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    Warum die Indizes fallen werden. - 500 Beiträge pro Seite (Seite 4)

    eröffnet am 12.03.02 01:46:04 von
    neuester Beitrag 07.08.05 13:04:25 von
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      schrieb am 20.12.02 18:55:10
      Beitrag Nr. 1.501 ()
      Zins-Abgeltungssteuer verursacht Immobilienkrise

      Ich bin´s heute noch mal, Fatty Egomahn. Ich weiß, Sie lieben mich nicht, doch ich mich dafür nur umso mehr. Und was ich ihnen heute erzählen will, wird Sie bestimmt interessieren. Denn der Kanzler hat mich mit seiner Zins-Abgeltungssteuer gleich zwei Mal vor der Pleite gerettet: Einmal, weil ich nun endlich den fairen Ertrag auf meine Zinsen bekomme, und ein weiteres Mal, weil ich jetzt keine Immobilien mehr kaufen muss. Der Kelch dieser Pleite ist also noch einmal an mir vorbei gegangen, und es werden andere Häuslebauer sein, die nun damit stiften gehen!

      Die Rechnung ist vergleichsweise einfach: Ein 150-Quadratmeter-Haus in meiner bevorzugten Wohnlage und mit meinem gewohnten Komfort kostet 400.000 Euro oder 3.333 Euro je Quadratmeter. (Ich weiß, dass 150 Quadratmeter für einen Menschen wie mich durchaus wenig sind, doch hat der Kanzler nicht gesagt, wir alle müssen sparen?) Nun kann ich eine vergleichbare Wohnung jedoch auch mieten, für 10 Euro den Quadratmeter kalt im Monat, macht 120 Euro pro Quadratmeter im Jahr und summa summarum 18.000 Euro im Jahr.

      Da ich das Geld für Haus oder Wohnung bar auf der Kralle habe, muss ich nun fragen, zu welchem Zinssatz ich die 500.000 Euro anlegen muss, um nach Steuern 18.000 Euro herauszubekommen. Denn dann liege ich mit der Mietlösung weit besser, da ich beim Mieten keine Reinvestitionen zu zahlen habe und auch nicht in den Demographie- und Deflations-Abwärtsstrudel hineingezogen werde. Beim alten Steuermodell mit einer Zinsbesteuerung zu einem Satz von 48,5 Prozent hätte ich 6,9 Prozent p.a. erzielen müssen, was beim gegenwärtigen Zinsniveau sowie dem Zustand des Aktienmarktes durchaus schwierig sein wird. Nach Schröders Geniestreich sind es jedoch nur noch 4,8 Prozent, was exakt der aktuellen Rendite langlaufender Bundesanleihen entspricht.

      Und das ist doch nun wirklich schockierend, denn das heißt nichts Geringeres als: Selbst beim niedrigsten Zinssatz der Nachkriegszeit lohnt es sich nicht mehr, Immobilien zu kaufen! Zumindest wenn man das Geld dafür hat, so wie ich, Fatty Egomahn. Bleibt der Umkehrschluss: Wer heute noch Immobilien kauft, hat entweder kein Geld dazu oder ist bescheuert – wahrscheinlich jedoch sogar beides.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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      schrieb am 20.12.02 18:58:33
      Beitrag Nr. 1.502 ()
      Der letzte Börsenguru

      Gurus sind an Wall Street selten geworden. Tummelte sich Ende der 90-Jahre noch ein rundes halbes Dutzend von ihnen am US-amerikanischen Kapitalmarkt, so ist 2002 gerade noch einer übrig geblieben: Doug Cliggott. Seit nunmehr vier Jahren liegt der Ex-Banker mit seinen Prognosen goldrichtig - leider.

      Wo ist Abby Cohen, wo Henry Blodget? Von der Realität eingeholt. Ihre allzu optimistischen Prognosen haben sich als falsch erwiesen und die Massen gleichermaßen enttäuscht und erzürnt.

      Cliggott ist anders, vorsichtiger. Er verkörpert den typischen Leisetreter in einer Welt, in der das Publikum lange Zeit nach Marktschreiern verlangte. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb er trotz seiner Erfolge relativ unbekannt geblieben ist.

      Der US-Finanzdienst CNNfn hat versucht, hinter das Geheimnis von Doug Cliggott zu kommen. Das Interview endete mit der erstaunlichen Erkenntnis, dass sich Doug Cliggott lediglich in einem Punkt von seinen Kollegen unterscheidet: er ist vorsichtig. Und deshalb weiterhin bearish für die Börsen eingestellt.

      Bewertungen weiterhin zu hoch

      An Wall Street ist es gängige Praxis die operativen Ergebnisse als Grundlage für eine Bewertung heranzuziehen. Nicht so bei Cliggott. Der Ex-Banker und heutige Berater eines schwedischen Hedge Funds weigert sich, das Missmanagement in vielen Unternehmen zu ignorieren.

      "Sie bauen Lagerbestände auf, die sie heute am liebsten nicht mehr hätten, sie errichten Fabriken, die sie nicht mehr wollen. Und dann werden diese Investitionen aus den Ergebnissen herausgerechnet, ganz so, als hätte es sie niemals gegeben. Aber es gab sie, dass investierte Geld ist echt und es gehört den Aktionären."

      Die Alternative zum operativen Ergebnis sei das gemeldete Nettoergebnis. Allerdings, so weiß Cliggott, hat auch diese Methode ihre Macken. In Boomzeiten suggerierte sie eine nicht vorhandene Ertragsstärke, in Schwächephasen hingegen stelle sie die Entwicklung übertrieben negativ dar. Aus diesem Grund hat Cliggott die operativen Ergebnisse mit den Nettoergebnissen über einen längeren Zeitraum hinweg untersucht.

      Dabei hat er herausgefunden, dass die Nettoergebnisse rund 85 Prozent der operativen Ergebnisse ausmachen. Auf dieser Berechnungsgrundlage ergebe sich ein operativer Gewinn für den S&P 500 in 2002 von 40 Dollar. Historisch gesehen weise der S&P ein KGV von 16 auf, so dass der "faire" Wert im Index 680 Punkte (16x40) betrage.

      © 20.12.2002 www.stock-world.de
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      schrieb am 20.12.02 19:29:50
      Beitrag Nr. 1.503 ()
      Der Dollar fällt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Pass` auf, Ben Bernanke; der Markt kämpft mit faulen Tricks.

      Die Aktien fallen wieder, auch der Dollar kam deutlich zurück. Das britische Pfund zum Beispiel ist im Verhältnis zum Dollar auf über 1,60 Dollar pro Pfund gestiegen, das höchste Niveau seit 2000.

      Der kanadische Dollar ist auf 0,6456 US-Dollar gestiegen. Auch der australische und der neuseeländische Dollar sind gegenüber dem US-Dollar schön gestiegen, der Kiwi-Dollar steht auf einem 3-Jahres-Hoch. Aber die größte Veränderung kommt aus Südafrika: Der Rand hat gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn satte 37,7 % zugelegt.

      Warum entwickeln sich all diese Währungen gegenüber dem US-Dollar so gut? Nun, die Staaten dieser Währungen sind Exporteure von Rohstoffen ... und die meisten sind größere Goldproduzenten, besonders Südafrika.

      Der Goldpreis ist auf einem Höhenflug.

      "Die Leute suchen nach alternativen Investments in anderen Währungen als dem US-Dollar", so ein Volkswirt von Westpac zu einem Reuters-Reporter.

      Bernanke & Co. können den US-Dollar zerstören. Aber das wird sie teuer zu stehen kommen. Die ausländischen Investoren werden einfach woanders investieren ... und ihr Geld wieder mitnehmen. Die amerikanischen Börsen würden einbrechen. Der amerikanische Lebensstandard – der sehr stark von ausländischen Investitionen abhängt – würde zurückgehen.

      Bernanke hofft, dass er den US-Dollar nur ein bisschen zerstören kann, und dass er diese Probleme abwenden kann, während er gleichzeitig eine Deflation verhindert. Und ich bin der Erste, der zugibt: Alles ist möglich. Aber bis jetzt – in der ersten Phase nach dem Boom – war Gold (und damit der Markt) ein besseres Investment als Aktien oder der Dollar von Ben Bernanke. Dieser Trend könnte jahrelang so weitergehen.
      __________________________________

      Chinesische Autoproduktion steigt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      China hat angekündigt, dass die chinesische Produktion von Autos die Marke von 1 Millionen Autos pro Jahr überschritten hat. Die erste Million wird auf dem chinesischen Markt verkauft werden, während gleichzeitig die Qualität de Wagen und das Marketing verbessert werden wird. Aber wie lange wird es noch dauern, bis diese billigen chinesischen Autos Kalifornien erreichen werden?

      A propos Kalifornien: Dieser US-Bundesstaat sieht sich mit einem Budgetdefizit von 35 Milliarden Dollar konfrontiert. In Washington (Bundesstaat) sind es 2 Milliarden Dollar. New York City hatte in den letzen 2 Jahren Überschüsse erwirtschaftet – dieses Jahr wird es ein Defizit von 1 Mrd. Dollar werden. Und nächstes Jahr soll dieses Defizit auf 6 Mrd. Dollar steigen!

      In den USA zeigt die Regierung ein großes Interesse an den Aktienmärkten und an der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Politiker müssen sich schließlich alle paar Jahre dem Votum einer Nation von Aktienbesitzern stellen. Die Staatseinnahmen hängen direkt davon ab, wie viel Einkommen die Leute haben, und wie viel Kapitalgewinne sie erwirtschaften können.

      Kein Wunder, dass Bernanke, Greenspan und Bush der Wirtschaft keine Ruhepause gönnen wollen; sie brauchen das Geld, und die Wählerstimmen! Kein Wunder, dass die Regierung bereits ist, wirtschaftlich zu intervenieren, dass sie den Wählern Gewinne ohne Schmerzen verspricht, Fortschritt ohne Sparen ... ökonomische Auferstehung ohne die notwendige Kreuzigung. Aber wie schade – das macht alles nur noch schlimmer.

      Im 19. Jahrhundert kamen und gingen Rezessionen und Aufschwünge schnell; kaum jemand bemerkte sie. Die Kapitalisten waren reich und nicht zahlreich. Wer kümmerte sich darum, wenn sie pleite gingen? Aber dann brachte die Demokratisierung von Medien, Regierungen und Kapitalmärkten viele stimmberechtigte Kleinaktionäre. Plötzlich wurden die Regierung und die Aktienmärkte von den Massen kontrolliert ... und diese Massen begannen, wie jeder Mob zu reagieren: Dumm, gierig und enttäuscht. Diese kleinen Leute waren froh, wie die wirklichen Kapitalisten Kapitalgewinne einzufahren. Aber sie konnten Verluste nicht ausstehen, und verlangten von der Regierung, dass diese "etwas tue", um sie zu schützen. Kreative Zerstörung sei ja ok, aber niemand dürfe Schaden erleiden! Deshalb gibt es jetzt Zentralbanken, Aufsichtsbehörden, Bürokraten, die Tausende von Gesetzen, die keiner liest oder versteht, befolgen. Und jetzt haben wir eine neue Art des Kapitalismus, ohne wirkliche Kapitalisten. Die größten Investoren von heute sind Kollektive – nämlich Fonds und Versicherungsgesellschaften. Und jetzt dauern die Spekulationsblasen länger – und auch die Korrekturen!


      investorverlag
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      schrieb am 20.12.02 19:31:29
      Beitrag Nr. 1.504 ()
      Die Nachkriegsperiode

      von Raymond DeVoe, Jr.

      Ich habe eine Liste, auf der ich die dümmsten Sachen, die bei CNBC gesagt werden, aufschreibe. Diese Liste wird immer länger. Meistens sind es Kommentare, die ungefähr so beginnen: "In der Nachkriegszeit ist die Wirtschaft (oder der Aktienmarkt) immer (oder fast immer)" ... und dann geht es darum, was entweder immer oder fast immer seit 1945 der Fall gewesen sein soll.

      Manchmal geht es so weiter: "Die Wirtschaft reagierte immer auf Zinssenkungen und erholte sich 6–9 Monate später", oder "Der Markt antizipierte die Erholung und stand deutlich höher, als die Wirtschaft den Tiefpunkt erreicht hatte"; oder "der Aktienmarkt stand X% höher, sechs Monate nachdem sich die Wirtschaft um Y% erholt hatte" ... und so weiter.

      Meine Reaktion darauf ist meine "Regel der Geschichte", die lautet: Wenn der Aktienmarkt regelmäßig die Muster der Vergangenheit wiederholen würde, dann würden die reichsten Leute an der Wall Street die Archivare und Historiker sein – und das ist einfach nicht der Fall." Meine Reaktion auf diese Nachkriegsperiode-zitierenden Analysten und Strategen ist: Was ist so besonders an der Nachkriegsperiode? Warum sollte alles den Mustern folgen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgetreten sind? Und warum sollte alles, was vor 1945 passiert ist, deshalb disqualifiziert werden? Könnte es sein, dass sich das, was heute passiert, deutlich von den vorherigen Ereignissen der "Nachkriegsperiode" unterscheidet?

      Ich habe zuletzt ein Interview für die Dezember-Ausgabe eines Finanzmagazins gegeben, und in dieser Ausgabe geht es um "die 30 intelligentesten Investoren an der Wall Street". Ich weiß nicht, wie sie an meinen Namen gekommen sind, weil ich persönlich nur relativ wenig investiere, und meine Versuche des "bottom-fishings" waren nicht besonders erfolgreich. Ich fragte mich, wer die anderen 29 sein sollten. In einem Bullenmarkt finden sich viele "Genies", in einem Bärenmarkt ist das Gegenteil der Fall. Die Interviewerin wollte mir allerdings nicht die Namen der anderen nennen. Ich wurde gefragt, wer die intelligenteste Person im Investmentbanking sei, die ich jemals getroffen habe. Das war leicht: Mein Professor in der Business School in Columbia, Prof. David Dodd. Dann fragte mich die Interviewerin, was meiner Ansicht nach das Beste Buch übers Investieren sei, und meine Antwort war: "Manias, Panics, and Crashes" – eine Geschichte der Finanzkrisen von Charles P. Kindleberger.

      Warum? Nun, bevor man ein Auto fahren oder ein Flugzeug fliegen kann, muss man mit einem erfahrenen Menschen trainieren. Dann muss man eine Prüfung ablegen, bevor man alleine fahren oder fliegen darf. Als Pilot muss man sich auch ständig weiterbilden. Wenn es ums Investieren geht, dürfen sogar Menschen, die nicht den Unterschied zwischen einer Aktie und einer Anleihe beschreiben könnten, ihre gesamten Lebensersparnisse ohne eine Art von Training oder Prüfung aufs Spiel setzen. Alles was sie brauchen, ist ein Konto und ein Depot, und sie müssen dafür nur einige Angaben über ihre finanzielle Situation und ihre Anlageziele machen. Da solch unerfahrene Leute meist bei schönem Wetter – einem Bullenmarkt – starten, sind sie völlig unvorbereitet für einen möglichen Sturm.

      Schlimmer noch – sie glauben die Tipps vom "bei Rückschlägen kaufen", "langfristig halten", und "langfristig gibt es kein Risiko bei Aktien, nur kurzfristige Volatilität."

      Das Buch von Mr. Kindleberger mag Leute nicht davon abhalten, eine Menge Geld zu verlieren. Aber es gibt einem neuen Investor eine Warnung, und einen Sinn für die Geschichte. Manien sind nichts Neues, es gibt sie immer wieder. Obwohl wir eine Spekulationsblase, die so groß war wie die am 10. März 2000 geplatzte, so schnell bestimmt nicht wiedersehen werden. Das mag einen Investoren nicht davon abhalten, auch in eine Manie zu geraten, aber immerhin könnte er/sie vielleicht noch rechtzeitig zur Besinnung kommen und aussteigen bzw. die Verluste begrenzen.

      Nachdem ich das Interview gegeben hatte, entschied ich mich, meinem eigenen Ratschlag zu folgen, und ich las das Buch von Mr. Kindleberger nochmal. Es ist nicht lang, nur 197 Seiten ohne die Anhänge. Meine Ausgabe von 1978 hat ziemlich viele Eselsohren, es ist viel unterstrichen, Sätze sind in Orange markiert. Deshalb habe ich mir ein neues Buch gekauft, die Ausgabe von 1996. Diese Ausgabe hat ein ominöses Zitat von Prof. Paul Samuelson auf der Außenhülle: "Irgendwann in den nächsten 5 Jahren könnten Sie es bereuen, dass Sie dieses Buch nicht gelesen bzw. noch mal gelesen haben."

      Der große Unterschied dieser dritten Ausgabe von 1996 zu meiner alten Ausgabe ist der, dass der Anstieg und der Fall des japanischen Aktienmarktes nun im Buch berücksichtigt worden ist. Im Buch wird das klassische Muster von "Boom und Abschwung"-Zyklen dargelegt. 1) Zunächst gibt es einen fundamentalen Wechsel, wie Krieg oder eine neue Technologie, 2) dann steigen die Investitionen, oft mit Hilfe einer Politik des leichten Geldes der Zentralbank, 3) Die Investments werden spekulativer, basierend auf überoptimistischen Prognosen, 4) In dieser Phase haben sich die Kurse am Aktienmarkt völlig von den Fundamentals gelöst, 6) diese Manie endet in einem Crash, viele Investoren fliehen aus den fallenden Märkten, 7) die Zentralbank und die Regierung stehen nun vor dem Problem, wie das Finanzsystem stabilisiert werden könnte, da extensive Korruption und Finanzmanipulationen entdeckt werden. Hört sich das bekannt an? Bedenken Sie, dass das Buch vor der letzten Spekulationsblase geschrieben worden ist. Jedenfalls lassen sich alle "Krisen" nach 1945 diesem Strickmuster zuordnen. Und fast jede Rezession nach 1945 ist dadurch zustande gekommen, dass die Fed die Zinsen erhöht hat, um eine drohende Inflation zu unterdrücken. Meine Frage lautet. Wie viele wirkliche Spekulationsblasen hat es in der Nachkriegszeit gegeben? Nur eine, in den 1990ern.

      Derzeit haben wir deshalb keine typische "Nachkriegs-Situation", sondern eine "Post-Spekulationsblasen-Situation". Diese "Post-Nachkriegsperiode" unterscheidet sich von den zuvorigen Rezessionen und Erholungen seit 1945. Es ist das erste Mal seit 73 Jahren, dass es gleichzeitig eine Spekulationsblase beim Aktienmarkt und in der Wirtschaft gab, und dass beide geplatzt sind.

      Die Investitionen sind jetzt schon seit 7 Quartalen in Folge zurückgegangen. Das ist die längste Periode des Investitionsrückgangs in der Gesamten "Nachkriegsperiode". Auch die Aktienkurse sind noch nie so lange am Stück gefallen – in der Nachkriegsperiode. Bis zum Jahr 2000 ist das Nettoeinkommen der amerikanischen Haushalte in jedem Jahr gestiegen – danach nicht mehr. Aber am signifikantesten ist es, dass wir niemals in der Nachkriegsperiode mit den Nachwirkungen einer so gewaltigen Spekulationsblase zu kämpfen hatten.
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 19:41:00
      Beitrag Nr. 1.505 ()
      Analysten warnen vor neuen Tiefständen


      Experten rechnen nicht mit Entspannung



      Von Kathrin Quandt, Handelsblatt


      Chartexperten können Anlegern zu Weihnachten keine frohe Botschaft bieten: Bei deutschen und europäischen Standardwerten rechnen sie mit weiteren Kursverlusten. Ein Experte sieht jetzt schon ein Verkaufssignal für den Dax, andere wollen noch den heutigen „Hexensabbat“ am Terminmarkt abwarten.





      FRANKFURT/M. Aus Sicht der Charttechniker sind die Aussichten für den deutschen Markt noch trüber als für den europäischen. Denn der Deutsche Aktienindex (Dax) ist gestern aus seiner Handelsspanne gefallen, innerhalb der er einige Zeit seitwärts tendierte.

      Die untere Zone dieser „Tradingbox“ verlief seit Mitte Oktober – bis gestern – bei 2 980 bis 3 000 Punkten, die Obergrenze zwischen 3 400 und 3 480 Zählern, wie Sandra Schiller von Commerzbank Securities erklärt. Werde die Untergrenze zwei Tage in Folge unterschritten, ergebe sich ein Verkaufssignal. Speziell vor dem Hintergrund des heutigen Hexensabbats – dem Auslaufen verschiedener Kontrakte am Terminmarkt, der meist mit starken Kursschwankungen verbunden ist – , will sie noch einen zweiten Durchbruch abwarten, um von einem klaren Signal zu sprechen; allgemein rät Schiller übrigens stets dazu, eine Bestätigung eines Signals abzuwarten.

      Nach dem Fall unter die Unterstützungszone von 2 980 bis 3 000 Zählern hält Wieland Staud, Charttechniker aus Bad Homburg, nun kurzfristig einen Abschwung bis auf 2 519 Punkte, dem bisherigen Tief am 9. Oktober, für möglich. Mittelfristig müssten Anleger sogar mit weiteren Abschlägen rechnen, warnt er. Auch wenn sich der Dax zu Beginn des nächsten Jahres kurzzeitig über 3 470 Punkte schwingen könnte, stünden im nächsten Jahr neue Tiefstände an. Staud: „Von einer Bodenbildung kann noch keine Rede sein.“ Der Abwärtstrend seit März 2000 sei noch intakt.

      Der Frankfurter Charttechniker Marcel Mußler geht noch weiter: Aus seiner Candle-Stick-Analyse gehe ein langfristiges Verkaufssignal beim Dax hervor. Mußler: „Wir sollten uns nicht einreden, dass wir 2003 mit einem substantiellen Hausse-Neustart rechnen können. Das beste, was passieren kann, ist, dass der Dax nicht mehr wesentlich weiter fällt.“ Anleger müssten neue Tiefs bis zu etwa 2 400 Zählern im Dax einkalkulieren.

      Auch Uwe Wagner von der Deutschen Bank erwartet nach dem Fall unter der für ihn wichtigen Marke von 2 987 Punkten eine weitere Abwärtsbewegung im Dax: Er sieht nun Abwärtspotenzial bis zu 2 500 Zählern.

      Bei den europäischen Standardwerten gibt es momentan zwar auch keinen Anlass für Euphorie, aber das Bild ist nicht ganz so trübe. Bis gestern glichen sich noch die Chartverläufe beim Dax und beim Euro Stoxx 50, denn beide verharrten innerhalb einer „Tradingbox“. Schiller zufolge liegt das untere Ende dieser „Box“ beim Euro Stoxx 50 bei 2 380 bis 2 400 Punkten, das obere bei 2 670 bis 2 740 Zählern.

      Das europäische Marktbarometer ist noch nicht aus dieser „Box“ herausgefallen, so dass noch kein Verkaufssignal in Sicht sei, meinen einige Charttechniker. Schiller bereitet aber Sorge, dass der britische FTSE-100-Index – der sich oft schon als „Vorläufer“ unter anderem für den Euro Stoxx 50 erwiesen habe – bereits mehrere Tage aus seiner derzeitigen „Box“ herausgefallen sei.

      Technische Indikatoren deuteten zwar darauf hin, „dass die Reise eher nach unten geht“, ergänzt der Frankfurter Chartanalyst Lutz Mathes. Doch solange sich der Euro Stoxx 50 in seinem Seitwärtsbereich halte, lohne sich noch keine Spekulation auf einen Abschwung. Mathes ist sogar vorsichtig optimistisch: „Wenn die Unterstützungslinien den großen Terminbörsenverfallstag morgen überleben, wäre das die Basis für einen freundlichen Jahresbeginn.“ Das heiße aber nicht, dass ein nachhaltiger Aufschwung in Sicht sei; schließlich befänden sich die europäischen Standardwerte immer noch in ihrem seit Mai 2002 bestehenden Abwärtstrend, der aktuell bei 2 600 Punkten verlaufe. Mathes: „Das begrenzt die Phantasie für steigende Kurse vorerst.“

      Positiv sieht er zwar, dass sich die Blue Chips in Europa auch in der jüngsten Schwächephase in ihrem Seitwärtsbereich halten konnten. Doch gegen schnelle Kursgewinne spreche die Tatsache, dass auch die Euro-Aktien noch keine untere Trendwende vollziehen konnten. Der abwärts gerichtete Fächer (siehe Grafik), der sich aus den immer wieder nach unten durchbrochenen Aufwärtstrends seit dem Oktober-Tief herleite, mache die gegenwärtige Schwäche deutlich. „Das kommende Jahr kann Anlegern einen Test des Tiefs bei etwa 2 190 Punkten im Euro Stoxx 50 bescheren“, warnt der Chartexperte. Anschließend müsse sich dann zeigen, ob die positiven Marktkräfte für eine Trendwende ausreichten.


      HANDELSBLATT, Freitag, 20. Dezember 2002, 08:06 Uhr

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      schrieb am 20.12.02 21:13:14
      Beitrag Nr. 1.506 ()
      Finanzen

      Dax hielt sich auch 2002 nicht ans Drehbuch
      Experten lagen mit ihren Prognosen so schief wie noch nie.

      Konjunkturentwicklung und Vertrauenskrise wurden zum Verhängnis


      von Holger Zschäpitz


      Foto: dpa
      Berlin - Analysten haben nur noch bei Goethe-Fans einen Stein im Brett. Denn die sind schon einige Tage länger mit dem Unterschied zwischen „Dichtung und Wahrheit“ vertraut. Stets in der Vorweihnachtszeit lehnt sich die Analystenzunft mit Prognosen für das kommende Jahr weit aus dem Fenster, die schon wenig später von der Realität kassiert werden. So groß wie in diesem Jahr war die Kluft zwischen Soll und Ist an der Börse aber noch nie. Während vor zwölf Monaten die Mehrzahl der Experten tief in den Farbtopf griff und eine rosarote Zukunft für 2002 entwarf, fuhr der deutsche Aktienindex den größten Verlust seiner Geschichte ein. Durchschnittlich erwarteten die Strategen für Ende 2002 fast 5800 Punkte. Herausgekommen sind nicht einmal 3000 Zähler – eine Differenz von 50 Prozent.


      Die Bankerzunft hat mit ihren katastrophalen Vorhersagen weiteres Ansehen verspielt. Dennoch dürfte sich das schlechte Gewissen in Grenzen halten. Schließlich ist die Branche in Sachen falsche Prognosen mittlerweile abgehärtet. In den vergangenen sieben Jahren wollte sich der Dax gleich sechs Mal nicht an das vorgeschriebene Drehbruch halten. „Das jetzt abgelaufene Jahr war extrem schwer vorherzusagen“, so Peter Dombeck, Stratege der Berenberg Bank. Er hatte Ende 2001 bereits einen neuen Bullenmarkt mit Kursen bis zu 7000 Zählern ausgerufen. Weder die Konjunktur noch die Unternehmensgewinne wollten den Vorstellungen Dombecks folgen. Zudem traf die Vertrauenskrise nach den Bilanzskandalen um Enron und Worldcom die Analystenzunft wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Ende 2001 gingen wir fest von einer V-förmigen Konjunkturerholung aus“, so Dombeck. Herausgekommen sei jetzt eher der Verlauf in Form eines L: „Die Wirtschaft ist nach dem Einbruch 2000/2001 nicht wieder auf die Beine gekommen, sondern dümpelt vor sich hin.“ Die Bilanzierungsskandale hätten die Risikoprämien für Aktien drastisch nach oben und die Kurse damit nach unten getrieben.


      „2002 war ein Jahr der Extreme“, sagt Dombeck. Eine Einschätzung, die von der Statistik untermauert wird. Mit über 40 Prozent stürzte der Dax innerhalb eines Jahres so tief ab wie noch nie in seiner Geschichte. Selbst das Crashjahr 1987 brachte „nur“ ein Minus von 30,2 Prozent. Auch drei negative Jahre in Folge sind ein Novum. Nachdem der Dax bereits 2000 und 2001 mit Verlusten geschlossen hatte, legte die Statistik steigende Notierungen für 2002 nahe.


      Da ist es kein Wunder, dass die Strategen auch mit ihren restlichen Prognosen furios scheiterten. Für den Neuen Markt lagen die Vorhersagen 74 Prozent zu hoch. Der übertriebene Konjunkturoptimismus führte zudem zu kapitalen Fehleinschätzungen des Rentenmarktes: Statt eines erwarteten Anstiegs auf fünf Prozent gingen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf 4,28 Prozent zurück. Wenig schmeichelhaft fällt auch die Bilanz beim Euro aus. So rechneten nur die wenigsten Profis damit, dass die europäische Gemeinschaftswährung die Parität zum Dollar durchbrechen könnte. Derzeit liegt der Euro mit 1,0259 Dollar deutlich über den durchschnittlich geschätzten 0,92 Dollar.


      Interessanterweise kamen die besten Prognosen für 2002 nicht von einem der führenden amerikanischen, deutschen oder schweizerischen Häuser. Vielmehr schnitt Dieter Wermuth, Stratege der japanischen UFJ-Bank am treffsichersten ab. Dabei sagte er als einer von zwei Strategen nicht nur ein weiteres negatives Dax-Jahr voraus. Auch den Renten- und Devisenanlegern gab er die richtige Richtung vor. „Wenn eines die Vergangenheit lehrt dann das: Eine Spekulationsblase wie in den 1990er-Jahren verdauen die Märkte nicht einfach in zwei Jahren.“


      Artikel erschienen am 21. Dez 2002
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 21:27:52
      Beitrag Nr. 1.507 ()
      Wall Street-Inside: Wann geht der grösste US-Bankkonzern an seinen Derivaten Pleite?

      Vorsicht, Derivate-Blase: Meiden Sie die Aktien der Grossbanken!


      Bei der heutigen Börsenlage starren alle auf angeblich überbewertete Aktienmärkte und übersehen dabei die weit gefährlicheren und grösseren Derivatemärkte.

      Derivate sind Kunstprodukte (Optionen, Optionsscheine, Swaps, Terminkontrakte),
      die inzwischen auf praktisch alles aufgelegt werden: Währungen, Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle, Zinssätze. Zum Teil sind diese Derivate standardisiert, werden also an den (Termin-)Börsen gehandelt, zum grössten Teil geht es jedoch um speziell entwickelte Derivate, die nur im Freiverkehr (Over-the-counter, OTC) gehandelt werden.

      Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich schätzt das Ausmass der OTC-Derivate auf Kreditbasis auf rund 111 Bio. US$.

      Vorsicht vor JP Morgan Chase, Citicorp und UBS

      Die grösste US-Bank, JP Morgan Chase, dreht hier das grösste Rad mit einem
      Anteil von 63 % an den US-Goldderivaten, 54 % an den US-Derivatgeschäften
      sowie 23 % am weltweiten Handel dieser Art (Stand: 30.6.2002).
      Die Derivate von 25,6 Bio. US$ entsprechen dem mehr als 600fachen des Börsenwertes des Bankkonzerns von 42,7 Mrd. US$. Im Goldderivatehandel repräsentiert JP Morgan allein rund 153 Mio. Unzen Gold und damit rund neun Jahre der weltweiten Goldproduktion!

      Aktienderivate werden von Fondsmanagern verstärkt nachgefragt, um sich gegen starke Marktbewegungen abzusichern. Klar führend sind traditionell die
      Zinsderivate, die vom starken US-Hypothekargeschäft profitieren. Der neue Verkaufshit sind Kreditderivate. Über Kreditderivate befreien sich Gläubiger
      von ungewollten Kreditengagements.

      Führend in diesem Markt sind JP Morgan Chase, Citigroup und UBS Warburg. Zuletzt tauchten Gerüchte über eine drohende Pleite der Commerzbank durch eine angebliche Schieflage bei Kreditderivaten auf.

      (kopiert aus Regenbogenforum)
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 21:35:52
      Beitrag Nr. 1.508 ()
      @1504

      Analysten liegen mit ihren Prognosen nicht schief, weil sie blöd oder unfähig sind, sondern weil sie von ihren Arbeitgebern(Banken) zum lügen in der Öffentlichkeit(Medien) angehalten werden.




      ....................................................................................Nur so am Rande....... ;) ;) ;)



      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 22.12.02 10:48:24
      Beitrag Nr. 1.509 ()
      Anscheinend sind jetzt alle schon bei Mutti und keiner hat Lust mehr zu posten.



      Schöne Weihnachten allen und ein Friedliches Neues Jahr
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 17:14:02
      Beitrag Nr. 1.510 ()
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 19:35:18
      Beitrag Nr. 1.511 ()
      Löcher in öffentlichen Haushalten wachsen schneller

      Die Löcher in den öffentlichen Haushalten wachsen immer schneller. Nach am Freitag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts betrug das gemeinsame Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen in den ersten neun Monaten dieses Jahres 75,8 Milliarden Euro.

      HB/dpa WIESBADEN. Es lag damit um 26,1 Milliarden oder 52,5 Prozent über der vergleichbaren Vorjahreszahl. Als Hauptgründe für die immer weiter klaffenden Lücken nannten die Wiesbadener Statistiker sinkende Steuereinnahmen und steigende Ausgaben für Personal, Zinsen und Sozialleistungen. Der Schuldenstand der öffentlichen Haushalte hatte sich Ende September um 5,2 Prozent auf nunmehr 1,2446 Billionen Euro erhöht.

      Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden verringerten sich im Jahresvergleich um 3,9 Prozent auf 293,7 Milliarden Euro, berichtete das Bundesamt. Dies sei mit der schwachen Konjunktur, aber auch mit den Entlastungen aus der Steuerreform zu erklären. Besonders starke Einnahmerückgänge verzeichneten mit 6,4 Prozent die Kommunen. Die Länder mussten mit 4,9 Prozent weniger Steuern, der Bund mit einem Minus von 2,6 Prozent zurecht kommen. In die Kassen der gesetzlichen Sozialversicherungen floss hingegen mehr Geld: Sie legten um 1,8 Prozent auf 269,3 Milliarden Euro zu.

      Beim Bund erhöhte sich das Finanzierungsdefizit in den ersten drei Quartalen gemessen am Vorjahreszeitraum von 28,3 Milliarden auf 41,6 Milliarden Euro. Bei den Ländern vergrößerte sich die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben von 14,4 Milliarden auf 23,0 Milliarden Euro. Die Gemeinden mussten sogar eine Verdoppelung ihres Finanzierungsdefizits von 3,2 Milliarden auf 6,3 Milliarden Euro hinnehmen.

      Auch die Sozialversicherung wies ein Defizit auf, das sich von 8,2 Milliarden auf 13,4 Milliarden Euro erhöhte - „vor allem auf Grund höherer Defizite bei der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit“, berichteten die Statistiker. Nur beim Sondervermögen des Bundes ergab sich ein Überschuss von 8,5 Milliarden Euro.

      Auf der Ausgabenseite stiegen die Sozialleistungen mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 265,5 Milliarden Euro am stärksten, gefolgt von den Ausgaben für Zinsen (55,7 Mrd Euro/plus 3,3 Prozent) und Personal (134 Mrd/plus 2,4). Bei den Trägern der Sozialversicherung sind die Personalausgaben um satte 5 Prozent gestiegen. Die Daten sind in Bezug auf die Finanzen der Kommunen vorläufig. (Handelsblatt.com, 20.12.02)

      Kommentar: Die steigenden Zinslasten führen zu immer schneller sinkenden Einkommend er breiten Masse und damit zu einer sinkenden Kaufkraft. Dadurch fallen die Steuereinahmen des Staates und durch vermehrte Arbeitslose, sowie immer höhere Schuldenlasten steigen die Ausgaben. Die Geschichte zeigt deutlich, daß der BAnkrott die unmittelbare Folge sein muß.


      __________________________________

      Die Wirtschaft in den USA wächst um vier Prozent

      Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal nach endgültigen Berechnungen des Handelsministeriums wie erwartet stark gewachsen

      Washington - Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg zum Vorquartal saisonbereinigt mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von vier Prozent, teilte das Ministerium mit. Im Vorquartal lag das Wachstum bei 1,3 Prozent. Nach Einschätzung des Präsidenten der US-Notenbank (Fed), Alan Greenspan, ist die US-Wirtschaft weiter auf dem Weg aus ihrer leichten Schwächephase. Greenspan sagte vor dem New Yorker Wirtschaftsclub, das Wachstum könne sich in kommenden Jahr beschleunigen, wenn die geopolitischen Spannungen nachließen und die Unternehmen ihre Gewinne erhöhten. Er fügte hinzu, dass die USA nicht vor dem Abgleiten in eine schädliche Deflation stünden. ... (Welt, 21.12.02)

      Kommentar: Schon wieder erscheinen die Meldungen um ein angeblich hohes Wachstum in den USA. Geht man jedoch diesen Angaben gründlich nach, entdeckt man sehr schnell, daß es sich meist um getürkte Zahlen handelt. Wie soll es denn überhaupt noch WAchstum geben, in einem Land in dem die Schulden fünfmal schneller steigen als jede Wertschöpfung?

      Kommentare von Günter Hannich
      geldcrash.de
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      schrieb am 23.12.02 19:41:13
      Beitrag Nr. 1.512 ()
      Die Goldene Bankregel

      Von Claus Vogt

      Es gab einmal eine Zeit, in der Vorsicht, Langfristigkeit und sogar Ehrbarkeit weitverbreitet waren. Aus dieser Zeit stammt die Goldene Bankregel. Sie empfiehlt Fristenkongruenz von Forderungen und Verbindlichkeiten: Langfristige Kredite sollen durch langfristige Schulden finanziert sein, kurzfristige entsprechend kurzfristig. Die Befolgung dieser sehr konservativen Regel läßt die heutzutage gern vornehm „Zinsarbitrage“ genannte Zinsspekulation nicht zu, nämlich den Kauf langfristiger Anleihen, der mit kurzfristigen Krediten finanziert ist. Deshalb ist diese Regel nicht sehr beliebt, bei vielen Banken nicht und schon gar nicht bei den aggressiveren Marktteilnehmern wie bestimmten Hedgefonds. Eine Reduktion der kurzfristigen Zinssätze um 50 Basispunkte wirkt sich auf die hoch gehebelten Teilnehmer dieser Zinsspekulation wie ein warmer Geldregen aus: Die Finanzierungskosten sinken, die Erträge bleiben konstant. Diese heilsame Wirkung von Zinssenkungen auf „Arbitragegewinne“ beschränkt sich in unserer durch Finanzinnovationen und einen sehr hohen Verschuldungsgrad zahlreicher Unternehmen geprägten Zeit aber nicht auf den Finanzsektor.

      Im April dieses Jahres hat Bill Gross, der den größten Anleihefonds der Welt verwaltet, die Leser seines Investment Outlook an seiner mit Argumenten unterlegten Interpretation des auf 43 Milliarden US-Dollar bezifferten Marktes für Interest Rate Swaps teilhaben lassen (www.pimco.com). Interest Rate Swaps sind eine Finanzinnovation, die in den vergangenen 15 Jahren außerordentlich populär geworden ist. Grob gesprochen ermöglichen sie einem Unternehmen, die Struktur seiner Verbindlichkeiten mit sehr geringem Aufwand zu verändern. Beispielsweise lassen sich langfristige Verbindlichkeiten mit Festzins in solche mit variablem, kurzfristigen Zinssatz tauschen. Die genaue Funktionsweise spielt hier keine Rolle, interessierte Leser können sie in einem Fachbuch oder im Internet nachlesen. Wichtig in unserem Zusammenhang ist die Bedeutung des massenhaften Einsatzes dieses Instrumentes bei US-amerikanischen Unternehmen. Gross kommt zu dem überzeugenden Ergebnis, daß der Einfluß der kurzfristigen Zinssätze auf die Finanzierungsseite des Unternehmenssektors und somit auf die gesamte US-Ökonomie erheblich zugenommen hat – im Sinne deutlich erhöhter Risiken im Fall steigender Zinsen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
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      schrieb am 23.12.02 19:46:26
      Beitrag Nr. 1.513 ()
      +Die große, große Umverteilung
      ++ Borgen und verborgen ++


      Von Bernd Niquet

      Börse hoch, Börse runter, Wirtschaftserholung, Wirtschaftsabschwächung – die ganze Welt ist gegenwärtig verwirrend wie schon lange nicht mehr. Irakkrieg, Goldpreis, Aktiengewinn-Besteuerung, Zins-Abgeltungssteuer, Sozialabgaben-Steigerung, Krankenkassen-Pleiten, Rekord-Verschuldung – alles kunterbunt durcheinander: Wichtig, unwichtig? Kann sein, kann auch nicht sein. Gibt es noch einen roten Faden durch dieses Labyrinth? Ich will einmal versuchen, ein paar Fädchen in die Hand zu nehmen:

      In dieser Woche ist mir ein Aufsatz von Kurt Richebächer in die Hände gekommen, in dem dieser beklagt, dass im Jahr 2001 die Wirtschaft in den USA nur um gut 200 Milliarden US-Dollar gewachsen, die Verschuldung im Vergleich dazu jedoch überproportional angestiegen ist, nämlich um 1.000 Milliarden Dollar alleine von den Haushalten und Unternehmen, zuzüglich weiteren (!) 916 Milliarden Dollar im Finanzsektor. Insgesamt hat die Verschuldung damit also beinahe zehnmal (!) so stark zugenommen wie die Wirtschaftsleistung. So etwas, das wird selbst der Wirtschaftslaie verstehen, kann natürlich nicht lange gut gehen.

      Doch stimmt das eigentlich tatsächlich? Ich habe mir die Zahlen einmal genau angesehen, denn die entscheidende Frage ist doch stets, wenn so viel geborgt wird: Wer leiht denn hier eigentlich? Erstaunlich ist zunächst, dass die These, dass die US-Haushalte ihren Konsum massiv durch Immobilienkredite finanzieren, zumindest anzuzweifeln ist. Denn die ganze Mortgage-Industrie hat zwar beinahe 900 Milliarden Dollar verliehen, genauso viel jedoch selbst auch wieder aufgenommen – Resultat: null! Größter Finanzier der US-Schuldner sind das Ausland mit etwa 360 Milliarden Dollar, das US-Bankensystem mit 200 Milliarden Dollar, die US-Lebensversicherungen mit 130 Milliarden Dollar sowie die US-Geldmarkt- und sonstigen Fonds mit 370 Milliarden Dollar.

      Bis auf das Ausland wird also – wie eigentlich auch nicht anders zu erwarten war – nur fleißig im Kreis herum geliehen. Will sagen: Uns wird stets suggeriert, dass es sich hier um eine Nettoverschuldung handelt, doch das ist mit Ausnahme der Verschuldung gegenüber dem Ausland natürlich nicht wahr. Bleibt die Frage, warum denn nicht nur in den USA gegenwärtig wie verrückt geliehen und geborgt wird?

      ++ Gewinner und Verlierer ++

      Schauen wir dazu auf zwei sehr langfristige Trends: (1) In Deutschland hat sich in den vergangenen dreißig Jahren die Investitionsquote beinahe halbiert. (2) In den USA hat der vergangene Aufwärtszyklus die schwächste Gewinnentwicklung der Nachkriegszeit gebracht. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass es im Zeitalter der zunehmenden Globalisierung und Markliberalisierung immer schwieriger wird, Kapital profitabel anzulegen. Spiegelbild dieser Medaille ist, dass die Reallöhne ebenfalls seit zwanzig Jahren nicht angezogen haben. Irgendwie sind wir also in einem Sumpf angelangt, in dem kein Sektor sich so richtig noch mit Freude aus dem Wasser heraus begeben kann. Und trotzdem wird so fleißig wie noch nie herumgeborgt und herumgeliehen.

      Der einzige Hypothese, diesen gordischen Knoten doch noch irgendwie zu durchschlagen, ist aus meiner Sicht die folgende: Das gesamte Geschehen als unter dem Einfluss einer beinahe monokausalen, gigantischen Umverteilung zu betrachten. Konkret: Die Reichen und die Gewinner leihen an die Armen und Verlierer! Die einen bauen gigantische Forderungspyramiden, während die anderen spiegelbildlich die Schulden auftürmen!

      Dazu nur in paar Zahlen: Die Unternehmensgewinne sehen nur noch deswegen gut aus, weil die Unternehmen keine Steuern mehr zahlen. In Deutschland kennen wir dies zur Genüge, aber auch in den USA bezahlen 44 der 82 größten Konzerne nicht den normalen Steuersatz und 17 Prozent (1.279 Unternehmen mit einem Vermögen von mehr als 250 Millionen Dollar) gar keine Steuern. Gewinner ist hauptsächlich das reichste Hundertstel der Bevölkerung, deren Einkommen seit 1979 um fast 160 Prozent gestiegen sind. Um so tragischer, dass auch in Deutschland durch das Halbeinkünfteverfahren und die Zins-Abgeltungssteuer die ganz Reichen deutlich bevorteilt werden, die ihre Erträge somit noch trefflicher ausleihen können, während die niedrigen Einkommensschichten, die diese Steuergeschenke über höhere Sozialabgaben zu finanzieren haben, weiterhin in die Verschuldung schlittern.

      Der wirkliche Sprengstoff liegt also nicht in den absoluten Zahlen, sondern vielmehr in deren interner Verteilung. Und da man hierüber nur spekulieren kann, bleibt man auch hinsichtlich der Frage, wann vielleicht einmal ein großer Knall passieren könnte, letztlich auf das Raten angewiesen. Und dennoch zieht man gerade hier ganz sicher am roten Faden.
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      schrieb am 23.12.02 21:01:15
      Beitrag Nr. 1.514 ()
      __Auf ein Neues in 2003 ...

      von Martin Weiss

      Auch in der vergangenen Woche kamen die großen Leitindizes der Welt mehr recht als schlecht voran, von einer Jahresendrallye kann keine Rede sein. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn einstige Schwergewichte wie DaimlerChrysler auf Jahrestiefstkurse unter 30 Euro zurückfallen.

      Die Ursachen dafür, dass im dritten Jahr der großen Baisse die Märkte nicht einmal die Kraft für eine starke Kurserholung vor den Weihnachtsfeiertagen besitzen, sind uns allen bekannt. Fundamental hat sich am schlechten Bild so gut wie nichts geändert: Die geopolitischen und makroökonomischen Perspektiven sind schlichtweg schlecht.

      Ja, aus den meisten der jüngst veröffentlichten Wirtschaftsdaten geht klar hervor, dass sich die amerikanische Wirtschaft weiter auf dem Weg nach unten befindet. Trotz einer geringfügigen Belebung der Frühindikatoren für den Monat November weisen die meisten maßgeblichen Statistiken klar auf, dass sich die Wirtschaft im Sinkflug befindet. So wurde bekannt, dass die zweite Woche in Folge die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung auf über 400000 gestiegen ist. Eine Verbesserung der Wirtschaftslage kann aber gar nicht erfolgen, wenn die Firmen ihre Mitarbeiter in Scharen entlassen.

      Zudem ging die Produktion von Geschäftsausstattungsgütern den dritten Monat hintereinander zurück. Bei einer guten Wirtschaftslage benötigt man aber gerade ein Mehr (!!) an Büromaterial!

      Weiter nahm die Zahl der Neubauten in drei der vergangenen fünf Monate ab, die Baugenehmigungen schwächeln ebenfalls. Dies ist ein weiteres klares Zeichen dafür, dass die Immobilienblase in den USA langsam aber sicher platzt. Und, schließlich ist es so, dass die Verbraucher, die ja immerhin für knapp 70 % des US-Inlandsprodukts verantwortlich sind, sich mehr und mehr, vor allem beim Autokauf, zurückhalten. Und insofern verwundert es nicht, dass die Aktien der Autobauer ins Straucheln kommen.

      Auch in Deutschland gibt es wenig Hoffnung auf Besserung, denn die deutschen Märkte leiden zusätzlich noch unter der Vielzahl an hausgemachten Problemen. So ist der Ifo-Index zum siebten Male in Folge gesunken, einzig die Erwartungskomponente vermag die düstere Stimmung ein wenig aufheitern.

      Nichtsdestotrotz, liebe Leserin, lieber Leser, darf ich Ihnen und Ihren Angehörigen ein ruhiges, besinnliches Weihnachtsfest wünschen. Und, ein für uns alle hoffentlich friedvolles, gesundes und gutes Jahr 2003!

      Vieles spricht zwar dafür, dass die große Baisse auch noch im Neuen Jahr "wüten" wird, jedoch hoffe und wünsche ich, dass Sie diese -gut vorbereitet und informiert – bestens überstehen werden!

      Herzlichst Ihr Martin Weiss



      ____________________________________

      Gold, Gold und nochmals Gold

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Am Goldmarkt reiben sich die Investoren die Augen. Letzte Woche schoss der Goldpreis auf bis zu 355 Dollar pro Unze hoch – die Anleger mussten sich kneifen, um sich zu versichern, dass sie nicht träumten. Nachdem sie 20 Jahre lang falsch gelegen hatten, können sich die Goldanhänger jetzt freuen ... endlich!

      Währenddessen war es in China dem Durchschnittsbürger verboten, Gold zu besitzen – bis vor kurzem. Jetzt ist es erlaubt, und laut BBC stehen die Chinesen jetzt an, um Gold zu kaufen. Diese Goldbarren, die jetzt in China verkauft werden, sind übrigens mit einem Schaf gestempelt. Der chinesische Kalender sagt, dass das Jahr des Schafes im Februar beginnt.

      Die Goldnachfrage in China soll sich im nächsten Jahr verdoppeln. Aber nicht nur deshalb scheint das Gold derzeit zu steigen – schließlich hat der Fed-Gouverneur Ben Bernanke der Welt mitgeteilt, dass die Fed notfalls bereit wäre, den Dollar durch Anwerfen der Notenpresse zu ruinieren, um fallende Konsumentenpreise zu verhindern. Derzeit werden 76 % der weltweiten Devisenreserven der Notenbanken in US-Dollar gehalten. Im Gegensatz dazu ist der prozentuale Anteil von Gold an den Reserven auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren.

      Was würden Sie tun, liebe(r) Leser(in)? Stellen Sie sich vor, Sie wären Kopf der Zentralbank von Uruguay oder Usbekistan. Und Sie hätten die Rede von Bernanke gelesen ... und Sie wüssten, mit was für Problemen die USA zu kämpfen hätten: Die Vereinigten Staaten brauchen täglich fast 1,5 Mrd. Dollar an ausländischen Kapitalimporten, nur um das derzeitige Konsumniveau halten zu können. Und die Schlagzeilen rund um die Welt lauten so:

      "Das Bruttoinlandsprodukt von Argentinien kollabiert mit einer Jahresrate von 10 % ...:"

      "Deutschland kämpft mit Streiks ... Deflation ... einer alternden Bevölkerung ..."

      "Die Zuversicht der italienischen Verbraucher ist auf einem 6-Jahres-Tief ..."

      "Der Ölpreis steigt wegen der Kriegsangst ..."

      Und, ja ... es gibt immer Krieg. Die Ausgaben für das Militär sind in den USA ein großer Bullenmarkt – vielleicht sogar eine Spekulationsblase. Im November lag das US-Haushaltsdefizit bei 59,1 Milliarden Dollar. Es wird erwartet, dass das Defizit für das gesamte nächste Haushaltsjahr (das am 30.9.2003 enden wird) auf 145 Milliarden Dollar steigen wird. Diese Zahlen beinhalten den größten Anstieg bei den Verteidigungsausgaben seit 2 Dekaden, was das US-Verteidigungsbudget auf 355 Milliarden Dollar steigen lässt. Es werden Hunderte von Milliarden von Dollar, die man nicht hat, ausgegeben, um einen Feind zu bekämpfen, den man nicht finden kann. Wie bei einem Bullenmarkt wird sich auch hier wahrscheinlich das Verhältnis einmal ändern. Aber wer weiß schon, wann? Oder wie?

      Auch die Zentralbanker können genauso wenig wie ich die Zeitungen von Morgen schon heute lesen. Aber wenn Sie ein Zentralbanker wären – oder nur ein gewöhnlicher Investor –, würden Sie nicht dazu neigen, etwas mehr Ihrer Reserven vom Dollar zum Gold zu verlagern ... nur für alle Fälle?




      _____________________________________________
      Die Kosten des Kriegs und der Goldpreis

      von John Myers

      Wie teuer wäre ein Irak-Krieg? Ich frage keine bestimmte Person. Niemand weiß das schließlich, aber es gibt Grund zu der Annahme, dass die Kosten deutlich höher sein werden, als die Politiker uns glauben machenwollen.

      Zwei unterschiedliche Berichte des US-Kongresses schätzen die Kosten für einen kurzen und erfolgreichen Krieg auf rund 50 Milliarden Dollar ein – verglichen mit rund 80 Milliarden Dollar (in heutigen Dollar gemessen) des Golfkriegs 1991. Aber laut William Nordhaus, Volkswirt an der Yale University, sind diese Kosten wahrscheinlich zu niedrig gegriffen. Warum? Eine Möglichkeit ist, dass die Kosten untertrieben werden, um leichter einen politischen Konsens zu ermöglichen. "Es ist viel einfacher, höhere Kosten anzukündigen, wenn die Truppen schon im Feld stehen und die Kugeln fliegen", so seine Bemerkung. Ein längerer Krieg, der Häuserkämpfe in den irakischen Städten beinhalten würde und die Weigerung der Nachbarstaaten, US-Truppen in ihren Ländern zuzulassen, könnte die Kosten laut Nordhaus auf 140 Milliarden Dollar steigen lassen. Keins von beiden Szenarien berücksichtigt übrigens die Kosten der Besetzung, der Friedenssicherung und so weiter, und beide gehen davon aus, dass keine Massenvernichtungswaffen genutzt werden und dass es keine terroristischen Angriffe geben wird. Auch makroökonomische Effekte wie ein steigender Ölpreis werden ausgeklammert. Ein Land in Stücke zu bomben ist nicht annähernd so teuer, wie es danach wieder zusammenzuflicken. Die Budgetabteilung des US-Kongresses schätzt die jährlichen Kosten für "Besatzungstruppen" auf 17 bis 45 Milliarden Dollar pro Jahr. Alleine dieser Kostenblock könnte sich in der nächsten Dekade deshalb für die USA fast auf 500 Milliarden Dollar belaufen. Hinzu kommt die notwendige Wiederaufbauhilfe, die mit weiteren 25 bis 100 Milliarden Dollar zu Buche schlägt. Zweifellos werden die USA den Löwenanteil dieser Kosten zu tragen haben. Zwar liegt die irakische Ölproduktion bei 3 Millionen Barrel pro Tag – damit lassen sich bei derzeitigen Preisen rund 25 Milliarden Dollar im Jahr erlösen, aber Nordhaus betont, dass dieses Geld für andere Zwecke benötigt wird. Er nennt die Notwendigkeit für Importe von Gütern des täglichen Bedarfs, und die Kosten für die Bedienung der Auslandsschulden.

      Eine Studie von George L. Perry von der Brookings Institution befasst sich mit den Auswirkungen eines Irak-Krieges auf den Ölmarkt. Diese Studie schildert die möglichen schlechten Szenarien, darunter auch das "worst-case"-Szenario. Zum Beispiel könnte der Irak seine eigenen Ölquellen zerstören, oder es könnte zu einem Opec-Boykott gegen die USA kommen. Ich bezweifle, dass die pessimistischsten Szenarien wahr werden. Wenn sie es allerdings würden, dann prognostiziert Perry, dass die USA ihre strategischen Ölreserven anzapfen würden, was in den ersten Jahren danach zu einem Ölpreisanstieg auf 32 bis 75 Dollar pro Barrel führen würde (in den folgenden Jahren würde es dann wieder zu einem graduellen Rückgang kommen). Ein "glücklicher" Ausgang für die Ölmärkte wäre ein schneller Sieg der USA, Stabilität in der Region und eine Erhöhung des irakischen Ölangebots um1 Million Barrel pro Tag, für die 5 Jahre nach dem Krieg. Aber selbst dann würden die Ölpreise laut dem Modell von Nordhaus in der nächsten Dekade nicht fallen, sondern stabil bleiben bis leicht steigen.

      Das ist wirklich eine ernüchternde Analyse. Aber ich glaube, dass selbst die Analyse von Nordhaus die langfristigen Folgekosten eines Krieges (und besonders eines "Präventivkrieges") unterschätzt – selbst wenn er die langfristigen Besetzungskosten berücksichtigt hat. In den USA wird wieder die Rolle des "Weltpolizisten" betont. Das führt zu mehr Bürokratie in den USA – zum Beispiel durch das neugeschaffene "Department of Homeland Security", das angeblich Budget-neutral sein soll. Meine These lautet: Jede Menge neuer Verwaltungsausgaben verleiten die Regierung zu einer beliebten "Zahlungs"-Methode – Inflation. Wobei wir beim Thema Gold wären.

      Bis Anfang des Monats hätte man sich fragen können: Hat Gold nicht mehr die Funktion eines "sicheren Hafens" in schlechten Zeiten? John Hathaway, Manager des Tocqueville Goldfonds, räumt ein, dass der "schlimmste Bärenmarkt seit 25 Jahren und Bilanzskandale und geopolitische Risiken nur einen moderaten Anstieg beim Goldpreis verursacht haben." Aber, so Hathaway weiter, "diese Skepsis bestärkt uns nur in unserer Erwartung, dass wir noch signifikant höhere Goldpreise sehen werden."

      Inflation ist immer noch ein größeres Problem als Deflation. Nobelpreisträger Milton Friedman sieht das etwas anders. Er meint, dass "eine Kur gegen Deflation sehr einfach ist. Man muss einfach nur Geld drucken." Die Rede von Ben Bernanke hat gezeigt, dass er und Milton Friedman übereinstimmen. Bernanke meinte: "In einem Papiergeld-System kann eine Regierung bzw. Zentralbank immer höhere Ausgaben und damit positive Inflation generieren." Oder, um mit Stephen Cecchetti, Professor in Ohio und ehemaliger Mitarbeiter bei der Fed, zu sprechen: "Ignorieren Sie das Geheule über eine amerikanische Deflation."

      Ken Rogoff vom IWF sagt, dass der Yen deutlich abwerten sollte, als Ergebnis einer aggressiven Politik des leichten Geldes der Bank of Japan. Dann würde es notwendig sein, die internationale Geldpolitik abzustimmen. Mit anderen Worten: Lasst uns zusammen Inflation schaffen! Hurra! Beim Dollar/Yen-Wechselkurs spiegelt sich das nicht wieder, aber gegenüber anderen Währungen – dem Euro, dem britischen Pfund – hat auch der Yen schon begonnen, an Boden zu verlieren.

      In einer Inflation fährt man mit Gold richtig, weil das Papiergeld seinen Wert verliert. Bis Anfang des Monats pendelte der Goldpreis zwar seit Wochen nur um die Marke von 320 Dollar, aber der Aufwärtstrend war noch sehr gesund. Eine Umfrage unter den Herausgebern von Börsenbriefen zeigt, dass diese den Goldmarkt zunehmend interessiert beobachten. Es wird nach Alternativen für den Dollar gesucht, und Gold scheint diese Alternative zu sein. Bill Bonner sieht dies schon lange so: "Ich bezahle in Frankreich mit dem Euro, mit dem Yen in Tokio und mit dem Schweizer Franken bei Ausflügen an den Genfer See. Aber zur Wertaufbewahrung nutze ich keine von diesen Währungen. Meiner Meinung nach sollte man seine Dollar mit Gold absichern – bzw. mit Aktien von Unternehmen, die Goldreserven besitzen und Gold produzieren." "Ich glaube, dass sich Gold und Goldminenaktien in der Anfangsphase eines Bullenmarktes befinden", so Richard Russell auf einer Investmentkonferenz in New Orleans letzten November. Und weiter: "Ich empfehle meinen Kunden, Gold und Goldminenaktien zu akkumulieren. Nutzen Sie die derzeitige offensichtliche Goldmanipulation, um Gold auf einem verdammt niedrigen Niveau zu kaufen."

      "Bei den Edelmetallen kann sich noch ein richtiger Bullenmarkt entwickeln", fügte der Analyst Greg Weldon hinzu. Er ist gegenüber anderen Edelmetallen wie Platin zwar vorsichtig gestimmt, nicht jedoch gegenüber Gold und Silber. Diese werden seiner Ansicht nach davon profitieren, wenn der Dollar wieder schwächer notiert, "in einer generellen, breitgefassten Abwertung des Papiergelds relativ zu Gold und Silber."

      Weldon räumt ein, dass "die Zentralbanken in Europa und vielleicht auch in Südamerika ... Netto-Verkäufer von Gold bleiben werden. Aber sie werden nicht mehr so leicht dazu bereit sein, ihre Goldbestände zu verleihen, wie in der Vergangenheit."

      "Eine Investment-Allokation hin zu Gold und Goldminenaktien macht nur dann Sinn, wenn man nicht an eine sofortige Rückkehr der Investment-Welt der 1990er glaubt", so John Hathaway. Dies impliziert natürlich, dass er nicht davon ausgeht, dass wir diese Boomjahre am Aktienmarkt so schnell wiedersehen werden.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 22:04:46
      Beitrag Nr. 1.515 ()
      Wir stehen vor einer Renaissance der realen Werte
      Kolumne
      von Marc Faber

      Wir müssen umdenken, denn einige langfristige ökonomische Trends scheinen ihr Ende gefunden zu haben. Seit Anfang der achtziger Jahre profitierte die Weltwirtschaft von einem mehr oder wenigen kontinuierlichen Verfall der Rohstoffpreise. Der Goldpreis beispielsweise erreichte im Januar 1980 ein Hoch von 850 Dollar verglichen mit einem Preis von 35 Dollar pro Unze im Jahre 1970. Und auch der Ölpreis hatte sich mit knapp 50 Dollar pro Fass auf dem Spotmarkt meilenwert vom Preisniveau zehn Jahre zuvor entfernt – damals lag er gerade einmal bei 1,70 Dollar. Mit den seit 1980 fallenden Rohstoffpreisen kamen auch die Zinsen ins Rutschen. Der Zinssatz für US-Staatsanleihen sank von rund 15,5 Prozent im September 1981 auf ein kürzlich erreichtes Tief von etwa fünf Prozent.


      Zusammen wirkten die fallenden Rohstoffpreise und die sinkenden Zinsen wie ein Treibsatz für den Aktienmarkt, denn sie verschafften den Unternehmen höhere Gewinnmargen. Zudem machte das niedrigere Zinsniveau eine Neubewertung der Dividendenpapiere möglich. Während der Dow Jones Industrial im Jahre 1982 bei rund 800 Punkten notierte und ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von nur 6,7 aufwies, liegt diese Kennziffer beim weltweit wichtigsten Börsenindex derzeit bei über 30.


      Nun aber wird immer deutlicher, dass sich in den vergangenen zwei Jahren ein ganz bedeutender Trendwechsel vollzogen hat. Einer, wie er nur einmal in einer Generation stattfindet und der immense Konsequenzen für die Anlagestrategie von Investoren haben wird. Im Jahre 2000 haben die Börsen der westlichen Industrieländer einen Gipfelpunkt markiert, den sie in vielen Jahren – möglicherweise zehn bis 15 Jahre – nicht mehr übertreffen werden. Die Rohstoffpreise erreichten dagegen zwischen Oktober 2001 und Februar 2002 einen Tiefstpunkt, den sie in Zukunft kaum mehr je unterschreiten werden. Gleichzeitig scheint es so, als ob die langfristigen Zinssätze künftig wieder im Gleichschritt mit den Rohstoffnotierungen steigen würden. Denn mittel- und langfristig hat es hier in den vergangenen 200 Jahren immer einen Gleichklang gegeben.


      Wie ist es zu diesem Trendwechsel gekommen? Letztlich waren die Aktien schlicht zu teuer geworden, während die Rohstoffpreise im Vergleich zu den Börsenindikatoren und dem Konsumentenpreisindex viel zu niedrig lagen. Jetzt aber steigt die Nachfrage nach Rohstoffen vor allem in China und anderen asiatischen Ländern. Zudem dürfte es dank der Bemerkungen des Fed-Gouverneurs Bernanke inzwischen jedermann klar sein, dass die Amerikaner eine Politik der massiven Reflation führen werden. Diese könnte in Kombination mit einem Krieg im Mittleren Osten, wenn er sehr lange andauert, sogar in einer Hyperinflation enden. Denn es ist eine Tatsache, dass Kriege historisch betrachtet immer zu steigenden Rohstoffpreisen und Zinsen geführt haben.


      Um sich auf diese Zeitenwende einzustellen, müssen Anleger ihre Portfolios massiv umstrukturieren. Aktien und Obligationen sollten untergewichtet werden und das Geld stattdessen in tief bewertete reale Werte, wie Immobilien in Schwellenländern (Osteuropa, dalmatische Küste, Thailand, Vietnam, Argentinien), in Rohstoffe wie Gold und Silber sowie in landwirtschaftliche Produkte investiert werden. Eine Zeitenwende verlangt eben neues Denken, auch wenn es manchmal sehr antiquiert klingt.


      Artikel erschienen am 23. Dez 2002

      http://www.welt.de/data/2002/12/23/27504.html
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 09:36:02
      Beitrag Nr. 1.516 ()
      bluemoons - welche guten Werte repräsentieren landwirtschaftliche Produkte?
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 14:41:19
      Beitrag Nr. 1.517 ()
      http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/13823/1.html

      Trotzdem wünsche ich allen Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest!

      Gruß Remus
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 17:29:12
      Beitrag Nr. 1.518 ()
      Aktien


      „Das ist eben Deutschland“

      Angesichts der Dax-Schwäche und einer vor sich hin dümpelnden Wirtschaft verzichten internationale Investmentfonds zunehmend auf deutsche Titel.
      nil



      Globale Investmentfonds werden zunehmend misstrauischer gegenüber Aktien deutscher Unternehmen. Im Gefolge der anhaltenden Schwäche des Dax und schlechter Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre werden deutsche Papiere auch dann mit äußerster Vorsicht beurteilt, wenn die Unternehmen selbst noch auf gute Ergebnisse verweisen können.

      Nach einem Bericht der New York Times sehen viele Fonds-Manager vor allem die Entwicklung der angeschlagenen Banken und der stark exportabhängigen Konzerne mit großer Skepsis. Das Blatt zitiert einen Manager des Morgan Stanley Institutional International Fund mit den Worten: „Deutschland ist offensichtlich in einer äußerst schwierigen Situation.“

      Entmutigende Steuererhöhungen

      Morgan Stanley, einer der erfolgreichsten Fonds der letzten zehn Jahre, führt unter seinen 25 größten Beteiligungen kein deutsches Unternehmen mehr. Auch der William Blair International Growth Fund hat deutsche Papiere weitgehend aus seinem Portfolio herausgenommen. Die Investmentbank Merrill Lynch rät dazu, Aktien der Commerzbank, der Hypovereinsbank sowie der Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück abzustoßen.

      Viele Fondsmanager sehen in der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands eine Parallele zu Japan, das nach Jahren intensiven Wachstums die Folgen einer Spekulationsblase zu spüren bekam und in eine Phase der Stagnation eintrat. Entmutigend wirken auch die weiteren Steuererhöhungen durch die Bundesregierung, die das Image eines Hochsteuerlandes weiter festigen.

      Musterknaben BMW und Porsche

      Zudem halten die Experten die Handlungsfähigkeit der deutschen Regierung im europäischen Rahmen für eingeschränkt. Es bestehe weder die Möglichkeit, über niedrigere Zinssätze die Wirtschaft anzukurbeln, noch, den Unternehmen mittels Steuersenkungen mehr Spielraum zu verschaffen, da der Druck durch den EU-Stabilitätspakt dies ausschließe.

      Einige Investoren warnen jedoch auch vor einer Pauschalverurteilung deutscher Aktien und verweisen auf die positive Entwicklung einzelner Werte. So genießen der Medikamenten-Hersteller Schering, der Reifenproduzent Continental, aber auch die Autofirmen BMW und Porsche nach wie vor hohes Ansehen. Auch die Deutsche Bank ist in vielen Fonds noch ein Muss, während Daimler Chrysler hauptsächlich aufgrund ihrer US-amerikanischen Schwesterfirma kritisch beurteilt wird.

      Zu starke Verflechtung

      Ames Latorre, Berater des Harbor International Fund, glaubt, dass die deutsche Wirtschaft die Chancen zur Entflechtung nicht ausreichend genutzt hat. Die Investoren seien davon ausgegangen, dass Überkreuz-Beteiligungen in größerem Ausmaß an ertragsorientierte Anteilseigner veräußert würden. „Deutschland reformiert sich nicht so schnell wie wir gehofft hatten“, sagte Latorre der New York Times, „aber das ist eben Deutschland.“

      (sueddeutsche.de)
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 17:32:23
      Beitrag Nr. 1.519 ()
      wünsche allen ein schönes Fest und ein guten Rutsch ins neue Jahr !
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 17:46:06
      Beitrag Nr. 1.520 ()
      Langlebige Güter
      US-Auftragseingänge rückläufig

      Das US-Handelsministerium in Washington hat für November einen Rückgang der Auftragseingänge bei langlebigen Gütern gegenüber dem Vormonat um 1,4 Prozent ermittelt. Unter Ausschluss von Rüstungsgütern sanken die Auftragszahlen um 2,3 Prozent.

      Im Oktober hatte das Ministerium gegenüber September einen Anstieg um 1,7 Prozent ermittelt, ohne Rüstungsgüter sogar um 3,9 Prozent. Analysten hatten für die Berichtsperiode mit einer Steigerung um 0,7 Prozent gerechnet.
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 17:51:14
      Beitrag Nr. 1.521 ()
      Avatar
      schrieb am 26.12.02 22:37:19
      Beitrag Nr. 1.522 ()
      Kommentar der Woche
      24. Dezember 2002

      Interview mit Dr. Kurt Richebacher


      Vorwort
      Dr. Kurt Richebacher hat eine unheimliche Fähigkeit demonstriert, zukünftige wirtschaftliche Probleme zu identifizieren. Der frühere Chefvolkswirt der Dresdner Bank warnte vor der Rezession und dem NASDAQ-Crash Monate, bevor es geschah. Er sagte den Zusammenbruch der asiatischen Tiegerstaten 1998 voraus und lies lange vor Enron die Alarmsirenen ertönen, was die Tricks um die Unternehmensgewinne anging. Als beinahe jeder sich einer V-förmigen Erholung sicher war, behauptete er, daß dies unmöglich sei.

      Als Meister der klassischen Volkswirtschaft und vielleicht der beste analytische volkswirtschaftliche Denker der heutigen Welt schreibt Dr. Richebacher einen monatlichen Rundbrief, den "Richebacher-Brief". Bei seinem beeindruckenden Rekord genauer Warnungen und Voraussagen angesichts der meist einstimmigen Opposition aus Establishment-Volkswirtschaften denken wir, daß das folgende Interview mit voller Konzentration und Kombinationsfähigkeit gelesen werden sollte.

      Damals im März`97 warnten Sie, daß ernste Probleme die schwer verschuldete Wunderwirtschaft im Fernen Osten bedrohen. Warum hatten Sie dieses Problem ins Licht gerückt?

      Ihr Boom war kreditinduziert. Sie gerieten schwer in Schulden, um exzessiv zu bauen..................



      http://www.hackemesser.de/InterviewKurtRichebacher.html
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 00:00:45
      Beitrag Nr. 1.523 ()
      25.12.02 Rote Vorzeichen, wohin man auch schaut

      Das Jahr 2002 beschert die schlechteste Dax-Bilanz aller Zeiten

      von Thomas Exner

      ... Keine Frage, 2002 wird in die Annalen der Börsengeschichte als das Jahr der Negativrekorde eingehen. Denn noch niemals zuvor mussten gleich alle im Leitindex Dax versammelten Titel im Jahresvergleich mit einem dicken roten Minuszeichen aufwarten. Und beispiellos ist auch der Wertverlust des Index insgesamt: Hier steht ein Abschlag von 42,3 Prozent zu Buche. Schlimmer hat es die deutschen Aktien in noch keinem Jahr seit der Währungsreform seit 1949 erwischt. Gut 300 Mrd. Euro der Anleger wurden damit seit Januar – zumindest auf dem Papier – vernichtet. Und damit der schwarzen Rekorde nicht genug: Die deutsche Börse ist auch noch die schlechteste in Europa. An keinem anderen Handelsplatz fällt die Bilanz so verheerend aus. Und selbst weltweit trennen den Dax nur die von Währungskrisen geschüttelten Börsen in Argentinien und Brasilien sowie die Nasdaq von der Schlusslicht-Position.

      Damit rächt sich die im Vergleich zu anderen Leitindizes starke Gewichtung von Technologie- und Finanztiteln im deutschen Börsenbarometer. Defensive Öl- oder auch Handelswerte, die anderswo für einen gewissen Halt sorgen, fehlen ganz oder sind stark unterrepräsentiert. Die Wirkung in Baisse-Zeiten ist fatal. Der Dax stürzte Anfang Oktober praktisch ungebremst bis auf zeitweise 2519 Punkte ab – kein einziger der 30 Titel notierte mehr dreistellig. Auch dies ist ein absolutes Novum in der deutschen Börsengeschichte.

      ... Die Allianz-Aktie, einst als krisenresistentes Witwen- und Waisenpapier gehandelt, verlor so in den vergangenen zwölf Monaten über 63 Prozent an Wert. Sie avancierte damit zum drittschlechtesten Dax-Wert überhaupt. Kaum besser sieht es bei der Münchener Rück (minus 60 Prozent), der Hypo-Vereinsbank (minus 57,2 Prozent) oder der Commerzbank (minus 54,5 Prozent) aus.

      Schlimmer noch erwischte es nur die von der schwachen Chipnachfrage gebeutelte Infineon und vor allem den einstigen Börsen-Highflyer MLP. Eine monatelange Diskussion um die Bilanzierungspraxis des Finanzdienstleisters ließ das lange Zeit höchstbewertete Papier des deutschen Aktienmarktes zum Ikarus werden – so steil der Aufstieg, so gnadenlos der Fall. ... (Welt, 25.12.02)

      Kommentar: Trotzdem daß die “Experten” vor einem jahr eine Erholung vorhersagten, gab der DAX weiter nach. Jetzt wird wieder von einer “Erholung” geredet. niemand sagt jedoch wie das gehen soll, wenn die Schulden explodieren, die kaufkraft sinkt und die Märkte gesättigt sind? Dabei sind die Börsen immer noch hoffnungslos überbewertet. Ein DAX Stand von vielleicht 400 wäre angemessen - bis dahin kann und wird es noch kräftig abwärts gehen - wenn auch mit trügerischen Scheinerholungen, welche die unwissenden Aktienbesitzer zum “halten” bewegen.
      _____________________________________________

      Kolumne: Weltwirtschaft in der Schieflage
      ftd.de, Mo, 23.12.2002, 20:00

      Der Aufschwung 2003 soll wieder aus Amerika kommen, doch den USA
      droht eine Schuldenfalle. Europa muss endlich handeln.

      Im Jahr 2001 haben die Vereinigten Staaten 31 Prozent der
      Weltwirtschaftsleistung erwirtschaftet; die Europäische Union hat 26 Prozent beigetragen, die
      Japaner 15 Prozent. Mit einem Anteil von insgesamt 72 Prozent dominieren die
      drei Großen die gesamte Weltwirtschaft. Dennoch haben allein die USA einen
      merklichen Aufschwung zu Wege gebracht.

      Wenn die Prognosen der OECD sich bewahrheiten, werden die USA in
      diesem Jahr 52 Prozent des weltweiten Nachfrageanstiegs generieren. Die
      gesamte Inlandsnachfrage der Vereinigten Staaten wird den Schätzungen zufolge
      voraussichtlich um 2,8 Prozent wachsen, in der EU werden es nur 0,7 Prozent und in
      der Euro-Zone lediglich 0,4 Prozent sein. In Japan wird die Nachfrage
      sogar um 1,4 Prozent sinken.
      ... Nachfrage muss zunehmen

      Da die Produktivität in den USA rasch wächst, muss die Nachfrage
      zunehmen: Um die Arbeitslosenrate, die heute bei sechs Prozent liegt, zu
      senken, müsste die Wirtschaft um mehr als 3,5 Prozent wachsen. Ein großer
      Nachfrageschub kann kurzfristig nur von den Privathaushalten und von der Regierung
      kommen. Die Fed tut, was sie kann, damit die Privathaushalte Kredite
      aufnehmen und konsumieren. Ausgerüstet mit ihren angebotsorientierten
      Wirtschaftstheorien werden die Republikaner - nachdem sie nun neben dem Weißen Haus auch
      den Kongress kontrollieren - mit Steuersenkungen nachhelfen. Um die
      Folgen abschätzen zu können, ist es hilfreich, das Verhältnis zwischen
      Einkommen und Ausgaben im Außenhandel, im öffentlichen und im privaten Sektor
      zu betrachten. Rechnet man sie gegeneinander auf, müsste am Ende null
      herauskommen.

      Alles in allem liegen die Ausgaben der Amerikaner gegenwärtig knapp
      fünf Prozent über ihrem Einkommen. Diese Differenz ist das
      Leistungsbilanzdefizit. Es entspricht zugleich dem Nettokapitalzufluss und dem
      Kaufkraftimpuls der USA für die Weltwirtschaft.

      Bis zum Jahr 2000 war das Pendant zum Leistungsbilanzdefizit allein
      die Verschuldung des Privatsektors. Sie überstieg das
      Leistungsbilanzdefizit von 5,5 Prozent des BIP sogar noch, da der öffentliche Sektor
      Überschüsse erwirtschaftete. Nach einer Studie der Ökonomin Wynne Godley
      erreichte das Defizit des Privatsektors 2000 einen historischen Rekordstand.
      Der Swing vom Überschuss zum Defizit in den 90er Jahren betrug 11,5
      Prozent des BIP, ein Indiz dafür, wie rasant die Ausgaben den Einkommen
      voraneilten.

      Rezession befürchtet

      Dann platzte die Aktienblase. Im dritten Quartal dieses Jahres war
      das Defizit des Privatsektors auf magere 1,3 Prozent des BIP gesunken.
      Aber wegen der schwachen globalen Nachfrage und des starken Dollar wuchs
      das Leistungsbilanzdefizit statt zu schrumpfen. Der öffentliche Sektor
      sprang für die Privaten ein, indem er innerhalb von zwei Jahren von einem
      bescheidenen Überschuss zu einem enormen Defizit von fünf Prozent des BIP
      wechselte. Wäre das nicht passiert, wäre es zu einer tiefen Rezession gekommen.

      Kurzfristig ist der private Sektor das größere Problem. Bisher haben
      allein bei den Unternehmen Anpassungen stattgefunden. Unter dem Druck
      sinkender Rentabilität und fallender Aktienkurse haben sie ihre Ausgaben
      drastisch zurückgefahren. Seit dem Jahr 2000 ist der gleitende Durchschnitt
      ihres Finanzierungsdefizits von 3,6 Prozent des BIP auf nahe null gesunken.
      Dem standen natürlich Investitionskürzungen gegenüber.

      Die privaten Haushalte machen weiter wie bisher. Im historischen
      Durchschnitt hat dieser Sektor einen Überschuss von drei Prozent des BIP
      erwirtschaftet. In den vergangenen drei Jahren ergab sich dagegen ein Defizit von
      nahezu zwei Prozent. Diese Entwicklung stützte den Konsum, der 2002
      voraussichtlich um mehr als drei Prozent anzieht. Damit die Privathaushalte ihre
      Ausgaben relativ zum Einkommen stabil halten können, müssen sie sich weiter
      stark verschulden.

      Schuldenfalle droht

      Damit die Nachfrage trotz schwacher Exporte und Investitionen
      weiterhin für ein US-Wachstum von vier Prozent reicht, müssen die Schulden der
      Regierung, der Privathaushalte und die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland
      rapide steigen. Es droht eine dreifache Schuldenfalle.

      Erstens: Sollte sich das Leistungsbilanzdefizit tatsächlich bei fünf
      Prozent des BIP einpendeln, würden die US-Nettoauslandsverpflichtungen in
      weniger als fünf Jahren über 50 Prozent des BIP erreichen. Zweitens: Sollten
      der Haushaltssektor zu seinem ursprünglichen Überschuss zurückfinden und
      die Defizite der Unternehmen und der Leistungsbilanz auf dem jetzigen
      Niveau bleiben, wird das Defizit des öffentlichen Sektors notgedrungen acht
      Prozent des BIP erreichen. Ein Albtraum? In der Tat, der aus Japan bekannte
      Albtraum.

      Der einfachste Ausweg - ein drastischer Abbau des
      Leistungsbilanzdefizits - würde die Anpassungslasten schmerzlich auf den Rest der Welt
      verschieben.

      Schwierigkeiten

      Wie aber kann sich die Welt dieser dreifachen Falle entziehen? Auf
      jeden Fall nur unter größten Schwierigkeiten, solange die Nachfrage in den
      anderen großen Volkswirtschaften so schwach bleibt. ... (FTD, 23.12.02)

      Kommentar: Wenn bereits in wenigen Jahren das Leistungsbilanzdefizit in den USA bei der ehutigen Entwicklung bis 50% steigen ,üßte, dann wird klar, daß es bald zu einer schweren krise kommen muß. Nich umsonst nehmen auch die kriegerischen Spannungen zu und werden sich bald in militärischen Auseinandersetzungen entladen - ein neues Kriegszeitlaterbricht an!

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 00:09:59
      Beitrag Nr. 1.524 ()
      Gastkommentar
      Kapitalsicherung vor Renditepotenzial

      Von Cynthia Liu, Marcuard Family Office, Zürich

      23. Dezember 2002 Die Weltwirtschaft befindet sich fundamental gesehen in einer Phase der Wachstumsverlangsamung und der Disinflation. Während die schwachen globalen Wachstumszahlen schon beinahe einen historischen Tiefstand erreichen, bleibt die künftige Preisentwicklung mit einigen Fragezeichen behaftet. Zwar bestehen in den meisten Industrieländern nach wie vor Überkapazitäten, die einen Abwärtsdruck auf die Preise ausüben. Doch könnten politische Faktoren und ein drohender Krieg zu einer Trendwende führen.

      Wir sind weiterhin mit den Unsicherheiten einer Disinflation oder sogar Stagflation konfrontiert. Die Unsicherheit, wie sie der Ökonom Hyneman Knight beschreibt, bezieht sich auf „Ereignisse, die in dieser Art im Wesentlichen noch nie da gewesen sind und deren Wahrscheinlichkeit nur mittels Denken in Analogien und Herleitung beurteilt werden kann“.

      Widerstandsfähige US-Wirtschaft

      Heutzutage ist es gang und gäbe, die Wirtschaftslage der USA mit derjenigen Japans in den neunziger Jahren zu vergleichen, obschon ein solcher Vergleich vor nicht allzu langer Zeit bei den meisten Ökonomen bloß Kopfschütteln verursacht hätte. Ernsthaft gewürdigt wurde dieser Ansatz erst, als bekannt wurde, dass das Federal Reserve eine diesbezügliche Studie veranlasst hatte, deren Ergebnisse im Juni 2002 veröffentlicht wurden. Der Titel der Studie lautete: Preventing Deflation: Lessons from Japan`s Experience in the 1990s (Deflation vermeiden: Lehren aus den Erfahrungen Japans in den neunziger Jahren).

      Im Mittelpunkt der Studie der US-Notenbank standen die Wege zur Erkennung der Deflationsgefahr, die Frage nach Geschwindigkeit und Umfang der erforderlichen geldpolitischen Maßnahmen sowie die Rolle der Fiskalpolitik in einem deflationären Umfeld. Allerdings gehen nur wenige Politiker und Ökonomen davon aus, dass den USA dasselbe Schreckensszenario blühen könnte wie Japan. Ihre Argumentation läuft darauf hinaus, dass die US-Wirtschaft noch keine so frappanten Überkapazitäten wie Nippon aufweise und die Flexibilität der Finanz- und politischen Systeme in den USA effizientere, selbstregulierende Mechanismen erlaube.

      Auf den ersten Blick hat sich die US-Wirtschaft gegen die immensen Kursverluste der Aktienmärkte von insgesamt acht Billionen US-Dollar und den Schock der Ereignisse vom 11. September erstaunlich widerstandsfähig gezeigt. Die Verbraucher, die von steigenden Eigenheimwerten und tieferen Zinssätzen profitierten, sind bereitwillig in die Bresche gesprungen und stützen die Konjunktur. Doch hängt es gänzlich von deren Kauffähigkeit und -bereitschaft ab, ob die USA ein nachhaltiges, gesundes Verbrauchswachstum verzeichnen werden. Die Konsumfreude kann nur durch eine Stabilität auf dem Arbeitsmarkt und bei den Eigenheimpreisen sowie durch ein anhaltend tiefes Zinsumfeld gestützt werden. Rund 70 Prozent des Nettovermögens der US-Haushalte entfallen auf das Eigenheim (Marktwert der Liegenschaft abzüglich der Hypotheken) und lediglich 15 Prozent auf den Aktienmarkt. Ein Preisverfall beim Eigenheim könnte den Verbrauch demzufolge bremsen und eine bedenkliche Abwärtsspirale für die gesamte Wirtschaft in Gang setzen.

      Doch welche politischen Alternativen gibt es? Im Inland fokussieren die Unternehmen im Hinblick auf ihre Wettbewerbsfähigkeit weiterhin auf die Kosteneindämmung und planen keine höheren Investitionsausgaben. Der fiskalpolitische Spielraum der Regierung ist angesichts des Haushaltsdefizits ebenfalls beschränkt. International gesehen leiden die meisten Länder unter demselben Disinflationsdruck und ähnlichen Budgetproblemen und sind mit ihrer eigenen Malaise beschäftigt. Der Ball liegt demzufolge bei den Hütern der Geldpolitik.

      Die Parallelen zu Japan

      Die Notenbanken haben sich bei der Teuerungsbekämpfung und der Wahrung der Preisstabilität als ziemlich effektiv erwiesen. Immerhin verfügen sie über das ganze Spektrum an Zinssatz- und Offenmarktoperationen, um das Kreditvolumen zu beschränken. Doch wie steht es um die Wirksamkeit solcher Instrumente, wenn die Zinssätze gegen Null gehen und die Preise weiter sinken? Ein Blick in die jüngere Wirtschaftsgeschichte vermag unsere Bedenken nicht zu zerstreuen. In den beiden Musterbeispielen des 20. Jahrhunderts - die große Depression in den dreißiger und die Krise Japans in den neunziger Jahren - war die Erholung ein langwieriger, schmerzhafter Prozess, der erst nach etlichen Jahren überstanden war (und in Nippon weiter andauert).

      Die augenfälligste Ähnlichkeit zwischen der Wirtschaftslage Japans vor einem Jahrzehnt und derjenigen in den USA ist vielleicht die Tatsache, dass beide Länder eine Phase mit hohen Produktivitätszuwachsraten und niedriger Teuerung erlebten, die sie einer industriellen beziehungsweise technologischen Minirevolution zu verdanken hatten. Dies bildete den Nährboden für den euphorischen Glauben, die Wirtschaftsstrukturen hätten sich fundamental verändert und man habe den „Schlüssel zum Geheimnis der ewigen Jugend gefunden“, wie es der Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel, ein ehemaliger Berater von US-Präsident Bill Clinton, präzise auf den Punkt brachte. Dieser exzessive Optimismus sowie Kapital zu tiefen Kosten trieb die Aktienkurse in Schwindel erregende Höhen, bis die Spekulationsblase schließlich platzte.

      Die USA befinden sich wie Japan zweifelsfrei in einer klassischen Deflation der Vermögenswerte. Der Erholungsprozess dürfte sich schmerzhaft und langwierig gestalten. Viele Anlagestrategen haben in letzter Zeit eine Erhöhung der Aktienengagements empfohlen, weil sie die starken Kurseinbrüche auf den Aktienmärkten langfristig gesehen als günstige Anlagechancen interpretieren. Die Lehren aus dem Fall Japan zeigen aber, dass auf das normale Risiko-Rendite-Verhältnis in einem deflationären Umfeld kein Verlass ist.

      Umschichtung ins Gold

      Im Gegensatz zur gängigen Meinung, Gold eigne sich insbesondere als Inflationsschutz, gilt es historisch gesehen als erwiesen, dass das Edelmetall in Zeiten der Deflation und der weltweiten Anspannung noch viel bessere Dienste zur Werterhaltung leistet. Währungsseitig wird es zwischen den drei Hauptkonkurrenten US-Dollar, Euro und Yen noch zu einigen spannenden Kurskorrekturen kommen. Einerseits könnte der Greenback durch Kapitalabflüsse ins Ausland unter Druck geraten, vor allem angesichts sinkender Vermögenswerte und des rasch wachsenden Leistungsbilanzdefizits, dessen Finanzierung monatlich ausländische Kapitalzuflüsse in Höhe von 37 Milliarden US-Dollar erfordert. Anderseits präsentieren sich die Alternativen Euro und Yen für den internationalen Investor auch nicht gerade in einem attraktiven Licht. Deshalb kann sich Gold aus Gründen der Vorsicht durchaus anbieten. Es kursieren bereits unbestätigte Meldungen, wonach die reservenstarken asiatischen Länder eine partielle Umschichtung ihrer langfristigen US-Anleihen-Bestände in Goldanlagen in Erwägung ziehen.

      Erstklassige Anleihen und vor allem die inflationsindexierten US-Anleihen TIPS sind im gegenwärtigen Umfeld besonders attraktiv. Die Hedgefonds haben angesichts der turbulenten Märkte insgesamt einen guten Schutz geboten, vermutlich dürfte es ihnen jedoch zusehends schwerer fallen, historische Renditeniveaus zu erzielen, wenn Liquidität und Volatilität auf den Basismärkten einbrechen.

      Vorsicht geboten

      Die Attraktivität der verschiedenen Aktienmärkte hängt ganz von ihrer Bewertung ab. Während die Anhänger des Neuen Paradigmas in ihrer „Massenhalluzination“ den Technologiewerten nach oben unlimitierte Kurs-Gewinn-Verhältnisse bescheinigten, dürften diese in extrem pessimistischen Zeiten auf rekordtiefe Niveaus absacken. Wenn man diese Messlatte heranzieht, sind die meisten Aktienmärkte nach wie vor keineswegs preisgünstig bewertet. Zwar sind bereits gute Unternehmen mit interessanten Bewertungen erhältlich, doch ist es keine leichte Aufgabe, die richtige Wahl zu treffen. Die Anlagespezialisten müssen also nicht nur mit größter Sorgfalt ans Werk gehen, um ertragsstarke Kandidaten zu orten, sondern auch eine äußerst konservative Bewertung vornehmen, bevor Titel dieser Unternehmen erworben werden.

      Wir sind der Ansicht, dass angesichts der vorherrschenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten Vorsicht geboten ist und bei den Anlageentscheiden unkonventionelle Denkansätze erforderlich sind. In einem Umfeld, das von einer Deflation der Vermögenswerte geprägt ist, sollte die Kapitalerhaltung oberste Priorität genießen. Die Attraktivität von Anlagen sollte deshalb daran gemessen werden, wie risikoarm sie sind, und nicht anhand ihres Renditepotenzials.

      Text: Finanz & Wirtschaft, Magazin Invest
      faznet
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 15:33:41
      Beitrag Nr. 1.525 ()
      Der Bundeskanzler ist ein Weihnachtsmann
      Auch eine Weihnachtsgeschichte: Es war einmal ein Land, in dem ein böser Wolf herumging, um alle reichen Rotkäppchen zu fressen und sie den Armen als Futter zu bringen. Doch dann kam der Prinz, der eigentlich ein Frosch war, und machte alles wieder gut.
      Im Märchen gibt es allerdings keine Prozentrechnung, in unserer Wirklichkeit hingegen kaum noch etwas anderes. Bevor unser Bundeskanzler gewählt wurde, musste jeder Gutverdiener, der ein festverzinsliches Wertpapier besaß, von der marktüblichen Rendite von etwa 5 Prozent im Jahr knapp die Hälfte dem Staat abgeben. Von 5 Euro Zinsen auf 100 Euro Vermögen blieben also 2,5 Euro als Nettorendite übrig.

      Hätte man nun die Vermögensteuer eingeführt und die Vermögen jährlich mit 1 Prozent belastet, dann wäre diese Nettorendite um 40 Prozent auf 1,5 Euro geschrumpft. Das hätte für die Eigner zinstragender Aktiva einen herben Schlag bedeutet.

      Durch den Verzicht auf die Vermögensteuer und die gleichzeitige Einführung der Abgeltungssteuer kommt nun jedoch das genaue Gegenteil dessen heraus, was man eigentlich ursprünglich beabsichtigt hat. Man nimmt nämlich nicht nur nichts, sondern man gibt mit vollen Händen! Bei einer Abgeltungssteuer von 25 Prozent bleiben schließlich als Nettorendite 3,75 Euro übrig, was gegenüber der ursprünglichen Situation vor der Kanzlerwahl für die Zinsbezieher eine Steigerung des Nettoeinkommens von 50 Prozent bedeutet – und gegenüber der Vermögensteuer-Variante sogar um 150 Prozent.

      Sage deshalb bitte niemand, der Bundeskanzler wäre kein Weihnachtsmann. Er ist nämlich ein Weihnachtsmann. Zumindest für die Besitzer von Vermögen. Und die Bezieher von Arbeitseinkommen müssen sich eben einen anderen Weihnachtsmann suchen.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 15:41:33
      Beitrag Nr. 1.526 ()
      Mross: "2003 wird Höhepunkt der Krise"
      (Instock) Michael Mross, einst Frontmann der ntv-Telebörse, Börsenweiser und Autor zahlreicher Bücher, bereist momentan die Welt. Dabei analysiert er die globale und die hiesige wirtschaftliche Entwicklung. Instock sprach mit dem als Optimisten bekannten Autor im südafrikanischen Kapstadt.

      Instock:
      Herr Mross, Sie waren gerade auf Weltreise in Asien und in den USA. Wie ist international die Stimmung in der Wirtschaft und beim Mann auf der Straße?
      Mross:
      Wenn ich mich auf der Welt so umblicke, muss ich sagen, dass die Amerikaner noch am optimistischsten an die ganze Sache herangehen. In den asiatischen Ländern kann man dagegen eine leicht gedrückte Stimmung feststellen. Insbesondere Singapur, dass ja in den vergangenen Jahren mit hohen Wachstumsraten auftrumpfen konnte, hat unter dem konjunkturellen Abschwung mehr zu leiden als andere asiatische Länder. Besonders der Druck aus China ist ziemlich groß. Was aber interessant ist, in Singapur stecken sie nicht den Kopf in den Sand. Sie sagen vielmehr, dass sie sich neu erfinden müssen. Das finde ich schon eine gute Herangehensweise in dieser Konjunkturkrise, in der wir uns ja weltweit befinden. Dort verliert man nicht den Mut, sondern schaut optimistisch in die Zukunft und fragt, was muss getan werden, damit es besser wird. Da finde ich, geht Singapur am konstruktivsten an die Sache ran.

      Instock:
      Wie wollen die sich neu erfinden?
      Mross:
      Das ist noch nicht richtig raus. Sie machen einen Prozess durch, in dem sie erkennen, so kann es nicht weitergehen. Sie sagen, wir müssen jetzt einen anderen Weg einschlagen, wir müssen Wege finden, wie wir aus der Krise herauskommen. Dabei gehen die Menschen sehr phantasievoll an die Dinge und machen nicht irgendwo halt, wo wir in Europa sagen, dass können wir gar nicht anpacken. Beispielsweise existieren in dem Sinne keine Gewerkschaften in Singapur. Damit sind die größten Hemmnisse beim Finden neuer Wege aus der Krise beseitigt.

      Instock:
      Medien in Deutschland schwelgen teilweise in Krisenszenarien. Wie sehen die Medien die Entwicklung in Singapur?
      Mross:
      Man versucht von Seiten der Medien eine Analyse durchzurühren, wo die Ursachen des Rückgangs liegen und was getan werden muss, um diese zu bekämpfen, zu beseitigen, um Lösungen zu finden. Es ist keineswegs so, dass die Krise herbeigeschrieben wird. Man kommt in einer nüchternen Analyse dazu, dass es ein Problem gibt und sucht dann nach Lösungen zu dessen Bewältigung.

      Instock:
      Sie sprachen die positivere Stimmung in den USA an. Ist das wirklich noch eine positive Stimmung oder nur positiver im Vergleich beispielsweise mit Deutschland? Mross:
      Ich denke, die Amerikaner sind von Grund auf optimistischer gestimmt. Bei meinen Gesprächen mit Menschen, die Unternehmen führen oder in der Wirtschaft zu tun haben, hörte ich keineswegs raus, dass man sich in einer Krise befindet oder das mit einem weiteren Rückgang zu rechnen ist. Man sagt, es gibt Schwierigkeiten, doch die sind nicht so groß und wir werden die ganze Sache schon überstehen. Insbesondere bei den kleineren Geschäftsleuten stelle ich fest, dass man durchaus im Gegensatz zu Europa sagt, es ist alles halb so schlimm und es wird schon wieder werden. Wobei die Amerikaner natürlich einen Vorteil haben. Die Immobilienpreise sind in der letzten Zeit ziemlich hoch geklettert, so dass viele, viele Leute nur mit Immobilien spekulieren. Die machen damit deutlich sichtbar auch viel Geld. Von daher ist der wirtschaftliche Druck nicht so groß ist. Die Leute fühlen sich nicht so arm wie beispielsweise in Europa, wo so mancher an der Börse viel Geld verloren hat. Das wird in Amerika offensichtlich durch gestiegene und hochspekulierte Immobilienpreise etwas ausgeglichen. Auf der anderen Seite haben wir hier auch die nächste Blase.

      Instock:
      Die sehen die Amerikaner nicht?
      Mross:
      Das sehen die schon, doch die Amerikaner sind da exzessiv. Genau wie sie an der Nasdaq Ende des Jahrtausends die Hightechwerte hochgespielt haben, werden in Amerika jetzt alle Menschen deutlich dazu aufgefordert, Immobilien zu kaufen. Es gibt Fernsehserien, es gibt Reklame auf niedrigstem Niveau, in denen Menschen, die arbeitslos sind oder die sonst nichts zu tun haben, in denen Hausfrauen gezeigt werden, die nebenher mit Immobilen spekulieren. Die sagen in den Spotts, dass ist eine tolle Sache, man braucht nicht einmal Geld einzusetzen. Die Banken unterstützen diesen Trend noch mit billigen Krediten. Die drücken vielleicht sogar bei der Bonität noch ein Auge zu. Die Sache spitzt sich schon ziemlich dramatisch zu. Wenn jeder in der Werbung aufgefordert wird, plötzlich Immobilienspekulant zu werden, dann sind wir dem Platzen der Blase schon recht nahe.

      Instock:
      Wie sieht Ihr Blick von außen auf Deutschland aus?
      Mross:
      Wenn man um die Welt fährt, ist man doch geneigt, Europa und speziell Deutschland als den Ort zu bezeichnen, wo es noch am interessantesten und am besten ist. Wir bewegen uns momentan nicht viel, sind aber doch hoffungsvoll, dass die Krise, in der wir uns befinden, letztendlich doch zu Lösungen führt. Die führen dann womöglich zu Strukturreformen, zu Deregulierungen und ähnlichem. Das könnte den Knoten hin zu einer besseren Zukunft platzen lassen.

      Instock:
      Ist das eher eine kurzfristige oder eine längerfristige Erwartung?
      Mross:
      Ich denke, es dauert noch eine Weile, bis Deutschland und Europa den Weg finden werden. Ich denke aber auch, dass wir von der Power her, vom hohen Ausbildungsniveau, von der geistigen Kraft, von der Kultur her eine sehr gute Startbasis haben. Insofern sollten wir die Krise als Anlass, als Chance sehen, Dinge in Bewegung zu bringen, die vielleicht zur Verbesserung in der Zukunft führen. Ich bin doch sehr optimistisch, dass das in einigen Jahren passieren wird. Auch wenn ich glaube, dass es uns dazu noch viel schlechter gehen muss.

      Instock:
      Sie rechnen demzufolge nicht damit, dass sich 2003 schon etwas in Deutschland bewegt?
      Mross:
      Nein, ich glaube 2003 wird es in Deutschland noch viel schlechter werden. Wir werden 2003 den Höhepunkt der Krise erleben. Wir werden mehr als 5 Millionen Arbeitslose bekommen und sehen, dass Politiker einen historischen Höhepunkt an Unfähigkeit erreicht haben.

      Instock:
      Haben Politiker in Deutschland überhaupt Möglichkeiten, gestaltend einzugreifen?
      Mross:
      Sie haben nicht nur die Möglichkeiten, - es ist ihre Pflicht! Nur – keiner packt’s an. Kein Politiker getraut sich das zu sagen, was wirklich notwendig ist. Die Hartz-Vorschläge sind ja ein Witz. Es müssen viel tiefgreifendere, grundlegendere Reformen durchgeführt werden, damit Deutschland in Zukunft wieder funktioniert. Doch das Einsehen in diese Notwendigkeit scheint nicht weit verbreitet. Wir leben leider im Dilemma der Demokratie: Politiker kaufen Wählerstimmen mit billigen Versprechen. Die Masse fällt immer wieder neu darauf rein. Vom Bergarbeiter bis zum subventionierten Tabakanbauer wollen alle nur Geld vom Staat. Und das wird von den Politikern fleißig versprochen. Im Prinzip leiden wir unter einer Art Politikkorruption: Politiker kaufen sich die Stimmen von potentiellen und aktuellen Subventionsempfängern – dazu zählen auch alle Formen von Sozialhilfen, Arbeitslosengeld und ähnliches. Auf der anderen Seite werden Leistungsträger durch Umverteilungsdebatten und Steuersysteme bestraft. Das kann nicht gut gehen. Die Zeche zahlen wir auf dramatische Weise in den nächsten Jahren. Das Geld geht aus – da müssen wir mal schauen, wie das weitergehen soll. Das ist ein Prozess, der sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen wird. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder es kommt zur Wirtschaftskatastrophe oder wir lernen aus unseren Fehlern. Da ich Optimist bin, gehe ich davon aus, das letztere Variante zum Tragen kommt. Die Krise ist eine Chance, aus der wir schlank und gestärkt hervorgehen können.



      [ Montag, 30.12.2002, 13:16
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 16:06:18
      Beitrag Nr. 1.527 ()
      Im Zwielicht
      Einbrüche in den westlichen Kapitalmärkten würden düstere Zeiten wirklicher wirtschaftlicher Not erahnen lassen, behauptet Dr. Marc Faber
      Ich habe bereits früher begründet, daß das Fehlen jeglichen Grundlagenwissens über die Zukunftsaussichten und Gewinne der gelisteten Unternehmen nicht nur auf das Internet und den TMT-Bereich (Technologie, Medien und Telekommunikation) zutrifft, sondern auf die meisten Unternehmen.

      Für mich war klar, daß das Internet eine Welt des "reibungslosen Kapitalismus" hervorbringen würde, welcher wiederum die Unternehmensgewinne drücken würde, da die meisten Unternehmen einen guten Anteil ihrer Profite aus dieser Reibung gewannen. Reibung inflationiert die Preise, reduziert die Rivalität und schützt die Margen.

      Die gewinnfreundliche Reibung kommt in vielerlei Gestalt. Unwissenheit des Kunden ist vermutlich der wichtigste Faktor, andere sind örtliche Monopole und der Mangel an Verhandlungsgeschick der kleineren Unternehmen. Es war eindeutig so, daß das Internet viel mehr Transparenz in die Märkte gebracht hat und diese Reibungen weitgehend beseitigt hat, während B2B-Knoten es kleineren Unternehmen viel leichter gemacht hat, sich zusammenzuschließen und Zugeständnisse ihrer Lieferanten zu erzwingen - wozu zuvor nur große Unternehmen in der Position waren.

      Und obwohl Ich seinerzeit schrieb, daß ich glaube, eine Zeit der sehr enttäuschenden Unternehmensgewinne habe begonnen, habe ich eine Form der Reibung übersehen, welche mit der gesellschaftlichen Grundstimmung der Anlegergemeinde zusammenhängt - oder, um es zu vereinfachen, mit deren Unwissenheit und grenzenloser Leichtgläubigkeit.

      In den späten 90ern waren Unternehmen in der Lage, gewaltige Gewinnsteigerungen zu verbuchen, weil es einfach kaum jemanden interessiert hat, wie diese Gewinne erzielt wurden. In anderen Worten wurde die Anlegergemeinde - gefangen in einem Wirbelwind der Spekulation und geblendet durch die bullischen Kommentare der Geschäftsführer, Analysten und Mr. Greenspan - darauf ausgerichtet, alle Arten von Buchhaltungstricks, Aktienrückkäufe auf Kredit, gefährliche spekulative Anlagepositionen und sogar blanken Betrug, um die Gewinne anzukurbeln, zu ignorieren.

      Die Situation in den 90ern verkörpern, was der französische Soziologe Gustave Le Bon mehr als 100 Jahre zuvor in seinem Klassiker "Psychologie der Massen" beobachtet hat, als er schrieb, daß die Masse "nicht vorbereitet ist, zuzugeben, daß irgendetwas zwischen ihren Willen und die Realisierung ihres Willens kommen kann", während "die Idee der Unmöglichkeit für das Individuum in der Masse verschwindet". Solange die Aktien stiegen, hat sie niemand wirklich gesorgt.

      Die gesellschaftliche Grundstimmung als Quelle der Reibung, welche Aktienkurse und Unternehmensgewinne ankurbeln kann, wurde exzellent von Robert Prechter in seinem sehr einsichtigen Bericht "The Socionomic Insight versus the Assumption of Event Causality" im The Elliott Wave Theorist analysiert. Prechter zufolge waren die jüngsten Enthüllungen von Unternehmensbetrug inklusive dem Enron-Skandal, "nicht kausal gegenüber irgendeiner Richtung von gesellschaftlicher Stimmung, sie waren das Ergebnis einer Änderung der gesellschaftlichen Grundstimmung".

      Er hat zu Recht hervorgehoben, daß der Aktienmarkt schon Monate vor dem Enron-Skandal fiel, da "Dieses Meßinstrument der gesellschaftlichen Grundstimmung [des Aktienmarktes] zunehmende Negativität zeigte - in Verbindung mit Konservativität, Verdacht, Sorge, Wut und Defensive - und all dies zusammen verursachte nebenbei den Enron-Skandal". Tatsächlich behauptet Prechter, daß der Enron-Skandal die Anleger überhaupt nicht entmutigte, da nach der Enthüllung des Skandals im Oktober letzten Jahres der Aktienmarkt stieg und die bullische Einstellung der Anleger auf Rekordwerte anstieg, während gleichzeitig das Verbrauchervertrauen deutlich zulegte.

      Prechter bemerkte auch folgendes: Die Untaten der Unternehmen sind nicht einmal für den Bärenmarkt verantwortlich zu machen, welcher dem Hervorbrechen des Enron-Skandals voraus lief. Die Unternehmensuntaten waren während der 90er in voller Blüte und trotzdem kam es nicht zu Skandalen. Tatsächlich kann man diesen Untaten - Ponzi-artige Buchhaltungsmethoden - steigende Aktienkurse und gemästete Pensionspläne gleichermaßen anrechnen, wie man ihnen die Schuld am Zusammenbrechen und deren Plünderung zuschreibt.

      Die wahre Anrechenbarkeit für beide Trends in den Aktienkursen ist gleich null. Angerechnet werden muß es einem Wechsel in der Massenpsychologie. Zahlreiche Buchhaltungsungereimtheiten fanden seit Jahren statt, und über sie wurde hin und wieder berichtet, manchmal in den großen Magazinen, aber während des Bullenmarktes hat es wenige interessiert. Das war ein über ein Jahrzehnt andauerndes Fehlverhalten, aber es gab keinen Skandal bis gut eine Weile nachdem der Trend gewechselt hatte.

      Solange der Trend aufwärts zeigte, haben die Leute die Buchhaltungsblendung ignoriert; als der Trend die Richtung wechselte, begannen sie nachzuforschen. Solange der Trend aufwärts zeigte, unterstützte die Philosophie die Illusion der Unternehmensgesundheit, als der Trend kippte, schwand die psychologiegeförderte Unternehmensgesundheit rapide.

      Und wieder ist die Kausalformel das Gegenteil des üblichen Glaubens: Die Missetaten der Unternehmen haben nicht die Aktienkurse zusammenbrechen lassen; die zusammengebrochenen Aktienkurse haben letztendlich den Schleier über den Untaten der Unternehmen gelüftet. Was hat denn dann verursacht, daß die Untaten der Unternehmen zuvor derartig zugenommen hatten? Die Massenpsychologie des Aktienmarktes, welche aufs extremste unskeptisch war, lud die Unternehmen geradezu zum "kreativen Buchführen" ein und belohnte sie dafür sogar. Es war die psychologische Umwelt des Bullenmarktes, welche am Anfang die Unternehmen zum Fehlverhalten verleitete.

      Obwohl ich weniger dogmatisch als Prechter bin, wenn es um gesellschaftlichen Stimmungen als Ursache für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ereignisse geht, und obwohl ich glaube, daß die Ursache und die Wirkung regulär schwer wahrzunehmen sind und sich bei jeder Gelegenheit gegenseitig verstärken, stimme ich ihm bereitwillig zu, daß durch eine optimistische und vertrauensselige gesellschaftliche Grundstimmung wie in den späten 90ern der Kontakt zur Realität verloren geht, daß sorgfältige Analysen und Warnungen in den Wind geschlagen werden, was zu expandierenden KGVs und exzessiven Bewertungen führt, und wenn die Stimmung sich verschlechtert, folgt eine Phase der Ernüchterung und Skepsis der vorhergehenden Euphorie, welche mit der Zeit zu deutlich niedrigeren Bewertungen führt.

      Der Punkt ist, daß in den späten 90ern und bis vor Kurzem Anleger leichtgläubig nach Extremen griffen, weil jeder - Unternehmensführer, das Establishment der Wall Street, die Fonds-Industrie, die Buchhalter und Rechnungsprüfer, die Berater der Pensionsfonds und am meisten die Regierung - ein berechtigtes Interesse daran hatten, den "Enthusiasmus" und das "Interesse" der Anleger während einer Flutwelle an Lügen zu erhalten, um die Aktienkurse steigen zu lassen und das Platzen der Bubble-Wirtschaft zu vermeiden.

      Wie anders können wir erklären, warum so viele Firmen einschließlich IBM und Tyco sich so gut in einem fallenden Markt haben halten können, bis zum Anfang dieses Jahres, als es bereits allgemein bekannt war, daß bei deren Buchhaltungsmethoden einiges fragwürdig sei?

      Ich habe an anderer Stelle die Rolle der Propaganda in der Manipulation der Massen und ihres Glaubens besprochen, aber ich möchte hier besprechen, was zwei Diktatoren des 20. Jahrhunderts, Hitler und Mussolini, darüber geschrieben haben, wie man Massen bewegt. Ihnen zufolge müssen die Massen ohne Unterlass mit Propaganda bombardiert werden. Des weiteren würden die Massen mit ihrem primitiven Verstand viel eher Opfer einer "große Lüge" als einer "kleine Lüge", weil es für das Volk üblich sei, in kleinem Maßstab zu lügen, während der Durchschnittsmensch zu schüchtern für große Lügen sei. Deswegen würde die Masse niemals überhaupt in Betracht ziehen, daß jemand rücksichtslos genug sei, die Wahrheit in solch extremen Grade zu verdrehen. Überdies würden, wenn später die Wahrheit aufgedeckt würde, Zweifel daran bleiben.

      Deswegen bin ich nicht überrascht, daß die Anleger, obwohl sie die Integrität des amerikanischen Unternehmertums und seiner Verbündeten (Rechnungsprüfer, Investmentbanken usw.) zunehmend hinterfragen, bis jetzt übersahen, die Integrität des gesamten Finanzsystems zu hinterfragen, welches von unseren Regierungen und Zentralbanken geschaffen wurde! Tatsächlich verwundert es mich, daß die Leute glauben, der ganze Privatsektor lügt, betrügt und fälscht seine Bücher, und zur gleichen Zeit annehmen, daß die Regierung sich ethisch und verantwortlich verhält und nicht ihre Bücher und Statistiken fälscht!
      In den meisten Ländern macht die Regierung 20-30% der Volkswirtschaft aus. Deswegen sieht es für mich so aus, daß die Anleger annehmen, daß 70-80% der Volkswirtschaft, für welche die Privatwirtschaft Rechenschaft ablegt, nur mehr oder weniger ehrlich sei, aber daß die 20-30% der Volkswirtschaft, welche in den Händen der Regierung ist, sauber und ethisch.

      Aber wie könnte die kolossale Täuschung der Anleger Ende der 90er durch das Unternehmertum Amerikas, welche bis heute anhält, möglich gewesen sein, wenn sie durch die Regierung und ihre Behörden nicht abgesegnet oder sogar dazu aufgemuntert wurde? Vergessen Sie nicht, daß die Nasdaq-Blase von 1999/2000 nur durch die Politik des leichten Geldes des Federal Reserve Board der USA möglich gemacht wurde.

      Und warum hat die US-Regierung nun zusätzliche Mittel bereitgestellt, um die Zahl der SEC-Ermittler zu erhöhen, mehr als zwei Jahre nachdem der Bärenmarkt begann, während sie nichts tat, um die Unternehmensführung in den 90ern zu hinterfragen? Es ist offensichtlich daß in jedem Land die Regulatoren, welche in den USA in den 90ern so versagt haben, Teil der Regierung sind. Wir müssen natürlich auch der Regierung misstrauen, einschließlich der FED und allen anderen Regierungsbehörden, dem IWF, der Weltbank und so weiter, genauso wie dem Wirtschaftssektor, da große Gesellschaften haben viel damit zu tun, wer gewählt wird, wehr welchen Posten in der Regierung bekommt.

      Charles Allmon, der Verfasser einer exzellenten Nachrichtenübersicht (P.O. Box 15381, Chevy Chase, Maryland 20825) kommentierte kürzlich die "Große Buchführungs-Farce", in welcher er der amerikanische Unternehmertum und die Regierung in die Pflicht nahm, weil sie den privaten Anleger nicht schützen. Er schrieb: "Kann mir bitte jemand sagen, wer heute nach dem privaten Anleger sieht? Wer denn?
      Während ich dies schreibe, scheint es, daß die USA die beste Regierung hat, die man für Geld kaufen kann. Geld strömt nach Washington, um die Buchführungs-Farce aufrecht zu erhalten" Dies ist übrigens teilweise Wahrheit für die Bush-Regierung, deren Vizepräsident Dick Cheney früher für Haliburton verantwortlich war - eine Firma, die nun wegen ihrer aggressiven Buchführung in jener Zeit unter Staatsaufsicht steht, als er deren Generaldirektor war!

      Tatsächlich ist meine Hauptsorge, wie ich bei anderer Gelegenheit schrieb, die Möglichkeit systematischer Risiken, die fortwährend von der Regierung verheimlicht werden - Zeugen wie Paul O`Neill, der Finanzminister, versuchen die Öffentlichkeit von der Stärke und soliden Basis der US-Volkswirtschaft zu überzeugen. Am 16. Juni 2002 sagte er, daß er nicht wisse, warum die Märkte da sind, wo sie heute seien und daß sie "vermutlich eher früher als später wieder steigen werden. Es gibt da eine unglaubliche Bewegung im Markt, die, wie ich glaube, keine substanziellen Informationen hat."

      Insbesondere sollten wir besorgt sein wegen der fortwährenden rapiden Kreditexpansion (2001 hat das Volkseinkommen der USA um 179 Milliarden Dollar zugenommen, die Kredite außerhalb des Finanzsektors um 1,1 Billionen Dollar, und die Schulden im Finanzsektor um 916 Milliarden Dollar - in anderen Worten wuchsen die Schulden zehnmal schneller als das Bruttosozialprodukt), der Verfall der Kreditqualität (Der Börsenwert von Ford ist auf 7,4 Milliarden Dollar gefallen, 1999 lag er bei 28 Milliarden Dollar, während ihre Schulden auf 165 Milliarden Dollar gestiegen sind) das Versagen, die Unausgeglichenheit in der Außenhandelsbilanz der USA zu korrigieren, und die gigantischen Derivativ-Positionen, welchen die Finanzinstitute ausgesetzt sind, wo einige tickende Buchführungsbomben früher oder später noch hochgehen werden. Wenn die Buchprüfer nicht einmal einige relativ einfache Buchführungstricks entdecken können, wie ist es uns dann möglich zu erwarten, daß sie die Komplexität einer ordentlichen Buchführung im Derivatemarkt verstehen?

      Es ist offensichtlich, daß die US-Regierung und ihr Lakai, die FED, verzweifelt versuchen, das System vor dem Kollaps zu bewahren, indem sie "Geld drucken" (während das BSP 2001 um 179 Milliarden Dollar wuchs, stieg die Geldmittelversorgung um 883 Milliarden Dollar), indem sie die kurzfristigen Zinsen künstlich tief halten, indem sie auch den Immobilienmarkt und den Konsum durch staatsgeförderte Unternehmen wie Fannie Mae subventionieren.

      Überdies besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß das "Plunge Protection Team" hin und wieder eingreift, um den Aktienmarkt zu stützen und den Goldmarkt herunterzudrücken. Und während die Regierung die Unternehmen dazu auffordert, transparenter zu werden, wird die Transparenz ihrer selbst und ihrer Agenturen fortwährend zwielichtiger.

      Das Problem mit diesem aktuellen Bedingungen ist, daß es Voraussagen noch schwieriger macht, weil man nicht nur mit der Volkswirtschaft klarkommen muß; das kapitalistische System und der Marktmechanismus sind - wenn auch nicht völlig vorhersehbar - doch wenigstens verständlich.

      Die aktuelle Situation ist eine der ständigen statistischen Revisionen, hedonischen Anpassungen (Kurt Richebächer vom Richebächer-Brief, Telefon 1-508-368-7498, zufolge stiegen die Ausgaben für Computer für die sechs Monate bis zum 31. März 2002 von 78,5 Milliarden Dollar um 4,9 Milliarden auf 83,4 Milliarden Dollar, aber die hedonische Anpassung verbessert diesen leichten Anstieg in einen gewaltigen Anstieg von 265,7 Milliarden Dollar um 44,4 Milliarden auf 310,1 Milliarden Dollar) und fortwährenden Interventionen in und Übertünchungen der wahren Probleme des internationalen Kapitalmarktes und der globalen Wirtschaft durch die Regierungen rund um die Welt. Aber wie Friedrich Hayek hervorhob, "Je mehr der Staat `plant`, desto schwieriger wird es für den einzelnen zu planen."

      In diesem Geiste möchte ich unsere Leser noch einmal warnen, extrem skeptisch jeglichen Voraussagen einschließlich unserer zu sein. Die Märkte werden kurzfristig wahrscheinlich noch unvorhersagbarer und volatiler werden als in den letzten paar Jahren

      Zweifellos werden die gewaltigen Finanzspritzen der Zentralbanken rund um die Welt (nicht nur in den USA sondern ebenfalls vor kurzem in Japan) in den letzten 18 Monaten, von welchen man ausgehen kann, daß sie entsprechend der monetaristischen volkswirtschaftlichen Ideologien der Zentralbankiers unendlich weiter gehen werden, von Zeit zu Zeit starke kurzfristige Aktienmarktrallies auslösen, aber langfristig müssen wir weitere volkswirtschaftliche Verhaltensstörungen erwarten.

      Deswegen wird vielleicht volkswirtschaftliches Leid in nie gesehenem Ausmaß in den westlichen Industrieländern folgen, und der jetzige Bärenmarkt wird wahrscheinlich nicht enden, bevor eine oder mehrere größere Finanzinstitutionen zusammengebrochen sind.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 16:19:54
      Beitrag Nr. 1.528 ()
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 16:30:58
      Beitrag Nr. 1.529 ()



      Könnte so die Lösung unserer Probleme aussehen?
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 16:36:58
      Beitrag Nr. 1.530 ()
      Irak

      Despoten-Dämmerung

      Saddam hat fünf Wochen Zeit, um den Krieg zu stoppen

      Von Josef Joffe

      Der Krieg rückt näher. Weil George W. Bush es so will? Der Mann, der noch immer mit dem Feuer spielt, heißt Saddam Hussein. Ein besonnener Mensch wie UN-Chefinspektor Hans Blix drückt es so aus: Die berühmten 12000 Seiten enthalten zwar „einige Informationen“, aber „nicht viele über Waffen“. Sein dürres Fazit: „Wir können nicht darauf vertrauen, dass keine Massenvernichtungswaffen übrig geblieben sind.“

      Genauer gefragt: Wo sind die 360 Tonnen Kampfgas, denen die UN-Kontrolleure 1998 nachspürten, als sie aus dem Irak geworfen wurden? 3000 Tonnen Ausgangsstoffe für Nervengas? 30000 Träger für B- und C-Ladungen? Vom Atomaren ganz zu schweigen. Folglich ein zweites Fazit: Der Despot von Bagdad spielt weiter sein altes Spiel – und auf Zeit. Nur der Stil ist subtiler geworden. Anders als vor 1998 behindert er die Inspektoren nicht (eine Kernforderung der einstimmigen Resolution 1441), aber an der zweiten Bedingung – vollständige Offenlegung – mogelt er sich vorbei.

      Das heißt, dass der Mann im Bunker seine Lage sträflich verkennt. Die Amerikaner bezichtigten ihn alsgleich des material breach, des „groben Verstoßes“ gegen die Resolution, das war zu erwarten. Aufschrecken aber sollten ihn die Franzosen, die großen Bremser, die inoffiziell von „Täuschung“ reden, weil das Eingeständnis „weder genau noch vollständig, noch umfassend“ sei. In Paris wird jetzt gezielt gestreut, eine zweite, eine Kriegsresolution, sei nicht mehr nötig. Mithin könnte auch Frankreich sich gezwungen sehen teilzunehmen.

      Gibt es noch eine gute Nachricht für Saddam? Ja, seine Uhr läuft erst Ende Januar ab, wenn Hans Blix dem Sicherheitsrat abschließend berichtet. Zweitens halten sich die Amerikaner an Geist und Buchstaben der Resolution, derweil sie ihren Aufmarsch vollenden. Jenseits ihrer verschärften Rhetorik blitzt nämlich der entscheidende Wegweiser auf: Saddams 12000-Seiten-Sünde werde nicht alleiniger Auslöser des Krieges sein.

      Drittes Fazit: Nur Saddam kann ihn verhindern, und sein Prozess der Einsichtsfindung wird – und muss – beschleunigt werden, indem die Europäer und Araber ihm dabei helfen – nachdrücklich! Hier lag der entscheidende Fehler des Schröderschen „Abenteuer“-Wahlkampfes. Es gibt gute Gründe für Deutschland, den direkten Kriegseinsatz zu verweigern, aber keinen, jedenfalls keinen verantwortungsbewussten, den amerikanischen Verbündeten leichtfertig zu brüskieren. Wiewohl ungewollt, rutschte Berlin dergestalt auf die falsche Seite. „Falsch“ nicht einmal im moralischen, sondern im höchst praktischen Sinne: Wie die warmen Worte aus Bagdad bezeugten, war man dort hocherfreut über den hübschen Riss, der sich plötzlich in der westlichen Druckkulisse auftat.

      Wer den Krieg verhindern will, hat jetzt noch fünf Wochen Zeit dazu – und die Deutschen deren vier, wenn sie am 1. Januar Mitglied im Sicherheitsrat werden. Die Devise? Druck, Druck und noch mal Druck, damit der Diktator endlich versteht, dass die Schlupflöcher zu sind. Und die Amerikaner? Noch machen sie es richtig: Militäraufmarsch hier, diplomatische Kärrnerarbeit dort. Dieser zweigleisige Weg ist umso besser, als er zu allen drei Phasen passt: vor, in und nach dem Krieg.

      Vorher: Je heftiger und umfassender der Druck, desto unwahrscheinlicher der Waffengang. Im Krieg: Je mehr Staaten die USA und England davon überzeugen können, dass sie alle friedlichen Mittel ausgeschöpft haben, desto legitimer würde er sein. Gekämpft werden muss im Namen der Weltgemeinschaft, nicht im Dienst neoimperialer Muskelspiele. Danach: Wenig wäre gewonnen, wenn der Zerstörung nicht der Aufbau folgte. Gerade hier braucht Amerika die maximale Mithilfe aller Staaten. Ex und hopp ist kein Rezept für den Frieden. In einem Satz: Das Übel, das jeder Krieg erzeugt, darf nicht größer sein als das Übel, das er beseitigt.


      (c) DIE ZEIT 01/2003
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 16:45:17
      Beitrag Nr. 1.531 ()
      börse

      Wie Großaktionäre ungeliebte Kleinanleger loswerden wollen Von Gerhard Maier

      Gerhard Maier

      Druck sind Aktionäre heute gewohnt. Zum Druck auf die Aktienkurse kommt für manche Anleger aber noch ein weiterer Druck hinzu: Sie werden aus ihrer Beteiligung einfach hinausgedrückt. Seit Jahresanfang darf ein Großaktionär, der mehr als 95 Prozent einer Aktiengesellschaft besitzt, die anderen Aktionäre zwangsweise hinauskaufen. „Squeeze out“ nennen die Börsianer das.

      Eine „Welle von Squeeze-outs“ rolle über die deutsche Börsenlandschaft, heißt es bei der WGZ-Bank. So drückte die Allianz die verbliebenen Aktionäre der Dresdner Bank hinaus, und der britische Mobilfunkkonzern Vodafone entledigte sich der Minderheitsaktionäre von Mannesmann. Inzwischen aber wehren sich manche Anleger gegen diese vornehme Form der Enteignung. Bei Mannesmann musste Vodafone den Abfindungsbetrag immerhin um rund fünf Prozent aufbessern. Das Beispiel der wehrhaften Mannesmänner dürfte Schule machen.

      Desaster für die Investoren




      Vor allem Großkonzerne nehmen die vom Gesetzgeber eröffnete Gelegenheit wahr, ihre börsennotierten Tochtergesellschaften einzusammeln. Der Versicherungskonzern AMB Generali zum Beispiel strich gleich vier börsennotierte Töchter vom Kurszettel: die Aachener und Münchener Lebensversicherung, die Aachener und Münchener Versicherung, die Thuringia und die Volksfürsorge Holding. „Squeeze-Out ermöglicht ein Lichten des Aktiendschungels“, jubelte die Börsen-Zeitung.

      Notwendig dafür ist lediglich ein Beschluss der Hauptversammlung. Bei einer Mehrheit von über 95 Prozent ist das freilich kein Kunststück. Für die übernehmenden Großaktionäre ist das Squeeze-out eine gute Sache. Sie sparen durch den Hinauswurf der restlichen Anteilhaber viel Geld, weil sie das Unternehmen dann von der Börse zurückziehen können. Somit entfallen auch die Ausgaben für die jährlichen Hauptversammlungen oder für den Wirtschaftsprüfer. Außerdem können Gewinne und Verluste im Gesamtkonzern miteinander verrechnet werden. Der Freibrief zum Hinausdrücken ist Teil des Übernahmegesetzes, mit dem die Politiker eine bessere Gestaltung der deutschen Unternehmenslandschaft anregen wollen.

      Die Befürworter des Squeeze-outs, darunter das Deutsche Aktieninstitut (DAI), sehen auch Vorteile für die Aktionäre. Da bei den betroffenen Gesellschaften nur noch wenige Aktien im Umlauf sind, sei an der Börse keine faire Preisbildung mehr gewährleistet. Der Aktienkurs würde „oft nur lustlos vor sich hin dümpeln“, heißt es beim DAI. Ein frustrierter Privatanleger könnte sich „plötzlich noch mit einem guten Profit aus seinem Engagement verabschieden“. So zahlte etwa die TUI den hinausgeworfenen Aktionären von Hapag-Lloyd eine Abfindung, die um knapp 70 Prozent über dem aktuellen Börsenkurs lag.

      Der Abfindungspreis ist die Crux des Squeeze-outs. Der Gesetzgeber hat lediglich festgelegt, dass der Aktionär einen „angemessenen Preis“ erhalten muss. Der Großaktionär aber habe kein Interesse daran, „die freien Aktionäre zu einem guten Preis zu verabschieden“, sagt Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Stattdessen würde er spekulieren „und erst einmal einen am unteren Ende der Spanne befindlichen Preis bieten“. Auch Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisiert die Preisfindung beim Squeeze-out. Zwar werde dabei ein Gutachter herangezogen; diesen aber wähle dann immer die übernehmende Gesellschaft aus. „Die Mehrheitsaktionäre versuchen regelmäßig, außenstehende Aktionäre zu übervorteilen“, kritisiert Keitel.

      Wenn sich die Hinausgeworfenen gegen einen „unfairen“ Preis wehren wollen, bleiben ihnen nicht viele Möglichkeiten. Die Mannesmann-Aktionäre hatten raschen Erfolg, weil sie sich auf einen Verfahrensmangel beriefen (angeblich fühlten sie sich falsch informiert) und deshalb eine Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage mit aufschiebender Wirkung erheben konnten, die auf Vodafone offenbar den gewünschten Eindruck machte.

      Gelingt es dagegen nicht, dem Aufkäufer einen Verfahrensfehler nachzuweisen, bleibt den wehrhaften Aktionären nur das so genannte Spruchstellenverfahren. Dabei prüft das Gericht lediglich, ob die Höhe der Abfindung angemessen ist. Doch die Angelegenheit hat einen Haken. „Das ist ein langwieriges Unterfangen“, sagt Aktionärsschützerin Keitel. Solche Verfahren könnten sich über mehr als zehn Jahre hinziehen. Allerdings hat der Kläger auch nichts zu verlieren, da die Kosten des Verfahrens immer von der Gesellschaft getragen werden, die das Squeeze-out ausübt. Andere Aktionäre können sich kostenlos daran anhängen. „Schaden kann ein Spruchstellenverfahren auf keinen Fall“, meint denn auch Marc Tüngler. Die SdK geht davon aus, dass die Spruchstellenverfahren wegen der Häufigkeit der strittigen Fälle künftig sprunghaft zunehmen werden.

      Einen gravierenden Nachteil der Squeeze-outs können die Spruchstellenverfahren allerdings auch nicht kurieren: die Tatsache, dass regelmäßig die Interessen der langfristig orientierten Anleger verletzt werden. „Privatanleger denken langfristig und wollen auch am langfristigen Erfolg teilhaben können“, sagt Aktionärsschützer Tüngler. Das wird durch den Hinauswurf aber ausgeschlossen. Zum Desaster wird das Squeeze-out für die Betroffenen vor allem dann, wenn der Aktienkurs wegen der Börsenkrise tief in den Keller gefallen ist. Die Hoffnung auf eine langfristige Erholung der ausgebombten Aktie wird beim Squeeze-out zerstört.

      Wie Großinvestoren die Krise nutzen, zeigt ein Beispiel aus den Vereinigten Staaten, wo das Squeeze-out schon lange üblich ist. Der Internet-Händler Buy.com war im Jahr 2000 für rund 5 Milliarden Dollar an die Wall Street gegangen. Zwei Jahre später sammelten der Gründer Scott Blum und ein paar andere Großinvestoren die ausgegebenen Aktien für nur 25 Millionen Dollar wieder ein und zogen die Firma vom Kurszettel zurück.

      Stefan Raab schon für 3,70 Euro

      Auch in Deutschland gelingt es Aufkäufern, im Kurs verfallene Gesellschaften billig einzusammeln. Stefan Raabs TV-Produktionsgesellschaft Brainpool war 1999 – bereinigt um einen Aktiensplit – zu knapp 12 Euro an die Börse gegangen. Ein Jahr später wurde die Medienaktie noch von den Banken mit Kurszielen bis zu 30 Euro hochgejubelt. Nach dem Crash der Medienaktien am Neuen Markt konnte der TV-Sender Viva an der Börse billig zugreifen und verabschiedete die restlichen Brainpool-Aktionäre für 3,70 Euro pro Aktie.

      „Ein Squeeze-out wird nicht unternommen, weil die Gesellschaft keine Zukunft mehr hat – das Gegenteil ist der Fall“, sagt Marc Tüngler von der DSW. „Die Kleinaktionäre sollen nur an dieser Entwicklung nicht mehr teilhaben.“


      (c) DIE ZEIT 52/2002
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      schrieb am 30.12.02 17:07:13
      Beitrag Nr. 1.532 ()
      Amerikas Investmentbanken stehen vor einem schwierigem Jahr

      Fitch prognostiziert stagnierende Erlöse / Gefahr zivilrechtlicher Klagen wegen Interessenverquickung in der Aktienanalyse


      nks. NEW YORK. 29. Dezember. Die amerikanischen Investmentbanken stehen nach Ansicht von Branchenfachleuten erneut vor einem schwierigen Geschäftsjahr. Das Hauptgeschäft der Investmenthäuser, die Beratung bei Fusionen sowie die Emission von Wertpapieren, leidet seit zwei Jahren unter der schwachen Börse. Analysten und Investmentbanker rechnen jetzt nur vereinzelt mit einer Erholung. "Alles spricht dafür, daß wir erneut ein schwieriges Jahr vor uns haben", sagt Stephan Newhouse, Co-Präsident des institutionellen Wertpapiergeschäfts bei der Investmentbank Morgan Stanley. Keiner erwarte eine dramatische Erholung auf das Niveau von 1999 oder Anfang 2000, sagte Newhouse gegenüber Bloomberg.

      Die Umsätze der Branche sind in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Seit dem Ende des Rekordjahres 2000 haben die zehn größten Investmentbanken insgesamt 260 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren - das ist mehr als der gemeinsame Börsenwert der Citigroup, Goldman Sachs und Merrill Lynch zusammen.

      Auch die Analysten der Kreditbewertungsagentur Fitch Ratings bewerten die Aussichten für die Investmenthäuser negativ. Neben nachgebender Profitabilität angesichts des schwachen Geschäftsumfeldes dürften die Investmentbanken auch unter der anhaltenden Konkurrenz von Universalbanken leiden. Fitch prognostiziert den Investmentbanken für 2003 stagnierende Umsätze. "Eine Verbesserung der Umsätze wird stark vom Vertrauen der Anleger und vom Niveau der Aktienkurse abhängen", schreibt Fitch-Analystin Eileen Fahey.

      Das Volumen der angekündigten Unternehmensfusionen ist in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr weltweit um 26 Prozent auf 1,36 Billionen Dollar gefallen, wie die Finanzanalysegesellschaft Dealogic berechnet hat (vgl. nebenstehenden Artikel). Marktführer in diesem Geschäft ist Goldman Sachs. Die ehemalige Partnerschaft hatte den Auftrag für die größte Fusion des Jahres bekommen, die Übernahme von Pharmacia durch den weltgrößten Pharmakonzern Pfizer für 61 Milliarden Dollar. Den zweiten Platz der Rangliste belegte die Citigroup. Danach folgten Morgan Stanley und J. P. Morgan Chase.

      Das Volumen der Aktienemissionen fiel 2002 laut Dealogic um 29 Prozent auf 307,7 Milliarden Dollar. Grund für den starken Rückgang war ein Einbruch des Erstemissionsgeschäfts um 36 Prozent. Die Spitzengruppe in diesem Bereich bildeten Goldman Sachs, die Citigroup und Merrill Lynch. Die Banken haben auf den Rückgang bereits reagiert und im Durchschnitt rund 15 Prozent der Belegschaft entlassen. An der Wall Street wird nun kolportiert, daß diese Entlassungen möglicherweise nicht ausreichen werden.

      Walter Gubert, Chef der Investmentbank bei J. P. Morgan, rechnet damit, daß drittrangige Wettbewerber den Markt verlassen werden. Bereits in diesem Jahr hatten einige Banken ihre Wertpapiersparten geschlossen oder abgestoßen. So machte FleetBoston Financial Corp., die siebtgrößte amerikanische Bank, ihre auf Technologiewerte spezialisierte Investmentbank Robertson Stephens zu. Die größte holländische Bank ABN Amro hat ihr amerikanisches Aktiengeschäft aufgegeben. Einige Banker gehen davon aus, daß selbst die führenden zehn Investmentbanken wie Merrill Lynch oder J. P. Morgan Chase möglicherweise Fusionen erwägen könnten, um ihre Kosten weiter zu reduzieren.

      Kostensenkungen scheinen derzeit das einzige Erfolgsrezept der Branche zu sein. Wer bei den Banken nicht entlassen wird, muß zumindest eine Kürzung der erfolgsabhängigen Vergütung hinnehmen. Trotz der schwierigen Geschäftslage konnten Goldman Sachs und der Konkurrent Lehman Brothers im vergangenen Quartal aber einen Anstieg des Gewinns verzeichnen. Dabei war der Umsatz von Goldman Sachs aus dem Geschäft mit Fusionsberatung und Emissionen um 26 Prozent gefallen. Allerdings handelte die Bank sehr erfolgreich auf eigene Rechnung. Daneben wurden knapp 3000 Stellen oder rund 13 Prozent der Belegschaft gestrichen, um Kosten zu sparen.

      Morgan Stanley dagegen berichtete das neunte Quartal in Folge über einen nachlassenden Gewinn. Das Geschäft mit der Beratung bei Fusionen und Übernahmen ist seit dem Ende der Hausse im Jahr 2000 um 67 Prozent und das Emissionsgeschäft um 58 Prozent eingebrochen. Morgan Stanley entließ im vierten Quartal 2200 Mitarbeiter.

      Die Investmentbanken leiden aber nicht nur unter der schwachen Börse. Analystin Fahey von der Ratingagentur Fitch rechnet für die Branche auch mit höheren Kosten wegen des jüngsten außergerichtlichen Vergleichs über eine Reform der Aktienanalyse. Die zehn größten Investmentbanken hatten sich mit den Aufsichtsbehörden auf die Zahlung von insgesamt 1,4 Milliarden Dollar verständigt, um Vorwürfe von Interessenkonflikten bei ihren Analysten beizulegen. Die Wertpapierhäuser müssen zudem die Analyseabteilung stärker als bisher von der Investmentbank-Sparte trennen. Fahey rechnet für die kommenden Jahre mit Belastungen wegen zivilrechtlicher Verfahren, die in Zusammenhang mit diesen Vorwürfen stehen.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2002, Nr. 302 / Seite 19
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 17:17:38
      Beitrag Nr. 1.533 ()
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 17:43:56
      Beitrag Nr. 1.534 ()
      Washington (vwd) - Die Verkäufe bestehender Häuser in den USA sind im November verglichen mit dem Vormonat um 3,5 Prozent auf einen Jahreswert von 5,56 Mio zurückgegangen. Volkswirte hatten im Vorfeld der Daten zwar mit einer schwächeren Entwicklung gerechnet, allerdings waren sie im Mittel ihrer Prognosen lediglich von einem Minus auf 5,64 Mio ausgegangen. Bei Vorlage der November-Daten revidierte die National Association of Realtors (NAR) am Montag gleichzeitig ihre Angaben zur Entwicklung im Vormonat. Somit war im Oktober eine Zunahme der Veräußerungen um 5,9 Prozent auf annualisiert 5,76 (vorläufig: 5,77) Mio zu verzeichnen gewesen.



      NAR-Chefvolkswirt David Lereah bezeichnete das November-Minus angesichts der kräftigen Zunahme im Vormonat als nicht überraschend. Gleichzeitig stellte er für das gesamte Jahr 2002 in Aussicht, dass die Zahl der Verkäufe bestehender Häuser in den USA ein Rekordniveau jenseits der Marke von 5,5 Mio erreichen wird. Für 2003 prognostizierte er einen Wert zwischen 5,2 Mio und 5,4 Mio.


      vwd/30.12.2002/jej

      30. Dezember 2002, 16:45
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      schrieb am 30.12.02 18:07:28
      Beitrag Nr. 1.535 ()
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      schrieb am 31.12.02 15:56:35
      Beitrag Nr. 1.536 ()
      Was bringt das neue Jahr am Aktienmarkt?
      ++ Viertes Minusjahr in Folge ++

      Von Claus Vogt

      Wir sind weiterhin der Überzeugung, in den vergangenen Jahren einen sehr wichtigen langfristigen Wendepunkt in der Wirtschaft und damit korrespondierend an zahlreichen Märkten durchlaufen zu haben. Insbesondere sehen wir uns in unserem Analyseergebnis bestätigt, daß wir es im Jahr 2000 mit einer riesigen Spekulationsblase an den Aktienmärkten zu tun hatten, deren Platzen eine langfristige Trendwende eingeleitet hat. Diese Einsicht und die aus ihr hergeleiteten Prognosen haben uns in den vergangenen drei Jahren maßgeblich von den Konsensus-Strategen abgehoben, die unbeeinflußt von fallenden Kursen durchgängig freundliche Börsen vorhergesagt und hinter jeder Ecke den nächsten Aufschwung vermutet haben. Zu unserer eigenen Überraschung hat sich daran noch immer nichts Maßgebliches geändert. Auch für das kommende Jahr prognostiziert die überwiegende Mehrheit der US-Strategen deutlich steigende Kurse an der Weltleitbörse. Aus unserer eigenen systematischen Vorgehensweise ergibt sich leider noch immer kein überzeugendes Argument, um diese optimistische Prognose teilen zu können. Wir finden uns somit auch dieses Jahr wieder in der undankbaren Situation, nicht in den Chor der Konsensus-Optimisten einstimmen zu können.

      Wir wagen statt dessen eine Prognose, die noch unwahrscheinlicher zu sein scheint, als die von uns für das Jahr 2002 abgegebene: Wir rechnen an den Aktienmärkten mit dem vierten Minusjahr in Folge. Was zwingt uns zu dieser traurigen Einschätzung? Nein, es sind nicht unsere charakterlichen Mängel, und wir können auch keine schwere Kindheit vorweisen, um unsere Resistenz gegen den Konsensus-Druck zu erklären. Wir sind keine unverbesserlichen Pessimisten, sondern ertappen uns gelegentlich bei dem Wunsch, unsere Vorhersage möge sich als falsch erweisen. Woran liegt es also? Wir haben uns mit unserem umfangreichen Gesamtmodell zur Prognose der Weltleitbörse USA ganz bewußt einen relativ strikten Rahmen geschaffen, der uns vor den zahlreichen verlockenden Sirenengesängen der Herde schützt und uns gleichzeitig die notwendige Flexibilität aufzwingt, die für das erfolgreiche Agieren an den Märkten unerläßlich ist. Dieses aus drei umfangreichen Komponenten bestehende Modell ist trotz der herben Kursverluste seit den Höchstkursen des Jahres 2000 noch weit davon entfernt, einen neuen Bullenmarkt anzuzeigen, im Gegenteil. Die beiden Komponenten „fundamentale Bewertung“ und „Sentiment-Indikatoren“ befinden sich auf Niveaus, die typischerweise am Ende einer Hausse zu verzeichnen sind!
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:08:28
      Beitrag Nr. 1.537 ()
      "Wir werden wahrscheinlich neue Tiefstände sehen"

      Markus Koch lebt seit 1992 in den USA und ist der bekannteste deutsche Börsenberichterstatter an Wall Street. Im Jahr 1994 gründete der Wahl-New Yorker seine Firma Wall Street Correspondents und informiert seitdem Anleger börsentäglich vom wichtigsten Finanzplatz der Welt. Dank seiner guten Kontakte zu Händlern und Analysten weiß er über die neuesten Trends und Entwicklungen an NYSE und Nasdaq immer bestens Bescheid. In Deutschland ist Markus Koch Anlegern vor allem durch seine abendlichen Fernsehauftritte bei n-tv und seine Kolumnen in der Wirtschaftswoche bekannt.

      Stock-World sprach exklusiv mit Markus Koch über seine Einschätzung der US-Konjunktur und Lage im Irak-Konflikt. Darüber hinaus gab uns der Börsenexperte einen Ausblick auf das kommende Jahr und nannte uns seine persönlichen Favoriten für 2003.

      Stock-World: Der Ölpreis ist bereits stark gestiegen und Gold notiert über 340 Dollar je Feinunze - so hoch wie seit 1997 nicht mehr. Rechnen Sie nach den Äußerungen von US-Präsident George W. Bush und Chef-Waffeninspekteur Hans Blix noch im Januar mit einem Einmarsch der Amerikaner im Irak? Käme es zu einem Krieg, was wären die Auswirkungen auf die Aktienmärkte?

      Markus Koch: Ich rechne ganz sicher mit einem Krieg, allerdings nicht bevor die UN ihren Schlussbericht veröffentlicht hat. Präsident Bush hat sich längst für einen Regimewechsel im Irak entschieden und ein negativer UN-Bescheid könnte als notwendige Legitimation für einen Militärschlag dienen. Die Folgen sind allerdings ebenso schwer abzuschätzen wie die Frage nach der Entwicklung in der Zeit danach zu beantworten ist. Gewissheit gibt es lediglich über die Auswirkungen auf die Börsen rund um den Globus: Herbe Verluste. Fallen zudem die Erfolgsmeldungen ebenso spärlich wie im Kampf gegen die Al-Kaida in Afghanistan aus, könnten die Einbußen sogar noch größer als in 2002 ausfallen.

      Stock-World: Welche Meinung haben die Amerikaner eigentlich zu einem möglichen Feldzug gegen Saddam Hussein?

      Markus Koch: Das Volk steht hinter seinem Präsidenten. Nicht zuletzt hat dies eindrucksvoll der Ausgang der US-Kongresswahlen gezeigt, die ein deutliches Votum für Bush und seine Politik waren.

      Stock-World: Alan Greenspan hat sich in der vergangenen Woche verhalten optimistisch zur Lage der US-Konjunktur geäußert und gesagt, die Wirtschaft arbeite sich langsam ihren Weg aus der Krise heraus. Ist die lang ersehnte Wende nun endlich da?

      Markus Koch: "Jein". Ich denke, die Notenbank weiß derzeit selbst nicht, wo die amerikanische Wirtschaft steht bzw. sich hinentwickelt. Bester Beweis hierfür war das November-Sitzungsprotokoll. Es steckte voller Widersprüche. Die uneinheitlichen Signale der letzten Wochen, beispielsweise die Arbeitsmarktdaten, zeigen klar, dass sich die Konjunktur in den USA in einer Art Nirvana befindet. Dies ist auch der Hauptgrund für den Käuferstreik am Aktienmarkt, der wiederum das größte Hindernis für einen nachhaltigen Aufschwung ist.

      Stock-World: Ist demnach die Phase der Zinssenkungen noch nicht vorbei? Viel Spielraum nach unten hat Greenspan ja nicht mehr.

      Markus Koch: Das stimmt. Ich rechne daher höchstens noch mit einem weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten. Allerdings hat Greenspan noch eine Reihe anderer Möglichkeiten die Konjunktur anzukurbeln, beispielsweise könnte er die Druckerpressen anwerfen.

      Stock-World: Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Situation im Hinblick auf die so wichtige und oft zitierte Konsumfreude der Amerikaner?

      Markus Koch: Positiv ausgedrückt, waren die Amerikaner immer schon bereit ihr letztes Hemd zu geben, um zu konsumieren. Sobald sich in der Bevölkerung die Meinung durchsetzt, dass es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht, wird sich der Konsum deutlich erholen. Daher messe ich auch dem in letzter Zeit stark gefallenen Verbrauchervertrauen nicht so viel Gewicht bei, da es sich hier um einen nachhinkenden Indikator handelt, der letztlich nur die Stimmung der Konsumenten, die auf Erfahrungen in der Vergangenheit beruhen, wiederspiegelt.

      Stock-World: Wie viel Potenzial haben die Börsen im kommenden Jahr? Haben wir die Tiefs im Dow Jones und an der Nasdaq im Oktober schon gesehen?

      Markus Koch: Angesichts schwacher Fundamentaldaten und einem nicht enden wollenden Käuferstreik weiß ich ehrlich gesagt nicht, wodurch ein Aufschwung an den Aktienmärkten getragen werden könnte. Ich denke, dass wir die Tiefststände vom 9. Oktober nochmals testen. Mit einer 45-prozentigen Wahrscheinlichkeit sehen wir sogar neue Tiefs. Dafür sprechen mehrere gute Gründen. Noch im Januar wird eine Entscheidung über einen Irak-Krieg fallen. Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Ich rechne im nächsten Jahr sogar mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent. Hinzu kommt, dass bei steigendem Ölpreis der Dollar schwächelt. Und obwohl Amerikas neuer Finanzminister John Snow es nicht öffentlich zugeben wird, ist er zur Unterstützung der Konjunkturerholung derzeit mit einem schwächeren Dollar ganz zufrieden. Zudem steckt die Bush-Administration in einem Dilemma: Um die Wirtschaft zu stärken betreibt man expansive Fiskalpolitik und die Verschuldung nimmt zu. Dies birgt aber die Gefahr steigender Realzinsen, weshalb die Regierung höllisch aufpassen muss.

      Stock-World: Wie ist die Stimmung mit Blick auf das nächste Jahr an Wall Street? Beispielsweise prophezeit Abby Cohen, Chefstrategin von Goldman Sachs, für 2003 einen Anstieg im S&P 500 Index auf 1.150 Punkte. Sind die Analysten nur "bullish" aus guter alter Tradition?

      Markus Koch: Das sehe ich auch so. Aktuell stehen die Analysten an Wall Street und beten, dass es im nächsten Jahr an den Aktienmärkten wieder bergauf geht. Nicht zuletzt hängen bei vielen die Jobs von der Börsenentwicklung ab. Daher und nach drei negativen Jahren ist es kein Wunder, wenn die meisten Finanzprofis "bullish" gestimmt sind.

      Stock-World: Als ein besonders häufiger Grund für steigende Kurse wird eine Erholung bei den Unternehmensgewinnen genannt. Etliche Analysten halten zudem das Bewertungsniveau der Aktien für insgesamt zu niedrig. Teilen Sie diese Ansicht?

      Markus Koch: Das kommt auf die Bewertungsmethode an, die man verwendet. Gemessen am Notenbankmodell ist die Börse rund 15 Prozent unterbewertet. Nach dem Dividendenmodell sind Aktien allerdings immer noch zu teuer.

      Stock-World: Welche Branchen sind Ihre Favoriten für 2003, welche Sektoren sollten Anleger lieber meiden?

      Markus Koch: Schwierige Frage. Einzelne Branchen hervorzuheben ist kaum möglich, da das wirtschaftliche Umfeld noch unsicher ist. Besser als ein Investment in spezielle Sektoren gefällt mir eine Anlage in so genannten Exchange Traded Funds (ETF). Hierbei handelt es sich um an der Börse fortlaufend gehandelte Fonds, die in den meisten Fällen einen bestimmten Index nachbilden. Generell gilt, Anleger sollten in den ersten Monaten des kommenden Jahres nicht Robin Hood spielen. Ich empfehle eine Cashquote von mindestens 25 Prozent zu halten, um bei einer möglichen Besserung der Großwetterlage im zweiten Halbjahr handlungsfähig zu sein.

      Stock-World: Können Sie auch Einzeltitel im Dow Jones und an der Nasdaq empfehlen?

      Markus Koch: Normalerweise empfehle ich keine einzelnen Aktien. Wenn überhaupt würde ich Coca-Cola [NYSE: KO ], Gillette [NYSE: G ] und IBM [NYSE: IBM ] kaufen. An der Nasdaq gefällt mir eine Dell Computer [Nasdaq: DELL ] ganz gut.

      Stock-World: Wie lautet ihre konkrete Prognose für den Kursverlauf im kommenden Jahr?

      Markus Koch: Für die ersten sechs Monate bin ich bei Dow Jones & Co. pessimistisch gestimmt. Im Februar/März werden wir wahrscheinlich neue Tiefststände sehen. Erst in der zweiten Jahreshälfte rechne ich mit einer Aufwärtsbewegung. Zwar ist die Erwartungshaltung bei den Unternehmensgewinnen inzwischen sehr gering, und Ökonomen rechnen mit einem moderaten Wirtschaftswachstum in den USA. Allerdings können auch kleinste Störfeuer, beispielsweise durch die Dollar- bzw. Ölpreisentwicklung oder vom Arbeitsmarkt her, ausreichen, um das zarte Aufschwungspflänzchen zunichte zu machen und eine erneute Abwärtsspirale in Gang zu setzen. Unter dem Strich erwarte ich an den Aktienmärkten in 2003 aber eine positive Performance.

      Stock-World: Herr Koch, wir danken Ihnen für das Gespräch.

      © 27.12.2002 www.stock-world.de [1]
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:09:43
      Beitrag Nr. 1.538 ()
      Editorial: „Hoffe auf das Beste, doch sei auf das Schlimmste gefasst“ (31.12.2002)

      Eines steht zur Jahreswende fest: Die Finanz- und die Rohstoffmärkte gehen in einer Verfassung und vor einem fundamentalen Hintergrund ins Jahr 2003, wie sie schlimmer nur zu Zeiten des Kalten Krieges waren. Wir können uns spontan an keinen Jahreswechsel erinnern, der im Schatten so vieler brisanter geopolitischer, realpolitischer, konjunktureller und monetärer Belastungen stand wie dieser.

      Wir sind gewohnt, ja mit den Jahren durch eine immer intensivere staatliche Bevormundung dahin erzogen worden, die Zukunft rosig und im Zeichen fortwährendem Wachstums zu sehen. Zu dieser Umerziehung, die die natürlichen Instinkte für Gefahren verkümmern ließ, gehörte komplementär zuletzt die Kreation der Spaß-Gesellschaft. „Alles von der lustigen Seite nehmen“, „Nichts ist wirklich so ernst, dass man nicht auch noch seinen Spaß haben könnte“ und ähnlich lauteten die Devisen, die eine ganze Gesellschaft auf den Weg in die Geschmacklosigkeit, ja Verblödung schicken und zur Aufgabe auch noch der letzten Werte verleiten sollte. Aber beileibe nicht nur in Deutschland.

      Nun sind wir an dem Punkt –oder wenigstens in dessen Nähe- angelangt, an dem nichts mehr geht. Manche haben es begriffen, aber noch nicht alle. Was uns am meisten stört, ist die Tatsache, dass alle Vergleiche zwischen den Finanzmärkten von Heute und denen von Gestern rückblickend in den frühen dreißiger Jahren enden. Irgendwo zwischen 1928 und 1932 scheinen sich Sichtblenden zu befinden, die den Prognostikern den Blick auf sehr unangenehme Realitäten verwehren. Warum, so fragen wir uns, kann es nach all den Exzessen der zurückliegenden Jahre, dem blinden Aktionismus an den Märkten sowie der insgesamt extrem hohen öffentlichen Verschuldung nicht wieder zu Ereignissen kommen, die denen der späten zwanziger und der frühen dreißiger Jahre ähneln? Nichts wiederholt in exakter Form, vieles aber sehr wohl in seinen oft verkannten Grundstrukturen.

      „Hoffe auf das Beste, doch sei auf das Schlimmste gefasst.“ In diesem Sinne die besten Wünsche für 2003.


      Arnd Hildebrandt
      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:11:16
      Beitrag Nr. 1.539 ()
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:17:41
      Beitrag Nr. 1.540 ()
      Was bringt das neue Jahr am Aktienmarkt?
      ++ Viertes Minusjahr in Folge ++

      Von Claus Vogt

      Wir sind weiterhin der Überzeugung, in den vergangenen Jahren einen sehr wichtigen langfristigen Wendepunkt in der Wirtschaft und damit korrespondierend an zahlreichen Märkten durchlaufen zu haben. Insbesondere sehen wir uns in unserem Analyseergebnis bestätigt, daß wir es im Jahr 2000 mit einer riesigen Spekulationsblase an den Aktienmärkten zu tun hatten, deren Platzen eine langfristige Trendwende eingeleitet hat. Diese Einsicht und die aus ihr hergeleiteten Prognosen haben uns in den vergangenen drei Jahren maßgeblich von den Konsensus-Strategen abgehoben, die unbeeinflußt von fallenden Kursen durchgängig freundliche Börsen vorhergesagt und hinter jeder Ecke den nächsten Aufschwung vermutet haben. Zu unserer eigenen Überraschung hat sich daran noch immer nichts Maßgebliches geändert. Auch für das kommende Jahr prognostiziert die überwiegende Mehrheit der US-Strategen deutlich steigende Kurse an der Weltleitbörse. Aus unserer eigenen systematischen Vorgehensweise ergibt sich leider noch immer kein überzeugendes Argument, um diese optimistische Prognose teilen zu können. Wir finden uns somit auch dieses Jahr wieder in der undankbaren Situation, nicht in den Chor der Konsensus-Optimisten einstimmen zu können.

      Wir wagen statt dessen eine Prognose, die noch unwahrscheinlicher zu sein scheint, als die von uns für das Jahr 2002 abgegebene: Wir rechnen an den Aktienmärkten mit dem vierten Minusjahr in Folge. Was zwingt uns zu dieser traurigen Einschätzung? Nein, es sind nicht unsere charakterlichen Mängel, und wir können auch keine schwere Kindheit vorweisen, um unsere Resistenz gegen den Konsensus-Druck zu erklären. Wir sind keine unverbesserlichen Pessimisten, sondern ertappen uns gelegentlich bei dem Wunsch, unsere Vorhersage möge sich als falsch erweisen. Woran liegt es also? Wir haben uns mit unserem umfangreichen Gesamtmodell zur Prognose der Weltleitbörse USA ganz bewußt einen relativ strikten Rahmen geschaffen, der uns vor den zahlreichen verlockenden Sirenengesängen der Herde schützt und uns gleichzeitig die notwendige Flexibilität aufzwingt, die für das erfolgreiche Agieren an den Märkten unerläßlich ist. Dieses aus drei umfangreichen Komponenten bestehende Modell ist trotz der herben Kursverluste seit den Höchstkursen des Jahres 2000 noch weit davon entfernt, einen neuen Bullenmarkt anzuzeigen, im Gegenteil. Die beiden Komponenten „fundamentale Bewertung“ und „Sentiment-Indikatoren“ befinden sich auf Niveaus, die typischerweise am Ende einer Hausse zu verzeichnen sind!


      ++ Fundamentale Bewertung zu hoch ++

      Die fundamentale Bewertung stufen wir weiterhin im historischen Vergleich als sehr hoch ein. Alle klassischen Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-, Kurs-Umsatz-, Kurs-Cash-Flow- und Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie die Dividendenrendite zeichnen ein Bild deutlicher Überbewertung. Um diese Kennzahlen auf ein historisch durchschnittliches Niveau zu bringen, müßten die Kurse etwa 30 bis 50 Prozent fallen. Um eine an historischen Tiefpunkten üblicherweise zu beobachtende Unterbewertung anzuzeigen, müßten die Kurse entsprechend deutlicher fallen. Dieser wichtige Baustein unseres Modells, der von herausragender Bedeutung für die Beurteilung langfristiger Ertragserwartungen ist, sich aber nicht zu kurz- bis mittelfristigem Timing eignet, ist also auch nach drei Jahren fallender Kurse weit davon entfernt, Entwarnung zu geben. Diese Kennzahlen deuten vielmehr darauf hin, daß auf dem gegenwärtigen Niveau vorgenommene Käufe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein deutlich unterdurchschnittliches langfristiges Ergebnis liefern werden.

      Die eigentliche Sensation des laufenden säkularen oder langfristigen Bärenmarktes sehen wir im Verlauf der Sentiment-Indikatoren. Die herben Verluste der vergangenen Jahre haben bisher fast keine Verhaltens- oder Erwartungsänderung der Marktteilnehmer ausgelöst. Unrealistisch hohe Erwartungen, Optimismus und die Bereitschaft zum Eingehen großer Risiken sind weiterhin ungebrochen. Analog zu den fundamentalen Indikatoren befinden sich auch die Sentiment-Indikatoren weit entfernt von den Größenordnungen, die in der Nähe wichtiger Bodenbildungen der Vergangenheit beobachtet werden konnten. Diese Aussage gilt für die sehr niedrige Quote liquider Mittel bei den Aktienfonds, die bisher sehr geringen Mittelabflüsse bei den Fondsgesellschaften, die weiterhin sehr hohe Quote der am Aktienmarkt investierten US-amerikanischen Haushalte, die hohe Anzahl von Aktienfonds, Börsenbriefen und Zeitschriften. Sie gilt aber insbesondere auch für Indikatoren, die den Optimismus der professionellen Marktteilnehmer messen. Selbst im gebeutelten Deutschland geben weiterhin die Bullen den Ton an. Beispielsweise lesen wir bei Reuters folgende Meldung: „258 vom ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) befragte Analysten rechnen im Durchschnitt mit einem Anstieg des Deutschen Aktienindex (Dax) bis zum Ende des kommenden Jahres auf 4.150 Punkte.“ Vom heutigen Kursniveau aus bedeutet das ein stattliches Plus von 33 Prozent.

      Bei den monetären Rahmenbedingungen haben sich keine wichtigen Änderungen ergeben. Die Veränderungen bei den langfristigen Zinssätzen lieferten uns im Berichtszeitraum keine neuen Erkenntnisse. Die US-Geldmengen steigen wieder deutlich, und die US-Notenbank Fed ist fest entschlossen, den Kurs des leichten Geldes beizubehalten.

      Fazit: Der langfristige Abwärtstrend an den Aktienmärkten ist intakt. Eine Bodenbildung können wir noch immer nicht erkennen. Wir erwarten bereits im ersten Quartal 2003 deutlich fallende Kurse, wahrscheinlich unter die Oktober-Tiefs.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:21:12
      Beitrag Nr. 1.541 ()
      US: Verbrauchervertrauen geht zurück


      Der vom Conference Board veröffentlichte Index zum Verbrauchervertrauen für Dezember ging von 84.9 auf 80.3 (Prognose: 85.3) zurück, womit der Wert nur leicht über dem 9-Jahrestief notiert, das im Oktober erreicht wurde. Hauptbelastungsfaktor sei der schwache Arbeitsmarkt, der den Optmismus der Verbraucher dämpfe, hieß es in einer Stellungnahme. Die Lagekomponente ging von 78.3 auf 69.9 und die Erwartungskomponente von 89.3 auf 87.2 zurück.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 17:19:53
      !
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      schrieb am 31.12.02 20:33:38
      Beitrag Nr. 1.543 ()
      Die amerikanische Art des Krieges
      von Walden Bello
      ZNet 30.12.2001


      Nun, da die Kreuzritter wider den Terrorismus Osama bin Ladens Versteck in Tora Bora einkreisen, sollten nach Washingtonscher Logik überall Knallkörper losgehen. Aber Europa bleibt gelassen, die Länder des Südens sind besorgt und über einen Großteil der arabischen und moslemischen Welt breitet sich völlige Niedergeschlagenheit aus. Die Gründe sind offensichtlich: mindestens 4000 Tote, viele davon Zivilisten, vier Millionen Flüchtlinge, Rückkehr zum Chaos rivalisierender Stämme bei gleichzeitiger Zersplitterung der Zentralmacht. Was Bin Laden und seine Organisation getan haben ist schrecklich und unverzeihlich – aber einem Land so etwas im Namen der Gerechtigkeit zufügen? Wieder einmal haben die Amerikaner, um die Stadt zu retten, diese zerstört.

      Washington wird sich aber seine Triumphstimmung nicht durch solche Details verderben lassen. Die Taliban und Al-Qaeda wurden vernichtet, aber für das Pentagon bedeutet dieser Sieg noch viel mehr. Eine massive, gezielt eingesetzte Luftmacht kann Kriege gewinnen, und zwar fast ohne Einsatz von US-Bodentruppen, und in Folge dessen fast ohne Verluste. Natürlich kommt man nicht ganz ohne Bodentruppen aus, aber sie werden eher für die Säuberungsaktionen unter den demoralisierten und völlig verstörten Überlebenden des Feuer- und Stahlregens gebraucht denn für den Angriff, – eine Rolle, die von den lokalen Söldnern wie der Nordallianz übernommen werden kann.

      LUFTMACHT BEERDIGT VIETNAMSYNDROM

      Was man zum ersten Mal 1999 im Kosovokonflikt ausprobierte, wurde nun in Afghanistan bestätigt. Mit diesem Krieg wurde das "Vietnamsyndrom" endgültig zu Grabe getragen. Mit dem neuen Vertrauen in das, was der Militärhistoriker Russell Weigley "die amerikanische Art des Krieges" nennt, – enorme Feuerkraft, hoher technischer Standard, totaler Sieg –, denkt Washington nun ernsthaft an ähnliche Interventionen in anderen Staaten, die angeblich Terroristen unterstützen und beherbergen. Jemen, Sudan, Somalia und Irak sind die Hauptkandidaten. Und es wäre sehr überraschend, wenn die Pläne für eine starke militärische Rolle der USA in Kolumbien im Krieg gegen Drogen durch die Ereignisse in Afghanistan keinen Auftrieb erhalten hätten. Newsweek berichtet, dass kolumbianische Regierungsstellen, die die USA zu einem stärkeren Engagement bewegen möchten, nun "versuchen, die Parallelen zwischen den Taliban und ihren eigenen Guerillabewegungen aufzuzeigen..." Natürlich ist der Unterschied, dass Afghanistan eine Wüste und Kolumbien von Dschungel bedeckt ist, nicht unbedeutend, aber das ist doch nur ein kleines Problem am Rande, das die amerikanische Technologie ohne große Schwierigkeiten lösen kann.

      DAS NEUE MANDAT

      Mit dem wiedergewonnen Vertrauen in die amerikanische Art der Kriegsführung wird auch die direkte Einmischung in die Angelegenheiten von Entwicklungsländern wieder als akzeptabel angesehen. Schon vor dem 11. September wurden viele Entwicklungsländer, speziell in Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten, als “bankrotte Gesellschaften” (“failed societies") bezeichnet. Robert Kaplans 1994 in The Atlantic erschienener Essay war nur einer von mehreren einflussreichen Essays, in denen nachdrücklich der Standpunkt vertreten wurde, dass die Entkolonialisierung in Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten nicht zur Herausbildung stabiler Staatswesen geführt habe, sondern zum Abstieg in die “Anarchie”, was die ganze Welt zu destabilisieren drohe. Mit Hilfe konservativer Intellektueller, die Anschauungen vertreten, die die mächtigen Staaten – noch – nicht vertreten können, wurde nach dem 11. September in Washington und London die Respektierung staatlicher Souveränität und Selbstbestimmung weiter ausgehöhlt. Eine dieser einflussreichen Anschauungen stammt von Paul Johnson, einem Autor der Zeitschrift Modern Times:

      "...die Wiedereinführung des alten Völkerbundmandats, das zwischen den Kriegen als ‚respektable‘ Form der Kolonialisierung gute Dienste leistete, wäre mittelfristig die beste Lösung. Das Mandat über Syrien und Irak war damals sehr erfolgreich. Ebenso waren Sudan, Libyen und der Iran durch internationale Verträge einer Sonderverwaltung unterstellt. Länder, die mit ihren Nachbarn nicht in Frieden leben können und die einen verdeckten Krieg gegen die internationale Gemeinschaft führen, können nicht erwarten, dass sie völlig unabhängig agieren können. Nun, da alle ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates, in unterschiedlicher Intensität, die von den Amerikanern angeführte Initiative unterstützen, dürfte es nicht allzu schwierig sein, eine neue Form des UN-Mandats zu finden, um Staaten, die Terroristen unterstützen, unter Aufsicht zu stellen."

      Nur wenige dieser Visionen beschäftigen sich mit den Gründen, die extremen Reaktionen wie dem Terrorismus zu Grunde liegen, nämlich von den Kolonialmächten gezogene Grenzen, die post-koloniale Konflikte vorprogrammieren, andauernde Marginalisierung der neuen Länder in einer ungerechten Weltwirtschaftsordnung, fortwährende Kontrolle der Gebiete mit großen Öl- und Gasvorkommen durch die Länder des Nordens, um die Versorgung der öl- und energiefressenden westlichen Zivilisation zu gewährleisten. Nach dem 1993 wegen der Aufsässigkeit Somalias fehlgeschlagenen ersten großen Versuchs in diese Richtung wird die nächste Phase in Afghanistan das neueste Experiment für das neue Mandat oder das neue Mandatssystem sein. Die Europäische Union ist angefragt – selbstverständlich unter britischer Führung –, eine ständige Besatzungsarmee zu stellen, während den Vereinten Nationen die Aufgabe zugeteilt wird, unter den rivalisierenden Stammesgruppen eine "repräsentative Regierung" auszuhandeln, die das politische Vakuum füllt. Beobachtet man die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan, muss man feststellen, dass Washington offensichtlich nach der Devise handelt: Alleingang bei militärischen Aktionen, aber Zusammenarbeit beim Aufbau der politischen Strukturen, – damit man anderen die Schuld zuschieben kann, wenn sie zusammenbrechen.

      KRIEG OHNE GRENZEN

      Da der Krieg gegen den Terror keine Grenzen kennt, muss also der Krieg zu Hause mit gleicher Energie betrieben werden. Der 11. September war das zweite Pearl Harbor, und die Bush Regierung erzählt den Amerikanern, dass sie sich nun mitten in einem totalen Krieg gleich dem Zweiten Weltkrieg befinden. Nicht einmal der Kalte Krieg wurde in einem solchen, den totalen Krieg heraufbeschwörenden Vokabular dargestellt wie nun der Krieg gegen den Terror. Schnelligkeit und Art und Weise, mit der Gesetze und Rechtsverordnungen zur Einschränkung des Rechts auf Privatsphäre und Bewegungsfreiheit verabschiedet wurden, hätten Joe McCarthy gelb werden lassen vor Neid. Wie David Corn in The Nation schreibt, befinden sich die Vereinigten Staaten zwar erst seit neun Wochen in diesem Krieg, aber es wurden bereits Gesetze verabschiedet und Rechtsverordnungen unterschrieben, mit denen geheime Militärtribunale zur Verurteilung von nicht US-Bürgern eingeführt und Einwanderer indirekt zu Schuldigen gemacht werden. Sie autorisieren den Generalstaatsanwalt (Attorney General), Ausländer auf bloßen Verdacht hin unbegrenzt festzuhalten und erweitern die Anwendungsmöglichkeiten von Abhörvorrichtungen und geheimen Hausdurchsuchungen. Für Einwanderungsverfahren erlauben sie die Verwendung geheimer Beweise, denen die Betroffenen nichts entgegensetzen oder die sie nicht widerlegen können. Sie zerstören das Vertrauensverhältnis zwischen Mandant und Anwalt, indem die Gespräche von der Regierung abgehört werden können und institutionalisieren die Verdächtigung von Personen allein auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit (racial and ethnic profiling).

      Die europäischen Verbündeten der USA haben eiligst gleich gezogen, wobei viele von ihnen wie Washington sich der Gelegenheit bedienten und das günstige Klima für Antiterrormaßnahmen für den Versuch ausnützten, eine ganze Reihe von Gesetzen durchzusetzen, die schon seit vor dem 11. September auf ihre Verabschiedung warteten. Aber anders als in den USA folgen die Bürger und Parlamente nicht so leicht auf diesem Weg ins Dunkle – nicht einmal das britische Parlament, das, überraschenderweise, Tony Blairs drakonischen Vorschlag abschmetterte. Dieser Vorschlag hätte es den Anklägern erlaubt, jeden des Terrorismus verdächtigen Ausländer festzunehmen und auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. Die US-Gesetzgebung nach dem 11. September ist nicht nur wegen ihrer Auswirkungen zuhause Besorgnis erregend, sondern auch wegen der internationalen Folgen. Wir sehen hier, wie ein Regime von legalem Unilateralismus institutionalisiert wird: Mit dem jüngsten Paket von Gesetzen und Rechtverordnungen hat sich Washington selbst mit der Macht ausgestattet, im Ausland praktisch alles unternehmen zu können, um des Terrorismus verdächtige Ziele zu jagen – was uns die US-Streitkräfte erst kürzlich vor Augen führten, als sie in einer Aktion, die sich in nichts von Piraterie unterschied, im Arabischen Meer einfach ohne Zustimmung des Kapitäns ein Schiff aus Singapur betraten, die Mannschaft überwältigten und es, erfolglos, nach Terroristen durchsuchten.

      Wäre bei dieser Schiffsdurchsuchung ein Verdächtiger entdeckt worden, hätte ihn das Pentagon in einen US-Stützpunkt z. B. in Deutschland bringen und ihn dort vor ein geheimes Militärgericht stellen können. Wäre er in einem Verfahren, das wesentlich weniger streng ist als ein Verfahren vor einem Zivilgericht, für schuldig befunden worden, hätten sie ihn, möglicherweise anonym, in die Vereinigten Staaten gebracht, um ihn dort zu erschießen oder einzusperren. Es wäre schön, wenn die Länder, auf deren Gebiet Terroristen gefangen genommen werden, kooperierten, aber es wäre nicht nötig, danke schön.



      DEUS EX MACHINA


      Der 11. September war der deus ex machina des klassischen Dramas – eine äußere Macht oder Ereignis, welches das sich in der Schwebe befindende Schicksal zu Gunsten eines der Protagonisten beeinflusst. In der historischen Situation vor dem 11. September war der Al-Qaeda-Einsatz in New York das beste Geschenk für die USA und das globale politische Establishment. Nur einige Wochen zuvor hatten 300.000 Menschen in Genua mit der bisher größten Demonstration gegen die Globalisierung der Wirtschaft die Stärke dieser Bewegung demonstriert, die mit Demonstrationen in Seattle, Washington DC, Chiang Mai, Prag, Nizza, Porto Alegre, Honolulu und Göteborg einen Erfolg nach dem andern erzielte. Die Proteste in Genua unterstrichen die Tatsache, dass die Legitimation der wichtigsten Institutionen zur Regulierung der Weltwirtschaft – des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der Welthandelsorganisation (WTO) – auf dem niedrigsten Punkt in ihrer Geschichte angelangt war. Das gleiche gilt für die gesamte Lehre von Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung, die in der Rubrik neoliberale Wirtschaft oder "Washington Consensus" auftauchte. Dieser Verlust an Glaubwürdigkeit war durch eine Verkettung von Katastrophen einschließlich der Krise der asiatischen Finanzmärkte, der Strukturanpassungsmaßnahmen in Afrika and Südamerika, die einer Katastrophe im Zeitlupentempo gleichen, und der Ausweitung der Finanzkrise auf Russland und Brasilien und nun auch Argentinien hervorgerufen worden. Diese Krise der Legitimation der Schlüsselinstitutionen der kapitalistischen Globalisierung war besonders brisant, da sie sich mit einer tiefen Strukturkrise der Weltwirtschaft kreuzte. Die Hauptcharakteristika dieser Strukturkrise waren industrielle Überproduktion, wachsende Monopolisierung zum Ausgleich sinkender Profite und ungezügelte Spekulation auf den Finanzmärkten. Als sich Ende 2000 und Anfang 2001 industrielles Vermögen im Wert von 4.6 Billionen US-Dollar – was der Hälfte des Bruttoinlandsproduktes der USA entspricht – sozusagen in Luft auflöste, ging die sogenannte "New Economy" in einer Rezession unter. Die weltweite Ausdehnung und Tiefe der Rezession führten zu dem Ausdruck "synchronized downturn" (synchronisierte Abwärtsbewegung), womit ein Prozess beschrieben wird, der eben durch die von der weltweiten Liberalisierung von Handel, Investitionen und Finanzmärkten hervorgerufene größere Verzahnung und Integration der Wirtschaftssysteme verursacht wurde.

      Kein Wunder also, dass der Wirtschaftswissenschaftler und Befürworter der Globalisierung C. Fred Bergsten angesichts der Tatsache, dass sich die Versprechen der Globalisierung auf Wohlstand, ein Ende der Armut und weniger Ungleichheit verflüchtigen, der Trilateral Commission (in den 70er Jahren von Rockefeller gegründeter Denkfabrik; d. Ü.) mitteilte, die Antiglobalisierungskräfte wären “in der Übermacht".

      Zudem waren schon vor dem 1. September nicht nur die internationalen Finanz- und Wirtschaftsorganisationen von der Aushöhlung ihrer Legitimation geplagt worden, sondern auch die Regierungen des Nordens, speziell der Vereinigten Staaten. Immer mehr Amerikanern war bewusst geworden, dass ihre liberale Demokratie durch die Finanzpolitik der Wirtschaft so gründlich korrumpiert war, dass man sie besser als Geldherrschaft bezeichnet. Während der US-Präsidentschaftskampagne 2000 hatte Senator John McCain seine Wahlkampagne auf das Thema einer Reform des Wahlsystems unter der Kontrolle der Wirtschaft ausgerichtet, eine Idee, die in der Welt ihresgleichen sucht.

      Die Tatsache, dass der vom Big Business bevorzugte Kandidat die Wahl durch die Wahlberechtigten verlor – und einigen Untersuchungen zufolge auch die durch die Wahlmänner – und trotzdem Präsident der mächtigsten freien Demokratie der Welt wurde, trug nicht dazu bei, die Glaubwürdigkeit eines politischen Systems zu stützen, das von vielen Beobachtern als sich schon im Zustand eines “kulturell bedingten Bürgerkriegs" zwischen Konservativen und Liberalen befindlich beschrieben wurde, eine Polarisierung, die das Land in zwei ungefähr gleiche Lager teilte.



      DIE UMKEHRUNG DES SCHICKSALS

      Während die Progressiven zwar das tiefe Gefühl von Ungerechtigkeit verstehen, das normale Menschen zu Terroristen macht, haben sie den Terror doch immer verurteilt, nicht nur, weil er das Leben Unschuldiger fordert, sondern auch, weil er das Tor für die Konterrevolution öffnet. Tatsächlich folgen die Ereignisse seit dem 11. September dem von der Geschichte vorgegebenen Manuskript.

      Der Rauch hing immer noch dicht und beißend über den Ruinen des World Trade Centers, als der US-Handelsbeauftragte Robert Zoellick die Gelegenheit nützte, um die von der Wirtschaft gesteuerte Globalisierung wieder in Schwung zu bringen. Mit dem Argument, dass man als Gegenmittel zum dem der Weltwirtschaft am 11. September versetzten Schlag die Liberalisierung beschleunigen müsse, führten Zoellick, der EU-Handelskommissar Pascal Lamy und der Chef der Welthandelsorganisation Mike Moore den Angriff, mit dem die Entwicklungsländer dazu gedrängt wurden, auf dem Vierten Ministertreffen der WTO vergangenen November in Doha dem Start einer neuen Liberalisierungsphase für den Handels zuzustimmen. Mit der Erklärung von Doha wurde das Rad der Liberalisierung des Handels, das in Seattle zusammengebrochen war, wieder aufgestellt und in Bewegung gesetzt.

      Auch IWF-Chef Horst Köhler und Weltbankpräsident Jim Wolfensohn betrachteten den Krieg als eine Gelegenheit, die Krise ihrer Institutionen in ihr Gegenteil zu verkehren. Ohne zu Zögern half Köhler, den Internationalen Währungsfond zu einem Schlüsselelement für Washingtons umfassendes Programm für strategisch wichtige Staaten wie Pakistan und Indonesien zu machen, während er ein strategisch unwichtiges Land wie Argentinien, das kurz vor dem Bankrott steht, in der Luft hängen ließ. Jim Wolfensohn, dessen Präsidentschaft und Institution durch Kritik von links und von rechts in die Zange genommen wurde, benützte seinerseits den 11. September, um sein Institut als Schlüsselpartner des Pentagon im Krieg gegen den Terrorismus ins Spiel zu bringen, indem er die Rolle des “Weichen" einnahm, der sich um die den Terrorismus hervorbringende Armut kümmert, während das Pentagon die Rolle des "Harten" spielt, der die Terroristen in die Luft jagt.

      Um auf die Krise der US-Regierung zurückzukommen: Der 11. September machte George W. Bush von einem Minderheitspräsidenten, dessen Partei die Kontrolle über den Senat verloren hatte, zum wohl mächtigsten Präsidenten der USA der jüngsten Zeit – mit einer allgemeinen Zustimmungsrate von 86 %, gemäß einer vor kurzem durchgeführten Umfrage der New York Times. Fast acht von zehn Amerikanern unterstützen seine Politik, dass Nichtstaatsangehöroge, die der Gefährdung der nationalen Sicherheit verdächtigt werden, auf unbegrenzte Zeit inhaftiert werden können, und sieben von zehn sind dafür, dass die Regierung die Gespräche zwischen Mandant und Rechtsanwalt abhört.

      Die Liberalen sind völlig eingeschüchtert. Stillschweigend stimmte die liberale Harvard-Koryphäe Laurence Tribe der Einrichtung von Militärgerichten und unbefristeten Inhaftierung von über 1200 Leuten zu, während sich sein nicht minder berühmter Kollege Alan Dershowitz laut einem Bericht von The Nation "dahingehend geäußert hat, dass die Anwendung von Folter gerechtfertigt sein könnte, so lange sie durch eine entsprechende Vollmacht genehmigt ist." Selbst Richard Falk von der Universität Princeton, eine Ikone des Linksliberalismus, fühlte sich zunächst gezwungen, Bushs Krieg als “gerechten Krieg” zu rechtfertigen, doch in der Zwischenzeit hat er dies zurückgenommen – Gottseidank!

      VON LOCKE ZU HOBBES

      Der Schaden sowohl an der politischen Psyche wie am politischen System Amerikas kann weitreichend sein. Die Amerikaner haben sich oft der Tatsache gerühmt, ein politisches System zu haben, das dazu da sei, gemäß den Ideen John Lockes und Thomas Jeffersons die größtmögliche individuelle Freiheit zu garantieren und diese zu schützen. In den letzten Wochen wurde aber diese sich auf Locke und Jefferson stützende Tradition ohne Skrupel über Bord geworfen, als die Amerikaner von der Regierung gezwungen wurden, ihr neue ausgedehnte Macht über den Einzelnen zu geben, alles, um Ordnung und Sicherheit zu garantieren. Statt in die Zukunft zu blicken, lässt sich Amerikas Demokratie mit beschränkter Haftung nun nicht mehr von den Ideen eines Locke aus dem 17. Jh. inspirieren, sondern von denen Hobbes aus dem 16. Jh. Hobbes vertritt in seinem Hauptwerk Leviathan den Standpunkt, dass die Staatsbürger einem Staat, der ihnen Sicherheit an Leib und Leben garantiert, uneingeschränkte Loyalität schulden.

      Die kürzlich gemachte Bemerkung des Generalstaatsanwalts John Ashcroft, die Kritiker der Sicherheitsmaßnahmen der Bush-Regierung seien Händler in Sachen Angst, “die friedliebende Menschen mit Geschichten über verlorene Freiheiten erschrecken [und] Terroristen unterstützen”, zeigte das ganze Ausmaß des ungestraften Angriffs gegen traditionelle Freiheiten. Dass die liberalen demokratischen Senatoren, an die er diesen Satz während eines Hearings im Senat richtete, keinen Widerspruch wagten, zeigt, wie geschickt die Konservativen den Kampf gegen den Terrorismus benutzen, um den wirklichen Krieg zuhause zu gewinnen, nämlich den Krieg gegen die Liberalen und Progressiven.

      DER KAMPF UM DIE ZUKUNFT


      Die Antiglobalisierungsbewegung, die sich vor dem 11. September im Aufschwung befunden hatte, ist verzweifelt darum bemüht, wieder in Schwung zu kommen. Drei Entwicklungen sind hier besonders bedrohlich: Erstens hat die Polizei, nachdem sie für ihre agent provocateur-mäßige Taktik in Genua an den Pranger gestellt worden war, in dem durch eine größere öffentliche Akzeptanz der Einschränkungen grundlegender politischer Rechte charakterisierten neuen Kontext ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen. Diese neue Aggressivität der Polizei wurde während des jüngsten IWF- und Weltbanktreffens vom 18. – 19. November in Ottawa unverhüllt zur Schau gestellt, als kanadische Polizei in voller Kampfmontur vor den Augen der Presse, ohne jegliche Provokation über eine friedliche Antiglobalisierungsdemonstration herfiel und junge Protestierer festnahm, Protestierer, die nichts anderes taten als friedlich zu marschieren. Zweitens ist die Definition für “Terrorist”, wie sie in europäischen und amerikanischen Gesetzen verwendet wird, so vage, dass sie auch auf gewaltfreie Gruppen angewendet werden kann, deren Mittel ziviler Ungehorsam ist, eine wichtige Waffe der Bewegung, oder auf Gruppen, die, sozusagen symbolisch, Gewalt gegen Sachen anwenden, durch die aber keine Personen verletzt werden.

      Drittens erfordern die großen Antiglobalisierungsaktionen, dass hunderttausende von Leuten Grenzen überschreiten müssen, was nun durch die Anwendung der neuen Gesetze leicht verhindert werden kann, Gesetze, die willkürliche Befragung, Festnahme, Ausweisung oder Verweigerung der Einreise für Ausländer auf den bloßen Verdacht hin, Terroristen zu sein, diese zu unterstützen oder zu ihnen zu gehören, kurz, jeder, der irgendwie mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden kann, legalisieren.

      All dies lässt die Begeisterung für Massenproteste abkühlen, und die Regierungen und dominierenden Medien sind nur zu glücklich darüber, dass sich die digitalen Bilder von Terroranschlägen im öffentlichen Bewusstsein mit dem militanten, aber friedlichen zivilen Ungehorsam der Antiglobalisierungsaktivisten vermischen.[/b]



      DARTH VADER ODER LUKE SKYWALKER?

      Washington genießt seinen Triumph. Aber während es sich als das Amerika, das in der Person des Luke Skywalker das afghanische Volk von der unterdrückerischen Herrschaft der Taliban befreit, darstellen möchte, wird es in großen Teilen der Dritten Welt, wie John Lloyd von der Financial Times zeigt, eher als der böse Darth Vader, Lukes Gegenspieler, gesehen. Tatsächlich wird dies durch die amerikanische Kriegsführung mit ihrem todbringenden Regen aus einer unsichtbaren, entfernten Hand verstärkt. Das war ein äußert unpersönlicher und Furcht erregender Krieg. John Barry, Korrespondent von Newsweek, hatte sicherlich recht, als er sagte, dass “die Amerikaner”, mit ihrer zermürbend genauen Bombenkampagne, “vielen Taliban wie Wesen von einem anderen Planeten irgendwo dort weit draußen, am Himmel oder hinter dem Horizont erschienen sein müssen, unvorstellbar mächtig." George Lucas hätte kein besseres Drehbuch für das zurückschlagende Imperium schreiben können als den Afghanistankrieg.

      Eines ist jedoch sicher: Imperien bringen immer Widerstand hervor. Man kann tatsächlich behaupten, dass sich die strategische Situation im Nahen Osten und Südasien für die USA durch diesen Konflikt verschlechtert hat, auch wenn sie möglicherweise einen anderen Kampf gewonnen haben. In Pakistan liegt nun eine fundamentalistische Regierung im Bereich des Möglichen. Die von Washington unterstützte feudale saudiarabische Elite ist mehr denn je von den Massen isoliert, eine nicht unerhebliche Anzahl saudischer Jugendlicher betrachtet bin Laden offensichtlich als einen Helden, der sich den USA entgegenstellt, den USA, die wohl letzten Endes als eine Polizeitruppe dienen werden, die die Elite vor dem eigenen Volk rettet. Aufgrund der Bombardierung Afghanistans und der offensichtlichen Bevorzugung Israels durch die Regierung Bush nistet sich vom moslemischen Nordafrika bis zum moslemischen Indonesien ein tiefer Zorn gegen die USA und den Westen ein und bereitet so einen fruchtbaren Boden für die Ausdehnung von Bewegungen, die den mit den USA alliierten Regimen die Macht zu entreißen suchen.

      Was wird der entscheidende Faktor in diesem epochalen Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Souveränität der Völker des Südens gegen das Imperium sein, neueste Technologie oder Volksbewegungen? Wird es ein Ende geben wie in Afghanistan oder wie in Vietnam? Wer wird überleben, Darth Vader oder Luke Skywalker? Diese Fragen sind noch nicht entschieden, und das Ergebnis wird noch einige Zeit auf sich warten lassen.

      Um auf die Antiglobalisierungsbewegung zurückzukommen: der 11. September könnte sich als zeitweiliger Rückschlag herausstellen, aus dem sie aber gestärkt hervorgehen kann. Die massenhaften Demonstrationen parallel zu den großen Treffen der Spitze der Globalisierung, wie den IWF- und G-8-Treffen, sind an die Grenzen ihrer Effektivität gestoßen, was die Bewegung zu innovativen Herangehensweisen veranlassen kann, die Massenproteste, juristische und parlamentarische Strategien vereinen. Wenn es in der Situation nach dem 11. September tatsächlich ein Hoffnungsschimmer gibt, dann ist es die Tatsache, dass drei Bewegungen, die bisher voneinander unabhängig agiert haben – die Friedensbewegung, die Menschenrechtsbewegung und die Antiglobalisierungsbewegung – nun eine engere Zusammenarbeit wichtig finden. Das ist eine mächtige Allianz, die sehr wohl dazu beitragen kann, auf mittlere und lange Sicht das Kräfteverhältnis zu ändern, auch wenn sich die ausschließenden, marginalisierenden, repressiven Kräfte des globalen Systems unaufhaltsam durchsetzen. Die Hüter und Propagandachefs des Imperiums rufen den Sieg zu früh aus. Und um bei dem Bild aus dem 2. Weltkrieg zu bleiben, das George W. Bush, Donald Rumsfeld und John Ashcroft zur Zeit so gerne verwenden: Leute, wir befinden uns nicht im Jahr 1945, sondern im Jahr 1941.

      * Dr. Walden Bello ist der Leiter von Focus on the Global South in Bangkok, Thailand, und Professor der Soziologie an der University of the Philippines.
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      schrieb am 31.12.02 22:08:56
      Beitrag Nr. 1.544 ()
      Jahresausblick 2003


      Das Börsenjahr 2003 wird nach meiner Auffassung wesentlich schwieriger als 2002. Während es im laufenden Jahr im Grunde „nur“ darauf ankam, dem permanenten Abwärtstrend zu folgen, so dürfte die Sache in 2003 etwas schwieriger werden.
      Wenn wir den durchschnittlichen Prognosen größerer Institute vertrauen können, so erwartet uns im Jahr 2003 ein Zuwachs bezogen auf z.B. den DAX in Höhe von ca. 25%...(haben die jemals zum Jahresbeginn schon ´mal ´was anderes behauptet?)
      Diese Ansicht teile ich nicht. Bezogen auf z.B. den Dax-Index erwarte ich zwar ein max. Potential in Höhe von vielleicht 25%, jedoch beträgt das Abwärtsrisiko nach meiner Ansicht ebenfalls um die 25%. Wo der Schlussstand 2003 liegen wird dürfte davon abhängen, ob es dem Markt gelingt im Frühjahr auf über 3250 Punkte zu klettern – gelingt dies, so könnte es nach langer Zeit wieder schwarze Dax-Zahlen zum Jahresschluss geben – gelingt es jedoch nicht und der Markt gönnt sich zunächst eine weitere kleine Auszeit (so um 2500 Pünktchen), dann erwarte ich im weiteren Jahresverlauf DAX-Notierungen, an welche auszusprechen sich viele evtl. erst noch gewöhnen werden müssen. Nach dem Motto „never change a running system” bzw. nach nunmehr 3 erfolgreich prognostizierten Baissejahren hatte ich mich vor ein Paar Wochen für eine Prognose, die unter dem Strich von leichteren Notierungen ausgeht, entschieden. Jetzt, da der DAX in den letzten Tagen nochmals deutlich gedrückt wurde (künstlich? Nach dem Motto „Was tief anfängt, kann hoch aufhören“. Ein Jahr mit Pluszeichen wäre für die Finanzbranche äußerst wichtig!), könnte jedoch mit viel gutem Willen auch eine schwarzgraumelierte Null plus ein Paar Bonuspunkte heraus kommen. Ohne guten Willen sind Werte von ca. 2200 Punkten im Bereich des Möglichen.

      In jedem Fall dürfte 2003 wesentlich differenzierter ausfallen als 2002, sprich: Es wird auf eine genaue Branchenselektion ankommen, d.h. es wird Gewinner bzw. auch Verlierer geben. Obwohl das theoretische Gewinnpotential in 2003 bedingt durch mehrere kleine und mittlere Trends durchaus größer ist als in 2002, ist das realistische Potential dennoch geringer als in 2002. Denn: Wie gesagt, 2002 war einfach. Es ging `runter - wir haben darauf gesetzt, und teilweise über 50% Plus erzielt...in 2003 wird es dagegen erheblich mehr Gelegenheiten geben Fehler zu machen.

      Unsere Favoriten 2003 auf der Longseite:

      Nach dem Platzen der Spekulationsblase an den Finanzmärkten bzw. der mittlerweile verbreiteten Meinung, dass man Bits und Bytes nicht essen kann, erwarten wir für die nächsten Jahre eine Art neuen Trend hin zu „echten Werten“. Im Zuge dessen sehen wir einen Preisanstieg für die meisten Rohstoffe, insbesondere für das Gold voraus. Nachdem der Goldpreis schon in diesem Jahr unser anfangs hoch angesetztes Ziel von 350$ erreicht hat, prognostizieren wir für das Jahr 2003 einen Anstieg des gelben Metalls auf ein Niveau von zunächst 370-405$ – mit entsprechenden Chancen für diverse Goldaktien. Eine Warnung vorweg: Sollte es in der Tat zu einer neuen Goldhausse kommen, so sollten Sie wissen, dass es im Grunde nur ca. 5-10 ernstzunehmende Goldaktien weltweit gibt – ähnlich wie damals im Internetsektor. Ist die Hausse jedoch erst im vollen Gange, wird es eine wahre Schwemme von Aktien geben, auf denen zwar Gold `draufsteht, jedoch kaum welches `drin ist (siehe die Internetaktienflut!). Also auf Qualität achten!
      Auch im Rohstoff- und Stahlbereich sollten nur Qualitätsaktien „zum Einsatz“ kommen. Hier bieten sich auch deutsche Stahlwerte an, z.B. Thyssen-Krupp. Gerade im Stahlbereich wurden notwendige Rationalisierungen schon vor Jahren vorgenommen. Die verbliebenen wenigen Stahlkonzerne, mittlerweile hochprofitabel und günstig bewertet (wer wollte schon in den letzten Jahren sagen, er hätte noch Stahlaktien im Depot?) dürften sowohl von höheren Stahlpreisen, als auch von einer evtl. Belebung der Ost-Nachfrage profitieren.

      Richtig, der Osten! Auch ausgesuchte Ost-Fonds mit einer leichten Asienbeimischung und somit u.a. Chinaphantasie könnten in 2003 vor allem im Zuge der EU-Osterweiterung zu den Gewinnern zählen.


      Chancen gibt es wohl auch im Ölservicesektor. Irakangst hin oder her – es gibt nicht nur Irakrisiken sondern durchaus auch Chancen. Wie es scheint ist ein Angriff wohl oder übel beschlossene Sache. Neben all dem menschlichen Leid, dass sich dann abspielen wird, müsste es kurz nach einer hoffentlich raschen Befriedung der Lage dramatische Erneuerungen in der veralteten irakischen Ölindustrie geben. Da neben den Franzosen und Russen vor allem die USA einige gut dotierte Aufträge erwarten können, sind US-Werte wie z.B. Schlumberger bzw. auch Halliburton an dieser Stelle interessant. Auch der gestiegene Ölpreis dürfte zu verstärkter Exploration und somit zu entsprechenden Chancen führen. Und deutsche Firmen? Keine Angst, derartige Gewissensbisse, mit milliardenschweren und auch für das irakische Volk durchaus sinnvollen Aufbauaufträgen „konfrontiert“ zu werden, „drohen“ deutschen Firmen aufgrund der politischen Situation mit Sicherheit nicht...na jedenfalls können wir hier in Deutschland weiter mit ruhigem Gewissen schlafen – natürlich, denn der Wecker, der uns zur Arbeit ruft, schellt wohl auch in Zukunft in immer weniger Haushalten.



      Als kurzfristige Tradingchancen bieten sich Werte der 2. Reihe wie z.B. JDS Uniphase, El Paso, Sun Micro etc. an. Bei diesen Werten ist das kurzfristige Potential deutlich höher als das Risiko; in jedem Fall muss hier mit engem Stop gearbeitet werden. Auch der Einstiegszeitpunkt sollte sorgsam gewählt sein.




      Risiken gibt es vorrausichtlich im Bereich der großen DOW-Werte. Diesen in den vergangenen Jahren als Fluch(t)hafen herhaltenden Werten droht ein Abwärtspotential von über 20%.
      Im Hightechbereich (1. Reihe) könnte es ebenso zu Kursabschlägen kommen. Eine Intel z.B. ist im Grunde eine sehr teure Aktie und rechtfertigt ihren hohen Kurs nur durch die Hoffnung auf Wiederkehr besserer Zeiten.
      In Deutschland sind Banken, Versicherungen und Werte wie z.B. SAP auf der roten Liste bedrohter Arten. Aber gerade Versicherungen sind doch schon so weit gesunken, können die denn überhaupt noch nachgeben? Sie können...Aber vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist das evtl. zwar vorrübergehende, aber dennoch vorhandene Abwärtspotential bei Versicherungsaktien mit bis zu 50% einzuschätzen.

      Also wieder keine große Hausse? Wahrscheinlich nicht. Die Risiken sind nach wie vor beträchtlich: Ohne die jüngst begangene KGV-Kosmetik hat der DAX bezogen auf die DVFA-Zahlen z.Zt. nur einen fairen Wert von unter 1000 Punkten. Es tut mir leid, aber ich kann nun wirklich nichts dafür – die Mathematik spricht hier eine deutliche Sprache (63 geteilt durch ca. 4 ergibt ein historisch noch immer hohes KGV von über 15, oder? Der aktuelle DAX geteilt durch 4 ergibt?). Es bleibt also zu hoffen, dass die neuen KGV-Zahlen den „Wert“ den sie versprechen auch einhalten.
      Ich habe einmal gesagt, die nächste Hausse kommt erst dann, wenn sie keiner mehr haben will. Seit Anfang 2000 haben fast alle offiziellen Medien den Anlagern permanent suggeriert, es gehe bald wieder aufwärts. Erst wenn die Mehrheit davon überzeugt ist, dass dies nicht richtig ist und sich von der Börse verabschiedet hat, dürfte die Baisse zu Ende sein, sprich „wenn die Hausse keiner mehr haben will“...
      Doch von diesem Niveau sind wir noch ein Stück entfernt. Noch immer wird behauptet, Aktien seien derzeit historisch billig. Durch neue Bewertungsverfahren hat es „die Börse“ zwar geschafft, das erwartete KGV im DAX auf z.B. 20 zu drücken, aber selbst das ist historisch extrem teuer. Nach dem alten DVFA-Verfahren beträgt das aktuelle KGV jedoch ca. 63!!! (Quelle Bloomberg). Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Markt sofort ins Bodenlose abstürzen wird. KGV`s sind nur ein Teil der Bewertungsanalyse. Nach meiner Ansicht ist das derzeitige Preisniveau für eine erwartete starke Wachstumsphase absolut i.O.. D.h., wann immer derartige Meinungen bzw. Hoffnungen aufkommen, kann es u.U. zu starken Zwischenrallyes kommen. Sollte es jedoch in naher Zukunft keine nennenswerten Wachstumsimpulse geben, dann, ja dann müsste das Kursniveau in den nächsten Jahren langsam aber sicher (siehe Japan) weiter abbröckeln. Da in der Summe der Fakten derzeit keine explosiven Konjunkturentwicklungen zu erwarten sind, sehen wir in den nächsten Jahren eine unterdurchschnittliche Entwicklung für langfristige Aktien-Kaufen-und-Halten-Strategien.

      Es ist davon auszugehen, dass in Kürze eine Vielzahl von Finanzprodukten auf den Markt kommen, die unseren neutralen Handelsansatz (Hausse und Baisse sind als gleichwertig anzusehen) imitieren werden. Dies ist als weiterer Kontraindikator zu werten; die Baisse wird voraussichtlich dann zu Ende sein, wenn die Mehrheit der dafür in Frage kommenden Anleger in Produkte mit Baissechancen investiert hat....

      Fazit: Nach ca. 5-6 einfachen Börsenjahren wird es nun deutlich schwerer. Es wird darauf ankommen die richtigen langfristigen Trends (Rohstoffe und Gold hoch, Dow-Werte `runter?) herauszufiltern und die Mehrzahl der zu erwartenden häufigen Gesamtmarktschwankungen (wir erwarten Marktschwankungen zwischen 10-30% in beide Richtungen) im mittelfristigen Trading korrekt auszunutzen. Das klingt im Übrigen nicht nur schwer; ich darf Ihnen sagen: Das ist es auch!
      Und noch etwas: So eine Börse ist grausam. Was sie einmal genommen hat, gibt sie nur selten wieder her. Viele Anleger werden auch in 2003 den Fehler machen, zu viel erreichen zu wollen. Wer z.B. über 90% Verluste durch Techwerte „auf der Uhr“ hat, der sucht instinktiv nach Möglichkeiten diese Scharte schnellstens auszuwetzen. Doch diese Chancen wird ihm die Börse nicht bieten. Wer hohe Verluste mit z.B. Cisco erlitten hat, der investiert gerne weiter in derartige Werte, da sie vermeintlich die Chance bieten, alte Höhen zu erklimmen. Dagegen bringt die Aussage, der eine oder andere abgewrackte Stahlwert könnte im nächsten Jahr zu 20-30% Plus bringen, bestenfalls ein müdes Lächeln auf die Gesichter derartiger Anleger, oder? Ich denke, hier ist Umdenken angesagt.


      Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches 2003!!!
      hpm
      HPM Portfolio Management GmbH
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      schrieb am 01.01.03 00:16:27
      Beitrag Nr. 1.545 ()
      Mit der Globalisierung zur Weltherrschaft?

      von Manfred Ritter, Nürnberg

      Dem Aufstieg des antiken Rom zur Weltmacht stand zunächst Karthago als gleichstarker Rivale im Wege. Erst als Karthago zerstört war, konnte Rom seine Herrschaft ohne übermässige Schwierigkeiten von England bis Ägypten ausdehnen.

      Die Geschichte scheint sich etwa 2000 Jahre später zu wiederholen. Die USA etablieren sich immer mehr als das neue Rom und die Rolle des Verlierers (also Karthagos) ist der ehemaligen Sowjetunion zugefallen. Nachdem dieses rivalisierende Imperium zerfallen ist, steht nun nichts mehr der Eroberung der Welt durch die USA im Wege. Die «einzige Weltmacht» strebt dieses Ziel auch systematisch an. Sie will offenbar alle Völker beherrschen und notfalls auch unterwerfen, die Bodenschätze besitzen oder sonstige (zum Beispiel strategische) Bedeutung haben.

      Andernfalls riskieren diese, von einer gigantischen Militärmaschinerie niedergewalzt zu werden. Wer dies noch bezweifelt, sollte nur einmal den Rüstungsetat der USA (über 350 Mrd. Dollar) betrachten, der inzwischen grösser ist als der der gesamten restlichen Welt. Wenn er nur zur Verteidigung dienen soll, müsste man ihn - bei den derzeitigen weltpolitischen Machtverhältnissen - als eine gigantische und völlig absurde Verschleuderung von Steuergeldern bezeichnen. Er wird allerdings dann zu einer «sinnvollen» Investition, wenn er der Vorbereitung von Angriffskriegen dient. Angriffskriege sind zwar seit den «Nürnberger Prozessen» verboten. Dies scheint die Entscheidungsträger in den USA aber offenbar nicht zu stören, denn Sanktionen gibt es bekanntlich immer nur für den jeweiligen Besiegten.

      Die Zielrichtung dieser Politik kann inzwischen wohl nur noch von ganz Einfältigen geleugnet werden. Jeder Staat, der sich nicht dem neuen Imperium unterwirft, dürfte in Kürze am Schicksal des Irak studieren können, wohin dies führt.

      Mancher Kenner der römischen Geschichte könnte hier zwar einwenden, dass ein neues «römisches Weltreich - made in USA» auch gewisse Vorteile bieten würde, wie etwa einen Weltfrieden entsprechend dem alten «pax romana», und viele wären sogar bereit, dafür den Verlust von Selbstbestimmungsrechten in Kauf zu nehmen. Diese an sich erwägenswerte Überlegung geht allerdings in einem entscheidenden Punkt von falschen Voraussetzungen aus.

      Denn das, was uns heute als US-Weltherrschaft entgegentritt, hat nicht im Entferntesten die staatstragende politische Kraft des alten Roms und seine kulturelle und zivilisatorische Gestaltungsfähigkeit. Der Präsident der USA und seine Administration sind trotz aller von ihnen repräsentierten Macht nur ein Werkzeug in der Hand des (vorwiegend in den USA angesiedelten) Grosskapitals. Sie haben in den entscheidenden Fragen ausschliesslich diesem Kapital zu dienen und seiner Gewinnmaximierungs- und Ausbeutungspolitik den Weg zu ebnen.

      Ein amerikanischer Soziologe hat einmal erklärt, dass etwa 200 Familien in den USA dieses Kapital im wesentlichen repräsentieren und gemeinsam bestimmen, welche Politik der jeweilige US-Präsident mit seinem gesamten militärischen und finanziellen Potential weltweit durchzusetzen hat.

      Ideologie der Gewinnmaximierung

      Hier liegt die entscheidende Gefahr. Denn diese im Hintergrund agierenden Herrschaftskreise haben leider nur eine Ideologie, und dies ist die Gewinnmaximierung mit der Konzentration des Reichtums und damit der Macht auf wenige Personen bzw. Familien. Wie bei den alten Pharaonen in Ägypten gibt es am Ende dieser Machtergreifung nur noch eine ganz kleine Oberschicht mit absoluter Macht, und der Rest der Menschen lebt in einem Fellachenstatus. Der derzeit in den Industriestaaten vorhandene breite Mittelstand hat in einer solchen Welt keine Überlebenschancen mehr.

      Solche Gesellschaftsordnungen, die den «Wohlstand für alle» endgültig beseitigen, dürften allerdings nicht problemlos durchzusetzen sein. Zumindest würde die Umstrukturierung unserer relativ freien Gesellschaft in eine verarmte Sklavengesellschaft mit Chaos, Mord und Totschlag verbunden sein. Auch Kriege könnten in einer solchen Welt inszeniert werden, um die Rüstungsindustrie anzukurbeln oder um die Betroffenen von der Erkenntnis ihrer Unterdrückung durch das Grosskapital abzulenken. Es wird also voraussichtlich nicht zum «römischen Frieden», sondern eher zum Kampf aller gegen alle und zur allgemeinen Verelendung führen.

      Wem die Weltmacht nur dazu dient, seine masslose Geldgier zu befriedigen, der wird nie im Sinne des Gemeinwohls regieren. Denn einem geldgierigen Kaufmann fehlt bereits jedes Bedürfnis, die politische Führung zum Wohle aller Menschen anzustreben und auszuüben. Dazu müsste er seinen Charakter völlig ändern, und so etwas wäre nur mit einem Wunder zu bewerkstelligen. Wenn eingefleischte Kaufleute daher die politische Macht total kontrollieren, führt dies zu krassen Fehlentwicklungen, da es dann am gesellschaftlich notwendigen Gleichgewicht der Kräfte fehlt, das allein eine Politik zum Wohle aller Beteiligten sicherstellen kann.

      Die Menschen sind und bleiben trotz ihres ausgeprägten Denkvermögens Teil der Natur und werden von ihren Trieben gesteuert und nicht selten auch fehlgesteuert. Wir folgen also letztlich alle uralten genetischen Programmierungen. Diese haben bisher das Überleben und den Aufstieg der Menschheit gesichert. Dies gilt auch hinsichtlich der von der Natur vorgesehenen «Leithammel». Von diesen wird erwartet, dass sie sich für das Wohl ihrer Herde einsetzen oder gar aufopfern. Dafür und nur dafür wird ihnen grössere Macht zugebilligt als den übrigen. Dies gilt auch für menschliche Gesellschaftsstrukturen. Menschliche Triebe sind jedoch besonders stark der Gefahr von Perversionen ausgesetzt.

      Deshalb ist es auch nicht unüblich, politische Macht «einzukaufen», nur um damit noch mehr Geld zu verdienen bzw. aus den Völkern herauszupressen. Vom natürlichen Standpunkt aus ist dies aber eine der übelsten und zerstörerischsten Perversionen des menschlichen Erwerb- und Machttriebes. Denn die Natur hat den Machttrieb dafür vorgesehen, dass einzelne mit seiner Hilfe das Gemeinwohl gegen den individuellen Egoismus durchsetzen und damit das Überleben der Gruppe zu sichern, nicht jedoch um extremerweise individuelle Reichtümer anzuhäufen. Deshalb hat der Machttrieb auch in gut funktionierenden Demokratien seinen berechtigten Platz; allerdings immer unter der Kontrolle durch die Mehrheit der Bürger.

      Grosskapital steuert Politiker

      Über die anonym arbeitenden Vertreter des Grosskapitals und deren Steuerung der Politiker aus dem Hintergrund fehlt jede Kontrolle durch das Volk. Es würde diesem nicht einmal nutzen, den formal herrschenden Präsidenten durch ihr Wählervotum abzusetzen, da dessen Nachfolger mit der gleichen Selbstverständlichkeit wieder «eingekauft» würde wie sein Vorgänger. Bei der heutigen nahezu totalen Herrschaft der grossen Medien über das Denken der meisten Bürger hat ohnehin nur der Kandidat eine Chance gewählt zu werden, der sich das Wohlwollen der grossen Medien erkaufen kann. Letztere leben allerdings weitgehend von den Werbeausgaben der Grossindustrie und müssen daher deren Weisungen befolgen. Im Vergleich zu diesem wahlentscheidenden Einfluss der Massenmedien sind die eigentlichen Parteispenden nur noch «peanuts».

      Damit schliesst sich der Kreis der Herrschaft. Ein Aussenstehender hat so gut wie keine Chance, in diesen Kreis hineinzukommen. Wenn in den USA ein Wahlkampf stattfindet, dann ist es allenfalls ein Kampf rivalisierender Konzerne, die sich beim Sieg des von ihnen gesponserten bzw. eingekauften Kandidaten Vorteile beim Zugriff auf staatliche Gelder versprechen. Im Fall des derzeitigen US-Präsidenten hat eindeutig die Rüstungsindustrie gesiegt.

      Nationale Grenzen niedergewalzt

      Solche US-internen Auseinandersetzungen ändern aber relativ wenig an der immer deutlicher sichtbar werdenden Zielrichtung der Eroberung der Welt. Diesem Ziel stehen nationale Grenzen natürlich im Wege. Sie werden daher auf allen möglichen Ebenen niedergewalzt. Gleiches geschieht mit der nationalen Interessenswahrnehmung, obwohl sie unverzichtbare Voraussetzung jeder Selbstbestimmung und jeder Demokratie ist.

      Da man sich in den USA derzeit offiziell (noch) zur Rechtsstaatlichkeit und Demokratie bekennt und diese Staatsform auch der übrigen Welt predigt, kann man (noch) nicht einen Weltdiktator ernennen, der dann systematisch die übrige Welt militärisch erobert, sondern muss diese Eroberung subtiler mit den feineren Waffen des Kapitals durchführen. Dass diese Methode besser funktioniert als rohe Gewalt, hat schon König Philipp, der Vater von Alexander dem Grossen erkannt, als er erklärte, dass ein Sack Gold jedes Stadttor öffnen würde.

      Wie derzeit die Dritte Welt mit Geld erobert und zum Kolonialstatus zurückgeführt wird, kann man übrigens detailliert in dem Buch «Global brutal» von Michel Chossudovsky (Michel Chossudovsky. Global brutal. Der entfesselte Welthandel, die Armut und der Krieg. Frankfurt am Main 2002. Verlag Zweitausendundeins, ISBN 3-86150-441-3) nachlesen.

      Die Verschuldung dieser Länder zwingt sie zur weitgehenden Aufgabe ihrer demokratischen Selbstbestimmung und zur politischen und wirtschaftlichen Unterwerfung gegenüber ihren Gläubigern.

      Wenn man bedenkt, dass die weiterhin anhaltende Abwanderung der Industrie aus den Hochlohnländern in die Niedriglohnstaaten im Rahmen der Globalisierung und die damit verbundene kontinuierliche Verschlechterung der Wirtschaftslage auch Europa in absehbarer Zeit (auch aufgrund hoher Staatsverschuldung) in eine ähnlich desolate finanzielle Situation bringen wird, wie sie derzeit in den Entwicklungsländern herrscht, kann man sich vorstellen, welches Schicksal unseren Demokratien und damit unserer Freiheit droht.

      Rolle der Globalisierung

      Hier wird auch erkennbar, welche Rolle die Globalisierung der Wirtschaft neben der Gewinnmaximierung der grossen Konzerne in diesem strategischen «Spiel» um die Weltmacht spielt. Sie soll die derzeit noch relativ starken Hochlohnländer - insbesondere Europa - durch das mit der Abwanderung der Industrie bewirkte langsame Ausbluten der Wirtschaft so sehr schwächen, dass sie der neuen US-Weltherrschaft (des Grosskapitals) keinerlei Widerstand mehr entgegensetzen können und froh sein dürfen, wenn sie mit einem gehobenen Vasallenstatus davonkommen. Die englische Regierung hat dies bereits erkannt und übt sich in den entsprechenden Unterwerfungsgesten.

      Dies müsste nicht so sein. Die Europäer müssten nur die Kraft aufbringen, sich von der WTO mit ihrem Ziel weltweiter totaler Zollfreiheit abzuwenden. Sie müssten also geeignete Massnahmen beschliessen, um sicherzustellen, dass der Grossteil aller in Europa verbrauchten höherwertigen Waren auch vor Ort produziert wird. Dazu müsste man nur die Chancengleichheit der hier produzierenden Betriebe gegenüber den Produzenten in Niedriglohnländern wieder herstellen. Dies kann allerdings nur durch Wiedereinführung entsprechender Schutzzölle für eine wirtschaftliche Grossregion Europa (an den gemeinsamen Aussengrenzen) geschehen. Nur so könnten sich die Europäer noch aus dem Würgegriff durch das Grosskapital der USA befreien.

      Wer dagegen glaubt, das Heil sei in der bedingungslosen Unterwerfung unter die USA zu finden, könnte eine sehr böse Überraschung erleben, wenn das System der globalisierten Wirtschaft einen Kollaps erleidet und in einer Weltwirtschaftskrise von noch nie dagewesenem Ausmass endet. Dann scheitern zunächst auch die Welteroberungspläne des US-Grosskapitals, das auf einem globalen wirtschaftlichen Scherbenhaufen auch keine Paläste mehr aufbauen kann. Es geht ihnen dann nicht anders als den Walfängern, die nach dem Abschlachten der letzten Wale ihre Schiffe verschrotten können.

      Eine solche Erkenntnis scheint aber nicht in die Köpfe der US-Entscheidungsträger eindringen zu können. Hier spielen wohl auch historisch gewachsene Mentalitäten in den USA eine Rolle, da man sich in diesem riesigen, sehr dünn besiedelten Land einen rücksichtslosen Raubbau an der Natur leisten konnte, weil immer noch genügend unberührtes Land übrigblieb. Wenn man allerdings bei der extrem wachsenden Weltbevölkerung eine solche Politik weltweit umsetzen würde, müsste dies mit einer globalen Katastrophe enden.

      Die im Rahmen der Globalisierung erfolgende zunehmende Ausbeutung der Ressourcen mit ihrer Zerstörung gewachsener Strukturen, die über Jahrhunderte eine entscheidende Lebensgrundlage der betroffenen Völker darstellten, richtet zunehmend Schäden an, die eines Tages mit unzähligen Toten bezahlt werden müssen.

      Wir sollten daher nach besten Kräften auf diese Gefahren hinweisen und so versuchen, diese Entwicklung noch zu verhindern.

      Manfred Ritter verfasste zusammen mit Klaus Zeitler das Buch «Armut durch Globalisierung - Wohlstand durch Regionalisierung». Es ist erschienen im Leopold-Stocker-Verlag, Graz 2000. ISBN 3-7020-0883-7



      Artikel 21: Zeit-Fragen Nr.52/53 vom 30. 12. 2002, letzte Änderung am 30. 12. 2002
      Avatar
      schrieb am 01.01.03 01:09:11
      Beitrag Nr. 1.546 ()
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 16:28:59
      Beitrag Nr. 1.547 ()
      Editorial: „Trau’ - schau’ wem“ (02.01.2003)

      Im Grunde hatten wir überhaupt keine Schwierigkeiten, ein Thema für dieses Editorial zu finden. Doch dann sprang uns ein noch nicht Bedachtes geradezu an. Es geschah ausgerechnet am Neujahrstag ausgerechnet während der abendlichen Tagesschau ausgerechnet der ARD (sogenanntes „Erstes deutsches Fernsehen“). Da wurde darüber informiert, dass die Benzinpreise wegen der Ökosteuer vom Jahresbeginn an weiter steigen. Im übrigen befinde sich der Preis für Rohöl auf Rekordniveau.

      Richtig! In argentinischen Peso. Aber nicht in der Währung, in der Öl weltweit gehandelt wird, nämlich im US-Dollar. Es war eine krass falsche Information. Es kann sein, dass eine der nur selten wirklich zuverlässigen Agenturen die Ente vom Rekordpreis in die Welt gesetzt hat. Es kann aber auch sein, dass der für die Tagesschau zuständige Redakteur die Nachricht von steigenden Benzinpreisen ganz einfach nur etwas anreichern wollte. Da macht sich der Reizbegriff „Rekord...“ sehr gut, denn er weckt die Aufmerksamkeit in unserer vor Reizen bereits überbordenden Welt.

      Wie dem auch immer sei, wer solche Nachrichten über ein solches Medium mit solch hohen eigenen Ansprüchen an die Seriosität und solch großen Ressourcen verbreiten will, muss prüfen, was wirklich ist. Und da wäre aufgefallen, dass der Dollarpreis für Öl beileibe noch nicht auf Rekordniveau liegt.

      Was sagt uns dieser Vorfall? Es wird immer gefährlicher, sich auf den Wahrheits- oder Richtigkeitsgehalt von Informationen selbst aus „ersten Adressen“ zu verlassen. Amateurhaftigkeit, gerne ausgewiesen als ausgefeilte Professionalität, Oberflächlichkeit, der zunehmende Zwang, Interesse auf sich zu ziehen und manches andere mehr vergiften eine Welt, die glaubt, immer mehr auf Informationen angewiesen zu sein. Dies alles läuft auf den fatalen, weil pauschalen, und daher gewiss falschen Eindruck hinaus, dass man niemandem mehr trauen könne.


      Arnd Hildebrandt
      Herausgeber
      Terminmarktwelt

      (14521)
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 16:34:54
      Beitrag Nr. 1.548 ()
      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe

      Von Claus Vogt

      Dow Jones Industrial Average

      Der Dow Jones hat bisher nur die Untergrenze der von uns im vergangenen Monat anvisierten Widerstandszone von 9000 bis 9500 Zählern erreicht und ist danach wieder auf rund 8500 Punkte zurückgefallen. Erneut stellt sich die Frage, ob damit das Ende der Bearmarket-Rallye bereits erreicht wurde. Aufgrund unseres Gesamtmodells müssen wir diese Frage mit „sehr wahrscheinlich“ beantworten. Kurzfristig ist der Markt im Moment recht deutlich überverkauft, befindet sich in einer Unterstützungszone und hat die historisch für die Börse zumeist sehr positive Zeit um die Jahreswende vor sich. Ein erneuter Anlauf auf die Marke von 9000 Punkten ist also problemlos möglich. Die als wichtiger Widerstand geltende, fallende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft bei 9100. Ein Kursanstieg mit schwachen Umsätzen vom aktuellem Niveau aus betrachten wir vor dem Hintergrund unseres Modells und den deutlichen Widerständen im Bereich von 9000 Zählern als eindeutige Verkaufsgelegenheit. Wir rechnen mit neuen Tiefständen im Laufe der nächsten Monate. Die erste Unterstützung unterhalb der Oktober-Tiefs sehen wir für den erwarteten Kursverfall bei 6500 Zählern, danach erst wieder in der Zone 5500 bis 5800.


      S&P 500

      Der mittelfristige Chart zeigt ein dem Dow Jones sehr ähnliches Bild. Auch im S&P 500 wurde die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie im Verlauf der Bearmarket-Rallye bisher nicht erreicht. Innerhalb einer noch immer möglichen kurzfristigen Aufwärtsbewegung halten wir das weiterhin für möglich. Allerdings steht dieser bescheidenen Chance das unserer Meinung nach sehr große Risiko der Wiederaufnahme des Abwärtstrends gegenüber, dessen Kursziel wir bei 650 bis 680 Punkten sehen. Lediglich ein dynamischer Ausbruch, also ein von großen Umsätzen und eindeutig positiver Marktbreite begleiteter Ausbruch, über 950 würde die Möglichkeit einer Fortsetzung der Bearmarket-Rallye in den Bereich 1075 bis 1100 nahelegen. Wir halten dieses Szenario aber für außerordentlich unwahrscheinlich.

      Nasdaq

      Dieser Index ist zwar über 1425 Punkte gestiegen, die von uns für diesen Fall geforderte Dynamik konnten wir aber nicht erkennen. Folglich bleiben wir bei unserer Interpretation des Geschehens als Bearmarket-Rallye. Eine erste Bestätigung dieser Einschätzung sehen wir in der Tatsache, daß der Index bereits wieder unter die potentielle Ausbruchslinie gefallen ist. Wir rechnen in den nächsten Monaten mit einem Test der massiven Widerstandszone bei rund 1000 Zählern.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 23:45:13
      Beitrag Nr. 1.549 ()
      mal was anderes
      Klonbabys, TV-Tussis und Dax-Calls / Aktienmüdigkeit auch in den Internet-Foren

      Auch in den Börsenforen im Internet grassiert die Aktienmüdigkeit / Von Hanno Beck

      FRANKFURT, 1. Januar. Daß wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen. Doch zumindest ein Gesprächsthema ist derzeit komplett außer Mode: die Börse. Wo also wendet sich jemand hin, der immer noch über Aktien reden will? Klar, er geht dorthin, wo er Gleichgesinnte vermutet - beispielsweise in eines der ehemals so zahlreichen Internet-Börsen-Foren. Hier trafen sich zu den Hochzeiten der Börseneuphorie Tausende potentielle Börsenmillionäre, um online über heiße Aktien und "Top-Picks" zu diskutieren.

      Doch zeigt ein Besuch bei www.wallstreet-online.de, dem wohl bekanntesten Börsen-Forum, daß sich offenbar auch hier das Interesse verschoben hat. Insgesamt zehn Foren mit jeweils zwischen zwei und acht Untergruppen finden sich auf der Homepage. Zu jeder Untergruppe ist angegeben, wie viele Beiträge zu den dort aufgelisteten Themen in den vergangenen 24 Stunden ins Netz gestellt worden sind. Beim Neuen Markt sind es beispielsweise rund 800 Einträge, für den Dax etwas mehr als 130 Einträge, 100 Einträge für Charttechnik und stolze zwei Einträge für Telekommunikation. Der absolute Spitzenreiter bei der Anzahl der Einträge aber ist das "Wallstreet-Sofa": Mehr als 1800 Einträge finden sich hier zu solch illustren und nur bedingt börsentauglichen Themen wie "Worte, die man bei Sex nicht hören will" (172 Beiträge), "Das Liebesleben der roten südamerikanischen Waldameise" (1176 Beiträge) oder "Zum Sterntaler - das gemütliche Plauderstüberl" (40987 Beiträge). An Platz drei unter den Themengruppen mit den meisten Neubeiträgen der letzten 24 Stunden liegt das Diskussionsforum zur Politik mit fast 500 Einträgen. Schröder, Rot-Grün, Irak, "Wir werden weiterhin geschröpft", "Jammert mir nichts vor, ich habe CDU gewählt" oder einfach nur "Alles Lüge" - in diesen Foren findet sich nicht nur der Nichtbörsianer zurecht.

