallorca ab 199 Euro Flug hin & zurück, inkl. 7 Nächte ÜF Hotel p. P./DZ, Steuern und Gebühren. Die deutsche British Airways wirbt in Mai-grüner Farbe: "10 Prozent Extra-Rabatt im Mai." Lufthansa setzt nach: "Früh online buchen und günstig für 92 Euro fliegen." Kalkül der Fluglinien: Lieber billig die Plätze füllen als leer fliegen. Als unterbelichtet gilt, wer einen Normalpreis zahlt.


      In diesem Ramschklima feiern die aus der Nachkriegszeit bekannten Rabattmarken eine Comeback-Orgie - als Kundenkarten aus Plastik. HappyDigits heißen sie beispielsweise bei Karstadt, Real-Club bei Real.


      Die Hamburgerin Margarete Glastetter macht ihren Wochenkauf bei Real und legt jedes Mal ihre Karte vor. Damit sammelt sie Punkte. Ende 2002 hatte sie 2318 zusammen. Da wurden ihr Prämien angeboten. Glastetter entschied sich für eine Batterie-Zahnbürste Marke Braun D 4510. Die kostet im Laden 14,95 Euro. Real verschenkt sie als eine ihrer Prämien.


      Rechnet sich das? "Im Wettbewerb um Marktanteile sind die Unternehmen bereit, bis an die Schmerzgrenze zu gehen", sagt der Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hermann Franzen. Das ist noch vorsichtig formuliert.


      Speziell für den Versandhandel ist der permanente Preisrutsch ein Riesenproblem geworden. Heute ein Katalog, in zwei Wochen schon Makulatur: Dann ist alles bereits billiger.


      "Der Handel ist Täter und Opfer zugleich", sagt Michael Grömmling, Konjunktur-Experte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. "Er hat versucht, sich Marktanteile zu erkaufen. So schuf er eine Erwartungshaltung bei den Verbrauchern, die es ihm schwer macht, das Ruder wieder herumzureißen."

      Die wenigsten Manager geben preis, was ihnen wirklich in diesen Tagen durch den Kopf geht. Ein hochrangiger Insider eines Handelsgiganten schilderte dieser Zeitung, was in den Chefetagen tatsächlich gedacht wird. "So kann es nicht weitergehen", sagt er. "Von irgendetwas müssen wir ja existieren." Die Gewinnspannen im Einzelhandel sind auf ein bis drei Prozent geschrumpft. Im Lebensmittel-Einzelhandel sind es sogar nur zwischen null und 1,5 Prozent. Die Folge sei eine immer stärkere Konzentration. "Und ein permanenter Ausverkauf wie in den USA." Keiner nehme mehr Rücksicht: Aldi nicht auf Lidl, Otto nicht auf Quelle.


      Die Sache mit den Kundenkarten sei eingeführt worden, um Kundentreue zu schaffen, sagt der Manager. "Das ist schief gegangen, weil es inzwischen eine Karteninflation gibt. Kundenkarten sind jetzt nichts anderes mehr als Rabattmarken. Es gibt keine Bindung mehr." Das Kundenverhalten habe sich geändert: Der Kunde kaufe nicht mehr auf Vorrat, sondern spontan mit Rabatt. Kein Unternehmen könne inzwischen ohne Rabattgeben existieren. Also müsse es vorher den Preis höher kalkulieren: "Sieben, acht Prozent vorher draufschlagen, das merkt der Kunde nicht. Und darauf werden dann die Rabatte in Form von Prämien gewährt."


      "Die Firmen sind selbst schuld, weil jeder mitmacht", betont der Insider. "Man kauft einen Hamburger - und bekommt einen zweiten gratis dazu." Es sei ein Teufelskreis: "Je preiswerter die Waren, desto mehr Teile müssen verkauft werden, um den Umsatz mindestens zu halten. Aber brauchen Sie zehn T-Shirts?" Beständige Mode gebe es auch nicht mehr. H & M habe die Branche mit permanent neuen modischen Angeboten aufgemischt. Seine Einschätzung: "Es ist wahr: Deutschland wird zurzeit verramscht. Das hat gewaltige volkswirtschaftliche Folgen. Je weniger Umsatz in Euro, desto weniger Mehrwertsteuer, desto schlechter geht es dem Staat - und damit den Bürgern. So einfach ist das."


      Die Autofirma Skoda ("Luxus fahren") scheint mit ihren riesigen Plakatwänden das Lebensgefühl mancher Deutscher in ihrem Katzenjammer zu treffen: "Bei Aldi Schampus kaufen und Skoda Superb fahren. Perfekt!" Für Deutschland aber dürfte diese "perfekte" Lebenseinstellung nur eins beschleunigen: Den weiteren Abstieg in die unteren Regionen Europas.


      Artikel erschienen am 18. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 01:27:40
      Beitrag Nr. 2.821 ()
      Merkel will Deutsche länger arbeiten lassen

      Frankfurt/Main - Als Ausweg aus der derzeitigen Wirtschaftskrise hat CDU-Chefin Angela Merkel längere Arbeitszeiten in Deutschland vorgeschlagen. Sie sei sich sicher, dass die meisten Bürger bereit seien, ein bis zwei Stunden mehr pro Woche zu arbeiten, "weil damit ihr Arbeitsplatz sicherer würde und sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". Zur Sicherung des Wohlstands brauche es eine Aufbruchstimmung in Deutschland. Die Bundesrepublik müsse endlich weg vom Tabellenende in Europa bei Wachstum und Investitionen. "Jeder wird dazu seinen Teil beitragen müssen", sagte sie. Schließlich würden auch den Beamten gerade längere Arbeitszeiten verordnet.


      Die SPD-Bundestagsfraktion plant nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel", die monatliche Zählung der Arbeitslosen in Zukunft dem Statistischen Bundesamt zu übertragen. Aus einem internen Papier gehe hervor, dass durch eine an die Praxis anderer EU-Staaten angepasste Zählweise die Zahl der Arbeitslosen auf einen Schlag um rund 800000 sinken könnte, hieß es. Die Bilanzen in den meisten anderen Staaten Europas werden in regelmäßigen Umfragen und nach anderen Kriterien als in Deutschland erhoben. So gelte in den meisten Ländern jeder als erwerbstätig, der mehr als eine Stunde pro Woche arbeitet; in Deutschland dagegen liege die Schwelle bei 15 Wochenstunden. DW




      Artikel erschienen am 19. Mai 2003
      welt.de
      ___________________________________
      Symptomlinderung verspricht leider keine Heilung!
      Wenn die(Politiker) es unbedingt wollen , na bitte arbeitet bis zum Grabstein!
      Das wird noch nicht mal reichen!
      :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 01:43:40
      Beitrag Nr. 2.822 ()
      Malik Aktuell

      18.05.2003
      Update: Deflation ist Realität

      - Zweckoptimismus am Ende
      - Beschönigung für niemanden gut
      - Überblick über Wirtschaftszahlen

      Wahrnehmungsfalle - Denkblockade


      Die schlechten Wirtschaftszahlen seien "Nahrung für Pessimisten", schrieb vor etwa zwei Wochen der Wirtschaftschefredakteur einer grossen Schweizer Tageszeitung als Kommentar unter seine publizierten Grafiken.

      So wie er sind viele Meinungsmacher auf die Polarität "Optimismus - Pessimismus" fixiert. Ich habe seit langem meine Leser in dieser Kolumne davor gewarnt, in diese Wahrnehmungs- und Denkfalle zu tappen. Meine Empfehlung ist seit Jahren: Nüchterner Realismus. Von Chefredakteuren darf man präzisen Umgang mit der Srache erwarten. Die richtige Bildunterschrift wäre gewesen: "Nahrung für Skeptiker". Man kann jedem nur gratulieren, der in den letzten Jahren gesunde Skepsis für die publizierten Zahlen hatte. Sie haben sich immer und immer wieder als falsch erwiesen - und zwar immer auf dieselbe Weise: sie sind geschönt, sie zeigen nicht die Wirklichkeit sondern ein Wunschbild.

      Schönreden hilft niemandem

      Es ist falsch zu glauben, man könne die Wirtschaft schönreden. Der Aufschwung beginnt nicht - wie immer wieder behauptet wird - im Kopf; das ist die Erfindung naiver Werbeleute. Der Aufschwung beginnt in den Bilanzen, in den Geldbörsen der Menschen, und vor allem in der Verschuldung der öffentlichen Hände, der Unternehmen und er Privaten. (Für eine Begründung verweise ich auf meinen monatlichen Management Letter 08/98). Dort finden nur wenige einen Grund für den Glauben an einen kurz bevorstehenden Aufschwung. Daher sind sie mit Recht zurückhaltend. Vollmundige Beschönigungsversuche verstärken nicht das Vertrauen sondern sie bewirken das Gegenteil: sie ruinieren die Glaubwürdigkeit jener, die ihnen das zumuten.

      Update der Wirtschaftszahlen: Deflation

      Das Europäische Sozialprodukt ist im ersten Quartal gesunken. Nach Jahren sinkender Zuwachsraten, die zusammen mit anderen Indikatoren ein klarer Vorbote einer deflationären Entwicklung waren, zeigt sich jetzt die Realität. Es zeigt sich auch, dass, wie ich immer wieder betone, Deutschland keineswegs einen (negativen)Sonderfall darstellt; als mit Abstand grösste Wirtschaft Europas ist Deutschland aber von der deflationären Lage besonders betroffen. Damit will ich nicht politische Fehler entschuldigen, sondern zur Verhältnismässigkeit der Diskussion beitragen.

      Der US Producer Price Index ist im April um 1,9% zurückgegangen; das ist der stärkste Rückgang seit der Index 1947 ertmals veröffentlicht wurde. Makabererweise wird das heruntergespielt, indem man sagt, der Rückgang sei auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Noch vor wenigen Monaten hörten wir, einer der Gründe für den Irak-Krieg sei die Gefahr steigender Energiepreise, die schlecht für die US-Wirtschaft wären. Jetzt sind sie gesunken, und jetzt ist das schlecht. Manche Ökonomen sind vor allem Wendehälse. Aber selbst wenn man die Energiepreise herausrechnet, bleibt der Produzentenpreisindex mit 0.9% negativ, und das ist noch immer der stärkste Rückgang seit 10 Jahren. Das ist Deflation.

      Die US-Industrieproduktion ist im April um 0,5% gesunken. Während der letzten 12 Monate sind 1,57 Mio Arbeitslose hinzugekommen, was einen US-Gesamtstand ovn rund 8,8 Mio Arbeitslosen ergibt, ein 10-Jahres Höchststand, wobei diese (offizielle) Zahl klar geschönt ist.

      Die Einzelhandelsumsätze gehten zurück; mit minus 0.1% gabe es die schlechteste Ostersaison seit 17 Jahren. Die Housing Starts sind im April um 6.8% gesunken, womit der letzte Bubble-Bereich, der Immobiliensektor ebenfalls Risse zeigt.

      Ausblick

      Konjunktur: Wir stehen, wie ich seit langem dargelegt habe, am Beginn der deflationären Wirtschaftsentwicklung, und nicht am Anfang eines Aufschwunges, wie er immer wieder herbeizureden versucht wird. Die Linie dieser Kolumne ist diesbezüglich absolut geradlinig. Ich bekomme wöchentlich Zuschriften von Unternehmern und Managern, die ihre Firmen darauf eingerichtet haben und vorbereitet sind.

      Aktien: Die selbstgefällige Stimmung, die sich besonders an den US-Börsen aufgrund der Kurserholung seit März breitgemacht hat, ist der sicherste Indikator dafür, dass die Baisse noch lange nicht zu Ende ist. Man darf sich vom Geschwätz der Kommenatatoren nicht irreführen lassen. Die Ueberraschungen werden auf der Abwärtsseite kommen. Die Auf- und Seitwärtsbewegung hat etwas länger gedauert, als ich angenommen habe. Sie liegt in den letzten Zügen. Man muss sich rechtzeitig auf die nächste Bewegung vorbereiten, sonst ist man auf der falschen Seite engagiert oder verpasst eine gute Gewinnchance. Aus diesem Grunde ist es wichtig, früh genug darauf hinzuweisen.
      Uebrigen, die Insider wissen das und verkaufen. In den letzten Wochen: e-Bay (41 Mio $), Microsoft (311 Mio $), Integr. Circ.Systems (58 Mio $) und Ted Turner hat 784 Mio $ AOL-TimeWarner verkauft.

      Gold: Wir sind noch nicht am Ende des Preisrückganges. In dieser Kolumne habe ich am 2. 12. 02 eine Marke von rund 200 $ angegeben. Ich denke, dass auch hier die Erholung zu Ende geht.

      Dollar: Der Dollar ist, wie ich es ebenfalls dort sagte, hart und rasch gefallen, sogar noch etwas weiter, als ich angenommen hatte. Die Erholung, die ich seit Mitte März erwarte, ist überfällig. Es ist gut möglich, dass sie sofort eintritt, jetzt, wo die Stimmung und die Nachrichten der Kommentatoren aufgrund der neuen Tiefstkurse vom Freitag am schlechtesten sind. Alle erwarten tiefere Dollarkurse und haben ganz gewichtige Gründe dafür: ein starkes Indiz, dass das Gegenteil kommen wird.

      Zinsen: Auch hier ist die Entwicklung am langen Ende (10- und 30-Jahres Bonds)noch etwas weiter nach unten gegangen. Es sind dennoch die letzten Schritte. Die Zinsen werden drehen.

      Zurück
      http://www.mzsg.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 01:46:23
      Beitrag Nr. 2.823 ()
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 21:54:09
      Beitrag Nr. 2.824 ()
      Es scheint so, als ob es den US-Konsumenten langsam die Luft abschnürt. So sieht`s aus:
      Interessant ist vor allem, daß während, oder kurz danach, aller "offiziellen" Rezessionen (graue Balken) seit 1959 die private Verschuldung abgebaut wurde.
      In allen, bis auf die jetzige (letzter graue Balken rechts). Wir sehen deutlich wie die blaue Linie nochmal so richtig "abgeht".

      Wenn das oben zitierte "kurz danach" auch diesmal zum Tragen kommt, dann wird`s richtig ungemütlich.






      Der Schuldenservice pro Haushalt in % des verfügbaren Einkommens für 2002 (was neueres habe ich nicht gefunden) liegt auch nicht gerade "am Boden".
      Und wie wir oben gelesen haben “Today’s new bankruptcy record is continued evidence that U.S. households continue to struggle with the burden resulting from consumer debts incurred in the 1990s,”scheint das Ende der Fahnenstange in Sicht.



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      Dollarkollaps signalisiert das "Ende des Systems"

      .....
      Schuld am Niedergang des Dollars ist - natürlich abgesehen von der Systemkrise - ganz offensichtlich, daß ausländische Investoren immer weniger darauf vertrauen, daß die USA ihr gewaltiges Zahlungsbilanzdefizit von 500 Mrd. Dollar - und dazu ein Haushaltsdefizit der Regierung von 300-400 Mrd. Dollar - weiter stützen können. Besonders die asiatischen Zentralbanken, die 80% der Devisenreserven der Welt halten, haben guten Grund, sich zu sorgen und nach Alternativen zum Dollar umzuschauen, so z.B. in Indonesien. Nachdem das staatliche indonesische Ölunternehmen Pertamina bekanntgab, es ziehe Ölgeschäfte in Euro in Erwägung, bestätigte der Berater des indonesischen Finanzministeriums Siregar, daß erwogen werde, den Euro als Außenhandelswährung einzuführen. Nach Angaben der Business Times aus Singapur hat die indonesische Zentralbank schon im Stillen 15% ihre (insgesamt 33 Mrd. $ umfassenden) Dollar-Devisenreserven in Euro umgetauscht. Malaysias Ministerpräsident Mahathir verwies darauf, daß der Dollar seit Anfang 2002 um 25% an Wert verloren hat und ein weiteres Sinken erwartet wird. Der staatliche Konzern Petronas solle sich überlegen, Ölgeschäfte in Euro abzuwickeln. Auf die Frage, ob ein solcher Schritt den USA nicht mißfiele, entgegnete Mahathir: "Es geht nicht darum, ob es den USA mißfällt, sondern darum, daß wir für unsere Güter einen Gegenwert bekommen."
      http://www.bueso.de/seiten/aktuell/an.htm#1

      Und das trotz solcher Nachrichten wie zur deutschen Steuerschätzung. Im Grunde müßten ALLE Währungen abwerten, nur wogegen dann noch....???



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      Währungsfonds warnt vor Deflation

      WASHINGTON (dpa). Der Internationale Währungsfonds (IWF) erkennt in Deutschland eine "beträchtliche" Deflationsgefahr, wenn das Wachstum so schwach bleiben sollte wie befürchtet. "Bei anhaltender Deflation besteht das Risiko einer Spirale fallender Preise, fallender Produktion, fallender Gewinne und Arbeitslosigkeit", warnt die Organisation.

      "Deutschland leidet unter einem schwachen makroökonomischen Umfeld, einem hohen und wachsenden Output-Gap, hoher Arbeitslosigkeit, Problemen des Bankensektors und hat wenig Handlungsspielraum", schreibt der IWF. Mit dem Output-Gap wird die Differenz zwischen möglicher und realer Wirtschaftsleistung beschrieben. Die Bundesrepublik wird der "Hochrisiko-Kategorie" zugeordnet. Anders als andere Länder habe sie wenig Bewegungsspielraum: einerseits wegen des Maastrichter Defizit-Kriteriums, andererseits, weil die Europäische Zentralbank wegen der Inflationsgefahren in anderen Ländern keine umfangreiche Zinssenkung in Erwägung ziehe.
      http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt…

      1.) Nochmal, platt ausgedrückt:

      Inflation=Schuldenaufbau/Kreditzunahme
      Deflation=Schuldenabbau/Kreditabnahme und damit Verknappung von Geld, da Geld nur aus Kredit entsteht.

      Und jetzt die Frage: Bei den ganzen Verschuldungszahlen, die ich hier immer wieder zeige, kommt das alles wirklich überraschend ? Als EIN Beispiel möchte ich auf einen Text vom 13.08.02 verweisen. Und was wird uns ständig erzählt ? Sülz, Halbwahrheiten, Lügen, Geblubber.....

      2,) Auch in obiger Nachricht wieder. ".....weil die Europäische Zentralbank wegen der Inflationsgefahren in anderen Ländern keine umfangreiche Zinssenkung in Erwägung ziehe." Die tatsächlichen Auswirkungen von Zinssenkungen könnt ihr u.a. hier einsehen.

      Dazu auch eine kurze Zusammenfassung der Lage:

      Deflation ist Realität
      - Zweckoptimismus am Ende
      - Beschönigung für niemanden gut
      - Überblick über Wirtschaftszahlen

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      Milliarden-Verlust-Warnung - Tokio unterstützt Resona

      Die japanische Regierung hilft der fünftgrößten Bank des Landes, der Resona Holdings, aus den gröbsten finanziellen Schwierigkeiten. Das Institut erhält vom Staat eine Kapitalspritze, nachdem es für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von umgerechnet 6,2 Mrd. Euro in Aussicht gestellt hat.
      .....
      Zur Begründung teilte die Führung in Tokio mit, sie wolle ein Übergreifen der massiven Kapitalprobleme des Instituts auf das gesamte Finanzsystem Japans verhindern.
      .....
      Obwohl weder die Bank noch die Regierung Angaben zur Höhe der Hilfen machten, berichtete die Zeitung "Nihon Keizai", Resona würde um Hilfen von zwei Bio. Yen (rund 14,8 Mrd. Euro) bitten.
      .....
      Zuletzt hatte die Tokioter Regierung im März 1999 7,45 Bio.Yen zur Rettung von Banken zur Verfügung stellte. Resona wurden strikte Kapitalanforderungen auferlegt, die das Institut praktisch unter staatliche Kontrolle stellen.

      Die Bank schätzt den Verlust im Geschäftsjahr 2002/2003 (zum 31. März) nun auf 838 Mrd Yen. Bei der letzten Prognose war die Gruppe noch von Verlusten über 290 Mrd. Yen ausgegangen. Ende vergangenen Jahres hatte Resona Einlagen über 34 Bio. Yen ausgewiesen. In der Bilanz waren zugleich die Problemkredite mit einem Volumen von 3,16 Bio. Yen ausgewiesen.
      http://www.n-tv.de/3161230.html

      Da brennts, aber ganz gewaltig !!

      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 22:37:59
      Beitrag Nr. 2.825 ()
      Die Höhe der Staatsschulden

      Die Schulden des Bundes, der Länder und der Gemeinden wachsen und wachsen. Die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler beweist dies eindrucksvoll. Seit Anfang 2003 steigen die Staatsschulden mit 1.669 € pro Sekunde und werden am Ende des Jahres die Höhe von 1.325.778.617.721 € erreicht haben. Zur Veranschaulichung dieser Zahl kann folgendes Beispiel dienen: Würden ab sofort keine Schulden mehr aufgenommen und würde die öffentliche Hand gesetzlich verpflichtet, jeden Monat eine Milliarde Euro an Schulden zu tilgen, so würde dieser Prozess mehr als 110 Jahre lang andauern müssen, um den Schuldenberg vollständig abzutragen. Am höchsten ist der Bund verschuldet; auf ihn entfallen 56,5 Prozent der Staatsschulden. Danach folgen die Länder mit knapp 31,5 Prozent und die Schulden der Gemeinden schlagen mit 7 Prozent zu Buche. Die Schulden des Erblastentilgungsfonds, des Bundeseisenbahnvermögens und des Steinkohlefonds sind seit 1999 in den Bundeshaushalt integriert und werden nicht mehr gesondert ausgewiesen. Das ERP-Sondervermögen, der Fonds “Deutsche Einheit” und der Entschädigungsfonds werden als Sondervermögen des Bundes weiterhin außerhalb des Bundeshaushaltes geführt. Deren Anteil an der öffentlichen Gesamtschuld beträgt 4,5 Prozent.
      Der Gesamtschuldenstand der öffentlichen Haushalte in Abgrenzung des Maastricht-Kriteriums erreichte im Jahr 2002 die Höhe von 60 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Die Defizitquote lag bei 3,75 Prozent.




      Die Gläubiger des Staates

      Mitte 2002 war der Staat mit rund 538 Milliarden Euro bei den inländischen Kreditinstituten und mit über 460 Milliarden Euro im Ausland verschuldet. Daneben haben Privatleute, Sozialversicherungen, Bausparkassen und Versicherungen dem Staat Kapital in Höhe von rund 244 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Nach Ende der jeweiligen Laufzeit der Kredite hat der Staat die Schulden zuzüglich Zinsen zurückgezahlt. Die jährliche Neuverschuldung sorgt allerdings dafür, dass die Staatsschulden weiter anwachsen. 2003 beläuft sich der Schuldenzuwachs des Staates voraussichtlich auf über 52 Milliarden €.




      Die Folgen der Verschuldung

      Wer Schulden macht, muss Zinsen zahlen. Der Staat muss heute schon mehr als jede sechste Mark, die er durch Steuern einnimmt, für Schuldzinsen ausgeben; der Bund sogar jede vierte. Dieses Geld fehlt an anderer Stelle, um die eigentlichen Aufgaben des Staates zu erfüllen. Auch wird dadurch der Spielraum für dringend notwendige Entlastungen auf der Steuer- und Abgabenseite eingeschränkt, und zwar erheblich.
      Hinzu kommt die zunehmende Empfindlichkeit des Staates gegenüber Zinsänderungen an den Geld- und Kreditmärkten. Erhöhen sich die Zinsen mittelfristig um nur einen Prozentpunkt, steigen die Zinskosten allein des Bundes um 7,7 Milliarden Euro pro Jahr. Und jede zusätzlich aufgenommene Milliarde Euro an neuen Schulden belastet nachfolgende Haushalte – und damit die Steuerzahler – mit 50 Millionen Euro an fällig werdenden Zinszahlungen. Alleine in 2003 muss der Bund für Zinsen über 38 Milliarden Euro ausgeben.
      Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen, denn die Schulden, die der Staat heute macht, müssen wir oder uns nachfolgende Generationen später in Form von Steuern zurückzahlen. Auch die spektakuläre Schuldentilgung des Bundes mittels der Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen in Höhe von 50,8 Milliarden Euro zur Jahreswende 2000/2001 hat an der Dramatik der Verschuldungssituation nichts geändert. Denn bei einer gesamtwirtschaftlichen Nettokreditaufnahme von über 60 Milliarden Euro jährlich ist die Entlastung durch die Schuldentilgung schon nach knapp einem Jahr wieder zunichte gemacht. Geblieben sind nur die dauerhaften Zinsentlastungen von 2,5 bis 3 Milliarden Euro durch die Schuldenreduktion, die allerdings Jahr für Jahr in Ausgabenprogrammen versickern und nicht etwa zum weiteren Schuldenabbau genutzt werden. Damit wird deutlich, dass auch die bestgemeinte Schuldentilgung nicht viel wert ist, solange die Neuverschuldung auf einem hohen Niveau verharrt. Somit ist gerade sie, und nicht nur der Schuldenstand, einer der wichtigsten Indikatoren zur Beurteilung der Entwicklung der Staatsfinanzen.
      Besonders zweifelhaft erscheint diese Tatsache unter dem Aspekt, dass der Bund in 2003 rund 90 Prozent seiner Ausgaben für Konsumzwecke verwendete. Es muss also später für einen Großteil dessen gezahlt werden, was zu diesem Zeitpunkt dann schon längst vom Staat verkonsumiert wurde und somit keinen Nutzen mehr stiften kann, wie dies bei Investitionen der Fall wäre.




      Die Ursache der Staatsverschuldung

      Für die Entstehung der Schulden verantwortlich sind die von uns gewählten Politiker in den Parlamenten, die über die Einnahmen und Ausgaben des Staates entscheiden. Wenn die Einnahmen, vor allem die Steuern, nicht ausreichen, die Ausgaben zu decken, entscheiden sich viele Politiker dafür, Schulden zu machen.
      Politiker wollen wiedergewählt werden. Viele glauben, sich bei den Wählern beliebt zu machen, wenn sie Wahlgeschenke verteilen, denn die Bürger haben viele Wünsche, deren Erfüllung sie sich vom Staat erhoffen. Dabei vergessen sie jedoch leicht, dass die Erfüllung der Wünsche dazu führt, dass der Staat zuviel Geld ausgibt. Ein Übriges trägt das bestehende Mischsystem im Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern bei, bei dem die Kosten und die Verantwortlichkeiten verschleiert werden. Niemand ist heute in diesem System mehr imstande nachzuvollziehen, ob die gezahlten Steuern und Abgaben auf einer Kommunal- oder Landesebene in Projekte und Investitionen fließen, die dieser Ebene auch zugute kommen. Der Zusammenhang zwischen Leistung und Gegenleistung wird verwischt und das trägt auch ein großes Stück zum viel beschworenen Steuerunmut bei.




      Die Grenzen der Staatsverschuldung

      Zwei Grenzen nennt der Vertrag von Maastricht aus dem Jahre 1992: Die jährliche Neuverschuldung darf in der Regel maximal drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen und der Schuldenstand darf sich insgesamt auf höchstens 60 Prozent des BIP belaufen. Die Neuverschuldungs-Grenze wird in 2002 deutlich überschritten, weshalb die EU-Kommission ein Sanktionsverfahren gegen Deutschland auf den Weg gebracht hat.
      Der Artikel 115 Grundgesetz verbietet dem Bund, mehr Kredite als die Höhe der im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben für Investitionen aufzunehmen. Eine Überschreitung dieser Grenze ist nur zur Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts gestattet. Was wie eine klare Grenze aussieht, ist in der Praxis aber unscharf, denn der Investitionsbegriff ist längst nicht einheitlich geklärt. Seine Konkretisierung beschäftigt schon seit mehreren Jahren so namhafte Institutionen wie das Bundesverfassungsgericht, den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen und hat gerade unter ihnen immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten geführt.
      Der Hintergedanke dieser Bindung der Kreditaufnahme an möglichst nachhaltige Investitionen ist der, dass wenn sich der Staat schon zu Lasten künftiger Generationen verschuldet, diese wenigstens auch einen Nutzen daraus ziehen sollen. Die Unwirksamkeit dieser Schuldengrenze ist angesichts des heutigen Schuldenstandes offensichtlich. Deshalb fordert der Bund der Steuerzahler schon seit Jahren ein verfassungsmäßiges Verbot der Neuverschuldung, das eine Kreditaufnahme bei einer normalen Auslastung des Produktionspotentials untersagt. Nur bei dessen Unterauslastung sollte eine Kreditaufnahme allenfalls in Höhe auslastungsbedingter Mindereinnahmen und Mehrausgaben zulässig sein.
      Auch das Gesetz über die Deutsche Bundesbank musste im fortschreitenden Prozess der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion dahingehend geändert werden, dass ihr keine Kreditvergaben an den Staat mehr erlaubt sind.
      Nach dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 darf der Staat sich nur in wirtschaftlich schlechten Zeiten zusätzlich verschulden, um die Abschwächung der allgemeinen Wirtschaftstätigkeit über höhere Ausgaben zu bekämpfen. Allerdings wurde in der Vergangenheit dabei immer wieder gerne verschwiegen, dass in wirtschaftlichen Aufschwung- und Boomphasen bei hohen Einnahmen entsprechend Rücklagen zu bilden bzw. Minderausgaben zu tätigen sind. Mittel dazu sind in diesem Gesetz sogar ausdrücklich genannt. Statt dadurch für schlechte Zeiten verantwortungsbewusst vorzusorgen, wurden die fetten Jahre zu einer weiteren Ausdehnung der Staatstätigkeit benutzt. Die Staatsquote in Deutschland beträgt deshalb mittlerweile 48,5 Prozent.




      Die Probleme bei den Verschuldungsgrenzen

      Es ist nicht einheitlich festgelegt, was unter einer Investition des Staates zu verstehen ist. Ebenso unterschiedlich sind die Auffassungen darüber, wann die wirtschaftliche Lage als so schlecht zu bezeichnen ist, dass eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts vorliegt. Ende 2002 hat der Bundesfinanzminister diese Störung zwar festgestellt, um das Überschreiten der Verschuldungsgrenze laut Grundgesetz rechtfertigen zu können. Tatsächlich kann er dies aber gar nicht alleine, denn er muss sich dazu zusätzlich die Zustimmung der Deutschen Bundesbank und des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einholen. Zudem muss laut Bundesverfassungsgericht das Überschreiten der Verschuldungsgrenze geeignet sein, um der Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beseitigen. In Deutschland ist das 2002 nach Expertenmeinung allerdings nicht der Fall. Problematisch ist es auch, dass Art. 115 des Grundgesetzes nur für den Haushaltsplan gilt. Das heißt, wenn die Neuverschuldung nach Verabschiedung des Haushaltsplanes durch das Parlament später die Investitionssumme übersteigt, hat dies bisher keinerlei Konsequenzen.
      Die Politiker haben also die Möglichkeit, in einem gewissen Rahmen die Begriffe Investition und schlechte Wirtschaftslage nach eigenen Vorstellungen und Wünschen auszulegen. Ein weiteres Problem ist, dass Politiker leicht der Versuchung unterliegen, die Steuereinnahmen bei einem Wirtschaftsaufschwung nicht zur Tilgung von Schulden, sondern für neue Staatsausgaben zu verwenden, um sich die Gunst der Wähler zu erhalten.
      Die Tatsache, dass etwa zum Entwurf des Bundeshaushaltes 1999 erst Mitte des Jahres 1999 das entsprechende Gesetz erlassen wurde, ist ein Beleg dafür, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit an eine zuverlässige Ausgabenplanung und Ausgabenkontrolle auseinander klaffen. Denn Ausgaben, die ohne bindendes Haushaltsgesetz in der ersten Jahreshälfte getätigt oder vertraglich fixiert wurden, können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Somit ist ein Übersteigen der Ausgabengrenze in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr weit entfernt.




      Die Entwicklung der Staatsausgaben

      Es gibt zwei Ausgabenblöcke, die in fast allen öffentlichen Haushalten bedrohlich anwachsen: Die Schuldzinsen und die Ausgaben für Versorgungsleistungen.
      Alle staatlichen Ebenen hatten trotz niedriger Zinsen im Jahr 2002 alleine 72 Milliarden Euro an Zinsen zu zahlen. Die öffentlichen Haushalte sitzen in einer Verschuldungsfalle! Die Staatsverschuldung droht außer Kontrolle zu geraten, weil die Zinsbelastung für die Schulden der Vergangenheit die heutige Verschuldung in die Höhe treibt. Es müssen nämlich Kredite aufgenommen werden, um Zinsen zu zahlen. Die statistische Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 2002 rund 15.500 Euro.
      Bund, Länder und Gemeinden beschäftigen etwa 5 Millionen Menschen direkt. Rechnet man die mittelbar Beschäftigten hinzu, so kommt man auf insgesamt 6,432 Millionen im Jahr 1998. Damit ist jeder fünfte abhängig Erwerbstätige beim Staat beschäftigt.
      Die Altersversorgung der über 800.000 Versorgungsempfänger – vor allem pensionierte Beamte – kostete im Jahr 2000 rund 22 Milliarden Euro. Es ist absehbar, dass die Zahlungen für Pensionen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sprunghaft steigen werden, wenn die heutigen Beamten in Pension gehen. So rechnet die Bundesregierung in ihrem Versorgungsbericht damit, dass die Versorgungsausgaben im Jahr 2040 sogar auf 90 Milliarden Euro ansteigen werden. Diese Belastungen werden vor allem die Bundesländer zu schultern haben, da sie die meisten Beamten (Lehrer, Hochschulpersonal, Polizisten, etc.) beschäftigen.




      Die Ausgaben und die Verschuldung des Staates müssen verringert werden!

      Viele Experten fordern, eindeutige und zwingende Obergrenzen für die Staatsverschuldung einzuführen. Steuererhöhungen sind nach Auffassung des Bundes der Steuerzahler keine Lösung, denn die Bürger und die Wirtschaft sind schon heute über Gebühr belastet. Also bleibt alleine die Senkung die Staatsausgaben. Der Staat sollte sich auf wichtige Aufgaben beschränken, z.B. auf die Wahrung der äußeren und inneren Sicherheit, Bildung, ein gewisses Maß an sozialem Ausgleich und den Schutz natürlicher Lebensgrundlagen. Viele öffentliche Aufgaben sollten nach einer Verwaltungsreform bürgerfreundlich, sparsam und wirtschaftlich erledigt werden. Das bedeutet mehr Eigenverantwortung der Bürger, weniger Beschäftigte im öffentlichen Dienst und mehr Chancen für private Anbieter von Leistungen, die der Staat heute erbringt.

      © Bund der Steuerzahler, Februar 2003
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      Ja ,da kann man auf Brechen und Biegen sparen und es wird trotzdem nicht helfen, dieses Zinssytem ist zum Scheitern verurteilt.
      Man muss sich mal vorstellen, in einer Sekunde vermehren sich die Schulden um 1.669 € , dass heißt das Geld wandert ohne Gegenleistung in die Taschen der Superreichen , man könnte Sie auch Geldschmarotzer nennen.
      Ist doch klar, das dann das Geld an wichtiger Stelle fehlt.
      Ohne Geld wird der Bedarf nicht zur Nachfrage,weil das Geld bei denen gelandet ist, die Geld im Überfluss haben,wo das Geld ohne Bedarf ist. Die Nachfrage nach Zinsen vermehrt sich, aber nicht der Investitionen,Waren und Dienstleistungen.

      Anstatt hier anzupacken , versuchen die Politiker durch Einsparungen und Steuererhöhungen beim einfachen Bürger
      die Symptome zu lindern.
      Es kann nur schlimmer werden, weil das leider keine Lösungen sind.

      Die Ursache wird verschwiegen oder wo anders gesehen.
      Der Staat sagt , es muss Reformen geben, da bin einer Meinung, aber unter Reform versteht man eine Verbesserung.
      Hier wird aber eine Verschlechterung als Reform verkauft.
      Das Wort "Reform" wird regelrecht vergewaltigt.
      Verbesserungen erfahren leider nur die "Geldschmarotzer".

      Geschichte wird nur dann wiederholt,
      wenn man aus Ihr nicht gelernt hat.
      Hier scheint das der Fall zu sein.
      Leider!:mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 22:39:36
      Beitrag Nr. 2.826 ()
      Rolle und Bedeutung von Zinsderivaten

      .....
      Im April 2001 wurden an den Terminbörsen täglich Zinskontrakte im Wert von 2,2 Billionen US-$ umgesetzt, beinahe das Doppelte im Vergleich zu Mitte der neunziger Jahre. Noch grˆöere Zuwächse waren im außerbörslichen Geschäft zu verzeichnen, wo sich der Umsatz von Zinsderivaten im gleichen Zeitraum auf 0,8 Billionen US-$ mehr als verdreifachte. Der Nennwert aller offenen Zinskontrakte - börslich und außerbörslich - lag Ende Juni 2001 mit 93 Billionen US-$ um ein Mehrfaches über dem Nominalwert aller ausstehenden Anleihen (36 Billionen US-$).
      .....
      Der außerbörsliche Derivatehandel, der so genannte Over-the-Counter-Markt (OTC), verzeichnete in den letzten Jahren noch stärkere Zuwächse als die Terminbörsen. Ende Juni 2001 betrug der Nennwert aller offen stehenden, außerbörslichen Zinskontrakte mit 76 Billionen US-$ gut das Vierfache desjenigen der börsennotierten Zinsderivate (17 Billionen US-$). Drei Viertel dieses Betrags entfielen auf Zinsswaps, 14% auf Optionen und 10% auf Forward Rate Agreements.
      .....
      Der Markt ist sehr konzentriert: Gut die Hälfte aller Transaktionen in außerbörslichen Zinsderivaten finden zwischen rund 60 Instituten - davon sieben aus Deutschland - statt. In einzelnen Bereichen gibt es nur eine handvoll Akteure, die den Großteil der Umsätze unter sich ausmachen.
      .....

      Stabilität des Finanzsystems

      Mögliche Risiken für die Stabilität des Finanzsystems sind in erster Linie mit dem außerbörslichen Derivatehandel verbunden, da sich dieser auf eine vergleichsweise geringe Anzahl von Intermediären mit einer vielfältigen Präsenz in den verschiedenen Marktsegmenten konzentriert. Über die Auswirkungen, die der plötzliche Zusammenbruch eines bedeutenden Marktmachers auf die Stabilität des Finanzsystems haben kann, liegen bislang zwar keine gesicherten empirischen Erfahrungen vor. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Derivatemärkte liquide genug sind, um die rasche Auflösung umfangreicher Positionen ohne größere Verwerfungen zu ermöglichen. Problematischer als der Zusammenbruch einzelner Institute sind indes Schieflagen, die mehrere Institutionen betreffen. Die Erfahrungen vom September und Oktober 1998 zeigen, dass in diesen Fällen schnell die Grenze der Resistenzfähigkeit der Märkte erreicht werden kann.
      .....
      In Deutschland werden Derivate in der Regel erst bei Fälligkeit bilanzwirksam. Zuvor gelten sie als schwebende Geschäfte, die in der Bilanz nicht erscheinen, sondern allenfalls in den Erläuterungen zum Jahresabschluss erwähnt werden.
      .....
      Eine weitere Schwierigkeit bei der Bilanzierung außerbörslicher Derivate liegt im Fehlen eines beobachtbaren Marktpreises, zu dem offene Positionen bewertet werden können. Während es für Produkte von der Stange, wie einfache Swaps oder Optionen, anerkannte Preismodelle gibt, ist die Bewertung komplexer Derivate oft nur schwer nachvollziehbar. Aus den genannten Gründen ist die finanzielle Lage der großen Akteure an den Derivatemärkten für Außenstehende nur schwer einzuschätzen.
      .....

      Aus:Deutsche Bundesbank Monatsbericht Januar 2003

      ________________

      So, jetzt lehnt euch mal zurück und laßt einfach mal die Dimensionen der Zahlen auf euch wirken. Nur zum Vergleich:
      BIP BRD bei ca. 2 Bill. € ($)

      BIP USA ca. 10 Bill. $
      Täglicher Umsatz Derivate 2 Bill. $

      Summe austehender Derivate 93 Bill. $ (also mal eben knapp das 10-fache)



      Interessant finde ich auch noch folgende Aussagen:

      "...In einzelnen Bereichen gibt es nur eine handvoll Akteure..."

      Risikostreuung ?? Und das bei 93 Bill. $. Na ja...

      "...die in der Bilanz nicht erscheinen..."

      Zwar bei Fälligkeit dann schon (immerhin), aber was da so "zwischendrin" passiert...


      Natürlich können "die" sich damit in allen möglichen Richtungen positionieren/absichern, aber bei solchen Größenordnungen nähert sich das in meinen Augen russischem Roulette. Allerdings muß ich zugeben, daß ich nicht gerade als Fachmann durchgehe, dies also nicht wirklich "fachmännisch" einschätzen kann. Trotzdem, die Zahlen an sich sind schon interessant genug, um hier gezeigt zu werden.


      Und noch was:
      In dem Schaubild wird die Entwicklung der Kapitalströme, des Welthandelsvolumens und des realen Welt-BIP für die Jahre von 1975-2000 dargestellt.
      Die Kapitalströme weisen mit großem Abstand den steilsten Wachstumstrend auf, besitzen aber auch die größte Volatilität. Das Wachstum des Welthandels lag höher als das Wachstum des Welt-BIP.

      Die Werte für 1975 sind für alle drei Zeitreihen auf 100 normiert worden. Die Zeitreihen der drei Indizes besitzen einen logarithmischen Maßstab. Im Jahr 2000 lagen die Indizes der Kapitalströme, des Welthandel und des Welt-BIP ungefähr bei 3.000, 400 und 220.




      http://www.bmwi.de/wirtschaftsbericht02/
      begriff_globalisierung/figure_handelsvolumen.jsp





      Was das noch mit "tatsächlichem Wirtschaften" zu tun hat, ist mir schleierhaft. Willkommen im globalen Casino !


      http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Derivate.html
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 22:45:58
      Beitrag Nr. 2.827 ()
      19.5.03 Japan fürchtet eine neue Bankenkrise

      Regierung rettet fünftgrößte Finanzgruppe Resona mit Milliardenhilfe vor dem Konkurs


      Tokio - - Japans Bankentürme wackeln wieder, und die Manager erwarten voller Sorge die Börseneröffnung am Montag. Die Resona Holdings Inc. hat das handelsfreie Wochenende für ihre Hiobsbotschaft genutzt: Die fünftgrößte Bankengruppe des Landes kann nicht mehr alleine bestehen, wird eine staatliche Kapitalspritze beantragen.

      Eilig berief die Regierung die Sondersitzung eines Finanzausschusses ein und verkündete, dass staatliche Hilfe gewährt werde. Für die Sicherheit der privaten Kundeneinlagen wird ebenfalls garantiert. "Ich werde eine Finanzkrise nicht zulassen", sagte Premierminister Junichiro Koizumi.

      Zuvor war schon das Direktorium der Zentralbank zu einer Notsitzung zusammengetreten und hatte der Bank ausreichend Liquidität für die kommenden Tage zugesagt. Finanzminister Masajuro Shiokawa kehrte früher als geplant vom G-8-Treffen in Deauville zurück. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehe er keinerlei Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft, versuchte Shiokawa noch in Frankreich zu beruhigen. "Dies wird weder die Fluktuation der Wechselkurse, noch den Handel beeinflussen."

      Regierung und Finanzaufsicht nannten am Sonntag noch keinen Betrag für die Rettung Resonas. In japanischen Medien, darunter dier angesehene Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai" und die konservative Tageszeitung "Yomiuri", wurde allerdings mit bis zu zwei Billionen Yen gerechnet, fast 15 Mrd. Euro. Diese Summe wäre notwendig, um die Eigenkapitalquote von Resona wieder über zehn Prozent zu heben.

      Das Resona-Management rief um Hilfe, nachdem die Eigenkapitalquote der Holding deutlich unter vier Prozent gefallen war. Kreditausfälle und Kursverluste an den Kapitalmärkten hatten die Reserven aufgezehrt.

      ... Wegen Resonas Konzentration auf das japanische Geschäft, hofft die Regierung, dass die Schieflage an den internationalen Märkten keine Turbulenzen hervorrufen wird. ... (Welt, 19.5.03)
      Kommentar: Der Fall einer Großbank könnte die momentane Wirtschaftskrise international erheblich verschärfen. Sehr schnell kann dann die deflationäre Tendenz in eine richtige deflationäre Abwärtsspirale verwandelt werden, die durch nichts mehr aufzuhalten ist - außer einem neuen Krieg.
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      Währungsexperten hissen die rote Flagge

      Euro-Anstieg auf 1,45 Dollar könnte Gewinnlawine lostreten


      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Der Dollar-Sturzflug bereitet nicht nur den Vorständen exportorientierter Konzerne schlaflose Nächte, sondern reißt nun auch die für ihre Schnelligkeit nicht gerade bekannten Analysten aus dem Schlaf. Aufgeschreckt von einem Euro-Anstieg gegenüber dem Dollar um über ein Drittel in nur zwölf Monaten - allein am Freitag schoss die europäische Gemeinschaftswährung um über zwei Prozent auf ein Vierjahreshoch - beginnen die Finanzprofis nun emsig ihre Prognosen anzupassen. ... Fast schon zwangsläufig werfen die Strategen der Deutschen Bank neben ihrer Horror-Euro-Prognose eine Studie in die allgemeine Diskussion, die die Effekte der Währungsverschiebungen auf die Gewinne der europäischen Konzerne untersucht. Danach fallen die Ergebnisse der 359 größten Konzerne des alten Kontinents im Schnitt um 4,7 Prozent pro zehnprozentigem Dollar-Einbruch. Wird die Prognose der Deutschbanker von 1,45 Dollar pro Euro Wirklichkeit, käme dies einer Gewinnlawine gleich.

      Besonders betroffen von der Wucht der Währungsverschiebungen sind nach Berechnungen der Deutschen Bank hiesige Konzerne. So rasiert ein zehnprozentiger Dollarabsturz die Gewinne etwa von Porsche um fast ein Drittel. Zwar seien viele Unternehmen noch mit Termingeschäften abgesichert. Doch dies verzögere nur den Effekt um ein bis zwei Jahre. "Die Gewinnerwartungen müssen noch weiter gesenkt werden", lautet die Konklusion der Deutsche-Bank-Strategen. ... (Welt, 19.5.03) Kommentar: Der US-Dollar ist weltweit eine der überbewertesten Währungen überhaupt. Das trotz Abwertung immer noch steigende Handelsbilanzdefizit beweist eindrucksvoll, wie weit diese Währung eingetnlich noch allen muß, zum überhaupt einen fairen Kurs zu erreichen. Dieser nun einsetzende Dollarverfall wird die deutsche Exportindustrie erheblich treffen und bei uns die Wirtschaftskrise verstärken.
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      19.5.03 USA will vorerst keine irakische Regierung


      Die US-Regierung will die politische Kontrolle im Irak vorerst nicht aus der Hand geben. Washington habe die für Anfang Juni angekündigte Ernennung einer irakischen Übergangsregierung auf unbestimmte Zeit verschoben, erklärten irakische Politiker am Wochenende. Gleichzeitig versprach die US- Zivilverwaltung im Irak, mit mehr Soldaten und verstärkten Patrouillen in Bagdad künftig für mehr Sicherheit zu sorgen.

      HB/dpa BAGDAD/WASHINGTON. Die arabische Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“ berichtete am Sonntag unter Berufung auf Vertreter irakischer Parteien, der neue US- Zivilverwalter Paul Bremer habe bei einem Treffen am Freitagabend mitgeteilt, wegen der großen Differenzen zwischen den verschiedenen irakischen Gruppierungen habe Washington entschieden, vorerst keine irakische Übergangsregierung einzurichten. Geschaffen werden solle nur eine irakische Übergangsverwaltung, die den Besatzungsmächten beim Wiederaufbau zur Seite stehen solle.

      Die ehemaligen Oppositionsgruppen zeigten sich enttäuscht darüber. Seit dem Einmarsch der US-Armee im Irak hat die Bevölkerung immer wieder gefordert, die Amerikaner sollten die Macht einer irakischen Übergangsregierung übergeben, wobei ein Teil der Bevölkerung gegen eine Ernennung dieser Regierung und für freie Wahlen ist.... (Handelsblatt.com, 18.5.03)
      Kommentar: Anstatt wie versprochen im Irak nun die Demokratie einzuführen, wird eine Besatzungsregierung etabliert. Dies ist ein Indiz dafür, daß es im Irak nie um Massenvernichtungswaffen, oder Sturz eines Diktators ging, sondern darum, die Bodenschätze auszubeuten.
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      Wiederholung

      Merkel will Deutsche länger arbeiten lassen

      Frankfurt/Main - Als Ausweg aus der derzeitigen Wirtschaftskrise hat CDU-Chefin Angela Merkel längere Arbeitszeiten in Deutschland vorgeschlagen. Sie sei sich sicher, dass die meisten Bürger bereit seien, ein bis zwei Stunden mehr pro Woche zu arbeiten, "weil damit ihr Arbeitsplatz sicherer würde und sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". Zur Sicherung des Wohlstands brauche es eine Aufbruchstimmung in Deutschland. Die Bundesrepublik müsse endlich weg vom Tabellenende in Europa bei Wachstum und Investitionen. "Jeder wird dazu seinen Teil beitragen müssen", sagte sie. Schließlich würden auch den Beamten gerade längere Arbeitszeiten verordnet. ... (Welt, 19.5.03)
      Kommentar: Die Politik scheint völlig ratlos zu sein. Wie sollen denn bei höheren Arbeitsstunden mehr Arbeitsplätze entstehen? Dabei wird heute schon mehr geleistet als je zuvor in der Geschichte. Im zinsfreien Mittelalter arbeiteten die Menschen im Schnitt nur 35 Stunden und das bei bis zu 150 arbeitsfreien Tagen im Jahr!

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      schrieb am 19.05.03 22:48:30
      Beitrag Nr. 2.828 ()
      Euro-Sentiment:



      Skeptischer Unterton verfliegt

      Potenzielle Rückschläge treffen auf gute Nachfrage


      Börsen-Zeitung, 20.5.2003
      gol Frankfurt - Die hochexplosive Mischung aus Euro-Skeptikern und Short-Spielern, über die wir beim letzten Mal berichtet haben, hat sich in den vergangenen beiden Handelstagen entladen. Dabei startete der Euro die vergangene Woche mit einer Korrekturbewegung - der ersten seit Anfang April. Diese Abwärtsreaktion währte aber nur kurz und betrug gerade einmal 2,1 %. Dann tobte am Freitag wieder die Hausse und hievte den Euro auf ein neues Vierjahreshoch. Diese Entwicklung war ein klarer Beleg dafür, dass es zwar viele gab, die sich nach einer kräftigen Korrektur sehnten, aber letztendlich nur wenige wirklich zum Zuge kamen.

      Unter den jüngsten Euro-Käufern müssen sich auch einige der von der Deutschen Bank befragten Akteure befunden haben. Das signalisieren zumindest die neuesten Verschiebungen in der Euro-Stimmung. Doch nur wenige konnten wirklich aus dem jüngsten Pullback Kapital schlagen. Das lag daran, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer bevorzugt zu Preisen unter 1,12 Dollar ihren Wiedereinstieg plante. Daher ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil der Entscheidung, auf einen steigenden Euro zu setzen, unter dem Druck steigender Kurse zustande kam. Im von Cognitrend ermittelten Bull/Bear-Index macht sich dies durch einen leichten Anstieg bemerkbar.

      Der skeptische Unterton, der die Euro-Rally der vergangenen Wochen begleitete, scheint zwar etwas zu verfliegen. Von einem neuen, überschwänglichen Optimismus kann jedoch keine Rede sein. Dennoch könnte das positive Aufflackern im Sentiment den Startschuss für eine weitere heiße Marktphase bedeuten: die Kapitulation. Händler sind nun bereit, Preise für den Euro zu bezahlen, die sich vor kurzem noch niemand vorstellen konnte. Das bedeutet, dass ein steigender Euro von weniger Angebot begleitet werden wird. Rückschläge werden hingegen auf solide Nachfrage treffen.




      Börsen-Zeitung, 20.5.2003




      Zurück
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      schrieb am 19.05.03 22:59:39
      Beitrag Nr. 2.829 ()
      Studie
      Ein schwacher Dollar ist oft eine Last für die Weltbörsen





      19. Mai 2003 Der schwache Dollar sorgt am Devisenmarkt für Gesprächsstoff. Doch die Auswirkungen dieser Entwicklung sind nicht nur auf dieses Segment beschränkt. Der nachhaltig veränderte Wechselkurs-Trend beschäftigt natürlich auch die Unternehmen. Und über den währungsbedingten Einfluß auf die Ergebnisse hat dies wiederum Folgen für die Aktienmärkte.

      Die Analysten bei der Credit Suisse First Boston (CSFB) haben sich deshalb näher mit der Frage befaßt, was historisch gesehen ein fallender Dollar an den Börsen bewirkt hat. In einer Studie kommen die Experten dabei zu der Erkenntnis, daß die Weltbörsen in Zeiten eines fallenden Dollar oft schwach tendierten.

      Europäische Aktien schneiden in Dollar gerechnet oft sogar besser ab

      In den Phasen, in denen der Dollar über sechs Monate hinweg Schwäche zeigte, sind die Aktien in zwei Drittel der Fälle gesunken. Die CSFB-Analysten erklären diese Entwicklung damit, daß ein fallender Dollar in der Regel mit einer Wachstumsabschwächung in Amerika einhergeht und damit auch mit einem schwächer werdenden Weltwirtschaftswachstum.

      Da die Anleger dazu neigen, die Währungseffekte zu unterschätzen, dauert es in der Regel drei bis sechs Monate, bis sich die Wechselkursveränderungen in den Aktienkursen niederschlagen. Auf lokaler Währungsbasis ist es in Zeiten eines nachgebenden Dollar in zwei Drittel der Fälle so, daß europäische Aktien schlechter abschneiden als amerikanische. Doch in Dollar gerechnet, schneiden europäische Titel in 70 Prozent dieser Fälle besser als ihre Pendants in Amerika ab.

      Defensive Titel in der Favoritenstellung

      Auf die einzelnen Branchen herunter gebrochen, zeigt der Rückblick, daß bei einem festen Euro die Branchen Getränke, Versorger, Nahrungs- und Pharma-Einzelhandel, Lebensmittelproduzenten und ganz allgemein der Einzelhandel am besten abschnitten. Daß defensive Sektoren vergleichsweise gut abschneiden, ist aber nicht nur mit dem Dollar zu erklären, sondern ganz einfach damit, daß der schwache Dollar wie erwähnt oft mit einer schwachen Weltkonjunktur einhergeht. Dazu paßt es auch, daß die konjunktursensitiveren Branchen Stahl, Rohstoffe, Weltraum und Rüstung, Freizeit, Elektronik-Ausrüster und Maschinenbau am schlechtesten abschnitten.

      Zu den potentiellen Gewinnern auf Unternehmensebene gehören Gesellschaften mit einem hohen Block an Kosten, die in Dollar anfallen und deren Einnahmen vornehmlich in Euro erzielt werden. Zu diesen Gesellschaften zählen Fluglinien wie EasyJet, Iberia und Ryanair. Gut stehen in solchen Phasen auch Unternehmen dar, deren Schuldenlast in Dollar denominiert sind. Dazu zählen die Telekomkonzerne Deutsche Telekom und British Telecom. Ebenfalls begünstigt werden Gesellschaften, deren Dollar-Kosten höher ausfallen als die Einnahmen in Dollar. Dazu gehören laut CSFB Titel wie BSkyB, Michelin oder Hennes & Mauritz.

      Dollar-Schuldner werden begünstigt

      Herausgestellt werden auch noch Unternehmen, bei denen der Anteil der kurzfristigen Schulden hoch ist im Verhältnis zur Marktkapitalisierung. Zu erklären ist dieser Umstand damit, daß ein fallender Dollar der Europäischen Notenbank Spielraum für Zinssenkungen gibt, da die Importpreise fallen. Konkret werden in dieser Hinsicht von CSFB Titel wie Peugeot, Renault, DaimlerChrysler, Michelin, KarstadtQuelle, Alstom, St. Gobain, Alitalia, KPN und Endesa genannt.

      Zu guter Letzt werden noch die europäischen Konsumwerte als Profiteure hervorgehoben. Das hat damit zu tun, daß diese Unternehmen von den sinkenden Importpreisen begünstigt werden und der dadurch steigenden Kaufkraft der Konsumenten. Zudem stimulieren die fallenden Zinsen über günstige Kredite die Nachfrage noch einmal zusätzlich.

      Umgekehrte Ergebnisse in Amerika

      In die Liste der Verlierer eines schwachen Dollar müssen gemäß CSFB dagegen alle europäischen Unternehmen eingruppiert werden, die international aktiv sind, eine hohe Korrelation zwischen dem eigenen Aktienkurs und dem Dollar aufzuweisen haben und die einen hohen Umsatzanteil in Amerika erzielen. Konkret werden unter Berücksichtigung dieser Kriterien Atlas Copco, Thomson Multimedia, Alstom, Siemens, EADS und Schneider genannt.

      Umgekehrt läßt sich mit Blick auf Amerika festhalten, daß dort die Branchen Halbleiter und Halbleiter-Ausrüster, Hardware, Tabak, Haushaltsprodukte und Getränke von einem schwachen Dollar begünstigt werden, da diese einen hohen Umsatzanteil im Ausland erzielen. Historisch betrachtet haben am besten aber die Sektoren Gesundheit, Versicherungen, Pharma und Versorger abgeschnitten. An konkreten Namen werden in der Studie unter anderem Titel wie Caterpillar, Ingersoll Rand, Deere, Electronic Arts, McDonald´s, Coca Cola, Texas Instruments, Intel und AMD erwähnt.

      Text: @JüB
      FAZNET.DE
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      schrieb am 19.05.03 23:04:09
      Beitrag Nr. 2.830 ()
      Der Ruf nach den Devisen-Sheriffs
      von dde/hz.

      Wenn es hart auf hart kommt, rufen selbst markttreue Anleger und Firmenchefs nach dem staatlichen Interventions-Sheriff. So auch im Fall des scheinbar unaufhörlich fallenden Dollars. Denn die Euro-Stärke ist verheerend für die europäische Exportwirtschaft und droht die ohnehin lahmende Konjunktur des alten Kontinentes in Gänze abzuwürgen. Für eine Intervention gibt es zwei Wege. Zum einen können die Finanzminister die Devisenkurse durch öffentlichkeitswirksame Erklärungen beeinflussen. Noch wirksamer ist dieses Instrument, wenn die Notenbanken mit ins Boot geholt werden. Sie können durch gezielte Käufe und Verkäufe die Währungsentwicklung beeinflussen. Insbesondere an Wendepunkten erweist sich eine Intervention als effektiv. "Den Trend bei Wechselkursen zu brechen", das ist die Motivation einer Zentralbank. Zu diesem Ergebnis kam schon 1999 eine Umfrage der Bank für internationalen Zahlungsausgleich unter 44 Notenbanken. Auch die europäischen Geldhüter stellten in ihrem Monats-Bulletin im Oktober 2000 die Wirksamkeit von Eingriffen am Devisenmarkt fest.


      Doch die Historie lehrt, dass staatliche Eingriffe am Devisenmarkt langfristig nur selten Wirkung zeitigen. So stemmt sich die japanische Notenbank seit Mitte der 90er Jahre mit nur wechselndem Erfolg gegen eine Yen-Aufwertung. Positiv im Gedächtnis sind Anlegern vor allem zwei groß angelegte Interventionen, 1985 und 1987. Im Plaza-Abkommen von 1985 verpflichteten sich die fünf größten Industriestaaten (G5), den Dollar abzuwerten. In der Folgezeit kam es zu koordinierten Devisentransaktionen und der Dollar verlor gegenüber dem zurückgerechneten Euro 64 Prozent an Wert. Doch dann wurde es den Politikern unheimlich und im Louvre-Abkommen von 1987 einigten sich die Finanzminister auf ein System der gestützten Wechselkurse. Die Dollar-Talfahrt kam zum Stillstand.


      In jüngerer Zeit ist die Intervention der EZB vom Herbst 2000 in Erinnerung. Hierdurch gelang es, dem Euro einen Boden einzuziehen. Das erhoffen sich Experten nun für den Dollar. Größter Verfechter einer Intervention ist der Würzburger Finanzwissenschaftler Peter Bofinger. "Der Euro-Anstieg hat eine Eigendynamik entwickelt, die gestoppt werden muss", sagt Bofinger. Ein Eingriff sei auch daher notwendig, weil es dem Devisenmarkt an jeglicher fundamentaler Verankerung fehle. "Nur die Notenbanken können eine Trendwende herbeiführen. Einzelne Marktteilnehmer sind dafür zu schwach."


      Artikel erschienen am 20. Mai 2003
      _welt.de__________________________________________
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      schrieb am 19.05.03 23:08:52
      !
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      schrieb am 19.05.03 23:11:15
      Beitrag Nr. 2.832 ()
      Berlin dringt auf niedrigeren Garantiezins

      Pflichtsatz für Lebensversicherer soll bereits im Januar sinken / Gesellschaften plädieren für Aufschub




      usk DÜSSELDORF. Der gesetzlich garantierte Zins für Kapital-Lebensversicherungen soll den Vorstellungen des Bundesfinanzministeriums zufolge bereits zu Beginn des nächsten Jahres gesenkt werden. In Berlin hält man offenbar die Deckungs-Vorsorge der Assekuranz für nicht ausreichend, seit die Branche auch mit festverzinslichen Anlagen kaum noch Renditen erzielt. Von Januar an dürfen die deutschen Lebensversicherer ihren Kunden somit wahrscheinlich nur Zinsen in Höhe von 2,75 Prozent garantieren. Derzeit sind es 3,25 Prozent. Dies belegt ein Schreiben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft an seine Mitglieder.

      Einvernehmen besteht zwischen Ministerium und Vorsorgegilde über den Grad der Reduzierung. Umstritten ist der Termin: So plädiert das Ressort für schnelles Handeln. Die Branche zöge vor, die Senkung um ein Jahr, auf Anfang 2005, zu verschieben. Die Gesellschaften fürchten die hohen Kosten. Alle Tarife müssen neu kalkuliert, alle Formulare neu produziert werden. Vor drei Jahren wurde der Garantiezins von vier auf 3,25 Prozent gesenkt.

      Auf bestehende Verträge hat die Veränderung keine Auswirkung. Sie gilt allein für neue Policen. Außerdem steht es den Unternehmen weiterhin frei, höhere Überschüsse zu gewähren, die sie aus ihren Kapitalanlagen erwirtschaften.

      Trotzdem rechnen Experten mit einer Verunsicherung der Kunden, die in den vergangenen Jahren bereits deutliche Abstriche bei den freiwilligen Überschussbeteiligungen hinnehmen mussten. Einige wenige Versicherer haben ihre Versprechen sogar auf Null gesenkt. Sie gewähren den Kunden nur noch die Garantieverzinsung. Künftig wären das 2,75 Prozent.

      Eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte macht sich bei lang laufenden Lebensversicherungspolicen deutlich bemerkbar. So verliert ein 30-Jähriger, der monatlich 221 Euro einzahlt, im Laufe von 30 Beitragsjahren rund 6,8 Prozent Rendite. Statt 100 000 Euro erhält er am Ende der Laufzeit nur noch 93 220 Euro.

      Dennoch dürfte die durchschnittliche Verzinsung des Sparanteils - also abzüglich der Kosten des Versicherers - bei den meisten Gesellschaften auch künftig über der neuen Garantieverzinsung von 2,75 Prozent liegen. "Realistisch und länger durchhaltbar sind Überschüsse von rund vier Prozent", glaubt Manfred Poweleit vom Branchendienst map-report. 2002 lag die durchschnittliche Verzinsung der Lebenspolicen noch bei 6,1 Prozent. Für 2003 liegt der Schnitt bei rund 4,8 Prozent.

      Wahrscheinlich müssen schlecht wirtschaftende Gesellschaften für das nächste Jahr ihre freiwillige Verzinsungsversprechen nochmals nach unten korrigieren. Wer künftig eine Lebensversicherung abschließt, sollte deshalb noch mehr auf Solidität und Reservestärke achten.

      "Die Höhe des Garantiezinses ist keine willkürliche Entscheidung und kann auch nicht verhandelt werden", erläutert Poweleit. Sie folge festen Spielregeln. So müsse er mindestens 60 Prozent der durchschnittlichen Verzinsung von europäischen Staatsanleihen in den vergangenen zehn Jahren erreichen. Der derzeitige Mittelwert dieser Anleihen liege nur noch bei 3,2 Prozent und sinke ständig. Daher bestehe akuter Handlungsbedarf.

      Auch der Vorstand der Deutschen Aktuarvereinigung, Martin Balleer, erwartet keine Erholung der Zinsen am Kapitalmarkt. Er hält aber eine Senkung des Garantiezinses Anfang 2005 für ausreichend. Für die Unternehmen, die bei geringeren Garantien mehr freie Mittel zur Verfügung haben, wirkt sich dieser Effekt nämlich erst ganz allmählich aus, da nur neue Verträge betroffen sind. Mit der Senkung des Garantiezinses erhalten die Assekuranzen mehr Freiraum für die Zukunft. Ein geringerer Pflichtsatz erlaubt es, Gelder riskanter anzulegen. So könnte etwa der Aktienanteil wieder erhöht werden. Damit haben künftige Kunden natürlich ein höheres Risiko. Denn geht das Investment schief, gibt es nur noch die mäßige Garantieverzinsung.

      Bei der Überschussbeteiligung erwartet Balleer branchenweit Veränderungen: "Viele Unternehmen werden ihre laufende Überschussbeteiligung der Kundenguthaben zugunsten höherer Schlussgewinne senken. Die zeitnahe Ausschüttung von Kundengelder hat sich ja gerade bei Versicherern ohne Reserven als besonders gefährlich erwiesen." Schlussgewinne können jedoch komplett gestrichen werden.



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      Dokument erstellt am 19.05.2003 um 18:12:13 Uhr
      Erscheinungsdatum 20.05.2003
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      schrieb am 19.05.03 23:13:05
      Beitrag Nr. 2.833 ()
      Nicht einmal richtig falsch

      Deutsches Steuerwesen frustriert Politiker und Wissenschaftler


      Von Markus Sievers



      "Der gegenwärtige Zustand des deutschen Steuerrechts ist erbärmlich." Sagt der Mannheimer Juraprofessor Hans-Wolfgang Arndt. "Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit der Steuerpolitik haben abgenommen." Findet Wolfgang Wiegard, Vorsitzer des Sachverständigenrates (Fünf Weise). "Das deutsche Steuerrecht steht am Abgrund." Urteilt Volker Fasolt, Präsident der Bundessteuerberaterkammer.

      Beim Jahrestreffen des Verbandes stimmten alle Redner in den Klagechor ein, auch Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin. Spätestens im Vermittlungsausschuss von Bundesrat- und tag werde jede Reform verwässert, monierte Sarrazin und zog daraus das Fazit: "In unserem System können wir weder etwas richtig falsch machen noch etwas richtig richtig."
      Damit bezieht sich der Politiker auf den permanenten Zwang zur Konsenssuche, der es im real existierenden Föderalismus der Bundesrepublik unmöglich macht, eine geschlossene Strategie durch zu setzen. Von einem "konstitutionellen Problem" sprach Sarrazin. Steuerberater-Chef Fasolt diagnostizierte eine "Ohnmacht der Legislative". Schon auf Grund mangelnder Sachkenntnisse seien die Abgeordneten mit der Gestaltung des Steuerrechts überfordert. Fasolts Therapievorschlag: Statt in "einem bürokratischen Blutrausch" die "vollendete Perfektion" anzustreben, sollte der Gesetzgeber sich beschränken. Ein Steuergesetz pro Jahr reiche aus. Mehr Kontinuität fordert auch der Rechtswissenschaftler Arndt: "Mit schlechten Steuergesetzen lässt sich besser leben als mit ständigen Änderungen."
      Freuen kann dieser wuchernde Dschungel an Bestimmungen eigentlich nur die Steuerberater, die damit ihr Geld verdienen. Doch auch dies ließ Lobbyist Fasolt nicht gelten. Die ständige Beschäftigung mit wechselnden Regeln koste die Zunft "Zeit, Nerven und Geld". Trotzdem aber scheint die Branche damit ganz gut leben zu können. Seit über 15 Jahren bilde er junge Leute in diesem Beruf aus, berichtete Arndt. Nie hätten die Absolventen Schwierigkeiten gehabt, eine Stelle zu finden. Traurig stimme ihn nur, dass in der selben Zeit zahlreiche Chemiker oder Bauingenieure vergeblich einen Arbeitsplatz gesucht hätten. Allein dies spiegle den Zustand dieser Gesellschaft wider.


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      Erscheinungsdatum 20.05.2003
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      schrieb am 19.05.03 23:15:27
      Beitrag Nr. 2.834 ()
      Wie große Zahlen klein werden

      Addierte Werte der Steuerschätzung sind Unsinn / Finanzminister Eichel bereitet den Boden für das nächste Sparpaket


      Von Roland Bunzenthal






      Wir standen am Abgrund, seit vergangenem Donnerstag sind wir einen großen Schritt weiter. Nimmt man die Stimmung, die seit dem Doppelschlag aus Steuerschätzung und Rezessionsverkündung in den Medien - von Bild bis Spiegel - verbreitet wird, als tatsächliche Lage, befinden sich Staat und Wirtschaft im freien Fall.

      Da können ein paar Zahlen zum Politikum werden, jeden Spareinschnitt legitimieren - egal, ob er Sinn macht oder nicht. Seit vergangener Woche geistert beispielsweise die Schreckenszahl 126 Milliarden Euro Steuerausfälle durch die Lande. Bis 2006 fehle der halbe Bundeshaushalt, heißt es.

      Es ist aber Unsinn, die Differenzen der Schätzungen einzelner Jahre zu addieren. Das ist so, als würde man die staatlichen Defizite bis 2006 addieren: Zusammen macht das zehn bis zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Oder man kumuliert die Arbeitslosigkeit bis 2006: Rund 16 Millionen könnten es in diesen vier Jahren werden. Tatsächlich korrigierten die Steuerschätzer den von ihnen früher gelieferten Wert für 2006 um 44 Milliarden nach unten. Das ist immer noch viel und schließt bereits die abgesenkte Basis vorangegangener Jahre ein. Nebenbei, die Steuereinnahmen des Staates nehmen selbst nach dieser korrigierten Rechnung Jahr für Jahr weiter zu.

      Die zweite Schreckenszahl des schwarzen Donnerstags, minus 0,2 Prozent BIP, ist zweifellos nicht falsch, vermittelt allerdings im üblichen Sprachgebrauch ein leicht schiefes Bild. Wenn landläufig von Wirtschaftswachstum die Rede ist, meint man üblicherweise die Jahresrate - und die war auch im ersten Quartal 2003 noch positiv (plus 0,5 Prozent). Rechnerisch ist die Durchschnittsprognose der Bundesregierung für das laufende Jahr von 0,75 Prozent zu erreichen, wenn die Konjunktur im zweiten Semester mit bescheidenen ein Prozent wächst.

      Der Herr der Zahlen, Hans Eichel, bereitet mit diesen den Boden für das nächste Sparpaket. Was soll zum Beispiel der Hinweis von Eichel, dass 44 Prozent des Bundeshaushaltes für Zinsen und Rentner draufgehen. Soll heißen: Wenn schon nicht die Zinsen gedrückt werden, dann eben die Rentner. Warum aber nicht auch Militär mit Bildung oder Arbeitslose als Kostenfaktor mit Politikerdiäten und Ausgaben für den Unterhalt eines Finanzministeriums addieren? 77 Milliarden zahlt der Bund in die Rentenkassen, rechnet Eichel vor - wenn da nicht was zu holen ist. Mit dieser gewaltigen Summe sind gerade knapp die versicherungsfremden Leistungen der Rentenversicherung wie die Anerkennung von Kindererziehungszeiten als Periode gesellschaftlicher "Wertschöpfung" berücksichtigt. Große Zahlen werden mit etwas Rechnen klein: Von einer Nullrunde für Rentner im kommenden Jahr ist etwa die Rede. Doch die Senioren dürfen auch ohne weiteren Eingriff allenfalls auf eine Erhöhung ihrer Bezüge von einem halben Prozent hoffen, wenn man davon ausgeht, dass 2003 die Effektivlöhne nur um ungefähr anderthalb Prozent steigen. Von dieser Basis für die Rentenanpassung 2004 geht ein Abschlag von einem Prozentpunkt - der doppelte Riester-Malus in der Rentenformel - ab. Bei einer zeitlichen Verschiebung der Erhöhung um ein halbes Jahr würden die Rentenkassen nur 500 Millionen, das ist weniger als ein Beitrags-Promillepunkt, und der Bund etwa 100 Millionen sparen. Ob das die Verunsicherung der Rentner und die politischen Porzellanscherben lohnt?


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      Dokument erstellt am 19.05.2003 um 18:12:28 Uhr
      Erscheinungsdatum 20.05.2003
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      schrieb am 19.05.03 23:18:01
      Beitrag Nr. 2.835 ()
      THYSSEN-KRUPP
      Konzern kauft Iran auf US-Druck Aktien ab




      DÜSSELDORF (ap/rtr). Der Konzern Thyssen-Krupp hat sich dem Druck der USA gebeugt und von seinem Großaktionär Iran für 406 Millionen Euro etwa 16,9 Millionen eigene Aktien gekauft. Die Düsseldorfer betonten gestern, der Erwerb diene der Abwendung eines schweren unmittelbar bevorstehenden Schadens. Durch den Kauf sollten drohende Restriktionen für den uneingeschränkten Marktzugang von Unternehmen des deutschen Konzerns in den Vereinigten Staaten auf Grund einschlägiger US-Gesetze vermieden und gravierende wirtschaftliche Einbußen im US-Geschäft verhindert werden.

      Die Islamische Republik Iran war bisher nach der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die knapp ein Fünftel hält, zweitgrößter Anteilseigner bei Thyssen-Krupp. Durch den Kauf sinkt die Beteiligung der IFIC Holding, in der Iran seinen Aktienbesitz gebündelt hat, von fast 7,8 unter fünf Prozent. Der Erwerb der Aktien ist für Thyssen-Krupp nach eigenen Angaben vor Steuern ergebnisneutral. Man werde die Anteile zunächst halten und wolle sie mittelfristig marktschonend wieder in Umlauf zu bringen.

      Wie der Konzern weiter mitteilte, will er sich im Zuge einer stärkeren Ausrichtung auf Stahl, Industriegüter und Dienstleistungen von Firmenbeteiligungen mit einem Umsatz von rund sieben Milliarden Euro trennen. Was auf ihrer Verkaufsliste steht, gaben die Düsseldorfer gestern nicht bekannt. Auch zum angepeilten Erlös herrschte im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung Schweigen. Die angestrebte jährliche Produktivitätssteigerung von zwei bis drei Prozent soll durch aktives Portfoliomanagement, internes Wachstum und stärkere Orientierung auf Dienstleistungen erreicht werden, hieß es.


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      Dokument erstellt am 19.05.2003 um 18:12:33 Uhr
      Erscheinungsdatum 20.05.2003
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      schrieb am 19.05.03 23:21:29
      Beitrag Nr. 2.836 ()
      Frankfurter Rundschau heute: Leserbrief über Geldcrash


      --------------------------------------------------------------------------------

      Ein Systemfehler unseres Geldsystems
      In allen Preisen in Deutschland steckt heute durchschnittlich ein Zinsanteil von 30 Prozent

      Zu Regierung ohne Konzept (FR S. 3 vom 12. Mai)


      "Die Regierung kann auf die Einnahmeausfälle mit radikalen Kürzungen reagieren, die Steuern erhöhen, eine höhere Neuverschuldung hinnehmen oder die Kreditlinie zusätzlich ausweiten." Es scheint mir evident, dass alle diese angeblich einzig möglichen Lösungen nur vom Regen in die Traufe führen können. Unsere Staatsschulden nehmen ohnehin gegenwärtig pro Sekunde um 1332 Euro zu.
      Die Abhilfe muss an anderer Stelle liegen. Unser heutiges Geldsystem ist so konstruiert, dass der Zinsanteil am BSP dann von selber zu Lasten aller anderen Anteile zunimmt, sobald die Wirtschaftsleistung nicht mehr stetig um wenigstens 2,5 Prozent jährlich wächst, sich also innerhalb von 28 Jahren verdoppelt. Es verhält sich wie mit einem Flugzeugmotor, der nur wenn man ständig mehr Gas gibt, nicht zu stottern anfängt. Er wird natürlich irgendwann auseinanderfliegen. Durchschnittlich steckt heute in allen Preisen einschließlich der Mieten, die in der Bundesrepublik bezahlt werden, ein Zinsanteil von ca. 30 Prozent.
      Wenn man alle Haushalte Deutschlands in zehn gleich große Gruppen mit steigendem Einkommen aufteilt, haben die acht unteren Gruppen einen negativen Zinssaldo. Selbst wenn sie selber ein paar Bankzinsen bekommen, müssen sie, ohne es zu ahnen, ungleich mehr in den Preisen für die Zinsen fremder Schuldner ausgeben. Die neunte Gruppe hat einen ausgeglichenen Zinssaldo. Der positive Zinssaldo der obersten Gruppe dagegen dürfte täglich bei ungefähr 200 bis 300 Millionen Euro liegen.
      Es wäre sinnlos, Zinsen verbieten zu wollen. Sie sind der durchaus gerechte Marktpreis für den Liquiditätsvorteil des Geldes. Letzterer besteht darin, dass Geld gegenüber Waren und Leistungen, für die man Reklame-, Transport- und Durchhaltekosten hat, auf dem Markt immer privilegiert ist. Nur kommt dieser Liquiditätsvorteil nicht durch die Leistung des Geldbesitzers zustande, sondern durch die öffentliche Leistung aller derer, die Geld annehmen und weitergeben. Gegenwärtig verhindern die Zinsen zumindest, dass man das Geld als Wertaufbewahrungsmittel zu Hause hortet und es so überhaupt dem Umlauf entzieht. Damit würde ja die Wirtschaft erst recht abgedrosselt.
      Aber dasselbe Ziel einer Umlaufsicherung könnte viel eleganter dadurch erreicht werden, dass für liquides Geld eine Bereitstellungsgebühr eingerichtet würde (John Maynard Keynes schrieb von Geldhaltekosten, "Carrying costs"). Dadurch würde die Privilegierung des Geldes gegenüber Waren und Leistungen aufgehoben und es würde zum neutralen Tauschmittel. Wer Kasse halten will, hätte dann für den Genuss des Liquiditätsvorteils des Geldes Kosten zu tragen; wer Geld verliehe, würde diesen Kosten entgehen, aber das verliehene Geld würde nicht von alleine auf Kosten der übrigen Wirtschaft wachsen.
      Das gegenwärtige Zinssystem sorgt übrigens auch dafür, dass alle Unternehmen, die nicht die Rentabilität des Geldes erreichen, von vornherein unterbleiben. Dadurch ist die Arbeitslosigkeit im Geldsystem selbst vorprogrammiert. Könnte eine Regierung sich nicht (vielleicht zusammen mit anderen Regierungen) auch einmal mit diesen Zusammenhängen befassen, auf die bereits vor Jahren der ehemalige bayerische Verfassungsrechtler Prof. Dieter Suhr hingewiesen hat?
      Prof. Dr. Peter Knauer SJ, Frankfurt a.M
      aus dem geldcrash-forum
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 23:37:04
      Beitrag Nr. 2.837 ()
      Unser Geldsystem erzwingt Verschuldung - ein einfaches Modell

      Angenommen, in einer Gemeinschaft aus zehn Leuten gäbe es anfangs nur 100 D-Mark, gestückelt in kleine Münzbeträge, welche als Tauschmittel zwischen den Mitgliedern dienen. Im Laufe der Zeit hätte es dann ein besonders tüchtiger Mensch der Gemeinschaft geschafft, mehr Geld zu erwirtschaften, als er unmittelbar als Tauschmittel zum Leben benötigt. Diese Person würde also damit beginnen zu "sparen", indem sie Geld zurücklegt. Da jedoch jetzt Tauschmittel für die anderen Mitglieder fehlt, sind diese darauf angewiesen sich bei dem sparenden Zeitgenossen zu verschulden, um die täglichen Geschäfte bewerkstelligen zu können. Da jedoch der Sparer keinen Grund hat, sein Geld so ohne weiteres wieder ohne Gegenleistung herauszugeben, wird er dafür eine Belohnung, einen Zins verlangen. In diesem Augenblick werden die beiden Parteien Gläubiger und Schuldner geboren. Genauso hat der Gläubiger jetzt eine Geldforderung, also ein Geldvermögen gegenüber dem Schuldner - es kommt zur Ausbildung von auf dem Papier gebuchten Geldvermögen auf der einen und Schulden auf der gegenüberstehenden Seite. Der Schuldner steht nun allerdings durch die Verpflichtung, Zins zahlen zu müssen, zusätzlich unter Druck, da er mehr zurückzahlen muß, als er ausgeliehen hat. Selbst wenn der eine Schuldner es schafft, den Kredit samt Zins durch härtere Arbeit zurückzuzahlen, fehlt hinterher durch den zusätzlich gezahlten Zins noch mehr Geld in der Gemeinschaft als vorher schon. Der Kreditbedarf wird also bei der Gemeinschaft noch höher ausfallen, weswegen noch mehr Kredite genommen werden und deshalb noch mehr Zins bezahlt werden muß. Geldvermögen und Schulden werden sich also um die gleichen Größenordnungen immer schneller auseinanderbewegen.

      Wie schnell so eine Entwicklung vor sich geht zeigt folgende Erweiterung unseres Modells: Angenommen in der Gemeinschaft würden nur 100 DM umlaufen und ein einzelner würde es schaffen, 10 DM einzustecken. Für die weitere Herausgabe des 10 DM Scheines würde er beispielsweise 10 Prozent Zins verlangen, dann würden ihm durch Zins und Zinseszins bereits nach nur 7,3 Jahren die ganzen umlaufenden 100 Mark gehören.

      Ein Ende hat das Spiel dann erreicht, wenn die neuen verschuldeten Mitglieder der Gemeinschaft nicht mehr imstande sind, durch Arbeit die Kapitalkosten zu tragen. Dann wird der Geldgeber dazu übergehen, gar keine Kredite mehr zu vergeben, da einmal das Verlustrisiko zu groß ist und andererseits keine Zinsen mehr bezahlt werden können. Spätestens dann bricht die Gemeinschaft auseinander, da die Arbeit und Waren nicht mehr gegenseitig durch ein Tauschmittel ausgetauscht werden können. Es würde also in diesem Gedankenexperiment genau die gleichen Entwicklungen einsetzen, welche wir aus unserer Wirtschaft im großen und überall in der Welt schon kennen. Selbst wenn die verschuldeten Teilnehmer dazu aufgerufen würden, durch Konsumverzicht zu "sparen", würde sich die Situation nicht verbessern - im Gegenteil: Weil dann weniger Kredite genommen werden, müßte der Zinssatz, dessen Höhe aus Angebot und Nachfrage nach Kapital resultiert, fallen, bis der Zins so klein wäre, daß der Geldverleiher keine Motivation mehr hätte, sein Kapital überhaupt zu verleihen. Dann würde die Gemeinschaft erst recht aus Mangel an Tauschmittel zusammenbrechen. Die laufend höhere Verschuldung hält das System also am Laufen, wohingegen "sparen" es zusammenbrechen läßt.

      Was passiert denn, wenn beipielsweise der Staat im heutigen System seine Ausgaben einschränkt, also "spart"? Dann fehlt plötzlich Kaufkraft in der Wirtschaft und zunehmend kommen immer mehr Betriebe in Schwierigkeiten. Dies wirkt sich zuerst auf die kapitalintensiven Unternehmen aus, später auch auf alle anderen.

      Von Günter Hannich
      http://f7.parsimony.net/forum9673/messages/27484.htm
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 23:58:16
      Beitrag Nr. 2.838 ()
      Anschläge und Deflationsängste

      von Jochen Steffens

      Auch wenn ich mich in dieser Annahme lieber geirrt hätte, die Anschläge in Marokko bestätigen meine Vermutung, dass sich die El-Kaida wieder neu organisiert hat und dass mit weiteren Anschlägen zu rechnen ist. So hat nun auch der BND nach Informationen der "Welt am Sonntag" verlautbaren lassen, dass sich die EL-Kaida neu geordnet habe und auch finanziell wieder in der Lage sei, weltweit zuzuschlagen. Andere Geheimdienste gehen davon aus, dass auch weitere Anschläge in Amerika bevorstehen.

      Ich bin ehrlich gespannt, wie die Börsen diese Nachrichten aufnehmen werden. Die Charts weisen alle auf weiter fallende Kurse hin. Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) im Dax wird deutlicher erkennbar. Aber es fehlt hier noch der Bruch der Nackenlinie.

      Der Euro lugte heute morgen kurz über die 1,17 Dollar. Etwas zu früh rausgegangen, aber Gewinn ist Gewinn und die Longposition befindet sich schließlich immer noch im Depot. Doch so langsam erkenne ich beim Euro die gleichen Effekte, die ich Anfang des Jahres beim Gold gesehen habe: Überall wird zum Einstieg in den Euro geraten. Aktien, die vom starken Euro profitieren, werden empfohlen, etc. Noch ist dieser Effekt vergleichbar verhalten, aber Sie kennen meine antizyklische Haltung. Also Vorsicht ist angesagt.

      Grund für diesen Anstieg: Bei dem Gipfeltreffen der G7-Minister im französischen Deauville hat sich US-Finanzminister John Snow zum Dollar geäußert. Er betitelte die jüngste Abwertung des Dollars als "recht moderat. Diese Äußerung lässt vermuten, dass die Amerikaner die Politik des starken Dollars endgültig verlassen haben und der Trend noch weiter gehen wird.

      Trotzdem, diesen letzten Anstieg des Euros würde ich nicht überbewerten, da er sozusagen "nachrichtenorientiert" ist. Sollte es bei diesem kurzen und steilen Anstieg bleiben, dann wäre das sogar eher als Bearsignal zu werten. Abwarten.

      Gold befindet sich weiter auf Kurs, natürlich auch aufgrund der Anschläge. Bei 360 Dollar stehen allerdings bedeutende Widerstände an. Mal schauen, wie sich Gold in der Nähe dieser Widerstände verhält. Das wird einiges über die innere Stärke des Edelmetalls verraten.

      Der Internationale Währungsfonds hat Deutschland vor bestehenden Deflationsgefahren gewarnt. Sollte sich die Konjunktur anhaltend schwach zeigen, erhöhe sich die Gefahr, dass Deutschland in eine Deflation abrutscht, so der IWF. Für Deutschland wird es schwer diesem Risiko entgegenzutreten. Allein die EZB könnte durch weitere Zinssenkungen dem entgegenwirken.

      Doch ob das funktioniert? In Amerika sieht es im Moment nicht danach aus. Aber lesen Sie dazu auch die Berichte der amerikanischen Korrespondenten, die sich ausführlicher mit dem Thema Deflation beschäftigen.

      Diese beiden Nachrichten: Die Anschläge und Deflationsängste sind, neben den schlechten Vorgaben aus Amerika vom Freitag, der Grund für den Daxrückgang von 2,64 % auf 2910 Punkte.

      Das Wochenende habe ich intensiv zur Recherche genutzt. Sie glauben gar nicht, wie entspannend es ist, an seinem gewohnten Arbeitsplatz zu sitzen und wie entspannend durchschnittliche 1 Mbits/s sind. Natürlich werde ich heute seit zwei Wochen wieder die ersten Intradaytrades wagen, aber mit Vorsicht. Ich bin wahrscheinlich ein wenig aus der Übung.

      Gerade beim Futuretraden ist man nicht mehr als Wolf unter Wölfen. Jeder Euro den ich verdiene muss jemand anderes auf dieser Welt verlieren. Es ist vielleicht die ehrlichste Form an den Börsen zu handeln und trotzdem wird nirgendwo sonst mehr "gefaked" und manipuliert. Überall auf dieser Welt sitzen Menschen mit den finanziellen Möglichkeiten kurzfristige den Future zu bewegen. Gerade im Dax-Future ist das zeitweise relativ leicht möglich. Nur wenn ich das weiß und diese "Spiele" erkenne, kann ich entsprechend agieren, um in diesem Sumpf zu überleben. Aber gerade das macht auch den ungeheuren Reiz aus.
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      Schlechte Nachrichten für die Autobranche: Autozulassungen sinken weiter

      von Jochen Steffens

      In Deutschland sinken die Neuzulassungen von Personenkraftwagen erneut. Im April 2003 wurden nur 287350 neue Pkw zugelassen, das sind 5,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Vormonat ist sogar ein Rückgang von 9,8 % zu verzeichnen. Das Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt vermutet, das wenn keine gravierende Trendwende einsetzt, im Gesamtjahr nur noch 3,2 Mio. Pkw neu zugelassen werden.

      Auch bei den Verkäufen von gebrauchten Pkw kam es zu Rückgängen. Im April wechselten 624.142 Pkw den Halter, 2,4 % weniger als im Vorjahresmonat. Die Automobilbranche hofft, dass es in den kommenden Monaten zu einer Verbesserung der Situation kommt. Begründet wird diese Hoffnung mit der Einführung neuer Modelle und einer weiter steigenden Nachfrage nach Firmenwagen.

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      Die Meinung von Eisuke Sakakibara zum Thema Deflation

      on unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Hehe ... hehe ... ich kann fast das kleine, befriedigte Lächeln auf dem Gesicht von Eisuke Sakakibara sehen, das er gehabt haben muss, als er die wirtschaftlichen News der letzten Woche gelesen hatte.

      Sakakibara – auf den ich in meinen letzten Beiträgen mehrfach verwiesen hatte – war lange Jahre japanischer Finanzminister. In dieser Zeit war er die führende Kraft im Kampf gegen die Deflation, und er stand natürlich auf der Verliererseite.

      Niederlagen sind schmerzhafter als Siege, was ich von Zeit zu Zeit betone – aber man lernt auch aus Niederlagen mehr als aus Siegen. Normalerweise lernt man, "das nicht wieder zu tun." Sakakibara ist keine Ausnahme, und er sagt jetzt, dass der Kampf gegen die Deflation von Anfang an ein hoffnungsloses Unternehmen gewesen war.

      Er sagt, dass Deflation letztlich kein monetäres Problem ist; und dass die Geldpolitik eine Deflation deshalb nicht stoppen kann. Deflation ist vielmehr ein strukturelles Problem ... ein Problem, mit dem auch Amerika und Europa zu leben haben werden (mehr zu diesem Thema ... weiter unten).

      "Auf keinen Fall", sagen die amerikanischen Ökonomen und geldpolitischen Autoritäten. "Wir werden eine positive Inflationsrate anstreben", sagen sie.

      Aber letzten Mittwoch gab es den Produzentenpreisindex für April, und die Preise gingen so stark zurück wie seit 1947 nicht mehr. Der größte Teil des Preisrückgangs wurde den niedrigeren Energiepreisen angelastet. Aber selbst wenn man die Preise für Nahrung und Energie herausrechnet – dann kommt man zur sogenannten "Kern"-Inflationsrate – kommt man auf einen negativen Wert. Diese Kernrate fiel im April um 0,9 %, das ist immerhin der schärfste Rückgang seit 10 Jahren.

      Diese "schwache Inflation" stört jetzt die amerikanischen Ökonomen. Es gab Zeiten, in denen sich die Leute wegen einer niedrigen Inflationsrate keine Sorgen machten, sondern diese sogar begrüßt hätten. Aber diese Zeiten sind vorbei. Jetzt wissen wir alle, dass eine niedrige Inflationsrate eine Quelle für Ärger ist.

      Und Eisuke Sakakibara weiß, mehr als die meisten Sterblichen, zu wievielen schlaflosen Nächten eine Deflation führen kann. Die jüngsten Zahlen zur amerikanischen Preisentwicklung sahen so aus, als ob sie aus Japan stammen würden. Die Automobilpreise fielen im April um 2,6 %. Die Preise für leichte Trucks fielen sogar um 4,6 % – der größte Rückgang seit 20 Jahren. Die Zigarettenpreise gingen um 9,6 % zurück. Benzin wurde um 22,3 % billiger, und Heizöl um 29,3 %.

      Gleichzeitig sind die Aufträgseingänge der Fabriken in der Gegend von Philadelphia den dritten Monat in Foge gefallen. Die Industrieproduktion ging im April um 0,5 % zurück. Und vorletzte Woche beantragten die 13. Woche in Folge mehr als 400.000 Menschen das erste Mal Arbeitslosenhilfe.

      Und um das alles zu toppen – die Zahl der persönlichen Pleiten hat im ersten Quartal einen neuen Rekord erreicht, sie stieg gegenüber dem Vorjahr um 9,5 %.

      Ich weiß, dass die Wirtschaft vor einer Erholung steht ... und die Aktienkurs werden dieses Jahr definitiv steigen – jeder sagt das schließlich ... Analysten, Ökonomen, Fondsmanager, Investoren, Finanzminister, Zentralbanker, TV-Kommentatoren, Newsletter-Gurus, Kleinanleger ...

      Andererseits ... ist da Eisuke Sakakibara in Tokio, mit ein bisschen Schadenfreude und seinem "Ich habe es Euch gesagt"-Lächeln ...

      Und hier ist Eric Fry, mit seinem kleinen Eric Fry-Lächeln in New York:
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      Zyklischer Bullenmarkt im strategischen Bärenmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Die ambivalenten Wirtschaftszahlen verursachen eine gewisse Verwirrung. Positiv fiel letze Woche auf, dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zwar weiter über der Marke von 400.000 blieb, aber das dritte Mal in Folge zurückging. Drei Wochen in Folge weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mögen kein großer Erfolg sein – aber einen so langen Rückgang hatten wir seit einem Jahr nicht mehr. Hinzu kam, dass sich der sog. Empire State Wirtschaftsstimmungsindex von der New Yorker Fed diesen Monat dramatisch erholt hat – er stieg von –20,2 Punkten im April auf 10,6 Zähler im Mai. Dieser 30,8 Punkte-Sprung war der größte Zuwachs in der 2jährigen Geschichte dieses Indizes.

      Allerdings gibt es trotz dieser Zeichen einer wirtschaftlichen Erholung weiterhin zahlreiche negative News. Die US-Industrieproduktion ging im April um 0,5 % zurück – das ist der sechste Rückgang in 9 Monaten. Die Kapazitätsauslastung fiel auf ein 2-Dekaden-Tief. Die Autoproduktion fiel im April um 2 %, und sowohl General Motors als auch Ford haben angekündigt, ihre Produktion um mehr als 10 % zurückfahren zu wollen.

      Währenddessen ist das Thema "drohende Deflation" wieder in den Vordergrund gerückt, als der Produzentenpreisindex um 1,9 % schwächer reinkam. Ohne die Preise für Nahrunsmittel und Energie kam man auf einen Rückgang der "Kernrate" von 0,9 % – das ist der größte monatliche Rückgang seit einer Dekade.

      Trotz der insgesamt nicht gerade überzeugenden wirtschaftlichen Daten sehen die Bullen weiterhin die wenigen positiven News und ignorieren die schlechten. "Ein neuer mehrjähriger Bullenmarkt hat begonnen!", proklamieren die Bullen. Die Bären kontern: "Aber wir haben noch nicht die Exzesse der vorigen Spekulationsblase korrigiert. Die Aktien sind historisch gesehen immer noch hoch bewertet. Ein Dow Jones von 5.000 Punkten ist ein durchaus wahrscheinliches Ziel."

      Ich könnte mir vorstellen, dass weder die Bullen noch die Bären genau das bekommen, was sie sich vorstellen, zumindest nicht in den Zeiträumen, die beide Seiten nennen. Ich bin derzeit zwar Bär, aber eigentlich nur ein Teil-Bär. Ich könnte mir vorstellen, dass wir eine längere Phase ohne klare Tendenz haben werden, die sowohl Bullen als auch Bären frustrieren wird.

      Barton Biggs von Morgan Stanley stellt sich vor, wie das genau aussehn könnte: "Das übliche Muster nach dem Platzen der Spekulationsblase ist es, dass die Märkte dann ziemlich schnell 50–75 % fallen, in einem Zeitraum von 2–3 Jahren. Danach könnten die Märkte für mehrere Jahre seitwärts bis leicht abwärts tendieren. Aber nahezu sicher ist es, dass es in diesem Zeitraum mindestens eine größere Rally von 30–50 % geben wird (und oft auch drei solcher Aufwärtsbewegungen), die die Hälfte der vorigen Kursverluste wieder aufholen könnte. Einige Markthistoriker klassifizieren eine solche Rally als kleinen, zyklischen Bullenmarkt ...

      "Interessant ist, dass diese Erholungen in der Vergangenheit von Bewertungsniveaus aus starteten, die keineswegs günstig waren. Die prominentesten Beispiele sind diezwei zyklischen Bullenmärkte in den USA in den 1930er Jahren, nach dem großen Crash (Schwarzer Freitag 1929). Und die drei großen Rallies in Japan, in den 1990ern ... laut der Basis-These der Bären zeigt die Geschichte der großen Spekulationsblasen der Welt, dass es Jahrzehnte und nicht Jahre dauern kann, bis die Folgen geheilt sind. Die Modelle `USA in den 1930ern` und `Japan in den 1990ern` sollte man genauer untersuchen."

      Ein solcher Bär ist Charles Minter von Comstock Partners. In einem aktuellen Interview in der Business Week prognostiziert Minter: "Wir sind der Ansicht, dass kein neuer Bullenmarkt beginnt, bevor wir nicht eine Bewertung wie bei historischen Tiefs haben, also wie 1932, 1949, 1974 oder 1982. Aber jetzt steht der S&P 500 bei einem KGV von rund 30. 80 Jahre lang lag das KGV dieses Indexes normalerweise zwischen 10 und 20. Bei 10 am Ende von Bärenmärkten und bei 20 am Ende von Bullenmärkten. Wir gehen davon aus, dass der S&P 500 unter 600 Punkte fallen wird, wahrscheinlich sogar unter 585."

      Hm ... das klingt überzeugend, finde ich.

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      Eurobonds gegenüber US-Anleihen bevorzugt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** 7 von 10 Insidern verkaufen, so Richard Russell. Während das dumme Geld weiterhin Aktien verkauft, verkauft das smarte Geld.

      *** Die US-Anleihenkurse steigen weiter; die Rendite der 10jährigen Anleihen ist auf nur noch 3,52 % gefallen. Je nachdem, welche Inflationszahlen benutzt, errechnet sich eine reale Rendite von nur wenig über Null.

      *** Bill Gross, Fondsmanager des großen PIMCO-Rentenfonds, hat meine Einschätzung übernommen: Eurobonds werden US-Anleihen outperformen. Gross meint, dass Eurobonds höhere Renditen anbieten. Und die Leitzinsen liegen in Euroland bei 2,5 % und damit doppelt so hoch wie in den USA – was mehr Raum für Zinssenkungen und damit für steigende Anleihenkurse gibt. Deutschland, Italien und Spanien befinden sich laut BBC kurz vor einer Rezession. Die EZB wird fast sicher die Leitzinsen senken.

      *** Gross hat noch nicht einmal die Bedrohung eines fallenden Dollar erwähnt – was Eurobonds noch attraktiver macht. Ich werde das Thema aufbringen ... mehr dazu weiter unten.

      *** Am Wochenende besuchten mich alte Freunde, die von ihren Reisen rund um die Welt berichteten.

      "Was in Argentinien passiert ist, ist unglaublich. Als ich das erste Mal 1981 da war, sagte man mir, dass ungefähr 10 % der Bevölkerung in Armut leben würde – genauso wie in den USA. Und das Land wurde von einer Junta von Generälen geführt, es war eine Militärdiktatur. Dann kam die Demokratie ... und jeder begann, von den nächsten Wahlen die Lösung der Wirtschaftsprobleme zu erwarten."

      "Jetzt leben ungefähr 60 % der Bevölkerung in Armut. Es gibt immer noch reiche und arme Leute. Aber der größte Teil des Mittelstands ist in einer Generation fast zerstört worden."

      "Und jetzt kümmert sich niemand mehr um Wahlen. Die Kandidaten repräsentierten nur sich selbst. Niemand schien das zu kümmern. Es wurde in den Zeitungen kaum über den Wahlkampf berichtet. Und dann zog Menem seine Kandidatur zurück. Deshalb wurde dieser Kirchner gewählt, ohne dass jemand für ihn gestimmt hätte."

      Währenddessen ... ein Bericht aus dem Fernen Osten ...

      "Es ist nicht so schlimm, wie es die internationale Presse darstellt", so ein Freund aus Hong Kong. "Natürlich tragen wir alle einen Mundschutz, aber SARS scheint unter Kontrolle zu sein. Die Zahl der täglichen Neuansteckungen ist einstellige Zahlen gefallen. Und sie hat es nie bis in die guten Stadtteile geschafft. Wenn man sich die Stadtkarte ansieht und dort die Zahl der SARS-Fälle einträgt, dann sieht man, dass SARS da auftrat, wo die Leute besonders konzentriert wohnen. Aber in den guten Stadtvierteln gab es fast keine Fälle."

      "Und nebenbei gesagt, SARS soll eine `Kalt-Wetter-Krankheit` sein, wie eine normale Grippe. Sie könnte diesen Sommer eliminiert werden."

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      Globalisierung und ihre Probleme


      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Dollar fällt gegenüber ausländischen Währungen wie dem Euro. Aber macht sich das in New York für den "Mann auf der Strasse" bemerkbar? Das hängt davon ab, mit wem man spricht.

      Jim Grant schrieb vor kurzem: "Die Einwohner von New York haben mit höheren Einkommenssteuern, gestiegenen Grundsteuern, U-Bahnpreisen, Mieten und Taxipreisen zu kämpfen." Grant glaubt nicht an eine Deflation. Fast überall sieht er im Alltag nur steigende Preise.

      Und dennoch lassen die Anleihenkäufer – die normalerweise als vorsichtige Investoren gesehen werden – fast täglich die Kurse der US-Anleihen weiter steigen. Sie sehen keine Inflation.

      Die Leute wisse kaum, was sie denken sollen. Ich will Ihnen heute einen Denkanstoß geben.

      Ich beginne mit einem Zitat des Fondsmanagers Bill Gross:

      "Lassen Sie mich das primäre Problem der Weltwirtschaft so einfach wie möglich darstellen: Die Weltwirtschaft leidet unter zu geringer aggregierter Nachfrage und unter einem zu großen Angebot. Wegen der Globalisierung und der chinesischen Überproduktion; wegen des hohen Schuldenniveaus und dessen negativem Einfluss auf die Investitionen und die Konsumausgaben; wegen der demografischen Entwicklung, der Überalterung von Gesellschaften wie Japan, Deutschland und Italien; wegen der Anschläge vom 11. September und jezt wegen SARS. Kurz gesagt: Wir leben in einer Welt, in der wir zu viel haben, relativ zu dem, was wir uns leisten könnten."

      Was der Welt fehlt, sind keine Dollar, sondern Kaufkraft. Da besteht ein wichtiger Unterschied. Ein Mann, der tief verschuldet ist, mag immer noch eine Kreditkarte haben, mit der er bezahlen kann. Aber das bedeutet nicht, dass er dazu bereit oder dazu fähig ist, sich weiter zu verschulden. Und wenn er sich NICHT verschuldet, um mehr zu konsumieren ... dann werden zwei wichtige Dinge niemals auftreten. Das Angebot an Dollars wird nicht steigen – denn sie sind nicht "aus dem Nichts" geschaffen worden, um seine Kreditlust zu befriedigen –, und die Konsumausgaben haben sich nicht erhöht.

      Die Welt, in der diese Dinge nicht auftreten, ist nicht die Welt von Alan Greenspan – sondern die Welt von Eisuke Sakakibara (ich habe letzte Woche mehrfach über ihn geschrieben) ... eine Welt, die verlangsamt, und nicht beschleunigt.

      Wenn man diesen Ausblick akzeptiere, so Gross weiter, "dann wird das Verhalten bestimmter privater Sektoren verständlicher. Um die Schuldenlast zu vermindern, nutzen die Unternehmen ihren Cash Flow – und investieren nicht. Die Konsumenten sparen, anstatt zu konsumieren. Und die Kombination beider Effekte führt zu einer negativen Spirale, einem `Teufelskreis`, der zu Arbeisplatzverlusten und damit zu einem Rückgang der persönlichen Einkommen führt. Ingesamt kann die Antwort des privaten Sektors auf den Schuldenberg zu einem wirtschaftlichen Slowdown oder sogar einer Rezession führen – wie in Japan seit Jahren, in den USA 2001/2002 und im heutigen Europa."

      "Dann gibt es da für die USA noch das Problem des wachsenden Leistungsbilanzdefizits ...", betont Gross.

      Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit beträgt ungefähr eine halbe Billion (!) Dollar. Darüber gibt es wenig Streit. Es sind die möglichen Folgen dieses Defizits, über die diskutiert wird.

      Der amerikanische Finanzminister sagte vor kurzem: "Beim derzeitigen Niveau des Leistungsbilanzdefizits mache ich mir keine besonderen Sorgen darüber. Das ist nur ein kleiner Anteil des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes, und dieser Teil ist ganz bestimmt kontrollierbar."

      Ein Leistungsbilanzdefizit von 6 % des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts mag nicht komplett einzigartig in der Wirtschaftsgeschichte sein. Aber keine Nation hat jemals ein so großes Defizit gehabt, das sie erfolgreich kontrollieren konnte. Stattdessen finden so große Ungleichgewichte ihren Weg, Ärger zu machen, egal, welcher Zentralbanker gerade im Amt ist, wenn das Problem auftaucht.

      Dr. Kurt Richebächer erklärt: "Der entscheidende interne Effekt ist, dass die Ausgaben für den Importüberschuss Umsätze und Gewinne von inländischen zu ausländischen Produzenten umleiten. Und das Geld, das für ausländische Produkte ausgegeben wird, stammt zum großen Teil aus Einkommen, das einheimische Produzenten erzielt haben. Das Endergebnis: Die heimischen Produzenten haben die Kosten, währen die ausländischen Produzenten die Umsätze und den Gewinn haben. Das ist das weitgehend unerkannte große Problem, das aus dem monströsen Handelsbilanzdefizit (bzw. Leistungsbilanzdefizit) erwächst."

      Wo wird das enden?

      Entweder werden die Amerikaner eine "Inflations-Steuer" zahlen müssen, wenn die Importpreise steigen, so Bill Gross. Oder sie werden unter einem "negativen Vermögenseffekt" leiden, da sie dazu gezwungen werden, ihre Ausgaben zurückzufahren und Geld zu sparen.

      Und man sollte nicht vergessen, dass Amerika nicht Japan ist. Japan war immer ein großer Nett-Gläubiger gegenüber dem Rest der Welt. Amerika ist mehr wie Argentinien, ein Netto-Schuldner. In Argentinien hat die "negative Vermögenssteuer" fast den ganzen Mittelstand in einer einzigen Generation ausgelöscht. Wie in Agentinien vor ein paar Jahren so ist es heute in den USA so, dass für exportierte Waren im Wert von 1 Dollar Waren für 2 Dollar importiert werden. Deshalb stehen im Hafen von New Jersey jede Menge leerer Container rum (sie kamen gefüllt an, aber es gibt nichts, um sie zurückzuschiffen), und deshalb stapeln sich auf ausländischen Konten in Übersee Billionen Dollar.

      Wenn man sich diese Container-Mengen und das Geld vorstellt, kann man in Ehrfurcht und Verwunderung erstarren. Wie konnte es sein, dass ein System des globalisierten freien Handels – in dem man soviel geben wie nehmen muss – so außer Kontrolle gerät?

      Der Nobelpreisgewinner Joseph E. Stiglitz erklärt in seiner Biographie, dass er "geholfen hätte, die Umstände zu erklären, in denen die Märkte nicht gut funktionieren, und wie eine selektive Regierungs-Intervention die Performance verbessern könnte." Seine Botschat hätte nicht klarer sein können. Jeder weiß, dass die Märkte nicht perfekt funktionieren ... sie funktionieren einfach so, wie sie funktionieren, und sie geben Dummköpfen eine Möglichkeit, ihr Geld zu verlieren, ohne dem Trinken oder der Spielsucht verfallen zu müssen.

      Stiglitz schrieb ein Buch mit dem Titel "Globalization and Its Discontents", das ich nicht lesen wollte, aber ich dachte mir trotzdem, dass der Mann einige unterhaltsame Gedanken zu dem Prozess, der zu dem riesigen amerikanischen Berg leerer Container geführt hat, haben könte. Deshalb schickte ich einen meiner Mitarbeiter zu einer Lesung von Stiglitz.

      "Er sagte, dass er für die USA eine Deflation erwartet", so der Bericht über diese Lesung.

      "Warum?"

      "Das hat er nicht gesagt."

      Was Stiglitz gesagt hat, ist, dass die Politiker den Prozess der Globalisierung vorsichtig kontrollieren sollen, sonst könnte er außer Kontrolle geraten. Er dachte dabei besonders an die Länder der Dritten Welt, wo der Lebensstandard zurückgegangen war, nachdem der Internationale Währungsfonds IWF falsche Ratschläge gegeben hatte. Er dachte an Argentinien in den letzten 5 Jahren.

      Ich kann mir nicht helfen – aber ich denke an die USA in den nächsten 5 Jahren.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 00:00:07
      Beitrag Nr. 2.839 ()
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 00:08:37
      Beitrag Nr. 2.840 ()
      Deflation...

      ..oder die stille Sehnsucht nach Inflation

      Plötzlich ist sie in aller Munde — die Furcht vor dem Verfall der Preise. Doch warum das Unbehagen?


      von Hans v. der Hagen




      Die Wirtschaft fürchtet ein ebenso neues wie altes Phantom. Eines freilich, das vielleicht gar nicht mehr so lange im Verborgenen bleibt: die Deflation.

      Und die Angst vor diesem Phantom breitet sich aus. Sorgte es noch vor wenigen Monaten bei Volkswirten für kaum mehr als wohlige Schauer, scheint es mittlerweile zumindest die Finanzmärkte bereits im Griff zu haben: Die Aktienpreise liegen danieder und die Kurse erstklassiger Staatsanleihen wuchern empor.

      So sähe jedenfalls ein typisches Deflationsszenario aus. Es würde die Erwartung widerspiegeln, dass sich die Ertragssituation der Unternehmen zunächst kaum verbesserte, andererseits die Gläubiger guter Schuldner in Deflationszeiten zu den Gewinnern zählten. Denn das Geld wird dann mehr wert.

      Zu dem Stimmungswechsel haben vor allem die jüngsten Signale der wichtigen Notenbanken beidseits des Atlantiks beitragen. Der Internationale Währungsfonds warnt gar vor einer „beträchtliche“ Deflationsgefahr in Deutschland — sofern das Wachstum so schwach bleibe wie befürchtet. Hinzu kommt, dass die US-Inflationsrate für Gebrauchsgüter zuletzt auf den tiefsten Stand seit 1966 rutschte.



      Die Erwartung...

      Nun mag sich mancher fragen, warum denn Preisrückgänge so schlimm seien. Wenn stört es schon, günstiger einzukaufen. Wäre eine Deflation nicht gar der Befreiungsschlag vom berüchtigten Zwang zum Wachstum?
      Die Antwort lautet: Nein.

      Den wichtigsten Grund dafür mag der ein oder andere bereits an sich selbst beobachtet haben, etwa beim Computerkauf. Die Aussicht, dass bereits in wenigen Monaten für das gleiche Geld ein erheblich leistungsfähigerer PC erhältlich ist, lässt viele den Kauf eines neuen Rechners hinauszögern.

      Hier ließe sich einwenden, dass der Preisverfall in der Computerindustrie zunächst ja nicht — deflationstypisch — Folge schwacher Nachfrage ist, sondern starker Produktivitätszuwächse.

      Doch entspricht das Verhalten der Verbraucher durchaus dem in einer echten Deflation: Der Konsum wird aufgeschoben.

      Nun ist der Preisverfall in einer Produktkategorie allenfalls für die betroffene Branche problematisch, für die Gesamtwirtschaft ist er es nicht. Im Gegenteil, die Verbraucher haben mehr Geld für andere Produkte zur Verfügung.

      Anders ist es aber, wenn die Konsumenten in vielen Wirtschaftszweigen rückläufige Preise erwarten: Dann schränken sie ihre Ausgaben auf breiter Front ein, der Verbrauch erlahmt und mit ihm die Konjunktur: Unternehmen bleiben auf ihren Produkten sitzen und können den sinkenden Preisen auf der Kostenseite kaum mehr Paroli bieten: Vor allem die Ausgaben für das Personal lassen sich meist allenfalls über Entlassungen, nicht aber über Lohnsenkungen drücken. In Zeiten von Inflation ist das einfacher — reale Einkommensverluste können meist durch nominelle Lohnerhöhung kaschiert werden.

      Nach und nach wird die gesamte Wirtschaft von dem Problem erfasst: Denn die Banken — als Gläubiger theoretisch von der deflationsbedingten Geldaufwertung profitierend — erhalten angesichts der angespannten Liquiditätslage der Unternehmen häufiger ihre Kredite nicht oder nur schleppend zurück.



      ...bestimmt das Verhalten

      Mehr noch: Mit Blick auf die wachsende Zahl von Firmenpleiten verliert sich die Bereitschaft, überhaupt noch Kredite zu vergeben.

      Zugleich sinkt aber auch auf Unternehmensseite trotz niedrigerer Zinsen das Interesse an Fremdfinanzierungen: Aufgrund des rückläufigen Preisniveaus werden keine zusätzlichen Kapazitäten benötigt. Und die sparsameren Verbraucher, an die ohnehin nur ein Bruchteil der Zinssenkungen weitergegeben wird, fragen ebenfalls weniger Kredite nach.

      Dieses Phänomen ist denn auch schon seit einiger Zeit realiter zu beobachten: Trotz einer Welle von Zinssenkungen nimmt in den USA zumindest bei den Firmen die Nachfrage nach Krediten ab.

      Und genau davor fürchten sich die Notenbanken: Ihr wichtigstes Steuerinstrument, der Zins, verliert seine Wirkung. Die Finanzmärkte werden mit Geld überflutet, aber es kommt in der Realwirtschaft nicht an.

      Was tun? Die Mittel zur Bekämpfung einer Deflation sind ebenso bescheiden wie umstritten, zumal es für die Zentralbanken schwieriger wird, geldpolitisch vorsorglich zu handeln.

      Manche Experten glauben, dass — wenn die Zinsen nur tief genug seien — sich das Problem über den Marktmechanismus von alleine lösen werde.

      Andere empfehlen, vermehrt Geld zu drucken oder — staatlicherseits — die Steuern zu senken. Beides ist zwar nur schwer dosierbar, könnte aber zumindest Inflationserwartung schüren.

      Ein wichtiger Aspekt. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Deflation besonders dann verheerend sein kann, wenn die Erwartung sinkender Preise erst einmal in den Köpfen der Verbraucher zementiert ist. Schließlich ist selbst das energischte Konsumierenwollen ist noch kein Konsum.


      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 00:12:56
      Beitrag Nr. 2.841 ()
      Der US-Dollar geht zum beschleunigten Fall über – Für den Euroraum gilt: Es wird heiß ... "fasten your seat belts"
      (19.05.2003)

      Nun scheint der amerikanische Dollar zum beschleunigten Fall überzugehen. Äußerungen des US-Finanzministers Snow nach dem Treffen der sieben führenden Industrieländer (G-7) werden so interpretiert, dass die USA durchaus zufrieden mit der Entwicklung des Dollar seien. Offiziell haben die G-7 durch Nichterwähnung bekundet, dass ihnen der Dollar keine Sorgen bereitet. Wohl dem, der’s glaubt!

      Der hochsensible Devisenmarkt hat verstanden: In absehbarer Zeit ist von offizieller nichts zu erwarten, was den Dollar stützen könnte. Jeder weiß inzwischen, dass eines der großen Ungleichgewichte in dieser Welt, nämlich die Leistungsbilanzdefizite der USA, nur beseitigt werden können, wenn der Dollar fällt, fällt und immer weiter fällt. Der Devisenmarkt wird nun sehr rasch testen, wo die Schmerzgrenze liegt.

      Die Amerikaner müssen auf diese Weise zum Konsumverzicht gezwungen werden. Ihr Verbrauch ist in einem Maß überhöht, das nahezu 6 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts entspricht. Das ist eine Menge Stoff.

      Was wir nicht wissen, sondern nur ahnen können, sind die Folgen dieses Konsumverzichts. Er bedeutet ganz einfach, dass die US-Importe sinken müssen. Wie wird der Rest der Welt, und hier vor allem der Euroraum, mit rückläufigen Einfuhren dieses Landes fertig, wo doch kein Ersatz für schwindende Nachfrage aus den USA in Sicht ist?

      Es kann nur in Tränen enden. Für den Euroraum verstärken sich die Rezessionsgefahren. Im besonders exportabhängigen Deutschland ist bereits Rezessions-Alarm gegeben worden. Unter den gegebenen Umständen wird es nicht mehr lange dauern, bis die Rezession in voller Blüte steht. Morgan Stanley stellt an diesem Montag fest, dass die Rezession in Deutschland bereits auf den gesamten Euroraum ausstrahlt.

      Der Rest lässt sich leicht ausmalen. Da sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht rührt, obgleich die monetären Bedingungen in ihrem Verantwortungsgebiet wegen der rasanten Aufwertung des Euro immer restriktiver werden, und fiskalischer Raum zum Gegensteuern nicht mehr zur Verfügung steht, steuert der gesamte Euroraum in Riesenschritten auf eine Rezession zu. Und das bei ohnehin bereits vorhandenen deflationären Tendenzen.

      Dies ist nicht die Zeit, Wagemut zu zeigen. Das sollte der Spekulation überlassen bleiben. Höchstmögliche Liquidität zu schaffen oder zu halten, bleibt oberstes Gebot. Operationen im Dollar-Bereich, und hier vor allem in auf Dollarbasis gehandelten Rohstoffen, sollten unter allen Umständen konsequent im Kurs abgesichert werden. Es wird heiß ...


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (19.05.2003)

      Deflation, gemessen am Index der Verbraucherpreise, herrschte in den Vereinigten Staaten von Amerika zwischen 1800 und dem Zweiten Weltkrieg etwa die Hälfte der Zeit.


      (Quelle: Merrill Lynch)



      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 00:17:24
      Beitrag Nr. 2.842 ()
      Arbeiten in einer vernetzten Welt

      Brigitte Zarzer 19.05.2003
      Neue Technologien werden kaum zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen genutzt


      Eine im Rahmen der internationalen Konferenz über Aus- und Verlagerungen von Arbeit in Wien präsentierte Studie, geht der Frage nach, wie viel Fort- und/oder Rückschritt die informationstechnische Revolution der Arbeitswelt bislang brachte. Fazit: Meistens orientiert sich die Techniknutzung primär an den Zielen der Rationalisierung und Managementkontrolle. Dies führt nicht nur für viele Arbeitnehmer zu Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen sondern kann sich für die Unternehmen selbst als Bumerang erweisen.






      Die von der Wiener Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt ( FORBA) präsentierte Studie basiert auf zahlreichen, jüngeren empirischen Forschungen zum Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Unternehmen. Die Forscher Manfred Krenn, Jörg Flecker und Christian Stary konzentrierten sich bei der Analyse auf die Branchen IT-Dienstleistungen, Finanzdienstleitungen und industrielle Produktion. Die sich in den letzten Jahren abzeichnenden Trends in der Arbeitsorganisation bei zunehmender Durchdringung mit IKT, wurden schließlich entlang der Themenfelder Arbeitsteilung, räumliche Aspekte, Kooperation und Arbeitszeit behandelt.





      Während in den meisten klassischen Branchen noch immer "Normal"-Arbeitsverhältnisse dominieren, haben in dem stark wachsenden Bereich der IT-Diensleistungen neue Arbeits- und Beschäftigungsformen inzwischen eine relevante Höhe erreicht.



      "Die Auslagerung von IT-Funktionen aus Unternehmen verschiedenster Branchen aber auch im IT-Sektor hat zu einer Zunahme davon Selbständigen und SOHO`s geführt. (...) Die Medien- und IT-Branche spielt in dieser Hinsicht gewissermaßen eine Vorreiterrolle. Für Deutschland gehen die Schätzungen des IAB von einem Anteil von 20% an Selbständigen bzw. Einpersonen-Unternehmen an den Beschäftigten aus. Diese Zerfaserung der Beschäftigung hat zur Folge, dass viele Funktionen die früher von Unternehmen wahrgenommen wurden, jetzt in die individuelle Verantwortung der Freelancer und zwar in inhaltlicher, zeitlicher und materieller Hinsicht , übertragen werden."




      Wer sich jemals in diesen Bereichen als Freiberufler bewegt hat, weiß, dass sich die durch die Selbstständigkeit gewonnene Freiheit rasch in das ungesicherte Los der Vogelfreiheit verkehren kann. Sicherlich gibt es einige Spezialisten, die auch in konjunkturschwachen Zeiten ganz gut über die Runden kommen. Die Mehrheit der Freelancer (Stichwort: Webdesigner, freie Journalisten, Grafiker etc...) kämpft aber mit der sozial unsicheren Lage, auf welche die sozialen Sicherungssysteme (zumindest in Österreich und Deutschland) bis dato nicht oder unzureichend reagiert haben. Nicht von ungefähr wurde schließlich die Ich-AG aus dem Hartz-Papier zum Unwort des Jahres 2002 gekürt.

      Der Einsatz von neuen Technologien führte natürlich auch in klassischen Branchen zu tiefgreifenden Umwälzungen. Eine der interessantesten Studien im Hinblick auf die Arbeitsorganisation publizierten Peter Brödner und Erich Latniak vom Institut Arbeit und Technik, Gelsenkirchen, im Herbst 2002.



      "Vereinfacht lassen sich zwei Strategietypen unterscheiden (...), mit denen die Unternehmen versuchen, die Produktivität ihres wirtschaftlichen Handelns zu beeinflussen. Die Unternehmen auf der "low road of innovation" nutzen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit überwiegend Maßnahmen zur Aufwandsreduzierung wie Personalausdünnung oder Auslagerung bzw. Restrukturierung von Prozessen. Dem gegenüber steht eine Minderheit sehr erfolgreicher Unternehmen, die der Strategie der "high road of innovation" folgen: Für sie steht die Aktivierung und Entfaltung ihrer Potenziale und Kompetenzen im Vordergrund, die sie zur Erschließung neuer Geschäftsfelder, also zur Ausdehnung des Ertrages nutzen, ohne auf erfolgskritische Prozessinnovationen zur Aufwandssenkung zu verzichten", hieß es dazu in einer Aussendung.




      Dieser Grundtendenz folgen auch die Wiener Forscher und kommen zu einem ähnlichen Ergebnis hinsichtlich der Auswirkungen auf die Arbeit selbst. So würde sich bei Low-road-Strategien eine "Tendenz zur Spaltung der Beschäftigten in hochqualifizierte Kern- und niedrig qualifiziere Randbelegschaft zum Ausgleich von Kapazitätsschwankungen abzeichnen.

      Der von den Autoren verwendete Begriff der "niedrig qualifizierten" Mitarbeiter wäre allerdings dahingehend zu hinterfragen, ob sich nicht überhaupt in den letzten Jahren eine Art Niedriglohnsektor qualifizierter Werktätiger gebildet hat (Stichwort: Freeelancer, etc..). Zumindest was den Bildungsstatus anbelangt sitzen beispielsweise in Callcentern nicht unbedingt die "Dümmsten" unserer Gesellschaft. Ursula Holtgrewe von der Universität Duisburg/Essen etwa referierte auf der Konferenz in Wien über ihre Studien zu Callcentern. "Teilzeitbeschäftigung in Callcentern wird oft von Studierenden und Berufsrückkehrerinnen in Anspruch genommen - beide Gruppen zeichnen sich durch hohe Qualifizierung (...) aus." Selbst Akademiker sind nicht gar nicht mehr so selten unter den Callern und Meinungsforschern anzutreffen. Auch die Anforderungen - gute Rhetorik, Serviceorientierung, EDV-Kenntnisse, Stressresistenz - sind nicht eben mit dem Qualifikationsprofil eines Hilfsarbeiters zu vergleichen. Nur die Bezahlung ist eben durchwegs schlecht.

      Wirklich spannend sind an der Wiener Studie Fallbeispiele, die illustrieren, wie der Einsatz von IKT unter dem Postulat von Rationalisierung und Managementkontrolle keineswegs die befreiende Wirkung auf die Arbeitsqualität haben, wie es in den Hochphasen der New Economy noch beschworen wurde:



      "Seit die Computer mobil geworden sind, betrifft das nicht nur die Arbeiter am Fließband (..) oder die Angestellten am Bankschalters, sondern auch die Fahrer von LKWs, die Arbeitskräfte im Außendienst und die Montagetechniker."







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      Wir kennen Fälle von Montagetechnikern, die von ihrem tragbaren Minicomputer erfahren, wo sie als nächstes beispielsweise einen Telefonanschluss installieren sollen. Das kann auch bedeuten, dass der Monteur mehrmals am Tag in das gleiche Gebäude gehen und den gleichen Schaltkasten öffnen muss, weil ihm die Kompetenz zur Bündelung der Arbeitsaufträge genommen wurde. Für die Beschäftigen am unteren Ende der Hierarchie kann das zur Abwertung, zur Missachtung ihrer Qualifikation und in der Folge zu nicht unbeträchtlichen psychischen Belastungen führen.
      Der Soziologe Manfred Krenn bei der Wiener Tagung




      Das intensive Bemühungen vieler Unternehmen um computergestütztes Wissensmanagement, könnte wiederum bei höher qualifizierten Mitarbeitern unangenehme Gefühle auslösen. "So sind viele Einsatzformen von IKT eng mit dem Ziel er Unternehmen verknüpft, die Kenntnisse und das Erfahrungswissen einzelner Beschäftigter auch anderen zugänglich zu machen und so von den Arbeitskräften unabhängiger zu werden", so das Wiener Soziologenteam. Die Zeiten als "qualifizierte Arbeiter in der Zuckerindustrie, wo die Zuckerkocher ihr Erfahrungswissen lange als Geheimnis hüteten und nur an ihre Söhne weiter gaben", sind wohl vorbei.

      Übermäßige Kontrolle durch IKT von oben nach unten kann sich aber auch als Bumerang für die Unternehmen selbst erweisen.




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      Das überzogene Vertrauen in die Computertechnologie, ein hoher Grad an Automatisierung und damit verbunden das Misstrauen in die Potentiale der menschlichen Arbeitskraft führen in Verbindung mit der extensiven Nutzung der in en IKT liegenden Kontrollmöglichkeiten durch das Management oft zu Ineffizienz.
      FORBA




      Ein Fallbeispiel: "In einem Papierunternehmen sorgte die penible nachträgliche Kontrolle jedes von den Arbeitern getätigten und im IT-System dokumentieren Eingriffs dafür, dass viele Arbeiter in unsicheren, kritischen Situationen Nicht-Handlen den Vorzug vor risikobehafteter Problemlösung gaben. Insofern kann sich IKT als extensiv genutzte Kontrolltechnologie als Falle erweisen, da notwendige Korrekturen und Eingriffe durch die Arbeiter eher vermieden werden und dadurch weitreichende Störungen und Ausfälle zur Folge haben."

      Auch wenn in diesem Artikel eher negative Tendenzen des Technik-Einsatzes herausgegriffen wurden, sollen keineswegs die neuen Möglichkeiten für verbesserte Arbeitsbedingungen, die durch die Informationstechnologien erst geschaffen wurden, verkannt werden. Die Frage ist eben immer, wie sie eingesetzt werden. Das liegt einerseits in der Verantwortung des Managements (siehe High-Road-Strategien). Zu einem Gutteil müsste meiner Meinung nach hier aber auch die Politik steuern und entsprechende Rahmenbedingungen herstellen. Letztendlich obliegt es schließlich dem Gesetzgeber, neue Trends in der Arbeitswelt auch auf ihre volkswirtschaftlichen Auswirkungen hin zu prüfen.

      Wer hat nämlich etwas von hochqualifizierten aber schlecht bezahlten Freelancern, Callcenter-Agents o.ä., die kaum mehr in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen müssen bzw. können, von der Kaufkraft erst ganz zu schweigen oder von "technik-ferngesteuerten" Arbeitnehmern, die irgendwann mit psychosomatischen Störungen auf die neuen Arbeitsbedingungen reagieren werden? Die Heilungskosten (im erweiterten Wortsinn) zahlt letztlich der Staat oder einfach die Gesamtgesellschaft.


      heise.de
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:46:11
      Beitrag Nr. 2.843 ()
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:47:07
      Beitrag Nr. 2.844 ()
      Zeugniszeit: EZB – ungenügend, Thema gründlich verfehlt *** Anmerkung zur Zensur: "Von Inflation reden wir übermorgen"
      (20.05.2003)

      Wie müssen sich Notenbanker fühlen, wenn sie sehen, dass ihnen die Zügel entgleiten? Miserabel, wenn nicht sogar im falschen Job.

      Das gilt aber offenkundig nicht für die Verantwortlichen in der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie sehen offenbar überhaupt nichts, außer der Schimäre Inflation. Oder geradezu besessen in den Rückspiegel, wie Bill Gross von Pimco, der von uns hoch geschätzte kritische Beobachter der Märkte, vermutet. Und da entdecken sie nach Meinung von Gross auch nichts anderes als Inflation.

      Doch das ist Vergangenheit. Was ist denn nun noch nötig, um die EZB auf den Boden der Realität zurückzuholen? Eine Warnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Deflation in Deutschland hat sie jetzt schon erhalten.