      Der Dax das dritte Jahr im Minus, der Neue Markt vor dem Aus - wer will noch über Aktien reden, wenn es so spannende Themen gibt wie "Gibt es eine hübschere Frau als Michelle Hunziker?", Klonbabys, TV-Tussis oder Dreiecksberechnung? Das sehen wohl auch die Teilnehmer ähnlich: "Haha, das hier ist ein Börsenboard, ich sollte zwischendurch auch mal auf meine Dax-Calls achten", lautet einer der Kommentare in den Diskussionsforen.

      Auch bei anderen Börsenforen sieht es ähnlich aus: Zwar führt bei stock-channel.net, was die Zahl der Beiträge angeht, immer noch das Diskussionsforum "Amerika" mit rund 200000 Beiträgen, doch schon an zweiter Stelle kommt die "Chill-out"-Zone, in der man sich bei "Small talk" entspannen kann (57000 Beiträge). Alle anderen Themenbereiche weisen allenfalls eine vierstellige Anzahl an Beiträgen auf. Und was die Anzahl der Themen angeht, liegt die "Chill-out"-Zone auf Platz eins. Dagegen wirkt das Diskussionsforum auf der Homepage der Comdirect-Bank direkt professionell, hier liegen die "Off Topics", also die börsenfremden Diskussionen, mit 1400 Beiträgen erst an vierter Stelle hinter dem "Brokerpoker-Forum", dem Forum "Deutschland und Europa" und dem - man glaubt es kaum - Einsteiger-Forum. Dort können die neuen Börsenfüchse von den alten Hasen noch einiges lernen - beispielsweise, wo die nächste Reise der Börsenlemminge hingehen könnte: Im Dezember 2002 finden sich bei Wallstreet-Online 285 Einträge zum Thema Gold. Das Edelmetall ist derzeit ein heißer Renner. Irgendwas geht halt Gott sei Dank immer. Und dann will man auch mal mit Gleichgesinnten darüber reden.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2003, Nr. 1 / Seite 19
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 23:58:33
      Beitrag Nr. 1.550 ()
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:23:34
      Beitrag Nr. 1.551 ()
      Börsenausblick 2003:

      Weltweit lassen die Notenbanken steigende Preise zu – für Aktionäre wird das zum Problem


      Von Robert von Heusinger



      Drei Worte fassen die Sehnsüchte der Investoren, Händler und Analysten an den internationalen Aktienmärkten zusammen: „Zurück zur Normalität.“ So überschreibt die Commerzbank ihren Ausblick auf den europäischen Aktienmarkt 2003. Genauso titelten auch die Strategen von Sal. Oppenheim – allerdings schon zwölf Monate zuvor. Entgegen aller Hoffnungen entpuppte sich das gerade zu Ende gegangene Börsenjahr als das schwärzeste seit dem Zweiten Weltkrieg: Zum ersten Mal fielen die Kurse das dritte Jahr in Folge, mehr als 40 Prozent verlor der Dax, mehr als 20 Prozent der amerikanische Index Standard & Poor’s 500. Zum dritten Mal hintereinander schlugen Staatsanleihen die Aktie.

      Auch wenn die Prognosen für 2003 etwas moderater geworden sind und die Baisse zur Vorsicht mahnt: Die Banken setzen schon wieder auf steigende Aktienkurse. Auf Normalität eben. Kein einziges der 32 vom Handelsblatt befragten Kreditinstitute sagt fallende Kurse bis Ende des Jahres voraus – im Gegenteil. Bei 3915 Punkten soll der Dax in zwölf Monaten stehen, knapp 30 Prozent höher als heute. Zum Vergleich: Für Ende 2002 haben dieselben Analysten im Durchschnitt einen Stand von 5780 Punkten vorhergesagt. Es wurden knapp 3000 Punkte weniger.

      Auch die neuen Studien haben das Zeug dazu, kräftig danebenzuliegen. „Ich habe selten so viele orientierungslose Analysen gelesen“, sagt Klaus Sterzig, Manager bei dem deutschen Hedgefonds Arsago. Ganz gleich, welche Analysten man zu Rate zieht, ob die der Deutschen Bank, der holländischen ABN Amro oder der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley, alle erwähnen zwar die großen Risiken für 2003, ignorieren sie aber weitgehend bei der Berechnung ihrer Prognosen.

      Und das liest sich so: Risiko Nummer eins ist der drohende Krieg im Irak. Es wird zwar zum Krieg kommen, setzen die Analysten voraus, die Amerikaner werden ihn aber rasch gewinnen. „Abnehmende Unsicherheiten im Zuge einer erfolgreichen Invasion im Irak“ werden die konjunkturelle Erholung stützen, heißt es bei der Deutschen Bank. Die Folge eines schnellen Sieges der US-Truppen am Golf wären angenehm: Der Ölpreis würde kräftig nachgeben, und Konsumenten und Unternehmen könnten ihr Geld statt dessen anderweitig ausgeben.

      Risiko Nummer zwei ist eine weltweite Deflation, also fallende Preise und damit einhergehend eine schrumpfende Wirtschaft. Doch da ist Alan Greenspan vor, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), verehrt als der mächtigste Mann an den internationalen Finanzmärkten. „Wir verlassen uns auf den Greenspan-Put“, gibt Rolf Elgeti zu, Aktienstratege der Commerzbank. Mit „Greenspan-Put“ beschreiben Investoren und Analysten ihr Vertrauen in den Fed-Chef, der alles in seiner Macht stehende tun werde, um die Deflation zu verhindern.



      Normalität ist ausgeschlossen

      Bei aller Bewunderung für Alan Greenspan übersehen die Aktienmarktexperten allerdings etwas Entscheidendes: Der Kampf gegen die Deflation schließt die Rückkehr zur Normalität aus. Vielmehr verschiebt sich das Koordinatensystem der gängigen Wirtschaftspolitik. Oberstes Ziel der Notenbanken ist es nicht mehr, die Inflation im Zaum zu halten, sondern die Wirtschaft zu stimulieren – auf Teufel komm raus. „Reflation“ heißt das neue Zauberwort. Die Fehler der großen Depression von 1930 und der japanischen Malaise von 1990 sollen vermieden werden. Deflation muss abgewehrt werden, bevor sie eintritt. Das war die Botschaft eines Forschungspapiers der amerikanischen Notenbank von Mitte Juni. Jetzt wird diese Erkenntnis in die Tat umgesetzt.

      Spätestens mit der Rede von Fed-Gouverneur Ben Bernanke am 22. November, Making Sure That „It“ Doesn’t Happen Here („Sicherstellen, dass ,Es’ hier nicht passiert“), hat die US-Notenbank einen epochalen Wechsel eingeleitet. Bernanke zeigte, dass selbst bei einem Notenbankzins von null Prozent, wovon die Amerikaner mit 1,25 Prozent nicht mehr allzu weit entfernt sind, die Zentralbank nicht machtlos wird. „Die US-Regierung hat eine Technologie, Gelddruckmaschine genannt, die es erlaubt, so viele Dollar zu drucken, wie sie will, zu vernachlässigbaren Kosten“, sagte er. Irgendwann werden die vielen Dollar die Preise steigen lassen, also zu Inflation führen. Aber Bernanke beließ es nicht bei dieser für einen Notenbanker provozierenden Aussage. Er zeigte sogar auf, wie die Fed im kommenden Jahr agieren werde, sollte das Deflationsgespenst nicht verschwunden sein: Die Möglichkeiten reichen vom unbegrenzten Kauf länger laufender Staatspapiere über direkte Kredite an überschuldete Unternehmen bis hin zur kräftigen Dollarabwertung.

      Die Rede sei „bahnbrechend“, attestiert Stephen Roach, der Vordenker unter den amerikanischen Analysten. Sie beendet die Epoche der Inflationsbekämpfung, die der damalige US-Notenbankpräsident Paul Volcker am 6. Oktober 1979 eingeläutet hatte.
      Nicht ganz so schrill, aber im Tenor ähnlich äußern sich die beiden anderen großen Notenbanken der Welt, die Bank of Japan (BoJ) und die Europäische Zentralbank (EZB). Letztere hat zum Schrecken vieler konservativer Beobachter Anfang Dezember die Leitzinsen kräftig gesenkt und durchblicken lassen, dass es dennoch mehr Konjunktur- als Inflationsrisiken gebe. Sie hat sogar die Überprüfung ihres engen Inflationszieles von unter zwei Prozent angekündigt. Und der Präsident der BoJ muss in der nächsten Zeit vor allem eine Qualifikation mitbringen. „Er muss ein Deflationsbekämpfer sein“, sagt der japanische Premier Junichiro Koizumi.

      Wenn die drei größten Wirtschaftsmächte der Welt alles auf eine Karte setzen, nämlich die Wirtschaft unter Inkaufnahme von Inflation anzukurbeln, dürfte es ungemütlich werden. „Diese Politik kann zu noch mehr Instabilität an den Finanzmärkten führen, als wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben“, warnt Bill Gross, der Anleihespezialist der Fondsgesellschaft Pimco.

      Erste Anzeichen für die Vorwegnahme des Kurswechsels der Notenbanken an den Finanzmärkten sind bereits sichtbar. So hat der Goldpreis 2002 den höchsten Stand seit fünfeinhalb Jahren erreicht. Das alte Image der Fluchtwährung lebt wieder auf. „Gold wird der Star unter den Anlagealternativen der kommenden Jahre“, ist sich Hedgefondsmanager Sterzig sicher.




      Ein Aufschwung? Woher?

      Das Dilemma der Notenbanken: Sie haben keine Alternative zur Reflationierung, wollen sie nicht eine schwere Wirtschaftskrise wie in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts heraufbeschwören. Die Ungleichgewichte der Hausse, die im Börsen- und Konjunkturabschwung offen zutage treten, müssen auf sanfte Weise behoben werden. Zu viel Investitionen, zu viel Konsum, zu viel Schulden: Auf diese Formel lässt sich das Leiden Amerikas und mit Abstrichen auch das Problem Europas bringen. US-Unternehmen produzieren unterhalb ihrer Kapazitäten und haben damit keinerlei Macht, Preise zu setzen. Oder andersherum: Die Preise für ihre Güter fallen. Hinzu kommt, dass der amerikanische Konsument, an dem noch immer das Wohl und Wehe der Weltwirtschaft hängt, erst allmählich zu sparen beginnt. „Woher soll der Aufschwung kommen?“, fragt Jan Hatzius, Analyst für die amerikanische Wirtschaft bei Goldman Sachs.

      Normalerweise beginnen die Konsumenten am Ende der Rezession ihre aufgestaute Nachfrage zu befriedigen und leiten damit den Aufschwung ein, erklärt er. Doch diesmal ist es anders. „Die Sparquote muss zunächst auf sechs bis zehn Prozent steigen“, sagt Hatzius. Im abgelaufenen Jahr ist sie immerhin schon von 2,5 auf 4 Prozent geklettert. Als letzte Stütze für den ungehemmten Verbrauch erweist sich der noch immer boomende Immobilienmarkt. Erst wenn dort die Preise stagnieren, schlägt die Stunde der Wahrheit. Und obwohl die Fed die Zinsen radikal gesenkt hat, haben sich die Finanzierungskonditionen der Unternehmen nicht verbessert. „Sie sind so schlecht wie vor einem Jahr“, sagt Hatzius.




      Kampf gegen die Deflation

      Für manche gilt es deshalb als ausgemacht, dass die Fed Mitte nächsten Jahres beginnt, massiv gegen die Deflation vorzugehen. Die Lage werde sich Anfang 2003 so stark verschlimmern, dass die Fed ihren Worten Taten folgen lasse, erwartet John Butler, Anleihestratege von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Am Erfolg zweifelt er nicht: „Eher Mitte 2004 als Ende 2004 wird die Inflation zurück sein.“

      Inflation sei die ideale Lösung für die globale Finanzkrise, so Butler. Die Schuldenlast der Unternehmen verringert sich, sie erhalten Spielraum für höhere Preise und können einfacher Gewinne erzielen. Die Banken müssen weniger faule Kredite abschreiben und sind eher bereit, Geld auszuleihen. Versicherungen und Pensionsfonds können ihre garantierten Mindestauszahlungen besser erfüllen. Und die Konsumenten erfreuen sich ebenso an der verringerten Schuldenlast. Die großen Verlierer einer erfolgreichen Reflationierung sind die Besitzer von Staatsanleihen. Steigt die Inflation, brechen die Kurse ein.

      Doch was bedeutet Inflation für Aktien? Zunächst ist Inflation besser als Deflation, da mehr Unternehmen die Krise überleben werden. Allerdings bedeute Inflation nicht automatisch Wirtschaftswachstum, bemerkt Barton Biggs von Morgan Stanley und warnt vor Stagflation, also kaum Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Inflation – so wie in den siebziger Jahren. Das war ein verlorenes Jahrzehnt für die Besitzer von Dividendentiteln. Und es macht auch einen Unterschied, ob die Inflation den Notenbanken, die sich so nach ihr sehnen, aus dem Ruder läuft oder unter Kontrolle bleibt. „Eine zweistellige Inflationsrate wäre ein Desaster“, prophezeit Biggs. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse würden kollabieren und damit die Aktienkurse. „Aktien haben sich in der Vergangenheit stets in einem Umfeld geringer Inflation am besten entwickelt.“

      Zurzeit ist Inflation kein Thema, und niemand weiß, ob die Reflationierung überhaupt gelingt. Deshalb wäre es klug, die Anleger nähmen die Sorgen der Notenbanker vor einer heraufziehenden Deflation ernst. Leider tun sie es nicht. Die Dezember-Umfrage der Investmentbank Merrill Lynch unter weltweit tätigen Fondsmanagern zeigt eine weiter ansteigende Zuversicht für Aktien. 83 Prozent der Fondsmanager rechnen mit steigenden Kursen auf Jahressicht. „Dieser Optimismus spricht gegen die Aktie“, sagt Richard Bernstein von Merrill Lynch, der größte Pessimist unter Amerikas Aktienstrategen, der allerdings drei Jahre in Folge Recht behalten hat. Die ungebrochene Lust auf Aktien, an der Spekulation, ist typisch für das Ende eines Zyklus. Ein neuer Trend wird nur dann geboren, wenn niemand mehr etwas von Aktien wissen will.


      DIE ZEIT 02/2003
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:27:16
      Beitrag Nr. 1.552 ()
      Neuer Markt - Auf einen Schlag mehr als halbiert

      Der Neue Markt ist praktisch Geschichte. Zwar gibt es das Börsen-Segment dank einer Übergangsfrist voraussichtlich noch bis Ende 2003, die Auflösung geht aber - wie Stock-World schon Anfang Dezember vorausgesagt hatte - zügig voran.

      Bis 31.12.2002 hat die Deutsche Börse 133 der bisherigen Neuer Markt-Unternehmen die Zulassung zum neuen Prime Standard erteilt. Bei all diesen Firmen erlischt automatisch die Preisfeststellung am Neuen Markt mit Ablauf des vergangenen Jahres.

      Die Zahl der am ehemaligen Wachstumssegment gelisteten Firmen bricht damit auf einen Schlag ein. Per 31.12. standen noch 236 Unternehmen auf dem Kurszettel des Neuen Markts, mit dem Jahresstart sind es nur noch 103. Zu den Abgängern zählen auch die Schwergewichte: 39 der Nemax 50-Unternehmen verlassen das dem Tod geweihte Segment. Ein rechtzeitiges Listing im Prime Standard ist wichtig, um bei der Zusammenstellung der Indizes Berücksichtigung zu finden.

      Allerdings ist der Zug für eine Indexaufnahme noch nicht abgefahren. Da praktisch alle größeren Wachstumswerte ein Listing im Prime Standard angekündigt haben, dürfte die Deutsche Börse in den kommenden Tagen weitere Anträge auf die Aufnahme in den Prime Standard vermelden - und der Neue Markt damit weiter zerbröseln.

      Bedeutung nahe am Nullpunkt

      Faktisch ist das Segment damit schon jetzt ohne Bedeutung. Ob die verbliebenen kleinen Unternehmen weiter die hohen Kosten für eine Aufrechterhaltung der Notiz bis zur endgültigen Einstellung des Neuen Markts in Kauf nehmen wollen, ist unwahrscheinlich. Voraussichtlich wird es bei den Leichtgewichten noch etliche Wechsler in den General Standard geben.

      Nicht vom Kahlschlag betroffen ist der Nemax 50. Der Index wird bis Ende 2004 weitergeführt und speist sich künftig aus den 50 größten Technologiewerten des Prime Standard. Prinzipiell ist der Nemax 50 damit ein um 20 Titel erweiterter TecDAX. Bei der Indexanpassung bleibt alles beim Alten: Wie bisher wird die Deutsche Börse die Zusammensetzung vierteljährlich prüfen und gegebenenfalls ändern.

      Stock-World reagiert auf den Bedeutungsverlust des Neuen Markts, in dem das bisherige Neuer Markt-Musterdepot des Börsenbriefes Global Performance Premium in Wachstumswerte-Musterdepot umbenannt wird. Der Fokus bleibt der gleiche, nur können künftig interessante deutsche Wachstumswerte aus allen Börsensegmenten ins Portfolio aufgenommen werden.

      © 02.01.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:34:48
      Beitrag Nr. 1.553 ()
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:38:41
      Beitrag Nr. 1.554 ()
      Der Bundeshaushalt - Eichels Bestätigung

      "Anläßlich der Verleihung des Wolfram-Engel-Preises am 29.11.1999 an Philipp Schuller und Peer Ederer für ihre Bilanz der Deutschland AG stellten die beiden Autoren anhand ihrer Berechnungen die Aussage in den Mittelpunkt ihres Vortrags":

      Deutschland wird im Jahr 2015 zahlungs- und politikunfähig, weil sich dann die Verschuldung auf knapp 10 Billionen DM erhöht hat.

      Eine vernichtende Analyse, die so noch nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Und während so mancher im publikum nachdachte, ob die beiden jungen Wirtschaftler nicht überzogen hätten, bestätigte Bundesfinanzminister Hans Eichel in seiner Laudatio diese Zahlen. In einem Anflug von Ehrlichkeit meinte er: Die SPD sei so tief im Keller, daß sie es sich leisten könne, die Wahrheit zu sagen.
      Ja, Deutschland werde politikunfähig, wenn wir so weitermachen, räumte Eichel ein...... Er sieht den drohenden Crash, und der kommt nicht erst in der Generation der Urenkel, sondern übermorgen, irgendwann zwischen 2010 und 2015."

      Zitat aus Günter Ederer: "Die Sehrnsucht nach einer verlogenen Welt - Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung", Verlag C. Bertelsmann 2000.
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:42:13
      Beitrag Nr. 1.555 ()








      Quellen Deutsche Bundesbank (Helmut Creutz)
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:46:20
      Beitrag Nr. 1.556 ()
      Staatsverschuldung Deutschland 1950-2000, alle Öff. Haushalte


      Quelle: http://www.sgipt.org/politpsy/finanz/stavers1.htm


      Total America debt vs. national income 1957-2001:



      Quelle: http://mwhodges.home.att.net/nat-debt/debt-nat-a.htm


      Components of total America debt 1957-2001:



      Quelle: http://mwhodges.home.att.net/nat-debt/debt-nat-a.htm


      Handelsdefizit Amerika:



      Quelle: http://home.att.net/~mwhodges/reserves.htm
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:55:49
      Beitrag Nr. 1.557 ()
      Diesmal „nur“ die Pause
      Sparen ohne Ende?


      Es war nicht die erste Sparrunde bei VW, und es wird nicht die letzte
      gewesen sein. Wieder einmal hatte die Unternehmensleitung die
      Arbeitsbedingungen, die sozialen Besitzstände auf der Einsparliste. Wieder
      musste die zu niedrige Umsatzrendite als Begründung für Sparmaßnahmen
      herhalten. Der internationale Konkurrenzkampf ist auch bei Volkswagen
      deutlich spürbar.
      Die Forderungen des Unternehmens waren: Setzung von Nachleistungsschichten,
      Verringerung des RA-Kontos und nur noch drei Pausen in den Volumenmodellen.
      Es bedurfte harter Verhandlungen des Betriebsrates, damit am Ende nur ein
      Teil der Unternehmensvorschläge Bestandteil der Vereinbarung wurde:
      Nachleistungsschichten werden nicht gesetzt, sondern können zwischen Betrieb
      und Betroffenen vereinbart werden. Die Grenzen des RA-Kontos bleiben bei +/-
      40 Stunden bestehen. Bei Unterschreitung von -20 Stunden wird Nachleistung
      vereinbart. Solange die Abrechnung nicht korrekt ist, erfolgt auch kein
      Geldabzug! Aber die Pausenzeiten werden von bisher 84 Minuten im
      8-Stunden-Betrieb auf 62 in Früh- und Spät und auf 64 Minuten in der
      Nachtschicht gekürzt. Damit ist im Prinzip die vierte Pause weg.

      Was kommt beim nächsten Mal?

      Wie jedes Mal nach einer Sparrunde, die mit mehr oder weniger lautem
      Zähneknirschen abgeschlossen wurde, stellen sich die Beschäftigten, die
      Vertrauensleute und Betriebsräte die Fragen: Was kommt beim nächsten Mal?
      Was müssen wir noch an tariflichen Leistungen, an sozialen Standards
      hergeben? Mit welchen Forderungen kommt das Unternehmen, wenn die
      Autokonjunktur in den Keller geht? Wo sind die Haltelinien beim Sparen,
      Streichen, Kürzen?

      Unten offene Kostenskala

      Auf der nach unten offenen Kostenskala des Kapitalismus gibt es keine
      Haltelinien, die die organisierten Beschäftigten nicht selbst setzen – so
      einfach und so schwer ist die Antwort. Vergessen wir nicht. Kapitalismus
      heißt nicht nur die Glitzerwelt USA mit Reichen und Superreichen.
      Kapitalismus sind vor allen Dingen die „Sweat shops“ mit ihren
      unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den sog. 3.-Welt-Ländern und immer
      noch Kinderarbeit. Kapitalismus war auch das Programm „Vernichtung durch
      Arbeit“ des deutschen Faschismus.
      Aber bleiben wir bei VW und der Automobilindustrie. Es ist kein
      Insiderwissen, dass angesichts der Überkapazitäten alle Autokonzerne
      energische Rationalisierungen durchführen. Jüngstes Beispiel ist die
      „modernste Autofabrik“, die Opel eröffnet hat. Viele ahnen, dass nicht
      alles Gold ist, was zum Abschied von Herrn Dr. Piëch zum Glänzen gebracht
      wird. Manche Rekordzahl erweckt den Eindruck, als ob sie gerade zum
      richtigen Zeitpunkt veröffentlicht wird. Denn eine „Sonderkonjunktur
      Volkswagen“ ist kaum glaubhaft. Der neue Chef wird nach einer Schamfrist
      vielleicht ganz andere Zahlen mit ganz neuen Sparvorschlägen präsentieren.

      Die alten Fragen

      Und dann stellen sich wieder die alten Fragen: Wann werden Teile der Gewinne
      des Konzerns außer für Prestigeobjekte wie Rollce-Royce, Bugatti oder die
      „Gläserne Fabrik“ endlich zur Beschäftigungssicherung bei Erhalt der Tarife
      eingesetzt?
      Wann endlich wird eine Strategie von Vorstand vorgelegt, die es möglich
      macht, die Aggregate- und Komponentenfertigung im VW-Konzern mit ca. 75.000
      Arbeitsplätzen zu sichern?
      Wo sind Haltelinien?
      Klar ist: Die Kompromisse von heute müssen morgen wieder verteidigt werden.
      Die „Haltelinien“ werden vom Kräfteverhältnis der Beteiligten bestimmt.
      Wofür sind wir bereit, wie hart zu kämpfen. Wie stark ist die Unterstützung
      der Belegschaften für die Betriebsräte, wie groß ist die Bereitschaft der
      Verhandlungskommissionen, die Belegschaften in jeder Phase der
      Auseinandersetzung einzubeziehen? Vor diesem Hintergrund wäre es mit
      Sicherheit ein falsches Signal, bei der BR-Wahl Wahlboykott zu üben oder der
      Liste der CGM die Stimme zu geben. Einen Denkzettel zu verteilen kann leicht
      zum Bumerang für die eigenen Interessen werden. Ein geschwächter Betriebsrat
      kann die Interessen der Beschäftigten gegenüber dem Unternehmen nicht besser
      vertreten!

      Nach unten offene Kostenskala

      Zur Zeit verteidigen wir von Sparrunde zu Sparrunde die bestehenden Tarife
      und Regelungen. Dabei werden immer wieder die Kompromisse von gestern vom
      Management in Frage gestellt. Schritt für Schritt rückwärts, das kann es
      doch wirklich nicht sein! Richtig! Aber für etwas anderes muss man die
      wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. Im Kapitalismus überlebt nur der
      Betrieb, der am billigsten produziert. Und, siehe oben: Die Kostenskala ist
      nach unten offen. Es wird immer einen Betrieb geben, dessen Beschäftigte
      erpresst wurden, billiger zu arbeiten. Egal ob in der Nachbarstadt, in
      Polen, in Portugal oder Indien. Dieses unmenschliche Konkurrenzprinzip
      abzuschaffen, heißt, den Kapitalismus in Frage stellen.

      Betriebszeitung VW
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:59:46
      Beitrag Nr. 1.558 ()
      Deutschland - ein Steuerparadies für Konzerne

      Unter dieser Schlagzeile berichtete Anfang Februar der „Spiegel“ über die
      „segensreiche“ Wirkung der von SPD und Grünen verabschiedeten Steuerreform
      für die Konzerne.
      Im Artikel wird beschrieben, wie „die großen Unternehmen mit immer neuen,
      ganz legalen Methoden ihre Steuerlast gegen null drücken“. So ist z.B. die
      Körperschaftssteuer - das ist die Gewinnsteuer für die Großunternehmen -
      „von plus 23 Milliarden Euro im Jahr 2000 binnen zwölf Monaten auf minus
      eine halbe Milliarde Euro zusammengeschrumpft - unterm Strich mussten
      Finanzminister Eichel und seine Kollegen aus den Bundesländern im
      vergangenen Jahr also mehr an die Konzerne auszahlen, als sie einnahmen“.
      Und der „Spiegel“ weiter: „Volkswagen z.B. gelang das Kunststück, seinen
      Gewinn vor Steuern um 37 % zu steigern“, der Gewinn nach Steuern stieg sogar
      um 144%. Weil auch VW immer weniger Steuern zahlen muss, hat sich also der
      Nettoprofit im Vergleich zu 2000 mehr als verdoppelt. „Einsparungen zu
      Lasten der Bürger auf der einen, Ausschüttungen an Konzerne und Aktionäre
      auf der anderen Seite“ - so fasst der „Spiegel“ die Wirkung der
      SPD/Grüne-Steuerreform zusammen.
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:06:05
      Beitrag Nr. 1.559 ()
      Donnerstag, 2. Januar 2003

      Beständige Kleinanleger

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Zunächst einmal wünsche ich Ihnen nachträglich ein Frohes Neues Jahr! Es ist Zeit für einen Rückblick auf das Börsenjahr 2002. Was auffällt, ist, dass die Kleinaktionäre an ihren Aktien festgehalten haben. Wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätten wir an der Wall Street ein noch größeres Desaster gesehen.

      Die Kleininvestoren haben bei den Aktienfonds netto nur 1 % ihres investierten Vermögens abgezogen. Die Kleinanleger waren "die beständigste Größe im Markt", so Russel Kinnel vom "Morningstar".

      Sie hätten bereits vor langer Zeit in Panik verfallen sollen. Der durchschnittliche US-Aktienfonds hat letztes Jahr 22,7 % verloren. Aber die Kleinanleger vertrauen weiterhin ihren Investments. Sie denken weiterhin, dass sie mit Aktien "langfristig" nichts falsch machen können, und sie auf lange Sicht mit ihnen reich werden.

      Außerdem ist ihnen gesagt worden, dass die Aktienmärkte so gut wie niemals 4 Jahre in Folge fallen. Also was haben sie zu verlieren? Natürlich gehen die Aktienmärkte normalerweise auch nie 3 Jahre in Folge zurück. Aber genau das ist passiert – der S&P 500 hat in den letzten 3 Jahren 43 % verloren, der durchschnittliche US-Aktienfonds immerhin 33 %.

      Und da die Märkte schon 3 Jahre in Folge gefallen sind ... warum nicht noch ein Jahr mehr?

      Die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres negatives Börsenjahr sind viel höher, als die Leute denken. Die Aktienmärkte fallen nur sehr selten 3 Jahre in Folge. Aber nachdem sie bereits 3 Jahre gefallen sind, stehen die Chancen für weiter fallende Kurse im nächsten Jahr bei 50 %.

      Aber die Kleinanleger, die Eltern und Witwen und Waisen, scheinen die wirklichen Chancen und Risiken nicht wissen zu wollen. Sie "bleiben einfach investiert", vertrauen auf die Fed, den US-Präsidenten, darauf, dass "irgendjemand irgendetwas macht", ... bis sie Pleite sind.

      Während die Aktienmärkte sich auf die Kleinaktionäre verlassen können ... verlässt sich die Weltwirtschaft auf die amerikanischen Konsumenten. Die Fed hat die Zinsen so tief gesenkt, dass diese weiterhin Geld, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen, ausgeben können.

      Die Volkswirte setzen darauf, dass diese kleinen Leute sich weiter verschulden ... bis die Unternehmen schließlich beginnen, ihre Investitionen wieder zu erhöhen. Solange soll der amerikanische Verbraucher durchhalten.

      Aber eine Umfrage zeigt, dass 80 % der Vorstandsvorsitzenden der großen US-Konzerne keinerlei Absicht zur Erhöhung ihrer Investitionen haben. Im Gegenteil: 60 % von ihnen wollen sogar weitere Arbeiter entlassen.

      "Bei den Unternehmenspleiten ist ein neuer Rekordwert erreicht", so eine Schlagzeile. In den letzten 2 Jahren waren mehr als die Hälfte aller Hypotheken-Refinanzierungen sogenannte "cash out"-Refinanzierungen. Das heisst, dass der Schuldner einfach seine Hypothek erhöhte und sich das Geld auszahlen ließ, um damit Konsumgüter zu kaufen. Die Hausbesitzer erhöhen ihre Hypotheken jedes Jahr um 13 %, das 4 Mal so schnell wie das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes.

      Diese Leute glauben daran, dass es der Wirtschaft in Zukunft gut gehen wird ... dass ihre Immobilien im Wert steigen werden ... und dass man mit Immobilien niemals Geld verliert. Gott segne sie. Aber ich glaube, dass auch sie noch leiden werden, bevor dieser lange, sanfte Abschwung endlich vorbei ist.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:07:55
      Beitrag Nr. 1.560 ()
      Gold statt Aktien

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Erinnern Sie sich –2002 begann mit schönen Kursgewinnen, die viele Investoren falsche Hoffnung gaben. Am Ende war auch 2002 wieder ein deutliches Verlustjahr. Allerdings nicht für Gold- und Rohstoff-Investoren: Sie konnten sich sehr freuen. Die meisten Rohstoff-Indizes gewannen letztes Jahr rund 22 %, während der S&P 500 ungefähr 22 % VERLOR. Also wenn Sie elegant ein Glas Champagner trinken wollen – dann sollten Sie in Gold investiert haben.

      Trotz der zahlreichen Kritiker hat der Goldpreis letztes Jahr mehr als 20 % zugelegt. Zuletzt kam es allerdings etwas zurück, steht aber immer noch deutlich über der Marke von 340 Dollar. Der Ölpreis bleibt signifikant über der Marke von 30 Dollar.

      Wir stehen jetzt am Anfang eines neuen Jahres – und die Aktien sind immer noch teuer, und die Rohstoffe sind immer noch billig. Aber die meisten Analysten sind schon wieder bullish für den Aktienmarkt – wie sie es meistens sind. Es wird Sie nicht wundern, dass ich nicht zu den Bullen für den Aktienmarkt gehöre. Ich würde ja gerne das Ende des Bärenmarktes und den Beginn eines neuen Bullenmarktes erklären, allerdings sind die Aktien immer noch mit einem durchschnittlichen KGV von rund 30 bewertet. Ein viertes Verlustjahr für den Aktienmarkt wäre alarmierend, aber es wäre nicht unbedingt überraschend.

      Und jetzt ... nach drei Verlustjahren ... dämmert es einigen Investoren langsam, dass Spekulationsgewinne doch nicht so leicht zu erzielen sind. Weil sie gemerkt haben, dass der Aktienmarkt gefährlicher ist, als sie gedacht haben, sind sie vorsichtiger geworden.

      "Die individuellen Investoren beschäftigen sich wieder mit den Risiken – während sie noch vor einigen Jahren nur ein Risiko kannten: Das Risiko, nicht investiert zu sein", so mein Freund Jim Grant. "Die Fehlallokationen der Spekulationsblasen-Ära lasten immer noch auf dem Aktienmarkt und der gesamten Volkswirtschaft, und der S&P 500 hat immer noch kein attraktives Einstiegsniveau erreicht ... dieser Zyklus sollte mit einer überwältigenden Abneigung gegen die zuvor hochgelobten Aktien enden."

      Dieses Zeitalter der Abneigung gegen Aktien, von dem Grant spricht, ist offensichtlich noch nicht da. Hinzu kommt, dass die US-Wirtschaft immer noch mit den Nachwirkungen der Spekulationsblase kämpft. "Was sowohl die Wirtschaft als auch den Aktienmarkt noch belastet, ist ein schwerer Fall eines Post-Spekulationsblasen-Blues", so Alan Abelson vom "Barron`s"-Magazin. "Die Exzesse und die Fehltritte von Vorstandsvorsitzenden und Investment-Profis, die Offenbarung der Gier, die großen Pleiten, die Überkapazitäten – alles Folgen der Spekulationsblase – üben weiterhin einen großen und depressiven Einfluss auf die Stimmung der Investoren und auf die ökonomische Aktivität aus. Bessere Zeiten werden anbrechen, wenn die Stimmung an der Wall Street nach einem finalen Kursrutsch total im Eimer ist. Hey, das könnte 2003 der Fall sein."

      ... Oder vielleicht auch 2004. Ein frohes Neues Jahr nachträglich aus New York!
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:12:23
      Beitrag Nr. 1.561 ()
      Donnerstag, 2. Januar 2003

      Die Dollar-Schwäche

      von Andrew Kashdan

      Die jüngste Stärke des Euro erscheint zunächst unwahrscheinlich – im Kontext der schwachen europäischen Wirtschaftszahlen. Aber wir leben in einer relativen Welt, mit anderen Worten: Die Stärke des Euro ist vielmehr eine Schwäche des Dollar. Und die Faktoren, die den Dollar belasten, sind eindeutig und überzeugend, mehr dazu weiter unten. Meine Prognose: Wir werden noch mehr Euro-"Stärke" sehen.

      Die Wirtschaftslage in Europa scheint täglich schlechter zu werden (wie Sie vielleicht wissen, ist der deutsche Einkaufsmanagerindex zuletzt von 49,0 auf 46,9 Punkte gefallen, was deutlich unter den Erwartungen lag). Und dennoch steigt der Euro weiter gegenüber dem Dollar. Das erinnert daran, dass Devisenkurse durch mehr als durch Wirtschaftswachstum bestimmt werden. Langfristig hängt natürlich alles von Angebot und Nachfrage ab, und ganz langfristig sind wir alle tot. Die USA drucken derzeit Lastwagenweise Geld – genauso viel, wie sich die Banken zu den aktuellen Zinsen von der Fed leihen wollen.

      Währenddessen hängt die US-Wirtschaft von Kapitalimporten aus dem Ausland ab, das Leistungsbilanzdefizit muss finanziert werden. Aber ist es verwunderlich, dass unsere ausländischen Freunde nach der Rede von Ben Bernanke am 21. November (in der er eine mögliche Inflation durch das Anwerfen der Druckerpresse ankündigte) nachdenklich geworden sind?

      Die Differenz beim Zinsniveau zwischen Euroland und den USA unterstützt den Euro, trotz der wirtschaftlichen Probleme der Eurozone. Der Euro wird zusätzlich durch den Verkauf von US-Anlagen durch ausländische Investoren verkauft (hauptsächlich Anleihen), die ihr Vermögen in Euro-notierte Anlagen switchen.

      Obwohl sich die US-Börsen zuletzt gar nicht so schlecht entwickelt haben, verlieren die ausländischen Investoren zunehmend das Interesse. Und angesichts des weiterhin extrem hohen Leistungsbilanzdefizits der USA braucht es nur wenig, um den Dollar weiter fallen und den Euro weiter steigen zu lassen. Der Euro korreliert sehr stark mit der Menge von US-Bonds, die durch europäische Anleger gekauft werden. Und diese Käufe sind zuletzt deutlich zurückgegangen, genauso wie die europäischen Käufe von US-Aktien. BCA Research meint dazu, dass "der langsame Aufwärtstrend beim Euro sich fortsetzen sollte, vorausgesetzt, dass die Europäer weiterhin US-Anlagen meiden werden." Egal, wie sich die europäische Wirtschaft in 2003 entwickeln wird – der Dollar wird unter den gerade beschriebenen Voraussetzungen weiter zurückkommen.

      Es ist kein Geheimnis, dass die Fed den Willen und die Fähigkeit dazu hat, eine neue Inflation zu kreieren. Mr. Greenspan hat es klargemacht, dass er die Druckerpresse wieder heftig anwerfen könnte – ein Phänomen, das Paul McCulley von Pimco so beschreibt: "Wir, das Volk, nutzen unsere kollektiven Kräfte über die Ressourcen, um uns selbst zu schützen." Dieser "Schutz", den McCulley meint, ist eine neue Inflation, die es den Schuldnern erlaubt, ihre Schulden mit weniger wertvollen Dollar zurückzuzahlen. Die Gläubiger hingegen dürften diese Entwicklung nicht ganz sie enthusiastisch begrüßen. "Wir, das Volk" ist eine schöne Formulierung, aber eine monetäre Expansion ist auch immer eine Umverteilung von Reichtum – und keine kollektive Entscheidung zur allgemeinen Vermögensvergrößerung (denn dann wäre es eine sehr leichte Entscheidung!)

      McCulley stimmt auch der Absicht von Bernanke zu, dass "die Fed überlegen könnte, die Zinsen von privaten Anleihen direkt zu beeinflussen." Eine expansive Geldpolitik kann der Wirtschaft manchmal einen starken positiven Schub geben – allerdings mahnt uns die jüngste Geschichte, dies als Allheilmittel zu sehen. Allerdings fällt mir auch auf, dass der sonst eher auf der Bärenseite zu findende Stephen Roach von Morgan Stanley auf steigende Aktienkurse im Zuge einer solchen "Reflationierung" setzt: "Die jüngste Korrektur am Aktienmarkt – nach 8 Wochen steigender Kurse – hat vielleicht eine sehr gute Einstiegsmöglichkeit geschaffen. Ich glaube, dass wir eine lange überfällige Erholung sehen könnten – allerdings nur eine temporäre. Wenn mich das als Bullen qualifiziert, dann sei es so."

      Allerdings hat Roach nicht überraschend seine Zweifel darüber, "ob diese Politik der Reflationierung letztlich funktionieren wird." Er fügt hinzu, dass die Konsumausgaben und der Immobilienmarkt in den letzten Jahren bereits exzessiv geworden sind. Ich schätze die Qualifikation von Stephen Roach als sehr hoch ein, deshalb würde ich seine Meinung nicht als Contra-Indikator sehen. Aber obwohl ich zugeben muss, dass eine Inflation den Aktienkursen einen Push nach oben geben kann (schließlich bezahlen Unternehmen ihre Ausgaben in nominalen Dollar, und die Leute werden etwas von dem neugeschaffenen Geld investieren), fällt es mir immer noch schwer, zu glauben, dass der Aktienmarkt dadurch in einen nachhaltigen Bullenmarkt einschlagen wird. Ich glaube vielmehr, dass von einer "Reflationierung" in erster Linie die Rohstoffpreise profitieren werden – und ich glaube, dass diese Entwicklung gerade erst begonnen hat. Wenn sogar Roach wieder begrenzt bullish wird, stellen Sie sich vor, was der durchschnittliche Investor wieder denkt: "Wow, ich hätte soviel Geld machen können, wenn ich nur Anfang Oktober wieder massiv eingestiegen wäre." Aber Anfang Oktober war das Sentiment (Stimmung) der Investoren auf einem potenziellen Tief.

      Vor ein paar Wochen zitierte ContraryInvestor.com eine Umfrage, derzufolge unmittelbar vor Beginn der Oktober-Rally das Verhältnis von Bären zu Bullen bei 43 % zu 29 % lag. Mittlerweile liegt das Verhältnis bei 50 % Bullen und 25 % Bären. ContraryInvestor.com meint dazu, dass die Investoren Anfang Oktober also falsch lagen – werden sie jetzt richtig liegen?

      Hinzu kommt, dass die Insider sich nicht so verhalten, als ob wir den Boden gesehen hätten. Unternehmens-Insider mögen nicht die besten Mitglieder der Gesellschaft sein, aber auf was man vertrauen kann, ist ihr Selbstinteresse. Wenn sie Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen, dann ist das ein Bullen-Signal. Wenn sie verkaufen, nun, dann könnte das auch nur deshalb sein, weil sie ihre Küche renovieren wollen.

      Wie auch immer – die Masse der Anleger bevorzugt es, wenn die Insider Aktien kaufen.

      Vor diesem Hintergrund wird es den durchschnittlichen Anleger enttäuschen, wenn er sich die Insider-Transaktionen im High Tech-Sektor ansieht. Seit Oktober sind die High Techs deutlich gestiegen – aber die Insider scheint das nicht beeindruckt zu haben. Das "Sell/Buy"-Verhältnis ist in diesem Sektor gestiegen, was bedeutet, dass die Summe der Käufe zurückgeht und/oder die Verkäufe zunehmen. Als dieses Verhältnis Ende 2001 ebenfalls stieg, kam es kurz danach zum Ende der temporären Rally. Obwohl das Verhältnis immer noch unter dem Niveau von damals liegt, könnten Investoren darüber nachdenken, ob sie den Insidern jetzt nicht in ihrem abnehmenden Vertrauen in die eigenen Unternehmen folgen.

      Auf jeden Fall klingt das alles nicht nach einem wirklichen Boden.

      Die wirtschaftlichen Aussichten für die USA sehen so aus: Der Konsens scheint zu sein, dass die monetären und fiskalischen Impulse sich auswirken sollen, was der US-Wirtschaft auf ihren Wachstumspfad zurückhelfen wird. In der aktuellen Jahresausgabe vom "The Economist" mit dem Titel "The World in 2003" schreibt ein Autor, dass "die sensible, stimulative Wirtschaftspolitik und die zugrundeliegende Stärke der Produktivität einmal mehr die amerikanische Wirtschaft vom Rest der Welt positiv absetzen werden." Noch vor einem Jahr schrieb der gleiche Autor unter Berücksichtigung der damals vorhandenen wirtschaftlichen Ungleichgewichten, dass "die amerikanische Wirtschaft bis zum Jahresende 2002 wieder auf einen Wachstumspfad eingeschlagen haben wird ... mit einer klassichen `V`-Erholung (schneller Aufstieg nach der Rezession)." Lassen Sie uns hoffen, dass sich seine Prognosefähigkeit dieses Jahr verbessert hat.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:19:03
      Beitrag Nr. 1.562 ()
      Lebensversicherer in der schwersten Krise seit langem"

      "map-report": Branche verzinst Guthaben im Schnitt nur noch mit 4,79 Prozent - Ungünstige Zinsentwicklung drückt auf Garantiezins
      maf Frankfurt - "Die Lebensversicherung befindet sich in der größten Krise der Nachkriegsgeschichte." Zu diesem Ergebnis gelangt der Branchendienst "map-report" in seiner aktuellen Ausgabe mit dem Schwerpunkt Lebensversicherungen. Im Branchenschnitt werden die Kundenguthaben im Jahr 2003 nur noch mit 4,79 % verzinst. 2002 waren es noch 6,13 %, im Boomjahr 1999 sogar 7,25 %. Aufgrund der rückläufigen Zinsentwicklung ist es laut "map-report" an der Zeit, über eine weitere Senkung des Garantiezinses nachzudenken ...
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:29:17
      Beitrag Nr. 1.563 ()
      30.12.2002



      D I E M A L I K - K O L U M N E

      Von Opportunisten und Wendehälsen
      Diese Seite



      Von Fredmund Malik

      Viele Berater, Trainer, Wissenschaftler und Journalisten haben den Börsen- und Internetboom zur Blase hochgejubelt, um diese nach ihrem Platzen postwendend zu verteufeln. Anleger und Unternehmen sollten nicht erneut auf sie hereinfallen.

      Selten waren die politischen Rahmenbedingungen für das Wirtschaften günstiger, als in den letzten Jahren - niedrige Zinsen, günstige Wechselkurse besonders für Europa, eine im Kern wirtschaftsfreundliche Grundstimmung, neue Freiheiten durch Deregulierung und neue Horizonte durch Globalisierung.


      © mm.de


      Management-Guru: Fredmund Malik


      Die Freiheiten haben zu einem krassen Mangel an Maßstäben und Augenmaß geführt und sie haben zu viele falsche Leute an zu hohe Positionen gebracht und dort zu lange fuhrwerken lassen. Dies wiederum hat es deren inkompetenter Entourage ermöglicht, ihren destruktiven Einfluss zu lange auszuüben.

      Diese Börsen- und Wirtschaftskrise hätte nicht eintreten müssen. Sie wäre - zumindest in diesem Ausmaß - nicht möglich gewesen ohne inkompetente Consultants und Trainer, unfähige Journalisten und inkompetente Leute aus dem akademischen Bereich, auch wenn es, daran soll kein Zweifel bestehen, die Manager selbst sind, die die Verantwortung haben.

      Wer Stock Options für Manager fordert, ist naiv

      Das einzig Gute an der eingetretenen Entwicklung ist, dass man die Inkompetenz jetzt ganz leicht erkennen kann. Sie ist überall dort gegeben, wo die Modewellen und Irrlehren der 90er Jahre entstanden und lauthals in die Welt getragen wurden. Daher ist zu empfehlen, zur Vermeidung weiteren Schadens immer nachzusehen, welche Meinungen jemand in den zurückliegenden Jahren vertreten hat und wie er sich heute rechtfertigt.

      Wer die New Economy hochgejubelt hat, versteht nichts von Wirtschaft. Wer Shareholder Value und Börsenwertsteigerung propagierte, hat gefährlich wenig Ahnung von richtiger Unternehmensführung. Wer Stock Options für Manager forderte, ist naiv, weil er glaubte, an der Börse zeige sich die unternehmerische Leistung. Die meisten E-Business-Apostel sind Träumer und Phantasten. Leute, die bei den Gründerwettbewerben dabei waren, von Business Models, Business Angels und Money Burnrate faselten, sind Ignoranten. Wer den Unfug von einer ewig steigenden Börse vertrat, ist historisch ungebildet oder latent betrügerisch.

      Dummheit sollte angeprangert werden

      Es ist zu erwarten, dass eine große Zahl von Leuten, die in diese Kategorien fallen, ihre Meinungen wie die Hemden wechseln und so tun, als hätten sie es immer schon besser gewusst, nie Unsinn vertreten und früh gewarnt. Sie werden ihre Fahnen nach dem Winde drehen und hoffen, dass niemand auf die Idee kommt, ihren früheren Blödsinn zu recherchieren. Sie sind meistens nicht nur inkompetent sondern auch opportunistische Wendehälse.

      Man sollte solchen Typen keine Chance geben, gleichgültig welche Titel, Ränge, Statussymbole und Funktionen sie haben. Dummheit ist zwar nicht strafbar, aber man kann sie decouvrieren und anprangern. Vor allem sollte jene Dummheit gesellschaftlich geächtet werden, die nicht einem prinzipiellen Mangel an geistigen Fähigkeiten entspringt, sondern einem Mangel an Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt. Das ist nicht ganz leicht, wenn diese Art der Dummheit in der beeindruckenden Maske des Experten auftritt, mit der Pose der Unfehlbarkeit vorgetragen und Kritik mit dem Pathos der Empörung erwidert wird. Man kann sich nicht - pseudosportiv - davonmachen mit "Business ist Business". Professionals haben eine spezielle Verantwortung: "Primum non nocere" - niemals wissentlich schaden, ist die ethische Maxime, die Peter F. Drucker aus dem 2500 Jahre alten hippokratischen Eid der Ärzte heraushebt. Wem das Wissen mangelt, ist inkompetent; wer es hatte und trotzdem mitmachte, ist verantwortungslos.

      "Freiheit und intellektuelle Verantwortung"

      Der Philosoph Karl Popper - ich halte ihn für den wichtigsten - hat 1989 in St. Gallen einen Vortrag über "Freiheit und intellektuelle Verantwortung" gehalten. Sein Fazit ist, dass die Intellektuellen getreu der Maxime von Sokrates bescheiden sein, wissen und zugeben müssen, wie wenig wir wissen.

      Die philosophische Einsicht ist aber nicht genug. Es braucht praktisches Handeln: Führer aller Organisationen müssen heute auch die Aufgabe und Verantwortung übernehmen, unbescheidenen Intellektuellen keine Plattform zu bieten, von wo aus sie Schaden anrichten können, und sie müssen den Mut haben, sie zu entfernen - aus Stabsorganisationen, Redaktionsteams, Beraterlisten und aus dem Ausbildungsbereich. Wenn man die entsprechenden Budgets halbiert, den geistigen Schrott entsorgt und die zweite Hälfte vernünftig einsetzt, hat man eine Vervierfachung der ökonomischen Wirksamkeit: Für die halben Kosten die richtigen Inhalte, keinen Schaden mehr durch Unfug und die Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit für die Mitarbeiter. Kann man Werte besser steigern?

      manager-magazin
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:44:30
      Beitrag Nr. 1.564 ()
      Vertrauensschwund – Spitzenmanager kaufen immer weniger „eigene“ Aktien

      Investoren beunruhigt: „Wir wollen sehen, dass sie auch das essen, was sie kochen“ – Bill Gates das siebte Jahr in Folge größter Insider-Verkäufer


      New York - Spitzenmanager haben offenbar immer weniger Vertrauen in das eigene Unternehmen. Das Volumen der Insiderkäufe in den USA fiel im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent auf 2,64 Mrd. Dollar. Damit haben Vorstandsmitglieder und Führungskräfte 2002 so wenig Aktien von US-Unternehmen gekauft, wie seit sechs Jahren nicht mehr. Das geht aus den Untersuchungen von Washington Service hervor.


      Einige Investoren sind der Ansicht, die nachlassende Kaufbegeisterung der Insider spreche dafür, dass es für die Aktien im Standard & Poor‘s 500 auch 2003 weiter bergab gehen werde. Im abgelaufenen Jahr rutschte der S&P-500-Index 23 Prozent nach unten. „Das Umfeld fördert nicht gerade das Vertrauen“, betont Timothy Connors, Chef-Analyst bei Delaware Investments Inc. in Philadelphia: „Die Gesamtwetterlage ist schlecht, wenn man die Lage im Irak, die Wirtschaft und die Ausgaben für Technologie betrachtet.“


      Investoren werten Insiderkäufe als Vertrauensbeweis in das eigene Unternehmen und seine Zukunftsaussichten. Auch zur Motivierung des Managements kann ein solcher Schritt von Bedeutung sein. „Wann immer sie ihr eigenes Sparschwein schlachten, um ihre Ersparnisse einzubringen, ist das ein gutes Zeichen“, erläutert Matthew Kaufler, Vermögensverwalter bei Clover Capital Management in Pittsford: „Wir wollen sehen, dass sie auch das essen, was sie kochen.“


      Insiderkäufe sind im Gesamtjahr rückläufig gewesen, nachdem sie in den ersten sechs Monaten des Jahres noch 8,3 Prozent gestiegen waren. Im September nahm die Zahl der Aktienverkäufe von Insidern stark zu. Nach Angaben des Argus Vickers Weekly Insider Report kamen in den letzten acht Wochen durchschnittlich 2,3 Verkäufer auf einen Käufer. Normalerweise kommen zwei Verkäufer auf einen Käufer. „Im September sind die Aktienverkäufe von Insidern abrupt auf ein dramatisches Niveau gestiegen“, erklärt David Coleman, von Argus Vickers Weekly.


      Die Insiderverkäufe waren 2002 das zweite Jahr in Folge rückläufig. Insgesamt erreichten die Verkäufe ein Volumen von 31,9 Mrd. Dollar. Das sind 32 Prozent weniger als 2001 mit einem Gesamtvolumen von 46,6 Mrd. Dollar. Investoren zufolge spiegelt das geringere Volumen den Kurseinbruch an den Aktienmärken wider. So sackte der Nasdaq seit seinem Höchststand im Jahr 2000 74 Prozent ab. In dem Jahr hatten Insider Aktien im Volumen von 80,1 Mrd. Dollar verkauft.


      Investoren führen die Vorsicht der Führungskräfte vor allem auf die Unternehmensgewinne zurück. Die Gewinne der Unternehmen im S&P-500-Index sind nach Angaben von Thomson First Call im abgelaufenen Jahr 1,4 Prozent gestiegen. Im Vorjahr waren sie 17 Prozent gefallen. Da die Aktienkurse immer weiter fallen, bleiben immer mehr Optionen unter dem Preis, zu dem die Führungskräften sie ausüben können, um Aktien zu kaufen. Optionen sind in den letzten zehn Jahren als Gehaltsbestandteil immer beliebter geworden.


      Die größten Käufer waren 2002 Chairman Stephen Wynn von Wynn Resorts und Chairman Richard Rainwater von Crescent Real Estate Equities. Wynn kaufte im Oktober beim Börsengang des Casino-Betreibers 5,58 Mio. Aktien für insgesamt 72,5 Mio. Dollar. Vor dem IPO musste der Börseneinführungspreis für die Aktien von 23 Dollar auf 13 Dollar gesenkt werden, da sich der Bau eines Casinos von Wynn Resorts in Las Vegas verzögert. Größter Verkäufer war das siebte Jahr in Folge Bill Gates, der Aktien von Microsoft im Gesamtwert von 2,14 Mrd. Dollar verkaufte. Bloomberg




      Artikel erschienen am 3. Jan 2003
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 01:47:26
      Beitrag Nr. 1.565 ()
      Charttechniker warnen vor Aktien-Euphorie

      Erwartungen an das neue Jahr sind niedrig gesteckt – Zuviel Optimismus am Markt stimmt die Analysten skeptisch


      von Beatrix Wirth

      Berlin - Einen schöneren Jahresauftakt hätten sich die Börsianer nicht erträumen können. Die kräftigen Zugewinne sämtlicher Weltleitindizes am ersten Handelstag 2003 ließen Privatanleger aufatmen – und Aktienstrategen frohlocken. Schließlich passt das Kursplus in das positive Bild, das die Mehrheit der fundamental orientierten Experten vom neuen Börsenjahr gezeichnet hat. Mindestens 3800 Punkte beim Dax, mehr als 1000 Zähler beim amerikanischen S & P-500 lauten die durchschnittlichen Kursziele für das Jahresende laut aktuellen Umfragen. Prognosen, die allerdings im Lager der Chartisten keinen Widerhall finden.


      Die technisch orientierten Analysten geben sich weitaus zurückhaltender bei ihrem Ausblick auf 2003. „Ein weiteres schlechtes Aktienjahr liegt vor uns“, warnt sogar Wieland Staud von Staud Research, der zu der Minderheit gehört, die für die zurückliegenden zwölf Monate eine negative Dax-Performance vorausgesagt hatte. „Die unglaublichen Vertrauensverluste und die massiven Kursabschläge machen es wahrscheinlich, dass die Rückkehr zu Verhältnissen wie in den Neunzigern sehr, sehr viel Zeit brauchen wird.“ Staud geht davon aus, dass der Dax 2003 deutlich unter seinem Durchschnittswert und wahrscheinlich auch unter 3000 Punkten beschließen wird; im Jahresverlauf hält er einen Fall unter 2000 Zähler für vorstellbar. Auch Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus & Burkhardt sieht aktuell keinen Anlass, den Markt neu zu bewerten. „Der Bärenmarkt ist intakt“, sagt er und ergänzt, dass sich der Dax wohl sehr volatil in einer weiten Trading-Range bewegen und unter der 3800-Punkte-Marke bleiben werde.


      Ausgerechnet der offensichtliche Optimismus vieler Marktteilnehmer stimmt die Charttechniker skeptisch. „Gerade in den USA ist die Stimmung unter den institutionellen Anlegern extrem bullish“, sagt Schilbe. „In so einer Situation hält die Aufwärtsbewegung der Börsen meist nicht mehr lange an.“ Die positive Haltung spreche für mutige Zukäufe am Jahresanfang – aber gegen eine nachhaltige Trendwende, meint auch Staud.


      Doch nicht nur die technischen Indikatoren, auch die Chartbilder der Indizes selbst wecken bei den Experten Bedenken. Sowohl der Dax als auch der Euro-Stoxx-50 und der S & P-500 bewegen sich unter sämtlichen Tagesdurchschnittlinien und haben massive Widerstände vor sich. „Der Dax muss sich nun schnell wieder über der 3000er Marke etablieren, sonst droht im Extremfall ein Fall bis auf 2519 Punkte“, erläutert Schilbe. Die nächsten markanten Hürden taxiert er bei 3235 und 3443 Zählern. Die Prognose für den Euro-Stoxx-50 sieht laut Schilbe etwas besser aus, da das europäische Blue-Chip-Barometer anders als der Dax nicht unter seine entscheidende Unterstützung bei 2380 Punkten gefallen sei. Dies biete dem Index die Chance, ohne größere Probleme bis 2660 Zähler zu laufen. Gegen allzu optimistische Erwartungen spreche allerdings wiederum das schlechte Chartbild des US-Aktienmarktes, das den Trend auch in Europa bestimme. So halten sowohl Schilbe als auch Staud beim S & P-500 die Überwindung des nächsten Widerstandes bei 960 Punkten – einer so genannte Nackenlinie aus einer Topbildung – für extrem schwierig. „Da müsste, noch dazu beim herrschenden Optimismus, schon ein kleines Wunder passieren“, meint Staud. Der Index sei bereits im August und im November vergangenen Jahres an dieser Hürde gescheitert.

      Doch muss die Diagnose der Charttechniker die Anleger nicht verzagt stimmen. „Die aktuelle Situation bedeutet nicht, dass es keine Kaufgelegenheiten gibt“, so Schilbe. „Nur ist das Umfeld keinesfalls geeignet für eine Buy-and-Hold-Strategie.“ Staud erwartet trotz seiner grundsätzlich pessimistischen Einstellung einen „Erholungsschub“ des Dax bis 3800 Zähler. Zudem ist er überzeugt, dass sich die Durststrecke für Aktionäre ihrem Ende zuneigt: „Mit großer Wahrscheinlichkeit erreicht der Dax 2003 die Tiefs der Baisse.“


      Artikel erschienen am 3. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 03.01.03 01:51:12
      Beitrag Nr. 1.566 ()
      Längere Durststrecke für Lebensversicherte

      Überschussbeteiligung fällt im Schnitt auf unter 4,8 Prozent – Börsenaufschwung allein brächte kaum rasche Besserung


      von Thomas Exner

      Berlin - Die Bilanz ist noch schlechter als befürchtet. Bislang ging der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von einer Absenkung der durchschnittlichen Überschussbeteiligung der Lebensversicherer auf rund fünf Prozent aus. Auch dies wäre für die Kunden ein harter Einschnitt gewesen, denn 2002 hatte die Rendite im Schnitt klar über sechs Prozent betragen. Doch die Realität ist offenbar noch düsterer. Nach Berechnungen des Branchendienstes Map-Report ist die Gewinnbeteiligung von 76 befragten Lebensversicherern für 2003 auf 4,79 Prozent gefallen. Dies ist der geringste Wert seit mindestens drei Jahrzehnten. Und Hoffnung auf rasche Besserung gibt es kaum. „Die Anleger müssen sich für mindestens drei Jahre auf dieses niedrige Renditeniveau einstellen. Realistischer ist sogar ein Zeitraum von fünf bis sieben Jahren“, prognostiziert der Herausgeber von Map-Report Manfred Poweleit.


      Selbst ein Anstieg des Dax auf beispielsweise 4000 Punkte würde nach Einschätzung Poweleits kurzfristig kaum Spielräume für wieder anziehende Versicherungsrenditen geben. „Bei der Festlegung der Überschussbeteiligung spielt eben nicht nur die Entwicklung des Aktienmarktes eine Rolle, sondern auch das Geschehen am Renten- und Immobilienmarkt, die Reservesituation der Gesellschaft und die Erwartungen über die zukünftigen Markttendenzen“, umreißt Christoph John von der Allianz Leben das Bündel an Entscheidungsfaktoren. Der deutsche Branchenführer würde nach eigener Aussage eine nachhaltigen Verbesserung der Ertragssituation bei den Kapitalanlagen zwar an die Kunden weitergeben. „Wir gehen aber davon aus, dass es auf absehbare Zeit keinen Anpassungsbedarf nach unten oder oben geben wird“, so John.


      Anders als bei der Allianz, die zuletzt immer noch eine Aktienquote von 16,7 Prozent hatte, tendiert der Anteil der Dividendenpapiere bei einigen anderen Gesellschaften inzwischen gegen Null. Sie würden von einem möglichen Aufschwung am Aktienmarkt zunächst also sowieso nicht profitieren. Zudem müssten die meisten Versicherer bei einer Erholung des Marktes erst einmal ihre durch den Kursverfall im Anlagevermögen schlummernden „stillen Lasten“ abbauen, heißt es bei der Provinzial Nord. Der norddeutsche Versicherer, der in der Vergangenheit mit überdurchschnittlich hohen Überschussbeteiligungen aufwarten konnte, zählt wegen seiner zeitnahen Ausschüttungspolitik im Jahr 2003 zu den Gesellschaften mit der stärksten Renditeabsenkung.


      „Entscheidend für die weitere Entwicklung ist ohnehin der Zinstrend am Rentenmarkt“, konstatiert Poweleit. Denn die meisten Assekuranzen haben 70 bis 80 Prozent ihrer Kapitalanlagen in festverzinsliche Papiere investiert. Erst wenn die Umlaufrendite öffentlicher Wertpapiere wieder deutlich über fünf Prozent liege, sei eine Wende bei den Überschussbeteiligungen zu erwarten, meint der Map-Report-Herausgeber. Dennoch bleibt die Lebensversicherung für ihn ein sehr interessantes Produkt: „Wo gibt es sonst solche Renditen bei vergleichbarer Sicherheit? Es ist schon kurios: Ausgerechnet zum Zeitpunkt ihrer tiefsten Krise ist die Lebensversicherung die attraktivste Anlage.“


      Und langfristig am leistungsfähigsten sind dabei nach Poweleits Einschätzung ausgerechnet die Versicherer, die in diesem Jahr ihre Überschussbeteiligung am stärksten absenken mussten wie etwa die VGH oder die Provinzial Nord. Denn bei einer zeitnahen Gutschrift erwirtschafteter Erträge wächst das Guthaben schneller an als bei Gesellschaften, die hohe Bewertungsreserven aufbauen. Poweleit: „Eine Rendite von vier Prozent auf einen größeren Kapitalstock kann eben mehr sein als eine fünfprozentige Überschussbeteiligung auf ein geringeres Kapital.“


      Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hätte sich in Einzelfällen sogar eine noch stärkere Absenkung der Überschussbeteiligungen gewünscht – auch im Interesse der Kunden. „Denn den Versicherten müsste eigentlich vor allem an der wirtschaftlichen Stabilität ihrer Gesellschaft gelegen sein“, so BaFin-Sprecherin Sabine Lautenschläger.


      Rigoros vorgehen will die Behörde jedoch gegen solche Unternehmen, die ihre abgeschmolzenen Überschussbeteiligungen nun in der Kundenwerbung durch die Einrechnung von Schlussgewinnanteilen zu schönen versuchen. „Wir verlangen Transparenz für die Versicherten“, erklärt die BaFin-Sprecherin. „Ermittlungen gegen die entsprechenden Gesellschaften laufen bereits.“


      welt.de
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      schrieb am 03.01.03 02:27:28
      Beitrag Nr. 1.567 ()
      zu 1555

      vorab: bluemoons sammlung ist lesenswert.

      nundenn zu 1555...

      bandaffen..........so werden im hiesigen raum die beschäftigten von vw genannt.
      (von jenen bandaffen zähle ich mehrere zu meinen bekannten)
      man muß sich das auf der zunge, besser im hirn "zergehen"
      lassen......bandaffen..! woher kümmet solch ein titel für
      "meine" (unsere) nachbarn oder bekannten???
      recht simpel eigentlich die antwort: ...neid...!
      es geht um besitzstände, um privilegien um die vom autor
      des artikels benannten "haltelinien", wo immer sie auch liegen mögen.
      "im werk"... das ist der tenor, der noch immer die "qualität" definiert, die den antwortenden über (fast)jeden nach der stätte seiner tätigkeit fragenden erhebt.
      persönlich freue ich mich mit sicherheit über den wohlstand meiner bekannten und nachbarn, warum auch nicht,
      nur bin ich als arbeitgeber für 15 leute nicht gerade unglücklich darüber, daß auch vw nicht umhin kommen wird,
      die aus tatsächlich wohl deutlich besseren zeiten stammenden luxuriösen arbeitsvergütungen in jeder form den normalen bedingungen anzupassen.
      warum das so ist, brauche ich wohl kaum zu erläutern.
      wenn ich also solcherlei artikel(wie den aus 1555) lese, dann kann ich mitunter den beweggrund für die schöpfung derartiger titel wie "bandaffe" nachvollziehen.....

      gruß
      bbe (der wohl gerade nicht mehr so recht weiß, was er eigentlich sagen wollte, was wiederum aber auch nicht so ganz schlimm ist...erfolgreiches 2003 für euch alle!)
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 02:30:43
      Beitrag Nr. 1.568 ()
      zu 1555

      vorab: bluemoons sammlung ist lesenswert.

      nundenn zu 1555...

      bandaffen..........so werden im hiesigen raum die beschäftigten von vw genannt.
      (von jenen bandaffen zähle ich mehrere zu meinen bekannten)
      man muß sich das auf der zunge, besser im hirn "zergehen"
      lassen......bandaffen..! woher kümmet solch ein titel für
      "meine" (unsere) nachbarn oder bekannten???
      recht simpel eigentlich die antwort: ...neid...!
      es geht um besitzstände, um privilegien um die vom autor
      des artikels benannten "haltelinien", wo immer sie auch liegen mögen.
      "im werk"... das ist der tenor, der noch immer die "qualität" definiert, die den antwortenden über (fast)jeden nach der stätte seiner tätigkeit fragenden erhebt.
      persönlich freue ich mich mit sicherheit über den wohlstand meiner bekannten und nachbarn, warum auch nicht,
      nur bin ich als arbeitgeber für 15 leute nicht gerade unglücklich darüber, daß auch vw nicht umhin kommen wird,
      die aus tatsächlich wohl deutlich besseren zeiten stammenden luxuriösen arbeitsvergütungen in jeder form den normalen bedingungen anzupassen.
      warum das so ist, brauche ich wohl kaum zu erläutern.
      wenn ich also solcherlei artikel(wie den aus 1555) lese, dann kann ich mitunter den beweggrund für die schöpfung derartiger titel wie "bandaffe" nachvollziehen.....

      gruß
      bbe (der wohl gerade nicht mehr so recht weiß, was er eigentlich sagen wollte, was wiederum aber auch nicht so ganz schlimm ist...erfolgreiches 2003 für euch alle!)
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 18:12:52
      Beitrag Nr. 1.569 ()
      Städte in größter Krise seit 1949
      Warnung vor Finanzkollaps

      rek.

      BERLIN, 2. Januar. Städte und Gemeinden stecken nach eigener Einschätzung in der tiefsten Finanzkrise seit Gründung der Bundesrepublik. "Die Kommunen stehen vor der wirtschaftlichen und sozialen Katastrophe", warnte am Donnerstag der Präsident des Städte- und Gemeindebundes, der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm. Die Einnahmen befänden sich " im freien Fall". Hatten die Kommunen im Jahr 2000 noch ein leichtes Plus von 1,9 Milliarden Euro in den Kassen, so sei für dieses Jahr ein Minus von acht Milliarden Euro zu erwarten. Eine Stadt wie Bautzen etwa habe durch die hohe Arbeitslosigkeit und die drastisch gesunkene Gewerbesteuer 52 Prozent ihrer Einnahmen verloren.
      Für den Bürger bedeute dies, dass er auf kommunale Dienstleistungen verzichten müsse, betonte Schramm. Für Büchereien, Vereinsförderung, Jugendarbeit sowie für Erhaltung und Ausstattung von Schulen sei kein Geld mehr da. Personalkosten und Sozialhilfe würden zunehmend durch Kredite finanziert. Schramm forderte vom Bund 10 Milliarden Euro Soforthilfe. (rek.)

      Quelle: Berliner Zeitung 03.01.
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 19:21:40
      Beitrag Nr. 1.570 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei…

      Von Claus Vogt

      Dax
      Der Dax hat seine November-Hochs knapp vier Wochen später ganz knapp überschritten und ist danach wieder auf die wichtige Unterstützung bei 3000 Zählern zurückgefallen. Ein weiterer Anlauf nach oben ist in Analogie zu den US-Börsen natürlich möglich. Da die Bearmarket-Rallye jetzt aber vier Wochen älter ist als bei unserer letzten Chartbesprechung, halten wir das Risiko für deutlich größer. Einen weiteren Anstieg betrachten wir als klare Verkaufsgelegenheit. Wir erwarten im ersten Quartal 2003 mindestens einen Test der Oktober-Tiefs (2500), befürchten aber eine Unterschreitung. Wie schon letzten Monat gesagt, sollten Schlußkurse unter 3000 Zählern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zur Glattstellung von bestehenden Positionen genutzt werden.

      Nikkei
      Wir sehen in der Kursbewegung seit Oktober 2002 eine Konsolidierung im Abwärtstrend und erwarten einen baldigen Ausbruch nach unten. Die aus den Jahren 1981/82 stammende Widerstandszone verläuft zwischen 6800 und 8000 Punkten.

      Gold
      Gold hat seine halbjährige Konsolidierung in einer dynamischen Bewegung nach oben abgeschlossen und befindet sich jetzt in der Nähe der von uns immer wieder als langfristig außerordentlich wichtig hervorgehobenen Marke von 340 US-Dollar. Die Konsolidierungsformation läßt auf einen erfolgreichen Ausbruch über dieses Niveau schließen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, am Beginn eines mehrjährigen Bullenmarktes zu stehen, ganz erheblich.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 19:29:31
      Beitrag Nr. 1.571 ()
      Konjunktur
      Der Verbraucher im Stimmungstief


      Die Verbraucher in Deutschland blicken pessimistisch in das neue Jahr und dämpfen damit Hoffnungen auf eine stärkere Binnenkonjunktur. Vor allem die höheren Steuern, der schwache Arbeitsmarkt und der drohende Krieg im Irak drücken die Stimmung der Konsumenten. Das geht aus einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor.

      Der von der GfK berechnete Konsumklimaindikator sank im Januar auf 4,5 Punkte nach 5,1 Punkten im Dezember. Volkswirte erwarten, dass die Bürger frühestens zum Jahresende wieder mehr konsumieren und der private Verbrauch 2003 damit eher die Konjunktur bremsen wird. Angesichts der Konsumflaute senkte der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) seine Umsatzprognose und erwartet für 2003 nun ein Umsatzminus von nominal 1,5 Prozent.

      Konsum bremst auch 2003 die Konjunktur

      Volkswirte sehen keine baldige Besserung der Verbraucherstimmung. „Es ist auch schwer, etwas optimistisches zu sehen", sagte Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin. „Vom Arbeitsmarkt gibt es keinen Lichtblick, wir haben die Irak-Frage und drohende Streiks.“ Rainer Schmidt vom Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) sagte schon für Januar einen Anstieg der Arbeitslosenzahl auf über 4,5 Millionen Arbeitslose voraus.

      Manuela Preuschl von der Deutschen Bank rechnet frühestens zum Jahresende mit einem Anziehen des Konsums, auf den rund 60 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts entfallen. „Ein richtiger Schub wird erst einsetzen, wenn die Beschäftigung wieder zunimmt und Steuererleichterungen kommen", sagte die Analystin. GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl warnte, Streiks im öffentlichen Dienst könnten die Stimmung weiter belasten. Das Konsumklima werde sich vor Mitte des Jahres kaum verbessern. Einzig die stabile Preisentwicklung in Deutschland mit Inflationsraten von rund einem Prozent könnte stabilisierend auf die Konsumneigung wirken.

      Pessimistische Verbraucher planen Verzicht

      Aus der Dezember-Umfrage zog Bürkl das Fazit: „Der Pessimismus der Konsumenten hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung hielt an.“ So gab der Teilindikator für die Konjunkturerwartungen gegenüber November um 0,8 Punkte auf nun minus 26,5 Punkte nach. Eine leichte Verbesserung verzeichnete die GfK bei der Bereitschaft der Verbraucher zum Kauf langlebiger Güter wie Kühlschränke oder Autos. Dieser Teilindikator lag mit minus 42 Zählern jedoch immer noch nahe seinem Umfragetief bei minus 55,4 Punkten im November. Befragt nach ihrem erwarteten zukünftigen Einkommen äußerten sich die Verbraucher etwas weniger skeptisch als im November. Die Einkommenserwartungen stiegen im Dezember auf minus 21,4 Punkte nach einem Neun-Jahrestief von minus 24,5 Punkten im November.

      Einer im Auftrag des Finanzdienstleisters AWD durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa
      zufolge rechnen 60 Prozent der Befragten 2003 mit weniger Geld in der Haushaltskasse als im vergangenen Jahr. 81 Prozent wollten vor allem beim täglichen Konsum sparen und 62 Prozent wollten weniger für Urlaub ausgeben, teilte AWD am Freitag mit.

      Einzelhandel rechnet mit schwierigem Jahr

      Die Reiseveranstalter haben bereits reagiert und ihre Preise gesenkt. Trotz größtenteils steigender Kosten seien die Angebote im Schnitt um acht bis 20 Prozent günstiger kalkuliert, sagte Christian Boergen vom Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverband (DRV). Der Einzelhandel zeigte sich nicht überrascht von den Umfragen. „Das entspricht unseren Erwartungen", sagte Holger Wenzel, Hauptgeschäftsführer des HDE. Der Verband senkte seine Prognose für das laufende Jahr erneut und erwartet nun ein nominales Umsatzminus von 1,5 statt minus 0,5 Prozent.

      Die trüben Aussichten für den Konsum belasteten auch die Aktienkurse von Einzelhandelskonzernen wie Metro und
      Karstadt-Quelle. „Der GfK-Konsumklimaindikator zeigt, dass es noch keine Entwarnung für den Konsum in Deutschland gibt. Deswegen werden sich Einzelhandelsaktien weiter unterdurchschnittlich entwickeln", sagte Volker Bosse, Analyst der Hypo-Vereinsbank.


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      Avatar
      schrieb am 03.01.03 19:54:30
      Beitrag Nr. 1.572 ()
      Engelbert Hörmannsdorfer

      Vorsicht vor diesem Jahresauftakt

      Vermutlich haben Sie jetzt alle die üblichen Jahreszusammenfassungen über die Börse gelesen: Überraschenderweise doch ein drittes tiefrotes Börsenjahr in Folge (das Anfang letzten Jahres fast niemand erwartete), keine Jahresend-Rallye im Dezember, -45% beim Dax, kein Dax-Wert mit einem Jahresplus, unter den Jahresgewinnern erst auf Platz 10 ein Neuer Markt-Titel, Gold als Überraschungssieger usw. usw.

      Nun mehren sich die Stimmen, wonach (wie üblich) das neue Jahr wieder besser wird. Schliesslich gab es in der Geschichte noch keine Baisse in vier aufeinanderfolgenden Jahren hintereinander. Der furiose Jahresauftakt mit einem Dax-Plus von über 7% lässt die Bullen wieder tanzen. Aber darauf zu bauen, wäre genauso töricht, als wie wenn Sie im Spielcasino darauf wetten würden, dass nach dreimal rot nun definitiv schwarz käme.

      Sicher ist lediglich: Das kapitalistische System neigt zu Übertreibungen – nach oben sowie nach unten. Und deshalb glaube ich, ist es auch letztendlich möglich, dass nach dreimal rot auch noch ein viertes Baisse-Jahr droht. Auch wenn sich bisher in der Geschichte kein Vergleich finden lässt. Schliesslich wurden in den letzten Jahren eine Menge populäre Marktgesetze der Lächerlichkeit preisgegeben. Das Problem meiner Meinung nach: Irgend etwas ist anders als in anderen Jahren. Vor allen hier bei uns in Deutschland. Der Dax-Abschlag ist weltweit der grösste von einem bedeutenden Index. Ich denke, wir haben u.a. hier eine ungelöste Struktur- und Wirtschaftskrise. Das Ausland hat das erkannt, und zeigt uns deshalb die kalte Schulter.

      Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Übertreibungen nach unten zumindest vorübergehend ihr Ende finden. Sollten wir demnächst noch mal die Tiefs von 2002 ausloten, hätten wir einen Doppelboden gebildet, der viele wieder hoffen lässt. Zwar wird dann kein neuer langfristiger Bullenmarkt beginnen. Langfristig müssen wir uns wohl eher auf japanische Verhältnisse einstellen. Aber 2003 braucht uns das (noch) nicht zu interessieren.

      Engelbert Hörmannsdorfer


      03.01.2003
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 20:01:24
      Beitrag Nr. 1.573 ()
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 20:04:24
      Beitrag Nr. 1.574 ()
      03.01.2003
      MALIK AKTUELL
      Jahresrückblick und -vorschau


      - Expertenprognosen für 02 falsch
      - vermutlich auch für 2003
      - falsche Modelle
      - Orientierung



      Das Jahr ist im wesentlichen so verlaufen, wie ich es in diesen Kolumnen immer wieder vorhergesagt und beschrieben habe. Zahlreichen Leserzuschriften darf ich entnehmen, dass ich mit meinen Hinweisen vielen geholfen habe, sich zu orientieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist mir das wichtigste. Dazu habe ich diese Kolumne eingerichtet.

      Experten liegen falsch
      Die von vermeintlichen Experten grossmehrheitlich in der Öffentlichkeit seit Jahresbeginn 2002 vertretenen Prognosen haben sich als falsch erwiesen. Weder gab es eine Konjunkturerholung noch einen Börsenaufschwung. Das Gegenteil ist Tatsache - Konjunktur und Börse sind miserabel. Der Dezember 02 war für die US-Börse der schwächste seit 1931.

      Mit wenigen Ausnahmen haben die "Spezialisten" aus der Banken- und Börsenwelt nicht einmal das Vorzeichen der Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2002 richtig erkannt, ganz zu schweigen davon, dass sie eine Analyse zu bieten hätten, die für unternehmerische Entscheidungen brauchbar wäre. Die Prognosen sind auch für 2003 mehrheitlich positiv. Meine Auffassung ist, dass sie genau so falsch sind, wie die für das vergangene Jahr.

      Falsches Modell; falsche Annahmen
      Die grosse Mehrheit der Leute, die sich zu Wirtschaft und Börse äussern, geht von einem falschen Grundmodell aus. Die Basisannahmen, die sie in ihrem Denken zugrundeliegen, sind falsch. Ich werde in kommenden Ausgaben auf die wichtigsten Aspekte näher eingehen.

      Orientierung
      Die Eckwerte für das kommende Jahr habe ich in den zwei Kolumnen am 30. 11. und am 8. 12. 02 festgehalten. Bisher habe ich keinen Grund, davon abzuweichen. Sollten sich Gründe ergeben, die Lage zu überdenken und neu zu bewerten, werde ich die Ergebnisse zeitgerecht an dieser Stelle publizieren. Bis dahin sollten die definierten Orientierungspunkte helfen, einen klaren Blick in höchst unübersichtlichen Zeiten zu haben und darauf gestützt richtige Entscheidungen zu treffen.

      Ich wünsche allen Lesern eine gutes und trotz der schwierigen Lagen erfolgreiches Neues Jahr.



      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&RE…
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 20:19:06
      Beitrag Nr. 1.575 ()
      Freitag, 3. Januar 2003

      Warnende Beispiele

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass das Jahr 2002 schon vorüber ist. Vielleicht erinnern Sie sich, dass in der Zeit, in der es noch relativ gut lief – Mai 2001 – der Vorstandsvorsitzende von Global Crossing, Garry Winnick, für 123 Millionen Dollar eigene Aktien verkaufte. Dann gab es schlechte News von Global Crossing – und es sah so aus, als ob Winnick das vorher wusste und deshalb verkauft hatte.

      Auf keinen Fall, protestierte Winnick; woher hätte er es wissen sollen, dass die Gesellschaft mehr als 12 Milliarden Dollar Schulden hatte, die sie nicht bedienen konnte? Er war vollkommen überrascht.

      Aber jetzt haben wir 2003 ... und Sie werden es nicht glauben ... Winnick hat seinen Rücktritt angekündigt. Stellen Sie sich diesen Verlust für das Unternehmen vor! Sein Wissen über das Geschäft mit Unterseekabeln beschränkt sich auf ein Video, auf dem gezeigt wird, wie ein solches Kabel verlegt wird. Das war alles, was er darüber wissen musste. Seine wirkliche Beschäftigung bestand darin, Investoren zu überreden, ihm Geld zu senden. Und jetzt, wo die Gesellschaft wirklich jemanden braucht, der sich mit Unterwasser-Arbeiten auskennt, nimmt er seinen Hut!

      Global Crossing war eine der Hype-Aktien des High Tech-Sektors. Wer mochte diese Aktie im Mai `99 nicht? Der Kurs stand damals bei rund 64 Dollar. Wer hätte sich damals vorstellen können, dass man nur ein paar Jahre warten brauchte – bis die Gesellschaft Gläubigerschutz beantragt hatte –, um die gleichen Papiere für 2 Cents pro Aktie kaufen zu können?

      Aber so ist das Leben, beim amerikanischen Aktienmarkt des Jahres 2003. Die kleinen Fische glauben immer noch, dass sie Wall Street-Produkte zu Wall Street-Preisen kaufen können, und dass sie dann irgendwie reich werden. Sie haben die Werbung gehört ... dass sie mit Aktien ihr Geld "arbeiten lassen können". Und dass Aktien langfristig jeder anderen Anlageform überlegen sind.

      Sie haben gehört, dass Kapitalisten Geld verdienen ... und sie denken, dass auch sie Geld verdienen können, wenn sie so tun, als ob sie Warren Buffet seien. Viel Glück!

      Allerdings glaube ich, dass die Dummköpfe von ihrem Geld getrennt werden müssen. Und die Wall Street erledigt das ganz gut.

      Aber auch drei Vorstände von Conseco haben dazu beigetragen. Laut Bloomberg hat Stephen Hilbert in 7 Jahren insgesamt 457 Millionen Dollar Gehalt und sonstige Zahlungen von der Firma erhalten, ... während die Aktionäre gleichzeitig 90 % ihres investierten Kapitals verloren, und der Aktienkurs unter die Marke von 5 Dollar fiel.

      Nach ihm übernahm Gary Wendt den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Conseco. Obwohl er "ohne Gehalt" arbeitete, schaffte er es, 128 Millionen Dollar an sonstigen Vergünstigungen zu erhalten. Und er schaffte es, dass die Gesellschaft Gläubigerschutz beantragen musste. Heute kann man die Aktien für 4 Cents kaufen.

      Deshalb will ich Ihnen einen Rat für 2003 geben. Wenn Sie eine bestimmte Aktie kaufen wollen – warten Sie; vielleicht können Sie diese Aktie in einem Jahr erheblich billiger kaufen.
      ______________________________________



      Die Farce der Analysten-Prognosen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die jährliche Parade der Analysten mit ihren Prognosen für das kommende Jahr ist zur Farce verkommen. Die Analysten nehmen ihre Rolle und ihre Prognosen sehr ernst, was den Komödienhaften Effekt dieser Farce erhöht.

      Allerdings ist diese Farce für die armen Seelen, die in den letzten drei Jahren diesen Prognosen vertraut haben, nicht so lustig. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass die Star-Analystin Abby Joseph Cohen Anfang 2002 die Investoren in die Aktienmärkte gejagt hat, indem sie prognostizierte, dass die Kurse deutlich steigen würden. Viele Bullen-Investoren glaubten dieser Prognose, und nur mit ihrem naiven Enthusiasmus bewaffnet konfrontierten sie mit den Bären-Trends an den Märkten ... das Ergebnis war nicht gerade schön.

      Jetzt, wo die grauenhafte 2002-Kampagne vorüber ist, ist es Zeit, sich das Schlachtfeld genauer anzusehen und die Verluste zu zählen. Der Dow Jones fiel um 17 %, der S&P 500 um 24 % und der Nasdaq-Composite gab 32 % ab. Nur 3 von 30 Dow Jones-Werten gingen mit einem Gewinn aus dem Jahr. Und die Blue Chips sind – wie oft berichtet wird – das dritte Jahr in Folge gefallen – das erste Mal seit 1939–41. Damals war Alan Greenspan noch ein junger Bursche, der davon träumte, was für eine große Spekulationsblase er 60 Jahre später kreieren würde.

      Besonders erschreckend war das Blutbad im Halbleiter-Sektor. Der Philadelphia SOX-Index (der diesen Sektor widerspiegelt) verlor satte 44 %, alle 17 in diesem Index enthaltenen Titel verloren. Intel, der größte Wert des SOX, halbierte sich fast. Werden die Probleme im Technologie-Sektor jemals enden?

      Es wird gesagt, dass der Irak eine "Strategie der verbrannten Erde" durchführen will, wenn es zum Krieg mit den USA kommen sollte. Saddam Hussein könnte von der "verbrannten Erde" im US-Technologiesektor lernen, wo es nicht nur zu einer moderaten Deflation, sondern zu einer regelrechten Explosion kam, die an die Feuersbrunst des Zeppelins Hindenburg (1937 ging dieser Zeppelin in Lakehurst in Flammen auf) erinnert. Die Technologie-Industrie versucht immer noch, sich von den Überkapazitäten und der schwachen Nachfrage zu erholen. Die Erholung könnte etwas länger dauern, was aber nichts am ungebrochenen Optimismus von Abby Joseph Cohen ändert.

      Ein Opfer der 2002-Kampagne war auch der US-Dollar, der gegenüber dem Euro ordentliche 18 % verlor. Bill Bonner und sein Team in Paris müssen jetzt 1,04 Dollar ausgeben, um einen Euro zu kaufen – vor einem Jahr brauchten sie dafür nur 88,9 Cents (Autsch ...).

      Es gab 2002 allerdings auch Gewinner – nur nicht so viele. Der bemerkenswerteste Gewinner ist den Lesern vom "Investor`s Daily" gut bekannt: Richtig, das Gold.

      Am letzten Handelstag 2002 kletterte der Goldpreis um 4,40 Dollar auf 347,80 Dollar – das ist ein Plus von satten 66 Dollar seit Anfang 2002. Die Rally beim Goldpreis führte zu einer noch größeren Rally bei den Goldminenaktien. Der Amex Gold Bugs Index konnte sich 2002 mehr als verdoppeln, und viele Einzelwerte schnitten sogar noch besser ab. Von den 10 besten Aktienfonds des letzen Jahres waren 10 Goldminenaktien-Fonds (laut Morningstar). Nicht schlecht für ein "barbarisches Relikt" wie das Gold ...

      "Der schwächelnde Dollar und die weiter angespannte weltpolitische Lage werden die Rohstoffpreise weiter nach oben ziehen", so mein Freund John Myers. "Behalten Sie den Jahreswechsel im Hinterkopf ... weil das eine Zeit ist, an die man sich erinnern sollte!"

      Wo wir gerade beim Thema Gold sind ... ich habe Silvester bei einem guten Freund von mir verbracht: Michael Martin, der Makler für Goldminenaktien ist. Sobald ich mit meiner Familie eingetroffen war, floss teurer Champagner in Strömen – darunter war auch ein exzellenter 1993 Dom Perignon ...

      Zufälligerweise war auch 1993 ein gutes Jahr für den Goldsektor. In diesem Jahr stieg der Goldpreis von 330 auf über 400 Dollar pro Unze, der XAU Index für Goldminenaktien verdoppelte sich fast. Wenn John Myers mit seiner Prognose richtig liegt, dann erwarte ich, dass Michael Martin nächstes Silvester wieder Dom Perignon servieren wird ...

      _________________________________________


      (Auszug)
      Trauriger Rekord

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Zahl der Unternehmenspleiten hat im letzten Jahr einen Rekordwert erreicht. Gläubigerschutz wurde von 186 Gesellschaften beantragt ... die Aktiva von 386 Milliarden Dollar hatten. Darunter waren fünf der größten Fälle von Gläubigerschutzbeantragung in der Geschichte der USA.

      Die Automobilbauer sagen, dass sie vor 2005 keine Erholung sehen, so die Financial Times.

      Jeremy Seigel schrieb im Wall Street Journal, dass ein schwacher Dollar gut für die amerikanische Wirtschaft sein soll. Er glaubt, dass es dadurch für die Unternehmen leichter ist, die Preise zu erhöhen und die Gewinne zu erhöhen.

      Ich warte immer noch auf eine Überraschung. Dass der Dollar um 18 % gefallen ist (im letzten Jahr), ist für mich keine Überraschung. Was wäre, wenn er weitere 18 % fallen würde ... oder 50 %? Was wäre, wenn er nicht nur schwach tendieren würde, sondern regelrecht flüssig ... oder gasförmig? Morgen werde ich Ihnen meine Prognosen für 2003 abgeben.
      _______________________________________

      Freitag, 3. Januar 2003

      "Graham`s Nummer"

      von Dan Ferris

      Es überrascht mich, wie oft urbane, erfahrene und gebildete Individuen sagen, "dass sie am liebsten einfach nur im Lotto gewinnen würden."

      Letzte Woche schickte mir meine eigene Mutter (ja ... es stimmt) ein Gewinnlos. Ich hätte es bevorzugt, wenn sie die 5 Dollar für das Los besser verbrannt hätte. Das hätte immerhin das Geldangebot verringert, was der niemals endenden Flut der Inflation entgegengewirkt hätte. Aber das Gewinnfieber ist einfach da. (Obwohl man, wenn man nachrechnet, sicher sein kann, dass man für jeden Dollar, den man während seines Lebens in Lose investiert, durchschnittlich 50 Cents verliert. Im Kasino hat man etwas bessere Chancen.)

      Aber hier ist es. Das amerikanische Finanz-Ideal: Man gibt 1 Dollar aus, und gewinnt Millionen. Das ist es, was jeder zu wollen scheint. Es ist so, dass die Leute noch gieriger werden, wenn sich die Dinge verschlechtern.

      Nehmen wir das genauer unter die Lupe.

      Die meisten Aktien-Investoren – mit Ausnahme der Käufer von Goldminenaktien – sind froh, dem Jahr 2002 Lebewohl sagen zu können. Bilanzskandale haben es unmöglich gemacht, den Zahlen, die die Analysten angeben, zu vertrauen.

      Das Jahr 2002 sah 5 der 10 größten Pleiten der US-Geschichte – insgesamt wurden dadurch 368 Milliarden Dollar an Wert vernichtet. Von den 10 größten Pleiten des letzten Jahres waren 9 das Ergebnis von "bilanziellen Unregelmäßigkeiten". Und es ist möglich, dass wir das Schlimmste noch nicht einmal gesehen haben. "Ich glaube nicht, dass die Pleiten jetzt wieder zurückgehen werden", so Alan Field, ein Anwalt, der sich auf Insolvenzrecht spezialisiert hat, gegenüber Reuters. Und weiter: "Ich glaube, dass es noch schlimmer wird, bevor es wieder besser wird."

      Historisch gesehen sind Bilanzskandale und sonstige Betrügereien immer nach großen Bullenmärkten aufgetreten ... soviel ist wahr. Aber da ich ein Anlageberater bin, wäre es zu einfach für mich, jetzt einfach das Handtuch zu werfen. Es ist schließlich so, dass es derzeit im Markt extreme Werte und damit gute Investitionsmöglichkeiten gibt. Aber dafür sollte man sich besser mit Unternehmensbilanzen auskennen ... und zwar schnell.

      Die Charakteristika eines idealen Investments (aus der Sicht des Investors) sind die folgenden Punkte:

      1. Der richtige Preis: Wenn man zum richtigen Preis kauft, dann kann man mit einer Rendite rechnen, die die Investment-Alternativen outperformen wird – und auch die Inflation.

      2. Komplette Sicherheit: Es sollte kein Zweifel daran bestehen, dass ein Teil des investierten Betrages permanent verloren gehen könnte ... oder durch falsche Bilanzierung falsch repräsentiert sein könnte.

      3. Ständige Liquidierbarkeit: Die Möglichkeit, das Investment jederzeit gegen Cash aufzulösen, wenn möglich jeden Tag des Jahres, ohne die Angst einer Strafe.

      4. Keine Steuern: Keine Steuern auf die Gewinne; man behält alle Gewinne.

      5. Totale Passivität: Keine besondere Fähigkeit ist für dieses ideale Investment notwendig. Kein aktives Management ist nötig. Man kann sich nach dem Grundsatz "Kaufen und Liegenlassen" richten.

      Natürlich erwarte ich nicht, dass diese 5 Punkte immer perfekt erfüllt werden. Es sind Richtlinien. Ein Investment zu finden, dass alle 5 Punkte erfüllt, ist praktisch ein Traum. "Komplette Sicherheit" kann man nun einmal nirgendwo auf der Erde finden.

      Das Konzept eines "perfekten Investments" ist nicht neu. Es gibt einen lange vergessenen Indikator ... den ich "Graham`s Nummer" nenne. Diese Nummer wurde von Benjamin Graham erfunden, dem Vater der modernen Investment-Analyse, deshalb der Name "Graham`s Nummer". Graham war ein renommierter "Value"-Investor, das heisst er setzte auf "Werte" – was in den letzten Jahren nicht gerade populär gewesen ist; kein Wunder deshalb, dass sein Name nicht mehr sehr bekannt ist.

      Dennoch ist diese "Graham`s Nummer" recht einfach zu finden. Sie müssen sich nur die letzte Bilanz eines Unternehmens ansehen. Ziehen Sie alle Schulden – langfristige und kurzfristige – von den derzeitigen liquiden oder schnell liquidierbaren Aktiva ab. Das Ergebnis nennt man "Netto-Arbeitskapital" oder "aktuellen Netto-Vermögenswert".

      Meistens ist diese "Graham`s Nummer" negativ. Aber wenn sie positiv ist, dann heisst das, dass diese Gesellschaft alle ihre Schulden bezahlen könnte, und dann immer noch liquide oder schnell liquidierbare Mittel hätte.

      Das ist nicht bei vielen Gesellschaften der Fall. Ich will das an einem Beispiel demonstrieren, an einem fast "perfekten" Investment. Ich habe mir die Blair Corporation angesehen (deren Aktien gehandelt werden), die Kleider für Männer und Frauen per Katalog und Internet verkauft. Blair ist seit 90 Jahren im Katalog-Geschäft. In all diesen Jahren hat diese Gesellschaft niemals einen Verlust (auf Jahresbasis) eingefahren. Wenn man ein Geschäft hat, das niemals Verluste macht, dann hat man auch ein Investment, an dem man wahrscheinlich für Dekaden festhalten möchte.

      Ein Schlüsselindikator (für "Value"-Aktien) hat kürzlich signalisiert, dass die Blair-Aktie angemessen bewertet ist. Es gibt aber noch viel weniger Unternehmen mit einem Geschäft wie dem von Blair, deren Aktien günstiger als die Blair-Aktie bewertet ist. Man kann schließlich die gesamte Blair Corporation für einen Betrag, der geringer als die liquidesten Mittel der Gesellschaft ist, kaufen.

      Der Blick auf die jüngste Bilanz von Blair zeigt, dass die Gesellschaft liquide Mittel und innerhalb von 12 Monaten liquidierbare Mittel in Höhe von 275 Millionen Dollar in der Bilanz hat. Blair hat kurz- und langfristige Schulden in Höhe von 77 Millionen Dollar.

      Unsere simple Formel ergibt: 275 Millionen Dollar minus 77 Millionen Dollar sind 198 Millionen Dollar. Das sind 198 Millionen Cash und liquidierbare Mittel, die den Aktionären von Blair gehören, die nicht durch Gläubiger oder andere Verpflichtungen beeinträchtigt werden.

      Als ich mir die Blair-Aktie das erste Mal letzten September angesehen habe, hatte die Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von 170 Millionen Dollar. Das heisst: Wenn man zu damaligen Kursen diese Gesellschaft übernommen hätte, dann hätte man 12 % weniger bezahlen müssen, als die Gesellschaft an liquiden und schnell liquidierbaren Mitteln abzüglich der Schulden hatte. Das bedeutete: Wenn man Blair damals gekauft hätte, hätte man einen Dollar Wert für 88 Cents gekauft.

      Offensichtlich besteht Blair nicht nur aus liquiden und schnell liquidierbaren Mitteln. Aber die anderen Geschäftsteile erhöhen nur die Attraktivität der Gesellschaft. Zum Beispiel besitzt Blair auch Gebäude und Einrichtungsgegenstände, die der Geschäftsbetrieb erfordert. Dieses langfristige Anlagevermögen hat auch einen Wert, und es ermöglicht einen ständigen Gewinn. Wenn man Blair letzten September gekauft hätte, hätte man dies alles – über 50 Millionen Dollar wert – kostenlos dazubekommen! Wenn ich ein florierendes Unternehmen praktisch umsonst kaufen kann, dann habe ich eine großzügige Sicherheitsspanne. Ich weiß, dass ich den richtigen Preis bezahlt habe.

      Seit ich das erste Mal über Blair Corporation geschrieben habe – eben im September –, hat die Aktie inklusive Dividendenzahlungen rund 20 % Gewinn eingefahren. Die meisten Aktien haben im letzten Jahr genauso viel oder mehr VERLOREN. Die meisten Investoren werden 20 % Gewinn pro Jahr mit ihrem Depot niemals mehr sehen.


      investorverlag.de
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      schrieb am 03.01.03 20:21:03
      Beitrag Nr. 1.576 ()
      Verband: Wettbewerb bleibt hart


      Discounter drehen wieder an der Preisschraube



      Im deutschen Lebensmittelhandel reiten Discounter zum Jahresbeginn 2003 eine neue Preisattacke. Der Discount-Primus Aldi-Süd und der bundesweit drittgrößte Discounter Plus werben mit weiteren Preissenkungen bei bestimmten Produkten in ihren Sortimenten.





      HB/dpa DÜSSELDORF/MÜLHEIM. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung vom Freitag rüsten sich die Lebensmittel-Riesen für einen neuen Preiskrieg.

      „Im Grunde genommen hat das neue Jahr begonnen wie das alte“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels, Gerd Härig, am Freitag der dpa. Bereits im Januar 2002 hätten Discounter parallel zur Euro-Bargeldeinführung werbewirksam auf Preissenkungsaktionen gesetzt. Auch jetzt seien wieder ausgewählte Produkte in den Vordergrund gestellt worden.

      Es gebe immer wieder „Kriegserklärungen“ in der Branche, ob sich daraus eine regelrechte Preisschlacht entwickele, bleibe abzuwarten. Der Preiswettbewerb sei bei fast identischen Sortimenten ohnehin scharf. Der Verband fordere die Politik auf, für „Waffengleichheit“ in der Branche zu sorgen. Die Baugesetzgebung schreibe Filialgrößen vor, die für Discounter ideal, für Supermärkte aber zu klein seien.

      „Der Verbraucher wird mit tendenziell sinkenden Lebensmittelpreisen auch in diesem Jahr zu tun haben“, meinte Härig. Hintergrund sei neben den weitgehend gleichen Sortimenten der Flächenüberhang in der Branche. Pro Einwohner gebe es im deutschen Lebensmittelhandel doppelt so viel Verkaufsfläche wie in Frankreich oder England. Die Discounter haben in Deutschland einen Marktanteil von 35 %.

      Zwischen den führenden deutschen Discountern Aldi und Lidl herrsche derzeit ein stärkerer Wettbewerb als Aldi gegen andere. „Da geht es um die Wurst, wer wird Nummer 1“, meinte Härig. Gerade Lidl habe ein hohes Expansionstempo angeschlagen. Die selbstständigen Kaufleute könnten mit der Rückendeckung durch starke Einkaufsgenossenschaften in dem harten Wettbewerb um Lebensmittel in Deutschland bestehen.


      HANDELSBLATT, Freitag, 03. Januar 2003, 15:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 20:27:04
      Beitrag Nr. 1.577 ()
      Wall Street Inside


      Kolumne: Bushs Steuerreform - eine windige Geschichte


      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Da steht er einem freien Feld in Crawford, Texas, und der Wind weht im ins Gesicht, bläht die Kapuze seines dunkelgrünen Anoraks auf. George W. Bush hat Journalisten auf seine Ranch geladen, um ihnen zu zeigen, wie es sich als Präsident so lebt: ganz bodenständig. Man marschiert in robusten Stiefeln über die Feldwege, man hat immer einen Scherz auf den Lippen, man erklärt Steuerkonzepte.



      NEW YORK. Amerika weiß nun, was ab der kommenden Woche die US-Konjunktur ankurbeln soll. Aus dem Mund des Obersten Feldherrn und Weltwirtschaftslenkers hat man es gehört, doch so richtig überzeugt ist niemand. Weshalb Bushs Ausführungen weder für die Rallye am Donnerstag verantwortlich gemacht werden kann – die war ein euphorisches Feuerwerk zum Jahresbeginn und Ausdruck der Hoffnung von Anlegern auf Besserung der Märkte –, noch die Indizes am Freitag irgendein Zucken nach oben zeigen. Dabei klingt es doch so gut, das Wort „Steuersenkung“.

      Was weniger gut klingt, ist, mit welchen Ideen Bush die Steuersenkungen umsetzen will und wen die stärken. Denn wie schon seine erste Reform vor zwei Jahren greift auch die nun erwogene da, wo es die breite Masse nicht interessiert oder höchstens verärgert: bei den Reichen, den Geld-Kumpeln des Präsidenten, dessen Kungelei mit den Enron-Bossen ebenso nur eine Anekdote ist wie die Wurzeln seiner halben Administration in den Chefetagen irgendwelcher Ölkonzerne.

      Die Idee hinter Bushs Steuerkonzept ist denkbar einfach. Entlastungen für alle sollen beim Verbraucher die Kaufkraft erhöhen, die Unternehmensgewinne erhöhen, in Konsequenz den Arbeitsmarkt stärken, nebenbei den Aktienmarkt in Schwung bringen... da stellt sich, zumindest für Bush, die Frage: Was erzürnt die Amis?

      Mindestens zwei Faktoren sind es, die für Unmut in der Bevölkerung sorgen, und die es Bush auch schwer machen dürften, sein Konzept im Senat durchzubringen. Dort braucht der Präsident eine Mehrheit mit 60 Stimmen, kann aber nur auf 50 Republikaner zählen. Die Demokraten dürften sich indes nicht hinter den Texaner stellen, zumal sie ausgerechnet jetzt erste Kandidaten für den Wahlkampf in 2004 benennen, die sich in der Debatte um das Steuerkonzept ein Profil zulegen wollen und die es zu stärken gilt.

      Zum einen gewährt das neue Steuerkonzept Unternehmen höhere Anschreibungen auf Anlagen. Den kleinen Mann interessiert das nicht, die großen Konzerne unterdessen sparen Millionen und Gewinne dürften in die Höhe schnellen. Damit greift die Reform ungünstigerweise nicht nur bei den Falschen, sondern auch noch in einem höchst umstrittenen Bereich: den Bilanzen. Bilanzskandale, bei denen es nicht selten um Sonderkosten (inklusive Abschreibungen) ging, haben der Wall Street im vergangenen Jahr mehr geschadet als Terrorangst und Kriegsgetrommel.

      Dann kürzt Bush als weitere Säule seines Programms die Einkommenssteuer. Auch von diesem Schritt profitieren überproportional die Reichen. Paul Krugman, Ökonom an der renommierten Universität von Princeton und Wirtschaftskolumnist und Bush-Kritiker in der New York Times, hat berechnet, dass 40 % der Steuersenkungen nur 1 % der US-Bevölkerung zugute kommen, den oberen Zehntausend. Krugman kritisiert ein Ungleichgewicht zugunsten der Reichen und schimpft Bushs Politik einen Rückschritt in die Plutokratie, die Koalition der Eliten.

      Eine weitere Säule seiner Steuerreform hat sich Bush in der Geschichte abgeschaut. Der ehemalige demokratische Präsident Jimmy Carter wollte die Kürzung der Abgaben auf Dividendengewinne in den Siebzigerjahren schon einmal einführen, jetzt legt Bush das Konzept noch einmal auf, doch scheint es, als wolle er damit nur Stimmen der Opposition erkaufen. Die Halbierung der Abgaben auf Dividenden ist das Element, das Bush wohl als Entgegenkommen für den kleinen Mann verkaufen will, doch ist der ja nicht einmal Aktionär. Sicher, Aktionäre gibt es mehr als CEOs, doch die breite Masse, mit deren Hilfe allein die Konjunktur anzukurbeln wäre, wird von der Dividendengeschichte nichts mitkriegen.

      In der nächsten Woche wird Bush seine Reform in Chicago vorstellen. Bis dahin weht ihm weiter ein kalter Wind ins Gesicht – nicht nur auf diesem freien Feld in Crawford, Texas, sondern auch an der Wall Street.


      HANDELSBLATT, Freitag, 03. Januar 2003, 18:42 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 21:56:27
      Beitrag Nr. 1.578 ()
      Wenig Hoffnung auf längere Januar-Rallye

      Experten sehen fulminanten Jahresauftakt nur als liquiditätsgetriebene Marktbewegung – Dax hat Luft bis 3300 Punkte

      von Thomas Exner

      Berlin - Der fulminante Start in das neue Börsenjahr mit einem Dax-Plus von über 7,3 Prozent am Donnerstag hat viele Akteure kalt erwischt. Es war der größte Tagesgewinn seit Ende Juli vergangenen Jahres. „Damit hat nach den schwachen Handelstagen zum Jahresende niemand gerechnet“, so Gertrud Traud, Leiterin der Aktienstrategie bei der Bankgesellschaft Berlin. „Viele sind auf den anfahrenden Zug aufgesprungen, um ja nichts zu verpassen und haben damit die Aufwärtsbewegung noch verstärkt.“ Zum Wochenausklang ging es zwar ruhiger zu. Viele Investoren sicherten sich zunächst ihre Gewinne. Doch wieder einmal scheint der Januar seinem Ruf als besonders guter Börsenmonat alle Ehre zu machen. „Was wir sehen, ist eine klassische Liquiditätshausse und die Eindeckung von Short-Positionen“, konstatiert Folker Hellmeyer, Stratege bei der Bremer Landesbank.


      Tatsächlich lässt sich in vielen, wenn auch nicht in allen Jahren eine Kursrallye zum Jahresbeginn feststellen. Mit einem durchschnittlichen Kursplus von 2,4 Prozent in den Jahren 1966 bis 2002 ist der Januar statistisch gesehen sogar mit Abstand der beste Dax-Monat. Finanzmarktexperten sehen vor allem zwei Gründe für dieses Phänomen: die Rückkehr jener Investoren an den Markt, die aus steuerlichen Gründen ihre Verlustpositionen verkauft haben sowie den Zufluss frischer Liquidität. Denn zur Jahreswende werden viele festverzinsliche Anlagen fällig, Versicherer erhalten Zuflüsse aus den fällig werdenden Jahresprämien und gleichzeitig beginnen viele neue Vermögensverwaltungs-Mandate zu laufen – viel Geld, das angelegt sein will. Und da die Märkte gerade in den ersten Handelstagen des Jahres oft ausgetrocknet sind, weil viele Akteure noch urlauben, sorgen selbst eher geringe Umsätze für kräftige Kursausschläge.


      Klassischer Weise verbuchen dabei die Werte die stärksten Aufschläge, die zuvor die größten Abschläge hinnehmen mussten. „Im Rahmen des Window-Dressing zum Jahresende haben sich viele Investoren von ihren besonders schlecht performenden Titeln getrennt. Oft sind das aber gerade diejenigen, denen man für die Zukunft das größte Erholungspotenzial zutraut, so dass man nach dem Jahreswechsel wieder einsteigt“, erklärt ein Händler. Mit MLP und Infineon finden sich auch an den ersten beiden Börsentagen 2003 solch zuvor besonders geprügelten Papiere an der Spitze der Gewinnerlisten.


      Nicht nur Christian Stocker, Portfolio-Stratege bei der Hypo-Vereinsbank, hält aufgrund des „Januar-Effektes“ in den nächsten Tagen sogar einen Anstieg des Dax um weitere 100 bis 200 Punkte für möglich. „Doch bei 3300 Punkten wird die Rallye auf jeden Fall gestoppt“, ist Hellmeyer überzeugt. Hier treffe der Dax auf einen formidablen Widerstand. Denn einen nachhaltigen Richtungswechsel an den Märkten sehen die Strategen längst noch nicht. „Hier geht es nicht um langfristige Investitionen, sondern um das Ausnutzen von Tradingchancen“, so Stocker.


      Für umfassende Neuengagements sehen die Experten noch zu viele Risiken und Unsicherheiten im Markt. Dabei sind es nicht in erster Linie die nach wie vor widersprüchlichen Konjunktursignale, die für den eher pessimistischen Grundton in den kurzfristigen Prognosen sorgen. Es ist vor allem der drohende Irak-Krieg, der unisono als Damokles-Schwert für die Märkte betrachtet wird. Er drückt nicht nur auf die Stimmung der Börsianer, sondern lastet in Form des steigenden Ölpreises auch auf der Realwirtschaft. Ein Umfeld, das kaum zum Umstieg vom Renten- in den Aktienmarkt reizt


      Zudem droht Mitte des Monats auch noch ein hausgemachter Schlag für den heimischen Aktienmarkt. „Dann werden viele Bundesbürger auf ihren Gehaltszetteln das erste Mal schwarz auf weiß sehen, wie sich die Abgabenerhöhungen auf sie persönlich auswirken“, warnt Herbert Sturm, Aktienstratege bei der DZ Bank. Ein sich weiter eintrübendes Konsumklima aber würde die Hoffnungen auf einen guten Börsen-Januar 2003 wohl vollends zunichte machen. Georg Elsässer, Aktienstratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt: „Der Spurt zum Jahresauftakt war wohl nur eine Eintagsfliege.“


      Artikel erschienen am 4. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 22:20:11
      Beitrag Nr. 1.579 ()
      Bewertung
      Gewinnerwartungen der Analysten sind zu hoch


      03. Januar 2003 Nicht wenige Marktstrategen geben sich optimistisch und prognostizieren Daxstände von bis zu 4.200 Zählern am Ende des Jahres 2003. Das wäre ausgehend von 3.100 Zählern ein sattes Plus von 35 Prozent. Solche Prognosen erwecken beinahe den Eindruck, als ob sich einige notorische Optimisten mental nicht von den traumhaften Kurszuwächsen der 90er-Jahre verabschieden können.

      Für Kursgewinne in dieser Größenordnung wäre eine florierende Wirtschaft mit deutlich steigenden Gewinnen Grundvoraussetzung. Aber davon ist wenig zu sehen. Im Gegenteil. Denn die Trends bei den Gewinnschätzungen zeigten auch im Dezember des vergangenen Jahres noch deutlich nach unten. Analysten müssen immer deutlicher erkennen, dass ihre Prognosen noch zu optimistisch sind und treten nach und nach auf die Bremse.

      Gewinnschätzungen dürften weiter fallen

      Dabei liegt die so genannte „Earnings Revision Ratio“ nach einer Analyse des Deutsche Bank Strategen Bernd Meyer auf Basis von IBES-Daten sowohl in den USA als auch in Europa deutlich im negativen Bereich und unter dem langfristigen Durchschnitt von 294 für den S&P 500 und 397 für den Stoxx 600 . Sie zeigen damit reduzierte Ertragsprognosen für die kommenden zwölf Monate an. In Japan liegt die Ratio zwar auch im negativen Bereich, aber immerhin auf dem Durchschnitt.

      In Europa ist die Situation besonders dramatisch in Deutschland und Frankreich: 21 der 30 Daxwerte und 30 der Unternehmen im CAC 40 sind heruntergestuft worden. Auf Branchenebene sind bei Banken, bei Rohstoffwerten, im Chemiebereich, bei Versicherungen und Banken mindestens sieben von zehn Unternehmen heruntergestuft worden. Lediglich Einzelhandels- und Telekommunikationsunternehmen wurden heraufgestuft. Telekoms sogar im zweiten Monat in Folge. Diese Branche ist auch die Einzige, in der der Dreimonatsschnitt im positiven Bereich liegt.

      Erwartetes Gewinnwachstum ist viel zu hoch

      Insgesamt sind die Gewinnschätzungen für das Jahr 2002 bei den Werten im Stoxx 600 im vergangenen Monat um vier Prozent gesenkt worden und um satte 12,4 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Damit müssten die Gewinne 3,3 Prozent unter jenen des Jahres 2001 liegen.

      Auch die Ertragsprognosen für das nun begonnene Jahr 2003 sind reduziert worden. Nämlich um 2,4 Prozent im Verlauf des vergangenen Monats und um acht Prozent im Verlauf der vergangenen drei Monate. Um die Prognosen zu erfüllen, müssten die Gewinne im nun gerade begonnenen Jahr um satte 32,5 Prozent steigen. Und das ist nach Meyers Einschätzung mit Blick auf den steigenden Dollar und die zögerliche Wirtschaftserholung völlig unrealistisch. Er geht davon aus, dass die Gewinne im allerbesten Fall um 15 Prozent steigen werden. Damit fehlt der Börse nach wie vor die Aussicht auf eine positive Entwicklung der Erwartungen.

      Text: @cri
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 22:23:22
      Beitrag Nr. 1.580 ()
      Finanzmarkt
      Eine gute Konjunkturzahl ist zu wenig für eine nachhaltige Hausse


      03. Januar 2003 Es hatte wohl so kommen müssen. Nach den deutlichen Kursverlusten zum Ende des vergangenen Jahres nutzte die große Gruppe latent optimistischer Marktteilnehmer die erste sich bietende Chance, um zumindest kurzfristig wieder die Erinnerungen an die „gute alte Börsenzeit“ aufzufrischen und sowohl Aktien als auch den Dollar deutlich steigen und Anleihen fallen zu lassen.

      Und dazu bot sich am Donnerstag der so genannte ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes offensichtlich an. Mit 54,7 war er deutlich besser ausgefallen als die erwarteten 50, die gleichzeitig als Grenze zwischen schrumpfender und wachsender Wirtschaft gilt. Vor allem der Subindex, der die Auftragseingänge erfasst, war von 49,9 im November auf 63,3 gestiegen und wird positiv interpretiert. Allerdings könnte sich das leicht als Strohfeuer erweisen.

      Experten geben sich zurückhaltend

      Denn nicht nur die Erfahrungen mit der Volatilität solcher Zahlen im vergangenen Jahr stimmen etwas skeptisch, sondern auch manche Marktteilnehmer geben sich zurückhaltend. „Wir gehen davon aus, dass sich der produzierende Sektor nach einem rauen zweiten Halbjahr in 2002 im Jahr 2003 stabilisieren wird“, schreiben die Ökonomen David Greenlaw und Ted Wieseman von Morgan Stanley. Allerdings befürchten sie, dass der ISM-Index für den Dezember die Lage besser darstellen könnte, als sie wirklich ist.

      Selbst das Institut für Supply Management teilt diese Meinung. „Ich bin nicht richtig sicher, ob die Erholung wirklich so intensiv sein wird“, sagte ISM`s Norbert Ore. Er würde nicht davon ausgehen, dass der produzierende Sektor die US-Konjunktur nachhaltig antreiben kann. Das werde frühestens der Bericht des kommenden Monats zeigen.

      Hohe Arbeitslosigkeit und geringes Konsumentenvertrauen

      Bedenklich dürfte auch die steigende Arbeitslosigkeit und ein geringes Konsumentenvertrauen sein. Der Konsum ist das wesentliche Standbein der Konjunktur. Die schwache Wirtschaftsentwicklung in Europa und die politisch unbeholfenen Versuche und zum großen Teil auch falschen Ansätze, die strukturellen Probleme zu lösen, dämpfen die Erwartungen realistischer Beobachter. Ein Streik des Öffentlichen Dienstes in Deutschland oder gar ein völlig unrealistischer Lohnabschluss würde dazu beitragen. Ganz abgesehen von den im Hintergrund lauernden geopolitischen Risiken.

      Insgesamt kann es zwar sehr gut sein, dass die Börsen auf Basis optimistischer Prognosen vieler Anlagestrategen eine Eigendynamik nach oben entwickeln. Ist sie erst einmal richtig angelaufen, könnte sie sogar eine Zeit lang anhalten. Auch der Dollar könnte von dieser Entwicklung wieder stabilisiert werden, während die Rentenmärkte unter Druck geraten könnten. Aber die Situation ist nach wie vor äußerst fragil. Wer in die Börsen einsteigt, sollte seine Positionen sorgfältig auswählen und mit Stopp-Loss-Orders absichern, wenn er sie nicht permanent im Auge behalten kann.

      Denn eine Schwalbe allein macht noch keinen Sommer - und eine einzelne ISM-Zahl noch keinen Wirtschaftsaufschwung. So sieht es zumindest der Währungsanalyst Shahab Jalinoos von UBS Warburg. Er sieht die aktuelle Erholung des Dollars nur als Korrektur und rechnet damit, dass bei einem Niveau von 1,03 Dollar je Euro wieder Dollarverkäufe einsetzen könnten. Damit dürfte sich die Lage am Devisenmarkt und an der Börse ähneln.





      Der Chart zeigt die Entwicklung des ISM-Index in den vergangenen sechs Jahren. Quelle Grafik: Bloomberg

      Text: @cri
      faznet.de[
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 00:54:46
      Beitrag Nr. 1.581 ()
      Der Untergang des Kapitalismus
      Analyse
      geändert am 17.09.2002 von Hues Peccator

      11.08.2002 - 15:07 Der Untergang des Kapitalismus ist nicht nur absehbar, sondern auch notwendig.



      Im Jahre 1989 leitete sich der Niedergang des Kommunismus ein. Ausgelöst vor allem durch den Umstand das die UDSSR nicht das erreichte, was die USA nun anstrebt: Den Verkauf des zentralasiatischen Erdöls und Erdgases auf dem Weltmarkt, mit Hilfe einer durch Afghanistan verlaufenden Pipeline. Für den ins stocken geratene Kapitalismus ein Glücksfall, der ihn selbst einige Unannehmlichkeiten ersparte. Der Kapitalismus kann nur bestehen wenn er sich ständig aufbläht, doch sind diesem Wachstum Grenzen gesetzt – vor allem durch die Weltmacht UDSSR. Genau diese Grenze brach zusammen und gab neuen Spielraum frei bei dem die Imperialisten in die Vollen langen konnten. Damals meinte dann auch der US-Regierungsbeamte Francis Fukayama, sich dazu hinreißen lassen zu müssen, das "Ende der Geschichte" anzukündigen. Er meinte damit, daß sich die "Zwillingskräfte" freie Marktwirtschaft und Demokratie sich über die ganze Welt verbreiten werden um ein Zeitalter des allgemeinen Friedens und Wohlstandes einzuläuten. Mir ist absolut schleierhaft wie jemand ernsthaft Behaupten kann der Kapitalismus bringe Freiheit, Frieden und Wohlstand für alle. Nehmen wir es hin als die gewöhnlich US-Propaganda der Wall Street Parasiten. Nun, angekommen im neuen Jahrtausend, sehen wir auch die Realität überdeutlich.

      Erneut kämpft der Kapitalismus um sein überleben, Globalisierung ist das neue Zauberwort. Gleichzeitig jagt ein Wirtschaftsskandal den nächsten, große Unternehmen zu Säulen des Systems erklärt, brechen zusammen, Arbeitsplätze werden abgebaut, über 800 Millionen Menschen weltweit sind arbeitslos. Offiziell liegen die Arbeitslosenzahlen in den Industrieländern bei 35 Millionen, inoffiziell sind sie jedoch beträchtlich höher. Allein in Deutschland gibt es mehr als 4 Millionen Arbeitslose, hinzu kommen Sozialhilfeempfänger oder Beschäftigte in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen – die in der Arbeitslosenstatistik nicht auftauchen. Der us-amerikanische Sozialkritiker Jeremy Rifkin klagte schon Mitte der 90er Jahre darüber, daß es einem Viertel der Menschheit schlechter ginge als noch vor 10 Jahren. Über sieben Millionen Menschen leben in Deutschland unter der Armutsgrenze, davon 1 Million als Obdachlose. Also keine Spur vom versprochenen goldenen Zeitalter, stattdessen geht es zusehends Bergab ohne das die Regierungen in der Lage wären diesem Untergang entgegenzuwirken, außer durch Abbau der Sozialleistungen.

      65% der US-Bürger klagen über sinkende Löhne, gleichzeitig wird die Kluft zwischen Armen und Reichen immer größer. 358 Dollar Milliardäre verfügten 1995 über mehr Geld als die 2,3 Milliarden ärmsten Menschen der Erde besitzen. Dabei kletterten die Aktienkurse zu dieser Zeit immer höher. Dies, sowohl der Aktienanstieg als auch der Reichtum einiger weniger, begründete sich jedoch nicht wirklich auf Wirtschaftsleistungen, sondern auf Spekulationen die vor allem durch den Wegfall der UDSSR ausgelöst wurden. Spekulationen sind Finanzblasen die auf keinen Fakten basieren, sondern wie eine Wette mit dem Ungewissen arbeitet, es ist ein Handel mit nicht existierenden Waren der auf den Anstieg oder Niedergang bestimmter Aktienkurse wettet. Hinzu kommen freilich die schon damals fleißig betriebene kreative Buchführung einiger Großunternehmen, bei der dann, wie Fall Enron zeigte, Gewinne verzeichnet wurden die nie gemacht wurden. Zweck war es die Aktienkurse der eigenen Firma in die Höhe zu treiben, und, auch wie im Fall Enron, rechtzeitig die eigenen Aktien zu verkaufen, während Hunderttausende von Kleinaktionären in den Ruin stürzten. Natürlich kommen die Leute aus der Chefetage schon irgendwie unter, und natürlich erhalten sie Ablösesummen als Entschädigung, die anscheinend mit ihren Bilanzfälschungen konkurrieren wollen. Gleichzeitig begehen viele einstige Arbeiter von Enron, die nicht nur um ihren Arbeitsplatz sondern auch um ihre Rente betrogen wurden, Selbstmord weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Es ist nachvollziehbar das diese Finanzblasen nur etwas für kurze Zeit sein können, und so platzen sie jetzt 10 Jahre nach der Sowjetunion, eine nach der anderen.

      Genau das System des Kapitalismus, was angeblich den Wohlstand garantiert, ist tatsächlich für die Misere verantwortlich. Die freie Marktwirtschaft, die man seit Ende des 19. Jahrhunderts als Kapitalismus bezeichnet, geht unter aber weigert sich zu sterben, deshalb klammert sie sich über all fest und reißt alles mit sich in die Tiefe. Dieser Untergang läßt sich verzögern durch Kriege die einen positiven Effekt auf die einheimische Wirtschaft besitzen, und George W. Bush ist eifrig bemüht den Systemerhalt zu sichern. Dies bedeutet jedoch nicht das die einfachen Bürger von den Kriegsgeldern profitieren, im Gegenteil ihre Verelendung geht rasant weiter.

      Karl Marx kennzeichnete den Kapitalismus als Trennung von Arbeitskraft (Arbeitnehmer) und Kapitalbesitz (Arbeitgeber) sowie Gewinnstreben. Dabei funktioniert der Kapitalismus wie ein Krebsgeschwür das zuerst alles andere befällt und aussaugt, um sich selbst zum Schluß zu töten. Der Selbstmordfaktor ist dabei hauptsächlich die Zinswirtschaft, die mit den Medici in Florenz oder den Fuggern aus Augsburg groß in Mode kam. Der Großkapitalist strebt sowohl nach Monopolen, als auch nach politischen Einfluß – auch dafür ist Enron das klassische Beispiel.

      Im 18. Jahrhundert veränderten sich die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, damit schafften sie die nötigen Voraussetzungen für die Industrielle Revolution (von Louis Auguste Blanqui 1837 bzw. Friedrich Engels 1845 eingeführter Begriff). Anstoß dazu boten eine Reihe von Faktoren die sich gegenseitig beeinflußten und begünstigten: Seit die Testakte von 1673 der Puritaner bzw. Nonkonformisten von der Politik ausschließlich auf das Erwerbsleben verweisen, prägte die calvinistische Ethik eine neue Arbeitsauffassung – Fleiß, Sparsamkeit, nüchternes Gewinnstreben über den Eigenbedarf hinaus, was Privatkapital schaffte für Investitionen zur Produktionsausweitung im Großgewerbe, dessen Beschränkungen im 18. Jahrhundert praktisch fallen (seit 1814 Gewerbefreiheit). Die theoretische Begründung des Kapitalismus lieferte Adam Smith (1723-1790) und die klassische Nationalökonomie (David Ricardo 1772-1823), die sich aus den Grundfaktoren Arbeit, persönlichen Gewinnstreben und wirtschaftlicher Liberalismus herleitet. Der wirtschaftliche Liberalismus wurde am entschiedensten von der Manchasterschule vorangetrieben, einen Kreis von Textilfabrikanten um Richard Cobden (1804-1865). Die englische Aufklärung verbreitete die Ansicht von Francis Bacon (1561-1626), daß empirisches Wissen durch Beobachtungen und Experimente den Reichtum mehre. 1789 begann man mit dem Antrieb einer Arbeits- durch eine Kraftmaschine, womit die Mechanisierung der Arbeit einsetzte und die Industrielle Revolution begünstigte.

      Aus wirtschaftlicher Sicht ist Großbritannien seit 1707 (Vereinigung von Schottland mit England) das größte europäische Wirtschaftsgebiet, welches über ein ausgebildetes Kreditwesen (die Freimaurerorganisation von der Bank von England, 1694), eine starke Flotte und profitreichem Handel verfügte.

      Der neue Kapitalreichtum bewirkte eine Agrar-Revolution, die sich trotz innerer Mißstände entfalten konnte, und so dann mit dazu beitrug das sich England, basierend auf der Grundlage kapitalistischer Wirtschaftsordnung, zur "Werkstatt der Welt" wandeln konnte. Die neuen Methoden der Flurbereinigung und das neue Frucht-Wechsel-System führten zu höheren Felderträgen. Dennoch hat Großbritannien zunächst ein Nahrungsmitteldefizit aufzuweisen, als die Bevölkerung zwischen 1750 bis 1820 von 7,8 Millionen auf 14,3 Millionen anwuchs. Wir müssen aber anmerken, daß dies nicht etwa, wie die Neomalthusianer meinen, auf die ausgeschöpften Kapazitäten der Landwirtschaft zurückzuführen ist. Grund ist unter anderem das die neuen Methoden nicht umgehend und überall von den Agrarbetrieben übernommen wurden. Mehr spielte dabei aber eine Rolle, daß das Augenmerk der Kapitalisten auf die lukrative Industrie gerichtet war, und die Landwirtschaft vernachlässigt wurde. Landbevölkerung strömte in die Städte, die explosionsartig anwuchsen, um in den Fabriken Arbeit zu erhalten. Deshalb stieg die Produktion der Landwirtschaft nicht im den Maß wie sie es gekonnt hätte, dennoch stieg der Feldertrag bei einem gleichzeitigen Rückgang der Arbeiter. Dies deutete aber bereits die ersten Fehler der neuen Wirtschaft an, die nicht in der Lage war soziale Probleme zu lösen.

      Die perfide Gewinngier und gleichzeitige Ausbeutung der Arbeiter führt zur Verelendung der Massen, begründet auf Malthus sah der Großkapitalist jedoch keinen Fehler seinerseits, sondern ein Naturgesetz. Aus den alten zusammenbrechenden Schichten entwickeln sich die neuen Klassen: Unternehmer (private Kapitalbesitzer) und Proletarier, bei denen sich das Selbstbewußtsein auf das gemeinsame Elend zurückführte. Die Gesellschaft konsolidierte in zwei extreme Gegensätze, bei dem großer Reichtum weniger Leute einer großen Masse unter Armut gegenüber stand. Trotz einem Überangebot von Arbeitskräften in der Industrie (die der Landwirtschaft fehlten) werden aus Gründen der Ausbeutung, überlange Arbeitszeiten durchgesetzt, und ebenso die schlechter bezahlte Kinder- und Frauenarbeit (daher für den Kapitalisten interessant) beibehalten, obwohl vollkommen unnötig. Die Entlohnung des Proletariats basiert auf Ricardos Lohntheorie die sich am kapitalistischen Gesetz von Angebot und Nachfrage orientiert, da ein Überangebot an Arbeitskräften besteht hält man die Hungerlöhne als gerechtfertigt. Eine solche Argumentation wird auch zur Gegenwart neu modern, die Rechtfertigung zur Ausbeutung des Proletariats versteckt der Kapitalist heute hinter dem Gejammer von zu hohen Sozialabgaben und steigender Arbeitslosigkeit.

      England blieb führend im Kapitalismus bis Ende des 19. Jahrhunderts. Doch entwickelten sich nach englischen Vorbild, und nationalen Abweichungen, andere Industriestaaten: Belgien, Holland, Schweiz, Frankreich ab 1825, Deutschland ab 1850, Schweden seit 1880. Überall stieg die Verelendung der Massen ohne Berücksichtigung der Notwendigkeit der Lösung sozialer Probleme. Es kommt immer wieder zu Unruhen oder gar Aufständen, wie 1848 in Frankreich, durch die soziale Ungerechtigkeit ausgelöst werden.

      Der Kapitalismus basiert auf einem Merkmal, das die Perversion des Großkapitalisten bedient und die Ausbeutung des Arbeitsnehmer rechtfertigt:

      Er ist amoralisch!
      Vor allem deshalb weil dieses System wissentlich jede Moral und Ethik abtötet und sich weigert zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, ist der Kapitalismus auch als asozial zu bewerten. Das einzige Gesetz des Kapitalismus ist das Streben nach Gewinn, egal ob man Nahrung, Kleidung, Drogen oder Menschen verkauft. Und auch spielt es dabei keine Rolle ob man den Konkurrenten zu Grunde richtet oder die eigenen Arbeiter auf die Straße setzt. Diese perverse Rafforgie führte dann zur Herausbildung des Hochkapitalismus (Imperialismus) der die Ausbeutung des Frühkapitalismus noch übertraf. Um 1880 kämpft man dann nicht mehr um nationale Vorteile, sondern um die ganze Welt, bei dem die kaptalistischen Interessen versuchten die Welt und Ressourcen zum persönlichen Vorteil aufzuteilen, schon im ersten Weltkrieg standen nicht Annextionen von Ländereien im Vordergrund, sondern die Bildung zusammenhängender Wirtschaftsräume. Es war nichts anderes als das was man heute mit Hilfe der Globalisierung versucht.

      Der Kapitalismus basiert auf simplen Regeln, die der amerikanische Ökonom Robert Heilbroner in folgende Leitsätze zusammenfaßte:

      Mache, was dir gefällt.
      Was dir zu gefallen hat, diktiert der Markt.
      Der Markt bestimmt, was Erfolg hat.

      Mit anderen Worten: Was oberflächlich wie große Freiheit aussieht, wird vom eisernen Gesetz der Nachfrage gelenkt. Einerseits, meinte Heilbroner, erzeugte der Kapitalismus einen unglaublichen Reichtum, andererseits war es von Anbeginn dafür verantwortlich die Menschheit in ebenso großes Elend zu stürzen. In seiner reinen Form funktioniert dieses Wirtschaftssystem wie ein Plagiat der darwinistischen Evolutionstheorie. Darauf aufbauend schuf Darwins Zeitgenosse, der britische Ökonom Herbert Spencer, daß Motto vom "Überleben der Tüchtigen". Es war reiner Sozialdarwinismus bei dem der reiche Mensch an der Spitze der Nahrungskette stand, und überflüssige Arbeitskräfte als "nutzlose Esser" entsorgt werden sollten, oder sich nur nach den Wünschen des Kapitalisten vermehrten – nämlich wenn dieser Menschenmaterial benötigt. Spencer sah es als oberste Pflicht des Kapitalisten den wirtschaftlich Unterlegenen in den Untergang zu treiben. Und auch auf die Eugenik-Bewegung wirkte er fördernd ein, die zum Ziel hatte die "Untüchtigen" an der Fortpflanzung zu hindern. Betroffen waren davon in erster Linie Behinderte oder unerwünschte ethnische Minderheiten, vor allem Zigeuner. Dies sah man nicht als Abkehr vom Humanismus, von Ethik und Moral, man definierte das Mensch sein im Kapitalismus um. Ironischerweise sehen Antrophologen gerade in der Fürsorge einer Gesellschaft gegenüber behinderten Artgenossen einen wichtigen Schritt zur Herausbildung des Menschen. Demzufolge zeigt uns gerade das warum der Kapitalismus nicht wert ist erhalten zu werden, weil er keine Entwicklung bringt sondern aus Menschen primitive Kreaturen macht - er entmenschlicht die Gesellschaft. Der Kapitalismus ist verantwortlich für den Untergang der Kultur und der menschlichen Gesellschaft, er zerreißt Familienbindungen die anderswo selbstverständlich sind.

      Der Kapitalismus verbreitet Elend und besitzt keinerlei Ethink, täuscht diese aber vor wie auch Moral: Da wird von sexueller Aufklärung geredet und das alle die anderes behaupten verklemmt seien. Dieser "normale Umgang" mit Sexualität sieht dann so aus, daß einfach überall vom Sex geredet wird, schon in Talkshows um die Mittagszeit begegnet man den grenzdebilen Universalversager, die es endlich geschafft haben ins Fernsehen zu gelangen, in dem sie über ihr Stehvermögen sprechen, während ein Hirnamputiertes Publikum sabbert und grunzt. Frauen die darüber jammern von Männer als Objekt behandelt zu werden, zeigen ihren Körper nun freiwillig, um wie eine Kuh auf dem Viehmarkt bewertet zu werden. Es spielt freilich keine Rolle das Pornographie und Bordelle ein großes Geschäft sind, nein das alles ist nur ein "normaler Umgang" mit Sex. Erschreckt ist man dann wenn wieder einmal ein Kind sexuell mißbraucht wird, während Filme wie "Schulmädchenreport" oder "Jung und verdorben" allgemeine Unterhaltung sind. Warum sollte man auch annehmen es gäbe dort einen Zusammenhang, oder der eine Faktor begünstige den nächsten?

      Auch wenn man den Kapitalismus mit so schlechten Märchen wie jenem von der sozialen Markwirtschaft, die nur als Mittel im Kampf gegen den Kommunismus ein notwendiges Übel war nun aber Jahr für Jahr abgebaut wird, zu verschleiern sucht, wirft die charakteristische Asozialität ständig seinen Schatten. Das Schlimmst daran ist die Passivität mit denen die Menschen ihren beginnenden Untergang akzeptieren. So verteidigte Albert Dunlap, genannt: Kettensägen-Al, Vorsitzender der Scott Paper Compagnie in den USA, die Geschäftstaktik seiner Firma:

      "Die Menschen wachen langsam auf und akzeptieren, daß es das Ziel eines Unternehmens ist, Gewinn zu machen. Gewinn, meine Herren, ist kein schmutziges Wort."
      Dunlap war es gelungen den Aktienkurs seiner Firma innerhalb von zwei Jahren um 225 Prozent zu steigern, in dem er 11 000 Arbeiter auf die Straße setzte.

      Der amerikanisch-ungarische Wirtschaftswissenschaftler Karl Polyani wies schon lange vor dem 2. Weltkrieg folgerichtig daraufhin, daß die Verelendung der Massen durch die Ausbeutung des Kapitalismus zur Radikalisierung der Arbeiter führte, und es folgte der Nationalsozialismus und Kommunismus. Beide waren keine erstrebenswerte Alternative, zeigten aber den Wunsch der unterdrückten Massen einen Ausweg zu finden. Gerade in dieser Situation ist die öffentliche Meinung besonders anfällig für Verführer.

      Reichskanzler Bismarck hatte diese sozialen Probleme, verursacht durch die Ausbeutung, sehr wohl schon vor Polyani erkannt und versuchte den Radikalen mit der Einführung der Sozialversicherung (1881-1889) den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allerdings war er damit nur begrenzt erfolgreich, dennoch übernahm damals der Staat noch die Rolle des Beschützers der Arbeiter vor den härtesten Auswirkungen des Kapitalismus, was nicht bedeuten soll zur Zeit Bismarcks hätte es keine Ausbeutung gegeben. Heute aber zeigt sich auch in der BRD mehr und mehr ein anderes Bild, und zwar das die Profitsucht nach der Herrschaft über die wirtschaftlich Schwächeren strebt. Sogar der erste Befürworter des Kapitalismus, Adam Smith, sah in dem Staat ein notwendiges Gegengewicht zu den Gesetzen des freien Marktes.

      Ein weiterer Grund für den eintretenden Niedergang des Kapitalismus ist die Unfähigkeit dieses Wirtschaftssystems, ein Gefühl für die Sättigung des Marktes zu entfalten. Deshalb kam es an den Aktienbörsen immer wieder zu Zusammenbrüchen und Wirtschaftscrashs. Bereits im Jahre 1620 verursachte eine Tulpenhysterie einen Kollaps der Wirtschaft. Der Preis für die begehrten Blumen schien immer höher zu klettern, die seltesten Exemplare hatten den selben Wert wie drei Häuser in Amsterdam. Man steigerte die Produktionskapazität ohne Rücksicht darauf, irgendwann die Sättigung der Nachfrage erreicht zu haben. Schließlich trat aber genau das ein und führte zu einem radikalen Kurseinbruch der Aktien. Nach ähnlichem Muster verliefen auch andere Crashs.

      Die Weltwirtschaftskrise, die durch den Schwarzen Freitag an der New Yorker Börse 1929 ausgelöst wurde, stellte beinahe den vollständigen Niedergang des kapitalistischen Wirtschaftssystems dar. In den Industriestaaten stieg die Arbeitslosenquote auf 25%, und überall stieg Macht und Einfluß von Kommunisten und Faschisten.

      Präsident Franklin D. Roosevelt rettete den Kapitalismus in den USA, in dem er die Wirtschaftstheorien des britischen Ökonomen John Maynard Keyes aufgriff. Keynes war der Auffassung: Um die Konjunktur anzukurbeln muß man mit staatlichen Geldern

      Arbeitsplätze beschaffen

      in die Infrastruktur des Landes investieren, auch unter der Gefahr Staatsschulden zu erzeugen.

      Diese Politik betrieb die USA anschließend 40 Jahre lang, deren positver Effekt nun jedoch in der Gegenwart abebbt. In der Zeit nach dem Schwarzen Freitag gelang es der USA zum dominierenden Bollwerk des Kapitalismus weltweit zu werden. Sowohl positiv als auch negativ wirkte dabei der 2. Weltkrieg, den Roosevelt sehr begrüßte:

      Der Krieg wirkte wie ein Motor für die Konjunktur.
      Die europäische Konkurrenz zerstörte sich gegenseitig.
      Durch den Krieg und die Führungsrolle der USA als Siegermacht wurde der Einfluß von Washington ausgedehnt und der Zugang zu neuen Märkten gesichert.
      Die immensen Zerstörungen des Krieges ließen einen Bedarf an Gütern entstehen den die unbeschadete Industrie der USA übernahm.


      Jedoch gab es ein großes Problem, die Politik der staatlichen Reglementierung, als auch die notwendigen Rüstungsausgaben im Krieg führten zu einem astronimischen Anstieg der Staatsverschuldung, was den Staat abhängig machte gegenüber seinen Gläubigern: Banken, Versicherungen und sonstigen Großkapitalisten. So wurde der Staat mehr denn je abhängig von Personen denen der Sozialstaat ein Grausen war, und die Ausbeutung zu erhöhen suchten, um ihren Gewinn zu effenktivieren. Es waren eben jene Leute ohne Moral und Ethik, die nur an sich persönlich dachten und keinerlei Werte kannten außer dem Geld. Bei alledem spielt das Zinssystem eine enorme Rolle, es steuert nicht nur die Inflation, sondern läßt auch die Staatsschulden steigen.

      Im Zuge der Politik von Roosevelt war es aber notwendig die Besserverdienenden höher zu besteuern um die Schwächeren zu unterstützen. Und um die Preise stabil zu halten, reglementierte man die Wirtschaft. Als Ergebnis nahm der Unterschied zwischen Arm und Reich ab und steigerte einen allgemeinen Wohlstand. Diese Politik findet sich freilich nicht nur in den USA, sondern auch in allen anderen Industriestaaten. Sogar unter Ludwig XIV. hatten des Königs Ökonomen schon erkannt, daß die Steuereinahmen des Staates steigen wenn der Reichtum nicht auf wenige Personen begrenzt bleibt.

      Das Problem aber ist bis heute, daß der Großkapitalist kein Interesse hat an der gleichmäßigen Verteilung des Reichtums. Folgerichtig steigerte sich der Widerstand des Großkapitals gegen die Reglementierungen und Steuern von Seiten des Staates, in dem Maß wie der Einfluß auf den Staat wuchs. In den 70er Jahren gewannen immer mehr Politiker einen hohen Posten, die gleichzeitig mit den großen Unternehmen der USA verbunden waren. Vor allem die Banken begannen sich in den 70er gegen die Staatlichen Vorschriften erfolgreich zu wehren. Zur gleichen Zeit waren die Neomalthusianer im Aufwind, und die Gesellschaft war bereit für eine Politik wie NSSM 200. Die Banken forderten zunächst eine Lockerung der Reglementierungen, unter dem Vorwand den allgemeinen Wohlstand zu fördern. Diese Forderungen wurden immer weiter ausgedehnt und Schrittweise die Kontrolle des Staates abgebaut. Vor allem wollten die Banken die Kontrolle über die Kreditzinsen erhalten. Um dieses Ziel zu erlangen bemühte man sich das Gespenst der Inflation heraufzubeschwören.

      Der US-Kongreß gab schließlich aus Angst vor drohender Inflation, da Ende der 70er Jahre die Teuerungsrate in den meisten Industriestaaten bei mehr als 10 % lag, und hob die Reglementierung der Bankwirtschaft auf. Das Resultat war verherrend für die Mittelschicht, die vor allem den Druck der Reichsten auf die Ärmsten minderte und die meisten Arbeitsplätze bereitstellte. Kredite die vom Staat als eine Art Subvention und Aufbauhilfe verstanden wurden, und deshalb unter einen sehr niedrigen Zinssatz liefen, stiegen nun enorm an. Die Banken verlangten viel höhere Zinsen die Jungunternehmern oftmals keine Zeit ließen mit ihren Unternehmen einen Fuß auf den Boden zu bekommen, und gingen deshalb schnell unter. Andere Betriebe der Mittelalschicht benötigten Kredite zur Modernisierung ihrer Ausrüstung bzw. Erweiterung, waren aber dann nicht mehr in der Lage die Kredite zu tilgen und wurden von den Banken übernommen. Die Betriebe wurden verramscht und die Arbeiter entlassen. Die Banken fuhren durch all das enorme Gewinne ein, z.B. setzte im Jahr 1984 die First Boston Bank mehr Geld um, als das gesamte amerikanische Bruttosozialprodukt – einen Betrag von mehreren Billionen.

      Besonders unter Ronald Reagan wurde dafür gesorgt das der Turbokapitalismus zum Spurt auf das Ziel Globalisierung ansetzen konnte. All das wirkte sich auch auf die Börsen gut aus, da Banken große Investoren sind. Zwischen 1976 und 1986 verdreizigfachte sich der Aktienhandel. So formte sich die Weltwirtschaft immer mehr zu einer Finanzwirtschaft um, die sehr gern das Geschäft der Spekulation für sich erkannte um den schnellen Dollar zu machen. Der Wirtschaftsjournalist William Greider rechnete sich aus, daß der Handel mit Waren und Dienstleistungen nur noch 10 % betrage, 90% seien Spekulationen.

      Natürlich können Spekulationen nur auf kurze Zeit funktionieren, bescherten aber den Anlegern einige gewinnträchtige Jahre. Gleichzeitig verarmte die Arbeiterschicht in den USA und Großbritannien, wofür insbesondere Reagan und Thatcher die Schuld tragen.

      So entstand die Supply-Side-Wirtschaft welche besagt, daß die durch die Deregulierung reich gewordenen Konzerne ihre Gewinne in Form von neuen Arbeitsplätzen und niedrigen Preisen in die Wirtschaft zurückfließen lassen. Genau das aber geschah nicht, ist auch eine ziemlich scheinheilige Theorie die offenbar nach den Perpetuum Mobile Prinzip zu agieren versucht. Stattdessen schreitet die Verelendung der Arbeiter und der Abbau des Sozialstaates weltweit fort, während die Großfinanz jammert wie schlimm es ihnen doch ergehe. Die Gewinne flossen unkontrolliert auf die Gehaltskonten der Chefetage.

      Weiter und weiter wurde die Deregulierung vorangetrieben, Post, Bahn, Fluglinien, Telekommunikation, teilweise das Erziehungswesen, Müllversorgung, Abwasser und Stromversorgung wurden privatisiert – nicht nur in den USA, auch in der BRD zeigt sich dieses Bild. Kritiker dieser beängstigenden Entwicklung verglichen diese Wirtschaft immer gern mit einem Monopolyspiel. Die großen Konzerne kaufen, verkaufen und zerstören täglich kleine und mittelständische Betriebe um ihre Chancen zu erhöhen einmal die Schloßallee zu erhalten. All das gilt nur der Spekulation, schnell kaufen und möglich gewinnträchtig noch schneller verkaufen, egal wie viele Arbeiter auf der Straße landen.

      Diese Arbeitsplätze sind vor allem auch dann gefährdet, wenn der Kapitalismus zu seinem Lieblingsspielzeug greift: Das Fusionieren großer Unternehmen zu noch größeren. Nirgends klappt das so gut wie in den USA. Dadurch entstehen beinahe unkontrollierbare Giganten die den Weltmarkt dominieren.

      Ergebnis sind zunehmende Arbeitslose, die bei gleichzeitigem Abbau des Sozialstaates auf das niederste Nievau der Gesellschaft abfallen, und wie der Kapitalist mit dem Problem der "unnützen Esser" umgeht wissen wir ja. Nur ein Narr kann sich einbilden das es diesen unnützen Essern besser ergehen soll als denen der Dritten Welt. Und auch nur ein Narr glaubt hinter all den Kriegen der letzten Zeit stecken akzeptable Gründe, und diese Leute seien unfähig aus Gründen des Profits Kriege anzuzetteln oder ihr eigenes Volk zu opfern.

      Die durch das Fusionieren entstehenden Giganten lassen immer weniger Konkurrenz übrig, was auch der noch arbeitenden Verbraucher zu spüren bekommt, z. B. in steigenden Preisen. Die neuen riesigen Unternehmen suchen inzwischen auch die riesigen Märkte, die Globalisierung scheint die letzte Stufe des Kapitalismus der die ganze Welt in den Tod reißen wird. Der Zusammenbruch des Wirtschaftssystem wird nicht nur große Armut entstehen lassen, sondern auch Anarchie und Kriege. Das was die Neomalthusianer mit ihren obskuren Theorien und der Dialektik der Barbarei verhindern wollen, werden sie selbst erzeugen.

      Dieser neue Kapitalismus hat die Einsätze beim Monopoly sehr erhöht. Die Mittelschicht stöhnt unter dem Druck der Großkonzerne in der ganzen westlichen Welt. Diese internationalen Großfirmen produzieren dort wo es am billigsten ist, um möglichst viel Profit zu erlangen.

      Diese Strategie führt zu großen Gewinnen und großen Dividendenausschüttungen was die Aktionäre freut da die Kurse steigen, dummerweise funktioniert das nur auf kurze Zeit. Gleichzeitig tötet diese Politik die Wirtschaft der Industriestaaten, wie der einstige Großfinanzier Sir James Goldsmith bemerkte, der inzwischen zum Kritiker der Globalisierung avancierte. Aus all diesen Mißständen kommen neuerdings immer mehr Ökonomen zu dem Schluß, daß die Tage des Kapitalismus gezählt sind, und dieser sich selbst vernichten wird. Schon Keynes (1883-1946) sah zu seiner Zeit den Anfang vom Ende des Kapitalismus. Und der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter gab im Jahre 1942 dem Kapitalismus etwa noch eine Lebensdauer von Hundert Jahren. Die Ursache für den Untergang des Wirtschaftssystems wird von den Kritikern meist mit dem Fehlen jeglicher Moral und Ethik begründet.


      http://mitglied.lycos.de/triphylliander/newswriter/article.p…

      Beitrag von Hues Peccator
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 18:08:33
      Beitrag Nr. 1.582 ()
      Tja Bluemoons,

      das sieht für uns Bären nicht so gut aus.;)

      Ich habe mich mal schlau gemacht und glaube, daß es in den nächsten Wochen und vielleicht auch Monaten in den Aktienmärkten wieder aufwärts gehen wird. Ich werde in den kommenden Tagen posten, warum ich meine Meinung disbezüglich revediert habe.
      Dafür gibt es mehrere Gründe.


      Hier ein sehr, sehr guter Link.

      LINK: http://www.haysmarketfocus.com
      Für 5 Tage kann man sich alles umsonst ansehen.

      STRONGLY RECOMMENDED !!!!! ;) ;) ;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 18:34:06
      Beitrag Nr. 1.583 ()
      Übrigens, solche Leute wie Hues Peccator, die nur über den "schrecklichen, ausbeuterischen Kapitalismus" rumjammern, aber nicht eine einzige begründete und erklärte Alternative aufzeigen, braucht die Welt sowenig wie ein Eskimo einen Kühlschrank.


      H_S:confused:
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 10:44:29
      Beitrag Nr. 1.584 ()
      Der Kapitalismus frisst sich selber aber es gibt offensichtlich keine Alternative. Das ist ja genau unser Dilemma und der Grund, warum die "Systeme" über kurz oder lang zusammenbrechen müssen. Es war immer so. "What goes up must come down". Inzwischen haben wir jedoch eine Fallhöhe und solche "System-Ahängigkeiten" geschaffen, dass der laufende "down move" katastrophen-trächtig ist. Es fallen nicht nur die Indizes - das ganze Kartenhaus ist dabei zusammenzustürzen.

      Wieso darf man da nicht rumjammern?

      Harry, hast Du eine tragfähige Alternative?

      Übrigens glaube ich auch, dass der Markt in seinem Abwärtstrudel in den nächsten Wochen nochmal "raufzuckt". Aber es sind nur noch Zuckungen ohne fundamentale Basis!
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 10:57:38
      Beitrag Nr. 1.585 ()
      Um nur einen Dominostein des Zusammenbruchs aufzuzeigen:

      Die wahre Bescherung gibt es erst jetzt, nach Weihnachten: minus 30 Prozent auf Pullis, Anzüge, Unterhosen, minus 40 Prozent auf jeden Kochtopf, ein Paar Ski für die Hälfte - der Preiskampf in Deutschland hat eine neue Dimension erreicht. Ist schon Winterschlussverkauf, oder was? Niedrigstpreise das ganze Jahr hindurch.
      Die Kehrseite des Ausverkaufs vor dem Schlussverkauf: Die Gewinnmargen sind inzwischen nahe null. Der Kunde wartet auf noch niedrigere Preise und kauft weniger statt mehr. Acht von zehn Befragten wollen ihren privaten Konsum in diesem Jahr einschränken, heißt es in einer Forsa-Studie.
      So geil Geiz sein mag, wie der Unterhaltungselektronikhändler Saturn es in seiner Werbung verspricht, so wenig anregend sind die Auswirkungen dieser Billigheimer-Masche für den deutschen Einzelhandel: „Wir steuern ganz klar Richtung Deflation", sagt Wolfgang Twardawa, Marketingleiter der Gesellschaft für Konsumforschung. Seine Befürchtung: „Die Aldisierung Deutschlands ist die Vernichtung von volkswirtschaftlichem Kapital."
      9000 Läden, meist Mittelständler, gingen vergangenes Jahr Pleite, und für 2003 sieht es kaum besser aus: „70 Prozent der Einzelhändler schreiben rote Zahlen", sagt Holger Wenzel, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hauptverbandes des Einzelhandels. „Der Tod lauert in der Mitte." Auch sein Kollege Johann Hellwege vom Handelsverband BAG, in dem die Konzerne wie Karstadt und Metro organisiert sind, erwartet „einen weiteren Konzentrationsschub zu Gunsten der Großen".
      Doch selbst die Kaufhaus-Ketten Kaufhof und Karstadt, derzeit mit öffentlichkeitswirksamen Rabatt- und Coupon-Aktionen aggressive Preistreiber nach unten, haben trotz millionenschwerer Werbung Probleme. Aus Branchenkreisen heißt es, Karstadt wolle seine Verkaufs-Aktivitäten verstärkt weg von den teuren Innenstädten auf die kostengünstigeren, so genannten „grünen Wiesen" verlegen. Erste Sporthäuser sollen als Trendsetter schon in Planung sein.
      Die Parfümerie-Kette Douglas, branchenübergreifend in Buchhandel, Schmuck und Textil aktiv, plant Ähnliches. „Wir gehen dahin, wo es der Kunde will", heißt es hausintern. Immobilien sollen deshalb nicht mehr gekauft, sondern nur noch gemietet werden.
      Der ruinöse Preiskampf im Handel schadet den meisten Beteiligten mehr als er nützt. Selbst die großen etablierten Markenartikler halten zumindest auf dem deutschen Markt den Billiganbietern nicht Stand.
      So verlor Deutschlands Marktführer Sony in Sachen Unterhaltungselektronik erst kürzlich die Vorherrschaft bei DVD-Playern. „Da kommen plötzlich Marken aus China auf den Markt und in die Discountläden", sagt Olaf Pempel von Sony-Produkt, „von denen noch nie jemand etwas gehört hat."
      Eine bittere Situation, die das Unternehmen schon mehrmals erleben musste. Im vergangenen Jahr beispielsweise hatte die GFK ermittelt, dass der Markt für Camcorder um 35 Prozent eingebrochen war. Auch in diesem Segment war Sony mit 40 Prozent Marktführer. Wie viel die Discounter tatsächlich am Elektronik-Markt abschöpfen, weiß indes niemand. Die Geheimniskrämer von Aldi, Lidl oder Plus berichten nicht an die GFK.
      Geholfen hat den Discountern bei ihrem Siegeszug eine in Europa einmalige „Arabeske", wie es Christoph Scholz, Geschäftsführer des Markenverbandes nennt. „Die Stiftung Warentest hat Aldi und Co. erst stark gemacht", sagt er. „Seit die dem Verbraucher sagen, dass alles, was er dort kauft, ebenso gut ist wie die Ware vom Markenartikler, ist Billig-Kaufen gesellschaftlich akzeptierter denn je."


      Eine McKinsey-Studie über die europäischen Einkaufsgewohnheiten stützt diese Theorie. Die Berater fanden heraus, dass die Franzosen Vielfalt lieben, die Engländer den Service - und die Deutschen den Preis. In Deutschland sitzt denn auch die Hälfte aller europäischen Discounter.
      Besorgt über diese Billig-Billig-Billig-Entwicklung ist Bruno Sälzer, Chef des Edel-Schneiders Hugo Boss. Er befürchtet, der Verbraucher könne das Vertrauen in die Marke verlieren und will deshalb sein Unternehmen möglichst aus dem Rabatt-Krieg heraushalten.
      Ähnlich denkt man auch im weniger luxuriösen und eher praktischen Bereich der Haushaltswaren. WMF-Chef Rolf Allmendinger: „Ich glaube erstens nicht, dass es richtig ist, den Verbraucher so auf den Arm zu nehmen", sagt er deutlich, „und zweitens weiß doch jeder, dass Rabatte und Preisreduzierungen keinen Gewinn bringen."
      Im Gegenteil. Dass Marken „crashen" können, wie es im Fachjargon heißt, wenn sie zu billig verramscht werden, gibt es zuhauf. Beispiel: Asbach Uralt. Der Weinbrand, so das Branchenurteil, musste intensivst beworben werden, ehe er wieder wegkam vom Image des Fusels.
      Sogar bei Marketing-Fachleuten ist die derzeitige Flut von Coupon- und Rabattaktionen zum Kundenfang deshalb umstritten. „Wer mit der Schrotflinte die Preise senkt, rettet zwar vielleicht den Umsatz, aber nicht den Ertrag", sagt Georg Schumacher, Hamburger Geschäftsführer einer der deutschen Filialen von Rapp Collins, weltweit Marktführer im Bereich Direktmarketingmanagement. Dennoch warnt auch er vor der „aldisierten" Nation. „Man kann das Rad nur schwer zurückdrehen, wenn die Kunden gelernt haben, dass sie den normalen Preis nicht zahlen müssen", sagt er.
      Die mögliche Lösung des Problems bringt der GFK-Experte Twardawa salopp an einem Beispiel aus dem Sport auf den Punkt: „Wer Weltmeister Klitschko schlagen will, darf nicht gegen ihn boxen", sagt Twardawa.
      Soll heißen: Aldi lässt sich nicht mit Aldi schlagen

      Quelle: Welt am Sonntag
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 17:35:57
      Beitrag Nr. 1.586 ()
      bluemoons, der immer noch ein "DAUERBÄR" ist und bleiben wird,( sieht die Zukunft nicht so rosig ) gerne noch weiter die Bärensammlung weiterführen.

      @Harry Schotter
      soll ich diesen Thread unter deinem Namen weiterführen oder eine neuen Thread beginnen?
      Da du anscheinend ein Bulle wirst!
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 17:37:49
      Beitrag Nr. 1.587 ()
      Alter Wein in neuen Schläuchen
      ++ Déjà Vu ++

      Von Claus Vogt
      Im Februar 2001 befaßten wir uns mit den Wall Street-Konsensus-Prognosen für 2002 und überschrieben unsere Analyse mit „Déjà Vu“. Zum dritten Mal in Folge prognostizierte die illustre Runde der Strategen fast unisono eine dynamische Erholung der US-Wirtschaft in der zweiten Hälfte des jeweils kommenden Jahres. Dreimal nacheinander wurde dieser Optimismus enttäuscht. Die Konsensus-Prognose für 2003 sieht – wir lesen in Ehrfurcht und staunen – eine dynamische Erholung der US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Wir teilen diese Konsensus-Meinung auch in diesem Jahr nicht. In unserem Ausblick für 2001 schrieben wir: „Ein riesiges Handelsbilanzdefizit, rückläufige Unternehmensgewinne, steigende Inflationsraten, die sehr hohe Verschuldung US-amerikanischer Konsumenten und Unternehmen sowie teilweise noch immer überbewertete Aktienmärkte werden die erhoffte weiche Landung der Wirtschaft zu einem schwierigen Unterfangen machen. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auf mehr als 50 Prozent.“

      Ein Jahr später formulierten wir wie folgt: „Wir können uns für das Jahr 2002 bestenfalls eine anämische US-Ökonomie vorstellen, die um die Nullwachstumsmarke oszilliert. Schlimmstenfalls befürchten wir eine Verstärkung des Abschwunges, die durch eine längst überfällige Rückkehr zu rationalem, konservativem ,Sparverhalten‘ der extrem verschuldeten US-Konsumenten ausgelöst wird. Wir setzen das Wort ,Sparverhalten‘ deshalb in Anführungszeichen, weil es für große Teile der privaten Haushalte nicht um eigentliches Sparen geht, sondern um weniger Neuverschuldung oder um die Reduzierung bestehender Schuldenlast. Daß eine solche Verhaltensänderung aus längerfristigen Überlegungen heraus unabwendbar ist, ist unumstritten und wird selbst von ,New Economy‘-Notenbanker Robert McTeer erkannt. Offen bleibt lediglich, wann diese Rückkehr der Vernunft beginnen wird. Unserer Meinung nach wird diese Entwicklung im Lauf des Jahres 2002 verstärkt einsetzen, ausgelöst durch die weiterhin steigende Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Arbeitsplatzunsicherheit weiter Bevölkerungskreise.“



      ++ Noch keine "Rückkehr der Vernunft" ++


      Wir zitieren uns deshalb so ausführlich, weil wir diesem Szenario auch für 2003 die mit Abstand höchste Eintrittswahrscheinlichkeit zuordnen. Im vergangenen Jahr war die ökonomische Entwicklung zwar deutlich schwächer als von den Daueroptimisten erhofft, aber auch deutlich robuster als von uns Realisten befürchtet. Insbesondere hat die oben genannte „Rückkehr der Vernunft“ noch immer nicht begonnen, ganz im Gegenteil. Allerdings bedurfte es gewaltiger Anstrengungen der staatlichen „Wirtschaftslenker“, um - aus Sicht der Verfechter zentraler Wirtschaftssteuerung - einen Absturz der Volkswirtschaft zu verhindern. Aus Sicht der nicht mehrheitsfähigen Österreichischen Wirtschaftslehre, der wir sehr nahestehen, kann die Korrektur der während der kreditfinanzierten Boomphase entstandenen Ungleichgewichte und Fehlinvestitionen jedoch nicht verhindert, sondern bestenfalls verschoben und dabei wahrscheinlich verschlimmert werden. Das ist der Grund für unsere erneut deutlich vom Konsensus abweichende Prognose. Seit dem Platzen der Spekulationsblase hat die für ihr Entstehen verantwortliche US-Notenbank bereits zwölfmal die Zinsen gesenkt und speziell über den damit ausgelösten Boom bei den Hypothekenkrediten zweistellige Zuwächse bei den Geldmengen ermöglicht. Gleichzeitig hat die US-Regierung ein keynesianisches Schuldenprogramm von gewaltiger Dimension begonnen. Selbst eine kleine Steuersenkung hat die Regierung Bush umgesetzt.

      Damit wurden alle Hebel, die die Verfechter zentraler Wirtschaftslenkung propagieren, bereits sehr ausgiebig eingesetzt. Das erhoffte Ergebnis, nämlich das Auslösen eines neuen Aufschwunges, wurde damit jedoch nicht erzielt. Waren die Maßnahmen deshalb wirkungslos? Sicherlich nicht. Wahrscheinlich haben sie bisher eine schwere Rezession verhindert, besser verschoben. Denn gewissermaßen als ungewollte Nebenwirkung haben sie auch eine rasche Anpassung der Ökonomie an die durch die geplatzte Blase geschaffenen Rahmenbedingungen verhindert. Die Fehlentwicklungen der Bubble-Jahre bestehen weitgehend fort und neue sind hinzugekommen, am sichtbarsten am Immobilienmarkt und bei der Neuverschuldung des privaten und des öffentlichen Sektors. So leid es uns tut, wir können keinen einfachen, schmerzlosen Weg aus dieser Misere erkennen. Aber vielleicht können es die Hauptverantwortlichen, die Väter der Spekulationsblase, die US-Notenbanker?


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:13:03
      Beitrag Nr. 1.588 ()
      @bluemoons

      Nicht zu einem richtigen Bullen, aber zu einen Teilzeitoptimisten in einem Bärenmarkt



      @Stormy

      Jammern entlastet die Seele und baut Stress ab. Soweit so gut. Aber nur jammern allein führt zu nichts und ist zudem auch ein Eingeständnis eigener Hilfosigkeit und Ohnmacht.
      Und dies ist letztentlich auch ein Eingeständnis selbst keinerlei Alternativen zu haben. Aber die Welt muss sich weiterdrehen, soll sie so lange stehen bleiben, bis Antikapitalisten tiefschürfend eine tragfähige Alternative erbrütet haben ?????

      Ich weiß übrigens eine sehr gute Alternative, einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus....................und der heißt soziale Marktwirtschaft !!!

      Wie wär`s damit ??? :) :)



      Übrigens kann ich euch nur wieder empfehlen, sich für fünf Tage auf Don Hays Website einzuloggen und die dortigen Charts anzuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn eins ist klar, nach einem Winter kommt irgendwann auch mal ein Frühling.


      H_S:look:
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:23:59
      Beitrag Nr. 1.589 ()
      @bluemoons

      Ich würd`s prima finden, wenn du den Thread hier im Charttechnik-Forum weitermachst (auch wenn er hier eigentlich gar nicht mehr hingehört). Hast eh den größten Teil der Beiträge geleistet.
      Danke dafür! :)

      Ich weiss nicht, ob das "auf die Bullenseite wechseln" so schnell gehen kann.

      Ein Bärenmarkt ist etwas anderes als eine Baisse. Die Baisse wird in der ersten Jahreshälfte enden und einer Hausse Platz machen, die uns durchaus 60-80% bis Ende 2004 nach oben bringen kann.

      Der Bärenmarkt ist damit aber lange nicht vorbei, denn die fundamentalen Fakten, die du hier einstellst, werden über eine ganze Dekade ihre Wirkung entfalten, wie ein schleichendes Gift.

      Der einzige Grund, weshalb die Baisse endet, ist auch ein charttechnischer, und kein fundamentaler: Die Indices werden ihre Kursziele erreicht haben. Das wir in USA dann immer noch überbewertet sind, Deutschland immer noch reformunfähig ist, die EU immer noch eine Geldvernichtungsmaschine, das wird dem Markt erst wieder auffallen, wenn die nächste Baisse schon wieder weit fortgeschritten ist.

      Schau dir den Nikkei der letzten 10 Jahre an, dann weisst du, was ich meine. Übrigens in meinen Augen nach so langer Zeit ein echter Kandidat für einen neuen Bullenmarkt. Dort ist die Nacht derzeit am schwärzesten. :cool:
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:35:45
      Beitrag Nr. 1.590 ()
      @Harry_Schotter

      sofern diese Form von (Finanz) Zinssystem weiter existiert, kann es leider nicht mehr aufwärts gehen, letztendlich ist es zum Scheitern verurteilt, auch wenn eine soziale Komponente dabei ist.

      exponentielles Wachstum kann nicht auf Dauer funktionieren.
      Die Folgen werden wir in den nächsten Jahren selbst erfahren.

      Nach einem Winter kommt ein Frühling, wenn eine Eiszeit beginnt, werden wir ein "anderen Frühling" erleben.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:46:41
      Beitrag Nr. 1.591 ()
      Ich sehe die Dinge ähnlich wie bluemoons. Wir stehen am Ende einer Epoche und ich habe keine Ahnung was kommen wird. Wir sind seit ca. 200 Jahren auf einem Holzweg, auf dem es einigen, zumindest zeitweise, recht gut ging.

      Unser System setzt Wachstum voraus. Das kann man drehen und wenden wie man will. Ein dauerhaft funktionierendes System, muss nachhaltig sein.
      Aber wahrscheinlich gibt es keine dauerhaft funktionierenden Systeme. Ein Fisch im Aquarium kann nicht größer werden als das Aquarium!Bereits jetzt stößt er sich überall die Kiemen und Flossen.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 20:18:22
      Beitrag Nr. 1.592 ()
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 20:37:26
      Beitrag Nr. 1.593 ()
      Krise ohne Ende: Bleibt Japan Asiens kranker Mann oder verkannter Riese?

      Für Japan beginnt das neue Börsenjahr mit einem alt bekannten Klagelied: Stagnation, Rezession, Deflation. Das Land steckt weiter in der Krise. Die Wirtschaft kommt nicht vom Fleck.


      Von Lars Nicolaysen, dpa



      Tokios pulsierendes Shinyuku-Quartier

      (AFX/Moneycab) Mit dem einstigen "Wirtschaftswunderland", so der im Ausland heute vorherrschende und auch in Japan selbst um sich greifende Eindruck, sei nicht mehr viel los. "Asiens kranker Mann" dümpele nur noch ziellos vor sich hin und drohe gar zu "kollabieren". Doch wird diese Beschreibung Japans Verfassung wirklich gerecht? Gibt nicht gerade die vermeintliche Gewissheit, Japan befinde sich im Niedergang, Anlass zu Zweifeln, zumal Japaner selbst in den ständigen Schwanengesang mit einstimmen?


      Niemand wird ernsthaft leugnen wollen, dass Japan weiter mit grossen strukturellen Problemen zu kämpfen hat und es eine verbreitete Unsicherheit über die Zukunft gibt. Es ist auch unbestreitbar, dass Japan seit den 90er Jahren vor allem negative Rekorde produziert, sei es bei der Arbeitslosigkeit, bei den Firmenzusammenbrüchen, der Staatsverschuldung und nicht zuletzt der Höhe fauler Kredite im angeschlagenen Bankensektor. Zu Beginn des Börsenjahres haben sich die Hoffnungen auf eine breite Konjunkturbelebung, die noch Mitte 2002 gehegt worden waren, nicht erfüllt. Zwar scheint die Talsohle durchschritten, die Gefahr einer neuen Rezession aber nicht gebannt.

      Weniger Investitionen

      Die Unternehmen schränken ihre Investitionen weiterhin ein. Und die Exporte, wieder einmal Japans einziger Wachstumsmotor, leiden unter der schwankenden wirtschaftlichen Entwicklung in den USA. Dazu kommt die Unsicherheit angesichts möglicher militärischer Auseinandersetzungen um Irak und der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Dennoch gibt es auch Lichtblicke. Japan-Besucher fragen sich beim Anblick der vielen spektakulären Bauprojekte, die dieser Tage in Tokio entstehen, der vollen Restaurants und der neu eröffneten Luxusgeschäfte erstaunt, wo denn die Krise sei. Es gibt sie, nur eben auf sehr hohem Niveau. Wirtschaftsminister Heizo Takenaka sprach von einer "Krise des fehlenden Krisenbewusstseins".

      Nicht am Boden
      Japan liegt nicht am Boden. Nur gehen seine unbestreitbar positiven Aspekte in dem von negativen Einzeldaten geprägten Gesamtbild häufig unter. Japan ist weiter die zweitgrösste Wirtschaftsnation der Welt. Die Innovationskraft seiner Unternehmen ist ungebrochen und der Lebensstandard der Bevölkerung während des so genannten "verlorenen Jahrzehnts" der 90er Jahre merklich gestiegen. Das Pro-Kopf-Einkommen der Japaner ist eines der höchsten unter den Industrieländern und liegt deutlich über dem der Deutschen. Das Land verfügt über die höchsten Währungsreserven der Welt und riesige private Ersparnisse, die es Japan ermöglichen, seine Staatsschulden weitgehend aus eigener Kraft - anders als die USA - zu finanzieren.

      Gröster Gläubiger der Welt
      Japan ist die grösste Gläubigernation der Welt und produziert noch immer äusserst beachtliche Überschüsse in seiner Handels- und Leistungsbilanz. Angesichts des aufstrebenden China Japan als eine zweitrangige Macht mit einer angeblich nur noch geringen Relevanz für die Zukunft Asiens und der USA als Handels- und strategischer Partner aufzufassen, sei falsch und gefährlich, warnt eine neue Studie des Pacific Council on International Policy, einem Forum von Vertretern aus Wirtschaft und anderen Bereichen der Westküste Amerikas und des Pazifiks.

      Platz 2 unter den Nationen
      China wird nach jüngsten Berechnungen von Roland Berger Strategy Consultants bis zum Jahr 2010 mit einem Viertel des ostasiatischen Bruttoinlandsprodukts zwar stark aufholen und sich als zweite führende Wirtschaftsnation etablieren. Doch auch dann werde Japan noch fast die Hälfte der ostasiatischen Wirtschaftskraft repräsentieren. Das Japan-Geschäft ist für europäische Firmen in den meisten Fällen ausgesprochen profitabel.

      Medien Schuld an sclechtem Bild?
      Eine Reihe japanischer Unternehmen wie etwa der Automobilkonzern Toyota fahren Jahr um Jahr Gewinne ein. Dass im Westen dennoch ein düsterer Gesamteindruck vom Zustand der japanischen Wirtschaft vorherrsche, daran hätten zum einen die Medien Schuld, vor allem aber die Japaner selbst, behauptet der Wirtschaftsautor Eamonn Fingleton. Es sei unbestreitbar, dass das japanische Establishment mit schlechten Nachrichten eine "Propaganda-Kampagne" betreibe. Davon profitierten zum Beispiel Japans Bürokraten, indem sie unverdiente Ruhe vor Forderungen nach Lockerung der Handelsbarrieren erhielten.

      Prozess der Umwandlung
      Tatsächlich habe Japan in aller Stille seine wirtschaftliche Stärke weiter ausgebaut. Fingleton, der in Tokio auch als Verschwörungstheoretiker gilt, mag eine extreme Minderheitenmeinung vertreten. Warnungen, der Westen laufe wieder einmal Gefahr, Japan zu unterschätzen, gibt es jedoch auch andere. Tatsache ist zumindest, dass sich Japans Privatwirtschaft inmitten eines tiefen Umwandlungsprozesses befindet, der fast alle Lebensbereiche berührt und weiter geht als in anderen Industrieländern. Die vorhandenen Veränderungskräfte könnten ihr Potenzial aber nur voll entwickeln, wenn die Regierung Reformen durchsetze, so die Studie des Pacific Council. Es sei jedoch eine "gute Wette", dass Japan wiederkomme.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 20:42:10
      Beitrag Nr. 1.594 ()
      In Deutschland wachsen die öffentlichen Schulden wieder deutlich schneller.
      Während die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler bisher auf eine Taktfrequenz von 133 Cent pro Sekunde eingestellt war, mußte diese jetzt auf 194 Cent/Sekunde erhöht werden...

      Aus : Wirtschaftsmitteilungen

      (parsimonynet)
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 20:45:23
      Beitrag Nr. 1.595 ()
      Entschuldigung!
      #1592 ist ein Fehler hier gehts weiter..............

      pro Sekunde 1993 €

      http://www.steuerzahler.de/
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 21:43:25
      Beitrag Nr. 1.596 ()
      Nach 3 Jahren kann es nicht mehr weiter fallen?

      von Jochen Steffens

      Als ich heute morgen gerade an meinem Toast knabberte, war endlich auch auf einem der bekannten Börsen-Sender zu hören, dass nach drei Jahren der Markt nun ja nicht weiter fallen könne. Es sei deswegen damit zu rechnen, dass dieses Jahr ein positives Jahr werde. Genau das meinte ich, als ich von dem "psychologischen Effekt des Jahresbeginns" redete. Denn ganz ehrlich, was hat sich seit Mitte Dezember zum Besseren verändert? Nichts!

      Dabei war es wirklich interessant, den Markt heute zu beobachten. Wie ich mittlerweile mehrfach betonte, viele Institutionelle starteten erst heute "richtig" in den Markt. Aber natürlich nicht schon um 8 Uhr morgens. Nein, da wurde erst einmal diskutiert und beratschlagt. So kurz nach 9 Uhr sind dann wohl die ersten auf die Idee gekommen, dass es doch nicht so rosig aussehe. Aber erst ab 10.30 Uhr wurde dem Markt "bewusst", dass es nach knapp 9 % Plus vielleicht doch Zeit für eine Konsolidierung sei. Während ich das schreibe, nähern wir uns wieder der 3000er Marke.

      Aber noch muss man abwarten, ob heute Nachmittag in Amerika das Gleiche passiert wie im Dax. Sollte sich dieser negative Trend auch heute schon in Amerika fortsetzten, müssen Sie im Januar mit weiter fallenden Kursen rechnen. Noch kann wohl das angekündigte Konjunkturprogramm von Bush, die negativen Signale auffangen. Morgen werden dazu Einzelheiten bekannt gegeben.

      Obwohl ich glaube nicht, dass dieses Konjukturprogramm den Markt noch länger als ein oder zwei Tage beeinflussen wird. Sie wissen, nichts an den Börsen ist uninteressanter als Nachrichten des gestrigen Tages.

      In den nächsten Tagen startet die Berichtsaison. Ich denke nicht, dass sich die Unternehmenszahlen wesentlich verbessert haben. Zudem möchte ich noch einmal dringend darauf hinweisen, dass im Prinzip in Venezuela die Marktentscheidung getroffen wird. Sollte sich dort nicht bald eine Besserung zeigen, dann sehe ich zunehmend schwarz. Auch wenn dieser Umstand bisher schlichtweg ignoriert wird.

      Wie sagte heute morgen ein Trader vielleicht etwas zynisch? "Das Beste für die Börsen wäre, wenn Saddam Hussein die Flucht ergreifen und den Amerikanern die Schlüssel für die Ölfelder per Post schicken würde." Nach den heutigen Tönen aus dem Irak kann man diese doch etwas utopische Hoffnung sicherlich begraben.

      Heute verkündete der irakische Präsident, dass sie auf alles, also auch auf einen Krieg vorbereitet seien. Er betitelte die Arbeit der UN-Inspekteure als "reine Spionagetätigkeit". Auch sonst zeichnete sich die Rede eher durch Anfeindungen aus. Trotz allem erwähnte er mit keinem Wort, dass die UN-Inspekteure ihre Arbeit nicht fortsetzten könnten.

      Es verwundert also nicht, dass der Gold- und Ölpreis weiter steigt. Auch der Euro zeigt sich weiter stabil.

      Interessantes ist aus Detroit zu hören. Die Autobranche feiert sich selbst. Aber glauben Sie nicht, dass nun die Krise der Automobilindustrie vorbei sei. Auch wenn VW ankündigt, dass sein weltweiter Absatz 2003 wieder zulegen wird: Die Autobranche ist immer noch zu meiden. Ich denke frühestens im 3. Quartal sollte sich dort eine Investition lohnen. Schauen Sie sich dabei jetzt schon an, welche Aktien zur Zeit am stärksten sind. Das war und ist und bleibt BMW (WKN 51900). Also, sollte es zu deutlichen Erholungstendenzen in der Autobranche kommen, muss man dort investiert sein. Das sollte man sich schon einmal dick auf einen Merkzettel schreiben.

      Die andere wirklich starke Aktie im Dax ist die Deutsche Telekom (WKN 555750). Ich hatte merfach darauf hingeweisen. Natürlich profitiert die DTE heute von Gerüchten (dazu unten mehr), aber auch insgesamt zeigt sich die DTE sehr stark. Sollte es nun zu den erwarteten Kursrückgängen kommen und folgend durch ein Irakkrieg eine Erholung anzeigen, dann darf die Telekom nicht im Depot fehlen.

      Etwas enttäuscht bin ich von den Versicherern. Aber auch hier rechne ich mit großem Erholungspotential. Hier muss man allerdings mit einer erneuten Investition bis zum Ende eines möglichen Krieges warten. Die Geheimdienste rechnen anscheinend alle damit, dass es zu einer Anschlagsserie kommen wird, sobald ein Irakkrieg ausbricht. Gerade die Rückversicherer könnten darunter kurzfristig leiden.

      Etwas vermisse ich noch: Den richtigen Bankencrash. Die Banken halten sich einfach zu stabil. Natürlich läuft nicht immer alles wie geplant, aber dieser Umstand beunruhigt mich etwas. Eine bekannte Bank sollte noch deutlich ins Straucheln geraten. Trotzdem gehören die Banken heute zu den Verlieren. Grund ist eine Gewinnwarnung des britischen Lebensversicherer "Britannic". Diese Gewinnwarnung erweckte erneut die Befürchtungen, dass die Finanzwerte noch nicht über den Berg sind.

      Die amerikanischen Börsen starteten ebenso wie der Dax zunächst freundlich. Hier muss man den weiteren Tagesverlauf abwarteten.

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      Montag, 6. Januar 2003

      EU und US-Dienstleistungssektor weiter im Abwärtsstrudel

      von Jochen Steffens

      Der Einkaufsmanager Index für den Dienstleistungssektor für Deutschland ist saisonal bereinigt von 45,6 Punkte auf nun 45,4 Punkte gefallen. Analysten hatten mit einem leichten Anstieg auf 45,9 Punkte gerechnet. Der Index zeigt auf, dass die Firmen ihre Geschäftsaussichten für die kommenden 12 Monate weiterhin überwiegend negativ beurteilen. Die schwache Binnenkonjunktur führte zu weniger Investitionen und einem beschleunigten Stellenabbau in der Branche.

      Werte unter 50 weisen auf einen Rückgang der Geschäftstätigkeit auf, Werte über 50 auf ein Wachstum. Vergleicht man den deutschen Wert mit den Werten aus der Eurozone, so fällt auf, dass Deutschland das einzige der großen EU-Länder ist, in dem der Index auf einen Rückgang hinweist. In Italien sank der Sektor zwar auch, aber nur um 0,4 Punkte auf immerhin noch 55 Punkte und in Frankreich um 0,3 Punkte auf 54,4 Punkte.

      In der gesamten Eurozone ist der Service-Index von 50,8 Punkte auf nun 50,6 Punkte gefallen. Für die Eurozone ist somit noch von einem leichten Wachstum des Sektors auszugehen.

      Auch der US-ISM Service Index, der heute um 16.00 Uhr veröffentlicht wurde, ist zurückgegangen: Er fiel von 57,4 auf nun 54,7 Punkte. Analysten hatten mit 55,5 bis 56,5 Punkte gerechnet.

      Letzte Woche war der ISM Index für das verarbeitende Gewerbe noch gestiegen. Der Dienstleistungsindex hingegen sieht weniger erfolgsversprechend aus. Das konnte jedoch die Kurse nicht sonderlich beeinflussen. Die amerikanischen Indizes zogen nach Veröffentlichung erst einmal weiter an.
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      Montag, 6. Januar 2003

      US-Wirtschaft mit Lebenszeichen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Obwohl die Bullen-Investoren in den Jahren 2000, 2001 und 2002 sehr bluten mussten, sind sie sehr couragiert ins neue Jahr 2003 gestartet, mit ihren abgekämpften Depots im Schlepptau.

      Am ersten Handelstag des Neuen Jahrs bezahlten die Bullen furchtlos hohe Preise für bereits teure Aktien, was den großen Indizes große Gewinne bescherte. Der Dow Jones gewann 265 Punkte auf 8.607 Zähler, der Nasdaq-Composite legte fast 4 % zu.

      Die Moral der Investoren-Infantrie wurde durch überraschend gute US-Wirtschaftszahlen gestärkt. Der ISM-Index (Produktionsaktivität) für Dezember steig auf robuste 54,7 Zähler, nach enttäuschenden 49,2 Punkten im November. Sobald diese News über die Ticker kamen, stiegen sowohl die Aktien als auch der Dollar. Die Anleihen hingegen reagierten genau umgekehrt – sie gaben einen großen Teil ihrer jüngsten Gewinne ab.

      In der manisch-depressiven Welt der Wall Street kann manchmal schon ein einziger überraschend gut ausfallender Wirtschaftsbericht ausreichen, um die Investoren wieder in Hochstimmung zu versetzen. Klar, die mit Problemen kämpfende amerikanische Wirtschaft hat nicht plötzlich wieder zu boomen begonnen. Aber versuchen Sie nicht, dass den Leuten zu sagen, die umgehend ihre US-Anleihen verkauft haben. Die Rendite der 10-jährigen T-Bonds liegt wieder bei über 4,0 %.

      Ein starker Dollar – ging Hand in Hand mit einem etwas schwächeren Goldpreis (minus 1,7 Dollar auf 346,50 Dollar am ersten Handelstag). Der Ölpreis schwankt derzeit um die Marke von 30 Dollar. Angesichts des jüngsten Hypes um Gold und Öl fragt man sich – werden sich diese Preisniveaus kurzfristig halten können? John Myers, unser Experte für Rohstoffe, glaubt das nicht. Für das Gesamtjahr bleibt er weiterhin sowohl für Gold als auch für Öl bullish, aber kurzfristig rechnet er mit kurzen, aber deutlichen Korrekturen. "Nach einer wahrscheinlichen Pause im Januar, werden die Rohstoffpreise ihre starke Rally fortsetzen", prognostiziert Myers. "Diese Party hat erst begonnen."

      Natürlich freut es mich, wenn ich sehe, dass die jüngsten Zahlen zur US-Produktion wieder Lebenszeichen zeigen. Aber ich bin noch nicht davon überzeugt, dass sich die US-Wirtschaft wieder erholt hat. Zum einen bleibt nämlich der Bärenmarkt beim Verbrauchervertrauen weiterhin bestehen. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass das Verbrauchervertrauen (Conference Board) im Dezember auf 80,3 Punkte gefallen ist, nach 84,9 Zählern im November. Das liegt nur noch um Haaresbreite über dem 9-Jahres-Tief von 79,6 Punkten, das wir im Oktober gesehen hatten.

      "Der hauptsächliche Grund für das schwache Verbrauchervertrauen ist die steigende Arbeitslosigkeit, und die entmutigenden Aussichten am Arbeitsmarkt", so Lynn Franco, Vorsitzende des Marktforschungsinstitutes des Conference Board. Naja ... man muss keine "Untersuchungen" anstellen, um festzustellen, dass Konsumenten, denen es an Jobs mangelt, auch an Verbrauchervertrauen mangelt.

      Braucht man wirklich Untersuchungen, um zu wissen, dass es der US-Wirtschaft bei steigenden Beschäftigtenzahlen und steigenden Aktienkursen besser gehen würde als derzeit, wo man sich nur auf das gepanschte Aufputschmittel der Zinssenkungen von Alan Greenspan verlassen soll? Die Amerikaner kaufen derzeit einfach nicht soviel bei Wal-mart ein, wie sie früher getan haben, und das sind keine guten News für eine Volkswirtschaft, die alleine von den Konsumausgaben gelegt hat ...
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      Schlechte Wetten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Gott würfelt nicht."

      Albert Einstein

      Einstein brachte der Welt die Relativitätstheorie. Plötzlich gab es keine fixen Positionen mehr; alles schien lose zu sein.

      "Alles ist relativ", sagten die Leute. Nichts war absolut dies oder absolut das, richtig oder falsch, hier oder da.

      Und dann kam das Unbestimmtheitsprinzip von Heisenberg hinzu, und sogar Einstein hatte genug. Nicht nur, dass es keine Absoluten mehr gab, sagte Heisenberg, man könnte sie auch gar nicht erkennen, sogar wenn es sie geben würde. Alles sei in Bewegung, so Heisenberg, man könne nur den Ort, an dem sich ein Objekt befinden würde, oder dessen Geschwindigkeit benennen ... aber nicht beides. Und der Versuch, beides festzustellen, würde nicht erfolgreich sein!

      Nach Einstein und Heisenberg schien die Welt nur noch ein Spiel zu sein. Man würfelte und hoffte auf das Beste; was sonst konnte man machen?

      Die Idee eines unsicheren, unbekannten Universums befriedigte Einstein nicht; er verbrachte den Rest seines Lebens mit dem Versuch, zu beweisen, dass dies nicht so sei.

      Aber heute hören wir das Rollen der Würfel überall. Wir stehen gerade am Beginn eines neuen Jahres. Die Leute bedauern, was sie letztes Jahr getan haben ... und sie schütteln die Würfel in der rechten Hand für einen neuen Wurf. Was sind die Chancen für dies ... oder das ... fragen sie sich, als ob sie es wissen könnten.

      Um Ihnen eine Vorschau von meiner Schlussfolgerung zu geben; ich glaube, dass es eine schlechte Zeit ist, um Aktien zu kaufen.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Meteorit Manhattan zerstört, ist meiner Ansicht nach ziemlich gering – so gering wie die Wahrscheinlichkeit, dass der US-Kongress ein vernünftiges Gesetz durchbringt. Alles kann passieren, aber manche Dinge sind wahrscheinlicher als andere. Aber, wie Heisenberg uns warnt, sobald wir diese Wahrscheinlichkeiten benennen wollen, ändern sich die Wahrscheinlichkeiten schon wieder.

      Das ist die verrückte Perversität des Marktes. Es kann sein, dass die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines Ereignisses fällt, je mehr Leute an den Eintritt dieses Ereignisses glauben. Wahrscheinlich oder nicht – das ist schon passiert. Nehmen wir zum Beispiel den Aktienmarkt. Wenn Leute glauben, dass sie durch den Kauf von Aktien reich werden können, dann stören sie das Universum – sie kaufen Aktien, und die Kurse steigen. Je höher die Kurse steigen, desto mehr Leute glauben, dass die Aktien steigen werden ... und die Kurse steigen weiter. Irgendwann haben die Aktienkurse ihren Hochpunkt erreicht – weil die Kurse nicht ewig steigen können. Und das ist fast präzise der Punkt, wo die meisten Leute glauben, dass die Aktien in Zukunft steigen werden.

      Dieser Punkt war in den USA irgendwann zwischen Herbst 1999 und März 2000 erreicht – vor ungefähr 3 Jahren. Seitdem ist der Dow Jones um 37 % gefallen. Der Wilshire-Index (ein sehr breitgefasster US-Index) hat sogar 43 % verloren. Das war der größte Bärenmarkt seit 1929, alleine 2002 haben die Aktienfonds durchschnittlich 27 % verloren. Es ist noch niemals zuvor eine solch hohe Marktkapitalisierung eingedampft worden. Der totale Verlust an Marktkapitalisierung beträgt ca. 90 % des amerikanischen Bruttoinlandproduktes (BIP), verglichen mit ca. 60 % des BIP in den 2 Jahren nach dem Crash von 1929.

      Fast alle Prognosen waren in dieser Periode von Ende 1999 bis März 2000 falsch; die überwältigende Mehrheit dachte, dass die Aktien weiter steigen, und nicht fallen würden. Diese Entwicklung setzte sich 2002 fort – "weil Aktien fast niemals 3 Jahre in Folge fallen." Abby Joseph Cohen, Ed Yardeni, James Glassman – all die großen Namen der 1990er – glauben immer noch, dass die Aktien steigen werden, wenn nicht letztes Jahr, ... dann dieses. Sie scheinen überhaupt nicht zu merken, dass ihr eigener Optimismus die Wahrscheinlichkeiten gegen sie gerichtet hat. Nachdem sie jahrelang über steigende Aktienkurse geredet haben, haben sie die kleinen Anleger davon überzeugt, dass Aktien langfristig ein nahezu idiotensicheres Investment seien.

      Im letzten Quartal des 20. Jahrhunderts scien nichts besser zu funktionieren als der amerikanische Kapitalismus. Die Aktien begannen 1975 zu steigen ... und stiegen – mehr oder weniger – weiter bis zum März 2000. Bis dahin war jeder Zweifel beseitigt. Die Amerikaner waren Gläubige des Aktienmarktes geworden.

      "Zu glauben, dass Aktien nicht mehr popular sein werden ...", schrieb James Glassman Anfang 2002, "ist zu glauben, dass sie der starken Flutwelle widerstehen können, die seit 60 Jahren in die gleiche Richtung läuft."

      Glassman kritisiert nicht meine Metaphern, aber ich kann nicht widerstehen, seine zu kritisieren. Flutwellen rennen nicht für immer in eine bestimmte Richtung. Es gibt auch eine Ebbe, und die gleiche Menge an Wasser läuft in die entgegengesetzte Richtung zurück.

      Glassman scheint an Flutwellen und Wetter zu glauben, aber er schaut niemals aus dem Fenster. "Es regnet, aber die Sonne wird wieder herauskommen. Aktien fallen, aber sie erholen sich immer wieder auf höhere Niveaus", schrieb er. Und dann regnet es wieder – das hat er vergessen, hinzuzufügen! Und wenn die Sonne lang genug geschienen hat, bemerken die Leute die Wolken am Horizont nicht mehr.

      Wer bemerkte in den perfekten Tagen Anfang 2000 schon, dass sich die Wahrscheinlichkeiten geändert hatten; dass der Aktienmarkt von Anfang 2000 anders war als der von 1975 ... und dass die wenigen Investoren, die 1975 Aktien kauften, sich von den Mamas und Papas, die 2000 Aktien kauften, sehr deutlich unterschieden? Wer bemerkte schon, dass die Leute, die aus den richtigen Gründen 1975 Aktien gekauft hatten, 2000 aus den falschen Gründen kauften (um mit Warren Buffett zu sprechen)?

      Warren Buffett hat ein anderes hilfreiches Diktum: Wenn man in einem Kartenspiel ist und nicht merkt, wer der Verlierer ist – dann ist man es selbst. Millionen von Verlierern haben in den letzten 25 Jahren den Aktienmarkt betreten ... angelockt vom Beispiel von Warren Buffett, und der Aussicht, durch nichts etwas zu verdienen. Kaum jemand von diesen Millionen hatte einen Regenschirm dabei.

      Seit Anfang 2000 sind nun rund 3 Jahre vergangen. Auf dem Papier ist in diesem Zeitraum mehr Geld als jemals zuvor verloren worden. Und dennoch glauben die kleinen Leute immer noch an ihre Aktien. Sie glauben den "Gründen", warum ihre Aktien jetzt steigen werden ... weil sie einfach nicht 4 Jahre in Folge fallen können! Die wenigen Daten, die wir dazu haben (weil Aktien eben so selten so lange fallen) zeigen allerdings folgendes: Wenn die Aktien schon 3 Jahre in Folge gefallen sind, dann besteht eine ca. 50 %ige Wahrscheinlichkeit, dass sie auch noch ein 4. Jahr fallen (bedingte Wahrscheinlichkeit).

      Dieses Jahr könnten die Wahrscheinlichkeiten gestört werden – allerdings nicht in der Weise, auf die die Investoren hoffen. Aktien fallen selten 4 Jahre in Folge, weil sie – normalerweise – nach 36 Monaten einen Boden ausgebildet haben. Aber dieses Jahr ist das anders. Die Verlierer sind so zuversichtlich, dass sie ihre Aktien nicht verkaufen wollen, um die Verluste zu realisieren. Anfang 2003 waren die Aktien immer noch mit einem KGV bewertet, das mehr für ein Top als für einen Boden typisch ist. Basierend auf den "Kernergebnissen" stehen die Aktien des S&P 500 bei einem KGV von rund 40. Das Barron`s Magazin berechnet auf Basis der letztes Jahr vermeldeten Ergebnisse immer noch ein KGV von 28. Beides bedeutet, dass Aktien generell noch teuer sind.

      Während die Ergebnisse ein Subjekt der Interpretation sind, sind es die Dividendenrenditen nicht. Die Dividendenrendite lag Ende 2000 bei nur 1,82 %.

      Aber vielleicht werden die bisherigen Verlierer 2003 Glück haben. Vielleicht wird die US-Armee Osama Bin Laden fangen ... und vielleicht werden die Aktienkurse steigen. Vielleicht werden sie einfach Glück haben.

      Stellen Sie sich das Gelächter vor, als Einstein im Himmel ankam und Gott erklärte: "Ich habe keinen Plan, ... ich rolle nur den verdammten Würfel!"

      Gott kann tun, was immer er will – natürlich. Aber wir handeln genauso. Ich gebe nicht vor, Gottes Plan oder seine Methode zu kennen. Ich weiß, dass die Geschichte voll von Mythen und Lügen ist, und dass es unmöglich ist, die Gegenwart vollständig zu verstehen, und dass die Zukunft unvorhersehbar ist.

      Aber was soll`s? Wie die Existenzialisten uns sagen, müssen wir trotzdem morgens aufstehen und Entscheidungen treffen. Und wenn wir merken, dass wir nicht wissen, ob die Aktien im laufenden Jahr steigen oder fallen werden, was können wir da tun?

      Wir raten ... wir wünschen ... und wir beten.

      Ich schätze, dass Aktien dieses Jahr ein schlechtes Investment sind, aus einfachen Gründen:

      "Der Platz, wo man ein sicheres und gewinnbringendes Investment findet, ist normalerweise ein Platz, wo andere nicht suchen", so James Grant. Jeder sucht an der Wall Street. Deshalb werde ich an anderen Plätzen suchen.

      "Niedrig kaufen, hoch verkaufen." Diese alte Regel springt mir praktisch ins Gesicht. In den letzten 100 Jahren oder so lag das durchschnittliche KGV von US-Aktien bei rund 15 (was übrigens ehrlicher als heute berechnet wurde). Fast jede Messform liefert heute rund das Doppelte.

      "Ein Bärenmarkt setzt sich fort, bis er zu Ende ist – und reale Bewertungen erreicht hat", so Richard Russel, langjähriger Marktbeobachter. Und Aktien sind wirkliche Schnäppchen, wenn sie ein KGV von 8 bis 10 haben, und nicht eins von 28–40. Wenn die Aktien in der Zukunft noch einmal mit einem KGV von 10 bewertet werden, warum sollte man sie dann heute kaufen?

      Natürlich könnten Aktien steigen. Und vielleicht werden sie das auch. Aber es ist eine schlechte Wette, darauf zu setzen. Nicht dass ich die Wahrscheinlichkeiten mehr als andere kennen würde. Was ich weiß, was viele andere nicht wissen, ist, dass ich die Wahrscheinlichkeiten nicht weiß ...

      Demnächst mehr darüber ...
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 22:18:23
      Beitrag Nr. 1.597 ()
      Vorsichtige bleiben auf Start
      Der Standpunkt

      von Thomas Exner

      In dieser Woche geht es wieder los. Die Ferien sind vorbei. In den Strategieabteilungen der Banken wird ein Anlageszenario nach dem anderen entworfen, Fondsmanager wägen hin und her und in den Handelssälen wird munter ge- und verkauft. Keiner weiß, was in den nächsten Monaten kommt, doch alle sind dabei. Das müssen die Profis auch: Denn wer nur einen Tag wie den unerwartet furiosen Jahresauftakt verpasst, der kann dieses Handicap möglicherweise das ganze Jahr über nicht mehr ausgleichen.


      Privatanleger haben dagegen den Luxus, nicht einem täglichen Performancedruck ausgesetzt zu sein. Sie können es sich leisten, ihr Geld zu parken und auf bessere Zeiten oder zumindest ein weniger nebliges Umfeld zu warten.


      Natürlich wäre es schön gewesen, das Dax-Plus von über sieben Prozent am 2. Januar einzustreichen. Und hätte man diesen Gewinn noch am gleichen Tag realisiert und das Geld dann auf ein Festgeldkonto gelegt, dann hätte man sich jetzt schon für das Jahr 2003 eine Rendite von etwa zehn Prozent gesichert. Aber, welcher Anleger hat das schon gemacht?


      Wer mit seinem eigenen Geld in diesen unsicheren Zeiten nicht eine maximale Rendite erreichen, sondern das Kapital eher sichern möchte, der sollte mit Investitionen am Aktienmarkt getrost noch abwarten. Denn der allseits erhoffte Konjunkturaufschwung ist längst keine ausgemachte Sache und der wahrscheinliche Irak-Krieg in den Kursen nicht wirklich verarbeitet. Möglicherweise ist das Abwarten in diesem Fall also kein teurer Luxus, sondern kluge Voraussicht.


      Artikel erschienen am 7. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 22:26:55
      Beitrag Nr. 1.598 ()
      Gastkommentar
      Der Dollar dürfte weiter an Boden verlieren


      Von Peter Coy, Jack Ewing und Laura Cohn von BusinessWeek Online

      06. Januar 2003 Nach einer Abwertung des Dollar gegen den Euro um 25 Prozent in der Spitze lacht Amerika, das an seine Stellung als wirtschaftliche Supermacht gewöhnt ist, nun nicht mehr über den Euro.

      Handelt es sich dabei um einen einmaligen Schock, ausgelöst durch die weltweite Besorgnis über die Auswirkungen eines Irak-Kriegs? Wohl kaum. Eher eine Verkettung verschiedenr Faktoren. Viele Devisenhändler sind der Meinung, dass die Abschwächung gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung nur der Beginn eines weitläufigen Abschwungs sein könnte.

      „Der Dollar muss nach unten korrigiert werden,“ so Ashraf Laidi, Chef-Währungsanalyst bei der MG Financial Group in New York. Viele glauben, dass der Euro in den kommenden Monaten auf 1,07 Dollar steigen könnte. Zudem könnte der Dollar, der seit Anfang Dezember gegenüber dem japanischen Yen fünf Prozent verloren hat, von seinem momentanen Stand bei 118 auf unter 115 Yen fallen.

      Ein schwacher Dollar findet auch Gefallen

      Ein weiterer, moderater Fall des Dollars würde der sich abschwächenden US-Wirtschaft alles in allem wahrscheinlich sogar gut tun. Davon profitieren würden vor allem die einheimischen Produzenten, die ihre Waren exportieren oder mit importierten Produkten konkurrieren müssen. Die Kombination eines starken Dollars mit einer scharfen Konkurrenzsituation durch Niedriglohnländer hat das verarbeitende Gewerbe seit dem Jahr 2000 rund zwei Millionen Arbeitsplätze gekostet.

      Aber eine Abwertung des Dollar hat für die heimische Wirtschaft auch Nachteile. Denn wenn sich die Importpreise erhöhen, leiden die US-amerikanischen Konsumenten. Auch könnten die Zinsraten wieder in die Höhe klettern, wenn die ausländischen Investoren höhere Renditen fordern, weil sie Währungsverluste riskieren, wenn sie Gewinne in ihre Heimatwährung umtauschen müssen. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum sich die Busch-Regierung bisher nicht für einen schwachen Dollar ausgesprochen hat.

      Eine Abwärtsspirale ist nicht völlig ausgeschlossen

      Für die Handelspartner Amerikas würde sich ein deutlich schwächerer Dollar negativ auswirken, denn dieser könnte ihre noch sehr zarte Erholung zerstören. Die unermüdlichen amerikanischen Konsumenten sind nach wie vor die Helden der Weltwirtschaft: Wenn sie jedoch wegen steigender Preise weniger Importwaren kaufen können, wird vor allem das Wachstum im Ausland gefährdet. Stärkere Währungen würden in Übersee zwar die Inflationsraten niedrig halten - jedoch ist Inflation in Ländern wie Japan und China wohl das kleinste Problem, im Gegenteil, dort kämpft man eher gegen eine Deflation an.

      Es ist unwahrscheinlich, aber möglich, dass sich der Fall des Dollars verselbständigt und beschleunigt, ähnlich wie bei einem Crash am Börsenmarkt. In diesem Fall wären die USA gezwungen, die Zinsen zu erhöhen, um die ausländischen Investoren davon abzuhalten, sich vollständig zurückzuziehen. Das US-amerikanische Handelsbilanzdefizit würde zwar abnehmen, aber auf die ungünstigste Art und Weise: Eine tiefe Rezession würde die Kaufkraft der Konsumenten schwächen, während die Abwertung des Dollars die Importgüter unverhältnismäßig verteuert.

      Auch wenn solch ein Dollar-Desaster eher unwahrscheinlich ist, die Kräfte, die sich gegen den Greenback verbündet haben, werden ihn zumindest für eine bestimmte Zeit nach unten schicken. Die unmittelbaren Gründe für die Dollarschwäche scheinen in erster Linie die Ängste des Marktes zu sein, dass der Irak-Konflikt teuer wird, die amerikanischen Interessen im Nahen Osten behindert und in naher Zukunft noch mehr Terror-Angriffe auf amerikanische Ziele nach sich zieht. Bisher hat jeder Schritt in Richtung Krieg den Dollar gegenüber den Währungen solcher Länder, die von dem Konflikt weiter entfernt sind, ein Stück weit rutschen lassen.

      Kriegsängste und mehr

      Während der Dollar in Zeiten internationaler Krisen immer als Refugium gedient hat, nimmt er in jünster Zeit eher die Züge einer risikoreichen Anlageform an. Dies macht eine Studie der Bostoner State Street Bank deutlich. Das bedeutet, dass die Anleger Dollars kaufen, wenn ihre Risikobereitschaft zugenommen hat und sie wieder verkaufen, sobald sie kalte Füße bekommen. Damit stellt der Dollar nun alles andere als einen sicheren Hafen dar. „Die USA sind zu einem herausragenden Faktor der momentanen geopolitischen Situation geworden,“ so Laidi.

      Neben der Angst vor Krieg und Terror ist der momentane Fall des Dollars auch vor dem Hintergrund eines steigenden Defizits in der amerikanischen Leistungsbilanz zu sehen. Amerika importiert weit mehr, als es exportiert, während die Einnahmen durch Investitionen im Ausland geringer ausfallen, als die Summe dessen, was Amerika Ausländern für deren Investitionen in den USA zahlt.

      Natürlich ist die amerikanische Leistungsbilanz seit Jahren negativ. Aber die Lücke wird größer, und mit einer auf das Jahr gerechneten Höhe von 500 Milliarden Dollar ist das Defizit mittlerweile bei knapp unter fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts angelangt. Das ist ein Niveau, bei dem kleinere Länder mit einer geringeren Bonität einen Ansturm auf ihre Währung zu verkraften haben.

      Statt Waren gegen Waren auszutauschen, bezahlen die USA einen Großteil ihrer Importe mit Papieren - das sind in der Regel Aktien und Anleihen. Die Dollar-Optimisten sagen, dass es einfach sein wird, die ausländischen Anleger dazu zu bringen, auch weiterhin amerikanische Schuldscheine zu akzeptieren. Denn schließlich seien die USA trotz aller momentanen Schwierigkeiten immer noch der beste Platz für Investitionen.

      Abnehmende Kapitalzuflüsse werden zum Problem

      Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die USA bereits schwer tun, die Art von langfristigem geduldigem Kapital anzuziehen, das für eine stabile Währung sorgt, so Michael Metcalfe, Senior-Stratege der State Street Bank in London. Im Jahr 2001 flossen ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 130 Milliarden Dollar in Fabriken, Immobilien und Unternehmensakquisitionen. In den ersten drei Quartalen 2002 wurde jedoch nur ein Wert von 24 Milliarden Dollar erreicht.

      In der Zwischenzeit ist der Kauf von US-Wertpapieren ohne Treasuries in den ersten drei Quartalen 2002 von 407 Milliarden Dollar im Jahr 2001 auf für das Jahr hochgerechnet 300 Milliarden Dollar gefallen. „Es wird für die USA zunehmend schwieriger, genügend Kapital anzuziehen, um das Handelsbilanzdefizit auszugleichen“, erklärt der deutsche Fondsmanager Dosch.

      Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung der ausländischen Investoren ist, dass Amerikas Wachstumsvorsprung aller Wahrscheinlichkeit nach 2003 abnehmen wird. Während das Land schneller als die meisten Industrienationen wächst, erwarten die Volkswirte, dass die Wachstumsrate in diesem Jahr nur um 0,4 Prozentpunkte zunehmen wird. In anderen Ländern wird diese Steigerung der Wachstumsrate höher ausfallen: Einer Untersuchung des Newsletters „Blue Chip Economic Indicators“ zufolge dürfen Großbritannien und Europa eine Zunahme ihrer BIP-Wachstumsrate um einen Prozentpunkt erwarten, während Japan 2003 eine Erhöhung um 1,5 Prozentpunkte erreichen könnte.

      Reale Rendite im internationalen Vergleich auf niedrigem Niveau

      Der Dollar bekommt auch keine Unterstützung durch die US-Zinsraten. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat die Federal Reserve in den vergangenen zwei Jahren den Leitzins auf ein 42-Jahres-Tief von 1,25 Prozent gesenkt, während sie die Geldmenge erhöht hat. Rechnet man die Inflation heraus, beträgt die reale Rendite der zweijährigen US-Treasuries gerade 1,7 Prozent. Damit liegt sie unter den möglichen Renditen zweijähriger Anleihen in Großbritannien und in der Euro-Zone.

      Sogar Japan mit seinen bekanntermaßen niedrigen Zinsraten schneidet in diesem Vergleich besser ab. Während die nominale Rendite japanischer Anleihen bei knapp 0,9 Prozent liegt, fallen in Japan die Konsumentenpreise jährlich um 0,9 Prozent, so dass die effektive Rendite der Anleihen für in Yen agierende Investoren 1,8 Prozent beträgt.

      Natürlich können auch die Pessimisten falsch liegen. Der Dollar könnte sich lediglich vorübergehend abgeschwächt haben, um später wieder zurückzufedern. Während seine Abwertung zum Euro sehr deutlich ausgefallen ist, hat sich der Greenback gegenüber den meisten anderen Währungen gut gehalten. Auf lange Sicht ist es zudem beinahe unvermeidlich, dass der Dollar an Höhe verliert. Denn es gibt ein zeitliches Limit, wie lange der Rest der Welt bereit ist, die ausgedehnten Kredite an die amerikanischen Konsumenten aufrecht zu halten.

      Die gesündeste Lösung für den Dollar wäre, wenn er als Antwort auf ein sich beschleunigendes Wachstum im Ausland schrittweise sinken würde. Denn die Weltwirtschaft braucht mehr als nur einen Wachstumsmotor.

      Peter Coy schreibt für BusinessWeek in New York, in Zusammenarbeit mit Jack Ewing in Frankfurt und Laura Cohn in Washington.

      Text: @cri
      Bildmaterial: AP
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 10:00:54
      Beitrag Nr. 1.599 ()
      beeindruckend !:laugh: -:eek:



      Avatar
      schrieb am 07.01.03 18:00:19
      Beitrag Nr. 1.600 ()
      #1589 genau das habe ich mit dem fisch im Aquarium gemeint.
      Den Artikel hat der user "ATDT" ausgegraben (im thread von "gieristnichtgut":

      Our quality of life peaked in 1974. It`s all downhill now

      We will pay the price for believing the world has infinite resources

      George Monbiot
      Tuesday December 31, 2002
      The Guardian

      With the turning of every year, we expect our lives to improve. As long as the economy continues to grow, we imagine, the world will become a more congenial place in which to live. There is no basis for this belief. If we take into account such factors as pollution and the depletion of natural capital, we see that the quality of life peaked in the UK in 1974 and in the US in 1968, and has been falling ever since. We are going backwards.
      The reason should not be hard to grasp. Our economic system depends upon never-ending growth, yet we live in a world with finite resources. Our expectation of progress is, as a result, a delusion.

      This is the great heresy of our times, the fundamental truth which cannot be spoken. It is dismissed as furiously by those who possess power today - governments, business, the media - as the discovery that the earth orbits the sun was denounced by the late medieval church. Speak this truth in public and you are dismissed as a crank, a prig, a lunatic.

      Capitalism is a millenarian cult, raised to the status of a world religion. Like communism, it is built upon the myth of endless exploitation. Just as Christians imagine that their God will deliver them from death, capitalists believe that theirs will deliver them from finity. The world`s resources, they assert, have been granted eternal life.

      The briefest reflection will show that this cannot be true. The laws of thermodynamics impose inherent limits upon biological production. Even the repayment of debt, the pre-requisite of capitalism, is mathematically possible only in the short-term. As Heinrich Haussmann has shown, a single pfennig invested at 5% compounded interest in the year AD 0 would, by 1990, have reaped a volume of gold 134bn times the weight of the planet. Capitalism seeks a value of production commensurate with the repayment of debt.

      Now, despite the endless denials, it is clear that the wall towards which we are accelerating is not very far away. Within five or 10 years, the global consumption of oil is likely to outstrip supply. Every year, up to 75bn tonnes of topsoil are washed into the sea as a result of unsustainable farming, which equates to the loss of around 9m hectares of productive land.

      As a result, we can maintain current levels of food production only with the application of phosphate, but phosphate reserves are likely to be exhausted within 80 years. Forty per cent of the world`s food is produced with the help of irrigation; some of the key aquifers are already running dry as a result of overuse.

      One reason why we fail to understand a concept as simple as finity is that our religion was founded upon the use of other people`s resources: the gold, rubber and timber of Latin America; the spices, cotton and dyes of the East Indies; the labour and land of Africa. The frontier of exploitation seemed, to the early colonists, infinitely expandable. Now that geographical expansion has reached its limits, capitalism has moved its frontier from space to time: seizing resources from an infinite future.

      An entire industry has been built upon the denial of ecological constraints. Every national newspaper in Britain lamented the "disappointing" volume of sales before Christmas. Sky News devoted much of its Christmas Eve coverage to live reports from Brent Cross, relaying the terrifying intelligence that we were facing "the worst Christmas for shopping since 2000". The survival of humanity has been displaced in the newspapers by the quarterly results of companies selling tableware and knickers.

      Partly because they have been brainwashed by the corporate media, partly because of the scale of the moral challenge with which finity confronts them, many people respond to the heresy with unmediated savagery.

      Last week this column discussed the competition for global grain supplies between humans and livestock. One correspondent, a man named David Roucek, wrote to inform me that the problem is the result of people "breeding indiscriminately ... When a woman has displayed evidence that she totally disregards the welfare of her offspring by continuing to breed children she cannot support, she has committed a crime and must be punished. The punishment? She must be sterilised to prevent her from perpetrating her crimes upon more innocent children."

      There is no doubt that a rising population is one of the factors which threatens the world`s capacity to support its people, but human population growth is being massively outstripped by the growth in the number of farm animals. While the rich world`s consumption is supposed to be boundless, the human population is likely to peak within the next few decades. But population growth is the one factor for which the poor can be blamed and from which the rich can be excused, so it is the one factor which is repeatedly emphasised.

      It is possible to change the way we live. The economist Bernard Lietaer has shown how a system based upon negative rates of interest would ensure that we accord greater economic value to future resources than to present ones. By shifting taxation from employment to environmental destruction, governments could tax over-consumption out of existence. But everyone who holds power today knows that her political survival depends upon stealing from the future to give to the present.

      Overturning this calculation is the greatest challenge humanity has ever faced. We need to reverse not only the fundamental presumptions of political and economic life, but also the polarity of our moral compass. Everything we thought was good - giving more exciting presents to our children, flying to a friend`s wedding, even buying newspapers - turns out also to be bad. It is, perhaps, hardly surprising that so many deny the problem with such religious zeal. But to live in these times without striving to change them is like watching, with serenity, the oncoming truck in your path.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 20:56:53
      Beitrag Nr. 1.601 ()
      Niquet: "Abgeltungssteuer ist Irrsinn"


      (Instock) Jahreswechsel sind immer Zeiten für einen Blick zurück und in die Zukunft. Wirtschaftsexperte und Marktbeobachter Bernd Niquet blickte nach vorn. Der Berliner ist Buchautor („Das Orwell-Haus“) und Instock-Kolumnist.

      Instock:
      Sie sprachen im ersten Teil des Interviews davon, dass die Menschen sich heute ihrer Jobs nicht mehr sicher seien und dies eine relativ neue Erfahrung für viele wäre. Welche Auswirkungen wird die Angst haben?
      Niquet:
      Die Frage ist, wie soll jemand, dessen berufliche Zukunft ungewiss ist, langfristige Investitionen tätigen. Man braucht sich nur den Immobiliensektor anzusehen. Hier liegen die Märkte schon an Boden. Wer nicht weiß, ob er im kommenden Jahr noch seinen Job hat, kann sich nicht erlauben, Hypotheken für die nächsten 30 Jahre aufzunehmen.

      Instock:
      Doch genau das machen ja die Amerikaner.
      Niquet:
      Auch wenn der Einwurf stimmt, kann man das nicht vergleichen. Das ist dort eine ganz andere Mentalität. Die Amerikaner sind in dieser Hire-and-Fire-Gesellschaft groß geworden. Doch wir sehen ja auch, worauf dieser amerikanische Wohlstand basiert. Es sind alle bis über beide Ohren verschuldet. Das kann irgendwann nicht mehr weitergehen. Vielleicht geht es noch 10 oder 20 Jahre. Aber auf Dauer ist so ein Modell fast nicht machbar. Irgendwann müssen diese Schulden auch wieder abgebaut werden. Doch wie sollen die Arbeitnehmer das schaffen.

      Instock:
      Sie sprachen gerade von längeren Zeiträumen. Wie wird es denn 2003 aussehen?
      Niquet:
      Ich habe ganz schlimme Befürchtungen. Wenn ich mir ansehe, dass in den Banken jetzt Abwicklungsteam installiert werden. Wenn beispielsweise in der Dresdner Bank 50 Prozent aller Firmenkredite in den Abwicklungsbereich gelangen, bedeutet das, dass nicht nur die Neukreditvergabe nahezu bei Null liegt. Zudem versucht man auch, alte Kredite loszuwerden. Das heißt, dass wir weitere notleidende Firmen bekommen werden, dass es im Mittelstand zu weiterem Sterben kommt. Damit muss mit weiterem Arbeitsplatzabbau gerechnet werden. Ich bin daher wirtschaftlich überhaupt nicht optimistisch.

      Instock:
      Bedeutet das japanische Verhältnisse bei den Banken?
      Niquet:
      Nein, in Japan hat man bei den Banken das Rad viel weiter gedreht. Dann hat man es mit staatlicher Hilfe schleifen lassen. Die deutschen Banken werden sich selbst sanieren. Aber es wird dem Mittelstand das Leben kosten.

      Instock:
      Das heißt letztendlich der gesamten Volkswirtschaft?
      Niquet:
      Der gesamten Volkswirtschaft. Ich glaube, dass wir in einer echten Kreditklemme sind. Die wird sicherlich noch größer. Da zeigt sich auch eine Grenze der Geldpolitik. Die Zentralbank hat die Zinsen runtergeschleust, doch für die Unternehmen sind die Zinsen in den vergangenen Jahren eher gestiegen. Doch das trifft nur auf die Unternehmen zu, die überhaupt noch einen Kredit bekamen. Ich glaube, dass die Kreditvergabe früher oder später eine staatliche Aufgabe werden wird. Diese ganzen KfW-Konzepte werden sicherlich irgendwie relauncht. Dann wird sich der Staat darum kümmern müssen, denn ich glaube, dass hier der Marktmechanismus versagen wird. Ich mache mir da äußerste Sorgen.

      Instock:
      Ihre Kritik am Staat im ersten Teil des Interviews und der gleichzeitige Ruf nach einem starken Staat stimmen auch nicht gerade optimistisch.
      Niquet:
      Das ist richtig. Doch der Staat hat auch gewisse Aufgaben und muss auch handlungsfähig bleiben. Deshalb halte ich die Einführung der Vermögenssteuer für richtig, die Abgeltungssteuer dagegen für vollkommenen Irrsinn. Die produziert nur Budget-Defizite beim Staat. Doch der Staat wird in einer länger anhaltenden Krise zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen.

      Instock:
      Nun befinden wir uns ja in einer globalisierten Welt. Besteht nicht die Möglichkeit, dass ausländische Banken das Kreditgeschäft der deutschen Konkurrenten übernehmen?
      Niquet:
      Die kennen sich hier noch weniger aus. Deshalb würde ich darauf nicht vertrauen. Ich glaube, dass die Entwicklung in anderen Ländern ebenso ist wie bei uns. Die Banken werden generell versuchen, von der Kreditvergabe wegzukommen und hauptsächlich provisionsmäßig tätig zu werden. Ich glaube, dass für kleinere Firmen die Bedingungen immer schlimmer werden.

      Instock:
      Sie sind nicht nur Buchautor, sondern auch Kolumnist. Ist nicht wenigstens dafür die Zeit golden?
      Niquet:
      Ja, dass ist so. Es ist aber insofern ganz schwierig, weil die Politik mit ihrem Handeln der Satire keinerlei Raum mehr lässt.

      Instock:
      Gibt es aus Ihrer Sicht irgendwo etwas, woran man sich für die kommenden 359 Tage positiv festhalten kann?
      Niquet:
      Die Exportwirtschaft wäre so etwas. Sie läuft ja hervorragend. Wenn wir uns irgendwie aus der Krise rausziehen, dann über den Export. Man muss nur sehen, dass unser Euro nicht zu teuer wird. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass der US-Dollar zu stark fällt. Ich glaube zudem, dass die USA die Krise meistern wird. Auch wenn ich das amerikanische Modell für sehr zweifelhaft halte, werden sie wohl diejenigen sein, die die Welt aus der Rezession ziehen. Die haben einfach politisch klug gehandelt. Wenn man dabei bedenkt, dass die Börse solche Entwicklungen neun Monate vorwegnimmt. Wenn im Frühjahr dieses Jahres auf den Aufschwung Ende 2003, Anfang 2004 spekuliert wird, könnte ich mir vorstellen, dass 2003 für die Börsen gar kein so schlimmes Jahr wird.

      Instock:
      Der Wirtschaftsaufschwung 2003 ist aber schon gestrichen?
      Niquet:
      Bei uns auf jeden Fall.


      [ Dienstag, 07.01.2003, 15:18 ]
      _____________________________________

      Amerika wird es diesmal nicht meistern können.
      Gelogen,betrogen,manupuliert.....und Vertrauen verspielt.
      Hoffe nur das Amerika, die anderen Länder nicht mit in die Tiefe reißt.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 20:59:28
      Beitrag Nr. 1.602 ()
      Das DIW sieht schwarz
      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin ist generell bekannt für seinen relativen Pessimismus bei der Einschätzung der Konjunkturaussichten. Im vergangenen Jahr senkte das Institut als eines der ersten die Wachstums-Prognosen für 2002 radikal ab - und lag damit leider richtig. Jetzt haben die Experten des DIW erneut den "Rotstift" angesetzt und ihre Prognose aus dem letzten Herbst für das Jahr 2003 nach unten korrigiert.

      In den am Dienstag vorgestellten "Winter-Grundlinien 2003/2004" wird der Zuwachs beim Brutto-Inlands-Produkt in 2003 nur noch auf 0,6 Prozent taxiert, bislang war von 0,9 Prozent die Rede. Die Weltwirtschaft gebe keine Impulse und die Binnenkonjunktur bewege sich wie in den vergangenen Jahren nicht in nennenswertem Umfang vom Fleck, begründen die Berliner Volkswirte ihren Pessimismus.

      Vor allem die Inlandsnachfrage dürfte weiterhin Probleme bereiten, da die privaten Haushalte durch die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in erheblichen Umfang belastet würden. Zudem werde die Arbeitslosigkeit weiter steigen, woran auch die Umsetzung des Hartz-Konzeptes nichts ändern dürfte.



      Deflationsgefahr

      Das Ergebnis sei eine stagnierende Wirtschaft, in der sogar deflationäre Tendenzen drohten. Das DIW verweist auf Parallelen zur japanischen Wirtschaft zum Zeitpunkt des Börsencrashs Ende der 80er Jahre. In Japan sei die Deflation nicht plötzlich aufgetreten, sondern ein schleichender Prozess gewesen. Einige Anzeichen von sinkenden Preisen und sinkender Nachfrage gebe es derzeit auch in Deutschland.

      Die Wirtschaftspolitik müsse rasch und beherzt gegensteuern, heißt es in den Winter-Grundlinien. Konkret rät das Forschungsinstitut zu einer lockeren Geldpolitik und weiteren Zinssenkungen durch die EZB.

      Die Aussichten für den Euroraum seien besser, glauben die Experten. In diesem Jahr halten die Forscher 2,0 Prozent Wachstum für realistisch, im kommenden Jahr sei noch etwas mehr drin. Auch die Vereinigten Staaten stehen nach Meinung des DIW besser da: 2,5 Prozent plus beim BIP in 2003 und 3,0 Prozent in 2004 werden prognostiziert.

      Dass Deutschland im Jahr 2003 bei der konjunkturellen Entwicklung keine Bäume ausreißen wird, ist weithin bekannt. Insofern ist der Bericht des DIW zwar ernüchternd, kann aber wohl niemanden schocken. Wirklich erschreckend ist die Vorausschau des DIW auf 2004: Unter den gegebenen Umständen sei in 2004 nicht mit mehr als etwa einem Prozent Wirtschaftswachstum zu rechnen. Das Gros der Volkswirte sagt für 2004 eine kräftige Erholung der Konjunktur voraus, die Deutsche Bank geht beispielsweise von einer Wachstumsrate von 3,0 Prozent beim BIP aus.

      © 07.01.2002 www.stock-world.de
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      schrieb am 07.01.03 21:01:35
      Beitrag Nr. 1.603 ()
      Stephan Feuerstein


      Kommentar vom 07.01.2003
      (AUSZUG)stockworld
      Neues Jahr, neues Glück?

      Mit dem neuen Jahr kamen die steigenden Kurse. Als wäre eine schwere Last von den Schultern der Anleger genommen worden, präsentierte der DAX zum Jahreswechsel den größten Eröffnungsgewinn seit 1988. Dies ruft natürlich wieder die Statistiker auf den Plan. So ist – wie in jedem Jahr – zu hören, dass die ersten Handelstage Aufschluss über die kommende Jahrestendenz geben.

      Uneins, ob es sich dabei um drei oder fünf Tage, oder die erste Börsenwoche an sich handelt, ist das Ergebnis der Analysten umso eindeutiger: Werden die ersten Handelstage mit einem Plus beendet (und danach sieht es momentan aus), solle auch das Gesamtjahr im grünen Bereich abschließen. Leider trifft diese Analyse nicht immer ins Schwarze, wie vor allem auch das vergangene Jahr eindrucksvoll bewiesen hat.

      Überhaupt stimmt die Euphorie der letzten Tage etwas nachdenklich. Zwar klammert man sich derzeit an das Konjunkturpaket der US-Regierung, das mit 600 Milliarden Dollar nahezu doppelt so hoch ausfallen soll, wie ursprünglich geplant. Und auch die darin enthaltene (oder vielmehr nicht mehr enthaltene) Besteuerung von Dividenden dürfte dem Aktienmarkt ebenfalls zu Auftrieb verhelfen. Wird es dadurch doch für manche Unternehmen attraktiv, in Zukunft Dividenden auszuschütten und sich somit einem völlig neuen Anlegerkreis zu erschließen.
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      schrieb am 07.01.03 21:11:42
      Beitrag Nr. 1.604 ()
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 21:49:22
      Beitrag Nr. 1.605 ()
      Keine neue Weltwirtschaftskrise

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Erwarten Sie keine neue Weltwirtschaftskrise", so der Ökonom Robert A. Levine im International Herald Tribune. "Eine Deflation ist weder wahrscheinlich noch die größte Gefahr", so Levine weiter.

      Warum nicht?

      Weil "Keynes noch mit uns ist", sagt er.

      Das letzte Mal, als ich von Keynes gehört habe, war er tot. Aber dieser großartige englische Ökonom scheint sich aus seiner ewigen Ruhe erhoben zu haben, um mitzuhelfen, eine neue Rezession zu verhindern. Keynes großer Beitrag zur Volkswirtschaftslehre war sein Vorschlag, dass Regierungen in guten Zeiten Budgetüberschüsse erwirtschaften sollten, damit sie in schlechten Zeiten auf Kredit investieren können, wodurch die natürlichen Wirtschaftszyklen etwas abgemildert werden könnten.

      "Diese Lektion wurde von den Politikern der 1930er Jahre nicht sehr gut gelernt", erklärt Levine, "aber sie wurde durch die massiven Defizite und den folgenden Reichtum nach dem Zweiten Weltkrieg bewiesen."

      Jeder glaubt, dass die Ausgaben für den Zweiten Weltkrieg die USA aus der Weltwirtschaftskrise herauskatapultiert haben. Ich gehöre zu einer kleinen Minderheit, die das nicht glaubt ... weshalb die Beweislast bei mir liegt.

      Statt die Bürde der Beweislast ernst auf mich zu nehmen, zeige ich mit dem Finger auf diese Bürde und lache. Im Zweiten Weltkrieg war fast die gesamte amerikanische Nation damit beschäftigt, Dinge zu produzieren, die niemand wirklich wollte – Kanonen, Panzer, Schiffe –, Dinge, die Vermögen zerstörten. Die Dinge, die die Leute wirklich wollten – Butter, Autos, etc. – waren relativ knapp oder rationiert. Zudem haben die vergleichbaren Militärausgaben in Deutschland und Japan auch nicht viel Gutes für ihre Wirtschaft getan.

      Wenn das Amerika des Zweiten Weltkriegs ein Modell dafür war, wie man eine Volkswirtschaft erfolgreich führt, dann hätte die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg die beste Volkswirtschaft der Welt sein müssen. Sie produzierte 4 Dekaden lang Dinge, die die Leute nicht wollten ... während die Dinge, die die Leute wollten, rationiert oder verboten wurden.

      Und Japans Volkswirtschaft sollte jetzt boomen. In den 1990ern starteten die Japaner schließlich – neben der fast Null-Prozent-Zinspolitik – gewaltige staatliche Investitionsprogramme. Überall in Japan sieht man staatliche Bauprojekte – einen Damm, eine Straße ins Nichts, a Bank am Fluss aus Zement – Dinge die niemand wirklich braucht. Die Japaner brauchen pro Hektar Bauland 10 Mal soviel Beton wie die Amerikaner – wodurch ihre Inseln zu einem der hässlichsten Staaten der Welt gemacht werden. Kein Wunder, dass der oben erwähnte Ökonom Levine Japan gar nicht erst erwähnt. Wie jeder andere. Er ist zuversichtlich: "Die Konservativen (amerikanische Partei) werden einen pragmatischen Keynesianismus durchführen, und eine neue Weltwirtschaftskrise wird vermieden werden." Ich hatte keine neue Weltwirtschaftskrise erwartet ... ich erwarte, dass die Konservativen und die Liberalen mehr oder weniger so reagieren werden, wie das die Japaner getan haben – mit massiven monetären und fiskalischen Stimulierungen. Und ich erwarte, dass die US-Wirtschaft darauf mehr oder weniger so reagieren wird, wie das die japanische Wirtschaft getan hat – mit Auf und Abs ... und einer langen, soften Depression, keiner großen.

      Die amerikanischen Aktien sind lächerlich überbewertet ... also kaufe ich Gold, Goldaktien, Euro-Anleihen ... ein paar sehr billige Aktien ... und ich würde es nicht übel nehmen, wenn ich überrascht würde.
      investorverlag
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      schrieb am 07.01.03 21:51:28
      Beitrag Nr. 1.606 ()
      Die lächerlichen Prognosen der Analysten

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Börsen sind gut ins Neue Jahr gestartet – aber hatten die meisten Investoren nicht vor genau einem Jahr auch die gleichen Hoffnungen? Die angeblich besten Köpfe der Wall Street prognostizierten damals, dass die Aktienkurse in 2002 schön steigen würden. "Die Rezession ist vorbei", versprachen sie. "Die Wirtschaft erholt sich sehr schön von den Problemen, die der 11. September verursacht hatte ... der Technologiesektor wird sich in der zweiten Jahreshälfte sehr deutlich erholen." Solche irregeleiteten makro-ökonomischen Prognosen inspirierten genauso fehlgeleitete Prognosen über den Aktienmarkt.

      Ed Kerschner von UBS Paine Webber erwartete Anfang 2002, dass der S&P 500 im Jahresverlauf um 35 % auf 1.600 Punkte klettern würde – fast das Doppelte vom heutigen Stand. Abby Joseph Cohen erwartete, dass der S&P 500 bis zum Jahresende 2000 auf 1.300 Zähler steigen würde. Für eine Zeit lang – für eine kurze Zeit lang – sah es so aus, als ob die Bullen gut auf Kurs wären. Die Aktienkurse stiegen im Januar 2002, was die Versicherungen der Analysten, dass die Aktienkurse nicht 3 Jahre in Folge fallen würden – beziehungsweise könnten –, zu bestätigen schien. Dann allerdings war der Januar vorbei und die Bullen lagne wieder einmal unheimlich daneben.

      Jim Stack, der Herausgeber von Investech Research, untersuchte die Aktienmarktprognosen für 2002, die von 22 "Experten" veröffentlicht worden waren. "Nicht ein einziger Analyst meinte, dass der Dow Jones das Jahr 2002 mit einem Stand von unter 10.000 Punkten beenden könnte (ganz zu schweigen von 8.400 Zählern)", schreibt Stack. "Und das nach bereits peinlichen Prognosen im Jahr 2001, als nicht einer der 22 Analysten meinte, dass der Dow Jones unter 11.000 Punkten das Jahr beenden könnte (tatsächlich ging er mit 10.021 Zählern aus dem Jahr)."

      Der beste der 22 Analysten war noch Marty Zweig, der prognostizierte, dass der Nasdaq-Composite mit 1.700 Zählern aus dem Jahr gehen würde. Die meisten anderen Prognosen lagen 700 bis 1.000 Punkte höher. Tatsächlich beendete der Nasdaq-Composite das Jahr mit 1.335 Zählern. Haben die Analysten nach einer solchen peinlichen Vorstellung ihre Fehler erkannt und ein bisschen Einsicht gezeigt? Natürlich nicht. Sie veröffentlichen wieder sehr optimistische Prognosen, genau wie 2000, 2001 und 2002. Leider tendieren überbewertete Aktien dazu, zu fallen, und nicht zu steigen ... und der Aktienmarkt ist immer noch ziemlich hoch bewertet. "Die US-Aktien könnten ihre Januar-Rally schon gehabt haben", prognostiziert Justin Baer von Bloomberg. "Der S&P 500 stieg in den ersten beiden Handelstagen des neuen Jahres um 3,3 %. Das ist mehr als das Doppelte des Anstiegs, den der Index in den letzten 50 Jahren im Januar durchschnittlich eingefahren hat, laut Ned Davis Research."

      Justin Baer stützt seine Skepsis auf bekannte Argumente wie enttäuschende Unternehmensgewinne, steigende Ölpreise und Säbelrasseln in Nordkorea. Baer hat allerdings nicht erwähnt, dass der Aktienmarkt mit einem durchschnittlichen KGV von rund 30 ziemlich hoch bewertet ist. Aber das hätte er sagen können. Sogar nach 3 Jahren mit fallenden Kursen sind die US-Aktien noch teuer. Im besten Fall könnte man sagen, dass sie nicht billig sind.

      Und dennoch prognostizieren die Analysten höhere Kurse für das laufende Jahr, genauso wie sie es 2000, 2001 und 2002 getan haben. Sie haben tatsächlich Jahr für Jahr immer das Gleiche vorhergesagt. Immer wurden Gewinne zwischen 8,5 % und über 20 % prognostiziert.

      "Das letzte Mal, dass der Aktienmarkt 4 Jahre in Folge fiel, war 1929–1933", so ein hoffnungsvoller Analyst, "und wir sehen derzeit beim besten Willen keine ökonomischen Parallelen zu dieser Periode." Das ist ja schön. Haben nicht genau die gleichen Typen nicht auch prognostiziert, dass sie "beim besten Willen" nicht sehen könnten, dass der Aktienmarkt 3 Jahre in Folge fallen könnte?

      Der hoffnungsvolle Analyst meint weiter: "Analysten, die in den letzten 3 Jahren falsch lagen, sollten jetzt die Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite haben." Leider haben die Analysten auch 2002 schon geglaubt, dass sie die Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite hätten. Und sie war es auch. Aber die Aktienkurse fielen trotzdem. Überbewertete Aktien tendieren dazu, zu fallen ... und das sind die einzigen Wahrscheinlichkeiten, um die sich ein Investor kümmern sollte.
      investorverlag.de
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      schrieb am 07.01.03 21:56:55
      Beitrag Nr. 1.607 ()
      Niedrige Dividendenrenditen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Golpreis ist das erste Mal seit 5 Jahren über die Marke von 350 Dollar gestiegen.

      *** "Dividenden werden wieder populär", so John Shoven, Volkswirt bei Stanford. Die "Baby Boomer", ein geburtenstarker Jahrgang in den USA, brauchen dieses Einkommen, weil sie sich zur Ruhe setzen. Weil sie ihre Aktien nicht mit Verlust verkaufen wollen, wollen sie immerhin Einkommen durch ihre Aktienbestände erzielen.

      Aber woher soll dieses Einkommen kommen? Die S&P 500 Aktien schütten bereits 53 % ihrer Gewinne aus –1981 waren es noch 45 %, und die Dividendenrendite lag bei 6 %. Um heute die Dividendenrendite auf 3 % zu erhöhen, müssten sie alle ihre Gewinne ausschütten.

      Es gibt aber auch andere Wege, die Dividendenrenditen zu erhöhen – entweder verdienen die Unternehmen mehr Geld, oder die Aktienkurse fallen. Rechnen Sie nicht mit höheren Gewinnen. Bis jetzt sind die Gewinne in dieser "Erholung" gefallen – eine ganz neue Erfahrung. Und es gibt nicht viele Gründe, die dafür sprechen, dass sich das bald verbessern könnte. Die Unternehmen haben ihre Kosten bereits gesenkt. Kostensenkungen führen zu schnellen Verbesserungen bei den Gewinnmargen einer individuellen Gesellschaft. Aber die Ausgaben eines Unternehmens sind die Einnahmen eines anderen ... deshalb ist der Netto-Effekt von Ausgabenkürzungen für die gesamte Wirtschaft negativ. Was Gewinne schafft, sind Investitionen ... und von denen gibt es derzeit sehr wenige.

      Die Politiker ermutigen die Konsumenten, weiter fleißig zu konsumieren, weil sie hoffen, dass dies eine schlimmere Rezession abhalten wird. Die amerikanischen Konsumausgaben haben der chinesischen Wirtschaft sehr geholfen – diese expandiert derzeit um 8 % auf Jahresbasis. Aber das führt nur dazu, dass die amerikanischen Ersparnisse und Investitionen in Form von Konsumausgaben nach China fließen, und nicht in die eigene Wirtschaft, die sie so dringend gebrauchen könnte.

      Da die Gewinne also wahrscheinlich nicht steigen werden, gibt es nur einen Weg zu steigenden Dividendenrenditen: Die Aktienkurse müssen weiter fallen. Eine Dividendenrendite von 4 % beim Dow Jones entspräche einem Dow Jones von unter 4.000 Punkten.

      *** Paris (ich lebe und arbeite ja seit Jahren in Frankreich) war am Wochenende ein Wintermärchen. Am Samstag begann es zu schneien. Die Strassen wurden gesperrt. Nachbarn von uns standen 20 Stunden mit kleinen Kindern im Stau, als sie versuchten, vom Land nach Paris zu fahren.
      ____________________________________


      Unvernünftige Erwartungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die US-Wirtschaft hat alle moderaten Erwartungen übertroffen", schreibt David Hale vom "Prince Street Capital"-Hedgefonds im Barron`s Magazin. Meiner Meinung nach haben sowohl die Wirtschaft als auch der Aktienmarkt irgendwann in der Mitte der letzten Dekade die moderaten Erwartungen übertroffen. Beide stiegen, als sie eigentlich fallen sollten.

      Ich habe meine eigene Weise, Prognosen zu geben. Ich versuche nicht herauszufinden, was genau passieren wird, weil man das einfach nicht wissen kann. Stattdessen versuche ich herauszufinden, was passieren sollte. Ich vertausche also das Wort "wird" mit "soll". Die Leute sollten das bekommen, was sie verdient haben, sage ich mir. Und bei den Märkten ist dies gewöhnlich so.

      In den späten 1990ern wurden die Investoren noch irrationaler und gieriger, als sogar Alan Greenspan bemerkt hatte, dass die Investoren irrational gierig geworden waren. Und dann, als plötzlich eine Rezession und ein Bärenmarkt drohten, waren sich diese irrationalen Investoren sicher, dass der gleiche Zentralbanker, der die Spekulationsblase nicht hatte aufhalten können, das Platzen dieser Blase nun verhindern könnte.

      Das war allerdings eine falsche Hoffnung; der Bärenmarkt, der im März 2000 begann, vernichtete eine Marktkapitalisierung von satten 7 Billionen Dollar (!), im Zeitraum bis Januar 2003. Aber etwas anderes Bemerkenswertes passierte in der gleichen Zeitspanne – nicht viel.

      "Die Kursverluste von 2000–2002 produzierten keine Finanzkrise", schreibt Hale. "Die Vermögensverluste beim US-Aktienmarkt seit März 2000 waren ohne Vorbild. Sie entsprachen 90 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP), verglichen mit 60 % während den 2 Jahren des Bärenmarktes, der 1929 begann.

      Und in der Volkswirtschaft – verursachten die Kursverluste auch keine besonderen negativen Auswirkungen. Das Heer der Arbeitslosen wurde zwar größer, aber nicht so stark, wie man hätte befürchten können. Und die Konsumenten verschuldeten sich weiterhin und konsumierten, ohne Abstriche zu machen. Die Konsumentenausgaben stiegen sogar! "In 2002 stieg die Summe der Hypotheken-Refinanzierungen auf 1,5 Billionen Dollar, das vorherige Hoch hatte 1998 bei 750 Milliarden Dollar gelegen", so Hale.

      Nach einem milden wirtschaftlichen Abschwung 2001 ... und nach den ersten Schüssen des Krieges gegen den Terror ..."ist es schwierig, sich vorzustellen, dass die Wirtschaft 2003 schlechter abschließen wird als 2002, wo die Produktion um 3 % zulegte", so das Fazit von Hale.

      Was mich an dieser Situation stört, ist präzise das, was Mr. Hale erfreut: Einem spektakulär absurden Boom sollte ein spektakulär absurder Abschwung folgen.

      Die japanische Spekulationsblase war auch nicht in einem oder zwei Jahren komplett zerstört. Volkswirte mögen es nicht, ihre Augen auf Japan zu richten – weil sie nicht erklären können, was da passiert ist und noch passiert. Weder monetäre noch fiskalische Impulse haben gewirkt. Aber wenn man diese Volkswirte am Hinterkopf packen würde und ihren Blick auf das Land der aufgehenden Sonne richten würde, dann würden sie sehen, dass das BIP-Wachstum dort nach einer milden Rezession (die unmittelbar nach dem Erreichen der Tops beim japanischen Aktienmarkt 1989 eintrat) bei immerhin noch 2 bis 3 % pro Jahr lag. Das ging so mehrere Jahre lang weiter. Aber dann fiel die Wirtschaft in einen verlängerten Abschwung. Und im Jahr 2000 erreichte das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wieder den Wert von 1993!

      In beiden Fällen, Japan und den USA, hätte etwas Unterschiedliches passieren SOLLEN. Warum das nicht passiert ist – darum geht es in diesem Artikel.

      Japans Beispiel ist angeblich kein Maßstab für andere Volkswirtschaften, so die herrschende Meinung der Ökonomen. Die Japaner hatten schließlich eine Form des Kapitalismus geschaffen, der sich vom westlichen Kapitalismus erheblich unterschied. Es war ein System von Holdings, staatlichen Interventionen und einem Aktienmarkt, der eine populäre Sensation geworden war. In den späten 1980ern hörten die japanischen Unternehmen auf, wie kapitalistische Unternehmen zu arbeiten, die Kapitalisten wurden ignoriert. Gewinne waren nicht länger das Maß der Dinge. Eigenkapital pro Aktie wurde eine Illusion. Alles, um das es ging, schien Wachstum zu sein ... Marktanteile ... und große Pressemeldungen.

      Was für eine Form des Kapitalismus konnte das sein, wo die Kapitalisten für ihre Investments keine Rückflüsse mehr wollten? Und unterschied sich das so stark vom US-Modell? Die amerikanischen Unternehmen schienen sich noch weniger als die japanischen um Gewinne zu kümmern. Als die Aktienkurse im März 2000 den Hochpunkt erreicht hatten, waren die Gewinne bereits 7 Jahre lang gefallen. Und sie fielen in den nächsten beiden Jahren weiter. Die Gehälter der Vorstandsmitglieder explodierten – zuerst, als die Gewinne fielen ... und später, als viele der größten US-Gesellschaften in die Insolvenz schlidderten. Hinzu kam, dass die Top-Manager Schlüssel-Angestellten jede Menge Aktienoptionspläne zugute kommen ließen – was die realen Kosten der Unternehmen weiter erhöhte.

      Trotz all dem Hype um die Investitionen in die "New Economy" ist es eine Tatsache, dass die Investitionen in Fabriken, Zubehör und Dinge, "die in der Zukunft höhere Gewinne versprechen würden", zurückgingen. In den späten 1990ern fielen die Netto-Kapitalinvestitionen auf neue Nachkriegstiefs.

      Statt sich aufs Geschäft zu konzentrieren, fokussierten sich die Vorstände auf Übernahmen und kurzfristige Profite – alles, was ihre Namen in die Zeitungen brachte.

      Man hätte denken können, dass die Besitzer dieser Firmen sauer werden könnten. Aber das kümmerte die Kapitalisten nicht – weil es keine wirklichen Kapitalisten mehr gab. Die Kapitalisten der alten Schulde, die ihr Geld in Geschäfte steckten, die sie verstanden ... mit der vernünftigen Hoffnung auf Gewinn ... waren durch eine neue, kollektivierte Größe von Investoren ersetzt worden, deren Erwartungen einfach unklug waren. Diese Idioten erwarteten unmögliche Gewinne durch Aktien, von denen sie keine Ahnung hatten. Das Management konnte die Bilanzen so manipulieren, wie es wollte. Es konnte extravagante Geschäfte mit sich selbst machen. Es konnte Firmen für unglaubliche Summen übernehmen ... es konnte riesige Kredite aufnehmen, und sich dann wundern, wie das zurückbezahlt werden sollte. Die kleinen Jungs würden das niemals merken.

      Genauso war es in Japan. In beiden Fällen hätten diese Kleininvestoren unmittelbar nach dem ersten Crash aus dem Aktienmarkt fliehen sollen. Der Markt wäre dann eingebrochen ... und hätte sich dann wieder erholt. Aber die Regierungen und die Zentralbanker waren schnell zur Stelle – sie hatten so viele Sicherheitsnetze, dass es kaum noch einen freien Platz auf dem Parkett gab, auf den man hinfallen konnte.

      Natürlich wussten die kleinen Leute nicht, was sie taten ... war es da überraschend, dass sie wieder das Falsche taten; sie hielten ihre Aktien ... wodurch der Schmerz der Korrektur hinausgezögert wurde ... und auch eine wirkliche Erholung verzögert wurde? In Japan hatten die Analysten keine Lust mehr zu warten. Dann ging es weiter mit dem Abschwung, langsam und soft, so wie ein Mann in einem Biertank ertrinkt.

      Derzeit scheint die US-Wirtschaft "alle moderaten Erwartungen zu übertreffen." Vielleicht werden die moderaten Erwartungen nachziehen. Oder vielleicht sollten sie das zumindest.
      investorverlag.de
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      schrieb am 07.01.03 22:00:58
      Beitrag Nr. 1.608 ()
      Erstmals mehr Schließungen als neue Fonds

      Zwang zur Kostenreduktion führt zur Bereinigung der Produktpalette - 95 Schließungen im 2. Halbjahr 2002
      Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
      Die Konsolidierung in der Fondsbranche nimmt langsam an Fahrt auf. Der Zwang zur Kostenreduktion bei den Investmentgesellschaften rückt jetzt auch Schließungen von Publikumsfonds immer mehr als ein Mittel zu diesem Zweck ins Blickfeld. Hatte bisher noch stets die Zahl der neu aufgelegten Produkte die Schließungen deutlich überwogen, so war es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres erstmals umgekehrt. Von Juli bis Ende November 2002 haben die Mitgliedsgesellschaften des BVI (Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften) 95 Fonds aufgelöst, aber nur 93 Produkte neu gestartet, wie aus statistischen Daten des BVI hervorgeht. Insgesamt wurden im Jahr 2002 bis Ende November 166 Fonds geschlossen. Das sind dreimal mehr als im Jahr 2001, als nur 54 Produkte aufgelöst wurden. Allerdings wurden gleichzeitig 2002 noch immer 301 neue Produkte auf den Markt gebracht. Die Zahl der Fonds stieg also im Gesamtjahr noch immer an ...

      boersenzeitung
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 22:05:11
      Beitrag Nr. 1.609 ()
      Finanzmärkte
      „Börsenerfolg“ des US-Stimulationspakets ist unsicher

      Von Christof Leisinger

      07. Januar 2003 Die amerikanische Administration scheint es wissen zu wollen. Nicht nur im „Krieg gegen den Terrorismus“, sondern auch beim Versuch, die Wirtschaft wieder zu beleben und die Börse wieder in Fahrt zu bringen.

      Nicht nur eine neue Mannschaft im Finanzministerium soll für neuen Wind sorgen, sondern in einem gigantischen Stimulationsprogramm im Umfang von 674 Milliarden Dollar über die zehn kommenden Jahre sollen nicht nur für die Jahre 2004 bis 2006 angekündigte Steuersenkungen vorgezogen werden. Auch die Doppelbesteuerung von Dividenden soll abgeschafft werden. Außerdem sollen Unternehmen Anreize dafür erhalten, vermehrt in Ausrüstungen zu investieren und Arbeitslose sollen bei der Suche nach neuen Jobs finanziell gefördert werden.

      Konsum und Investitionen sollen angekurbelt werden

      Diese Maßnahmen zielen offensichtlich darauf ab, nicht nur den Konsum, sondern auch die Investitionen anzukurbeln und damit der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Ausgezahlte Dividenden und eine höhere Beschäftigung sollen wohl dafür sorgen, dass der Konsum weiter zunimmt oder wenigstens auf dem sowieso schon hohen Niveau verharrt. Konsum und Investitionen könnten den sich gegenseitig verstärkenden virtuellen Kreislauf der Volkswirtschaft wieder in Gang setzen, lautet wohl die Hoffnung.

      Und die schien die Börse zumindest in einer ersten Reaktion zu teilen. Sie reagierte am Montag schon im Vorfeld der am Dienstagabend verkündeten Maßnahmen positiv und mit deutlichen Kursgewinnen. Vor allem die Änderungen der Steuern auf Dividenden scheint es den Börsianern angetan zu haben. Dabei dürfte es bei näherer Betrachtung alles andere als klar sein, ob die sich auch positiv auf die Börsenkurse auswirken wird.

      Bisher haben Unternehmen Gewinne oft einbehalten

      Da bisher die Dividenden doppelt besteuert wurden, zuerst auf Unternehmensebene und danach beim Aktionär als Einkommen, bestand bisher ein großer Anreiz dazu, das Geld erst gar nicht an die Anteilseigner auszuschütten. Es wurde bevorzugt einbehalten und für organisches Wachstum oder gar für Übernahmen verwendet. Beides diente zumindest nach der Theorie dazu, Wachstum zu generieren und damit den Wert des Unternehmens zu steigern. Der zunehmende Unternehmenswert führt normalerweise zu einer höheren Bewertung an den Börsen und damit zu steigenden Aktienkursen.

      In den vergangenen Monaten und Jahren gab es in diesem Zusammenhang die bekannten Probleme mit der Manipulation von Bilanzen. Das hat das Vertrauen der Anleger massiv untergraben. Die Änderung der Dividendenbesteuerung könnte zwar zu mehr Transparenz führen, wenn immer mehr Unternehmen ihre Erträge ausschütten. Denn dazu muss das Geld erst einmal erwirtschaftet sein und viele Unternehmen dürften erst einmal beweisen müssen, dass sie dazu überhaupt in der Lage sind.

      Ausschüttungen mindern den Unternehmenswert

      Allerdings gibt es einen Bumerangeffekt. Denn jede Ausschüttung reduziert den Wert eines Unternehmens. Die Aktienkurse könnten also bei einer höheren Auszahlungsquote nicht mehr so stark steigen wie in der Vergangenheit. Schon gar nicht, im Vergleich mit den vielfach frisierten Ertragszahlen der Vergangenheit in Verbindung mit Aktienrückkäufen.

      Daneben ist völlig offen, was die Aktionäre mit der erhaltenen Liquidität machen werden. Ob sie konsumieren oder sparen, dürfte vom Wirtschaftsklima abhängen. Sollten sie sparen, muss der Konsum darunter leiden. Sie könnten dann allerdings die Mittel den Unternehmen wieder für Investitionen zur Verfügung stellen. Das werden sie allerdings nur dann tun, wenn die erwartete Rendite höher als bei Anleihen und im Verhältnis zum Risiko hoch genug ist. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn viele Unternehmen sitzen entweder auf enormen Liquiditätsbeständen, sehen aber keine Möglichkeit, sie angesichts der noch bestehenden Überkapazitäten vernünftig zu investieren. Oft mündet das Problem bisher in Aktienrückkäufen. Andere müssen erst einmal die Schulden in ihren Bilanzen konsolidieren und können aus diesem Grund nur beschränkt investieren.

      Problem zunehmender Staatsverschuldung

      Als ob das nicht genug wäre, stellt sich daneben die Frage, wie die Regierung das Stimulierungsprogramm finanzieren möchte. Dafür kommt nur eine höhere Staatsverschuldung infrage. Das dürfte weder dem Renten- noch dem Devisenmarkt sonderlich gefallen.

      Insgesamt dürfte offen sein, ob das anstehende Stimulierungsprogramm abgesehen von psychologischen Effekten die Börse wirklich nachhaltig stimulieren kann. Denn an der eigentlichen Lage - hohe Schulden, Überkapazitäten et cetera - ändert es nichts. Möglicherweise führt es nur zu völlig überflüssigen Staatsschulden.
      faznet
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 17:17:46
      Beitrag Nr. 1.610 ()
      Jenseits von Gier und Knappheit
      Ein Interview mit Bernard Lietaer
      von Sarah van Gelder

      Übersetzung aus dem Englischen von Kurt-Werner Pörtner, August 1999.

      Sarah von Gelder von YES!: Warum setzen Sie so viel Hoffnung in die Entwicklung alternativer Währungssysteme?

      Bernard Lietaer: Geld ist wie ein Eisenring durch unsere Nase. Wir haben vergessen, dass wir es geschaffen haben, und es führt uns nun durch die Arena. Ich denke, es ist an der Zeit, herauszufinden, wohin wir wollen - nach meiner Meinung Richtung Nachhaltigkeit und Gemeinschaftlichkeit -, um dann ein Geldsystem zu kreieren, das uns genau dorthin führt.

      S. v. G.: So würden Sie also sagen, dass vieles, das sonstwo in der Gesellschaft passiert, oder eben nicht passiert, seine Wurzeln in der Art und Weise hat, wie unser Geldsystem gestaltet ist?

      B. L.: Das ist richtig. Während Lehrbücher der Ökonomie nachwievor behaupten, dass Menschen und Unternehmen um Märkte und Ressourcen konkurrieren, behaupte ich, dass sie in Wirklichkeit um Geld konkurrieren - Märkte und Ressourcen sind da nur Mittel zum Zweck. Also geht es darum, wenn man neue Geldsysteme gestaltet, auch darauf zu achten, die Ziele zu redifinieren, die eine Orientierung für menschliches Streben darstellen. Obendrein glaube ich nicht, dass Gier und Wettbewerb das Resultat einer unwandelbaren menschlichen Natur sind; ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Gier und die Furcht vor Knappheit in Wahrheit ständig von der Art und Weise neu geschaffen und verstärkt werden, wie wir mit dem Geld umgehen.

      Z. B. können wir genug Nahrung produzieren, um jeden zu ernähren, und es gibt definitiv genuügend Arbeit für jeden in der Welt, aber es gibt ganz klar nicht genug Geld, um all das zu bezahlen. Knappheit hat sich in unseren nationalen Währungen eingenistet. In der Tat ist es der Job der Zentralbanken, diese Devisenknappheit zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Die direkte Konsequenz ist, dass wir uns wechselseitig bekämpfen müssen, um zu überleben.

      Geld entsteht dadurch, dass Banken es verleihen. Wenn eine Bank Ihnen eine 100.000 $-Hypothek unterbreitet, kreiert sie nur eine Kreditsumme, die Sie verwenden und die dann in der Wirtschaft zirkuliert. Die Bank erwartet, dass Sie in den nächsten 20 Jahren 200.000 $ zurückzahlen, aber dies erzeugt nicht die nächsten 100.000 $ - den Zins. Stattdessen schickt Sie die Bank in die rauhe Welt, wo Sie gegen alle anderen kämpfen, um die zweiten 100.000 $ zurückzubringen.

      S. v. G.: Also müssen einige Leute verlieren, damit andere gewinnen? Einge müssen bei der Rückzahlung ihrer Schulden in Verzug geraten, damit andere das Geld erhalten, um die Zinsen zu bezahlen?

      B. L.: Das ist richtig. Alle Banken tun dasselbe, wenn sie Geld verleihen. Das ist auch der Grund, warum die Entscheidungen der Zentralbanken - wie der Federal Reserve in den USA -so wichtig sind - höhere Zinsraten bedeuten automatisch einen größeren Anteil zwangsläufiger Pleiten. Wenn die Bank also Ihre "Kreditwürdigkeit" prüft, dann ist das in Wahrheit eine Prüfung, ob Sie gegen andere Mitspieler konkurrieren und gewinnen können - dazu in der Lage, die zweiten 100.000 $ herauszuholen, die nie geschaffen wurden. Und wenn Sie in dem Spiel versagen, dann verlieren Sie Ihr Haus oder welche Sicherheiten Sie sonst geboten haben.

      S. v. G.: Das beeinflusst gleichfalls die Arbeitslosenrate.

      B. L.: Das ist selbstredend ein wichtiger Faktor, aber es gibt mehr davon. Informationstechnologien erlauben es uns in zunehmendem Maße, ein sehr gutes Wirtschaftswachstum zu erzielen, ohne die Erwerbsarbeit zu steigern. Ich glaube, dass wir derzeit in einer der letzten beschäftigungswirksamen Überflussperioden der USA leben. Wie Jeremy Rifkin in seinem Buch "Das Ende der Arbeit" sagt, wird es nie wieder genug Jobs geben, auch in "guten Zeiten" nicht.

      Wie eine Studie der Internationalen Metallarbeiterföderation in Genf besagt, werden in den nächsten 30 Jahren nur noch zwei bis drei Prozent der Weltbevölkerung gebraucht, um all die Güter zu erzeugen, die wir auf dem Planeten benötigen. Selbst wenn man dies mit dem Faktor 10 multipliziert, stehen wir immer noch vor der Frage, was die restlichen 80 % der Menschheit tun sollen.

      Mein Vorschlag ist, dass lokale Währungen eines der herausragenden Werkzeuge für ein "Sozialdesign" des 21. Jahrhunderts sein werden, für keinen anderen Zweck, als Beschäftigung zu schaffen. Ich fordere nicht, dass lokale Währungen nationale Währungen ersetzen sollten oder ersetzen werden; darum nenne ich sie auch "komplementäre" Währungen. Die nationale, Konkurrenz erzeugende Währung wird auch weiterhin ihre Rolle in der globalen Wettbewerbsökonomie spielen.

      Wie auch immer, ich behaupte, dass komplementäre, lokale Währungen sich viel besser kooperativen, lokalen Ökonomien anpassen können.

      S. v. G.: Und diese lokale Ökonomien werden eine Form von Beschäftigung verbreiten, die nicht von Vernichtung bedroht sein wird?

      B. L.: Als ein erster Schritt ist dies korrekt. Z. B. gibt es in Frankreich derzeit 300 lokale Tauschringe, "Grain de Sel" genannt, wörtlich übersetzt "Salzkörner". Diese Systeme - die genau dann entstanden, als die Arbeitslosenrate 12 % erreichte - ermöglichen den Austausch von allem Möglichem von der Miete bis hin zum organischen Erzeugnis, aber sie tun ebenso etwas anderes. Alle 14 Tage gibt es im Ariège in Südwestfrankreich eine große Party. Leute kommen, nicht nur um mit Käse, Früchten oder Kuchen wie an normalen Markttagen zu handeln, sondern auch mit Stunden für Klempnerarbeiten, Haarschneiden, Segeln oder Englischlektionen. Nur Lokalwährungen werden akzeptiert!

      Lokalwährungen bringen Arbeit hervor, und ich mache einen Unterschied zwischen "Arbeit" und "Jobs". Ein Job ist das, was man für seinen Lebensunterhalt tut; eine Arbeit jedoch das, was man tut, weil man es gerne tut. Ich erwarte, dass Jobs im wachsenden Maße obsolet werden; aber da ist noch eine meist unbegrenzte Anzahl von Arbeiten, die getan werden müssen. Bspw. finden Sie in Frankreich Leute vor, die Gitarrenunterricht anbieten und Deutschunterricht nachfragen. Niemand würde dafür in französischen Francs bezahlen. Das Schöne an der Lokalwährung ist, dass, wenn Leute ihr eigenes Geld kreieren, sie keinen eingebauten Knappheitsfaktor benötigen. Und sie haben es nicht nötig, Devisen von anderswo zu besorgen, um Austausch mit dem Nachbarn zu betreiben. Edgar Kahn`s "Zeit-Dollars" sind dafür ein klassisches Beispiel. In dem Moment, in dem ein Übereinkommen zwischen zwei Leuten über ein Transaktion in "Zeit-Dollars" zustande kommt, erschaffen sie damit auch das dafür benötigte "Geld" in diesem Prozess; Knappheit an Geld existiert nicht. Das bedeutet allerdings nicht, dass es eine unbegrenzte Menge an dieser Währung gibt; Sie können mir nicht 500.000 Stunden geben - niemand kann 500.000 Stunden geben. Es gibt also eine Höchstgrenze dafür, ja; es existiert aber keine künstliche Knappheit. Anstatt dass Menschen gegeneinander gestellt werden, hilft das System dabei, dass sie miteinander kooperieren.

      S. v. G.: Sie schlagen also vor, dass Knappheit nicht unbedingt ein führendes Prinzip unseres ökonomischen Systems sein muss. Aber ist Knappheit in der Ökonomie nicht absolut fundamental, besonders in einer Welt mit begrenzten Ressourcen?

      B. L.: Meine Analyse dieser Frage basiert auf dem Werk von Carl Gustav Jung mit seinem theoretischen Rahmen der Kollektivpsychologie, und Geld ist auf grundlegende Weise ein Phänomen der Massenpsychologie. Ein Schlüsselkonzept, das Jung verwendet, ist der Archetypus, der als ein emotionales Feld beschrieben werden kann, das, ob individuell oder kollektiv, Menschen in eine ganz bestimmte Richtung lenken kann. Jung zeigte auf, dass in dem Augenblick, wo ein bestimmter Archetyp unterdrückt wird, zwei Typen von "Schatten" entstehen, wobei beide in einem polaren Verhältnis zueinander stehen. Um ein Beispiel zu geben: wenn mein höheres Selbst - das dem Archetypus des Königs oder der Königin korrespondiert - unterdrückt wird, werde ich mich entweder wie ein Tyrann oder wie ein Schwächling benehmen. Beide "Schatten" werden durch die Angst aufeinander bezogen. Ein Tyrann ist darum tyrannisch, weil er Angst davor hat, schwächlich zu erscheinen; ein Schwächling fürchtet sich davor, wie ein Tyrann zu wirken. Nur jemand, der keine Angst vor beiden Schatten hat, kann den Archetypus des Königs verkörpern.

      Nun lassen Sie mich dieses Theoriegebilde auf ein wohldokumentiertes Phänomen anwenden: die Repression des Archetyps der "Großen Mutter". Das Große-Mutter-Archetyp war sehr bedeutend für die westliche Welt von den Uranfängen der Prähistorie bis hin zu den prä-indoeuropäischen Zeitepochen, wie es auch heute noch in traditionalen Kulturen der Fall ist. Aber dieses Archetyp wurde in den letzten 5000 Jahren im Westen gewaltsam unterdrückt, angefangen mit den indoeuropäischen Invasionen - verstärkt von der Anti-Göttinnen-Sicht des Judäo-Christentums, die in den Hexenjagden durch drei Jahrhunderte hindurch kulminierte - bis hin zum Viktorianischen Zeitalter.

      Wenn die Unterdrückung eines Archetyps auf diesem Niveau und über diese Zeitlänge stattfindet, manifestieren sich die Schatten in der Gesellschaft auf eine machtvolle Art und Weise. Nach 5000 Jahren werden die damit korrespondierenden "Schatten-Verhaltensweisen" von den Menschen als "normal" empfunden. Die Frage, die ich stelle, ist sehr einfach: Was sind die Schatten des Große-Mutter-Archetyps? Ich schlage vor, dass diese Schatten die Gier und die Furcht vor Knappheit sind. So sollte es nicht überraschen, dass im Viktorianischen Zeitalter - dem Kulminationspunkt der Repression der Großen Mutter - ein schottischer Schulmeister namens Adam Smith eine Menge an Gier und Knappheit um sich herum bemerkte und daraus schloss, dass alle "zivilisierten" Gesellschaften so funktionierten. Smith, wie Sie wissen, begründete die moderne Ökonomie, die als Zuteilung knapper Ressourcen durch die Mechanismen der individuellen, persönlichen Gier definiert werden kann.

      S. v. G.: Wow! Wenn also Gier und Knappheit die Schatten sind, was repräsentiert die Große Mutter dann selber nach den Kriterien der Ökonomie?

      B. L.: Lassen Sie mich zuerst zwischen der Göttin unterscheiden, die alle Aspekte des Göttlichen verkörpert, und der Großen Mutter, die vor allem den Planeten Erde symbolisiert - Fruchtbarkeit, Natur, die Gestaltenvielfalt in allen Aspekten des Lebens.

      Jemand, der den Große-Mutter-Archetypus verinnerlicht hat, hat Vertrauen? in die Fülle des Universums. Erst dann, wenn Sie an Vertrauensverlust leiden, wünschen Sie sich ein großes Bankkonto. Derjenge, der als Erster eine Menge von Gütern akkumuliert als Schutz vor der Ungewißheit der Zukunft, muss auch automatisch damit anfangen, sein Vermögen gegen jedermanns Neid und Begehrlichkeit zu verteidigen. Wenn eine Gesellschaft sich um die Knappheit sorgt, wird sie gleichzeitig eine Umwelt entwickeln, wo man mit guten Gründen Angst vor der Knappheit hat. Das ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung (self-fulfilling-prophecy)!

      Ausserdem lebten wir lange Zeit in dem Glauben, dass wir Knappheit schaffen müssen, um Werte zu erzeugen. Obgleich dies in einigen materiellen Bereichen zutrifft, extrapolieren wir dies in andere Bereiche, wo dies einfach nicht der Fall ist. Bspw. gibt es nichts, was uns daran hindern würde, die Information frei (=kostenlos) zu verteilen. Die marginalen heutigen Kosten der Information tendieren praktisch gegen Null. Nichtsdestoweniger erfinden wir das Copyright und Patente in der Absicht, sie knapp zu halten.

      S. v. G.: Die Furcht vor Knappheit erzeugt also Gier und Sammeltrieb, die wiederum im Gegenzug Knappheit hervorbringen, vor der man sich fürchten muß. Wohingegen Kulturen, die die Große Mutter verkörpern, auf Überfülle und Großzügigkeit basieren. Diese Ideen gehen implizit in die Richtung, wie Sie Gemeinschaft definieren, nicht wahr?

      B. L.: Eigentlich ist das nicht meine Definition, es ist etymologischer Herkunft. Der Ursprung des Wortes "Gemeinschaft" liegt im lateinischen "munus", das Gabe bzw. Geschenk bedeutet, und "cum", das so viel bedeutet wie zusammen, miteinander sein. Also bedeutet Gemeinschaft wörtlich so viel wie "wechselseitige Gabe".

      Daher definiere ich "meine" Gemeinschaft als eine Gruppe von Leuten, die meine Gaben willkommen heißen und honorieren, und von denen ich vernünftigerweise erwarten kann, dass ich von ihnen Gaben bekomme. Und Lokalwährungen können den Austausch von Gaben erleichtern.

      Die Mehrheit von Lokalwährungen, die ich kenne, begannen mit dem Vorhaben, Beschäftigung zu schaffen; jedoch gibt es eine wachsende Gruppe von Leuten, die Lokalwährungen einführen, um Gemeinschaft hervorzurufen. Bspw. würde ich es komisch finden, meinen Nachbarn im Tal zu rufen und zu sagen, "Mir ist aufgefallen, dass Sie eine Menge Birnen an Ihrem Baum hängen haben. Kann ich Sie haben?" Ich würde fühlen, dass es notwendig ist, ihm dafür etwas anderes anzubieten. Aber wenn ich daran gänge, ihm dafür knappe Dollars anzubieten, könnte ich genauso gut zum Supermarkt gehen; so beenden wir das Ganze, indem wir die Birnen nicht nutzen. Wenn ich dagegen eine Lokalwährung habe, so existiert keine Knappheit im Austauschmedium, das Kaufen der Birnen wird dann ein Vorwand für Interaktion.

      In Takoma Park, Maryland, führte Olaf Egeberg ein Lokalwährung ein, um diese Arten des Austausches innerhalb einer Gemeinschaft zu ermöglichen. Und die Beteiligten stimmen darin überein, dass genau dies jetzt vor sich geht.

      S. v. G.: Das wirft die Frage auf, ob Lokalwährungen auch eine Möglichkeit für Menschen sein können, ihre elementaren Bedürfnisse nach Nahrung und Behausung zu befriedigen, oder würden diese Sektoren auch weiterhin Teil der Wettbewerbsökonomie bleiben?

      B. L.: Es gibt eine ganze Anzahl von Menschen, die gerne im Garten arbeiten, aber sie könnten davon in der Wettbewerbswelt nicht leben. Wenn ein Gärtner arbeitslos ist, und ich bin arbeitslos, würden wir beide in der normalen Ökonomie vielleicht verhungern. Wie es auch immer mit Lokalwährungen bestellt sein mag, er kann meine Salate wachsen lassen, die ich in lokaler Währung bezahle, die ich wiederum bei der Ausführung einer Dienstleistung für einen anderen andersweitig verdient habe.

      In Ithaca, werden "STUNDEN" auf dem Farmermarkt akzeptiert; die Farmer können die lokale Währung benutzen, um jemand anzuheuern, der bei der Ernte oder bei Reparaturen aushilft. Einige Grundbesitzer akzeptieren "Stunden" als Pachtzins, insbesondere dann, wenn keine Hypothek in knappen Dollars abzuzahlen ist.

      Wenn eine Lokalwährung vorhanden ist, wird es schlagartig klar, was lokal ist und was nicht. K-Mart wird nur Dollars akzeptieren; ihre Lieferanten sind in Hongkong oder Singapur oder Kansas City. Aber Ithakas lokaler Supermarkt nimmt "Stunden" ebenso wie Dollars an. Mit dem Gebrauch einer Lokalwährung wird auch eine Ausrichtung in Richtung lokaler Nachhaltigkeit erzeugt.

      S v. G.: Lokale Währungen werden von Gemeinschaften auch deswegen verbreitet, um das Auf und Ab der globalen Ökonomie abzufedern. Sie waren daran beteiligt, das globale Finanzsystem zu überwachen, in ihm Geschäfte abzuwickeln und es zu gestalten. Welchen Grund hätten Gemeinschaften, von ihm abgeschirmt zu werden?

      B. L.: Zunächst einmal hat das heutige offizielle Geldsystem nichts mit der realen Wirtschaft zu tun. Nur um Ihnen davon eine Ahnung zu geben: 1995 zeigten die Statistiken, dass das Volumen des Devisenhandels auf globalem Niveau 1,3 Billionen $ pro Tag betrug. Das ist 30 mal mehr als das gesamte tägliche Bruttoinlandsprodukt sämtlicher entwickelter Länder (OECD) zusammen genommen. Das jährliche BIP der Vereinigten Staaten wird auf dem Markt an drei Tagen umgewälzt!

      Von diesem Volumen haben lediglich 2 oder 3 % mit realem Handel oder Investionen zu tun; der Rest findet auf dem Schauplatz des globalen Cyber-Kasinos statt. Dies bedeutet, dass die Realökonomie zu einem mickrigen Zuckerguß auf dem spekulativen Kuchen herabgewürdigt worden ist, das glatte Gegenteil von dem Zustand, wie er vor noch zwei Jahrzehnten vorherrschte.

      S. v. G.: Was sind die Folgerungen aus all dem? Was bedeutet das für all diejenigen, die nicht an grenzübergreifenden geschäftlichen Transaktionen beteiligt sind?

      B. L.: Auf der einen Seite hat sich die Macht unwiderruflich von den Regierungen hin zu den Finanzmärkten verschoben. Wenn eine Regierung etwas tut, das den Märkten nicht genehm ist - wie die Briten `91, die Franzosen `94 oder die Mexikaner `95 -, setzt sich niemand an den Tisch und sagt: "Das solltet ihr nicht tun." Es findet schlicht eine Finanzkrise in der betreffenden Währung statt. Auf diese Weise können einige Hundert Leute, die von niemanden gewählt wurden und keine wie auch immer geartete kollektive Verantwortung tragen, entscheiden, was Ihr Pensionsfonds noch wert ist - unter anderem.

      S. v. G.: Sie haben ebenso von der Wahrscheinlichkeit eines Systemzusammenbruchs gesprochen...

      B. L.: Ja, ich sehe dafür jetzt eine 50/50-Wahrscheinlichkeit in den nächsten fünf oder zehn Jahren. Viele Leute glauben, das passiere hundertprozentig, und mit einem viel kürzeren Zeithorizont. George Soros, der Teile seines Lebens damit verbrachte, zu tun, was auch ich tat - mit Devisen zu spekulieren -, zog den Schluss, "Instabilität ist kumulativ, so dass der eventuelle Zusammenbruch frei flottierender Wechselkurse mehr oder weniger sicher scheint." Joel Kurtzman, Ex-Herausgeber des "Harvard Business Review", betitelt sein letztes Buch: "Der Tod des Geldes" und sagt einen immanenten Kollaps voraus, hervorgerufen durch spekulative Raserei.

      Nur um sich mal vorzustellen, wie dies vor sich gehen könnte: alle Zentralbanken sämtlicher OECD-Staaten zusammen repräsentieren 640 Mrd. Dollar. Wenn also in einer Krisensituation sämtliche Zentralbanken darin übereinkommen, an einem Strang zu ziehen (was sie niemals tun), und unter der Prämisse, dass sie alle vorhandenen Reserven mobilisieren, verfügen sie lediglich über die Hälfte der Mittel, die nötig wären, um das normale tägliche Handelsvolumen abzudecken. An einem Krisentag könnte sich das Volumen mit Leichtigkeit verdoppeln oder verdreifachen, und sämtliche Zentralbankreserven würden dann für zwei oder drei Stunden reichen.

      S. v. G.: Und der Ausgang würde sein?

      B. L.: Wenn dies passieren würde, wären wir schlagartig in einer anderen Welt. 1929 kollabierte die Bröse, aber der Goldstandard hielt. Das Geldsystem hielt stand. Hier gehen wir mit etwas um, das viel fundamentaler ist. Der einzig vergleichbare Präzedenzfall, den ich kenne, ist der Kollaps des Römischen Reiches, der der römischen Währung ein Ende bereitete.

      Dies war natürlich in einer Zeit, als der Zusammenbruch anderthalb Jahrhunderte dauerte, bis er sich im gesamten Reich ausbreitete, heute würde er dazu nur einige Stunden benötigen.

      S. v. G.: Auf diese Weise könnten lokale Währungen einige Widerstandskraft für Gemeinschaften befördern, um sich gegen ein "Abschmelzen" der Währung oder einen anders gearteten internationalen Zusammenbruch zu wappnen. Wie hängt dies zusammen?

      B. L.: Um das zu verstehen, müssen wir den Zusammenhang zwischen Zinsraten und den Weisen, wie wir die Zukunft diskontieren, berücksichtigen.

      Wenn ich Sie frage: "Wollen Sie 100 $ jetzt oder 100 $ erst in einem Jahr", würden die meisten Leute das Geld jetzt verlangen, weil Sie das Geld risikofrei auf einem Bankkonto deponieren können und ein Jahr später 110 $ kassieren. Eine andere Möglichkeit wäre, Ihnen 100 $ in einem Jahr zu geben, was 90 $ jetzt äquivalent wäre. Dieses Diskontieren der Zukunft wird als "diskontierter Geldfluß" bezeichnet.

      Dies bedeutet, dass in unserem gegenwärtigen System es Sinn macht, Bäume zu fällen und das Geld zur Bank zu bringen; das Geld auf der Bank wird schneller wachsen als Bäume. Es macht Sinn, Geld zu "sparen", indem man schlecht isolierte Häuser baut, weil die diskontierten Kosten für die zusätzlich benötigte Energie während der "Lebenszeit" des Hauses geringer ausfallen als für eine Isolierung.

      Wie auch immer, wir können ein Geldsystem gestalten, das genau das Gegenteil tut, es schafft ein weit vorausschauendes Denken, das als "demurrage charge" (Abnutzungsgebühr?) bezeichnet wird. "Demurrage charge" ist ein Konzept, das von Silvio Gesell vor einem Jahrhundert entwickelt wurde. Seine Idee war, dass Geld ein öffentliches Gut ist - wie das Telefon oder ein Bus-Transportsystem -, und dass für sein Gebrauch eine kleine Gebühr zu entrichten ist.

      M. a. W., wir schaffen eher eine negative als eine positive Zinsrate.

      Was würde das bewirken? Wenn ich Ihnen eine 100 $-Banknote gäbe und Ihnen sagen würde, dass Sie einem Monat später einen Dollar dafür bezahlen müssten, dass das Geld weiterhin seine Gültigkeit behält, was würden Sie dann tun?

      S. v. G.: Ich nehme an, ich würde es in etwas anderes investieren.

      B. L.: Sie haben verstanden. Sie kennen doch den Ausdruck: "Geld ist wie Mist; es ist nur gut, wenn es ausgestreut wird." In einem Gesell-System würden Menschen das Geld lediglich als Austauschmedium verwenden, aber nicht zur Wertaufbewahrung. Das würde Arbeit schaffen, weil es die Zirkulation anheizen würde, und das kurzfristige Anreizsystem umkehren. Anstatt Bäume zu fällen, um das Geld zur Bank zu bringen, würden Sie Ihr Geld stattdessen in lebende Bäume oder in die Installierung einer Isolierung für Ihr Haus investieren.

      S. v. G.: Wurde das jemals versucht?

      B. L.: Es gibt lediglich drei Perioden, die ich gefunden habe: das klassische Ägypten; über drei Jahrhunderte hinweg im europäischen Mittelalter, und einige Jahre in den 1930ern. Im alten Ägypten, als man Getreide aufbewahrte, erhielt man einen Gutschein, der getauscht werden konnte und zu einer Art Währung wurde. Wenn Sie ein Jahr später mit zehn Gutscheinen zurückkamen, erhielten Sie nur Getreide im Gegenwert von neun Gutscheinen, weil Ratten und Verderbnis die Mengen reduziert hatten, und weil die Wächter der Getreidespeicher bezahlt werden mußten. So kam dies einer "Abnutzungsgebühr" ("demurrage charge" gleich.

      Ägypten war der Brotkorb der Welt des Altertums, das Geschenk des Nils. Warum? Weil, anstatt der Wertaufbewahrung in Geld, jedermann in produktive Vermögenswerte investierte, die für immer halten würden - Dinge wie Landverbesserung oder Bewässerungssysteme.

      Ein Beweis dafür, dass dieses Geldsystem etwas mit diesem Wohlstand zu tun hatte, ist der Umstand, dass alles in dem Augenblick abrupt endete, als die Römer die ägyptische "Getreidestandard"-Währung durch ihr eigenes Geldsystem mit positiven Zinsraten ersetzten. Danach hörte Ägypten auf, ein Brotkorb zu sein und wurde ein "Entwicklungsland", wie das heute genannt wird.

      In Europa wurden während des Mittelalters - vom 10. bis zum 13. Jahrhundert - lokale Währungen von lokalen Landesherren ausgegeben, und dann in periodischen Abständen zurückgerufen und mit einer Steuer belegt wieder ausgegeben, die während des Vorganges eingesammelt wurde. Wiederum war auch dies eine Form von Abnutzung, die Geld auf Wertaufbewahrungsmittel uninteressant machte. Das Ergebnis war ein Aufblühen der Kultur und ein weitverbreiteter Wohlstand, die exakt mit den Zeiträumen korrespondieren, als Lokalwährungen benutzt wurden.

      Praktisch wurden alle Kathedralen während dieser Epoche gebaut. Wenn Sie daran denken, was von einer kleinen Stadt alles an Investitionen benötigt wird, um eine Kathedrale zu bauen, ist das schon außerordentlich.

      S. v. G.: Weil zum Bau von Kathdralen Generationen benötigt werden?

      B. L.: Nun, nicht nur deswegen. Neben den üblichen symbolischen und religiösen Funktionen - die ich nicht klein reden will - sollte man sich daran erinnern, dass Kathedralen ebenso eine überragende ökonomische Rolle spielten; sie zogen Pilger an, mit einer geschäftlichen Perspektive, die der des Tourismus heute in nichts nachsteht. Diese Kathedralen waren für die Ewigkeit gebaut und schufen einen langfristigen Geldzufluss für die Gemeinden. Dies war ein Weg zur Schaffung von Wohlstand für Sie und für Ihre Nachkommen für 13 Generationen! Der Beweis dafür ist, dass es heute immer noch funktioniert; in Chartres bspw. lebt der überwiegende Teil der städtischen Unternehmen noch immer von den Touristen, die die Kathedrale 800 Jahre nach ihrer Vollendung besuchen!

      Als die Erfindung der Schießpulvertechnologie im frühen 14. Jahrhundert die Könige dazu in die Lage versetzte, die Macht zu zentralisieren, war das Erste, was sie taten, die Monopolisierung des Geldsystems. Was passierte? Es wurden keine Kathedralen mehr gebaut. Die Bevölkerung bestand im 14. und 15. Jahrhundert noch immer aus frommen Christen, aber der Anreiz für langfristige Investitionen war dahin.

      Ich benutze die Kathedrale einfach als ein Beispiel. Zählungen von Besitztümern aus dem 12. Jahrhundert zeigen auf, dass Mühlen und andere produktive Vermögenswerte einen außerordentlich hohen Qualitätslevel aufrechterhielten, mit Teilen, die ersetzt wurden, noch bevor sie verschlissen waren. Verschiedene Studien haben aufgezeigt, dass die Lebensqualität des durchschnittlichen Arbeiters in Europa im 12. und 13. Jahrhundert am höchsten war; möglicherweise sogar höher als heute. Wenn man nicht Ersparnisse in Form von Geld horten kann, wird man sie in etwas investieren, das Werte in der Zukunft produziert. Auf diese Weise schuf diese Form des Geldes einen außerordentlichen Boom.

      S. v. G.: Dies war doch eine Periode, in der das Christentum vorherrschend war und deswegen vermutlich das Große-Mutter-Archetyp noch immer unterdrückt wurde.

      B. L.: Nun, während dieser Zeit wurde ein sehr interessantes religiöses Symbol vorherrschend: die berühmte "Schwarze Madonna". Es gab Hunderte dieser Statuen vom 10. bis ins 13. Jahrhundert hinein, die in Wahrheit Isis-Statuen darstellten mit dem Kind Horus auf ihrem Schoß, auf direktem Wege aus Ägypten während der ersten Kreuzzüge importiert. Ihr spezieller vertikaler Stuhl wurde "cathedra" genannt (von dem das Wort Kathedrale sich ableitet), und interessanterweise wurde dieser Stuhl mit dem exakt gleichen Symbol wie Isis im Alten Ägypten identifiziert. Die Statuen der Schwarzen Madonnas wurde im Mittalter ebenso mit der "Alma Mater" ineinsgesetzt (wörtlich übersetzt die "Allumsorgende Mutter", ein Ausdruck, der in Amerika noch immer benutzt wird und sich auf auf jemandes "Mutter-Universität" bezieht (Anm. des Übersetzers: im Deutschen sagt man wohl am besten "Hotel Mama" dazu).).

      Die Schwarzen Madonnas bildeten eine direkte Forsetzung der Großen Mutter in einer ihrer meist altertümlichen Formen. Sie symbolisierte Geburt und Fruchtbarkeit, den Wohlstand des Landes. Sie verkörperte den Geist, inkarniert in Materie, bevor die patriarchalischen Gesellschaften den Geist von der Materie trennten. So finden wir hier also eine direkte archetypische Verbindung zwischen zwei Zivilisationen vor, die spontan Geldsysteme mit "Abnuzungsgebühr" schufen, während sie gleichzeitig ungewöhnliche Reichtumsniveaus für das gewöhnliche Volk ermöglichten: das Alte Ägypten und das Europa des 10. bis 13. Jahrhunderts. Diese Geldsysteme stimmen exakt mit der Verehrung dieses Archetyps überein.

      S. v. G.: Wie interessant! Welches Chancen sehen Sie für lokale Währungen, diesen Große-Mutter-Archetyp des Wohlstandes und der Großzügigkeit in unser heutiges Wirtschaftssystem einzubringen?

      B. L.: Ich denke, die grössten Probleme, denen sich die Menschen heute gegenübersehen, sind Nachhaltigkeit und die Ungleichheiten und Zusammenbrüche der Gemeinschaft, die Turbulenzen erzeugen, die sich in Gewaltausbrüchen und Kriegen entladen. Wir können beide Probleme mit dem selben Mittel angehen, nämlich mit der bewußten Gestaltung von Währungssystemen, die Gemeinschaft und Nachhaltigkeit auf ein höheres Niveau heben.

      Bezeichnenderweise wurden wir in den letzten Jahrzehnten Zeuge eines klaren Wiedererwachens des weiblichen Archetyps. Es wird nicht bloß von der Frauenbewegung widergespiegelt, sondern auch im dramatischen Wachstum ökologischer Belange, oder in den neuen Epistemologien (Wissenschaftslehren), die Geist und Materie wiedervereinigen, aber auch in den Technologien, die uns dazu in die Lage versetzen, Hierarchien durch Netzwerke zu ersetzen (wie z. B. das Internet).

      Fügen Sie diesen Trends hinzu, dass zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte wir die Produktionstechnologien verfügbar haben, um einen noch nie dagewesenen Reichtum zu erzeugen. All dies konvergiert in einer einzigartigen Gelegenheit, die Hardware unserer Reichtumstechnologie mit der Software der archetypischen Wandlungen zu kombinieren. Eine solche Kombination war noch nie vorher auf dieser Stufenleiter oder in dieser Geschwindigkeit verfügbar: sie versetzt uns in die Lage, bewußt eine Sorte von Geld zu entwerfen, das für uns arbeitet, statt wir für es.

      Ich schlage vor, dass wir uns dazu entscheiden sollten, Geldsysteme zu entwickeln, die uns dazu befähigen, Nachhaltigkeit und Gemeinschaftlichkeit zu erreichen, um auf lokaler und globaler Ebene zu gesunden. Diese Ziele sind in unserer Reichweite in weniger als einer Generation. Ob wir sie verwirklichen oder nicht, hängt von unserer Fähigkeit ab, miteinander zu kooperieren, um auf der Höhe unseres Bewusstseins unser Geld neu zu erfinden.

      (Internetadresse: www.transaction.net/press/interviews/lietaer0497.html; auch unter www.subventionsberater.de abrufbar.)
      (aus dem Goldforum)
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 17:41:02
      Beitrag Nr. 1.611 ()
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 20:08:31
      Beitrag Nr. 1.612 ()
      Versicherungen
      Lebensversicherer vor schwerem Weg aus der Krise


      Die deutschen Versicherer haben eines der schwersten Jahre der Nachkriegszeit vor sich: Dramatisch abgeschmolzene Bewertungsreserven aus dem Aktienvermögen nach dem Kursverfall an den Weltbörsen verringern den finanziellen Spielraum. Zugleich wird der Wettbewerb um die Kunden - die sich mit niedrigeren Renditen aus Lebensversicherungen zufrieden geben müssen - immer härter.

      In den kommenden Jahren dürften einige Lebensversicherer auf der Strecke bleiben - davon geht mittlerweile auch der Präsident des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV), Bernd Michaels, aus. Vor allem die heimischen Marktführer Allianz und Ergo dürften sich dann diese Bestände sichern und damit ihre Position stärken, aber auch ausländische Konkurrenten könnten zugreifen.

      Einige Lebensversicherer vor dem Aus

      „Die Branche steckt ganz klar in der Krise", sagt Wolfgang Rief, Direktor bei der Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) in Frankfurt. Von den rund 120 Lebensversicherern drohten 2003 einigen das Aus. Dabei müssen die Versicherungsnehmer aber nicht um ihre Beiträge samt Verzinsung fürchten: Falls ein Konzern die Probleme nicht intern lösen kann, stehen Wettbewerber für eine Übernahme bereit, und letztlich würde „Protector", die neue Auffanggesellschaft der Branche, einspringen.

      Symptomatisch für die Unruhe und Unsicherheit in der Branche ist auch der überraschende Rückzug von Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle, der Ende April das Zepter an seinen bislang wenig bekannten Vorstandskollegen Michael Diekmann übergeben wird. Rückstufungen und Verkaufsempfehlungen von internationalen Investmentbanken zählen ebenso zum Alltag für das Management der Versicherer. Stärker aber dürften die negativen Beurteilungen der Bonitätslage wiegen. Sie verteuert die Refinanzierung für die Konzerne.

      „Die Versicherer müssen sich selbst konsolidieren und ihre Kosten senken. Ich habe die Sorge, dass einige in eine Schieflage geraten und keinen Käufer finden werden", sagt Rief. Die dauerhafte Aktienschwäche und die Nachwirkungen der Flutkatastrophe sieht Rief als größte Belastungen. „Die Kapitalausstattung der Unternehmen sinkt und damit auch ihr finanzieller Spielraum.“ Der Wettbewerb sei so hart, dass im reinen Versicherungsgeschäft kaum noch Gewinne anfielen.

      Internationale Konsolidierung eher unwahrscheinlich

      Ausländische Wettbewerber würden aber kaum zugreifen, wenn deutsche Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, denn ihnen fehlt in Deutschland der so wichtige Vertriebsweg. „Ausländer wie etwa zahlungskräftige Versicherer aus Großbritannien müssten einen Vertrieb mitkaufen, da sie hier kein Bankfilialnetz haben.“ Deshalb seien sie auf Finanzdienstleister wie MLP oder AWD angewiesen. Auch nach Ansicht von GDV-Chef Michaels ist die Zeit noch nicht reif für den grenzüberschreitenden Verkauf von Versicherungsverträgen. „Das fehlende Vertriebsnetz wirkt deshalb für internationale Wettbewerber wie eine Markteintrittsbarriere.“

      Geringere Renditen absehbar

      Zumindest müsse sich die Kundschaft auf sinkende Renditen aus Lebensversicherungen einstellen. „Im Schnitt wird die Gesamtverzinsung 2003 wohl knapp unter fünf Prozent liegen", sagt Michaels. Dabei seien aber Unterschiede der Anbieter zu berücksichtigen. „Nicht die Größe, sondern die Ertragskraft des Unternehmens ist hier entscheidend.“ Kurzfristig sei nicht mit einer Verbesserung zu rechnen. „Aus heutiger Sicht ist eine deutlich höherer Verzinsung schon 2004 unwahrscheinlich, da eine nachhaltige Verbesserung an den Kapitalmärkten nicht zu erwarten ist.“

      Damit fehlt aber den Unternehmen der Branche künftig nicht nur ein entscheidendes Verkaufsargument für ihre Produkte, sondern auch die Reserven können nicht sehr zügig ihren früheren Wert zurückgewinnen. Das dürfte die Bewertung der Aktien - Allianz mit einem KGV von 11,24, Ergo mit einem KGV von 13,5, AMB Generali mit einem KGV von 9,2 - auf Basis der Gewinnschätzungen für das Jahr 2003 relativieren und die Anleger abwarten lassen.


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      08.01.2003 12:51
      FAZ.net
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 20:23:28
      Beitrag Nr. 1.613 ()
      {b]Ein letztes Wort zum Teuro [/b]

      Irgendwie hat es mir die ganze Zeit keine Ruhe gelassen. Bei jedem Einkauf erzählt mir meine Frau von neuem, wie teuer alle Lebensmittel seit der Euro-Umstellung geworden sind, wobei andererseits Kleidung und Einrichtungsgegenstände nach unserer einheitlichen Sicht deutlich billiger geworden sind. Wie kommt man zurecht mit diesem Kuddelmuddel? Manches extrem teurer, manches viel billiger. Wie ist der Nettoeffekt? Ich habe mich dazu einmal ganz detailliert in die Zahlen hineingearbeitet:

      Einrichtungsgegenstände sind tatsächlich um 0,1 Prozentpunkte billiger geworden bei der Euroumstellung zwischen Dezember 2001 und Januar 2002 und haben zudem mit mehr als 7 Prozent am Gesamt-Warenkorb ein relativ hohes Gewicht. Ebenfalls nicht teuer geworden und mit einer hohen Gewichtung im Warenkorb ausgezeichnet sind Freizeit, Unterhaltung und Kultur (Anteil über 10 Prozent), Bekleidung und Schuhe (6,8 Prozent) und Wohnung, Wasser, Strom (27 Prozent), um nur einige wenige zu nennen. Warum die Inflationsrate insgesamt nicht angestiegen ist, wird also bereits hier deutlich.

      Kommen wir daher nun zu den Nahrungsmitteln: Sie haben in der Summe um gut 1,1 Prozentpunkte allein zum Zeitpunkt der Umstellung zugelegt, besitzen jedoch mit 13 Prozent Anteil am Warenkorb nicht deutlich mehr Gewicht als die Freizeit und die Kultur. Schaut man sich jedoch die verschiedenen Güter einmal einzeln an, dann wird plötzlich alles klar, denn hier gibt es teilweise beinahe unglaubliche Preissteigerungen: Äpfel + 16 Prozent, Kiwi + 22 Prozent, Kopfsalat + 75 Prozent und Blumenkohl + 80 Prozent.

      Es sind also diejenigen, die wach im Kopf und gesund im Körper sind, die richtig liegen, dass der Euro für ihren persönlichen Warenkorb (!) tatsächlich ein Teuro ist. Es sei denn, man glaubt tatsächlich noch an Märchen, wie zum Beispiel an das, dass der Frost im Süden zu einer ganz natürlichen Verteuerung der frischen Produkte geführt habe. Wer hingegen Bockwürste aus der Dose isst, kann den Euro für eine Verschlechterung seines individuellen Wohlbefindens keinesfalls verantwortlich machen.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 20:25:24
      Beitrag Nr. 1.614 ()
      Schadenfreude gegen kalte Tage

      Von Lars Weide
      Nun ist das neue Jahr erst ein paar Tage alt, aber die wenigen guten Vorsätze wurden dem Anschein nach bereits aufgegeben. Zum Beispiel der, dass man hoffnungsfroh in die Zukunft schaut, das Wort „Krise“ nur noch halb so oft benutzt und dafür „Chance“ einsetzt, sowie die Vokabel „Depression“ mal einen Tag auslässt. Oder aber den alltäglichen Stress kompensiert und einen Brückentag einschiebt!
      Doch ein Blick in den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen verursacht schon wieder Kopfschmerzen darüber, wie das alles wohl weiter gehen soll: Der Handel am Boden, die Gewerkschaft verdi auf Streikkurs und die nach eigenen Angaben am Hungertuch nagende Ärzteschaft bereitet für ihren „Dienst nach Vorschrift“ Wartelisten für die Patienten vor. Dabei täten die vereinigten Medizinmänner gut daran, zunächst einmal ihre eigenen Abrechnungen nach Vorschrift zu erstellen.

      Muss denn ein Jahr so anfangen? Da möchte man sich ja am liebsten wieder hinlegen. Aber selbst dafür werden die „Chancen“ verbaut: Wenn man den Kopf nicht gerade unter dem Arm trägt, gibt’s beim Vertrauensarzt bald nur noch eine „Liste“. Aber machen wir uns auch nichts vor, es traut sich ja sowieso keiner mehr. Der Krankenstand der deutschen Arbeiter und Angestellten erreicht zur Zeit nicht ohne Grund historische Tiefststände nach dem Motto: „Wer schnieft, der fliegt!“ Also eigentlich ein schlechtes Timing für Aktionen zur Rettung der verarmten Ärzte. Es geht ja keiner zum Arzt. Wenn dieses Fünkchen Schadenfreude in diesen kalten Tagen nicht für etwas Hoffnung und warme Stimmung sorgt?


      Anregungen oder Kritik bitte an Lars Weide.

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      schrieb am 08.01.03 20:34:27
      Beitrag Nr. 1.615 ()
      IWF stellt Pläne für internationale Insolvenzordnung vor


      Washington (vwd) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Dienstag (Ortszeit) einen ersten detaillierten Plan für eine internationale Insolvenzordnung für Staaten vorgelegt. In dem 76-seitigen Dokument hat der IWF dabei auf ein wesentliches Element seiner früheren Vorschläge verzichtet, das bislang vor allem private Gläubiger irritiert hat: eine 90-tägige Stillhaltefrist im Falle einer angekündigten Länderinsolvenz ähnlich dem US-Insolvenzrecht für Unternehmen nach Chapter 11.

      Anne Krueger, die stellvertretende Geschäftsführerin des IWF, sagte bei der Präsentation der Vorschläge, dass das Dokument die Basis für spätere Entwürfe sein werde, die im Laufe des Jahres dem Finanzministerausschuss (IMFC) vorgelegt würden. Bei der IWF-Jahrestagung im vergangenen Herbst in Washington hatte das IMFC den IWF damit beauftragt, konkrete Vorschläge für eine internationale Insolvenzordnung (SDRM, Sovereign Debt Restructuring Mechanism) auszuarbeiten.

      Die Notwendigkeit einer solchen Insolvenzordnung war vor allem nach der Schuldenkrise in Argentinien ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Dabei standen am Anfang der Diskussion vor allem zwei Konzepte im Mittelpunkt eine vom IWF favorisierte Insolvenzordnung und ein von der US-Regierung und dem privaten Sektor bevorzugter Mechanismus, der die Schuldenrestrukturierung insolventer Staaten auf Basis von Mehrheitsklauseln in Anleihenkontrakten regelt.

      Noch im vergangenen Monat hatte das Institute of International Finance (IIF), das die international tätigen Banken repräsentiert, eine internationale Insolvenzordnung als unnötig und kontraproduktiv bezeichnet Das IIF hatte darauf hingewiesen, dass ein solches System die Anreize für Schuldner, mit ihren Gläubigern zu verhandeln, reduzieren könnte. Dies würde zu einer Austrocknung der Kapitalströme gerade in Schwellenländern führen Der IWF hat mit seinen neuen Vorschlägen diese Kritik nun aufgegriffen.

      In dem am Dienstag veröffentlichten Dokument heißt es dazu, der SDRM werde nur dazu verwendet, "Schulden zu restrukturieren, die als nicht mehr tragfähig bewertet werden". Der SDRM werde grundsätzlich die vertraglichen Rechte von Gläubigern und Schuldnern respektieren und bei einem Insolvenzfall für volle Informationstransparenz auf beiden Seiten sorgen.

      Dem IWF-Dokument zufolge sollen Regierungen, die ihre Verschuldung als nicht mehr tragfähig einstufen, unilateral einen Insolvenzprozess einleiten können. Dabei sollen sie das noch zu gründende Sovereign Debt Dispute Resolution Forum (SDDRF), das unabhängig vom IWF sein wird, anrufen können Danach ist das entsprechende Land verpflichtet, "alle Informationen hinsichtlich seiner Finanzlage den Gläubigern vorzulegen". Das SDDRF prüft dann über die nächsten 30 Tage die entsprechenden Informationen.

      Nach diesem Prozess muss der Schuldner nach Vorschlag des IWF eine Restrukturierungsübereinkunft mit den Gläubigern erzielen. Dabei muss -
      gemessen an Hand der Forderungen - eine Mehrheit von 75 Prozent einer Restrukturierung zustimmen. Eine Übereinkunft auf dieser Basis würde dann verpflichtend für die übrigen Gläubiger sein. Dem IWF zufolge sind einzelne Gläubiger jedoch während der Verhandlungen zur Schuldenrestrukturierung berechtigt, individuell Forderungen einzuklagen.

      Laut Währungsfonds betrachten die meisten IWF-Direktoren den nun vorgelegten Vorschlag zu einer internationalen Insolvenzordnung als solide Basis für einen endgültigen Entwurf. Dennoch wurde darauf verwiesen, dass die Pläne weit davon entfernt seien, komplett zu sein. Zudem wurde betont dass die Rolle des IWF im Rahmen des SDRM nur begrenzt sei, wenngleich der Mechanismus als Zusatz in die Statuten der Institution aufgenommen werden soll.
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      schrieb am 08.01.03 21:02:57
      Beitrag Nr. 1.616 ()
      Die neuen Pläne von George W. Bush

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Bush-Familie muss Rezessionen so hassen, wie andere das Böse oder das Finanzamt hassen. Wegen einer Rezession verlor Vater Bush Anfang der 1990er die Wahlen. Der jüngere Bush setzt alles daran, dass ihm nicht das gleiche Schicksal bevorsteht.

      Deshalb hat George W. Bush jetzt dieses riesige Programm von fiskalischen Impulsen vorgeschlagen. Bereits jetzt "haben die Änderungen der Fiskalpolitik eine Stimulanz der Wirtschaft in Höhe von 4 % des Bruttosozialprodukts erreicht – das ist der größte Wert seit den Reagan-Jahren und dem Zweiten Weltkrieg", so Ökonom David Hale.

      Aufmerksame Leser vom "Investors`s Daily" mögen sich fragen, woher das Geld kommen soll.

      Ich fühle mich verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass George W. Bush versucht, die Fußstapfen seines Vaters zu vermeiden. Dafür tritt er in die Fußstapfen von Tomiichi Murayama.

      Denn auch dieser Japaner versuchte mit fiskalischen Impulsen die Wirtschaft zu beleben. Und zwar mit jeder Menge fiskalischer Impulse. Zwischen 1993 und 1994 explodierten die japanischen Staatsausgaben um atemberaubende 59,6 %.

      Der offensichtliche Effekt war das Schaffen von Arbeitsplätzen, was die Politiker an der Macht hielt. Der reale Effekt war, dass wertvolle Ressourcen vergeudet wurden, die der Wirtschaft zu einer realen Erholung hätten verhelfen können. Im Gegensatz zu den Amerikanern waren die Japaner immer gute Sparer. Sogar auf dem Höhepunkt der japanischen Spekulationsblase in der Mitte der 1980er fiel die Sparquote niemals unter 10 %. Dieses Geld repräsentierte reale Ressourcen, die zur Schaffung von neuen Produkten hätten genutzt werden können ... zur Einstellung von Arbeitern ... zur Erzielung von neuen Gewinnen. Stattdessen wurde ein Großteil dieser Ersparnisse dazu verwendet, öffentliche Projekte zu vollenden.

      Wie bereits gestern berichtet, schrumpfte die japanische Wirtschaft trotz des größten fiskalischen Unterstützungsprogramms der Geschichte. Im Jahr 2000 war das japanische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf nicht größer als 7 Jahre zuvor.

      Jetzt schlägt die Bush-Administration vor, Geld, das die Amerikaner niemals gespart haben, für öffentliche Ausgabenprogramme auszugeben. Es geht um ein Volumen von 6 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Wo kommt dieses Geld her? Wie lange können sich die Amerikaner darauf verlassen, dass freundliche Ausländer ihre Defizite finanzieren werden? Wird es eines Tages soweit sein, dass diese Ausländer ihr Geld lieber selbst ausgeben wollen? Und was dann?

      Vielleicht kann George W. Bush dann in die Fußstapfen eines anderen Mannes treten, der sich in eine vergleichbare Situation manövriert hatte – Carlos Menem. Der argentinische Präsident versucht es auch mit einem staatlichen Ausgabenprogramm ... ohne nationale Ersparnisse und ohne ausländische Kreditgeber. Das Ergebnis? Die argentinische Währung brach ein und hat immer noch keinen Boden gefunden. Der Verbraucherpreisindex steigt mit 41 % Jahresrate ... die Wirtschaft kollabiert um 10 % jährlich ... und jetzt ist es tatsächlich schon so weit, dass einige Leute verhungern müssen.
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      Mittwoch, 8. Januar 2003

      Gemischte News

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ich glaube zwar, dass das neue Ausgabenprogramm von George W. Bush eine wirkliche Erholung der amerikanischen Wirtschaft verzögern wird, andererseits habe ich kein Problem mit den Plänen, die Steuern auf Dividenden zu streichen. Mir ist noch nie eine Steuersenkung begegnet, die mir nicht gefallen hätte.

      *** Gold steht auf 6-Jahres-Hoch. Sie wissen, dass ich Ihnen seit Monaten bereits empfehle, Gold zu kaufen (tatsächlich schon seit 3 Jahren). Also, wenn Sie kein Gold gekauft haben, dann sind Sie es selber Schuld.

      *** BBC berichtet, dass der Ökonom Roger Bootle einen Rückgang bei den englischen Immobilienpreisen von 20 % erwartet, was seiner Meinung nach zu einer größeren Rezession führen könnte.

      *** Der amerikanische Immobilienmarkt zeigt ja auch Anzeichen einer Spekulationsblase. Nicht, dass die Preise extrem hoch wären – die Preisanstiege waren sogar relativ moderat. Aber die Methoden, mit denen die Häuslebauer zu immer höheren Hypotheken gedrängt werden, zeigen das wahre Problem. Das kann so nicht weitergehen – Häuser werden teilweise zu über 100 % finanziert, in der Hoffnung, dass die Immobilienpreise weiter steigen. Was ist, wenn sie aber sogar fallen sollten? Ich denke, ich weiß es. Schließlich ist die Zahl der vorzeitigen Kreditkündigungen bereits im letzten Jahr, als die Wirtschaft um 3 % gewachsen war, auf neue Rekordniveaus gestiegen.

      *** Man kann die Konsumentennachfrage erhöhen, wenn man jedem Konsumenten ein paar Hundert Dollar zusätzlich gibt. Es scheint simpel zu sein; warum sollte man deshalb die Konsumentennachfrage nicht erhöhen ... indem man allen Konsumenten einfach Checks über 1 Million Dollar sendet? "Man muss einfach mehr Geld drucken", so Milton Friedman. Aber was wäre das Ergebnis? Würde es dem einzelnen Konsumenten wirklich besser gehen? Alle wäre zwar Millionäre, aber die Preise würden sofort steigen. Die Zentralbanker können zwar Papierstücke herstellen, die sie "Geld" nennen – aber sie können keinen wirklichen Reichtum auf diese Weise schaffen.

      *** In New York werden in den nächsten 12 Jahren 300.000 Jobs im Dienstleistungssektor abgebaut werden – laut der New York Post. Diese Jobs – die meisten im Bereich "Call Center", Kundenservice und Verkauf – werden nach Übersee exportiert werden, dank der niedrigeren Arbeitskosten dort und der weltweit niedrigen Telekommunikationskosten.

      investorverlag.de
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      schrieb am 08.01.03 21:05:40
      Beitrag Nr. 1.617 ()
      Vernünftige Erwartungen

      Von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      In den letzten beiden Tagen hatte ich den Aktienmarkt und die US-Wirtschaft unter die Lupe genommen. In beiden Fällen hatte ich nicht prognostiziert, was passieren WIRD, sondern nur das, was passieren SOLLTE. Dieses "sollen" ist gut genug für mich; das zu prognostizieren, ist das Beste, was ich tun kann.

      Die Aktien können 2003 steigen oder fallen, aber man SOLLTE sie nicht kaufen, liebe(r) Leser(in). Die Bewertungen – basierend auf dem KGV – sind jetzt schon 2 bis 3 Mal so hoch wie der langjährige Durchschnitt. Natürlich können die Aktienkurse steigen ... aber es wäre unvernünftig, das zu erwarten.

      Auch die amerikanische Wirtschaft sollte weiter bergab gehen. Vielleicht werden die Stimulierungen von Mr. Bush oder die von Mr. Greenspan genug sein, um die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zu bringen. Vielleicht wird die Wirtschaft dank der gewaltigen Mengen an heißer Luft, die in sie gepumpt werden, in den nächsten ein oder zwei Jahren weiter expandieren. Ich weiß es nicht. Aber es ist unvernünftig zu erwarten, dass ein solcher großer Boom nicht früher oder später in einem gewaltigen Knall enden würde. Früher oder später, auf die eine oder andere Art, müssen schließlich die Fehler der vergangenen Spekulationsblase voll korrigiert werden.

      Ein vernünftiger Mensch erwartet, dass die Dinge eintreten, die passieren sollten. Ein Idiot sollte von seinem Geld getrennt werden. Ein Mann, der einen Freund betrügt, sollte in der Hölle schmoren. Ob das alles tatsächlich eintritt, können wir natürlich nicht selbst entscheiden ... aber wir können hoffen, dass es so sein wird. Und was für einen besseren Weg, Entscheidungen zu treffen, gibt es, als herauszufinden, was passieren sollte, und dann so zu handeln, als ob diese Sachen tatsächlich passieren? Von all den Geheimnissen, Formeln, Charts, Grafiken und Modellen, die uns beim Investieren helfen, habe ich folgende Prinzipien besonders schätzen gelernt: Die Annahme, dass das, was passieren sollte, auch passieren wird ... niedrig zu kaufen und hoch zu verkaufen ... und sich nicht zuviel Sorgen darüber zu machen.

      Aber was sollte passieren? Nun, das festzustellen, ist auch nicht immer einfach ...

      "Der große Richter der Welt", schrieb Adam Smith in seiner `Theory of Moral Sentiments`, "hat es aus weisen Gründen für richtig befunden, zwischen das schwache Auge der menschlichen Vernunft und den Thron der ewigen Gerechtigkeit eine gewisse Obskurität und Dunkelheit zu stellen ... (die) diese Gerechtigkeit schwach erscheinen lässt, im Vergleich zur wirklichen Größe und Wichtigkeit eines so gewaltigen Objektes."

      Heute schaue ich mir mit meinem schwachen Auge den Dollar an. Was sollte er tun, frage ich mich?

      Um es für meine Leser leicht zu machen, gebe ich mein Urteil vor meiner Begründung ab: Er sollte fallen.

      Die breite Masse der Anleger tendiert dazu, Dinge zu glauben, die nicht stimmen. In den besten Tagen der Spekulationsblase glaubten sie, dass sie mit Aktien langfristig 18 % pro Jahr verdienen könnten – obwohl sie keine Ahnung hatten, was die einzelnen Gesellschaften eigentlich herstellten und wie sie arbeiteten. Sie glaubten, dass sie den Vorständen dieser Gesellschaften vertrauen könnten, und dass diese sie, die Aktionäre, reich machen würden – und nicht in erster Linie sich selbst. Diese Anleger glaubten, dass Aktien immer steigen würden, und dass Alan Greenspan einen großen Bärenmarkt einfach nicht zulassen würde.

      Sie glaubten, dass das amerikanische System des Kapitalismus, mit offenen Märkten und Sicherheitsnetzen, das beste System sei ... und dass es eine Art von Perfektionismus repräsentieren würde, das weltweit für eine lange Zeit Spitze bleiben würde.

      Sie glaubten auch, dass der Dollar reales Geld sei und dass er nur durch eine minimale Inflation zerstört würde. Und ein bisschen Inflation sei gut für die Wirtschaft – das war ihnen gesagt worden.

      Von all diesen Lügen, die die breiten Anlegermassen glaubten, war die mit dem Dollar besonders provokativ. Jedes Gut, das einen gewissen Wert behalten will – das gilt besonders für Währungen –, muss nur begrenzt verfügbar sein. Wenn es zum Beispiel Millionen Bilder von Manet oder Rembrandt gäbe, dann wäre jedes einzelne erheblich weniger wert als heute. Im 19. Jahrhundert waren die Währungen durch Goldreserven gedeckt. Das hatte den Effekt, dass die Menge des umlaufenden Geldes begrenzt war – denn auch die Goldreserven waren begrenzt.

      Nachdem sich die Leute an Papiergeld, das durch Gold gedeckt war, gewöhnt hatten, bemerkten sie kaum, dass das Papiergeld auf einmal nicht mehr gedeckt wurde. Die Regierungen bzw. Zentralbanken druckten und verteilten auf einmal neue, "gemanagte" Währungen. Die Zentralbanken würden schon darauf achten, dass nicht zuviel gedruckt würde, dachten sich die Leute.

      Und nebenbei – es gab Zeiten, in denen das Drucken von zuviel Geld willkommen war. Die 1990er waren so eine Zeit. Alan Greenspan schuf mehr neues Geld, als alle Fed-Vorsitzenden vor ihm ZUSAMMEN. Aber wer beschwerte sich? Das neue Geld schlug sich in den Aktienkursen wieder ... und später im Immobilienmarkt. Die Leute fühlten sich reicher, nicht ärmer – genau wie die Japaner 10 Jahre vorher.

      Und dennoch war es unmöglich, dass die Zentralbank Billionen neue Dollar drucken konnte – aus dem Nichts –, ohne dass das den Wert der Währung beeinflusst hätte. "Der Dollar sollte fallen", begannen die Volkswirte zu sagen, als die 1990er vorbei waren.

      Schließlich fiel der Dollar auch, letztes Jahr, gegenüber anderen Währungen (besonders dem Euro) ... und gegenüber dem Gold, gegen das er um 19 % gefallen ist.

      Was sollte der Dollar jetzt tun, frage ich nochmals? Hier füge ich zwei komplizierte Details hinzu.

      Zunächst einmal wurden nicht nur die amerikanischen Investoren durch die vorige Dollar-Stärke getäuscht, sondern auch – und besonders – die Ausländer. Sie konnten nicht genug Dollar bekommen. "Man kann die Schiffe, die in amerikanischen Häfen anlegen, zählen", schlägt James Grant vor. "Die Schiffe, die ankommen, sind voll mit Importwaren; die, die ablegen, haben weniger Exportgüter geladen."

      Wie könnte ein Land seine Bilanzen ausgeglichen halten, wenn es mehr von den Ausländern kauft, als es ihnen verkauft? Es musste die Ausländer dazu bewegen, Geld in Form von Investments ins Land zu holen. Die Ausländer tauschten die Dollar, die sie für ihre Importe bekamen, nicht in ihre Heimatwährungen; stattdessen nutzten sie diese Dollar, um Dollar-Anlagen zu kaufen – amerikanische Aktien, US-Immobilien, US-Unternehmen. Ende 2002 hatte der Betrag, den Ausländer in den USA investiert hatten, den Himalaya-hohen Betrag von 9 Billionen Dollar erreicht. Das entsprach ungefähr dem gesamten Bruttoinlandsprodukt der USA.

      Jetzt, wo der Dollar – und auch die US-Aktien – fallen, sollten die Ausländer eigentlich ihre Dollar-Anlagen etwas verringern wollen. Und wenn sie nur einen kleinen Teil dieser Anlagen versilbern wollen, dann könnte das einen verheerenden Effekt für den Dollar haben. Der Dollar fiel gegenüber den ausländischen Währungen im letzten Jahr um nur 12 %. In den 1980ern ist er insgesamt mit erheblich weniger Provokation um fast 50 % gefallen.

      Das zweite Detail, das ich hinzufügen möchte, ist die Tatsache, dass zu den 9 Billionen Dollar ausländischer Anlagen in den USA täglich ein Leistungsbilanzdefizit von fast 1,5 Milliarden Dollar hinzukommt. Wie erfolgreich die USA als militärische Supermacht auch sind – dieser Erfolg verblasst gegenüber dem Erfolg als monetäre Supermacht.

      Denn jeden Tag schließen die Amerikaner sehr vorteilhafte Geschäfte mit den Ausländern ab. Diese liefern wertvolle Güter und Dienstleistungen und erhalten als Gegenleistung nur kleine Papierstücke mit grüner Tinte drauf, die keinen intrinsischen Wert haben. Die "Hüter" dieser Währung haben sogar gesagt, dass sie ein fast unbegrenztes Angebot schaffen können, wenn es sein muss, damit diese Währung nicht im Verhältnis zu den Konsumgütern an Wert gewinnen sollte (wie es bei einer Deflation der Fall wäre)!

      Wo ist der Haken? Der Haken dieses auf den ersten Blick für die USA sehr vorteilhaften Geschäftes ist, dass dadurch die Profitabilität der US-Unternehmen untergraben wird. Angespornt von der Fed geben die Konsumenten ihr Geld in vollem Tempo aus. Sie geben sogar Geld aus, das sie gar nicht besitzen. Aber die Gewinne der amerikanischen Firmen fallen weiter. Als Anteil am amerikanischen Bruttoinlandsprodukt fallen die Unternehmensgewinne sogar seit den frühen 1960ern. Es ist kein Zufall, dass im gleichen Zeitraum der Anteil der Konsumausgaben und des Leistungsbilanzdefizits am Bruttoinlandsprodukt gestiegen sind.

      Was passiert, ist offensichtlich. Die Amerikaner geben Geld aus, aber das Geld landet in der Tasche von ausländischen Unternehmern. Die US-Unternehmen haben Ausgaben für ihre Beschäftigten ... aber das Geld kommt nicht komplett zu ihnen zurück. Stattdessen geben diese Arbeiter ihr Geld für Waren aus Übersee aus.

      Die Gewinnmargen der US-Unternehmen gehen zurück. Sie sind bereits auf dem tiefsten Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg. Und das ist kein Trend, der immer so weitergehen kann. Und Herbert Stein hat gesagt, wenn es so nicht weitergehen kann, dann wird es auch nicht so weitergehen. Der Dollar sollte dieses Jahr weiter fallen ... vielleicht sehr viel weiter.


      investorverlag.de
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      schrieb am 08.01.03 21:09:41
      Beitrag Nr. 1.618 ()
      Scharfer Wettbewerb in den USA drückt die Margen


      Rabattaktionen und Konjunkturflaute verderben Appetit auf Autoanleihen



      Von Andrea Cünnen


      Es könnte alles so schön sein. Die Autobranche feiert sich in diesen Tagen auf der Detroit Motor Show selbst. Alles, was Rang, Namen und vier Räder hat, ist auf der Messe vertreten. Die Vorstände der Autokonzerne verbreiten Optimismus und präsentieren stolz ihre neuen Modelle. Abgerundet wird das gute Bild durch die zur Messe veröffentlichten Absatzzahlen für Dezember, die je nach Hersteller mehr oder weniger deutlich über denen des Vormonats lagen.


      FRANKFURT/M. Im Handel haben sich denn auch die Risikoaufschläge der Auto-Anleihen seit Mitte Oktober von ihren Höchstständen wieder deutlich verringert. Die in den nächsten Tagen erwarteten Anleiheemissionen von Ford und Volkswagen erfreuen sich schon jetzt großer Nachfrage. Schließlich setzen die meisten Volkswirte darauf, dass sich die weltweite Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte zumindest leicht erholt – das sollte die Nachfrage nach zyklischen Gütern wie Autos beflügeln.

      Trotz dieser scheinbar positiven Signale sind Analysten für Auto-Anleihen aber vorsichtig gestimmt. Fest steht für sie nur eins: Die Entwicklung der Bonds – absolut und gemessen an den Risikoaufschlägen im Vergleich zu Staatsanleihen – wird 2003 stark schwanken.

      Viele Banken raten Investoren, mit dem Kauf von Auto-Anleihen abzuwarten, bis sich die Zeichen für eine Konjunkturerholung konkretisiert haben. Das werde frühestens im zweiten Halbjahr der Fall sein. Doch auch dann ist fraglich, ob die Nachfrage nach Autos anspringt. Denn mit ihren großzügigen Rabatt-Aktionen und kostenlosen Krediten haben die Autokonzerne – allen voran Vorreiter General Motors – im wichtigen US-Markt viel Nachfrage vorweggenommen. „Der Markt ist gesättigt“, sagt zum Beispiel Scott Sprinzen von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P).

      Der heftige Kampf um Kunden mit hohen Preisnachlässen und aufwendigen Service- und Zubehörpaketen dürfte auch in diesem Jahr anhalten. Das schmälert die Gewinnmargen der Konzerne. Dazu wird der Autoabsatz Prognosen zufolge 2003 in Westeuropa und den USA sinken. Die Autohersteller brauchen jedoch Umsätze und Erträge, um ihre teils hohe Verschuldung zurückzufahren.

      Das Verhältnis zwischen Gewinn und Schuldenstand ist wichtig für die Bonitätsbewertungen der Unternehmen. Die Ratings von General Motors (GM) und Ford kamen schon im vergangenen Oktober unter Druck, als S&P die Bonitätsnoten der Nummer eins und zwei unter den Autoherstellern senkte. Dabei liegen GM und Ford mit der der Note „BBB“ aber noch zwei Stufen von der Einstufung als Schrottanleihen (Junkbonds) entfernt.

      Von einer weiteren Herabstufung ist Ford mit einem negativen Ratingausblick mehr bedroht als GM. Hauptgrund dafür ist die schwierige und langwierige Restrukturierung des Unternehmens. Goldman Sachs befürchtet, dass Toyota, Honda und Nissan den US-Autokonzern überholen und im Club der Großen Drei – neben GM und Daimler-Chrysler – ablösen könnten. Eine Rating-Herabstufung auf BBB- und damit die unterste Stufe der Investitionsklasse schließt auch ABN Amro nicht aus. Ein solches Downgrade würde den ganzen Markt deutlich belasten.

      Negativ sind zudem die ungedeckten Pensionsverpflichtungen der großen Drei in den USA. Sie waren ein Grund für das schlechtere Rating von GM. Noch verfügen die Autobauer aber über hohe Liquiditätsreserven. Dass sie ihre Bonds nicht zurückzahlen können, ist zumindest kurzfristig nicht zu befürchten.

      Anlegern, die Anleihen bis zur Endfälligkeit halten, raten Experten deshalb bei Ford und GM nur zu Laufzeiten von zwei bis drei Jahren. Für längere Laufzeiten empfehlen sie defensivere Auto-Titel etwa von BMW, Porsche, Toyota, Volkswagen oder auch Daimler-Chrysler.

      Quelle: Handelsblatt

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 08. Januar 2003, 08:39 Uhr
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      schrieb am 08.01.03 21:15:22
      Beitrag Nr. 1.619 ()
      Die Börsenkolumne aus New York


      Die Wahrheit über den Januar-Indikator


      Von Lars Halter © Wall Street Correspondents, Inc.


      Jetzt ist Schluss mit lustig. Die Euphorie, mit der die Wall Street ins neue Jahr gestartet ist, weicht den bitteren Fakten, die aus den Unternehmen aufs Parkett dringen: Riesenverlust bei Alcoa, Gewinnwarnung bei Gateway, schlechte Aussichten bei Intel und Cisco, kaum Besucher in Las Vegas... am fünften Handelstag wird es Zeit, sich noch einmal mit dem viel beschworenen Januar-Indikator auseinander zu setzen.



      Die ersten fünf Handelstage im Januar geben die Tendenz für das ganze Jahr vor, so die Mär. Doch da dürfte mancher schief gewickelt sein. Denn nach einem Neujahrsfeuerwerk am ersten Börsentag und einer Rallye zur Begrüßung von Präsident Bushs aktionärsfreundlichem Steuerpaket bilanziert der Dow zum Mittwoch ein Plus von 3,7 %, die Nasdaq ist um 5,5 % geklettert und der marktbreite S&P steht mit stabilen 3,9 % im grünen Bereich.

      Dass es nun für den Rest des Jahres so weitergeht, ist höchst unwahrscheinlich, und ein paar Zahlen am Mittwoch belegen das auch. Dass Alcoas Gewinn selbst exklusive einmaliger Posten um 36 % an den Prognosen vorbeischrammt, und dass unter Einbeziehung gigantischer Restrukturierungskosten gar ein Minus von 223 Mio. $ oder 27 Cent zu Buche steht, all das stimmt nicht gerade hoffnungsfroh. Dass das Unternehmen 8000 Mitarbeiter entlässt, deutet zudem nicht gerade auf gute Aussichten hin, was umso schwerer wiegt, als Alcoa als Alu-Riese einer der großen Zykliker ist, deren Ergebnisse Rückschlüsse auf die Konjunktur durchaus zulassen.

      Auch den Hightechs fehlt der Boden

      Doch sind es nicht nur die Unternehmen der Old Economy, denen wohl noch einmal ein schwieriges Jahr bevorsteht. Sicher, aufgrund der Airline-Flaute liegt die Flugzeugbranche darnieder, und daher rührt die Krise bei Alcoa. Doch auch den Hightechs fehlt der Boden, auf dem Umsatz und Gewinne derart wachsen können wie manch optimistischer Analyst dies erwartet. Bei Intel rechnet man damit, dass sich die IT-Ausgaben der Unternehmen im ersten Halbjahr nur minimal verbessern, bei Cisco hat man selbst diese Hoffnung aufgegeben und bereitet sich auf „ein weiteres schwieriges Jahr“ vor, wie CEO John Chambers am Dienstagabend erklärte.

      Am Mittwoch spiegelt sich die Krise der Hightech- und Computerbranche in den Zahlen des PC-Bauers Gateway wieder. Aufgrund der schleppenden Nachfrage rechnet das Management mit einem Verlust 50 % über den bisherigen Schätzungen. Dabei ist es nicht nur der Preiskampf mit Konkurrenten wie Dell und Hewlett-Packard, der dem Unternehmen Kummer macht, es sind vielmehr die allgemeine Marktschwäche und die mangelnde Investmentbereitschaft, die eben nicht nur große Unternehmen befallen hat, sondern auch den kleinen Konsumenten.

      Dessen Hauptsorge ist und bleibt der Arbeitsmarkt – in 2003 dürfte die Arbeitslosenquote von zur Zeit 6 % noch weiter steigen. Einen ersten Blick auf die jüngsten Entwicklungen wird es am Freitag geben, wenn der Bericht für Dezember vorgelegt wird. Da werden die 8000 Arbeiter, die ihren Werksmantel mit dem Alcoa-Sticker abgeben müssen, noch gar nicht eingerechnet sein.

      Lässt sich aus dem Januar-Indikator also gar nicht auf den Rest des Jahres schließen? – Selbstverständlich nicht. Dass der Handel an den ersten fünf Tagen sei Jahrzehnten meist mit der Jahrestendenz übereinstimmt, ist nicht mehr als eine Laune der Märkte. Die ist alles andere als konstant, auch im vergangenen Jahr legten die Märkte an den ersten fünf Handelstagen satt zu: der S&P 500 um 1 %, der Dow um 1,3 %, die Nasdaq gar um satte 5,6 %. Zwölf Monate später... nun ja, die Bilanz ist bekannt.

      Aktionäre sehen den Januar als Neubeginn

      Warum der Januar-Indikator in diesem Jahr wohl wieder irreführend ist, lässt sich leicht erklären. Für die Konjunktur macht es keinen Unterschied, ob der Kalender Januar zeigt oder Juli oder November. Für den Menschen – auch den Aktionär – macht es hingegen einen großen Unterschied, er sieht den Januar als den Neubeginn, der er nicht ist. Mit guten Vorsätzen geht es ins neue Jahr. Im Januar sind die Fitnessclubs voll, die Aschenbecher leer, die Nachfrage nach fettfreien Joghurts geht hoch und die Börse eben auch. Doch während der Mensch seine Neujahrsvorsätze im allgemeinen nicht durchhält, fasst der Markt erst gar keinen.

      Ein genauer Blick auf die ersten fünf Handelstage liefert übrigens schon einen Beweis dafür, dass Anleger die Märkte nur aus guter Laune in die Höhe getrieben haben und nicht etwa weil sie fundamentale Verbesserungen für die Konjunktur gesehen hätten: Dem Kursfeuerwerk am ersten folgte eine Pause am zweiten Tag, der Rallye am dritten folgte eine Pause am vierten und nun sogar am fünften Tag – Zukäufe bei Kursgewinn finden nicht statt, Anlegern fehlt der Mut, weil ihnen der Glaube fehlt und ein Fünkchen Hoffnung der Konjunktur nicht hilft.

      Der Januar-Indikator ist also eine Mär. Sie wird jeweils zum Jahreswechsel immer wieder aufgetischt werden, und das ist gut so. Denn sie ist ein Stückchen Unterhaltung im Zahlenalltag, sie gibt Anlass zu weitreichenden Überlegungen. Die Legende hören sollte man immer wieder, ihr zu folgen empfiehlt sich nicht.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 08. Januar 2003, 19:26 Uhr
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      schrieb am 08.01.03 22:01:22
      Beitrag Nr. 1.620 ()
      Frankfurter Ängste

      Das alte Jahr ist gerade zu Ende, da treibt die Angst vor den nächsten zwölf Monaten Frankfurter Kapitalmarktexperten schon den Schweiß auf die Stirn
      von Jan Dams

      Die deutsche Versicherungsbranche zum Beispiel weiß derzeit nicht, wie sie 2003 das Geld ihrer Kunden Gewinn bringend anlegen soll. Eine Strategiesitzung jage die nächste, heißt es in der Branche. Meist gingen die Anlageexperten danach ratlos nach Hause.


      Das verspricht nichts Gutes. Denn immerhin gehören die Versicherungskonzerne zu den größten Investoren Deutschlands in Aktien und Anleihen. Zu Zeiten des Börsenbooms hielt die Assekuranz hierzulande jede dritte Aktie. Doch weil kaum ein Konjunkturexperte angesichts von Kriegsanst, unsicherer Zinsentwicklung und schwacher Konjunktur der Versicherungsbranche eine zuverlässige Empfehlung gibt, welches Investment die beste Rendite bietet, dürften sich die Unternehmen mit riskanten Anlagen zurückhalten. Weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe, wie sie für das vergangene Jahr fast schon üblich waren, kann sich in der Branche kaum einer leisten.


      Für die Frankfurter Banker und Börsianer aber sind das trübe Aussichten. Investmentbanker glauben, dass sich die Versicherer nicht trauten, wieder im großen Stil in Aktien zu investieren. Weil es andere Investoren ähnlich gehe, dürften die Kurse daher wohl auch in diesem Jahr eher im Keller dümpeln – damit auch die Provisionen für Kreditinstitute und Banker selbst.


      Artikel erschienen am 9. Jan 2003
      welt.de


      Alle Artikel vom 9. Jan 2003
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 22:05:43
      Beitrag Nr. 1.621 ()
      Devisen
      "Versichern" von Dollarrisiken könnte ratsam sein


      08. Januar 2003 In den 90er Jahren war es keine Frage, wo die stärkste Währung zu suchen ist. Eine scheinbar unschlagbare Wirtschaftsentwicklung schien den Dollar unangreifbar zu machen. So war auch das Schicksal des Euro nach seiner Einführung Anfang des Jahres 1999 ziemlich klar. Der Weg konnte nur nach unten führen. Nämlich bis auf ein Tief von 82,55 Cents je Euro im Oktober des Jahres 2000.

      In der Zwischenzeit hat sich allerdings das Bild ziemlich deutlich gewandelt. Eine schwache Konjunktur und nicht zuletzt die Bilanzskandale haben die Börsen dramatisch fallen lassen. Plötzlich geraten immer mehr die Ungleichgewichte der amerikanischen Volkswirtschaft in den Blickpunkt der Anleger. Überkapazitäten und eine hohe Verschuldung sowohl der Unternehmen als auch der Konsumenten machen das Land für internationale Investoren nicht mehr so attraktiv wie zuvor. Die Nachfrage nach Dollar sinkt und damit dessen Kurs.

      Dollar verbuchte bisher deutlichen Wertverlust

      In den vergangenen zwei Jahren hat er etwa 30 Prozent seines Wertes gegen den Euro verloren. Viele Experten gehen davon aus, dass er noch deutlich weiter fallen wird. Denn das Handelbilanzdefizit der USA ist noch sehr groß - und damit ist das Land nach wie vor auf massive Kapitalimporte angewiesen. Allerdings sind die Renditeaussichten nicht mehr so interessant wie in der Vergangenheit und damit fällt die Bereitschaft, US-Unternehmen zu erweben oder auch nur amerikanische Aktien. Das heißt, es wird immer schwieriger, den amerikanischen Kapitalhunger zu stillen. Damit aber fällt der Dollar.

      Es ist durchaus vorstellbar, dass die US-Regierung diese Entwicklung nicht nur toleriert, sondern insgeheim sogar begünstigt. Denn ein fallender Dollar begünstigt die amerikanische Wirtschaft und benachteiligt europäische Exporteure oder Anleger. Denn die erhalten plötzlich für jedes in den USA verkaufte Produkt oder für jede Aktie weniger Euros. Und eine Abwertung in der Größenordnung von 30 Prozent oder gar bald mehr ist „eine Menge Holz“. Das kann eine kleine Gewinnmarge ohne weiteres ausradieren.

      Internationale Unternehmen passen Warenströme an

      Das Unternehmen muss darauf reagieren. Große internationale Konzerne wie etwa DaimlerChrysler, BASF oder Metro haben dabei einen gewaltigen Vorteil. Denn sie sind in der Regel in vielen Ländern präsent und können ihre Warenströme an die Währungsverschiebungen anpassen. Sie kaufen beispielsweise vermehrt in dem Land ein, dessen Währung schwächer geworden ist.

      Kleinere Firmen haben diese Flexibilität nicht. Sie müssen den Markt entweder aufgeben oder die Kosten soweit senken, dass sie trotzdem Geld verdienen können. Kurzfristig lassen sich Währungsveränderungen auch über Devisentermingeschäfte oder Währungsoptionen absichern. Porsche gibt beispielsweise an, seine Produktion für die nächste Zeit nicht nur schon verkauft, sondern auch gegen Währungsrisiken abgesichert zu haben. Das dürfte bei Porsche wichtig sein, denn der Sportwagenhersteller verkauft einen großen Teil seiner Produkte in den USA.

      Fester Verkauf vorab per Termin ...

      Bei einem Devisentermingeschäft werden einfach die erwarteten Deviseneinnahmen zu einem fest vereinbarten Kurs zeitlich vorab verkauft. Im Verhältnis Euro-Dollar liegt er auf Sicht eines Jahres momentan etwa bei 1,0265 Dollar je Euro bei dem Kassakurs von 1,0388 Dollar je Euro. Er wird einfach durch die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen bestimmt. Wer also in einem Jahr 10.000 Dollar per Termin verkauft, der erhält in einem Jahr 9.406 Euro - und zwar unabhängig davon, wie sich der Wechselkurs bis dahin entwickelt.

      Eine Option dagegen wirkt vom Grundprinzip her ähnlich wie eine Versicherung. Das Unternehmen oder der Anleger zahlt eine Prämie und hat dann beispielsweise mit einem Dollar-Put das Recht, einen bestimmten Dollarbetrag innerhalb eines vorbestimmten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem ebenfalls fixierten Kurs gegen Euro zu verkaufen. Er ist nicht zum Verkauf verpflichtet.

      ... oder Kauf einer „Versicherung“ in Form einer Option

      Geht der Anleger davon aus, dass der Dollar weiter deutlich abrutschen wird, kann er beispielsweise einen Dollar-Put-Schein (WKN 782515) der Deutschen Bank mit einem Strike von 1,05 Dollar und einer Laufzeit bis zum 15. Dezember 2003 kaufen. Die Prämie für einen Gegenwert von 100 Dollar beläuft sich auf 3,02 Dollar. Um 10.000 Dollar zu „versichern“ benötigt er 100 Scheine, das macht in der Summe 302 Dollar. Sollte nun der Dollar beispielsweise auf 1,15 Dollar je Euro nachgeben, so verdient er (1,15 - 1,05 - 3,02/100) * 10.000 = 698 Dollar oder 131 Prozent auf das eingesetzte Kapital. Das ist eine Kompensation für die 931 Euro, die er sonst mit 10.000 Dollar verloren hätte. Für einen höheren Schutz hätte er mehr Scheine kaufen können. Das Termingeschäft ist immer verbindlich, auch wenn der Kurs in die falsche Richtung läuft. Im Falle der Option könnte man in diesem Fall einfach die Prämie verfallen lassen und die Gewinne über einen steigenden Dollar einstecken.

      Währungsänderungen lassen sich folglich mit den richtigen Instrumenten gezielt absichern. Allerdings nur die Änderungen. Hat der Dollar erst einmal ein tieferes Niveau erreicht, müssen Hersteller wie Porsche dann effektiv damit zurecht kommen. Denn das Niveau lässt sich nicht „versichern“.

      Text: @cri
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 15:32:04
      Beitrag Nr. 1.622 ()
      Editorial: Japan als Risikofaktor – Folgt Deutschland ? (09.01.2003)

      Zur Jahreswende pflegen manche Anlagestrategen Risiken aufzuzeigen, denen die Finanz- und damit auch die Rohstoffmärkte in den jeweils folgenden zwölf Monaten ausgesetzt sein könnten. Gestern hatten wir einen Aspekt und dessen Lösung geschildert, den Byron Wien von Morgan Stanley beim Blick auf 2003 für sehr beachtenswert hält.

      Mit einem anderen beschäftigen sich gleich mehrere Strategen, und das nun schon seit Jahren. Es geht um Japan. Dieses Land mit seinen nun schon 13 Jahre lang schwelenden, immensen Problemen gilt vielen als „Risikofaktor Nummer Eins“ für die gesamte Welt. Im Laufe der Zeit wird immer wieder vergessen, worum es dort geht. Doch gerade jetzt sollte dem Thema Japan schon besondere Aufmerksamkeit gelten, weil sich die Dinge in Deutschland in eine Richtung bewegen, die japanische Verhältnisse auch hier durchaus möglich erscheinen lässt.

      Im Kern geht es in Japan um das Bankensystem. Die Institute sind unter der Last uneinbringlicher Forderungen aus vergebenen Krediten zum Teil technisch bankrott. Um den tatsächlichen Bankrott zu vermeiden, scheuen sie jede zusätzlichen Risiken und vergeben daher keine neuen Kredite mehr. Was ihnen an finanziellem Bewegungsspielraum noch zu Verfügung steht, legen sie ins Staatsanleihen an, in der Hoffnung, sich mit den sicher eingehenden Zinsen einigermaßen über Wasser halten zu können. Damit haben sie ihre Schlüsselfunktion für die Wirtschaft, nämlich deren Versorgung mit Krediten, aufgegeben.

      In Deutschland zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Zunehmende faule Kredite und extrem geringe Zinsmargen, die von einem starken Konkurrenzdruck herrühren, bewirken bereits, dass auch die deutschen Institute bei der Kreditvergabe sehr kurz treten. Dies kann zu einer akuten Kreditverknappung (credit crunch) führen, die die angeschlagene deutsche Wirtschaft noch weiter in den Sumpf führen würde.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
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      schrieb am 09.01.03 17:08:21
      Beitrag Nr. 1.623 ()
      DaimlerChrysler: Loch in Pensionskasse wächst

      (Instock) Das Loch in der Pensionskasse von DaimlerChrysler (Dax) fiel 2002 mit 5,6 Milliarden Euro höher als zunächst erwartet aus. Der deutsch-amerikanische Autokonzern war vor wenigen Wochen noch von einer Unterdeckung von 5,5 Milliarden Euro ausgegangen. Schuld sei der Verfall der Aktienkurse, beklagte Finanzvorstand Manfred Gentz. Im laufenden Jahr müßten daher weitere 700 Millionen Euro zugeschossen werden. Zuvor hatte Daimler für 2003 nur mit zusätzlichen Mehrausgaben zwischen 400 bis 600 Millionen Euro gerechnet.

      Der Krater soll nun mit einem Barkredit von 1,1 Milliarden Euro sowie einem Wertpapierkredit von 4,6 Milliarden Euro gestopft werden.

      instock.de
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      schrieb am 09.01.03 17:09:24
      Beitrag Nr. 1.624 ()
      Arbeitslosenzahl steigt weiter

      (Instock) Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland saisonbereinigt um 28.000 im Vergleich zum November gestiegen. Marktbeobachter hatten einen Anstieg von rund 26.000 prognostiziert.

      Ohne Berücksichtigung von saisonalen Einflüssen kletterte die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat von 4,026 auf 4,225 Millionen – der höchste Dezember-Stand seit 1997. Dies waren 261.600 Beschäftigungslose mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 9,7 (November) auf 10,1 Prozent, teilte die Bundesanstalt für Arbeit mit. Im Dezember 2001 lag die Quote noch bei 9,6 Prozent. Experten rechnen bis Februar mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahl auf mehr als 4,5 Millionen.


      [ Donnerstag, 09.01.2003, 10:15 ]
      instock.de
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      schrieb am 09.01.03 17:10:50
      Beitrag Nr. 1.625 ()
      Es steht schlecht um die Börse

      Es war ja fast zu vermuten: Wie gewonnen, so zerronnen. Wieder nur einer dieser heftigen Bearmarket-Anstiege zum Anfang des Jahres – und anschließend das nervenzehrende Abbröckeln zu neuen Tiefstständen, erst einmal Jahrestiefs, dann Zwei-Jahrestiefs, dann ...?

      Ich habe in dieser Woche mit einigen Leuten gesprochen, deren Urteil ich sehr schätze – und die in den vergangenen Jahren sehr gut gelegen haben. S&P 500 unter 400 Punkte, Dax 2000, das waren durchweg die Aussagen. Der Bär hat seine Arbeit noch nicht getan, die Aktien sind immer noch zu teuer – und an ein signifikantes Gewinnwachstum ist demnächst nicht zu denken.

      Ich glaube, man sollte das ernst nehmen. Ich hoffe natürlich, dass bald der Punkt kommt, wo diejenigen, die sich so wunderbar im Bärenmarkt orientieren können, plötzlich anfangen, daneben zu liegen. Doch ob es schon so weit ist? Erstaunlich finde ich, dass die Ankündigung von Präsident Bush in den USA, die Dividenden zukünftig nicht mehr besteuern zu wollen, nicht mehr Resonanz in der Kursentwicklung gefunden hat. Die Börse scheint momentan also keineswegs auf gute Nachrichten reagieren zu wollen. Was für ein Coup, den Bush hier für seine Klientel, die oberen 10.000, lanciert hat. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass allen denen, die ein Vermögen von mehr als ein paar (hundert) Millionen Dollar besitzen, im Falle eines erfolgreichen Kriegszuges gegen den Irak, Öl zu Sonderpreisen angeboten wird. Doch wahrscheinlich nicht einmal darauf würde die Börse heute richtig euphorisch antworten.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 20:38:20
      Beitrag Nr. 1.626 ()
      Die Steuerpläne von George W. Bush

      von Jochen Steffens

      Die eher links einzuordnende französische Zeitung "Liberation" hat den jüngsten Steuersenkungs-/Ausgaben-Plan von Bush als "gewaltiges Geschenk für die Reichen" bezeichnet. Die Zeitung hat einen Volkswirt gefunden, der das Ergebnis dieses Programms als "negativ" bezeichnet hat.

      Ich zweifle nicht daran, dass dieser Volkswirt Recht hat, aber es könnte schlimmer sein. Die Bush-Administration könnte auch mehr Geld ausgeben, ohne die Steuern zu senken. So, wie es geplant ist, können die Leute wenigstens ihr eigenes Geld verschwenden und müssen diese Aufgabe nicht der Regierung überlassen.

      Jedes Negative hat auch etwas Positives, sage ich immer zu mir. Ich sehe sogar die gute Seite einer Depression – immerhin ist es dann einfacher, ohne Reservierung einen Tisch in einem guten Restaurant zu bekommen, und die Leute verbringen mehr Zeit zu Hause, anstatt mit ihren Autos herumzufahren, um noch mehr Sachen zu kaufen, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben. Aber was gibt es Positives an Rap-Musik?

      Ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich könnte man auch daran etwas Positives finden, wenn man sehr genau suchen würde. Das ist das Problem mit dieser Welt, lieb(r) Leser(in). Es gibt immer mehr hinter der Fassade von Dingen, als man auf den ersten Blick glaubt. (Mehr über die Komplexität des Lebens weiter unten ...)

      Was ich derzeit in der Finanzwelt am interessantesten finde, ist die Entwicklung des US-Dollar. Obwohl der Dollar letztes Jahr an Boden verloren hat, ist er fast immer noch soviel wert wie ein Euro ... oder soviel wie ungefähr 1/350 Unze Gold.

      Seit Alan Greenspan den Job als Fed-Vorsitzender übernahm, hat die Fed das Dollar-Angebot um 5 Billionen Dollar erhöht, und dieses Jahr könnte es noch eine Billion Dollar mehr werden. Im gleichen Zeitraum wurden ungefähr 800 Millionen Unzen Gold den Weltlagerbeständen hinzugefügt ... oder eine Unze für 6.250 neue Dollar. Dennoch haben die Investoren die Dollar mit Freude akzeptiert ... und das neue Gold nur widerwillig. Der Goldpreis pendelt um die Marke von 350 Dollar. Das könnte sich 2003 ändern, glaube ich weiterhin.

      "Allerdings wurde seit dem Amtsantritt von US-Finanzminister Robert Rubin 1995 stets eine Politik des `starken Dollar`verfolgt", erklärt Bill Gross von PIMCO. "Rubin glaubte offensichtlich (obwohl das niemals direkt gesagt wurde), dass ein starker Dollar ausländische Investitionen anziehen würde, was alle Wertpapiermärkte nach oben ziehen würde. Mr. Rubin übertraf zu Zeiten der Spekulationsblase am Aktienmarkt die optimistischsten Erwartungen, aber jetzt, wo das Handelsbilanzdefizit der USA 6 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes erreicht hat und fast 80 % der weltweiten neuen Ersparnisse notwendig sind, nur um den Dollar auf dem derzeitigen Niveau zu halten, ist das Ende der Party abzusehen."

      "Zukünftige Investments der Ausländer in irgendetwas mit einem "$"-Zeichen sind sehr unsicher", so Gross weiter. "Hinzu kommt, dass die Politik von Rubin so erfolgreich war, dass die US-Bonds und die US-Aktien jetzt niedrigere Renditen und höhere KGV`s haben als ihre Alternativen in anderen Märkten. Rubin und seine Nachfolger haben die USA in eine Lage manövriert, in der entweder ein fallender Dollar oder fallende Finanzmärkte oder beides zusammen unabwendbar geworden sind ... 13 % der US-Aktien, 35 % der amerikanischen Staatsanleihen, 23 % der amerikanischen Unternehmensanleihen und sind in der Hand von ausländischen Investoren, hinzu kommen 14 % direkter Besitz an US-Unternehmen."

      "Es ist wie in einem Theater, das mit Ausländern überfüllt ist, und wenn jemand `Feuer, Feuer` ruft, dann könnte es zu einer Massenflucht in Richtung auf die Ausgänge kommen", so sein Fazit.
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      Keine Angst! Das Programm von George W. Bush ist auf dem Weg!

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Liest der Goldmarkt meine Kommentare? Ich hatte ja gestern geäußert, dass der Goldpreis kurzfristig wahrscheinlich zurückkommen wird – und prompt ist er unter 350 Dollar gefallen.

      Präsident Bush hat seine Sorgen über die Lage der US-Wirtschaft betont, und gleichzeitig hat er der Nation erklärt, was für wundervolle Dinge er tun will, um die Lage zu verbessern. Wie die meisten Vorschläge, die von Präsidenten kommen, ist der "Wachstum und Job"-Plan von George W. Bush ein "Schulden und Ausgaben"-Plan. Und wie die meisten vergleichbaren Pläne ist es sicher, dass das "Schulden machen und Geld ausgeben" funktionieren wird – aber es ist unsicher, ob das zu Wachstum und/oder zusätzlichen Jobs führen wird.

      Der Bush-Plan sieht auf den ersten Blick besser aus, als sich ein Schlag ins Genick anfühlt. Aber dieser Plan könnte schlimmer sein. Natürlich wird das erst die Zeit zeigen. Aus meiner Sicht ist die wahrscheinlichste Konsequenz des Bush-Plans das Wiederauferstehen der Inflation – die monetäre Folge von "Schuldenmachens" und "Ausgeben".

      Obwohl sich das ökonomische Umfeld in den letzten 12 Monaten substanziell verändert hat, bleiben die Hauptthemen, mit denen die Investoren konfrontiert werden, fast die gleichen. Die Aktien sind immer noch teuer, der Dollar ist immer n och verletzlich und der amerikanische Konsument wird – irgendwann – aufhören müssen, die Dinge, die er nicht braucht, mit Geld, das er nicht hat, zu kaufen. Ein paar Konsumenten haben ihre Konsumausgaben tatsächlich schon zurückgefahren, wie die jüngsten Umsatzzahlen bei US-Einzelhändlern wie Home Depot und anderen zeigen.

      "Wie die Aussichten für die Konsumausgaben sind? Schwach, meiner Ansicht nach", sagt Paul Kasriel, Volkswirt bei Northern Trust. "Wenn die Baby Boomers (geburtenstarker Jahrgang in den USA) sich früher zur Ruhe setzen wollen, dann müssen sie mehr sparen. Die persönliche Sparrate lag im Jahr 2001 bei rund 2,3 %. In den ersten 11 Monaten 2002 lag sie immerhin wieder bei 3,9 %." Zum Vergleich: In Deutschland und Japan sind zweistellige Sparraten eher die Regel als die Ausnahme.

      "Ich wette darauf, dass die persönliche Sparrate in 2003 weiter steigen wird. Warum? Weil die Haushalte deutlich ärmer geworden sind ... nach dem Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt." Paul Kasriel schätzt, dass die persönliche Sparrate wieder auf das Niveau von 1995, d.h. 5,6 %, steigen wird.

      Aber auch wenn die amerikanischen Konsumenten nicht mehr so viele Sachen im Baumarkt einkaufen (Home Depot ist der größte Heimwerkermarkt in den USA), dann kaufen sie doch noch von Zeit zu Zeit überteuerte Aktien. Die Leute können nicht genug von Aktien bekommen, egal, wie viele sie schon haben. Aber wenn die derzeitige Bärenmarktrally vorbei ist, dann werden sich diese Investoren wünschen, dass sie sich Haushaltswaren statt Intel-Aktien gekauft hätten.

      Die Aktien sind immer noch teuer, und nicht nur deshalb, weil das durchschnittliche KGV zwischen 30 und 40 liegt, sondern auch, weil der wirtschaftliche Durchhänger nach den Jahren der Spekulationsblase noch immer nicht überstanden ist. Die US-Wirtschaft kämpft immer noch mit Überkapazitäten und schwacher Nachfrage. Keine Zinssenkung und keine Steuersenkung wird diese Krankheiten über Nacht heilen können. Das ist zumindest die Sicht der Bären. Alan Greenspan bietet da deutlich optimistischere Prognosen. Zuletzt hat er wiederholt festgestellt, dass "es besser war, einen Boom gehabt zu haben und dann einen Abschwung, als wenn man nie einen Boom gehabt hätte". Schöne Theorie, aber wahrscheinlich stimmt sie nicht.

      Steven Pearlstein von der Washington Post erklärt uns: "Die Fed verteidigt sich mit folgender Argumentation: Die ökonomischen Gefahren, die beim Versuch auftreten, eine Spekulationsblase am Aktienmarkt platzen zu lassen, seien größer als die Gefahren, die auftreten würden, wenn man diese Blase von alleine platzen ließe und danach die Zinsen senken würde, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen."

      In dieser Phase – Zinssenkungen zur Begrenzung wirtschaftlicher Schäden – sind wir jetzt. Leider haben die exzessiven Zinssenkungen von Alan Greenspan weder erfolgreich das Wirtschaftswachstum wiederhergestellt noch den Schaden begrenzt. Das Problem mit geplatzten Spekulationsblasen ist, dass ihre Nachwirkungen eine Weile bestehen bleiben.

      13 Jahre, nachdem die kolossale Spekulationsblase in Japan geplatzt ist, ist die japanische Wirtschaft immer noch am Husten. In den USA sind erst 3 Jahre seit dem Platzen der Spekulationsblase vergangen. Deshalb mag es zu früh sein, das Zinssenkungsprogramm der Fed (12 Zinssenkungen) als kompletten Fehlschlag zu bezeichnen. Aber es ist nicht zu früh, dieses Programm als "nicht erfolgreich" zu bezeichnen ...

      Aber keine Angst! Das "Wachstum und Job"-Programm ist auf dem Weg!


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      Keine Erwartungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Once I was a rich man Now I am so poor But never in my sweet short life Have I felt like this before"

      The Rolling Stones

      Ich gebe Ihnen keine konkreten Prognosen. Nicht, dass ich nicht vorgeben könnte, dass ich in die Zukunft sehen könnte.

      Im Gegenteil, ich kann vortäuschen, dass ich zumindest besser als viele Leute weiß, wie die Welt funktioniert. Aber im Laufe vieler Jahre habe ich meine Lektion über Voraussagen gelernt: Es ist sicherer, zu beschreiben, wie die Dinge sein SOLLTEN, als zu sagen, was genau passieren WIRD.

      Merkwürdigerweise ist das auch profitabler.

      Seit ein paar Jahren sage ich jetzt schon, was passieren SOLLTE, und nicht was passieren WIRD. Zur Überraschung aller meiner Leser (und zu meiner eigenen Überraschung) ist tatsächlich viel von dem, was meiner Meinung nach eintreten SOLLTE, tatsächlich eingetreten ... allerdings nicht immer genau dann, wenn es meiner Einschätzung nach SOLLTE.

      Heute befasse ich mich wieder mit diesem Thema. Was SOLLTE mit dem Goldpreis passieren, frage ich mich?

      Er sollte steigen, so mein Fazit. Was folgt, ist ein philosophischer Ausflug und meine Begründung für dieses Fazit:

      Das Problem mit diesem Ball, auf dem wir leben, ist, dass das Leben so unendlich komplex ist. Je näher man sich das ansieht, umso mehr sieht man es. Was aus einer gewissen Entfernung einfach aussieht ... zum Beispiel die Erziehung eines Teenagers oder die Politik in Südafrika ... ist alarmierend kompliziert, wenn man es genauer untersucht. Die ganze Wahrheit kann man nicht wissen, weil sie unbegrenzt ist.

      "Niemand weiß nichts", sagt man in Hollywood, wenn die Komplexität des Filmgeschäfts erkannt wird. Ein Studio kann 100 Millionen Dollar für einen Film mit den besten Spezialeffekten ausgeben ... und der Film kann eine totale Pleite sein. Auf der anderen Seite ist es möglich, dass ein junger Filmmacher mit 20.000 Dollar einen Riesenhit produziert.

      Die Älteren unter uns wissen, dass selbst lebenslange Erfahrung einem keine Garantie gibt. Sogar die absoluten Profis liegen oft daneben, wenn sie einschätzen sollen, welcher Film beim Publikum ankommen wird.

      Aber fragen Sie Mal einen Investor auf der Straße – der hat wahrscheinlich eine Meinung. Er könnte sogar Aktien einer Filmgesellschaft gekauft haben ... nachdem er gehört hat, dass diese einen "Blockbuster"-Film produziert hat, der im Sommer in die Kinos kommen wird. Natürlich hat er das Skript dieses Films nicht gelesen, er hat auch nicht die Schauspieler getroffen, und er hat auch noch nie einen Dollar im Filmgeschäft verdient. Dennoch hat er eine Meinung – basierend auf dem, was er in der Zeitung oder in einem Börsenbrief gelesen oder im Fernsehen gehört hat!

      Leute haben Meinungen über alles – besonders über Dinge, von denen sie nichts verstehen. Sogar Meinungen über "Fakten" brauchen ein qualifizierendes Zögern. Eine Frau kann sagen, dass sie ihren Mann liebt, und das ehrlich meinen. Aber sie wird ihn sicher auch hassen ... auf eine Art, zu einer Zeit.

      "Der Dollar ist die wertvollste Währung der Welt", könnte ein Ökonom sagen, weil es mehr Dollar gibt als irgendeine andere Währung. Aber man könnte auch das Gegenteil sagen – "der Dollar ist die wertloseste Währung der Welt" –, aus dem gleichen Grund. Schließlich gibt es von keiner Währung soviel. Beide Statements können "wahr" sein.

      Oder nehmen wir ein historisches "Faktum". Jeder weiß, dass die Alliierten den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben ... aber man könnte auch sagen, dass sie verloren haben, weil Deutschland ökonomisch, politisch und auch militärisch als Gewinner wiederaufstieg. Ich habe auch bemerkt, dass das Ergebnis des Amerikanischen Bürgerkriegs – das jeder mit "Lincoln hat die Einheit der USA gerettet" beschreiben würde –, sowohl eine Lüge als auch die Wahrheit ist. Denn es stimmt, dass die Nordstaaten die Südstaaten militärisch besiegt haben, aber es stimmt auch, dass das Herz der Union zerstört wurde, nämlich die Freiheit der Mitgliedsstaaten, selber zu entscheiden, welche Regierung sie haben wollen.

      "John ging über die Strasse", könnte man sagen. Aber Einstein hat gezeigt, dass dies nicht so gewesen sein muss. "John ging nicht über die Strasse, sondern die Strasse ging an John vorbei", ist nach Einstein genau so akkurat. "Und wer weiß, ob John wirklich die Strasse überquert hat", würde Heisenberg hinzufügen. Je mehr man darüber nachdenkt, desto unsicherer wird man. Ich persönlich werde mit jedem Tag ignoranter.

      Meinungen, die wir vor ein paar Jahren sehr bestimmt vertreten hatten, kommentieren wir heute mit einem "Hab` ich das gesagt?" Heute beginnen unsere Sätze mit ..."Ich weiß es nicht, aber ..." Bald werden wir überhaupt nichts mehr wissen. Vielleicht ist das schon jetzt der Fall.

      Der Siegeszug der modernen Kommunikationsmittel – zuletzt das Internet – hat die Menge der jeder Person verfügbaren Informationen gewaltig erhöht. Aber das sind keine Informationen, die die Leute selbst durch direkte Erfahrungen erhalten haben. Stattdessen handelt es sich um öffentliche – und nicht private – neue Informationen (wie im Beispiel mit dem Investor und dem Filmgeschäft), ... es sind Informationen, die auf Statistiken und nicht auf individuellen Erfahrungen beruhen ... es sind kollektive Abstraktionen, und nicht die eigenen Beobachtungen oder Ideen von Individuen.

      Jetzt können die Leute immer weniger über Dinge wissen – und dennoch über fast alles eine Meinung haben. Ein Mann in Strasbourg könnte dieselbe Meinung haben wie einer in Bordeaux ... er könnte an denselben Diskussionen teilnehmen ... in denselben Märkten investieren und die gleiche Partei wählen! Gustave Le Bon schrieb bereits 1895 von der "Ära der Massen" als dem größten Trend des 20. Jahrhunderts.

      Solche Massen habe ihre eigene Art zu Denken. Es fehlt an Ironie, Nuancen, Komplexität. Ideen müssen vereinfacht und vulgär gemacht werden, damit sie von den Massen aufgenommen werden können. Deshalb führt das zu Slogans und einprägsamen Kriegsgesängen, was wenig mehr als dumme Lügen sind.

      Die Massen versuchen nicht, die Komplexität einer modernen Volkswirtschaft zu sehen. Die Vorstellung, die die Massen von einer solchen Volkswirtschaft haben, ist so simpel wie ein Verbrennungsmotor. Wenn die Fed die Wirtschaftslage verbessern will, dann muss sie nur "das Gaspedal durchtreten", d.h. einfach das Geldangebot erhöhen. Wenn die Fed die Wirtschaftslage abkühlen will, dann gibt es in der Vorstellung der Massen auch dafür einfache Hebel, die das tun können.

      Die breite Masse der Investoren versteht auch nicht viel davon, wie der Aktienmarkt funktioniert – sie versteht davon genauso viel, wie der durchschnittliche Wähler davon versteht, wie seine Gesetze gemacht werden. Stattdessen sind sie mit Schlagworten zufrieden – "Bullish für Amerika", sagt Merrill Lynch; "Schutz des Vaterlandes", sagt George W. Bush. Die Masse stellt wenige Fragen ... aus Angst, dass sie mit der Komplexität der Themen konfrontiert werden.

      Sowohl die Wählermassen als auch die Investorenmassen werden dazu angespornt, zu glauben, dass sie die Kontrolle hätten. ("Wir sind die Regierung", schrieb Hillary Clinton. "Die Investoren sind die Wall Street", könnte ein Brokerhaus sagen.) Aber weder die Wähler noch die Aktionäre haben die Kontrolle – außerhalb der Massen, von denen sie Teil sind. Weder der individuelle Aktionär noch der individuelle Wähler hat einen Teil am Ganzen, der es rechtfertigen würde, dass er viel Zeit und Mühe investiert, um herauszufinden, was wirklich passiert. Wenn er sich anstrengen würde, dann würde er vielleicht entdecken, dass viele Regierungsprogramme einfach Geldverschwendung sind ... und dass die Vorstandsvorsitzenden in den USA krass überbezahlt sind und dass die Aktien zu hoch bewertet sind. Aber was könnte er daran schon ändern? Was zählt, ist die Richtung der Masse. Ob der oder die Einzelne es mag oder nicht, er/sie wird mitgerissen mit dem Mob, so ignorant wie ein US-Kongressabgeordneter. Wenn die Masse Aktien kauft, dann werden auch die Aktien dieser einzelnen Person steigen ...

      Und wenn diese Person in ihre Tasche greift, dann findet sie kein Geld. Stattdessen nur grüne Papierstücke, von denen gesagt wird, dass sie etwas wert sind. Jeder scheint dem zuzustimmen ... weil man diese Papierstücke gegen das, was man will, eintauschen kann. Heute kann man eine Unze Gold für rund 350 Dollar kaufen. Die Masse denkt, dass das ein faires Geschäft ist. Wird es das auch Morgen noch sein?
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 20:54:06
      Beitrag Nr. 1.627 ()
      Deflation - eine wahre Geschichte


      „Geiz ist geil“ – die Billig-Strategie wird fast überall zum Verkaufsprinzip.





      Als Verbraucher freuen wir uns darüber. Andererseits leiden viele Firmen unter dem Preisverfall. Schlimmer noch: Was geschieht, wenn alles immer billiger wird und keiner kauft es? Denn droht Deflation, das Gegenteil von Inflation, dann droht eine wirklich dramatische Wirtschaftskrise. Und das erleben die Japaner seit einigen Jahren, nachdem dort die Immobilien- und Aktienmärkte kollabierten. Die Anfänge deflationärer Tendenzen möchte ich mit einem realen Beispiel skizzieren.

      Ein wohlhabender Frankfurter Banker beschließt, die letzte Lebensetappe in seiner Lieblingsregion zu verbringen: Es zieht ihn an die Nordsee; möglichst nah an Wind und Wellen, mit Blick auf Schiffe und Leuchttürme. Etwa drei Jahre lang analysiert er den Immobilienmarkt in Nordfriesland, besichtigt zahlreiche Objekte und muss feststellen, dass Häuser in der von ihm bevorzugten Wohnlage überhaupt nicht an den offiziellen Markt kommen.

      Das Bild wandelt sich etwa seit Herbst 2001: Immer häufiger bieten ihm Makler attraktive Objekte an, der Banker hat die Qual der Wahl. Und die Anbieter sind zunehmend zu Preiszugeständnissen bereit. Vor gut einem Jahr wird das Wunschhaus gefunden. Es sollte ursprünglich einmal weit mehr als 600 000 Euro kosten, dann in Etappen weniger (480 000) und steht zur Zeit mit nur noch 400 000 Euro zum Verkauf. Auch darüber könne man ja noch mal reden, signalisiert der frustrierte Makler. Mein Bekannter hat noch nicht zugeschlagen, will weiter warten, wohnt nach wie vor in Frankfurt am Main.

      Das ist natürlich noch keine Deflation, im Gegensatz zu einigen Experten erwarte ich sie auch nicht. Sie können sich aber ausmalen, was der Wirtschaft drohen würde, wenn es einen derartigen Preis- verfall in allen Bereichen gäbe und sich die Käufer trotzdem zurückhielten.

      Meine Empfehlung daher: Nutzen Sie die niedrigen Preise – schon heute!


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Januar 2003, 15:02 Uhr
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      Welche niedrige Preise er wohl meint?Deflation - eine wahre Geschichte


      „Geiz ist geil“ – die Billig-Strategie wird fast überall zum Verkaufsprinzip.





      Als Verbraucher freuen wir uns darüber. Andererseits leiden viele Firmen unter dem Preisverfall. Schlimmer noch: Was geschieht, wenn alles immer billiger wird und keiner kauft es? Denn droht Deflation, das Gegenteil von Inflation, dann droht eine wirklich dramatische Wirtschaftskrise. Und das erleben die Japaner seit einigen Jahren, nachdem dort die Immobilien- und Aktienmärkte kollabierten. Die Anfänge deflationärer Tendenzen möchte ich mit einem realen Beispiel skizzieren.

      Ein wohlhabender Frankfurter Banker beschließt, die letzte Lebensetappe in seiner Lieblingsregion zu verbringen: Es zieht ihn an die Nordsee; möglichst nah an Wind und Wellen, mit Blick auf Schiffe und Leuchttürme. Etwa drei Jahre lang analysiert er den Immobilienmarkt in Nordfriesland, besichtigt zahlreiche Objekte und muss feststellen, dass Häuser in der von ihm bevorzugten Wohnlage überhaupt nicht an den offiziellen Markt kommen.

      Das Bild wandelt sich etwa seit Herbst 2001: Immer häufiger bieten ihm Makler attraktive Objekte an, der Banker hat die Qual der Wahl. Und die Anbieter sind zunehmend zu Preiszugeständnissen bereit. Vor gut einem Jahr wird das Wunschhaus gefunden. Es sollte ursprünglich einmal weit mehr als 600 000 Euro kosten, dann in Etappen weniger (480 000) und steht zur Zeit mit nur noch 400 000 Euro zum Verkauf. Auch darüber könne man ja noch mal reden, signalisiert der frustrierte Makler. Mein Bekannter hat noch nicht zugeschlagen, will weiter warten, wohnt nach wie vor in Frankfurt am Main.

      Das ist natürlich noch keine Deflation, im Gegensatz zu einigen Experten erwarte ich sie auch nicht. Sie können sich aber ausmalen, was der Wirtschaft drohen würde, wenn es einen derartigen Preis- verfall in allen Bereichen gäbe und sich die Käufer trotzdem zurückhielten.

      Meine Empfehlung daher: Nutzen Sie die niedrigen Preise – schon heute!


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Januar 2003, 15:02 Uhr
      ________________________________
      Welche niedrige Preise er wohl meinen mag?
      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 21:16:03
      Beitrag Nr. 1.628 ()
      Wohin steuern die USA?

      Norbert Rost 09.01.2003
      Das Konjunkturprogramm von Präsident Bush kommt nicht nur den Reichen zugute, sondern vergrößert noch einmal die sowieso gigantische Schuldenlast der USA

      Der Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika, G.W. Bush, startet, so konnte man vielfach lesen, ein viel größeren und wagemutigeres Konjunkturprogramm, als bislang angenommen wurde. Kosten: 674 Mrd. Dollar über die nächsten 10 Jahr verteilt. Die Wirkung des Konjunkturprogramms ist freilich umstritten.

      Kritiker wie die Citizens for Tax Justice werfen dem US-Präsidenten vor, hauptsächlich den Wohlhabenderen Steuergeschenke zu machen: "68% der Steuerentlastungen gehen an die Top-1%-Steuerzahler mit einem durchschnittlichen Einkommen von 1,1 Mio US$ im Jahr. Diese sparen dadurch etwa 16.000 US$." Selbst für Nicht-Wirtschaftler ist allerdings offensichtlich, dass Einkommensmillionäre viel weniger Grund haben, dieses Extra-Geld auszugeben als z.B. Haushalte, die sich mit mehreren Jobs über Wasser halten. Eine Stimulation der Wirtschaft aufgrund dieses Konjunkturprogramms, das allerdings auch besonders Verheiratete mit Kindern unterstützt, ist also zumindest fraglich.

      Noch schlimmer ist jedoch, weshalb kaum jemand ernsthaft fragt, woher das Geld eigentlich kommt? Die FTD berichtete Ende Oktober von dem riesigen Haushaltsdefizit der USA. Selbst die Ausgeglichenheit bzw. die Gewinne in der Bilanz der letzten Jahre haben nur wenig am riesigen Schuldenhaufen gekratzt, den die größte Wirtschaftsmacht der Welt vor sich herschiebt. Anfang 2001 kamen auf jeden US-Bürger mehr als 20.000 US$, insgesamt fast 6000 Milliarden Dollar ( Die amerikanische Verschuldungsmaschine). Als Präsident Bush seine Regierung antrat, prognostizierte das Congressional Budget Office für das nächste Jahrzehnt noch einen Haushaltsüberschuss von über 3 Billionen US-Dollar.

      Das war damals, vor den ersten Steuerkürzungen und dem Krieg gegen den Terrorismus. Im rüstungsreichen Jahr 2002 kamen 158 Milliarden an Ausgaben dazu, die Steuergeschenke des geplanten Konjunkturprogramms lassen das Loch eher größer als kleiner werden. Am 6.1. 2003 betrug der Schuldenstand der USA genau 6,383,514,236,076.15 US-Dollar.

      Dass die US-Konjunktur trotz zahlreicher Positiv-Nachrichten aber schwächelt, hat sich zwar rumgesprochen, doch die Journalisten der Wirtschaftsredaktionen scheinen lieber auf neue Höhenflüge der Aktienmärkte zu hoffen, als Situationen zu hinterfragen. Denn: Eine schwächelnde Wirtschaft und Steuersenkungsprogramme sowie mehr Ausgaben (Rüstung, Geheimdienste, Krieg) dürften kaum neues Geld in die Kassen spülen.

      --------------------------------------------------------
      Impliziert ist, dass wir entweder große und zunehmende Haushaltsdefizite akzeptieren müssen oder drakonische Einsparungen bei nationalen Programmen, die nicht mit dem Inlandschutz verbunden sind, vornehmen müssen.
      Robert D. Reischauer, Präsident des Urban Institute und ehemaliger Direktor des Congressional Budget Office

      Viele Möglichkeiten bleiben der US-Regierung nicht, das Geld trotzdem aufzutreiben. In erster Linie sind das die Geld-Druckmaschinen. Die Inflation anzutreiben, macht aus US-Sicht Sinn, denn nicht nur der Staat, sondern auch die Firmen und Privatleute sind hoffnungslos überschuldet. Für Schuldner heißt das: Sie können ihre Schulden schneller abtragen. Was Inflation aber noch anrichten kann, weiß jeder, der die Geschichten der Wäschekörbe voller Geld kennt.

      Da die US-Wirtschaft und auch deren Geldwirtschaft dank Globalisierung massiven Einfluss auf den Rest der Welt haben, sollten auch die nicht-amerikanischen Journalisten im Interesse der Menschen, die sie informieren, langsam fragen: Quo vadis, USA?


      heise.de
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 21:29:39
      Beitrag Nr. 1.629 ()
      Experten halten Anstieg des Euro auf 1,15 Dollar für möglich
      Gemeinschaftswährung klettert auf höchsten Stand seit November 1999

      von Jens Wiegmann

      Berlin - Anfang November vergangenen Jahres lautete das Schlagwort zum Thema Euro noch „Parität“. Nicht ohne ein gewisses Gefühl des Stolzes registrierten die Europäer damals den Stand von 1,0003 Euro zum US-Dollar. Das erste Mal seit vier Monaten war damit der symbolträchtige Gleichstand wieder erreicht. Heute ist die Freude verflogen, denn die europäische Gemeinschaftswährung steigt, und steigt, und steigt. Donnerstagnacht kletterte sie mit 1,0534 Dollar sogar auf ein Drei-Jahres-Hoch. Und ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. Experten schließen nun einen Wechselkurs von 1,10 oder sogar 1,15 Dollar bis Jahresende nicht mehr aus.


      Der Auslöser für den jüngsten Höhenflug kam aus den USA – genauer gesagt aus dem kalifornischen Newport Beach. Die dort beheimatete Fondsgesellschaft und Allianz-Tochter Pimco hatte in einer Studie ein schwarzes Bild der US-Wirtschaft gemalt. Einen Schritt zur Lösung der Probleme sehen die Pimco-Experten in einer deutlichen Abwertung des Dollars. Damit seien die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt worden, da sie kurzfristig mit einem sinkenden Euro-Kurs gerechnet hatten, sagt Erhard Gold, Devisenhändler bei der Berenberg Bank. „Der Markt war eher short.“ Gold glaubt nicht, dass der Euro gegenüber dem Dollar wieder signifikant zurückfallen wird. Dafür habe er zu viele wichtige Marken durchbrochen. „Ich rechne damit, dass der Euro nun relativ schnell die 1,08 erreichen wird“, sagt Gold.


      Bei HSBC Trinkaus & Burkhardt wird dem Euro diese Marke ebenfalls zugetraut. Sie gilt dort sogar als wahrscheinlichster Stand zum Ende dieses Jahres. „Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass wir den Euro im Jahresverlauf öfter mal jenseits von 1,10 sehen werden“, sagt Volkswirt Stefan Schilbe. Auch die Volkswirte von Merrill Lynch gehen davon aus, dass die europäische Währung die 1,10-Hürde im Visier hat. Die Deutsche Bank wagt sich noch weiter vor: Sie sieht den Euro Mitte dieses Jahres bei 1,10 und Ende des Jahres sogar bei 1,15 Dollar.


      Was viele Beobachter nervös macht, ist, dass hinter dieser Entwicklung ein Umdenken der USA in ihrer Geldpolitik steht. „Es geht darum, in den USA mit allen Mitteln eine Deflation zu vermeiden“, sagt Schilbe. Also werden nicht nur die Zinsen gesenkt, sondern es wird auch die Geldmenge erhöht. „Und falls die Deflationsgefahr noch deutlicher wird, werden möglicherweise auch die Notenpressen angeworfen.“ Einen Kapitalabfluss oder gar eine Kapitalflucht aus den USA sieht Schilbe derzeit nicht. Derzeit sind rund 13 Prozent des US-Aktienmarktes und gut ein Drittel der Staatsanleihen sind in ausländischer Hand. Aber bereits ein nicht mehr ausreichender Zufluss an ausländischem Kapital bereitet Schilbe Sorgen. Denn gleichzeitig brauchen die USA wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits einen hohen Kapitalzufluss. Schilbe: „Mit einer Dollar-Abwertung begeben sich die USA auf eine Gratwanderung.“ Eine weitere Erschütterung der US-Finanzmärkte würde auch Europa belasten.


      Dabei leiden die Unternehmen in der Alten Welt bereits jetzt unter dem hohen Euro-Kurs, vor allem im exportorientierten Deutschland. Zwar stiegen die deutschen Ausfuhren 2002 auf den Rekordwert von 647 Mrd. Euro. Doch die Zuwachsrate, die 2000 noch mehr als 17 Prozent und 2001 immerhin noch 6,6 Prozent betragen hatte, lag nur noch bei einem Prozent. Vor allem die Autobranche mit Werten wie Daimler-Chrysler, BMW und VW, aber auch Titel wie Siemens oder SAP sind betroffen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dessen Mitglieder zwei Drittel ihrer Produkte ins Ausland verkaufen, beziffert die „Schmerzgrenze“ auf 1,10 Dollar. Und der Ausblick ist nicht rosig, denn die Belastungen durch die derzeitige Euro-Rallye werden sich erst noch bemerkbar machen. Volkswirt Schilbe: „Die Auftragseingänge reagieren mit einer Verspätung von etwa vier Monaten auf die Wechselkurse.“


      Artikel erschienen am 10. Jan 2003



      Alle Artikel vom 10. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 09.01.03 21:32:01
      Beitrag Nr. 1.630 ()
      Amerikaner werden beim Schuldenmachen vorsichtiger

      Die Amerikaner sind vorsichtiger geworden, wenn es darum geht, Schulden zu machen


      Washington - Im November ist die Kreditaufnahme der privaten Haushalte auf Jahresbasis um 1,5 Prozent oder 2,2 Mrd. Dollar gesunken, berichtete jetzt die Federal Reserve. Dies ist der erste Rückgang seit Januar 1998 und der größte seit Oktober 1991, als die Kreditaufnahme der privaten Haushalte um 2,4 Mrd. Dollar zurückging. Im Oktober 2002 war die Neuverschuldung noch um 1,5 Mrd. Dollar gestiegen.


      Die hohe Arbeitslosigkeit hat das Verbrauchervertrauen erschüttert. Die Amerikaner treten kürzer und machen weniger Schulden. Entsprechend schleppend war auch das Weihnachtsgeschäft bei den Einzelhandelsgiganten Target und Wal-Mart. Ihre Einnahmen lagen unter Plan, was darauf schließen lässt, dass sich die US-Konjunktur ein neues Zugpferd suchen muss.


      Insgesamt lag die Verschuldung der privaten Haushalte im November bei 1,722 Billionen Dollar, berichtete die Federal Reserve. Allerdings wurden hypothekarisch gesicherte Kredite dabei nicht mitberücksichtigt. „Die privaten Haushalte sind zunehmend vorsichtig, wenn es darum geht, sich zu verschulden“, beobachtet Steven Wood, Chefvolkswirt bei Insight Economics LLC. „Obwohl niedrige Zinsen dazu verleiten, einen Kredit aufzunehmen, steigt die Neuverschuldung nur langsam.“


      Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Mit sechs Prozent erreichte die Arbeitslosenquote im November ein Acht-Jahres-Hoch. Das Verbrauchervertrauen fiel im Dezember zum sechsten Mal innerhalb von sieben Monaten zurück. Der vom Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ermittelte Index sank auf 80,3 Punkte und liegt damit nur noch knapp über dem Neun-Jahres-Tief von 79,6 Zählern, die im Oktober ermittelt wurden.


      Die niedrigen Hypothekenzinsen dürften die Amerikaner allerdings weiterhin zur Refinanzierung nutzen. Damit würden Mittel frei, um Kredite abzuzahlen und Anschaffungen zu finanzieren. Teure Kreditkartenfinanzierungen wären nicht nötig. Zudem steigen die Immobilienpreise. In den zwölf Monaten bis November wurden bestehende Einfamilienhäuser um durchschnittlich 9,7 Prozent teurer. Das ist der größte Anstieg seit Juli 1987, ermittelte die National Association of Realtors.


      Refinanzierungen haben im vierten Quartal 2002 voraussichtlich 30 Mrd. Dollar freigesetzt, geht aus Schätzungen des halbstaatlichen Realkreditinstituts Freddie Mac hervor. Davon dürfte die Wirtschaft profitieren, sagen Volkswirte. Auch wenn das Geld in die Abzahlung teurer Kreditkarten-Kredite fließt. Wie die Mortgage Bankers Association am Mittwoch berichtete, ist der Refinancing Applications Index letzte Woche um 29,1 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte November gestiegen. Die Neuverschuldung über Kreditkarten und andere revolvierende Kredite fiel dagegen im November auf Jahresbasis um 1,6 Mrd. Dollar, nach einem Anstieg um 2,4 Mrd. Dollar im Oktober. Nicht revolvierende Kredite – dazu zählen Automobilfinanzierungen – sanken um 0,6 Mrd. Dollar. Bloomberg




      Artikel erschienen am 10. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 09.01.03 21:35:21
      Beitrag Nr. 1.631 ()
      Börse - 15 magere Jahre


      Von Albert Steck

      Gemäss einer neuen Studie aus den USA hängt die Börse vor allem von der Generation der Baby-Boomer ab. Wenn das zutrifft, so steht uns eine Baisse bis ins Jahr 2018 bevor.


      Erst drei Jahre ist es her, als der amerikanische Starautor James Glassman eine Verdreifachung der US-Börse bis 2005 prophezeite. Jetzt sind die Schwarzmaler dran: Die drei Professoren John Geanakoplos (Universität Yale), Michael Magill (Universität Southern California) und Martine Quinzii (Davis) erwarten eine Baisse bis ins Jahr 2018.


      In einer Aufsehen erregenden Studie bezeichnen die Professoren die Altersentwicklung der Bevölkerung als wichtigsten Faktor für die Börse. Während die Gruppe der 20- bis 39-Jährigen vor allem konsumiert, ist es die Generation von 40 bis 59, welche primär in Aktien investiert. Die Pensionierten wiederum gehören zu den Verkäufern von Aktien.


      Gemäss der Studie («Demography and the Long-Run Predictability of the Stock Market») begann der grosse Börsenaufschwung 1985 mit dem Eintritt der Baby-Boomer-Generation ins Alter der über 40-Jährigen. Doch jetzt kommen die geburtenstarken Jahrgänge von 1945 bis 1965 ins Pensionsalter, weshalb sie ihre Aktienbestände wieder reduzieren. Erst im Jahr 2018 werde dieser Verkaufsdruck nachlassen.


      Die Professoren haben einen Koeffizienten errechnet, der den demografischen Anteil der 40- bis 59-Jährigen widerspiegelt. Wie die Grafik zeigt, verläuft dieser Koeffizient ziemlich parallel mit der Entwicklung der Aktienbewertung an der US-Börse, gemessen am durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).


      Die Professoren haben das Modell auch auf Japan übertragen. Demnach lässt sich die dortige Börsenschwäche seit Anfang der Neunzigerjahre mit der stärkeren Überalterung der japanischen Bevölkerung erklären.
      fact
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 21:38:49
      Beitrag Nr. 1.632 ()
      Charttechnik
      Charttechnisch bleibt die Lage im Dax angespannt


      09. Januar 2003 Nach den massiven Kursverlusten im Sommer des vergangenen Jahres dachten auf Grund der fulminanten Erholung vom Oktober viele Anleger, das sei die Trendwende. Ab „so einem tiefen Niveau“ könne es eigentlich nur noch nach oben gehen, argumentierten die Optimisten. Tiefe Zinsen und Steuersenkungen würden ein Übriges tun, um die Konjunktur anspringen und Unternehmensgewinne rasch in die mit steigenden Kursen zunehmende Bewertungen hineinwachsen zu lassen. Der typische Verlauf einer „normalen, zyklischen Erholung“ eben, der früher oder später wieder in einer Hausse mit trendmäßig steigenden Kursen enden würde.

      Aber als der Dax nach den deutlichen Kursgewinnen noch im Oktober in eine konsolidierende Seitwärtsbewegung zwischen 3.000 und 3.500 Punkten überging, machte sich erste Ernüchterung bemerkbar. An den letzten Handelstagen des vergangenen Jahres wurde diese bedeutende Unterstützungszone zwar schon einmal deutlich auf ein lokales Tief von 2.836 Punkten unterschritten. Auf Grund des geringen Volumens wird das bisher eher als eine so genannte Bärenfalle betrachtet.

      Jahresstartrally droht zu einer Bullenfalle zu verkommen

      Machte die Jahresstartrally zunächst wieder Mut, so droht sie nun zu einer Bullenfalle zu verkommen, da die von 3.030 bis 2.980 Punkten reichende Unterstützungszone wieder unterschritten zu werden droht. Damit würde die recht markante Konsolidierungszone der vergangenen zweieinhalb Monate erneut verletzt werden. „Sollten wir darunter fallen, dann könnten wir auch die Verlaufstiefs der vergangenen Woche bei 2.836 Zählern testen und möglicherweise sogar unterschreiten“, erläutert Charttechniker Marcus Metz von Staud Research.

      „Die Folge wäre, dass wir schneller als erwartet die übergeordnete Baisse fortsetzen und die alten Tiefs wieder testen könnten,“ erklärt er weiter. Er rechnet für das Jahr mit neuen Tiefs, vor allem auch, nachdem die Zwischenerholung nur relativ kurzatmig war. Staud Research hatte ursprünglich mit einer Zwischenerholung bis auf 3.400 oder gar 3.800 Punkten gerechnet, bevor es wieder nach unten geht. Die Oktobertiefs bei 2.520 könnten wieder recht schnell auf den Plan rücken.

      Verkaufspanik bei Kursen unter 2.836 Zählern nicht ausgeschlossen

      Bei einem Unterschreiten der Marke von 2.836 Zählern sei sogar eine Art von Verkaufspanik denkbar, die auf die alten Tiefs zurückführen könnte. Dort sei dann wieder eine kurzfristige Stabilisierung denkbar. Im Hintergrund sei der Bärenmarkt aber immer noch in Takt und könnte im Jahresverlauf auf markant neue Tiefs führen. Eine Eins als erste Ziffer im Dax sei nicht völlig ausgeschlossen. „Vor allem die Umsatzentwicklung gibt zu denken, denn die deutet an, dass die wirklich großen Teilnehmer im Markt sind. Sie haben möglicherweise nur auf steigende Kurse gewartet, um verkaufen zu können“, sagt Metz.

      Auch Uwe Wagner von der Deutschen Bank sieht ein ähnliches Szenario. „Der Mittwoch brachte die erste, nachhaltige Eintrübung im laufenden tertiären Aufwärtstrend mit sich. Nicht nur im deutschen Aktienindex Dax, sondern auch in den übrigen, international wichtigen Börsenbarometern“, schreibt er in seinem Tageskommentar. Er beurteilt die Märkte auf Grund einer geringen Bewegungsdynamik als neutral - beim Dax in einem Bereich zwischen 2.836 Zählern und 3,443/3.476 Punkten auf der Oberseite - und konzentriert sich auf kurzfristige Tradingaktivitäten.

      Für den Euro Stoxx 50 liegt der vergleichbare Bereich zwischen 2.348/2.400 und 2.700/2.730 Zählern. Der S&P 500 liegt bei 911 Zählern auf einer Unterstützung. Es sei möglich, dass er sich mit schwacher Dynamik stablisiere. Fällt er darunter, liegen die nächsten Marken bei 900 und danach bei 892 und 889 Zählern.

      Abwärtstrends könnten nur mit deutlicher Dynamik überwunden werden

      Insgesamt müssten sich die Märkte offensichtlich mit deutlicher Dynamik nach oben bewegen, um die im Hintergrund lauernden übergeordneten Abwärtstrends zu durchbrechen. Aus fundamentaler Sicht gibt es dafür im Moment nur wenige Gründe. Es ist aber nicht ganz ausgeschlossen, dass die Märkte irgendwann plötzlich nicht mehr wie gebannt auf geopolitische und andere gern zitierte Risiken starren, sondern neue Ideen spielen. Eine könnte beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen Intel und Microsoft bei der Entwicklung tragbaren Mediaplayers sein. Damit könnte sich unter Umständen die verpuffte UMTS-Euphorie wieder beleben lassen und zu Wachstumsfantasie führen. Zumindest vorübergehend.
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 21:48:55
      Beitrag Nr. 1.633 ()
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 20:50:27
      Beitrag Nr. 1.634 ()
      {b]Fed Gouverneur zum US-Haushaltsdefizit [/b]


      Der Federal Reserve Board Governor Edward Gramlich warnt davor, dass langfristig das Haushaltsdefizit der Regierung abgebaut werden müsse. Hier habe die Politik einiges zu tun, sagte er mit der Betonung darauf, dass er nicht Präsident George W. Bush`s $674 Milliarden schweres Steuersenkungsprogramm kritisieren möchte. Gramlich nahm nicht zu der aktuellen Verfassung der Wirtschaft Stellung. Viele Analysten weisen darauf hin, dass im Falle einer erfolgreichen Verabschiedung des Steuersenkungsprogrammes in diesem Jahr das Haushaltsdefizit der USA über $300 Milliarden schwer sein könnte. Damit würde der frühere Rekord von $290 Milliarden aus dem Jahr 1992 noch getoppt werden. Geldpolitik sowie die Währungspolitik müsse einen langfristigen Planungshorizont haben und auf internationale Faktoren Rücksicht nehmen, so Gramlich weiter.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 21:06:43
      Beitrag Nr. 1.635 ()
      Komische Vorstellungen
      ++ Vertauschte Neujahrsansprachen ++


      Von Bernd Niquet

      Ist ihnen eigentlich schon aufgefallen, dass heutzutage gar nicht mehr davon geredet wird, dass das Geld, welches die Notenbanken weltweit gerade in Rekordschichten drucken, demnächst an die Aktienmärkte fließen wird? Das ist doch wirklich komisch. Denn mit der gleichen Sicherheit, wie im Herbst die Vögel in den Süden fliegen, sind doch sonst alle Jahre wieder zahlreiche Ratgeber, die vorgaben, etwas von Geld und Wirtschaft zu verstehen, mit dieser Weisheit bei den Anlegern hausieren gegangen.

      Doch gerade jetzt, wo die Geldmengenzuwächse – besonders in den USA – wirklich exorbitant sind, will plötzlich niemand mehr etwas davon wissen. Gerade jetzt, wo so viel Geld neu in den Umlauf kommt, soll plötzlich nichts mehr an die Börse fließen? Das wirft natürlich sofort die Frage auf: Ei, wo ist es denn nur hin, das viele Geld? In die Aktienmärkte ist es nicht geflossen. In die Wirtschaft auch nicht. Ja bitte, wo ist es denn nur? Hat es etwa Alan Greenspan, dieser Schlingel, sich einfach unter den Arm geklemmt und in die feuchte Achselhöhle hineingeschoben? Oder müsste man an dieser Stelle vielleicht tatsächlich einmal zugeben, dass das alles Unsinn war, was man die ganze Zeit verbreitet hat? Dass Aktien nicht dann steigen, wenn plötzlich mehr Geld da ist, sondern vielmehr ausschließlich dann, wenn die Käufer kaufen wollen?

      Aber nein, nein, nein! Die Börsenpleitiers werden niemals etwas zugeben. Wahrscheinlich nicht einmal dann, wenn sich die Börsenkurse vom jetzigen Niveau auch noch einmal halbieren werden. Doch nein, nein, nein, das werden sie natürlich nicht tun! Haben sie zum Anfang des Jahres 2002 gesagt – und zum Anfang des Jahres 2003 freilich auch. Oder hat da etwa jemand die Neujahrsansprachen versehentlich vertauscht?


      Doch wir können uns alle trösten. Denn seit kurzem gibt es ein neues Dogma, welches uns phantastische Zuflüsse verspricht, wenn wir nur richtig unsere Beutel aufhalten. (Was wäre die Welt auch ohne die Glücksversprechen – insbesondere, wenn sie aus der Investment-Industrie kommen.) Und das neue Dogma lautet:

      Der Euro ist stark, das ist zwar für unsere Exporte ziemlich schlecht, doch das macht alles gar nichts. Denn ein steigender Euro bedeutet erhöhte Geldzuflüsse in den Euro-Raum. Und erhöhte Geldzuflüsse (Kenner bemerken jetzt bereits das Trapsen der Nachtigall) müssen sich natürlich – genau! – irgendwo niederschlagen. Also: Börsen ahoi!

      Der einzige Fehler daran ist, dass diese vermeintliche Weisheit, auch wenn sie von den Leiter der Anlagesparten der großen Investunternehmen verbreitet wird, letztlich so falsch ist wie das Weltbild eines Dreijährigen (Mensch oder Pferd, völlig egal). Denn wenn der Euro steigt, dann ist es zwar richtig, dass es eine höhere Nachfrage nach dem Euro gibt, es ist jedoch ebenso richtig (leider, leider, liebe Leser!), dass diese Nachfrage nicht befriedigt wird, ja gar nicht befriedigt werden kann, da bei Abstinenz der Notenbanken jeder Wunsch eines Marktteilnehmers, mehr Euros zu halten, immer nur dann befriedigt werden kann, wenn sich jemand anders findet, der nun weniger Euros (dafür jedoch die Fremdwährung) besitzen will. Selbst durch einen explosiven Anstieg des Euro-Kurses gäbe es also keines einzigen Euro mehr als vorher. Und wo nichts ist, kann schon gar nichts fließen.

      Es wird daher auch weiterhin alles beim alten bleiben. Der Markt wird sein Bewertungsgeschäft erledigen, und die Ratgeberszene wird sich jeweils passend dazu dumme, sehr dumme oder völlig dumme Erklärungen ausdenken. Was letztlich jedoch in grotesker Weise nutzlos ist, denn den Markt interessiert es ebenso wenig, was man über ihn denkt, wie den Mond, welcher Köter ihn gerade ankläfft.


      Bernd Niquets neuer Roman heißt " Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002, 122 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6. Die Zeitung „Die Welt“ urteilte hierzu am 21.12.2002: „Äußerst zynisch geht es im Roman des Börsenautors Bernd Niquet zu. „Das Orwell-Haus“ zeichnet an einem Beispiel minutiös die Psyche der Generation der Erben nach – jener Altergruppe, die sich gegenwärtig anschickt, hier zu Lande wirtschaftlich und finanziell die Führerschaft zu übernehmen. Die reinen Finanzen bleiben aber auch nicht außen vor, wenn Niquet – in einer Mischung von deutschem Sonderweg und normaler Spießigkeit – den Kleinbürger im Zeitalter der Globalisierung beschreibt.“


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 21:09:47
      Beitrag Nr. 1.636 ()
      Milliardenlöcher bei IBM, DaimlerChrysler, Siemens, GM...

      Siemens [ Kurs/Chart ] tut es, DaimlerChrysler [ Kurs/Chart ] tut es, IBM [NYSE: IBM Kurs/Chart ], General Motors [NYSE: GM Kurs/Chart ], United Technologies [NYSE: UTX Kurs/Chart ] und British Telecom tun es und zahlreiche weitere Unternehmen auch: Löcher in den konzerneigenen Pensionsfonds stopfen. Seit Mitte vergangenen Jahres spitzt sich das Problem mit gigantischen Unterdeckungen in Pensionsfonds großer Konzerne zu. Unter den europäischen Staaten ist vor allem Großbritannien betroffen, aber auch die Niederlande und Deutschland. In den USA sind die Schwierigkeiten am Größten.

      Die Pensionsfonds haben teilweise mit hohen jährlichen Renditen geplant und darauf ihre Berechnungen zu den notwendigen Einzahlungen aufgebaut. Die jahrelange Baisse hat diese Berechnungen über den Haufen geworfen. In Großbritannien sind die Renditen der Pensionsfonds wegen der niedrigen Aktienkurse auf den tiefsten Stand seit 1974 gefallen, zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise.

      Die Folge: Sehr viele Fonds weisen Unterdeckungen auf, die teils zweistellige Milliardenbeträge erreichen. Diese Löcher könnten theoretisch dadurch gestopft werden, dass auf die mageren Jahre überdurchschnittlich gute Börsenjahre folgen und die Underperformance wieder wettgemacht wird. Doch ist es ein Glücksspiel, allein darauf zu bauen.

      Deshalb gehen die Konzerne einerseits dazu über, die Beiträge der Angestellten zu den Fonds zu erhöhen, vor allem aber werden aus den Betriebsgewinnen Gelder in die Fonds eingezahlt, um die Schieflagen zu korrigieren


      Folgen für Unternehmen und Aktien

      United Technologies hat am Donnerstagabend angekündigt, dem eigenen Fonds 500 Millionen Dollar zuzuschießen. Die Unterdeckung liegt zum Jahresende bei zwei Milliarden Dollar. Insgesamt hat United Technologies 1,5 Milliarden Dollar in den letzten 14 Monaten in den Fonds gepumpt.

      General Motors teilte am Mittwoch mit, dass sich die Kosten für die Pensionsverpflichtungen im Jahr 2003 auf drei Milliarden Dollar verdreifachen werden. Ein 19,3 Milliarden Dollar großes Loch wurde im letzten Jahr aufgerissen, der GM-Fonds verlor im Jahr 2002 sieben Prozent an Wert. Dabei plant der Autohersteller mit einem Plus von zehn Prozent jährlich. Wegen des ungünstigen Umfelds - niedrige Zinsen und fallende Aktienkurse - hat General Motors die Konsequenz gezogen, die jährliche Renditeerwartung auf neun Prozent zu senken - auch nicht gerade wenig.

      In Deutschland machten Siemens und DaimlerChrysler auf das Problem aufmerksam. Beide Unternehmen zahlten dreistellige Millionenbeträge in ihre betrieblichen Programme zur Altersversorgung und werden in 2003 wohl weiter zuschießen müssen.

      Für die Vereinigten Staaten befürchten einige Pessimisten gar einen Zusammenbruch des Pensions-Systems, da zu viel Geld in Aktien angelegt sei. Das Gros der Analysten geht nicht so weit, hält aber dauerhaft negative Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne für möglich.

      Sollten die Großkonzerne regelmäßig Gelder für die Altersvorsorge abknapsen müssen, würden die Nettogewinne sinken und damit die Kurs-Gewinn-Verhältnisse steigen. Anleger sollten die weitere Entwicklung deshalb genau beobachten.

      © 10.01.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 21:33:17
      Beitrag Nr. 1.637 ()
      US-Arbeitsmarktdaten enttäuschen

      Die US-Arbeitsmarktdaten sind unerwaret schwach ausgefallen. Die Zahl der Beschäftigten ist deutlich gefallen. Die Arbeitslosenquote bleibt im Dezember gleich. Die Stundenlöhne sind im Rahmen der Erwartungen der Volkswirte gestiegen.



      Viel mehr US-Arbeiter als erwartet stehen ohne Beschäftigung da. (keystone)

      In den USA ist im Dezember die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft überraschend gefallen. Die Zahl der Beschäftigten ging um 101´000 gegenüber dem Vormonat zurück, teilte das US-Arbeitsministerium in Washington mit.



      Zahlen deutlich schlechter als von Experten erwartet
      Dies ist der vierte aufeinander folgende Monat, in dem die Beschäftigtenzahl sank sowie der stärkste Rückgang seit Februar 2002. Volkswirte hatten lediglich mit einem Beschäftigungsaufbau von 13´000 gerechnet.

      Im November war die Zahl der Beschäftigten um revidiert 88´000 gesunken, nachdem in der Erstschätzung noch ein Rückgang von 40´000 ermittelt worden war.




      Fast jeder Siebzehnte arbeitslos
      Die US-Arbeitslosenquote ist im Dezember wie von Volkwirten erwartet bei 6,0 Prozent verharrt. Die Zahl der Arbeitslosen sei von 8,209 Millionen im November auf 8,508 Millionen gestiegen, teilte das US-Arbeitsministerium mit.

      Stundenlöhne steigen im Dezember
      Im Vergleich zum Vormonat legten die Stundenlöhne um 0,3 Prozent zu, teilte das Arbeitsministerium in Washington mit. Von der Nachrichtenagentur AFX News befragte Volkswirte hatten im Durchschnitt ein Plus in dieser Höhe erwartet. Im November waren die Stundenlöhne ebenfalls um 0,3 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich legten die Stundenlöhne im Dezember um 3,0 Prozent zu. (awp/dpa/afx/scc/mud)
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 21:36:46
      Beitrag Nr. 1.638 ()
      Risiken für US-Konjunkturentwicklung gestiegen

      Die Risiken für die Konjunkturentwicklung in den USA sind nach
      Einschätzung von Volkswirten durch den überraschenden Beschäftigungsabbau im Dezember gestiegen. Die Lage am
      Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten hat sich im Dezember überraschend verschärft.

      Der US-Konjunkturaufschwung dürfte insgesamt schwächer ausfallen als bisher angenommen, sagte Volkswirt Patrick
      Franke von der Commerzbank am Freitag der Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Der Arbeitsmarkt muss sich im Laufe des
      Jahres befestigen, sonst steigt die Gefahr eines neuerlichen Rückfalls in die Rezession." "Die Erholung wirkt instabiler als
      bisher angenommen", fügte Franke hinzu.

      DURSTSTRECKE DÜRFTE ANHALTEN

      Die jüngsten Daten zeigten, wie stark die Zurückhaltung bei den Unternehmen mit Neueinstellungen derzeit sei. Die
      "Durststrecke" dürfte in den kommenden zwei Quartalen anhalten, sagte Franke. Auch Volkswirt Rudolf Besch von der
      DekaBank rechnet nicht mit einer schnellen Wende. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung des US-Arbeitsmarktes habe durch
      die jüngsten Daten einen Dämpfer erhalten.

      Der Beschäftigungsabbau sei aber noch nicht stark genug, um den Konsum als wichtigste Stütze der US-Wirtschaft nachhaltig
      zu drücken. Der Bereich einer Rezession sei erst bei einem Beschäftigungsabbau von 200.000 bis 300.000 pro Monat erreicht.

      KURSABSCHLÄGE

      Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft sank im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 101.000, wie
      das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Beschäftigungsaufbau von 13.000
      gerechnet. Die Zahl der Arbeitslosen kletterte im Dezember von 8,209 Millionen auf 8,508 Millionen. Die Arbeitslosenquote
      blieb dagegen wie von Experten erwartet bei 6,0 Prozent.
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      schrieb am 10.01.03 21:39:48
      Beitrag Nr. 1.639 ()
      VENEZUELA

      Währung verfällt nach Bankenstreik


      Die Krise in Venezuela verschärft sich von Tag zu Tag. Am Donnerstag schlossen sich auch Banken und Supermärkte dem Streik an, mit dem die Opposition gegen Präsident Hugo Chavez protestiert.

      Caracas - Wegen des Streiks der Privatbanken stürzte die venezolanische Währung Bolivar ab und verlor mehr als fünf Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar. Mit einem Steuerstreik und der Blockierung des Ölgeschäfts haben die Demonstranten aus der Mittel- und Oberschicht bereits die beiden wichtigsten Einnahmequellen des fünftgrößten Ölexporteurs der Welt lahm gelegt. Brasilien kündigte an, die Vermittlungsbemühungen der Organisation der amerikanischen Staaten (OAS) verstärkt unterstützten zu wollen.
      Auch bei den Kundgebungen im Lande spitzte sich die Lage gefährlich zu. Vor einer Vertretung der staatlichen Ölfirma PDVSA wurden Demonstranten beschossen. Die Botschaften von Deutschland, Kanada und Australien schlossen nach Bombendrohungen ihre Vertretungen in der Hauptstadt Caracas. Zwar wurde durch die Schüsse niemand verletzt und in den Botschaften wurden keine Sprengsätze gefunden; doch die Ereignisse verstärkten die Furcht vor einer gewaltsamen Entwicklung der seit mehr als fünf Wochen anhaltenden Demonstrationen gegen den linken Präsidenten.

      Die Opposition fordert den Rücktritt Chavez`, dem sie vorwerfen, das Land autoritär zu regieren und mit einer Orientierung am kommunistischen System Kubas wirtschaftlich zu ruinieren. Chavez genießt die Unterstützung der ärmeren Schichten, die sich von der von ihm versprochenen Landreform und leichteren Zugängen zu Krediten eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse versprechen.

      Die Wirtschaft steckt bereits in einer tiefen Rezession und droht durch die Unruhen im Land weiter belastet zu werden. "Die Stärken Venezuelas - seine Ölvorkommen und Reserven an ausländischen Währungen - bedeuten nicht viel, wenn die Wirtschaft und die Gesellschaft lahm gelegt sind", sagte Roger Scher, der bei Fitch Ratings in New York für das Rating lateinamerikanischer Staaten zuständig ist.

      aus spiegel.de
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      schrieb am 10.01.03 21:57:02
      Beitrag Nr. 1.640 ()
      Nichts ist für die Ewigkeit

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Wachstumsmotor der Welt hat bald keinen Sprit mehr; das Ende der Welt kommt. Die USA waren in den letzten 5 Jahren für 60 % des Wachstums des Bruttoinlandsproduktes der gesamten Welt verantwortlich – das meiste davon war den steigenden amerikanischen Konsumausgaben zu verdanken. Wenn man den Amerikanern Kreditkarten gibt, dann werden sie jeden auf der Welt übertreffen, wenn es um Geldausgeben geht. Der Anteil der Konsumausgaben am amerikanischen Bruttoinlandsprodukt steigt seit den 1960ern, während die Unternehmensgewinne relativ zurückgegangen sind. Das ist die amerikanische Nachkriegs-Konsumentengeführte-Volkswirtschaft!

      Das Schöne daran ist die Finanzierung davon. Die Amerikaner haben nicht immer mehr von anderen Amerikanern gekauft ... sie haben stattdessen ausländische Waren gekauft, mit Dollar, die die Fed gedruckt hat. Die Ausländer waren so nett, das Geld, das sie für ihre Waren erhalten haben, in US-Aktien und US-Anleihen zu investieren – womit sie das amerikanische Leistungsbilanzdefizit finanziert haben.

      Was für ein großartiges System für die USA! Wenn das nur für immer andauern könnte. Das ist allerdings das Problem. Nichts ist für ewig.

      "Unternehmensgewinne und Unternehmensinvestitionen sind so stark wie noch nie seit den 1930ern zurückgegangen", so ein Artikel im Economist letzten Herbst.

      Ist das ein Wunder?

      Die Gewinne gehen zu den ausländischen Produzenten. Und auch die amerikanischen Angestellten sind deshalb nicht reich geworden. In den letzten 30 Jahren sind die realen Löhne (also die inflationsbereinigten Löhne) in dieser gesamten Periode nur um 10 % gestiegen, von 32.522 Dollar 1970 auf 35.864 Dollar 1999 (in Dollar von 1998).

      Und jetzt gibt es einen Bericht, der zeigt, dass die Gesundheitskosten explodieren – alleine im letzten Jahr stiegen sie um 8,7 %. Ist es da ein Wunder, dass die Unternehmen zurückhaltend sind, wenn es darum geht, neue Arbeiter einzustellen? Ist es da ein Wunder, dass die Konsumenten es immer schwieriger finden, das Geld doppelt oder dreifach so schnell auszugeben, wie sie es verdienen?

      Wenn etwas nicht für immer so weitergehen kann, dann wird es das auch nicht – um mit Herbert Stein zu reden. Früher oder später ist der amerikanische Konsument erschöpft, er geht Pleite und kann nicht mehr weiter so stark konsumieren. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Sie darauf hinweise ... aber die Zeichen, die für eine Abschwächung der Konsumausgaben sprechen, häufen sich. Die Autoverkäufe gingen im letzten Jahr zurück – trotz der ganzen Anreize. Die Weihnachtssaison war in den USA ein Desaster. Und die Immobilienumsätze könnten dieses Jahr um 10 % fallen, so ein Report aus Houston.

      Aber es gibt ja noch den 600-Milliarden-Dollar-Plan von der Bush-Administration. Das sollte genug sein, um die Weltwirtschaft laufen zu lassen, oder?

      "Es klingt nach einer Menge Geld", so ein Artikel im International Herald Tribune, "aber in einer Weltwirtschaft, die jedes Jahr Waren für 40 Billionen produziert, ist das nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein."

      Alles kommt irgendwann zu seinem Ende, sogar die Welt, wie wir sie kennen. Mehr dazu weiter unten ...
      _________________________________________________



      Sind Aktien langfristig wirklich die beste Anlageform?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Botschaft, die vom Goldmarkt kommt, ist klar: Vorsicht vor Inflation! Die Fed von Alan Greenspan hat es nicht geschafft, die US-Wirtschaft wieder zu beleben. Aber sie könnte es schaffen, die Inflation wieder zu beleben. Die Zeichen dafür mehren sich ...

      Nach drei Verlustjahren am Aktienmarkt könnte es sein, dass die Investoren nicht mehr ganz so zuversichtlich ("Kaufen um jeden Preis") sind. Aber ihr Vertrauen in die langfristige Aktienanlage ist ungebrochen. Dabei sind Aktien nicht zwangsläufig "langfristig" die bessere Anlage.

      "Der S&P 500 hat in den letzten 5 Jahren durchschnittlich 0,6 % Verlust eingefahren", so das Magazin Barron`s, "während die 10jährigen US-Anleihen durchschnittlich 8,55 % pro Jahr Gewinn eingefahren haben. Knapp wird es, wenn man sich die letzten 10 Jahre ansieht: Dann steht es 9,34 % Plus für die Aktien und 8,36 % Plus für die Anleihen (jeweils Durchschnittswert pro Jahr). Auf 30-Jahressicht haben wir 10,68 % Plus für die Aktien und 10,11 % Plus für die Anleihen."

      Das ist doch irgendwie witzig, oder? In den letzten 5 Jahren haben die langweiligen alten Anliehen die Aktien übertroffen, besonders diese super-aufregenden Technologieaktien. Und ein Investor, der die letzten 30 Jahre nur Fernsehen gesehen hat und Anleihen gekauft hatte, hat fast genauso gut abgeschnitten wie ein Investor, der Tag für Tag die Kurse am Aktienmarkt verfolgt hat.

      Und dennoch wird an der Wall Street immer noch die alte Leier heruntergespielt: Aktien sind langfristig die beste Kapitalanlage. Das stimmt nur zum Teil: Denn wenn man einsteigt, wenn die Aktien relativ hoch bewertet sind, dann kann es lange dauern, bis man überhaupt Gewinne macht. Historisch gesehen waren Aktien immer dann ein sensationelles Investment, wenn man sie billig gekauft hat. Aber sie waren ein lausiges Investment, wenn man zu Höchstkursen von Spekulationsblasen kaufte. Das ist ja auch offensichtlich – "hoch zu kaufen" ist weniger erfolgreich als "niedrig zu kaufen". Aber diese Binsenweisheit ist eine, die der größte Teil der Wall Street offensichtlich ignoriert.

      Auch jetzt wird das ignoriert. Trotz den Nachwirkungen der Spekulationsblase der späten 1990er und trotz der Tatsache, dass die Aktien immer noch hoch bewertet sind, regieren derzeit die Bullen.

      Leider werden die Bullen 2003 genauso bluten müssen wie 2002 – das ist jedenfalls die Meinung von Doug Cliggot. Dieser Mann war der einzige unter den großen Wall Street-Analysten, der letztes Jahr Kursverluste prognostizierte. Seine Prognose am Jahresanfang 2002 lautete, dass der S&P 500 das Jahr mit 950 Zählern bzw. 17 % Verlust beenden würde. Cliggot ist übrigens immer noch bei JP Morgan angestellt. Auch für 2003 bleibt er auf der Bärenseite: "Ich kann keinen Grund dafür sehen, der diese hohe Bewertung rechtfertigen würde." Das kann ich auch nicht.

      Es stimmt, dass teure Aktien manchmal noch weiter steigen, in temporären Anflügen von Euphorie. Aber erst wenn es solche temporären Anflüge von Euphorie nicht mehr gibt und die Aktien einen letzten Kursrutsch hinnehmen mussten, dann ist es Zeit, mit beiden Händen zu kaufen. Aber da sind wir noch nicht, wie uns Jim Grant erläutert.

      "Man findet ein sicheres und gewinnbringendes Investment normalerweise nicht da, wo die anderen suchen", so Grant. "Was sicher erscheint, ist oft sehr riskant, wie die Aktien im März 2000 ... auf der anderen Seite können Anlagen, die riskant aussehen, sicher und gewinnbringend sein. Paradoxerweise ist ein total ausgebombter Aktienmarkt, der seinen Boden erreicht hat, einer der sichersten Häfen. Wenn der wirkliche Boden erreicht ist (was noch nicht der Fall ist), dann werden die Bullen nicht glauben, dass die Aktien kurz- oder mittelfristig wieder steigen werden. Und langfristig wollen sie nichts mehr von Aktien hören."

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      Auszug
      on unserem Korrespondenten Bill Bonner

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Technologieaktien mussten extrem bluten. Ist es jetzt Zeit, sie zu kaufen? Die Mamas und Papas der breiten Anlegerschichten mögen das denken, aber was machen die Insider? Alan Abelson schreibt dazu im Magazin Barron`s: "In den letzten 6 Monaten gab es (bei den Top 10 Technologiegesellschaften) 137 Verkäufer und drei – das ist richtig, drei – Käufer. Die Käufer haben insgesamt 92.000 Aktien gekauft, während die Verkäufer insgesamt 47,6 Millionen Papiere abgestoßen haben."

      Jede Gleichstellung zwischen den heutigen Käufern und realen Kapitalisten ist eine kriminelle Personifizierung.
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      Große Erwartungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was ist mit dem Gold? Sie kennen meine Meinung. Ich weiß nicht, ob der Goldpreis steigen oder fallen wird, aber er sollte steigen.

      Heute beschäftige ich mich wieder mit dem "SOLLTE" – und ich hoffe, dass ich mehr von den Geheimnissen des Lebens entdecke.

      Dieses "SOLLTE" ist wie eine Person, die einem Sonntag Morgens mit den Worten "Ich hab es Dir gesagt" Aspirin gibt ... die einem sagt, was für ein Idiot man doch ist ... und die einen warnt, was passieren wird, wenn man so weiter macht. "Du bekommst das, was Du verdienst."

      Ein Mann, der sich von diesem "SOLLTE" herumkommandieren lässt, ist allerdings meiner Meinung nach kein richtiger Mann. Er ist ein Schwächling ... ein logisches, rationales, vernünftiges Weichei. Gottseitdank lassen sich die meisten Männer nicht einfach so herumkommandieren. Stattdessen tun sie nicht das, was sie tun SOLLTEN, sondern das, was sie wollen. Der Gruppenzwang oder ihre privaten Wünsche führen dazu, dass sie sich regelmäßig zu Idioten machen.

      Natürlich hat dieses "SOLLTE" Recht; diese Männer erhalten das, was sie verdienen. Aber manchmal ist es das wert.

      Die modernen Volkswirte der amerikanischen Schule glauben nicht mehr an dieses "sollte". Sie würdigen den moralischen Anspruch dieses "sollte" nicht mehr und ignorieren es. Für diese Ökonomen ist die Wirtschaft eine große Maschine ohne Seele, ohne Herz ... es gibt kein richtig und kein falsch. Es hängt nur davon ob, wie man die Schalter und Hebel bedient.

      Die Natur der Volkswirtschaftslehre hat sich in den letzen 200 Jahren komplett verändert. Wenn Adam Smith bereits Visitenkarten gehabt hätte, dann hätte auf ihnen vielleicht "Moral-Philosoph" und nicht "Volkswirt" gestanden. Smith sah die "unsichtbare Hand Gottes" auf den Marktplätzen. Er versuchte zu verstehen, wie die Wirtschaft funktionierte, und er suchte nach den "sollten". Immer und überall bekommen die Leute das, was sie verdienen, hätte Smith sagen können. Und wenn nicht ... dann sollten es zumindest so sein!

      Heute hat diese "sollte"-Schule der Ökonomie wenige Anhänger und noch weniger Lehrer. Nur hier in unserem Büro ist diese Flamme noch am Leben, flackernd. Die meisten Volkswirte sehen diese Denkweise nur einen Schritt von Zauberei entfernt.

      Paul Krugman beginnt seine Kritik an der "sollte"-Schule mit folgenden Sätzen: "Es ist die Idee, dass Abschwünge der Preis für Booms sind, und dass das Leiden, das eine Volkswirtschaft in einer Rezession durchmachen muss, eine notwendige Strafe für die Exzesse der vorhergegangenen Expansion ist ... Diese Theorie ist pervers überzeugend – nicht weil sie einfache Lösungen anbietet, sondern weil sie das nicht tut", schrieb Krugman im Dezember 1998.

      "So kraftvoll diese Verführungen sein mögen, man muss ihnen widerstehen, denn diese Theorie ist desaströs falsch ..." so sein Fazit.

      In Krugmans mechanischer Welt gibt es keinen Platz für das "sollte". Wenn die Monetaristen der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre oder Japans der 1990er ihre Maschinen nicht mehr zum Laufen gebracht haben ... dann lag das in ihren Augen nicht daran, dass unsichtbare Hände im Spiel waren, oder dass moralische Prinzipien berücksichtigt werden mussten, ... sondern nur daran, dass man dann wohl ein paar falsche Knöpfe der Maschine gedrückt hatte!

      Für Krugman ist es völlig unverständlich, dass es vielleicht keine Knöpfe mehr geben könnte ... und er ist nicht alleine. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben die Massenmärkte und die Massendemokratie das "sollte" Schritt für Schritt aus der Politik und den Märkten vertrieben. Wenn ein Mann im 19. Jahrhundert Pleite ging, dann betrachteten seine Freunde und seine Familie das als persönliches, moralisches Scheitern. Sie dachten, dass er irgendetwas nicht hatte, was er hätte haben sollen. Er spielte. Oder er trank. Er gab sein Geld zu freimütig aus. Er musste irgendetwas getan haben.

      Aber als sich die Volkswirtschaften kollektivierten, wurde das Risiko des Scheiterns vom Individuum auf die Gruppe verteilt. Wenn ein Mann in den 1930ern Pleite ging, dann war es nicht mehr seine Schuld; er konnte die Weltwirtschaftskrise und die Depression dafür verantwortlich machen. Wenn die Leute arm waren, dann war das nicht mehr ihre Schuld; es war die Schuld der Gesellschaft, die es nicht geschafft hatte, ihnen Jobs zu geben. Wenn die Investoren Geld verlornen, dann war das nicht mehr ihre Schuld ... sondern die Schuld der Fed ... oder der Regierung. Wenn die Konsumenten zuviel Geld ausgaben ... wessen Schuld war das? Die Fed hatte die Zinsen zu tief gesenkt ... oder irgendetwas anderes.

      In jedem Fall erkannten die Massen kein persönliches Scheitern. Stattdessen war das Scheitern kollektiv und technisch ... die Mechaniker hatten wohl die falschen Schalter benutzt. Das "sollte" verschwand.

      In der Politik erkannten die Massen keine höhere Autorität mehr als den Willen der heiligen Mehrheit. Egal was diese Mehrheit entschied, zu tun – wie konnte es "falsch" sein?

      Auch bei den Märkten setzte sich diese Denkweise durch. Ökonomen gewannen einen Nobelpreis dafür, dass sie zeigten, dass die Massenmärkte niemals falsch liegen könnten. Die sogenannte Theorie der perfekten Märkte demonstrierte, dass die Einschätzung von Millionen Investoren immer richtig sein müsse.

      Die ganze Methode der modernen Ökonomie ging weg von der Untersuchung, was ein Individuum machen sollte, ... hin zu statistischer Analyse. "Es ist mehr als ein Körnchen Wahrheit in der These, dass in einer Gesellschaft von Statistikern die Freiheit und die Individualität wahrscheinlich zunehmend verschwinden", schrieb M.J. Moroney in seinem Buch "Fact From Figures".

      "Historisch gesehen sind Statistiken nicht mehr als ein System, bei dem die Unterschiede zwischen Individuen eliminiert werden, indem man den Durchschnittswert nimmt", erklärt Moroney. "Das wurde dazu genutzt – und wird es immer noch –, um den Herrschenden zu sagen, wie tief sie ihren Untertanen in die Taschen greifen können."

      Ökonomen haben an zahlreichen Stellen der großen Maschine "Wirtschaft" Sensoren platziert, als ob sie einen Automotor untersuchen würden. Abhängig von den Informationen bestimmen sie die Höhe der Leitzinsen, ... oder wie viel neues Geld in die Wirtschaft gepumpt wird.

      Natürlich ist das eigentlich absurd. Denn hätte ein perfekter Markt nicht die Zinsen schon von selbst auf das Niveau dirigiert, was optimal wäre?

      Der Goldpreis ist zuletzt wieder über die Marke von 350 Dollar pro Unze gestiegen. Was wird Morgen sein? Ich weiß es nicht. Aber ich leite zu einem anderen Thema über: Denn je mehr das "sollte" von Volkswirten und Investoren ignoriert wurde, desto wichtiger wurde "moral hazard". Was sich hinter diesem Begriff verbirgt – nächste Woche. Bis dahin wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.





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      schrieb am 10.01.03 22:01:12
      Beitrag Nr. 1.641 ()
      Inside Wall Street


      Kolumne: Der Kunde kauft nicht, der Aktionär trotzdem


      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Die Wall Street will nach oben, und offensichtlich hat man sich zum neuen Jahr einen ganz besonderen Vorsatz gefasst: Wir kaufen, auch wenn überhaupt nichts dafür spricht. Am Donnerstag ist das so, und der Trend fällt vor allem im Einzelhandel auf, wo die Aktien eifrig klettern, obwohl die Umsatzzahlen zum Teil befriedigend, zum Teil schlicht erschreckend sind.


      NEW YORK. Die guten Nachrichten zuerst. Also,... Moment... ach ja, hier: JC Penney weist für den Dezember ein Umsatzplus von 3,4 % aus. Das könnte zwar daran liegen, dass die Billigkette seit Jahren Marktanteile verloren und schwache Umsatzzahlen veröffentlicht hat und also niedrige Vergleichzahlen zu schlagen waren, aber ein Plus ist halt ein Plus.

      Bei Sears unterdessen fielen die Umsätze lediglich um 4,6 % – und damit um etwas weniger als Experten befürchtet hatten.

      Beim weltgrößten Einzelhändler sind die Umsätze in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, um 3 % gestiegen. Das ist ebenso hoch wie das Management angekündigt hatte – nachdem man im Dezember angesichts eines erschütternd schlechten Weihnachtsgeschäfts zweimal die Erwartungen gesenkt hatte. An den Prognosen für das Quartal hält man nun fest – sie sind von einem ursprünglich angepeilten Wachstum von bis zu 5 % ja ohnehin auf nur noch 2 bis 3 % geschrumpft.

      An „guten“ Nachrichten war’s das dann auch schon – durchaus dürftig zwar, aber einigen Optimisten reicht’s offensichtlich.

      Nun zu den wirklich schlechten Nachrichten, aus denen selbst euphorische Beobachter nur mit Mühe Kauflust destillieren können. Die Modekette Ann Taylor bilanziert ein Umsatzminus im Dezember von 14 %. Der Spielzeughändler Toys R Us wird nach einem Umsatzrückgang um 1 % wohl die Quartalsprognosen verfehlen, auch beim Department Store Kohls läuft man den Erwartungen chancenlos hinterher. Der teure Ausstatter Williams-Sonoma warnt für das Quartal ebenso wie die Luxusmodekette Saks, und sogar der Discounter Target, der in Zeiten einer schwachen Konjunktur bislang noch ganz gut lief, erklärt seine Prognosen für „gefährdet“.

      Wie desolat der amerikanische Einzelhandel wirklich da steht, zeigt der historische Rückblick. Mit einem Umsatzplus von 1,5 % im Weihnachtsgeschäft bilanziert die Branche die schlechteste Saison seit mehr als dreißig Jahren. Das geht aus den Berechnungen der Bank of Tokyo-Mitsubishi und der UBS Warburg hervor, die gemeinsam den zuverlässigsten Einzelhandels-Index betreuen.

      Analysten sind ratlos: „Das Weihnachtsgeschäft war nun noch schwächer als wir ohnehin befürchtet hatten“, meint Martin Bukoll von Northern Trust. „Die Ergebnisse auf Jahressicht werden wohl enttäuschend ausfallen.“ Für die meisten Einzelhändler geht das Fiskaljahr mit dem 31. Januar zu Ende – danach dürften sich viele CEOs und Finanzchefs warm anziehen, denn Aktionäre dürften unangenehme Fragen stellen.

      Apropos warm anziehen – vielleicht trägt ein neuer Konkurrent zu den Umsatzrückgängen in der Branche bei: Apple. Der Computerbauer hat jetzt einen Anorak vorgestellt, der dem winterlich eingemummelten Kunden nicht nur Wärme bietet sondern auch Entertainment. In der Innentasche steckt der iPod, über eine Eingabefläche auf dem rechten Ärmel lassen sich 3000 Songs direkt anwählen, die dann digital ins Ohr strömen und die Zeit am Skilift verkürzen oder beim einsamen Spaziergang für gute Laune sorgen.

      Doch ein Blick auf die Wintermode in New Yorks Straßen deutet nicht gerade auf einen erfolgreichen Markteintritt Apples in der Bekleidungsbranche hin – der Anorak dürfte ein Sammlerstück für Tech-Freaks bleiben. Für ganz andere Freaks schneidert unterdessen Hot Topic mit Erfolg. Die Teenie-Kette hat sich auf die Jünger der „Goth-Kultur“ spezialisiert und bilanziert für Dezember ein Umsatzplus von 10,6 %. Es ist durchaus vorstellbar, dass Eltern heutzutage den Kids die düstere Mode durchgehen lassen, weil sie ihre Konjunktursorgen reflektiert.

      Andererseits scheint man an der Wall Street so besorgt nicht zu sein. Die Aktien der Einzelhändler gehören wider Erwarten zu den stärksten Papieren im Donnerstagshandel. Der Branchenindex steht mit 2,6 % im Plus, einzelne Unternehmen stehen mit 5 bis 8 % im Plus.


      HANDELSBLATT, Freitag, 10. Januar 2003, 08:01
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      schrieb am 10.01.03 22:03:26
      Beitrag Nr. 1.642 ()
      Kommentar:



      Dem Kollaps näher


      Von Stephan Lorz

      Die rhetorische Vernebelung eines Tarifabschlusses gehört zur Dramaturgie solcher Verhandlungen. Und so haben sich die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes in der Nacht zum Freitag zwar auf Lohnsteigerungen in drei Schritten von 2,4 und zweimal je 1 % geeinigt. Durch die unterschiedliche Einrechnung von Laufzeiten, Einmalzahlungen, Urlaubstage und die künftig später erfolgenden Gehaltsauszahlungen kommen sie jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen, die - wen wundert`s? - die jeweilige Klientel beruhigen sollen. "Effektiv" habe man unter 2 % abgeschlossen, beschwichtigen die Arbeitgeber. "Im Volumen" liege man bei 3 %, heißt es dagegen stolz bei Verdi.
      Doch egal, wie viel Nebelkerzen die beiden Lager auch abschießen: Der Abschluss stellt so oder so eine enorme Belastung für die öffentlichen Kassen dar. Im laufenden Jahr, so hat das Bundesfinanzministerium ausgerechnet, sind es 2,5 Mrd. Euro, 2004 dann nochmals 2,9 Mrd. Euro, die zusätzlich für die Gehälter der öffentlich Bediensteten aufgebracht werden müssen. Gegenfinanziert werden kann diese Summe entweder durch zusätzliche Sparanstrengungen, durch eine weitere Schuldenaufnahme oder durch so genannte Einnahmeverbesserungen, sprich: Steuererhöhungen. Jede dieser Optionen bringt unser Gemeinwesen aber näher an den ökonomischen Kollaps heran.

      Sparanstrengungen werden vor allem den Städten und Gemeinden abverlangt, die unter dem Tarifabschluss aufgrund der großen Zahl der Kommunalbediensteten am meisten leiden. Ihre Kassen sind zudem weiter ausgeblutet als die der anderen Gebietskörperschaften. In den vergangenen Jahren hatten sie bereits die investiven Ausgaben zurückgefahren, was über den Bausektor die deutsche Konjunkturkrise weiter verschärfte. Der nächste Schritt wären Entlassungen auf breiter Front, was zuerst die Sozialkassen und dann - über höhere Sozialbeiträge - auch die deutsche Wirtschaft insgesamt belasten würde. Und so bleibt wohl nur die zusätzliche Schuldenaufnahme. Die aber würde das Risiko, dass Deutschland auch im kommenden Jahr die Defizitquote bricht, weiter erhöhen. Der Schaden wäre riesig.

      Womöglich kommt es aber doch wieder zu "Einnahmeverbesserungen" - nach den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen, versteht sich. Den kommunalen Finanzopfern müsse geholfen werden, könnte die Argumentation etwa lauten. Es komme schließlich auch den Bürgern zugute, wenn keine Freibäder mehr schließen müssten. Und deshalb seien Steuererhöhungen auch in ihrem Sinne. So manches unionsregierte Bundesland könnte dem angesichts seiner eigenen prekären Haushaltslage etwas abgewinnen.

      (Börsen-Zeitung, 11.1.2003)


      Börsen-Zeitung, 11.1.2003




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      schrieb am 10.01.03 22:15:51
      Beitrag Nr. 1.643 ()
      S&P Analyse
      Hektische Wochen stehen bevor


      Von David Roche von Independent Strategy

      10. Januar 2003 Machen Sie sich bereit für die letzten Januarwochen - sie könnten recht hektisch werden. Geopolitische Ereignisse, schwache makroökonomische Daten und möglicherweise enttäuschende Unternehmensergebnisse werden die US-Aktien belasten. Wir behalten unsere Short-Position in globalen Aktien bei. Einzige Ausnahme: Asien ohne Japan.

      Die letzten beiden Januarwochen werden für Fondsmanager und Anleger recht hektisch werden. Eine potenziell gefährliche Mischung aus geopolitischen Ereignissen, Unternehmensergebnissen und schwachen makroökonomischen Daten wird den Ton für die Entwicklung der globalen Aktienmärkte in der ersten Jahreshälfte 2003 angeben. Wir behalten unsere Short-Position in globalen Aktien (mit Ausnahme von Asien ohne Japan) bei.

      Geopolitische Risiken bleiben bestehen

      Erstens wird Präsident Bush in seiner Rede zur Lage der Nation am 28. Januar - unabhängig davon, was die UN-Waffeninspektoren berichten - weiter bekräftigen, dass für Saddam der „Tag der Abrechnung“ bevorsteht. Möglicherweise kündigt er bei dieser Gelegenheit gleich den erwarteten Militärschlag gegen den Irak an.

      Wenn sich die Geschichte des ersten Feldzugs gegen den Irak im Jahr 1991 wiederholt, dann könnte mit Beginn des Kriegs eine Aktienrally mit Kurssteigerungen um rund 20 Prozent einsetzen. Wir gehen aber davon aus, dass dies nicht von Dauer sein wird. Die politischen Auswirkungen eines Irak-Kriegs sind schwer einzuschätzen; für die globale Antiterror-Koalition könnte er eine Zerreißprobe bedeuten. Darüber hinaus wird auch der schwelende Disput mit Nordkorea über Pjöngjangs Atomprogramm zur Unsicherheit in den kommenden Monaten beitragen. Die geopolitische Risikoprämie auf Aktien wird also zurückkehren.

      Makroökonomisches Umfeld in den USA weiterhin schwach

      Zweitens wird sich das makroökonomische Umfeld nicht verbessern. Das vor kurzem angekündigte Steuersenkungspaket von Präsident Bush wird daran nicht viel ändern. Zudem werden die Aktienanleger von den Daten, die im Januar veröffentlicht werden, keine Besserung erwarten können.

      Nach einer kräftigen Expansion im 3. Quartal 2002 stagnierte das reale BIP-Wachstum der USA im letzten Quartal. Die herrschende Ungewissheit über die Sicherheit der Arbeitsplätze hat das Verbrauchervertrauen beschädigt. Es war daher keine Überraschung, dass das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel enttäuschend ausfiel. Jetzt könnte das frostige Wetter dem einzigen Wirtschaftsbereich geschadet haben, der boomt - dem Hausbau.

      Die Ergebnisse der Unternehmen für das vierte Quartal werden gegen Ende des Monats bekannt gegeben. Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach hinter den Erwartungen zurückbleiben. Im 3. Quartal 2002 stiegen die Gewinne um circa sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das war aber zu einer Zeit, als die Konjunktur noch ein annualisiertes Wachstum von vier Prozent aufwies. Die Konsenserwartungen gehen für das 4. Quartal 2002 von einem Gewinnwachstum von rund 15 Prozent aus - mehr als doppelt so viel wie im 3. Quartal 2002. Das reale BIP ist aber im letzten Quartal wahrscheinlich nur um ungefähr 0,5-1 Prozent gestiegen. Bei den Gewinnen besteht also viel Raum für Enttäuschungen.

      Es wäre möglich, dass die Unternehmensgewinne mit Mühe und Not die jetzigen Erwartungen erfüllen. Doch selbst wenn dies eintreten sollte, lägen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse immer noch im hohen 20-er Bereich und damit weit über jeder fairen Bewertung. Und die Kriegs- und Ölpreisprämie wird weiterhin einen großen Einfluss auf die Aktienkurse ausüben. Deshalb verhalten wir uns vorsichtig und behalten unsere Short-Position in US-Aktien bei.

      Text: @wiz
      Bildmaterial: Independet Strategy
      faznet.de
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      schrieb am 13.01.03 14:19:54
      Beitrag Nr. 1.644 ()
      Ausblick 2003



      Aktienmarkt

      Das Jahr 2003 wird weiter von fallenden Aktienkursen begleitet werden.


      Das von George Bush verkündete Wirtschaftsprogramm mit 674 Mrd. USD über einen Zeitraum von 10 Jahren wird schwierig durchzuführen sein, denn die Regierung muss wieder erhebliche Schulden machen. Die FED muss dazu die "Gelddruckmaschine" anwerfen. Inflation wäre die Folge. Es bleibt abzuwarten, wie der Kongress dazu entscheidet. Unabhängig davon tendieren Aktienmärkte weiter negativ.

      Ein Irak Krieg wird den Aktienmarkt ebenfalls belasten. Die Überbewertung der Aktien tut ihr übriges. Wir rechnen mit einer Fortsetzung des Bärenmarktes.

      Intermittierende Rallies werden wie gewohnt vorkommen, ebenso Crashs.



      http://www.evotrade.de/Risiko/Site_Map/Halluzinationen/PF-CH…
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      schrieb am 13.01.03 16:35:14
      Beitrag Nr. 1.645 ()
      Avatar
      schrieb am 13.01.03 22:01:42
      Beitrag Nr. 1.646 ()
      Two Down, Two to Go or maybe Two Up, Two to Go

      Out From Under the Camouflage

      by Don R. Hays

      Summary: I watch many indices, but the Biggie’s in my mind are the Dow
      Industrials, the S&P 500, the NASDAQ Composite and 100. But for
      the very first time since March 2002, the NASDAQ Composite and
      100 indices have moved above the very widely-watched 200-day
      moving average. The DJIA and S&P 500 has not . . . .yet, but closing
      in. With the lower volume in December, the short interest ratio was at the
      lowest level in 5 years, so penetration of this trading trigger level should
      start the hedge funds covering shorts.
      Market Bottoms and Market Tops are processes, and not an event.
      The 15-day moving average of the total put/call ratio is showing that this
      process is close to finally start being eaten away. In bear markets, the
      trend of fear continues to move up, then begins a “changing of the guard”
      period, and then comes out from under the camouflage with the rallies
      starting to eat away this fear. We include our chart to show this transition
      close to the point when the herd starts to turn optimistic, just in time for the
      campaigning season to heat up in the 3rd and 4th year of the Presidential
      Election cycle.
      Dr. Copper is giving a loud applause to the new tax proposal. We’ll
      show the chart here of a very significant bottom formation in the price of
      copper, which is great anecdotal evidence that the economy is coming
      back, and has been biding its time. Not good, but not really bad for some
      time.
      The Sector’s vs. their 200-day moving average is sending a message
      as well. The message is that your areas of buying interest should be in
      the financial, healthcare, information technology, and telecommunication
      stocks.
      Okay, my friends, another great week. I hope you have spent the week-end getting rid
      of the imbalances in your life that this crazy focus on the markets sometimes does to us.
      I know it sure does for me, and I covet those week-ends. I have never liked, or seldom
      worked on Saturday or Sunday, simply because I need the rebalancing. But this
      Monday morning I really am refreshed, and ready to go.
      I wouldn’t be surprised if some of my refreshed spirit is also a result of the fantastic
      penetration of the NASDAQ indices (the Composite and 100) moving up through their
      200-day moving average on the same day that the employment news was being
      January 13, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 2
      interpreted so negative right out of the box. That upside break-out (especially on
      negative news) was a very good sign that will start the short-covering and refocusing by
      the traders into longs instead of shorts.
      But the real fireworks will not be there in total until the S&P 500 and the Dow Industrials
      follow along. They are not far away (the Dow’s current level is 8785 and the 200-day is
      at 8935-1.7% away, and the S&P 500 is at 927.57 with its 200-day moving average at
      950.60—2.5% away), so any big news this week, or the natural effect from the
      NASDAQ’s crossing could easily start that process this week.
      The current classic reverse head-and-shoulders chart evolution should go down in
      every chart text book in the world, as this major bear market is going through its process
      to end this long discouraging time. Incidentally, and potentially adding even more fuel
      to the fire, is that if the S&P 500 and the Dow do move up through their 200-day moving
      average, it is almost exactly the same levels that will produce an upside break-out from
      the reverse head-and-shoulders chart patterns. Have you ever seen a mob trying to all
      get into a room at one time, through a limited entrance way? That is what these types
      of situations produce.
      Of course, there also has to be some fundamental excuse. And what would be better
      than the most progressive, growth-oriented tax proposal of all modern day history to
      give that excuse. The “process” continues. This has really been something. The
      economy was showing every indication that it was recovering before 9-11, but that
      single event totally changed the world, as layers and layers of fat were frantically cut
      from the corporate skeleton. That also was the event that allowed the tax proposal that
      is now begin floated to be introduced, as the economy and consumer confidence had a
      big renewed sinking spell. With the headlines spouting worries of deflation and doubledip,
      what better stage could be built to sell the need for this new supply-side stimulus to
      the economy?
      This process has very slowly but surely unfolded. No-one could have set this up better,
      even in their wildest imagination, to set the stage for the strongest growth secular trend
      in world history.
      Look at how the price of Copper, one of the best industrial metals to gauge the real
      economic trends, has acted during all this time.
      January 13, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 3
      This is a 2-year chart, but if we had chosen to expand that to a 5-year chart, you would
      see that the low in the wake of that 9-11 disaster was almost exactly the same low
      made in 1999. From that double-bottom, it rebounded with the very abundant monetary
      liquidity that pushed the yield curve to one of the steepest configurations in modern-day
      history. That was very good economic news. But in June of last year, as the stock
      market was tanking once again, the price of copper had a little “soft” spot, coming back
      until the Fed once more primed the pump. Incidentally, this was very coincident with the
      trend of the 13-week growth of the MZM money supply. With the new monetary
      liquidity, Dr. Copper began its ascent once again, and you can readily see that with the
      tax proposal last week it is now close to breaking out as well. I am guessing all these
      “break-outs” will come in a coincident celebration.
      Isn’t it amazing how the “process” unfolds? Let’s now take a look at one of the best
      gauges on this.
      January 13, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 4
      This is a fantastic chart in my opinion to tell the story of the last 12 years. You can see
      how Greenspan’s negative outlook and bad economic theories, i.e. NAIRU level of 6%,
      scared the investment community so intensely in 1994. The market spent a year from
      that time in the process. The Dow actually made its low in March, 1994, but the process
      took almost two years before the entire process played out. The entire bull market from
      that 1994 panic climbed the wall of worry, and gradually turned all those pessimists of
      1994 into optimists by the time it bottomed out in March 2000. The wall was destroyed.
      The bulls had no support left to climb.
      The next three years were spent rebuilding the support. Rallies came and went but
      never were able to break that up-trend until finally in August 2002, the breaking under
      that up-trend line was sending a message that the “process” was beginning to end this
      bear market. You can see though, that instead of dark turning immediately into bright
      sunshine, it actually had a little more negative action to shake the tree. The big sharp
      decline that produced the left shoulder of that reverse head-and-shoulders pattern (July
      23, 2002) also produced a new peak level of fear, and then one more even higher panic
      attack at the October 9th “head.” Despite the higher fear, and the lower low in many of
      the indices, the volume began to really decline. The “process” had shook all the sellers
      out of the tree. This is very normal of the “process.”
      If this process continues the way I expect, a penetration of that horizontal line in this 15-
      day moving average will begin a great cyclical bull market that will eventually bring the
      public investor back to the game. The process is about to come out from under the
      camouflage.
      Aren’t election cycles fantastic? You can almost always take it to the bank. The last
      two years of the Presidential election cycle is much more likely to produce good news.
      No I don’t think it is an accident that the bulk of the new tax cut proposal is timed to kick
      in almost exactly as the Presidential election campaign is slated to be cranked up—in
      January 13, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 5
      16 more months. Maybe, just maybe, some of the lessons gleaned from 41’s losing
      Presidential re-election campaign have been learned by 43. But there is still one more
      big potential negative that played havoc for 41’s campaign, that might have to be
      removed. That negative is spelled G….R….E….E…..N….S…..P…..A…..N!! Some
      have speculated that the biggest mistake that Trent Lott made was supporting Kemp in
      41’s run for President. If there is a kernel of truth there, I am guessing that Greenspan
      might be the next to be pressured to go off into his well-deserved retirement.
      Of course, you never shoot off the fireworks until you’re sure that the referee isn’t going
      to call a penalty or hadn’t called time-out. Yes, since you mention it, those Titans are
      fantastic. Now that I’ve embittered all you Steeler fans, let’s get back to our knitting.
      Sector selection is very important I believe. In our managed accounts, we had
      purchased a pretty significant position in the Index Exchange Traded Funds at the July
      23rd and October 9th bottom. That had reduced our asset allocation cash level that had
      grown slightly as the process unfolded leading up to those lows. I wanted to be in the
      market, but at the same time I wanted to let the market tell me which sectors would be
      favored. As this reverse head-and-shoulders in the major indices evolved, the market
      has given very strong hints that the major beneficiaries would be the financial,
      healthcare, information technology, and telecommunication sectors. If you have a chart
      package, you will see that in each of those sector charts, they have already moved
      above their 200-day moving average as well, and the other sectors have not.
      As I told you we would do in Friday’s market comment, we used that temporary
      weakness in the morning to put the rest of our relatively small cash position, and a big
      percentage of that ETF position, into individual stocks in those sectors. I have to admit
      that I am still slow walking getting back into telecommunications, since I am having a
      little trouble finding stocks in which their potential problems don’t override my
      appreciation expectations. But that might be my bias that will be proven to be too
      cautious, so you be the judge.
      Okay, my friends, cheer for the good news, and do your part to put those indices
      through their 200-day moving averages. I’ll be back with you on Wednesday morning.


      Die entsprechenden Charts kann ich aus technischen Gründen leider nicht mitliefern.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 00:23:54
      Beitrag Nr. 1.647 ()
      Die Gefahr einer Dollar-Krise wächst“

      Europa-Volkswirt der Deutschen Bank: Der Eurokurs steigt weiter – Probleme nicht durch den Wechselkurs lösen
      Frankfurt/Main - Der Euro steigt und steigt: In den vergangenen sechs Wochen ist die Gemeinschaftswährung auf über 1,05 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit November 1999 geklettert. Gleichzeitig hat der Dollar gegenüber mehreren Währungen deutlich abgewertet. Sollte sich die Entwicklung in diesem Tempo fortsetzen, ließe sich eine Dollar-Krise kaum noch abwenden, meint Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank in London. Über die möglichen Folgen der Wechselkursentwicklung sprach der 49-jährige Ökonom mit Anja Struve.


      DIE WELT: Stecken wir in einer Dollar-Krise?


      Thomas Mayer: Ich hoffe nicht. Ich vermute, dass die aktuelle Entwicklung an den Devisenmärkten nur vorübergehend ist, ausgelöst durch die Unsicherheit über die Lage im Irak und die künftige Dollar-Politik des neuen US-Finanzministers. Wenn das stimmt, sollte die jüngste Euro-Rallye schon bald wieder durch eine kleinere Korrektur abgelöst werden.


      DIE WELT: Das klingt nicht sehr überzeugt.


      Mayer: Die Gefahr einer Dollar-Krise wächst. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entwicklung der letzten Wochen bereits der Vorbote eines schnell stürzenden Dollars war. Wenn sich die Abwertung in diesem Tempo fortsetzt, bekommt die Weltwirtschaft ein Problem. Ich glaube allerdings, dass wir diese Risikozone noch nicht erreicht haben.


      DIE WELT: Was macht Sie so zuversichtlich?


      Mayer: Bisher gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass die US-Konjunktur der Grund für die Dollar-Schwäche ist. Vielmehr gelingt es der US-Wirtschaft dank ihrer relativen Stärke immer noch, genug internationales Kapital anzuziehen, um ihr riesiges Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren. Problematisch würde es erst, wenn tatsächlich Zweifel an der Wirtschaftskraft Amerikas aufkämen und die Anleger weltweit ihr Kapital nicht mehr dorthin investierten oder sogar abzögen. Der Dollar würde dann fallen wie ein Stein.


      DIE WELT: Die Skepsis über die US-Konjunktur wächst doch.


      Mayer: Das schon. Aber was den Dollar weiter stützt, ist die Tatsache, dass sich die Konjunktur in der Euro-Zone immer noch deutlich schlechter entwickelt. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die US-Wirtschaft in 2003 und 2004 erneut schneller zulegt als die europäische. Das hält die Fantasie am Leben, dass auch künftig Anlagen in den USA höhere Renditen bringen.


      DIE WELT: Zumindest die Zinsdifferenz spricht längst für den Euro.


      Mayer: Sicher, die Gefahr, dass uns der Dollar unter den Händen schmilzt, wird dadurch erhöht, dass man derzeit relativ wenig für die US-Währung bekommt. Deshalb bleibt den Dollar-Optimisten auch nur die Hoffnung, dass die niedrigen Zinsen und die Konjunkturprogramme der Regierung das Wachstum in den USA endlich wieder beschleunigen.


      DIE WELT: Und wenn nicht?


      Mayer: Regierung und Notenbank in den USA haben ihren Spielraum genutzt, um die Wirtschaft mit Steuerkürzungen und Zinssenkungen in Gang zu halten. Allerdings hat die Regierung Bush nun ihre letzte Karte ausgespielt: Noch mehr Ausgaben und damit wachsende Haushaltsdefizite wird sie sich nicht erlauben können. Andernfalls könnten die Märkte befürchten, dass die Finanzpolitik aus dem Ruder läuft – der Dollar würde dann erst recht fallen. Die US-Wirtschaft muss jetzt aus eigener Kraft wachsen. Es droht sonst der Rückfall in die Rezession.

      „Die Gefahr einer Dollar-Krise wächst“ (2)
      DIE WELT: Einige Ökonomen fürchten sogar eine Deflation.


      Mayer: Es gibt ein gewisses Deflationsrisiko, weil der derzeitige Abschwung gewisse Parallelen zu der Krise der dreißiger Jahre aufweist. Aber weder in den USA noch in Euroland ist diese Gefahr akut. Das Wirtschaftswachstum ist auf beiden Seiten des Atlantiks immer noch positiv, es gibt eine deutlich sichtbare Inflation und ein angemessenes Kreditwachstum. Deshalb ist dieses Szenario zwar denkbar, aber unwahrscheinlich.


      DIE WELT: Wie sehr schadet die Wechselkursentwicklung der Konjunktur in der Euro-Zone?


      Mayer: Noch überwiegen die positiven Effekte. Zwar macht der teurere Euro den Exporteuren das Leben schwerer. Auf der anderen Seite bedeutet eine stärkere Währung aber mehr Kaufkraft für die Konsumenten. Wir müssen für importierte Produkte wie zum Beispiel das in Dollar gehandelte Öl weniger Geld ausgeben, wenn der Euro steigt. Der stärkere Euro wirkt daher wie eine Steuererleichterung.


      DIE WELT: Ab welchem Kurs kippt dieses Verhältnis?


      Mayer: Die Schmerzgrenze liegt weniger in einer absoluten Wechselkursgröße. Problematisch ist vielmehr die Geschwindigkeit, mit der der Dollar ab- und der Euro aufwertet. Bei einem schockartigen Anstieg der Währung verlieren die Exporteure das Vertrauen, Entlassungen und Investitionskürzungen sind die Folge und verschärfen die Krise noch. Bei einer langsamen Euro-Aufwertung könnten wir hingegen darauf hoffen, endlich einen vom Konsum getragenen, breiten Aufschwung zu bekommen.


      DIE WELT: Das klingt riskant: Der Export könnte auch einknicken, ohne dass die Binnenkonjunktur nachzieht.


      Mayer: Das Risiko besteht sicherlich. Aber wenn wir es nicht schaffen, den Konsum endlich


      anzukurbeln, wäre jeder exportgetriebene Aufschwung ohnehin nur von kurzer Dauer. Wir sollten uns daher davor hüten, unsere Probleme durch einen schwachen Euro lösen zu wollen. Ein langsamer Anstieg wäre gut für die Euro-Zone.


      Artikel erschienen am 13. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 00:25:32
      Beitrag Nr. 1.648 ()
      Der Dollar bricht ein

      Wegen US-Präsident George W. Bushs Politik sollten sich Anleger aus den USA zurückziehen

      VON STEPHAN DAHLEM UND FELIX PIEPLOW
      Ben Bernanke wird als Nachfolger von Alan Greenspan, dem Präsidenten der US-Notenbank (Fed), gehandelt. In seiner ersten Rede im November 2002 schwor der erst im August zum Fed-Gouverneur Berufene die USA auf einen neuen geldpolitischen Kurs ein: Um der drohenden Deflation (fallende Preise) zu entgehen, könne der Staat mehr Dollar drucken. Tage später nahm die Geldmenge in einem Ausmass zu wie seit den Siebzigerjahren unter Präsident Carter nicht mehr.

      Seit Bernankes Rede büsste der Dollar gegenüber dem Euro 5,5 Prozent (6,6 Prozent zum Franken) ein, und seit Bushs Amtsantritt sogar 22,5 Prozent (21,5 Prozent). Mit Kursen von gegenwärtig rund 1.06 Dollar pro Euro beginnt er, vom achtjährigen Aufwärtstrend abzuweichen. Auch die technische Analyse deutet auf eine starke Dollar-Abwertung hin, die noch während George W. Bushs bis 2004 laufender Amtszeit in den Bereich 1.20 bis 1.40 Dollar pro Euro führen kann. Das würde einer Abwertung von 15 bis 35 Prozent entsprechen.