      Die EZB steht in der Tradition der Deutschen Bundesbank, die bis Ende 1998 nicht nur die geldpolitischen Geschicke in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas bestimmt hat. Die Bundesbank war berühmt und berüchtigt für ihre "Politik der ruhigen Hand". Diese Politik erreichte mitunter den Grad von Sturheit. Sie hatte meist Glück. Ob sie überwiegend Recht hatte, ist zumindest umstritten.

      Cesar Molinas von Merrill Lynch hat sich vor einiger Zeit einmal kritisch mit dem Wirken der Bundesbank auseinandergesetzt und ist dabei zu dem Schluss gelangt, dass der Mythos, der die Bundesbank umgab, zum Teil nicht mehr war als Schein.

      Tatsächlich kann man der Bundesbank Konsequenz nachsagen, und zwar Konsequenz in einer Form, die den Kreis zur Sturheit schließt. Das hat ihr Respekt verschafft. Aber vielleicht war es gerade die Sturheit in Verbindung mit den hohen Devisenreserven und der ehemals überragenden Wirtschaftskraft Deutschlands, was alle Welt davon abhielt, gegen die Bundesbank anzutreten, sprich: gegen die D-Mark zu setzen.

      An den Märken gibt es für brisante Situationen einen alten Spruch: Solange die Zentralbanken nicht in Panik geraten, bleibt es gefährlich. Sobald sie aber Panik zeigen, ist das Schlimmste schon vorüber.

      Die US-Notenbank verrät bereits Nervosität, die sich zur Panik steigern kann. Für die EZB jedoch scheint Panik jedoch ein Fremdwort zu sein. Noch, denn sie wird es nicht nur lernen, sondern erleiden müssen.

      Daran ändert auch die Erklärung des Finanzministeriums in Berlin auf die Warnung des IWF hin, Deflation sei für Deutschland kein Thema, nichts. Was sollen die guten Leute auch anderes sagen? Im übrigen wird dort, wie sich Tag für Tag aufs Neue zeigt, ohnehin nur Inkompetenz nicht nur verwaltet, sondern gehegt und gepflegt.

      Schade nur, dass die unausweichlich aufkommende Panik der EZB einen hohen Preis hat, den die für das sich anbahnende Debakel Verantwortlichen materiell gewiss nicht zu zahlen haben.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (20.05.2003)

      "Einen Reibach machen", ist eine Umschreibung für "Gewinn erzielen" und sogar nicht so vulgär, wie es auf Anhieb klingen mag.

      "Reibach" kommt vom hebräischen Wort für Zinsen (ribiyt) und hat sich im Laufe der Geschichte im Jiddischen zu "Rebbach" gewandelt.

      Doch auch die Araber kennen diesen Begriff. Sie sprechen von "Riba" und meinen damit im engen Sinne zunächst ebenfalls den Zins.

      Die rechtliche Bedeutung geht jedoch über den Begriff Zins hinaus und erstreckt sich auf alles, was an Rendite aus Geld/Kapital erzielt werden kann. Riba ist nach islamischer Tradition streng verboten und somit in diesem Religionsgebiet ein "dirty word".

      taurosweb.de
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      schrieb am 20.05.03 12:52:45
      Beitrag Nr. 2.845 ()
      20.5.03 Lebensversicherer senken Garantiezins

      Von Rita Lansch, Handelsblatt

      Die Lebensversicherer werden schon früher als erwartet ihre garantierten Verzinsungen absenken müssen. Das Bundesfinanzministerium will den maximal zulässigen Garantiezins für Lebensversicherungspolicen, die ab Januar 2004 abgeschlossen werden, von derzeit 3,25 % auf 2,75 % herabsetzen.

      ... Versicherungsbranche in der Krise

      Der Grund: Die Branche steckt in der schwierigsten Phase seit Kriegsende. Die Aktienkurse sind abgestürzt, die Zinsen extrem niedrig. Viele Versicherer haben ihren Kunden zu lange Gewinnbeteiligungen gutgeschrieben, die über den am Markt zu erzielenden Renditen lagen. Daher sind die Reservepolster abgeschmolzen. Einzelne Gesellschaften sind sogar in finanzielle Schieflage geraten.

      Entwarnung aber für Altkunden: Bestehende Policen bleiben unbehelligt. Alle ab 2004 neuen Policen, bei denen ein Sparvorgang mit garantierter Verzinsung einkalkuliert ist, sind jedoch von der Absenkung betroffen. Und dazu gehört neben der klassischen Lebensversicherung vor allem die Rentenversicherung. Zu geringeren Garantieleistungen kann es auch in der Unfallversicherung kommen, bei der ja für den Invaliditätsfall ebenfalls Renten vereinbart werden.

      Beiträge werden steigen

      Unangenehm für die Kunden, aber auch für Versicherer: Sinkt die Garantieverzinsung, steigen automatisch die Beiträge. Beispielsweise kostet einen 30-jährigen Mann eine klassische Lebensversicherung bei einem mittelgroßen Versicherer aktuell (mit 3,25 % kalkuliert) rund 220 Euro Monatsbeitrag, wenn er eine garantierte Summe von 100 000 Euro über 30 Jahre absichern will. Bei einem einkalkulierten Garantiezins von nur noch 2,75 % muss der Mann für die gleiche Summe ab Januar 235 Euro pro Monat überweisen. Das sind 5 400 Euro mehr über die Laufzeit. ... (Handelsblatt.co, 19.5.03)
      Kommentar: Es stellt sich wirklich die Frage, warum man überhaupt noch in eine Kapital-Lebensversicherung investieren soll? Die Rendite sinkt, die Beiträge steigen, man kommt an das Geld nicht ran, wenn man es benötigt und das Risiko ist nicht abschätzbar. Kaum eine Anlage hat so viele Minuspunkte wie gerade die Lebensversicherung. Daß jedoch gerade in diesem Bereich ein Großteil der Spargelder fließen, zeigt,wie unselbstständig viele Leute sind. Statt selbst zu sparen, hat man kein Vertrauen zu sich selbst und investiert ohne nachzudenken.
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      Regierung und Wirtschaft sehen keine Deflationsgefahr

      Bundesregierung und führende Wirtschaftsexperten sehen im Gegensatz zum Internationalen Währungsfonds (IWF) gegenwärtig keine Deflationsgefahr in Deutschland.


      HB/dpa BERLIN. Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Jörg Müller, sagte am Montag in Berlin, eine solche Entwicklung sei nicht zu erkennen. In diesem Fall müssten die Preise auf breiter Front sinken, und dies sei nicht feststellbar. Bei Deflation handelt es sich um eine gefährliche Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und schrumpfender Nachfrage.

      Bundesbankpräsident Ernst Welteke sieht für die deutsche Volkswirtschaft ebenfalls weder die Gefahr einer Rezession noch einer Deflation. „Ich kenne niemanden, der in Erwartung weiter fallender Preise Kaufentscheidungen zurückhält“, sagte Welteke der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe). Es gebe keine deflationären Gefahren für Europa und für Deutschland. Die Bundesrepublik stecke auch nicht in einer Rezession. „Ich will aber nicht ausschließen, dass wir in eine noch schwierigere Situation hineinkommen.“

      Auch der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Wolfgang Wiegard sieht trotz des Einbruchs der deutschen Wirtschaftsleistung im ersten Quartal kaum Deflationsgefahren, sagte er dpa.

      ... Dagegen sprach der Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Gustav-Adolf Horn von beträchtlichen Deflationsgefahren. Horn sagte in einem dpa-Gespräch, er teile die Einschätzung, „dass in Deutschland alle Ingredienzien für eine Deflationsentwicklung vorhanden sind“.

      ... Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte am Sonntag festgestellt, er sehe für Deutschland eine „beträchtliche“ Deflationsgefahr, wenn das Wachstum so schwach bleibe wie befürchtet. Sollte die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen, steige das Risiko noch. „Deutschland befindet sich in der Hochrisiko- Kategorie“. „Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten zwölf Monaten milde Deflation einsetzt, ist beträchtlich.“ ... (Handelsblatt.com, 19.5.03)
      Kommentar: Es ist fast schon verantwortungslos, wie von den vErantwortlichen zweckoptimismus verbreitet und von den Gefahren abgelenkt wird. Wohin soll sich denn unser Wirtschaft hinentwickeln, wenn nicht zu einer Deflation? Was passiert, wenn die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt, die Steuern steigen und die Umsätze der Unternehmen einbrechen? Dann ist die Wirtschaft zu Preissenkungen gezwungen und löst damit eine fatale Abwärts-Spirale aus, die nichts mehr aufhalten kann.
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      Aktienanleihen mit attraktiven Zinsen bergen auch hohe Risiken


      Frankfurt/Main - So interessant Aktienanleihen mit hohen Zinsversprechen derzeit auch sein mögen, sie bergen gewisse Risiken. Darauf weist das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt hin. Der Anleger bekomme nämlich unter Umständen nicht einmal sein eingezahltes Kapital zu 100 Prozent zurück.

      Das Risiko der Aktienanleihen, die eigentlich weder Aktien noch Anleihen seien, liege in den Rückzahlungsvereinbarungen, erläutert das DAI. Es sei nämlich möglich, dass der Anleger nach Wahl seiner Bank als Rückzahlung eine vorher exakt vereinbarte Anzahl einer bestimmten Aktie bekomme. Wenn diese Aktie während der Laufzeit der Anleihe deutlich gesunken ist, liegt der Wert der zugesagten Anzahl der Aktien möglicherweise weit unter der Höhe des eingezahlten Kapitals.

      Der Anleger wisse beim Kauf einer Aktienanleihe zwar, welchen Zins er für eine relativ kurze Laufzeit erhalte. Er wisse aber nicht, wie seine Rückzahlung ausfalle. (Welt, 20.5.03) Kommentar: Wer eine Aktienanleihe kauft, der sichert seiner Bank das Kursrisiko ab. Die Bank kann dann, wenn die Aktien weiter sinken, den Verlust auf den Aktienanleihen-Besitzer abwälzen. Wer so etwas kauft und sich von den vermeintlich hohen Renditezahlen blenden lässt, dem ist kaum zu helfen.

      Kommentare. v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 20:48:45
      Beitrag Nr. 2.846 ()
      Die Baisse dauert an!

      Am Donnerstag gab der Bankier Leuschel bei Bloomberg ein Interview. Für ihn ist Gold der beste Markt in den kommenden Jahren. Er nannte die alten Marken von 850 USD/OZ und mehr. Diese Woche lag der Goldpreis zwischen 365-373 USD/OZ. Leuschel sieht auch eine große Depression und Deflation voraus. Als Leser von Evotrade wissen Sie dies schon seit dem Jahr 2000. Den Euro/USD sieht er bis zu 1,40!? steigen. Wann? In den nächsten Jahren. Dann sagte er, daß der Aktienmarkt sich in den nächsten 10 Jahren seitwärts bewegen wird. Natürlich mit Bull- und Bärphasen. Er sieht jetzt schon den Boden des 3-jährigen Bärenmarktes. Wir sehen das noch nicht, denn der SPX mit KGV 30 ist noch viel zu hoch. Bei einem Boden liegen wir um 10 KGV und darunter. Ende Juli/Anf. August kommt das nächste signifikante Tief. (21 Jahre).

      George Soros sagt, daß er Gold kauft, ebenfalls Nicht-Dollar Währungen. Gefragt warum? Er sagte, er tue nur das, was der U.S. Treasury Sekretär Snow vorschlägt. Soros ist bekannt, dadurch, daß er die Bank von England in Schwierigkeiten brachte. Das war vor 10 Jahren, als er gegen das Pfund spekulierte, ungeachtet der Versicherung durch die Britische Regierung, daß das Pfund sicher sei. Nun verkauft Soros den USD... und U.S. Mr. Snow, der den Markt versucht zu beschwichtigen. Snow (Schnee). Mr. Snow ist Schnee von gestern!

      Die U.S. Treasury Sprecher erzählen den Leuten ständig von einer "starken Dollar-Politik". Es sollte so aussehen, als daß die Regierung bestimme, wohin der Dollar tendiere. Das ist reiner "Nonsense"! Der Weltmarkt bestimmt durch den Devisenhandel die Richtung des Greenback!

      .23 Unzen Gold kaufen heute den Dow Jones, 1987 waren es nur 4 Unzen. Gold ist noch unterbewertet gegenüber dem DJIA. Jedenfalls befindet sich Gold weiter im Bullmarket, denn die Abtrendlinie seit 1987 wurde entschieden nach oben gebrochen. Der Preis liegt über der 200 Tagelinie und verbleibt ansteigend. Ziel im Spätsommer 414 USD/OZ.

      U.S. Securities Firmen haben in den letzten 22 Monaten 80.000 Jobs abgebaut, bis Februar 2003, sagt die Securities Industry Association. Die New Yorker Brokerfirmen haben noch mehr abgebaut, 20% der Analystenstellen.

      Einige "Geschichtenerzähler" müssen noch erhalten bleiben, denn die Leute wollen belogen werden.

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 368 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!
      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 20:53:20
      Beitrag Nr. 2.847 ()
      Weitere Zitate aus: "Geheimsache 09/11", von Nafeez M. Ahmed

      Kleiner Appetithappen:

      »ln Anbetracht des Wetterleuchtens am politischen Horizont Europas und Asiens, muss sich jede erfolgreiche amerikanische Politik auf Eurasien als Ganzes konzentrieren und sich von einem geostrategischen Plan leiten lassen. [...] Dies erfordert ein hohes Maß an Taktieren und Manipulieren, damit keine gegnerische Koalition zustande kommt, die schließlich Amerikas Vorrangstellung in Frage stellen könnte [...].

      Geheimsache 09/11
      Hintergründe zum 11. September und die Logik amerikanischer Machtpolitik


      von Nafeez M. Ahmed

      ISBN: 3-570-50042-X


      Begonnen am 21.05.03:
      .....
      Und ein FBI-Mitarbeiter berichtete dem Enquirer: »Enron und Unocal investierten Hunderte Millionen Dollar in ihre Afghanistangeschäfte und die Taliban. Die Pipeline würde unsere Abhängigkeit von Saudi-Arabien verringern - und Enron würde dabei Milliarden verdienen. Obwohl Clinton 1998 bin Ladens Stützpunkte in Afghanistan bombardierte, ließ Enron den Taliban und den Beauftragten von bin Laden Geld zu- kommen, um das Pipelineprojekt am Leben zu erhalten. Es ist völlig ausgeschlossen, dass zu jenem Zeitpunkt noch einer der Akteure nichts von den Verbindungen zwischen den Taliban und bin Laden gewusst haben könnte, zumal auf den Enron- Gehaltslisten auch CIA-Agenten standen!«

      Andere Quellen zeigen, dass wichtige Mitarbeiter und Geheimdienstleute mehrerer US-Regierungen über den Enron- Flirt mit den Taliban - folglich auch mit al-Qaida - genau Bescheid wussten und die Aktivitäten des Unternehmens in dieser Region aktiv unterstützten. »Ein abgefangenes al-Qaida- Dokument beweist, dass US-Energieuntemehmen heimlich mit den Taliban über den Bau einer Pipeline verhandelten«, berichtet der amerikanische Rechtsanwalt und frühere Staatsanwalt im Justizministerium John Loftus. »Das Dokument gelangte in die Hände des FBI, aber die Weitergabe an andere Institutionen wurde untersagt, um Enron zu schützen. «
      .....
      Die Bush-Regierung intensivierte diesen Verhandlungsprozess mit den Taliban unmittelbar nach der Amtseinführung des Präsidenten im Januar 2001. Diplomaten der USA und der Taliban trafen sich im Februar 2001 mehrmals in Washington, Berlin und Islamabad. Das letzte Treffen zwischen US- und Taliban-Vertretern fand im August 2001 statt - fünf Wochen vor den Angriffen auf New York und Washington. Christina Rocca, damals Leiterin der Zentralasien-Abteilung im amerikanischen Außenministerium, traf in Islamabad den Botschafter der Taliban in Pakistan. Die Bush-Regierung betrachtete diese Verhandlungen offensichtlich - so wie die Regierung Clinton - als letzten Versuch, so etwas wie eine funktionsfähige Beziehung zum Regime der Taliban aufrechtzuerhalten. Die Erkenntnis, dass die Taliban nicht in der Lage sein würden, die Sicherheit im Land durch »Eroberung« zu gewährleisten, verband die amerikanische Seite nun mit der Hoffnung, das Regime werde einer gemeinsamen Regierung mit den anderen Gruppierungen zustimmen. Die USA schienen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass eine solche Lösung extrem unwahrscheinlich war.
      .....
      »Offensichtlich nahmen die Planungen für einen Krieg gegen Afghanistan recht lange Zeit in Anspruch. Wir wissen mit Sicherheit, dass das Pentagon diese Strategie bereits ab 1997 entwickelt hat. Ausgerechnet um den 11. September herum erreichten zwei von Flugzeugträgern geführte Flottenverbände im Rahmen einer >Rotationsmaßnahme< den Persischen Golf. Das war offensichtlich von langer Hand geplant. Unmittelbar vor dem 11. September hatte Großbritannien einen Flottenverband zusammengestellt, der als die >größte Armada seit dem Falklandkrieg< bezeichnet wurde und Kurs auf das Sultanat Oman nahm. Dort halten mittlerweile 23 000 britische Soldaten Manöver ab. Die Planungen für diese Aktion liefen über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren. Außerdem läuft in Ägypten derzeit die amerikanische Operation >Bright Star<- An ihr beteiligen sich 23 000 amerikanische Soldaten sowie weitere 17000 Mann aus NATO-Staaten und verbündeten Ländern. Dies wurde mindestens zwei Jahre lang vorgeplant. Und schließlich schickte die NATO eben erst weitere 12000 Soldaten in die Türkei. Planungszeit: mindestens zwei Jahre. Es ist offensichtlich, dass hier vor unseren Augen ein strategischer Einsatzplan umgesetzt wird, an dem zumindest während der letzten vier Jahre gearbeitet wurde. Der 11. September ist entweder ein Vorwand oder ein Anlass oder beides zugleich.«

      .....


      Eingefügt am 22.05.03:

      Die politischen Pläne der USA in Zentralasien sind deshalb in einen umfassenden, imperialistischen Kontext eingebettet. Ein 46-seitiger Entwurf eines Pentagon-Dokuments, der von Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums im März 1992 an die Presse weitergegeben wurde, gibt den Sachstand bei den internen Planungen und strategischen Konzepten, die der US-Militärapparat in der Ära nach dem Kalten Krieg produzierte, sehr anschaulich wieder. Das Pentagon-Dokument hält fest, das aus der Sicht der Vereinigten Staaten »wichtigste Ziel« sei, »das Auftauchen eines neuen Rivalen zu verhindern«, eines Rivalen, der die amerikanische Dominanz beim Zugriff auf die weltweiten Ressourcen in der Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges gefährden könnte. Aus diesem Ziel ergibt sich auf Seiten der USA natürlich das Bestreben, »eine neue internationale Ordnung zu errichten und zu bewahren, die geeignet ist, potenzielle Konkurrenten davon zu überzeugen, dass sie nicht nach einer bedeutenderen Rolle zu streben brauchen oder eine aggressivere Haltung einnehmen müssen, um ihre berechtigten Interessen zu schützen.« Diese Weltordnung muss sich »in ausreichendem Maß um die Interessen der hochentwickelten Industrienationen kümmern. So hält man sie von dem Vorhaben ab, einen Umsturz in der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Ordnung anzustreben«, die unter der Vorherrschaft der USA steht. Die militärische Vorherrschaft der USA muss aufrechterhalten werden, als »Abschreckungsmechanismus gegenüber potenziellen Konkurrenten, die eine wichtigere regionale oder globale Rolle anstreben«.

      Eine solche militärische Vormachtstellung schließt die Erhaltung »der NATO als wichtigstes Instrument westlicher Verteidigung und Sicherheit* mit ein, weil die NATO die amerikanische Hegemonie auf westeuropa ausdehnt. Deshalb müssen die USA darauf achten, das Entstehen rein europäischer Sicherheitssysteme zu verhindern, die die NATO unterminieren würden«, und in der Folge dann auch die US-Hegemonie über Europa. Eine »dominierende Überlegung, die der neuen regionalen Verteidigungsstrategie zugrunde liegt«, ist die zwingende Notwendigkeit für die USA, »zu verhindern, dass irgendein feindlicher Staat eine Region dominiert, deren Ressourcen bei stabilen inneren Verhältnissen ausreichen würden, um globale Macht zu ermöglichen«.

      Zu diesen Regionen gehören Westeuropa, Ostasien, die ehemalige Sowjetunion und der Nahe und Mittlere Osten. Diese Regionen sollten dann, dem strategischen Konzept folgend, in das von den USA dominierte globale Wirtschaftssystem eingebunden und so ein Teil der weltweiten Vorherrschaft der USA werden. Am allerwichtigsten ist deshalb das Aufrechterhalten »des Gefühls, dass die Weltordnung letztlich von den USA zusammengehalten wird. [...] Die USA soll- ten unabhängig handeln können, wenn keine kollektive Aktion zustande kommt. «

      .....

      Brzezinski kommt dann zur entscheidenden Schlussfolgerung: »Ohne ein anhaltendes und gezieltes Engagement Amerikas könnten bald die Kräfte weltweiter Unordnung die internationale Bühne beherrschen. Angesichts der geopolitischen Spannungen, nicht nur im heutigen Eurasien, sondern überall auf der Welt, ist ein solches Szenario des weltweiten Zerfalls durchaus denkbar. «2« Diese Beobachtungen wurzeln felsenfest in der größten Sorge des Rates für Auswärtige Beziehungen - der Aufrechterhaltung der weltweiten Vorherrschaft der USA:

      »lm letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltlage tiefgreifend verändert. Zum ersten Mal in der Geschichte trat ein außereuropäischer Staat nicht nur als der Schiedsrichter eurasischer Machtverhältnisse, sondern als die überragende Weltmacht schlechthin hervor. Mit dem Scheitern und dem Zusammenbruch der Sowjetunion stieg ein Land der westlichen Hemisphäre, nämlich die Vereinigten Staaten, zur einzigen und im Grunde ersten wirklichen Weltmacht auf.«

      »Aber bis es soweit ist, lautet das Gebot, keinen eurasischen Herausforderer aufkommen zu lassen, der den eurasischen Kontinent unter seine Herrschaft bringen und damit auch für Amerika eine Bedrohung darstellen könnte. Ziel dieses Buches ist es deshalb, im Hinblick auf Eurasien eine umfassende und in sich geschlossene Geostrategie zu entwerfen.«

      »Amerikas geopolitischer Hauptgewinn ist Eurasien. [...] Nun gibt dort eine nichteurasische Macht den Ton an - und der Fortbestand der globalen Vormachtstellung Amerikas hängt unmittelbar davon ab, wie lange und wie effektiv es sich in Eurasien behaupten kann. «

      »ln diesem Kontext kommt es darauf an, wie Amerika mit Eurasien umgeht. Eurasien ist der größte Kontinent der Erde und geopolitisch axial. Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Erde gebieten. Ein Blick auf die Land- karte genügt, um zu erkennen, dass die Kontrolle über Eurasien fast automatisch die über Afrika nach sich zöge und da- mit die westliche Hemisphäre und Ozeanien gegenüber dem zentralen Kontinent der Erde geopolitisch in eine Randlage brächte. Nahezu 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und in seinem Boden wie auch in seinen Unternehmen steckt der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt. Eurasien stellt 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen.«

      »Zwei grundlegende Schritte sind deshalb erforderlich: erstens, die geostrategisch dynamischen Staaten Eurasiens auszumachen, die die internationale Kräfteverteilung möglicherweise entscheidend zu verändern imstande sind, sowie die zentralen außenpolitischen Ziele ihrer jeweiligen politischen Eliten zu entschlüsseln und die sich daraus wahr- scheinlich ergebenden politischen Konsequenzen zu antizipieren; [...] zweitens, eine spezifische US-Politik zu formulieren, die in der Lage ist, die unter Punkt eins skizzierten Verhältnisse auszubalancieren, mitzubestimmen und/oder unter Kontrolle zu bekommen [...].«

      Bedient man sich einer Terminologie, die an das brutalere Zeitalter der alten Weltreiche gemahnt, so lauten die drei großen Imperative imperialer Geostrategie: Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit zu bewahren, die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen und dafür zu sorgen, dass die >Barbaren-<Völker sich nicht zusammenschließen. «

      »Von nun an steht Amerika vor der Frage, wie es mit regionalen Koalitionen fertig wird, die es aus Eurasien hinauswerfen wol- len und damit seinen Status als Weltmacht bedrohen.«

      »Somit muss die Rückendeckung für die neuen postsowjetischen Staaten - für einen geopolitischen Pluralismus im Raum der früheren Sowjetmacht - ein integraler Bestandteil einer Politik sein, die Russland dazu bringen soll, seine europäische Option ohne Wenn und Aber auszuüben. Drei dieser Staaten fallen geopolitisch besonders ins Gewicht, nämlich Aserbaidschan, Usbekistan und die Ukraine. [...]
      .....
      Außerdem hält Brzezinski fest:

      »ln Anbetracht des Wetterleuchtens am politischen Horizont Europas und Asiens, muss sich jede erfolgreiche amerikanische Politik auf Eurasien als Ganzes konzentrieren und sich von einem geostrategischen Plan leiten lassen. [...] Dies erfordert ein hohes Maß an Taktieren und Manipulieren, damit keine gegnerische Koalition zustande kommt, die schließlich Amerikas Vorrangstellung in Frage stellen könnte [...]. »Zunächst besteht die Aufgabe darin, sicherzustellen, dass kein Staat oder keine Gruppe von Staaten die Fähigkeit erlangt, die Vereinigten Staaten aus Eurasien zu vertreiben oder auch nur deren bestimmende Schiedsrichterrolle entscheidend zu beeinträchtigen.«36 »Die Konzentration hegemonialer Macht in den Händen eines einzigen Staates wird, auf Dauer gesehen, immer weniger in die weltpolitische Landschaft passen. Daher ist Amerika nicht nur die erste und die einzige echte Supermacht, sondern wahrscheinlich auch die letzte.«

      Brzezinskis nächstes Argument ist von entscheidender Bedeutung:

      »Da Amerikas Gesellschaft in steigendem Maße multikulturelle Züge annimmt, dürfte, außer in Fällen einer wirklich massiven und von breiten Bevölkerungskreisen so empfundenen unmittelbaren Bedrohung von außen, ein Konsens über außenpolitische Fragen zunehmend schwerer herbeizuführen sein.«

      http://www.miprox.de/USA_speziell/Geheimsache_9-11.htm#Brzez…
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      Avatar
      schrieb am 25.05.03 20:57:38
      Beitrag Nr. 2.848 ()
      Immer noch voll in der "SPEKULATIVEN BLASE"!

      Der nachstehende Chart von 1871 bis 2003, den ich dem sehr empfehlenswerten Buch IRRATIONALER ÜBERSCHWANG von Robert J. Shiller , Ökonomieprofessor an der renommierten Princetown University of New Jersey, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2000, entnommen (Seite 20) und auf Basis von mir eruierter neuerer Daten bis Januar 2003 fortgeschrieben habe, zeigt die Entwicklung des inflationsbereinigten Kurses des S&P COMPOSITE STOCK PRICE INDEX zwischen Januar 1871 und Januar 2003 (obere Kurve) und der inflationsbereinigten S&P COMPOSITE EARNINGS , d.h. der Gewinne, im gleichen Zeitraum (untere Kurve).

      Einen S&P COMPOSITE STOCK PRICE INDEX und S&P COMPOSITE EARNINGS werden Sie heute vergeblich suchen, da beide aus sehr langfristigen Daten variierter Index-Zusammenstellungen - bei denen die meisten früher einmal gelisteten Unternehmen heutzutage überhaupt nicht mehr existieren - resultieren. Aktuell entspricht diese historische Grundlage in etwa dem S&P 500 .




      Aus diesem Chart lässt sich folgendes erschließen:

      Im Januar 2000 standen der S&P COMP bei rd. 1450 und die S&P EARNINGS bei rd. 45 Punkten, ein Verhältnis von 32,2, und im Januar 2003 lag dieses Verhältnis bei rd. 31,7 (950 : 30).

      Dies zeigt uns eindeutig, dass die "Spekulative Blase" der "GOLDENEN NEUNZIGER" seit 2000 bislang nur marginal abgebaut worden ist.

      Aus meiner Sicht muss da noch eine Menge Luft abgelassen werden, bis sich ein Boden zeigt!


      Mit freundlichem Gruß
      Hajo Bier


      http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/main.php?&actio…

      http://www.miprox.de/Graphiken/SPEKULATIVE_BLASE.html
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 21:15:32
      Beitrag Nr. 2.849 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      spatzseite.de
      Was ist real? Oder:

      25.05.2003
      DIESE WOCHE
      Ein Staatshaushalt ist eine Auktion gestohlener Güter, und Geld zu drucken ist eine besondere Form des Raubes. Die untersucht der Spatz diese Woche, und die Lage der Realwirtschaft, in der eine Lösung für die gegenwärtigen Probleme gefunden werden könnte, wenn man nur wollte. Aber wer will keine Lösung, und weshalb nicht? Finden Sie es heraus!




      Wie man zu Geld kommt


      "Wir sind uns nicht so recht sicher, welchen Pfad die Realwirtschaft kurzfristig einschlagen wird" sagte OberFED-Bankier Grünspan dem vereinigten Wirtschaftskomitee des US-Kongress am 21.5. und fuhr später fort: "wir können keine überzeugende Möglichkeit erkennen, weshalb der FED "das Geld ausgehen sollte, um die Probleme der Wirtschaft anzugehen". Die Druckkapazitäten der FED sind grenzenlos - wenn nicht eine Inflation wie die von 1923 Grenzen zieht. Letzterem pflichtet Oberspekulant G. Soros bei und verkündet öffentlich, er werde seine Dollar abstoßen und stattdessen Euro und Gold kaufen. Gleichzeitig warnte Robert Samuelson in der Washington Post vom 21.5., daß ein schwacher Dollar nicht die Rückbesinnung der Binnenkäufer auf amerikanische Waren bedeuten muß, sondern daß die Krise bei einem Umweg über das Ausland sich noch verschärfen kann.

      Gelddrucken auf Papier oderelektronisch ist eigentlich Diebstahl, wenn Geld noch irgendwie den Wert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts darstellen soll. Dem Sparer bleibt zwar die gleiche Summe Geld, aber diese stellt nur noch einen geringeren Anteil am gesellschaftlichen Wert dar. Die gleiche Art Diebstahl liegt vor, wenn die Güterproduktion vermindert wird. Auch in diesem Fall behält der Sparer in seinem Geld weniger Wert, als er ursprünglich, als er das Geld verdiente, annehmen durfte. Zugegeben, Geldsparer sind nicht das Wesen der Wirtschaft - aber sind es die Diebe?

      Wir haben uns über die Jahre an derlei Diebstahl gewöhnt. Nun erleben wir eine neue Form. Die öffentliche Hand ist pleite und der Staat verweigert Dienste, für die wir Steuern (nahezu die Hälfte des Bruttoinlandprodukts) zahlen. Erstaunte Frage: Wohin floß das Diebesgeld, das die meisten von uns aus vielen falschen Gründen in der Staatskasse vermuteten? Die allgemeine Antwort: "Krise, Rezession, Schicksal!" Eine nette Art, "Haltet den Dieb!" zu rufen! Eine Erklärung, wie falsch sie auch sein mag, ist besser als keine, denn Unerklärliche läßt erschaudern. Hat Ihnen irgendjemand "Krise" erklärt? Oh ja, da gibt es den technischen Fortschritt, der Arbeitsplätze frißt, da versiegt die Nachfrage, füllen sich die Lager… 1000 akademische Gründe, warum "die Wirtschaft" (wer ist die Dame?) nicht funktionieren kann, weshalb die 6 im Zeugnis nicht zu vermeiden war.

      Doch das Geld ist weg. Statt weiter zu fragen, wo es geblieben sei, ertönt lautes Geschrei nach "Reformen". Das schöne Wort steht - bei Licht besehen - für die Forderung, das fehlende zu ersetzen. Und schon entbrennt ein wilder Kampf darüber, wer zahlen soll: "Die Raucher?" ok, die zerstören nur ihre Gesundheit und belasten die Krankenkasse. "Die Trinker aus Bierdosen?" auch ok! Die tun das Gleiche, außerdem ist Biertrinken ein Luxus, Wasser tut`s auch. Die Autofahrer!, die Stromverbraucher! (für die Umwelt), die… Wen Sie wollen! So spielt man den einen gegen den anderen aus und kassiert am Ende (fast) unangefochten, bis der Aufstand eine Grenze zieht.

      Seltsam, daß in dieser Diskussion keiner auf die Idee kommt, dem eingetretenen Mangel mit mehr Warenwerten entgegen zu treten. Die Produktionsstätten sind da und könnten weiterbetrieben werden, an Arbeitskräften fehlt es auch nicht. Vielleicht an den richtigen, aber die könnte man entsprechend ausbilden. Warum kommt niemand auf die Idee, Mangel und Mißstand durch mehr Produktion zu beheben und dadurch das Geld wieder werthaltiger zu machen? "Das geht nicht, dazu fehlt das Geld!" "Schon jetzt lassen sich die Güter nicht verkaufen, weil es am Geld fehlt!", wird allgemein geplappert.

      Am Gelde fehlte es? Greenspan war anderer Meinung und am 19.5 war im Wallstraßenjornal zu lesen: Japan schießt 17 Milliarden US$ in die Resona Holding ein. 17 Mrd. frisch gedruckte US$, einfach so? Damit hätten die Japaner ihre Magnetbahn durch ganz Japan bauen und damit die deutsche auf dem Markt endgültig ausstechen können - dazu hätten sie Umsatz und Einkommen (möglicherweise für die falschen Leute) geschaffen, jedenfalls aber mehr Steuern in die leere Staatskasse gebracht. Die Resona Holding stellt keine Magnetbahnen her, sie ist die fünftgrößte Bank Japans und füllt mit dem Geld das leergeräumte Eigenkapitalkonto auf. "Es gab eine Eigenkapitalkrise bei Resona, aber keine systemische Krise" betonte der zuständige Kabinettsekretär. Zwei Tage später lesen wir im Bloomberg Magazin vom Chef der Bank von Japan Toshihiko Fukui "Ohne die angemessenen politischen Maßnahmen, kann es möglicherweise zu einer Finanzkrise kommen", denn in den Banken des Landes gibt es "tief eingewurzelte Probleme." Was sind schon 17 Mrd. US$ wenn eine Bank Probleme hat?

      Mit 17 Mrd. wäre der US-Bundesregierung nicht mehr zu helfen, die fährt in diesem Jahr voraussichtlich ein Defizit von 304,16 Mrd. US$ ein. Davon hat sie bereits 201,61 Mrd. US$ Miese auf dem Konto. Ihr Problem liegt nicht bei zu hohen Staatsausgaben. Auch dort wird gespart - sogar am Krieg (man schickte weniger Soldaten als das Militär angefordert hatte, so daß dort nun alles drunter und drüber geht und die Verbündeten im Vorgriff auf US-Forderungen bei der EU beantragt haben, die "Verteidiungs"-Ausgaben von den Maastrichtkriterien auszunehmen). Weggebrochen sind dort Steuereinnahmen in Höhe von errechneten 249,6 Mrd. US$ aus dem Einkommen von Individuen und Gesellschaften. Bei uns sieht es nicht anders aus.

      Systemkrise heißt nicht nur, der Bäcker lacht Sie aus, wenn Sie fürs übliche Geld bei ihm Brot kaufen wollen. Die Krise kehrt den gültigen Begriff von "Realität" um. Auch für Sie war Geld" etwas Reales - oder nicht? Es war nicht alles, daneben gab es z.B. Beziehungen, die nötig waren, um nach oben, an mehr Geld zu kommen. Die Systemkrise mischt die Karten für "die da oben" und "die da unten" neu. Bei diesem Mischen ist wie beim Westernpoker der Colt die nackte Gewalt das letzte Argument. Ist sie die eigentliche Realität? Der Irakkrieg war dagegen nur eine vorletzte Antwort, die (meist wirksamere) Androhung von Gewalt (wenn auch nicht für die Irakis).

      Was ist die Realitäten setzende Realität? Darüber haben Sie bisher wahrscheinlich nicht viel nachgedacht, weil sich so etwas nicht auszahlt. Scheinrealitäten tun das eher. Aber Systemkrisen rühren an Grundfragen, auf die nicht mehr nur "die da oben" eine Antwort finden müssen. Um eine neue, bessere Antwort zu finden, sollte man wissen, welche Antwort heute gilt. Sie hat u.a. der fast unbekannte Philosoph Hans Vaihinger am einfachsten und klarsten auf den Punkt gebracht und es sind seine Schülersschüler, die in den USA an den entscheidenden Stellen Politik machen.

      "Was mir besonders (bei Schopenhauer, H.B.) einleuchtete, - schrieb er 1924 - war der Nachweis, daß das Denken ursprünglich nur dem Willen dient, als Mittel zu seinen Zwecken und daß das Denken erst im Laufe der Entwicklung sich von der Leitung des Willens emanzipiert und zu einem Selbstzweck wird… Dem Willen zum Leben und zum Herrschen dienen als Mittel die Vorstellungen, Urteile und Schlüsse, also das Denken. Das Denken ist somit ursprünglich nur ein Mittel im Kampf ums Dasein und insofern nur eine biologische Funktion.". Es hat sich allerdings "im Laufe der Zeit immer mehr von seinem ursprünglichen praktischen Zwecke entfernt hat und wird schließlich als theoretisches Denken um seiner selbst willen ausgeübt" und entsprechend zu unlösbaren Fragen verleitet. Es ist also an der Zeit, das "höhere Denken", das metaphysische, das Fragen nach Sinn und Zweck etc. als Spinnerei aufzugeben und es wieder an seinen ursprünglichen praktischen Zweck "zum Leben und zum Herrschen im Kampf ums Dasein" zurückzuführen. Klingt das nicht vernünftig?

      Die Realität ist demnach der "Kampf ums Dasein" als inhärentes Wesen der Natur und ihrer stets wechselnden Daseinsformen. Diesem Kampf unterliegt eine sich von selbst vollziehende Auslese zum Zweckmäßigsten hin, womit sich die Herausbildung besonderer Formen und Gestalten im Einerlei des Werdens und Vergehens der Natur erklären läßt. Für "Unzweckmäßiges" ist (von ev. Erforderlichen politischen Rücksichtsnahmen abgesehen) kein Platz auf dieser Welt, seinem Verschwinden wäre keine Träne nachzuweinen. Grausam aber real - oder? Doch läßt sich auf dieser Grundlage eine Gesellschaft gründen, die Zusammenarbeit von Menschen organisieren?

      Hier helfen die Denkgebilden des verselbstständigten Denkens weiter, denn auch sie erweisen sich im "Kampf des Überlebens" als durchaus zweckmäßig - hier beginnt Vaihingers eigener Beitrag. Er durchsuchte die Natur- und Geisteswissenschaften nach Hilfsbegriffe und hypothetische Konstruktionen, die zwar wissenschaftlich bedenklich oder gar falsch aber zum Verständnis komplizierter Vorgänge zweckmäßig waren. Aus den gewonnenen Einsichten stellte er seine "Lehre von der Fiktion", seine "Philosophie des Als Ob" zusammen.

      Im Daseinskampf geht es aber weniger um leichteres Naturverständnis, eher um das Einwirkungen auf "Mitbewerber" und so wandelt Vaihinger seine Frage ab: "Wie soll man sich von diesem theoretischen Atheismus aus zu den historisch gegebenen Formen der Kirche (damals noch eine staatstragende Macht, H.B.) und zu den geschichtlich entstandenen religiösen Dogmen verhalten und ist man etwa genötigt, gegen die positive Kirche eine absolut negative Stellung einzunehmen? Mir schien dies nicht notwendig: Die Beschäftigung mit der griechischen Mythologie, besonders wie sich die letztere in den antiken Kunstwerken zum Ausdruck brachte, hatte mich gelehrt, daß man, wie das die gebildeten Griechen und Römer taten und wie es mir auch früher bei Platon entgegengetreten war, die Mythen als "Mythen" betrachten und behandeln und doch (oder vielmehr eben deshalb) den ethischen und ästethischen Wert dieser Fiktionen dauernd hochhalten könne."

      Das Wort "Wert" ist wieder einmal in vieler Leute Munde. Kaum einer von ihnen fragt, welcher Zweck dem jeweils gelobten Wert seinen Wert gibt. Ist der Zweck der Zwecke der Daseinskampf, dann sind Werte eben Mittel zu diesem Zweck, vor allem wenn sie als "ethisch wertvolle Mythen" das Verhalten der Mitbewerber steuern helfen. Somit gewinnt "das Bewußt-Falsche eine enorme Rolle in der Wissenschaft, in der Weltanschauung und im Leben". "Denn das Denken dient ursprünglich nur dem Willen zum Leben, als Mittel zum Zweck, und erfüllt auch nur nach dieser Seite hin seine Bestimmung." Frieden, Freiheit, Demokratie (und was nicht alles) nur Mittel zum Zweck, um die gutgläubigen Anderen zum zweckmäßigen Verhalten zu bewegen - Stimmen Sie noch immer zu?

      Diese realistische Weltanschauung teil(t)en die meisten westlich orientierten "Demokraten" und Antidemokraten, avantgardistischen Futuristen wie Nationalsozialisten, progressive Sozialisten wie Neokonservative. Davon leben "Intellektuelle", wenn sie aus ihrem Bauchladen Zahlungsfähigen Mittel zur Befriedigung tieferer oder höhere Bedürfnisse feilbieten. Sie ist die Grundlage für den von den Medien jeweils neu zurechtgeformten "Konsens" unsere Gesellschaft. Geld ist dabei nur eine, wenn auch wohl die wichtigste der gängigen Fiktionen. Ihrer konnten sich nur "die ganz oben" nach freiem Ermessen bedienen.

      Da sich die Seite füllt, mehr davon und von den Auswirkungen und einer Gegenrealität einandermal
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 21:25:09
      Beitrag Nr. 2.850 ()
      25.5.03 Furcht vor Deflation lähmt deutsche Wirtschaft

      Politiker, Banker und Gewerkschafter warnen. Scharfe Kritik kommt von der EZB. Finanzminister Eichel wiegelt ab


      Berlin - Führende Politiker, Banker und Gewerkschafter haben gestern eindringlich vor einer drohenden Deflation in Deutschland gewarnt. Es sei zu befürchten, dass Angstsparen und fallende Preise die Wirtschaft noch weiter lähmten. Yves Mersch, Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte: "Es kann durchaus sein, dass Deutschland in den kommenden zwölf Monaten eine Deflation bekommt." Herbe Kritik übte der luxemburgische Notenbankpräsident daran, dass Deutschland die europäischen Stabilitätskriterien verfehle. Als größte Volkswirtschaft im Euro-Raum müsse Deutschland "das einhalten, was man versprochen hat. Und das nicht erst, wenn die Karre im Dreck sitzt."

      Die Gefahr einer "schleichenden Deflation" sei "außerordentlich ernst zu nehmen", betonte Verdi-Chef Frank Bsirske. Wenn jetzt auch der Internationale Währungsfonds auf das Deflationsrisiko hinweise, "dann gibt es allen Grund, gegenzusteuern". Dabei komme der EZB herausragende Bedeutung zu. Bsirske: "Es kann kein Zufall sein, dass Länder wie Großbritannien und Schweden, die nicht in den Stabilitätspakt eingebunden sind, deutlich bessere ökonomische Daten vorweisen als die Staaten in Euroland."

      ... Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) spielte die Gefahr herunter. Spekulationen über Deflation seien "unverantwortliches Gerede". Deflation gebe es nur, wenn die Preise "auf breiter Front" fielen: "Das ist nicht der Fall." (Welt, 25.5.03)
      Kommentar: Es ist reichlich spät, bis unsere Experten überhaupt die Gefahr einer Deflation verstehen. Dabei ist die Deflation die logische Schlußfolgerung unseres System. Jedes zinssystem endet früher oder später ine einer Deflation, weil durch den Zinseszinseffekt permanent Geld aus der Wirtschaft beinahe “herausgesaugt” wird. Solange dieses Geld über immer höhere Verschuldung wieder investiert wird, gibt es wenig Probleme. Wenn jedoch die Schulden so hoch sind, daß immer mehr Unternehmen unter den Kapitalkosten zerdrückt werden,s teigt das Ausfgallrisiko für Kredite und das Kapital zieht sich vom Markt zurück. Dann kommt die Deflation zum tragen.
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      24.5.03 Renditen weltweit im Sturzflug


      die letzte meldung

      An den Rentenmärkten treibt die Deflationsangst mittlerweile weltweit die Kurse auf neue Rekordhöhen. Während der Bund Future am Freitag auf ein neues Allzeithoch bei 118,36 Punkten stieg und die zehnjährige Bundesanleihe bis fast auf 3,64 Prozent Rendite sackte, schnellten auch die Kurse in den USA und Japan noch einmal mit neuem Schwung nach oben - und das ohne den Euro-Effekt, der in der Währungsgemeinschaft zusätzlich die Investoren anzieht. Nachdem der Gouverneur der Bank of Japan, Toshihiko Fukui, seine Erwartung einer weltweiten Deflations-Welle angedeutet hatte, fiel die japanische Zehnjahres-Anleihe auf 0,57 Prozent. "Die Renditen könnten sogar noch weiter abstürzen", sagte ein japanischer Bonds-Manager. Japan verzeichnete im März einen Preisrückgang um 0,6 Prozent. In den USA rentierten zehnjährige Treasuries auf einem neuen 45-Jahres-Tief. ... (Welt, 24.5.03) Kommentar: Die Zinssätze purzeln weltweit immer tiefer. Dabei kommt die Liquiditätsgrenze, also der Zinssatz unterhalb dem kein Geld mehr investiert wird, immer näher. Je weiter die Zinssätze im heutigen System sinken, umso größer wird die Deflation. Notenbank-Zinssenkungen bringen demgegenüber keine Erleichterung, wie immer behuptet wird. Wenn es nicht noch zu einer massiven Staatsverschuldung kommt, ist das System bald am Ende.
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      "Katastrophe kommt in Zeitlupe"

      Studie der Bertelsmann-Stiftung fordert dringend Reformen ein


      Berlin - Das Gros der hiesigen Bevölkerung weiß, dass Deutschland schon bald überaltert ist. Dennoch sind 90 Prozent weder zu Einschränkungen noch zu höheren finanziellen Lasten bereit. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Mehr als drei Viertel der Befragten trauen der Politik nicht zu, die Probleme des demographischen Wandels zu lösen.

      ... Der stellvertretende Präsidiumsvorsitzende der Stiftung, Gerd Schulte-Hillen, sagte, die Therapievorschläge lägen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Doch umgesetzt wurde nahezu nichts. Es gebe kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. "Die drohende Katastrophe kommt in Zeitlupe." Die Stiftung wolle aufzeigen, "was passiert, wenn nichts passiert".

      Allein der Beitrag zur Rentenversicherung werde ohne Reformen von heute 19,5 auf 42 Prozent bis 2050 klettern, warnte Schulte-Hillen.

      Zusätzliche Belastungen werden von den Bürgern abgelehnt. Wie die Umfrage zeigt, sind nur fünf Prozent bereit, höhere Steuern oder steigende Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Neun Prozent akzeptierten eine längere Lebensarbeitszeit oder die Streichung von Kassenleistungen, neun Prozent plädieren für höhere Renten- oder Pflegeversicherungsbeiträge. Populär ist nur die stärkere Förderung von Familien (83 Prozent) oder die Förderung ehrenamtlicher Tätigkeit (58 Prozent). dsi (Welt, 24.5.03)
      Kommentar: Die angeblichen “Lösungen”, die den Leuten präsentiert werden sind reine Augenwischerei. Niemand muß auf Gehalt verzichten, oder höhere Sozialbeiträge zahlen, wenn endlich die Kapitalkosten aus der Wirtschaft verschwinden. Nicht niedrigere Löhne, sondern höhere Einkommen sind nötig, um die Kaufkraft zu stärken und die Wirtschaft zu stabilisieren. alles andere ist Augenwischerei.
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      23.5.03 Der Käuferstreik trifft das Handwerk hart


      Berlin - Das Handwerk in Deutschland ist im ersten Quartal wenig gefragt gewesen. Die Kunden hielten sich mit Aufträgen zurück. Das Geschäftsklima in der Branche sei so schlecht wie noch nie, meldete der Handwerksverband ZDH. Der Frühjahrsumfrage des Verbandes zufolge fallen im laufenden Jahr möglicherweise fast 300 000 Stellen im Handwerk weg. Zudem wird der Umsatz wohl wie schon im vergangenen Jahr sinken. ZDH-Präsident Hanns-Eberhard-Schleyer rechnet mit einem Minus von knapp fünf Prozent. ... (Welt, 23.5.03)
      Kommentar: Die Deflationsspirale beginnt sich zu drehen: Aufträge bleiben aus, Arbeiter werden entlassen, die Kaufkraft sinkt, noch mehr Aufträge bleiben aus...
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      Anleger laufen Renten hinterher

      Bund-Future springt über 118 Punkte - Experten warnen vor Rückschlagsgefahr nach Zinssenkung


      von Michael Fabricius

      Berlin - Der Rentenmarkt ist durch nichts mehr aufzuhalten, nicht einmal durch Alan Greenspan. Obwohl der US-Notenbankchef am Mittwochabend in üblich verschlüsselter Form eine baldige Konjunkturerholung andeute, sackten die Kurse der Anleihen nur für wenige Stunden ins Minus. Schon am Donnerstagmittag tickerte der Bund Future wieder auf ein neues Allzeit-Hoch und sprang um 16 Uhr sogar kurzzeitig deutlich über die 118-Punkte-Marke. Die zehnjährige Bundesanleihe sackte bis fast auf 3,7 Prozent Rendite.

      Wie die Renten-Strategen von der Commerzbank beobachteten, fiel den Marktteilnehmern nach gründlicher Entschlüsselung der Greenspan-Rede auf, dass darin auch eine Deflations-Warnung enthalten war. Das trieb die Kurse wieder an, und dies wiederum zog weitere Investoren an. "Der Markt nährt sich selbst", so Commerzbank-Experte Ralf Welge. "Die Rallye kann noch weiter gehen, denn das Thema Deflation ist jetzt in den USA und Europa auf der Agenda", sagt Jason Simpson, Analyst bei ABN Amro.

      ... Falls es aber tatsächlich zu einer Deflation im Euroland kommen sollte, könnte der Markt Louanges zufolge völlig überdrehen, ähnlich wie in Japan. In dem deflationsgeplagten Land sanken parallel zum Leitzins die Renditen auf historische Tiefststände. Derzeit rentiert die Benchmark-Anleihe nicht einmal mit 0,6 Prozent. Die Kurse jedoch stiegen in den vergangenen Wochen fast so stark wie in Europa. Angesichts eines solchen Szenarios könnten sich langfristig orientierte Anleger hierzulande also sogar glücklich schätzen, jetzt noch einen Bundes-Kupon mit vier oder 4,5 Prozent mit nach Hause nehmen zu können. (Welt, 23.5.03)
      Kommentar: Jetzt auf Anleihen zu setzen ist äußerst riskant. Wie bei Aktien wird es zu einem massiven Kursverfall kommen - dann nämlich wenn plötzlich im Crash die Zinsen durch den erhöhten Risikozuschlag steigen werden.
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      22.5.03 Experten sehen für Deutschland erst wieder Chancen nach radikaler Rosskur


      ... "Deutschland braucht für einen nachhaltigen Aufschwung entweder eine heftige Inflation oder eine ausgewachsene Deflation", tönten die Experten auf dem ersten Frankfurter Fondsforum, das von Credit Suisse Asset Management veranstaltet wurde.

      Die völlig konträren Vorschläge klingen auf den ersten Blick paradox. Der Schlüssel für die Lösung liegt in der extrem hohen Verschuldung vieler Konzerne. So lange die Unternehmen an dieser Last laborieren, können sie keine Zukunftsinvestitionen tätigen und damit die Konjunktur ankurbeln. Im Gegenteil: Der Sparzwang vieler Unternehmen führt zu Entlassungen, Arbeitslosigkeit und Konsumzurückhaltung.

      ... Deutschland muss nach Ansicht der Experten eine Rosskur durchleben. Entweder würden die Schulden durch eine hohe Inflation quasi weg geschmolzen oder aber eine ausgewachsene Deflation löse das Problem. Dauerhaft sinkende Preise würden viele Firmen in den Konkurs treiben, weil sie die Schulden nicht mehr bedienen können. Dann könnten im Rahmen von Insolvenzverfahren die Verbindlichkeiten vieler Konzerne gestrichen werden und der Weg in eine schuldenfreie Zukunft wäre frei. Dass gleichzeitig mit dem Weg einer Deflation sich die Arbeitslosigkeit verdoppeln würde, wie der Vermögensverwalter Jens Erhardt anmerkte, störte die Expertenrunde nur am Rande. Aber in Krisenzeiten werden eben auch Börsianer zu Radikalisten. (Welt, 22.5.03) Kommentar: Besser kann man die Unfähigkeit vieler “Experten” wohl nicht darstellen. Ststt Lösungen zu bringen, wollen sie unser Land nun in eine tiefe Krise stürzen. Alles in der Hoffnung, daß wenn die Wirtschaft am Boden liegt, dann irgendwie es wieder aufwärts gehen könnte. Dabei zeigte schon die letzte Weltwirtschaftskrise, daß wenn sich eine Deflation erst einmal etabliert hat, es überhaupt nicht mehr aufwärts, sondern immer steiler abwärts geht. Ein Krieg ist dann nur noch eine Frage der Zeit - ob dafür die Experten die Verantwortung übernehmen wollen?
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      21.5.03 EU warnt Deutschland vor Schuldendebakel


      Von Ruth Berschens, Handelsblatt
      Die EU-Kommission befürchtet, dass Deutschland die mit der Überalterung der Bevölkerung verbundenen Finanzprobleme unterschätzt und deshalb mittelfristig in ein Schuldendesaster ungeahnten Ausmaßes steuert.

      HB BRÜSSEL. Ohne Gegenmaßnahmen werde der deutsche Schuldenberg rapide wachsen und im Jahr 2050 die astronomische Höhe von bis zu 384 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreichen, heißt es im Bericht zur Lage der Staatsfinanzen, den die Brüsseler Behörde am Mittwoch vorlegen will. Derzeit beträgt die deutsche Staatsverschuldung rund 60 % vom BIP.

      In Deutschland kämen mehrere für die Staatsfinanzen bedrohliche Probleme zusammen, heißt es weiter in dem Bericht, der dem Handelsblatt vorliegt. Die öffentlichen Ausgaben für Renten und Gesundheit würden hier zu Lande stärker wachsen als im EU-Durchschnitt. Zugleich gehe der Abbau der Staatsverschuldung langsamer als anderswo voran. Hinzu komme die niedrige Beschäftigungsquote bei älteren Arbeitnehmern und das niedrige Renteneintrittsalter.

      ... Die Kommission bestreitet in ihrem Bericht, dass Sozialabbau und Sparkurs Deutschland noch tiefer in die Rezession treiben würden. Eine mit Strukturreformen verknüpfte Sanierung der Staatsfinanzen könne der Wirtschaft sogar kurzfristige Wachstumsimpulse geben. Diese These belegt die Kommission mit einer Modellrechnung für Deutschland. ... (Handelsblatt.com, 20.5.03)
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      Welteke: Wir geraten in eine Schuldenfalle

      Bundesbank-Chef für strengeren Stabilitätspakt - Regierung zweifelt an eigener Wachstumsprognose


      Frankfurt am Main/Berlin - Angesichts der schwierigen Haushaltslage warnt Bundesbank-Präsident Ernst Welteke vor den Folgen einer steigenden Neuverschuldung: "Wir geraten in eine Schuldenfalle", sagt der Bundesbank-Präsident im WELT-Gespräch. "Wenn die Volkswirtschaft kaum noch wächst, wie das seit 2001 der Fall ist, und wir aber weiterhin jährlich ein Budgetdefizit von drei Prozent anhäufen, steigt die Zinsbelastung dramatisch." Deutschland lebe permanent über seine Verhältnisse. "Kurzfristig wird es sehr schwer, den Stabilitätspakt zu erfüllen", meint der Zentralbanker. Dennoch spricht er sich langfristig für eine Verschärfung aus. In "guten Zeiten" müssten Regierungen bestraft werden, die keine Überschüsse anhäuften.

      In der aktuellen konjunkturellen Situation sei es allerdings falsch, die Steuern zu erhöhen oder die Ausgaben radikal zu kürzen. Stattdessen verlangt Welteke einen umfassenden Umbau des Bismarckschen Sozialsystems. Außerdem plädiert er für den gezielten Abbau von Subventionen und Steuervergünstigungen. ... (Welt, 21.5.03)
      Kommentar: Anstatt nur vor den Gefahren der explodierenden Verschuldung zu warnen, sollten die Verantwortlichen lieber sagen warum das alles so ist. Unser System erzwingt dabei die Verschuldung: Die den Schulden gegenüberstehenden Geldvermögen wachsen durch Verzinsung und dieser Zins kann nur dann wieder angelegt werden, wenn sich die Volkswirtschaft (oder am Ende der Staat) in immer größerem Ausmaß verschulden. Da helfen keine Apelle, sondern nur eine Änderung des Systems.

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      24.5.03 Unternehmer planen eigenen Bürgerkonvent

      Distanz zur Reformgruppe um Miegel - Geheimhaltung der Spender bleibt


      von Jan Rübel

      Berlin - Die Reformgruppe "Bürgerkonvent" vermeldet stetig wachsende Beitrittserklärungen. Seit die vom Bonner Wirtschaftsprofessor Meinhard Miegel gegründete Initiative vor zwei Wochen an die Öffentlichkeit getreten ist, seien 1500 neue Mitglieder beigetreten, sagte Ingo von Gerlach, Mitarbeiter des Bürgerkonvents. Die Homepage der Gruppe sei bislang 2,8 Millionen Mal angeklickt worden. "Dazu haben wir rund 2300 Postzuschriften und 8000 Emails erhalten", sagte von Gerlach. ... Unterdessen hat der Bürgerkonvent immer noch nicht offen gelegt, welche Spender hinter der mehrere Hunderttausend Euro teuren Kampagne stehen. "Bei Gelegenheit werden wir an die Öffentlichkeit treten", sagte der Vereinsvorsitzende Gerd Langguth. Henkel sieht in dieser Politik der Geheimhaltung vorerst kein Problem. "Allerdings wird diese fehlende Transparenz dazu führen, dass einige sich dem Konvent nicht anschließen werden", vermutete Henkel. ... (Welt, 24.5.03)
      Kommentar: Die Maßnahmen welche dieser angebliche Bürger-Konvent vorschlägt sind deckungsgleich mit den Vorschlägen von Politikern und Experten. Alles läßt sich reduzieren auf ein “mehr Arbeit für weniger Lohn”. Damit steht dieser Konvent im Dienste der Profiteuere unseres Systems, die von den ursachen ablenken wollen. Dafür spricht auch die üppige Kapitalausstattung dieser Gruppierung.
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      Chip soll Euro sicher machen


      Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft, neue Euro-Geldscheine auszugeben, weil Fälscher immer mehr „Blüten“ produzieren. Allein im zweiten Halbjahr 2002 nahm die EZB nach eigenen Angaben gut 145 000 gefälschte Banknoten aus dem Verkehr, im ersten Halbjahr 2002 waren es noch knapp 22 000. Jetzt verhandelt die EZB mit dem japanischen Elektronikkonzern Hitachi über die Produktion von fälschungssicherem Geld.

      bas/mak TOKIO/FRANKFURT/M. Während EZB und Bundesbank keine Stellungnahme abgeben wollten, bestätigte Hitachi-Sprecher Keisaku Shibatani dem Handelsblatt die Verhandlungen. Hitachi stelle winzige Chips her, die in jeden Geldschein eingebaut werden könnten. Der so genannten „Mu-Chip“ sei in Papier mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, wegen seines geringen Gewichts auch nicht zu fühlen und mache Banknoten fälschungssicher, sagte der Hitachi- Sprecher. Der Chip speichert eine 38-stellige Nummer, die nicht mehr überschrieben werden kann. Liest ein spezieller Computerscanner die Nummer, könnte nicht nur die Herkunft des Chips, sondern auch der Geldnote zweifelsfrei bestimmt werden. Voraussetzung für einen wirksamen Kampf gegen Geldfälscher wäre allerdings, dass an den Geschäftskassen flächendeckend entsprechende Scanner eingesetzt werden.

      Der internationale Banknotendrucker und Chipkartenhersteller Giesecke&Devrient bewertet das Projekt neuer, fälschungssicherer Euro-Noten als „ernst zu nehmende Zukunftsvision“. Bei dem von Hitachi angestrebten Chippreis von sieben bis acht Cent pro Stück würden sich die Kosten der Geldherstellung zwar mehr als verdoppeln. Insgesamt gelten die Kosten der Notenproduktion aber als eine eher vernachlässigbare Größe. ... (Handelslatt.com, 22.5.03)
      Kommentar: Wegen einem Koffer voll Falschgeld in Europa pro jahr soll jetzt also womöglich noch ein geheimer Chip in die Geldscheine eingebaut werden. Mit diesem Chip liesse sich dann auch wunderbar überwachen, wer, wo Geld versteckt hat. In der kommenden Deflation wird dann Bargeld womöglich ganz verboten und man kann nur noch mit einem Chip bezahlen. Dann befinden wir uns in einer perfekten Diktatur.
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      21.5.03 USA erhöhen Terror-Warnstufe


      Wegen der Gefahr von Anschlägen werden die USA Regierungskreisen zufolge ihre Warnstufe erhöhen. Die Anschlagsgefahr werde nun als „hoch“ eingeschätzt, statt wie bislang als „erhöht“, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

      Reuters WASHINGTON. Die Warnstufe „hoch“ trägt die Farbe Orange und ist die zweithöchste einer fünfstufigen Skala. Die Neueinstufung sei von der Heimatschutzbehörde auf der Basis neuer Geheimdienstberichte beschlossen worden. Die Entscheidung werde von der Behörde noch am Dienstag bekannt gegeben.

      Die Ankündigung wurde an den Finanzmärkten als zusätzliche Belastung für die Aktienkurse betrachtet. Die Renditen der US-Staatsanleihen gaben weiter nach und sanken auf einen Stand wie seit 45 Jahren nicht. ... (Handelsblatt.com, 20.5.03)
      Kommentar: Es scheint fast so, als ob die USA die ständigen Terror-Anschläge brauchen, um durch Terror-Warnungen die Leute in Atem zu halten. So kann man gut von wirtschaftlichen Fehlentwicklungen ablenken und weitere repressive Maßanhmen legitimieren.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 21:39:14
      Beitrag Nr. 2.851 ()
      Starker Euro und Deflation

      von Jochen Steffens

      Oh, oh! Vielleicht war es doch keine so gute Idee, gegen Soros Aussage zu spekulieren. Der Euro erreichte heute wieder Höchstkurse. Er sprang über den 1999er Einführungskurs von 1,1747 Dollar. Danach schaffte er es dann auch noch, die Marke von 1,18 Euro zu überbieten. Aber das Allzeithoch vom Tage seiner Einführung an den Kapitalmärkten im Januar 1999 ist noch nicht erreicht. Das lag bei 1,19 Dollar. Und seltsamerweise liegt genau dort auch ein wichtiges charttechnisches Kursziel. Mich sollte es also nicht wundern, wenn der Euro auch noch diese Marke kurz erreicht.

      Aber der Euro ist bereits ziemlich heiß gelaufen. Das steht außer Frage. Eine Konsolidierung ist überfällig. Zudem wird die EZB nach ihrer nächsten Sitzung im Juni die Leitzinsen senken. Das gilt mittlerweile als sicher. Aber der Anstieg ärgert mich schon. Ich hatte geahnt, dass nach der kleinen Seitwärtsbewegung im Euro, die folgende Bewegung heftig sein würde. (Wenn bei einer Aktie, Käufer und Verkäufer kämpfen, mit der Folge, dass der Kurs sich seitwärts innerhalb einer kleinen Spanne bewegt, dann ist meistens die darauffolgende Bewegung ziemlich heftig). Ich hatte allerdings auf eine abwärtsgerichtete Bewegung getippt.

      Ansonsten geht an den Märkten die Deflationsangst um. Die ersten Bundesländer melden fallende Verbraucherpreise im April. Dazu hat natürlich auch der sinkende Ölpreis beigetragen. Aber auch der sinkende Ölpreis kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland immer mehr in die Sackgasse Deflation steuert. Eigentlich sollte man sich als Verbraucher freuen, wenn alles billiger wird. Für das Geld, dass man in der Tasche hat, kann man sich immer preiswertere Konsumgüter leisten. Prima. Aber das ist nur die eine Seite.

      Sinkende Preise (besonders bei Konsumgütern) führen dazu, dass die Firmen immer billiger produzieren müssen, um ihre Gewinnspannen zu erhalten. Um das zu erreichen, werden sie Arbeiter entlassen oder/und rationalisieren. Währenddessen verstärkt sich der Preis- und Konkurrenzkampf der Firmen mit der Folge, dass immer mehr Firmen aufgeben müssen und Konkurs anmelden. Auch das wirkt sich negativ auf die Arbeitslosigkeit aus. Die hohe Arbeitslosigkeit belastet die Staatskassen, so dass z.B. notwendige Steuersenkungen, die den Konsum wieder beleben könnten, ausbleiben. Der Staat wird zunehmend handlungsunfähig.

      Die hohe Arbeitslosigkeit hat aber auch die Folge, dass immer weniger Leute überhaupt noch Geld für Konsum haben und immer mehr Leute auf Preisunterschiede achten. Das erhöht wiederum den Konkurrenzkampf – die Preise werden noch billiger. Ein zweiter Effekt der hohen Arbeitslosigkeit ist, dass andere Konsumenten, um ihre Zukunft abzusichern, anfangen Geld zu sparen. Das verringert die (neben anderen Effekten) die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

      Die Banken leiden unter den zunehmenden faulen Krediten, da immer mehr Firmen in Schieflage geraten oder Konkurs gehen. Gleichzeitig sinkt ihre Bereitschaft neue Kredite zu vergeben. Auch deswegen, aber auch aufgrund von Kostensenkungsmaßnahmen, müssen die Firmen Investitionen zurückfahren. Sie sehen, obwohl die Liste bei weitem nicht vollständig ist, es handelt sich hier um mehrere abwärts gerichtete Spiralen, die ineinander greifen und sich gegenseitig verstärken. Hat sich einmal eine Deflation etabliert, gibt es offenbar kaum handhabbare Möglichkeiten, dieser Tendenzen wirksam und schnell entgegenzuwirken. Kein Wunder, dass den Börsen das "D-Wort" nicht schmeckt. Obwohl ich vermute, dass hier einige Dinge verwechselt werden, aber dazu vielleicht in den nächsten Ausgaben mehr.

      Noch kurz zu den Börsen. Der Dax hat es heute mit 2886 Punkten bis kurz an die erwartete 2900 Punkte Marke geschafft. Doch ich gehe davon aus, dass die Amis nach dem US-Feiertag am Montag noch einmal die Märkte nach oben ziehen werden und messe dem heutigen Handelstag somit keine große Bedeutung bei.

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      Gold – die Alternative

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Goldpreis ist in den letzten 4 Jahren um insgesamt rund 50 % gestiegen. Dennoch kann ich mich nicht daran erinnern, wann mich das letzte Mal jemand gefragt hat, was für Empfehlungen im Goldsektor ich ihm geben könnte. Ich habe von den Wall Street Gurus schon viele Absurditäten gehört, aber keiner hat angekündigt, dass er die Leute mit Gold reich machen will. Bis jetzt sind nur die Goldanhänger selbst aufgeregt. Die meisten Leute denken immer noch, dass der Kauf von Gold so verrückt ist, wie das Lesen der Verfassung. Sie denken, dass Investments sie reich machen sollen, und sie können sich nicht vorstellen, wie ein Metall das tun könnte. Gold hat keine "Vorstandsvorsitzenden", die auf den Titelseiten der Business Week erscheinen. Gold hat keine neuen Technologien ... es hat eigentlich überhaupt kein Produkt. Es gibt nichts, worüber man beim Gold reden könnte, nichts zu verehren ... und niemand zu überreden, was für ein wundervolles Investment Gold doch ist.

      Die Hälfte der amerikanischen Haushalte soll Aktien besitzen. Wie viele besitzen Gold? Wie viele würden überhaupt wissen, wie man dieses Zeug kaufen kann? Eric Fry beschreibt in seinem Beitrag weiter unten, dass man nciht einfach seinen Broker anrufen kann, um ihn mit dem Kauf von Gold zu beauftragen. Er würde nicht wissen, was zu tun sei.

      George Soros sagt, dass er Gold kauft – und andere Währungen als den Dollar. Nach dem Grund gefragt, bemerkte er, dass er nur das tue, was der US-Finanzminister Snow durch die Blume vorschlage. Soros ist bekannt als "der Mann, der die Bank von England geschlagen hat". Das war vor 10 Jahren, als er gegen das Pfund wettete, trotz der Versicherung der britischen Regierung, dass das Pfund sicher sei. Soros hatte Recht. Jetzt verkauft Soros den Dollar ... und die US-Offiziellen versuchen, die Märkte zu beruhigen. Und jetzt ist es der Dollar, der fällt.

      Gleichzeitig bewegt sich die entwickelte Welt auf eine Deflation hin. Die Inflationsraten sind generell in den letzten 20 Jahren gefallen. In Japan sind die Konsumentenpreise seit 1995 um 7 % gefallen – und Japan ist dem Rest der Welt rund 10 Jahre voraus. Wie kann es sein, dass der Dollar gegenüber den internationalen Währungen fällt, während er zu Hause an Stärke zu gewinnen scheint? Bleiben Sie dran ...

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      Leichterer Zugang zum Gold


      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      In den letzten 2 Jahren hat der Goldpreis rund 100 Dollar pro Feinunze zugelegt, was nicht gerade wenig ist. Dennoch hat das gelbe Metall nicht den epischen Bullenmarkt hingelegt, den viele langjährig leidende Goldbullen erhofft hatten. Gold hat nicht die Marke von 400 Dollar pro Feinunze durchbrochen, geschweige denn die Marke von 1000 Dollar.

      Die meisten Goldbullen sind heute zwar reicher als vor zwei Jahren, aber sie sind etwas verwirrt, weil sie nicht noch reicher sind. Schließlich hätte es im aktuellen Umfeld der steigenden Rohstoffpreise in Kombination mit einem implodierenden Dollar einen Goldpreis nördlich von 400 Dollar pro Feinunze geben können – vielleicht geben sollen. Aber das ist nicht passiert ... noch nicht.

      Wenn selbst der kollabierende Dollar den Goldpreis nicht explodieren lassen kann – was sonst? Vielleicht ist die Antwort "leichterer Zugang". Goldzertifikate, die leicht handelbar sind, könnten den Amerikanern den Zugang zum Goldmarkt erleichtern. Keine Lagergebühren, keine Versicherung, kein Ärger. Am deutschen Markt gibt es solche Zertifikate bereits, sogar währungsgesichert (solche Zertifikate werden u.a. im Newsletter "Optionsschein-Profits" empfohlen – Details unter www.optionsschein-profits.de).

      Die chinesische Regierung hat Pläne angekündigt, den einheimischen Investoren in der zweiten Jahreshälfte den Handel an der Goldbörse Shanghai zu erlauben. Auch das könnte zu einer explodierenden Nachfrage nach physischem Gold führen.

      Hier in den USA glauben viele Goldbullen, dass es den amerikanischen Investoren nicht an Willen fehlt, Gold zu kaufen ... es fehlt nur ein bequemer Weg. Noch. Bald wird es ähnliche Zertifikate wie am deutschen Markt auch in den USA geben.

      Auch in Australien gibt es solche Papiere. Andy Smith von Mitsui Global Precious Metals schätzt, dass die Einführung solcher Zertifikate in den USA zu einer zusätzlichen Nachfrage von jährlich 6 Millionen Unzen führen könnte (basierend auf den australischen Zahlen, die entsprechend hochgerechnet wurden). Das ist eine Menge Geld. Zum Vergleich: Der Goldproduzent Newmont Mining produziert derzeit etwas weniger als 8 Millionen Unzen pro Jahr. Kann die Einführung von Goldzertifikaten wirklich zu einer Erhöhung der Nachfrage und zu einem weiteren Preisanstieg führen? Die Chancen dafür sind gut. Es könnte sogar sein, dass der Goldpreis nach Einführung solcher Papiere kurzfristig auf 600 Dollar pro Unze steigen würden.

      Ein Goldbulle kann träumen, oder etwa nicht?

      investorverlag.de
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      Avatar
      schrieb am 25.05.03 21:44:35
      Beitrag Nr. 2.852 ()
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 23:21:12
      Beitrag Nr. 2.853 ()
      Das Gold der Deutschen

      Die Leihgeschäfte der Bundesbank
      Die offiziellen deutschen Goldreserven, knapp 3500 Tonnen im Gegenwert von gut 35 Milliarden Euro, sind ein Schatz mit vielen Attributen: Lohn und Symbol des Wirtschaftswunders unter Ludwig Erhard; eiserne Reserve Deutschlands für den Fall, daß der Euro scheitert; Objekt der Begierde für sozialistische Politiker; möglicher Schlüsselfaktor für den Goldmarkt nach 2004; und nicht zuletzt ein partielles Staatsgeheimnis, das von Bundesregierung und Bundesbank gleichermaßen hartnäckig verteidigt wird.

      Letzteres mußte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann erfahren, als er im August 2002 eine Reihe von Fragen an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Dr. Barbara Hendricks, richtete. Am 1. Oktober 2002 antwortete die Staatssekretärin, sagte aber nur das, was ohnehin öffentlich bekannt war. Den heiklen Fragen wich sie aus, oder sie gab irreführende Antworten. Dabei müßte Berlin eigentlich genau wissen, was in Frankfurt vor sich geht, denn das Grundkapital der Deutschen Bundesbank gehört allein dem Bund.

      Korrekt war die Auskunft, daß sich der physische Goldbestand der Notenbank Ende Juli 2002 auf 110,8 Millionen Unzen Feingold oder 3446 Tonnen belief. Ende 1998 waren es noch 3701 Tonnen gewesen, wovon 232 Tonnen in der ersten Januarwoche 1999 an die Europäische Zentralbank übertragen wurden. (Diese 232 Tonnen stehen seitdem als Forderung in den Büchern der Bundesbank, seltsamerweise aber als Forderung in Euro.) Außerdem flossen bis 2002 kleinere Mengen ab, die zur Prägung von DM- und Euro-Goldmünzen verwendet wurden.

      Soweit geht alles mit rechten Dingen zu. Was hingegen im dunkeln bleibt, ist 1) wieviel genau vom deutschen Gold verliehen ist und 2) wo die Reserven liegen.

      Zu Punkt 1 antwortete Dr. Hendricks am 22. August 2002: "Von diesem Gesamtbestand (von 3446 Tonnen) wird ein sehr geringer Teil im einstelligen Prozentbereich im Goldleihegeschäft eingesetzt. Das genaue Volumen kann von der Deutschen Bundesbank aus geschäftspolitischen Gründen nicht veröffentlicht werden."

      Eine seltsame Begründung. Warum sollte es der Geschäftspolitik der Bundesbank schaden, wenn sie diese Angaben macht? Nicht nur das: würde die Bundesbank ebenso sorgfältig bilanzieren wie jede normale Aktiengesellschaft, dann müßte se selbstverständlich zwischen Gold als Eigentum und Goldforderungen unterscheiden und dies auch korrekt publizieren.

      Was mir meinen, zeigt ein Vergleich älterer und neuerer Bundesbankbilanzen. Noch zum 31. Dezember 1998 stand an erster Stelle der Aktiva der Posten mit der Bezeichnung "Gold" mit einem Gegenwert von 17,1 Milliarden Mark. Das waren die bereits erwähnten 3701 Tonnen, die damals noch zu den Anschaffungskosten von ca. 144 DM pro Feinunze bewertet wurden. Dieses Gold war der einzige nennenswerte Posten in der Bilanz, der keine Forderungen an Dritte darstellte und somit auch nicht notleidend werden konnte. Gold kann bekanntlich nie pleite gehen.

      Ganz anders die letzte uns vorliegende Bilanz, die zum 31. Dezember 2001. Jetzt nennt sich der erste Posten auf der Aktivseite nicht mehr "Gold", sondern "Gold und Goldforderungen". Hier werden zwei Positionen, die nicht im geringsten identisch sind, miteinander vermengt. Keine Aktiengesellschaft würde mit diesem Trick durchkommen. Denn Goldforderungen haben eine ganz andere Qualität als Goldeigentum. Manchmal sogar bekommt man das verliehene Gold nicht zurück. Genau dies wiederfuhr vor vielen Jahren den Notenbanken Portugals und Polens, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, in Konkurs ging.

      Der Verdacht liegt nahe, daß die Bundesbank mit dieser seltsamen Bilanzierungsmethode etwas verbergen will. Aber was? Erstens die Höhe der Ausleihungen, zweitens den Zeitpunkt. Wenn man beides wüßte, könnte man Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich die Bundesbank an einem amerikanischen Komplott beteiligt hat: an dem Komplott, den Goldpreis tief zu halten, indem der Markt jahrelang mit Leihgold überschwemmt wurde.

      Entsprechende Gerüchte kursieren seit langem in den USA. Es wurde auch der Verdacht geäußert, Washington hätte auf deutsches Gold zurückgegriffen, um damit am Markt zu intervenieren. Tatsächlich gibt es gravierende Ungereimtheiten in den offiziellen amerikanischen Goldstatistiken. Die Bundesbank selbst hat mit ihrer Geheimniskrämerei die Gerüchteküche angeheizt.

      Die Auskunft der Staatssekretärin, wonach im einstelligen Bereich verliehen wurde (also zwischen 1% und 9%), ist jedenfalls extrem vage. Frankfurter Goldhändler, mit denen G&M sprach, tippen seit langem auf etwa 10%. Mit dieser Menge kann man am Goldmarkt schon etwas bewegen. Völlig ins Schwimmen geriet Dr. Hendricks aber erst, als Hohmann wissen wollte, wo die deutschen Goldreserven genau liegen.



      Berlin verheimlicht, wo die Reserven liegen

      Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von der Bundesregierung wissen wollte, wo sich das Gold der Bundesbank befindet, erhielt er am 22. August 2002 folgende Antwort:

      "Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen wie z.B. London von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. die Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen."

      Eine Antwort, von der im wesentlichen nichts stimmt. Alle Insider, mit denen G&M sprach, haben keinen Zweifel daran, daß der allergrößte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt. Und zwar nicht in Fort Knox, wie oft kolportiert wird, sondern im Keller der Federal Reserve Bank in New York, also unter dem Straßenpflaster von Manhattan. Wenn wirklich ein "großer Teil" des deutschen Goldes in inländischen Tresoren läge, wie Dr. Hendricks behauptet, dann wäre dies eine, bisher unbemerkte, Sensation.

      Offiziell hat die Bundesbank zur Lagerung des Goldes nie Angaben gemacht. Sie hat freilich einmal aus dem Nähkästchen geplaudert, und zwar gegenüber David Marsh, der von 1986 bis 1991 die ein-flußreichste Wirtschaftszeitung Europas, die Financial Times, in Deutschland als Korrespondent vertrat. Daß Marsh immer eine Vorzugsbehandlung genoß, erklärt sich daraus, daß die Bundesbank bei der Pflege ihres Mythos auf niemanden mehr angewiesen war als auf ausländische Blätter vom Kaliber der Financial Times.

      1992 veröffentlichte Marsh sein Buch "Die Bundesbank - Geschäfte mit der Macht", bis heute ein Standardwerk. Auf Seite 82 erfahren wir folgendes über die damaligen 3701 Tonnen bzw. knapp 300 000 Barren à 12,5 kg: "Unter den führenden Zentralbanken mit Goldbesitz ist die Bundesbank die einzige, die nur einen kleinen Teil ihrer Goldbarren auf eigenem Gelände aufbewahrt. In den Tresorräumen in Frankfurt liegen nur etwa 80 Tonnen, d.h. knapp über 2% des Gesamtgoldes. Der Rest ist auf die Tresore anderer Zentralbanken, der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England und zu einem kleineren Teil auch der Banque de France verteilt."

      Marsh findet es bemerkenswert, daß die Bundesbank als "einzige" der führenden Zentralbanken so verfährt. Das ist es in der Tat. Weder die USA noch Frankreich noch England kämen auf die Idee, ihr Gold in Deutschland zu bunkern. Schon die Idee ist widersinnig, denn der einzigartige Vorzug des Goldes besteht ja darin, daß es keine Forderung an Dritte darstellt. Diesen Vorteil kann es aber nur voll ausspielen, wenn man es zuhause hat. Devisenreserven hingegen, einer der anderen großen Aktivposten in der Bundesbankbilanz, können im Kriegs- oder Krisenfall jederzeit gesperrt und im übrigen nach Belieben abgewertet werden. Deswegen sind die Barren im eigenen Keller durch nichts zu ersetzen.

      David Marsh mutmaßte denn auch, die Bundesbank könne nach der Wiedervereinigung "mit gutem Grund darauf pochen, zumindest einen Teil des Goldes nach Frankfurt zu holen". Ihm schwante aber schon 1992, daß die Deutschen dies nicht wagen würden. "Im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt werden die großen Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind."

      An dieser Stelle verschwimmt die Diktion des Autors Marsh. Denn tangiert waren natürlich nicht die Beziehungen zur "internationalen Finanzwelt" (was ist das eigentlich?), sondern ganz konkret diejenigen zu den USA. Marsh wollte wohl sagen, daß die USA gegen die Rückkehr des Goldes etwas einzuwenden hätten und daß sich die Bundesbank den amerikanischen Wünschen fügen würde.

      Da kommt natürlich ein Verdacht auf. Warum legen die USA so großen Wert darauf, die deutschen Goldreserven bei sich zu haben? Ein exzellenter Kenner der Verhältnisse und früheres Mitglied der Bundesregierung meinte gegenüber G&M: "Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand." Er hätte auch sagen können: als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten.

      Ein heikles Thema, dem der Bundesbankkenner Marsh elegant auswich. Zum Verständnis des Ganzen müssen wir zurückblenden auf das Wirtschaftswunder der fünfziger und sechziger Jahre, auf die Exportüberschüsse, die sich damals in Gold verwandelten, auf die Besatzungskosten - und vor allem auf den berühmt-berüchtigten "Blessing-Brief", der nie veröffentlicht wurde, mit dem aber jeder intime Kenner der Frankfurter Szene vertraut ist.



      New York ist der falsche Platz

      Theoretisch war die Reichsmark, was wenig bekannt ist, bis zu ihrem Ende 1948 durch Gold gedeckt. Theoretisch, weil sich die einmarschierenden Amerikaner 1945 des Reichsbankgoldes bemächtigt hatten. Die D-Mark-Eröffnungsbilanz zum 21. Juni 1948 wies denn auch kein einziges Gramm Gold auf. Aber schon Ende 1958 konnte die erst ein Jahr zuvor gegründete Bundesbank eine Goldreserve im Wert von 11,1 Milliarden Mark melden! Dieses Gold war dank der hohen Exportüberschüsse im Rahmen der Europäischen Zahlungsunion (EZU) nach Deutschland geflossen.

      Dazu muß man wissen, daß Außenhandelsüberschüsse in der 1949 gegründeten EZU zu über 50% in Gold und Devisen beglichen wurden. Der Rest wurde als Kredit stehengelassen und kam den Ländern zugute, die Defizite hatten (anfangs war das Deutschland, später Frankreich). Die EZU war nichts anderes als ein Verrechnungs- und Beistandskreditsystem. 1958, als 14 westeuropäische Länder die Konvertibilität ihrer Währungen einführten, wurde sie überflüssig. Nach Mitte der sechziger Jahre wurden die deutschen Goldreserven nicht mehr wesentlich erhöht.

      Wichtig ist, daß der größere Teil der heutigen deutschen Goldreserven vor der Gründung der Bun-desbank angehäuft wurde. Ihr Vorläufer war die Bank deutscher Länder, deren Grundkapital vollständig im Besitz der elf Landeszentralbanken war. Das sollten z.B. die Ministerpräsidenten Stoiber und Koch wissen für den Fall, daß sich Eichel am Gold vergreifen will.

      Zurück zu Karl Blessing, der von 1958 bis Anfang 1970 der Bundesbank vorstand. Zwischen ihm und der Bundesregierung existierte ein geheimes Verwaltungsabkommen, wonach die Bundesbank bei gewissen Kabinettssitzungen hinzugezogen wurde. Besonders gefragt war die Kooperation zwischen Frankfurt und Bonn, als Gold wieder einmal in den Mittelpunkt der Währungspolitik rückte und als die US-Regierung Ende der sechziger Jahre einen neuen finanziellen Ausgleich für ihre Stationierungskosten in Deutschland verlangte.

      Bonn war zahlungsunwillig, Resultat des amerikanischen Drucks war der bereits erwähnte Blessing-Brief. Darin sicherte der Bundesbankpräsident seinem Gegenüber bei der Federal Reserve die "Immobilisierung" der deutschen Goldreserven zu. Er versprach, daß die Bundesbank die Reserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalten. Dies eine Konzession, auf die die Amerikaner allergrößten Wert legten.

      Zum Hintergrund des "Blessing-Briefes" gehört auch, daß Frankreich unter de Gaulle die Dollar-Hegemonie offen herausforderte und tonnenweise Gold von New York nach Paris überführen ließ. Washington befürchtete zeitweise, die Deutschen könnten ebenso verfahren. In diesem Zusammenhang kam auch ein dezenter Hinweis aus Washington, daß Bonn doch am Verbleib amerikanischer Truppen in Westberlin interessiert sein müßte.

      Was in den letzten Jahren mit dem deutschen Gold passiert ist, konnte G&M trotz intensiver Recherchen nicht definitiv herausfinden. Auch im Goldhandel kursieren verschiedene Nachrichten und Gerüchte:


      • In Frankfurt erfuhr G&M, daß die Bundesbank einen neuen Tresorraum gebaut hat. Dort könnte sie bei Bedarf mehr Gold als bisher einlagern.
      • Offenbar hat die Bundesbank erheblich mehr als die oft zitierten 10% ihrer Reserven ausgeliehen. Nach G&M-Schätzungen sind es eher 20%, also rund 600 Tonnen.
      • Die Bundesbank ist nach Informationen aus einer zuverlässigen Quelle nicht frei in ihrer Entscheidung, wann sie wieviel Gold ausleiht. Gesteuert werden die Leihgeschäfte von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Dort hat der amerikanische Einfluß stark zugenommen.
      • Ein früheres Mitglied des Zentralbankrates meinte gegenüber G&M, die Bundesbank könne ihr Gold allenfalls unter einem Vorwand und nur in kleinen Mengen aus New York abziehen - alles andere werde als Mißtrauensbekundung aufgefaßt. (Er selbst hatte einmal Gelegenheit, die bei der Federal Reserve in Manhattan liegenden deutschen Goldbarren zu besichtigen.)
      • Der amerikanische Goldexperte James Turk behauptete gegenüber G&M, die Bundesbank habe bereits 1700 Tonnen Gold, also ungefähr die Hälfte ihrer Reserven, auf amerikanischen Wunsch hin ausgeliehen. Turk ist ein seriöser Marktkenner.

      Wie auch immer, in New York liegen die Goldbarren bis heute. Sie lagen dort auch, als am 11. September 2001 der Terroranschlag gegen das World Trade Center die Welt erschütterte. Ein Jahr später zitierte die Neue Zürcher Zeitung den legendären amerikanischen Investor und Milliardär Warren Buffett mit der Prognose, daß es binnen zehn Jahren zum ersten Terroranschlag mit Atomwaffen auf amerikanischem Boden kommen werde.

      Würde die Bombe in New York gezündet, dann wären die dort lagernden Goldreserven verstrahlt und wertlos. Mehr noch: weltweit würden die Banken schließen, der Dollar würde kollabieren - und mit ihm leider auch die Devisenreserven der Bundesbank, die zu 99% (!) in Dollar angelegt sind. Die in Deutschland zirkulierende Währung wäre dann weitgehend ihrer "Deckung" beraubt. Genau dies wäre der Tag, an dem die Bundesbank ihr Gold bräuchte. Nur liegt es dann leider am falschen Platz.

      Man kann nur hoffen, daß sich ein solcher Terroranschlag nie ereignet. Aber entbindet dies die Bundesbank von der Pflicht, das ihr anvertraute Volksvermögen mit der größtmöglichen Vorsicht zu verwalten und vorstellbare Risiken nach Möglichkeit auszuschließen? Anders gefragt Würde ein sicherheitsbewußter Privatinvestor sein Gold in New York lagern, wo es doch genug Alternativen dazu gibt? Mit Sicherheit nicht. Warum tut es dann die Bundesbank?

      Eine ganz andere Frage ist, ob die Bundesbank nach 2004, wenn das Goldabkommen der europäischen Zentralbanken ausgelaufen ist, selbst als Verkäufer auftritt. Im Monatsbericht Januar 2003 schrieb sie, die deutschen Goldbestände könnten nach 2004 "nur ganz allmählich" reduziert werden. Jedenfalls müssen wir uns darauf einrichten, daß die Goldpolitik der Bundesbank - vielleicht ab dem Winter 2003/2004 - zu einem wichtigen Thema am Markt werden wird.



      Dr. Bruno Bandulet

      http://www.goldseiten.de/ansichten/bandulet-05.htm
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 23:32:42
      Beitrag Nr. 2.854 ()
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 23:50:09
      Beitrag Nr. 2.855 ()
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      Zur Ölstrategie der USA

      Hintergründe und Zusammenhänge



      me. Die zuletzt rund 10000 amerikanischen Soldaten in Saudi-Arabien waren nicht nur islamistischen Extremisten ein Dorn im Auge. Auch die Bevölkerung im allgemeinen lehnten die US-Verbände in der Nachbarschaft der heiligsten Stätten des Islam zunehmend ab. Mit dem angekündigten Truppenabzug stärkten die USA deshalb auch dem wahhabitischen Herrscherhaus Saudi-Arabiens den Rücken: Saudische Islamisten verlieren ein für sie wichtiges «Dauerthema», und die Führung kann nun - wenn sie will - härter als bisher gegen radikale Muslime zu Felde ziehen.

      Auch nach dem «gewonnenen» Irak-Krieg und unabhängig von einer Truppenstationierung wird das Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und den USA von einer Art gegenseitiger Abhängigkeit gekennzeichnet bleiben. Die Saudis sind auf amerikanische Käufer für ihr Öl angewiesen, und die USA hoffen auf mässigenden Einfluss der Saudis im arabischen Lager. Deshalb sind die USA an einer Stabilisierung der innenpolitischen Lage Saudi-Arabiens nach wie vor interessiert! Der Truppenabzug soll dabei helfen.

      Mit dem Ölhahn zur Weltherrschaft
      Hinzu kommen «ölstrategische Überlegungen»: Mit direkten Einflussmöglichkeiten auf die Ölförderung im Irak und indirekten auf die Saudi-Arabiens könnten die USA in Zukunft einen Grossteil der «variablen» Ölförderungen kontrollieren. «Variabel» sind die Fördermöglichkeiten im Nahen Osten allein schon deshalb, weil die dortigen Ölvorkommen wegen der geologisch-klimatischen Bedingungen weitaus leichter zu fördern sind als die Vorräte der russischen Ölfelder. Die russische Ölindustrie kämpft gegen widrige klimatische Bedingungen (Sibirien) und muss das mühevoll gewonnene Öl noch über weite Distanzen transportieren. Dies ist wirtschaftlich - und zum Teil auch technisch - nur bei einer weitgehenden konstanten Produktion möglich.

      Wenn es den USA nun dauerhaft gelingen sollte, grosse Teile der Ölförderung im Nahen Osten direkt oder indirekt zu kontrollieren, würden sie über ein «hervorragendes» Instrumentarium zur indirekten «Einflussnahme» auf andere Weltmächte verfügen: Eine Ausweitung der Ölproduktion würde den Preis drücken, was dem russischen Staatshaushalt schlecht bekäme. Eine Drosselung der Produktion würde in erster Linie Schwellenländer wie Indien und China (aber auch den Industriestaat Japan) treffen, die in hohem Masse auf Öl aus dem Nahen Osten angewiesen sind.

      Ölpreis als Gängelband für Russland
      Der Hebel, den Washington mit der Kontrolle über die arabischen Ölreserven in die Hand bekommt, ist gefährlich. Wer sowohl Mengen als auch Preis des wichtigsten Rohstoffes beeinflussen kann, hat die Möglichkeit: a) den Ölexporteur Russland mit tiefen Weltmarktpreisen (Ölüberfluss) finanziell zu schädigen, b) den Wirtschaftsboom des Ölimporteurs China mit hohen Preisen zu bremsen und c) die japanische Industrie, die vollständig auf importiertes Öl angewiesen ist, in den Würgegriff zu nehmen - sollte Tokio jemals auf die Idee kommen, eigene Wege zu gehen. Washington bekommt also sehr verschiedene Optionen in die Hand. Es geht dann nicht mehr um «freundschaftliche Vasallen», sondern um existentielle Abhängigkeit.

      Besonders brisant könnten die Auswirkungen auf das amerikanisch-russische Verhältnis sein. Der Konflikt zeichnete sich bereits ab, als der US-Botschafter in Moskau unmittelbar vor Kriegsausbruch den Russen öffentlich mit dem Entzug von Investitionen drohte - eine Drohung, die in Moskau ausgesprochen schlecht ankam.

      Amerika, Russland und das Öl
      Zum Hintergrund einige Fakten und Zusammenhänge:

      Lukoil und andere russische Ölkonzerne haben mit der bisherigen Regierung in Bagdad Verträge über die Ausbeutung irakischer Ölfelder geschlossen. Sie befürchten nun, dass diese Konzessionen an amerikanische Firmen gehen sowie an British Petroleum und Royal Dutch. Ausserdem befürchtet Moskau, dass eine zukünftige US-Satellitenregierung in Bagdad die irakischen Schulden an Moskau nicht zurückzahlen wird.
      Nachdem Bush im Mai 2002 in Moskau zu Besuch war und ein Treffen amerikanischer und russischer Vorstände von Ölkonzernen stattgefunden hatte, wurde mit grossen US-Investitionen in die russische Ölindustrie gerechnet. Auf die damalige Begeisterung ist Ernüchterung gefolgt. Die Zusammenarbeit kommt nicht richtig voran.
      Russland ist dem Weltmarktpreis für Öl ausgeliefert, ohne ihn selbst beeinflussen zu können. Jeder Dollar pro Fass mehr oder weniger verändert den russischen Staatshaushalt um eine runde Milliarde Dollar. 2002 war der Haushalt mit 5 Milliarden Dollar im Überschuss. Nach Moskauer Berechnungen würde er ins Defizit geraten, sobald der Ölpreis unter 18 Dollar je Fass sinkt. Damit wäre auch Russlands Fähigkeit beeinträchtigt, Auslandschulden zu bedienen und zurückzuzahlen. Hier zeichnen sich gefährliche Entwicklungsmöglichkeiten ab.
      Via irakisches Öl die Opec ausschalten
      Die gefürchtete Organisation wird einen schweren Stand haben. Die Opec produziert nicht einmal die Hälfte der 77 Millionen Fass, die pro Tag weltweit verbraucht werden. Aber nur die Opec (besonders Saudi-Arabien und später der Irak) hat den Spielraum, die Förderung hoch- oder herunterzufahren und damit den Preis zu manipulieren. Den Russen fehlt diese Option. Die USA kontrollieren oder beeinflussen via die irakische Ölförderung und eine allfällige spätere Marionettenregierung im Irak also auch die Opec. Der Persische Golf wird Quelle internationaler Spannungen und Konflikte - das betrifft auch das künftige Verhältnis zwischen Amerika und China.

      Wie sieht es Peking?
      Peking ist über die Besetzung des Irak alarmiert. Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist vergleichbar mit dem Japans von 1950 bis 1970 und dem Koreas in den Jahren 1965 bis 1995. In beiden Fällen hat sich der Ölverbrauch versiebzehnfacht!

      Allein in den vergangenen sieben Jahren hat sich der Ölverbrauch Chinas verdoppelt. Er wird sich bis 2010 noch einmal verdoppeln und anschliessend noch einmal. 2002 zum Beispiel wurden 56% mehr Autos in China verkauft als im Jahr zuvor. Hier kündigen sich Ölverteilungskämpfe an, die durchaus in einen amerikanisch-chinesischen Krieg ausarten können. Für Peking, aber auch für Moskau, das sehr alte Interessen im Iran hat, muss es eine Horrorvorstellung sein, dass sich die USA auch noch im Iran festsetzen könnten. Wenn sie dort jemals einmarschieren (das wurde in den Planspielen in Washington bereits erwogen), werden sie feststellen, dass der Iran - ganz im Gegensatz zu Saddam Hussein - mit einer hochmodernen Flug- und Panzerabwehr russischer und chinesischer Provenienz aufwartet. Obwohl Powell dieser Tage beim Gespräch mit Ivanov, dem russischen Aussenminister, bekanntgab man habe «at the moment» keine Pläne für militärische Aktionen, ist der Kriegsgrund schon gesetzt. Zu Radio Moskau sagte er: «Der Iran hat Atomkraftwerke, obwohl das ölreiche Land sie nicht braucht. Wir gehen davon aus, es sollen verdeckt Nuklearwaffen entwickelt werden.» Immerhin haben auch die ölreichen Länder USA und Russland Kernkraftwerke, und die Iraner lassen ihre Anlagen von der IAEA, der internationalen Atomenergiebehörde in Wien, inspizieren.

      Powells Behauptungen im Rückblick
      Bezüglich Powells Glaubwürdigkeit sei daran erinnert, dass er im UN-Sicherheitsrat am 6. Februar noch behauptet hat, Washington «wisse» von irakischen Raketenwerfern mit biologischen Gefechtsköpfen und «Saddam habe biologische Waffen und die Kapazität, rasch mehr, viel mehr davon zu produzieren». Und vor dem Kongress sagte er im April laut «New York Times»: «Die Massenvernichtungswaffen des Irak werden gefunden werden. Alles was ich vor dem Sicherheitsrat sagte, war gesichert und gar doppelt und dreifach belegt.» Nur gefunden hat man den damaligen Kriegsgrund noch nicht.


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      Haider: Europa von den USA emanzipieren
      Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider hat sich für eine stärkere Emanzipation Europas gegenüber den USA ausgesprochen. Dadurch würde sich für Europa vor allem auch die grosse Chance bieten, sich in diesen Tagen der arabischen Welt auf politischer Ebene zu nähern, sagte Haider in einem Gastvortag zu Europa-Fragen vor der University Philosophical Society (UPS) am Trinity College in der irischen Hauptstadt Dublin. Europa solle seine Chance nützen, in einer ernsthaften Auseinandersetzung die von Respekt und Anerkennung getragen sei, seine Position zur islamischen Welt zu suchen.

      Quelle: Neue Freie Zeitung, Wien, 16.4.2003


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      Die Gründer der «US-FED»

      Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Federal Reserve Bank (FED) der USA keine Staatsbank ist, sondern sich in Privatbesitz befindet. Die Eigentumsverhältnisse sind jedoch so verworren und verschachtelt, dass es schier unmöglich ist, die aktuellen Besitzanteile darzustellen. Hilfsweise kann man jedoch auf die bei der Gründung des FED beteiligten Geldhäuser verweisen. Dies waren nach gegenwärtigem Kenntnisstand folgende Banken: Rothschild-Bankhäuser aus London und Paris, die Israel Moses Seif Bank (Mailand), Lazard Brothers (Paris), Warburg Bank (Hamburg und Amsterdam), Lehman Bank (New York), Kuhn Loeb Bank (New York) sowie Rockefeller Chase Manhattan und Goldman Sachs (beide ebenfalls New York).

      In der privaten FED-Behörde wird u.a. über das Wohlergehen der US-Währung entschieden. Sie überwacht und regelt den Druck der Dollarnoten und versorgt den amerikanischen Staat (gegen «gute» Zinsen) bei Bedarf mit der notwendigen Liquidität. Der derzeitige FED-Chef Alan Greenspan wird von manchen «Börsengurus» fast wie ein Heiliger betrachtet, der massgeblich über das Wohl und Wehe der amerikanischen Wirtschaft (und damit der Bevölkerung) bestimmen kann. Zeitweise waren seine blossen Kommentare zur Lage der US-Wirtschaft geeignet, die Stimmung an den US-Börsen weitgehend zu beeinflussen. Den Anteilseignern der FED dürfte dies noch in keinem Fall geschadet haben.

      Quelle: Vertrauliche Mitteilungen, Nr. 3509



      Artikel 9: Zeit-Fragen Nr.18 vom 19. 5. 2003, letzte Änderung am 20. 5. 2003
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      schrieb am 27.05.03 00:00:26
      Beitrag Nr. 2.856 ()
      ohje, ojhe !Was passiert nur da, in dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten!"

      Verreisen in die Usa,dann lieber nach Kuba
      Leben und arbeiten in der Usa,dann lieber in den Dschungel


      ,Mischsystem aus Demokratie und Junta»

      Die USA werden zum Risiko für Investoren
      Bruno Bandulet, wohlinformierter Zeitgenosse und Ratgeber in Politik und Wirtschaft, hat sich in seinen Publikationen einige Male skeptisch gegenüber Vermögensanlagen in den USA geäussert. Seine Betrachtungen aus wirtschaftlicher Warte bestätigen die politische Analyse.

      me. Nun liess sich der respektierte schweizerische Investment-Stratege Marc Faber ähnlich verlauten. Er, der seinen Sinn für politische, ökonomische und finanzielle Klimaverschiebungen nicht mehr beweisen muss und über intensive Geschäftsbeziehungen in Amerika verfügt, spricht solche Warnungen nicht leichtfertig aus.

      Faber verweist auf die zunehmenden geopolitischen Spannungen, die zur Unterbrechung des freien Welthandels, zu Embargos und Handelskriegen, zu Kapitalverkehrskontrollen, zum Einfrieren oder sogar zur Enteignung ausländischer Vermögenswerte in den USA führen könnten. Faber schreibt:

      «Deshalb sollten die Investoren ernsthaft darüber nachdenken, nicht nur ihre Vermögenswerte als solche zu diversifizieren, sondern auch, wie sie diese halten. Alle Anlagen in einem Land bei nur einem Finanzinstitut zu haben, könnte in einer Zeit unklug sein, da die Risiken internationaler Konflikte zunehmen.» Konkret folgt dann die Empfehlung:

      «Insbesondere wäre ich als Ausländer besorgt, wenn ich sehr signifikante Finanzanlagen in den USA hätte, da die Einführung von Devisenkontrollen zu einem späteren Zeitpunkt meiner Meinung nach ziemlich wahrscheinlich sein dürfte.»

      Nationalbank sollte Gold aus den USA abziehen
      Ein Hinweis, den Faber nicht nur an Privatanleger richtet, sondern auch an ausländische Zentralbanken, Versicherungen und Pensionsfonds. Da die Schweizerische Nationalbank SNB einen beträchtlichen Teil des Goldes in den USA lagert, wäre es wohl das kleinere Übel, das dort liegende Gold zu verkaufen und nicht dasjenige in den Schweizer Kavernen.

      Wenige Tage nach Fabers Veröffentlichung meldete die «Neue Zürcher Zeitung», dass die US-Regierung bei der UBS in New York liegende Gelder, die schon vorher blockiert waren, konfisziert hatte. Die Eigentümer waren US-Firmen, die Öl aus dem Irak bezogen hatten. Die «Neue Zürcher Zeitung» erlaubte sich, daran zu erinnern, dass in den internationalen Beziehungen auch im Kriegsfall nicht das Beuterecht aus dem Seekrieg, sondern die Haager Landkriegsordnung mit den Prinzipien der Eigentumsrechte gelte. Derartige Einlassungen aus dem «alten Europa» dürften der Administration Bush wohl ziemlich gleichgültig sein.

      Wie die Seeräuber


      Die Administration hat bisher wenig Bereitschaft gezeigt, sich an geltendes Völkerrecht zu halten. Die Rechtssicherheit für Ausländer in den USA steht juristisch und de facto auf schwachen Beinen. Darüber sollte man sich keine Illusionen machen. Der schon vor Jahren besprochene «Trading with the Enemy Act», der den Zugriff auf ausländische Gelder erlaubt, stammt bekanntlich aus dem Jahr 1917. Seitdem haben verschiedene amerikanische Präsidenten ihre Machtfülle (auf Kosten des Kongresses) durch eine Reihe von Notverordnungen erweitert, die nie aufgehoben wurden, auch wenn der ursprüngliche Anlass obsolet wurde. Besonders seit dem 11. September 2001 muss man sich die Vereinigten Staaten als Mischsystem aus Demokratie und Junta vorstellen. Der Terrorismus dient als Grund und Vorwand für ein zunehmend rabiates Vorgehen.

      Was ist der Patriot Act?
      Im kubanischen Guantanamo sitzen Angehörige der Taliban und andere Personen, die weder als Kriegsgefangene noch nach amerikanischem Recht behandelt werden. Sie sind vollkommen rechtlos - ein beispielloses Vorgehen in der Praxis der westlichen Demokratien. Weil einer der Inhaftierten britischer Staatsbürger ist, intervenierte Blair persönlich bei Bush - vergebens.

      Kurz nach dem 11. September 2001 peitschte die Regierung den sogenannten Patriot Act durch den Kongress. Er enthält einschneidende Eingriffe in die bürgerlichen Freiheiten. Im Repräsentantenhaus gab es keine Diskussion, im Senat eine Lesung, bei der keine Fragen zugelassen wurden. Es ist lange her, dass sich ein westliches Parlament derart sang- und klanglos entmachten liess. (Patriot steht für «Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism».)

      Am 13. November 2001 erliess Präsident Bush eine sogenannte «militärische Anordnung», wonach nicht-amerikanische Bürger, die des Terrorismus verdächtigt werden, auf unbestimmte Zeit inhaftiert werden können (indefinite detention). Falls sie überhaupt abgeurteilt werden, dann nicht einmal von ordentlichen Militärgerichten, sondern von speziellen Military commissions. Von den mehreren hundert Personen, die im Zusammenhang mit dem 11. September in den USA verhaftet wurden, sitzen nach unseren Informationen immer noch Dutzende in den unbekannten Gefängnissen - ohne das Recht auf einen Anwalt, ohne Anklageerhebung.

      Ausländer und Touristen können deportiert werden
      Vor wenigen Wochen wurde eine neue Gesetzesvorlage bekannt, der Patriot Act II. Wenn er durchgeht, können auch amerikanische Bürger völlig legal nicht nur im geheimen vorgeladen und verhaftet werden, sie machen sich sogar strafbar, wenn sie nachher in der Öffentlichkeit darüber berichten. Unter bestimmten Bedingungen kann US-Bürgern laut Patriot Act II die Staatsangehörigkeit aberkannt werden. Ausländer, auch solche mit legalem permanentem Aufenthaltsrecht, können aus Sicherheitsgründen deportiert werden. Dazu kommen noch weiterreichende Abhörbefugnisse als im Patriot Act I. (Die USA haben 17 Nachrichtendienste, die im Jahr 30 Milliarden Dollar kosten - mehr als die Deutsche Bundeswehr. Für die CIA arbeiten 37000, für die NSA 38000 Mitarbeiter.)

      Beziehungen werden sich verschlechtern
      In den USA herrscht seit dem 11. September ein permanenter Ausnahmezustand; dies gilt besonders für den Fall, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und der EU in den kommenden Jahren weiter verschlechtern. Damit muss man vorsichtshalber rechnen. Bisher blieb der Konflikt begrenzt, weil die EU Konzessionen machte. Sie fand sich damit ab, dass US-Zollbeamte in 13 europäischen Häfen Kontrollen vornehmen - angeblich zur Terrorbekämpfung. Sie liess es zu, dass die Computer europäischer Fluggesellschaften den US-Behörden zugänglich gemacht wurden, nachdem europäische Reisende vom amerikanischen Zoll lange genug schikaniert worden waren. Wer von Europa in die USA fliegt, muss davon ausgehen, dass er noch vor der Landung auf Grund seiner Kreditkartennummer komplett durchleuchtet wird - eine eklatante Verletzung der EU-Datenschutzbestimmungen. Als ein (britischer) Sprecher der Brüsseler Kommission danach gefragt wurde, antwortete er, auch die frühere Sowjetunion habe Reisende aus dem Westen ausspioniert, aber schliesslich sei niemand gezwungen gewesen, nach Moskau zu fahren.

      Geld aus den USA abziehen
      Bisher war es vor allem arabisches Geld, das in einer Grössenordnung von etwa 300 Milliarden Dollar aus den USA nach Europa verlagert wurde. Europäisches Geld könnte folgen. Wer vorsichtig ist, schliesst jetzt sein Konto in New York und zieht sich aus dem Dollar zurück. Alle US-Anlagen sollten auf einen kleinen Depotanteil zurückgefahren werden.

      Quellen: Bruno Bandulet, Gold&Money Intelligence 5/03, Vertrauliche Mitteilungen, Nr. 3510

      Artikel 8: Zeit-Fragen Nr.18 vom 19. 5. 2003, letzte Änderung am 20. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:13:02
      Beitrag Nr. 2.857 ()
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      sehr interessant

      Mit der Ölwaffe zur Weltmacht

      Der Weg zur neuen Weltordnung


      von Klaudia Kruck, Gailingen
      William Engdahl beschreibt in seinem Buch den Kampf um die Kontrolle der Weltölreserven und um die wirtschaftliche, politische und militärische Macht der Welt vom 19. Jahrhundert bis heute. Für eine Antwort auf die Frage, wie es den Vereinigten Staaten von Amerika gelungen ist, zu einer globalen Hegemonialmacht aufzusteigen, liefert Engdahl neue Mosaiksteine, die das bisherige Geschichtsbild ins Wanken bringen. Indem er aufzeigt, wie das Grosskapital, die Hochfinanz und die Geheimdienste immer wieder eine Politik zu Lasten der Völker betreiben, fügt er wichtige Gesichtspunkte und Hintergründe hinzu, die sonst in der Geschichtsschreibung fast nicht berücksichtigt werden. Jeder sollte sich mit diesem Buch beschäftigen.

      Seit 1873 beobachtete die Welt den wirtschaftlichen Niedergang des British Empire und gleichzeitig den Aufstieg anderer Industrienationen in Europa, allen voran des Deutschen Reiches. Der Aufbau einer unabhängigen, modernen deutschen Handels- und Kriegsflotte bedrohte die uneingeschränkte britische Seeherrschaft. Dann gab es noch das ehrgeizige deutsche Vorhaben, eine Eisenbahnlinie von Berlin nach Bagdad zu bauen. In beiden Fällen, beim Ausbau der Flotte wie der Eisenbahn, spielte der Griff nach dem Öl für beide Parteien eine entscheidende Rolle. Die Engländer gingen gegenüber Deutschland auf Konfrontationskurs. Um 1910 war sich die englische Elite einig, dass man zu drastischen Massnahmen würde greifen müssen, wollte man den bedrohlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Deutschen zurückstutzen.

      Wenig bekannt ist die Rolle amerikanischer Banken im Ersten Weltkrieg. Engdahl führt aus: «Eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Ersten Weltkrieges umrankt die Kriegserklärung Englands an Deutschland vom 4. August 1914. Die britische Staatskasse war leer, die Finanzen des Empire bankrott, ehe noch der Krieg erklärt war.» Die Engländer konnten nur in den Krieg eintreten, weil das amerikanische Wallstreet-Bankhaus J.P. Morgan mehrere Milliarden Dollar für die Engländer aufbrachte. Es waren die Vereinigten Staaten, die durch ihre Unterstützung den Engländern die Kriegsführung erst ermöglichten.

      Bei Kriegsende waren die Engländer stark verschuldet. Auch bei Italienern, Franzosen und Russen häuften sich riesige Schuldenberge an. Deutschland musste sich im Versailler Vertrag unter anderem verpflichten, die Summe von 132 Milliarden Goldmark zurückzuzahlen. Zwar wurden im amerikanischen Parlament Stimmen laut, die vor den Folgen des für Deutschland unerträglichen Vertrags warnten. Doch die Banken und hier auch wieder die Morgan Bank bestanden auf den Reparationszahlungen.

      Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch die Bedeutung des Besitzes von Erdölquellen immer deutlicher. Bis zum Jahre 1928 waren Briten und Amerikaner noch Konkurrenten im Machtkampf um die Ölvorräte. 1928 kam es aber zu einem britisch-amerikanischen Schulterschluss, bei dem beide Länder die Welterdölvorräte untereinander aufteilten. Das Kartell erhielt nach den beteiligten Konzernen den Spitznamen «Sieben Schwestern»: Standard Oil of New Jersey (Esso), Standard Oil of New York (Mobile), Gulf Oil, Texaco, Standard Oil of California (Chevron), Royal Dutch Shell und British Petroleum (BP). Engdahl: «Das Friedensabkommen zwischen den Rivalen war am 17. September 1928 auf Schloss Achnacarry in Schottland geschlossen worden. Sir Henri Deterding von Royal Dutch Shell hatte das Schloss als Zeichen seines neuen Standes erworben. Er hatte unter anderem John Cadman, der die anglo-persische Ölgesellschaft der britischen Regierung (heute British Petroleum, BP) vertrat, und Walter Teagle, den Präsidenten von Rockefellers Standard Oil of New Jersey (Esso) zu sich geladen. [In dem Abkommen] einigten sich die führenden Ölmagnaten Englands und Amerikas darauf, die zu dieser Zeit erreichte Aufteilung der Welt festzuschreiben, einen für alle verbindlichen Ölpreis festzusetzen und die kostentreibenden Konkurrenz- und Preiskämpfe einzustellen.»

      Das «Projekt Hitler»
      Die Versailler Verträge, die dem besiegten Zentraleuropa von den Londoner und New Yorker Bankiers auferlegt worden sind, führen 1929 zum Zusammenbruch der instabilen Weltfinanzordnung. Engdahl schildert die Wirtschaftskrisen, die Inflation, das Bankensterben mit den schrecklichen Folgen für die Bevölkerung, die von englischen und amerikanischen Bankiers ausgelöst wurden. In dieser Situation will das sogenannte «Dreigestirn» (J.P. Morgan, Montagu Norman, Gouverneur der Bank of England, und die New Yorker Federal Reserve Bank) eine Wende in der europäischen Geopolitik herbeiführen. Dazu Engdahl: «Die britische Regierung verfolgte damals das `Projekt Hitler`. Dabei machte man sich keinerlei Illusionen über die letzten geopolitischen und militärischen Konsequenzen, zu denen ein solcher Plan führen würde. Oberst David Stirling, der Gründer der britischen Eliteeinheit Special Air Service (SAS), gestand in einem privaten Gespräch gut ein halbes Jahrhundert später ein: `Der grösste Fehler, der uns Briten unterlief, war der, anzunehmen, wir könnten das Deutsche Reich gegen Russland ausspielen, in der Hoffnung, beide würden dabei verbluten`. Die britische Unterstützung für Hitler reichte bis in die höchsten Kreise. Dazu gehörte auch Englands Premierminister Neville Chamberlain, der 1938 für das Münchner Friedensangebot verantwortlich war, welches Hitler den Einmarsch in das Sudetenland ermöglichte. Chamberlain wurde dahingehend von Philip Kerr (dem späteren Lord Lothian) beraten, der zu Cecil Rhodes `Round Table` gehörte. Auch Lord Beaverbrook, der britische Pressezar der damaligen Zeit, zu dessen Imperium unter anderem das Boulevardblatt `Daily Express` und der `Evening Standard` gehörten, stellte sich hinter Hitler. Der sicherlich einflussreichste Unterstützer Hitlers in England war zweifellos Edward VIII., 1936 für einige Monate König von England und nach seiner Abdankung Herzog von Windsor.»

      Die Royal Dutch Shell unterhält enge Beziehungen zur NSDAP und unterstützt die Partei reichlich. Aus zuverlässigen Quellen in England geht hervor, dass Sir Henri Deterding dem «Projekt Hitler» in seiner kritischen ersten Phase mit beträchtlichen Zuwendungen aus der Krise half. Auch führende Wallstreet-Kreise und Regierungsmitglieder in den USA waren von Anfang an am «Projekt Hitler» beteiligt.

      Bretton Woods - die neue Weltordnung der Nachkriegszeit
      1944 handelten die Amerikaner mit den Engländern die neue Weltordnung der Nachkriegszeit, das Bretton-Woods-Abkommen, aus. Das neu errichtete System von Bretton Woods steht auf drei Säulen: dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und dem «Allgemeinen Abkommen über Zolltarife und Handel» (GATT). Engdahl legt dar, dass das Abkommen den Anglo-Amerikanern die Vorherrschaft über das weltweite Finanz- und Handelsgeschehen der Nachkriegszeit garantierte: Alle Währungen waren weltweit fest an den Dollar gebunden, und der Dollarkurs wurde auf den Wert von 35 Dollar je Unze Feingold festgelegt. Auch der Ölpreis wurde in Dollar verrechnet. Jedes Land benötigte also Dollar, um Öl kaufen zu können. Das stärkte die amerikanische Währung und gab der amerikanischen Regierung die Möglichkeit, überall auf der Welt Schulden zu machen.

      Ölkrise
      Ganz unangefochten blieb dieses System, das die Amerikaner eindeutig bevorzugte, jedoch nicht. So wurde der Aufbau der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Wirtschaftsaufschwung in Europa von den USA durchaus zwiespältig betrachtet: einerseits als Chance für neue Absatzmärkte, andererseits aber auch als Gefährdung der amerikanischen Vorherrschaft. Insbesondere der deutsch-französische Vertrag und die enge Übereinstimmung von Adenauer und de Gaulle sowie die Position der Italiener unter Aldo Moro liessen in Washington die Alarmglocken läuten. Engdahl beschreibt, wie es den Atlantikern in Washington und London gelang, die Gefahr eines unabhängigen Kontinentaleuropas zu bannen. Unter amerikanischem Druck sei Ludwig Erhard als linientreuer US-Gefolgsmann Nachfolger Adenauers geworden.

      Es war der Vietnam-Krieg, der die USA dazu brachte, die Golddeckung des Dollars abzuschaffen. Zur Finanzierung der Kriegskosten hatte Präsident Johnson die Druckmaschinen angeworfen und den Weltmarkt mit Dollars überschwemmt. Riesige Dollarmengen lagerten in den europäischen Zentralbanken, und diese finanzierten mit dem realen Wertverlust des Dollars den Krieg mit.

      Im Jahre 1971 deckten die amerikanischen Goldreserven nur noch ein Viertel der Dollarbestände. «Das bedeutete, die Regierung wäre ohne drastische Massnahmen nicht in der Lage gewesen, die Forderungen ausländischer Dollarbesitzer zu erfüllen, hätten sie darauf bestanden [ihre Dollars in Gold umzutauschen].» 1971 beugte sich US-Präsident Nixon schliesslich einer kleinen Gruppe von Beratern und schaffte die Konvertibilität des Dollars in Gold ab. Die Welt erlebte einen dramatischen Kursverfall des Dollars. In dieser Situation musste das amerikanische Finanzestablishment reagieren, wollte es die Vormachtstellung des Dollars nicht gefährden.

      Atemberaubend die weiteren Ausführungen Engdahls: «Der erste richtige dramatische Dollarsturz in der Nachkriegszeit erhitzte noch die Gemüter, da traf sich im Mai 1973 eine Gruppe von 84 Personen der Weltspitze von Finanzen und Politik auf einem abgelegenen Eiland. Es hiess Saltsjöbaden und gehörte der schwedischen Bankiersfamilie Wallenberg. Versammelt hatte sich dort Prinz Bernhards Bilderberg-Gruppe. Ein Amerikaner erörterte vor diesem Kreis ein `Szenario`, das von einem bevorstehenden Anstieg der Öleinnahmen um 400 Prozent ausging.»

      Ziel des Unternehmens war: die weltweite Abhängigkeit vom Dollar wieder zu festigen und die Länder der Welt zu nötigen, die für den Einkauf von Öl notwendigen immensen Dollar-Kredite bei den US-Banken aufzunehmen. Ein Bombengeschäft.

      Den weiteren Verlauf haben die meisten hautnah mitbekommen. Am 16. Oktober 1973 trafen sich die erdölexportierenden Länder und setzen den Preis für ein Fass Öl von rund 3,01 Dollar auf 5,11 Dollar fest. Am gleichen Tag verhängten die OPEC-Länder ein Ölembargo gegen die USA und die Niederlande. Die ganze Welt wurde von dem Ölschock der Ölkrise heimgesucht. Am allerhärtesten wurden die Entwicklungsländer getroffen. Sie wurden in eine immer schlimmere Abhängigkeit getrieben: die Abhängigkeit von Banken und dem Internationalen Währungsfonds. Gewinner waren die «Sieben Schwestern» und die Grossbanken in London und an der Wallstreet, die die Dollarmilliarden unter ihrer Kontrolle hatten.

      Die «Petrodollarordnung» ruiniert die Entwicklungsländer
      Engdahl beschäftigt sich auch mit der Tatsache, dass sich die Entwicklungsländer nie aus der Abhängigkeit von den Industrieländern befreien konnten, sondern ihre Abhängigkeit auf Grund der zunehmenden Verschuldung immer grösser geworden ist. Die grossen Erdölkonzerne im Verbund mit mächtigen Banken spielten auch hierbei eine grosse Rolle, denn der Ölschock im Jahre 1974 kam nicht aus heiterem Himmel, sondern war eine wohl durchdachte Strategie von geheimen Entscheidungszirkeln der Hochfinanz (zum Beispiel der Bilderberg-Gruppe) und Erdölkonzernen: «Für die grosse Mehrheit der Entwicklungsländer bedeutete der Ölschock von 1974 das Ende ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Ihre Ölrechnung verschlang alle Mittel, die sie für den Aufbau der Landwirtschaft und Industrie zusammengekratzt hatten und trieb sie in eine rasch wachsende Verschuldung.» Die Entwicklungsländer galten bald nicht mehr als kreditwürdig. Die einzigen Banken, die ihnen noch Geld liehen, waren die anglo-amerikanischen «Eurodollarbanken». Die brachten so ihre riesigen Gewinne, die sie durch die Ölkrise abgeschöpft hatten, in Umlauf. «Die Strategie des `Petrodollar-Recycling` der Bilderberg-Gruppe war genau abgesteckt. Beteiligte amerikanische und europäische Banken gaben Entwicklungsländern ausschliesslich zu dem einen Zweck Kredit, dass diese damit ihre ÐZahlungsbilanzð ausglichen. Für Baumassnahmen bei der Infrastruktur, als produktive Investitionen in Industrie und Landwirtschaft, oder für Zuschüsse, die den Preis der Grundnahrungsmittel für die ärmere Bevölkerung senken sollten, standen keine Kredite zur Verfügung.»

      Es formierte sich Widerstand: 85 blockfreie Nationen trafen sich 1976 in Sri Lanka, unter ihnen Ministerpräsidentin Indira Gandhi. Die Abschlusserklärung der Blockfreien-Konferenz von Colombo ist ein einzigartiges Dokument. Die vertretenen 85 Nationen forderten eine Neuordnung der Weltwirtschaft, die ihnen faire und gerechte Chancen zur eigenen wirtschaftlichen Entwicklung liess. Sie forderten eine «grundlegende Neuordnung des internationalen Handelssystems, eine weltweite Neuordnung der industriellen Produktion, die den Entwicklungsländern Zugang zu Industrieproduktion und Technologietransfer ermöglichten». Die Blockfreien brachten ihre Forderungen auch vor die Uno. Engdahl beschreibt, wie unter der Ägide von Kissinger diese notwendigen und selbstverständlichen Hilferufe erstickt wurden, indem die Leitfiguren der Bewegung regelrecht ausgeschaltet wurden. So wurde in Indien Indira Gandhi überraschend zu Neuwahlen gezwungen. Auf Sri Lanka brach unvermittelt eine gewaltige Streikwelle aus und lähmte die Regierung Bandaranaikes. Seit Mai 1977 war sie nicht mehr im Amt. In Guayana wurde der dritte Politiker, der sich für die Blockfreien stark gemacht hatte, Frederick Wills, am 14.2.1978 zum Rücktritt gezwungen. Die Entwicklungsländer wurden alle nach dem gleichen Muster in der Abhängigkeit gehalten: Der Internationale Währungsfonds diktierte von nun an im Schulterschluss mit der amerikanischen «Federal Reserve Bank» die folgenschweren Konditionen für Kredite. Ernstgemeinte Entwicklungspolitik wurde zu einer Seltenheit.

      Kampf ums Erdöl
      Engdahl weist an verschiedenen Beispielen nach, dass eine kleine Clique von Industriellen (Grossunternehmern), Politikern und Bankiers die Politik und Wirtschaft weltweit im geheimen massgeblich dominieren, ohne in irgendeiner Weise demokratisch legitimiert zu handeln. Als Beispiel nennt er verschiedene Organisationen der Hochfinanz, zum Beispiel den «Council on Foreign Relations» (CFR, 1919), das «Royal Institute of International Affairs» in London (1919), die britischen Gruppe «Round Table» (1919), die «Bilderberger» (1954), den «Club of Rome» (1972) sowie die «Trilaterale Kommission» (1973). Er zeigt auf, wie diese Think Tanks von der Hochfinanz mit vielen untergeordneten Stiftungen die Weltpolitik dirigieren. Diese Kreise nehmen Hungersnöte, Kriege, politische Unruhen, Rezessionen, politische Morde usw. in Kauf, um ihre machtpolitischen Interessen durchzusetzen. Man ist als Leser sehr bestürzt, mit welcher Regelmässigkeit Recht missachtet wird.

      Häufig sind Politiker oder Wirtschaftsführer, die gegensätzliche Interessen vertreten haben, sogar umgebracht worden: W. Rathenau, J.F. Kennedy (1963), Robert Kennedy (1968), Martin Luther King (1968) oder durch Putsch oder Kampagnen gestürzt worden: Mohammed Mossadegh, Indira Ghandi, Konrad Adenauer, Lopez Portillo, so dass das Feld wieder frei wurde für die geostrategischen Interessen der Grossmächte. Politische Lösungen, die im Interesse des Gemeinwohls waren, blieben immer wieder auf der Strecke, weil Geheimdienste, Zirkel um die grossen Banken (Ostküste) und vom Grosskapital eingesetzte Regierungen ihre Geldinteressen durchsetzten.

      Allerdings unterwarfen sich nicht alle Länder sogleich dem anglo-amerikanischen Diktat. Engdahl schildert das Beispiel des italienischen Industriellen Enrico Mattei, der versuchte, die Unterwerfung Italiens unter das Diktat der «Sieben Schwestern» zu verhindern. Er setzte sich schon gleich nach dem Zweiten Weltkrieg dafür ein, dass Italien nach neuen Erdölquellen suchte und sie auf eigene Rechnung ausbeutete. Schon 1946 und 1949 konnte mit der Förderung in Italien begonnen werden. Sofort versuchten amerikanische Ölmagnaten, bei den italienischen Firmen einzusteigen. Doch Mattei wies sie zurück. Er baute die italienischen staatlichen Energiekonzerne AGIP und ENI in den folgenden Jahren mit viel Engagement auf. Dadurch konnte Italien die eigene Wirtschaft erfolgreich ausbauen, da es immer billig an Öl kam. Im Laufe der folgenden Jahre baute Mattei zum Ärger der Engländer und Amerikaner Beziehungen zu Ländern mit Erdölressourcen auf, brachte die Fördertechnik in das jeweilige Land und beteiligte die Länder an den Gewinnen (Marokko, Sudan, Tansania, Ghana, Indien, Iran, Argentinien). Als Mattei 1957 dem Iran 75 Prozent Gewinnbeteiligung an der Ölförderung anbot - nicht wie üblich 50 Prozent - war die Geduld der anglo-amerikanischen Konzerne zu Ende: Engdahl schildert detailliert, wie die amerikanischen Ölgesellschaften versuchten, die italienische Konkurrenz auszuschalten. Im Jahre 1962 stürzte das Flugzeug Enrico Matteis aus ungeklärten Gründen ab.

      Angesichts der Fakten, die man in diesem Buch liest, ist es wichtig, dass die Bürger Europas den ungerechtfertigten Hegemonialbestrebungen der einzig verbliebenen Weltmacht und dem Konglomerat aus Wirtschaftsinteressen, Absprachezirkeln und politischen Intrigen entgegentreten. Die Mehrheit der Menschen würde von sich aus diese verwerflichen Wege nicht gehen. Deswegen müssen die Bürger die politische Macht wieder selbst ausüben, zum Beispiel durch direkte Demokratie.



      Artikel 20: Zeit-Fragen Nr.18 vom 19. 5. 2003, letzte Änderung am 20. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:17:14
      Beitrag Nr. 2.858 ()
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      Paradies oder Weltuntergang - Wir haben die Wahl

      Eine empfehlenswerte Neuerscheinung aus dem Verlag Zeit-Fragen



      von Hemma Poledna, Wien
      «Soziale, ökonomische und ökologische Überlebensmodelle gegen das Versagen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik» ist der Untertitel von Wolfgang Hingsts neuestem Buch (ISBN 3-909234-00-3), das im Frühjahr 2003 im schweizerischen Zeit-Fragen-Verlag erschienen ist. Der Untertitel verspricht nicht zuviel. Wir haben es nämlich mit einem aussergewöhnlichen Buch zum Zeitgeschehen zu tun - gleichberechtigt stehen Kritik des Bestehenden neben Ausblick und Möglichkeiten, aus dem Schlamassel herauszukommen. Einmal ein Buch, das dem Leser neben fundierter Analyse auch reale Wege und Alternativen aufzeigt. Wir haben eben die Wahl. Der rote Gedankenfaden des Buches könnte heissen: Wir können auch anders! Nämlich umweltbewusst, von der Lehrmeisterin Natur lernend, wahrhaft demokratisch, sozial, friedlich. Wir wissen, wie es nicht geht. Wir wissen, wie es geht. Warum also zögern wir?