      Für Dollar-Anleger ist es Zeit, ernsthaft über einen Rückzug aus amerikanischen Wertpapieren und Immobilien nachzudenken. Zumindest sollte der Anteil an Dollar-Vermögen stark untergewichtet werden. Die entscheidende Frage für jede Einzelanlage: Kann sie gegenüber Investitionen ausserhalb der USA so viel besser rentieren, dass die Dollar-Abwertung kompensiert werden kann?

      Für den Umstieg bieten sich Goldanlagen als teilweise Absicherung gegen Währungsverluste an. Laut verschiedenen unabhängigen Experten drängt es sich auf, einen Vermögensanteil von 10 bis 20 Prozent in Metalle und Rohstoffe zu investieren, sei das über direkte Anlagen oder via entsprechende Fonds. Bei den Währungen sprechen die schweizerische Golddeckung und die autonome Politik für den Franken. Die norwegische Krone ist durch die Ölvorräte gedeckt. Der Euro ist verhältnismässig sicher, solange die EU-Schuldenbremse nicht aufgeweicht wird.

      Die Verschuldungsspirale führt zu Währungsverlusten
      Die USA leben seit Jahrzehnten über ihren Verhältnissen. Die chronischen Defizite steigen in Rezessionen wegen geringerer Steuereinnahmen und teurer Konjunkturprogramme drastisch an. Die Verschuldungsspirale führt zu Währungsverlusten. In den USA kündigte Bush ein Konjunkturprogramm mit Steuersenkungen an. Es geht um 600 Milliarden Dollar. Bush hat seit Amtsantritt massiv in Rüstung und innere Sicherheit investiert. Laut gewichtigen Stimmen der US-Politik sind die erhöhten Ausgaben der Beginn einer anhaltenden staatlichen Verschuldungsspirale.

      Die Veränderung der Ausgabenpolitik ist in der Grafik deutlich zu sehen. Ex-Präsident Bill Clinton erreichte 1998 den ersten Haushaltsüberschuss seit 29 Jahren. Erstmals nach 40 Jahren war der Saldo drei Jahre in Folge positiv. Parallel dazu waren Inflation und Zinsen tief, der Dollar entsprechend stark. Ökonomen glaubten plötzlich an das Wachstum ohne Rezession. Eine Folge war die New-Economy-Blase. Firmen und Private verschuldeten sich, statt zu sparen.

      Die Reaktion ist massiv: Nun drücken die hohen Schulden. Die Bedrohung durch den zu erwartenden Krieg belastet zusätzlich. Bei Bürgern und Unternehmen steht Verzicht an Stelle von Konsum und Investitionen oben auf der Prioritätenliste eine aus individueller Sicht sinnvolle Reaktion, die für die Wirtschaft aber schwer wiegende Folgen hat.

      Präsident Bush wird von seinen exzessiven Ausgaben bereits eingeholt. Ben Bernanke, der Fed-Gouverneur, der mit der eingangs erwähnten Rede im November 2002 den Wechsel der US-Geldpolitik einleitete, forderte vom Schatzamt ein Signal, ob das Drucken von mehr Geld auch zur Abwertung des Dollars benutzt werden solle. Dadurch hätten US-Exportwaren einen Preisvorteil auf den Weltmärkten, was die Konjunktur stützen würde. Der US-Finanzminister Paul ONeill wehrte sich gegen Bernankes Ansinnen und wurde von Bush umgehend ersetzt.

      Der Goldpreisanstieg ist die Ouvertüre zu steigender Inflation
      Laut ökonomischer Lehre folgt auf die Politik des Gelddruckens ein Vertrauensverlust in die Währung. Der jüngste Goldpreisanstieg ist die Ouvertüre für steigende Inflationserwartungen. Gold kostet derzeit gut 350 Dollar pro Unze, was dem 15-jährigen Abwärtstrend entspricht. Wird dieser überwunden, sind bei Gold und Goldminen weitere Aufwärtsbewegungen zu erwarten.

      Öl kostet rund 30 Dollar pro Barrel (Fass). Die US-Regierung hat Szenarien zwischen 30 und 80 Dollar je nach Kriegsverlauf. Sinkt der Ölpreis nicht, sind weitere Konjunkturprogramme zu erwarten. Die Verschuldungsspirale würde dann wohl zu einer Neuauflage der hochinflationären Siebzigerjahre führen.
      sonntagszeitung.ch
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 00:30:36
      Beitrag Nr. 1.649 ()
      [b ]Hurra, wir drucken Geld [/B]

      Von Claus Vogt
      „But the U.S. government has a technology, called a printing press (or, today, its electronic equivalent), that allows it to produce as many U.S. dollars as it wishes at essentially no cost.“
      (Aber die US-Regierung hat eine Technologie, genannt Druckerpresse , die es ihr gestattet, ohne Kosten so viele US-Dollar zu produzieren, wie sie will.).
      Ben S. Bernanke, Mitglied im Gouverneursrat der Fed, am 21. November 2002.

      Mit seiner Rede „Deflation: Making sure „It“ doesn’t happen here“ (Deflation: Sicherstellen, daß „das“ hier nicht passiert) macht Ben S. Bernanke, ein Neuling im Machtzentrum der US-amerikanischen Notenbank, vehement auf sich aufmerksam. Nachdem er die in den vergangenen Monaten vermehrt diskutierte Gefahr einer Deflation in den USA als „in der vorhersehbaren Zukunft extrem klein“ bezeichnet, stellt er auf den übrigen Seiten seines Manuskriptes detailliert das Waffenarsenal der Fed vor, das sie für diesen Fall bereithalte. Er nennt den Ankauf langfristiger US-Staatsanleihen mit dem Ziel, langfristige Zinsen direkt nach unten zu manipulieren, den Kauf von Schuldverschreibungen des Privatsektors und ausländischer Staatsanleihen sowie die Bereitstellung niedrig oder gar unverzinslicher Kredite für den Privatsektor. Damit öffnet Bernanke für alle gut sichtbar die zentralbankeigene Büchse der Pandora, deren Inhalt aber nicht neu ist.

      Bereits im Juli 1999 und dann noch einmal im Juni 2002 erschienen in der von der Notenbank herausgegebenen Schriftenreihe „International Finance Discussion Papers“ ausführliche Darstellungen des jetzt von Bernanke einer breiten Öffentlichkeit Vorgetragenen. Wir kommentierten im August 2002: „Dieses Arbeitspapier interpretieren wir einerseits als Rechtfertigung der seit rund 1 1/2 Jahren erneut heißlaufenden sprichwörtlichen US-Dollar-Geldpresse, also der durch die Fed initiierten Ausweitung von Geld und Kredit. Andererseits sehen wir darin die Ankündigung, alle in der Vergangenheit selbst von gläubigen Keynesianern, Politikern und Notenbankern herkömmlicherweise eingehaltenen Grenzen überschreiten zu wollen.“

      Wir teilen den anscheinend in der Fed herrschenden Glauben, mit der Gelddruckmaschine mehr Probleme lösen zu können als zu erzeugen, dezidiert nicht. Wir sind allerdings einigermaßen erstaunt, wie weit sich die modernen Notenbanker von den Grundsätzen ihrer eigenen Vorgänger entfernt haben, ohne einen Aufschrei der Entrüstung zu erzeugen. Gewissermaßen beiläufig überschreitet Bernanke aber noch eine weitere Grenze, die von Notenbankern in ihren Sonntagsreden bisher geflissentlich beachtet wurde. Er bezeichnet die Notenbank systematisch als einen „Teil der Regierung“, bemüht sich also erst gar nicht, den Schein der vorgeblichen Unabhängigkeit dieser Institution zu wahren. Für die Kritiker des Notenbanksystems ist diese Erkenntnis natürlich nicht neu. Für sie waren und sind der Sinn und Zweck des Zentralbankwesens schon immer die staatlich verordnete Inflation und nicht etwa deren Bekämpfung. Als Liebhaber der Wahrheit erfreuen wir uns an der neuen und ungewohnten Offenheit der modernen Notenbanker und empfehlen weiterhin den Kauf von Gold und Goldminenaktien.

      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Montag, 13.01.2003, 16:04 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 00:49:21
      Beitrag Nr. 1.650 ()
      Dr. Jens Ehrhardt

      Anlagealternativen in der Schuldenwirtschaft

      Nachdem bereits die Börsenjahrgänge 2000 und 2001 den Börsianern herbe Verluste beschert hatten, gingen die wenigsten Marktbeobachter und Analysten auch für 2002 von rückläufigen Kursen aus, zumal drei Verlustjahre hintereinander auch aus dem historischen Blickwinkel sehr selten sind. Tatsächlich kam es jedoch in 2002 zu weiteren dramatischen Kurszusammenbrüchen. Deutsche Standardwerte verloren – gemessen am DAX – in 2002 beispielsweise 44%. Amerikanische Aktien fielen – gemessen am S&P 500 - im vergangenen Jahr zwar um vergleichsweise geringe 23%, der Dollarverfall hatte jedoch zur Folge, daß sich die 2002-er Verluste am amerikanischen aus dem Blickwinkel eines Europäers auf 36% belaufen.

      Volkswirtschaftliche Probleme aus der weltweiten Kombination aus Börsenbaisse und Schuldenwirtschaft erwachsen schon allein aus der Tatsache, daß die Refinanzierungsfunktion der Finanzmärkte für den Unternehmenssektor inzwischen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Nachdem die Banken bei den Kreditvergaben weltweit äußerste Zurückhaltung üben (eine Ausnahme ist die USA, wobei dort das Kreditwachstum hauptsächlich aus dem Immobilienboom herrührt), fehlt es investitionswilligen Unternehmen immer mehr an entsprechenden finanziellen Ressourcen. Die Aktienmärkte sind nach den bisher nie dagewesenen Übertreibungsphasen Ende der 90er Jahre bis in das Jahr 2000 hinein inzwischen nahezu völlig ausgetrocknet, sowohl im Hinblick auf Kapitalerhöhungen, als auch erst recht hinsichtlich Neuemissionen. Auch Unternehmensanleihen sind nach einem zwischenzeitlichen Rekordboom inzwischen immer schwieriger zu emittieren, auch vor dem Hintergrund der bonitätsbedingt extrem enttäuschenden Entwicklung vieler Anleihen.

      Durch Aktienrückkäufe und Methoden, die der sogenannten kreativen Buchhaltung zuzuordnen sind, gelang es Wall Street trotz seit längerem bereits ungesundem volkswirtschaftlichem Hintergrund lange Zeit, in regelmäßigen Abständen hohe zweistellige Wachstumsraten beim Gewinn je Aktie auszuweisen, was neben der massiven Greenspan’schen monetären Ankurbelung ein zusätzlicher Treibsatz für die Endphase der zurückliegenden zwei Jahrzehnte währenden Hausse war. Aber selbst wenn Unternehmen die für das Wirtschaftswachstum so wichtigen Investitionen finanzieren könnten, so wären diese angesichts des Kapazitätsüberhangs in vielen Branchen kaum notwendig. Auch die Verbraucher werden unter der Börsenbaisse mehr und mehr zu leiden haben. Dies gilt weniger für Europa bzw. Deutschland, wo die privaten Haushalte noch nicht so stark in Aktien investiert sind wie etwa in den USA. Im Augenblick können zwar die Folgen der Aktienmarktbaisse zum Teil noch durch den Immobilienboom in den USA kompensiert werden, spätestens, wenn jedoch der Immobilienmarkt nach unten dreht (normalerweise gegenüber dem Aktienmarkt zeitversetzt nach ca. zwei Jahren), dürften die US-Konsumenten als wichtigster volkswirtschaftlicher Stützpfeiler (US-Konsum ca. 70% Konjunkturbestandteil) mehr und mehr ausfallen.

      Überhaupt nehmen die schweren Strukturprobleme in den USA erschreckende Ausmaße an. Die Sparquote der privaten Haushalte ist verschwindend gering und eine Erhöhung dieser Quote würde zwangsläufig zulasten des Konsums gehen. Hinzu kommt ein Leistungsbilanzdefizit in Höhe von jährlich rund 500 Mrd. $, das nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (5%) besorgniserregende Dimensionen annimmt. Der wohl größte Risikofaktor auf volkswirtschaftlicher Ebene für die USA ist jedoch die Rekordverschuldung, die inzwischen bei insgesamt ca. 30.000 Mrd. $ (Staat, Unternehmen, Privathaushalte) liegt. Amerika ist damit mit dem ca. 3-fachen des Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Zur Verdeutlichung stelle man sich in diesem Zusammenhang nur einmal ein Unternehmen vor, dessen Schuldenberg beim ca. 3-fachen des Umsatzes liegt. Inzwischen hat allein die Zinslast auf diese Rekordverschuldung in Höhe von ca. 2.000 Mrd. $ eine Dimension erreicht, die exakt den neu aufgenommenen Krediten entspricht. Mit anderen Worten: Die Verschuldungswirtschaft in Amerika kann nur noch durch neue Schulden am Leben erhalten werden, da man sonst außerstande wäre, die Kredite zu bedienen. Wenn aber schon Kredite aufgenommen werden müssen, nur um die Zinsen zahlen zu können, dann fehlt es an finanziellen Ressourcen, um weitere Ausgaben zu bestreiten bzw. Wachstum zu erzeugen, geschweige denn die Verschuldung zurückzufahren.

      Im Grunde genommen gibt es aus dem derzeitigen Schulden-Dilemma nur zwei Auswege. Der eine wäre eine neue Inflationswelle, die die Schuldner bevorteilen (starke Entwertung der nominellen Schulden durch hohe Inflationsraten) und die Gläubiger benachteiligen würde. Es stellt sich allerdings die Frage, ob in einem solchen Szenario durch steigende Zinsen die Konjunktur nicht zusätzlich abgewürgt würde bzw. ob dadurch erneut deflationäre Trends (weil beispielsweise Kredite nicht mehr bedient werden können) ausgelöst würden. Die zweite Möglichkeit zur Beendigung der gegenwärtigen Überverschuldung wäre eine länger anhaltende Phase verschuldungsbedingter Unternehmenszusammenbrüche und Pleiten. Dies wäre insofern äußerst schmerzhaft, weil jedem gegebenen Kredit auch ein entsprechendes – in einem solchen Szenario verlorenes – Vermögen gegenübersteht. Auf der anderen Seite erhielten die Schuldner dadurch wieder Handlungsfreiheit, um aktiv auf den volkswirtschaftlichen Prozeß einzuwirken.

      Eine angesichts dieser Rahmendaten vernünftige Anlagepolitik ist äußerst schwierig. Zum einen weiß niemand mit letzter Gewißheit, ob das Verschuldungsproblem nun durch Inflation (Schuldenentwertung) oder Deflation (Schuldenausfall) gelöst werden wird. Unabhängig davon erscheint in diesem Zusammenhang in vertretbarem Depotanteil Gold eine vernünftige Lösung zu sein. Goldanlagen gelten zum einen als klassischer Inflationsschutz, zum anderen könnten sie auch in einer von Krisen und ausufernder Deflation geprägten Phase zunehmend als Hort der Sicherheit entdeckt werden. Aber selbst wenn man die zukünftige Entwicklung der Finanzmärkte auf das Deflationsszenario hin eingrenzen könnte, wäre es auch nach Timinggesichtspunkten schier unmöglich, exakt danach zu disponieren. Alles, was sich heute sagen läßt, ist, daß die Risiken aus dem Bonitätsblickwinkel enorm hoch sind (höher als 1929/32!) und daß bei der Aktienauswahl den Kriterien der Bonität und guten Dividendenrendite eine starke Bedeutung zukommen sollte. Ähnlich wie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, dürften wir uns auf eine Phase zubewegen, in der die Dividendenrendite wieder in den Vordergrund rückt und deutlich über der Rendite von Anleihen mit guter Bonität, wie Staatsanleihen, liegen sollte. Allerdings ist wichtig, daß man nur Titel mit gesicherter Dividendenrendite auswählt. Hier sollte man vor allen Dingen auf überdurchschnittliche Bilanzqualität, hohe Margen und Markteintrittsbarrieren, niedrige Ausschüttungsquoten (je weniger vom Gewinn ausgeschüttet wird, um so sicherer die Dividende) sowie auf Ausschüttungskontinuität (wurde auch in wirtschaftlich schwierigen Phasen der Vergangenheit ausgeschüttet?) achten. Darüber hinaus kann der Anleger natürlich versuchen, an den Schwankungen der vor uns liegenden voraussichtlich weiter schwierigen Börsenphase zu verdienen. Hier bilden die markttechnischen Stimmungsindikatoren ein wertvolles Hilfsinstrumentarium, wobei zu beachten ist, daß diese um so schlechtere Signale geben, je weiter man in die Zukunft blickt. Kurzfristig spiegeln sie hingegen derzeit markttechnisch gesunden Pessimismus.

      Dr. Jens Ehrhardt


      13.01.2003
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 01:05:56
      Beitrag Nr. 1.651 ()
      wieder mal was anderes


      Abspaltung
      Rügen denkt an eigenen Staat


      von n-tv-Reporter Jörg Jelinnek

      Ein eigener Inselstaat Rügen. Die Verwaltung der Ostseeinsel hat ein solches Vorhaben in Erwägung gezogen. Dabei wurde geprüft, ob eine Abspaltung von Deutschland wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.

      Landrätin Kerstin Kassner erläutert: "Im Zuge von Diskussionen in Brüssel wurde die Idee geboren, ob die Insel allein lebensfähig ist. Ein positives Beispiel ist dabei die Isle of Man. Und da haben wir gedacht, wir können ja mal schauen, ob vielleicht so ein Vorhaben für uns schlüssig ist."

      Im Klartext: Außenpolitisch würde zwar Deutschland die Insel vertreten. Innenpolitisch hätte der Inselstaat einen hohen Grad an Eigenverantwortung. So könnten eigene Euros geprägt werden, ebenso Briefmarken. Sammlerobjekte also, die dem Staat viel Geld einbringen könnten. Auch der Tourismus könnte davon profitieren. "Wenn man sich die anderen Inseln ansieht, die einen unabhängigen Status haben, dann fällt einem auf, dass sie alle Vorteile davon haben. Denn viele Touristen sind neugierig, die Unabhängigkeit kennenzulernen. Wie die Kanalinseln oder die Isle of Man könnte auch die schöne Insel Rügen von einer solchen Neugier profitieren.", erklärt Tourismus-Verbandssprecher Raymond Kiesbye.

      Einige Urlauber haben kein Verständnis für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Insel. Anderen ist es egal. Sie würden sowieso Rügen besuchen - als größte Insel Deutschlands oder als unabhängige Republik. Ihnen gefällt die Insel. "Da spielt es keine Rolle, ob sie nun zu Deutschland gehört oder nicht. Die Insel ist einfach eine Reise wert."

      Finanzexperten aus Mecklenburg Vorpommern halten den Plan für nicht finanzierbar. Denn 30 Prozent der Einnahmen erhält die Insel vom Land und vom Bund. Diese würden bei einer Unabhängigkeit Rügens fehlen. Der Finanzbeamte Udo Knapp kann seine Ironie nicht im Zaune halten: "Da könnte sich Frau Kassner ein Kriegsschiff kaufen und auf dem Schweriner See das Schloss belagern, um damit die Zuschüsse zu erpressen. Vielleicht fahren sie ja auf der Spree zum Bundeskanzleramt und beschießen es".

      Er glaubt, dass viele Rügener mit der Abspaltung von Deutschland vor allem drohen wollen. Denn die Landesregierung in Schwerin bereitet eine radikale Verwaltungsreform vor, die in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden soll. Die Rügener befürchten Nachteile, da sie gemeinsam mit Landkreisen vom Festland verbunden wären und damit ihre Eigenverwaltung der Vergangenheit angehören würde. Das Finanzministerium rät aber den Insulanern, lieber an der Spitze der Kreisgebietsreform zu marschieren und die eigenen Interessen zu sichern.

      Adresse:
      http://www.n-tv.de/3092666.html
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 01:18:08
      Beitrag Nr. 1.652 ()
      Zurück in der harten Realität ...

      von Martin Weiss

      Zwar endete die erste volle Handelswoche des Jahres 2003 an der Wall Street mit einem Plus, sowohl Nasdaq als auch Dow konnten auf Wochenbasis Kursgewinne verbuchen. Der deutsche Leitindex Dax vermochte es aber nicht mehr, in positive Gefilde vorzudringen und ging mit einem Wochenverlust von 1,8 Prozent aus dem Handel.

      Es überrascht schon, daß die amerikanischen Märkte sich so robust entwickeln konnten. Ganz im Gegensatz zu den Daten, die im Verlauf der Woche veröffentlicht wurden. Manche Marktstrategen führen diese relative Stärke auf das neuerliche Steuersenkungsprogramm der Bush-Administration zurück, die mit Hilfe der Abschaffung der Besteuerung von Dividenden den Börsen und der gesamten Wirtschaft Auftrieb verschaffen will.

      Aber, diese Maßnahmen kommen leider zu spät, um der Börse und der Wirtschaft wirklich zu helfen. Denn Fakt ist eben, daß einige Billionen Dollar an Aktionärsvermögen unwiderbringlich in den letzten drei Jahren ausgelöscht wurden. Diese Steuererleichterungen werden die gigantischen Verluste kaum kompensieren können.

      Inzwischen befindet sich die Realwirtschaft aber weiter auf Talfahrt. Nicht nur ein schlechtes Weihnachtsgeschäft, sondern auch speziell die Arbeitsmarktdaten vom Freitag überraschten wiederum negativ. Im Dezember 2002 wurden insgesamt 101000 Arbeitsplätze abgebaut. Damit verschwanden in drei der letzten vier Monate per saldo mehr Stellen als neue entstanden! Und, zudem wurde bekannt, daß für den November die Zahl der abgebauten Arbeitsplätze auf 88000 nach oben hin revidiert wurde.

      Diese miesen Zahlen bedeuten nicht nur, daß es für Arbeitslose immer schwerer werden wird, einen neuen "job" zu finden, sondern auch, daß die Unternehmen immer weniger bereit sind, neue Stellen zu schaffen. Denn die Unternehmen sind es, die mit erhöhten Investitionen dafür sorgen können, daß die von allen beschworene wirtschaftliche Erholung eintritt. Aber, es ist sehr unwahrscheinlich, daß dies passieren wird. Genau das Gegenteil ist ja momentan der Fall, denn gerade in der letzten Woche wurde von bekannten Firmen ein weiterer Abbau von zumindest 18000 Stellen angekündigt. Die Firmen investieren nicht, nein, sie gehen dazu über, massiv Kosten zu senken.

      Zudem wird es eine vom Verbrauch und den Verbrauchern induzierte Wirtschaftserholung nicht geben. Wie auch, wenn Millionen Amerikaner arbeitslos sind und keinerlei Perspektive haben, wieder schnell Arbeit zu finden! Das Verbrauchervertrauen wird weiter fallen, die Konsumenten werden sich bei ihren Ausgaben mehr und mehr zurückhalten. Insofern wird das schwache Weihnachtsgeschäft nicht eine Eintagsfliege sein, der Abwärtstrend im Einzelhandel wird sich verstetigen.

      Deshalb wird es auch zu keinem Wirtschaftsaufschwung 2003 kommen. Gerade vor dem Hintergrund der schwachen Situation am Arbeitsmarkt, des fallenden Verbrauchervertrauens, weiter steigender Schulden der Verbraucher, und nicht zuletzt eines näher kommenden Irak-Krieges, gibt es auch wenig Anlaß zur Hoffnung. Erst wenn die Unternehmen wieder Neueinstellungen vornehmen, kann es aufwärts gehen. Und davon sind wir noch sehr weit entfernt.

      Im übrigen ist auch in Deutschland die Problematik ähnlich, schwache Binnennachfrage, schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt und zugleich eine fast schon chronische Wachstumsschwäche, die laut DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) sogar möglicherweise Deflationstendenzen erzeugt. Daher verwundert es nicht, daß sich der Dax von den amerikanischen Indizes letzte Woche nach unten hin abkoppelte.

      Aber, liebe Leserin, lieber Leser, der durch das Steuersenkungsprogramm bewirkte Anstieg der amerikanischen Börsen wird keinesfalls von langer Dauer und nachhaltig sein. Wenn die Investoren die harten Fakten der Realität wieder mehr in den Fokus nehmen, dann dürfte die kurzfristige Pause des Bärenmarktes endgültig vorbei sein!
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      Wachstumsprognose nach unten revidiert

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Vereinten Nationen haben ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2003 auf 2,75 % Plus reduziert.

      Das ist keine Katastrophe. Es könnte besser sein, so der Bericht der Vereinten Nationen, aber die US-Wirtschaft habe derzeit "kein entscheidendes Momentum".

      Dieses entscheidende Momentum wurde lange von den amerikanischen Konsumenten unterstützt. In den letzten 5 Dekaden haben diese konsumiert, was das Zeug hält. Die Konsumausgaben als Anteil am Bruttoinlandsprodukt sind stetig gestiegen ... auf zuletzt 70 %, dem höchsten Wert überhaupt. Aber zuletzt scheinen die Konsumenten nicht mehr so sicher gewesen zu sein. Sollten Sie konsumieren ... oder sparen? Kaufen oder verkaufen? Lachen oder weinen? Die Konsumentenkredite nahmen im November um 2,2 Milliarden Dollar ab ... das erste Mal seit 5 Jahren, dass ein Rückgang zu verzeichnen war. Und dann kam im Dezember das "schlechteste Weihnachtsgeschäft seit 30 Jahren."

      Was wäre, wenn der amerikanische Konsument plötzlich entscheiden würde, dass er genug gekauft hat ... genug ausgegeben hat ... genug geliehen hat ... und dass er allgemein genug hat?

      Das ist die Sorge der gesamten Welt. "Jetzt ist nicht die Zeit für restriktive Budgets", sagte der französische Präsident Jacques Chirac – und er sprach damit aus, was die Meinung von fast jeder Regierung von fast jedem Land der Welt ist. Jede Zentralbank druckt fleißig Geld ... jede Regierung gibt "fiskalische Impulse". Und jeder setzt auf den amerikanischen Konsumenten und seinen Willen, weiter zu konsumieren.

      "Der amerikanische Konsument kann nicht immer so weitermachen", so meine Meinung. Wenn eine Konsumenten-Volkswirtschaft älter wird ... dann braucht man immer mehr Stimulationen, um irgendetwas zu bewirken. Nehmen wir z.B. 2001: Da brauchte man 65 Dollar neuer Schulden für jeden Dollar zusätzlicher Produktion.

      Auch die Konsumenten selbst werden älter. Und sie werden etwas verzweifelt. Die Konsumenten sollten vorsichtiger werden ... ein paar Aktien verkaufen ... etwas Gold kaufen ... und Schulden zurückzahlen. Vielleicht wird dies das Jahr, in dem dies der Fall sein wird.

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      Montag, 13. Januar 2003

      Zweifelhafte Kaufempfehlungen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Die Bullen bekommen vielleicht ihre Januar-Rally. Währenddessen fielen US-Anleihen deutlich und das Gold legte eine Pause ein. Die Rendite der 10jährigen Bonds liegt wieder bei über 4,1 %. Vielleicht ist der neue 687-Milliarden-Ausgaben-Plan von George W. Bush für Anleihenbesitzer doch keine so großartige Sache.

      Es ist kein Geheimnis, dass sowohl mein Kollege Bill Bonner als auch ich selbst davon überzeugt sind, dass der Goldpreis steigen und der Dollar fallen sollte. Ein großer Grund für die weitere Schwäche des Dollars ist, dass das Investieren in US-Anlagen nicht mehr so angenehm wie früher ist.

      In den 1990ern war der amerikanische Aktienmarkt wie eine finanzielle Geisha zu ausländischem Kapital. Der Markt war so gastfreundlich, dass das ausländische Kapital nicht gehen wollte. Aber heute ist die Geisha zu einem Gangster geworden. In dem Moment, wo ausländisches Kapital hereinkommt, wird es mit fallenden Kursen und einer fallenden Währung konfrontiert. Diese ungastliche Behandlung scheint das ausländische Kapital bereits zu erschrecken, wie der scharfe Rückgang des Dollar im Vergleich zum Euro in den letzten 12 Monaten beweist. Ich wäre nicht überrascht, wenn noch mehr ausländische Investoren ihr Kapital zurück nach Hause verfrachten würden.

      Jim Grant erklärt dazu: "Im Ausland werden die USA als die Hegemonialmacht wahrgenommen – oder, alternativ, als der große Satan. Die USA werden auch als eine Art von Wachstumsaktie angesehen. Und Wachstumsunternehmen müssen ihr Wachstum finanzieren. Die Welt ist (oder war) bereit, das Wachstum in den US-Bundesstaaten zu finanzieren. Allerdings spricht jetzt einiges dafür, dass sich diese Bereitschaft ändert. Die ausländischen Dollar werden immer häufiger in amerikanischen Staatsanleihen investiert – statt in Gesellschaften, die wirklich zum Wachstum beitragen."

      Immerhin fließt weiterhin ETWAS Geld in die USA. Das sind die guten News. Die schlechten News sind die, dass eine amerikanische Staatsanleihe sehr viel schneller zu verkaufen ist als eine Fabrik. Also wenn die ausländischen Investoren zum Ausgang wollen, dann können sie das sehr schnell tun, indem sie ihre amerikanischen Bonds und Aktien verkaufen. Das Schicksal des Dollar liegt – mehr als je zuvor – in den Händen der ausländischen Investoren.

      "Nach fast 3 Jahren des Abschwungs würden wir soviel wie jeder andere gerne daran glauben, dass sich die Ausgaben im Technologiesektor dieses Jahr signifikant erholen werden", so Mark Veverka vom Barron`s Magazin. "Aber wir können nicht daran glauben. Es gibt einfach keine Beweise dafür, dass die Unternehmen bereit dazu sind, neue Hardware, Software oder IT-Dienstleistungen zu kaufen/in Anspruch zu nehmen."

      Veverka zitiert eine aktuelle Studie von Goldman Sachs über Ausgaben im IT-Bereich. Laut dieser Studie werden die IT-Ausgaben 2003 schlecht sein ... sehr, sehr schlecht. Das Fazit dieser Studie: "Im Gegensatz zu Studien, die von sich stabilisierenden IT-Ausgaben und einer Rückkehr des Investoren-Optimismus ausgehen, zeigt unsere jüngste Umfrage (die vor der Weihnachtssaison durchgeführt wurde) eine weitere Verschlechterung der Lage. Einige Indikatoren sind auf neuen Tiefsständen, und tendenziell wird eine weitere Verschlechterung erwartet."

      Diese Studie sagt, dass die IT-Ausgaben in 2003 FALLEN könnten. Veverka schreibt dazu: "Erinnern Sie sich, dass diese Industrie in den Boom-Zeiten jährliche Wachstumsraten von 14 % sah ... und jetzt sagen die Leute in der Umfrage, dass sie im IT-Bereich WENIGER als im Vorjahr ausgeben wollen."

      Besonders bedenklich ist, dass Schlüsselkomponenten der Umfrage von Goldman Sachs rapide abfallen. "So ist zum Beispiel der Anteil der Befragten, der mit einem Rückgang der IT-Ausgaben rechnet, auf 37 % gestiegen – nach 23 % im Oktober und 16 % im August. Die Analysten von Goldman Sachs sagen, dass sie nie zuvor einen solchen dramatischen Umschwung in ihren Umfragen gesehen haben."

      Unabhängig von diesem schwachen Ausblick (der auf den Einschätzungen der Entscheidungsträger beruht) rechnen die Wall Street-Analysten weiterhin mit einer Erholung in diesem Sektor – so wie sie es immer tun.

      Letzte Woche erhöhten zwei Analysten von Deutsche Bank Securities ihre Ergebnisschätzungen für eine Reihe von Halbleiterunternehmen. In diesem klassischen Beispiel von "Research" sprachen die beiden Analsten Kaufempfehlungen für Applied Materials und Novellus Systems aus – nicht, weil deren Umsätze sich 2003 verbessern werden, sondern weil diese Analysten damit rechnen, dass die Bewertungen dieser Aktien sich noch etwas steigern werden. Sie sagen voraus, dass Novellus statt des derzeitigen Kurs-Buchwertverhältnisses von 2,5 mit einem opulenten Wert von 3,5 bewertet werden wird. Dabei sollte man nicht übersehen, dass Novellus mit einem KGV `03 von 64 bewertet ist.

      In früheren Finanzepochen waren ein Kurs-Buchwertverhältnis von 64 und ein KGV von 64 nicht gerade eine gute Begründung für eine Kaufempfehlung. Ich weiß keinen Grund dafür, warum das in der derzeitigen Finanzepoche anders sein sollte.

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      Wie weit sind wir noch vom Boden entfernt?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Jeremy Siegel, der Autor des Buches "Stocks for the Long Run" (Aktien für die langfristige Anlage), ist auf dem Titelblatt des Monatsmagazins "Worth" abgebildet, mit dem Versprechen, uns zu sagen, "wie man vom nächsten Bullenmarkt profitieren kann."

      Siegel könnte sich selbst voraus sein. Nachdem die Aktienkurse 1929 eingebrochen waren, dachten die Investoren 4 Jahre später, dass es relativ sicher sei, jetzt einzusteigen. Sie gingen davon aus, dass der Markt nach 4 Jahren einen Boden gefunden hatte. Aber es "dauerte noch 8 Jahre und mehre Bärenmärkte und sogar einen Krieg, bis der Aktienmarkt wirklich durchstartete", erklärt Ray DeVoe.

      Nach dem Boom der 1960er dauerte es sehr lange, bis ein neuer Bullenmarkt begann ... und es dauerte noch länger, bis die Investoren sich dafür zu interessieren begannen. "Von November 1971 bis Oktober 1979 wurden jeden Monat bis auf einen per saldo Mittel aus Aktienfonds abgezogen", so DeVoe. "Vor November 1981 gab es keine zwei Monate in Folge mit Netto-Zuflüssen – obwohl der S&P 500 in 5 von 6 Jahren (von 1975 bis 1980) stieg."

      *** Wie weit sind wir noch vom "Boden" entfernt? Das Barron`s Magazin errechnet für den S&P 500 ein durchschnittliches KGV von 34. Die Dividendenrendite steht bei 1,7 % und das Kurs-Buchwertverhältnis liegt bei 4,2. Wenn man sich 14 zyklische Böden ansieht (nicht so große, schlechten Bärenboden, wie wir in dieses Mal haben werden), dann hat ISI herausgefunden, dass das höchste KGV von diesen bei 16,3 lag – im Herbst 1960. Die niedrigste Dividendenrendite war mit 3,4 % im Oktober 1987 erreicht. Und das höchste Kurs-Buchwertverhältnis wurde im Oktober 1990 mit 2,24 registriert. Egal, welchen Maßstab man nimmt – die heutigen Aktien sind fast doppelt so hoch bewertet, wie zum Zeitpunkt der höchsten Bärenmarkt-Böden.

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      "Moral Hazard"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Wir können den Erfolg nicht garantieren – aber wir können ihn verdienen."

      - George Washington

      "Das gesamte Universum ist moralisch", schrieb Emerson zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Heute glaubt das keiner ... außer mir.

      Das gilt für Märkte, Imperien und auch für individuelle Leben. "Was immer Ihre Schwäche ist – der Markt wird sie finden", so Richard Russell.

      Gierige Investoren werden zu lange zögern, zu verkaufen – und ihr Geld verlieren. Angst hat andere davon abgehalten, überhaupt einzusteigen. Andere sind von Faulheit befallen – was dazu führt, dass sie ihre Hausaufgaben nicht machen und einfach mit der Masse gehen, also die populärsten Aktien zu den absurdesten Preisen kaufen.

      "Ich hätte zu Höchstkursen verkaufen sollen", sagt der eine. "Ich hätte zu Tiefstkursen kaufen sollen", sagt der andere. "Ich hätte mir die Bilanzen ansehen sollen", sagt der Dritte. "Ich hätte das letzte Glas nicht trinken sollen", sagt der vierte.

      Aber die modernen Ökonomen handeln, als ob die Geschichte keine Moral hätte ... als ob es keine "SOLLTE" geben würde. Sie glauben, dass alles nach dem Prinzip "Ursache und Effekt" passiert.

      Sie sagen, dass der Aktienmarkt nicht "zu teuer" oder "zu billig" sein könnte ... weil der Aktienmarkt perfekt sei. Die Theorie der perfekten Finanzmärkte. Der Markt findet jeden Tag, jede Minute den idealen Preis.

      Deshalb gibt es auch keine moralischen Fehler. Einem Mann kann man nicht vorwerfen, dass er eine Aktie zu einem bestimmten Kurs gekauft hat – weil dieser Kurs zu diesem Zeitpunkt der perfekte Preis war.

      Und die Preise wären perfekt, wenn dieser Mann der Mann wäre, für den ihn diese Ökonomen halten. Sie gehen davon aus, dass dieser Mann eine rationale, profit-maximierende Maschine ist. Aber so einen Mann habe ich noch nie im Leben getroffen ... diesen Homo Economicus ... diese mythische Kreatur, die der Fantasie der Ökonomen entsprungen ist ... der immer die richtige Entscheidung fällt, nachdem die verfügbare Information sorgfältig ausgewertet worden ist.

      Wirkliche Männer hingegen wägen nur sehr selten alles sorgfältig ab – außer vielleicht Steaks, wenn sie sie kaufen. Und wenn sie an kollektiven Veranstaltungen teilnehmen – wie Politik, Krieg, Fußballspielen oder einem Boom am Aktienmarkt – dann machen sie sich regelmäßig zum Idioten, weil sie mit der Masse gehen.

      Ökonomen stellen sich hingegen vor, dass auch die gesamte Volkswirtschaft wie eine Art Maschine funktioniert – mit dem Homo Economicus an den Hebeln. Man kann ein Kartenspiel oder eine Flasche Whiskey vor eine Maschine stellen, eine Stunde später wiederkommen, und die Maschine wird sie nicht angerührt haben. Nicht so ein menschliches Wesen. Dieses Wesen braucht nur eine Gelegenheit dazu, und es ist auf dem Weg in die Hölle!

      Was ist mit dem bekannten englischen Begriff "moral hazard" gemeint? Es gibt eine spezifische und eine allgemeine Bedeutung.

      "Die Idee ist einfach", erklärt Jeffrey Tucker in einem Artikel, der vom Mises Institute im Dezember 1998 veröffentlicht wurde. "Wenn man kontinuierlich Leute von den Konsequenzen ihrer Fehler schützen will, dann wird sich das in den zukünftigen Entscheidungen dieser Leute widerspiegeln. Langfristig werden sie sogar noch mehr Fehler machen. Dieses Prinzip existiert auf allen Ebenen. Der Lehrer, der nur auf Bitten der Schüler die Noten nach oben korrigiert, hilft ihnen langfristig nicht. Der Lehrer belohnt und fördert damit nur schlechtes Lernverhalten. Er fördert moral hazard."

      Die neue, kollektivierte Welt des späten 20. Jahrhunderts war voll von solchen Lehrern und von vergebenden Frauen. Die Investoren zahlten zuviel für ihre Aktien. Die Unternehmen und die Konsumenten verschuldeten sich zu stark. Und die ganze Welt schien zu glauben, was nicht wahr sein konnte – dass der Dollar mehr wert als Gold sei. Für fast 20 Jahre fiel der Goldpreis, während der Dollar stieg.

      Gold hätte steigen sollen. Seit Alan Greenspan seinen Job als Fed-Vorsitzender antrat, hat sich die US-Geldmenge verdreifacht. Alan Greenspan hat die kurzfristigen Zinssätze auf ein Niveau gesenkt, das bei nur noch einem Fünftel der Zinssätze von vor 2 Jahren liegt.

      "Wenn man die Zinssätze senkt und Liquidität bereitstellt, wenn Probleme auftreten, aber die Zinsen nicht erhöht, wenn Ungleichgewichte auftreten, kann dies langfristig sehr nachteilig sein", gesteht ein Arbeitspapier der Bank of International Settlements ein. "Dies unterstützt eine Form des moral hazard, die der Keim zu Instabilität und zu teuren Fluktuationen der realen Volkswirtschaft sein kann."

      Zu Beginn des laufenden Jahres waren geschätzte 9 Billionen Dollar US-Anlagen in ausländischen Händen ... und drei Mal so viele wie 1987 in Umlauf. Die Finanz-Psychologie war nie wichtiger ...

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 01:20:49
      Beitrag Nr. 1.653 ()
      Flucht in unsichere Häfen


      Von Tobias Moerschen


      Raus aus der Börse, rein in Immobilienfonds – diese vermeintlich sichere Strategie kann ordentlich schiefgehen.


      FRANKFURT/M. „Auch du, Brutus“, sprach Cäsar, bevor er starb. Der römische Imperator wurde ausgerechnet von seinen Vertrauten erdolcht. Zu den Verschwörern zählte auch sein geliebter Ziehsohn Brutus.

      Was hat dieses antike Familiendrama mit Offenen Immobilienfonds zu tun? Nun, auch deutsche Fondskäufer bringen dem Grundbesitz großes Vertrauen entgegen. 14,524 Mrd. Euro investierten sie 2002 (Stichtag 30.11.) in Offene Immobilienfonds, ermittelte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Aktienfonds erhielten nur ein gutes Viertel dieser Summe, rund 3,802 Mrd. Euro.

      Doch wem man am meisten vertraut, von dem kann man am schwersten enttäuscht werden. Genau diese Gefahr besteht laut Experten bei Offenen Immobilienfonds.

      Noch nie in ihrer Geschichte haben diese Anlagevehikel, die hauptsächlich in Büro- und Geschäftsgebäude investieren, im Schnitt einen Jahresverlust ausgewiesen – das macht sie vor dem Hintergrund der Börsenbaisse so attraktiv. Dieses Jahr könnte es aber für manche namhafte Fonds eng werden. Zumindest die gewohnten Renditen von 6 % und mehr jährlich scheinen derzeit kaum erreichbar. Offene Immobilienfonds kämpfen an vielen Fronten. Ihr größtes Problem klingt paradox: Sie haben zu viel Geld. Über 14 Mrd. Euro wollen investiert sein – und zwar möglichst rentabel. Das wird für Fonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland schwierig. „So viele rentable Objekte gibt es hier zu Lande gar nicht“, sagt Hermann- Josef Hall, Vorstand des Kölner Finanzdienstleisters Sauren Fonds-Research.

      Viele Fonds haben ihre riesigen Mittelzuflüsse am Geldmarkt zwischengeparkt, weil ihnen attraktive Immobilieninvestments fehlen. Diese Barreserven verzinsen sich jedoch äußerst niedrig, und die Erträge sind voll zu versteuern.

      Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) schreibt vor, dass Offene Immobilienfonds mehr als die Hälfte (also mindestens 51 %) ihres Vermögens in Immobilien investieren müssen. Umgekehrt heißt das: Bis zu 49 % der Anlegergelder stecken im Geld- statt Immobilienmarkt. Junge Fonds, die erst noch Gelder einsammeln, dürfen die gesetzliche Grenze vorübergehend überschreiten. Neue Fonds großer Banken hielten 2002 bis zu 70 % ihres Vermögens in Geldmarktpapieren oder bar. Da lässt sich nicht viel verdienen.

      Außerdem treibt der Kaufdruck der Fonds die Preise am Immobilienmarkt. Und je höher die Preise, desto niedriger die Mietrendite und die Chance auf Wertsteigerungen. Das gilt besonders für Großprojekte, auf die sich die großen Immobilienfonds konzentrieren. Deren Manager schauen sich Objekte im Wert von zehn bis fünfzehn Millionen Euro gar nicht erst an. Solche Summen fallen kaum ins Gewicht bei einem Fondsvolumen von mehr als zehn Mrd. Euro beim Haus Invest der Commerz Grundbesitz oder acht Mrd. Euro beim Grundbesitz-Invest von Deutsche Bank Real Estate.

      Kein Wunder, dass Anleger mit Offenen Immobilienfonds im vergangenen Jahr wenig verdienten. Die 19 vom BVI erfassten Fonds brachten durchschnittlich mickrige 4,7 %. Am schlechtesten schnitt mit 3,1 % der iii- Fonds Nr. 1 der Hypo-Vereinsbank ab. Der Haus-Invest warf 5,7 %, der Grundbesitz-Invest gerade mal 4,8 % ab.

      Hinzu kommt, dass die tatsächliche Wertentwicklung der Fondsvermögen nur schwer abschätzbar ist. Schließlich werden ihre Immobilien nicht täglich an offenen Märkten gehandelt wie Aktien und Anleihen. Deshalb bewerten Sachverständige regelmäßig das Fondsvermögen. Je älter ein Fonds und damit seine Bestandsobjekte sind, desto eher dürfte der Schätzwert vom aktuellen Marktwert abweichen.

      Manche Beobachter vermuten gar, dass die Sachverständigen ihre Schätzungen absichtlich „glätten“, um Anleger in kritischen Marktphasen nicht mit fallenden Vermögenswerten zu erschrecken. So wiesen Offene Immobilienfonds Mitte der 90er Jahre erstaunlich stabile Wertentwicklungen auf – trotz der damaligen Flaute am Immobilienmarkt.

      Trotz all dieser Fallstricke können Offene Immobilienfonds durchaus ein Anlagedepot sinnvoll ergänzen. Empfehlenswert sind vor allem jüngere Fonds mit internationalem Anlagehorizont und einem erfahrenen Management.

      Anleger sollten jedoch nicht Cäsars Fehler wiederholen. Die offene Gefahr, die von seinen Feinden ausging, wusste der römische Kaiser sehr gut einzuschätzen. Doch zum Verhängnis wurde ihm sein blindes Vertrauen in vermeintlichen Freunde.

      Ähnlich dürften die Risiken der „wilden“ Anlageform Aktienfonds nach drei Jahren Baisse hinreichend bekannt sein. Aber auch beim – scheinbar – sicheren Hafen der Immobilienfonds sollten Anleger gesunde Skepsis walten lassen.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 14. Januar 2003, 00:12 Uhr
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 01:24:04
      Beitrag Nr. 1.654 ()
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 23:51:37
      Beitrag Nr. 1.655 ()
      Der Trade des Jahrzehntes

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Dollar fällt, das Gold steigt. Vor zwei Jahren konnte man eine Feinunze Gold für 255 Dollar kaufen. Jetzt braucht man dafür 355 Dollar. Natürlich hätte man am 30. Januar 2001 auch eine Aktie der neu fusionierten Gesellschaft AOL Time Warner für 54 Dollar und ein paar Zerquetschte kaufen können. Heute bracht man dafür nur noch rund 14 Dollar ... und der Vorstandsvorsitzende von AOL Time Warner, Steve Case, nimmt seinen Hut. Ich habe Anfang des Jahrtausends die Meinung vertreten, dass "Aktien verkaufen, Gold kaufen" der Trade des Jahrzehnts werden wird. So weit, so gut. Ich werde weiterhin meine Einschätzungen geben.

      Und meine Einschätzung ist, dass es sich hier um keinen kleinen, sondern um einen großen Trend handelt. Kurzfristig ist der Goldpreis wahrscheinlich überhitzt. Der Goldpreis wir wahrscheinlich zurückkommen und die Investoren enttäuschen. Aber es ist wahrscheinlich, dass Gold in den nächsten paar Jahren der Gewinner sein wird – und dass der Dollar der Verlierer sein wird. Seit Alan Greenspan zum Fed-Vorsitzenden gemacht wurde, hat er für jede Unze Gold, die gefördert wurde, 6.250 neue Dollar geschaffen. Die Leute waren froh darüber, solange dieses neue Geld in den Aktienmarkt ging. Niemand an der Wall Street beschwert sich über Inflation. Aber jetzt gibt es ein Problem. Der Boom an der Wall Street ist vorbei. Die US-Bundesstaaten haben riesige Defizite; New York hat ein Defizit von 10 Milliarden Dollar angekündigt. Das kalifornische Haushaltsdefizit entspricht 1.000 Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem Bundesstaat. Und die US-Bundesregierung beginnt ihr neues riesiges Ausgabenprogramm: 600 Milliarden Dollar in den nächsten 10 Jahren.

      Währenddessen kaufen die Amerikaner weiterhin mehr im Ausland, als sie dorthin verkaufen – die Differenz beträgt rund 1,5 Milliarden Dollar pro Tag. Das muss finanziert werden. Das Geld vom Ausland zu erhalten, war einfach, als die Dinge gut liefen. Aber jetzt läuft es nicht mehr so gut ... und die US-Wirtschaft braucht mehr Geld als je zuvor. Die Staatsdefizite müssen finanziert werden ... und auch die Konsumausgaben.

      Die Ausländer besitzen bereits 18 % aller amerikanischen Aktien, und sogar 42 % der T-Bonds. Insgesamt halten Sie US-Anlagen im Wert von 9 Billionen Dollar. Der fallende Dollar signalisiert, dass sie diese Positionen eher ab- als aufbauen.

      Das Problem ist, dass sie diese Positionen sehr stark abbauen könnten ... weil sie einen Teil ihres Vermögens aus der größten Reservewährung der Welt – dem Dollar – in die älteste Reservewährung der Welt – das Gold – switchen wollen. Mehr dazu weiter unten ...
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      Inflationsrate sinkt weiter – Deflationsgefahr?

      von Jochen Steffens

      Im Dezember liegt die Teuerungsrate bei 1,1 %, das entspricht dem Vormonatswert. Im Gesamtjahr sind die Verbraucherpreise jedoch nur um 1,3 % gestiegen. Das ist der niedrigste Wert seit 1999. Im Jahr 2000 lag die Inflationsrate bei 1,9 und 2001 bei 2,5 %.

      Dabei sind es gerade Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, die mit einem deutlichen Preisrückgang die Inflationsrate nach unten beeinflusst haben. Allein die Preise für Gemüse sollen um 8,9 % zurückgegangen sein. Es verwundert schon etwas, solche Zahlen zu lesen. Die von den Bundsbürgern gefühlte Preisrate liegt wesentlich höher.

      Viel schlimmer jedoch ist, dass die Gefahr einer Deflation näher rückt. Noch muss man sich zwar keine Sorgen machen, sollte sich dieser Trend jedoch in diesem Jahr fortsetzen könnte es kritisch werden. Deflation ist deswegen so schlimm für die Wirtschaft, da wenn die Preise sinken, immer billiger produziert werden muss. Gerade in Deutschland bedeutet aber "billiger produzieren", dass Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Weniger Arbeitnehmer können weniger konsumieren. Durch die geringere Nachfrage, sinken die Preise weiter. Eine zerstörerische Spirale.

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      Die Vorstellungskraft der Investoren

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Das neue Jahr ist noch keine zwei Wochen alt, und der Dow Jones hat schon 5 %, der Nasdaq sogar über 8 % zugelegt. Wenn das so weitergeht, dann könnte das Jahr 2003 wirklich die Performance bringen, die die Analysten prognostiziert haben. Aber der Markt könnte nicht das ganze Jahr über so generös sein. Wie ein rebellischer Teenager tut er oft das, was von ihm erwartet wird, NICHT. Nächsten Dezember könnte der Markt jede Menge Tattoos und Piercings haben – und sich überhaupt nicht mehr wie der süße, Investoren-freundliche Markt verhalten, als der er jetzt erscheint.

      Die Aktien mögen zwar steigen, aber das Leben im "Land der steigenden Aktienkurse" ist nicht perfekt. Trotz der starken Performance des Aktienmarktes – ein Faktor, der den Dollar normalerweise unterstützt – hat der Dollar noch schneller an Wert verloren, als die Analysten an Glaubwürdigkeit. Der Dollar ist letzte Woche gegenüber dem Euro um 1,5 % gefallen.

      Allerdings sind schlechte News für den Dollar gute News für das Gold. Der Goldpreis hat sich über der Marke von 350 Dollar stabilisiert. Aber – wie ich bereits letztens angemerkt habe: Das spekulative Interesse am gelben Metall ist bereits ziemlich groß geworden. Und immer dann, wenn Bullen in irgendeinem Finanzmarkt zahlreich werden, dann steht oft ein Sell-Off kurz bevor.

      Laut einem Bericht der "Commodity Futures Trading Commission" haben sich die spekulativen Trader auf die größten Long-Positionen seit Jahren festgelegt (das heißt, sie haben jede Menge Call-Optionen). Währenddessen halten die Institutionellen – das "smarte Geld" – die größten Short-Positionen seit Jahren. Mit anderen Worten: Wie groß die Chancen des Goldes mittel- bis langfristig auch sein mögen – und mein Kollege Bill Bonner und ich sehen große Chancen –, die kurzfristigen Stimmungsindikatoren signalisieren, dass das gelbe Metall reif für einen Rückschlag ist.

      Wir versuchen nicht, den Märkten zu sagen, wie sie sich verhalten sollen – die Märkte sagen uns das. Und wenn der Dollar weiter fällt, dann wird sich der Goldmarkt nicht darum kümmern, was das "smarte Geld" denkt; der Goldpreis wird dann so oder so weiter steigen ...

      Witzig an der jüngsten Rally ist die Tatsache, dass sie die letzten schlechten US-Arbeitsmarktzahlen komplett ignoriert hat. Diese Zahlen waren nicht nur schlecht; sie waren ein Desaster. Die Arbeitslosenrate blieb auf einem 8-Jahres-Hoch von 6 %, die Zahl der Beschäftigten ging um 101.000 zurück – das war der größte monatliche Rückgang seit fast einem Jahr.

      Währenddessen baut die US-Wirtschaft besonders im produzierenden Gewerbe weiterhin kräftig Jobs ab. In diesem Sektor gingen im Dezember 65.000 Arbeitsplätze verloren, im Gesamtjahr betrug der Verlust fast 600.000 Jobs. "Alles deutet darauf hin, dass uns in den nächsten Monaten sogar noch schlechtere News von der Arbeitslosenfront bevorstehen", so Alan Abelson vom Barron`s Magazin.

      "Die Fabriken nutzen ihre Kapazitäten derzeit nur zu rund 75 %, und die Investitionen bleiben deshalb weiterhin schwach ... wir können keine plausible Begründung für neue Arbeitsplätze finden. Und das bedeutet, dass es auch sehr schwierig ist, für die gesamte Volkswirtschaft mehr als ein Weiterwursteln anzuvisieren." Vielleicht hat Alan Abelson einfach zu wenig Vorstellungskraft. Ein Investor, der zuwenig Vorstellungskraft hat, mag überrascht sein, wenn der Aktienmarkt steigt – trotz hoher Bewertungen, trotz einem fallenden Dollar und trotz einer hartnäckig steigenden Arbeitslosenrate.

      Aber Investoren mit Vorstellungskraft sind durch empirische Daten und abgeleitete Analysen nicht so eingeengt in ihrem Blickfeld. Sie achten auch auf die Stimmung der Investorenmassen – das Sentiment. Und die Massen glauben, dass sich die Wirtschaftslage verbessern wird. Wie und warum, das können sie nicht sagen. Aber sie glauben zu wissen, dass es so sein wird. Ein Investor mit Vorstellungskraft weiß, dass einem nichts in der Welt Sorge bereiten sollte, solange die Aktienkurse steigen. Ein steigender Aktienmarkt ist Beweis genug, dass keine ernsten finanziellen Probleme in der Volkswirtschaft existieren.

      Wenn Präsident Bush, Alan Greenspan und Abby Joseph Cohen höhere Aktienkurse versprechen – was kann da schief gehen?


      investorverlag
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      schrieb am 14.01.03 23:58:38
      Beitrag Nr. 1.656 ()
      Dienstag, 14. Januar 2003

      Absurder Artikel in der International Herald Tribune

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die US-Unternehmen leihen sich so wenig Geld, wie seit 3 Jahren nicht mehr. Die amerikanische Inflation ist auf dem niedrigsten Niveau seit einem halben Jahrhundert, und die Ersparnisse sind es auch ...

      *** Ist das der Boden? Wenn beim Aktienmarkt ein Boden erreicht ist, dann tendieren Aktien dazu, ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1 zu haben. Aber derzeit haben die US-Aktien ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 4,7. Und der aktuelle Buchwert hat eine Menge "goodwill", also Firmenwerte, die man evtl. als wertlos abschreiben kann.

      *** Wollen Sie wirklich günstig bewertete Aktien? Nehmen Sie Indien. Die Aktien da notieren bei einem KGV von durchschnittlich rund 10.

      *** "Die Weltwirtschaft braucht Hilfe", so Jeffrey E. Garten in einem Leitartikel. Der Mann war unter Nixon, Ford, Carter und Clinton in diversen wirtschaftlichen und außenpolitischen Positionen tätig. Ich beginne jeden Tag mit dem Lesen des Leitartikels des International Herald Tribune. Die Absurdität dieser Artikel hilft mir, mich für die Finanzmärkte vorzubereiten. Keine Sorge wegen der Weltwirtschaft – Mr. Garten weiß, was die Welt jetzt braucht. "Die Weltwirtschaft hat Probleme", erklärt er. "Die Unternehmens-Investitionen und der Handel verlangsamen sich, die Fabriken produzieren mehr, als sie verkaufen können, und vielen Regionen droht eine Deflation. Deutschland und Japan stagnieren. Große Schwellenländer von Indonesien bis Brasilien sind in großen Schwierigkeiten." Was ist die Lösung?

      Garten: "Washington muss die G7-Staaten dazu bringen, die Weltwirtschaft wieder ins Laufen zu bringen." Was für eine tolle Welt, in der Mr. Garten lebt. Gibt es ein Problem? Dann muss man nur ein paar Politiker zu einem Gipfel zusammenkommen lassen. Garten denkt, dass sie entscheiden können, die gesamte Weltwirtschaft zu ändern.

      Die USA tun laut Mr. Garten alles, was sie tun können. Die Zinsen seien gesenkt worden. Die Nation habe bereits "hohe Staatsdefizite", wie er anerkennend bemerkt. Aber was ist mit diesen Europäern? Wir müssen die Europäer auffordern, auch ihre Zinsen zu senken und mehr auszugeben. Und ja, wir können auch "die Japaner dazu bewegen, ihren Bankensektor, der mit faulen Krediten kämpft, zu restrukturieren."

      Hey, das sollte reichen. Aber Moment Mal, wenn man schon die weltweiten Wirtschaftsprobleme beheben will, warum sollte man dann hier aufhören? Vergessen Sie nicht, wir werden auch den Irak wieder aufbauen müssen, sagt er. Das könnte 1,2 Billionen Dollar kosten, einen Betrag, "der nicht die Kosten für die Vision der Bush-Regierung von sich ausbreitenden demokratischen und marktwirtschaftlichen Institutionen in der Golfregion decken würde."

      Wow. Für 1,2 Billionen würde ich einen Wiederaufbau der Extraklasse erwarten. Das wären 49.896 Dollar für jede Person im Irak – mehr als 20 Mal soviel wie das dortige jährliche Durchschnittseinkommen. Nun, das sollte helfen, die Probleme der Weltwirtschaft zu lösen. Und wenn nicht, dann ... könnte auch Nordkorea einen Wiederaufbau gebrauchen. Und West Virginia ... Woher wird das Geld aber kommen? Und auch hier hilft uns Mr. Garten wieder: "Die Bush-Administration muss mit dem Kongress zusammenarbeiten, um die notwendigen Beträge einzuplanen ..." Und weiter: "Wir haben gerade eine Dekade von politischen und militärischen Spannungen betreten, und das Bilden von Nationen wir ein großer Teil von Amerikas Antwort." Warum nicht? Nachdem die Weltwirtschaft wieder in Ordnung gebracht worden ist, sollten die USA doch wohl dazu in der Lage sein, ein oder zwei Nationen zu bilden, ohne gleich in Schweiß auszubrechen.

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      Erfolg kann verhängnisvoll sein

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Letzten Monat sprach Alan Greenspan vor dem N.Y. Economic Club – und für eine Zeitlang hörte er sich an wie vor langer, langer Zeit: "Obwohl man den Goldstandard (Währungen waren durch Gold gedeckt) nur schwer als Grund für die damalige Periode der Preisstabilität anführen kann, ist es ein Faktum, dass das Preisniveau 1929 sich nicht groß von dem des Jahres 1800 unterschied", so gestand Greenspan ein. Und weiter: "Aber in den zwei Dekaden nach Aufgabe des Goldstandards 1933 verdoppelten sich die Konsumentenpreise in den USA fast. Und in den 4 Dekaden danach haben sich die Preise verfünffacht. Die Geldpolitik, die nicht mehr an die Einengung durch den Goldstandard gebunden war, erlaubte es, zuviel Geld zu drucken. Vor einer Dekade stellten die Zentralbanker nach einem halben Jahrhundert der chronischen Inflation fest, dass eine Papierwährung ohne Deckung sehr anfällig für eine solche Entwicklung ist."

      Er hätte hinzufügen können, dass kein Zentralbanker es jemals geschafft hätte, das Gegenteil zu beweisen. Jede Papierwährung ohne Deckung hatte sich immer dem Schicksal einer schleichenden Inflation und manchmal sogar der eigenen Zerstörung ausgesetzt gesehen.

      Nach dieser Erkenntnis kam aber wieder der neue Alan Greenspan zum Vorschein. Ich möchte heute eigentlich nicht über Mr. Greenspan schreiben, sondern vielmehr über seine Handlungen. Jeder Beruf hat seine Risiken. Der Bäcker kann sich die Finger verbrennen ... ein Psychiater muss sich bald seinen eigenen Kopf untersuchen lassen, und ein Zentralbanker, der die Möglichkeit hat, aus Luft Geld zu machen, geht fast immer zu weit. Und wenn einer dem widerstehen kann, dann wird das sein Nachfolger nahezu sicher nachholen.

      Es gibt einige Dinge, liebe(r) Leser(in), bei denen Erfolg gefährlicher als Misserfolg ist. Eine Zentralbank zu führen – oder eine auszurauben – ist ein Beispiel dafür. Je erfolgreicher ein Zentralbanker ist, das heisst, je mehr Leute auf die Stabilität des Papiergeldes vertrauen, desto gefährlicher wird die Situation. Der Vater von der Investmentlegende Warren Buffet, ein Kongressabgeordneter aus Nevada, warnte in einer Rede 1948: "Die Krankheit des Papiergeldes war bis jetzt eine angenehme Angewohnheit, die nicht freiwillig aufgegeben werden wird; genauso wenig, wie ein Drogenabhängiger freiwillig aufhören wird ... ich finde allerdings keinen Beweis dafür, dass man darauf hoffen könnte, dass unser Papiergeld letztlich besser abschneiden wird als solche Experimente in anderen Ländern."

      In allen anderen Ländern, zu jeder Zeit ... war es das Gleiche. Ein System des Papiergeldes ging auf die Dauer nicht gut. Die Gefahr des "moral hazard" (ich hatte gestern darüber geschrieben) war zu groß. Die Zentralbanker konnten nicht widerstehen; wenn es ihnen gefiel, dann übertrieben sie es und erhöhten das Geldangebot schneller, als das Angebot an Gütern und Dienstleistungen, die dieses Geld kaufen konnte, stieg.

      Ich bat meinen Kollegen Addison Wiggins darum, eine Liste mit den weltweiten Problemen des Papiergelds zu machen. Aber er verzweifelte bald an dieser Aufgabe. "Ich glaube nicht, dass Du das alles wissen willst", sagte er. "Sieh Dir Mal diesen Bildschirm an. Ich habe eine alphabetische Liste angelegt. Aber es gibt schon 318 Punkte und ich bin immer noch beim Buchstaben `B`. Und jeder Punkt ist nutzlos."

      Im Gegensatz dazu sticht das Gold positiv hervor. Egal, wessen Gesicht auf Goldmünzen abgedruckt ist ... oder welche Aufschrift sie haben ... oder wann sie geschmolzen wurden ... eine Goldmünze hat heute immer noch zumindest den Wert des enthaltenen Goldes. Und man wird mit einer Goldmünze heute normalerweise noch genauso viel Güter und Dienstleistungen kaufen können wie zum Zeitpunkt ihrer Erstellung. Gold findet man auf der Erde nur sehr begrenzt. Wenn Gott großzügiger mit dem Verteilen von Gold gewesen wäre, dann wäre Gold natürlich billiger gewesen. Aber es ist ja genau die Tatsache, dass die Erde das Gold so gut versteckt, die das Gold so wertvoll macht. Und Papiergeld – auf der anderen Hand – kann in fast unbegrenzten Mengen produziert werden. Wenn die Grenzen der modernen Drucktechnologie erreicht werden sollten, dann brauchen die Designer nur eine "0" hinzuzufügen ... und sie haben die Geschwindigkeit, mit der sie die Währung inflationieren, um den Faktor 10 erhöht. In der heutigen elektronischen Welt misst man seinen Reichtum sowieso nicht mehr an der Menge der physisch vorhandenen Banknoten – man hat "virtuelles" Geld auf Konten. Ein Zentralbanker muss deshalb noch nicht einmal wirklich die Druckerpresse anwerfen lassen; elektronisch registrierte Nullen können mit Lichtgeschwindigkeit hinzugefügt werden. Ist es angesichts der Leichtigkeit, mit der neues Papiergeld gedruckt wird, verwunderlich, dass das alte Papiergeld seinen Wert verliert?

      Für eine Zeitlang schien Mr. Greenspan Gottes Segen zu haben. Er stand auf der Bühne der Weltwirtschaft wie Moses vor dem Roten Meer, und er glaubte, dass er das Gelobte Land der Papierwährungen gefunden hätte – denn seine Papier-Dollar stiegen gegenüber dem Gold für zwei Dekaden, obwohl sie eigentlich hätten fallen sollen. Greenspan erklärt seinen Exodus damit: "Aber die negativen Konsequenzen des exzessiven Geldmengenwachstums (bis zum Ende der 1970er Jahre) für die finanzielle Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung provozierten einen Rückschlag. Die Zentralbanker wurden schließlich zum Überangebot an Geld gedrängt, sogar auf Kosten von zeitlichen wirtschaftlichen Fehlentwicklungen. 1979 war es schmerzhaft klar geworden, dass in den USA drastische Maßnahmen notwendig geworden waren. Die Fed unter dem damaligen Vorsitzenden Paul Volcker verlangsamte mit Unterstützung sowohl der Carter- als auch der Reagan-Administration das Wachstum der Geldmenge dramatisch. Daraufhin fiel die Wirtschaft in eine Rezession und die Inflation ging zurück."

      "Allerdings blieb der Erfolg – die Senkung der Inflationsrate – auch dann erhalten, als die Wirtschaft wieder zu einer deutlichen Erholung ansetzte. Ende der 1980er hatte sich das Inflationsklima dramatisch geändert. Die Entwicklung der letzten 20 Jahre unterstützt die Beobachtung, dass eine kluge Geldpolitik, die eine längere Periode durchgehalten wird, die Kräfte der Inflation unter Kontrolle halten kann – obwohl der Druck, die Geldmenge zu erhöhen, chronisch ist."

      Bis Anfang 2000 wurde der Genius von Mr. Greenspan noch weltweit beklatscht. Sein Managen der Geldpolitik sah wie ein großer Erfolg aus. Aber dann platzte die Blase. Die Leute begannen sich zu wundern, welche Zentralbank so dumme Sachen tun würde. "Die Geschichte zeigt, dass es der größte Fehler ist, den eine Zentralbank machen kann, wenn sie das Entstehen einer Spekulationsblase zulässt", schrieben Andrew Smithers und Stephen Wright im Jahr 2000 in "Valuing Wall Street". Nachdem die Spekulationsblase geplatzt war, sah die Geldpolitik von Alan Greenspan nicht mehr so klug aus. In seiner Amtszeit hatte er die Geldmenge verdreifacht – in einer Zeit, in der das amerikanische Bruttoinlandsprodukt um nur 50 % stieg. Er schuf mehr neues Geld als alle Fed-Vorsitzenden vor ihm zusammen – für jede neue Unze Gold kamen 6.250 neue Dollar auf den Markt.

      Dieses neue Geld hatte keine Ressourcen hinter sich. Obwohl es in den Geschäften willig angenommen wurde, repräsentierte es keinen Zuwachs an wirklichem Reichtum. Die Geschäftsleute dachten, sie hätten mehr "Geld", aber es gab wirklich keinen realen Wert, der dieses neue Geld deckte. Ermutigt durch die scheinbar unbegrenzte Kaufwut der Amerikaner bauten Ausländer neue Fabriken in großem Maßstab – zuerst die Japaner in den 1980ern, dann China in den 1990ern. Sie verkauften ihre Produkte den Amerikanern ... und investierten dann das erhaltene Geld entweder in neue Kapazitäten zu Hause oder in Anlagen in den USA. Ende 2002 war das produzierende Gewerbe immer noch in einer Krise, die seit 30 Jahren andauert, und die Ausländer besaßen fast 20 % der amerikanischen Aktien. Diese Auswirkungen des "moral hazard" fühlt man jetzt. Die amerikanischen Konsumenten sind so hoch verschuldet wie nie zuvor – und sie scheinen neue Kredite zu brauchen, nur um die alten bezahlen zu können. Die moderaten Überschüsse bei den Haushalten der US-Bundesstaaten und beim amerikanischen Bund haben sich in hohe Defizite verwandelt. Wo soll das Geld her kommen? Die Amerikaner haben wenige Ersparnisse; das Geld muss man außerhalb kommen. Aber die US-Leistungsbilanz ist mit satten 450 Milliarden Dollar jährlich im Minus. Stephen Roach schätzt, dass der neue Kapitalbedarf das Defizit auf 600 Milliarden erhöhen wird – das sind 2,5 Milliarden Dollar pro Arbeitstag.

      Die Ausländer könnten bereit sein, eine neue Konsumwelle in den USA zu finanzieren. Allerdings könnten sie auch nicht dazu bereit sein – der Dollar fällt ja schon. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich kann Ihnen meine Einschätzung geben: Die Ausländer werden dazu nicht zum selben Dollarkurs bereit sein. Der Dollar sollte gegenüber dem Gold fallen ... und gegenüber ausländischen Währungen. Er wird es wahrscheinlich auch.



      investorverlag
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      schrieb am 15.01.03 20:46:28
      Beitrag Nr. 1.657 ()
      Editorial: Für Konjunkturoptimismus bleibt kaum Raum (15.01.2003)

      Die Weltwirtschaft befindet sich in einer ziemlich verfahrenen Situation. Unter den fiskalisch und geldpolitisch Verantwortlichen in den Industrieländern hat sich diese Erkenntnis zum Teil spät, vielleicht sogar viel zu spät durchgesetzt. Das gilt vor allem für Deutschland, die drittstärkste Wirtschaftsnation in der Welt. Allein wegen dieser Stellung wäre ihr eigentlich eine herausragende Stellung bei der Implementierung aller denkbaren Schritte zur Ankurbelung der Wirtschaft zugekommen. Doch das hat die sozialistische Realpolitik verschlafen, ja grob fahrlässig und somit uneingeschränkt vorwerfbar versäumt.

      Ohne Zweifel wären die USA wegen ihrer wirtschaftlichen Potentiale theoretisch in der Lage, die Funktion der Lokomotive für die Weltwirtschaft wieder einmal alleine zu übernehmen. Praktisch ist das Potential dieses Landes jedoch weitgehend erschöpft. Die noch verbleibende Kraft liegt in Händen der amerikanischen Notenbank (Fed). Ihr geldpolitisches Arsenal ist bei weitem noch nicht geleert, auch wenn dies mit Blick auf den extrem niedrigen Leitzins immer wieder behauptet wird.

      Die Fed hat in letzter Zeit selbst mehrfach angedeutet, dass sie zu "unkonventionellen" monetären Maßnahmen schreiten würde, wenn dies erforderlich werden sollte. Darunter ist vor allem zu verstehen, dass sie im Rahmen ihrer "Offenmarkt-Politik" beliebig Schuldtitel des Schatzamtes in Washington erwerben und auf diese Weise unbegrenzte Mengen Geldes in den Wirtschaftskreislauf pumpen kann.

      Die entscheidende Frage lautet nicht, ob ein solches ungewöhnliches Verfahren irgendwann Erfolg brächte, sondern wann sich ein Erfolg einstellen könnte. Ein Erfolg müsste dann sehr schnell her, wenn die US-Wirtschaft und in der Folge auch die anderer Länder nicht ins von Deflation geprägte Desaster abstürzen sollen.

      Einer, der die Lage sehr pessimistisch sieht, ist Stephen Roach, der Chefökonom von Morgan Stanley. Er hat vor ziemlich genau einem Jahr vor allen inzwischen zutage getretenen und noch verborgen gebliebenen Gefahren gewarnt. Jetzt befürchtet er, dass die massiven geldpolitischen und fiskalischen Impulse besonders in den USA nicht dem Wirtschaftswachstum zugute kommen, sondern überwiegend nur dazu verwendet werden, angeschlagene Unternehmensbilanzen und andere Folgen der zurückliegenden Exzesse zu reparieren.

      Roach argwöhnt, dass zu viele auf die Fähigkeit der Verantwortlichen vertrauen, das konjunkturelle Ruder herumzureißen. Seiner Meinung nach wird sich in nicht zu ferner Zukunft zeigen, dass diese Zuversicht auf tönernen Füßen steht.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


      (16498)

      Terminmarktwelt.de
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      schrieb am 16.01.03 02:41:29
      Beitrag Nr. 1.658 ()
      Europas Schwäche hat auch Vorteile für den Euro

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Man muss schon verrückt sein, um die amerikanische Wirtschaftslage optimistisch sehen zu können", so Marc Faber, der einige Male Gastautor für den "Investor`s Daily" war, in einem Interview im Barron`s Magazin. "Oder man müsste der Fed-Vorsitzende sein ...!" Und weiter: "Dieses Umfeld – nach dem Platzen der Spekulationsblase – ist das spannendste Umfeld der letzten 20 Jahre."

      Er glaubt, dass Geld von einer Illusion in die nächste fließen würde. Vom Öl in den 1970ern in japanische Aktien in den 1980ern und dann in US-Aktien in den 1990ern. "Sobald die Spekulationsblase platzt, wird eine andere Illusion populär", erklärt Faber. Nach der Spekulationsblase am Aktienmarkt – besonders bei den traumhaften Technologieaktien – wendete sich das Kapital Dingen zu, die man sehen, berühren und fühlen konnte. Die Immobilienpreise haben sich in England in den letzten Jahren fast verdoppelt. In Kalifornien sind sie in den letzten 12 Monaten um 20 % gestiegen.

      Die Rohstoffpreise fielen laut Faber im Februar 2002 auf ihr ein temporäres Tief. Jetzt boomen sie. Der Goldpreis ist in den letzten 2 Jahren um 100 Dollar gestiegen. Fabers Rat: "Kaufen Sie Rohstoffe, Aktien die mit Rohstoffen zu tun haben und Staatsanleihen von Ländern, die mit Rohstoffen zu tun haben." "Und gehen Sie aus dem Dollar", füge ich hinzu.

      Die Financial Times schrieb gestern: "Während Präsident Bush diese Woche über sein Paket, das die USA aus dem Abwärtstrend retten soll, redet, hat sich Europa gestern auf einen anderen Kurs festgelegt." Pedro Solbes, Kommissar der EU, hat gestern Deutschland, Frankreich und Italien – den drei größten Volkswirtschaften in der EU – mitgeteilt, dass sie sich auf den Abbau ihrer Defizite konzentrieren sollen. Sie haben es sicher in den Nachrichten gehört. Also: Während Präsident Bush die Steuern senkt, die Ausgaben und das Staatsdefizit erhöht, verlagt der EU-Stabilitätspakt, dass Deutschland entweder die Steuern erhöht oder die Ausgaben senkt. Dabei ist Deutschland nicht weit von einer Deflation entfernt.

      Mr. Solbes lächelte, als er nach seiner Einschätzung zum Ausgabenprogramm von George W. Bush gefragt wurde; dann begann er, die finanzielle Disziplin, die der Stabilitätspakt fordert, hart zu verteidigen. "Vernünftige öffentliche Finanzen sind eine Voraussetzung für dauerhaftes Wachstum und steigende Beschäftigungszahlen in Europa. Vernünftige Finanzen sind Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. Wir können uns aus dem Abschwung in Europa nicht durch mehr Konsum befreien."

      Als die Europäische Union startete, gab es in den USA zweifelnde Kommentare. Der Frosch würde niemals mit dem Hunnen zurechtkommen, sagten sie. Sie sprechen verschiedene Sprachen ... sie haben verschiedene Kulturen ... und sie hassen sich. Die Union wäre niemals fähig, eine starke, zentralisierte Regierung zu entwickeln, oder große Programme zu starten. Das konnte man damals lesen. "Ein Mann sollte für seine Fehler dankbar sein", sagte Emerson. Die Schwäche von Europa wurde zur größten Stärke von Europa. Denn Europa kann keine wirklich wichtigen Dinge tun – weder ausländische Kriege führen noch eine heimische Inflation erzeugen.

      Ich erinnere mich, dass der Euro als "Esperanto Währung" kritisiert wurde. Heute ist es so, dass die Mitglieder der Europäischen Union es sehr schwer finden, sich über etwas zu einigen – auch wenn es darum geht, ihre eigene Währung zu zerstören. Das ist derzeit sehr positiv für den Euro.
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      Mittwoch, 15. Januar 2003

      Aggregierte Werte existieren nicht

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      An der Wall Street geht es derzeit recht ruhig zu – aber sehr bald könnte ein Feuerwerk beginnen, weil mehrere hochkarätige Unternehmen diese Woche ihre Quartalszahlen präsentieren werden. Microsoft, IBM und General Motors werden dabei sein – um nur ein paar zu nennen. "Das Jahr 2003 hat gerade erst begonnen, aber die Wall Street scheint sich von der Manie früherer Jahre immer noch nicht richtig lösen können", schreibt der Bär Bill Fleckenstein. "Hoffnung und Hype sind Trumpf, und nicht die Fundamentals, die weder das eine noch das andere rechtfertigen.

      Der grundsätzliche Punkt, der Fleckenstein Sorgen bereitet, ist bekannt: Die Aktien sind zu teuer. "Aggregierte Werte existieren nicht", sagt er. Ein teurer Aktienmarkt wäre nicht so besorgniserregend, wenn die Wirtschaft nicht nur so schwache Signale einer Erholung zeigen würde. Hinzu kommt, dass die Arbeitslosigkeit steigt und die Kapazitätsauslastung fällt. Dennoch mangelt es nicht an Kaufbereitschaft für Aktien. "Einige Gründe, die die Bullen für ihren Optimismus anführen, sind haarsträubend", so Pierre Belac von Reuters. "Sie zitieren historische Marktmuster, wie Jahre, die mit einer "3" enden, und das dritte Jahr der Amtsperiode eines Präsidenten, welches oft gut für Aktien gewesen ist. Dann gibt es da noch das berühmte `Januar-Barometer`, ein Prognose-Indikator, der Investoren helfen soll, die Performance des Marktes für den Rest des Jahres vorherzusagen."

      Belac bezweifelt, dass diese "saisonalen" Aktienmarkt-Tendenzen die Kurse langfristig nach oben ziehen können. Ohne eine echte und substanzielle wirtschaftliche Erholung steht dem Aktienmarkt seiner Meinung nach ein viertes Verlustjahr bevor. "Die Leute schwören darauf, dass die Wall Street genug für die Exzesse der 1990er bestraft worden ist", so das Fazit von Belac. "Sie sagen, dass der Markt in den letzten 3 Jahren so gefallen sei, dass er nun wieder steigen müsse – egal, wie das wirtschaftliche Umfeld aussehe. Aber das smarte Geld sagt: `Nur weil der Markt außer dem Zeitraum von 1929 bis 1932 niemals 4 Jahre in Folge gefallen ist, bedeutet das nicht, dass er das nicht noch Mal tun kann`."

      Die Anlegermassen werden die Skepsis von Belac nicht teilen. Sie wissen, dass Aktien "langfristig" die beste Anlageform sind, und sie sind verständlicherweise sehr darüber erfreut, dass die Aktien sich seit Jahresbeginn 2003 sehr gut entwickelt haben. In ihren Augen ist das Gold eine zweiseitige Anlageform. Eine Kuriosität, die Aufmerksamkeit erweckt – das auf jeden Fall. Aber auch eine Art Kreatur, die einem nicht ganz geheuer ist. Wie auch immer – das gelbe Metall ist heute auf den Lippen von fast jedem. (Gold und Silber sind sogar DURCH die Lippen von vielen Leuten ... und durch ihre Augenbrauen, ihre Ohren, Zungen, Bauchnabel ... in der Form von Piercings. Aber vielleicht ist das nur in Manhattan Mode).

      Das Gold weigert sich, zu sterben. Fleckenstein gibt uns eine teilweise Erklärung dafür: "Das Geld, das man in der Geldbörse hat oder das man auf dem Konto hat, kann offensichtlich fast mit Lichtgeschwindigkeit gemacht werden. Die Fed hat durch die Blume gesagt, dass sie alles tun wird, um eine Deflation zu verhindern ... Kreditkarten und Bargeld mögen gute Mittel zum Durchführen von Transaktionen sein, aber sie sind sehr schwache Wertaufbewahrungsmittel ... es ist schwer, ein Papiergeld-System zu finden, das mehr als 50 Jahre Bestand hatte."

      "Das Dollar-zentrierte globale Geldsystem beginnt, an den Ecken zu zerfransen", so Fleckenstein. "Was hinter dem jüngsten Anstieg des Goldpreises steht, ist die Erkenntnis von Anlegern überall auf der Welt, dass alles dieses Papier nicht das ist, was es zu sein schien."

      "Der Goldpreis muss noch deutlich steigen, bevor es Zeit ist, dass man einen großen Trend in die andere Richtung erwarten kann. Wenn die Leute beginnen, einen mit ihren Erfolgen mit Goldaktien zu nerven (wie sie das mit Internet-Aktien oder Aktien allgemein Ende der 1990er getan haben), dann könnte es vielleicht Zeit sein, diese Party zu verlassen. Aber an diesem Punkt sind wir sicherlich noch nicht angelangt."

      Es ist wahr, man muss erst warten, bis ein Taxifahrer in New York einem erzählt, dass "ein Freund von ihm von einer heißen Aktie mit Namen Newmont Mining gesprochen hätte ..."
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      Vermischtes

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Durch Immobilien-Refinanzierungen haben die US-Hausbesitzer im letzten Jahr 172 Milliarden Dollar erhalten (sie erhöhten ihre Hypotheken und ließen sich das überschüssige Geld auszahlen, um es in den Konsum zu stecken). 2000 lag dieser Betrag bei 44 Milliarden Dollar. "Das hilft, das Wunder des Wachstums der Konsumausgaben trotz zurückgehender Einkommen zu erklären", ein Volkswirt bei Moody`s.

      *** Das hilft auch bei der Suche nach Gründen für die Tatsache, dass die US-Wirtschaft den Gesetzen der Schwerkraft widersteht. Sie sollte in eine ernste Rezession fallen. Aber so lange, wie die Konsumenten bereit sind, Geld auszugeben, das sie nicht haben ... und ihre Hypotheken weiter erhöhen ... bleibt eine Rezession etwas, auf das man sich eigentlich fast freuen kann. Denn eine Rezession ist dazu da, die Fehler eines Booms zu beseitigen. Von Zeit zu Zeit müssen Unternehmen Pleite gehen. Konsumenten müssen Einschnitte bei ihren Ausgaben machen, ihre Schulden zurückzahlen, etwas Geld sparen und ihre Bilanzen verbessern. Die Rezession von 2001 hat dies nicht erreicht. Sie folgte dem größten Boom der Geschichte, der mehr Fehler als je zuvor hinterlassen hat, die korrigiert werden müssen.

      Zwar traf diese Rezession danach die Unternehmen – aber die Konsumenten verhalten sich fast wie vorher. Dank der Hypotheken steigen ihre Konsumausgaben weiter. "Im 3. Quartal 2002 stiegen die Hypotheken auf Jahresbasis hochgerechnet um 900 Milliarden Dollar – und das bei einer Volkswirtschaft, die 10,5 Billionen Dollar schwer ist", so mein Freund und Kollege Marc Faber. Das kann so natürlich nicht weitergehen. Früher oder später wird der Konsument zusammenbrechen. Und dann werden wir die Rezession haben, die das Land braucht. Mehr dazu von Dr. Faber in seinem Gastbeitrag, weiter unten.

      *** Kalifornien ist ganz vorne, was die Höhe der Defizite der US-Bundesstaaten betrifft. Dem goldenen Staat steht ein Defizit von 35 Milliarden Dollar bevor. Aber auch New York und Texas werden geschätzte 10 Milliarden Dollar Defizit einfahren. Wo soll dieses Geld her kommen? Zu schade, dass die US-Bundesstaaten kein Geld drucken können ...

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      Der "Schulden-Kater"

      von Marc Faber

      Während die Analysten und die US-Regierung den amerikanischen Konsumenten und steigende Einzelhandelsumsätze bejubeln, bleibt der Wert dieser Zuwächse als Indikator für die gesamte Volkswirtschaft ohne einen Anstieg der industriellen Produktion sehr fraglich. Eigentlich sind das viel bessere Indikatoren für die Stärke der chinesischen Volkswirtschaft.

      Überlegen Sie sich Mal Folgendes. Der US-Immobilienmarkt boomt. Vom Bau der Einfamilienhäuser sollte eigentlich die US-Möbelindustrie profitieren. Aber das tut sie nicht: Es steigen hingegen die Importe aus Übersee. Seit 1999 haben die Möbelimporte in den USA um 71 % zugenommen. Im zweiten Quartal 2002 waren 40 % bis 50 % der in den USA verkauften Möbel Importwaren.

      Bei Holz- und Metallmöbeln (besonders Schlafzimmermöbeln, Stühlen, Tischen) liegt der Anteil der Importe sogar bei rund 80 %, nach 20 % vor 10 Jahren. Laut einem Volkswirt, der sich mit dem Thema befasst hat, sind in der amerikanischen Möbelindustrie zwischen 1979 und 1999 eine halbe Million Stellen abgebaut worden. Das steht im starken Gegensatz zu der Entwicklung in China, das zu einem der größten Produzenten von Möbeln geworden ist – mit einem Weltmarktanteil von mittlerweile 10 %.

      In den ersten 7 Monaten 2002 steigen die chinesischen Möbelexporte – primär in die USA – um 35 % auf über 3 Milliarden Dollar. Vielleicht sollte der Fed-Gouverneur Ben Bernanke diesen Punkt bedenken, wenn er eine Politik des ultraleichten Geldes befürwortet. In seiner berühmt-berüchtigten Rede von der "Druckpresse" – im Investor`s Daily wurde ausführlich darüber berichtet – hat Bernanke Folgendes vorgeschlagen: "Indem man die sich im Umlauf befindliche Dollar-Zahl erhöht, oder indem man glaubhaft androht, dies zu tun, kann die US-Zentralbank den Wert des Dollar im Verhältnis zu Waren und Dienstleistungen reduzieren. Wir glauben dass in einem Papiergeld-System eine Regierung immer höhere Ausgaben und eine positive Inflationsrate schaffen kann."

      Was Mr. Bernanke in seiner Rede gesagt hat, war für Marktbeobachter nichts Neues, da die Geldmenge M3 seit dem 7. Oktober steil gestiegen war (mit einer Jahresrate von 22,5 %). Ich würde sagen, dass die Regierung (man muss allerdings beachten, dass "die Regierung" und die Zentralbank zwei unterschiedliche Institutionen sind) zwar höhere "Ausgaben" forcieren kann – diese aber ins Ausland gehen!

      Wenn man sich den Zuwachs bei den US-Einzelhandelsumsätzen der letzten drei Jahre ansieht und diesen Zuwachs mit dem Wachstum des US-Handelsbilanzdefizits vergleicht, dann merkt man, dass fast der gesamte Zuwachs bei den Einzelhandelsumsätzen durch den Import von Gütern aus Übersee zustande kam.

      Die Druckerpresse von Mr. Bernanke scheint einen extreme begrenzten Effekt zu haben, wenn es darum geht, die heimische Wirtschaftsaktivität zu beleben – während sie sehr effektiv ist, wenn es darum geht, die Produktion und die Auslandsinvestitionen in China (und zunehmen auch Vietnam) zu beleben. Eine vergleichbare Situation wie beim Möbelmarkt ist bei der Automobil-Industrie gegeben. Während die Autoverkäufe in den USA insgesamt robust bleiben, sind die Umsätze der drei großen US-Automobilbauer derzeit niedriger als während der Rezession 1990 – während die Importe von Autos und Kleinlastwagen auf einem Rekordstand stehen. Ford hat zuletzt angekündigt, dass ab Mitte 2003 jährlich Auto-Teile im Wert von rund 1 Milliarde Dollar in China gekauft werden sollen.

      Diese Entwicklungen spiegeln sich auch auf dem US-Arbeitsmarkt wider. Der "Güter produzierende" Sektor hat in den letzten 8 Monaten insgesamt 332.000 Jobs abgebaut, während der Dienstleistungssektor im gleichen Zeitraum 506.000 Arbeitsplätze geschaffen hat. Im Gesundheitssektor wurden 92.000 neue Stellen, im öffentlichen Sektor sogar 158.000 neue Stellen geschaffen. Währenddessen ist die Zahl der Jobs im produzierenden Gewerbe auf das Niveau von 1961 zurückgefallen.

      Neben den steigenden Importen gibt es noch andere Gründe, die einen skeptisch in Bezug auf die Nachhaltigkeit des starken US-Konsumausgaben-Wachstums stimmen. Zunächst einmal die Tatsache, dass die US-Konsumenten keinen Konsumbedarf aufgestaut haben. Das war in früheren Rezessionen der Fall, wo sie Liquidität zurückgehalten hatten. Hinzu kommt, dass der jüngste Boom bei den Konsumausgaben durch einen Rückgang der Sparrate verursacht wurde. Ohne starke Kursgewinne am Aktienmarkt ist es wahrscheinlich, dass die Sparrate in den nächsten 12 bis 18 Monaten wieder steigen wird und deshalb das Wachstum der Konsumausgaben hemmen wird.

      Schließlich – und das ist die Crux des Ganzen – ist der Konsument jetzt hoch verschuldet, und der Konsum könnte dadurch letztlich leiden. Ich weiß, dass viele Analysten diese Bedenken nicht teilen. Sie argumentieren damit, dass das schon relativ lange der Fall ist, und dass das die Konsumenten nicht am fleißigen Geldausgeben gehindert hat. Das erinnert mich ans Frühjahr 2000, als diese Analysten auch vorhersagten, dass die Kurse weiter steigen würden, weil sie ja schließlich schon 18 Jahre in Folge gestiegen seien.

      Gene Epstein schreibt eine wöchentliche Kolumne im Barron`s Magazin, in einer dieser Kolumnen stand Folgendes: "In den letzten 56 Jahren seit 1946 scheinen sich die Verschuldungsgewohnheiten der Konsumenten überhaupt nicht geändert zu haben." Und Doug Noland von Prudent Bear hat folgende Zahlen veröffentlicht: 1946 lag der Anteil der privaten Schulden am gesamten Volkseinkommen bei 31 % (davon Hypotheken 13 % und Konsumentenkredite 5 %).

      Ende 2001 lag der Anteil der privaten Schulden am Volkseinkommen dann bei 133 % (Hypotheken 70 %, Konsumentenkredite 21 %). Hinzu kommt, dass die Sparrate 1946 bei rund 9 % stand, verglichen mit derzeit 2 %. Noland betont, dass es weniger als 9 Jahre gedauert hat, bis sich das Geldangebot verdoppelt hat – ein historischer Boom. Sein Fazit: "Das dienstleistungs- und konsumbasierte US-System wird immer monetärer – es hängt immer mehr von immer mehr Geld, Kredit und spekulativen Exzessen ab." Der Ökonom William Ropke erklärte in seinem Buch "Crises and Cycles" (London, 1936), dass die qualitative Verteilung des Geldstroms (des neu geschaffenen Geldes) ein Faktor der Instabilität sein könnte. Er bezog sich auf die 1920er Jahre und die Faktoren, die zur Weltwirtschaftskrise führten, als er schrieb: "Dieser Zeitraum, der zu einer der größten Krisen der Geschichte (der Weltwirtschaftskrise) führte, zeigt, dass das Preisniveau eigentlich nicht hätte steigen sollen. Denn wegen des technologischen Fortschritts gingen die Produktionskosten zurück. Wie konnte es trotzdem Inflation geben? Nun, die Preise wären gefallen, wenn nicht soviel zusätzliches Geld gedruckt worden wäre. Deshalb gab es trotzdem positive Inflationsraten. Man kann mit guten Argumenten die These aufstellen, dass die inflationäre Kreditexpansion noch durch die unnormale Verteilung dieser Kredite verstärkt wurde."

      "Ein anderes Beispiel ist der Immobilienmarkt, wo es Kredite im Übermaß gab. Am schlimmsten war allerdings die Aktienmarktspekulation, die auf dem Weg in die Katastrophe ganz vorne war. Um das klar zu machen, könnte man erwähnen, dass das Volumen der Wertpapierkredite zwischen 1921 und 1929 um rund 900 % anstieg." Ich habe diese Ausführungen von Ropke über den Boom der 1920er Jahre und die folgende Weltwirtschaftskrise hier angeführt, weil es meiner Meinung nach offensichtlich ist, dass wir uns heute in einer sehr ähnlichen Situation befinden – nur mit noch schlimmeren Kreditexzessen und noch "unnormalerer Verteilung dieser Kredite". Dieses Mal ist es allerdings nicht so sehr die Explosion von Wertpapierkrediten, sondern die Zunahme der Konsumentenkredite und der Hypotheken, was durch die großen Hypothekenbanken (Fannie Mae, Freddie Mac) noch gefördert wurde.

      Ich hoffe, dass meine Leser verstehen werden, dass der derzeitige US-Kreditboom bei Hypotheken und Konsumentenkrediten einfach langfristig nicht tragbar ist. Irgendwann muss die Kreditexplosion an Tempo verlieren, wie dies in den letzten 2 Jahren im Unternehmenssektor der Fall gewesen ist. Die Konsequenzen dieses "Slowdown" werden der Volkswirtschaft unweigerlich zunächst wehtun, aber sie werden hoffentlich externe Ungleichgewichte (das hohe US-Handelsbilanzdefizit) adjustieren. Also: Wenn die Analysten sagen, dass der US-Konsument derzeit in großartiger Verfassung ist und weiter fleißig konsumieren wird, dann kann dies noch eine Zeitlang stimmen – aber irgendwann in der Zukunft wird der Konsument mit einem "Schulden-Kater" aufwachen, der ihn dazu zwingt, zurückzustecken.

      investorverlag.de
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      schrieb am 16.01.03 02:46:35
      Beitrag Nr. 1.659 ()
      Eine Frage der Bewertung

      Die Stimmung an den Märkten ist plötzlich wieder richtig gut, die Fakten jedoch noch lange nicht. Das könnte sich noch einmal als explosives Gemisch für die Börsianer erweisen. In Europa und besonders in Deutschland sind die Aktien schon wieder richtig billig. Volkswagen beispielsweise mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5,5 und einer Dividendenrendite, die derjenigen der mittelfristigen Staatspapiere entspricht. Und die Versorger – ganz besonders RWE Vz. – sogar mit einer noch weit besseren Dividendenrentabilität.

      Wenn da nur nicht die andere Seite des Atlantiks wäre. Nach der neuesten Ausgabe des Finanzmagazins "Barron´s" liegt das KGV des S&P 500 derzeit mit 34 weit über allen historischen Schnitten. Die höchste KGV-Bewertung am Low von 14 zyklischen Abwärtstrends in der Nachkriegszeit lag im Herbst 1960 bei 16,3. Und betrachtet man zusätzlich noch die Marktbewertung im Vergleich zum Buchwert sowie die Dividendenrendite, so kommt man zu völlig identischen Aussagen:

      Wenn die Historie noch etwas zählt, dann haben US-Aktien noch sehr viel Platz nach unten. Ein Fall von noch einmal 50 Prozent vom jetzigen Niveau würde erst ein "Einklinken" in den historischen Maßstab bedeuten. Was dann allerdings hierzulande passiert, mag ich mir lieber nicht ausmalen. Doch vielleicht kommt es diesmal ja auch völlig anders als bei allen anderen Baissen vorher.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

      instock.de
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      schrieb am 16.01.03 02:47:44
      Beitrag Nr. 1.660 ()
      Endlich wieder Action!
      Von Lars Weide
      Endlich einmal wieder Action in der deutschen Industrie-Krimiszene! So mit allem drum und dran: Polizei und Zollfahndung beobachten Betriebsgebäude, zählen rein- und rausfahrende LKW und schlagen dann blitzartig zu. Diesmal hat es Reemtsma erwischt, den Hersteller so bekannter Zigarettenmarken wie West und R1. Mit knapp 1000 Polizisten wurden in Hamburg Büros der Firma und Privatwohnungen von Mitarbeitern aufgemischt und kistenweise Aktenordner beschlagnahmt. Dabei geht es möglicherweise um viele, viele hinterzogene Steuermillionen, weil unversteuerte Zigaretten reimportiert und auf dem deutschen Schwarzmarkt durch die Mafia verhökert wurden.

      Das ist doch ein ganz anderes Kaliber, als diese langweiligen Buchungstricks von Ex-Neuer-Markt-Firmen. Hier ging es richtig zu Sache, Mord und Totschlag eingeschlossen: Denn Monat für Monat werden gerade in Berlin erschossene Vietnamesen aufgefunden, die beim Machtverteilungsgerangel auf dem hiesigen heiß umkämpften Zigarettenmarkt den kürzeren gezogen haben. Das ausgerechnet hier auch die Reemtsma-Tabakwaren eine Rolle spielten, muss wohl nicht noch extra betont werden, wenn man täglich die fliegenden Händler mit den „West“-Stangen am Straßenrand gesehen hat.

      Aber das ist ja noch längst nicht alles: Auch Diktatoren müssen sich ab und zu mal eine anstecken. Das soll ja die Nerven beruhigen! Gerade dann, wenn man die Nähe einiger amerikanischer und britischer Flugzeugträger spürt. Und wie es scheint, hat Reemtsma den Bedarf entdeckt und den einen oder anderen LKW in den Irak durchwinken lassen. Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz heißt das im Juristendeutsch – Vaterlandsverrat heißt es auf der Straße. Alles in allem – Stoff für eine Krimiserie. Auf den Pilotfilm bin ich jedenfalls schon gespannt.

      instock.de
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      schrieb am 16.01.03 18:27:20
      Beitrag Nr. 1.661 ()
      16.3.2003 Deutschland ist Vizeweltmeister bei Steuern und Abgaben

      Berlin - Deutschland hat im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast. Nach Berechnungen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft liegt sie für einen kinderlosen Single mit Durchschnittsverdienst bei knapp 52 Prozent und ist nur in Belgien mit 56,2 Prozent höher. In Japan betrage sie rund 24 Prozent, in den USA ein Drittel. „Bei Steuern und Abgaben ist Deutschland Vizeweltmeister", erklärte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Gerhard Fels.

      Die Berechnungen basierten auf Daten des IW und der OECD, erklärte Fels. Sie zeigten deutlich, „dass der Abgabenkeil - das Verhältnis von Arbeitskosten zu Nettolohn - geradezu skandalöse Ausmaße angenommen hat". Das sei jedoch nicht nur eine Folge der jüngsten Koalitionsbeschlüsse, sondern Auswuchs einer langjährigen Fehlentwicklung. Für Familien falle die Rechnung zwar etwas günstiger aus - bei einem Alleinverdiener mit zwei Kindern rangiere Deutschland auf Platz sieben - doch das liege vor allem an der Zahlung von Kindergeld und nicht am verringerten Zugriff des Staates.

      Die Abgabenlast steige 2003 weiter, erklärte Fels. Ein unverheirateter Arbeitnehmer mit jährlich 58 322 Euro Bruttoverdienst habe demnach fast 60 Prozent Abgaben, in 2002 seien es noch 57,8 Prozent gewesen. 1979 habe die Abgabenlast in Deutschland für einen durchschnittlich verdienenden Single ohne Kinder noch bei 40,8 Prozent gelegen. Nur eine Senkung der Staatsquote könne Abhilfe schaffen, erklärte Fels. ... (Welt, 16.1.03)

      Kommentar: In der Tat haben die Abgaben in Deutschland ein Niveau erreicht, das jede Leistungsbereitschaft im Keim erstickt. Dabei ist es geradezu wiedersinnig Arbeit zu besteuern, da allein und ausschließlich durch Arbeit überhaupt Werte geschaffen werden. Demgegenüber wird leistungsloses Zinseinkommen belohnt und praktisch nicht besteuert (außer die Ersparnisse der Kleinanleger). Die hohe Abgabenbelastung zeigt ganz deutlich, wie unser System einm Endpunkt zustrebt.


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      Preiskrieg auf Deutschlands Automarkt

      D??ldorf - Auf dem deutschen Automarkt tobt derzeit einer der härtesten Preiskriege seit Jahren. Europas drittgrößter Autobauer Ford und die Volkswagen-Tochter Seat senkten in den vergangenen Tagen sogar die Listenpreise für eine Reihe ihrer Modelle - ein Schritt, den Experten als „ganz seltenes Ereignis" bewerten.

      Andere Hersteller locken mit Rabatten und Gebrauchtwagen-Eintauschprämien. Der angeschlagene italienische Autokonzern Fiat wirbt sogar mit einem zinslosen Kredit über vier Jahre um Kunden. Volkswagen lockt mit kostenloser Mehrausstattung. ... (Welt, 16.1.03)
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      Renate Künast legt sich mit Lidl und Aldi an

      Angesichts des Preiskriegs der Discounter will Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) härter gegen Dumping-Angebote im Lebensmitteleinzelhandel vorgehen. Ziel sei es, Preiskämpfe abzuwenden, bei denen Landwirte, der Einzelhandel und langfristig auch die Verbraucher als Verlierer dastünden, sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums am Mittwoch in Berlin. Die Bundesregierung bereitet aus diesem Grund mehrere Gesetzesänderungen vor.

      HB/dpa BERLIN. Bei der anstehenden Reform des Gesetzes gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG) sollen Änderungen verankert und auch beim Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Konkretisierungen geprüft werden. Nach Darstellung des Justizministeriums soll bis Ende Januar ein Gesetzentwurf zur UWG-Reform vorgelegt werden.

      Die Billigmärkte haben laut Künast in den vergangenen Monaten beim Preis eine „beispiellose Abwärtsspirale“ in Gang gesetzt, die die Qualität vieler Produkte gefährde. Außerdem würden durch das Preis-Dumping der Discounter Familienbetriebe und der Mittelstand in Gefahr gebracht, sagte die Grünen-Politikerin der „Berliner Zeitung“. ... (Handelsblatt.com, 15.1.03)

      Kommentar: Wer heute noch von Inflation redet, hat das System ganz und gar nicht begriffen. In allen Sektoren brechen die Preise weg und der Wettbewerb verkommt zu einem ruinösen Wettbewerb. Die Ursache davon liegt in unserem System, in dem immer mehr Geld in den Kapitaldienst fließt und entsprechend weniger für den kosum übrig bleibt. Daran ändern auch gesetzliche Vorgaben nichts - diese verschlimmer sogar noch die Situation.
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      Anleger fürchten ein Platzen der Rentenblase

      Zahlreiche Neuemissionen belasten den Markt - Unsicherheit über weiteren Konjunkturverlauf sorgt für Kaufzurückhaltung

      von Alexander Antonoff und Anja Struve

      Frankfurt/Main - Am Rentenmarkt scheiden sich momentan die Geister. Während viele Kapitalmarktexperten Anleihen als sicherem Hafen in Krisenzeiten weiteres Aufwärtspotenzial zutrauen, wächst bei anderen die Sorge vor einer größeren Korrektur am Bondsmarkt.

      ... „Das Risiko, dass am Rentenmarkt eine Blase platzt, ist weiterhin vorhanden", warnt Müller deshalb. Zwar gilt diese Warnung vor allem für den US-Rentenmarkt, doch auch hierzulande notiert der Bund-Future mit knapp über 113 Zählern auf dem höchsten Niveau seit vier Jahren. Nur Anfang 1999 lag der Bund-Future noch höher - und stürzte anschließend rasant ab. „In den Anleihekursen sind zum Teil immer noch Deflations- und Rezessionsszenarien enthalten. Wenn sich herausstellt, dass das zu pessimistisch war und der Aufschwung doch früher oder kräftiger einsetzt als erwartet, droht eine scharfe Korrektur", warnt Müller. „Die deutliche Übertreibung an den Rentenmärkten wird zu einem kräftigen Rückschlag führen", meint auch Norbert Wuthe von der DZ Bank: Dass ähnlich wie zuvor bei den Aktien sogar eine Blase platzen könnte, fürchtet der Stratege allerdings nicht. Dazu seien die bisherigen Zuwachsraten bei den Anleihekursen zu gering gewesen.

      Zusätzliche Belastung droht durch die Fülle neuer Bonds, die 2003 aufgelegt werden sollen. „Das Problem wachsender Staatsdefizite wird zur Belastung für den Rentenmarkt", warnt Europa-Chefvolkswirt Adolf Rosenstock von Nomura. „Angesichts der steigenden Nachfrage von Staaten nach Finanzmitteln droht eine regelrechte Bondsschwemme." Nach Berechnungen von Merrill Lynch könnte das Gesamtvolumen allein in der Eurozone um acht Prozent auf 545 Mrd. Euro ansteigen.

      Stutzig stimmt allerdings, dass viele Banken für 2003 zwar einen Konjunkturaufschwung prognostizieren und vor der Belastung durch steigende Neuemissionen warnen - und trotzdem optimistisch für den Rentenmarkt sind. So rechnet etwa die Deutsche Bank für 2003 mit einer anziehenden Konjunktur in der Eurozone und gibt gleichzeitig Bonds den Vorzug vor Aktien. „Europäische Anleihen sind angesichts ihrer Risikoprämie immer noch günstig bewertet", begründet Stratege Jamil Baz diese Empfehlung. Auch für Giordan Kemen von Morgan Stanley sind „Renten weiter König", obwohl Ökonomin Elga Bartsch für das zweite Halbjahr mit einer anziehenden Konjunktur und steigenden EZB-Zinsen rechnet. ... (Welt, 16.1.03)

      Kommentar: Am Rentenmarkt hat sich in der Tat eine Blase aufgetan, die genauso platzen wird, wie die Aktienblase. Was jedoch die wenigsten verstehen ist, daß nicht dann die Anleihen einbrechen werden, wenn die Wirtschaft wieder “anzieht” (was bei den hohen Kapitalkosten gar nicht mehr kommen kann), sondern dann, wenndeutlich wird, daß die ganzen unternehmen und Staaten, welche die Anleihen emittierten, zahlungsunfähig sind.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 18:35:26
      Beitrag Nr. 1.662 ()
      [b ]Merrill Lynch - Der Bärenmarkt ist nicht vorbei [/b]


      Entgegen der Meinung vieler Fondsmanager, rechnen die Experten von Merrill Lynch im laufenden Jahr nicht mit steigenden Aktienmärkten in Europa. Die Börsen werden sich bestenfalls seitwärts entwicklen, so das Investmenthaus. Für einen Kursanstieg sei eine deutliche Verbesserung der Unternehmensgewinne notwendig, das sei derzeit jedoch nicht zu erwarten. Einige Faktoren sprechen dagegen, so die Experten. Der Euro und der Ölpreis steigen an, das Konsumverhalten der Verbraucher sei zu schwach und die Maßnahmen der Regierungen zur Verbesserung der Binnennachfrage seien zu restriktiv.

      Merrill Lynch sieht der EuroStoxx50 am Jahresende bei 2.300 Punkten.

      Quelle: Fonds-Reporter.de

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 19:06:18
      Beitrag Nr. 1.663 ()
      Editorial: Deflation – lebendiger denn je (16.01.2003)

      Das Thema Deflation ist weitgehend aus der Diskussion verschwunden. Das mag an der immer noch nachwirkenden, notorisch optimistische Prognosen hervorbringenden Jahreswende liegen. Doch wenn man genau hinsieht oder hinhört, beschäftigen die sich ausbreitenden deflationären Einflüsse die Zentralbanker auch jetzt noch ebenso wie die Ökonomen und auch die Politiker selbst in den Talkshows. Was letztere anlangt, so besteht der Verdacht, dass sie noch gar nicht begriffen haben, was Deflation ist und wie die vielfältigen Folgen aussehen könnten.

      Es ist höchste Zeit, sich des Themas wirksam anzunehmen, auch wenn es jetzt von steigenden Preisen für Rohstoffe und Gold überdeckt wird. Ganz nebenbei: Die Preissteigerungen finden in US-Dollar statt und spiegeln daher im wesentlichen nur den schwachen Dollar wider.

      Doch weiter mit der Deflation: Immerhin befinden sich Länder, die zusammen rund 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts repräsentieren, bereits in einer Deflation.

      Die aus fundamentaler Sicht gewiss gerechtfertigte Schwäche des US-Dollar ist ein weiterer Faktor, der bei der Diskussion über die Deflation Aufmerksamkeit verlangt. Hier handelt es sich um eine Abwertung, die wegen des konjunkturell bedingt schrumpfenden Weltmarktes amerikanischen Exporteuren Wettbewerbsvorteile zu verschaffen beginnt. Dies geht zwangsläufig zu Lasten anderer Exporteure, darunter besonders Japan, China und die EU.

      Noch hält sich der Fall des Greenback in geordneten Bahnen. Doch wenn die internationalen Kapitalzuflüsse in den Dollar spürbar abnehmen oder sich sogar in Kapitalabflüsse umkehren, kann die Baisse des Greenback Ausmaße annehmen, die für den Rest der Welt nicht mehr erträglich sind. Alle Produktivitätssteigerungen zur Festigung der Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Exportländer könnten dann nicht mehr helfen. Es würde zwangsläufig ein Abwertungswettlauf folgen. Er wäre eindeutig deflationär, wie das Beispiel Asien seit 1997 zeigt.

      Es mutet wie ein Treppenwitz an, aber es ist eine reale Gefahr: Wenn sich die Regierung in Berlin jetzt wirklich zu den längst überfälligen Strukturreformen vor allem am Arbeitsmarkt aufraffen würde, müsste dies die bereits vorhandenen deflationären Tendenzen verstärken. Das Angebot an Arbeit würde in Deutschland in letzter Konsequenz auf breiter Front billiger. Das wäre nichts anderes als eine Deflation der Kosten für Arbeit. Da dies gesamtökonomisch ein enormer Faktor ist, würde sich kein Gegengewicht finden, das ihn in der Gesamtrechnung ausgleichen könnte.

      Vorläufiges Fazit: Die Europäische Zentralbank wird ihren Leitzins wohl sehr viel weiter senken müssen, als es bisher angenommen wird. Und die Kapitalmarktzinsen werden wahrscheinlich auf neue zyklische Tiefs fallen.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 19:13:19
      Beitrag Nr. 1.664 ()
      Allianz: Milliardenzahlung droht

      (Instock) Ende Februar wird eine Allianz-Wandelanleihe mit Umtauschrecht in Aktien der Deutschen Bank (Dax) fällig. Angesichts der Kursverluste der Deutschen Bank-Aktie (seit Auflage der Wandelauanleihe 1998: - 37 Prozent) rechnet der Versicherungskonzern damit, an die Zeichner der Anleihe rund 1 Milliarde Euro auszahlen zu müssen. Diese Summe soll nach Allianz-Angaben aus dem Cash-flow beglichen werden. Ursprünglich war eine Wandlung in Aktien der Deutschen Bank geplant. Die Allianz wollte sich so von ihren Anteilen an der Deutschen Bank trennen, ohne dabei entstehende Kapitalerträge versteuern zu müssen. Finanzkreise rechnen nun mit einem direkten Verkauf der 4,5-Prozent-Beteilung der Allianz an der Bank.

      [ Donnerstag, 16.01.2003, 13:02 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:14:39
      Beitrag Nr. 1.665 ()
      Roland Leuschel

      Die todsichere Prognose mit Hilfe des Dezember-Barometers

      Wie soll sich ein privater Anleger eigentlich noch zurechtfinden ? Ende 2000, nachdem seit März die Aktienkurse an den Weltbörsen eingebrochen waren, machten die deutschen Banken dem Anleger Mut und gaben eine durchschnittliche Prognose für den Dax per 31.12.2001 von 7.722,00 ; der tatsächliche Stand waren magere 5.160,10. Im letzten Jahr wiederholten sie ihre Fehlprognose und sagten einen durchschnittlichen Dax-Endstand von 5.827,65 voraus. Wie Sie wissen, kamen 2.892,63 Ende 2002 zustande, das wären 50% unterhalb der Prognose. Den Vogel schossen übrigens die Analysten der Berenberg Bank ab ; sie sahen einen Jahresendstand von 6.850 voraus und lagen damit erheblich höher als die BHF-Bank, die sich mit einer Prognose von 6.250 begnügte. Als zu Beginn des Jahres 2003 die deutsche Börse geradezu explodierte (+7,3% am 2.1.), verkündete der Aktienstratege der BHF-Bank, Kai Franke : « Wir sind zuversichtlich für das neue Jahr. » Und viele Strategen entdecken Statistiken, wonach die erste Woche des neuen Jahres entscheidend ist für das Gesamtjahr, oder andere sprechen vom Januar-Barometer, wie Ralph Acampora von Prudential Financial : « Wenn der erste Börsentag eines neuen Jahres gut verlaufe sei dies meist ein gutes Omen für die ersten fünf Börsensitzungen. Wenn die ersten fünf Börsentage Gewinne bringen, kündige sich meist ein Plus für den gesamten Januar an. Bringe der gesamte Januar einen Gewinn, so ende gewöhnlich das gesamte Jahr im Plus. » Der Stratege behauptet, « Die Treffsicherheit, die das Januar-Barometer seit 1950 bewiesen habe, sei erstaunlich. » Ich würde diesem Januar-Barometer das Dezember-Barometer anfügen : « Bringen die ersten elf Monate einen Gewinn bei den Aktienkursen, und sind dann die nächsten vier Wochen im Dezember auch positiv, dann schliesst das Gesamtjahr mit einem deutlichen Plus ab ! » Aber es gibt noch viele andere Optimisten. Der renommierte Chefstratege von Morgan Stanley, Byron Wien, der sich seit gut 18 Jahren bei dieser Bank in Brot steht, kündigt für das erste Halbjahr 2003 einen Anstieg von 25% der US-Aktienmärkte an. In der zweiten Jahreshälfte würden dann die Kurse zwar nachgeben, aber insgesamt am Jahresende deutlich im Plus liegen. Auch über die amerikanische Wirtschaft hat er eine positive Meinung und erwartet einen weiteren Anstieg der Konsumausgaben der US-Bürger. Auch wird die Immobilienblase nicht platzen sondern weiterwachsen, und insgesamt erwartet er ein Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von 4%.

      Ich wiederhole meine Prognose für 2003 : Wirtschaftlich steuern wir auf die zweite Weltwirtschaftskrise zu. In USA erwarte ich bestenfalls eine Stagnation, während wir in Deutschland in eine Rezession zurückfallen, die Schuldenfalle wird zuschnappen, und im ersten Halbjahr erreichen die Aktienbörsen neue Tiefststände, die unterhalb Oktober 2002 und September 2001 liegen. Nach dem Sommer könnten sich allerdings die Aktienbörsen wieder erholen, und ich erwarte insgesamt ein leichtes Plus für das Gesamtjahr 2003. Ich stehe mit meiner Analyse nicht ganz alleine; eine Bank, die bereits den Mut hatte im Sommer 1999 vor der Börsenblase zu warnen, HSBC in London, hat soeben eine Analyse veröffentlicht, die das ehrgeizige Konjunkturpaket von 670 Milliarden Dollar des amerikanischen Präsidenten George Bush berücksichtigt. Die Volkswirte dieser Bank erwarten von diesem Konkunkturpaket ein Stimulus von 1,6% des Bruttosozialproduktes, das in etwa den vor dem Paket erwarteten Rückgang des Wachstums ausgleichen wird. Ausserdem dürfte das Haushaltsdefizit der USA auf 250 bis 370 Milliarden Dollar ansteigen. Diese Prognose deckt sich mit der Analyse von Morgan Stanley, die ein Defizit von 300 Mrd in diesem Jahr und 350 Mrd im nächsten Jahr voraussagt. Für die Leser meiner Kolumne dürfte dies keine Überraschung sein, denn schon im November letzten Jahres zitierte ich den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stieglitz, der behauptete : « Wie mit einem Zauberstab hat es die amerikanische Regierung fertiggebracht, den in 10 Jahren kumulierten Haushaltsüberschuss von 3.000 Milliarden Dollar in ein titanisches Defizit von 2.000 Milliarden in einigen Monaten zu transformieren… Indem sie ein riesiges Steuererleichterungsprogramm lanciert hat, hat die Regierung ähnliche betrügerische Buchhaltungsmethoden angewandt wie Enron. »

      Bleiben Sie gelassen und halten Sie nach wie vor einen Grossteil (70%) Ihres Wertpapierportefeuilles in Cash und Triple A Kurzläufern (Euro übergewichten). Es könnte zu einem deftigen Einbruch des amerikanischen Dollars kommen. Mittelfristig sollte der Anleger auch 3 bis 5% seines Depots in physischem Gold halten.

      Roland Leuschel
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:24:40
      Beitrag Nr. 1.666 ()
      Bank of America glänzt mit guten Zahlen

      von Jochen Steffens

      Was ein strikter Sparkurs nicht alles bewirken kann. Die Bank of America konnte ihren Gewinn im vierten Quartal von 2,1 Mrd $ oder 1,28 $ je Aktie, auf nun 2,6 Mrd $ oder 1,69 $ je Aktie steigern. Analysten hatten im Schnitt mit nur 1,66 $ je Aktie gerechnet. Auch im Gesamtjahr 2002 konnte die Bank of America ihren Gewinn steigern. Sie verdiente in diesem Zeitraum 9,2 Mrd $. Immerhin 3,3 Mrd $ mehr als 2001 mit 5,9 Mrd $, das ist ein Zuwachs um mehr als 50 %.

      Um zu verstehen, wie sehr sich die Sparmaßnahmen auf den Gewinn ausgewirkt haben, muss man sich nur die Einnahmen anschauen. Die blieben nämlich in diesen beiden Jahren nahezu konstant bei 35,1 Mrd $. Der Gewinnzuwachs resultiert demnach rein aus den Sparmaßnahmen. Kein Wunder, wenn man sich anschaut, dass allein 10.000 Arbeitsplätze in diesem Zeitraum abgebaut wurden. Zudem wurde eine strikte und disziplinierte Ausgabenkontrolle betrieben.

      Kann der Bankensektor aufatmen? Nein, wie gesagt, es fehlt noch der richtige Bankencrash, um das Ende dieser Baisse anzuzeigen. Wie sagt man so schön: Mindestens eine der weltgrößten Banken sollte doch in eine deutliche Schieflage kommen. Dabei braucht man sich nur anschauen, dass für geplatzte Kredite im Jahr 2002 insgesamt 3,7 Mrd $ abgeschrieben werden. Sollte nun der auf das dritte Quartal 2003 verschobene Aufschwung nicht kommen, dürfte uns im Bankensektor noch einiges bevorstehen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:26:52
      Beitrag Nr. 1.667 ()
      Sorgenkind US-Dollar

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Nicht das erste Mal in seinem Leben macht sich Paul Volcker Sorgen über den Dollar. Mr. Volcker – und nicht Alan Greenspan – stand an der Spitze der US-Zentralbank, als die US-Inflationsrate in den 1970ern zweistellige Werte erreichte. Er war es, der die Inflation wieder unter Kontrolle brachte ... und den großen Boom, der die folgenden 20 Jahre andauerte, in Bewegung brachte. Damals musste das Vertrauen in den Dollar wiederhergestellt werden. Volcker tat das, indem er die Leitzinsen auf bis zu 18 % erhöhte und das Geldangebot verknappte, bis es kaum noch Inflation gab ... das erlaubte seinen Nachfolgern an der Spitze der Fed, die Leitzinsen in den nächsten zwei Dekaden wieder zu senken.

      Es war nicht einfach. Auf der Strasse verbrannte die Menge eine Puppe von Volcker; sie hätten vielleicht auch Volcker selbst verbrannt, wenn sie ihn in die Hände bekommen hätten. Im Gegensatz dazu ist Mr. Greenspan derzeit sicher. "Wir hatten einen sehr starken Dollar", sagte Volcker, und fügte hinzu, dass gleichzeitig das US-Leistungsbilanzdefizit bemerkenswert hoch sei. "Das wird eines Tages korrigiert werden", sagte er. "Und wir stehen vor der schönen Frage, ob das auf einem ordentlichen oder einem unordentlichen Weg korrigiert werden wird – und wir sind ein bisschen verletzlich geblieben. Und eines Tages werden wir in eine wirtschaftliche Situation geraten, in der wir etwas sparen müssen, den Konsum relativ zum Bruttoinlandsprodukt zurückfahren müssen, die Handelsbilanzdefizite verringern müssen. Und alle diese Ziele werden wir nicht kurzfristig erreichen ..."

      Jedes Mal, wenn jemand seine Hypothek erhöht, wird er dadurch verletzlicher. Das gleiche ist der Fall, wenn diese Person Aktien zu den heutigen Kursen kauft. Wenn der Dollar in Panikverkäufen abgestoßen werden wird, dann ist diese Person in Schwierigkeiten – die Aktien werden fallen und die Zinssätze werden steigen. Um es noch schlimmer zu machen: Die amerikanischen Produzenten werden von beiden Seiten unter Druck gesetzt – durch China. Die Produktionskosten steigen; China kauft so viele Rohstoffe, dass die Preise steigen. Und die Umsätze der amerikanischen Produzenten leiden – weil Chinas Fertigwaren so billig sind. Wie kann man da wettbewerbsfähig bleiben? Die Amerikaner werden einen Weg finden ... aber wahrscheinlich zu einem niedrigeren Dollarkurs.

      Die Ungleichgewichte werden eines Tages korrigiert werden ... genauso wie die Gunst, die Mr. Greenspan derzeit noch bei den breiten Anlegermassen findet ... jedoch nicht ohne Schmerzen und Zähnefletschen.


      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:35:27
      Beitrag Nr. 1.668 ()
      Sorgenkind US-Dollar, Teil 2

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      "Ist die Dollar-Party vorbei?" fragt sich das Magazin "Economist" nach den jüngsten Kursverlusten beim Dollar. Ich frage mich das auch schon eine Zeitlang. Jetzt frage ich mich das nicht mehr ... wenn die Bowle getrunken ist, sollte der höfliche Gast seinen Mantel nehmen und sich von den Gastgebern verabschieden. Die Party ist vorbei.

      "Jahrelang haben die Währungsexperten ziemlich eindeutig Kursverluste für den Dollar prognostiziert – größtenteils falsch", erinnert sich der Economist. "Sie konnten jede Menge Gründe für ihre Prognose anführen ... Amerika hätte die großen Kapitalimporte nicht mehr absorbieren können, die den Dollar so lange nach oben gezogen hatten. Der Euro würde nach seiner Geburt im Januar 1999 bald die Rolle des Dollars als Reservewährung angreifen ... Aber die weltweit wichtigste Währung blieb die begehrteste Währung." – "Wie konnte das sein?" fragten sich diejenigen, die einen Kursrückgang des Dollar erwartet hatten. "Wie konnte es sein, dass der Dollar NICHT fiel", fragten sie sich immer wieder ... und dann passierte es. Der Greenback verlor letztes Jahr gegenüber dem Euro 18 % und gegenüber der alten Währung Gold fast 25 %.

      Und jetzt, Anfang 2003, ist der Dollar weiter auf Talfahrt. Die Fed unterstützt diese Talfahrt noch, durch ihre Bereitschaft, die Wirtschaft durch die Zerstörung der eigenen Währung zu "stimulieren". "Die Fed hat in so vielen Worten gesagt, dass sie NICHT danach strebt, keine Inflation zuzulassen", schreibt James Grant. "Sie wird so lange agieren, bis sie den gewünschten Inflationslevel erreicht hat." Je mehr die Fed mit ihrer Mission "Erfolg" hat, desto mehr wird der Dollar an Wert verlieren.

      In den späten 1990ern floss das ausländische Kapital in die US-Kapitalmärkte. Die Aussicht auf enorme Gewinne sicherte einen stetigen Fluss an ausländischem Kapital, der den Wert des Dollars unterstützte. "Sogar als der Boom sich in einen Abschwung verwandelt hatte", so der Economist, "sah Amerika immer noch als ein besserer Hafen für Kapital aus als viele andere Volkswirtschaften."

      Aber die Zeiten haben sich geändert. Auf den US-Finanzmärkten verdient man nicht mehr soviel wie in den 1990ern. Hinzu kommt, dass diejenigen, die eigentlich den Wert des Dollar schützen sollen, ihn nicht mehr vor der barbarischen "Inflation" schützen. Im Gegenteil – sie laden die Inflation sogar ein, zum Nachmittagstee.

      "Ein Teil der Schwäche des Dollars ist einem sich selbstverstärkenden Effekt zu verdanken", so der Economist weiter. "Wenn die Investoren davon überzeugt sind, dass die amerikanische Währung abwerten wird, dann werden sie Alternativen für ihr Kapital suchen. Das wird dann wieder weiteren Abwertungsdruck auf den Dollar ausüben." glücklicherweise kann man immer noch für rund 350 Stücke grünen Papiers (Dollar) eine Unze Gold kaufen ...

      "Was haben die Käufer von Anleihen eigentlich geraucht?" wundert sich Andrew Kashdan von Apogee Research. "Nachdem Präsident Bush sein 670 Milliarden Dollar schweres `Wachstum und Jobs`-Paket angekündigt hatte, zogen die Anleihenkurse scharf an."

      Diese kleine Rally hielt allerdings nicht lange an. Die Rendite der 10jährigen T-Bonds kletterte wieder über die Marke von 4,1 %. "Unsere Prognose lautet: Bei den US-Anleihen werden wir noch weitere Kursverluste sehen", so Kasdan. "Der Plan von Bush mag Jobs und Wachstum bringen oder nicht – aber dank der gewaltigen zusätzlichen staatlichen Ausgaben wird dieser Plan ziemlich sicher so oder so höhere Staatsdefizite bringen. Und `deficit spending` führt dazu, dass sich die Zinssätze für alle erhöhen – wenn alles andere gleich bleibt. Die staatlichen Defizite tendieren dazu, die privaten Kreditnahme zu verdrängen." Deshalb müssen tendenziell alle mehr Zinsen zahlen.

      "Die Budgetabteilung vom US-Kongress hat geschätzt, dass sich das US-Bundesdefizit dieses Jahr auf 145 Milliarden Dollar belaufen wird – die jüngsten Ausgabenpläne oder einen möglichen Krieg nicht mit eingerechnet", so Kasdhan. "Aber könnte es nicht sein, dass diese Schätzung angesichts des Kriegs gegen den Terrorismus, eines möglichen Kriegs gegen den Irak, der Sicherheitspläne für die USA selbst und der verschiedenen Ideen zur Wirtschaftsstimulation zu optimistisch sind? Ich würde darauf wetten, dass sie es sind ... wir werden sehen, die Fed ist jedenfalls dazu bereit, eine Inflation zuzulassen ... und das `deficit spending` ist einem Racheschrei zurückgekehrt. Wenn man dies zusammennimmt, dann sind steigende Zinssätze das höchstwahrscheinliche Ergebnis."

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      Donnerstag, 16. Januar 2003

      Die Schwächen der Fondsindustrie

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Hat die Fondsindustrie die Investoren betrogen?" fragt eine FORTUNE-Schlagzeile. In den 1950ern und 1960ern war es besonders John Bogle, der sich bemühte, die Amerikaner zur Anlage in Fonds zu bewegen. Er gründete die "Vanguard Group" – jetzt die zweitgrößte Fondsgesellschaft in den USA – und war der Erste, der Indexfonds einführte. Aktienanalyse schien nicht mehr notwendig zu sein ... man brauchte auch keinen Broker mehr ... man musste auch nichts mehr über Aktien und deren Funktionsweise wissen – man musste einfach nur einen Indexfonds kaufen!

      Dem Mann auf der Straße gefiel das. Bogle dachte, dass er den Investoren einen Gefallen tun würde, wenn er sie an die Wall Street einladen würde. Man könnte sich fragen, was Bogle von der Börse gehalten hat. Sah er sie als eine Institution, die Geld für die Investoren – und für ihn – machen sollte?

      Die Fondsmanager taten das, was man erwarten konnte: Sie erhöhten die Zahl der Transaktionen, um die Gebühren zu erhöhen. Zunächst wurden in einem Jahr 15 % der Bestände gewechselt, dann 50 %, und heute sind es über 100 %. Die Kosten lagen in den 1950ern bei 0,75 %; heute sind es mehr als doppelt so viel.

      Währenddessen wurden die Fondsmanager gefeierte Helden; die kleinen Investoren dachten, dass Investieren wie die Auswahl einer guten Rock&Roll-Band sei. Sie suchten sich die Stars auch unter den Fonds aus. "Nicht Sterne, sondern Kometen", bemerkte Bogle. Aber die Top-Fonds des einen Jahres standen im nächsten Jahr ganz unten in der Performance-Rangliste. Der kleine Investor kam immer ein bisschen zu spät zur Party. Wenn er ankam, war schon kein Bier mehr da! Im Zeitraum von 1984 bis 2001 gewann der S&P 500 rund 14,5 % pro Jahr (Quelle: Dalbar, eine Analysefirma) – was diesen Zeitraum zum größten Bullenmarkt der Geschichte machte.

      Aber der durchschnittliche Aktienfonds gewann nur 4,2 % pro Jahr. Und wenn man das Jahr 2002 noch hinzunehmen würde, dann würde diese Kennziffer wahrscheinlich unter 3 % fallen – was weniger als die Inflationsrate für diese Periode wäre. Bemerkenswert, dass der kleine Investor immer noch auf die Fondsmanager vertraut.
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      In den USA wird sich einiges ändern

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Welt, wie wir sie kennen, geht unter, aber was kümmert uns das? Wir lachen und genießen es.

      Das Römische Reich brauchte Hunderte von Jahren, um unterzugehen. Während dieser Zeit wussten die meisten Leute nicht, dass ihre Welt zu Ende ging. Die meisten kümmerten sich weiterhin um ihre Geschäfte, säten Getreide, tranken Wein und schaukelten Kinder auf ihren Knien, als ob das Imperium unendlich sei.

      Natürlich könnte der Mob in Rom selbst auf jede neue Nachricht gewartet haben ... die Barbaren hatten den Po überquert ... und sie rückten gen Süden vor ... bald würden sie vor den Stadttoren stehen!

      Aber andere lebten ruhige Leben der Verzweiflung und des Genusses, als ob nichts passiert wäre. Und was hätte man ohnehin schon machen können ... außer dem Unglück aus dem Weg zu gehen und sich auf das eigene Leben zu konzentrieren. Viele Leute genossen auch die Weltwirtschaftskrise. Wenn man einen gut bezahlten Job hatte, dann musste es das Paradies sein – keine Warteschlangen, man brauchte keine Reservierungen für gute Restaurants. Wenn ein Großteil eines befriedigenden Lebens dadurch verursacht wird, dass man sich besser gestellt sieht als andere Leute – welche bessere Zeit als eine Weltwirtschaftskrise könnte man dann genießen?

      Übrigens – ich bin immer skeptisch, was Schlagzeilen angeht. Ich konnte damals auch nicht in die Hochstimmung des Booms der späten 1990er geraten ... und ich bezweifle auch, dass mich der Abschwung psychisch stark bewegen wird. Ich kann auch Kriege gegen Feinde, die ich nicht kenne, aus Gründen, die ich nicht verstehe, nicht enthusiastisch begrüßen. Das ist ein Fehler meines Charakters; ich kann mich von Massenstimmungen nicht mitreißen lassen. Ich konnte niemals bei Baseballspielen die "La Ola"-Welle mitmachen, ohne mich wie ein Idiot zu fühlen. Mittlerweile kann ich mir sogar im Fernsehen ein Fußballspiel nicht mehr ansehen, ohne einzuschlafen.

      Aber so ist die Welt; eine Verrücktheit führt zur nächsten. Ein Mann kann aufgeregt und in Hochstimmung sein, weil sich die Wirtschaft angeblich mitten in einer neuen Ära befindet ... und er kann sich erschöpft fühlen, wenn er entdeckt, dass dieser neuen Ära eine neue Rezession folgt. Währenddessen geht sein Leben weiter – genauso wie zuvor. Der Schnaps, den er trinkt, wird nicht besser, seine Frau wird nicht schöner oder hässlicher, seine Arbeit bleibt so langweilig oder inspirierend wie sie es zuvor war. Und ich beschwere mich darüber nicht! Emerson schrieb dazu: "Die meisten Leute haben gewisse Scheuklappen auf und hängen sich gewissen allgemeinen Meinungen einfach an. Diese Wahrheiten sind nicht wirklich wahr. Zwei ist nicht wirklich zwei, vier ist nicht wirklich vier. Währenddessen werden wir in die Einheitsuniform der Partei, der wir folgen, eingekleidet."

      Ich glaube, dass die Welt, wie wir sie kennen, zu Ende geht, weil die Trends, die nicht für immer dauern können, zu Ende gehen werden. Die Konsumenten können sich nicht immer weiter verschulden. Der Konsum kann nicht einen immer größeren Anteil am Bruttoinlandsprodukt ausmachen. Die Investitionen und Gewinne können nicht mehr viel tiefer fallen. Die Ausländer werden den exzessiven Konsum der Amerikaner nicht ewig finanzieren – zumindest nicht zum derzeitigen Dollarkurs. Und Papiergeld wird das richtige Ding – Gold – nicht auf Dauer outperformen können.

      Amerika muss ein neues wirtschaftliches Modell finden; denn es kann nicht länger darauf setzen, sich den Weg zum Reichtum durch Konsum und Schulden zu ebnen. Es geht nicht um einen zyklischen Wechsel ... sondern um einen strukturellen, und das wird lange dauern. Zum Teil deshalb, weil strukturelle Reformen nicht über Nacht geschehen – es geht schließlich darum, den Weg, wie die Volkswirtschaft funktioniert, zu ändern. Und zum Teil deshalb, weil sich die Maschinerie des kollektivierten Kapitalismus jeder Änderung widersetzt. Die Fed versucht, das alte Modell durch immer neues Geld aufzufrischen. Die Regierung präsentiert Multi-Millarden-Dollar Ausgabenprogramme, die die reale Nachfrage stimulieren sollen. Und die armen Kleinanleger – Gott segne ihre gierigen kleinen Herzen – werden niemals aufgeben, den Traum vom amerikanischen Konsumentenkapitalismus zu glauben; dieser Glaube kann ihnen nur durch drastische Veränderungen genommen werden.

      Die Leute denken in Massen. In den USA kann man 7 Tage die Woche 24 Stunden pro Tag fernsehen. Durch das Massendenken werden die neuesten Nachrichten in einen Einheitsbrei verwandelt, wobei Amerikas wirtschaftlicher Erfolg mit dem Erfolg im Kampf gegen den Terror vermischt wird. "Wenn man bedenkt, dass wir bei den Unternehmensgewinnen einen kleinen Aufwärtstrend sehen werden und wir den Krieg gegen den Irak schnell gewinnen werden, dann denke ich, dass der Markt in diesem Jahr 5 bis 10 % steigen kann", so Scott Black im Barron`s Magazin.

      Währenddessen ist die militärische Macht der USA jeder anderen Macht so überlegen geworden, dass die Welt "unipolar" geworden ist. Eine Welt mit nur einem Pol ist eine verrückte Welt – ohne Balance kann sie nicht lange bestehen. Die Natur ist gegen Monopole. Deshalb muss Amerika einen Weg finden, dieses Monopol zu zerstören ... und es scheint zwei Wege gefunden zu haben:

      Zunächst einmal hängt die amerikanische Konsumentenwirtschaft fast vollständig vom Wohlwollen der Ausländer in Übersee ab. Wenn sie den amerikanischen Konsum nicht mehr finanzieren wollen, dann müssen die Amerikaner aufhören, einzukaufen ... und zu sparen beginnen. Weil das passieren muss, bin ich froh, wenn es passiert. Denn wenn man gegen diese Entwicklung ist, dann ist das genauso sinnlos, als wenn man gegen den Tod wäre. "Es wird eines Tages angepasst werden müssen", wie Paul Volcker, der ehemalige Fed-Vorsitzende, gesagt hat. Warum sollte man es nicht genießen?

      Dann hat George W. Bush die Götter des Krieges verärgert, weil er angekündigt hat, dass die USA bewaffnete Konflikte beginnen würden – mit jeder Nation, die nach Meinung von Bush eine Bedrohung darstellt. Er muss diese Strategie nur befolgen, und er könnte eventuell auch die ganze Welt gegen Amerika in Stellung bringen. Ich weiß nicht, wohin das führen wird. Ich habe mir zu Neujahr Vorsätze vorgenommen. Ich werde versuchen, mir Geburtstage zu merken ... und ich will Gold in Schwächephasen kaufen und den Dollar und Aktien in einer Rally verkaufen. Der Trade des Jahrzehnts ist, Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen – das sage ich immer wieder. Dieser Trade war bis jetzt ganz gut. Im März 2000 brauchte man 41 Unzen Gold, um alle Aktien des Dow Jones kaufen zu können. Jetzt braucht man dafür nur noch 25 Unzen. Vor dem Ende des Jahrzehnts könnte dieses Verhältnis – ganz grob geschätzt – bei 1:1 liegen, wie vor dem Beginn des großen Booms. Das kann eine profitable Strategie sein – aber natürlich kann ich auch falsch liegen. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich werde das tun, was man machen sollte, auch wenn es dann letztlich nicht profitabel ist. Gelegentlich werde ich auch das tun, was ich nicht machen sollte, aber dann nur, um Spaß zu haben.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 01:06:49
      Beitrag Nr. 1.669 ()
      Dax-Firmen drohen an Prognosen zu scheitern

      Analysten haben Messlatte zu hoch gelegt – Konjunkturelles Umfeld bietet wenig Chancen für Gewinnsprünge


      von Holger Zschäpitz

      Den aufgeweckten Aktionär beschleichen leise Zweifel, ob das wirklich zusammenpassen kann: eine kaum wachsende Wirtschaft auf der einen Seite, die Prognose explodierender Unternehmensgewinne auf der anderen Seite. Denn während gerade erst von hochoffizieller Stelle verkündet wurde, dass die Wirtschaft der Bundesrepublik im abgelaufenen Jahr nahezu stagnierte, und Experten auch für das gerade begonnene Jahr nur einen leichten Zuwachs von 0,8 Prozent erwarten, posaunen Aktienanalysten unverdrossen ihre Wachstumsprognosen von 53,4 Prozent für die Dax-Unternehmensgewinne heraus.


      Fachleute fragen sich, wie das mikroökonomische mit dem makroökonomische in Übereinstimmung kommen kann? „Wir haben momentan nicht gerade ein gewinnfreundliches konjunkturelles Umfeld“, sagt Adolf Rosenstock von Nomura. „Wie bei einem derart schwachen Wirtschaftswachstum die Ergebnisse der 30 größten deutschen Konzerne um über 50 Prozent klettern sollen, ist mir ein Rätsel.“


      Tatsächlich ließ sich in der Vergangenheit ein loser Zusammenhang zwischen Unternehmensergebnissen und der Entwicklung der Gesamtwirtschaft erkennen. Zwar liefen Gewinne und Bruttoinlandsprodukt nicht absolut synchron. „Ein gewisser Gleichschritt lässt sich aber dennoch konstatieren“, sagt Dieter Wermuth, Stratege bei der UFJ-Bank in Frankfurt. So verzeichneten die Dax-Gesellschaften in den 90er Jahren ihren größten Ertragseinbruch im Rezessionsjahr 1993. Das Jahr des kräftigsten Konjunkturwachstums, 1994, ging mit einer regelrechten Gewinnexplosion einher.


      Dass die Unternehmensgewinne wesentlich heftiger schwanken als das Wirtschaftswachstum, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen bei ihrer Bilanzierung einen wesentlich größeren Spielraum haben als die amtlichen Statistiker. So neigen die Konzerne in schwachen Jahren dazu, milliardenschwere Abschreibungen auf wertlos gewordene Beteiligungen zu bilden, was die Gewinne künstlich drückt. Beispiel Deutsche Telekom: In den ersten neuen Monaten des vergangenen Jahres machten die Bonner einen Verlust von 24,5 Mrd. Euro. Dieser entstand jedoch nicht durch kassenwirksame Ausgaben, sondern durch Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Firmenwerte und UMTS-Mobilfunklizenzen. Nach dem Rekordverlust dürfte es für die Telekom ein leichtes sein, das Ergebnis in diesem Jahr deutlich zu steigern.


      Auf diesen Basiseffekt setzen nun die Börsenoptimisten für den Gesamtmarkt. Ihr Kalkül: Nach den milliardenschweren Abschreibungen in den vergangenen beiden Jahren könnte 2003 die große Ertragswende bei den Dax-Unternehmen anstehen. „Wenn ein kräftiger Turnaround wirklich kommt, dann ist so ein kräftiger Ertragssprung drin“, sagt David Kohl vom Bankhaus Julius Bär. Doch der Stratege will selbst nicht ganz an dieses Sonnenscheinszenario denken, sondern erwartet in diesem Jahr Gewinnsteigerungen von lediglich 5,6 Prozent.


      Größere Optimisten setzen da schon darauf, dass allein durch kräftiges Betätigen der Kostenbremse die hochtrabenden Gewinnerwartungen unabhängig von der Konjunkturentwicklung erreicht werden können. Doch wenn Gewinne nur über Kosteneinsparungen realisiert werden, dürfte dies nur ein kurzes Strohfeuer werden. „Damit die Ergebnisse nachhaltig wachsen, brauchen wir eine Belebung der Nachfrage und Umsatzsteigerungen“, sagt Nomura-Experte Rosenstock. Auch wenn die Dax-Firmen einen Großteil ihrer Erträge im Ausland erwirtschafteten, bedürfe es insbesondere einer Belebung der Binnenkonjunktur. Durch Konsumzurückhaltung der deutschen Haushalte sei die Inlandsnachfrage im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent eingebrochen – ein Negativrekord seit der Wiedervereinigung.


      Auch für Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank, reichen bloße Kostensenkungen nicht aus: „Der nächste nachhaltige Aufschwung muss auch von Unternehmensinvestitionen getrieben sein.“


      Artikel erschienen am 17. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 01:08:27
      Beitrag Nr. 1.670 ()
      Argentinien stellt auch beim IWF den Schuldendienst ein

      Kredit über eine Milliarde Dollar wird nicht bedient
      Buenos Aires - Die argentinische Regierung hat sich gegenüber einem ihrer letzten ausländischen Kreditgeber, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB), für zahlungsunfähig erklärt. Zudem machte Wirtschaftsminister Roberto Lavagna klar, dass Argentinien einen für Freitag fällig werdenden Kredit über eine Milliarde Dollar an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zurückzahlen will. Auf die Frage, ob Argentinien dem IWF die Summe überweisen wird, sagte Lavagna: „Die Politik ist die gleiche.“ Zunächst müsse mit dem IWF ein neues Hilfsabkommen geschlossen werden. Er hoffe, dass es ein solches Abkommen geben werde, sagte Lavagna.


      In den vergangenen Tagen hatte die Regierung bereits angekündigt, den Forderung nur nachkommen zu können, wenn ein kurzfristiger Überbrückungskredit mit dem Fonds vereinbart würde. Am 23. Januar will das IWF-Board über die Bewilligung dieses Kredits verhandeln. Während dieser auf eine Kreditverlängerung über fünf Milliarden Dollar hinauslaufen könnte, hat der IWF bereits zugesagt, nach der Präsidentenwahl im April über größere Summen weiter verhandeln zu wollen – unabhängig vom Ergebnis der Wahl.


      Am Mittwoch hatte die IADB mitgeteilt, Argentinien zeige sich außer Stande, dem Institut noch am selben Tag fällige Schulden über 680 Mio. Dollar zu begleichen. Mit Blick auf den angekündigten Zahlungsausfall an den IWF sprachen Analysten von einem taktischen Manöver der Regierung. „Meiner Einschätzung nach versucht die Regierung damit Druck auf den IWF auszuüben, vor weiteren Schuldenrückzahlungen ein Abkommen zu unterzeichnen“, sagte der politische Analyst Ricardo Rouvier in Buenos Aires.


      Die Regierung der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas will zur Begleichung ihrer Schulden die Devisenreserven des Landes von zehn Mrd. Dollar, die ohnehin schon im vergangenen Jahr auf die Hälfte geschrumpft waren, nicht antasten. Sie fürchtet ansonsten, die sich langsam andeutende wirtschaftliche Stabilität des Landes zu gefährden. Sollte das mit insgesamt rund 140 Mrd. Dollar verschuldete Land auch die fälligen IWF-Verbindlichkeiten nicht bedienen, läuft es aber Gefahr, gar keine ausländische Finanzhilfe mehr erwarten zu können.


      Unterdessen haben sich die Vereinigten Staaten als einflussreichster Anteilseigner des IWF für eine Beschleunigung der Verhandlungen mit Argentinien ausgesprochen. Mit 30 Prozent halten die USA zudem auch den größten Anteil an der IADB. rtr




      Artikel erschienen am 17. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 01:11:20
      Beitrag Nr. 1.671 ()
      Dumping-Streit


      Nur Verlierer im Preiskampf des Handels

      Bauernpräsident Sonnleitner warnt vor der Magie des Billigen. Regierung fördert Existenzgründungen auf dem Lande.

      Steffen Uhlmann


      (SZ vom 17.01.2003) – Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat zum Auftakt der Grünen Woche ihren Vorstoß gegen Billigangebote bei Lebensmitteln verteidigt.

      Sie wolle weder Verbraucher bevormunden, noch die Marktwirtschaft abschaffen, versicherte Künast. Doch Qualität und Sicherheit der Produkte hätten ihren Preis.

      Ziel müsse es sein, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu verkaufen und Arbeitsplätze im Agrarbereich zu erhalten. Unter der Federführung des Bundesjustizministeriums werde nun eine Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vorbereitet, um den Mittelstand besser schützen zu können.

      Schließlich fördere der ungehinderte Preiskampf bei Nahrungsmitteln nicht nur illegale Praktiken, sondern führe auch zu einer immer größeren Konzentration im Handel und damit zu immer weniger Wettbewerb unter den Anbietern.

      Kritik an Fischler

      Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, warnte vor der „Magie des Billigen“. Der Preiskampf an der Ladentheke werde ganz eindeutig auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen. Am Ende aber werde es nur Verlierer geben – bei konventionell erzeugten Produkten genauso wie bei den Öko-Produkten.

      Sonnleitner kritisierte zugleich die bekannt gewordenen Vorschläge zur Agrarreform von EU-Kommissar Franz Fischler als „wenig schlüssig“. Sie seien in Teilen überstürzt und in hohem Maße Bürokratie fördernd. Die Anpassung der gemeinsamen Agrarpolitik brauche deshalb zwei Leitplanken.

      Erstens habe die Agenda 2000 unverändert bis 2006 zu gelten. Zweitens müsse die Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik, wie vereinbart, bis zum Jahr 2013 gesichert bleiben.

      Unterstützung für Existenzgründer

      Künast forderte dagegen Fischler auf, mit seinen Reformen „frühzeitige Zeichen“ zu setzen. Die von ihm vorgesehene Förderumstellung in der Landwirtschaft komme zu spät.

      Um die Landflucht zu stoppen und in den Verhandlungen mit der Welthandelsorganisation WTO eine bessere Position für Europa zu erreichen, müsse schneller Klarheit darüber bestehen, welche Subventionen für den ländlichen Raum künftig zur Verfügung stehen würden. Die Bundesregierung wolle mit einem Aktionsprogramm bäuerliche Betriebe und Existenzgründungen auf dem Lande unterstützen.

      Fischler verteidigte auf der Eröffnungsveranstaltung am Abend seine Reformvorschläge zur Förderpolitik. Sie seien das „Herz“ der gesamten Agrarreform. Die Landwirte erhielten über die so genannte „Entkopplung“ mehr Entscheidungsfreiheit und rückten in den Mittelpunkt der Förderung.

      Nächste Woche, so Fischler, werde er die entsprechenden Gesetzesvorschläge auf den Tisch legen. Dann bleibe genügend Zeit, bis Mitte 2003 eine Entscheidung darüber herbeizuführen.
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 01:28:22
      Beitrag Nr. 1.672 ()
      Keine Staatshaftung mehr bei Sparkassen

      BRÜSSEL (vwd). Im deutschen und europäischen Bankensektor herrschen nach Auffassung von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti jetzt faire Bedingungen, die der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zugute kommen dürften. Die deutschen Behörden hätten fristgerecht zum Jahresende die Staatshaftung für Landesbanken und Sparkassen aufgehoben, sagte er am Mittwoch. Damit entspreche deren rechtliche Grundlage nun den EU-Vorschriften.

      Aktualisiert: 16.01.2003, 06:05 Uhr
      stz
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 14:34:40
      Beitrag Nr. 1.673 ()
      Deutschland : Optimismus nimmt wieder zu



      Am schwachen Umfeld für den Aktienmarkt scheint sich noch immer nichts geändert zu haben, so das Researchunternehmen Cognitrend. Aufgrund der anhaltenden Negativschlagzeilen seien die Händler nach wie vor misstrauisch, hieß es. Der Nord-Korea-Konflikt, die Irak-Krise sowie der hohe Euro und Ölpreis könnten die Konjunkturerholung abwürgen. Dennoch konnte sich der Dax in der vergangenen Woche erholen.

      Die wöchentliche Umfrage von Cognitrend, durchgeführt von der Deutschen Börse, unter 150 institutionellen Investoren ergab, dass der Optimismus im Vergleich zur letzten Befragung deutlich zugenommen hat. Dies könnte der Grund für den Kursanstieg im Dax sein.

      55 Prozent der Befragten sehen die weitere Entwicklung des deutschen Aktienmarktes positiv. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Dagegen ging die Zahl der Pessimisten um 9 Prozentpunkte auf 25 Prozent zurück.


      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 14:45:06
      Beitrag Nr. 1.674 ()
      US: Handelsbilanzdefizit auf neuem Rekord


      Das Handelsbilanzdefizit der USA im November lag bei $40 Milliarden, ein neuer Rekord. Erwartet wurde eine Ausweitung auf $36.4 Milliarden. Grund war ein rekordartiger Import der US-Verbraucher von Spielsachen, TV-Geräten, Bekleidungsartikeln und Möbeln aus dem Ausland. Das Defizit im Oktober lag bei revidierten $35.1 Milliarden. Das Exportvolumen lag im November bei $83.2 Milliarden nach $82.3 Milliarden im Oktober. Dies berichtet das Commerce Department zur Stunde. Das Importvolumen stieg deutlich von $117.5 auf $123.3 Milliarden an.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:32:04
      Beitrag Nr. 1.675 ()
      US: Industrieproduktion überraschend schwach


      Die Industrieproduktion im Dezember schrumpfte um 0.2% (Prognose: +0.2%), die Kapazitätsausnutzung lag bei 75.4% und fiel um 0.2 Prozentpunkte. Die Industrieproduktion fiel damit im Dezember den vierten Monate in fünf aufeinanderfolgenden Berichtszeiträumen. Im vierten Quartal ging die Produktionsmenge um 2.2% und im Jahr 2002 um 1% verglichen mit dem Vorjahr zurück. Die Industrieproduktion war im Jahr 2001 bereits um 3.5% gefallen. Das ist der erste zweijährige Rückgang in Folge seit 1974-75.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 16:07:57
      Beitrag Nr. 1.676 ()
      US: Verbrauchervertrauen mit Rückgang


      Der vorläufige Index zum Verbrauchervertrauen der University of Michigan für Januar liegt bei 83.7 (Prognose: 87). Die Erwartungskomponente, ein Indikator für die zukünftige Entwicklung, ging von 80.8 auf 75.2 zurück. Die Lagekomponente stieg von 96 auf 96.9. Im Oktober lag der Index noch bei 80.6 und war im November und Dezember angestiegen.

      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 17.01.03 20:34:24
      Beitrag Nr. 1.677 ()
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 20:50:04
      Beitrag Nr. 1.678 ()
      Gegen den Strom

      Darauf gebracht hat mich Professor Helmut Becker aus Tokyo auf einer der letzten Internationalen Kapitalanleger Tagungen in Zürich, die auch in der nächsten Woche wieder stattfinden wird (und die ich auch besuchen werde, wenn mich die Grippe bis dahin nicht völlig hingerafft hat.)

      Die US-Investment-Häuser, so Becker bereits vor einigen Jahren, machen stets einen großen Wirbel, wie schlimm dort alles aussieht, kaufen sich jedoch still und leise groß in die japanischen Finanzinstitute ein, die nach der Neuregulierung dort (trotz aller bestehenden Probleme) zu den größten Finanzhäusern der Welt aufgestiegen sind.

      Gestern habe ich wieder ein solches Versatzstückchen gesehen: Goldman Sachs beteiligt sich mit umgerechnet 1,2 Milliarden Euro an der Sumitomo Mitsui Financial Group und Merrill Lynch mit unwesentlich weniger an der UFJ. Langfristiges antizyklisches Handeln – Kaufen, nicht wenn die Kanonen donnern, sondern wenn bereits sämtliches Pulver als verschossen betrachtet wird.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
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      schrieb am 17.01.03 20:53:23
      Beitrag Nr. 1.679 ()
      Marktliberalisierung als ultima ratio?
      ++ Kurzfristiges Denken ++

      Von Bernd Niquet

      Heutzutage gibt es nahezu kein Statement über die Wirtschaft mehr, in dem nicht eine Liberalisierung der Arbeitsmärkte angemahnt wird. Die Liberalisierung als ultima ratio jeglicher Wirtschaftspolitik? Gott bewahre uns! Denn wäre das Realität, was gegenwärtig allenthalben gefordert wird, dann hätten wir jetzt nicht fünf, sondern vielmehr fünfzehn Millionen Arbeitslose.

      Es waren die Neoliberalen aus den USA, die uns in den späten siebziger Jahren allen den Floh ins Ohr gesetzt haben, man müsse nur alle Märkte liberalisieren sowie staatliche Aufgaben privatisieren – und schon wäre alles gut. Ich glaube, dass wenige Heilsversprechen in der Geschichte kläglicher gescheitert sind. Der Liberalismus hat uns nämlich keinesfalls alle reicher gemacht. Wir haben durch die Liberalisierung der Märkte keine Steigerung des Wohlstands erlebt, sondern nur eine große Umverteilung. Und sie hat uns alle irre gemacht im Kopf.

      Fangen wir behutsam an: Durch die Liberalisierung des Ladenschlusses wurde kein Euro mehr Umsatz gemacht, es hat nur ein Wohlfühl-Transfer zu Lasten der Verkäufer und Verkäuferinnen und ihrer Familien zu Gunsten aller anderer geführt. Die Privatisierung der Telekom hat das Telefonieren zwar billiger gemacht, doch die Zeche dafür zahlen die Aktionäre der Telekom mit ihren Verlusten. Doch sind wir in der Summe dadurch glücklicher und reicher geworden?

      Kommen wir nun zu schwereren Geschützen: Die Liberalisierung der Finanzmärkte. In den siebziger Jahren schwankte eine Bayer-Aktie etwa fünf Prozent im Jahr. Geschäftspolitische Ziele waren langfristig, die Personalplanung ebenfalls. Die Gewinne mussten nicht maximiert werden, es reichte aus, ein bestimmtes Level zu erreichen. Heute hingegen schwankt die Bayer-Aktie um fünf Prozent am Tag, und ein schlechter als erwartetes Quartalsergebnis führt sofort zu Massenentlassungen. Doch sind wir in der Summe dadurch glücklicher und reicher geworden?



      ++ Rastloses Kapital ++

      In der Nachkriegszeit gab es ein System fester Wechselkurse, gestützt von Kapitalverkehrskontrollen. Das bedeutete, dass nicht jedermann in beliebiger Höhe Devisen kaufen und verkaufen durfte, Kapital war nicht vollständig mobil. Im Fall spekulativer Attacken konnte man es sich in den Siebziger Jahren sogar leisten, für einige Tage die Devisenmärkte zu schließen. Heute hingegen darf jeder in unbegrenzter Höhe überall mitspielen. Das Ergebnis kennen wir: Die Volatilitäten sind in die Höhe geschossen. Doch sind wir in der Summe dadurch glücklicher und reicher geworden?

      Aber die Entwicklungsländer? Können Sie jetzt nicht viel besser mit Kapital versorgt werden als vorher? Das System der Marktliberalisierung hat dazu geführt, dass diesen Ländern das Kapital, dass in heimischen Märkten keine lukrative Verwendung findet, in guten Zeiten dort regelrecht aufgenötigt wird, allerdings um den Preis, in schlechten Zeiten, wenn es gerade am dringendsten benötigt werden würde, wieder abgezogen zu werden. Doch sind wir in der Summe dadurch glücklicher und reicher geworden?

      Nein keinesfalls. Die ganze Entwicklung der vergangenen zwanzig, fünfundzwanzig Jahre hat ausschließlich dazu geführt, dass diejenigen, die über Vermögen verfügen, mit denen, für die das nicht gilt, so ungehindert Schlitten fahren können, wie das noch niemals vorher in der Weltgeschichte möglich war. Doch sind wir in der Summe dadurch glücklicher und reicher geworden?

      Ich glaube das keineswegs. Unter unseren Ärschen ist ein derartiges Höllenfeuer entzündet worden, dass wir täglich herumtanzen müssen wie die Derwische, um uns den Allerwertesten nicht zu verkohlen. Dadurch ist sicherlich die Effizienz des Wirtschaftssystems als Ganzem gestiegen. Der Preis hierfür ist allerdings so hoch, dass er sich in keiner Währung dieser Erde auch nur im Entferntesten ausdrücken lässt.

      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 20:58:41
      Beitrag Nr. 1.680 ()
      Der langfristige Dax



      bogen-gmbH.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:15:51
      Beitrag Nr. 1.681 ()
      HINTERGRUND - Luft für Online-Finanzportale wird dünner


      - von Walter Schröder -
      Frankfurt, 17. Jan (Reuters) - Die Flaute an den Börsen und
      der Einbruch am Werbemarkt hat bei Finanzportalen im Internet
      tiefe Spuren hinterlassen. Experten zufolge wird die Luft für
      unabhängige Anbieter von kostenlosen Finanzinformationen im
      Internet dünn, einige werden noch oder haben schon das Handtuch
      geworfen. Am Ende der anhaltenden Konsolidierung in der Branche
      dürften nur wenige bedeutsame Portale übrig bleiben.
      "Ich bin mir sicher, dass einige Anbieter dieses Jahr nicht
      überleben werden", sagt Michael Schwetje, Portal- und Finanzchef
      des Finanzinformationsanbieters Onvista.de. Die Website
      ist mit nach eigenen Angaben 30 bis 40 Millionen Seitenaufrufen
      (Page Impressions) im Monat der größte Anbieter Deutschlands. Zu
      Boomzeiten hatte Onvista bis zu 80 Millionen Seitenaufrufe
      gezählt.
      "Die meisten kleinen Portale sind ausschließlich von
      Werbeerlösen abhängig. Wir erwarten nicht, dass sich der
      Werbemarkt so schnell erholen wird, so dass diese Anbieter
      weiteren Kostendruck zu spüren bekommen werden", sagt Schwetje.
      Onvista finanziert sich wie nur wenige andere Anbieter nicht nur
      aus Werbung, sondern auch aus Lizenzeinnahmen.

      ZAHL DER FINANZPORTALE DEUTLICH GESUNKEN
      In den vergangenen Jahren mussten etliche Anbieter wie
      Neuermarkt.com, Moneyshelf.de, fnet.de, stockwatch.de oder
      financial.de ihren Ausflug in die Welt der
      Online-Finanzinformationen entweder ganz beenden oder ihr
      Angebot vermindern. Zu den derzeit größten Finanzportalen zählen
      - gemessen an Seitenaufrufen - nach Branchenangaben neben
      Onvista.de Finanztreff.de und Wallstreet-online.de. Weit
      dahinter folgen etwa boerse.de und ariva.de. Daneben gibt es
      eine Reihe von bankenabhängigen Finanzmarktseiten sowie die fast
      ausschließlich redaktionellen Angebote der großen
      Wirtschaftsblätter oder Fernsehsender.
      Branchenkenner zählen derzeit rund 50 deutsche Finanzportale, wovon die allermeisten jedoch stark an Bedeutung
      verloren hätten. Zur Boomzeit an der Aktienmärkten hätten sich
      noch weit über hundert meist kleinere Internet-Seiten mit
      Finanzmarktthemen auseinander gesetzt. "In Deutschland dürfte es
      bald nicht mal eine Hand voll von bedeutenden Finanzportalen
      geben", sagt ein Industrieexperte. Wie rau das Klima in der
      Branche nach dem Boom wurde, hat etwa Robert Sarcher, Betreiber
      von financial.de, zu spüren bekommen. Er musste das Angebot auf
      seiner Seite deutlich abspecken. "Das war schon lange absehbar,
      dass der Betrieb einer Finanzseite unrentabel sein würde. Da
      konnten wir die Kosten für die teuer eingekauften Börsenkurse
      und Charts kaum noch decken."

      PAGE IMPRESSIONS NICHT GLEICH WIRTSCHAFTLICHER ERFOLG
      Wie viel in der Branche verdient wird, ist schwierig zu
      ermitteln. "Die Umsätze in dem Sektor sind eine Dunkelziffer, da
      kaum ein Anbieter seine Geschäftszahlen veröffentlicht", sagt
      etwa Charlotte Hamilton vom Marktforschungsinstitut Forrester in
      London. Und dass hohe Seitenaufrufe auch auf hohe Umsätze
      schließen lassen würden, sei ein Trugschluss, gibt Schwetje von
      Onvista zu: "Die Anzahl der Seitenabrufe und der wirtschaftliche
      Erfolg einer Website müssen nicht miteinander korrelieren." Es
      komme auch auf die Inhalte der Seiten an. Seien diese nicht
      interessant, blieben Werbetreibende fern. Die börsennotierte
      Onvista AG peilt für das abgelaufene Jahr vor Steuern einen
      leichten Gewinn bei Umsätzen von 13 bis 14 Millionen Euro an.


      FINANZMARKTWISSEN DER NUTZER GESTIEGEN
      Einen weiteren Grund für die anhaltende Konsolidierung in
      der Branche sieht Uwe Frers von Finanztreff.de darin, dass die
      Nutzer mittlerweile besser über Finanzmarktthemen Bescheid
      wüssten. "Der Börsenboom der vergangenen Jahre hat eine
      Professionalisierung der Anleger in Sachen Finanzmarktwissen mit
      sich gebracht", sagt der Geschäftsführer der vwd-Tochter Gatrixx
      GmbH, der Betreiberin von Finanztreff.de. Damit sei der Anspruch
      auf qualitativ hochwertige Informationen gestiegen, und dem
      könnten nur wenige Finanzportale gerecht werden. "Teilweise höre
      ich schon, dass Privatanleger mehr wissen als die Berater in den
      Banken. Und das ist vor allem den Finanzportalen zu verdanken."
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:31:30
      Beitrag Nr. 1.682 ()
      Inflation oder Deflation?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Inflation oder Deflation? Was steht den USA bevor? Ich denke, ich weiss die Antwort. In beiden Fällen lautet sie "Ja". Die Rohstoffpreise – besonders Gold – steigen, "inflationieren". Fertiggüter, besonders solche aus China, werden billiger. Wenn man Lebensmittel und Energiepreise außen vor lässt, dann fielen die Produzentenpreise im letzten Jahr um 0,4 % (Quelle: US Bureau of Labour Statistics). Das ist der größte Rückgang seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1973.

      Uh ... und auch die Aktien könnten billiger werden. Und Immobilien? Wer weiß? Auf der einen Seite fällt das Inflationsniveau derzeit weltweit ... Japan ist in einer richtigen Deflation, Deutschland auf der Schwelle zur Deflation. Der Kollaps der Aktienmärkte, die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, die Veralterung der Bevölkerungsstruktur, die erhöhten Sparraten, vorsichtige Konsumenten – all das sind Punkte, die für Deflation sprechen.

      Auf der anderen Seite hat die US-Zentralbank durch Ben Bernanke klar gemacht, dass sie alles tun wird, um die eigene Währung zu inflationieren – egal, was es kostet. Die Rede, in der Ben Bernanke dies zum Ausdruck gebracht hat, ist jetzt bekannt. "Wir haben eine Technologie, die man die Druckpresse nennt", sagte er. Er wollte seine Zuhörer beruhigen – aber er alarmierte sie stattdessen. Seit seiner Rede am 21. November 2002 hat der Goldpreis 35 Dollar zugelegt – das ist ein Plus 11 %. Und der Euro gewann 7 %, was für Währungen ein enormer Zuwachs ist.

      In den letzten 12 Monaten hat der Dollar gegenüber dem Euro ca. 20 % verloren. Und auch der kanadische Dollar ist im Vergleich zum "großen Bruder" US-Dollar wieder etwas gestiegen. Ein Artikel in der Seattle Times meint dazu, dass ein schwacher Dollar gar nicht so schlecht sei: "Dadurch werden die US-Güter im Ausland billiger." Das stimmt allerdings. Aber die USA sind eine Konsumgelenkte Import-Volkswirtschaft, keine Export-Volkswirtschaft. Die amerikanische Wirtschaft basiert auf Konsumausgaben, die vom Ausland finanziert werden. Zu einem anderen Modell zu wechseln, braucht Zeit ... und Tränen. Das wäre das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Mehr dazu weiter unten ...

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      Überkapazitäten in den USA

      Überkapazitäten in den USA

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Sie haben es wahrscheinlich mitbekommen: Intel hat enttäuschende Zahlen gebracht. Zwar präsentierte der Chip-Gigant ein Ergebnis, das leicht besser als die "Erwartungen" war. Aber der Ausblick, den Intel-Finanzvorstand Andy Bryant gab, blieb deutlich unter den Erwartungen. Bryant gab zu, dass er "kein zugrundeliegendes wirtschaftliches Wachstum" in der Halbleiterindustrie sehen würde. Das ist nicht das, was die Bullen hören wollen. Und sie wollten auch nicht hören, dass Intel sein Investitionsbudget von 4,7 Milliarden Dollar im letzten Jahr auf 3,5 bis 3,9 Milliarden Dollar zurückfahren will.

      Wenn große Gesellschaften wie Intel ihre Investitionen verringern, wer wird dann die Ausgaben und Investitionen tätigen, die die US-Wirtschaft braucht, um zu wachsen? ... Weder Unternehmen noch die Konsumenten scheinen sich dafür freiwillig zu melden ...

      Der Wert des Dollar schmilzt schneller als die Eiskappen am Pol. Und während große Stücke des Dollar-Wertes abbröckeln und in die monetären Meere fallen, steigt der Wert des Goldes stetig. Ein schwacher Dollar ist der beste Freund des gelben Metalls.

      Aber die Aussichten für einen Jahrtausend-Bullenmarkt beim Gold hängen nicht nur vom Wert des Dollar ab, sagt Joseph M. Foster, Fondsmanager eines Goldaktienfonds (Van Eck International Investors Gold Fund). Der Goldpreis wird auch durch das knappe Goldangebot nach oben gezogen. Foster hat das in einem aktuellen Interview im Barron`s Magazin damit erklärt, dass die Goldproduktion das erste Mal seit 20 Jahren zurückgegangen sei.

      Foster zitiert dazu eine Studie der Beacon Group mit Sitz in Toronto, die zeigt, dass die weltweite Goldproduktion 2010 fast 30 % niedriger liegen könnte als 2001. Natürlich kann man – wenn der Goldpreis weiter steigt – sicher sein, dass jemand bessere Wege finden wird, mehr Gold aus der Erde zu graben. Aber auch wenn der Goldpreis Morgen auf 1000 Dollar pro Feinunze steigen würde, dann würde die Goldproduktion einige Jahre brauche, um signifikant ansteigen zu können. Der Grund ist, dass dieses Edelmetall nicht auf Bäumen wächst; es kommt aus großen, nicht gerade umweltfreundlichen Löchern in der Erde.

      "Die Goldminen-Gesellschaften können das Angebot nicht sehr leicht erhöhen", beobachtet Bill Fleckenstein. "Sobald eine potenzielle Goldmine gefunden ist, braucht man Zeit (gemessen in Jahren), um die Finanzierung zu sichern und die Produktion zu starten. Wenn diese Mine in den USA sein sollte, dann muss man sich zusätzlich mit Behörden rumschlagen (der EPA), was noch mehr Zeit kostet. Deshalb kann man nicht mal eben schnell eine neue Mine Gold produzieren lassen."

      Hinzu kommt, dass die relativ niedrigen Goldpreise der letzten Jahre neue Explorationen und Minen-Ausbauten nicht gerade gefördert haben. Deshalb ist die "Goldminen-Pipeline" derzeit ziemlich leer, was für Gold-Investoren gut ist.

      Diese Kapazitäten-begrenzte Goldminenindustrie ist einzigartig in der US-Wirtschaft nach dem Platzen der Spekulationsblase. Die meisten Industriezweige leiden unter dem genauen Gegenteil: Überkapazitäten. "Die weltweit größte Automobilindustrie kann jetzt zwei Millionen mehr Autos produzieren, als die Konsumenten kaufen können", beobachtet die Chicago Tribune. "Cisco Systems hat 6 Gebäude gebaut, um die eigene Präsenz im Research Triangle Park (High Tech Research) zu erweitern. Dieser Entschluss wurde während des High Tech-Booms gefasst. Heute stehen alle 6 Gebäude leer ... in den Elfenbeintürmen der Universitäten nennen die Volkswirte dieses Phänomen Überkapazität." Aber auch hier unten in den schäbigen Korridoren des Journalismus nennen wir dieses Phänomen Überkapazität.

      Die Kapazitätsauslastung der US-Produzenten ist signifikant unter den Durchschnitt der Jahre 1967–2001 gefallen, der bei 80,9 % lag. Sogar in der Rezession von 1990–91 lag die Kapazitätsauslastung noch bei 77 %. "Die mangelnde Kapazitätsauslastung hat ein Ausmaß erreicht, dass dieses Land und viele andere seit Dekaden nicht mehr gesehen haben", so die Chicago Tribune weiter. "Das Angebot übertrifft einfach die Nachfrage. Wenn das passiert, dann verlangsamt sich die Produktion, die Kosten steigen, Arbeiter werden entlassen und Investitionen verschoben." Wir, die wir nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft sitzen, nennen dieses Phänomen "Rezession".

      Lassen Sie mich aber darauf hinweisen, dass die meisten professionellen Ökonomen glauben, dass eine Rezession eine makro-ökonomische Spezies ist, die mit entsprechender Geldpolitik einfach verhindert werden kann (Alan Greenspans magische Leitzinsen). Ich bezweifle das. Ich könnte mir vorstellen, dass irgendwo in einer dunklen Höhle einige kleinere Rezessionen herangezüchtet werden. Die Überkapazitäten in den USA sind eine ideale Umgebung, um Baby-Rezessionen heranwachsen zu lassen.

      "Bis jetzt haben die Steuer- und Zinssenkungen noch nicht viel Gutes bewirkt", bemerkt die Chicago Tribune. "Trotz der 12 Zinssenkungen seit Januar 2001 – und dem 1,3 Billionen Dollar schweren Steuersenkungsplan von Bush – wurstelt die Wirtschaft weiter nur so vor sich hin."

      Wenn die großen amerikanischen Gesellschaften ankündigen, dass sie dieses Jahr weniger investieren wollen als nächstes Jahr, dann kann man erwarten, dass sich der Zustand der US-Wirtschaft noch verschlechtern wird, bevor es besser werden wird.

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      Ein neues Buch von Emmanuel Todd

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Hier in Paris (wie Sie wissen, wohne und arbeite ich seit ein paar Jahren in Frankreich) hat uns Amerikaner der Anstieg des Euro wie ein Brauereistreik getroffen. Unsere Lebenshaltungskosten sind im letzten Jahr um ca. 20 % gestiegen. Natürlich habe ich das erwartet. "Wir wussten doch, dass dies passieren würde," so leitete ich eine Frage an meine Kollegen ein, "aber hat jemand von Euch dagegen vorgesorgt?" "Wir sind keine Währungsspekulanten ..." kam die Antwort. "Nein, wir sind Idioten ..."

      *** Ein neues Buch kam vor kurzem in Paris heraus. "Nach dem Imperium" von Emmanuel Todd, der das Buch als "einen Essay über die Dekomposition des amerikanischen Systems" beschreibt. Mr. Todd hat den schwachen Punkt des amerikanischen Konsumenten-Kapitalismus erkannt – er wird durch das Ausland finanziert. Er sieht dieses Geld als eine Form des imperialen Tributs – so wie die Beträge, die die Römer von tributpflichtigen Staaten verlangten. Das Problem dabei ist, so Todd, dass dieser Tribut sehr unsicher ist; die Ausländer können jederzeit damit aufhören, diesen Tribut zu entrichten. Der Abstieg Amerikas – relativ zum Rest der Welt – ist laut Todd unausweichlich. Die wirtschaftliche Schere zwischen den USA und Frankreich, Deutschland und Japan hat sich seit den 1960ern geschlossen. Diese Schere wird sich wahrscheinlich weiter schließen – weil die Amerikaner ihren derzeitigen Lebensstandard ohne ausländische Tribute nicht mehr aufrechterhalten können. Die amerikanischen militärischen Kampagnen gegen unbedeutende ausländische Länder beschleunigen diesen Prozess noch; sie ziehen Kapital ab, das sonst durch Investitionen die Leute reicher machen könnte ... und zudem wird Kapital durch Regierungsausgaben verschwendet, während sich die Abhängigkeit vom ausländischen Kapital vergrößert. "Die Welt ist zu groß, zu divers, zu dynamisch, um die Vorherrschaft einer einzigen Macht zu akzeptieren", so sein Fazit.

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      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:35:36
      Beitrag Nr. 1.683 ()
      Analysten verschätzt


      USA: Handelsbilanzdefizit deutlich ausgeweitet



      Das Handelsbilanzdefizit der USA hat sich im November auf Grund deutlich gestiegener Importe überraschend kräftig ausgeweitet.


      vwd WASHINGTON. Nach Angaben des US-Handelsministeriums vom Freitag belief sich der Passivsaldo nach vorläufigen Berechnungen auf die neue Rekordhöhe von 40,10 Mrd. $. Für den Vormonat revidierte die Behörde ihre Angaben auf ein Minus von 35,22 Mrd. $, nachdem sie vorläufig ein Defizit von 35,07 Mrd. $ veröffentlicht hatte.

      Insgesamt liegen die Daten für November damit weit über den Erwartungen der von vwd befragten Volkswirte, die im Mittel ihrer Prognosen lediglich mit einem Defizit von 37,0 Mrd. $ gerechnet hatten.

      Die Exporte wiesen dem Handelsministerium zufolge dabei einen Anstieg um 1,1 % auf 83,19 Mrd. $ (Oktober revidiert: minus 0,6 % auf 82,29 Mrd. $) auf, die Importe erhöhten sich hingegen um 4,9 % auf 123,29 Mrd. $ (Oktober revidiert: minus 2,0 % auf 117,51 Mrd. $).

      Beobachter wiesen nach Vorlage der Daten darauf hin, dass das Rekorddefizit womöglich zu einer neuerlichen Senkung der Prognosen für die Entwicklung des US-Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal führen wird. Bereits vor Veröffentlichung der November-Handelsbilanz waren viele Ökonomen davon ausgegangen, dass sich die Wachstumsdynamik im Schlussvierteljahr deutlich verlangsamt haben dürfte, nachdem die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal noch um annualisiert 4,0 Prozent zugelegt hatte.

      Bilateral verzeichnete das US-Defizit insbesondere im Handel mit den meisten asiatischen Partnern einen kräftigen Anstieg, da nach der Wiedereröffnung der Häfen an der Westküste im Oktober die Einfuhren aus diesen Ländern deutlich zugelegt hatten. Im Handel mit China etwa erhöhte sich der Passivsaldo auf 10,45 Mrd. $, im Handel mit Japan auf 6,49 Mrd. $ und im Handel mit Südkorea auf die Rekordhöhe von 1,63 Mrd. $. Im Handel mit den Nafta-Partnern Mexiko und Kanada hingegen verringerte sich das Defizit auf 2,89 Mrd. $ beziehungsweise 3,74 Mrd. $.

      Auch gegenüber den westeuropäischen Ländern war im November eine Verringerung des Passivsaldos zu verzeichnen gewesen, der auf 7,90 Mrd. $ zurückging.


      HANDELSBLATT, Freitag, 17. Januar 2003, 14:45 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:37:05
      Beitrag Nr. 1.684 ()
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 21:38:43
      Beitrag Nr. 1.685 ()
      Crockett: Erholung mit großem Rückschlagrisiko

      BIZ-Chef rät EZB zu vorsichtigem Zinskurs


      buc Frankfurt - "Erhebliche Abwärtsrisiken" gibt es nach Ansicht des Generaldirektors der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für die prognostizierte allmähliche Erholung der Weltwirtschaft in diesem Jahr. Zu ihnen zähle ein weiterer Aktienkurseinbruch samt erhöhter Unsicherheit der Verbraucher, eine Ölpreisexplosion infolge eines Irak-Kriegs und eine anhaltende Investitionsschwäche, sagte Crockett in einem Interview der Börsen-Zeitung. Es bestehe zugleich "das Risiko einer Akkumulation der Abwärtsrisiken".
      Gleichwohl bleibt für Crockett, der im März die BIZ - die Zentralbank der Zentralbanken in Basel - verlässt, eine moderate Erholung das wahrscheinlichste Szenario. Denn es gebe Anzeichen für eine Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit in den USA. Sollte die Belebung 2003 aber ausbleiben, sei - als Folge des Platzens der New-Economy-Spekulationsblase - eine längere Periode geringen Wachstums möglich. Dann müssten Notenbanker und Finanzaufseher "umso mehr darüber nachdenken, wie man Spekulationsblasen verhindern oder ihre Ausmaße begrenzen kann."

      Der Europäischen Zentralbank riet der BIZ-Chef zu einem vorsichtigen Zinskurs. Das Hauptproblem einiger Euro-Staaten sei nicht eine zu restriktive Geldpolitik, sondern die Starrheit ihrer ökonomischen Strukturen.


      - Interv iew Seite 6


      Börsen-Zeitung, 18.1.2003
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 22:11:28
      Beitrag Nr. 1.686 ()
      An der Börse dreht sich alles um Irak
      Wachsende Kriegsangst drückt Dax unter 3000 Punkte – Finanzstrategen bauen auf schnellen Sieg



      von Thomas Exner und Holger Zschäpitz

      Berlin - An einem Thema kommt kein Börsianer derzeit vorbei: dem Konflikt um den Irak. Fast jede neue Meldung aus der Golfregion oder den westlichen Zentren der Politik wiegt für die Finanzmarktakteure schwerer als frische Konjunkturdaten oder Quartalszahlen aus den Unternehmen. Zum Wochenausklang wurde dies einmal mehr schmerzlich deutlich. Denn die Informationen von UN-Chefinspekteur Hans Blix zu Waffenfunden und aggressive Töne von Saddam Hussein zum zwölften Jahrestag des Ausbruchs des ersten Irak-Krieges schickten die Märkte weltweit auf Talfahrt. Der Dax fiel sogar wieder unter die markante 3000-Punkte-Schwelle, der Dollar sackte auf den tiefsten Stand seit Oktober 1999 und der Goldpreis schnellte zeitweise auf 358,20 Dollar pro Feinunze – so teuer war das Edelmetall zuletzt im März 1997. „Was wir sehen ist die typische Flucht vor der Unsicherheit“, so Ben Funnel, Top-Stratege bei Morgan Stanley. „Die Marktteilnehmer spüren, dass der Zeitpunkt der Entscheidung immer näher rückt.“


      Dabei ist es weniger der Krieg selbst, der die Börsianer besorgt macht. Im Gegenteil: „Das günstigste wäre, wenn wir nun möglichst schnell in die heiße Phase kommen und das Problem rasch gelöst wird“, gibt DWS-Geschäftsführer und Fondsmanager Klaus Kaldemorgen die Meinung der Finanzstrategen wider. Denn die seit Monaten währende Unsicherheit stelle für die Märkte und die Realwirtschaft eine schwere Hypothek dar.


      Das Kalkül der Börsenexperten: Angesichts der massiven technologischen Überlegenheit der Amerikaner dürfte ein Krieg gegen den Irak schnell erfolgreich zu beenden sein. Dass dies die gängige Ansicht an den Märkten ist, belegt auch eine Umfrage der WELT unter den führenden deutschen Investmentgesellschaften und verschiedenen Aktienstrategen. Als Muster gilt ihnen dabei fast durchweg der Krieg gegen den Irak 1991, dessen Ausgang schon nach kurzem absehbar war und nach 43 Tagen mit der Kapitulation Saddam Husseins endete. Und die Entwicklung an den Märkten damals ist auch die Blaupause für die Erwartungen heute. Demnach könne es zwar kurz vor und nach dem Beginn der militärischen Auseinandersetzung noch zu einem weiteren Anstieg des Ölpreises und fallenden Aktienkursen kommen, doch dann sei der Weg frei für eine durchgreifende Erholung. Das Schmiermittel für diese Hoffnungen ist vor allem die erwartete, rasche Entspannung beim Ölpreis. „Sobald ein Erfolg gegen den Irak absehbar ist, wird er von derzeit über 30 Dollar wieder in Richtung seines fundamental begründeten Niveaus bei 20 Dollar pro Barrel marschieren“, ist nicht nur Andrew Garthwaite, Aktienstratege bei der Credit Suisse First Boston, überzeugt. Denn nicht nur die momentane Kriegsprämie sei dann obsolet, sondern es werde auch rasch Spekulationen über eine Rückkehr des Iraks in den Kreis der Öl-Exporteure geben. Auf die Realwirtschaft würde all dies wie ein riesiges Konjunkturprogramm wirken.


      Spätestens wenn die Kanonen donnern, wollen deshalb viele institutionelle Investoren die Chancen an der Börse nutzen. „Wir sind jetzt schon in Aktien übergewichtet, überlegen aber, noch weiter aufzustocken“, so Conrad Mattern, Globalstratege bei der Fondsgesellschaft Activest. Zwar will auch er nicht vollkommen ausschließen, dass der Krieg sich trotz allem Optimismus hinziehen und die ganze Region am Golf destabilisieren könnte. Mattern: „Doch zwischen den positiven und negativen Szenarien gibt es eine zeitliche Asymmetrie.“ Während bei einem raschen Erfolg der USA oder einer Flucht Saddam Husseins die Kurse unmittelbar in die Höhe schießen würden und keine Zeit zum Handeln mehr bliebe, könne man in den schlechteren Fällen noch reagieren. Denn hiergehe es nicht um plötzliche Ereignisse, sondern um Resultate einer längeren Entwicklung.

      Sollte die Finanzmarkt-Community mit ihrer hoffnungsvollen Einschätzung aber falsch liegen, müssen sich die Anleger auf einiges gefasst machen. Bei einem Flächenbrand im arabischen Raum droht der Ölpreis nach Ansicht von Skeptikern in ungeahnte Dimensionen zu schießen. Dies wäre ein Desaster für die Börse, den Dollar und die gesamte Weltökonomie. Glücklich wäre dann der, der auf Liquidität gesetzt hat.


      Tatsächlich ist der Grad zwischen Optimismus und Pessimismus der Börsianer schmal. Kaldemorgen: „Wenn sich nicht nach drei Tagen ein erfolgreiches Ende der Operation gegen den Irak abzeichnet, werden die Märkte darauf negativ reagieren.“


      Artikel erschienen am 18. Jan 2003


      welt.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 22:14:42
      Beitrag Nr. 1.687 ()
      Führung - An der Spitze oft nur Schrott

      Von Nadja Pastega

      Topshots sind oft Top-Schrott, meinen Rolf Fink und Karl Kälin. Die beiden Schweizer Berater sind seit 20 Jahren in der Management-Entwicklung tätig und ziehen in ihrem neuen Buch* eine ernüchternde Bilanz: «Höchstens fünf bis zehn Prozent aller Führungskräfte sind den hohen Anforderungen ihrer Aufgabe wirklich voll gewachsen.» Wer diese Einschätzung für zu düster hält, mache einen kleinen Test: Überlegen Sie, wie viele Chefs Sie bisher kennen lernen durften, machen Sie eine Liste und streichen Sie die Namen durch, die denen gehören, die ihrer Führungsaufgabe nicht wirklich voll gewachsen waren. Sehen Sie?


      Dass inkompetente «Leader» auf immer höhere Hierarchiestufen hinaufkatapultiert würden, hat gemäss Fink und Kälin damit zu tun, dass sie auf unteren Stufen gar nie zeigen mussten, wie sie führen. Bekannt ist das zum Beispiel für erstgeborene Söhne in westlichen und östlichen Monarchien, ein Muster, das sich über die Jahrhunderte tief eingeprägt habe. «Die Menschheit hat damit auf ganz eindrückliche Weise gelernt, mit allem Möglichen an der Spitze zu überleben.» Dazu gehörten einst Schwach- und Wahnsinnige, wie der debile englische Herrscher Heinrich VI. oder der geisteskranke Ludwig der II. in Bayern. Heute entsprechen ihnen herrsch- oder tobsüchtige Tyrannen an den Unternehmensspitzen – oder inkompetente Chefs.


      Auch die Schweiz kennt farbige Figuren wie Reto Braun, der zunächst aus den USA geholt wurde, um die Schweizer Post zu dynamisieren. Braun gelang es, innerhalb von drei Jahren ein Millionen-Fiasko mit der Paketpost anzurichten, worauf er das Unternehmen schleunigst verliess, um die Fantastic Corporation in noch kürzerer Zeit in ein «Penny-Stock»-Unternehmen zu verwandeln.


      Machtpolitische Überlegungen haben bei Personalentscheiden meist den Vorrang, stellen Fink und Kälin fest. Wer den Eindruck erweckt, keinem aktuellen Machthaber gefährlich zu werden, hat bei Nachfolgeregelungen grosser Führungsgestalten die besten Chancen. Fink und Kälin schreiben dazu: «Das ist schon bei den Schimpansen und Gorillas so.»


      * Rolf Fink und Karl Kälin:
      «Top-Schrott»,
      Orell Füssli Verlag,
      ISBN 3-280-05003-0


      Warum?


      Der Weg nach oben


      Inkompetente Leute in Führungspositionen – oft führen Fehlannahmen zu diesen Fehlbesetzungen.


      Erster Trugschluss:
      Wer einen Hochschulabschluss hat, kann auch führen. Je mehr dieser Abschlüsse einer in der Tasche hat, idealerweise angereichert mit einem MBA, desto führungsfähiger ist der Betreffende.

      Zweiter Trugschluss:
      Wer schon mal eine Führungsposition hatte, hat bewiesen, dass er erfolgreich führen kann. Aus diesem Grund suchen Headhunter primär nach Leuten, die schon mal Chef waren. So bekommen auch Serienproduzenten von unternehmerischen Fiaskos immer wieder eine neue Chance – meistens in immer höheren Chargen.

      Dritter Trugschluss:
      Wer lange genug Firmen beraten hat, ist selbst ein guter Leader. Wegen dieser Fehlannahme gibts inzwischen viele Chefs, die ihre Karriere in Unternehmensberatungen beginnen und dann in frei werdende Positionen bei ehemaligen Kunden wechseln. Dort wursteln sie oft mehr schlecht als recht.

      facts.ch
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 22:22:10
      !
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      Avatar
      schrieb am 17.01.03 22:31:53
      Beitrag Nr. 1.689 ()
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 22:59:06
      Beitrag Nr. 1.690 ()
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 23:06:04
      Beitrag Nr. 1.691 ()
      uups
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 23:46:39
      Beitrag Nr. 1.692 ()
      Ginge es nach DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun, dann käme die deutsche Wirtschaft schnell wieder in Gang. Seine Formel: Jeder Arbeitnehmer arbeitet 500 Stunden gratis.

      Und jeder unserer grandiosen Firmenlenker ( oder auch Cashversenker ) der mehr als 10 Millionen besitzt, spendet 10% seines Vermögens, da er es ja eh nie im Leben ausgeben kann.

      Da käme endlich mal richtig Kohle zusammen. Die wird dann an alle Haushalte, die weniger als 25.000 Euro verdienen, verteilt.

      Da wir ja wissen, daß diese Bevölkerungsgruppe alles wieder ausgiebt, würden wir den größten Boom aller Zeiten im Einzelhandel erleben. Das würde glatt Dausende von Arbeitsplätzen schaffen. Und dann aber keine Neiddebatte, bitte!

      Und wenn das super klappt, hätten unsere Millionaros sicher Verständnis, daß wir das Spiel wiederholen ( dann lassen wir allerdings die unteren Peanuts-Millionäre aus )

      :laugh: :laugh: :laugh:


      Wo werden denn die oben angesprochenen 500 Stunden abgefeiert? In den Villen als Gärtner, Hausdiener oder Mercedeslenker? Baumwollfelder haben wir hier ja keine.

      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 00:04:16
      Beitrag Nr. 1.693 ()
      Hier mal ein sehr gutes Argument, warum die Indizes in nächster Zeit steigen sollten.:) :) :) :)

      Nach dem heutigen Kursrutsch haben wir ein aktuelles KursGewinnVerhältins der deutschen Premiumaktien im DAX von fast punktgenau 14 Zählern. Das ist der niedrigste Wert seit circa 22 Jahren
      Das bedeutet schon etwas. Besonders dann, wenn im Gegenzug die Zinsen im Allgemeinen und die Anleihenrenditen im Besonderen sehr niedrig sind.

      Aktien sollten schon eine etwas höhere Rendite als risikolose Anleihen haben.....aber gleich so viel ??? ;););)






      ............................


      H_S :):):)
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 00:41:32
      Beitrag Nr. 1.694 ()
      @Harry Schotter

      wenn die Gewinne weiterfallen,und danach sieht es jedenfalls aus, sind die günstigen KGV nur noch Makulatur.
      Gewinnsteigerungen durch Kosteneinsparungen haben auch ihre Grenzen.
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 00:43:41
      Beitrag Nr. 1.695 ()
      Dann wollen wir mal hoffen, daß das KGV noch auf dieselbe Weise wie damals zustande kommt.

      Außerdem waren die DAX-Aufnahmen der letzten Jahre so grandios, daß selbst mir nichts mehr einfällt.

      Solange da nicht mal kräftig ausgemistet wird, was ich mir nach der letzten DAX-Aufnahme mit Inzuchtcharakter absolut nicht vorstellen kann, bleibe ich skeptisch.

      Immerhin bin ich der Meinung, daß der DAX in Zukunft weniger stark als Amerika fallen wird.

      Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob man Amerika aus der Sicht des währungsgeschädigten Nasdaq-, DOW-, oder S&P500-Anlegers betrachten sollte.

      Gruß paule2
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 08:54:06
      Beitrag Nr. 1.696 ()
      KGV - Betrachtungen haben nur mit in Verbindung mit Wachstumsprognosen Sinn.

      Interessant wäre eine Graphik, die KGV/Wachstum(%) über die Zeit aufträgt.
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 16:29:33
      Beitrag Nr. 1.697 ()
      @Harry

      Ich kann deinen Ableitungen aus dem KGV Chart nicht ganz zustimmen.
      Der Chart ist zu kurzfristig. In den letzten 10-20 Jahren waren meines Wissens die KGVs deutlich über dem langjährigen Schnitt. Wenn man nun davon ausgeht, dass nach einer Übertreibung nach oben meist eine nach unten folgt, dann haben wir noch genug Luft. Nimmt man weiter an, dass je heftiger die Übertreibung, umso heftiger der Rückschlag, dann haben wir sogar noch viel Luft.

      Gruß
      dh
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 17:48:19
      Beitrag Nr. 1.698 ()
      @Durchhalte

      Du musst das aus der Perspektive der Zinsen sehen.

      In den 70zigern zum Beispiel waren halt die Zinsen sehr hoch und jedes KGV über 14 Punkte war eine Überbewertung, weil halt Zinsen und Anleiherenditen auf der einen Seite und Aktien und Dividenten auf der anderen Seite auf dem Kapitalmarkt in Konkurenz stehen. Jetzt haben wir aber sehr niedrige Zinsen und Gewinnrediten auf den Daxdurchschnitt von 7 Prozent(=KGV14)

      Das ist jetzt halt attraktiv, auch unter dem Blickwinkel das nach jedem Winter wieder ein Frühling kommt und nach jeder Rezession eine Konjunktur. Und in einer konjunktur steigen die Gewinne und das KGV wird noch günstiger!

      Beispiele:


      Die (erwartete)S&P500 Ertragsverzinsung versus einer 10 jährigen US-Staatsanleihe. Wie man sieht, sind die Dividentenrenditen am Ende der Scala DEUTLICH günstiger als die Erträge bei Staatsanleihen.



      Das IBES Valuationmodell spricht, glaube ich, für sich selbst.



      Und hier, eine SKS-Formation im Volaritäts-DAX ???
      Was meint ihr ???;) ;) ;)





      Und hier eine inverse SKS-Formation im Dow Jones ???;) ;)





      Und da ein Doppelbottom im Dax ???:cool: :cool: :cool:





      H_S:):)
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 19:09:39
      Beitrag Nr. 1.699 ()
      Wenn du schon mit den SKS-Formationen anfängst:
      Man sollte nicht vergessen, dass Nasdaq, S&P 500 und auch Dax sehr schöne, riesengroße SKS-Formationen gebildet und vollendet haben! Das kann man nicht einfach ignorieren.
      Charttechnisch betrachtet ist das für mich momentan der wichtigste Grund gegen steigende Kurse (wobei nichts gegen gelegentliche Rallies spricht.)
      Ich stell die Charts jetzt nicht rein, die sollten eh bekannt sein.

      Ciao
      dh
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 21:16:36
      Beitrag Nr. 1.700 ()
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 21:26:16
      Beitrag Nr. 1.701 ()
      18.1.03 Zeitung: Bundesregierung sieht keinen Grund für Deflationsängste

      Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung sieht einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge keinen Grund für Deflationsängste in Deutschland und Europa.

      Jeder Vergleich mit Japan gehe in Leere, zitierte die Zeitung am Freitag in ihrer Online-Ausgabe aus einer internen Ausarbeitung von Experten des Bundeswirtschafts- und Arbeitsministeriums in Berlin. Auch für ein Abgleiten in eine sich verstärkende negative Preisspirale auf gesamtwirtschaftlichem Niveau, Kennzeichen einer Deflation, lägen wenig Anzeichen vor, heißt es der Zeitung zufolge in dem Papier. ... (SZ, 17.1.03)
      ______________________________________________

      Deutsche Bahn will kräftig im Einkauf sparen
      Die Deutsche Bahn AG will im Einkauf unter anderem durch verschärften Wettbewerb bei den Zulieferern in den kommenden fünf Jahren insgesamt mehr als eine Mrd. Euro weniger ausgeben

      Berlin - „Bis 2007 wollen wir jährlich fünf bis sechs Prozent sparen“, sagte der neue Bahn-Einkaufschef Stefan Garber.

      Die Bahn bestellt in diesem Jahr allein aus Eigenmitteln für rund fünf Mrd. Euro und ist damit nach eigenen Angaben der größte Einkäufer in Deutschland. Künftig will der Konzern verstärkt im Ausland ordern. „Mehr als 90 Prozent unserer Lieferanten kommen aus Deutschland. Das ist ungesund“, sagte Garber. Die Bahn strebe einen Anteil von 50 bis 60 Prozent an. In diesem Jahr würden noch Großaufträge für Stellwerke, Dieselloks, IC-Züge und Doppelstockwagen vergeben.

      Garber verfügt über einen Etat von jährlich rund zehn Mrd. Euro. Die Hälfte stammt aus Bahn-Eigenmitteln, der andere Teil sind Bundesmittel, in erster Linie für das Schienennetz. „Wir werden einen sehr starken Fokus auf die Standardisierung legen“, kündigte Garber an. Vor allem bei Komponenten wie Sitzen, Toiletten, Getrieben und Bremssystemen gebe es Sparpotenziale. Zudem werde die Bahn sich international nach neuen Lieferanten umsehen. „Es gibt durchaus auch Lieferanten in Osteuropa oder Japan.“
      Pauschale Aufforderungen an Lieferanten, im Nachhinein einen Teil des Auftragswertes zurückzuzahlen, werde es nicht mehr geben, sagte Garber. Ende vergangenen Jahres hatte die Bahn nach Kritik des Bundeskartellamtes eine entsprechende Forderung fallengelassen. ... (Welt, 18.1.03)

      Kommentar: Während alle Betriebe (wie bspw. die Bahn) immer mehr “sparen” und damit einen ruinösen Wettbewerb anheitzen, sehen die Politiker keine Deflationsgefahren. Man sieht nur zu, wie die Wirtschaft immer mehr verkommt, statt endlich die Ursachen für die Fehlentwicklungen offenzulegen. Es ist anzunehmen, daß alles wieder in eine Katastrophe führen wird, wie das schon in den dreißiger Jahren passiert ist. Die Geschichte wiederholt sich dabei nicht nur, sondern es wird alles sogar noch viel schlimmer kommen als damals.
      _________________________________________________
      USA: Handelsbilanzdefizit deutlich ausgeweitet

      Das Handelsbilanzdefizit der USA hat sich im November auf Grund deutlich gestiegener Importe überraschend kräftig ausgeweitet.

      vwd WASHINGTON. Nach Angaben des US-Handelsministeriums vom Freitag belief sich der Passivsaldo nach vorläufigen Berechnungen auf die neue Rekordhöhe von 40,10 Mrd. $. Für den Vormonat revidierte die Behörde ihre Angaben auf ein Minus von 35,22 Mrd. $, nachdem sie vorläufig ein Defizit von 35,07 Mrd. $ veröffentlicht hatte.

      Insgesamt liegen die Daten für November damit weit über den Erwartungen der von vwd befragten Volkswirte, die im Mittel ihrer Prognosen lediglich mit einem Defizit von 37,0 Mrd. $ gerechnet hatten.

      Die Exporte wiesen dem Handelsministerium zufolge dabei einen Anstieg um 1,1 % auf 83,19 Mrd. $ (Oktober revidiert: minus 0,6 % auf 82,29 Mrd. $) auf, die Importe erhöhten sich hingegen um 4,9 % auf 123,29 Mrd. $ (Oktober revidiert: minus 2,0 % auf 117,51 Mrd. $).

      Beobachter wiesen nach Vorlage der Daten darauf hin, dass das Rekorddefizit womöglich zu einer neuerlichen Senkung der Prognosen für die Entwicklung des US-Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal führen wird. Bereits vor Veröffentlichung der November-Handelsbilanz waren viele Ökonomen davon ausgegangen, dass sich die Wachstumsdynamik im Schlussvierteljahr deutlich verlangsamt haben dürfte, nachdem die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal noch um annualisiert 4,0 Prozent zugelegt hatte. ... (Handelsblatt.com, 17.1.03)

      Kommentar: Das extrem wachsende Handelsbilanzdefizit der USA stellt eine der Hauptursachen dafür dar, daß der Dollar in absehbarer zeit regelrecht abstürzen muß. Dabei war schon der Anstieg des Dollars auf das jetzige unrealistische Niveau künstlich angeheizt worden. Fällt der Dollar jedoch einmal, dann wird dies´massive finanzielle Verwerfungen weltweit auslösen.


      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 22:27:09
      Beitrag Nr. 1.702 ()
      P O L I T I K

      Pockenschutz auch mit Gewalt



      So sehen die Viren aus




      S ollte es in Deutschland durch Bio-Terror zu einem Pockenausbruch kommen, wird jeder Bürger auch gegen seinen Willen geimpft. Wie FOCUS berichtet, heißt es im vertraulichen Konzept des nationalen Pockenalarmplans, für diesen Fall sei eine „generelle Impfpflicht notwendig“. Der Alarmplan bezieht sich ausdrücklich auf das neue Infektionsschutzgesetz. Dort „ermächtigt“ Paragraf 20, Absatz sechs, das Bundesgesundheitsministerium zu dieser Einschränkung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit. Bayerns Gesundheitsminister Eberhard Sinner (CSU) sagte FOCUS, er halte eine „Impfpflicht“ bei einem Pockenausbruch in Deutschland für „unumgänglich“. Nur so sei eine Durchimpfung in „vier bis fünf Tagen“ möglich. „Und viel mehr Zeit bleibt uns nicht, wenn der Pockenfall eintritt“, so Sinner.

      Wie FOCUS weiter berichtet, hatte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in einer Sitzung des Haushaltsausschusses am 13. November laut Protokoll erklärt: „Es ist davon auszugehen, dass Staaten wie Nordkorea oder Irak über Virenstämme verfügten, weshalb es eine potenzielle Bedrohung gebe.“ Die Gefahr, „dass sich jemand selbst infizieren könnte, um als Selbstmordattentäter zu fungieren“, sei nicht auszuschließen. Ein Ministerialdirektor aus Schmidts Behörde wird im Protokoll mit der Einschätzung zitiert, schon wenn zwanzig mit Pocken infizierte Terroristen „über deutsche Flughäfen einreisten und durch Fußballstadien oder die Gemeinden zögen“, seien lokale Impfungen „nicht mehr ausreichend“.

      18.01.03, 19:00 Uhr
      focus
      ___________________________________________________
      so schnell kann das gehen, man schränkt einfach die Grundrechte ein .
      Was nutzen mir Grundrechte, wenn sie jederzeit veränderbar sind.
      Begründungen findet man immer.
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 22:28:36
      Beitrag Nr. 1.703 ()
      zum Thema Impfungen #1688
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 22:31:29
      Beitrag Nr. 1.704 ()
      Keine Pockenimpfung - weniger geistig behinderte Kinder


      Mitte der 70er Jahre stellten die Frühförderungseinrichtungen der „Lebenshilfe“ plötzlich einen markanten Rückgang an geistig behinderten Kindern fest. Man fand dafür keine Erklärung, denn die Zahl der behinderten Kindern war seit Jahrzehnten ziemlich stabil gewesen war. Allein Gerhard Buchwald konnte einen logischen Grund angeben: "Mit dem Ende der Pockenimpfung an Säuglingen (1970) fielen einige Jahre später die Kinder weg, deren geistige Behinderung die Folge eines unerkannten Hirnschadens war, hervorgerufen durch die Pockenimpfung. Diese Entzündung des Gehirns (,blande postvakzinale Enzephalopathien`) wird erst ab dem dritten oder vierten Lebensjahr bemerkbar. Die körperliche Entwicklung eines solchen Kindes geht ungestört weiter. Die Schädigung wird häufig erst durch eine ungenügende Sprachentwicklung bemerkbar."
      Ganz so unwissend waren die Verfechter der allgemeinen Pockenimpfung denn auch nicht. So erklärte der Hamburger Hautarzt Theodor Nasemann 1988 in der Zeitschrift „Natur“, erst jetzt könne man über die Nebenwirkungen der Pockenimpfung offen sprechen - weil sie nicht mehr angewendet werde. Dazu zählten nicht nur neurologische Befunde wie Hirnhautentzündung, sondern auch Gallenerkrankungen, unheilbare Erweiterungen der Bronchien und vor allem die Umwandlung der Impfnarben in bösartige Tumore. Wie war das noch mit dem Eid des Hippokrates, den jeder Arzt ablegen muß?
      Und lautet der oberste ärztliche Grundsatz nicht „primum nil nocere“ - als erstes nicht schaden?...
      Schäden dieser Art führten immerhin dazu, dass Deutschland den Impfzwang 1983 aufhob. Trotzdem versuchen viele Ärzte noch immer, die empfohlenen Impfungen an den Kindern durchzuführen. Wenn sich Eltern weigern, werden sie oft als, verantwortungslos hingestellt.
      Als Ende der 80er Jahre vereinzelte Meldungen von Pockenfällen kursierten, versuchte die Impflobby bereits wieder, durch das Hintertürchen ins Pockengeschäft zu kommen: So erschienen 1993/94 die ersten Zeitungsartikel, worin Forscher und Ärzte die Einführung der Vaccinia-Impfung fordern - was einfach ein anderer Name für die berüchtigte Pockenimpfung ist.
      Hinzu kommt, dass mit diesen Vaccinia-Viren ein gentechnisch hergestellter Impfstoff gegen die Tollwut produziert wird, den man massenweise in unseren Wäldern auslegt. Allein in Deutschland hat man vom alten Fuchsköder 25 Millionen Stück verwendet. Bei solchen Aussichten hören die Impfstoff-Hersteller bereits die Kassen klingeln. Dabei ist es unter Tierärzten längst bekannt, dass Impfungen das Aussterben einer Seuche verhindern.

      AEGIS Schweiz
      Impfaufklärung
      Postfach 5239
      6000 Luzern 5
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 22:33:05
      Beitrag Nr. 1.705 ()
      WHO: Impfung hat nichts zum Verschwinden der Pocken beigetragen


      Erst nachdem die WHO von Massenimpfungen absah und stattdessen auf eine sorgfältige Überwachung der Erkrankten und verbesserte Hygiene achtete, konnten die Pocken in kurzer Zeit ausgerottet werden. So hieß es denn auch kurz darauf in der Zeitschrift der WHO: "Als Haupterfahrung kann gesagt werden, dass eine so gefährliche Infektionskrankheit wie die Pocken allein durch Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen zum Verschwinden gebracht wurde." Kein Wort von den Impfungen.
      Die Erklärung lieferte der Generaldirektor des Exekutivkomitees der WHO, als er 1977 zum Programm der Pockenbekämpfung schrieb: "Während des zehnjährigen Kampfes um die Ausrottung der Pocken hat sich gezeigt, dass sich die Pocken auch in vollkommen durchgeimpften Bevölkerungen ausbreiten können. Infolgedessen ging man zu einer anderen Strategie über: Die Massenimpfungen wurden durch gezielte Überwachung und Behandlung des Übels ersetzt."
      Die WHO gibt also zu, dass die Massenimpfungen der Pocken ein Schuss ins Ofenrohr waren. Verschleuderte Kosten: 200 Millionen US-Dollar. Für die Impfstoff-Hersteller hatte es sich durchaus gelohnt.
      Die Erkenntnisse der WHO zeigen auch deutlich, dass es alleine die Hygiene ist, die eine Infektionskrankheit verschwinden lassen kann. Aus eben diesem Grund sind bei uns Cholera und Pest ohne Impfung vollständig verschwunden während man in gewissen Dritte-Welt-Ländern trotz massivster Impfmassnahmen noch heute dagegen ankämpft.



      WHO: Pockenimpfung ist unethisch


      Nachdem die WHO das Versagen der Pockenimpfung öffentlich zugegeben hatte, nannte sie diese Impfung, die sie in den Jahren zuvor milliardenfach spritzen liess, plötzlich eine „unethische Maßnahme". Weshalb ? Weil die (nutzlose) Pockenimpfung für ihre vielen Impfzwischenfälle berüchtigt war. Sie konnte zu Hirnschäden, Krämpfen, Taubheit, Lähmungen, Schädigungen am Nervensystem und am Skelett und zu Hautkomplikationen führen.
      Professor Koch, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) Deutschlands, sagte 1992 im Süddeutschen Rundfunk: "Die Pockenimpfung hatte ganz erhebliche Nebenwirkungen, und man kann auch heute immer nur beklagen, dass wir eigentlich die Pockenimpfung so spät erst abgeschafft haben (1983). Wir hätten sie - vielleicht mit etwas mehr Mut - schon früher einstellen können."
      Weshalb braucht es Mut, eine gefährliche und von der WHO schon Jahre zuvor als nutzlos entlarvte Impfung abzusetzen? Vor wem hat sich der für die Impfempfehlungen verantwortliche Koch da wohl fürchten müssen? Vor der Bevölkerung bestimmt nicht! Als der Arzt Gerhard Buchwald 1970 vor laufender Fernsehkamera die Abschaffung der Pockenimpfung forderte, wurde er als Verräter der Wissenschaft gebrandmarkt und bei der Landesärztekammer München angezeigt, die ihn noch Jahre später aufs heftigste bekämpfte. Welche Doppelzüngigkeit! Denn im selben Jahr hörte man in Deutschland wegen den von der WHO gemachten Erfahrungen auf, die Säuglinge automatisch gegen Pocken zu impfen!

      AEGIS Schweiz
      Impfaufklärung
      Postfach 5239
      6000 Luzern 5
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      schrieb am 18.01.03 23:30:32
      Beitrag Nr. 1.706 ()
      Singlehaushalte bedrohen die Artenvielfalt

      Thorsten Stegemann 18.01.2003
      Eine wissenschaftliche Studie kommt zu ungewöhnlichen Ergebnissen


      Wer bislang dachte, das Singledasein tangiere allenfalls das individuelle Wohlbefinden und im Ernstfall vielleicht noch den ganz persönlichen Hormonhaushalt, wird von amerikanischen Wissenschaftlern in diesen Tagen eines Besseren belehrt. Der Umweltforscher Jianguo Liu vom Department of Fisheries and Wildlife der Michigan State University hat mit Kollegen des Center for Conservation Biology in Stanford eine umfangreiche Studie erarbeitet, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl und Größe menschlicher Haushalte und der Bedrohung der Artenvielfalt nahe legt.

      Im Rahmen der Untersuchung "Effects of household dynamics on resource consumption and biodiversity", deren Ergebnisse in Nature veröffentlicht wurden, untersuchten die Forscher 76 sogenannte "Hotspot-Länder", in denen eine besonders reiche Artenvielfalt durch menschliche Aktivitäten bedroht wird, und obendrein noch 65 "Non-Hotspot-Länder" im Zeitraum von 1985 bis 2000. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Zahl der Haushalte - selbst unter den Bedingungen eines Rückgangs der Gesamtbevölkerung - immer mehr zunimmt, während sich die durchschnittliche Anzahl der Bewohner ständig verringert.

      Im Wolong Panda Naturreservat

      In den "Hotspot-Ländern" ist diese Entwicklung offenbar besonders ausgeprägt. 1985 wurden durchschnittlich 4,7 Personen pro Haushalt registriert und damit eine Person mehr als in den "Non-Hotspot-Ländern". Mittlerweile ist die Differenz auf 0,3 zusammengeschmolzen, und bis 2015 dürfte sich das Verhältnis sogar umgekehrt haben ("Hotspot": 3,4, "Non-Hotspot": 3,6 Personen). Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass in den "Hotspot-Ländern" bei gleichbleibender Tendenz bis 2015 noch einmal 233 Millionen neue Haushalte entstehen.

      Mehr Haushalte verbrauchen mehr


      Der Trend zu Singlehaushalten und Kleinfamilien, der die Umwelt nach Ansicht des Forscherteams mehr belastet als der globale Anstieg der Weltbevölkerung, hängt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren zusammen. Niedrige Geburten- und hohe Scheidungsraten spielen hier ebenso eine Rolle wie die gestiegene Lebenserwartung, ein höheres Pro-Kopf-Einkommen oder der stetige Rückgang generationsübergreifender Lebens- und eben auch Wohngemeinschaften. Sie alle tragen ihren Teil zu einer Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen im Allgemeinen und der Biodiversität im Besonderen bei. Mehr Haushalte verbrauchen nicht nur mehr Land, sondern auch mehr Material wie Holz, Beton oder Stahl. Darüber hinaus sorgen sie für einen kontinuierlichen Anstieg des Energieverbrauchs und schädlicher Emissionen.


      Am Beispiel des chinesischen Naturreservats Wolong sind die praktischen Auswirkungen dieser Entwicklung deutlich abzulesen. Zwischen 1975 und 1998 wurde hier ein Bevölkerungswachstum von 3% registriert. Die Anzahl der Haushalte stieg im selben Zeitraum um 5,4%, während die Zahl der in einem Haushalt lebenden Personen von 6,08 auf 4,95 und also um 1,1% zurückging. Die lokale Bevölkerung, die zu einem nicht unbeträchtlichen Teil vom Tourismus lebt, braucht allein zum Kochen und Heizen nun sehr viel mehr Holz als früher und gefährdet durch verstärkte Abholzungen den Lebensraum der Riesenpandas, deren bedrohte Population 1975 ein Anlass für die Gründung des Reservats war.

      Jianguo Liu treibt die aktuelle Situation zwar gelegentlich an den Rand der Verzweiflung: "Wenn die Biodiversität nicht einmal in den geschützten Gebieten geschützt werden kann, wo soll sie denn dann geschützt werden?" Er will die aktuelle Studie aber trotzdem ganz ausdrücklich als Motivationshilfe verstanden wissen, um jeden Einzelnen daran zu erinnern, dass erfolgreicher Umweltschutz nur dann realisiert werden kann, wenn die eigenen vier Wände in den Überlegungen aller Beteiligten ebenfalls eine Rolle spielen:


      "Während unverändert die Notwendigkeit besteht, die durch Firmen und Fabriken verursachte Luftverschmutzung und andere Umweltschäden zu reduzieren, ist diese Untersuchung als Weckruf und Anregung zu verstehen, dass wir auch die Anstrengung von einzelnen Menschen und Haushalten brauchen, um nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern."


      An dieser Feststellung gibt es wenig zu bemängeln. Gleichwohl sind die Ergebnisse des Liu-Teams noch so vage, dass Schlussfolgerungen allenfalls vorläufigen Charakter haben können. Es werden weitere und umfangreichere Untersuchungen nötig sein, um weltweit konkrete Daten zu sammeln und möglicherweise effiziente Gegenmaßnahmen einzuleiten. Bis dahin kann es allerdings nicht schaden, wenn sich die Erkenntnis, dass große und kleine Umweltsünden am selben Ast sägen, so ganz allmählich durchsetzt ...
      heise.de
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 17:04:37
      Beitrag Nr. 1.707 ()
      @bluemoons

      Ich weiß nicht genau, was du mit deinen Texten zur Pockenimpfung zeigen willst.
      Die WHO behauptet nicht, dass die Pockenimpfung sinnlos war. Zitat aus der WHO Pocken FAQ: "There is a vaccine against smallpox and it was a key tool in the eradication of the disease." Es gibt oder gab eher dahingehend ein Umdenken, dass sich die Pocken bei eher vereinzeltem Auftreten durch Isolierungsmaßnahmen und Impfung von Kontaktpersonen im Zaum halten lassen, was angesichts möglicher Nebenwirkung der Impfung sehr vernünftig ist. Die WHO erklärt auch, dass das heute wahrscheinlich schwieriger ist, weil eine geringere Immunität in der Bevölkerung besteht. Daraus resultiert eine raschere Ausbreitung.
      Sollten es Terroristen irgendwie schaffen, eine sehr große Zahl von Menschen auf einmal zu infizieren, wird man um eine Massenimpfung nicht herum können. Die WHO Empfehlungen beziehen sich schließlich auf das natürliche Auftreten einzelner Fällen, nicht auf gezielte Masseninfektionen. Auf so etwas wollen wir zwar alle nicht hoffen, es würde aber im Ernstfall kaum etwas anderes übrig bleiben. Das wäre ein Fall von nationalem oder gar internationalen Notstand, da kann die Einschränkung von Grundrechten leider zum Wohle aller notwendig sein.
      Deine Annahme, Begründungen finden sich immer, halte ich daher für etwas übertrieben. Die Verantwortlichen arbeiten auch mit der WHO zusammen und sind sich der Konsequenzen sicher bewußt. Es geht in der Medizin leider immer um eine Nutzen/Risiko Abwägung.
      Gerade in Deutschland und Österreich (wo ich her bin) ist man Impfungen gegenüber oft zu kritisch. Deshalb beunruhigen mich solche Berichte, weil sie von der Bevölkerung oft nicht richtig eingeordnet werden können und zu einer Ablehnung von Impfungen führen. Die Durchimpfungsraten sind hierzulande alles andere als vorbildlich. Zu allem Überfluß gibt es dann auch noch solche Trends wie "Masernparties", um seine Kinder gezielt anzustecken. Die Leute glauben nicht, dass heute sehr genau zwischen Risiko und Nutzen abgewogen wird. Sie halten diese typischen Kinderkrankheiten für harmlos und überschätzen die Risiken. Kritik muß sich unser System aber natürlich gefallen lassen, etwa was die mangelnde Sensibilität gegenüber tatsächlichen oder möglichen Impfschäden betrifft. Da muß sicher einiges verbessert werden.

      Hier noch ein Link zur WHO zum Thema Impfungen (weniger auf Pocken bezogen):
      http://www.who.int/vaccines-surveillance/ISPP/CDRom/alldocs/…

      Dieser Text war jetzt vielleicht etwas OT, aber das mußte ich los werden.

      Gruß
      dh
      Avatar
      schrieb am 20.01.03 00:32:25
      Beitrag Nr. 1.708 ()
      Weltuntergang - Welterneuerung: 19.01.2003
      DIESE WOCHE
      Der Spatz schreibt über das Deutsche Reich, über die Demokratie und über das Mittelalter - Dinge, die nur auf den ersten Blick nicht zusammenpassen wollen. Und er legt auch dar, was diese Zeit uns heute zu sagen hat, und das verspricht wieder ein lesenswerter Beitrag zu werden, voller Schärfe, voller Andeutungen. Aber finden Sie es selbst heraus!


      Vom Jammern der Deutschen


      In der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit warteten die Deutschen, daß er wiederkäme, nicht der Christus am Ende der Tage. Das Leben machte damals zu viel "groß Freud", es sollte weitergehen. Man wartete auf Kaiser Rotbart, den großen Friedrich, unter dem es ihnen am besten gegangen war. Damals waren sie siegreich, geachtet, es ging ihnen wirtschaftlich gut, weil die mittelalterliche Klimakatastrophe (im Schnitt 0,8° wärmer als heute) gute Ernten brachte, und sie genossen Rechte wie kaum ein Volk sonst auf Erden. Die Demokratie war ohne Stimmzettel ausgeprägter als heute. Man traf sich, erörterte und legte fest, was die Größeren und Großen zu tun hatten. Das galt vor allem für Kriege und Kosten. Diese Zeit wurde lange nicht vergessen und wieder herbeigesehnt, als andere Institutionen und Interessen die "deutschen Freiheiten" zerstört und das heilige Reich profanisierten.

      Heute ist das alles vergessen und die meisten zu glauben, was man ihnen eingebleut hat: wir hätten die Demokratie erst zu lernen und das ausgerechnet von den Angloamerikanern. Deren Demokratie ist kaum mehr als ein schlaues System, um kleine naive Leute mit Tricks, Ösen und viel Verfahrungsfragen dahin zu bekommen, wohin sie gar nicht wollen. In dieser Demokratie hat nur noch eine Partei Zulauf, die der Nichtwähler. Denn hinter dem Make-up auf dem Wahlplakat oder im TV erkennt man die Person nicht mehr und nicht ihre Politik, die sie selbst nicht kennen, weil der neue Anruf von oben noch nicht der letzte war. Daß sich der Kyffhäuser auftut, darauf hofft heute niemand. Daß aber eine Epoche zu Ende geht, weiß jeder, nur will es nicht jeder wahrhaben. Es ist wie beim eingebrochenen Schlittschuhläufer: Auch der will zuerst nicht glauben, daß er tatsächlich ins eiskalte Wasser rutscht, bis seine Kälte ihn aus dem Traum "das darf nicht wahr sein" aufschreckt, und ihn antreibt alles zu tun, um aus der Lage herauszukommen.

      Daß wir unser Gesundheitssystem nicht mehr bezahlen können, daß für die Schulen das Geld knapp wird und bei allem eingespart werden muß, was nach neuer produktiver Initiative aussieht wie z.B. beim Transrapid, zeigt, daß das Ende der Fahnenstange nicht mehr weit ist. Bei der Führungsmacht des Westens ist das noch offensichtlicher. Am 8. Januar strahlte CBS-TV sechzig Minuten lang eine Sendung über die "Neue Depression" aus. Man zeigte die Wiederkehr der Suppenküchen aus den zwanziger Jahren mit Schlangen von 896 Hungrigen vor nur einer Suppenküche, etwa der in Marietta, in Ohio. Die Hungrigen mußten bis zu 5 Stunden anstehen, bis sie etwas bekamen. Im Staate Ohio stieg die Zahl der Hilfsbedürftigen exponentiell von 2 Millionen im Jahr 1999 auf 4,5 Millionen im letzten an.

      Bedürftig sind nicht nur Langzeitarbeitlose, sondern Leute, denen die Hypothekenkosten ihrer Wohnung und die Gesundheitskosten über den Kopf gewachsen sind. Bei 40% derer, die um eine Mahlzeit am Tag anstehen, arbeitete wenigstens ein Familienteil "full time". Man befragte die Leute: einer hatte über dreißig Jahre bei Goodyear gearbeitet, dann schloß der Betrieb. Ein anderer, ein pensionierter Offizier der Nationalgarde, hatte einen Schlaganfall, die Arztkosten zehren die Rente auf. Ein anderer arbeitet voll für 7,5 US$ die Stunde, kann aber Frau und vier Kinder nicht ernähren. 50% der Lebensmittelhilfe geht an Kinder. Das US Landwirtschaftsministerium stellte fest, daß 12 Millionen Kinder in den USA - jedes sechste - Hunger leidet. Für viele ist die Schulspeisung die einzige Nahrung, die sie am Tag bekommen.

      Die Hälfte der 290 Millionen Amerikaner leben auf Pump von Tag zu Tag und hoffen auf den Job, der es ihnen… Amerikanischen Haushalte haben inzwischen eine Kreditbelastung von 8,38 Billionen (engl. Trillionen!), das sind 80.000 US$ pro Haushalt. 6,04 Billionen US$ sind als Hypotheken auf die eigene Wohnung gezogen, 2,34 Billionen laufen über Kreditkarten und andere Konsumentenkredite. Banken verschicken Jahr für Jahr 25 Milliarden Kreditangebote an die Haushalte, pro Haushalt etwa 250 pro Jahr, um zur Kreditaufnahme zu ermutigen. Doch der Lebensstandard fällt - wenn man von 20% der Gutverdiener absieht - seit den siebziger Jahren exponentiell, inzwischen unübersehbar. Mit Kredit ist das nicht aufzufangen. In diesem Jahr brach das Weihnachtsgeschäft in den USA ein. Der Kredit läßt sich nicht mehr ausdehnen. Von den oberen 20% abgesehen, gehören Haus, Wagen, Wohnungseinrichtung der meisten, in vielen Fällen sogar schon die Kleidung eigentlich der Bank. Kredit und Wechselreiterei kommen an ihr Ende, da mag FED Bankchef Greenspan wie ein Weltmeister Geld drucken lassen. Der Traum vom freien Westen weicht einem nüchternen Erwachen und seine Sachwalter werden nervös.

      William Leach hat in seinem Buch The Land of Desire, diesen Traum und die ihm zugrunde liegende neue Kultur recht treffend beschrieben. Im Grunde ging der Traum auf Paul Mazur zurück. Dieser hatte in den zwanziger Jahren behaupten dürfen: Produzieren ist kein Problem mehr, wir können alles produzieren, die Schwierigkeit liegt im Absatz. Doch der läßt sich beliebig handhaben, da der Mensch von einem grenzenlosen Begehren getrieben wird. Es kommt nur darauf an, an Stelle eines jeden Bedürfnisses, das gerade befriedigt wurde, ein neues entstehen zu lassen. Kaufen war das Paradies der neuen Kultur. Information - in Form-Bringung - seine tagtägliche Predigt. Solang das lief, schien der Staat überflüssig zu sein. Großunternehmen sorgen für alles, Produktion, Verteilung und Abrechnung.

      George Ball hat dazu die politische Perspektive in einem frühen Aufsatz "Cosmocorporation, wie wichtig es ist, staatenlos zu sein" vorgezeichnet. Sein Programm der Globalisierung war die Folgerung aus den "War and Peace Studies", in denen unter Führung von Isaiah Bowman vor Kriegsbeginn die Kriegsziele der USA für die Neue Weltordnung nach dem Sieg der Alliierten ausgearbeitet wurden. Wie bei Karl Marx soll der Nationalstaats verschwinden, an seine Stelle treten transnationale Unternehmen, sie definieren das Glück der Menschen als Gütererwerb, und organisieren ihn weitgehend. Nur eine Weltbürokratie, die UNO sollte noch für verbindliche Verkehrs- und Umgangsregeln sorgen.