      Besonderes Kennzeichen: unabhängig
      Bestechend ist auch - und das merkt man bei der Lektüre sehr rasch: Der Wiener Historiker Wolfgang Hingst ist alles andere als ein naiver Optimist oder gar Träumer. Seit dem Studium ist er ein scharfer Beobachter und Kritiker des Zeitgeschehens, der seinen Blick nicht zuletzt durch jahrzehntelange Arbeit als Redaktor im österreichischen Funk und Fernsehen (unter anderem «Help», «Argumente», «Brennpunkt») unermüdlich schulen konnte und sich der Suche nach Wahrheit verschrieb. Die offene Auseinandersetzung scheute er nie. In seinen Buchveröffentlichungen wandte er sich stets politisch äusserst brisanten Themen zu: «Zeitbombe Radioaktivität», «Zeitbombe Gentechnik», «10 Thesen gegen Gross-Europa. Ein Essay wider den Grössenwahn», «Abgezockt - Ihre Zukunft als EU-Bürger» und andere mehr. Vor allem aber ist Hingst einer, dem es gelungen ist, wirklich unabhängig zu bleiben. Keine wie immer geartete Parteigängerei oder Andienerei an irgendwelche Lobbies machen ihn so sympathisch und vor allem so glaubwürdig.

      Keine gute Prognose
      Betrachtet man die zentralen Probleme unserer Gegenwart - Neoliberalismus und Raubtierkapitalismus, korrupte Machteliten jeglicher politischen Couleur, Sozialabbau, Unterdrückung und Ausbeutung der Entwicklungsländer, Umweltzerstörung, Täuschung und Verrohung durch Medien und aggressivste Kriegstreiberei -, so prognostizieren Fachleute aus verschiedenen Fakultäten nicht nur wirtschaftlichen Zusammenbruch, sondern Selbstzerstörung der Menschheit noch in diesem Jahrhundert. Das ist Hingsts Ausgangspunkt für alle weiteren Ausführungen.

      Politik am Ende - direkte Demokratie als Antwort
      Nüchtern beschreibt der Autor den Zustand unserer «Demokratien». Er hat dabei vor allem Österreich und Deutschland im Blick. Politische Parteien und unsere gewählten Regierungen werden immer mehr zu Handlangern der multinationalen Grosskonzerne. Unterstützung auf allen Ebenen liefert eine zentralisierte Bürokratie in Form der EU und ein Klüngel von Parteien, die sich kaum voneinander unterscheiden, die sich vor allem um den eigenen Machtausbau kümmern und nicht um die Bürger. Hier kann, so Hingst, die Antwort nur heissen: Stärkung der Bürger und Entwicklung beziehungsweise Ausbau der direkten Demokratie. Hingst hat aus allen deutschsprachigen Ländern eine umfassende Bestandsaufnahme der Aktivitäten in diesem Bereich zusammengetragen. Allein das ist schon eine Fundgrube.

      Dass der Präsident des österreichischen Verfassungsgerichtshofs (und auch schon sein Vorgänger) offenherzig verkündet, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden müssen, «dass alles Recht in Österreich vom Volk ausgeht, das heisst demokratisch legitimiert ist», thematisiert Hingst ebenso wie Versuche von Machtpolitikern der Art eines Andreas Khol (VP), den politischen Mitbestimmungswillen der Menschen zu Kaffeekränzchen oder einer von oben gesteuerten «Bürgergesellschaft» zurechtzubiegen und zu instrumentalisieren.

      Nicht die Menschen sind desinteressiert an Politik, sie werden von ihr ferngehalten. Demnach ist auch das vielerorts stetig beklagte Desinteresse der Jugend an Politik heuchlerisch. «Lifestyles ersetzen die Politik, das passt nahtlos in die Tendenz der herrschenden politischen Klasse, die Leute zu verdummen und von politischen Aktivitäten fernzuhalten.» Fernsehen, Computer, Computerspiele ... , warum bieten wir gerade unseren Jugendlichen sonst nichts an?

      In einer Zusammenschau richtet der Autor diese gesellschaftlichen Probleme genauso ins Licht wie die wahnsinnige Kriegspolitik Amerikas in der Folge des 11. September 2001.

      Und immer sind auch wir angesprochen, es liegt an uns, das Klagen aufzugeben und tätig zu werden.

      Neoliberalismus = Kasinokapitalismus?
      Im grossen Kapitel «Raubtierkapitalismus» finden wir eine detailliert belegte Darstellung von gemachten Staatskrisen, dem Spiel mit dem Hunger der Hälfte der Welt zu Profitzwecken, der Rolle des IWF, der WTO und schliesslich dessen, was «Triadisierung» bedeutet.

      Im nachfolgenden Kapitel «Ökotopia» geht es um eine alternative Zukunft. Nicht Marktwirtschaft, sondern eben eine «humane Gesellschaft auf der Grundlage demokratischer Willensbildungs- und Entscheidungsstrukturen» muss Ziel solcher Alternativen sein. Neben «grünem Geld», «Ethik-Fonds», Umweltbanken und Ökosteuern werden verschiedene Varianten der Geldbeschaffung für Umweltschutz und ökologische Projekte vorgestellt. Denn: Die Devise des 21. Jahrhunderts muss heissen: Zurück zum Umweltschutz!

      Entscheidender Punkt: Energiepolitik
      Das Elend der Atomenergie mit ihren noch nicht abschätzbaren Folgen versus erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Wasser, Wasserstoff, Biomasse) ist ein entscheidender Punkt in «Paradies oder Weltuntergang». Welche Richtung wir der Energiepolitik der nächsten Jahrzehnte geben, wird schon für die nächste Generation, so Hingst, entscheidend sein: «Kohle, Erdöl und Erdgas waren die Träger der Industrialisierung. Die Atomenergie, ein Abfallprodukt des Krieges, schien ein neues Zeitalter einzuleiten. Es wurde durch Tschernobyl beendet. Jetzt sind erneuerbare Energien die Hoffnung. [...] Es ist noch nicht lange her, da wäre diese Prognose belächelt worden.» Ob es um wasserstoffbetriebene Autos geht, die laut Experten bereits in 10 Jahren auf den Markt kommen sollen (Fritz Vahrenhold, Aufsichtsrat von Shell, erklärte Wasserstoff bereits zum künftigen Kerngeschäft des Unternehmens), oder ob es um zahlreiche private, kommunale oder staatliche Projekte zur Nutzung von Sonne, Wasser und Wind zur Energiegewinnung in Europa und anderswo geht - Wolfgang Hingst hat auch hier gründlich recherchiert und eine herrliche Palette an Projekten vorgelegt, die zu durchdenken jedem Energieverbraucher zu empfehlen sind.

      Was in den letzten 20 Jahren geschrieben wurde, um einer ökologischen Weiterentwicklung unserer Länder entgegenzuwirken, ist auch Thema. Nach dem Motto: ungesund ist vor allem die Natur, zum Beispiel: «Jeder zweite Naturstoff erweist sich als krebserregend» wurden im Namen der Wissenschaft Abhandlungen verfasst, die nur grossen Industriezweigen, die um ihre Absatzmärkte bangten, dienten.

      Ökologie versus Krieg
      Über den Weg einer ökologischen (biologischen) Landwirtschaft, deren Entwicklung im politischen Zusammenhang spannend dargestellt wird, und einer regional verankerten Selbstversorgung kehrt der Autor wieder zu den zentralen Problemen zurück: WTO und EU mit ihrem Zentralismus als erklärten Feinden eines ökologischen Umbaus der Gesellschaft. Sie sind nicht nur Feinde einer vernünftigen Umweltpolitik, sondern auch einer echten Friedenspolitik. «Zwischen dem Verbrechen des Krieges und dem Verbrechen der Umweltzerstörung herrscht eine enge Beziehung. Letztlich lässt sich für jeden Krieg belegen, dass er nicht nur menschen-,sondern ebenso umweltfeindlich ist. [...] Umgekehrt lässt sich sagen, dass wahrhaft ökologisch orientierte Menschen immer auch friedliebende Menschen sind.» So Hingst in seinem letzten Kapitel.

      Hoffnungsträger Jugend
      Am Ende kommt Hingst nochmals auf die nächste Generation, auf die Jugend zu sprechen. Einer deutschen Umfrage entsprechend seien die Menschen zwischen 15 und 25 «erfreulich konservativ. Am meisten Vertrauen haben sie zu ihren Eltern (95%). Das wichtigste im Leben sind Familie (62%), Freundschaft, Gesundheit, Liebe. Am wenigsten wichtig: Spass (19%), Geld, Freizeit, Sex.» Die sogenannte Fit-und-Fun-Generation sei - so Hingst - sozialer als landläufig angenommen wird. Sie hat auch Angst vor Krieg und bei ihren Idolen stehen Umweltgruppen wie Greenpeace ganz oben. Am wenigsten Vertrauen haben sie in Politiker. Fast alle sagen, dass es sich lohnt, gegen Umweltzerstörung, soziale Ungerechtigkeit und Diktatoren zu kämpfen. Sogar auf die Frage nach ihrem Verhältnis zum Staat sagen fast zwei Drittel, dass sie sich verantwortlich fühlen für das, was in ihrem Land passiert.

      Wir würden gut daran tun, dies nicht zu ignorieren. Hierauf lässt sich aufbauen. Der aufmerksame und pflegliche Umgang von Mensch zu Mensch, von Mensch zu Umwelt ist angesagt. Wir haben die Wahl.



      Artikel 21: Zeit-Fragen Nr.18 vom 19. 5. 2003, letzte Änderung am 20. 5. 2003
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      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:19:14
      Beitrag Nr. 2.859 ()
      Keine Wende bei den Staatsschulden in Sicht

      Zum zweiten Mal hintereinander ein Nachtragshaushalt. Das öffentliche Defizit auf dem höchsten Stand seit Mitte der siebziger Jahre. Das Ziel, bis 2006 einen Bundeshaushalt ohne Schulden vorzulegen, verfehlt. Der Spiegel zieht eine ernüchternde Bilanz für Bundesfinanzminister Hans Eichel.

      Die Schuld gibt Eichel der schlechten Weltwirtschaftslage und der Opposition, die in 16 Jahren die Reformen nicht angepackt habe. Rot-Grün wirkt allerdings genauso ratlos und die Zahlen sehen noch schlechter aus.

      18,9 Milliarden Euro darf Eichel in diesem Jahr eigentlich an neuen (!) Schulden aufnehmen. Seine Beamten rechnen aber mittlerweile mit bis zu 31 Millarden Euro. Das Staatsdefizit darf eigentlich drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht übersteigen. Erwartet werden nun fast vier Prozent.

      Die Vermögenden können sich freuen. Wenn der Bund weiterhin Schulden macht, kann irgendjemand ein Vermögen in gleicher Höhe gewinnbringend anlegen. Irgendjemand muss schließlich die Zinsen dafür zahlen.

      Derzeit steigt die Staatsverschuldung laut Bund der Steuerzahler pro Sekunde um 1669 Euro. Bis Ende des Jahres werden so insgesamt 1,325 Billionen Euro Schulden zusammen gekommen sein. Mehr als 110 Jahre würde es dauern, diesen Berg abzutragen, wenn ab sofort keine Schulden mehr gemacht und jedem Monat eine Milliarde Euro abbezahlt werden würden. Danach sieht es derzeit aber wirklich nicht aus.


      Finanzpolitik: Ende der Schönfärberei. Spiegel 19/2003, Seite 119.

      Der Bund der Steuerzahler mit Schuldenuhr im Internet unter

      http://www.steuerzahler.de/
      http://www.inwo.de/ticker/news/start_1052815838.html



      13.05.2003 Jens
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:21:17
      Beitrag Nr. 2.860 ()
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      Droht Deutschland die Deflation?

      Bundesregierung, BDI und Sprecher der Fünf Weisen sehen keinen Preisverfall – IWF und DIW warnen davor
      In einem Artikel des Berliner Tagesspiegels war gestern, am 19. Mai 2003, zu lesen, dass die Bundesregierung, Industrievertreter und Wirtschaftsforscher der Einschätzung des Internationalen Währungsfonds IWF widersprochen haben, wonach in Deutschland akute Deflationsgefahr besteht.

      In dem Artikel heißt es weiter:

      "Die Regierung stimme mit der Sichtweise des Vorsitzenden des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Fünf Weise“), Wolfgang Wiegard, überein. Dieser hatte zuvor gesagt, er sehe „übergroße Deflationsgefahren eigentlich nicht“. Es gebe allerdings gewisse Risiken, die Inflationsrate liege zurzeit bei einem Prozent."

      Nachdem das D-Wort in den letzten Monaten weitestgehend gemieden wurde, wird es jetzt zunehmend benutzt. Der Zweckoptimismus der Regierung, die sich einem „ich sehe übergroße Deflationsgefahren eigentlich nicht“ anschließen müssen, spricht Bände.

      Weiter heißt es in dem Artikel:

      "Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte am Wochenende hingegen davor gewarnt, angesichts der Wachstumsschwäche sei das Deflationsrisiko in Deutschland hoch. In seiner Studie wies der IWF überdies darauf hin, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten kaum noch Handlungsspielraum habe, um einer Deflation entgegenzuwirken. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bekräftigte heute seine Warnung vor beträchtlichen Gefahren eines Preisverfalls. DIW-Konjunkturexperte Gustav-Adolf Horn verwies darauf, dass das DIW schon vor einem halben Jahr vor einer solchen Entwicklung gewarnt habe. Er teile die Einschätzung, „dass in Deutschland alle Ingredenzien für eine Deflationsentwicklung vorhanden sind“."

      Deflation ist, wenn die Unternehmen ihre Waren nicht verkaufen können und daraufhin die Preise senken. Dies führt zu sinkenden Gewinnmargen, die zu Kostensenkungen und üblicherweise zu Einstellungsstopp und Entlassungen zwingen. Dies wiederum führt zu einer weiter nachlassenden Nachfrage mit der Folge noch größerer Schwierigkeiten beim Verkauf usw.

      Die nachlassende Nachfrage könnte nun höchstens die öffentliche Hand ausgleichen, indem sie ein Konjunkturpaket auflegt. Von der Masse der hoch verschuldeten und verunsicherten Bürger und Unternehmen ist jedenfalls nicht viel zu erwarten. Doch wie in den letzten Tagen zu lesen war, ist das Defizitkriterium des Euro-Stabilitätspaktes bereits ohne zusätzliches Konjunkturprogramm nicht einzuhalten. Also müssten die Kriterien aufgeweicht werden. Die EU könnte auch selber in Deutschland für Nachfrage sorgen, indem sie öffentliche Mittel investiert oder Förderprogramme auflegt.

      Eine andere Möglichkeit wäre, die eigentliche Ursache zu beheben. Dem zurückgehaltenen Geld muss durch eine Umlaufsicherungsgebühr Beine gemacht werden. Denn Geld ist genügend da. Es fließt nur nicht ausreichend in den realen Wirtschaftskreislauf. Gleichzeitig würde das Zinsniveau sinken und damit die enorme Zinsbelastung von Privathaushalten, Unternehmen und Staat verringern. Auch die Wirtschaft müsste dann nicht von Jahr zu Jahr wachsen...

      Wann werden wir aufwachen und die Ursachen für die beängstigende Entwicklung verstehen und das Problem an der Wurzel lösen? Wie lange muss die zerstörerische Kraft des heutigen Geldsystems noch wirken? Hoffentlich sind wir bald genügend Menschen, um ein Geld schaffen zu können, das dient und nicht regiert.




      20.05.2003 Alexander
      http://www.inwo.de/ticker/news/medien_1053452984.html
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:24:04
      Beitrag Nr. 2.861 ()
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      Deflation - ein Gespenst geht um!
      Welche Rolle spielt die Sättigung der Märkte?

      ein Beitrag von Helmut Creutz

      Man wagt es kaum beim Namen zu nennen! Selbst Notenbanker reden vom „D-Wort“ oder "Unwort", um es möglichst nicht auszusprechen. Dennoch taucht es immer wieder und zunehmend häufiger auf, oft nur blitzartig, wie ein Gespenst in der Geisterbahn. - Was hat es damit auf sich?
      Von Inflation spricht man bekanntlich, wenn zuviel Geld in Umlauf ist und als Folge die Preise steigen, von Deflation, wenn umgekehrt zu wenig Geld umläuft und als Folge die Preise fallen.
      Während der Begriff Inflation seit Jahrzehnten zu unserem täglichen Vokabular gehört, ist die Deflation den meisten kaum geläufig. Selbst in den Lehrbüchern wird sie überwiegend als eine längst besiegte Horrorerscheinung aus vergangenen Zeiten abgehandelt.
      Geht man dieser Spur genauer nach, dann stellt sich heraus, dass ganze Staaten und Kulturen in Deflationen versunken sind. Ganz einfach deshalb, weil die Menge des Geldes bis vor knapp hundert Jahren noch an Gold und Silber gebunden war. Denn genau so wie Länder und Volkswirtschaften durch neue Goldfunde und die damit möglichen Geldmengen-Ausweitungen aufblühten, so brachen sie zusammen, wenn das Geld in Truhen verschatzt, in Krügen vergraben oder von den Reichen für Schmuck und Geschirr eingeschmolzen wurde. Kein Wunder, dass Gold der Anlass für die meisten kriegerischen Eroberungen war.
      Die letzte große Deflation in neuerer Zeit erlebte die Welt um 1930. Dafür war nicht nur der Schwarze Freitag an den Börsen in den USA verantwortlich und die anschließenden Bankenpleiten, sondern vor allem die damalige Bindung der Geldmenge an das Gold. Besonders dramatisch wirkte sich diese Bindung in Deutschland aus, wo das herausgegeben Papiergeld, gesetzlich festgeschrieben, zu 40 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt sein musste. Als dann die US-Banken, auf Grund der eigenen Schwierigkeiten, kurzfristig erteilte Kredite vom Deutschen Staat zurückforderten, passte der damalige Reichsbankpräsident Luther auch die Geldmenge der reduzierten Deckung an. Insgesamt wurde der Notenumlauf bis Ende 1932 um 30 Prozent verringert und der Diskontzins stieg bis auf 20 Prozent. Die Reichsregierung unter dem Kanzler Brüning tat noch ein übriges, in dem sie die Beamtengehälter in einer Notverordnung reduzierte. Damit brach der gestörte Nachfragekreislauf noch mehr zusammen, die Preise brachen ein und die Arbeitslosigkeit schnellte auf mehr als sechs Millionen an, fast 20 Prozent der Erwerbstätigen.
      Man hatte zwar unter Schmerzen acht Jahre vorher in der großen Inflation gelernt, dass Geldmegenausweitungen vermieden werden müssen, leider aber nicht begriffen, dass im umgekehrten Fall auch umgekehrte Maßnahmen erforderlich sind. Das heißt, in Deflationszeiten sind Geldmengen-Ausweitungen angesagt, selbst wenn man dabei die Deckungsvorschriften übertritt. Die Folge der falschen Entscheidungen Anfang der 30er Jahre war darum ein Wirtschaftseinbruch, der mit einer für uns heute unvorstellbaren Not verbunden war. Ohne diese Not- und Hungerzeit und die daraus folgenden politischen Entwicklungen, wäre die Geschichte ganz gewiss anders geschrieben worden. So klagte die Gewerkschaftszeitung "Metall" im Jahre 1953 rückblickend zu Recht:
      "Zweimal wurde das soziale Gefüge des deutschen Volkes in den Grundfesten erschüttert: während der großen Inflation des Jahres 1923 und nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929. Ohne diese Katastrophen wäre der Nationalsozialismus niemals eine Macht geworden."
      Wie ist das heute mit der Deflation?
      Die Anbindung des Geldes an irgendwelche Goldvorräte ist heute weltweit überwunden. Selbst die Schweizerische Nationalbank, die sich vor wenigen Jahrzehnten noch einer völligen Golddeckung ihrer Währung rühmte (und sich gegen eine freiwirtschaftliche Initiative zur Aufhebung dieser Bindung vehement verwahrte!), plant inzwischen den Verkauf ihrer Schätze. Das heißt, eine klassische Deflation, die auf einem Gold- und damit Geldmangel beruht, ist in unserer heutigen Papiergeldzeit im Grunde gar nicht mehr möglich, es sei denn, eine Notenbank würde die Geldausgabe reduzieren. Was uns aber auch heute noch drohen kann, ist nicht ein Mangel an Geld, sondern sein unzulänglicher Einsatz. Also ein Mangel an Nachfrage bezogen auf das Angebot der Märkte, der zwangsläufig ebenfalls zum Absinken der Preise führt.
      Deflationen in unseren Tagen sind also nicht mehr Folge ungenügender Geldversorgung oder Geldverknappung durch die Notenbanken, sondern Folge gestörter Geldnutzung, also die Folge von Kaufkraftblockierungen. Jede Unterbrechung des Geldkreislaufs aber erzeugt liegen bleibende Waren, reduzierte Nachbestellungen und Neuproduktionen und damit, bei ungekürzten Arbeitszeiten, sogar Arbeitslosigkeit. Während also Inflationen heute nur dann entstehen können, wenn die Notenbanken die Geldmenge vorher über den Bedarf hinaus vermehrt haben, kann es zu Deflationserscheinungen auch bei ausreichend vorhandener Geldmenge kommen, wenn die Kaufbereitschaft der Bevölkerung zurückgeht. Die Notenbanken können dann nur noch versuchen, die Nachfrage durch Absenkung der so genannten Leitzinsen zu stimulieren, der Staat durch höhere Verschuldung und die Vergabe öffentlicher Aufträge. Kurz, das was wir heute Deflationen nennen, kann - genau betrachtet - eine ganz natürliche Entwicklung auf Grund zunehmender Sättigungen sein.
      Das Beispiel Japan
      Eine solche von den Verbrauchern zu verantwortende Deflation erleben wir seit rund zehn Jahren in Japan. Ausgelöst wurde sie, ähnlich wie auch Ende der 20er Jahre, durch einen großen Börsencrash, der in Japan bereits Ende der 80er Jahre ablief. Diesem Crash an der Börse folgte eine Flucht des Geldes in die Bodenwerte mit extrem in die Höhe getriebenen spekulativen Grundstückspreisen. In den Spitzenlagen Tokios stiegen die Quadratmeterpreise bis zu einer Million DM an und der Garten des Kaiserpalastes war damals rechnerisch mehr wert als der Boden ganz Kaliforniens! Als dann nach rund zwei Jahren auch dieser Spekulationsexzess zusammen brach und die Beleihungsgrenzen sanken, kamen auch die Banken in Schwierigkeiten, die auf Grund der gestiegenen Grundstückspreise zu hohe Kredite an Eigentümer und Erwerber ausgegeben hatten.
      Durch staatliche Unterstützungen und erlaubte Buchungstricks wurde zwar das Gros der Banken bis heute vor der Pleite bewahrt, aber das Gros der Bürger zog aus all dem die Konsequenz, sparsamer als bisher zu leben und vorsichtiger mit Geld umzugehen. Da auf Grund der Kaufzurückhaltungen die Preise fielen und damit die Kaufkraft des Geldes stieg, wurde diese Kauf- und Geldzurückhaltung auch noch belohnt. Damit verstärkten sich Zurückhaltung und Preisverfall und eine konjunkturelle Abwärtsspirale setzte ein, die nur schwer aufzuhalten ist.
      Da mit dieser deflationären Entwicklung auch die Zinsen in den Keller gingen, lohnte es sich auch immer weniger, das gesparte Geld zur Bank zu tragen. Dieser Trend zur Geldhortung in den eigenen vier Wänden wurde durch das Wissen über die kritische Situation der Banken noch verstärkt. Und da man für die Geldhaltung zu Hause zweckmäßigerweise über einen Safe verfügen sollte, war die Tresor-Produktion zeitweise der am meisten boomende Industriezweig in Japan.
      Verständlich, dass der Staat mit allen Mitteln versuchte, diese konjunkturgefährdende Kaufzurückhaltung zu durchbrechen und das Wachstum der Wirtschaft zu beleben. Das geschah vor allem durch immer höhere schuldenfinanzierte Ausgaben, die in den letzten zwölf Jahren die Staatsverschuldung von 80 Prozent des BIP auf sage und schreibe 160 Prozent verdoppelte (was das heißt wird deutlich, wenn man diese Marke mit den erlaubten 60 Prozent im Euro-Raum vergleicht!). Aber auch diese staatlich finanzierten Konjunkturmaßnahmen konnten die Lähmung des Wirtschaftsgeschehens nicht stoppen. Vielmehr verschwand auch das neu gedruckte und vom Staat in Umlauf gesetzte Geld sehr schnell wieder in den Tresoren der Privathaushalte. Selbst der verzweifelte Versuch des Staates die Wirtschaft mit terminierten und an die Bürger verschenkten Kaufgutscheinen in Schwung zu bringen, ging weitgehend ins Leere. Zwar wurden alle Gutscheine vor dem Verfallstermin eingelöst, aber der damit ausgelöste Nachfrageschub entsprach nur einem Drittel ihres Nennwertes. Mit der übrigen Kaufkraft erhöhten die Bürger nur wieder ihre Bargeldhaltungen!
      Welche Folgen haben die Geldzurückhaltungen in Japan?
      Sieht man sich die Entwicklungen in den Statistiken an, dann liegen sowohl die Wachstumsraten der japanischen Wirtschaft als auch die Zinsen deutlich unter den Werten der anderen Industrienationen. In den letzten fünf bis sieben Jahren pendelte das Wirtschaftswachstum sogar um Null, ebenso wie die Veränderungen der Inlandsnachfrage. Die kurzfristigen Zinsen lagen in dieser Zeit knapp über Null und die langfristigen zwischen ein und zwei Prozent (siehe Darst. Nr.120a am Textende). Doch trotz des fehlenden Wirtschaftswachstums und trotz der hohen Staatsverschuldung geht es den Menschen in Japan überraschenderweise nicht viel schlechter als jenen in den übrigen Industrienationen. Zwar hat die Arbeitslosigkeit im Lande zugenommen, doch mit einer Quote von 6 Prozent liegt man immer noch in einem annehmbaren Rahmen.
      Ein ganz entscheidender Grund für die geringen negativen Folgen der japanischen Deflation sind die bereits erwähnten niedrigen Zinsen. Denn im gleichen Umfang wie die Zinssätze sinken, sinken auch die Schuldenlasten und damit tendenziell die Zinsanteile in den Preisen. Das heißt, der als Deflation gekennzeichnete Preisverfall in Japan kann auch mit diesem Wirkungsmechanismus der gesunkenen Zinsanteile erklärt werden. Zwar gehen mit diesen sinkenden Zinssätzen auch die Zinserträge der privaten Haushalte zurück, aber davon sind, netto gerechnet, nur die reichen Minderheiten betroffen. Die breite Bevölkerungsmehrheit zieht dagegen aus diesem Rückgang der Zinsbelastung einen Nutzen. Und natürlich der Staat, der trotz höchster Verschuldung nur relativ geringe Zinszahlungen aus seinen Einnahmen aufzubringen hat.
      Hat die Deflation ihren Schrecken verloren?
      Unterm Strich betrachtet ist die Situation in Japan, trotz der deflationären Gegebenheiten und trotz der wirtschaftlichen Stagnation, relativ erträglich. Warum sollte es auch anders sein? Bei Zinsen knapp über Null macht ein Nullwachstum kaum jemand ärmer. Denn auch bei gleichbleibender und nicht mehr steigender Leistung bleibt das Einkommen gleich, für das man sich also genau so viel kaufen kann wie im Jahr zuvor. Und auf Grund der sinkenden Preise, gleichgültig ob zinsbedingt oder deflationär erklärt, kann sich die Mehrzahl der Verbraucher sogar noch mehr als zuvor erlauben. Das vor allem, wenn - wie in Japan der Fall - die Preise stärker fallen als die Löhne.
      So erklärt sich auch, dass zwar die ganze Welt mit Schrecken auf das japanische "Desaster" sieht, die Japaner aber ganz gut damit leben können. "Das besondere an der japanischen Krise " - so schreibt die ZEIT in Nr.42/2002 - "ist ihre leichte Verträglichkeit für den Bürger. `Goldene Rezession´ nennen die Japaner das Phänomen.....So bleibt der Leidensdruck gering und die Regierung kann die Probleme ignorieren, ohne den Wähler fürchten zu müssen".
      Weiter zeigt sich in Japan, dass mit einer Ausscherung aus dem Wachstums-Konvoi keinesfalls jene internationalen Katastrophen verbunden sind, die immer wieder bei einem "Nullwachstum" und einer isolierten Absenkung der Zinssätze vermutet werden. Die japanische Wirtschaft und auch die japanischen Banken verkehren weiterhin ohne gravierende Probleme mit allen anderen Ländern. Handel und Wandel bleiben also intakt und selbst der Kurs der japanischen Währung hat unter den veränderten Gegebenheiten kaum gelitten, er ist eher überraschend hoch.
      Umgekehrt wird aber auch deutlich, in welche Schwierigkeiten die japanische Wirtschaft geraten kann, wenn die Zinsen wieder auf eine "normale" Höhe ansteigen würden. Das gilt vor allem für den Staat, der heute, bei niedrigen Zinsen, mit seinen hohen Schulden halbwegs geordnet leben kann. Die Katastrophe, die alle mit der heutigen Situation verbinden, die aber bisher ausgeblieben ist, wird also voraussichtlich erst dann eintreten, wenn sie, mit "normalen Zinsen" und einer inflationsbelebten Konjunktur, durch die Enthortungen der Geldbestände eigentlich zu Ende gehen soll!
      Welche Konsequenzen ist aus den japanischen Erfahrungen zu ziehen
      Die klassische Deflation, ausgelöst durch einen tatsächlichen Geldmangel, ist nach wie vor mit Recht ein Schreckgespenst, vor allem im Hinblick auf die sich beschleunigende und schwer zu bremsende Abwärtsspirale.
      Wenn aber in einer gesättigten Wirtschaft Verbrauchszunahme und Wachstumsraten zurückgehen und im Gleichschritt damit die Zinsen und Preise, ist das keine problematische, sondern eher eine natürliche und wünschenswerte Entwicklung. Ebenfalls ist es ganz normal, dass unter diesen Gegebenheiten auch das Wachstum der Investitionen und der Kreditaufnahmen rückläufig ist. Problematisch ist dabei jedoch, dass mit diesen rückläufigen Entwicklungen die ausgegebene Geldmenge nicht im Gleichschritt reduziert wird, sondern deren Überschüsse sich in den privaten Tresoren sammeln. Denn mit dieser sich ansammelnden Differenz zwischen der ausgegebenen und der notwendigen aktiven Geldmenge, bildet sich ein aufgestautes Nachfragepotential, das bei einem Anspringen der Konjunktur und einer Wiederbelebung des Wachstums zu einem Inflationsschub führen muss. Die damit wieder ansteigenden Zinsen aber könnten bei den hohen Schulden in Lande für die Wirtschaft "tödlich" sein, vor allem für den überschuldeten Staat.
      So wie eine verantwortlich handelnde Notenbank die klassische Deflation durch ausreichende Geldversorgung vermeiden kann, so kann sie die Problematik einer "natürlichen" Deflation auffangen, in dem sie die Geldversorgung im Gleichschritt mit den wirtschaftlichen Sättigungsprozessen reduziert. Bei beiden Deflationsformen geht es also letztlich um eine marktkonforme Geldmengensteuerung. Sie wäre in beiden Fällen mit einer Umlaufsicherung für das Geld erreichbar, die - unabhängig von der Zins- und Inflationshöhe - gleichbleibend wirkt, die Geldmenge gewissermaßen automatisch regelt und die Zinssätze mit dem Wirtschaftswachstum marktgerecht gegen Null sinken lässt. Und die mit einem Rückgang des Verbrauchs bzw. der Wachstumsraten zusammenhängenden Beschäftigungsfolgen, können bei Zinsen nahe Null durch flexible Kürzungen der Arbeitszeiten neutralisiert werden, ohne das dies mit problematischen ökonomischen oder sozialen Folgen verbunden wäre.
      Dass heißt, mit einem kleinen Eingriff in die Funktion unseres Geldsystems würde es möglich, das Wirtschaftsgeschehen auch ohne Wachstum zu stabilisieren, selbst wenn die Zins- und Inflationssätze auf kritische Niedrigsätze sinken oder die Wirtschaftsleistungen aus sättigungsbedingten Gründen schrumpfen sollten.
      Helmut Creutz
      (Deflation - Nov. 2002)




      05.12.2002 Creutz
      http://www.inwo.de/ticker/news/nachrichten_1039038585.html
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:27:34
      Beitrag Nr. 2.862 ()
      26.5.03 SPD sieht in "Agenda 2010" erst den Anfang von Einschnitten im Sozialbereich

      Die Union signalisierte Unterstützung für Schröder


      Berlin - Die von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) beabsichtigten Sozialreformen sollen nur den Anfang schmerzhafter Einschnitte darstellen. Der Generalsekretär sowie der Fraktionschef der SPD, Olaf Scholz und Franz Müntefering, kündigten am Wochenende weitere Reformen über die "Agenda 2010" hinaus an.

      ... Die Union signalisierte Unterstützung für Schröder. Nach den Worten der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel stehen SPD und Union als Volksparteien bei der Gestaltung der "epochalen Umbrüche" in der Gesellschaft gemeinsam in der Pflicht.

      Scholz erklärte der "Bild am Sonntag": "Natürlich wird es nach der "Agenda 2010" noch weitere Reformen geben." Als einzigen Weg zum Stopfen der Haushaltslöcher nannte er Subventionsabbau. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer schloss er bis Ende 2004 aus.

      Müntefering sagte im "Spiegel", die "Agenda 2010" sei noch nicht das Ende der Diskussion. Er erwartet weitere Konflikte besonders mit dem Öffentlichen Dienst. Der ganze öffentliche Bereich, einschließlich Beamten, müsse seinen Teil beitragen. "Wir haben zu lange gezögert, während die Länder rings um uns herum die Dinge längst verändert haben." ... (Welt, 26.5.03)
      Kommentar: Die Verantwortlichen scheinen keine anderen Lösungen mehr zu kennen als zu “sparen” und steuern zu erhöhen. Damit senken sie die kaufkraft und kurbeln die Deflation erst richtig an. Am Ende sinken dann die Steuereinahmen noch mehr und die Lage wird immer aussichtsloser. Es ist schon erstaunlich, daß niemand in diesem kreise fragt, warum überhaupt Geld fehlt, wo noch nie so viel erwirtschaftet wurde als heute? Wo ist das ganze Volksvermögen?
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      26.5.03 Auf den Osten rollt eine Streikwelle zu

      Stahlkocher stimmen für Arbeitskampf. Urabstimmung in der Metall- und Elektro-Industrie beginnt


      von Uwe Müller

      Berlin - In der ostdeutschen Stahlindustrie wird gestreikt. Das ist das Ergebnis einer Urabstimmung. Auch in der Metall- und Elektroindustrie wird ein Arbeitskampf immer wahrscheinlicher. Die Urabstimmung läuft an diesem Montag an. Damit will die IG Metall vom 2. Juni an mit einem regulären Arbeitskampf die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche erzwingen. ... (Welt, 26.5.03) Kommentar: Es ist schon erstaunlich, daß die Gewerkschaften immer dann streiken, wenn eine Wirtschaftskrise droht. Als noch alles einigermaßen am Laufen war, blieben sie ruhig und nahmen Nullrunden hin. Jetzt wo eine Deflation droht, heitzen sie diese durch diese Maßnahmen noch weiter an. Die Gewerkschaften müssen sich fragen, für wen sie überhaupt arbeiten - für das Kapital (Geldverleiher) oder für die Arbeit (Arbeitnehmer UND Unternehmer).

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:29:43
      Beitrag Nr. 2.863 ()
      Euro-Sentiment:



      Kapitulationsphase hält an

      Der Mangel an Verkäufern spricht Bände


      gol Frankfurt - Bis Donnerstag vergangener Woche haben sich noch viele Devisenhändler, die auf eine fallende Euroland-Währung gesetzt hatten, gegenseitig Mut gemacht. Eine weitere psychologisch "wichtige" Marke wurde nämlich im Markt herumgereicht - 1,1747 Dollar. Das Eröffnungsniveau bei der Euroeinführung aus 1999 sorgte, zumindest unter kurzfristig agierenden Händlern, für Hoffnung, dass die Rally nun endlich zum Stillstand kommen würde. Zumal der Euro ohnehin schon seit Wochen von Marktkommentatoren als "überkauft" abgestempelt wurde.
      Doch der Traum eines jeden Short-Spielers, das Top zu erwischen, währte gerade einmal vier Tage. Dann setzte sich am Freitag die Realität wieder durch. Die Einheitswährung sprang in großen Schritten davon und näherte sich sogar ihrem Allzeithoch. Dabei war die Ursache des rapiden Anstiegs weniger in umfangreichen Käufen zu suchen, sondern eher in dem Unwillen vieler, vor dem Wochenende Euro zu verlieren.

      Die Zurückhaltung bzw. der Mangel an potenziellen Verkäufern spricht Bände über die Verfassung des Marktes. Verkaufen ist derzeit nicht angesagt, trotz des sehr attraktiven Preisniveaus. Wer nicht unbedingt muss, verkauft lieber nicht, denn die Erfahrungen der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass den meisten die Möglichkeit eines günstigeren Wiedereinstiegs verwehrt blieb. Daher wundert es nicht, dass sich dieses abwartende Verhalten auch im Bull/Bear-Index spiegelt. Das Resultat der jüngsten Erhebung ist einmal mehr ein klares Indiz dafür, dass einerseits die Mehrheit der Akteure auf tiefere Kurse wartet und andererseits den Verkäufern die Munition ausgegangen zu sein scheint. Daher gibt es keinen konkreten Hinweis dafür, dass sich die Kapitulationsphase, über die in der vergangenen Woche berichtet wurde, ihrem Ende nähert. Im Gegenteil, der Euro befindet sich noch mittendrin.



      Börsen-Zeitung, 27.5.2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:34:37
      Beitrag Nr. 2.864 ()
      MONITOR Nr. 503 am 22. Mai 2003

      Millionenstadt am Abgrund - Köln macht dicht
      Bericht: Georg Restle, Frank Überall



      Sonia Mikich: "Politiker, Gewerkschafter, Unternehmer, Lobbyisten geben ein bizarres Schauspiel zur Zeit. Es heißt: Deutschland geht unter, wenn nicht reformiert wird. Wir werden mit Papieren und Parolen zugemüllt, alles ruft nach Taten. Die Inflation der Reform-Vorschläge, der hysterische Tatendrang verdecken völlig, dass wir nicht darüber sprechen, welches Reform-Deutschland es sein soll.

      Unser erster Beitrag. Die Staatskassen sind leer, die Kommunen sind davon mit voller Wucht betroffen. Übers Jahr haben Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, bestimmt die Finanzmisere in Ihrer Umgebung mitbekommen. Hier ein geschlossenes Schwimmbad, dort schlechte Straßen oder weniger Stadtreinigung.

      Was aber jetzt in Köln passieren soll, ist ohne Beispiel: Das Aus für eine Metropole. 350 Seiten umfasst die neue Streich- und Sparliste der Stadt. Darunter so seltsame Posten wie: Schulen drucken Zeugnisse selbst - 15.000 Euro gespart. 20 neue Politessen werden eingestellt - 880.000 Knöllchen-Euros bringt das ein. Das größte Sparpaket in der Nachkriegsgeschichte Kölns.

      Georg Restle und Frank Überall zeigen, was sich hier gerade abspielt, vor unserer Haustür, und was demnächst in allen Kommunen losgehen kann."


      Viva Colonia - es lebe Köln. Eine Stadt feiert ihre Erstklassigkeit. Zwar ging es nur um Fußball am letzten Wochenende - aber auch sonst will Köln ganz vorne mitspielen. Wenn es zum Beispiel um Kultur geht und das ganz eigene, kölsche, Lebensgefühl. Et kütt wie et kütt, sagt der Kölner - es kommt, wie es kommt. Doch jetzt kommt es ganz dicke.
      Vor dem Rathaus heute Nachmittag: Hunderte demonstrieren gegen den sozialen und kulturellen Abstieg der Stadt. Und auch im Ratssaal herrscht eher trübe Stimmung. Es geht um das größte Sparpaket in der Nachkriegsgeschichte der Stadt Köln. Über 300 Seiten, deren Inhalt das Gesicht der Metropole radikal verändern würde.
      Fritz Schramma, Oberbürgermeister Köln: "Wir müssen gemeinsam jetzt sehen, wie wir diese schlimme Situation bewerkstelligen. Das heißt für uns konkret, jedes Jahr 55 Millionen strukturell wegsparen. Das bringt Härten, bietet aber auch die Chance, sich zu konzentrieren und manches, was vielleicht bisher als Ballast mitgeschleppt worden ist, zu eliminieren."
      Ballast abwerfen - vor allem in der Kultur: Die weltbekannten Kölner Museen müssen auf Millionen verzichten. Die neue Kunsthalle in Frage gestellt. Und auch dem renommierten Gürzenichorchester drohen radikale Einschnitte. Mit voller Wucht aber trifft es die Theaterbühnen der Stadt Köln, wie die Kinderoper. Vor acht Jahren als europaweites Vorzeigeprojekt gegründet, droht jetzt das Aus, trotz guter Besucherzahlen. Und nicht nur das: Alle kleineren Bühnen der Stadt sollen dicht gemacht werden, sei es die Halle Kalk oder das Westendtheater - überall wird hier wohl bald der letzte Vorhang fallen.
      Marc Günther, Intendant Schauspiel Köln: "Das bedeutet Kulturwüste, das bedeutet übelste Dinge für das Theater, aber das bedeutet auch für Köln üble Dinge. Weil, ich glaube nicht, dass sich eine Stadt, die Kulturhauptstadt 2010 werden will, sich damit begnügen kann, auf ihre Stärken Karneval und Fußball sich zu reduzieren."
      Absoluter Kahlschlag auch in der freien Theaterszene. Nicht einen müden Euro soll es hierfür ab 2004 mehr geben. Untergangsstimmung.
      Klaus Schweizer, Comedia Theater: "Wenn dann dieser Sparvorschlag, der vorsieht: Im Jahre 2004 Null, umgesetzt wird, dann wird die gesamte freie Theaterszene Kölns sterben. Und ich bin mir absolut sicher, dass solche Institutionen, solche Strukturen, die einmal zerstört sind, nie wieder aufgebaut werden können."
      Es könnte düster werden in der Kulturstadt Köln. Doch Verwahrlosung droht auch anderswo: Ein großer Teil der Straßen soll nicht mehr ausgebessert werden. Die Pflege der Grünanlagen wird auf ein Minimum reduziert. Auch für die Geh- und Radwege gibt es kaum noch Geld. Viele Fußgängerampeln und -überwege werden demnächst wohl abgebaut und das Luftmess-System der Stadt komplett abgeschafft. Auch viele Sportanlagen werden wohl schließen - mangels Instandsetzung. Die Metropole Köln am Abgrund. Die Bürger ratlos.
      Bürger: "Ja, einfach so der Ruf der Stadt, ne. Die hausiert ja gern mit dem Ruf, dass Köln so als Kulturstadt, und man plant ja, sich zu bewerben so als Kulturhauptstadt, und ich weiß nicht, ob das überhaupt noch möglich ist bei diesen Einschränkungen."
      Bürgerin: "Das ist eine Katastrophe. Also, gerade auch im kulturellen Bereich und im sozialen Bereich, das darf nicht sein! Also, über kurz oder lang hätten wir dann also wirklich Hoch-, ja Kriminalität, Jugendarbeitslosigkeit ist sowieso schon da, aber wenn die nicht mehr wissen, wo sie hingehen sollen, dann wird`s noch schlimmer, und also ich kann mir das nicht vorstellen, was dann passiert."
      Die sozialen Kürzungspläne sind schier endlos: Jeder dritte Kinderspielplatz soll geschlossen werden. Drei bis vier Jugendzentren machen demnächst wohl dicht und die Altenclubs sollen einen großen Teil ihrer Förderung verlieren. Besonders schlimm aber trifft es die Stadtteile, die als soziale Brennpunkte gelten, vor allem die ehemaligen Kölner Arbeiterbezirke, in denen heute jeder Fünfte arbeitslos ist, wie hier in Köln Vingst, wo der Ausländeranteil bei knapp 40% liegt. Die einzige kommunale Anlaufstelle für die Menschen ist dieser Bürgertreff. Noch gibt es hier Computer-Kurse für Arbeitslose oder Sprachkurse für Ausländer. Doch damit könnte es bald vorbei sein.
      Franz Meurer, Pfarrer: "Wer bürgerschaftliches Engagement fördern will, darf ja die wenigen engagierten Hauptamtlichen, die hier tätig sind und die Leute zusammenbringen, nicht noch kürzen. Z.B. hier Vingster Treff, wird viel gemacht für alleinerziehende Frauen, für Migranten, fast 50% der Leute hier sind türkische Menschen, die haben hier eine Beratungsstelle, ein einziger Berater, der praktisch all die Probleme übersetzt und den Leuten hilft. Das heißt, für unser Viertel ist jede Kürzung sehr schlimm, weil wir eh an der Grenze der Möglichkeiten arbeiten."
      Keine Sozialarbeit mehr in Problembezirken. Und nicht nur das: Auch aus der Schwangerenberatung will sich die Stadt zurückziehen, die Zuschüsse für die Frauenhäuser würden radikal zusammengestrichen, gleiches droht der Kölner AIDS-Hilfe. Besonders dramatisch trifft es die Kölner Drogen-Hilfsprojekte - wie diesen Drogenkonsumraum, eingerichtet vor zwei Jahren, um die offene Drogenszene in der Stadt aufzulösen. Heute ein Treffpunkt für Heroinabhängige. Hier können sich Junkies unter ärztlicher Aufsicht einen Schuss setzen. Doch 2004 wird hier wohl alles dicht gemacht, die einstmals fortschrittliche Drogenpolitik der Stadt ist damit am Ende. Jetzt drohen wieder Zustände, die Köln längst hinter sich zu haben glaubte.
      Andreas Hecht, Sozialarbeiter: "250 Drogenabhängige haben jeden Tag auf dem Neumarkt gestanden, haben da unter den Augen aller die Straftaten begangen, um sich Geld für Drogen zu beschaffen, haben sich die Drogen beschafft und Drogen konsumiert."
      Reporter: "Und das steht jetzt wieder zu befürchten?"

      Andreas Hecht: "Das steht prinzipiell zu befürchten, wenn die Menschen keinen Platz haben, wo sie hingehen können."

      Kein Geld mehr für die Drogenhilfe - und auch anderen Sozialprojekten droht das Aus. Der Behindertenfahrdienst wird wohl eingestellt, und auch mit dem Familienpass für verbilligte Eintrittskarten ist es demnächst vorbei. Das soziale Gesicht einer Stadt verschwindet im Finanzloch.

      Bürgerin: "Die Leidtragenden sind wie immer die Schwächeren, die Jugend und die Alten, und das kann so nicht angehen. Die Folgen werden sich zeigen in den nächsten Jahren."
      Bürger: "Mit diesen Sparmaßnahmen wird die Arbeitslosenzahl weiter steigen, die soziale Ungerechtigkeit wird größer, und die Verelendung wird drastisch zunehmen."
      Die endlose Streichliste, sie trifft auch die Bildungspolitik. Fast alle Stadtteilbibliotheken sollen geschlossen werden, ebenso die Geschäftsstellen der Volkshochschule. Auch die Medienbibliothek will Köln sich nicht mehr leisten. Und an den Schulen der Stadt sieht`s in Zukunft ganz düster aus. An jeder zweiten Schule sollen die Hausmeister abgezogen werden, die Nachmittagsbetreuung wird nach dem Willen der Stadt komplett abgeschafft. Wohin die Kinder dann sollen, wenn hier kein Essen mehr verteilt wird, weiß niemand. Die Schulsozialarbeit ist genauso von der Streichung bedroht wie die Förderung von Ganztagesangeboten.
      Heike Grobe, Kinderbetreuerin: "Ich denke mal, viele Kinder werden auf der Straße landen, werden sich selbst überlassen werden oder halt: Mütter und Väter sind zuhause."
      Reporter: "Und was heißt das für Mütter und Väter, wenn sie zuhause sind?"

      Heike Grobe: "Ich denke mal, weniger Geld, kein Urlaub, sozialer Abstieg."

      Den Kölner Schulen droht die Verwahrlosung. Selbst an der Reinigung will man jetzt sparen. Kinder und Jugendliche als Sparopfer: Dies gilt auch für die Hortplätze der Stadt, die wohl allesamt geschlossen werden. Kaum noch Geld soll es für das Schul- und Vereinsschwimmen geben. Das Waldschwimmbad muss wohl bald seine Tore schließen. Und auch die Blindenbibliothek, ein einmaliges Angebot für die gesamte Region, macht wohl dicht. Die Gewächshäuser im Botanischen Garten werden wohl abgerissen, selbst die Tiere in den städtischen Wildparks müssen sich ein neues Zuhause suchen. Und nichts von dem würde in naher Zukunft wohl wiederkommen.

      Was bleibt, sind Verzweiflungstaten: Eine Sexsteuer für Bordelle soll es jetzt richten - und nachts soll es in Köln bald ganz finster werden. Wortwörtlich: Die Lichter der Großstadt werden demnächst eine halbe Stunde früher ausgeschaltet. Viva Colonia - Gute Nacht Köln.


      Sonia Mikich: "Schon unglaublich. Und noch eine wesentliche Kölsche Kürzung. Die Abteilung `Korruptionsvermeidung` wird nicht weiter ausgebaut: 189.200 Euro gespart. Ausgerechnet in der Stadt, die den Kölschen Klüngel erfunden hat."

      http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=475&sid=97
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      schrieb am 27.05.03 00:35:14
      Beitrag Nr. 2.865 ()
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:37:46
      Beitrag Nr. 2.866 ()
      ----

      Ein Fahrplanauszug für die Deflation
      (26.05.2003)

      Endlich erreicht die Diskussion über Deflation auch die
      Niederungen des deutschsprachigen Raums. Doch sie ist wie Nebel, der sich setzt und den Blick zumindest trübt. In diesem Nebel beginnen die Politiker zu stochern, die sich nicht auszumalen wagen, vor welchen neuen Problemen sie in einem wirklich deflationären Umfeld stehen würden. Nichts spricht dafür, dass sie besser mit dem Phänomen umzugehen wissen als ihre japanischen Kollegen.

      Was jedoch verwundert, ist die Blauäugigkeit jener Notenbanker im Euroraum, die berufen sind oder sich nur berufen fühlen, zur Diskussion über Deflation Stellung zu nehmen. Das wäre noch akzeptabel, wenn sie zugleich mit ihren Äußerungen etwas unternähmen, um dem Phänomen entgegenzuwirken. Die EZB legt ein ähnliches Verhalten an Tag wie die Notenbank in Tokio. Kurz gesagt: Vogel-Strauß-Geldpolitik. Oder das Warten darauf, dass die Realpolitik etwas unternimmt. Diese aber wartet darauf, dass sich die EZB rührt. Wahrhaft japanische Verhältnisse!

      Was wir wissen, ist, dass der Wirtschafts-Boom in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre immense Überkapazitäten geschaffen hat, die zu einem großen Teil mit Fremdmitteln (Schulden) errichtet wurden. Diese Überkapazitäten haben die Fähigkeit der Anbieter von Erzeugnissen, ihre Absatzpreise zu bestimmen, vernichtet. Die Produzenten verdienen zum Teil noch nicht einmal mehr das, was für den Schuldendienst erforderlich ist. Sie müssen daher Aktiva verkaufen, die nur in wenigsten Fällen auf Kaufinteresse stoßen und den erhofften Preis in diese Kasse bringen.

      Der nächste Schritt ist die "natürliche", also vom Markt ausgehende Abwertung von Währungen jener Länder, in denen die privaten und die öffentlichen Schulden unerträglich wachsen. Die Anleger steigen aus diesen Währungen aus, weil sie befürchten müssen, dass sie in den hinter ihnen stehenden Ländern keine angemessenen und zudem noch berechenbare Erträge mehr erzielen können.

      Es folgen kompetitive Abwertungen. Das setzt mindestens zwei Länder oder Regionen voraus, die ihre Währungen drücken, um ihrer jeweiligen Exportwirtschaft Wettbewerbsspielraum auf dem Weltmarkt zu verschaffen. In einer stagnierenden Weltwirtschaft bedeutet dies, dass der eine dem anderen Marktanteile abzujagen versucht.

      Wir befinden uns im Übergangsstadium von "natürlichen" zu kompetitiven Abwertungen. Japan verfolgt diese Strategie offen gegenüber den USA, und es kann nicht mehr lange dauern, bis auch der Euroraum in diese abwärts gerichtete Spirale eintritt. Die EZB wird ihren Leitzins senken, um den Euro besonders gegenüber dem US-Dollar zu schwächen, nicht aber mit dem vordringlichen Ziel, der Wirtschaft billigeres Geld zu verschaffen.

      Man darf gespannt sein, wie diese Abart des Russischen Rouletts verläuft. Wir tippen darauf, dass auf eine kompetitive Abwertung des Euro abzielende Zinssenkungen der EZB genau das Gegenteil dessen bewirken, was erreicht werden soll. Der Devisenmarkt könnte Blut lecken und den Euro so stark aufwerten, dass der EZB rasch die Grenzen ihrer Macht gezeigt werden.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (26.05.2003)

      Bei der Analyse des Goldmarktes und von Goldminenaktien sind die "cash costs" der Produzenten ein bedeutender Maßstab.

      Es handelt sich um einen Teil der Produktionskosten.

      Die "cash costs" umfassen nur die reinen Betriebskosten, einschließlich Schürfrechte und Steuern, die unmittelbar mit der Förderung zusammenhängen.

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:47:44
      Beitrag Nr. 2.867 ()
      --

      Schauder der Ehrfurcht

      Von Claus Vogt
      „War in Iraq Could Bring U.S. Recession, or Economic Growth“ (The Times, 25. März).
      Die hochangesehene Times hat uns beim Lesen dieser Zeilen Schauder der Ehrfurcht über den Rücken gejagt. Schließlich ringen wir jeden Monat aufs Neue sehr intensiv, um Ihnen wenigstens einen Bruchteil der in dieser Überschrift steckenden Weisheit mitteilen zu können, vergeblich. Auf vergleichbar hohem Niveau äußerten sich in allerdings gewohnter und nicht anders zu erwartender Weise die Bürokraten des Internationalen Währungsfonds: „IWF: Märkte bleiben vorerst volatil“ (Börsen-Zeitung, 28. März). Angesichts solcher bahnbrechender Erkenntnisse fragen wir uns natürlich, wie umfangreich der Arbeitskreis hochkarätiger IWF-Ökonomen gewesen ist und wie lange sie zunächst forschen und anschließend debattieren mußten, um der staunenden Öffentlichkeit dieses Ergebnis präsentieren zu können. Auch Bundesfinanzminister Hans Eichel hat uns beeindruckt, indem er einen beherzten Steinwurf aus dem Glashaus wagte: „Eichel mahnt US-Regierung wegen deren Finanzpolitik“ (Reuters, 28. März). Aus Zeitmangel waren wir trotz großen Interesses schon lange nicht mehr im Kabarett. Die regelmäßige Lektüre des Wirtschaftsteiles der einen oder anderen Zeitung tröstet uns über diesen sonst schmerzhaft empfundenen Mangel in unserer Freizeitgestaltung immer wieder hinweg.

      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Montag, 26.05.2003, 15:30 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 00:54:55
      Beitrag Nr. 2.868 ()
      Hans Eichel - Oops, I did it again!

      Hat er dieses Loch nicht schon einmal gebeichtet oder von welchen Milliarden ist dieses mal die Rede? Beinahe wöchentlich steht Bundesfinanzminister Hans Eichel vor einem neuen Milliardenloch und kündigt zusätzlichen Finanzbedarf an. Aus Hans im Glück wird Hans die Hiobsbotschaft.

      Dieses mal geht es nicht um die x-te Korrektur von Wachstumsprognosen oder Planungen für 2003, sondern um den Haushalt für 2004. Immerhin kann Eichel damit nicht wie sonst vorgeworfen werden, er warte bis auf den letzten Drücker, bevor er sich mit einem neuen Loch zu Wort meldet.

      Im kommenden Bundeshaushalt fehlen nach Schätzung des Finanzministeriums "15 Milliarden plus/minus" (O-Ton Eichel). Der Eichel-Kenner bemerkt die Perfektionierung der Strategie, jede Festlegung zu umschiffen. Dank des plus/minus können es auch 20 oder 25 Milliarden sein, ohne dass erneut eine offizielle Änderung der Prognose erforderlich wird.

      Mehr streichen

      Falls sich im nächsten Jahr noch viel größere Löcher auftun und Maybrit Illner oder Sabine Christiansen in ihren Talkshows vorwurfsvoll nachhaken: "Sie haben immer von 15 Milliarden Euro geredet", kann der Dauergast Eichel entgegnen. "Das habe ich so nie gesagt. Zeigen Sie mir das einmal." Schon jetzt eine seiner Lieblingsantworten.

      Der Herr der Zahlen zählt nicht mehr so genau und das zeigt sich auch beim Maastricht-Kriterium. Möglicherweise werde das Defizitkriterium aus dem Stabilitätspakt auch 2004 verfehlt. Gegenwärtig plane die Finanzbehörde noch mit zwei Prozent Wachstum für 2004 und falls es anders komme, sei auch eine Neuverschuldung über drei Prozent nicht ausgeschlossen, sagt Eichel.

      Höchste Zeit für Gegenmaßnahmen und da plant der Hans den ganz großen Befreiungsschlag. Die Subventionen müssten stärker abgebaut werden als es die gemeinsamen Vorschläge der Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (SPD) und Roland Koch (CDU) vorsehen, findet der Finanzminister. Auch die Rasenmähermethode (überall zehn Prozent kürzen) gefalle ihm nicht, lieber würde er selektiv hier mehr und dort weniger streichen. Was dabei rauskommen kann: Die Lobbyisten feuern was das Zeug hält, die CDU blockiert die Vorschläge der SPD und am Schluss sitzt Eichel bei Christiansen und sagt: "Ich wollte doch sparen, aber die Opposition hat alle Vorschläge blockiert."

      © 26.05.2003 www.stock-world.de

      [vorige Seite]
      [Anfang]
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 01:05:10
      Beitrag Nr. 2.869 ()
      ----

      Weiter keine Entwarnung ...

      von Martin Weiss

      Mit Verlusten von knapp sechs Prozent beendete der deutsche Standardwerteindex Dax die vergangene Handelswoche. Vor allem die großen Finanz- und Autowerte wurden überdurchschnittlich stark abgegeben. Dies ist auch nicht wirklich verwunderlich, zumal speziell der enorme Anstieg des Euro – bisweilen sogar knapp über die Notierung bei der Einführung – die stark exportabhängigen deutschen Autobauer massiv belastet. Wie auch immer, der Leitindex scheiterte erneut, die 200-Tage-Linie zu überwinden und legte erneut den Rückwärtsgang ein. Angesichts der katastrophalen fundamentalen Rahmenbedingungen und Aussichten für Deutschland war und ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, ehe der deutsche Aktienmarkt wieder voll auf Talfahrt geht.

      Nunmehr gehen selbst Experten – so geschehen auf dem Frankfurter Fondsforum – davon aus, dass Deutschland erst nach einer radikalen Rosskur wieder Chancen hat. Radikale Rosskur, will heißen, entweder eine ausgewachsene Deflation oder eine hohe Inflation. Wie dem auch sei, Sie kennen meine Ansicht. Wir werden – wenn wir nicht schon mitten drin sind – eine deflationäre Periode erleben. Die Spirale wird weiter abwärts gerichtet sein, sogenannte Reformen werden diese Schussfahrt nach unten beschleunigen. Die Arbeitslosigkeit wird weiter hochschnellen, Konsum und Nachfrage trotz gesunkener Importpreise aufgrund der Dollar-Abwertung weiter schwach bleiben. Schon vor Monaten hab ich darauf hingewiesen, dass in der Bundesrepublik bald die fünf-Millionen-Marke bei der Arbeitslosigkeit überschritten sein wird.

      Dies mag vielleicht noch einen Hauch zu optimistisch gewesen sein, denn auf dem besagten Fonds-Forum wurde angesichts einer ausgewachsenen Deflation von einer Verdopplung der Arbeitslosenzahlen in Deutschland ausgegangen. Auf daraus folgende wahrscheinliche soziale und politische Verwerfungen – mögliche Ähnlichkeiten mit der Weimarer Republik – sei an dieser Stelle bewusst nicht näher eingegangen. Aber in diesem Kontext braucht man wahrlich kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass der Tanker Bundesrepublik sich dann in ärgster Seenot befinden wird.

      Denn, es kommt noch hinzu, dass auch der Supertanker jenseits des Atlantiks ausfällt, um das einstige Nobelschiff Deutschland wieder flott zu machen. Die aktuellen wöchentlichen Arbeitsmarktdaten waren so schwach, dass selbst die zwanghaft optimistischen Wall-Street-Analysten absolut schockiert waren. 14 Wochen in Folge liegt die Zahl der Erstanträge nunmehr bei über 400 000! Selbst wohl gesonnene Prognosen gehen davon aus, dass bestenfalls per saldo keine neuen Stellen in 2003 in den USA geschaffen werden. Auch in den Staaten also keinsterlei Anlass zur Entwarnung.

      Im Gegenteil, die Einzelhandelsumsätze für den Monat April waren rückläufig, Unternehmen restrukturieren, kürzen und sparen eher als Neuinvestitionen vorgenommen werden und auch der Immobilienmarkt scheint nun endgültig als Zugpferd auszufallen. Aber auch dies ist kein Wunder, denn angesichts der massiven Probleme am Arbeitsmarkt wird es eben für Häuslebauer immer schwieriger, den Traum von den eigenen vier Wänden zu finanzieren.

      Selbst der Fed-Chef Alan Greenspan räumt ein, dass die jüngsten Zahlen bzgl. Arbeitsmarkt und Industrieproduktion alles andere als berauschend waren, gelinde gesagt. Liest man ein wenig zwischen den Zeilen seiner Kommentare, so muß man zweifelsohne feststellen, dass selbst der allmächtige Notenbank-Chef hinsichtlich der künftigen Entwicklung keinesfalls euphorisch gestimmt ist. Anders formuliert, auch er weiß nicht, wann und in welchem Ausmaß ein wirklich nachhaltiger Besserung bevorsteht.

      Ja, auch die Lokomotive USA wird noch längere Zeit als treibende Kraft der Weltwirtschaft ausfallen. Und, solange diese nicht wieder in Fahrt kommt, kann kein grünes Licht für die breiten Aktienmärkte gegeben werden.

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      Rendite der US-Anleihen auf 45-Jahres-Tief

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      In den USA ist die Rendite der 30jährigen Staatsanleihen mittlerweile auf 4,30 % gesunken. Jeder weiß, dass 4,3 % pro Jahr eine exzellente Rendite sind, besonders dann, wenn der Emittent – der übrigens ein Leistungbilanzdefizit von einer halben Billion Dollar pro Jahr hat – verspricht, dass er die Tilgungszahlungen mit Geld leisten wird, das er einfach drucken wird.

      Wer würde so ein Investment NICHT kaufen?

      Tja, die Kleinanleger kaufen weiterhin fleißig US-Anleihen. Die Rendite der 10jährigen Anleihen ist auf ein neues 45-Jahres-Tief gefallen, auf 3,32 %.

      Die Aktienkurse sind auch weiter gestiegen. Während die Aktien und die Anleihen steigen, hat der Goldpreis eine kleine Ruhepause eingelegt. Aber dafür ist er in den Handelstagen zuvor auch deutlich gestiegen. Also nur eine technische Korrektur ...

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      Welcher Markt hat Recht?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Ich bin derzeit in Florida, wo ich an einer Investmentkonferenz teilgenommen habe. Die Diskussion des letzten Tages drehte sich um den Godlmarkt. Fast alle Anwesenden waren der Ansicht, dass sich das Gold in der Anfangsphase eines epischen Bullenmarktes befindet. Aber einige der Anwesenden waren etwas zurückhaltend, wenn es darum ging, ihre positive Einstellung zum Gold auszudrücken ... denn schließlich sind die meisten Aktienanalysten, die ihren Ruf und ihre Glaubwürdigkeit verteidigen müssen.

      Der größte Teil der Diskussion ums Gold drehte sich um die "Unausweichlichkeit" eines Bullenmarktes beim Gold, es ging hauptsächlich um das Timing dieses unausweichlichen Ereignisses. Der Konsens lässt sich mit den einfachen Worten "bald" und "groß" beschreiben.

      John Hathaway, Fondsmanager des Tocqueville Gold Fonds, war nicht anwesend. Aber seine positive Meinung zum Gold hätte ein williges Publikum gefunden. Hathaway gehört zur kleinen Gruppe der Mega-Bullen, die erwarten, dass der Goldpreis in den kommenden Jahren auf über 1.000 Dollar pro Feinunze steigen wird.

      "Die Marktkapitalisierung der Goldminenaktien ist relativ winzig, mit nur 50 bis 60 Mrd. Dollar", erklärte er vor kuruzem. "Die Marktkapitalisierung aller vorhandenen Bestände an physischem Gold – ausgenommen Zentralbankbestände – beträgt ca. 1 Billion Dollar. Selbst wenn man das Zentralbankgold miteinbeziehen würde, käme man auf `nur` 1,4 Billionen Dollar."

      Zum Vergleich: Der finanzielle Reichtum in Form von Anleihen und Aktien hat eine Marktkapitalisierung von mehr als 50 Billionen Dollar. Hathaway meint, dass eine kleine Umverteilung von Aktien und Anleihen hin zum Gold bereits einen deutlich höheren Goldpreis verursachen könnte. "So eine Umverteilung könnte relativ kurzfristig dazu führen, dass der Goldpreis vierstellig (1.000 Dollar) würde", prognostiziert Hathaway.

      Aber ist es nicht etwas bizzar, sich einen explodierenden Goldpreis vorzustellen, in einer deflationären Welt ... wenn es das ist, was uns bevorsteht? Die Koexistenz einer Deflation mit einem Bullenmarkt beim Gold scheint mir etwas merkwürdig zu sein. Und dennoch ist es das, wonach es derzeit aussieht. Die Betonung liegt auf "aussieht".

      Ich denke, dass die Deflationsangst vielleicht überbewertet wird – und ich bin skeptisch wegen der Rally am Bondmarkt. Ich glaube deshalb vielmehr, dass der Goldmarkt eine bevorstehende Inflation – nicht Deflation – widerspiegelt. Dennoch sehen wir derzeit hauptsächlich deflationäre Symptome.

      Der Wachstumsmotor der Welt stottert, so Richard Berner von Morgan Stanley. "Die Industrieproduktion ist in den USA in den drei Monaten bis April um 3,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen ... in Detroit haben die Autobauer hart auf die Bremse gedrückt und ihre Produktion zurückgefahren. Der Output an Autos und Autozubehör ist in den letzten drei Monaten um 22 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert zurückgegangen ..."

      "Außerhalb von Detroit", so Berner weiter, "geht es Amerika auch nicht gut ... der Energieschock hat sowohl die Nachfrage als auch das Angebot hart getroffen. Besonders der Anstieg der Erdgaspreise auf ein hartnäckig hohes Niveau ist besonders besorgniserregend, denn Erdgas ist für ca. 1/3 des amerikanischen Energieverbrauchs verantwortlich."

      Das ist wirklich eine verrückte Welt – die Ergaspreise, der Erdölpreis, der Goldpreis, Aktien und Anleihenkurse steigen alle gleichzeitig. Können alle diese Märkte gleichzeitig "Recht haben"?

      Mehr Fragen von Bill Bonner, im nächsten Artikel ...

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      Weltfinanzsystem in der Krise

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Früher oder später scheinen Leute, die mit viel Geld zu tun haben, die falschen Dinge zu tun. Vor drei Jahren stand Wim Duisenberg im Kreuzfeuer der Kritik. Er Vorsitzende der Europäischen Zentralbank sagte irgendetwas Dummes (ich weiß nicht mehr, was), und plötzlich sackte der Euro ab.

      Jetzt ist US-Finanzminister Snow an der Reihe. Nicht, dass er etwas Dümmeres als Duisenberg damals oder seine Kollegen von der Fed jetzt gesagt hätte. Auch hat er nichts gesagt, was nicht stimmen würde.

      Aber George Soros verkaufte, und der Dollar fiel; die Presse brauchte einen einfachen, verständlichen Grund. Der US-Finanzminister habe "die Katze aus dem Sack gelassen", schrieben sie, und offenbarten der Welt, dass die derzeitige US-Administration nicht länger eine Politik des starken Dollar verfolge.

      Ich persönlich bin ja noch mehr als viele andere an der Entwicklung des Dollarkurses interessiert. Ich verdiene mein Geld schließlich in Dollar, und gebe es in Euro aus (wie Sie wissen, lebe und arbeite ich seit ein paar Jahren in Frankreich). Ich spüre jeden Kursrückgang des Dollar; das treibt mir praktisch die Tränen in die Augen.

      Aber ich habe das akzeptiert. Nicht nur den 25 %igen Rückgang, den der Dollar gegenüber dem Euro von Wim Duisenberg in diesem Jahr schon hinnehmen musste ... sondern deutlich mehr. Von 1985–1987 verlor der Dollar gegenüber der damaligen Deutschen Mark rund 50 %. Das war vor dem Amtsantritt von Alan Greenspan ... und vor seiner größten Geldvermehrung der Geschichte.

      Sie sehen, liebe(r) Leser(in), man kann den armen John Snow genausowenig für den Dollarverfall verantwortlich machen wie Alan Greenspan für den zuvorigen Dollaranstieg. Heute lasse auch ich die Katze aus dem Sack – der Dollar wird weiter fallen, egal, was die US-Geld-Offiziellen sagen.

      Anständige Männer und Frauen interessieren sich normalerweise nicht für die Funktionen der internationalen Geldmechanismen. Ich würde es ihnen nicht vorwerfen, wenn sie meinen heutigen Beitrag gelangweilt oder angeekelt ignorieren würden. Aber es gibt eine Zeit und einen Platz für alles. Plötzlich ist das Geldsystem der Welt in den News ... und in Gefahr. Ich fordere meine Leser auf, die Jungen und die Schwachen aus dem Raum zu schicken ... stärken Sie sich mit einem Schluck Whiskey ... und lesen Sie weiter. Es ist nicht schön, aber es ist notwendig – manchmal – zu verstehen, wie diese Dinge funktionieren.

      Es gab eine Zeit, als Amerika ehrliches Geld hatte. Sowohl der Goldstandard als auch das Abkommen von Bretton Woods verpflichteten die Nationen, ihre Schulden mit realem Geld zu bezahlen – Geld, das nicht einfach so gedruckt werden konnte. Unter dem Bretton Woods-Abkommen konnten internationale Finanztransaktionen goldgedeckt durchgeführt werden. Wenn ein Land mehr kaufte als es verkaufte, dann konnte es dazu gezwungen werden, die Differenz mit Gold zu bezahlen. Amerika hatte den Dollar. Deutschland hatte die D-Mark. Aber die Währung der Welt war Gold.

      Dann wurde von der Nixon-Administration "das Goldfenster geschlossen", wie es damals hieß. Das bedeutete, dass ausländische Nationen bei der US-Zentralbank ihre Dollar nicht mehr länger gegen Gold eintauschen konnten. Es begann der Dollar-Standard. Der internationale Handel wurde in Dollar abgewickelt, und die Nationen bauten Dollarreserven auf – statt Goldreserven.

      In den 20 Jahren des Abkommens von Bretton Woods – von 1949 bis 1969 – sind die internationalen Reserven insgesamt um nur 55 % gestiegen. Seitdem hat der Anstieg mehr als 2000 % (!) betragen, das meiste davon kam seit dem Amtsantritt von Alan Greenspan im Jahr 1987 zustande.

      Die Fed erhöhte nicht nur das Geldangebot in den USA – sie erhöhte das Geldangebot der gesamten Welt. Sie warf so schnell Geld auf den Weltmarkt, dass sich dort schnell ein Geldberg bildete.

      Richard Duncan erklärt:

      "Diese Explosion der Devisenreserven war eines der signifikantesten wirtschaftlichen Ereignisse der letzten 50 Jahre. Heute halten die asiatischen Zentralbanken ungefähr 1,5 Billionen Dollar an Reserven. Der größte Teil der internationalen Dollar-Reserven ist dem Leistungsbilanzdefizit der USA zu verdanken. Dieses Defizit beträgt derzeit ca. 1 Million Dollar pro Minute! Im letzten Jahr betrug es 503 Milliarden Dollar, oder ca. 2 % des weltweiten Bruttoinlandsproduktes. Die Devisenreserven der Länder mit einem Leistungsbilanzüberschuss nehmen insgesamt jedes Jahr entsprechend der Größe des US-Leistungsbilanzdefizits zu. Deshalb müssen sich die Zentralbanker nich nur Sorgen über die bereits bestehenden Dollar-Reserven machen, sondern auch über den Zustrom von neuen Dollar-Reserven, die sie jedes Jahr ansammeln, damit sie auch in der Zahlungsbilanz einen Überschuss erzielen können."

      Seit dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods konnten die USA etwas tun, wovon andere Länder nur träumen konnten; sie konnten ihre Schulden mit Geld bezahlen, das sie einfach selbst drucken konnten, zu "Kosten nahe Null", wie es Fed-Gouverneur Ben Bernanke vor kurzem erklärt hat. Der Rest der Welt konnte den USA verkaufen, soviel sie wollten – auf Kredit, den die Amerikaner einfach mit selbstgedruckten Dollar bezahlen konnten.

      Was war das für ein großartiges System! Und nicht nur für die Amerikaner. Natürlich waren sie die ersten Profiteure dieses Symstems – denn sie erhielten etwas für nichts. Aber sie sind auch die größten Opfer.

      Lange Zeit glaubten die Leute, dass der Dollar so gut wie Gold sei. Die Ausländer waren bereit, soviele Dollar zu nehmen, wie angeboten wurden, und der letzte Dollar hatte den gleichen Wert wie der erste. Und die Ausländer waren bereit, bis in die Nacht hinein zu arbeiten, für minimale Löhne, um Dinge zu produzieren, die sie gegen Dollar eintauschen konnten.

      Der erste größere Profiteur des neuen Systems war Japan. Die Japaner trugen Uniformen ihrer Firmen und sie sangen Lieder ihrer Firmen ... und sie transformierten ihre Insel in eine Japan AG, eine Nation, deren Herz mit einer einzigen Absicht schlug – den Amerikanern Güter zu verkaufen. Aber was konnten sie mit all den Dollar, die sie verdienten, tun?

      Duncan weiter ...

      "Dieses Arrangement hatte den Vorteil, dass es schnelleres Wirtschaftswachstum erlaubte, als dies sonst der Fall gewesen wäre, besonders in großen Teilen der Entwicklungsländer. Es führte auch zu Druck auf die Konsumentenpreise und damit auch auf die Zinssätze in den USA, da billig produzierte Güter in immer größeren Mengen von den USA importiert wurden. Trotzdem ist es zunehmend offensichtlich geworden, dass der Dollar-Standard auch zu einer Anzahl ungewollter und potenziell desaströser Konsequenzen geführt hat."

      "Zunächst einmal ist es klar, dass die Länder, die große Devisenreserven angehäuft hatten, in eine ernste wirtschaftliche Überhitzung gerieten, mit einer Hyperinflation der Aktienkurse und einem schließlichen wirtschaftlichen Kollaps. Japan und die Asienkrise sind die offensichtlichsten Beispiele dafür. Diese Länder konnten eine komplette Depression nur deshalb vermeiden, da sich die Regierungen stark verschuldeten, um den eigenen Banken zu helfen, um einen Bankencrash abzuwehren."

      "Zweitens hat das derzeitige internationale Geldsystem auch zu wirtschaftlicher Überhitzung und explodierenden Aktienkursen in den USA geführt, da die Länder, die im Handel mit den USA Überschüsse erzielten, diese Überschüsse in den USA selbst anlegten. Ihre Käufe von US-Aktien, US-Staatsanleihen und US-Unternehmensanleihen führten zu Spekulationsblasen und ließen die Kurse auf unhaltbare Niveaus steigen."

      "Drittens hat die Geldschaffung, die der Dollar-Standard ermöglichte, zu einer großen Überinvestition in fast jeder Industrie weltweit geführt. Überinvestitionen, die Überkapazitäten schufen und zu deflationärem Druck führten, was die Profitabilität der Unternehmen weltweit untergräbt."

      Wird es Sie überraschen, liebe(r) Leser(in), dass man ohne Gegenleistung auch nichts bekommt? "Von Nichts kommt Nichts", das ist so elegant korrekt. Drei Dekaden des Dollar-Standards haben Jobs, Fabriken, Ersparnisse, Gewinne produziert – aber zum größten Teil in Übersee.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 01:14:59
      Beitrag Nr. 2.870 ()
      Wirklich gut diese Sammlung an Artikeln hier.
      Weiter so!
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 15:13:23
      Beitrag Nr. 2.871 ()
      Die Mär von einem positiven Ifo-Index – Es gibt nichts zu feiern
      (27.05.2003)

      Was haben die deutschen Medien am Montag für einen Rummel um die jüngsten Zahlen des Ifo-Instituts veranstaltet! Als wären sie gleichgeschaltet, haben die meisten von ihnen Dinge gesehen, die sie sehen wollten, die aber in Wirklichkeit nicht zu sehen waren. Offenkundig ist wieder einmal die Parole ausgegeben worden, zum Wohle des Ganzen nur das Positive zu sehen.

      Was am Ifo-Index positiv aussah, waren die auf die Zukunft gerichteten Geschäftserwartungen. Die aber schwanken gewöhnlich sehr stark. Die positiven Geschäftserwartungen haben auf den Gesamtindex ausgestrahlt, und so kam ein Ergebnis heraus, das die Erwartungen übertraf.

      Doch was sind Erwartungen? Man kann sie ohne weiteres manipulieren, indem sie im Positiven wie im Negativen gezüchtet werden. Werden die Erwartungen dann von den realen Zahlen über- oder untertroffen, spricht man von positiven oder negativen Überraschungen.

      Jörg Krämer, der Chefökonom von Invesco, Frankfurt, schlägt vor, für die Geschäftserwartungen im Rahmen des Ifo-Index einen gleitenden Durchschnitt von drei Monaten zu bilden. Dies ermöglicht es, ihn wenigstens von einem Teil seiner Volatilität zu befreien. Konkret offenbart sich dann ein ungebrochener Abwärtstrend.

      Am Info-Index gibt es also nichts zu feiern. Vielmehr birgt das scheinbar gute Ergebnis schon den Keim für neue Enttäuschungen in sich.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (27.05.2003)

      Der amerikanische Bondmarkt hatte 1990 ein Gesamtvolumen von 8 Billionen Dollar.

      Gegenwärtig beläuft sich das Volumen auf knapp 20 Billionen Dollar. Titel des Schatzamtes in Washington haben daran einen Anteil von 16 Prozent.

      (Quelle: Fortune)


      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 15:16:08
      Beitrag Nr. 2.872 ()
      27.5.03 G 8 sieht keine Deflationsgefahren

      Reuters BERLIN. Die sieben wichtigsten Industrieländer und Russland sehen nach den Worten von Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke derzeit keinerlei Deflationsgefahren und auch keine gravierenden Probleme durch die Euro/Dollar-Kursentwicklung.

      „Deflation ist kein Thema“, sagte Tacke, der der Beauftragte von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) für den Weltwirtschaftsgipfel ist, am Montag in Berlin. „Deflationstendenzen sind überhaupt nicht zu erkennen“, sagte Tacke. Unter anderem hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer Deflation in Deutschland im nächsten Jahr gewarnt. Auch die jüngste Euro/Dollar-Kursentwicklung werde von den G 8-Ländern nicht als strukturelles Problem gesehen, sagte Tacke. Insgesamt sei die Einschätzung für die Weltwirtschaft „außerordentlich positiv“, gravierende negative Vorzeichen seien kaum zu sehen. ... (Handelsblatt.com, 26.5.03)
      Kommentar: Es ist beinahe verantortungslos, wie die Entscheidungsträger die Gefahren verharmlosen. Wie kann denn die Einschätzung für die Weltwirtschaft positiv sein, wenn die Preise sinken und der Dollar immer schwächer wird? Damit fällt die USA als einziges großes Importland weltweit aus und die Wirtschaft gerät in eine Deflation. Wird hier nur Zweckopitmismus betrieben, oder die Weltbevölkerung gezielt hintes Licht geführt, nach dem Motto: “Nach mir die Sintflut”?
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      Zögern ist gefährlich

      Die Europäische Zentralbank sollte angesichts wachsender Deflationsgefahren zu einem kräftigen Zinsschritt durchringen, meint Anja Struve - Analyse


      ... Dabei sind allerdings nicht so sehr die rückläufigen Inflationsraten das Problem. Schließlich wies die deutsche Wirtschaft auch 1986 schon einmal fallende Teuerungsraten auf, ohne dass damals die Furcht vor einer Deflation aufgekommen wäre.

      Vielmehr ist die Lage derzeit so brisant, da zu sinkenden Preisen noch Überkapazitäten und ein historisch niedriges Vertrauen unter Verbrauchern und Unternehmern kommen. Die damit verbundene Zurückhaltung bei Konsum und Investoren droht zu einer Abwärtsspirale zu führen. Diese Situation wird durch das Verhalten der Banken verstärkt, die nur noch sehr restriktiv Kredite vergeben und so Firmen in die Insolvenz treiben.

      Gegner der Deflationsthese wenden ein, dass die EZB bei ihren Zinsentscheidungen nicht auf einzelne Länder, sondern nur auf den Durchschnitt der Eurozone schauen darf. Und es gibt nach wie vor Länder, die eine Inflationsrate von drei oder mehr Prozent ausweisen. Eine Zinssenkung, die Deutschland so dringend benötigt, würde die Teuerung in diesen Volkswirtschaften anheizen.

      Allerdings scheinen sich inzwischen nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch beim Nachbarn Frankreich die Probleme verschlimmern. Sollten die beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone tatsächlich in die Rezession oder sogar in eine Deflation abrutschen, könnten sich die übrigen Euro-Mitglieder auf Grund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen einer solchen Krise kaum entziehen.

      Hinzu kommt der rasant steigende Euro, der die aktuellen Probleme noch verschärft. ... (Welt, 27.5.03)
      Kommentar: Jetzt zeigen sich die Nachteile des Euros: Konnten früher die Notenbanken eine eigene, angepasste Geldpolitik betreiben, muß man sich nun an der Entwicklung des inhomogenen Europas an sich orientieren. Die Folge wird sein, daß ganz Europa in eine schwere, nicht mehr behebbare Krise rutscht. Darüberhinaus ist es ein weitverbreiteter irrtum, daß Zinssenkungen eine Deflation aufhalten könnten. Vielmehr haben leitzinssenkungen überhaupt keinen Einfluß auf die langfristigen Marktzinsen. Zinssenkungen führen sogar dazu, daß die Liquiditätsgrenze des Zinses unterschritten und damit immer weniger Geld investiert wird. Japan und auch die USA haben extrem niedirge Zinsen. Im heutigen falschen Geldsystem investiert allerdings niemand bei niedrigen Zinsen - das System ist am Ende.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 17:42:24
      Beitrag Nr. 2.873 ()
      Interessanter Artikel.....:)


      ..........


      Stabilitätspakt

      Eingeschnürt und abgewürgt

      Der Wirtschaft geht die Luft aus, die Staatsverschuldung steigt. Doch Brüssel beharrt auf dem Stabilitätspakt. Wenn Hans Eichel den Vorgaben folgt, spart er das Land kaputt

      Von M. Brost, R. v. Heusinger und W. Uchatius


      Am 25. Juni könnte sich Hans Eichels politisches Schicksal entscheiden. An diesem Tag, einem Mittwoch, trifft sich im Kabinettssaal des Kanzleramts die rot-grüne Ministerriege, um den Entwurf für den Bundeshaushalt 2004 zu verabschieden. Eigentlich ist das eine Routineveranstaltung, doch für den Finanzminister geht es ums Ganze. Schafft er es, den Kanzler und die Kabinettskollegen auf seine Sparziele einzuschwören? Eichel will einen Haushalt, mit dem er um jeden Preis unter der Defizitgrenze von drei Prozent bleibt – jener Marke, die ihm der europäische Stabilitätspakt vorgibt. 2002 hat Deutschland sie verfehlt, auch 2003 wird das der Fall sein. Ein drittes Mal aber will Eichel es nicht hinnehmen. Lassen ihn die Kabinettskollegen im Stich, sagen Regierungsinsider, könnte er zurücktreten.

      Hans Eichel würde in die Geschichte der Republik als ein weiterer Finanzminister eingehen, der sparen wollte, aber nicht durfte. Aber wird er auch der Mann sein, der Recht hatte?
      Auf den ersten Blick sieht es ganz danach aus. Der deutsche Staat hat 1,3 Billionen Euro Schulden, das entspricht rund 60 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Am Mittwoch veröffentlichte die EU-Kommission eine weitere Horrorzahl: Bis zum Jahr 2010, so die Prognose im Brüsseler Jahresbericht zur Finanzlage, könnte die deutsche Staatsverschuldung auf 78 Prozent wachsen. Nur Italien stünde schlechter da. „Wir leben über unsere Verhältnisse“, sagt der Finanzminister. Deshalb müsse er eisern sparen. Klingt vernünftig.

      Seltsam ist nur, dass Hans Eichel schon seit Jahren kürzt und knausert. Die staatlichen Investitionsausgaben sind auf ein Rekordtief gesunken, inzwischen sind sie so niedrig wie in kaum einem anderen Industrieland. Seit Mitte 2001 hat die Regierung immer wieder Steuern und Sozialbeiträge erhöht oder Erhöhungen angekündigt.

      Doch je mehr Rot-Grün alte Leistungen kürzt und neue Belastungen beschließt, desto mehr wächst auch die Verschuldung. Das jährliche Haushaltsdefizit – die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates – ist heute höher als bei Eichels Amtsantritt 1999. Inzwischen gehen die Berliner Haushaltsexperten davon aus, dass der Finanzminister in diesem Jahr 38 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen muss – statt wie geplant 18,9 Milliarden.

      Hans Eichel hat auf solche Zahlen mit dem Reflex reagiert: Noch mehr sparen! Noch mehr kürzen! Doch damit hat er noch mehr falsch gemacht. „Der Finanzminister übersieht, dass ein Staatshaushalt anders funktioniert als ein Privathaushalt“, sagt Ullrich Heilemann, Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung.

      Hat Herr Maier über seine Verhältnisse gelebt, will nun aber die Schulden abbauen und seine Finanzsituation an die Verhältnisse anpassen, muss er so schnell wie möglich seine Ausgaben senken. Wenn aber Herr Eichel die Ausgaben senkt, wirkt sich das nicht nur auf die Finanzsituation des Staates aus, sondern auch auf die Verhältnisse. Die werden mitunter schlechter. Kürzt die Regierung die Arbeitslosenhilfe, repariert sie keine Straßen mehr und erhöht gleichzeitig Steuern und Rentenbeiträge, haben Bürger und Betriebe weniger Geld zur Verfügung. Im Boom können sie das verkraften. Derzeit aber erlebt die Bundesrepublik die schwerste Krise ihrer Geschichte.

      Die Wirtschaft stagniert seit bald drei Jahren, in den ersten drei Monaten 2003 ist sie im Vergleich zum letzten Quartal 2002 sogar geschrumpft. Die Inlandsnachfrage sinkt, wer sparen kann, legt einen wachsenden Teil seines Einkommens aufs Sparbuch, weil er das Gefühl hat, sich sonst künftig gar nichts mehr leisten zu können. Angstsparen nennen das Ökonomen. Für die Wirtschaft bedeutet es: noch weniger Umsätze, noch niedrigere Gewinne, noch weniger Arbeitsplätze. Für den Staat bedeutet es: noch weniger Steuereinnahmen, noch höhere Verschuldung. Trotz Eichels Sparpolitik.

      Oder gerade deswegen. „Die deutsche Regierung hat mit ihrer Finanzpolitik die Situation noch verschlimmert“, sagt der französische Ökonom Charles Wyplosz von der Universität Genf, der seit Jahren die europäische Wirtschaftspolitik analysiert.

      Man könnte auch sagen: Rot-Grün eifert den Portugiesen nach. Die haben im vergangenen Jahr kräftig die Mehrwertsteuer erhöht und einige Staatsbetriebe verkauft, zunächst mit Erfolg: Das Haushaltsdefizit sank von 4,2 auf 2,8 Prozent. Dann aber ließ die höhere Steuerbelastung die schwächelnde Wirtschaft ganz einbrechen; für dieses Jahr sagen die Prognosen beim Wachstum sogar ein Minus von 0,8Prozent voraus. Weil deshalb die Steuereinnahmen sinken, steigt das Staatsdefizit wieder, in diesem Jahr dürfte es bei 3,6 Prozent liegen. Der portugiesische Staat steht praktisch so schlecht da wie vor zwei Jahren – nur, dass die Leute jetzt höhere Abgaben zahlen müssen als früher und die Wirtschaft schrumpft. Wie in Deutschland.

      Und wie in Deutschland begründet auch in Portugal die Regierung ihren Kurs oft nur mit einem Wort: „Brüssel.“ Denn hinter dem Sparzwang steht ein Diktat, das sich die Länder der Euro-Zone selbst auferlegt haben: der Stabilitätspakt.

      Die Regeln der Währungsunion und die Vorgaben der EU-Kommission sind strikt (siehe Kasten). Sie gehen noch weiter als die ursprünglichen Vereinbarungen im Vertrag von Maastricht. Es reicht nicht mehr aus, dass das Haushaltsdefizit die Grenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreitet: Das Defizit muss langfristig null betragen – und zwar bis spätestens 2006. Darauf haben sich die Finanzminister geeinigt, darauf besteht nun die EU-Kommission. Egal, wie desolat die Konjunkturlage ist. Es sei „absolut notwendig“, dass die Länder der Euro-Zone „alle Anstrengungen unternehmen“, die Vereinbarungen einzuhalten, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der Kommission. Im Klartext: Eichel soll noch mehr sparen.

      Genau deshalb wird der 25. Juni auch zum Schicksalstag des Ministers. Denn bisher ist es alles andere als wahrscheinlich, dass Eichel für 2004 die Defizitgrenze des Stabilitätspaktes einhalten kann.

      Im Finanzministerium rechnet man bereits mit zusätzlichen Ausgaben für die Arbeitslosigkeit von 11 Milliarden Euro; die Steuereinnahmen werden noch einmal um 15 Milliarden Euro geringer sein als geplant. Alles Kosten des niedrigen Wirtschaftswachstums. Alles Kosten, die noch weiter steigen, wenn die Krise anhält oder sich gar verschlimmert.

      Es sieht ganz danach aus. Erst vergangenen Sonntag warnte der Internationale Währungsfonds (IWF), Deutschland stehe am Rande einer Deflation. So nennen Ökonomen einen Zustand, in dem die Verbraucher wenig Geld ausgeben, die Unternehmen auf breiter Front die Preise senken und die Konsumenten dennoch nichts kaufen, weil morgen alles womöglich noch billiger ist. In Deutschland entwickelt sich der private Verbrauch derzeit so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und während 2002 wenigstens die Exporte für ein wenig Wachstum sorgten, scheint sich nun auch das zu ändern. Der starke Anstieg des Euro-Kurses macht die heimischen Produkte im Ausland teurer.

      Damit die Deflation ausbleibt und endlich der Aufschwung einsetzt, muss also möglichst bald irgendjemand anfangen, mehr Geld auszugeben. Aber wie bringt man die Menschen dazu, mehr zu konsumieren, wie lockt man Unternehmen, mehr zu investieren? „Nötig wäre neben den Reformen der Sozialversicherungen eine deutliche Steuersenkung“, sagt der amerikanische Ökonom Barry Eichengreen von der Universität Berkeley. Doch weil dies kurzfristig dazu führt, dass Deutschland erneut gegen den Stabilitätspakt verstößt, sind die Chancen auf einen Aufschwung hierzulande nach Ansicht des IWF deutlich geringer als in anderen Ländern.

      Dabei heißt der Pakt der Euro-Länder ja eigentlich „Stabilitäts- und Wachstumspakt“. Tatsächlich aber, sagt der belgische Währungsexperte Paul de Grauwe, „ist der Pakt wachstumshemmend“.

      Es waren ausgerechnet die Deutschen, die jene Regeln ersannen und durchsetzten, die ihnen jetzt Schwierigkeiten machen. Sie wollten zeigen, dass sie aus der Vergangenheit gelernt hatten. Seit Ende der siebziger Jahre waren in den Staaten, die heute Euroland bilden, die Haushaltsdefizite und die Staatsverschuldung immer stärker gestiegen. „Das wäre auf Dauer nicht durchzuhalten gewesen“, sagt der Ökonom Wyplosz. Der Stabilitätspakt soll die Euro-Länder deshalb zu einer soliden Haushaltspolitik zwingen. Doch inzwischen räumt selbst der ehemalige Staatssekretär Gert Haller, der für die Bundesregierung den Pakt aushandelte, ein, dass es sinnlos sei, „mit immer höheren Abgaben oder Kürzungen von Investitionsausgaben einem Defizit-Ziel hinterherzuhecheln und dabei die Wirtschaft zu runieren“ (ZEIT Nr. 10/03).

      Die Erfahrungen anderer europäischer Länder zeigen: Erstens ist eine Wirtschaftskrise der denkbar schlechteste Zeitpunkt, die Staatsausgaben zu senken. Zweitens ist die wichtigste Voraussetzung für den Schuldenabbau nicht ein knauseriger Finanzminister, sondern eine wachsende Wirtschaft. Finnland etwa steckte Anfang der Neunziger in einer schweren Rezession. Allein 1991 schrumpfte die Wirtschaft um sechs Prozent. Weil die Steuereinnahmen einbrachen, gab der Staat bald sieben Prozent mehr Geld aus, als er einnahm. „Statt die Ausgaben zu senken, hat die Regierung sie in der Rezession noch erhöht“, sagt Joachim Volz, Europa-Experte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

      Als im anschließenden Aufschwung die Staatseinnahmen wieder kräftig stiegen, brachte die finnische Regierung ihren Haushalt in Ordnung. Heute erwirtschaftet man einen jährlichen Überschuss von mehr als vier Prozent, so viel wie kein anderes Land in der Euro-Zone. Offenbar muss sich ein Finanzminister manchmal ein wenig Zeit lassen. „Eine solide Finanzpolitik sollte öffentliche Haushalte nur so schnell konsolidieren, wie es die wirtschaftliche Entwicklung erlaubt“, sagt Wolfgang Filc, Wirtschaftsprofessor an der Uni Trier.

      Kein Wunder, dass unter internationalen Experten die Stimmen lauter werden, die nach einer Reform des Stabilitätspaktes rufen.

      Der Franzose Charles Wyplosz schlägt vor, die starre Dreiprozentregel abzuschaffen und stattdessen ein Gremium unabhängiger Fachleute entscheiden zu lassen, welches Defizit ein Staat eingehen darf. Ähnlich wie der Rat der Europäischen Zentralbank, die eigenständig entscheidet, wann sie die Inflationsraten für zu hoch hält.

      Der Amerikaner Barry Eichengreen fordert, die EU-Kommission müsse jenen Ländern einen Verstoß gegen den Stabilitätspakt erlauben, die ihre Steuer- und Sozialversicherungssysteme reformieren, weil dort die Gefahr chronischer Defizite viel geringer sei.

      Der Belgier Paul de Grauwe rät dazu, stärker auf die Gesamtverschuldung als auf das Defizit (und damit die Neuverschuldung) zu achten. Ein Land wie Deutschland, das mit seinem Schuldenstand im Mittelfeld der Euro-Länder liegt, dürfte in der Krise dann mehr Kredite aufnehmen als etwa die chronischen Schuldnerländer Belgien oder Italien.

      Allerdings wird wohl keiner dieser Vorschläge Wirklichkeit werden. Denn jede Änderung des Stabilitätspakts müssen die Mitgliedsländer einstimmig beschließen, und das auf Vorschlag der EU-Kommission. Währungskommisssar Pedro Solbes aber weigert sich, den Pakt zu ändern – genau wie die kleinen Euro-Länder, die ihre Haushalte im Boom der neunziger Jahre sanierten. Die Kommission geht davon aus, dass der Druck auf den Pakt ohnehin bald nachlässt: spätestens, wenn das Wirtschaftswachstum wieder anzieht.

      Nur, woher das Wachstum kommen soll, wenn nicht nur Verbraucher und Unternehmen weiterhin sparen, sondern auch der Staat, das kann in Brüssel niemand so recht beantworten.


      (c) DIE ZEIT 22.05.2003 Nr.22



      .............................
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 18:49:10
      Beitrag Nr. 2.874 ()
      Arbeit für 4,90 Euro



      Erwerbslose sollen Billigjobs annehmen, fordert der Kanzler.
      Wie sehen diese Jobs aus, und wie kann man davon leben?


      Von Christian Tenbrock



      Bis zu zwölf Stunden steht Susanne Schwab* auf den Beinen, schaut, prüft, kontrolliert. Zwölf Stunden täglich, von morgens sechs bis abends sechs, sechs Tage in der Woche, dann hat sie drei Tage frei. Schwab steht an einem Eingang des Berliner Reichstags an der Röntgen-Schleuse, dort, wo die Touristen und Bundestags-Besucher hereinkommen. Manchmal auch die Politiker. Friedrich Merz von der CDU hat sie schon mal gesehen, auch Guido Westerwelle von der FDP.

      Für jede Stunde Arbeit bekommt Susanne Schwab vier Euro neunzig Cent. Etwa 240 Stunden kommen im Monat zusammen, das macht dann rund 1175 Euro – brutto. Netto bleiben ihr weniger als 1000. Dafür steht sie morgens um halb fünf auf und nimmt um fünf den Bus und die S-Bahn, um von ihrer Wohnung weit draußen im Berliner Osten rechtzeitig zum Reichstag zu kommen. Abends die gleiche Tour zurück. Zwei der fünf Kinder leben noch zu Hause.

      Sie komme hin, sagt Schwab, gerade so eben, und nur, weil der Lebensgefährte Arbeitslosengeld beziehe. Fleisch gibt es einmal die Woche, das Bierchen mit den Kollegen einmal im Monat, neue Kleidung einmal im Jahr, und den Besuch im Kino oder im Restaurant nie. Im Urlaub war die 46-Jährige zuletzt 1988. Zwei Wochen an der Ostsee.

      Susanne Schwab ist das, was in Deutschland „Billiglöhner“ heißt. Einer jener Menschen, von denen es nach Meinung vieler Politiker und Ökonomen mehr geben sollte. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, fordern sie, müsse der Niedriglohnsektor in Deutschland ausgeweitet werden. Es müssten mehr Jobs her mit einem Verdienst, der irgendwo zwischen der Sozialhilfe und dem niedrigsten Tariflohn liegt. Und um die Menschen zu bewegen, solche Jobs anzunehmen, müssten sie dazu gezwungen werden – durch weniger Arbeitslosengeld und weniger Arbeitslosenhilfe. So will es auch der Kanzler mit seiner Agenda 2010.


      Blutspenden frischen die Haushaltskasse auf

      Dabei gibt es in Deutschland schon jetzt Millionen Beschäftigte wie Susanne Schwab. Doris Malert zum Beispiel: In einem Kaufhaus-Restaurant in Kiel spült sie und putzt die Tische ab. 836 Euro bleiben ihr am Monatsende, 400 nach Abzug von Miete, Telefon und Versicherungen. Oder Annelie Kaslak, die für 5 Euro in der Stunde Blumen in einem Geschäft in der Nähe von Zwickau verkauft; ohne den Verdienst ihres Freundes, der Rasen mäht und Hauswartsarbeiten erledigt, könnte sie nicht überleben. Oder Michael Möller, 48, ausgebildeter Elektriker, ein schmaler Mann mit kräftigen Händen: 6,90 Euro verdiente Möller als Zeitarbeiter in Plauen, bevor er vor wenigen Wochen auch diese Arbeit verlor.

      In Amerika würde man Schwab, Kaslak, Malert oder Möller „arbeitende Arme“ nennen – Beschäftigte, die am Monatsende so wenig Geld nach Hause bringen, dass sie unter die Armutsgrenze fallen. Die liegt in Deutschland bei etwas mehr als 1200 Euro brutto, der Hälfte eines deutschen Durchschnittseinkommens. Nimmt man diese Grenze als Maßstab, dann arbeiten allein im Westen der Republik 12 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten zum Armutslohn, sagt Claus Schäfer vom gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut WSI in Düsseldorf. Das wären 2,2 Millionen Menschen nur in den alten Bundesländern. Im Osten ist der Anteil der Billiglöhner weitaus höher.

      Im Vogtlandkreis bei Zwickau beispielsweise verdienten im Jahr 2001 – neuere Statistiken gibt es nicht – 56 Prozent aller Beschäftigten weniger als 910 Euro netto im Monat. „Über Niedriglöhne muss man mir nichts mehr erzählen“, sagt Sabine Zimmermann, DGB-Chefin in Zwickau. Der Floristin Annelie Kaslak auch nicht. 27 Euro bleiben ihr von ihrem Monatslohn, nachdem sie die Miete, die Versicherungen und die Kosten für das Auto bezahlt hat, das sie braucht, um zum Job zu kommen. Zwölfmal hat sie in den letzten Monaten Blut gespendet, pro Spende gibt es 15 Euro extra. Der größte Luxus im letzten Jahr? „Eine neue Brille.“ Markenjeans? „Niemals.“ Ein anderer, besser bezahlter Job? „Wo denn?“

      44935 Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Zwickau standen im April nur 2520 offene Stellen gegenüber. In Plauen kamen auf 24697 Menschen ohne Arbeit gerade mal 1158 freie Stellen. Dabei müsste das der Theorie nach ganz anders sein. Theoretisch müsste die Zahl der Arbeitsplätze steigen, wenn die Löhne niedrig sind. So sagen es zumindest all jene Ökonomen, die einen größeren Niedriglohnsektor in Deutschland fordern. Hans-Werner Sinn etwa, der Chef des Münchner Ifo-Instituts, spricht von 2,3 Millionen zusätzlicher Jobs, wenn die Löhne gering genug wären und Menschen ohne Arbeit zu ihrem Arbeitsglück gezwungen würden. Auch Klaus Zimmermann, der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, hält zahllose neue Billig-Arbeitsplätze für möglich: „Potenziell 2 Millionen.“

      Hinter den Modellen der Theoretiker stehen ein paar simple Annahmen und der Blick ins Ausland:

      Erstens seien einfachere Jobs in Deutschland dank zu hoher Tariflöhne auch im untersten Bereich zu teuer geworden, also wurden sie wegrationalisiert und Hilfsarbeiter aufs Arbeitsamt geschickt.

      Zweitens sei die bisherige Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu hoch, deshalb gebe es für die Empfänger staatlicher Leistungen nicht genügend „Anreize“ , einen auch gering entlohnten Job anzunehmen.

      Und drittens existiere in Deutschland eine „Dienstleistungslücke“ : Während zum Beispiel in den USA die in der Industrie verlorenen Stellen durch zahlreiche neue Arbeitsplätze ersetzt worden seien – im Handel, in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen –, sei dies hierzulande nur unterdurchschnittlich geschehen. Wiederum auch deshalb, weil die Löhne in solchen Jobs angeblich zu hoch sind.

      Die Therapie: Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes einerseits, Reduzierung der Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau andererseits. So steht es in der Agenda 2010, so will der Kanzler den Druck auf die Arbeitsfähigen erhöhen, tatsächlich nach einem Job zu suchen. Ifo-Chef Sinn geht noch weiter und will zusätzlich die Sozialhilfe um etwa ein Viertel absenken. Und DIW-Leiter Zimmermann möchte die Bezieher staatlicher Stütze zu einer Art staatlichem Arbeitsdienst verpflichten; auch das, so seine Hoffnung, werde sie am Ende dazu bewegen, einen regulären Job anzunehmen – jeden Job.

      Würden sich Arbeitslose oder Menschen auf Sozialhilfe nur billig genug verdingen, würden diese Jobs auch geschaffen, sind die Therapeuten überzeugt. „Tankwarte, Parkplatzwächter, Tüten-Einpacker, Türöffner am Kaufhaus“, zählt Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut Zukunft der Arbeit in Bonn auf. Oder auch Haushaltshilfen, Kinderbetreuer, Pfleger und Pizza-Lieferanten. „Potenziell rentable Arbeitsplätze gibt es in den Köpfen der Arbeitgeber genug“, glaubt Hans-Werner Sinn.


      Wirklich?

      So bestechend die Erfahrungen mit Billiglöhnern im Ausland auch sein mögen, als Blaupause für Deutschland taugen sie nur bedingt. Denn Deutschlands ökonomisches Dilemma ist der Osten. Dort fehlt es nicht an Druck auf Arbeitslose, dort fehlt es an Jobs – ganz gleich, wie günstig die Arbeitskräfte sind.

      Die Vorstellung, in den neuen Bundesländern könne ein noch höheres und noch billigeres Angebot an Arbeitskräften quasi automatisch auch eine starke, Zehntausende Arbeitsplätze schaffende Nachfrage nach ihnen in Gang setzen, „ist absurd“, sagt Burkhard Lutz, Professor am Zentrum für Sozialforschung in Halle. In der gewerblichen Wirtschaft, berichtet die DGB-Frau Zimmermann, seien längst Absetzbewegungen der Betriebe in Niedrigstlohnländer wie Tschechien und Polen im Gange, wo Bandarbeiter weniger als zwei Euro die Stunde verdienen. Und bei den Dienstleistungen fehlt schlicht die Nachfrage derer, die sie bezahlen müssten – der privaten Haushalte also. „Man möchte die Kunden manchmal fast nötigen, einen Strauß Blumen zu kaufen“, sagt die Floristin Kaslak. „Aber man weiß eben auch, dass ihnen die Tüte Semmeln wichtiger ist.“

      Und im Westen? Die Küchenhilfe Doris Malert bekommt einen Tariflohn von unter sieben Euro. „Allein kann ich davon leben“, sagt sie, „man richtet sich ein.“ Urlaub ist nicht drin, und auch der Kauf von teuren Gesundheitsschuhen nicht, die sie eigentlich nötig hätte. Wenn nun aber Malerts Lohn auf sechs oder sogar fünf Euro sänke oder die Lohnnebenkosten fielen – würden dann sofort mehr Küchenhilfen eingestellt? Kaum, sagt Hans Detlef Rahr, Betriebsratschef und Aufsichtsrat in dem Unternehmen, das die Spülerin beschäftigt. Auch Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, verspricht alles andere als massenhaft neue Jobs: „Wenn kein Geschäft da ist, werden keine Arbeitskräfte benötigt.“


      Wenig Chancen für Einpackhelfer oder Tütenschlepper

      Im Einzelhandel wiederum sind „die Niedriglohnjobs bereits besetzt“, sagt Heribert Jöris, Tarifexperte beim Einzelhandelsverband HDE. Ganz gering entlohnte Tätigkeiten wie die von „Regalpflegern“ – Beschäftigte, die Dosen und Kartons nachlegen – werden überdies meist von Minijobbern erledigt, und die sind in der Regel nicht ehemalige Arbeitslose, sondern Hausfrauen oder Studenten. Die Schaffung weiterer Billigjobs, etwa für Einpackhelfer oder Tütenschlepper, scheitert nach Jöris’ Worten zudem an der Unwilligkeit der Kundschaft, diesen Service mit einem kleinen Aufschlag auf die Warenpreise zu honorieren. Wenn es aber schon solche Jobs kaum gibt, dann bleibt wohl auch die Hoffnung, dass künftig Tausende Türöffner, Tankwarte oder Parkwächter neu eingestellt werden, genau das: die reine Hoffnung.

      Selbst dort, wo auch Kritiker einer Niedriglohnstrategie noch die größten Chancen sehen, viele Arbeitsplätze zu schaffen und Schwarzarbeiter in die Legalität zu bringen, ist Vorsicht angebracht. 500000 neue Stellen könnten in privaten Haushalten für Putzhilfen eingerichtet werden, lautet die Vision von DIW-Chef Zimmermann. Viel zu optimistisch, nennt das Claudia Weinkopf, die für das Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen die bisherigen Erfahrungen in dieser Branche untersucht hat. Ihr Fazit: Auch dann, wenn professionelle und legale Putzarbeiten vom Staat hoch subventioniert werden – in einem Versuch in Rheinland-Pfalz zum Beispiel mit 50 Prozent –, liegen die Kosten für den Arbeitgeber oft deutlich über den üblichen Schwarzmarktpreisen. Keiner der mit viel Tamtam eingerichteten und staatlich bezuschussten „Dienstleistungspools“, in denen Reinigungskräfte für Privathaushalte ähnlich wie in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden, konnte bislang Kostendeckung erreichen. „Wer eine halbe Million Putzjobs erwartet“, sagt Weinkopf, „geht von völlig unrealistischen Annahmen aus.“


      Ohne Nachfrage kein Wachstum – und auch keine neuen Jobs

      Das alles heißt nicht, dass es überhaupt keine zusätzlichen Stellen für Arbeitnehmer geben wird, die mit fünf Euro pro Stunde zufrieden sein müssen. Wer es sich leisten kann, lässt sich Bier und Butter von einem Online-Supermarkt frei Haus liefern und zahlt dafür den Menschen, der die Kisten und Tüten auch in den fünften Stock schleppt. Wer genügend Geld hat, wird einen Kinderbetreuer oder eine Pflegerin für seine Eltern beschäftigen. Man braucht also Besserverdienende, die die schlechter Verdienenden bezahlen können. Ökonomisch formuliert heißt das: Man braucht Wachstum.

      Selbst DIW-Chef Zimmermann räumt ein, dass ein Billigjobwunder à la Amerika zwei Dinge benötige: mehr Anreize für die Arbeitgeber, diese Jobs zu schaffen – und gleichzeitig eine starke Nachfrage. Aber die fehlt in Deutschland. Tatsächlich halten sich die Menschen mit Ausgaben zurück, die Sparquote ist so hoch wie lange nicht mehr, die Wirtschaft stagniert. Nur um 0,5 Prozent, schätzen Konjunkturforscher, wird Deutschlands Wirtschaft in diesem Jahr wachsen; doch um auch nur ein paar hunderttausend Jobs für die zwei Millionen niedrig qualifizierten Arbeitslosen und arbeitsfähigen Sozialhilfebezieher zu schaffen, braucht es schon ein Wachstum von drei oder vier Prozent. Und auch dann sind es zunächst nicht die gering Qualifizierten, die als Erste eingestellt werden. Call-Center beispielsweise, hat Claudia Weinkopf herausgefunden, rekrutieren ihre Angestellten vornehmlich aus den inzwischen ebenfalls massenhaft zur Verfügung stehenden Arbeitslosen mit Ausbildung und Vorkenntnissen.

      Mit alldem ist die Debatte um die Ausweitung des Niedriglohnsektors viel mehr als ein rein ökonomisches oder arbeitsmarktpolitisches Thema. Es geht auch um die Frage, „wie sehr viele arbeitende Menschen in Deutschland künftig leben sollen“, sagt Gerhard Bäcker, Sozialexperte der Universität Duisburg-Essen. Gibt es ein massenhaftes Angebot an Billig-Arbeitskräften, würden selbst jene geringen Tariflöhne unter Druck geraten, die schon jetzt nur ein Einkommen unter, an oder knapp über der Armutsgrenze ermöglichen. Würde das passieren, wäre die Gesellschaft von morgen eine andere als die von heute. Das ist kein Argument gegen Billigjobs. Bloß ein Hinweis, darauf, dass es dann noch mehr Menschen geben wird, die so leben wie Schwab, Kaslak, Malert und Möller – oder noch ein bisschen schlechter.

      Michael Möller sagt, es sei ein Glück, dass er sich noch zu DDR-Zeiten ein kleines Häuschen gebaut habe, neun mal neun Meter Grundfläche. Das kostet nur die 100 Euro Kreditrate pro Monat, nötige Renovierungen mache er eben nach und nach. Als der ehemalige Elektriker noch als Zeitarbeiter unterwegs war, brachte er immerhin zwischen 800 und 1200 Euro im Monat nach Hause. Das habe gereicht, zusammen mit dem Arbeitslosengeld der Frau. Vier-, fünfmal im Jahr seien sie sogar essen gegangen.

      Jetzt hat Möller keine Arbeit mehr. Die Frau bezieht nur noch Arbeitslosenhilfe, 3,90 Euro am Tag. Auch die Tochter lebt wieder zu Hause, nachdem ihre Stelle in einem Restaurant gestrichen wurde. Vor ein paar Tagen war Möller zum ersten Mal in seinem Leben auf dem Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen. Befragt, was wäre, wenn er einen Job für 5 Euro annehmen müsste, nachdem in elf Monaten das Arbeitslosengeld ausläuft und die Arbeitslosenhilfe zum Leben nicht reicht, schaut der 48-Jährige nach unten, knetet die Hände. „Ich bin doch Familienvater, ich muss für meine Familie sorgen“, sagt er. Aber wenn er mit 5 Euro brutto heimkomme, dann sei das unwürdig. „Dann bin ich kein Versorger mehr.“

      Mitarbeit: Fritz Vorholz

      *Die Namen der betroffenen „Billiglöhner“ sind geändert
      DIE ZEIT – 22 / 2003
      ___________________________________________________



      Die Grenze nach unten gibt es nicht. Leibeigenschaft oder Sklaverei würde sogar für die, nach einer bestimmten Zeit zu teuer sein. Lebt man um zu arbeiten oder arbeitet man um zu leben?
      Die Herren Politiker sollen mal für so einen Lohn arbeiten, mal gucken, ob sie noch so was fordern können.

      Ist das die schöne Demokratie?
      Die wahre Ursache der Misere wird verschwiegen oder es wird erst gar nicht erkannt.
      Wieso sollen sie es auch. Sie sind ja auch Nutznießer dieses Zinssytems und mit diesen üppigen Gehältern lässt es sich eben auf Kosten der Bürger gut leben.
      Was scheren mich die Bürger, denen kann man was vorgaukeln und Sie werden es schon glauben. Schließlich haben Sie uns ja gewählt. Zwischen Pest und Cholera darf man wählen, eine schöne Alternative.
      Verschlechterungen werden heutzutage als Reform verkauft.
      Die Gelder werden von unten nach oben transferiert und dann wird gejammert, dass es der Wirtschaft schlecht gehe .
      Da darf man keine Wunder erwarten.
      Wenn den normalen Bürgern das Geld in der Tasche fehlt, können sie Ihren Bedarf nicht zur Nachfrage werden lassen.
      Der Superreiche wird nicht mehr Güter nachfragen , weil er sein Vermögen z.B um 50 Mio € durch Zinseinnahmen gesteigert hat. Er wird vielleicht ein Gemälde für 20 Mio.€ kaufen. Was ist für die Wirtschaft besser?
      Der kleine Bürger der mehr Geld hat und vermehrt nach Gütern und DL nachfragt oder der Superreiche der ein Gemälde für 20 Mio € kauft.

      In diesem Zinssytem muss die Wirstschaft wachsen, damit die Zinsen bedient werden können und das erreicht man nur durch Schulden.
      Wenn die Schulden nicht wachsen [wollen], dann wird eben ein Grund geschaffen z. B ein Krieg
      Wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst, fallen die Zinssätze und die Geldentleiher sind nicht mehr bereit dem Markt ihr Geld zur Verfügung zu stellen. Das Resultat ist Deflation.
      Ein wahrhaft gutes System!
      Fragt sich nur, für wen?
      siehe den Beitrag unten
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 18:50:02
      Beitrag Nr. 2.875 ()
      Massenarbeitslosigkeit ist eine Folge des fehlerhaften Geldsystems
      Was hat der Zins mit der Arbeitslosigkeit zu tun?


      Wer ein Problem lösen will, muss seine Ursachen ergründen. Ausgehend von den Ursachen, unterscheidet die Wissenschaft vor allem zwischen konjunktureller und struktureller Arbeitslosigkeit. Die erste wird durch Konjunktureinbrüche ausgelöst, die zweite z.B. durch Rückgang des Arbeitskräftebedarfs als Folge von Produktivitätssteigerungen oder außenwirtschaftlichen Einflüssen.
      Neben diesen beiden Arten bzw. Begründungen der Arbeitslosigkeit und der saisonal bedingten Arbeitslosigkeit, wird als eine weitere häufig auch die so genannte freiwillige Arbeitslosigkeit angeführt. Damit sind im allgemeinen diejenigen Arbeitslosen gemeint, die sich nicht um Arbeit bemühen und mit den Unterstützungen des Sozialstaates zufrieden sind. Von der sicherlich ähnlich großen Gruppe von Bürgern, die auf Grund ihrer Vermögenseinkünfte freiwillig auf Arbeit verzichten, ist seltener die Rede.
      Wenn wir nachfolgend diese Vermögenseinkünfte und damit den Zins mit der Arbeitslosigkeit in Verbindung bringen, so geht es dabei allerdings weniger um die freiwillige Arbeitslosigkeit der Kapitalrentner, als vielmehr um die direkten Auswirkungen der Zinswirtschaft auf die Beschäftigungslage und die Hintergründe der erstgenannten Arten der Arbeitslosigkeit, also der konjunkturell und strukturell bedingten.
      Welche engen Beziehungen zwischen den Zinsen, den Zinsveränderungen und dem Arbeitsmarkt bestehen, geht aus der Darstellung bereits optisch hervor. In ihr sind im unteren Teil die Entwicklungen einiger Marktzinssätze eingetragen, außerdem die Verzinsung des Bank-Geschäftsvolumens, die in etwa der Durchschnittsverzinsung aller Bankkredite entspricht.

      Vergleicht man diese Zinssatzkurven mit der darüber dargestellten Entwicklung der Arbeitslosigkeit, dann wird erkennbar, dass jedem Anstieg der Zinssätze mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit folgt. Diese Verbindung wird noch deutlicher, wenn man die oben in der Grafik eingetragene Kurve der Zinslastquote zum Vergleich heranzieht. In dieser Zinslastquote sind die Zinserträge der Banken, die in der Kurve darunter in Mrd DM wiedergegeben sind, in Prozenten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) umgerechnet. Aus dieser Umrechnung ergibt sich also die jeweilige konkrete Zinsbelastung der Volkswirtschaft, gemessen an ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit.
      Die Entwicklungen der Zinslastgrößen und -quoten
      Im Gegensatz zu den Zinssatzkurven im unteren Teil der Grafik, die in einem bestimmten Korridor schwanken, zeigen die beiden oberen Kurven einen steil ansteigenden Verlauf. So nahmen die Bankzinserträge in den 30 Jahren von 49 auf 724 Mrd DM und damit auf das rund 15-fache zu, zweieinhalb Mal mehr als das BIP, das in der gleichen Zeit „nur“ auf das Sechsfache gesteigert wurde. Diesen Anstieg auf das Zweieinhalbfache weist entsprechend auch die Zinslastquote auf, die in den 30 Jahren von 7,3 auf 18,3 Prozent des BIP zunahm. Ursache dieser übermäßigen Zunahme der Zinserträge und -lasten ist die Überentwicklung der Geldvermögen und Schulden, gemessen an der Wirtschaftsleistung. Geht man bis 1950 zurück, dann ist die heutige Wirtschaftsleistung, auf Grund dieser Überentwicklungen der monetären Bestandsgrößen, sogar fünf Mal so stark mit Zinsen belastet wie zum Beginn unserer Wirtschaftsepoche. Konkret: Mit einer Mark Inlandsprodukt mussten Anfang der 50er Jahre erst 60 Pfennig Geldvermögen/Schulden bedient werden, im Jahr 2000 aber drei Mark.
      Der relativ moderate Verlauf der Bankzinserträge hängt mit den verzögerten Umsetzungen der Zinssatzveränderungen zusammen, die sich durch die unterschiedlich langen Laufzeiten der Kredite ergeben. Trotzdem kam es in jeder der drei Zinsanstiegsphasen 1972-74, 1978-82 und 1988-92 jeweils zu einer Verdopplung der Milliardenbeträge.

      Die extrem hohen Schwankungen der Zinslastquoten resultieren aus dem Tatbestand, dass mit den ansteigenden Zinssätzen das Wirtschaftswachstum abgebremst und schließlich sogar gegen Null oder ins Minus gedrückt wird. Den steigenden Zinsbelastungen stehen also langsamer wachsende und schließlich sogar einbrechende Wirtschaftsleistungen gegenüber, wodurch sich die negativen Auswirkungen gewissermaßen addieren.
      Wie aus der Darstellung ebenfalls hervorgeht, bricht jeweils ein Jahr nach den Zinslastgipfeln auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit ab. Allerdings setzt sich die Erholung der Wirtschaft und damit auch der Abbau der Arbeitslosigkeit immer zögerlicher durch. Nach dem letzten Zinslastgipfel1993 kam es sogar nur zu einem einjährigen Rückgang der Zinslastquote, die gleich danach - trotz der ständig und auf einen Tiefstand fallenden Zinssätze - wieder anstieg. Ursächlich dafür ist der Tatbestand, dass inzwischen die Vorteile der Zinssatzsenkungen durch die rasant wachsenden Geldvermögen und Schulden neutralisiert bzw. sogar überkompensiert werden. Als Folge stiegen die Zinserträge der Banken, statt mit den Zinssätzen weiter abzusinken, von 1994 bis 1999 um 31 Prozent an, während das Sozialprodukt nur um 14 Prozent zulegte. Dabei war es durch die Vereinigung der deutschen Staaten sogar zu einer relativen Entlastung in der Quotenkurve gekommen, wie aus der Unterbrechung 1990-91 erkennbar ist. Diese Entlastung ist darauf zurück zu führen, dass die gesamtdeutsche Wirtschaftsleistung durch die neuen Länder relativ stärker zunahm als die Bestände der Geldvermögen und Schulden.
      Zurück zum Thema Arbeitslosigkeit:
      Die in der Grafik wiedergegebenen Anstiegsschübe der Arbeitslosigkeit lassen sich zwar als konjunkturelle Erscheinungen deuten. Deren Entstehen ist jedoch in erster Linie auf die Zinssatzanstiege zurückzuführen. Diese negativen Auswirkungen der Zinssatzanstiege aber nehmen mit den überproportionalen Entwicklungen der Geldvermögen und Schulden, die inzwischen bei mehr als 12 Billionen DM bzw. 6 Billionen Euro liegen, ständig noch zu. Angesichts dieser inzwischen erreichten Größen, schlägt ein Prozent Zinssatzerhöhung rechnerisch mit mehr als 120 Mrd DM bzw. 60 Mrd Euro zu Buche. Das aber entspricht einer Erhöhung aller Nettolöhne und -gehälter um 11 Prozent oder der Mehrwertsteuern bzw. Krankenversicherungsausgaben um 60 Prozent!
      Dass solche Rechnungen nicht theoretischer Natur sind, zeigt sich an den Zinserträgen der Banken, die trotz sinkender Zinssätze zwischen 1994 und 1999 p.a. um rund 30 Mrd DM zulegten, bedingt vor allem durch die weitere Eskalation der zu verzinsenden Schuldenbestände. Kommt es dann auch noch zu einem erneuten Anstieg der Zinssätze, wird die ganze Dramatik erst recht sichtbar: Schon der geringe Anstieg der Kapitalmarktzinssätze um 1,1 Prozentpunkte ließ im Jahr 2000 die Zinserträge der Banken um 94 Mrd DM eskalieren, was drei Mal soviel war wie der viel beklagte Anstieg der Mineralölpreise vor drei Jahren! Und die Zinslastquote, von 16,4 auf 18,3 Prozent gestiegen, beanspruchte fast ein Fünftel des Inlandsprodukts. Bezogen auf das Volkseinkommen waren es sogar schon 25 Prozent!

      Da auf Grund ihres hohen Verschuldungsanteils die Unternehmen rund drei Viertel dieser zinsbedingten Lasten verkraften müssen, wird auch die enge Verbindung dieser Kostenanstiege mit der Beschäftigung nachvollziehbar. Denn da sich angesichts des zuspitzenden Konkurrenzkampfes solche Kostenanstiege kaum noch über Preiserhöhungen auf die Endverbraucher überwälzen lassen, bleiben den verschuldeten Unternehmen zu ihrem Ausgleich nur rigorose Einsparungen übrig. Gleichgültig ob diese Einsparungen durch Rückstellungen von Investitionen erfolgen oder durch Entlassungen von Arbeitskräften: in beiden Fällen nimmt die Arbeitslosigkeit schlagartig zu.
      Die bereits im Jahr 2001 registrierte Zunahme der Arbeitslosigkeit ist darum zweifelsfrei in erster Linie auf den erwähnten Zinslastanstieg im Jahr 2000 zurückzuführen. Und da die den Hochzinsphasen folgenden Wellen der Insolvenzen, die uns auch heute noch jedes Jahr rund eine halbe Million Entlassungen kosten, durch den erneuten Zinsanstieg gewiss verstärkt werden, dürfte der im Jahr 2001 begonnene Anstieg der Arbeitslosigkeit auch im Wahljahr 2002 nur schwer abzubremsen sein. Es sei denn, man könnte die Löhne insgesamt um jene Milliardenbeträge senken, die sich das Geldkapital jedes Jahr mehr aus dem Wirtschaftskuchen heraus schneidet.
      Aber nicht nur die konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist im höchsten Maße mit den Zinsentwicklungen verbunden; auch bei der strukturellen Arbeitslosigkeit ist das zu einem guten Teil der Fall. Denn der Zwang zu Einsparungen im Lohnsektor verstärkt auch den Austausch von Menschen gegen Maschinen und damit wiederum den Trend zur Entlassung von Arbeitskräften.
      Fazit:
      Von Ausnahmen abgesehen, werden diese hier dargelegten zinsbedingten Ursachen der Arbeitslosigkeit bislang kaum angesprochen, schon gar nicht als Erklärung für das Phänomen der ständig zunehmenden Beschäftigungsprobleme. Deshalb müssen auch alle Versuche scheitern, diese Probleme auf politischer Ebene zu lösen. Auch das „Bündnis für Arbeit“ kann darum mit noch so vielen Gesprächsrunden kaum zu einer Veränderung der Gegebenheiten beitragen. Es sei denn, das bisher nicht beteiligte Geldkapital würde zu den Gesprächsrunden mit herangezogen und dazu verpflichtet, die Ausweitung seiner Ansprüche an der Entwicklung der Wirtschaftsleistung zu orientieren. Solange das nicht der Fall ist, kann das Verteilungsgleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit letztendlich immer nur durch Kürzungen der Lohneinkommen hergestellt werden. Die heute politisch angestrebte Lösung des Problems über ein entsprechend hohes Wirtschaftswachstum, ist angesichts der Umweltfolgen wie der überfüllten Märkte völlig illusorisch.
      Gleichgültig aber, ob wir das Verteilungsgleichgewicht durch Entlassungen oder Lohnsenkungen erreichen, kommt es in beiden Fällen zum Rückgang der Massenkaufkraft und damit der Nachfrage, der durch die Zinsempfänger mangels Bedarf nicht ausgeglichen werden kann. Damit bleibt nur der Rücktransfer der sich dort stauenden Kaufkraftüberschüsse über erneute Kreditausweitungen, womit sich die Gesamtproblematik ebenso weiter erhöht wie die Gefahren für die Konjunktur und die Beschäftigung.
      Helmut Creutz




      14.01.2003 Creutz
      http://www.inwo.de/ticker/news/start_1001534716.html
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 18:57:00
      Beitrag Nr. 2.876 ()
      Charttechnik
      Dax manövriert sich in eine unangenehme Lage


      27. Mai 2003 Die hoffnungsvollen Ansätze, die der Dax seit Mitte März zeigte, sind zuletzt wieder versandet. Der wichtigste deutsche Aktienindex ist aus seinem kurzfristigen Aufwärtstrend herausgefallen und damit hat sich seine Ausgangslage wieder eingetrübt (siehe Chart unten).

      Wie stark die Eintrübung ist, haben wir versucht, durch eine Umfrage bei einigen Charttechnikern in Erfahrung zu bringen. Das Fazit dabei lautet grob: Etwas Genaues über die weitere Kursrichtung läßt sich derzeit nicht mit einer verläßlichen analytischen Genauigkeit vorhersagen.

      Eingetrübte Ausgangslage

      Einig sind sich die charttechnischen Beobachter aber darin, daß sich die Situation in der Tat verschlechtert hat. So spricht Christoph Burkhalter vom Bankhaus Vontobel von einer unangenehmen Lage, in die sich der Dax hinein manövriert hat und aus der er sich bisher auch nicht zu befreien vermöchte.

      Zu einem übereinstimmenden Urteil kommen die Beobachter auch darin, daß der Marke von 3.000 Punkte eine entscheidende Bedeutung bei der momentan wieder schwieriger gewordenen Lage zugekommen ist. Rückblickend stellt Thomas Amend von HSBC Trinkaus fest: „Das Scheitern an der Hürde von 3.000 Punkten war ein Verkaufssignal.“

      Bei Kursen unter 2.700 Punkten wird es kritisch

      Für ihn kommt es nun darauf an, eine Unterstützung knapp unter 2.700 Punkten zu verteidigen, da sonst auch Notierungen von 2.500 Zählern und im Anschluß daran das bisherige Jahrestief nicht mehr allzu weit seien.