      Dieses System war eine tiefgreifende Revolution. Nicht nur der Nationalstaat war abzuschaffen auch die Religion - jede Form der Hochreligion. Sie alle lehrten nämlich die Zügelung der menschlichen Begehrlichkeit und legten großen Wert auf die Selbstüberwindung des Menschen für eine größere Sache (auf die "Sache" konnten sie sich nicht einigen, doch das ist ein anderes Kapitel). Freiheit bedeutete in der Hochreligion die Befreiung des Menschen vom Diktat seiner unvernünftigen Bedürfnisse, um mit Freude der Vernunft folgen zu können. Im neuen System sind diese Bedürfnisse heilig und das universelle Befriedigung versprechende Geld. Was man nicht kaufen kann, hat für es auch keinen Wert. Dieses System steht, wie viele andere religiöse Wahnsysteme vor seinem Ende. Je länger wir es hinauszögern, desto dramatischer wird der Zusammenbruch.

      Wir wissen das, wir ahnen es mit der Gewißheit, die dem religiösen Glauben zugrunde liegt aber nicht in dem Witz, den seine Leugner daraus machen. Doch was soll an seine Stelle treten? Ohne Arbeit, ohne Produktion, ohne Energie und letztlich ohne Geld, um die ungeheuer vielschichtig gewordenen Lebensmittel austauschen zu können, geht es sicher nicht. Wie das alles erfolgreich zu organisieren wäre, ist im Grundsatz auch nicht so unbekannt. Die Schwierigkeiten eines jeden Systems erwachsen aus der Anerkennung des Menschen, der Anerkennung seiner selbst und seiner Anerkennung durch andere.

      Früher war das einfacher. Da hat einer ein Stück Land ererbt oder sich angeeignet. Er hat es bebaut, um zu leben, er hat es und sein Haus verbessert, damit es üppiger dastand oder üppiger Frucht brachte. Die neue Üppigkeit war sein Stolz, wie auch die Üppigkeit seiner Familie, die Jungen, die nachwuchsen und besser waren als er/sie selbst. In dem man das tat, wußte man sich in Übereinstimmung mit allem, was um einen herum war, was wir heute "Natur" nennen. Auch sie wuchs, entfaltete sich evolutionär, überwand alle "Grenzen des Wachstums" in dem sie zuließ, daß sich eine buntere Vielfalt der Arten (längere Nahrungskette) entwickeln konnte oder neue anorganische Stoffe als sogenannte "Rohstoffe" in die Sphäre des Lebens einbezogen wurden. Eine Grenze des Wachstums zu überwinden bedeutete sowohl Freiheit wie auch Freude und Glück. Das galt nicht in erster Linie für den Einzelnen an sich. Einen Einzelnen gibt es in der "Natur" nicht, er ist gar nicht lebensfähig. Schon zu seiner Entstehung mußten zwei zusammengewirkt haben. An der Lebenswelt, in der der einzelne überleben kann, wirken viele mit. Je komplexer sie wird, desto mehr Menschen wirken zusammen.

      Was hält sie zusammen? Nur Gier und Geld? Ist es nicht eine andere Emotion, das Gefühl dazuzugehören und dabei auch wichtig zu sein? Zusammenarbeiten bringt Genugtuung, wenn man sich genug eingebracht hat. Auch diese Emotion wandelt sich von der Liebe der beiden Erzeuger, zur Kameradschaft des Teams, bis zur wachsenden Vernunft (die mehr ist als Rationalität) mit der nationale, internationale, menschheitliche Belangen angegangen und unter den Anstrengungen, die Freude machen, auch gelöst werden. Das, was diese Zusammenarbeit voranbringt und auf immer größere Bereiche ausdehnt, ist das gleiche wie am Anfang, das Gefühl der beiden Erzeuger, es wandelt sich nicht in seinem Wesen nur in seiner Form und spannt sich zwischen Liebe und Vernunft. Es hat keineswegs etwas mit dem Rahmenwerk Sex zu tun, das uns die herrschende Antikultur aufzwingen will.

      Solange uns nicht gelingt, eine Regelung der hochkomplexen Arbeitsteilung zu finden, in dem über die Versorgung mit materiellen Lebensmitteln hinaus dieses Gefühl wieder die tragende Grundlage bilden kann - oder, um es einfacher auszudrücken, - solange einer, der zum Beispiel "nur" Schrauben dreht, das gleiche lebenserhaltende Gewicht und die gleiche Genugtuung, wenn er sich selbst genug eingebracht hat, erfährt, wie einer, dem Gaben und Umstände erlauben, eine wesentliche Erfindung zu machen (wobei es nicht auf eine billige Gleichmacherei der materiellen Gratifikationen ankommt), wird das System scheitern. Mit Geld- und sonstiger Geilheit läßt sich keine tragfähige menschliche Gesellschaft aufbauen, weil so nicht einmal die außermenschliche Natur funktioniert.

      In der für die Deutschen typischen Jammerei spiegelt sich unbewußt und verblödet die traurige Ahnung, daß es gerade an diesem wesentlichen gesellschaftlichen Konsens fehlt. Im Dollartum zählte nur das Geld. Doch es ist schal geworden und zählt nichts Reales mehr. Es ist nur noch so viel wert, wie die ursprüngliche Weigerung des eingebrochenen Schlittschuhfahrers bevor ihn die Kälte zur Vernunft bringt, daß nur noch zählt, wie er da wieder herauskommt.
      Avatar
      schrieb am 20.01.03 22:51:27
      Beitrag Nr. 1.709 ()
      Alles andere als "bullish" ...

      von Martin Weiss

      Ist es Ihnen auch aufgefallen? In der letzten Woche, speziell am Freitag, war es wieder einmal der Dax, dessen Verluste im Vergleich mit allen anderen westlichen Märkten "herausragten". Andere europäische Standardindizes, wie die in London, Paris, Zürich oder Amsterdam wurden vom negativen "sentiment", ausgehend von der Weltleitbörse in New York, nicht so weit prozentual in die Tiefe gerißen wie Frankfurt.

      Ja, mancher Börsianer mag sich insofern an den alten "Spruch" erinnern: "Wenn die Wall Street hustet, bekommt Europa, und in dem Fall speziell die deutschen Börsen, eine Grippe."

      Richtig, die Wall Street musste letzten Freitag gewaltig husten. Denn am Ende der ersten großen Berichtswoche des Jahres 2003 wurden Daten veröffentlicht, die mehr denn je Anlaß zur Sorge geben. Seien es nun das hohe Außenhandelsbilanzdefizit, die zu geringe Kapazitätsauslastung, die schwache Industrieproduktion oder das gesunkene Verbrauchervertauen, allesamt konnten die Erwartungen der meisten Volkswirte nicht erfüllt werden. Im Gegenteil, all diese Fakten deuten weiter darauf hin, dass es in bälde auch keinen Aufwärtstrend in der Realwirtschaft geben wird. Denn, woher soll dieser auch kommen, wenn schon Tech-Giganten wie Intel jetzt ankündigen, dass sie die Investitionen gewaltig kürzen werden!

      Erinnern sie sich, es waren die Technologieaktien, die als erste vom März 2000 an sich im Bärenmarkt befanden. Aber diese werden und können uns auch nicht schnell aus dem Tal der Tränen herausführen. Im Jahr 2000, bei einem Nasdaq-Stand von zeitweise mehr als 5000, waren diese Werte maß- und fast schon sinnlos überbewertet. Nunmehr, nach drei harten Jahren, in denen die Anleger eine in diesem Umfang noch nie da gewesene Kapitalvernichtung durchmachen mussten, sind immer noch viele "new economy"-Aktien überbewertet. Nur als Beispiel sei darauf hingewiesen, dass die Unternehmen des Nasdaq 100 per saldo keinen Dollar realen Gewinn machen. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis lässt sich gar nicht erst berechnen, weil summa summarum nichts verdient wird! Und, dies obwohl die Bewertungen immer noch alles andere als "günstig" sind, bisweilen werden horrende Kurs-Umsatz-Bewertungen zugestanden.

      Dass jedoch die Umsätze dieser Firmen schon bald wieder gewaltig zulegen werden, ist mehr als nur zweifelhaft, zumal sich selbst Marktführer wie Microsoft, IBM, Intel oder Sun Microsystems bei ihren Ausblicken sehr bedeckt hielten. Ja, wenn uns schon die Technologie nicht den Weg aus dem Bärenmarkt heraus bereiten kann, dann sind es aber die Traditionswerte der "old economy", mag sich mancher Marktbeobachter gedacht haben, als die Zahlen vom Autoriesen General Motors bekannt wurden.

      Und, auf den ersten Blick sahen diese recht gut aus. Auf den ersten Blick nur, leider. Zwar verdreifachte GM im vierten Quartal des abgelaufenen Jahres sein Ergebnis, aber dies wurde nur dadurch erzielt, dass sich der Autobauer sehr spendabel zeigte, was die Anreize zum Autokauf angeht. Und dies wird mittel- bis langfristig eher eine negative Auswirkung aufs Ergebnis haben. Fast noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass der Autoriese ein Loch von 19,3 Milliarden Dollar in der Pensionskasse zugeben musste, obwohl das Unternehmen selbst noch zusätzliche 2,6 Milliarden Dollar im letzten Jahr in die Alterskasse zuführte. Gleichzeitig ist es aber so, dass sich in 2003 die Pensionskosten für GM verdreifachen werden! Woher soll aber der Spielraum für weiter hohe Gewinnsteigerungen kommen, wenn heuer zudem aufgrund der Konjunkturschwäche und Sättigung die Zahl der Autoverkäufe speziell bei GM dramatisch zurückgehen und auch der Aktienmarkt weiter in der Abwärtsspirale bleiben wird?

      Auch in der "old economy" sieht es also alles andere als rosig aus. Und, auf eine Wende hin zum Besseren werden wir wohl noch länger warten müssen Ja, liebe Leserin, lieber Leser, deshalb ist es schon so, dass auch in den nächsten Wochen die Grippe in Frankfurt, die zudem von dem immer stärker werdenden Euro, der Angst vor einem Irak-Krieg und den extrem schwachen Aussichten für die deutsche Binnenwirtschaft "verstärkt" wird, nicht so schnell "auskuriert" werden kann.

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      US-Haushaltsdefizit steigt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Goldpreis hat letzte Woche weiter angezogen. Gold scheint jetzt überkauft zu sein ... der Goldpreis ist zu schnell und zu stark gestiegen. Die Chinesen kaufen. Die Japaner kaufen. Die Leser vom Investor`s Daily kaufen. Ich mag Gold, weil ich nicht in die Zukunft schauen kann. Aber ich weiß, dass Papierwährungen normalerweise verschwinden, während das Gold bleibt.

      Es war völlig unnormal und unnatürlich, dass die weltgrößte Papierwährung – der Dollar – gegenüber dem Gold in den letzten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts gestiegen ist. Die nächsten 20 Jahre wird dies wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein.

      Der US-Bundesstaat Illinois hat angekündigt, dass er dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von geschätzten 5 Milliarden Dollar hinnehmen muss. Das Defizit des amerikanischen Bundes könnte über 300 Milliarden Dollar liegen – ohne die Kosten für den möglichen Irak-Krieg. "Die Presse wird plötzlich auf die lauernden Gefahren für den US-Haushalt aufmerksam", schreibt unser Korrespondent in London, Sean Corrigan (mehr dazu weiter unten), "sie veröffentlicht schon Stories, die von einem Defizit von 350 Milliarden Dollar ausgehen – dabei wird aber meist übersehen, dass die öffentlichen Schulden in den USA in den letzten 19 Monaten sogar um 13,3 % oder 750 Milliarden Dollar gestiegen sind. Das bedeutet ein Schuldenwachstum von fast 12 Dollar pro Tag und privatem Haushalt!"

      Die US-Steuereinnahmen fallen – weil die Steuerzahler weniger Einkommen zu versteuern haben. Währenddessen steigen die Staatsausgaben – unter anderem deshalb, weil der Bund eine antizyklische Fiskalpolitik durchführt, um die Konjunktur zu stimulieren. Wenn man an eine antizyklische Fiskalpolitik denkt, dann riecht es sofort nach Sushi ... denn Japan verfolgte diese Strategie, dort ließ die Regierung mit öffentlichen Mitteln fast die ganze Hauptinsel zubetonieren. Ob öffentliche Ausgaben die Konjunktur verlässlich stimulieren, ist nicht sicher. Aber was sie sicherlich tun, ist, dass sie die Ersparnisse der Nation absorbieren – diese Ersparnisse gehen dann nicht mehr in Investitionen, die die Leute reicher machen würden. Immerhin hatte die Japaner eine Menge gespart (was sie verschwenden konnten); die Amerikaner nicht.

      Währenddessen hat das US-Budgetdefizit seit Anfang 2000 den Wert von rund 85 % der nationalen Ersparnisse erreicht, so Stephen Roach. Die amerikanische Sparrate – die 2002 bei 1,6 % lag – ist zu niedrig, um die amerikanischen Konsumgewohnheiten zu finanzieren, ganz zu schweigen von den großen staatlichen Defiziten.

      Amerika ist in einem "Idioten-Spiel" gefangen (so nennt es Stephen Roach). Amerika kauft ausländische Güter, bezahlt dafür mit Dollar, ... die den Amerikanern dann wieder geliehen werden, so dass sie weiter ausländische Güter kaufen können! Im Laufe der Zeit nutzen sich die von diesem Geld gekauften Fernseher und Autos ab – aber die Schulden sind größer als je zuvor. Und die Ausländer können jederzeit aufhören, amerikanische Aktien, Anleihen und Immobilien zu kaufen ... was bedeuten würde, dass sie die amerikanischen Defizite nicht mehr finanzieren würden. Was immer man sonst noch darüber sagen kann, eins ist sicher: Dieser Trend kann nicht für immer so weitergehen. Was für eine verrückte Situation für die einzige Supermacht der Welt!

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      Daten, die man sich merken sollte

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die UN-Waffeninspektoren haben schließlich im Irak ein paar Waffen gefunden, nach denen sie die letzten Wochen gesucht haben. Der Goldpreis zog nach diesen News umgehend an. Und auch der schwache Dollar ist der beste Freund des Goldes. Der Greenback tendiert derzeit gegenüber fast allem schwach – sowohl gegenüber dem Gold als auch gegenüber den meisten Währungen und Rohstoffen. Ich würde dieses Phänomen "Inflation" nennen.

      Wenn es zu einer neuen, großen amerikanischen Inflation kommen sollte, dann wird man mit Gold wahrscheinlich sehr gut fahren. Aber darüber habe ich ja schon mehrfach geschrieben. Welche Geldanlage könnte während einer inflationären Episode noch überdurchschnittlich abschneiden? Rohstoffe und Immobilien. Und es gibt noch andere Anlagemöglichkeiten, deren realer Wert von der US-Regierung auch ein einer Inflation "garantiert" wird. Ich spreche von inflationsgeschützten Anleihen. Diese sind unter der Abkürzung "TIP" bekannt.

      "TIPs sind an den Konsumentenpreisindex gekoppelt", erklärt James Grant. "Wenn der Preisindex steigt, dann erhöht sich der Wert der TIPs. Die Zinsen werden mehrmals jährlich angepasst, und sie richten sich nach dem preisangepassten Wert der TIPs. Wenn der Preisindex fällt, dann wird der Wert nach unten angepasst. Bei Fälligkeit erhält der Käufer den angepassten Wert – aber in keinem Fall weniger als den realen Nominalwert. Die Renditedifferenz zu den `normalen`, nicht inflationsgesicherten Anleihen, ist als die Break-Even Inflationsrate bekannt." – Bemerkenswerterweise spricht die Entwicklung dieser Break-Even Inflationsrate dafür, dass wir nicht auf eine Inflation, sondern auf eine Deflation zulaufen – trotz des stetig fallenden Dollarwertes. Grant geht allerdings davon aus, dass sich dies bald ändern wird, und die Zeichen dann auf eine gute, alte Inflation hindeuten werden ... und schon ein bisschen dieser guten alten Inflation würde die TIPs zum sehr guten Investment machen.

      "Wenn man gegenüber den TIPs angesichts einer halben Deflation pessimistisch gestimmt wäre, dann müsste man daran zweifeln, dass die Fed das tun wird, was der Fed-Gouverneur Ben Bernanke versprochen hat (er hat gesagt, dass die Fed notfalls das Geldangebot weiter erhöhen wird, um eine Deflation zu bekämpfen)", argumentiert Grant. "Ich vertraue darauf, dass die Fed den Wert des Dollar abwerten kann (und ich zweifle nicht daran, dass dies in einer wirklichen deflationären Spirale schwierig sein könnte)."

      Nicht nur eine Inflation sorgt bei den TIPs für steigende Renditen. Die großen institutionellen Investoren sind gerade erst dabei, den TIPs-Markt zu "entdecken". Ihr Kaufinteresse könnte die Preise nach oben ziehen. Andrew Kashdan von Apogee Research erklärt, dass die "TIPs letztes Jahr mehr als 16 % Rendite eingefahren haben. Ich schätze, dass sie weiterhin gut performen werden, besonders im Vergleich zu nominalen T-Bonds ... laut Joe Quinn von Bridgewater Associates ist der TIP-Markt jetzt ungefähr 170 Milliarden Dollar groß. Ungefähr 10 % aller T-Bonds sind inflationsgesichert ... da jetzt auch die großen institutionellen Investoren involviert werden können, sollte dies die weitere Nachfrage nach diesen Bonds erhöhen."

      Sogar wenn die institutionellen Investoren nicht verstärkt TIPs kaufen werden – sie sollten es zumindest tun. Diese einmaligen Anleihen sind immer noch ziemlich günstig, insbesondere im Vergleich zu den konventionellen T-Bonds. Mr. Kashdan erklärt uns: "Mit anderen Worten – die zukünftige Inflation, die derzeit bei den TIPs `eingepreist` ist, ist zu niedrig. Die Zinssätze der 10jährigen TIPs liegen um rund 1,6 % unter den Zinssätzen der nominalen T-Bonds, und diese 1,6 % sind die antizipierte Inflationsrate. Das bedeutet, dass die TIPs dann eine bessere Rendite als die konventionellen T-Bonds einfahren werden, wenn die US-Inflationsrate in den nächsten 10 Jahren durchschnittlich über 1,6 % sein wird. Da die Inflationsrate schon jetzt bei rund 2 % pro Jahr steht, scheint ein Durchschnitt von 1,6 % für die nächste Dekade doch recht unwahrscheinlich zu sein."

      Zu einem andreren Thema. Dan Denning, der Herausgeber von "Strategic Investment", schrieb: "Hier sind ein paar Daten, die sie beachten sollten. Am 27. Januar erstatten die UN-Waffeninspektoren dem UN-Sicherheitsrat Bericht darüber, was sie im Irak gefunden haben. Am nächsten Tag, dem 28. Januar, hält US-Präsident Bush eine Rede. Wenn ich wetten würde, dann würde ich darauf setzen, dass der Präsident und sein Team diese Gelegenheit nutzen werden, um das Land auf einen unmittelbar bevorstehenden Krieg vorzubereiten ... Am 1. Februar gibt es Vollmond, ein idealer Zeitpunkt für die USA, den Krieg zu beginnen. Das US-Militär hat schließlich einen großen Vorteil, wenn es darum geht, Nacht-Operationen und Nacht-Bodenkämpfe auszutragen."

      Ich habe noch ein anderes Datum für Sie: Den 31. Dezember 2003. Das ist wahrscheinlich der letzte Tag des vierten Verlustjahres für den Aktienmarkt.
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      Schwache Wirtschaftslage

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Die Wirtschaftslage bleibt schwach, so die Fed." Diese Titelstory der New York Times erklärt die jüngsten Beobachtungen aus dem sogenannten "Beige Book" der Fed. Die meisten Teilbereiche der Wirtschaft haben mit einem "schwachen" oder "zähem" Umfeld zu kämpfen. *** In Argentinien geht es weiter abwärts ... die deutsche Wachstumsrate steht auf einem 9-Jahres-Tief ... und Venezuela steht auf der Kippe zu einer Revolution oder zum Staatsbankrott.

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      Kurz vor dem Ruin

      von Sean Corrigan

      1934 hielt ein gewisser Fritz Machlup vor amerikanischen Statistikern eine Rede, in der er sein Konzept des Kapitalverbrauchs darlegte. Machlup untersuchte, welche Faktoren dazu führen, dass Unternehmer Kapital, das normalerweise für Erneuerungs- oder Erweiterungsinvestitionen genutzt würde, zum Konsum nutzen. Die Liste mit diesen Faktoren – die während der Weltwirtschaftskrise verfasst wurde – kommt zu den fast gleichen Ergebnissen, die eine solche Liste heute aufführen würde.

      Der erste Punkt: "Fehlkalkulation wegen Inflation." Das ist das Schlagwort, das jeder beachten sollte, der heute Aktien kauft oder am Immobilienmarkt spekuliert. Das gilt nicht nur für die USA: Auch in Großbritannien haben die Leute ihre Hypotheken erhöht, nur um das zusätzlich erhaltene Kapital in den Konsum stecken zu können (in den letzten 3 Jahren waren dies schätzungsweise 77 Milliarden). Das hat nicht nur dazu geführt, dass das britische Handelsbilanzdefizit in diesem Zeitraum 66 Milliarden betragen hat, sondern auch gezeigt, dass drei Viertel des Zuwachses bei den privaten Konsumausgaben durch diese Erhöhung der Hypotheken, also auf Pump, finanziert wurden.

      Machlup gab dazu ein Beispiel. Das Beispiel eines Mannes, der mit Rohstoffen spekuliert, und zu Beginn in eine Tonne Kupfer investiert. Er verdient Geld, wenn der Kupferpreis anzieht, und die Hälfte des Gewinnes steckt er in den Konsum, die andere Hälfte des Gewinns reinvestiert er. Aber wenn der Preis dieses Rohstoffes progressiv steigt, dann kann der Spekulant bei jeder Transaktion immer nur eine immer geringere Menge dieses Rohstoffs kaufen. Schließlich wird er statt der Tonne Kupfer nur noch ein paar Pfund Kupfer kaufen können. Keine Frage, dass er sich über die Gewinne, die er erzielt hat, sehr freut – aber real hat er weniger, er hat sein Kapital erschöpft.

      Die Zusammenfassung von Mr. Machlup: "Gewinne, die man wegen eines höheren Preisniveaus erzielt, sind nur fiktive Gewinne. Wenn man sie konsumiert, dann konsumiert man Kapital, so dass man real weniger hat." Man sollte das im Hinterkopf behalten, angesichts des monetären Überhangs in den USA, der unweigerlich einige Einkommensströme nominal erhöht.

      Der zweite Punkt: "Die zu hohe Besteuerung von Einkommen." Dieser Punkt mag angesichts der jüngsten Steuersenkungspläne der Bush-Administration etwas irrelevant erscheinen, aber das würde die Tatsache ignorieren, dass in den USA nicht nur der Bund, sondern auch die Bundesstaaten und Gemeinden Steuern erheben. Fragen Sie nur Mal Immobilienbesitzer in New York. In Großbritannien gab es unter "New Labour" Steuererhöhungen, und nächsten April werden nicht nur die Einkommensteuern erhöht, sondern auch die Grundsteuer wird potenziell so geändert, dass die Mittelklasse in Südengland noch mehr bestraft werden wird. Auch unseren deutschen Freunden dürfte dies nicht unbekannt vorkommen, dort haben ja Tausende Herrn Schröder ihr letztes Hemd gesendet.

      Der dritte Punkt: "Die zu hohe Besteuerung der Produktion." Machlup meinte dazu: "Während die Einkommensteuer die Gewinne abschöpft, nachdem sie gemacht worden sind, erhöhen andere Steuern die Kosten der Produktion und können deshalb dazu führen, dass bestimmte Gewinne erst gar nicht gemacht werden." Das ist die Schattenseite der Welle der "kollektivierten Ausgaben", also der Staatsausgaben, die finanziert werden müssen. In den USA wird die Presse auf dieses Thema aufmerksam, schon wird von einem US-Defizit von 350 Milliarden Dollar dieses Jahr gesprochen – wobei ignoriert wird, dass die öffentliche Verschuldung in den USA in den letzten 19 Monaten schon um 750 Milliarden Dollar gestiegen ist! Seit Anfang 1998 (dem Jahr, in dem die Gewinne zusammenbrachen) ist in den USA fast jeder achte Job im produzierenden Gewerbe verschwunden, was einem Arbeitsplatzverlust von insgesamt 2,4 Millionen entspricht. Gleichzeitig wurde fast jeder zwölfte der derzeitigen staatlichen Jobs in diesem Zeitraum geschaffen – was 1,7 Millionen neuen Jobs entsprach.

      In Großbritannien ist das Verhältnis der Staatsausgaben zu den Bruttogewinnen der Unternehmen (ohne Banken) in nur zwei Jahren von 57 % auf 62 % gestiegen, und seit dem Amtsantritt von Tony Blair ist die Zahl der im öffentlichen Sektor Angestellten relativ zum privaten Sektor um 30 % gestiegen (bei seinem Amtsantritt kamen auf 100 Arbeiter im produzierenden Gewerbe 141 Staatsdiener, heute sind es 183).

      In Australien hätte laut Haushaltsplan im Ende November beendeten Haushaltsjahr eigentlich ein Überschuss von 890 Millionen A$ anfallen sollen – stattdessen wurde es ein Defizit von 1,43 Milliarden A$. Das alles zeigt, dass die Theorie von Keynes (der Staat sollte bei schwacher konjunktureller Lage seine Ausgaben erhöhen, um gegenzusteuern, auch durch Neuverschuldung finanziert) immer noch omnipräsent ist. Das zeigt auch die Neujahrsrede des französischen Präsidenten Jacques Chirac:

      "Wenn sich das Wirtschaftswachstum abschwächt, dann ist nicht die Zeit für restriktive staatliche Budgets. Im Gegenteil – die wirtschaftlichen Aussichten verlangen dann, dass wir das Wachstum fördern, dass wir die Steuern weiter senken, um die wirtschaftliche Aktivität zu stimulieren," sagte er, obwohl er Lippenbekenntnisse zur Ausgabendisziplin ablegte.

      Diese Lippenbekenntnisse waren an die EU-Kommission gerichtet, die erst letzten Mittwoch warnte, dass das französische Haushaltsdefizit die Marke von 3 % des Bruttoinlandsproduktes übertreffen könnte (das Limit, das der Maastricht-Vertrag gesetzt hat). Diese Lippenbekenntnisse wurden endgültig als Lüge entlarvt, als der französische Regierungssprecher Jean-Francois Cope nochmals betont hat, dass die französische Regierung zwar ihre europäischen Verpflichtungen erfüllen wolle, aber auch ihre Versprechen, die sie dem französischen Volk gegeben hat." Oder, mit anderen Worten: "Aber natürlich werden wir uns an die Regeln halten, Freunde – bis wir genug Steuergelder verbraten haben, um damit genug Wähler gekauft zu haben, damit wir an der Macht bleiben können."

      Machlup hat den Prozess der Erhöhung der Produktionskosten so beschrieben: "Die zahlreichen Freunde der öffentlichen Ausgaben ... preisen jeden Tag die hohe Produktivität der öffentlichen Arbeiten; ich frage mich, wie man diese Produktivität messen kann; durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit vielleicht; oder durch die Verminderung der Gewinne im privaten Sektor; oder durch den stetigen Rückgang beim Kapitalstock ..."

      Der vierte Punkt: "Die zwangsweise Erhöhung von Löhnen und Sozialleistungen" Die heutigen Arbeitsmärkte sind in den meisten Staaten nicht "frei", was teilweise den fixierten Löhnen und andererseits den zunehmenden bürokratischen Bürden im Namen der "Rechte der Arbeiter" zuzuschreiben ist. In den USA ist die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden im produzierenden Gewerbe seit Juli 2000 um 14,8 % gefallen, während die Stundenlöhne um 7,1 % zugenommen haben (im Dienstleistungssektor um 9,6 %). Machlup schreibt: "Die zwangsweise Erhöhung der Löhne erhöhte die Arbeitslosigkeit, aber warum sollte sie zu Kapitalverbrauch führen? Weil die Unternehmen ihre Produktion nicht einstellen, bevor die operativen Verluste nicht signifikant die Verluste durch die Nicht-Produktion übertreffen. Das bedeutet, dass die Industrie auch dann weiter produziert, wenn sie Verluste macht, wodurch Kapital konsumiert wird – entweder durch Schulden oder auf Kosten von Erneuerungsinvestitionen." Das erinnert an Unternehmen wie Ford, die trotz Milliardenverlusten weiter produzierten.

      Punkt Nummer 5: "Das Zahlen von nicht erwirtschafteten Dividenden" Doppelbesteuerung hin oder her – in den letzten 7 Quartalen haben US-Unternehmen (ohne Banken) 118 % ihrer Nachsteuer-Gewinne ausgeschüttet, wodurch 116 Milliarden Dollar dem potenziellen Konsum und nicht dem Investieren zugeführt wurden. Warum geben die Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten soviel Geld aus den Händen? Natürlich deshalb, um die Wall Street glücklich zu machen, damit das Management im Amt bleiben kann und weiterhin seine Privilegien genießen kann. Punkt Nummer 6: "Subventionen" Staatliche Subventionen und sonstige Schutzmaßnahmen gibt es weltweit. Entweder offen – wie in Japan, oder mehr versteckt, wenn z.B. Unternehmen Kredite zu künstlich niedrigen Zinssätzen gegeben werden. Diese Hilfe unterstützt allerdings nicht die notwendige Re-Organisierung der menschlichen und physischen Ressourcen, sondern sie verlängert die Agonie der Märkte.

      Punkt 7: "Konsum-Nachfrage" Das ist wahrscheinlich das aktuellste Thema heutzutage, aber ich kann es nur wiederholen, dass die kreditfinanzierte Nachfrage der privaten Konsumenten die Produktion nicht magisch erhöht, wie die Standard-Volkswirtschaftlehre es sagt. Stattdessen werden durch diese Nachfrage Ressourcen von möglichen produktiveren Alternativen abgezweigt. Das kann zu großen Verlusten für die gesamte Volkswirtschaft führen. Dazu gibt es eine interessante Untersuchung von Oskar Morgenstern (einem berühmten Spieltheoretiker), der die Marktkapitalisierung der österreichischen Gesellschaften vor dem Ersten Weltkrieg nahm, diese um die Inflation und Kapitalveränderungen bereinigte, und dann mit der Marktkapitalisierung derselben Unternehmen auf dem Höhepunkt der Krise, 1931, verglich. Seitdem haben wir allerdings gelernt, dass die Bewertungen am Aktienmarkt nicht repräsentativ für Wachstum und Produktion sein müssen.

      Bessere Daten gibt es für die USA – trotz der Trickserei mit der modernen Bilanzierung. Wenn man diese Daten um die Inflation bereinigt, dann sieht man, dass in den letzten 7 Quartalen die amerikanischen Unternehmensgewinne um 10 % zurückgegangen sind – der schlechteste Wert seit einer Dekade. Wenn man den Kursverfall des Dollar gegenüber dem Gold zusätzlich berücksichtigt, dann wären die Unternehmensgewinne sogar um 29 % gefallen. Leider sind bis jetzt wenige dieser Anreize zur Verschwendung analysiert (geschweige denn beseitigt) worden. Die Unternehmer versuchen weltweit, mehr Reichtum zu schaffen, als die Finanzminister und Zentralbanker gleichzeitig zerstören können. Lassen Sie mich diesen Artikel damit beenden, indem ich nochmals Machlup zitiere, der vor sieben Jahrzehnten schon das ausgesprochen hat, womit wir noch heute zu kämpfen haben: "Österreich war erfolgreich darin, seine Wirtschaftstheorie überall in der Welt durchzusetzen (die Volkswirte kennen die "österreichische Schule"). Österreich hat in fünf Feldern beeindruckende Rekorde erzielt: Die Staatsausgaben wurden erhöht, die Löhne auch; die Sozialleistungen ebenfalls; die Bankkredite stiegen, und der Konsum ... nach all diesen Errungenschaften stand Österreich kurz vor dem Ruin."
      investorverlag.de
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      schrieb am 20.01.03 22:58:51
      Beitrag Nr. 1.710 ()
      Editorial: Deflationsgefahr in den USA schwindet – aber was ist mit Europa ? (20.01.2003)

      Die Abwertung des US-Dollar beginnt erste Früchte zu tragen. Anfang letzter Woche ließ sich an den gestiegenen amerikanischen Einfuhrpreisen für Dezember ablesen, dass keine Deflation mehr in die USA importiert wurde. Der Deflations-Alarm für die USA kann damit zwar noch nicht abgeblasen werden, doch reicht dies, um die Alarmstufe etwas zu senken.

      Wenn die Abwertung des Greenback die Ursache für diese aus amerikanischer Sicht günstige Entwicklung war, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie es um jene Länder und Regionen steht, deren Währungen aufgewertet haben. Zur Debatte stehen hier vor allem der Euroraum und Japan. Letzteres ist bereits seit Jahren tief in Deflation verstrickt, und es wird Jahre dauern, bis diese Krankheit dort ausgemerzt ist.

      Im Euroraum wird noch immer begeistert gefeiert, wenn die Inflation sinkt. Das Thema Deflation scheint noch immer nur von akademischem Interesse zu sein. Zugegeben, die allgemeine Teuerung sollte zum Beispiel in Irland und in Spanien geringer sein. Aber Deutschland, die stärkste Wirtschaftskraft in der Region, bewegt sich mit einer Inflationsrate von nur etwa 1 Prozent bereits im kritischen Bereich. Hier neigen die Importpreise zum Sinken, was noch von den tendenziell steigenden Dollar-Preisen für Rohstoffe am Weltmarkt verdeckt wird.

      Brechen die Rohstoffnotierungen ein, womit in den kommenden Monaten wegen einer geopolitischen Entspannung und unzureichender Nachfrage gerechnet werden kann, geraten die in Euro gemessenen Importpreise unter massiven Druck. Dann wird die Deflation erkennbar, und zwar zuerst in Deutschland. Dies könnte ein weiterer Anstoß für die noch immer sehr halbherzig geplanten Strukturreformen hier sein, die aber zwangsläufig aus sich heraus noch einmal deflationär wirken.

      Versteht sich, dass die Europäische Zentralbank vor einem solchen Hintergrund ihren Leitzins weiter senken und dass Liquidität in den privaten Haushalten und bei den Unternehmen höchste Priorität haben muss. Auch wenn mit liquiden Mitteln keine nennenswerten Renditen mehr zu erzielen sind, ist der Verzicht auf sie immer noch besser als ruinöse Werteinbußen bei Sachwerten wie Aktien und Immobilien.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      Terminmarktwelt.de
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      schrieb am 20.01.03 23:16:25
      Beitrag Nr. 1.711 ()
      Jahresbilanz der Investmentfonds


      Aktienfonds kommen wieder in Mode



      Von Ingo Narat, Handelsblatt


      Optimisten erwarten im laufenden Jahr das Comeback der Aktienfonds. Eine sehr kleine Minderheit von Querdenkern sieht dagegen die Baisse als intakt an. Für Vertreter dieser Denkschule sind Rohstoffe und Goldfonds eine viel versprechende Anlage – wie schon im vergangenen Jahr.


      Grafik: Handelsblatt.com


      FRANKFURT/M. Am Trend ist nichts zu deuteln: Anleihen und andere sichere Anlagen schlagen Aktien. Insoweit unterscheidet sich die Investmentfondsbilanz des Jahres 2002 nicht von der des Vorjahres. Mit Fonds beispielsweise für Euro-Anleihen, Geldmarkttitel oder Immobilien strichen die Anleger Wertgewinne ein. Mutige mit Vorliebe für Aktien wurden enttäuscht. Sie rutschten meist zweistellig in die Miesen.

      Spektakulärer Jahresgewinner ist die Gruppe der Fonds für Goldminenaktien. Sie sprang um 49,50 % nach oben. Klassenerster ist der AIG Equity Fund Gold des schweizerischen Anbieters AIG. Er erfreute seine Anteilbesitzer mit einem spektakulären Wertgewinn von 73,77 %.

      Für Anleger stellt sich zu Beginn des neuen Jahres die Frage: Kommt es zur Trendwende an den Märkten zu Gunsten der Aktie und machen dann wieder Aktienfonds das Rennen? Eine große Mehrheit von Experten beantwortet die Frage mit einem klaren „Ja“. Amerikas Gurus sehen den Dow am Jahresende im Schnitt bei 9 900 Punkten. Die frühere Star-Analystin Elaine Garzarelli führt die Mehrheit der Optimisten an. Sie sieht das Aktienbarometer sogar bei 11 400 Punkten. Aktienfondsfans müssen den Blick aber nicht über den Teich richten. Auf heimischem Terrain soll noch mehr zu holen sein. Die Banken sehen den Dax am Jahresende im Schnitt bei 3 900 Zählen, satte 30 % über dem jetzigen Stand.

      Diese überwältigenden Mehrheiten stärken Aktienoptimisten auf den ersten Blick den Rücken. Aber nur auf den ersten Blick. Die große US-Investmentgesellschaft T. Rowe Price warnt. Ihr Argument ist genau dieser überbordende Optimismus. Prognostiker würden regelmäßig in der Hausse die Chancen unterschätzen, in der Baisse die Chancen überschätzen.

      Einige angesehene und unabhängige Querdenker in der Anlagebranche bleiben ebenfalls auf Baissekurs. Dazu zählen der Vermögensverwalter Marc Faber aus Hongkong und der technisch orientierte Analyst Richard Russel. Faber erntete Ende der neunziger Jahre mit seinen hartnäckigen Baisseprognosen nur Gelächter von Vertretern der „traditionellen“ Anlagebranche. Das Lachen ist seinen Skeptikern vergangen. Faber ist von seiner Skepsis bis heute nicht abgewichen. Er meidet die meisten Aktienmärkte, prognostiziert stattdessen eine Rohstoffhausse. Gold zählt zu seinen Favoriten.

      Ganz ähnlich denkt Russell, hier zu Lande eher unbekannt, in Amerika ein angesehener Experte. Seine Prognose wird heute von der großen Mehrheit genau so verlacht wie die frühere Baisse-Vorhersage Fabers. Und das ist auch starker Tobak: Der Dow-Jones-Index und der Goldpreis sollen sich in den nächsten Jahren „treffen“ – etwa bei 3 000. Das heißt konkret: Der Dow fällt auf 3 000 Punkte, der Unzenpreis steigt auf 3 000 Dollar.

      Wenn Fonds-Freunde dieses Horrorszenario ängstigt, können sie sich mit den Empfehlungen von Morningstar trösten. Die Fondsresearchfirma aus Amerika kürt jedes Jahr die drei unbeliebtesten Aktienfondsgruppen, gemessen am Kaufinteresse der Anleger. Genau diese sollen in den folgenden drei Jahren überdurchschnittliche Gewinne abwerfen. Russell und Faber lassen grüßen: Erfolg verspricht, was wenig beachtet wird und deshalb möglicherweise unterbewertet ist. Getreu dieser Leitlinie müssten die Anleger in Aktienfonds für Kommunikationswerte bzw. in Regionenprodukte für Lateinamerika und Asien investieren.


      HANDELSBLATT, Montag, 20. Januar 2003
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      schrieb am 20.01.03 23:19:18
      Beitrag Nr. 1.712 ()
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 18:15:24
      Beitrag Nr. 1.713 ()
      Null Durchblick

      Kosten gesenkt, Umsatz und Gewinn erhöht. Zu schön, um wahr zu sein? Überraschend häufig ist genau das der Fall. Wie eine US-Studie belegt, stieg die Zahl der Bilanzkorrekturen an Wall Street 2002 um 22 Prozent an und markierte damit einen Rekordwert.

      330 Korrekturen wurden im vergangenen Jahr veranlasst, 60 mehr als noch 2001. Das berichtet Huron Consulting Group LLC, eine Firma aus Chicago, die sich auf Beratungsdienstleistungen im Finanzsektor spezialisiert hat.

      Bilanzkorrekturen haben die Anleger im vergangenen Jahr viele Milliarden Dollar an Kapital gekostet. Dabei wurden die Investoren häufig gleich doppelt bestraft. Nicht nur, dass die betroffenen Firmen ihre Umsätze und Gewinne reduzieren mussten wodurch sich der Unternehmenswert verringerte


      Kleine Firmen haben ihre Bücher besser im Griff

      Die Aktien der betroffenen Gesellschaften gerieten im Zuge der allgemeinen Angst vor Manipulationen zudem regelmäßig unter massiven Verkaufsdruck, verloren innerhalb kürzester Zeit zweistellig Wert. Der Kursverlust bei vielen Titeln überstieg dabei oftmals den tatsächlich entstandenen Schaden.

      Dabei waren es aber keineswegs nur kleine Firmen, die ihre Buchhaltung nicht im Griff hatten. Ganz im Gegenteil. Wie Huron Consulting herausgefunden hat, stieg die Zahl der Korrekturen bei großen Unternehmen (> 1 Milliarde Dollar Umsatz) gegenüber 2001 fast um das Doppelte auf 74 (2001: 39).

      Kleine Gesellschaften (< 100 Millionen Dollar Umsatz) haben ihre Bücher offenbar besser unter Kontrolle, denn die Zahl der Änderungen machte 2002 weniger als die Hälfte aller gemeldeten Fälle aus. 2001 hatte diese Gruppe noch die Mehrheit gestellt.

      © 21.01.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 21.01.03 18:19:34
      Beitrag Nr. 1.714 ()
      Aktienmarktprognose
      "Der Dax wird unter 2.500 Punkte fallen"


      Dem deutschen Aktienmarkt droht schon in Kürze eine neue Abwärtswelle. Davon ist Christian Plenz fest überzeugt. Und Anleger tun gut daran, dem Leiter der technischen Analyse bei der auf mittlere und kleinere Nebenwerte spezialisierten Investmentbank Equinet, zuzuhören.

      Denn beim Blick zurück auf seine Vorjahresprognosen zeigt sich schnell, dass Plenz treffsichere Prognosen abzugeben versteht. Damals hatte er am Jahresanfang bis in den Herbst hinein fallende Kurse vorhergesagt ( ). Eine Chance auf eine Kursstabilisierung sah er erst bei Dax-Notierungen unter 2.700 Punkten (). Wie wir wissen, ist es dann bei einem kurzen Kurstaucher bis auf 2.500 Punkte auch so gekommen.

      2003 wird insgesamt ein schwieriges Börsenjahr

      Wäre alles gut verlaufen, hätte der Dax ausgehend von diesem Niveau den Bärenmarkt hinter sich lassen können. Doch diese Hoffnung hat sich, wie Plenz eingesteht, leider nicht erfüllt. In den danach folgenden Kursgewinnen sieht er rückblickend nur eine starke technische Gegenreaktion. Doch diese sei in der ersten Januarhälfte abgeschlossen worden.

      Nun würden die Karten bald neu gemischt und da dürften etliche Marktteilnehmer vermutlich auf dem falschen Fuß erwischt werden. „Der Bärenmarkt ist intakt und wird so schnell auch nicht beendet. Wir haben jetzt eine neue starke Abwärtsbewegung begonnen, die sich über das ganze Jahr hinwegziehen wird“, lautet seine These.

      Viele kritische Faktoren

      Was ihn grundsätzlich skeptisch stimmt, ist der ausgebliebene nachhaltige Ausverkauf und die angesichts der Lage noch immer viel zu gute Stimmung unter den Anlegern. „Am Ende eines Bärenmarktes ist auch die Stimmung im Keller. Das haben wir leider bisher nicht gesehen“, konstatiert Plenz. Hinzu komme die Tatsache, dass die Fonds während der Erholungsbewegung Liquidität ab- und nicht aufgebaut hätten. Auch sei es im Zuge der Erholungsbewegung nicht gelungen, mittelfristig signifikante Widerstände, wie die Marke von 3.600 Punkten, zu überwinden.

      Unter fundamentalen Überlegungen wiesen viele Unternehmen zudem speziell in den USA inzwischen wieder Bewertungen auf, die nicht zu dem von Plenz erwarteten geringen Wirtschaftswachstum passten. Die Gewinnschätzungen für die Dax-Unternehmen seien ähnlich wie schon im Vorjahr weitaus zu hoch. Sollte der Markt jetzt fair bewertet sein, müssten bei entsprechenden Korrekturen der Gewinnschätzungen im Jahresverlauf auch die Kurse sinken


      Neue Abwärtswelle steht kurz bevor

      Die im Vergleich zu US-Aktien günstigere Bewertung deutscher Aktien werde die Kursverluste nicht verhindern. Vielmehr sei es so, dass der Dax zuletzt noch viel stärker gefallen sei als der US-Markt. Dabei werde es bleiben, so Plenz: „Wenn der S&P 500 Index wie von mir erwartet bis auf das Oktobertief von 780 Zählern fällt, dann wird der Dax mindestens bis auf das Vorjahrestief von 2.500 Punkten sinken. Und mit dieser Prognose bin ich vermutlich noch zu optimistisch. Damit muss man mindestens rechnen.“

      Zum Zeithorizont seiner Prognose führt Plenz aus, dass es beginnend zum Ende dieser Woche bereits in den kommenden Wochen einen stärkeren Rückschlag geben werde. Im Frühjahr könne es zu einer kleinen Erholung kommen, im Herbst dann zu erneuten kleineren Rückschläge und gegen Jahresende wieder zu einer leichten Erholung. Das ernüchternde Fazit von Plenz daraus lautet: „Die Jahreshöchstkurse haben wir in der zweiten Januarwoche vermutlich bereits gesehen.“ Eine Notwendigkeit zur Überprüfung seiner Vorhersage sieht der Equinet-Charttechniker derzeit erst bei einem Dax, der die Hürde von 3.100 Punkten überspringt, doch das sei derzeit nicht in Sicht.

      Banken und Versicherungen dürften leiden

      Den hauseigenen Kunden, zu denen hauptsächlich Aktienfonds vieler der großen Investmentbanken gehören, rät Plenz vor diesem düsteren Hintergrund, entweder sich mit Shortpositionen im Markt zu bewegen oder zumindest auf die potenziellen“Outperformer“ zu setzen. Eine überdurchschnittliche Wertentwicklung gemessen am Dax traut er Titeln wie Thyssen, MAN oder dem Pharmasektor zu.

      Schlecht sei es dagegen um die Banken und Versicherungen bestellt. Die Aktien aus diesen Branchen dürften unter neuen Terroranschlägen im Zuge eines Irak-Kriegs leiden sowie über ihre Beteiligungen auch unter den allgemein fallenden Aktienkursen. Die Technologiebranche dürfte auch nicht besonders gut wegkommen. Anders als Siemens könnte aber die Deutsche Telekom dabei ganz gut abschneiden. Im Autosektor sieht vor allem der Chart von DaimlerChrysler katastrophal aus.

      Aus der Analyse dieser Einzelaktien sieht sich Plenz in seiner skeptischen Grundhaltung bestärkt, wenn er abschließend zusammenfasst: „Wir befinden uns nach wie vor in einem klassischen Bärenmarkt. Viele haben das noch nicht kapiert. Sobald sie es verstehen, äußert sich das in der Regel in stark fallenden Kursen.“

      Der Chart zeigt den Kursverlauf des Dax in den vergangenen fünf Jahren.
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      schrieb am 21.01.03 18:48:02
      Beitrag Nr. 1.715 ()
      Ist ein starke Euro schlecht für die deutsche Wirtschaft?

      von Jochen Steffens

      Im Moment werden heiße Diskussionen darüber geführt, ob ein hoher Euro nun schlecht für die deutsche Wirtschaft sei, oder aber nicht.

      Die Banken sagen: Sollten sich die Dollar-Schwäche fortsetzen werden die Gewinne deutscher Unternehmen im Durchschnitt sinken. Vor allem Technologie-Aktien haben den Ruf unter einem schwachen Dollar zu leiden. Sie sollten sich verdeutlichen, dass der Kurs des Euros in den letzen 12 Monaten von 0,85 auf 1,06 $ gestiegen ist. Trotzdem zeigen sich viele Analysten gelassen. Warum? Keine Ahnung. Einige berufen sich auf die Absicherung diverser Firmen gegen Währungsschwankungen. Andere hoffen auf eine Entschärfung des Irak-Konfliktes. Wieder andere auf einen Irakkonflikt und rechnen in beiden Fällen mit einem stärkeren Dollar.

      Ich hatte Ihnen geraten Anfang November in den Euro einzusteigen. Später hatte ich dann empfohlen den Stopp Loss dicht am Kurs nachzuziehen. Diese Taktik sollte sich bis heute ausgezahlt haben und genauso fortgeführt werden. Aber zurück zu den Unternehmen: Die Dollarschwäche wird sich natürlich, wenn auch erst zeitverzögert, auf die Unternehmensgewinne auswirken. Dass die Eurostärke sich bisher noch nicht stärker auf die Kurse auswirkt, liegt auch daran, dass einige ausländische Investoren aktuell den steigenden Euro nutzen, um in den europäischen Markt zu investieren. Das stützt die Kurse.

      In der aktuell sehr volatilen Phase ist es schwierig auszumachen, welche Aktien am meisten durch Währungsschwankungen beeinflusst sind. Insbesondere da die Währungen natürlich auch rückwirkend durch steigende und fallende Aktienkurse beeinflusst werden.

      Trotzdem befürchte ich, dass viele Markteilnehmer die Gefahren des steigenden Euro unterschätzen. Viele sehen nicht, wie weit der Euro noch steigen kann. Sollten sich bestimmte Faktoren verstärken, dann ist der aktuelle Anstieg des Euros nur der kleine Beginn eines langen steilen Trends.

      Die aktuelle Geldpolitik in Amerika weist insgesamt eine sehr akute inflationäre Gefahr auf. Zumal in der Geldpolitik bekannt ist, dass Währungen eine alte Angewohnheit haben: Bildet sich einmal ein Trend aus, dann wird er zumeist wesentlich länger Bestand haben als viele Marktteilnehmer vermuten. Eine ähnliche Gefahr sehe ich zurzeit auch beim Trend im Euro/Dollarverhältnis. Zumal das Vertauen in den Dollar immer weiter sinkt!

      Früher hätte sich natürlich eine solche Währungsverschiebung wesentlich deutlicher auf die Aktienmärkte ausgewirkt. In der aktuellen hochvolatilen Zeit und nach den schweren Kursverlusten der letzten 3 Jahre, werden die Auswirkungen sicherlich nicht so deutlich zu Tage treten.

      Bei einem hohen Euro sind besonders die Automobilhersteller als Hauptverlierer zu nennen. Es gibt aber natürlich auch Gewinner: Hierzu zählen die Deutsche Lufthansa, Adidas und die Deutsche Telekom. Die Deutsche Lufthansa muss im Auslandsvergleich weniger für Treibstoff zahlen, da dieser in Dollar abgerechnet wird. Adidas produziert in Asien. Dort werden die Rohstoffe und die Produktionsmaterialien ebenfalls in Dollar gekauft, während die Waren in Europa in Euro verkauft werden. Am Besten steht natürlich die Deutsche Telekom da, die "glücklicherweise" ihre Schulden in Dollar aufgenommen hat.

      Insgesamt bin ich mir jetzt schon sicher, was wir in den nächsten Jahren bei den Ergebnissen diverser deutsche Aktien lesen werden: Die Gewinne seien insbesondere durch das schlechte Euro/Dollar Verhältnis nicht so hoch ausgefallen, wie erwartet. Wir kennen doch die diversen Rechtfertigungsversuche der Firmen. Denken Sie nur an den 11. September, was wurde damit nicht alles begründet.

      Kurzfristig kann aber die aktuelle Euro Stärke, wie wahrscheinlich auch die aktuelle Goldüberhitzung, mit einem Kriegsbeginn erst einmal ihren vorläufigen Hochpunkt ereichen.

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      Zwei Trends, die weiterlaufen könnten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die Schuldenbombe" steht auf der Titelseite des aktuellen Barron`s Magazins. Statt die Wall Street zu bejubeln, beginnt die Finanzpresse, Fragen zu stellen. "Gibt es nichts, um das man sich Sorgen machen müsste? Oder ein Präludium zu einem Desaster?" Ich habe eine Antwort: Ein Desaster.

      Schulden sind nicht notwendigerweise schlecht; ein Mann, der sich zu 5 % Zinsen verschuldet, um ein Investment zu machen, das 10 % bringt, hat sich nicht schlechter gestellt. Aber das ist in der amerikanischen Konsumenten-kapitalistischen Gesellschaft nicht passiert. Die Leute verschuldeten sich dort, um ihren Konsum zu erhöhen. Und die Unternehmen verschuldeten sich, um Übernahmen zu finanzieren, oder um Aktienzurückzukaufen – normalerweise zu absurd hohen Preisen. Die Unternehmensbosse waren nicht an wirklichen Investments interessiert, die vielleicht langfristig reale Gewinne gebracht hätten; was sie wollten, war, in der Presse zu erscheinen und schnelles Umsatzwachstum vorweisen zu können, was den Standard-Anleger beeindrucken konnte. Dadurch stieg der Aktienkurs und die Unternehmensbosse konnten ihre Aktienoptionspläne in klingende Münze verwandeln.

      Wegen mangelndem strategisch sinnvollem Investionsvolumen nahm der Anteil der Unternehmensgewinne am US-Bruttoinlandsprodukt seit den 1960ern ab – der jüngste zyklische Hochpunkt war 1997 erreicht. Die Importe aus Übersee stiegen – das Handelsbilanzdefizit erreichte 2003 ein neues Rekordhoch von 6 % des Bruttoinlandsproduktes.

      Es ist natürlich nicht so, dass Konsum per se schlecht für eine Volkswirtschaft ist. Die amerikanischen Konsumenten haben schließlich mitgeholfen, eine der größten Erfolgsgeschichten der Wirtschaftsgeschichte zu schaffen – in China! Aber jetzt haben die amerikanischen Individuen und Unternehmen 31 Billionen Dollar (!) Schulden – und es gibt keinerlei schmerzlose Wege, um diese zurückzuzahlen.

      Das ist das Problem mit einer Konsumenten-Volkswirtschaft. Die Konsumenten müssen das bezahlen können, was sie kaufen. Aber da durch den Konsum Ressourcen von den Investitionen in den Konsum umgeleitet werden ... haben die Konsumenten real weniger Geld, das sie ausgeben können.

      Natürlich werden Sie, liebe(r) Leser(in), sich an diese bemerkenswerte Rede des Fed-Gouverneurs Ben Bernanke erinnern. Am 21. November 2002 kündigte er an, die Schuldenlast durch eine Inflation zu erleichtern – was einen Betrug an den Gläubigern bedeuten würde. Er sagte der ganzen Welt, dass der größte Schuldner der Welt seine eigene Währung – in der diese Schulden berechnet werden – abwerten würde, wenn notwendig durch das Anwerfen der "Druckerpresse". Es war nicht sehr überraschend, dass die Leute, die ihr Geld in Dollar-Anlagen angelegt hatten, nach Alternativen zu suchen begannen. Seit dem Tag der Bernanke-Rede ist der Goldpreis von 317 auf 356 Dollar gestiegen. Der Euro ist von 99 Cents auf 1,06 Dollar gestiegen. Es sollte Sie nicht überraschen, wenn diese beiden Trends weiterlaufen.
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      Der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Sowohl der Dow Jones als auch der Nasdaq-Composte haben dieses Jahr per saldo rund 3 % zugelegt. Aber die Kauflaune verflüchtigt sich schnell. Noch am 1. Januar glaubten die meisten Anleger an die Vorstellung, dass die Aktien 2003 steigen würden – weil die Unternehmensgewinne steigen würden, die Ölpreise zurückgehen würden, der Dollar wieder fester tendieren würde und sich das Irak-Problem schnell selbst lösen würde.

      Aber es sieht so aus, als ob dieses Traum-Szenario doch nicht wahr werden wird. So bleiben zum Beispiel die Unternehmensgewinne sehr enttäuschend. Die Ergebnisse (4. Quartal) von Giganten wie Intel, Microsoft oder IBM waren zwar nicht schrecklich, dafür aber die Ausblicke, die diese Unternehmen abgaben. Andy Bryant, der Finanzvorstand von Intel sagte: "Ich kann Ihnen nicht sagen, wann sich die Lage wirklich verbessern wird."

      Die Nachricht, dass Intel 2003 sein Investitionsvolumen deutlich zurückfahren will, ließ die Technologieaktien deutlich bluten. Der Halbleiterindex SOX verlor letzte Woche mehr als 12 %.

      Während die Aktien insgesamt noch stiegen, sackte der Dollar weiter ab, auf fast 1,07 Dollar pro Euro – das niedrigste Niveau seit Oktober 1999. Der Kursverfall des Dollar wurde durch schwache Zahlen zum US-Konsumentenvertrauen, die News aus dem Irak und ein steigendes US-Handelsbilanzdefizit beschleunigt.

      Das US-Leistungsbilanzdefizit stieg im November 2002 auf 40,1 Milliarden Dollar, nach 35,2 Milliarden Dollar im Oktober. Für das Gesamtjahr könnte sich ein Gesamtdefizit von rund einer halben Billion Dollar errechnen, was sehr schwer auf dem Dollar lasten dürfte.

      . "Jahrelang war der Dollar der König und eine sichere Anlage", schreibt Doug Noland. "Ein nicht enden wollender Strom von spekulativem Kapital floss in die US-Finanzmärkte. Dadurch stieg der Dollar jahrelang, trotz den Kredit-Exzessen und den steigenden US-Handelsbilanzdefiziten ... aber die große Spekulationsblase beim Dollar ist jetzt dabei, zu platzen."

      Schlechte News für den Dollar sind allerdings gute News für das Gold. Trotz der "Weisheit" der Zentralbanker weltweit bleibt die Goldstärke weiter bestehen. Letzte Woche legte das gelbe Metall 1,80 Dollar auf 356,80 Dollar pro Feinunze zu.

      "Wenn das nur eine technische Erholung sein soll", so Comstock Partners, "dann ist das ganz bestimmt die ungewöhnlichste Erholung der Geschichte. All die für die Volkswirtschaft negativen Faktoren wie Unternehmensgewinne, hohe Bewertungen und ein verletzlicher Aktienmarkt werden bald für alle offensichtlich werden ... wir kommen der letzten Kapitulation, die die Kapitalmärkte auf vernünftige Niveaus drücken wird, immer näher."

      Immer näher, vielleicht. Aber dieser Weg ist noch nicht zu Ende gegangen ...

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      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Goldminenaktien fielen letzte Woche um 3,2 %.

      *** Das US-Konsumentenvertrauen ist im Januar wieder gefallen – damit war in 8 der letzten 12 Monate ein Rückgang zu verzeichnen.

      *** Die amerikanische Industrieproduktion ist ebenfalls im letzten Jahr gefallen – und das erste Mal seit 1974/75 zwei Jahre in Folge.

      *** Die Financial Times berichtet, dass die US-Wirtschaft letztes Quartal in eine Rezession gefallen sein könnte.

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      Die Frage der Dividenden

      von David Tice

      Investoren, die erst in den letzten 5 Jahren das erste Mal in ihrem Leben Aktien gekauft haben, stellen ungewöhnliche Fragen – Fragen wie "Was ist der Zielkurs?" "Mag Henry diese Aktie?" "Wird Cisco dieses Unternehmen kaufen?" Aber dank des jüngsten Vorschlags von US-Präsident Bush zur Abschaffung der Besteuerung von Dividenden könnten Investoren bald "Was ist die Dividendenrendite?" fragen.

      Eine erneuerte Fokussierung auf Dividenden wäre sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr über Dividenden nachzudenken, bedeutet mehr über die langfristige Entwicklung einer Gesellschaft nachzudenken, und weniger über "das Übertreffen von Erwartungen bei Quartalszahlen". Es gab niemals einen Grund für die Investoren, Dividenden zu ignorieren. Dividenden haben im Zeitraum von 1926–1997 zu über 40 % der Gewinne beigetragen, die Investoren insgesamt mit Aktien (Kursgewinne plus Dividenden) machen konnten (Quelle: Jeremy Siegels Buch "Stocks for the Long Run"). Dividenden waren auch eine große Hilfe in den Bärenmarkt-Jahren 1966 bis 1979. Die Aktienkurse stiegen in diesem Zeitraum um lediglich 1,78 % pro Jahr, aber die Dividenden brachten jährliche 5,8 %. Während der Zeit der Spekulationsblase am Aktienmarkt von 1995 bis 2000 verloren die Dividenden an Wichtigkeit. In diesem Zeitraum konnte man mit den Aktien des S&P 500 jährlich 21,31 % Gewinn machen – und 19,23 % Plus erzielte man allein durch die Kursgewinne.

      In der Vergangenheit erhielten Dividenden deutlich mehr Aufmerksamkeit als heute. Jeremy Siegel schreibt in seinem Buch, dass von 1802 bis 1870 die durchschnittliche Rendite, die man mit Aktien erzielen konnte, bei 7,1 % lag – und davon entfielen 6,4 % auf die Dividendenzahlungen. Im Zeitraum 1871 bis 1925 war es ähnlich, nur dass der Anteil der Gewinne, der auf Dividenden entfiel, auf 5,2 % zurückging. Von 1926 bis 1997 konnte man mit Aktien insgesamt jährlich 10,6 % Gewinn erzielen – davon waren 4,6 % Dividendenzahlungen zu verdanken. Heute liegt dieser Wert noch deutlich tiefer: Bei 1,7 %. Die Dividendenrendite der im S&P 50 enthaltenen Titel liegt nahe Allzeittief.

      Der erneuerte Fokus auf die Dividenden erinnert uns auch daran, dass die Aktien auch nach drei Verlustjahren immer noch nicht attraktiv bewertet sind. Die aktuelle Dividendenrendite beim S&P 500 von nur 1,7 % sieht doch sehr mager aus, wenn man sie mit den Werten der 1960er (3 %) oder der späten 1970er (5 %) vergleicht. Erst in den 1990ern fiel die durchschnittliche Dividendenrendite unter die Marke von 3 % und blieb dort. Die Bullen haben die Doppelbesteuerung der Dividenden für die niedrige Dividendenrendite verantwortlich gemacht, aber der Vorschlag des US-Präsidenten, die Steuer auf Dividenden zu beseitigen, würde auch dieses Argument beseitigen. Auch die niedrigen Zinssätze können die heutigen historisch niedrigen Dividendenrenditen nicht erklären. Die derzeitige Dividendenrendite von 1,7 % konkurriert mit einer Rendite von rund 5 % bei den langlaufenden US-Anleihen. Dennoch standen auf dem Höhepunkt der Aktienkurse 1966 die Renditen bei den Anleihen niedriger (bei 4,5 %) und die Dividendenrendite höher (bei 2,6 %).

      Klar – der Wegfall der Besteuerung der Dividenden würde positiv für die Aktionäre von Gesellschaften sein, die Dividenden ausschütten. Auch für Investoren, die Technologie-Aktien gekauft haben, ist dies interessant: Die Oracle-Aktie stieg um 6 %, als die Gesellschaft mitteilte, sie würde darüber nachdenken, eine Dividende zu zahlen, wenn die Steuerpläne des US-Präsidenten zum Gesetz würden.

      Die Aussicht auf mögliche Dividendenzahlungen bei Technologie-Aktien bietet die Gelegenheit, diese Aktien so zu bewerten, als ob sie schon Dividenden zahlen würden. Nehmen Sie zum Beispiel Technologie-Giganten wie Oracle und Microsoft. Wenn man sich die geschätzten Gewinne dieser Unternehmen ansieht, dann könnte man unterstellen, dass sie 40 % davon in Form von Dividenden ausschütten würden (diese 40 % sind für S&P 500- Unternehmen typisch). Die Microsoft-Aktie, die derzeit 56,28 Dollar kostet und im kommenden Geschäftsjahr (Ende Juni 2004) 2,16 Dollar pro Aktie verdienen soll, würde sich demnach eine Dividendenrendite von 1,54 % errechnen. Oracle steht bei 12,99 Dollar, und es wird erwartet, dass pro Aktie im kommenden Geschäftsjahr (Ende Mai 2004) 0,46 Dollar pro Aktie verdient werden. Die Dividendenrendite von Oracle läge damit bei nur 1,42 %.

      Diese Bewertungen sind hoch – und solche Bewertungen spiegeln kaum das Bild wider, das man normalerweise auf dem Boden eines Bärenmarktes findet. Und vergessen Sie nicht – diese Dividendenschätzungen beziehen sich auf die Zukunft, wobei von einer starken Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2003 ausgegangen wird. Diese Schlussfolgerung – dass Aktien nicht billig sind – wird durch eine aktuelle Studie des Wall Street Journal bestätigt. Unabhängig von der Frage der Bewertung mache ich mir so meine eigenen Gedanken über das neubelebte Thema "Dividenden". Zunächst einmal – können die Unternehmen das Geld, das sie für die Dividendenauszahlungen brauchen, nicht anderweitig besser verwerten? Gerade Technologie-Gesellschaften haben schließlich enormen Kapitalbedarf. Können diese Gesellschaften genug Cash erwirtschaften, um in Fabriken und Ausrüstung zu investieren, gleichzeitig die Forschung voranzutreiben und dann noch Dividenden auszuschütten?

      Dann ist es auch möglich, dass die Aussicht auf steuerfreie Dividenden schon vom Markt "eingepreist" worden ist. Der S&P 500 ist unmittelbar nach der Ankündigung der Steuerbefreiungspläne für Dividenden angezogen. Und die Aktien, die Dividenden zahlen, haben die anderen Titel schon seit einiger Zeit outperformt. Die Aktien, die Dividenden gezahlt haben, haben im Zeitraum 2000 bis 2002 per saldo immerhin 1 % zulegen können, während der Rest der Werte um 40 % gefallen ist. Wenn die Dividendentitel die Steuerpläne deshalb schon vorweggenommen haben, dann sehe ich keinen Spielraum mehr, wenn diese Pläne Gesetz werden sollten.

      Und dass diese Pläne Gesetz werden, ist keineswegs sicher. Die Gegner einer solchen Steuerbefreiung argumentieren, dass nur wenige Investoren von dieser Änderung profitieren würden. Es wird angeführt, dass 40 % der Steuerbefreiung älteren Investoren zugute kommen würden, die mehr als 200.000 Dollar pro Jahr verdienen. Bestimmt würden die Halter von Fondsanteilen profitieren. Man sollte nicht vergessen, dass in den USA auch die Bundesstaaten Steuern auf Dividenden erheben können. Laut der "National Governors Association" würden die Bundesstaaten durch den Wegfall der Dividendenbesteuerung Einnahmeausfälle in Höhe von 8 % ihrer Budgets hinnehmen müssen. Fazit: Es gibt keine Garantie, dass die völlige Freistellung von Dividendenerträgen in den USA Gesetz wird.

      investorverlag.de
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      schrieb am 21.01.03 18:51:38
      Beitrag Nr. 1.716 ()
      Radikale Reformen gefordert


      Handwerk erwartet Abbau von 100 000 Stellen



      Das deutsche Handwerk steht nach Einschätzung seines Branchenverbandes vor einem weiteren schlechten Jahr und einem anhaltenden Arbeitsplatzabbau.


      Reuters BERLIN. Handwerkspräsident Dieter Philipp sagte am Dienstag in Berlin, er rechne für 2003 mit einem Umsatzrückgang von mindestens einem Prozent und dem Abbau von etwa 100 000 Arbeitsplätzen. Sollte es nicht zu schnellen positiven Veränderungen der konjunkturellen Lage und raschen Reformen kommen, könne sich die Situation für das Handwerk weiter verschlechtern und der Stellenabbau zunehmen. Vergangenes Jahr habe das Umsatzminus im Handwerk fast fünf Prozent betragen, und es seien zugleich rund 300 000 Arbeitsplätze abgebaut worden.

      Philipp plädierte wie zuvor andere führende Wirtschaftsvertreter und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) für ein Bündnis für Arbeit ohne Tabus. „Sinnvoll ist es nur, wenn man alles auf den Tisch legt.“

      Die Lage der Handwerksbetriebe hat sich nach den Worten Philipps im vergleich zu früheren Jahren nochmals verschärft. Die Unternehmen hätten wegen einer dramatisch verschlechterten Eigenkapitalsituation keine Puffer mehr. „Für Zwischenfinanzierungen in wirtschaftlichen negativen Zeiten ist kein Geld mehr da“, „sagte Philipp. Umsatzrückgänge würden nun sofort auf die Arbeitsplatzlage durchschlagen. „Das ist eine neue Entwicklung im Handwerk, eine Entwicklung, die wirklich schmerzt.“

      Der Handwerksverband gab sich skeptisch, dass der Export die deutsche Volkswirtschaft wie im vergangenen Jahr erneut vor einer „roten Null“ bewahren könne. Die Exportchancen seien wegen zahlreicher Unsicherheitsfaktoren wie der Kriegsgefahr im Irak oder dem starken Euro-Kurs schwer abzuschätzen. Deshalb rief Philipp die Bundesregierung zu einer binnenmarktorientierten Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik auf.

      Verbands-Generalsekretär Hanns-Eberhard Schleyer geht nicht von einem starken Wachstum in Deutschland für 2003 aus. Er nannte keine konkrete Prognose, sagte Reuters aber, das zu erwartende Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werde nicht ausreichen, um den Arbeitsmarkt nachhaltig zu entlasten. Das BIP war 2002 lediglich um 0,2 Prozent gewachsen. Die Bundesregierung rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum um etwa ein Prozent. Nach Einschätzung von Finanzmarkt-Analysten haben die Chancen auf eine Wirtschaftserholung zugenommen. Erstmals seit sieben Monaten zog der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Frühindikator an, was ZEW-Präsident Wolfgang Franz als ersten Silberstreif am Horizont bewertete.

      In der Debatte um den Kündigungsschutz begrüßte der Verband den Vorstoß von Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) zum Abbau der Vorschriften in Unternehmen mit mehr als fünf Mitarbeitern. Allerdings sprach sich Philipp dafür aus, die Lockerung auszuweiten auf Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten. Sonst sei der Kündigungsschutz für die Unternehmen weiterhin ein Einstellungshemmnis.

      Der Handwerksverband kündigte Protestveranstaltungen für eine mittelstandsorientierte Reformpolitik der Bundesregierung ab Ende dieser Woche bis zum 10. Februar in neun Großstädten an.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 21. Januar 2003, 10:57 Uhr
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      schrieb am 21.01.03 18:58:44
      Beitrag Nr. 1.717 ()
      Euro-Sentiment:


      Optimismus nimmt weiter ab

      Aber keine Euro-Long-Positionen im Übermaß


      gol Frankfurt - Auch während der vergangenen Woche legte der Euro wieder zu und befestigte sich um 0,9 % auf ein neues Dreijahreshoch. Im gleichen Zug hat sich der Bull/Bear-Index abermals verringert - er fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 2002. Es fällt auf, dass sich der Optimismus unter den von uns befragten Ex- und Importeuren seit Beginn des Euro-Aufwärtstrends, Mitte Dezember, peu … peu zurückgebildet hat.
      In der Finanzpresse war zu lesen, dass die Gemeinschaftswährung "überkauft" sei. Ist dies womöglich der Grund dafür, dass trotz der schlechten Konjunkturdaten aus den USA am Freitag kaum noch jemand Dollar verkauft bzw. Euro gekauft hat? Mitnichten. Diejenigen, die vor allem zu Beginn der Berichtsperiode das Bärenlager aufgesucht haben, benötigen natürlich Argumente für ihre Verkäufe. Und so wird auch verständlich, warum man gerade unter Devisenhändlern kaum Angst vor einer Irak-Invasion zu haben scheint. Eher rechnet man mit einem Szenario, bei dem Saddam Hussein freiwillig ins Exil geht. Mit der Folge: kein Krieg, kein schwacher Greenback.

      Diejenigen, die für die eindrucksvolle Euro-Rally verantwortlich zeichnen, sind zumindest nicht bei den mittelfristig orientierten Akteuren zu finden. Sonst wären die angefallenen Gewinne längst realisiert worden. Welches auch die Motive der Käufer sein mögen: der Euro ist nicht überkauft, d. h., es existieren keine Long-Positionen im Übermaß. Dass ein Teil der Akteure gegen die jüngste Bewegung gehalten bzw. sie verpasst hat, scheint indes bedenklicher. Zumal ihr durchschnittlicher Einstandspreis bei etwa 1,0350 Dollar liegen dürfte. Diese Haltung ist als Trendverstärker zu verstehen. Und somit werden die von vielen insgeheim erhofften Abwärtskorrekturen vermutlich nicht so deutlich ausfallen wie erwartet. Denn manch einer wäre schon froh, nicht zu den höchsten Kursen des Jahres kaufen zu müssen.





      Börsen-Zeitung, 21.1.2003
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      schrieb am 21.01.03 19:11:33
      Beitrag Nr. 1.718 ()
      Drohende Ebbe in der Rentenkasse

      Beitragserhöhung wird wahrscheinlicher – Keine Nullrunde für Rentner


      Berlin - Das Bundessozialministerium hat Berichte bestätigt, wonach die Lage der gesetzlichen Renten angespannt ist. Von einer dramatischen Situation könne aber keine Rede sein, sagte ein Sprecher von Ministerin Ulla Schmidt (SPD). Anders als von den Rentenversicherern vorausgesagt, werde sich die Lage im Laufe des Jahres nicht weiter zuspitzen. Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) hingegen rechnet mit einer Deckungslücke in der Rentenkasse im Herbst. Dann müsste der Bund seine Zuschüsse vorziehen, um die Rentenzahlungen zu garantieren.


      BfA-Präsident Herbert Rische sprach wegen der Konjunkturprobleme von einer „dramatischen Entwicklung“ bei der Gesetzlichen Rentenversicherung. Statt zu steigen, seien die Renteneinnahmen im Dezember leicht zurückgegangen. Bleibe es, wie prognostiziert, bei einem Prozent Wirtschaftswachstum 2003, dann werde die Reserve gegen Ende des Jahres unter die gesetzlich zulässige Grenze von 50 Prozent fallen.


      Im ganzen Jahr 2002 seien die Einnahmen statt, wie von der Bundesregierung veranschlagt, plus 2,5 Prozent nur um 0,15 Prozent gestiegen, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Rentenversicherungsträger (VDR), Franz Ruland, der „Financial Times Deutschland“. Während die BfA zumindest sinkende Rentenbeiträge 2004 ausschließt, geht der VDR sogar von einer Steigerung von 19,5 auf 19,7 Prozent aus. Die Bundesregierung rechnet noch mit einer Senkung auf 19,4 Prozent. Ruland sagte, man habe gegenüber der Regierung nochmals auf die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung für einen vorgezogenen Bundeszuschuss hingewiesen.


      Vom Bundessozialministerium hieß es, man habe der Rente mit dem Beitragssatz-Sicherungsgesetz ein Polster von 2,5 Mrd. Euro verschafft. Dazu zählt die Erhöhung des Rentenbeitrags von 19,1 auf 19,5 Prozent. Die Forderung von Industrie-Präsident Michael Rogowski nach einer bis zu dreijährigen Nullrunde für Rentner lehnte das Ministerium kategorisch ab. Es bleibe bei den jährlichen Rentenanpassungen jeweils zum 1. Juli. AvG AvG




      Artikel erschienen am 21. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 19:12:32
      !
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      Avatar
      schrieb am 21.01.03 19:42:09
      Beitrag Nr. 1.720 ()






      Avatar
      schrieb am 21.01.03 20:23:03
      Beitrag Nr. 1.721 ()
      21.01.2003 16:59

      Armes Deutschland (III)


      Nach uns die Flut

      Die Last der späten Geburt - Zu viele Rentner und zu wenig Arbeit: „Die junge Generation muss sich zusammentun und laut werden“.

      Von Robert Jacobi


      (SZ vom 22.1.2003) – Swayzak hat seine neue Platte aus London mitgebracht und lächelt hinter dem schmalen Pult darüber, dass die Menschen sich auch um halb vier Uhr noch munter bewegen. Angetrunkene Männer driften über die Tanzfläche, scheinen ihre stumpfen Gedanken mit tiefsinnigen Blicken überspielen zu wollen. Frauen weichen zurück, lächeln sich zu. Die Discokugel dreht sich so langsam wie damals in den Siebzigerjahren, als es auch schon mal schwierig war, in dieser Republik einen Job zu finden. Der Barmixer trommelt den Takt des elektronischen Sounds auf den schmutzigen Waschbeckenrand.

      Berlins Jugend feiert, so wie junge Menschen überall im Land feiern und immer gefeiert haben. Es feiern Menschen, die Kleinkinder waren, als im Westen noch um Ideologien gekämpft wurde, und die zur Schule gingen, als die Mauer fiel und alles möglich zu sein schien. Noch nicht alt genug waren sie, als das Geld der Neunzigerjahre zur Verteilung anstand, und sind heute zu jung, um die wirtschaftliche Krise als Zwischentief betrachten zu können.

      Noch einen Drink also, der hier im Club WMF an der Karl-Marx-Allee recht günstig ist, und in den braunen Sesseln der Lounge steigt langsam die Laune. Wer will schon daran denken, dass der Bundestag mal wieder die Rentenbeiträge erhöht und die junge Generation belastet hat, statt über echte Reformen zu beraten. „Was bringt es denn, darüber zu jammern, das ändert doch sowieso nichts“, sagt Tina Löffelsend, 24, Clubgängerin, die gerade ihre letzte Prüfung im Fach Politikwissenschaft bestanden hat: „Ich sollte mal recherchieren, ob ich demnächst irgendwo Sozialhilfe beantragen kann.“

      Metropole arbeitsloser Jungakademiker

      Jobs gibt es natürlich keine auf ihrem Gebiet. Aus ihrer billigen Wohnung in einem der letzten noch nicht renovierten Mietshäuser auf dem Prenzlauer Berg muss sie ausziehen, weil dort jetzt Menschen hin wollen, die arrivierter sind als sie. Die zahlen viel mehr Miete und sollen dafür dann auch ein frühlingshaft getünchtes Treppenhaus bekommen.

      In Berlin, der Metropole arbeitsloser Jungakademiker und chancenloser Hauptschulabgänger, wird besonders deutlich, was für alle jungen Menschen in diesem Land gilt: Ein Gefühl der Perspektivlosigkeit breitet sich aus, mischt sich mit Zukunftsangst und dem Wissen, von den Vorgängergenerationen zwar oft prall gefüllte Konten, aber vor allem einen Sozialstaat zu erben, der in dieser Form niemals finanzierbar war und zwangsläufig zum Zuschussgeschäft wird.

      Fall in die „Quarterlife Crisis“

      Zukunftsangst also, und das, obwohl noch keine Jugend zuvor so viele Möglichkeiten hatte: Ein Jahr nach Australien, noch eine Runde studieren in Frankreich oder ein paar Monate Selbstfindung in Asien. Doch das ist ein schlechter Trost. „Das Leben als solches ist so, wie in Berlin auszugehen“, sagt Tina. „Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, aber man kann sich nicht entscheiden und bleibt dann doch zu Hause oder geht in den gleichen Laden wie immer.“

      In Amerika haben Soziologen längst das Phänomen der Quarterlife Crisis entdeckt, der vorgezogenen Sinnkrise, die angeblich Großstadtmenschen zwischen 20 und 30 befällt. Britische Psychologen haben in einer Studie festgestellt, dass die Kinder, die in den Siebzigerjahren geboren wurden, besser ausgebildet sind als jede Generation vor ihnen – aber auch stärker gefährdet, in ernsthafte Depressionen zu verfallen. Solche individuell-psychologischen Trends spielen auch in Deutschland eine Rolle, genauso wie natürlich die wirtschaftliche Krise.

      Beklemmendes Gefühl

      Anders oder zumindest stärker als in den Vereinigten Staaten, Frankreich und anderen Industrieländern kommt hier aber ein drängendes, überwölbendes gesellschaftliches Problem dazu: Die Jungen müssen lernen, dass sie zu wenige sind, um den Wohlstand der Gesellschaft in seiner aktuellen Form zu erhalten – es sei denn, das soziale und wirtschaftliche System würde komplett verändert. Deutschland altert und ist darauf nicht vorbereitet. Diese Erkenntnis erzeugt ein beklemmendes Gefühl, und Kneipengespräche drehen sich plötzlich darum, ob die Riester-Rente sich lohnt oder nicht. An die gesetzliche Rente glaubt längst niemand mehr.

      „Erstmals seit langer Zeit sind die Schultern der Kommenden schmaler“, warnt der Ökonom Meinhard Miegel. „Heute nur schwer zu lösende Probleme könnten für sie unlösbar sein“, die sozialstaatlichen Besitzstände stünden „vor nachhaltigen Veränderungen bis zum Widerruf“. Miegel steuerte diese Sätze nicht zur aktuellen Debatte bei, nein, er schrieb sie in ein Manifest, das er – vor zehn Jahren – mit anderen prominenten Autoren aus Politik und Gesellschaft veröffentlicht hat. Titel: „Weil das Land sich ändern muss.“ Der schmale Band liest sich, als sei er gerade erst erschienen. „Kein Wunder, seitdem hat sich ja auch nichts geändert“, bilanziert Miegel in seinem friedlich-ruhigen Bonner Forschungsinstitut. „Fast jeder Punkt ist sogar noch schlimmer geworden.“

      Hohes Niveau, aber Stagnation

      Der Leidensdruck steigt, denn wenn Uniabsolventen, Fachhochschüler, Banklehrlinge und Handwerksgesellen ihr Erwerbsleben mit der Erfahrung beginnen, in diesem Land nicht gebraucht zu werden, ist das nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft. Arbeit ist zu teuer, die Regierung macht sie noch teurer, weil sie Geld in Systeme pumpen muss, die sich längst auflösen. „Natürlich ist unsere Volkswirtschaft dank der Leistungen der älteren Generationen auf einem hohen wirtschaftlichen Niveau angekommen“, sagt Miegel, doch sofort kippt seine Stimme wieder in den mahnenden Tonfall: „Jetzt aber beginnt eine lange Phase der Stagnation mit abwärts gerichtetem Trend“.

      Für die Jugend entwickle sich daraus ein völlig neues Lebensgefühl, ein Grundniveau an Unsicherheit, das es in dieser Republik vorher nicht gegeben habe, weil es immer aufwärts ging und immer Jobs gab. Nichts passiert, um die entstehenden Gefahren abzuwehren. „Unsere Berufspolitiker sind zu sehr von ihrem Mandat abhängig“, ärgert sich Miegel, „um den Menschen endlich zu sagen, was sie nicht hören wollen“.

      Einer dieser Berufspolitiker ist Carsten Schneider, 26 Jahre alt und damit zweitjüngster Abgeordneter im Bundestag. Er hat zwar mit den jüngeren Kollegen seiner SPD-Fraktion und der Grünen schriftlich Protest eingelegt, dann aber doch zugestimmt, als der Bundestag die Rentenbeiträge erhöhte. Kurz danach ist er für zwei Wochen in sein Abgeordnetenbüro gegenüber der Pilgerkirche in der Erfurter Altstadt gefahren. Parkettboden, Stuckdecken, die Miete fast geschenkt.

      Drohanrufe waren dort eingegangen, wütende Briefe stapelten sich – nicht von enttäuschten Jungwählern, sondern von Rentnern vor allem, die Schneider vorwarfen, sie im Stich zu lassen. Er solle sich zum Teufel scheren, dieser junge Schnösel, der sein soziales Gewissen verloren habe.

      Änderungen, die nicht einschneiden?

      „Da gibt es schon ein enormes Konfliktpotenzial“, sagt Schneider, als er seinen kleinen Audi hinaus aus dem Straßengewirr und rund um Fachwerkhäuser zum Gasthaus „Andreas Kavalier“ lenkt. Der SPD-Ortsverband Erfurt Ost hat ihn eingeladen zu einem Diskussionsabend. Thema: „Wer zahlt unsere Rente?“ Schneider fühlt sich schnell wohl im heimatlich-rustikalen Ambiente zwischen Topfpflanzen und Spitzengardinen. „Es gab nie eine Generation, der es wirtschaftlich besser ging als unserer“, räumt der gelernte Bankkaufmann ein. Und das natürlich auch im Osten der Republik.

      Doch das könne sich bald ändern, wenn nicht die Staatsverschuldung abgebaut und die Sozialkassen entlastet würden. Dann kommt der kompromisssuchende Politikprofi durch, der Reformen fordert, aber warnt, es dürfe nichts „willkürlich und überhastet“ geschehen. Die älteren Herren in der Gaststube heben ihr Köstritzer, ein blonder Schüler mit Brille hört schweigend zu, weiter hinten dampfen zwei Schnitzel mit Rostbrätel.

      Absage schon Erfolg

      Wenige Tage vor dem sozialdemokratischen Abend fuhr Schneider hinaus in die Magdeburger Straße, dorthin, wo die Stadt plötzlich nicht mehr so schön ist. Er besuchte Jugendliche, die in den Räumen einer Schulungsfirma unter Aufsicht einer Pädagogin auf Computern eine Bewerbung nach der anderen tippen und Jobangebote austauschen.

      Sie haben, wenn überhaupt, nur eine einfache Berufsausbildung und keine glänzenden Schulabschlüsse. Schon eine schriftliche Absage aus einem Betrieb werten sie als Erfolg, meistens kommt überhaupt keine Antwort. Mutig nennt sich das Projekt „Jugend in Jobs“, finanziert vom Arbeitsamt, um den Apparat zu entlasten und Selbstständigkeit zu fördern.

      Evelyn Geisel kommt dort oft vorbei. Mit ihrer Tochter Michelle-Sophie wohnt die 24-jährige Bäckereifachverkäuferin in einer vom Sozialamt bezahlten Wohnung. Nach der Lehre fand sie keinen Job. Ein paar Wochen arbeitete sie bei einer Telefonagentur, wo sie einsame Männer so lange in der Leitung halten sollte, bis die ihren Monatslohn ausgegeben hatten. Dann wieder nichts.

      An eineinhalb Tagen pro Woche sitzt sie jetzt als Sekretärin im Büro einer Spedition, um die Sozialhilfe aufzubessern. An anderen Tagen, so lange ihre Tochter in der Kinderkrippe ist, wo sie endlich einen Platz bekommen hat, geht Evelyn, frisch geschminkt, auf Plateausohlen, ein türkisweißes Täschchen in der Hand, zum Projekt, um mal wieder ein Anschreiben zu drucken. 171 Bewerbungen, fünf Vorstellungsgespräche, eine Absage, ein Angebot – für Spätschichten im Callcenter.

      Nachwuchs gebraucht – aber nicht unterstützt

      „Ich will vom Sozialamt weg“, sagt sie, „aber mit einem Kind ist das fast unmöglich“. Absurd sei es, dass man in diesem Land, in dem doch junge Menschen fehlten, dafür bestraft werde, Mutter zu sein. Nicht nur von Arbeitgebern, auch vom Staat, der allen anderen mehr Hilfe zahle. Absurd sei es auch, dass Menschen länger arbeiten sollten, wenn doch die Älteren heute schon alle Jobs blockierten.

      60 Euro im Monat – das, was übrig bleibt, wenn die wichtigsten Dinge bezahlt sind– überweist die Realschulabsolventin an eine Rentenversicherung, und einen kleineren Betrag an eine Ausbildungsversicherung für Michelle. „Mein Kind wird es später noch schwerer haben“, fürchtet Evelyn. Michelle wächst mit dem Gefühl auf, dass es normal ist, keinen Job zu haben. „Ich mache mir Sorgen, wie das weiter gehen soll“, sagt Evelyn.

      Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Trübsinn. „Unserer Jugend fehlt der Halt und die Orientierung“, sagt Sozialpädagogin Karin Schmidt, die in den Büros des Projekts ermutigende Sprüche klassischer Dichter aufgehängt hat. Natürlich hat die Lage in Erfurt auch mit der schwachen Struktur im Osten der Republik zu tun, aber: „Im Osten kulminieren schon jetzt die Probleme, die der Westen in zwanzig Jahren haben wird“, sagt der Abgeordnete Schneider. Zu viele Rentner, zu wenig Arbeit für zu wenig junge Menschen. Wenn die Politiker aus dem Westen klug wären, fügt Schneider hinzu, würden sie sich das genau ansehen und schnell ihre Lehren ziehen.

      Auch Erfolgreiche sind unzufrieden

      Natürlich ist die Generation derer, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren geboren sind, genauso heterogen wie alle anderen Generationen auch. Nicht jeder sucht verzweifelt nach einem Job, manche verdienen gut und leben angenehm. Doch alle machen sich ähnliche Sorgen, sei es die Politikwissenschaftlerin, der Abgeordnete, die Sozialhilfeempfängerin – oder auch der erfolgreiche Banker Andreas Bubenzer, der sich jeden Tag freut, einen festen Job zu haben.

      Im Großraumbüro eines Bankenturms sitzt er, den Blick durch das Eckfenster hinaus auf die Wolken über der Frankfurter Innenstadt gerichtet, und wickelt Kredite für Firmenkunden seines Hauses ab. 27 Jahre ist er alt, schnelle Karriere von der oberfränkischen Filiale über Bankakademie und Traineeprogramm in die Zentrale. In dunkelblauer Krawatte und hellblauem Hemd schimpft Bubenzer darüber, was der Staat mit dem Geld macht, das er ihm jeden Monat vom Gehalt abzieht: „Da werden Milliarden an Subventionen in völlig veraltete Industrien gesteckt statt in Bildung und Forschung investiert.“

      Auch wenn er ein recht bequemes Leben führt in seiner kleinen Wohnung im Westend, versteht er Kollegen, die in der Cafeteria darüber scherzen, auszuwandern aus diesem langsamen Land. „Unser soziales Netz ist zu komfortabel aufgelegt und deshalb zu teuer“, ärgert sich der Banker. Klar sei es wichtig, dass Menschen aufgefangen würden, wenn sie ihren Job verlieren – „aber dann muss es doch auch finanzielle Anreize geben, dass sie selbst wieder aktiv werden und zumindest was suchen“.

      Mehrere Jobs gleichzeitig

      Nach den Steuern geht der größte Abzug von seinem Gehalt an die Rentenkasse. „Das wäre schon in Ordnung“, sagt Bubenzer, „wenn ich später wenigstens das eingezahlte Geld zurück bekomme“. Aber damit rechnet er nicht, „von meiner Rente werde ich niemals leben können“. Also zahlt er in eine Direktversicherung ein und in die vom Arbeitgeber aufgebaute betriebliche Altersvorsorge. „Etwas vorausschauender hätte man das System schon konstruieren können“, klagt er. Nie wieder werde es funktionieren wie in den frühen Jahren der Republik, kein Wunder, wenn bald ein Beitragszahler auf einen Rentner kommt.

      Vor den Furnierplatten des Bankenbüros steigert sich Bubenzer in seinen Unmut. Der einzige Ausweg sei es, ein Parallelsystem aufzubauen, in dem jeder arbeitende Bürger Kapital sammelt, statt es auf Rentner umzulegen, so wie es mit Riester angefangen hat. „Unsere Generation würde während der Übergangszeit zwar doppelt belastet“, klagt der Banker, „aber das lässt sich nicht vermeiden“. Wäre gut, wenn da schnell was passiert, sagt er noch, und glaubt doch nicht dran: „Die Politiker unterschätzen leider den Veränderungswillen der Bürger.“

      Unter jungen Menschen kursieren längst Prognosen, die auch Ökonomen wie Meinhard Miegel nicht für abwegig halten: Die Nachkriegsgeneration wird ihre kurzsichtig konzipierten Sozialsysteme mit ins Grab nehmen. Nach uns die Flut. Die Arbeitswelt wird sich komplett verändern: Rundum abgesicherte Arbeitsverhältnisse mit Vollzeitvertrag lohnen sich nicht mehr und verschwinden.

      Jeder macht mehrere Jobs gleichzeitig und bildet sich zwischendurch weiter. Vorsorge wird privat organisiert, wie fast alles andere auch. Der Staat darf abtreten, seine Rolle auf der öffentlichen Bühne ist zu teuer. „Es gibt noch einen Ausweg“, sagt Miegel, selbst 63 Jahre alt: „Die junge Generation muss sich zusammentun und laut werden, damit das Land wirklich merkt, was da passiert.“
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 20:24:52
      !
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      Avatar
      schrieb am 21.01.03 20:29:30
      Beitrag Nr. 1.723 ()
      Beschränkung statt Vielfalt ist Trumpf

      geg. Wozu braucht man zwölf Sorten Yoghurt, die man eh nicht unterscheiden kann? Die braucht man gar nicht - sagt der Verbraucher. Er wendet sich daher ab von den Supermärkten und Selbstbedienungswarenhäusern, die ihm nur viel Masse bieten, ohne daß für ihn Qualitätsunterschiede erkennbar wären. Warum soll er auch Ware kaufen, die nur deshalb im Regal steht, weil der Hersteller dem Händler einen hohen Rabatt für das Einstellen ins Regal gewährt hat? Das Gegenbeispiel ist Aldi. Dort gibt es zwar nur wenige Sorten. Von denen weiß der Kunde aber, daß sie eine anständige Qualität zu einem niedrigen Preis haben. Das ist nicht nur ein nachvollziehbares Auswahlkriterium, es ist auch das für den Verbraucher entscheidende Kriterium. Von daher ist der starke Umsatzzuwachs der Discountgruppe keine Überraschung. Daß die Politik der weisen Selbstbeschränkung durchaus auf andere Händler und Hersteller im Konsumgüterbereich übertragbar ist, zeigen nicht nur andere Discounter, sondern auch der Erfolg der Nestlé-Süßwarensparte. Je stärker das Unternehmen seine Kraft, seine Kreativität und sein Engagement auf die Hauptmarken Smarties, Choco Crossies und Kitkat konzentriert, um so größer sind die damit zu erzielenden Markterfolge. In einem schrumpfenden Markt ist Nestlé vor allem mit seinen etablierten Marken gewachsen. Der Verbraucher will wissen, was er kauft, und nicht verwirrt vor unbekannten Produkten stehen. Wer ihm dabei entgegenkommt, der macht noch immer ein gutes Geschäft.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.01.2003, Nr. 17 / Seite 20
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 20:32:25
      Beitrag Nr. 1.724 ()
      Versicherungen
      Die Allianz-Aktie ist ein heißes Eisen


      20. Januar 2003 Ein Börsentag ohne die Impulse der US-Börsen ist kein richtiger Börsentag. So sind die Handelsvolumina am Montag in Europa auf Grund des Martin Luther King-Tages in den USA eher dünn, der Markt findet keine Richtung. Hatte der Dax am Morgen noch einen Teil der deutlichen Kursverluste vom Freitag aufgeholt, so tendierte er am Abend eher leichter. Um 20.00 Uhr geht der Dax mit einem Verlust von 0,87 Prozent bei 2.893,55 Zählern aus dem Handel.

      Auffällig erscheinen die Kursverluste der Allianz-Aktie. Mit einem Minus von 3,98 Prozent auf 84,74 Euro liegt das Papier nicht nur knapp 33 Prozent unter dem „Erholungshoch“ von 126,48 Euro vom vergangenen November, sondern der kurzfristige Trend zeigt wieder eindeutig nach unten. Das mehrjährige Tief des vergangenen Oktobers befindet sich schon wieder in Sichtweite. Und das bei einem Wert, der lange Zeit als einer der Solidesten des deutschen Finanzmarktes betrachtet wurde. Ein Wertverlust von 80 Prozent in nicht einmal ganz drei Jahren - das war früher einfach unvorstellbar.

      Setzen auf Gegenbewegung ist riskant

      Manche Anleger mögen das für übertrieben halten und könnten überlegen, auf eine deutliche Gegenbewegung zu setzen. Bei einer näheren Betrachtung der Fakten allerdings, dürften sie sich das genauer überlegen. Denn die Allianz hat sich nicht nur mit der Übernahme der Dresdner Bank ein teures Kuckucksei ins Nest gelegt, sondern sie leidet unter der anhaltenden Kursschwäche der Börsen. Die lässt die Finanzreserven mit rasender Geschwindigkeit wegschmelzen und macht es nicht nur immer schwieriger, die Mindestverzinsung der Versicherungsprodukte zu erzielen. Sondern ohne interessante Überschussbeteiligungen fehlen künftig auch die zugkräftigen Argumente der Vergangenheit, mit denen sich Kunden leicht locken ließen.

      Dazu kommt der überraschende Rücktritt des langjährigen Vorstands Schulte-Hillen - und nicht zuletzt Berichte über den Verkauf des Tafelsilbers. So hat das Unternehmen nach einem Bericht von Les Echos nicht nur 9,3 Prozent an BASF verkauft, sondern denke auch daran, seine 43,6-prozentige Beteiligung an Beiersdorf entweder an Tchibo oder an Procter & Gamble abzugeben. Es scheint flüssig gemacht zu werden, was flüssig gemacht werden kann.

      Bewertung erscheint nur auf den ersten Blick günstig

      Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwas mehr als zehn für das Jahr 2003 sieht die Aktie zwar optisch günstig aus. Allerdings warnen Experten davor, hier eine schnelle Änderung zu erwarten. Denn „eine niedrige Bewertung geht einher mit einer Finanzmarktumgebung, in der nur noch niedrige Renditen erzielbar sind“, formuliert beispielsweise Analyst Tim Dawson von der Privatbank Pictet seine Einschätzung. Danach können sich Versicherungswerte nur dann rasch erholen, wenn sich die Börse zügig erholt.

      Wenn nicht, müsste sich ihre Kapitalbasis in Anlehnung an die Prämieneinnahmen entwickeln. Die wiederum wachsen mit dem Sozialprodukt. Wenn das keine nennenswerten Steigerungsraten aufweist, dürfte die Wachstumsfantasie der Versicherungsunternehmen begrenzt bleiben. Und nichts anderes impliziert die niedrige Bewertung. Außerdem erwartet er weitere schlechte Nachrichten. So gehe beispielsweise die Rating-Agentur Fitch für die gesamte Branche von einer Eigenkapitalrendite von mageren 3,8 Prozent für das Jahr 2003 aus. Abgesehen von anfallenden Gewinnen oder Verlusten auf der Anlageseite.

      Aus diesem Grund würde er die riskantesten Werte meiden. Das sind die, die ihre Reserven nicht zügig flüssig machen können. Dazu zählen für ihn die Hannover Rück, Scor, RSA und - die Allianz. Mit dieser Einschätzung scheint sich fundamental zu bestätigen, was der Chart andeutet: Die Aktie ist ein heißes Eisen, an dem man sich leicht die Finger verbrennen kann.
      faznet.de
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      schrieb am 21.01.03 20:38:57
      Beitrag Nr. 1.725 ()
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      schrieb am 21.01.03 20:56:12
      Beitrag Nr. 1.726 ()
      Die USA im Krieg
      von Eduardo Galeano
      ZNet 14.01.2003


      Zeiten der Angst.


      Die Welt lebt in einem Zustand des permanenten Terrors - aber der Terror verbirgt sein Gesicht. Manche behaupten, Saddam Hussein stecke dahinter, er habe es satt, Feind Nr. 1 zu sein, andere führen den Schrecken auf Osama bin Laden zurück, jenem professionellen Handlungsreisenden in Sachen Angst. In Wirklichkeit steckt hinter der globalen Panik etwas, was sich ‘der Markt’ nennt. Und mit ‘Markt’ ist keineswegs der freundliche Tante-Emma-Laden an der Ecke gemeint, wo man sein Gemüse u. Obst kauft. Vielmehr hat dieser Markt kein Gesicht, er ist ein allmächtiger, omnipräsenter Terrorist, der sich aufführt, als wäre er Gott, und weil er meint, er ist Gott, glaubt er auch, es gäbe ihn ewig. Die Schar seiner Jünger schreit: “Vorsicht, der Markt ist nervös” u. warnt: “macht ja den Markt nicht böse”. Das Sündenregister des Markts läßt viele vor Angst erzittern. Seine ganze Existenz scheint der Markt damit verbracht zu haben, Leuten die Nahrung zu rauben u. Jobs kaputtzumachen; er hat ganze Staaten als Geißeln genommen u. Kriege angezettelt. Um sein Produkt, den ‘Krieg’, an den Mann zu bringen, muss der Markt Angst streuen. Angst erzeugt noch mehr Angst. Tag für Tag sieht man die Zwillingstürme von New York erneut auf den TV-Bildschirmen kollabieren. Oder was ist mit der Bedrohung durch Anthrax? Einerseits hat die offizielle Ermittlungskommission nichts oder sogut wie nichts über jene tödlichen Briefe herausgefunden, gleichzeitig steigen die Militärausgaben, die Rüstungsschulden, der USA, in geradezu spektakulärer Weise. Die Unsummen, die dieser Staat in seine Kriegsmaschinerie investiert, machen uns staunen. Die Summen, die hier in anderthalb Monaten ausgegeben werden, würden ausreichen, die ganze Welt zu ernähren - glaubt man den Zahlen der UN. Gibt der Markt das Startsignal, so schnellt der Zeiger auf der Angstskala in den ‘roten Bereich’, u. alle Ängste scheinen sich zu bewahrheiten. Kriege töten im Namen der Prävention, im Namen des Zweifels - Beweise sind unerheblich. Jetzt ist eben der Irak an der Reihe - u. wird erneut verurteilt. Eine einfache Rechnung: der Irak besitzt die zweitgrößten Erdöl-Reserven der Welt. Damit ist er im Besitz dessen, was der Markt so nötig braucht, um den Benzin-Bedarf einer verschwenderischen Konsum-Gesellschaft zu decken.

      Spieglein, Spieglein an der Wand - wer ist der Schrecklichste im ganzen Land?

      Die Weltmächte monopolisieren das Recht auf Massenvernichtungswaffen, so, als wäre es ihr natürliches Recht. Zur Zeit der Eroberung (des Kontinents) Amerika, als der globale Markt gerade erst am Enstehen war, starben wesentlich mehr Eingeborene durch Pocken u. Grippeviren, als durch Gewehrfeuer u. Schwert. Die europäischen Erobererer verdanken den Sieg ihrer Invasion daher nicht zuletzt Viren u. Bazillen. Einige Jahrhunderte später stellen diese natürlichen Verbündeten erneut eine Zerstörungswaffe in den Händen der Weltmächte dar. Eine Hand voll Länder kontrolliert das Bio-Arsenal der ganzen Welt. Nur wenige Jahrzehnte ist es her, da gestatteten die USA Saddam Hussein, die Kurden mit Bio-Waffen zu bekämpfen. Damals war eben Saddam der Liebling der westlichen Welt, u. die Kurden konnte niemand leiden. Diese Waffen wurden übrigens Mithilfe von Lieferungen einer Firma aus Rockville/Maryland, USA, produziert.

      Der Markt ruft nach Liberalisierung - nicht nur in militärischer sondern in jeglicher Hinsicht. Allerdings gilt diese Liberalisierung nicht für jedermann. Die Arsenale befinden sich in den Händen einiger weniger - u. das im Namen der Weltsicherheit. Saddam Hussein erschreckt die Menschen, die Welt hat Angst. Eines der schlimmsten Bedrohungsszenarien: Irak könnte bakteriologische Waffen zum Einsatz bringen oder noch schlimmer, er könnte im Besitz von Atomwaffen sein. Ausgerechnet der Präsident jenes einzigen Landes der Welt, das je Atomwaffen gegen Zivilisten einsetzte, erklärt uns nun, die Menschheit könne diese (irakische) Bedrohung nicht länger hinnehmen. War es etwa der Irak, der in Hiroshima u. Nagasaki alte Menschen, Frauen u. Kinder tötete? Sehen Sie sich das neue Jahrtausend doch nur an: ganze Populationen müssen fürchten, morgen nichts mehr zu essen zu haben oder kein Dach über dem Kopf. Menschen wissen nicht mehr, was mit ihnen passiert, wenn sie krank werden oder einen Unfall erleiden. Ganze Populationen von Menschen fragen sich, werde ich morgen überhaupt noch Arbeit haben? Und wenn ja, wird man mich dann zwingen, doppelt soviel zu arbeiten? Wird meine Rente von den Schwankungen der Börse bzw. vom Inflationsteufel aufgefressen? Stadtbewohner fürchten sich vor neuen Angriffen in der Zukunft bzw. davor, an der nächsten Straßenecke ausgeraubt zu werden. Wird man in meine Wohnung einbrechen u. mir die Gurgel durchschneiden? Die Landbevölkerung fragt sich, wielange können wir unser Land noch halten? Die Fischer fragen sich, ob sie in Zukunft wohl noch unverseuchte Flüsse u. Meere vorfinden werden. Einzelpersonen wie ganze Staaten wissen nicht mehr, wie sie ihre Schulden bezahlen sollen - zumal diese durch Wucherer in Zukunft noch mehr hochgeschraubt werden.

      Steckt hinter alledem etwa Al-Kaida?

      Die Wirtschaft tötet, ohne dass man davon in der Zeitung liest. So sterben beispielsweise weltweit jede Minute 12 Kinder an Hunger. Die Terrororganisation, die unsere Welt konstituiert (beschützt durch militärische Gewalt), läßt 1 Milliarde Menschen an chronischem Hunger leiden, während gleichzeitig 600 000 Menschen übergewichtig sind. Die Wirtschaft brummt, aber der Lebensstandard sinkt. Die Staaten Ecuador u. El Salvador haben den Dollar als Landeswährung eingeführt. Jetzt flieht die Bevölkerung. Nie haben diese Länder soviel Elend, soviel Emigration, gesehen. Dieser Export an Menschenmaterial ins Ausland, er erzeugt Trauer, Unruhe u. Gräben. 2001 schickten alle ecuadorianischen Arbeitsemigranten zusammen mehr Geld in ihre Heimat, als Ecuadors Gesamteinnahmen aus Bananen-, Shrimps-, Thunfisch-, Kaffee- u. Kakaoexport betrugen. Uruguay u. Argentinien verlieren ihre jungen Männer. Arbeitsemigranten (deren Großeltern ja einstmals in diese Länder eingewandert sind) hinterlassen zerstörte Familien, während sie selbst die schmerzenden Erinnerungen verdrängen müssen: “Doktor, meine Seele blutet. Welches Krankenhaus kann mich heilen?” In Argentinien gibt es eine Fernsehshow, in der der Hauptpreis in einem Job besteht. Die Kandidatenschlange ist endlos. Die Show sucht die entsprechenden Kandidaten aus, u. die Zuschauer stimmen ab. Es gewinnt derjenige mit dem tränenreichsten Auftritt, weil er das Publikum zum weinen bringt. Sony Pictures verkauft diese erfolgreiche Show jetzt schon weltweit. Was wird das für ein Job sein? Egal. Wie wird er bezahlt? Laß dich überraschen.

      Die Verzweiflung der Arbeitslosen bzw. die Angst, den Job zu verlieren, bringt die Menschen dazu, selbst Inakzeptables zu akzeptieren. Auf diese Weise konnte sich weltweit das ‘Modell WalMart’ etablieren. Dieser US-Top-Konzern verbietet Gewerkschaften u. verlangt unbezahlte Überstunden. Der ‘Markt’ exportiert dieses lukrative System. Wobei gilt: je mieser der Zustand der nationalen Ökonomie, desto leichter läßt sich das Arbeitsrecht schreddern. Und mit ihm bleiben die übrigen Rechte auf der Strecke. So reift der Same des Chaos zur Frucht des Ordnungsstaats. Armut u. Müßiggang erzeugen Kriminalität, Kriminalität wiederum verbreitet Panik, was den Boden für noch Schlimmeres bereitet. So wird beispielsweise in Argentinien das Militär zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt. Dabei ist das Militär selbst massivst ins Verbrechen verwickelt. “Kommt und rettet uns vor der Kriminalität!” ruft ausgerechnet Carlos Menem, ein treuer Diener des ‘Marktes’ u. Verbrechensexperte aus eigener Erfahrung - er war ja lange genug Präsident.

      Billige Kosten, hohe Profite, keine Kontrollen. Ein Öltanker bricht entzwei und spuckt seine tödlich schwarze Fracht mitten ins Meer. Diese schwarze Masse schwimmt direkt an die galicische Küste, sogar noch weiter. Die weltweit profitabelsten Geschäfte - für gewöhnlich führen sie zu zwei Dingen: zu hohen Gewinnen auf der einen Seite u. ‘Naturkatastrophen’ auf der andern. Die giftigen Gase, die durch das Erdöl entstehen sind Hauptursache des Klimawandels u. des Ozonlochs (dieses Loch besitzt mittlerweile ungefähr die Größe der Vereinigten Staaten). In Äthopien u. andern afrikanischen Ländern haben Dürren zur größten Hungersnot seit 20 Jahren geführt - Millionen Menschen sind davon betroffen. Gleichzeitig wurden Deutschland u. mehrere andere europäische Länder von der schlimmsten Flutkatastrophe seit 50 Jahren heimgesucht. Und noch etwa entsteht durch Erdöl: Krieg. Armer Irak.

      Brecha, Uruguay, im Dezember 2002

      Dieser Text wurde ins Englische übertragen durch ehrenamtliche Übersetzer/innen des coorditrad@attac.org
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      schrieb am 21.01.03 21:56:01
      Beitrag Nr. 1.727 ()
      Fondsforscher ab sofort leicht pessimistisch


      Die Fondsforscher von Trim Tabs gaben heute bekannt, dass es in der letzten Woche zu leichten Mittelzuflüssen bei US-Aktienfonds gekommen sei. Fonds, die primär in US-Aktien investierten, hätten dabei 800 Mio $ an „fresh money“ erworben, in den vergangenen beiden Wochen betrug diese Zahl gar 3,2 Milliarden $.

      „Auf der einen Seite ist es positiv zu werten, dass Anleger wieder in den US-Aktienmarkt investieren. Auf der anderen Seite gingen die Unternehmensrückkäufe zurück, das ist nicht so positiv“, meinten die Experten von Trim Tabs. Insgesamt sei man daher von einer vorsichtig optimistischen zu einer leicht pessimistischen Grundhaltung übergewechselt, weil der Rückgang der Unternehmensrückkäufe zu einer Zeit kommt, in der Löhne und Gehälter rückläufig seien.


      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 22.01.03 15:47:34
      Beitrag Nr. 1.728 ()
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      schrieb am 22.01.03 17:19:02
      Beitrag Nr. 1.729 ()
      DAX vor neuen Tiefständen ?
      von Holger Struck, M.M.Warburg & CO


      Nach der imposanten Bear-Market-Rallye zum Jahresschluß dominiert längst wieder die übergeordnete Baisse im DAX. Den regelmäßigen Lesern unserer mit „Das übergeordnete Bild“ überschriebenen DAX-Markttechnik-Kommentare des Jahres 2002 ist damit auch weiterhin klar, daß von einer Trendwende nach wie vor keine Rede sein kann und die oftmals genannten Ziel- bzw. Unterstützungsmarken aus dem Monatschart „wenig oberhalb von 2000 Punkten“ eben noch nicht erreicht wurden.


      Der Jahresschlußspurt war dennoch einmal mehr beeindruckend: Ausgehend vom Tiefstand des 09. Oktobers bei 2519 Punkten kletterte der DAX angeführt von starken Kursanstiegen bei Finanz- und Technologieaktien (oft mit mehr als 100 % Anstieg) auf 3476 Punkte. Bereits am 02. Dezember waren damit 957 Zähler hinzugewonnen – eine Performance von Plus 38 % in weniger als 2 Monaten ! Doch eine Fortsetzung oder gar Trendwendeindizien ließen weiter auf sich warten.

      Doch erinnern wir uns an den 10. Oktober 2002, als wir bei damals 2584 Punkten in unserer Studie „3235 – 3302 Punkte zum Jahresende machbar !“, diese Jahresendrallye ankündigten. So gut sich eine markante Aufwärtsbewegung Anfang Oktober vor allem aus dem Vergleich der Entwicklung der Volatilitätsstudien zur Indexbewegung, eines sich kurzfristig anbahnenden Trendbruchsignals und der damals wirklich drastisch überverkauften Lage im DAX auch herleiten ließ, so wenig mochten damit die so wichtigen „Fortsetzungssignale“ produziert werden. Der Jahresschlußspurt 2002 blieb sogar hinter dem in 2001 zurück.

      Der DAX befindet sich in völlig unzweideutig abwärtsgerichteten Primär- und auch Sekundärtrends. Die Bear-Market-Rallye zum Jahresschluß stellte lediglich die tertiäre Tendenz (mehrerer Wochen) in Frage, indem sie a) den bis dato gültigen Abwärtstrend der kurzfristigen Zeitebene brach und b) einen dynamischen, kurzfristigen Aufwärtstrend auf daily-Ebene – zumindest zeitweilig – etablieren konnte. Selbst diese letztgenannte Aufwärtstendenz muß aber zunehmend als beendet angesehen werden ! Es läßt sich seit dem Top am 02. Dezember 2002 bei 3476 und den Kursrückgängen seither bestenfalls noch von einer Seitwärtsbewegung sprechen. Der ursprüngliche, steile und dynamische Aufwärtstrend vom Oktober-Tief ist längst hinfällig. Ein Blick auf die Fibonacci-Retracements der Bewegung seit Oktober läßt wenig Gutes erahnen:

      Zunächst sei noch einmal festgehalten, daß die letzte DAX-Rallye mit ihrem Hoch von 3476 Punkten recht genau am Tiefstand des Septembers 2001 (3539) scheiterte. Von unten kommend haben wir mit der gar so imposanten Rallye im DAX also lediglich den typischen Pull-Back-Versuch unternommen. Nach dem Scheitern an dieser Marke sind nunmehr die steileren Varianten der Aufwärtstendenz seit Oktober bereits nach unten durchbrochen. Lediglich die letzte und flachste Trendlinie, verbunden mit dem Low bei 2836 vom 30. Dezember 2002 ist so gerade eben noch als intakt anzusehen. Spätestens mit dem Durchbruch durch diese Gerade wäre wieder unbedingte Vorsicht gefordert. Denn der DAX hat schon zum wiederholten Male seine sich aus den Fibonacci-Retracements ergebenden Korrekturziele durchschlagen. Bei 3111 Punkten verlief das sog. Minimal-Korrekturlevel, was sich seit dem Durchbrechen nach unten nun immer wieder als Widerstand auf Schlußkursbasis erweist. Das Normalkorrekturlevel bei 2998 ist derzeit umkämpft und selbst das Niveau der Maximalkorrektur bei 2885 wurde bereits an 2 Handelstagen unterschritten und steht erneut auf der Tagesordnung. Darunter – und das gilt umso mehr für ein Unterschreiten des Tiefs bei 2836 vom 30.12.02 – wären die Hinweise auf neue Tiefstände in der Nähe des Oktober-Tiefs von 2519 klar gegeben. Zwar stützen die nun auch auf daily-Ebene klar überverkauften Oszillatoren nochmals den "Versuch der Gegenwehr". Es scheint aber alles eine reine Frage der Zeit zu sein - zu einer Baisse (bisher fraglos intakt) gehören eben auch neue Tiefstände. (Das bisherige Baisse-Low liegt bei 2519 ...).


      technical-investor.de
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      schrieb am 22.01.03 17:22:28
      Beitrag Nr. 1.730 ()
      Ökonomen fürchten wachsenden Konsumfrust nach Lohnschock

      Für die meisten Arbeitnehmer ist der Blick auf die Gehaltsabrechnung in diesen Tagen ernüchternd. Wer beispielsweise 60.000 Euro brutto im Jahr verdient, bekommt im Januar durchschnittlich 85 Euro weniger überwiesen als noch im Dezember. Steigende Beiträge und/oder höhere Bemessungsgrenzen in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Arbeitslosenversicherung machen sich auf dem Lohnstreifen unangenehm bemerkbar. Die Politikerhoffnung, die Menschen würden die Einschnitte nicht so richtig wahrnehmen, wird sich wohl nicht erfüllen. "Die Arbeitnehmer passen sehr wohl auf. Jetzt merken sie, dass ihnen jeden Monat weniger übrig bleibt", sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der Deka-Bank in Frankfurt. "Und die Konsumenten werden reagieren, das bremst die Nachfrage noch weiter."

      Auch die Marktforscher von der GfK in Nürnberg schreiben in ihrer Konsumklimastudie: "Es ist zu befürchten, dass die Einkommensstimmung Anfang dieses Jahres noch einmal einen Dämpfer erhält, nämlich dann, wenn die Beitragserhöhungen auf den Lohn- und Gehaltszetteln sichtbar und die Konsequenzen für den persönlichen Konsumspielraum konkret spürbar werden."

      Trend zur Knickerigkeit

      Für Lorenz Fischer, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Köln, gehen Menschen sehr unterschiedlich mit ihrem Gehaltszettel um. Ein Großteil nimmt die Einbuße wahr. "Einige reagieren aber auch erst durch die öffentliche Diskussion", so Fischer. Auch bei der Reaktion differenziert der Wissenschaftler: "Gewisse jüngere Milieus, die noch nie im Leben Mangel kennengelernt und Spaß am Konsum haben, werden die Signale so lange wie möglich ignorieren." Ganz anders die eher konservativen Konsumenten: "Leute, die ohnehin sparsam sind, werden noch sparsamer - die Gruppen driften auseinander."

      Durch den Abgabenschock, der durch die Erhöhung der Ökosteuer und der Tabaksteuer noch verstärkt wird, wird sich aber möglicherweise der Trend zur Knickerigkeit verstärken - da sind sich die Experten einig. Noch mehr Menschen als bisher werden bei Discountern einkaufen. Fischer: "In Deutschland schämt man sich dafür nicht - anders als zum Beispiel in Frankreich."

      Bank-Volkswirtin Widmann rechnet damit, dass die Konsumenten ihre Autos länger fahren werden. Auch bei der Wohnzimmereinrichtung, Restaurantbesuchen oder beim Fitnessstudio werde weiter gespart. Widmanns Kollege Thomas Amend von der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt in Düsseldorf ist für die Tourismusbranche ebenfalls skeptisch: "Viele Leute werden statt zweimal oder dreimal nur noch einmal pro Jahr in Urlaub fahren."

      Politik muss Zukunftsperspektiven bieten

      Widmann und Amend rechnen damit, dass die Deutschen noch mehr sparen werden als in den Vorjahren. Widmann: "Die Sparquote steigt ohnehin schon seit Monaten, weil die Leute Angst um ihren Arbeitsplatz haben und der Rentenversicherung nicht mehr trauen." Für Amend ist das ein Teufelskreis: "Die Menschen haben netto weniger Geld und sparen gleichzeitig auch noch mehr. Deshalb wird der Konsum weiter schwach bleiben."

      Das werde sich nur ändern, so Widmann, wenn die Deutschen wieder eine Zukunftsperspektive erkennen könnten - und die müsse jetzt von der Politik kommen: "Kriegt die Regierung die Krankenversicherungsbeiträge in den Griff? Bekommen wir schnell wieder einen Arbeitsplatz, wenn wir den alten verlieren? Wird die Wirtschaft flexibler? Das sind die Fragen, die dringend beantwortet werden müssen."
      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 17:28:46
      Beitrag Nr. 1.731 ()
      Europaweite Zinssteuer beschlossen

      (ffs) Nach jahrelangem Tauziehen haben sich die Finanzminister der in der EU zusammengeschlossenen Staaten auf eine Kompromiss bei der Zinsbesteuerung innerhalb der Europäischen Union geeinigt. Der wohl wichtigste Punkt ist der Vereinbarung über die ab 1. Januar 2004 gültige Weiterleitung von Informationen über Zinserträge auf Ausländerkonten an die EU-Partner. Dieser haben zwölf Staaten, darunter Deutschland, zugestimmt.

      Auf ihr Steuergeheimnis pochen dagegen weiterhin Österreich, Belgien und Luxemburg. Diese drei Staaten müssen nun eine Quellensteuer erheben. Ab 2004 werden 15 Prozent, ab 2007 20 Prozent und ab 2010 werden 35 Prozent fällig. Von diesen in einem anonymen Verfahren erhobenen Steuereinnahmen führen die drei Staaten zu 75 Prozent an die Heimatstaaten der ausländischen Sparer ab.

      Österreich, Belgien und Luxemburg werden sich am EU-weiten Meldesystem erst dann beteiligen, wenn die nicht zur Gemeinschaft gehörende Schweiz entsprechend den Regeln der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zumindest auf Anfrage Mitteilungen über ausländische Sparer gewährt. Weiterhin wird ein Abkommen mit der Schweiz, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Andorra angestrebt, in dem sich diese Staaten zur Einführung gleicher Steuersätze wie in drei genannten Staaten verpflichtet.

      Großbritannien akzeptiert für ihre Steueroasen den Informationsaustausch ab 2004 oder wahlweise die stufenweise Einführung der Quellensteuer. Mit den USA wurde bereits eine Vereinbarung über das Prinzip des Informationsaustauschs in Steuersachen getroffen.


      [ Mittwoch, 22.01.2003, 10:19 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 17:42:42
      Beitrag Nr. 1.732 ()
      EU-Zinsbesteuerung


      Zwischenruf: Die 100-Milliarden-Euro-Illusion



      Von Rainer Nahrendorf



      Auch Hans Eichel weiß nicht, wie viele Milliarden Euro Schwarzgeld Deutsche auf Luxemburger Konten liegen haben. Aber er wird bald klüger sein. Denn Luxemburg, Österreich und Belgien haben sich verpflichtet, ab 2004 75 Prozent der Quellensteuer auf Zinsen ausländischer Anleger an deren Heimatländer zu überweisen. Die Einführung der bis 2010 auf 35 Prozent steigenden Quellensteuer ist der Preis dafür, dass die drei Länder ihr Bankgeheimnis solange beibehalten können, bis es auch die Schweiz und andere Drittstaaten aufgeben.

      Das kann dauern. Wer die Quellen seines Geldes partout nicht offenbaren will, wird weiter auf den Bestand des Bankgeheimnisses in den drei Ländern setzen. Deshalb ist die Hoffnung, die in Deutschland geplante Abgeltungssteuer von 25 Prozent und die Steueramnestie werden 100 Milliarden Euro nach Deutschland zurückfließen lassen, eine Illusion.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. Januar 2003,
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 17:46:33
      Beitrag Nr. 1.733 ()
      US: Verbrauchervertrauen auf 9-Jahrestief


      Der Index zum Verbrauchervertrauen des ABC News/Money Magazine fiel in der letzten Woche aufgrund der wachsenden Kriegsangst und den steigenden Ölpreisen auf -27 nach -21 in der Vorwoche. Das ist ein 9-Jahrestief.

      "Das Verbrauchervertrauen reagiert sehr empfindlich auf Änderungen des Öl- oder Gaspreises, und der Ölpreis ist auf ein 2-Jahreshoch gestiegen," so eine Stellungnahme.

      Das erste Mal in der Regierungszeit von US-Präsident Bush war die Mehrheit der US-Amerikaner (53%) nicht mit Bush´s Wirtschaftspolitik einverstanden, so eine seperate Umfrage von ABC News/Washington Post.

      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 22.01.03 18:22:52
      Beitrag Nr. 1.734 ()
      Experten raten von Fonds mit US-Papieren ab


      Der Euro geht, der Dollar fällt


      Von Michael Ferber


      Der Dollar fällt weiter gegenüber dem Euro, glauben die meisten Strategen und Volkswirte. Folglich raten sie von Engagements in Fonds, die in amerikanische Aktien und Anleihen investieren, ab. Sicher vor der Dollar-Abwertung sind Anleger mit europäischen Geldmarkt-, Staatsanleihen- und Unternehmensanleihenfonds.



      FRANKFURT/M. Der Dollar fällt und fällt. In den vergangenen drei Monaten hat die US-Währung rund 8 % gegenüber dem Euro verloren und notierte am Dienstag nachmittag auf einem Drei-Jahres-Tief. „Der Dollar befindet sich in einer Abwertungsspirale“, sagt Andrea Schruff, Strategin bei der Weberbank in Berlin.

      Die schlechte Entwicklung der US-Währung hat auch negative Auswirkungen auf die Portfolios vieler europäischer Anleger: Denn der Anteilswert an Fonds, die stark in US-Aktien oder -Anleihen investiert sind, fällt mit dem Dollar. Investoren, die wie die meisten Volkswirte und Strategen der Banken mit einer weiteren Dollar-Abwertung rechnen, sollten daher mit Engagements in US-Fonds vorsichtig sein.

      „Der schwache Dollar beeinflusst die Wertentwicklung vieler in Deutschland zugelassener Fonds unmittelbar. Betroffen sind nicht nur US-Aktien- oder Rentenfonds, auch internationale Aktienfonds sind durchschnittlich zu etwa der Hälfte in US-Werten investiert“, sagt Wolfgang Kaiser, Senior Analyst bei dem Researchunternehmen Fondsconsult. Auch internationale Rentenfonds hielten oft Dollar-Anteile in Höhe von 30 %. „Der Anleger sollte darauf achten, wie hoch bei den einzelnen Fonds das tatsächliche Fremdwährungsengagement nach der Absicherung durch Termingeschäfte ist, und welcher Teil seines Gesamtportfolios Währungsschwankungen unterliegt“, sagt Kaiser. Schruff rät besonders vom Kauf von auf US-Renten setzenden Fonds ab. „Da besteht die Gefahr, dass Anleger neben den Währungs- auch Kursverluste erleiden.“ Die meisten in Rentenfonds enthaltenen Anleihen hätten längere Laufzeiten. Deshalb könnten in einem Umfeld steigender Zinsen ihre Kurse fallen. Steigende Leitzinsen sind Gift für Anleihenkurse, weil dadurch die vergleichsweise niedrigere Verzinsung früher begebener Bonds über die Kurse ausgeglichen wird.

      Die Skepsis gegenüber den Fonds rührt daher, dass die meisten Strategen und Volkswirte in den Banken mit einem weiterhin schwächelnden Dollar rechnen. „Währungsstrom-Trends sind meist langfristige Entwicklungen“, sagt Schruff. Bis Ende dieses Jahres erwartet sie, dass der Euro bis auf 1,11 Dollar steigt. Holger Fahrinkrug, Volkswirt bei UBS Warburg, rechnet gar mit einem Euro-Dollar-Verhältnis von 1,15 Dollar zum Jahresende.

      Besonders die Unsicherheit über die Irakpolitik der USA drücke den Dollarkurs, sagen die Experten. Außerdem belaste das 670 Mrd.$-Konjunkturpaket von Präsident Bush die Währung, da sich die USA immer stärker verschuldeten. Ein weiterer Grund für die Dollarschwäche sei das hohe US-Leistungsbilanzdefizit, das immer stärker in den Fokus der Investoren rückt. Um den Wechselkurs stabil zu halten, müssen die USA 1,4 Mrd. $ täglich an ausländischem Kapital anziehen.

      Auf der sicheren Seite seien Anleger mit europäischen Geldmarkt-, Staatsanleihen- oder Unternehmensanleihenfonds, sagt Rolf Drees, Sprecher der Fondsgesellschaft Union Investment. Hier gebe es weder von der Währungs- noch von der Ertragsseite her große Risiken. Bei europäischen Aktien könnten die Gewinne der Unternehmen dagegen unter dem starken Dollar leiden – falls die Firmen große Teile des Umsatzes in den USA erzielen. Auch Dorothea Huttanus, Strategin bei der DZ Bank, rät momentan von einem Engagement in US-Werten ab. „In drei Monaten könnte das Umfeld in den USA aber günstiger aussehen.“ Sie rechnet aber damit, dass sich im Laufe des Jahres die US-Konjunktur schneller erholt als die europäische. Dies liege daran, dass US-Unternehmen produktiver seien als europäische und die amerikanischen Märkte flexibler. Adriaan Bonauer, Analyst beim Fondsresearchunternehmen Morningstar, sieht die Entwicklung im Euro–Dollar–Verhältnis gelassen: „Anleger, die langfristig investieren, sollten sich nicht umorientieren. Langfristig gleicht sich das wieder aus.“

      Quelle: Handelsblatt

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. Januar 2003, 08:13 Uhr
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 19:03:07
      Beitrag Nr. 1.735 ()
      Datum: 22.01. 18:25 Fondsgesellschaft hält 4. Baisse-Jahr für möglich


      Nach Ansicht der Fondsgesellschaft Dr. Jens Erhardt Kapital kann man ein viertes negatives Börsenjahr nicht ausschließen. Insbesondere die hohe Verschuldung in den USA sei gefährlich. Die Situation zum Jahreswechsel war ähnlich wie vor einem Jahr. Viele Experten rechneten mit einer positiven Entwicklung der Aktienmärkte. Im letzten Jahr ging man davon aus, dass es in den vergangenen 100 Jahren nur zweimal zu einer dreijährigen Baisseperiode kam und dies somit so gut wie ausgeschlossen sei.

      Die Perspektive für die Kapitalmärkte sei von erheblichen Risiken geprägt, so die Fondsgesellschaft in einem aktuellen Marktausblick. Es bestehen immense volkswirtschaftliche Ungleichgewichte, hieß es. Zudem birgt die geopolitische Lage erhebliche Unsicherheitsfaktoren.

      Die Dr. Jens Erhardt Kapital AG behält deshalb ihre vorsichtige und konservative Anlagestrategie weiterhin bei. Dies mache einen entsprechenden Depotanteil in Gold und Rohstoffen erforderlich, hieß es.

      Quelle: Fonds-Reporter.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 20:31:24
      Beitrag Nr. 1.736 ()
      J.P. Morgan – Enron belastet

      von Jochen Steffens

      J.P. Morgen, die Nummer Zwei unter den US-Investmentbanken, muss im vierten Quartal Rekord-Einbußen hinnehmen. Diese so erwarteten Einbußen haben mit Strafzahlung im Zusammenhang mit dem Enron-Skandal zu tun. Aber auch hohe Rückstellungen für andere Gerichtsverfahren haben belastet.

      J.P. Morgan hat im abgelaufenen Quartal einen Verlust von 387 Mio. $ oder 20 Cents je Aktie zu verbuchen. Zum Vorjahresergebnis von Minus 332 Mio $ ist das eine Ausweitung des Verlustes um immerhin 16,5 %. Das Quartalsergebnis ist wesentlich schlechter als Analysten erwartet hatten ausgefallen. Im Durchschnitt lagen die Prognose bei einem Verlust von nur 9 Cents je Aktie.

      _____________________________________________________

      Der Goldpreis in 10 bis 12 Jahren ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Der private Konsum ist in den USA seit 20 Jahren gestiegen. Statt die Probleme der zu geringen Investitionen zu lösen und statt die Balance in der Volkswirtschaft wiederherzustellen – was für eine Zeitlang schmerzlich wäre – erhöht die US-Zentralbank einfach immer weiter die Geldmenge und ermutigt die Konsumenten, sich noch weiter zu verschulden." Felix Zulauf sagte dies vor kurzem in einer Diskussionsrunde vom Barron`s Magazin. Und weiter: "Im besten Fall werden die USA eine lange Periode der Stagflation durchmachen (Stagnation plus Inflation), mit sehr niedrigem Wachstum – oder noch weniger als das. Irgendwann wird die Welt beginnen zu verstehen, dass die US-Wirtschaft fundamental viel schwächer ist, als allgemein angenommen wird."

      Die Amerikaner haben ein Konsumniveau erreicht, dass sie sich nicht wirklich leisten können. Wenn sie mehr von ihrem Geld in neue Fabriken und neue Maschinen investiert hätten – solche Investitionen erhöhen Einkommen und Gewinne –, dann sähe es schon anders aus. Aber das taten sie nicht; statt zu sparen und zu investieren, konsumierten sie lieber. Und jetzt hängt die einzige Supermacht der Welt von der Freundlichkeit der Ausländer ab, wenn es darum geht, den US-Bürgern den Lebensstandard zu erlauben, an den sie sich gewöhnt haben. Aber die Ausländer sind nicht mehr so freundlich ... oder so dumm. Im letzten Jahr kauften die Ausländer für 45 Milliarden Dollar US-Aktien, so Zulauf, "aber das wird sich irgendwann ändern. Wenn die Leute realisieren, dass die US-Wirtschaft fundamentale Probleme hat, dann wird der Dollar sehr stark fallen."

      Der Dollar hat gegenüber dem Euro schon 20 % seines Wertes verloren. Aber Zulauf geht davon aus, dass der Dollar gegenüber dem Gold am meisten verlieren wird. "Die anderen Zentralbanken werden ab einem bestimmten Punkt versuchen, den Dollar zu stützen – denn wenn er zu stark fällt, belastet er ihre Exporte. Diese anderen Zentralbanken werden dazu gezwungen sein, die gleiche Politik wie die US-Zentralbank zu verfolgen, und weltweit wird sich die Geldmenge aufblähen. Das ist der Zeitpunkt, wenn Gold wirklich durchstarten wird." Wie weit? Im Jahr 2000 konnte man für 45 Unzen Gold alle Aktien des Dow Jones kaufen. Heute liegt das Verhältnis bei 25 zu 1. "Ich weiss nicht genau, wie weit das Gold laufen wird," gibt Zulauf zu und spricht mir damit aus der Seele, "aber ich schätze, dass dieses Verhältnis dann irgendwo zwischen 1 zu 1 und 1 zu 3 liegen wird. Wir werden es in 10 bis 12 Jahren wissen."

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      Die Auslandsverschuldung der USA bleibt ein Problem


      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Die USA können ihre Auslandsschulden mit Geld zurückzahlen, das sie selber drucken. Das scheint ein ziemlich gutes Geschäft zu sein. Leider können die Amerikaner nicht viel vorzeigen, was sie mit diesem geliehenen Geld gemacht haben. Denn statt damit in Projekte zu investieren, ist der größte Teil des Geldes einfach in den Konsum gesteckt worden. Das aktuelle Barron`s Magazin hat die wachsende Schuldenlast Amerikas aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Ein paar Ausschnitte daraus:

      "Die gesamte amerikanische Verschuldung ... die Summe der Verschuldung der privaten Haushalte, Unternehmen und des Staats (Bund, Bundesstaaten und Gemeinden) ist von 4 Billionen im Jahr 1980 auf 31 Billionen im dritten Quartal 2002 angestiegen." Und: "Die Schulden als Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben den bisherigen Rekordwert von 264 % – der während der Weltwirtschaftskrise erreicht wurde – übertroffen." Währenddessen steigt die Zahl der Kreditausfälle – sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Konsumenten. "Ab welchem Niveau wird das Schuldenniveau tödlich?" fragt das Barron`s Magazin provokativ. "Niemand weiß das genau." Solange wie die ausländischen Kreditgeber die Dollar, die die USA selber drucken, weiterhin bereitwillig akzeptieren, kann man die Auslandsverschuldung der USA noch jahrelang managen. Leider sieht es so aus, als ob die Ausländer schon weniger enthusiastisch geworden sind, wenn es darum geht, Dollarnoten in Empfang zu nehmen.

      Viele ausländische Kreditgeber – besonders die Japaner – switchen ihre Anlagen vom Dollar in den Euro. Vito J. Racanelli vom Barron`s Magazin schreibt dazu: "Den Investoren aus dem Land der aufgehenden Sonne gefallen US-Anlagen zunehmend weniger, und sie erwärmen sich plötzlich für Anlagen in Europa. Die Daten vom japanischen Finanzministerium zeigen, dass Japaner letzten November für 9,1 Milliarden Dollar Wertpapiere der Eurozone gekauft haben, hauptsächlich Anleihen, vergleichen mit einem Zuwachs von 5,3 Milliarden Dollar bei den US-Anlagen. Hingegen haben sie ihr investiertes Kapital in britischen Wertpapieren um 600 Millionen Dollar verringert."

      Racanelli weiter: "Im aktuellen japanischen Fiskaljahr (das in Japan im April beginnt) bis November waren die japanischen Investitionen in den USA doppelt so hoch wie die japanischen Investitionen in der Eurozone, aber im August, Oktober und besonders November ging mehr Geld nach Europa als nach Amerika."

      Ist es da ein Wunder, dass der Dollar fällt? Wenn die Japaner aufhören, das massive amerikanische Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, dann werden die Probleme des Dollar sehr schnell sehr ernst werden.

      Der Dollar ist das letzte Opfer der amerikanischen Post-Spekulationsblasen-Wirtschaft. Angesichts der Tatsache, dass die US-Wirtschaft unter Überkapazitäten und schwacher Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen leidet, sind die kurzfristigen Investmentaussichten nicht gerade umwerfend gut. Und das bedeutet, dass das ausländische Kapital zu einem großen Teil aus den USA fliehen wird, um nach besseren Anlagemöglichkeiten woanders zu suchen.

      "Der Schlüsselfaktor, an den man sich bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage und des Ausblicks für den Aktienmarkt erinnern sollte, ist, dass wir uns derzeit nicht in einem typischen Nachkriegs-Bärenmarkt befinden. Stattdessen wird immer noch die Manie, die in den späten 1990ern aufgetreten war, abgebaut," so Comstock Partners. Und weiter: "Wir leiden jetzt unter den Konsequenzen. Das ist der Grund dafür, dass die Analysten, die dies ignorieren ... nicht das große Bild sehen und deshalb so viele falsche Prognosen abgeben. Wir glauben, dass sich die Spekulationsblase noch immer nicht komplett abgebaut hat und dass der Markt noch einen langen Weg bis zum Boden gehen muss."

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      Die Politik der US-Zentralbank wird den Dollar zerstören

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wir leiden noch unter den Konsequenzen der Manie der späten 1990ern, daran erinnern uns Comstock Partners. Aber ich kann mir nicht helfen – ich denke, dass mehr dahintersteckt. Die Euphorie am Aktienmarkt wurde durch wichtige Spektakel gestützt: Die Informations-Revolution und die Demokratisierung (sowohl der Märkte als auch der Politik) von Massengefühlen. Plötzlich gab es auf jedem TV-Kanal und auf fast jedem Computerbildschirm jemanden, der die Leute etwas glauben machen wollte, was nicht wahr war – nämlich dass man mit Aktien ohne Risiko reich werden könnte (15 % jährlichen Gewinn für immer!). Und dass Papiergeld sich gegenüber dem richtigen Geld (Gold) verteuern würde, bis es in der Hölle friert ... und dass sich die Konsumenten durch neue Schulden und Konsum den Weg in den Reichtum "erarbeiten" könnten.

      Die Kleinanleger wurden abgezockt und missbraucht. Sie verloren mit Aktien die Hälfte ihres Geldes (manche, die z.B. am Neuen Markt angelegt haben, weitaus mehr) ... und in den USA sind sie jetzt höher verschuldet als jemals zuvor in der Geschichte. Werden Sie plötzlich zur Besinnung kommen? Oder werden sie weiterhin an ihren Illusionen festhalten, bis sie komplett und vollständig zerstört sind – so wie die deutschen Soldaten, die noch im April 1945 Berlin verteidigen wollten.

      *** "Die Politik der US-Zentralbank wird den Dollar zerstören", so Felix Zulauf während der bereits erwähnten Diskussionsrunde, die vom Barron`s Magazin veranstaltet wurde. "Das Vertrauen in die US-Währung wird irgendwann kollabieren, und dann wird man einen Run aus dem Dollar sehen. Das wird aber nicht zwangsläufig anderen Währungen zugute kommen, denn deren Zentralbanken müssen den Dollar stützen. Gold wird sich aber auch wie eine Währung verhalten – und zwar eine Währung, die nicht von fehlgeleiteten Zentralbankern gemanagt wird. Man kann es auch auf eine andere Art betrachten: Die USA haben zu wenig in Kapitalanlagen investiert, um die Güter, die die US-Konsumenten wollen, selbst produzieren zu können. Die US-Konsumenten konsumieren auf Kredit, anstatt zu sparen und damit letztlich zu investieren. Die Chinesen hingegen investieren. Sie bauen sich ein Imperium."

      *** Oh là là ... meine Frau Elizabeth kam mit einem sorgenvollen Blick vom Elternabend der örtlichen Schule, die unser Sohn besucht, zurück. "Es war fürchterlich", berichtete sie. "Sie sagen, dass er nie aufpasst ... und dass er sich während des Unterrichts umdreht, und mit Freunden spricht ... dass er nicht still sitzen kann ... und dass er hinter den anderen Kindern zurückbleibt ..."

      "Das hört sich so an, als ob er sich in der Schule genau wie zu Hause verhält", antwortete sein Vater. "Zumindest ist er konsequent."

      "Und er wird scheitern. Wir müssen eine andere Schule für ihn finden." Armer Edward – ein Scheitern mit 9 Jahren. Wenn er von der Schule fliegen sollte, dann wird er nicht an die besten Universitäten kommen ... kein Harvard und kein Yale. Was wird aus ihm werden, fragte sich seine Mutter? "Er ist ziemlich gut, wenn er mir mit den Steinmauern hilft", sagte ich, um auf die positiven Seiten zu blicken, "vielleicht könnte er ein Steinmetz werden. Das macht auch mehr Spaß, als hinter einem Schreibtisch zu sitzen – und man kann reden, was man will."

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      investorverlag.de
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      schrieb am 22.01.03 20:35:38
      Beitrag Nr. 1.737 ()
      Die Fehler der amerikanischen Wirtschaftspolitik

      von Dr. Kurt Richebächer

      Es galt einmal unter Volkswirten als Binsenweisheit, dass steigende Investitionen – in Fabriken, Büros, Maschinen und andere Ausrüstungsgegenstände – die Grundvoraussetzung für Wirtschaftswachstum und allgemeinen Reichtum seien. Schließlich wird durch diese Investitionen zusätzliche Nachfrage geschaffen, was zu mehr Jobs führt. Wenn die Investitionen durchgeführt worden sind, dann erhöhen sie das Angebot, die Beschäftigung, das Einkommen und die Produktivität. Der Schlüssel ist, zu sehen, dass Investitionen die einzige Komponente des Bruttoinlandsproduktes sind, die sowohl die Nachfrage als auch das Angebot vergrößern.

      Aber die derzeitige amerikanische Standard-Wirtschaftspolitik scheint diese Fakten zu übersehen. Zunächst einmal betont diese Wirtschaftspolitik in erster Linie den Konsum als den Motor des Wirtschaftswachstums, und dann wird Sparen und Kapital-Akkumulierung nicht gerade hoch geschätzt. Alternativ dazu wird auf Produktivitätswachstum gesetzt, das durch die neuen Technologien entstehen soll und die Wurzel von Wirtschaftswachstum und Profitabilität sein soll.

      Das ist eine radikale Abkehr von der Denkweise der Volkswirte der alten Schulde. Wenn man nur das Produktivitätswachstum betrachtet, dann scheint die US-Wirtschaft wirklich in exzellenter Verfassung zu sein – definitiv besser als der Rest der Welt. Aber wenn man nur die Sparraten betrachtet, dann gehört die US-Wirtschaft zu den schlechtesten der Welt. Welches ist die richtige Interpretation?

      Für die amerikanischen Politiker und Ökonomen scheint Produktivitätswachstum die große Zauberei zu sein, die alle Probleme löst und eine wirtschaftliche Erholung ermöglicht. Diese Ansicht scheint so weit verbreitet zu sein, dass das gemessene Produktivitätswachstum als Hauptindikator für eine milde Rezession und eine bevorstehende Erholung angeführt wird.

      Der kritische Punkt beim Komplex "Produktivitätswachstum" ist, dass Produktivitätswachstum nur bedeutet, dass die Zahl der Arbeitsstunden weniger stark gestiegen ist als das Bruttoinlandsprodukt (wenn weniger Arbeit pro Gut notwendig ist, steigt die Produktivität). Aber das ist für sich alleine genommen noch kein Zeichen für eine Verbesserung der Wirtschaftslage, solange das Produktivitätswachstum nicht Hand in Hand mit anderen Faktoren wie Gewinnwachstum oder anziehenden Investitionen geht. Und im Fall der USA verschlechtert sich bis auf das Produktivitätswachstum fast jede andere Kennziffer. Das ist auch wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass die amerikanischen Politiker und Ökonomen sich derzeit hauptsächlich auf das Produktivitätswachstum konzentrieren.

      Wenn man sich die gesamte Nachkriegsperiode ansieht, dann merkt man, dass die wirtschaftlich beste Zeit in den USA die 1960er waren. Die Sparraten und die Investitionen standen auf Nachkriegshochs, ebenso wie die Unternehmensgewinne. Die privaten Haushalte verschuldeten sich nur moderat, und zwar, um sich neue Häuser zu finanzieren. Die Unternehmen verschuldeten sich, um ihre Investitionen in neue Fabriken und Maschinen finanzieren zu können. Das bedeutet, dass sich sowohl Private als auch Unternehmen zum größten Teil nur deshalb verschuldeten, um Kapital (im Sinne von Anlagekapital) zu bilden.

      Dieses Muster der Verschuldung begann sich in den 1970ern graduell zu verändern – und es änderte sich dramatisch in den 1980ern. Von da an wuchsen die Schulden exponentiell. Seitdem ist die Verschuldung der privaten Haushalte um 473 % explodiert, und die Unternehmensschulden schossen um 382 % nach oben. Zum Vergleich: Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt stieg in diesem Zeitraum um 283 %.

      Nicht nur die Summe der Schulden änderte sich – auch die Art ihrer Verwendung. Die explodierende Kreditsumme ging Hand in Hand mit einer fallenden Kreditqualität. Die Konsumenten verschuldeten sich wild, um ihre Konsumausgaben zu finanzieren, und die Unternehmen verschuldeten sich fast ebenso wild – nicht mehr, um zu investieren, sondern um Übernahmen und Aktienrückkaufe finanzieren zu können (sie dachten, dass dies den "Shareholder value" schnell erhöht).

      Seit den 1920ern ist das US-Wirtschaftswachstum stark von den Konsumausgaben und der Verschuldung der privaten Haushalte abhängig geworden. Diese Entwicklung hat sich in den 1980ern und besonders in den späten 1990ern sehr verstärkt. Charakteristisch für beide Perioden waren die explodierenden Konsumentenschulden und das Zusammenbrechen des nationalen Sparens.

      In den 1980ern hatte der Rückgang der Sparraten vielen Ökonomen noch Sorgen bereitet. Viele amerikanische Volkswirte sprachen damals von den negativen Effekten, die das auf die Investitionen haben würde. Heutzutage scheint sich niemand darüber Sorgen zu machen – oder es auch nur zu bemerken.

      Es scheint heutzutage within akzeptiert zu sein, dass die einfache Erhöhung der Geldmenge das altmodische Sparen überflüssig gemacht hat. Das erklärt auch, warum man sich nicht mehr auf die Sparraten, sondern auf das Produktivitätswachstum konzentriert. Warum sollten Sparen und Investieren notwendig sein, wenn die US-Wirtschaft auch ohne sie ein phänomenales Produktivitätswachstum erzielen kann?

      Was ist falsch an dieser Einschätzung? Nun, kurz gesagt – alles. Sie ist makroökonomischer Unsinn. Wenn die Nachfrage unzureichend ist – wie heute –, dann kann Produktivitätswachstum nur durch die Entlassung von Arbeitern zustande kommen, was sinkende Kapazitätsauslastungen und damit letztlich langsameres Wachstum bedeuten kann. Was hat dazu geführt, dass Generationen von Volkswirten aller Denkrichtungen auf einmal nicht mehr die Ersparnisse als die notwendige Grundvoraussetzung für Wirtschaftswachstum sehen?

      Lassen Sie mich etwas ausholen. Alle Ressourcen sind begrenzt. Neue Kapitalinvestitionen können nur in dem Ausmaß durchgeführt werden, wie die Ressourcen für die Produktion von Kapitalgütern freigestellt werden. Die Produktion muss schließlich in die Produktion von Konsumgütern und die Produktion von Kapitalgütern aufgeteilt werden. Diese Aufteilung geschieht zum größten Teil durch den Konsumenten. Wenn er spart – also weniger konsumiert, als er verdient – dann wird ein größerer Teil der Produktion für die Produktion von Kapitalgütern frei.

      Aber das ist nur dann der Fall, wenn der Konsument wirklich spart, also aus seinem eigenen Einkommen – was implizit der aktuellen Produktion entspricht. Die Freistellung von Ressourcen macht diese Form des Sparens unbedingt notwendig für Investitionen und Wirtschaftswachstum. Kurz gesagt: Kapitalbildung ist der Überschuss der Produktion über den Konsum, und sie ist nur durch Sparen möglich. Der berühmte Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Hayek schrieb zu diesem Thema: "Sparen ist nicht synonym mit der Bildung von Anlagekapital, aber Sparen ist der wichtigste Faktor, der zu diesem Ergebnis führt." Die Diskussion darüber, ob die US-Wirtschaft ein zweites Mal in eine Rezession zurückfallen wird, war heiß. Das ist allerdings die falsche Frage. Was stattdessen wirklich zählt, ist die Frage, ob sich die Bildung von Anlagekapital wieder erholen wird – nach dem härtesten Rückgang der ganzen Nachkriegsgeschichte. Diese Frage kann mit Hilfe der verfügbaren Daten vernünftig beantwortet werden. Wenn die Antwort "Ja" lautet, dann hat die US-Wirtschaft die Chance auf eine nachhaltige Erholung. Wenn die Antwort "Nein" lautet, dann werden wir in den nächsten Jahren eine mit Japan vergleichbare Stagnation sehen. Ich denke, dass das gegenwärtige Umfeld für das Letztere spricht.

      investorverlag.de
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      schrieb am 22.01.03 20:57:55
      Beitrag Nr. 1.738 ()
      Arme Wessis!
      Laut Statistik ist das Armutsrisiko in Westdeutschland mittlerweile höher als im Osten

      von Uwe Müller

      Berlin - Mitten durch Deutschland verläuft eine unsichtbare Grenze. Wie einst vor der Einheit ist die Republik wieder gespalten. In West und Ost. Allerdings besteht die Mauer, die die beiden Teile unseres Vaterlandes trennt, nicht mehr wie anno dazumal aus Beton. Die Konsistenz des entzweienden Bollwerks ist weit gefährlicherer Art: Es ist das Ausmaß der Armut, das die Nation auseinander dividiert. Nein, liebe Leser, bitte an dieser Stelle nicht die Lektüre abbrechen! Hier wird keineswegs ein weiteres Mal die sattsam bekannte Melodie von den reichen Wessis und den armen Ossis angestimmt.


      Die Sache liegt schließlich genau anders herum. Und zwar so: Die Westdeutschen sind weit stärker von Armut betroffen als die Ostdeutschen. Dieses verblüffende Ergebnis steht in einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jetzt vorgestellt hat. Untersucht wurde der Zeitraum von 1992 bis 2000. Die zentrale Botschaft der Berliner Forscher: „Erheblich niedriger als in Westdeutschland waren in allen Jahren die Armutsquote und Armutsintensität in Ostdeutschland.“


      Wie kann das angehen? Hat doch im zurückliegenden Jahrzehnt die Arbeitslosigkeit als wohl häufigste Armutsursache im Osten geradezu bedrückende Ausmaße angenommen. Zuletzt lag die Quote zwischen Zugspitze und Sylt bei rund acht Prozent. Auf 18 Prozent pendelte sich der Wert hingegen zwischen Fichtelberg und Rügen ein, wo seit Anfang der neunziger Jahre Hunderttausende ihren Job verloren haben. Doch auf die Armut hatte dies kaum Einfluss. Die Wissenschaftler konnten in der ehemaligen DDR jedenfalls keinen „spürbaren Anstieg der Armutsbetroffenheit“ feststellen. Dort waren, im Durchschnitt der betrachteten Jahre, insgesamt 10,6 von 100 Personen arm. Demgegenüber wurden 11,6 Prozent der Westdeutschen als arm eingestuft.


      Die Berechnungen des DIW basieren dabei auf einem gesamtdeutschen Mittelwert. Arm ist demnach derjenige, dessen Einkünfte weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens eines Bundesbürgers betragen. Bei einer regionalen Betrachtung ist die Kluft, die sich zwischen West und Ost auftut, deutlich größer. Wenn für die Ostdeutschen also das Ost-, für die Westdeutschen das West-Haushaltseinkommen herangezogen wird, ist das Armutsgefälle steiler. Dann kommt der Osten auf eine Armutsquote von 7,3 Prozent, der Westen auf 12,7 Prozent. Arme Wessis!


      Artikel erschienen am 23. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 22.01.03 21:00:23
      Beitrag Nr. 1.739 ()
      Inflationsraten driften auseinander
      Ökonomen erwarten dennoch weitere Zinssenkungen der EZB

      von Anja Struve

      Frankfurt/Main - Sinkende Inflationsraten hat die Europäische Zentralbank (EZB) für die kommenden Monate vorausgesagt. Nach Veröffentlichung der jüngsten Daten von Eurostat sieht es danach nicht aus: Nach Berechnungen der Statistikbehörde stieg die jährliche Teuerung im Dezember gegenüber dem Vormonat leicht auf 2,3 Prozent an und lag damit zum sechsten Mal in Folge über zwei Prozent. Unterhalb dieser Grenze ist nach Definition der EZB ihr Ziel der Preisstabilität erreicht.


      Ökonomen sehen den jüngsten Preisanstieg gelassen. Schließlich erkläre sich der Zuwachs vor allem durch höhere Energiepreise, auf die die Geldpolitik der Notenbank keinen Einfluss habe, sagte Holger Schmieding von der Bank of America. „Die gestiegene Inflationsrate ist für die EZB kein Hindernis, die Zinsen nicht zu senken.“ Tatsächlich entwickelte sich die Kerninflationsrate, aus der die Preise für Energie, Nahrungsmittel und Tabak herausgerechnet werden, im Dezember nicht nur rückläufig, sondern ging mit 2,2 Prozent sogar auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr zurück. „Offensichtlich schlägt sich der stärkere Euro langsam auf die Wirtschaft durch“, sagte Sandra Petcov von Lehman Brothers.


      Angesichts wachsender Konjunktursorgen und schwindender Inflationsgefahren hatte die EZB die Zinsen zuletzt im Dezember um einen halben Prozentpunkt auf 2,75 Prozent gesenkt. Weiteren Spielraum für Zinssenkungen verschafft der EZB derzeit vor allem die anhaltende Aufwertung des Euro. Die Gemeinschaftswährung hat gegenüber dem Dollar in den vergangenen zwölf Monaten knapp 20 Prozent zugelegt. Dank des steigenden Euro sinken die Preise für importierte Güter und damit auch der Inflationsdruck in der Euro-Zone. Gleichzeitig macht die Stärke der europäischen Währung aber den Exporteuren das Leben schwer und belastet die ohnehin schwache Konjunkturentwicklung. „Die Aufwertung des Euro seit Ende November wirkt wie eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte“, sagt Schmieding. „Die stimulierende Wirkung der letzten Zinssenkung auf die Konjunktur ist damit wieder zunichte gemacht.“ Die meisten Volkswirte erwarten deshalb, dass die EZB die Zinsen in den kommenden Wochen noch weiter senkt.


      Erschwert wird die Geldpolitik der EZB aber dadurch, dass die Inflationsraten der einzelnen Euro-Länder seit Monaten auseinander driften. Grundsätzlich helfen solche Inflationsdifferenzen, das Wachstumsgefälle und Unterschiede im Konjunkturverlauf zwischen den einzelnen Ländern auszugleichen. „Die höheren Inflationsraten in den Peripherieländern der Eurozone sind Ausdruck eines Aufholprozesses“, sagt Schmieding. Das wachsende Inflationsgefälle bei einheitlichen Nominalzinsen hat allerdings auch zur Folge, dass die Realzinsen am Rentenmarkt in den einzelnen Ländern unterschiedlich hoch sind: Spanische Unternehmen – die diese konjunkturelle Stimulanz nicht unbedingt bräuchten – können sich auf diese Weise günstig refinanzieren. Deutsche Unternehmen, die ohnehin unter der schwachen Konjunktur hierzulande leiden, müssen sich hingegen relativ teuer refinanzieren.


      Die EZB kann darauf allerdings keine Rücksicht nehmen. Zwar fließt das große Gewicht Deutschlands, das rund ein Drittel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone beiträgt, in ihre Zinsentscheidungen mit ein. Grundsätzlich ist die EZB aber verpflichtet, sich am Durchschnitt der Eurozone zu orientieren und eine einheitliche Politik für alle zu verfolgen.


      Inflationsraten driften auseinander (2)

      „Die Nachteile treten jetzt offen zutage“, sagt Holger Fahrinkrug von UBS Warburg. „Für Deutschland ist das aktuelle Leitzinsniveau zu restriktiv. Die europäische Geldpolitik wird das deutsche Wachstum auf absehbare Zeit belasten.“ Kritisch sehen viele Ökonomen dabei vor allem die Zwei-Prozent-Inflationsgrenze der EZB. „Die Frage ist, ob dieses Ziel für den Durchschnitt der Eurozone nicht zu eng gewählt wurde“, sagt Schmieding. „Würde der Zielwert noch etwas niedriger liegen, wäre Deutschland vermutlich schon längst auf dem Weg in die Deflation.“


      Artikel erschienen am 23. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 21:11:45
      Beitrag Nr. 1.740 ()
      Arbeitsmarkt
      Mittelstand plant weitere Entlassungen


      22. Januar 2003 Zum Start ins Jahr 2003 blickt der Mittelstand in Deutschland so pessimistisch in die Zukunft wie seit zehn Jahren nicht mehr. „Die Stimmung war noch nie so schlecht“, sagte der Vizepräsident der Vereinigung Mittelständischer Unternehmer (VMU), Frido Flade.

      In einer Umfrage unter mehr als 200 Betrieben gab fast die Hälfte (46 Prozent) an, in diesem Jahr voraussichtlich weiteres Personal zu entlassen. Eine ähnliche Zahl hatte vor zwei Wochen bereits die Union Mittelständischer Unternehmen veröffentlicht.

      Mittelstand könnte Arbeitslosenstatistik über 4,5 Millionen schieben

      Für die Arbeitslosigkeit in Deutschland habe der geplante Stellenabbau verheerende Auswirkungen, da der Mittelstand rund 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigte. „Wenn nur jeder zehnte dieser Betriebe einen Beschäftigten entlässt, wären dies gleich 300.000 Arbeitslose mehr“, sagte Verbandspräsident Jürgen Bock. Bereits im Herbst könne die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland dadurch auf mehr als 4,5 Millionen steigen.

      Viele mittelständische Firmen fürchten angesichts sinkender Aufträge und knapper Kassen um ihre Existenz. Die Rekordzahl der Firmenpleiten in Deutschland im Jahr 2002 wird nach Einschätzung des Verbandes in diesem Jahr nochmals übertroffen. „Wir müssen mit starken Zuwachsraten rechnen“, sagte VMU-Vizepräsident Hermann Baer. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Firmeninsolvenzen um rund 16 Prozent auf mehr als 37.000 gestiegen. Der Großteil davon betraf kleine und mittelständische Unternehmen.

      Schlechte Zahlungsmoral belastet den Mittelstand

      Probleme bereiten den Firmen nach Worten von Baer auch Verzögerungen bei der Bezahlung von Rechnungen. Dies betreffe vor allem kommunale oder staatliche Aufträge. „Die Zahlungsmoral der Öffentlichen Hand ist katastrophal.“ Mit Ausgaben halten sich die Firmen angesichts der ungewissen Zukunftsaussichten zurück. Nur noch 44 Prozent der Firmen wollen investieren. Vor zwei Jahren waren es noch 81 Prozent.

      Die VMU vertritt nach eigenen Angaben rund 350 mittelständische Firmen in Deutschland. Für die Umfrage hatte der Verband mehr als 1000 Firmen angeschrieben, von denen rund 200 geantwortet haben.

      Text: dpa
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 21:15:57
      Beitrag Nr. 1.741 ()
      Marktstimmung
      Anleger bereiten sich auf den Worst Case vor


      22. Januar 2003 Nun scheinen auch viele mittelfristig orientierte Marktteilnehmer die Notbremse gezogen zu haben. Nicht nur der Dax gab während der Berichtswoche um neun Prozent nach, auch die Stimmung verschlechterte sich auf dramatische Weise. Seit Beginn unserer Erhebungen ist sie noch nie so miserabel gewesen.

      Aber nicht nur der absolute Höchststand beim Bärenlager ist eindrucksvoll, sondern vor allem die deutliche Verschiebung der Stimmen vom Bullen- ins Bärenlager. Offenbar ist es einem knappen Fünftel des Panels ganz einfach zu heiß geworden, auf eine Erholung der Kurse zu setzen. Denn gerade bei der Befragung vor einer Woche war man eigentlich noch vergleichsweise optimistisch gestimmt. Doch die fast gebetsmühlenartige Wiederholung der seit Wochen allseits bekannten, negativen Informationen für den Aktienmarkt hat diesmal für starke Reaktionen gesorgt.

      Psychische Kosten fallender Kurse führen zu Verkäufen

      Und so wurden die teilweise erst in der zweiten Januarwoche aufgebauten Engagements schnellstens wieder abgebaut. Beachtlich ist dabei die Disziplin, mit der die Teilnehmer der cognitrend-Erhebung vorgegangen sind. Aber wer möchte sich schon vorwerfen lassen, in Zeiten wachsender Kriegsangst, hoher Ölpreise und angesichts schlechter Konjunkturdaten aus den USA tatenlos zugesehen haben, wie der Markt fällt. Wo doch nun bereits Laien wissen, wo der Markt hinzugehen droht. Von dieser negativen Norm abzuweichen, verursacht nicht nur materielle, sondern vor allem psychische Kosten.

      Deswegen ist es verständlich, dass sich viele Marktteilnehmer nicht nur mit einer Glattstellung ihrer Long-Positionen begnügt haben. Vielmehr setzt nun ein großer Teil der Betroffenen auf fallende Kurse. Der niedrige Stand des cognitrend-Bull/Bear-Indexes zeigt aber auf der anderen Seite, dass die Mehrheit der Akteure nun auf das Schlimmste gefasst ist. Auf jeden Fall kann man sagen, dass eine Irak-Invasion in den derzeitigen Kursen weit gehend eingepreist ist. Wer aber auf eine anhaltende Baisse setzt, wird, sobald ausreichend Gewinne durch fallende Kurse entstanden sind, wieder als Nachfrager auftreten.

      Rückkauf leer verkaufter Aktien könnte Talfahrt stoppen

      Diese Käufe allein, die etwa bei 2.680/2.700 Zählern einsetzen könnten, dürften ausreichen, die Talfahrt der Kurse zu stoppen. Für eine Trendwende bedarf es aber frischer Nachfrage. Damit rechnet jedoch derzeit niemand. Eine Stabilisierung mit einer ermutigenden Anschlussrally ist deswegen erst jenseits von 3.030 Punkten in Sicht. Dieses Niveau ist gerade deswegen besonders interessant, weil oberhalb davon kein wesentliches Angebot zu erwarten ist. Denn dieses ist bereits während der vergangenen Tage vom Markt - wenn auch schlecht - verdaut worden


      Der blaue Balken in der Grafik stellt das Maß an Optimismus im Markt dar. Zu seiner Berechnung werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit der Anzahl der neutralen Stimmen gewichtet. Jedoch ist die absolute Größe der Werte für die Analyse nicht relevant, sondern ihre Veränderung im Laufe des Betrachtungszeitraums.

      Text: @cri
      Bildmaterial: Hemmerich/STOCK4B

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 22.01.03 21:17:55
      Beitrag Nr. 1.742 ()
      Charttechnik
      Technische Analysten sehen den Dax weiter fallen


      22. Januar 2003 Charttechniker sind weiterhin skeptisch für den Dax gestimmt, der Trend weise mehr oder minder deutlich auf weitere Kursverluste hin. Bei den jüngsten Kursgewinnen am deutschen Aktienmarkt handelt es sich nach ihrer Ansicht lediglich um eine technische Gegenbewegung.

      Allgemein seien die den Markt beherrschenden Unsicherheiten sehr groß. Sie reichten von der ungewissen politischen Lage in den Krisenherden Irak und Nordkorea über die weiter angespannte konjunkturelle Lage bis hin zu den bislang verhaltenen Ausblicken der Unternehmen. Letztlich fehle den Anlegern das nötige Vertrauen, um die Notierungen auch längerfristig wieder steigen zu lassen.

      Nächstes Kursziel bei 2.836 Punkten

      Klaus Tafferner von Concord Effekten zeigt sich äußerst skeptisch hinsichtlich der Entwicklung des Dax. Sowohl charttechnisch als auch von Seiten der Indikatoren weise gegenwärtig alles nach unten. Eine Gegenbewegung könnte den Index zwar bis 2.988 Zählern tragen. Ein Durchbrechen dieser Marke hält Tafferner aber für sehr unwahrscheinlich. Vielmehr biete sich das Dezember-Tief von 2.836 als nächstes Niveau auf dem Weg Richtung Süden an. Charttechnisch habe der Dax mit dem Fall am Montag unter 2.933 ein kleines Doppeltop ausgebildet. Solche Formationen gingen häufig auf, so Tafferner.

      Das bedeute, dass ein Abrutschen des Dax bis 2.730 Punkten eine Minimalerwartung darstelle. Es sei sogar möglich, dass diese Marke in den kommenden zwei Wochen unterschritten werde. Auch indikatorentechnisch ergebe sich ein negatives Bild. So sei etwa der RSI noch nicht überverkauft, was weitere Verluste zumindest nahelegten. Heinz Stork von Nols gibt sich etwas optimistischer. Der Chartanalyst hält es zwar für möglich, dass der Dax die Kraft für eine Gegenbewegung hat und den Index bis über die 3.000 Punkte tragen könnte.

      Es sei allerdings sehr zweifelhaft, ob diese Marke gehalten werde. Denn die Unsicherheit der Anleger sei einfach zu groß. Das fehlende Vertrauen der Investoren werde auch in den fehlenden Anschlusskäufen sichtbar. Im besten Fall sei in den kommenden zwei Wochen eine Seitwärtsbewegung im DAX zwischen 2.836 und 3.100 Punkten möglich.

      Rückfall auf das Vorjahrestief denkbar

      Deutlich negativer äußert sich Stephen Schilbe von der WGZ-Bank. Der kurz- wie auch der langfristige Trend deuteten auf weitere Verluste hin. Als nächstes Kursziel nennt Schilbe die Marke von 2.836 Stellen. Selbst ein Fall bis auf 2.519 Zähler sei in den kommenden Wochen nicht mehr auszuschließen. Dem Dax könne dabei sehr schnell die Luft ausgehen.

      Neben der unsicheren politischen Lage verweist der Analyst zudem auf die seiner Meinung nach noch immer überbewerteten US-Märkte. Diese zeichneten sich zudem durch einen sehr großen Optimismus aus, was nicht auf ein Erreichen des Kursbodens hindeute. Zwar sei der deutsche Aktienmarkt deutlich günstiger bewertet, es sei aber unwahrscheinlich, dass es dem Dax gelinge, sich von der Entwicklung an Wall Street abzukoppeln.



      faznet.de
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      schrieb am 22.01.03 21:19:10
      Beitrag Nr. 1.743 ()
      Fondsflüsse
      Netto-Kapitalabfluss bei US-Aktienfonds im Jahr 2002


      22. Januar 2003 Aus den US-Aktienfonds ist im Gesamtjahr 2002 angesichts der Börsenflaute erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt unter dem Strich wieder Kapital abgeflossen.

      Aus Daten der Fondsanalysefirma Lipper geht hervor, dass die Investoren im vergangenen Jahr netto mehr als zehn Milliarden Dollar aus den Fonds abgezogen haben. Dies war der erste Netto-Kapitalabfluss aus US-Aktienfonds in einem Jahr seit 1988. Im Gegenzug verzeichneten die Rentenfonds der USA mit netto 130 Milliarden Dollar einen Rekord-Kapitalzufluss.

      Festverzinslichen Papiere bevorzugt

      Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit hätten sich die Investoren im vergangenen Jahr mit Aktien zurückgehalten und die Anlage in festverzinslichen Papieren bevorzugt, sagte Lipper-Analyst Donald Cassidy am Dienstagabend.

      Die Kapitalabflüsse aus den US-Aktienfonds im vergangenen Jahr machen zwar nur weniger als ein Prozent des gesamten Aktienfonds-Vermögens von knapp drei Billionen Dollar aus. Doch Merill-Lynch-Analystin Sarah Franks sprach dennoch von einem ernsten Schock für die anhaltend schwachen Aktienmärkte.

      Allein im Dezember zogen die Anleger Lipper zufolge netto 5,5 Milliarden Dollar aus den US-Aktienfonds ab, während den Anleihe-Fonds 4,2 Milliarden Dollar zuflossen. Aus den Geldmarktfonds wurden im Dezember angesichts der historisch niedrigen Zinsen 37,2 Milliarden Dollar abgezogen. Für das Gesamtjahr summierten sich die Netto-Abflüsse für diese Fonds damit auf knapp 50 Milliarden Dollar.

      Text: Reuters
      faznet.de
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      schrieb am 22.01.03 21:21:13
      Beitrag Nr. 1.744 ()
      Devisenmarkt
      Euro weiter im Aufwind


      22. Januar 2003 Es bleibt dabei: Der Euro befindet sich gegenüber dem Dollar schlicht und einfach in einem intakten Aufwärtstrend. Mit einem neuen 39-Monatshoch von 1,0744 Dollar hat die europäische Einheitswährung diese Bestandsaufnahme jetzt wieder eindrucksvoll bestätigt.

      Für die jüngsten Kursgewinne machen Marktteilnehmer in erster Linie die Sorgen um einen Irak-Krieg verantwortlich. Die Ängste hätten noch einmal zugenommen, nachdem US-Präsident George W. Bush die UNO-Waffeninspektionen in Irak mit der Wiederholung eines schlechten Films verglichen und bekräftigt hatte, das Land habe nicht abgerüstet und die Zeit werde knapp. Als treibende Kraft, die bei einem solchen drohenden Konflikt die Hauptlast zu tragen habe, werde die USA derzeit als Anlageland kritisch beäugt, heißt es.

      Drohender Irak-Krieg ein wichtiger Belastungsfaktor

      Stellvertretend für die aktuelle Marktmeinung sagt Roh Sang Chil, Devisenhändler bei der taiwanesischen Kookmin Bank: Der Trend für den Dollar zeigt nach unten. Ein möglicher Irak-Krieg bedeutet, dass es derzeit keinen Grund für eine Stärke des Dollar gibt.“ Und Peter Soh von DBS Group Holdings ergänzt: „Solange der Krieg nicht begonnen hat und die Leute nicht wissen, wie er anläuft, ist es besser, keine Dollarbestände zu besitzen.“

      Zuungunsten des Dollar wirken sich natürlich auch unverändert die strukturellen Probleme des Landes aus. Als Belastung empfinden Anleger derzeit die Gefahr, dass die Immobilien- und Konsumblase in den USA platzen wird. Hinzu kämen die rekordhohen Defizite in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt.

      Euro in einem intakten Aufwärtstrend

      Begleitet wird das derzeit ungünstige fundamentale Umfeld für den Dollar auch von einer negativen charttechnischen Ausgangslage. Ermutigt durch den bestehenden Aufwärtstrend des Euro stellen sich Beobachter mittelfristig bereits auf einen Anlauf in Richtung 1,10 Dollar ein. Allerdings wird gleichzeitig darauf hingewiesen, dass dem Euro nach den zuletzt klaren Gewinnen auch einmal eine Verschnaufpause gut tun würde. Solange die Einheitswährung dabei aber nicht unter 1,03 Dollar falle, bleibe die Ausgangslage günstig.

      Bis die UN-Waffeninspekteure am 27. Januar ihren vorläufigen Bericht über ihre Untersuchungen im Irak vorlegen, sei mit einem derart starken Rückfall aber ohnehin nicht zu rechnen. Die Charttechniker beim US-Finanzdienstleister Standard & Poor´s raten derzeit vielmehr dazu, bereits einen Rückfall des Euro auf Notierungen von 1,0670/1,0650 Dollar zum Nachkaufen zu nutzen.

      Stärke demonstriert der Euro im übrigen auch in seinem Verhältnis zum Yen. Hier ist die Einheitswährung mit 126,83 Yen auf den höchsten Stand seit Mai 1999 gestiegen und ähnlich wie gegenüber dem Dollar sprechen Experten von einem derzeit ungefährdeten Aufwärtstrend zugunsten des Euro.


      Der Chart zeigt die Kursentwicklung des Euro zum Dollar seit 1999.
      Text: Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      Text: @JüB

      faznet.de
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      schrieb am 22.01.03 21:23:12
      Beitrag Nr. 1.745 ()
      Umfrage
      Eine Liquiditätshausse erscheint unwahrscheinlich


      21. Januar 2003 Die Lage und die Stimmung an den Finanzmärkten ist äusserst widersprüchlich. Auf der einen Seite bewegen sich die Börsen wieder auf die Tiefstände des vergangenen Oktobers zu, auf der anderen scheinen Marktteilnehmer im Kern optimistisch zu sein.

      Nach einer Umfrage von Merrill Lynch ist ein Drittel der professionellen Fondsmanager überzeugt, die Aktienmärkte seien mindestens zehn Prozent unterbewertet. Gleichzeitig sind die Barmittelbestände der Vermögensverwaltungsgesellschaften mit 4,2 Prozent im Januar so tief wie noch nie in der Geschichte dieser monatlich stattfindenden Umfrage. Im Dezember lagen sie noch bei 4,4 Prozent und im November bei 4,6 Prozent. Lediglich die Hegde Fonds scheinen noch etwas Liquidität zu haben.

      Kaum liquide Mittel, die investiert werden können

      Dies lässt zwei Schlüsse zu: Entweder sind die Märkte tatsächlich günstig bewertet, aber eine hohe Risikoabneigung verhindert den Kauf von Aktien. Oder aber die Fondsmanager sind schon voll investiert, weil sie an Schnäppchenpreise glauben. Die Zeit dürfte zeigen, welche Variante die Richtige ist. Sicher ist nach der Analyse von Merrill Lynch nur: Es gibt kaum liquide Mittel, die darauf warten, noch investiert zu werden. Eine liquiditätsgetriebene Hausse erscheint damit unwahrscheinlich zu sein.

      Die kam nach der Erfahrung der vergangenen zwei Jahre immer dann, wenn die Märkte sowohl günstig zu sein schienen und wenn die Portfoliomanager gleichzeitig noch eine große Menge an Geld hatten, das sie noch investieren konnten. Aber genau das scheint im Moment nicht der Fall zu sein.

      Die Hoffnungen liegen auf den Emerging Markets

      Global agierende Fondsmanager sind mit 52 Prozent leicht übergewichtet in Aktien und leicht untergewichtet in Anleihen. Obwohl sie den US-Markt insgesamt für überbewertet halten, sind sie neutral positioniert: 36 Prozent zu Gunsten der US-Börsen und 37 zulasten. Die größten Chancen sehen die Experten bei Aktien der Emerging Markets.

      Bei der Branchenbetrachtung sind Technologie- und Telekommunikationsunternehmen nicht mehr so unbeliebt, wie in der jüngeren Vergangenheit. Sondern sie werden neutral eingeordnet. Gleichzeitig wird allerdings der zyklische Servicebereich - etwa die Medien oder auch der Einzelhandel - und zyklische Konsumgüter - beispielsweise Autos - kritischer betrachtet. Die Anleger scheinen den Unternehmensbilanzen wieder etwas mehr Vertrauen entgegenzubringen, während sie nun die Situation der Konsumenten skeptisch einordnen.

      Inkonsistente Brancheneinschätzungen

      Insgesamt haben die Fondsmanager die Versicherungsbranche untergewichtet. Gleichzeitig halten sie jedoch gerade diese Werte für am stärksten unterbewertet und gehen davon aus, dass die Versicherungsunternehmen deutlichen Spielraum für Preiserhöhungen haben. Den Technologiebereich beurteilen sie mittlerweile neutral, halten allerdings die Aktien immer noch für überbewertet und räumen den Unternehmen kaum Möglichkeiten ein, die Preise anzuziehen. Dagegen bauen sie vor allem auf Gesundheits- und Pharmawerte, gefolgt vom Einzelhandel. Sie gehen davon aus, dass Gesundheits- und Pharmaunternehmen, aber auch Einzelhändler ihre Preise problemlos erhöhen können. Immerhin netto 20 Prozent der Manager halten den Einzelhandel für massiv überbewertet.

      Euro unterbewertet

      32 Prozent der befragten Fondsmanager glauben, der Euro sei nach wie vor unterbewertet, während der Yen unerwartet stark sei.

      Insgesamt dürfte diese Umfrage eher den Bären Munition liefern. Denn woher sollen Aktienkäufe kommen, wenn die Fonds nur über geringe Bestände an Liquidität verfügen? Denkbar wäre lediglich eine Umschichtung aus Anleihen in Aktien. Aber dafür müssten sich wohl die geopolitischen und konjunkturellen Bedenken von heute auf morgen in Luft auflösen.

      Text: @cri
      faznet.de
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      schrieb am 22.01.03 22:22:10
      Beitrag Nr. 1.746 ()
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 15:50:24
      Beitrag Nr. 1.747 ()
      Verlauf der US Arbeitslosenquote



      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 23.01.03 16:29:42
      Beitrag Nr. 1.748 ()
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 19:40:14
      Beitrag Nr. 1.749 ()
      Dr. Hans-Dieter Schulz

      Dollar, Krieg, Rohstoffe und Aktien


      Seit der Ernennung John Snows zum neuen US-Finanzminister hat der Dollar gegenüber dem Euro um rund 7% abgewertet. Dabei wurde auch der acht-jährige Abwärtstrend des Euro gebrochen. Damit ist der Weg frei für eine nachhaltige Dollar-Abwertung die noch innerhalb der ersten Amtszeit George Bushs zu Kursen um 1,20 bis 1,40 $/€ führen kann.



      Die Bedingungen, die zur Jahrtausendwende zu einem stärker werdenden Dollar geführt haben, sind verschwunden, wie die Graphik mit den ausländischen Direktinvestitionen in den USA zeigt.





      Dr. Hans-Dieter Schulz

      Dollar, Krieg, Rohstoffe und Aktien

      Seit der Ernennung John Snows zum neuen US-Finanzminister hat der Dollar gegenüber dem Euro um rund 7% abgewertet. Dabei wurde auch der acht-jährige Abwärtstrend des Euro gebrochen. Damit ist der Weg frei für eine nachhaltige Dollar-Abwertung die noch innerhalb der ersten Amtszeit George Bushs zu Kursen um 1,20 bis 1,40 $/€ führen kann.



      Die Bedingungen, die zur Jahrtausendwende zu einem stärker werdenden Dollar geführt haben, sind verschwunden, wie die Graphik mit den ausländischen Direktinvestitionen in den USA zeigt.



      In die entstandene Lücke in der Dollar-Nachfrage sind seit dem 11. September 2001 ausländische Zentralbanken gesprungen. Wie eine kürzlich veröffentlichte Befragung internationaler Zentralbank-Entscheider zeigt, haben vor allem asiatische Notenbanken den Dollar gestützt. Eine breite Mehrheit von 80% der Befragten gab an, in Zukunft keine weiteren Euro-Käufe zu erwägen. Dies ist ein Extremwert, der ein antizyklisches Kaufsignal für die Gemeinschaftswährung bedeutet. Denn, der Dollar-Optimismus kann kaum noch größer werden. Die Chance besteht, dass ein steigender Euro mehr und mehr die Sympathien der Notenbanker erwirbt. Diese Nachfrageausweitung in Verbindung mit dem Bruch des langjährigen Trends könnte im Resultat einen selbstverstärkenden Prozeß auslösen, der den Euro zurück zum Hoch aus dem Jahr 1995 bei über 1,40 Dollar je Euro führen kann(1).



      Der momentane Zustand der US-Wirtschaft ist weiterhin als zerbrechlich einzustufen. Wie bereits hier in der Konjunkturanalyse von Dezember 2001 prognostiziert, konnte die US-Wirtschaft nur dadurch ein Wirtschaftswachstum ausweisen, dass mit tatkräftiger Unterstützung der FED die Anleihenrenditen sanken und damit auch die Hypothekenzinsen. Dies hat zum größten Umfinanzierungsboom in der amerikanischen Geschichte geführt. Der Verbraucher hat sich weiter verschuldet und über steigende Konsumnachfrage die Wirtschaft angekurbelt.

      Die Unternehmenskredite sind weiterhin rückläufig und die Kapazitätsauslastung dümpelt auf rezessivem Niveau bei knapp 75%. Es wundert daher nicht, dass das NBER(2) fragt, ob die im März 2001 begonnene Rezession überhaupt zu Ende gegangen ist. Auch in internen Statistiken der FED wird der für Rezessionen übliche grau-schattierte Balken seit März 2001 durchgezogen gehalten. Ein Hinweis darauf, was US-Zentralbanker wirklich von ihrer Wirtschaft denken.

      Was statistisches Material aus den USA betrifft, ist zur Zeit Umsicht angebracht. Die Überbewertung des US-Wirtschaftswachstum durch den hedonischen Preisindex wurde an dieser Stelle bereits hinlänglich diskutiert(3). Neu ist die Aussage des National Bureau of Labour Statistics, aus Kostengründen auf die Erfassung von Massenentlassungen künftig zu verzichten.

      Das für viele Ökonomen immer noch rätselhafte Ausbleiben eines Wirtschaftsaufschwungs als Antwort auf die eigentlich stimulierend wirkenden Zinssenkungen, erklärt sich damit, dass die amerikanische Wirtschaft inmitten eines Schuldenkollaps steckt. Die Lage ist vom Ausmaß der Verschuldung her dramatischer als in den frühen Dreißiger Jahren. Die Gesamtverschuldung liegt derzeit beim Vierfachen des Bruttosozialprodukts und ein Dollar zusätzliche Wirtschaftsleistung wird derzeit mit dem Achtfachen an zusätzlicher Verschuldung erkauft.



      Für amerikanische Aktien muß daher der langfristige Ausblick eingetrübt bleiben. Wie das Aktien-Gold-Verhältnis, - der volkswirtschaftliche Spekulationsindikator, - zeigt, hat sich die relative Überbewertung von Aktien gerade einmal zur Hälfte abgebaut. Bis zum Bereich, in dem üblicherweise Tiefpunkte liegen, ist es noch ein weiter Weg, den es in der kommenden Dekade zu beschreiten gilt. Eine Zeit von großen Unternehmenspleiten, Dollar- und Aktienabwertung könnte erst noch anstehen. Das seit März 2001 hier konsequent vertretene Plädoyer für Edelmetalle, Gold- und Rohstoffaktien wird beibehalten und ist in Verbindung mit der Abwertung des Dollars noch stärker zu beachten.

      Ein Problem hat George Bush, wenn er im November 2004 wiedergewählt werden will. Entweder Amerika befindet sich während der Wahl im Krieg.
      Dann hat er gute Chancen, im Amt bestätigt zu werden, wie die historischen Vorbilder Lyndon B.Johnson und F.D. Roosevelt zeigen. In einem solchen Fall, wenn also eine längere Zeit mit Kriegen ansteht, sind Investments in Rohstoffe ohnehin vorteilhaft, wie das teure Öl dieser Tage demonstriert. Die Zinsen für Staatsanleihen können weiter unten bleiben, abgesichert durch Käufe der FED – so wie es Fed-Gouverneur Ben Bernanke in seiner Rede im Novmeber propagierte, - während die Corporate Bond Spreads krisenüblich ansteigen können. Das Risiko fallender Aktienmärkte erhöht sich im Falle eines langen Krieges.

      Dauert der Irak-Krieg nur kurz, also um drei Monate, und kommt es zu keinen Komplikationen mit brennenden Ölfeldern, so kann der Ölpreis seine Kriegsprämie abgeben und stark fallen. Die volkswirtschaftliche Ersparnis eines um 15$ je Barrel niedrigeren Rohölpreises würde für die USA 109,5 Mrd $ p.a. ausmachen. Wenn davon nur die Hälfte bei den für 2003 geschätzten 106,5 Millionen Arbeitnehmern ankommt, bedeutet dies besonders für die unteren Einkommensgruppen einen unmittelbaren Zuwachs des freien verfügbaren Einkommens um 1,75%(4). Der Gesamteffekt auf das Bruttosozialprodukt liegt mit 3,5% nach Schätzungen noch höher.

      Dennoch, selbst im guten Szenario hat Amerika sein Verschuldungsproblem noch nicht gelöst und kann es höchstens prolongieren. Ein fallender Dollar könnte nach der Theorie der Schwachwährungsbörsen amerikanischen Aktien zwar zu Auftrieb verhelfen, doch sollte dieser bestenfalls von kurzer Dauer sein. Wer dieser Tage echte Langfristinvestments tätigen möchte, der ist besser beraten, auf die aufstrebende Wirtschaftsmacht China und den südasiatischen Raum zu setzen. Deutsche Unternehmen aus den Sektoren Automobil und Maschinenbau könnten hiervon profitieren und – neben den bereits genannten Gründen – der Rohstoffsektor. Denn was braucht Asien zum Wirtschaftsaufschwung, wenn nicht Rohstoffe, deutsche Maschinen und Autos?

      Panik herrscht dieser Tage bei institutionellen Anlegern weltweit. Manager, die zum Hochpunkt der Aktienhausse die Fehlentscheidung trafen, den Investitionsgrad in Aktien zu erhöhen, hoffen jetzt, mit einem blauen Auge ihre berufliche Position zu bewahren und trennen sich von Aktien, sobald diese weiter fallen.
      Auch die aus Angst vor weiteren Kursstürzen eingegangenen Short-Positionen werden derzeit von hohem Niveau aus stark ausgeweitet, alleine um 50% innerhalb der letzten drei Tage. Die Aktienbörsen reagieren mit moderaten Kursabschlägen, und wenn das so weiter geht, bietet sich in wenigen Tagen bis Wochen eine neuerliche antizyklische Kaufgelegenheit. Durch eine Entscheidung in der Irak-Krise könnte eine Short-Covering-Rallye katalysiert werden, bei der die Baisse-Spekulanten gezwungen werden, über Aktienkäufe ihre Positionen zu schließen. Die alte Börsenregel, „Kaufen wenn die Bomben donnern“, könnte sich somit dieser Tage einmal mehr bestätigen.



      Mit ein wenig Phantasie könnte ein Tief zwischen heute und Februar die Kurse bis in den April hinein beflügeln. Dann entscheidet sich, ob die über zwei-jährigen Abwärtstrends gebrochen werden können. Unabhängig davon heißt das Motto: Willkommen im zehn-jährigen Seitwärtsmarkt.

      Dr. H.-D.Schulz/Felix Pieplow

      Dr. rer.pol. Hans-Dieter Schulz ist Mitherausgeber der Hoppenstedt-Charts

      (1) Abgeleitet aus dem DM/$-Wechselkurs, der auch im Chart ab 1998 rückwärts gerechnet benutzt wurde.
      (2) National Bureau of Economic Research
      (3) Vgl. z.B. Bundesbank Monatsbericht Mai 2001, s. 39ff: Der hedonische Preisindex weist das Wachstum des US-Bruttosozialprodukts in den späten Neunziger Jahren um durchschnittlich 0,4% höher aus als konventionelle statistische Methoden.
      (4) Der Median der US-Einkommen liegt bei 42.000 $ je Haushalt. Nach Steuern (25%) und Schuldendiensten (14% vom Netto-Einkommen) liegt das freie verfügbare Einkommen bei rund 27.000 $ pro Haushalt.
      boerse.de
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      schrieb am 23.01.03 19:57:15
      Beitrag Nr. 1.750 ()
      Der "Trade des Jahrzehnts" bleibt weiter erste Wahl

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Verkaufen Sie Aktien; kaufen Sie Gold. Das ist der "Trade des Jahrzehnts", mit dem Sie in den letzten 3 Jahren sehr gut gefahren sind. Und auch zu Beginn der Woche fielen die Aktien wieder, während der Goldpreis anzog. Ob dieser Trend so weitergeht oder nicht, weiß ich nicht. Aber ich würde noch nicht aufhören, auf diesen Trend zu setzen. Die Aktien sind immer noch viel zu teuer. Und das Gold – auch wenn es kurzfristig überkauft ist – ist immer noch zu billig.

      Die Staranalystin Abby Joseph Cohen sagt, dass man 75 % seines Vermögens in Aktien anlegen sollte. Die Analysten Ed Kerschner, Steve Galbraith und andere stimmen dem zu – Kerschner empfiehlt sogar, 89 % des Vermögens in Aktien anzulegen. Natürlich sind die Arbeitgeber dieser Analysten Brokerhäuser, die selber Aktien verkaufen. Aber ich bin mir sicher, dass dies das Urteil der Analysten nicht beeinflussen wird. Sie sagen das, was sie glauben – und derzeit glauben sie an steigende Aktienkurse.

      Es wird noch lange dauern, bis die Kleinanleger den Traum vom schnellen Geld aufgeben werden. Denn dass ist das Versprechen des modernen amerikanischen Kapitalismus ... dass auch der kleine Mann "im Schlaf Geld verdienen kann", um Francois Mitterand zu zitieren. Die Wall Street vergisst hinzuzufügen, dass die Investoren auch im Schlaf Geld verlieren können.

      Bis auf China scheint die gesamte Weltwirtschaft derzeit zu langsamem Wachstum, Deflation und Aktienkursverlusten hin zu tendieren. In Europa, Nordamerika und Japan veraltet die Bevölkerung. Alles scheint davon abzuhängen, dass die amerikanischen Konsumenten weiter kaufen ... aber den Amerikanern geht das Geld aus. Seit 30 Jahren haben sie mehr und mehr konsumiert und dabei das Sparen zunehmend vernachlässigt, statt dieses Geld in zukunftsträchtige Projekte zu investieren. Die Amerikaner haben zwar Jobs – aber die realen Einkommen sind seit 30 Jahren kaum gestiegen. Und die Konsumenten haben mehr Schulden als je zuvor. Die Fed bietet an, immer mehr Geld verfügbar zu machen – aber was machen die Amerikaner damit? Sie haben schon jetzt Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Warum sollten sie noch mehr leihen wollen? Und was können die Unternehmen machen? Die Zeit der Übernahmen, Aktienrückkäufe und großen Investments in die Informationstechnologie ist vorbei. Da die Preise der Konsumgüter fallen, ist es sehr schwer, Investmentprojekte zu finden, die einen Gewinn abwerfen werden – egal, wie tief die Fed die Leitzinsen senkt. Der Anteil der Unternehmensgewinne am Bruttoinlandsprodukt fällt in den USA seit 30 Jahren.

      China hingegen beschwert sich nicht. China hat die niedrigsten Löhne der Welt und einen bemerkenswert dynamischen Produktionssektor. Die Leute dort sparen 25 % ihres Einkommens (in den USA sind es um die 2 %), und die chinesische Währung ist an den Dollar gekoppelt. Ein fallender Doller macht die chinesischen Güter demnach nur noch wettbewerbsfähiger. Auch andere Länder werden ihre Währungen abwerten, um Marktanteilsverluste zu vermeiden.

      Und deshalb befinden wir uns jetzt in der wunderbaren Welt des Jahres 2003, mit einem fallenden Dollar, ... fallenden Aktienkursen, ... ein bisschen Deflation, ein bisschen Inflation ... und einem steigenden Goldpreis. Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich ... diese Entwicklung könnte eine lange, lange Zeit andauern.

      _______________________________________________

      Die Welt will die Inflation

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Stärke des Dollar ist natürlich die Stärke des Dollar. Wir vom Investor`s Daily verehren ja schon seit längerer Zeit das Gold – hauptsächlich deshalb, weil wir nicht wissen, was die Zukunft bringen wird. Angesichts unserer makroökonischen Agnostik scheint uns Gold eine gute Absicherung gegen das Unsichere zu sein ... im Gegensatz dazu meint ein gewisser James Turk, der am Goldmarkt recht bekannt ist, den Goldpreis genau prognostizieren zu können: "Der Goldpreis wird bis Oktober 2004 auf 934 Dollar pro Feinunze gestiegen sein." Seine Prognose ist von der Genauigkeit her natürlich lächerlich, aber ich würde nicht ausschließen, dass er Recht hat. Angesichts der anhaltenden Schwäche des Dollar könnte der Goldpreis selbst Mega-Bullen wie James Turk überraschen.

      Die USA sind nicht die einzigen, die ihre Währung absacken lassen, und eine weltweite Währungsabwertung wird für den Goldpreis wunderbar sein. Der Fed-Gouverneur Ben Bernanke ist nicht der einzige Zentralbanker, der das eigene Geld verbilligen will. Weltweit hoffen diverse Zentralbanker, dass sie durch die Abwertung der eigenen Währung das Exportwachstum stimulieren können. "Wenige Regierungen würden derzeit gerne einen steigenden Wechselkurs ihrer Währung sehen", erklärt James Grant. "Jeder der drei großen Währungsblocks – Dollar, Euro, Yen – würde fallende eigene Währungskurse begrüßen. Natürlich können diese Top-Währungen nicht alle drei gleichzeitig gegenüber den anderen Top-Währungen billiger werden. Sie können nur gegenüber einer Alternative billiger werden. Was könnte diese Alternative sein? Wenn Sie den Investor`s Daily regelmäßig lesen, dann wissen Sie die Antwort. Es ist natürlich das Gold. Es beschwert sich nicht und erklärt niemals etwas, und es hat keine Zentralbank ... und es widersetzt sich nicht, wenn der eigene Preis steigt."

      Dann würden auch wir uns nicht beschweren. Dan Denning vom Strategic Investor schreibt dazu: "Die Konsumausgaben der überschuldeten Verbraucher steigen weiter. Aber die Ausgaben der Unternehmen steigen nicht. Und die Nachfrage, die es derzeit in den USA gibt, richtet sich nach ausländischen Gütern, und die Gewinne gehen nach Übersee, was weiteren Druck auf die amerikanischen Gesellschaften ausübt. Das sind die Firmen, die keinen Anreiz haben, in neue Jobs zu investieren, weil sie bereits mit niedrigen Kapazitäten arbeiten. Die einzige reale Frage für die Wirtschaft ist, wann der Konsument kapitulieren wird."

      Bis jetzt sind noch keine weißen Flaggen gehisst worden. Im Gegenteil, die Hauskäufer kaufen und bauen weiterhin (Quelle: US-Handelsministerium). Im Dezember ist die Zahl der Hausneubauten gegenüber dem November um satte 5 % gestiegen. Die Genehmigungen für Hausneubauten stieg sogar um imposante 8,2 %.

      Der robuste Immobilienmarkt hat auch die Kupferpreise anziehen lassen, auf ein 6-Monats-Hoch von 76,8 Cents pro Pfund. Kupfer ist natürlich nicht der einzige Rohstoff, der anzieht. Der Rohstoffindex CRB kletterte ebenfalls auf ein 6-Jahres-Hoch von 242,11 Punkten. Wiederholen Sie: Es gibt keine Inflation.

      "Die Welt will die Inflation", so Grant. "Bloomberg News erinnern uns, dass bis nächsten August die Vorsteher der größten Zentralbanken gewechselt haben: Von der Bank of Japan, der EZB und der Bank of England. Die Inflation der 1970er, die bei 10 % und mehr lag, ist nur noch eine entfernte Erinnerung."

      _________________________________________________


      König Dollar auf der Guillotine

      von John Mauldin

      Wohin wird der Dollar tendieren? Gen Süden natürlich. Das US-Handelsbilanzdefizit steigt weiter. Es liegt bereits jetzt bei 5 % des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts – mit Tendenz Richtung 6 % –, und ein solches Niveau bedeutet normalerweise, dass es zu einer ernsten Korrektur des Wertes der Währung kommen wird. Aber auch wenn der Dollar schon gefallen ist – besonders gegenüber dem Euro –, so ist er doch noch nicht so tief gefallen, wie man erwarten könnte.

      Der Dollar hält sich noch relativ gut, weil China seine Währung im Verhältnis zum Dollar fixiert hat. Und der Rest von Asien befindet sich in einem Abwertungs-Wettlauf, um zu sehen, wer die eigene Währung am meisten abwerten kann, damit die US-Konsumenten angezogen werden. Die Welt – und besonders Asien – wird weiterhin vom US-Konsumenten abhängig sein. Die Welt verkauft den USA ihre Produkte gegen in den USA gedruckte Dollar, und mit diesem Geld werden dann amerikanische Anleihen und Aktien gekauft. Die Ausländer halten entweder 35 % (laut BCA Research) oder 42 % (laut Morgan Stanley) der amerikanischen Staatsanleihen. Laut Morgan Stanley sind auch 18 % der US-Aktien in ausländischem Besitz. Warum sollten ausländische Zentralbanken weiterhin große Dollar-Reserven halten, wenn es klar ist, dass der Dollar überbewertet ist? Nun, sie haben nur zwei Alternativen: Schmerzen jetzt – oder später. Politiker sind überall auf der Welt gleich ... sie werden immer die Schmerzen erst später erleiden wollen, auch wenn sie dann noch härter sein werden.

      Wenn ein Land aufhört, Dollar zu nehmen und damit US-Anlagen zu kaufen, dann wird die Währung dieses Landes im Verhältnis zum Dollar steigen – und das wiederum macht die Produkte dieses Landes für die amerikanischen Konsumenten weniger attraktiv. Das ist für exportabhängige Volkswirtschaften ein Desaster, besonders für die Politiker, weil es dadurch zu einer Rezession kommen wird. Deshalb werden die Ausländer die amerikanischen Konsumausgaben auch weiterhin unterstützen. Der Insight-Newsletter von Gary Shilling berichtet, dass Kanada, Mexiko, China und Japan für fast die Hälfte des amerikanischen Außenhandelsvolumens aufkommen. Der kanadische Dollar hat gegenüber dem US-Dollar in den letzten 12 Monaten relativ konstant verhalten, der Yen und der Peso haben jeweils rund 10 % verloren. Die chinesische Währung ist an den US-Dollar gebunden, so dass es hier keine Kursschwankungen gab. Mit anderen Worten – diese Währungen haben alle seit- bis abwärts gegenüber dem Dollar tendiert. Das sollte man bedenken, wenn man den deutlichen Kursrückgang des Dollar gegenüber dem Euro sieht.

      Gibt es ein Limit zur aktuellen Entwicklung? Natürlich. Die USA können nicht mehr als 100 % ihrer Aktien und Anleihen and Ausländer verkaufen, und sie verkaufen ca. 500 Milliarden Dollar. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dann wird das Ausland in 10 Jahren alle US-Staatsanleihen besitzen, auch bei steigenden Defiziten. Das ist sicherlich keine tragbare Entwicklung.

      Wann wird es schmerzhafter sein, überbewertete Dollar zu akzeptieren, als weniger in die USA zu verkaufen? Ich denke, das wird dann der Fall sein, wenn China seine Währung floaten lassen wird. Die asiatischen Länder wollen nicht unbedingt einen überbewerteten Dollar, sie wollen einfach, dass ihre eigene Währung in Relation zu ihren Nachbarn am vorteilhaftesten bewertet ist. China ist in diesem Prozess der Gorilla: Wenn China seine Währung, den Renminbi, steigen lässt, dann werden auch die anderen asiatischen Staaten ihre Währungen steigen lassen können. Das wird dann das reale Ende des Dollar.

      Interessanterweise mehren sich weltweit die Stimmen, die die Chinesen auffordern, den Renminbi floaten zu lassen. China hat bis jetzt auf diesen Druck noch nicht geantwortet, aber wie alle Länder wird es dann reagieren, wenn es denkt, dass es im eigenen Interesse liegt. Das wird wahrscheinlich dann der Fall sein, wenn die Chinesen finden, dass ihre eigene Konsumnachfrage solide wächst und dies eine mögliche Abschwächung der Verkäufe in die USA überkompensieren kann. Die große Frage ist, wann das der Fall sein wird ... und deshalb kann der Dollar bis auf weiteres überraschend stark bleiben, wenn er eigentlich fallen sollte. Aber Chinas Entscheidung, den Renminbi floaten zu lassen, könnte der Überraschungszug sein, der die Dominokette zum Fallen bringt.

      Europa ist die einzige reale Ausnahme die es gibt, wenn es um ausländische Unterstützung für den Dollar geht. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint bereit zu sein, den Dollar fallen zu lassen. Und trotz des schwachen Wirtschaftswachstums in Europa ist es meiner Meinung nach wahrscheinlich, dass der Dollar gegenüber dem Euro weiter verlieren wird.

      Für einen Euro muss man derzeit rund 1,07 Dollar bezahlen. Das "natürliche" Ziel des Dollar für die nächsten 12–18 Monate – wenn nicht früher – liegt bei rund 1,17 Dollar, dem Niveau, auf dem der Euro vor ungefähr 4 Jahren startete. Europa wir sich einem noch weitergehenden Dollarverfall wahrscheinlich widersetzen ... bis China seine Währung floaten lassen wird. Bei den Währungsmärkten handelt wirklich jeder Staat bzw. jeder Währungsblock nach seinen eigenen Interessen. Das bringt uns natürlich zu dieser internationalen Währung: Gold.

      Der Goldpreis ist endlich abgehoben. Er ist zum heißen Investment des Jahres geworden, 2002 legte er rund 30 % zu. Ich denke, dass der Goldpreis noch Luft nach oben hat. Die Zentralbanker haben keine geheime Verschwörung, um den Goldpreis künstlich niedrig zu halten. Sie wollen einfach das verkaufen, was sie haben. Sie verstehen dieses gelbe Zeug nicht, und sie wollen es nicht besitzen. Wenn der Goldpreis steigt, werden sie mehr verkaufen. Sie ziehen Papiergeld dem harten Metall vor, und wenn der Dollar weitere 10 % gegenüber dem Euro fallen wird, dann könnte man schnell einen 10 %igen Kursanstieg beim Goldpreis sehen. Weil der Goldmarkt ein Markt mit nur langsam wachsendem Angebot ist, könnte der Goldpreis auch relativ schnell anziehen, wenn die Zentralbanken sich dazu entscheiden sollten, ihre Verkäufe zu begrenzen. Wenn die Absichten der Zentralbanker mit der Richtung des Marktes übereinstimmen, dann sollte man aufpassen. Ja, es ist möglich, dass der Dollar nicht weiter fällt ... aber es gibt keine Diskussion darüber, dass er fallen sollte. Deshalb werde ich auf lange Sicht weiter ein Freund von Gold und Goldminenaktien bleiben.

      investorverlag.de
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      schrieb am 23.01.03 20:08:13
      Beitrag Nr. 1.751 ()
      40 000 Stellen inb Gefahr


      Ende der Krise am Bau nicht in Sicht


      Die deutsche Bauindustrie sieht sich auch in diesem Jahr in einer Krise und hat derzeit keine Hoffnung auf eine rasche Trendwende.




      Reuters BERLIN. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) senkte am Donnerstag seine Umsatzprognose für 2003 auf minus 3,8 % von zuletzt minus 3,1 %. Die Umsätze könnten aber weiter zurückgehen, sollten die steuerpolitischen Beschlüsse der Bundesregierung alle umgesetzt werden, erklärte der Verband in Berlin. Die Branche rechne für das laufenden Jahr mit einem Verlust von rund 40 000 Arbeitsplätzen.

      "Alle Hoffnungen auf ein Ende der Baukrise haben sich damit vorerst zerschlagen", sagte Verbandspräsident Ignaz Walter. In diesem Jahr erwarte der Verband jeweils ein Minus im Wohnungsbau von sechs Prozent, im Wirtschaftsbau von drei Prozent und im öffentlichen Bau von 2,5 %. Nach ersten Schätzungen für das Bauhauptgewerbe sei der Umsatz im Gesamtjahr 2002 um nominal 5,3 % zurückgegangen, erklärte der Verband.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 23. Januar 2003, 10:45 Uhr
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      schrieb am 23.01.03 20:10:27
      Beitrag Nr. 1.752 ()
      Nur Marktführer plagen keine Existenzsorgen


      Für viele Vermögensverwalter wird es eng



      Von Ingo Narat, Handelsblatt


      Immer mehr deutsche und europäische Vermögensverwalter werden von der Krise geschüttelt: Die Einnahmen fallen ins Bodenlose – die Kosten steigen weiter. Missmanagement und die Baisse hinterlassen Spuren.


      FRANKFURT/M. Die Bordkapelle spielt noch, aber das Schiff hat schon Schlagseite: Fast die Hälfte der deutschen Fondsfirmen schreibt rote Zahlen. Bei europäischen Asset-Managern halbieren sich die Gewinnmargen ein ums andere Jahr. Unternehmensberater zeichnen ein düsteres Branchenbild: Nur die ganz Großen und einige spezialisierte Kleine werden es in die Rettungsboote schaffen. Entsprechend heißt die Parole in der Branche: „Wachsen oder gesund schrumpfen“.

      Unter den deutschen Publikumsfonds für private Anleger und Spezialfonds für institutionelle Investoren gelten die großen Häuser DWS/DeAM (Deutsche Bank), DIT/DBI (Allianz/Dresdner) und Deka Investment (Sparkassen) als überlebensfähig. Das ist eine gute Nachricht für die Chefs Axel-Günter Benkner, Markus Rieß und Hans-Jörg Lühmann. Doch mancher Experte rechnet schon Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken) zu den mittelgroßen und damit gefährdeten Adressen. Cominvest (Commerzbank) und Activest (Hypovereinsbank) werden häufiger in diese Gruppe einsortiert. Aber kein Fachmann will mit solchen Nennungen zitiert werden.

      Die aktuelle Situation auf dem heimischen Parkett ist dramatisch, sagt Marc Herzog, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Prof. Homburg & Partner: „In Deutschland sind jetzt 40 Prozent der Kapitalanlagegesellschaften in den roten Zahlen oder leben von der Hand in den Mund.“ Er bezeichnet die Gesamtlage als „katastrophal“. Herzog sieht große Defizite im Vertrieb sowie in der firmeninternen Kosten- und Prozessrechnung. „Da kann kaum einer vernünftig über Kostensenkungen nachdenken, beispielsweise über das Outsourcing der Fondsbuchhaltung, weil er gar nicht weiß, was ihn das selber kostet“, urteilt Herzog. Sein bitteres Fazit: „Viele Firmen werden dicht machen oder von ihren Müttern verkauft werden, wenn sich bei niedrigem Preis ein Interessent findet.“

      Angestoßen wurde die Neuauflage der Debatte um die Überlebensfähigkeit der Asset-Manager von einer McKinsey-Studie. Aufmerksamkeit erregen die Unternehmensberater bereits mit einer einzigen Zahl: Im Jahr 2001 halbierten sich die Gewinnmargen der europäischen Asset-Manager auf 12 Basispunkte des verwalteten Vermögens (Tabelle). McKinsey-Partner Martin Huber sieht kein Licht am Ende des Tunnels: „Wenn die Vermögensverwalter über ihre Ergebnisse für 2002 berichten, könnten wir noch einmal Abschläge in dieser Größenordnung sehen.“

      Viele Experten knüpfen die Überlebensfähigkeit an die Größe des Fonds. Meist sehen sie 100 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen als „kritische Masse“ an. Ab diesem Niveau reicht die Größe für ein umfassendes und gleichzeitig effizientes Produkt- und Dienstleistungsangebot. Kleine Adressen etablieren sich als Nischenanbieter für spezielle Anlageklassen, wie beispielsweise asiatische Aktien, und offerieren ihre Expertise zu vergleichsweisen hohen Preisen. Die Mittelgroßen sitzen zwischen Baum und Borke, wie die Kostendaten von McKinsey belegen.

      Das Grundproblem der Branche ist, dass die Gewinnmargen in den Keller sacken, weil die Einnahmen wegbrechen während die Kosten stetig weiter steigen. Auf der Einnahmeseite zerstört die Baisse alle Hoffnungen auf kräftige Kursgewinne. Immer mehr Anleger meiden die vergleichsweise teuren Aktienfonds und wechseln in sichere – und mit niedrigen Managementgebühren belegte – Anleihe- oder Geldmarktprodukte.

      Auf der Kostenseite zahlen die Gesellschaften die Zeche für die Auswüchse der neunziger Jahre: Für die extreme Geschäftsexpansion, verbunden mit Produktinflation und hohen Ausgaben für den Vertrieb. „Die Explosion der Kosten im Marketing und Vertrieb von Publikumsfonds sind ein entscheidender Faktor“, sagt Huber. Auf der Kostenseite müssten die Deutschen insgesamt mehr tun als andere. Huber stellt zu den Daten für 2001 fest: „Bei den Publikumsfonds haben die deutschen Spieler im Europa-Vergleich nicht nur die höchsten Kosten für Vertrieb und Marketing, sondern liegen auch bei den Kosten für Fondsmanagement, für Fondsbuchhaltung sowie IT über dem Durchschnitt.“ Die Aufwendungen für das Fondsmanagement sind der zweitwichtigste Kostentreiber in der europäischen Branche. „Die Inflation der Fondsmanagergehälter während des Booms spielt eine wichtige Rolle“, ergänzt Charles Williams, Managing Director bei der Strategieberatungsfirma Hawkpoint, London.

      Einige europäische Gesellschaften reißen das Ruder herum. „Leute werden entlassen; die Fonds wollen effizienter arbeiten und denken über das Outsourcing ihrer Adminstration an Spezialisten wie State Street oder Bank of New York nach“, sagt Williams.

      Vertreter einer Minderheit geben pointierte Antworten auf die Frage nach Überlebensstrategien. Stefan Jaecklin, Direktor bei der Strategieberatung Oliver, Wyman & Company zum Beispiel sagt: „Viele können überleben; die Größe des Asset-Managers ist nicht entscheidend, sondern die Größe und Effizienz der gemanagten Fonds.“ Im Zweifel sei es nur eine Frage, den optimalen Eigentümer zu finden.

      Herzog von Prof. Homburg & Partner nennt Zahlen: „Zehn deutsche Kapitalanlagegesellschaften werden dicht machen oder verkauft werden; zwei Besitzer wollen ihre Läden loswerden, finden aber zum gewünschten Preis keinen Käufer; eine ausländische Adresse wird definitiv verkauft.“


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 23. Januar 2003, 08:57 Uhr
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      schrieb am 23.01.03 20:12:21
      Beitrag Nr. 1.753 ()
      Venezuelas Devisenhandel suspendiert
      Entscheidung der Zentralbank ein mögliches Vorspiel zu Kapitalverkehrskontrollen


      Von Rainer Höke, Miami
      Venezuelas Zentralbank hat die Schließung des Devisenmarktes für zunächst fünf Geschäftstage bekannt gegeben. Regierung und Zentralbank wollen so erklärtermaßen Zeit für Überlegungen gewinnen, was sich gegen die sich angesichts der politischen Turbulenzen rapide beschleunigende Kapitalflucht tun lässt. Welche Maßnahmen erwogen werden, war nicht zu erfahren. Aber man schließt in der Hauptstadt Caracas die Verhängung strikter Devisenkontrollen nicht aus. Es sei jedoch dafür gesorgt, versicherte Zentralbankchef Diego Castellanos, dass die prompte Bedienung der externen öffentlichen Schulden Venezuelas während der fünftägigen Schließung des Devisenmarktes und auch danach gewährleistet sei. Venezuela verfügt dem Vernehmen nach immer noch über Währungsreserven von mehr als 11 Mrd. Dollar sowie einen "Notfonds" der Regierung von 2,5 Mrd. Dollar ...

      boersenzeitung.de
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      schrieb am 23.01.03 20:20:03
      Beitrag Nr. 1.754 ()
      Knappe Kredite bremsen Wirtschaft

      Die deutschen Banken geben die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nur sehr zögerlich an ihre Kunden weiter. Volkswirte und Verbandsvertreter fürchten, dass die relativ hohen Kreditkonditionen die Wirtschaftsflaute verlängern



      FRANKFURT. Seit Frühjahr 2001 hat die EZB die Zinsen um zwei Prozentpunkte gesenkt – die Konditionen für kurzfristige Unternehmenskredite nur um rund ein viertel Prozentpunkt reduziert, zeigen Daten der Bundesbank. Bei früheren EZB-Zinserhöhungen hatten die Banken dagegen die Kreditzinsen deutlich stärker angehoben. Diese Zahlen sind ein neuerlicher Beleg dafür, dass die deutschen Banken ihre Kredite relativ teuer halten, um ihre Zinsmargen aufzubessern. Gleichzeitig schränken sie ihre Kreditvergabe ein, um ihre Risiken zu begrenzen und ihre Eigenkapitalstruktur zu verbessern.

      Zuletzt war das Kreditwachstum in Deutschland so gering wie seit Mitte der 70er-Jahre nicht mehr. schrumpfte die Kreditvergabe nach Angaben des Sachverständigenrates real seit dem vierten Quartal 2001 – dies hat es zuletzt 1975 gegeben. Obwohl die Kreditvergabe in der restlichen Euro-Zone wesentlich dynamischer ist, führen Studien der Deutschen Bundesbank, des Sachverständigenrates und der Kreditanstalt für Wiederaufbau die Entwicklung in Deutschland hauptsächlich auf eine konjunkturell bedingte geringe Kreditnachfrage zurück.

      Die Wirtschaft macht dagegen die Banken verantwortlich. Volkswirt der Citigroup, räumt ein: „Es ist offensichtlich, dass die deutschen Banken versuchen, ihre Profitabilität zu erhöhen.“ Eigenkapitalrendite gerechtfertigt, die 2002 nur knapp über null gelegen habe, gegenüber rund 10 % im übrigen Europa. „Einen kräftigen Aufschwung“, so der Citigroup-Analyst, „wird es hier nicht geben, solange die Unternehmen Probleme haben, Investitionskredite zu erhalten“.

      Gerade im Aufschwung könnte die Kreditknappheit fatale Folgen haben. Diether Klingelnberg, Präsident des Maschinenbauerverbandes VDMA, fürchtet: Wenn die Nachfrage aus dem Ausland nachhaltig anzieht und wir wieder Wachstum finanzieren müssen, dürfte es richtig klemmen.“

      Quelle: Handelsblatt

      von Norbert Häring

      22.01.2003 07:09:15
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      schrieb am 23.01.03 20:22:27
      Beitrag Nr. 1.755 ()
      Ärger an der Heimatfront
      Bushs Wirtschaftsteam wackelt


      US-Präsident Georg W. Bush atmet dünne Luft. Während der Streit um eine Irak-Invasion das nordatlantische Verteidigungs- bündnis NATO auf die Zerreißprobe stellt, verzeichnet auch die Heimatfront Ausfälle. Nach Börsenaufseher Harvey Pitt, Wirtschaftsberater Lawrence Lindsey und Finanzminister Paul O`Neill muss Bush nun offenbar den vierten Vertrauten in Ökonomiefragen, den Chef des Wirtschaftsberater-Stabes, Glenn Hubbard, auswechseln.

      Nach Informationen des "Wall Street Journal" verweist die US-Regierung auf persönliche Gründe des "President of Council of Economic Advisers", der an seinen Lehrstuhl an der Columbia-Universität zurückkehren wolle. Für die Nachfolge kämen mehrere Kandidaten in Frage; konkrete Gespräche hat die Regierung nach Angaben der Zeitung mit Gregory Mankiw, einem Wirtschaftsexperten der Harvard Universität, geführt.

      Hubbard, Fachmann für Steuerwesen und Unternehmensfinanzen, gilt als Initiator der Dividendensteuer-Abschaffung, dem Herzstück des von Bush geplanten Konjunkturprogramms. Obwohl gerade dieser Punkt des 674 Mrd. Dollar umfassenden Programms von der Opposition und auch einigen republikanischen Senatoren kritisiert wurde, wäre der Rücktritt Hubbards im Gegensatz zu denen von Pitt, Lindsey und O`Neill wohl tatsächlich der erste, der nicht auf öffentlichen Druck, sondern aus freien Stücken erfolgt.

      Der ehemalige Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Pitt, stand seit seiner Berufung in der Kritik, weil zu vielen Chefs von Unternhemen, die er überwachen sollte, allzu enge private Kontakte pflegte. Als die eigene Behörde schließlich gegen ihn ermittelte, war er nicht mehr zu halten. Unter seinem Vorgänger, Arthur Levitt, hatte die SEC noch als unbestechlich und unerbittlich gegolten. Unter Pitt wurde die "Securities and Exchange Commission" in Umfragen zur unbeliebtesten amerikanischen Behörde.

      Ex-Berater Lawrence Lindsey beging den schweren Fehler, die Kosten einer Irak-Invasion öffentlich auf 200 Mrd. Dollar zu beziffern und der frühere Finanzminister Paul O`Neill wusste die Audienz mit Aussprüchen wie: "Wenn irgendjemand nicht mag, was ich tue, interessiert mich das einen Dreck", zu begeistern.

      Für Bush kommt es unbedingt darauf an zu vermeiden, dass diese Fehlgriffe auf ihn zurückgeführt werden. Bisher war das Verhältnis des Präsidenten gerade zur Wall Street nicht gunbedingt innig. Insgesamt, so glauben Beobachter, hängt Bushs Wiederwahl direkt von der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft ab.

      Und mit der, so glaubt etwa Jens Erhardt, Chefredakteur der "Finanzwoche", steht es bereits jetzt weniger gut als die USA es suggerieren. Das einzige, worauf Notenbank-Präsident Greenspan immer noch verweisen könne, sei die anhaltend hohe Produktivität. Diese fiele allerdings nur durch eine Reihe von statistischen Manipulationen ent- sprechend hoch aus. Wären die Amerikaner anderen Ländern in punkto Produktivität tatsächlich so weit überlegen, schlussfolgert Erhardt, so würde es in den USA nicht das höchste Handelsbilanzdefizit der Welt, sondern den höchsten Handelsbilanzüberschuss geben.

      ntv.de
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 20:27:20
      Beitrag Nr. 1.756 ()
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 20:35:33
      Beitrag Nr. 1.757 ()
      Zinssenkung à la Postbank
      Standpunkt

      von Thomas Exner

      Da sage noch einer, dass die Banken aus Kritik nicht lernen. Noch kürzlich hatte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken, Rolf Breuer, erklärt, dass die Geldinstitute es sich nicht leisten könnten, die jüngste EZB-Zinssenkung weiterzugeben. Er musste dafür öffentlich herbe Schelte einstecken. Doch inzwischen bröckelt die Zinsfront allerorten. Viele Banken haben ihre Konditionen bereits vom Sparbuch bis hin zum Konsumentenkredit geändert oder sind dabei, ihre Zinstableaus zu überarbeiten.Nicht so die Postbank.


      Ab Montag regiert zwar auch hier der Rotstift – allerdings nur auf der Einlagenseite. Für das normale Sparbuch beispielsweise sinkt der Zinssatz gleich um einen halben Prozentpunkt auf magere 0,75 Prozent. Ein „harter Schritt“ sei diese geschäftspolitische Entscheidung, räumt sogar ein Postbank-Sprecher ein. Unverändert bleibt dagegen der Zinssatz für Dispo-Kredite – und zwar bei 13 Prozent. Alles was sich die Postbank entlocken lässt ist eine Ankündigung, Anfang Februar die Zinsen Im Bereich der Konsumentenkredite zu senken. So war die Aufforderung von Bundesfinanzminister Hans Eichel, der als Replik auf Breuer gefordert hatte, den Kunden niedrigere Zinsen zu gewähren, sicherlich nicht gemeint.


      Die Sparer lernen aus dem Vorgehen zweierlei. Erstens: Einige Banken hoffen offenbar immer noch, dass die Kunden bei Leitzinssenkungen schlafen. Und zweitens: Die herkömmlichen Sparbuch-Einlagen scheinen vielen Geldhäusern geradezu lästig zu sein, obwohl sie für ihre Refinanzierung so wichtig sind. Denn bei einem Zinssatz von 0,75 Prozent kann man sich den Weg zur Bank sparen. Mehr als je zuvor gilt: Es lohnt sich auf den Zinsaushang der Hausbank zu schauen. Selten zuvor war die Spreizung der Konditionen so groß wie heute.


      Artikel erschienen am 24. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 23.01.03 20:37:23
      Beitrag Nr. 1.758 ()
      Erbschaft als Altersvorsorge oft überschätzt

      Nachlass beträgt in den meisten Fällen weniger als 80 000 Euro


      München - Die Erben von morgen bilden zu wenig eigenes Vermögen. Auf dieses Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) verweist die Hypo-Vereinsbank. In den Köpfen vieler Deutscher sei das Erbe fester Bestandteil der Altersvorsorge. Doch diese Sicherheit sei trügerisch.


      Zwar prognostizierten Experten eine Erbschaftswelle: 40 Prozent der Haushalte (15,1 Millionen) werden in den nächsten Jahren insgesamt zwei Billionen Euro erben. Doch in der Mehrzahl der Fälle werde das übernommene Vermögen die Versorgungslücke nicht schließen können, heißt es weiter. Denn der Großteil der Erbschaften (knapp 60 Prozent) werde weniger als 80 000 Euro betragen. Die Deutschen liefen Gefahr, nach der Rentenillusion einer Erbschaftsillusion zu erliegen, so die Warnung der Experten. „So wirklichkeitsfremd die hohen Erwartungen an die gesetzliche Rente waren und zum Teil noch sind, so unrealistisch scheinen heute die Erbschaftserwartungen.“


      Steigende Lebenserwartung der Erblasser, eine zu geringe Vermögensbildung, die Geldentwertung sowie die Unsicherheit staatlicher Rentensysteme machten deutlich, wie dringend eine eigene Vermögensbildung sei und wie wenig man sich auf zu erwartende Erbschaften für eine Versorgung im Alter verlassen sollte. ddp




      Artikel erschienen am 24. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 23.01.03 20:41:06
      Beitrag Nr. 1.759 ()
      Welt-Arbeitslosigkeit auf Rekordhoch

      Über 180 Millionen Menschen ohne Job – Frauen sind stark betroffen


      von Ernst August Ginten

      Berlin - Die Zahl der Menschen ohne Arbeit ist weltweit auf ein neues Rekordniveau geklettert. Grund ist die anhaltende Schwäche der Weltkonjunktur. Im vergangenen Jahr hatten 180 Millionen Menschen und damit 20 Millionen mehr als zur Jahrtausendwende keine Arbeit, teilte die Weltarbeitsorganisation (ILO) in Genf mit. Juan Somavia, der Direktor der ILO, kritisierte, dass „sich die Beschäftigungssituation dramatisch verschlechtert“ habe.


      Besonders hart getroffen hat die schlechte wirtschaftliche Lage nach Angaben der ILO Frauen und Jugendliche. Somavia warnte vor der Gefahr einer weltweiten Rezession, die „schwere Folgen für die soziale und politische Stabilität in großen Teilen der Welt haben könnte“.


      Bereits jetzt gibt es laut ILO neben den rund 180 Millionen Arbeitslosen eine hohe Anzahl armer Menschen, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen. Diese müssten aber mit umgerechnet weniger als einen US-Dollar pro Tag auskommen. Mit 550 Millionen habe ihre Zahl wieder den Stand von 1998 erreicht, als durch die Asienkrise eine hohe Anzahl Jobs verloren gegangen waren, heißt es im ILO-Weltbeschäftigungsbericht.


      Im vergangenen Jahr sind nach Beobachtungen der ILO vor allem in Lateinamerika viele Arbeitsplätze verloren gegangen. Grund waren die wirtschaftlichen Folgen des 11. September und die allgemeine Konjunkturschwäche. Insgesamt wurden zehn Prozent der Stellen abgebaut, die Region musste damit den höchsten Verlust weltweit verkraften.


      Auch in den Industrieländern wurden nur mit Ausnahme von Neuseeland und Italien zwischen 2000 und 2002 Arbeitsplätze abgebaut. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote stieg von 6,1 Prozent in 2000 auf 6,9 Prozent in 2002. Leichte Erfolge beim Abbau der Arbeitslosigkeit erzielten die Länder der Europäischen Union. Dort sank die Quote von 7,8 auf 7,6 Prozent. In den Vereinigten Staaten stieg dagegen nach dem Platzen der Internet-Blase die Arbeitslosigkeit von 4,8 auf 5,6 Prozent.