      Etwas ins Grübeln ist zuletzt auch Marcus Metz von Staud Research gekommen. Für ihn wird es kritisch, wenn der Dax unter den Unterstützungsbereich zwischen 2.740 und 2.710 Punkten sackt. Dann müßte man sich hausintern wohl oder übel von der zuletzt gültigen Vorgabe einer optimistischen Grundhaltung wieder verabschieden.

      Noch will sich Metz aber nicht ganz vom Gedanken verabschieden, daß der Dax in den Bereich von 3.300 bis 3.400 Punkten vorstoßen kann und längerfristig sogar das Zeug für einen Anstieg bis auf den Zielbereich um 3.850 Punkten hat.

      Nach Lesart der Elliot-Wave-Theorie hatte der Index nämlich zwischenzeitlich ein bilderbuchmäßiges Tief gebildet, was auf eine nachhaltige Trendwende hoffen ließ. Und der hohe Pessimismus unter den Marktteilnehmer, der an einer hohen Zahl an Wetten auf sinkende Kurse am Terminmarkt zum Ausdruck kommt, untermauere als Kontraindikator auch jetzt noch diese Bestandsaufnahme.

      Doch Metz würde fahrlässig handeln, wenn er die Gefahren negieren würde. Er räumt dann auch ein, daß sich bei einem Fall unter den genannten Unterstützungsbereich die Lage für den Dax deutlich düsterer gestalten würde. Denn dann stünden als nächstes vermutlich Kurse um 2.400 Punkte auf dem Programm.

      Chance-Risiko-Verhältnis nicht akzeptabel

      Angesichts der zweideutigen charttechnischen Konstellation scheint die abwartende taktische Vorgabe von Uwe Wagner am angebrachtesten zu sein. Der Charttechniker der Deutschen Bank kommt bei einer technischen Bestandsaufnahme zum Dax zu dem Schluß, daß das derzeit marktbeherrschende Bewegungsverhalten dynamikarm, ohne Schwungkraft und durch kurze, instabile Bewegungsschübe gekennzeichnet ist.

      Sein nachvollziehbares Fazit lautet deshalb: „Größere, strategisch ausgerichtete Neupositionierungen, egal auf welcher Seite, weisen unverändert ein nicht akzeptables Chance-Risiko-Verhältnis auf. Wir haben es weiter mit Trading-Märkten zu tun.“ Die Schiebezone veranschlagt er dabei zwischen 2.886 und 2.773 Punkten.

      Als Konsequenz bietet es sich laut Wagner weiterhin nicht an, strategisch ausgerichtete Positionierungen aufzubauen. Denn auf Grund der geringen Dynamik seien im Grunde nach Abschluß der Konsolidierung beide Kursrichtungen beim Dax drin.

      Deshalb hält er es für am sinnvollsten, erst abzuwarten für welche Seite sich der Markt entscheidet. Dabei sollte idealtypisch ein Ausbruch von Schwungkraft und Dynamik begleitet werden, bevor größere Positionierungen eingegangen werden. Bis es soweit sei, sollte der Handelsschwerpunkt höchstens durch kurzfristig ausgerichtete Trading-Positionen bestimmt sein.



      Der Chart zeigt den Kursverlauf des Dax.
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 19:00:37
      Beitrag Nr. 2.877 ()
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      Rendite-Schere macht Japans Lebensversicherern zu schaffen
      Letzte Rettung: Senkung der Garantiezinsen


      Tokio - Die japanischen Lebensversicherer stecken seit Jahren in einem Dilemma: Sie haben mehr versprochen als sie halten können. Die Gesellschaften hatten ihren Kunden Garantiezinsen auf deren Policen zugesagt, in guten Zeiten waren das fast sechs Prozent.


      Die Kapitalanlagen der Versicherer bringen aber nicht mehr so viel ein: Die bevorzugten zehnjährigen Staatsanleihen rentieren zwischen 0,6 und 0,8 Prozent, die Immobilienpreise sinken seit mehr als einem Jahrzehnt, der Nikkei lag kurz vor dem Bilanzstichtag (31. März) auf einem Zwanzig-Jahrestief. Diese auseinander klaffende Zinsschere - zwischen garantierten und tatsächlichen Renditen - beschneidet das Eigenkapital der Lebensversicherer kräftig. Im Bilanzjahr 2001 kostete dieser negative "Zinsspread" die zehn großen Lebensversicherer Japans 1,27 Billionen Yen (9,2 Mrd. Euro). Im vor kurzem abgeschlossenen Rechnungsjahr 2002 - am kommenden Freitag legen die Lebensversicherer ihre jüngsten Bilanzen vor - dürfte der Fehlbetrag kaum niedriger ausgefallen sein. Deshalb wanken in Tokio nicht nur die Banken. Die japanische Finanzaufsicht (FSA) hat nun einen Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der angeschlagenen Lebensversicherungsgesellschaften


      - auf Antrag - erlaubt, den Garantiezins für Altverträge bis auf drei Prozent zu senken. Die Beamten von Wirtschaftsminister Heizo Takenaka, der auch die FSA leitet, wollen die Bürde der Finanzkrise bei den Lebensversicherern auf mehrere Schultern verteilen: auf die Banken, die den Versicherern Kredit und Eigenkapital gegeben haben, auf die Aktionäre, die Versicherungsgesellschaft selbst und auf die Inhaber der Policen.


      Niedrige Zinsen könnten den Banken vielleicht helfen, für Lebensversicherer seien sie jedoch ein weiterer Sargnagel, meinte Graeme Knowd, ein Analyst der UBS. Der Ausblick für die Versicherungsindustrie sei trübe und der negative Zinsspread werde nicht so schnell verschwinden, sagte Knowd schon voraus, als die Institute im November ihre Halbjahresbilanzen vorgelegt hatten. Er sollte Recht behalten. Und die FSA, die zu diesem Zeitpunkt noch dementierte, über einen entlastenden Gesetzentwurf entschieden zu haben, verspürt jetzt mehr denn je den Drang, die Initiative ergreifen zu müssen. Noch ist allerdings ungewiss, ob das Parlament dem Gesetz vor der Sommerpause, die am 18. Juni beginnt, zustimmen wird. Man steckt noch in Planspielen: Was passiert, wenn ein Versicherer die Senkung der Garantiezinsen für Altverträge beantragt? Kommt es zu einer Kündigungswelle? Kann dem Versicherer dann eine Liquiditätskrise drohen? Die Dai-Ichi Mutual Life Insurance reagiert indessen mit einer Umschichtung ihres Anlagevermögens. Schon im Fiskaljahr zum 31. März 2002 hatte der zweitgrößte Lebensversicherer Japans das Volumen seiner Fremdwährungsanleihen um eine Billion Yen (7,2 Mrd. Yen) aufgestockt. bew




      Artikel erschienen am 28. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 19:10:49
      Beitrag Nr. 2.878 ()
      -----
      Trübe Aussicht für Akademiker

      Zahl der arbeitslosen Hochschulabsolventen steigt deutlich




      BONN (dpa). Für Akademiker haben sich die Beschäftigungsaussichten deutlich verschlechtert. Im Verhältnis zu allen Arbeitslosen stieg die Zahl der erwerbslosen Hochschulabsolventen im vorigen Jahr wesentlich stärker, wie die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesanstalt für Arbeit mitteilt. Die Zahl der Akademiker ohne Job lag zuletzt 23,9 Prozent höher als 2001, während bei allen Arbeitslosen der Zuwachs 5,3 Prozent betrug.

      Der Anteil der arbeitslosen Akademiker an allen Erwerbslosen erreichte nach Angaben der ZAV 5,7 Prozent nach 4,8 Prozent im Vorjahr. Damit habe sich der seit einem Jahrzehnt beobachtete abwärts gerichtete bei dieser Quote nicht mehr fortgesetzt.

      Die Zahl der bei den Arbeitsämtern angebotenen offenen Stellen für Akademiker ging in der vorigen Periode um 23 Prozent zurück, teilte die ZAV unter Verweis auf den Arbeitsmarktbericht für besonders qualifizierte Fach- und Führungskräfte mit. Zugleich sei die Zahl der Bewerber gestiegen. Bereits 2001 hatte es bei den offenen Stellen einen Rückgang um elf Prozent gegeben. Besonders hart traf es im vorigen Jahr die IT-Experten - mit Ausnahme von stark gefragten Systemprogrammierern -, für die es rund 44 Prozent weniger Angebote gab.

      Größere Chancen auf eine Einstellung hatten laut ZAV Akademiker mit guten Examina und Fachkompetenz. Arbeitgeber setzten Branchen spezifische Berufserfahrung, sichere Kenntnisse im Englischen und in gängiger Software für Bürokommunikation voraus. Sie hätten Bewerber mit breitem Fachwissen bevorzugt, die sie in konjunkturell schwierigen Zeiten flexibel einsetzen könnten.

      Fast die Hälfte der Stellenangebote entfiel 2002 auf Ingenieure (26,7 Prozent) sowie auf besonders qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe (22,2 Prozent). Es folgten Sozialarbeiter und Sozialpädagogen (12,6 Prozent) sowie Humanmediziner (7,1 Prozent).

      Zuwächse wurden für Fachlehrer an allgemein bildenden Schulen (plus 37,3 Prozent), Controller (plus 11,3 Prozent), Versicherungsfachleute (plus 9,3 Prozent) sowie Bank- und Sparkassenfachleute (plus 7,3 Prozent) verbucht.



      fr-aktuell.de

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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 26.05.2003 um 18:12:58 Uhr
      Erscheinungsdatum 27.05.2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 19:13:24
      Beitrag Nr. 2.879 ()
      Mehr Firmen streben ins Ausland

      DIHK verbucht stärkeren Trend zur Produktionsverlagerung




      BERLIN (ap). Immer mehr deutsche Unternehmen wollen Produktion ins Ausland verlagern. Fast jede vierte Firma plant in den nächsten drei Jahren einen solchen Schritt, wie eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei knapp 10 000 Unternehmen ergab. Vor drei Jahren hatte dies nach Angaben der Organisation nur jede fünfte Firma vor. Durch die mögliche Abwanderung entstünden zwischen 2003 und 2005 etwa 150 000 Arbeitsplätze im Ausland.

      Produktionsverlagerung sei nicht mehr nur ein Thema für Großunternehmen, sondern zunehmend auch für den industriellen Mittelstand, meint DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Schon jedes sechste mittelständische Industrieunternehmen plane einen solchen Schritt. Als besonders alarmierend bezeichnet er, dass im Gegensatz zu den neunziger Jahren nicht nur lohnintensive Fertigung aus Deutschland verschwinde. Der Umfrage zufolge kommen jetzt auch Betriebsteile wie Verwaltung, Forschung, Entwicklung und sogar der Sitz des Unternehmens auf den Prüfstand. Als Hauptgrund nennt Wansleben insbesondere zu hohe Steuern, Abgaben und Lohnnebenkosten sowie das starre Arbeitsrecht hier zu Lande. Viele Firmen könnten überhaupt nur noch dann Gewinne erwirtschaften, wenn sie im Ausland produzierten. Die Flucht von Unternehmen ins Ausland "werden für den Standort Deutschland zu einer ernst zu nehmenden Herausforderung", meint der Lobbyist. Dies zeigten auch die sinkenden Direktinvestitionen ausländischer Firmen in der Bundesrepublik.

      Verlagert werde die Fertigung vor allem in andere EU-Staaten sowie nach Mittel- und Osteuropa. "Zunehmend rückt auch Asien in den Mittelpunkt", sagt Wansleben. Lediglich für Branchen, deren Angebot vor allem auf den deutschen Markt zielt, spielt die Produktionsverlagerung laut DIHK eine geringe Rolle.

      Wansleben fordert die Politik auf, Konsequenzen aus den Umfrageergebnissen zu ziehen und für mehr Attraktivität am Standort Deutschland zu sorgen. Einerseits werde so der Trend zur Produktionsverlagerung gestoppt. Andererseits würden Ausländer stärker in der Bundesrepublik investieren. In jedem Fall werde dies zu mehr Beschäftigung führen.
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      hurra! es lebe die Globalisierung
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      fr-aktuell.de
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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 26.05.2003 um 18:13:03 Uhr
      Erscheinungsdatum 27.05.2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 19:33:26
      Beitrag Nr. 2.880 ()
      Dienstag, den 27. Mai 2003

      Guten Morgen!

      Der Euro auf neuem Hoch in Tokio. Gold wieder über 370 Dollar/Unze. Es ist zu bezweifeln, dass wir letzte Woche bereits die Korrektur in den Aktienmärkten gesehen haben und es diese Woche munter weiter aufwärts geht. Wir haben noch immer eine kritische Indikatoren-Lage. Der Dollar fällt. Gold zeigt Stärke. Letzteres wäre unverständlich, wenn der Markt weiter steigende Aktienkurse erwarten würde. Das „smart money“ akkumuliert Gold.

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      Das japanische Bankensystem erscheint gleichgeschaltet. Die vier grossen Banken berichten alle am gleichen Tag (gestern) über ihre Ergebnisse. Sie sagen alle für nächstes Jahr einen Gewinn voraus – das machen sie seit 1993, ohne seitdem jemals einen Jahresgewinn erzielt zu haben. Wer 10 Mal lügt, dem glaubt man auch beim 11ten Mal nicht.

      -----------

      Das folgende Chart zeigt deutlich den Ende 2000 begonnenen Schrumpfprozess ausgeliehenden Geldes in den USA. Noch ist keine Bodenbildung erkennbar. Das Überangebot an Produktionskapazitäten hält Unternehmen davon ab, Kredite aufzunehmen und zu investieren




      Die Geldmenge steigt jedoch. Wie das folgende Chart zeigt, pumpt die Fed Liqiuidität in das Bankensystem. Was aber machen die Banken damit? Das Geld wird jedenfalls nicht für die Unternehmensexpansion benutzt, sondern die Banken stecken es in Bonds oder legen es sonst wie an. Die Stimulierung der Fed greift nicht.



      Zu den Märkten.

      1,2 Mrd. Aktien wechselten am Freitag an der NYSE den Besitzer. Das Aufwärtsvolumen betrug 746 Mio., das Abwärtsvolumen 412 Mio. gehandelte Aktien. Das Aufwärtsvolumen erreichte 64% vom Gesamtvolumen.

      Der Dow schloss mit 8601,38 Punkten um 7 Zähler höher als am Vortag. Vor dem Feiertag kaum Bewegung.

      Der S&P 500 stieg um 8 auf 931,87 Punkte. Die Nasdaq schloss mit 1510,09 Punkten 0,2% höher. Die Halbleiter endeten 0,5% im Plus.

      Der Transport-Index stieg um 0,7% auf 2383,36 Punkte.

      Grösste Gewinner: Versorger, Hausbau, Biotech; Grösste Verlierer: Einzelhandel, Pharma

      Der T-Bond Future endete bei 121,09 Punkten, was einer Rendite von 4,25% entspricht.

      Crude Öl notierte gegen 22:00h in New York bei 29,16 Dollar.

      Der Dollar Index fiel auf 93,13 Punkte.

      Der Goldpreis notiert aktuell bei 371,6 Dollar/Unze.

      Silber notiert zum gleichen Zeitpunkt bei 4,65 Dollar.

      Der Gold Bugs Index HUI stieg um 2,3% auf 141,51 Punkte. Der Gold/Silber Index XAU gewann 0,2%; er endete bei 73,99 Punkten. Newmont Mining blieb unverändert und endete bei 29,59 Dollar.

      Zeitprojektionen: 28. Mai.

      Dow Jones Zeitprojektionschart



      Die Indikatoren? Der Volatilitätsindex (VIX) fiel um 1,1% auf 21,38 Punkte. Der VXN fiel um 1,3% auf 29,73 Zähler. Das Put/Call-Verhältnis endete bei 1,19 Punkten. Der bullische Prozentsatz des Nasdaq 100 schloß bei 78%. Der McClellan Oszillator endete bei plus 14,79 Punkten.

      Absacker

      Die Prawda macht sich Sorgen über eine amerikanische Militäroperation im Iran.

      http://english.pravda.ru/world/20/91/366/10083_iran.html

      Bis morgen

      Ihr Robert Rethfeld

      rrethfeld@wellenreiter-invest.de

      www.wellenreiter-invest.de

      Autor: Robert Rethfeld (© wallstreet:online AG),08:27 27.05.2003
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 21:18:30
      Beitrag Nr. 2.881 ()
      Auch Euro-Kurs birgt weitere Gefahren


      DIW: Deutschland nähert sich einer Rezession



      Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW in einer Phase der Stagnation und nähert sich einer Rezession. Das Wachstum werde 2003 nur rund 0,2 Prozent erreichen, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann am Montag bei einem Abendessen mit Journalisten in Berlin.


      Reuters BERLIN. Den Leuten gehe es noch immer zu gut, um sich darüber bewusst zu werden, dass sie in eine Rezession abgleiten, wenn das Land nicht tief greifende Strukturreformen umsetzt. Zusätzliche Rezessions- und Deflationsgefahren für die deutsche Wirtschaft berge der jüngste deutliche Anstieg des Euro-Kurses.

      „Deutschland ist in einer Phase der Stagnation und wir sind am Rande einer Rezession. Ich sehe im Moment keine hoffnungsvollen Zeichen“, sagte Zimmermann. Die Wachstumsprognose der Bundesregierung von 0,75 % in diesem Jahr bezeichnete er als „total überzogen“. Wahrscheinlicher sei eine Rate nahe Null. Selbst die Voraussage der sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, wozu auch das DIW zählt, in ihrem Frühjahrsgutachten von 0,5 % nannte er als zu optimistisch. Im zweiten Quartal werde es wahrscheinlich nahezu kein Wachstum geben, nachdem die Leitung der deutschen Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 0,2 % abgenommen habe, sagte er.

      Ohne größere Reformen des Wohlfahrtsstaates und des Arbeitsmarktes werde Deutschland als größte Volkswirtschaft der Euro-Zone in große Schwierigkeiten geraten. „Wir tanzen auf der `Titanic`, wir haben Eis in unseren Gläsern, haben den Eisberg aber noch nicht gesehen“, sagte Zimmermann. Er fügte hinzu: „Den Leuten geht es nicht schlecht genug, um Aufruhr zu erzeugen, aber wir können relativ schnell in eine Situation kommen, wo es keinen Ausweg gibt, zumindest keinen einfachen“.

      Der jüngste Anstieg des Euro habe die Gemeinschaftswährung nahe an ein Niveau gebracht, das gefährlich für die deutsche Wirtschaft sei und zudem das Risiko von Rezession und Deflation - eines anhaltenden Preisverfalls, der die Gewinne der Unternehmen aushöhlt und die Wirtschaft blockiert - erhöhe, sagte er. Kritisch werde es bei einem Euro-Kurs ab 1,30 Dollar. Das hätte erhebliche Effekte auf die Wirtschaft.

      Am Montag war der Euro auf ein neues Vier-Jahres-Hoch zum Dollar geklettert. Er notierte mit Kursen um 1,1870 Dollar nur noch knapp unter ihrem Rekordhoch von 1,1886 Dollar, das er kurz nach ihrer Erstnotierung im Januar 1999 verzeichnet hatte.

      Zimmermann bekräftigte die Forderung des DIW an die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen um einen halben Punkt zu senken, um zu helfen, die Wirtschaft anzuregen und den Euro zu stabilisieren.

      Bei ihrem jüngsten Zinstreffen hatte die EZB ihren Schlüsselzins mit 2,50 % unverändert belassen. Nach Äußerungen verschiedener Ratsmitglieder wird jedoch erwartet, dass sie im Juni den Leitzins für die Euro-Zone um 50 Basispunkte senken könnte.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 27. Mai 2003, 07:40 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 21:29:29
      Beitrag Nr. 2.882 ()
      Köhler ist "vorsichtig optimistisch"


      IWF-Chef: Schröders Reformprogramm reicht nicht aus



      IWF-Chef Horst Köhler hat die von Bundeskanzler Gerhard Schröder in der „Agenda 2010“ zusammengefassten Sozialreformen als Schritt in die richtige Richtung begrüßt, in der Summe aber als unzureichend bezeichnet.





      HB. DÜSSELDORF. „Aus meiner Sicht gehen die Vorschläge nicht weit genug“, sagte Köhler dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). Er bemängelte, dass die Finanz-Engpässe in der Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung durch Schröders Programm nicht behoben würden.

      Die Situation in Deutschland sei besonders schwierig, weil eine „konjunkturelle Schwäche“ mit „tiefgreifenden strukturellen Wachstums-Problemen“ zusammentreffe. Der IWF-Chef empfahl nachhaltige Reformen des Arbeits-, Sozial- und Steuersystems. Dadurch könne das strukturelle Haushalts-Defizit mittelfristig „auf Null“ gefahren werden.

      Insgesamt ist der IWF-Chef „vorsichtig optimistisch“ über die Konjunktur-Entwicklung in Deutschland – vorausgesetzt, der Kanzler könne seine „Agenda 2010“ ohne größere Abstriche durchsetzen. „Ich sehe derzeit noch keine Veranlassung, die IWF-Vorhersage von 0,5 Prozent Wachstum für dieses Jahr zu ändern.“


      HANDELSBLATT, Dienstag, 27. Mai 2003, 18:24 Uhr

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      Der IWF soll seine Empfehlungen für sich behalten.
      Was hat der IWF für Erfolge vorzuweisen.
      Die können nur noch alles schlimmer machen!
      :O :mad:
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 21:32:50
      Beitrag Nr. 2.883 ()
      Automarkt und Deflation

      Gestern habe ich mein neues Auto abgeholt. Was für ein Coup, mitten in der Deflation einen Neuwagen zu kaufen. Hatte ich jedenfalls gedacht. Doch die Prozente, die ich heraushandeln konnte, lagen unter der Marke, die ich beim letzten Mal, als die Konjunktur noch besser lief, bekommen habe.

      Der Händler hat jedoch noch mehr gequiekt als vorher. An Neuwagen, so hat er mir erzählt, werden heute teilweise nur noch die Zulassungsgebühren verdient. Nun gut, dann holt man sich die Differenz über die Reparaturen wieder herein, denke ich. Und dennoch ist obiger Fakt sicherlich nicht völlig von der Hand zu weisen: Die Deflation scheint derzeit nämlich bereits sehr tief im Preisgefüge implementiert zu sein. Will sagen: Die Hersteller knautschen die Preise so aus, dass für den Händler bereits von Anfang an eine deutlich geringere Spanne übrig bleibt – weswegen er selbst natürlich auch weniger Rabatte gewähren kann.

      Was also auf den ersten Blick danach aussieht, als ob die Preisnachlässe wieder rückläufig wären, lässt jedoch auf den zweiten Blick erkennen, dass diese vielmehr bereits Teil des Systems geworden sind.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 21:35:25
      Beitrag Nr. 2.884 ()
      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe
      ++ Zu hoher Optimismus ++

      Von Claus Vogt

      Dow Jones Industrial Average

      Ob das von uns Ende April bereits erwartete baldige Ende der Bearmarket-Rallye bereits eingetreten ist oder erst bevorsteht, ist derzeit noch nicht zu entscheiden. Kurioserweise hat der Index sein damaliges Niveau wieder erreicht. Zwischenzeitlich konnte er in der Spitze knapp 3 Prozent zulegen. Dieses doch sehr langweilige Auf-der-Stelle-treten führte erstaunlicherweise nicht etwa zu einer Abkühlung der Sentiment-Indikatoren, sondern ganz im Gegenteil zu einer außergewöhnlich optimistischen Stimmung. Steigender Optimismus in Zeiten seitwärts laufender Märkte ist ungewöhnlich und negativ. Kurzfristig ist der Index aus einer mehrwöchigen Keilformation nach unten ausgebrochen. Idealerweise hat er mit diesem Ausbruch das Ende der Bearmarket-Rallye markiert und seinen langfristigen Abwärtstrend wieder aufgenommen. Er befindet sich oberhalb seiner mittlerweile nicht mehr fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie, die somit als mögliche Unterstützung unbedingt halten sollte, wenn die Bullen mit ihrem Szenario rechtbehalten wollen. Wir erwarten das allerdings nicht. Wir halten die Wahrscheinlichkeit eines schnellen Abrutschens auf die Unterstützungslinie bei rund 8.000 Zählern für sehr hoch. Diese sollte dem von uns prognostizierten Kursrückgang jedoch höchstens kurzfristig die Stirn bieten können, bevor es zu einem Test der März- beziehungsweise Oktobertiefs kommt. Unser Gesamtmodell ist deutlich negativ, und die technische Marktverfassung ist extrem überkauft. Daraus ergibt sich nach unserer Lesart eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen mehrwöchigen, wenn nicht gar mehrmonatigen Kursrückgang, in dessen Verlauf wir ein Unterschreiten der Oktobertiefs erwarten. Als nächstes Kursziel im langfristigen Bärenmarkt sehen wir weiterhin das Niveau um 6.500 Punkte. Lediglich ein von uns als extrem unwahrscheinlich gesehener dynamischer Ausbruch über 9.000 Punkte würde uns von diesem bearishen Szenario Abstand nehmen lassen, aufgrund unseres Modelles jedoch vermutlich nur für wenige Wochen. Das Aufwärtspotential für diesen unwahrscheinlichen Fall sehen wir bei etwa 10.500.

      S&P 500

      Auch der S&P 500 notierte in der Spitze lediglich 3 Prozent höher als am Ende des vergangenen Monats. Das unterstreicht natürlich das hinsichtlich der Sentiment-Indikatoren bereits Gesagte. Allerdings ist dieser Index seinen Hochpunkten von August und Dezember 2002 sehr nahegekommen. Der für eine bullishe Interpretation zwingend notwendige dynamische Ausbruch über dieses Niveau hat - bisher zumindest - wie von uns erwartet nicht stattgefunden. Auch hier sehen wir kurzfristig eine Keilformation, die von den Umsätzen und zahlreichen Indikatoren in ihrer Interpretation klar unterstützt wird. Zwar ist es auch hier für eine endgültige Aussage noch zu früh, aber wir halten die Wahrscheinlichkeit für sehr hoch, daß diese Keilformation das Ende der Bearmarket-Rallye markiert hat. Die 200-Tage-Durchschnittlinie hat auch in diesem Index aufgehört zu fallen, und der Index befindet sich darüber. Damit hat sich die charttechnische Situation natürlich verbessert. Wir rufen unseren Lesern in Erinnerung, daß wir unserem Gesamtmodell immer den Vorrang einräumen und der Charttechnik lediglich eine untergeordnete Hilfsfunktion zugestehen. Zunächst erwarten wir einen Rückgang in die Nähe der 200-Tage-Durchschnittlinie und anschließend einen Test der Untergrenze der mehrmonatigen Formation. Wir rechnen weiterhin in den nächsten Monaten mit einem Unterschreiten der in diesem Bärenmarkt bisher erreichten Tiefs und halten an unserem Kursziel von 680 bis 650 Zählern fest.

      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe
      ++ Nasdaq Composite ++
      Weiterhin deutliche relative Stärke zeigte sich an der Nasdaq. Dieser Index befindet sich deutlich über seiner – steigenden - 200-Tage-Durchschnittlinie. Das Umsatzverhalten und zahlreiche technische Indikatoren lassen uns aber auch hier weiterhin an der von den Bullen vorgebrachten These eines neubegonnenen Bullenmarktes zweifeln. Aber selbst für diesen optimistischen Fall halten wir aufgrund unseres Modells einen Kursrückgang in den Bereich von 1300 bis 1350 Zählern für wahrscheinlich. Dort befindet sich eine kurzfristige Unterstützungszone, eine kurzfristige Aufwärtstrendlinie, die das Oktober- mit dem Märztief verbindet, sowie die steigende 200-Tage-Durchschnittlinie. Aufgrund unseres Modelles in Kombination mit der extremen fundamentalen Überbewertung und der sehr hohen Insiderverkäufe in diesem Marktsegment halten wir aber die Wahrscheinlichkeit eines sehr viel weitergehenden Kursverfalles für sehr hoch. Konsequenterweise rechnen wir mindestens mit einem Test der Oktobertiefs bei rund 1100 Zählern und wären in keiner Weise überrascht, wenn diese Marke in den nächsten Monaten unterschritten würde.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 21:42:39
      Beitrag Nr. 2.885 ()
      Das alte Spiel

      von Jochen Steffens

      Ja, was machen die europäischen Börsen heute morgen, nachdem gestern keine Impulse seitens der amerikanischen Indizes kamen? Na das, was der allgemeinen Stimmung hier entspricht: Sie fallen! Ich habe so dass Gefühl, das gerade mal wieder einfach nur ein paar Anleger aus dem Markt getrieben werden sollen, da die Märkte heute morgen über die Futures nach unten gezogen wurden. Das alte Spiel. Wenn es so sein sollte, hat es sicherlich gut funktioniert. Selbst das letzte Tief vom 21.05.03 bei 2773 wurde unterschritten. Das dürfte den Bullen arg zugesetzt haben. Denn wenn kurz nach der Eröffnung der Amerikaner der Markt hochschnellt und allen eine lange Nase zeigt, dann dürften die meisten dieser Bullen bereits verkauft haben. Die US-Zahlen um 16 Uhr werden dabei heute die entscheidenden Impulse geben. Auch wenn die Zahlen nicht wirklich so wichtig sind, ist es doch alles, an was sich die Amerikaner nach diesem langen Wochenende halten können.

      Es würde mich also nicht wundern, wenn wir heute an den europäischen Märkten die vorläufigen Tiefs für diese Woche gesehen haben. Der heutige Tag wird über den Verlauf dieser Woche entscheiden.

      Der Euro stand heute auf Allzeithoch: 1,1910 Dollar. Ich habe nun meine zweite und letzte Short-Position (auf fallende Kurse gerichtete Position) gekauft. Nun bin ich, wie angekündigt und beschrieben, zu gleichen Teilen Long wie Short. Der Markt kann nun machen was er will und ich verliere nichts, aber ich gewinne auch nichts. Ich hoffe aber, dass der Euro nun langsam in eine deutlichere Konsolidierung einschwenkt. Denn jeder weitere Anstiegt geht nun auf Kosten der Gewinne meiner Langfristposition. Zwar kann ich keinen Verlust machen, aber ich will schließlich verdienen.

      Kommen wir noch einmal kurz zum Gold. Was muss ich in den letzten beiden Tagen lesen? Gold solle sein vorläufiges Hoch gesehen haben? Solche Aussagen sind vermehrt in verschiedenen Börsenmedien zu lesen. Bis jetzt gehe ich noch von einer einfachen Konsolidierungsformation aus. Sollte ich jedoch eine Topformation erkennen, werde ich Ihnen natürlich sofort Bescheid geben.

      Zu den heutigen Zahlen:

      Um 16.00 Uhr wurde das US-Verbrauchervertrauen für Mai 2003 veröffentlicht. Das Ergebnis lag mit 83,8 nach 81,0 in den Erwartungen. Viel beachtlicher jedoch waren die US-Zahlen zu den Verkäufen neuer Häuser für April 2003. Trotz Immobilienblase stiegen die Hausverkäufe auf 1,028 Mio. nach 1,011 Mio. Erwartet wurden lediglich 980.000 bis 995.000 verkaufte Häuser. Aber auch die US- Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser überraschte positiv: Sie lagen bei 5,84 Mio. Erwartet wurden 5,70 bis 5,80 Mio. verkaufte Häuser nach zuvor 5,53 Mio. Diese Zahlen führten zu heftigen Käufen an den amerikanischen Indizes. Wenn es stimmt, dass häufig der Wochenanfang den Verlauf der Woche vorgibt, ein positives Zeichen.

      Oh, ich hatte es geahnt. Die amerikanischen Bullen geben noch nicht auf, das Spiel kennen wir seit Wochen. Natürlich treibt es nun auch die europäischen Märkte nach oben. Diejenigen, die im Tief verkauft haben, werden weichgekocht und springen wieder auf den fahrenden Zug. Von der Bärenkoppel auf die Bullenkoppel. Fast 100 Punkte treibt es den Dax nach oben. Das passiert, wenn alle gleichzeitig durch das Gatter wollen. Verrückt!

      Sollten die amerikanischen Indizes klar im Plus schließen, dann erwartet uns ein positiver Wochenverlauf. Heute hat die Börse wieder einmal die letzte Woche genannte These bewiesen: Die Börse verhält sich so, dass die meisten Anleger Geld verlieren.

      Ich habe mir gerade noch einmal den Dax-Tageschart (Candlesticks/Barchart) angeschaut. Deutlich erkennt man nun, dass sich die Tiefs seit dem Hoch bei 3168 Punkten am 7.5.03 abflachen. Man kann sogar eine kleine Rundung erkennen, wenn man die Bewegungstiefs verbindet. Das sind erste Anzeichen für ein mögliches Doppeltop auf 3168 Punkten. Aber dazu dann morgen mehr. Wie gesagt, es kommt viel auf den heutigen Verlauf an.
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      468 % Plus mit einer Pleite-Aktie

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Der große US-Onlinebroker Charles Schwab hat berichtet, dass die durchschnittlichen Umsätze der Kunden Anfang Mai um ca. 18 % gestiegen sind. Es gibt noch weitere Zeichen für den wachsenden Optimismus der Kleinanleger. Die riskanten Small Caps (kleinere Aktien) sind deutlich stärker als die Blue Chips (Standardwerte) gestiegen, während die "Penny Stocks" besonders favorisiert wurden.

      Nehmen Sie AMR, die Mutter der amerikanischen Fluglinien. Am 11. März stand AMR bei 1,25 Dollar. Wenig später legte die Aktie dieser praktisch bankrotten Fluglinie 468 % auf 7,10 Dollar zu, was der Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von über 1 Mrd. Dollar gibt. Die Aktien von AMR sind wahrscheinlich noch nicht einmal 1,25 Dollar wert, aber die Spekulanten lieben die Idee, dass dieser Fluglinien-Gigant von den Toten wiederauferstehen könnte.

      Dieser spekulative Anstieg der letzten Wochen hat sicherlich vielen Gewinne gebracht, aber ich denke, dass es die Kurse sehr schwer haben werden, dieses erreichte Niveau zu halten. Auf den Schultern der Unternehmen lasten Berge von Schulden und Pensionverpflichtungen. Mit anderen Worten – die Rally der AMR-Aktien reflektiert mehr Hoffnung als Sicherheit – was typisch für die aktuelle Rally ist.

      Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch viele Bären ... was gut für die Aktienkurse sein könnte. Es sieht so aus, als ob die US-Börsenaufsicht (SEC) entschieden hat, dass Hedgefonds doch gar nicht so schlecht sind. Sie könnten sogar das Ding sein, in das jeder Investor investieren sollte.

      Vor drei Jahren, als die Kurse fast jeden Tag stiegen, waren Hedgefonds und Leerverkäufe für die meisten Anleger – und die Börsenaufsicht – fast ein Sakrileg. Im besten Fall wurden diese Aktivitäten als Fehlinvestitionen angesehen.

      Aber die Welt hat sich geändert, und auch die US-Börsenaufsicht SEC hat sich geändert. Ein brutaler 3jähriger Bärenmarkt hat die normalen Aktienfondskäufer unter einem Berg von Spekulationsverlusten begraben. Aber die Käufer von Hedgefonds konnten ein paar Gewinne einfahren.

      Die Ironie daran ist es, dass es jetzt dieselbe Börsenaufsicht ist, die vor wenigen Jahren noch Hedgefonds verteufelt hatte, die heute die Öffentlichkeit in die Hedgefonds "jagen" möchte. "Die SEC hat im letzten Jahr begonnen, die Hedgefonds-Industrie mit einem Volumen von 600 Mrd. Dollar genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gab Bedenken, dass diese nur für reiche Investoren offen standen", so Erin Arvedlund vom Barron`s Magazin. "Aber das Ergebnis ( ...) war, dass die Bedenken unbegründet waren. Anstatt den Zugang zu begrenzen, wurde von der SEC gefordert, ihre Regulierungen fallenzulassen, damit die Hedgefonds mehr Freiheit bei der Durchsetzung ihrer Tradingstrategien hätten."

      "Statt den Hedgefonds mehr Regeln aufzuerlegen", so Arvelund, "werden die Regulierer wahrscheinlich den normalen Aktienfonds eine besondere Klasse von Absicherungsgeschäften ermöglichen ... die SEC könnte entsprechende Handelsbeschränkungen für die normalen Fonds streichen."

      Ich will nicht zynisch sein, aber ich wäre nicht verwundert, wenn es bei den normalen Aktienfonds eine Welle der "Absicherungsgeschäfte" geben würde, so ca. im Jahr 2005 ... wenn der Dow Jones auf 3.000 Punkte gefallen wäre!

      Bis dahin ist es meiner Meinung nach eine gute Idee, seine Investments am Aktienmarkt schon jetzt abzusichern.

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      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 22:16:55
      Beitrag Nr. 2.886 ()
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 22:18:33
      Beitrag Nr. 2.887 ()
      Kreditvergabe

      Die Knauser aus Frankfurt


      Unternehmen und Selbstständige haben es zunehmend schwerer Kredite von ihren Hausbanken zu erhalten. Nach einer Studie des RWI verhalten sich insbesondere die Großbanken sehr restriktiv.




      Die Frankfurter Skyline mit den Banken: Europäische Zentralbank (EZB), Dresdner Bank, DG.Bank, Commerzbank, Deka-Bank, Landeszentralbank Hessen, Deutsche Bank und Citiebank (von links).







      Die Kreditnachfrage habe im zweiten Halbjahr 2002 das Angebot deutlich überstiegen, berichtete das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Diese „Kreditklemme“ führe unter anderem dazu, dass Unternehmen weniger investierten. Dies verschlechtere die wirtschaftliche Lage Deutschlands auf längere Sicht.

      Das RWI untersuchte die Quartalszahlen der Jahre 1992 bis 2002. Demnach verhielten sich vor allem die Großbanken bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige zurückhaltender als die Geldinstitute des öffentlich-rechtlichen Sektors



      Stabile Aktienkurse bringen Besserung
      Die Ursache für die eingeschränkte Kreditvergabe sah das RWI vor allem im Verfall der Aktienkurse, der die Ertragslage der Banken verschlechtere und zu einem Einbruch beim Investmentbanking geführt habe.

      Auch die Neugestaltung der Eigenkapitalregeln für die Geldinstitute sei möglicherweise für die verhaltene Kreditvergabe verantwortlich. „Da die Banken in Zukunft mehr Eigenkapital benötigen, vergeben sie ihre Kredite eventuell zögerlicher“, interpretierte das Institut die Ergebnisse.

      Eine Entspannung sei durch stabilere Aktienkurse zu erwarten. Zu einer grundlegenden Besserung werde es jedoch voraussichtlich erst im Zuge der Strukturanpassungen im Bankensektor kommen. Auch die jüngst diskutierte Initiative der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und einiger Großbanken, einen Teil der Kredite zu „verbriefen“ und so die Bilanzen zu entlasten, könnte die „Kreditklemme lösen“.

      (sueddeutsche.de/AP/dpa)
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 22:22:40
      Beitrag Nr. 2.888 ()
      Mietautos

      Sixt legt den 5-Euro-Köder aus

      Der Autovermieter Sixt will mit der neuen Billigmarke "Sixti" mehr Privatkunden gewinnen: Der Smart soll bereits ab fünf Euro pro Tag zu haben sein.




      Des Kostenbewusstsein der Bürger erfordert billige Angebote.
      Quelle: AP


      Für bereits acht Euro Tagesmiete solle auf dem deutschen Markt ein Ford Focus angeboten werden, kündigte Sixt am Dienstag in München an.

      Die Fahrzeuge der neuen Discount-Marke können den Angaben zufolge nur über Internet oder Telefon gebucht werden und müssen vom Kunden vollgetankt und gereinigt zurückgegeben werden. Das neue Angebot gilt bereits am (morgigen) Mittwoch in Deutschland zunächst in den sechs Großstädten München, Frankfurt, Hamburg, Berlin, Köln und Düsseldorf sowie am Flughafen Niederrhein.

      Auch in Österreich, Schweiz, Frankreich und Großbritannien wird zeitgleich der Betrieb aufgenommen, insgesamt stehen 22 Stationen zur Verfügung.



      Schwarze Zahlen bereits für nächstes Jahr angepeilt
      Vorstandschef Erich Sixt betonte, dass mit dem neuen Angebot kaum nennenswerte Anlaufkosten verbunden seien, da bestehende Vermietstationen leicht umgerüstet werden könnten. Bereits im kommenden Jahr solle die Tochter schwarze Zahlen schreiben.

      Mit der neuen Marke solle eine Gruppe von Privatkunden erschlossen werden, die bisher nur selten zu Leihwagen greife. „Somit gibt es eine klare Abgrenzung zu unserem klassischen Autovermietgeschäft mit dem Schwerpunkt Geschäfts- und Firmenkunden“, sagte Sixt.

      Die Discountmarke entspräche dem aktuellen „Low-cost-Zeitgeist“ und sei eine gute Ergänzung des Konzerns. Der Firmengründer kündigte eine große Werbekampagne für die neue Marke an.

      Laut Branchenbeobachtern reagiert der Konzern damit auch auf eine wachsende Zahl von Billiganbietern, die auf den deutschen Markt drängen.



      Quartalszahlen
      Sixt gab zudem die Geschäftszahlen für das erste Quartal bekannt. Die ersten drei Monate seien für den Konzern branchenüblich traditionell schwach verlaufen, erklärte Sixt.

      Das Unternehmen habe seinen Umsatz aber vor allem mit Fahrzeugverkäufen um 18 Prozent auf 559 Millionen Euro steigern und im Vorjahresvergleich mit einem Gewinn von 0,3 Millionen Euro vor Steuern wieder schwarze Zahlen schreiben können (Vorjahr: Minus 0,5 Millionen Euro).

      Das Vorsteuerergebnis habe um 0,8 Millionen Euro verbessert werden können und liege damit wieder in der Gewinnzone.



      Dienstwagenbesteuerung
      Sixt machte die Diskussion um eine höhere Dienstwagenbesteuerung dafür verantwortlich, dass das Leasinggeschäft beim Umsatz um zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen habe, der Gewinn in der Sparte sank von 2,2 auf 1,7 Millionen Euro.

      Im Kerngeschäft Autovermietung ging der Umsatz um 2,6 Prozent auf 144,6 Millionen Euro zurück und schlug sich mit einem Verlust von 0,8 Millionen Euro auf das Ergebnis nieder.

      Stark angestiegen sei dagegen der Verkauf von Fahrzeugen aus dem Vermietungsbestand, die nach einer üblichen Benutzungsdauer von sechs Monaten aussortiert würden. Hier kletterte angesichts einer vergrößerten Fahrzeugflotte der Umsatz um ein Drittel auf knapp 350 Millionen Euro.

      Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr wollte Sixt angesichts der unsicheren internationalen Wirtschaftsbedingungen nicht abgeben.

      Allerdings könne das Unternehmen mit seiner flexiblen Fahrzeugflotte auf negative Konjunkturentwicklungen sehr kurzfristig reagieren.

      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 22:34:29
      Beitrag Nr. 2.889 ()
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      Volle Panik auf der Titanic

      Goedart Palm 26.05.2003
      Agenda ohne Steuermann - das trunkene Schiff BRD in den Strudeln der Demokratie


      "Hitler brauchte weder auf Unternehmerverbände noch auf Gewerkschaften Rücksicht zu nehmen, er konnte beide in der ´Deutschen Arbeitsfront´ zusammenzwingen und damit lahm legen, und er konnte jeden Unternehmer, der ungenehmigte Auslandsgeschäfte machte oder die Preise seiner Ware erhöhte, ebenso ins KZ sperren wie jeden Arbeiter, der Lohnerhöhungen verlangte oder gar dafür zu streiken drohte", merkte Sebastian Haffner zum deutschen Wirtschaftswunder nach 1933 an. Auch wenn die faschistische Rosskur jener Tage schließlich in der totalen Katastrophe mündete und nicht allein aus diesem Grunde indiskutabel ist, gerät man im Angesicht der gegenwärtigen politischen Bewegungsstarre ins Grübeln.






      Die Bundesrepublik verliert in dramatischer Weise ihre Handlungsfähigkeit, während der Politikapparat zwangsoptimistisch von Agenda 2010 Der milde Mut zur Besserung) oder Akutprogramm (CSU) redet. Die gegenwärtige Krise verrät vor allem eins: Staat und Gesellschaft sind nicht mehr in der Lage, ihre Kräfte sinnvoll zu bündeln und auf ein gesamtgesellschaftliches Ziel zu richten.





      Das politische System ist heillos überfordert, divergente gesellschaftliche Interessen in einer gemeinsamen Agenda zu integrieren. Kanzler Schröder steht unter Hochdruck, noch bis zum Parteitag wenigstens seinen linken Flügel zu bändigen, um seine uralten Versprechungen doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Die ständigen Rücktrittsdrohungen des strapazierten Agenda-Chefs sind eines der deutlichsten Symptome, dass das ökonomische Katastrophenmanagement in dieser Demokratie nicht mehr funktioniert. Die Rücktrittsforderungen der Opposition umranken diesen Befund, ohne deshalb schon wie Guido Westerwelle glauben zu müssen, lediglich die Koalition befände sich in einem Auflösungsprozess. Denn im Grunde glaubt doch niemand, die Opposition würde nun leichten Fußes den Weg aus dem Tal der Tränen finden, zudem die Rezepte von Regierung und Opposition nicht allzu weit auseinanderliegen.

      So mag sich die Union jetzt zwar über die Avancen der Gewerkschaften freuen, jenseits der Schröder-Agenda einen gerechten Kurs gegen Sozialdemontage und alles kommende Elend zu finden. Doch diese seltsame, konservativ-klassenkämpferische Partnerschaft dürfte keine Zukunft haben, wenn irgendwann die machttaktischen Gründe für die Opposition wegfallen sollten, Schröders Regierung loszuwerden.

      Der Staat wankt. Das vor wenigen Tagen verkündete 126-Milliarden-Haushaltsloch des Bundes - ohnehin inzwischen eine korrekturbedürftige Zahl unter Vernachlässigung der Konjunkturprognose - ist eine Katastrophe, die schon bald dazu führen wird, dass immer elementarere Staatsaufgaben von dieser oder jener Agenda gestrichen werden. Staatliche Leistungen für den Bürger werden auf Notprogramme schrumpfen. Der öffentliche Raum, Straßen, Plätze und unzählige Gemeinschaftseinrichtungen werden die öffentliche Armut schon bald so augenfällig demonstrieren, dass sich die Bundesrepublik im Spiegel ihrer Tatsachen selbst nicht mehr wieder erkennt. Vor allem aber wird der Sozialstaat zur Titanic einer ganzen Gesellschaft, wenn die sozialen Sicherungssysteme, Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung, vollends wegbrechen.


      Die unsolidarische Gesellschaft


      Immer stärkere Solidaritätseinbrüche gegenüber diesem abgewirtschafteten Gemeinwesen werden die Folge sein, sofern überhaupt je in der Bundesrepublik Solidarität bestanden hat, die diesen Namen verdient. Denn die Solidarität in den fetten Jahren war doch zumeist nichts anderes als die nicht allzu sehr schmerzliche Umverteilung des Steuerstaats. Oder - ganz kostenfrei - Sonntagsreden mit oder ohne Lichterkettenromantik. Solidarität in echten Krisenzeiten muss dagegen in einer anderen Währung gezahlt werden.

      Ohne begründete Hoffnung auf eine erträgliche Zukunft ist niemand bereit, einen hohen Preis für andere zu zahlen. Doch Optimismus ist in diesem Gemeinwesen, das doch angeblich nur vom rechten Impuls, von geistig-moralischen Wenden (gestern Kohl, heute wieder Westerwelle) abhängig ist, nicht mehr vermittelbar. Jene gemeinschaftsseligen Zeiten der Trümmerfrauen sind endgültig vorbei, wo jeder/jede beherzt zupackte, ohne lange zu fragen, ob auch wirklich der eigene Vorteil daraus entspringt. Hans Eichel redet nicht viel anders als der Kanzler von "gemeinsamer Kraftanstrengung", als würde das gesamte Gemeinwesen ein Problem anpacken. Stattdessen gewinnen Partikularinteressen, Gruppenegoismen und irreales Besitzstandsdenken immer stärker die Oberhand auf dem sinkenden Luxusliner von einst.

      Das Problem der Staats- und Wirtschaftsmisere ist längst nicht der Mangel an Rezepten, sondern die nicht mehr herzustellende Einigkeit, wie zu handeln ist, ohne das tradierte Selbstverständnis der diversen Interessengruppen so zur Disposition zu stellen wie den maroden Staatshaushalt selbst. Denn vielleicht noch nie so sehr wie heute sprudeln die Rezepte der Wirtschaftsweisen aller Sorten, der kritischen Bescheidwisser, der fröhlichen Dilettanten, wie nun die Reform bzw. die Reform der Reform ad infinitum auszusehen hätten.

      Da die Politik die Wirtschaft nicht sanieren kann, sondern nur die Wirtschaft sich selbst (Niklas Luhmann), müssen wohl Steuern und Lohnnebenkosten gesenkt werden, um Investitionen und Konsum anzustacheln ( Rolf Peffekoven). Und das wiederum setzt voraus, dass der Staat seine Ausgaben reduziert, den Haushalt also konsolidiert, um nicht völlig in der Kreditaufnahme zu versumpfen.

      Das sind, am Alter der Bundesrepublik gemessen, ohnehin uralte Erkenntnisse: Schon Ludwig Erhard erläuterte 1957 sein Programm "Wohlstand für Alle" als eine enge Abstimmung von Wirtschafts- und Sozialpolitik, in der staatliche Versorgungsleistungen einer leistungsfähigen Wirtschaft unterstellt werden müssten. Allein wer richtet die Verhältnisse diesmal, um diesen Erkenntnissen oder noch besseren Weisheiten beherzte Taten folgen zu lassen?


      Paradoxien des gewerkschaftlichen Selbstverständnisses


      Hier geht es nicht allein um parlamentarische Mehrheiten, die durch Abstimmung zu erzielen wären, sondern um einen Konsens, den alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen auch jenseits des Parlaments tragen müssten. Die immer größere Distanz der Gewerkschaften zu der früheren Partei ihres Vertrauens, die nun regiert, ist symptomatisch für die Risse, die sich inzwischen kreuz und quer durch diese Gesellschaft ziehen.

      Regierung und Opposition sind sich über den öffentlichen Sparkurs zumindest tendenziell einig. DGB-Chef Sommer sieht das fundamental anders, weil er die Gewerkschaften für das "letzte Bollwerk des Sozialstaats" hält. Halten muss! Nur, eine Erklärung, wie lange dieses Bollwerk der elendig wachsenden Staatsverschuldung noch standhält, vermag auch er nicht zu geben. Vor allem aber machen die Paradoxien effektiven Handelns auch vor solchen Appellen längst nicht mehr Halt: Die rigide Gewerkschaftspolitik führt zu Solidarisierungen von Unternehmensführungen und Belegschaften an der Interessenvertretung der Gewerkschaften vorbei. Was nützen schon Tarifabschlüsse, wenn ein Betrieb schließlich in die Insolvenz geht?

      Die inzwischen auch intern zerstrittenen Gewerkschaften sind in der Sackgasse ihres Politikverständnisses angelangt. Denn welche Rolle würden Gewerkschaften noch spielen, wenn sie ihre Politik umstellen und etwa Lohnkürzungen fordern würden, um langfristig die Arbeitsmenge zu vergrößern und damit die Kaufkraft? Wie weit es gekommen ist, belegen die Ankündigungen von IG-Metall-Chef Zwickel, nun die CDU/CSU zu umwerben, um gewerkschaftstreue Sozialvorstellungen zu realisieren. Die Hoffnung auf einen Sieg über die Arbeitslosigkeit wird ohnehin immer vergeblicher, weil der Vormarsch von Maschinen und die Automatisierung nicht nur im Industrie-, sondern auch im Dienstleistungssektor unaufhaltsam ist.

      Die Kollisionen gesellschaftlicher Machtgruppen sind längst keine Frage persönlicher Irrtümer, sondern das deutliche Zeichen, dass diese Gesellschaft als wirtschaftliche und soziale Schicksalsgemeinschaft nicht so steuerbar ist, wie es uns die vollmundigen Verkündungen diesseits und jenseits der Regierung einflüstern wollen. Gerade das Prinzip organisierter Interessen, das auch im Angesicht der Katastrophe unbeirrt an Gruppenegoismen festhält, ist als Krisenmanagement völlig untauglich.

      Die klassische Politik der lauen Rücksichtnahme, es allen "irgendwie" recht zu machen, mag in Zeiten wirtschaftlicher Prosperität akzeptabel bis finanzierbar sein. In Zeiten der Krise wird sie zum suizidalen Fatalismus einer ganzen Gesellschaft. Wir haben uns an eine Politik gewöhnt, ob nun im Parlament oder außerhalb in den Verbänden, die keine unpopulären Maßnahmen ungestraft ergreifen darf. Im Angesicht von Rezession und Deflation wird diese Unentschiedenheit schließlich von den Verhältnissen überrannt.

      Die bundesrepublikanische Demokratie hat es zwar wie wenige zuvor geschafft, die gesellschaftliche Machtverteilung - bei allen Schwächen im Übrigen - halbwegs erträglich auszutarieren. Doch für den Ausgleich gesellschaftlicher Interessen im Rahmen des Arbeits-, Wirtschafts-, und Sozialsystems gibt es weder eine Instanz noch beflügelt der systemtheoretische Glaube, dass schließlich doch auf die Selbstorganisation der gesellschaftlichen Interessen zu bauen ist.


      Neoliberalistische Fiktionen


      Im Grunde geht es bei dieser Krise weniger um wirtschaftliche und soziale Rezepturen, als um die Offenbarungserklärung eines gesellschaftlichen Betriebssystems. Nur ist kein anderes in Sicht. Der keck gewordene Neoliberalismus schwadroniert von der Tatkraft des Einzelnen, die nicht vom Sozialstaat zugeschüttet werden dürfe. Dabei hat dieser Liberalismus, der heute vor allem bei der FDP programmatisch wird, immer geflissentlich übersehen, dass Gesellschaften wie die BRD gerade durch die Zügelung von Einzelinteressen und unternehmerischem Geist wirtschaftlich stark geworden sind.

      Wenn jeder eine Ich-AG bildet bzw. vollends paradox Arbeitnehmer sich als Arbeitgeber verstehen sollen, würden global konkurrenzfähige Wirtschaftsstrukturen, die sich über Ein-, Über- und Unterordnung strukturieren, gar nicht möglich sein. Die völlig schwerelose Manie, Unternehmen zu gründen, an die Börse zu bringen und dann zu verschwinden, haben wir im Start-up-Fieber erlebt. Die neoliberale Fetischisierung der Eigenverantwortlichkeit, die weder "neo" noch "liberal" ist, provoziert unerfüllbare Perspektiven für den Einzelnen und würde zudem einen realistischeren Sozialstaat als den gegenwärtigen völlig demontieren.

      Der Kritiker der "deformierten Gesellschaft", Meinhard Miegel, dem eine staatsferne Selbsthilfegesellschaft der Bürger vorschwebt, verkennt, dass Solidarität ohne staatliche Zwänge zwar dynamischer sein mag, aber solche Dynamiken ein unabsehbares Potenzial an Ungerechtigkeit bergen. Eine verantwortungsbereite Bürgergesellschaft ohne staatlichen Druck und Unterstützung bleibt eine ideologische Konstruktion, die allenfalls zur Kritik an den gegenwärtigen Zuständen geeignet sein mag, aber längst kein hoffnungsträchtiges Konzept für die Zukunft birgt. Die dem verbundene Mentalitätskritik der üblichen Art, die Deutschen wollten sich nicht mehr anstrengen, gehört ohnehin zum Wissen der Stammtische ( Vom Menschenrecht auf Faulheit). Auch Gewerkschafts-Bashing allein vermag keine Lösungen zu spenden, wenngleich DGB-Chef Sommers Mahnung zur verräterischen Selbstbeschreibung wird: "Der soziale Friede ist immer dann gefährdet, wenn es große gesellschaftliche Gruppen gibt, die auf ihn pfeifen."


      Vollzieht sich jetzt im kapitalistischen System ein Krisentypus, für den keine Mittel zur Bewältigung bereitstehen?


      Die Verhältnisse sind bleiern, weil diese Gesellschaft weder eine Universalisierungsinstanz ihrer Interessen noch eine Selbststeuerung auf der Ebene des Gesamtsystems (Niklas Luhmann) besitzt. Unser alltägliches Krisengerede, die Rufe nach Steuerung sind vielleicht längst nicht radikal genug. Muss der Grad der Betroffenheit noch weiter wachsen, bis auch die Reflexion der Zustände so radikal ist, wie es die Zustände bereits sind? Oder ist das auch nur eine Variante von "schwarzmalerischem Herdenjournalismus", den Helmut Schmidt dieser vermeintlich selbstmitleidigen Gesellschaft vorwirft?

      Immerhin flüstert uns auch des Altkanzlers nietzscheanisch eingefärbter Begriff ein, dass rigorosere Herrschaftsformen als die von Partikularinteressen perforierte Demokratie notwendig sein könnten, das über uns hereinbrechende Chaos aufzuhalten. Womit wir wieder am Ausgangspunkt unserer Überlegungen wären und nur um ein Dilemma reicher.

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 27.05.03 22:51:07
      Beitrag Nr. 2.890 ()
      plusminus Kompakt





      Autor: Holger Balodis


      Lebensversicherer in der Krise

      Sinkende Börsenkurse haben den deutschen Lebensversicherern noch mehr zugesetzt als bislang bekannt. Auf über 100 Milliarden Euro beziffert der Brancheninformationsdienst MAP-Report den Gesamtschaden. Allein Marktführer Allianz soll mit über 21 Milliarden Euro betroffen sein.
      In ihren Bilanzen weisen die Versicherer das volle Ausmaß des Börsendesasters aber noch nicht aus. Sonst wäre die Anlagerendite vieler Gesellschaften negativ. Die Sparbeiträge der Kunden haben sich an der Börse teilweise in Luft aufgelöst, statt sich zu verzinsen.

      http://www.daserste.de/plusminus/beitrag.asp?iid=63
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 00:08:52
      Beitrag Nr. 2.891 ()
      27.05. 22:12
      Gipfelstürmer auf 52-W-Hochs
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Eine Renaissance der Internetaktien scheinen die Gipfelstürmer Amazon.com, Yahoo und Ebay heute eingeleitet zu haben. Alle drei ehemaligen Anlegerlieblinge stürmten auf neue 52-Wochenhochs vor und erfreuten ihre Anleger mit kräftigen Kursgewinnen. Ebay kann sogar in den dreistelligen Bereich vorstoßen.

      Ebenfalls auf einem neuen 52-Wochen-Hoch notieren die Papiere von Biolase Technology. Die Aktien des Herstellers von Zahnmedizinprodukten konnten zuletzt um knapp 4% auf 13,2$ gewinnen nach dem man den Erhalt von zwei zusätzlichen Patenten bekannt gegeben hat. Das erste Patent betrifft den Glasfaserbereich, das zweite berührt das Gebiet der Flüssigkeitskonditionierung.

      Auch die Aktien des Halbleiterunternehmens Altera befinden sich in der Nähe des 52-Wochenhochs von 19,50$. Heute konnten die Aktien um 10.34% auf 19,32$ gewinnen. Seit Mitte März bedeutet dies ein Kursgewinn von mehr als 60%.

      __________________________________________

      :confused: :confused: Die Blase ist anscheinend doch noch nicht geplatzt!
      Manche wollen unbedingt den Bär herausfordern!
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 16:13:50
      Beitrag Nr. 2.892 ()
      US: Langlebige Güter - deutlicher Rückgang
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Auftragszahl bei langlebigen Gütern in den USA fiel im April um 2.4% (Prognose:-1,0%). Das ist der vierte Rückgang in den vergangenen sechs Monaten, so das Commerce Department. Im März stieg die Nachfrage um revidierte 1.4%. Die Nachfrage nach Verteidigungsgütern fiel um 19.4%. Im Transportsektor fiel die Nachfrage um 5.4%. Die Zahl der unerfüllten Aufträge fiel im April um 0.3%, während die Vorräte der herstellenden Industrie im Bereich langlebige Güter um 0.1% fielen. Die Auftragslage und die Zahl der erfüllten Aufträge war in den meisten Sektoren schwach.
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 16:27:55
      Beitrag Nr. 2.893 ()
      Die Baisse dauert an!

      Das U.S. Verbrauchervertrauen stieg auf 83,8. Das war Wasser auf den Mühlen der Intradaytrader und der Markt zog daraufhin um über 180 Punkte im DJIA an.

      Der Euro/USD erzielte während der Nacht und heute zum zweiten Mal ein neues Hoch bei 1,1922. Allerdings gab der Kurs am Nachmittag wieder nach. Es war ein hochvolatiler Tag.

      Die U.S. Treasury Sprecher erzählen den Leuten ständig von einer "starken Dollar-Politik". Es sollte so aussehen, als daß die Regierung bestimme, wohin der Dollar tendiere. Das ist reiner "Nonsense"! Der Weltmarkt bestimmt durch den Devisenhandel die Richtung des Greenback!

      .23 Unzen Gold kaufen heute den Dow Jones, 1987 waren es nur 4 Unzen. Gold ist noch unterbewertet gegenüber dem DJIA. Jedenfalls befindet sich Gold weiter im Bullmarket, denn die Abtrendlinie seit 1987 wurde entschieden nach oben gebrochen. Der Preis liegt über der 200 Tagelinie und verbleibt ansteigend. Ziel im Spätsommer 414 USD/OZ.

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 368 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen. Wichtiges Fibodatum 30. Mai 2003! (Tief) Sell in May and go away!
      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 16:33:30
      Beitrag Nr. 2.894 ()
      28.5.03 Grüne wollen Subventionen zusammenstreichen

      Um die öffentlichen Haushalte zu entlasten, wollen die Grünen 2004 Subventionen von bis zu sechs Mrd. Euro streichen

      Berlin - Auf einer Liste der Bundestagsfraktion stehen Einschnitte bei der Eigenheimzulage, der Entfernungspauschale und im Luftverkehr. Statt nach der "Rasenmäher-Methode" wollen die Fraktionschefinnen, der Grünen, Krista Sager und Katrin Göring-Eckardt gezielt kürzen - vor allem aus ihrer Sicht umweltschädliche Subventionen.

      So setzen die Grünen bei der Eigenheimzulage für Neubauten an. Relativ schnell lasse sich auch die Entfernungspauschale für den Arbeitsweg zusammenstreichen, heißt es. Zudem soll im grenzüberschreitenden Flugverkehr Mehrwertsteuer fällig werden. Er ist bisher von der Steuer befreit. Die Grünen wollen auch die Steuerbegünstigung für Agrardiesel verringern oder ganz streichen. Für 2004 errechnen die Politiker ein Sparpotenzial von vier bis sechs Mrd. Euro.

      Mittelfristig sehen die Grünen bei den Subventionen ein Sparvolumen von jährlich zehn bis 15 Mrd. Euro.... (Welt, 28.5.03)
      Kommentar: Das ganze streichen und sparen löst leider nicht das Gesamtproblem: Es ist zu wenig Kaufkraft in der Wirtschaft, weil die Kapitalkosten den Großteil auffressen. Wenn nun gstrichen und gespart wird, dann wird nur ein Loch gestopft, indem ein anderes aufgerissen wird. In der Summe ändert sich gar nichts.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 17:22:04
      Beitrag Nr. 2.895 ()
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 17:34:36
      Beitrag Nr. 2.896 ()
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 17:42:39
      Beitrag Nr. 2.897 ()
      Bilderberg-Treffen im Mai in Versailles:

      .....
      Ein einflußreicher in Europa wirkender jüdischer Bankier enthüllte weiters, daß die führende Elite in Europa davon überzeugt ist und ihre Schützlinge davor warnt, daß der Westen am Rand des totalen finanziellen Zusammenbruchs steht; deshalb sei der einzige gangbare Weg, ihr Vermögen zu bewahren, der, auf die neue globale Krise im Mittleren Osten zu setzen. Diese Krise sei der Ersatz für die Krise, die sich rund um den Kalten Krieg entwickelt hatte und die Wirtschaftswachstum und Wohlstand im Westen über Jahrzehnte hinweg entscheidend gefördert habe.
      .....

      Original:
      .....
      An influential Jewish European banker reveals that the ruling elite in Europe is now telling their minions that the West is on the brink of total financial meltdown; so the only way to save their precious investments is to bet on the new global crisis centered around the Middle East, which replaced the crisis evolving around the Cold War.
      .....
      Aus: "The masters of the universe"

      Ach ja, nur mal so gefragt: Habt ihr darüber IRGENDWAS in den deutschen Mainstreammedien gehört/gelesen/gesehen ? Wo so ein Haufen "Prominenz" zusammentrifft, wird normalerweise über jeden Furz berichtet. Warum nicht auch hier ??????

      ------http://www.miprox.de/News.html------------------------------…
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 17:44:21
      Beitrag Nr. 2.898 ()
      Armer Mittelstand

      Heute lese ich eine große Anzeige über einen "Mittelstandstag NRW" am 3. Juni in Düsseldorf. Der Mittelstand ist ja auch wirklich eine rege umworbene Gruppe. Zwar weiß niemand so recht, wer nun Mittelstand ist und wer nicht. Doch jeder weiß, dass der Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist. (Die deutsche Wirtschaft ist damit wie ein Mensch, der nicht weiß, wo seine eigene Wirbelsäule verläuft.)

      Interessant, gleichzeitig aber auch bestürzend, ist, dass in der gesamten Referentenliste des Mittelstandstages kein einziger Mittelständler zu finden ist, sondern nur die normalen Blutsauger aus dem Beratungsbusiness, den Anwaltskanzleien sowie dem Wirtschaftsprüfer- und Bankenmilieu. Hier wird in jedem Falle Geld verdient, egal, ob es dem Mittelstand gut geht oder nicht. Wahrscheinlich wird sogar am meisten verdient, wenn es ihm schlecht geht.

      Den "Mittelstandtag NRW" könnte man daher auch umtaufen in "Schlachtefest Mittelstand". Oder besser noch "Öffentliche Resteverwurstung". Mittelständische Unternehmer zahlen nur 150 Euro. So billig ist gemeinhin kein anderer Schlachthof. Nicht einmal derjenige der IHKs.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


      [ Mittwoch, 28.05.2003, 13:51 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 17:45:48
      Beitrag Nr. 2.899 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei...

      Von Claus Vogt

      Dax

      Trotz der seit Mitte März erheblichen Kursgewinne ist das technische Bild des Dax rundum negativ. Die 200-Tage-Durchschnittlinie fällt und wurde in den vergangenen Wochen knapp überschritten. Kurse oberhalb der fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie betrachten wir als Verkaufsgelegenheit. Dabei überschritt der Dax die von uns genannte Widerstandszone bei 2800 bis 3000 Zählern um marginale 2 Prozent. Wir halten die Wahrscheinlichkeit für sehr hoch, in Deutschland das Ende der Bearmarket-Rallye bereits hinter uns zu haben, und rechnen mit einem Kursrückgang in die Unterstützungszone bei 2000 bis 2200 Punkten.

      Nikkei

      Weiterhin sehr schwach präsentiert sich die staatlich gestützte japanische Börse. Der Nikkei befindet sich unter der fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie und hat im Bereich 8200 bis 8700 eine sehr ausgeprägte Widerstandszone aufgebaut. Wir warten weiterhin auf Zeichen einer Bodenbildung, die wir im 14. Jahr eines langfristigen Bärenmarktes durchaus für möglich halten.

      Gold

      Als Gold im vergangenen Monat unterhalb der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie notierte, bezeichneten wir dieses Niveau als „geradezu idealen Einstiegspunkt“. Zumindest kurzfristig hat sich diese Einschätzung bestätigt. Die Dynamik der Aufwärtsbewegung, die in der Spitze bis auf 375 US-Dollar pro Unze führte, beurteilen wir als sehr positives technisches Zeichen. Wir rechnen mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung und erwarten ein baldiges Überspringen des technischen Widerstandes bei 380 bis 400 Dollar. Erst damit wäre der von uns prognostizierte langfristige Aufwärtstrend bestätigt, dem wir noch sehr viel Potential zutrauen.

      HUI

      Der Index ungehedgter Goldminen hat unsere zuletzt geäußerte These eines intakten Aufwärtstrends bestätigt. Er ist in den vergangenen vier Wochen um 10 Prozent gestiegen und notiert wieder klar oberhalb der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie. Er befindet sich aktuell im Bereich seiner oberen Widerstände von 140 bis 155 Zählern. Wir erwarten eine Fortsetzung des Aufwärtstrends und neue Hochs.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Mittwoch, 28.05.2003, 16:02 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:10:48
      Beitrag Nr. 2.900 ()
      Armes Deutschland!

      In der Demokratie ist Kritik an der Regierung an der Tagesordnung, weil niemand es allen Recht machen kann. Doch in Deutschland ist das fast unmögliche Kunststück einer Umkehrung dieses Grundsatzes gelungen: Die SPD-Regierung macht es eigentlich niemanden mehr Recht. Die Minister wirken wie ein Häufchen Elend, die Gesellschaft ist gespalten, im Ausland herrscht Verärgerung über Deutschland, Freunde unseres Landes empfinden Mitleid.

      In dieser Woche gibt es gleich drei neue und gute Gründe für Spott und Hohn. Über ein weiteres Kapitel in der komischen Tragödie um Bundesfinanzminister Hans Eichel haben wir am Montag berichtet. Immer neue Milliardenlöcher reißen im Haushalt auf, Eichel wird kaum noch ernst genommen.

      In die Rubrik Unverfrorenheit lässt sich die geplante Umsetzung der Tabaksteuererhöhung einordnen. Gesundheitsministerin Schmidt hatte die Anhebung gefordert und durchgesetzt. Ihre Hauptargumente: 1. Raucher kosten das Gesundheitssystem Milliarden und sollen diese gefälligst zahlen. 2. Durch die Preisanhebung würden viele Menschen vom Rauchen abgebracht, was gut für die "Volksgesundheit" sei.

      Argument 2 konterkariert jedoch das Ziel der Regierung, mehr Staatseinnahmen aus der Tabaksteuer zu generieren und so wurde noch einmal Hand angelegt. Die Steuer wird nun in drei Schritten angehoben, um bloß nicht zu viele Raucher zu bekehren. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering gestand ganz offen ein, dass die Konsumenten durch die Trippelschritte langsam an die höheren Preise gewöhnt werden sollen, um ja bei der Stange bzw Kippe zu bleiben. Wenn die Finanzen kränkeln, schert sich die Regierung eben einen Dreck um die Gesundheit.

      OECD-Bericht manipuliert?

      Ein Hinweis auf die Manipulation von Wirtschaftspublikationen kommt am Mittwoch ans Licht der Öffentlichkeit. Das Handelsblatt berichtet, dass die Bundesregierung den OECD-Länderbericht für Deutschland aus dem Dezember 2002 schönen ließ. OECD-Volkswirte hätten nach Interventionen der Bundesregierung zahlreiche kritische Passagen über die deutsche Wirtschaftslage aus der ersten Fassung des Berichts wieder entfernt. Dafür wurden lobende Abschnitte über die deutsche Wirtschaftspolitik in die Endfassung aufgenommen.

      Zu allem Übel ist die Opposition kaum besser als die Regierung. Die CDU spricht viel von Kooperation, blockiert in der Praxis dann aber fast alle Reformvorschläge. In Berlin wird ob der desolaten Verfassung der SPD-Regenten immer häufiger über eine große Koalition spekuliert. Wahrscheinlich wäre eine große Koalition tatsächlich eine Möglichkeit, um endlich den Reformstau aufzulösen und tatkräftig die dringenden Aufgaben anzupacken.

      Geht es so weiter wie bisher, dürfte sich der wirtschaftliche und soziale Abstieg Deutschlands fortsetzen. Im europäischen Ausland gelten die Deutschen schon als Bremse eines Aufschwungs in der Europäischen Union. Der Brite Tim Stevenson, Fondsmanager bei Henderson und Europa-Experte seit über einem Jahrzehnt: "Das Ansehen der Deutschen war noch nie so gering wie jetzt. Deutschland ist nach wie vor ein wichtiges Land für Europa und gerade deshalb ist der Ärger über die Politik groß. Gerhard Schröder ist schon in der zweiten Amtszeit und hat kaum nennenswertes zustande gebracht."

      Die Lehre für Börsianer: Deutsche Aktien dürften im internationalen Vergleich weiterhin zu den Underperformern gehören. Besserung ist erst zu erwarten, wenn die Politik ernsthaft mit dem Umbau des Sozialstaats beginnt.

      © 28.05.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:32:40
      Beitrag Nr. 2.901 ()
      Dell und Microsoft verkaufen eigene Aktien

      von Jochen Steffens

      Ich hatte gestern ja geschrieben: Es kommt viel auf den US-Tagesverlauf an. Auffallend waren gestern zwei Dinge:

      Erstens: Gestern Abend konnte ich beobachten, wie die amerikanischen Futures getrieben wurden. Immer, wenn die Indizes an einen charttechnisch gefährlichen Punkt für fallende Kurse gelangten, tauchten plötzlich große Kauf-Order im Future auf. Futuretrader reagieren zumeist ein wenig nervös, wenn sie eine solch große Order sehen. Einige schmeißen sofort ihre Positionen. Andere legen sich leicht über diese Ordern (einen Tick), weil Sie damit rechnen, dass der Kurs durch die Order nach oben getrieben wird. Andernfalls können sie notfalls schnell wieder in dieser große Order verkaufen. Diese Effekte führten gestern dazu, dass seltenst eine diese großen Ordern angerührt wurde, sondern der Future brav nach oben lief. Das hat dann auch die Märkte immer weiter nach oben getrieben. Die Folge: Es entstanden im gestrigen Tagesverlauf mehrere Topformationen in den US-Charts, die immer wieder nach oben aufgelöst wurden. Eine nette Falle für uns Trader.

      Zweitens: Insider verkaufen weiter. Dazu zwei Meldungen:

      Der amerikanische Computerhersteller Dell Computer Corp. gab gestern bekannt, dass Michael Dell, Chef von Dell, insgesamt 10 Mio. Dell-Aktien verkauft hat. Dell soll zwischen dem 22. und 28. Mai Aktien im Wert von 297 Mio. Dollar veräußert haben. Nach diesen Verkäufen hält Michael Dell noch 278 Mio. Aktien an dem Computerkonzern.

      Aus einer SEC-Veröffentlichung (SEC ist die US-Wertpapieraufsichtsbehörde) geht hervor, dass auch Microsoft-Chef Steve Ballmer seine Aktien verkauft hat. So soll er in den vergangenen Tagen Aktien im Wert von 1,2 Mrd. Dollar unter die Leute gebracht haben. Dies ist um so beachtlicher, da es sein erster Verkauf in den vergangenen 12 Jahren war! Steve Ballmer versuchte zu beruhigen, er sei nach wie vor überzeugt von Microsoft, der Verkauf diene lediglich der Diversifizierung seines Vermögens. Nach diesem Verkauf besitzt Ballmer immer noch rund 420 Mio. Microsoft-Aktien im Wert von 10,5 Mrd. Dollar.

      Es gibt eine Tradingstrategie, die zum Teil sehr erfolgreich ist: Folge in Allem den Insidern! Ich frage mich: Würde die beiden jetzt verkaufen, wenn sie davon ausgingen, der Markt wird in den nächsten Monaten noch 1000 Punkte weiter steigen? Ich fürchte nein.

      Also egal was alle sagen, ich bin weiter short eingestellt. Aber wie gesagt, erst beim nachhaltigen Bruch der 2800er Marke werde ich richtig short gehen (s.u.). Ich bin froh, dass ich das immer so deutlich geschrieben habe und dass mir der Börsenverlauf zurzeit mit dieser Vorsicht recht gibt. Im Moment kann der Dax bis 3000 laufen oder sogar noch einmal bis 3068 Punkte. Doch ich vermute, dass der Dax es nicht einmal mehr bis zur 3000er Marke schafft.

      Ach, der Euro treibt mir gerade ein Lächeln auf die Lippen. Er ist um fast 2 Cent eingebrochen! Genau an der von mir am 23.05. charttechnisch anvisierten Marke von 1,19 Dollar. Die zweite Position Short habe ich also auf dem "vorläufigen" Hoch gekauft. Im Moment sieht es jetzt sogar so aus, als ob der Euro seinen Aufwärtstrend brechen könnte. Meine beiden Shortpositionen sind nun leicht im Plus ( zusammen haben sie einen Kaufkurs von ungefähr 1,18) und ich gehe noch davon aus, dass der Euro noch weiter fällt. Zuvor aber noch einmal evt. bis 1,18 Dollar hoch läuft.

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      US-Konjunkturdaten belasten nur kurz

      von Jochen Steffens

      Um 14.30 Uhr wurde vom US-Handelsministerium die Entwicklung des Auftragseingangs bei langlebigen Gütern für April 2003 bekannt gegeben. Die Auftragseingänge sind wesentlich deutlicher als erwartet um 2,4 % zurückgegangen. Erwartet wurde lediglich ein Rückgang um 1,0 bis 1,5 % nach zuvor noch +1,4 %.

      Ohne den Transportsektor betrug der Rückgang nur 1,2 % im Vergleich zum Vormonat. Ohne die Rüstungsindustrie sank die Nachfrage nach langlebigen Güter um 1,5 %. Bei den Rüstungsgüter kam es zu einem besonders starken Rückgang. Hier sackten die Bestellungen um 19,4 % ab. Etwas relativiert wird diese Zahl, wenn man bedenkt, dass im Vormonat ein kräftiger Zuwachs von 16,4 % erzielt wurde. Das Ende des Irakkriegs hat im April deutliche Spuren hinterlassen. Während die europäischen Indizes nach Veröffentlichung erst einmal wegbrachen, zeigten sich die amerikanischen Indizes weiterhin unbeeindruckt.

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      Iran, droht ein neuer Krieg?

      von Jochen Steffens

      Nächstes Jahr ist in Amerika Wahljahr. Die amerikanischen Wirtschaftspolitik ist wenig ausgereift. Die ersten Anzeichen weisen darauf hin, dass es auch an den Aktienmärkten weiter abwärts gehen könnte. Sollte das geschehen, besteht die Gefahr, dass das Ansehen von Bush im nächsten Jahr rapide abnimmt. Wenn ich in diesem Zusammenhang die immer deutlicher werdenden verbalen Attacken gegen den Iran höre, wird mir ein wenig mulmig. Wird da in Amerika bereits auf einen neuen Krieg und einen neuen Sieg spekuliert?

      So forderte ein Sprecher des weißen Hauses den Irak erneut auf, die Unterstützung des Terrors und die Aufnahmen von El-Kaida-Terroristen zu beenden. Was der Iran bisher in diese Richtung geleistet habe, reiche nicht aus, so sein Kommentar.

      Zudem lägen den Geheimdiensten Berichte iranischer Oppositionsgruppen vor, nach denen der Iran Anlagen zur Uran-Anreicherung baue. Irgendwie kommen da Erinnerungen bei mir auf. Noch bestehen die Amerikaner darauf, diesen Konflikt friedlich und auf diplomatischem Wege zu lösen. Ich hoffe, es bleibt dabei.

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      Das japanische Szenario

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Deflation, Deflation, Deflation.

      Dieses Wort macht derzeit die Runde. Noch vor ein paar Jahren kannte viele dieses Wort überhaupt nicht. Jetzt springt es uns aus allen Zeitungen entgegen ... und sogar bei höflichen Dinner-Parties hört man es immer öfter. Die Leute nehmen dieses Wort einfach so in den Mund, es ist ihnen nicht peinlich ... und sie entschuldigen sich nicht dafür. Sie müssen es auch nicht erklären. Jeder weiß, was gemeint ist. "Deflationsangst" lässt die Kurse der Anleihen steigen, so die News (und damit fallen die Renditen). Die Rendite der 10jährigen US-Anleihen ist auf 3,30 % gefallen. Wenn man also solche Anleihen für 10.000 Dollar kauft, dann wird man jedes Jahr 330 Dollar Zinsen bekommen, dafür, dass man sein Geld der US-Regierung leiht.

      Diese Regierung ist übrigens dieselbe Regierung, die verspricht, dass sie diese heutigen 10.000 Dollar in der Zukunft deutlich weniger wert machen will. Die Gerüchte sagen, dass die US-Zentralbank eine Inflationsrate von ca. 3 % als "Ziel" hat. Hm ... man bekommt also gut 3 % Zinsen, und man verliert 3 % wegen der Inflation? Und das dann, wenn die Fed ihr Ziel erreicht. Aber sie könnte ihr Ziel ja auch übertreffen, was zu einer Inflation von 5 % oder sogar 10 % führen könnte. Warum sollte jemand, der kein Neo-Konservativer ist, ... also jemand, der denken kann ... US-Anleihen zu solchen Bedingungen kaufen? Die US-Anleihen haben ein ungünstiges Chance/Risiko-Profil bekommen, da das "Risiko" zugenommen hat.

      Die Alternativen sehen besser aus. Die Euro-Anleihen versprechen deutlich mehr Rendite ... und der Euro steigt weiter. Chris Wood von "Fear and Greed" empfiehlt "fast jede handelbare Währung in der Welt, mit der Ausnahme vielleicht des philippinischen Peso", gegenüber dem US-Dollar.

      Und dennoch erscheint den Japanern eine Rendite von 3 % bei Dollar-Anleihen als ziemlich attraktiv. Schließlich erhalten sie in Japan auf vergleichbare Papiere nur 0,535 % – oder effektiv "Null". Aber da die Preise in Japan fallen ... ist trotzdem ein akzeptabler Ertrag gegeben, da sie von der Deflation profitieren.

      Die Japaner kaufen jetzt US-Anleihen. Sie sind derzeit die größten Käufer. Sie versuchen, den Dollar gegenüber dem Yen steigen zu lassen, so die Meinung der Analysten. Selbst in einem Abschwung verkaufen die japanischen Exporteure 30 % ihrer Waren in die USA – sie sind einfach davon abhängig, dass die Amerikaner weiter kaufen.

      Sie hoffen außerdem, dass sie mit ihren Investments in den USA Gewinne machen. "Eine weitere substanzielle Deflation wäre eine unwillkommene Entwicklung", so Alan Greenspan letzte Woche. Aber genau darauf setzen die Japaner.

      Paul Krugman erklärt: "Die Situation der USA ist mit der japanischen Situation vor 10 Jahren vergleichbar. Wie Japan 1993 oder 1994 sind die USA heute mit den Nachwehen des Platzens einer Aktienmarkt-Spekulationsblase konfrontiert – der Nikkei und der S&P 500 hatten sich in den 5 Jahren vor ihren Tops jeweils verdreifacht."

      "Ebenso wie in Japan gibt es in den USA keinen scharfen Einbruch, sondern eine persistente Underperformance – eine Wirtschaft, die zwar wächst, aber zu langsam, um eine steigende Arbeitslosigkeit und fallende Kapazitätsauslastungen zu verhindern. Was für Versicherungen Alan Greenspan auch abgeben mag – die Fed macht sich sehr große Sorgen darüber, dass es in den USA zu einem japanischen Szenario kommen könnte."

      Der Effekt einer persistenten Underperformance war in Japan Deflation. In den letzten 7 Jahren sind die Preise dort um ca. 1 % pro Jahr gefallen. Die Renditen der japanischen Anleihen sind auf fast Null gefallen und dort geblieben.

      Wenn Amerika dem japanischen Beispiel folgen wird, dann werden die Kurse der US-Anleihen weiter steigen und die Käufer von US-Anleihen werden sich wie Genies vorkommen.

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      Dollarabwertung positiv?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Letzten Montag blieben die US-Börsen wegen eines Feiertags geschlossen. Die New Yorker feierten diesen Tag – den Memorial Day – wie die meisten Amerikaner mit einem Grillabend, trotz der dunklen Wolken am Himmel. Aber irgendwann wird das Wetter richtig sonnig werden. Und irgendwann wird auch die US-Volkswirtschaft wieder die warme Ausstrahlung eines ordentlichen Wirtschaftswachstums fühlen können. Aber vorerst bleibt es weiter kühl.

      Glücklicherweise liefert der Aktienmarkt den Kleinanlegern weiterhin etwas Wärme und Unterhaltung. Solange die Aktienkurse steigen, können sich die Kleinanleger auch anderen Illusionen hingeben – so zum Beispiel der Ansicht, dass der schwache Dollar gut für die US-Wirtschaft sei.

      Es stimmt natürlich, dass eine gewisse Dollarabwertung – wie ein bisschen Kokain – durchaus positiv sind. Aber genauso sicher ist, dass eine Überdosis destruktiv ist. Die "geplante" Abwertung des Dollar wird außer Kontrolle geraten. Dollarverkäufe ziehen eine weitere Dollarschwäche nach sich, was zu weiteren Dollarverkäufen führt, was den Dollarkurs weiter absacken lassen wird – und so weiter. Das ist kein schönes Bild.

      "Da Amerika derzeit so stark wie nie zuvor in den letzten 50 Jahren vom ausländischen Kapital abhängig ist, ist jede Unterbrechung dieses Angebots ein Grund zur Besorgnis", so die Financial Times. "In diesem Jahr könnten sowohl das US-Leistungsbilanzdefizit als auch das US-Haushaltsdefizit eine Größenordnung von jeweils 5 % des US-Bruttoinlandsproduktes erreichen ( ...). Bis jetzt war es die Bereitschaft der ausländischen Investoren, auch zu Renditen von weniger als 4 % Geld in den USA anzulegen, die verhindert hat, dass die USA in eine tiefe Rezession fallen." Aber wie lange kann man noch damit rechnen, dass die ausländischen Kreditgeber Anleihen kaufen, die mit weniger als 4 % verzinst werden, wenn die Währung, in der diese Anleihen notiert werden, 20 % verliert?

      Jim Grant hat in einer aktuellen Kolumne im Forbes-Magazin Folgendes beobachtet: "Auch das Ausland hat Einfluss, wenn es um die Bestimmung der Dollar-Zinssätze geht. Weil die USA mehr verbrauchen, als sie produzieren, und deshalb dem Ausland immer mehr Geld schulden, fließen riesige Dollarbeträge in das weltweite Finanzsystem. Und die Besitzer dieser Dollar haben auch einen Zugang zu verlässlichen Informationsquellen, und sie könnten aufwachen und ihre US-Anleihen verkaufen. Wer könnte ihnen das vorwerfen?" – Obwohl wir Amerikaner seit einem Jahrzehnt schon ein Leistungsbilanzdefizit haben, scheint es nie an willigen Kreditgebern zu fehlen.

      "Aber es gibt Anzeichen dafür, dass das Defizit diesmal härter zu finanzieren sein könnte", so die Financial Times. "Zunächst einmal haben sich die Investitionschancen in den USA geändert. Vor drei Jahren floss das ausländische Kapital in Strömen an den US-Aktienmarkt, der durch ein technologiegeführtes Produktivitätswunder charakterisiert war. Jetzt brauchen die USA schon doppelt soviel ausländisches Kapital, um auch das Defizit der öffentlichen Haushalte zu finanzieren, das ein Ergebnis der Steuersenkungen von George W. Bush und des Kriegs gegen den Terrorismus ist. Zumindest könnten die ausländischen Investoren verstärkt ihre Aufmerksamkeit auf die Konditionen legen, zu denen sie Amerika mit Kapital versorgen."

      Mit anderen Worten – die US-Zinssätze könnten steigen, um das erhöhte Risiko einer weiteren Dollarabwertung zu kompensieren. Und es ist möglich, dass steigende Zinssätze – die durch einen fallenden Dollar verursacht werden – einen negativen Einfluss auf die Aktienkurse haben könnten.

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      Gold – der sichere Hafen

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      *** "Den größten Teil des 20. Jahrhunderts lang stand der Goldpreis unter Druck", schrieb mein Kollege Bill Bonner in einem seiner Beiträge. "In den letzten 7 Jahrzehnten gab es einen Kampf gegen das Gold. Der Kampf ging vor und zurück ... einige Jahre gewann das Gold, andere Jahre verlor es. Nie gab es Zweifel am endgültigen Ergebnis." Denn:

      "Keine Papierwährung hat jemals langfristig gegenüber dem Gold gewonnen ... Gold ist noch nie von der Bildfläche verschwunden, und hat auf lange Sicht noch nie gegen eine Papierwährung an Wert veroren. Aber in den letzten 2 Dekaden des 20. Jahrhunderts ist etwas außergewöhnliches passiert ... etwas, das noch nie zuvor passiert ist: Für einen Zeitraum von 20 Jahren musste das Metall des Midas den Rücktrit antreten ... während die Papierwährunge, in erster Linie der Dollar ... gegenüber dem Gold stieg. Als Ergebnis davon fiel das Gold in den Augen von Regierungen, Politikern, Bankern, Volkswirten, Kleinanlegern in Ungnade."

      "Aber es gab auch eine Zeit, in der Präsidenten, Banker, Volkswirte und Philosophen vom Gold mit Ehrfurcht und Respekt sprachen – sie betrachteten Gold nicht nur als eine Form von Geld, sondern auch als Beschützer von Reichtum und Freiheit."

      "Papierwährungen sind eine große Hilfe für die Politiker. Sie ermöglichen ihnen, so US-Präsident Herbert Hoover, die `Ersparnisse der Leute durch die Manipulation in Bezug auf Inflation und Deflation` zu konfiszieren."

      Während der Weltwirtschaftskrise, die 1929 begann, war Gold der sichere Hafen. Derzeit könnten uns eine Deflation, eine weitere Rezession, eine neue Inflation oder vielleicht eine neue Depression bevorstehen. Und das Gold ist auf einmal wieder im Zentrum der Finanzarena. Mit diesen rapiden Wechseln im Hinterkopf ... empfehle ich Ihnen den nächsten Artikel von Frank Giustra.
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      The Good, The Bad, The Ugly"

      von Frank Giustra

      Vielleicht kennen Sie den Film "The Good, The Bad, The Ugly". Ich habe diesen Film für diesen Artikel etwas abgewandelt. Mein Protagonist ("The Good", also "der Gute") ist das Gold, das am Ende triumphiert, während das Schicksal des Antagonisten, des US-Dollars ("The Bad", also "der Schlechte"), von Anfang an besiegelt ist. Und was wäre ein Film ohne eine Ablenkung, in diesem Fall ist das die amerikanische Regierung ("The Ugly", d.h. "der/die Hässliche"): Ein oft missverstandener Charakter, dessen unvorhersehbare Handlungen unweigerlich Auswirkungen auf das Schicksal der zentralen Charaktäre haben.

      Doch leider scheinen die Leute heute die Moral dieser Geschichte – dass der Dollar ein unglückliches Schicksal hat – vergessen zu haben. Es gibt viele Kräfte, die beim aktuellen Gold-Bullenmarkt mitwirken. Deshalb denke ich, dass man weniger auf die tägliche Entwicklung des Goldpreises starren sollte – da dies von der wirklichen Natur der Kräfte hinter diesem Trend ablenkt.

      Die Kommentatoren – sowohl die Bullen als auch die Bären – versuchen, die Kursentwicklung jedes Tages mit bestimmten Gründen zu erklären. Die jüngste Entwicklung des Goldpreises sprachen sie meist der Angst vor dem Irakkrieg bzw. dem Wegfall dieser Angst zu. Meiner Reaktion auf all diesen täglichen Lärm – ich ignoriere ihn. Wir befinden uns beim Gold in einem Bullenmarkt, der durch makroöknomische Faktoren geführt wird, die wenig mit der Entwicklung im Irak zu tun haben. Dieser Trend wird einige Jahre lang weitergehen, und wenn auch auf Tagesbasis alles möglich ist, so zeigt doch der Trend deutlich nach oben.

      Bitte erinnern Sie sich daran, dass ein Bullenmarkt in seiner Anfangsphase regelrecht explodiert, aber dass es niemals nur aufwärts geht. Hinzu kommt, dass der Goldpreis besonders volatil ist, da das Gold im Vergleich zu anderen Vermögensanlagen nicht so leicht liquidierbar ist. Ein Beispiel: Nehmen Sie den Goldmarkt der 1970er, der meiner Ansicht nach viele Parallelen zur derzeitigen Marktsituation hat. Es brauchte 10 Jahre mit dramatischen Auf- und Abwärtsbewegungen, bevor schließlich 1980 der Höhepunkt –800 Dollar pro Feinunze – erreicht war.

      Ich möchte etwas ausholen: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leute, die uns Religionen wie das Judentum, den Islam oder das Christentum gebracht haben, dabei die besten Absichten hatten. Der Erfolg dieser Religionen machte einige Leute aber so mächtig, dass die Versuchung des Missbrauchs zu groß war, um sie ignorieren zu können. Genauso glaube ich, dass die Leute, die das System der Papierwährungen erfunden haben, auch die besten Absichten dabei hatten. Aber genauso wie beim Thema Religion hat auch der grandiose Erfolg der Papierwährungen den Mißbrauch hervorgerufen.

      Aus zahlreichen Gründen hat der US-Dollar so einen dominanten Status als die erste Reservewährung der Welt erreicht, dass die Missbrauchsmöglichkeit dieser Situation als Möglichkeit der USA fast kaum bemerkt wird.

      Es ist offensichtlich, dass der Dollar derzeit Boden verliert ... aber warum? Es gibt viele Gründe, aber generell gesprochen sind der Missbrauch der US-Politiker und der US-Bürger daran schuld. Sie erlaubten es, dass das System, das den Dollar stützt, so korrupt wurde, dass die ausländischen Dollar-Besitzer begannen, ihre Dollarbestände in anderen Währungen und in Gold zu tauschen.

      Hinzu kommt, dass die US-Zinsen auf 40-Jahres-Tiefs stehen, was für Aktien, Bonds und Immobilien eigentlich positiv ist. Aber die sich verschlechternden realen Zinssätze machen US-Anleihen für ausländische Käufer weniger attraktiv. Wenn man noch die aggressive US-Außenpolitik hinzunimmt (die dazu beitragen wird, dass das US-Haushaltsdefizit in diesem Jahr fast 500 Mrd. Dollar erreichen könnte), und dann noch die Drohung der Fed, die soviel Geld drucken will, wie es notwendig ist, um eine Deflation abzuwenden, und das US-Leistungsbilanzdefizit von 5 % des Bruttoinlandsproduktes berücksichtigt – dann braucht man nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die ausländischen Dollarbesitzer bald nach Alternativen suchen werden.

      Lassen Sie mich auf den US-Aktienmarkt zu sprechen kommen – warum sind dort die Bewertungen so hoch? Die fortlaufende Fed-Politik des "leichten Geldes" gießt Öl ins Feuer – da bin ich mir sicher. Und die Analysten der Wall Street wollen weiterhin ihre Glaubwürdigkeit untermauern, indem sie ihre Wachstumsprognosen für Aktienmarkt und Wirtschaft aufrecht erhalten. Aber ich denke auch, dass das mehr mit einem Wechsel der Wahrnehmung und Haltung der Investoren zu tun hat. Jahrelang haben die Medien diese Wahrnehmung gefördert. Meiner Meinung nach ist CNBC in den USA ein besonders deutliches Beispiel dafür. Man sollte eigentlich denken, dass es schwierig sein sollte, ein positives Fazit zu ziehen, wenn die wirtschaftlichen News seit langem negativ sind. Aber CNBC schafft das. Man könnte das eine selektive Wahrnehmung nennen.

      Unabhängig von diesem Hype werden die Aktienkurse unweigerlich auf den Boden der Tatsachen zurückkommen müssen. Die Auswirkungen davon werden für den Dollar sehr negativ sein, denn ca. 1,5 Billionen Dollar der Marktkapitalisierung sind in ausländischen Händen. Stellen Sie sich vor, was das bedeutet, wenn die US-Aktien, die ein Europäer im Depot hat, um 30 % gefallen sind – und dann noch der Währungsverlust hinzukommt, der zu einem Minus von vielleicht 40 % führt. Irgendwann wird dieser europäische Anleger seine Verluste begrenzen wollen.

      Es ist natürlich immer schwer, kurzfristige Preisentwicklungen voraussagen zu wollen. Aber angesichts der Tatsache, dass derzeit soviel Liquidität ins System gepumpt worden ist, ist es möglich, dass der Dollar bei Verlusten am Aktienmarkt zurückfallen wird.

      Zum Einfluss der Politik: Es gibt keinen Zweifel daran, dass die USA derzeit die dominierende Macht der Welt sind – wirtschaftlich wie militärisch. Obwohl die Welt schon viele Mächte kommen und gehen hat sehen – darunter die Spanier, die Franzosen und die Briten – ist der amerikanische Einfluss in Weltangelegenheiten, seien sie wirtschaftlicher, militärischer, technologischer oder kultureller Natur, ein Phänomen, das die Welt seit dem Römischen Reich nicht mehr gesehen hat.

      Leider wiederholen die USA derzeit die wirtschaftlichen Fehler, die die früheren Weltmächte gemacht hatten. Wenn man die Amerikaner auf diese historischen Parallelen aufmerksam macht, dann werden die Amerikaner die Gefahren wahrscheinlich von sich weisen, da sie davon überzeugt sind, dass ihre derzeitige Überlegenheit verdient und permanent ist. Sie glauben, dass ihr System so fortschrittlich und fein ist, dass ihre Politiker die Dinge immer unter Kontrolle haben werden.

      Aber es wird zunehmend offensichtlich, zumindest teilweise, dass die US-Wirtschaftspolitik nicht so gut funktioniert. Wenn ein System mit Schulden und Überkapazitäten überladen ist, und es bereits ein großes Ungleichgewicht zwischen Konsum und Produktion gibt, dann wird keine monetäre oder fiskalische Stimulation (die darauf hinauslaufen, die Nachfrage zu stimulieren) funktionieren. Im Gegenteil – solche Stimulationen machen die Situation nur noch schlimmer, da sie die Spekulation am Aktienmarkt weiter anheizen und die öffentlichen und privaten Schulden vergrößern.

      Die steigenden US-Haushaltsdefizite sind das Ergebnis eines Systems, das den Konsum nicht opfern will, während die Regierung dieses Systems militärische Abenteuer in der Welt beginnt, um das Bild der Welt nach ihren eigenen Vorstellungen zu ändern. Es gibt historische Beispiele dafür, dass eine schuldenüberladene Nation in den Krieg zieht und gleichzeitig Steuersenkungen vorschlägt.

      Die US-Haushaltsdefizite können nur durch Schuldenmachen bei den eigenen Bürgern (eine indirekte Art der Besteuerung) finanziert werden – oder durch die Ausländer. Bereits jetzt halten Ausländer über 40 % der US-Staatsschulden im Volumen von insgesamt 6,4 Billionen Dollar. Nimmt man die kommenden Defizite hinzu – alleine in diesem Jahr könnten es 500 Mrd. Dollar werden – dann kommt man auf einen beeindruckenden Betrag.

      Wenn man sich vorstellt, dass der Anteil der Ausländer am Besitz des Schuldenberges der USA gleich bleibt, dann wird es zunehmend schwieriger, im Ausland neue Kapitalgeber zu finden. Natürlich können die USA als Alternative einfach mehr Dollar drucken und mit diesen ihr Haushaltsdefizit finanzieren. Genau das ist es, womit die Fed bereits gedroht hat – um eine drohende Deflation abzuwenden.

      Es wäre auch praktisch, wenn die US-Regierung ihre Schulden in der Zukunft mit Dollar zurückzahlen könnte, die deutlich weniger wert sind als die heutigen Dollar. Auch das wäre nichts Neues. Jedes globale Imperium hat dieses Spiel schon gespielt. Verblüffend ist nur, dass das bis jetzt relativ wenige ausländische Investoren durchschaut haben ... wenn man sich den derzeitigen Wert des Dollar ansieht.

      Gott helfe Amerika, wenn die Ausländer das Spiel durchschauen.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:34:30
      Beitrag Nr. 2.902 ()

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:35:53
      Beitrag Nr. 2.903 ()

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:50:44
      Beitrag Nr. 2.904 ()
      Agenda 2010
      Die Arbeitgeber wollen die soziale Sicherung völlig umkrempeln


      27. Mai 2003 Die Arbeitgeber warnen eindringlich davor, die in der SPD heftig umstrittene "Agenda 2010" des Bundeskanzlers zu verwässern. "Wenn die Sozialreformen nur mit weichgespülten Kompromissen durchkommen und die Strukturprobleme sich weiter verfestigen, dann wird Deutschland in neue Insolvenzrekorde, weiter steigende Arbeitslosigkeit und die größte Lehrstellenkrise abrutschen, die wir je hatten", sagte Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), zum Abschluß der zweitägigen Geschäftsführerkonferenz der Organisation.

      Hundt attackierte die Gewerkschaften, die nicht nur gegen notwendige Reformen mobil machten. Vielmehr versuche die IG Metall die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland "durchzupeitschen", obwohl viele Betriebe dies nicht verkraften könnten.

      "Längerfristige Antworten"

      Hundt stellte heraus, daß die Agenda 2010 nur ein erster Schritt sein könne, um Deutschland zukunftsfähig zu machen. Diese Ansicht hatten am Vortag als Gastredner auch die SPD-Politiker Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement und der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Peer Steinbrück, vertreten. Alle sozialen Sicherungssysteme müßten verändert werden, um die Lohnnebenkosten zu senken, sagte Clement. Im Gesundheitswesen müßten über das jetzt geplante Reformgesetz hinaus "längerfristige Antworten" auf die Herausforderungen gefunden werden.

      Dabei sind sich Politiker und Arbeitgeber einig, daß eine weitere Verteuerung des Faktors Arbeit ausgeschlossen werden muß. Wer den Menschen den medizinischen Fortschritt nicht vorenthalten wolle, müsse sich mit überdurchschnittlich steigenden Gesundheitsausgaben abfinden, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Storm. Nur müsse die Finanzierung vom Arbeitsverhältnis abgekoppelt werden. Für Reformen mit dieser Zielrichtung plädierten auch die Repräsentanten der Arbeitgeber - eindeutiger als bisher: "So weit wie möglich" wolle man aus der paritätischen Finanzierung der Sozialversicherung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber aussteigen, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Reinhard Göhner. Hundt versicherte: "Langfristig führt kein Weg daran vorbei, die Finanzierung der Krankheitskosten von den Arbeitskosten abzukoppeln."

      "Bemerkenswerte Ziele“

      Die BDA befürwortet den Vorschlag des Sachverständigenrats, einkommensunabhängige Beiträge (Kopfpauschalen) einzuführen. In einem ersten Schritt müsse der Beitragssatz von heute 14,4 Prozent auf 12 Prozent gesenkt und der Arbeitgeberanteil auf 6 Prozent festgeschrieben werden. Im Blick auf das von Ministerin Ulla Schmidt geplante Reformgesetz sprach Hundt von "bemerkenswerten Zielen und Maßnahmen". Die "erste deutliche Beitragsreduzierung seit 1991" auf 13,4 Prozent sei möglich. Dies reiche aber nicht aus. Hundt forderte, Zahnbehandlung, Zahnersatz und die Behandlung von Privatunfällen aus der gesetzlichen Versicherung herauszunehmen, und sprach sich für eine Praxisgebühr für alle Arztbesuche und mehr Wettbewerb aus.

      "Ausgesprochen schwach" nannte Hundt die Aussagen zur Rentenreform in der "Agenda 2010". Kräftige Beitragssteigerungen seien kurzfristig nur zu vermeiden, wenn die nächsten Rentenerhöhungen ausgesetzt und die Abschläge bei vorzeitigem Rentenbeginn von 0,3 Prozent auf 0,5 Prozent je Monat angehoben würden. Darüber hinaus seien die Altersgrenze nach 2012 von 65 auf 67 Jahre anzuheben und das Nettorentenniveau zu senken. Auch die Pflegeversicherung kann nach Ansicht der BDA nicht unverändert bleiben, weil spätestens in drei Jahren die Rücklagen aufgezehrt seien.

      Die geplanten Änderungen im Arbeitsrecht gehen nach Darstellung Hundts in die richtige Richtung. Darüber hinaus sei der Kündigungsschutz auf Betriebe mit mindestens 20 Mitarbeitern und auf Arbeitnehmer, die länger als drei Jahre beschäftigt sind, zu begrenzen. Außerdem fordern die Arbeitgeber eine gesetzliche Klarstellung, daß in betrieblichen Bündnissen für Arbeit von Tarifverträgen abgewichen werden könne. Clement sieht beim Tarifvertragsrecht aber "vorerst" keinen Handlungsbedarf für den Gesetzgeber.

      Text: Stü., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2003, Nr. 123 / Seite 11
      Bildmaterial: dpa
      ___________________________________________---
      Wenn Arbeit nicht teuer sein soll , dann sollen sie
      das Zinssystem ändern.
      siehe auch Beitrag #2873
      Massenarbeitslosigkeit ist eine Folge des fehlerhaften Geldsystems
      Was hat der Zins mit der Arbeitslosigkeit zu tun?"
      Umso höher die Zinserträge , umso höher die Arbeitslosigkeit.
      Lass sie nur machen, am Ende wären sie froh, nichts gemacht zu haben!
      Umso mehr sie im Mist rumwühlen, umso mehr stinkt es!!!!

      :( :(
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:56:36
      Beitrag Nr. 2.905 ()
      Charttechnik
      VW-Aktie in überaus kritischer Verfassung


      28. Mai 2003 Die Aktie von Volkswagen hat derzeit einen ausgesprochen schweren Stand. Der Titel zählt zu den ganz wenigen Werten im Dax, die noch immer einen lupenreinen langfristigen Abwärtstrend aufzuweisen haben.

      Zuletzt hat sich nach einem Minus von rund 16 Prozent in nur einem Monat die schwierige charttechnische Lage sogar noch einmal zugespitzt. Selbst an diesem Mittwoch tritt der Wert bei einem Kurs von 29,47 Euro nur auf der Stelle - und daß, obwohl der Gesamtmarkt gleichzeitig deutlich zulegen kann.

      Ausschließlicher Blick auf die Bewertung greift zu kurz

      Wer als Anleger nur auf die Bewertung blickt, wird diese Entwicklung nicht ganz nachvollziehen können. Denn auf Basis des für 2003 geschätzten Gewinns je Aktie von 4,79 Euro ergibt sich ein spottgünstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut sechs. Für jeden erwirtschafteten Euro an Umsatz muß an der Börse zudem nur rund zehn Cents gezahlt werden.

      Doch in den Anlageüberlegungen der Börsianer spielen derartige Relationen derzeit keine Rolle. Man sorgt sich vielmehr um die nicht ganz geglückte Modellpolitik und vor allem um den negativen Einfluß des schwachen Dollar. Dieser Faktor lastet derzeit zwar auf allen Auto-Aktien, aber VW ist davon noch etwas stärker betroffen als andere. Denn laut Henrik Lier, Analyst bei WestLB Panmure, wird das Unternehmen besonders von der Eurostärke getroffen, da der Wolfsburger Konzern für dieses Jahr nur teilweise gegen Wechselkursschwankungen abgesichert sei.

      Charttechnik mahnt zur Vorsicht

      Der mit den damit einhergehenden Ergebnisängsten verbundene Kursverfall hat die Aktie charttechnisch gesehen in eine prekäre Lage gebracht. Denn der Titel, der im Rekordhoch am 8. Juli 1998 noch bei über 100 Euro notierte, ist mittlerweile in den Bereich mehrjähriger Tiefs und damit auf eine ganz wichtige Unterstützungszone abgerutscht.

      Sollte das bisherige Jahrestief bei 28,65 Euro unterschritten werden, wäre es anschließend „überlebensnotwendig“, wenigstens den nächsten Haltebereich zwischen 27 und 25 Euro zu verteidigen. Denn sonst droht nach Ansicht von Thomas Bopp, Herausgeber der auf chartechnischen Überlegungen basierenden Börsen-Publikation „Der Zyklus-Analyst“ langfristig ein Abrutschen bis in den Bereich von 17 Euro und damit bis auf das Tief des Jahres 1995.

      Dollar derzeit der entscheidende Kursfaktor

      Das wäre natürlich ein Extremwert, und eine derartige Entwicklung ist, wenn überhaupt, eigentlich nur zu befürchten, wenn sich der Dollar weiter massiv abwertet. An der Bestandsaufnahme, daß sich die Aktie in einer schwierigen Lage befindet, kommt man aber auch mit etwas weniger Pessimismus nicht vorbei.

      So urteilt Achim Matzke, Charttechniker bei Commerzbank Securities: „Auch wenn sich nach dem Test der Tiefpunkte in der Unterstützungszone von 28,00 bis 28,50 Euro eine Stabilisierung andeutet, sollte VW seine kurz-, mittel- und langfristige relative Schwäche gegenüber dem Dax und auch dem Euro-Stoxx-50 beibehalten.“

      Ein vorschnelles Aufspringen auf den optisch günstig bewertet anmutenden Titel bietet sich deshalb nicht an. Charttechnisch aufhellen würde sich das Bild erst bei einer Überwindung des mittelfristigen Abwärtstrends, was bei Kursen über 32 Euro der Fall wäre. Und eine derartige Aufwärtsbewegung ist derzeit nur zu erwarten, wenn gleichzeitig auch der Dollar durchstarten sollte. Der Titel ist somit derzeit nicht mehr als nur ein Spielball der Bewegungen bei den Devisenkursen.



      Der Chart zeigt den Kursverlauf der VW-Aktie.
      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      Text: @JüB
      Bildmaterial: dpa/dpaweb

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 01:02:15
      Beitrag Nr. 2.906 ()
      Forscher erkennen Kreditklemme

      RWI: Nachfrage der Firmen übersteigt Angebot der Banken




      ESSEN (dpa/rtr). Unternehmen und Selbstständige haben nach einer Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) zunehmend Schwierigkeiten, Bankdarlehen zu erhalten. Die Kreditnachfrage habe in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres das Angebot deutlich überstiegen, berichtete das Institut.

      Diese "Kreditklemme" führe unter anderem dazu, dass Unternehmen weniger investierten. Die Ökonomen warnen vor entsprechend negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland auf längere Sicht. Eine Ausweitung des Kreditangebots sei erst zu erwarten, wenn sich die Ertragsaussichten der Banken wieder aufhellen.

      Insbesondere seit 2001 haben die Finanzkonzerne laut der Studie ihr Kreditangebot stärker einschränkt als die Nachfrage gesunken sei. Im vergangenen Jahr habe sich die Lage verschärft. "Seit Ende 2002 übertrifft die Kreditnachfrage das Angebot deutlich", schreibt das Institut. Dabei hätten sich die Großbanken restriktiver verhalten als die öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen.

      RWI-Volkswirtin Hiltrud Nehls erklärt, aktuelle Zahlen über die Ausleihungen der Banken im ersten Quartal böten noch keinen Anlass für eine Entwarnung. "Es sieht so aus, als ob sich die Lage überhaupt nicht gebessert hat." Nehls zeigt sich aber zuversichtlich, dass ein Aufwärtstrend am Aktienmarkt die Situation entspannen könnte. Denn als Ursache für die Zurückhaltung der Banken im Kreditgeschäft nennt das Forschungsinstitut vor allem die Talfahrt an den Börsen und die dadurch ausgelösten Einbußen im kapitalmarktnahen Geschäft (Investmentbanking). "Je schlechter es den Banken geht, desto weniger Kredite vergeben sie", resümiert das RWI.

      Nach Ansicht der Forscher könne die jüngst angekündigte Initiative der Kreditanstalt für Wiederaufbau und einiger Großbanken, einen Teil der Kredite in Form von Verbriefungen an Investoren weiterzureichen und so die Bilanzen zu entlasten, die "Kreditklemme lösen".

      Der Vizepräsident der Bundesbank, Jürgen Stark, hat noch vor wenigen Wochen erklärt, die Behörde erkenne keine Anzeichen für eine Kreditklemme.



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      Dokument erstellt am 27.05.2003 um 18:40:59 Uhr
      Erscheinungsdatum 28.05.2003
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 01:05:27
      Beitrag Nr. 2.907 ()
      Eineinhalb Prozent Sicherheitsabstand

      Euro-Notenbank spricht von kleinem Deflationsrisiko - und wird wohl trotzdem gegensteuern


      Von Detlef Fechtner



      Der Bundesbürger reibt sich verdutzt die Augen. Was denn nun ? In seiner Tageszeitung trifft er ständig auf das Wort "Deflation". Um anschließend bei genauerer Lektüre der Texte zu erfahren, dass es selbige gar nicht gibt - zumindest nicht auf absehbare Zeit. "Deflation ist kein Thema", behaupten die Bundesregierung und viele Volkswirte. Auch auf dem Gipfeltreffen der wichtigsten Wirtschaftsnationen am Wochenende in Evian soll es angeblich keine Rolle spielen.

      Dem Verbraucher dürfte es ohnehin schwer fallen, zu verstehen, warum allerorten über die Angst vor dauerhaft sinkenden Preisen geschrieben wird, während er beim Einkaufen eher das Gefühl hat, dass er an der Kasse tiefer in die Tasche greifen muss. Aber auch wenn er seine Alltagserfahrungen einmal außen vor lässt und statt der "gefühlten Inflation" die Preisdaten der Statistikämter zur Grundlage seiner Bewertung macht, findet er auf den ersten Blick wenig Anhaltspunkte für akute Deflationsrisiken. In der Euro-Zone stiegen die Verbraucherpreise zuletzt immerhin noch mit 2,1 Prozent - also weit weg von der Nulllinie und sogar noch über der Marke von zwei Prozent, der von der Zentralbank definierten Obergrenze für stabile Preise.

      Die ganze Deflationsdebatte also nur heiße Luft, nur viel Lärm um nichts ? Nein, nicht ganz. Denn Grund, wenn schon nicht besorgt, so doch aufmerksam und vorsichtig zu sein, gibt es für Finanzpolitiker und vor allem Notenbanker trotzdem. In Deutschland ist die Teuerungsrate im Mai deutlich unter ein Prozent gerutscht und vieles spricht dafür, dass sich der Trend fortsetzt.

      Die EZB, die Europäische Zentralbank, verzichtet deshalb darauf, Entwarnung zu geben. Lucas Papademos, zweiter Mann im Euro-Tower, spricht zwar von einem "sehr kleinen" Risiko, dass Deutschland in eine Deflationsspirale gerät. Zugleich hebt er bei seinem Auftritt im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten aber auch den Zeigefinger. "Deflationsrisiken sollten, auch wenn sie gering erscheinen, sorgfältig beobachtet werden" - eine Floskel aus dem Notenbanker-Repertoire, die Währungsmanager gerne einsetzen, um in sprachlicher Unaufgeregtheit zu verkünden, dass sie sich durchaus Sorgen machen. Denn die Geldpolitiker wissen nur zu gut, dass sie zwar recht wirkungsvolle Instrumente haben, um die Inflation zu bremsen. Relativ hilflos sind sie jedoch, wenn das Pegel in die andere Richtung ausschlägt. Wenn nämlich die Preise tatsächlich sinken, und Verbraucher und Unternehmen deshalb Konsum- und Investitionspläne aufschieben, weil sie davon ausgehen, dass sowieso alles noch billiger wird. Verbraucher und Unternehmer zu motivieren, die Nachfrage anzukurbeln, wird dann zu einer Herkulesaufgabe.

      Noch herrscht Zuversicht, dass eine solche verheerende Situation gar nicht erst eintreten wird. Der EZB-Vizepräsident breitet eine ganze Reihe von Gründen aus, um Sorgen zu zerstreuen. Er erinnert an die nach wie vor steigenden Preise für Dienstleistungen. Verweist darauf, dass fast alle Prognosen für 2004 von einer Euro-Teuerungsrate über 1,5 Prozent ausgehen. Betont zudem, dass ein Euro-Mitgliedsland - etwa Deutschland - im Falle sinkender Preise im Handel mit seinen Nachbarn - etwa Frankreich - wegen der einheitlichen Währung von realen Abwertungsvorteilen profitieren würde.

      Und stellt schließlich heraus, dass die Euro-Zentralbank in ihrer Strategie ja einen "Sicherheitsabstand" - quasi einen Deflationspuffer - eingebaut habe: "Wir streben eine Inflationsrate unter, aber nahe bei zwei Prozent an". Indirekt bestätigt er damit, dass die EZB spätestens dann zum Gegensteuern entschlossen ist, wenn die Preissteigerungsrate im Währungsraum unter 1,5 Prozent zu rutschen droht.

      Und weil es Papademos bei diesen Andeutungen nicht belässt, sondern gebetsmühlenartig wiederholt, die jüngsten Preisentwicklungen bestätigten einen nachlassenden Inflationsdruck, lautet seine unausgesprochene Botschaft an das Publikum: Bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni wird die EZB die Zinsen senken. Damit das "sehr kleine" Risiko eben nicht zu einem sehr großen Problem wird.

      fr-aktuell.de

      die Zeit wird es zeigen!
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 02:45:09
      Beitrag Nr. 2.908 ()
      interessantes thema

      Was ist Wohlstand?

      Mario Sixtus 29.05.2003
      Geld ist wie beim BIP entscheidend, es kommt nur darauf an, wie man es berechnet


      "Wohlstand für alle" forderte Ludwig Erhard 1957 und die groß angekündigte Agenda 2010 soll nichts Geringeres bewirken, als unser aller Wohlstand sichern. Doch wie ist Wohlstand eigentlich definiert? Lässt sich Wohlstand messen oder vergleichen und wenn ja mit welcher Methode? Und wie fühlt er sich an?






      Das Wohlstandsgefälle zwischen der DDR und der Bundesrepublik betrug präzise 1,2 Zentimeter. Die unterschiedliche Versorgung der jeweiligen Bürger mit Lebensmitteln, abweichende Qualitäten der medizinischen Leistungen und andere ökonomische und soziale Einflüsse hatten über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass der Wessi den Ossi im Durchschnitt um die Kantenlänge eines Zuckerwürfels überragte. Das zumindest stellte der Mediziner Michael Hermanussen im Jahre 1992 beim Vermessen von einigen tausend 19-jährigen Wehrpflichtigen fest. Mittlerweile ist diese Lücke auf 0,4 Zentimeter geschrumpft und hat sich offensichtlich vorgenommen, sich langsam aber sicher gänzlich zu verabschieden.





      Als Maßstab für den jeweiligen Wohlstand eines Volkes taugt der Vergleich der durchschnittlichen Körpergröße jedoch nur bedingt, daher werden die Wirtschaftswachstumsprognosen der sechs Weisen auch nach wie vor nicht in Millimetern angegeben.


      Alles in den Beutel


      Klassischerweise verwendet man in der Ökonomie das Bruttoinlandsprodukt - oder kurz BIP - als Wohlstandsmessgerät. Laut Lehrbuch misst das BIP "die Gesamtheit aller mit Marktpreisen bewerteten Güter und Dienstleistungen, die von einer Volkswirtschaft jährlich erbracht werden". Das Statistische Bundesamt drückt sich da zwar wesentlich komplizierter aus, meint aber im Kern das gleiche und veröffentlicht vierteljährlich die entsprechenden Zahlen. Das BIP ist also ein großer Beutel, in den jede neu gebaute Schnellstraße zum gerade erschlossenen Gewerbegebiet in Oer-Erkenschwick, jeder Kinobesuch in einem Multiplex, jede Olympiabewerbung von Stuttgart oder Düsseldorf, jeder Werbespot für Monatsbinden, jede Packung Bratkartoffeln aus der Tüte, jede Tonne Braunkohle aus Garzweiler II und jeder gekaufte Gemüsehobel aus der Fußgängerzone von Darmstadt gefüllt werden.

      Nach einer festgelegten Zeitpanne wird dieser Beutel schließlich zugebunden und gewogen und danach sein Gewicht in Geld angegeben. So einfach ist das. Teilt man das Beutelgewicht nun durch die Nasenanzahl einer Nation, so erhält man als Resultat das `Bruttoinlandsprodukt pro Kopf`, das dem Vergleich der wirtschaftlichen Produktivität unterschiedlicher Staaten dient.

      Nun basieren ja bekanntermaßen viele große Erfindungen auf relativ simplen Ideen. Wird dadurch aber im Umkehrschluss aus einer simplen Idee zwangsläufig eine große Erfindung?


      Verquere Wirtschaftserfolge


      Den Wohlstand nach dem Beutelprinzip zu messen birgt einige Gefahren in sich und kann zu folgenreichen Missinterpretationen und Fehleinschätzungen führen. Das BIP wertet nicht, urteilt nicht und unterscheidet nicht. Es zählt nur zusammen, was durch offizielle Monetenflüsse fließt. Ob eine Wirtschaftsaktivität langfristig wohlstandssteigernd ist, wie beispielsweise eine Innovation im Energiesparbereich, oder aber das Leben der nachfolgenden Generationen erheblich erschweren wird, wie etwa zügelloser Raubbau an der Natur oder Verschwendung von Rohstoffen, bleibt hierbei vollkommen unberücksichtigt.

      Die Erfassung des Bruttoinlandproduktes kennt keine Zukunft und auch keine Vergangenheit, sie ist eine Momentaufnahme, ein Schnappschuss der augenblicklichen wirtschaftlichen Produktivität. Eine Regierung, die die Ressourcen ihres Landes plündern lässt, seine Atemluft und sein Trinkwasser verseucht und seine Bewohner krank macht, kann sich auf dem Papier unter Umständen durchaus mit einem beachtliches Inlandsprodukt brüsten. Fraglich ist, ob die Bürger dieses Landes das noch als Wohlstand empfinden würden.

      Und es kommt noch bunter: Auch die Beseitigung von Umweltschäden, die Behandlung von Berufskrankheiten, die Entsorgung von Sondermüll, das Abtragen von Altlasten oder Klinikaufenthalte von Verkehrsunfallopfern landen nach dieser Berechnungsmethode ebenfalls auf der Haben-Seite einer Gesellschaft. Alles im Beutel, alles gewogen. Einer Meldung der Postbank zufolge, hat die Flutkatastrophe 2002 in Süd- und Ostdeutschland und die Bewältigung ihrer Schäden, das allseits so beliebte Bruttoergebnis der Nation um 0,3 Prozent erhöht. Die Betroffenen sollte man vielleicht besser nicht fragen, was sie von diesem Wohlstandsanstieg halten.

      Clifford Cobb und Ted Halstead brachten in einer ihrer Arbeiten einmal das Beispiel eines Krebspatienten im letzten Stadium, der sich gerade scheiden lässt und obendrein noch den Wohnsitz wechselt. Die Summe der Wirtschaftsaktivitäten, die er auslöst, lassen den armen Kerl schnell zum `Wirtschaftshelden` werden, obwohl er dies kaum genießen dürfte.


      Zukunfsfähigkeit als Messlatte


      Doch was von der einen Sorte zuviel in den Beutel fällt und fröhlich mitgewogen wird, dass fällt von der anderen Sorte unbeachtet daneben und taucht in den Berechnungen gar nicht erst auf: ehrenamtliche Arbeit, Familien- und Gemeinschaftsarbeit, Selbstversorgung Tauschhandel und Schwarzarbeit. In vielen Länder sind dies aber oft entscheidende wirtschaftliche Beiträge, die es durchaus verdient hätten mitgewogen zu werden.

      Schon in den Siebzigern schickten sich einige kluge Köpfe an, die Schwachstellen in diesem System zu beseitigen. William D. Neuhaus und James Tobin (ja, der mit der Spekulationssteuer) entwickelten mit dem `Measure of Economic Welfare` (MEW) eine Art Netto-Sozialprodukt, dass wesentlich differenzierter an die Beutelkriterien heranging.

      Heraus fielen beispielsweise Staats- und Haushaltsausgaben, die lediglich Vorleistungs- oder korrektiven Charakter hatten. Reparaturen am System konnten also nicht mehr als problemlos als Produktivität verkleidet werden. Außerdem zogen sie einen Posten ab, in dem sie sämtliche Nachteile der Verstädterung und Zersiedlung zusammenfassten, also Umweltzerstörung, Luftverschmutzung Lärmbelästigung und Unfallhäufungen. Und erstmals wurden endlich auch Teile der Leistungen erfasst, die nicht monetär vergütet werden, wie etwa Haushaltseigenproduktionen oder der Wert der Freizeit. Die Summe dieser Berechnungen ergibt so das Maß des langfristig möglichen Wohlstandes.

      Auf dieser Basis lässt sich sowohl das aktuelle Wohlstandsmaß, als auch die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft ermitteln. Vom Schnappschusscharakter des BIP war nicht mehr viel übrig geblieben. Und schon ergaben sich erhebliche Abweichungen zwischen dem offiziellen Bruttoinlandsprodukt und dem MEW.


      Die Marktwirtschaften verkommen zur eigenen Reparaturwerkstatt


      1989 verfeinerten Herman E. Daly und John B. Cobb Junior dieses Berechnungssystem zum `Index of Sustainable Economic Welfare` (ISEW), also zum Index eines nachhaltigen wirtschaftlichen Wohlstands. Der ISEW berücksichtigt Kosten für den Verlust von Ackerland, den Ozonabbau, Auto- und Industrie-Unfälle, Arbeitslosigkeit, wertet unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung und trägt schon im Namen die Zielrichtung dieser Berechnungen: Nachhaltigkeit.

      Ed Mayo, der Direktor der New Economics Foundation in London, veröffentlichte 1997 ein paar interessante Grafiken, die dem Verlauf des Inlandsprodukt von hoch entwickelten Ländern den entsprechenden ISEW-Chart gegenüber stellten. Das Resultat war verblüffend: Stiegen BIP und ISEW von den fünfziger bis zu den siebziger Jahren beide fleißig an, so koppelten sie sich Mitte der siebziger Jahre vollständig voneinander ab und der ISEW fiel stetig nach unten, trotz weiterhin steigendem Bruttoinlandsprodukt. In den USA hatte sich beispielsweise das Bruttoinlandprodukt zwischen 1950 und 1990 zwar nahezu verdoppelt, der ISEW fiel im gleichen Zeitraum jedoch von 5.800 auf 4.500 Dollar pro Kopf. In anderen Industrienationen gestaltet sich das Bild ähnlich.

      Die Schlussfolgerung aus diesen Zahlen ist so einfach wie fatal: Seit geraumer Zeit verkommen die fortgeschrittenen Marktwirtschaften zur eigenen Reparaturwerkstatt. Die zunehmenden Aufwendungen um selbstgeschaffene Schäden zu beseitigen, und die Grundfunktionalität des Wirtschaftssystems zu sichern, sehen zwar auf dem Papier hübsch aus, sie mindern aber de facto den gesellschaftlichen Wohlstand und die allgemeine Lebensqualität.


      Wahlstand und Lebensqualität


      Lebensqualität. Nach 1.021 Wörtern oder 7.721 Anschlägen (inklusive Leerzeichen und ohne Redaktionseingriffe wie Zwischentitel) steht es nun endlich da: das Zauberwort. Lebensqualität ist das, was wir meinen, wenn wir Wohlstand sagen.

      Vielleicht handelt es sich wirklich schlicht um eine Begriffsverwirrung? Der englische Begriff `Welfare`, der nicht ohne Grund auch von Tobin und Nordhaus benutzt wurde, meint u.a. auch Wohlergehen oder Gemeinwohl. Das deutsche Wort `Wohlstand` hingegen stammt noch aus einer Zeit, als der `Stand` einer Person eine erhebliche Rolle spielte. Damals war Lebensqualität nur Personen hohen Standes (`wohl anständigen Leuten`) zugänglich und qua Definition mit Reichtum identisch.

      Hier genau liegt der Casus Knacktus: Sowohl sprachlich, als auch gedanklich wird gnadenlos an einer Definition aus dem vorvergangenen Jahrhundert festgehalten, obwohl sich die Welt mittlerweile massivst verändert hat und jedem, dem ein Stück gesunder Menschenverstand zugänglich ist, klar sein sollte, dass hier irgendwas nicht stimmen kann und wir mit diesem Anachronismus nicht mehr weiter kommen.

      Ludwig Erhard mag man diese Gleichsetzung noch nachsehen, stammt sein Zitat doch aus einer Zeit, in der die individuellen wirtschaftlichen Grundbedürfnisse der Bevölkerung noch alles andere als gesichert waren und die primäre Aufgabe seiner Wirtschaftspolitik darin bestand, die Grundlagen eben dafür zu schaffen.

      Und heute? Sicherlich ist uns unser Lebensstandard wichtig, aber was ist er uns wert?


      Der gefühlte Wohlstand


      Was nützt ein hübsches Eigenheim, wenn drumherum eine vierspurige Autobahn nach der anderen gebaut wird, oder künstliche Flussbegradigungen das kleine Bächlein vor dem Gartenzaun jeden Winter so sehr anschwellen lassen, dass der Tannenbaum unter Wasser steht? Was nützt mir ein fester Arbeitsplatz der mich zwar finanziell absichert, mich mittelfristig aber krank macht? Lohnt es sich für mich, einen neuen Job anzunehmen, der zwar mehr Geld bringt, der meine Freizeit aber auch halbieren wird? Hat sich die Neuansiedlung des Industriebetriebs für den Ort in dem ich wohne unter dem Strich gerechnet? Das Unternehmen hat zwar eine ganze Menge Arbeitsplätze mitgebracht, die Wasserqualität hat seitdem aber spürbar abgenommen und die Gemeinde ist gezwungen, ein neues Klärwerk bauen. Hat sich der Wohlstand erhöht?

      Lebensqualität ist der wahre Wohlstand, frei nach Kachelmann: der gefühlte Wohlstand. Und wenn wir den Lebensqualitäts-Beutel füllen wollen, dann müssen da noch eine ganze Menge mehr Zutaten hinein: Möglichkeiten zur Bildung und Weiterbildung, kulturelles Angebot, freie Medien, freie Zeit, gute Freunde, eine glückliche Partnerschaft, Gesundheit, ein befriedigender Job, die Wahl, Kinder großzuziehen oder es halt bleiben zu lassen, gutes Essen, kühles Bier, schönes Wetter, spannende Fußballänderspiele...