      Besondere Sorgen macht der ILO der wachsend Druck auf den Weltarbeitsmarkt. Schätzungen zufolge werden in den nächsten zehn Jahren rund eine Mrd. neue Stellen gebraucht, damit die nachdrängenden Jugendlichen eine Beschäftigung finden. Nur so könne die extreme Armut wie von der UN gefordert bis 2015 halbiert werden.


      Artikel erschienen am 24. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 23.01.03 20:44:50
      Beitrag Nr. 1.760 ()
      Baubranche kommt nicht aus der Krise

      Berlin - Die Baubranche bleibt das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft und rechnet dieses Jahr mit dem Abbau von nochmals mindestens 40 000 Arbeitsplätzen. „Alle Hoffnungen auf ein Ende der Baukrise haben sich vorerst zerschlagen“, erklärte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Den Angaben zufolge war 2002 für die Branche das schlechteste Jahr der Nachkriegszeit: Der Umsatz fiel um mehr als fünf Prozent.


      2003 erwartet die Bauindustrie nach Worten von Verbandspräsident Ignaz Walter schon das achte Jahr in Folge einen Umsatzrückgang. Seit 1995 seien im Bauhauptgewerbe 570 000 Stellen weggefallen, gut 40 Prozent des früheren Bestandes, sagte er. 1995 waren am Bau noch etwa 1,4 Mio. Menschen beschäftigt.


      Im „Katastrophenjahr“ 2002 verloren den Angaben zufolge 75 000 Bau-Beschäftigte ihren Job. Der Verband zählte 9200 Pleiten und errechnete einen Umsatzrückgang von 5,3 Prozent auf 86,5 Mrd. Euro. „Die meisten Firmen stehen mit dem Rücken an der Wand.“ Für 2003 sagte Walter ein Minus um 3,8 Prozent auf 83,25 Mrd. Euro voraus. Den Westen werde es mit einem Minus von 4,3 Prozent deutlich härter treffen als den Osten (- 1,5). Im Boom-Jahr 1995 setzte das Bauhauptgewerbe noch 126 Mrd. Euro um.


      Der härteste Rückschlag mit einem Umsatzrückgang von sechs Prozent werde beim Wohnungsbau erwartet, sagte Walter. Der Wohnungsbau sei „faktisch tot“. Wirtschaftsbau und der öffentlicher Bau kämen mit einem Minus von 2,8 beziehungsweise 2,6 Prozent relativ glimpflich davon. Er habe Signale aus der Politik wahrgenommen, dass die öffentlichen Investitionen angehoben würden. Ein Irak-Krieg und weitere Steuererhöhungen könnten die Krise allerdings verschärfen.


      Walter warnte vor einer „gewaltigen Kapitalvernichtung“ für den Fall, dass die öffentliche Hand ihren Besitz verrotten lasse. Sanierungsarbeiten seien bezahlbar. Der Neubau einer Straße koste viel mehr als deren Instandsetzung. „Ohne die Bauwirtschaft lässt sich die Konjunktur nicht ankurbeln.“ AP




      Artikel erschienen am 24. Jan 2003
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      schrieb am 23.01.03 20:52:40
      Beitrag Nr. 1.761 ()
      Globalisierungsgegner
      In Davos, aber Welten entfernt

      Von Jürgen Dunsch

      Zumindest geographisch sind die Globalisierungsgegner den Mächtigen dieser Welt überlegen. Wer der Eröffnungsveranstaltung des „Public Eye on Davos“ am Donnerstag beiwohnen wollte, begab sich in das Gebäude einer Asthma-Klinik oberhalb des Konferenzzentrums, in dem das Weltwirtschaftsforum (WEF) tagt.

      Gastredner war jemand, der rein rhetorisch so manchen WEF-Diskutanten in die Tasche gesteckt hätte - Oskar Lafontaine, ehemaliger deutscher Finanzminister, inzwischen Buchautor und nach eigenem Bekunden Unterstützer der Globalisierungskritiker-Bewegung „Attac“. Lafontaine hat die rund 100 Zuhörer im Saal einschließlich zahlreicher Journalisten nicht enttäuscht. Wer an dieser Welt wirtschaftlich und politisch kein gutes Haar lassen will, ist bei ihm gut aufgehoben.

      Auftritt des „Keynote Speaker“, wie ihn der Endzwanziger von „Public Eye“ stolz ankündigt: zwei Leibwächter, dunkler Anzug, unauffällige Krawatte, die so gar nicht zum Publikum im Saal passen wollen.

      Engagement und Handgestricktes

      „Public Eye“ ist das Sammelbecken jener Globalisierungskritiker in Davos, die nicht mit dem WEF in den Veranstaltungen des „offenen Forums“ zusammenarbeiten wollen. Die Zuhörer wirken allerdings keineswegs aufsässig. Es sind einerseits zahlreiche junge und engagierte Leute und andererseits viele jenseits der Fünfzig mit starkem Hang zum Handgestrickten.

      Nur vorne sitzen einige mindestens ebenso distinguiert wie der Redner gekleidete Herren: eine Delegation des Kantons Graubünden mit dem Regierungspräsidenten an der Spitze. Selbst sie hätten Sätze wie diese in der fünfundvierzigminütigen Rede unterschreiben können: „Eine gerechtere Welt ist möglich, und wir dürfen nicht müde werden, dafür zu werben.“ Aber für solche Allgemeinplätze wäre Lafontaine sicher nicht eingeladen worden.

      Aufmerksamkeit erringt der frühere SPD-Minister dadurch, daß er an diesem Tag zum Beispiel ein Wort Winston Churchills aufgreift. Saturierte Staaten sollten die Welt beherrschen, zitierte er den früheren britischen Premier, da ihre wesentlichen Interessen durchgesetzt seien.

      Freundlicher Beifall, nicht frenetisch

      Nein, ereifert sich Lafontaine in einer Weise, die merkwürdig mit seiner monotonen Vortragsart kontrastiert. „Die größten Staaten gehören zu den gierigsten.“ Damit hat er seine Ausgangsposition gefunden. Nun können die Argumente anrollen: die 385 Reichsten der Welt, die so viel Vermögen wie die 2,3 Milliarden Ärmsten hätten; die Konzernlenker, die das Tausendfache ihrer Arbeiter verdienten. „Die soziale Ungleichheit in der Welt hat empörende Ausmaße angenommen“, ruft Lafontaine in den Saal und erntet freundlichen, aber keineswegs frenetischen Beifall.

      Die Globalisierung ist für ihn die Fortsetzung der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert. Damals hätten sich die Europäer unrühmlich hervorgetan, jetzt müsse man für die Vereinigten Staaten sagen: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“

      Unheilvolle Gedanken

      Der Globalisierungskritiker ist damit beim zweiten großen Thema, der Weltherrschaft Amerikas. Das Wirken des Landes ist für ihn voller Unheil. Lafontaine führt den Einfluß auf internationale Organisationen wie Internationalen Währungsfonds und Welthandelsorganisation an, ebenso aber auch Waffenexporte, das Finanzkapital und die Zollpolitik. Er berührt dabei viele kritikwürdige Punkte der amerikanischen Politik.

      Drastisch aber werden seine Ausführungen, als er sich dem Irak-Konflikt zuwendet: „Es geht wie immer um Rohstoffe und Absatzmärkte.“ Nur knapp vermeidet er, die Vereinigten Staaten explizit als Staatsterroristen zu bezeichnen. Seine Botschaft wird aber auch so deutlich. „Sie sprühen vor Gedanken“, kommentiert jemand aus dem Saal die Rede Lafontaines. Manch andere fragen sich allerdings, ob das Feuerwerk nicht eher brandauslösend wirkt.

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.01.2003, Nr. 20 / Seite 12
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      schrieb am 23.01.03 21:03:52
      Beitrag Nr. 1.762 ()
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      schrieb am 23.01.03 21:54:18
      Beitrag Nr. 1.763 ()
      Dr. Hans-Dieter Schulz

      Dollar, Krieg, Rohstoffe und Aktien

      Seit der Ernennung John Snows zum neuen US-Finanzminister hat der Dollar gegenüber dem Euro um rund 7% abgewertet. Dabei wurde auch der acht-jährige Abwärtstrend des Euro gebrochen. Damit ist der Weg frei für eine nachhaltige Dollar-Abwertung die noch innerhalb der ersten Amtszeit George Bushs zu Kursen um 1,20 bis 1,40 $/€ führen kann.

      [/url]

      Die Bedingungen, die zur Jahrtausendwende zu einem stärker werdenden Dollar geführt haben, sind verschwunden, wie die Graphik mit den ausländischen Direktinvestitionen in den USA zeigt.



      In die entstandene Lücke in der Dollar-Nachfrage sind seit dem 11. September 2001 ausländische Zentralbanken gesprungen. Wie eine kürzlich veröffentlichte Befragung internationaler Zentralbank-Entscheider zeigt, haben vor allem asiatische Notenbanken den Dollar gestützt. Eine breite Mehrheit von 80% der Befragten gab an, in Zukunft keine weiteren Euro-Käufe zu erwägen. Dies ist ein Extremwert, der ein antizyklisches Kaufsignal für die Gemeinschaftswährung bedeutet. Denn, der Dollar-Optimismus kann kaum noch größer werden. Die Chance besteht, dass ein steigender Euro mehr und mehr die Sympathien der Notenbanker erwirbt. Diese Nachfrageausweitung in Verbindung mit dem Bruch des langjährigen Trends könnte im Resultat einen selbstverstärkenden Prozeß auslösen, der den Euro zurück zum Hoch aus dem Jahr 1995 bei über 1,40 Dollar je Euro führen kann(1).



      Der momentane Zustand der US-Wirtschaft ist weiterhin als zerbrechlich einzustufen. Wie bereits hier in der Konjunkturanalyse von Dezember 2001 prognostiziert, konnte die US-Wirtschaft nur dadurch ein Wirtschaftswachstum ausweisen, dass mit tatkräftiger Unterstützung der FED die Anleihenrenditen sanken und damit auch die Hypothekenzinsen. Dies hat zum größten Umfinanzierungsboom in der amerikanischen Geschichte geführt. Der Verbraucher hat sich weiter verschuldet und über steigende Konsumnachfrage die Wirtschaft angekurbelt.

      Die Unternehmenskredite sind weiterhin rückläufig und die Kapazitätsauslastung dümpelt auf rezessivem Niveau bei knapp 75%. Es wundert daher nicht, dass das NBER(2) fragt, ob die im März 2001 begonnene Rezession überhaupt zu Ende gegangen ist. Auch in internen Statistiken der FED wird der für Rezessionen übliche grau-schattierte Balken seit März 2001 durchgezogen gehalten. Ein Hinweis darauf, was US-Zentralbanker wirklich von ihrer Wirtschaft denken.

      Was statistisches Material aus den USA betrifft, ist zur Zeit Umsicht angebracht. Die Überbewertung des US-Wirtschaftswachstum durch den hedonischen Preisindex wurde an dieser Stelle bereits hinlänglich diskutiert(3). Neu ist die Aussage des National Bureau of Labour Statistics, aus Kostengründen auf die Erfassung von Massenentlassungen künftig zu verzichten.

      Das für viele Ökonomen immer noch rätselhafte Ausbleiben eines Wirtschaftsaufschwungs als Antwort auf die eigentlich stimulierend wirkenden Zinssenkungen, erklärt sich damit, dass die amerikanische Wirtschaft inmitten eines Schuldenkollaps steckt. Die Lage ist vom Ausmaß der Verschuldung her dramatischer als in den frühen Dreißiger Jahren. Die Gesamtverschuldung liegt derzeit beim Vierfachen des Bruttosozialprodukts und ein Dollar zusätzliche Wirtschaftsleistung wird derzeit mit dem Achtfachen an zusätzlicher Verschuldung erkauft.



      Für amerikanische Aktien muß daher der langfristige Ausblick eingetrübt bleiben. Wie das Aktien-Gold-Verhältnis, - der volkswirtschaftliche Spekulationsindikator, - zeigt, hat sich die relative Überbewertung von Aktien gerade einmal zur Hälfte abgebaut. Bis zum Bereich, in dem üblicherweise Tiefpunkte liegen, ist es noch ein weiter Weg, den es in der kommenden Dekade zu beschreiten gilt. Eine Zeit von großen Unternehmenspleiten, Dollar- und Aktienabwertung könnte erst noch anstehen. Das seit März 2001 hier konsequent vertretene Plädoyer für Edelmetalle, Gold- und Rohstoffaktien wird beibehalten und ist in Verbindung mit der Abwertung des Dollars noch stärker zu beachten.

      Ein Problem hat George Bush, wenn er im November 2004 wiedergewählt werden will. Entweder Amerika befindet sich während der Wahl im Krieg.
      Dann hat er gute Chancen, im Amt bestätigt zu werden, wie die historischen Vorbilder Lyndon B.Johnson und F.D. Roosevelt zeigen. In einem solchen Fall, wenn also eine längere Zeit mit Kriegen ansteht, sind Investments in Rohstoffe ohnehin vorteilhaft, wie das teure Öl dieser Tage demonstriert. Die Zinsen für Staatsanleihen können weiter unten bleiben, abgesichert durch Käufe der FED – so wie es Fed-Gouverneur Ben Bernanke in seiner Rede im Novmeber propagierte, - während die Corporate Bond Spreads krisenüblich ansteigen können. Das Risiko fallender Aktienmärkte erhöht sich im Falle eines langen Krieges.

      Dauert der Irak-Krieg nur kurz, also um drei Monate, und kommt es zu keinen Komplikationen mit brennenden Ölfeldern, so kann der Ölpreis seine Kriegsprämie abgeben und stark fallen. Die volkswirtschaftliche Ersparnis eines um 15$ je Barrel niedrigeren Rohölpreises würde für die USA 109,5 Mrd $ p.a. ausmachen. Wenn davon nur die Hälfte bei den für 2003 geschätzten 106,5 Millionen Arbeitnehmern ankommt, bedeutet dies besonders für die unteren Einkommensgruppen einen unmittelbaren Zuwachs des freien verfügbaren Einkommens um 1,75%(4). Der Gesamteffekt auf das Bruttosozialprodukt liegt mit 3,5% nach Schätzungen noch höher.

      Dennoch, selbst im guten Szenario hat Amerika sein Verschuldungsproblem noch nicht gelöst und kann es höchstens prolongieren. Ein fallender Dollar könnte nach der Theorie der Schwachwährungsbörsen amerikanischen Aktien zwar zu Auftrieb verhelfen, doch sollte dieser bestenfalls von kurzer Dauer sein. Wer dieser Tage echte Langfristinvestments tätigen möchte, der ist besser beraten, auf die aufstrebende Wirtschaftsmacht China und den südasiatischen Raum zu setzen. Deutsche Unternehmen aus den Sektoren Automobil und Maschinenbau könnten hiervon profitieren und – neben den bereits genannten Gründen – der Rohstoffsektor. Denn was braucht Asien zum Wirtschaftsaufschwung, wenn nicht Rohstoffe, deutsche Maschinen und Autos?

      Panik herrscht dieser Tage bei institutionellen Anlegern weltweit. Manager, die zum Hochpunkt der Aktienhausse die Fehlentscheidung trafen, den Investitionsgrad in Aktien zu erhöhen, hoffen jetzt, mit einem blauen Auge ihre berufliche Position zu bewahren und trennen sich von Aktien, sobald diese weiter fallen.
      Auch die aus Angst vor weiteren Kursstürzen eingegangenen Short-Positionen werden derzeit von hohem Niveau aus stark ausgeweitet, alleine um 50% innerhalb der letzten drei Tage. Die Aktienbörsen reagieren mit moderaten Kursabschlägen, und wenn das so weiter geht, bietet sich in wenigen Tagen bis Wochen eine neuerliche antizyklische Kaufgelegenheit. Durch eine Entscheidung in der Irak-Krise könnte eine Short-Covering-Rallye katalysiert werden, bei der die Baisse-Spekulanten gezwungen werden, über Aktienkäufe ihre Positionen zu schließen. Die alte Börsenregel, „Kaufen wenn die Bomben donnern“, könnte sich somit dieser Tage einmal mehr bestätigen.



      Mit ein wenig Phantasie könnte ein Tief zwischen heute und Februar die Kurse bis in den April hinein beflügeln. Dann entscheidet sich, ob die über zwei-jährigen Abwärtstrends gebrochen werden können. Unabhängig davon heißt das Motto: Willkommen im zehnjährigen Seitwärtsmarkt.

      Dr. H.-D.Schulz/Felix Pieplow

      Dr. rer.pol. Hans-Dieter Schulz ist Mitherausgeber der Hoppenstedt-Charts



      ..............................................


      Danke Dr. Schulz !!! :) :) :)


      H_S :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 22:00:46
      Beitrag Nr. 1.764 ()
      @H-S

      doppelt gemoppelt hält besser!:D ;)
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 22:07:46
      Beitrag Nr. 1.765 ()
      Wieso ???

      Dr. Schulz sagt genau das, was ich doch auch immer sage, "kurzfristig" optimistisch und langfristig bärisch für die Indizes, oder ??? :cool: :p :D :)
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 22:14:29
      Beitrag Nr. 1.766 ()
      @H-S
      schau #1747:D
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 01:13:34
      Beitrag Nr. 1.767 ()
      Kolumne: Starker Dollar - Ende eines Geschäftsmodells
      Von Lucas Zeise

      Offiziell wird John Snow erst am Dienstag kommender Woche als neuer US-Finanzminister vom Kongress bestätigt und ins Amt eingeführt. So lange still halten wollte er aber nicht.

      Noch bevor er die Würde des Amtes wirklich tragen darf, hat Snow bereits Politik durch Abstinenz betrieben und einen Eckpfeiler der amerikanischen Wirtschaftspolitik unter Paul O’Neill und dessen Vorgängern entfernt: die Politik des starken Dollar.

      Man erinnere sich: Der alte Finanzminister hatte dem Publikum und dem Devisenmarkt versprochen, das New Yorker Yankee-Stadion zu mieten, falls er eines Tages das Ende der Politik des starken Dollar verkünden wolle. Dieses Ende ist jetzt, ganz ohne Ankündigung, vollzogen worden. Seit O’Neills forciertem Abgang hat der Dollar, gemessen am Euro mehr als sieben Prozent an Wert verloren.


      Die Devisenhändler haben die Regierung in Washington über Wochen hinweg mit immer niedrigeren Dollar-Kursen getestet - und Washington schweigt. Statt seiner Währung verbal stützend unter die Arme zu greifen, bringt Präsident Bush ein langfristiges Steuersenkungsprogramm für die Begüterten auf den Weg, und sein Kriegsminister Donald Rumsfeld verlegt US-Truppen an den Golf. Beide Schritte wurden am Devisenmarkt mit neuen Dollar-Tiefs quittiert.


      Es ist nur rational, dass die Regierung einen abwertenden Dollar zulässt. Die Politik des starken Dollar hat ihre Schuldigkeit getan. Sie passte zu einer anderen Zeit - und zu einem anderen Geschäftsmodell.



      Traum vom doppelten Wunder


      Erstaunlich ist nicht, dass der Dollar jetzt unter Druck gekommen ist. Erstaunlich ist, dass dies nicht schon geschah, als die heiße Luft aus den Aktienmärkten Amerikas und Europas pfeifend entwich. Auch bei Investoren und Regierungen sterben Illusionen offenbar nur langsam. Niemand verabschiedet sich gern von Vorstellungen, die seine Fantasie einst so richtig angeregt haben. Die Anleger wollten es zunächst ebenso wenig wahrhaben wie die Regierung der USA, dass ihr gemeinsamer Traum vom doppelten Mirakel schon im Jahr 2000 ausgeträumt war. Es war das Wunder ungebremsten ökonomischen Wachstums, das wie eine Münze ein doppeltes Gesicht trug. Auf einer Seite war das Wort "Aktie" aufgeprägt. Auf der anderen Seite "Amerika". Die Münze selbst war der Dollar.


      Ebenso wie zunächst alle Beteiligten von steigenden Aktienkursen zu profitieren scheinen, schien die ganze Weltgesellschaft von einem festen Dollar nur Vorteile zu haben. Die US-Nachfrage nach Gütern hielt die Wirtschaft auf dem Globus in Schwung, und zugleich ermöglichte der Zufluss von Spargroschen aus aller Herren Ländern den USA hohe Investitionen und ein freundliches Konsumklima - und das bei kaum steigenden Preisen. Dieses weltweite Geschäftsmodell funktionierte, weil scheinbar dauerhaft steigende Gewinne bei den US-Unternehmen die Folge waren. Nachdem die Gewinnsteigerungen sich aber als Illusion erwiesen hatten, blieben die Finanzierungsexzesse übrig. Das Resultat ist eine enorm hohe Verschuldung der privaten Haushalte, der Unternehmen und seit Präsident Bushs neu entdeckter Freigebigkeit auch die des Staates. Sofern die ausländischen Anleger Fabriken bauten, US-Unternehmen teuer einkauften oder in Aktien an der Börse investierten, wurde damit wenigstens die horrende Auslandsverschuldung der USA nicht weiter aufgebläht. Jetzt aber, da vorwiegend in Zinspapiere investiert wird, weitet sich die Gesamtverschuldung der USA noch stärker aus.



      Schuldenabbau und Gläubigerschutz


      Die US-Zentralbank hat es mit ihrem drastischen Kurs des billigen Geldes geschafft, dass die Verschuldungsexzesse nicht zu Bankpleiten und zu einem Kollaps der Konsumnachfrage geführt haben. Was die Zinssenkungen der Fed aber ebenfalls bewirken sollten, ist bisher nicht eingetreten: neuer Schwung für die US-Wirtschaft.


      Zwar blieb der Konsum bisher hoch, die Investitionen, der eigentliche Treiber jeder zügig wachsenden Wirtschaft und insbesondere des US-Geschäftsmodells in den 90er Jahren, bleiben aber verhalten. Angesichts der rapide aufgebauten Überkapazitäten im Boom bis 2001 scheint ein Wiederanspringen der Investitionsnachfrage zu alter Stärke gelinde gesagt unwahrscheinlich.


      Was bleibt, ist die Dollar-Abwertung. Sie ist, nach den Zinssenkungen und dem massiven Schwenk des US-Staatshaushaltes vom Überschuss in die Defizitposition, das einzige verbleibende Mittel, um die Deflation und ihre hässliche Zwillingsschwester, die Depression von Amerika fern zu halten. Das neue Geschäftsmodell heißt Schuldenabbau und es heißt Schutz vor den Gläubigern. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Schulden zurückzuführen. Die schwierigere Form ist die Zurückzahlung. Die einfachere, aber auch drastischere, ist die Entwertung der Schulden. Gegenüber Inländern ist das am einfachsten durch Inflation zu erreichen, gegenüber Ausländern durch eine Abwertung der Währung.


      Eine Inflation ist nicht so leicht zu haben. Mit niedrigen Notenbankzinsen und wachsenden Defiziten im Staatshaushalt schafft man lediglich Voraussetzungen dafür. Ein abwertender Dollar kann auch dabei hilfreich sein. Er ist jetzt US-Politik, und Asien und Europa werden die Suppe auslöffeln müssen. Sie haben lange genug vom Dollar-Geschäftsmodell gelebt und Deflation exportiert.



      © 2003 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 16:32:37
      Beitrag Nr. 1.768 ()
      Editorial: Der US-Dollar hat eine lange, lange Talfahrt angetreten (24.01.2003)

      Nichts geht an den Märkten ununterbrochen in eine Richtung. Das gilt auch für den US-Dollar, ob man ihn nun an seinem handelsgewichteten Index (TWI) oder gegenüber dem Euro misst. Vielen Strategen ist die Abwertung des Greenback inzwischen zu schnell und zu weit gegangen. Da ihn kaum jemand reif für einen freien Fall hält, mehren sich Prognosen, nach denen er nun eine Korrektur auf seinem gewiss weit nach unten weisenden Weg einlegen werde.

      Immer wieder tönt es aus Tokio, Interventionen der Notenbank dort zu Gunsten des Dollar stünden unmittelbar bevor. Doch das sind bisher nur leere Worte gewesen, die Devisenhändler schon gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Da die Zentralbanken mit den Jahren gelernt haben, dass Psychologie nicht nur Geld spart, sondern am Markt auch außerordentlich wirksam eingesetzt werden, ist zu vermuten, dass die Japaner einige Male massiv zu Lasten ihrer Währung intervenieren, wenn niemand mehr damit rechnet. Es kann sein, dass dies den Auslöser für eine ausgedehntere Erholung des Dollar auch gegenüber dem Euro bildet.

      In diesen hektischen Zeiten zeigt sich immer wieder, dass das Erinnerungsvermögen begrenzt ist. Doch was mit Blick auf den Devisenmarkt und den Dollar nie in Vergessenheit geraten darf, sind Bemerkungen des EZB-Präsidenten Duisenberg. Im Dezember hat er gleich mehrmals bestätigt, dass bedeutende Zentralbanken schon seit einer Weile Euro kaufen. Man ist sich einig darin, dass es sich um asiatische Zentralbanken handelt, die ihre extrem dollar-lastigen Devisenreserven besser streuen und damit unverkennbar drohenden Risiken begegnen wollen.

      Eine solche Streuung von Reserven seitens devisenreicher Zentralbanken ist keine Laune, die schon nach Tagen oder Wochen umschlagen kann. Vielmehr handelt es sich um eine strategische Entscheidung mit einer Geltungsdauer eher von Jahren als von Monaten. Dies ist zusammen mit den lausigen fundamentalen Verhältnissen, in denen der Dollar zu leben hat, der entscheidende Punkt, der einen lange dauernden Exodus aus dem Greenback anzeigt.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 17:36:09
      Beitrag Nr. 1.769 ()
      Wall Street - Wohin geht die Reise 2003?

      Es gibt eine Menge Indikatoren mit deren Hilfe die Anleger versuchen den zukünftigen Kursverlauf festzustellen. Der kurioseste unter ihnen ist der Super Bowl Indikator. Der Super Bowl im American Football ist das Äquivalent zum Gewinn der Meisterschaftsschale im Fußball hierzulande. Allein, die Amerikaner dürfen sich wegen der Play-Off Regelung auf ein echtes Endspiel freuen.

      Der Super Bowl Indikator ist und das überrascht durchaus verlässlich bei der Prognose von Markttrends. Der Theorie zufolge beenden die US-Börsen das Jahr im Plus, wenn die Meisterschaft an ein Team der alten National Football League (NFL) geht. Gewinnt allerdings die Mannschaft der alten American Football League (AFL), dann behalten die Bären im Markt die Oberhand.

      Natürlich könnte man darüber streiten, ob ernsthafte Investoren ihre Investmententscheidungen vom Ausgang eines Football-Spiels abhängig machen sollten. Aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel und der Indikator hat seit 1967 dem Jahr, in der ersten Super Bowl stattfand nur sieben Mal versagt. Anders ausgedrückt: In rund 80 Prozent der Fälle hat er funktioniert.

      Schlechte Vorzeichen für 2003

      In diesem Jahr favorisieren Experten die Oakland Raiders für die Meisterschaft und das mag zwar gut für Oakland sein, für Wall Street ist es ganz schlecht. Denn die Raiders gehören der alten American Football League an. Natürlich bedeutet das nicht zwangsläufig auch, dass sie den Titel gewinnen. Erinnern Sie sich bloß einmal an den Bundesligisten Bayer Leverkusen, der in der Saison 2001/02 gleich in drei Wettbewerben die Chance auf Platz eins hatte und letztlich drei Mal Silber bekam.

      Jeff Hirsch vom Stock Trader`s Almanac ist hinsichtlich der Aussagekraft des Super Bowl Indikators skeptisch: "Es gibt eine Menge Football Fans an Wall Street und der Indikator verschafft ihnen ein wenig Abwechslung. Aber ganz ehrlich, ich hasse das Ding. Es mag spaßig sein und alles, aber für mich besitzt er keinerlei Aussagekraft. Es ist einfach unmöglich, dass der Ausgang eines Football-Spiels Einfluss auf den Kursverlauf hat.

      © 23.01.2003 www.stock-world.de

      ___
      Anmerkung
      PS -2002 gewannen die AFL war ein sehr abwechslungsreiches Spiel - wie Bulle und Bär !
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 17:58:39
      Beitrag Nr. 1.770 ()
      Hanging in There—so far

      by Don R. Hays

      Summary: The 5-day market decline actually hit its low point at three different
      junctures in the last two days, the NASDAQ hit its low first at 9:40
      a.m. eastern time on Wednesday. It since has rallied and broken out
      of an intra-day bottoming pattern. The S&P 500 hits its low on the
      close on Wednesday, and then gapped slightly on the opening,
      pulled back and rallied into the close yesterday. The Dow, the
      laggard of the bunch hit its low yesterday morning on the pull-back.
      The Technology Revolution is still leading the pack.
      According to Kudlow and Gave, technology has moved from 10% of
      industrial production 10 years ago to 25% now, and has been
      continually gaining strength again for the last few quarters.
      U.S. exports to China have increased a mind-boggling 28% in the last
      year. China’s consumers are beginning to make a difference, but
      this is only the beginning of a trend.


      The optimism of mid-December has certainly been deflated as shown so graphically by
      the weekly survey results from the American Association of Individual Investors. On
      December 5, 2002 the market sentiment expressed in AAII’s weekly survey was
      showing 53% bullish and 18% bearish. Now, that has reversed to show only 25% still
      bullish and 43% bearish. Earnings are coming in, and the vast majority of them are
      beating estimates, but that doesn’t matter since the eyes are now being filtered with
      dark foreboding lenses. That took a stock market with the major indices on the
      threshold of breaking up through their 200-day moving averages into a relatively steep
      5-day decline.
      As I noted in Wednesday’s market comment, this was a similar reaction in the 1991
      time-period during the six days leading up to the first bombs being dropped on Iraq.
      This is happening this year as we prepare on Monday to hear Hans Blix’s message to
      the 15-member U.N. Security Council. And that is only one day prior to George Bush’s
      State of the Union in which I expect him to declare that time is up for Hussein’s poker
      playing bluff.
      In 1991, the momentum of the six-day slide reached a peak as it produced a highvolume
      down day on January 9th, six days before the bombs would drop. Even though
      there was one more down day, that 1/9/91 closing low was mysteriously not violated.
      January 24, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 2
      Sometimes the action of the stock market is almost spooky in the way it seems to
      anticipate things well before they occur, even those events that are often put in the
      “Acts of God,” or “Acts of Satan” category. For instance, about a week before the 9-11
      attack the market started to plunge. The same way in 1991, the bottom of the fear that
      began to erupt on Hussein’s invasion of Kuwait in August of 1991 produced a bottom 13
      weeks before the beginning of the reprisal attack by the allied forces, and that six-day
      attempt to retest stopped well short of the violation of that previous low.
      It is too soon to count our chickens yet, but the 5-day decline and especially the action
      by the NASDAQ indices may also be sending this same type of signal. The way the
      NASDAQ has hung in there as the pundits are once again muttering
      d..d..d..d..d..d..double-dip is encouraging.
      Don’t forget my thesis that what we have just survived for the last three years is nothing
      more than what happened to the Industrial Revolution as the “birth” phase of the steel,
      auto, radio industries became so pumped up in those final days in 1929. The next 3
      years produced the necessary “turbulence” phase that shook out those “late-to-theparty”
      speculators that believed they had no risk to piling on Andrew Carnegie, Henry
      Ford, Thomas Edison, and Alexander Graham Bell’s party with all the assets they could
      beg, borrow and steal.
      The greatest days of the Industrial Revolution came after that shake-out--from 1932 to
      1965 and is what made the U.S. the Super-power of that period.
      My thesis is that the “birthing” phase of the Technology Revolution hit the same type of
      eruption as all the “late-to-the-party” investors piled on Bill Gates, Thomas Watson, and
      Steven Job’s party. The “turbulence” phase has now shook out those easy money
      advocates, and the Technology Revolution is now in the beginning stage of the powerful
      “build-out” phase that will revolutionize the entire world.
      The terrorists are simply those cornered “losers” that are trying to resist this powerful
      new Revolution. Cornered foes will resort to any means since they know their very
      existence is at risk. I believe that Saddam Hussein is a powerful symbol. Less
      powerful, but still visible are people like Fidel Castro and Hugo Chavez. In these next
      few years I expect those names to all be a memory of the last futile attempt to
      circumvent the natural spread of Democracy.
      But these market “wiggles” that we are all living through as the deadline for Saddam
      Hussein’s removal draws so close are very exasperating for all us that are now battle
      weary from the last three years of turbulence. In some ways, it has been the last 5
      years—since the fall of 1997 when the markets first began to take on its very distorted
      action.
      You can see the weariness so vividly in our chart that shows the American Association
      of Individual Investors. I have included on the next page the chart showing the ratio of
      the 3-week average of the bearish sentiment to that of the bulls. You can see that
      except for the very major panics produced in 1998 and the July-October, 2002 major
      January 24, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 3
      bottoms, this ratio has now moved up to the extreme levels that have produced
      significant buying opportunities.


      (Dieser Chart ist KEIN Kontraindikator)


      Of course, you could make the case that this still has room to go, and could once again
      move up above the 160% level, but I doubt that will occur. The one week statistic
      actually hit 171% this week.
      So even though the market slide had all the appearances of moving even lower, and it
      obviously still can, I was heartened in the face of the rebuilt wall of worry to see the
      action in the NASDAQ the last two days. If you look at that index on an intra-day basis,
      you will see that the NASDAQ 100 made a mini-bottoming formation and broke out
      yesterday at a level of 1028. The same type of action occurred in the NASDAQ
      Composite with its break-out occurring at 1385. The attempts to back off after that
      break-out have so far found support. I have my fingers crossed as the world nervously
      awaits Monday and Tuesday’s big presentations that this support will continue to
      prevent further decline. But admittedly, even those two powerful indices are now
      moving up to the resistance of the gap that was produced in last Friday’s opening.
      The real key is that whether or not this short-term support holds, with the psychology,
      monetary and valuation composites so powerfully bullish, any weakness should be used
      as a buying opportunity.


      A few quick news snapshots that caught my attention:
      Amazon.com sales increase by 28%, and will keep free delivery.
      FTSE—U.K.’s stock index makes new low. Huge pressure for this “New Europe” nation
      to break out of old Europe’s Germany and the ECB’s dogmatic monetary policy.
      4-week Unemployment Insurance Claims better than expected, and remain under
      400,000.
      Aluminum’s price showing strong advance, breaking out of long consolidation—good
      economic sign.
      Yesterday’s NYSE’s volume was the 2nd highest in two months.
      January 24, 2003 www.haysmarketfocus.com PAGE 4
      NYSE McClellan oscillator dropped to -145.
      S&P 500 forward earnings yield is up to 6.22%, the most attractive since 1996.
      Nikkei Dow is hanging in there—is that Market telling us something?

      Okay, that’s it for me this week. I’ll see you on Monday morning. Stay warm my friends

      .............................................



      H_S;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 18:21:03
      Beitrag Nr. 1.771 ()
      Blütenzauber

      (ffs) Die Geldfälscher haben viel gelernt in einem Jahr: Die Qualität der anfangs dilettantischen Euro-Fälschungen wird immer professioneller. Das jedenfalls berichtet die Bundesbank. Besonders angetan hat es den Betrügern die 50-Euro-Note.

      Die Zentralbanken zogen mit rund 145.000 Banknoten im zweiten Halbjahr 2002 mehr als sechsmal so viele Fälschungen aus dem Verkehr wie in den ersten sechs Monaten. Dennoch: Die Zahl der Fälschungen lag nach Angaben der Bundesbank deutlich höher, als noch mit dem alten Bargeld bezahlt wurde. Auf eine Million echte Euro-Noten kämen im gesamten Währungsraum nur etwa 20 Blüten, heißt es.

      Die illegalen Geldproduzenten haben dabei vor allem den 50-Euro-Schein im Visier: 121.826 Mal tauchte der falsche 50er im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres auf. Das sind nahezu 84 Prozent aller sichergestellten Blüten.

      Wenig Interesse wecken die Euro-Münzen bei den Betrügern: Auf knapp 40 Milliarden Münzen kamen nur 2339 falsche Geldstücke. Das aufwendige Prägeverfahren scheint die Geldfälscher nach Ansicht der EU-Kommission abzuschrecken.


      [ Freitag, 24.01.2003, 13:46 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 18:24:18
      Beitrag Nr. 1.772 ()
      Buy-and-Hold?
      ++ Lebensabschnittgefährten ++
      Von Bernd Niquet
      Liebe Anleger, gegenwärtig ist höchste Vorsicht angesagt. Denn das, was jetzt kommt, kann wieder einmal nur fürchterlich enden. Überall wird derzeit nämlich ausgerufen, dass die Zeit des Buy-and-Hold, also des Kaufens und Liegenlassens von Aktien endgültig vorbei sei. Gefragt wären heute keine passiven Strategien mehr, so hört man allenthalben, sondern der aktive Anleger, der die Kursschwankungen jeweils zu seinen Gunsten ausnutzt.

      Auf den ersten Blick klingt das natürlich fürchterlich plausibel, klug und weltgewandt. Ganz so, als wenn die Eltern zu ihren Kindern beim Abschied sagen: "Aber passt bitte gut auf. Und fahrt immer schön vorsichtig." Natürlich: Es ist kaum zu erwarten, dass in den nächsten Jahren die Aktien wieder so steigen werden, wie das vor der Jahrtausendwende einmal der Fall war. Doch sollten derartige Erwartungen tatsächlich einen Einfluss auf die grundlegende Strategie haben?

      Nehmen wir einmal an, jemand entscheidet sich gegenwärtig dazu, einen gewissen Teil seines Vermögens in Aktien anzulegen, und gleichzeitig täglich die Zeitung zu lesen und Fernsehen zu schauen. Dann kennt er auf jeden Fall die These vom Ende des Buy-and-Hold und weiß, dass man heutzutage als moderner Anleger ebenso wenig wie mit allen anderen Dingen, so auch nicht mit seinen Aktien verheiratet sein sollte, weil die heutige Zeit eben einfach Flexibilität erfordere. So weit, so gut. Der Anleger wird seine Aktien also nur noch als Lebensabschnittgefährten betrachten. Doch gerade da beginnen bereits die Probleme:

      Wenn er nun also schon weiß, dass (!) er seine Papiere bald wieder abstoßen muss, so weiß er jedoch noch längst nicht, wann (!) der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Ja, wann soll er nun genau handeln? Wenn sie gefallen sind? Oder eher wenn sie gestiegen sind? Für beide Varianten gibt es gute Gründe. Sind die Aktien gefallen, dann ist es ratsam, sie zu verkaufen, wenn man dadurch einen weiteren Verlust vermeiden kann. Und sind sie gestiegen, ist es ebenfalls clever zu verkaufen, weil man so vermeidet, seine Gewinne letztlich wieder einzubüßen. Doch was ist, wenn hinterher genau das Gegenteil davon eintritt?


      ++ Selbstlose Ratgeber ++

      Fragt man bei einem Experten nach, dann wird dieser einem wahrscheinlich den Rat geben, schnellstmöglich seinen brandaktuellen Börsenbrief zu beziehen, den eigenen Fonds zu kaufen oder zumindest sofort das neue von ihm betreute Endloszertifikat zu zeichnen, welches mit einem Ausgabeaufschlag von 4 Prozent und einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent hinsichtlich der Halbwertszeit auf jeden Fall nicht in radioaktive Sphären vordringen wird.

      Und ansonsten? Bleibt er so klug wie zuvor. Meine persönliche Meinung ist: Es ist eine einzige wichtige Entscheidung zu treffen. Sie lautet: Werden wir jetzt in eine deflationäre Rezession hineinschlittern oder nicht? Wer glaubt, dass das der Fall sein wird, sollte tunlichst die Finger von den Aktien lassen und sie auch nicht zum kurzzeitigen Zocken anfassen. Wer das hingegen nicht glaubt, sollte ruhig bis zu 30 Prozent seines Portfolios in Aktien aufbauen beziehungsweise halten. Doch wer diesen Mut jetzt aufbringt, sollte anschließend auch so stolz sein, und diese mit Angst gekauften Papiere nicht gleich wieder dem Nächstbesten für vergleichsweise geringe Aufschläge weiterverkaufen.

      Denn wenn wir jetzt nicht abschmieren, dann werden die Aktien auch wieder steigen. Doch dazu muss man Aktien halten. Kaufen und Halten. Buy-and-Hold? Natürlich, was denn sonst!


      Bernd Niquets neuer Roman heißt " Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002, 122 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6. Die Zeitung „Die Welt“ urteilte hierzu am 21.12.2002: „Äußerst zynisch geht es im Roman des Börsenautors Bernd Niquet zu. „Das Orwell-Haus“ zeichnet an einem Beispiel minutiös die Psyche der Generation der Erben nach – jener Altergruppe, die sich gegenwärtig anschickt, hier zu Lande wirtschaftlich und finanziell die Führerschaft zu übernehmen. Die reinen Finanzen bleiben aber auch nicht außen vor, wenn Niquet – in einer Mischung von deutschem Sonderweg und normaler Spießigkeit – den Kleinbürger im Zeitalter der Globalisierung beschreibt.“


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


      instock.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:00:01
      Beitrag Nr. 1.773 ()
      Market Summary

      Never use a 200-day moving average, or a reverse head-and-shoulders pattern, as grounds to buy or sell
      unless the combination of psychology, monetary, and valuation first say to look for either the good or
      the bad (based on their consolidated condition). The reverse head-and-shoulder is shaping up very well
      along with many indices right at or above the 200-day moving average. The psychological, monetary and
      valuation parameters are so powerfully strong over the last one year it has produced a major buying
      opportunity, much like the period from September 1981 to December 1982 was offering.
      Investors that became so battle-weary by the lack of immediate gratification in 1982 missed the best
      buying opportunity in the history of the U.S. stock market. It took a lot of stamina, however, in the face
      of theories that the U.S. and the world was on the cusp of a depression. The theory was that the U.S. had
      lost its way, and the three D’s were a certain sign of its demise. Those were the trade deficit, the budget
      deficit and high overall debt, and the weak dollar. Does that sound familiar?
      Retail sales have been reported as horrendous. Overall retail sales were up 4.6% in December 2002
      versus 2001. Listen to this! This is the fastest year over year growth in retail sales since 1999. This is a
      bit different than those headlines trumpeting the weakest Christmas in 30 years. When you have the
      retailer buying, with the lowest inventory to sales ratio in history, you have the structure in place for a big
      economic rebound, and this just in time to begin the 3rd year of the Presidential election year.
      With all of the above, we started going back into new individual stocks, away from the Exchange Traded
      Funds, as the market had given us enough of a message as to which sectors, market caps, and which
      investment styles should be the major beneficiary.
      That message was large cap growth stocks (the beneficiary of the major buying force of short-covering),
      in the financial, information technology, healthcare (mostly the drugs, bio-techs, and medical supply and
      equipment companies), and telecommunication sectors. We used the relative action of those sectors to
      their 200-day moving average, and to their bottom consolidation break-out levels to make that judgment.
      The yield on the 10-year T-Note looks as if it is preparing to break out of its bottoming formation. As a
      result, we took all our longer-term bond positions and moved them to very short maturities a month ago,
      and would strongly suggest you do the same.



      H_S ;)
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:12:45
      Beitrag Nr. 1.774 ()
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:21:03
      Beitrag Nr. 1.775 ()
      Elliott-Waves

      Interview mit Robert Prechter


      Robert R. Prechter, Autor des Bestsellers "Besiege den Crash!", im Gespräch mit der aktionär über seine Methode, sein Buch und die Möglichkeiten, dem von ihm prophezeiten Zusammenbruch zu entgehen.


      DER AKTIONÄR: Mit Ihrem neuen Buch "Besiege den Crash!" haben Sie es an die Spitze der Bestsellerlisten von Financial

      Times und New York Times geschafft. Wo sehen Sie den Grund für diesen Erfolg?


      Robert R. Prechter: Als im März 2002 "Besiege den Crash!" fertig wurde, markierten die Indizes neue Hochs. Bis das Buch dann gedruckt wurde, hatte der Markt schon wieder nach unten gedreht. Somit dürften die fallenden Kurse dazu beigetragen haben, Interesse an dem Buch zu wecken.


      In Ihrem Buch stellen Sie die These auf, dass die Weltwirtschaft auf eine Deflation zusteuert. Bitte geben Sie unseren Lesern eine kurze Erklärung, was unter einer Deflation zu verstehen ist und welche Auswirkungen sie hat.

      Deflation bedeutet eine Minderung der Versorgung mit Geld und Fremdkapital. In einer Deflation sind Schuldner damit beschäftigt ihre Schulden abzuzahlen und Gläubiger verlieren durch Forderungsausfälle Geld. Dieser Prozess führt auf breiter Front zu einem Abbau der Ausgaben und das treibt die Wirtschaft in eine Depression.


      Dieses Szenario, Deflation und wirtschaftlicher Abschwung - ist es unvermeidlich? Was muss getan werden, um das Schlimmste abzuwenden?


      Es ist unausweichlich. Das Problem ist der in den letzten 20 Jahren angehäufte Schuldenberg. Dieser ist vorhanden und man kann ihn nicht einfach entfernen. Um das Schlimmste für sich selbst zu vermeiden und der Deflation zu entgehen, muss jeder selbst handeln. Sie müssen Ihre Finanzen sichern. Heute gibt es viele Analysten, die für riskante Anlagen plädieren. Ich bin gegenteiliger Ansicht. Aktien sind schon in normalen Zeiten riskant. Wenn man sich die historische Bewertung ansieht, dann ist dieser Bullenmarkt in puncto Überbewertung einer der größten der Geschichte. Er ist bereits zu Ende und hier noch Geld zu investieren, grenzt an finanziellen Selbstmord. Sie sollten in etwas investieren, das jetzt gerade höchst unbeliebt ist - sichere Barwerte.


      Sie beziehen Ihre düsteren Prognosen aus der Elliott-Wave-Theorie. Gerade diese wird aber von den Analysten sehr kontrovers diskutiert. Es gibt nicht wenige, die diese Theorie für absolut nutzlos halten. Was ist die grundlegende Aussage der Elliott-Wave-Theorie und wie kann man sie praktisch auf die Märkte anwenden?


      Die Prognose ist ja gar nicht düster - sie ist die Rettung! Durch die Prognosen diverser Optimisten wurden Anleger ins Verderben gestürzt oder gingen bankrott.

      Zu Ihrer zweiten Frage: Das Wellenprinzip ist eine detaillierte Beschreibung menschlichen Gruppenverhaltens. Es zeigt auf, dass die Stimmung der Masse in einer natürlichen Abfolge von Pessimismus zu Optimismus und zurück schwingt. Das erzeugt ganz bestimmte und auch messbare Muster. Dieses Phänomen kann man ganz besonders einfach an den Finanzmärkten beobachten.

      Dort manifestiert sich die Stimmung der Anleger in Form von Preisbewegungen. Wenn Sie in der Lage sind sich wiederholende Kursmuster zu identifizieren und auch herausfinden können, an welchem Punkt innerhalb eines dieser Muster sich der Markt gerade befindet, dann können Sie auch vorhersagen, wohin er sich künftig bewegen wird.


      Was sind Ihre Kursziele für den Dax und den Dow Jones? Wann werden sie erreicht?

      Ich analysiere diese Märkte nicht - aber meine Kollegen tun es. Wir veröffentlichen diesbezüglich jeden Monat den Börsenbrief "Global Market Perspective". Zum aktuellen Zeitpunkt sind kurzfristige Rallyes möglich, aber der übergeordnete Trend im Dax zeigt nach unten - und in diese Richtung ist noch sehr viel Platz.

      Der Dow dürfte noch unter 1.000 fallen. Wenn Sie wissen wollen, warum, lesen Sie Kapitel 8 von "Besiege den Crash!".


      Was würden Sie Anlegern raten? Was sollen sie tun? Sehen Sie Gold, Anleihen oder Immobilien als gute Alternativen?


      Der erste Schritt ist, sich aus allen Investmentarten zu verabschieden, die in einer Deflation fallen. Die erste ist der Aktienmarkt. Die zweite ist der Immobilienmarkt und die dritte ist der Markt für riskante Anleihen - also Anleihen von Emittenten, die nicht absolut zweifelsfrei sind, was ihre langfristige Fähigkeit angeht, die Zinsen und das Kapital zurückzuzahlen. Genau in diesen heutzutage sehr gefährlichen Sektoren sind derzeit die meisten Anleger investiert. Manche Leute sind in Randgebieten wie Sammlerstücken oder Rohstoffen überinvestiert: Auch diese fallen in einer Deflation im Wert.

      Zweitens: Investieren Sie in sicheres Geld an einem sicheren Aufbewahrungsort. Meiner Meinung nach gibt es zwei vorrangig interessante Währungen: den Schweizer Franken und den Singapur-Dollar. Diese Länder verfügen auch über die sichersten Banken. Wenn Sie also wirklich um Sicherheit besorgt sind, dann müssen Sie diese Gegenden unter die Lupe nehmen.

      Sie sollten nicht irgendeine beliebige Bank in diesen Ländern nehmen, weil nämlich die größten unter ihnen riesige Probleme mit Schulden und Derivaten haben. Einige kleine Privatbanken verfügen allerdings über eine ausgezeichnete Liquiditätssituation. In meinem Buch zeige ich Ihnen, wie man sie findet.

      Der dritte Schritt ist nur für Leute, die sich sicher sind - Leute die wissen, dass sie erfahrene Investoren oder Spekulanten sind, Leute die den Begriff Risiko verstehen und auch gewillt sind, ein solches einzugehen. Diese Personen haben im aktuellen Bärenmarkt große Gewinne gemacht, indem sie in Anlageformen investierten, die bei fallenden Kursen gewinnen. Die erstaunliche Magie, die ein Bärenmarkt in Kombination mit einer Deflation erzeugt, ist die, dass Sie Geld verdienen, während das Geld an sich an Wert gewinnt - falls Sie sich richtig positioniert haben. Sie schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe. Im Bärenmarkt in den USA können Sie Geld verdienen, indem Sie beispielsweise in den Rydex Ursa Fonds investieren. Dieser steigt, wenn Aktien fallen. Alternativ können Sie sich auch einen aktiv gemanagten Fonds aussuchen, dessen Manager bearish ist. In meinem Buch finden Sie auch dafür eine Liste der verschiedenen Möglichkeiten.


      Was meinen Sie zu Goldminenaktien?


      Vielleicht haben Sie auch schon von der These gehört, dass die Aktien von Goldminen nicht nur vor Inflation, sondern auch vor Deflation schützen. Das hieße, sie würden niemals fallen. Diese Theorie stützt sich auf die Beobachtung, dass die Aktien von Goldminengesellschaften in den 30er-Jahren gestiegen sind. Ohne das Wissen um zwei sachdienliche Einzelheiten führt diese Tatsache jedoch in die Irre:

      Zum einen ist es eine Tatsache, dass sich Goldminenaktien im Bärenmarkt von 1929 bis 1932 kaum bewegten. Homestake markierte im Jahr 1929 sein Hoch bei 11,50 und sein Tief im Jahr 1932 war 13,88 Dollar, konnte also nur einen kleinen Gewinn verbuchen. Im selben Zeitraum bewegte sich das Papier von Dome Mines überhaupt nicht.

      Zum anderen ist es zwingend erforderlich zu wissen, dass die US-Regierung in diesen Jahren einen Festpreis von 20,67 Dollar pro Unze Gold aufrechterhielt. Während alle anderen Rohstoffe aufgrund der Deflation an Wert verloren, blieb der relative Wert des Goldes in Bezug zum Dollar unverändert, da sein Preis ja fixiert war. Somit gab es für die Goldminenaktien auch keinen Grund am allgemeinen Crash teilzunehmen.

      Heutzutage bindet die Regierung den Kurs ihrer Währung nicht mehr an Gold und wird es wohl in nächster Zeit auch nicht tun. Ohne künstliche Beschränkungen wird Gold in der kommenden Deflation genauso stark fallen wie alle anderen Rohstoffe - und Goldaktien werden wahrscheinlich sogar noch stärker verlieren. Eine Analyse des langfristigen Wellenmusters der Goldaktien untermauert diese Schlussfolgerung. Erst eine Kursbewegung, die den Goldpreis auf mehr als 400 US-Dollar pro Unze bringt, würde dazu führen, dass ich meine Meinung ändere und den Edelmetallen bullish gegenüberstehe.


      Trotz Ihrer sehr pessimistischen Prognosen bezüglich der weltweiten Aktienmärkte sagen Sie in Ihrem Buch auch, dass diese Korrektur eines Tages beendet sein wird und dass die Leute dann auch wieder Aktien kaufen sollen. Wann wird das sein? Auf welche Ereignisse sollten Anleger achten, damit sie den Wendepunkt rechtzeitig erkennen?


      Der sinnvollste und verlässlichste Weg, den Boden des kommenden Aktiencrashs zu erkennen, wird sein, auf die Vervollständigung seines Elliott-Wellenmusters zu achten. Wie dies bei aussagekräftigen Böden immer der Fall ist, wird auch dieser von zwei wichtigen Umständen begleitet werden: hohe Bewertungen der Aktien in Hinblick auf Dividenden und Gewinne und weit verbreiteter Pessimismus, sowohl an den Finanzmärkten als auch im täglichen Leben.


      Sie sind Herausgeber von zwei Börsenbriefen: Elliott Wave Theorist und Elliott Wave Financial Forecast. Würden Sie uns kurz den Inhalt und die Zielsetzung dieser Börsenbriefe beschreiben?


      Ich selbst schreibe den Elliott Wave Theorist, der langfristig ausgerichtet ist und die soziologischen Auswirkungen von Börsentrends untersucht. Der Elliott Wave Financial Forecast erscheint monatlich und wird von den Mitherausgebern Steven Hochberg und Peter Kendall verfasst. Er verfolgt mittelfristige Muster in den US-Märkten und prognostiziert kommende Kursbewegungen. Steven und Peter benutzen Wellenanalysen von US-Aktien, Anleihen, Edelmetallen, des US-Dollar und wichtiger ökonomischer und sozialer Trends, um ihre Leser auf Marktbewegungen vorzubereiten, noch bevor diese tatsächlich auftreten. Wir haben auch einen sehr beliebten "Flash"-Service für Futures, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auftretende Up- und Down-Moves identifiziert und den Nutzern präzise sagt, was sie ihrem Broker sagen oder wie sie ihre Order online platzieren sollen. Auf unserer Website bieten wir auch eine Menge kostenloser Informationen an. Schauen Sie einfach unter http://www.elliottwave.com vorbei und treten Sie dem Club EWI bei.


      http://www.deraktionaer.de/Nachgehakt_current_214651.html
      _____________________________________________----

      Die Meinung zu Gold kann ich nicht teilen, lassen wir die Zeit verweilen.
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:32:21
      Beitrag Nr. 1.776 ()
      Broke
      Jan 23rd 2003 | NEW YORK
      From The Economist print edition


      America`s system of insuring private pension plans
      needs fixing


      THE pension malaise in America worsens. Corporate
      pension-fund deficits have swollen to some $300
      billion, weighing down earnings and forcing
      companies from General Motors to General Electric to
      find cash to make up the shortfalls. Meanwhile, the
      economy`s continuing sluggishness is pushing ever
      more companies into bankruptcy and adding yet more
      billions to the pile of unpaid pension obligations.

      Luckily for workers, help is at hand in the form of the
      Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC), the
      quasi-governmental agency charged with insuring the
      basic benefits of the 44m Americans enrolled in
      private, defined-benefit pension plans. Over the past
      year, the PBGC has mopped up the unfunded pension
      liabilities of a host of bankrupt firms, from Polaroid to
      LTV Steel. So maybe it is no surprise that the
      state-backed agency itself is on the brink of
      insolvency.

      The tipping point will be the assumption of almost $5
      billion of liabilities belonging to two bankrupt
      steelmakers, Bethlehem Steel and National Steel.
      The PBGC applied last month to take these plans
      over and is likely to do so, despite a challenge from
      National. The acquisition of the two firms earlier this
      month was made possible largely because the buyers
      believed that the PBGC, and not they, would pick up
      the pensions bill.



      Oddly, the PBGC`s
      difficulties have
      scarcely raised an
      eyebrow. "It`s back to
      normality," says a
      Treasury official,
      alluding to the deficits
      run by the agency for
      the first 21 years of
      its existence until
      1995. In fact,
      although the agency is
      technically insolvent
      (ie, its liabilities
      exceed its assets), it
      probably has enough liquidity from insurance
      premiums, assets acquired when taking pension
      schemes over and investment income from its own
      portfolio to meet its obligations for many years to
      come. Should the money ever run out, the
      government would surely step in.

      Indeed, the PBGC`s net position is less of a problem
      than the pricing of its guarantees. Zvi Bodie, a
      finance professor at Boston University who
      specialises in pension funds, points out that the
      premium it charges companies to insure their pension
      schemes is not tied to risk.

      It is unaffected by credit ratings or other evidence
      about a company`s financial condition. So
      fundamentally healthy firms in effect subsidise the
      less sound. It is also unaffected by investment
      behaviour, creating an incentive to invest riskily. If
      all goes well, the schemes make handsome returns;
      if disaster strikes, the PBGC will foot the bill. In
      addition, firms that are short of cash have an
      incentive, when negotiating pay, to promise improved
      pensions instead of higher wages. Not only are the
      costs of the pay deal postponed; they may end up
      being borne by the PBGC.

      The obvious solution, linking premiums to the
      riskiness of pension funds, is tricky. Doing so could
      force already wobbly companies into bankruptcy. And
      strong steel, airline and labour lobbies in Congress,
      which sets the PBGC`s premiums, make any increases
      difficult. Workers and pensioners in the steel and
      airline industries, who account for fewer than 5% of
      participants in defined-benefit plans, have benefited
      from 70% of the agency`s claims since 1974.

      Mr Bodie suggests that restrictions on where pension
      funds put their money could strengthen the insurance
      system. Currently, estimates Morgan Stanley, more
      than half of companies` pension portfolios consist of
      equities. This partially reflects the view that the
      riskiness of shares diminishes, the longer they are
      held; against that, says Mr Bodie, the potential
      severity of a shortfall in any one year increases with
      time. Ideally, he thinks, companies should fund their
      pension schemes entirely with bonds, a strategy
      adopted recently by Boots, a British retailer. That
      may be too restrictive a rule; but his arguments at
      least imply that firms should think twice before
      allocating large chunks of their pension funds to
      equities.

      Meanwhile, there are two immediate concerns about
      the PBGC. First, unless America`s bankruptcy wave
      comes to an unexpected halt, the demands on it are
      likely to rise. Second, the agency invests 35% of its
      own portfolio in the stockmarket. Yet the PBGC is
      likeliest to draw on its assets when the stockmarket
      is doing badly. Shouldn`t it know better?
      Quelle: Economist (nur für Abo
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:45:05
      Beitrag Nr. 1.777 ()
      Freitag, 24. Januar 2003
      Liquidität en masse
      Negativzinsen in Japan


      Stellen Sie sich vor, Sie nehmen einen Kredit auf und werden damit belohnt, dass Sie weniger zurückzahlen, als Sie bekommen haben. Gleiches ist nun den japanischen Banken widerfahren. Im Zuge der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan ist am japanischen Binnen-Geldmarkt am Freitag erstmals Tagesgeld zu einem Zinssatz von unter null Prozent gehandelt worden.

      Der Zinssatz für die Aufnahme von Tagesgeld zum 27. und 28. Januar fiel nach Angaben von Marktteilnehmern auf minus 0,1 bis minus 0,2 Prozent. Insgesamt wurden rund 15 Mrd. Yen oder 117,8 Mio. Euro zu einem negativen Zinssatz gehandelt.

      Für die verleihenden Banken seien die negativen Zinssätze eine Möglichkeit, ihr Engagement in Yen in einer Zeit zu reduzieren, in der das Vertrauen in das japanische Bankensystem ohnehin sehr niedrig ist, erklärten Marktbeobachter.

      Völlig neu sind negative Sätze am japanischen Geldmarkt jedoch nicht. Bisher waren sie allerdings nicht auf dem Binnen-Markt, sondern nur auf dem Euro-Yen-Markt aufgetreten. Hier wird Yen-Tagesgeld für den ausländischen Markt gehandelt.

      Am Donnerstag hatte sich die BOJ sich trotz des Drucks von Seiten der japanischen Regierung gegen eine weitere Lockerung der Geldpolitik gewehrt. Zumindest bei der Zinspolitik hätten die Notenbanker auch keinen Spielraum mehr - auch die andauernde faktische Nullzinspolitik zeigte bislang keinen Erfolg.

      Dennoch wird die BOJ von vielen Seiten wegen ihrer Untätigkeit kritisiert. So forderte Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi vor dem Parlament mutigere Schritte von der Zentralbank, um den anhaltenden Preisverfall zu stoppen, der der japanischen Wirtschaft erheblichen Schaden zufügt.

      Einige Ökonomen sehen jedoch wenig Handlungsmöglichkeiten für die Notenbanker. Sie verweisen auf die Reihe von Maßnahmenpaketen, die die Notenbanker bereits aufgelegt haben - und die wirkungslos verpuffen. Weder der Aufkauf von japanischen Staatsanleihen noch eine Erhöhung des Guthabens der Geschäftsbanken können Unternehmen oder Verbraucher dazu bewegen, sich so billig wie nie mit Liquidität einzudecken. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage seien die Unternehmen und Verbraucher einfach nicht zu Investitionen bereit, heißt es.
      ntv.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:46:21
      Beitrag Nr. 1.778 ()
      Gestern hatten wir einen KGV von 13,64 heute ist`s noch ein Stück niedriger.
      Solche Verhältnisse hateen wir zuletzt 1980/1981..........





      :cool: :cool: :lick: :lick:

      Und der ARMS steht auch auf bullish......:rolleyes:




      H_S
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:48:05
      Beitrag Nr. 1.779 ()
      Ja, Bluemoons duellieren wir uns.....:laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:50:57
      Beitrag Nr. 1.780 ()
      AN L A G E B E R A T U N G

      "Das ist kriminell"


      Von Lutz Reiche


      Die Rentnerin hatte keine Ahnung von Aktien. Der Berater der Deutschen Bank schwatzte ihr dennoch riskante Papiere auf - kein Einzelfall, sagen Verbraucherschützer. Die Bank muss jetzt 150.000 Euro Schadenersatz zahlen.

      Hamburg/Mannheim – In einem spektakulären Fall hat das Landgericht Mannheim die Deutsche Bank zu insgesamt rund 150.000 Euro Schadenersatz wegen fehlerhafter Anlageberatung verurteilt.

      Aus dem Urteil (Az.: 3 O 100/02), das der Redaktion vorliegt, geht hervor, dass der Berater der Bank im Jahr 2000 eine Rentnerin dazu gedrängt hatte, ihr Vermögen und den Erlös einer Lebensversicherung aus Bundesanleihen abzuziehen. Das Geld wurde quasi zum Höhepunkt der Börsenhysterie in teilweise hochspekulative Papiere der konzerneigenen Fondstochter DWS angelegt.

      Kein Interesse an risikoreichen Anlageformen

      "Unsere Mandantin ist schamlos ausgenutzt worden", erklärt Hans Witt, Partner der Heidelberger Anwaltskanzlei Bornemann-von Loeben, im Gespräch mit manager-magazin.de. Die auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Juristen vertreten die Rechte der Rentnerin.

      Die heute 65-Jährige habe der Bank bereits im Vorfeld unter anderem schriftlich klar gemacht, dass sie kein Interesse an risikoreichen Anlageformen habe, da sie von den Erträgen leben müsse. Insbesondere sei sie nicht an Aktien interessiert.

      So habe die Frau bereits 1995 in zwei Schreiben an die Bank auf ihr Sicherheitsbedürfnis bei der Anlageform hingewiesen und dem Institut fehlerhafte Beratung in einem anderen Fall vorgeworfen. Damals sei ihr ein Schaden von 50.000 Mark entstanden. Die Briefe seien auch dem neuen Berater der Bank bekannt gewesen.

      Als "geradezu grotesk" bewertet das Gericht vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass der Bankberater "in seinen persönlichen Aufzeichnungen die Anlagementalität und -ziele der Kundin bis in die Risikoklasse 5 einstufte."

      Anwalt: "Das war nicht nur fahrlässig"

      Mit dieser Einschätzung sei er vielleicht seinem Verkaufsinteresse nachgekommen, keinesfalls aber den Interessen der Kundin, führt das Gericht weiter aus. Anwalt Hans Witt wird deutlicher: "Was da gemacht wurde, ist nicht nur fahrlässig. Ich halte das für kriminell."

      Viermal rief der Berater die Rentnerin zu Beginn des Jahres 2000 an, bis schließlich das folgenschwere Beratungsgespräch stattfand. Die Frau erwarb darauf zwischen Februar und Dezember 2000 für insgesamt 152.000 Euro Anteile an den Fonds DWS Telemedia (WKN:847421) , DWS Biotech (933808) , DWS Top 50 Asien (976976) , DWS Top 50 Welt (976979) und Indexzertifikate Deutsche Bank Euroleader (836670) .


      Viele der Papiere hatten damals bereits ihre Höchststände gesehen. An den Märkten herrschte Hysterie. Es gab zwar warnende Stimmen, dass die Börsenblase zu platzen drohe. Diese fanden jedoch kaum Gehör – offenbar auch nicht bei dem Anlageberater der Deutschen Bank.

      Die Deutsche Bank spricht in diesem Zusammenhang von einem Einzelfall, der nicht zu verallgemeinern sei. Noch hat sie keine Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Verbraucherschützer sehen dies indes anders.

      Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt im Gespräch mit manager-magazin.de: "Dieser krasse Fall bestätigt meine Erfahrung, dass die Banken durchweg zum Zeitpunkt der Börsenhausse ihren Kunden empfohlen haben, noch in den Markt einzusteigen."

      Die Sprechstunden der Spezialistin für Anlage- und Kapitalrecht seien prall gefüllt. Vor allem beklagten sich hier immer wieder ältere Menschen über die aus ihrer Sicht fehlerhafte Anlageberatung von Banken und Sparkassen.

      Schon angesichts des Alters und der offenbar geringen Sachkenntnis der Betroffen hätten die Berater diesen Kunden keine Risikopapiere empfehlen dürfen. "Die spekulierten mit der Altersvorsorge fremder Leute", sagt die Anwältin rückblickend.

      Was ist "anlegergerecht"?

      Liegt der Fall eindeutig, wie bei der 65-jährigen Rentnerin, empfiehlt die Anwältin den Verbrauchern zu klagen und verweist sie an Experten weiter. Die Beweislage allerdings sei in vielen Fällen schwierig, zumal die Gespräche zwischen dem Anlageberater und dem Kunden zumeist ohne Zeugen über die Bühne gingen und ein Protokoll des Treffens nicht existiere.....

      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,231986-2,0…
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 21:43:36
      Beitrag Nr. 1.781 ()
      Amerika rudert zurück?

      von Jochen Steffens

      Nach den gestrigen Tönen heute dies: Man wolle über eine zweite Irakresolution nachdenken. Die Amerikaner rudern zurück?

      Da haben die Amerikaner wohl selber gemerkt, dass sie sich etwas zu weit aus dem Fenster gelegt hatten. Obwohl es geht dabei auch um Auseinandersetzung innerhalb der amerikanischen Regierung: Während Verteidigungsminister Rumsfeld auf Kriegskurs ist, zeigt sich Außenminister Powell eher diplomatisch und ist um Unterstützung bei den Verbündeten bemüht. Sicherlich kein falscher Ansatz. Immer mehr Menschen fühlen sich von der Art und Weise wie die Amerikaner ihre Politik durchsetzen, vor den Kopf gestoßen. So äußerten sich gestern und heute spontan viele europäische Politiker, Künstler und Intellektuelle kritisch zu den unüberlegten Äußerungen Rumsfelds.

      Ich hatte gestern einige Diskussionen mit Tradern. Egal ob sie einen Irakkrieg eher unterstützten oder ihn ablehnen, in einem Punkt waren sich fast alle einig: Amerika wird eindeutig zu überheblich. Man bemerkt eine wachsende antiamerikanische Stimmung. Diese richtet sich jedoch nicht generell gegen Amerika, sondern zunächst nur gegen die Bush-Regierung. Es sind zwar nur Tendenzen, aber Amerika muss aufpassen, dass sich diese Stimmung nicht verfestigt und es sich somit isoliert. Amerika ist nicht nur außenpolitisch, sondern auch wirtschaftlich auf seine Partner angewiesen (auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass den Amerikanern das nicht so recht bewusst ist).

      Derweil ist von den UN-Inspekteuren zu hören, dass im Irak bisher kein nukleares Material gefunden wurde. Die Auswertung der Proben hätte zudem nicht einmal Hinweise auf nukleares Material ergeben. Insgesamt macht es mir nicht den Eindruck, als hätten die Inspekteure bisher irgendwelche deutlichen Hinweise auf Massenvernichtungswaffen gefunden.

      Chefinspektor Blix trifft sich heute mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer. Ich bin wirklich gespannt, ob sich folgend die Einstellung der Regierung zu einem Irakkrieg ändern wird. Das hatte zumindest Rumsfeld gestern noch prophezeit. Ich rechne eigentlich nicht damit.

      Unterdessen hat sich zunächst auch Dänemark für eine Verlängerung der Arbeit der UN-Waffeninspekteure ausgesprochen. Dänemark stützt mit dieser Aussagen die Position von Frankreich und Deutschland. Dabei scheint es Dänemark egal zu sein, dass sie somit aus Sicht Amerikas nun auch zum "alten Europa" gehört. Sie verzeihen mir meinen Zynismus. Aber auch von anderen Länder ist deutliche Kritik zu hören. Es manifestiert sich immer deutlicher ein Front, die mehr Zeit für die UN-Inspekteuren fordert.

      Aber keine Sorge, der Krieg wird kommen. Und die Börsen werden so lange unter dem Deckel dieses Krieges stehen, bis er entweder angefangen hat oder aber die Amerikaner mit einem deutlichen Truppenrückzug reagieren. So lange dieses Damokles-Schwert noch über den Köpfen der Börsianer hängt, ist von Investitionen in Aktien eher abzuraten. Es sei den man fischt sich die Wenigen heraus, die dem Gesamttrend trotzen. Denn der Markt will nach unten. Man erkennt es daran, dass gute Nachrichten ignoriert und schlechte honoriert werden.

      Die Autobauer leiden zurzeit unter dem schwachen Dollar. Analysten erwägen deshalb ihre Gewinnprognosen für die Autobauer zu reduzieren. Zu den zu erwartenden Absatzeinbrüchen in Amerika, kommen nun die negativen Auswirkungen der Währungseffekte. Wie sie sicherlich wissen, ich warne seit Monaten vor Aktien der Autobauer.

      Auf eins möchte ich Sie noch einmal hinweisen: Sehr langfristig werden sich Rohstoffe rentieren. Das hat zwei Gründe, die sich gegenseitig verstärken: Zum Einen kommt es zunehmend zu einer weltweiten Rohstoffverknappung, zum Anderen hat China jetzt schon einen immensen Rohstoffbedarf, der die Preise treibt. Sollte sich in China die Politik der Öffnung der Märkte verstärken, dann wird Chinas Rohstoffbedarf rasant steigen: Rohstoffe haben demnach ein große Potential auf Sicht von mindesten 10 Jahren.
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      4,54 Mio. Arbeitslose

      von Jochen Steffens

      Medienberichten zufolge sei die Arbeitslosigkeit im Januar auf den höchsten Stand seit 1998 gestiegen. Arbeitsmarktexperten gehen nach Darstellung der "Bild"-Zeitung und der Tageszeitung "Die Welt" von rund 4,54 Millionen Arbeitslosen in Deutschland aus. Das bedeutet, dass die Zahl der Erwerbslosen um 320.000 im Vergleich zum Dezember angestiegen wäre. Gründe werden in dem Wintereinbruch im Januar und in der Angst der Unternehmen vor einer anhaltenden Konjunkturschwäche gesucht. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte für 2003 eine durchschnittliche Arbeitslosenzahl von 4,2 Mio prognostiziert.

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      Das Problem der US-Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Bloomberg hat berichtet, dass die amerikanischen Pensionsfonds in den 12 Monaten bis 30.9.2002 10 % an Wert verloren haben. Die 1.000 Fonds, die von Bloomberg unter die Lupe genommen wurden, haben rund eine halbe Billion Dollar verloren. In den letzten 2 Jahren habe sie insgesamt sogar rund 1 Billion Dollar verloren.

      Das ist eine Billion, die anderswo verdient werden muss ... oder eine Billion, die Rentner weniger ausgeben können. Eine Billion hin, eine Billion her. Wenn es nur darum gehen würde, dann würde ich mich damit nicht weiter beschäftigen. Aber mein Kollege Eric Fry wurde in der aktuellen Ausgabe des Barron`s Magazins von Alan Abelson zitiert – das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Eric hat alleine bei den Pensionsfonds von Deere & Co. eine Lücke von 5,5 Milliarden Dollar bemerkt. "Wenn man die das operative Geschäft so wie die Pensionsfonds führen und verbuchen würde, dann würde man ins Gefängnis gesteckt," zitiert Alan Abelson Ethan Era von Mercer HR Consulting. Als ob das noch nicht genug wäre – die meisten Pensionsfonds kalkulieren die Beträge, die notwendig sind, immer noch mit Hilfe von absurden Annahmen.

      Nehmen wir das Beispiel IBM, das Abelson angeführt hat. IBM nimmt immer noch an, dass der eigene Pensionsfonds jährlich 8,5 % Rendite pro Jahr einfährt (vor kurzem wurden noch 9,5 % Rendite pro Jahr erwartet). Basierend auf den Ergebnissen der letzten 3 Jahre sollte IBM allerdings ein Minuszeichen vor diese Erwartung setzen.

      Bevor dies alles vorbei ist – also bevor der nächste Aufschwung beginnt – werden wahrscheinlich noch viele Leute wegen Bilanzbetrügereien ins Gefängnis wandern. Aber das wird nicht der Fall sein, bevor die Kleininvestoren nicht noch mehr Geld verloren haben werden. Diese Verluste und versteckten Kosten bei den Pensionsfonds werden der US-Wirtschaft in den nächsten Jahren einige Kraft entziehen. Die Gesellschaften müssen aus den laufenden Erträgen mehr Geld abziehen als geplant, um ihre Pensionsverpflichtungen erfüllen zu können. Währenddessen denkt die Generation der "Baby Boomer" in den USA über ihren Ruhestand nach. Und weil ihre Aktiensparpläne nicht das gewünschte Ergebnis gebracht haben, müssen sie ihre Sparleistungen vor dem Ruhestand erhöhen. Die Sparrate ist von 2,3 % im Januar 2002 schon um 50 % gestiegen, auf 3,5 % im November 2002. Jeder Prozentpunkt entspricht etwa 70 Milliarden Dollar. Ein Anstieg der Sparrate auf 6 % würde dem Konsum rund 200 Milliarden Dollar entziehen, was die US-Wirtschaft wahrscheinlich zurück in die Rezession drücken würde.

      Langfristig wäre das allerdings eine gute Entwicklung. Die US-Wirtschaft braucht reale Ersparnisse. Aber kurzfristig – und das könnten die nächsten 10 Jahre sein – wäre eine solche Entwicklung desaströs. Sparen nimmt Geld aus der Konsumwirtschaft ... was zurückgehende Umsätze, weniger Arbeitsplätze und weniger Gewinne bedeutet. Hey ... ich denke, die USA werden den gleichen Weg wie Japan gehen ... ich glaube das wirklich ... Konnichiwa (Hallo auf japanisch) Eric ...

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      Skepsis gegenüber dem Bush-Programm

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Konnichiwa, Bill. Es sieht so aus, als ob eine weitere Bärenmarkt-Rally ausläuft. Das könnte für die Kleinanleger hart sein. Schließlich haben ihnen die Top-Analysten der Wall Street ihnen immer wieder versichert, dass die Aktien nicht 4 Jahre in Folge fallen könnten. Aber leider sieht es so aus, als ob sie das doch können ... und vielleicht sogar 5 oder 6 Jahre. Die Würfel für 2003 sind natürlich noch nicht gefallen. Die Aktien könnten sich erholen und den Optimismus der Star-Analysten rechtfertigen. Allerdings könnte der Markt auch weiter fallen, was den Ruf der Analysten weiter beschädigen wird.

      Ich weiß genauso wenig wie die Star-Analysten, was passieren wird. Ich halte mich an die simple Weisheit, dass die schlechten Dinge normalerweise den Investoren passieren, die hoch bewertete Aktien kaufen, und die guten Dinge passieren den Investoren, die vor dem Einstieg weiter abwarten, bis die Aktien günstig bewertet sind. Diese "taktische Ignoranz" führt uns zu der aktuellen Alternative zu Aktien – dem Gold. Gold ist immerhin eine zuverlässige Geldanlage ... ein Investor könnte sein Geld schlechter anlegen.

      Als US-Präsident Bush das erste Mal seinen neuen Ausgabenplan ankündigte, dachte ich, dass dieser Plan nicht schlechter wäre, als all die anderen vergleichbaren Pläne, die von Zeit zu Zeit in Washington ausgebrütet werden. Aber mittlerweile denke ich, dass dieser neue Plan wirklich schrecklich ist. Der Grund: 110 Ökonomen denken, dass dieser Plan exzellent ist. Die Washington Times berichtet: "Ein Brief von 110 Ökonomen – darunter 3 Nobelpreisträger – fordert den US-Kongress dazu auf, den 647 Milliarden Dollar schweren Steuersenkungsplan von Präsident Bush zu unterstützen." Kann ein Plan, der von 110 Ökonomen applaudiert wird, eine gute Idee sein? Dieser riesige Ausgabenplan ist nur einer von vielen Plänen, die durch staatliche Ausgaben die Konjunktur beleben wollen (sogenanntes "deficit spending") – vergleichbare Pläne gibt es von Bombay bis Berlin. Dieses "deficit spending" ist das heißeste makroökonomische Thema zurzeit. Nicht nur, dass die USA auf ein Haushaltsdefizit von 300 Milliarden Dollar zulaufen – sie wissen bestimmt, dass auch Deutschland und Frankreich wegen ihrer übermäßigen Defizite Probleme mit den Vorgaben des Maastricht-Vertrages bekommen.

      James Grant schreibt dazu: "Die US-Staatsanleihen mit fixem Zinssatz und die Unternehmensanleihen mit schwächerem Rating sind etwas für Looser. Die Schuldner sind in den USA an der Macht ... und die Gläubiger opfern ihre Aussicht auf Gewinne für Sicherheit – eine Sicherheit, die oft illusorisch ist ... Gläubiger haben wahrscheinlich derzeit in den USA weniger politische Macht als Raucher."

      Grant weiter: "Die Schulden als Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben einen neuen Rekordwert erreicht, und 1,5 Millionen Pleiten in den letzten 12 Monaten deuten auf Folgendes hin: Die USA müssen sich damit abfinden, diese Werte wieder zu normalisieren, auf Kosten von wirtschaftlichem Wachstum."

      "Die Rückzahlung der Schulden könnte nicht nur 2003, sondern in den nächsten Jahren die dominierende Kraft in der Volkswirtschaft sein", so der Anleihenfondsmanager Van R. Hoisington. "Diese Schuldenrückzahlung wird die Stagnation der Ausgaben und eine moderate Inflation bedeuten, was die Zinsen weiter senken wird."

      Ich bin nicht davon überzeugt, dass die langfristigen Zinssätze vom jetzigen Niveau aus noch signifikant fallen werden. Aber ich habe keine Zweifel daran, dass die "Entschuldung" der amerikanischen Unternehmen und Konsumenten den amerikanischen Konsumausgaben und Investitionen einen Dämpfer verpassen wird. Die amerikanischen Unternehmen und Konsumenten wollen zunehmend lieber ihre Schulden zurückzahlen, als neue Schulden aufzunehmen.

      Kann angesichts dieser Trends das neue Ausgaben- und Steuersenkungsprogramm von US-Präsident Bush die Wirtschaft stimulieren? Ich bezweifle das.

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      Vorbild Warren Buffet

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      *** Eine Umfrage des Fernsehsenders ABC/MONEY zeigt, dass das Konsumentenvertrauen fällt. Nur 24 % der Befragten denken, dass die Wirtschaft in guter Verfassung ist. Der Rückgang des Verbrauchervertrauens war der schärfste seit 2 Dekaden.

      *** Die 30jährigen amerikanischen Staatsanleihen notieren nahe ihrer Höchststände. Auch der Bondmarkt scheint zu denken, dass sich die Wirtschaftslage verschlechtert.

      *** Aber Zahl der Hausneubauten steht auf 16-Jahreshoch.

      *** Der Durchschnittsinvestor denkt, dass die Wall Street eine Art Institution ist, die den Investoren hilft, Geld zu verdienen. Aber das ist nicht so – die Wall Street macht nur für sich selbst Geld, indem sie ihre Produkte anderen gewinnbringend verkauft. Was sie verkauft: Die HOFFNUNG, Geld zu machen. Das ist der Grund, warum es 49 Kaufempfehlungen für jede Verkaufsempfehlung gibt. Das ist auch der Grund, warum die Star-Analysten fast immer erwarten, dass die Aktienkurse steigen werden – wie könnten sie Geld verdienen, wenn die Anleger damit rechnen, dass die Kurse fallen könnten?

      Stellen Sie sich einmal vor, die Wall Street hätte wirklich ein Investment, das überdurchschnittliche Gewinne produzieren könnte. Würden die Meister des Universums (Brokerhäuser) dieses Investment dann ihren Kunden, den Kleinanlegern, anbieten? Oder würden sie dieses Investment erst selber kaufen?

      Leute, die Empfehlungen der Finanzindustrie folgen, glauben, dass sie nicht Konsumenten der Wall Street-Produkte sind, sondern Investoren. Sie sehen sich selbst in der Rolle von kleinen Warren Buffets. Aber sie denken anders als Warren Buffet. Warren Buffet kauft Unternehmen, keine Aktien – oftmals unter völliger Ignorierung der Wall Street. Buffet analysiert die realen Aktiva der Unternehmen, die reale Profitabilität, um herauszufinden, wie man mit diesem Unternehmen Geld verdienen kann. Der typische Aktienkäufer hat hingegen kaum eine Ahnung davon. Er hofft nur, dass eine bestimmte Aktie steigen wird ... weil er jemanden bei CNBC gehört hat, der gesagt hat, dass sie steigen wird. Glücklicherweise bekommt jeder das, was er verdient. Was für eine wunderbare Welt, in der wir leben.

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      Das Alter von Michael Jordan

      von James Boric

      Markieren Sie sich den 16. Januar 2003 in Ihrem Kalender als einen Tag, den man in Erinnerung behalten sollte. Ich glaube, dass sich ab diesem Tag die Geschichte des amerikanischen Aktienmarktes ändern wird – denn an diesem Tag hat Microsoft die erste Dividendenzahlung der Unternehmensgeschichte angekündigt. Ich schmunzelte, als ich diese Meldung las. Die Aktie von Microsoft steht seit 3 Jahren unter Druck. Am 27.12.1999 hatte sie mit 119,13 Dollar das Top erreicht, danach fiel sie bis auf aktuell 55 Dollar zurück. Die Gesellschaft muss ihre Aktie attraktiver machen, um neue Investoren anzuziehen.

      Deshalb wurde beschlossen, den Aktionären eine Jahresdividende von 16 Cents (8 Cents, sobald der Splitt 1 zu 2 durchgeführt wurde) zuzugestehen. Das ist eine Dividendenrendite von 0,31 % – deutlich unter dem Durchschnitt des S&P 500, der bei nur 1,7 % liegt. Das ist schwerlich eine Methode, um den Aktienkurs von 55 Dollar zurück auf 75 Dollar oder sogar 100 Dollar zu hieven. Und es ist bestimmt nichts, über das man sich extrem freuen könnte – zumindest sehen das die meisten Investoren auch so.

      Aber die meisten Investoren haben in den 1980ern auch nicht erkannt, dass Microsoft ein Highflyer werden würde. Und deshalb bezweifle ich, dass viele die Wichtigkeit der Ankündigung vom 16. Januar verstehen werden. Um was geht es: Indem Microsoft eine Dividendenzahlung ankündigt, gibt die Gesellschaft zu, dass sie alt wird. Microsoft hat damit indirekt mitgeteilt, dass die Performance der frühen 1990er nicht wiederholt werden könnte.

      In den späten 1980ern und während der gesamten 1990er war Microsoft der Michael Jordan (amerikanischer Top-Basketballspieler) der Investmentwelt. Die Microsoft-Aktien machten die Investoren reich. Microsoft war DIE Wachstumsaktie. Der Aktienkurs legte pro Jahr über 20 % zu – deshalb brauchte man sich wegen Dividendenzahlungen keine Sorgen machen. Die Gesellschaft reinvestierte ihre Gewinne ins Geschäft. Und wer konnte sich über das Ergebnis beschweren?

      Aber wir schreiben nicht mehr das Jahr 1992. Sowohl Michael Jordan als auch Microsoft sind alter geworden. Und beide müssen ihr Erfolgsrezept, das sie groß gemacht hat, ändern. Jordan kann sich nicht mehr länger auf seine überlegenen, athletischen Körper berufen, er muss jetzt mit einer jüngeren, stärkeren Generation von NBA-Spielern konkurrieren. Und das funktioniert nicht immer. Leider zahlt es sich beim Basketball nicht immer aus, wenn man klüger als sein Gegner ist.

      Auch Microsoft ist nicht mehr die Wachstumsgesellschaft, die sie noch vor 15 Jahren war. Microsoft zieht nicht mehr die Dollar der Anleger im gleichen Maße wie 1990 oder 1995 an. Und Microsoft investiert nicht mehr so, wie es in den "guten Zeiten" der Fall war. Das ist der Grund, warum die Gesellschaft jetzt eine Dividendenzahlung angekündigt hat. Microsoft hat in diesem harten Markt schwer zu kämpfen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich glaube, dass sowohl Michael Jordan als auch Microsoft ihre besten Zeiten unwiderruflich hinter sich haben.

      Aber so ist das Leben. Die Legenden von gestern werden durch die zukünftigen Stars ersetzt. Aber bedeutet das, dass man der alten Zeit nachtrauern sollte? Nein. Man kann Microsoft jetzt als reife Gesellschaft betrachten – und man kann das Versprechen, Dividenden zu zahlen, jetzt entsprechend einordnen. Wollen Sie solide Aktien, die Dividenden ausschütten? Dann könnte Microsoft auf den ersten Blick interessant für Sie sein. Ich sehe das allerdings nicht so.

      Auf der anderen Seite kann ihnen die Microsoft-Geschichte auch helfen, wenn Sie auf der Suche nach relativ hohen, spekulativen Kursgewinnen sind. Warum? Nun, man kann sich die Gesellschaften heraussuchen, die jetzt so investieren, wie es Microsoft in den späten 1980ern und frühen 1990ern getan hat. 1992 investierte Microsoft satte 767 Millionen Dollar. Um das in eine Relation zu setzen: In diesem Jahr verdiente Microsoft netto 708 Millionen Dollar. Als Investor will man gewöhnlich Anteile einer Firma halten, die sich im Wachstum befindet. Und eine Gesellschaft kann nur wachsen, wenn sie investiert. Im Fiskaljahr 2002 betrugen die Investitionen nur noch ein Fünftel des Nettogewinns von Microsoft. Warum sollte man den vollen Preis für eine Gesellschaft zahlen, die nur noch mit einem Bruchteil der Wachstumsrate wächst, die sie noch vor 10 Jahren erzielte?

      Die Antwort ist: Man sollte nicht in diese Gesellschaft investieren. Und lassen Sie sich nicht weismachen, dass eine Dividendenrendite von 0,3 % ein guter Ausgleich für die relativ zurückgegangenen Investitionen ist. Das ist kein guter Ausgleich.

      Die nächste Welle der Highflyer investiert derzeit ins eigene Geschäft. Sie bauen jetzt Fabriken, kaufen neue Maschinen und bereiten sich auf ihre Expansion vor. Und ich wette, dass keines dieser kleinen Start-Ups derzeit eine Dividende zahlt. Stattdessen nutzen sie ihre Gewinne, um zu investieren. Wenn Sie in den nächsten 5, 10 oder 15 Jahren wirklich eine Menge Geld verdienen wollen, dann sollten Sie sich die kleinen Gesellschaften ansehen (deren Aktien an den großen Börsen weniger als 10 Dollar kosten), die steigende Umsätze, Nettogewinne und Investitionsausgaben vorweisen können. Das sind ihre Möglichkeiten zu großen Gewinnen. Und glauben Sie mir, wenn der nächste Bullenmarkt irgendwann starten wird, dann wird Microsoft sicher nicht die neue Hausse anführen. Die nächste Highflyer-Welle wird aus unbekannten, kleinen Aktien bestehen ... die fleißig investieren ... wie es Microsoft 1986 tat.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 21:54:38
      Beitrag Nr. 1.782 ()

      Bald ist Weihnachten und Ostern zusammen, gell.....:D :D :D
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 21:54:46
      Beitrag Nr. 1.783 ()
      Die Masse läuft mit dem Index


      Nur wenige Fonds dämpfen den Verlust



      Von Frank Wiebe, Handelsblatt


      Mit Aktienfonds ließ sich 2002 kein Geld verdienen. Nur wenige der Manager haben es geschafft, die Verluste wenigstens deutlich einzugrenzen. Wer sich heute neu positioniert, muss dabei nicht unbedingt auf die Besten des vergangenen Jahres setzen – sie könnten die Verlierer sein, wenn die Börse die Favoriten wechselt.





      DÜSSELDORF. Die meisten Aktienanleger würden das Jahr 2002 am liebsten verdrängen. Trotzdem lohnt sich der Blick zurück. Konnten die Fonds sich der schlechten Wertentwicklung der Märkte entziehen? Die Antwort lautet: nur wenige.

      Beispiel deutsche Aktienfonds. Der Dax sank 2002 um 44 %. Von 77 Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland, die der deutsche Branchenverband BVI auflistet, konnten nur 19 den Verlust innerhalb der Grenze von 40 % halten, sich also halbwegs deutlich absetzen. Immerhin 49, also über die Hälfte, blieben im Rahmen von 43 %, haben somit „den Index geschlagen“. Oft hat das einen speziellen Grund. Einige Fonds setzen auf Nebenwerte, die besser gelaufen sind als der Dax. Andere sichern sich gegen Verluste ab, was bei Gewinnen aber Abzüge kostet.

      Interessant ist der Dax-Trend-Fonds von Warburg: Er blieb bei minus 26 %, obwohl er ausschließlich auf Daxwerte setzt. Allerdings steigt er nach einem so genannten Trendfolgesystem systematisch bei fallenden Kursen aus und bei steigenden ein – das dämpft Verluste wie auch Gewinne. Über fünf Jahre lieferte er insgesamt 4 % ab – viel mehr als der Dax, aber weniger als das Sparbuch. Nach der Sortierung von Feri-Trust, wo Nebenwertefonds abgetrennt werden, war er 2002 Spitzenreiter der Fonds für große deutsche Aktien.

      Die Masse der Dax-Fonds bewegt sich zwischen 40 und 50 % – wie der Index selbst. Hier finden sich auch große Namen wie Concentra, Investa, Dekafonds und Frankfurt Effekten-Fonds. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt der Blick in die Kategorie der internationalen Aktienfonds. Dort finden sich sehr viele im Bereich zwischen minus 30 und 40 %. Der bekannte Vermögensbildungsfonds I der DWS landete bei minus 30 %, ähnlich der Uniglobal mit 32 %. Der einst gefeierte Metzler Wachstum International brach sogar um 53 % ein. Der Templeton Growth Fund landete bei minus 24 %. Im Bereich der europäischen Aktienfonds hielt der Riese der Branche, der European Growth Fund von Fidelity, sich mit minus 19 % noch relativ gut.

      Wer sich für das laufende Jahr neu positioniert, muss zuerst entscheiden, ob er an eine Erholung der Börsen glaubt. Wenn nicht, dann sind alle Aktienfonds das falsche Produkt. Wenn ja, dann müssen die relativen „Gewinner“ 2002 nicht die größten Chancen bieten. In der Börsenkrise hielten sich vor allem „Value-Fonds“ gut, die ihr Augenmerk auf die Bewertung der Aktien legen und überwiegend in Traditionsbranchen zugreifen, „Growth-Fonds“ mit der Orientierung am erhofften Untenehmenswachstum und Schwerpunkten bei Tech-Werten fielen hingegen herunter. Wenn die Börse anzieht, kann sich das genau umkehren.

      Klaus Hagedorn, der den Metzler Wachstum International managt, hofft auf den Wechsel. Sein Argument: „Value-Aktien sind seit einigen Monaten teurer als Growth-Aktien.“ Eine verkehrte Welt, die seiner Ansicht nicht von Dauer sein kann. Allerdings geraten die Fronten durcheinander. Der Templeton Growth Fund, trotz seines Namens der weltweit bekannteste Fonds mit Value-Strategie, kauft längst auch Tech-Titel, wenn sie billig sind. Seine Fondsgesellschaft, Franklin Templeton, bringt zudem nicht zufällig neue Wachstumsfonds heraus.

      Es gibt auch Fonds, die gar nicht in die gängigen Schubladen passen. Zum Beispiel der WM Aktien Global UI Fonds, der von dem Münchener Vermögensverwalter Wolfgang Mayr gesteuert wird. Er sucht Aktien mit kurzfristig hohen Wachstumschancen heraus. Außerdem sichert er Währungsrisiken gegen den Euro ab, was 2002 ein Vorteil war. Er schloss das Jahr mit minus 12 % ab und lag so unter den internationalen Aktienfonds sehr gut. Mayr meint: „Von der Einteilung nach Value oder Growth halte ich nichts.“

      Wichtig auch: Viele Fonds sind, weil sie sich kaum vom Index abheben, durch Indexzertifikate oder -fonds ersetzbar. Mit aktiv gemanagten Produkten lässt sich ein solches Indexdepot abrunden – aber nur, wenn sie sich von der Masse unterscheiden.


      HANDELSBLATT, Freitag, 24. Januar 2003, 08:41 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 21:57:41
      Beitrag Nr. 1.784 ()
      Rabatte bis zu 70 Prozent


      Preisfeuerwerk im Winterschlussverkauf



      Nach den Rabattschlachten der vergangenen Wochen will der Handel im diesjährigen Winterschlussverkauf (WSV) noch einmal ein wahres Preisfeuerwerk entzünden: Preisnachlässe bis zu 70 Prozent sollen ab Montag die Kunden in die Geschäfte locken. In den Geschäften herrscht aber nur gedämpfter Optimismus.


      Rabattschlacht im Winterschlussverkauf, Foto: dpa


      HB/dpa HAMBURG. Die Lager sind prall gefüllt. Die derzeit milde Witterung lässt aber das Interesse an Winterkleidung schwinden. Zudem befürchtet der Einzelhandel die Folgen des „Lohnschocks“: Die seit Jahresbeginn höheren Abzüge könnten die seit Monaten beklagte Kaufunlust noch verstärken.

      "Billiger wirds nimmer"

      „Billiger als jetzt wird es nicht mehr“, kündigte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) an. In vielen Geschäften sollen zusätzliche Sonderaktionen den Kunden die Geldbeutel lockern. „Der Handel muss jetzt alle Register ziehen, weil der Verbraucher nach all den Rabatten abgestumpft ist“, riet HDE-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Eine emnid-Umfrage im Auftrag der „Bildwoche“ ergab, dass rund 75 Prozent aller Deutschen den WSV nicht nutzen wollen: Nach den Rabattschlachten der vergangenen Wochen hätten die meisten Käufer bereits günstig eingekauft.

      Der HDE hofft, dass sich der Blick auf die Lohn- und Gehaltsabrechnung nicht negativ auswirken wird. „Wer sparen muss, weiß, dass er das im Winterschlussverkauf am besten kann“, sagte Pellengahr. Der Präsident des Hessischen Einzelhandelsverbandes, Frank Albrecht, gab zu Bedenken, „wenn Netto weniger auf dem Konto ist, wird das die Konsumfreude der Bürger schmälern“. Viele Händler sind skeptisch, der Einzelhandelsverband Niedersachsen rechnet gar mit „merklichen Einbußen“.

      Besserer Umsatz als 2002 erwartet

      Bundesweit erwarten die meisten Händler trotz aller Sorgen einen größeren Andrang als vor einem Jahr. Damals habe vor allem das neu eingeführte Eurobargeld den Kunden das Einkaufen vermiest, sagte Pellengahr. „Da wir so kräftig reduzieren, erwarte ich einen besseren Umsatz als im Vorjahr - aber hellsehen kann ich nicht“, sagte der Geschäftsführer des Kaufhofs in Speyer, Jürgen Pavel.

      An Angebot wird es nicht mangeln: Die Auswahl sei dieses Jahr besonders groß, teilte der Landesverband des Bayerischen Einzelhandels (LBE) mit. Die Regale seien noch prall gefüllt mit Winterwaren, sagte LBE-Sprecherin Isa Gartiser. Der Kälteeinbruch sei viel zu kurz gewesen. Vor allem warme Kleidung wie Mäntel, Strickwaren und gefütterte Schuhe seien noch zu haben. „Wir hoffen auf Petrus“, sagte Kathrin Hauber vom Münchner Kaufhaus Karstadt- Oberpollinger. „Wenn es endlich wieder kalt ist, wird auch gekauft.“

      Regierungspläne stoßen auf Ablehnung

      Die Pläne der Bundesregierung, die Schlussverkäufe ganz abzuschaffen, stoßen im Handel auf breite Ablehnung. „Wir müssen einfach zwei mal im Jahr versuchen, unsere Lager zu räumen, weil wir die alte Ware nicht weiter mitschleppen können“, sagte Hauber. „Die Kunden lauern doch schon auf die Schlussverkäufe“, meinte der Ludwigshafener C&A-Chef Marcus Beining. „Der Handel braucht diesen Paukenschlag“, bekräftigte Dierk Böckenholt vom Einzelhandelsverband Nord-Ost in Kiel.


      HANDELSBLATT, Freitag, 24. Januar 2003, 13:37 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 22:05:52
      Beitrag Nr. 1.785 ()
      Energiepreise treiben Inflation

      lz Frankfurt - Die Teuerung in Deutschland hat im Januar bedingt durch die steigenden Ölpreise und die Erhöhung der Ökosteuer deutlicher als erwartet angezogen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, erhöhten sich die Preise gegenüber dem Vormonat um 0,9 %. Die Jahresrate verharrte wegen eines Basiseffekts auf Dezember-Niveau (1,1 %). Im Januar 2001 wurden ebenfalls administrierte Preise erhöht. Deutliche Spuren hinterlässt auch der erstarkte Euro. Der damit induzierte verstärkte Preiswettbewerb übt Druck auf Export- und Importpreise aus. Werden Ölerzeugnisse noch herausgerechnet, verbilligten sich die Importe im Dezember 2002 im Vorjahresvergleich um 1,9 %. Die Exportpreise verringerten sich 2002 um 0,1 %.


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      Öl und Ökosteuer heizen Januar-Teuerung an
      Steigender Euro-Kurs hält Inflation in Zaum - Importpreise 2002 im Jahresvergleich gefallen


      lz Frankfurt - Die vor dem Hintergrund der Irak-Krise steigenden Rohölpreise und die Erhöhung der Ökosteuer haben die Teuerung in Deutschland im Januar angeheizt. Der erstarkende Euro konnte diese Entwicklung nur zum Teil kompensieren. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte, haben sich die Verbraucherpreise im Januar gegenüber dem Vormonat um 0,9 % erhöht. Der für europäische Zwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) hat im Vergleich zum Vormonat sogar eine Steigerung um 1 % erfahren ...



      Börsen-Zeitung, 25.1.2003
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 22:12:08
      Beitrag Nr. 1.786 ()
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 22:28:22
      Beitrag Nr. 1.787 ()
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:12:29
      Beitrag Nr. 1.788 ()
      Schrecken droht kein Ende zu nehmen
      Strategen bereiten Anleger psychologisch auf viertes Horrorjahr vor

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Die Anleger müssen wahrscheinlich länger auf ein Happyend an den Märkten warten. Einige Strategen versuchen die Investoren nach dem Börsen-Fehlstart schon einmal mental auf das vierte Trauerjahr in Folge vorzubereiten. „Ich habe von vielen Börsianern gehört, dass die Märkte nicht vier Jahre nacheinander fallen können. Das ist wirklich das bizarrste Argument für steigende Kurse“, sagt James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Und der Verweis auf die Statistik sei überdies auch falsch.


      Anleger sollten seiner Meinung nach einen klassischen Spielerirrtum vermeiden. Wenn bei Münzwürfen drei Mal hintereinander „Kopf“ fällt, heiße das noch lange nicht, dass beim vierten Mal sicher „Zahl“ aufgedeckt werde. Denn die Wahrscheinlichkeit bei einem Münzwurf sei immer 50 zu 50. „Eine Münze hat kein Gedächtnis, das abgespeichert hat, ob vorher ?Kopf‘ oder ?Zahl‘ gefallen ist. Und genauso verhält es sich an der Börse.“


      Ein Blick in die Historie untermauert Montiers These. Gleich drei Mal in der Geschichte der Wall Street stürzte die Börse vier Jahre in Folge ab. Zwischen 1874 und 1878 rutschten die Kurse sogar fünf Mal nacheinander. Das Erschreckende sind die vielfältigen Parallelen: Damals wie heute laborierten die Märkte an den Folgen einer vorherigen Aktienblase – 1870 und den folgenden beiden Jahren hatte der Eisenbahnboom die Kurse gen Stratosphäre geschossen, in den 1990er Jahren sorgte der Internet-Hype für eine Goldrauschstimmung.


      Auch die Dax-Historie ist wenig ermutigend. Denn zwischen Bullen- und Bärenmärkten gab es in der Vergangenheit eine enge Beziehung. Einem lang andauernden Aufwärtstrend folgte in den meisten Fällen eine ebenso lange Konsolidierung. Nach dem längsten Bullenmarkt von 59 Monaten könnten die Bären noch etwas länger wüten. Bei den Verlusten dürfte jedoch das Schlimmste vorbei sein. Nach dem astronomischen Anstieg von 322 Prozent im letzten Bullenmarkt erscheint im historischen Kontext die Korrektur seit März 2000 von über 65 Prozent als angemessen. Noch nie in seiner Geschichte hatte der Dax zuvor zwei Drittel an Wert verloren.


      Wer jetzt aber glaubt, dass die Aktien günstig bewertet sind und deshalb zum Kauf locken, der wird von Montier eines besseren belehrt. Zum einen gab es in der Vergangenheit immer wieder lange Perioden der Unterbewertung. Von 1872 an notierten US-Titel etwa 32 Jahre mit einem Abschlag gegenüber dem Durchschnittswert. Montier sieht zum anderen bei den aktuellen Kursen noch nicht einmal Schnäppchen. Die führenden US-Titel seien auch nach dem scharfen Einbruch durchschnittlich noch mit dem 23fachen der für dieses Jahr erwarteten Gewinne bewertet, was deutlich über dem Durchschnitt liege. Und auch der deutsche Markt ist mit einem durchschnittlichen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 14 noch nicht so billig, wie er es üblicherweise am Ende eines Bärenmarktes war. Insofern könnte das seit Januar aufgelaufene Dax-Minus von fünf Prozent Ouvertüre zu noch Schlimmerem sein.


      Artikel erschienen am 25. Jan 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:14:19
      Beitrag Nr. 1.789 ()
      Höchste Arbeitslosigkeit seit fünf Jahren
      4,5 Millionen Erwerbslose im Januar 2003 – Anstieg um 250 000 im Vorjahresvergleich

      von Christoph B. Schiltz


      Grund für den Anstieg; die anhaltend schlechte Konjunktur
      Foto: dpa
      Berlin - Im Januar waren nach Informationen der WELT 4,54 Millionen Menschen ohne Beschäftigung – das ist die höchste Januararbeitslosigkeit seit fünf Jahren. Zugleich wies der Monat Januar die höchste Arbeitslosigkeit seit Amtsantritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Oktober 1998 auf. Bisher lag der Arbeitslosen-Rekordwert der Amtszeit Schröders bei 4,46 im Februar 1999. Die Bundesregierung erwartete für dieses Jahr im Jahresdurchschnitt 4,2 Millionen Erwerbslose.


      Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Arbeitslosen um 320 000. Dafür sind vor allem saisonale Gründe verantwortlich. Viel aussagekräftiger als Vormonatsvergleiche sind jedoch Vorjahresvergleiche. Hier zeigt sich im Januar 2003 ein Anstieg von 250 000 gegenüber dem Vorjahr. Arbeitsmarktexperten sehen als Grund für diesen Anstieg die anhaltend schlechte Konjunktur. Ohne die aktive Arbeitsmarktpolitik, wie Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen, wäre die Zahl der Erwerbslosen noch weitaus höher gewesen. Hinzu kommt, dass mehr als 300 000 Personen ein so genanntes erleichtertes Arbeitslosengeld nach Paragraf 428 des Sozialgesetzbuches beziehen und damit aus der Statistik herausfallen. Demnach können sich Erwerbslose ab 58 Jahren als nicht mehr vermittelbar erklären. Sie beziehen dann bis zum Renteneintritt Arbeitslosengeld und tauchen in der offiziellen Erwerbslosenstatistik nicht mehr auf.


      Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sind derzeit rund 490 000 der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos gemeldet – ein Plus von 40 000 gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser alarmierenden Zahlen ist die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland im internationalen Vergleich noch relativ gering. Laut einer neuen OECD-Statistik waren im Jahr 2001 insgesamt 8,4 Prozent der Erwerbspersonen unter 25 Jahren arbeitslos. Zum Vergleich: In Griechenland betrug die Arbeitslosenquote 28 Prozent, in Italien 27 Prozent und im EU-Durchschnitt 13,9 Prozent. Deutlich niedriger als in Deutschland war die Jugendarbeitslosigkeit in den Niederlanden (4,4 Prozent) und in Österreich (6 Prozent).


      Artikel erschienen am 25. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 24.01.03 23:16:14
      Beitrag Nr. 1.790 ()
      Bushs Politik drückt den Dollar
      Talfahrt immer rasanter – Kursverfall nützt US-Regierung – Notenbanken halten still

      von Anja Struve


      Präsident Bush während eines Besuches bei JS Logistics in St. Louis
      Foto: AP
      Frankfurt/Main - Der Höhenflug des Euro setzt sich unvermindert fort. Bis zum Nachmittag stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,08 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit über drei Jahren. Gegenüber den wichtigsten Währungen weltweit hat der Dollar damit in den vergangenen Monaten die stärkste Abwertung seit 1987 erlitten.


      Für die deutsche Exportwirtschaft stellt der gestiegene Euro nach Einschätzung von Finanz-Staatssekretär Caio Koch-Weser noch keine Belastung dar. „Wir müssen aber wachsam sein, was die weitere Kursentwicklung angeht“, sagte er am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.


      An einer weiteren Abwertung des Dollar führt nach Einschätzung von Ökonomen kein Weg vorbei. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Dollar angesichts des hohen US-Leistungsbilanzdefizits auf Talfahrt begeben würde“, sagt Christian Jasperneite von M.M. Warburg. „Es wird immer deutlicher, dass diese Trendwende nachhaltig ist.“ Bereits jetzt sind die Prognosen der meisten Ökonomen überholt. Sie hatten im Schnitt erst zum Jahresende mit einem Eurokurs von 1,08 gerechnet.


      Trotz des rasanten Anstiegs halten Devisenmarktexperten eine gemeinsame Intervention der Notenbanken in Europa, Japan und Amerika derzeit aber für unwahrscheinlich. „Noch bewegt sich der Euro-Kurs in einem vernünftigen Rahmen. Erst ab einem Kurs von über 1,20 Dollar würde die Übertreibung an den Märkten gefährlich“, sagt Jasperneite.


      Hinzu kommt, dass der fallende Dollar US-Präsident Bush nur allzu gelegen kommt, um die heimische Exportwirtschaft wieder anzukurbeln und die Konjunktur rechtzeitig vor den nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2004 wieder in Schwung zu bringen. Deshalb wird die US-Regierung nach Meinung von Experten bis auf weiteres nichts tun, um den Dollar zu stützen. „Statt der früheren Politik des starken Dollar gilt jetzt: Amerika zuerst“, sagt Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.


      Ein schwächerer Dollar hätte zudem den Vorteil, dass die niedrige Inflationsrate in den USA wieder angeheizt würde. Seit Monaten sorgen sich US-Politiker und Notenbanker angesichts fallender Teuerungsraten vor einem Preisverfall auf breiter Front. Ökonomen sehen in der bisherigen Fiskal- und Geldpolitik daher vor allem den Versuch, Reflation zu erzeugen. „Es wird massiv Geld in die Wirtschaft gepumpt, um Deflation zu verhindern. Steigende Inflationsraten nehmen die USA dabei billigend in Kauf“, sagt Jasperneite.


      Schon im November hatte Fed-Gouverneur Ben Bernanke deutlich gemacht, dass die Zentralbank auch dann noch die Wirtschaft stimulieren könne, wenn die Zinsen bei Null angelangt seien – zur Not durch den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Tatsächlich pumpt die Fed über ihre Offenmarktgeschäfte bereits jetzt massiv Liquidität in den Markt – was den Dollar weiter schwächt. „Gegenüber ausländischen Investoren ist das fast eine Kampfansage“, sagt Hellmeyer. Zudem trifft der Versuch Amerikas, Deflation im eigenen Land zu verhindern, besonders die Euro-Zone – und hier vor allem Deutschland – zum falschen Zeitpunkt: „Ein weiter steigender Euro bedeutet nicht nur schlechte Nachrichten für Konjunktur und Unternehmensgewinne“, sagt Ian Harwood von Dresdner Kleinwort Benson. „Vielmehr erhöht sich dadurch die Gefahr einer Deflation im Euroraum.“


      Artikel erschienen am 25. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 24.01.03 23:20:22
      Beitrag Nr. 1.791 ()
      Sonderfonds für arme Kommunen geplant

      Berlin - Überlegungen von Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD), ein Hilfsprogramm für finanzschwache Kommunen vor allem in Ostdeutschland aufzulegen und möglicherweise mit Bundesbank-Reserven zu bezahlen, sind auf entschiedenen Widerstand der Bundesbank gestoßen. Das Verkehrsministerium bestätigte, dass über einen umfassenden Sonderfonds diskutiert werde, um armen Kommunen dringend notwendige Investitionen zu ermöglichen. Zur Finanzierung des Programms würden verschiedene Modelle erörtert, darunter auch die Verwendung von Devisen- und Goldreserven der Bundesbank. Deren Vorstandsmitglied Hans Reckers wandte sich entschieden gegen den Vorschlag: „Die Bundesregierung soll Überlegungen beenden, die Devisenreserven der Bundesbank in Anspruch zu nehmen“. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte in Berlin, das Ministerium vertrete „selbstverständlich“ auch die Meinung der Bundesbank, dass die Devisenreserven nicht angegriffen werden sollten.


      Ausgangspunkt von Stolpes Vorstoß ist nach Angaben eines Ministeriumssprechers, dass vor allem ostdeutsche Kommunen wegen ihrer angespannten Finanzlage nicht in der Lage seien, Fördermittel für Investitionen abzurufen. Dazu fehlten ihnen die Mittel für die nötige Eigenbeteiligung. Dem solle Abhilfe geschaffen werden. „Wir überlegen und planen ein solches Projekt“, sagte der Sprecher. Umfang, Finanzierung und Beginn seien jedoch noch offen. „In der Frage der Finanzierung schließen wir nichts aus, auch nicht eine Finanzierung über Gold- und Devisenreserven der Bundesbank“, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums weiter. Er verwies dabei auf Diskussionen bei einer SPD-Klausurtagung Anfang Januar in Wiesbaden. Dort war von Vertretern der SPD-Linken die Auflösung eines Teils der Gold- und Devisenreserven der Bundesbank von derzeit nach Marktpreisen knapp 90 Mrd. Euro gefordert worden. Entscheidungen seien noch keine gefallen, sagte der Sprecher. Schwachen Kommunen zu helfen, sei eine Hauptaufgabe des Ministeriums in dieser Wahlperiode. In der „Berliner Zeitung“ hatte es geheißen, Stolpe hoffe, einen einstelligen Milliardenbetrag für das Vorhaben mobilisieren zu können. rtr




      Artikel erschienen am 25. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 24.01.03 23:24:00
      Beitrag Nr. 1.792 ()
      Außenansicht


      Berlusconi ruiniert Italien


      Mit frecher Diskrepanz zwischen Worten und Tatenlosigkeit führt Ministerpräsident Silvio Berlusconi das EU-Mitglied Italien in eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise.
      Von Ferdinando Targetti



      (SZ vom 25.1.2003) — In Italien geht es wirtschaftlich bergab. Der Exportanteil auf dem Weltmarkt ist rückläufig. Auf der Liste der konkurrenzfähigsten Länder, die das Weltwirtschaftsforum aufstellt, ist Italien innerhalb eines Jahres vom 26. auf den 39.Platz zurückgefallen. Die Arbeitslosigkeit ist größer als im EU-Durchschnitt (9 Prozent gegenüber 7,6 Prozent).

      Die Inflation ist annähernd doppelt so hoch wie in Deutschland und Frankreich, obwohl alle drei Länder den Euro als gemeinsame Währung nutzen. Der Anteil der italienischen Staatsschulden am Brutto-Inlandprodukt ist mit 110 Prozent fast doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt und steigt weiter. Wegen der Fiat-Krise könnte das Land sein letztes bedeutendes, international konkurrenzfähiges Industrieunternehmen verlieren.

      Verbesserungsvorschläge

      Als Antwort auf die Krise rief Italiens Präsident Ciampi das Unternehmertum zu einer neuen Anstrengung auf, um die Konkurrenzfähigkeit des Landes mit abzustützen. Die Gewerkschaften sollen wieder zu der Politik zurückkehren, die sie in den neunziger Jahren während des erfolgreichen Kampfes gegen die Inflation verfolgt hatten.

      Der Staat muss die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen verbessern, das Erziehungswesen stärken und für Forschung und Entwicklung mehr Mittel bereitstellen. Die Regierung muss die Sozialfürsorge und das System der Altersvorsorge reformieren.

      Zusammenarbeit der Parteien nötig

      Das breite Spektrum der politischen Kräfte muss erkennen, in welcher Zwangslage sich das Land befindet und eine gemeinsame Grundlage für die Gesetzgebung finden. Das wird unmöglich sein, solange Ministerpräsident Silvio Berlusconi die italienische Politik bestimmt.

      Berlusconi ist eine neue Erscheinung auf der europäischen Rechten. In den letzten Jahrzehnten haben sich die wichtigsten Rechtsparteien in den meisten westlichen Ländern von der Verteidigung der Tradition und eines (manchmal etwas nationalistisch eingefärbten) Konservatismus zu einer eher liberalen Weltsicht durchgerungen.

      Berlusconi, der Fußballpolitiker

      Sie begünstigen damit eine eingeschränktere Rolle des Staates und mehr individuelle Verantwortung. Da Berlusconi von der Spitze der italienischen Geschäftswelt kam, hätte man erwarten können, dass er diesem Muster entspricht. Tatsächlich repräsentiert Berlusconi politischen Extremismus und programmatische Mehrdeutigkeit.

      Berlusconis Extremismus äußert sich auf vielfältige Weise. Als Erstes stellt er sich Politik wie ein Fußballspiel vor. Auf der einen Seite gibt es die „Guten“, wie die Azzurri (die italienische Nationalmannschaft in ihren blauen Hemden); sie werden von einem Manager angeführt, der überzeugt ist, dass er den Staat, weil er in seinen Geschäften erfolgreich war, ebenfalls mit Erfolg managen wird. Auf der anderen Seite stehen die „Bösen“, die Roten; die, weil sie Politiker sind, gar nicht wissen, was es heißt zu arbeiten.

      Demokratie ist, was der Sieger will

      Berlusconis Vorstellung von Demokratie – eine eher populistische als liberale – läuft darauf hinaus, dass dem Sieger alles erlaubt ist. Er darf sogar die Gesetze ändern, damit sie den besonderen Interessen des Ministerpräsidenten dienen.

      Seine Regierung hat dies zumindest in drei Fällen getan: Sie verabschiedete ein Gesetz, das es den Politikern erleichterte, Interessenkonflikte zu übergehen; sie erließ ein neues Gesetz über das Eigentum an Medienunternehmen (Berlusconi beherrscht einen Großteil der Medien Italiens), es gelang ihr, in einer Reihe von Strafanzeigen gegen den Ministerpräsidenten mit Erfolg, die Strafverfolgung auszusetzen.

      Widersprüchliche Worte und Taten

      Berlusconi ist aber auch ein Meister der Mehrdeutigkeit, jemand, der sich oft auf liberale Werte beruft, während er einen antiliberalen, populistischen und korporativistischen Kurs fährt. Giulio Tremonti, Berlusconis Wirtschafts- und Finanzminister und der Ideologe des Zusammengehens mit der Lega Nord des fremdenfeindlichen Umberto Bossi, erklärte kürzlich in einem Interview: „Lasst die Utopie der Privatisierung auf sich beruhen. Die Rechte bleibt nicht stehen und lehnt auch nicht die Idee von Staatseingriffen ab."

      Nach Tremonti sind ein „neuer europäischer Protektionismus“ gegen den unfairen Wettbewerb aus Entwicklungsländern und ein „New Deal“ von rechts nötig, um die unabhängige Durchsetzung von Antikartellgesetzen zugunsten korporativistischer Ideen zurückzuweisen.

      Viel Lärm um wenig

      In Wirklichkeit hat Italiens Regierung herzlich wenig an der Wirtschaftsfront erreicht, und das, was sie getan hat, hat sie falsch gemacht. Der Premierminister redet oft von der Rentenreform, hat es aber versäumt, neue Vorschläge zu unterbreiten. Er hat auch keine größere Privatisierungsmaßnahme unterstützt; tatsächlich hat er versucht, die Regierungskontrolle über das Energie- und Bankwesen wiederherzustellen.

      Die einzige Wirtschaftspolitik, die umgesetzt worden ist, erfolgte in Form von Subventionen für die Industrie. Um sie zu finanzieren, erließ die Regierung eine Reihe von Amnestien. Sie erließ Strafen für frühere Steuerhinterziehungen, erlaubte Schwarzmarktgeschäften ans Tageslicht zurückzukehren, ohne Verpflichtungen nachkommen zu müssen, und ermöglichte es Italienern Kapital, das sie verbotenerweise im Ausland untergebracht hatten, ins Land zurückzuholen.

      Entkriminalisierung gegen globalen Trend

      Der letzte Haushalt wies Einkünfte aufgrund solcher Amnestiegewährung von acht Milliarden Euro aus, dafür beliefen sich die Steuernachlässe für Unternehmen auf 7,5 Milliarden Euro. Wenn man aus einmaligen Einkünften Maßnahmen finanziert, die ständige Ausgaben zur Folge haben, kündigt sich eine neue Spitze der öffentlichen Verschuldung an, - eine Politik, die von der Europäischen Kommission und vom IWF kritisiert wird.

      Ein weiterer wirtschaftlicher Witz Berlusconis war, den Buchhaltungsbetrug zu entkriminalisieren. Das tat die Regierung ausgerechnet in dem Augenblick, als die Welt, insbesondere die USA, härtere Strafen für unehrliche Manager und andere Treuhänder verhängte.

      Kein Einsatz für Fiat

      In Bezug auf Fiat, dessen Ehrenpräsident Giovanni Agnelli jetzt verstorben ist, versäumte es Berlusconis Regierung, Maßnahmen wie unter Thatcher zu ergreifen, um ausländisches Kapital hereinzuholen und damit das Unternehmen und andere vom Verfall bedrohte Industrieunternehmen zu retten.

      Statt dessen unterstützte er den Plan einer Gruppe italienischer Finanzleute, Fiat aus der vorherrschenden Kontrolle durch die Agnelli-Familie herauszubrechen. Fiat kontrolliert mit dem Corriere della Sera eine der bedeutendsten Tageszeitungen Italiens. Das Blatt dürfte Berlusconi gewogener werden, wenn sich bei ihr die Besitzverhältnisse mit seiner Zustimmung verändert haben.

      Klima vergiftet

      Berlusconis programmatische Mehrdeutigkeit und sein politischer Extremismus polarisieren Italien und radikalisieren die Opposition. Eine wachsende Zahl von Menschen, darunter sogar gemäßigte, lassen sich zu aktivem Widerstand bewegen. In einem solchen Klima dürfte es schwierig sein, Italiens weiteren Verfall aufzuhalten.

      Der Autor Ferdinando Targetti ist Wirtschaftsprofessor und ehemaliges Mitglied des Finanzausschusses im italienischen Parlament.
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:26:46
      Beitrag Nr. 1.793 ()
      Ölpreis


      OPEC an Fördergrenze


      Trotz hoher Ölförderung an Kapazitätsgrenze verharrt der Rohölpreis auf hohem Niveau. Während der Irakkonflikt für weiteren Anstieg sorgen kann, entspannt sich die Streiklage in Venezuela.
      ms



      Einige Mitgliedsstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) haben wegen der Irakkrise ihre Ölförderung nahe an die Maximalkapazität heraufgefahren. Einige Länder bauen außerdem hohe Lagerbestände außerhalb des Nahen Ostens auf.

      Laut einem Interview von Bloomberg mit OPEC-Präsident Abdullah bin Hamad al-Attiyah, der gleichzeitig Ölminister von Katar ist, will die OPEC damit den Rohölpreis wieder unter die 28 Dollar-Marke je Barrel drücken. Zuletzt war der Preis bedingt durch einen Streik der Ölarbeiter in Venezuela und den Irakkonflikt auf knapp 30 Dollar gestiegen.

      Im Dezember 2002 war der Ölpreis im Vergleich zum Vorjahr um knapp33 Prozent, im Vergleich zum November um 13,5 Prozent gestiegen.

      Innerhalb der OPEC haben derzeit nur noch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate freie Förderkapazitäten. Die OPEC hatte sich bereits für den Februar auf eine 6,5 prozentige Anhebung der Förderung, entsprechend 1,5 Millionen Barrels am Tag, verständigt.

      Bevorratung gegen Knappheit

      Lagervorräte von mehr als 100 Millionen Barrel Rohöl sollen dem Londoner Centre for Global energy Studies zufolge in der Karibik aufgebaut worden sein. Dies entspricht der Einfuhrmenge an Rohöl für elf Tage allein der USA. Bereits zu Beginn des Streiks in Venezuela hätten Nahostproduzenten, unter ihnen in erster Linie Saudi-Arabien, damit begonnen.

      Nachdem mehr als die Hälfte der venezolanischen Arbeiter ihren Ausstand beendet haben, erreicht die Ölförderung des drittgrößten OPEC-Produzenten Venezuela bereits wieder rund eine Million Barrel täglich, etwa ein Drittel des Novemberwertes.

      (sueddeutsche.de)
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:28:07
      Beitrag Nr. 1.794 ()
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:34:04
      Beitrag Nr. 1.795 ()
      Weltwirtschaftsforum
      Die Manager mucken auf

      Von Jürgen Dunsch

      Manager neigen nicht zur Rebellion. Um so mehr überraschen der Unmut und das Unverständnis, die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos über die Vereinigten Staaten zum Vorschein kommen.

      Die Äußerung von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld über die „alten Staaten“ Frankreich und Deutschland setzt einer Mißstimmung nur die Krone auf, bei der die Politik die Töne vorgibt, die unter den Wirtschaftsvertretern widerhallen. Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin und Malaysias Premier Mahathir Mohamad hatten demonstrativ Applaus erhalten, als sie sich am Donnerstag für die Ausschöpfung aller friedlichen Mittel im Irak-Konflikt aussprachen. Am Freitag kam während des Auftritts des amerikanischen Justizministers John Ashcroft nur Beifall auf, wenn sich Kritiker zu Wort meldeten.

      Wenn ein Krieg kommt, dann darf er zumindest nicht lange dauern, sagen selbst die Freunde Amerikas unter den europäischen Managern. „Die Unsicherheit lastet schwer auf unserer Wirtschaft“, meint zum Beispiel Bertrand Collomb, der Vorstandsvorsitzende des französischen Baustoffkonzerns Lafarge. Aber das Unbehagen erstreckt sich auch auf die wirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten. „Die Weltwirtschaft ist stärker amerikazentriert als jemals zuvor“, stellt Stephen Roach, der Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley, fest. Die Amerikaner bilden auch mit einem Anteil von rund 30 Prozent der Teilnehmer wie schon in früheren Jahren das stärkste Kontingent in Davos.

      Starres Freund-Feind-Denken

      Gespräche mit amerikanischen Firmenvertretern werden zunehmend schwieriger. Sie seien durch den Terrorismus und den Irak-Konflikt in einem starren Freund-Feind-Denken verstrickt, findet ein leitender Manager eines deutschen Familienunternehmens. Neben dem Irak sorgen unter den Wirtschaftsleuten die Fernwirkungen der Unternehmensskandale in den Vereinigten Staaten (Stichwort: Sarbanes-Oxley-Act) und die Tendenz amerikanischer Gerichte, auch Fälle des Auslands aufzugreifen, für Verärgerung. Die Vertrauensbildung müßten vor allem die Amerikaner selbst vornehmen, ist zwischen den Sitzungen immer wieder zu hören. Wenig selbstkritisch wird angefügt, in Europa seien die Mißstände ja nur halb so schlimm gewesen.

      Vor allem die Umsetzung des Sarbanes-Oxley-Act in Europa stößt auf Widerspruch. Der Wust von neuen Gesetzen, der auch hierzulande bevorsteht, drohe das Wirtschaftsleben zu ersticken, meint ein deutscher Anwalt mit prominenten Unternehmensklienten diesseits und jenseits des Atlantiks. Es komme vielmehr auf die gelebte Praxis an.

      Nicht blindlings in die Regulierung folgen

      „Wir sollten den Vereinigten Staaten nicht blindlings folgen“, befindet auch Allianz-Vorstandsmitglied Paul Achleitner. Viele Regeln aus den Staaten, die jetzt groß verkündet wurden, seien in Deutschland schon gang und gäbe, zum Beispiel die Unterschrift des Vorstands unter den Jahresabschluß, der sogenannte „Bilanzeid“. Zudem biete die Firmenkultur in Europa einen besseren Schutz gegen Auswüchse, wie die Gehaltsorgien von Vorständen in Amerika und das Job-hopping auch der Führungskräfte, das keine Loyalität aufkommen lasse. Unbekannt seien auch Extreme wie Klauseln in Vorstandsverträgen, nach denen bei einem Eigentümerwechsel hohe Abfindungen fällig werden. Dies fördere Unternehmensverkäufe „zu jedem Preis“.

      Mit Spannung und leichtem Bangen sehen die Teilnehmer des Forums in Davos nun dem Auftritt des amerikanischen Außenministers Colin Powell an diesem Sonntag entgegen. Manch einer befürchtet, die Kulisse für eine weitere Stufe in einer Propagandaschlacht abzugeben. Und ein Manager wagt sogar die Behauptung, daß „Davos“ mit dem Tagungsort New York wie im vergangenen Jahr in diesem Januar nicht möglich gewesen wäre.

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2003, Nr. 21 / Seite 10
      Bildmaterial: dpa
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:36:52
      Beitrag Nr. 1.796 ()
      Pentagon: Top 100 der Militäraufträge
      Lockheed vor Boeing und Northrop. Auftragsvolumen stieg 2002.


      Kurier Printausgabe
      Wirtschaft
      24.01.2003, 17:08:31

      170,8 Milliarden Dollar an Militäraufträgen hat das US-Verteidigungsministerium Pentagon im Jahr 2002 vergeben, um 18 Prozent oder 26,2 Milliarden Dollar mehr als 2001.

      Top-Empfänger der Aufträge war der Rüstungskonzern Lockheed Martin, der mit 17 Milliarden Dollar 9,9 Prozent des Gesamtvolumens erhielt. Nur knapp dahinter auf Platz zwei rangiert Boeing mit 16,6 Milliarden Dollar , geht aus der Top-100-Liste jener US-Firmen, die Militäraufträge an Land zogen, hervor. Die Liste wurde vom Verteidigungsministerium veröffentlicht.

      Platz drei nimmt Northrop Grumman mit 8,7 Milliarden Dollar ein. Die drei Konzerne teilen sich damit rund ein Viertel der gesamten Aufträge des Pentagon.

      Raytheon rangiert gleichauf mit General Dynamics mit einem Rüstungsauftragsvolumen von je 7 Milliarden Dollar auf Rang vier.

      Mit Pentagon-Aufträgen von 3,6 Milliarden Dollar nimmt United Technologies Platz 6 ein vor Science Application (2,1 Milliarden Dollar), TRW (2 Milliarden Dollar) und Health Net sowie L-3 Communications (je 1,7 Milliarden Dollar).

      Mehr im Internet:
      www.dior.whs.mil/peidhome/prostat/p01/fy2002/top100.htm

      trend.at
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 23:39:52
      Beitrag Nr. 1.797 ()
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 19:52:23
      Beitrag Nr. 1.798 ()
      8.01.2003 - 16:51 Uhr

      "Technische Analysten sehen Dax im freien Fall


      :laugh::laugh::laugh:

      Neue langjährige Dax-Tiefstände werden in der Gilde der technischen Aktienanalysten zunehmend zum Thema. Ein Zeichen dafür sei bereits der negative Vorlauf des Londoner Aktienmarkts mit dem freien Fall des FTSE-100-Index, so übereinstimmend Volker Bien, technischer Analyst der HypoVereinsbank, und die technischen Analysten von Commerzbank Securities - Pan European Index Research. Stephen Schneider von der WGZ-Bank sieht die Konstellation der Indikatoren als Hinweis für deutlich fallende Kurse an. Sie alle nennen den Bereich zwischen 2 200 und 2 300 Punkten als mögliches Ziel für den derzeitigen Rückgang des Dax.


      vwd FRANKUFRT/LONDON. Bien stimmt vor allem die Marktdynamik bedenklich. Einerseits sei der Dax-Rückgang von einem hohen Momentum bestimmt. Das deute zwar daraufhin, dass der Markt überverkauft sei. Andererseits fehlten aber so genannte positive Divergenzen, die häufig starken technischen Reaktionen vorausgingen. Außerdem hätten wichtige Volatilitäts-Indikatoren keine neuen Höchststände markiert, ein Zeichen, dass ein bereinigender Sell-Out nicht stattgefunden habe.

      Zudem habe der Markt im vergangenen Jahr Dax-Stände deutlich unter 2 950 nicht akzeptiert, der Dax habe dort sehr stark ausgeschlagen, die Spreads der Dax-Werte seien groß und damit von Panik geprägt gewesen. Nun gebe es aber die Gefahr, dass sich der Dax deutlich unter dem bisher gut akzeptierten Niveau zwischen 2 950 und 3 250 Punkten festsetze.

      Viele Anleger waren auf rückläufige Kurse eingestellt

      Viele Anleger hätten zwar auf einen deutlichen Kursanstieg im laufenden Jahr gesetzt, seien aber doch auf rückläufige Kurse eingestellt gewesen und hätten deshalb Absicherungspositionen über den Jahreswechsel gehalten, so Bien zu dem, wie er sagt, „geordneten Rückzug der Kurse“. Das mittelfristige Abwärtspotenzial macht er nun am FTSE-100 und am S&P-500 fest. Der FTSE-100 habe Anfang 1994 bei 3 530 Punkten gestanden und damit knapp über dem derzeitigen Niveau. Da stand der Dax bei 2 280 Punkten.

      Die technischen Analysten von Commerzbank Securities - European Index Research meinen zum FTSE-100, mit dem Fall unter 3 600 Punkte in den vergangenen Tagen habe der Index ein Signal für eine Fortsetzung der Baisse und damit ein weiteres Verkaufssignal gegeben. Sie sehen zunächst ein Abwärtspotenzial bis in den Bereich zwischen 3 200 und 3 000 Punkte. Bien verweist darauf, dass der FTSE-100 bis Mitte 1994 sogar auf 2.844 Punkte fiel. Zwar markierte der Dax parallel ein Tief bei 1 950 Punkten. Doch so tief muss es auch bei einem Fall des FTSE mit dem Dax in diesem Rückgang nicht gehen, so der Analyst der Hypo-Vereinsbank.

      Denn die Schwäche des FTSE-100-Index begründen sowohl die Commerzbank-Gruppe als auch Bien mit den Verkaufssignalen so genannter defensiver Werte in Europa, die den FTSE stark prägen, den Dax aber nicht. Dazu gehören die Öl- und Gaswerte, Konsumaktien wie Diageo, Pharmawerte wie AstraZeneca und Glaxo oder die britischen Banken. Sie alle hätten drei Jahre Baisse vergleichsweise gut verkraftet. Nun seien Verkäufe in solchen defensiven Werten häufig ein Signal, dass die Baisse in eine späte Phase eintrete, so Bien. Bedenklich und untypisch sei aber, dass die Verkäufe gerade jetzt so starke mittelfristige Verkaufssignale erzeugten.

      Gegen eine starke Erholung an den Märkten spreche auch die Situation im S&P-500. Das Unterschreiten der zuvor „stark akzeptierten“ Unterstützung bei 890 und dann der 870er Marke habe vermutlich einen Impuls nach unten ausgelöst.

      Schneider verweist zunächst auf den intakten Abwärtstrend. Der MACD als Trendfolgenindikator befinde sich im freien Fall, so der technische Analyst der WGZ-Bank. Die Abwärtsdynamik nehme zu. Der Dax werde vermutlich am Oktober-Tief von 2 520 Punkten kurz verschnaufen und dann weiter fallen. Erstes Ziel sei ein Stand knapp über 2 200 Punkten. Dort werde die Indikatorenkonstellation Aufschluss über die weitere Entwicklung geben, so der Analyst der WGZ-Bank."




      ...............................



      Da wir alle wissen, daß Aktienanalysten lüg.... die Unwahrheit sagen können, ohne rot zu werden, sollte man diese "fachkundigen" Kommentare der "fachkundigen" Bankenanalytiker als Kontraindikatoren einordnen.



      H_S
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 21:02:37
      Beitrag Nr. 1.799 ()
      Charttechnik spricht für weiter fallende Kurse

      Während fundamental orientierte Analysten derzeit verschiedene Kriegsszenarien und ihre Auswirkungen auf den Aktienmarkt durchdenken, ist für die Charttechniker die nahe Zukunft des Dax bereits vorgezeichnet. Ihre Prognosen lassen sich leicht auf einen Punkt bringen: Der Abwärtstrend des Index dürfte sich zunächst nahezu ungebremst fortsetzen.

      „Es gibt derzeit absolut keine positiven Signale“, sagt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt. „Das macht einen Fall des Dax auf das Oktober-Tief bei 2519 Zählern sehr wahrscheinlich.“ Vor dieser Marke gebe es nur noch eine einzige Unterstützung bei 2597 Punkten. Doch nehmen die Chartisten auch schon niedrigere Stände ins Visier. Sollte das Tief aus dem Herbst 2002 nicht halten, taxiert Sartoris die nächsten Dax-Zielmarken bei 2320 und 2280 Punkten. Wieland Staud von Staud Research beziffert das Konsolidierungspotenzial ebenfalls bei 2519 Zählern; das aktuelle Marktrisiko stellt er bereits unter der 2000er Marke bei 1960 Punkten fest. „Der seit dem Jahreshoch begonnene Abwärtsimpuls ist noch nicht abgeschlossen“, schildert er die heikle Lage des Dax.

      Dass sich die Anleger auf weiter fallende Kurse einstellen müssen, legen die technischen Indikatoren nahe. „Sie liefern sämtlich Verkaufssignale und zeigen noch keine Überhitzungserscheinungen“, stellt Sartoris fest. So habe der so genannte ADX die Marke von 25 Punkten überschritten, was ein Indiz für einen neuen Abwärtstrend sei. Zugleich signalisiere das stete Ansteigen des Indikators, dass die Dynamik der Marktbewegung zunehme – in diesem Fall nach unten. „Auch der anhaltend hohe mittelfristige Optimismus der Marktteilnehmer steht einer nachhaltigen Erholung im Weg“, ergänzt Sartoris.

      Darüber hinaus ist der Pfad des Dax nach oben steiniger geworden. Zunächst seien die Versuche bei 2765 und 2836 Punkten limitiert, so Staud. „Eine Rückkehr in die alte Handelsspanne um 3000 Zähler wäre ein Zeichen für eine Stabilisierung“, sagt Sartoris – „aber noch lange keine Trendwende.“ wi




      Artikel erschienen am 28. Jan 2003"




      ...........................



      Wenn so ein Quatsch in der Presse veröffentlicht wird, sind die Kaufkurse da....witzig, ausgerechnet die Leute, die davon leben, daß die Kurse steigen und bei fallenden Notierungen immer, immer, immer bullish sind, haben plötzlich den Blues ???:laugh:

      Und Oberversager und dümmster Analyst Deutschlands F.Staud gibt auch noch seinen Senf dazu bei....????

      Außgerechnet DER Staud ????:laugh: :laugh:

      Mal was zum lachen. Eine staud`sche Marktanalyse von vorherigen Frühjahr.............................


      LINK:http://www.stock-world.de/premium/staud/probedownload.pdf


      H_S;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:24:19
      Beitrag Nr. 1.800 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
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      Fragen über Fragen: 26.01.2003
      DIESE WOCHE
      Der Leser ahnt schon, um was es hier geht, nämlich um Öl. Aber dieser Spatz enthält auch eine Lektion aus der Geschichte, nämlich der historischen "Ölkrise" der 70er Jahre, und beleuchtet die Parallelen zur Gegenwart - Pflichtlektüre für alle, die den "Ölpreisschock" damals nicht miterlebt haben: Ein Spatz über Machtpolitik, Energieversorgung und die Kosten des Imperium Americanum... lesenswert, wie immer!


      Was ist schlimmer als Krieg?

      "Während wenige glauben, ein Krieg gegen den Irak könnte gewonnen werden, sind viele Europäer tief besorgt, daß wir dabei sind, gleich zwei Kriege zu verlieren: den gegen den Terrorismus und den Kampf um die Herzen und den Geist von hunderten Millionen von Arabern und Muslimen. Dies ist einer der Gründe, weshalb viele in Europäer dieses Mal gegen einen Krieg, mit dem Irak sind" schrieb Wolfgang Ischinger, der deutsche Botschafter in Washington am 17. Januar in der Washington Post. Und Ischingers Chef in Berlin tönt ähnlich vernünftig. Bei den deutsch-französischen Jubelfeiern in Paris wurde dieser Standpunkt von den beiden amtierenden Staatsoberhäuptern bestätigt.

      Mit Sicherheit denken viele Leute in Washington ähnlich. Sie haben sich zwei einfache Fragen gestellt: Wenn wir Massenvernichtungswaffen im Irak finden sollten, ist das ein Grund, den Irak mit eben solchen Waffen anzugreifen? Oder, wenn wir keine solche Waffen finden sollten, ist das dann nur deshalb der Fall, weil Saddam sie versteckt hat und wir ihn schon deshalb damit angreifen sollten? Die USA sind sich sicher, daß es diese Waffen im Irak gibt, weil Herrn US-Verteidigungsminister Rumsfeld bei der Übergabe 1983 persönlich dabei war. Wo sind sie geblieben, oder genauer wo sind die geblieben, die Saddam nicht, wie von den Lieferanten vorgesehen auf Kurden und Schiiten verschossen hat. Vielleicht wissen die in US regierenden einstigen Kriegsdienstverweigerer nicht, daß sich chemische Kampfmittel in den Granaten über die Jahre zersetzen und unbrauchbar werden. Daher werden die Kampfmittel in der Regel auch erst bei Gebrauch in die Granaten abgefüllt und daher finden die UN-Beobachter nur leere Kartuschen. Aber wer glaubt denn noch, daß es im Irak um Massenvernichtungswaffen oder um Demokratie ginge - wie in Algerien etwa, als der Westen mit Panzer und Granaten gegen den demokratischen Wahlsieg der Islamischen Heilfront vorgehen ließen.

      Da ist Diebstahl und Ölraub schon ein glaubhafteres Motiv - meint man, und hat dafür sogar Belege. Zum Beispiel eine Studie mit dem Titel Strategic Energy Policy Challenges of the 21st Century (die Herausforderungen für die strategische Energie-Politik im 21. Jahrhundert). Sie wurde noch vor dem 11. September von James Baker III im Institut für Öffentliche Politik an der Rice-Universität in Texas zusammen mit dem Rat für Auswärtige Beziehungen (Council on Foreign Relations, CFR) erstellt. Die Studie stellt fest, was jeder weiß, der Irak ist für den Ölfluß aus dem Nahen Osten lebenswichtig, da er auf den zweitgrößten Öl-Vorkommen der Welt sitzt. Der Bericht quält sich danach mit dem Widerspruch ab, daß Amerika aus wirtschaftlichen Sicherheitsgründen auf irakisches Öl angewiesen sei, aber aus militärischen Überlegungen Saddam nicht erlauben kann, die Ölquellen zu entwickeln. Die Folge ist klar: Die USA brauchen für die eigene Ölversorgung ein anderes irakisches Regime. Von Demokratie ist nirgends in der Studie die Rede.

      Die Studie deutet auch an, warum Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld so kriegsbesessen sind. Beide Herren waren 1974 unter Präsidenten Gerald Ford in die nationale Führungsriege aufgestiegen. Damals löste ein angebliches arabisches Ölembargo gewaltige wirtschaftliche Schockwellen aus, die Ford angeblich das Präsidentenamt gekostet hatten. Sie erwähnt nicht, daß dieses Embargo mit den USA abgesprochen war. Das zeigt sich nämlich daran, daß die angeblich über den Yom Kippur Krieg Israels erbosten Scheichs in einem Atemzug mit dem Embargo auch gleich beschlossen haben, Öl nur noch gegen US-Dollar zu verkaufen und nicht gegen Yen, Pfund, DM oder gar Gold. Die Schockwellen löste nicht das Ölembargo sondern der Dollar aus, dem US-Präsident Nixon zuvor die in Bretton Woods 1944 hoch und heilig versprochene Golddeckung (weil Fort Knox leer war) willkürlich entzogen hatte, weil die US-Regierungen von ihm, der für "so gut wie Gold" galt, viel zu viele weltweit verkauft (und dafür eingekauft) hatte. Der Krieg und das Embargo sollten wegen der erwarteten gestiegenen Nachfrage nach Dollar zur Bezahlung der nun überhöhten Ölrechnung (um 400%!) den damals freien Fall des Dollars (der eigentlich nur noch das Papier wert war, auf dem er gedruckt wurde) aufhalten - und sie haben das auch geschafft. Sollten die mit krummen Privatgeschäften reichlich eingedeckten Herren Cheney und Rumsfeld damals von diesen doch recht geheimen Machenschaften ihres Herrn Kissingers nichts erfahren haben? Wie ja auch die Spitzen der US-Verbündeten und deren "Historiker" nicht (wenn man ihren Reden glaubt). Jedenfalls legte die erwähnte Studie zur "Strategischen Energiepolitik" enormes Gewicht auf die heutige Bedrohung durch ähnliche Unterbrechungen der Ölzufuhr. Die Herren Cheney und Rumsfeld haben das Embargo der 1970er Jahre zweifelsohne im Kopf und ihre Vordenker wohl auch die entsprechenden Hintergründe.

      Die eigentliche und zu erst zu beantwortende Frage ist aber, wem sind die eingangs angerissenen Überlegungen unbekannt geblieben? Weshalb will sich die US-Regierung mit einem Irak-Krieg vor aller Welt als Heuchler, Räuber und politischer Dummkopf entlarven und dazu noch in Kauf nehmen, daß das gesamte Völkerrecht bis auf die einzige Bestimmung: Der Stärkere hat Recht! weggeschwemmt wird. Mehr noch, warum zeigt sie Milliarden Menschen in unterentwickelten Regionen mit so einem Krieg: Ihr habt keine Chance gegen uns aber auch nicht mit uns, wie ihr aus der Entwicklung seit 1945 hättet erkennen sollen. Denn von der "Entwicklungshilfe seit 1945" profitierte nur wenigen Kompradoren und deren Helfer, die sich mit westlicher Hilfe und Protektion auf Regierungs- und Polizeidirektionsposten halten konnten, nicht aber die Leute. Was also ist die Absicht: Nackter Zynismus? So simpel funktioniert kein Imperium!

      Noch einmal: Saddam Hussein mag sein, wer er will, nach 12 Jahren Embargo verfügt er über ein ausgemergeltes Volk, fehlen ihm die Ersatzteile für seine Panzer, sind die biologischen und chemischen Kampfstoffe ranzig geworden. Und selbst wenn seine Leute inzwischen wissen, wie man so etwas herstellt, woher bekommen sie die aufwendigen Geräte, mit denen ihnen das in größerem Stil gefahrlos gelingen könnte? Saddam und der Irak sind "militärisch" so wenig eine Gefahr, wie seiner Zeit die ebenso laut propagierte Gefahr eines Angriffs Hitler auf die USA. Man erzählt uns, der Irak könnte den Fundamentalisten diese Waffen verkaufen. Aber jeder weiß, daß Saddams säkulares Regime von den islamischen Fanatikern mehr gehaßt wird als selbst "der Teufel" in Washington. Was also soll der Quatsch?

      Öl klauen? Sicher, Öl bringt Geld und für das heilige Geld tun linientreue Amerikaner und ihre Jünger fast alles. Auch ist Öl ein Herrschaftsmittel. Was für den einzelnen der Brotkorb ist für Nationen die Energieversorgung. Man konnte Japan nach dem Krieg den Wiederaufbau der Industrie erlauben, weil man es über die Energieversorgung fest im Griff zu haben glaubte. In Deutschland war das wegen der heimischen Kohle schwieriger. Deshalb gab es dort zunächst den Morgentauplan. Doch wagte man es schließlich doch, als die Energiequellen über die Montanunion unter Verschluß kamen. Als Deutschland als Reaktion auf das Ölembargo der 70er Jahre wie Frankreich und England die Kernenergie ausbauen wollte, wurde dem bald ein rot-grüner Riegel vorgeschoben. Als mit dem Fall der Mauer für Deutschland ein weiterer Grund wegfiel, sich den Schutz des Großen Bruder etwas kosten zu lassen, kam der Ausstieg. Mit Öl läßt sich Politik machen.

      Doch Mao Tse Tung hatte sicher unrecht, wenn er sagt. Die Macht kommt aus den Gewehrläufen. Das tut sie nicht. Daran glauben allenfalls kleine Jungs und senile Opas. Nicht der direkte Zwang, die unmittelbare Not motiviert, wie uns reinrassige Kapitalisten immer wieder predigen, sondern das Prinzip Hoffnung, wie der eitle Bloch trotz aller Formulierungspoussiererei, und nicht nur er, mit Recht sagt. Wollen die USA (natürlich wie immer die politische Führung und nicht die Leute) die ganze Welt mit Gewalt unter ihren Geist, die Kaufgier zwingen, und dafür von der ganzen Welt hinten herum beschissen werden? Ihre Truppenpräsenz in über 68 Staaten läßt das vermuten. Sie haben sich damit - außer in Deutschland - nirgends Freunde gemacht. Und selbst hier ließ kürzlich die Elite etwas zu, was sie bisher nicht gewagt hatte. Mit dem Buch über den Bombenkrieg "Der Brand" begann sie ganz vorsichtig am Gründungsmythos der Bundesrepublik zu kratzen. Und jeder, der sich damit auskennt (in den USA sind das mehr als hier), weiß, daß es da noch ganz andere Kratzer gibt. Man kann ein Imperium verspielen, wenn man es zu brutal behaupten will. Das wußten schon die alten Römer und führten aus diesem Grund - und weil sie ziemlich lange siegreich blieben - nur "gerechte Kriege". Selbst den neueren Imperialisten, der angloamerikanische Gruppe des Round Table, war dieser Gedanke neben wirtschaftlichen Überlegungen gekommen. Deshalb entwickelten sie das Konzept des "Informellen Imperiums", in dem eine umgekrempelte Elite in scheinbar "unabhängigen" Staaten auf Kosten der dortigen Steuerzahler zum Wohl der imperialen Machtstruktur (scheinbar private Großkonzerne) regiert.

      Warum soll das alles, die schöne Heuchelei von "Demokratie zum Wohle der Menschen" und der "neuen demokratischen Weltordnung", warum soll das alles in einem Krieg, der aufgrund der Machtverhältnisse von vornherein nur eine Art staatlich verordnetes Lustmorden wäre, geopfert werden? Oder ist die Kriegstreiberei, der teure Truppenaufmarsch, die ekelhafte Kriegspropaganda alles nur eine Show, die auf die Dankbarkeit und den Lohn spekuliert, die dafür gezollt werden, wenn die drohende Gefahr wohlwollend aufgegeben wird. Auch diese Möglichkeit - wenn auch nicht ganz auszuschließen - ist unwahrscheinlich. Es wurde bereits zu viel Sympathie-Porzellan zerschlagen. Was aber dann? Hofft man mit etwas Zeit und Medienindoktrination das alles in den Köpfen der "dummen Masse" wieder zurechtzubiegen - wie es das ZDF mit der unglaublichen Sendung "Saddam Husseins Terrorherrschaft" vom 21.1. schon probierte?

      Die erwähnte Strategische Studie zur Ölpolitik verweist auf die Gefahr von etwas wie 1974. Alle Welt denkt an das Öl-Embargo und übergeht den damals nur mit einem Gewaltakt abgewendeten freien Fall des Dollars. Und was - bitte schön - erleben wir heute an der "Finanzfront"? Was wird den Dollar retten, wenn bei ständig wachsenden US-Zahlungsbilanzdefiziten die Geldgeber um den Wert ihrer Dollars fürchten und klamm heimlich beginnen sie abzustoßen, um sich scheinbar sicherere Anlagen zu kaufen. Und wer soll einspringen, wenn sogar die brave Bundesbank in ihrem Januarbericht völlig unzweideutig vor den systemgefährdenden Zinsratenderivaten warnt. Das sind ganz private "Wetten und Glücksspiele" (so hieß es früher amtlich) mit Spekulationen auf die Entwicklung von Zinsraten, die erst die Börsengesetznovelle von 1989 nicht mehr so einschätzte, sondern in den Stand ernsthafter Wertpapiere erhoben hat. Diese Geldspielereien mit täglichen Einsätzen von 3 Billionen US$ (wirkliche Billionen keine amerikanischen) betreiben nur rund 60 Spieler und das sind die internationalen Finanzhäuser, denen die Welt und die Medien gehören und die die Befehlsstruktur hinter den US-Military-Forces kommandieren. Wenn die sich verspielt haben sollten?

      Könnte ein Öl-Embargo wie 1974 (oder ein gemäßigtes Energie-Embargo, wie es der Kyoto-Pakt im Zusammenhang mit dem Kernenergieausstieg weniger kriegerisch vorsieht) die Nachfrage nach Dollar schaffen, die dem Papier wieder eine Zeit lang Wert verleiht. Oder will man am Irak ein "Exempel" statuieren, wie seinerzeit an Ali Bhutto, der für Pakistan ein Kernkraftwerk kaufen wollte. Die eigentliche Herausforderung dürfte aber China mit einem Wirtschaftswachstum von 8-10 % (einem realen und nicht einem der wundersamen Wertpapierwertvermehrung) sein. Ob sich China durch einen Irakkrieg einschüchtern oder nur über die eigentlichen (und nicht medienaufbereiteten) Absichten "des Westens" desillusionieren läßt, wäre eine weitergehende "strategische" Frage. Oder regiert in Washington wie in Tel Aviv bereits die nackte Verzweiflung? Raubtiere, selbst solche mit den kurzen Beinen der Lüge, sind gefährlich, besonders wenn sie lebensgefährlich verwundet sind.

      Doch gibt es bei uns noch immer Leute, die glauben oder hoffen oder darauf setzen: Hier soll nur Öl geklaut werden, und das ist gut so, denn dann können wir damit sicher wie bisher in Urlaub fahren, und deshalb: "Immer feste druff!" Was aber wollen die, die keinen Krieg wollen? Das wäre auf lange Sicht die wichtigere Frage. Denn ein Chaos wäre wohl genau so schlimm wie die Aussicht, den Dollar mit den bisherigen Folgen weiter fortzuschreiben.
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:27:54
      Beitrag Nr. 1.801 ()
      Double-Dip? Multi-Dip!

      Stephen S. Roach ist Chef-Volkswirt von Morgan Stanley – und hat sich bereits seit einiger Zeit mit skeptischen Wirtschaftsprognosen zu Wort gemeldet. Roach sieht die US-Wirtschaft in den nächsten Jahren auf einem moderaten Wachstumspfad von etwa zwei Prozent pro Jahr, was jedoch nur etwa die Hälfte des Wachstums des vergangenen Jahrzehnts ausmacht. Kritisch wird dies hauptsächlich für den Rest der Welt sein, da die Weltwirtschaft ein US-zentriertes System darstellt.

      Erkennbar wird diese Lage an Deflationsrisiken, die trotz einer extrem expansiven Geld- und Fiskalpolitik in den USA weiterhin manifest bleiben. Warum greift diese Politik nicht? Es gibt prinzipiell nur drei Ansatzpunkte in der Wirtschaft, die stimulierend angegangen werden können, um einen dauerhaften Konjunkturaufschwung in Gang zu setzen: langlebige Konsumgüter, Hausbau und Investitionsgüter. Damit tritt das gegenwärtige Problem deutlich zu Tage: Die Ausgaben für langlebige Konsumgüter sind durch günstige Finanzierungsbedingungen bereits vorgezogen worden, so dass hier nicht mehr viel zu erwarten ist. Ebenso beim Hausbau, der sich auf einem All-Time-High befindet. Und Investitionsausgaben sind aufgrund immer noch bestehender Überkapazitäten nicht in großen Stückzahlen zu erwarten.

      Die Politik wird also weiterhin wirkungslos bleiben bei ihren Versuchen, in die Wirtschaft einzugreifen, und die Märkte werden die Lösung selbst finden müssen – bei höheren Ersparnissen und einem Rückgang des Über-die-Verhältnisse-Lebens: „We are not in a double-dip, we are in a multi-dip-scenario.“


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

      stockworld.de
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:39:59
      !
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      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:42:08
      Beitrag Nr. 1.803 ()
      Editorial: Einige weitere Bemerkungen zum US-Dollar .... (28.01.2003)

      Der Dollar sackt ab. Viele behaupten, er sei inzwischen technisch krass "überverkauft" und somit mehr als reif für eine ansehnliche Erholung vor allem gegenüber dem Euro. Das ist im Prinzip zumindest nicht falsch. Richtig aber ist, dass der Dollar wie jeder andere Markt lange "überkauft" oder "überverkauft" sein kann, ohne eine Korrektur zu vollführen. Das geschieht immer dann, wenn eine Kurs- oder Preisbewegung eine außerordentlich starke Dynamik entwickelt hat. Und dies ist jetzt der Fall.

      Entgegen der landläufigen Behauptung, der Greenback sei besonders starkem spekulativen Verkaufsdruck ausgesetzt, deutet vieles, darunter auch Aussagen verlässlicher Devisenhändler, auf massive Verkäufe beziehungsweise Baisse-Engagements kommerzieller Operateure hin.

      Im kommerziellen Lager ist das Bedürfnis, Sicherungspositionen einzugehen, sehr stark gewachsen. Viele, die den eher moderaten Prognosen der meisten Investmentbanken zum Dollar und/oder Euro für das laufende Quartal oder das gesamte Jahr 2003 vertraut haben, sehen sich jetzt auf dem falschen Fuß erwischt. Der Zwang zum Hedgen hat bei ihnen unaufschiebbare Ausmaße angenommen.

      Doch das ist nicht alles. Offenkundig verschlechtert sich die fundamentale Position des Dollar über die schlimmsten Befürchtungen hinaus. Goldman Sachs zum Beispiel stellt sich anhand der jüngsten US-Außenhandelszahlen darauf ein, dass das Leistungsbilanzdefizit im laufenden Jahr auf mehr als 600 Milliarden Dollar steigen kann. Dies wären dann mehr als 6 Prozent des zu erwartenden Bruttoinlandsprodukts (BIP). Als Faustregel gilt, dass eine ansehnliche Abwertung einer Währung bevorsteht, wenn das Defizit des betroffenen Landes die Marke von 5 Prozent des BIP überschreitet.

      Bemerkenswert erscheint, dass sich die Regierung in Washington in letzter Zeit nicht mehr zum Dollar geäußert hat. Sie scheint seine Baisse wohlwollend zu verfolgen, darauf hoffend, dass sich die Importe verringern und die Exporte erhöhen. Dies würde zu einer Besserung der Leistungsbilanz führen.

      Aufschluss über die Haltung der US-Regierung zum Greenback kann in dieser Woche erwartet werden, wenn der designierte neue Finanzminister Snow im Rahmen des Anhörungsverfahrens zu seiner Ernennung im Kongress "gegrillt" wird. Snow war bisher ein bekennender Dollar-Baissier.

      Und bei dieser Gelegenheit noch eine letzte Bemerkung: Nach Lage der Dinge ist es für eine nachhaltige Abwertung des Dollar gar nicht erforderlich, dass er verkauft oder leerverkauft wird. Es reicht in der gegenwärtigen Lage völlig aus, wenn die Käufer zur Finanzierung der externen Defizite weniger werden.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (18261)
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:44:26
      Beitrag Nr. 1.804 ()
      :D ;)
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 22:46:27
      Beitrag Nr. 1.805 ()
      Editorial: Die Aktienmärkte könnten erneut über die Klippen gehen – mit gravierenden Folgen auch für die Rohstoffmärkte (27.01.2003)


      Die Aktienmärkte sind nach Monaten wieder einmal in eine extrem kritische Lage geraten. Aus technischer Sicht kündigt sich ein Test der im Oktober beziehungsweise im Juli/August verzeichneten zyklischen Tiefs an. Langsam scheinen auch die Arglosen und die Ignoranten zu begreifen, dass Aktien im allgemeinen noch immer zu hoch, ja zum Teil viel zu hoch bewertet sind. Dresdner Kleinwort Wasserstein hat kürzlich wieder einmal dargelegt, dass amerikanische Aktien erst als billig bezeichnet werden könnten, wenn sich das Kursniveau etwa halbiert hätte.

      Es gibt Dutzende von Verfahren, nach denen man die Bewertung von Aktien vornehmen kann. Darunter finden sich natürlich auch solche, mit denen beweisbar ist, dass Aktien derzeit viel zu billig sind. Doch bei genauerer Betrachtung erfassen diese Modelle die besonderen Verhältnisse, die derzeit herrschen, nicht oder nur unzulänglich. Mit diesen Verhältnissen sind unter anderem die nachhaltig niedrige Inflation, die unzweifelhaft vorhandenen deflationären Tendenzen, die Aussicht auf ein lange Zeit unter dem Trend liegendes Weltwirtschaftswachstum und nicht zuletzt das strittige Bilanzierungsverfahren gemeint.

      Wenn die Aktienkurse jetzt wirklich eine neue Talfahrt angetreten haben und womöglich auf neue zyklische Tiefs sinken, ist dies als Teil des Prozesses zu sehen, der die vorausgegangene Spekulationsblase endgültig bereinigen soll.

      Fallende Aktienkurse sind aber zudem aus sich heraus ein Faktor, der eigengesetzliche, auf die Wirtschaft destruktiv wirkende Kräfte in Gang bringt. So wird es für Aktiengesellschaften erneut extrem schwierig, sich über die Emission von Aktien frisches Kapital zu beschaffen. In vielen Fällen ist dies aber dringend erforderlich, um die Bilanzen reparieren zu können, also auch Schulden zu tilgen.

      Eine Fortsetzung der langjährigen Aktien-Baisse ist aber auch ein ernstes Warnzeichen für die Rohstoffmärkte. Sie würde ankündigen, dass die physische Nachfrage schwach bleibt und womöglich weiter sinkt. Dies ist extrem gefährlich für die Rohstoff-Terminmärkte, wo die Preise unter starkem spekulativen Einsatz mehr und mehr den Bezug zur Realität verlieren. Die erkennbaren Missverhältnisse lassen vermuten, dass auch die Rohstoff-Hausse in Tränen enden wird.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      Terminmarktwelt.de
      _____________________________________________-
      Bei Gold werden (leider), die anderen ihre Tränen verlieren.
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 23:08:41
      Beitrag Nr. 1.806 ()
      Der IFO Geschäftsklimaindex hat schon bei den alten Ländern(und die zählen vorallem) ein höheres Tief ausgebildet und der Dax noch nicht. Was sagt uns wohl diese Divergenz ??? ;) ;) ;)







      H_S
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 23:12:02
      Beitrag Nr. 1.807 ()
      #1803 von bluemoons

      Ach, warum hat Dresdner Kleinwort Wasserstein das nicht schon im Jahr 2000 gesagt......hab ich nichts von gehört.... :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 23:19:56
      Beitrag Nr. 1.808 ()
      Ach ja, die passende Meldung zu Posting 1804 noch dazu.

      "ifo-Index - Stimmung verbessert sich wieder

      Zum ersten Mal seit 8 Monaten hat sich im Januar die Stimmung in der deutschen Wirtschaft wieder verbessert, dies ergab der aktuelle Geschäftsklimaindex des Münchener ifo-Instituts. Der Ifo-Index stieg in Westdeutschland um 0,1 Punkte auf 87,4 Punkte. Die aktuelle Lage wurde besser eingeschätzt als noch im Vormonat. Der Index stieg hier von 76,9 auf 77,1 Punkte. Auch die Erwartungen der Wirtschaft sind gstiegen. Der Index stieg von 98,0 auf 98,1 Punkte.

      In Ostdeutschland verbesserte sich der Geschäftsklimaindex von 97,2 auf 97,4 Punkte.

      © Godmode-Premium - BörseGo GmbH"
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 23:43:12
      Beitrag Nr. 1.809 ()
      Der Dollar notiert 9 Tage in Folge schwach

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Während der Rest der Welt auf die Aktienmärkte blickt, behalte ich den Dollar im Auge. Sowohl die Aktien als auch der Dollar sind zuletzt gefallen. Ich halte derzeit keine Aktien, allerdings gezwungenermaßen Dollar – was nicht mein Fehler ist.

      Wie Sie wissen, lebe und arbeite ich seit ein paar Jahren in Frankreich. Da ich mein Einkommen in Dollar erziele und meine Ausgaben in Euro anfallen, haben sich meine Lebenshaltungskosten in den letzten 12 Monaten um rund 20 % erhöht. Zuletzt ist der Dollar 9 Tage in Folge gefallen.

      Ich nehme das persönlich. Warum habe ich mein Vermögen nicht in Euro umgetauscht? Warum habe ich nicht noch mehr Gold gekauft, als es noch unter 300 Dollar pro Unze notierte? Gold "musste" gegenüber dem Dollar einfach steigen – ich habe das schließlich seit Monaten jedem, der es hören wollte, gepredigt. Und es ist so gekommen ... der Goldpreis steht bei über 350 Dollar und der Euro kostet über 1,08 Dollar ... und es sieht so aus, als ob ich meinen eigenen Rat nicht befolgt hätte!

      Also was kann ich jetzt tun? Werden Gold und Euro nicht noch einmal zurückkommen ... was mir die letzte Chance zum Einstieg geben wird? Oder ist es schon zu spät? Die Trends beim Dollar und beim Gold werden wahrscheinlich mehrere Jahre andauern ... Der Dollar ist gegenüber dem Gold – unnatürlicherweise –20 Jahre lang gestiegen. Dies wird wahrscheinlich nicht durch ein paar Handelstage korrigiert werden. Vielleicht sollte man sich über den genauen Einstiegskurs nicht allzu viele Gedanken machen ... vielleicht sollte man einfach einstigen ... und dieses Investment dann 10 Jahre liegen lassen?

      Es gibt viele Dinge, die wir nicht wissen. Wenn wir älter werden, dann lernen wir immer mehr ... aber wir wissen immer weniger. Denn je mehr wir uns die Dinge ansehen, von denen wir dachten, dass wir sie kennen – desto mehr realisieren wir, dass wir überhaupt nichts wissen. Ich werfe dieses Thema auf, um Sie auf mein jüngstes Bekenntnis vorzubereiten: Ich weiß nicht, wie die Inflation/Deflation-Debatte ausgehen wird ... und ich weiß auch nicht, ob die US-Aktien am Jahresende höher stehen werden als jetzt. Aber je mehr ich mich mit diesen Themen beschäftige, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass der Goldpreis steigen wird – vielleicht nicht kurzfristig, aber bestimmt langfristig. Die US-Zentralbank kann "so viele Dollar wie sie will produzieren, zu fast keinen Kosten", sagte Ben Bernanke. Was Bernanke sagen wollte, war, dass er und die anderen Fed-Gouverneure die Geldmenge kontrollieren können. Er erwähnte nicht, dass sie die Nachfrage nach Dollar allerdings nicht kontrollieren können. Aber war es nicht offensichtlich, dass die Nachfrage zurückgehen würde, während gleichzeitig das Angebot so lange gestiegen ist? Jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht aus dem Dollar herausgegangen bin, als er noch relativ hoch stand. Jetzt sieht es nicht mehr so gut aus – weil die Nachfrage nach dem US-Dollar deutlich zurückgegangen ist, seit Bernanke die Katze aus dem Sack gelassen hat.

      Aber immerhin wir Amerikaner halten weiterhin am Dollar fest ... wir zahlen unsere Steuern, unsere Studiengebühren und unsere Krankenversicherung in Dollar. Denken Sie aber an die armen Ausländer, die zwischen 3,7 Milliarden Dollar und 9 Milliarden Dollar in amerikanischen Anlagen halten. Diese armen Leute müssen schwitzen und schlaflos sein. Stellen Sie sich einen Hedgefonds-Manager vor, der einen Fonds von 1 Milliarde Dollar managt – er hat im letzten Jahr alleine durch den Wechselkursverlust 100 Millionen Dollar verloren. Jeden Tag lösen sich ein paar weitere Millionen in Luft auf. Wie lange wird das so weitergehen? "Der reale Kollaps des Dollar kommt bald", so Dr. Kurt Richebächer zu meinem Kollegen Dan Denning.
      ____________________________________________-


      Wall Street Horror Show"

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Die "Wall Street Horror Show" bleibt weiter erfolgreich. Der Ansturm des Publikums ist auch im vierten Jahr so stark, dass jeder Broadway-Produzent vor Neid erblassen würde. Die tragische Story: Der böse Hauptdarsteller, der Markt, verkleidet sich, um als freundlich und wohlwollend zu erscheinen. Die Kleinanleger werden dadurch getäuscht und vertrauen ihm ihre Ersparnisse an. Und dann beginnt der Markt, ihr Vermögen Stück für Stück durch teuflische Mittel zu zerstören, ohne seine Maske abzunehmen. Die Kleinanleger wiederum verdächtigen nicht den Markt ... bis es zu spät ist, bis sich ihre lebenslangen Ersparnisse in Luft aufgelöst haben.

      Obwohl die "Wall Street Horror Show" an eine klassische griechische Tragödie erinnert, gibt es Unterschiede. Bei der klassischen griechischen Tragödie gab es immer einen Chor, der die Zuschauer zur Vernunft ermahnte. Nicht so bei der "Wall Street Horror Show": Hier versucht der Wall Street-Chor die ganze Zeit, den Investoren ihre Zweifel zu nehmen, damit sie weiterhin dem Markt blind vertrauen.

      In einem Akt des Dramas geht es um eine Minderheit von Investoren, die als "Goldkäfer" bekannt sind. In den ersten Szenen machen sich die Investoren über diese Goldkäfer lustig, weil diese dem Markt nicht vertrauen. Im Laufe des Stückes jedoch wird das Vertrauen der Goldkäfer in das Gold belohnt, wie die anderen Investoren tragischerweise realisieren müssen.

      Auch die Entwicklung des Dollarkurses gleicht einer Tragödie. Der Greenback hat letzte Woche jeden Tag an Wert verloren – genaugenommen hat er sogar jeden Tag seit dem 14. Januar an Wert verloren. Der Dollar ging letzte Woche mit 1,08 Dollar pro Euro ins Wochenende, ein Wochenverlust von 1,5 %. Die US-Währung ist laut dem Barron`s Magazin "ein Opfer der starken Auslandsinvestitionen in den USA." Kein Wunder, dass das gelbe Metall dafür wie ein Windhund durchstartet. Der Goldpreis zog letzte Woche fast 12 Dollar an – auf ein neues 6-Jahres-Hoch.

      Angesichts der Volatilität der Währungs- und Goldmärkte sind die Unternehmensergebnisse etwas in den Hintergrund gerückt. Vielleicht ist das ganz in Ordnung. Schließlich hat es sich kaum gelohnt, diese Ergebnisse näher anzusehen. Fast jede Gesellschaft präsentierte nur maue Gewinne, und die Zukunftsprognosen fielen noch mauer aus. Trotzdem vertrauen die breiten Anlegerschichten immer noch dem Markt. Aber ihr Vertrauen schwindet langsam.

      "Der weitverbreitete Mangel an Interesse gegenüber Aktien zeigt sich an den schwachen Umsätzen der Discountbroker und der Aktienfonds, und Umfragen unter Privatanlegern zeigen einen unüblichen Pessimismus", so das Barron`s Magazin. "Die Schätzungen der Fonds zeigen, dass seit Jahresbeginn netto Geld aus Aktienfonds abgezogen wurde. Mr. McManus von Bank of America Securities meint dazu, dass es das erste Mal seit 1990 wäre, dass es in einem Januar zu Mittelabflüssen bei Aktienfonds gekommen wäre."

      Aber vielleicht sind diese Mittelabflüsse auch nur ein Zeichen für Armut – und nicht ein Zeichen für wachsendes Desinteresse an Aktien. Vielleicht ist der Geist willig, aber das Konto schwach. Nach drei Verlustjahren ist das Kapital der Aktienanleger vielleicht etwas leichter geworden ... und das ist eine Tragödie.

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      "Was halten Sie vom drohenden Krieg gegen den Irak?"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Zahl der Pleiten steigt in den USA auf Rekordwerte – wie mehrere Quellen meldeten.

      *** McDonald`s hat den ersten Quartalsverlust der Firmengeschichte vermeldet.

      *** Auch der Weinindustrie geht es nicht gut. Es gibt zu viele Flaschen und nicht genug harte Trinker (ich zumindest trage meinen Teil zur Gesundung der Weinindustrie bei).

      *** "Wir stehen vor einer Deflation", sagte George Soros auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Das verwunderte mich. Alles, was auf diesen exklusiven Treffs gesagt wird, ist fast garantiert falsch.

      *** "Was halten Sie vom drohenden Krieg gegen den Irak?" fragte mich ein französischer Politiker auf einer Dinner-Party letzte Woche, bei der ich anwesend war. Ich war fast den ganzen Abend über still gewesen. Besonders nach 22.00 Uhr begannen die Gäste, sich heftig über die CIA, die amerikanischen Ölgesellschaften, die Bush-Administration und US-Verteidigungsminister Rumsfeld zu beschweren. Sie waren davon überzeugt, dass die amerikanische Außenpolitik korrupt und egoistisch sei ... und jetzt erwarteten sie wohl, dass ich als Amerikaner eine Zielscheibe für ihren scharfen Geist sein würde.

      Ich antwortete: "Es ist nicht wirklich so, wie Sie denken. Die amerikanische Außenpolitik ist nicht käuflich ... ja, natürlich sind da Leute aus der Öl-Lobby im Weißen Haus ... aber sie wollen nicht die Kontrolle über den Irak, um den Zugang zum Öl zu kontrollieren. Das wäre zu einfach und zu logisch ... was passiert, ist, dass die USA ohne eigenen Fehler auf einmal an der Spitze der Welt stehen – als die einzige Supermacht der Welt. Und die Natur mag keine Monopole. Sie wird sie nicht lange erlauben. Deshalb müssen die Amerikaner einen Weg finden, sich selbst zu zerstören ... sie müssen einige `Fehler` machen, die die natürliche Balance wiederherstellen. Und ich scheine einen Fehler gefunden zu haben: Die USA brauchen ausländisches Kapital, um ihre Haushaltsdefizite und die Konsumausgaben finanzieren zu können. Diese Investitionen hängen aber vom Dollarkurs ab. Also was müssen die Politiker tun, um diese Fehler zu machen und die natürliche Balance wiederherzustellen? Sie müssen den Dollar ruinieren – und das macht die Fed. Das wird zu einer Finanzflucht aus der Super-Volkswirtschaft führen ..."

      "Und der Krieg gegen den Irak? ... Nun, das ist wahrscheinlich nur ein Mittel, um das Finanzproblem noch zu verschlimmern ... während das US-Militär in Gegenden verzettelt wird, die keine wirkliche Gefahr für jeden größeren Gegner bedeuten. Man sieht keine massierten US-Truppen an den Grenzen von China oder Russland ... noch nicht einmal an der Grenze zu Nordkorea! Der Irakkrieg und der Krieg gegen den Terror ... sind vergleichbar mit der Verteilung der römischen Legionen über die Peripherie von Europa. Das kostete auch eine Menge Geld – und hielt die Barbaren am Ende doch nicht ab."

      Natürlich könnte diese Entwicklung Jahrhunderte dauern ...

      Ob meine Antwort Sinn machte oder nicht, könnte ich nicht sagen – es war zu spät. Aber der gewünschte Effekt trat ein. Die Konversation drehte sich plötzlich um andere Dinge.

      ___investorverlag.de_________________________________________
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 15:54:11
      Beitrag Nr. 1.810 ()
      27.01.2003
      Malik Aktuell

      Goldpreis über 360 $


      - Bearmarket zu Ende?
      - Ueberdenken der Gold-Prognose
      - Dollar und Aktien



      Am 30.11.2002 habe ich geschrieben: "Gold: vermutlich, aber nicht sicher, nochmals kurzfristig fallend, danach stark und nachhaltig steigend."

      Am 2. 12. 02 habe ich präzisiert:

      "Edelmetalle: Ich möchte meine Aussagen zu Gold (und Silber) konkretisieren. Die wahrscheinlichste Variante scheint mir ein nochmaliger Preisrückgang zu sein, bei Gold auf rund 200$ oder knapp darunter und bei Silber auf etwa 3.50$ oder ebenfalls knapp darunter. Würde Gold über 360$ per Wochenschlusskurs steigen, würde ich meine Position überdenken. Es könnte dann sein, dass es keinen Rückgang mehr gibt. Solange das nicht der Fall ist, sind die obigen Marken meine Orientierungshilfen."

      Nun hat Gold die angegebene Marke überschritten und bei rund 368 $ geschlossen. Es ist also Anlass gegeben, wie ursprünglich geschrieben, die Meinung zu überdenken. Ich werde das im Laufe der nächsten Tage tun und meine Überlegungen an dieser Stelle publizieren.

      Es gibt viele Leser, die mit einem steigenden Goldpreis - unter anderem auch wegen des Gold-Dollar-Verhältnisses - rechnen und mir deswegen geschrieben haben. Ich publiziere hier meine Antwort, die ich sinngemäss auf entsprechende Zuschriften gegeben habe:

      "Sie haben richtig bemerkt: Ich bin mir beim Gold nicht sicher - vor allem bezüglich der kurz- bis mittelfristigen Situation. Darum arbeite ich hier - ungern - mit dem von Ihnen richtig konstatierten "Hintertürchen". Es geht leider manchmal nicht anders. Oder besser gesagt: ich möchte meinen Lesern nicht Gewissheit vortäuschen, wo es sie nicht gibt.

      Ich habe folgende Auffassung:
      Mittel- bis langfristig glaube ich, dass Gold stark steigen wird und als Hort letzter Sicherheit sehr wichtig sein wird. Die alten Höchstnotierungen (800 $) können m.E. leicht erreicht und überboten werden. Daher sollte man einen Notvorrat an Gold haben, und bezüglich diesem überhaupt nicht auf den Preis achten.

      Seit 1980 ist der Goldpreis am Sinken; es ist das klassische Beispiel eines Bearmarkets nach einer Jahrhunderthausse, die es im Gold in den 70er Jahren gab. Ich habe das - und den Silbermarkt - erlebt, ich war dabei, und es war unvorstellbar für die meisten, dass der Goldpreis sinken würde, wo wir doch fast zweistellige Inflationsraten hatten usw. usw. - und es ist doch so gekommen. Die üblichen Oekonomen-Meinungen und die Wirklichkeit an den Märkten sind sehr verschieden; sie sind so verschieden, dass die Oekonomen-Meinungen nichts wert sind.

      Nun meine ich, dass der Bearmarket im Gold im Grunde zu Ende ist, oder jedenfalls nahe beim Ende steht, und wir vor dem Beginn einer langanhaltenden Aufwärtsbewegung beim Gold stehen. Es steht aber u. U. ein nochmaliger harter Kursrückgang aus - in die Gegend von 200$ (zweihundert), bevor die Baisse definitiv fertig ist. Einer der wichtigsten Hinweise ist z.B., dass im Gold Futures Market die sogannten Commercials (also die Notenbanken und grossen, professionellen Goldhändler) die zweithöchste Zahl an Shortpositionen in der Geschichte des freien Goldmarktes halten. Im August 1993 waren es 113000 Kontrakte, jetzt sind es 109000, also nahe am Maximum. Infolge ist der Goldpreis um rund die Hälfte gesunken. Das ist kein "bombensicheres" Signal, aber eine äusserst ernst zu nehmende Warnung. Die wirklichen Kenner und Profis rechnen also mit sinkenden Preisen und haben ihre Anlagen bereits darauf eingerichtet. Die "small traders", also die Amateure und die kommerziellen Fonds (die large speculators) sind ebenso maximal long im Markt; diese sind aber immer auf der falschen Seite und verlieren. Ich weiss nicht, ob Sie mit diesen Statistiken vertraut sind. Sie sind wichtig.

      Ich kann nicht genauer sein. Wenn das so ist, dann muss man auf beide Seiten flexibel sein, daher gebe ich eine Marke nach oben an, bei der ich mich selbst zwinge, die dann gegebene Situation zu überdenken. Warum 360? - wobei ich hier nicht punkt 360 meine und auch nicht mit Sicherheit meine Auffassung ändern werde. Es wird auf die Umstände ankommen. Die US-Irak-Situation ist z.B. kaum wirklich einschätzbar; da kann alles mögliche, aber auch gar nichts passieren. Wenn 360 zum Wochenschluss deutlich und mit grossen Umsätzen und nicht nur so als Kriegsgeklingel überboten wird, ist mir das ein Signal, aber noch nicht unbedingt ein sicheres. Ich kann es Ihnen leider nicht genauer sagen. Bitte besuchen Sie gelegentlich meine Homepage www.malik.ch Rubrik "Aktuell". Dort finden Sie jeweils die aktuellsten Hinweise."

      Soweit also meine Antwort zu den Leserbriefen. Die "Sentiment"-Indikatoren, also die Stimmung im Gold, haben zum Wochenende neue Höchstwerte erreicht; die dominierende Mehrheit glaubt also an steigende Goldpreise. Das ist zwar nicht immer, aber häufig genug um es ernst zu nehmen, ein Zeichen, dass eine Wende kurz bevor steht. Eine Entscheidung wird also in Kürze fallen - in welche Richtung sie auch immer gehen wird.

      Noch zum Dollar und den Aktien:

      Der Dollar ist - den früheren Angaben entsprechend - gefallen. Der Rückgang ist nun so weit gegangen, dass eine markante Erholung gut möglich, ja wahrscheinlich ist.

      Die Aktien sind stark zurückgegangen - ebenfalls der Voraussage entsprechend. Ich sehe keinen Grund für eine Trendwende, von kurzfristigen Bearmarket-Rallies abgesehen.



      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&RE…
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 16:00:33
      Beitrag Nr. 1.811 ()
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 16:12:22
      Beitrag Nr. 1.812 ()
      US: Verbrauchervertrauen auf 9-Jahrestief


      Das Verbrauchervertrauen in den USA lag laut einer aktuellen Studie in der vergangenen Woche weiterhin nahe einem 9-Jahrestief.

      Das ABC News/Money Magazine berichtet, dass der Index zum Verbrauchervertrauen in der Woche zum 26. Januar unverändert bei -27 lag. Das letzte Mal, dass ein solch niedriger Wert erreicht wurde, war im Dezember 1993.

      Nur noch 47% der Amerikaner befürworten die Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten George W. Bush. In der Vorwoche lag der Anteil der Befürworter noch bei 53%, so eine seperate Umfrage von ABC News/Washington Post.

      Nur 24% der Amerikaner bezeichnen den Zustand der Wirtschaft aktuell als "gut bis exzellent". Zum Amtsantritt von Präsident Bush lag dieser Anteil noch bei 66%.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 16:26:26
      Beitrag Nr. 1.813 ()
      #1804 und 1806

      Was uns das sagt?
      Vielleicht, das das "höhere Tief" gar keins ist? Ich sehe zumindest keins, sondern eine Wiederaufnahme des Abwärtstrends. Zu einem Tief gehört die folgende Aufwärtsbewegung und der Durchbruch durch den Widerstand, und die fehlen eindeutig.

      oder, das der Kapitalmarkt schlauer ist als die Realwirtschaft, und die Rezession vorwegnimmt?

      oder gar nichts, weil wir die Tiefs in beiden Bereichen noch lange nicht erreicht haben?

      Im Prinzip habe ich die Baisse genauso satt wie Du, @Harry, ich bezweifle nur, das uns der Markt den Gefallen tut, unser "Wohlfühlbedürfnis" allzuschnell zu befriedigen.

      Wenn sogar Leute, die lange Zeit bearish waren, jetzt (im intakten, sich beschleunigenden Abwärtstrend) krampfhaft nach bullishen Signalen suchen, macht mir das ein ganz unangenehmes Gefühl im Bauch......die Wende ist zeitlich nahe. Über das Preisniveau denke ich lieber nicht nach.

      Gruß
      qwasy
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 18:50:16
      Beitrag Nr. 1.814 ()
      @qwasy

      Um das "höhere Tief" zu sehen, bedarf es, zugegebenermaßen, etwas an bullisher Phantasie, aber glaub mir, es wird kommen...... :) :) :)
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 19:03:06
      Beitrag Nr. 1.815 ()
      Yeah Baby, 4 Prozent runter, 2,3 Prozent ?????rauf, daß KÖNNTE der Startschuss gewesen sein.........;) ;) ;)





      .........


      H_S
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 21:25:00
      Beitrag Nr. 1.816 ()
      Was wollt ihr den immer mit euren Daxcharts? An der Wallstreet spielt die Musik!
      Und da hat sich die Korrektur(Dow) bisher noch zurückgehalten.Ich kann mir eine
      Erholung der Kurse ebenso gut vorstellen wie ein anschließender Rutsch unter die 1000.
      Zumal die große SKS im Dax erst bei ungef. 2000 vollendet währe.
      Mir fällt in letzter zeit immer öfter die alte Börsenweisheit ein ,wonach eine Übertreibung
      In der Hälfte der Zeit ,zurück bis kurz über den Ausgangspunkt führt und daß währe meiner
      Meinung nach im Dow ungef. 2200 Punkte.

      Gruß Remus
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 21:56:33
      Beitrag Nr. 1.817 ()
      Nachrichten

      Felix Zulaufs Horrorszenario (1)

      Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand in der vergangenen Woche bei der Internationalen Kapitalanleger-Tagung des ZfU in Zürich den Vortrag von Felix Zulauf gehört hat – und ihn hinterher nicht ein gewisses Gefühl der Angst und Hoffnungslosigkeit beschlichen hat. Für mich trifft das auf jeden Fall zu, wobei ich jedoch (gleichsam als intellektueller "Rettungsanker") genau weiß, dass es eine geschichtliche Notwendigkeit bestimmter Abläufe, wie Zulauf sie in seinen Prognosen suggeriert, natürlich nicht geben kann.

      Das Schlimme und Beklemmende an Zulaufs Szenario ist (und das unterscheidet ihn von den ganzen Chartisten und Kriegsgewinnlern, die uns jetzt kurzfristig die Hölle prognostizieren) dessen Langfristigkeit. Doch dazu morgen ausführlich.

      Kurzfristig sieht Zulauf jetzt erst einmal neue Tiefststände an den Aktienmärkten. Auf den Dax bezogen 2.200 Punkte (was ja nach den heutigen Kursen nur noch ein beinahe schon "lächerliches" Abgleiten von 15 Prozent erfordern würde). Anschließend sieht er eine heftige Rallye mit Kursgewinnen von bestimmt 50 Prozent gegenüber dem Low, was dann einen Indexstand von 3.300 Punkten ausmachen würde. Zulauf selbst sprach von 3.500 Punkten.

      Dann jedoch im Herbst wird es wieder herunter gehen, und auch die Jahre 2004 und 2005 sieht er keinesfalls als gute Börsenjahre – bis dann zur Mitte des Jahrzehnts die wirklich fatale Entwicklung eingeleitet wird ...

      Kurz- und mittelfristig sind das natürlich ausgesprochen gute Nachrichten, denke ich. Denn wenn sich an diesen Prognosen nur ein Körnchen Wahrheit findet, dann wird selbst derjenige, der jetzt schon Aktien kauft, im Laufe dieses Jahres unermesslich reich werden. Wann macht man schon einmal annähernd 50 Prozent in einem halben Jahr? So etwas gibt es selbst in der Hausse kaum. Doch die Einfachheit dieser Prognose lässt natürlich bereits Zweifel an ihrer Gültigkeit aufkommen ... (Wobei ich mir durchaus vorstellen könnte, dass es tatsächlich in etwa so kommen könnte. Und beim ersten Schuss geht es los ...)


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 21:58:02
      Beitrag Nr. 1.818 ()
      Millionen Kleinanleger wollen Börse verlassen

      Rund 5,4 Millionen Kleinanleger drohen, der Börse den Rücken zu kehren. Grund: die geplante Pauschalsteuer auf Gewinne aus dem Verkauf von Aktien und Fondsanteilen. Werden die Überlegungen Realität, wollen 42 Prozent der deutschen Privatanleger keine weiteren Aktien oder Fondsanteile mehr kaufen. 14 Prozent würden sogar ihre gesamten Aktien oder Fondsanteile vor der Einführung der Steuer veräußern. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage unter deutschen Privatanlegern des Finanzdienstleisters Delta Lloyd.

      In der Diskussion ist die Einführung einer Pauschalsteuer in Höhe von 15 Prozent auf Gewinne aus dem Verkauf von Aktien oder Anteilen an Investmentfonds. Die bisherige Steuerfreiheit bei Überschreiten der Spekulationsfrist von 12 Monaten würde damit gestrichen. Nur bei zwei von fünf befragten Privatanlegern hätte dies keinen Einfluss auf das Anlageverhalten.

      Besonders deutlich wollen Selbstständige und Unternehmer auf eine Pauschalbesteuerung reagieren: Sie denken nicht nur darüber nach, künftig keine Fonds oder Aktien mehr ins Depot zu nehmen. Fast jeder vierte (22,5 Prozent) plant sogar, alle Aktien und Fonds abzustoßen.

      Darüber hinaus gibt es einen deutlichen Ost-West-Unterschied: 51 Prozent der Ostdeutschen, gegenüber 40 Prozent der Westdeutschen, würden ihren privaten Wertpapierhandel einstellen. Vor allem bei Frauen ist die Verunsicherung hoch: 53 Prozent von ihnen würde bei einer Pauschalbesteuerung auf weitere Aktienkäufe verzichten.

      Dass Anleger bei ihren Entscheidungen steuerliche Aspekte berücksichtigen, ist bekannt. Überraschend ist jedoch die deutliche Ablehnung der Beteuerung von Börsengewinnen. "Die Kleinanleger würden auf die Chancen, die sich aus den Kapitalmärkten ergeben, verzichten und ihren Vermögensaufbau weniger ausgewogen gestalten," befürchtet Frans van de Veer, Vorstandsvorsitzender von Delta Lloyd.


      [ Mittwoch, 29.01.2003, 12:00 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 22:01:20
      Beitrag Nr. 1.819 ()
      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe
      ++ Fallende Notierungen ++

      Von Claus Vogt


      Dow Jones Industrial Average


      Im vergangenen Monat schrieben wir: „Einen Kursanstieg mit schwachen Umsätzen vom aktuellen Niveau (8500) aus betrachten wir vor dem Hintergrund unseres Modells und den deutlichen Widerständen im Bereich von 9000 Zählern als eindeutige Verkaufsgelegenheit.“ Nachdem der Index Ende Dezember bis auf gut 8200 Punkte zurückfiel, begann er eine Aufwärtsbewegung, die ziemlich exakt dem obigen Szenario entsprach. Bei schwachen Umsätzen und viel publiziertem Optimismus kletterte der Dow Jones auf knapp 8900 und erreichte damit fast den wichtigen Widerstand, als den wir die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie ansehen. Danach ging es wieder abwärts. Natürlich können wir einen erneuten Angriff auf die Widerstandszone bei 9000 Zählern nicht ausschließen. Insbesondere könnte die mit dem Irak zusammenhängende Nachrichtenflut den Aufhänger für eine weitere Bearmarket-Rallye liefern. Aufgrund unseres Gesamtmodells würden wir eine solche Entwicklung erneut als Verkaufsgelegenheit bezeichnen. Wir rechnen in den nächsten acht bis zwölf Wochen mit deutlich fallenden Kursen. Als wahrscheinlichstes Kursziel dieser Bewegung betrachten wir die Unterstützungszone um 6500. Die nächste Auffanglinie liegt 10 bis 15 Prozent darunter. Nur ein dynamischer Ausbruch über 9000 Punkte, also mit hohen Umsätzen und einer extrem positiven Advanced-Decline-Statistik, würde uns von dieser bearishen Prognose abbringen. Da an der Börse bekanntlich fast alles möglich ist, darf eine solche Entwicklung selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden. Sie sollte bei Spekulanten als Stop Loss-Szenario betrachtet werden und zum Eindecken von Short-Positionen führen.

      ++ Identisches Chartbild ++

      S&P 500

      Das Chartbild des S&P 500 ist nahezu identisch zu dem des Dow Jones. Entsprechend gilt das für letzteren Geschriebene analog. Die Bullen sehen in der Kursentwicklung der vergangenen sieben Monate eine mögliche Bodenbildung, nämlich eine untere Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation. Diese würde mit einem dynamischen Ausbruch über die leicht abwärts geneigte Nackenlinie bei etwa 950 Punkten abgeschlossen und den Beginn einer mittel- bis langfristigen Aufwärtsbewegung einleiten. Die Bären hingegen erkennen im Kursverlauf seit Mitte Oktober 2002 ein mögliches Top, und zwar eine obere Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation. Diese würde mit einem Bruch der nahezu waagerecht verlaufenden Nackenlinie bei 870 Zählern abgeschlossen und eine Fortsetzung des langfristigen Abwärtstrends bedeuten. Offensichtlich gilt die nicht nur an der Börse geltende Regel, daß jeder das zu sehen scheint, was er aufgrund seiner vorgefaßten Meinung sehen möchte. Wir nutzen die Gelegenheit, um einmal mehr auf unsere systematische Vorgehensweise hinzuweisen, in der wir der Chartanalyse nur eine Hilfsfunktion zuweisen. Ausschlaggebend für unsere Prognosen ist und bleibt unser umfangreiches Gesamtmodell.

      Nasdaq Composite

      Unsere Interpretation, die auch an der Nasdaq keine neue Hausse, sondern nur eine weitere Bearmarket-Rallye sah, scheint sich bestätigt zu haben. Die Januar-Rallye führte den Index noch einmal über die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie, nach unserer Lesart vor dem Hintergrund einer negativen Prognose des Gesamtmodelles ein idealer Verkaufspunkt. Letzte Zweifel würden mit dem von uns erwarteten Unterschreiten der November- und Dezember-Tiefs (ca. 1320) beseitigt. Einen Test der Oktober-Tiefs bei rund 1100 Zählern halten wir für sehr wahrscheinlich. Die nächste Auffanglinie verläuft rund 10 Prozent tiefer.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      instock.de
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      schrieb am 29.01.03 22:15:27
      Beitrag Nr. 1.820 ()
      Bayer-Aktie stürzt auf 10 Jahrestief

      von Jochen Steffens

      Heute kam für Bayeraktionäre eine Schreckensnachricht über die Ticker: Die Zahl der Klagen gegen den Chemie- und Pharmakonzern im Zusammenhang mit dem Cholesterinsenker Lipobay könnte nach Angabe von Analysten auf bis zu 15.000 steigen. Das wäre eine glatte Verdopplung.

      Die Kanzlei des US-Anwalts Kenneth Moll, der die Lipobay-Opfer vertritt, schätzt die Anzahl der Klagen auf 7500 bis 15.000. Bayer solle bei den Fällen mit Todesfolge 1,25 Mio bei einer außergerichtlichen Einigung zahlen, das geht aus Angaben der Kanzlei hervor. Bayer hat sich zu diesen Angaben bisher nicht geäußert. Vor kurzem hatte Bayer bereits mitgeteilt, dass die Zahl der Klagen im Zusammenhang mit Lipobay auf 7400 angestiegen sei.

      Bayer hatte bisher keine Notwendigkeit für Rückstellungen gesehen, da der Konzern gegen Produkthaftungsrisiken versichert sei. Nach Schätzungen von HSBC könnten sich die Gesamtkosten für die Schäden durch Lipobay im schlimmsten Fall auf 1,6 Mrd $ belaufen.

      Bayer verlor heute im Tief über 6 % auf 15,30 € und fiel damit auf ein 10 Jahrestief. Hier könnte sich eine Investition bald auch wieder lohnen, aber der drohende Krieg ...

      ________________________________________


      Sentiment der Kleinanleger

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner.

      An 5 der letzten 6 Handelstage ist der Dow Jones um mindestens 100 Punkte gefallen. Das ist das "Ende des Aktienkults", so die Financial Times. "Die Spekulationsblase ist jetzt für alle vorbei", fügt das Orange Country Register hinzu. Aber mehr als die Hälfte der amerikanischen Haushalte hält immer noch Aktien. Und mehr als die Hälfte von ihnen hat keine Ahnung, was sie tut; das sind die Kleininvestoren, die Aktien kauften, als jeder sagte, dass dies das Richtige sei. Diese Leute wissen mit einer Unternehmensbilanz nichts anzufangen. Sie gehen nur mit der Masse – egal in welche Richtung. Und früher oder später wird die Masse dem Aktienmarkt den Rücken zukehren, aber wann?

      Normalerweise bekommt die Masse irgendwann nach der ersten Phase eines Bärenmarktes Panik. Aber bis jetzt haben sich die Kleinanleger noch ruhig verhalten. Ihre Aktien sind seit dem Top mindestens 45 % gefallen (laut Wilshire-Index, dem breitgefasstesten US-Index). Ihre Dollar haben 20 % an Wert verloren – bzw. noch mehr, wenn man Gold als Maßstab nimmt. Ihrer Volkswirtschaft – einst die Krone der Schöpfung – geht es gar nicht gut. Sie haben Probleme, ihre Schulden zurückzuzahlen ... ihr Nettovermögen fällt ... und ihre Freunde verlieren ihre Jobs und haben es schwer, neue zu finden.

      Dennoch nehmen die Kleinanleger das hin, wie Raucher die schädlichen Nebenwirkungen ihres Rauchens – sie beschweren sich nicht. Aber früher oder später wird der Tag kommen, an dem die Kleinanleger endgültig genug haben. Jahr für Jahr werden sie älter. Jahr für Jahr werden sie auch ärmer. Wie lange werden sie das noch durchhalten? Ich weiß es nicht. Aber passen Sie auf: Die Kleinanleger könnten jeden Tag durchdrehen. In jede Richtung.
      _________________________________________--

      Harte Zeiten für den Technologiesektor

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Der Chef-Waffeninspektor der UN, Hans Blix, sagte: "Hussein versucht, etwas zu verbergen, wahrscheinlich Massenvernichtungswaffen ... und das mögen wir überhaupt nicht." Also, das Urteil ist gefällt: Irak ist schuldig ... nur was die Schuld ist, ist nicht genau klar. Der Report von Blix forderte den Irak auf, zu beweisen, dass eine Entwaffnung stattfindet. Ich bin verwirrt; ist es nicht die Aufgabe von Blix, festzustellen, ob der Irak abgerüstet hat? Seit wann alarmiert eine Maus die Katze über ihre Aufenthaltsorte? Jedenfalls teilte Blix dem UN-Sicherheitsrat mit, dass die zahlreichen Inspektionen mehr Zeit benötigten. Aber die Bush-Administration hat bereits genug gehört, und sie ist offensichtlich kurz davor, den Befehl zum Start der Invasion zu geben. "Wir können die Dose nicht immer weiter die Straße runtertreten", sagte Colin Powell, als es um die Verlängerung des Zeitraums der Inspektionen ging.

      Im Gegensatz zur Ungeduld von Powell stellte Tom Daschle, Oppositionsführer im US-Senat – ein Mann, der noch nie ein Wort gesagt hat, das er nicht sagen wollte – vorgestern zwei sehr wichtige Fragen: "Erstens, ist Saddam Hussein wirklich eine so große Bedrohung unserer nationalen Sicherheit, dass er den Einsatz amerikanischen Lebens rechtfertigt? Und zweitens, wieso sollte die Abkürzung der Inspektionen unserem Bemühen helfen, da wir doch diese Inspektionen an erster Stelle verlangt hatten?"

      Ich schätze, dass die Fragen von Daschle unbeantwortet bleiben – sie werden in dem ganzen Kriegsgetrommel untergehen. Deshalb wird eine amerikanische Invasion immer wahrscheinlicher, und damit auch die Aussicht auf ein viertes Verlustjahr am Aktienmarkt.

      Das Umfeld an den Aktienbörsen ist so übel geworden, dass sogar die Goldminenaktien fallen. Das gelbe Metall selbst ist zwar weiter auf dem Weg nach oben, aber der Philadelphia Gold & Silver Index fiel zu Wochenanfang um 3,2 % zurück.

      Während die Aktienkurse fallen, steigen die Immobilienpreise weiter. Irgendwie geht es dem US-Immobilienmarkt weiterhin sehr gut – ich weiß nicht, wie, angesichts steigender Arbeitslosigkeit, sich verstärkenden geopolitischen Spannungen und einem sich weiter verschlechternden wirtschaftlichem Umfeld. Die Umsätze mit bereits existierenden Einfamilienhäusern stiegen im Dezember um rund 5 % – womit ein Rekordjahr für den Immobilienmarkt beendet wurde. Der Immobilienmarkt bleibt damit einer der wenigen gut laufenden Sektoren einer angeschlagenen Volkswirtschaft.

      Der Technologiesektor hingegen ist typischer für die harten Zeiten. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte Microsoft-Gründer Bill Gates, dass er keine schnelle Erholung bei den Technologieausgaben erwarte. "Die Wirtschaftslage ist mau", sagte Gates, "bei den Technologieausgaben wird es keinen großen Aufwärtstrend geben." Seine Kollegen bei anderen Technologiegesellschaften widersprechen nicht. Der Ausblick für die ganze Branche ist wirklich schlecht, was ein großer Teil des Grundes ist, warum die Aktienkurse fallen – mit oder ohne Irakkrieg.

      Andrew Kashdan von Apogee Research meint dazu: " So ziemlich alle Marktführer waren gezwungen, den Enthusiasmus der Analysten zu dämpfen. Die Liste der Party-Miesmacher enthält General Electric, Microsoft, IBM, Sun Microsystems und Intel. Um ein Beispiel zu nehmen: Intel hat die Erwartungen zwar geschlagen (wenn das noch irgendjemand interessiert), aber kündigte drastische Einschnitte bei den zukünftigen Investitionen an. Sun lieferte noch nicht einmal einen Ausblick für das laufende Quartal ...:"

      Ein langfristiger Investor zu sein, macht nicht mehr soviel Spaß wie früher. Der Herausgeber von Strategic Investments, Dan Denning, sagt sogar, dass Investitionen in US-Aktien eher schmerzvoll als profitabel sein werden: "Jede Strategie, die auf eine relative Outperformance der traditionellen Blue Chips setzt, ist so, als ob man Optionsscheine auf zum Tode Verurteilte handelt. Man hofft, dass man den erwischt, der begnadigt werden wird. Aber solange der Markt nicht die Rolle des Gouverneurs von Illinois einnimmt und Hunderte begnadigt, wird es sich höchstwahrscheinlich nicht auszahlen, auf einzelne Blue Chips zu setzen – in der Hoffnung, dass gerade dieser Blue Chip das Rennen machen wird."

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      Es sind die einfachen Dinge, die zählen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Amerikaner haben jahrelang Aktien, Immobilien und Kreditkartenschulden angesammelt. Die Schulden summierten sich 1950 auf "nur" 150 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Inzwischen hat sich diese Kennzahl verdoppelt. Ganz langsam ... oder in einer plötzlichen Panik ... muss diese Kennziffer wieder fallen. Erst wenn dies passiert, dann können wir das Thema "Spekulationsblase" endgültig abhaken.

      *** Die Entschuldung kann lange, sehr lange dauern. Japan begann 1990. Und dort ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Die kurzfristigen Zinssätze sind dort real UNTER Null gefallen, was eine Deflation widerspiegelt ... die Einzelhandelsumsätze fielen in Japan im Dezember um 3,9 % ... und der japanische Außenhandelsüberschuss schoss um über 51 % nach oben. Die Japaner wollen aber einfach ihr Geld nicht ausgeben.

      *** Sie wissen, dass ich immer über Geld schreibe. Aber langfristige "Investor`s Daily"-Leser(innen) wissen, dass Geld für mich nur ein Vorwand ist ... ein Alibi ... um andere Dinge kommentieren zu können. Ich bin davon fasziniert, wie die Welt funktioniert. Und mich fasziniert der homo sapiens sapiens. Wenn man ihn vorsichtig beobachtet, dann sagt das mehr darüber, wie sein Geld funktioniert, als das Studium von Statistiken. Im Endeffekt geht es mir persönlich gar nicht um das Geld. Ich lebe einfach. Ein Bett, Buch, eine Kerze – das ist alles, was man wirklich braucht. Mir geht es gut, solange ich genug Geld habe, um mein Büro und unser Haus bezahlen zu können ... solange wir Geld für 2stündige Mittagessen haben ... für gute Landweine ... unser Ferienhaus ... Urlaub ... Reitstunden ... Musikstunden ... Französisch-Stunden ... alte Autos ... gute Anzüge ... französische Landschaftsbilder aus dem 19. Jahrhundert ... Putzfrau ... Gärtner ... Zement für die Steinmauer ... im Endeffekt sind es die einfachen Dinge, die wirklich zählen.

      *** Maria, meine Tochter, modelt derzeit in Mauritius, wo sie in einer Hotelanlage namens "Touessrok" wohnt. "Du wirst es nicht glauben", sagte sie vorgestern zu mir am Telefon. "Dieser Platz ist so schön und so luxuriös. Jeder, der hier logiert, muss super-reich sein. Ich kam gestern Nacht in mein Zimmer, und das Bett war mit Rosen bedeckt. Alles ist perfekt ... es gibt einen Strand mit weißem Sand ... ein Korallenriff ... und das Meer hat eine wunderbare grüne Farbe ..."Ich hatte eine Massage ... und Morgen habe ich frei ... deshalb werde ich dann am Pool sitzen und mir von einem der Kellner in weißer Uniform Drinks mit kleinen Schirmchen drin bringen lassen ..."

      Sie sehen, liebe(r) Leser(in), es sind wirklich die einfachen Dinge des Lebens, die wirklich zählen.

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      Mittwoch, 29. Januar 2003

      Argumente für das Gold

      von William Rees-Mogg

      1974 schrieb ich ein kleines Buch, "The Reigning Error", in dem ich für goldgedeckte Währungen eintrat. Ich argumentierte damals, dass alle Papierwährungen (ohne Golddeckung) von den Regierungen oder Zentralbanken, die sie ausgeben, missbraucht werden. Gold hingegen kann nicht mit der Druckerpresse repliziert werden; es ist deshalb vor menschlichem Missbrauch geschützt.

      Viele Leute realisieren nicht, dass starke historische Gründe für das Gold sprechen. Einfach gesagt: Gold hat heute ungefähr den gleichen Tauschwert wie im Jahr 1900. Das gilt besonders für Länder, die zwischenzeitlich hohe Inflationen hatten, wie Deutschland (sie wissen sicherlich, dass es in Deutschland 2 Hyperinflationen gab, eine nach dem Ersten Weltkrieg und eine nach dem Zweiten Weltkrieg). Aber auch in Ländern mit dauerhaft durchschnittlichen Inflationsraten (wie Großbritannien) hat das Pfund in 100 Jahren 98 % seiner Kaufkraft verloren. In Ländern mit niedriger Inflation, wie den USA, kam es im gleichen Zeitraum auch zu einem Kaufkraftverlust von 95 %. In Großbritannien hat sich der Goldpreis lange Zeit in etwa parallel zur Entwicklung der Lebenshaltungskosten bewegt. Mit einer Unze Gold kann man dort heute in etwa die gleiche Menge Ackerland kaufen wie im Jahr 1660.

      Nach der Veröffentlichung meines Buches reagierte der Goldpreis auf die globale Inflation der 1970er. Der Goldpreis stieg auf bis zu 850 Dollar – dabei lag der offizielle Preis bei nur 35 Dollar. Wenn man zum Höchstkurs verkaufte, dann war Gold in dieser sehr schwierigen Dekade das Top-Investment. Seitdem hat der Goldpreis eine sehr schlechte Performance hingelegt, besonders wenn man die Entwicklung des Goldpreises mit dem Wall Street Boom der späten 1990er vergleicht.

      Dennoch dachte ich zu früh, dass die Bullen am Aktienmarkt endgültig den Boden der Realität verloren hätten und deshalb die Wende nah wäre – ich dachte das bereits, als Alan Greenspan von "irrationalen Übertreibungen" sprach. Aber der Goldpreis fiel noch bis auf unter 260 Dollar pro Unze zurück, und vor zwei Jahren kam er diesem Tiefpunkt noch einmal nahe. Ein Investor, der im Jahr 2000 von Aktien in Gold switchte, wäre heute doppelt so reich wie einer, der den Aktien treu blieb (noch krasser wäre es, wenn er ausschließlich in Nasdaq-Aktien investiert hätte).

      Ich habe wiederholt geschrieben, dass Gold ein besseres Investment als der Dow Jones geworden ist – und gewesen ist. 1980, als der Goldpreis bei 800 Dollar stand, war dies eine spekulative Übertreibung. Bei 260 Dollar war der Goldpreis verdammt billig, und die spekulative Übertreibung sahen wir bei den "dot.com"-Aktien. Ist Gold immer noch billig? Der Goldmarkt hat ganz bestimmt eine schöne Performance hingelegt, +30 % in den letzten 2 Jahren, was die meisten anderen Investments übertrifft. Mehrere Monate lang pendelte der Goldpreis um die Marke von 320 Dollar, er schien Probleme zu haben, diese Marke zu durchbrechen. Welche Einflussfaktoren spielen jetzt eine Rolle?

      Die Erwartung eines Irakkriegs ist wahrscheinlich die wichtigste. Gold profitiert sicherlich von Inflation, aber es profitiert auch ganz allgemein von Unsicherheit. Ich denke, dass es wahrscheinlich ist, dass die USA in den Krieg ziehen werden, um das Regime von Saddam Hussein zu stürzen. Ich denke auch, dass der Krieg kurz und erfolgreich (aus Sicht der USA) sein wird.

      Zumindest vorübergehend wäre das nicht gut für den Goldpreis, weil das die Unsicherheit beseitigen würde. Allerdings ist der Kriegsverlauf nicht vorhersehbar. Deshalb bleibt Gold eine Absicherung gegen eine Ausweitung des Krieges, wie sie von arabischen Kommentatoren vorhergesagt wird. So lange die Unsicherheit existiert, wird der Ölpreis wahrscheinlich hoch bleiben, und die Investoren im Mittleren Osten werden wahrscheinlich einen Teil ihres Vermögens in Gold investieren.

      Der zweite Einflussfaktor, den man bedenken sollte, sind die Zinssätze. Sie sind derzeit unnatürlich niedrig, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Asien. Das bedeutet, dass die Kosten für das Halten von Gold – einer Anlage mit erstklassiger Sicherheit – sehr niedrig sind (ich meine damit die Opportunitätskosten; das Geld, das sie für den Kauf von Gold ausgeben, könnten Sie ja sonst alternativ in sicheren, zinsbringenden Staatsanleihen anlegen). Die Regierungen haben weiterhin vor einer weiteren Rezession Angst, deshalb dürfte das Risiko steigender Zinssätze weiterhin gering bleiben. Das ist gut für einen höheren Goldpreis.

      Und gut für den Goldpreis ist auch die allgemeine Besorgnis über die großen Währungen der Welt. Der Dollar war schwach, weil die USA ein steigendes Außenhandelsdefizit zu finanzieren haben. Dieses Defizit hat jetzt die Größe von 5 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes erreicht. Weil der Dollar schwach war, war der Euro verhältnismäßig stark. Aber die Europäische Union will 10 neue Mitglieder aufnehmen, die 20 % der Bevölkerung der jetzigen Mitgliedsstaaten haben. Diese neuen, relativ armen Mitgliedsstaaten werden eine Bürde für den Euro sein. Der japanische Bankensektor ist weiterhin in großen Schwierigkeiten, was sich beim Yen wiederspiegelt. Es ist nicht schwer zu sehen, dass das Gold attraktiver als alle diese Währungen ist. Jede andere Währung muss in Relation zu Schulden gesehen werden; das Gold hingegen hat keine Schulden, nur individuelle Goldbesitzer können Schulden haben.

      Die Zentralbanker weltweit haben Gold verkauft, aber dieser Trend hat größtenteils aufgehört. Die großen Gläubigerstaaten wie China, Taiwan und Japan liegen in Asien. Dort gibt es eine Goldtradition. Ich erwarte, dass die Zentralbanken dieser Staaten 2003 Gold dem Dollar vorziehen werden. Das scheint die neue Einschätzung des Marktes zu sein. Vor einem Jahr überwogen am Goldmarkt bei den Institutionellen noch die Bären, jetzt sind es die Bullen.

      Ich persönlich denke, dass der jüngste Kursanstieg beim Gold nur der Beginn eines langen Gold-Bullenmarktes ist. Der letzte Gold-Bullenmarkt, der in den späten 1960ern begann, dauerte über 10 Jahre. Es ist möglich, dass der Goldpreis einige Jahre lang steigen wird, deutlich über den aktuellen Preis. Aber auf diesem Weg wird es unweigerlich Marktreaktionen – also temporäre Rückschläge – geben.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 22:36:38
      Beitrag Nr. 1.821 ()
      Budgetdefizit nimmt dramatische Formen an

      Das Congressional Budget Office hat seine Prognosen für den US-Haushalt deutlich nach oben korrigiert
      lou Washington - US-Präsident George W. Bush sucht derzeit nach einer Argumentationshilfe für seine geplanten Steuererleichterungen. Die Budgetexperten halten sich damit wohlweislich zurück, denn der Haushalt rutscht schon jetzt immer tiefer in die roten Zahlen. Das Congressional Budget Office etwa, ein dem US-Kongress angegliedertes, unabhängiges Forschungsinstitut, erwartet für das aktuelle Budgetjahr ein Staatsdefizit von 199 Mrd. Dollar und für 2004 eines von 145 Mrd. Dollar. Die tatsächlichen Haushaltsdefizite werden vermutlich noch weit höher ausfallen: Das Institut bezieht in seine Berechnungen bewusst nicht die Kosten eines Krieges oder die Auswirkungen der geplanten Steuersenkungen mit ein, um den Abgeordneten eine neutrale Grundlage für ihre Entscheidungen liefern zu können. Schätzungen unabhängiger Experten und selbst der Haushaltsabteilung des Weißen Hauses, die die Effekte des Steuersenkungspakets mit einrechnen, liegen denn auch weit über den Angaben des CBO ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 23:02:21
      Beitrag Nr. 1.822 ()
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 23:06:11
      Beitrag Nr. 1.823 ()
      Quartalsberichte
      Hohe Gewinnerwartungen lasten auf den Börsen


      28. Januar 2003 Wer kennt sie nicht die notorischen Optimisten unter den Anlagestrategen und Analysten. Nichts hält sie davon ab, Märkte und Aktien auf „Kauf“ zu stellen, mögen die Kursverluste ihrer Anleger noch so hoch sein und mögen die Kurse noch so tief fallen. Einmal Kauf - immer Kauf.

      Aber das gilt Gott sei Dank nicht für die breite Masse. Denn mag einem bei der objektiven Betrachtung der Empfehlungen ein gewisser Hang zur Einseitigkeit auffallen - allzu extreme Abweichungen von der Realität will sich in der Regel keiner der Experten erlauben. Aus diesem Grund passen sie ihre Schätzungen nach und nach an - und zwar in den vergangenen Monaten nach unten. Das hat im Frühjahr des vergangenen Jahres begonnen und sich dann über das ganze vergangene Jahr hingezogen.

      Verhaltene Unternehmensausblicke führen zur Skepsis

      Die Frage war nun, ob sich diese Entwicklung so fortsetzen würde oder ob die Analystengemeinde im Jahr 2003 mit ihre Gewinnschätzungen eher ins Schwarze treffen würden. Obwohl die Messlatte mit einer erwarteten Gewinnsteigerung von 11,7 Prozent im ersten Quartal schon wieder hoch lag, schien es in den ersten Tagen des Jahres noch so auszusehen, als ob die Märkte daran glauben würden. Aber mit den ersten Quartalsdaten kam bald die Ernüchterung auf. Und zwar nicht einmal unbedingt von der Datenseite, sondern von den Ausblicken der Unternehmen auf die Zukunft. Die waren bestenfalls durchwachsen, wenn nicht gar skeptisch.

      Selbst Bill Gates von Microsoft glaubt nicht so richtig an eine rasche Erholung der Aktivitäten im Technologiebereich. Von den europäischen Einzelhandels-,Medien-, Bau-, Auto-, Banken- oder Versicherungsunternehmen erst gar nicht zu reden. Sie alle kämpfen mit schwacher Nachfrage, starkem Wettbewerb und überflüssigen Kapazitäten. So kommt es dann dazu, dass Aktien wie Tui nach enttäuschenden Ertragszahlen geradezu „zerstört“ werden oder dass eine Lufthansa plötzlich wieder Maschinen stilllegen muss.

      Erwartungen an das Gewinnwachstum werden nach unten angepasst

      Nachdem knapp die Hälfte der Unternehmen im Dow Jones und im S&P 500 ihre Ergebnisse berichtet haben, scheint sich das Bild des vergangenen Jahres fortzusetzen. Denn auch im laufenden Jahr sind die Analysten nach einer Untersuchung des Research-Unternehmens First Call gezwungen, ihre Ertragserwartungen nach unten anzupassen. So ist die Schätzung für das Gewinnwachstum der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen für das erste Quartal des Jahres 2003 von durchschnittlich 17,4 Prozent im Oktober 2002 auf nun noch zehn Prozent gefallen. Die Schätzungen für das zweite Quartal fielen von 16,4 Prozent auf 9,4 Prozent und haben sich damit innerhalb kurzer Zeit beinahe halbiert.

      Zwar wurden die Nachrichten in den vergangenen Wochen in erster Linie von den Ereignissen um Nordkorea und dem Irak dominiert. Aber das dürfte die schlechte Stimmung nur vordergründig erklären. Denn steigende Arbeitslosigkeit, steigende Steuern, Abgaben und Gebühren und fallende Börsen lassen den Konsum einschlafen. Industrielle Überkapazitäten in weiten Teilen der Industrie führen nicht nur zur Vollbremsung bei Investitionsausgaben, sondern teilweise auch zum Abbau.

      Der aktuelle Trend zeigt nach unten

      Der Verlauf der bisherigen Berichtssaison gibt auch ein Gefühl dafür, wie der weitere Verlauf aussehen könnte. Firstcall schätzt das Gewinnwachstum im ersten Quartal des Jahres 2003 auf neun Prozent und auf sechs Prozent für das zweite Quartal. Der Trend zeigt also nach unten.

      Die einzige Hoffnung, dass fortgesetzter US-Konsum die Wirtschaft vor einer weiteren Rezession bewahren kann, liegt in den rekordtiefen Zinsen. Möglicherweise unterstützt von einer raschen Lösung der Nordkorea- und Irakkonflikte und durch ein fiskalisches Anreizpaket der Regierung. Die dürften aber kurzfristig nur geringe Wirkungen zeigen.

      Insgesamt deutet ein Trend fallenden Gewinnwachstums darauf hin, dass die Märkte trotz fallender Kurse hoch bewertet sein dürften. Denn fallen Kurse und Gewinne gemeinsam, bleibt die Bewertung, wo sie ist - und geht nicht zurück.



      Daten der Grafik: First Call

      Text: @cri
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 23:07:08
      Beitrag Nr. 1.824 ()
      Devisenmarkt
      Snow-Äußerungen dürften dem Dollar nur kurz helfen


      28. Januar 2003 Zehn Handelstage hintereinander befand sich der Dollar gegenüber dem Euro zuletzt auf dem absteigenden Ast. Erst an diesem Dienstag gelingt es der US-Devise, diese Negativserie zu unterbrechen. Gegen 21.00 Uhr notiert der Dollar zum Euro bei 1,0822 Dollar nach 1,0853 Dollar am Vortag, nachdem er zwischenzeitlich sogar bis auf knapp unter 1,08 Dollar gestiegen war.

      Mit verantwortlich dafür ist die Aussage des designierten US-Finanzministers John Snow, in der er eine Fortsetzung der Politik eines starken Dollar als im nationalen Interesse liegend bezeichnete. Ob das aber längerfrisig etwas an der jüngsten Dollarschwäche ändern wird, scheint zumindest fraglich. Zumal Marktteilnehmer nicht zweifelsfrei sicher sind, ob sich hinter der ersten offiziellen Aussage von Snow zu diesem Thema seit seiner Nominierung im Dezember nicht nur Lippenbekenntnisse verbergen.

      So räumt auch Robert Sinche, Währungsstratege bei der Citibank, ein: "Ein Finanzminister muss sich für einen starken Dollar aussprechen und Snow hat dies getan. Den Dollar nicht verbal zu unterstützen, würde die Gefahr von instabilen Märkten heraufbeschwören." Und Tim Stewart, Devisenstratege bei Morgan Stanley vermutet sogar, dass "der Bush-Administration die jüngste Dollar-Schwäche zur Ankurbelung des Exportmotorss insgeheim ganz Recht gekommen sei."

      Konjunkturdaten und nicht Worte entscheiden die Kursrichtung

      Letztlich werden sich die Marktteilnehmer aber ohnehin nicht von schönen Worten blenden lassen, sondern die weitere Kursentwicklung an den Devisenmärkten von den Fakten abhängig machen. Dass dem so ist, hat auch Snows Vorgänger Paul O´Neill bereits einmal eingeräumt, als er in einem Interview sagte, dass es sich bei der Politik des starken Dollar nur um Rhetorik handele und der Wert des Dollar von den Märkten und nicht von der Regierung festgesetzt werde.

      Entschieden wird das Schicksal des Dollar unter dem Strich über die konjunkturelle Entwicklung des Landes und wie es gelingt mit den Risiken umzugehen. Diese bestehen in eine Blase am Immobilienmarkt, überschuldeten Konsumenten und Defiziten im Staatshaushalt und der Leistungsbilanz. Bezüglich dem Leistungsbilanzdefizit fand Snow am Dienstag zwar ebenfalls beschwichtigende Worte, indem er sagte, dass in das derzeitige Niveau nicht beunruhige. Aber ob er damit des Pudels Kern trifft, bleibt abzuwarten. Schließlich benötigt die USA jeden Tag 1,4 Milliarden Dollar aus dem Ausland, um so das Defizit zu fiannzieren und den Dollar stabil zu halten.

      Wichtiger als verbale Interventionen sind handfeste Konjunkturdaten. Und diese sind am Berichtstag mit einem besser als erwartet ausgefallenen Verbrauchervertrauen positiv augefallen. Trotzdem darf auch hier nicht übersehen werden, dass die Stimmung unter den Konsumenten per saldo weiter gefallen ist.

      Fortgang im Irak-Konflikt eine wichtige Einflussgröße

      Viel wird kurz- und mittelfristig aber auch davon abhängen, wie es im Irak-Konflikt weiter geht. Die Bedenken in dieser Hinsicht sind groß und haben schon zuletzt zur Dollarschwäche entscheidend beigetragen. "Wir sind auf Milliarden aus dem Ausland zur Finanzierung unseres Defizits angewiesen. Deshalb kursieren Ängste im Markt, dass ein Alleingang der USA im Irak-Konflikt ausländische Investoren abschrecken könnte", erklärt Christopher Low, Volkswirt bei FTN Financial. Um abwägen zu können, wie es in dieser Hinsicht weiter geht, warten die Marktteilnehmer gespannt darauf, was US-Präsident George Bush in der Nacht zum Mittwoch in seiner mit Spannung erwarteten Rede zur Lage der Nation mitzuteilen hat.

      Danach wird es sich weisen müssen, ob die Bewegung am Dienstag für den Dollar mehr war als nur eine Verschnaufpause im Abwärtstrend. Thomas Amend vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt legte sich vorab bereits auf folgende Lesart fest: "Nach dem deutlichen Kursanstieg an den Vortagen haben viele Investoren ihre Gewinne realisiert. Es handelt sich um eine Konsolidierung."

      Auch andere Devisenexperten erwarten angesichts der angespannten geopolitischen Lage keinen nachhaltigen Rückgang des Eurokurses. Bis klar sei, ob nun die Kriegstrommeln geschlägen werden oder nicht, sei die Euro-Dollar-Notiz zwischen 1,0780 und 1,0912 Dollar gut aufgehoben.

      Bei einem Ausbruch nach unten aus dieser Range stünden danach charttechnisch 1,0740 und 1,0540 Dollar auf der Tagesordnung. Kommt die Karawane in die zuletzt gewohnte andere Richtung in Gang, könnte als nächste Zielregion der Bereich zwischen 1,10 und 1,11 Dollar anvisiert werden, heißt es.

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 00:05:25
      Beitrag Nr. 1.825 ()
      Nanana, doch nicht etwa eine SKS-Formation im Volaritäts-Dax ?????







      ...........................................


      @#1814 von Remus

      Harry_Schotter wohne deutsche Land. Musse immer kucke DAX. Wolle, aber könne nix anders....:D :laugh:



      H_S:p
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 01:38:02
      Beitrag Nr. 1.826 ()
      Du musse Kucke ned rüre ;)



      :look: :look: :look:

      Gruß Remus :kiss:
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 16:51:48
      Beitrag Nr. 1.827 ()
      28. Januar 2003

      Die Baisse dauert an!



      Waffen-Inspektor Blix hatte gestern seinen Zwischenbericht über die Irak-Inspektionen vor der UNO dargelegt. Die Reaktion an den Aktienmärkten war durchwachsen negativ. Alle Börsen haben abgegeben und schlossen im Minus.

      Immer wieder wird die Frage diskutiert, inwieweit ein Krieg Einfluss auf die Kurse haben wird. Wir sind in einem langen Bärenmarkt. Nach dem Wellenprinzip werden die Kurse weiter dynamisch nach unten tendieren, unabhängig von einem Krieg. Die Ursachen liegen in der extrem hohen Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte. Die KGV`s der Aktien liegen weiter viel zu hoch. Das Verbrauchervertrauen ebbt ab und es wird weniger konsumiert. Die Arbeitslosigkeit steigt weltweit an. Nach der Normalverteilungskurve haben wir noch einen langen Weg in der Baisse vor uns. Da hilft auch kein Schönreden, wie es bereits seit 3 Jahren von den angeblichen Gurus ständig vorgegeben wird. Langsam müssen diese Leute aufwachen, denn ihre Reputation ist ohnehin stark lädiert. Keiner glaubt mehr an diese Prognosen. Was sich in den letzten drei Jahren abgespielt hat, haben wir schon seit dem Jahr 2000 vorausgesagt, jedoch von den

      "Experten "? immer wieder dementiert.