      Moment mal, haben wir uns da jetzt nicht ein klitzekleinwenig zu weit von den Wirtschaftswissenschaften entfernt und sind bei `Wünsch dir was` gelandet?


      Zurück zum Geld


      Nicht ganz. Wenn wir Wohlstand nicht mit Kontostand gleichsetzen wollen, kommen wir um Faktoren, die das Wohlbefinden und die allgemeine Zufriedenheit beeinflussen, nicht länger herum. Fortschrittliche Ökonomen haben das schon seit einigen Jahren entdeckt und machen sich jetzt daran, immaterielle Einflüsse und Lebensumstände zu bewerten. Aber wie lässt sich der Impact, den zunehmender Fluglärm oder die Höhe der Inflationsrate auf unser Wohlergehen haben, formulieren? Ganz einfach, antworten Wirtschaftswissenschaftler wie der Brite Andrew Oswald: in Geld. Präziser: In der Summe Geldes, die nötig wäre, den negativen Einfluss, den eben Fluglärm oder die Höhe der Inflationsrate, auf ein Leben hat, vergessen zu machen.

      Oswald und seine Kollegen gehen davon aus, dass nahezu jeder positive oder negative Lebensumstand in barer Münze ausgedrückt werden kann. Auf den ersten Blick eine gewagte Hypothese, je näher man sich mit der Idee beschäftigt, um so beeindruckender wird sie jedoch. Hier sind keine Zyniker am Werk, die uns hinten herum klar machen wollen, dass eben doch jeder seinen Preis hat, sondern Ökonomen und Psychologen, die sich vom `Geld macht nicht glücklich` des Volksmundes nicht abschrecken ließen, mehrere tausend Personen befragten, die Ergebnisse auswerteten und danach eben ihre Schlüsse zogen. Wie Wissenschaftler das nun mal so tun.


      Was kostet das Glück?


      Oswald und sein Kollege Andrew E. Clark veröffentlichten 2002 ein Papier, in dem sie das erste mal konkrete Zahlen nannten. Der Verlust des Jobs schlägt dort beispielsweise mit 22.500 Euro zu Buche. Monatlich. Wohlgemerkt zusätzlich zu den finanziellen Einbußen, die Arbeitslosigkeit so oder so mit sich bringt. Demnach wäre der das plötzliche Ausbleiben der Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse, die eine regelmäßige Beschäftigung mit sich bringt, der Verlust des Kollegenkreises, die Abnahme des Selbstwertgefühls und die Herabstufung im gesellschaftlichem Ansehen mit dieser relativ hohen Summe zu kompensieren. Statistisch gemittelt.

      Oswald und seine Mitstreiter nutzten bei ihren Ermittlungen übrigens keine plumpen Was-wäre-es-Ihnen-wert-Fragen um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, sondern sie ermittelten über zehn Jahre, wie persönliche Tragödien, freudige Ereignisse, Krankheit, Tod im Freundeskreis und andere Plot-Points des Lebens, sich auf das subjektive Wohlbefinden des Befragten auswirkten. Gleichzeitig analysierten sie, welchen Einfluss plötzlicher Reichtum, stetiger Gehaltszuwachs oder der Verlust größerer Summen Geldes auf die Zufriedenheit haben. Danach brauchten sie die entsprechenden Formeln nur noch miteinander zu verbinden und so umzustellen, dass auf der rechten Seite des Gleichzeichens ein Geldbetrag stand und: Voila, was kostet die Welt? Nach dieser Methode gehen die Glücksforscher momentan daran, den monetären Wert demokratischer Mitbestimmung, die Belastung von Berufspendlern, das Auswirkung von schweren Erkrankungen und den Verlust des Ehepartners zu definieren.

      Mag der eine oder der andere auch Bauchschmerzen bekommen oder moralische Bedenken dabei haben, dass Werte wie Freundschaft oder Eheglück plötzlich wie Zahlenkolonnen auf einem Kontoauszug behandelt werden, so ist die konsequente Anwendung dieses Gedankens in ihrem Ergebnis verblüffend: Habe ich das Angebot, einen neuen Job anzunehmen, der mit zwar mehr Geld bringt, aber auch meine Freizeit erheblich einschränken wird, dann werde ich, mit Euro-Zeichen in den Augen, unter Umständen in den sauren Apfel beißen und diesen Job annehmen. Ganz einfach deshalb, weil ich den Wert meiner Freizeit noch nie in Euro und Cent definiert habe und mir daher ein Abwägen schwer fällt. Greife ich aber zu einer imaginären Umrechnungstabelle der Zufriedenheitsökonomen und stelle fest, das dort die Freizeit, die mir zukünftig entgehen würde, im statistischen Mittelwert doppelt so hoch bewertet wird, wie das monatliche Mehreinkommen, das ich zu erwarten habe, so werde ich mir die Sache wahrscheinlich zwei- oder dreimal überlegen.

      Somit bringt uns die Einführung des Geldes als Zufriedenheitsmaßstab erstaunlicherweise eher ab vom rein materiellen Wohlstandsdenken, indem es unser Augenmerk auch auf die immateriellen Aspekte der Lebensqualität richtet. Wird uns der Wert von Gesundheit, einer intakten Umwelt, von Kunst und Kultur auf Heller und Pfennig vorgerechnet, sind wir wahrscheinlich eher abgeneigt, zu Gunsten schnellen Geldes darauf zu verzichten.

      Und so schließt sich der Kreis: messen wir Lebensqualität in der Maßeinheit des materiellen Wohlstands, in Euro und Cent, dann haben wir Lebensqualität schließlich greifbar, messbar gemacht und Wohlstand letztendlich neu definiert.


      BIP bleibt uns - und der Politik - wohl noch einige Zeit erhalten


      Nun ist die Glücks- und Zufriedenheitsforschung noch ein sehr junger Zweig der Ökonomie und muss wahrscheinlich noch durch so manchen wissenschaftlichen Diskurs gereicht werden, aber die Aussicht, mit ihrer Hilfe eines Tages einen Wohlstandsindex vor uns liegen zu haben, der neben Produktivität und Wirtschaftlichkeit auch Lebensqualität und Zufriedenheit erfasst, erscheint faszinierend.

      Bis das so weit sein sollte, wird wahrscheinlich noch viel Wasser den Rinnstein herunterfließen. Und bis dahin? So traurig es klingt, bis dahin wird der Wohlstand weiterhin als BIP ausgewiesen. Bei dessen Berechnung wird zwar mittlerweile auch hie und da an der einen oder der anderen Justierschraube gedreht, am Grundprinzip dürfte sich jedoch erst mal nichts ändern. So heißt es in einer diesbezüglichen Verordnung der EU aus dem Jahre 1996: Die wirtschaftliche Wohlfahrt hat jedoch viele Dimensionen, von denen die meisten primär nicht in monetären Kategorien dargestellt werden sollten. Für die Zwecke der Wohlfahrtsmessung ist es daher besser, wenn für jede dieser Dimensionen eigene Indikatoren und Maßeinheiten verwendet werden. ... Sie könnten in ein Satellitensystem aufgenommen werden.

      Kurz: Uns ist zwar klar, dass das Gewicht des Bruttobeutels den Wohlstand eines Landes nur verzerrt darstellt, anstatt damit aber ein für alle mal Schluss zu machen, führen wir daneben lieber ganz viele, ganz neue Charts und eigene Hitparaden ein.

      Dumm nur, dass Entscheidungsträgern und Bürgern somit nach wie vor hauptsächlich Prognosen und Analysen vorgelegt werden, die auf Basis der Alles-zusammen-wiegen-Methode erstellt werden.

      Was ist denn nun also Wohlstand und vor allen Dingen wie viel? Vielleicht doch 1,2 Zentimeter?

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 02:50:21
      Beitrag Nr. 2.909 ()
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      Wirtschafts-, Finanz- und Sozialprobleme ehrlich diskutieren
      Politikampagnen bringen Deutschland nicht voran


      von Karl Müller, Deutschland
      Die «Agenda 2010» des deutschen Bundeskanzlers Schröder wird in Deutschland äusserst kontrovers diskutiert. Die Oppositionsparteien CDU und CSU haben intern beschlossen, nach aussen hin Kooperationsbereitschaft zu zeigen, tatsächlich aber alles zu blockieren. Auch aus der SPD selbst und vor allem aus Gewerkschaftskreisen sind die Vorschläge des Bundeskanzlers stark in die Kritik geraten. Einerseits gibt es ernste Sorgen um den Bestand des deutschen Sozialstaates und den Wunsch nach mehr sozialer Gerechtigkeit. Nicht weniger wichtig ist es allerdings, über die politischen Dimensionen der Auseinandersetzung nachzudenken: Was treibt einzelne Gewerkschaftsführer, wenn sie ganz offen von einem möglichen Sturz der Regierung sprechen? Wer würde von einem Scheitern der Regierung profitieren? Und wie wollen wir Bürger uns verhalten, um nicht irgendeine Machtpolitik zu unterstützen, sondern das Gemeinwohl zu fördern?

      Im Frühjahr 1930 scheitere die letzte Regierung der Weimarer Republik, die über eine parlamentarische Mehrheit im Reichstag verfügte. Nach aussen hin ging es um die Frage, wie die mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise aus den Fugen geratene, erst 1927 eingeführte Arbeitslosenversicherung gerettet werden könnte. Die Partei des SPD-Kanzlers Müller schlug eine geringe Erhöhung der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge zur Versicherung vor, das Zentrum und andere bürgerliche Parteien in der damaligen grossen Koalition wollten die Versicherungsleistungen kürzen. Man einigte sich nicht. Was folgte, war ein quasi-diktatorisches Präsidialkabinett, das sich auf die Vollmachten des Reichspräsidenten stützte.

      Machtkalküle damals
      Heute weiss man, dass der folgenschwere Übergang von der parlamentarischen Regierungsweise zum Präsidialregime von langer Hand geplant und sorgfältig vorbereitet worden war. Die Protagonisten dieses Kurses handelten dabei nicht unter dem Zwang übermächtiger Umstände oder in einer politisch ausweglosen Lage; sie handelten, so der Historiker Eberhard Kolb, «mit kühler Überlegung aus dem Willen heraus, jetzt eine einschneidende Veränderung des Verfassungssystems und der gesellschaftlichen Machtverhältnisse zugunsten der alten Eliten in Armee, Bürokratie und Wirtschaft zu bewirken. […] Die Ausschaltung der Sozialdemokratie war [...] beschlossene Sache.»

      ... und heute?
      Seit Wochen ist in Deutschland die «Agenda 2010» des Bundeskanzlers Schröder Thema der öffentlichen Auseinandersetzung - erst vereinzelt während des Irak-Krieges, seit der Eroberung Bagdads sind die Medien voll davon.

      Der der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 14. März folgende Leitantrag des SPD-Vorstandes für den Sonderparteitag am 1 Juni sieht unter anderem vor,

      Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenzulegen (bisher getrennt mit in der Regel höherer Arbeitslosenhilfe),
      die Höchstdauer für den Bezug von Arbeitslosengeld aus der Arbeitslosenversicherung auf 18 Monate (bislang 32 Monate) zu begrenzen,
      Unternehmen zu einer Ausbildungsabgabe zu verpflichten, wenn nicht bundesweit ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden,
      Langzeitarbeitslose zu verpflichten, eine angebotene Arbeitsstelle anzunehmen,
      den Kündigungsschutz bei Kleinstbetrieben zu verringern,
      eine Vielzahl von Veränderungen im Gesundheitswesen einzuleiten (mehr Prävention, mehr Wettbewerb, sogenannte Qualitätssicherung in Form von Behandlungsrichtlinien, eine Arzneimittelpositivliste, höhere Eigenbeteiligung an den Behandlungskosten, Befreiung der Krankenkassen von versicherungsfremden Leistungen, keine Erstattung verschreibungsfreier Arzneimittel mehr usw.),
      das Krankengeld aus der von Arbeitnehmern und Arbeitgebern paritätisch finanzierten Krankenversicherung herauszunehmen,
      das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen.
      Alarmierende Meldungen über die Lage der Wirtschaft und der öffentlichen Finanzen sind hinzugekommen. Die gesamtwirtschaftliche Leistung im ersten Quartal des Jahres 2003 ist leicht gesunken, es gibt also Anzeichen für eine Rezession. Die Arbeitslosenzahlen in Deutschland sind um eine halbe Millionen höher als im Vorjahr und lagen im April offiziell bei 4,5 Millionen. Der Arbeitskreis Steuerschätzung erwartet ein Weniger an Steuereinnahmen aller öffentlichen Haushalte von mehr als 120 Milliarden Euro bis 2006 gegenüber den bisherigen Ansätzen der mittelfristigen Finanzplanung. Finanzminister Eichel musste eingestehen, dass das Ziel eines ausgeglichen Haushalts auch in den kommenden Jahren nicht zu erreichen ist, und auch im Jahr 2003 wird das Euro-Stabilitätskriterium von höchstens 3% Neuverschuldung aller öffentlichen Haushalte, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, überschritten werden. Die Städte und Gemeinden in Deutschland leiden unter finanzieller Auszehrung, manche von ihnen sind haushaltsrechtlich zahlungsunfähig. Die Staatsverschuldung insgesamt beträgt mehr als 1,3 Billionen Euro.

      Wo bleiben ehrliche Analysen?
      Ehrliche Bestandsaufnahmen über die Ursachen dieser realen Probleme liegen bislang nur wenige vor, zum Beispiel mit dem Buch von Eberhard und Eike Hamer «Was passiert, wenn der Crash kommt?»1 In der Öffentlichkeit werden sie zu wenig diskutiert. Eine solche Diskussion würde die Konsequenz haben, dass alle gesellschaftlichen Gruppen über die Bücher gehen, sich ehrlich und gleichwertig zusammentun und gemeinsam Lösungen suchen müssten. Statt dessen beobachten die Bürgerinnen und Bürger, wie sich die Parteien und Verbände gegenseitig die Schuld zuschieben und politisches Kapital aus der Krise zu ziehen versuchen.

      Dies legt die Frage nahe, was an der Kontroverse über das Sparprogramm der Bundesregierung Teil eines politischen Kampfes ist? Welche Motive bewegen die Protagonisten? Gibt es Kreise im Hintergrund, die ein besonderes Interesse daran haben, dass die öffentliche Diskussion jetzt in dieser wenig konstruktiven Art und Weise stattfindet - zum Teil mit einer Aggressivität, die durchaus mit einem Sturz der jetzigen Bundesregierung und einer Machtübernahme durch die CDU/CSU von Angela Merkel und Edmund Stoiber enden kann?

      Was haben die Bürger dann zu erwarten? Sicherlich mehr Kürzungen im Sozialbereich, mehr Privatisierungen, weniger öffentliche Daseinsfürsorge, mehr ungebremsten Globalisierungskurs - und vor allem: Deutschland macht dann mit bei den kommenden Kriegen der US-Regierung.

      Sachdiskussion dringend notwendig
      Das alles sind keine Argumente für das Programm der deutschen Bundesregierung, aber Anregungen, über die Hintergründe einer Kontroverse nachzudenken. Und dazu, sich zu überlegen, wie wir Bürger uns vom partei- und verbandspolitischen Streit lösen können. Wenn wir wissen, dass ein Regierungswechsel nichts besser machen wird, im Gegenteil. Wenn wir wissen, dass es Kräfte gibt, denen die Ablehnung des Irak-Krieges durch die deutsche Regierung ein Dorn im Auge ist und die viel lieber eine folgsame Regierung à la Merkel hätten, dann ist es doch ratsam, die Diskussionen auf einer anderen Ebene zu führen, das heisst, nicht partei- und verbandspolitisch, sondern an der Sache orientiert und mit der ehrlichen Suche nach konstruktiven, gemeinwohlorientierten, den Gesamtzusammenhang berücksichtigenden Lösungen.

      Die Probleme der deutschen Wirtschaft, der deutschen Staatsfinanzen und des deutschen Sozialsystems sind keine Kleinigkeit. Sicher ist, dass diese Probleme auch etwas mit der Globalisierung zu tun haben, die volkswirtschaftliche, nationalstaatliche, rechtliche und soziale Strukturen auflöst. Dringend müssen sozial gerechte Alternativen zur Globalisierung diskutiert werden, allein schon der Menschenrechte und der Demokratie wegen. Gut beraten sind die Bürger in Deutschland, wenn sie die Diskussion über diese Probleme und die «Lösungs»vorschläge nicht den Funktionären überlassen, die in der Regel nicht eigenständig sind, sondern eingebunden in machtpolitische Interessen. Selbst denken ist dringend angesagt. Gemeinsam mit wirklich unabhängigen Experten braucht es gründliche Debatten und direktdemokratische Lösungen. Und wahrscheinlich ist es nicht auszuschliessen, dass alle Bürger in einigen Bereichen auch werden umdenken müssen.

      Besinnung auf eigene Stärken
      Die Substanz der deutschen Wirtschaft steht weltweit nicht schlecht da. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind dank einer umsichtigen Aufbaupolitik und nicht zuletzt wegen einer in der deutschen Geschichte einmalig langen Phase des Friedens enorme materielle Werte geschaffen worden. Gegenüber dem deutschen Volksvermögen sind die 1,3 Billionen Euro Staatsverschuldung gering und auch zu bewältigen - wenn wir das Gemeinwohl ins Zentrum unseres Handelns stellen.

      Trotz allen Zerstörungswerkes ist die Mehrzahl der Familien in Deutschland nach wie vor weitgehend intakt. Gerade die heutige Jugend schätzt wieder das Familienleben und möchte selbst wieder Familien gründen. Die meisten Jugendlichen sind bildungs- und ausbildungswillig, wenn sie entgegengenommen und richtig angeleitet werden. Deutschland hat Millionen von hochqualifizierten Fachkräften, eine hervorragende Infrastruktur, einen weitgehend soliden öffentlichen Dienst und viele ideenreiche und tüchtige Unternehmerpersönlichkeiten. Noch gibt es einen guten Mittelstand. Die deutsche Wirtschaft ist nicht gleichzusetzen mit den grossen Unternehmen und deren Management, das allein auf Shareholder value und kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Wenn sich die Menschen in Deutschland aus allen Schichten auf ihre Stärken, auf ihre Reserven und ihr Potential besinnen, dann können sie auch die jetzige Krise meistern. Je mehr sich die Menschen dabei untereinander gleichwertig verbinden, je mehr offen und ehrlich debattiert wird, desto leichter wird es sein, die anstehenden Aufgaben zu lösen.

      Artikel 11: Zeit-Fragen Nr.19 vom 26. 5. 2003, letzte Änderung am 27. 5. 2003
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 22:51:21
      Beitrag Nr. 2.910 ()
      29.5.03 Deutschland einig „Aldi-Land“

      „Discount ist in“, auf diese knappe Formel brachte es der auch sonst um lockere Sprüche und freche Werbung nie verlegene Autovermieter Erich Sixt, als er seinen jüngsten Coup vorstellte. Mit der Tochtergesellschaft Sixti steigt er in das Billigsegment ein und befindet sich damit in guter Gesellschaft. Auch andere Konzerne wie der Touristikriese Tui, die bisher nicht als Discounter den Markt aufrollten, wollen neue Kunden erobern.

      ... Inzwischen gilt ein Aldi-Einkauf sogar als kultig. In der Luftfahrt sind Billig-Airlines etablierten Konzernen trotz der Branchenkrise davon geflogen. „Das Signal für mich war die Nachricht, dass 80 % aller Deutschen bei Aldi einkaufen“, gab denn auch der Sixt-Chef unumwunden zu.

      Binnennachfrage kommt nicht in Gang

      Das wirtschaftliche Umfeld forciert die „Aldisierung“. Das geringe Wirtschaftswachstum in Deutschland wird allenfalls von den Exporten getragen, die Binnennachfrage kommt nicht in Gang. Konjunkturforscher sprechen schon von einem „neuartigen Stagnationsphänomen“. Gleichzeitig steigt die Sparquote. Nach dem „S-Wort“ (Stagnation) machte das „R-Wort“ (Rezession) die Runde. Inzwischen ist sogar von Deflationsrisiken die Rede - der Gefahr also, dass Preise über einen längeren Zeitraum auf breiter Front einbrechen und Verbraucher Einkäufe in der Hoffnung auf noch größere Schnäppchen verschieben.

      Entsprechend kleiner sind die Verteilungsspielräume geworden. Schnäppchenjäger werden nicht mehr länger Konkurrenten überlassen. Um die „völlig neuen Kundengruppen“ anzusprechen, bauen die Konzerne neben ihrem Kern-Geschäft parallel zu den anderen Sparten die neuen Billigsegmente auf. ... (Handelsblatt.com, 28.5.03)
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      Clement sieht kein Deflationsrisiko

      Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sieht nach eigenen Worten für Deutschland und die USA das Risiko einer Deflation. „Es gibt auch deflationäre Risiken, aber es gibt keine konkreten Gefahren“, sagte Clement am Mittwoch in Berlin.

      Reuters BERLIN. Es spreche einiges dafür, dass die Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland im zweiten Halbjahr ganz vorsichtig nach oben in Bewegung komme und im nächsten Jahr deutliche Erholungstendenzen aufweise. Der zuletzt sogar über sein Ausgangsniveau gestiegene Euro-Kurs gegenüber dem Dollar ist nach Clements Worten kein gravierendes Problem. „Damit kann die deutsche Wirtschaft umgehen. Die deutsche Exportwirtschaft ist dazu stark genug“, sagte der Minister. „Ich gehe davon aus, dass sich die Werte real zwischen den beiden großen Währungen einspielen.“ ... (Handelsblatt.com, 28.5.03)
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      Deutsche rechnen nicht mit sinkenden Preisen

      Die deutschen Verbraucher rechnen einer Umfrage zufolge nicht mit sinkenden Preisen. Damit deuten die Inflationserwartungen nach Ansicht von Experten derzeit nicht auf das Entstehen einer gefährlichen Deflation hin.

      Reuters BERLIN. In der GfK-Verbraucherumfrage im Mai hätten weniger als zwei Prozent der Befragten angegeben, in den nächsten zwölf Monaten fallende Preise zu erwarten, sagte Rolf Bürkl, Konsumexperte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), am Mittwoch. „Eine Deflationsgefahr sehen die Verbraucher selbst noch nicht.“ ... (Handelsblatt.com, 28.5.03)
      Kommentar: Während die Politker noch überhaupt keine Gefahren erkennen können, sehen sich die Unternehmen zu immer stärkeren Preissenkungen gezwungen, um überhaupt noch einen Absatz zu haben. Ob die Bevölkerung dabei weitere Preisenkungen erwartet oder nicht spielt überhaupt keine Rolle dafür, ob eine Deflation entsteht oder nicht. Allein entscheidend ist, daß die Kaufkraft sinkt und die Leute immer weniger einkaufen können, bzw. immer mehr nach billigen Produkten greifen. Das allein erzeugt den Druck auf weitere Preissenkungen. Wenn dazu noch die Steuern und Abgaben steigen, was die Preise wieder künstlich verteuert, dann kommt die Deflation erst richtig in Gang, wegen noch schneller sinkender Kaufkraft.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 23:28:06
      Beitrag Nr. 2.911 ()
      subventionen

      Das voll gepumpte Land


      Der Staat unterstützt fast alles und jeden. Nun zwingt die öffentliche Finanznot zur Umkehr. Die Chancen im Kampf gegen die Subventionitis sind so gut wie nie zuvor

      Von Wilfried Herz

      So nett kann das Leben im Subventionsstaat sein, denn zahlen muss ja nur die Allgemeinheit: Die Besitzer des neu erworbenen Häuschens sind glücklich, weil ihnen die öffentliche Hand mit einem üppigen Zuschuss unter die Arme greift. Den Verkäufer freut, dass er dank dieser Unterstützung einen höheren Preis erzielt. Und die Obrigkeit ist mit sich zufrieden, weil sie den Bürgern Gutes tun kann. Eine einzige Idylle – dank der Eigenheimzulage.

      Doch mit der komfortablen Unterstützung aus der Staatskasse wird es wohl bald vorbei sein, und nicht nur damit. In ihrer Not, immer größere Löcher in den öffentlichen Haushalten stopfen zu müssen, haben Politiker die Subventionen und Steuervergünstigungen als ergiebiges Sparpotenzial ausgemacht. Bundesfinanzminister Hans Eichel hat seine Beamten, die unter strenger Geheimhaltung bereits an einem Kürzungskatalog arbeiten, in typischer Politikersprache angewiesen: „Alles muss auf den Prüfstand.“ Auch die Union ist nach den Worten ihres Finanzpolitikers Friedrich Merz zu „tiefgreifenden Subventionskürzungen“ bereit. Und in den Ländern arbeiten die Regierungschefs von Nordrhein-Westfalen und Hessen, Peer Steinbrück (SPD) und Roland Koch (CDU), gemeinsam an einer Streichliste, um insgesamt 15 Milliarden Euro einzusparen.

      Trotz aller sich abzeichnenden Konflikte waren die Chancen in der Bundesrepublik noch nie so gut, die Subventionen wirksam zu stutzen. Der Druck der leeren Kassen erzwingt, was Wirtschaftswissenschaftler seit langem fordern. Denn die Ökonomen sind sich einig, dass die weit überwiegende Mehrzahl der staatlichen Hilfen Wirtschaft und Gesellschaft mehr schadet als nutzt. Sie verzerren das Preisgefüge und den Wettbewerb, locken Kapital und Beschäftigte in unrentable Branchen und Unternehmen, fördern Konzerne, Mittelständler und Bürger, die es nicht nötig hätten, und nicht selten fördern sie ungewollt die Umweltverschmutzung. Für all das muss der Steuerzahler aufkommen. Bei jeder Subvention, so formuliert es der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Halle, Rüdiger Pohl, „gelingt es einer Minderheit, sich auf Kosten der Mehrheit zu bereichern“.

      Warum Regierung und Parlament dennoch bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder neue Subventionen beschlossen haben, hat der Finanzwissenschaftler Karl-Heinrich Hansmeyer schon in den sechziger Jahren beschrieben. Solche Hilfen sind im akuten Fall schnell und einfach in die Tat umzusetzen und bestens geeignet, politische Klienten und protestierende Wählergruppen gezielt zu besänftigen; die zusätzliche Bürde, die allen Steuerzahlern aufgeladen wird, bleibt dagegen zunächst unbemerkt. Ein Beispiel, wie Politiker vorgehen, ist die Entfernungspauschale: Als im zweiten Halbjahr 2000 die Benzinpreise sprunghaft stiegen und die Autofahrerlobby protestierte, reagierte die rot-grüne Koalition reflexhaft. Die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz konnten fortan weitaus stärker steuerlich abgesetzt werden. Dass der Benzinpreis später wieder sank, ist egal. Die Vergünstigung gilt weiter.

      Die Geschichte der Bundesrepublik ist von Anfang an eine Geschichte nahezu ständig steigender Subventionen und meist nur kläglicher Versuche, die Hilfen zu reduzieren. Heute wird fast alles subventioniert: veraltete Branchen wie Kohlebergbau und Landwirtschaft genauso wie High-Tech-Unternehmen und Existenzgründer. Ob der Bürger Miete zahlt, ein Eigenheim erwirbt, ob er ins Kino geht oder spart, ob er Schnittblumen oder Hundefutter kauft – stets zeigt sich der Staat als Gönner.

      Was im Einzelfall für den Steuerzahler unmerklich ist, nimmt in der Summe erschreckende Ausmaße an. Im jüngsten Subventionsbericht des Bundes für das Jahr 2001 werden die Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und so genannten Marktordnungsausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Europäischer Union auf zusammen 57,8 Milliarden Euro beziffert. Klingt hoch? Geflissentlich lässt der Bund „generelle Staatsaufgaben“ wie die Sozialpolitik und den Aufbau der Infrastruktur dabei außer Acht.

      Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet dagegen auch sämtliche Leistungen für öffentlichen Personennahverkehr, Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten bis hin zum Sonderausgabenabzug für die Kirchensteuer zu den staatlichen Vergünstigungen. So kommen die Kieler auf ein Subventionsvolumen von 156 Milliarden Euro im Jahr. Würden diese Zuschüsse und Vergünstigungen komplett gestrichen, so rechnen die IfW-Subventionsexperten Alfred Boss und Astrid Rosen schon vor, „könnten die Einkommensteuersätze letztlich um fast zwei Drittel verringert werden“.

      Tatsächlich ist selbst diese Auflistung nicht komplett. So überlassen Kommunen örtlichen Betrieben Grundstücke besonders billig. Auch Ermäßigungen bei der Umsatzsteuer sind mangels Statistiken nicht zu beziffern. Und die Vergünstigungen in Milliardenhöhe, die der Wirtschaft zugute kommen, weil in der Regel die steuerlichen Abschreibungsfristen deutlich kürzer sind als die tatsächliche Nutzungsdauer, werden nicht einmal erwähnt.

      So umstritten die Definition der Kieler Wissenschaftler auch ist, für das rot-schwarze Streich-Duo Steinbrück/Koch ist deren Gutachten die Arbeitsgrundlage. Die beiden Ministerpräsidenten haben sich vorgenommen, im Prinzip alle Leistungen nach der so genannten Rasenmäher-Methode inerhalb von drei Jahren um insgesamt zehn Prozent zu kürzen. Die beiden Politiker haben nicht nur deshalb absolute Vertraulichkeit vereinbart, weil sie mit einem „wahnsinnigen Sturm“ (ein Beteiligter) von Protesten der Lobbyisten rechnen. Auch in ihren jeweiligen Parteien müssten sie durch „Minenfelder“ gehen, sagt ein Insider. Für den CDU-Mann Koch droht die Explosion vor allem auf dem Feld der Eigenheimzulage, deren Kürzung die Unionsmehrheit im Bundesrat kürzlich erst verhindert hat. Zu den Widerständlern gehört der mächtige bayerische Regierungschef Edmund Stoiber. Und Wolfgang Böhmer, Landeschef in Sachsen-Anhalt, ist zwar zu Einschränkungen bereit, will aber in Ostdeutschland frei werdende Mittel in Subventionen für den Stadtumbau umwandeln.

      SPD-Mann Steinbrück muss sich vorsehen, wenn er an die Steuerfreiheit der Lohnzuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit heranwill. Für Sozialdemokraten war diese Vergünstigung bislang absolut tabu. Noch im Bundestagswahlkampf lehnte die SPD entschieden ab, den Vorteil für die Nachtarbeiter zu streichen. Zwar plädieren inzwischen auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der Niedersachse Sigmar Gabriel offen dafür, die Vergünstigung abzuschaffen. Aber SPD-Generalsekretär Olaf Scholz versucht bereits, den Vorstoß abzublocken: „Es ist eine Steuervergünstigung, die aus Respekt erfolgt vor sehr schwerer Arbeit von Menschen, die es nicht leicht haben, nachts zu arbeiten und am Sonntag.“ Als gehe es um moralische Wertungen und nicht um die Frage: Wer zahlt – der Staat oder der Arbeitgeber? Denn unter dem Strich profitiert das Unternehmen von der indirekten Lohnsubvention. Wie in diesem Fall Sozialdemokraten schwingen sonst Interessenvertreter die Moralkeule. Kleine Baubetriebe in den Ruin schicken – wer will das verantworten? Die Kohleregionen verarmen lassen – und das, obwohl es ohne die Kumpel das Wirtschaftswunder nie gegeben hätte?

      Koch und Steinbrück haben viel vor sich. Strittig ist auch ihr Generalplan, alle Staatshilfen per Rasenmäher zu scheren. Viele Wissenschaftler halten dieses Verfahren nur für die „zweitbeste Lösung“, wenn ein gezielter Abbau wieder einmal scheitert. Der Methoden-Streit geht quer durch die Parteien. Bernhard Vogel (CDU), der scheidende Thüringer Regierungschef, wehrt sich gegen ein Zurückschneiden aller Subventionen „blind durch das Gestrüpp“, weil er um die Aufbauhilfen für Ostdeutschland fürchtet. Und die grüne Finanzpolitikerin Christine Scheel bezweifelt, „dass ein Euro, der in die Steinkohle geht, genauso viel wert ist wie ein Euro, der in Zukunfstechnologie beziehungsweise Forschung geht“.

      Bundesfinanzminister Eichel, der 2004 im Bundeshaushalt eine Lücke von 15 Milliarden Euro zu füllen hat, hält ebenfalls nichts von pauschalen Kürzungen, weil dies „auch wichtige Aufgaben treffen“ würde. Andererseits reicht ihm das 10-Prozent-Ziel von Steinbrück und Koch nicht aus. Bereits im April hatte er seine Kabinettskollegen schriftlich aufgefordert, zur Vorbereitung des Haushalts 2004 Angaben zu sämtlichen Finanzhilfen abzuliefern – einschließlich präziser Rechtfertigungsgründe sowie Möglichkeiten der Befristung und des Abbaus.

      Spätestens bis zu den Beratungen des Budgetentwurfs 2004 im Parlament nach der Sommerpause will Eichel die Ergebnisse seiner Rotstift-Aktion präsentieren. Seine Beamten liefern die Argumente – selbst gegen die erst von Rot-Grün eingeführte „neueste Subventionsmode in der Landwirtschaft“, die Förderung des „Öko-Landbaus“. „Wer Öko-Produkte essen will“, heißt es in einem internen Papier, „sollte sie auch zu Marktpreisen bezahlen.“ Eichels Experten attackieren jedoch nicht nur die umfangreichen Agrarhilfen, sondern auch Hilfen für die gewerbliche Wirtschaft: „Subventionierte Unternehmen haben weniger Anreize, neue Produkte zu entwickeln bzw. nach Märkten zu suchen, auf denen profitable Geschäfte ohne Subventionen möglich wären.“ Außerdem monieren sie beispielsweise, dass der Staat Zuschüsse für neue Schiffe in der Seefischerei bezahlt und gleichzeitig noch Abwrackprämien auslobt. Da kann man sich gegen staatliche Zuwendung kaum noch wehren.

      Eichel plant mehr als eine Neuauflage seines am Bundesrat gescheiterten „Steuervergünstigungsabbaugesetzes“. Konsequenter als damals will er nach Informationen von Insidern mit Vergünstigungen bei der Umsatzsteuer aufräumen, die derzeit von Prothesen über Saatgut bis zu Zirkusveranstaltungen reichen. Nur noch für wenige Ausnahmen – Lebensmittel, Zeitungen, öffentlichen Personennahverkehr – soll der ermäßigte Satz von sieben Prozent gelten.

      Die umstrittene Eigenheimzulage, die der Finanzminister im ersten Anlauf nur halbieren wollte, will Eichel jetzt womöglich komplett zur Disposition stellen. Er hält es für widersinnig, dass der Staat trotz weithin gesättigten Wohnungsmarktes mit zehn Milliarden Euro jährlich den Bau oder Kauf von Eigenheimen bezuschusst. Gleichzeitig läuft in Ostdeutschland, ebenfalls mit Staatshilfe, ein Abrissprogramm für 350000 überflüssige Wohnungen.

      Jetzt oder nie: Die riesigen Defizite in den öffentlichen Haushalten könnten den Widerstand der Interessenvertreter entscheidend schwächen. „Wenn man einen Generalangriff auf die Subventionen starten will, ist nun die beste Gelegenheit“, erklärt ein Eichel-Mitarbeiter, „das Zeitfenster ist da.“


      (c) DIE ZEIT 28.05.2003 Nr.23

      ZUM ARTIKELANFANG

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      Sparen in diesem System ,hilft leider nicht weiter.
      Als Möglichkeit fährt man den Karren an die Wand oder man fährt vorher in den Abgrund.
      Die größte Subvention wird erst gar nich genannt.
      die ist nämlich, das Geldentleiher leistungslos ihr Geld auf Kosten der Allgemeinheit vermehren können, durch den Zins. Diese Subvention erhöht sich von Jahr zu Jahr, dank des ZinsesZins. Und diese muss von der Allgemeinheit erarbeitet werden. Die Umverteilung sollte von oben nach unten erfolgen und nicht umgekehrt! Wenn jeder kürzt , wie soll sich da die Wirtschaft erholen? Auf der Makroebene ist diese Vorgehensweise einfach schädlich.
      Man versucht immer da was herauszuholen ,wo es am wenigsten was zu holen gibt.Wo die Gegenwehr am wenigsten ist, ist es eben am leichtesten.
      Was hat das Geld für eine Funktion , wenn das Geld sich da sammelt , wo kein Bedarf ist?
      Reine Machtfunktion.
      Und dafür wurde das Geld wohl nicht erfunden.
      Eine Vergewaltigung des Geldes , so kann man es wohl nennen.
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 23:43:32
      Beitrag Nr. 2.912 ()
      Vatertag und schönes Wetter

      von Jochen Steffens

      Heute ist Himmelfahrt und Vatertag und das bei schönstem Sommerwetter. Die Börsen bestechen durch ihre hohe Volatilität, spannenden und gefährlichen Trendwenden, hohen Umsätzen und marktbewegenden Nachrichten. Mit anderen Worten, es ist gähnend langweilig. Selbst die Nachrichtenagenturen schicken ausschließlich Lückenfüller über die Ticker.

      Da wird wieder das Thema Deflation durchgekaut, nachdem Wolfgang Clement eine solche für Deutschland nicht mehr ganz ausgeschlossen hat. Oder es wird über die anstehende Zinssenkung spekuliert. Analysten gehen aufgrund der Deflationsangst davon aus, dass die EZB die Zinsen vielleicht doch um 50 statt 25 Basispunkte senken könnte. Aber die EZB ist nicht die FED. Bisher hat sie sich immer sehr zurückhaltend bei Zinsschritten gezeigt. Zu Recht. Sie wollte den Euro stützen und sie hat mit ihrer eignen Geldpolitik unter Unterstützung der amerikanischen Geldpolitik genau das geschafft. Vielleicht ein wenig zu sehr. Zwar gehe ich noch nicht davon aus, dass die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt werden, aber wirklich verwundern würde mich das in der aktuellen Lage nicht.

      Die einzig interessanten Nachrichten kamen heute von Seiten der US-Konjunkturdaten.

      Die US-Wirtschaft hat sich im ersten Quartal positiver entwickelt, als zunächst porgnostiziert. Das BIP stieg nach endgültigen Zahlen (auf das Gesamtjahr hochgerechnet) um 1,9 %. Die vorläufigen Zahlen gingen bisher von 1,6 % aus. Erfreulich für die amerikanische Wirtschaft: Der Konsum legte um 2 % statt der bisher prognostizierten 1,4 % zu. Doch es ist allgemein bekannt, dass das erste Quartal gut gelaufen ist.

      Der US-Arbeitmarkt macht Sorgen. Aber einige Kommentatoren erstaunen mich mit ihrer positiven Beurteilung dieser Daten. Eine der nicht ganz richtigen Aussagen:

      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sei gesunken und zwar von 433.000 auf 424.000. Natürlich stimmt das im Prinzip. Doch die 433.000 ist im Gegensatz zu den neuen Zahlen bereits der revidierte Wert. Die ersten Prognosen am Donnerstag letzte Woche gingen noch von 428.000 aus. 5000 weniger. Das bedeutet, auch die aktuelle Zahl wird wohl wieder revidiert werden müssen. Rechnen wir also 5.000 dazu, kommen wir auf 429.000 nach 433.000. Analysten hatten mit 420.000 Anträgen gerechnet.

      Auch ein Satz wie: "der US-Arbeitsmarkt zeigt sich robust", klingt doch doch positiv, oder? Dabei liegt die Zahl der Erstanträge seit 14 Wochen (!!!) über der kritischen 400.000er Marke und ein Ende ist nicht abzusehen. Denn der Einbruch bei den Aufträgen in der Rüstungsindustrie wird auch weitere Kündigungen nach sich ziehen. Ein weiterer Umstand belastet den Arbeitsmarkt: Die großen US-Automobilhersteller fahren derzeit ihre Produktion immer weiter zurück. Die Lager sind voll. Das hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigen bei den Automobilherstellern, sondern auch auf die der gesamten Zuliefererindustrie. Aus dieser Sicht ist auch in den nächsten Wochen nicht mit Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen.

      Gestern Abend habe ich dann noch interessante Zahlen erhalten, die ich Ihnen nicht vorenthalten will: Wussten Sie, dass die Zahl der Arbeitnehmer, die mittlerweile ihre gesamten Landes- und Bundesunterstützungen aufgebraucht haben, bis zum Ende des Monats auf 1,4 Millionen Amerikaner steigen soll?

      Deutlicher ausgedrückt: Der Anteil der Arbeitslosen, der seine Arbeitslosenunterstützung verlieren wird, liegt bei 41 %. Das ist der höchste je gemessene Wert. Erschreckend. Welche Auswirkungen auch das für den Konsum haben wird, können Sie sich denken. Eine große Zahl von Menschen, die sozial gesehen ins Niemandsland abrutscht.

      Doch was machen die Amis mit diesen Zahlen ... Sie freuen sich und kaufen weiter. Sie kaufen als gäbe es bald keine Aktien mehr. Verrückt. Ich mache mir mittlerweile hin und wieder Sorgen, ob die Ignoranz der Amerikaner nicht auch eine Rallye gegen jedwedes fundamentales Verständnis bewirken kann.

      Aber wir haben Feiertag. Ich habe gestern mit einem Banker telefoniert und dabei ging es auch um das Thema: Feiertage und Börse. Sein Kommentar: "Ja, da haben die was in der Zeit des Booms angerichtet! Da wollte jeder so lange handeln wie es geht, um an den Börsen mitzuspielen. Besonders die Feiertage nutzten viele private Anleger, um ein wenig zu zocken. Heute fluchen die Institutionellen darüber, dass die Börse an den meisten Feiertagen geöffnet bleibt. Wenig Umsatz, Fehlsignale, da bleibt man doch lieber aus dem Markt. Auch diese lange Öffnungszeit (bis 20 Uhr) verursachen den Banken Kosten, die sie mittlerweile lieber einsparen würden. Das Problem: Viele Arbeitnehmer zocken ein wenig nach der Arbeit. Es hat sich so eingebürgert und ist schwer wieder rückgängig zu machen. Aber diese Feiertage ..."

      Bei so schönem Wetter wie heute und einer derart langweiligen Börse, würde ich ehrlich gesagt auch lieber "Bier" Zertifikate handeln. Auch Grill-Würstchen stünden bei mir heute hoch im Kurs, auch wenn ich (noch) kein Vater bin.

      Heute kann ich Ihnen keine Firmen-Nachrichten liefern, denn es sind keine relevanten über die Ticker gekommen

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      Dollar und Deflation

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Eine Deflation zu erwarten, ist "nicht mehr länger idiotisch", so Ray Dalio (in USA Today).

      Ich bin so froh, das zu hören, ich hatte schon an mir selbst gezweifelt.

      Aber während mir USA Today versichert, dass meine Meinung zumindest nicht mehr "idiotisch" ist, ist eine Deflation laut dem Internationalen Währungsfonds sehr, sehr unwahrscheinlich.

      Aber letzte Woche hat der geliebte amerikanische Zentralbanker Alan Greenspan eine lächerliche Aussage abgegeben – er sagte, dass die Zentralbanken "die Geldmengenexpansion genug begrenzt haben, so dass sich viele Aspekte des Goldstandards, die in der Vergangenheit zu deflationären Mustern geführt hatten, im derzeitigen Geldsystem widerspiegeln."

      Natürlich haben die Zentralbanken die Geldmenge nicht "genug begrenzt."

      Die Fed hat die Menge an Dollar explodieren lassen, und diese Dollarberge sind jetzt weltweit verteilt. Und dennoch fallen viele Preise, so wie in den 1880ern und den 1930ern. Die Zentralbanken überall in der Welt sind dazu bereit, eine Politik des leichten Geldes zu fahren (die Europäische Zentralbank kann jederzeit die Leitzinsen senken). Und dennoch kommt die Weltwirtschaft nicht in Fahrt.

      Was wir sehen, ist die Deflation der großen Spekulationsblase, die sich in den letzten 3 Dekaden des 20. Jahrhunderts aufgebaut hatte. Die Zentralbanken konnten den Goldstandard aufgeben ... aber sie konnten nicht einfach die Probleme loswerden, die der Goldstandard half, zu lösen. Sobald man den Goldstandard 1971 aufgegeben hatte, war es für die USA möglich geworden, die Geldmenge (der Dollar war sozusagen das neue Gold geworden, die neue Reservewährung) so stark zu erhöhen, wie es in einem System des Goldstandards niemals möglich gewesen wäre. Aber das konnte nicht auf ewig so weitergehen.

      Es brauchte Jahre, bis sich die Kreditblase in Dollar aufgebaut hatte; jetzt dauert es Jahre, diese Blase zu deflationieren.

      "Das hohe Niveau des Dollar war eine weitere Manifestation der Überbleibsel der `Spekulationsblasenmentalität` an den Finanzmärkten", so Tim Lee in der Financial Times. "Die derzeitige Schwäche der US-Wirtschaft ist zu einem großen Teil der aggresiven Geldpolitik der Fed zuzuschreiben. In anderen Zeiten, in anderen Ländern unter vergleichbaren Umständen wäre die Geldpolitik der Fed unmöglich gewesen. Die Kombination aus einer Politik des leichten Geldes UND einem schwachen Wachstum – vor dem Hintergrund großer Ungleichgewichte – hätte zu einem Zusammenbruch der Währung geführt. Die Fed ist derzeit nur damit durchgekommen, weil die Finanzmärkte irrational zum Dollar hingezogen sind, und der Fed wurde geholfen durch die Bereitwilligkeit der asiatischen Zentralbanken, Dollarreserven anzuhäufen."

      "Diese Faktoren können den Dollar nicht unendlich stützen. Die Investoren sollten darauf vorbereitet sein, dass der Dollar tiefer fallen wird, als sie es für möglich gehalten hätten."

      Wie tief kann er fallen? Ich weiß es nicht. Ich warte darauf, es herauszufinden.

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      Lieber ein bisschen als gar keine Inflation?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Die Rezession ist vorbei, und auch der Bärenmarkt am Aktienmarkt ... was die Kurse am Anleihenmarkt im Gegenzug zurückkommen lässt. Was die Aktien- und die Anleihenmärkte animiert – allerdings in entgegengesetzte Richtungen – sind die neuesten Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen. Diese Zahlen sind etwas besser ausgefallen ... die Verbraucher kaufen wieder Häuser, jede Menge Häuser.

      Das Konsumentenvertrauen is im Mai auf ein 6-Monats-Hoch von 83,8 Punkten gestiegen – im April waren es noch 81 Zähler gewesen. Das ist das höchste Niveau seit November.

      Die Konsumenten schätzen allerdings die Aussichten viel besser als die derzeitige Situation ein. Konkret: Der Index für die Beurteilung der aktuellen Situation ist weiter gefallen, von 75,2 auf 67,9. Aber der Index für die Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Lage ist explodiert, von 84,8 auf 94,4 Zähler. Dieser Index hat in den letzten 2 Monaten satte 33 % zugelegt!

      Ein Zeichen dieser neuen Zuversicht ist die Tatsache, dass viele Konsumenten die auf Rekordtief stehenden Zinsen dazu nutzen, um Häuser zu kaufen. Die Verkäufe von Einfamilienhäusern sind im April um 1,7 % gestiegen, das ist der größte Wert des Jahres.

      Langfristige Hypotheken kann man in den USA zu 5 % bekommen. Wenn es eine Inflation geben sollte, profitieren Häuslebauer gleich doppelt: Ihre Schulden werden weniger wert, da es eine Inflation gibt, und gleichzeitig führt die Inflation zu steigenden Immobilienpreisen.

      Natürlich – wenn die Befürchtungen wegen einer möglichen Deflation gerechtfertigt sind, dann wäre es keine gute Idee, ein Haus zu kaufen. Denn dann würde der reale Wert der Schulden steigen, gleichzeitig würde der Wert des Hauses stagnieren oder sogar zurückgehen. Platzieren Sie Ihre Wetten.

      Hier in New York glaube ich, dass aber auch eine inflationäre Episode nicht unmöglich ist. Vielleicht ist der Grund, dass ich hier soviele Zeichen einer Inflation sehe. "Die New Yorker Zeitungen sind voll von Details, die man als unwillkommenen, substanziellen Inflationsanstieg bezeichnen könnte", so Jim Grant in einer aktuellen Kolumne im Forbes-Magazin. "Die aktuellen Mieterhöhungen, die teurer werdenden U-Bahn-Fahrkarten, die steigenden Steuern, ( ...) führen zu der Einschätzung, dass es eines Tages sich nur noch der Milliardär Michael R. Bloomberg – der Bürgermeister von New York ist – wird leisten können, in der Stadt zu bleiben."

      Grant meint, dass das Wiederauferstehen der Inflation nicht unmöglich ist, dank des Versprechens der Fed, eine mögliche Deflation zu bekämpfen.

      "Leute, die unter der großen Inflation der 1970er litten, haben bezweifelt, dass sie so etwas noch einmal sehen würden – aber der Tag ist gekommen", so Grant. "Am 6. Mai erklärte die Fed, dass ihr die Inflationsrate Sorgen bereiten würde – weil sie so unakzeptabel NIEDRIG sei. Die Fed hat mitgeteilt, dass sie das nicht hinnehmen will."

      "Man könnte sich jetzt die Augen reiben. Die Fed hat doch schließlich die Aufgabe, das Preisniveau `stabil` zu halten. Aber jetzt wo die Preise nahezu stabil sind, macht sich die Fed sorgen, dass sie sinken könnten. Die Bank von Alan Greenspan mag zwar keine große Inflation. Aber sie mag lieber etwas Inflation – als gar keine Inflation."

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      Bananenrepublik USA?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Goldpreis ist etwas gefallen. Der Dollar ist gegenüber dem Yen weiter gefallen.

      *** Die US-Hypothekenbank Freddie Mac hat ihre Hypothekenzinsen am langen Ende auf 5,34 % gesenkt. 1jährige Hypotheken kann man schon bereits für 3,61 % erhalten.

      *** "Die einzige Supermacht der Welt wird zu einer Bananenrepublik", so Paul Krugman vor kurzem in der New York Times. Er bezog sich auf die enormen Schulden und Defizite, die die derzeitige US-Administration laufen lässt. Krugman hat folgende Schlussfolgerung über die Bush-Administration gezogen:

      "Die Leute, die Amerika jetzt führen, sind keine Konservativen, sie sind Radikale, die das soziale und wirtschaftliche System, das wir jetzt haben, loswerden wollen ..."

      Ich weiß nicht, ob Bush und sein Team das System radikal ändern wollen, aber ganz bestimmt sind sie die aktivste Gruppe von Konservativen, die ich je gesehen habe. Sie scheinen zu denken, dass sie wirklich wissen, was am besten für die Welt ist, und dass sie sichergehen wollen, dass die Welt das auch bekommt.

      Aber je mehr ich Nicaragua besuche (ein sehr empfehlenswertes Urlaubsland!), desto mehr beginne ich zu denken, dass die Entwicklung hin zu einer Bananenrepublik gar nicht so schlecht wäre. Das Wetter ist schön. Die Früchte sind frisch. Die Lebenshaltungskosten niedrig. Und die Leute nehmen die Politik nicht so ernst; sie scheinen zu erwarten, dass die Politiker sich wie Clowns, Idioten und Desperados verhalten. Weil sie das erwarten, erleiden sie weniger Enttäuschungen.

      Ich erinnere mich an eine Episode während meines letzten Nicaragua-Besuchs. Ich ging dort zum Frisör, um mir die Haare schneiden zu lassen. Die Friseuse schien ihre Arbeit zu genießen, sie lächelte, als sie schnitt und rasierte. Und dann schien sie mich nur widerwillig gehen lassen zu wollen, und sie massierte meinen Kopf sehr angenehm. Ich träumte ein bisschen ... ich sah mich auf dem Balkon eines großen öffentlichen Gebäudes stehen, das an einen großen öffentlichen Platz grenzte. Ich hatte eine Uniform an und hielt eine feurige Rede ... voll von Sturm und Drang ... aber auch mit Ironie gespickt und zu Tränen erweichenden öffentlichen Geständnissen. Es war eine wirklich exzellente Rede. Aber dann, als ich nach meiner Rede auf den Platz schaute, sah ich, dass die Leute überhaupt nicht reagiert hatten. Sie standen nur da und starrten mich an. Mist, ich hatte die Rede in der falschen Sprache gehalten.

      Ich wachte aus meinen Traum auf und war etwas enttäuscht. Ich gab der Friseuse 2 Dollar für den Haarschnitt – und sie wollte mir sogar Wechselgeld herausgeben.
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      Strategische Entwicklungen

      von Frank Giustra

      Die derzeitige Situation im Irak ist nicht gerade gut für die zukünftige wirtschafliche Entwicklung in den USA.

      Zunächst einmal war der militärische Sieg der Koalition nur der leichtere Teil der gesamten Aufgabe dort im Irak. Die Verwaltung des Irak unter der Aufsicht des US-Militärs und die Bemühungen, eine funktionierende Demokratie zu etablieren, könnten eine lange und blutige Aufgabe werden.

      Die Geschichte hat gezeigt, dass der Mittlere Osten nicht gerade positiv auf eine Besetzung durch westliche Staaten reagiert. Von den Kreuzrittern angefangen bis zu den Briten – irgendwann haben sie sich alle erschöpft zurückgezogen. Einem Land wie dem Irak, das von einer Vielzahl von Stämmen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund bewohnt wird und nur durch eine totalitäre Macht zusammengehalten wurde, Demokratie überstülpen zu wollen, wird zumindest eine Herausforderung sein. Demokratie ist ein Konzept, das sich entwickeln muss, mit Gruppen von Leuten, die zusammenleben WOLLEN und mit einer funktionierenden institutionellen Infrastruktur. Ich bezweifle, dass eine Demokratie erzwungen werden kann.

      Was auch immer heute als Grund für die Invasion (oops, ich meine Befreiung) des Irak angeführt wird – das Vernichten von Massenvernichtungswaffen, der Kampf gegen den Terror, der Regimewechsel, die Befreiung des irakischen Volkes, etc. – es ist offensichtlich, dass es um einen größeren Plan geht. Aus den jüngsten Reden der US-Politiker lässt sihc schließen, dass sich der Fokus auf andere Länder der Region richten wird, sobald Amerika das irakische Regime erfolgreich ersetzt hat. Es ist erstaunlich, dass die Kriegstreiber in der Adminstration – Rumsfeld und Wolfowitz – unmittelbar nach dem Fall des irakischen Regimes ohne Atempause bereits Syrien beschuldigten, mit dem ganzen Terror/Massenvernichtungswaffen/Unterstützungs-Ding zusammenzuhängen.

      Iran könnte als nächstes dran sein, und vielleicht könnten sich auch die alten Freunde Amerikas – die Saudis – bald mit einem Regimewechsel dank amerikanischer Unterstützung konfrontiert sehen. Und dann gibt es noch Nordkorea, das sich auf eine Konfrontation mit den USA vorbereitet. Solange es mit den USA keinen Nicht-Aggressions-Pakt aushandeln kann (was die derzeit siegreichen USA wahrscheinlich nicht geben werden), wird es weiterhin auf die Nuklear-Karte setzen.

      Wie die arabischen Nachbarn des Irak auf all das reagieren werden, ist hart vorauszusagen. Zunächst einmal können sie den Motiven der Amerikaner nicht vertrauen, und die arabischen Regierungen können die antiamerikanischen Proteste wegen des Irakkriegs kaum verhindern, da sie sich dann gegen den Volkszorn stellen würden, der sich evtl. gegen sie selbst richten würde.

      Ironischerweise werden die meisten arabischen Länder von Regimen geführt, die nach amerikanischen Standards "illegitim" sind, und dennoch von den USA unterstützt werden. Allerdings könnten die zornigen Einwohner dieser Länder unberechenbar weren, und dann könte sich die gesamte Region in die Hölle auf Erden verwandeln. Wenn zu diesem Zeitpunkt immer noch Amerikaner in der Region sind, dann wird es ein blutiger Konflikt werden, auf den die USA nicht vorbereitet sind.

      Es ist zweifelhaft, dass der durchschnittliche Amerikaner seinen Lebensstandard aufgeben will, wenn die Kosten der Konsumexzesse und der teuren Außenpolitik sichtbar werden. Die Stimmung wird dann Parallelen zur Stimmung während des Vietnamkriegs bzw. des Zweiten Weltkriegs zeigen. Kriege, die gegen Länder geführt werden, die keine "unmittelbare Bedrohung sind", sind nie lange populär gewesen, wenn sie den Komfort zuhause einschränken. Ich bin nicht sicher, wie es diesmal sein wird, aber ich meine, sagen zu können, dass man weniger glücklich sein wird, in Amerika zu leben.

      De Debatte über die aktuelle US-Außenpolitik wird weitergehen. Ich werde es zukünftigen Historikern überlassen, ob Amerika in Selbstverteidigung und im Sinne der Unterdrückten gehandelt hat, oder ob wirtschaftliches Eigeninteresse der Grund war. Ich werde aber sagen, dass "die Befreiung der Welt vom Bösen" eine lange und teure Aufgabe ist. In diesem Artikel hingegen will ich nur untersuchen, was das derzeitige Abenteurertum die US-Wirtschaft kosten wird, und wie der Rest der Welt die Absichten Amerikas sieht. Die wirtschaftlichen Kosten werden sich auf den US-Dollar negativ auswirken, und die ausländische Wahrnehmung könnte zu einem wahren Einbruch des Dollar führen.

      Langfristig gesehen waren Imperialismus und übermäßiger Konsum ein sicheres Rezept für wirtschaftlichen Niedergang. Wir müssen nur ins 16. Jahrhundert, nach Spanien, blicken – oder ins Frankreich des späten 18./frühen 19. Jahrhunderts. Oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nach Großbritannien.

      Von diesen drei Beispielen lässt sich das Spanien des 16. Jahrhunderts am besten mit den heutigen Amerikaner vergleichen. Fast 100 Jahre lang flossen immense Mengen an Gold und Silber in die Kassen der Spanier – Gold und Silber, das von den Einheimischen Südamerikas geplündert wurde. Leider führte das dazu, dass das den Konsumwillen der Spanier anregte, ohne ihren Produktionswillen zu vergrößern. Spanien nutzte den Reichtum, um "Konsumentengüter" aus anderen Nationen zu kaufen. Als Ergebnis davon sind die spanischen Auslandsschulden explodiert, und das gesamte Gold und Silber wurde aus Spanien exportiert (stellen Sie sich vor, was mit dem heutigen US-Außenhandelsdefizit passieren würde, wenn die USA nicht einfach die Druckerpresse anwerfen könnten, um Geld zu drucken).

      Angesichts des scheinbaren neuen Reichtums brauchte es nicht lange, bis sich die Könige von Spanien als dem Rest der Welt überlegen betrachteten, und die Welt nach ihrem Willen biegen wollten. Karl V. nutzte Bestechungen und Bedrohungen, um schließlich eine "Koalition der Willigen" dazu zu bewegen, ihn zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu machen. Nachdem er ein paar goldbeladene Schiffe im Atlantik verloren hatte, erklärte Spanien, dass es – in Selbstverteidigung – keinen Unterschied mehr machen würde zwischen Piraten und den Nationen, die Piraten Unterschlupf gewähren würden. Um diese Piraterei mit "staatlicher Unterstützung" zu bekämpfen, entschloss Spanien, den größten Herausforderer – Großbritannien – anzugreifen (obwohl ich nicht glaube, dass der spanische König Philipp II. jemals vorgegeben hat, das britische Volk aus der Unterdrückung befreien zu wollen).

      Die technologisch überlegene spanische Armada (nicht unähnlich zur amerikanischen militärischen Überlegenheit) setzte Segel gen Großbritannien, wurde aber doch überraschend von den kleinen, aber wendigeren britischen Schiffen besiegt. Es folgten Jahre des Krieges mit anderen Ländern, die die spanische Sichtweise nicht teilten. Spanien hatte sein Gold bereits für Konsumgüter ausgegeben, und die Nation hatte kein Geld mehr, um diese Kriege finanzieren zu können. Die großen Gläubiger der Spanier, besonders die Fugger aus Augsburg (die 16. Jahrhundert-Version der Japaner) mussten ihre Forderungen in langristige Kredite umwandeln.

      Irgendwann einmal drehten die Gläubiger Spanien den Kredithahn ab, und das bankrotte Spanien führte die Tradition des Staatsbankrotts ein.

      Was hat das alles mit dem Goldpreis zu tun?

      Der derzeitige wirtschaftliche und geopolitische Kurs der USA wird – sofern er nicht korrigiert wird – zu einem langfristigen Rückgang des amerikanischen Lebensstandards führen. Wie schnell das vonstatten gehen wird, hängt von vielen unvorhersehbaren Faktoren ab. Es existiert eine kleine Chance, dass dieser Rückgang verhindert werden kann – aber das würde politischen Mut und ökonomische Opferbereitschaft erfordern, die einfach nicht mehr zu existieren scheint.

      Es kann noch Dekaden dauern, bis das US-Finanzsystem kollabiert – aber es kann auch noch in diesem Jahrzehnt passieren. Was ich damit sagen will: Der aktuelle makroöknomische Trend und das eventuelle Ergebnis sind eigentlich ziemlich klar. Die Frage ist nur das "Wann".

      Egal, wie es ausgehen wird, eins ist sicher. Die Welt ist gefährlich überladen mit Dollar-Scheinen. Mehr als 3/4 der weltweiten Zentralbankreserven werden in Dollar gehalten. Der Abwärtstrend des Dollar begann vor ca. 2 Jahren, und er ist intakt. Obwohl der Dollar schon deutlich gefallen ist, kann er noch sehr viel tiefer fallen. Das ist für den Goldpreis gut, aus mehreren Gründen. Zunächst einmal: Der Goldpreis wird in Dollar angegeben. Der Rückgang des Dollarkurses wird bei unveränderten Goldpreis dann den Kauf von Gold günstiger machen – und gleichzeitig wird die Goldproduktion für amerikanische Goldproduzenten ungünstiger gemacht.

      Noch wichtiger: Der imperiale Status des Dollar wird herausgefordert, aber es gibt eigentlich keine wirkliche Alternative (es gibt zwei potenzielle Alternativen, den Euro und den Yen, aber beide haben ihre eigenen Probleme). Deshalb wird Gold seinen Status als Reserve"währung" wiedergewinnen. In diesem Szenario würde der Goldpreis auf nie gesehene Höhen steigen.

      Leider ignorieren die meisten Amerikaner die aktuellen wirtschaftlichen Trends, sie ignorieren dummerweise 2.500 Jahre Geldpolitik. Eine Geschichte, die jede Menge Lektionen darüber gegeben hat, was bei bestimmten monetären und finanziellen Phänomenen – die wir gerade sehen – zu erwarten ist. Große Spekulationsblasen am Aktienmarkt und alle anderen Spekulationsblasen endeten immer in einem Crash und in einer folgenden Depression – sei es die "Tulpen"-Spekulationsblase in Holland im 17. Jahrhundert oder die "Mississippi"-Spekulationsblase von John Law im Jahre 1721 oder alle anderen Spekulationsblasen.

      Wir kennen alle die wirtschaftlichen Folgen des Kurseinbruchs am Aktienmarkt im Jahre 1929, und die wirtschaftlichen Folgen des Einbruchs am japanischen Aktienmarkt im Jahr 1989. Auch "Präventivkriege" und andere Arten von militärischen Abenteuern sind nichts Neues, und das Ergebnis ist in wirtschaftlicher Hinsicht niemals sehr schön.

      Unweigerlich folgt einer Kombination dieser Ereignisse fast immer ein Einbruch der Währung.

      Amerika wird nicht anders sein.

      Es ist nur eine Frage der Zeit. Niemand weiß, wann genau das der Fall sein wird. Deshalb schlage ich vor, dass jeder Investor diversifizieren sollte und zumindest 15 % seines Depots in Gold anlegen sollte.

      Die Moral von der Geschichte – leider muss man von Zeit zu Zeit lernen, dass Gold immer ein sicherer Hafen ist, wenn die Entscheidungsträger die Dinge zu weit treiben.

      Zu denen, die meinen Artikel gelesen haben und ihn als "apokalyptischen Unsinn" abtun wollen, habe ich Folgendes zu sagen: Stellen Sie sich vor, dass alles, was ich sage, eine Wiederholung der Geschichte ist – und nicht das Ende der Geschichte. Der Tag wird kommen, wann es klug sein wird, Gold zu verkaufen und Papieranlagen zu kaufen. Und auch wenn es den amerikanischen Unternehmen schlecht geht – es wird auch in diesem Bereich immer gute Investitionsmöglichkeiten geben. Und wenn nicht in Amerika, dann in anderen Teilen der Welt, wie z.B. im wirtschaftlichen Kraftwerk China.

      Und wer weiß, vielleicht sind es in 50–100 Jahren die Chinesen, die die heutige Rolle der Amerikaner übernommen haben.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 23:46:28
      Beitrag Nr. 2.913 ()
      FIABCI-Experten geben Entwarnung


      Keine Angst vor Immobiliencrash in USA und Großbritannien

      oder doch?




      dpa BERLIN/LONDON. Der für die USA und Großbritannien befürchtete Immobiliencrash mit weltweiten Auswirkungen bleibt aus Sicht von Branchenexperten aus. Sorgen über einen bevorstehenden Zusammenbruch hätten sich als überzogen erwiesen, teilte der Internationale Verband der Immobilienberufe FIABCI am Donnerstag am Rande des Immobilien-Weltkongresses in Berlin mit. Die Ängste über negative gesamtwirtschaftliche Auswirkungen auf Grund der langsameren Marktentwicklung seien aber noch nicht gänzlich ausgeräumt.

      Deutlicher Preisrückgang zu Jahresbeginn

      Auslöser der Crashängste war ein deutlicher Preisrückgang zu Jahresbeginn, nachdem zuvor die Immobilienpreise in Großbritannien und in den USA explodiert waren. Selbst Kleinstobjekte waren extrem teuer. Innerhalb der vergangenen drei Jahre wurden Wohnimmobilien laut FIABCI in den USA um 25 und in Großbritannien um 55 Prozent teurer. So kosteten kleine, einfach ausgestattete Eigentumswohnungen in London rund 490 000 Euro und normale Reihenhäuser knapp 700 000 Euro. In westdeutschen Großstädten kosten dagegen durchschnittliche Eigentumswohnungen knapp 100 000 und Reihenhäuser 184 000 Euro.

      Preiszuwächse erwartet

      Hinzu kommt, dass in beiden Ländern die Objekte mit erheblichen Hypothekenkrediten für Konsumausgaben belastet wurden. Damit hatte der Immobilienmarkt dort zugleich die Binnennachfrage und die gesamte Konjunktur beeinflusst. Die zu Jahresbeginn verlangsamte Marktentwicklung könnte daher auch für internationale Anleger negative Folgen haben, heißt es. Inzwischen würden neben andauernden Warnungen sowohl für die USA als auch Großbritannien wieder Preiszuwächse zwischen etwa vier bis sechs Prozent erwartet.

      Rückläufige Mieten in Europa

      Auf den europäischen Bürovermietungsmärkten werden laut FIABCI rückläufige Mieten von neun Prozent und sinkende Leerstände von sechs Prozent beobachtet. Stärkere Mietrückgänge verzeichneten Berlin (15 Prozent), Hamburg und London (20) sowie Madrid (bis zu 22). Stabile Büromieten gebe es nur vereinzelt. Bevorzugte Standorte von Investoren seien nach wie vor US-Metropolen und in Westeuropa London, Paris und Brüssel. In Hongkong sei seit 1997 ein dramatischer Preisverfall von mehr als 60 Prozent beobachtet worden: „Der ehemals weltweite Top-Standort rangiert daher zur Zeit hinter London und New York.“

      Nicht alle Experten der gleichen Meinung

      Unterdessen warnt die Zeitschrift „The Economist“ in ihrer an diesem Freitag erscheinenden Ausgabe davor, ein Zusammenbruch des Immobilienmarktes könne weltweit zu Rezessionen führen. „Das Platzen der Immobilienblase wird mehr Schaden anrichten als das Platzen der Aktienblase“, wird in der 16-seitigen Analyse des weltweiten Immobilienmarktes vorausgesagt. Immobilien seien weltweit die bedeutendste Form der Einzelanlage. Investoren hätten mehr Geld in Immobilien angelegt als in Aktien oder Anleihen.

      Die Erträge aus Hauskäufen hätten in den vergangenen zehn Jahren in den meisten Ländern die Erträge aus Aktien deutlich überstiegen, hieß es weiter. Für Immobilien müsse die gleiche Wertanalyse wie für Aktien vorgenommen werden, forderte „The Economist“ unter Hinweis darauf, dass sich Blasen bildeten, wenn der Preis für eine Anlage in keinem Verhältnis mehr zu seinem eigentlichen Wert stehe. Deshalb sollten die Kosten für den Erwerb von Eigenbesitz die zukünftigen Mieteinnahmen widerspiegeln. Die Tatsache, dass in zahlreichen Ländern die Preise für Eigenheime und Bürogebäude viel schneller gewachsen seien als die Mietpreise, sei alarmierend.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 29. Mai 2003, 11:49 Uhr
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:01:32
      Beitrag Nr. 2.914 ()
      "Reiner Aktionismus"

      Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger kritisiert die Agenda 2010 und fordert eine expansivere Geld- und Finanzpolitik


      Am Sonntag wirbt Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem SPD-Sonderparteitag für seine umstrittene Agenda 2010. Das Vorhaben, das vor allem darauf zielt, die so genannten Lohnnebenkosten zu senken, wird von zahlreichen Ökonomen unterstützt. Der Würzburger Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger hält dagegen. Seiner Meinung nach verschärft der Berliner Kurs die Konjunkturkrise. Die Fragen stellte FR-Redakteur Mario Müller.



      Frankfurter Rundschau: Sie haben erklärt, die Agenda 2010 bringe nichts. Warum nicht?

      Bofinger: Sie bringt nichts für eine Reform der Sozialversicherungssysteme, weil ihr ein klares, umfassendes Konzept fehlt. Sie beschreibt nicht, wie im Jahr 2010 oder 2020 ein optimales soziales Sicherungssystem aussehen müsste. Das wäre aber die Perspektive, an denen sich die einzelnen Reformschritte zu orientieren hätten. Stattdessen wird in der Sozialpolitik reiner Aktionismus betrieben.

      Zum Beispiel?

      Was das Krankengeld angeht, ist überhaupt kein Reformcharakter erkennbar. Denn es enthält keinen Anreizmechanismus. Die Bürger müssen sich weiterhin versichern - privat. Faktisch handelt es sich um eine staatliche dekretierte Lohnsenkung, die man zuletzt Anfang der 30er Jahre gesehen hat. Sie führt dazu, dass die Reallöhne um einen Prozentpunkt sinken. Bei der derzeitigen Lohnentwicklung würde das bedeuten, dass der private Konsum im nächsten Jahr nicht wächst. Und da er fast 60 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung ausmacht, haben wir schon halb die Stagnation für 2004 fortgeschrieben.

      Ist die ökonomische Lage in Deutschland wirklich so erschreckend wie Anfang der 30er Jahre unter dem damaligen Reichskanzler Heinrich Brüning?

      Nein. Aber wir machen ähnliche Fehler: Wir verfolgen eine prozyklische Politik und reduzieren soziale Sicherungssysteme in einer Zeit, wo man sie besonders braucht. Denn Arbeitslosenversicherung und -hilfe sind wichtige automatische Stabilisatoren, die verhindern, dass Einkommen drastisch fallen. Wenn man die jetzt reduziert, ist es so ähnlich, als würde ein Motorradfahrer auf einer kurvenreichen Fahrt bei Regen seinen Sturzhelm ausziehen.

      Wie kann die Bundesregierung ein stärkeres Abgleiten in die Rezession verhindern?

      Sie sollte auf jeden Fall die für 2005 geplante Steuersenkung vorziehen. Außerdem wäre dringend geboten, dass sich Bund, Länder und Gemeinden, wie es das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz verlangt, auf eine stetige Ausgabenpolitik verständigen. Vor allem müssen die Kommunen in die Lage versetzt werden, ihre Investitionen auszuweiten statt sie zurückzufahren.

      Also ist Bundesfinanzminister Eichel auf dem Holzweg, wenn er die Ausgaben kürzen will?

      Der Versuch, eine Politik zu fahren, bei der sich die Ausgaben an den Einnahmen orientieren, ist sehr gefährlich in einem Umfeld mit hohem Deflationsrisiko.

      Die Konsequenz höherer Ausgaben wären aber höhere Staatsdefizite.

      Aber wahrscheinlich nur kurzfristig. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Länder in Europa, die ein Wachstum verzeichnen, auch keine Probleme mit ihren Budgets haben. Unsere Etat-Probleme sind ja nicht Ausdruck zu hoher Ausgaben. Im Gegenteil: Die öffentlichen Investitionen werden seit Jahren zurückgefahren, der Staatskonsum entwickelt sich unter allen EU-Ländern am schwächsten. Wenn wir es nicht schaffen, die Konjunktur in Fahrt zu bekommen, dann können die öffentlichen Hände sparen bis zum Umfallen und werden dennoch nicht zwingend ihre Budgets sanieren.

      Der Bundesregierung scheinen die Hände gebunden: Die Geldpolitik ist europäisiert, die Finanzpolitik muss sich an den europäischen Stabilitätspakt halten. Gibt es überhaupt noch Handlungsspielraum?

      Klar. Im EG-Vertrag ist ausdrücklich vorgesehen, dass der Ministerrat der Europäischen Zentralbank Orientierungen für die Wechselkurspolitik geben kann, sofern dies die Preisstabilität nicht gefährdet. Die EZB sollte dringend eine weitere Aufwertung des Euro verhindern - durch Interventionen am Devisenmarkt. Sie muss spätestens bei 1,20 die Notbremse ziehen. Meines Erachtens würde das die Preisstabilität nicht gefährden. Und was den Stabilitätspakt betrifft: Wahrscheinlich schafft es mehr Probleme, in der Stagnationsfalle zu sitzen, statt dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft wieder anspringt. Falls dies kurzfristig noch zu etwas höheren Defiziten führt, dann sollte die Bundesrepublik im Zweifel lieber die Strafe zahlen - als eine Gebühr für eine vernünftige Fiskalpolitik.

      Die von Ihren Kollegen Wolfgang Wiegard und Klaus Zimmermann gestarteten Aufrufe unterstützen die Agenda. 2010. Sie würden am liebsten einen Gegenaufruf anstoßen. Was stünde da drin?

      Dass die wichtigste Aufgabe der Fiskalpolitik im Augenblick darin besteht, von einer prozyklischen zumindest zu einer neutralen, besser aber zu einer antizyklischen Richtung überzugehen. Außerdem müsste dringend die Minijob-Regelung überprüft werden. Denn so wie sich die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr entwickelt , spricht vieles dafür, dass es eben doch die Jobkiller sind und nicht die Jobbringer, wie es sich Herr Clement erhofft hat. Denn es werden feste in Teilzeitstellen umgewandelt.

      Was schlagen Sie stattdessen vor?

      Ich würde es genau umdrehen: die Minijobs abschaffen und diejenigen fördern, die gering qualifizierte Vollzeitkräfte einstellen. Etwa dadurch, dass die ersten 400 Euro Lohn von Sozialabgaben freigestellt werden. Ich würde also das Konstrukt vom Kopf auf die Füße stellen.

      fr-aktuell.de
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:07:17
      Beitrag Nr. 2.915 ()
      Chinas neue Bankenaufsicht will kräftig aufräumen

      Faule Kredite erreichen dreistellige Milliardenhöhe
      Peking - China will für Transparenz in seinem unübersichtlichen Finanzwesen sorgen und die im technischen Sinn bankrotten Banken zum Abbau ihrer faulen Kredite zwingen. Das sehen ehrgeizige Pläne vor, die Peking mit Hilfe seiner neugeschaffenen staatlichen Bankenaufsicht durchsetzen möchte.


      Kernpunkt der Reformen: Chinas vier große Geschäftsbanken, die 90 Prozent aller Kredite an Staatsbetriebe finanzieren und die Hauptlast aller Schulden tragen, sollen nach internationalen Standards markt- und konkurrenzfähig gemacht werden. Erst dann stellt sich die Frage nach ihrem Börsengang. "Wir haben noch keinen Fahrplan dafür aufgestellt", sagte der Vorsitzende der chinesischen Aufsichtskommission über das Bankenwesen (CBRC), Liu Mingkang. Er verlangt von den Geschäftsbanken die interne Reorganisation und will sie zu einer transparenten Informationspolitik zwingen. Die vier Banken saßen Ende 2002 auf 26,1 Prozent fauler Kredite. Die Aufsichtsbehörde setzt ihnen als Ziel bis Jahresende drei bis vier Prozent ihrer faulen Kredite oder umgerechnet knapp neun bis zehn Mrd. Dollar jährlich abzuschreiben. Chinas faule Kredite werden insgesamt auf 200 Mrd. US-Dollar (offizielle chinesische Zahlen) geschätzt; nach Auslandszahlen summieren sie sich sogar auf bis zu 500 Mrd. US-Dollar.


      Liu, der zuletzt Präsident der Bank of China (BOC) war, stellte am Donnerstag die bei der Regierungsneubildung im März geschaffene neue Kommission vor, die das hochbrisante Bankenproblem entschärfen soll. Sie hat die Befugnisse von der Zentralbank übernommen, die sich nach 50 Jahren nur noch als Notenbank auf die makroökonomische und geldpolitische Kontrolle konzentrieren wird. Liu nannte die Gründung seiner Superaufsicht eine "strategische Entscheidung" auf dem Weg Chinas zu einer "modernen Wirtschaft" und zu einer "unabhängigen Bankenkontrolle". Die Angleichung des chinesischen Bankensystems an die internationale Geschäftspraxis sei aber noch ein weiter Weg. "Wir sind uns zutiefst bewusst, wie hoch der Anteil schlechter Kredite bei den Banken ist. Wir wissen auch, dass uns der WTO-Beitritt mit seinen Übergangs- und Schutzfristen bis 2006 nur wenig Zeit lässt."


      Lius Bankenaufsicht unterstehen bis auf die Bereiche Versicherungen und Börsen alle anderen Geldinstitute im zersplitterten Finanzsektor bis hin zu 35 500 hoch verschuldeten, ländlichen Kooperativ-Banken. Die CBRC übersieht 85 Prozent aller Finanzmittel des Landes mit einem Buchwert von mehr als 3200 Mrd. US-Dollar. Mit der neuen Bankenkommission hat sich Peking nach der Gründung der Kommission für Versicherungswesen (CIRC) und der Börsenkontrolle (CSRC) ein Dreiergremium von Aufsichtsbehörden für seinen Kapitalmarkt und seine Finanzdienstleistungen geschaffen. Über sie soll die Einpassung in die Weltwirtschaft nach WTO-Normen überwacht und gesteuert werden.


      Und noch mehr Hürden fallen: Chinas Börsenaufsicht erlaubte Anfang der Woche der größten Schweizer Bank UBS und Japans Nonmura als ersten ausländischen Investoren einen - aber noch stark eingeschränkten - Einstieg in den Börsenhandel mit einheimischen Aktien, Obligationen und in das Emissionsgeschäft. Bis zu 15 andere ausländische "Qualifizierte Institutionelle Investoren" (QFII) warten noch auf ihre Genehmigung. Zu den Aufgaben von Lius Bankenaufsicht gehören die Novellierung und Anpassung von rund 2000 nicht WTO-konformen Gesetzen und Verordnungen im Bankenwesen.


      Artikel erschienen am 30. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:10:45
      Beitrag Nr. 2.916 ()
      Rekord-Arbeitslosigkeit im Mai
      4,42 Millionen Menschen ohne Beschäftigung - 300 000 werden nicht mehr von der Statistik erfasst


      Höchste Mai-Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung

      Foto: ddp
      Berlin - Im Mai waren nach Informationen der WELT 4,42 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. Das ist ein Plus von 475 000 gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit wird die höchste Mai-Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung registriert. Als Grund für den deutlichen Anstieg gilt die anhaltend schlechte Konjunkturlage. Gegenüber April dieses Jahres ist die Zahl der Erwerbslosen im Mai um 75 000 gesunken. Dafür sind aber nur saisonale Gründe verantwortlich.


      Zudem erwartet die Bundesanstalt für Arbeit (BA), dass die Arbeitslosigkeit zu Beginn des kommenden Jahres über fünf Millionen steigen wird. Im Jahresdurchschnitt 2003 rechnet die Nürnberger Behörde mit 4,4 Millionen Arbeitslosen.


      Ohne die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wie Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungs-Maßnahmen, wäre die Zahl der Erwerbslosen im Mai noch deutlich höher ausgefallen. Hinzu kommt, dass im abgelaufenen Monat über 300 000 ältere Arbeitslose aus der Statistik heraus gefallen sind, weil sie die Möglichkeit eines erleichterten Arbeitslosengeldbezuges genutzt haben. Nach dieser Regelung können sich Erwerbslose ab 58 Jahren als nicht mehr vermittelbar erklären. Sie beziehen dann bis zum Renteneintritt Arbeitslosengeld und fallen aus der Arbeitslosenstatistik heraus.


      Laut neuesten BA-Analysen wird die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresschnitt 2003 um 270 000 auf knapp 38,4 Millionen Personen abnehmen. Im Westen wird demnach die Zahl um 170 000 sinken und in Ostdeutschland um 100 000. Die Jahresarbeitszeit steigt um rund ein Prozent auf 209,4 Tage.


      Die BA hat zudem registriert, dass Arbeitslose in der Regel häufiger krank als Erwerbstätige sind. Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA weist jeder dritte Arbeitslose gesundheitliche Einschränkungen auf. In zwei von drei Fällen erschwert dies den Arbeitslosen, in ihren alten Beruf zurückzukehren.


      Unterdessen hat das Kabinett der Bundesregierung ein 300 Mio.-Euro-Programm für 100 000 arbeitslose Jugendliche beschlossen. "Wir müssen der Arbeitslosigkeit den Nachwuchs entziehen", sagte Bundesarbeitsminister Wolfgang Clement (SPD). Das Programm soll schon am 1. Juli beginnen und bis Ende 2004 laufen. "Jump Plus" wendet sich an junge Leute von 15 bis 25 Jahren, die Sozialhilfe oder Arbeitslosenhilfe beziehen und langzeitarbeitslos sind beziehungsweise zu werden drohen. Sie sollen bei gemeinsamen Anlaufstellen von Arbeits- und Sozialämtern intensiver als bisher beraten und betreut werden. Für die Einstellung zusätzlicher Sachbearbeiter zur Betreuung der arbeislosen Jugendlichen und für Fallpauschalen zur Flankierung kommunaler Eingliederungsmaßnahmen stellt die Bundesregierung die genannten 300 Mio. Euro zur Verfügung.


      Artikel erschienen am 30. Mai 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:23:57
      Beitrag Nr. 2.917 ()
      Harte Landung droht

      Der spanischen Wirtschaft hängt am Tropf der EU. Nach der Erweiterung der Union muss das Land einen wirtschaftlichen Abstieg fürchten, meint Ute Müller - Analyse



      Die spanische Volkswirtschaft ist im ersten Quartal trotz der Irak-Krise um gut zwei Prozent gewachsen und hebt sich damit positiv vom Stagnationsszenario der meisten europäischen Nachbarn ab. Sieben Jahre glänzt das Land nun schon mit Wachstumsraten, die deutlich über dem EU-Durchschnitt liegen. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Denn die anstehende EU-Erweiterung hängt wie ein Damoklesschwert über der Iberischen Halbinsel. Die Zuschüsse aus Brüssel, die den Iberern die Aufholjagd gegenüber den Nachbarn im Norden erst ermöglicht haben, sind nur noch bis zum Jahr 2006 garantiert. Dann wird Spanien vom Subventionstropf abgehängt. Über Nacht wird sich der größte Nettoempfänger der Union sehr wahrscheinlich in ein Geberland verwandeln. Nur so kann den Neuankömmlingen aus dem Osten die gleiche Solidarität gezeigt werden, die Spanien nach den EU-Beitritt Mitte der 80er Jahre erfahren hatte. Doch um auf seine neue Rolle vorbereitet zu sein, muss das Land die profunden Ungleichgewichte seiner Volkswirtschaft dringend ausgleichen. Die Gefahr einer harten Landung ist allerdings groß. Der bisherige Konjunkturmotor - die Binnennachfrage - ist ins Stocken geraten. Bisher konnte Ministerpräsident José María Aznar noch mit seiner nachfrageorientierten Politik und deutlichen Steuersenkungen der Konjunktur zusätzliche Impulse geben. Als Verfechter einer eisernen Haushaltsdisziplin hat er den Spielraum für den Staat weitgehend ausgeschöpft. Nun basiert das Wirtschaftswachstum fast ausschlieâlich auf der regen Tätigkeit im Bausektor. Die Risiken dort sind freilich unverkennbar, denn bald werden die Subventionen aus Brüssel für die großen Infrastrukturprojekte gekappt. Auch bei der privaten Bauwirtschaft ist nach dem Boom der letzten Jahre mittelfristig ein Abflauen zu erwarten. Die Regierung Aznar hat nämlich eine der wichtigsten Strukturreformen versäumt: die Liberalisierung des Bodens. So konnten die Gemeinden jahrelang eine wachstumsschädliche Politik des knappen Landes betreiben und damit Rekordeinnahmen erzielen. Entsprechend sind die Immobilienpreise in die Höhe geschossen und haben sich seit dem Amtsantritt von Aznar mehr als verdoppelt. Für dieses Jahr wird mit einem weiteren Anstieg um zehn Prozent gerechnet. Die hohen Immobilienkosten bedrohen die Finanzlage der privaten Haushalte. Mittlerweile wird rund die Hälfte des Bruttoeinkommens einer Durchschnittsfamilie für die Hypothek gebraucht. Die Bank von Spanien warnt vor der Überschuldung der Familien und den Konsequenzen für den Konsum. Doch die spanische Wirtschaft krankt nicht nur an ihrer allzu großen Abhängigkeit vom Bausektor. Auch der Inflationsabstand zu Europa hat sich vergrößert. Und nicht zuletzt deshalb ist Lohnentwicklung aus dem Ruder geraten. Die sinkende Produktivität und der damit einhergehende Verlust an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Rahmen sollten der Regierung zu denken geben. Warnzeichen gibt es genug: Schon jetzt fließen ausländische Investitionen, etwa im Automobilsektor, vermehrt in osteuropäische Länder. Nur wenn es Spanien gelingt, seine Hausaufgaben zu erledigen, kann das Land seinen Platz unter den zehn größten Industrienationen der Welt verteidigen.


      Artikel erschienen am 30. Mai 2003
      welt.de
      _______________________________________________

      Schlusslicht Deutschland ade!
      Wenn jeder wie Deutschland in die EU Kasse einzahlen würde oder Deutschland weniger einzahlt , sähe die Sache schon ganz anders aus.
      Mal sehen , ob die Wirtschaft in den anderen Ländern dann noch so wachsen kann.
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:26:46
      Beitrag Nr. 2.918 ()
      Haushalt
      Grüne wollen Renten kürzen
      Gewerkschaften lehnen niedrigeren Bundeszuschuß ab / Eichel: Ausgabenanstieg bremsen


      29. Mai 2003 Vor dem Hintergrund wachsender Haushaltslöcher und drohender Beitragssteigerungen in der Rentenversicherung verstärkt sich die Debatte über die Finanzierung der Renten. Während die Gewerkschaften eine von Finanzminister Hans Eichel (SPD) ins Gespräch gebrachte Kürzung des Bundeszuschusses für die Rentenversicherung strikt ablehnten, erwägt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, eine Rentenkürzung. Opposition und Rentenversicherer warnten vor einer "Rente nach Kassenlage".

      Es gebe "sehr, sehr viele Rentner, denen eine Null-Runde bei der Rentenanpassung nichts ausmacht und bei denen man durchaus an eine Absenkung des Rentenniveaus denken kann", sagte die Grünen-Politikerin der "Leipziger Volkszeitung". Man müsse über die Neugestaltung der Rentenformel reden, Rentenerhöhungen, und -niveau sowie die Höhe des Bundeszuschusses stünden zur Debatte.

      Reine Spekulation?

      Zuvor hatte Eichel Kürzungen beim Bundeszuschuß ins Gespräch gebracht, der sich nach Regierungsangaben auf rund 73 Milliarden Euro beläuft. Berichte, wonach Eichel Zuschuß und Renten kürzen wolle, nannte sein Sprecher "Spekulation". Der Minister habe darauf hingewiesen, daß der Bundeszuschuß seit 1997 um rund 30 Milliarden Euro gestiegen sei, was nicht ungehindert weitergehen könne. Demnächst stehen die Gespräche über den Bundesetat 2004 an.

      Nach Darstellung der Union erwägt die Bundesregierung die Streichung der erst zu Jahresbeginn auf eine halbe Monatsrate gesenkten Schwankungsreserve der Rentenversicherung. Das würde die Kassen kurzzeitig um 6 bis 7 Milliarden Euro entlasten, sagte der CDU-Rentenfachmann Andreas Storm dieser Zeitung am Donnerstag in Berlin. Mit einer parallelen Verschiebung der Rentenanpassung 2004 könne dann eine Beitragssatzanstieg auf 19,9 von derzeit 19,5 Prozent vermutlich ebenso vermieden werden wie die daran gekoppelte Erhöhung des Bundeszuschusses. Allerdings warnte Storm, der Verzicht auf den "Puffer" der Schwankungsreserve führe zu einer "Rente nach Kassenlage". Letztlich würde man sich damit in der Rentenversicherung endgültig vom Versicherungsgedanken entfernen.

      Aktuelle Berechnungen fehlen

      Unterdessen teilte der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) mit, daß die Schwankungsreserve im April auf 47 Prozent einer Monatsausgabe gesunken sei. Im Dezember hatte sie noch bei 63 Prozent gelegen.

      Derzeit wird gut ein Drittel der Einnahmen der Rentenversicherungsträger aus dem Bundeshaushalt finanziert. Begründet wird dies vor allem mit versicherungsfremden Leistungen, für welche die Beitragszahler nicht aufkommen sollten. Meist handelt es sich um beitragsfreie Zeiten, für die der Versicherte Ansprüche erwirbt, ohne Beiträge gezahlt zu habe. Dazu zählen zum Beispiel Kindererziehung, Krankheit und Arbeitslosigkeit, der Besuch einer Hochschule, aber auch Kriegsgefangenschaft, Flucht und NS-Verfolgung. Allerdings fehlt es an aktuellen Berechnungen zur Höhe dieser Leistungen.

      Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Ursula Engelen-Kefer, lehnte eine Kürzung des Bundeszuschusses ab. Müßten die Mittel wieder ganz oder teilweise von den Beitragszahlern aufgebracht werden, würden die Lohnnebenkosten abermals steigen. "Das widerspricht dem gemeinsamen Ziel, über sinkende Sozialabgaben den lang erhofften Beschäftigungsaufbau zu ermöglichen", mahnte Engelen-Kefer nach Darstellung der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

      Text: ami. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2003, Nr. 124 / Seite 11
      Bildmaterial: dpa
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:29:35
      Beitrag Nr. 2.919 ()
      Axel Retz

      Das 0306-Problem

      Auswege aus der finanziellen Apokalypse


      Haben Sie schon einmal vom 0306-Problem gehört? Nicht? Ich auch nicht. Dennoch haben Sie sich durch diese Überschrift in eine Kolumne hineinziehen lassen, die Sie nun lesen können - oder auch nicht. Brechen Sie ab! Denn jetzt wird`s ungemütlich. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Gleich "In medias Retz":

      Ich trage Ihnen zwei Fakten vor:
      Erstens: Im Sommer 1987 ließen mir meine Analysen keine andere Wahl, als für die kommenden Monate von einem Crash der Wall Street auszugehen. Damals löste ich unter dem argumentativen Druck der Geschehnisse an den Finanzmärkten einen Bausparvertrag auf, drittelte die dort angesparte Summe und setzte im Juli, August und September mit den am weitesten aus dem Geld liegenden (=spekulativsten) Puts auf den erwarteten Zusammenbruch. Das Ergebnis dürfte sich Ihnen bereits erschlossen haben:

      30.000 DM, um diese Summe handelte es sich damals, verabschiedeten sich mit dem Auslaufen der September-Puts von mir. Kurz danach, am 19. Oktober, erlitt die Wall Street ihren dramatischsten Crash seit 1929 ... Aus meinen Puts hätte sich ein unvorstellbares Vermögen entwickelt. Timing-Fehler!!!

      Zweitens: Als ich für Sie am 08. März 2000 hier auf boerse.de eine Kolumne schrieb (bitte lesen Sie nach!), die Sie ganz konkret zur Gewinnmitnahme der Hälfte Ihrer Gewinne aufforderte, konnte das Timing gar nicht besser sein. Denn exakt hier erreichte der Markt sein Allzeithoch. Die wenigen Antworten, die damals bei boerse.de auf diese Kolumne hin eingingen, waren eine Mischung aus Mitleid für den ewig gestrigen Autor, Beschimpfungen und Zynismus. Am Top eines Marktes kann und darf es nicht anders sein!

      Heute ist die Situation eine andere:

      Denn heute warne ich Sie nach über drei Jahren Baisse davor, dass der "eigentliche" Niedergang erst noch bevorstehen wird. Bitte glauben Sie nicht, dass mir diese Perspektive gefällt. Aber wenn ich die mittlerweile noch ein wenig verbesserten Werkzeuge anwende, die mich 1987 und 2000 zur Prognose der Kursstürze verwendet habe, dann "muss" ich jetzt von einem Kurseinbruch von Dow Jones und S&P 500 ausgehen, wie wir alle ihn noch nicht erlebt haben. "Verschiebungen" wird es aber auch im Devisenbereich, bei den Immobilien und im Rentenmarkt geben.

      Wenn ich das hier so scheinbar "locker" präsentiere, sollten Sie bitte nicht vergessen, dass ich permanenten Marktkontakt pflege und dadurch einfach "lockerer" agieren kann als irgendwelche im Empfehlungsgerüst ihrer Häuser verfangenen Banker.

      Meine Vorsorge habe ich getroffen. Ihnen kann ich nur raten: Lesen Sie meinen Report!! Und tun Sie es, bevor die Katastrophe in ihre heiße Phase eintritt! Denn jetzt geht es darum, wieder einmal "richtig" Geld zu verdienen!! Das "0306-Problem" bedeutet, dass sich das Herzstück des Kursdesasters an der Wall Street in den Jahren 2003 bis 2006 abspielen wird. Erstes Kursziel des Dow Jones: 5.000 - 6.000 Punkte ... Was das für eine Spekulation mit hebelstarken Derivaten bedeutet, dürfte klar sein!

      Mit bester Empfehlung!

      Axel Retz
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:40:58
      Beitrag Nr. 2.920 ()
      IMMOBILIEN-BLASE

      Der große Knall steht bevor


      Neue Gefahr für die Finanzmärkte: In vielen Ländern sind die Immobilienpreise ins Unermessliche gestiegen, nun droht die Blase zu platzen. Ein Preissturz könnte mehr Schaden anrichten als die Aktienbaisse und Staaten mit kränkelnder Wirtschaft tief in die Rezession drücken.

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      Insel der Seligen: Eigenheim in Deutschland


      London/Frankfurt am Main - Von Deutschland und Japan abgesehen, hat es in den vergangenen Jahren in fast allen Ländern einen Boom für Hauspreise gegeben, berichtet das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe. Der Immobilienboom habe Blasen geschaffen - um mehr als 50 Prozent seien die Hauspreise seit Mitte der neunziger Jahre in Australien, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Spanien und Schweden gestiegen, in den USA um 30 Prozent.
      Das Platzen dieser Blasen im Laufe des nächsten Jahres sei sehr wahrscheinlich, so der "Economist". Um 15 bis 20 Prozent würden die Hauspreise in den USA dann stürzen, um 30 Prozent und mehr in anderen Ländern. Bei insgesamt niedriger Inflation sei der Wertverlust besonders drastisch. In Städten wie London, New York und Amsterdam gäbe es bereits Anzeichen für einen schnell abkühlenden Immobilienmarkt.

      In den USA sind die Preise für Eigenheime seit 1995 um 27 Prozent gestiegen - doppelt so stark wie in den Boomjahren Ende der siebziger und achtziger Jahre. In den Großstädten ist der Anstieg sogar noch größer: In New York sind die Preise um 47 Prozent, in San Francisco um 70 Prozent, in London sogar um 136 Prozent gestiegen. In Deutschland und Japan dagegen sind die nominellen und die realen Preise im gleichen Zeitraum deutlich gesunken. Ein Haus in Tokio kostet heute nur die Hälfte des Preises von 1991.

      Eigenheime repräsentieren 15 Prozent des BIP

      Das Platzen der Immobilienblase wird mehr Schaden anrichten als das Platzen der Aktienblase, sagt "The Economist" voraus. Die Zeitschrift sieht dafür drei Gründe: Steigende Hauspreise haben einen positiven Einfluss auf die Konsumausgaben, weil mehr Menschen Eigenheime besitzen als Aktien und mit steigenden Hauspreisen mehr Geld ausgeben. Für den Kauf eines Hause leihen sich Menschen eher Geld als für den Kauf von Aktien. Fallende Immobilienpreise führen zu notleidenden Darlehen bei Banken, denn für viele Hausbesitzer sind die Kosten für den Erwerb eines Eigenheims höher als der tatsächliche Wert.

      Auf rund 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes beläuft sich der Immobilienmarkt in reicheren Ländern nach Schätzungen von des "Economist". Dazu gehörten Bau, Kauf und Verkauf sowie Vermietung und kalkulatorische Zinsen für Nutzer-Eigentümer von Immobilien. Rund zwei Drittel des Sachvermögens machen Immobilien in den meisten Volkswirtschaften aus. Immobilien seien weltweit die größte Form der Einzelanlage. Investoren hätten mehr Geld in Immobilien angelegt als in Aktien oder Anleihen.

      Deutschland sei das einzige Land unter den entwickelten Volkswirtschaften, in dem weniger als die Hälfte der Haushalte Hausbesitzer seien. In den meisten europäischen Ländern und in Australien mache Wohnen 40 bis 60 Prozent des privaten Haushaltsvermögens aus, in Nordamerika rund 30 Prozent. Selbst in den USA ist sechsmal mehr Vermögen eines typischen Haushalts in Wohneigentum gebunden als in Aktien.

      Die Erträge aus Hauskäufen hätten in den vergangenen zehn Jahren in den meisten Ländern die Erträge aus Aktien deutlich überstiegen. Für Immobilien müsse die gleiche Wertanalyse angelegt werden wie für Aktien. Denn: Blasen bildeten sich, wenn der Preis für eine Anlage in keinem Verhältnis mehr zu seinem eigentlich Wert stehe. Die Kosten für den Erwerb von Eigenbesitz sollten die zukünftigen Entwicklungen widerspiegeln. Die Tatsache, daß in den meisten Ländern die Preise für Eigenheime und Bürogebäude viel schneller gewachsen sind als die Mietpreise, ist nach Ansicht von "The Economist" alarmierend.

      100 Quadratmeter kosten in London 800.000 Dollar

      Weil übergreifende Vergleichsdaten nicht zur Verfügung stehen, hat das Blatt im vergangenen Jahr Hauspreis-Indizes zusammengestellt, die vierteljährlich aktualisiert werden. Die Hauspreise hätten sich seit 1995 in Irland verdreifacht, in den Niederlanden und Großbritannien verdoppelt und sind um zwei Drittel in Australien, Spanien und Schweden angewachsen. Bei Berücksichtigung der Inflationsraten sind die Hauspreise in allen Ländern real um 25 Prozent gewachsen - ausgenommen Deutschland, Japan, Kanada und Italien. In Deutschland dagegen sind die Preise in den vergangenen sieben Jahren nominal um 5 Prozent und real - nach Abzug der Inflation - um 13 Prozent gesunken.

      Zwar gäbe es einen Weltmarkt für den Handel mit Anleihen, Aktien und Devisen, aber nichts Vergleichbares für Wohnungen. Die Preise für Immobilien und die Regeln für den Kauf und Verkauf wichen weltweit stark voneinander ab. Der Preis für eine Zweizimmer-Wohnung mit rund 100 Quadratmetern im Stadtzentrum ist am teuersten in London, New York und Tokio mit mehr als 800.000 Dollar, liegt in Frankfurt bei unter 400.000 Dollar und in Brüssel bei unter 200.000 Dollar.

      Nach Ansicht des "Economist" können weder niedrige Zinssätze noch Bevölkerungswachstum den Boom der Hauspreise rechtfertigen. Die Aktien-Blase habe gezeigt, daß der Grundwert einer Anlage nicht vernachlässigt werden dürfe. Zwei Wege sieht die Zeitschrift für die Bewertung von Hauspreisen: das Kurs-Gewinn-Verhältnis und das Verhältnis von Hauspreis und Einkommen. Der Wert jeder Anlage sollte seine zukünftigen Einkünfte widerspiegeln. So wie der Wert einer Aktie dem Wert der zukünftigen Dividenden entsprechen sollte, sollte der Wert eines Hauses die zukünftigen Leistungen des Eigentums widerspiegeln - entweder die Mieteinnahmen oder die eingesparte Miete für einen Eigentümer-Nutzer.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,250785,00.html




      © SPIEGEL ONLINE 2003
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      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:53:00
      Beitrag Nr. 2.921 ()
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:58:13
      Beitrag Nr. 2.922 ()
      Bundeshaushalt bis März `03:

      [Mrd €]

      Ausgaben gesamt = 72,44 (Soll für ges. 2003 = 248,2)
      Leistungen an die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten = 24,67 (77,27)
      Zinsen = 13,22 (37,89)

      http://www.bundesfinanzministerium.de/Anlage18503/Die-Entwic…

      --------

      Ergibt 52,31 % des Bundeshaushaltes nur für Zinsen und Rentenzuschüsse (Soll für ges. 2003 = 46,4 %)

      1.) Ei ei ei, was haben wir doch für ein tolles Rentensystem, welches sich nicht im Mindesten über Beiträge finanziert. Und das, ich muß mich wiederholen, schon seit Anbeginn !!!!! Alles Lügen und Augenwischereien. !!!! Guggst du HIER !!!!
      2.) Komischerweise gibt es keinen Posten Schuldentilgung. Habe ich irgendwas übersehen . HIER wird der Zins und Zinseszinsen wirklich zum Killerzins.

      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 00:59:07
      Beitrag Nr. 2.923 ()
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 01:05:34
      Beitrag Nr. 2.924 ()
      Renten


      Zur Erinnerung noch mal Abb. 3
      siehe oben

      Der "große Brocken" macht demnach incl. Pensionen+Beihilfen 259,8 Mrd. € oder 38 % des ges. Sozialbudgets aus. Die Sozialhilfe liegt bei 6 %.

      Demnach scheint der Einfluß der Renten auf die gesamtwirtschaftlichen Daten um einiges höher zu liegen. Und wiklich, die nächste Graphik ist diesbzgl. recht aufschlußreich.




      Korrelation ? Ich meine schon. Von `70 bis `88 ganz eindeutig. Neuverschuldung rauf, heißt "Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten, Bar- und Anlagevermögen" steigt. Neuverschuldung runter, Vermögen runter. Von `88 bis ca. `94 auf jeden Fall noch in der Tendenz. Allerdings scheint das Ganze ab `95, `96 nicht mehr zu funktionieren. Ja, es läuft sogar komplett gegenläufig. In diese Zeit fallen die größte, und drittgrößte prozentualle Absenkung der Schwankungsreserve seit 1973 (-40,25 und -36,95 %).




      Und dann noch dies:



      Sieht so aus, als ob sich die Rentenkassen noch NIE allein durch Beitragszahlzungen tragen konnte.



      Auch Abb. 6 zeigt die Dimensionen mit denen wir es zu tun haben recht "schön".



      Und zu guter letzt:




      Ohne das ich da jetzt tiefer eingestiegen wäre, so scheint mir doch, das dies der eigentliche "Killer" wird/ist.

      http://www.miprox.de/Sozialhilfe/Renten.html
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 01:09:44
      Beitrag Nr. 2.925 ()
      Die T-Aktie
      und der Bund

      Geldvernichtung durch
      geschönte Bilanzen?


      Im Auftrag von rund 1500 Kleinanlegern haben Anwälte beim Frankfurter Landgericht eine Zivilklage gegen die Deutsche Telekom eingereicht. Die Kläger werfen dem Bonner Unternehmen vor, in seinem Verkaufsprospekt zum dritten Telekom-Börsengang im Mai 2000 wesentliche Risiken verschwiegen zu haben.

      von Jörg Brase, Johannes Hano, Herbert Klar, 27.05.2003





      Es ist der größte Börsendeal in der deutschen Geschichte. Für insgesamt rund 36 Milliarden Euro haben Anleger seit dem ersten Börsengang Telekom Aktien gekauft. Das einstige Staatsunternehmen wird zum Goldesel der notorisch klammen Finanzminister.





      Fred Apostel



      "Kapitalanlagebetrug, Bilanzfälschung"
      Theo Waigel und sein Nachfolger Hans Eichel freuen sich. Doch mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. Von Betrug ist da die Rede und von Schlimmerem - Fred Apostel, Sprecher Staatsanwaltschaft Bonn: "Der Vorwurf, der im Raume steht, der zu überprüfen ist, ist der Vorwurf, Kapitalanlagebetrug, Bilanzfälschung, Untreue und Beihilfe hierzu."

      Heftige Vorwürfe. War der größte Börsengang in der Deutschen Geschichte also von Anfang an ein großangelegtes Betrugsmanöver? Noch gibt es keinen Beweis, der zu einer Anklage führen würde. Aber immer mehr Ungereimtheiten kommen ans Licht, Fragen nach dem wahren Wert der Telekom zum ersten Börsengang.





      Hans Peter Schwintowski



      Eröffnungsbilanz ohne Unterschrift
      Die Telekom wird zum 1. Januar 1995 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Gesetz schreibt vor, dass das Unternehmen eine Eröffnungsbilanz vorlegen muss. "Und das war auch richtig und nötig, weil wir ja von einem großen Sondervermögen des Bundes, so nennt man das, bestehend aus der Post, dem Telekombereich und der zukünftigen Bank, ja drei Teile machten", erläutert uns Hans Peter Schwintowski, Professor für Handelsrecht an der Humboldt Universität Berlin. "Und diese drei Teile mussten wir wertmäßig entflechten und differenzieren. Und da musste man erst mal feststellen, was ist die Telekom heute wert, wenn sie als Einzelposten bewertet wird."


      Und genau dass wollen auch die Staatsanwälte wissen. Sie fordern deshalb eine unterschriebene Eröffnungsbilanz bei der Telekom an. Doch im Antwortschreiben der Telekomanwälte heißt es im Jahr 2000 - immerhin fünf Jahre nach der Privatisierung -, dass eine unterschriebene Eröffnungsbilanz nicht aufzufinden sei: "Intensive Recherchen bei allen in Betracht kommenden Abteilungen und Überprüfungen sämtlicher, möglicherweise einschlägiger Akten haben nicht zur Feststellung einer unterzeichneten Eröffnungsbilanz der Deutschen Telekom AG geführt."


      Nichts zu beanstanden
      "Als ich diesen Brief gelesen habe, habe ich als erstes gedacht, dass kann nicht stimmen, dass eines unserer größten und bedeutendsten Unternehmen in seiner Gründungsphase einfach keine Eröffnungsbilanz macht und damit einen Gesetzesverstoß begeht", erinnert sich Schwintowski im Frontal21-Interview.




      Ein Interview wird abgelehnt




      Wir bitten die Telekom um ein Interview. Wir wollen wissen, warum es keine unterschriebene Eröffnungsbilanz gibt. Doch ein Interview wird abgelehnt. In einer schriftlichen Antwort heißt es lapidar: "Die Eintragung der Deutschen Telekom AG in das Handelsregister des Amtsgerichts Bonn erfolgte jedenfalls zu Recht und ist in keiner Weise zu beanstanden."


      http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/17/0,1872,2046833,00.html
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 01:10:46
      Beitrag Nr. 2.926 ()
      Schuldnerberater: Es geht zu wie im Taubenschlag

      Jeder neunte Haushalt zahlungsunfähig


      Schwerin (dpa) Immer mehr Menschen wenden sich in ihrer Not an eine der 32 Schuldnerberatungsstellen im Land. Im vorigen Jahr wurden 4775 neue Fälle registriert, teilte die Arbeitsgemeinschaft bei der Vorlage des Jahresberichts für 2002 gestern mit. 2001 waren es rund 300 weniger. Der Schuldenberg erreichte im vorigen Jahr im Land eine Höhe von 1,8 Milliarden Euro.

      Die Zahl der überschuldeten Haushalte hat Rekordniveau erreicht. 12,8 Prozent der Haushalte - etwa jeder neunte - können ihre Rechnungen nicht mehr begleichen. Damit steigt die Belastung der 89 Berater. Jeder von ihnen hatte statistisch gesehen 179 Fälle auf dem Tisch, mehr als doppelt so viele wie 1995 (84). Hinzu kamen 150 Kurzberatungen je Berater. Es gehe zunehmend zu wie im Taubenschlag. "Es besteht kaum noch Handlungsspielraum, um mit den Klienten verschiedene Sanierungsschritte und Konzepte zu verwirklichen", heißt es in dem Bericht.

      http://www.svz.de/newsmv/MVPolitik/28.05.03/schulden/schulde…
      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 01:50:06
      Beitrag Nr. 2.927 ()
      Umfrage: Die Angst der Anleger weicht zurück

      --------------------------------------------------------------------------------
      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)
      Durch die Deflationswarnungen und den starken Euro hat sich zuletzt eine Angst bei den Anlegern verbreitet. Infolgedessen ging es aus auch mit den deutschen Aktienmärkten nach unten. In der vergangenen Woche scheint diese Angst jedoch verflogen zu sein, dies berichten die Experten von Cognitrend. Der Dax konnte sich in den vergangenen Tagen wieder deutlich erholen. Auch die Stimmung bei den Anlegern hat sich wieder erheblich verbessert, so Cognitrend.

      Die aktuelle DAX-Sentimentanalyse der Deutschen Börse ergab, das die Anzahl der Bullen im Vergleich zur Vorwoche um 17 % auf 51 % gestiegen ist. Das Bärenlager schrumpfte dagegen um 17 % auf 24 %. Weiterhin 25 % der befragten Investoren rechnen für die kommenden 30 Tage mit einer Seitwärtsbewegung im DAX
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 16:44:46
      Beitrag Nr. 2.928 ()
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 16:45:52
      Beitrag Nr. 2.929 ()
      Die Baisse dauert an!

      Der Chicago Einkaufsmanager-Index lag heute bei 52,2, damit zum ersten Mal seit langer Zeit über 50. Signal Belebung.

      Heute haben wir das Fibodatum 30.5. erreicht, es war ein Hoch. Nächste Woche dürfte ein Trendwechsel stattfinden.

      Die U.S. Treasury Sprecher erzählen den Leuten ständig von einer "starken Dollar-Politik". Es sollte so aussehen, als daß die Regierung bestimme, wohin der Dollar tendiere. Das ist reiner "Nonsense"! Der Weltmarkt bestimmt durch den Devisenhandel die Richtung des Greenback!

      .24 Unzen Gold kaufen heute den Dow Jones, 1987 waren es nur 4 Unzen. Gold ist noch unterbewertet gegenüber dem DJIA. Jedenfalls befindet sich Gold weiter im Bullmarket, denn die Abtrendlinie seit 1987 wurde entschieden nach oben gebrochen. Der Preis liegt über der 200 Tagelinie und verbleibt ansteigend. Ziel im Spätsommer 414 USD/OZ.

      Offensichtlich wird an den Börsen nur noch Intraday gehandelt. Die Kurse haben wir schon zum xten Mal gesehen. Es ist ein langweiliges Geplänkel. Die Märkte zeigen ein “müdes Gesicht”, was eine gewisse Interesselosigkeit veranschaulicht. Diese Low Volatility Phase ist der Vorbote für einen plötzlichen Einbruch. Gold hat inzwischen couragiertes Ansteigen gezeigt und liegt bei 363 USD/OZ.

      Bei einem S&P 500 KGV von mehr als 30 kann man nicht von billigen Aktien sprechen und der Mai ist naturgemäß ein schlechter Monat für Engagements.

      Solange die 40 Tagelinie die 200 Tagelinie nicht nach oben durchfährt, solange bleiben wir im Bärenmarkt eingeschlossen.
      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 16:51:02
      Beitrag Nr. 2.930 ()
      31.5.03 Japanische Lebenversicherer in der Bredouille

      Die Bilanzen führender japanischer Lebensversicherungen sind im abgelaufenen Geschäftsjahr durch negative Zinsmargen belastet worden. Bei sieben der größten Gesellschaften belief sich die Marge zum Bilanzstichtag 31. März auf gut eine Billion Yen (7 Mrd Euro), wie aus den am Freitag vorgelegten Bilanzen hervorgeht.

      HB/dpa TOKIO. Die negative Differenz zwischen realisierten Erträgen auf Kapitalanlagen einerseits und der Verzinsung, die die Gesellschaften ihren Policeninhabern garantiert hatten, stellt eines der gravierendsten Probleme für Japans Lebensversicherungsfirmen dar.

      Nach den Banken ist die Versicherungsbranche, insbesondere die traditionellen japanischen Lebensversicherer, zu einem weiteren Sorgenkind im angeschlagenen Finanzsektor des Landes geworden. Japans Versicherer hatten ihren Kunden während der kreditfinanzierten Spekulationswirtschaft Ende der 80er Jahre hohe Renditen garantiert, die sie seit einigen Jahren auf Grund der Niedrigzinspolitik der japanischen Zentralbank und der Baisse am Aktien- und Immobilienmarkt nicht mehr erwirtschaften können. So verbuchte Japans größter Lebensversicherer Nippon Life Insurance eine negative Zinsmarge von rund 320 Mrd. Yen und erwartet das gleiche Niveau dieses Jahr.

      Angesichts bereits mehrerer Insolvenzen in den vergangenen Jahren und der zunehmend prekären Lage der Lebensversicherungsgesellschaften will die Finanzaufsichtsbehörde FSA den Instituten per Gesetz ermöglichen, die garantierten Renditen zu verringern. ... (Handelsblatt.com, 30.5.03)
      Kommentar: Das Beispiel Japan zeigt, wie gefährlich es sein kann, sein persönliches Vermögen einer Lebensversicherung anzuvertrauen. Die Nachteile sind überwältigned: Man kommt an das Geld nicht mehr ran, unsichere Rendite und nicht kalkulierbares Risiko.
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      Handelsumsätze im April rückläufig


      Der deutsche Großhandel hat im April mit Ausnahme der Nahrungsmittel im Jahresvergleich einen kräftigen Einbruch erlitten. Der Handel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör ging mit nominal 11,9 % am stärksten zurück, der Umsatz bei landwirtschaftlichen Grundstoffen lag nominal um 6,0 % unter dem Vorjahresniveau, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mit. ... (Handelsblatt.com, 30.5.03)
      Kommentar: Die Handelsumsätze zeigen deutlich, in welch prekärer Lage sich unsere Wirtschaft befindet. Der Konsum bricht drastisch ein, die Kaufkraft geht schnell zurück, die Arbeitslosigkeit steigt. In solch einem Umfeld muß der Umsatz der Unternehmen immer weiter einbrechen. Damit kommt es zu einer deflationären Abwärtsspirale die nicht mehr aufzuhalten ist.
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      31.5.03 USA: Massenvernichtungswaffen nicht Haupt-Kriegsgrund

      Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hat eingeräumt, dass die Frage irakischer Massenvernichtungswaffen in erster Linie aus politischen Gründen für einen Krieg in Irak genutzt wurde.

      vwd WASHINGTON. Die Massenvernichtungswaffen Bagdads seien niemals der wichtigste Kriegsgrund für die USA gewesen, sagte Wolfowitz der Juni-Ausgabe des britischen Magazins „Vanity Fair“ vom kommenden Mittwoch. „Aus bürokratischen Gründen“ habe sich die US-Regierung auf dieses Thema konzentriert, weil es „der eine Grund war, dem jeder zustimmen konnte“, sagte Wolfowitz dem Magazin.

      „Fast unbeachtet, aber riesig“ sei dagegen der Kriegsgrund gewesen, dass mit dem Irak-Krieg die Präsenz von US-Truppen im benachbarten Saudi-Arabien überflüssig geworden sei. Allein die Beseitigung dieser „Belastung“ von Saudi-Arabien werde zu einem friedlicheren Nahen Osten führen, fügte der Vizeminister hinzu. (Handelsblatt.com, 30.5.03) Kommentar: Man kann es kaum glauben: Nun geben die USA sogar selber zu, daß die angeblichen massenvernichtungswaffen nur ein vorgeschobener Grund für einen krieg gewesen sind. Da wird ein Krieg begonnen, nur um die eigenen Militärpräsenz in Saudi Arabien einzusparen? Wo jetzt ein viel größeres Kontingent im Irak selbst nötig ist?
      ------------------------------------------


      30.5.03 Bush und Blair in Nöten


      Washington/London - Amerikanische und britische Besatzungstruppen haben im Irak bisher keinen Beweis für Massenvernichtungswaffen gefunden, mit deren Bedrohungspotenzial die Invasion begründet wurde. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte in New York, möglicherweise habe das Regime von Saddam Hussein beschlossen, die Waffen vor Kriegsbeginn zu zerstören. Die Äußerungen Rumsfelds vor dem Rat für Auswärtige Beziehungen (Council on Foreign Relations) verstärkten in Großbritannien die Kritik an der Kriegspolitik der Regierung. Der ehemalige Kabinettsminister Tony Benn sagte dem Radiosender LBC: "Der Premierminister hat uns belogen. Der ganze Krieg war auf einer Unwahrheit aufgebaut." Premier Tony Blair, der am Donnerstag britische Truppen im Irak besuchte, sagte: "Ich habe keinerlei Zweifel an der Existenz von Massenvernichtungswaffen." Es müsse erst noch abgewartet, was die Befragung irakischer Wissenschaftler ergebe. AP (Welt, 30.5.03)
      Kommentar: Da wurde vor dem krieg felsenfest behauptet, daß man eindeutige Beweise hätte und genau wüßte, wo sich Massenvernichtungswaffen befänden - nun ist überhaupt nichts zu entdecken. Kaum in der Geschichte wurde wohl ein Krieg mit so fadenscheinigen argumenten herbeigeredet, wie gerade dieser Konflikt.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 16:57:59
      Beitrag Nr. 2.931 ()
      Was soll dann erst passieren, wenn in Kürze auch die Sozialversicherungen keine Überschüsse mehr machen? In diesem Zusammenhang enthüllte wiederum die Londoner Financial Times am 29. Mai ein peinliches Detail. Der Ende des letzten Jahres gefeuerte US-Finanzminister Paul O`Neill hatte nämlich eine Studie in Auftrag gegeben, der die demographischen Auswirkungen auf den Regierungshaushalt einmal genau untersuchen sollte. Die Studie, verfaßt vom damaligen Topbeamten des Finanzministeriums Kent Smetters sowie dem Berater des Finanzministers Jagdessh Gokhale, liegt inzwischen vor und sollte eigentlich in den im Februar veröffentlichten Jahresbericht zum Haushalt 2004 erscheinen. Nun kam die Studie aber zu katastrophalen Schlußfolgerungen: Aufgrund der in wenigen Jahren dramatisch ansteigenden Kosten für Gesundheitsversorgung und Renten der "Baby-Boomer"-Generation werde die US-Regierung dauerhaft riesige Haushaltsdefizits einfahren. Das Gesamtvolumen werde sich, abgezinst und in heutigen US-Dollars berechnet, auf 44,2 Billionen Dollar belaufen, und damit zehnmal so viel wie die gesamte heutige Staatsverschuldung der USA, oder 400% des amerikanischen Sozialprodukts. Um die Löcher zu stopfen, so die Autoren, sei eine sofortige und permanente Anhebung sämtlicher Steuern um 66% erforderlich.

      Langzeitschätzungen dieser Art enthalten stets eine große Portion Willkür, insbesondere über die Wirtschaftsentwicklung der nächsten Jahrzehnte. Da Smitters ein erklärter Gegner staatlicher Sozialversicherungssysteme ist, kann man getrost davon ausgehen, daß die Studie eine gezielte Panikmache bei den Sozialausgaben betreibt. Es wäre allerdings ungeschickt gewesen, diese Botschaft gleichzeitig mit dem Werbefeldzug des Präsidenten für das Steuersenkungsprogramm zu verkünden. Folglich verschwand die Studie zunächst einmal "in der Schublade", wie sich die Financial Times ausdrückte. Erst am 26. April wurde sie veröffentlicht und zwar vom American Enterprise Institute, einer Brutstätte für die radikalen wirtschaftlichen Ideologien der "extremen Republikaner". Diese Kreise fordern freilich ganz offen einen anderen Ausweg als Steuererhöhungen: die Abschaffung von staatlicher Gesundheitsversorgung und Renten. Die Arbeitsteilung wird deutlich: Die Regierung sorgt für den fiskalischen Notstand. Und die radikalen Denkfabriken bereiten schon einmal den Weg für ihre Art von "Krisenbewältigung".
      http://www.bueso.de/seiten/aktuell/an.htm#1
      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 17:02:06
      Beitrag Nr. 2.932 ()
      SCHLECHTE SCHULDNER

      Wenn Daimler die Rechnung nicht zahlt


      Wenn ein Privatmann eine Rechnung ein Jahr lang nicht bezahlt, hätte er Schufa und Vollstrecker auf dem Hals. Für Autokonzerne wie Daimler, Audi, VW oder andere aber gelten eigene Spielregeln - und die Konzerne wissen das offenbar zunehmend zu nutzen.



      Autoproduktion: "Massive Beeinträchtigung der Finanzkraft"


      Bamberg - Die Großen der Auto-Branche hätten zuletzt nur ein Fünftel der Rechnungen innerhalb eines Jahres bezahlt - das hat die Bamberger Forschungsstelle für Automobilwirtschaft (FAW) ermittelt. Ein sehr kleiner Teil der Rechnungen werde sogar überhaupt nicht beglichen, teilte die Forschungsstelle am Freitag mit.
      Dies sei "eine massive Beeinträchtigung der Finanzkraft deutscher Lieferanten", kritisierte der Leiter der Forschungsstelle, Wolfgang Meinig. Die Zulieferer würden demotiviert, freiwillige Innovation lohne sich nicht mehr.

      Das FAW will für eine Studie über die Zufriedenheit der Zulieferer mit ihren größeren Partnern rund 900 Zulieferern befragen. Sie sollten sich zu ihren Geschäftsbeziehungen zu Audi, BMW, DaimlerChrysler, Ford, Opel, Porsche oder VW äußern. Schon jetzt, zwei Wochen nach Beginn der Umfrage, liegen 500 Voten der Zulieferfirmen vor - der Unmut ist also offenbar groß. Die Endergebnisse der Studie sollen im Sommer präsentiert werden.




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      Bahnt sich da was an ?

      Daimler-Chrysler-Konzern (alle Zahlen für 2002 in Mrd. €):

      Umsatz: 149,583

      Finanzverbindlichkeiten: 79.112
      Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: 12.342
      Übrige Verbindlichkeiten: 8,843
      Verbindlichkeiten ges.: 100,297

      Aufnahme langfristiger Finanzverbindlichkeiten: 9,964

      Tilgung von Finanzverbindlichkeiten: 17,117
      Gezahlte Zinsen: 3.615

      http://www.daimlerchrysler.de/investor/reports/annual02/down…

      http://www.miprox.de/News.html
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      schrieb am 02.06.03 16:06:06
      Beitrag Nr. 2.933 ()
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 16:16:26
      Beitrag Nr. 2.934 ()
      Malik Aktuell

      01.06.2003
      Bullish Sentiment: Voraussetzung für Wende

      - Stimmung bullish wie selten zuvor
      - notwendige Voraussetzung für Wende
      - Die wahre Natur des Marktes


      In den Boomjahren ist die Meinung Mode geworden, an der Börse sei es leicht, Gewinne zu machen. Jeder machte Gewinne. Wer nicht dabei war, wurde für dumm gehalten.

      Die Kursrückgänge um 30% - 70% selbst in den besten Aktien seit Anfang 2000 haben die Nerven der Anleger strapaziert. Aber die Erholung seit Ende März hat - jedenfalls in den USA - eine Positiv-Stimmung entstehen lassen, wie sie zuletzt im Frühjahr 2000 herrschte.

      Sie entspricht in praktisch allen Merkmalen auch der Situation von April 1930, als der Markt 50% der Verluste von Ende 1929 wieder gutgemacht hatte. Noch positiver kann die Psychologie kaum noch werden.

      Es hat wieder den Anschein, als wäre es normal für die Börse zu steigen. Die Kursabschläge der letzten drei Jahre werden als Korrektur des Bullmarkets gewertet. Ab Ende März gab es beste Kaufgeelegenheiten. Endlich kann zurückgewonnen werden, was vorher verloren wurde, und endlich zeigt sich, dass man mit seinem Optimismus Recht hatte. Man darf Stolz sein auf sein Durchhaltevermögen.

      Es braucht(!) eine Stimmung von genau dieser Art, damit der Markt zeigen kann, was seine wahre Natur ist: nicht möglichst viele Menschen reich zu machen, sondern die grösstmögliche Summe Geldes für die grösstmögliche Zahl von Anlegern zu vernichten. Das mag für viele seltsam klingen. Wer die Geschichte der Finanzmärkte studiert hat, wird zumindest nachdenklich werden.

      Bullmarkets sind noch nie von einer positiven Stimmung aus gestartet. Die heutige Stimmungslage ist das sicherste Zeichen dafür, dass eine fundamentale Wende bevorsteht, und zwar in den wichtigsten Märkten. Man erinnere sich daran, was nach März 2000 kam; und von 1930 - 1932 ging der Markt um rund 80% nach unten.

      Praktisch alle Zeichen weisen in diese Richtung:
      - das Chart-Muster seit Ende März;
      - die Volumens-Indikatoren;
      - die Stimmungs-Indikatoren;
      - die Momentum-Analyse;
      - die Buying Climax-Ziffern;
      - die Intermarket- Nonconfirmation.

      Eine Kurzkolumne, wie ich sie an dieser Stelle schreibe, ist kein Platz für eine Besprechung der Details der technischen Börsenanalyse. Daher muss ich es mit einer blossen Erwähnung der wichtigsten Faktoren bewenden lassen. Wer sich auf diesem Gebiet auskennt, weiss ohnehin was gemeint ist; für die anderen wären Details ohne Wert.

      Mein Grundszenario ist unverändert: stark sinkende Kurse in Aktien, US-Bonds und in den Edelmetallen, sowie in den Währungen. Daher für lange Zeit steigende Zinsen und ein steigender Dollar für mehrere Monate. Die Erholung am Aktienmarkt hat etwas länger gedauert, als ich im März dachte und ist etwas höher gegangen, als ich vermutete. Die Grundlagen sind trotzdem gleichgeblieben. Die Wende hätte von jedem Punkt der Erholung aus und zu jedem Zeitpunkt starten können. Man musste mental darauf vorbereitet sein. Nun war etwas mehr Geduld nötig. Es dürfte die letzte Gelegenheit für lange sein, sich von seinen Aktien-Beständen zu trennen.

      Die Marken für eine Aenderung meiner Sichtweise werde ich kommende Woche hier angeben.

      Zurück
      http://www.mzsg.ch/cgi-bin/stpr/stpr.dll
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 16:21:38
      Beitrag Nr. 2.935 ()
      Anleihemärkte gegen Aktienmärkte – trau schau wem !
      (02.06.2003)

      An den Finanzmärkten spielt sich seit einigen Wochen Merkwürdiges ab, das gar nicht so ins gewohnte Bild passen mag. Die Aktienkurse steigen, und gleiches geschieht mit den Kursen von Anleihen. Und dann zieht auch noch der Goldpreis an, was aber angesichts der Schwäche des amerikanischen Dollar plausibel erscheint.

      Da die Wertpapiermärkte, und hier vor allem die Märkte für Staatsanleihen, aller Erfahrung nach über bessere prognostische Fähigkeiten verfügen als die Rohstoffmärkte, lohnt es sich stets, bei der Betrachtung der Rohstoffe und vor Dispositionen an diesen Märkten einen intensiven Blick auf die Finanzmärkte zu werfen.

      Derzeit sind die Erkenntnisse, die aus einer Betrachtung der Finanzmärkte gewonnen werden können, dürftig, ja sogar verwirrend.

      Die Anleihemärkte verbreiten die Botschaft, dass die Deflationsgefahren real sind und dass es den real- und geldpolitisch Verantwortlichen nicht gelingt, die Weltwirtschaft in überschaubarer Zukunft wieder zu stärkerem Wachstum zu bewegen.

      Die Aktienmärkte geben hingegen zu erkennen, dass das Wachstum zurückkehrt und dass die Unternehmensergebnisse wieder nachhaltig steigen.

      Wer hat nun Recht? Für die Anleihemärkte spricht, dass sie in ihrem Charakter und ihrer Struktur hochprofessionell sind. Hier bilden sich die Kurse beziehungsweise die Renditen nach arithmetischen Gesetzen. Dies schließt aus, dass Emotionen das Geschehen über längere Zeit hinweg bestimmen können.

      Für die Aktienmärkte spricht unserer Ansicht nach nur ein Argument: Hier sind in vielen Fällen Dividendenrenditen zu erzielen, die besonders an der Wall Street die Renditen aus Geldmarktpapieren und Kurzläufern deutlich übertreffen. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass die realen Renditen der amerikanischen Zinstitel mit kurzen Laufzeiten negativ sind.