      Ein Krieg wird keinesfalls kurz und gewinnträchtig für die USA sein. Es wird ein langer Krieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Es werden parallel dazu fürchterliche Terroranschläge an allen möglichen Orten auf diesem Globus einsetzen. Ist es das was wir mit dem geflügelten Wort "Frieden" gleichsetzen?

      Solange der Mensch im dritten Jahrtausend sein ihm von der Natur gegebenes "Gehirn" nicht einsetzt und mit der "Keule" versucht, das Unheil in dieser Welt zu bekämpfen, solange werden entsetzliche Naturkatastrophen ihn peinigen.

      Der Chart von Ned Davis Research zeigt das Verhalten während des letzten Golfkriegs. Damals war ein Bullenmarkt präsent. Heute sind wir im Bärenmarkt und da gelten umgekehrte Vorzeichen.



      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 16:57:56
      Beitrag Nr. 1.828 ()
      Dramatisches Loch in US-Haushalt erwartet

      Das Haushaltsbüro des US-Kongresses (Congressional Budget Office - CBO) hat seine Prognosen für den amerikanischen Staatshaushalt am Mittwoch drastisch nach unten korrigiert. Dabei wurden nicht alle Risiken berücksichtigt.

      Die unabhängige Einrichtung des Kongresses errechnete ein Haushaltsdefizit für das laufende Jahr von 199 Mrd. $ (183 Mrd. Euro) und von 149 Mrd. $ im kommenden Jahr. Damit fällt das Loch weitaus größer aus, als von der US-Regierung einkalkuliert. Die neuen Zahlen, die der Nachrichtenagentur AP vorliegen, belegen den jüngsten Rückgang der seit zwei Jahren sinkenden Staatseinnahmen. Im August war die für 2003 errechnete Staatsverschuldung noch um 54 Mrd. $ geringer ausgefallen.


      Im Jahr 2007 übersteigen die Einnahmen der Prognose zufolge die Ausgaben erstmals wieder, und zwar um 26 Mrd. $. Für die kommenden zehn Jahre, beginnend mit dem Jahr 2003, rechnet das CBO insgesamt mit einem Überschuss von 629 Mrd. $. Im August lag der errechnete Überschuss noch bei einer Billion $, im September 2000 bei mehr als drei Billionen $ bis zum Jahr 2010.


      Weitere Risiken

      Die tatsächlichen Zahlen dürften noch weit düsterer ausfallen, als vom CBO errechnet. Nicht berücksichtigt wurden das Konjunkturprogramm des amerikanischen Präsidenten George W. Bush, das in den kommenden zehn Jahren 674 Mrd. $ kosten soll, sowie ein möglicher Irak-Krieg.

      In die Kasse des US-Verteidigungsministeriums riss besonders der Kampf gegen den Terrorismus ein großes Loch. Der Rechnungsprüfer des Pentagons, Dov Zakheim, sagte AP am Dienstag, die Lücke im Haushalt belaufe sich auf mindestens 15 Mrd. $ und müsse schnell geschlossen werden. Andernfalls müsse bei Truppenübungen, beispielsweise Trainingsflügen für Piloten, gespart werden.

      Weiter verschärft hat sich die finanzielle Lage des Pentagons durch den Truppenaufmarsch am Persischen Golf. Die Kosten dafür könnten nicht genau beziffert werden, sagte Zakheim. "Das ändert sich fast täglich." Dramatisch anwachsen könnte das Haushaltsloch des Verteidigungsministeriums, wenn es zu einem Krieg gegen Irak kommt. Die Höhe der Ausgaben hänge von der Dauer des Krieges und den Verlusten ab, sagte Zakheim.

      Das Investmenthaus Goldman Sachs prognostiziert nun für das im September 2004 endende Fiskaljahr einen Fehlbetrag im US-Bundeshaushalt von 375 Mrd. $ - der höchste Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Damit bekommt der Trend zu immer höheren US-Staatsdefiziten eine neue Dimension, die Parallelen zur Situation Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre aufweist. Damals hatte die US-Wirtschaft mit enormen Defiziten im Staatshaushalt sowie im Außenhandel zu kämpfen.

      Noch im Jahr 2000 hatte es im Bundesbudget einen Überschuss von 236 Mrd. $ gegeben. Dieser ist seitdem aufgezehrt worden durch die Rezession, massive Steuersenkungen und eine drastischen Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Das US-Leistungsbilanzdefizit gegenüber dem Ausland ist zugleich auf etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen.

      Den bisherigen Höchststand hatte das US-Staatsdefizit 1992 erreicht - im letzten Amtsjahr von George Bush, dem Vater des heutigen Präsidenten. Damals war der Wert auf 290 Mrd. $ geklettert. Gemessen am BIP würde das von Goldman Sachs für 2004 erwartete Bundesdefizit mit einem Wert von 3,5 Prozent allerdings noch unter dem Wert von 1993 bleiben, als der Staatshaushalt ein Minus von 3,9 Prozent des BIP aufwies.

      In gesamtstaatlicher Rechnung, bei der auch die Finanzen von Bundesstaaten und Kommunen berücksichtigt werden, liegt das US-Defizit 2004 laut Goldman Sachs allerdings bei 5,5 Prozent des BIP. Dieser Wert ist am ehesten mit der in Europa als Referenz geltenden Abgrenzung des Maastrichter Vertrags vergleichbar.


      Defizit durch Steuersenkung

      Die Experten rechnen damit, dass der Konflikt im Nahen Osten den Staatshaushalt etwa 50 Mrd. $ kostet; dies belaste den Etat größtenteils 2003. Diese Annahme über die Kriegskosten deckt sich mit den Projektionen der US-Regierung. Wissenschaftler wie William Nordhaus von der Yale University sagen jedoch wesentlich höhere Kriegskosten voraus.

      Bereits in den Haushaltsdaten für Dezember 2002 zeigt sich der zunehmende Druck auf das Budget. Nach Angaben des Finanzministeriums wies der Etat zwar einen Überschuss von 4,4 Mrd. $ auf. Dies ist Experten zufolge jedoch allein auf saisonale Faktoren wie zum Jahresende fällige Steuern zurückzuführen. Gegenüber dem saisonal vergleichbaren Wert von Dezember 2001 (26,6 Mrd. $) ergibt sich dagegen ein drastischer Rückgang des Überschusses.

      Auf Basis dieser Daten schätzen die Ökonomen der Deka-Bank das Defizit im Kalenderjahr 2002 insgesamt auf 300 Mrd. $ oder etwa 3,0 Prozent des BIP. 2001 hatte der Fehlbetrag nur 0,5 Prozent erreicht.


      Zinsen langfristig höher

      Volkswirte befürchten, dass sich die Verschlechterung bald in höheren langfristigen Zinsen niederschlägt. "Derzeit wird das steigende Angebot an Staatsanleihen noch dadurch kompensiert, dass sich die Privaten wegen der flauen Konjunktur mit Emissionen zurückhalten", sagte Jan Hatzius von Goldman Sachs. Wenn das Wachstum anziehe, könnten die Zinsen "scharf nach oben gehen".

      Ähnlich äußerte sich Guido Zimmermann von der Deka-Bank. Auch in der Reagan-Ära seien die Realzinsen wegen der Defizite drastisch gestiegen. Die genaue Reaktion der Zinsen ist unter Ökonomen indes umstritten. Bushs Wirtschaftsberater Glenn Hubbard hatte unlängst argumentiert, dass höhere Budgetdefizite keinen Zinsanstieg zur Folge hätten. Höhere Zinsen verschlechtern die Finanzierung der Firmen.

      Unklar ist nach Einschätzung der Experten auch, wie die US-Notenbank reagiert. Nach Einschätzung von Stephen Gallagher von der Société Générale ist "angesichts der Haushaltslage unwahrscheinlich, dass die Fed die von George W. Bush geplanten Steuersenkungen einfach so hinnimmt." Der Fed-Gouverneur Edward Gramlich hatte unlängst die Vorteile eines langfristig ausgeglichenen Haushalts ausdrücklich betont, was als Warnsignal an die US-amerikanische Regierung interpretiert worden war.
      Weil dem höheren Etatdefizit eine gesamtwirtschaftlich niedrigere Ersparnis gegenübersteht, könnte es Experten zufolge auch das US-Leistungsbilanzdefizit weiter steigen lassen. Der wachsende Fehlbetrag gegenüber dem Ausland birgt das Risiko eines Dollar-Einbruchs, der zu einer Belastung für die gesamte Weltwirtschaft werden könnte.

      ftd.de 29.01.2003
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 17:04:31
      Beitrag Nr. 1.829 ()
      Institutionelle sehen "worst case"-Szenario
      --------------------------------------------------------------------------------
      30.01. 12:01
      Ein großer Teil der institutionellen Investoren habe sich in der vergangenen Woche auf den "worst case" vorbereitet, dies berichtet das Researchinstitut Cognitrend. Da sich der Dax auch weiterhin nach unten bewegt hat, scheint dies die richtige Strategie gewesen zu sein.

      Die wöchentliche Umfrage von Cognitrend ergab, dass der Optimismus wieder leicht zugenommen hat. Dies sei jedoch nur als eine leichte Entspannung zu werten, so die Experten.

      41 Prozent (+5 Prozentpunkte) der Befragten Investoren gaben sich bullisch für die Entwicklung des Deutschen Aktienmarktes in den kommenden 30 Tagen. Dagegen sind 38 Prozent (-1 Prozentpunkt) der befragten Anleger eher pessimistisch.

      © 2001 - 2002 Fonds-Reporter.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 17:33:50
      Beitrag Nr. 1.830 ()
      Editorial: Und noch eine Bemerkung zum Dollar ... (30.01.2003)

      Am Dienstag wurde der designierte neue amerikanische Finanzminister Snow vor dem Kongress in Washington befragt. Er hat sich für einen „starken Dollar“ ausgesprochen und damit gegen seine innerste Überzeugung gehandelt.

      Doch was sollte er anderes tun? Niemand hätte es in der gegenwärtigen, vom Irak-Konflikt, der „State of the Union“-Rede von Präsident Bush und der bereits ausgeprägten Schwäche des Greenback verstanden, wenn er für eine weitere Abwertung dieser Währung eingetreten wäre. Somit waren die Erklärungen Snows vorhersehbar und ein Nicht-Ereignis.

      Um ganz von seiner inneren Überzeugung abzulenken, hat Snow den Kongressleuten in aller Breite dargelegt, warum ein starker Dollar gut für das Land wäre. Er bezeichnete den Dollar als stabilen Hort. „Die Leute“ hielten ihn, um Werte zu erhalten. Offenbar war die Bemerkung nicht an die Amerikaner, sondern an ausländische Anleger gerichtet, die dem Greenback zunehmend den Rücken kehren.

      Snow erklärte in diesem Zusammenhang auch, das Leistungsbilanzdefizit der USA bereite ihm keine größere Sorgen. Es sei handhabbar, auch wenn es Beachtung verdiene. Auch dies ist ein Euphemismus.

      Wovor sich die USA besonders in der gegenwärtigen Lage wirklich fürchten müssten, wäre ein ungeordneter Fall des Dollar. Dann nämlich könnte die Notenbank wenigstens vorübergehend keine Rücksicht mehr auf die schwache Konjunktur im Lande nehmen, sondern müsste versuchen, das Kapital über höhere Zinsen in den USA zu halten.

      Alle Verantwortlichen in Washington müssen daran interessiert sein, alles zu vermeiden, was den Dollar zum freien Fall übergehen lassen könnte. So ist das, was Snow am Dienstag sagte, zu werten, und nicht anders. Der Greenback aber wird sich seinen Weg weiter bahnen, und der kann bis auf weiteres nur nach unten gerichtet sein.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 19:58:23
      Beitrag Nr. 1.831 ()
      Dossier: Wohin treibt Deutschland? Ein Blick in die Zukunft

      Es war einmal ein Land, das hatte die stärkste Armee weit und breit, die besten Schulen und Universitäten, eine kleine, hocheffiziente Verwaltung, wenige und einfache Gesetze. Es hatte eine Börse, an der die Aktien immer dann stiegen, wenn die Arbeitslosigkeit zurückging, und fielen, wenn sie zunahm. Dies bei einer Arbeitslosenquote zwischen 2 und 3%. Es hatte einen Kapitalmarkt, auf den man unbesorgt auf Sicht von 30 Jahren in Anleihen investieren konnte und dabei keine Kaufkraftminderung riskierte, denn das Geld blieb auch in der nächsten Generation stabil.
      In diesem Land stiegen die Exporte, wuchs die Wirtschaft, die Löhne und Einkommen nahmen stetig zu, der Mittelstand florierte, ein gelernter Maurer konnte mit drei Wochenlöhnen die gesamte Jahresmiete seiner Wohnung zahlen. In diesem Land wurden Gesetze, auch Steuergesetze, für Generationen gemacht. Und der Staatsanteil am Sozialprodukt - das ist das Erstaunliche - erreichte gerade einmal 14%.

      Was ich Ihnen eben erzählt habe, ist kein Märchen. Dieses Land gab es wirklich. Es war das deutsche Kaiserreich vor 1914. Die statistischen Angaben beziehen sich auf das Jahr 1912. Es war die freieste Gesellschaft, in der die Deutschen je lebten. Frei, weil das Kaiserreich souverän war, weil Rechtssicherheit herrschte, weil der Staat das Eigentum respektierte.

      Einige wenige Dinge sind seitdem gleich geblieben, das meiste aber hat sich radikal geändert.

      Gleich geblieben ist die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft und ihre weltweite Spitzenstellung in den Schlüsselindustrien Chemie und Werkzeugmaschinenbau. Und gleich geblieben ist auch die Struktur des deutschen Außenhandels. Schon damals gingen 75% der deutschen Exporte nach Europa, wobei der osteuropäische Anteil größer war als heute. Aber dieser wird in den kommenden Jahren seinen früheren Stand wieder erreichen. Es stimmt wirklich: schon damals herrschte reger Handel in Europa, und zwar bei freiem Kapitalverkehr. Nur brauchte man dafür keine EU, keine Bürokratie in Brüssel und erste recht keine deutschen Milliardenzahlungen in eine europäische Gemeinschaftskasse.

      Heute haben wir statt des Goldstandards eine europäische Zwangswährung, von der niemand sagen kann, wie lange sie hält und was sie in Zukunft wert sein wird. Heute haben wir einen Staatsanteil von rund 50%, und das Geld reicht den Herrschenden trotzdem nicht. Heute haben wir eine offizielle Staatsschuld von 1,2 Billionen Euro bei einem jährlichen Volkseinkommen von 1,5 Billionen Euro (Stand 2001) - eine Staatsschuld, die um ein Vielfaches höher ist, wenn der Staat ordentlich bilanzieren und die ungedeckten künftigen Sozialleistungen in seine Bilanz einstellen würde.

      Ein anderes Kuriosum besteht darin, daß sich dieser finanziell klamme Staat seit vielen Jahren Subventionen an das Ausland, vor allem an die EU, leistet, die weit über 30 Milliarden Mark per annum liegen, die faktisch aus dem Außenhandelsüberschuß Deutschlands aufgebracht werden und die dafür sorgen, daß das deutsche Auslandsvermögen seit 10 Jahren zurückgeht.

      Warum habe ich Ihnen die Geschichte aus der Kaiserzeit, die kein Märchen ist, erzählt?

      Zum einen, weil wir unsere heutige Situation nicht als selbstverständlich und alternativlos ansehen dürfen.
      Zum anderen, weil wir begreifen müssen, daß die Geschichte immer wieder große Brüche produziert, daß es gefährlich ist, von der Gegenwart auf die Zukunft zu schließen. Wer hätte schon 1912 geahnt, daß die geordnete und scheinbar festgefügte Welt des kaiserlichen Deutschland zwei Jahre später in einem grausamen, sinnlosen Krieg untergehen würde.

      Ich werde Ihnen jetzt sieben Prognosen für die Zeit bis 2010 vortragen und mich dabei nicht auf Deutschland beschränken, denn unser Land ist eingebettet in die Europäische Union, in die Weltwirtschaft und Weltpolitik.


      Prognose 1: Die große Rezession in den USA kommt erst noch.

      Immer noch gilt der Satz, daß die Wirtschaft unser Schicksal ist. Da die deutschen und europäischen Wirtschaftszyklen mehr oder weniger synchron mit den amerikanischen verlaufen, müssen wir unsere Prognosereihe mit einem Blick auf die größte Volkswirtschaft der Welt beginnen.

      Selbstverständlich sind die großen amerikanischen Wirtschaftszyklen nichts anderes als Kreditzyklen. Solange die Kredite ausgeweitet wurden, wuchs die Wirtschaft. Sobald ihr Wachstum stagniert, sobald die Kredite zu schrumpfen beginnen, kommt es zu einer Rezession oder Depression.

      Die Rede ist hier von den langen Zyklen. Nach 20 Jahren des Aufschwungs hat der amerikanische Wirtschafts- und Kreditzyklus sein Endstadium erreicht. Es wurde übrigens Mitte der 90er Jahre noch einmal künstlich verlängert, indem der Notenbankchef Greenspan massiv Liquidität, also frisches Geld, in das System pumpte.

      Jetzt ist der gesamte Schuldenberg der USA mit 30 000 Milliarden Dollar so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dreier Jahre. Das ist mehr als zu Beginn der Großen Depression 1929.

      Ein Drittel dieses Schuldenberges entfällt auf die privaten Haushalte. Die Achillesferse dabei sind die Hypothekenschulden, mit denen vor allem auch der Konsum finanziert wird. In den USA ist es nicht unüblich, daß ein Haus mit 100 bis 120% seines Marktwertes beliehen wird. 70% der Amerikaner haben einen Hypothekenkredit, 60% davon eine 90%ige Beleihung. Wenn die Immobilienpreise nicht mehr steigen (das kündigt sich bereits an) und anschließend sogar fallen, dann bricht das Kartenhaus zusammen. Die Konjunktur verliert ihre letzte Stütze. Normalerweise folgen die Hauspreise in Amerika dem Aktienmarkt mit einer Verzögerung von zwei Jahren.

      Fazit: Wir müssen in den USA in absehbarer Zeit, spätestens ab 2004, mit einer schweren Rezession oder Depression rechnen, die dann auch auf Deutschland und Europa ausstrahlt.


      Prognose 2: Die Börsenbaisse dauert zehn Jahre oder länger

      Prognose 1 beinhaltet bereits, daß die Baisse am amerikanischen Aktienmarkt zwar durchaus einmal unterbrochen werden kann, aber noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Zusammenhang ist zwingend: Bis 1995 stiegen die US-Schulden und der Aktienmarkt mehr oder weniger im Gleichklang, und das nominale BIP folgte nach. Das ist der normale Ablauf.

      Ab 1995 öffnete sich die Schere ganz weit. Die Aktienkurse liefen den Schulden und dem Wirtschaftswachstum davon. Erst seit 2000 beginnt die Schere sich zu schließen. Aber: Um eine halbwegs normale Bewertung zu erreichen, müßten sich die amerikanischen Aktienindizes noch einmal halbieren. Das passiert normalerweise nicht in einem Zug. 1929 verlor der Dow Jones 37%, von 1930 bis 1932 81,8%.

      Ein ähnlicher Absturz würde ohne jeden Zweifel auch die reale Wirtschaft mit in die Tiefe ziehen. Es ist völlig normal, daß die Malaise zuerst an den Finanzmärkten sicht-bar wird und von dort aus die reale Wirtschaft ansteckt. Deswegen ist es nebenbei bemerkt grundfalsch, auf Volkswirte zu hören, wenn man Aktien kauft. Umgekehrt ist es richtig: die Volkswirte sollten sich den Aktienmarkt anschauen, bevor sie Wirtschaftsanalysen erstellen.

      Für den Aktienmarkt gilt dasselbe wie für die Wirtschaft: Amerika steckt Europa an. Damit droht auch der deutschen Börse - nach einer jederzeit möglichen Erholung von einigen Quartalen - eine lange Durststrecke, auch wenn einzelne Aktien schon jetzt nicht mehr teuer oder sogar preiswert sind. Eine Aktienhausse wie in den neunziger Jahren wird es in diesem Jahrzehnt nicht wieder geben. Die Höhe der Dividenden wird zu einem entscheidenden Kriteri-um für die Aktienanlage. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war es selbstverständlich, daß Aktien höher rentierten als Anleihen. Sie sind schließlich auch riskanter.


      Prognose 3: Nach den Aktienmärkten trifft es die Devisenmärkte

      Die drei Währungen, auf die es ankommt (Dollar, Euro und Yen) blieben bisher verschont, sind aber allesamt extrem krisenanfällig, und zwar aus verschiedenen Gründen.

      Für den Yen-Crash sprechen die atemberaubende Staatsverschuldung und das damit verbundene Inflationspotential, das sich bisher im Markt für japanische Regierungsanleihen nicht im geringsten wiederspiegelt. Eine offene Frage ist, ob ein Kollaps der Japanese Government Bonds die Währung mit nach unten zieht, oder ob umgekehrt zuerst der Yen abstürzt. Daß der Tag der Abrechnung so lange auf sich warten läßt, hängt natürlich damit zusam-men, daß Japan der größte Gläubiger der Welt ist. Ich muß auch zugeben, daß das japanische System für westliche Beobachter schwer durchschaubar ist. Japan ist im Grunde eine gelenkte Wirtschaft, keine Marktwirtschaft.

      Der Dollar-Crash ist eher leichter zu prognostizieren. Die USA haben ein jährliches Leistungsbilanzdefizit von rund 500 Milliarden Dollar. Das ist, bezogen auf das BIP, erheblich mehr als Anfang 1985 und weitaus mehr als Anfang der siebziger Jahre - also zu Zeiten, als schon einmal eine rasante Talfahrt des Dollars ausgelöst wurde.

      Dieses Leistungsbilanzdefizit bedeutet, daß die USA mehr verbrauchen als sie produzieren, daß sie mehr investieren können als sie sparen, daß sie Tag für Tag weit über eine Milliarde Dollar importieren müssen - mit einem Wort, daß sie sich vom Rest der Welt finanzieren lassen.

      Weil der Dollar Weltreservewährung Nummer 1 ist, kann das lange gut gehen - bis der Punkt erreicht ist, an dem das Ungleichgewicht nicht mehr tragbar ist, an dem der Rest der Welt nicht mehr mitspielt, an dem die USA selbst an einer Abwertung ihrer Schulden interessiert sind.

      Wir müssen klar sehen, daß die Dollar-Hegemonie untrennbar mit der politischen und militärischen Weltherrschaft der USA verbunden ist. Seit der spanischen Vorherrschaft im 16. Jahrhundert, ja sogar seit den Zeiten des römischen Imperiums, wird der Abstieg einer Weltmacht immer begleitet von Währungsverfall, von Inflation und steigenden Zinsen. England, der Vorläufer der USA, war der letzte derartige Fall. Auch die USA werden letzten Endes diesem Schicksal nicht entgehen.

      Nun zum Euro. In punkto Staatsverschuldung schneidet die Euro-Zone ungleich besser ab als Japan, in punkto Zahlungsbilanz besser als die USA. Nur handelt es sich bei der Euro-Zone weder um eine homogene Volkswirtschaft noch um einen optimalen Währungsraum. In Griechenland hat die Inflation schon wieder 3,6% erreicht, in Portugal ist die Produktivität nur halb so hoch wie in Deutschland, die Skandinavier haben ihre Staatshaushalte im Griff, die Deutschen und Franzosen nicht im geringsten.

      Weil hier zusammengefügt wurde, was nicht zusammenpaßt, werden die inneren Widersprüche dieser künstlichen Euro-Konstruktion aufbrechen - noch in diesem Jahrzehnt. Die Spreads der Staatsschulden werden sich ausweiten, d.h. die Finanzmärkte werden je nach Bonität unterschiedliche Zinsen verlangen. Dann werden einzelne Euro-Länder Schwierigkeiten mit der Bedienung ihrer Schulden bekommen. Gut denkbar ist auch, daß das eine oder andere Land aus dem Euro wieder ausscheidet. Damit ist freilich erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu rechnen. Daß der Beitritt der osteuropäischen Länder zur Währungsunion den Euro nicht gerade stärken wird, bedarf keiner Erläuterung.

      Über die Abfolge dieser drei programmierten Währungskrisen kann man streiten. Vielleicht kommt erst der Yen an die Reihe, dann der Dollar und zuletzt der Euro. Zeitweise kann das auch, wie in den dreißiger Jahren, die Form eines Abwertungswettlaufs annehmen.


      Prognose 4: Der Stern Amerikas wird sinken.

      Auch das römische Imperium hatte zum Zeitpunkt seiner größten militärischen Ausdehnung unter Kaiser Trajan den Zenit bereits überschritten. Noch ist Deutschland eine "unglückliche Kolonie", um einen amerikanischen Soziologen zu zitieren. Noch ist Europa ein "amerikanisches Protektorat", wie Brzezinski sich ausdrückte. Aber die Verselbständigung Deutschlands und Europas zeichnet sich bereits ab. Die Interessengegensätze werden deutlicher. Schließlich werden sich die Europäer fragen, warum mehr als ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende immer noch amerikanische Truppen auf ihrem Boden stehen. Auch Sinn und Zweck der Nato, die sich von einem Verteidigungsbündnis zu einem rein amerikanischen Herrschaftsinstrument entwickelt hat, wird hinterfragt werden.

      Seit dem 11. September 2001 haben die USA einen Weg eingeschlagen, der abwärts führt - das jedenfalls ist die Lehre der Geschichte. Es handelt sich um einen Fall von "Imperial Overreach", von imperialer Überdehnung. Sie verzetteln sich. Sie sind politisch und militärisch an zu vielen Krisenpunkten engagiert. Sie vergessen, daß jedes Machtmonopol Widerstand provoziert - umso mehr, je länger es andauert.

      Damit steigt die Kriegsgefahr weltweit. Kriege brechen aus, wenn eine Weltmacht ihre Position zu verteidigen müssen glaubt (wie England gegenüber Deutschland 1914). Sie brechen aber auch aus in Zeiten von Börsenbaisse und Depression (wie in den dreißiger Jahren).

      Tatsächlich läßt sich seit 1894 ein ungefährer 30jähriger Zyklus nachweisen, der bisher immer mit einer schweren Rezession und kriegerischen Verwicklungen zu Ende gegangen ist.

      Der aktuelle Zyklus begann 1980. Sein kriegs- und krisenanfälliges letztes Drittel hat 2001 begonnen und kann durchaus bis 2010 dauern.


      Prognose 5: Der Sozialstaat in Deutschland wird insolvent.

      Damit steht das System Bundesrepublik in diesem Jahrzehnt vor seiner größten Bewährungsprobe seit 1949. Aufgebaut ist der Umverteilungsstaat auf einer parasitären Bürokratie, auf wirtschaftlicher Unvernunft, auf Täuschung und Selbsttäuschung. Lassen Sie mich das kurz schildern:

      * Zunächst ein Blick auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. 2001 hatte die öffentliche Hand in Deutschland Gesamteinnahmen von 951,5 Milliarden Euro und Ausgaben von 1009 Milliarden. Die größten Posten unter den Einnahmen waren Steuern mit 488,3 Milliarden und Sozialbeiträge mit 383,6 Milliarden. Letztere sind im Prinzip nichts anderes als verkappte Steuern.

      * Der mit Abstand größte Posten auf der Ausgabenseite sind die Sozialleistungen mit 548,1 Milliarden. Wir sehen sogleich, daß die Sozialleistungen sowohl die Sozialbeiträge als auch alle Steuern, die in einem Jahr in Deutschland eingenommen werden, bei weitem übersteigen. Ein grotesker, unhaltbarer Zustand.

      * Die Bereiche in Deutschland, die privatwirtschaftlich organisiert sind, funktionieren in der Regel trotz permanenter staatlicher Behinderung. Die Bereiche, die planwirtschaftlich organisiert sind, funktionieren nicht. Das gilt für Rentenversicherung und Gesundheitswesen. Was sich hier entwickelt hat, ist ein Monstrum. 1957 noch machten die Sozialbeiträge 23,8% vom Bruttolohn aus, heute sind es 41%. Parallel zu diesem parasitären Wachstum wucherte der Steuerstaat. Schätzungsweise 70% der weltweiten Steuerliteratur ist auf deutsch! Trotz der Einführung von Computern ist die Personalstärke dieser Bürokratie um ein Vielfaches gewachsen. Die Bundesanstalt für Arbeit hat 86 000 Beschäftigte - davon sind nur 10% in der Arbeitsvermittlung aktiv. Auf 300 000 Mediziner in Deutschland kommen 145 000 Angestellte der Krankenkassen. 40% der Aufwendungen für staatliches Wohngeld gehen für die Verwaltung verloren. Diese riesige Bürokratie hat längst auch die Parlamente unter ihre Kontrolle gebracht. Im Bundestag sind die Gewerkschaftsfunktionäre, Bürokraten und Berufspolitiker unter sich. Die Wahlen sind zu Ritualen verkommen, die der Perpetuierung des bürokratischen Herrschaftssystems dienen.

      * Die Wähler werden getäuscht und lassen sich täuschen. Nicht einmal die einfachsten Zahlen stimmen. Z.B. wird uns erzählt, daß das Rentenniveau bis 2030 von 70% des letzten Nettogehaltes auf 67% absinken werde. Das klingt harmlos, es bezieht sich freilich auf die rein theoretische Eckrente. In Wirklichkeit bekommen die Haupteinkommensbezieher (von denen mit kleinem Einkommen gar nicht zu reden) schon heute im Durchschnitt nur noch 59% ihres letzten Nettoentgeltes. Die Methoden, mit denen gearbeitet wird, heißen Intransparenz und Angst. Der Umver-teilungsstaat wird bewußt undurchsichtig gehalten, Kostenrechnungen sind schon wegen der ständigen Quersubventionierungen kaum möglich. Die Politiker nähren die Illusion, daß das System mehr ausspuckt, als vorher hineingesteckt wurde.

      * Weil die Leute Angst haben, glauben sie, sie bräuchten die Politiker. Dabei sind diese fast nur noch mit der Scheinlösung oder Verschleppung selbst geschaffener Probleme beschäftigt - und ziehen eben daraus den Nachweis ihrer Existenzberechtigung. Das beste Konjunkturprogramm wäre ein Sabbat-Jahr für sämtliche Politiker.

      Wann wird das System auf Grund laufen? Langfristig muß es scheitern, weil aus demographischen Gründen die Steuer- und Beitragszahler im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung immer weniger werden. Die verheerenden Folgen des Geburtendefizits sind seit langem bekannt, wurden aber in unverantwortlicher Weise ignoriert. Bis 2010 wird die Bevölkerung (ohne Zuwanderung) um 2,5 Millionen abnehmen, danach beschleunigt sich der demographische Zusammenbruch rasant. Bis 2040 wird die Bevölkerung um 18 Millionen geschrumpft sein. Das ist mehr, als heute in den neuen Bundesländern leben.

      Viel schlimmer und tödlich für den Umverteilungsstaat ist die Alterung. Bis 2040 geht der erwerbsfähige Teil der Bevölkerung um 16 Millionen zurück. Daß diese Lücke auch nur zu einem nennenswerten Teil durch Einwanderer geschlossen werden kann, ist eine glatte Lüge.

      Zugegeben, die demographische Katastrophe wird den Umverteilungsstaat in diesem Jahrzehnt noch nicht mit voller Wucht treffen. Das akute, mittelfristige Problem liegt im miserablen Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen Steuerausfällen.

      Wenn meine Prognose stimmt, daß die Konjunktur das ganze Jahrzehnt über im Trend schwach bleibt, dann droht dem Sozialstaat schon in diesem Jahrhundert die Insolvenz.

      Was passiert dann? Massive Steuererhöhungen werden zwar versucht, greifen aber nicht mehr, weil sie unter dem Strich zu einer Minderung, nicht etwa zu einer Verbesserung, der Steuereinnahmen führen würden. Ein Zusammenhang, den die bekannte Laffer-Kurve bestens erklärt.

      Andere Möglichkeit: Ein radikaler Umbau des Umverteilungssystems. Dazu müßten vorher dessen Machtstrukturen gebrochen werden, vor allem das Gewerkschaftskartell. Daß eine amtierende Gewerkschaftsregierung die Gewerkschaften entmachtet, ist wohl ein bißchen viel verlangt.

      Bleibt als vorläufiger Ausweg eine Kombination von Sozialkürzungen, Neuverschuldung und Inflation. Die Schulden steigen dann nominal, aber nicht unbedingt real, weil sie gleichzeitig entwertet werden. Geopfert wird dabei der Geldwert. Das ist im Prinzip machbar, seitdem mit dem Euro die Konkurrenz der Währungen in Europa abgeschafft wurde.


      Prognose 6: Die Ära der 68er Geht zu Ende

      Damit kommen wir zum erfreulicheren Teil meiner Prognosen. Die Regierung, die seit 1998 an der Macht ist, rekrutiert sich ideologisch und personell weitgehend aus der Bewegung der 68er. Erst kam die Kulturrevolution, dann die Eroberung der Ämter. Die 68er sind kollektivistisch, anti-liberal, anti-Marktwirtschaft, anti-Familie, anti-christlich, multikulti, partiell anti-national, in jedem Fall aber pro-Staatsknete. Auch diese Generation altert, sie verliert in den kommenden Jahren die geistige Hegemonie, die sie Ende der neunziger mit dem sogenannten "Kampf gegen Rechts" noch einmal zementierten konnte. Sie wird selbstverständlich abtreten müssen. Vielleicht schon 2006, spätestens 2010. Dann schwingt das Pendel zurück zu konservativen, nationalen und liberalen Positionen.

      Wenn das Geburtendefizit erst einmal als Problem Nummer 1 erkannt ist, wird der Wert der Familie wieder entdeckt. Außerdem gilt: Je älter die Bevölkerung, desto größer der Stellenwert der Inneren Sicherheit. Je diffuser und anonymer die EU, desto attraktiver die Nation. Und je weiter wir uns vom 20. Jahrhundert entfernen, desto wirkungsloser wird das Erpressungspotential der deutschen Vergangenheit.

      Es gibt wohl kaum eine bessere Symbolfigur für die Ineffizienz des Linkskartells, als den Berliner Bürgermeister Wowereit - eine narzißtische Null, die mit der Leitung einer konkursreifen Stadt beauftragt wurde. Solche Figuren sind Auslaufmodelle.


      Prognose 7: In Deutschland entsteht ein anderes Parteiensystem.

      Die Überlegung ist einfach und einleuchtend: Wenn sich Volksmeinung und Parteiensystem nicht mehr decken, dann ändert sich in einer Demokratie nicht das Volk, sondern das Parteiensystem.

      Nach einer Allensbach-Umfrage von Anfang 2002 ordnen sich 30% der Deutschen im politischen Spektrum als rechts ein, 31% als links, 36% als Mitte. (Interessant am Rande, daß die Sozialdemokratie im Reichstag von 1912 mit 34,8% nur wenig schwächer war als heute.) Dem Meinungsspektrum entspricht die heutige Parteienlandschaft nicht im geringsten. Der rechte Flügel fehlt. Daß er fehlt, hat nicht zuletzt mit der kulturzerstörenden Hegemonie der 68er zu tun. Sobald diese schwindet, kommt Bewegung in die politische Landschaft.

      Denkbar ist, daß die prinzipiell opportunistische CDU dem neuen Zeitgeist folgt, daß sie wieder einen konservativen und nationalliberalen Flügel herausbildet und damit auch das rechte Spektrum abdeckt. Das wäre die hessische Lösung, der nächste Bundeskanzler hieße Roland Koch. Mit Angela Merkel ist das nicht zu machen. Sie ist ein Produkt der Ära Kohl und repräsentiert die "letzte Schwundstufe des Konservatismus".

      Einen ersten mutigen Vorstoß zur geistigen Wende in der CDU machte der Bundestagsabgeordnete Axel Fischer in einem Interview mit der Zeitschrift Der Selbständige. Er verlangte die Entideologisierung und Enttabuisierung der politischen Debatte und die Überwindung der politischen Korrektheit. "Die Alternativen heißen: Freiheit oder Sozialismus, Pioniergeist oder Vollkaskomentalität, Eigenverantwortung oder Staatsveranwortung, Marktwirtschaft oder Bürokratie."

      Nicht völlig auszuschließen ist auch eine Entwicklung à la Österreich, d.h. die Metamorphose der FDP zu einer nationalliberalen Volkspartei. Dazu gab es 2002 erste Ansätze. Aber auch dies ist ein Generationenproblem. Zumindest ist die FDP eine Option, auf die man achten sollte.

      Vorstellbar ist auch die italienische Lösung, nämlich das Entstehen einer neuen bürgerlichen Partei, die sich national und liberal präsentiert. Eine kollektivistische Bewegung, die sich national und sozialistisch zugleich gibt, wird in Deutschland keine Chancen haben. Alle populistischen und rechten Parteien, die in den letzten Jahren in Europa Erfolg hatten, sind marktwirtschaftlich und freiheitlich orientiert.

      Meine Grundüberlegung ist, daß das herrschende Parteienkartell in der Wirtschaftspolitik, in der Steuerpolitik, in der Bevölkerungspolitik, in der Ausländerpolitik (um nur die wichtigsten Felder zu nennen) versagt hat, daß es reformunfähig ist und daß dieses Versagen in den kommenden Jahren offenkundig werden wird. Dann wird die Öffentlichkeit nach einem Kabinett der Fachleute rufen. In der Politik ist es wie in der Wirtschaft: man kann die Realität nur eine Zeitlang ignorieren, man kann die Bilanzen nur eine Zeitlang fälschen, man kann nicht permanent von der Substanz leben.

      Soweit der Versuch eines Blicks in die Zukunft. Dabei ist das worst-case-Szenario, d.h. das Szenario des schlimmsten Falls, noch nicht berücksichtigt. Es orientiert sich an den dreißiger Jahren. Es setzt voraus, daß das Sozialprodukt nicht für ein paar Quartale, sondern für einige Jahre zurückgeht. Dann würde die Steuerbasis schlicht und einfach wegbrechen, die Sozialleistungen müßten brutal gekürzt werden, die politische Szene würde sich radikalisieren, die Kriminalität würde explodieren, innere Unruhen (auch von Seiten des Millionenheeres arbeitsloser Ausländer) würden ausbrechen, die Bundeswehr müßte eingesetzt werden, die EU könnte samt Euro auseinanderbrechen. Ein solches Szenario mag unwahrscheinlich sein, wir müssen es aber vorsichtshalber in unsere Zukunftsplanung einbeziehen.

      Wie auch immer, vor uns liegen Jahre der Entscheidung. Gefragt ist wieder einmal die Regenerationsfähigkeit des deutschen Volkes.



      (Der Text basiert auf einem Vortrag des Deutschland-Brief-Herausgebers vor dem Club Staat und Wirtschaft.)


      Dr. Bruno Bandulet
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 20:44:08
      Beitrag Nr. 1.832 ()
      @Harry Schotters #1812

      Wenn es etwas gibt, das in diesem Markt richtig Verluste verursacht, dann ist das "Phantasie".

      Ich handele, was ich sehe, nicht was ich gern sehen möchte.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 21:08:12
      Beitrag Nr. 1.833 ()
      Buchbesprechung

      GATS: Zu wessen Diensten?

      Öffentliche Aufgaben unter Globalisierungsdruck


      Die allerwenigsten wissen, was GATS bedeutet, und noch weniger wissen, dass der Verkauf der öffentlichen Einrichtungen direkt damit zusammenhängt. Der Verkauf der Post, die Liberalisierungen im Bereich der Bahnen, der Krankenhäuser, der Bildung oder auch von Museen hängt direkt mit den Geheimverhandlungen innerhalb des GATS (General Agreement on Trade in Services) zusammen.

      Rl. In ihrem Buch «GATS: Zu wessen Diensten? Öffentliche Aufgaben unter Globalisierungsdruck» beschreiben die Autoren Tobias Fritz und Christian Scherrer das GATS als Teil der WTO (World Trade Organisation) und seine weitreichenden Folgen. Zwei Aspekte heben die Autoren hervor, sie beschreiben die Auswirkungen auf den Bildungssektor und auf die dritte Welt.

      Der Leser erfährt in knappen Sätzen, dass das GATS eine Verhandlungsrunde unter den Regierungen unter starker Mitwirkung einflussreicher Lobbygruppen aus der Dienstleistungsindustrie ist. Diese Verträge fordern die Abschaffung aller staatlichen Unterstützungs- und Schutzmechanismen für öffentliche Dienstleistungsunternehmen wie Krankenhäuser, Schulen, Museen, Entsorgungseinrichtungen usw., damit privatwirtschaftliche und ausländische Anbieter Geschäfte machen können.

      Eine internationale Kommission der WTO wacht über die Einhaltung der Verträge. Sollten Staaten sich nicht an die Verträge halten, können sie eingeklagt und auf anderen Handelsgebieten bestraft werden. Der Prozess der «Marktöffnung» ist so angelegt, dass er immer weitergehen soll. So wurden über zwölf Dienstleistungsbereiche in die GATS-Liste aufgenommen. Sie reicht vom Transportbereich (Bahn, Luft, Wasser), Post, Finanz und Versicherung bis hin zum Bildungsbereich. Nichts wurde ausgespart. Dieser Markt verspricht den grossen internationalen Dienstleistungsunternehmen Milliardengeschäfte. So würden die Gelder nicht zwischen Staat und Bürgern hin und her fliessen, sondern aus den Taschen der Bürger in die Geldsäcke internationaler Multis.

      Dass bei der Umsetzung dieser Verträge der Auftrag öffentlicher Einrichtungen für das Allgemeinwohl zu sorgen, verlorengeht, ist einer der erschütterndsten Fakten. So konnte man kürzlich in den Medien verfolgen, dass Rentner in Norwegen erfrieren mussten, weil sie an Strom sparten, da der Strompreis so gestiegen war. Norwegen, eines der energiereichsten Länder Europas, hatte seinen Elektrizitätsmarkt privatisiert. Mit der Folge, dass es auf Grund von Misswirtschaft (Geldmacherei) der privatisierten Stromunternehmen zu Stromknappheit und damit zu einer Preisexplosion kam. (Jetzt muss der Staat für seine Rentner ein Sofortprogramm finanzieren, damit diese nicht erfrieren. Die Steuerzahler dürfen also nochmals zahlen.)

      Am meisten werden die Länder der dritten Welt unter den Folgen der GATS-Verträge leiden, weil diese auch den Bereich der Finanzen «liberalisieren». Für diese Staaten heisst dies, dass sie die Finanzströme in ihrem Land nicht mehr kontrollieren können. Sie werden völlig abhängig von der Willkür grosser Geldgeber. Den Autoren gelingt es, einen Einblick in die Machenschaften der Globalisierer zu geben und die Mechanismen zu beschreiben, die zur vollständigen Liberalisierung führen. Doch in ihrer Aussage zu den möglichen Folgen, aber auch zu den notwendigen Korrekturen bleiben sie merkwürdig blass.

      Fritz, T./Scherrer, C., GATS: Zu wessen Diensten? Öffentliche Aufgaben unter Globalisierungsdruck. AttacBasisTexte 2. 2002. ISBN3-87975-872-7.



      Artikel 14: Zeit-Fragen Nr.2/3 vom 27. 1. 2003, letzte Änderung am 28. 1. 2003
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 21:23:36
      Beitrag Nr. 1.834 ()
      Felix Zulaufs Horrorszenario (2)

      Drei Themen sind es in der Hauptsache, die die Weltwirtschaft und Weltfinanzen für Felix Zulauf in den nächsten Jahren entscheidend prägen werden: Erstens die Effekte der Globalisierung, das bedeutet die Tatsache, dass der internationale Preiskampf einen anhaltenden Druck auf die Unternehmensgewinne ausübt, was letztlich bedeutet, dass die "alte Welt" wirtschaftlich gegenüber den (dann ehemaligen) Entwicklungsländern ins Hintertreffen gelangen wird. Zweitens die enormen Ungleichgewichte bisher ungekannten Ausmaßes in den USA und drittens die Tatsache, dass die "kranke Dame" Europa sich endgültig ins Greisenasyl begeben wird. Kulminationspunkt dieser Entwicklung wird Deutschland sein, das sich aufgrund der Euro-Vereinbarungen in ein deflationäres Korsett gezwängt sieht, welches Zulauf mit der Situation der hohen Reparationsleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg vergleicht.

      Hinzu kommt, dass an den Aktienmärkten immer noch abstrus hohe und unrealistische Erwartungen gehegt werden, die mit der Realität nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Die Märkte werden also weiter Probleme haben, der Deflationsprozess weiter gehen, doch die westlichen Demokratien werden diese Tendenz nicht akzeptieren, was letztlich zu Haushaltsdefiziten in der Größenordnung von 6 bis 7 Prozent des Sozialprodukts zwingen wird. Das Resultat wird ein sprunghaft ansteigender Zinssatz sein, mit der Konsequenz, dass diese Bonds nur noch von den Notenbanken aufgenommen werden können, was sukzessive alle Papierwährungen ruinieren wird.

      Und die Moral von der Geschicht´: Drum kauf´ nur Gold und anderes nicht. "Das Gold ist das Nadelöhr, durch das die Welt will!" sagt Zulauf. Und ich denke, es wird nur zwei mögliche Auswege geben: Entweder man betet bald das letzte Nachtgebet – oder aber man hält es mit Wilhelm (nicht Friedhelm) Buschs Max und Moritz und zieht dem Ganzen eine lange Nase: Von wegen Nadelöhr – Schneider, Schneider, meck, meck, meck! "Max und Moritz, gar nicht träge, sägen heimlich mit der Säge, Ritzeratze! voller Tücke, in die Brücke eine Lücke ..."


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 21:24:59
      Beitrag Nr. 1.835 ()
      Dow Chemical: Verluste explodieren

      (Instock) Dow Chemical (NYSE: DOW) - zweitgrößter Chemiekonzern der USA - schreibt tiefrote Zahlen: Im Schlussquartal 2002 summierte sich der Verlust vor Sonderposten auf 18 Cents je Aktie nach einem Cent vor einem Jahr. Analysten hatten eine Schwarze Null erwartet.

      Unter dem Strich explodierte der Nettoverlust je Aktie von 4 auf 89 Cents. Zur Begründung verwies der Chemieriese auf die Kosten für Rohstoffe und Energie, die im vierten Quartal um 35 Prozent gestiegen seien. Zudem verhagelten Rückstellungen über 828 Millionen Dollar für mögliche Asbest-Klagen die Bilanz.

      Doch Aktionäre dürfen hoffen: Ohne einen konkreten Ausblick zu geben, versicherte das Management im laufenden Jahr alles besser zu machen als 2002.

      [ Donnerstag, 30.01.2003, 15:11 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 21:26:50
      Beitrag Nr. 1.836 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei...

      Von Claus Vogt


      Dax

      Während der Dax seit seinem Allzeithoch in der Spitze einen Wertverlust von rund 70 Prozent zu verzeichnen hatte, waren es im S&P 500 bisher „nur“ 50 Prozent und im Dow Jones „erst“ 35 Prozent. Leider können wir noch immer keine Anzeichen für ein Ende dieser deutlichen relativen Schwäche ausmachen, ganz im Gegenteil. Während die genannten US-Indizes im Januar noch einmal fast ihre August- beziehungsweise Dezember-Hochs erreichten, blieb der Dax klar unter seinem Zwischenhoch vom 1. Dezember 2002. Erstaunlicherweise spiegeln trotz dieser insgesamt verheerenden Kursentwicklung auch die deutschen Sentiment-Indikatoren einen sehr hohen Grad an Zuversicht wider. Bereits im vergangenen Monat hieß es bei uns: „Wir erwarten im ersten Quartal 2003 mindestens einen Test der Oktober-Tiefs (2500), befürchten aber eine Unterschreitung.“ Wir halten jetzt einen Test der wichtigen Unterstützung bei etwa 2200 Punkten in den nächsten acht bis zwölf Wochen für wahrscheinlich.

      Nikkei

      Ob sich die seit knapp vier Monaten anhaltende Seitwärtsbewegung als Konsolidierung im Abwärtstrend erweisen wird oder als Beginn einer Bodenbildung, bleibt derzeit offen. Das Stimmungsbild gegenüber Japan zwingt uns aber, letztere Möglichkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Charttechnisch sehen wir noch keine Anhaltspunkte für das optimistische „Drehbuch“ und halten deshalb neue Tiefkurse auch in Japan für das wahrscheinlichere Szenario. Die aus den Jahren 1981/82 stammende Widerstandszone verläuft zwischen 6800 und 8000 Punkten.

      Gold

      Der im Dezember angekündigte Ausbruch über 340 US-Dollar pro Unze fand in überzeugender Weise statt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit unseres Szenarios eines langfristigen Bullenmarktes erheblich. Daß es im Anschluß an den Ausbruch bisher nicht zu einer deutlicheren Korrektur gekommen ist, werten wir als Zeichen der Stärke. Einen jederzeit möglichen Test der jetzt als Unterstützung fungierenden Ausbruchslinie bei 340 Dollar würden wir als klare Kaufgelegenheit ansehen. Als ganz besondere Stärke würden wir es werten, wenn dieser Test nicht stattfinden sollte, sondern eine zügige Fortsetzung des Aufwärtstrends auf etwa 400 Dollar.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Donnerstag, 30.01.2003, 16:10 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 21:31:07
      Beitrag Nr. 1.837 ()
      AOL Time Warner - Trauriger Rekord

      Schlimmer geht`s nimmer. Bezogen auf die Geschäftszahlen des Medienkolosses AOL Time Warner [NYSE: AOL Kurs/Chart ] mag dieser Spruch sogar zutreffen – wer kann schon einen Jahresverlust von 100 Milliarden Dollar toppen?

      Die Aktien des aus der Fusion zwischen dem Unterhaltungskonzern Time Warner und dem Internet Service Provider America Online hervorgegangenen Riesen brachen am Mittwochabend nach Vorlage der Quartals- und Gesamtjahreszahlen dramatisch ein und verloren nachbörslich 1,41 Dollar oder 10,1 Prozent auf 12,55 Dollar.

      Zuvor hatte AOL Time Warner für sein viertes Quartal einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent von 10,37 auf 11,42 Milliarden Dollar gemeldet. Die Erlöse übertrafen die Durchschnittsprognosen der Analysten um rund 180 Millionen Dollar.

      Das Ergebnis pro Aktie vor Berücksichtigung einer Reihe von Sonderfaktoren ereichte plus 0,28 Dollar und lag damit ebenfalls über den Schätzungen der Profis. Multex zufolge hatten die Analysten auf dieser Basis durchschnittlich mit einem Überschuss von 0,26 Dollar gerechnet.

      Als schwer verdaulich für die Anleger entpuppte sich hingegen das Nettoergebnis, das Firmenwertabschreibungen in Höhe von rund 45,5 Milliarden Dollar beinhaltet und den Verlust pro Aktie auf 10,04 Dollar katapultiert.

      Als Grund für die massiven Wertberichtigungen nannte das Unternehmen den Abbau von Goodwill, die allgemein schlechteren Marktbedingungen und Anpassungen für AOL sowie die Breitband- und Musiksparte.

      Rekordverlust in 2002 - Ted Turner dankt ab

      Im gesamten Geschäftsjahr 2002 erwirtschaftete AOL Time Warner einen Nettoverlust von 98,7 Milliarden Dollar bzw. 22,15 Dollar/Aktie – ein neuer, wenngleich trauriger Rekord an Wall Street. Das Unternehmen löst damit den bisherigen Rekordhalter, den Telekomausrüster JDS Uniphase [Nasdaq: JDSU Kurs/Chart ] ab, der 2001 wegen ebenfalls horrender Abschreibungen einen Verlust von 56,12 Milliarden Dollar eingefahren hatte.

      Nachdem sich die Internet-Tochter America Online schon 2002 schlechter als der Rest bei AOL Time Warner entwickelte, wird der Internet Service Provider auch als Hemmschuh für das aktuelle Geschäftsjahr gesehen. Während einer Pressekonferenz sagten die Verantwortlichen, dass sie mit höchstens stagnierenden Erlösen rechneten.

      Ebenfalls am Mittwochabend teilte AOL Time Warner überraschend den Rücktritt seines Vice Chairmans Ted Turner mit. Turner habe sich, so hieß es in der Mitteilung, entschlossen, sein Amt nach der Hauptversammlung im Mai zur Verfügung zu stellen. Der Medienmogul hatte maßgeblichen Anteil an der Demontage von Steve Case, dem Gründer von America Online und Chairman von AOL Time Warner, die zu dessen Rücktritt im Januar geführt hatte,

      © 30.01.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 30.01.03 21:33:15
      Beitrag Nr. 1.838 ()
      Manager haben katastrophal versagt

      Das Ergebnis von AOL Time Warner [NYSE: AOL Kurs/Chart ] ist auf den ersten Blick in Ordnung: Umsatz gestiegen, Gewinn über den Prognosen. Bei genauerer Betrachtung aber läuft man als Anleger Gefahr, die Kontrolle über seinen Unterkiefer zu verlieren. 98,7 Milliarden Dollar Verlust hat das Medienunternehmen im Geschäftsjahr 2002 eingefahren. Ein absoluter Minusrekord, der den bis dato gültigen (JDS Uniphase: 56,1 Milliarden) locker in den Schatten stellt.

      Gelassene Naturen könnten natürlich einwenden, dass sich diese Verluste nicht wirklich auf die finanzielle Situation der Firma auswirken, schließlich handelt es sich ja größtenteils um die Berichtigung von Firmenwerten. Das ist prinzipiell auch richtig. Aber sie lassen die Verantwortlichen in einem denkbar ungünstigen Licht erscheinen und untergraben das Vertrauen der Anleger.

      Top-Manager verdienen heutzutage etliche Millionen Dollar und sollten daher in der Lage sein, den Wert eines Unternehmens einschätzen zu können. In der Vergangenheit aber, vor allem in der jüngeren, hat sich herausgestellt, dass sie diesem Anspruch nicht gerecht wurden. Vor allem die Großverdiener im Technologiesektor haben hier katastrophal versagt und viele Milliarden Dollar für überteuerte Zukäufe zum Fenster rausgeschmissen.

      22 der 25 höchsten Unternehmensverluste in der Geschichte der Wall Street entfallen auf die letzten drei Jahren und fast immer standen sie im Zusammenhang mit Abschreibungen auf Firmenwerte.

      Ein kleines bisschen Horrorshow:

      Unternehmen
      Geschäftsjahr
      Verlust in Milliarden US-$
      AOL Time Warner 2002 98,69
      JDS Uniphase 2001 56,12
      General Motors 1992 23,50
      Lucent Technologies 2001 16,2
      NTL 2001 14,24
      Verisign 2001 13,36
      AT&T 2002 13,08
      Tyco International 2002 9,41
      Intl Business Machines 1993 8,10
      I2 Technologies 2001 7,75
      At Home 1992 7,44
      Ford Motor 2000 7,39
      Raytech 2001 7,06
      CIT 2002 6,69
      Webmd 2001 6,68
      Liberty Media 2001 6,20
      Corning 2001 5,49
      CMGI 2001 5,49
      Level 3 Commun 2001 4,97
      PSINET 2000 4,96
      AOL Time Warner 2001 4,92
      Agere Systems 2001 4,62
      UnitedGlobalCom 2001 4,49
      TEXACO 1987 4,41
      Redback Networks 2001 4,41
      Qwest Communication 2001 4,41

      Quelle: Standard & Poor`s


      © 30.01.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 30.01.03 21:45:28
      Beitrag Nr. 1.839 ()
      Themen der aktuellen Ausgabe:
      ----------------------------------
      - Blowback - Willkommen im Zeitalter des Terrors!
      - Das US-Imperium wankt
      - Der Irak-Krieg: Gold runter, Börsen rauf?
      - Neue Tiefs voraus?
      - Das langfristige Bild
      - Feedback
      - Interview mit Chalmers Johnson (aus "JUNGE FREIHEIT")




      http://www.tac2000.de/
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      schrieb am 30.01.03 21:56:39
      Beitrag Nr. 1.840 ()
      Flucht aus dem Dollar

      Der Dollarfall löst bei vielen Zentralbanken Sorge um ihre Devisenreserven aus. Die russische Zentralbank kündigte am 25. Januar an, sie habe derzeit "mehr als 50%" ihrer 48,1 Mrd. $ Reserven in Dollarwerten investiert, aber das werde sie ändern. Sie will Teile dieser Dollarwerte in Euro, Pfund oder Schweizer Franken tauschen.

      Beim Weltwirtschaftsforum im Schweizerischen Davos verwies der Generalmanager der Bank von China, Zhu Min, am 23. Januar auf das unhaltbare Zahlungsbilanzdefizit der USA - ein bisher öffentlich nie erhobener Vorwurf.

      China und andere asiatische Länder, so Zhu weiter, würden nicht mehr wie bisher umfangreiche Dollarwerte kaufen. Die Bank von China hält mit die größten Dollarreserven von allen Zentralbanken der Welt. Außerdem erklärte Zhu: "Asien hat in die USA exportiert und US-Schatzanleihen gekauft, und bisher waren alle damit zufrieden. Aber ich glaube nicht, daß sich das so aufrechterhalten läßt.

      Die Abhängigkeit von Zuflüssen aus Asien zur Stützung des Defizits ist ungesund." Und er fügte hinzu: "Ich denke, dieses Jahr werden Devisen sehr unbeständig sein."

      Das mit den USA finanziell besonders eng verflochtene Lateinamerika ist bereits von schweren Devisenturbulenzen betroffen. Selbst gegenüber dem schwachen Dollar fielen letzte Woche der venezolanische Bolivar ebenso wie der chilenische und mexikanische Peso auf Rekordtiefs. Mexikos Zentralbank gab am 24. Januar bekannt, sie bereite sich auf "desorganisierte Zustände" auf den Märkten vor.

      Venezuela erließ am 22.1. Devisenkontrollen und setzte vorübergehend den Devisenhandel aus. Der brasilianische Real fiel allein am 24. Januar trotz einer Zentralbankintervention um 2,7%; insgesamt verlor er letzte Woche 8,3%. Die Zentralbank erhöhte die kurzfristigen Zinsen auf 25,5%, den höchsten Stand seit April 1999.

      (Bueso)
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      schrieb am 30.01.03 22:09:10
      Beitrag Nr. 1.841 ()
      Weitere Zinssenkung der Fed?


      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Noch keine Panik. Aber die amerikanischen Konsumenten schauen so wenig zuversichtlich in die Zukunft wie seit 9 Jahren nicht mehr. Und Gerüchte machen die Runde, dass die Fed über eine weitere Zinssenkung nachdenkt, um das Konsumentenvertrauen wieder zu verbessern.

      Die Fed hat die Leitzinsen ein Dutzend Mal gesenkt. Und dennoch hat sie noch nicht den magischen Zinssatz gefunden, der Überschuldung in eine Stärke verwandelt. Sie wird es weiter versuchen ... was kann sie sonst tun? Die Volkswirte der Fed müssen denken, dass die Zinsen gesenkt werden müssen – andernfalls würde es mit der Weltwirtschaft bergab gehen.

      Die ganze Welt macht sich Sorgen; sie setzt auf den amerikanischen Konsumenten, so wie ein Schnapsladen auf Alkoholiker setzt. Es mag vielleicht bessere Kunden geben – aber keine zuverlässigeren. Wenn der amerikanische Konsument sich weiter verschuldet und fleißig konsumiert, dann mag das für ihn selbst nicht gut sein, aber die Export-Nationen lieben es. China zum Beispiel ist über die amerikanische Konsumnachfrage sehr erfreut.

      Die Amerikaner haben in jedem der letzten drei Jahre mehr konsumiert. Gleichzeitig fielen jedes Jahr die Unternehmensgewinne, obwohl die Unternehmen ihre Ausgaben deutlich zurückfuhren. Wohin ging das Geld der Konsumenten? Ich brauche diese Frage nicht ernsthaft zu stellen, denn Sie kennen die Antwort ja schon: Das Geld ging in die ausländischen Volkswirtschaften, hauptsächlich nach Asien.

      Fed-Gouverneur Bernanke bemerkt, dass die USA "so viele Dollar wie sie wollen produzieren können, zu fast keinen Kosten." Aber die Kosten sind höher, als Bernanke sich vorstellt. Nichts zerstört einen Mann schneller als kostenloses Geld. Der arme Mann denkt, dass er im Paradies ist. Er hört auf zu arbeiten – und ziemlich schnell ist er so wertlos wie ein US-Kongressabgeordneter.

      Aber wer weiß? Die Amerikaner müssen ihre Konsumgewohnheiten eines Tages ändern – auch wenn die Fed vor ihren Augen die Leitzinsen noch einmal um 25 Basispunkte senken sollte.

      _________________________________________________

      Die Probleme der Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Das amerikanische Konsumentenvertrauen sackt weiter ab. Der vom Conference Board ermittelte Index fiel im Januar auf ein 9-Jahres-Tief – dank schwachem Arbeits- und Aktienmarkt. Der Index fiel von 80,7 Punkten im Dezember auf aktuell 79,0 Zähler; damit ist das Verbrauchervertrauen in 7 der letzten 8 Monate zurückgegangen. Offensichtlich fühlen sich die amerikanischen Konsumenten in diesen Tagen nicht sehr wohl.

      Es überrascht mich nicht, dass der amerikanische Konsument schließlich doch vorsichtiger wird; es überrascht mich nur, dass dies so lange gedauert hat. Ich war vorsichtig – und gelegentlich geschockt – als die Aktien jeden Tag stiegen. Jetzt, wo es mit Aktienmarkt und Wirtschaft abwärts geht, welches finanzielle Phänomen könnte da die Zuversicht der Konsumenten wieder inspirieren? Und erinnern Sie sich ... wenn die Konsumenten nicht konsumieren, dann steigen die Unternehmensgewinne nicht ... und auch der Aktienmarkt nicht.

      Was ist das? Der staatlichen Behörde, die die staatlichen Pensionsfonds absichert – mit Namen "Pension Benefit Guaranty Corp." (PBGC) – gehen die Gelder aus? Dabei hatte sie noch letzten Monat öffentlich versichert, dass es ihr finanziell gut gehe ... Jeffrey Speicher, Sprecher der PBGC, hatte noch am 12. Dezember 2002 im "Insight"-Magazin der Washington Times gesagt, dass die "PBGC dazu in der Lage sei, ihren Verpflichtungen für die vorhersehbare Zukunft nachzukommen. Die PBGC erzielt Überschüsse, aber selbst wenn diese verschwinden sollten, haben wir noch die Mittel, um unsere Verpflichtungen erfüllen zu können." Hm ... ich würde dies etwas skeptischer sehen. Vor 2 Jahren erzielte die PBGC schließlich noch einen Überschuss von 9 Milliarden Dollar – und letztes Jahr waren es noch 4,8 Milliarden Dollar. Damit hat sich der Überschuss in den letzten 2 Jahren halbiert, dabei sind die Probleme noch nicht einmal richtig in Erscheinung getreten. Die Zahl der Pensionäre, die direkt von der PBGC ihr Geld erhalten, liegt bei rund 270.000, aber bis zum Jahresende soll ihre Zahl auf 400.000 steigen. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was das bedeutet. Wie lange wird die PBGC noch mit einem Überschuss arbeiten?

      Nicht lange, leider. Der Überschuss der PBGC könnte übrigens schon jetzt verschwunden sein. Die New York Times schreibt dazu: "Diese Bundesbehörde, die die Pensionen von 44 Millionen absichert, hat unter den großen Firmenpleiten sehr gelitten und ihren Überschuss von 8 Milliarden Dollar in einem Jahr verbraucht. Obwohl sie die laufenden Zahlungen weiterhin leisten kann, wird damit gerechnet, dass sie bereits diesen Monat ein Defizit zwischen 1 Milliarde Dollar und 2 Milliarden Dollar angehäuft haben wird. In den folgenden Monaten soll sich die Situation noch verschlechtern.

      Da die Defizitberechnung der PBGC auf zahlreichen Schätzungen über zukünftige Einnahmen und Ausgaben beruht, bedeutet "Defizit" nicht zwangsläufig Zahlungsunfähigkeit. Denn die PBGC ist eine staatliche Behörde, sie kann nicht "pleite" gehen, und wie der Staat selbst kann sie jahrelang mit Defiziten arbeiten.

      Allerdings zeigt der Absturz der PBGC – von hohen Überschüssen hin zu Defiziten – eine der vielen Schwächen der amerikanischen Post-Spekulationsblase Volkswirtschaft. Die PBGC hätte in den fetten Jahren ihre Versicherungsprämien erhöhen sollen, um die staatlichen Pensionsfonds in den mageren Jahren – die wir jetzt sehen – besser unterstützen zu können. Da dies nicht getan wurde, wird die PBGC vielleicht bald gezwungen sein, mitten in der Krise die Beitragssätze zu erhöhen, was ein weiterer schwerer Schlag für die Profitabilität der Unternehmen wäre.

      "Die PBGC versichert 35.000 Pensionspläne", erklärt das Insight-Magazin, "die Pensionspläne zahlen als Versicherungsprämie 19 Dollar pro Jahr und Versicherten an die PBGC." Als Gegenleistung sichert die PBGC diese Pensionspläne ab. Allerdings ist es offensichtlich, dass diese 19 Dollar pro Jahr und Beschäftigten die drohenden Verpflichtungen nicht auffangen können. Die PBGC müsste diesen Beitrag jetzt eigentlich erhöhen.

      Die privaten Pensionsfonds der S&P 500-Unternehmen sind um satte 323 Milliarden Dollar unterfinanziert – Apogee Research weist seit Monaten darauf hin. Aber selbst dieser riesige Betrag ist nur die halbe Wahrheit. Laut dem CFO-Magazin beläuft sich die Summe der anderen Verpflichtungen der S&P 500-Unternehmen gegenüber den eigenen Pensionären – wie medizinische Versorgung der Pensionäre – auf imposante 317 Milliarden Dollar.

      Zusammen sind das 640 Milliarden Dollar Verpflichtungen – das ist mehr als das Doppelte des Netto-Jahresgewinns aller S&P 500-Gesellschaften! Dieses Geld muss irgendwoher kommen. Im Endeffekt könnte es darauf hinauslaufen, dass die Gesellschaften für ihre Pensionäre und nicht mehr für ihre Aktionäre arbeiten müssen.

      _________________________________________________-

      Krieg, Krieg, Krieg ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die "International Labor Organization" sagt, dass es derzeit auf der Welt mehr Arbeitslose gibt als je zuvor –180 Millionen. In Argentinien liegt die Arbeitslosenquote bei 22 %. Die Zahl der Leute, die entweder keine Jobs haben oder weniger als 1 Dollar pro Tag verdienen, ist auf 730 Millionen gestiegen. Oje, was wird passieren, wenn die amerikanischen Konsumenten aufhören, so extrem weiter zu konsumieren?

      *** 2002 hatten die amerikanischen Aktienfonds das erste Mal seit 14 Jahren Netto-Abflüsse zu verzeichnen. Alleine im Dezember flossen netto 5,5 Milliarden Dollar ab.

      *** Jedes Gespräch kommt auf den Krieg ..."Krieg, Krieg, Krieg ... wenn ich das Wort noch einmal höre, dann werde ich das Zimmer verlassen und mit keinem von Euch heute Abend mehr sprechen ..." Das sagte Scarlet O`Hara in "Vom Winde verweht".

      *** "Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr Amerikaner so scharf auf den Irakkrieg seid", sagte meine Französischlehrerin Sylvie vorgestern zu mir, zu Beginn des Unterrichts. "Wissen Sie, ich unterrichte auch an der amerikanischen Botschaft. Ich mag es nicht, mit meinen Schülern über Politik zu reden, aber das Thema kam einfach auf. Wir lasen einen Zeitungsartikel, der fragte `Sollten die Inspektionen weitergehen?` Eine meiner Schülerinnen sagte, ohne nachzudenken: `Auf keinen Fall. Die Inspektoren sollten aus dem Weg, damit wir den Krieg gegen den Irak beginnen können.` Ich meine ... ist das nicht verrückt? Manchmal müssen Leute in den Krieg. Manchmal haben sie keine Wahl. Aber diese Frau wollte den Krieg. Ich hätte nie gedacht, dass dies möglich ist."

      Ich antwortete ihr: "Aber, Scarlet, ... ich meine, Sylvie, ... die französische Militärgeschichte ist nichts als eine Reihe von Debakeln seit Waterloo. Der Krieg mit Preußen 1870 ... der Erste Weltkrieg ... der Zweite Weltkrieg ... jeder war eine Katastrophe. Sogar der Algerienkrieg war eine Katastrophe. Und jeder französische Kriegs"held" – Napoléon ... Pétain ... de Gaulle ... wird von der Hälfte der Bevölkerung verabscheut. Kein Wunder, dass die Franzosen lieber Käse als Krieg machen. Die Amerikaner haben hingegen eine komplett andere Geschichte. Sie ist viel einfacher. Jedes Mal, wenn wir in den Krieg zogen, gewannen wir ... mit nur relativ geringen Verlusten (bis auf den Bürgerkrieg 1862), und wir wurden durch die Kriege reicher. Und die Leute, die im Zweiten Weltkrieg kämpften und sich daran erinnern, wie hässlich ein Krieg sein kann, sind entweder im Ruhestand oder tot ..."
      ______________________________________________


      Die Zwillingsdefizite

      von Andrew Kashdan

      Vor einigen Jahren verteidigte Alan Greenspan die Prognosen der Fed: "Die Tatsache, dass unsere Prognosen 14 Quartale in Folge falsch waren, bedeutet nicht, dass sie auch im 15. Quartal falsch sein werden." Dieser Kommentar war nicht nur lustig, sondern auch wahr ... und das Gleiche könnte man über den Versuch, den Trend des Dollar und andere internationale Trends vorauszusagen, sagen. Nichtsdestoweniger werde ich in diesem Artikel analysieren, wie die USA bis heute ihr riesiges Leistungsbilanzdefizit finanzieren konnten – und ich werde untersuchen, warum das in den kommenden Monaten und Jahren vielleicht schwieriger werden könnte.

      Zu Beginn möchte ich einige mögliche Fehleinschätzungen korrigieren, die über die Frage, wie der Kurs des Dollar beeinflusst wird, kursieren. Es ist nicht so, dass eine große Gruppe von ausländischen Investoren eines Morgens aufwacht und sich dazu entschließt, nicht mehr in den USA zu investieren. Finanzströme ändern sich nicht so schnell. Was sich allerdings ändert, ist der Preis, den man bereit ist, für US-Anlagen zu zahlen. Auf Makro-Ebene ist dieser Preis der Wechselkurs des Dollar.

      Heute deutet die Struktur der internationalen Kapitalströme auf ein weiteres Abwärtsrisiko für den Dollar hin. Ich hoffe, ich kann diese These mit einigen harten Fakten unterstützen. Trotz der zahlreichen Warnungen (inklusive meiner eigenen) konnte das wachsende amerikanische Leistungsbilanzdefizit dem Dollar in den vergangenen Jahren nichts anhaben. Allerdings bezweifelte ich, dass dieses Phänomen auf Dauer bestehen könnte, und jetzt hält es ja auch nicht mehr an. Das bedeutet nicht, dass es eine inverse Beziehung zwischen US-Leistungsbilanzdefizit und Dollarkurs gibt (steigendes Defizit bedeutet fallenden Dollarkurs und umgekehrt). Der Devisenmarkt wird die Zu- und Abflüsse immer in die Balance bringen. Aber ein steigendes Defizit macht es schwieriger, den Markt zum gleichen Wechselkurs wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und das Kumulieren von Schulden macht die Sache nur noch schwieriger.

      In den vier Quartalen bis zum 30.9.2002 betrug das kumulierte US-Handelsbilanzdefizit 462 Milliarden Dollar. Um diesen Mount Everest an Schulden finanzieren zu können, kauften ausländische Investoren für 418 Milliarden Dollar US-Anlagen. Die Differenz war der Betrag, um den ausländische Zentralbanken ihre Dollar-Reserven erhöhen. Die USA sind historisch gesehen schon immer von einem hohen Niveau ausländischer Investments abhängig gewesen – aber die Fähigkeit der USA, so hohe Summen anzulocken, nimmt ab. Aus Sicht der USA ist die Lücke zwischen ausländischen Investitionen und US-Leistungsbilanzdefizit das Zahlungsbilanzdefizit. Dieses Defizit wird durch die ausländischen Zentralbanken gedeckt, die schließlich ihre Devisenreserven in Höhe dieses Defizits erhöhen.

      Die ausländischen Zentralbanken haben gute Gründe, ihre Dollarbestände zu erhöhen. Einerseits helfen die Zentralbanken dadurch, ihre eigenen Währungen zu schwächen (sie kaufen schließlich Dollar und zahlen mit ihren eigenen Währungen, was auf diese Druck ausübt), was ihrer Exportindustrie hilft. Die Entscheidung, der Exportwirtschaft zu helfen, ist politisch normalerweise sehr leicht durchzusetzen. Die negativen Folgen dieser Politik – besonders die höheren Preise für die Konsumenten – können anderen Faktoren zur Last gelegt werden.

      Es gibt keine historische Beziehung zwischen Zahlungsbilanzdefiziten und einem schwachen Dollar – schließlich gibt es keinen Goldstandard mehr. Deshalb bedeutet der jüngste Anstieg des Defizits nicht zwangsläufig finanzielle Probleme. Allerdings gibt es nicht viele Beispiele der Finanzgeschichte für eine große Schuldennation, die lange solche Defizite mit einer Papierwährung finanzieren konnte. Deshalb besteht durchaus die Möglichkeit einer weiteren signifikanten Dollarkorrektur.

      Die Zentralbanken weltweit werden ihre Dollarreserven wahrscheinlich nicht auflösen. Aber ich denke, dass die USA es schwieriger finden werden, ihre Defizite durch private und offizielle Quellen zu finanzieren. Ich nehme an, dass die Zentralbanken weniger bereitwillig im Wert abnehmende Anlagen halten wollen – unter der Annahme, dass sonst alles unverändert bleibt. Die Geschichte zeigt, dass die Bereitschaft der ausländischen Zentralbanken, das amerikanische Defizit "ohne Tränen" zu finanzieren, begrenzt ist.

      Aber das wirkliche "heiße Geld" kommt aus privaten Quellen. Es wäre deshalb vielleicht besser, wenn das US-Leistungsbilanzdefizit nur von Privaten und nicht von Zentralbanken finanziert würde. Denn dann würde die Bereitschaft der Privaten zur Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits ein guter Indikator für das Vertrauen in die US-Produktivität sein (und selbst wenn dieser Indikator falsch wäre, dann würde er durch den Markt diszipliniert werden). Allerdings würde das dann auch bedeuten, dass die Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits von egoistischen Investoren abhängig wäre.

      Es wäre besser, wenn das US-Leistungsbilanzdefizit durch direkte Investitionen finanziert würde und nicht durch den Kauf von amerikanischen Staatsanleihen. Direkte Investitionen werden nicht so schnell abgezogen. Und Staatsanleihen finanzieren wahrscheinlich nicht so produktive Projekte. James Grant schrieb vor kurzem im Grant`s Interest Rate Observer: "In den letzten Jahren ging der Trend der ausländischen Investitionen in den USA weg von den direkten Investments und hin zu Staatsanleihen. Der Fokus wechselte deshalb von Investitionen in amerikanische Unternehmen hin zur Finanzierung der US-Regierung."

      Das spiegelt sich in den offiziellen Zahlen wider: Nachdem sich die ausländischen Direktinvestitionen in den USA im Jahr 2001 noch auf 300 Milliarden Dollar belaufen hatten, fielen sie letztes Jahr auf 46 Milliarden Dollar zurück. Dieser Rückgang wurde einerseits durch die verstärkten Käufe von US-Staatsanleihen und andererseits durch die Repatriierung von amerikanischen Auslandsinvestitionen aufgefangen. Sollte von diesen beiden letztgenannten Trends einer aufhören, dann müsste der Dollar ganz einfach zwangsläufig fallen.

      Die meisten Leser des Investor`s Daily wissen, dass die USA ein hohes Leistungsbilanzdefizit haben. Was weniger bekannt ist, sind die kumulativen Effekte dieses Defizits. Ende 2001 hielten Ausländer 2,3 Billionen Dollar mehr an US-Anlagen, als US-Investoren im Ausland hielten. Dieser Betrag entspricht mehr als 20 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes.

      Der Trend ist alarmierend, obwohl ich seine Wichtigkeit vielleicht überschätze. Andrew Smithers, Finanzautor und Kommentator, meinte vor kurzem auf Breakingnews.com: "In einer Welt massiver Ungleichgewichte reißt es niemanden vom Hocker, dass die Ausländer bis zum Ende der Dekade wahrscheinlich nur noch 12 % des gesamten amerikanischen Kapitalstocks halten werden." Vielleicht. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Ausländer sich zunehmend über eine Dollarabwertung Sorgen machen, da die amerikanischen Schulden weiter steigen.

      Der Anstieg der Schulden hat auch direkte Auswirkungen auf das Einkommen aus Investments. Martin Wolf schrieb in einer Kolumne in der Financial Times, dass die USA 2001 mehr Einkommen aus Investments erzielten als ausgaben. Die USA (als zusammengefasste Größe aller amerikanischen Investoren) erzielten 2001 durchschnittlich 4,1 % Rendite, während auf die Schulden nur 2,9 % bezahlt werden mussten. Diese erfreuliche Differenz ist für die USA nichts Neues, und das Fazit von Martin Wolf ist, dass "Ausländer dumme Investoren sind". Vielleicht – aber vielleicht sind sie auch nicht "dümmer" als ihre amerikanischen Gegenstücke.

      Diese Zahlen faszinierten mich. Ich berechnete diese Kennziffern zurück bis zum Jahr 1982. Das Ergebnis: In jedem Jahr war die Differenz für die USA positiv, aber sowohl die Rendite auf die Einnahmen als auch die zu zahlende Rendite nahm stetig ab. Der relative amerikanische Vorteil ist ein Ergebnis der angenommenen hohen Sicherheit der US-Anlagen, was sich in niedrigeren Renditen für die Ausländer widerspiegelte. Weil aber die Netto-Anlagen der Amerikaner immer weiter zurückgingen, ging auch der absolute Überschuss immer weiter zurück. Mit andern Worten: Die Verpflichtungen der USA steigen, das Netto-Vermögen fällt, und die Renditen auf das Netto-Vermögen fallen. 1983 konnte der Überschuss von 36 Billionen Dollar noch fast das gesamte Leistungsbilanzdefizit decken. 2001 fiel noch ein Überschuss von 14 Billionen Dollar an – was gerade mal 3 % des US-Leistungsbilanzdefizits der vorigen 12 Monate decken konnte.

      Da es wenig Grund zur Annahme gibt, dass das amerikanische Netto-Vermögen in der nahen Zukunft steigen könnte (und selbst wenn das so wäre, würde e seine Zeitlang brauchen, um sich auszuwirken), haben wir eine weitere Finanzierungsquelle gefunden, die austrocknet.

      Ein weiteres Problem für das US-Zahlungsbilanzdefizit ist die Rückkehr der Haushaltsdefizite. Wenn sich die US-Regierung von den Amerikanern kein Geld mehr leihen kann, dann muss sie sich Geld von ausländischen Investoren leihen. Die Haushaltsdefizite werden noch weiteren Druck auf den Dollar ausüben, was die Schwierigkeit der Finanzierung des Zahlungsbilanzdefizits noch vergrößern wird. Stephen L. Jen von Morgan Stanley prognostiziert, dass sich das Problem der "Zwillingsdefizite" in den nächsten 2 Jahren noch verschlimmern wird, und dass es "andere Faktoren, die positiv für den Dollar sein könnten, übertreffen wird."

      Natürlich ist es schwierig, vorherzusagen, in welchem Maß sich die Defizite auf den Dollar auswirken werden, und in welchem Maß ein schwächerer Dollar die Defizite verkleinern wird. Solange die Netto-Exporte jedoch nicht substanziell anziehen, scheint eine Dollar-Korrektur die logische Konsequenz zu sein.

      investotverlag.de
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      schrieb am 30.01.03 22:15:00
      Beitrag Nr. 1.842 ()
      Leitartikel:

      Weckruf Euro-Aufwertung

      Von Annette Becker


      Europa ist derzeit an vielen Schauplätzen als ausgleichendes Gegenstück zu den USA gefragt. Zuvorderst natürlich auf der weltpolitischen Bühne, wo es darum geht, ein Gegengewicht zur Übermacht der USA zu bilden. Doch auch in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten wird es höchste Zeit, dass sich die Europäer wieder auf ihre Stärken besinnen und sich mitverantwortlich fühlen für die weltwirtschaftliche Entwicklung. Das Herauskommen aus der aktuellen Krise haben sie bislang ja nonchalant den USA überlassen.
      Betrüblich stimmt nur, dass die Rechnung diesmal nicht aufzugehen scheint, denn auch die USA haben Schwierigkeiten, sich aus dem Würgegriff von Rezession und Deflation zu befreien. Aus der in den späten neunziger Jahren aufgeblähten Aktienblase ist zwar viel Luft entwichen, beseitigt sind die strukturellen Ungleichgewichte wie das ungeheure Leistungsbilanzdefizit oder der maßlos überschuldete private Sektor aber keineswegs. Bevor das jedoch nicht geschieht, steht die US-Wirtschaft und mit ihr die Weltwirtschaft auf wackeligen Beinen.

      Endlich macht sich offenbar diese Erkenntnis in den Köpfen von Politikern und Notenbankern langsam breit - aber auch bei den Marktakteuren. Das zumindest lässt der Blick auf den Devisenmarkt vermuten. Dort hat sich der Euro in Relation zum Dollar binnen Jahresfrist schon um stolze 25 % aufgewertet. Und ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht, ist ein starker Dollar doch das Letzte, was die US-Wirtschaft derzeit verkraften kann.

      Auch wenn sich der designierte US-Finanzminister John Snow am Dienstag redlich mühte, sein Festhalten an der Politik des starken Dollar zu verkaufen, ist diese Aussage doch nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Die US-Wirtschaft kann sich den teuren Dollar schlichtweg nicht mehr leisten. Solange die Konjunktur boomte, war der hohe Außenwert des Greenback eine willkommene Inflationsbremse, die noch dazu den Kapitalstrom aus dem Ausland sicherte. Nur so konnte das Leistungsbilanzdefizit, das sich heute schon auf fast 5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beläuft, überhaupt aufgebaut werden.

      Inzwischen haben sich die Zeiten jedoch gewaltig verändert. Die Sorge der US-Notenbank gilt nicht mehr länger der Inflation, sondern der Deflation. Es ist ein zweifelhafter Rekord, wenn bei den Erzeugerpreisen für das vergangene Jahr der stärkste Preisrückgang seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1973 zu konstatieren ist. Und schlimmer noch: Es ist nicht davon auszugehen, dass sich an dieser Situation so schnell etwas ändert. Die Preissetzungsmacht der Unternehmen ist nicht zuletzt dank der Globalisierung so gut wie verschwunden. Und so überschwemmen vor allem asiatische Importeure den Weltmarkt mit billigen Produkten. Eine kräftige Abwertung des Dollar würde mithin helfen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen würde ein wichtiger Beitrag zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits geleistet, und zum anderen könnte auf diesem Weg Inflation importiert werden. Als gängige Faustformel gilt: Die Abwertung des handelsgewichteten Dollar um 20 % führt zu einer Steigerung der Inflationsrate um 0,75 Prozentpunkte.

      Die tiefergehende Bedeutung der Inflationierung kommt allerdings erst zum Vorschein, wenn man sich die Verschuldungssituation des privaten Sektors vor Augen führt: Seit den 1980er Jahren hat sich die Verschuldung der US-Konsumenten fast verfünffacht, die der Unternehmen beinahe vervierfacht. Demgegenüber konnte sich das BIP zeitgleich noch nicht einmal verdreifachen. Nun aber drohen die aufgetürmten Schuldenberge den Unternehmen und zunehmend auch den Verbrauchern die Luft abzuschnüren. Inflation wäre also gerne gesehen, um die Last der realen Schuld zu erleichtern und den Unternehmen wieder Handlungsspielraum zu eröffnen. Aus Sicht der USA spricht also vieles dafür, die Abwertung der eigenen Währung zu unterstützen.

      Auf wenig Begeisterung stößt diese Politik allerdings im Ausland. In Japan beispielsweise kämpfen Regierung und Notenbank schon seit Jahren vergeblich gegen die Deflation, und auch in Europa ertönen inzwischen die ersten Rufe, die vor einem zu starken Euro warnen. Die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen werde beschnitten, heißt es. Natürlich ist es am einfachsten, nach Regulierung zu schreien und so dem Protektionismus zu einem Comeback zu verhelfen. Doch selbst das änderte nichts an der Notwendigkeit, dass sich der Euro weiter aufwertet, weil die strukturellen Ungleichgewichte in den USA und Japan beseitigt werden müssen.

      Anstatt gebannt auf den rasant steigenden Euro zu stieren, sollten die Europäer die Aufwertung der so wenig geliebten Gemeinschaftswährung als Chance begreifen. In dem Maße, in dem in den USA die Einsicht reift, dass eine ausschließlich vom US-Konsumenten getragene Erholung nicht von Dauer sein kann, in dem Maße muss auch hierzulande klar werden, dass Exporte als einziger Impulsgeber für Wachstum nicht taugen. Erst recht nicht dann, wenn der Euro stärker wird. Vielmehr gilt es, den Binnenkonsum und die Investitionen zu stimulieren. Nur so kann nachhaltiges Wachstum erzielt werden, und nur mit Wachstum können die Staatshaushalte in Ordnung gebracht werden. Europa muss endlich aufwachen und seine ihm zugeschriebene Rolle übernehmen - sowohl auf der wirtschaftlichen als auch auf der politischen Bühne.


      Börsen-Zeitung, 31.1.2003




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      schrieb am 30.01.03 22:16:06
      Beitrag Nr. 1.843 ()
      Fitch fordert von Lula da Silva Taten
      Brasilien hat Chancen auf stabilen Ausblick


      sak Frankfurt - Die Rally brasilianischer Auslandsanleihen muss durch die Politik Lula da Silvas untermauert werden. Denn nur wenn sich der Spread brasilianischer Dollar-Anleihen gegenüber US-Treasuries auf unter 1 000 Basispunkte reduziere, könne Brasilien wieder an den internationalen Kapitalmarkt treten, so Roger Scher, New Yorker Leiter des Sovereign Research bei der Ratingagentur Fitch in einem Pressegespräch. Fitch stuft Brasilien derzeit mit "B" ein und vergibt einen negativen Ausblick. Moody`s bewertet brasilianische Fremdwährungsverbindlichkeiten mit "B 3" (stabiler Ausblick), S & P mit "B +" bei negativem Ausblick. Laut Scher bedeutet ein negativer Ausblick, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von zwei Jahren zu einer Ratingherabstufung kommt, größer als 50 % ist ...


      boersenzeitung.de
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      schrieb am 30.01.03 22:17:22
      Beitrag Nr. 1.844 ()
      Pessimismus unter deutschen Konsumenten nimmt weiter zu

      Abwärtstrend etwas verlangsamt - Anschaffungsneigung
      bessert sich leicht


      lz Frankfurt - Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich im Januar weiter eingetrübt. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mitteilt, hätten sich die Bundesbürger in der jüngsten Umfrage noch einmal pessimistischer über die Aussichten für die Wirtschaft geäußert als im Dezember. Der GfK-Konsumindikator fiel von 4,4 auf 4,1 Punkte und markiert damit ein Sechs-Jahres-Tief. Wegen der schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung, der innenpolitischen Kontroversen zur Konjunktur-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und wegen der Ungewissheit über den Ausgang des Irak-Konflikts fehle den Verbrauchern einfach der Glaube an einen baldigen Aufschwung, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl. Gegenüber Dezember 2002 sank der Wert der Konjunkturerwartung um knapp drei Punkte auf minus 29,2 Punkte und liegt damit sogar unter dem Niveau, das er während der wirtschaftlichen Schwächephase in der zweiten Jahreshälfte 2001 hatte, und auf dem gleichen Niveau wie in den Rezessionsjahren 92/93 sowie 96/97 ...


      boersenzeitung.de
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      schrieb am 30.01.03 22:18:43
      Beitrag Nr. 1.845 ()
      Schlappe für Allianz im WTC-Streit

      US-Richter stellt Einzelfall-These in Frage - Versicherer drohen weitere Zahlungen



      ku/sck/zk New York/München/Zürich - Im Prozess um die Höhe des Schadenersatzes für die Folgen der Zerstörung des World Trade Center (WTC) haben die Allianz und andere Versicherer eine schwere Schlappe einstecken müssen. Ein New Yorker Richter stellt die These der Allianz, dass es sich um einen einzelnen Schadensfall gehandelt habe, in Frage. Der Allianz drohen weitere Belastungen. Im zentralen Streitpunkt, der wesentlichen Einfluss auf die Höhe der an WTC-Pächter Larry Silverstein zu leistenden Zahlungen hat, entschied jetzt der zuständige Bezirksrichter John S. Martin, dass es sich im Sinne der Allianz-Vertragsbestimmungen nicht um einen, sondern um zwei Anschläge handele. Silverstein streitet sich mit einer von der Swiss Re angeführten Gruppe von 20 Versicherern, ob die Anschläge vom 11. September 2001, bei denen zwei entführte Flugzeuge in jeweils einen der WTC-Zwillingstürme geflogen waren, versicherungstechnisch als ein einziges Ereignis zu werten sind ...

      boersenzeitung.de
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      schrieb am 30.01.03 22:21:12
      Beitrag Nr. 1.846 ()
      @arry!

      Du habe kucke?
      Dow -2%, du kucke deutsche Chart diese Tage, vieleicht mache Dax große SKS fertig.

      echt krass eutzutage!

      Gruß Remus
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 22:29:42
      Beitrag Nr. 1.847 ()
      Rendite der Lebensversicherung lässt sich aufpolieren
      Verzicht auf Dynamisierung häufig sinnvoll


      Berlin - Die fetten Jahre bei den Lebensversicherern sind vorbei. Durch die Talfahrt der Börsen erwirtschaften sie aus ihren Kapitalanlagen längst nicht mehr so viel Gewinn wie früher. Dementsprechend fällt auch die Überschussbeteiligung bei vielen Assekuranzen deutlich geringer aus. Die Folge ist, dass viele Verbraucher bei Ablauf ihrer Police weniger als erwartet von ihrer Versicherung bekommen. So mancher Kunde denkt deshalb über eine Kündigung seiner Kapitallebens- und privaten Rentenversicherung nach. Das allerdings lohnt selten, so die Experten der Stiftung Warentest in Berlin. Meistens ist eine Kündigung mit großen finanziellen Verlusten verbunden. Stattdessen sollten Verbraucher versuchen, die Rendite ihres Vertrages durch eine optimale Gestaltung aufzupolieren, raten die Verbraucherschützer.


      Dazu gehört die Zahlweise. Wer seinen Beitrag monatlich überweist, muss dafür immerhin zusätzliche Kosten von meist fünf Prozent des Jahresbeitrages verkraften. Aber auch die oft angepriesene Dynamisierung eines Vertrages ist ein zusätzlicher Kostenverursacher. Dabei steigt der Beitrag automatisch in vorher vereinbarten Intervallen, meistens jährlich. Das erscheint zunächst sinnvoll, um so die am Ende fällige Summe entsprechend der Inflationsrate oder des eigenen wachsenden Einkommens anzuheben. Allerdings ist bei jeder einzelnen Beitragserhöhung eine Vertragsumstellung nötig. Dies wiederum verursacht Jahr für Jahr zusätzliche Abschlusskosten. Oft hat der Kunde mehr davon, wenn er auf die Dynamisierung verzichtet und das gesparte Geld anlegt, betonen die Experten der Stiftung Warentest. Das gelte vor allem dann, wenn er Zinsen steuerfrei erhält, weil er den Sparerfreibetrag noch nicht ausgeschöpft hat.


      Bei einer Überschussbeteiligung von fünf Prozent bekommt beispielsweise ein 35-jähriger Mann am Vertragsende 1290 Euro mehr heraus, wenn er auf eine Dynamik von zwei Prozent verzichtet und das so gesparte Geld zu drei Prozent Zinsen etwa auf einem Tagesgeldkonto anlegt. Eine alternative Anlage zahlt sich um so mehr aus, je höher die vereinbarte Dynamik oder je niedriger die Überschussbeteiligung ist, betonen die Berliner Verbraucherschützer.


      Das Umstellen von monatlicher auf jährliche Zahlweise und ein Stopp der Dynamik sind dabei kostenlos möglich. Der größte Effekt lässt sich erreichen, wenn man beide Möglichkeiten miteinander kombiniert, so die Experten. ddp




      Artikel erschienen am 31. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 30.01.03 22:30:34
      Beitrag Nr. 1.848 ()
      Bankstudie: Euro-Stärke nutzt Importeuren
      Markt und Meinung


      Der starke Euro hat nach einer Analyse der Vereins- und Westbank auch positive Effekte für die deutsche Wirtschaft. Hamburg als größter deutscher Importhafen profitiere von verstärkten Einfuhren nach Deutschland, heißt es in der am Donnerstag verbreiteten Analyse. Viele Importeure könnten die Dollarschwäche für besonders günstige Geschäftsabschlüsse nutzen. Grundsätzlich sei die deutsche Wirtschaft relativ resistent gegen schwankende Dollar-Euro- Kurse, weil 75 Prozent der Exporte in Euro abgerechnet würden.


      Artikel erschienen am 31. Jan 2003
      welt.de
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      schrieb am 30.01.03 22:33:33
      Beitrag Nr. 1.849 ()
      Amerikas Kriegsmotiv ist das Öl
      Gastbeitrag
      von Jeffrey Sachs

      Alle Welt fragt: Was treibt die Bush-Regierung wirklich zum Krieg mit dem Irak? Ist es der Wunsch, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen einzudämmen? Ist es ein persönlicher Racheakt des Sohnes gegen den Mann, der versucht haben soll, seinen Vater zu ermorden? Geschieht das alles zur Verteidigung Israels? Oder um den Nahen Osten als demokratische Region neu zu erfinden? Oder geht es darum, dass Amerika irakisches Öl in seine Hand bekommen will?


      Aggressive Politik


      Die Bush-Regierung hat beharrlich die Betonung auf die Rolle der Massenvernichtungswaffen gelegt. Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz spricht davon, den Irak zur „ersten arabischen Demokratie“ machen zu wollen. Viele in der Bush-Regierung behaupten, dass eine aggressive Politik gegenüber dem Irak zum Sturz der autokratischen Regierungen im Nahen Osten ebenso führen kann, wie die Reagan-Regierung möglicherweise das Sowjetreich gestürzt hat.


      Mehr als die Untersuchung der Motive verspricht die Frage, wie sich die USA verhalten werden, wenn es zum Krieg kommt. Wir können das Verhalten Amerikas in seiner Geschichte heranziehen. Es fällt schwer zu glauben, dass die USA dem Nahen Osten eine demokratische Runderneuerung angedeihen lassen wollen. Die dortigen Despoten und Monarchen verdanken ihre Stellungen den Machenschaften und stillschweigender Duldung durch den Westen.


      Während des 20. Jahrhunderts mussten arabische Selbstbestimmung, Demokratie und Wirtschaftsreformen immer hinten anstehen, wenn es um Öl ging. Als die Briten arabische Häuptlinge verführten, im Ersten Weltkrieg auf der Seite des Empire zu kämpfen, belohnten sie die Araber nicht mit Souveränität, sondern unterstellten sie britischer und französischer Oberhoheit.


      Wann immer wirkliche Demokratie im Nahen Osten die amerikanische Kontrolle über die Ölvorkommen bedrohte, flog die Demokratie über Bord. Ein Beispiel ist der vom CIA unterstützte Staatsstreich gegen den irakischen Ministerpräsidenten Mussadegh, der 1951 die Erdölindustrie nationalisiert hatte. Es folgte ein britischer Boykott und die Intervention, die 1953 zu Sturz und Inhaftierung des beliebten Ministerpräsidenten führte. Wie sich Amerika im ehemals sowjetischen Zentralasien verhalten hat, ist auch aufschlussreich. Mit Demokratie hat absolut nichts zu tun, was die amerikanische Politik dort anrichtet. Im despotisch regierten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan stolpern US-Diplomaten und Vertreter der Ölgesellschaften übereinander.


      Einen guten Einblick in die Irak-Politik der USA bieten Dokumente, die vor dem 11. September geschrieben wurden. Das vielleicht interessanteste ist eine Studie mit dem Titel „Die Herausforderungen für die strategische Energiepolitik im 21. Jahrhundert“. Sie klärt zwei Punkte. Erstens ist der Irak für den Ölfluss aus dem Nahen Osten lebenswichtig, da er auf den zweitgrößten Ölvorkommen der Welt sitzt. Der Bericht beleuchtet den Widerspruch, dass Amerika auf irakisches Öl angewiesen ist, aber aus Gründen militärischer Sicherheit Saddam nicht erlauben kann, die Ölquellen zu erschließen. Deshalb brauchen die USA ein anderes irakisches Regime. Von Demokratie ist nirgends die Rede.


      Zweitens zeigt das Dokument die Voreingenommenheiten von Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Beide gelangten 1974 in die nationale Führungsriege. Damals löste ein arabisches Ölembargo wirtschaftliche Schockwellen aus, die Präsident Ford sein Amt kosteten. Die Studie legt enormes Gewicht auf die heutige Bedrohung durch ähnliche Unterbrechungen. Das Embargo der siebziger Jahre ist entscheidend für das Denken von Cheney und Rumsfeld.



      Weitere Unsicherheit


      Die Bush-Regierung mag glauben, dass sie diesen Krieg im Nahen Osten für die Demokratie führen will, doch dürfte die Unterstützung für wirkliche Demokratie eines der ersten Kriegsopfer sein. Es ist traurig, aber ein Krieg, der um Öl geführt wird, wird die internationale Politik und Gesellschaft noch mehr verunsichern, die Sicherheit der USA und der Welt untergraben.


      Jeffrey D. Sachs ist Wirtschaftsprofessor an der Columbia-Universität. Copyright: Project Syndicate.


      Artikel erschienen am 31. Jan 2003

      welt.de
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      schrieb am 30.01.03 22:36:41
      Beitrag Nr. 1.850 ()
      Betriebsbedingte Kündigungen


      Sozialauswahl könnte kippen


      Im Wirtschaftsministerium und in Teilen der Regierungsfraktionen gibt es Pläne, die Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen vollständig abzuschaffen.
      Von Robert Jacobi



      (SZ vom 31.01.2003) — Dieser Punkt soll offenbar in eine umfassende Reform des Kündigungsschutzes aufgenommen werden. Dabei geht es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung nicht darum, den Schutzmechanismus für Arbeitnehmer ersatzlos zu streichen, sondern umzustellen: Auch weiterhin soll ein Betrieb im Normalfall nur dann kündigen dürfen, wenn er eine geschäftliche Notlage nachweisen kann.

      Diese betriebsbedingten Kündigungen sollen den Plänen zufolge aber nicht mehr den Kriterien des Familienstands, der Betriebszugehörigkeit und des Alters der Arbeitnehmer folgen. Stattdessen plädieren die Befürworter der Pläne für gesetzlich festgelegte Abfindungen, die bei Kündigungen nach Sozialauswahl bisher nicht zu zahlen sind.

      Hilfe für ältere Arbeitnehmer?

      „Wenn wir das Arbeitsrecht stärker darauf ausrichten wollen, Menschen schneller in Arbeit zu bringen, rückt die Sozialauswahl automatisch ins Blickfeld“, sagte der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend.

      Seiner Ansicht nach würde eine Abschaffung der Auswahlkriterien dazu führen, dass Betriebe wieder mehr ältere Arbeitnehmer einstellen. Denn dann wäre, ergänzte Wend, die Sorge unbegründet, genau diese Mitarbeiter in schlechteren Zeiten nicht kündigen zu können. Auch sei ein solcher Schritt wünschenswert, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Betriebe zu verbessern: Unternehmer könnten in der Krise ihre leistungsstärksten Kräfte halten, ohne lange Rechtsstreitigkeiten fürchten zu müssen.

      Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hatte am Mittwoch angekündigt, das Abfindungsrecht modernisieren zu wollen. Dabei nannte er allerdings keine Einzelheiten. Das Vorhaben, die Sozialauswahl aufzuheben und dafür Abfindungen festzulegen, könnte aber nach Informationen aus der Koalition ein Teil der Reform des Arbeitsrechts werden, die Clement vorbereitet.

      Steuerliche Behandlung von Abfindungen verbessern

      Führende Abgeordnete der Grünen unterstützen den Vorschlag. „Das wäre eine sinnvolle Reform“, sagte Christine Scheel, Vorsitzende des Finanzausschusses. Sie schlug vor, bei dieser Gelegenheit auch gleich die steuerliche Behandlung von Abfindungen zu verbessern. Mit dieser Forderung waren die Grünen in der vergangenen Legislaturperiode gescheitert.

      Der Deutsche Gewerkschaftsbund drohte unterdessen der Bundesregierung mit dem Ende der Zusammenarbeit. DGB-Chef Michael Sommer forderte Clement auf, Überlegungen für tiefe Eingriffe in die Arbeitslosenhilfe und zur Beschneidung der Arbeitnehmerrechte sofort einzustellen.

      Andernfalls sei „eine gemeinsame Politik mit den Gewerkschaften“ nicht möglich. Im Bundestag hatte Clement zuvor Details seiner Initiative für den Mittelstand erläutert. Neben der Minimalbesteuerung für Existenzgründer und Kleinstunternehmen sei eine Flexibilisierung der Handwerksordnung geplant. Die Union kritisierte dies als unzureichend, erneuerte aber ihr Angebot zur Zusammenarbeit.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 30.01.03 22:38:31
      Beitrag Nr. 1.851 ()
      Kommentar


      Seid verschlungen, Milliarden

      Die EU prasst in den Regionen – nun muss sie umsteuern und sparen lernen.

      Von Alexander Hagelüken



      (SZ vom 31.01.2003) — Wie viel Autobahnen braucht Spanien, welche Beschäftigungsprogramme Sachsen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich EU-Regionalförderung – nur ohne Fragezeichen. Politiker vom nordspanischen Oviedo bis ins ostdeutsche Zwickau finden, wirtschaftlich schwächere Gebiete sollten möglichst lange Brüsseler Milliarden bekommen. Nach dieser Lesart braucht Spanien unbefristet Autobahnen aus EU-Mitteln, obwohl das Land wegen seines ökonomischen Erfolgs inzwischen selbst bezahlen könnte.

      Nun droht die Umverteilungsmaschine außer Kontrolle zu geraten. In den nächsten Jahren stoßen zwölf ärmere Länder zur Union, die Förderung nötiger haben als andere. Doch deshalb möchte die örtliche Lobby von Spanien bis Sachsen noch lange nicht von ihren Wohltaten lassen. Das neue, größere Europa steht vor einem erbitterten Verteilungskampf ums knappe Geld. Schon heute vereinnahmen Agrar- und Regionalsubventionen 80 Prozent des Brüsseler 100-Milliarden-Euro-Haushalts.

      Anreize systematisch außer Kraft gesetzt

      Über die Strukturpolitik lässt sich auch Gutes sagen. Die Mittel beschleunigten das Zusammenwachsen Europas. Bewohner vernachlässigter Gegenden bekamen das Gefühl, das Projekt EU mehre nicht nur den Reichtum der Reichen. Die Fördergelder erleichterten die Zustimmung mehrerer (Süd-)Länder zum Binnenmarkt, zum Euro, zum Beitritt selbst. In diesem politischen Sinn haben sich die Milliarden ausgezahlt. Sie brachten Europas Integration voran, mit ganz handfesten Folgen: Mehr Wohlstand für alle.

      Der direkte Nutzen der Gelder dagegen ist umstritten – bestenfalls. Manche Förderregionen, sogar ganze Staaten wie Irland schließen wirtschaftlich auf, andere Gegenden bleiben zurück. Offenbar sind es nicht die Brüsseler Milliarden, die den Erfolg bewirken, sondern Eigeninitiative und Dynamik.

      Die Effizienz der Regionalpolitik ist schon deshalb gering, weil sie systematisch Anreize außer Kraft setzt. Wenn Brüssel das meiste bezahlt, kalkuliert ein Kommunalpolitiker oder Investor nicht lange, ob ein weiterer Golfplatz sinnvoll ist.

      Finanzausgleich statt Wirtschaftsmotor

      Anscheinend sehen Europas Politiker die Regionaltöpfe weniger als Wirtschaftsmotor denn als Finanzausgleich. Selbst wenn man dies für berechtigt hält: Es sollte nicht noch teurer werden. Brüssel sieht das anders. Setzt sich Regionalkommissar Michel Barnier durch, könnten die Ausgaben für die Regionen in der nächsten Etatperiode auf 60 Milliarden Euro im Jahr explodieren.

      Die Bundesregierung dagegen will die Mittel auf die ärmsten Regionen konzentrieren. Was nach Polen, Ungarn und Rumänien fließt, soll im Westen eingespart werden. Das ist konsequent, aber schwer durchzuhalten. Bisherige Profiteure wie Spanien, das allein aus diesem Topf in der laufenden Finanzperiode 1000 Euro pro Einwohner kassiert, leisten härtesten Widerstand.

      Dazu kommt für Berlin die Heimatfront. Durch die Erweiterung wird Europa statistisch ärmer, die neuen Bundesländer fallen aus der Förderung. Noch darf Finanzminister Hans Eichel kompromisslose Papiere schreiben, doch der Druck steigt. Die EU-Kommission nutzt das aus und bietet den neuen Ländern eine Verlängerung der Mittel. Nimmt die Bundesregierung an, kann sie Spaniern und anderen ihre Besitzstände ebenso wenig verweigern.

      Dann wird es sehr teuer – die schlechteste Alternative. Deshalb bleibt der Bundesregierung nichts anderes, als mutig auf vergiftete Bonbons für den Osten zu verzichten. Was die neuen Länder an Fördermitteln wirklich brauchen, kann aus nationalen Kassen bezahlt werden. Auf diese Weise wird auch die längst fällige Debatte entfacht, was solche Subventionen überhaupt bewirken.

      Die größten Heuchler bei diesem Thema sitzen in Brüssel. Einerseits verlangt die Kommission von der Bundesrepublik und anderen Nettozahlern, schnell ihre Haushalte auszugleichen, andererseits will sie ihnen neue Milliardenlasten aufbürden. Dieser Widerspruch müsste den vielen überzeugten Marktwirtschaftlern in der Kommission peinlich sein.
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 22:41:59
      Beitrag Nr. 1.852 ()
      Gastkommentar
      Stratege Roche weniger pessimistisch für Aktien


      Von David Roche, Independent Strategy
      30. Januar 2003 Für Investoren, die an liquiden Anlagen interessiert sind, kehre ich im Bereich Aktienanlagen weltweit zu einer neutralen Haltung zurück und nehme unsere Short-Empfehlungen für Aktien zurück. Die Übergewichtung für Anleihen - sowohl US- als auch EU-Staatspapiere - reduziere ich ebenfalls auf Untergewichten. Wir halten derzeit nicht viel Liquidität, bleiben jedoch in ausgewählten Rohstoffen und Gold übergewichtet. Was den Dollar angeht bin ich weiterhin pessimistisch.

      Ich gebe zu, dass ich diese Entscheidung eher aus dem Gefühl heraus getroffen habe. Sie beruht mehr auf dem Instinkt als auf harten Fakten. Sie hat sicherlich nichts damit zu tun, dass ich hinsichtlich der Aussichten für Aktien oder die Weltwirtschaft ansonsten recht optimistisch bin. Der Überschwang der „doppelten Blase“ und der mit dem neuen Deflationstrend verbundene Druck auf das Preisniveau werden sicherlich die Stimmung wieder trüben, aber erst, wenn einige umfangreiche Rallys im bestehenden Bären-Markt überstanden sind.

      USA wird die Rolle des großen Verlierers übernehmen

      Die weitere Entwicklung wird von geopolitischen Ereignissen bestimmt werden. Die USA dürften eine halbwegs tragfähige Koalition für einen Krieg gegen den Irak zusammenstellen. Sie werden jedoch den Krieg verlieren, die islamische Welt weiter gegen sich aufbringen und aufgrund der in der Folge zu erwartenden Instabilität im Nahen Osten die Rolle des großen Verlierers spielen müssen. Und die Entwicklung in Nordkorea wird den Konflikt mit dem Irak wie einen Spaziergang aussehen lassen.

      Nicht trotz, sondern wegen pessimistischer Erwartungen Rallys nutzen

      Gerade wegen dieser pessimistischen Erwartungen über eine Zeitspanne von etwa fünf Jahren muss ich versuchen, etwas von den großen Aktienmarktrallys mitzubekommen, die sich in der Regel auch in einem schwachen Aktienmarkt finden. Ich würde Aktien verkaufen, wenn die Kurse um 20-30 Prozent gestiegen sind. Anders ausgedrückt: Ich rechne mit einer stärkeren Markterholung, als sie während der bisherigen Abwärtsentwicklung verzeichnet wurde.

      Ich bin bereits seit April 2002 pessimistisch hinsichtlich der Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte und des Dollar. Bereits im Juni nahmen wir Long-Positionen bei Staatsanleihen - insbesondere US-Anleihen - ein. Seither sind die Aktienmärkte ins Schlingern geraten und die Anleiherenditen haben sich gut entwickelt.

      Europäische Aktien erscheinen günstig bewertet...

      Die Aktienbewertungen haben sich spürbar verbessert. Die Renditen von Staatsanleihen liegen derzeit nominal und real deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. Auf der Basis meiner bevorzugten Kennzahlen - Kurs-Cashflow- und Kursbuchwertverhältnis auf Basis früherer Gewinne- scheinen europäische Aktien günstig zu sein. Die Bewertungen in Europa haben sich seit dem Höhepunkt des Bärenmarkts halbiert.

      Gewinnrendite deutet auf starke Erholung hin

      US-Aktien erscheinen auf dieser Basis nicht annähernd so günstig. Aber auch die US-Kurse dürften bei einer Erholung in die Höhe schnellen. Das müssen sie auch, wenn sich in Asien und Europa etwas tun soll, da dies in diesen Regionen nicht aus eigener Kraft möglich ist. Und die Gewinnrendite hat - bereinigt um Anleiherenditen - erneut ein Niveau erreicht, das auf eine Unterbewertung und eine starke Erholung hindeutet.

      Verhältnis von Puts zu Calls bewegt sich auf das Niveau vor der letzten Rally zu

      Ich bin absolut pessimistisch und dennoch: Die am Chicago Board Options Exchange festgestellte Relation von Put- zu Call-Transaktionen liegt ebenso wie der VIX-Volatilitätsindex wieder über dem historischen Durchschnitt. Beide Indikatoren bewegen sich wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der letzten Aktienmarktrally. Daher ist meines Erachtens eine stärkere Kurserholung zu erwarten.

      Welche Werte würde ich an welchen Märkten kaufen? Asien - ohne Japan - ist die Region, in der während der „New Deaflation“ Gewinne erwirtschaftet und Wachstum verzeichnet werden dürften. Hauptgrund dafür ist, dass sich China als Konjunkturlokomotive etabliert. Die Bewertungen sind auch nicht ungünstig. Das Kursgewinn-Verhältnis liegt in der Region im Durchschnitt bei 14 bis 18. Für mich wären Taiwan, Malaysia und China am attraktivsten.

      Deutschland: Man kann einfach nichts gutes über das Land sagen

      In Europa ist die Lage schlecht, aber die Bewertungen sind günstig. Nehmen wir beispielsweise Deutschland: Die politische Führung taugt nichts. Wirtschaftsreformen sind ein Witz. Im Hinblick auf den Irak und die weltweiten Bündnisverpflichtungen mangelt es der Politik an Durchschlagskraft. Die Konjunktur lahmt. Einige der größten Finanzinstitute sind nahezu konkursreif. Es zahlt sich aus, nicht zu arbeiten. Man kann einfach nichts Gutes über das Land sagen. Die Unternehmen ziehen ihr Kapital aus dem Land ab. Kurz, makroökonomisch gesehen handelt es sich um eine Wüste.

      Deutsche Unternehmen verlassen das Land

      Aber das ist nicht das vollständige Bild. Deutsche Unternehmen stellen einige der besten, bekanntesten und am intelligentesten konstruierten Markenprodukte her, die die ganze Welt braucht und schätzt. Wenn die deutschen Unternehmen das Land verlassen, dann nur, um diese Produkte anderswo günstiger herzustellen.

      Also muss man zwischen der Nation und der Unternehmenslandschaft unterscheiden. Die börsennotierten deutschen Unternehmen haben ein Kursbuchwertverhältnis von circa eins und ein Kursumsatz-Verhältnis (KUV) von 0,4. In Japan liegt das KUV für vergleichbare Unternehmen bei 0,8 und in den USA bei 1,2. Wenn die deutschen Unternehmen durch eine Verlagerung ins Ausland Nachsteuergewinne erzielen können, die dem langfristigen europäischen Durchschnitt von elf bis zwölf Prozent entsprechen, dann läge das Kursgewinn-Verhältnis für deutsche Unternehmen bei acht. Das mag vielleicht nicht in diesem oder im nächsten Jahr eintreten, aber selbst wenn es erst in fünf Jahren der Fall ist, wäre eine solche Investition attraktiv.

      Nicht in defensive Branche investieren, die jeder schon besitzt

      Genauso gründlich - und noch gründlicher - sollte im Hinblick auf einzelne Branchen vorgegangen werden. Man kann viel mehr Geld verdienen, wenn man nicht in den defensiven Branchen investiert, die bereits jeder besitzt. Und sicherlich gibt es auch bei Unternehmensanleihen attraktive Anlagemöglichkeiten.

      Text: @wiz
      Bildmaterial: Independet Strategy
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 22:43:43
      Beitrag Nr. 1.853 ()
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 22:53:08
      Beitrag Nr. 1.854 ()
      @1829 von bluemoons


      @bluemoons

      Posting 1829 gefällt mir recht gut.:)

      "...........Schätzungsweise 70% der weltweiten Steuerliteratur ist auf deutsch!................"

      Jaaaaaaa, wenigstens auf diesen Feld sind wir unbestrittene Weltmacht !!!!
      Imperium-Maximum-Germanicum-Fiscalie, wie der Chinese sagt.....:laugh: :laugh: :laugh: :laugh:


      Prognose 6 ist die Beste.
      Nur ein pensonierter 68ziger ist ein guter 68ziger. Der Meinung war ich schon immer.:) :D


      H_S
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 00:54:12
      Beitrag Nr. 1.855 ()
      Von Eboerse geklaut!
      Sehr interessant



      Grüß Remus ;)
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:32:39
      Beitrag Nr. 1.856 ()
      Zum kucke für Harry



      Gruß Remus ;)
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 16:24:49
      Beitrag Nr. 1.857 ()
      US: Positiver reg. Einkaufsmanagerindex

      31.01. 16:09

      Der Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago stieg überraschend stark auf 56% an, nach 53.7% im Dezember. Damit liegt der Index über den Erwartungen von 52.7%. Daten über 50 deuten auf Wachstum hin. Die Auftragseingangskomponente stieg auf 58.0%, nach 56% im Dezember, während die Produktionskomponente von 52.6% auf 63.1% anschnellte. Die Beschäftigung bleibt vergleichweise verhalten, der diesbezügliche Subindex fiel von 48.1% auf 45.6%. Der nationale Einkaufsmanagerindex wird am kommenden Montag veröffentlicht.

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      H_S :D :p
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 17:32:35
      Beitrag Nr. 1.858 ()
      Editorial: "Wissen die Zentralbanken, was Geld ist ? - Nein, Sie wissen es normalerweise nicht !" (31.01.2003)

      Unter diesem Titel hat Cesar Molinas, der Chefstratege von Merrill Lynch, London, eine Betrachtung vorgelegt, die erheblichen Zweifel daran weckt, dass führende Zentralbanken wissen, was sie tun.

      Molinas sieht in dieser Unkenntnis den Grund dafür, dass bei vielen Notenbanken Inflationsziele mehr und mehr in Mode kommen. Sie, mit Ausnahme der vormaligen Deutschen Bundesbank, seien enttäuscht über die Ergebnisse kurzfristiger monetärer Gesetze.

      Eine Zentralbank, die bei ihrer monetären Politik den Bedarf an Geld im Visier habe, benötige eine stabile Nachfrage nach Geld vor dem Hintergrund der jeweils herrschenden Zinsen, um das Geldmengenwachstum zu kontrollieren. Doch die Nachfrage nach Geld sei notorisch instabil. Die Bedingungen veränderten sich mit Innovationen im Finanzgeschäft drastisch. Folglich veränderten die Innovationen auch den Charakter oder das Konzept des Geldes.

      Niemand, auch die Notenbank nicht, weiß nach Darlegung von Molinas, was Geld wirklich ist. Doch dies solle niemanden beunruhigen.

      Nur in Deutschland habe die Nachfrage nach Geld eine gewisse, historisch nachgewiesene Stabilität geboten, erklärt der Stratege. Doch der Grund dafür sei in der unzureichenden Entwicklung und Gewieftheit der deutschen Finanzmärkte zu sehen. Dies habe es der Bundesbank erlaubt, mit einem gewissen Erfolg mit kurzfristigen monetären Regeln zu operieren. Erhebliche Abweichungen von den für die Geldmenge M3 gesteckten Zielen seien aber schon legendär.

      Molinas erklärt, die Nachfrage nach Geld im Euroraum sei allem Anschein nach recht instabil. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe zwar einmal behauptet, es sei Stabilität angetreten, doch er, Molinas, habe keine empirisch gesicherte Arbeit gesehen, die diese Aussage hätte bestätigen können.

      Der erste Pfeiler für die Formulierung der Geldpolitik der EZB stelle eine unerfüllbare Aufgabe dar. Die EZB habe viel Zeit für die Erläuterung verbraucht, warum sich M3, nämlich ihre Definition für Geld, nicht wie "Geld" verhalte. Solche Erläuterungsversuche seien hoffnungslos.

      Der am 28. Januar bekanntgegebene Rückgang des Wachstums von M3 auf 6,8 Prozent hat nach dem Urteil von Molinas vor diesem Hintergrund keine Bedeutung, wie denn auch der vor einem Jahr verzeichnete Anstieg auf 7,6 Prozent keine Bedeutung gehabt habe. Sehr viel informativer sei der Rückgang des Kreditwachstums auf 4,6 Prozent. Er zeige eine wirtschaftliche Stagnation an.

      Der erste Pfeiler für die geldpolitische Entscheidungsfindung der EZB sollte nach Ansicht von Molinas vor diesem Hintergrund aufgegeben werden. Er störe nur die Bemühungen der EZB um Kommunikation. Doch Welteke habe erst in der vergangenen Woche erklärt, eine Abkehr von diesem Pfeiler sei höchst unwahrscheinlich.

      So bleibt uns ganz konkret die Frage, ob die EZB angesichts des starken Einflusses geldpolitischer Überlegungen aus Deutschland auf ihre Beschlüsse wirklich weiß, was sie tut. Möglicherweise bekäme es ihr und uns allen besser, wenn sie sich von Nutzlosem oder gar Irreführendem verabschieden würde.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (18759)
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      schrieb am 31.01.03 17:38:27
      Beitrag Nr. 1.859 ()
      31.1.03 Sozialauswahl bei Kündigungen wackelt

      Im Bundeswirtschaftsministerium sowie in Teilen der Regierungsfraktionen wird nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) darüber nachgedacht, die Sozialauswahl bei Kündigungen abzuschaffen.

      HB/dpa BERLIN. Damit würden betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr nach Kriterien wie Familienstand, Betriebszugehörigkeit und Alter des Beschäftigten vorgenommen, sondern anhand gesetzlich festgelegter Abfindungen.

      Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte bei der Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts am Mittwoch eine Änderung des Arbeitsrechts mit Hinweis auf die derzeitige Abfindungspraxis angedeutet, allerdings keine Details genannt.

      Die Zeitung zitiert den SPD-Wirtschaftsexperten Rainer Wend mit den Worten, wenn man Menschen schneller als bisher wieder in Arbeit bringen wolle, „dann rückt die Sozialauswahl automatisch ins Blickfeld“. Er erwarte, dass bei einer Änderung dieser Regelung wieder mehr ältere Beschäftigte eingestellt werden. Dann sei die Sorge der Betriebe unbegründet, genau diesen Mitarbeiter in schlechteren Zeiten nicht kündigen zu können. (Handelsblatt.com, 30.1.03)
      Kommentar: In Zukunft geht es bei einer Stellenbesetzung nur noch darum, daß man den Arbeitnehmer möglichst schnell wieder feuern kann. Deutlich wird daran, daß Arbeit immer weniger, Kapital immer mehr zählt. Dabei ist das Kapital selber völlig unproduktiv: Nur Arbeit schafft Werte - deshalb sollte auch nur die Arbeit an der Verteilung der Wertschöpfung teilhaben. Im Zinssytem gewinnt jedoch das Kapital die Oberhand und diktiert die Bedingungen - eine neue Art von Diktatur entsteht.
      ___________________________________________________
      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      schrieb am 31.01.03 17:40:40
      Beitrag Nr. 1.860 ()
      United Airlines: Rekordverluste in Serie

      (Instock) Die mittlerweile unter Gläubigerschutz stehende UAL-Gruppe, Mutterkonzern von United Airlines, weist für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 3,2 Milliarden Dollar aus. Während 2001 noch 40,04 Dollar je Aktie auf der Habenseite fehlten, waren es ein Jahr später bereits 53,55 Dollar. Analysten hatten das Minus vorab nur auf 38,92 Dollar geschätzt.

      Allein im Schlussquartal 2002 summierte sich der Verlust auf 1,5 Milliarden Dollar oder 20,70 Dollar je Aktie. UAL erwartet auch im laufenden ersten Quartal einen "signifikanten" Verlust. Ende Dezember fanden sich nach Konzernangaben noch 1,9 Milliarden Dollar in der Firmenkase.

      Die UAL-Anteile sind derzeit für etwa 1,07 Dollar zu haben. Ende der Neunziger Jahre notierte die Aktie noch oberhalb von 100 Dollar.


      [ Freitag, 31.01.2003, 14:28 ]
      instock.de
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      schrieb am 31.01.03 17:44:10
      Beitrag Nr. 1.861 ()
      Nur noch Irmtraud traut dem Markt
      ++ Saddam ist an allem schuld ++

      Von Bernd Niquet
      Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht oder vielleicht Ihnen auch? Am liebsten möchte man gegenwärtig speien, seine sieben Sachen packen und einfach weglaufen – nichts mehr lesen, nichts mehr sehen und vor allem nichts mehr hören. Doch wohin in diesem unwirtlichen Land, in dieser schauerlich kalten Jahreszeit?

      Bei mir fängt das immer bereits am Morgen an, wenn ich die "Welt" aus dem Briefkasten ziehe und – einer alten Gewohnheit entsprechend – von hinten anfange zu lese. Das hat den Vorteil, dass mich Saddam Hussein erst vergleichsweise spät erwischt, dafür beginnt jeder Morgen mit den Berliner Promi-News, was in der Tat fast noch schlimmer ist. Wenn ich dann sehe, wie sich wieder einer der fetten Promi-Greise ein neues Mädel gegriffen hat, dass gerade erst dem Kinderporno-Alter entschlüpft ist, und die Zeitung mir mitteilt, was für ein verliebtes Paar das sei, dann denke ich bereits, der Gipfel wäre schon erreicht. Doch dann noch das Bild dazu: Süße Mädels, doch den Greisen hängen die faltigen Lefzen bis in die Kniekehlen – also meistens aus dem Bild heraus. Was sind wir doch für ein kultiviertes Land. Doch wie bei jeder ausgeprägten Baisse ist der erste Rutsch meistens erst ein leichtes Vorgeplänkel.

      Dass der Dax dann gleich von der Eröffnung an sinkt, daran habe ich mich hingegen bereits gewöhnt. Und dass Saddam Hussein daran Schuld ist, auch. Wahrscheinlich wird es bald Ärzte geben, die berichten, dass einige Leute Saddam Hussein selbst für ihre angeschwollene Prostata verantwortlich machen. Ein Glück nur, dass wir keine Präsenzbörse mehr haben. Wie würde das ansonsten stinken bei so vielen Hosenscheißern auf einem Haufen? Glücklicherweise sind die Kursanzeigen im Netz jedoch ohne Ton, so dass ich sie wenigstens ohne weiteren Kommentar mit mir selbst ausmachen kann.

      In der vergangenen Woche habe ich allerdings zweimal den Fehler gemacht, mir eine Börsensendung im Fernsehen anzuschauen – auf n-tv natürlich, wo sonst. Woanders gibt es doch nur Soaps. Und was ich dabei gesehen habe, darüber kann ich fast nicht reden. Ich will es daher mit dem Schreiben versuchen.


      ++ Zwei außer Rand und Band ++



      Die "Dresdner-Sonntagsbörse" mit Heiko Thieme und einer irgendeiner Irmtraud aus einer Berliner Pleitebank, die sich gegenseitig anscheinend zu übertreffen suchten. Wird gegenwärtig etwa wieder ein Kasperlepreis verliehen? Irmtraud sah aus, als sei ein Pfingstochse im Keller mit der Kiste für Christbaumschmuck kollidiert – und redete auch so. "Ich, Zweifel haben an meiner Meinung? Niemals!" Während Heiko Thieme nicht nur optimistisch, sondern sogar euphorisch war, setzte Irmtraud noch einen drauf, was dann wiederum Heiko Thieme ... doch wie will man sich eigentlich noch steigern, wenn man bereits jetzt der schlechteste Fondsmanager der Welt ist?

      Und wie das in der Berliner Pleitebank abgeht, das kann ich mir auch gut vorstellen: "Sag mal Irmi ...?" und Irmi antwortet natürlich "Kaufen!!!". Zweistellig sollte der Dax in den ersten beiden Tagen der vergangenen Woche steigen. Ob es tatsächlich zweistellig wurde, weiß ich nicht. Leider ging es jedoch in die falsche Richtung. Macht doch aber gar nichts Irmi, ist doch nur das Vorzeichen! Hauptsache, du traust dem Markt noch, Irmtraud. Einer muss ja schließlich das Licht ausmachen. Vielleicht können wir das ja bald live im Fernsehen mitverfolgen.

      Ein großer Ausknipser ist natürlich auch Gottfried Heller, den man in einem "Bulle-und-Bär-Special" Felix Zulauf gegenübergestellt hatte, was einen Bericht ergab, der in etwa so tief war wie eine Regenpfütze. Und zum Schluss hieß es dann, dass beide Fondsmanager in der Vergangenheit ja gezeigt hätten, dass sie ihr Handwerk verstünden. Was Zulaufs Fonds gebracht hat, weiß ich nicht, doch würde ein Schumacher die Sohlen so ankleben wie Heller seinen Fiduka-Universal-Fonds gemanagt hat, dann lägen wir alle bereits irgendwo auf der Schnauze. 36 Prozent Verlust für einen gemischten Fonds im vergangenen Jahr, das ist schon was.

      Dass diese Leute nach solchen Leistungen nicht den Schwanz einziehen und sich zurückhalten, bleibt mir unerfindlich. Aber nein, da stehen sie schon wieder – oder immer noch? – und erzählen schon wieder – oder immer noch? – die ganze gleiche Scheiße wie in allen Jahren vorher. Wer hierbei Gleichmut zeigt und nicht zornig wird, den bewundere ich. Der Preis für Gleichmut ist allerdings hoch, denn Gleichmut kann hier eigentlich nur Resignation bedeuten. Es deutet also vieles darauf hin, dass die große Mehrheit sich bereits von der Börse abgewendet hat. Ansonsten müssten jetzt mindestens die Fäuste fliegen.


      Bernd Niquets neuer Roman heißt " Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002, 122 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6. Die Zeitung „Die Welt“ urteilte hierzu am 21.12.2002: „Äußerst zynisch geht es im Roman des Börsenautors Bernd Niquet zu. „Das Orwell-Haus“ zeichnet an einem Beispiel minutiös die Psyche der Generation der Erben nach – jener Altergruppe, die sich gegenwärtig anschickt, hier zu Lande wirtschaftlich und finanziell die Führerschaft zu übernehmen. Die reinen Finanzen bleiben aber auch nicht außen vor, wenn Niquet – in einer Mischung von deutschem Sonderweg und normaler Spießigkeit – den Kleinbürger im Zeitalter der Globalisierung beschreibt.“


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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      schrieb am 31.01.03 17:51:15
      Beitrag Nr. 1.862 ()
      Rohstoffe und Schwellenländer sind attraktiv"

      Im Jahr 2000 sagte Marc Faber, auch Dr. Doom genannt, einen Einbruch der Aktienkurse voraus. Zum Schaden vieler Anleger ist seine Prognose eingetroffen. Im Interview mit Christian Feldhausen von unserem Schweizer Partner moneycab zeigt er, warum er nun Rohstoffe und Schwellenländer favorisiert.

      Swisscontent: Wie beurteilen Sie die Lage an den Weltfinanzmärkten?

      Marc Faber: Grundsätzlich gibt es immer Märkte, die steigen, und Märkte, die fallen. Letztes Jahr sind die Börsen in den westeuropäischen Ländern und Amerika gefallen, durch die Währungsabwertungen auch Südamerika sehr stark. Aber in Osteuropa hatten wir sehr feste Märkte. Thailand und Indonesien sind gestiegen. Innerhalb der Märkte gibt es auch Sektoren, die gestiegen sind, während andere gefallen sind. Die Tendenz ist uneinheitlich.

      Auch in Bezug auf Währungen haben wir eigentlich ein gutes Jahr gehabt. Der Euro hat gegenüber dem Dollar 16 Prozent zugelegt. Wenn jemand sein ganzes Geld in Euro angelegt hat, dann ist er ausgedrückt in Dollar 16 Prozent reicher. Wenn Sie Staatsobligationen in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland hatten, haben Sie auch sehr gut gearbeitet, so ein schlechtes Umfeld für Anlagen war 2002 ja gar nicht!

      Swisscontent: Geht es jetzt an den großen Börsen weiter nach unten?

      Marc Faber: Dazu möchte ich folgendes bemerken: Wenn jemand zu mir kommt und mir sagt, der Preis eines PCs oder eines Mercedes wird fallen, bin ich sehr froh, weil ich dann den PC oder den Mercedes billiger kaufen kann. Die Anleger sollten den Kursrückgang aus dieser Perspektive anschauen und berücksichtigen, dass fallende Märkte günstig für sie sind, weil sie dann Aktien billiger kaufen können. Das Problem ist natürlich, dass die meisten Anleger falsch positioniert waren, weil sie den Ratschlägen ihrer Anlageberater, ihrer Bankiers und den Unternehmensführungen zugehört haben.

      Swisscontent: Doch worauf sollten Anleger auf der Suche nach Anlageideen jetzt setzen?


      Marc Faber: Interessant ist, dass letztes Jahr trotz einer schwachen Weltwirtschaft die Rohstoffpreise stark gestiegen sind. Der CRB-Index in Amerika ist in den letzten zwölf Monaten um 25 Prozent gestiegen, und gewisse Rohstoffe sind von ihrem Tiefstpunkten um fast 100 Prozent gestiegen. Ich glaube, es zeichnet sich da eine Tendenz ab, dass Geld aus Finanzwerten abfließt und sich in Sachwerte wie Immobilien und Rohstoffe wie beispielsweise das Gold bewegt.

      Swisscontent: Gold ist ein langjähriger Anlagefavorit von Ihnen - warum?

      Marc Faber: Der Goldpreis ist jetzt 40 Prozent von seinem Tiefpunkt im April 2001 gestiegen. Grundsätzlich gibt es auf der Welt vier grosse Währungen: den Dollar, den Euro und den Yen. All diese drei Währungen sind Papierwährungen. Die vierte Währung ist das Gold. Und Gold ist eine Hartwährung, denn die Menge kann man nicht unbeschränkt durch zusätzliches Drucken erhöhen, wie man das beim Papiergeld tun kann. Deshalb glaube ich, dass mit der Zeit der Goldpreis noch wesentlich ansteigen wird.

      Swisscontent: Aber Gold bringt keine Zinsen, rentiert also nicht!

      Marc Faber: Dazu würde ich folgendes sagen: Der Schweizer Franken bringt im Moment nicht viel Zinsen. Auch der Dollar im Geldmarkt bringt wenig Zinsen. Ich habe lieber eine Hartwährung, die in zwei Jahren 40 Prozent zulegt, als einen Dollar, der in einem Jahr mehr als 15 Prozent an Wert verloren hat.

      Swisscontent: Wenn man nicht direkt in Rohstoffe investieren möchte - in was sollte man investieren?


      Marc Faber: Wenn Sie glauben, dass Rohstoffe im Preis in den nächsten Jahren steigen werden, wie ich das aus verschiedenen Überlegungen tue, dann sollten Sie eigentlich in Schwellenländern investieren, die große Rohstoffvorkommen haben oder von Rohstoffpreisen abhängen. Das sind zum Beispiel Brasilien, Argentinien, Indonesien, Malaysia, Thailand und zum Teil auch die Philippinen. Ebenfalls attraktiv sind Währungen von Ländern, die große Rohstoffreserven haben, wie Kanada, Australien und Neuseeland.

      Swisscontent: Aber gibt es außer rohstoffverbunden Werten in den Schwellenländern auch andere attraktive Anlagen?

      Marc Faber: Ja, selbstverständlich. Wenn erst einmal die Rohstoffpreise steigen, insbesondere für landwirtschaftliche Rohstoffe, dann hebt das den Lebensstandard eines großen Teils der Bevölkerung, weil in diesen Ländern noch 50 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten. Dadurch haben sie höhere Einkommen und können mehr konsumieren. Sie können also von steigende Rohstoffpreisen durch Unternehmen profitieren, die Konsumgüter in diesen Ländern herstellen oder verteilen.

      Swisscontent: Was für eine Rolle spielt China in Ihren Anlageüberlegungen?

      Marc Faber: China hat auf die Welt einen Einfluss der Deflation, weil die Chinesen die meisten Produkte wesentlich billiger herstellen können als wir im Westen. Das ist der springende Punkt. Deshalb besteht dieser Deflationsdruck für Fertigprodukte.

      Auf der anderen Seite steigen die Lebensstandards in China sehr rasch an. Das Pro-Kopf-Einkommen steigt rasant. Deshalb haben die Chinesen eine immer grössere Nachfrage nach Rohstoffen inklusive Öl und auch Nahrungsmitteln. Wichtig ist zu verstehen, dass die Chinesen gleichzeitig eine sehr grosse Konkurrenz für die westlichen Länder sind, aber auch Kunden dieser Länder sein werden, die ihnen Rohstoffe liefern.

      Swisscontent: Ein großes Anlagethema ist auch die EU-Erweiterung durch Osteuropa. Was hat das für Konsequenzen?

      Marc Faber: Ich besuche ja sehr viele Konferenzen und mir fällt auf, dass die ganze Welt eigentlich sehr negativ gegenüber Europa ist. Ich glaube, die Eingliederung so vieler neuer Länder in die Europäische Union wird langfristig sehr positiv sein, weil das die Macht der Gewerkschaften im Westen unterwandern und schliesslich brechen wird. Es wird eine neue Stimmung in Europa entstehen: Der Markt wird sich wesentlich vergrössern und es wird Sektoren und Länder geben, die sich sehr gut entwickeln werden. Insbesondere in den Ländern Osteuropas selbst. Dagegen bin ich für den Westen eher negativ. Aber es kommt da wiederum auf die einzelnen Sektoren an.

      Swisscontent: Und wie sehen Sie Russland in diesem Szenario?

      Marc Faber: Grundsätzlich bin ich ziemlich positiv für Russland, vor allem in einem Umfeld steigender Rohstoffpreise. Allerdings muss ich sagen, dass die russische Börse seit der Krise 1998 stark gestiegen ist. Jetzt hält sie sich technisch nicht besonders gut. Langfristig würde ich schon in Russland investieren, aber kurzfristig bin ich etwas vorsichtig.

      Swisscontent: Ein sehr positiver Faktor für die russische Börse war ja die Ölpreisentwicklung. Wo sehen Sie die Ölpreise in der Zukunft?

      Marc Faber: Abgesehen von kurzfristigen Schwankungen glaube ich, dass die Nachfrage nach Öl in Asien in den nächsten 5 bis 10 Jahren sehr stark zunehmen wird. Sie wird sich bestimmt verdoppeln, so dass langfristig der Ölpreis wesentlich steigen wird.

      Swisscontent: Was haben all diese Veränderungen für Folgen für die Schweiz als Exportland?

      Marc Faber: Ich bin nicht sehr optimistisch für die Schweizer Wirtschaft. Wir haben eine Industrie, die weitgehend nicht mehr konkurrenzfähig ist, weil eben sehr viele Produkte im Ausland, vor allem in den Schwellenländern, wesentlich billiger hergestellt werden können. Auch der Dienstleistungssektor, inklusive der Banken und Versicherungen, ist nicht mehr das, was er vor zehn, zwanzig Jahren war. Es wurde sehr viel Geld verloren. Auch an Glaubwürdigkeit wurde sehr viel eingebüsst. Grosses Wachstum für die Schweiz würde ich kaum erwarten.

      Swisscontent: Was halten Sie von Schweizer Aktien?

      Marc Faber: Die Börse ist natürlich hier um rund 50 Prozent gefallen und gewisse Werte sind noch wesentlich stärker eingebrochen. Ich nehme an, dass einige Aktien im Relativ zum Index verhältnismässig attraktiv bewertet sind. Aber ich persönlich sehe viel grössere Chancen für Kursgewinne in anderen Länder als der Schweiz.

      © 31.01.2003 www.moneycab.ch
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      schrieb am 31.01.03 18:31:56
      Beitrag Nr. 1.863 ()
      Wo bleibt die Panik?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Niemand scheint dann in Panik zu verfallen, wenn er es sollte. "Bei den Firmenanleihen ist kein Ende der Ausfälle und Herabstufungen in Sicht", schreibt die Financial Times. Aber die Leute, die Firmenanleihen halten, verfallen nicht in Panik.

      "2004 wird wahrscheinlich Rekord-Haushaltsdefizite bringen", so die Washington Post. Das Defizit könnte auf Bundesebene "über 300 Milliarden Dollar liegen", so die New York Times. Aber die Käufer von US-Staatsanleihen bleiben ruhig wie Serienmörder. Die Wirtschaft ist in einer Stagnation; aber die Fed senkt die Zinsen nicht panikartig.

      Die Konsumenten verlieren ihre Jobs, und so viele wie nie zuvor sind überschuldet. Dennoch ist bei ihnen kaum eine Änderung ihres Konsumverhaltens festzustellen: Sie geben weiterhin Geld, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen, aus. "Das US-Handelsbilanzdefizit hat einen neuen Rekordwert erreicht", so USA Today. Trotz der Tatsache, dass der Dollar letztes Jahr 20 % an Wert verloren hat, erreichte das amerikanische Handelsbilanzdefizit alleine im November 2002 den Wert von 40 Milliarden Dollar.

      Die Aktienanleger haben jetzt schon drei Jahre in Folge Geld verloren. Und die Aktien sind immer noch teuer. Warum werden diese Anleger nicht von Panik erfasst?

      Und was ist mit den ausländischen Investoren? Haben die auch keine Angst? Während die amerikanischen Anleger mit dem S&P 500 letztes Jahr 24 % verloren, mussten die europäischen Anleger, die die gleichen Aktien kauften, 38 % Verlust hinnehmen – schließlich kam noch der Wechselkursverlust hinzu.

      Alle diese Leute sollten eigentlich nach den "Ausgang"-Schildern suchen ... und dorthin stürmen. Eine ordentliche Panik würde die Preise und Kurse auf vernünftige Niveaus abstürzen lassen. Ein Schubs, und es wäre geschafft! Richtig, Eric?

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      AOL Time Warner schreibt 100 Milliarden Dollar ab

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      An den US-Märkten machten gestern zwischenzeitlich Gerüchte die Runde, denen zufolge der Irakkrieg vermieden werden könnte, wenn Saddam Hussein ins Exil ginge. Die US-Regierung würde eine solche Entwicklung unterstützen. Colin Powell gab dieser Spekulation Nahrung, als er auf einer Pressekonferenz Folgendes sagte: "Wenn (Saddam) das Land verlassen würde und ein paar Familienmitglieder und andere der Führungsriege mitnehmen würde, die für soviel Ärger im Laufe dieses Regimes verantwortlich waren, dann würden wir – da bin ich sicher – versuchen, ihnen einen Platz im Exil zu suchen." Allerdings bezeichnete kurz danach Richard Boucher, Sprecher des State Department, diese Möglichkeit nur als "eine Idee, die da draußen kursiert".

      Eine andere Idee, die in diesen Tagen "da draußen kursiert", ist die Einschätzung, dass sich die Wirtschaftslage stabilisiert und in eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte münden wird. Aber selbst Präsident Bush räumte in seiner letzten Rede ein: "Unsere Wirtschaft erholt sich. Dennoch wächst sie nicht schnell oder stark genug."

      Der Vorstandsvorsitzende einer großen S&P 500 Gesellschaft hat mir letzten Dienstag mitgeteilt, dass "die Wirtschaftslage viel schlechter sei, als die offiziellen Zahlen anzeigen." Angesichts des rauen Umfelds war dieser Vorstandsvorsitzende besonders froh darüber, dass er letztes Jahr für seine Firma ein moderates Gewinnwachstum vorweisen konnte. Leider wurde dieses moderate Gewinnwachstum durch die Entlassung von 1.000 Mitarbeitern ermöglicht ... und darin sehe ich ein GROSSES Problem für die US-Volkswirtschaft. Der Grund:

      Da die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen derzeit ziemlich stagniert, kann eine Firma nur durch Kostensenkungen ihren Gewinn steigern. Und Kostensenkungen bedeuten Entlassungen. Trotz der theoretischen Erholung – basierend auf den Zahlen zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt – wächst deshalb in den USA die Zahl der Arbeitslosen. "Der Abschwung am Arbeitsmarkt ist noch lange nicht überstanden", berichtet das Economic Policy Institute (EPI). "Der heutige Arbeitsmarkt ist schwächer als der vor ein oder zwei Jahren, und die `Erholung ohne neue Arbeitsplätze` geht weiter."

      Das EPI nennt einige der besorgniserweckenden Trends am Arbeitsmarkt: "Die Zahl der Beschäftigten ging nicht nur im Rezessionsjahr 2001 zurück, sondern auch im angeblichen Erholungsjahr 2002. Die Arbeitslosigkeit stieg das ganze letzte Jahr über, Dezember 2002 stand die Arbeitslosenquote bei 6,0 %. Seit dem letzten Boom ist die Zahl der Arbeitslosen um 2,8 Millionen gestiegen."

      Die Jobs verschwinden weiterhin – egal, wie hoch die Strategen der Wall Street das Wirtschaftswachstum einschätzen. Am Arbeitsmarkt ist einfach keine Erholung festzustellen.

      "Der Abbau der Beschäftigtenzahlen in der jüngsten Rezession und in der folgenden `Erholung ohne neue Arbeitsplätze` war größer als in den drei vorherigen Rezessionen und Erholungen", so EPI. "Andere Rezessionen mögen zwar zu Beginn größere Arbeitsplatzverluste gehabt haben, aber sobald sich die Wirtschaft erholte, stieg die Zahl der Arbeitsplätze wieder." Dieses Mal war das nicht der Fall. Wir sehen eine `Erholung ohne neue Arbeitsplätze`.

      Was ist noch schwieriger, als 100 Milliarden Dollar zu akkumulieren? 100 Milliarden Dollar zu verlieren. Das kann nicht jeder. Zuerst einmal muss man diese 100 Milliarden schließlich irgendwie zusammenkriegen. Dann muss man sich genug idiotische Wege ausdenken, dieses Geld zu verschwenden, so dass man diesen Geldbatzen verliert. Irgendwie hat AOL Time Warner im letzten Jahr diese Heldentat vollbracht. Vorgestern hat diese Gesellschaft mitgeteilt, eine Abschreibung in Höhe von 45,5 Milliarden Dollar vorzunehmen, um dem gesunkenen Wert von AOL gerecht zu werden. AOL hat bereits eine Mega-Abschreibung in Höhe von 54 Milliarden Dollar hinter sich. Zusammengenommen sind 100 Milliarden Dollar im Geldhimmel verschwunden! Vor drei Jahren, als AOL und Time Warner ihre Fusion feierten, prognostizierte ich, dass dieser neue Gigant sich wie "ein Elefant im Porzellanladen" verhalten würde. Aber ein Elefant hätte nie Porzellan im Wert von 100 Milliarden Dollar zerstören können – nur Vorstandsvorsitzende können das mit Unterstützung von Investmentbankern schaffen.
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      Freitag, 31. Januar 2003

      Krieg, Krieg, Krieg ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Wenn die Investoren in Panik verfallen sollten ... wohin werden sie flüchten? Ich glaube, dass auf dem Ausgangsschild "GOLD" stehen wird. Im Vergleich zum Dollar hat das Gold in den letzten 12 Monaten über 31 % zugelegt. Kurzfristig könnte es durchaus fallen (ich hoffe, dass es das tut ... ich werde dann kaufen) ... aber es gibt nicht viele andere Plätze für in Panik verfallene Investoren.

      *** Die Europäer haben natürlich ihren Euro. Der Dollar hat in den letzten 12 Monaten gegenüber dem Euro 26 % verloren. Die Deutsche Bank sagt, dass der Euro in den nächsten 12 Monaten bis auf 1,25 Dollar steigen könnte, wenn der Dollar seinem zyklischen Muster der letzten 20 Jahre folgen sollte. Derzeit steht der Euro bei 1,08 Dollar.

      *** Niemals zuvor hatten die USA ein so hohes Handelsbilanzdefizit. Niemals zuvor hielten Ausländer so viele Dollar wie jetzt. Wenn diese Leute in Panik verfallen, dann werden sie zu den Ausgängen stürmen, und das könnte schlimmer als alles andere in den letzten 20 Jahren werden.

      *** Krieg, Krieg, Krieg ... jeder hat dieses Wort derzeit auf den Lippen ... und man liest es in jedem Kommentar. Ich weiß natürlich auch nicht, wie der Krieg gegen den Irak ausgehen wird. Mein Kollege Dan Denning meint dazu:

      "So oder so wird der Irak in Zukunft mehr Öl fördern. Der Ölpreis mag dann zwar nicht steigen, aber die Aktienkurse einiger Ölgesellschaften werden dann steigen. Im letzten Irakkrieg stiegen die Aktienkurse der entsprechenden Gesellschaften um 15 % bis 40 %. Dieses Mal wird das genauso sein."

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      Die Spekulationsblase der Hypothekenfinanzierungen

      von Doug Noland

      Auf dem Weg ins Büro fallen mir jeden Morgen die "Zu Verkaufen" und "Zu Vermieten" Schilder an den Häusern auf. Mein Eindruck ist, dass trotz niedriger Zinssätze und sehr leichter Kreditvergabe der Markt für bereits existierende Immobilien gegen die Wand gefahren ist. Bemerkenswerterweise gilt dies nicht für Neubauten – dieser Markt bleibt stark. Wir haben es also mit einem zweigeteilten Immobilienmarkt zu tun, den ich in diesem Artikel untersuchen will.

      In der Vergangenheit machte ein schwacher Immobilienmarkt die örtlichen Banker nervös; sie hörten dann schnell auf, Finanzierungen für neue Bauprojekte bereitzustellen. Aber der aktuelle Immobilienzyklus ist anders. Zum einen wird der Boom bei den Neubauten von den großen Baukonzernen dominiert, die Hand in Hand mit den Hypothekenbanken arbeiten. Diese Baukonzerne haben einen fast unbegrenzten Zugang zu günstigen Finanzierungen, die ihnen ihre aggressive Wachstumsstrategie erlauben.

      Vergleichbar war die Situation im Telekom-Sektor 1999. Damals wie heute waren die Börse, Banker und die Regierung damit zufrieden, dass der Boom weiterging – ohne die Konsequenzen zu bedenken. Wie wir gesehen haben, ist der Impetus der Spekulationsblase am Immobilienmarkt nur noch größer geworden, je schwächer die Wirtschaftslage insgesamt wurde.

      Fast unbegrenzte Kreditverfügbarkeit ermöglichte es aggressiven Häuslebauern, Hypotheken mit nur minimalen oder gar keinen Tilgungsraten zu erhalten.

      "Keine Tilgungen, und keine Zinszahlung bis 2004", das hört man derzeit oft bei US-Autoverkäufern, wenn es um den Kauf eines neuen Wagen geht. Bei den Gebrauchtwagenverkäufern hingegen sind die Plätze voll. Wer will nicht lieber einen neuen Wagen zu günstigen Konditionen als einen Gebrauchtwagen? Vergleichbar ist die Situation am US-Immobilienmarkt.

      Steve Brown schrieb in den Dallas Morning News einen interessanten Kommentar: "Die schwache Wirtschaftslage hat auch Nord-Texas erreicht, dort sind Tausende in Gefahr, ihre Häuser zu verlieren. Die Zahl der Hausbesitzer, denen eine Zwangsversteigerung droht, stieg im Bezirk Dallas um 32 %. Im Bezirk Collin – wo besonders viele Leute aus dem High Tech- und Telekomsektor entlassen wurden – gab es 2002 sogar einen Anstieg um 73 %. Im Januar beträgt der Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat voraussichtlich 94 %." Und dennoch boomt der Markt für neue Häuser weiterhin.

      Man könnte argumentieren, dass die aufgeblähten Hypothekenfinanzierungen ja im Interesse sowohl der Käufer, Verkäufer als auch Baufirmen lag. Das wird sich dieses Jahr vielleicht in den Gewinnen der Baufirmen und deren Finanziers und Kreditversicherer widerspiegeln. Das erinnert wieder an den Boom im Telekomsektor 1999: Viele profitieren eine Zeitlang, auch nachdem der Boom sein Top bereits überschritten hat – aber der "marginale" Marktteilnehmer (der, der als letztes hinzukommt) wird untergehen. Oder, mit anderen Worten: Den letzten beißen die Hunde!

      Es könnte hilfreich sein, sich den Boom (und die spätere Krise) bei Bürogebäuden in den späten 1980ern ins Gedächtnis zu rufen. Obwohl die Leerstände schon deutlich stiegen und ernsthafte Probleme am Horizont auftauchten – was klar machte, dass ein sofortiger Baustopp für neue Projekte für alle die beste Lösung gewesen wäre –, rollten weiter fleißig Finanzierungen in den Sektor, und zusätzliche Bürotürme wurden gebaut.

      Viele "Investoren" fanden die überdurchschnittlichen Renditen dieses Marktes zu attraktiv; und diese Renditen waren ja schließlich seit ein paar Jahren erzielt worden! Wir bemerken es ja immer wieder – sobald die spekulative Infektion eine gewisse kritische Masse erreicht hat, ist es fast unmöglich, dies wieder abzudämpfen. Der Geldfluss in einen solchen Markt wird zu einer Geldflut, und ein schmerzvolles Ende wird unabwendbar.

      Es liegt in der Natur von spekulativen Märkten, dass ein Sektor in der letzten Phase eines Booms weiteres destabilisierendes Kapital erhält. Der Boom bei den Neubauten könnte noch 2003 weitergehen – aber die Kosten werden hoch sein. Der gesamte Finanzsektor puscht die Konsumenten in Bezug auf ihre Konsumschulden und Hypotheken an ihre absoluten Grenzen – das Pedal ist voll durchgetreten. Aber die Renditen auf die vergebenen Kredite gehen wegen zahlreicher Kreditausfälle schon zurück. Diese Entwicklung sollte zu denken geben – besonders weil auch das vierte Quartal 2002 gezeigt hat, dass das Schuldenmachen weiterging. Die Blase bei den Hypothekenfinanzierungen mag zwar noch Konsumenten finden, die sie füttern ... heute. Aber früher oder später – und wenn ich wetten müsste, dann würde ich "früher" sagen – wird dem allmächtigen Konsumenten die Puste ausgehen.

      investorverlag.de
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      schrieb am 31.01.03 19:46:57
      Beitrag Nr. 1.864 ()
      Lebensversicherungen


      Policen-Rendite sinkt um rund ein Viertel



      Lebensversicherungspolicen werfen für Sparer deutlich weniger ab: Die laufende Verzinsung aus Policen sank im Durchschnitt von 6,12 % im Jahr 2002 auf nur noch 4,74 % im Jahr 2003.


      ali DÜSSELDORF. Dies ergab eine Umfrage unter 69 Lebensversicherungsunternehmen der Rating- Agentur Assekurata. Die Lebensversicherer geben traditionell die Verzinsung bereits im Voraus bekannt. In diesen Zahlen sind keine Schlussgewinnanteile enthalten; diese werden dem Kunden erst bei Ablauf der Police garantiert und können daher bis dahin rückwirkend gekürzt werden.

      Die Zahlen von Assekurata entsprechend den Erhebungen des Branchendienstes map-Report, der 70 Gesellschaften befragt hatte. Nach den map- Zahlen sank die Durchschnittsverzinsung von 6,13 % in 2002 auf 4,79 % in 2003. Angesichts des dauerhaft niedrigen Zinsniveaus bei Anleihen, die im Schnitt 80 % der Anlagen der Versicherer ausmachen, und in Verbindung mit der Aktien-Baisse kann die deutliche Absenkung der Policen-Verzinsung nicht verwundern. Dennoch hatten zahlreiche Gesellschaften versucht, sich schön zu rechnen, und wiesen nur die Gesamtverzinsung aus, in der aber die variablen Schlussgewinnanteile enthalten sind.

      Diese variable und bis Vertragsende kürzbare Gewinnbeteiligung wird indes immer wichtiger: Lag der Anteil der Schlussdividende an der Gesamtverzinsung im Jahr 2002 noch bei durchschnittlich 19 %, waren es 2003 bereits knapp 30 %. Wird der Großteil der Gewinnbeteiligung erst am Ende des Vertrages gut geschrieben, kann der Versicherer in riskantere und damit höher rentierlichere Anlagen investieren. Bei einem Marktabsturz kann der Versicherer dann den Schlussgewinnanteil zusammenstreichen.

      Die Gesamtverzinsung – also inklusive der Schlussgewinnanteile – sank im Durchschnitt von 6,83 % im vergangenen Jahr auf 5,4 %. Bei der laufenden Verzinsung gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Gesellschaften: Die Spanne beträgt 6,95 % bis 3,25 %. Bis auf eine Gesellschaft (Debeka) haben alle befragten Lebensversicherer die laufende Verzinsung der Policen abgesenkt. Im Jahr 2002 lag die Spanne noch zwischen 7,45 % und 4,5 %. Assekurata-Chef Reiner Will: „Die Zeiten in denen die Guthaben im Schnitt mit 7 % verzinst wurden, sind definitiv vorbei.“ Einzelergebnisse der Studie unter www.assekurata.de


      HANDELSBLATT, Freitag, 31. Januar 2003, 08:06 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 19:49:27
      Beitrag Nr. 1.865 ()
      Neuer Insolvenz-Rekord befürchtet


      2003 droht neue Pleitewelle



      2003 droht ein neuer Pleiterekord in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten allein in den ersten zehn Monaten 2002 insgesamt 31 379 Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit offenbaren. Darüber hinaus stellten noch 17 394 Verbraucher einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens, teilten die Statistiker am Freitag in Wiesbaden mit.


      HB/dpa WIESBADEN. Angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfeldes und rückläufiger Zahlungsmoral dürfte damit 2002 die von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform prognostizierte Zahl von 37 700 Unternehmenspleiten (plus 16 Prozent) noch übertroffen werden. Für 2003 geht Creditreform-Geschäftsführer Helmut Rödl sogar von 42 000 zahlungsunfähigen Unternehmen aus. Bei den Verbraucherinsolvenzen erwartet er eine Verdoppelung auf 48 000 Fälle.

      Allein die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften lag in den ersten zehn Monaten 2002 mit 20 080 Fällen 12,4 Prozent höher als vor Jahresfrist. Dabei beliefen sich die Forderungen der Gläubiger auf 54,6 Milliarden Euro, berichtete das Bundesamt.

      Innerhalb der 38 550 „übrigen Schuldner“, die im Zeitraum Januar bis Oktober 2002 zum Amtsgericht gehen mussten, bildeten die Verbraucher mit 17 394 die größte Gruppe. Hinzu kamen 13 475 ehemals Selbstständige, 5726 natürliche Personen als Gesellschafter und 1955 Nachlässe.

      Ein Vergleich mit den Vorjahreszahlen ist nach Darstellung des Statistischen Bundesamtes nicht möglich, weil mit der Reform des Insolvenzrechts zum 1. Dezember 2001 erheblich mehr Verfahren eröffnet werden als zuvor. Nun können auch natürliche Personen ein Verfahren beantragen, wenn sie mittellos sind, da ihnen die Kosten gestundet werden können. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ist jedoch Voraussetzung, um - nach sechsjähriger Wohlverhaltensphase - auch die Befreiung von den Restschulden zu erlangen.


      HANDELSBLATT, Freitag, 31. Januar 2003, 16:52 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 20:20:52
      Beitrag Nr. 1.866 ()
      Avatar
      schrieb am 01.02.03 01:09:57
      Beitrag Nr. 1.867 ()

      Der AAII Bulls/Bears ist kein Kontraindikator.


      Der ARMS ist über die 1,5 Marke gestiegen


      Der Markt ist stark unterbewertet


      Der S&P500 ist gegenüber Zinspapieren unterbewertet



      "If the "VIX" is high, it`s time to buy, If is the "Vix" is low, it`s time to go"



      Spricht für sich selbst



      Der Markt ist stark überverkauft


      ...................



      "4-Legged Bullish Support vs. Barrage of Cross-Currents
      Iraq I vs. Iraq II revisited—it still is so similar


      by Don R. Hays


      Summary: Do you have an expert that can exactly determine all the problems and then tell you the effect they will have on the market? Of course not, and neither does anyone else. A classic example of this lack of ability is Alan Greenspan—with the most dismal records of prophesying in the history of Fed Presidents, but the world dotes on his every word. I say there is only one way to dictate your market opinions, by determining the support that is being given by the three parameters—psychology, monetary and valuation. The fourth leg comes from a permanent bullish bias that is predicated upon the overpowering long-term positive trend in the U.S. economy and stock markets for its entire history. The swing leg on this 4-legged support system has been psychology during the last 16 months, with monetary remaining super bullish. Valuation has now remained super bullish since the July 23, 2002 low, but before that it had also waffled between over and under-valued for the six months after the 9/21/01 signal. With the huge cross-currents trying to knock the bull off the support structure, each time psychology has weakened even a little the market has been buffeted. During the latest six weeks, however, psychology never reached a terminal stage of weakness, despite some temporary shifts. But even that slight weakening three weeks ago, it has now been rigidly reinforced. As a result of this 4-legged support since the internal bottom of July 23, 2002, the S&P 500 came down one time to a lower-low in October, but has not been able to make new lows since then as the 4-legged support continues to withstand the cross-currents.



      I have been comparing this current period as the world anticipates the beginning of the war to remove Saddam Hussein from Iraq, with the Iraq I that removed him from Kuwait. So far, so good, as the correction in the last 4 days is within a narrow whisper of correcting the same 61% of the preceding advance (as it did in 1991’s last correction) and is also right back to the support level produced by the first two high-volume explosive up-days immediately following the “head” produced 12 weeks earlier.



      9-11, Anthrax, Afghanistan—al-Queda, Iraq, Venezuela oil strike, Rising oil prices, Record bankruptcies, Deflation, Port closures, corporate malfeasance, trade protectionist restrictions, huge lay-offs, Double-dip economic forecasts, Suicide Terrorists, Israeli/Palestinian conflict, Growing trade deficit, Japanese bank crisis, Soaring gold price, high consumer debt, negative wealth effect, unemployment rising, housing bubble, business debt, credit crunch, credit quality concerns, quality of earnings, stock options, under-funded pensions, Insurance company worries, corporate governance, Brazil, Overcapacity, Widening Federal Deficit, Rising state deficits, North Korea, Weak Dollar, Argentina default, New Low in Nikkei Dow, K-Mart, Enron, Arthur Anderson, Tyco, Global Crossing, and UAL.



      Whew!! The stock market of the last two years has been hit with a constant barrage of cross-currents that would choke a horse. You can see the kind of battle that any bullish support was trying to combat, and if that support has just had a slight loss of its strength, the tornado winds had its way.



      Long-term readers know that the bullish support first started to come in as far back as in the December 22, 2000 period, but that was only 3-legged support as the psychology and monetary legs had begun to strengthen. The strong rally off that support was enough to weaken the psychology support as well as to further weaken the valuation, so another huge rush of negative cross-currents had its way into that March-April panic sell-off period when for the first time in three years the valuation composite came back to “fairly” valued. Valuation was not giving primary support, but at least for the first time was no longer a negative influence either. But with three strong legs, once again a strong rally ensued. But on the rally, it weakened psychology, and pushed valuation back to an over-valued status. The market had already begun to weaken in late August 2001, before the next Tornado hit it with a weakened support system, but when the humongous hurricane of 9-11 arrived, it really sent the weakened support tumbling.



      The panic that came in the aftermath of the 9-11 attack pushed the valuation leg to the extremely undervalued territory for the first time since back in 1995. Psychology and Monetary reached one of the most positive levels in the previous two decades, and sure enough the support was in such a renewed state that it produced a very dynamic rally into the March-April 2002 time frame—despite continuing negative news.



      The negative winds were blowing hard, but as long as the 4-legs remained strong, the bull remained victorious fighting off the unsettling forces. But with earnings remaining relatively mundane that 6-month rally once again reverted the valuation gauge to an over-valued condition. At that March 2002 juncture, investors were feeling pretty good. As shown in the charts included on the next page, you will see with the Smart Money Index and the AAII investor sentiment weakening, the psychology leg now was failing to provide the rock-solid support needed to fight off these historic cross-currents.



      So the economic fears and especially the increasingly likely approaching conflict with Saddam Hussein took its toll on the weakened support structure. That produced the sharp sell-off in that April-July 2002 period. As this was occurring, the bond market experienced a huge rally producing the lowest yields in the last 40 years. The combination of earnings expectation “hanging in there, the declining level on the S&P 500, and the low comparative bond yields drove the S&P 500 valuation composite to its most under-valued condition of the last 23 years. The Smart Money Index, the AAII survey, the CBOE Volatility index, the 10-day Arms index, the Put/Call Ratios, etc. reinforced the Psychology leg to a degree that is rarely seen. Of course, throughout this entire time, the one main-stay leg—monetary, has continued to be strong, but it alone was not been able to maintain the extra support for stability. Under normal conditions of negativism, a 3-legged support will continue to fight off the normal winds. But in this historic hurricane system, it has required all 4-legs to fight off the enemy.



      If you can take an objective view of the market action since July 23, 2002, you will see that the massive 6-month consolidation is still intact despite new lows in consumer sentiment and the double-dippers giving throat-gurgling screams of potential disaster. And the real kicker has been this huge preoccupation with the potential conflict with Iraq. During this entire period, even with the two fairly significant rallies up to the neck-line, for the first time of the rallies of the last 15 months, none of the legs of the bullish support weakened to a degree that support was not provided.



      This period has produced a reverse head-and-shoulders pattern that had all the indications of producing the end of the long hurricane season. But just at the time the market indices moved up to its 200-day moving average, instead of blasting out as I was hoping for (and expecting) it has experienced one more sinking spell that has corrected 59.4% of the previous rally from its October 9, 2002 “head” juncture.



      Let me be the first to say that I did not sufficiently adapt to the oscillating support being produced by the 4-legged asset allocation discipline during each of these periods. My failure to react--by shifting in and out of equities over this 15-month period--was a result of seeing so many great bull markets over the last 34 years continue to climb for many months even on a weakened support system. I did not expect the huge force of the cross-currents, instead expecting the economy to react much stronger than it has based on the most favorable monetary environment of the last 50 years. With my expectations of weakening cross-currents, I thought even a 3-legged support could produce more bullish action. It turns out the corporate managements and the ECB have so far refused to take advantage of the growth opportunities, and the removal of the massive excesses from the greed cycle of 1994-2000 produced a avalanche of cross-currents attacking my bullish expectations. But that was my mistake, not the discipline’s.



      So I’m certainly not campaigning for sainthood, and indeed my confidence in the 4-legged discipline has been reinforced in this time frame by the way its temporary periods of “strong” support has fought off the historic forces at each of those previous 4 junctures. In each instance, it was only after that support had lost a little of its strength that the hurricanes, tornadoes, and earthquakes were able to push the market back down.



      So what’s different about this time that makes me still believe the last six month consolidation will lead to an end of the devastation of the last three years? Let’s take a look.



      This indicator has been one of the swing factors that has served to weaken on each major critical juncture. If you look back you will see that on each of the rallies of the last 15 months in which the market has succumbed, this ratio of the 3-week average of bears to bulls as surveyed by the American Association of Individual Investors had dropped back to the 30% level. But on the latest rally of the last six weeks, that took the indices back up to that neck-line resistance line, the ratio dropped but did not hit the 30% line. And now it has soared right back to the super-bullish 150% line. This is very rare, and now it has occurred at what I consider to be the left shoulder, the head, and now at the right shoulder.



      By the way, just as a side-note, I am getting questions about the use of the Investors Intelligence Advisory Sentiment survey. I have said this on hundreds of different occasions over the last 34 years, but I have NEVER found this to be an effective indicator. It is one of those indicators that you can look back, after the fact, (sort of like Elliot Wave theory in my opinion) and see that the market peaks came with a certain level of bullishness, but there is no one level that works in all periods. So I have steadfastly refused to EVER use it as a dependable indicator. That certainly does not diminish my opinion of the excellent service that compiles this indicator. I watch the indicator from time to time, but not as a primary indicator. Investor Intelligence has been one of the most innovative quantitative firms in history, but it is not this indicator that makes them great in my opinion. In fact, I don’t even consider the AAII survey as a primary indicator, but it is the best one that I have ever found to measure the wiggles of investor sentiment.



      The Smart Money Index is one more strong reason to look for a bullish resolution to the market action of today. I don’t use the Smart Money Index as a primary indicator, simply because its time lag sometimes can absolutely wear my patience out. But it is one of the very best hand-holding indicators. When its message is directly opposite of the market action, it has always been telling a very important message. If you don’t understand any of these indicators, I’ll remind you that we have a glossary of terms describing their make-up on the chart section of our web-site. But to get back to my hand-holding, you can so obviously that even though all those previous sell-offs were telegraphed by the Smart Money index beginning to wane before each of those rally attempts reached their peak, on this period the S.M.I. has been remaining right up there at a peak level—no visible weakness. That is telling me that it is “dumb” money, emotionally driven money, that is causing the latest siege of weakness. The “really good” news came when it made a new high day before yesterday. This is predicting a very strong rally in the next few weeks. The bottom line is that this correction in the indices that is being tagged at the weakest point in “3 months” is not a rational decline that should be considered another wave of selling like the “failures” of the last 15 months.



      By the way, you might want to check out the CBOE Volatility index on our website. It moved back to that magic 39.50 level again day before yesterday. In all cases in its 15-year history, the market has made a major bottom either on that day of penetration, or just in the very next few days after the VIX moved above 39.50.



      These historical examples are nothing more than just faint attempts to try to take previous examples from history and draw some insights to help put the flesh on the skeleton that our 4-legged discipline has resurrected. But I think you can see the similarities between these two periods. They are not exact, but pretty close. You can see as the world was preparing to remove Saddam Hussein from Kuwait where they were killing, mutilating, and raping, the market actually bottomed out way back in October of 1990. It then moved up and “kissed” the 200-day resistance line on two occasions. This pattern had all the appearances of producing a reverse head-and-shoulders bottoming formation, but as the deadline for IRAQ I approached the market had one more sharp sell-off that took away 61% of that prior advance off the October low. It also moved almost perfectly back to the inter-day peak of the explosive two-day high volume initial rally from that prior October low. That high volume two-day rally produced the resistance for the “last” correction.



      Now, flash forward to today’s example. The “head” of October 9th is certainly similar. The 2-day high-volume explosive rally is similar. The rally to kiss the 200-day moving average twice is similar, and now the correction has not only erased 59% of the prior advance, but is also almost perfectly back to the inter-day high of that high volume explosive rally off of that October “head” trough level.



      But, with all this evidence, you still have to keep your critical decision points in place. Life, golf, and the stock market is not a game of perfect, even though we can maintain disciplines that strongly make them highly profitable and enjoyable.



      I’ll be back with you on Monday morning, my friends."




      ........................................



      FAZIT: Happy Days are here again !!!
      ;) ;) ;) ;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 01.02.03 09:14:47
      Beitrag Nr. 1.868 ()
      Harry - kannst Du den chart smart vs emotional buying bitte kurz erläutern. Gibt es so etwas auch für Deutschland?
      Avatar
      schrieb am 01.02.03 12:23:37
      Beitrag Nr. 1.869 ()
      Hallo Stormy,

      soetwas wie "Smart- versus Emotional Buying" gibt`s wohl nicht Deutschland.
      Ich weiß auch keine URL, wo der Indikator zu finden ist.

      Der Indikator misst das Verhältnis der Marktaktivitäten der Großanleger(Smart Buying-intelligentes Kaufen) zu den Kleinanlegern(Emotional Kaufen-dummes/gefühlsmäßiges Kaufen) in den ersten 30zig Handelsminuten und der letzten Stunde eines jeden Tages.

      Intelligent und Dumm deshalb, weil die Großanleger mehr Hintergrundinformationen haben und deshalb "intelligent"
      handeln und die Kleinanleger aus Mangel an Wissen nur "gefühlsmäßig" agieren können. Der Indikator hat eine Vorlaufzeit von inetwa 75-85 Tage.



      ---------------------------------------------

      Smart Money Index/Smart Money Components(Smart Buying versus Emotional Buying)


      I first read of this Smart Money Index, in an article the developer Lynn Elgert wrote in Barrons in the months following the 1987 crash. It had called that crash with a lead time of several months. It doesn`t call every move, but when it has made a decisive signal by not confirming the action of the Dow Jones Industrial index, from which it is based upon, it has been virtually perfect on its predictions. This is an index that is prefaced upon the principal that the trading during the first 30 minutes of each day is very emotionally based, and depends so much upon the fresh "hype" of the morning news and media "talk." That is considered "dumb" money. But the trading in the last one-hour of trading is not very news motivated at all, in fact it is based solely upon the overall reasoned out logic and analysis. That is considered "smart" money. So the cumulative index simply subtracts the performance of the Dow during that first 30 minutes, and adds the performance of the last one-hour. The signals come when the "Smart Money" index does not confirm the new highs or lows of the Dow Jones Industrial Average`s. I think the basis for this index is ingenious. It only includes two times in its cumulative progress. It subtracts the action of the Dow Jones Industrial Average during the first 30 minutes of the day. Very obviously, the first 30 minutes of the day is the most emotional time of the trading day as all the news releases, analyst upgrades/downgrades, and morning financial news programs are hyperventilating over the latest corporate or government bit of jabberwocky. When Maria does her handstands and cartwheels (Ra Ra Ra), highlighting the morning’s hype through her cheerleading megaphone, the juices of those unsophisticated “dumb” money investors rush to enter their market orders before the opportunity to “strike it rich” gets away. So very intuitively, trying to measure just the smart money this index totally subtracts that 30 minute’s performance from the ongoing cumulative total. The least emotional time, of course, is the last one hour of trading. Very rarely does any news come out in the afternoon hours. So the investing that is done in the last one hour is generally more a function of a thought-out reasoning process. This index adds the Dow’s performance of the last one hour. The stellar performance of this index shows that in the times that the upward slope of this Smart Money Index confirms new highs in the Dow Jones Industrial Average itself, the market’s progress is healthy and more upside remains. But conversely, when the Dow makes new highs, while this index is dropping well below its high, it is a signal that the BIG money, the “smart” money is very persistently headed for cover. This index has really hit a lot of home runs, calling the serious declines in 1987 and 1998 well in advance. It tends to have a lead-time of 75-85 days, which is good, but also very testing to its followers.

      Don R. Hays


      -----------------------


      Noch ein Chart. Wird oben auch !!! von Don Hays erklärt.






      H_S :) :)
      Avatar
      schrieb am 01.02.03 17:26:28
      Beitrag Nr. 1.870 ()
      Danke Harry!
      Avatar
      schrieb am 02.02.03 21:42:07
      Beitrag Nr. 1.871 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen (spatzseite)
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten

      Von Sicherheit und Versicherung: 02.02.2003
      DIESE WOCHE

      In diesem hochaktuellen Beitrag beleuchtet der Spatz die Geschichte der sozialen Sicherung und findet heraus, weshalb Kriege erforderlich sind, von Zeit zu Zeit die Wirtschaft neu auszurichten, d.h., insbesondere wieder unter amerikanische Vorherrschaft zu bringen. Das System von Bretton Woods, der Yom Kippur Krieg und die "Ölkrisen" der 70er Jahre erscheinen in einem neuen, und wie es der Leser gewohnt ist, unkonventionellen Zusammenhang.


      Wie steht es um unsere Sicherheit wirklich?


      Die Sozialversicherung begann nicht erst mit Bismarck. Sie war da, so lange es Menschen gab. Ein mittelalterlicher Bauer übernahm zum Beispiel den Hof seines Vaters und zahlte an diesen den "Kredit", den er mit der Übernahme des funktionierenden Betriebs aufgenommen hat, in Form von Altersruhegeld zurück. Der Bauer erzog auf seine und seiner Frau Kosten selbst Kinder, macht sie tüchtig. Das war sein Beitrag in die Altersversorgung. Er hatte allerdings ein anderes Sicherheitsproblem: Völkerwanderer und Andere, die ihm das Land streitig machen wollten. Hier gibt es einen Zusammenhang, an den man ungern erinnert wird. Mit wachsender gesellschaftlicher Arbeitsteilung wurde das erste, das grundlegende Sozialversicherungsverhältnis komplexer und abstrakter, darüber vergaß man das zweite. Damit das erste wegen der zu geringen Einkommen für Arbeiter nicht unterbrochen wurde, entwickelte man unter Bismarck die verpflichtende Sozialversicherung für Geringverdienende. "Vermögenden" blieb es freigestellt, sich zu versichern, oder es zu unterlassen.

      Bei den Versicherungen sammelt sich das Geld der einen an und floß zur Versorgung der anderen ab. Sicherheit, daß das in Krisenzeiten auch so sein würde, bot ein bei der Versicherung angesammeltes Vermögen. Es war den Versicherungen nicht freigestellt, wie sie das Geld der Versicherten vermögenswirksam anlegen konnten. Es sollte "sicher" angelegt sein und das hieß, es wurde in Dinge und Unternehmungen investiert, die für die Gesellschaft überlebenswichtig waren, in Immobilien und wesentliche Versorgungsunternehmen. In diesen Bereichen wurde aber zu wenig "Geld verdient". Das große Geld brummt in der New Economy, meinten schließlich auch die Versicherer?

      In letzter Zeit streichen Lebens- und Altersversicherer die versprochenen aber nicht garantierten "Überschußanteile" mehr und mehr zusammen. Die Versicherten wundern sich, wie gering der "Garantieanteil" ihrer Versorgung ist. Die Versicherer hatten über die Jahre gewaltigen Aktienbesitz als "Sicherheit" angesammelt. In England besitzen sie (nach London Times vom 28.1.) 40% aller britischen Aktien, anderswo ist es kaum anders. Nun hat sich in England, wie anderswo, der Aktienwert seit 1999 halbiert und demnach auch das Vermögen und die Rücklagen der Versicherer. Außerdem sind Krisenzeiten nicht gerade Zeiten, in denen man Papiere verkaufen sollte. Gehen die Versicherer ans "Eingemachte", stellen sie fest, daß hier einiges faul geworden war. Das wiederum stellen die Aktionäre der Versicherungen fest und verkaufen ihre Aktienanteile; und so erklärt sich, daß die Aktien der Versicherer in den letzten Tagen in den Keller rutschen und der Chef der amtlichen Finanzaufsicht Englands (FSA) Sir H. Davies mit englischem understatement zugeben mußte: "Dies sind schwierige und herausfordernde Zeiten für Lebensversicherer und ihre Versicherten" (Guardian 28.1.).

      Nun müssen wenigstens die vertraglich "garantierten" Zahlungen an die Versicherten weitergehen. Woher nehmen und nicht stehlen? Nun, warum so unanständige Wörter in den Mund nehmen? Die Bank von England kann ja auch Geld drucken, wer will da gleich von "stehlen" reden. Der Wert des Geldes schwindet dabei langsamer als die Opfer es merken. Aber auch die Gelddruckerei hat ihre Grenzen; die festzustellen haben sich gutbezahlte Wirtschaftswissenschaftler redlich bemüht.

      In den USA gibt es eine staatliche Stelle, die Versicherte vor der Pleite ihrer Versicherung schützen soll: Die Rentenzahlungs-Garantiegesellschaft (PBGC). Sie soll sicherstellen, daß etwa 44 Millionen Arbeiter, die über Sozialversicherungen ihrer Arbeitgeber versichert sind, bei Betriebspleite nicht ihre Rente verlieren. Der Chef der Firma, Steve Kandarian, legte den Geschäftsbericht des Jahres 2002 (vom 1.10.2001 bis 30.9.2002) vor. Das Geschäftsjahr begann mit 7,73 Mrd. US$ Überhang und endete mit 3,64 Mrd. US$ Defizit. Der wirtschaftliche Erfolg: 11,37 Mrd. Miese in einem Jahr, "der größte Verlust in der Geschichte der Bundesversicherungsgesellschaften" der USA. Man mußte unter anderem die Betriebsrentenkassen der drei großen Stahlfirmen, LTV, National Steel und Bethlehem Steel übernehmen. In diesem Jahr stehen die Kassen großer US-Luftfahrtgesellschaften an. PBGC soll noch über 24,43 Mrd. US$ Reserven verfügen. Die wären in zwei Jahren aufgebraucht, wenn es weiter geht, wie im letzten. Was aber, wenn die Firma ihre Reserven liquidiert, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Wert der Reserven schrumpft ja nicht nur mit den Einnahme-Unterschüssen, sondern auch beim Verkauf der Papiere, der ihren Marktwert senkt. Wenn das Rentenkonzept platzt, verlieren die Bezugsberechtigten der Betriebskassen ihre Rente - und dann könnten Steine fliegen?

      Wo bleibt die Sicherheit? Beim mittelalterlichen Bauern lagen die Dinge klar auf der Hand. Die einzige Sicherheit bot dem das Schwert in der Hand und der Arbeitsertrag, denn ohne ihn bekam der Altenteil keine Altersversorgung und konnten die Versicherungszahlungen in die Arbeitsfähigkeit der nachwachsenden Generation nicht aufrechterhalten werden. Was sichern Aktien, Bonds Obligationen Pfandbriefe etc.? Sie versprechen etwas, schaffen aber nichts. Was Versprechungen wert sind, das haben erst kürzlich die Balkanvölker kennenlernen müssen. Vom versprochenen Wiederaufbau lebten bisher nur einige transnationale Bürokraten - die aber nicht schlecht.

      Arbeitserträge werden ein Problem, wenn sich niemand mehr die Erträge der Arbeit leisten kann oder leisten will, weil die falschen Dinge produziert wurden, zum Beispiel Handys, Windmühlen oder Verwaltungsschikanen unserer aufgeblähten und unterbeschäftigten Regierungsapparate. Deshalb wünscht sich Dr. Scheer von den Grünen auf einer Kundgebung am 14. Januar in Hannover im Beisein des niedersächsischen Umweltministers Jüttner (SPD) wieder "klare Verhältnisse". Wie die Nationalsozialisten aber aus angeblich anderen Gründen, also eher wie Herr Morgenthau, fordert er für Deutschland die Abkehr von der fossile energieverbrauchenden Industrie und die Rückkehr zur regenerativen Bauerngesellschaft. In ihr ist - wie gesagt - alles überschaulicher, ob deshalb auch sicherer und ausreichend, ist zu bezweifeln. Unsere verpönten Vorfahren waren da noch anderer Meinung und strengten deshalb ihre naturwissenschaftlich-technischen Erfindungsgaben an.

      Bleiben wir bei dem Teil der Fakten, den die Regierung der Führungsmacht zu verantworten hat, die letztinstanzlich die Sicherheit bietet. Wir hörten nach langer schleichender Anhäufung von Staatsdefiziten und Haushaltsklemmen der Regierung plötzlich unter Clinton etwas von riesigen Haushaltsüberschüssen, die sich bis zum Jahr 2005 zu gewaltigen Beständen an Zahlungsmitteln anhäufen sollten. Die Zahlen sind unerheblich, weil sie ohnehin vom Nachfolger gekonnt und schnell wieder weggeschmolzen wurden. Nun erwartet Mitchell Daniels der Chef vom Amt für Haushalts-Management (OMB) in echt american understatement im laufenden Jahr ein Defizit von rund 330 Mrd. US$ das wären noch etwa 3% des erwarteten Brutto-Inlandprodukts. Noch vor einem Jahr lag es nach Angaben des OMB bei nur 109 Mrd. US$. Es hat sich übers Jahr also verdreifacht. Es liegt aber immer noch beim Richtwert der Maastrichter Verträge Europas, ist also geringer als das, was "Schuldenabbauer" Eichel an Neuverschuldung einzufahren gedenkt. Wie Bush das Geld mit Steuerabbau und Waffenkäufen durchgebracht hat, ist bekannt, interessanter wäre es zu wissen, wie es zuvor zu den plötzlichen Haushaltsüberschüssen gekommen war. Ließe sich das nicht wiederholen?

      Nun wie fast alles, was in der US-Wirtschaft zur Zeit abläuft, handelte es sich auch bei diesen Überschüssen um einen Buchungstrick. Auch die gehören zum Thema Sicherheit und seinen erwähnt. Inzwischen sind über 919 Firmen dabei ertappt worden, ihre Bilanzen der Börsenstimmung wegen gefälscht haben, darunter auch große Finanzhäuser der Wallstreet. Sie haben, im US-Recht zulässig, sich für 1,4 Mrd. US$ von weiteren Untersuchungen ihres Treuhandbetrugs freigekauft. Nun wollen sie dieses Geld von ihren beiden großen Versicherungen AIG und Chubb wieder bekommen. Wozu hat man denn einbezahlt? Der Streit ist noch nicht entschieden. Doch zurück zu den Haushaltsüberschüssen, bei denen die Versicherung direkt im Spiel ist. Überschüsse wies in den USA ein "vereinigter" Haushalt aus. Vereinigt wurden der reguläre Haushalt aus staatlichen Ausgaben und Steuereinnahmen mit dem Fonds des Sozialversicherungstrusts. Die Überschüsse der Sozialversicherung wurden herangezogen, um den schäbigen Staatshaushalt besser aussehen zu lassen. Nun schaut beides zusammen schlecht aus, und man fragt sich in den USA, wer kommt für unsere garantierten Renten auf.

      Natürlich fehlt es nicht an Schuldzuweisungen. Von Steuerabbau und Rüstungskosten war bereits die Rede. Natürlich werden in den USA, wie bei uns, "steigende" Krankenkosten genannt. Die für das entsprechende Programm in den USA, "Medicaid", zuständige Kaiser-Kommission kündigt daher drastische Kürzungen der staatlichen Zahlungen an, die 47 Millionen darauf angewiesenen Geringverdienenden zugute kommt. 24 Millionen davon sind Kinder und über 13 Millionen Alte und Behinderte. Man streckt das ganze, in dem man, wie hier, immer mehr Leistungen aus dem Versorgungskatalog streicht, etwa Zuschüsse für Brillen, Zahnersatz, Rollstühle, Prothesen usw. Die Schließung von Altenpflegeheimen steht an, weil sie sich ohne staatliche Bezuschussung nicht mehr tragen und vieles der Art.

      Trotzdem kündigte der US-Präsident, nach dem einzigen Bibelspruch, den er sich als "wiedergeborener Christ" gemerkt zu haben scheint: "Wer hat dem wird gegeben, wer aber nicht hat…", weitere Steuersenkungen auf Wertpapiergewinne an und behauptet steif und fest: "The economy is just fine". Wird nicht zu wenig geschafft und geerntet, fragt man sich, litten darunter nicht die zahlungsfähige Nachfrage nach Wertpapieren (und daher ihr "Wert"), das "Konsumentenvertrauen", die Kreditrückzahlungen und die Einzahlungen in die Versicherungskassen? Man kann sich in der modernen Ökonomie, dank vieler nach allen Seiten geworfener "wirtschaftswissenschaftlicher" Nebelkerzen mit bunt bedrucktem Papier eine Zeitlang darüber hinwegtäuschen, daß alles schließlich immer auf den einfachen Satz hinausläuft: Ein Schnitzel das nicht produziert wird, kann man nicht verteilen. Moderner formuliert und weniger klar heißt er, "ein Schnitzel für das nicht bezahlt werden kann, wird nicht produziert". Da hilft keine Arbeitsbeschaffung, die nur beschäftigt aber nichts schafft. Wenn man, statt Windmühlen bauen zu lassen, sich der Einfachheit halber auf Steuererleichterungen zurückzieht, kurbelt man nur den Wertpapierhandel an, und nicht einmal den, weil die Schulden so groß sind, daß sich in ihrem Faß der Boden nicht mehr erkennen läßt.

      Steuererleichterung war das eine, "Aufrüstung" das andere. Gibt es auch dafür einen Grund? Genug, möchte man meinen und blickt sorgenvoll nach dem Irak. Keiner kann ernsthaft davon reden, der Irak stelle ein Sicherheitsproblem dar. Es gibt aber ein Sicherheitsproblem. Wir haben davon gesprochen. Was hat ein Irakkrieg damit zu tun? Er verschlingt nur weitere Geldsummen und verschlimmert die Unsicherheit, sollte man meinen. Man rechnet mit 50 Mrd. US$ an Steuergroschen, um die Truppen ein Jahr am Golf zu unterhalten. Die Kostenvoranschläge für den Krieg belaufen sich auf 200 bis 600 Mrd. US$. Rentiert sich das?

      Sicherheit gibt es, sagten wir, wenn genügend Versorgungsmittel geschaffen werden. Wer das nicht selbst besorgen will, muß andere für sich schaffen lassen, lehrt die Menschheitsgeschichte. Das bisherige Bretton Woods-System machte den USA diese Beschaffung leicht. Sie mußte nur Dollar drucken und andere Länder dazu bewegen, diese Dollars zu kaufen und als "Währungsrücklage" unter die Matratze ihrer Notenbank zu legen. Im August 1971 war diese Möglichkeit zu Ende. Die Matratzen waren voll. Jetzt mußte mit dem Yom Kippur Krieg und der Öl-Krise die Dollarnachfrage neu angekurbelt werden. Es gelang. Das kam 1982 an sein Ende. Inzwischen waren die meisten Länder so verschuldet, daß man ihnen über den Internationalen Währungsfond und seine Auflagen die Wirtschaftspolitik im Lande und vor allem den Preis der Dollar zur Schuldenrückzahlung diktieren konnte. Das hat dem freiheitlichen Amerikabild in den Ländern geschadet und die Position der dort mit Hilfe von Geheimdiensten eingesetzten und gehaltenen Regierungen untergraben. Wie weiter anschaffen?

      Wer nicht selbst arbeiten will, muß andere für sich schaffen lassen. Das begann mit Kain und Abel. Sie kennen die Geschichte. In der wirklichen Geschichte war es natürlich umgekehrt. Der Vieh-Nomade Abel versklavte den Hackbauern Kain, ließ ihn für sich arbeiten und bezahlte mit dem Schutz vor Terroristen und vor allem vor den eigenen Dummheiten, die er begehen würde, wenn ihm die Fron zu lästig wird. Sie wurde es damals, und wird es heute wieder! Sie sollten sich an die beiden schon oft zitierten wirtschaftlichen Grundtatsachen erinnern, die Sie nicht glauben wollen, weil sie in keinem Fachbuch stehen: Ein Kredit ohne die Pistole, mit der er zurückgefordert werden kann, ist ein Geschenk? Die alten Wikinger, die Vorfahren der angloamerikanischen Handels- und Finanzelite, bestimmten die Preise durch einen Blick erst auf die eigenen Waffen und dann auf die der Männer auf der Stadtmauer und dann wußten, was sie für ihre Waren verlangen konnten. Die Rüstung hat also ihren Sinn.

      Nicht immer genügte ein Blick - auch heute nicht. Manchmal muß man dem Blick unvernünftig widerborstiger Leuten andere sinnliche Erfahrungen folgen lassen, um sie daran zu erinnern, daß der Markt beschlossen hat, daß sie diejenigen sind, die freiwillig anzuschaffen haben. Und dann sind da noch die Schakale, die hoffen, daß bei dem Gemetzel auch für sie etwas herausspringt. So zum Beispiel jene europäischen und anderen Staatsoberhäupter und ihr Gefolge, die meinen, man müsse die USA in diesem anstehenden Irakkrieg auf jeden Fall unterstützen. Erstaunlich, daß wenigstens in dieser Frage unsere Regierung einmal nicht mitheult. Aber gibt uns das schon die Sicherheit, die wir heute zwar nicht mehr verdient dafür aber um so nötiger haben?
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      schrieb am 03.02.03 19:46:57
      Beitrag Nr. 1.872 ()
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      schrieb am 03.02.03 19:52:22
      Beitrag Nr. 1.873 ()
      Kriege ändern wenig am Börsentrend

      Wall Street-Bericht

      Eine mögliche Kursrallye an den US-Börsen nach Beginn von Kampfhandlungen im Irak wird nicht das Ende der dreijährigen Talfahrt am Aktienmarkt einläuten, sagen die Charttechniker von Salomon Smith Barney. Sie haben sich die Kursmuster während vergangener Kriege angesehen. Dabei stellten sie fest, dass die Börsen keine Trendwende erleben, sondern zu ihrer ursprünglichen Tendenz zurückkehren, meint Salomon-Analystin Louise Yamada.

      Das bedeutet, dass die US-Leitindizes noch unter ihre Fünf-Jahres-Tiefs vom Oktober zurückfallen können, schrieb Yamada in einer Studie. Sie hat die Entwicklung an den US-Börsen während der fünf Kriege, an denen die USA beteiligt waren, untersucht. In jedem Fall hat der dominante Trend den anschließenden Kursverlauf bestimmt. Wenn sich die Aktienkurse nach oben bewegten, wie in den zwei bis drei Jahren vor den Kriegen in Korea von 1950 bis 1953 und Kuwait im Jahr 1999, löste der Beginn der Kampfhandlungen „schlimmstenfalls einen vorübergehenden Kursrückschlag aus“, schreibt sie.

      So fiel der Dow Jones im Jahr 1953, als der Korea-Krieg endete, um 3,8 Prozent. Zwischen 1954 und 1956 kletterte er jedoch 78 Prozent. Das Ende des Golfkrieges markierte den Beginn eines neunjährigen Kursaufschwungs, in dem der Dow Jones fast das Vierfache an Wert gewann.

      Befanden sich die Aktienkurse hingegen in einer Abwärtsbewegung, wie 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges, oder kurz vor einer Marktkorrektur wie 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, brachte der Krieg einen Kursrückgang. Der Bärenmarkt von 1912 bis 1914 drückte den Dow Jones um 38 Prozent nach unten. Zwar legte der US-Leitindex 1915 eine Kursrallye hin, gab aber die nächsten zwei Jahre weiter nach. Ende 1918 lag er 6,5 Prozent unter dem Stand von Ende 1912.

      Während des Zweiten Weltkrieges machte die Börse eine Baissephase durch. Zwischen 1939 und 1941 büßte der Dow Jones 26 Prozent ein. Beim Vietnam-Krieg von 1962 bis 1975 waren zwei Phasen zu beobachten: 1962 brach der Index um elf Prozent ein, legte zwischen 1963 und 1965 etwa 49 Prozent zu. In der zweiten Phase sank das Börsenbarometer bis Ende 1974 auf 616 Punkte und damit unter den Stand von 1962.

      Am häufigsten wird derzeit jedoch der Golfkrieg als Maßstab dafür genommen, wie die Börsen reagieren dürften. Zwischen dem 26. Januar, als der Krieg begann, und dem Jahresende 1990 schnellte der Dow Jones 26 Prozent nach oben. Das war der Anfang einer Hausse, die bis zum Jahr 2000 anhielt.

      Die Benchmark-Indizes sind 2002 das dritte Jahr in Folge gefallen, und dieses Jahr fallen sie weiter. Die Marktteilnehmer befürchten, dass ein Irak-Krieg die Konjunkturerholung abbremst. Die Angst vor einem Irak-Krieg hat einige Unternehmen davon abgehalten, zu investieren. Außerdem zögern die Fondsmanager angesichts der unsicheren Lage, in Aktien zu investieren, berichten Investoren.

      Wenn es zu den ersten Kampfhandlungen gekommen ist, dürften die Aktienkurse eine Rallye hinlegen. Denn die Kurse spiegeln bereits den schlimmsten aller Fälle wider. „Derzeit stehen die Kurse wegen der erhöhten Unsicherheit und Angst unter Druck.

      Manche Investoren bemängeln, dass der Vergleich mit 1991 hinkt. Das Ziel von George W. Bush sei sehr viel ehrgeiziger als das seines Vaters 1991, nämlich Saddam Hussein aus dem Irak zu vertreiben. Daher dürften sich die Hoffnungen auf ein rasches Kriegsende als falsch erweisen.

      Andere Investoren sagen, dass die Konjunkturerholung, die nach dem Muster „Stop and Go“ verläuft, in Wahrheit schuld daran sei, dass die Börsen die Kursgewinne nicht halten können. „Wir können nicht einfach alles dem Irak in die Schuhe schieben – das ist ein Ablenkungsmanöver“, betont Mark Roach, Fondsmanager bei Vaughan, Nelson, Scarborough & McCullough L.P. in Houston.

      „Ich bin mir nicht sicher, ob die Wirtschaft besser dastände, wenn der Krieg vorbei wäre.“ Bloomberg

      Artikel erschienen am 3. Feb 2003
      http://www.welt.de/data/2003/02/03/38418.html
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      schrieb am 03.02.03 21:11:24
      Beitrag Nr. 1.874 ()
      Studie: Aktienfonds verlieren, Anleihen gewinnen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Aktienfonds, die primär auf dem US-amerikanischen Markt investieren, verloren in der Woche zum 30. Januar $1.3 Milliarden an Kapital, nachdem sie bereits in der Vorwoche $900 Millionen verloren haben. Dies teilt Researchdirektor Carl Wittnebert von Trim Tabs mit. Im Januar entnahmen Investoren insgesamt $5 Milliarden aus US-Aktienfonds, schätzt Wittnebert. Anleihenfonds gewannen in der Woche zum 30. Januar $1.9 Milliarden an flüssigen Mitteln, nach $1.9 Milliarden in der Vorwoche.
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      schrieb am 04.02.03 01:02:09
      Beitrag Nr. 1.875 ()
      Bush: Defizit 2004 erreicht Rekordmarke von 307 Mrd USD

      Washington (vwd) - Das US-Haushaltsdefizit wird im kommenden Jahr die Rekordmarke von 307 Mrd USD erreichen. Wie es in dem am Montag veröffentlichten Budget-Bericht weiter heißt, werden die Ausgaben 2004 sich dabei auf 2,23 Bill USD belaufen. US-Präsident George W. Bush betonte jedoch, dass selbst ein Fehlbetrag in dieser Höhe angesichts der Größe der US-Wirtschaft sowie im historischen Vergleich noch niedrig sei. Für das laufende Jahr geht Bush von einem Defizit in Höhe von 304 Mrd USD aus.

      Der Haushaltsplan sieht dabei jedoch keine Rückstellungen für Ausgaben im Rahmen eines möglichen Irak-Kriegs vor. Die Bush-Administration geht dem Bericht zufolge weiter davon aus, dass in den Jahren 2004 bis 2008 ein Haushaltsdefizit zu veranschlagen ist. Dieses werde insgesamt bei 1,1 Bill USD liegen.
      vwd/DJ/3.2.2003/sam/jej
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      schrieb am 04.02.03 01:20:09
      Beitrag Nr. 1.876 ()
      Ericsson mit Schwierigkeiten

      Ericsson hat im vierten Quartal einen Verlust vor Steuern von 2,2 Mrd. schwedischer Kronen (rund 239 Mio €) zu verbuchen, nach 5,1 Mrd. Kronen im Vorjahr. Damit wurden die Erwartungen der Analysten verfehlt. Sie hatten lediglich mit einem Verlust in Höhe von 1,5 Mrd. Kronen gerechnet. Nicht ganz so deutlich wurden die Umsatzerwartungen verfehlt: Der Umsatz sank von 58,5 Mrd. Kronen im Vorjahr auf nun 36,7 Mrd. Kronen. Analysten hatten 37,5 Milliarden Kronen erwartet.

      Diese Zahlen enttäuschen. Kein Wunder, dass Ericsson strikte Sparmaßnahmen eingeleitet hat, so soll die Belegschaft bis Ende 2003 auf unter 60.000 Mitarbeiter schrumpfen. Anfang 2001 beschäftigte Ericsson noch 107.000 Menschen.

      Ericsson leidet als Telekomausrüster natürlich auch unter der Flaute in der Telekommunikationsbranche und den Einsparungen bei den großen Telekommunikationsanbieter. Dort führen die hohen Schulden zu einer erheblichen Einschränkung der Investitionen.

      So soll der Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres eventuell sogar um fast 30 % im Vergleich zum vierten Quartal 2002 sinken. Deswegen befürchten erste Analysten bereits, dass die Jahresprognosen von Ericsson nicht eingehalten werden können.

      Auch beim Ausblick eher düstere Töne: Ericsson sieht keine unmittelbaren Anzeichen für eine Erholung in der Branche. Allerdings plant das Unternehmen, im vierten Quartal wieder die Gewinnzone zu erreichen.

      Ericssons Zahlen sind gerade auch im Vergleich zu den Konkurrenten wirklich schlecht. Nokia hatte sogar in der auch für Ericsson wichtigen Mobilfunk-Netzwerksparte letztes Jahr ein Plus erzielt. Ericsson musste hier einen operativen Verlust von 300 Mio Kronen hinnehmen. Analysten hatten auf ein positives Ergebnis gehofft.

      Ich sehe in diesen Zahlen erste deutliche Hinweise, dass Ericsson in Gefahr steht, in nachhaltige Schwierigkeiten zu geraten. Allein der Kursverlust von über 80 % im letzten Jahr war schon ein erstes Indiz dafür. Diese Zahlen nun erhärten meine Befürchtungen. Kein Kauf.

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      Deutsche Einzelhandelsumsätze für 2002

      von Jochen Steffens

      Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erneut weniger umgesetzt als im Vorjahr. So seien die Umsätze real um 2,3 % und nominal um 2,0 % gesunken. Im Dezember sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat preisbereinigt sogar um 3,2 % und nominal um 3,1 % eingebrochen. Enttäuschende Zahlen. Dabei hätte gerade der Einzelhandel einen Umsatzzuwachs so bitter nötig gehabt. Ich befürchte, dass in den nächsten Monaten viele Einzelhändler endgültig aufgeben müssen.

      Zum November sanken die Umsätze saisonbereinigt real um 0,7 % und nominal um 0,4 %. Wie sehr die Zahlen enttäuschten zeigt sich, wenn man sich die Erwartungen der Analysten anschaut. Diese hatten einen realen Anstieg zum Vormonat um 0,9 % und zum Vorjahresmonat ein reales Minus von nur 1,9 Prozent prognostiziert.

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      Die Lasten der Zukunft ...

      von Martin Weiss

      Die letzte Handelswoche im Januar gestaltete sich wie erwartet sehr turbulent und volatil. Einige Indizes, wie der FTSE 100, durchbrachen die Tiefstände des Oktobers 2002, ehe sich gegen Ende der Woche eine leichte Stabilisierung abzeichnete. Der deutsche Standardwerteindex konnte sich aber noch über dem Intradaytief des 9.10.2002 von 2519 halten. Dennoch war der Monat Januar, im historischen Schnitt eigentlich ein "guter" Monat für die Aktienmärkte, alles andere als ein guter Indikator für den weiteren Verlauf des Jahres 2003.

      Wie dem auch sei, die Nervosität und Schwankungsintensivität wird sich auch in naher Zukunft im Vorfeld eines möglichen Krieges gegen den Irak kaum abbauen. Insofern agieren sie -falls überhaupt – weiterhin mit einem Höchstmaß an Vorsicht!

      Denn unbeachtlich des kommenden Kriesgsszenarios haben sich gewaltige Probleme für die Aktienmärkte aufgetürmt, die uns noch sehr, sehr lange beschäftigen werden. Vom allgemeinen Medienrummel um den Feldzug gegen den Irak weitgehend unbemerkt, wurde nämlich bekannt, dass die nationale Pensionssicherungsbehörde der USA das Fiskaljahr 2002 mit einem gewaltigen Verlust von 3,6 Milliarden $ abschloss. Im Vorjahr konnte noch ein Überschuß von 7,7 Milliarden $ erwirtschaftet werden. Aufgabe dieser Behörde ist es, die Deckungslücken in den Pensionsfonds insolventer Unternehmen zu füllen. So musste die Regierungsbehörde im vergangenen Jahr bei den Stahlfirmen Bethlehem Steel, LTV Corporation und National Steel in die Bresche springen. Und, dieses gewaltige Defizit könnte erst der Anfang sein, zumal möglicherweise auch bei United Airlines, Kmart und vielen anderen Großfirmen gigantische Löcher gestopft werden müssen.

      Es wird geschätzt, dass zum Jahresende 2002 insgesamt mehr als 300 Milliarden $ in den Pensionskassen der US-Unternehmen fehlen, obwohl Großkonzerne wie GM, IBM, Honeywell, Johnson&Johnson bereits gigantische Summen in ihre Pensionskassen im abgelaufenen Jahr umgeleitet haben.

      Insgesamt 360 der 500 Unternehmen des S&P500 weisen in ihren Pensionskassen Lücken auf, zumal seit Ende 1999 die Pensionsverpflichtungen der US-Firmen schneller stiegen als die jeweiligen Pensionsvermögen. Die Tragweite und Brisanz der Problematik ist enorm. Dies wird umso mehr klar und bewusst, wenn man sich einmal das Beispiel GM vor Augen hält: Bei diesem Weltkonzern ist das Loch in der Pensionskasse mittlerweile größer als die gesamte Marktkapitalisierung des Unternehmens!

      Aber nicht nur amerikanische Unternehmen müssen diese gigantischen Lasten bewältigen, sondern auch deutsche Konzerne wie Siemens müssen mehr und mehr Mittel für die unterfinanzierten Pensionskassen bereitstellen.

      Nichtsdestotrotz, eines ist sicher: diese gigantischen Löcher sind gewiß nicht in kurzer Zeit zu stopfen. Im Gegenteil, es dürfte auch angesichts der konjunkturellen Probleme immer schwerer für die Firmen werden, diese Lasten zu stemmen. Denn, die Mittel, die für die Pensionsfonds abgezweigt werden, wirken sich gleichzeitig wiederum nachteilig für Gewinne und Investitionen aus.

      Alles in allem ist dies ein weiteres gigantisches Damoklesschwert, das über den Aktienmärkten schwebt. Und ich fürchte, dass gerade auch deswegen das Tal der Tränen noch lange nicht erreicht ist!

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      98,7 Milliarden Dollar Verlust!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Tag für Tag ... verringert der Aktienmarkt die Kurse ... Vermögen ... und den Ruf vieler Leute. Der Dow Jones ist inzwischen unter das Low vom letzten Oktober gefallen. Das gleiche passiert derzeit fast überall. In London hat sich der FTSE-Index seit dem Top fast halbiert. In Paris beträgt das Minus fast 60 %. Und der DAX hat sogar nahezu 70 % seit dem Höchststand verloren. Irgendetwas muss passieren, denke ich mir. Die Leute können nicht immer weiter Verluste hinnehmen, ohne dass es eine wichtige Reaktion gibt: Entweder Panikverkäufe ... oder vielleicht Panikkäufe.

      Bis dahin liebe ich diesen Markt. Nennen Sie es gemein ... nennen Sie es Schadenfreude ... nennen Sie es, wie Sie wollen, aber mir gefällt es, Mutter Natur bei der Arbeit zu sehen. Sie schafft es immer wieder, Ungleichgewichte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und unverdiente Erfolge zu korrigieren.

      Nehmen wir zum Beispiel den armen Ted Turner – den ehemals größten Einzelaktionär von AOL/Time Warner. Er hat fast 80 % seines Vermögens verloren. Der Ehemann von Jane Fonda nannte seine Geschäfte einst "besser als Sex" – solange sie gut gingen. Aber dann brachte er den Zusammenschluss von Time Warner mit AOL auf den Weg. Die Finanzpresse liebte das. Die Investoren liebten das. Die altbackene Gesellschaft mit dem Namen Time Warner wurde dadurch hip, schließlich hatten wir das Informationszeitalter erreicht. Letzte Woche trat Ted Turner von seinem Posten als Vizepräsident von AOL/Time Warner zurück. Der Präsident Stephen Case hatte seinen Hut nur wenige Wochen vorher genommen. Letzte Woche gab AOL/Time Warner auch den größten Nettoverlust bekannt, den ein Unternehmen je produziert hatte: 98,7 Milliarden Dollar!

      Dann gibt es noch Peter Lynch, der sein Vermögen und seinen Ruf erlangte, als der Bullenmarkt noch frisch war. Noch vor dem Top am Aktienmarkt gab er seinen Posten als Fondsmanager auf, aber er ermutigte die Kleinanleger weiterhin, in Aktien zu gehen. Aber da hatten die Kurse bereits begonnen, zu fallen ... und die Kleinanleger verloren eine Menge Geld. Und jetzt sehen wir, dass Lynch – der immer noch kauft und auf einen Turnaround setzt – auch Geld verliert.

      Eric, was sind die letzten News von der Wall Street?
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      John Chambers, ein Ehrenmann

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Tage, in denen man mit 25 % Plus pro Jahr mit Aktien rechnen konnte, sind weit weg und deshalb nur eine schmerzvolle Erinnerung für die Investoren. Aber für viele amerikanische Vorstandsvorsitzende haben die guten alten Zeiten niemals aufgehört. Der Grund sind die immer weiter steigenden Vergütungen für Vorstandsvorsitzende – das ist ein Gesetz des Universums. So zuverlässig, wie die Sonne jeden Morgen aufgeht, steigen die Bezüge der Vorstandsvorsitzenden Jahr für Jahr.

      In den Jahren, in denen alles gut lief, bekamen die Vorstandsvorsitzenden einen großen Teil der Beute. Und in den weniger guten Jahren, die wir jetzt sehen, erhalten die Vorstandsvorsitzenden immer noch das, was sie in den guten Jahren erhalten haben – und noch ungefähr 10 % mehr. Das wenige, was übrig bleibt, überlassen sie den "kleinen Leuten".

      "Angesichts der enttäuschenden Unternehmensergebnisse im letzten Jahr und angesichts des faulen Geruchs, den die steigende Bezahlung der Vorstandsvorsitzenden bei den Aktionären bereits 2001 hinterlassen hat, hätte man eigentlich denken können, dass die Vorstandsvorsitzenden mit ihren Bezügen im Jahr 2002 etwas bescheidener geworden wären", schreibt Graef Crystal von Bloomberg verächtlich. "Eine Berechnung von mir über die Veränderung der Bezüge von 2001 auf 2002 zeigt jedoch etwas ganz anderes. Die 31 börsennotierten Gesellschaften, die 2002 einen Umsatz von mindestens 3 Milliarden Dollar erzielten, mussten in diesem Zeitraum einen durchschnittlichen Kursrückgang ihrer Aktien von 10,7 % hinnehmen. Aber die Vorstandsvorsitzenden dieser Unternehmen konnten sich über ein Wachstum ihrer Bezüge von durchschnittlich 9,3 % freuen."

      Diese Analyse von Crystal mag ekelerregend sein – aber sie ist nicht wirklich überraschend. (Und nebenbei, würden wir nicht alle die Chance ergreifen, einen obszönen, unmoralischen und unglaublichen großen Scheck zu nehmen ... nur einmal?)

      "Jetzt beginnen wir zu merken, warum die Bezahlung der Vorstandsvorsitzenden aus dem Ruder gelaufen ist", so Crystal. "Weil die Bezahlung in schlechten Jahren nicht fällt und in guten Jahren nach oben schießt." Crystal nennt ein paar Vorstandsvorsitzende, die er die "Schwarz-Hüte" nennt. Das sind die Vorstandsvorsitzenden, die "ein schlechtes Firmenergebnis mit steigenden Bezügen für sich selbst kombinierten"

      Nehmen wir Robert Walter von Cardinal Health, dessen Bezüge letztes Jahr um 147 % explodierten ... obwohl der Aktienkurs seiner Gesellschaft um 10,9 % fiel. Der Aktienkurs von Navistar fiel um 25 %, während der Vorstandsvorsitzende John Horne einen vergleichbaren Anstieg seiner Bezüge sah (+146 %).

      Aber Crystal nennt auch die "Weiß-Hüte". Sein Favorit: John Chambers von Cisco Systems. Die Cisco-Aktie fiel letztes Jahr um mehr als 30 %. Aber Chambers war so anständig, sein Gehalt auf 1 Dollar pro Jahr zu senken und auf alle Bonuszahlungen zu verzichten.

      Tja, man sollte nicht vergessen, dass Chambers in seiner Funktion bereits Hunderte von Millionen Dollar verdiente, während die Marktkapitalisierung von Cisco um Milliarden Dollar abnahm.

      Dennoch applaudiere ich der Geste von Chambers. Er erhält von Cisco dieses Jahr nur einen Dollar, was der Gesellschaft ungefähr 323.318 Dollar Ausgaben ersparen wird. Und jedes bisschen zählt. Man muss Chambers auch zugute halten, dass er seine Cisco-Aktien nicht verkauft, obwohl der Kurs auf ein 3-Jahres-Tief gefallen ist. Und er hat sogar alle 126.699 Aktien, die er im letzten Jahr gekauft hat, wohltätigen Zwecken zugute kommen lassen.

      Wenn mehr Vorstandsvorsitzende so wie Chambers wären, dann würde es auch den Kleinanlegern etwas besser gehen. Aber der Markt könnte sie so oder so bestrafen.

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      Hohe Ausfallrate bei Unternehmensschulden

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Zahl der Unternehmen, die ihre Schulden nicht mehr bedienen können, explodiert. Die Ausfallrate lag vor 10 Jahren noch bei nur 2 %, jetzt liegt sie bei 11 % (Quelle: Financial Times).

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      Montag, 3. Februar 2003

      Krieg für Öl?

      von Dan Denning

      Stevenson: "Verneinen Sie, Botschafter Zorin, dass die UDSSR Mittel- und Langstreckenraketen in Kuba stationiert hat?" Zorin: "Ich bin hier nicht in einem amerikanischen Gerichtshof, Sir, und deshalb will ich diese Frage nicht beantworten, da diese Frage wie von einem Staatsanwalt gestellt wird."

      Adlai Stevenson, der amerikanische Botschafter bei den Vereinigten Nationen, zu Valerian Zorin, dem sowjetischen Botschafter bei den Vereinten Nationen, am 25. Oktober 1962.

      Adlai Stevenson wurde der Drama-Star des Tages, nachdem er die Worte oben gesprochen hatte. Er machte die sowjetischen Lügen vor einem internationalen TV-Publikum öffentlich. Er zeigte der ganzen Welt die Fotos von den russischen Raketen in Kuba, die die amerikanische Aufklärung gemacht hatte. Die Welt wartet heute auf einen neuen Adlai Stevenson, der der Welt Beweise vorlegt. Und vielleicht wird Colin Powell am 5. Februar dieser Mann sein.

      Die Bush-Administration will kommenden Mittwoch Beweise vorlegen, die belegen sollen, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat. Aber warum warten? Ich werde heute schon etwas offenbaren. Es hat nichts mit Massenvernichtungswaffen im Irak zu tun. Aber es hat etwas damit zu tun, was George W. Bush tief in seinem texanischen Herzen mit den 112 Milliarden Barrel Öl des Irak vorhat.

      Die meisten Leute denken, dass der kommende Krieg um Öl gehen wird. Und so ist es auch. Aber nicht auf die Weise, wie Sie vielleicht denken. Der Irak sitzt auf den weltweit zweitgrößten bekannten Ölreserven der Welt. Laut dem US-Energieministerium könnten weitere unentdeckte 220 Milliarden Barrel Öl im Irak schlummern. Es könnte sogar noch mehr sein ... denn seit dem Golfkrieg 1991 wurde im Irak kaum noch nach neuen Ölquellen gesucht.

      Nicht, dass der Irak derzeit kein Öl fördern würde. Derzeit werden dort etwas weniger als 2 Millionen Barrel pro Tag produziert. Die Uno-Resolution 986 erlaubt dem Irak den Export von rund 2,2 Millionen Barrel pro Tag, um damit Nahrung und Infrastrukturmaßnahmen finanzieren zu können.

      Laut dem irakischen Ölminister Amir Rashid produzierten Anfang 2002 nur 24 von den 73 entwickelten irakischen Ölfeldern. Das ist zum Teil die Schuld des Irak selbst. Im Golfkrieg 1991 zerstörte der Irak einen großen Teil der Produktionskapazität der südlichen Ölfelder, bevor die feindlichen Bodentruppen diese Ölfelder besetzen konnten.

      Alles das wird sich ändern. In einem freuen Irak wird sich die irakische Ölproduktion auf 5 bis 6 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Aber wer wird dadurch reich werden? Die Iraker? Oder die großen Ölgesellschaften? Bush und Cheney und ihre texanische Ölmafia? Frankreich und Russland? Die Antwort sagt uns, wie man als Investor auch profitieren kann.

      Zunächst einmal: Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung macht eine Erhöhung der irakischen Ölproduktion nicht die US-Ölgesellschaften reicher. Eine Erhöhung der irakischen Ölproduktion sollte zu fallenden Ölpreisen führen. Und fallende Ölpreise sind normalerweise nicht gut für die großen Ölgesellschaften, auch wenn das Volumen steigt. Die Benzinpreise werden zwar fallen. Aber die Gewinne für Texaco werden nicht steigen. Wenn die Ölpreise nach dem Irakkrieg nicht fallen sollten – und damit meine ich Preise von 15 Dollar pro Barrel – dann wäre das wirklich eine Verschwörung.

      Die einzigen Gesellschaften, die nach dem Krieg profitieren werden – egal, wer dann die Ölfelder kontrolliert – sind die Gesellschaften, die die Ölfelder produktiv machen. Ich rede hier von Öl-Service-Gesellschaften. Es spielt keine Rolle, ob Frankreich, Russland, die US-Army oder eine neue irakische Regierung die Ölfelder besitzt. Wer immer sie besitzt, wird die Dienstleistungen und das Equipment brauchen, um diese Ölfelder profitabel zu machen. Kaufen Sie Öl-Service-Gesellschaften.

      Die Aktien dieser Gesellschaften waren auch die großen Gewinner im Golfkrieg 1991 – und zwar zu Beginn des Luftkriegs und zu Ende des Bodenkriegs. Ich prognostiziere diesen Aktien wieder schnelle Gewinne – unmittelbar nachdem die Kugeln zu fliegen beginnen.

      Die Aktien von Öl-Service-Gesellschaften verhalten sich meistens so wie herkömmliche Rohstoffaktien. Ihr Geschäft läuft gut, wenn neue Ölfelder gesucht und bestehende erweitert werden sollen – und das wird im Irak nach Saddam Hussein bestimmt der Fall sein.

      Auf jeden Fall scheint eine Ausweitung der irakischen Produktion fast unausweichlich zu sein. Die einzige Frage ist nur, wie es dazu kommen wird. Wenn Saddam bei seinem Abgang die Ölfelder intakt lässt – oder wenn er einfach keine Zeit hat, sie zu zerstören – dann wird die existierende Kapazität erweitert, und neue Reserven werden entdeckt und ausgebeutet werden. Andernfalls werden die USA und ihre Alliierten die zerstörte Infrastruktur der irakischen Ölindustrie reparieren müssen.

      Wenn der Irak seine Ölinfrastruktur komplett zerstört, oder wenn der Irak ein wirklich freier Staat werden sollte, dann werden gewisse Leute eine Menge verlieren. Und das sind die Leute, für die der Irakkrieg wirklich um Öl geht.

      Laut der UN-Resolution 986 darf der Irak seine begrenzten Ölexporte ja nur für bestimmte Importe wie Nahrungsmittel nutzen. Um Öl fördern zu können, wird dem Irak erlaubt, Verträge mit ausländischen Firmen, die Ausrüstungsgegenstände für die Ölindustrie verkaufen, zu schließen. Diese Verträge müssen von der UNO genehmigt werden.

      Man kann sich diese Verträge online auf der Homepage der UNO ansehen. Diese Homepage zeigt, dass Frankreich, Russland und China 798, 862 und 227 Verträge mit dem Irak in verschiedenen Genehmigungsstadien haben. Noch nicht alle dieser Verträge sind genehmigt worden. US-Firmen haben nur einen einzigen Vertrag mit der irakischen Ölindustrie. Großbritannien hat 8, und von diesen 8 sind 2 von der UNO verweigert und 6 genehmigt worden.

      Wenn man sich den Wert dieser Verträge ansieht, dann wird das Bild noch interessanter. Seit April 1995 wurden unter UN-Überwachung rund 3,3 Milliarden Barrel irakischen Öls exportiert, im Wert von etwa 62 Milliarden Dollar. Von diesem Geld sind seit 1996 rund 3,6 Milliarden Dollar für Käufe von Ausrüstungsgegenständen für die irakische Ölindustrie ausgegeben worden. Die UNO hat zwischen der irakischen Regierung und den ausländischen Firmen die Aufträge vermittelt. Die UNO schätzt, dass noch Verträge im Wert von 10,8 Milliarden Dollar in der Pipeline sind.

      Laut Thomas W. Murphy von www.usainreview.com ist "Russland die Nation, die die größten Geschäfte mit dem Irak macht; unter dem Öl-für-Lebensmittel-Programm hat Russland Geschäfte im Wert von 4 Milliarden Dollar mit dem Irak gemacht." Frankreich hat laut Mr. Murphy im letzten Jahr Waren für 1,5 Milliarden Dollar an den Irak verkauft, soviel wie keine andere Nation.

      Diese Umsätze werden übrigens mit irakischen "Kreditbriefen" bezahlt – diese Kreditbriefe werden dann mit Mitteln bezahlt, die durch die irakischen Ölexporte erzielt werden und die auf einem von der UNO kontrollierten Konto eingezahlt werden. Mit anderen Worten: Die französischen und russischen Gewinne kommen durch irakisches Ölgeld zustande.

      Ein Bericht aus dem amerikanischen Energieministerium spricht es aus: Russland hat in einem freien Irak eine Menge zu verlieren. Der Bericht sagt, dass "Russland, das vom Irak noch mehrere Milliarden Dollar wegen Waffenlieferungen zu bekommen hat, ein starkes Interesse am Ausbau der irakischen Ölproduktion hat, darunter ein Deal im Wert von 3,5 Milliarden Dollar über 23 Jahre zur Wiederherstellung der irakischen Ölfelder, besonders das West Qurna Feld mit 11–15 Milliarden Barrel Ölreserven."

      Und dann haben auch die Franzosen jede Menge zu verlieren. Der gleiche Bericht meint dazu: "Das größte irakische Ölfeld, das nach dem Abbau der Sanktionen wiederhergestellt werden dürfte, ist Majnoon mit Reserven von 12–20 Milliarden Barrel, das 30 Meilen nördlich von Basra an der iranischen Grenze liegt." Die französische Gesellschaft TotalFinaElf hat mit dem Irak einen Vertrag zur Entwicklung von Majnoon unterschrieben.

      Man könnte auch China und Deutschland nennen. Dutzende Länder sogar. Der Rush nach dem schwarzen Gold ist seit 12 Jahren im Gange, unter enger Kontrolle der UNO. Eine Studie der Deutschen Bank schätzt, dass internationale Ölgesellschaften Verträge im Wert von 50 Milliarden Dollar mit dem Irak geschlossen haben. Diese Verträge beinhalten die Suche nach 50 Milliarden Barrel neuen Reserven und die Erhöhung der Produktion auf 4 Millionen Barrel pro Tag.

      Es gibt nur zwei größere Länder, die nicht mit von der Partie sind ... und offensichtlich sind es genau diese beiden Staaten, die unbedingt einen Regimewechsel im Irak wollen.

      Die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung habe, was in den kommenden Wochen passieren wird. Aber wenn man etwas Logik benutzt, dann ist es nicht schwer, zu dem Ergebnis zu kommen, dass die irakische Ölproduktion steigen wird – in fast jedem Szenario. Sie könnte schnell nach oben gehen, wenn Saddam Hussein freiwillig ins Exil gehen würde. Und sie könnte später nach oben gehen, wenn er das nicht tut.

      In jedem Szenario werden die Öl-Service-Unternehmen Milliarden an neuen Aufträgen sehen – sei es für die Wiederherstellung zerstörter Ölquellen oder für die Erhöhung der Produktion von existierenden Ölfeldern oder für die Suche nach neuen Feldern.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 01:24:06
      Beitrag Nr. 1.877 ()
      Euro-Sentiment:

      Alles bleibt beim Alten

      Nervöse Anleger lösen Long-Positionen auf


      gol Frankfurt - Nimmt man die Spanne von 1,9 % als Indikator dafür, wie rege die Wechselkursentwicklung gewesen ist, könnte man eigentlich auf eine ruhige Handelswoche schließen. Doch die Intra-day-Bewegungen betrugen fast immer einen vollen Punkt. Merkwürdigerweise lagen über mehrere Tage Eröffnungs- und Schlusskurs dicht beisammen. Das lebhafte Treiben zirkulierte um die Marke von 1,0825 Dollar - ohne dass diesem Niveau ein besonderer Stellenwert zugesprochen werden kann. Erwähnenswert dagegen ist, dass der Euro gestern vor einer Woche seinen Höchstkurs bei 1,0905 Dollar markierte und folglich im Rückblick eine Korrekturwoche bleibt.
      Das beschriebene Umfeld war eine perfekte Spielwiese für kurzfristig orientierte Händler. Folglich hatten die von der Deutschen Bank regelmäßig befragten mittelfristigen Akteure wenig Grund, sich einzumischen. Ein Blick auf den von Cognitrend ermittelten Bull/Bear-Index bestätigt dies: Die Stimmung hat sich kaum verändert. Zwar ist der Optimismus geringfügig gefallen. Das hat aber wahrscheinlich nur mit einigen Glattstellungen von Long-Engagements zu tun. Damit sind Positionen gemeint, die erst kurz zuvor auf einem hohen Kursniveau aufgebaut worden sind. Diese Händler hat in der jüngsten Korrektur der Mut verlassen. Dabei gab es dafür kaum einen Grund. Schließlich ist die Performance des Euro mit über 4 % seit Jahresbeginn beachtlich. Zudem ist die laufende Abwärtsbewegung die erste Gegenreaktion überhaupt. Allerdings hatten viele Analysten zuletzt häufiger Korrekturen angekündigt, was die generelle Nervosität erklärt.

      Ebenso wenig wie die Marktstimmung hat sich das fundamentale Umfeld entscheidend geändert. Lediglich einige Euro-Bullen haben sich vorsichtig distanziert, während die Bären weiter auf Kurse um 1,0550 Dollar warten. Damit bleibt die positive Einschätzung für den Euro.