      Doch die Überlegungen zu derartigen, für Aktien positive Renditedifferenzen setzen eines voraus: Die Ausschüttungen dürfen auch bei anhaltender Konjunkturschwäche nicht gesenkt werden. Aber wer will das schon garantieren? Wir denken eher, dass verlockend hohe Dividendenrenditen und hohe Renditedifferenzen ein Indiz für erhebliche Zweifel der Aktienmärkte an der Bereitschaft oder der Fähigkeit der zur Debatte stehenden Unternehmen sind, die Ausschüttungen auf dem zuletzt festgesetzten Niveau zu halten. Andernfalls würden die Aktienmärkte ihre Funktion, alles Bekannte und Wahrscheinliche in den Kursen zu berücksichtigen, nicht erfüllen.

      Anzumerken bleibt noch, dass Dividendenrenditen und Renditedifferenzen so ziemlich das einzig wirklich Arithmetische sind, was die Aktienmärkte ohne Beimischung von Prämissen und anderweitigen Mutmaßungen hergeben. Und warum sollten sich diese Märkte ausgerechnet in diesem so hervorstechenden Aspekt irren?

      Gegen die Aktienmärkte spricht, dass all das, was für die Anleihemärkte angeführt wurde, hier nicht nur nicht gilt, sondern dass sogar das Gegenteil dessen der Fall ist, was die Anleihemärkte charakterisiert.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 16:23:06
      Beitrag Nr. 2.936 ()
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 16:28:50
      Beitrag Nr. 2.937 ()
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 16:37:01
      !
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      schrieb am 02.06.03 17:12:19
      Beitrag Nr. 2.939 ()
      Gerüchte, Charttechnik und Firmenrealität

      von Jochen Steffens

      Ein Grund für den gestrigen "Absturz" bei den amerikanischen Börsen dürfte unter anderem das Gerücht gewesen sein, die amerikanische Regierung plane bereits einen Angriff auf den Iran. Meine Recherche nach verlässlichen Quellen, die dieses Gerücht bestätigten, blieb ohne Erfolg. Aber das Auftauchen derartiger Gerüchte zeigt mir, dass ich mit meinen in den letzten Tagen geäußerten Befürchtungen in dieser Richtung offensichtlich nicht allein dastehe.

      Von Gerüchten zu etwas Handfestem: Die Charttechnik. Durch den gestrigen Handelstag wurden im Kerzenchart aller bekannten Indizes starke Umkehrsignale generiert. Ich bin gespannt, ob diese heute bestätigt werden. Zumindest sollte der Nasdaq100 endlich mal im Minus schließen. Eines der vielen Dinge, die ich an der Börse gelernt habe, ist, beständig die eigene Einschätzung zum Markt zu überprüfen. Und wenn ich ehrlich bin, kämpfe ich momentan ein wenig mit meiner Einstellung. Die amerikanischen Bullen erscheinen mir zu stark. Sicher, die oben genannten Umkehrkerzen zeigen, dass wir kurz vor einer Konsolidierungsphase stehen. Aber was ist, wenn diese Konsolidierung nur recht schwach ausfällt? Ich schätze, dann werde ich zwar mein Bärenfell nicht ablegen, aber mir eine Bullenkappe überziehen. Ein verkleideter Bär sozusagen.

      In den letzten Tagen fühle ich mich immer wieder an die Zeit nach März 2000 erinnert. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch. Damals brachen die Märkte weg und trotzdem wurde bei jeder kleinen Erholung wieder das Bullenszenario vertreten. Auf jeden weiteren Rückschlag mit tieferen Kursen wurde mit großem Unverständnis reagiert. Befinden wir uns gerade in der gleichen Phase? Nur umgekehrt?

      Doch zeichnete sich damals das Ende der Baisse bereits deutlich ab. Die Märkte waren extrem überhitzt, die KGV`s erreichten utopische Ausmaße. Dann verschlechterten sich die Konjunkturdaten und zuletzt hat Alan Greenspan einiges vergeigt. Ich denke da an die maßlosen Zinssteigerungen. Greenspan wollte den Dow runter haben, die Nasdaq war ihm dabei egal. Er hat nie besonders auf die Nasdaq geachtet (seinen eigenen Aussagen nach). Der Dow fiel auch maßvoll, nur die Nasdaq brach zusammen. Doch so unwichtig für die Wirtschaft war der Technologiesektor nun doch nicht mehr. Alan Greenspan hatte die Zeichen der Zeit verkannt.

      Und heute? Ist alles anders? Gut, Alan Grennspan ist immer noch im Amt. Die Zinsen wurden maßlos gesenkt, das stimmt. Aber verbessern sich aktuell die Konjunkturdaten? Hm, da kann man vielleicht verschiedener Meinung sein. Sind die KGV`s so niedrig wie nie zuvor? Unsere amerikanischen Korrespondenten sind nicht dieser Ansicht. Nein, meine Zweifel an einer nachhaltigen Rallye sind nach wie vor ungebrochen. Doch eins habe ich gelernt: Stelle dich nie gegen den Markt, egal was du auch denken magst, denn der Markt hat immer Recht.

      Sollten also jetzt noch wichtige Marken nach oben brechen, werde ich mir, wie gesagt, die Bullenmütze aufsetzen, über mein Bärenfell.

      Wenn derartige Zweifel an mir nagen, dann greife ich auf die Charttechnik zurück. So habe ich gestern lange und ausführlich die verschiedenen Indizes analysiert. Doch auch die Charts unterstützen im Moment (noch) meine bearishe Gesamtstimmung. Ich habe also gerade meine erste kleine Short-Position aufgebaut. Aber ein wirklich entspanntes Gefühl habe ich dabei nicht. Es ist ein unsicherer Trade. Eigentlich sollte ich auf die 2800er Marke warten. Doch ich dachte, wenn ICH schon Zweifel kriege, wie soll es dann den anderen Marktteilnehmern ergehen ...

      Aber bleiben wir beim aktuellen charttechnischen Bild. Der Dow scheiterte an der Widerstandslinie bei 8869. Die wesentlich wichtigere Widerstandszone liegt hingegen zwischen 9050 und 9100 Punkten. Sollten diese nachhaltig brechen, werde ich bullisher. Aber wirklich bullish wird es erst über 9400 Punkten. Allerdings verjüngt sich der Aufwärtstrend im Dow seit Anfang April. Zumeist ein sehr bearishes Zeichen. Sollte die 8600 Marke nach unten brechen, dann wären alle bearischen Signale bestätigt. Spätestens dann sollten Sie ihr Geld in Short-Zertifikate investieren. Aber auch der Dax generierte mit seinen letzten beiden Kerzen ein deutliches Umkehrsignal. Doch die gerade veröffentlichten US-Konjunkturdaten haben die Märkte wieder nach oben getrieben. Dazu unten mehr.

      Ich habe heute mit dem Projektleiter einer großen Firma gesprochen. Er erzählte, die Vorstände hätten ihn vor einigen Tagen zu sich gerufen. Sie haben ihm eröffnet, dass zwar die aktuellen Zahlen okay seien, es der Firma im Moment recht gute gehe, aber die Aussichten für 2004 und 2005 trüben sich dramatisch ein. Er solle einige seiner Untergebenen vorsichtig darauf vorbereiten, dass ihnen gekündigt würde.

      Nun ja, Kündigungen stehen derzeit leider an der Tagesordnung. Aber die wesentliche Aussage: "Uns geht es zwar noch gut, aber die Aussichten auf die nächsten zwei Jahre sind so schlecht, dass wir vorsorglich schon jetzt Mitarbeiter entlassen werden ...". Ich weiß nicht was da auf uns zu kommt. Ein neuer Börsenboom ganz bestimmt nicht!

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      Wo sind die noch größeren Idioten?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die konservativen Anleger sagen, dass man früher mit Aktien Geld verdienen konnte, wenn man solide Gesellschaften kaufte, die gute Dividenden zahlten. Man konnte Geld verdienen, wenn man die Dividenden reinvestierte. Mit der Zeit vermehrte sich dann der Einsatz sehr ordentlich.

      Die Idee, Aktien nur wegen der Aussicht auf Kursgewinne zu kaufen, schien diesen Anlegern früher waghalsig und absurd. Aktien waren riskant; sie konnten genausogut steigen wie fallen. Und die Unternehmen konnten Pleite gehen. Deshalb wollten die Aktieninvestoren eine "Risikoprämie" – ein bisschen Extra-Dividende von Aktien, verglichen mit Anleihen, um das Risiko des Geldverlustes auszugleichen.

      Aber der große Boom der letzten 25 Jahre des 20. Jahrhunderts änderte die Einstellung der Anleger. Die Leute begannen zu denken, dass diese alten konservativen Anleger falsch lagen; der neue Weg, Geld zu machen, war schneller und leichter. Alles was man tun musste, sagten sie, war, Aktien zu kaufen ... und sie dann später zu verkaufen (wenn man das Geld für seinen Ruhestand brauchte), an einen Idioten, der genau im richtigen Moment kaufen würde.

      Der Dow Jones-Index erreichte 2001 sein Top bei 11.722 Punkten. Er fiel dann auf 7.286 Zähler ... und scheint sich derzeit in einem moderaten Rebound zu befinden. Drei Jahre Bärenmarkt, und die Leute glauben immer noch an die Versprechen des Booms. Sie kaufen Aktien mit so hohen KGVs, dass die Investoren der alten Schule die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Die Investoren glauben immer noch, dass später jemand kommen wird, der ihnen diese Aktien zu noch höheren Kursen abkaufen wird. Aber woher sollen diese noch größeren Idioten kommen?

      Die Ausländer haben mit ihren Dollar-Vermögensanlagen große Verluste gemacht. Die Europäer haben z.B. seit Jahresbeginn 25 % verloren – alleine aus dem Grund, wel der Dollar so gefallen ist. Und die amerikanischen Käufer werden durch zwei Dinge unter Druck gesetzt: Die Wirtschaftslage und die Demographie.

      Der weltweite Boom hat sich in einen weltweiten Abschwung verwandelt. Die Einkommen steigen kaum noch. Und die Produzenten in Übersee unterbieten sich gegenseitig im Preiskampf.

      Währenddessen werden die Leute in den Ländern der "Ersten Welt" immer älter. Je mehr Jahre vergehen, desto weniger bereitwillig werden sie, mit ihren Aktienverkäufen zu warten, bis ein noch größerer Idiot höhere Preise für ihre Aktien bezahlt. Sie brauchen das Geld – sie brauchen Einkommen.

      Nicht nur das – die Leute, die in den Ruhestand gehen, krempeln das ganze auf Boom angelegte Finanzsystem um. Leute im Ruhestand verschulden sich nicht mehr, sie kaufen und investieren weniger – sie sparen dafür mehr. Glauben Sie es oder nicht, aber die Sparraten steigen wieder – sogar in den USA.

      Bevor er arbeitslos wurde, hat der ehemalige US-Finanzminister Paul O`Neill eine Studie in Auftrag gegeben, wie viel es die US-Regierung kosten würde, wenn sie alle ihre Versprechen gegenüber den "Baby Boomers" (besonders geburtenstarker Jahrgang, der bald ins Ruhestandalter kommt) halten wüde. Jetzt ist diese Studie fertig, und die Financial Times hat sie kommentiert:

      "Die Analyse der zukünftigen Defizite lässt laut dieser Studie frühere Schätzungen über die finanziellen Herausforderungen, mit denen Washington konfrontiert werden wird, sehr klein erscheinen. (Die Summe der gegebenen Versprechungen) beläuft sich auf das Äquivalent von 10 Mal den gesamten Staatsschulden, 4 Jahre Produktion oder mehr als 94 % des Besitzes aller privaten Haushalte. Alan Greenspan, Vorsitzender der Fed, beklagte sich letzte Woche über das Schweigen in Washington in Bezug auf die Finanzprobleme der Zukunft ..."

      Das Fazit der Studie war, dass eine sofortige Steuererhöhung von 66 % notwendig wäre, wenn alle Versprechen eingehalten werden sollen.

      Wie kann man erwarten, dass die Leute eine Steuererhöhung hinnehmen würden, wenn sie bereits bis zum Hals in Schulden stecken?

      Die "Baby Boomer", die immer noch Aktien kaufen, in der Hoffnung, damit ihren Ruhestand finanzieren zu können, könnten damit kurz aufhören und nachdenken. Woher werden die großen Idioten kommen, die ihnen ihre Aktien zu höheren Kursen abkaufen werden? Wer wird diese Aktien zu noch höheren Kursen wollen? Eric?

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      Erholung im Technologiesektor

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Die meisten Finanzmarktteilnehmer scheinen in den USA derzeit davon auszugehen, dass sich die Wirtschaftslage in der zweiten Jahreshälfte verbessern wird. Deshalb fallen die Kurse der US-Staatsanleihen, was die Renditen wieder ein bisschen steigen lässt – auf aktuell 4,42 % bei den 30jährigen amerikanischen T-Bonds.

      Trotz der Erwartung, dass die Wirtschaft bald wieder ihre Muskeln zeigen wird, befinden sich die Renditen am Anleihenmarkt eher auf einem Niveau, das eine Rezession oder eine Deflation – oder beides – vorwegzunehmen scheint. Die bloße Schätzung, dass die Konsumentenpreise um mehr als 1 % bis 2 % pro Jahr steigen könnten, könnte Schockwellen durch den Anleihenmarkt senden.

      Die Lage ist wirklich nicht klar. Es scheint genausoviele deflationäre Hinweise wie inflationäre Phänomene zu geben. Deshalb ist es möglich, dass ich immer wieder auf die Zeichen einer möglicherweise bevorstehenden Inflation hinweise – während mein Kollege Bill Bonner auf die deflationären Symptome hinweist. Wie die Arbeitsplatzverluste, zum Beispiel.

      "Der größte amerikanische Export sind Arbeitsplätze", schrieb Bill Bonner letzte Woche. Es stimmt – besonders der produzierende Sektor hat in den USA in den letzten 3 Jahren besonders hart gelitten. Mehr als 2 Millionen Jobs sind in diesem Sektor in diesem Zeitraum verschwunden – und die meisten dieser Arbeiter haben auch keinen neuen Job gefunden, oder sie arbeiten jetzt niedrig bezahlt bei Kentucky Fried Chicken.

      Während es dem produzierenden Sektor weiter schlecht geht, scheint sich die restliche amerikanische Wirtschaft zu erholen ... sehr, sehr leicht. "Die Investitions-Exzesse der Technologieblase sind durch den letzten Abschwung beseitigt worden, und heute ist die Erholung des Technologiesektors die treibende Kraft, ein einem sonst insgesamt durch einen furchterregenden Ausblicks geprägten produzierenden Sektor", so Richerd Berner von Morgan Stanley.

      "Während die Erholung im Technologiesektor gesund ist", so Berner weiter, "geht es bis jetzt nur um `Wartung und Reparatur`. ... Der Beweis für die Erholung: Die nominalen Buchungen für IT-Zubehör sind im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreswert um 25,3 % gestiegen – das ist der stärkste Zuwachs seit 3 Jahren. Auch der Output für Computer, Kommunikationszubehör und Halbleiter ist in den Monaten Februar bis April um 15,3 % gebenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gestiegen."

      Die Kleinanleger haben die Erholung im Technologiesektor mit einer gewaltigen Rally der Nasdaq honoriert. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index hat seit Ende Oktober bemerkenswerte 40 % zugelegt.

      Aber Bridgewater Associates betonen, dass die Aktienkurse selten eine Rally hinlegen, während sowohl die Anleihenrenditen als auch der Dollar fallen. Aber genau das war in den letzten paar Monaten der Fall. Normalerweise deuten steigende Aktienkurse auf eine wirtschaftliche Expansion hin, die normalerweise mit steigenden Anleihenrenditen und einem starken Dollar Hand in Hand geht. Warum ist das derzeit nicht der Fall? Welcher dieser Märkte hat Recht? Und hat überhaupt einer Recht? Wenn ich gezwungen würde, zu raten, dann würde ich sagen, dass der Anleihenmarkt Unrecht hat, dass der Aktienmarkt überoptimistisch ist und dass der Dollarverfall absolut gerechtfertigt ist ... aber ich rate nur.

      "Wenn man sich die unglaublichen Kommentare der US-Politikmacher in diesen Tagen anhört", so Stephanie Pomboy von MacroMavens, "kann man sich nicht helfen – man fühlt sich in einem bizarren Traum gefangen, in dem die meisten Prinzipien unter dem Gewicht von Abstraktionen verbogen werden ... wie die Uhren in einem Bild von Salvatore Dali ... die Dinge sahen das erste Mal surreal aus, als Ben Bernanke letzten November seine berühmte Rede hielt (über die Dollar, die zu Kosten von praktisch Null gedruckt werden könnten) ... Bernankes Rede hat sich einen prominenten Platz in den Annalen der Dollar-Geschichte verdient. Er hat mit dieser Rede eine neue Phase für den Dollar eingeleitet ... eine Phase, in der die Schwäche des Dollar ausgenutzt werden soll, um die US-Exporte zu beflügeln und die Preisgestaltungskraft der US-Unternehmen wiederherzustellen. Aber wird das funktionieren?"

      Nun, ich denke, dass die Bemühungen, einen schwächeren Dollar zu kreieren, erfolgreich sein werden. Aber was die "Beflügelung der US-Exporte" und die "Wiederherstellung der Preisgestaltungskraft der US-Unternehmen" angeht – da habe ich so meine Zweifel.

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      Inflation oder Deflation ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Wenn die Aktienkurse so hoch gestiegen sind wie jetzt, dann werden sie wahrscheinlich ein Drittel ihres Wertes in den nächsten 10 Jahren verlieren – so Richard Bernstein.

      *** Das amerikanische Handelsbilanzdefizit verschlechtert sich. Die Häfen an der Westküste der USA berichten, dass der eingehende Verkehr im Vergleich zum Vorjahr 7 % zugenommen hat – während der ausgehende Verkehr um 3 % gesunken ist. Und 29 % der ausgehenden Container sind leer ... eine Zahl, die doppelt so hoch ist, wie die der leeren eingehenden Container.

      *** Amazon.com steht auf einem 52-Wochen-Hoch. Ich kann dazu nur sagen: Ha ha ha ha ha ha.

      *** In der Gegend von Denver steht die Zahl der unverkauften Häuser auf Rekordniveau. In Großbritannien fallen die Preise für Einfamilienhäuser.

      *** Die Geldmenge (M3) wächst in den USA derzeit mit einer Jahresrate von 7,2 %. Allein letzte Woche ist sie um 10 Mrd. Dollar gestiegen. Und die Fed beschleundigt das Tempo – sie hat ihre Käufe von US-Staatsanleihen gegenüber dem Vorjahreswert um 11 % erhöht. Normalerweise ist dies ein Zeichen einer bevorstehenden Inflation. Aber die Investoren am Anleihenmarkt machen sich keine Sorgen. 10jährige inflationsbereingte Anleihen haben eine reale Rendite von nur 1,78 %. Die normalen 10jährigen Anleihen rentieren bei 3,47 %. Die Differenz – ein grober Indikator dafür, was für eine Inflationsrate die Käufer erwarten – beträgt nur 1,69 %.

      *** Ich war letzte Woche in Amelia Island, Florida, auf einer privaten Investmentkonferenz von Investment-Analysten, Gurus und Finanzberatern. Ich wollte Ihnen eigentlich genauer von dieser Konferenz berichten, aber hab das bis jetzt versäumt. Auch heute werde ich nicht dazu kommen.

      Stattdessen habe ich eine Anekdote für Sie.

      Auf dem Weg zu einem Restaurant bestieg eine Gruppe von Teilnehmern der Investmentkonferenz – darunter meine Wenigkeit – einen Bus, der wenig später anhielt, um eine Gruppe von Touristen mitzunehmen. Eine attraktive ältere Dame saß neben mir und begann eine Unterhaltung.

      "Was bringt eine Gruppe von Gentlemen wie Sie nach Amelia Island?"

      "Wir sind Finanzredakteure und Analysten."

      "Oh ... ich habe all mein Geld einem Finanzberater in Miami anvertraut. Kennen Sie ihn? Sein Name ist Feldman, von Atavistic Capital ... oder so ähnlich. Ich habe ihn erst vor kurzem gefunden. Ein Freund eines Freundes hat ihn mir vorgestellt."

      "Was für Investitionen macht er denn", fragte ich.

      "Nun ... ich hatte Aktien. Und damit habe ich eine Menge Geld verloren ... ich denke, dass das jeder getan hat. Jetzt kauft er für mich Anleihen. Das scheint das zu sein, was jeder jetzt macht, oder?"

      Die Dame stieg an der nächsten Station aus. Jeder in unserer Gruppe sah den anderen an. Ohne ein weiteres Wort begannen wir plötzlich alle zu lachen.
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      Die Probleme der US-Pensionspläne

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Die Amerikaner werden fast alles tun, was notwendig ist, um kein Geld zu sparen. Sie hassen Sparen, so wie ein Fünfjähriger Spinat hasst. Und genau wie dieser Fünfjährige werden sie Grimassen schneiden, jammern, und, ja, sogar lügen, um das zu vermeiden, was gut für sie ist.

      Sie werden sich selbst sagen, dass Aktien langfristig immer steigen ... oder dass ihr Haus (das hoch belastet ist) alle "Ersparnisse" abdeckt, die sie brauchen. Aber solche komfortablen Illusionen werden mit einer sehr unterschiedlichen Realität konfrontiert. Amerika ist ein Land der "geringen Ersparnisse" – ein Faktor, der sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich bei den Unternehmensgewinnen und beim Wirtschaftswachstum widerspiegeln wird.

      Die meisten Amerikaner sparen in einem Jahr nicht genug Geld, um damit die Supermarkteinkäufe einer Woche bezahlen zu können. Und was auf individueller Ebene gilt, gilt auch auf zusammengefassten Ebenen. Die US-Regierung wird sich dieses Jahr voraussichtlich um knapp eine halbe Billion Dollar (!) verschulden, nur um zu gewährleisten, dass alles so weiter läuft wie bisher. Gleichzeitig sind die Pensionspläne – die im privaten und die im öffentlichen Sektor – besorgniserregend unterfinanziert.

      "In den letzten 3 Jahren", so die Business Week, "haben sich die Verluste bei den Pensionsplänen besorgniserregend aufgetürmt. Da die Aktienkurse unten geblieben sind und die Zinsen zurückgegangen sind, hat der durchschnittliche Pensionsplan 15 % an Wert verloren, während gleichzeitig die Verpflichtungen um 59 % gestiegen sind, laut dem Researchbüro Ryan Labs. Das hat bei fast allen Pensionsplänen die Rücklagen aufgebraucht. "

      In den USA werden die öffentlichen Pensionspläne von der "Pension Benefit Guaranty Corp. (PBGC)" garantiert, d.h., diese Institution springt ein, wenn ein öffentlicher Pensionsplan seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen könnte. Diese Institution hatte 2001 noch ein Plus von 7,7 Mrd. Dollar erzielt – in den letzten 18 Monaten war es ein Minus von 5,4 Mrd. Dollar.

      Im öffentlichen Sektor sind 79 % der öffentlichen Pensionspläne unterfinanziert (Quelle: Wilshire Associates). Joe Mysak von Bloomberg schreibt dazu: "Die Phrase `ungedecke Pensionsverpflichtungen` ist in das Vokabular der Politikmacher zurückgekehrt. Und ins Vokabular der Banker. Die Kommunen und Bundesstaaten denken darüber nach, für mehr als 20 Mrd. Dollar Pensionsverpflichtungs-Anleihen zu verkaufen." Ist das nicht typisch Amerika – die Idee, Anleihen zu verkaufen, um die Lücke zu schließen, die durch die zu geringen Sparleistungen entstanden ist? Irgendwie scheint das offensichtlich disfunktionale amerikanische System doch zu funktionieren, immer und immer wieder.

      Aber vielleicht signalisiert der fallende Dollar einen Wetterumschwung. Vielleicht wird diese Nation der geringen Ersparnisse doch nicht mehr so einfach neue Schulden machen können wie in der Vergangenheit.

      Der Bärmarkt der letzten 3 Jahre hat die Knappheit der Ersparnisse in Amerika ans Tageslicht gebracht – so wie die Ebbe Nacktbadende bloßstellt. Wir in den USA schwimmen seit Jahren "nackt", was durch den Bullenmarkt am Aktienmarkt vor dem öffentlichen Blick verborgen blieb. Aber jetzt, wo am Aktienmarkt die Ebbe da ist, kommt die Flut der Pensionsplanverpflichtungen. PBGC schättzt, dass alleine die amerikanischen Pensionspläne des privaten Sektors um über 300 Mrd. Dollar unterfinanziert sind.

      Es ist deshalb kaum überraschend, dass die Finanzvorstände diverser Unternehmen sich extreme Sorgen über die Krise ihrer unterfinanzierten Pensionspläne machen. "Die Wirtschaftsberater von Hewitt Associates haben herausgefunden, dass die unterfinanzierten Pensionspläne und die Buchungspraktiken dieser Pensionspläne derzeit bei den Finanzvorständen ganz oben auf der Sorgenliste stehen", so das CFO Magazin. "Mehr als die Hälfte der Finanzvorstände von 174 befragen mittleren bis großen Unternehmen sagten, dass sie dieses Jahr für ihre Pensionspläne Nachschüsse bringen müssten ... mehr als 60 % der Befragten glauben, dass die Volatilität der Pensionskosten entweder ein großes Problem oder ein sehr ernstes Problem sind."

      Die drückenden Pensionsplanverpflichtungen drohen, Geldströme von produktiven Verwendungen wie der Investition in die Forschung wegzuleiten. Aber immerhin könnten sie auch Geldströme von unproduktiven Zielen wegleiten – wie von den riesigen Zahlungen für die Vorstandsmitglieder (auch die Finanzvorstände). Deshalb haben auch die Finanzvorstände ein großes Interesse daran, die Probleme mit den Pensionsplänen möglichst schnell und diskret zu lösen, damit die finanzielle Integrität ihres Unternehmens nicht angezweifelt wird und sie mit niedrigeren Bonuszahlungen rechnen müssten. Allerdings könnte auch Verschleiern statt Problemlösung der Kurs sein.

      Eine kluge Antwort auf die Unterfinanzierung der Pensionspläne könnte es sein, die Kosten strikt zu kontrollieren und gleichzeitig die Beiträge zu erhöhen. Dieser zweiseitige Ansatz wäre schmerzhaft, und nebenbei würde er das "Gewinnwachstum" von vielen amerikanischen Unternehmen ernsthaft begrenzen ... was auch die Begeisterung der Investoren für Aktien mit einem KGV von 35 ernsthaft begrenzen könnte. Und wenn die Invesoren nicht mehr dazu bereit sind, Aktien mit KGV 35 zu kaufen, dann könnten die Aktienkurse fallen. Und wenn die Aktienkurse fallen, dann könnten die Probleme der Pensionspläne noch größer werden – da diese einen Großteil ihres Vermögens am Aktienmarkt investiert haben.

      Also – um das Spiel am leben zu erhalten, muss es eine andere Lösung geben. Die Torpfosten müssen verschoben werden. Mit anderen Worten – man ändert einfach die Schätzungen über die zukünftigen Ausgaben oder über den zukünftigen Wertzuwachs des Vermögens der Pensionspläne.

      Natürlich würden dann in der realen Welt eine große Lücke zwischen den Annahmen und der tatsächlichen Entwicklung auftreten. Aber in der Zwischenzeit wären alle zufrieden und das System hätte überlebt. Eine solche "Lösung" wäre natürlich nicht mehr als eine tragische Farce. Aber sie würde das Leben eine Zeitlang leichter und genießbarer machen ... und dass scheint der Geist der neuen Gesetzesvorlage zu sein, die derzeit ihren Weg durch das US-Repräsentantenhaus findet (die sog. "Portman-Cardin-Bill", die genau dies ermöglichen würde).

      Diese Vorlage würde es ermöglichen, dass für verschiedene Angestelltengruppen verschiedene Sterblichkeitsraten geschätzt werden könnten. Die Rocky Montain News schreiben dazu: "Zusammengefasst würde das bedeuten, dass die Gesellschaften nicht mehr soviel in ihre Pensionspläne einzahlen müssten, einfach deshalb, weil sie legal annehmen könnten, dass ihre `blaue Kragen`-Arbeiter früher sterben werden als ihre anderen Angestellten."

      Solche rein buchungstechnischen Tricksereien würden für Gesellschaften wie General Motors oder Deere & Co. eine große Erleichterung sein. Diese beiden Gesellschaft haben bei ihren Pensionspläne gewaltige Defizite aufgehäuft – die sogar ihre Marktkapitalisierung übertreffen! Meiner Meinung nach sind diese beiden Unternehmen erstklassige Kandidaten für einen Put-Optionsschein (entsprechende Tipps für den Kauf von deutschen Optionsscheinen gibt es z.B. unter dem kostenpflichtigen Angebot von www.optionsschein-profits.de).

      General Motors leidet unter einem monströsen Pensionsplandefizit von 25,4 Mrd. Dollar – gleichzeitig liegt die Marktkapitalisierung von General Motors bei "nur" 19,67 Mrd. Dollar.

      Eine weitere Möglichkeit, die durch die neue Gesetzesvorlage ermöglicht würde, wäre es, dass die Gesellschaften mit den gefährdetsten Pensionsplänen dennoch ihre notwendigen Prämienzahlungen an die PBGC (den öffentlichen Versicherer und Garanten der privaten Pensionspläne, siehe oben) zurückfahren könnten. Mit anderen Worten: Die Gesellschaften, die am wahrscheinlichsten die Garantiezahlungen des Versicherers in Anspruch nehmen werden, müssten dafür die geringste Versicherungsprämie leisten.

      Die letzte Innovation dieser Gesetzesvorlage würde den Gegenwartswert der zukünftigen Pensionverpflichtungen senken, ganz einfach deshalb, weil man diese zukünftigen Verpflichtungen mit einem anderen Zinssatz diskontieren würde. Das würde dazu führen, dass man den Gegenwartswert zukünftiger Verpflichtungen um 10 % bis 15 % senken könnte. Insgesamt würde die neue Gesetzesvorlage General Motors ungefähr 2 Mrd. Dollar pro Jahr sparen können ... für eine Zeitlang. Aber das wäre eine sofortige und unmittelbare Entlastung für den Autobauer, bei dem Geldknappheit herrscht.

      Allerdings würde keine der in der Gesetzesvorlage vorgeschlagenen Maßnahmen die US-Pensionspläne insgesamt wirklich gesund werden lassen. Im Gegenteil – sie würden weiter geschwächt, und ihre Fähigkeit, mit zukünftigen Verpflichtungen klarkommen zu können, würde aufs Spiel gesetzt. Die "gute Nachricht" ist, dass die Unternehmen mit unterfinanzierten Pensionsplänen weiterhin illusorische Quartalsergebnisse präsentieren könnten, was es ihnen ermöglichen würde, Geld in Entwicklung, Investitionen und Vorstandsgehälter zu stecken – statt in ihre Pensionspläne.

      Ich will die möglichen guten Seiten dieser Entwicklung nicht leugnen. Aber ich will betonen, dass ich die negativen Folgen viel gravierender einschätze.

      Die Pensionsplan-Krise wird wahrscheinlich noch jahrelang wie ein Damoklesschwert über den Unternehmensgewinnen schweben. Und der Mangel an nationalen Ersparnissen wird wahrscheinlich das Wirtschaftswachstum auch auf Jahre hinaus behindern. "Um aus der Schuldenfalle herauszukommen, nutzen die Unternehmen ihren Cash Flow, um Reserven aufzubauen bzw. Schulden abzubezahlen – sie investieren nicht", so Bill Gross, der legendäre Rentenfondsmanager. "Auch die Konsumenten beginnen zunehmend, Geld zu sparen, statt es auszugeben ... und die Kombination beider Effekte führt zu einer Art Teufelskreis von Entlassungen, die zu einem Rückgang des Wachstums der persönlichen Einkommen führen ... (was wiederum zu geringeren Konsumausgaben führt ... etc ...). Aber wenn sich die Sparrate der privaten Haushalte wieder erhöht – auf ihr historisches Niveau –, dann ist das wirtschaftlich notwendig und gut, auch wenn es kurzfristig weh tun mag."

      investorverlag.de
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      schrieb am 02.06.03 17:19:18
      Beitrag Nr. 2.940 ()
      IHK & Konsorten - die Totengräber der deutschen Wirtschaft
      ++ Zwangsgelder für Prachtbauten ++

      Von Bernd Niquet
      "Guten Morgen, schönes Kind", sagte der Wolf zu Rotkäppchen, "wohin führt dich dein Weg so früh?"
      "Ich bringe der kranken Großmutter Wein und Kuchen", antwortete Rotkäppchen arglos.
      "Ei, wo wohnt denn deine kranke Großmutter?" kümmerte sich der Wolf rührend um das verschüchterte Mädchen, deutete Hilfe an und zog anschließend von dannen, um wenig später gleich beide, Rotkäppchen und die Großmutter zu fressen.

      Manchmal ist die Realität ähnlich brutal wie das Märchen. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) spielen in der heutigen Wirtschaftslandschaft der Bundesrepublik Deutschland in etwa die gleiche Rolle wie der Wolf im Märchen oder das Honecker-Regime im gesamtdeutschen Zusammenhang: Sie geben vor, die Wirtschaft ihrer Mitglieder zu fördern, finanzieren ihre Maßnahmen jedoch ausschließlich durch ein Zwangsentgelt, lassen diese Mittel anschließend hauptsächlich in ihre "Prachtbauten" fließen und stellen sich mit ihrem Stände- und Verbandsdenken konsequent gegen jeden Fortschritt marktwirtschaftlicher Liberalisierung. Reden tun sie freilich völlig anders. Aber auch das waren wir ja von Honecker und Konsorten nicht anders gewöhnt.

      Natürlich ist auch aus Sicht der IHKs die Politik Schuld an unserer gegenwärtigen Malaise: Die Steuern seien zu hoch, wird geklagt, die Marktwirtschaft würde nicht konsequent genug angewendet und der Staat ließe die Bürger und Unternehmen nicht das machen, was sie wollen, sondern schreibe ihnen viel zu viele Dinge vor. Das gilt natürlich keineswegs für die Zwangsmitgliedschaft in der IHK und die Zwangsentgelte, die jeder Gewerbetreibende an "seine" IHK zu zahlen hat. Dies sei nämlich vielmehr gut und richtig und müsse natürlich auf alle Fälle so bleiben.

      Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich mich als Bankenvertreter um Kommunalfinanzierungen gekümmert habe. Da saß bei jedem Seminar und bei jeder öffentlichen Veranstaltung immer in der letzten Reihe mindestens ein Vertreter der IHK, der sich gerade "ein Bild vom Geschehen machen" wollte, jedoch regelmäßig vollauf damit beschäftigt war, gegen den Schlaf anzukämpfen. Ein Bild vom Geschehen wollten sich ja auch Honeckers Parteigenossen machen, in all den Sitzungen und Beratungen, in denen ebenfalls ausschließlich gegen den jeden Anwesenden übermannenden Schlaf angekämpft werden musste.

      ++ Deflationsbekämpfer ++

      Gerade haben die IHKs ihre Zwangsbeiträge erhöht. Das passt natürlich wunderbar in das gegenwärtige deflationäre Szenario – die IHKs als die großen Bekämpfer der Deflation! Alles im Namen des Vaterlandes natürlich! Wieder einmal. Wie 1933, als man vor Eifer regelrecht glühte, die deutsche Wirtschaft judenfrei zu machen. Und wie happig man dabei vorgeht: Mir liegen augenblicklich die Zahlen der IHK Würzburg vor, die sowohl die Grundbeiträge als auch die Umlage vom Gewerbeertrag schnell einmal um satte 50 Prozent erhöht hat. Die Welt teilt sich eben stets in Arbeitende, die so produktiv sein müssen, dass sie auch die Schmarotzer, Dusseligquatscher sowie andere Projektemacher jeglicher Art mit unterhalten können, denen für ihr nutzloses Tun diese Befriedungsdividende zufließt.

      Mich erinnert das alles an Jakarta 1994, als ich das Glück hatte, auf einer "Investorenreise" nach Südostasien mit dabei sein zu dürfen, bei der es um die Herstellung von Geschäftskontakten ging. Eines Abends saß ich mit dem Geschäftsführer der Vorpommerschen Eisenwerke aus Ückermünde in Mecklenburg-Vorpommern, einem sehr fitten, fleißigen und tatkräftigen Mann, bei einem Empfang in der deutschen Botschaft. Es war warm, das Bier floss in Strömen und das Essen war sehr lecker. Die Menschen plauderten angeregt, als sich besagter Geschäftsführer zu mir hinüberbeugte und sagte: "Sehen Sie sich einmal genau um hier, Herr Niquet. Auf jeden Menschen, der hier durch Arbeit Geld verdient, kommen mindestens drei, die in ihrem ganzen Leben nichts anderes tun, als Geld auszugeben."

      In diesem Moment wurde mir schlagartig klar, dass die Menschen aus der ehemaligen DDR einen viel schärferen und kritischeren Blick darauf haben, was in unserem Land schief läuft. Schließlich sind sie beinahe nahtlos von dem einen großen Honni drüben zu den ganzen anderen kleinen Honnis bei uns hinübergewechselt.


      Bernd Niquet ist Börsenkolumnist und Buchautor. Von ihm sind gegenwärtig folgende Bücher lieferbar:

      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


      [ Freitag, 30.05.2003, 16:29 ]
      instock.de
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      schrieb am 02.06.03 17:20:12
      Beitrag Nr. 2.941 ()
      Münchener Rück bleibt in roten Zahlen

      (Instock) Im ersten Quartal hat die Münchener Rück (Dax) aufgrund von Abschreibungen auf das Wertpapierportefeuille erneut rote Zahlen geschrieben. Der Fehlbetrag erreichte 238 Millionen Euro. Analysten hatten dagegen durchschnittlich nur ein Minus von 115 Millionen Euro erwartet. In der entsprechenden Vorjahresperiode konnte der weltweit größte Rückversicherer noch mit einem Gewinn von 4,48 Milliarden Euro glänzen – 3,8 Milliarden Euro stammten davon allerdings aus Beteiligungsverkäufen. Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen nach eigenen Angaben von Januar bis März nur leicht von 10,74 auf 10,8 Milliarden Euro.

      Für das laufende zweite Quartal schlossen die Münchener weitere Abschreibungen nicht aus. Allerdings werden diese nicht die Größenordnung des ersten (880 Millionen Euro) erreichen, sagte Vorstandsmitglied Jörg Schneider. Im Gesamtjahr soll der Konzernumsatz aufgrund der Dollar-Schwäche auf Vorjahresniveau verharren. Eine Ergebnisprognose gaben die Münchener nicht.

      [ Montag, 02.06.2003, 08:29 ]
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      schrieb am 02.06.03 17:23:49
      Beitrag Nr. 2.942 ()
      Der zweite Frühling
      ++ Reichtum für alle ++

      Von Claus Vogt
      Gerne erinnern wir uns zurück an die von schierem Wahnsinn und hemmungsloser, aber ob ihrer Naivität fast schon sympathischer Geldgier gekennzeichnete Zeit um die Jahrtausendwende und erfreuen uns noch einmal an dem entfesselten Optimismus, der die westliche Welt und endlich auch den bärbeißigen Deutschen erfaßt hatte. In einen rosaroten Rausch massenpsychologischer Extase gehüllt, schien damals nichts unmöglich. Endlich war es gelungen, Aktienkurse angeblich dauerhaft von altmodischen Konzepten der Werthaltigkeit zu befreien, die einige wenige Ewiggestrige, Spielverderber und Spaßbremsen noch einzufordern wagten. Längst hatte die Bild-Zeitung die Börse als ein ihr Publikum interessierendes Thema entdeckt. Und warum nicht? Schließlich wird von diesen Leuten auch verlangt, den Bundeskanzler zu wählen. Reichtum für alle ohne Arbeit, das war selbst für den typischen Bild-Leser eine eingängige und verlockende Aussicht. Und so einfach. Man mußte nur „T“ stammeln können, schon war man auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Konnte der Sympathieträger des deutschen Krimis etwa einer falschen Spur folgen? Kaum vorstellbar. Die Welten der Fernsehserien, der Werbung und des Alltages schienen endlich eine zu werden, das Paradies auf Erden war zum Greifen nah.
      Eine große deutsche Bank warb damals nicht nur in der Bild-Zeitung mit einem eindringlichen Trommelfeuerslogan: „Wertpapierfonds. Wertpapierfonds. Und nochmals Wertpapierfonds.“ Daß man sie kaufen sollte, mußte kaum erwähnt werden. Nur im Kleingedruckten wurde der konservative Sparer auf die bittere Wahrheit hingewiesen: „Das Sparbuch ist nur noch etwas für Leute, die Geld zu verschenken haben. Alle anderen tauschen es jetzt in unsere Wertpapierfonds um. (...) Bringen Sie uns also Ihr Sparbuch am besten vorbei.“


      Der zweite Frühling
      ++ Bubble-Mentalität lebt ++

      Diese am 26. Oktober 1999 von uns in der Bild-Zeitung ausgeschnittene Werbung ist für sich genommen schon ein schönes Stück Erinnerung an diese wundervolle Zeit. Wenn letztere nur wie versprochen angehalten hätte, wäre selbst Karl Marx‘ utopisches Heilsversprechen eines kommunistischen Nirvanas als bestenfalls kleingeistiger Zukunftsentwurf verblaßt.
      Wie der Zufall es will, erschien auf der Rückseite dieser Anzeige im selben Format eine andere, deren beworbenes Produkt uns hier nicht interessieren muß. Deren Aufmacher kann im nachhinein nur als wahrhaft prophetisches Omen interpretiert werden. Er lautete: „Billig gekauft, teuer bezahlt?“ Die Welt ist voller Zeichen, man muß sie nur zu deuten wissen.
      Jeden Monat aufs neue versuchen wir an dieser Stelle, der Fülle der auf uns einstürzenden Zeichen eine Deutung zu entlocken, die uns den Weg weisen soll durch das unüberschaubare Börsendickicht. Leider sind auch unsere Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt.

      Natürlich haben wir einen Grund, uns die Hochphase der Spekulationsblase noch einmal in Erinnerung zu rufen. Erstens kann kein noch so gnadenloser Bärenmarkt diese schöne Zeit ungeschehen machen. Speziell die Bullen werden noch jahrelang von diesen wundervollen Erinnerungen zehren können und unserer Meinung nach auch müssen. Denn - und das ist zweitens – wir sehen zahlreiche Anzeichen dafür, daß die Bubble-Mentalität noch immer lebt, die mit ihr einst verbundenen, breitangelegten Kursgewinne sind Vergangenheit. In vielleicht schon unverbesserlich anmutender Weise sehen wir in der seit Mitte März laufenden Aufwärtsbewegung wieder einmal nicht mehr als eine Bearmarket-Rallye, auf die deutliche Kursverluste folgen werden. Es bereitet uns nebenbei bemerkt nur wenig Freude, schon wieder oder immer noch fallende Kurse zu prognostizieren. Auch wir wünschen uns sehnsüchtig einen tragfähigen Aufschwung herbei, nicht zuletzt deshalb, weil optimistische Prognosen sich einfach besser verkaufen lassen. Da Wunsch und Hoffnung aber ganz schlechte Anlageberater sind, bleiben wir standhaft in unserer Weigerung, diesem Impuls nachzugeben, der gerade in unserer Branche gewissermaßen als Berufskrankheit gehäuft auftritt. Insbesondere am Ende von Aufwärtsbewegungen scheint er unwiderstehlich zu werden, und immer wieder kommt es zu einer epidemischen Ausbreitung schlechtbegründeten, aber unerschütterlichen Optimismus’.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
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      schrieb am 02.06.03 17:31:54
      Beitrag Nr. 2.943 ()
      2.6.03 Bush hält an Politik des starken Dollars fest

      Die US-Regierung hält trotz der derzeitigen Schwäche der amerikanischen Währung offiziell an einer Politik des starken Dollars fest.

      HB/dpa ST. PETERSBURG. „Die Politik meiner Regierung ist die eines starken Dollars“, bekräftigte Präsident George W. Bush in einem Interview mit dem russischen Fernsehen. Das Weiße Haus veröffentlichte die Abschrift des Gesprächs, das vor Bushs Abreise am Freitag in Washington aufgezeichnet worden war, am Samstag in St. Petersburg.

      Wenige Tage zuvor waren vor allem Äußerungen von Finanzminister John Snow an den Devisenmärkten als Abkehr von der Unterstützung einer Politik des starken Dollar interpretiert worden. Grundlegende Marktdaten sollten den Wert des Dollars bestimmen, war Snow zitiert worden. ... (Handelsblatt.com, 1.6.03)
      Kommentar: Die USA haben gar keine andere Möglichkeit, als auf einen starken Dollar zu setzen, weil sich sonst das enorme Handelsbilanzdefizit nicht mehr finanzieren läßt. Die ganze angebliche Aufwärtsperiode in den letzten Jahren begründete zum guten Teil nur auf dem unrealistisch hohen Dollar. Nun jedoch kippt die Entwicklung: Immer weniger Leute investieren in den USA, damit kommt der Dollar unter Druck und stürzt früher oder später massiv ab. Dann kann vor allem das exportabhängige Deutschland nicht mehr exportieren und wir gerate mit den USA in eine schwere Wirtschaftskrise.
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      Industrie warnt vor Deflationsdiskussion


      Angesichts aufkeimender Konjunkturhoffnungen in Europa und den USA sorgt sich die deutsche Industrie zunehmend um mögliche Dämpfer wegen der anhaltenden Deflationsdebatte.

      HB/dpa BERLIN. „Dieses Deflationsgeschrei, das leider auch vom IWF (Internationaler Währungsfonds) kommt, ist unselig“, kritisierte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, in der „Welt am Sonntag“. „Deflation ist kein Automatismus, sondern ein Angstprodukt, das herbeigeredet wird.“ Bei einer Deflation kommt in ausgeprägten konjunkturellen Schwächephasen zu einer gefährlichen Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und schrumpfender Nachfrage.

      Nach Einschätzung des BDI-Präsidenten hat die deutsche Wirtschaft in der aktuellen Konjunkturkrise bereits das Schlimmste überstanden. ... (Handelsblatt.com, 1.6.03) Kommentar: Eine Deflation läßt sich nicht einfach wegreden. Wenn die Menschen wegen sinkender Löhne und steigender Steuern immer weniger Geld in der Tasche haben, dann können sie entsprechend weniger einkaufen. Dann kommen die Unternehmen zwangsläufig unter Druck und müssen die Preise senken. Das alles geht unbhängig davon, ob über Deflation geredet wird oder nicht.
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      1.6.03Deutsche Industrie ist kaum zu schlagen

      Die deutsche Wirtschaft behauptet sich mit Höchstleistungen hervorragend auf dem Weltmarkt. Ein Ersatz für Reformen ist das nicht


      von Manfred Fischer

      ... Denn trotz aller Standortschwächen, auf die deutsche Industrie ist Verlass. Die deutschen Unternehmen schlagen sich nach wie vor mit beachtlichem Erfolg auf den Weltmärkten. So ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres der Export aus Deutschland um vier Prozent gestiegen - trotz flauer Weltkonjunktur und steigendem Euro-Wechselkurs. Im vergangenen Jahr wuchsen die deutschen Ausfuhren gegen den weltweiten Trend um knapp zwei Prozent auf fast 650 Milliarden Euro. Nach den USA ist Deutschland damit die exportstärkste Nation der Welt. "Es gibt immer noch Produkte", sagt Werkzeugmaschinenbauer Berthold Leibinger, Lichtgestalt der deutschen Innovationsfähigkeit, "die kann man nirgends so gut herstellen wie in Deutschland." Das gelte etwa für die Lasertechnik, bei deren Anwendung sein Unternehmen weltweit führend ist. Für die deutsche Spitzenstellung ist nicht zuletzt das praktizierte Ausbildungssystem zuständig. Bei der internationalen "Berufsweltmeisterschaft der Jugend" kann Deutschland Mitte Juni in St. Gallen seinen zweiten Platz verteidigen.

      Vor allem beim Bau komplizierter, hochpräziser Maschinen und Produktionsanlagen ist Deutschlands Industrie kaum zu schlagen, auch wenn derzeit durch den starken Euro die Gewinnmargen unter Druck geraten. ... Auch beim Autoexport liegt die heimische Industrie auf Platz eins der Exportliga, und bei den Automobilzulieferern ist es immer noch ein souveräner zweiter Platz. Neben Maschinen- und Fahrzeugbau liegen wir auch bei der Elektrotechnik und in der Chemie international weit vorn. Mit der BASF AG in Ludwigshafen stellt Deutschland den weltweit größten Chemiekonzern. Auch Kurioses steht auf der Liste der Exportschlager: Nägel, Schrauben und Bolzen, geschnittene Papp- und Papierartikel; auch bei Plastiktuben und -schläuchen ist made in Germany Spitze. Insgesamt kommt die Bundesrepublik in einer Statistik der Vereinten Nationen über den internationalen Handel in 49 von 260 erfassten Produktkategorien auf den ersten Rang. In über der Hälfte aller Exportsektoren erreicht die deutsche Wirtschaft einen der ersten drei Plätze. ... (Welt, 1.6.03) Kommentar: In der Tat ist die Deutsche Wirtschaft die stärkste der Welt. Die Menschen sind fleißig, engagiert, pflichtbewußt. Wenn es also nicht an den unternehmen und den Arbeitskräften liegen kann, daß wir in einer Krise sind, dann muß der Fehler woanders zu suchen sein. Im Geldsystem! Darum bringt es auch wenig, wenn immer wieder versucht wird, die Menschen zu mehr Arbeit anzutreiben, während in der gleichen zeit alles wieder durch die explodierenden Kapitalkosten aufgefressen wird.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      Frau Merkel hat es anscheinend immer noch nicht gemerkt, ansonsten würde sie so was nicht rumschwafeln!

      Alle Deutschen müssen länger arbeiten

      Jetzt ist Schluss mit lustig: Nach Meinung von CDU-Chefin Angela Merkel wird in Deutschland nicht genug gearbeitet. Die Deutschen müssten sich wieder auf längere Arbeitszeiten einstellen. "Im Zweifelsfall wird man im Westen wieder etwas länger arbeiten müssen für den gleichen Lohn und nicht weniger lang. Das heißt, der Westen muss so werden, wie der Osten heute ist", sagte Merkel im ARD-Morgenmagazin. Angesichts der Globalisierung werde die Einsicht vieler Bürger dahin kommen, lieber eine Stunde länger für das gleiche Geld zu arbeiten, als den Arbeitsplatz zu verlieren.

      Der Osten will so werden, wie der Westen heute ist
      Die IG Metall hat ganz andere Pläne und will für die ostdeutschen Arbeiter Arbeitszeiten wie im Westen. In den derzeitigen Tarifkonflikten fordert die Gewerkschaft für die Metall- und Elektroindustrie sowie die Stahlbranche eine Angleichung der Wochenarbeitszeit in Ostdeutschland von derzeit 38 Stunden auf das Westniveau von 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Das ist eine Forderung die Merkel überhaupt nicht verstehen kann. Sie warf der IG Metall vor, in den neuen Bundesländern Arbeitsplatzvernichtung zu betreiben.
      Ost-Metaller haben Streik begonnen
      Sichtlich unbeeindruckt von Merkels Kritik streiken seit heute im Osten tausende Metaller für die 35-Stunden-Woche. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel forderte die Arbeitgeber in Zwickau auf, ihre Blockade-Haltung gegen eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit aufzugeben. Die Arbeitgeber lehnten dies weiter ab und erneuerten ihre scharfe Kritik an den Streikenden.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 17:34:40
      Beitrag Nr. 2.944 ()
      .6.03 Im Fall Nordkorea setzt Wolfowitz auf die Anrainer

      Washington fürchtet dennoch weitere Eskalation


      von Sophie Mühlmann

      Singapur - Mal nimmt Paul Wolfowitz kein Blatt vor den Mund, mal setzt er sein bestes Pokerface auf. Ende vergangener Woche hatte Amerikas Vizeverteidigungsminister in einem Interview geradeheraus zugegeben, dass die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak nur aus bürokratischen Gründen ein Kriegsgrund gewesen seien - was unter Kriegsgegnern und US-Kritikern eine Woge der Entrüstung auslöste. Bei der asiatischen Sicherheitstagung am Wochenende in Singapur gab er sich allerdings weit zugeknöpfter und relativierte seine Worte: Die Massenvernichtungswaffen seien stets nur einer von vielen Gründen gewesen, den USA sei es vor allem auch um die Terrorbekämpfung und die Befreiung des irakischen Volkes gegangen.

      ... Auf die Frage, warum eine Atommacht wie Nordkorea anders behandelt würde als der Irak, wo kaum Massenvernichtungswaffen gefunden worden seien, antwortete der stellvertretende Verteidigungsminister wieder sehr offen: "Betrachten wir es einmal ganz simpel. Der wichtigste Unterschied zwischen Nordkorea und dem Irak ist der, dass wir wirtschaftlich einfach keine Wahl im Irak hatten. Das Land schwimmt auf einem Meer von Öl." ... (Welt, 2.6.03)
      Kommentar: Jetzt wird es sogar schon eingestanden, daß ein Grund für die Invasion in den Irak die Öl-Vorräte gewesen sind. Es ging vermutlich nie um “Demokratie” oder “Gerechtigkeit” etc., sondern um reine Machtpolitik. Ob die USA damit alerdings langfristig gut fahren werden, kann bezweifelt werden. Die Geschichte zeigt, daß alle Imperien mit solcher machtpolitik untergingen.
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      1.6.03 Washington erhöht Druck auf Teheran

      Powell: Iran muss Terroristen festnehmen


      Washington/Teheran - Der Druck der USA auf die iranische Regierung wächst. US-Außenminister Colin Powell forderte Teheran auf, alle im Land befindlichen Mitglieder der Terrororganisation Al Qaida festzunehmen. "Wir wissen, dass sie einige festgenommen haben, aber es sind unseres Wissens andere dort", sagte Powell in einem vom US-Außenministerium veröffentlichten Interview von Korrespondenten regionaler amerikanischer Zeitungen. "Und sie sollten alles tun, alle Al-Qaida-Mitglieder festzusetzen." Kurz zuvor hatte US-Präsident George W. Bush in einem Interview mit dem staatlichen russischen Fernsehsender Rossija Berichte über angeblich geplante Angriffe auf Iran und Syrien als "reine Spekulation" zurückgewiesen. Auch in Irak hätten die USA erst "nach einer langen Phase der Diplomatie" militärische Gewalt angewendet, sagte Bush dem Sender. Gleichzeitig gibt es Signale aus Washington, dass die Zeit der Diplomatie bald vorbei sein könnte. So warf US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice der iranischen Regierung vor, sie unterstütze den Terrorismus im Nahen Osten und arbeite an einem Atomwaffen-Programm. Amerika und die Europäische Union müssten dringend die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen unterbinden, sagte Rice. Mit Blick auf Iran und Nordkorea forderte sie: "Wir müssen handeln. Wir dürfen nie wieder in die gleiche Situation kommen wie im Irak." ... (Welt, 1.6.03)
      Kommentar: Wie beim irak, so wird nun auch wieder versucht, durch Behauptungen einen Kriegsgrund aufzubauen. Hintergrund der Aktionen sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der USA. Nur durch Krieg kann anscheinend ein Crash noch hinausgeschoben werden
      kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 17:39:23
      Beitrag Nr. 2.945 ()
      US: Bauausgaben fallen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Bauausgaben fielen im April laut dem Commerce Department um 0.3% (Prognose: +0.2%) und schrumpften so den dritten Monat in Folge. Die Ausgaben für private Projekte fielen um 0.4%, während die Ausgaben für nicht-wohnungsbezogene Gebäude um 2.6% nachgaben. Die Ausgaben für den Bau von privaten Wohnhäusern fielen um 0.3%. Die Ausgaben des öffentlichen Sektors stiegen um 0.2%. In den letzten 12 Monaten stiegen die Ausgaben um 0.5%. In diesem Zeitraum wuchsen die Ausgaben für den Bau von Wohnhäusern um 9.2%, was einen Rückgang um 13.1% bei nicht-wohnungsbezogenen Gebäude auffing.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 18:07:50
      Beitrag Nr. 2.946 ()
      -----------------------

      Wachstum, Wachstum über alles

      Norbert Rost 30.05.2003
      Neues Wirtschaftswachstum Soll Deutschland wieder auf die Beine bringen, doch niemand macht sich Gedanken, was das langfristig bedeutet und wie es funktionieren soll

      Mehr Wachstum! Am liebsten 3%, das nennt man dann "Boom". Politiker, Wirtschaftler, die Gewerkschaften, "echte" und "Hobby"-Experten fordern es. Auf der Strecke bleibt der gesunde Menschenverstand.



      Wenn von Wirtschaftswachstum gesprochen wird, ist immer eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes BIP bzw. des Bruttosozialproduktes (BSP = BIP + Exportüberschüsse) gemeint - auch wenn längst nicht alle Wachstumsbefürworter sich dessen bewusst sind. Das BIP gibt in Euro gemessen an, wie viele Güter und Dienstleistungen wir produzieren. Zur Zeit sind es etwa 24.000 Euro pro Kopf und Jahr. Bei 3% erwünschtem jährlichem Wachstum (bezogen aufs Vorjahr) wären das 24.720 Euro im Jahr 2004, 25.460 Euro im Jahr 2005, 26.220 Euro 2006, 27.000 Euro 2007. In etwa 5 Jahren also 3.000 Euro MEHR als bisher.




      Quantitatives und qualitatives Wachstum


      Die Kritiker unbedingtem Wachstums verweisen auf den massiven Ressourcenverbrauch durch mengenmäßiges (quantitatives) Wachstum und auf die Begrenztheit der Ressourcen unserer Erde, die Begrenztheit der Zeit der Menschen, die gleichzeitig dieses Wachstum produzieren und konsumieren müssen und auch auf die Begrenztheit der materiellen Bedürfnisse eines sehr großen Teils der Bevölkerung. Und auch darauf, dass ein höheres Bruttoinlandsprodukt nicht gleichzeitig höhere Lebensqualität darstellen muss ( Was ist Wohlstand?).

      Die Wachstumsbefürworter verweisen auf "qualitatives Wachstum", also auf Wachstum durch Fortschritt, Weiterentwicklung. Aber erhöht qualitatives Wachstum allein das BIP? Nein. Ein Beispiel: Ein Computer, hergestellt im Jahr 1993, kostete z.B. 3000 DM, also etwa 1500 Euro. Entsprechend ging er mit diesem Wert ins BIP ein. Ein heutiger Computer ist Dank qualitativem Wachstum um ein Vielfaches leistungsfähiger, kostet aber auch nur 1500 Euro. Effekt dieses einen betrachteten Computers auf das BIP ist also gleich Null (und inflationsbereinigt sogar unter Null!). Eine Wirkung auf das BIP hat dieser Fortschritt (qualitatives Wachstum) also nur gehabt, weil neue Märkte erobert wurden und Millionen neuer Computer gebaut wurden, was aber Hand in Hand mit quantitativem Wachstum ging. Nur weil heute ein Vielfaches der Computer von 1993 verkauft werden, schlägt sich dies auf das BIP nieder. Damit sind wir aber wieder beim ressourcenverbrauchenden quantitativem Wachstum, welches die Wachstumskritiker bemängeln.

      Das gleiche Szenario trifft auf andere Industriezweige zu, wie z.B. die Autoindustrie. Ein Neuwagen von heute ist technisch mit einem von vor 10 Jahren kaum mehr vergleichbar, doch sind die Preise der Autos nicht ähnlich gestiegen. Wenn aber die Preise gleich bleiben, muss ein mengenmäßiges Wachstum erfolgen, um Auswirkungen auf das BIP zu haben. Denn nur mit real gesteigertem Umsatz steigert man das BIP - was ja Sinn unseres Wirtschaftswachstums sein soll.

      In den letzten 10 Jahren sind neue Märkte entstanden, die vorher nie denkbar waren: Die Bedienung dieser riesigen Märkte für Elektronik (Computer, Handys, Computerzubehör, Software, Internet usw.) führte zu einer riesigen Steigerung des BIP, verbrauchte aufgrund ihrer materiellen Eigenschaften aber Ressourcen in ungeheurem Ausmaß. Und was das Wichtigste ist: Sie ersetzten keine bedeutenden alten Märkte, deren Verschwinden ja das BIP geschmälert hätte. Die Elektronikmärkte sind jetzt nahezu gesättigt, fast jeder Haushalt hat Computer und Handy, selbst DVD-Player gehören fast zur Standardausstattung.

      Wachstum! Wachstum bedeutet nicht, dass wir das Gleiche kaufen wie letztes Jahr, sondern es bedeutet, dass wir MEHR kaufen müssen als letztes Jahr. Es bedeutet also nicht, dass wir z.B. alle 3 Jahre unsere Technik ERSETZEN, sondern dass wir ZUSÄTZLICH zum Ersatz konsumieren müssen. Welche Märkte sehen die Wachstumsbefürworter in der nahen Zukunft (denn wir wollen ja JETZT mehr Wachstum) nur ansatzweise in ähnlichem Maße wachsen, wie die der Elektronikmärkte in den letzten Jahren?


      Das Wachstum immaterieller Märkte


      Das oben genannte Stichwort "DVD-Player" könnte die Hoffnung auf "kreatives Wachstum" schüren: "Die Fantasie der Menschen ist grenzenlos, also wird es immer neue Filme und Musik geben, die man kaufen und konsumieren kann". Zum einen gilt auch hier: Um Wachstum zu produzieren, muss man wertmäßig nicht nur das Gleiche wie im letzten Jahr kaufen, sondern mehr ausgeben als im letzten Jahr.

      Der Konsum von Musik und Filmen ist aber mit Zeit verbunden, die man dafür braucht. Doch während diejenigen, die sich Dank Arbeit solche Dinge finanziell leisten können, keine Zeit dafür haben, haben die Arbeitslosen zwar die Zeit, aber nicht die finanziellen Mittel. Zudem konkurrieren "zeitverbrauchende" Güter miteinander: Wenn DVD- und Musikmärkte wachsen und mehr Zeit der Konsumenten in Anspruch nehmen, müssen Bücher-, Kino-, Fernseh-, Sport- und Freizeitmärkte schrumpfen, weil der Tag nur 24 Stunden hat. Wie groß wäre saldiert also die Auswirkung aufs BIP?

      Hoffnung auf ein Wachstum dieser Märkte besteht nur, wenn die Konsumenten mehr Zeit haben. Bei Rufen nach "Rente erst mit 67" und "die Deutschen sollen 1-2 Stunden pro Woche mehr arbeiten" ( Merkel) zur Zeit aber undenkbar.


      Neues Wachstum müssen wir uns leisten können!


      Ein weiterer Kritikpunkt am reinen Wachstumsdenken ist, dass wir, wenn unsere Wirtschaft im Ganzen um 3% wachsen soll, nicht nur 3% mehr erarbeiten oder die Produktivität um 3% steigern, sondern auch 3% mehr verdienen müssen, um unser Wachstum auch kaufen zu können. Wann gab es die letzten JÄHRLICHEN Einkommenserhöhungen über alle Branchen und Konsumentengruppen (Rentner, Staatsangestellte und Arbeitslose eingeschlossen!) um 3%?


      Hoffen auf den Export


      "Deutschland ist eine Exportnation." Wenn Deutschland mehr exportieren könnte, würde "das Ausland" die Steigerung des deutschen BSP bezahlen. Unsere Erde ist aber (noch?) ein Binnenmarkt. Was das eine Volk an Exportüberschüssen erwirtschaftet, muss ein anderes durch Importüberschüsse bezahlen. Das dauernde Handelsbilanzdefizit der USA der letzten Jahre ist ein Beispiel dafür, trug auf Seiten der USA aber auch zur immensen Verschuldung bei. Kurz- bis mittelfristig ist solch ein Szenario also denkbar, langfristig funktioniert es nicht, weil eine Nation, die mehr importiert als exportiert, diese Differenz (Außenhandelsbilanzdefizit) irgendwie bezahlen muss. Schließlich will der Exporteur seine Leistung doch bezahlt haben.

      Auf der anderen Seite streben die meisten anderen Nationen der Welt ebenfalls Wachstum an und wollen deshalb ebenso lieber ex- als importieren. Vielleicht aber sollten die Vertreter der ewigen exponentiellen Wachstumstheorie ja für mehr Entwicklungshilfe in Form von Hilfe zur Selbsthilfe für die sogenannte "3. Welt" eintreten, damit diese sich deutsche Produkte endlich leisten kann?


      Was bedeutet prozentuales Wirtschaftswachstum?


      Das BIP der BRD betrug 1970 inflationsbereinigt ca. 750 Milliarden Euro. Ein Wirtschaftswachstum um 3% zu diesem Zeitpunkt entspricht also etwa 22,5 Mrd. Euro. Eine Steigerung des BIP um 22,5 Mrd. Euro, entspräche aufgrund des hohen Niveaus aber gerade mal ca. 1% des heutigen BIP. Um also eine Steigerung um 3% zu erzielen, müsste Deutschland heute auch das Dreifache produzieren, als 1970 für die gleiche Wachstumsrate notwendig gewesen wäre.


      Langfristig Denken


      Wir Bewohner des Landes, das sich Deutschland nennt, sitzen an einem reichlich gedeckten Tisch - von uns erarbeitet und von uns bezahlt. Und man zwingt uns als Gemeinschaft (niemand fragt uns, ob wir wollen! Alternativen werden keine angeboten!) unter Androhung des volkswirtschaftlichen Kollaps, nächstes Jahr einen Teller mehr zu essen - und natürlich zu produzieren und zu bezahlen.

      Im übernächsten Jahr wird man uns zwingen, einen weiteren Teller mehr zu essen, also schon 2 Teller mehr als heute. Doch damit nicht genug. Man wird uns sagen: Weil wir letztes Jahr einen Teller mehr gegessen haben, müssen wir noch einen Bissen extra nehmen, denn das Wachstum des Vorjahres muss selbst mitwachsen. Das ganze nennt man exponentielles Wachstum und wird von den Wenigsten in Frage gestellt.

      Es ist, als würden wir - je mehr wir essen - noch mehr Hunger bekommen und entsprechend mehr essen.

      Und wenn dieser Teller MEHR des ersten Jahres unserem Wunschwachstum von 3% entspricht, so bedeutet es, dass wir in 23 Jahren das Doppelte von heute verspeisen (vielleicht nicht mengen- aber zumindest wertmäßig), erarbeiten und kaufen müssen. In ca. 94 Jahren das Sechzehnfache von heute und erneute 23 Jahre später das Zweiunddreissigfache, also 64 Billionen Euro im Vergleich zum heutigen BIP von 2 Billionen Euro. In weniger als 4 Generationen.

      Also bei gleichbleibender Bevölkerungszahl etwa eine dreiviertel Million Euro pro Kopf. Natürlich inflationsbereinigt. JÄHRLICH! Oder sagt uns jemand heute, wann wir mit dieser langfristig offensichtlich tödlichen Spirale aufhören und warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?

      Aber langfristiges Denken ist spätestens seit der Erfindung von Optionsscheinen, Daytrading und "Wahlkampf" zu einem Spielfeld für realitätsfremde Träumer verkommen.


      heise.de
      trifft den Nagel auf den Kopf.
      Bäume wachsen auch nicht unbegrenzt in den Himmel.
      Die wollen uns ein Tumorwachstum verkaufen, die uns mehr schadet als nützt.
      Aber Frau Merkel muss es ja wissen.
      Mehr arbeiten ,weniger Lohn = mehr Wachstum ! So einfach ist das oder doch nicht ? 2-1= 3
      :D
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:17:19
      Beitrag Nr. 2.947 ()
      Renten-Angst! - Die fünf grausamen Lügen zur Altersvorsorge der Deutschen (Von PAUL C. MARTIN )

      Noch am Wochenende hatte Finanzminister Eichel (SPD) vor Genossen angedroht, die Förderung für die Riester-Rente „zurückzufahren“ – sie sei zu teuer. Und Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt forderte sogar „eine Absenkung des Rentenniveaus“.

      Gestern die Rolle rückwärts!

      Regierungssprecher Steg verkündete: „Es stehen aktuell keine Entscheidungen an. Es gibt im Moment keinen Anlass für eine Rentendiskussion.“ Auch Eichels Sprecher Müller beteuerte: Die staatlichen Zulagen zur Riester-Rente bleiben – „sie stehen im Gesetzblatt, sie gelten, und wir haben nicht die Absicht, daran zu rütteln.“

      Hintergrund

      Renten-Betrug? Rot-Grün dreht an der Riester-Rente; Experten behaupten: Unsere Rentner sind richtig reich! ; Eichel: Rentnern wird es nie wieder so gut gehen!; Eichel: Weniger Zuschüsse für Riester-Rente

      Millionen Rentner in Angst – wann wird wo gestrichen? Millionen Beitragszahler verunsichert – wann werden die Beiträge wieder erhöht?
      Was ist mit den Renten wirklich los? Die Fakten enttarnen ein jahrzehntelanges Lügengewebe:

      1. Die Rente basiert auf einem „Generationenvertrag“.
      Gelogen. So ein Vertrag wurde nie geschlossen. Weder von irgendwelchen Älteren mit irgendwelchen Jüngeren noch zu irgendeiner Zeit. Der „Generationenvertrag“ liegt in keinem Tresor. Er kann nirgends eingesehen werden. Es gibt ihn schlicht nicht – ein leeres Wort.

      2. Die Rentner erhalten zurück, was sie in einem langen Arbeitsleben eingezahlt haben.
      Gelogen. Was Beitragszahler einzahlen, erhalten im selben Monat Rentner. Wer morgen in Rente geht, greift nicht auf sein „eigenes“ Geld zurück, sondern er bekommt „fremdes“ Geld, das die Beitragszahler über ihre Firmen überweisen. Die Rente ist nichts als ein Durchlaufposten: Nur was eingezahlt wird, kann ausgezahlt werden.

      3. Die Rente ist eine „Versicherung“.
      Gelogen. Eine Versicherung legt das Geld der Versicherten an. Die „Rentenversicherung“ legt praktisch gar nichts an. Was sie an „Vermögen“ besitzt: knapp 9 Mrd. Euro. Davon außer Kasse: 1 Mrd. Wertpapiere und 1,7 Mrd. Darlehen und Hypotheken. Wert ihrer Grundstücke: 126 Mio. Die 9 Mrd. „Vermögen“ reichen nicht mal aus, um die Renten für drei Wochen zu bezahlen.

      4. Die Rente ist „sicher“.
      Gelogen. Die Renten können nur bezahlt werden, weil der Staat inzwischen 67 Mrd. Euro aus Steuern zuschießt. Würde der Zuschuss nur um 10 Prozent gekürzt, müssten die Zahlungen an die Rentner (ca. 190 Mrd. Euro im Jahr) gleichzeitig um ca. 3,5 % gekürzt werden.

      5. Die Renten müssen steigen.
      Gelogen. Einst war die Erhöhung der Renten an die Entwicklung der Bruttolöhne „gekoppelt“, jetzt an die der Nettolöhne. Sollten die Nettolöhne sinken (z. B. wegen höherer Rentenbeitragzahlungen), fallen automatisch auch die Renten: Die Katze beißt sich in den Schwanz... Vor drei Jahren gab’s mal einen „Inflationsausgleich“. Fallen aber die Preise (wie aktuell und bundesweit), ist auch dieser „Ausgleich“ weg.
      BamS, Printausgabe von Gestern

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      Studie: Schwaches Neugeschäft bedroht zahlreiche Bausparkassen

      Frankfurt/Main (dpa) - Zahlreiche Bausparkassen sind nach einer neuen Langzeitstudie in ihrer Existenz gefährdet. Vor allem das schwache Neugeschäft kann für eine Reihe der 11 öffentlich- rechtlichen und 17 privaten Bausparkassen zu einer tödlichen Falle werden, lautet das Fazit einer Untersuchung über diesen Finanzzweig, die am Montag in Frankfurt von der Unternehmensberatung Inno Consult GmbH vorgestellt wurde.

      "Viele Bausparkassen befinden sich derzeit in einer strategischen Schieflage und sind sogar in einigen Fällen existenziell bedroht", sagte der Autor und Geschäftsführer von Inno Consult, Heinz Benölken. Der auf Versicherungen und Banken spezialisierte Experte hat auch schon einige Bausparkassen unmittelbar beraten.

      Zu den Instituten, die nach Meinung von Inno Consult "besonders aufpassen müssen", zählen die Alte Leipziger Bauspar AG, die Debeka Bausparkasse, Deutsche Bausparkasse Badenia AG, Vereinsbank Victoria Bauspar AG und die Deutsche Ring Bauspar AG. Vor allem Häuser im Verbund mit Versicherungen würden häufig als "fünftes Rad am Wagen mitgeschleift". Wenn die "Rabenmütter" lieber profitable Lebensversicherungen verkaufen wollten, komme im gemeinsamen Vertriebsnetz die Bausparkasse zu kurz. Im Schnitt müsse aber ein Bausparinstitut alle acht Jahre sein Neugeschäft umschichten.

      Zu den Gewinnern zählt Inno Consult die LBS-Gruppe der Sparkassen mit insgesamt 11 Bausparkassen. Ihr Anteil im Bestand und Neugeschäft habe inzwischen ein Drittel des Gesamtmarktes überschritten. Dabei sind aber regional extreme Unterschiede auszumachen. So gehöre die LBS-Bremen als kleinstes Institut zu den Spitzenreitern, während die benachbarte LBS-Hamburg ihr Marktpotenzial am geringsten ausschöpfe.
      Obwohl die Gesamtbranche in der aktuellen Niedrigzinsphase - mit günstigen Alternativen bei der Baufinanzierung - einen schweren Stand habe, sieht Benölken dennoch Wachstumschancen für die Bausparkassen. So könne diese extrem risikoarme Geldanlage neben dem Aspekt der Altervorsorge ("Eigentum macht frei") auch zur Finanzierung von Ferienwohnungen und Seniorenplätzen in Residenzen angeboten werden. Die 299-seitige Studie ist im Verlag Versicherungswirtschaft GmbH in Karlsruhe zu beziehen. dpa pa yyhe so 021537 Jun 03
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      Abwärtstrend der deutschen Industrie beschleunigt sich

      Von Sven-Markus Egenter -

      Berlin (Reuters) - Deutliche Einbußen bei den Neuaufträgen haben den Abwärtstrend in der deutschen Industrie im Mai erneut beschleunigt. Damit schwinden Volkswirten zufolge die Chancen auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung.

      Der Reuters-Einkaufsmanagerindex (EMI) sank auf 44,7 und signalisiert mit einem Wert von unter 50 Zählern den zehnten Monat in Folge einen Rückgang der Geschäftstätigkeit, wie die Forschungsgruppe NTC am Montag mitteilte. Neben der Konjunkturflaute nannten die befragten Einkaufsleiter auch die Wirtschaftspolitik und den starken Euro als Belastungsfaktor. Da sich auch in der Euro-Zone das Geschäft abschwächte, wächst Analysten zufolge der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen bei ihrem Ratstreffen am Donnerstag zu senken.

      Von Reuters befragte Analysten hatten sowohl für Deutschland als auch die Euro-Zone mit einem Anstieg des EMI gerechnet. "Wir waren eher von einem leichten Anstieg ausgegangen, weil wir einen ähnlichen Effekt wie beim Ifo-Index erwartet haben", sagte Ralph Solveen von der Commerzbank.

      NTC: POLITIK VERSCHÄRFT LAGE DER DEUTSCHEN INDUSTRIE

      Der Geschäftsklimaindex des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) war im Mai dank zuversichtlicherer Zukunftseinschätzungen der Firmen unerwartet stark gestiegen und hatte damit Aufschwungshoffnungen geweckt. "Deutschland steckt in diesem Quartal in einer Rezession", folgerte nun jedoch Carsten Demski von der Bankgesellschaft Berlin aus den EMI-Daten. "Der erwartete Aufschwung wird wohl weiter in die zweite Jahreshälfte verschoben."

      Sorge bereitet den Volkswirten besonders der Rückgang der Neuaufträge in Deutschland und der Euro-Zone. "Das ist beunruhigend und zeigt ganz klar den Effekt der Euro-Stärke", sagte Robert Lind von ABN AMRO. Bei der Umfrage zum EMI in Deutschland meldeten die rund 400 befragten Unternehmen die stärksten Einbußen beim Neugeschäft seit Oktober 2001. "Nach Meinung der Befragten verschärfte die derzeitige Wirtschaftspolitik in Deutschland die ohnehin schon schwierige Geschäftslage in der Industrie, der bereits die weltweite Konjunkturschwäche zu schaffen macht", teilte NTC mit. Der starke Euro sowie die Folgen des Irak-Krieges und der Lungenkrankheit Sars hätten die Bestellungen aus dem Ausland zusätzlich reduziert.

      Als Folge der schwachen Nachfrage drosselten die Unternehmen ihre Produktion und schraubten ihre Einkäufe so deutlich zurück wie seit Dezember 2001 nicht mehr. Auch der Abbau der Beschäftigung beschleunigte sich weiter. Wegen der gesunkenen Ölpreise und des starken Euro mussten die Unternehmen erstmals seit 14 Monaten weniger für ihre Einkäufe zahlen, während sich der Rückgang der Verkaufspreise etwas verlangsamte.

      Die Preisdaten der EMI-Umfrage gaben auch den Deflationsbefürchtungen für Deutschland neue Nahrung. "Wir denken, Deutschland läuft auf eine Deflation zu", sagte Gwyn Hacche von HSBC in London. Zuletzt haben eine Reihe von Volkswirten - so auch der Wirtschaftsweise Bert Rürup - vor einer Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen, zurückgehender Nachfrage und schrumpfender Wirtschaftsleistung gewarnt.

      INDUSTRIE IN WEITEN TEILEN DER EURO-ZONE SCHWACH

      Auch in der gesamten Euro-Zone verschärfte sich NTC zufolge in der Industrie der Rückgang bei Produktion, Aufträgen und Beschäftigung. Der Einkaufsmanagerindex signalisiere mit einem Wert von 46,8 nach 47,8 Zählern im April wie in Deutschland den stärksten Rückgang der Geschäftstätigkeit seit Januar 2002. Erneut gab es deutliche regionale Unterschiede. Wie schon im April erlitt die deutsche Industrie die größten Produktionseinbußen. Auch in Frankreich und Irland ging die Produktion zurück. In Italien und den Niederlanden stagnierte die Industrie, während sie in Spanien, Österreich und Griechenland ihre Produktion ausbaute.

      Der Einkaufsmanagerindex macht nach Ansicht der Volkswirte eine EZB-Zinssenkung wahrscheinlicher. "Wir rechnen mit 25 Basispunkten, halten aber 50 für angebracht und nicht ausgeschlossen", sagte Demski. In der jüngsten Reuters-Umfrage gingen 35 der befragten 57 Analysten davon aus, dass die Zentralbank den Schlüsselzins von 2,5 Prozent auf zwei Prozent senken wird, 18 erwarten einen Schritt um 25 Basispunkte.



      http://reuters.de/news_article.jhtml?type=economicsnews&Stor…

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      Schlechte Noten für Lebensversicherer

      Immer mehr Lebensversicherer müssen zugeben, dass sie mindestens einen der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingeforderten Stresstests nicht bestanden haben. 18 Unternehmen waren bisher so ehrlich, das auch öffentlich zuzugeben.

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      DER SPIEGEL


      Weitere 29 Versicherer verweigerten eine Aussage, seien aber nach Meinung von Experten überwiegend ebenfalls durchgefallen. 30 Unternehmen bestanden nach eigener Aussage den Test. Die Stresstests simulieren in ihrer strengen Version einen Absturz des Aktienmarktes um 35 Prozent und des Rentenmarktes um 10 Prozent - jeweils vom derzeitigen Wert -, um damit das Anlagenrisiko der Versicherer zu überprüfen. Wer bei dem Test durchgefallen ist, kann mit seiner aktuellen Kapitalausstattung keinen größeren Schock auf den Kapitalmärkten mehr auffangen. Wie schlimm es bereits jetzt um einzelne Unternehmen steht, vermittelt ein Blick in den Geschäftsbericht der Mannheimer Versicherung.
      "Würde der Dax, wie zum Jahresende 2002, auch zum Jahresende 2003 unverändert bei 2892 Punkten stehen, würde die Mannheimer Lebensversicherungs AG ein negatives Ergebnis vor Verlustübernahme durch die Holding von rund 250 Millionen Euro ausweisen", heißt es dort. Die Erfüllung der gesetzlich festgelegten Zinsgarantie sei zwar durch Überweisung anderer Holdinggesellschaften "in jedem Fall sichergestellt". Ein Ausgleich der Verluste in derartiger Höhe werde allerdings zu Problemen bei der Kapitalausstattung der gesamten Versicherungsgruppe führen.

      De facto ist der Lebensversicherer überschuldet. Deshalb drängt die BaFin schon seit Monaten darauf, dass Großaktionäre wie die österreichische Uniqa oder die Münchener Rück bei der Mannheimer Versicherung mit einer massiven Kapitalerhöhung aushelfen - bislang allerdings vergebens.

      Sollten sich die Börsen nicht kräftig erholen, bekämen auch andere Schwierigkeiten, wenn sie zum Jahresende statt luftiger Buchwerte die tatsächlichen Marktpreise der Aktien in ihrem Portfolio ansetzen müssen. In den meisten Fällen sind die Wirtschaftsprüfer nur bis Ende 2003 gewillt, solche stillen Lasten in den Bilanzen zu dulden.

      Deshalb wollen die Versicherer versuchen, die Berliner Politik für eine Gesetzesänderung zu erwärmen. Danach soll der Abbau stiller Lasten in den Bilanzen bis zu fünf Jahre gestreckt werden. Dann dürfe man sich nicht mehr über Bilanzskandale wie beim US-Energieriesen Enron beklagen, kritisiert Marco Metzler, Versicherungsanalyst der Ratingagentur Fitch. Die Vermögenswerte in den Bilanzen würden die reale Lage nur noch sehr eingeschränkt spiegeln.





      © DER SPIEGEL 23/2003
      Alle Rechte vorbehalten
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      http://www.miprox.de/News.html
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:24:08
      Beitrag Nr. 2.948 ()
      Euro-Sentiment:



      Korrektur und keine Wende

      Euro-Optimismus auf höchstem Stand seit Ende April


      gol Frankfurt - Mit 1,1930 Dollar hat der Euro ein neues Allzeithoch erreicht und somit sogar den höchsten Kurs vom Tage seiner Einführung im Jahre 1999 überboten. Damit war auch für den letzten Skeptiker der offenkundige "Beweis" erbracht, dass die Aufwärtsbewegung wohl nicht mehr zu stoppen sei.
      Für viele Akteure stellte daher die Korrektur vom vergangenen Freitag, als die Gemeinschaftswährung knapp 300 Stellen verlor, zwar eine überraschende, aber doch begründbare Wende dar. Angefangen bei den besser als erwarteten Wirtschaftsdaten aus den USA bis hin zum nun allseits erwarteten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank sprach doch vieles gegen den Euro.

      Allein aus dieser Sicht ist das Ergebnis unserer jüngsten Stimmungserhebung eigentlich als erstaunlich zu bezeichnen. Denn der Euro-Optimismus ist entgegen allen klaren Argumenten auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen. Doch weil das Gros der Akteure den Aufwärtstrend der Gemeinschaftswährung verpasst hat, denkt man eher darüber nach, wie man aus diesem Dilemma ohne großen Schaden herauskommt, als dass man sich mit ökonomischen Entwicklungen auseinander setzt.

      Der Markt ist jedoch - dies belegen die Verschiebungen der heutigen Umfrage - noch längst nicht um die alten Schieflagen bereinigt worden, sprich: Man hat noch nicht kapituliert. Immerhin sind aber neue Kursrisiken konsequent abgesichert worden, was vor dem Hintergrund der Wochenendkorrektur nicht schwer gefallen sein dürfte - dem Euro ist immerhin etwas Wind aus den Segeln genommen worden. Um die Einstandspreise der schal gewordenen Engagements wiederzusehen, bedarf es allerdings erheblich niedrigerer Kurse als bisher. Und weil die Nachfrage dann entsprechend groß sein dürfte, ist der Gemeinschaftswährung so schnell nicht der Garaus zu machen.


      Börsen-Zeitung, 3.6.2003
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:26:58
      Beitrag Nr. 2.949 ()
      Deutschland rutscht weiter in die Rezession

      Konjunkturindikatoren malen düsteres Bild - Auch Euroland ohne Wachstumsperspektiven


      lz Frankfurt - Die Konjunkturlage in Euroland hat sich weiter eingetrübt. Sowohl die Indikatoren zur Wirtschaftsstimmung als auch der Einkaufsmanagerindex sind abermals abgerutscht. Vor allem die Werte für Deutschland sind wieder schlechter ausgefallen als erwartet. Inzwischen mehren sich die Hinweise auf eine womöglich lang anhaltende Stagnation. Der von der Europäischen Kommission ermittelte Stimmungsindikator für die Eurozone fiel zwar nur von 98,1 auf 98 Punkte, letztlich war aber nach dem Irak-Krieg eher mit einer Erholung gerechnet worden. Die Stimmung der Unternehmer in der Eurozone verschlechterte sich auf minus 13 und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Das Verbrauchervertrauen sank auf minus 20 nach minus 19 im April. Nur im Dienstleistungssektor scheint es wieder aufwärts zu gehen (minus 2 nach minus 4). Die Daten aus der Umfrage unter Einkaufsmanagern bestätigen grundsätzlich das im Stimmungsindikator skizzierte Konjunkturbild. Der Indikator für Euroland fiel von 47,8 auf 46,8 Punkte zurück und damit auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten, wie die Forschungsgruppe NTC, die den Index für Reuters ermittelt, am Montag mitteilte ...
      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:44:32
      Beitrag Nr. 2.950 ()
      Streikwellen in Frankreich und Österreich rollen weiter
      Proteste gegen Rentenreformen in beiden Ländern dauern an - Behinderungen im Flug- und Bahnverkehr erwartet
      von dpa/rtr

      Paris/Wien - In der Auseinandersetzung um die von Premierminister Jean-Pierre Raffarin geplante Rentenreform in Frankreich verschärft sich der Tonfall zwischen Gewerkschaften und Regierung. Eine Woche nach dem Streik der Fluglotsen droht heute ein "schwarzer Dienstag" den Bahn- und Luftverkehr erneut lahm zu legen. Auch in Österreich wollen heute die Gewerkschaften aus Protest gegen die Rentenreform von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel einen Generalstreik organisieren.


      Mehrere französische Eisenbahnergewerkschaften hatten aus Protest gegen die geplante Rentenreform bereits für Montagabend zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Betroffen werden sollten der Nahverkehr in Paris und einige überregionale Verbindungen. Nach Angaben der Pariser Flughäfen werden am heutigen Dienstag rund 80 Prozent der Starts und Landungen in Frankreich gestrichen. Grund sind streikende Fluglotsen. Auch Schulen, Krankenhäuser und der Postverkehr sollen bestreikt werden. Wie ein Lufthansa-Sprecher mitteilte, müssen von 138 geplanten Starts von und nach Frankreich 97 annulliert werden. Auch British Airways (BA) hat die meisten ihrer Flüge zwischen Großbritannien und Frankreich gestrichen. Mit Behinderungen im Bahnverkehr ist auch in Deutschland zu rechnen.


      Der Streikaufruf der französischen Gewerkschaften ist die Reaktion auf die Zustimmung des Ministerrates zu den Rentenplänen der Regierung. In Medienberichten ist bereits von einer "sozialen Krise" die Rede. Die Gewerkschaften kritisieren nicht nur die Inhalte der Reform, sondern auch das Tempo, mit der sie umgesetzt werden soll. Am 10. Juni soll das Gesetz in der Nationalversammlung diskutiert werden. Raffarin will nicht von seinen Plänen abrücken und hat Unterstützung von Präsident Jacques Chirac erhalten.


      Den Plänen zufolge sollen die Franzosen in Zukunft länger arbeiten, gleichzeitig sollen die Pensionen gekürzt werden. Vor allem im öffentlichen Sektor schlägt sich die Reform mit längeren Lebensarbeitszeiten nieder. Bis zum Jahr 2020 braucht Frankreich etwa 50 Mrd. Euro, um das Loch in den Rentenkassen zu stopfen.


      Mit ihren Protesten fordern die Franzosen von der Regierung vor allem eine Diskussion über die Vorhaben. Die Streiks halten zum Teil bereits seit mehr als zwei Wochen an. Seit einem ersten großen Aktionstag am 13. Mai legen immer wieder Angestellte im öffentlichen Dienst die Arbeit nieder. Betroffen sind Postämter, Museen und Krankenhäuser. An vielen Schulen wird seit Mitte Mai kein Unterricht mehr abgehalten.


      Auch in Österreich werden die Proteste gegen die Rentenreform der Regierung schärfer. Der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Fritz Verzetnitsch, sagte, das Ausmaß des Streiks am heutigen Dienstag werde die bisherigen Streikaktionen übertreffen. Der Streik soll den öffentlichen Verkehr zum Stillstand bringen. Bahn, Bus und die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien sollen in den Depots bleiben. In ganz Österreich soll die Post wegen des Streiks nicht ausgeliefert werden. In Wien, Graz und Salzburg werden die Bürger vergeblich auf die Müllabfuhr warten. Kindergärten und Kindertagesstätten sollen geschlossen bleiben. Rund 1,2 Millionen Schüler werden schulfrei haben, weil die Lehrer streiken wollen.


      Ein Streiktag sei nichts im Vergleich zu den Auswirkungen der Rentenreform, sagte Verzetnitsch. Bei der durchschnittlichen österreichischen Rente von 1100 Euro bedeute eine zehnprozentige Kürzung einen massiven Einschnitt, fügte er hinzu. Der Streik am Dienstag soll dem ÖGB zufolge die Mitte-rechts-Regierung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Gewerkschaften bewegen. Die umstrittene Reform würde Rentnern bis zu zwölf Prozent geringere Bezüge bringen und sieht eine längere Lebensarbeitszeit vor.


      Artikel erschienen am 3. Jun 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:50:00
      Beitrag Nr. 2.951 ()
      Magerere Zeiten für Bosse in Silicon Valley

      Wert der Aktienoptionen schwindet / Doch arm werden die Topmanager trotz "Gehaltsverzichts" nicht


      Von Rita Neubauer



      Die miserable Wirtschaftslage in Kaliforniens High-tech-Region bekommen auch die Bosse zu spüren. Larry Ellison zum Beispiel. Der Chef des Softwarekonzerns Oracle, nahm im Jahr 2001 nicht nur den ersten Platz auf der Liste der bestbezahlten Topmanager in Silicon Valley ein. Der exzentrische Milliardär stellte mit 706 Millionen Dollar Gehalt auch einen Rekord auf, den ihm keiner so schnell streitig machen dürfte.

      Welch ein Unterschied jedoch ein Jahr später: Ellison verzichtete 2002 auf Gehalt, Bonus und Optionen und wurde für seine Arbeit mit Sozialleistungen und dem Gebrauch seines Gulfstream-Jets im Wert von knappen 39 000 Dollar "entlohnt".

      Ellison ist nicht der einzige Manager im High-tech-Mekka, der mit dem Ende des Internet-Booms 2001 auch seine generöse Entlohnung in den Wind schreiben musste. Nach einer gerade veröffentlichten Untersuchung der San José Mercury News strichen die 754 höchstbezahlten Geschäftsführer der größten Unternehmen in Silicon Valley im vergangenen Jahr zusammen rund eine Milliarde Dollar ein - Gehälter, Boni und Aktienoptionen inklusive. Das ist rund ein Drittel der Einkommen von 2001 und nur ein Viertel der Rekordsumme von 4,7 Milliarden Dollar im Jahr 2000.

      Schuld sind die flaue Weltwirtschaft, die schlechte Auftragslage sowie die Nachwehen der exzessiven 90er Jahre. Als Folge schrumpfen nun schon im dritten Jahr die Umsätze, einst hochfliegende Internet-Firmen kämpfen ums Überleben, die Aktienkurse sind im Keller und Zehntausende haben bereits ihren Job verloren.

      Wenn all dies auch wenig am Lebensstil von Larry Ellison und Kollegen ändert, es schlägt sich in deren Portemonnaie nieder. Vor allem, da sie den Wert ihrer Aktienoptionen, die noch im Jahr 2000 rund 87 Prozent ihres Verdienstes ausmachten, in den vergangenen zwei Jahren massiv schwinden sahen - von 16 Milliarden auf gerade 2,2 Milliarden Dollar. Dass jedoch nicht alle Optionen "under water" sind, demonstrieren Manager wie Craig Barrett. Der Chef des Halbleiterriesen Intel strich im vergangenen Jahr 17,6 Millionen Dollar durch das Einlösen von Optionen ein. Insgesamt kassierte Barrett in den vergangenen fünf Jahren immerhin 190 Millionen Dollar. Auch Christine Hoberg, Finanzchefin des Computergrafik-Spezialisten Nvidia, deren Jahresgehalt bei 200 000 Dollar liegt, machte einen Reibach. Ihre Optionen brachten ihr 15,7 Millionen Dollar ein.

      Doch nicht alle Spitzenleute versilberten ihre Optionen. Sei es, dass sie auf bessere Zeiten warten oder keine falschen Signale geben wollten oder den Tadel der Aktionäre fürchteten. Letztere gehen nicht nur verstärkt gegen die exzessiven Bezahlung der Topmanager auf die Barrikaden. Sie reklamieren auch, dass Optionen - die bevorzugte Entlohnungsform der 90er Jahre - den Aktienwert verwässern.

      Um irritierte Anleger zumindestens symbolisch zu besänftigen, verzichtet mancher Chief Executive Officer (Ceo) ganz auf ein Gehalt. Wie John Chambers von Cisco Systems, der im vergangenen Jahr einen "Lohn" von einem Dollar (jedoch vier Millionen Optionen) erhielt. Noch im Jahr 1999 war er mit 121 Millionen Dollar Nummer Eins der höchstbezahlten Manager im Lande der Siliziumscheiben.

      Auch wenn Unternehmen die Ausgabe von Optionen leicht reduzierten (von einst durchschnittlich 100 000 Optionen pro Führungskraft auf 97 300), sehen Experten wenig Änderungen in der Entgeltstruktur. Und die Kürzungen bekommen vor allem die unteren Ränge zu spüren.

      Zudem bieten viele Unternehmen ihren Ceo inzwischen Aktien mit eingeschränktem Stimmrecht, die im Gegensatz zu Optionen selbst dann noch etwas wert sind, wenn der Aktienpreis fällt. So tauschte Apple-Boss Steve Jobs 27,5 Millionen Aktienoptionen, die "under water" waren, gegen fünf Millionen "restricted shares". Deren Wert: 75 Millionen Dollar.

      Weitere Berichte im Ressort Netzwerk


      fr-aktuell.de

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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 02.06.2003 um 18:16:53 Uhr
      Erscheinungsdatum 03.06.2003
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:58:01
      Beitrag Nr. 2.952 ()
      Lufthansa

      Die Bezüge heben ab

      Während das Personal der Fluggesellschaft Gehaltseinbußen hinnehmen muss, sollen die Vergütungen für den Aufsichtsrat drastisch erhöht werden.




      Eine Unternehmenssprecherin bestätigte am Montag in Frankfurt am Main einen entsprechenden Artikel der Financial Times Deutschland (Montagsausgabe).

      Allein die Vergütung des Aufsichtsratschefs soll von derzeit 62.000 auf 165.000 Euro pro Jahr steigen. Die Lufthansa wollte diese Zahl nicht bestätigen.



      Vom Glück, das Gehalt selbst zu bestimmen

      Mitarbeiter und Aktionäre werfen dem Branchenprimus taktloses Verhalten vor. Die Aktionäre müssen auf der Hauptversammlung am 18. Juni in Köln der geplanten Erhöhung zustimmen. Angesichts des angekündigten operativen Verlustes in diesem Jahr dürfte das Thema für hitzige Debatten sorgen.

      Lufthansa-Chef Jürgen Weber übergibt sein Amt auf der Aktionärsversammlung an seinen Nachfolger Wolfgang Mayrhuber und soll selbst zum Aufsichtsratschef gewählt werden.

      Verläuft die Abstimmung in seinem Sinne, würde sich Weber die künftig eigenen Bezüge anheben lassen.


      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 23:05:42
      Beitrag Nr. 2.953 ()
      IBM hat Börsenaufsicht im Haus
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Das Technologieschwergewicht IBM räumte heute Abend ein, dass die SEC zur Stunde die Rechnungslegungspraktiken und die Jahresabschlüsse für 2000 und 2001 untersuche. Man gehe aber von keiner Unregelmäßigkeit aus. Bisher hätten sich auch keine konkreten Verdachtsfälle auf unlauteres Verhalten gegeben.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 23:28:31
      Beitrag Nr. 2.954 ()
      Schwüles Wetter an den Börsen

      von Jochen Steffens

      Was war das für ein schwüles Wochenende hier in Köln! Ich war am Samstag auf einer Geburtstagsparty, deren Gäste Saunabesuchern locker Konkurrenz hätte machen können. Überall versuchten Taschentücher den Wassermassen Herr zu werden und stöhnende Menschen fragten nach kalten Getränken. Wenn ich da an die Tage in Südfrankreich zurückdenke: lauer Wind, trockene Wärme – doch hier? Ich vertrag diese schwüle Hitze nicht, aber wer tut das schon?

      Das Wetter an den Börsen könnte man auch als "schwül" bezeichnen. Auf den ersten Blick sieht alles so sonnig und schön aus. So richtig zum wohlfühlen, zumindest für die Bullen. Wenn Sie jedoch genauer hinschauen, entdecken Sie, dass es diesig ist. Die Sonne ist nicht mehr so klar und vielleicht dauert es nicht mehr lange, bis es unerträglich drückend schwül wird und dunkle Wolken aufziehen.

      Auf jeden Fall ist es mir im Moment in meinem Bärenfell unangenehm heiß geworden. Ich habe am Wochenende einige Telefongespräche mit Traderkollegen geführte. Ständig wurde ich gefragt, was denn meine Ansicht zu den Märkten sei. Ich versteckte mich lakonisch hinter dem Satz: "Ich weiß, in welche Richtung die Börsen laufen müssten, nur ob und wann sie es tun, weiß ich nicht!" Meine Kollegen erzählten mir Folgendes:

      "Ich werde jetzt bald in den Markt einsteigen, das wird alles weitergehen", war da zu hören. "Alles spricht dagegen, dass es weiter geht, alle sind bearish, deswegen ist noch keiner drin, was glaubst Du was passiert wenn die 3070 Punkte im Dax bricht, ich überlege Long zu gehen." "Ich habe gerade mein gesamtes Depot auf die Longseite umgestellt." Was???????

      Sehr geehrte Leser, es mag sein, dass ich mich täusche. Es mag sein, dass wir wirklich vor einem großen Bullenmarkte stehen und der Dow wieder über die 11.000 Punkte getrieben wird. Doch eins ist mir wichtig: ICH würde mich mit einer großen Long-Position im Moment nicht wohl fühlen. Eine alte Trader-Regel besagt: Du musst immer zu jedem Zeitpunkt überprüfen, ob du dich mit dieser Position (noch) wohlfühlst. Wenn du dich nicht damit wohlfühlst, dann verkaufe sofort!

      Hätte ich mich am Freitag daran gehalten, meine Short-Position wäre nicht in den Stopp gelaufen. Okay, es war eine kleine Position und es gab (zwar unbestätigte aber) recht eindeutige charttechnische Signale. Diese musste man einfach traden. Und ich bin mir sicher, wäre nicht dieser Einkaufsmanagerindex dazu gekommen, dann sähen die Märkte nun anders aus. Aber wäre, hätte, wenn ... sind die verbotenen Wörter an der Börse. Fakt ist, die Börsen sind weiter gestiegen.

      Fakt ist aber auch, dass ich mich mit einer größeren Long-Position im Moment ganz besonders unwohl fühlen würde. Es war beruhigend zu lesen, dass es unseren amerikanischen Korrespondenten ähnlich ergeht. Insgesamt habe ich selten so viele heftige Diskussionen mitbekommen darüber, ob es weiter geht oder nicht.

      Es ist ganz einfach: Sollte der Dow die 9050/9100 auf Schlusskursbasis brechen, kaufe ich, allein aufgrund charttechnischer Gesichtspunkte, meine erste kleine Longposition. So klein, dass ich kein unwohles Gefühl habe. Sollten dann weitere Marken, z.B. die noch viel wichtigere 9400er Marke brechen, kaufe ich die nächsten Positionen. Dichten Stopp drunter und mal schauen. That`s it.

      Auf keinen Fall werde ich mein Depot auf Long umstellen oder größere Positionen aufbauen. Kein Geld zu verdienen ist bei weitem weniger schmerzhaft, als egal welchen Betrag zu verlieren. Das ist zumindest meine Meinung. Die Gefahr genau am Top eingekauft zu haben ist einfach zu groß.

      Im Übrigen eines noch: Auch wenn ich schon andere Meinungen höre: Wir befinden uns noch immer in einem Bärenmarkt. Die langjährigen übergeordneten Abwärtstrends sind alle noch intakt! Lassen Sie sich nichts vormachen. Das ist im Moment zumindest noch eine Bärmarktrallye, solange bis eben diese Trendlinien nachhaltig nach oben gebrochen werden. Erst dann könnte diese Rallye den Titel "Bullenmarkt" erhalten.

      Aber wo Leid ist (ausgestoppte Shortposition), ist auch Freude: Der Euro unter 1,7 Dollar. Einerseits freut es die deutsche Wirtschaft und andererseits natürlich mein Euro-Shortposition. Schade, dass ich mit der ersten Position etwas früh war und erst mit der zweiten das Top erwischt habe. Je nach Chartverlauf, werde ich beide Positionen nun nicht mehr ins Minus laufen lassen und ziehe den Stopp nach, Sie kennen das Spiel ja.

      Gold kommt immer weiter runter und hält sich aktuell im 360er Niveau auf. Noch riecht es nach eine Konsolidierungsformation. Stimmt diese Vermutung, wären die letzten Hochs kein Thema mehr. Gold würde weiter in seinem großen Aufwärtstrend bleiben. Ende offen. Da Gold zumeist entgegengesetzt zu den amerikanischen Indizes läuft, bedeutet das gleichzeitig, dass diese dafür wegbrechen müssten. Aber wie gesagt, unter 340 Dollar darf Gold jedoch nicht fallen, dann geht der bullishe Gesamteindruck kaputt. Beim Euro liegt diese bearishe Marke erst bei 1,12 Dollar, also noch weit, weit entfernt.

      Ich bin gespannt auf den ISM Index ... Bis dahin ist noch etwas Zeit, gerade. Ah, hier in Köln fängt es an zu gewittern. An den Börsen herrscht hingegen noch friedliches Abwarten.

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      Münchener Rück hofft auf stabile Finanzmärkte

      von Jochen Steffens

      Der weltgrößte Rückversicherer Münchner Rück (ISIN DE0008430026) hat im ersten Quartal 2003 einen Verlust von 238 Mio. Euro, nach knapp 2,16 Mrd. Euro im Vorquartal zu verzeichnen. Begründet wurde dieser Verlust mit hohen Abschreibungen auf Wertpapieren.

      Allerdings erzielte der Rückversicherer im ersten Quartal vor Steuern und Firmenwert-Abschreibungen erstmals seit einem Jahr wieder einen knappen Gewinn mit 123 Mio. Euro. Im Vorquartal war noch ein Verlust von 1,64 Mrd. angefallen. Insgesamt schrieb die Münchener Rück 880 Mio. Euro auf ihren Wertpapierbesitz ab. Addiert man dazu die Veräußerungsverluste aus Wertpapieren ergibt sich eine stolze Summe von 2,3 Mrd. Euro.

      Für das zweite Quartal erwartet das Unternehmen, dass weiterhin Abschreibungen auf Wertpapiere notwendig werden. Je nach Börsenentwicklung wird die Summe jedoch geringer ausfallen. Die Schaden-Kostenquote (combined ratio) sank im ersten Quartal auf 96,8 %. Die Schaden-Kostenquote weist auf die Profitabilität im Versicherungsgeschäft hin. Eine Quote von 100 % oder weniger bedeutet, dass die Prämien die Schadenszahlungen und die Verwaltungskosten abdecken.

      Beim Ausblick auf 2003 blieb die Münchener Rück unkonkret. Aufgrund der unsicheren Situation an den Finanzmärkten seien keine verlässlichen Prognosen möglich.

      Die Entwicklung der Schaden-Kosten Quote ist erfreulich. Die Abschreibungen eher nicht. Insgesamt sehen die Zahlen nicht allzu schlecht aus. Aber nur, wenn die Finanzmärkte stabil bleiben. Münchener Rück, wie auch die anderen Versicherer sind zurzeit vergleichbar mit Optionsscheinen auf den Dax. Sie profitieren überproportional von Gewinnen und leiden ebenso überproportional unter Verlusten des Dax. Ein weiterer Umstand macht eine Investition riskant: Sollte es zu einem neuen großen Schadensfall kommen, könnte sich das Bild sehr schnell wieder dramatisch verändern. Aus diesen Gründen ist die Aktie zurzeit sehr riskant: Kein Kauf.

      Die Münchener Rück Aktie steigt um 2,75 % auf 94,25 Euro.

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      Großaktionär verkauft Puma-Aktien

      von Jochen Steffens

      Der Großaktionär Monarchy Regency Holdings steigt bei Puma aus. Das Filmunternehmen, bisheriger Hauptaktionär, hielt bisher einen Anteil von 39,2 % an Puma.

      Monarchy hat aber angekündigt, Puma weiterhing unterstützen zu wollen. Die Zusammenarbeit wurde um weitere fünf Jahre verlängert. Die Kooperation solle auch weiterhin in vollem Umfang fortgesetzt werden.

      Nur ein wirklich nachvollziehbare Begründung habe ich nirgendwo gelesen. Monarchy selbst hat keine Angaben dazu gemacht. Von Puma waren nur Beschwichtigungen zu hören. So soll dieser Verkauf der Puma-Aktie gut tun, denn der Streubesitz werde dadurch erhöht. Ein etwas schwaches Argument. Kein Wunder, dass sich die HVB beeilte die Aktie herabzustufen.

      Wenn ich mir die Entwicklung der Puma-Aktie in den letzten zwei Jahren anschaue, würde mir schon ein gewichtiger Grund einfallen. Die Aktie ist einfach zu heiß gelaufen. Ich befürchtete schon bei meinem letzten Statement zu Puma, dass es hier zu deutlicheren Kursrücksetzern kommen könnte. Deshalb: Kein Kauf.

      Zudem passt auch dieser Verkauf zu den anderen Insider-Verkäufen. Bleiben Sie vorsichtig.
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      Nicht nervös werden ...

      von Martin Weiss

      In der letzten Handelswoche im Monat Mai diesen Jahres konnte vor allem der amerikanische High-Tech-Index Nasdaq satte Gewinne einfahren. Ein Zugewinn von knapp sechs Prozent innerhalb von nur fünf Tagen ist schon beachtlich. Nunmehr liegt dieses viel beachtete Kursbarometer seit Jahresanfang bereits mit 20 Prozent im Plus.

      Vor allem Werte wie Ebay, die mittlerweile wieder die 100 $ Marke überschritten haben, zeichneten sich für die rasante Aufwärtsbewegung verantwortlich. Vor einigen Wochen hab ich schon einmal auf die erneut grotesken Überbewertungen mancher Internetaktien hingewiesen. Und der wiederholte Exzess nach oben scheint kein Ende zu finden. Es wird immer noch mehr Luft in einen ohnehin schon unter Hochdruck stehenden Ballon gepumpt. Anders kann diese abnorme Überbewertung nicht mehr rational erfasst werden, denn beim Internet-Auktionär sprechen ein KGV von 100, ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von über 20 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von über acht für sich.

      Unbestritten, das Geschäftsmodell von Ebay ist einzigartig erfolgreich, aber die momentane Marktkapitalisierung, die selbst nach dem dramatischen Verfall des $ höher ist als die der beiden Traditionskonzerne BMW und Lufthansa zusammen, steht wirklich in keinem real nachvollziehbarem Verhältnis zur fundamentalen Grundlage.

      Ja, so ähnlich verhält es sich größtenteils auch mit den übrigen Märkten, in denen momentan weiter jede Menge Phantasie enthalten ist. Zwar mögen manche Konjunkturdaten, wie das Verbrauchervertrauen oder der Einkaufsmanagerindex, besser als erwartet ausgefallen sein, aber die bisweilen irrsinnig hohen Bewertungen sind dadurch keinesfalls auch nur annähernd reell darstellbar.

      Zudem deuten andererseits aber auch zusehends mehr harte Fakten darauf hin, dass es mit einem tragfähigen Aufschwung der US-Wirtschaft nicht wirklich bestens bestellt ist. Anders lässt es sich vor dem Hintergrund eines doch stark rückläufigen Auftragseingangs für langlebige Wirtschaftsgüter im Monat April diesen Jahres nicht formulieren. Denn gerade die sehr verhaltene Nachfrage nach Gütern wie Autos oder Maschinen zeigt klar auf, dass von dieser Seite her keine Impulse zu erwarten sind. Generell ist die Nachfrage in nahezu allen Güterbereichen bedenklich schwach, was einmal mehr unter Beweis stellt, dass die US-Wirtschaft keineswegs auf dem Wege in eine wirkliche Erholungsphase ist. Auch die Indikationen bezüglich der immens wichtigen Unternehmensinvestitionen neigten auch diesmal zur Schwäche. Wenn die US-Unternehmen mit einem Aufschwung rechnen würden, würden sie dann weiter ihre Investitionsbudgets zusammenstreichen?

      Ja, die Entscheider wissen eben auch, dass von der Nachfrageseite nicht viel zu erwarten ist. Der weiter sehr schwache Arbeitsmarkt ( bspw. werden 1,4 Millionen Menschen unter anderem wohl demnächst als potentielle Käufer möglicherweise ganz ausfallen, da die Zeit, in der sie Arbeitslosenunterstützung beziehen können, abläuft) vermag allzu euphorische Wachstumsträume eher platzen zu lassen.

      Wie auch immer, der einzige Traum, auf den sich die Bullen stützen können, ist schlichtweg die Tatsache, dass die aktuelle Charttechnik nicht allzu schlecht aussieht. Unter anderem ein S+P 500, der sich gen 1000 aufmacht, ein Dow Jones Index, der in der aktuell immer noch anhaltenden Bärenmarktrallye in Richtung 9100 marschieren könnte. Und schließlich der Dax, der sich anschickt, die 200-Tage-Linie nachhaltig zu knacken und erneut gen 3100 zu laufen.

      Nichtsdestotrotz, es lohnt keinesfalls, noch auf diesen bereits fast im Bahnhof angekommenen Zug aufzuspringen. Zugegeben, die momentane Gegenbewegung innerhalb der großen Baisse ist durchaus verblüffend. Aber, mittel- und langfristig gesehen ändert sich nichts. Der Bärenmarkt ist und bleibt vollkommen intakt, die Bewertungen sind bisweilen wieder auf Hype-Niveau und die Aussichten alles andere als rosig. Also, es gilt, eher die Chancen der hohen Notierungen zu nutzen, und es den Insidern wie Steven Ballmer (Microsoft) oder Michael Dell gleichzutun. Nämlich diese Rallye als phantastische Verkaufschance zu erachten!

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      Situation am US-Arbeitsmarkt weiter besorgniserregend

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Diese Erholung fühlt sich wie eine Rezession an", so eine Schlagzeile des Wall Street Journal letzte Woche.

      Seit Jahresbeginn sind in den USA eine halbe Million Jobs abgebaut worden. Mehr als zwei Millionen sind in den letzten 2 Jahren verloren gegangen. Es gibt derzeit 5 Mal soviele Menschen ohne Arbeit wie Menschen im Gefängnis. Und letzte Woche wurden weitere 424.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt.

      Die Stellenangebote in den Zeitungen werden weniger. Und zahlreiche Industriezweige sowie die öffentliche Hand sagen, dass sie weitere Entlassungen planen. Die Investoren am Aktienmarkt warten weiterhin auf noch größere Idioten (die ihnen ihre Aktien zu noch höheren Kursen abkaufen), aber den Idioten könnte das Geld ausgehen.

      Die Immobilienpreise mögen sich zwar nicht in einer Spekulationsblase befinden – aber der Hypothekenmarkt ist es definitiv (mehr dazu im Beitrag von Eric Fry). Der Chart der Refinanierungs-Aktivitäten des laufenden Jahres erinnert mich an den Chart der Nasdaq des Jahres 1999. Nur noch absurder.

      Wohin geht das Geld? Mr. Greenspan sagt, er habe Beweise dafür, dass die Konsumenten ihre neuen Hypotheken dazu nutzen, um andere Schulden zu bezahlen. Aber viele können der Versuchung, neue Hypotheken in den Konsum zu stecken, nicht widerstehen. Und dennoch bleiben die Einzelhandelsumsätze ... und die Autoverkäufe ... schwach.

      Neue Schulden beflügeln die Wirtschaft nicht mehr so wie früher. Mehr dazu weiter unten ...

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      S&P Housing Index auf Allzeithoch

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      "Wenn die Börse weiter steigt, dann springe ich aus diesem ver *** Fenster!" sagte mir letzte Woche ein New Yorker Trader, der vor meinem Büro nervös auf und ab ging. "Ich habe gelesen und studiert und analysiert ... für was? Um mein Geld am Markt zu verlieren?"

      Dieser Trader, der trotz seiner Flüche ein Freund von mir ist, und der seit mehr als drei Dekaden erfolgreich Optionen getradet hat, setzt derzeit auf fallende Kurse – er rechnet mit einem unmittelbar bevorstehenden Selloff.

      Aber – wie Sie wissen – ging es auch letzte Woche wieder aufwärts. Wenige Momente nach seiner Überlegung, aus dem Fenster zu springen (nebenbei gesagt ... mein Büro ist im 26. Stock ...), kam er in mein Büro und sagte: "Hey, ich habe einen Trade für Dich ... siehst Du, wie schnell ich mich beruhige ... verkaufe Hovnanian Enterprises (ein Bauunternehmen). Diese Aktie hat zu Beginn höher eröffnet, und das war es. Im gesamten Handelsverlauf wurden niedrigere Kurse als der Eröffnungskurs gestellt ... diese Bauunternehmen sehen alle gleich aus. Sie sehen alle wie Aktien aus, die fallen müssen! ... Ich denke, wenn man hier jetzt auf fallende Kurse setzt, wird man nicht zu viel Geld verlieren", sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.

      Ich persönlich weiß nicht, ob man die Aktien von US-Bauunternehmen besser kaufen oder verkaufen sollte. Ich weiß allerdings, dass es viele eigentlich erfolgreiche Trader gibt, die den Kampf gegen die Aktien des Sektors "Immobilien" (zu denen auch die Einfamilienhäuser-Bauunternehmen gehören) erfolglos aufgenommen haben – wie die unglücklichen Infanteristen vor Verdun den Kampf aufnahmen. (Der S&P Housing Index – der letzte Woche ein neues Allzeithoch erreichte – hat seit Jahresanfang satte 38 % zugelegt).

      Ich weiß auch, dass Dr. Steve Sjuggerud letzte Woche auf der im Investor`s Daily erwähnten Investmentkonferenz sprach und sagte: "Es mag eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt in einigen Teilen der USA geben (so im Nordosten und in Kalifornien), aber insgesamt haben die inflationsbereinigten Preise in den letzten 13 Jahren mehr oder weniger stagniert."

      Währenddessen hat der Anleihenmarkt – der beste Freund des Immobilienmarktes – wieder zugelegt, die Rendite der 10jährigen T-Bonds ist auf 3,34 % gefallen. Die Tatsache, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die 15. Woche in Folge über der Marke von 400.000 lagen, half den Anleihenkursen. Mit anderen Worten: Am Arbeitsmarkt ist noch keine Erholung auszumachen.

      Auch beim Dollar nicht. In den letzten 12 Monaten hat der Greenback gegenüber dem Euro gut 20 % verloren.

      Die Amerikaner sollten sich übrigens Sorgen machen über das, was in Kanada passiert. Denn auch die kanadischen Pensionsfonds sind schlecht – genau wie die US-amerikanischen!

      "Die Unterfinanzierung der Unternehmens-Pensionspläne in Kanada hat ein Volumen von 225 Mrd. US-Dollar erreicht – das entspricht einem Fünftel des kanadischen Bruttoinlandsprodukts – laut einer Studie der Association of Canadian Pension Management", so die National Post. "Um diese Lücke von 225 Mrd. US-Dollar zu schließen, würden in den nächsten 15 Jahren jedes Jahr 2 % des kanadischen Bruttoinlandsprodukts benötigt", so die National Post weiter, "was ernsten Druck auf die Unternehmensgewinne ausüben würde. Und für einige Unternehmen wird es unmöglich sein, diese Lücke mit Bargeld zu finanzieren."

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      Immobilienmarkt heißgelaufen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Wo wir gerade von Immobilienpreisen sprechen ... das Magazin "Economist" hatte Recht, vor 3 Jahren, als es sagte, dass die US-Aktienkurse kollabieren würden. Jetzt sind die Immobilienpreise an der Reihe. Unser Korrespondenten in Südafrika, Evan Pickworth, hat mir diesen Bericht gesendet:

      "Die Immobilienpreise werden in den USA, in Großbritannien und vier weiteren großen Volkswirtschaften in den nächsten paar Jahren `dramatisch` zurückgehen, was in einigen dieser Nationen eine Rezession verursachen wird, laut einem Bericht des Magazins Economist."

      "Steigende Immobilienpreise in den USA, Großbritannien, Spanien, den Niederlanden, Irland und Australien haben eine Spekulationsblase geschaffen", so das Magazin. Es hat Daten seit 1975 ausgewertet. "In all diesen Ländern sind die Preise für Einfamilienhäuser überbewertet", so Pam Woodall, die für den entsprechenden Artikel verantwortlich ist. "Irgendwann in den nächsten Jahren werden dort die Preise für Einfamilienhäuser fallen, und wenn sie das tun, dann werden die Konsequenzen (für die gesamte Volkswirtschaft) hässlicher sein als das Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt."

      "Die meisten Hausbesitzer werden abwarten und sehen, wie ihr Reichtum schwinden wird", so Woodall. "Sie lagen falsch in ihrer Einschätzung, dass jedes Jahr Renditen im zweistelligen Prozentbereich zu erwarten seien."

      "Die Untersuchung des Economist zeigte auch, dass London von den Lebenshaltungskosten her die teuerste Stadt der Welt ist – gefolgt von New York und Tokio.".....

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      Der Job von US-Finanzminister Snow

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich bin derzeit noch in Baltimore – ich hatte ja an einer Investmentkonferenz teilgenommen (wir hatten im Investor`s Daily darüber berichtet) und bleibe jetzt noch ein paar Tage in den USA, bevor es zurückgeht nach Europa.

      Letzte Nacht fielen mir in Baltimore einige Werbeschilder auf. Eines davon lautete: "Insolvenzerklärungen! Zwischen 50 und 100 Dollar."

      Ich schloss daraus, dass in Amerika, das sich gerade zu Beginn des dritten Jahres der Präsidentschaft von George W. Bush befindet, Insolvenzen derzeit so populär geworden sind wie Werbungen für Gewichtsverlustmittel.

      Die Zahl der Pleiten steht tatsächlich auf Rekordniveau, obwohl die Wirtschaftspolitiker ihr Bestes geben, um die Wirtschaft zu managen.

      In seiner Rede vor dem Kongress vorletzte Woche verbreitete Greenspan seine üblichen Illusionen – dass zusätzliche Hypotheken gut für die Konsumenten seien ... dass die Technologie eine Neue Ära für die gesamte Volkswirtschaft eingeleitet hätte ... und dass die Produktivitätsgewinne von so außergewöhnlicher Qualität seien.

      Er trat damit in die Fußstapfen von John Snow, US-Finanzminister, der zu den G8-Finanzministern Folgendes gesagt hatte:

      " ... die USA wachsen nicht schnell genug, und keins Eurer Länder wächst schnell genug, aber wir – die USA – wachsen immer noch deutlich schneller als Ihr ... wir erhalten Beschwerden von unseren Freunden aus der ganzen Welt, die sagen `Euer Leistungsbilanzdefizit ist so groß.` Und unsere Antwort ist: `Ja. Und wisst Ihr, warum? Weil Ihr nicht genug von uns kauft. Und weil wir die besten Renditen für Euer Kapital bieten, strömt aus der ganzen Welt Kapital zu uns. Weshalb verbessert Ihr also nicht Eure Wirtschaftslage, damit diese stärker wird und Ihr mehr von uns kauft? Und Ihr könntet auch darüber nachdenken, die bei Euch erzielbaren Renditen zu verbessern, da dann nicht mehr soviel Kapital in die USA fließen würde."

      "Fakt ist", und an dieser Stelle könnte der US-Finanzminister mit seinem Kopf ein paar Grad nach vorne genickt haben, "dass die amerikanische Wirtschaft stark ist. Die Vorraussetzungen sind gut."

      Und dennoch haben die Pleiten Hochkonjunktur.

      Es gibt andere Signale dafür, dass die Vorraussetzungen der US-Wirtschaft nicht so gut sind, wie Mr. Snow denkt. Zusätzlich zu den Pleiten und der Arbeitslosigkeit kommt noch, dass die Unternehmensgewinne als Anteil am US-Bruttoinlandsprodukt auf ihr niedrigstes Niveau der letzten 40 Jahre gefallen sind.

      Das ist weder vom Finanzminister noch vom Fed-Vorsitzenden erwähnt worden. Und dennoch – warum sollten die Leute in Maschinen und neue Angestellte investieren, wenn sie keine Gewinne machen? Wie kann die Wirtschaft dann wachsen? Warum sollten die Aktienkurse dann steigen?

      Eine weitere Frage, die man sich stellen sollte: Was passiert eigentlich? Wie ist es möglich, dass eine Wirtschaft "stark" sein kann, und dennoch so viele Pleiten wie nie stattfinden? Und die Unternehmen dennoch immer weniger Geld verdienen?

      Und warum gehen die Gewinne zurück – wo sich doch die Produktivität verbesssert und es technologische Neuerungen gibt?

      Da ich von den Autoritäten auf diese Fragen keine Antworten höre, habe ich hier meine eigenen Antworten auf diese Fragen:

      In den letzten 20 Jahren von Bretton Woods/des Goldstandards – von 1949 bis 1969 – sind die Zentralbankreserven weltweit um nur 55 % gestiegen. Aber dann wurde der Goldstandard durch den Dollarstandard ersetzt . Dollar konnte man leichter vermehren als Goldbarren. Deshalb stiegen die weltweiten Zentralbankreserven in den nächsten 33 Jahren um 2000 %.

      Weltweit gab es eine Orgie der Kreditexzesse bei Konsumenten und Investoren. Bald waren alle "betrunken" davon.

      Die Nixon-Adminstration beendete 1971 endgültig das System von Bretton Woods/den Goldstandard. 4 Jahre später erreichten die Aktienkurse ihren Boden, und danach begann der große Boom, der eigentlich bis 2000 ging.

      Billionen von Dollar flossen um die Welt, sie schufen Aufschwünge ... und dann Abschwünge. Japanische Gesellschaften, die ihre Waren in die USA verkauften, waren die ersten, die zuerst gewanen – und dann leiden mussten. Dann brachen die japanischen Aktienkurse ein, nachdem sie zuvor explodiert waren. Andere asiatische Nationen folgten diesem Zyklus. Und dann war Amerika an der Reihe. Bis in die späten 1990er hatte der US-Aktienmarkt geblüht – gefolgt von Steigerungen am Immobilienmarkt und am Anleihenmarkt. Seit 2000 blühen die Aktienkurse in den USA nicht mehr – aber die Immobilienpreise und Anleihenkurse weiterhin.

      Die Amerikaner hatten einen großen Vorteil; sie waren die einzigen, die die Reservewährung der Welt – den Dollar – einfach selbst drucken konnten. Aber dafür musste ein Preis gezahlt werden; die Amerikaner machten ihre Tassen voller als die anderen. Aber während sie tranken, tranken sie auch gleichzeitig die Quelle ihres Reichtums.

      Was die USA produzierten und exportierten, waren Bargeld und Kredite. Im Wert von Billionen Dollar. Die Ausländer produzierten Autos, Fernseher, Essen, Urlaubsangebote – alles, was sie für Dollar verkaufen konnten. Das ist der Handel, auf den der US-Finanzminister Snow so stolz ist. Das hat dazu geführt, dass sich in US-Häfen leere Container stapeln (sie kamen gefüllt an ... aber bleiben da, weil Amerika nur wenig hat, was es exportiert, bis auf Geld) und dass sich Berge von Dollar in Übersee stapeln.

      Der US-Finanzminister scheint das nicht bemerkt zu haben. Das hat aber die Profitabilität der US-Unternehmen ruiniert, es hat verhindert, dass die realen Einkommen der amerikanischen Arbeiter wachsen konnten und es hat Millionen Jobs nach Übersee verlagert. Die amerikanischen Unternehmen bezahlen ihre Arbeiter in Dollar. Normalerweise könnten sie erwarten, dass sie dieses Geld wiederbekommen – weil die Arbeiter dieses Geld wieder für Produkte ausgeben, die amerikanische Unternehmen herstellen. Aber in der Realität wandert dieses Geld in die Hände ausländischer Produzenten, die in Übersee das tun, was sonst zu Hause getan worden wäre – Fabriken bauen, Leute einstellen, Gewinne machen.

      Und was haben die ausländischen Produzenten mit ihren Gewinnen gemacht? Mr. Snow hat uns gesagt, dass sie US-Vermögensanlagen gekauft haben – und es so den Amerikanern ermöglicht haben, weiterhin fleißig zu konsumieren. In den späten 1990ern kauften sie Aktien. Vor kurzem haben sie – besonders die Japaner – in den Markt für US-Anleihen gewechselt.

      Die Welt beginnt, sich nach der Quelle des amerikanischen Reichtums zu fragen. In den letzten 18 Monaten hat der Dollar gegenüber dem Euro 31 % an Wert verloren. Und gegenüber dem Gold hat er ähnlich verloren. Hat sich der große Boom des letzten Vierteljahrhunderts bereits in einen großen Abschwung verwandelt?

      George Soros hat vor kurzem öffentlich mitgeteilt (bei CNBC), dass er den Dollar verkauft und Gold gekauft hat. Andere Investoren könnten klug handeln, wenn sie ihm folgen würden.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 23:48:25
      Beitrag Nr. 2.955 ()
      Ich dachte in Köln ist das Wetter immer schwul......:D :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 02:08:03
      Beitrag Nr. 2.956 ()
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 15:48:51
      Beitrag Nr. 2.957 ()
      "Börseninfo"-Email-Update vom 29.05.2003:

      Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

      interessant, dass nun auch die Medien auf Deflation und Immobilienblase eingehen. Man sollte nicht die möglichen Auswirkungen unterschätzen, die solche Informationen auf die Massen haben könnten. Man liest es heute und denkt sich nichts dabei. Fangen die Preise an zu fallen, kommen die gelesenen Zeilen wieder zu Bewusstsein.

      Vielleicht wird gerade die Basis für den von mir erwarteten starken Kursverfall im zweiten Halbjahr gelegt. Ich bin mir jedenfalls sehr sicher, dass wir gerade eine "Bubble Part II" erleben. Selbst die Internet-Inkubatoren wie CMGI konnten seit Herbst 2002 um 400% zulegen. eBay und Yahoo weisen Bewertungen wie zuletzt im Hoch 2000 auf. Sicher, die Unternehmen weisen teils Gewinne aus, doch rechtfertigt das z.B. einen eBay-Börsenwert in Höhe von 31.000.000.000 USD? Wie würden die "Gewinne" aussehen, wenn man Mitarbeiteroptionen als das ausweisen würde was sie sind: Kosten? Im März 2001 nannte ich Kursziele für den DAX (4.000) und Dow Jones (8.000), die niemand für möglich hielt. Nun nenne ich neue Ziele, die wir in den nächsten Monaten ansteuern werden: DAX 1.800, Dow Jones 5.800. Vielleicht irre ich mich und wir sehen eine jahrelange Seitwärtsbewegung wie in Japan, doch vielleicht haben sich die japanischen Kurse auch nur deshalb halten können, weil es eine globale Aktienblase gab und auch in Japan Internetwerte gefeiert wurden...

      Aus dem heutigen Investor`s Daily (den man unbedingt abonnieren sollte: http://www.investor-verlag.de/?page=forward): "Der Anteil der US-Arbeitslosen, der seine Arbeitslosenunterstützung verlieren wird, liegt bei 41 %. Das ist der höchste je gemessene Wert." Sie wissen aus der "Börseninfo", dass ich für die USA mittelfristig eine soziale Katastrophe erwarte, was die Basis dafür sein wird, dass der heutige überzogene Patriotismus in Ablehnung der Regierung übergehen wird. Vielleicht bastelt man deshalb im "Land der Freiheit" an einem Überwachungsstaat?

      Ich werde oft gefragt, wo man den nun sein Geld anlegen sollte. Darauf gebe ich i.d.R. nicht gerne eine konkrete Antwort, denn dafür muss man mehr über persönliche finanzielle Verhältnisse, Ziele, Einstellungen, etc. wissen. Außerdem möchte ich keinerlei rechtliche Risiken eingehen. Mir fallen leider nur wenige Dinge ein, die ich als sinnvolle Anlage ansehe: ein Solardach auf dem eigenen Haus, inflations- und deflationsgeschützte staatliche Anleihen, Gold/Silbermünzen und -barren, Immobilien in Nahost und Ostasien, ein Obstgarten, Aktienfonds mit Schwerpunkt Russland und Asien, Ausbildung (eine sehr unterschätze "Anlage"), den chinesischen Huan. Haben Sie andere/bessere Ideen? Dann lassen Sie mich diese wissen! Am besten in unserem Diskussionsboard unter www.TAC2000.de .

      Leider hat der TAC2000 seinen GWI-Banner verloren bzw. der Vertrag wird nicht verlängert. Vielleicht ist Ihnen ein Unternehmen bekannt, das gegen eine geringe Gebühr einen Banner auf unseren Seiten platzieren würde. Sofern dem so ist: Jeder Hinweis ist gerne willkommen!

      Mit besten Wünschen (vor allem an die Väter),

      Marco Feiten

      www.TAC2000.de
      www.new-sense.net
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 16:15:26
      Beitrag Nr. 2.958 ()
      Schlägt jetzt die Stunde der Philosophen?

      Brigitte Zarzer 03.06.2003
      In Krisenzeiten wird vermehrt die Sinnfrage gestellt - auch in der Wirtschaft


      Nach dem Platzen der New-Economy-Blase brach in der Wirtschaft Katzenjammer aus. Bis dato weiß niemand so recht, wann der Konjunkturaufschwung endlich um die Ecke biegt. Die Flaute nutzen viele "Werktätige" aber offensichtlich zum Nachdenken. US-Manager lassen sich plötzlich von Philosophieberatern coachen, Firmen nehmen Fragen zu Moral und Weisheit in ihre Unternehmensleitlinien auf und Managementberater bieten Konzepte zur "sozial verträglichen Kündigung" an. Immer häufiger wird in der Arbeitswelt die Frage nach Sinn und Vernunft aufgeworfen. Und das sind eigentlich Stammthemen der Philosophen.






      Doch welches deutsche Unternehmen heuert tatsächlich einen Philosophen an? Dabei wäre das gar nicht so abwegig. Immerhin sollten Analyse- bzw. Abstraktionsvermögen, Kritikfähigkeit, Lösungskompetenz und vernetztes Denken zu den Kernkompetenzen dieser Profession zählen. Eigentlich alles Eigenschaften, die angeblich im Management ausgesprochen gefragt sind. Während in den USA, England und Frankreich die Philosophie-Berater Branche im privaten ebenso wie im wirtschaftlichen Bereich derzeit einen regelrechten Boom erlebt, nähern sich im deutschsprachigen Raum der philosophische Elfenbeinturm und die Wirtschaftsfraktion erst zögerlich an.





      Einer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gebiete Ökonomie und Philosophie zusammenzuführen ist Prof. Rainer Hegselmann ( Die wirkliche Welt ist viel zu kompliziert). An der Universität Bayreuth richtete er im Wintersemester 2000/2001 den Studiengang P&E (Philosophy & Economics) ein. Dabei geht es nicht darum, Moralapostel auszubilden, sondern "das ökonomisch Machbare mit dem gesellschaftlich Wünschenswerten zu verbinden", erklärt Hegselmann gegenüber Telepolis. Die Absolventen sollen in Zukunft helfen, "etwas mehr Vernunft in die Unternehmen zu bringen." Inzwischen gibt es bereits 170 PE-Studenten in Bayreuth.

      Der Studiengangprospekt benennt den Bonus gegenüber reinen Betriebs- oder Volkswirtschaftlern. Das außergewöhnliche Qualifikationsprofil würde PE-Absolventen dort einen Vorteil verschaffen, "wo nicht nur die Kenntnis ökonomischer Zusammenhänge, sondern darüber hinaus (...) andere Fähigkeiten gefragt sind: Grundsatz- und Grundlagenreflexion, Strukturierung und Analyse komplexer Argumentations- und Entscheidungslagen bzw. systematische Berücksichtigung normativ-ethischer Gesichtspunkte oder auch eine an strikten Sachlichkeitsnormen orientierte Moderationsfähigkeit."

      Besonderen Wert legt Hegselmann auf "Verzahnungsseminare", also Veranstaltungen in denen bestimmte Themen sowohl von Ökonomen als auch von Philosophen behandelt werden. Die Palette reicht dabei von fairen Verhandlungslösungen über Effekte staatlicher Regulierung und Generationengerechtigkeit (z.B. Altersvorsorge) bis hin zu Gesundheitspolitik (z.B. Organverteilung in der Transplantationsmedizin). Weiter ausgebaut werden soll der Human Ressource-Bereich.

      Was in Deutschland als innovativ bezeichnet werden kann, ist im angelsächsischen Raum bereits seit langem Praxis. Die "London School of Economics" bietet einen Studiengang zu "Philosophy and Economics" an und PPE (Philosophy, Politics, Economics) an der Universität Oxford gilt ebenfalls als Kaderschmiede. Absolventen gehen später in die Wirtschaft, arbeiten als Politikberater oder schlagen einen wissenschaftliche Karriere ein. Probleme am Arbeitsmarkt haben sie im Gegensatz zu traditionell ausgebildeten Philosophen hierzulande kaum. Dass Philosophie durchaus eine gute Grundlage für Business sein kann, erkannte auch der Amerikaner Howard Sherman (1924-2002). Er startete seine Karriere als Philosophie-Professor und gründete später gleiche mehrere erfolgreiche Unternehmen. "Business is applied philosophy", also angewandte Philosophie, pflegte er zu sagen.

      Von der angewandten Philosophie scheinen sich viele Unternehmen heute entfernt zu haben. Oft werden Entscheidungen getroffen, die BWL-Modellen oder kurzfristigem Profitkalkül sklavisch folgen, ohne die Sinnhaftigkeit im speziellen Kontext zu prüfen. Doch in letzter Zeit tauchen auch in Wirtschafts-Publikationen vermehrt kritische Stimmen auf und Fragen nach den human values. "Viele Unternehmen missachten das Bedürfnis der Menschen nach einem warmen, sozial-emotionalen Klima, einem fairen Interessensausgleich und einer legitimen, von der Mehrheit der Menschen gestützten Unternehmenspolitik", kritisierte etwa der Managementberater Reinhard K. Sprenger gegenüber den Autoren der Studie "Future Work - Personalmanagement in der Arbeitswelt der Zukunft"

      Die Top Ten, so bestätigen auch Headhunter, würden immer häufiger nach den ethischen Leitlinien eines Unternehmens fragen. Mancherorts werden Unternehmens-Werte bereits in die Corporate Identity aufgenommen. Eine generelle Trendwende in der Unternehmenskultur will Ulrike Wölfl-Schöflinger von der Managementberatung Mühlenhoff + Partner noch nicht erkennen:




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      Wenn es um Einstellungen und Werte geht, die auch oftmals unkonventionelles Verhalten fordern, delegiert man das eher nach außen. In den Unternehmen intern sieht man gerne fachliche Experten, die sich dem Unternehmensziel konform verhalten. Um so sensibler sind inzwischen Mitarbeiter geworden und verlassen oft ein Unternehmen, wenn dieses nicht mehr ihren Einstellungen und Werten entspricht. Führungskräfte suchen ab der Lebensmitte häufig aktiv ein berufliches Umfeld in dem sie ihre eigene Sinngebung finden.





      "Mühlenhoff + Partner" bietet bereits seit einigen Jahren Outplacement-Beratung in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Firmen, die Mitarbeiter abbauen, übernehmen dabei die Kosten für ein Karriere-Coaching. Entlassene Führungskräfte aber auch "der einfache Arbeiter" werden in der schwierigen Kündigungssituation nicht allein gelassen, sondern entwickeln mit den Managementberatern neue Lebensperspektiven. Danach kontaktierten die Consulter auch Personalberater und betreiben gezieltes Networking für ihre Klienten.

      Wurden in der New Economy Mitarbeiter oft buchstäblich vor die Tür gesetzt ( Mitarbeiter werden behandelt wie Kriminelle ...), so haben andere Branchen wie Industrie und Handel den Wert der Outplacement-Beratung bereits seit geraumer Zeit für sich erkannt. Nachfrage stark steigend. Der Arbeitgebeber vermeidet dadurch mögliche Rechtsstreitigkeiten und damit verbundene Kosten, profitiert imagemäßig bei den verbleibenden Mitarbeitern und steigert die Reputation in der Branche. Für den gekündigten Mitarbeiter ergeben sich neue Perspektiven, die ihm ein "golden handshake" nicht unmittelbar eröffnet hätte.

      Einmal abgesehen von der Frage, ob die Kündigung aus betriebswirtschaftlichen Sachzwängen, tatsächlich notwendig war oder nicht, ist die Form der sozial verträglichen Kündigung "ökonomisch vernünftig und moralisch wünschenswert", wie es ein PE-Absolvent eventuell ausdrücken würde. Und wer weiß, vielleicht wird irgendwann einmal noch das Berufsbild des Betriebsphilosophen populär - zuständig für "Vernunft und Moral".
      heise.de
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 16:17:57
      Beitrag Nr. 2.959 ()
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 16:19:41
      Beitrag Nr. 2.960 ()
      Wagniskapital auf Achtjahrestief
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Insgesamt $899 Millionen wurden im ersten Quartal 2003 an Wagniskapital vergeben, das ist der niedrigste in einem Quartal investierte Betrag seit dem zweiten Quartal 1995, als $550 Millionen investiert wurden. Dies berichtet VentureOne. Der durchschnittliche Wert eines von Wagniskapital unterstützten Unternehmens fiel leicht auf $10 Millionen, nach $10.2 Millionen im vierten Quartal 2002.

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      US: Einzelhandelsumsatz stagniert
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der jeden Dienstag in den USA publizierte Bericht zum Einzelhandelsumsatz der Bank of Tokyo-Mitsubishi und UBS Warburg, einer der aktuellsten Datenerhebungen in diesem Gebiet, zeigt keine Veränderung der Ausgabenbereitschaft der Verbraucher in der Woche zum 31. Mai. Die Umsätze stagnierten, nachdem sie in der Vorwoche um 0.1% stiegen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 3%.
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 17:55:02
      Beitrag Nr. 2.961 ()
      Bulliges Europa
      FACTS 21/2003, 22.5.03


      Transatlantischer Wirtschaftskrieg: Die USA attackieren Europa. Doch dieses ist stärker, als die Welt glaubt.


      Von Harald Fritschi, Mitarbeit: Stefan Barmettler

      Armes «altes Europa». Nach dem schnellen Sieg im Irak-Krieg zeigen die USA ihre Muskeln. Mit aggressiver Rhetorik waschen die Repräsentanten der Administration Bush, wo immer sie auftreten, den Europäern die Kappe. Wie frostig das Klima ist, zeigte eine Kurzvisite von US-Aussenminister Colin Powell beim deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder am letzten Freitag in Berlin. Mit steinernen Mienen traten die beiden nach einer halben Stunde vors Mikrofon und sonderten einige nichts sagende Floskeln ab. Mit den Franzosen reden die Amerikaner schon gar nicht mehr.

      Doch die Schwäche der Alten Welt und die Stärke der Neuen könnte ein trügerisches Vexierbild sein. Europa ist vitaler, als die US-Propaganda-Maschinerie der Welt weismachen will. Und es hat seinem transatlantischen Widersacher unausgesprochen den Krieg erklärt – den Wirtschaftskrieg. Und «champs de bataille» sind sämtliche Märkte – die Devisen-, Finanz-, Waren- und Dienstleistungs-Märkte. Auf wechselnden Kampffeldern führen die beiden Blöcke erbitterte Gefechte. Gekämpft wird um internationale Finanz- und Handelsströme, um Devisenmärkte und Rohstoffe, eingesetzt wird die neuste Technologie wie Abhöranlagen im Weltraum und das Internet. «In der Wirtschaft herrscht Krieg», sagt Christian Harbulot, der 1997 die Pariser Ecole de Guerre Economique gründete.

      Mit allen Mitteln versuchen die USA, einen Spaltkeil in die EU zu treiben. Sie hofieren dem spanischen Ministerpräsidenten José-María Aznar, der keine Gelegenheit auslässt, sich zur «Koalition der Willigen» zu bekennen. Und Beitrittskandidat Polen liess sich seinen Dolchstoss am «alten Europa» gar mit Dollar-Milliarden vergolden.

      «Europa wird büssen müssen», sagte Colin Powell vor kurzem. Die politische und wirtschaftliche Hegemonie der USA scheint unbestritten. In der Tat: Steigt an der Wallstreet die Börse, dann klettern die Kurse auch in England, Deutschland, Hongkong und Japan hoch – und umgekehrt. Als ausgemacht in der Wirtschaftswelt gilt auch, dass die USA bei der Weltkonjunktur stets den Takt angeben. Die US-Notenbank beeinflusst weit gehend das internationale Zinsniveau, und der Dollar bestimmt das globale Währungsgeschehen. Europa kann laut vorherrschender Meinung nur nachvollziehen, was Amerika diktiert.

      Doch Europa verliert seine Beisshemmung – mit guten Gründen. Die Idee einer Europäischen Union ist aller Häme zum Trotz so attraktiv wie eh und je, was die bevorstehenden zehn Neuaufnahmen mit 40 Millionen Einwohnern unterstreicht. Der Euro widerspiegelt diese Anziehungskraft. Er ist mit einem Kurs von 1.17 gegen den Dollar so stark wie noch selten, seit es ihn gibt. Ähnlich der Franken. In den letzten Monaten hat sich der Dollar von 1.50 auf 1.29 Franken abgeschwächt – ein Niveau, das er letztmals im November 1996 hatte. Der Dollar hat das Vertrauen der Finanzmärkte verloren. «Die Investoren haben eine optimistische Einschätzung von Europa», sagt Klaus Wellershoff, Chefökonom der UBS, «sie orientieren sich weg vom Dollar, hin zum Euro.»

      Auch als Leitwährung und Rohstoffhandels-Devise gräbt der Euro dem Dollar das Wasser ab. Eine zunehmende Zahl von Ländern schichten ihre Währungsreserven von Dollar zu Euro um. «Diese Umschichtungen schwächen den Dollar», sagt Jan A. Poser, Devisenspezialist bei der Bank Sarasin. Auch Erdölkontrakte werden vermehrt in Euro abgeschlossen, was dem Dollar weiter zusetzt. Von der wirtschaftlichen Stärke der EU zeugt zudem, dass sie die grösste Exporteurin von Waren mit einem Volumen von 940 Milliarden Dollar (USA: 690) und auch von Dienstleistungen ist.

      Die Aufholjagd Europas verursacht in New York und Washington zunehmend Nervenflattern. Seit drei Jahren leidet die US-Wirtschaft an extremer Anämie – trotz rekordtiefer Zinsen. Diese hätten der US-Wirtschaft schon längst wieder Wachstum bescheren sollen. Doch die Konjunktur serbelt auf allen Ebenen: Die Firmen investieren nicht, die Güterproduktion läuft nicht an, die Arbeitslosigkeit ist auf sechs Prozent gestiegen, und den Konsumenten ist das Geld ausgegangen.

      Die grösste Gefahr indessen geht laut Spezialisten vom Doppeldefizit von Staatshaushalt und Aussenhandel in den USA aus. Die gigantische Schuldenwirtschaft könnte nicht nur die USA in eine tiefe Krise reissen, sondern auch die globalen Finanzmärkte ins Trudeln bringen. Doch das Dilemma ist hausgemacht: Die Finanzmärkte haben sich ein gefährliches Klumpenrisiko aufgehalst, als sie jahrelang Milliardenbeträge in Richtung USA über den Atlantik pumpten.

      Damit ist vorerst Schluss, die Euros bleiben hier. Doch nun haben die USA den transatlantischen Grabenkrieg auf ein neues Feld verlegt und versuchen, Europa in die Dollar-Falle zu treiben. Der Angriff wurde auf zwei Ebenen lanciert. Die Notenpresse im US-Schatzamt läuft wie geschmiert. Die anhaltende Geldschwemme treibt den Dollar auf immer neue Tiefststände. Und US-Finanzminister John Snow erklärte, er habe keine Mühe mit dem schwachen Dollar, er helfe den US-Exporteuren.

      Resultat ist, dass die europäischen Ausfuhren in einer ohnehin schwachen Weltwirtschaft einbrechen. Die Währungsspezialisten von UBS Warburg befürchten, dass der Euro im Herbst bei 1.20 zum Dollar stehen wird. Mit dieser Entwicklung konfrontiert dürfte die Europäische Zentralbank an ihrer Juni-Sitzung gezwungen sein, zwecks Ankurbelung der Binnenwirtschaft die Leitzinsen von derzeit 2,5 auf 2 Prozent zu senken und damit den Euro etwas abzuschwächen.

      Der Kampf der beiden Mammut-Währungen dürfte so bald nicht zu Ende sein. Der transatlantische Wirtschaftskrieg wird aber auch auf weiteren Kampffeldern verstärkt ausgetragen:

      Boykotte sind vor allem in den USA ein probates Mittel, wirtschaftliche Gegner in die Knie zu zwingen. Gemäss einer Umfrage ist jeder vierte Amerikaner gewillt, französische Ware zu boykottieren. Etwas weniger kocht die Volksseele gegen Deutschland. Jeder Fünfte ist entschlossen, Schröders Volkswirtschaft mit einem Kaufstreik abzustrafen. Die Wut der US-Kundschaft hat hauptsächlich in den Büchern französischer Firmen tiefe Spuren hinterlassen. Auf 650 Millionen Franken schätzt die französische Regierung die Kosten, die dem Land durch seine Haltung im Irak-Krieg entstanden sind. Pinguley-Haulotte beispielsweise, Hersteller von Hebebühnen, ist in den USA der ganze Markt weggebrochen. Verluste befürchten aber auch deutsche Vorzeigefirmen wie BMW, Siemens oder Krauss-Maffei, die schon einen Grossauftrag vom Pentagon verloren hat.

      Die Welthandels-Organisation WTO ist schon seit Jahren Austragungsort von transatlantischen Attacken und Gegenattacken. WTO-Beobachter befürchten das Schlimmste. «Das Ende der Globalisierung ist da», warnt Harold James, Wirtschaftshistoriker in Princeton, USA. Er sieht Zustände wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts heraufziehen, als der Welthandel praktisch zum Erliegen kam. Die Welthandels-Organisation ist seit Seattle paralysiert, und wenn sich im September die internationalen Handelsvertreter zur nächsten WTO-Runde im mexikanischen Cancún treffen, dürfte der Krieg der Worte zwischen den USA und EU-Vertretern verschärft weitergehen.

      Dabei haben die Streithähne schon genug offene Rechnungen untereinander. Die USA belegen europäischen Stahl mit Strafzöllen, und die EU verbietet die Einfuhr von gentechnologisch veränderten Nahrungsmitteln. Die USA subventionieren ihre Exportindustrie mit vier Milliarden Dollar, und die EU verhindert die Einfuhr unerwünschter Bananen aus dem US-Einflussbereich. «In der WTO», sagt ETH-Professor Thomas Bernauer, «existieren viele ungelöste Konflikte, die in den kommenden Monaten eskalieren könnten.»


      Bei der Wirtschaftsspionage haben die Amerikaner zweifellos die Nase vorn, weil sie die modernste Technologie einsetzen. Das System Echelon hört ungefiltert den gesamten E-Mail-, Telefon-, Fax- und Telexverkehr ab, der weltweit über Satelliten abgewickelt wird. Ein globales Netz von Empfangsanlagen unter anderem im deutschen Bad Aibling schickt die Daten zur Auswertung in ein riesiges Computer-System in der Nähe von Washington. Die EU hegt schon seit Jahren den Verdacht, dass die Betreiberin, die National Security Agency (NSA), Echelon gezielt zur Aushorchung europäischer Firmen einsetzt. Eine eigens darauf angesetzte Untersuchungkommission konnte indessen keine schlüssigen Beweise liefern.


      Es sind aber mindestens zwei Fälle bekannt, die den Verdacht amerikanischer Industrie-Spionage untermauern. 1994 jagte Boeing dem Airbus-Konsortium in letzter Minute einen Milliarden-Auftrag in Saudi-Arabien ab. Ein anderes Mal zog der französische Rüstungskonzern Thomson-CSF gegen das US-Unternehmen Raytheon überraschend den Kürzeren, als Brasilien ein Radarsystem kaufte. Bis 2008 will die EU nun nachziehen und mit dem Satelliten-Navigationssystem Galileo mit gleich langen Spiessen spionieren.


      Auch per Internet findet das Hickhack über den Atlantik statt. Es ist das perfekte Medium, um gezielt Falschmeldungen oder Gerüchte über missliebige Konkurrenten zu verbreiten. So geschehen im Fall Alcatel: Vom 29. bis 31. September 2000 kam in London der Börsenkurs der Firma massiv unter Druck und verlor bis zu zehn Prozent. Auslöser war ein Gerücht «aus US-Kreisen», dass Alcatel-Chef Serge Tchuruk demissioniert und den Quartalsumsatz aufgebläht habe. Ein anderer Fall war der «Skandal» um das Medikament Lipobay des deutschen Pharma-Konzerns Bayer. Vor zwei Jahren musste die Firma den Cholesterin-Senker wegen Todesfällen in den USA vom Markt nehmen. Es hagelte Klagen, die sich später als haltlos herausstellten. Doch der Ruf des Medikaments war ruiniert – die Konkurrenz sahnte ab. Vielleicht stimmt also, was der Franzose Christian Harbulot sagt: «Der Wirtschaftskrieg ist ein Informationskrieg, der sich gegen den direkten Konkurrenten richtet.»


      http://www.facts.ch/facts/factsArtikel?artikelid=280304&rubr…
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 17:59:07
      Beitrag Nr. 2.962 ()
      Stabilitätspakt
      EU leitet Defizitverfahren gegen Frankreich ein


      03. Juni 2003 Gegen Frankreich ist als drittes EU-Land ein Verfahren wegen eines übermäßigen Haushaltsdefizits angelaufen. Die EU-Finanzminister seien bei ihrem Treffen einer Empfehlung der Europäischen Kommission gefolgt und hätten festgestellt, daß Frankreich im vergangenen Jahr ein zu hohes Defizit aufgewiesen hat, sagte der Sprecher von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pedro Solbes am Dienstag am Rande des Ratstreffens in Luxemburg.

      Die Regierung in Paris mußte sich deshalb verpflichten, schnellstens Maßnahmen zu ergreifen, den Saldo spätestens 2004 unter die Maastrichter Grenze von drei BIP-Prozent zu drücken. Gegen die Anforderungen haben dem Sprecher zufolge Dänemark und die Niederlande gestimmt, die weiterreichende Vorgaben für das laufende Jahr wollten.

      Im Januar wird Paris Bericht erstatten müssen

      Frankreich habe dem Verfahren zugestimmt und zugesagt, deutlich mehr zu tun als geplant. Bis Anfang Oktober muß Paris den EU-Partnern über die Maßnahmen zur Defizitsenkung berichten. Im kommenden Jahr muß Frankreich sein um Konjunktureinflüsse bereinigtes Defizit um 0,5 Prozentpunkte senken, um das nominale Defizit unter drei Prozent zu bringen.

      Defizitverfahren laufen bereits seit November 2002 gegen Portugal und seit Januar 2003 gegen Deutschland. An deren Ende können finanzielle Sanktionen stehen, sollte das betreffende Land den Vorgaben der EU-Partner nicht folgen. Frankreich hatte 2002 ein Defizit von 3,1 Prozent des BIP aufgewiesen. Im laufenden Jahr soll sich der Passivsaldo auf 3,4 Prozent belaufen und auch für 2004 droht wie im Falle Deutschlands eine erneute Überschreitung.


      Text: vwd
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 18:02:59
      Beitrag Nr. 2.963 ()
      Gastkommentar
      Die Marktkorrektur ist längst überfällig

      Von Dieter Wermuth, UFJ Bank Limited

      03. Juni 2003 In den vergangenen Tagen haben die Märkte ein Szenario durchgespielt, nach dem die massiven Maßnahmen in Amerika zur Konjunkturbelebung und der schwache Dollar eine Kehrtwende der amerikanischen Wirtschaft - wenn nicht sogar der Weltwirtschaft - bewirken werden. Dies war jedoch etwas voreilig.

      Ironischerweise hat dieses Spiel genau zu dem Zeitpunkt stattgefunden, als die Volkswirte der Banken ihre überholten Prognosen in den Reißwolf gegeben haben, nach denen die EZB die Zinsraten um höchstens 25 Basispunkte hätte senken dürfen, um in der zweiten Jahreshälfte damit zu beginnen, sie wieder zu erhöhen. Nun ist meine alte Prognose einer Zinssenkung auf 1,5 Prozent bis zum nächsten Frühjahr zur Konsensmeinung geworden - während ich immer mehr der Versuchung unterliege, sogar von einem Prozent auszugehen. Ja, mit was haben wir es hier eigentlich zu tun - eine Reflation gefolgt von einer hohen Inflation oder alles in allem doch eine Deflation?

      Amerikanische Job-Maschinerie läuft mit geringerer Geschwindigkeit

      In Amerika bieten die sozialen Sicherungssysteme im Falle der Arbeitslosigkeit nur wenig Schutz. Zwei Jahre mit sinkenden Erwerbstätigenzahlen haben eine immense Beschäftigungslücke erzeugt: Zwischen Januar 1993 und Mai 2000 hat die jährliche durchschnittliche Zuwachsrate bei der Beschäftigung nie weniger als 2,57 Prozent betragen. Seit April 2001 sind jedoch viele Stellen einfach verschwunden, bisher etwa 1,6 Prozent. Hätte die amerikanische Job-Maschinerie mit der gleichen Geschwindigkeit wie zwischen 1993 und 2000 Arbeitsplätze geschaffen, gäbe es jetzt etwa 142,5 Millionen statt lediglich 130,348 Millionen Stellen.

      Im April 2003 entsprach die Differenz zwischen der Zahl der vorhandenen und den potentiell möglichen Arbeitsplätzen 8,5 Prozent - ein Wert, der sich noch lange nicht vollständig in der Steigerung der Arbeitslosenrate widerspiegelt. Die Zahlen der wöchentlich neu gemeldeten Arbeitslosen im Mai erwecken den Eindruck, daß sich die Situation am Arbeitsmarkt weiterhin verschlimmert. Bis heute muß es in Amerika eine hohe Rate verdeckter Arbeitslosigkeit geben, beispielsweise durch entmutigte Arbeiter. Dies impliziert, daß das Risiko einer Inflation zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise gering ausfällt.

      Amerikanische Börsen noch zu teuer

      Dies alles erklärt auch die kompromisslosen Anstrengungen, die amerikanischen Wirtschaft zu reflationieren. Kann das überhaupt funktionieren? Die Idee besteht darin, die Renditen an den Kapitalmärkten so stark zu vermindern, daß die niedrigeren zu erwartenden Renditen der Real Assets (Sachvermögen) im Vergleich vernünftig erscheinen. Aber der Haken dabei ist, daß nach einer Investitionsblase an den Kapitalmärkten, die Senkung der Zinsraten nur einen begrenzten Beitrag dazu leisten kann, daß sich die Kurse der Finanzanlagen wieder im Gleichgewicht einpendeln. Die nominalen Zinsraten können auf null Prozent fallen, aber dann ist Schluß.

      Die weitere Anpassung muß aus niedrigeren Kursen an den Börsen resultieren. Betrachtet man den Risikoaufschlag für den S&P 500, hat der Markt noch einen langen Weg vor sich. Selbst wenn die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen auf drei Prozent fallen - diese Annahme entspricht sicherlich noch nicht dem Marktkonsens -, müßte der Aktienmarkt um weitere 50 Prozent fallen, um das Niveau eines „normalen“ Risikoaufschlags in Höhe von fünf Prozent zu erreichen. Heute beträgt der Risikoaufschlag jedoch nur 1,6 Prozent. Sollte die keynesianische Politik zu einer gesteigerten Inflationserwartung und folglich zu höheren realen Anleiherenditen führen, müsste die Korrektur am Aktienmarkt noch stärker ausfallen. Übrigens haben die Risikoaufschläge in Deutschland, Frankreich, Italien und in Großbritannien bereits einen Wert um die fünf Prozent erreicht.

      Investitionsblase muß Luft ablassen

      Das andere Problem ist die Investitionsblase im amerikanischen Eigenheimsektor. Diese muß Luft ablassen, da das Verhältnis der Hauspreise zu Mieten oder zu den durchschnittlichen Einkommen Werte erreicht hat, die seit Dekaden nicht mehr vorgekommen sind. In Anbetracht der weitläufigen Problematik des Arbeitsplatzverlustes wird es nicht gerade einfacher werden, den Besitz von Eigenheimen zu fördern: niedrigere kurzfristige Zinsraten, die die langfristigen Raten und damit auch die Hypothekenzinsen nach unten drücken, sind eine Hilfe. Zudem unterstützen sie den privaten Konsum durch eine günstigere Beleihung des Immobilienvermögens. Jedoch wird Amerika schnell den Punkt erreichen, ab dem die kurzfristigen Zinsraten einfach nicht mehr gesenkt werden könne. Die Inflationsrate und die Beschäftigung müssen zunehmen, um eine Krise am so wichtigen Eigenheimmarkt zu vermeiden. In Amerika fällt der Vermögenseffekt durch Wertänderungen bei privaten Immobilien mindestens drei mal so hoch aus wie der durch das gehaltene Wertpapiervermögen.

      Die Schlußfolgerung besteht darin, daß der Prozeß der Kursanpassungen an den Kapitalmärkten noch nicht zu Ende ist. Im Immobiliensektor hat er noch nicht einmal begonnen. Das Beste, was eine Politik zur Konjunkturbelebung erreichen kann, ist, diesen Anpassungsprozeß zu verkürzen. Aber es ist auch klar, daß die starke indirekte Unterstützung für den Eigenheimsektor den möglicherweise bevorstehenden Crash noch schmerzvoller macht.

      Amerika und Euroland sind wirtschaftlich eng miteinander verknüpft

      Warum ist die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft für Euroland so wichtig? Ein Grund ist, daß die Korrelationen zwischen dem Anleihe- und dem Aktienmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks nach wie vor sehr hoch und positiv ausfallen. Unabhängig von dem, was mit dem Wechselkurs oder dem Risikoaufschlag geschieht, sind diese Korrelationen sehr stabil. In der Regel führen die amerikanischen Märkte die europäischen Kursbewegungen an. Dieses Phänomen mag durchaus nur vorrübergehender Natur sein und könnte ein Ende finden, sobald die Fundamentaldaten zu stark auseinanderdriften. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sieht es danach aus, als gäbe es für das Kapital nur einen einzigen transatlantischen Markt.

      An der Außenhandelsfront steuert die EU bei den Exporten nach Amerika ein Volumen von 250 Milliarden Dollar an. Dies entspricht 2,4 Prozent des BIP der EU-Staaten. Der bilaterale Handelsüberschuß dürfte 104 Milliarden Dollar betragen! Die EU-Staaten und Amerika sind auf den Weltmärkten die größten Konkurrenten. Das wirtschaftliche Schicksal des einen hat einen sofortigen starken Einfluß auf den anderen - die nominalen Bruttoinlandsprodukte haben zum aktuellen Wechselkurs in etwa den gleichen Umfang.

      Riesiges Verlustpotenzial am Aktienmarkt

      Alles in allem läßt sich folgendes feststellen: Es ist keineswegs sicher, daß eine starke Anpassung der Kurse an den amerikanischen Kapitalmärkten durch Reflationsmaßnahmen verhindert werden könnte. Solche politischen Maßnahmen dürften den Tag der Wahrheit allenfalls hinauszögern. Die Desinflations- und Deflationsgeschichten genießen immer noch Glaubwürdigkeit. Aber niemand sollte sich überrascht zeigen, wenn die Marktkorrekturen vergleichsweise heftig erfolgen. In Anbetracht der niedrigen Anleiherenditen und nach den starken Kursbewegungen bei den Währungen, müssen deutliche Rückschläge erwartet werden, gerade weil die Aktienmärkte nach dem dreijährigen Ausverkauf über ein riesiges Erholungspotential verfügen. Der Blick auf jegliche langfristigen Zeitreihen beweist, das Rückschläge oder gelegentliche Rallys eher die Regel als die Ausnahme darstellen. Was wir in den letzten Tagen beobachten konnten, ist vollständig voraussehbar gewesen und ist keinesfalls ein Zeichen dafür gewesen, daß die Haupttrends ihre Richtung geändert hätten.

      Text: @cri
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 18:08:54
      Beitrag Nr. 2.964 ()
      "Das hat mit Eindampfen nichts zu tun"


      Schmidt will bei Renten aufs Tempo drücken



      Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) will bei der Änderung des Rentenrechts „Tempo machen“. Die Rentner hätten „Anspruch auf Klarheit“, sagte Schmidt am Dienstag in Berlin. Sie verteidigte ihren Plan, die Rentenerhöhungen mit Hilfe eines neuen „Nachhaltigkeitsfaktors“ in der Rentenanpassungsformel von 2005 an geringer ausfallen zu lassen. „Das hat mit Eindampfen oder Kürzen nichts zu tun“, versicherte die Ministerin.


      Ulla Schmidt. Foto: dpa


      HB/dpa BERLIN. Der Sozialverband VdK wandte sich gegen Schmidts Pläne. Zusammen mit den bereits gültigen Abschlägen wegen der Riester-Rente führe der „Nachhaltigkeitsfaktor“ zur Doppelbelastung von Rentnern, erklärte VdK-Präsident Walter Hirrlinger.

      Der „Nachhaltigkeitsfaktor“ soll bei der Berechnung von Rentenerhöhungen das sich verschlechternde Zahlenverhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern berücksichtigen. Er würde die künftigen Rentenanpassungen geringer ausfallen lassen. Die Neuregelung soll nach Schmidts Vorstellungen von 2005 an gelten.

      Der „Nachhaltigkeitsfaktor“ war vom Sozialexperten Bert Rürup formuliert worden. Er unterscheidet sich nach Schmidts und Rürups Darstellung vom „demographischen Faktor“ der früheren CDU/FDP- Regierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl. Deren Pläne hätten „der Rentenversicherung nur über wenige Jahre Erleichterung gegenüber den Belastungen des demographischen Wandels verschafft“, argumentierte Schmidt. „Danach wäre dessen Wirkung verbraucht gewesen“. Den „demographischen Faktor“ der Kohl-Regierung, der ebenfalls unter Mitwirkung von Rürup entstanden war, hatte die rot-grüne Koalition nach ihrem Wahlsieg 1998 abgeschafft.

      Hirrlinger wandte sich dagegen, den „Nachhaltigkeitsfaktor“ zusätzlich zu bereits bestehenden Kürzungen einzuführen. In der gegenwärtigen Rentenformel sei für 2003 eine Kürzung der Rentenanpassung um 0,6 % enthalten, sagte er. Begründet werde dies mit der freiwilligen Riester-Rente, mit der die Bürger eine zusätzliche kapitalgedeckte Altersversorgung aufbauen sollen. Durch diesen Abschlag bekämen die 19 Mill. Rentner in den nächsten Jahren faktisch keine Rentenerhöhung mehr, sagte Hirrlinger. „Wenn dann noch zusätzlich ein Nachhaltigkeitsfaktor eingeführt wird, der einen Abschlag von 0,25 % pro Jahr vorsieht, dann wird es zu Minus-Anpassungen kommen.“

      In der „Bild“-Zeitung bekräftigte Hirrlinger seine Forderung nach Einbeziehung von Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung. Ähnlich äußerten sich der Sozialverband Deutschland und der Vorsitzende der CSU-Sozialausschüsse (CSA), Horst Seehofer.

      Rürup wandte sich im ZDF-Magazin „WISO“ gegen zusätzliche Forderungen nach Kürzungen des Bundeszuschusses zur Rente. „Die Diskussion macht die Rentner verrückt, ohne dass es (Finanzminister Hans) Eichel bei seinen Problemen hilft“.

      Der FDP-Rentenexperte Heinrich Kolb nannte die Rentenpolitik der Bundesregierung „ein einziges Desaster“. Er plädierte für einen massiven Ausbau der privaten Altersvorsorge.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 03. Juni 2003, 16:40 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 18:10:39
      Beitrag Nr. 2.965 ()
      In Mittel- und Osteuropa wird der Dollar als Zweitwährung verdrängt


      Euro gewinnt Freunde im Osten



      Von Reinhold Vetter


      BUDAPEST. Schon heute geht das Gebiet, in dem der Euro im täglichen Leben genutzt wird, weit über die jetzige Euro-Zone der EU hinaus. Das gilt besonders für die künftigen Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa sowie den Balkan. Wer etwa die Cafés und Restaurants im historischen Zentrum der slowakischen Hauptstadt Bratislava besucht, kann jederzeit mit Euro bezahlen. Er muss nur auf den Wechselkurs achten. Gleiches gilt für große Supermärkte. Ausländer entrichten ihre Haus- und Wohnungsmieten zunehmend in Euro.

      Die Slowaken wiederum nutzen die eingenommenen Euro, um in Wien einzukaufen. Die österreichische Hauptstadt liegt nur 50 Kilometer von Bratislava entfernt. So mancher hat dort auch ein Bankkonto, um beim einheimischen Fiskus nicht aufzufallen.

      Ähnlich im benachbarten Ungarn. In den Tankstellen an der Autobahn zwischen Wien und Budapest werden Euro akzeptiert. Mietpreise in Budapester Büro- und Einkaufszentren werden in Euro ausgewiesen. Und deutsche sowie österreichische Urlauber, die sich in den Ferienzentren rund um den Plattensee erholen, haben es in der Regel nicht mehr nötig, Euro in die Landeswährung Forint zu tauschen.

      In Ländern, deren Bürger traditionell auf den Dollar als Ankerwährung fixiert waren, geht die Entwicklung in die gleiche Richtung. Lange vorbei sind die Zeiten, als der Dollar auf den polnischen Schwarzmärkten zu Höchstpreisen gehandelt wurde. In Slowenien und Kroatien sowie auf dem westlichen Balkan hat der Dollar ohnehin nie wesentliche Bedeutung gehabt.

      Die unter Uno-Verwaltung stehende Provinz Kosovo, wo die Arbeitslosigkeit über 50 % beträgt, lebt zu einem großen Teil von den Überweisungen der in Deutschland und der Schweiz arbeitenden Albaner. Ebenso wie in Montenegro ist der Euro hier sogar offizielles Zahlungsmittel.

      In Slowenien und Kroatien kann man an den Tank- und Mautstellen der Autobahnen in der Regel auch in Euro bezahlen. Wer in Kroatien beim PKW-Händler ein Auto kauft, wird feststellen, dass die Preise oft in Euro ausgeschrieben sind. Rund 90 % der Transaktionen in den Wechselstuben der Hauptstadt Zagreb gelten dem Tausch Euro-Kuna oder umgekehrt. Auch in Kroatien entrichten Ausländer ihre Haus- und Wohnungsmieten fast nur noch in Euro.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 03. Juni 2003, 06:25 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 18:30:34
      Beitrag Nr. 2.966 ()
      Umkehrsignale mehren sich

      von Jochen Steffens

      Erneut starke Umkehrsignale in den amerikanischen Indizes. Im Nasdaq100 bildete sich ein sogenanntes "Bearish Engulfing Pattern". Das ist eine Topformation aus der Candlestickanalyse (Kerzencharts). Die Formation besteht aus zwei Kerzen. Zuerst eine weiße Kerze (steigende Kurse), dann folgt eine rote Kerze (fallende Kurse). Das Entscheidende dabei ist, der Köper der roten Kerze umschließt vollkommen den Körper der weißen Kerze. Diese Formation weist auf ein Top hin, wobei das Hoch der Formation (in diesem Fall der roten Kerze) eine bedeutende Widerstandszone generiert. Mit anderen Worten die 1213 Punkte, das gestrige Hoch im Nasdaq100, sollte man sich merken. Normalerweise setzt man nach so einer Formation auf fallende Kurse und sichert die Position durch einen Stopp etwas über dem Hoch ab (z.B. 1216). Denn es ist oft so, dass nach einem Bearish Engulfing Pattern und fallenden Kursen, dieses Hoch noch einmal erreicht wird.

      Im Dow bildete sich ein Shooting Star. Diese Kerze ist einfach zu erklären: Ein langer nach oben gerichteter Schatten (Docht) und ein sehr kleiner Körper. Die Farbe des Körpers dabei ist unerheblich, wobei ein roter Körper noch etwas bearisher zu werten ist. Diese Kerze bildet das klassische Intraday Reversals. Der Shooting Star gilt als ein bearish zu bewertendes Signal. Wobei diese langen, nach oben gerichteten Schatten, generell auf eine Erschöpfung der aktuellen Rallye hinweisen. Schauen Sie sich die Kerze vom 28.05.03 an, ebenfalls eine Art Shooting Star. Mehren sich solche Kerzen nach einer stärkeren Aufwärtsbewegung, dann sind das zumeist die ersten deutlichen Anzeichen für ein Ende dieser Rallye.

      Ich vermute nur, dass die amerikanischen Bullen sich nicht so schnell geschlagen geben. Deswegen warte ich auf eine Bestätigung durch fallende Kurse. Doch auf jeden Fall weisen die Kerzen darauf hin, dass den Bullen die Puste ausgeht. Sollten Sie investiert sein, dann sichern Sie ihre Positionen durch dichte Stopps ab. Sollten Sie auf fallende Kurse setzen wollen, dann warten Sie, ob die letzten Hochs der gestrigen Kerzen halten und deutlich Verkaufsdruck aufkommt. Erst dann können Sie vorsichtige erste Positionen aufbauen.

      Weitere Gründe für fallende Kurse: Der Ölpreis steigt, das wirkt sich natürlich auf die Wirtschaft dämpfend aus. In Amerika ist Gerüchten zu Folge gestern Mittag der letzte Börsenbär mit einer übergezogenen Bullenkappe gesichtet worden. Mit anderen Worten, in Amerika erreichten in den letzten Wochen die Bullenquoten Extremwerte. Greenspan hat zudem heute verkündet, dass sich zwar Anzeichen einer Erholung der Konjunktur andeuten, aber ein Aufschwung nicht in Sicht sei. Das sind alles eindeutige Zeichen für ein baldiges Ende dieser Rallye. Aber solche Rallyes sterben langsam!

      Etwas schmunzelnd habe ich zur Kenntnis genommen, dass sich die Politiker auf dem G8 -Gipfel in Zuversicht üben. So gehen sie davon aus, dass trotz der schweren Wirtschaftskrise die Konjunktur in diesem Jahr noch an Fahrt gewinnen wird (Im Gegensatz zu Greenspan). Ich weiß nicht, was die Politiker bei dem Gipfel genau beredet haben, aber diese Aussagen hören sich mehr nach gegenseitigem Mutmachen an, als nach ökonomisch fundierten Erkenntnissen. Die meisten der Volkswirte sind zudem anderer Ansicht, nämlich dass eine Konjunkturerholung in diesem Jahr nicht stattfinden wird. In gleichem Zusammenhang sind die Bekenntnisse von George Bush zu einem starken Dollar zu sehen. Die Worte höre ich wohl, doch die Taten fehlen. Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.

      Ja – und trotz der Aussage von Bush werde ich meine Short Position Euro eventuell bald verkaufen. Je nachdem, wie sich der Chart heute verhält. Vielleicht zu früh, aber auf jeden Fall im Gewinn. Mir gefällt die Entwicklung im Eurochart gerade nicht. Da bin ich lieber vorsichtig. Leider kann ich Ihnen natürlich nicht sagen, wann genau ich verkaufe und ob. Zumal ich andererseits auch gerne noch die Zinsentscheidung abwarten würde. Der Euro sollte bei einer Zinssenkung um 50 Basispunkte noch einiges an Abwärtspotential haben, kurzfristig. Wenn Sie investiert sind setzen Sie auf jeden Fall dichte Stopps.
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      Geld, der Sinn des Lebens?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Habe ich Ihnen es nicht gesagt, liebe(r) Leser(in)?

      Ich meine, dass alles Unsinn und Müll ist?

      Hier beim Investor`s Daily geht es um Geld, und wie man mehr davon bekommt. Mir ist oft vorgeworfen worden, dass ich ein Skeptiker sei. Aber ich wehre mich gegen diese Anklage. Ein Skeptiker ist jemand, der akeptierte Doktrinen bezweifelt und der Ansicht ist, dass das, was "jeder weiß", nichts wert ist. Ein Skeptiker vertraut nur seiner eigenen Einschätzung, Vernunft, Wahrnehmung. Ich bin von Natur aus mißtrauisch, das stimmt ... aber ich bin gegenüber nichts so mißtrauisch wie gegenüber meiner eigenen Fähigkeit, die Dinge zu begründen.

      Ich bin sogar gegenüber meinem Beruf mißtrauisch. Ich versuche, den Leuten zu helfen, mehr Geld zu machen, aber in der modernen Welt hat ohnehin fast jeder genug Geld. Man kann bereits mit ein paar Stunden Arbeit pro Woche genug Geld verdienen, so dass man nicht mehr verhundern muss ... oder erfrieren muss. Mit einem Büchereiausweis und einem kleinen Garten irgendwo auf dem Land, wo es relativ günstig ist, könnte ein Paar sehr gut leben. Vielleicht könnten sie sich keinen großformatigen Fernseher und kein tolles Auto leisten ... aber vielleicht würde es ihnen ohne auch besser gehen. Sie könnten die Schönheit der Natur genießen und gut essen ... und sich abends an einem Kaminfeuer wärmen. Was könnte man mehr wollen?

      Nein, man braucht nicht viel Geld, um zu leben ... und sogar um gut zu leben. Der Rest ist Eitelkeit.

      Die Leute wollen mehr Geld, damit sie sich jemandem, der weniger hat, überlegen fühlen können. Derjenige mit weniger Geld muss ein Idiot sein, sagen sie sich. Und deshalb ist es ihr Ziel, immer größere und bessere Dinge kaufen zu können und ihr Leben danach ausrichten. Und dann, an einem sonnigen Tag, normalerweise an einem Tag in der Nähe ihres Lebensendes, sehen sie sich um und sehen sich an, was sie alles gekauft haben ... und plötzlich überkommt sie ein überwältigender Gedanke – so wie eine Bombe in ein irakisches Restaurant. In einem Augenblick explodiert der Sinn ihres Lebens. Sie realisieren, dass auch sie Idioten sind – vielleicht die größten Idioten von allen, denn sie haben ihr Leben dem Streben nach etwas, das überhaupt nicht wirklich wichtig ist, untergeordnet. Bei den meisten Leuten dauert dieser Gedanke nur wenige Augenblicke, kaum genug, um dauernden Schaden anzurichten. Er verschwindet schnell wieder, so dass sie fähig sind, am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen – um sich Stress zu machen, zu schwitzen und zu hasten um mehr Geld zu machen.

      Und Gott sei Dank. Jeden Tag stehe ich um 5 Uhr morgens auf, um meine Beiträge für den Investor`s Daily zu schreiben – aus Gründen der puren Eitelkeit. Es wäre schade, wenn niemand es lesen würde.

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      Wieder angesagt: Aktien kaufen, die man gar nicht kennt ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Kalte, leidenschaftslose Kaufstudien über Aktien haben genausowenig mit der derzeiten Kursrally zu tun wie ein Biologiebuch mit einem One-Night-Stand. Die derzeitige Rally an der Wall Street ist das geliebte Kind von Hoffnung und Spekulation. Und die Kaufleidenschaft zeigt nur wenig Zeichen eines Abkühlens.

      "Der (derzeitige) Anstieg der Aktienindizes seit Mitte März hat zu jeder Menge Investoren geführt, die sich nicht ganz sicher sind, woher diese Stärke eigentlich kommt", so die aktuelle Ausgabe des Barron`s Magazins. "Natürlich, der Krieg ist zu Ende, die Zinsen sind gefallen, die Quartalsergebnisse des ersten Quartals lagen über den Erwartungen, die Unternehmen können sich zu besseren Bedingungen Geld leihen, die Steuern für Aktionäre sind gesenkt worden, und es gab sogar ein paar hoffnungsvoll stimmende wirtschaftliche Daten."

      Und dennoch ... die Aussichten für steigende Unternehmensgewinne sind nicht so glitzernd, wie die derzeitige Kursstärke impliziert. "Derzeit ist es wieder angesagt, Aktien zu kaufen, die man gar nicht kennt", erklärte mir ein Aktienhändler bei einem Bier letzten Samstag Abend. "Ich scherze nicht. Ich hatte ein Gespräch mit einem Kunden letzte Woche, der mich anrief und sagte `Hey, kaufen Sie mir 5.000 Aktien, die das Reuterskürzel XJSD haben.` Ich fragte: `Was ist das für eine Aktie?` Er antwortete: `Ich weiß es nicht. Aber ich sehe, dass diese Aktie bei hohen Umsätzen gestiegen ist. Also will ich mal ein paar davon kaufen.` Der Aktienhändler erklärte mir: `Ich kann ihm nicht sagen, dass das nicht geht. Das Beste, was sich tun kann, ist, ihn dazu zu bewegen, statt 5.000 Aktien nur 2.000 zu kaufen. Aber, ich habe in der letzten Zeit viele solcher Anrufe erhalten, bei denen die Kunden nur das Reuterskürzel kennen, und nichts über die Aktie an sich. Ich versuche, meinen Kunden solche Trades auszureden, aber sie ignorieren mich. Deshalb betreue ich einige Kunden, deren Depot praktisch eine `Buchstabensuppe` von Nasdaq-Aktien ist ... und die Kunden haben keine Ahnung, was diese Gesellschaften tun ... aus meiner Sicht ist die derzeitige Rally deshalb sehr spekulativ."

      Die Renditen der US-Anleihen sind letzte Woche per saldo wieder etwas gestiegen. Hat sich damit die spekulative Rally am Anleihenmarkt erschöpft? Es wäre sehr, sehr riskant, darauf zu setzen. Ich glaube es nicht. Schließlich verspricht die Fed, wenn es notwendig sei, langlaufende Staatsanleihen mit selbstgedrucktem Geld aufzukaufen, um den Dämon Deflation zu besiegen. Und wer will sich schon gegen eine "regierungsgarantierte" Rally am Anleihenmarkt stellen? Allerdings kann man auch sagen, dass nicht ein einziges Regierungsprojekt problemlos läuft.

      Die US-Regierung kann versuchen, die Deflation zu besiegen, indem sie Anleihen von sich selbst mit Geld, das sie selbst druckt, kauft. Das dieses bizarre Verhalten könnte das Vertrauen in den US-Anleihenmarkt so stark unterminieren, dass die US-Regierung (bzw. die US-Zentralbank) am Ende der einzige Käufer von Staatsanleihen wäre ... solange die Zinsen nicht dramatisch steigen.

      "Es wäre nichts Neues in der Wirtschaftsgeschichte, wenn die Renditen am Anleihenmarkt mit der Zahl 1, 2 oder 3 beginnen", so Jim Grant, Herausgeber des Grant`s Interest Rate Observer. "Das war zu Zeiten des Goldstandards sogar eher die Regel als die Ausnahme. Aber soweit ich weiß hat es solche Zinssätze in Systemen, die nicht durch Gold- oder Silberdeckung gedeckt sind, niemals gegeben. Heute ist das US-Geldsystem durch Schulden `gedeckt`, und deren Gewicht ist fürchterlich. In den 1960ern und 1970ern lag die Summe der gesamten Schulden (Unternehmen, Individuen und öffentliche Hand, ohne Banksektor) bei rund 140 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP). In den 1980ern, den Zeiten der Junk Bonds, stieg dieser Wert auf 180 %. Heute steht er bei 195 %."

      Leider tendieren Schuldenberge solcher Größenordnungen dazu, Währungen zu destabilisieren – und nicht zu stabilisieren.

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      Auf das Gesamtbild kommt es an

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ist der lange, extreme Bullenmarkt bei den US-Anleihen schließlich doch zu Ende? Das will mein Kollege Eric Fry wissen. Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber ich kann damit anfangen, die Teile der Vergangenheit zusammenzubringen. In den letzten 30 Jahren haben die USA das Angebot an Bargeld und Kredit weltweit steigen lassen. Es war der Dollarstandard, der 1971 Bretton Woods/den Goldstandard ersetzte und dies ermöglichte. Die Fed konnte neue Dollar "aus der Luft" schaffen, virtuell zu gar keinen Kosten.

      Dieses neue Geld stimulierte den Prozess der Globalisierung – es verführte die Japaner und andere asiatische Volkswirtschaften zu grotesken Exzessen. Sie flogen hoch ... und sanken tief ... während die Dollarmengen um den Globus flossen. Derzeit gehen diese Dollarmengen in den US-Anleihenmarkt ... in Hypotheken ... und in Immobilien, zumindest in bestimmten Teilen der USA. Aktuell auch wieder in Aktien. Die Kleinanleger und die japanischen Zentralbanker kaufen US-Anleihen. Die Kleinaleger haben eigentlich keine Ahnung, warum sie das tun. Die japanischen Zentralbanker haben zumindest eine Theorie. Sie wollen nicht, dass der Dollar gegenüber dem Yen weiter fällt. Und sie glauben, dass die US-Wirtschaft in dasselbe Loch gefallen ist, in dem sie sich selbst im letzten Dutzend Jahre befunden haben. Sie erwarten, dass die Fed die Leitzinsen weiter senken wird und sogar noch mehr US-Anleihen aufkaufen wird – was die Anleihenkurse weiter steigen lassen würde. Vielleicht haben sie Recht.

      Fed-Gouverneur Ben Bernanke erklärte einem höflichen Publikum in Tokio letzte Woche, dass Deflation derzeit "keine unmittelbare Bedrohung" sei. Aber es gebe das Risiko, dass die Inflationsraten "unkomfortabel tief" sein könnten. Ich habe noch nie einen Konsumenten gefunden, der sich darüber beschwert hätte, dass die Preise nicht schnell genug steigen – aber ich habe auch noch nie Ben Bernanke persönlich getroffen.

      *** Die April-Zahlen zeigen, dass die US-Wirtschaft immer noch dem japanischen Trendsetter folgt. Es gab keinen Anstieg der persönlichen Einkommen ... die Löhne und Gehälter sind im Gegenteil sogar gefallen, das erste Mal seit 9 Monaten. Eine Zeitung aus Detroit berichtet, dass die US-Arbeitslosenrate – die bei 6 % steht – eigentlich höher stehen müsste. Eine wachsende Zahl von Leuten, die die Arbeitssuche aufgegeben haben, werde schließlich gar nicht berücksichtigt. Diese Leute sind entweder zurück in die Schule gegangen, oder sie haben niedrigbezahlte Teilzeitjobs angenommen. Dann hat die Fed noch Zahlen veröffentlicht, die den Schuldenberg der privaten Haushalt in Relation zum verfügbaren Einkommen setzen; diese Relation steht jetzt beim Rekordhoch von 74 %.

      Oh, und hier ist etwas Interessantes ... der "Geheimbericht" des ehemaligen US-Finanzministers O`Neill beziffert die Höhe der "realen" US-Staatsschulden auf 44 Billionen Dollar.

      *** Also, fügen Sie diese Daten zu einem Gesamtbild zusammen. Die Einkommen stagnieren oder fallen sogar. Die Leute haben mehr Schulden als jemals zuvor. Die US-Wirtschaft scheint dem japanischen Trendsetter zu folgen ... und die Notenpresse wird fleißig benutzt. Ist das ein guter Moment, um Aktien zu kaufen, die ein KGV von 35 haben (das ist das derzeitige durchschnittliche KGV des S&P 500), oder ist das ein guter Moment, Anleihen zu kaufen, die in der Währung des größten Schuldners der Welt denominiert sind?
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      Ist ein Rückgang der Inflationsrate wirklich "unwillkommen"?

      vom "Mogambo Guru" – nicht ganz ernst gemeint

      Die meisten Leute, die ich kenne, versuchen derzeit, Kosten zu sparen. Sie suchen nach Möglichkeiten, ein paar Dollar extra zu verdienen. Sie würden ihre Kinder für ein paar Dollar an Sklavenhändler verkaufen. Sie fragen sich, wie sie ihre Rechnungen bezahlen können, die täglich größer und zahlreicher werden. Wenn ich diesen Leuten sagen würde, dass die Inflationsrate zu niedrig ist, dann würden sie mir nicht unbedingt zustimmen.

      Die Fed hingegen hat hingegen mitgeteilt, dass "die Wahrscheinlichkeit eines unwillkommenen, substanziellen – dennoch kleineren – Rückgangs der Inflationsrate in den nächsten Quartalen größer ist als die Wahrscheinlichkeit einer steigenden Inflationsrate." Also geht es um Wahrscheinlichkeiten, oder? Etwas in der Gegend 50–50 %? Oder 60–40 %?

      70–30 %? Aber ist ein Rückgang der Inflationsrate wirklich "unwillkommen"? Aus Sicht von uns schuldenbeladenen Konsumenten, wäre ein RÜCKGANG der Inflationsrate doch wunderbar! Und steigende Inflationsraten sind KEINE guten News. Daran sieht man, auf wessen Seite Alan Greenspan steht. Er jammert weiter darüber, dass er nicht über den Dollar reden will.

      Er behält sich das Recht vor, den Dollar in serienweisen Episoden von Exzessen zerstören zu können, aber das Resultat dieser Exzesse ist etwas, über das er nicht reden will! Man muss ihm immerhin zugute halten, dass er eingeräumt hat, dass weder er noch die Fed wissen, wie man eine Deflation handhaben soll. Die meiste Zeit über müssen sich die Zentralbanker ohnehin mit Problemen befassen, die durch ihr eigenes Missmanagement entstanden sind.

      In den meisten Fällen ist eine Inflation durch zuvorige zu starke Geldmengen- und Kreditexpansion hervorgerufen worden. Denn eines der Nebenprodukte der Sünde, eine Zentralbank zu haben, ist eine persistente Inflation.

      Ich überlege deshalb, Alan Greenspan einen Brief zu schreiben. Ich lehne mich gerade in meinem Stuhl zurück, und nehme eine nachdenkliche Pose ein. Ich schließe meine Augen für einen Moment, und formuliere diesen Brief mental. Ich entscheide mich dazu, mit meiner Standardbegrüßung zu beginnen: "Dear Alan", Lieber Alan. Dann werde ich die Probleme und Fakten darstellen. "Die Leue kaufen nicht Sachen, weil sie am Ende des Monats kein Geld mehr haben. Man darf das nicht aus der Angebotssicht her sehen, Alan. Es geht um die Nachfrageseite. Die Amerikaner sitzen auf neuen, großen Hypotheken, sie haben neue Wagen, die jede Menge Sprit schlucken und zu 0 % finanziert worden sind, und sie haben mit steigenden Kosten zu kämpfen. Kurz gesagt: Das Problem ist, dass die Löhne und Gehälter nach Steuern nicht so schnell wie die Preise steigen. Und auch den Leuten, die nicht von Arbeit, sondern von ihrem angelegten Kapital leben, geht es nicht besonders gut. Die Rendite nach Steuern liegt bei Anleihen schon unter der Inflationsrate – deshalb haben auch diese Leute weniger Geld, das sie ausgeben können.

      Dann würde ich in meinem Brief zu einem Abschnitt "Fazit" kommen. Darin würde ich schreiben: "Wenn die Leute nicht mehr Geld besitzen, dann wird auch nicht mehr Geld ausgegeben werden." Und dann komme ich zu dem Teil, der mir am besten gefällt, denn er ist Teil der modernen Literatur- und Kommunikationstheorie und Praxis, die ich selbst erfunden habe! In diesem Teil, dem "Handlungsabschnitt", werde ich den Adressaten gnadenlos beleidigen. Etwa so:

      "Dennoch ist das für Sie eine große Überraschung, Mister Luftnummer Greenspan, für Sie und Ihre Jackass-Kollegen, Sie wissen von wem ich rede, diesem Bernanke zum Beispiel, denn Ihr seid alle Idioten und Ihr riecht komisch."

      Meinen Brief würde ich dann mit meinem Lieblingszitat von Marlon Brando im Film "Meuterei auf der Bounty" beenden: "Und dankt Gott – zu welchem Schweinegott ihr auch betet –, dass ich nicht offen drohen kann, vorbeizukommen, um euch mit meinen bloßen Händen zu erwürgen, ihr kleinen Bastards!"

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 15:19:39
      Beitrag Nr. 2.967 ()
      Die Baisse dauert an!

      Am Montag wurde das eigentliche Fibodatum vollzogen. Korrekterweise hätte es am 31. Mai 2003 stattfinden sollen. Es war jedoch ein Samstag und kein Handel. Intraday gab es einen Einbruch im Dow von dem Hoch bei 9003 mit 120 Punkten. Hauptwiderstand liegt bei 9050. Am Donnerstag wird eine EZB Zinssenkung von 0,5% erwartet.

      Die Märkte stehen wieder einmal an einem kritischen Punkt. Die überwiegende Mehrheit der Marktschreiber ist "bullish" und der VIX in der "20er" Region. Hier fanden in der Vergangenheit immer die Wenden statt, wenn der Markt in voller Zufriedenheit den Bullen gallopieren lässt. Der nationale Einkaufsmanagerindex konnte die Marke 50 nicht überschreiten. Es ist höchste Aufmerksamkeit angesagt, denn ein Kollaps kann sehr sehr schnell stattfinden. Die Navigation läuft nach Elliott in eine große Welle 3. Dreier Wellen sind verheerend in einem Bärenmarkt. In einem Bullenmarkt generieren sie gute Gewinne. Dreier Wellen sind meist ausgedehnt. Nicht zu vergessen ist die Zeit um Ende Juli/Anfang August, ein signifikantes 21 Jahres-Tief. Eine neue "Blase" hat sich gebildet. Überkauft und resistent.

      Das Fibodatum hierzu wäre der 3./4. August 2003 (144 Tage seit demTief 12.3.2003) Montag 4. August 2003.





      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:37:03
      Beitrag Nr. 2.968 ()
      [b ]Mit der Ölwaffe zur Weltmacht[/b]

      Ein Gespräch mit F. William Engdahl*

      rko. F.William Engdahl beschreibt in seinem Buch «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht» den Weg zur neuen Weltordnung. Der Kampf ums Erdöl wird in einen historischen Zusammenhang gebracht. Die wirtschaftlichen und währungspolitischen Hintergründe von Konflikten und Kriegen werden schonungslos aufgedeckt. England wie die USA waren und sind bestrebt, ihren Weltmachtanspruch durch Waffengewalt, Geheimdiplomatie und schmutzige Tricks zu erzwingen. Die Kontrolle über die Erdölressourcen ist heute eng mit der US-Währungspolitik verbunden. Es liegt im Interesse der USA, Dollar und Erdöl eng aneinander zu koppeln. Diese Bindung stützt den Dollar als Weltwährung, indem sie die Länder weltweit zwingt, Dollars als Zahlungsmittel für ihre Erdölimporte bereitzuhalten. Dies erklärt zu grossen Teilen die künstliche Stabilisierung einer Währung, die aufgrund der wirtschaftlichen Realitäten den Führungsanspruch längst verloren hat und für die Welt ein enormes Inflationsrisiko darstellt. Für die USA und den Dollar hat die Kontrolle über das Erdöl existentielle Bedeutung. Aus diesem Grund versuchen die USA mit allen Mitteln, eine Weltordnung zu schaffen, die ihnen die uneingeschränkte und umfassende Kontrolle über die Erdöl-Ressourcen verschafft.

      Zeit-Fragen führte mit William Engdahl ein Gespräch über sein aufrüttelndes Buch.

      Zeit-Fragen: Herr Engdahl, was war Ihre Motivation, das Buch «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht» zu schreiben?
      F. William Engdahl: Als geborener Amerikaner, der seit Jahren in Europa lebt, habe ich Schritt für Schritt bemerkt, dass die amerikanische Volkswirtschaft - wie viele andere - in eine falsche Richtung geht. Ich habe beobachtet, wie die Stabilität der 50er Jahre sich zusehends auflöste. Seit Anfang der 90er Jahre zeichnet sich der wirtschaftliche Niedergang Amerikas ab. Dann plötzlich, Mitte der 90er Jahre, gab es einen neuen Impuls, die «IT»-Revolution oder «dot.com»-Revolution. Und jetzt, fünf bis sechs Jahre später, stellen wir das Scheitern der «New Economy» fest. Nach meiner Meinung kann man die wirtschaftlichen Entwicklungen nur im Kontext mit der Geschichte verstehen. Ich meine nicht einfach die Geschichte, die man täglich in der Schule lernt. Vielmehr geht es um die Hintergründe. Wir müssen verstehen, wie es war und was wirklich passierte: Wie Eliten aus Finanz und Wirtschaft die Wirtschaftspolitik steuern und unter welchen Voraussetzungen Nationen über eine bestimmte Zeit ihren Hegemonieanspruch aufbauen und verteidigen. Vor hundert Jahren sahen sich die Engländer, das British Empire, als Weltmacht, und seit 1945 beanspruchen die Amerikaner diese Rolle. Mit dem Irak-Krieg hat die Frage nach der Hegemonie neue Dimensionen aufgedeckt. Deswegen habe ich dieses Buch geschrieben.

      Sie haben in Ihrem Buch verschiedene Themen aufgegriffen. Zum Beispiel schrieben Sie ein Kapitel über Öl und die neue Weltordnung von Bretton Woods. Durch das Abkommen von Bretton Woods wurde doch die neue Weltwährungsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg geregelt. Was hat die Währungsordnung mit dem Öl zu tun?
      Sehr viel. Im Jahre 1945, als in Bretton Woods, New Hampshire, der IWF geboren wurde, gab es nur eine einzige bedeutende Nation mit Goldreserven, das waren die damaligen USA. Der Dollar war ein Gold-Dollar. Alle anderen Währungen, das englische Pfund, die deutsche Mark, der französische Franc, der japanische Yen hatten keine direkte Verbindung zum Gold. Nach dem Zweiten Weltkrieg besassen die USA den weitaus grössten Anteil an Goldreserven. In bezug auf das Erdöl gab es einen Vertrag zwischen Roosevelt und dem damaligen König von Saudi-Arabien. Dieser sicherte Amerika während des Krieges die Kontrolle über das Erdöl der arabisch-amerikanischen Oil-Company in Saudi-Arabien (ARAMCO). Schon damals legten die Amerikaner ihre Hand auf die weltgrössten Erdölreserven. Das Bretton-Woods-System war einseitig auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Amerika und Europa ausgerichtet. Es ging um den Wiederaufbau nach dem Krieg und sollte eine gewisse Stabilität zwischen Amerika und Europa bringen. Aber der grösste Teil unserer Erde, die sogenannten Dritte-Welt-Länder, blieben ausserhalb dieser neuen Währungsordnung, was ich als einen grossen Fehler betrachte. Die für den Wiederaufbau wichtigen Erdöllieferungen kamen von amerikanischen Firmen und mussten natürlich in Dollars bezahlt werden. Dies führte zu einer anhaltenden Nachfrage nach Dollars. Die stark steigende Nachfrage nach Dollars wurde durch die Beschleunigung der Notenpresse abgedeckt. Bis 1968 ging die Rechnung auf. Dann aber fehlte in den USA plötzlich das Gold, um die weltweite Dollarschwemme durch entsprechende Goldreserven abzudecken.

      Was ist dann passiert?
      1967 begann die Krise des englischen Pfundes. Das englische Pfund war das «weak link in the chain» (das schwache Glied in der Kette). Die französische und andere Notenbanken versuchten Dollars in Gold umzutauschen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die amerikanische Währung das Schicksal des Pfundes teilte. Im August 1971, als Nixon Präsident war, erfuhren die Amerikaner von der Absicht der Franzosen, ihre grossen Dollarguthaben in Gold einzutauschen. Das bewusst über das Wochenende angekündigte Tauschvorhaben bedeutete das Ende der Golddeckung des Dollars: Nixon teilte noch im gleichen Monat an einer Pressekonferenz mit: «Wir tauschen keine Dollars mehr gegen Gold.» Diese - ohne Vorankündigung und einseitige - Aufhebung der Goldbindung an den Dollar entlastete die USA von enormen Auslandschulden auf Kosten der übrigen Welt. Mit der Aufhebung der Goldbindung kam das System schwankender Währungen (Floating), was der Durchsetzung des Petro-dollar-Systems diente (das heisst, Öl durfte nur noch in Dollar abgerechnet werden).

      1973 hat es im Nahen Osten einen Krieg gebraucht - den sogenannten Yom-Kippur-Krieg zwischen Israel und Ägypten und verschiedenen arabischen Ländern. Henry Kissinger zog damals die Fäden. Der Krieg hat eine 400prozentige Erhöhung des Ölpreises durch die OPEC gebracht. Diese 400prozentige Preiserhöhung - ich erkläre es deutlich in meinem Buch - wurde vorher in einem Geheimtreffen in Schweden zwischen Spitzenleuten der Bilderberger-Gruppe aus Europa, insbesondere England, den USA, British Petroleum, Royal Dutch Shell und Grossbanken usw., geplant. 1975 setzte sich der Systemwechsel (Erdöl gegen Dollars) bis Ende der 90er Jahre durch. Das Petrodollar-System beherrschte bis Anfang dieses Jahrhunderts unangefochten den Welthandel und bestimmte damit die weltweite Wirtschaftsentwicklung. Das System stützte den Dollar als Weltwährung. Mit dem Euro hat der Dollar nun aber ernsthafte Konkurrenz erhalten. Die von der EU geschaffene Währung könnte nämlich anderen Notenbanken als Reservewährung dienen.

      Aber die Amerikaner wollten doch, dass der Euro eingeführt wird.
      Nein, «wollten» ist meiner Meinung nach zu stark. Sie haben nichts gegen die Euro-Einführung unternommen. Ich habe das sehr genau beobachtet und darüber mit vielen Leuten aus den USA gesprochen. Ich bin überzeugt, dass die Amerikaner sich gesagt haben: «Wenn wir ganz offen gegen den Euro sind, dann ist das eine Kriegserklärung gegenüber der EU. Wir warten und sehen, was kommt, und hoffen, dass sich eine gewisse Stabilität ergibt.» Es sind vor allem die Grossfirmen und Multis, die sich eine europäische Einheitswährung gewünscht haben. Als Erleichterung und Gewinnoptimierungsmöglichkeit! Seitens der Amerikaner aber wurde kein solcher Wunsch geäussert. Die Idee kam damals nach der Wiedervereinigung Deutschlands aus Mitterands Kreis, also aus Frankreich.

      Können Sie uns die Funktion des Petrodollars etwas näher erklären?
      Ganz einfach. Zwischen dem Beginn des Yom-Kippur-Kriegs 1973 und dem Sturz des Schahs von Persien und der Revolution Khomeinis 1979, die interessanterweise mit viel Unterstützung des englischen Geheimdienstes zustande kam, erhöhte sich der Preis für Erdöl um mehr als 1300 Prozent. Innerhalb von zehn Jahren kostete ein Barrel Erdöl statt 9 oder 10 Dollar 30 bis 40 Dollar. Der hohe Dollarpreis brachte viele erdölimportierende Länder in grosse Not. Sie suchten nach Alternativen. Warum Erdöl nicht mit japanischen Yen, D-Mark oder Schweizer Franken bezahlen? - Weil ein Geheimabkommen aus dem Jahre 1975 dies verhinderte. Ich habe diesen Sachverhalt im Zuge der Vorbereitungen für mein Buch genau erforscht.

      1975 besuchte der amerikanische Finanzminister die Spitzenleuten der arabischen Länder. Diese sagten, Saudi-Arabien müsse sich gegen die kommunistische Bedrohung aus Syrien, dem Irak und anderen Nachbarländern verteidigen. Zu diesem Zweck müssten Waffen gekauft werden, natürlich bei den Amerikanern. Als Gegenleistung für die Waffenlieferungen musste sich Saudi-Arabien in einem vertraulichen Papier verpflichten, dass die OPEC-Länder Erdöl ausschliesslich gegen Dollars verkaufen. Und bis heute ist das so.

      Dies hat unter anderem zur Schuldenkrise der Dritten Welt geführt. Alle Länder wie Argentinien, Brasilien oder Polen, alle waren plötzlich gezwungen, ihre Dollarguthaben um 400 bis 1300 Prozent zu erhöhen, damit sie Erdöl für ihre Volkswirtschaften importieren konnten. Alle erdölimportierenden Länder - auch Japan - mussten riesige Mengen an Dollars aufnehmen, um ihre Wirtschaft am Leben zu erhalten. Dies hatte einen enormen inflationären Effekt und begründete die Schuldenkrise der Dritten Welt und der sogenannt «aufstrebenden Länder» wie Mexiko, Argentinien usw. in den 80er Jahren.

      Bis 1982 funktionierte dieser Deal. Aber dann ging nichts mehr. Viele Länder standen vor dem Bankrott. Sie waren nicht mehr in der Lage, ihre Auslandschulden bei den amerikanischen oder Londoner Banken zu tilgen.

      Die Kehrseite des Petrodollar-Geschäftes - Kissinger nannte es Petro Dollar Economy - bewirkte bei den OPEC-Ländern plötzlich einen enormen Überfluss an Dollars.

      Da sie diese Dollar-Guthaben nicht im eigenen Land investieren konnten, wurden die Petrodollars in westlichen Banken investiert (recycliert). Natürlich flossen die Dollarströme in die Londoner City und nach New York. Die Banken hatten plötzlich einen Überfluss an Petrodollars. Und diese Dollars wurden als Darlehen an die Importländer Südamerika, Afrika, EU usw. weitergegeben. Das heisst, es entstand die Petrodollar-Wirtschaft. Für die Wirtschaftsentwicklung der dollarabhängigen Länder war dies eine enorme Belastung mit zerstörerischer Wirkung.

      Welche Rolle spielte in diesem Machtspiel der IWF?
      Durch die enormen Dollarschulden Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre sind Länder wie Argentinien unter Druck gekommen. Das Land brauchte ein Abkommen mit dem IWF, um seine Bonität zu bestätigen. Wichtig zu wissen, das der IWF am Anfang, in Bretton Woods 1944, überhaupt nicht für Dritte-Welt-Länder konzipiert worden war. Er war als Wiederaufbaumittel für die Währungsstabilität der westeuropäischen Länder nach dem Krieg gedacht. Länder wie England oder Frankreich, die schon vorher viel Erfahrung mit Notenbankstabilität hatten, brauchten nur ab und zu eine Interimsstabilität. Erst später wurde der IWF quasi als Wirtschaftspolizist für die Wirtschaftspolitik in den Dritte-Welt-Ländern konzipiert. Seit 1977/78 oder Anfang der 80er Jahre - am Anfang der Schuldenkrise Lateinamerikas - hat sich der IWF als Hüter der Interessen der Banken in New York, London oder Deutschland entwickelt. Als «Polizist» der global operierenden Grossbanken diktierte der IWF den Schuldnerländern eine vernichtende Sparpolitik.

      Warum?
      Damit diese Zinsen und Schulden zurückbezahlen. Ohne rigorose Schuldentilgung gibt es keinen Pfennig von den westlichen Banken, was den totalen Ruin bedeutet. Die Abhängigkeit vom IWF hatte für diese Länder fatale Folgen und veränderte ihre nationalen Volkswirtschaften mit gravierenden Konsequenzen für die Bevölkerung. Gleichzeitig war dies Teil der sogenannten Globalisierungsphase Ende der 80er und 90er Jahre.

      Wenn ich den Titel «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht» lese und Ihren Ausführungen folge, dann stellt sich für mich die Frage: Verfolgt Amerika mit dem Krieg im Irak die langfristige Sicherung des Petrodollar-Systems? Ist also die Kontrolle über die Ressource Erdöl nur Zweck, um den Dollar und damit die amerikanische Wirtschaft vor dem Zerfall zu retten, also ein Rettungsversuch für den Dollar?
      Das ist zu allgemein. Aber es ist richtig, Erdöl brauchen alle Länder. Im Vergleich zum Erdöl spielen Gold und andere Bodenschätze eine untergeordnete Rolle.

      Erdöl müssen alle Länder kaufen, und darum ist es das einzige, was den Dollar noch stützt.

      Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, warum die Amerikaner ihre Dollarpresse laufen lassen können, ohne dass etwas passiert.
      Ja, bis auf die Einführung des Euro. Im Euro liegt Potential für die Zukunft, und damit gerät der Weltwährungsanspruch des Dollars unter Druck. Die Franzosen und die Deutsche Bank versuchten ganz offen, andere Länder für den Euro zu gewinnen. Auf verschiedenen Reisen führte Chirac selbst in Japan und China entsprechende Gespräche, so auch mit dem chinesischen Premierminister. Er empfahl: «Legt in Zukunft einen Teil eurer Reserven in Euro an. Wir sind ja auch eure Handelspartner.» Bis jetzt haben diese Länder aufgrund ihrer konservativen Haltung die Anlagestrategie noch nicht wesentlich geändert. Dies könnte ändern, wenn es im Irak einen andern Sieger als die USA gäbe oder der Krieg gar nicht stattgefunden hätte. Die Russen sind bereits daran - zumindest zu einem Teil -, ihre Dollars auf der Notenbank in Euro umzutauschen. Dies vor allem mit Blick auf die regen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und den EU-Ländern. Das russische Erdgas-Konglomerat «Gasprom» ist vom Exporterfolg nach Deutschland, Frankreich und Italien abhängig.

      Kann man zusammenfassend sagen, dass die Zukunft des Dollars als Weltwährung davon abhängt, ob diese Bindung an das Erdöl weiterbesteht?
      Kurzfristig ja. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Aber das Problem ist die enorme Auslandnettoverschuldung der Amerikaner. Ich habe neulich die Studie eines Institutes in Hannover gelesen, nach der sich die US-Verschuldung zwischen 1999 und heute fast verdoppelt hat.

      Ich habe eine amerikanische Studie gelesen, gemäss der die gesamte Schuldenlast, inklusive der privaten Schulden, auf die einzelnen Familien aufgeteilt, 400000 Dollar beträgt.
      3,7 Billionen Dollar beträgt die Gesamtschuld heute.

      Nicht Milliarden, sondern Billionen?
      Ja, deutsche Billionen, amerikanische Trillionen.

      Wir haben festgestellt, dass der Dollar sehr mit dem Erdöl zusammenhängt. Ohne Erdöl verliert der Dollar Bedeutung als Weltwährung. Jetzt kommt der Euro. Das ist eine Gefahr für den Dollar, wenn der Euro beim Erdölhandel eine Rolle spielen würde?
      Das ist eine enorme Gefahr für den Dollar als Weltwährung, weil zum Beispiel die Notenbanken Chinas oder Japans, Südkoreas oder Taiwans plötzlich ihre Dollars in Euro umtauschen würden. Wenn 100 oder 200 Milliarden Dollar als Währungsreserven in China und Japan gehalten werden und mit 5 oder 7 Prozent pro Jahr verzinst werden, dann fällt da ein enormer Gewinn an. Würden nun die Dollarbestände (in Form von Staatsanleihen) in Euro umgetauscht, dann käme es zu einer Dollarkrise, wie wir sie noch nie erlebt haben. Man schätzt einen Kurseinbruch von bis zu 40 Prozent. Ich vermute, es könnte sehr schnell noch viel schlimmer kommen. Dies könnte daher möglicherweise ein Hintergrund - aber nicht der einzige - für den Krieg gegen Saddam Hussein im Irak sein. Es geht bei diesem Konflikt also um die Kontrolle über das zukünftige Erdölpotential und um die Botschaft an alle Länder: Noch immer muss mit Dollars und nicht mit Euro gezahlt werden. Verschiedene Länder versuchten nämlich, die Erdöl-Dollarbindung zu durchbrechen. So auch der Irak im Jahr 2000. Die Welt soll wissen: Wenn jemand versucht, ein Spiel gegen den Dollar zu veranstalten, dann stehen unsere Streitkräfte bereit. Das ist unausgesprochen, aber ich bin überzeugt, diese Überlegungen spielen in manchen Kreisen in Washington, in New York, aber auch in der City von London eine wichtige Rolle. Die meisten Amerikaner wissen natürlich überhaupt nichts von solchen Strategien und sollen das auch nicht wissen, aber so ist das.

      Vielen Dank Herr Engdahl für dieses sehr aufschlussreiche Interview.
      Engdahl, F. William, Mit der Ölwaffe zur Weltmacht. Neuauflage 2002.

      Dieses Buch kann bezogen werden bei: Kopernikus Schweiz, 8006 Zürich, Tel.: 01 363 88 33, Fax: 01 363 88 23, www.buch-kopernikus.ch

      Kopernikus Deutschland, 78315 Radolfzell, Tel.: 0700 5670 5670, Fax: 0700 5670 5671www.buch-kopernikus.de


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      F. William Engdahl hat in den USA Politische Wissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studiert. International bekannt wurde er durch sein Buch «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht» (2. Auflage 2002), in dem er die politökonomischen Hintergründe der Machtpolitik im 20. Jahrhundert darstellt (vgl. die Buchrezension in Zeit-Fragen Nr. 19 vom 25. Mai). In seinen Artikeln hat er sich mit historischen, aber auch mit aktuellen Themen, insbesondere der US-amerikanischen Geopolitik befasst. Engdahl lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland und arbeitet dort als freier Publizist.

      Artikel 1: Zeit-Fragen Nr.20 vom 2. 6. 2003, letzte Änderung am 3. 6. 2003
      Zum Artikel-Anfang: auf den roten Balken klicken
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:40:21
      Beitrag Nr. 2.969 ()
      "Keine Macht kontrolliert Ratingagenturen"
      Bundesbank prangert Fehleinschätzungen an


      wf Berlin - Deutliche Kritik an der Rolle der internationalen Ratingagenturen haben Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Berlin geübt. "Ratingagenturen sind die größte unkontrollierte Machtstruktur im Weltfinanzsystem", sagte BaFin-Präsident Jochen Sanio vor Abgeordneten des Bundestags-Finanzausschusses bei der Anhörung zur "Förderung des Finanzplatzes". Hans-Helmut Kotz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, sagte: "Von den zehn größten Katastrophen in den vergangenen zehn Jahren haben die Ratingagenturen null vorhergesehen." Härteste Kontrollinstanz des Finanzsystems seien nicht die Bundesbank und nicht die BaFin, sondern die Ratingagenturen, sagte Sanio. Sorgen bereite ihm die derzeitige Kombination des Imageproblems von Deutschland gepaart mit den hart prüfenden ausländischen Ratingagenturen, so der BaFin-Chef. Mögliche Hoffnungen, die BaFin könne die Agenturen aus den USA beaufsichtigen, machte Sanio zunichte: Ein Qualitätssiegel könne allenfalls international vergeben werden ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:43:40
      Beitrag Nr. 2.970 ()
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      Adam sieht unbewältigte Bubble-Folgen

      Anlagestrategen der Allianz für die Weltwirtschaft in Moll gestimmt - Europapass für Fonds gefordert


      mic London - Die Top-Anlagestrategen von Allianz Dresdner Asset Management (Adam) beurteilen die mittelfristigen Aussichten für die Weltwirtschaft sehr negativ. Der Bubble in den USA sei noch lange nicht bewältigt, so ihr Tenor auf einer Pressekonferenz in London. Allianz-Vorstand Joachim Faber forderte darüber hinaus eine europaweit einheitlich gültige Zulassung von Fonds.

      Die globalen Fundamentaldaten ließen eine schnelle oder mittelfristige Rückkehr der Wirtschaft auf einen ausgeprägten Wachstumspfad unwahrscheinlich erscheinen, machten Andreas Utermann und Lee Thomas unisono klar. Utermann als Global Chief Investment Officer Adam Equities und Thomas als Managing Director Pimco seien unabhängig für die Aktien- und Rentenseite zu diesem Ergebnis gekommen, unterstrichen sie. Angesichts historischer Erfahrungen wäre es ein Wunder, wenn die Folgen der US-Bubble innerhalb von zwei bis drei Jahren verdaut seien, hieß es.

      Thomas prognostizierte für die USA und Europa mittelfristig ein Wachstum unter dem Potenzialwert mit entsprechend steigender Arbeitslosigkeit und weiter sinkender Inflation. Er machte auf drei langfristige Entwicklungen aufmerksam, die diese Tendenz förderten. Erstens führe die demografische Entwicklung zu steigenden Sparraten. Zweitens würden die Preise für Industriegüter fallen. Drittens gebe es weltwirtschaftlich ein Übergewicht der US-Ökonomie, die unter der Post-Bubble-Malaise mit überschuldeten Unternehmen und Konsumenten leide.

      Für die Aktienseite wies Utermann jenseits kurzfristiger Chancen auf die sich verschlechternden Fundamentaldaten hin. Im Aktien-Universum bevorzuge er japanische und asiatische Werte vor europäischen. An letzter Stelle setzte Utermann die US-Aktien. Thomas empfahl für den Rentenmarkt, short zu bleiben. Der Markt übergewichte derzeit wohl die Deflationsstory, dementsprechend unattraktiv seien langlaufende Papiere.


      "Sell the Dollar"

      Für den Dollar lautet die Empfehlung von Thomas kurz und knapp: "Sell". Überraschend an der Dollar-Schwäche sei nur, dass sie nicht früher begonnen habe. Thomas machte klar, dass er mit einem weiteren Erstarken des Euro rechnet. Im Devisenmarkt habe man es mit langlaufenden Zyklen zu tun.

      Allianz-Vorstand und Adam-CEO Faber setzte sich für einen Europapass für Fonds ein. Es mache keinen Sinn, in einem einheitlichen europäischen Aktienmarkt in jedem Land einen eigenen Fonds aufzulegen. Die Fragmentierung habe Auswirkungen auf die Profitabilität (siehe unten stehendes Interview). Als entscheidenden Schritt in die richtige Richtung begrüßte er die Europäische Pensionsfonds-Richtlinie, die der Ecofin-Rat am 13. Mai verabschiedet habe und die bis Mitte 2005 in nationale Gesetze umgesetzt werden solle.

      Das Adam-Management präsentierte in London das bereits aufgelegte Fondskonzept Adam Vision. Das Renten- und Fondsmischprodukt, das die Expertise quer durch alle Adam-Gesellschaften nutzt und mit europäischem sowie globalem Schwerpunkt angeboten wird, soll dem Anleger eine vergleichsweise verlässliche Outperformance von 200 Basispunkten bei einem Risiko von 500 Basispunkten bieten. Die Benchmark sind je zur Hälfte Lehman Euro/Global Aggregate und MSCI World.


      Börsen-Zeitung, 5.6.2003








      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:47:28
      Beitrag Nr. 2.971 ()
      Mittelstand
      Finanzierungsnöte im Mittelstand - Alternative Möglichkeiten

      Von Norbert Winkeljohann

      04. Juni 2003 Die Kapitalausstattung vieler Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend verschlechtert. Eine abnehmende Zahlungsmoral und Insolvenzrekorde prägen die deutsche Wirtschaft. Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Mit 37.700 Insolvenzen verzeichnete Deutschland im 2002 einen neuen Höchststand - eine Steigerung von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Quelle: Creditreform 2003). Deutschland liegt hiermit deutlich über der europäischen Steigerungsrate von rund 11Prozent.

      Der durch den ab 2007 geltenden Baseler Akkord (Basel II), der festgelegt, zu welchen Konditionen die Unternehmen künftig von den Banken Kredite erhalten, bedingte Paradigmenwechsel in der Mittelstandsfinanzierung trägt dazu bei, daß Alternativen zum klassischen Bankkredit mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Suche nach alternativen Finanzierungsquellen wird somit zu einer weiteren Herausforderung für mittelständische Unternehmen.

      Es gibt Alternativen zum Bankkredit

      Alternativ zur klassischen Fremdkapitalfinanzierung bieten sich festverzinsliche und partiarische Darlehen an. Bei der letzteren Variante ist der Kapitalgeber über einen variablen Zins am Gewinn, jedoch nicht am Verlust der Firma beteiligt. Darüber hinaus werden die im angelsächsischen Raum schon weit verbreiteten Asset Backed Securities-Transaktionen in den kommenden Jahren verstärkt Zuspruch erfahren.

      Asset Backed Securities haben zum Ziel, bisher nicht liquide Finanzaktiva wie Forderungen aus Kredit-, Leasing-, Miet- und Lizenzverträgen in Anleihen umzuwandeln. Derartige Finanzaktiva werden dabei in einen Forderungspool eingebracht, den eine Finanzierungsgesellschaft treuhänderisch verwaltet. Der Kapitalfluß aus dem Forderungspool dient dann der Bedienung von Anleihen, die an Externe ausgegeben sind. Das initiierende Unternehmen erhält somit eine zinsgünstige Refinanzierung.

      Während Darlehen und Asset Backed Securities-Transaktionen vorrangig umsatzstarken Unternehmen zur Verfügung stehen, lassen sich andere Finanzierungsinstrumente wie Factoring oder Leasing von einer Mehrheit der Mittelständler nutzen.

      Gewährung von Beteiligungen statt Börsengang

      Da ein Börsengang für die meisten mittelständischen Unternehmen aufgrund ihrer Größe und Rechtsform nicht in Frage kommt, bietet sich zur Eigenkapitalbeschaffung die Gewährung einer Beteiligung an. Die Öffnung eines Unternehmens gegenüber externen Investoren kann beispielsweise durch die Beteiligung eines atypisch stillen Gesellschafters geschehen. Dieser kann einerseits Mitunternehmerinitiative einbringen, da ihm Informations- und Kontrollrechte gewährt werden. Andererseits geht er mitunternehmerisches Risiko ein, indem er nicht nur am laufenden Gewinn und Verlust eines Unternehmens, sondern auch schuldrechtlich am Geschäftswert und an den stillen Reserven beteiligt ist. Ein typisch stiller Gesellschafter trägt dagegen charakteristischerweise keinerlei unternehmerisches Risiko.

      Zahlreiche Mittelständler scheuen jedoch die direkten Formen der Kapitalbeteiligung, weil damit in der Regel Mitspracherechte verbunden sind. In diesem Fall kann die Schaffung von Mezzanine Capital, das sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalcharakter hat, eine Alternative bieten. Der Mezzanine Capital-Geber partizipiert in der Regel neben einer (typischerweise geringen) Verzinsung auch am Wertzuwachs des Unternehmens. Dies kann beispielsweise über eine Option zum Erwerb eines definierten Anteils am Grundkapital geschehen.

      Bankkredite bleiben wichtigste Finanzierungsform für den Mittelstand

      Die vorgestellten Finanzierungsquellen eröffnen mittelständischen Unternehmen zum einen die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Bankkrediten zu verringern, zum anderen wirken sie sich positiv auf Kapitalausstattung und Bonität aus. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit alternativen Finanzierungsformen kann somit zum Aufbau von Wettbewerbsvorteilen beitragen. Trotz der beschriebenen Tendenzen wird jedoch der klassische langfristige Bankkredit vorerst noch die wichtigste Finanzierungsform für den Mittelstand bleiben. Die optimale Kapitalbeschaffung wird künftig in einer Kombination aus verschiedenen Finanzierungsquellen bestehen.

      WP/StB Prof. Dr. Norbert Winkeljohann ist Vorstandsmitglied von PricewaterhouseCoopers und verantwortlich für den Geschäftsbereich Neuer Mittelstand, Osnabrück / Hannover

      Text: @wiz
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:50:26
      Beitrag Nr. 2.972 ()
      US-Autotitel auf Schleuderkurs
      Milliardenverlust bei Chrysler schockt Experten und Daimler-Aktionäre - Analysten reagieren mit Herabstufungen

      von Jens Wiegmann

      Berlin - Die amerikanischen Autofahrer lieben es komfortabel: an der Cruise-Control die Geschwindigkeit fest einstellen, Fuß vom Gas, und dann ganz entspannt über den Highway gleiten. Doch inzwischen scheint der gesamte US-Automarkt unaufhaltsam auf Autopilot zu laufen - und zwar bergab. Hoffnungen, die Situation könnte sich bald ein wenig bessern, wurden am Mittwoch zunichte gemacht: Die Gewinnwarnung von Daimler-Chrysler, die US-Sparte erwarte für das zweite Quartal einen Milliardenverlust, versetzte Experten und Aktionären einen Schock. Dass es zu einer Gewinnwarnung kommen würde, sei mit Blick auf die Marktverhältnisse zu erwarten gewesen, sagt Analyst Michael Raab von Sal. Oppenheim. "Aber die Höhe des Verlustes ist heftig, das hat die Finanzmärkte kalt erwischt."


      Auch Tim Schuldt von der DZ Bank zeigte sich überrascht. "Das zweite Quartal ist normalerweise eines der stärksten." Die Ursachen für die roten Zahlen sind hohe Abschreibungen auf Händlerbestände und - da wegen des knallharten Preiswettbewerbs und der enormen Nachlässe auch die Gebrauchtwagenpreise sinken - Abschreibungen auf Leasing-Fahrzeuge. Die Gewinnwarnung beruhe also auf vergangenen Geschäften, so Schuldt, und sei damit nicht repräsentativ für das dritte und das vierte Quartal.


      Entwarnung gibt der Analyst dennoch nicht - im Gegenteil. "Diese massiven Abschreibungen lassen vermuten, dass sich Chrysler längerfristig auf eine Strategie hoher Preisnachlässe einstellt." Raab geht davon aus, dass das Chrysler-Ergebnis auch im Gesamtjahr rot eingefärbt ist. "Die Formulierung des Unternehmens, man rechne mit einem "leicht positiven operativen Gewinn vor Restrukturierungskosten, lässt nichts Gutes ahnen." Denn Chrysler wird seinen Restrukturierungsaufwand voraussichtlich weiter erhöhen. Allerdings hat das Unternehmen einen Großteil des Umbaus bereits abgeschlossen, zusätzliche Einsparungen in Milliardenhöhe sind nicht zu erwarten. Das Chrysler-Management habe einen guten Job gemacht, findet Raab, gegen systematische Risiken sei es aber weitgehend machtlos: "Was Chrysler und der Gesamtkonzern brauchen, ist eine Verbesserung der Marktsituation."


      Doch die ist auf Grund des anhaltenden ruinösen Preiskampfes nicht in Sicht. Da die gesamte Branche die gleiche Strategie fährt, verpuffen die Effekte von Nachlässen und massiven Werbekampagnen zumeist. Den Kunden kann das nur recht sein, sie haben sich an die hohen Rabatte auf breiter Front gewöhnt. Hintergrund ist ein strukturelles Problem der US-Autoindustrie, die unter Überkapazitäten und unflexibler Fertigung leidet. Im Gegensatz zur europäischen Konkurrenz, die nachfrageorientiert fertigt, drücken die amerikanischen Produzenten hohe Stückzahlen in den Markt, um den Anteil der Fix- an den gesamten Produktionskosten zu relativieren.


      Betroffen sind neben Chrysler vor allem Ford und GM. "Mercedes Benz, Porsche, BMW und auch VW bewegen sich in den USA im Premium-Segment, wo der Preiswettbewerb deutlich schwächer ist", sagt Raab. Er belässt das Rating für Daimler-Chrysler auf "Underperform", der niedrigsten Einstufung bei Sal. Oppenheim. Schuldt bestätigte angesichts der Probleme bei Chrysler seine Verkaufs-Empfehlung für die Daimler-Chrysler-Aktie. Die US-Investmentbank J.P.Morgan stufte den Titel von "Overweight" auf "Neutral" herab.

      Bei den deutschen Herstellern gibt sich Schuldt hingegen bullish. VW, BMW und Porsche stehen bei ihm auf "Kaufen", da sie vom US-Preiskampf kaum betroffen sind. Bei VW sei der starke Euro ein potenzielles Risiko, da die Wolfsburger sich nur kurzfristig über Termingeschäfte absichern. "Wenn der Euro aufhört zu steigen, würde Effekt aber langsam auslaufen, und die anderen Themen wie der Modellwechsel beim Golf in diesem Herbst würden mehr in den Vordergrund treten. Außerdem sei China inzwischen der zweitgrößte Absatzmarkt für VW nach Deutschland. BMW und Porsche hätten langfristig gehedged und seien deshalb von dem starken Euro derzeit kaum betroffen.


      Artikel erschienen am 5. Jun 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:52:46
      Beitrag Nr. 2.973 ()
      Expertenstreit um richtige Zinspolitik
      Provokante These: Sinkende Sätze sogar schädlich für die Volkswirtschaft

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Für viele Volkswirte ist der für heute erwartete Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) lediglich ein Placebo. Sprich: Realwirtschaftlich werden die niedrigeren Zinsen wahrscheinlich weitgehend verpuffen. Doch nun gibt es sogar schon erste Stimmen, die vor den Nebenwirkungen einer zu aktionistischen Geldpolitik warnen. "Zinssenkungen sind nicht das Allheilmittel für jede Wirtschaft. Sie können sogar schaden, wie das Beispiel Japan in den letzten zehn Jahren beweist", sagt Mark Tinker, Chefstratege beim Brokerhaus Execution in London.


      Ähnlich wie Medikamente bei Menschen wirken auch Leitzinsänderungen nicht für alle Volkswirtschaften gleich. Vielmehr kommt es auf die Physiognomie der jeweiligen Ökonomie an. Danach ist entscheidend, wie und ob überhaupt das billigere Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangt, um das Wachstum zu stimulieren. Und genau da gibt es entscheidende Unterschiede. Während die USA oder Großbritannien als zinsreagible Ökonomien gelten, weil sie äußerst kräftig auf jede Änderung der Geldpolitik reagieren, ist dies in Japan oder Europa ganz anders. Hintergrund ist die unterschiedliche Situation der Konsumenten. In den angelsächsischen Ländern werden die Verbraucher durch sinkende Zinsen kräftig entlastet und haben dadurch mehr Geld für den Konsum übrig. Bestes Beispiel ist Großbritannien: Die privaten Haushalte haben ihr Häuschen vor allem mit kurzfristigen Darlehen finanziert, die direkt an den Leitzinsen hängen. Insgesamt eine Billion Dollar an Hypotheken sind von jeder Zinsänderung direkt betroffen. "Leitzinssenkungen wirken auf der Insel wie eine riesige Steuerentlastung. Der Konsument spürt dies sofort im eigenen Portemonnaie", sagt Tinker. Nicht ohne Grund sei der britische Konsument nach den acht Reduktionen der Bank of England der ausgabefreudigste innerhalb Europas. Auch in den USA hängen die Haushalte durch die kurzfristigen Kreditkarten-Schulden an den Leitzinsen. Bei den Immobilien nehmen Amerikaner zwar langfristige Kredite auf, die nur indirekt von den Leitzinsen beeinflusst werden. Jedoch gibt es in den USA die Möglichkeit, bei fallenden Hypothekensätzen die Darlehen kostenlos umzuschulden. Genau dies ist in Deutschland oder Japan nicht möglich. Hier binden sich die Verbraucher langfristig und können nur unter hohen Kosten einen Kredit kurzfristig durch einen günstigeren ablösen und damit Spielraum für den Konsum schaffen. Execution-Stratege Tinker schätzt, dass in der gesamten Eurozone die Konsumenten gerade einmal variable Kreditverträge in Höhe von 800 Mrd. Dollar abgeschlossen haben, bei denen sich die Leitzinsen bemerkbar machen. Und bei diesen Schulden - etwa dem klassischen Dispositionskredit - geben die Banken oftmals die Leitzinssenkungen gar nicht weiter, sodass der europäische Konsument leer ausgeht. Für Europa könnten zu viele Zinssenkungen sogar kontraproduktiv sein. Denn die privaten Haushalte haben einen Gutteil ihres Ersparten auf Geldmarktkonten. Mit jedem Prozent, den die Leitzinsen fallen, fallen auch die Renditen. Wollen die Konsumenten etwa für die Altersvorsorge einen bestimmten Festbetrag haben, müssen sie mehr sparen. "In Japan führten die fallenden Renditen dazu, dass die Menschen genau das getan haben. Und das war kontraproduktiv für den Konsum", sagt Tinker. Dieses Verhalten könnte sich nun auch in Europa wiederholen, zumal die Diskussion über die Altersvorsorge viele Verbraucher zusätzlich sensibilisiert hätten.


      Die billigeren Zinsen stimulieren zwar auch die Unternehmensinvestitionen. Jedoch hängt das Wohl der Konzerne an der Nachfrage der Konsumenten. Und wenn diese nichts kauften, würden auch die Firmen trotz niedriger Sätze nichts investieren.


      Artikel erschienen am 5. Jun 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:56:35
      Beitrag Nr. 2.974 ()
      --


      Bauwirtschaft sieht sich in ihrem "schwärzesten Jahr"


      Berlin - Nach sieben mageren Jahren ist noch immer keine Besserung in Sicht: Die deutsche Bauwirtschaft erlebt derzeit das "schwärzeste Jahr" ihrer Nachkriegsgeschichte. Auch für die Zukunft malte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Ignaz Walter, zum "Tag der deutschen Bauindustrie" ein düsteres Bild.


      Nach 740 Firmenpleiten allein im ersten Quartal 2003 betrage die Arbeitslosigkeit am Bau im Osten Deutschlands 57,9 Prozent und im Westen 31,3 Prozent. 300 000 Bauarbeiter waren im April ohne Beschäftigung - eine Rekordzahl. Auf Wachstumskurs bewege sich dagegen die Schwarzarbeit. Eine Belebung der Baukonjunktur sieht der Verbandspräsident in den nächsten Monaten nicht: "Die Talsohle ist vielleicht 2004 erreicht."


      Die Krise am Bau blockiert nach Einschätzung des Verbandes die gesamtwirtschaftliche Belebung. Bei stabilem Baugeschehen hätte das reale Wachstum des Bruttoinlandprodukts in den ersten drei Monaten bei 1,2 statt bei ,5 Prozent liegen können, rechnete Walter vor. Die Gründe für den dramatischen Absturz werden außerhalb der Bauwirtschaft gesehen: in anhaltender allgemeiner Wachstumsschwäche, in der Zurückhaltung gewerblicher Investoren, in der Investitionsverweigerung von Kommunen und der Angst der privaten Haushalte vor Einkommensverlusten. Letzteres macht vor allem dem Wohnungsbau zu schaffen. "Ein Teufelskreis, der nach unten zieht und das Gesamtsystem Deutschland ernsthaft gefährdet", sagte Walter.


      Der Verbandspräsident warf der Politik vor, die "Kurve nicht gekriegt zu haben." Anstatt den riesigen Baubedarf in Baunachfrage zu wandeln, würde das öffentliche Investitionsvolumen immer weiter heruntergefahren. Allein im Kanalbau gebe es Sanierungsbedarf im Volumen von rund 280 Mrd. Euro. Der Reparaturbedarf von Straßen und Autobahnen sei gigantisch. Um etwa 3,5 Mrd. Euro müssten Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur jährlich erhöht werden, um sie leistungsfähig zu halten. Über eine Mrd. Euro müssen aufgewendet werden, um den Verfall von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu stoppen. Zwölf bis 15 Mrd. seien nötig, um über 40 000 allgemeinbildende Schulen zu sanieren. Um an das notwendige Geld zu kommen, müssten die Subventionen zusammengestrichen werden.


      "Das Totsparen der Wirtschaft trifft vor allem das Bauwesen", kritisierte Walter. "Das Kapital verschwindet im Zuge der Globalisierung ins Ausland, weil das deutsche Modell nicht mehr funktioniert." Politiker müssten endlich Rückgrat zeigen, um richtig Erkanntes anzugehen. Walter zählte dazu die schon seit einem Jahrzehnt diskutierte und immer wieder blockierte Privatfinanzierung öffentlicher Bauvorhaben. "Damit kann ein Staatshaushalt saniert werden. Andere europäische Länder machen uns das längst vor." BE




      Artikel erschienen am 5. Jun 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 21:58:59
      Beitrag Nr. 2.975 ()
      Reform für die Pflegekasse

      Die Finanzreserven der Versicherung sind aufgebraucht, ein Umbau dringend nötig. An Leistungskürzungen führt kein Weg vorbei, meint Dorothea Siems
      Wenn die Gesundheitsreform durchgesetzt und die Rentenformel korrigiert ist, will Bundessozialministerin als drittes großes Projekt die Pflegekassen sanieren. Auch diese Sozialversicherung ist in finanzieller Schieflage. Der Beitragssatz von derzeit 1,7 Prozent reiche nicht aus, den wachsenden Pflegebedarf zu decken, sagt die Ministerin. Bisher jedoch gebe es noch keine Pläne, wie die Reform gestaltet werden könnte. Die Regierung will die Vorschläge der Rürup-Kommission Ende Juni abwarten.


      Der Umbau der erst vor acht Jahren eingeführten Pflegeversicherung ist überfällig. Seit 1999 übersteigen die Ausgaben die Einnahmen. Das Finanzpolster, das eigentlich die demographisch schwierigen Jahre ab 2010 abfedern sollte, ist bis auf knapp drei Milliarden Euro aufgezehrt. Derzeit leidet die Versicherung wegen der Wirtschaftsflaute vor allem an einer akuten Einnahmeschwäche. Dramatisch wird die Situation in einigen Jahren, wenn die Folgen der Überalterung das System mit voller Wucht treffen. Doch nicht nur die Zahl der Pflegefälle wird schnell größer werden. Kosten treibend ist auch der Trend, immer mehr Pflegebedürftige in Heimen versorgen zu lassen. Dann gewährt die Kasse höhere Leistungen als bei der Betreuung durch Angehörige. Reformdruck hat auch das Verfassungsgericht erzeugt: Bis Anfang 2005 müssen Familien bei den Beiträgen entlastet werden. Den Pflegekassen drohen weitere Milliardenausfälle.


      Die "Krise der Pflege" macht sich auch auf der Ausgabenseite bemerkbar. Das erklärte Ziel, das Gros der Pflegebedürftigen aus der Sozialhilfe zu holen, wurde verfehlt. Da die Pflegesätze nicht angepasst wurden, wird heute kaum mehr der Anspruch einer Teilversicherung erfüllt. Bleibt der Inflationsausgleich oder gar eine Ausweitung der Leistungen aus, verliert die Pflegeversicherung für heutige Beitragszahler ihren Sinn. In der heutigen Konstruktion treibt aber jede Leistungsverbesserung die beschäftigungsfeindlichen Lohnnebenkosten weiter in die Höhe.


      Für die Sanierung der Pflegekassen liegen zahlreiche Konzepte vor. Die Rürup-Kommission prüft unter anderem eine Teilprivatisierung sowie den Aufbau einer privaten, kapitalgedeckten Zusatzversicherung, ähnlich der Riester-Rente. Auch eine Äußerung von SPD-Fraktionschef Franz Müntefering - "Es gibt ein Recht auf menschenwürdige Pflege, aber kein Recht auf große Erbschaften" - könnte in diesem Sinne interpretiert werden. Vor allem die niedrigste Pflegestufe gilt als entbehrlich: Die Solidargemeinschaft würde dann nur für die schweren Fälle zahlen.


      Die Alternative zu Leistungskürzungen hieße, neue Geldquellen zu erschließen, wie dies im Sozialministerium bereits angedeutet wird. Entweder könnte der Bund wie schon in die Rentenkasse auch zur Pflege einen Zuschuss zahlen. Die Grünen wollen dagegen die Zwangsmitgliedschaft in der Pflegekasse auch auf Selbständige und Beamte ausweiten. Zinsen und andere Zusatzeinkünfte sollen auch beitragspflichtig werden.


      Neue Finanzquellen könnten die Misere nur kurzfristig lindern, das Problem der Überalterung aber nicht lösen. Nur wenn die Beitragszahler nicht mit höheren Steuer- und Sozialabgaben belastet werden, bleibt ihnen die Chance, individuelle Vorsorge zu betreiben. An Leistungseinschnitten führt deshalb auch in der Pflegekasse kein Weg vorbei.


      Artikel erschienen am 5. Jun 2003
      welt.de
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      schrieb am 04.06.03 22:01:24
      Beitrag Nr. 2.976 ()
      Strompreise klettern um fast ein Zehntel

      Energie für Privathaushalte teurer als vor der Liberalisierung / Branche kritisiert hohe staatliche Abgaben





      wüp BERLIN. Strom wird die privaten Haushalte in diesem Jahr im Durchschnitt rund 50 Euro pro Monat kosten - fast ein Zehntel mehr als vor Jahresfrist. Damit ist Energie aus der Steckdose teurer als vor der Liberalisierung. Die Strombranche sieht den Wettbewerb trotzdem als "Erfolgsgeschichte".

      Für Werner Brinker, Präsident des Verbands der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), haben die 900 deutschen Stromversorger die Öffnung des zuvor von Kartellen beherrschten Markts gut bewältigt. Mit einem "beispiellosen Kraftakt" habe sich die Branche fit für den Wettbewerb gemacht und einen festen Platz in der Europaliga errungen. Auch den 44 Millionen Stromverbrauchern habe die Liberalisierung genutzt. Jeder Deutsche könne seinen Versorger frei wählen. "Davon können Millionen andere EU-Haushalte vorerst nur träumen." Erst bis 2007 solle das in der gesamten EU der Fall sein.

      Die Statistik allerdings belegt, dass von der hiesigen raschen Marktöffnung vor allem die Industrie profitiert hat. Die privaten Haushalte dagegen haben weniger Vorteile. Nur 4,3 Prozent wechselten bisher ihren Anbieter, jeder vierte Private holte immerhin beim bisherigen Lieferanten einen Nachlass heraus. In der Industrie suchten sich dagegen 35 Prozent neue Anbieter, der Rest handelte meist hohe Rabatte aus.

      Die privaten Haushalte haben zudem, anders als die Wirtschaft, keinen dauerhaften Nutzen vom Wettbewerb der Versorger. Zwar verminderte sich die monatliche Stromrechnung für einen Drei-Personen-Haushalt mit der Liberalisierung vor fünf Jahren von 49,95 auf zunächst 48,20 Euro und sackte im Jahr 2000 sogar auf 40,63 Euro. Doch schon voriges Jahr verteuerte sich die Rechnung um fast fünf auf 46,99 Euro. In diesem Jahr müssen 50,04 Euro für Energie berappt werden, mehr als zu Monopolzeiten auf dem Strommarkt.

      Die Branche rechtfertigt die kräftigen Zuschläge mit den hohen staatlich verordneten Abgaben. "Der Staat schöpft die Liberalisierungsgewinne ab", klagt Brinker. Auf Mehrwert- und Ökosteuer, Konzessionsabgabe sowie Förderung erneuerbarer Energien sowie der Kraft-Wärme-Kopplung entfielen rund 41 Prozent der Stromrechnung. Der "stetige Zubau" mit hochsubventionierten Windkraftwerken vergrößere noch die Belastung, so der Verband.

      Die Zuschüsse für erneuerbare Energien steigen den VDEW-Angaben zufolge in diesem Jahr von 1,7 auf zwei Milliarden Euro. Der Anteil umweltfreundlicher Erzeugung liege nun bei neun Prozent. Er soll sich nach dem Willen von Rot-Grün bis 2010 verdoppeln. Vergangenes Jahr wurde mit 45 Milliarden Kilowattstunden 18 Prozent mehr regenerative Energie aus Wind- oder Wasserkraft, Sonnenstrahlung und Biomasse produziert.

      Der Wettbewerb in der Strombranche hat seit 1997 fast jeden vierten Arbeitsplatz gekostet. Rund 40 000 Jobs sind laut VDEW der Rationalisierung zum Opfer gefallen. Erstmals setzte sich voriges Jahr der Stellenabbau nicht mehr fort. Die Branche beschäftigte konstant 131 000 Frauen und Männer. Dabei wuchs der Umsatz um zwei Prozent auf 54 Milliarden Euro.


      fr-aktuell.de
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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 03.06.2003 um 19:56:40 Uhr
      Erscheinungsdatum 04.06.2003
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 22:16:14
      Beitrag Nr. 2.977 ()
      Verdoppelung der Neuverschuldung


      Eichel meldet Steuerausfall von 7 Milliarden Euro



      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geht jetzt von einem Steuerausfall von sieben Mrd. € für den Bundeshaushalt 2003 aus. Das ist etwa doppelt so viel wie bei der Steuerschätzung im Mai genannt worden war.



      HB/dpa BERLIN. „Darüber hinaus wird mit einem erheblichen Mehrbedarf auf der Ausgabenseite auf Grund der aktuellen Arbeitsmarktsituation zu rechnen sein“, teilte Eichel in einem der dpa vorliegenden Schreiben den obersten Bundesbehörden mit.

      Der vor knapp einem Monat genannte Steuerfehlbetrag für 2003 in Höhe von 3,5 Mrd. € hatte sich auf den Vergleich der Steuerschätzungen im November und im Mai bezogen. Die sieben Mrd. € zeigen dagegen die Planverfehlung noch viel realistischer, denn sie beziehen sich auf die tatsächlich im Bundeshaushalt des laufenden Jahres veranschlagten Steuereinnahmen. Der Bundeshaushalt ist erst Mitte März verabschiedet worden.

      Der Haushaltssprecher der Unions-Fraktion, Dietrich Austermann, sagte: „Dies entspricht genau unseren Zahlen, die Eichel nicht wahrhaben wollte.“ Damit werde die Neuverschuldung in diesem Jahr statt der im Bundeshaushalt geplanten 18,9 Mrd. € auf rund 40 Mrd. hochschnellen. Auch die Bundesregierung geht inzwischen etwa von einer Verdoppelung aus.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 04. Juni 2003, 18:33 Uhr
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 22:34:42
      Beitrag Nr. 2.978 ()
      Es wird keinen nachhaltigen konjunkturellen Aufschwung geben

      von Jochen Steffens

      Oder: Vom Automarkt über Deflation zur Nanotechnologie.

      Da es bis zum nächsten Zahlenreigen ein wenig ruhiger an den Börsen zugeht, nutze ich mal die Zeit für einen längeren Text.

      Auf dem amerikanischen Automarkt (die heutigen Zahlen weiter unten) entsteht gerade ein längerfristiges Problem für die Autowirtschaft, dass nicht mehr so leicht zu lösen sein wird. Die amerikanischen Verbraucher haben sich an die Kaufanreize der Autofirmen derart gewöhnt, dass eine einzelne Automarke nicht mehr zurückrudern kann. Damit entsteht eine Form der "Deflation". Das Angebot ist einfach zu groß, der Markt gesättigt. Der Konkurrenzkampf wird über den Preis geführt. Die Preise sinken, bzw. die Kaufanreize der Firmen werden gesteigert (was im Prinzip auf das Gleiche herauskommt). Die Gewinnmargen werden damit geringer, so dass die Produktivität (Verhältnis Aufwand zum Erfolg) gesteigert werden muss. Daraus resultierende Kostensenkungsprogramme führen zu weiteren Arbeitsplatzabbau. Häufig wird allerdings dabei auch die Qualität der Produkte verringert. Der Konkurrenzkampf wird härter, die Preise sinken weiter. Die Folge, es überleben die Firmen, die es schaffen, möglichst kostengünstige, gute Produkte sicher an den Mann zu bringen.

      Sie sehen im amerikanischen Automarkt ist "Deflation" in vollem Gange. Dabei unterscheidet sich diese Art der Deflation von den historischen Deflationskatastrophen in einem wichtigen Punkt:

      Vereinfachte Definition: Eine Inflation entsteht, wenn zu viel Geld im Umlauf ist, mit der Folge, die Preise steigen. Ein Deflation also umgekehrt, wenn zu wenig Geld umläuft, so dass die Preise fallen. Ein Grund für die Deflationskatastrophen der Geschichte war, dass es zu einer Verknappung des Geldes kam. Und daraus resultiert die Ansicht, dass man bei Deflationsgefahr nur die Geldmenge erhöhen muss.

      Das ist auch der Grund, warum die FED versucht, durch Ausweitung der Geldmenge einer Deflation vorzubeugen. Frei nach dem Motto, wir können die Geldmenge so weit erhöhen wie wir wollen. Nur die "Geldmenge" ist bei der aktuellen Deflationsgefahr gar nicht das (wirkliche und einzige) Problem. Die Entwicklung auf dem Automarkt zeigt: Nicht nur die Verknappung der Geldmenge fördert Deflation. Selbst wenn Geld vorhanden ist, kann auch ein großes Überangebot zu deflationären Tendenzen führen. Denn an welcher Stelle letztlich der Geldfluss gestört wird, bei der Geldmenge, oder bei Kaufbereitschaft, ist offenbar egal.

      Stellen Sie sich vor, sie haben ausreichend (nicht zu viel!) Geld. Sie haben sich an ihren Fernseher gewöhnt, er läuft. Warum sollten Sie sich einen neuen kaufen? Mit ihrem Auto sind sie mehr als zufrieden. Ihr Staubsauger läuft bestens. Und ihre Stereoanlage macht auch noch anständig Lärm. Warum sollten sie kaufen? Aber die Wirtschaft produziert immer mehr, immer billiger. Damit produziert sie weit mehr, als wirklich gebraucht / verbraucht wird.

      Bisher versuchten die Unternehmen diese Situation zu lösen, indem sie "Kaufanreize" durch "Neuentwicklungen" schafften. Auf das Beispiel Fernsehen angewendet: Buntfernsehen, Stereofernsehen, Videotext, Hifi Dolby Surroundsystem, Flatscreens. Das hat auch bisher bestens funktioniert. Nach jeder Neuentwicklung kam es aber auch zu einer kleinen Sättigung und damit Produktinternen "deflationären" Tendenzen. Die neuentwickelten Produkte wurden immer billiger. Meistens wurden dann schnell neue Produktentwicklungen auf den Mark gebracht. (Dieser Prozess beschleunigte sich, immer schneller kam es zu Neuentwicklungen, um den Preisverfall entgegenzutreten)

      Der größte bekannte "Kaufanreiz" der letzten Jahre geschah durch die Entwicklung der Computerchips, die sicherlich einer der Hauptgründe für diese gigantische Hausse bis März 2000 war. Immer neue Produkte regten den Konsum an, immer schneller Chips ermöglichten die vollständige Revolution nahezu aller Produktbereiche (und Produktionsbereiche). Immer schneller wurden neue Gebrauchsgegenstände entwickelt, gekauft, mehr produziert, mehr verdient, mehr ausgegeben. Diese Spirale brach nach dem Internethype und der daraus resultierenden Frustration ( das Internet erfüllte die hohen Konsumerwartungen nur zu einem sehr geringen Teil, also eher gar nicht) völlig ein. Da im Moment keine revolutionären Neuentwicklungen zu erkennen sind, bleiben die Märkte "gesättigt". Nahezu jeder hat ein Handy, einen Computer, einen tollen Fernseher, eine Hifianlage etc. Es wird für die Produzenten immer schwieriger neue Produkte an den Kunden zu bringen. Erschwerend kommt eine gewisse Hightechverdrossenheit hinzu. Der Produktrausch, der durch die Entwicklung des Chips entstand ist und der damit verbundene Konsumrausch sind an einem Endpunkt angelangt. (Natürlich hat der Börsencrash auch eine Menge Geld vernichtet. Dieser Umstand und andere Faktoren wie Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, etc haben zusätzlich zu einer Verminderung der Kaufbereitschaft geführt, ebenso wie die Schuldenbelastung der privaten Haushalte).

      Nun kommt es zu dieser so typischen Gegenbewegung. Neue Produkte, die wieder eine erhöhte Kaufbereitschaft erzeugen, sind kaum noch zu erwarten. Auch weil durch Kostensenkungen natürlich gerade die wichtigen Investitionen im Bereich Forschung wegfallen. Also gerade in dem Bereich, der wieder neue Produkte auf den Markt bringen könnte. Sehen Sie sich in diesem Zusammenhanf die Digitalkameras an. Deren "Erfindung" hat noch einmal einen kleinen Boom bewirkt. Aber ein großer umfassender Boom, wie durch die Erfindung des Computerchips an sich, ist zurzeit nicht zu erkennen. Die Kostensenkungen führen dazu, dass weniger verdient wird, mehr Arbeitslosigkeit entsteht. Auch das wirkt sich weiter belastend auf den Konsum aus. Es wird noch weniger konsumiert. Die Nachfrage und die Kaufbereitschaft sinken noch weiter gegenüber dem Angebot. Diese Spirale steht uns nicht bevor, in dieser Spirale sind wir bereits mitten drin: Folge: Eine Deflation, deren Hauptproblem nicht die Geldmenge, sondern die Konsumbereitschaft ist.

      Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum in Japan die Versuche, die Geldmenge zu erhöhen, um damit die Deflation zu bekämpfen, so kläglich gescheitert sind. (Aber auch die Versuch die Konsumbereitschaft selbst anzukurbeln, sind in Japan gescheitert). Und vielleicht verstehen Sie auch, warum ich denke, dass Alan Greenspan genau den gleichen Fehler wie die Japaner macht und warum ich denke, dass egal was Alan Greenspan auch macht, dieser Prozess einfach nicht zu vermeiden ist. Vielleicht schafft er es, sie nach hinten zu verschieben, was den Effekt allerdings noch verstärken dürfte. Diese deflationären Tendenzen sind die natürliche Folge des gigantischen Technologiesprungs der 80er und 90er Jahre. Deswegen bin ich auch davon überzeugt, dass es zu keiner nachhaltigen Konjunkturerholung kommen wird! Daraus folgt: Die Börsen werden weiter fallen, so länger diese Rallye dauert, um so tiefer. Danach werden sie in eine lange Phase der Seitwärtsbewegung mit leicht fallender Tendenz einmünden.

      Es sei denn: Es wird eine neue Technologie entwickelt, die einen neuen ähnlich umfassenden "Konsumrausch" bewirken kann, wie einst der Computerchip. Das heißt, eine Technologie, die genauso weitgreifend alle Bereiche unseres Alltags verändern wird. In ferner Zukunft kann ich zumindest eine Entwicklung erkennen, die das theoretische Potential hat, wieder einmal die gesamte Produktpalette zu revolutionieren: Die Nanotechnologie. Dazu habe ich vor einiger Zeit meinen Schwager konsultiert. Ich überlegte nämlich, einen Teil meines Geldes in Nanotechnologiefirmen zu investieren und damit meine Rente zu sichern. Er ist Physikprofessor und forscht im Bereich der Oberflächenphysik. Er meinte, dass in den nächsten 10–15 Jahren mit einer solchen Entwicklung sicher nicht zu rechnen sei. Dazu stecke die Nanotechnologie noch zu sehr in den Kinderschuhen. Nun gut. Aber ich beobachte die Entwicklung auf diesem Sektor mit großer Spannung.

      Mehr als fraglich ist, ob man diese strukturellen Problemen durch geldpolitische, sozialppolitisch oder andere politische Konzepte, Theorien und Strategien entgegentreten kann. Das gelang in Japan nicht, weil es nicht gelingen konnte und ich vermute, das wird auch nicht in Amerika und erst recht nicht in Europa gelingen. Vielleicht sollten die Staaten nicht versuchen die Deflation zu verhindern, sondern sie fördern. Denn es könnte sein, so mehr man sie verhindert, so mehr wird sie verlängert. Also eine kurze heftige und schmerzvoll Deflation, verbunden mit einer maßvollen Geldpolitik. Wie kontrolliertes Fieber bei einer Krankheit. Ansonsten stehen uns vielleicht harte 12–15 Jahre bevor.

      Eins noch zum Schluss: Natürlich ist der obige Text nur ein dürftiger Ausschnitt des gesamten Problems. Die gesamten wirtschaftlichen Probleme und deren Zusammenhänge zu beschreiben, die kaum überschaubaren Einflüsse auf die globalen Wirtschaftstrukturen in Worte zu fassen, dürfte eine nicht zu bewältigende Aufgabe darstellen. Die verschiedensten Ansätze und Einflüsse werden heftig und äußerst kontrovers diskutiert. Damit bleibt es dabei: An den Börsen kann alles geschehen, auch das Gegenteil. Und glauben Sie mir, ich bin froh um diesen Umstand, denn er bedeutet: Wirklich keiner kann absehen was passieren wird: Die Börse bleibt somit spannend.

      Warum die Insider der Technologiefirmen allerdings gerade verkaufen? Vielleicht weil die Bullenquote März 2000 Niveau erreicht hat? Lesen Sie dazu den Bericht von Eric Fry.

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      ISM Index verbessert sich und treibt die Märkte weiter nach oben

      von Jochen Steffens

      Die Konjunkturdaten verbessern sich weiter. Der ISM Service Index stieg deutlich auf 54,5 Zähler, nach zuvor 50,7 Punkten. Analysten hatten mit Werten zwischen 52,0 bis 53,0 gerechnet. Ist das nun ein Folge von wirklich besseren Wirtschaftsaussichten oder nur die Folge der stark steigenden Börsen und der damit verbundenen positiven Grundstimmung in Amerika? Das wird sich zeigen.

      Vielleicht wird der Markt noch weiter steigen, die letzten Hochs brechen, um noch mehr Bullen in den Markt zu treiben. Ich hatte ja gestern schon vermutet, so schnell geben die Bullen nicht auf. Wieder scheinen die Umkehrsignale von gestern nicht bestätigt worden sein. Der Nasda100 bricht gerade die 1213 Punkte und löst damit das Bearish Engulfing Pattern auf. Auch der Dow läuft in Richtung seines Hochs und bestätigt damit sein zweites Umkehrcandle nicht. Wenn es kein false Break ist, also ein kurzer Bruch, um noch mehr Anleger in den Markt zu treiben, dann hat der Nasdaq100 jetzt Platz bis 1250 Punkten. Der Dow zuerst einmal bis 9100 Punkten. Naja, meine Euro-Puts freut es. Da warte ich doch noch etwas mit verkaufen. Es sei denn die Amis brechen heute noch heftig ein (False Break).

      Spannend werden die Arbeitsmarktdaten morgen
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      US-Automarktdaten

      von Jochen Steffens

      Na, wenn es um das eigene Auto geht, dann drückt selbst der amerikanischen Patriot ein Auge zu? Anders ist die steigende Nachfrage nach deutschen Autos in Amerika doch nicht zu erklären, oder?

      Besonders glänzte Porsche. Porsche konnte die Anzahl der verkauften Autos in Amerika um satte 34 % steigern. Es ist die Erfolgsstory des neuen Geländewagens "Cayenne", der Porsche diesen Anstieg verdankt. Denn der 911er und der Boxter mussten einen Rückgang um 27 % verschmerzen. Es spricht aber für das Management von Porsche, diese Entwicklung rechtzeitig erkannt und entsprechend reagiert zu haben. So kann Porsche seine Erfolgsstory durch diese dritte Modellreihe, wie erhofft, langfristig absichern.

      Bei BMW und Mercedes-Benz fallen die Zahlen schon wesentlich moderater aus. BMW kann immerhin 9 % mehr Autos verkaufen, DaimlerChrysler nur 6 % mehr Mercedes Benz Fahrzeuge. Aber trotz Sättigungstendenzen auf dem amerikanischen Markt immer noch erfreuliche Zahlen. Nur Volkswagen hinkt mal wieder etwas hinterher und bildet das Schlusslicht der Deutsche Autobauer mit einem Rückgang der Verkaufszahlen um 13 %.

      Nicht ganz so mager, aber schwächer sehen die Autoabsatzzahlen der amerikanischen Autobauer aus. Chrysler macht hier Sorgen, ein Rückgang von 3 % ist zu verzeichnen. Aber auch Ford setzte in Amerika 0,7 % weniger Fahrzeuge ab. General Motors konnte zwar leicht zulegen, aber nur durch einen aggressiven Preiskampf. Wenn dieser Preiskampf mit 0 % Finanzierung und anderen Kaufanreizen so weiter geht, werden die Amerikaner irgendwann noch Geld dafür kriegen, dass sie sich ein neues Auto nehmen.
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      Daimler Chrysler, das erste Opfer

      von Jochen Steffens

      Es war ja schon abzusehen, dass die Schwierigkeiten bei Chrysler ausufern könnten. Gerade sind die positiven Nachrichten, Chrysler sei saniert, durch den Markt gejagt worden, stolpert DaimlerChrysler (ISIN DE0007100000) über seine amerikanische Tochter.

      So wird Chrysler im zweiten Quartal 2003 voraussichtlich einen operativen Verlust von etwa 1 Mrd. Euro verbuchen müssen. Dieser Verlust wird auch beim dem Mutterkonzern DaimlerChrysler die Gewinne in diesem Jahr belasten. So soll der operative Gewinn in diesem Jahr nur noch 5 Mrd. Euro nach 5,8 Mrd. Euro im Vorjahr erreichen. Damit hat DaimlerChrysler seine eigenen Prognosen gesenkt, die noch von einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr ausgegangen waren. Das hatte der Konzern jedoch schon angedeutet. Sie erinnern sich vielleicht.

      Begründet wird dieser Gewinneinbruch mit dem anhaltenden und ausufernden Preiskampf auf dem amerikanischen Automarkt. Daneben habe auch eine Neubewertung von Händlerbeständen und Restwerten den Markt belastet, die allerdings auch Folge der starken Preisnachlässe seien.

      Wie oben bereits beschrieben, gingen im Mai die Verkaufszahlen um 3 % und seit Jahresbeginn um 6,3 % zurück.

      Nun will Chrysler die bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen forcieren. Interessant: Der Konzern will seine Materialkosten senken. Auf deutsch: Die Qualität der Produkte wird sinken.

      Natürlich senkten die verschiedenen Analysten ihr Ratings. Kein Wunder.

      Wie Sie wissen, hatte ich diese Entwicklung (bereits im vorigen Jahr) vermutet. DaimlerChrysler sinkt um 2,23 % auf 26,15 Euro. Natürlich kein Kauf
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      Alles hat ein Ende

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Warum muss alles irgendwann zu Ende gehen?

      Ich habe darauf keine Antwort, liebe(r) Leser(in). Aber so ist das nun einmal. Alles auf dieser Erde verschwindet irgendwann. Jedes Blatt wird braun und verrottet. Jede Amöbe, Statue, Fußball, Känguru, Jahreszeit und Liebesaffäre ist irgendwann Geschichte. Und wird irgendwann zu Staub.

      Auch Sie und ich, liebe(r) Leser(in). Auch wir haben ein Rendezvous mit dem Staub. Wir werden in den Himmel oder in die Hölle kommen – mögen die Heiligen uns mit lautem Zuruf und einem Glas Whiskey begrüßen!

      Das Ende, über das ich heute schreiben werde, ist jedoch nicht unser eigenes Ende. Es geht um das Ende der guten Zeiten, die wir in den letzten 30 Jahren genossen haben – während des großen Booms des Dollarstandards.

      Die Arbeitseinteilung war einfach: Die Ausländer produzierten, und die Amerikaner kauften. Die Amerikaner bezahlten mit Dollar ... und die Ausländer würden ihnen diese Dollar danach wieder leihen.

      Es war einfach, und Billionen Dollar wurden aus den USA exportiert; die Ausländer waren glücklich, so viele zu nehmen, wie die Amerikaner verschifften. Sie bauten Fabriken und arbeiteten bis tief in die Nacht, um Güter für den Export in die USA zu produzieren. Der Welthandel florierte ... und jeder schien davon zu profitieren.

      "Wir sind in einem Land, das vom Rest der Welt mehr kauft als es verkauft, und das in großem Maßstab", so Warren Buffett am 21. Mai.

      "Jedes andere Land der Welt, dass dies in diesem Umfang getan hätte, hätte bereits eine größere Währungsabwertung gesehen", fügte er hinzu. "Wir haben historisch gesehen eine so starke Währung, dass es einen Verzögerungseffekt gab. Aber es begann im letzten Jahr, und solange sich die zugrundeliegenden Bedingungen nicht ändern, wird das so weitergehen."

      Vor 1971 mussten die Länder ihre Handelsungleichgewichte in Gold aufwiegen. Die Menge an Gold in der Welt war durch die Goldproduktion limitiert. Dann kam der Dollarstandard, und er hatte einen fast wunderhaften Effekt. Plötzlich gab es fast keine Begrenzungen für das weltweite Geldangebot mehr. Die Zentralbanken verkauften ihr Gold und horteten Dollar. Es war eine Boomzeit.

      Charles de Gaulle sah das Ende dieses Systems voraus, bevor die Show überhaupt gestartet hatte; die Ausländer würden den Dollar nicht für immer so einfach akzeptieren. Ein Dollarstandard, so de Gaulle in den frühen 1960ern, würde es den USA erlauben, ihre Rechnungen mit Geld zu bezahlen, dessen Wert sie bestimmen könnten.

      40 Jahre später sieht es so aus, als ob auch die Investoren der Welt das langsam einsehen würden – der große Boom könnte vorbei sein. Deutschland könnte schon in einer Rezession sein. Die Konsumentenpreise sind von April bis Mai in Deutschland um 0,2 % gefallen. Die Importe aus China – die die Preise fallen lassen – steigen mit einer Jahresrate von 62 %. Japan ... nun, Japan befindet sich bereits in einer Rezession, oder?

      Deutschland ist 30 % der europäischen Volkswirtschaft, was Stephen Roach zu der Schlussfolgerung führt: "Europa steht vor der Entscheidung über das wirtschaftliche Scheitern."

      In den USA braucht man derzeit länger, einen neuen Job zu finden, als zu irgendeinem Zeitpunkt der letzten 20 Jahre. Und die Financial Times hat das kleine Geheimnis offenbart, über das Dr. Kurt Richebächer als Gastautor schon oft im Investor`s Daily geschrieben hat: Dass die Produktivitätszahlen, die die Hoffnung von Alan Greenspan begründen, Luftnummern sind. Denn Alan Greenspan beruft sich auf die Bruttozahlen. Es geht aber um die Nettozahlen, die durch Abschreibungen reduziert werden, und diese zeigen kein Produktivitätswunder – nicht einmal im Ansatz.

      Und so war letztlich alles eine Lüge. Jede Eitelkeit der "Neuen Ära" ist zerstört worden. Es gibt keinen ewigen Bullenmarkt an der Wall Street. Es gibt kein schnelleres BIP-Wachstum. Keine Friedensdividende. Keine extra Zahlungen durch neue Technologien. Kein Produktivitätswunder. Kein Nichts.

      Es ist alles noch das Gleiche. Alles endet irgendwann. Selbst der große Dollarboom. Und derzeit werden die undankbaren Ausländer verstärkt nervös, wenn sie sich ihre Dollar-Vermögensanlagen ansehen.
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      62,9 % Bullen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Kurse der US-Anleihen sind wieder etwas zurückgekommen, und das Rohöl ist wieder über die Marke von 30 Dollar pro Barrel gestiegen. Der steigende Rohölpreis ist für John Myers, den Herausgeber von "Outstanding Investments", keine Überraschung. Er prognostiziert seit Wochen, dass die schnelle Beendigung des Irakkriegs den Bullenmarkt im Öl nicht schnell beenden würde. Im Gegenteil – Myers sagte voraus, dass die Preise für Rohöl und Erdgas weiter steigen würden. Der Rohölpreis (Lieferung Juli) steht bei rund 30,70 Dollar pro Barrel, der Preis für Erdgas (Lieferung Juli) steht bei 6,415 Dollar.

      Früher wurden steigende Inflationspreise als Vorzeichen einer Inflation angesehen. Aber in der heutigen intelligenten, völlig abgesicherten Welt, können steigende Ölpreise glücklich mit einer weitverbreiteten Deflations-Phobie koexistieren.

      Trotz mancher Rückschlage bleiben die Investoren am Aktienmarkt optimistisch, ja, überschwänglich. Leider ist ein begeisterter Investor oft ein falsch liegender Investor. Mit anderen Worten, Investoren tendieren dazu, übermäßig optimistisch zu werden, unmittelbar vor scharfen Selloffs. Wenn die Vergangenheit der Prolog ist, dann sollten die Bullen unter den Kleinanlegern Grund zur Nervösität haben.

      Laut einer aktuellen Umfrage (Quelle: American Association of Individual Investors) ist die Stimmungslage derzeit sehr bullisch. 62,9 % der individuellen Investoren bezeichneten sich selbst als "Bullen", während nur 14,3 % von sich sagen, dass sie "Bären" sind.

      Merkwürdigerweise zeigen diese Umfragewerte die höchste bullische Stimmung seit März 2000 – dem letzten Monat der Spekulationsblase. Am 10. März 2000 erreichte der Nasdaq-Composite Index sein Allzeithoch von 5.132,52 Punkten – ein Punktestand, der 222 % über dem aktuellen Niveau liegt. Oder, wenn man es positiver formulieren will: Wenn man am 10. März 2000 alle Aktien des Nasdaq-Composite gekauft hätte, würde man jetzt NUR 7 Jahren mit 15 % jährlichen Gewinnen brauchen, um wieder bei plus/minus Null zu sein.

      Sonderfall US-Immobilienaktien, die in den letzten Wochen zu den Highflyern gehörten, obwohl hier eigentlich alles für fallende Kurse spricht. Michael Santoli vom Barron`s Magazin meint dazu: "Es muss noch nicht einmal eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt selbst geben – die US-Bauaktien sind auch so reif für einen gefährlichen Kursverfall."

      "Sie werden zunehmend verwundbar, da sich langsam die Erwartung durchsetzt, dass sie nicht ewig wachsen können ... Ein Hedgefondsmanager, der angeblich seit letzter Woche auf fallende Kurse bei diesen Titeln gesetzt haben soll, betont, dass die Gewinne einiger dieser Unternehmen auf Landkosten basieren, die vor Jahren zu relativ niedrigen Preisen gekauft worden waren. Dadurch sehen die Gewinnmargen besser aus. Gleichzeitig kaufen sie weiter Land, von Verkäufern, die sich des steigenden Wertes ihrer Grundstücke völlig bewusst sind. Also beginnen die Kosten zu steigen. Die Bestände an vorhandenen Häusern, die zum Verkauf stehen, beginnen zu steigen – ein potenzielles Zeichen einer Abschwächung der Konsumentennachfrage. Weil die Zinssätze schon ziemlich tief sind, können sie auch nicht mehr viel fallen, um die Nachfrage zusätzlich anzuspornen ... und eines Tages werden diese Argumente für die Investoren ziemlich wichtig sein. Aber wer weiß, wann?"

      Wahr genug, und ich möchte noch hinzufügen, dass ein weiteres Argument für die Käufer von Aktien aus dem Sektor "US-Immobilien" sehr bald wichtig werden könnte: Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt. Arbeitslose Amerikaner kaufen weniger Häuser.

      Morgen werde ich mich mit dem US-Arbeitsmarkt befassen, um zu sehen, wie er aussieht ... und um einschätzen zu können, wie zuversichtlich – oder nervös – die amerikanischen Häuslebauer sein sollten.

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      Amerika hat sich verändert

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Die Welt hat sich wirklich verändert", so mein Freund und Mitarbeiter Dan Denning beim Abendessen gestern Abend. "Natürlich muss Amerika anders handeln ... die Herausforderungen haben sich geändert."

      Ich bin mir nicht so sicher, ob sich die Welt wirklich geändert hat. Aber Amerika wird ein anderes Land. Ich bin derzeit noch in den USA, aber eigentlich lebe und arbeite ich ja seit ein paar Jahren in Frankreich.

      "Ich bin seit 10 Jahren in den USA", sagte mir ein französischer Freund. "Und das erste Mal fühlen meine Frau und ich uns jetzt deplatziert ... wir werden eventuell nach Europa zurückkehren ..."

      "Ich besuche Amerika schon seit Jahren", so ein anderer Freund aus Australien. "Bei meiner letzten Reise, vor ein paar Wochen, hatte sich das Land verändert. Amerika scheint so voller Angst zu sein ..."

      Man muss schon hart nachdenken ... aber wie war die Situation vorher ... vor dem 11. September zum Beispiel? Ich werde an diesem Thema dranbleiben.
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      Demografische Probleme

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      "Ist er zu spät?"

      "Nicht mehr als die anderen."

      "Wir haben den Bus genommen. Es dauerte über eine Stunde, anzukommen."

      "Hey ... wenn gestreikt wird, dann kann man glücklich sein, dass man überhaupt einen Bus bekommt. Trotzdem ist es ein schöner Tag, oder?"

      "Es regnet."

      So die Gesprächsfetzen am Eingang der Schule meines Sohnes gestern Morgen. Gestern begann ein allgemeiner Streik "von unbegrenzter Dauer" in Frankreich (genau wie mein Kollege Bill Bonner lebe und arbeite ich seit einiger Zeit in Frankreich). Während des Berufsverkehrs ging gar nichts mehr. Mein Sohn nutzte die Stunde im Bus, um noch ein wenig zu dösen ... während ich über die französische (Streik)-Geschichte schrieb. Das Ergebnis ist dieser Artikel.

      Ich kam zu Beginn 2000 nach Paris. Im Frühling 2000 gab es einen "unbegrenzten" Streik der Fahrer von Geldtransportern. Damals sollten baskische und bretonische Separatisten panzerbrechende Raketen in die Hände bekommen haben, und es wurde befürchtet, dass sie damit Geldtransporter überfallen würden. Natürlich wäre dabei 30 % des transportierten Geldes vernichtet worden – aber die restlichen 70 % hätten den Terroristen immer noch gereicht.

      Die Fahrer der Geldtransporter verlangten eine "Sicherheitszulage" von der Regierung – und sie waren dazu bereit, zu streiken, um das Angebot an Geld in Paris lahmzulegen. Der Streik dauerte 10 Tage. Aber bereits am dritten Tag gab es in Paris keinen Geldautomaten mehr, der noch Papiergeld ausspuckte.

      Stellen Sie sich vor, was dann in New York oder London los wäre. Aber die Pariser nahmen es locker. Viele Geschäfte schlossen einfach. Die Besitzer genossen die freien Tage – wie der Rest der Stadt – in den Straßencafés ... wo man einen Pitcher Rotwein mit Kreditkarte bezahlen konnte. "Es lebe der Streik!" sagten einige ...

      Ich bringe dieses Thema auf, weil es die charmante französische Antwort auf eine wirtschaftliche Krise ist, die es in der ganzen westlichen Welt gibt. Die Probleme des Sozialstaats.

      Dem Wohlfahrtsstaat – der das Versprechen der westlichen Regierungen an ihre Bürger ist, sie von der Wiege bis zum Grab zu betreuen – geht die Zeit aus ... und das Geld.

      Die Details des genannten französischen Streiks sind nahezu irrelevant. Entscheidend ist, dass es in Frankreich wie in den USA, Großbritannien, Japan, Deutschland, Italien und Portugal (man könnte diese Liste noch deutlich erweitern) ein Rentenystem gibt, bei dem die Rentenzahlungen durch Abgaben der derzeitigen Arbeiter und Angestellten bezahlt werden. Es gibt also einen sogenannten "Generationenvertrag". Es ist nicht so, dass die Rentenbeiträge der heutigen Rentner investiert worden wären – es gibt nur einen massiven Transfer von Reichtum.

      Um dieses System weiter aufrecht erhalten zu können, gab es 1997 in den USA Reformen, und auch in Frankreich hat die Regierung vergleichbare Maßnahmen vorgeschlagen. Sie will die Rentenversicherungsbeiträge leicht erhöhen und die Lebensarbeitszeit der Arbeiter deutlich erhöhen. Die, die heute streiken, sind mit der Erhöhung der Beiträge durchaus einverstanden; aber sie wollen einfach nicht noch länger arbeiten müssen ..."Es lebe der Streik!"

      Bürokraten, Pensionsfondsmanager, Rentner und Gewerkschaften befinden sich überall in der westlichen Welt im Kampf mit der Demografie. Die geburtenstarken Jahrgänge sind zurückgehenden Geburtsraten gewichen, die in so vielen industrialisierten Ländern die Norm geworden sind.

      In Japan – immer schon ein Trendsetter – wurde 1954 die Abtreibung erlaubt. Dieses Ereignis traf ungefähr mit der Einführung der "Pille" zusammen ... und die Geburtenrate fiel danach deutlich ab.

      "Waren Sie schon einmal in Florida?" fragte Peter Peterson in seinem Buch "Gray Dawn". Der Anteil der über 65jährigen an der Gesamtbevölkerung liegt in Florida bei rund 19 %. Im Jahr 2023 wird dieser Wert für die gesamten USA erreicht sein. In Frankreich und Großbritannien wird dies schon 2016 der Fall sein. Und Japan ist schon fast da ... sie werden die Marke von 19 % im Jahr 2005 erreichen.

      Italien hat diese Marke bereits erreicht.

      Mein Freund Jim Rogers erzählte mir: "Als ich das letzte Mal in Italien war, da gab es Restaurants, in denen jeder über 50 war. Wenn man nichts über Demografie wissen würde – da würde es einem ins Gesicht springen."

      Während ich für mein Buch recherchiere ("Financial Reckoning Day" – wird wahrscheinlich im September herauskommen), habe ich bemerkt, dass in der Vergangenheit große demografische Veränderungen auch immer große mutierende Effekte auf die betroffenen Gesellschaften hatten ... und genau das könnte man auch diesmal erwarten, von der Überalterung der westlichen Welt.

      "Also was sollten wir tun?"

      Meine fröhliche Antwort: Nichts tun.

      Das System der Rentenfinanzierung aus laufenden Beiträgen war von Anfang an eine schlechte Idee. Die Konstrukteure dieses Systems sind jetzt einem historischen Trend ausgesetzt, der größer ist als jeder politische Wille. Die Welt verändert sich. Welcher der Leute, die jetzt Rentenbeiträge zahlen, erwartet eigentlich ernsthaft, dass er seine gesamten Beiträge angemessen verzinst in Form einer Rentenzahlung zurückerhalten wird?
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 13:05:51
      Beitrag Nr. 2.979 ()
      Respekt, Respekt der Wall Street! - Doch die Missklänge sind nicht zu überhören
      (05.06.2003)

      Wir haben mit Respekt zur Kenntnis zu nehmen, dass an der Wall Street der Standard & Poor’s 500 Index (S&P 500) die weithin beachtete Widerstandszone zwischen 955 und 965 Punkten nun zweifelsfrei und überzeugend genommen hat.

      Es können viele Argumente vorgebracht werden, die dieses Ereignis in Frage stellen und als einen Irrtum des Marktes erscheinen lassen. Doch dies hilft nichts. Die letzte Instanz ist der Markt selbst, und er hat jetzt gesprochen.

      Der Aufschwung der amerikanischen Aktienindizes, dem die europäischen nur zögernd folgen, hat Konsequenzen auch für die Rohstoffmärkte. Vor allem bei den Industriemetallen werden die Kurssteigerungen der Aktien wenigstens vordergründig als Zeichen für eine Besserung der konjunkturellen Bedingungen verstanden.

      Vordergründig, meinen wir. Denn die Reaktion der Metallmärkte auf die gestiegenen und wohl noch eine Weile weiter anziehenden Aktienkurse kommt uns eher vor wie ein Pawlow’scher Effekt. Erlernte oder anerzogene mechanische Verhaltensmuster bestimmen das Handeln der Meute. Das wird wenigstens an den Metallmärkten wohl eher früher als später in Tränen enden.

      Was uns trotz des Respekts, den wir dem amerikanischen Aktienmarkt zollen, sehr vorsichtig bleiben lässt, ist das Ausbleiben eines anderen Pawlow’schen Effekts: Wenn die steigenden Aktienkurse wirklich eine bessere konjunkturelle Entwicklung ankündigen sollten, müssten die Kapitalmarkzinsen, gemessen an Staatsanleihen, anziehen.

      Tatsächlich aber haben die Anleihenkurse nach ihrer jüngsten Aufschwungphase bisher jede nennenswerte Kurskorrektur verweigert. Und die bedeutenden Zentralbanken in der westlichen Hemisphäre senken ihre Leitzinsen weiter.

      Eine der beiden Seiten, nämlich Aktienkurse und Metallmärkte auf der einen sowie Leitzinsen und Kapitalmarktzinsen auf der anderen, wird letztlich nachgeben müssen.

      Preisrätsel: Welche Seite wird es wohl sein?
      Lösung: Voraussichtlich innerhalb der nächsten sechs Wochen.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (05.06.2003)

      Der Juni ist an der Wall Street seit 1928 ein recht respektabler Börsenmonat gewesen. Seither konnte der Standard & Poor’s 500 Index einen durchschnittlichen Terraingewinn von 0,98 Prozent erzielen. Damit war er der fünftbeste Monat eines jeden Börsenjahres.

      Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Juni ein Gewinn von im Mittel nur noch 0,2 Prozent verzeichnet.


      (Quelle: Refco)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 14:22:29
      Beitrag Nr. 2.980 ()
      Achrematie (Geldmangel) - die globale Epidemie

      von Bernard Wallner

      Immer mehr spüren die Finanznot – Privatpersonen, Unternehmen, Sozialversicherungen, Gemeinden, Länder und Staaten der Welt geht das Geld aus ohne dass die meisten überhaupt verstehen warum, während einige wenige Gruppen enorme und schnell wachsende Reichtümer auftürmen. Statistisch ist heute mehr Geld als jemals zuvor vorhanden!

      Warum reden Politiker nur von (Un-)Sozialreformen und Sparen, wodurch v.a. denen genommen wird, die ohnehin wenig haben wie Alleinerziehende, Wenigverdiener, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Dritte-Welt-Länder etc.? Wo ist das viele Geld und warum steht es den Menschen nicht mehr zur Verfügung?

      Warum steigen die Aktienkurse eines Unternehmens, wenn Mitarbeiter entlassen werden? Warum drehen die Bankenmanager den Geldhahn zu und würden am liebsten die meisten Menschen, Mitarbeiter und Kunden loswerden und nur noch – globalisiert und fusioniert mit großen Geldmengen und Risiken spielen, wie kleine Jungen mit zu große, Spielzeug? Warum sollte unsere Gesellschaft pleite gehen, wenn unsere Wirtschaft nicht mehr wächst, wenn wir nicht jedes Jahr mehr produzieren und verbrauchen als zuvor? Die Folgen in unserer Gesellschaft sind Umweltvernichtung, Zunahme chronischer Krankheiten, Depressionen und Krieg? Solch ungebremstes, exponentielles Wachstum kennt man in der Medizin Dort heißt es Krebs

      Terrorismus ist der Krieg der Armen gegen die Reichen, Krieg ist der Terrorismus der Reichen gegen die Armen (Peter Ustinov).

      Die Gründe und Zusammenhänge sind weniger kompliziert als uns die sog. Fachleute glauben machen wollen:

      In unserem Schuldzins-Geldsystem muss Geld immer vorrangig bedient werden, auch wenn es nicht sinnvoll eingesetzt wird. Statistisch müssen die Schulden immer genauso hoch sein wie die Vermögen, allerdings sind sie ungleich verteilt. Diese Schere hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre wieder dramatisch geöffnet. Die Schuldenberge sind heute so groß, dass deren Verzinsung und Tilgung unmöglich geworden sind. Bürger und Staat in Deutschland zahlen jährlich Hunderte Milliarden an Schuldzinsen, die einige wenige nahezu leistungslos erhalten.

      Unser Schuldzins-Geldsystem ist kein Naturgesetz?

      Es ist von Menschen gemacht und enthält Irrtümer: Die Gier weniger, unterstützt durch den Zinseszinsmechanismus, bewirkt ein krank-haftes, absurdes und zerstörerisches Wachs-tum! Jeder zahlt Zinsen, auch wenn er keinen Kredit aufnimmt: In jedem Euro, den Sie für ein Produkt oder eine Dienstleistung bezahlen, sind durchschnittlich 0,40 Euro Zins enthalten!

      So sind wir ständig an einer gewaltigen, nationalen und globalen Vermögens-umverteilung beteiligt. Mehr als 98% der Weltbevölkerung bezahlen die Zinsen, die weniger als 2% kassieren!

      Müssen wir wie in früheren Zeiten auf Finanzkrise, Zusammenbruch und Krieg warten wie das Kaninchen vor der Schlange? Nein!

      Das Faustrecht, d.h. der Stärkere hat `recht’, galt und gilt überall - und der Mensch ist gierig, d.h. der stärkste oder gewalttätigste Gierige erreicht am meisten ("the winner takes it all"). Dies weder gut noch schlecht – es ist eine Tatsache! Diese zu beklagen, ist so sinnlos wie das `schlechte’ Wetter zu beschimpfen. Wir, d.h. die schwache, doch gemeinsam starke Mehrheit kann und muss sich allerdings darauf einstellen und schützen.

      Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland in einer vergleichbaren Krisenzeit Bewegungen wie Demokratie, Raiffeisen-Vereine, Sozialparteien, Sozial-gesetzgebung etc. Nach 150 Jahren sind diese Bewegungen erstarrt und haben ihre Wurzeln weitgehend vergessen in dem Aber- und Irrglauben, in dem Globalisierungs und Wachstumswahn mitspielen zu müssen, um zu überleben.

      Es gibt auch heute viele Beispiele, dass die alte Wissen der Menschheit wiederbelebt und weiterentwickelt werden kann, dass es anders gehen kann als mit Mangeldenken zu Lasten anderer.

      Schlüssel sind ein neues Bewusstsein der uralten Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, ergänzt durch Eigen-verantwortung, die den Menschen nicht von Mächtigen gegeben werden muss, sondern von Natur aus ihnen eigen ist und nur durch Erziehung, Werbung und Des-Information nicht zerstört werden darf. Dazu gehören auch Solidarität und Subsidiarität, d.h. der Einzelne schafft, was er kann. Was er trotz großer Anstrengung nicht selbst bewältigt - und nur dann – dabei wird er von einem Starken und/oder seiner Gemeinschaft unterstützt. Das kurzsichtige Streben nach rein finanzieller Gewinnmaximierung hat dazu geführt, dass es in den meisten Wirtschafts-bereichen nur noch um kurzfristigen monetären Gewinn geht. Was sich nicht rentiert, wird nicht oder schlecht gemacht oder unterbezahlt. Wir können und müssen unser Leben wieder teilweise demonetarisieren. "Zeit ist Geld" gilt nur in einem kranken Geldsystem. Not(-) wendig sind heute ökologisches nachhaltiges Wirtschaften (Subsistenz) und lokale Energieselbstversorgung. Männlich geprägter Neoliberalismus und Globalisierung sind in bestimmten wenigen Bereichen sinnvoll, aber in den meisten schädlich, sie bedürfen des sozialen, regionalen, weiblich geprägten Ausgleichs und der Begrenzung, nicht zuletzt durch die ursprüngliche Wirtschaftskraft der Bürger, Bauern, Handwerker und örtlichen Unternehmer in einer sozialen Marktwirtschaft.

      Wichtig ist nicht nur Vielfalt (Pluralismus) der Kultur, Wirtschaft, Rassen und Religionen, sondern auch des Geldes. Wir sind reich – unabhängig von Geld, aber man braucht auch Geld braucht man zum Leben. Unser Geldsystem hat abgewirtschaf-tet, es kann und muss ergänzt und verbessert werden durch lokale, complementäre Tausch- und Geldsysteme zur Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe als ausgleichendes Gewicht zur Globalisierung.

      Beispiele gab und gibt es viele:

      Die Ägyptische Kultur wurde von einer genialen, umlaufgesicherten und nicht hortbaren Gebrauchs-währung getragen. Während der Kulturblüte im Hohen Mittelalter belebte das regionale Brakteatengeld die wirtschaftliche, soziale und geistige Entwicklung über 300 Jahre! 1931/2 zur Zeit der Depression zeigte die Gemeinde Wörgl in Tirol der Welt, wie innerhalb kürzester Zeit eine lokale, umlaufgesicherte Währung die gewaltige Not von Arbeitslosigkeit und Armut wenden konnte. Nach einem Jahr wurde diese Erneuerung von der Politik mittels Justiz und Nationalbank gestoppt – aus Angst vor Machtverlust!
      In Argentinien, einem der (lebensmittel-) reichsten Länder Lateinamerikas, überleben heute die Menschen nach dem Zusammenbruch ihres Wirtschafts- und Finanzsystems, indem sie ihr eigenes Geld, den "Credito" und unabhängige Zahlungsnetzwerke geschaffen haben. Die Mitglieder der Artabana-Bewegung leben heute in vielen Städten in der Schweiz und in Deutschland Alternativen zu unserem kranken, krankmachenden und - obwohl extrem monetär orientiert - inzwischen unbezahlbaren Krankheits(ver)sicherungssystem.

      Immer mehr Menschen erkennen, dass die Geldblase unvermeidlich platzen muss, weil spekulativ mehr Geld zirkuliert, als an wirklichen Werten, Waren und Dienstleistungen vorhanden ist. Wir sollten nicht warten, bis unser Finanz- und Ökosystem vollständig zusammen gebrochen ist!

      Jeder Einzelne kann noch heute beginnen, das eigene Potenzial und das seiner Umgebung kreativ zu fördern und zu entwickeln!

      Bernhard Wallner war von Beruf Jurist und Banker. Heute ist er unabhängiger Mutmacher und Brückenbauer für humanes Wirtschaften. Er ist Leiter von BONSIGNUM, der Beratungsagentur COMPLEMENTUM, Mitbegründer des innovativen Gesundheitsunternehmens ENERGETICUM, im geschäftsführenden Vorstand der ARTABANA Solidargemeinschaften, Initiator der Bewegung Neues Miteinander etc.
      Er fördert Eigenverantwortung und Solidarität, gründet Selbsthilfeinitiativen und berät Projekte, Unternehmen und Gemeinden.

      Ein Vortrag von Bernard Wallner zu diesem Thema findet statt am:
      Donnerstag, 19.6.2003
      19.30 Uhr
      Albert-Schweitzer-Haus
      Beethovenstr. 16
      53173 Bonn
      Besonders beleuchtet werden:
      Wege aus Finanznot, Arbeitslosigkeit,
      Rezession und Depression

      in
      FREIHEIT
      EIGENVERANTWORTUNG
      GLEICHHEIT
      BRÜDERLICHKEIT

      Quelle: www.kiwaneo.de
      http://www.f25.parsimony.net/forum63351/messages/20222.htm
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 15:38:30
      Beitrag Nr. 2.981 ()
      US: Erstanträge steigen deutlich an
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg in der vergangenen Woche um 16.000 auf 442,000 von 426,000 in der Vorwoche (Prognose: 420,000, -4000). Der viel beachtete Vierwochendurchschnitt der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg auf 433,500.
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 15:58:15
      Beitrag Nr. 2.982 ()
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 16:03:58
      Beitrag Nr. 2.983 ()
      Arbeitsmarkt
      Reformeifer bringt wenig Erfolg


      SWR | 3.6.2003 | 21.55
      (Wenn man am falschen Faden zieht, ist es auch kein Wunder!:rolleyes: )



      Viereinhalb Millionen Menschen sind ohne Arbeit - viele inzwischen ohne Hoffnung. Dabei jagt seit geraumer Zeit eine Reform die nächste. Irgendetwas muss falsch sein an den Rezepten und wohlklingenden Slogans.

      Fördern und Fordern

      Hereinspaziert ins Arbeitsamt der neuen Art. Der Arbeitslose heißt hier "Kunde", und bedienen soll er sich selbst. Bei der Jobsuche ist Eigeninitiative verlangt, sonst wird die Leistung gekürzt. Natürlich werden auch Stellen angeboten - falls das Amt welche hat. Hat es keine, wird qualifiziert.
      Fördern und fordern, heißt das Prinzip. Ursprünglich zumindest, denn inzwischen ist die Bundesanstalt für Arbeit auf eisernem Sparkurs. Und in den Ämtern räumt man ein: "Das Motto [...] `Fördern und Fordern` verschiebt zunehmend seinen Schwerpunkt in Richtung `Fordern`" (Arbeitsmarktprogramm 2003, Arbeitsamt Pforzheim). An der Dauer der Arbeitslosigkeit hat dies wenig geändert. Nach wie vor beträgt sie im Schnitt 34 Wochen.

      Private Vermittler

      Reklame für private Jobvermittler im Arbeitsamt - auch das gibt es seit einem Jahr. Doch allzu üppig ist das Angebot meist nicht. Dabei tut die Behörde alles, um der einst ungeliebten Konkurrenz Kundschaft zuzuschanzen. 328.000 Vermittlungsgutscheine haben die Ämter mittlerweile unters Volk gebracht, nur 6 Prozent davon wurden eingelöst. Grund für den Flop: Die Erfolgsprämie vom Arbeitsamt ist den Privaten nicht hoch genug, und an schwer Vermittelbaren haben sie ohnehin kein Interesse.

      Mainzer Modell

      Billigjobs attraktiv machen durch niedrigere Sozialbeiträge - das war die Idee des so genannten "Mainzer Modells". Vor gut einem Jahr wurde es bundesweit eingeführt - vor zwei Monaten wurde es beerdigt. Nicht nur in der Gastronomie wurden die Erwartungen enttäuscht.
      Statt der erhofften 30.000 erwärmten sich nur 9.000 Arbeitslose für das Modell. Zu kompliziert, zu bürokratisch, am Markt vorbei, so das Expertenfazit. Stattdessen gibt es jetzt die sozialversicherungsfreien "Mini-Jobs". Und die boomen offenbar. Die Kehrseite: Vollzeitstellen werden aufgeteilt und den Sozialkassen gehen bis zu zwei Milliarden Euro an Beiträgen verloren.

      Ich-AG

      Wem ein Mini-Job zu "mini" ist, der kann seit Jahresbeginn sein eigener Arbeitgeber werden. Ob Tabakladen mit angeschlossenem Wäscheverleih oder eine sonstige Ein-Mann-Dienstleistung: Das Arbeitsamt zahlt dem Existenzgründer einen Zuschuss - ohne Prüfung, ob die Geschäftsidee am Markt eine Chance hat. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, so sieht allerdings die Zwischenbilanz vieler der bislang 16.000 Ich-AGs aus. Bleibt die Frage, wie viele der Nischen-Betriebe überhaupt überleben können, wenn die Zuschüsse vom Amt ausbleiben.

      Leiharbeit

      Das Kernstück der Hartz-Reform: Personal-Service-Agenturen, kurz: PSA. Diese hat Peter Hartz dem Bundeskanzler besonders ans Herz gelegt. Leiharbeitsfirmen, die an die Arbeitsämter angeschlossen sind, sollen ein Jobwunder vollbringen. Die Realität: In Deutschland werden dieses Jahr maximal 50.000 Arbeitslose in einer PSA unterkommen, kaum mehr als 1 Prozent der Arbeitslosen. Und längst nicht alle von ihnen werden einen Job erhalten, denn die Leiharbeit ist extrem konjunkturabhängig und steckt selbst in der Krise.
      Ohnehin rechnet sich das Ganze nur, wenn vorwiegend Arbeitslose mit guten Vermittlungschancen in die PSA finden. Das Nachsehen haben Langzeitarbeitslose und Beschäftigte von Sozialunternehmen. Was die Personal-Service-Agenturen zusätzlich kosten, wird bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und der Förderung des zweiten Arbeitsmarktes eingespart.

      Fazit bisher: In den Arbeitsämtern werden die Aktenschränke nicht leerer. Der Netto-Effekt bisheriger Reformen "liegt irgendwo bei Null", so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.

      Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von [plusminus vom 3. Juni 2003 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion.
      Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.



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      Literatur

      Arbeitslos - was nun?
      2. Auflage 2003
      263 Seiten
      Bestellnummer: 872
      Preis: 8,50 € zuzüglich 2,- €
      erhältlich in Verbraucherberatungsstellen und zu bestellen bei:
      Versandservice Verbraucherzentrale Bundesverband
      Postfach 1116
      59930 Olsberg
      Tel: 0 29 62 / 90 86 47
      Fax: 0 29 62 / 90 86 49
      (Versand gegen Rechnung)
      E-Mail: versandservice@vzbv.de
      Internet: www.vzbv.de

      Arbeitsförderung von A-Z
      kostenlose Broschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
      Juli 2002
      zu bestellen beim:
      Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
      Tel: 018 88 / 6 15-65 74 oder -20 73
      E-Mail: bmwi@gvp-bonn.de
      Internet: www.bmwi.de/Homepage/Publikationen
      /Publikationen.jsp

      Faxabrufe

      Faxabrufservice Verbraucherzentrale Brandenburg

      Job oder Flop? Verdienstangebote genau prüfen
      0 19 05 / 55 31 11-2 17
      (3 Seiten / 0,62 € pro Minute)
      Links

      Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
      www.bmwi.de

      Arbeitsamt online
      www.arbeitsamt.de



      --------------------------------------------------------------------------------

      (Stand: 3. Juni 2003)

      SÜDWESTRUNDFUNK
      [plusminus
      70150 Stuttgart
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      Internet: www.swr.de/plusminus
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 16:05:50
      Beitrag Nr. 2.984 ()
      Pauschalreisen
      Billigpreise bedrohen Kleinbetriebe


      SWR | 3.6.2003 | 21.55




      Günstig - günstiger - am Günstigsten - Preissenkungen, wo man hinschaut. Die Reiseveranstalter machen ihre offiziellen Katalogpreise selbst unglaubwürdig. Aber die Freigiebigkeit hat einen Hintergrund: Ohne diese Aktionen lägen die Buchungen noch dramatischer im Minus.

      Die Preisnachlässe selbst bezahlen wollen die Veranstalter nicht. Beispiel Mallorca: Dort liegen die Buchungen derzeit um 15 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Die Branchenriesen füllen nun erst ihre eigenen Hotelketten wie RIU, Iberotel oder Iberostar. Und sie schicken ihre Einkäufer zum Nachverhandeln los. Meist geht es dabei um Kinderermäßigungen und Sonderaktionen.

      Hotelpreise gedrückt

      Ganz anders aber springen TUI und Co. mit den unabhängigen Hoteliers um, die knallhart im Preis gedrückt werden. Laut Pedro Canellas, Präsident des Hotelverbandes der Balearen, müssen die Hoteliers derzeit ihre Preise zwischen 25 und 15 Prozent senken. Einige kleine Hotels leiden sogar noch mehr, zum Beispiel die 3-Sterne-Delfin-Hotels in Santa Ponsa. Der Besitzer, Juan Roca, ein ehemaliger Bankdirektor, weiß ein Lied davon zu singen: 30, 35 oder 60 Prozent müssen die Preise sinken, auf Druck von Reisbüros und Veranstaltern. Für seine Hotels ist dies das zweite Jahr, in dem er so verfahren musste. Wenn die Situation weitere Jahre so anhält, wird er seinen Betrieb schließen müssen.

      Hotels in schwieriger Situation

      Das Problem der Hoteliers: Die Veranstalter können fast alle Hotelbetten noch bis ein, zwei Wochen vor dem Reisetermin ohne Kosten stornieren. Verträge oder die Aufnahme in den Katalog sind also keine Garantie für die Auslastung.
      Das schafft enormen Druck für die Hotels, auf nachträglich geforderte Dumpingpreise einzugehen. Selbst große Hotels wie das Beverly Playa in Paguera sind von diesen Schwierigkeiten nicht ausgenommen. Die 450 Zimmer finden sich zwar bei fast allen deutschen Veranstaltern im Katalog, trotzdem blieb das Hotel zuletzt aber weitgehend leer. Ständig machten auch dort die Konzerne Gebrauch von ihrer Rücktrittsklausel - und so weiß man im Hotel selbst 14 Tage im Voraus kaum, wie viele Gäste wirklich kommen werden.
      Für Manuel González Bustos, Direktor des Hotel Beverly Playa, liegt die Situation absolut am Limit, sein Betrieb hat feste laufende Kosten. Er hofft darauf, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland bessert, mit einem positiven Einfluss auf sein Geschäft.

      Pleiten befürchtet

      Die Kosten der Hotelbetriebe laufen weiter. So haben die schlechte Auslastung und nachträglichen Preissenkungen um 30 bis 60 Prozent die Kalkulation bereits völlig über den Haufen geworfen. Fast gar keine Gäste hatten im Mai einige Hoteliers in Cala Ratjada. Weil die Bustransfers lange dauern und damit mehr kosten, buchen die Veranstalter erst einmal Hotels in Flughäfennähe im Süden. Das spüren gerade Privateigentümer wie Gabriel Gamundi Escudero, Eigentümer des Na Taconera. Im Gespräch mit den Reisegesellschaften habe sich gezeigt, dass die Hoteliers ihre Preise um wenigstens 30 Prozent senken müssen, sonst habe man keine Möglichkeit, die Hotels zu füllen. Gabriel Gamundi Escudero befürchtet, dass es für viele Hotels die Pleite bedeuten würde, wenn die jetzige Situation zwei oder drei Jahre lang andauert.

      Ausverkaufspreise

      Trotz Preissenkungen bringen die Veranstalter derzeit kaum Gäste in viele Hotels. Deshalb greifen die Hoteliers nun zur Selbsthilfe und wenden sich in ihrer Not an Billig-Spezialisten. Bereit stehen dafür last-minute-Veranstalter und Direktanbieter wie Berge & Meer. Sie füllen innerhalb weniger Tage zu Ausverkaufspreisen hunderte Zimmer - über kurzfristige Aktionen in Tchibo-Filialen oder Tageszeitungen. Die Buchungen werden im Call-Center entgegengenommen. Beispiele für aktuelle Schnäppchenpreise: 299,- oder 399,- € für Flug und eine Woche alles-inclusive im 4- bis 5-Sterne-Hotel in der Türkei. Dabei kostet schon der Flug normalerweise gut 200,- €. In dieser Region müssen die Hotels wegen der politisch bedingten Buchungsflaute sogar noch mehr mit den Preisen heruntergehen als auf Mallorca. Gibt es in Spanien das Doppelzimmer im Veranstaltereinkauf für etwa 20,- €, so sind es dort selten mehr als 15,- €. Zeitweise subventioniert sogar die türkische Regierung die Reiseangebote, damit die Hotels überhaupt überleben.

      Konkurrenz der Fluganbieter

      Auch die Charterflieger stehen unter Druck, vor allem die unabhängigen wie Aero Lloyd. Weil die Veranstalter erst ihre eigenen Flugzeuge füllen, versuchen die Unabhängigen, sich mit Preissenkungen oder Nischenangeboten zu retten. Aero Lloyd zum Beispiel ist auf kleine Regionalflughäfen und nach Österreich ausgewichen, um die Maschinen wenigstens halbwegs auszulasten. Auch Germania muss sich umorientieren. Früher lebte der Charterflieger zu einem erheblichen Teil von der TUI. Nun passt er sich preislich an die Low-cost-carrier wie Hapag Lloyd Express oder Ryan Air an. Seit dem 2. Juli 2003 bieten die Berliner mit Germania Express eigene Billigflüge an - zum Teil direkt in die Touristenzentren.

      Für Jürgen Branse von Germania steht fest, dass die Low-cost-carrier, die im jetzigen Markt etabliert sind, das Preisgefüge und die Konzepte der Charterflieger "durcheinanderwirbeln" werden. Darauf müssen sich die Charter-Unternehmen einstellen, um konkurrieren zu können. Andernfalls werden sie nicht dauerhaft am Markt bleiben können. Branse geht aber davon aus, dass es am Ende nicht auf Preise wie 9,99 € hinauslaufen wird, sondern je nach Strecke in einem Preisbild von 70,- bis 90,- €. "Flugzeuge fliegen nicht mit Wasser", begründet er. Jedenfalls spielt Germania das Billigpreis-Spiel also mit. Hohe Tarife sind einfach nicht mehr durchzusetzen. Wer sich da nicht rasch anpasst, wartet bald vergeblich auf Fluggäste.

      Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von [plusminus vom 3. Juni 2003 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion.
      Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.


      (Stand: 3. Juni 2003)

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      Avatar
      schrieb am 05.06.03 16:09:34
      Beitrag Nr. 2.985 ()
      05.06. 16:00
      US: Fabrikaufträge fallen deutlich
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Fabrikaufträge fielen im April um -2.4% (Consensus: -1.5%). Dies berichtet das Commerce Department. Das ist der größte Rückgang seit den 4.1% im November 2001. Die Auftragslage im März wurde auf +2.1% von +2.2% nach unten revidiert.
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      schrieb am 05.06.03 16:27:47
      Beitrag Nr. 2.986 ()
      usa

      Kaufen, bis der Abschleppwagen kommt

      Trotz Rezession und Arbeitslosigkeit verschulden sich die amerikanischen Verbraucher munter weiter. Und die Fachleute streiten: Rettet der Kaufrausch die Wirtschaft – oder macht er alles nur schlimmer?


      Von Thomas Fischermann



      © 1994 D Peter Ginter/Peter Menzel/Agentur Focus; Erschienen 1994 bei "The Sierra Club Books"
      Sergio Costa hat einen krisensicheren Job: Der Mann stiehlt Autos. „Am liebsten arbeite ich nachts“, erzählt er, „der Sicherheit wegen. Aber im Moment gibt es so viel zu tun, dass ich quasi 24 Stunden im Einsatz bin.“ Costa schaltet Alarmanlagen mit wenigen Handgriffen aus, öffnet lautlos Hochsicherheitsschlösser, und manchmal karrt er Fahrzeuge gleich komplett mit seinem Abschleppwagen weg, ohne überhaupt auszusteigen. Vergangenen Monat hat er 402 Autos entwendet, meist BMW oder Toyota.

      Doch Costa ist kein gewöhnlicher Autodieb. Bevor er einen Wagen stiehlt, sagt er der Polizei Bescheid – und am Ende bringt er die Fahrzeuge ihren wahren Eigentümern zurück. Costa ist ein so genannter Repo Man, er ist Betriebsmanager bei der Firma Elite Collateral Recovery and Investigations in Elizabeth, New Jersey, die auf Pump gekaufte Fahrzeuge von säumigen Schuldnern zurückholt. Das Unternehmen erhält seine Aufträge von Automobilfirmen und Banken, und die Umsätze steigen seit Monaten.

      „Wenn unsere Branche boomt, ist das ein ganz hervorragender Index für Konjunkturkrisen“, spottet Harvey Altes, Chef des Branchenverbandes Time Finance Adjusters. Und tatsächlich: Im vergangenen Jahr „stahlen“ seine Mitgliedsunternehmen die Rekordzahl von zwei Millionen Fahrzeugen von ihren zahlungsunwilligen Besitzern – „eine wirklich gewaltige Menge“, wie Altes sagt. Die Zahl passt zu einer Reihe besorgniserregender ökonomischer Trends. Viele amerikanische Privathaushalte haben ihre Kreditrahmen bei Banken und Kreditkartenfirmen ausgeschöpft, etliche von ihnen können ihre Raten nicht mehr zahlen. Der durchschnittliche Schuldendienst eines US-Haushalts hat inzwischen den Rekordwert von 14 Prozent des verfügbaren Einkommens erreicht, insgesamt stieg die Privatschuld amerikanischer Haushalte auf ein historisches Hoch von 1,7 Trillionen Dollar, und die Zahl der persönlichen Bankrotte stieg im vergangenen Jahr um fünf Prozent. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Verschuldung der Privathaushalte nicht mehr durchzuhalten ist“, urteilt Dimitri Papadimitriou, Präsident des Levy Institute. „Das wird den Leuten gerade klar – womöglich mit schweren Folgen für die Konjunktur.“

      „Einmalig in der Geschichte“

      Nun ist die Freude an Krediten in den USA nicht gerade neu. Die Amerikaner leben traditionell auf Pump und sparen weniger als die meisten anderen Industrienationen. Allerdings hat sich der Trend zuletzt noch einmal deutlich beschleunigt. Legten die US-Bürger Anfang der neunziger Jahre noch knapp neun Prozent ihres verfügbaren Einkommens beiseite, lag die Sparquote am Ende des Jahrzehnts bei weniger als zwei Prozent. Der Aktienboom und der vermeintliche Reichtum hatte viele Leute angestachelt, jetzt erst recht ihre Kreditkarten, Bankdarlehen und die Finanzierungsangebote von Einzelhändlern auszuschöpfen. Manche Ökonomen glauben sogar, dass weniger das Internet als diese Kredit- und Konsumwelle den Wachstumsschub der späten Neunziger ausgelöst hatte.

      Doch bis heute ist Ökonomen und Psychologen ein Rätsel, warum diese Mentalität sich seit dem Platzen der Aktienblase nicht geändert hat – im Gegensatz zu früheren Rezessionen. Nach der Wirtschaftskrise von 1991 zum Beispiel sank die Kreditaufnahme der Amerikaner drastisch. Diesmal dagegen nahmen die Amerikaner fröhlich weiter Kredite auf, sogar schneller als zuvor, wenn man den Anteil am verfügbaren Einkommen zum Maßstab nimmt. „Eine solche Beschleunigung ist in der Nachkriegsgeschichte einmalig“, sagt Jan Hatzius, Ökonom bei der Investmentbank Goldman Sachs in New York.

      Das Resultat: Der Schuldenstand der amerikanischen Privathaushalte bricht alle Rekorde, inzwischen liegen die Schulden eines amerikanischen Durchschnittshaushalts über seinem Nettojahreseinkommen.

      Etliche Kreditinstitute bekommen bereits kalte Füße. Finanzierungsfirmen großer Autokonzerne wie Ford Motor verzeichneten in den vergangenen drei Jahren einen Zuwachs ihrer Kreditausfälle um ein Drittel. Eine Studie der Schuldnerberatungsfirma Myvesta ergab im November, dass ein Amerikaner heutzutage im Durchschnitt 3250 Dollar Schulden auf zwei bis drei Kreditkarten mit sich herumträgt – ein Anstieg um fast 1000 Dollar gegenüber dem Vorjahr. Die Kreditkartenfirmen berichten, dass immer mehr Amerikaner am Maximum ihrer Kreditrahmen angelangt sind und mit ihren Zahlungen nicht mehr nachkommen, zumal etliche dieser Firmen in den vergangenen Jahren den so genannten Sub-Prime-Lending-Markt erschlossen hatten. Ihre Kunden sind Leute, die keine einwandfreie Kreditgeschichte vorweisen konnten. Jetzt sind die Kreditkartenfirmen nervöser denn je: Einige rufen bei unzuverlässigen Kunden schon vor dem Rechnungsdatum an, um vorsorglich zur Bezahlung zu mahnen. Die Gebühren und Zinsen für säumige Schuldner sind drastisch gestiegen.

      Längst geraten auch Leute in die Schuldenfalle, die früher kaum gefährdet schienen. Der Verband der Repo Men etwa stellte zuletzt fest, dass immer mehr Leute ihre Autos gleich freiwillig hergeben. „Die wollen den Ärger nicht“, sagt der Branchensprecher Altes, „das sind im Grunde ehrliche Leute aus dem bürgerlichen Mittelstand in einer außergewöhnlichen Lebenslage.“ Leute wie Mantell Sponder aus Brooklyn zum Beispiel, der als Computerexperte an der Wall Street einst 150000 Dollar im Jahr verdiente und sich nach einem Jahr Arbeitslosigkeit inzwischen rüde Telefonmanieren angewöhnt hat. „Die Kreditkartenfirmen und Gläubiger rufen hier quasi täglich an“, sagt Sponder und zuckt mit den Schultern. „Es ist einfach kein Geld da – und ich habe mir angewöhnt, gar nicht erst mit denen zu reden. Ich knalle dann gleich den Hörer auf die Gabel.“

      Die Hausbesitzer fühlen sich reich

      Es gibt freilich auch etliche Ökonomen, die von einer privaten Schuldenkrise nichts wissen wollen. Die Schuldenmacherei, so ihr Argument, könnte sich als gewonnene Wette auf eine bessere Zukunft herausstellen. Schließlich profitiert die Wirtschaft vom starken Konsum der Amerikaner. So könnte die kollektive Kreditaufnahme zur sich selbst erfüllenden Prophezeihung werden. Wer behält Recht – die Schwarzmaler oder die Optimisten?

      Die Rechnung geht nur auf, wenn mit der Nachfrage auch der Arbeitsmarkt anspringt. Zwar sind im vergangenen Jahr die Einkommen um 4,5 Prozent gestiegen – nach nur 1,8 Prozent im Vorjahr –, aber zu einem großen Teil lag das an Steuerkürzungen aus Washington. Außerdem hat die Arbeitslosenquote in den USA gerade wieder die Sechsprozentmarke überschritten.

      Entscheidend ist auch die Entwicklung der Zinsen und der Hauspreise. Notenbankchef Alan Greenspan hält die Leitzinsen zurzeit auf einem Rekordtief und macht keine Anstalten, sie bald wieder steigen zu lassen. Den Großteil ihrer neuen Kredite haben sich die Amerikaner in den vergangenen Monaten besorgt, indem sie zu diesen günstigen Zinssätzen Hypothekenkredite auf ihre Häuser aufnahmen – oder ihre bestehenden Hypotheken umschuldeten. Ein besonders gutes Geschäft machten dabei Hausbesitzer, die in Gegenden eines boomenden Immobilienmarktes leben, zum Beispiel in Sacramento oder in New York City: Einige Hauspreise sind in den vergangenen Jahren um 30, 50, gar 100 Prozent gestiegen, sodass bei der Umschuldung Extra-Cash anfiel und sich die Hausbesitzer umso reicher fühlten. Doch etliche Ökonomen sehen inzwischen die Hauspreise auf einem Hoch angelangt, einige Schwarzseher warnen sogar vor einem Kollaps der Immobilienpreise in einigen Regionen. Die Zinsen können zudem kaum weiter fallen. Mit dieser Art des Schuldenmachens dürfte es also bald vorbei sein.

      Weil aber niemand so richtig weiß, wie ernst die Lage wirklich ist, erreichen die amerikanischen Verbraucher in diesen Tagen höchst unterschiedliche Signale. „Leben Sie reich“, rät die Citibank auf Plakaten an Hauswänden und in Spots im Fernsehen: Die Bankiers wollen ihrer Kundschaft gern einreden, dass es auch in Krisenzeiten „keine gute Idee ist, sich aus Sparsamkeit selbst die Haare zu schneiden“. Und dass Amerikaner sozusagen „mit dem Recht auf akzeptierte Kreditanträge geboren“ seien. Umgekehrt werden Schuldenratgeber wie Überleben Sie die Ferien ohne Bankrott zu Bestsellern. Beratungsseminare für überschuldete Amerikaner sind gefragt, und auch halbseidene Angebote („So bekommen Sie eine neue Kredit-Identität“) finden immer mehr verzweifelte Interessenten. Das American Bankruptcy Institute sorgt sich inzwischen darum, dass „die steigenden Zahlen der Zahlungsunfähigkeiten in den Haushalten auch die finanzielle Gesundheit der Kreditgeber-Institutionen gefährden“ könne. Und die sonst so optimistische Bankenwirtschaft unternimmt in Washington eine gewaltige Lobby-Anstrengung, um die Gesetze rings um den persönlichen Bankrott zu reformieren. Wer Pleite geht, darf in den Vereinigten Staaten in der Regel eine Menge behalten – oft das Haus und hohe Freibeträge auf Autos, Juwelen und die Hauseinrichtung. Die neue Gesetzgebung soll nach dem Wunsch der Kreditinstitute deutlich härter durchgreifen.

      Böse Zeiten also für säumige Schuldner, und gute Zeiten für Leute wie die Repo Men? Vielleicht auch nicht. „Der Mai war ein ganz merkwürdiger Monat“, klagt in diesen Tagen der Branchensprecher Harvey Altes. „Die Autofirmen haben in den vergangenen Monaten so viele Autos mit Nullzinsen und Sonderrabatten verkauft, dass sie sowieso einen Verlust machen“, sagt Altes. „So ist der neueste Trend, dass sie die Fahrzeuge gar nicht mehr zurückhaben wollen.“


      (c) DIE ZEIT 05.06.2003 Nr.24

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      schrieb am 05.06.03 16:32:23
      Beitrag Nr. 2.987 ()
      arbeit

      Die "A"rbeitslosen "B"eschäftigungs "M"aschine

      138 Milliarden Euro hat Berlin schon in den ostdeutschen Arbeitsmarkt gepumpt. Ohne Erfolg. Trotzdem soll die staatliche Job-Beschaffung weitergehen


      Von Klaus-Peter Schmid



      © Wieslaw Smetek für DIE ZEIT
      Warum müssen Ossis drei Stunden länger arbeiten als Wessis, um gleich viel zu verdienen? Fast 13 Jahre nach der Wiedervereinigung sei es Zeit für einheitliche Verhältnisse, sagt die IG Metall: Auch bei EKO Stahl in Eisenhüttenstadt oder bei VW in Zwickau solle nur noch 35 Stunden in der Woche gearbeitet werden. Prompt drohen die Arbeitgeber ihrerseits, die Gewerkschaft gefährde 20000 Arbeitsplätze. Ergebnis: Diese Woche hat der Streik begonnen, doch der Ausstand ist unpopulär. „Viele Arbeitnehmer wären froh, wenn sie statt null Stunden wenigstens zwanzig arbeiten dürften“, sagt Sachsen-Anhalts SPD-Chef Manfred Püchel.

      „Mut zur Veränderung“, „Erneuerung des Sozialstaates“ – mit diesen Schlagworten warb Gerhard Schröder beim SPD-Sonderparteitag am vergangenen Sonntag für seine Agenda 2010. Der Staat müsse sparen, so die Botschaft des Kanzlers, auch auf dem Arbeitsmarkt. Doch er machte eine Ausnahme: Der deutsche Osten soll weiter in den Genuss „besonderer Anstrengungen für öffentlich geförderte Beschäftigung und Ausbildung“ kommen – ganz gleich, wie lange die Wiedervereinigung schon her ist.

      Zwei Momentaufnahmen, ein Signal: Die neuen Bundesländer können immer noch nicht mit demselben Maßstab gemessen werden wie die alte Bundesrepublik. Spektakulärster Beleg ist der Arbeitsmarkt. Östlich der Elbe sind mehr als eineinhalb Millionen Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Mit über 19 Prozent ist die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch wie im Westen. Und was noch schlimmer ist: Sie steigt und steigt. Spitzenwerte von fast 25Prozent in Neubrandenburg oder 22Prozent in Bautzen sind keine Seltenheit. Selbst in einem scheinbar prosperierenden Bezirk wie Leipzig liegt die Quote noch bei 19,4 Prozent.

      Über die Ursache des Desasters sind sich die Fachleute einig. Die Wende raubte den Regionen zwischen Ostsee und Erzgebirge ihre veraltete Industrie. Keines der alten Kombinate überlebte, zu wenige Fabriken entstanden, Industriebrachen gehören immer noch zum Bild der Städte. Und wo doch in großem Umfang investiert wurde, sorgten modernste Maschinen dafür, dass die Zahl der neuen Arbeitsplätze relativ bescheiden blieb.

      Also erfanden die Politiker den staatlich subventionierten zweiten Arbeitsmarkt. Seit 1990 hat die Bundesanstalt für Arbeit rund 138 Milliarden Euro in die Ostversion der aktiven Arbeitsmarktpolitik gesteckt: für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), für die den ABM verwandten Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM), für Umschulung und berufliche Weiterbildung. Das Ziel, so hat es die Bundesregierung definiert, ist, speziell im Osten „Arbeitslose in zukunftsträchtige, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“ zu bringen. Als Brücke war das alles gedacht – als Hilfe, die sich im Lauf der Jahre selbst überflüssig macht. Das Ergebnis ist ein Fiasko. „Als Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik ist ABM gescheitert“, sagt Rüdiger Pohl, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

      6,5 Millionen Ostdeutsche sind inzwischen in den Genuss der Förderung gekommen – doch einen festen Arbeitsplatz fanden hinterher die wenigsten. Mehr Arbeitssuchende irren von ABM zu Weiterbildung, werden nach einem kurzen Job wieder arbeitslos und kehren erneut in die staatlich bezuschusste Warteschleife zurück. Auch Wolfgang Clement hat das gemerkt. „Mehr oder weniger kläglich“ sei die Eingliederungsleistung, schimpft der Wirtschaftsminister.

      Alle Wahlkämpfer lieben ABM

      Die Politiker sind mitschuldig. Vor allem vor Wahlen griff noch jede Bundesregierung in die Kiste mit ABM, SAM & Co. Bis 1993 stiegen die Ausgaben, erst nach der Bundestagswahl 1994 ging die Förderung zurück. Ende 1996 wetterte Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt gegen die Streichungen: „Aktive Arbeitsmarktpolitik ist kein Luxus und auch kein verschenktes Geld, sondern nötig und nützlich und unverzichtbar.“ Die Sozialdemokratin wurde erhört: 1998, die Bundestagswahl stand vor der Tür, steigerte Bundeskanzler Helmut Kohl die staatliche Förderung plötzlich massiv. Dank ABM sank die Zahl der Arbeitslosen binnen weniger Monate um 216000 – für Kohl zu spät.

      Ähnlich im vergangenen Jahr: Florian Gerster, eigentlich kein ABM-Freund, war gerade an die Spitze der Bundesanstalt für Arbeit gerückt. Aber wieder stand eine Bundestagswahl an, prompt vergaß Gerster seine hehren Prinzipien und befürwortete ein „Hochfahren von ABM“, auch wenn es „nur ein Notnagel“ sei. Nach der Wahl wollte Gerster nichts mehr von diesen „Scheinarbeitsmärkten“ wissen. Zudem griff der neue Wirtschaftsminister Clement zum Rotstift. Nach 9,45 Milliarden Euro im Jahr 2002 soll es 2003 bei 9 Milliarden Euro für die künstliche Beschäftigung im Osten bleiben.

      Tatsächlich erfüllt die aktive Arbeitsmarktpolitik höchst selten ihren Zweck, die Zeit ohne Job derart zu überbrücken, dass der Arbeitslose seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert. Stattdessen wird „Luft über den Zaun geschaufelt“ oder „Eis polieret“, wie Insider es ausdrücken. Da wird Unkraut auf öffentlichen Wegen gerupft, Unrat entsorgt, eine Mauer geweißelt. ABM-Leute zählen seltene Vögel, säubern Straßengräben und hüten Tiere im Streichelzoo. Oft geht schon mittags die (stets unter Tarif bezahlte) Arbeit aus. „Arbeiten bis Mittag“ übersetzen die Ossis das Kürzel ABM.

      Das klingt nach Missbrauch. „Ich müsste lügen, wenn ich das hundertprozentig ausschließen würde“, gibt Margret Schlüter zu, die Staatssekretärin im brandenburgischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen.

      Aber ABM-Leute schaffen auch Werte. So haben sie mitgebaut am Schwimmbad in Wolfen, sanierten verseuchtes Gelände im Chemiedreieck Buna-Leuna-Bitterfeld, halfen bei der Erhaltung von Gründerzeitvillen in Leipzig. Zu einer Art Mega-ABM wurde in den neunziger Jahren die Rekultivierung von Brachen im ostdeutschen Braunkohletagebau deklariert; hier waren in Spitzenzeiten fast 20000 ABMler im Einsatz.

      Überhaupt, so wird im Haus von Bundesverkehrs-, Bau- und Ostminister Manfred Stolpe versichert, hätten die Beispiele für unsinnige Beschäftigung heute Seltenheitswert. Ebenso leer laufe die Klage, billige ABMler seien unlautere Konkurrenz, weil sie regulär bezahlte Arbeitskräfte vom Arbeitsmarkt verdrängten. Der Gartenbau galt lange als Beispiel dafür. Heute heißt es beim Branchenverband: „Der Verdrängungseffekt ist praktisch nicht mehr zu messen.“

      Im brandenburgischen Lehnin ist ein System von „Altenhöfen“ entstanden, in denen alte und junge Familien zusammenwohnen. Lehnin soll zu einem Schaufenster der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg werden. Das sei gar nicht zu bezahlen, wenn man die Arbeit vollständig am Markt einkaufe, sagt Manfred Karsch von der Firma Landschaft Planen und Bauen. Seit acht Jahren wird mithilfe von bis zu zwei Dutzend ABM-Kräften zudem die Bausubstanz renoviert, das gepflasterte Straßennetz repariert, die Landschaft gepflegt. Alle Aufträge werden ausgeschrieben, die ausführenden Privatfirmen betreuen die staatlich finanzierten ABM-Leute. „Die haben immer etwas gelernt, auch qualifizierte Tätigkeiten“, versichert Karsch. Trotzdem: In seinem Ort sind nach fünf Maßnahmen lediglich drei ABM-Kräfte fest eingestellt worden.

      Umstritten sind auch die Aktionen für Umschulung und Weiterbildung. Davon lebt heute in Ostdeutschland eine ganze Branche, und der Ruf vieler Unternehmen ist zweifelhaft. Von Seilschaften aus DDR-Tagen ist die Rede, die sich auf Kosten der Arbeitsämter gesundstoßen. Tatsächlich sind viele Institute aus den Ausbildungsabteilungen ehemaliger Kombinate hervorgegangen.

      Wie BiG, das Bildungszentrum in Greifswald. Dessen Chef Joachim Paul war Direktor der Berufsschule im ehemaligen Kernkraftwerk Lubmin. Der Maschinenbau-Ingenieur und Diplom-Pädagoge machte sich 1991 zusammen mit 56 Kollegen selbstständig und beschäftigt heute 124 Mitarbeiter. Neben 350 Azubis bevölkern knapp 600 Personen „in Weiterbildung“ das BiG. Vier Fünftel des Budgets bestreitet die Bundesanstalt für Arbeit. Paul verwahrt sich gegen Absahner-Vorwürfe: „Unverschämtheit!“ Das Arbeitsamt kontrolliere regelmäßig, in seiner Region müsse er gegen zwei Dutzend Wettbewerber antreten.

      Neuerdings gelten für die Weiterbildung von Arbeitslosen strengere Spielregeln. Sie wird nur noch dann vom Arbeitsamt gefördert, wenn die Teilnehmer hinterher mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent einen festen Job finden – eine Hürde so hoch, dass die SPD auf ihrem Parteitag am Sonntag mit Blick gen Osten beschloss, „in strukturschwachen Regionen und für bestimmte Zielgruppen“ großzügigere Maßstäbe anzulegen.

      Das zeigt nur einmal mehr: Die aktive Arbeitsmarktpolitik im Osten ist ein Fehlschlag. Nichts ist geblieben von der erhofften Überbrückung bis zum nächsten Arbeitsplatz. Das IWH resümiert die Ergebnisse vieler Untersuchungen: „Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen verbessern die Beschäftigungschancen der Teilnehmer nicht.“ Die Forscher aus Halle gehen sogar einen Schritt weiter. Sie glauben herausgefunden zu haben, dass aktive Arbeitsmarktpolitik die Arbeitslosigkeit der Teilnehmer sogar verlängert. Denn „während der Dauer einer Maßnahme lassen die Anstrengungen der Teilnehmer bei der Beschäftigungssuche nach“.

      Das müsste reichen, um den aufwändigen zweiten Arbeitsmarkt nicht nur im Westen zuzumachen, sondern auch im Osten. Wäre da nicht das Hauptproblem, das auch ohne wissenschaftliche Methoden erkennbar ist: Wo es keine Arbeit gibt, nützt die intensivste Suche nichts. In Brandenburg etwa kommen auf hundert Arbeitslose ganze vier offene Stellen. Auch die aktivste Arbeitsmarktpolitik kann da keine Jobs auf dem regulären Arbeitsmarkt herbeizaubern. Selbst im Hause von Ostminister Manfred Stolpe heißt es daher lapidar: „Mit den Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit kann man keine Arbeitsplätze schaffen.“

      So reduziert sich die Bemühung um die Arbeitslosen auf eine Beschäftigungstherapie. Die Brandenburger Staatssekretärin Margret Schlüter bringt die ABM-Moral auf den Punkt: „ABM sind das geringere Übel, bevor die Leute zu Hause sitzen und trinken.“


      (c) DIE ZEIT 05.06.2003 Nr.24

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      schrieb am 05.06.03 16:35:28
      Beitrag Nr. 2.988 ()
      arbeitslos

      10800 Euro und keinen Cent mehr

      Tausende Arbeitslose müssen ihre Lebensversicherungen verkaufen, um Hilfe vom Staat zu bekommen


      Von Wolfgang Gehrmann

      Der „Erfolg“ ist da, aber niemand verkündet ihn: Seit Beginn dieses Jahres steigt die Zahl der Langzeitarbeitslosen, deren Anträge auf Arbeitslosenhilfe abgelehnt werden. Und zwar drastisch. Grund: das „Erste Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ – auch Hartz-Gesetz genannt – zwingt Arbeitslose stärker als bisher, erst einmal ihr eigenes Vermögen anzugreifen, ehe sie Arbeitslosenhilfe bekommen. Überdies werden die Einkommen von Lebenspartnern in höherem Maße berücksichtigt, bevor es Stütze gibt. Von Januar bis April betrug die Zahl der Männer, deren Anträge auf Arbeitslosenhilfe wegen Anrechnung von Vermögen abgelehnt wurde, 12677 – im Vorjahr waren es nur 4263. Bei den Frauen stieg die Ziffer sogar von 2073 auf 10193. Ähnlich sieht es bei der Anrechnung von Einkommen aus (siehe Tabelle).

      Die Zahlen schlummern in den Computern der Statistikabteilung bei der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit. Dass Anstaltschef Florian Gerster sie bislang auf keiner Pressekonferenz stolz verkündet hat, könnte daran liegen, dass der Erfolg der Sparpolitik in der Arbeitslosenversicherung unschöne Nebenwirkungen zeitigt. Tausende Arbeitslose nämlich bringt die verschärfte Vermögensanrechnung um ihre Altersvorsorge.

      Zum Beispiel Anne Eberle. Als die 54 Jahre alte Dortmunderin im Januar Arbeitslosenhilfe beantragte, bekam sie einen herben Schrieb vom Amt: „Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden. Sie verfügen über ein Vermögen in Höhe von 20025,26 Euro, das verwertbar und dessen Verwertung zumutbar ist. Unter Berücksichtigung eines Freibetrags in Höhe von 10800,00 Euro verbleiben 9225,26 Euro.“ Erst wenn dieses Geld aufgezehrt sei, könne sie Arbeitslosenhilfe beantragen.

      Die rund 20000 Euro Vermögen sind der Rückkaufwert von Anne Eberles Lebensversicherung. Als ihre Ehe 1995 geschieden wurde, brachte der Versorgungssausgleich ihr nur einen spärlichen gesetzlichen Rentenanspruch. Sie schloss eine Lebensversicherung ab – und folgte damit dem Rat der Bundesregierung, die private Altersvorsorge propagierte. Nun soll sie ihre Lebensversicherung verkaufen, ehe sie wieder Arbeitslosenhilfe bekommt.

      Anne Eberle ist kein Einzelfall. Weil die Arbeitslosenhilfe jährlich neu beantragt werden muss, laufen seit der Jahreswende in den Arbeitsämtern Tausende neuer Ablehnungsfälle auf. In den Rechtsschutzstellen des Deutschen Gewerkschaftsbundes stapeln sich die ausgefüllten Formblätter mit Widersprüchen. Insgesamt rechnen Experten damit, dass von den 1,7 Millionen Empfängern von Arbeitslosenhilfe 460000 im nächsten Jahr keine Leistungen mehr bekommen werden, weil sie zu viel Vermögen haben oder weil ihre Partner zu viel verdienen. „So lässt sich allein durch Leistungskürzungen ein gutes Stück der Wegstrecke zum hoch gesteckten Ziel der Hartz-Kommission zurücklegen – nämlich der Reduzierung der statistisch ausgewiesenen Arbeitslosigkeit um zwei Millionen bis Ende 2005“, sagt Johannes Steffen von der Bremer Arbeitnehmerkammmer. „Und zwar ohne dass es dazu der Schaffung neuer Arbeitsplätze bedarf.“

      Hunderte abgewiesener Antragsteller klagen allerdings dagegen. In Berlin hat ein 47 Jahre alter Arbeitsloser vor dem Sozialgericht schon gegen das Arbeitsamt gewonnen. Der Mann hatte lange selbstständig gearbeitet und deshalb nur einen Rentenanspruch von 166 Euro aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Um die Versorgungslücke im Alter zu schließen, hatte er eine Lebensversicherung abgeschlossen, deren Rückkaufswert bei 53000 Euro lag, als er Arbeitslosenhilfe beantragte. Das Arbeitsamt wollte ihn zwingen, die Lebensversicherung aufzuzehren, soweit sie den geltenden Freibetrag überschritt. Das Gericht aber erklärte die Alterssicherung für unantastbar. Das Arbeitsamt hat Berufung eingelegt.

      Dreh- und Angelpunkt des Streits ist der Freibetrag der Vermögensanrechnung. Er war zum Jahreswechsel von 520 Euro pro Lebensjahr auf 200 Euro herabgesetzt worden. Maximal wäre also jetzt beim Renteneintritt mit 65 Jahren ein Vermögensbetrag von 13000 Euro von der Anrechnung auf die Arbeitslosenhilfe freigestellt.

      Bei diesem Betrag soll es auch bleiben, wenn im Zuge der Agenda 2010 Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II zusammengelegt werden. So verkündet es jedenfalls wacker Andrea Weinert, die Sprecherin von Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement: „Es kann doch nicht falsch sein, dass jemand, der Leistungen aus der Solidarversicherung beansprucht, erst einmal auf sein Vermögen zurückgreifen muss.“

      Nur: Der real existierende Langzeitarbeitslose scheint nicht auf einem großen Geldberg zu sitzen, sondern allenfalls etwas fürs Alter auf die hohe Kante gelegt zu haben. Aus den Fraktionen der Regierungsparteien sind deshalb auch schon andere Töne zu hören. Klaus Brandner, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Wir müssen im Gesetzgebungsverfahren noch einmal an das Schonvermögen heran und es vergrößern.“


      (c) DIE ZEIT 05.06.2003 Nr.24

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      schrieb am 05.06.03 16:49:02
      Beitrag Nr. 2.989 ()
      Bemerkenswert für einen Country-Song:

      Shania Twain

      KA CHING

      We live in a greedy little world
      that teaches every little boy and girl
      To earn as much as they can possibly
      then turn around and
      Spend it foolishly
      We`ve created us a credit card mess
      We spend the money we don`t possess
      Our religion is to go and blow it all
      So it`s shoppin` every Sunday at the mall

      All we ever want is more
      A lot more than we had before
      So take me to the nearest store

      Chorus:
      Can you hear it ring
      It makes you wanna sing
      It`s such a beautiful thing Ka-ching!
      Lots of diamond rings
      The happiness it brings
      You`ll live like a king
      With lots of money and things

      When you`re broke go and get a loan
      Take out another mortgage on your home
      Consolidate so you can afford
      To go and spend some more when
      you get bored

      All we ever want is more
      A lot more than we had before
      So take me to the nearest store

      Repeat Chorus

      Let`s swing
      Dig deeper in your pocket
      Oh, yeah, ha
      Come on I know you`ve got it
      Dig deeper in your wallet
      Oh

      All we ever want is more
      A lot more than we had before
      So take me to the nearest store

      Repeat Chorus

      Can you hear it ring
      It makes you wanna sing
      You`ll live like a king
      With lots of money and things
      Ka-ching!
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      schrieb am 05.06.03 23:35:24
      Beitrag Nr. 2.990 ()
      Europäische Aktien:



      Enttäuschende US-Konjunkturdaten lassen Aufschwunghoffnungen wieder schwinden


      Dax büßt 1,3 Prozent ein - Zinsbeschlüsse korrekt antizipiert - Duisenberg-Äußerungen lassen Böses ahnen

      md Frankfurt - Die europäischen Aktienmärkte standen am Donnerstag lange im Zeichen der Zinsentscheidungen in Frankfurt und London. Dabei erfüllten die Notenbanken die Erwartungen der Finanzwelt: Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins für die Eurozone um 0,50 Prozentpunkte auf 2,0 %, die Bank of England ließ den Schlüsselzins mit 3,75 % wie erwartet unverändert. EZB-Präsident Wim Duisenberg begründete den Zinsschritt mit deutlich verbesserten Inflationsprognosen für die Eurozone. Gleichzeitig hätten sich die Wachstumsaussichten eingetrübt. Duisenberg rechnet in diesem Jahr mit keinem wesentlichen Aufschwung in der Eurozone mehr.
      Die Investoren schlossen aus den Äußerungen Duisenbergs, dass die EZB die Gefahr einer Deflation in Europa - wie schon zuvor die US-Notenbank für die Vereinigten Staaten - größer einschätzt als eine veritable Inflation. Die "Eintrübung" der ohnehin geringen Wachstumsaussichten und die - zum wievielten Mal eigentlich? - nach hinten verschobene Erwartung eines Konjunkturaufschwungs führte in der Folge zu Indexrückgängen an den Aktienbörsen, die durch enttäuschende Wirtschaftsdaten aus den USA erheblich an Dynamik gewannen.

      Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen in der Woche zum 31. Mai im Vergleich zur Vorwoche um 16 000 auf 442 000. Analysten hatten mit einem Rückgang um 6 000 auf 420 000 Anträge gerechnet. Daraus erklärt sich die schwache Eröffnung an Wall Street, die vorübergehend noch verstärkt wurde, als der Auftragseingang in der US-Industrie im April bekannt gegeben wurde: Statt um 1,5 % gegenüber dem Vormonat - das hatten Volkswirte erwartet - fielen die Auftragseingänge um 2,9 %. Damit signalisieren sowohl die Arbeitsmarktdaten als auch die Auftragseingänge eine weiter anhaltende Konjunkturschwäche in den USA.


      Autobauer verlieren kräftig

      Da sich Beobachter nun sicher sind, dass die Fed abermals die Zinsen senken wird, schoss der Euro gegenüber dem Dollar im Tagesverlauf um mehr als 2 US-Cent in die Höhe. Das erschwert die Exportchancen europäischer Anbieter in Nordamerika. Folglich gaben einige Autobauer kräftig nach; der Stoxx-Sektorindex fiel um 1,2 %. VW verloren 3,4 % und DaimlerChrysler 1,7 %.

      Trotz des negativen Umfeldes fielen die Ausschläge an den europäischen Börsen insgesamt relativ moderat aus. Die Veränderungen der 18 Stoxx-Branchenindizes gingen nicht über 1,5 % hinaus, und auch unter den wichtigeren nationalen Leitindizes in Europa büßte keiner mehr als der Dax ein, der ein Minus von 1,3 % oder 40 Punkten auf 3 040 verbuchte. Der CAC 40 verlor 1 %, der FTSE 100 gab um 0,5 % nach.

      Die länderübergreifenden Kursbarometer Stoxx 50 und Euro Stoxx 50 fielen jeweils um etwas mehr als 1 %. Zweitgrößter Gewinner im Stoxx 600 war bei kräftigen Umsätzen die Aktie des Luftfahrt- und Rüstungsunternehmens BAE Systems, die in London um 9 % auf 145 Pence zulegte. Die Deutsche Bank hatte den Titel mit "Kaufen" und einem Kursziel von 150 Pence eingestuft. BT Group fielen nach einer Abwärtsrevision des Investment-Rating auf "Underperform" durch Credit Suisse First Boston um 3 % auf 186 Pence. Dies drückte auch die Telekommunikationswerte auf dem Kontinent: Deutsche Telekom gaben um 2,4 %, Telef¢nica um 0,9 und France Télécom um 2,9 % nach. Der Stoxx-Branchenindex büßte 1,4 % ein.


      Sanofi sehr schwach

      In Paris verloren Sanofi-Synthelabo 4,1 % auf 53,70 Euro. Credit Suisse First Boston hatte das Papier wegen eines möglicherweise 2004 auslaufenden Patents von "Outperform" auf "Neutral" heruntergestuft und das Kursziel von 65 auf 52 Euro gesenkt. In der Schweiz gaben Kudelski 5 % auf 27,04 sfr nach. Der SMI-Titel litt Händlerangaben zufolge unter Gewinnmitnahmen nach den deutlichen Kursgewinnen der jüngsten Zeit. Außerdem gab es eine Herabstufung durch UBS.

      Nach einem Dividendenabschlag von 0,60 Euro schlossen MAN 0,70 Euro oder 4,8 % schwächer mit 14,05 Euro. Die HypoVereinsbank hatte ihre Einschätzung der Aktie von "Outperformer" auf "Underperformer" zurückgenommen. Das Kursziel senkten die Analysten drastisch von 18,10 auf 13,50 Euro. SAP fielen um 2,6 % auf 98,42 Euro. Lehman hat den Titel von "Übergewichten" auf "Gleichgewichten" herabgestuft; das Kursziel wird mit 100 Euro angegeben. Als Grund für die schlechtere Einschätzung nannten die Analysten den jüngsten Kursaufschwung. Am Vortag hatte die Aktie erstmals seit knapp einem Jahr die Marke von 100 Euro überwunden. Zwar seien die Fundamentaldaten von SAP weiter recht stark, hieß es, doch dürfte sich der Kurs angesichts der unverändert schwachen IT-Ausgaben in den kommenden Monaten kaum erhöhen.


      - Berichte zur EZB Seiten 1 und 3


      Börsen-Zeitung, 6.6.2003




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      schrieb am 05.06.03 23:37:29
      Beitrag Nr. 2.991 ()
      Deutsche Wirtschaft weiter im Abwärtssog

      Positive Arbeitsmarktdaten und höhere Auftragseingänge täuschen über die schlechte Lage hinweg


      lz Frankfurt - Die unerwartet positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und die überraschend starken Auftragseingänge signalisieren nach Ansicht von Volkswirten noch keine Trendwende in der deutschen Konjunkturlage. Im Gegenteil: Die Wachstumsaussichten für Deutschland sind nach einer aktuellen Prognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in den vergangenen Monaten sogar noch ungünstiger geworden.

      Die Kieler Wirtschaftsforscher erwarten für das laufende Jahr eine Stagnation und für das kommende Jahr ein Wachstum von allenfalls 1,8 %. Auch die Chefvolkswirte des Bundesverbands öffentlicher Banken (VöB) gehen für 2003 inzwischen von einer Stagnation aus. Die Bundesregierung hingegen prognostiziert für 2003 nach wie vor ein Wachstum von 0,75 % und für 2004 eines von 2 %. Auf dieser Basis wurden auch die Steuereinnahmen und die Abgabenentwicklung für die Sozialversicherungen geschätzt.

      Das IfW macht für die Stagnation im laufenden Jahr neben der Aufwertung des Euro und der verhaltenen Weltkonjunktur auch die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verantwortlich. "Ein Aufschwung ist angesichts des anhaltenden Verlusts an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und der sehr verhaltenen Expansion der Weltwirtschaft nicht zu erwarten, zumal Impulse von Seiten der Binnenkonjunktur angesichts höherer Steuern und Abgaben ausbleiben", heißt es in der aktuellen Prognose des Instituts. Auch für das nächste Jahr geben die Wirtschaftsforscher keine Entwarnung: Die Arbeitslosigkeit werde weiter steigen, und die Finanzpolitik sei nicht wachstumsfördernd, weil die für 2004 geplante Steuersenkung wohl durch neue Belastungen kompensiert werde.

      2003 werde die Abgabenbelastung um 0,5 Prozentpunkte zunehmen; und die effektive Steuerbelastung werde sich 2004 "nur wenig ändern". Insofern werde es auf dem Arbeitsmarkt "frühestens Mitte 2004" eine Wende zum Besseren geben, heißt es im IfW-Bericht weiter. Insgesamt dürften dem IfW zufolge zum Jahresende 2003 rund 4,5 Millionen Menschen ohne Arbeit sein, was einer Quote von 10,9 % entspricht.


      Volkswirte skeptisch

      Auch andere Volkswirte sind skeptisch hinsichtlich der Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt und haben die überraschend positiven Zahlen umgehend relativiert. Zuvor hatte die Bundesanstalt für Arbeit (BA) gemeldet, dass die Zahl der Arbeitslosen mit 4,342 Mill. Personen zwar den höchsten Mai-Stand seit der Wiedervereinigung erreicht hat, entgegen den Erwartungen jedoch ein Rückgang gegenüber dem Vormonat um 153 000 Personen erfolgt ist. Auch saisonbereinigt nahm die Arbeitslosenzahl um 4 000 Personen ab. Die Arbeitslosenquote verharrte saisonbereinigt jedoch bei 10,7 %.


      Aus der Statistik gefallen

      BA-Chef Florian Gerster schränkte selber ein, dass der Rückgang nicht konjunkturbedingt erfolgt ist, sondern eine Folge von Arbeitsmarkt aktivierenden Maßnahmen gewesen sei. Der Druck der Arbeitsämter auf die Arbeitslosen hätte sich erhöht, wodurch sich deutlich mehr Arbeitslose von der Stellensuche abgemeldet hätten als üblich. Gleichzeitig sind einige Tausend Arbeitslose als Leiharbeiter in den neuen Personalservice-Agenturen untergekommen, wodurch sie ebenfalls aus der Statistik gefallen sind.

      Gleichwohl beurteilte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die jüngsten Arbeitsmarktdaten als "positives Anzeichen". Volkswirte wie Andreas Rees von der HVB Group halten den "Aufwärtstrend" bei den Arbeitslosenzahlen hingegen für "weiterhin intakt". Rees rechnet wie sein Kollege Ralph Solveen von der Commerzbank bis zum Frühjahr 2004 mit fünf Millionen Stellensuchenden.

      Auch die überraschend hohen Auftragseingänge im April können das eher trübe Konjunkturbild nicht aufhellen. Von März bis April hat das Ordervolumen nach Informationen des Bundeswirtschaftsministeriums saisonbereinigt um 1,4 % zugenommen. Zuvor befragte Analysten hatten dagegen mit einem viel geringeren Anstieg als Gegenbewegung zum Einbruch um 3,2 % im Vormonat gerechnet. Sie werteten die aktuellen Zahlen denn auch nicht als Signal für eine Trendwende, da die von Natur aus sehr volatilen Daten im Zweimonatsvergleich immer noch im negativen Bereich liegen.

      "Ich erwarte, dass sich Aufträge und Produktion in den kommenden Monaten seitwärts bewegen", prognostiziert Harald Jörg von der Dresdner Bank, und für Carsten Demski von der Bankgesellschaft Berlin passen die Daten "weiter zum Bild einer Rezession in diesem Quartal". Positiver blickt Stefan Bielmeier von Global Markets Research auf die aktuellen Auftragsdaten. Sie zeigten, dass die Nachfrage nach deutschen Waren trotz des starken Euro ungebrochen sei. Erst die Mai-Daten würden zudem Aufschluss darüber geben, ob das Ende des Irak-Krieges die Konjunktur positiv beeinflusst.


      Börsen-Zeitung, 6.6.2003
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      schrieb am 05.06.03 23:39:31
      Beitrag Nr. 2.992 ()
      Konjunktur in Eurozone zieht nur allmählich an
      Stagnation im ersten Quartal - Trübe Aussichten


      lz Frankfurt - Die Wirtschaft der Eurozone ist im ersten Quartal dieses Jahres nicht vom Fleck gekommen und wird auch im nächsten halben Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission wohl nur minimal wachsen. Wie das europäische Statistikamt Eurostat mitteilte blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unverändert gegenüber dem Vorquartal; gegenüber dem Vorjahresquartal wurde ein Wachstum von 0,8 % errechnet. Die Stagnation war die schwächste Konjunkturentwicklung im Währungsraum seit dem vierten Quartal 2001. Die Aussichten für die nächsten beiden Quartale sind nicht viel freundlicher: Die EU-Kommission erwartet ein Wachstum von jeweils 0 bis 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das am Donnerstag seine neue Konjunkturprognose vorlegte, erwartet für die nächste Zeit keine zügige Erholung im Euroraum. Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Eurolandwirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres bereits gefangen habe. Das Wirtschaftswachstum werde im laufenden Jahr bei etwa 0,6 % zu liegen kommen und dann 2004 auf 2,0 % anziehen. Grund für den eher verhaltenen Ausblick sind nach Ansicht der Wirtschaftsforscher der hohe Euro-Kurs, die fehlenden wirtschaftspolitischen Impulse und das nur allmählich zurückkehrende Vertrauen von Investoren und Konsumenten ...
      ------------------------------------------------
      boersenzeitung.de
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      schrieb am 05.06.03 23:52:22
      Beitrag Nr. 2.993 ()
      Asien
      Japans Börse probt den Aufstand


      05. Juni 2003 Lebenszeichen vom japanischen Aktienmarkt! Trotz unverändert schlechter Presse über den Zustand der dortigen Wirtschaft steigen neuerdings die Aktienkurse. Der Nikkei 225 Index hat es seit dem Tief am 28. April von 7.608 Punkten bei einem aktuellen Stand von 8.657 Punkten auf ein Plus von fast 14 Prozent gebracht.

      Die gute Entwicklung überrascht umso mehr, als der Markt damit die quasi Verstaatlichung der Bank Resona sehr gut überstanden hat. Somit stellt sich vielmehr sogar die Frage, ob der japanische Aktienmarkt nach langer Zeit wieder eine Anlageüberlegung wert ist.

      Eine Antwort darauf zu geben fällt nicht leicht. Denn sie kann auf keinen Fall eindeutig ausfallen. Dafür ist die Ausgangslage zu undurchsichtig. Von einem Ende des langjährigen Bärenmarktes zu sprechen scheint jedenfalls verfrüht, da die meisten Probleme des Landes noch einer Lösung harren. Charttechnisch gesehen hat sich die Lage aber deutlich aufgehellt, was kurzfristig agierende Anleger zum Mitzocken verlocken könnte.

      Viele Probleme harren eine Lösung

      Doch der Reihe nach. Zunächst muß unverändert konstatiert werden, daß sich Japan weiter in einer sehr schwierigen Lage befindet. Die Deflation zieht weiter ihre Kreise und ohne positive Impulse vom Ausland ist in Japan kein echtes Wirtschaftswachstum in Sicht. Bester Beleg dafür ist der am Donnerstag veröffentlichte Index der Frühindikatoren. Diese blieben auch im April mit 33,3 unter der eine expansive Konjunktur andeutenden Marke von 50.

      Wie ernst die Situation ist, zeigt sich auch an den anhaltend mahnenden Worten, die immer wieder von externen Organisationen kommen. So hat der Internationale Währungsfonds Japan erst in dieser Woche wieder zu stärkeren Strukturreformen aufgefordert, wobei darunter ausdrücklich nicht das von Japan so gerne angewandte Mittel der Währungsabwertung gemeint ist. Zu einer Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen, wie etwa das Setzen eines Inflationszieles, hat sich Japan aber noch nicht durchringen können.

      Charttechnische Hoffnungsschimmer

      Vor diesem schwierigen Hintergrund ist das Geld anlegen am japanischen Aktienmarkt nach wie vor kein unbeschwertes Unterfangen. Zumal sich die Bewertungen zwar im historischen Vergleich deutlich ermäßigt haben, doch was das Kurs-Gewinn-Verhältnis angeht, weist Japan noch immer eine höhere Relation auf als beispielsweise Deutschland. Doch die verfahrene Situation birgt auch eine gewisse Chance. Denn dadurch gibt aktuell kaum jemand unter den Anlegern noch einen Pfifferling auf die japanische Börse. Das bedeutet im Umkehrschluß aber auch, daß institutionelle Anleger deutlich untergewichtet sein dürften. Für den Beginn einer Trendwende ist das in der Regel keine schlechte Ausgangslage.

      Dem Nikkei 225 Index ist es jedenfalls zuletzt bereits gelungen, eine erste steile Abwärtstrendlinie sowie die 200-Tage-Durchschnittslinie zu überwinden. Gelingt nun noch der Sprung über die nächste wichtige Hürde bei 8.800 Punkten, dann könnte als nächstes die Zone zwischen 9.400 und 10.000 Punkten anvisiert werden. Allerdings wimmelt es auf dem Weg nach oben nur so an Widerständen, wobei in diesem Zusammenhang vor allem dem aus dem Jahr 2000 resultierenden Abwärtstrend eine entscheidende Bedeutung zukommt.

      Schon früher kam es zu markanten Zwischenerholungen

      Was trotz der generell problembehafteten wirtschaftlichen Situation nicht vergessen werden darf, ist die Tatsache, daß es in Japan im Laufe des nunmehr seit 1983 währenden Bärenmarktes schon öfter zu markanten Zwischenerholungen gekommen ist. Und was auch aktuell eine derartige Entwicklung wieder fördern könnte, ist der Mangel an Anlagealternativen. Am Rentenmarkt ist bei Renditen von gut 0,5 Prozent im Zehnjahresbereich jedenfalls nicht mehr allzu viel zu holen.

      Doch wer sich durch Argumente wie diesem zu einer Wette auf den japanischen Aktienmarkt verleiten läßt, sollte dabei nie vergessen, daß auch der jetzige Aufschwung vor allem stimmungsgetrieben ist. Sollte sich die neuerdings wieder vermehrt erhoffte Konjunkturbelebung in Amerika doch nicht einstellen, kann der Aufschwung nämlich auch schnell wieder in sich zusammenfallen.



      Der Chart zeigt den Kursverlauf des Nikkei 225 Index.
      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      Text: @JüB

      faznet.de
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      schrieb am 05.06.03 23:56:26
      Beitrag Nr. 2.994 ()
      In Deutschland boomt das Geschäft mit der Armut

      Immer mehr überschuldete Bürger landen in den Fängen von Kredithaien und skrupellosen Schuldnerberatern - Experte: Banken tragen Mitverantwortung

      von Jens Wiegmann

      Berlin - "Sofortkredit auch bei Altschulden", "Nur noch eine Rate", "Keine Wartezeit" - Werbeslogans wie diese haben Hochkonjunktur. Je schlechter die Wirtschaftslage, desto besser laufen die Geschäfte skrupelloser Kreditvermittler und selbst ernannter Schuldnerberater. Dass sie trotz ihrer unglaubwürdigen und zum Teil rechtswidrigen Verheißungen immer neue Kunden gewinnen, liegt nicht nur an der Verzweiflung ihrer Klientel, sondern auch an den mangelnden Angeboten einer seriösen Schuldnerberatung. Das berichtete die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände am Donnerstag in Berlin. Mitglieder in der AG sind unter anderem Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Deutscher Caritasverband und die Verbraucherzentrale Bundesverband.


      Dabei ist Überschuldung längst keine Randerscheinung mehr. Rund drei Mio. Haushalte gäben mehr aus als sie einnehmen, sagt Marius Stark, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft. Die dramatisch schlechte Ausstattung seriöser Schuldnerberatungsstellen sei daher ausgesprochen problematisch. "Häufig beträgt die Wartezeit für einen Beratungstermin ein halbes Jahr." Und selbst dann reichen die Kapazitäten nur für zehn bis 15 Prozent der Betroffenen.


      Hier sehen die Kredithaie ihre Chance. Zwar vollzieht sich der Weg in die Schuldenfalle meist schleichend, doch aus Sicht der Betroffenen trifft das Unglück meist plötzlich ein. Nachdem sie schon lange den Überblick über ihre Dispo- und Kleinkredite, ihre Kredit- und Kundenkarten verloren und die Warnsignale übersehen haben, kommt der Moment der Zahlungsunfähigkeit. Dann ist es zu spät: Die Aufnahme neuer Kredite ist nicht mehr möglich, das Konto wird oft gesperrt, es droht die Zwangsvollstreckung.


      Versprechen von Firmen oder Vereinen, sie würden sofort und aus einer Hand helfen, fallen dann auf fruchtbaren Boden. "Die Firmen haben gar nicht vor, Kredite zu vermitteln, und können es oft auch gar nicht", warnt Hedwig Risch vom Bundeskriminalamt. Sie verdienen an Gebühren, an der Versendung von Formularen gegen Vorkasse, an teuren Telefonhotlines oder der Provision für den Verkauf von Versicherungen, Bausparverträgen oder Immobilien.


      Trotz ihrer Dreistigkeit sind die Betrüger selten strafrechtlich zu belangen. Schon das Auffinden und Vernehmen der Zeugen sei aufwendig, meist einigten sich deshalb Staatsanwaltschaft und Verteidigung, sagt Professor Hans-Heiner Kühne, Strafrechtsexperte der Universität Trier. Und selbst bei erfolgreicher Strafverfolgung sind die Aussichten auf Schadenersatz gleich null: "Das Geld ist ruck-zuck weggeschafft." Um zu verhindern, dass Menschen sich überhaupt verschulden und damit anfällig für Betrüger werden, müssten auch die Banken mehr tun, sagt Kühne. Mit ihrer Politik, großzügig Kredite anzubieten, trügen sie erheblich zur hohen Verschuldung bei. "Aber wenn dann wirklich Beratungsbedarf besteht, ziehen sie sich zurück."


      Informationen im Internet:


      www.agsbv.de


      Artikel erschienen am 6. Jun 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 00:00:28
      Beitrag Nr. 2.995 ()
      Die große Sparwelle kommt erst noch

      Bundesregierung dementiert Berichte über höhere Steuern und Abbau von Vergünstigungen - Heißer Herbst erwartet
      Berlin - Autofahrer müssen sich offenbar auf höhere Belastungen, Beamte auf Kürzungen ihrer Bezüge einstellen. Presseberichten zu Folge soll die Entfernungspauschale begrenzt werden. Zu dem wird eine weitere Erhöhung der Mineralölsteuer nicht ausgeschlossen. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, sind Änderungen an der Pauschale Bestandteil des Kataloges von Subventionskürzungen, den die Ministerpräsidenten von Hessen und Nordrhein-Westfalen, Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) Ende Juni vorlegen wollen. Danach soll der Steuervorteil künftig nicht mehr für die ersten 50 Kilometer gelten. Auch eine stufenweise Kürzung der Eigenheimzulage gehöre zum dem Katalog. Das Düsseldorfer Finanzministerium nannte den Bericht "frei erfunden". In der Regierungskoalition stießen die Vorschläge jedoch auf Zustimmung. Es gebe Berufspendler, "die mehr absetzen als sie wirklich aufwenden", sagte die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen, Antje Hermenau. "So einen Luxus muss man zurückschrauben."


      Offiziell dementiert wurde auch die Information des Handelsblattes, wonach die Bundesregierung an eine Erhöhung der Mineralölsteuer denke. Finanzminister Hans Eichel habe immer wieder betont, dass er keine Steuererhöhungen wolle, sagte ein Sprecher.


      Meldungen über Einsparungen zu Lasten der 315 200 Bundesbeamten wollte der Sprecher nicht kommentieren. Die Hannoversche "Neue Presse" meldete, dass über gekürztes Weihnachts- und Urlaubsgeld bereits dieses Jahr 200 Mio. Euro gespart werden sollen.


      Unterdessen setzt Eichel die Chefgespräche mit seinen Ministerkollegen fort. Dabei hat ihm der Kanzler mit seinen Äußerungen zum Stabilitätspakt einen Bärendienst erwiesen. Schröder hatte gefordert, den Pakt flexibel auszulegen und dadurch den Eindruck erweckt, er würde von Eichels striktem Sparkurs abrücken. Um den Pakt halten zu können, muss Eichel im kommenden Jahr mindestens 15 Mrd. Euro einsparen. Dazu sollen die Ministerkollegen ihre Etats zusammenstreichen. Große Hoffnung setzt Eichel zu dem auf die Vorschläge Kochs und Steinbrücks. Da Einschnitte auf der Ausgabenseite allein nicht ausreichen sollen zu dem Verbesserungen auf der Einnahmeseite geprüft werden. Dabei steht der Abbau von Steuervergünstigungen oben an. Ende Juni soll der Haushaltsentwurf vom Kabinett verabschiedet werden. Am 2. Juli tagt der Finanzplanungsrat, wo Bund, Länder und Kommunen ihre Haushaltsplanungen abstimmen. Mitte August soll der Haushalt Bundestag und Bundesrat zugeleitet werden Parallel dazu müssen die erforderlichen Gesetzentwürfe für den Abbau von Subventionen und Steuervergünstigungen in das parlamentarische Verfahren gegeben werden. Mitte November legt der Arbeitskreis Steuerschätzung seine Prognose für die Einnahmen 2003 und 2004 vor. Sie könnten den Etat noch vor der Abstimmung im Parlament Mitte Dezember ins Wanken bringen. cw




      Artikel erschienen am 6. Jun 2003
      welt.de
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      schrieb am 06.06.03 00:01:50
      Beitrag Nr. 2.996 ()


      fr-aktuell.de
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      schrieb am 06.06.03 00:04:25
      Beitrag Nr. 2.997 ()
      Rückgang

      Behörde bereinigt Statistik / Gerster sieht keine Trendwende / Bulmahn beklagt schrumpfendes Lehrstellenangebot





      rb FRANKFURT A. M. "Erfreulich" sei der Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen zwar, erklärte der Chef der Nürnberger Bundesanstalt, Florian Gerster, bei der Präsentation der aktuellen Zahlen, doch seien die Gründe dafür "nicht konjunktureller Art". Stattdessen dürfte der positive Trend vor allem auf "aktivierenden Maßnahmen der Arbeitsämter beruhen". Durch den erhöhten Druck hätten sich deutlich mehr Arbeitslose abgemeldet. Zwei Drittel der 636 000 Abgänge aus der registrierten Erwerbslosigkeit im Mai (14 Prozent mehr als im Vorjahr) waren keine neu Beschäftigten, sondern landeten in der Kategorie "sonstige Nichtbeschäftigung". Dazu zählen der vorruhestandsähnliche Status älterer Leistungsbezieher oder die Sperrzeiten wegen "fehlender Mitwirkung". Diese Art von Entlastung der Statistik war im Mai um ein Drittel höher als vor Jahresfrist.

      Wirtschaftsminister Wolfgang Clement erklärte dazu, wer ein zumutbares Arbeitsangebot ablehne, könne nicht auf Unterstützung setzen: "Auch damit machen wir jetzt ernst." Clement setzt zudem Hoffnung in die steigende Zahl von Existenzgründungen mit Hilfe von Zuschüssen, den Ich-AG und Überbrückungsgeld. In diesem Jahr seien 200 000 Neugründungen aus der Arbeitslosigkeit erreichbar. Die Zahl von bislang gestarteten 25 000 Ich-AG bezeichnet Vizechef Heinrich Alt als "kleinen Erfolg".




      Gerster meinte, es gebe zwar keine konjunkturelle Trendwende, vielmehr zeige sich in dem Rückgang eine neue "Wahrheit und Klarheit der Statistik". Auf Grund der erhöhten Anforderungen an die Eigeninitiative zögen sich vor allem viele Nichtleistungsempfänger zumindest vorübergehend vom Arbeitsmarkt zurück. Seit der Bundesrechnungshof verschiedene Gruppen als scheinarbeitslos ausgemacht hat, sondern die Arbeitsämter seit neuestem junge Leute aus, die sich lediglich zur Bewahrung des Kindergeldanspruchs ihrer Eltern arbeitslos meldeten.

      Im Vergleich zum April werden derzeit 152 800 Arbeitslose weniger gezählt. Bereinigt um jahreszeitliche Einflüsse beträgt der Rückgang 4000 Frauen und Männer: Von Januar bis April hatte es im Schnitt eine Zunahme der saisonbereinigten Werte um monatlich 60 000 gegeben.

      Weiter verschlechtert hat sich die Lage am Ausbildungsmarkt. Es zeichnet sich der BA zufolge ab, dass im September 60 000 bis 70 000 Lehrstellen fehlen. Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist im bisherigen Jahresverlauf um elf Prozent gesunken, die Zahl der Bewerber blieb laut Gerster dagegen unverändert. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte ein Eingreifen des Gesetzgebers angekündigt, wenn die Lücke von der Wirtschaft bis Herbst nicht geschlossen wird.

      Mehr als 500 000 Unternehmen in Deutschland bilden nach einer aktuellen Erhebung der Bundesregierung zur Zeit keine Lehrlinge aus, obwohl sie von ihren Voraussetzungen dazu in der Lage wären. Diese Zahl nannte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) in der Berufsbildungsdebatte im Bundestag. SPD und Grüne bekräftigten ihre Absicht, notfalls per Gesetz nicht ausbildende Betriebe zu einer Abgabe zu verpflichten. Mit diesem Geld sollen bei den Kammern zusätzliche Ausbildungsangebote geschaffen werden. Union und FDP lehnten eine solche Abgabe strikt ab.



      Bulmahn bezeichnete die Lage auf dem Lehrstellenmarkt als äußerst ernst. "Keine Bundesregierung, auch kein Wirtschaftsverband und keine Gewerkschaft" dürfe tatenlos hinnehmen, dass bis zum Jahresende mehrere zehntausend Jugendliche "unversorgt bleiben". Drei Monate vor dem offiziellen Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind bei den Arbeitsämtern noch bundesweit 307 335 Jugendliche als "unversorgt" gemeldet.

      Aber auch die Bundesanstalt tritt bei der beruflichen Weiterbildung kräftig auf die Bremse. Im Mai begannen nur noch gut 18 000 Arbeitslose einen neuen Qualifizierungskurs - 60 Prozent weniger als vor einem Jahr


      fr-aktuell.de
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      schrieb am 06.06.03 00:06:09
      Beitrag Nr. 2.998 ()
      Kommentar
      Ökonomisches Umsteuern

      Von Markus Sievers



      Ökonomische Tristesse in Deutschland: Die Bundesanstalt für Arbeit gibt den Anstieg der Arbeitslosigkeit auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung bekannt. Das ist schlimm, auch wenn die saisonbereinigten Zahlen günstiger ausfallen.

      Hoffnung in Deutschland: Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen und gleicht so einen Teil der Belastung durch die Euro-Aufwertung aus. Und die Bundesregierung verabschiedet sich von dem Wahn, mitten in der hartnäckigsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg die staatlichen Haushalte sanieren zu wollen.

      Von einer Zäsur zu sprechen wäre verfrüht. Dafür sind die Anzeichen für eine dauerhafte Abkehr vom Irrweg der Geld- und Finanzpolitik nicht belastbar genug. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass die beiden zentralen Akteure der Konjunkturpolitik sich nicht länger dagegen sträuben, die wirtschaftliche Realität zur Kenntnis zu nehmen. Ein Stück weit öffnen sie die Augen.

      Das gilt vor allem für die Berliner Finanzpolitik. Endlich räumt der Kanzler ein, dass ein Sparen bis zum Umfallen keinen Sinn macht. Und es allemal lohnender ist, die selbst gesteckten Hindernisse für eine ökonomische Erholung wegzuräumen, als einem willkürlich gesetzten Schuldenziel hinterherzulaufen. Fast fünf Millionen Arbeitsloser hat es bedurft, damit diese Regierung ökonomische Vernunft annimmt.

      Der Kanzler weiß: In dieser Situation hat Deutschland keine Chance, auf absehbare Zeit die Defizitgrenze des europäischen Stabilitätspaktes einzuhalten. Rund 20 Milliarden Euro müssten Bund, Länder und Gemeinden zusammenkratzen, um im kommenden Jahr unter dem magischen Drei-Prozent-Limit zu bleiben. 20 Milliarden - das sind fünfmal so viel, wie das monatelange Gerangel um den rot-grünen Anlauf zum Abbau von Steuervergünstigungen den öffentlichen Kassen einbrachte. Selbst ein solch gigantischer Kraftakt würde ohne eine Belebung der Konjunktur nicht reichen. Die aber würde endgültig platt getreten, wenn die Finanzminister und die Kämmerer der Kommunen derart rigide kürzen müssten.

      Diese Ausweglosigkeit hat Gerhard Schröder bewegt, mit hinreichend klaren Andeutungen den Abschied von der Drei-Prozent-Politik einzuleiten. Sein Finanzminister ist nicht ganz so weit und steht wieder einmal als Verlierer da. Hätte Hans Eichel den Kurswechsel selbst angestoßen, dürfte er auf Zustimmung hoffen. Ein Finanzminister aber, der sich ständig den Weg weisen lassen muss, verspielt sein wichtigstes Kapital: die persönliche Autorität. Rückendeckung vom Regierungschef hat Hans Eichel schon lange nicht mehr. Dies könnte sich bald als sein größtes Defizit erweisen.



      Wirtschaft: Rauer Wind in Arbeitsämtern sorgt für Rückgang
      Wirtschaft: Maß genommen
      Wirtschaft: "Ganz genau: Das ist es gewesen - oder nicht"
      Wirtschaft: Wenn Zinsen sinken





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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 05.06.2003 um 18:18:23 Uhr
      Erscheinungsdatum 06.06.2003
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      schrieb am 06.06.03 00:09:22
      Beitrag Nr. 2.999 ()
      ÜBERSICHT


      Mannheimer unter Druck

      Spekulationen über Eingriffe der Versicherungsaufsicht




      FRANKFURT A. M. (rtr/fr). Der angeschlagenen Mannheimer Versicherung drohen möglicherweise wesentlich größere Probleme als erwartet. Einem Handelsblatt-Bericht zufolge will die Versicherungsaufsicht das Sanierungskonzept des Managements nicht akzeptieren. Zudem heißt es, die Anteilseigner rechneten damit, dass die Behörde Vorstandschef Hans Schreiber zum Rücktritt drängen und einen Zwangsverwalter bestellen werde.

      Ein Sprecher des Unternehmens bezeichnet gleichzeitig Meldungen, die Mannheimer Lebensversicherung könnte als erste Assekuranz in Deutschland dem Notfallpool der Branche namens Protektor übertragen werden, als ein "Gerücht, das ich nicht kommentieren will". Die Versicherungswirtschaft hatte diese Auffanggesellschaft gegründet, um den Kunden garantieren zu können, dass sie auch bei der Schieflage eines Anbieters sicher mit der Erfüllung der Verträge rechnen können. "Wir warten immer noch auf eine Antwort vom Amt", erklärt der Mannheimer-Sprecher zum Stand der Verhandlungen mit den staatlichen Kontrolleuren, die das Rettungskonzept des Vorstands derzeit unter die Lupe nehmen. Die Versicherung benötigt dringend Kapital, weil sich bei ihr nach der Talfahrt der Börsenkurse in den vergangenen drei Jahren erhebliche stille Lasten aufgetürmt haben. Diese entstehen, wenn der Preis von Aktien durch Kurseinbußen unter den Wert rutscht, mit dem diese Titel in den Büchern stehen.

      Der Konzern benötigt dem Vernehmen nach rasch 250 bis 300 Millionen Euro. Sie sollen unter anderem in Form einer Finanzspritze der Großaktionäre beschafft werden, zu denen die Münchener Rück zählt. Der Aktienkurs der Mannheimer Holding brach gestern in Reaktion auf die Meldungen um zeitweise acht Prozent ein.





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      Dokument erstellt am 05.06.2003 um 18:21:41 Uhr
      Erscheinungsdatum 06.06.2003
      http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt…
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      schrieb am 06.06.03 00:40:10
      Beitrag Nr. 3.000 ()
      EZB senkt Leitzins um 50 Basispunkte

      von Jochen Steffens

      Nach doch eher langweiligen Börsentagen wurde die heutige Sitzung der EZB mit Spannung erwartet. Im Vorfeld kam es zu hitzigen Diskussionen und Spekulationen darüber, wie der Markt bei welcher Entscheidung der EZB reagieren werde. Doch trotz aller Spekulationen ereignete sich Überraschendes:

      Zunächst einmal hat mich überrascht, dass sich Wim Duisenberg dem starken Euro, den Deflationsängsten und damit auch dem "Druck" aus Amerika gebeugt hat. Die EZB senkte die Zinsen um 50 Basispunkte. Eigentlich doch gut für die europäischen Börsen, sollte man denken. Naja, stimmt, aber ebenso schlecht für die amerikanischen Börsen. Deswegen kamen auch die US-Futures nicht so recht ins Laufen und würgten einen Kursanstieg in Europa unmittelbar ab. Das hat mich nicht so sehr verwundert.

      Was mich hingegen wirklich verwunderte, der Euro stieg nach der Entscheidung. Er kletterte innerhalb kurzer Zeit um einen Cent auf über 1,18 Dollar. Leider wurde ich bei 1,1750 Dollar ausgestoppt. Dort hatte ich vorsichtshalber vor der Zinsentscheidung den Stopp gesetzt. Doch, dass der Euro steigt, hätte ich nur bei einer Zinssenkung von 25 Basispunkten erwartet. Nun gut, ein kleiner Gewinn und ein Trade gegen Soros gewonnen. Was will man mehr.

      Doch nicht nur die Zinsentscheidung beflügelte den Euro. Ein weiterer Umstand wirkte sich verstärkend aus. Die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten. Wie Sie ja wissen, hatten die amerikanischen Anleger gehofft, dass es endlich zu einer Zahl unterhalb der kritischen 400.000er Marke kommen werde. Zumindest sollte die positive Tendenz fortgesetzt werden, die sich in letzter Zeit gezeigt hatte. Analysten zeigten sich vorsichtiger und rechneten mit 420.000–426.000 Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe.

      Aber das krasse Gegenteil war der Fall. Die Zahl verschlechterte sich auf 442.000 (!) Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Wie Sie vielleicht wissen, hätte gerade der Arbeitsmarkt nun neue Impulse geben müssen, um die letzten, sich verbessernden amerikanischen Konjunkturdaten zu untermauern. Diese Zahl zeigt jedoch deutlich, dass es mit der Konjunkturerholung in Amerika im Moment (noch ?) nicht so gut bestellt ist. Es ist ein herber Rückschlag für die Bullen und ich bin gespannt, wie diese Zahlen an den heißgelaufenen US-Märkten aufgenommen werden. Jeden Monat über 400.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, seit 15 Wochen. Das wird auch der amerikanische Wirtschaft nicht gefallen. Viel mehr als zum Beispiel die deutsche Wirtschaft ist Amerika vom Konsum abhängig. Diese schlechten Arbeitsmarktdaten haben auf den Konsum direkt zwei negative Auswirkungen:

      Erstens: Diejenigen, die Arbeitslosenhilfe beziehen, fallen für den Konsum weg. (Dazu die, die immer mehr durch das eh schon magere soziale Netz Amerikas fallen, ich hatte davon berichtet) Zweitens: Die anderen werden wahrscheinlich ängstlich reagieren und ihre Sparraten erhöhen. So mehr Angst sie haben selber Opfer der Arbeitslosigkeit zu werden, so mehr Vorsorge werden die Verbraucher treffen. Das heißt: Sparen und Schuldenabbau. Dazu noch die sich verschlechternden Zahlen zur Suchdauer für einen neuen Job, diese sind auf ein neues 17 Jahreshoch gestiegen (!). Als Arbeitnehmer in Amerika würde mir langsam Angst und Bange werden.

      Drittens kommt eine indirekte Wirkung hinzu: Diese anhaltend schlechten Arbeitsmarktdaten werden sich negativ auf das Verbrauchervertrauen auswirken. So wäre ich nicht überrascht, wenn dort in ein oder zwei Monaten erneut rückläufige Zahlen vermeldet werden, sofern sich dieser Trend auf dem Arbeitsmarkt weiter fortsetzt. Das wird sich dann wiederum auf die verschiedenen Einkaufsmanagerindizes negativ auswirken.

      Der Euro läuft weiter hoch. 1,185 Dollar gerade (!) 1,5 Cent gestiegen! Das bedeutet es könnte heute ein wirklich schwarzer Tag an den Börsen werden.

      Ach, eins noch zu den Arbeitsmarktdaten: Diese hohe Zahl heute lässt natürlich den Schluss zu, dass sich die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auch in den nächsten Wochen nicht unter der 400.000er Marke aufhalten werden ...

      Und eine letzte Zahl, nach Angaben des Commerce Department sind die Fabrikaufträge im April um 2,4 % gesunken. Das ist der größte Rückgang seit November 2001. Im März war noch ein Zuwachs von 2,1 % gemeldet worden.

      Doch wie werden sich die Börsen verhalten? Ich schrieb bereits mehrfach, dass sich die amerikanischen Bullen in einem Ausnahmezustand befinden. Gier und Euphorie beherrscht das Denken. Die Vernunft ist ausgeschaltet. So lange die Institutionellen nicht zum Bärenangriff blasen, werden die Märkte nur kurz runter gehen. Die amerikanischen Bullen werden sich über neue gute Einstiegskurse freuen. Kurse, die sie dachten bereits verpasst zu haben. Es ist also nicht auszuschließen, dass die amerikanischen Indizes doch wieder steil hoch laufen.

      Ich werde jedoch die nächsten Tage mit Spannung beobachten und versuchen mich je nach Verlauf vorsichtig zu positionieren. Sollten die Märkte jedoch jetzt schon direkt wegbrechen, dann hätte der gestrige Tag wieder einmal ein typisches False Break (Falscher Bruch einer Widerstandslinie) generiert.

      So, ich hoffe also, dass ich doch keine Bullenkappe überziehen muss, sie hätte mir arges Unwohlsein verursacht.

      Zu dem Beitrag von gestern möchte ich heute noch einen Kommentar von Microsoft Chef Steve Ballmer hinzufügen. Eigentlich geht es in einem Brief an die Mitarbeiter von Microsoft darum, dass sowohl die gesamtwirtschaftliche Lage, wie auch das freie Programm Linux für den Konzern eine Herausforderung darstellen. Das ist aber nun wirklich nichts Neues. Viel interessanter fand ich einen Nebensatz: "Wenn ich mit unseren Geschäftskunden spreche, erkenne ich weniger Leidenschaft und Enthusiasmus für Technologie." Das meinte ich gestern, als ich von "Technologieverdrossenheit" sprach.

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      Inflation und Deflation ... beide unwahrscheinlich?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Es gibt eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Deflation", so Alan Greenspan vorgestern in Berlin (aber der Fed-Vorsitzende deutete an, dass er die Leitzinsen noch einmal senken könnte, als "Absicherung").

      "Die Chance, dass in der nahen Zukunft die Inflation wiederaufersteht, ist ziemlich gering", sagte derselbe Mann am selben Tag am selben Ort.

      Also, liebe(r) Leser(in), Sie sehen, es gibt nichts, über das man sich Sorgen machen bräuchte. Überhaupt nichts. Nach 30 Jahren Dollarstandard haben wir endlich eine Art monetärer Perfektion erreicht. Ein ökonomisches Valhalla.

      Heh ... heh ...

      Ich kann fast das Lachen von Eisuke Sakakibara hören.

      Der frühere japanische Finanzminister erinnert sich an eine vergleichbare Zeit, vor ungefähr 10 Jahren, als seine Dynamo-Volkswirtschaft wieder aufwärts zu gehen schien, nachdem der Aktienmarkt eingebrochen war. Damals muss auch er zuversichtlich gewesen sein. Er und seine Gefährten machten die richtigen Züge – so dachte damals jeder. Die Zinssätze wurden gesenkt. Zusätzliche Liquidität wurde geschaffen. Die Staatsausgaben wurden erhöht. Die Inflation war niedrig. Die Anleihenkurse boomten ... und die Aktienkurse stiegen wieder. Wie heute in den USA.

      Aber das Verfügbarmachen von Geld und Kredit führte nicht dazu, dass die japanische Wirtschaft wieder boomte. Stattdessen wurden nur schlechte Investments und schlechte Unternehmen künstlich am Leben erhalten. Das neue Geld erhöhte auch die Kapazitäten – was die Preise fallen ließ.

      In den USA sind die Renditen am Anleihenmarkt auf Rekordtiefs gefallen – nach einer temporären Korrektur in der letzten Woche. Die Rendite der 30jährigen Anleihen liegt bei nur 4,36 %.

      Wenn die Inflationsraten signifkant steigen sollten, dann werden die Anleihenbesitzer markante Kursverluste hinnehmen müssen. Genauso wie in den 1970ern. Aber sie sehen derzeit keine Gefahr einer drohenden Inflation – darin stimmen sie mit Greenspan überein.

      Auf der anderen Hand – wenn es statt einer Inflation eine Deflation geben wird, dann werden die Aktienbesitzer markante Kursverluste hinnehmen müssen. Die Konsumenten werden ihre Konsumausgaben zurückfahren. Die Schuldner werden sich nicht mehr so bereitwillig verschulden. Die Unternehmen werden Arbeiter entlassen. Und die Unternehmen, die an der Wall Street gehandelt werden, werden ihren Aktionären weniger Gewinne vorweisen können. Aber die Aktienbesitzer sehen keine Chance für eine Deflation – darin stimmen sie mit Greenspan überein.

      Währenddessen explodiert die US-Geldmenge. Die Geldmenge M1 wächst derzeit mit einer Jahresrate von 30 %! M2 wächst ungefähr genau so stark. Unter den Matratzen der Welt stapeln sich Dollar.

      Vielleicht hat Mr. Greenspan mit seiner Einschätzung über eine mögliche Deflation nicht Recht. Oder vielleicht hat er mit seiner Einschätzung über eine mögliche Inflation nicht Recht. Oder vielleicht wird er mit all seinen Einschätzungen daneben liegen.

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      US-Immobilienmarkt und die Lage am Arbeitsmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Gestern fragte ich mich, wie zuversichtlich – oder nervös – die amerikanischen Häuslebauer sein sollten. Angesichts der Entwicklung am US-Arbeitsmarkt sollten sie nervös sein ... sehr nervös.

      Vorgestern gab Alan Greenspan höchstpersönlich zu, dass es am Arbeitsmarkt noch keine Zeichen einer nachhaltigen Erholung gebe. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass die amerikanischen Unternehmen weiterhin Arbeitsplätze abbauen – alleine in den letzten 3 Monaten wurden außerhalb des Landwirtschaftssektors 525.000 Stellen abgebaut. In den letzten 2 Jahren sind 2,1 Millionen Jobs verloren gegangen.

      "Die Zahl der Arbeitslosen insgesamt – inklusive der Leute, die die Suche aufgegeben haben – liegt bei rund 9,2 Millionen", so Hartfod Courant. "Und die Zahl der Leute, die Teilzeit arbeiten, weil sie keinen Vollzeitjob finden können, liegt bei 4,8 Millionen, das ist ein Plus von 46 % seit 2001, laut dem Bureau of Labor Statisitics."

      Und die Arbeitssuche wird nicht einfacher. Nicht überraschend ist die durchschnittliche Suchdauer für einen neuen Job 7 Quartale in Folge gestiegen. Die durchschnittliche Suchzeit ist im April auf ein 17-Jahres-Hoch gestiegen, nämlich auf 20 Wochen – Anfang 2001 waren es noch rund 12 Wochen.

      "Offensichtlich haben die Unternehmen fleißig Leute entlassen, und ihre Neueinstellungspläne drastisch zurückgefahren", so Ken Goldstein, Volkswirt beim Conference Board. "Wenn die gesamtwirtschaftliche Lage auch im dritten Quartal schwach bleiben wird, dann ist es nicht wahrscheinlich, dass wir im vierten Quartal ein Wachstum bei der Anzahl der Jobs sehen werden."

      Diese harten Arbeitsmarktzahlen sind einer Rezession zu verdanken, die vor 16 Monaten begann ... und dennoch boomt der US-Immobilienmarkt.

      Bis jetzt haben die rekordtiefen Kreditzinsen und die laxe Kreditvergabepraxis der Banken steigende Immobilienpreise unterstützt. Aber eine Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt wäre eine willkommene Bereicherung für diesen Mix. Leider könnten dem Immobilienmarkt die Käufer ausgehen, bevor die Hunderttausende arbeitslose Arbeiter einen neuen Job als Analyst oder sonstiges gefunden haben.

      Um die Dinge noch schlimmer zu machen – besonders die hochbezahlten Jobs im produzierenden Gewerbe werden derzeit besonders schnell abgebaut. Laut dem Bureau of Labor Statistics gab es im April 62.429 Entlassungen in diesem Sektor, nach 50.897 im April 2002.

      Allerdings gibt es einen Silberstreif am Horizont – Sie sehen, wir beim Investor`s Daily versuchen IMMER auch die positiven Dinge zu sehen – auch wenn wir sie nicht immer finden. Die Zahl der ANGEKÜNDIGTEN Entlassungen ist im Mai um 53 % gefallen, das niedrigste Niveau seit November 2000.

      Vielleicht gibt es auch für den US-Immobilienmarkt noch Hoffnung.

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      Ein Apartment in Buenos Aires – eine gute Idee

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Immobilienpreise in den USA steigen weiter. Im ersten Quartal sind sie gegenüber dem Vorjahreswert um 6,4 % gestiegen – das ist der geringste Anstieg seit 1999. Die Verkäufe von Häusern haben neue Rekorde erreicht. Und auch die Hypotheken. Fannie Mae, eine der größten amerikanischen Hypothekenbanken, sagt, dass das Hypothekenvolumen gegenüber dem Vorjahr um 42 % auf 3,7 Billionen gestiegen ist.

      *** Auch in Argentinien steigen die Preise für Häuser und Apartments. Und sie haben noch viel Spielraum nach oben. Ein Kollege hat mir berichtet, dass er sich gerade zwei sehr schöne Apartments in einem der besten Stadtteile von Buenos Aires gekauft hat – eins für 169.000 Dollar und eins für 200.000 Dollar. In Paris oder New York würde man für solche Apartments 2 Millionen pro Stück bekommen.

      "Argentinien wird nicht sehr lange so billig bleiben", so mein Freund Leif Simon, der Herausgeber vom Global Real Estate Investor. Er hat im argentinischen Markt nach Schnäppchen gesucht. Leif sagt, dass er selbst vor Ort gesehen hat, dass die Preise wieder steigen ... und er glaubt, dass die Preissteigerungen bei Immobilien in den nächsten 3 Jahren 100 % betragen könnten.

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      Zurückgehende Renditedifferenz

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Heute möchte ich über die "Renditedifferenz" schreiben. Über die Differenz zwischen der Rendite von 10jährigen amerikanischen Unternehmensanleihen und 10jährigen US-Staatsanleihen. Diese Differenz lässt sich sehr leicht berechnen: Wenn die Unternehmensanleihen 5 % Rendite bringen und die US-Staatsanleihen 3,5 %, dann läge die Renditedifferenz bei 1,5 % oder 150 Basispunkten.

      Normalerweise verringert sich diese Renditedifferenz in wirtschaftlich guten Zeiten, und sie vergrößert sich in Zeiten einer Rezession. In Boomzeiten sind die Investoren schließlich zuversichtlicher, und das Ausfallrisiko von Unternehmensanleihen ist dann wohl auch tatsächlich geringer. Deshalb kann man als Daumenregel sagen, dass die Renditedifferenz ein guter Indikator für die wirtschaftliche Lage der unmittelbar bevorstehenden Zukunft ist.

      Zuletzt hat sich die Renditedifferenz verringert. Also ... steht uns jetzt ein neuer Aufschwung bevor? Oder ist diese Verringerung der Renditedifferenz nur das Ergebnis der Käufe von renditehungrigen Anlegern, die jetzt auch riskantere Anleihen kaufen, um mehr Rendite einfahren zu können?

      ContraryInvestor.com meint, dass die zweite Möglichkeit die wahrscheinlichere ist. Mit anderen Worten – man sollte nicht denken, dass uns eine wirtschaftliche Erholung bevorsteht, nur weil sich die Renditedifferenz verringert!

      Historisch gesehen hat sich die Renditedifferenz in harten Zeiten auch deshalb vergrößert, weil die US-Staatsanleihen als "sicherer Hafen" gesehen wurden, was deren Notierungen natürlich nach oben gezogen hat.

      In den letzten Jahren gab es am Anleihenmarkt wirklich große Renditedifferenzen, die manchmal extreme Ausmaße angenommen hatten. Letztes Jahr war die Renditedifferenz zwischen 10jährigen US-Anleihen und Unternehmensanleihen, die mit einem Baa- bewertet waren (Moody`s Ranking), so hoch wie seit Beginn der 1980er nicht mehr.

      Allerdings hat sich diese Differenz seit Ende 2002 um 75 Basispunkte verringert. Während die Renditen der US-Staatsanleihen auf ein Niveau gefallen sind, das man vielleicht einmal in einer Generation sieht, hat sich die Renditedifferenz weiter verringert.

      Das führt mich zu einer sehr wichtigen Frage, für die, die versuchen, die heutigen Finanzmärkte zu verstehen. Bedeutet der Rückgang der Renditedifferenz wirklich, dass wir besseren wirtschaftlichen Zeiten entgegengehen? Oder sind die Investoren – die durch das absolut gesehen niedrige Niveau der Renditen bei Staatsanleihen abgeschreckt worden sind – einfach deshalb in Unternehmensanleihen gegangen, weil sich ein Investment in Staatsanleihen ihrer Meinung nach "nicht mehr lohnt"?

      Was für andere Indikatoren kann man zur Beantwortung dieser Frage anführen?

      Zunächst einmal kann man mit den Konsumausgaben der privaten Haushalte beginnen. Wenn sich die Wirtschaftslage verbessern sollte, dann sollten auch die Konsumausgaben steigen. Leider zeigen die jüngsten Einzelhandelsumsätze, dass dies nicht der Fall ist.

      Aber zusätzlich sollte man ohnehin ein Auge auf die Kreditnahme der Unternehmen richten.

      Eine aktuelle Umfrage hat gezeigt, dass die Kreditvergabepraxis in den USA im vierten Quartal 2002 gelockert wurde. Aber die große Frage ist natürlich, ob die Banken die Kreditvergabe deshalb erleichtern, weil sie wirklich davon überzeugt sind, dass es den Unternehmen – den Kreditnehmern – gut geht, oder ... ob sie stattdessen – und das glaube ich – einfach deshalb bereitwillig Kredite geben, weil der Druck, zu wachsen, so groß ist.

      Die Kreditvergabe an Unternehmen erreichte auf absoluter Dollar-Basis im Februar 2001 ihren Höhepunkt. Natürlich brauchten die Banker ein bisschen Zeit, um zu realisieren, dass die Party an der Wall Street und in der realen Wirtschaft zu Ende war. Seitdem ging es mit der Kreditvergabe an Unternehmen nur noch bergab. Die Summe der noch ausstehenden Unternehmenskredite ist um 14 % oder 156 Mrd. Dollar zurückgegangen.

      Dieser Rückgang auf Jahresbasis der Kreditvergabe an Unternehmen ist so groß wie seit mehr als 2 Dekaden nicht mehr. Und wenn der Rückgang der Renditedifferenz wirklich auf eine anstehende wirtschaftliche Erholung hindeuten sollte, dann sollte man erwarten können, dass die Kreditvergaben an Unternehmen langsam zu steigen beginnen.

      Die Fed überschwemmt die Banken mit Liquidität, die Renditedifferenzen gehen zurück – das ist kein Umfeld, in dem die Banken mit ihren Rücklagen einfach Anleihen kaufen und es sich gut gehen lassen können. Indem die Fed soviel Liquidität ins System pumpt, zwingt sie die Banken praktisch dazu, mehr zu verleihen, wenn sie wachsende Umsätze haben wollen ... und dennoch gehen die Kreditvergaben an Unternehmen zurück!

      Der größte Grund dafür, warum die Renditedifferenz zurückgeht, könnte sein, dass viele Amerikaner einfach von Zinseinnahmen abhängig sind. Sie brauchen Zinseinkommen, um ihr Leben zu finanzieren. Und da die Staatsanleihen nur noch so geringe Erträge abwerfen, hat dieser Personenkreis in Unternehmensanleihen gewechselt. Diese Käufe haben bei Unternehmensanleihen zu steigenden Kursen geführt – was fallende Renditen bedeutet. Auf diesem Weg hat sich die Renditedifferenz zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen verringert.

      Die Zuflüsse der amerikanischen Rentenfonds erklären sehr gut, was mit den Renditedifferenzen passiert. Seit Jahresbeginn sind 63 Mrd. Dollar in US-Rentenfonds geflossen – ein Rekordwert. In die Aktienfonds flossen gleichzeitig nur etwa 2 Mrd. Dollar, und aus den Geldmarktfonds wurden sogar 29 Mrd. Dollar abgezogen.

      Die Rentenfonds-Manager stehen wie ihre Kollegen bei den Aktienfonds unter Erfolgsdruck. Je höher die Anleihenkurse kurzfristig steigen, desto sicherer werden die Rentenfondsmanager unter Druck stehen, voll investiert zu sein.

      Es hat etwas gedauert, bis die Öffentlichkeit die Rentenfonds "entdeckt" hat. Und jetzt plötzlich, wo die Renditen auf Tiefstständen sind, investieren sie so viel wie nie zuvor in diese Fonds.

      Dann muss man noch bedenken, dass wegen des massiven US-Handelsbilanzdefizits jede Menge Dollar ins Ausland fließen. Und in vielen Fällen ... z.B. in Japan ... fließen diese Dollar dann in die USA zurück, da sie in US-Staatsanleihen angelegt werden.

      Die heutige Situation am US-Anleihenmarkt zeigt Parallelen zum Aktienmarkt Ende 1999 und Anfang 2000 auf. Schließlich ist es doch eine Manie, wenn plötzlich die Massen simultan alle dem gleichen Anlageobjekt hinterherlaufen, oder?

      Wenn diese Parallele stimmt, dann ist die zurückgehende Renditedifferenz kein Zeichen für eine bevorstehende wirtschaftliche Erholung. Aber sie könnte dennoch eine Sache voraussagen – nämlich das Top einer Spekulationsblase am Anleihenmarkt.

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