      Börsen-Zeitung, 4.2.2003
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 01:26:32
      Beitrag Nr. 1.878 ()
      Problemfall Betriebsrenten


      ak/cra Düsseldorf/Frankfurt - In den vergangenen Wochen haben sich internationale Konzerne bei der Bezifferung ihrer Deckungslücken in Pensionsfonds förmlich gegenseitig überboten: DaimlerChrysler 5,6 Mrd. Euro, Siemens 6,8 Mrd. Euro und General Motors sogar 19,3 Mrd. Dollar. Doch das sind nicht die einzigen Probleme mit den Betriebsrenten: In Deutschland, wo die meisten Unternehmen die Verpflichtungen noch in der Bilanz stehen haben, ist eine rege Diskussion um die Auslagerung der Rententöpfe entstanden. Auch bei der Umstellung auf IAS-Bilanzierung tauchen Fragen auf - häufig müssen die Rückstellungen erhöht werden. Mit den zahlreichen Aspekten beschäftigt sich eine neue Serie der Börsen-Zeitung mit dem Titel "Die Zukunft der Betriebspensionen".

      - Erster Serienbeitrag Seite 18


      Börsen-Zeitung, 4.2.2003




      Zurück
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 01:29:08
      Beitrag Nr. 1.879 ()
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 09:18:59
      Beitrag Nr. 1.880 ()
      Zwischendurch mal ein kleines Dankeschön an den Nachrichtendienst "BlueSchotter"!
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 15:19:47
      Beitrag Nr. 1.881 ()
      4.2.03 2002 war für den Handel ein Katastrophenjahr

      Berlin - Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr den herbesten Rückschlag seit Jahrzehnten erlitten. Experten nannten als Grund für den Umsatzeinbruch vor allem die Teuro-Diskussion zu Jahresbeginn und die Ankündigung von Steuer- und Abgabenerhöhungen nach der Bundestagswahl.

      Insgesamt setzten die Einzelhändler 2002 inflationsbereinigt (real) 2,3 Prozent weniger um als 2001, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Fast alle Branchen verzeichneten ein Umsatzminus. Am härtesten traf es kleine Fachgeschäfte. Die Sparsamkeit der Menschen verhagelte auch das wichtige Weihnachtsgeschäft: Im Dezember gingen die Umsätze im Jahresvergleich um real 3,2 Prozent zurück. Der Versandhandel konnte dagegen um gut drei Prozent zulegen.

      „Die Arbeitslosigkeit steigt, die Sozialabgaben steigen, die Kaufkraft sieht schlecht aus“, sagte Jörg Krämer von der Fondsgesellschaft Invesco Asset die Daten. Die Branche hatte 2002 als das schwierigste Jahr der Nachkriegszeit bezeichnet. Das Statistische Bundesamt verfügt jedoch nur über Vergleichszahlen der letzten 20 Jahre.

      Eine schnelle Besserung der Verbraucherstimmung ist nach Expertenmeinung nicht in Sicht. Der drohende Irak-Krieg und die Angst vor der Arbeitslosigkeit drücke die Kauflaune. rtr (Welt, 4.2.03)

      Kommentar: Die Schwierigkeiten und rückläufigen Umsätze beim Handel zeigen ganz deutlich wohin die Entwicklung geht: Zu einer Deflation! Die Unternehmen haben unter diesen Bedingungen nur die Möglichkeit, die Preise immer weiter zu senken - für Preiserhöhungen ist überhaupt kein Spielraum vorhanden. Gerede von einer Inflation entbehrt dabei jedweder Grundlage.
      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 16:13:17
      Beitrag Nr. 1.882 ()
      Aus dem Handelsblatt

      Von Tobias Moerschen


      Die Vereinigten Staaten, das Mutterland der Aktienkultur, hat im vergangenen Jahr einen Kulturschock erlebt: Erstmals seit 1988 zogen Anleger mehr Mittel aus US-Aktienfonds ab als sie einzahlten. Und der Trend hält an, prognostizieren Experten. Gefragt sind derzeit vor allem sichere Geldmarktpapiere und gewöhnliche Giro- und Sparkonten.



      NEW YORK. Teuer kaufen und billig verkaufen. So lautet doch die goldene Anlegerregel – oder war’s umgekehrt? Die neueste Statistik für US-Fonds scheint ersteres Motto zu bestätigen. Wie der Branchenverband Investment Company Institute (ICI) in Washington am Donnerstag mitteilte, verbuchten US-Aktienfonds im Dezember Netto-Abflüsse von 7,75 Mrd. $.

      Im Gesamtjahr 2002 zogen Anleger erstmals seit 1988 mehr Geld aus amerikanischen Aktienfonds ab als sie einzahlten. „Viele US-Investoren denken grundsätzlich neu über ihre Haltung zu Aktien nach“, sagt Anlagestrategin Sarah Franks, die für das US-Investmenthaus Merrill Lynch die Fondsbranche beobachtet. Die alte Mentalität, bei sinkenden Kursen auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen, sei einer tiefen Verunsicherung gewichen.

      Für die US-Fondsbranche und die Aktienmärkte verheißt dieser Wandel nichts Gutes. So verbuchten in den USA zugelassene Aktienfonds laut der neuen ICI-Statistik Rückzahlungen in Höhe von 27,1 Mrd. $ in 2002. Dies und der anhaltende Bärenmarkt sorgten dafür, dass das Vermögen der Aktienfonds um gut 20 % fiel – auf 2,7 Bill. $.

      Dagegen erzielten Anleihe- und Geldmarktfonds Kursgewinne, und sie verzeichneten zudem hohe Mittelzuflüsse. Doch die Gebühren, die Fondsanbieter mit Bond- Geldmarktprodukten verdienen, sind wesentlich niedriger als bei Aktienfonds. Inzwischen halten die Amerikaner fast genau so viel Geld in super-sicheren Geldmarktpapieren wie in Aktienfonds (Grafik). Im Mutterland der viel beschworenen Aktienkultur wankt die Rolle der Aktie als langfristige Vermögensanlage Nummer Eins – zumindest statistisch gesehen.

      Trotzdem: Einen tief greifenden Wandel im Anlageverhalten der Amerikaner mag Brian Reid, von ICI noch nicht diagnostizieren: „Die US-Anleger reagieren bislang genau so, wie sie das seit vielen Jahren tun“, sagt der Volkswirt des Branchenverbandes, dem mehr als 9 000 Fondsgesellschaften angehören. Wenn die Börsen stark fielen, sei die Nachfrage nach Aktienfonds stets gesunken. Die Abflüsse seien bislang sehr moderat im Vergleich zu 1988, als US-Anleger nach dem legendären Börsencrash vom Herbst 1987 in Scharen aus Aktienfonds flohen. „Das ist überraschend, da der Kurssturz seit 2000 wesentlich gravierender ist als die vorübergehende Baisse Ende der 80-er Jahre“, sagt Reid.

      Falls die Märkte sich einige Monate hintereinander erholen, sollten die Zuflüsse in Aktienprodukte wieder anziehen, so der ICI-Volkswirt. Merrill-Strategin Franks ist skeptischer, was eine baldige Rückkehr der Investoren angeht. „Momentan sieht es eher so aus, als würde sich der negative Trend des Vorjahres fortsetzen“, sagt sie.

      Traditionell werten manche Bankstrategen Mittelzuflüsse für Geldmarktfonds als positives Signal für die Börsen. Denn das kurzfristig geparkte Geld warte nur darauf, an den Börsen angelegt zu werden, sobald die Märkte sich erholen. Die zusätzliche Nachfrage könne dann den Aufwärtstrend verstärken. „Das trifft aber nur auf einen sehr kleinen Teil der Mittel in US-Geldmarktfonds zu“, meint ICI-Volkswirt Reid. Seine statistischen Untersuchungen ergaben, dass das Volumen dieser Anlageklasse kaum von der Börsenlage abhängt.

      Der Trend zu mehr Sicherheit zeigte sich auch in den jüngsten Quartalszahlen vieler Banken. So profitierten Citigroup, Chase Manhattan und Bank One von kräftigen Zuwächse bei den guten, alten Spareinlagen. Selbst Merrill Lynch, das führende US-Wertpapierhaus, sprang auf den Zug auf und bietet neuerdings herkömmliche Giro- und Sparkonten an. Dank der schnell wachsenden Kundeneinlagen konnte die Bank ihre kurzfristige Kapitalaufnahme an den Bondmärkten bereits stark zurückfahren.

      Für US-Fondshäuser könnten jedoch harte Zeiten zukommen. Sie leiden ohnehin unter dem Wertverlust ihrer Aktienportfolios. Die Analysten von Morgan Stanley raten bei dieser Branche generell zur Vorsicht. Sie bewerten die Aktien des Anbieters T. Rowe Price mit „Untergewichten“ und des Technologieaktien-Spezialisten Janus Capital Group mit „Gleichgewichten“.

      Quelle: Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 16:25:05
      Beitrag Nr. 1.883 ()
      GEFÄHRLICHE TENDENZ

      Deutsche verlieren den Mut zur Idee


      Die Konjunkturkrise droht für die deutsche Industrie zur teuflischen Falle zu werden: Einer Studie zufolge verzichten ungewöhnlich viele Unternehmen darauf, neue Produkte zu entwickeln, vor allem Großunternehmen werden immer ideenärmer - und riskieren, langfristig ins Hintertreffen zu geraten.


      DPA

      Finishing beim Autoproduzenten in Osnabrück: Der Kraftfahrzeugbau bleibt innovationsstark, viele andere Branchen steigen ab


      München - Die Kosten müssten gesenkt werden, man wolle flexibler produzieren: Das sind zwei der wichtigsten Gründe, mit denen Unternehmen den Rückgang ihrer Innovationskraft zu entschuldigen suchen. Auch die Bürokratie in Deutschland und die zunächst geringe Rentabilität von technischen Neuerungen seien Gründe für die mangelnde Kraft zu Neuerungen, schreiben Experten des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in einem jetzt veröffentlichten Gutachten. Setze sich die Entwicklung fort, müssten manche Firmen um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchten.
      Die Autoren ermittelten, dass im vergangenen Jahr nur rund 53 Prozent der deutschen Industriebetriebe technische Neuerungen hervorbrachten. 2001 seien es noch mehr als 54 Prozent gewesen, im Schnitt von 1997 bis 2000 sogar knapp 60 Prozent. Alarmierend: Besonders stark sei der Innovationsrückgang bei Großunternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten.

      Manche Branchen steigen ab, andere stagnieren
      .....................
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,233623,00.html
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 16:31:22
      Beitrag Nr. 1.884 ()
      D A X - 3 0 - R A N K I N G

      43 Milliarden Euro verbrannt


      Von Christian Buchholz

      Doppelt gebeutelt von der Börsenbaisse: Der Wert der Beteiligungspakete und damit die stillen Reserven der Dax-Konzerne schmelzen dahin. In den offiziellen Zahlen ist das Ausmaß der Misere nicht enthalten, warnt eine neue Studie. mm.de präsentiert die Ergebnisse.

      Frankfurt - Während viele Privatanleger ihre Aktien längst verkauft und in Renten umgeschichtet haben, sitzen fast alle Dax-Konzerne noch auf Bergen von stark lädierten Wertpapieren. Folge: Nicht nur die Kurse der Dax-30-Gruppe purzeln und mindern so den Unternehmenswert. Zusätzlich haben sich nahezu sämtliche stille Reserven der Deutschland AG aus börsennotierten Anlagen in stille Lasten verwandelt.


      [M]REUTERS;mm.de


      Blitze in der Bilanz: Nach einer neuen Studie sind die Dax-Konzerne in ihrer Substanz noch stärker angegriffen als bisher befürchtet


      In den ersten neun Monaten 2002 brach der Buchwert aller von den Dax-Konzernen gehaltenen Wertpapiere um 43,4 Milliarden Euro ein. In der Summe sind auch Wechselkurseinflüsse und andere ergebnisneutrale Faktoren (sogenannte OCI) enthalten.

      Das Desaster haben die meisten Konzerne auch lupenrein dokumentiert - in ihren Gewinnprognosen (und in denen der meisten Analysten) ist der Scherbenhaufen in den Beteiligungspaketen aber bisher kaum berücksichtigt.

      Jenseits der stotternden Konjunktur und politischen Unwägbarkeiten manövrieren sich die größten deutschen Unternehmen damit möglicherweise in eine hausgemachte Falle: Je länger der Dax entlang seiner Tiefststände notiert, umso stärker werden die gefloppten Aktienpakete auf die Ergebnisse drücken. Und umgekehrt - ein Teufelskreis.

      ............................
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0%2C2828%2C233614…
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 17:13:22
      Beitrag Nr. 1.885 ()
      Bruno Hidding

      Nicht jeder Sparer taugt zum Aktionär

      Ohne Know How und finanzielle Reife Finger weg


      Das Interesse deutscher Anleger an der Aktienanlage kam erst 1996 mit der - erst einmal - erfolgreichen Platzierung der Telekom-Aktien ins Rollen. Das zeigt sofort, dass die deutsche Aktienkultur noch ausgesprochen jung und damit, wie sich jetzt zeigt, sehr anfällig ist.

      Es gab daneben einen vielleicht noch wichtigeren Punkt, der zu dieser in den letzten Jahren so rasant zunehmenden Beliebtheit der Aktie bei den bis dahin recht risikoscheuen deutschen Anlegern beigetragen hat. In den Jahren nach 1996, vor allem seit 1998 bis zum Frühjahr des Jahres 2000, zeigten die Aktienkurse nämlich ganz wunderbar nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Und was ist ein besserer Werbeträger für eine Geldanlage als finanzieller Erfolg.

      Die dann anschließende Baisse seit Frühjahr 2000, die DAX-Werte oft über 50 Prozent und viele Neue Markt Werte sogar über 90 Prozent in den Keller schickte, hat viele der Neuaktionäre nun jedoch ernüchtert. Das Ausmaß der Einbußen hätte sicher weitgehend vermieden werden können, wenn manche altbewährte Spielregeln der Aktienanlage eingehalten worden wären:
      Da wurden Gelder in Aktien gesteckt, die eigentlich anderweitig gebraucht wurden, also dem Investor gar nicht dauerhaft zur Verfügung standen. Das hatte dann Zwangsverkäufe zu einer Zeit zur Folge, an denen die Kurse im Keller waren. Ein Blick auf die letzten Monate zeigt, wie schnell sich zum Teil auch DAX-Werte wieder erholt hatten, bei einem längeren Anlagehorizont des INVESTORS ALSO ZU DEUTLICH BESSEREN Kursen als noch kurz zuvor hätten veräußert werden können.

      Und auch in Sachen Risikostreuung sind viele alte Börsenregeln mißachtet worden. In einem Depot sollten sicher fünf bis zehn, besser noch acht bis zehn Aktien, möglichst verschiedener Provenienz und Branche, zwecks guter Risikostreuung liegen. Wenn dann zwei Flops dabei sind, können das möglicherweise andere, besonders gut gelaufene Werte wieder herausreißen bzw. die Verluste zumindest abmildern. Wer aber nur Newcomer aus dem Neuen Markt im Depot hatte - was heute keiner mehr wahr haben will, hat sicher mit besonders saurern Zitronen gehandelt und sein schnelles-reich-werden-wollen teuer bezahlt. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat immer wieder herausgestellt, dass spekulative Neue Markt Werte maximal einen Depotanteil von fünf bis zehn Prozent ausmachen dürfen.Wer das beachtet hat, ist zumindest noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Wie sagen unsere englischen Freunde: Never put all eggs in one basket. Aber in der unendlichen Hausse bis zum Frühjahr 2000 wollte niemand mahnende Stimmen -die es durchaus gab - hören, leider auch unsere Presse nicht.

      Und zur Aktienanlage gehört neben dem Wissen um die Zusammenhänge auch eine gewisse finanzielle Reife, soll heißen, eine gewisse Menge an Geld. Angenommen einmal,ein Aktiendepot besteht nur aus fünf Werten, womit dem Gebot einer angemessenen Risikostreuung kaum Genüge getan ist. Und wenn dann jede einzelne Position nur eine Größenordnung nicht unter 2000 Euro - oder mindestens dem 100fachen der Mindestgebühr - hat, so ist der Mindestkapitaleinsatz für ein solches Mini-Aktiendepot bei 10.000 Euro, in den Augen des Autors besser noch bei 20.000 Euro. Wohlgemerkt sollten das Beträge sein, die dem Anleger neben seiner sonstigen Liquiditätsvorsorge dauerhaft zur Verfügung stehen. Abgesehen einmal von einem gesunden Nervenkostüm. Wer bei einem Atmen der Kurse von nur 10 Prozent nach unten schon Nervenflattern bekommt, der ist generell in anderen, ruhigeren und berechenbareren Geldanlagen besser aufgehoben.

      Und wer wirklich sein eigenes Depot zusammenstellt, der sollte sich auch in wirtschaftlichen Dingen gut auskennen und die Abläufe quasi täglich verfolgen. Da reicht es nicht, ab und an Börsensendungen im Fernsehen zu begleiten, in denen manchmal zehn z.T. widersprüchliche Empfehlungen in einer Sendung gegeben werden. Wer also obige Grundvorraussetzungen nicht erfüllt bzw. nicht erbringen will, und das waren leider in der Baisse der letzten drei Jahre sehr viele, der ist besser in einer indirekten - und dann meist auch schon breit gestreuten - Aktienanlage, z.B. Aktienfonds, aufgehoben.Aber auch hier geht es dummerweise ohne eigenes Mitdenken nicht. Der jüngste Boom in Geldmarktfonds und offenen Immobilienfonds zeigt, dass derzeit Sicherheit vor Rendite rangiert.

      Bruno Hidding
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 17:17:04
      Beitrag Nr. 1.886 ()
      AOL Time Warner droht neues Ungemach

      (de.internet.com) Die Schulden des Medienkonzerns AOL Time Warner (NYSE: AOL) werden in den nächsten Monaten um einige weitere Milliarden Dollar steigen. Bisher belaufen sich die Außenstände auf 25,8 Milliarden Dollar. Dem Konzern droht damit eine Herabstufung in der Kreditwürdigkeit, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf die Rating-Agentur Standard & Poor`s.

      Bei AOL Time Warner stünden in der nächsten Zeit unter anderem Ausgaben in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar für die Restrukturierungen in der Kabel-TV-Sparte an. 800 Millionen Dollar würden außerdem für den Rückkauf von Anteilen der Tochter AOL Europe ausgegeben werden. Ein ebenso hoher Betrag wird letztlich für den Ausbau des Firmensitzes "AOL Time Warner Center" in Manhattan benötigt.

      Mögliche Verkäufe von Teilen des Unternehmens, mit denen die Schulden reduziert werden sollten, haben jedoch zur Zeit wenig Aussicht auf Erfolg. Die Situation auf den Finanzmärkten und der mögliche Krieg gegen den Irak verbreiten zuviel Unsicherheit, um ganze Sparten gewinnträchtig abtreten zu können.

      Finanzchef Wayne H. Pace hält jedoch am Ziel einer Reduzierung der Schulden um 20 Milliarden Dollar bis 2004 fest. Ernste finanzielle Probleme gäbe es nach Angaben des Unternehmens nicht, da die bestehenden Kreditlinien noch bis in eine Höhe von 7,9 Milliarden Dollar ausgeschöpft werden könnten. (ck)


      [ Dienstag, 04.02.2003, 11:21 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 17:22:09
      Beitrag Nr. 1.887 ()
      Allianz - Vier Alarmsignale

      Um die Allianz [ Kurs/Chart ] steht es schlecht, die Alarmsirene schrillt so laut, wie wohl noch nie zuvor in der Unternehmensgeschichte.

      Alarmsignal 1: Die Allianz-Aktie hat in den letzten Handelstagen das Tief vom Oktober 2002 unterboten und kämpft am Dienstagnachmittag mit der 70-Euro-Marke. Aus charttechnischer Sicht sind weitere Kursverluste sehr wahrscheinlich. Es ist keine tragfähige Unterstützung auszumachen.

      Alarmsignal 2: Das kurzfristige Wohl und Wehe des Titels hängt eng mit dem Schicksal des fallenden DAX und anderer Börsenindizes zusammen. Der Konzern hält Beteiligungen an anderen Unternehmen, deren Wert parallel zum Aktienmarkt sinkt. Zur Verdeutlichung: Aktuell macht das Gerücht die Runde, der Konzern wolle sich von einer 4,5prozentigen Beteiligung an der Deutschen Bank trennen. Der Anteil würde momentan gerade mal eine gute Milliarde Euro in die Kasse spülen. Vor einem Jahr lag der Wert der Beteiligung noch bei fast zwei Milliarden Euro.

      Außerdem drohen weitere Abschreibungen auf die verwalteten Wertpapiere der Kundengelder im Allianz-Portfolio. Zwar legt die Allianz einen geringeren Anteil der Kundengelder in Aktien an, doch immer noch genügend für umfangreiche Wertberichtigungen im Falle eines anhaltenden Kurssturzes. Die Lage wird umso schlimmer, desto tiefer der DAX fällt.

      Alarmsignal 3

      Alarmsignal 3: Das operative Geschäft im Bereich Lebensversicherungen boomte in den letzten Jahren. Doch das Produkt verliert rapide an Anziehungskraft. Alle Versicherer haben die Überschussbeteiligungen erheblich gekappt, die Renditeaussichten liegen jetzt im Schnitt bei fünf bis sechs Prozent jährlich. Weitere Kursverluste könnten selbst dieses Niveau in Frage stellen. Außerdem sind wegen der misslichen Lage Pleiten in der Versicherungsbranche zu befürchten, die risikoaverse Kunden abschrecken.

      Auf lange Sicht ist die Marktbereinigung ein Vorteil für die Allianz, kurzfristig schadet das gravierende Imageproblem der Lebensversicherung aber allen Anbietern.

      Alarmsignal 4: Die deutschen Banken erlitten im vergangenen Jahr fast ausnahmslos Verluste, sogar beim Branchenprimus Deutsche Bank rechnen Analysten mit einem operativen Minus. Die Allianz hat mit der Dresdner Bank einen Sanierungsfall am Hals, der schon im guten Umfeld Probleme hatte. Gleichzeitig die internen Probleme und das schwierige Umfeld zu meistern, ist eine Mammut-Aufgabe.

      Allianz ist unterbewertet

      Die geballte Ladung an Problemen erklärt, wie der Börsenwert der Allianz auf unter 20 Milliarden Euro sinken konnte. Nach Meinung von Stock-World ist der Konzern mit 20 Milliarden aber klar unterbewertet. Die Marktstellung und langfristig guten Perspektiven werden derzeit von den Marktteilnehmern nicht zur Kenntnis genommen. Es ist jedoch erst mit einer Neubewertung der Aktie zu rechnen, wenn der Gesamtmarkt sich erholt. Bei fallenden Kursen fassen die Investoren die Allianz nicht mehr an - die Alarmglocken schrillen dann einfach zu laut.

      Ähnliches gilt für die anderen Bank- und Versicherungsaktien, die zumindest einige der Probleme der Allianz teilen. Deshalb verlieren auch Münchener Rück [ Kurs/Chart ], HypoVereinsbank [ Kurs/Chart ], Commerzbank [ Kurs/Chart ] und Deutsche Bank [ Kurs/Chart ] an Wert.

      © 04.02.2003 www.stock-world.de

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      ____________________________
      billig ist sie erst , wenn die Börsen nachhaltig steigen.
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 17:30:49
      Beitrag Nr. 1.888 ()
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 18:00:19
      Beitrag Nr. 1.889 ()
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 18:27:00
      Beitrag Nr. 1.890 ()
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 18:29:25
      Beitrag Nr. 1.891 ()
      siehe oben link
      Chart für Chart
      Das verlorene Jahrzent für Aktien


      04. Februar 2003 Die Aktienmärkte werden nicht mehr von den Bullen, sondern von den Bären dominiert. Dieser Wandel hat den Aktionären in den vergangenen drei Jahren herbe Verluste in den Depots beschert.

      Doch was für ein dramatischer Wandel tatsächlich hinter dem Begriff Bärenmarkt steckt, wird erst so richtig beim Blick auf die Charts deutlich. Denn da zeigt schon die Auswahl von einigen wenigen großen Standardwerten eindrucksvoll, dass es sich nicht nur um drei harmlose Verlustjahre handelt.

      Nein, viel schlimmer! In nicht wenigen Fällen wurden die Kursgewinne vernichtet, die zuvor im Laufe eines Jahrzehnts oder nicht selten über einen noch längeren Zeitraum mühsam angehäuft wurden. Banal ausgedrückt ist mit dieser Entwicklung der Mythos zerbrochen, die Aktienmärkte wären ein automatischer Reichmacher.

      Klicken Sie auf das Bild, um alle Charts zu sehen.

      Text: @JüB
      Bildmaterial: FAZ.NET, TaiPan
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 18:33:03
      Beitrag Nr. 1.892 ()
      Hilferuf vom Lerchenberg


      Das ZDF braucht Geld

      Der Sender bereitet die Politik schonend auf eine Gebührenerhöhung vor.

      Von Klaus Ott



      (SZ vom 05.02.2003) — Unangenehme Botschaften sollten angenehm formuliert sein. Das hat ZDF-Intendant Markus Schächter beherzigt, als er einen umfassenden „Bericht über die wirtschaftliche Lage“ seines Senders an die Regierungen und Parlamente der Länder verschickte. Im Begleitschreiben betonte der Senderchef, die Landtage sollten in die Diskussion um die Finanzen der Anstalt auf dem Mainzer Lerchenberg so früh wie möglich einbezogen werden.

      Gebühren und Werbeeinnahmen reichen nicht

      Schließlich hätten die Abgeordneten „ja am Ende über eine mögliche Gebührenanpassung zu entscheiden“. Das ist vorsichtig ausgedrückt, denn die Kernbotschaft des 41-seitigen Reports ist eindeutig: Das ZDF braucht auf Dauer mehr Geld. Die Rundfunkgebühr müsste also, was zwischen den Zeilen herauszulesen ist, ab 2005 erhöht werden. Bis dahin zahlen die Zuschauer und Hörer für ARD und ZDF 16,15 Euro pro Monat.

      Die Gebührenerlöse und die sonstigen Erträge einschließlich der Werbung, die beim ZDF insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr betragen, reichen dem Bericht zufolge nicht aus. Bis Ende 2004 kalkulierte der Sender ohnehin mit einem Minus von 100 Millionen Euro, hinzu kommt nun ein weiteres Defizit in dieser Höhe, weil die Werbeerlöse drastisch sinken. Unter dem Strich fehlen also 200 Millionen Euro, die wohl mit steigenden Gebühren ausgeglichen werden müssen.

      Schächter sagte der Süddeutschen Zeitung: „Wir können den Rückgang der Werbeerlöse mit unserer Begrenzung auf 20 Minuten Werbung pro Tag nicht kurzfristig auffangen“. Sein Sender habe das Projekt E+A (Effizienzsteigerung und Aufwandsminderung) gestartet, um zusätzlich 50 Millionen Euro pro Jahr zu sparen. Das Programm dürfe aber nicht weiter beeinträchtigt werden: „Wir zeigen wegen der harten Sparmaßnahmen beispielsweise weniger Fußball-Länderspiele als die ARD, das tut uns weh.“

      In dem Bericht an die Länder warnt das ZDF vor einer „nachhaltigen Beschädigung“. Man habe auf vielen Sendeplätzen Erstausstrahlungen durch Wiederholungen ersetzt. Der harte Sparkurs zu Lasten des Programms sei aber „auf Dauer nicht durchzuhalten“.

      Es werde immer schwieriger, aus „eigener Kraft den Status Quo“ zu erhalten. Beim Finanzbedarf des ZDF, der im April der Gebührenkommission der Länder mitzuteilen ist, sei das zu berücksichtigen. Schächter sagte dazu, es werde sich um eine „bescheidene Anmeldung“ handeln.

      suedeutsche.de
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      schrieb am 04.02.03 18:36:14
      Beitrag Nr. 1.893 ()
      Der Preis der Sicherheit

      Wie entstehen neue Jobs?


      Ökonomen sehen im deutschen Kündigungsschutzrecht eine Beschäftigungsbremse, aber Beweise sind schwer zu liefern.
      Von Nikolaus Piper



      SZ vom 04.02.2003) — Auf den ersten Blick erscheint es absurd, die Unternehmer dadurch zu Neueinstellungen ermutigen zu wollen, dass man ihnen Entlassungen erleichtert. Wer solches verspricht, sollte ein paar Belege für seine Behauptung vorlegen können, dass weniger Kündigungsschutz zu mehr Jobs führt.

      Das Kündigungsschutzrecht begann in Deutschland, als der Erste Weltkrieg 1918 zu Ende ging. Im Zuge der Demobilisierung wurden Unternehmern bis 1923 Entlassungen verboten, solange die Belegschaft in ihrem Betrieb durch Reduzierung der Arbeitszeit gehalten werden konnte. Während des Zweiten Weltkriegs galt ein Kündigungsverbot für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, was auf eine Dienstverpflichtung für Arbeitnehmer hinauslief.

      Der Kündigungsschutz in der Bundesrepublik ging auf eine gemeinsame Initiative von Arbeitgebern und Gewerkschaften zurück, dem so genannten „Hattenheimer Entwurf“. Er bildete die Grundlage für das Kündigungsschutzgesetz von 1951, das „sozial ungerechtfertigte“ Kündigungen untersagte. Das Betriebsverfassungsgesetz von 1972 erweiterte die Mitwirkungsrechte für Betriebsräte bei Kündigungen.

      Vertragsfreiheit

      Gegen den Kündigungsschutz gibt es grundsätzliche ökonomische Bedenken. Die Vertragsfreiheit gehört zu den „konstituierenden Prinzipien“ der Marktwirtschaft, wie es der Ordoliberale Walter Eucken formulierte, einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft.

      Und natürlich ist das faktische Verbot der Kündigung eines Arbeitsvertrages ein weit reichender Eingriff in die Vertragsfreiheit. Umgekehrt gibt es aber auch gute Gründe für die Regulierung von Arbeitsverträgen.

      Letztere sind in der Regel ungleich: Arbeitnehmer müssen meist wesentlich höhere „transaktionsspezifische Investitionen“ (so der Fachausdruck) tätigen, um ihren Job antreten zu können: Sie müssen ihre privaten Lebensumstände und ihre Ausbildung auf den Arbeitsplatz ausrichten.

      Deshalb ist es sinnvoll, wenn Arbeitnehmer eine standardisierte Versicherung gegen willkürliche Entlassungen bekommen – und nichts anderes ist der Kündigungsschutz. Sie sind dann eher dazu bereit, in ihre eigene Arbeitskraft zu investieren. Und das nützt letztlich beiden Seiten.

      Ursprünglich mehr Effizenz

      Daher gibt es in fast allen Industrieländern Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt; manchmal sind sie explizit, manchmal bestehen sie nur aus gesellschaftlichen Übereinkünften darüber, was man als Arbeitgeber tut und was nicht.

      Ursprünglich habe der Schutz vor willkürlichen Entlassungen in Deutschland die ökonomische Effizienz erhöht, schreibt der Würzburger Ökonom Norbert Berthold. Für die Versicherung gegen Kündigungen hätten die Arbeitnehmer in Form geringerer Lohnerhöhungen gezahlt.

      In den siebziger Jahren sei der Schutz jedoch stark ausgeweitet worden und die Gewerkschaften seien nicht mehr bereit gewesen, die Kosten dafür bei den Tarifverhandlungen zu berücksichtigen. „Die höheren Entlassungskosten stärkten die Marktmacht der Arbeitsplatzbesitzer.

      Die Arbeitsmärkte wurden inflexibler, einmal weil es den Unternehmungen weniger möglich wurde, sich an die steigenden Anpassungslasten ab Mitte der siebziger Jahre mit flexiblen Löhnen anzupassen.“

      Aber schafft die Rücknahme dieser Entwicklung wirklich mehr Jobs? Der scheinbar nahe liegende Verweis auf die Vereinigten Staaten und ihre niedrigen Arbeitslosenzahlen trägt nicht weit. Zwar ist es dort tatsächlich viel leichter, Arbeitnehmer zu feuern, das war aber auch schon vor zwanzig Jahren so, und damals lag die Arbeitslosigkeit in Amerika höher als in Westdeutschland.

      Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) des DGB kam in einer neuen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass heute Arbeitsverhältnisse jeweils zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gekündigt werden.

      Kündigung — kein Problem

      Vier Fünftel aller erfolgreich von den Arbeitgebern durchgesetzten Kündigungen gingen glatt über die Bühne. „Die Behauptung, das geltende Arbeitsrecht mache es Arbeitgebern praktisch unmöglich, sich von Arbeitnehmern zu trennen, ist nicht haltbar,“ schreibt das WSI.

      Immerhin gab es in Deutschland ein Experiment in Sachen Lockerung des Kündigungsschutzes. 1996 nahm die Regierung Helmut Kohl Betriebe mit mehr als fünf und weniger als elf Beschäftigten aus dem Kündigungsschutz heraus. 1998 hob die rot-grüne Bundesregierung diesen Schritt wieder auf.

      Haben die begünstigten Betriebe nun ihr Einstellungsverhalten in der fraglichen Zeit verändert? Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim stellte immerhin fest, dass die Betriebe weniger Leih- und Zeitarbeiter beschäftigten und dafür mehr reguläre Arbeitnehmer.


      Doch der Nürnberger Ökonom Claus Schnabel, sagt: „Das Datenmaterial reicht einfach nicht für eindeutige Aussagen aus. Schröder hat das Experiment zu früh abgebrochen.“ Sollte man trotzdem den Kündigungsschutz lockern? „Wir können nicht beweisen, dass es hilft, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es nichts schadet. Kein Arbeitnehmer wird zusätzlich seinen Job verlieren.“ Seine Hoffnung sei, dass eine Reform Blockaden beseitigen würde, „vor allem solche, die im Kopf stecken“.

      Wolfgang Franz, Chef des ZEW und neues Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, hat bereits einen konkreten Vorschlag: Er will die „Sozialauswahl“ bei betriebsbedingten Kündigungen durch eine klare Abfindungsregelung ersetzen. Bei verhaltensbedingten Kündigungen solle das Gesetz lediglich Willkür unterbinden.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 04.02.03 18:44:15
      Beitrag Nr. 1.894 ()
      Schwache Analyse in der Newsweek

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Als George W. Bush am 20. Januar 2001 sein Amt antrat, hatten die amerikanischen Aktien, die im marktbreiten Wilshire 5000-Index zusammengefasst waren, eine Marktkapitalisierung von 14,7 Billionen Dollar. 2 Jahre später lag dieser Wert noch bei 9,9 Billionen Dollar – ein Verlust von 4,8 Billionen Dollar. Von Zeit zu Zeit bemerke ich, dass "Märkte Meinungen machen."

      Ich habe gerade einen Artikel von einer Luftnummer mit Namen Allan Sloan gelesen, der in der Newsweek Folgendes geschrieben hat: "Der S&P 500 ist in den ersten zwei Bush-Jahren stärker gefallen als in den ersten zwei Jahren jedes anderen US-Präsidenten. Während den ersten zwei Amtsjahren des US-Präsidenten Hoover – in diese zwei Jahre fiel der schwarze Freitag im Oktober 1929 – fiel der S&P 500 um 29 % zurück. Nicht so schlecht wie die minus 33 % von George W. Bush." Ich erinnere mich noch ziemlich gut an die Hängepartie, die es nach den letzten Präsidentschaftswahlen gab ... diese Hängepartie, die auf einmal Gesprächsthema bei Dinner-Parties von Caracas bis Bagdad war ... und warum wollte Bush keine Neu-Auszählung der Stimmen? Schließlich war es offensichtlich, dass der 43. Präsident unabhängig von seiner politischen Einstellung mit der größten Schuldenkrise der Nation seit 1929 konfrontiert werden würde.

      Sloan schreibt dazu: "Die Arbeitslosigkeit ist seit dem Amtsantritt von Bush um über 40 % gestiegen (von 4,2 % auf 6 %); große prognostizierte Budgetüberschüsse sind zu Defiziten geworden; der Dollar ist gegenüber dem Euro scharf gefallen."

      Sloan nennt das den "Bush Markt" – als ob Präsidenten die Aktienkurse bestimmen könnten, oder die Schuhgröße ihrer eigenen Kinder. Das einzig Gute, das Sloan sehen kann, ist, dass die Zinssätze niedrig genug sind, um die Konsumausgaben zu beflügeln ... was impliziert, dass Sloan froh darüber ist, dass der amerikanische Konsument immer noch bereit ist, Dinge, die er nicht braucht, mit Geld, das er nicht hat, zu kaufen. Und sich noch keine Gedanken über die Rückzahlung der Schulden macht.

      Aber hier hört es noch nicht auf. Für Sloan ist das Schlimmste, was jetzt passieren könnte – eine Steuersenkung. "Bush ist nicht der erste Präsident, der die Steuern senken will – aber er ist der erste Präsident seit mindestens 140 Jahren (und wahrscheinlich überhaupt), der Steuersenkungen vorschlägt, wo wir gleichzeitig auf einen Krieg zusteuern." Und das, "wo es der Wirtschaft schlecht geht, die Steuereinnahmen fallen und die Staatsausgaben steigen – da sind die prognostizierten Überschüsse wie Schnee in der Sonne dahingeschmolzen ..."

      Sloan kann sagen, was immer er will. Ich erkenne das Recht der freien Rede an. Aber anstatt die Notwendigkeit eines Kriegs zu hinterfragen oder sich Gedanken darüber zu machen, warum die Staatsausgaben so stark steigen, scheint Sloan zu denken, dass man nur ein paar andere Politiker bräuchte, und die Märkte würden wunderbarerweise wieder nach oben schießen ... die Bilanzen der Konsumenten wären wieder ok ... und die Unternehmen würden wieder Gewinne machen.

      "Die Märkte sind langfristig ziemlich clever", so das Fazit von Sloans ... da könnte ich zustimmen, besonders, nachdem ich gestern einen Bloomberg-Artikel gelesen habe (mehr dazu weiter unten). Aber Sloans "Analyse" der Wirtschaft – zumindest in seinem Artikel – ist hat ungefähr die gleiche Wahrnehmung wie ein Betrunkener, der auf einen unrasierten Transvestiten hereinfällt.

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      Jetzt noch den Wagen volltanken ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Das Thermometer ist in New York zwar wieder etwas gestiegen, aber die frostige Stimmung an der Wall Street bleibt bestehen. "Das war der zweite Januar in Folge, in dem die großen Indizes verloren", so das Barron`s Magazin. "Die alten Wall Street-Lehrbücher sagen, dass die Entwicklung im Januar die Richtung des gesamten Jahres vorgibt ... aber es gibt bessere Gründe als diese, die für ein schwaches Jahr sprechen."

      Mir fallen aus dem Stand ein paar Gründe ein: Die Aktien sind immer noch teuer; der Dollar wird weiter fallen; der Wirtschaft geht es schlecht; und die Investoren haben weder den Willen noch die Fähigkeit, ihre Aktienpositionen substanziell zu vergrößern. Und lassen Sie uns nicht den Mega-Milliarden-Krieg gegen den Terror vergessen, den die USA gerade führen.

      "Es ist wahrscheinlich, dass sowohl der Dow Jones als auch der S&P 500 ihre Oktober-Tiefs (7.286 und 776 Punkte) nochmal testen werden und – wenn dieser Test scheitert – neue Tiefststände markieren werden." Das ist die eindeutige Prognose von Dan Denning, Herausgeber von "Strategic Investments". "Wenn wir auf das Niveau von 1995 – also dem Niveau vor dem Bullenmarkt – zurückfallen, dann würde der Dow Jones bei 3.800 und der S&P 500 bei 450 Punkten stehen. Das ist der Grund, warum es Sinn macht, langfristige Put-Optionsscheine auf den Dollar und den S&P 500 zu kaufen ..." Darüber sollte man wirklich nachdenken.

      Während die Aktien im Januar eine schwache Performance hinlegten, glänzten die Rohstoffe – besonders die glänzenden Rohstoffe. Gold stieg im Januar um rund 20 Dollar. Dieses Edelmetall widerlegt seine Kritiker weiterhin und erfreut die wachsenden Legionen seiner Anhänger. Aber gibt es jetzt nicht zu viele Gold-Anhänger? Ist die große Popularität des Goldes nicht etwas, das die Gold-Bullen eigentlich beunruhigen sollte? Vielleicht ein bisschen.

      Die meisten Stimmungsindikatoren für den Goldmarkt zeigen extreme bullishe Werte. Das bedeutet oft, dass eine Korrektur bevorsteht ... zumindest kurzfristig. (Auf der anderen Seite kümmern sich die Investoren, die Gold als Absicherung gegen einen fallenden Dollar kaufen, nicht im Geringsten um diese Stimmungsindikatoren.) Es spricht einiges für eine temporäre Korrektur des Goldpreises:

      Die Goldaktien sind der letzten Rally des Goldpreises nicht zu 100 %gefolgt. Vor 9 Monaten stand der Index der Goldaktien (XAU) bei 89,0 Zählern. Heute steht er 12 Punkte tiefer bei 77,0 – und das, obwohl der Goldpreis heute rund 50 Dollar höher notiert als vor 9 Monaten. Solche "negativen Divergenzen" sind oft ein Zeichen für einen bevorstehenden Rückgang des Goldpreises.

      Dann: Messen, Konferenzen und sonstige Veranstaltungen über Gold-Investments sind fast so populär wie Eminem-Konzerte geworden – obwohl beide Veranstaltungsarten eigentlich ziemlich unterschiedliche Leute anziehen. Die jüngste "Gold and Investment Show" in Vancouver war ein voller Erfolg – genauso, wie es vor 10 Jahren war, als die Erinnerung an einen Goldpreis von 800 Dollar noch frisch war. "Vor drei Monaten hätten wir niemals solche Besucherzahlen erwartet", so der Organisator dieser Veranstaltung.

      Ungeachtet der für den Goldpreis negativen kurzfristigen Indikatoren sind die langfristigen Aussichten für den Goldpreis weiterhin gut. Solange die Fed eine mögliche Deflation durch das Anwerfen der Druckerpresse bekämpfen will, ist Gold ein gutes Investment.

      Das Rohöl ist auch so ein Rohstoff, der nicht mehr billiger werden will. Was ist mit den riesigen Ölreserven passiert, die nicht nur die USA hatten? Erinnern Sie sich noch daran, dass der Ölpreis einmal bei 12 Dollar pro Barrel stand und alle "Experten" von einer "weltweiten Ölflut" sprachen? Offensichtlich ist es doch schwieriger, an dieses Öl zu kommen, als wir alle dachten.

      Der Ölpreis ist auf 33,50 Dollar pro Barrel geklettert –10 % Plus dieses Jahr –, und die US-Ölreserven bleiben erschreckend gering. Hinzu kommt, dass nicht nur das Angebot an Rohöl, sondern auch das Angebot an Benzin in den USA derzeit zurückgeht. Mit anderen Worten, sowohl der Ölpreis als auch der Benzinpreis haben viele Gründe, weiter zu steigen. Tanken Sie lieber voll, bevor es zu spät ist.
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      Die letzten 3 Jahre waren schlimm – doch 1972 war es schlimmer

      on unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      *** Ein aktueller Bloomberg-Artikel betont, dass die Aktienmärkte noch wahrscheinlich einen langen Weg vor sich haben werden, bevor sie die Niveaus des Bullenmarktes wiedersehen werden. Und nicht nur in den USA ...

      Allerdings:"Wie schlimm das Leben seit 2000 auch gewesen sein mag – ein Vergleich mit den 3 Jahren von 1972 bis 1975 zeigt, dass es noch schlimmer sein könnte", so der Autor Matthew Lynn. Der FTSE–100-Index hat sich seit dem Top im Jahr 2000 halbiert. Der Dow Jones hat ungefähr ein Drittel verloren. Aber "zwischen 1972 und 1975 sind die Aktienkurse in Großbritannien, Frankreich und Italien um fast 80 % gefallen, in den USA und Deutschland um rund 60 %."

      Inflationsbereinigt "brauchte der britische Aktienmarkt 15 Jahren – bis Mai 1987 – um diese Verluste wieder auszugleichen", so Lynn. "Der US-Markt brauchte dazu noch länger, bis zum August 1993 ... 21 Jahre. Der kanadische Aktienmarkt schaffte das erst nach 24 Jahren, im Oktober 1996." P.S. Mein Kollege Bill Bonner fährt gerade mit dem Eurostar nach London ... aber Morgen wird er wieder für Sie schreiben.

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      Der Aufstieg Chinas

      von Marc Faber

      von Marc Faber

      Der Aufstieg von China zur dominanten wirtschaftlichen und politischen Macht lässt zahlreiche interessante Fragen aufkommen. Es ist offensichtlich, dass China mit seiner Bevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen die größte Konsumnachfrage der Welt haben wird. Bereits heute gibt es in China mehr Kühlschränke, Mobilfunkgeräte, Fernseher und Motorräder als in den USA, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis China große Märkte für so ziemlich jedes Produkt haben wird. Als Ergebnis davon wird die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen drastisch steigen, und die chinesische Nachfrage nach Öl, Kaffee, Kupfer und Weizen wird die Preise dieser Güter auf dem Weltmarkt drastisch steigen lassen.

      Bedenken Sie Folgendes: Asien mit seiner Bevölkerung von schätzungsweise 3 Milliarden Menschen verbraucht heute rund 19 Millionen Barrel Öl pro Tag. Die USA – mit einer Bevölkerung von 285 Millionen – verbrauchen 22 Millionen Barrel Öl täglich. Damit liegt der amerikanische Pro-Kopf Ölverbrauch 10 Mal über dem asiatischen Wert. Allerdings steigt der Verbrauch in Asien mittlerweile rapide. Chinas Ölnachfrage hat sich in den letzten 7 Jahren verdoppelt, auf rund 4,5 Millionen Barrel pro Tag. Aber es ist nicht nur der Ölmarkt, der das chinesische Wirtschaftswachstum fühlen wird. Nehmen Sie zum Beispiel den Pro-Kopf Verbrauch von Nahrungsmitteln in China – was ich nicht mit den westlichen Ländern vergleichen werde, da dort eine große Zahl Menschen an Überernährung leidet. Wenn man sich den Verbrauch von Fleisch, Milch, Fisch, Früchten und Geflügel in China, Taiwan und Hong Kong ansieht, dann ist es offensichtlich, dass ein steigender Lebensstandard in China zu einem Anstieg beim Kauf dieser Produkte führen wird; irgendwann in der Zukunft wird der Pro-Kopf Verbrauch in China selbst schließlich die Werte, die Hong Kong und Taiwan haben, erreichen.

      Oder vergleichen Sie den chinesischen Pro-Kopf Verbrauch von Kaffe mit dem der westlichen Länder. In Deutschland werden pro Person und Jahr 8,6 Kilo Kaffee konsumiert, in der Schweiz 10,1 Kilo, und in Japan – wo der Kaffeeverbrauch in den letzten 30 Jahren drastisch zugenommen hat – sind es 2,3 Kilo. In China liegt der Pro-Kopf Verbrauch bei nur 0,2 Kilo. Wenn diese Ziffer nur auf 1 Kilo steigen würde (was etwas unter dem Wert von Südkorea liegt), dann würde China einen totalen Kaffeeverbrauch von 1,2 Milliarden Kilo haben – verglichen mit einem Schweizer Verbrauch von insgesamt 70 Millionen Kilo!

      Was ich hier betonen möchte, ist Folgendes: Wenn der Lebensstandard in China weiter steigen wird, dann wird dieses Land einen großen Einfluss auf die Welt-Rohstoffmärkte haben, was die Preise dort wahrscheinlich deutlich nach oben ziehen wird. Um von Chinas Aufstieg zur bedeutendsten wirtschaftlichen Macht der Welt zu profitieren, sollte man deshalb auf Rohstoffe setzen.

      Man mag natürlich meinen Optimismus in Bezug auf die Wachstumsaussichten Chinas in Frage stellen, und man kann auf die großen Probleme verweisen, mit denen China konfrontiert ist. Diese Probleme sind das Finanzsystem, faule Kredite bei den Staatsbanken, unterfinanzierte Pensionsfondsverpflichtungen, Korruption und das wachsende Vermögens-Ungleichgewicht zwischen Chinas städtischer und ländlicher Bevölkerung. Aber ich glaube, dass diese Probleme Chinas – so substanziell sie auch sein mögen – sich lösen lassen.

      Allerdings bleibe ich davon überzeugt, dass China irgendwann in der nahen Zukunft eine ernsthafte Finanzkrise bekommen wird, die die dortigen Politiker dazu zwingen wird, sich mit den faulen Krediten und den Pensionsfonds auseinander zusetzen. Sie sollten sich darüber aber nicht zu viele Sorgen machen. Auch die amerikanische Wirtschaft des 19. Jahrhunderts erlebte eine Serie von Krisen, und sogar einen Bürgerkrieg, und dennoch entwickelte sich die amerikanische Wirtschaft zwischen 1800 und 1900 blendend. Es ist einfach so – alle besonders stark wachsenden Volkswirtschaften erleben von Zeit zu Zeit drastische temporäre Rückschläge.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 19:15:30
      Beitrag Nr. 1.895 ()
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 21:30:34
      Beitrag Nr. 1.896 ()
      @1888

      Stimmt, die Aktien des Dax sind verdammt tief gefallen......meistens auf ein Niveau von 1987 bzw. sogar unter den Kursständen von 1987 !!!
      Wenn du jetzt noch die Inflation der letzten 15 Jahre abzinst, sind diese Dividendentitel doch ziemlich günstig, oder ??? ;) :cool:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 17:22:10
      Beitrag Nr. 1.897 ()
      5.2.03 Großinvestoren lieben Langläufer
      Von Michael Ferber, Handelsblatt
      Momentan sind vielen Emittenten am Anleihemarkt die Laufzeiten kaum lang genug – mit ihren 30-jährigen Bonds treffen sie auf begeisterte Investoren. Doch die höhere Verzinsung bringt mehr Risiko.

      FRANKFURT/M. 1973 – das war das Jahr der Ölkrise, die USA beendeten den Vietnamkrieg, und in der Bundesrepublik herrschte Vollbeschäftigung. Wer damals einem Unternehmen sein Geld für eine 30-jährige Anleihe geliehen hätte, der würde nun sein Geld zurück erhalten – sofern der Emittent noch existiert.

      Zum Jahresauftakt gab es am europäischen Markt für Firmenanleihen ein Novum zu besichtigen: Mit den Telekomkonzernen France Télécom, Deutsche Telekom und Olivetti sowie dem Versorger RWE haben die ersten europäischen Firmen 30-jährige Bonds begeben. Versicherungen, Pensionskassen und Fonds sind begeistert eingestiegen und polieren mit den vergleichsweise hohen Kupons die Renditen ihrer Portfolios auf. Die Experten erwarten Emissionen weiterer Firmen-Langläufer – und raten bei Unternehmen mit längerer Historie und gutem Namen zum Einstieg. Investoren sollten die Risiken aber nicht unterschätzen.

      In der vergangenen Woche war RWE der erste europäische Versorger, der eine 30-jährige Anleihe an den Markt gebracht hat. Die Investoren rissen sich um die Bonds: Das Volumen der Emission wurde von 500 Mill. auf 750 Mill. aufgestockt, die Nachfrage lag bei über 3 Mrd. . „In Deutschland ist das Volumen der Emission zu 90 Prozent an Versicherungen, Pensionskassen und Fonds gegangen“, sagt Kristian Klasen, Leiter des Bereichs Institutional Sales bei ABN Amro

      ... Die Experten der Versicherungs-Kapitalanlagegesellschaft Meag waren allerdings wenig begeistert. Sie betonen die Risiken 30-jähriger Bonds. Nach Angaben eines Sprechers hat sich die Meag aufgrund der „erheblichen Risiken so gut wie gar nicht“ an den neuen Emissionen beteiligt. Kritiker betonen, dass für so einen langen Zeitraum niemand abschätzen könne, wie sich Zinsniveau und Inflation entwickeln. Auch das Ausfallrisiko ist nur schwer abzuschätzen. ... (Handelsblatt.com, 4.2.03)

      Kommentar: Wer heute eine 30 jährige Anleihe kauft kann mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, daß diese nie ausbezahlt wird. 30 Jahre sin in einem explodierenden Schuldensystem eine halbe Ewigkeit. Zudem läuft alles durch zinseszins immer schneller ab. Das weitere Risiko ist, daß in der nächsten zwangsläufig kommenden Finanzkrise die Zinsen stark steigen werden (durch Erhöhung des Risikozuschlages) und damit die Kurse der langlaufenden Anleihen massiv einbrechen werden. Wer einen 30 jährige Anleihe heute kauft hat von unserem System gar nichts verstanden.
      K.v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 17:33:59
      Beitrag Nr. 1.898 ()
      Deka - Die Lage am Arbeitsmarkt
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die schwache Konjunktur sowie das zögerlich Angehen von Reformbemühungen der Regierung und die Steuer- und Abgabenerhöhungen forderten im Januar einen hohen Tribut. Mit 4,623 Millionen registrierten Arbeitslosen (nicht saisonbereinigt) wurde der dritthöchste Januarwert seit 1991 gemeldet. Der Anstieg um 333 Tausend Personen gegenüber dem Vorjahr zeigt das bittere Ausmaß der politischen Schnellschüsse in eine labile Konjunktur hinein und spricht eine unmissverständliche Sprache. Die sich Monat für Monat verschärfende Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für die deutsche Volkswirtschaft mehr als bedrohlich. Der Teufelskreis von Kaufzurückhaltung der Privaten (aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes) und die geringe Investitionsneigung der Unternehmen aufgrund von Absatzproblemen durch die Konsumzurückhaltung ist immer schwerer aufzubrechen.

      Der kräftige saisonbereinigte Anstieg um 62 Tausend (auf 4,274 Millionen Personen) ist Ausdruck der konjunkturellen Schwäche und auch der ungelösten strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Eine saisonbereinigte Anzahl von Arbeitslosen auf einem derart hohen Niveau dürfte im Jahresverlauf schwer abzubauen sein. Für die nächsten Monate sind wir vor weiteren Schreckensmeldungen vom Arbeitsmarkt nicht gefeit.

      Die Arbeitslosenquote stieg nichtsaisonbereinigt von 10,1 % im Dezember auf 11,1 % im Januar an; saisonbereinigt nahm sie um 0,2 Prozentpunkte auf 10,3 % zu. Die saisonbereinigte Erwerbslosenquote in der Berechnungsweise der EU-Kommission stieg von 8,5 % (revidiert von 8,4 %) auf 8,6 % im Januar an.

      Auch die um zwei Monate verzögert verfügbare Erwerbstätigenstatistik bestätigt die Misere am deutschen Arbeitsmarkt. So sank die saisonbereinigte Anzahl der Erwerbstätigen im November auf 38,45 Millionen Personen. Sieht man vom November des Jahres 2001 ab (hier ergab sich mit +8 Tausend ein leichter Anstieg) ist das der siebzehnte Rückgang in Folge. Auch für die kommenden Monate ist mit einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen zu rechnen. Abgabenerhöhungen sowie die zu hohen Tarifabschlüsse des Vorjahres wirken nicht gerade beschäftigungsfördernd für das Jahr 2003.




      Bei der sich schon heute abzeichnenden Malaise muss der Blick auf die Finanzierung der Arbeitslosigkeit geschärft werden. Die Bundesanstalt für Arbeit geht in ihrem Haushaltsplan vom Oktober 2002 von einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 4,14 Millionen Personen aus, von denen wiederum 1,867 Millionen Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld bzw. Teilarbeitslosengeld sind. Einnahmen aus dem Bundeszuschuss nach § 365 SGB III sind nicht vorgesehen. Beitragseinnahmen werden von 27,369 Millionen Versicherungspflichtigen eingestellt. Dass diese Annahmen im Jahresverlauf zu halten sind, ist mehr als zweifelhaft. Höhere Ausgaben durch eine höhere Arbeitslosigkeit und niedrigere Beitragseinnahmen wegen des weiteren Beschäftigungsabbaus werden zu einem defizitären Haushalt führen. Die Finanzierung dieses Defizits liegt im Dunkeln. Als Alternativen kommen Leistungskürzungen beim Arbeitslosengeld oder Abstriche bei den arbeitspolitischen Maßnahmen, ein Wiederaufleben des Bundeszuschusses oder gar Beitragserhöhungen in Frage. Die beiden letztgenannten bedeuteten aber Not gegen Elend einzutauschen. Es bleibt das Erstgenannte: Leistungskürzungen. An dieser Stelle sind Politik und Tarifparteien gefordert. Nicht jeder Reformvorschlag muss mit einer Streikdrohung beantwortet werden. Um die verkrusteten Regulierungen am Arbeitsmarkt aufzubrechen ist das konstruktive Zusammenwirken Aller, gerade in der jetzigen Situation, bitter notwendig.

      Quelle: Deka
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 17:35:33
      Beitrag Nr. 1.899 ()
      Der Letzte macht das Licht aus!

      Auch du meine Güte, habe ich gedacht, als ich in alter Gewohnheit morgens auf die Seite von Hans A. Bernecker und seinen Dutzenden von Börsenbriefen gesurft bin, weil ich den Tages-Verlaufschart des Dax dort so schön finde. Dieses Gelb auf Schwarz ist richtig betörend – und selbst dann noch schön, wenn die Kurse richtig in den Keller gehen.

      Doch was musste ich dort in den Überschriften des Tages-Tickers heute lesen? „Der Letzte macht das Licht aus!“ schreibt Bernecker da – und kann in diesem unglaublichen Anflug von Humor eigentlich nur sich selbst meinen. Bald wird also anscheinend auch bei Berneckers das Licht verlöschen. Und die Anlegergemeinde wird Milliarden an Kursverlusten sparen, und das Medienecho wird groß sein. Wie konnte nur ...? Und gerade der ...?

      Positiv für den Contrarian ist auch, dass die Werbung auf dieser Seite (für einen eigenen Börsenbrief, wofür sonst), dass man schnell abonnieren möge, um nicht bei 3.900 Punkten im Dax ohne Aktien dazustehen, endlich weg ist. Denn die Realität zeigt, dass man nicht bei 3.900 ohne Aktien schlecht aussieht, sondern mit seinen Aktien ohne die 3.900 wieder einmal dem tollwütigen Fuchs in die Schnauze gelaufen ist.

      Doch je mehr derartige Zeichen, umso größer wird die Hoffnung. Jedenfalls bei mir.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 17:37:19
      Beitrag Nr. 1.900 ()
      Handelsblatt Frühindikator - Verlauf
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Verlaufsdarstellung seit 1980


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      schrieb am 05.02.03 17:42:17
      Beitrag Nr. 1.901 ()
      Gold und Euro - Krisenbarometer mit Temperaturrekorden

      Gleich zwei Krisen bringen die Krisenbarometer Gold und Euro derzeit zum Kochen: Die darbende US-Wirtschaft und der Irak-Konflikt. Der Euro überspringt am Mittwoch problemlos die Hürde von 1,09 Dollar und die Feinunze Gold liegt nur noch gut zehn Dollar von der 400-Dollar-Marke entfernt.

      Kurstreibend wirkt sich in erster Linie die Zuspitzung der Lage im Irak aus. Der amerikanische Außenminister Colin Powell will am Mittwoch Beweise der Geheimdienste für die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak vorlegen. Das Material werde "einfach und überzeugend" sein, kündigte Powell an. Unter anderem sollen Satellitenfotos und Abhörprotokolle von Telefongesprächen präsentiert werden.

      Überzeugt Powell die übrigen Mitglieder des Sicherheitsrates tatsächlich, könnte binnen zwei Wochen ein Militärschlag gegen den Irak beginnen. In diesem Umfeld wagt verständlicherweise kaum noch jemand einen Fuß aufs Börsenparkett, viele Investoren ergreifen stattdessen die Flucht.

      Rezessionsgefahr

      Die Unsicherheit wirkt sich übrigens nicht nur auf die Finanzmärkte, sondern auch auf die reale Wirtschaft aus. In den Unternehmen ist eine Lähmung zu spüren, Investitionen werden quer durch viele Branchen aufgeschoben. Selbst der pessimistische Ausblick des Technologiekonzerns Cisco [Nasdaq: CSCO Kurs/Chart ] dürfte in gewissem Maße mit dem Irak zu tun haben.

      Die jüngste Verkaufswelle ist keine reine Panik. Es gibt durchaus rationale Gründe, die für einen Abschied vom Markt sprechen. Sollte die Krise entweder längere Zeit in der Schwebe bleiben oder es zu einem längeren Krieg kommen, sind Rezessionen in Europa und den Vereinigten Staaten die wahrscheinliche Folge.

      Somit hängt die Irak-Krise auch konkret mit dem zweiten großen Problemkomplex zusammen: Die schwächelnde Volkswirtschaft der USA. Präsident George Bush Jr. wird im neuen Haushalt gigantische Schulden machen, um wieder Schwung in die Wirtschaft zu bringen. Alle Maßnahmen - Zinssenkungen, Steuersenkungen und Ausweitung der Geldmenge - haben bisher wenig Impulse gebracht. Würde es in dieser Situation zu einer erneuten Rezession kommen, blieben kaum noch Instrumente, um gegenzusteuern.

      Internationale Investoren reagieren auf die verzwickte Lage, indem sie ihr Kapital abziehen. Im Vergleich zum Euro verliert der Dollar beinahe täglich an Wert. Der momentane Kurs von 1,09 Dollar je Euro ist kein prinzipielles Problem

      Schutz mit Goldfonds

      Amerikanische Multis wie Coca-Cola und Procter&Gamble können sich über höhere Ergebnisbeiträge aus dem Auslandsgeschäft freuen. Im Gegenzug sinken die Erträge in Nordamerika für europäische Autobauer und andere auf Export fokussierte Konzerne. Von Schieflage oder Verwerfungen kann aber noch keine Rede sein, immerhin stand der Euro auch schon mal bei über 1,20 Dollar.

      Gefährlich wird es, wenn ein Automatismus in Gang kommt und auf einen Schlag immer mehr Investoren ihr Geld aus den Vereinigten Staaten abziehen. Dann könnte in Verbund mit Devisenhändlern ein starker Trend entstehen, der den Euro in irrationale Höhen katapultiert. Schon jetzt lässt sich sagen, dass der Höhenflug nur bedingt fundamental gerechtfertigt ist, denn in Euroland ist Wachstumsschwäche fast schon Standard.

      Anleger, die an eine Fortsetzung der negativen Entwicklung glauben, können versuchen, durch den Kauf von Goldfonds ihre übrigen Investments abzusichern. Empfehlenswerte Fonds sind beispielsweise der PEH Q-Goldmines und der AIG Equity Fund Gold.

      Allerdings sollten Anleger dann kontinuierlich die weitere Entwicklung in Wirtschaft und Politik verfolgen. Die Gold-Hausse könnte auch urplötzlich wieder vorbei sein. Zudem ist es gegenwärtig schwierig, mit Minenaktien Geld zu verdienen. Das liegt zum einen an Wechselkursveränderungen (wie dem erstarkenden Südafrikanischen Rand) und zum anderen trauen die Marktteilnehmer der Nachhaltigkeit der Aufwärtsbewegung noch nicht. Beim letzten Anstieg des Goldpreises haben nur wenige Minenaktien mitgezogen.

      © 05.02.2003 www.stock-world.de

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      schrieb am 05.02.03 18:43:37
      Beitrag Nr. 1.902 ()
      05.02. 09:49
      Insidertrading: Käuferstreik im Januar

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      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)
      Insider aus Technologieunternehmen haben im Januar so wenige Aktien gekauft, wie seit Juli 1997 nicht mehr. Im Jahr 1997 begann die Asienkrise.

      Insider von 1,625 börsennotierten Technologie-Unternehmen kauften im Januar Aktien im Wert von $7.5 Millionen, nach $74 Millionen im Vorjahr und $30 Millionen im Dezember, so Thomson Financial´s Insider Report.

      "Wenn Insider das Licht am Ende des Tunnels sehen würden, würden sie weiterhin in ihre eigenen Unternehmen investieren, um von den operativen Zugewinnen profitieren zu können," sagt Jim Grefenstette, Manager des $650 Millionen schweren Federated Growth Strategies Fund.

      Wenn Insider von Unternehmen die Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen, dann wissen sie meist mehr als der durchschnittliche Marktteilnehmer. Sie sind optimistisch über die Lage des Unternehmens, betrachten den Aktienkurs als unterbewertet und gehen davon aus, dass sich dieser vor dem Hintergrund der fundamentalen Situation des Unternehmens in Zukunft erhöhen wird. Doch seit dem Höhepunkt des Börsenbooms im Jahr 2000 ging das Kaufvolumen der Insider stetig zurück.

      Große Technologieunternehmen meldeten für das Dezember-Quartal meist schwache Ergebnisse und hielten sich mit Zukunftsprognosen weitestgehendst zurück. Die Angst vor einem Irakkrieg und dem, was dann kommen könnte, zwinge zur Zeit jeden Vorstand in eine Wartehaltung, so Marktbeobachter. An den Börsen gebe es einen Käuferstreik, nachdem es in den letzten Quartalen Verkaufspanik gegeben habe, so Arnie Berman, Analyst von Sound View Technology Group in Boston.

      Insgesamt wurden im Januar Aktien im Wert von $157.4 Millionen verkauft, nach $879.9 Millionen im Vorjahr und $170.2 Millionen im Dezember. Die Vorstände der 1,625 beobachteten Unternehmen verkauften in den vergangenen fünf Jahren pro Monat durchschnittlich Aktien im Wert von $978 Millionen. Wenn Insider verkaufen - dann können die Gründe vielfältig sein - geplante Anschaffungen, Portfoliodiversifikation, steuerliche Gründe - und ein Insiderverkauf allein muss nicht zwangsweise als Warnung betrachtet werden. Auffällig wird es, wenn große Positionen verkauft werden oder wenn viele Vorstände eines Unternehmens plötzlich ihre Anteile abstoßen.
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      schrieb am 05.02.03 18:53:18
      Beitrag Nr. 1.903 ()
      US-FLUGLINIEN
      American droht mit eigenem Konkurs


      Zwei Konkurrenten sind bereits insolvent, nun fliegt auch die größte Fluglinie der USA und der Welt auf den Bankrott zu: Allein 2003 muss American Airlines Kosten in Milliardenhöhe sparen, um den Finanz-Kollaps zu vermeiden.

      Adler im Sturzflug: American gilt unter den US-Fluglinien als nächster Pleitekandidat
      Fort Worth - Die weltgrößte Fluggesellschaft forderte am Dienstag ihre Mitarbeiter auf, Lohn- und Entgeltkürzungen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar jährlich zu akzeptieren. Zugleich sollen in den nächsten zwei Monaten 910 Mitarbeiter ihre Stelle verlieren.

      Don Carty, Chef der American-Holding AMR, schrieb an die Führer der Gewerkschaften, "dass die Zukunft von American nicht gesichert ist". Akzeptieren die Mitarbeiter die Forderungen nicht, könnte American noch in diesem Jahr dem Lufthansa-Partner United und dem Regionalflieger US Airways in die Pleite folgen.

      Vor allem die Piloten sollen sparen

      Insgesamt sollen vier Milliarden Dollar eingespart werden, um den Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Konkursrechtes zu vermeiden. Im vergangenen Jahr hatte die American-Holding AMR einen Verlust von 3,5 Milliarden Dollar geschrieben, so viel wie keine andere Fluglinie zuvor. Jeden Tag verliert American fünf bis sechs Millionen Dollar.

      Löhne und Gehälter machten voriges Jahr 8,39 Milliarden Dollar oder 41 Prozent der gesamten Betriebskosten aus. Die geforderten Einschnitte würden vor allem die Piloten betreffen, sie sollen auf 660 Millionen Dollar verzichten. Beim Kabinenpersonal will American 340 Millionen Dollar einsparen, beim Management 100 Millionen.
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      schrieb am 05.02.03 20:03:07
      Beitrag Nr. 1.904 ()
      Dr. Bernd Niquet

      Kann ein Fonds eigentlich auf null fallen?

      Ich gebe es zu: Wenn im Kinderkanal nichts läuft, dann schaue ich manchmal immer noch die Börse auf n-tv. Der Unterschied ist allerdings nur noch in den seltensten Fällen zu bemerken, denn würde beim KiKa ebenfalls unten ein Infoband laufen, dann wäre der Unterschied gleich null. Am Sonntag jedoch läuft auf dem KiKa meine Lieblingssendung „Dresdner Sonntagsbörse“, bei der jeweils eine Schar aufgeweckter Kinder Börsianer nachäffen. Am vorletzten Sonntag war es wirklich so gut gemacht, dass ich tatsächlich glaubte, Heiko Thieme ins Gesicht zu sehen. Dabei war es natürlich nur ein Laienschauspieler. Doch als dieser dann sagte, er sei nicht nur optimistisch, sondern regelrecht euphorisch, erreichte er fast schon Balzac´sche Qualitäten.

      Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Tragik und Tiefe, die sich dadurch ergibt: Die Hose ist so weit herunter, dass es kaum mehr tiefer geht. Heiko Thieme ist sicherlich der einzige bekannte Börsianer, der die Höhe seines Privatvermögens in regelmäßigen Abständen veröffentlicht. Denn da ist ein Haus in der Nähe von New York und eben der "Thieme Fonds International", bei dem mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass außer Thieme selbst niemand anders mehr Anteile hält, schließlich ist dieser Fonds der schlechteste der Welt.

      Aktuell verfügt der Fonds noch über ein Volumen von 1,17 Millionen Dollar, doch man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese Million, gleich Millionärsgrenze, schon bald fallen wird. Von diesen 1,17 Millionen Dollar verdient Thieme im Jahr 1,5 Prozent Vermögensvernichtungsgebühr, also derzeit jährlich 17.550 Dollar, die er folglich an sich selbst zahlen würde – ein wunderprächtiges Geschäft mithin.

      Im Jahr 2000 ist dieser Fonds um 14 Prozent gefallen, 2001 um 48,1 Prozent und in diesem Jahr bisher um 65,9 Prozent. Ein klar ansteigender Trend also, so dass – rein charttechnisch gesprochen – für 2003 ein Verlust in Höhe von etwa 80 Prozent erwartet werden kann. Das bringt einen natürlich sofort zu Achilles und der Schildkröte und damit der Frage, wie lange man eigentlich so hohe Verluste machen kann, ohne die finale Null zu erreichen.

      Achilles Antwort lautet selbstverständlich – ewig! Man kann sich der Null zwar annähern, sie aber niemals erreichen. Es sei denn, auch Grenzwerte würden bald ihre Börsenzulassung erhalten. Und das sollte uns allen eine frohe Botschaft zum Jahreswechsel sein, denke ich. Heiko Thieme muss so bald nicht ausscheiden aus dem Großen Spiel, sondern er wird uns auch weiter mit seinem Optimismus erhalten bleiben. Denn nehmen wir an, er würde es schaffen, sich auf dem Verlustlevel des Jahres 2003 zu stabilisieren, dann würde sein Fonds auch in den Folgejahren noch ein respektables Volumen aufweisen – nämlich 234.000 Dollar in 2003, 46.800 Dollar in 2004, 9.360 Dollar in 2005, 1.872 Dollar in 2006, 374,40 Dollar in 2007, 74,88 Dollar in 2008 und 14,98 Dollar in 2009. Bis zum Ende der Dekade ist also weit und breit keine Null zu sehen. (Wobei jedoch gesagt werden muss, dass die zweite Nachkommastelle für 2009 nach oben gerundet wurde.)

      Was mich sofort auf den kleinen, noch nicht einmal dreijährigen Sohn von Bekannten bringt. Plötzlich steht er auf vom Tisch, läuft zum Sofa, bückt sich, schaut herunter und sagt erleichtert: „Kein Wolf unter dem Sofa!“ Er schaut noch einmal: „Auch keine Großmutter unter dem Sofa.“ Welche Erleichterung! Seitdem muss ich immer daran denken, wie Heiko Thieme wohl morgens ins Büro kommt, sich kurz auf den Boden kniet, unter das Sofa in der Ecke guckt und sich anschließend befreit sagt: „Ein Glück, kein Wolf unter dem Sofa. Und auch keine Großmutter.“ Und anschließend mit gestärktem Selbstbewusstsein zum Telefonhörer greift und stundenlange Kauforders gibt. Denn ohne den Wolf unter dem Sofa, mit dem Fernsehen im Rücken und Achilles auf seiner Seite kann ihm nun wirklich nichts passieren.

      Berlin, im Februar 2003

      Bernd Niquet

      Bernd Niquet ist Wirtschafts- und Börsenkolumnist sowie Buchautor. Sein neuer Roman heißt „Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration“ und ist erschienen im Allitera Verlag, München 2002, 122 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6.
      boerse.de
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      schrieb am 05.02.03 20:26:07
      Beitrag Nr. 1.905 ()
      Das Ende der Welt, wie wir sie kennen?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Sie wissen, liebe(r) Leser(in), dass ich seit einiger Zeit auf das "Ende-der-Welt-wie-wir-sie-kennen" warte. Allerdings geht das Leben normal weiter, Tag für Tag. Nehmen wir zum Beispiel die TIMES aus London – wo es "business as usual" heißt: Tony Blair fragt sich, ob seine Unterstützung für den amerikanischen Krieg gegen den Irak ihn die nächsten Wahlen kosten wird ... Michael Jackson gibt zu, dass er auf Männer steht ... und so weiter. Wo soviel passiert – wer riecht da, das etwas verfault? "Obwohl die USA weiterhin sowohl Land als auch Luft als auch Wasser beherrschen, bin ich mir nicht so sicher, ob die USA in Zukunft wieder der wirtschaftliche Riese sein werden, der sie einmal waren" schreibt Bill Gross, der wohl berühmteste Fondsmanager von PIMCO. "Drei Jahre Aktienkursverluste, eine 20 %ige Abwertung des Dollar in den letzten 10 Monaten und eine Unfähigkeit, als Lokomotive der Weltwirtschaft zu dienen (trotz der massiven monetären und fiskalischen Stimulation) deuten darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft viel von ihrem früheren Glanz verloren hat. Die USA scheinen jede Minute weniger reich zu werden, da ausländische Investitionen zurückgehalten und in einigen Fällen nach China und anderen Märkten umgeleitet werden. Ökonomisch gesehen könnte man sagen, dass der Prozess des Niedergangs der Hegemonie begonnen hat ..."

      In den letzten 50 Jahren ist hat sich der Außenhandelsbeitrag der USA von fast 3 % Plus in ein Defizit von fast 6 % (des Bruttoinlandsproduktes) verwandelt. Das sind große Zahlen. Das aktuelle Defizit liegt bei rund 500 Milliarden Dollar – das ist der Betrag an ausländischem Kapital, der notwendig ist, damit die Amerikaner weiter über ihre Verhältnisse leben können. Und jetzt kommt die Bush-Administration mit einem Haushalt im Volumen von 2,2 Billionen Dollar. Die Regierung will jeden vierten Dollar, den ihre Bürger verdienen, einkassieren und ausgeben. Der neue Haushaltsplan geht auch von einem der größten Defizite der Geschichte der organisierten Regierungen aus – mehr als 300 Milliarden Dollar in 2003 –, und einer voraussichtlichen Neuverschuldung von 1 Billion Dollar (!) in den nächsten 5 Jahren.

      Das ist vielleicht nicht das Ende der Welt ... aber der Geruch des Niedergangs liegt in der Luft. Seit 50 Jahren verschulden sich die amerikanischen Konsumenten immer weiter. Es gibt viele Dinge, die den US-Konsumenten jetzt zum Zurückstecken zwingen: Die kontinuierliche Kreditnachfrage ... zusammen mit einer alternden, schuldenbelasteten Bevölkerung, die militärischen Ambitionen, der fallende Dollar, überteuerte Aktien.

      Bill Gross meint dazu: "Das mag zwar nicht ausreichen, um Amerika zum Armenhaus zu machen – aber ich habe keine Zweifel, dass diese Ereignisse ausreichen, um zumindest einige Amerikaner in ärmere Häuser ziehen zu lassen. Für viele wird sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation verschlechtern: Entweder wegen der steigenden Arbeitslosigkeit, wegen den steigenden Preisen für importierte Güter oder den steigenden indirekten Steuern in Form einer höheren Inflation und steigender Zinssätze. Investmentstrategien sollten dies berücksichtigen, wenn man überdurchschnittliche Gewinne – und überhaupt Gewinne – erzielen will."

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      Bärenmarkt-Rally von 40 % voraus?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Aktienmarkt-Investoren werden ein bisschen ruhelos und nervös. Stephen Roach von Morgan Stanley meint, dass "Bärenmärkte dazu tendieren – besonders dieser. Die Hoffnung ist, dass das Schlimmste überstanden ist. Aber wenige wollen ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass eine signifikante Erholung der Weltwirtschaft bevorsteht." Roach sagt, dass die Investoren keine große Angst wegen weiteren drastischen Kurseinbrüchen haben, aber auch keine Hoffnung auf große Kursgewinne haben. Im Durchschnitt sind die Investoren perfekt ambivalent, wie auch die jüngsten Zahlen zu den Aktienfonds zeigen:

      "Die Investoren zogen letzten Monat netto 50 Millionen Dollar aus den Aktienfonds ab", berichtet USA Today. "Der Exodus war damit relativ klein, aber alleine die Tatsache, dass er stattfand, macht Sorge – weil die Investoren normalerweise gerade im Januar ihre Bonuszahlungen und restliches Weihnachtsgeld in Aktienfonds zur Altersvorsorge einzahlen." Während der Jahre der Spekulationsblase investierten die Kleinanleger jeden Monat ungefähr 20 Milliarden Dollar in Aktienfonds. Aber nach 3 Verlustjahren für den Aktienmarkt haben die Kleinanleger wenig Geld übrig.

      Die wenigen Leute, die noch einen oder zwei Dollar übrig haben, sind zurückhaltend, wenn es darum geht, bei den Technologie-Aktien einzusteigen – nachdem hier angeblich "der Boden erreicht ist" (zum mindestens 10. Mal). Sogar Kleinanleger können sehen, dass der "Boden" im Technologiesektor so groß wie der Hintern eines Sumo-Ringers ist. Die weltweiten Investitionen in die Informations-Technologie stagnieren – und könnten wahrscheinlich eine ziemlich lange Zeit weiter stagnieren. Und dennoch haben die Technologie-Aktien sehr hohe Bewertungen.

      Im Dezember sind die Umsätze der Halbleiterindustrie gegenüber dem Vormonat um 2,3 % gefallen. Im Gesamtjahr 2002 stiegen die Umsätze um magere 1,3 % auf 140,7 Milliarden Dollar. Das ist keine beeindruckende Performance.

      Die Malaise im Halbleiter-Sektor zeigt, dass hier die amerikanische Wirtschaft von den Exzessen der Spekulationsblasen-Ära zum "Normalen" zurückkommt. Das gilt sowohl für die Wirtschaft als auch für den Aktienmarkt.

      Aber das bedeutet nicht, dass man nicht eine gelegentliche, spektakuläre Bärenmarkt-Rally genießen kann. 1992–3 Jahre, nachdem der Nikkei sein Top erreicht hatte – schoss der Index um 40 % nach oben, bevor der unausweichliche Absturz kam. Das war vor 10 Jahren; der japanische Aktienmarkt befindet sich immer noch in einem Bärenmarkt.

      Michael Belkin denkt, dass auch dem US-Aktienmarkt eine solche temporäre Bärenmarkt-Rally bevorsteht. Belkin rechnet mit einem Anstieg in der Größenordnung von 40 %, bevor die Erholung vorbei ist und der Abwärtstrend weitergeht.

      "Mike begründet seine Einschätzung mit der frühen Erfahrung des japanischen Aktienmarktes", schreibt Kate Welling von Welling@Weeden. "Und er war einer der ganz wenigen, der 1992 zu dem Ergebnis kam, dass die Charts und Modelle für den japanischen Aktienmarkt Alarm schlugen. Diese Festlegung auf die Bärenseite zehrte damals an seinem Ruf, aber plötzlich bemerkte er, dass der Nikkei wahrscheinlich eine zwischenzeitliche große Bärenmarkt-Rally hinlegen würde."

      Michael Belkin hatte Recht – wie sich herausgestellt hat. Jetzt sieht er – oder denkt, dass er es sieht – die Voraussetzungen für eine vergleichbare Rally beim US-Markt. Welling berichtet: "Seine Favoriten finden sich in den Sektoren, die am meisten gefallen, sind, da er hier das größte Erholungspotenzial sieht: Also bei Nasdaq-Titeln, in den Sektoren Technologie, Telekom, Medien – alles alles das, was kein `sicherer Hafen` ist."

      "Aber vorsichtig: Seien Sie kein neuer Bulle", so Welling. "Mike ist unerbittlich: Das ist keine Vorhersage eines neuen Bullenmarktes, nur eine Gegenbewegung in einem langfristigen Abwärtstrend. Aber 40 % Aufwärtspotenzial ist substanziell, zuviel, das man sich entgehen lassen sollte. Und Vorsicht, wenn Sie ein Short-Seller sind oder Put-Optionsscheine haben ..."

      Betrachten Sie sich als vorgewarnt.

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      Alternativen zu US-Aktien: Europäische Titel und Gold

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Warum sollten ausländische Investoren weiterhin US-Aktien kaufen? Anderswo sind die Aktien billiger als in den USA ... und dort haben sie nicht das Risiko einer Dollar-Abwertung. Forbes berichtet, dass der Getränkehersteller Cadbury Schweppes mit Sitz in London ein KGV von nur 9 hat – verglichen mit einem KGV für Coca Cola von 23. Basierend auf dem Kurs-Umsatz-Verhältnis ist Total Fina Elf ein Drittel billiger als Exxon.

      *** Aber die ausländischen Investoren werden durch die schlechte Wirtschaftslage in ihren eigenen Staaten durch Investitionen in ihren Heimatmärkten abgehalten. Die deutschen Konsumenten "haben aufgehört, einzukaufen", so BBC. Die Löhne in Japan fallen ... und die europäische Produktion ist den 5. Monat in Folge gefallen.

      *** Die Investoren nehmen Gold als Alternative. Das gelbe Metall hat in harten Zeiten einen großen Vorteil. Es wird von niemandem gemanagt ... und deshalb kann auch kein Missmanagement eintreten. Es lügt auch seine Gläubiger nicht an ... oder geht in einer Krise Pleite. Und anders als der US-Dollar kann das Angebot an Gold nicht einfach so erhöht werden.

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      Gute Schulden, schlechte Schulden

      von Lynn Carpenter

      Wissenschaftler haben für ihre Experimente Ratten. Volkswirte nicht. Wir sind die Ratten.

      Wissenschaftler wissen genau, wie viel UV-Strahlung man braucht, um eine Ratte zu verbrennen. Volkswirte warten immer noch darauf, zu erfahren, wie viele Importe nötig sind, bis die Halter von US-Dollar verbrannt werden. Amerika importiert mehr als es exportiert. Ich werde mich in diesem Artikel auf das Leistungsbilanzdefizit beziehen. Das Handelsbilanzdefizit bezieht sich nur auf Güter, beim Leistungsbilanzdefizit sind noch die Dienstleistungen mit einbezogen. Wenn ich in diesem Artikel von einem "Defizit" spreche, dann meine ich damit das Leistungsbilanzdefizit.

      Wenn man ein großes Defizit hat, hat man große Sorgen. Aber das liegt auch schon alleine am Wort "Defizit". Für die Menschen, die den Grundsatz "America first" vertreten, ist es leicht, zu glauben, dass ein Defizit per se schlecht ist. Was passiert, wenn das Leistungsbilanzdefizit zu groß wird? Die Währung wird abgewertet. Keine leichte Abschwächung ... sondern Erosionen, Einbrüche. Die Ausländer wollen nicht riesige Berge an fremden Währungen haben – aber das tun sie, wenn ihre Handelspartner riesige Defizite im gemeinsamen Handel haben. Und wenn dieses Defizit eine Produktivitätsschwäche des Defizit-Lands widerspiegelt, dann können die Ausländer sich schneller von dessen Währung trennen als Sie "Thailändischer Baht" sagen können. Aber ... es gibt immer ein "aber".

      Im Fall von Amerika geht es um eine Währung, die die meistgenutzte Währung der Welt ist. In 90 % der weltweiten Geschäfte spielt der US-Dollar eine Rolle. Alle Ölgeschäfte werden in Dollar abgewickelt. Und in einer rauen Welt ist der Dollar ziemlich stabil. Ja, es stimmt, es kommt oft in den Nachrichten, dass der Dollar im letzten Jahr schwach war. Aber das war nur eine Korrektur der Überbewertung. In den vorherigen 7 Jahren ist der Dollar gegenüber den großen anderen Weltwährungen um 40 % gestiegen. Und vor wenig mehr als einem Jahr pilgerten amerikanische Lobbyisten noch nach Washington, um für einen schwächeren Dollar zu bitten, weil der damals starke Dollar den amerikanischen Export behinderte.

      Aber auch wenn große Leistungsbilanzdefizite langfristig Probleme mit sich bringen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie sofort Probleme mit sich bringen. Nicht alle Länder bekommen ab den gleichen Defizit-Niveaus die gleichen Probleme. Ein Land aus den "Emerging Markets" hat bereits Probleme, wenn das Defizit 3 % bis 4 % des Bruttoinlandsproduktes erreicht. Aber bedenken Sie, dass es sich hier um kleine und leicht störbare Volkswirtschaften handelt. Für die entwickelten Länder ist das Limit höher, ungefähr 4 % bis 5 % für kurze Zeiträume. Die USA haben Defizite von 4,5 % und mehr über einen längeren Zeitraum durchhalten können, ohne dass es zu einer ernsthaften Dollar-Abwertung kam. Die US-Wirtschaft ist groß und sie wird durch eine Währung unterstützt, die jeder gerne akzeptiert.

      Das Problem ist – niemand weiß, wie weit die USA noch mit diesem Defizit gehen können (oder wie lange noch). Niemals zuvor waren die USA soweit von einer ausgeglichenen Leistungsbilanz entfernt. Mitte 2002 lag das Defizit bei 127,6 Milliarden Dollar – etwas über 5 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Es gibt die berechtige Sorge, dass das Defizit Richtung 6 % läuft, und das ist wahrscheinlich zu viel.

      Wenn wir uns diese Entwicklung aus der Sicht von Investoren ansehen, dann ist es wichtig, sich die Trends anzusehen, die den Wert des Dollar beeinflussen. Schließlich notieren ja auch die US-Aktien in Dollar. So kann zum Beispiel ein fallender Aktienmarkt das Vertrauen untergraben. Genauso wie eine Außenpolitik, die die anderen Staaten nicht mögen, oder eine Stärke in anderen Weltregionen (z.B. Asien) den Dollar schwach werden lassen kann. Und eine Überbewertung kann korrigiert werden. Diese Einflüsse können schnell kommen und gehen. Aber auf lange Sicht ist wohl das Defizit in der Leistungsbilanz so ziemlich am wichtigsten. Dieses Defizit kann zu einem größeren Dollar-Verfall führen, ähnlich wie in den späten 1980ern. Und das kann sich in Ihrem Depot widerspiegeln, wenn Sie US-Aktien halten.

      Wir Amerikaner können einfach nicht davon ausgehen, dass der Dollar ewig beliebt bleiben wird, auch wenn er weithin genutzt wird. Im letzten Jahr hat der Dollar gegenüber dem Euro 15 % verloren. Wenn Sie der Besitzer eines europäischen Unternehmens wären, das im letzten Jahr Millionen von Dollar durch seine Exporte eingenommen hätte, und diese Dollar jeden Tag weniger Euros wert werden – was würden Sie tun? Natürlich würden Sie diese Dollar eintauschen.

      Glücklicherweise fällt ein großer Teil des US-Defizits nicht im Handel mit Europa an. Sondern mit Asien. Steve Hanke, Währungsexperte an der John Hopkins University, hat festgestellt, dass 67 % des US-Defizits im Handel mit asiatischen Staaten zustande kommen. Und die mögen weiterhin Dollar. Sowohl die chinesischen Investoren als auch die asiatischen Zentralbanken wollen weiterhin Dollar sammeln, so Hanke. Dennoch muss man sich fragen, ob der Dollar für die Asiaten so attraktiv bleiben wird, wenn das US-Defizit so groß bleibt oder sogar noch wächst und sich die asiatischen Volkswirtschaften gleichzeitig verbessern. Die Welt sollte den Dollarkurs etwas beschneiden. Etwas. Aber wenn die Welt schlagartig keine Dollar mehr mag, dann gibt es Probleme. Der Dollarkurs würde weiter einbrechen und seine Kaufkraft würde dahinschmelzen wie Eis in der Sonne.

      Ironischerweise kann eine schnelle Abwertung ein hohes Leistungsbilanzdefizit "heilen", d.h. gegen Null verringern. Das Problem ist – niemand mag die Ergebnisse einer schnellen Abwertung. Das sahen wir in Thailand, 1997. Das Defizit von Thailand hatte 8 % des Bruttoinlandsproduktes erreicht. Das Defizit war so gewachsen, weil die Regierung ständig für die eigene Währung am Devisenmarkt interveniert hatte, um den Kurs von 25 Baht pro Dollar zu halten – während es dem thailändischen Handel nicht gerade gut ging.

      Spekulanten attackierten dieses System, da eine Explosion überfällig war. Als der Baht schließlich zusammenbrach, verlor er nicht nur schlagartig über Nacht die Hälfte an Wert – das Unheil breitete sich aus. Sie sollten bedenken, dass Thailand ein kleines Land ist, und dennoch merkte man die Auswirkungen dieser Ereignisse weltweit. Die thailändischen Export-Unternehmen, die dank der massiven Abwertung ihre Waren eigentlich viel leichter im Ausland hätten verkaufen können – bekamen keine Kredite und konnten diese Gelegenheit deshalb nicht voll ausnutzen. Die japanischen Banken mussten Milliarden an thailändischen Krediten abschreiben. Andere asiatische Währungen brachen in der Folge als Ergebnis davon ein. Aber nur ein paar Monate später war die thailändische Leistungsbilanz wieder im Plus, wie gewünscht.

      Ein anderer Punkt, den man bedenken sollte, ist der Anstieg der amerikanischen Importe. Jedes Mal, wenn die Amerikaner etwas aus einem ausländischen Land kaufen, bekommt der Verkäufer Dollar. Es gibt tatsächlich jede Menge Dollar außerhalb der USA. Aber es ist falsch, Importe nur als Schwächung der Wirtschaft zu sehen. Importe können eine Volkswirtschaft auch stärken. Nehmen wir z.B. das Jahr 2000. In den USA wuchs die Wirtschaft um 2 Dollar für jede importierten 1,20 bis 1,30 Dollar. Die Importe führten zu Wirtschaftswachstum. Daniel Griswold vom Cato Institute hat herausgefunden, dass die USA in den Jahren, in denen ihr Leistungsbilanzdefizit stieg, ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,5 % verzeichnen konnten. In den Jahren, in denen das Leistungsbilanzdefizit zurückging, betrug das Wirtschaftswachstum nur durchschnittlich 2,6 %.

      Einige Importe sind Rohstoffe, die im Zuge der Weiterverarbeitung einen höheren Wert erhalten. Aber auch die anderen Importe kommen der eigenen Wirtschaft zugute. Ein Importeur Kerzen aus Taiwan für 50 Cents. Er verkauft sie an einen Großhändler für 1 Dollar. Der Großhändler verkauft sie an einen Einzelhändler für 1,25 Dollar. Und der Kunde am Ende der Kette zahlt 1,75 Dollar. 50 Cents gehen nach Taiwan, aber 1,25 Dollar bekommen Unternehmen des eigenen Landes. Und dabei ist noch nicht einmal der Betrag berücksichtigt, den andere Gesellschaften durch die Verschiffung, Werbung oder Verpackung verdienen. Die Beträge, die durch solche Importe von den Unternehmen im eigenen Land verdient werden, erreichen in den USA etwa 20 % des Bruttoinlandsproduktes.

      Die Amerikaner wollen höchstwahrscheinlich keinen schnellen Rückgang der Importe. Dennoch haben die meisten Kommentare den Tenor, dass die Amerikaner einfach maßlos gierige Konsumenten sind. Das ist nicht unbedingt der Fall. Wir Amerikaner nutzen die Importe auch produktiv. Nur weil statt Billy Bob, Joe und Jack jetzt auch Sven, Igor, Hiro und Mustafa jede Menge Dollar halten, bedeutet das nicht, dass sie diese Dollar sofort eintauschen. Warum auch? Wenn man etwas über das amerikanische Leistungsbilanzdefizit liest, dann hat man den Eindruck, als ob es sich dabei um einen 90-Tage-Kredit handelt, der zurückgezahlt werden muss. Das ist nicht der Fall.

      Lassen Sie es mich s formulieren: Wenn ein Software-Millionär für 2.000 Dollar vom Bauern um die Ecke Kartoffeln kauft, und der Bauer für 20 Dollar Software von diesem Millionär kauft, dann ist der Millionär immer noch ein Millionär. Und der Bauer ist immer noch ein Bauer. Der Bauer ist dem Millionär nicht überlegen, weil er weniger ausgegeben hat. Niemand schuldet dem anderen etwas. Das Leistungsbilanzdefizit des Millionärs gegenüber dem Bauern würde 1.980 Dollar betragen. Aber der Millionär schuldet dem Bauern dieses Geld nicht. Er hat bereits bezahlt. Und der Bauer verlangt auch seine Kartoffeln nicht zurück.

      Die Situation beim wirklichen Leistungsbilanzdefizit ist vergleichbar. Niemand verlangt seine Kartoffeln zurück. Die Unternehmen tendieren dazu, die erhaltene Bezahlung in ihre Heimatwährung zu tauschen. Ein deutscher Maschinenbauer wird sich ein Limit gesetzt haben, wie viele Dollar er statt Euros halten will. Aber die Geldflüsse bei den Finanzanlagen spielen sich meistens in Dollar ab. Ein großer Teil kommt von den Investoren, darunter Zentralbanken, die US-Anleihen und Aktien kaufen.

      Für diese Investments müssen Zinsen gezahlt werden, die in Form von Dollar die USA verlassen. Aber das größere Risiko kommt nicht von diesen Zinszahlungen. Es kommt daher, dass sich die ausländische Vorliebe für US-Anlagen und Dollar plötzlich ändern könnte. Deshalb haben wir als Investoren hier den ersten Teil des Problems gefunden, das uns direkt konfrontieren könnte. Wenn die ausländischen Investoren aus den US-Anlagen raus wollen, dann würden sie das auch wollen, wenn es kein amerikanisches Leistungsbilanzdefizit geben würde. Die Investoren bleiben nicht, wenn die Rendite nicht stimmt. Aber da das Leistungsbilanzdefizit bereits so groß ist, konnte so eine große Bewegung für den Dollar ein Desaster sein.

      Wie kann man die amerikanische Leistungsbilanz wieder ausgleichen ... am besten überlässt man dazu diesen Bereich sich selbst. Wir können nur hoffen, dass dies so wäre. Aber die Politik und die Geldpolitik werden wahrscheinlich viel Schaden anrichten. Die wahrscheinlichste Reaktion der Politiker auf das Leistungsbilanzdefizit werden Hindernisse für die Importe und die Erhöhung der Zölle sein.

      Ich bin gegen solche Reaktionen, und sie hätten auch keinen nachhaltigen Erfolg. Alles, was die jahrelangen Schutzzölle für die US-Stahlindustrie gebracht haben – ist ein kaputter Industriezweig, der ohne Schutz nicht mehr überlegen könnte. Zölle sind eine dumme Lösung. Besonders dann, wenn sie für Dinge, die niemand zum Überleben braucht, eingeführt werden. Und das trifft auf fast alle Importgüter außer Öl zu. Wenn Bananen zu teuer sind – dann essen wir Weintrauben. Wenn zwei Paar Schuhe zuviel sind, dann kaufen wir eben nur ein Paar. Oder vielleicht gar keins. Wenn Stahl und Zement zu teuer werden, dann wird sich der Neubau von Wohnungen verlangsamen.

      Aber die Devisenhändler machen ihren Job gut. Der Dollar fällt bereits. Er ist gegenüber dem Euro im letzten Jahr gefallen – und er könnte weiter fallen. Aber es gibt auch einen anderen Weg, wie man das Leistungsbilanzdefizit ohne Inflation beseitigen könnte. Durch Sparen. Geld, das gespart wird, reduziert die Importe, während die Geldströme, das aus dem Ausland an die US-Finanzmärkte fließt, nicht reduziert werden. Dadurch wird zusätzliches Geld für zusätzliche Investitionen in den Kapitalstock bereitgestellt. So wie es aussieht sparen die Amerikaner derzeit mehr als noch vor zwei Jahren. Als ob sie das wissen würden ...

      Sogar die geplatzte Spekulationsblase bei den High Tech-Aktien hat der Situation geholfen. Das ausländische Kapital fließt jetzt nicht mehr so hemmungslos in den US-Aktienmarkt. Das ausländische Investitionskapital ist jetzt vorsichtiges Geld geworden. Es ist in den USA, weil die Aussichten auch anderswo nicht besser sind. Die Zinsen für Investments mit Top-Sicherheit sind in den USA noch relativ hoch (denken Sie nur an Japan oder die Schweiz). Aber ein Teil des investierten Kapitals wird abwandern, auf der Suche nach attraktiveren Renditen.

      Wenn dieses Geld abfließt – hoffentlich graduell –, dann könnte der Dollar weiter an Wert verlieren. Aber ein etwas schwächerer Dollar wäre kein großer Verlust. Wir hatten 1985–86 eine ähnliche Situation, als der Dollar fiel, ohne dass dies der US-Wirtschaft darunter leiden musste. Die magische Formel dabei ist die Natur der US-Wirtschaft. Sowohl die Arbeit als auch das Kapital sind in den USA flexibel. In den USA gibt es nicht diese massiven Probleme mit der Arbeitslosigkeit wie in Europa (weil in den USA der Arbeitsmarkt weniger reguliert ist). Und derzeit ist die Kapazitätsauslastung sehr niedrig ...

      Wenn die Kapazitätsauslastung niedrig ist, dann sollte der Dollar am besten stark sein – so wie er es war. Denn wenn der Dollar dann fällt, dann steigen wahrscheinlich die Exporte und die Unternehmen können ihre Kapazitätsauslastung erhöhen.

      Die Auswirkungen auf den Handel sind offensichtlich. Die Amerikaner werden mit ihren schwachen Dollar dann weniger Güter importieren. Der größte Teil der Welt braucht den Handel mit den USA, um die eigene Wirtschaft in Schwung zu halten.

      Eine weniger offensichtliche Bedrohung ist die Auswirkung des schwachen Dollar auf die weltweiten Bilanzen. Viele scheinbar gesunde Unternehmen bekommen schlechte Bilanzen, wenn ihre in Dollar angegebenen Aktiva an Wert verlieren. Jede ausländische Gesellschaft, die ihre Waren gegen Dollar verkauft, wird ihre Gewinne dahinschmelzen sehen, wenn diese Dollar dann in ihre eigene Währung zurückgetauscht werden.

      investorverlag.de
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      schrieb am 05.02.03 20:31:11
      Beitrag Nr. 1.906 ()
      Zahlreiche Unternehmen planen weitere Einschnitte


      Sparwelle beherrscht die Wirtschaft



      Sparen hat derzeit höchste Priorität in deutschen Unternehmen. Weniger Dienstreisen, Kürzungen im Einkauf, Stellenabbau – kaum eine Firma, die ihre Mitarbeiter nicht auf einen scharfen Sparkurs verpflichtet hat.


      zel/jojo DÜSSELDORF. Wie ernst die Lage ist, dürfte die am Mittwoch von der Bundesanstalt für Arbeit veröffentlichte Zahl der Arbeitslosen zeigen. Von Arbeitsmarktexperten wird erwartet, dass die Zahl Ende Januar bei 4,55 Millionen liegt.

      Und nachdem viele Unternehmen schon 2002 wegen schwacher Absatzzahlen massiv auf die Bremse traten, dürfte sich der Zwang zum Sparen in diesem Jahr noch verstärken – vor allem auf der Personalseite. „Es wird weitere Anpassungen geben“, ist Michael Träm, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung A.T.Kearney, überzeugt. Weil die erhoffte Belebung ausgeblieben ist und sich die Unternehmen angesichts der Irak-Krise noch stärker zurückhalten, könnten die Sparansätze drastischer ausfallen als 2002.

      „In diesem Jahr werden die Einschnitte gravierender“, glaubt auch Jamie Anderson von der London Business School (LBS). Gemeinsam mit dem US-Software-Anbieter Ariba hat die LBS die 200 größten europäischen Unternehmen nach ihrem geplanten Ausgabenverhalten befragt. Fazit: Es drohe eine „Sparpanik“. Ein weiterer Stellenabbau scheint sicher. Für 2002 hat die LBS europaweit eine durchschnittliche Reduzierung des Einkaufsvolumens von 10 % ermittelt, in diesem Jahr könnten es sogar 12 % werden – quer durch alle Branchen.

      Die großen deutschen Banken haben im vergangenen Jahr etwa 10 000 Arbeitsplätze abgebaut. „Das ist das Ergebnis der strukturellen Ertrags- und Kostenkrise“, sagt Heinz- Dieter Sauer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes. 60 % aller Kosten entfielen auf Personal – Einsparungen gerade in diesem Bereich seien für die Banken unausweichlich gewesen. Im neuen Jahr sei mit einem weiteren Personalabbau zu rechnen.

      „Wir mussten den großen Schnitt machen“, sagt auch Georg Kofler, Chef des Pay-TV-Senders Premiere. Bei Milliarden-Verlusten sei dem Unternehmen nichts anderes übrig geblieben, als die Zahl der Mitarbeiter um 1 000 auf 1 400 zu reduzieren. Er gibt allerdings auch zu, dass Premiere anfangs zu heftig reagiert hat: 100 neue Mitarbeiter seien inzwischen wieder eingestellt worden.

      Doch nicht alle Unternehmen suchen ihr Heil im Stellenabbau und loten stattdessen Alternativen aus. So versucht Fiat Deutschland, die schwierige Absatzsituation mit einer Mischung aus Quantitäts- und Qualitäts-Management in den Griff zu bekommen. Zwar sollen bis zum Frühjahr 100 von 600 Stellen gestrichen werden. Gleichzeitig hat der Autohersteller jedoch eine Trainingsoffensive begonnen, die die Qualität der Abläufe im Unternehmen steigern soll. Deutschland- Chef Klaus Fricke glaubt an den Erfolg und betont: „Es ist selten, dass jemand mitten in der Krise ein solches Programm startet.“

      Unternehmensberater Träm sieht nicht nur bei Fiat, sondern auch in anderen Firmen positive Ansätze im Umgang mit dem Personal. „Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema Innovation“, beobachtet er. Mitarbeiter würden eingesetzt, nach neuen Produkten, Dienstleistungen und Produktionsprozessen Ausschau zu halten. Innovation habe heute einen höheren Stellenwert als noch vor zwei oder drei Jahren und sei ein Weg, einen Teil des Personals zu halten und nicht noch mehr Kündigungen auszusprechen.

      Die konjunkturelle Krise zeige ihre Auswirkungen aber auch auf diesem Feld: Die neuen Innovativ-Abteilungen müssten praktisch ohne zusätzliches Geld auskommen. „Dafür gibt es ganz wenig in den Unternehmen“, weiß Träm.

      Einzelne Firmen schrecken vor einem Personalabbau zurück – gerade für den Fall, dass sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte doch noch etwas beleben sollte. „Wir haben uns bewusst entschieden, kein Personal in den Geschäften abzubauen“, sagt Michael Busch, im Vorstand der Hagener Douglas-Gruppe für den Buch-Bereich Thalia verantwortlich. Eine Reduzierung der Stellen würde „an die Substanz gehen“.

      Bei Thalia werde längerfristig gedacht, die aktuellen Probleme seien auch ohne Einschnitte in den Läden zu bewältigen. Bei einem Stellenabbau könne der angestrebte Standard bei Beratung, Kundenorientierung und Service nicht garantiert werden. Und darauf wolle Thalia nicht verzichten.

      Quelle: Handelsblatt

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 05. Februar 2003, 07:21 Uhr
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      schrieb am 05.02.03 20:34:09
      Beitrag Nr. 1.907 ()
      Großwetterlage in der Weltwirtschaft zieht sich zu


      Wenn der Dow auf 3 000 Punkte fällt, Gold auf 3 000 Dollar steigt



      Von Ingo Narat


      Querdenker sprechen von einem Paradigmenwechsel: Die Ära der Aktie ist zu Ende – die Zukunft gehört den Rohstoffen.


      FRANKFURT/M. Das ist starker Tobak: Gold steigt in den nächsten Jahren auf 3 000 Dollar, der Dow Jones kollabiert und macht erst bei 3 000 Punkten halt. Und das sind noch nicht einmal die Extremmeinungen. Querdenker prognostizieren einen Paradigmenwechsel, auch wenn sie von Vertretern der traditionellen Analystenzunft nur Gelächter ernten. Ihre Sicht der Dinge: Die Ära der Aktie ist nach fast zwei Dekaden exzessiver Hausse in den achtziger und neunziger Jahren vorbei, den Edelmetallen und anderen Rohstoffen schlägt nach fast zwanzigjähriger Baisse die Stunde. Am Dienstag machte übrigens der Goldpreis einen weiteren kleinen Schritt voran und legte beim Siebenjahreshoch von 377 Dollar Rast ein; der Dow sackte unter die 8 000er-Marke.

      Die Extremprognosen möchte niemand ernst nehmen. Aber schon die eigene Erfahrung bestätigt, dass das Undenkbare manchmal nur scheinbar unrealistisch ist. Noch vor drei Jahren schwärmten Analysten und Anleger vom Neuen Markt. Tatsächlich mutierte der vermeintliche Reichmacher zu einer gewaltigen Vermögensvernichtungsmaschine und wird bald beerdigt.

      Die Gold- und Rohstoffoptimisten haben viele Argumente auf ihrer Seite. Aktien sind auch nach drei Jahren Talfahrt nicht billig. Um typische Bewertungen am Tiefpunkt einer Baisse zu erreichen, müssten sich die Kurse noch einmal halbieren oder dritteln. Gleichzeitig spitzt sich die Großwetterlage in der Weltwirtschaft weiter zu – von unkalkulierbaren politischen Risiken ganz abgesehen. Die Überschuldung, vor allem in Amerika, gefährdet das globale Finanzsystem. Für den viel zu teuren Dollar gilt das gleiche, wenn er erst einmal richtig ins Rutschen kommt. In dieser Lage suchen die Anleger verzweifelt nach Alternativen. Derzeit stürzen sie sich vor allem auf Immobilien und Anleihen – potenzielle Kandidaten für die nächsten Spekulationsblasen.

      Die Extremprognosen kommen aus Expertenmund. Den „Treffpunkt“ von Gold und Dow Jones bei 3 000 beispielsweise sagt Richard Russell voraus, ein in Amerika angesehener, aber hier zu Lande unbekannter technischer Analyst mit großer Erfahrung. Andere Fachleute sind zurückhaltender, geben Gold-Zielmarken zwischen 400 und 600 Dollar für dieses Jahr aus.

      Bereits seit Juni vergangenen Jahres signalisieren steigende Rohstoffpreise die Wende an den Finanzmärkten. Das Potenzial ist enorm, denn kaum jemand besitzt Rohstoffe und Edelmetalle in physischer Form oder entsprechende Aktien. Außerdem sind diese Märkte extrem klein, auch die korrespondierenden Aktien. Alle Goldminentitel rund um den Globus kommen lediglich auf einen Börsenwert von rund 90 Milliarden Dollar, die Silbertitel auf nur zwei Milliarden. Würden die Anleger hier nur ein Prozent ihres Vermögens investieren, müssten die Metallpreise und Aktienkurse kräftig nach oben schnellen.

      Clevere Anleger haben sich schon vor einigen Jahren auf die Wende eingestellt, interessanterweise vor allem mit Silberkäufen. Super-Investor Warren Buffett erwarb einen großen physischen Bestand. George Soros beteiligte sich an der Silbermine Apex. Bill Gates, als Microsoft-Gründer ein klassischer New-Economy-Mann, ist Teilhaber bei Pan American Silver.

      Weniger im Blickpunkt steht ein anderer Rohstoffsektor: die Weichwaren. Es geht beispielsweise um Kakao, Kaffee, Baumwolle, Weizen und Sojaöl. Diese Produkte werden nur an Terminbörsen gehandelt, sind für Anleger daher schwer zu erwerben. Bei Edel- und Industriemetallen kann der Investor leicht auf Aktien oder spezialisierte Fonds zurückgreifen. Bei den Weichwaren wird er dagegen nur schwer fündig. Aber auch hier sind die Querdenker bereits unterwegs. Der „Run“ auf börsennotierte Plantagen- und Farmbetreiber in Asien und Lateinamerika ist schon im Gange.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 05. Februar 2003, 06:45 Uhr
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      schrieb am 05.02.03 20:37:52
      Beitrag Nr. 1.908 ()
      Technische Indikatoren deuten nicht auf eine Erholung hin


      Chartkommentar: Dax bleibt mittelfristig auf Talfahrt



      Von Wieland Staud


      Der Start der deutschen Standardwerte in das Jahr 2003 verlief mehr als ernüchternd. Zur Mitte der vergangenen Woche konnten neue Baisse-Tiefs beim Deutschen Aktienindex (Dax) nur knapp vermieden werden. Nur jeweils 50 Punkte oberhalb der kritischen Marken – dem Intraday-Niveau von 2 519 Punkten und dem Schlusskurs von 2 598 Zählern – gelang es dem Dax, mit dem nachfolgenden möglichen „Reversal“ (einer kurzfristigen Trendumkehr) theoretisch gesehen den Boden für ein mögliches Doppeltief zu bereiten.



      FRANKFURT/M. Doch noch ist keine Bodenbildung mit anschließender Entspannung in Sicht. Dagegen spricht zum einen: Im gegenwärtigen Stadium der Marktentwicklung ist es nicht sinnvoll, bereits über einen Doppelboden zu spekulieren. Dafür müsste der Dax erst einmal die massiven Widerstände bei 3 300 Punkten überwinden.

      Zum zweiten spricht gegen eine Bodenbildung: In den technischen Indikatoren kündigt sich kein möglicher Doppelboden an. So zeichnen sich bislang keine positive Divergenzen wesentlicher Oszillatoren ab; Oszillatoren sind Indikatoren, die anzeigen, ob ein Markt überkauft oder überverkauft ist. Auch ist das Sentiment noch nicht auf einem für das fortgeschrittene Stadium der Baisse hinreichend pessimistischen Niveau angekommen. Im Gegenteil: Die durchschnittlichen Erwartungen für den Dax für das Jahresende 2003 von 3 800 bis 3 900 Punkten waren sehr optimistisch; dabei handelte es sich übrigens um Dax-Niveaus, die Analysten in einer Handelsblattumfrage vom Dezember 2002 nannten.

      Darüber hinaus lassen weder die Elliott-Wellen auf einer mittel- bis langfristigen Zeitebene einen abgeschlossenen Abwärtsimpuls noch die Candlesticks befriedigende Kaufsignale erkennen. Schließlich muss es zu denken geben, dass sich der Dax im laufenden Jahr nicht einmal in seiner traditionell stärksten saisonalen Phase, dem Jahresauftakt, von seiner besseren Seite zeigen konnte.

      So ist kaum ein anderes Fazit möglich: Das Barometer der Standardwerte hat die absoluten Tiefs der Baisse noch vor sich. Anlegern stehen Dax-Niveaus von unter dem bislang gesehenen Tief von 2 519 Punkten bevor. Es muss als wahrscheinlich angesehen werden, dass der Index in die massive Unterstützungszone zwischen rund 2 300 und 1 960 Punkten zurückfallen wird und dass die Talfahrt wohl erst am unteren Rand dieser Zone beendet sein wird. Auch 2003 wird ein wahrscheinlich per Saldo wenig verheißungsvolles Aktienjahr in Deutschland werden.

      Kurzfristig gibt es für Anleger dennoch einen Lichtblick: Aus technischer Sicht dürfte sich der Kursverfall des Dax in den nächsten Wochen nicht – oder zumindest nicht in demselben Tempo – fortsetzen. Auf kurze Sicht ist eine Erholung bis des Standardwertebarometers in Regionen um 2 840 Punkte möglich.

      Wieland Staud ist technischer Analyst und Geschäftsführer der Staud Research GmbH.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 05. Februar 2003, 09:17 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 20:50:01
      Beitrag Nr. 1.909 ()
      Konjunkturprognosen für Euroland fallen immer zurückhaltender aus
      Volkswirte erwarten für 2003 nur noch 1,5 % Wachstum - Privatkonsum und Investitionen bremsen - Sorge wegen steigender Arbeitslosigkeit

      ks Frankfurt - Die in jüngster Zeit eher schwächer ausgefallenen Konjunkturdaten und Umfrageergebnisse für Euroland haben die Volkswirte in den Banken und Forschungsinstituten zu einer weiteren leichten Abwärtskorrektur ihrer Wachstumsprognosen für den Währungsraum veranlasst. Wie aus dem neuesten Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung, das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zusammengestellt wird, hervorgeht, wird im Mittel für das laufende Jahr eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts des Euroraums um 1,5 % erwartet. In der vorangegangenen Zusammenschau der Prognosen war noch ein etwas höheres BIP-Wachstum von 1,8 % vorausgesagt worden (vgl. BZ vom 4. 12. 2002). Für das kommende Jahr wird im Durchschnitt eine deutlich höhere Gesamtproduktion von 2,5 % erwartet, die damit auf der Höhe des verbreitet angenommenen Wachstumspotenzials läge ...


      boersenzeitun.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:19:18
      Beitrag Nr. 1.910 ()
      Börsen-Baisse kostete bislang 2000 US-Dollar pro Erdbewohner

      Berlin - Der Absturz der Aktienmärkte zwischen 2000 und 2002 hat weltweit einen Börsenwert von 13 Billionen US-Dollar vernichtet. Das sind 2000 US-Dollar pro Mensch auf dem Planeten, berichtet ABN Amro im neuen „Global Investment Returns Year Book“. Die Studie über die langfristige Entwicklung der Aktienmärkte, die Wissenschaftler der London Business School erstellt haben, enthält über Deutschland wenig erfreuliche Fakten. Die Tatsache, dass der Dax mit einem Minus von 41 Prozent 2002 das Schlusslicht unter den Weltbörsen war, hat den deutschen Aktienmarkt mit einem Anteil von zwei Prozent an der weltweiten Marktkapitalisierung nach Streubesitz auf Platz sechs der globalen Rangliste zurückfallen lassen – nach den USA (54 Prozent), Großbritannien (elf Prozent), Japan (acht Prozent), Frankreich (vier Prozent) und der Schweiz (drei Prozent).


      Auch in die Zukunft haben die Experten geschaut und sich gefragt, wie lange es dauern dürfte, bis der britische FTSE-100-Index sein Allzeithoch von Ende 1999 wieder erreicht hat. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent werde das Börsenbarometer die Schwelle erst im Jahr 2018 durchbrechen, so die Experten. Genauso wahrscheinlich sei, dass der Index das Ziel erst später erreiche. Ein Trost: Bei der Annahme, dass alle Dividenden reinvestiert werden, könnte sich der Index bis 2010 erholen. Die Wissenschaftler warnen vor „irrationalem Optimismus“: „Wir können die Renditen nicht vorhersagen. Sicher ist aber, dass die Börsen volatil bleiben und die Erträge eher unstet sein werden.“ wi




      Artikel erschienen am 6. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:21:00
      Beitrag Nr. 1.911 ()
      Charttechniker: „Wir sehen die 2000 Punkte noch von unten“
      Analysten erwarten weiteren Kursverfall beim Dax

      von Jens Wiegmann

      Berlin - Die Performance des Deutschen Aktienindex am Mittwoch konnte sich sehen lassen: Nachdem der Dax gleich in der ersten Handelsstunde den Tiefstand vom vergangenen Oktober nach unten durchbrochen hatte, machte er sich an eine rasante Aufholjagd. Am Nachmittag lag das Börsenbarometer wieder deutlich im Plus. Doch technische Analysten warnen vor voreiligen Schlüssen. Sie erwarten in den kommenden Wochen und Monaten neue Tiefstände.


      Der Dax hatte am Mittwoch morgen mit einem Abschlag von 1,8 Prozent auf 2584 Zähler die Marke von 2597 Punkten vom Oktober vergangenen Jahres unterschritten. Damals hatte der Dax auf Schlusskursbasis nicht nur sein 52-Wochen-Tief erreicht, sondern zugleich den tiefsten Stand seit etwa sechs Jahren. Am Mittwoch schwang sich das Börsenbarometer in einer Gegenreaktion wieder bis auf 2675 Punkte – ein Zuwachs von 1,6 Prozent zum Vortagesschluss.


      Markus Metz von Staud Research sieht hierin aber nur eine kleine Bärenmarkt-Rallye: „Die Erholung steht auf tönernen Füßen, eine Rückkehr in die Bereiche um 2800 Punkte, wie wir sie am Montag dieser Woche gesehen haben, halte ich für unwahrscheinlich.“ Es sei eher zu erwarten, dass der Dax in den kommenden Tagen bei den Oktober-Tiefs von 2597 (Schlusskurs) oder gar 2519 (Intraday) landet. Ludwig Gutmann, technischer Analyst bei der Bayerischen Landesbank, wertet das Aufwärtsstreben ebenfalls als Strohfeuer. Seit sieben Handelstagen versuche der Dax, sich zu stabilisieren – ohne dass sich bisher eine nachhaltige Entwicklung ergeben habe. „Ich gehe davon aus, dass sich nach dieser Reaktion der Negativtrend weiter fortsetzt“, sagt Gutmann. Er rechnet wie Metz in den kommenden fünf bis zehn Handelstagen mit einem Test des Oktober-Intraday-Tiefs.


      Aber auch dann bleiben die Aussichten düster. „Wenn diese Widerstände nach unten durchbrochen werden, sehe ich keine sinnvollen Unterstützungslinien mehr“, sagt Gutmann. Metz glaubt zwar, dass es in Reaktion auf ein Unterschreiten der Tiefstände noch mal zu einer kurzen Erholung kommen könnte. Vielleicht sei dann sogar noch einmal ein Anstieg bis auf 2800 Punkte möglich, so der Experte. „Doch mittel- bis langfristig wird diese Bewegung von der Konsolidierung des Marktes überlagert“, sagt Metz. Innerhalb der kommenden drei bis sechs Monate seien deshalb neue Tiefs zu erwarten: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir die 2000 Punkte noch von unten sehen.“


      Vom US-Markt ist derzeit nur wenig Unterstützung zu erwarten. Sowohl der Dow Jones als auch der Standard & Poor’s-500 haben ihre auf die Oktober/November-Rallye folgende Seitwärtsbewegung nach unten verlassen. „Der Dow Jones fiel unter die wichtige Marke von 8000 Zählern, der S & P unter die 870-Punkte-Marke, was einem kurz- und mittelfristigen Verkaufssignal gleichkommt“, erklärt Metz.


      Dem Argument, dass eine Baisse oft in einem Ausverkauf mit einer reinigenden Wirkung ende, kann Gutmann nicht recht folgen. „Der Masse der Marktteilnehmer ist, glaube ich, noch gar nicht bewusst, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, sagt der Analyst unter Hinweis auf die enorme Blase, die sich an den Aktienmärkten aufgebaut hatte und die dann geplatzt ist. Die momentane Abwärtsbewegung könne sich deshalb noch einige Zeit hinziehen. Für eine Bereinigung müsste sich eine viel skeptischere Stimmung gegenüber Aktien breit machen, so Gutmann: „Die Anleger müssten das Handtuch werfen und sagen ?Aktien, nein danke!‘“ Auch Metz glaubt, dass noch zu viele Anleger die „guten alten Zeiten“ aus den 90er Jahren mit ihren hohen Renditen im Hinterkopf hätten: „Erst wenn das raus ist aus den Köpfen, kann es wieder nachhaltig bergauf gehen.“


      Artikel erschienen am 6. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:29:51
      Beitrag Nr. 1.912 ()
      Arbeitsmarkt
      Lehrstellennot nimmt zu


      Die Misere auf dem deutschen Ausbildungsmarkt hat sich noch weiter verschärft. Rein rechnerisch fehlten zum Ende vergangenen Jahres mehr als 20.000 Lehrstellen, teilte der Vorstandsvorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, am Mittwoch in Nürnberg mit. Damit habe es zum ersten Mal seit zwei Jahren weniger unbesetzte Ausbildungsplätze als nicht vermittelte Bewerber gegeben. 8.900 offenen Stellen standen 29.500 junge Menschen auf Ausbildungsplatzsuche gegenüber.

      Eine Entspannung sei nicht abzusehen, sagte Gerster weiter. „Im nächsten Jahr werden die unversorgten Bewerber erneut Bewerber sein.“ Außerdem verließen voraussichtlich mehr Jugendliche die Schulen als im vergangenen Jahr. Auch auf die sinkende Zahl von Geburten könne nicht gesetzt werden, diese mache sich erst in einigen Jahren auf dem Ausbildungsstellenmarkt bemerkbar. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesanstalt appellierte an die Wirtschaft, verstärkt Ausbildungsplätze anzubieten.

      Clement setzt auf das Bündnis

      Die Lehrstellennot in Deutschland soll nach dem Willen der Gewerkschaften zu einem Thema im Bündnis für Arbeit werden. Bundeswirtschafts- und -arbeitsminister Wolfgang Clement hatte in der vergangenen Woche angekündigt, daß künftig kein Jugendlicher unter 25 Jahren mehr „auf der Straße stehen solle“, weil er keine Lehrstelle oder keine Arbeit finde.

      Nach Angaben der Bundesanstalt hatte im Januar mehr als eine halbe Million Jugendlicher keine Arbeit. Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen lag bei 10,6 Prozent. Nicht zuletzt wegen des starken Einsatzes arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen sei diese Quote niedriger als im gesamteuropäischen Durchschnitt, sagte Gerster. So habe im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million junger Menschen an Förderprogrammen der Arbeitsämter teilgenommen. Die Ausgaben dafür hätten knapp 5 Milliarden Euro erreicht und machten mehr als ein Drittel der Gesamtausgaben für die wichtigsten arbeitsmarktpolitischen Instrumente aus.

      „Hartz-Gesetze“ greifen noch nicht

      Die zum 1. Januar in Kraft getretenen „Hartz-Gesetze“ für den Arbeitsmarkt schlagen sich nach Angaben der Nürnberger Behörde noch nicht in den Arbeitsamtsstatistiken nieder. Mit den ersten Personal-Service-Agenturen, dem Herzstück des Hartz-Konzeptes, sei erst im März zu rechnen; auch die Gründung von Ich-AGs laufe derzeit erst an, heißt es in der Bundesanstalt.

      Klassische arbeitsmarktpolitische Instrumente wie die berufliche Weiterbildung seien jedoch schon im Januar in geringerem Maße als zuvor eingesetzt worden. Das entspricht dem im Gesetz vorgesehenen Plan, die Arbeitsmarktpolitik auf Förderprogramme für den ersten Arbeitsmarkt zu konzentrieren. Dies habe die Arbeitslosigkeit zwar in die Höhe getrieben. In Grenzen gehalten hätten diesen Anstieg aber die Umsetzung des Job-Aqtiv-Gesetzes und die zuvor gestartete sogenannte Vermittlungsoffensive. So meldeten sich viele Erwerbslose nicht mehr bei den Ämtern, seit die Anforderungen an die Arbeitssuche verschärft worden seien.

      Mainzer Modell enttäuscht

      Enttäuscht zeigte sich Gerster über die Jahresbilanz des von ihm in Rheinland angestoßenen Mainzer Modells. Die ursprünglichen Erwartungen hätten sich nicht erfüllt. In ganz Deutschland hätten im vergangenen Jahr 9.900 Männer und Frauen daran teilgenommen, bis Ende des Jahres zählten die Arbeitsämter 7.700 geförderte Beschäftigungsverhältnisse.

      Nach dem Mainzer Modell bekommen Arbeitnehmer, die zu niedrigen Löhnen arbeiten, staatliche Zuschüsse zu ihren Sozialversicherungsbeiträgen. Mit dem Hartz-Gesetz, das in ähnlicher Weise gestaffelte Sozialversicherungsbeiträge für sogenannte Minijobber vorsieht, könnte sein Modell bald überflüssig werden und entfallen, sagte Gerster. (clb.)

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2003, Nr. 31
      Bildmaterial: AP
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:32:30
      Beitrag Nr. 1.913 ()
      Arbeitsmarkt
      Clement wünscht neue Arbeitslosenstatistik


      05. Februar 2003 Die deutsche Arbeitslosenstatistik wird kommendes Jahr auf europäische Standards umgestellt. Das hat das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin bestätigt. Um dem Vorwurf zu begegnen, die Arbeitslosenzahl solle „schön gerechnet werden“, soll die heutige Statistik „für einen längeren Zeitraum“ parallel dazu laufen. Damit werde gewährleistet, dass die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt mit früheren Daten vergleichbar sei.

      Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) setzt damit eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag um, in dem es heißt: „Wir werden eine international vergleichbare Arbeitsmarktstatistik schaffen, in der nur Personen, die auch tatsächlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, erfasst werden.“

      Clements Sprecher sagte, alle EU-Staaten hätten eine andere Statistik als Deutschland. Deshalb seien momentan keine Vergleiche möglich.

      Vergleiche schon heute möglich

      Das ist nur bedingt richtig: Für Deutschland gibt es derzeit sowohl die nationalen als auch die europäisch harmonisierten Daten, die nach anderen Kriterien und saisonbereinigt erfasst werden. Lag die Arbeitslosenquote nach nationalen Angaben im Januar bei 11,1 Prozent, liegt sie gemessen am europäischen Standard bei 8,6 Prozent. Mit dieser Zahl liegt Deutschland im europäischen Vergleich in etwa im Durchschnitt. Eurolandweit reichen die Arbeitslosenquoten von 2,6 Prozent in Luxemburg bis 11,9 Prozent in Spanien.

      Einem Bericht der Zeitung „Die Welt“ zufolge sollen künftig nur diejenigen Arbeitslosen in der Statistik erfasst werden, die tatsächlich vermittelt werden wollen und auch verfügbar sind. Das soll unter anderem dadurch gelingen, dass die Karteierfassung der Bundesanstalt für Arbeit zumindest teilweise durch Haushaltsbefragungen ersetzt wird.

      Zudem wolle Clement die Definition von Arbeitslosigkeit an EU-Standards anpassen. Bisher gelte in Deutschland jeder als arbeitslos, der weniger als 14 Stunden pro Woche arbeite und sich bei den Arbeitsämtern melde. Dagegen gelten in der EU dem Bericht zufolge schon Menschen mit einer Stunde Wochenarbeitszeit nicht mehr als erwerbslos.

      Gleichzeitig solle das so genannte Verfügbarkeitskriterium für Arbeitslose geändert werden. Nach der EU-Statistik gilt nur derjenige als arbeitslos, der innerhalb von zwei Wochen eine Arbeit aufnehmen kann. Das deutsche Recht sieht dem Bericht zufolge dagegen keine strikten Verfügbarkeitskriterien vor.

      Union lehnt Vorhaben ab

      Die Pläne, die Grundlagen der Erhebung umzustellen, stammen noch von Clements Vorgänger für den Bereich Arbeit, Walter Riester. Der damalige Arbeitsminister hatte bei dieser Reform das Tempo rausgenommen,
      nachdem die Opposition kritisiert hatte, Rot-Grün wolle die Zahlen schönen.

      Die Opposition erneuerte am Mittwoch ihre Kritik an dem Vorhaben. Diese „Manipulation“ schaffe keinen einzigen neuen Arbeitsplatz, sagte CSU-Arbeitsmarktexperte Johannes Singhammer. Entscheidend sei ein umfassender Politikwechsel.

      Text: @pwe
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:35:09
      Beitrag Nr. 1.914 ()
      Interview
      „Der Euro ist zurzeit das große Spiel an den Finanzmärkten“


      05. Februar 2003 Der Euro scheint gegen den Dollar nicht mehr zu halten zu sein. Am Mittwoch erreichte er zumindest vorübergehend mit einem Hoch von 1,0935 Dollar je Euro den höchsten Stand seit dem März des Jahres 1999.

      FAZ.NET unterhielt sich mit Peter Luxton über die Gründe und Hintergründe für diese Entwicklung. Luxton analysiert und kommentiert für Standard & Poor`s MMS die Entwicklungen an den internationalen Währungsmärkten.

      Wenn ich Hedgefonds-Manager wäre, welche Währungen würden Sie mir momentan empfehlen?

      Ganz klar den Euro. Das ist momentan die Karte, die von den großen Spielern im Markt gespielt wird. Daneben möglicherweise noch die so genannten „Rohstoffwährungen“ wie den australischen Dollar und den neuseeländischen Dollar. Die profitieren vom relativ starken Wachstum im Fernen Osten und der damit steigenden Nachfrage nach Rohstoffen. Die Rohstoffpreise selbst zeigen ebenfalls nach oben.

      Ist die Entwicklung bei den Rohstoffen nicht eher spekulativ begründet?

      Kurzfristig sicher. Längerfristig zählt fundamental die zunehmende Nachfrage.

      Zum Dollar. Wieso fällt er so deutlich gegen den Euro?

      Kurzfristig ist sicher die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Irakkonflikt und damit dem Nahen Osten ein Grund. Das Risiko, dass die USA nicht die Rückendeckung der UN für ein militärisches Eingreifen erhalten und dann trotzdem agieren, verbunden mit den möglichen Rückwirkungen aus dem Mittleren Osten, sind Dollar-negativ. Auch der Ärger mit Nordkorea könnte eine Rolle spielen.

      Und längerfristig?

      Langfristig betrachtet wird der Dollar sowieso schwächer werden. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte zwar höher sein als in Europa. Aber die Art des Wachstums kann Direktinvestitionen nicht mehr so stark anziehen, wie in der Vergangenheit. Im Gegensatz zum Technologieboom in den 90er-Jahren dürfte das Wachstum nun nur noch vom Konsum und den öffentlichen Ausgaben kommen. Und das ist nicht sonderlich attraktiv. Anleger dürften dazu übergehen, ihre US-Anlagen abzusichern oder gar teilweise sogar ganz zurück zu ziehen und anderswo anzulegen. Und das geht zulasten des Dollars.

      Spielen nicht die Zentralbanken auch eine Rolle, immerhin haben Russland und China angekündigt, ihre Reserven vom Dollar weg in den Euro umzuschichten?

      Bisher haben gerade die asiatischen Notenbanken noch in großem Stil amerikanische Rentenpapiere gekauft, sonst wäre der Dollar noch viel schneller gefallen. Nun lässt allerdings die anfängliche Skepsis gegenüber der neuen Währung immer mehr nach und die Notenbanken passen ihre Reserven nach und nach dem wirtschaftlichen Gewicht des Euroraumes an. Das sind zwar relativ kleine Beträge, aber sie tragen natürlich etwas zur Dollarschwäche bei.

      Wohin kann der Dollar laufen?

      Wir sehen den Euro gegen Ende des Jahres zwischen 1,15 und 1,17 Dollar je Euro. Langfristig kann er bis auf 1,30 oder gar 1,40 Dollar je Euro steigen. Wenn man den Euro synthetisch zurückrechnet, so war der Dollar beispielsweise im Jahr 1995 schon einmal auf einem so tiefen Niveau.

      Der Euro ist gegen den Yen von 89 Yen im Oktober des Jahres 2000 auf nun über 130 Yen gestiegen. Geht das so weiter und wieso?

      Euro-Yen ist das Ergebnis der Bewegung aus Dollar-Yen und Euro-Dollar. Während der Dollar gegen den Euro fällt, versuchen die Japaner, den Yen nicht aufwerten zu lassen. Gleichzeitig gehen japanische Anleger aber auch vermehrt dazu über, europäische Wertpapiere zu kaufen, statt amerikanische. Das treibt Euro-Yen insgesamt höher.

      Wohin kann das Paar denn noch laufen?

      Auf 150 Yen oder gar 160 Yen je Euro bis zum Frühjahr des kommenden Jahres.

      Die norwegische Krone scheint in jüngster Zeit ihre Stärke zu verlieren.

      Kurzfristig könnte sie weiter fallen. Denn es gibt Spekulationen darüber, dass die Notenbank die Leitzinsen senken könnte. Außerdem gibt es viele spekulative „Longpositionen“, die in den norwegischen Rentenmarkt investiert sind. Es ist ein riesiger Überhang. Gleichzeitig ist der Markt nicht sehr liquide. Sollte der „Ausverkauf“ beginnen, könnte er rasant an Fahrt gewinnen.

      Die Krone hat also eine Art von „Liquiditätsproblem“?

      Ja genau. Dazu kommen die Äußerungen der Regierung, die sich über die bisherige Stärke der Krone besorgt zeigt. Gleichzeitig fällt einem ein, wie die ungarische Notenbank den Markt genau aus diesem Grund mit Interventionen überrascht hat. Das macht die Marktteilnehmer vorsichtig.

      Bleibt der schweizer Franken - und die Probleme, die das Land mit der starken Währung hat.

      Das stimmt. Der Dollar liegt gegen den Schweizer Franken auf einem Niveau, auf dem er während der LTCM-Krise lag. Wirklich Sorge macht jedoch das Verhältnis Euro-Schweiz. Als sich der Franken der 1,45er-Grenze näherte, gab es bisher nicht bestätigte Gerüchte über Interventionen. Sollte der Irakkonflikt länger dauern oder sich gar ausbreiten, dann könnten sich die Schweizer zu außergewöhnlichen Maßnahmen gezwungen sehen.

      Das heißt?

      Interventionen oder gar negative Zinsen. Wenn man dann Geld anlegen will, muss man die Zinsen mitbringen.

      Das Gespräch führte Christof Leisinger

      Text: @cri
      Bildmaterial: Peter Luxton
      faznet.de
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      schrieb am 05.02.03 21:37:08
      Beitrag Nr. 1.915 ()
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 21:40:32
      Beitrag Nr. 1.916 ()
      Charttechnik
      Chartisten erwarten neue Bärenmarkttiefs


      05. Februar 2003 Schwierig gestaltet sich derzeit die charttechnische Ausgangslage am deutschen Aktienmarkt. Zwei von drei befragten Analysten sind eher pessimistisch, der Dritte sieht den Dax in einer Stabilisierungsphase.

      Auf kurzfristige Sicht seien die Kurse eher zufallsbedingt, sagt Ludwig Gutmann von der Bayerischen Landesbank. Das Ganze gleiche einer Achterbahnfahrt mit immer neuen Strecken. Trotz gelegentlich steigender Kurse sei eines klar: Der übergeordnete Abwärtstrend sei nach wie vor intakt. Mittelfristig wird der Dax nach Meinung Gutmanns neue Bärenmarkttiefs sehen.

      Das Ziehen der Reißleine droht

      Nachdem der S&P 500 Index unter eine Unterstützung bei 870 Punkten gefallen ist, sei es auch im Dax gut möglich, dass das Oktober-Verlaufstief bei 2.519 Zählern durchbrochen werde, so Gutmann. Was danach komme, könne man nicht genau sagen. Nennenswerte Unterstützungen seien in dem Bereich nicht mehr auszumachen. Bei einem Rutsch unter 2.519 Punkten würden vermutlich viele Marktteilnehmer “die Reißleine ziehen“ und sich komplett vom Aktienmarkt verabschieden.

      Dass dies so kommen wird, ist aus Sicht des Analysten nicht unwahrscheinlich. “Noch ist die Stimmung viel zu gut“, sagt Gutmann. Erst wenn die Anleger wirklich kapitulierten und ihre Aktien aufgäben, dann sei der Boden gefunden und erst dann könne es wieder aufwärts gehen.

      Dem Markt fehlen die Käufer

      Auch Heinz Stork, Charttechniker der Nols AG, sieht einen ungebrochenen Abwärtstrend im Dax. Kurzfristig tendiere der Leitindex seitwärts in einer sehr breiten Range zwischen 2.615 und 2.743 Zählern. Solange der Dax dort bleibe, werde nicht allzu viel passieren, so Stork. Ein Ausbruchsversuch nach oben sei aber bereits fehlgeschlagen. Es sei wahrscheinlicher, dass der Index unter 2.615 Punkte rutschen und bis auf das Verlaufstief bei 2.519 Stellen fallen werde.

      Indikator für die pessimistische Einschätzung sind für Stork die fehlenden Gegenbewegungen nach den deutlichen Verlusten. Der Dax tendiere nach einem Kursrutsch immer nur seitwärts, kaum nach oben. Grund dafür seien die fehlenden Käufer. Es gebe derzeit keine richtige Investoren am Aktienmarkt, die Papiere kauften und auch mal länger zur Seite legten. Sollte das Oktober-Tief nicht halten, gebe es erst bei 2.320 und 2.284 Zählern die nächsten Unterstützungen. Diese resultierten aus den Jahren 1993 bis 1995, so Stork.

      Hoffnungssignale bei VW

      Etwas positiver gestimmt ist Achim Matzke, technischer Analyst bei Commerzbank Securities. Seiner Ansicht nach befindet sich der Dax bereits jetzt in einer Stabilisierungsphase. Der Leitindex sei nach unten bei 2.600 Punkten abgesichert. Nach oben gebe es bei 2.840/50 Zählern einen starken Widerstand, der vorerst nicht durchbrochen werden dürfte, erklärt Matzke.

      Bei Einzelwerten stechen den Analysten die Automobilwerte ins Auge. Aus charttechnischer Sicht hätten diese Titel am ehesten den Boden gefunden, sagt Heinz Stork von Nols. Besonders auffällig seien dabei Volkswagen, die in den vergangenen drei Monaten seitwärts tendierten und die Oktober-Tiefs bei 31,65 Euro nicht mehr getestet hätten. Unterstützung gebe es für Volkswagen bei 35 Euro. Stork sieht aber Kurspotenzial bis 40 Euro oder sogar bis 42,10 Euro.

      Bei DaimlerChrysler sollten Anleger hingegen noch abwarten. Hier sei der Abwärtstrend noch intakt. Erst müsse die Hürde bei 30 Euro überwunden werden, bevor es weiter aufwärts gehe. Sollte der Dax allerdings unter 2.519 Zähler abrutschen, würde dies auf breiter Front geschehen, so dass auch die Autowerte deutlich unter Druck kommen würden, gibt Stork zu bedenken.
      faznet.de
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      schrieb am 05.02.03 21:42:29
      Beitrag Nr. 1.917 ()
      #1909 von bluemoons

      Gutmann und Co. vertreten Interessen, und zwar die Interessen ihrer Brötchengeber, den Banken.
      Und die(Die Banken) werden den Teufel tun, ihren "Analysten" die Anweisung zu geben, Kleinanlegern auf die richtige Fährte zu locken, denn sie wollen ja selbst verdienen.

      An der Spitze den Leuten raten zu kaufen, um seine teuren Akien an Dumme los zu werden und im Tief die Leute zum Vekauf zu bewegen, um billig einzusammeln. So läuft das, und nicht andersrum.

      Solche Schwachsinnspressemeldungen werden meist immer kurz vor den Extremen von interessierter Seite lanciert und sind immer der Auftakt zu einem neuen Trend oder Zwischentrend.

      Keep cool:cool: :cool: :cool:
      H_S
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      schrieb am 05.02.03 21:43:42
      Beitrag Nr. 1.918 ()
      Devisenmarkt
      Der Euro marschiert von einem Hoch zum nächsten

      05. Februar 2003 Der Euro strotzt momentan vor Kraft. Oder mindestens genauso zutreffend ausgedrückt: Der Dollar schwächelt weiter.

      Schon am Mittwochmorgen hat die europäische EInheitswährung mit 1.0937 Dollar den höchsten Stand seit März 1999 erklommen. Nach der bereits guten Vorstellung im Vorjahr setzt sich damit der Aufwärtstrend fort. Denn zum Jahresende 2002 notierte der Euro noch bei 1,0494 Dollar. Und zur Erinnerung: Noch vor gut einem Jahr mussten für einen Euro nur 0,8596 Dollar gezahlt werden.

      Das Thema Irak belastet den Dollar

      Zusätzlichen Rückenwind erhält der Euro zur Wochenmitte von der am Nachmittag um 16.30 Uhr beginnenden Rede des amerikanischen Außenministers Colin Powell. Darin will er Beweise dafür vorlegen, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt. Händler sagten, viele Investoren fürchteten, dass die Wahrscheinlichkeit eines Krieges nach dem Auftritt von Powell vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) steigen werde.

      Powell hatte in den vergangenen Tagen Beweise dafür angekündigt, dass die irakische Regierung nach Massenvernichtungswaffen strebt. Das Material werde „einfach, nüchtern und überzeugend“ sein, hatte Powell angekündigt. Für den Dollar wird ein Irak-Krieg deshalb als Belastung gewertet, weil die USA die Hauptlast des Krieges tragen werden und sich das Land bei einem Alleingang mit den Briten international weitgehend isolieren würde. Dies würde aber die Finanzierung des Handelsbilanzdefizits erscheren.

      Stellvertretend für die allgemeine Haltung unter den Marktteilnehmern sagte Gregor Beckmann, Volkswirt bei HSBC Trinkaus & Burkhardt: „Ganz egal, was Powell vor der UNO sagen wird, die Sorgen davor, dass die USA in den Krieg ziehen, werden anhalten.“ Und Satoru Ogasawara, Devisenstratege bei Credit Suisse First Boston ergänzt: „Wenn die USA ohne die UNO einen Krieg veranstalten, ist das schlecht für den Dollar. Die Verteidigungslasten, welche die USA dann zu schultern hätten, wären enorm hoch“, gibt er zu bedenken.

      Charttechnischer Aufwärtstrend intakt

      Der zuletzt gezeigte Schwung veranlasst auch Charttechniker, weiter mit Optimismus auf die voraussichtliche Entwicklung des Euro zu blicken. Werde der bis knapp 1,10 Dollar reichende nächste Widerstandsbereich geknackt, sei nachfolgend ein weiterer Gipfelsturm in Richtung 1,1184 Dollar denkbar.

      Nach den zuletzt starken Gewinnen müsse allerdings jederzeit mit Verschnaufpausen gerechnet werden. Doch diese sollten, selbst wenn sie einträfen, den zu Grunde liegenden Aufwärtstrend des Euro nicht wirklich in Gefahr bringen. Zumal es an den Devisenmärkten nicht selten so sei, dass sich einmal eingeleitete Trends über einen längeren Zeitraum erstreckten.

      Euro beweist auch Stärke gegenüber dem Yen

      Erwähnenswert ist zudem, dass es sich bei der jüngsten Stärke des Euro offenbar nicht nur um eine Dollar-Schwäche handelt. Vielmehr legt die Einheitswährung auch gegenüber den meisten anderen Weltwährungen zu (Die Euro-Stärke setzt sich auch im Jahr 2003 fort). Bestes Beispiel dafür ist der japanische Yen. Auch hier gibt es am Morgen mit Kursen von in der Spitze 130,50 Yen ein neues Hoch zu vermelden. Um das Ausmaß der Euro-Stärke zu verstehen, hilft ähnlich wie beim Dollar ein Blick zurück: Am 26. Oktober 2000 lag die Notiz Euro-Yen noch bei 89,55 Yen.



      Die Charts zeigen in dieser Reihenfolge die Entwicklung des Euro zum Dollar und des Euro gegenüber dem Yen.
      Text: Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      Text: @JüB
      Bildmaterial: dpa
      faznet.de
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      schrieb am 05.02.03 21:55:03
      Beitrag Nr. 1.919 ()
      Das Empire konfrontieren
      von Arundhati Roy
      ZNet 28.01.2003


      Man hat mich gebeten, eine Rede zu halten zum Thema: “Wie das Empire (Imperium) konfrontieren?” Eine schwierige Frage, u. ich habe keine einfache Antwort parat. Wenn wir darüber reden, das ‘Empire’ zu konfrontieren, müssen wir zunächst klären, was das überhaupt ist, ‘Empire’. Ist damit die US-Regierung (plus deren europäische Satelliten) gemeint oder die Weltbank, der Internationale Währungsfonds, die WTO oder die multinationalen Konzerne? Oder ist es mehr als das alles?

      In vielen Ländern hat das Empire noch andere, subsidiäre, Pilzköpfe sprießen lassen - gefährliche Nebenprodukte - wie Nationalismus, religiöse Bigotterie, Faschismus u. natürlich den Terrorismus. All diese Erscheinungen gehen Hand in Hand mit dem Projekt der Konzernglobalisierung. Lassen Sie mich erläutern, was ich damit meine. Indien, ‘die größte Demokratie der Welt’, steht derzeit an vorderster Front des Konzernglobalisierungs-Projekts. Dieser 1-Milliarde-Menschen-‘Markt’ wird momentan gerade von der WTO aufgestemmt. Konzerntätigkeit u. Privatisierung werden von unserer Regierung u. den indischen Eliten ausdrücklich begrüßt. Und es ist keineswegs Zufall, dass sowohl unser Premierminister als auch unser Innenminister u. unser Desinvestment-Minister, die damals den Deal mit Enron für Indien unterzeichneten, dass diese Leute, die die Infrastruktur unseres Landes an multinationale Konzerne verhökern u. Wasser, Strom, Öl, Kohle, Stahl, Gesundheit, Bildung u. Telekommunikation privatisieren wollen, dass sie alle Mitglieder bzw. Anhänger ein- u. derselben Partei sind: der RSS. Die RSS ist eine rechtsgerichtete, ultra-nationalistische Hindu-Gilde, die öffentlich ihre Bewunderung für Hitler u. seine Methoden zum Ausdruck gebracht hat. Die Demontage unserer Demokratie vollzieht sich mit der Geschwindigkeit bzw. Effizienz eines Strukturanpassungsprogramms. Das Projekt Konzernglobalisierung fegt durch das Leben der indischen Menschen; Privatisierung in großem Stil u. Arbeits-’Reformen’ vertreiben sie von ihrem Land bzw. nehmen ihnen die Jobs weg. Hunderte verarmte Bauern haben Selbstmord begangen, indem sie Pestizide schluckten. Überall aus dem ganzen Land treffen Berichte über Hungertote ein. Während sich unsere Eliten aufgemacht haben zu ihrem Traumparadies irgendwo an der Spitze der Welt, finden sich die Enteigneten in einer Abwärtsspirale von Kriminalität u. Chaos wieder. Ein derartiges Klima der Frustration u. der nationalen Desillusionierung - so lehrt uns die Geschichte -, ist bester Nährboden für Faschismus. Die beiden Arme unserer indischen Regierung haben den perfekten Zangengriff entwickelt. Während der eine Zangenarm emsig dabei ist, Indien häppchenweise zu verkaufen, sorgt der andere für das entsprechende Ablenkungsmanöver, indem er den laut bellend-heulenden Chorgesang des hinduistischen Nationalismus u. religiösen Faschismus orchestriert. Sie führen Atomtests durch, sie schreiben die Geschichtsbücher um, brennen Kirchen nieder u. zerstören Moscheen. Zensur, Überwachung - das alles wird immer alltäglicher -, ebenso die Aufhebung bürgerlicher Rechte bzw. der Menschenrechte u. die Anmaßung, zu definieren, wer Bürger Indiens ist u. wer nicht (betrifft vor allem religiöse Minderheiten).

      Letzten März fielen im indischen Bundesstaat Gujarat 2 000 Moslems einem staatlich subventionierten Progrom zum Opfer. Besonders schlimm erging es dabei den muslimischen Frauen. Man riss ihnen die Kleider vom Leib, massenvergewaltigte sie u. verbrannte sie anschließend bei lebendigem Leibe. Brandstifter plünderten die Geschäfte u. setzten sie in Brand, ebenso Wohnhäuser, Nähereien u. Moscheen. Mehr als 150 000 Muslims sind aus ihren Häusern vertrieben worden. Das wirtschaftliche Fundament der muslimischen Gemeinschaft ist völlig zerstört. Und während Gujarat brannte, war unser indischer Premier auf MTV u. promotete seine neueste Lyrik. Januar 2003 wurde ein- u. dieselbe Regionalregierung, die diese Tötungen orchestriert hatte, erneut ins Amt gewählt - mit satter Mehrheit. Niemand wurde für den Genozid zur Verantwortung gezogen. Narendra Modi, Architekt dieses Progroms u. stolzes Mitglied der RSS, konnte seine zweite Amtszeit als Regierungschef von Gujarat antreten. Wäre Modi hingegen Saddam Hussein, CNN hätte selbstverständlich jede seiner Gräueltaten gesendet. Aber er ist nunmal nicht Saddam Hussein u. der indische ‘Markt’ weit offen für globale Investoren, also sind diese Massaker noch nicht mal eine peinliche Verlegenheit. Insgesamt leben in Indien mehr als 100 Millionen Muslime. Eine Zeitbombe tickt in unserem uralten Land.

      Ich sage das alles nur, um zu belegen: der freie Markt reißt nationale Barrieren keineswegs nieder, das ist reiner Mythos. Der freie Markt gefährdet nationale Souveränität nicht - er unterminiert nur die Demokratie. Die Schere zwischen Arm u. Reich geht immer weiter auseinander. Und je mehr das passiert, desto intensiver wird der Kampf um die Ressourcen. Dabei benötigt die Konzern-Globalisierung eine internationale Konföderation aus loyalen, korrupten, authoritären Regierungen in den ärmeren Ländern (die unpopuläre Reformen durchpeitschen u. Aufstände niederschlagen), um so ihre ‘Vettern-Deals’ durchziehen zu können. Wobei die ‘Vettern-Deals’ der Konzern-Globalisierung darin bestehen, die Früchte, die wir anbauen, zu Konzerneigentum zu machen, ebenso das Wasser, das wir trinken u. die Luft, die wir atmen, ja selbst die Träume, die wir träumen, eignen sie sich an. Konzern-Globalisierung - ihr wirklicher Name lautet ‘Imperialismus’ -, braucht aber noch mehr: eine Presse, die vorgibt, frei zu sein u. Gerichte, die vorgeben, Gerechtigkeit zu üben. Gleichzeitig machen die Länder des Nordens ihren Grenzen dicht u. horten Waffen - Massenvernichtungswaffen. Schließlich wollen sie sicherstellen, dass lediglich Geld, Waren, Dienstleistungen u. Patente durch das Globalisierungsnetz schlüpfen. Dinge wie Reisefreiheit sollen hingegen nicht globalisiert werden, ebensowenig Respekt vor den Menschenrechten oder internationale Verträge (z.B. hinsichtlich Rassendiskriminierung, chemischer Waffen u. Atomwaffen, Verträge hinsichtlich der Gasemissionen, die zum Treibhauseffekt führen oder Verträge hinsichtlich Klimawandel) u. schon gar nicht Gerechtigkeit - Gott bewahre!

      Das also - dies alles - stellt ‘Empire’ dar: Die loyale Konföderation, die obszöne Anhäufung von Macht u. die sich massiv vergrößernde Kluft zwischen denen, die entscheiden u. denen, die die Entscheidungen zu ertragen haben. Diese Kluft zu schließen - das sollte unser Kampf, unser Ziel u. unsere Vision für eine ‘Andere Welt’ sein. Aber wie widerstehen wir dem ‘Empire’? Zuerst die gute Nachricht: wir schlagen uns gar nicht mal so übel. Wir haben bereits große Siege errungen - vor allem hier in Lateinamerika: In Bolivien ist es Cochabamba, in Peru der Aufstand in Arequipa, u. in Venezuela hält Präsident Hugo Chavez weiterhin Stand - trotz aller Bemühungen der US-Regierung. Das Auge der Welt ist derzeit auf das argentinische Volk gerichtet, das versucht, sein Land aus den Trümmern der Zerstörung des IMF wiederaufzuerrichten. Aber auch in Indien gewinnt die Antikonzernglobalisierungs-Bewegung zusehends an Fahrt. Sie müht sich, sich zu einer politischen Kraft zu entwickeln - der einzig wirklichen - die sich dem religiösen Faschismus noch entgegenstellt. Und was die einstmals so schillernden Flaggschiffe der Konzernglobalisierung anbelangt - Enron, Bechtel, WorldCom, Arthur Anderson - an welchem Punkt waren sie letztes Jahr, und wo sind sie heute? Und da wir gerade hier in Brasilien sind: Wer war letztes Jahr euer Präsident... u. wer ist es heute? Und trotzdem... viele von uns werden sie kennen, jene dunklen Momente der Hoffnungslosigkeit u. der Verzweiflung. Wir wissen nur allzugut: unter dem sich vergrößernden Schutzdach des ‘Kriegs gegen den Terror’ sind die Männer in den feinen Anzügen emsig bei der Arbeit. Bomben regnen auf uns nieder, Cruise Missiles schwirren über das Firmament, aber gleichzeitig werden Verträge unterzeichnet, Patente angemeldet, Öl-Pipelines verlegt, natürliche Ressourcen geplündert, Wasser privatisiert, ist George Bush dabei, einen Krieg gegen den Irak zu planen. Wenn wir diesen Konflikt als einen direkten Auge-in-Auge-Kampf zwischen ‘Empire’ u. denjenigen von uns, die dem ‘Empire’ Paroli bieten, begreifen, wird es den Anschein haben, als würden wir verlieren. Aber man kann die Sache auch anders betrachten. Wir hier - wir alle, die wir hier versammelt sind -, belagern das ‘Empire’, jeder auf seine eigene Weise. Wir haben es nicht geschafft, das ‘Empire’ zu stoppen - noch nicht - aber wir haben es bloßgestellt. Wir haben es gezwungen, seine Maske fallenzulassen. Wir haben es ins Offene gezerrt. Nun muss es sich auf der Weltbühne in seiner ganzen unsäglichen, brutalen Nacktheit präsentieren. Natürlich kann das ‘Empire’ nach wie vor Kriege starten - aber es ist bloßgestellt u. so häßlich, dass es seinen eigenen Anblick nicht erträgt, so häßlich, dass es nicht mal mehr sein eigenes Volk mobilisieren kann. Wird nicht mehr lange dauern u. auch die Mehrheit der Amerikaner ist auf unserer Seite. Erst wenige Tage ist es jetzt her, da marschierte eine 1/4 Million Menschen in Washington gegen den Krieg im Irak. Und Monat für Monat nimmt der Protest zu. Vor dem 11. September 2001 besaß Amerika eine geheimgehaltene Geschichte - geheimgehalten insbesondere vor dem eigenen Volk. Inzwischen sind Amerikas Geheimnisse Geschichte u. seine Geschichte ist Teil des Allgemeinwissens. Die Leute sprechen auf offener Straße darüber. So ist uns beispielsweise klar: jedes Argument, das derzeit angeführt wird, um eine Eskalation des Kriegs gegen den Irak zu rechtfertigen, ist simple Lüge. Das lächerlichste Argument von allen ist allerdings die hingebungsvolle Verpflichtung der US-Regierung, dem Irak die Demokratie zu bringen. Menschen zu töten, um sie vor Dikatatur oder ideologischer Korrumpierung zu schützen, ist, wie wir ja alle wissen, ein altes Hobby von US-Regierungen. Sie hier in Lateinamerika wissen das am allerbesten.

      Andererseits: niemand bezweifelt, Saddam Hussein ist ein gewissenloser Diktator, ein Mörder (dessen schlimmste Exzesse von der amerikanischen bzw. britischen Regierung unterstützt wurden). Sicher - die Irakis wären besser dran ohne ihn. Aber schließlich wäre die Welt auch besser dran ohne einen Mr. Bush. Nüchtern betrachtet ist der nämlich viel gefährlicher als Saddam Hussein. Sollten wir deswegen etwa Mr. Bush aus dem Weißen Haus hinausbomben? Alles deutet darauf hin, Bush ist entschlossen, einen Krieg gegen den Irak zu führen. Die wahren Fakten interessieren ihn nicht - ebensowenig die Meinung der internationalen Öffentlichkeit.

      In ihrem Bemühen, neue Verbündete zu rekrutieren, schrecken die USA auch nicht davor zurück, neue ‘Fakten’ zu erfinden. Die Scharade mit den Waffeninspekteuren dient der US-Regierung dazu, eine perverse Form von internationaler Etikette zu wahren - im Grunde ist es aber nur eine schmählich beleidigende Konzession an die Etikette. Auf diese Art soll gewissermaßen das ‘Hundetürchen’ für last-minute-entschlossene ‘Verbündete’ bzw. womöglich auch für die UNO selber offengehalten werden. Sie sollen da hindurchkriechen. Aber ganz gleich wie u. warum: der Neue Krieg gegen den Irak ist bereits in Gange. Also, was können wir tun? Greifen wir doch einfach auf unsere Erfahrung zurück, lernen wir aus unserer eigenen Geschichte u. bearbeiten wir weiter die öffentliche Meinung - bis die zum ohrenbetäubenden Lärm anschwillt. Es liegt an uns, den Krieg gegen den Irak in eine Klarsichtfolie der Exzesse dieser US-Regierung zu verwandeln. Wir können George Bush, Tony Blair - u. deren Verbündete - an den Pranger stellen. Schließlich sind sie feige Baby-Killer, Wasservergifter u. hasenfüßige Fernbomber. Und wir können das Wort ‘ziviler Ungehorsam’ in Millionen Spielarten neuer- finden. Anders gesagt können wir Millionen neue Wege finden, diese Leute auf kollektive Art zu piesaken. Wenn George Bush uns nur die Wahl läßt: “Entweder, ihr seid auf unserer Seite oder auf der der Terroristen”, dann antworten wir einfach mit “nein, danke”.

      Wir können ihm klarmachen, die Menschen der Welt halten gleichermaßen wenig von einer Wildgewordenen Mickey Maus wie von den Verrückten Mullahs - wir brauchen uns nicht zu entscheiden. Unsere Strategie sollte sein: Das ‘Empire’ nicht einfach nur konfrontieren es vielmehr richtiggehend belagern. Wir müssen es von seiner Sauerstoffzufuhr abschneiden. Wir müssen es erniedrigen u. verhöhnen - mittels unserer Kunst, unserer Musik, unserer Literatur, unseres Trotzes, unserer Freude, unserer Genialität, unseres schieren Beharrungsvermögens und unserer Fähigkeit, eigene Geschichten zu erzählen - Geschichten, die etwas anderes aussagen, als was man uns ständig einzureden versucht. Und noch etwas: Die Revolution der Konzerne wird in sich zusammenbrechen - wenn wir uns weigern, zu kaufen, was sie uns andrehen wollen: ihre Ideen, ihre Version der Geschichte, ihre Kriege, ihre Waffen, ihr Unausweichlichkeitskonzept. Vergessen Sie niemals: Wir sind viele, die nur wenige. Ihre Abhängigkeit von uns ist größer als umgekehrt. Die ‘Andere Welt’ - sie ist nicht nur möglich, sondern schon unterwegs zu uns. An stillen Tagen höre ich sie bereits atmen. Arundhati Roy, Porto Alegre / Brasilien am 27. Jan. 2003
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 22:08:55
      Beitrag Nr. 1.920 ()
      @#1914 von bluemoons

      Wieder so ein ANALystenschei........:( :mad:


      Hier der ANALystenkommentar.......

      "Bei DaimlerChrysler sollten Anleger hingegen noch abwarten. Hier sei der Abwärtstrend noch intakt. Erst müsse die Hürde bei 30 Euro überwunden werden, bevor es weiter aufwärts gehe."


      und hier die Realität.........


      Bullische Divergenzen im MACD und im CCI.....
      und dazu auch noch die passende Meldung.....


      04.02.2003


      D A I M L E R C H R Y S L E R

      Der Autokonzern hat seinen operativen Gewinn auf 5,8 Milliarden Euro vervierfacht. Die Dividende soll ebenfalls deutlich steigen. Dennoch erleidet die Aktie mit dem schwachen Markt deutliche Verluste.

      Stuttgart - Der Autobauer DaimlerChrysler hat seinen operativen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um das Vierfache gesteigert und will deshalb die Dividende von 1,0 auf 1,50 Euro erhöhen.

      Wie das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mitteilte, stieg der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn nach den vorläufigen Zahlen auf 5,8 Milliarden Euro. Im Jahr 2001 hatte der Gewinn 1,34 Milliarden Euro betragen.

      Umsatz ging leicht zurück

      Der Konzernumsatz ging um zwei Prozent auf 149,6 Milliarden Euro zurück. Damit lag DaimlerChrysler nur minimal unter der eigenen Umsatzprognose von 150 Milliarden Euro.

      Die Aktie von DaimlerChrysler gab in einem sehr schwachen Markt am Dienstag Nachmittag dennoch deutlich nach. Das Papier des Autobauers war bereits einen Tag vor Bekanntgabe der Eckdaten deutlich gestiegen. Nun nehmen Anleger Gewinne mit: Die Verluste betrugen bis zum Nachmittag rund vier Prozent.

      Sanierung schreitet voran

      DaimlerChrysler hatte im vergangenen Jahr mit den Mercedes-Benz-Pkw an die Rekordzahlen des Vorjahres anschließen und die hoch defizitäre amerikanische Chrysler-Group schneller und anhaltender als erwartet in die schwarzen Zahlen zurückbringen können.

      Mit der 50-prozentigen Dividendensteigerung, über die endgültig die Hauptversammlung am 9. April in Berlin entscheiden muss, habe Konzernchef Jürgen Schrempp signalisieren wollen, dass man die geplanten Zwischenschritt erreicht habe und sich zutraue, auch das schwere Jahr 2003 meistern zu können.

      Erwartungen der Analysten getroffen

      Mit dem bereinigten Operating Profit von 5,8 Milliarden Euro lag die DaimlerChrysler AG im Rahmen der Analystenschätzungen, die im Durchschnitt 5,9 Milliarden Euro betragen hatten. Mit Einmaleffekten betrug der operative Gewinn sogar 6,9 Milliarden Euro.

      Das Konzern-Ergebnis lag bereinigt bei 3,3 Milliarden Euro nach 730 Millionen Euro im Jahr 2001. Mit Einmaleffekten wurde ein Ergebnis von 4,68 Milliarden Euro nach einem Konzernverlust von 662 Millionen Euro im Jahr 2001 geschafft.

      Einmaleffekte sind beispielsweise Einnahmen aus Verkäufen oder Aufwendungen für Sanierungsmaßnahmen. DaimlerChrysler hatte nach dem dritten Quartal noch per Saldo positive Einmaleffekte von 1,6 Milliaden verzeichnet, verbuchte unter anderem im vierten Quartal jedoch im Nutzfahrzeugberereich 452 Millionen Euro für verstärkte Restrukturierungsmaßnahmen vor allem im deutschen Nutzfahrzeugbereich.

      Ausblick in zwei Wochen - viertes Quartal stark

      Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg von 0,73 Euro im Jahr 2002 auf 3,30 Euro. Der Umsatzrückgang lag vor allem an Wechselkursveränderungen und Veränderungen im Konsolidierungskreis. Bereinigt wäre der Umsatz um 1,6 Prozent gestiegen.

      Einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gab DaimlerChrysler im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht. Ein Sprecher verwies auf die Bilanzpressekonferenz am 20. Februar.

      Im vierten Quartal zog der operative Gewinn den Angaben zufolge von 564 Millionen Euro auf 1,173 Milliarden Euro an. Netto legte der Konzern zwischen Oktober und Dezember von 284 Millionen auf 721 Millionen Euro zu.

      Hin und Her der Prognosen

      Bei Vorlage der Neunmonatszahlen Ende Oktober hatte der Automobilkonzern angekündigt, der Betriebsgewinn im Konzern ohne Sondereffekte werde mehr als fünf Milliarden Euro erreichen. Die Mehrzahl der Analysten war vor Bekanntgabe der Jahreszahlen von einem Gewinn von rund sechs Milliarden Euro ausgegangen: Mit seinen sehr konservativen Prognosen hatte DaimlerChrysler zeitweise für Verunsicherung bei den Aktionären gesorgt.

      Positiv wirkte sich auf den Kurs aus, dass nach den deutlichen Siegen der CDU bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen die für Premiumhersteller problematische Dienstwagensteuer entfalle oder modifiziert werde.

      Der neue Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulff, hatte am Morgen im ZDF gesagt, die CDU werde jetzt Dinge wie die Firmenwagenbesteuerung im Bundesrat verhindern. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hatte ursprünglich geplant, die Steuer für Dienstwagen von derzeit einem Prozent auf 1,5 Prozent des Listenpreises anzuheben.

      Die Skepsis bleibt im Markt

      Auch die Gerüchte, wonach der Autobauer seine Dividende deutlich erhöhen werde, hatten der Aktie bereits in der vergangenen Woche Auftrieb verliehen. Im Jahr 2001 hatte der Konzern die Dividende wegen der schwachen Branchenkonjunktur auf einen Euro gekürzt (2000: 2,35 Euro).

      Anleger hatten eine Dividende zwischen 1,50 bis 2 Euro erwartet - das Anlegermagazin FocusMoney hatte von einer Verdoppelung der Dividende berichtet und hatte die Erwartungen in die Höhe geschraubt. Mit einer Dividenzahlung von 1,50 blieb DaimlerChrysler damit am unteren Rand der Erwartungen.

      Händler trauen der Kurserholung bei DaimlerChrysler noch nicht. "Vor allem die großen institutionellen Anleger sind nach wie vor spürbar verunsichert", hieß es am Montag in Frankfurt. Besonders auf dem wichtigen US-Automarkt herrscht ein gnadenloser Preiskampf.

      Eine erfolgreiche Sanierung bei der US-Sparte Chrysler ist jedoch die entscheidende Voraussetzung für eine Erholung der DaimlerChrysler-Aktie. Das Papier hatte Ende Januar Notierungen zwischen 25 und 26 Euro ausgelotet - der tiefste Stand seit mehr als zehn Jahren.



      (c)Manager Magazin"





      GANGSTER !!!!:mad: :mad: :mad:


      H_S;)
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 23:05:05
      Beitrag Nr. 1.921 ()
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 13:21:36
      Beitrag Nr. 1.922 ()


      Was man sieht: Der Abwärtstrend wird vom MACD bestätigt, das Tief vom RSI. Da beide keine Luft mehr nach unten haben, ist eine sehr wahrscheinliche Variante ein neues, ausgeprägtes und kurzes Tief, das mit Divergenzen einhergeht.

      @Harry, vor diesem Hintergrund-Szenario muss ich die zitierten Analysten (ausnahmsweise und gegen meine Gewohnheit)in Schutz nehmen. Die sagen nichts anderes, allerdings typisch verklausuliert.

      Und: das Szenario gibt auch dir recht.

      Gruß
      qwasy
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 17:38:56
      Beitrag Nr. 1.923 ()
      @quasy

      Wir reden nicht vom Dax, sondern im Posting#1918 von DaimlerCrysler............:) :) :)

      Aber vielleicht habe ich dich falsch verstanden...?????:confused: :confused: :confused: :) :)
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 18:24:49
      Beitrag Nr. 1.924 ()
      @Harry_Schotter

      Ja, wir haben uns falsch verstanden, weil ich den entscheidenden Gedankengang nicht aufgeschrieben habe, sorry:

      Einem finalen sell-off, oder wie immer man das nennt, wird DCX aufgrund seiner Marktgewichtung sich nicht entziehen können. Wenn alle Anleger panikartig solche Werte von sich schmeissen, interessieren Fundamentaldaten hat nicht die Bohne.
      Dann kann man eben Dax-Perlen zu lächerlichen Kursen einkaufen und den sich anschließenden short-squeeze entspannt genießen.

      Aber fallende Messer kauf ich halt nicht. Und vor nichts anderem warnen auch der zitierte Analyst:

      Sollte der Dax allerdings unter 2.519 Zähler abrutschen, würde dies auf breiter Front geschehen, so dass auch die Autowerte deutlich unter Druck kommen würden, gibt Stork zu bedenken.

      Find ich fair, ich sehe eher 1900 - 2000......
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 22:16:00
      Beitrag Nr. 1.925 ()
      Schaut euch mal einen 20 Jahreschart von Daimler*** an.

      Das Tief seit dem Crash 1987 liegt bei ca. 25€. Und das hat nicht zum ersten Male gehalten.

      Spannend sind auch Münchener Rück und Allianz. Die Rück hat gestern an der 80%- und Allianz an der 85%-Korrektur vom Top gedreht.

      Langsam dürfte sich der DAX von Amerika abkoppeln. Mal schauen was diese 3 Werte machen, wenn der DOW in den nächsten Wochen abschifft.

      Gruß paule2
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 08:40:44
      Beitrag Nr. 1.926 ()
      @Harry_Schotter

      finde diesen "Thread" sehr gut

      habe im "Goldboard" was zum
      "future-inflation-gauge" reingestellt
      suche bei "keepitshort"

      dies dürfte einen Hinweis auf steigende
      Zinsen anzeigen.

      Nochmals vielen Dank für Eure Infos !!!
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 16:35:07
      Beitrag Nr. 1.927 ()
      +Editorial: Deflation - das leichtfertig ignorierte Übel allen Übels (07.02.2003)

      Bei allem, was in diesen Wochen über steigende Rohstoffpreise, darunter vor allem die für Rohöl und Gold, berichtet wird, scheint eines in Vergessenheit zu geraten: Die Welt wird nicht von Inflation bedroht, sondern von Deflation. Das kann nicht oft genug wiederholt werden.

      Deflation herrscht bereits in Ländern, die zusammen rund 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dieser Welt repräsentieren. Deflation ist also kein abstraktes Thema, auch wenn es immer so hingestellt wird. Die Neigung, es abstrakt abzuhandeln, entspringt der Tatsache, dass die meisten nicht wissen, wie sie mit diesem Phänomen umzugehen haben.

      Darüber hinaus ist Deflation wenigstens in Europa eine Art Tabuthema. Unter den real- und den geldpolitisch Verantwortlichen scheint die Auffassung vorzuherrschen, man dürfe nicht näher darauf eingehen, um keine schlafenden Hunde zu wecken, sprich: die Öffentlichkeit in dieser Hinsicht ruhig zu halten.

      Das ist gerade in der gegenwärtigen konjunkturellen Situation verständlich, denn wer sich auf Deflation einstellt, hält das Bare für das Wahre. Er meidet Sachwerte bis hin zu Aktien und investiert daher nicht.

      Doch wie man es dreht und wendet: Durch Totschweigen ist nichts zu retten. Auch nicht durch Untätigkeit, wollen wir mit Blick auf die Europäische Zentralbank hinzufügen. Sie müsste ihren Leitzins massiv senken und –wie es aus Kreisen der US-Notenbank bereits verlautete- unmissverständlich erklären, dass Deflation in ihrem Verantwortungsbereich keine Chance hat. Doch noch nicht einmal dies hat sie bisher gewagt. Wir können in unser aller Interesse nur hoffen, dass sie dies nicht noch bereuen muss.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (19673)
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 16:40:06
      Beitrag Nr. 1.928 ()
      7.2.03 Deutschland vor neuem Pleiten-Rekord

      Creditreform erwartet 90 000 Insolvenzen – Zuwachs drei Mal höher als in Nachbarländern


      Düsseldorf - Die schwache Konjunktur sowie eine restriktive Kreditvergabe vieler Banken haben in Deutschland im vergangenen Jahr zu einer Rekord-Pleitewelle beigetragen. Eine Besserung ist 2003 nicht in Sicht.

      Insgesamt gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 82 000 Insolvenzen. Davon betroffen waren knapp 38 000 Unternehmer und 45 000 Privatpersonen. In Großbritannien gab es insgesamt 50 000 und in Frankreich 38 000 Pleiten. 2001 hatte Deutschland mit gut 49 000 Insolvenzen nur knapp vor Großbritannien gelegen. „Jede dritte Pleite in Europa geht jetzt auf das Konto deutscher Unternehmen“, sagte Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, bei der Vorstellung der europäischen Insolvenzbilanz 2002.

      Trotz spektakulärer Fälle wie Holzmann, Kirch oder Babcock Borsig seien vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen mit schlechter Eigenkapitalausstattung betroffen. Für 2003 erwartet Rödl in Deutschland und europaweit abermals steigende Zahlen von Firmen- und Privatinsolvenzen. In Deutschland seien 2003 bis zu 90 000 Insolvenzen zu erwarten, davon rund 40 000 bei Firmen.

      Insgesamt stieg die Zahl der Pleiten in Westeuropa um 21,7 Prozent auf 241 000. 1,6 Mio. Arbeitsplätze gingen dabei verloren, mehr als ein Drittel davon in Deutschland. Hier lag der Zuwachs der Pleiten im vergangenen Jahr mit 66 Prozent drei Mal so hoch wie die Durchschnittssteigerung in Westeuropa. Ebenfalls stark war die Steigerung mit 33 Prozent in Spanien und 21 Prozent in Norwegen. Lediglich in drei von 17 untersuchten Ländern verbesserte sich die Situation: in Luxemburg, Irland und Griechenland.

      Neben schleppender Konjunktur und schlechter Zahlungsmoral sieht Creditreform vor allem die magere Eigenkapitalausstattung des Mittelstandes als Grund für die katastrophale Bilanz. „Die Abhängigkeit der Firmen von Krediten steigt – doch die Banken nehmen wegen der Risiken ihre Kreditvergabe zurück“, sagte Rödl.

      Denn die Banken kommen durch die wachsende Zahl von Risikokrediten selbst in Schwierigkeiten. „Vor allem kleinere Institute, insbesondere Genossenschaftsbanken, sowie Privat- und Regionalbanken bezeichnen die daraus erwachsende Bedrohung ihrer Selbstständigkeit als erheblich“, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG und der Universität Leipzig. Auch Großbanken reagieren, weil Kreditausfälle das Ergebnis drücken. Die von zahlreichen Insolvenzen betroffene Hypo-Vereinsbank etwa will ihre Risiko-Aktiva in diesem Jahr um 100 Mrd. Euro reduzieren.

      Auch bei Existenzgründungen sieht Deutschland nach einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialgeografischen Institutes der Uni Köln schlecht aus: Das Land liegt bei der Zahl der Personen, die eine Existenz gründen oder dies planen, von 37 Ländern auf Platz 23. 2001 versuchten noch 5,6 der erwachsenen Deutschen sich selbstständig zu machen. 2002 waren es nur noch 3,5 Prozent. sl. (Welt, 7.2.03)
      Kommentar: Die Pleitewelle muß mitsamt den Arbeitslosenzahlen immer weiter ansteigen, weil die Kapitalkosten dreimal schneller ansteigen als die Wertschöpfung. Im weiteren Verlauf sind alle Unternehmen früher oder später vom Bankrott betroffen. Einen sicheren Arbeitsplatz gibt es unter diesen Umständen nicht mehr.
      K.v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 16:47:57
      Beitrag Nr. 1.929 ()
      Pleiten, Zinsen und Zahlen

      von Jochen Steffens

      Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 16,4 % auf den Rekordstand von 37.700 gestiegen. Damit wurden die ohnehin schon schlechten Erwartungen der Analysten sogar noch übertroffen. Inklusive der privaten Insolvenzen ist ein Anstieg um 66,4 Prozent auf 82.400 Insolvenzen zu verzeichnen. Deutschland steht mit diesen Zahlen an der Spitze der Insolvenzen im europäischen Vergleich. Wie immer waren die Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten die am stärkst betroffen Gruppe. Es muss dringend etwas für den Mittelstand getan werden.

      Die Bank von England hat heute um 13.00 Uhr überraschend den Schlüsselzins auf das niedrigste Niveau seit 1955 gesenkt. Der Leitzins wurde um 25 Basispunkte auf 3,75 % reduziert. Das war nicht erwartet worden. Begründet wurde dieser Schritt unter anderem mit trüben Aussichten für die weitere Konjunkturentwicklung. Kurz kam Zinssenkungsphantasie auf, aber die EZB lies um 13.45 Uhr den Leitzins unverändert.

      Zu den US-Wirtschaftszahlen: Um 14.30 Uhr wurde bekannt gegeben, dass die Arbeitsproduktivität um 0,2 % zurückgegangen ist. Erwartet wurde ein Produktivitätsanstieg um 0,7 % nach zuvor 5,5 % (revidiert von 5,1 %). Diese schlechter als erwartet Zahl belastete jedoch nur kurzfristig die Börsen.

      In den Erwartungen lag der Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Die Zahl der Erstanträge ist auf 391.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 380.000 bis 390.000 neue Erstanträge nach zuvor 402.000 (revidiert von 397.000).
      _______________________________________________--

      Fannie Mae – Spiegel der Wirtschaftslage

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Behalten Sie die Aktie der US-Hypothekenbank Fannie Mae im Auge! Die Kursentwicklung dieses Titels spiegelt die Entwicklung der Weltwirtschaft wider. Stabilität ist destabilisierend, warnte der Ökonom Hyman Minsky. Der Grund: Die finanziellen Vermittler – Banken bzw. Hypothekenbanken – nutzen die Vorteile der niedrigen Risiken in einer stabilen Wirtschaftslage, um die Investoren zu ihrer eigenen Zerstörung zu veranlassen.

      Alan Greenspan war der erfolgreichste Fed-Vorsitzende der Geschichte. 15 Jahre lang sah es so aus, als ob er sogar das Wasser bergauf laufen lassen konnte! Papiergeld – das nicht durch Gold gedeckt ist – verliert normalerweise langfristig gegenüber dem realen Geld (Gold) an Wert. Es gibt kein Gegenbeispiel in der Geschichte; früher oder später sind die Papierwährungen immer verschwunden, und Gold ist geblieben.

      Aber Alan Greenspan hat das Unmögliche geschafft. Er schaffte es, dass der Dollar gegenüber dem Gold mehrere Jahre lang zulegte. Es sah so aus, als ob er eine perfekt stabile Volkswirtschaft geschaffen hatte – mit hohem Wachstum, niedriger Arbeitslosigkeit und wenig Inflation; die Leute dachten, dass dies immer so weitergehen würde.

      Aber dann kamen die "innovativen finanziellen Vermittler", um diese Situation auszunutzen. Da es so aussah, als ob die guten Zeiten für immer anhalten würden, flüsterten Fannie Mae und die anderen Hypothekenbanken den Konsumenten ins Ohr: "Warum sollte man aus den guten Zeiten keine Vorteile ziehen? Warum sollte man die Hypotheken auf sein Haus nicht erhöhen und das zusätzliche Geld konsumieren? Kommen Sie ... warum nicht ... der Wert Ihres Hauses wird ohnehin steigen ... es wird immer zahlreiche Jobs geben ... worüber machen Sie sich Sorgen?"

      Die armen Konsumenten fielen darauf herein und verschuldeten sich immer weiter ... bis dann irgendwann das ganze System gefährlich destabilisiert wurde, durch die Kredit-Exzesse. Die Hypothekenbanken können immer noch Geld verleihen ... aber nur noch an Kunden mit relativ geringer Kreditwürdigkeit. Die Summe der von Fannie Mae vergebenen Kredite wächst weiter, aber es wird immer unsicherer, dass diese Kredite auch zurückgezahlt werden.

      Früher oder später wird ein Trend, der nicht weitergehen kann, nicht mehr weitergehen. Die Kreditvergabe wird stoppen. Das Bedauern wird beginnen. "Das ist die harte Realität, die wir erkennen sollten, wenn wir über das Amerika nach der Spekulationsblase nachdenken", so Doug Noland. "Und keine Inflation wird die Fakten des wirtschaftlichen Lebens ändern. Es gibt einige Gimmicks, die die Schuldenblase verlängern können, aber dadurch wird der unausweichliche Tag des Bedauerns nur noch schmerzvoller. Heutzutage wird der Ruf nach wirtschaftlicher Stimulierung und `Reflationierung` immer lauter, aber es gibt keine Diskussion über die Konsequenzen einer solchen Politik."

      Die Konsequenzen schreien einen aber förmlich an – man muss nur die Wirtschaftsnachrichten aufmerksam lesen. Der Goldpreis nimmt Kurs auf die Marke von 380 Dollar. Die Zahl der Pleiten steigt. Die Arbeitslosigkeit wächst. Die Autoverkäufe fallen. Der Dollar fällt fast jeden Tag. "Es geht um so viel", so Noland weiter. "Ich bin der Ansicht, dass die Entwicklung in den USA weg vom japanischen Szenario hin zum argentinischen Szenario gehen wird, je länger wir diesen gefährlichen Weg weiter abwärts fahren." (Mehr zu diesem Thema weiter unten ...)
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 16:58:33
      Beitrag Nr. 1.930 ()
      "GOOOOLD!!!"

      von Addison Wiggin in London

      In diesen Tagen ist besonders ein Wort auf den Lippen der Investoren ... wie in besten Goldgräberzeiten: "GOOOOOLD!!!" Neue Höchststände, Rekordumsätze ... das Gold ist in den Nachrichten, rund um die Welt.

      "Trader sehen nichts so gerne wie jede Menge neue Käufer und Verkäufer am Markt, die die Bewegung zu einem neuen Preisniveau begleiten", so Sean Corrigan, ein Veteran-FOREX-Händler und mein direkter Draht zum Goldmarkt. "Im Fall von Gold – wo dieses neue Preisniveau gerade ein neues 11-Jahres-Hoch erreicht hat und bei den Umsätzen ebenfalls Rekorde erreicht wurden – könnte man kein besseres Signal finden."

      Genau das passiert in Japan, wo der auch gegenüber dem Yen steigende Goldpreis große Begeisterung weckt – und man sollte bedenken, dass man in Japan mit Papiergeld ohnehin keine Zinsen verdienen kann (reale Zinsen sind bei Null bzw. sogar negativ). Reuters berichtet von Panikkäufen, aber auch von opportunistischen Verkäufen, obwohl das nicht als schlechtes Zeichen gesehen werden sollte. Es ist besser, wenn die Leute, die verkaufen wollen, in einem steigenden Markt verkaufen.

      Top-Manager Osamu Ikeda hat Reuters gesagt, dass die japanischen Kleinanleger derzeit in Scharen Goldbarren und Goldmünzen kaufen. Gleichzeitig meint Ikeda, dass die japanischen Anleger, die bereits 1999 Gold gekauft hatten, jetzt unter den Verkäufern sind – sie nutzen jetzt den gestiegenen Goldkurs zu Gewinnmitnahmen.

      Die physischen Goldverkäufe sind bei einem der größten japanischen Edelmetall-Verkäufer im letzten Jahr um 54 % gestiegen, da die Japaner ihr Geld von Aktien und anderen Anlageobjekten hinein ins Gold transferierten. "Viele Individuen sind zu uns gekommen und wollten 2 oder 3 Kilo Gold kaufen", so ein Händler dieses Hauses gegenüber den Kyodo News. "Der Besitz von Gold wird als eine gute Möglichkeit zur Erhaltung der Sicherheit des eigenen Vermögens gesehen – aus langfristiger Sicht –, da die Leute Angst über die weitere Entwicklung der japanischen Gesellschaft bekommen."

      In Australien – wo der Goldpreis gegenüber dem Aussie-Dollar auf 15-Jahres-Hoch steht – scheint sich ein regelrechter "Gold-Rush" zu entwickeln. Reuters berichtet, dass die "Goldschürfer, die nach neuen Goldvorkommen suchen, derzeit fleißig schweres Minen-Zubehör kaufen." "Diesen Morgen wollte ich einen Diamantenbohrer mieten, aber mir wurde gesagt, dass keiner verfügbar sei", so Ron Manners, Aufsichtsratsvorsitzender von Croesus Mining NL, dem drittgrößten australischen Goldproduzenten. "So etwas war ein Ding der Unmöglichkeit – bis jetzt."

      Hm ... ich denke, dass Ron Manners so etwas in den nächsten Monaten immer öfter hören wird ...
      ___________________________________________________-

      Implosion oder Explosion?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Auch China und Russland kaufen Gold. Versetzen Sie sich in die Lage dieser Export-Volkswirtschaften. Sie schicken Güter in die USA und bekommen dafür Dollar. Die USA scheinen nicht so viel zu produzieren, wie sie wollen ... also was macht man mit diesen Dollar? Früher wurden damit US-Anlagen gekauft ... aber jetzt, wo der Dollar und die US-Aktien fallen ... denken die Ausländer zweimal nach.

      Gold hingegen steigt so dramatisch, dass das sogar die Finanzpresse bemerkt hat. Wären da nicht auch Sie versucht, einen Teil der Dollar-Reserven in reales Geld (Gold) zu tauschen?

      Schritt für Schritt ... oder mit einem Schlag ... werden die zusätzlichen Dollar, die durch Kredite in die amerikanische Volkswirtschaft gepumpt werden, ihren Reiz verlieren. Wer will sie? Wer kann sich noch verschulden ... und die Schulden wieder zurückzahlen? Das System ist instabil geworden ... und muss kollabieren. Aber wie? Wird es implodieren – wie in Japan? Oder explodieren – wie in Argentinien? *** "Ich glaube, sie wollten, dass die Leute sie ernster nehmen." Meine Frau Elizabeth versuchte die Entwicklung von den "moralischen Philosophen" des 18. Jahrhunderts hin zu den Volkswirten des 20. Jahrhunderts zu erklären. Die Frage war: Warum bemerkten die Volkswirte nicht die destabilisierenden Effekte der Politik, die Alan Greenspan verfolgt hatte?

      "Weil sie vergessen hatten, was ihr Job ist", so meine Antwort. "Die Ökonomen bewunderten Physiker und andere `harte` Wissenschaftler, und sie stellten sich vor, dass auch die Volkswirtschaftslehre eine `harte` Wissenschaft sei. "In der harten Welt der Wissenschaft kann man z.B. Wasser erhitzen, und immer dann, wenn der genau festgelegte Siedepunkt erreicht ist, wird das Wasser Kochen. Weder Stahl, Wasser noch ein Würfel haben ein Gedächtnis ... sie tun das, was sie tun."

      "Aber die Volkswirtschaftslehre ist überhaupt keine solche `harte` Wissenschaft. Es ist eine menschliche Wissenschaft. Und Menschen reagieren unterschiedlich – abhängig von ihren Erfahrungen, Erwartungen usw. Wenn sie denken, dass sie reich werden können, indem sie Aktien kaufen ... dann strömen sie an den Aktienmarkt und puschen die Kurse so hoch, dass Neu-Einsteiger auf diesem Niveau absolut nicht mehr reich werden können. Eine Gesellschaft produziert nur einen bestimmten Gewinn. Wenn man dafür zu viel bezahlt, dann wird man nicht reich, sondern arm."

      "Und Menschen sind keine Maschinen; sie sind nicht mechanisch. Sie tun wilde und verrückte Dinge ... sie machen sich selbst von Zeit zu Zeit zum Idioten ... und genau das macht sie sehr viel unterhaltsamer als Stahl oder kochendes Wasser ..."

      "Und wenn man die Menschen in eine Gruppe steckt, dann wird es noch schlimmer ... sie scheinen dann regelmäßig verrückt zu werden ... und kommen erst zur Besinnung, nachdem sie sich fast selbst zerstört haben." Nun, so sind die meisten Menschen ... natürlich nicht die Leser(innen) vom Investor`s Daily.

      _____________________________________________________--
      Amerika auf dem falschen Kurs

      von Doug Noland

      Welchen Kurs nimmt die US-Wirtschaft? Mir leuchtet nicht ein, dass die Konsequenz der amerikanischen Kreditblase unbedingt eine Deflation sein muss. Man muss sich nur Japan oder Argentinien ansehen, dann weiß man, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Kollabierende Kreditblasen können in einer langen, milden Deflation enden (Japan) oder in einer schnellen Implosion und einer vernichtenden Inflation (Argentinien). Bei der Untersuchung der Frage, was wohl in den USA der Fall sein wird, bin ich zunehmend davon überzeugt, dass die Performance des Dollar dies mitentscheiden wird.

      Denken wir zuerst über Japan nach. Bevor in Japan in den späten 1980ern die extremen finanziellen Exzesse begannen, hatte Japan jahrzehntelang wirklich unglaubliche wirtschaftliche Fortschritte gemacht. Leider "tranken die Japaner das Gift" und zerstörten ihr Finanzsystem in wenigen Jahren. Dennoch hatte auch das Japan nach dem Platzen der Spekulationsblase noch eine große Produktionskapazität, die Reichtum schaffte. Die japanischen Multis überlebten nicht nur; sie florierten. Angesichts enormer Handelsbilanz-Überschüsse war die japanische Wirtschaft immerhin dazu fähig, sich durch den 10jährigen Sumpf durchzuwursteln.

      Der Handelsbilanz-Überschuss und die Ersparnisse der privaten Haushalte (Japan ist eine Gläubiger-Nation) unterstützten die japanische Währung. Der Yen steht heute bei rund 120 Yen pro Dollar – nur wenig unter dem 10-Jahres-Durchschnitt und leicht über dem Niveau, das er zu Beginn der 1990er gesehen hatte. Es ist wichtig – besonders für Rentner –, dass der japanische Sparer seine Kaufkraft behalten hat.

      Die japanische Kreditblase war ein ernstes hausgemachtes Schuldenproblem, und die internationalen Investoren und Spekulanten spielten eine relativ unwichtige Rolle. Das Schicksal der japanischen Wirtschaft hing nicht zentral vom ausländischen Vertrauen in den Yen ab. Nach dem Platzen der Kreditblase wurde das nur noch stagnierende Kreditvolumen im privaten Sektor durch die steigende Neuverschuldung der japanischen Regierung übertroffen, was das System zu dieser Zeit stabilisierte.

      Die finanziellen Exzesse hatten noch nicht den Punkt erreicht, an dem ein Neuschulden-Stopp beim privaten Sektor zu einem Kollaps führen musste. Glücklicherweise – so würde ich sagen – erleichterten die japanische Regierung und die Zentralbank den Übergang in die Zeit nach dem Platzen der Spekulationsblase – anstatt das Fortbestehen dieser Spekulationsblase weiter zu fördern. Die japanische Bevölkerung hatte nicht protestiert oder Krawalle gestartet, sondern sie berief sich wieder auf ihre alten Traditionen der finanziellen Disziplin und die Ethik des harten Arbeitens. Es gab viel Gerede (typisch für die Zeit nach dem Platzen einer Spekulationsblase) über die Inkompetenz der Politiker, und die eigentlich beeindruckende Entwicklung wurden vom japanischen Volk nicht genug erkannt.

      Beim anderen Extrem – Argentinien – ist durch das Platzen der Spekulationsblase das Finanzsystem und die Wirtschaft in Scherben geplatzt. Viele Sparer haben ihr gesamtes Vermögen verloren. Die Argentinier haben das Vertrauen in ihre Regierung und die staatlichen Institutionen verloren. Leider ist es normal geworden, dass die Leute ihre gesamten Ersparnisse aus den Banken abziehen.

      Der argentinische Peso hat 70 % seines Wertes verloren, da die Inflation zügellos geworden ist. Die ausländischen Banker, Investoren und Spekulanten haben das Land aufgegeben, und die internationalen Institutionen (und die "Globalisierung") werden von den argentinischen Bürgern, Politikern und Zentralbankern attackiert. Die argentinische Wirtschaft ist in eine tiefe Rezession gefallen, die nur wenig von der kollabierenden eigenen Währung profitiert. Im Gegenteil – der schwache Peso hat sich sogar negativ ausgewirkt, in starkem Kontrast zu den Erfahrungen in Südkorea, Thailand, Russland und Brasilien (wo durch den Währungsverfall die Exporte stimuliert wurden). Denn die argentinische Wirtschaft war in ihren Boom-Zeiten vom ausländischen Kapital – zum größten Teil mit spekulativem Charakter – abhängig geworden. Sobald die Wirtschaft abhängig geworden war, weigerte sie sich, das zu erkennen. Das ausländische Kapital finanzierte zu viel Konsum und zu wenig gesunde Investitionen, die zu dem Wirtschaftswachstum geführt hätten, das das Ausbezahlen der Gläubiger erlaubt hätte. Sobald dieser Weg eingeschlagen war, war es nur noch eine Frage des Ausmaßes der unausweichlichen Krise.

      Die Abhängigkeit von ausländischem Kapital und andere wirtschaftliche Fehlentwicklungen führten zu einer akut zerbrechlichen Schuldenstruktur. Es war das spekulative Kapital, welches zu diesem nicht produktiven Kredit-Exzess führte, was schließlich fatal für das argentinische Finanzsystem war. Das Vertrauen in die Dollar-Bindung des argentinischen Peso wurde dann ein extrem wichtiger Faktor. Und diese Bindung wurde aufgegeben. Damit wurden fast über Nacht die argentinischen Finanzanlagen entwertet, da sie kein akzeptiertes Medium des internationalen Austausches mehr waren. Das ist der Unterschied zur Entwicklung in Japan, wo dies nie der Fall war.

      Wenn man diese zwei Szenarien untersucht und überlegt, welche Richtung die USA einschlagen werden, dann kommen zahlreiche sehr schwierige und komplexe Fragen auf. Leider haben sich die Fed, die Wall Street und die Politiker in Washington dazu entschlossen, die Spekulationsblase verlängern zu wollen. Sie wollen die Kreditblase weiter anheizen. Das sollte heute aber kein Thema sein, denn gerade wegen dieser Kredit-Inflation bleibt der Dollar verletzlich. Es könnte der Tag kommen, an dem das Vertrauen in den Dollar zusammenbricht und die Nachfrage nach Dollar-Anlagen kollabiert (Beispiel Argentinien).

      Aber die Entscheidungsträger ziehen aus dem Dilemma der US-Kreditblase nur die Konsequenz, noch mehr Kredite und spekulative Exzesse zu fördern. Das erhöht die finanzielle Zerbrechlichkeit, vergrößert die ökonomischen Fehl-Allokationen und erhöht den Druck auf den Dollar weiter. Es macht mich geradezu wütend, wenn ich sehe, dass diese Politik auf einen Kollaps der Reservewährung der Welt – des Dollar – hinausläuft. Der Fed-Gouverneur Ben Bernanke sieht das Heil der US-Wirtschaft ja in einer Inflation. Aber keine Inflation wird die Fakten des Wirtschaftslebens ändern.

      Es gibt einige Gimmicks, die die Schuldenblase verlängern können, aber dadurch wird der unausweichliche Tag des Bedauerns nur noch schmerzvoller. Heutzutage wird der Ruf nach wirtschaftlicher Stimulierung und `Reflationierung` immer lauter, aber es gibt keine Diskussion über die Konsequenzen einer solchen Politik. Dabei steht soviel auf dem Spiel. Je länger die amerikanischen Entscheidungsträger weiterhin diesem falschen Kurs folgen, desto mehr schwingt meiner Ansicht nach das Pendel für Amerika vom japanischen Szenario in die Richtung des argentinischen Szenarios.


      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 17:00:10
      Beitrag Nr. 1.931 ()
      Gegenwind für Post, Linde und ThyssenKrupp

      (Instock) Den Dax-Mitgliedern Deutsche Post, Linde und ThyssenKrupp droht Ungemach in Gestalt der Rating-Agentur Standard & Poor`s. Die Analysten wollen ihre Bonitätseinstufung wegen Unterdeckung der Pensionsverpflichtungen möglicherweise reduzieren. Die Post wird momentan mit „A+“, Linde mit „A-„ und Thyssen mit „BBB“ bewertet.


      [ Freitag, 07.02.2003, 10:09 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 17:01:36
      Beitrag Nr. 1.932 ()
      Die Betrüger-Wirtschaft (2)

      Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem funktioniert nach Günter Ogger zum Anfang des neuen Jahrtausends folgendermaßen (Quelle: Ogger, G., Die Ego AG, München 2003, Seite 14):

      "Die Rezepte gleich sich diesseits wie jenseits des Atlantiks: Konkurrenten werden aufgekauft, plattgemacht oder mit Prozessen überzogen, und wo das nicht hilft, spricht man Mondpreise ab. Auftraggeber werden geschmiert, Kunden mit Rabatten geködert. Die Qualität der Produkte lässt nach, statt echtem Nutzen verkauft man Image und Verpackung. Gleichzeitig gaukelt man den Aktionären Gewinne vor, die in Wahrheit Verluste sind, zeigt Vermögenswerte her, die eigentlich Schulden genannt werden müssen, und bedient sich nach Kräften aus der Firmenkasse."

      Hier bleibt sicherlich nichts mehr hinzuzufügen. Kann man das noch klarer und präziser ausdrücken?


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 17:06:11
      Beitrag Nr. 1.933 ()
      Wunderbares altes Europa!
      ++ Abschied vom Zauberberg ++

      Von Bernd Niquet
      Wir haben es alle gehört und gelesen, wie der US-amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sich abfallend über das "alte Europa" ausgelassen hat (und es jetzt sogar auf eine Stufe mit Syrien und Kuba gestellt hat, die jedoch merkwürdigerweise gar nicht in Europa liegen). Ich denke, Rumsfeld hat damit exakt der Kern der Dinge getroffen: Im alten Europa werden vielfach noch Werte vertreten, die in der Neuen Welt nur noch, um es ganz wahrhaft zu sagen, höchstens noch mit den Füßen berührt werden.

      Europa ist damit nicht mehr auf der Höhe der Zeit, wird einerseits kaum eine Chance haben, eine bedeutende Rolle in der Neuen Weltordnung zu spielen. Und ist andererseits erst recht zu schwach, aus eigener Kraft ein Gegengewicht aufzubauen. Und so wird es wohl unser Schicksal werden, nach der New Economy (und der mit ihr parallel laufenden Verhöhnung der Old Economy) nun auch die Neue Weltordnung (und der mit ihr parallel laufenden Verhöhnung der alten Ordnung) in irgendeiner Weise übernehmen zu müssen. Und damit mit letzterer einmal genauso stiften gehen zu müssen wie mit ersterer.

      Doch mich interessiert an dieser Stelle keineswegs die Politik, sondern vielmehr nur die Wirtschaft: Am vergangenen Freitag war ich auf dem 70. Geburtstag meines akademischen Lehrers, Hajo Riese, eingeladen, und dieser Abend hatte, wenn ich ihn vor diesem Hintergrund betrachte, eine fast zauberbergmäßig-historische Dimension von etwas, das nunmehr endgültig vergeht und niemals mehr zurückkehren wird. Das alte Europa, die alte Welt ...

      Stilvoll hatte Riese seine Gäste in einem der Klassik nachempfundenen Restaurant versammelt, dessen Wände jedoch schon deutlich mit Patina besetzt sind. Zwischen den Gängen des Essens dann eine kurze, aber an Prägnanz nicht mehr zu übertreffende Laudatio. Hajo Riese hat aus seiner langjährigen Schaffensperiode gesammelte Werke von beinahe 1.500 Seiten, die gerade im "Metropolis Verlag" erschienen sind, hinterlassen und hat in Form der "Theorie der Geldwirtschaft" eine in sich geschlossene Alternative zur herrschenden neoklassischen Theorie entwickelt und damit im Rahmen der "Berliner Schule" Generationen von heranwachsenden Ökonomen, von denen ich mich glücklich schätze, einer zu sein, auf Lebenszeit geprägt.

      ++ Dominanz der Rechner ++

      Und dennoch hätte Hajo Riese heute keinerlei (!) Chance, die Nachfolge seiner eigenen Professur anzutreten – ja würde nicht einmal zum engeren Kandidatenkreis gehören. Warum das? Weil er erstens nicht in den Top-10-Economic-Journals publiziert hat, weil sein Schrifttum hauptsächlich in deutscher Sprache verfasst ist und – ganz entscheidend – weil er seine Theorie weder in die Form eines mathematischen Systems gepresst noch ökonometrische Überprüfungen seiner Theorie vorgelegt hat.

      Und warum hat er das nicht getan? Weil er nur zu gut weiß, dass es Unsinn ist, messen zu wollen, was letztlich nicht messbar ist, und dass es in der Ökonomie folglich niemals ein sicheres Wissen geben kann. Alles, was wir schaffen können, ist, unser Denken – wie dasjenige der anderen – auf Geschlossenheit und Folgerichtigkeit zu untersuchen. Sprich: Die Grundlagen aller Theorien herauszuarbeiten und darüber zu streiten. Was hingegen nützt es uns, wenn wir wissen, dass der durchschnittliche Margarineverbrauch unverheirateter Nichtschwimmer höher liegt als der von anderen Menschen, wenn wir auf der anderen Seite uns niemals darüber Gedanken gemacht haben, welche Funktion das Geld in unserer Theorie eigentlich spielt.

      Die Ökonomie ist mittlerweile zur Rechenknechtschaft verkommen – und die Opposition des reinen Messens, Zählens und Wiegens beginnt mundtot zu werden, auszusterben und emeritiert zu werden. Die modernen Zauberlehrlinge der Ökonomie können zwar alles berechnen, letztlich aber nichts mehr einordnen. Weil jedes Verständnis für den Diskurs hinter den vermeintlich so faszinierenden Möglichkeit der Berechnung des Unberechenbaren verschwunden ist.

      Wohin das letztlich führt, sieht man nicht nur, wenn man sich einmal die "Theorien" anschaut, für die gegenwärtig so alles Nobelpreise verliehen werden, sondern auch, wenn man einen einfachen Blick auf die Märkte wirft. Je mehr wir von der Berechenbarkeit der Dinge verhext werden, umso stärker schlägt der unberechenbare Rest zurück. Doch wer nicht mehr gelernt hat, kritisch zu diskutieren, wer niemals reflektiert hat, wie fragil unser ökonomisches Wissen ist, sondern sich vielmehr im Besitz der absoluten Weisheit wähnt, wird nicht einmal bemerken, wo die Dinge aus dem Ruder laufen, da er in dieser Hinsicht ja einen blinden Fleck in seinem Gesichtsfeld hat.

      Es steht also nicht unbedingt gut um unsere ökonomische Welt. Die alte europäische Welt der Geisteswissenschaft ist dahin, der Triumph der Naturwissenschaften perfekt. Auch ein Sigmund Freud hätte heute keine Chance mehr und bliebe vermutlich auf Psychopharmaka verwiesen. Umso schlimmer für unsere Gegenwart. Ein Glück wenigstens, dass manchmal noch rauschende Abschiedsfeste gefeiert werden. Dann hat man wenigstens eine Wegzehrung für den harten Weg, der uns jetzt allen bevorsteht.

      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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      schrieb am 07.02.03 17:07:49
      Beitrag Nr. 1.934 ()
      Die Betrüger-Wirtschaft (1)

      Gerade habe ich das neue Buch von Günter Ogger ausgelesen. Die Ego-AG. Grundthese: Früher hatte in unserer Wirtschaft jeder irgendwie sein Auskommen, heute jedoch sind diese Zeiten passé. Heute ist überall Krieg, heute kommt nur noch derjenige weiter, der so betrügt wie die Erfolgreichen. Die meisten leben nur noch von der Hand in den Mund, während sich die großen Vermögen in der Hand von wenigen konzentriert. Ich denke, eine mutige und wahre These, wie das immer bei Ogger der Fall ist. (Wohingegen das Buch selbst – ebenso wie immer bei Ogger – nur eine langweilige Faktenhuberei ist.)

      „Die beste Waffe gegen die Information der Kunden ist die Desinformation“, schreibt Ogger. Und jeder, der gerade vom Einkaufen zurückkommt, wird dies bestätigen. Wie kommt es nur, dass man trotz Tausenden von Sonderangeboten stets weniger im Geldbeutel hat? Die aktuelle Statistik für die Einzelhandelspreise gibt hierzu Auskunft. Denn trotz aller Rabatte sind die Einzelhandelspreise im Dezember um 0,3 Prozent und auf Jahresbasis um 3,7 Prozent gestiegen. Die Händler holen sich also an anderer Stelle das wieder, was sie in den Sonderangeboten weggeben.

      Wie das aussieht, habe ich neulich selbst erlebt: Zwischen lauter Billigartikeln plötzlich Kosmetiktücher für 2,49 Euro – ein Artikel, der sonst stets nur ein paar Cent kostet. Ob man hier darauf spekuliert, dass der Kunde nur den großen Überblick hat, im Detail sich die Preise jedoch nicht anschaut? Oder arbeitet man einfach mit zweifachen Preisen, wovon Ogger in seinem Buch ein Beispiel schildert? Einen für die Augen und einen anderen im Barcode, der hinterher in die Kasse einlesen wird? Der Phantasie scheinen auf jeden Fall keine Grenzen gesetzt. Umso klarer ist das Ziel formuliert: Die Preise so zu erhöhen, dass der Kunde es nicht merkt, sondern vielmehr denkt, er spare umgekehrt sogar.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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      schrieb am 07.02.03 17:10:53
      Beitrag Nr. 1.935 ()
      SEC holt zum nächsten Schlag aus

      Die amerikanische Börsenaufsicht The Securities an Exchange Comission(SEC) hat eine Regelung erlassen, wonach Analysten zukünftig ihre Berichte per Unterschrift als der Wahrheit entsprechend bestätigen müssen.

      Die Behörde reagierte mit dieser drastischen Maßnahme auf eine Reihe von Fällen, bei denen Analysten öffentliche Kaufempfehlungen für Aktien wider besseren Wissens ausgesprochen hatten, um ihren Arbeitgebern lukrative Aufträge für das Investmentbanking zu sichern.

      Die Ermittler sind nach eingehenden Untersuchungen zu der Auffassung gelangt, dass "Gurus" wie der Internet-Analyst Henry Blodget und der Telekom-Spezialist Jack Grubman Kaufempfehlungen selbst für Aktien von solchen Unternehmen ausgesprochen haben, die sie insgeheim für Ramsch hielten. Grund für die offensichtliche Irreführung der Anleger waren erhoffte Geschäfte im Investmentbanking mit den gepuschten Firmen.

      Ende letzten Jahres hatte der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer Dokumente veröffentlicht, die beweisen, dass Henry Blodget zuvor zum Kauf empfohlene Aktien gegenüber Kollegen schlecht gemacht hat
      Psychologischer Druck

      In Branchenkreisen wird nicht damit gerechnet, dass die neue Regelung besondere Auswirkungen haben wird. "Es ist außerordentlich schwer nachzuweisen, dass ein Analyst zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einer Studie von deren Inhalt nicht überzeugt gewesen ist", zeigte sich ein Händler skeptisch.

      James Spellman von der Securities Industry Association, einem Branchenverband von mehr als 600 Wertpapierhandelsgesellschaften, sieht den Vorteil eher unter psychologischen Gesichtspunkten. "Die eigenhändige Unterschrift sensibilisiert die Analysten, genauso wie sie es bei den Vorständen getan hat."

      Die SEC hat im vergangenen Jahr als Reaktion auf zahlreiche Bilanzskandale Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstände großer Gesellschaften dazu verdonnert, eingereichte Finanzberichte per Signum als den Tatsachen entsprechend zu verifizieren. Nach Inkrafttreten der Regelung hatten Dutzende von Firmen "Irrtümer in der Bilanz" zugegeben.

      © 07.02.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 07.02.03 17:32:56
      Beitrag Nr. 1.936 ()
      Kolumne: Mit Bush ins alte Amerika
      Von Thomas Fricke

      Der US-Präsident fährt einen finanzpolitischen Crashkurs, der an fast vergessene Krisenzeiten erinnert. Ein Festhalten daran könnte der Weltwirtschaft nachhaltiger schaden als ein Krieg gegen Irak.



      Schuldenwirtschaft


      Das World Trade Center wird wieder aufgebaut, die Nasa darf weiter Milliarden ausgeben. Kein Problem. Der Militäretat steuert längst auf neue Rekorde zu, während der Präsident Steuergeschenke wie Handzettel verteilt - trotz dramatisch steigender Defizite. Es sieht aus, als tanze Amerika auf dem Vulkan, und zwar staatlich gestützt.

      Was George W. Bush mit seinen Etatplänen für 2004 diese Woche vorläufig auf die Spitze trieb, scheint mit sachte dosierten Staatseingriffen zur Konjunkturstützung in der Tat immer weniger gemein zu haben - eher mit einem immer heilloser wirkenden Verschuldungskurs wie zu ganz alten Zeiten. Damit steuert der US-Präsident mit texanischem Feingespür auf ein Szenario zu, das nicht nur Amerika, sondern auch den Rest der Weltwirtschaft auf Jahre teuer zu stehen käme. Die USA leben gefährlich über ihre Verhältnisse.


      Bush steuert derzeit mit Rekordtempo in überholt geglaubte Dimensionen der Neuverschuldung, in denen die ohnehin nur bedingt positiven Wirkungen immer weniger ausreichen, um die negativen Begleiteffekte zu kompensieren. Und das hat nur wenig mit schlechter Konjunktur zu tun: Der politisch gesteuerte Struktursaldo verschlechterte sich seit 2000 um enorme 400 Mrd. $ - das ist die Wirtschaftsleistung der Niederlande in einem ganzen Jahr und entspricht vier Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts.



      Ökonomie als Abenteuerspielplatz


      Würden wenigstens Bushs Projektionen bis 2008 eintreten, ließe sich das auffangen. Nur haben die Präsidialökonomen bisher nicht einmal die unmittelbar anstehenden Kriegskosten berücksichtigen können. Dafür soll die US-Wirtschaft wunschgemäß bis 2008 um durchschnittlich 3,3 Prozent wachsen.


      Das wäre "nur ein halber Prozentpunkt weniger als in den Jahren der Bubble-Economy in den 90er Jahren", sagt Morgan-Stanley-Chefökonom Stephen Roach. Fiele das US-Wachstum nur einen halben Punkt niedriger aus, würden in zehn Jahren kumuliert 1200 Mrd. $ in der Staatsrechnung fehlen. Ein längerer Irak-Krieg könnte zudem je nach Schätzung zumindest 100 bis 200 Mrd. $ kosten.


      Wenn nur eines dieser Risiken eintritt, wird die US-Defizitquote auf alte Rekordwerte um fünf bis sechs Prozent des BIP schnellen - wie zuletzt 1992. Oder zu Zeiten Ronald Reagans, als schon einmal ein US-Präsident behauptete, dass Steuersenkungen sich ganz und gar selber finanzieren; tatsächlich blieben Steuereinnahmen in dreistelliger Milliardenhöhe aus. Ende der 80er Jahre galten die USA wegen der dramatisch gestiegenen Defizite in Staatshaushalt und Außenhandel als krank. Und (West-)Deutschland als Vorbild.


      Reichlich gewagt ist Bushs Versprechen, wonach ein Abbau der Dividendensteuer erst die Aktienkurse und darüber die Investitionen der Firmen stütze. Damit löst man nicht die Probleme einer Post-Bubble-Economy nach exzessiven Jahren. Zweifelhaft ist auch, ob die übermäßig starke Senkung der Spitzensteuersätze in den USA noch so viel mehr Arbeitsanreize schafft. In der ach so neuen US-Welt ist nach Rechnung des Wirtschaftswissenschaftlers Tom Piketty die Einkommenskonzentration auf die oberen Schichten schon jetzt wieder so hoch wie - Ende des 19. Jahrhunderts.


      Je weniger solche Experimente bewirken, desto eher werden sich die Kehrseiten des Bush-Abenteuers niederschlagen. Ohne eine wirklich überzeugende Alternative bieten zu können, hat der Haudrauf-Ökonom aus Texas jenen Mix aus solider Finanzpolitik und eher expansiver Geldpolitik aufgegeben, der Amerikas Wachstum in den 90er Jahren womöglich viel stärker getragen hat als der Internet-Hype - auch wenn der Verdacht besteht, dass Fed-Chef Alan Greenspan die Aktienblase mit niedrigen Zinsen zu lange genährt hat.


      Schon jetzt kann die Fed kaum ernsthaft auf eine verlässliche Finanzpolitik wie zu Clintons Zeiten bauen. Das macht auch ihren Kurs unberechenbarer. Der Staat mit der weltgrößten Volkswirtschaft droht den Kapitalmarkt bald so stark zu beanspruchen, dass dies den Mega-Trend zu sinkenden Zinsen kippen könnte. Reagans abrupter Schuldenkurs trug Anfang der 80er Jahre zu den drastisch steigenden Realzinsen bei (siehe Grafik).



      Rezession als Familienschicksal


      "Wenigstens gab es damals eine gesamtwirtschaftliche Sparquote in den USA von neun Prozent", sagte Stephen Roach - derzeit sind es unter zwei Prozent, weshalb die USA nun auf spektakuläre Art von ausländischem Kapital abhängen. Das Minus in der Leistungsbilanz dürfte bald sechs Prozent des BIP erreichen.


      Bushs Abenteuer kommt einer Zeitenwende gleich. Laut HypoVereinsbank-Ökonom Martin Hüfner "würde das Wachstum in Europa im dritten Jahr über dem der USA liegen, wenn die Konjunktur um fiskalpolitische Effekte bereinigt würde" - also nur die Marktkräfte zählten. Je länger Bush die Illusion vom ewigen Konsumboom staatlich subventioniert, desto heftiger wird das Erwachen.


      Der jüngste Fall des Dollar zum Euro ist ein erstes Warnsignal. Bald könnte ein regelrechter Kurs-Absturz folgen, der Amerika Inflationsschübe und Europa eine Exportkrise brächte. Irgendwann werden die US-Konsumenten zudem merken, dass sie auf Pump leben. Und: "Anders als unter Clinton noch geplant werden die USA ins nächste Jahrzehnt mit Defiziten starten, obwohl dann erst die demografisch bedingten Lasten der Altersfinanzierung auf den Staat zukommen", sagt Peter Meister, US-Experte bei der BHF-Bank.


      Die Geschichte scheint sich auf tragikomische Weise zu wiederholen. In beiden Rezessionen der vergangenen 20 Jahre regierte in den USA ein Präsident der Familie Bush. Beide ließen die Defizite auf neue Rekorde steigen. Der Senior musste am Ende die Steuern anheben. Das wird auch der Sohn tun müssen, spätestens sein Nachfolger. Der Eifer, mit dem George W. Bush die USA derzeit in die Vergangenheit steuert, lässt wenig Gutes erwarten.



      © 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 17:41:16
      Beitrag Nr. 1.937 ()
      Das Kapital: Die EZB wird noch einen mächtigen Zahn zulegen

      In der Haut der EZB-Räte will man nicht stecken. Die Fed druckt Geld, die Bank von Japan (BoJ) druckt Geld. Allein seit Ende 2000 hat die Fed die monetäre Basis - das direkt von ihr kontrollierte Geldangebot - um zehn Prozent heftiger ausgeweitet, als das nominale BIP gewachsen ist.

      In Japan ist die monetäre Basis sogar um 46 Prozent schneller gestiegen. Und beide Notenbanken drücken schon seit den 90er Jahren auf die Tube. Japan brauchte dringend eine Abwertung des Yen auch gegenüber dem Dollar, wie nicht zuletzt die fallenden Nominallöhne zeigen. Um das zu erreichen, müsste die BoJ (ihr nächster Chef) die monetäre Basis zweifellos wieder schneller ausweiten als die Fed, was sie seit einem Dreivierteljahr nicht mehr tut. Schon wenn der Euro-Dollar-Wechselkurs ab jetzt unverändert bliebe, würde der Yen dann gegenüber dem Euro weiter abwerten. Seit Ende 2000 ist er bereits von rund 90 auf 130 Yen je Euro gefallen.

      Natürlich zeugt die Geldpolitik auf beiden Seiten des Pazifiks von kranken Wirtschaften. Aber was soll die EZB machen: Auch noch Geld drucken auf Teufel komm raus? Am Ende ist Inflation ein monetäres Phänomen, wiewohl wir das angesichts der Deflationsfurcht derzeit nicht wahrhaben wollen.

      Dennoch wird die EZB um weitere Zinsschritte nicht herumkommen, weswegen Wim Duisenberg sie am Donnerstag vorbereitet hat. Und es wird weder bei 25 noch bei 50 Basispunkten bleiben. Seit Oktober 2000 hat der Euro handelsgewichtet um 17,4 Prozent aufgewertet. Die deutschen Importpreise sind seitdem kumuliert um 5,4 Prozent gefallen, bei quasi unverändertem Ölpreis. Die Euro-Kerninflationsrate ist ohnehin schon auf dem Rückzug. Aber sie wird noch viel deutlicher nachgeben. Nicht nur, dass die Preiserwartungen der europäischen Konsumenten seit Monaten nach unten weisen, wobei die Erfahrung lehrt, dass sie ein sehr genaues Gespür haben. Helfen wird auch ein schlichter Basiseffekt. Denn 2002 ist der Kernkonsumentenpreisindex allein zwischen Januar und Mai um knapp 1,5 Prozent gesprungen, was heuer eindeutig ausbleiben wird.

      Derweil ist die Kreditnachfrage schwach, und trotz des Börsenkrachs geht auch das M3-Wachstum langsam zurück. Indes ist schwach kein Ausdruck für die deutsche Wirtschaft, wie die Aufträge und die erschütternden Januar-Arbeitsmarktzahlen belegen. Nicht minder schauerlich ist, dass der Beschäftigungsindex der jüngsten Euro-Einkaufsmanagerumfrage für das Dienstleistungsgewerbe auf den niedrigsten Stand seit Ersterhebung gefallen ist, während auch die Industrie weiter entlässt. Die Schreckensliste ließe sich nahezu unendlich fortsetzen.

      Die EZB wird daher noch viel weiter lockern, als wir uns das heute vorstellen. Ihr bleibt nichts anderes übrig. Und solange sie die Zügel wieder straffer zieht, sobald Kredit- und Geldnachfrage aus dem Ruder zu laufen drohen, ist das auch ökonomisch vertretbar.
      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:20:32
      Beitrag Nr. 1.938 ()
      Look at this !!!!!!!!! ;) ;) :cool: :cool: :lick: :lick: :laugh: :laugh:



      "..............................I really am amazed at yesterday’s put/call ratio. The total put/call ratio soared to 135%,
      and as shown above the equity put/call ratio up to 125.69%. This is the highest fear
      attack EVER—or at least in its 15 year history. That is strange on a day when the
      market did not really get slaughtered.
      I could say that this is a good sign, in that the
      intense fear could not push the market down, and I do think this is partially true................................................................"


      Don Hays



      H_S:kiss:
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:28:28
      Beitrag Nr. 1.939 ()
      Gibt es für den DAX in diesem Jahr noch Hoffnung auf eine Kurserholung?
      von Susanne Marschner, Susanne Marschner Chartanalyse

      Mir fällt auf, dass Investoren immer bescheidener werden in ihren Erwartungen bezüglich Kurserholungen ihrer Aktien im Depot. Sie sagen nicht mehr, wie noch vor einem Jahr, „sobald ich meinen Einstand erreicht habe, verkaufe ich“, sondern sie sagen „bei der nächsten Kurserholung verkaufe ich meine Aktien“. Dann werde ich gefragt, wann denn endlich mit der nächsten Kurserholung zu rechnen sei.

      Die Zyklik sagt, dass sich der DAX von Anfang Dezember 2002 bis ca. Ende März 2003 in einer Abwärtsphase befindet. Sicherlich wird er sich danach mal wieder für ein paar Monate erholen. Die Frage ist nur von welchem Niveau aus. Denn wenn er mit dem jetzigen Tempo bis Ende März 2003 weiter fällt, ist er im März mit großer Wahrscheinlichkeit unter der Marke von 2000.

      Wenn er sich dann vom einem Niveau von z. B. 1800 wieder für ein paar Monate um ca. 1000 Punkte erholt, dann hat der DAX gerade mal die 2800 wieder erreicht. Das ist ungefähr das jetzige Niveau. So ist es zu erklären, dass sich die langfristigen Anleger niemals entscheiden können, sich von ihren Aktien zu trennen. Man hat ja schließlich noch Kostolany im Ohr „ Schlaftablette nehmen und 5 Jahre schlafen legen“. Es scheint mir allerdings nicht plausibel, dass dieser Satz auch in Zeiten eines langfristigen Abwärtstrends gelten soll. Wieso soll man erst zusehen, wie die Aktien im Portfolio auf 10% oder 20% der Einsatzes schrumpfen, um danach vielleicht 5 bis 15 Jahre zu warten, bis man vielleicht wieder im Gewinn liegt? Zumal es steuerlich auch keinerlei Anreiz mehr gibt, seine Aktien lange zu halten.

      Dass der DAX in einen langfristigen Abwärtstrend übergegangen ist, steht außer Frage. Das heißt, er fällt noch viele Jahre. Sicherlich gibt es zwischendurch kurzfristig auch mal eine Unterbrechung des übergeordneten Abwärtstrends. Dann steigt der DAX vielleicht auch mal ein Jahr lang. Dies ist dann aber noch kein Grund zur Euphorie. Es ist nur eine gute Gelegenheit sich endlich von seinen verlustreichen Aktien zu trennen.

      Anmerkung der Redaktion:
      Frau Marschner hat ihre letzte Analyse vor fast genau einem Jahr hier auf Technical Investor unter dem Titel „Schlechte zyklische Aussichten für den Dax im Jahr 2002“ veröffentlicht. Damals stand der DAX bei rund 4.800 Punkten. Nachzulesen ist diese Analyse unter folgendem Link:
      Schlechte zyklische Aussichten für den Dax im Jahr 2002

      Frau Marschner veröffentlicht ihre Erfolgsbilanz übrigens auf der Webseite: http://www.marschner-boerseninfo.de/deut.htm

      technical-investor.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:30:40
      Beitrag Nr. 1.940 ()
      @#1937

      JA !!!!!:D




      H_S :kiss:
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:34:24
      Beitrag Nr. 1.941 ()
      07. Februar 2003

      Rente mit 40

      Auffallend viele Frühpensionierungen bei Post und Telekom



      Bei der Deutschen Post und der Deutschen Telekom gibt es nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" auffallend viele Frühpensionierungen aus Gesundheitsgründen. Die früheren Staatsunternehmen nutzten offenbar die Frühpensionierungsregelungen im Beamtenrecht gezielt aus, um im großen Stil Personalkosten auf den Staat abzuwälzen, berichtete das Blatt am Donnerstag.

      Diese Vermutung lege die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion nahe. Das Finanzministerium habe auf die Anfrage geantwortet, es lägen keine belastbaren Hinweise auf ein gezieltes Vorgehen der Post-Nachfolger bei Frühpensionierungen vor.


      98 Prozent in Frührente wegen Dienstunfähigkeit

      Im Jahr 2001 wurden demnach 98 Prozent aller Neu-Rentner wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand geschickt. Allein 2327 der 9136 Staatsdiener, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig bei den drei aus der Bundespost entstandenen Firmen ausgeschieden sind, waren nicht einmal 45 Jahre alt. "Diese Frühpensionierungspraxis ist nicht mehr nachvollziehbar", wurde FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle in der Zeitung zitiert.


      Besonders gesundheitsgefährdender Job?

      Mit Erstaunen habe er zur Kenntnis genommen, dass die Beschäftigten bei Post und Telekom offensichtlich einen besonders gesundheitsgefährdenden Job verrichten, sagte Brüderle. "Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Bundespost-Nachfolgeunternehmen ihren Personalabbau gezielt zu Lasten des Steuerzahlers vornehmen."


      (N24.de, dpa)
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:39:07
      Beitrag Nr. 1.942 ()
      US-KONJUNKTUR

      Arbeitslosenquote sinkt wieder

      Im Gegensatz zu Deutschland erholt sich der US-amerikanische Arbeitsmarkt wieder. Die Beschäftigtenzahl stieg überraschend stark an.



      Kurze Freude: Der Dow Jones rutschte trotz der guten Zahlen wieder ins Minus


      Washington - Außerhalb der Landwirtschaft fanden 143.000 Menschen mehr eine Arbeit als im Dezember 2002, so die aktuellen Zahlen des US-Arbeitsministeriums. Dies ist der stärkste Anstieg seit November 2000.
      Die US-Arbeitslosenquote ist im Januar damit stärker als erwartet gesunken. Die Quote betrug 5,7 Prozent nach 6,0 Prozent im Vormonat, teilte das US-Arbeitsministerium in Washington mit.

      Volkswirte hatten mit einer nur minimal verbesserten Arbeitslosenquote und einem Beschäftigungszuwachs von lediglich 60.000 gerechnet. Im Dezember war die Zahl der Beschäftigten noch um 156.000 gesunken, nachdem in der Erstschätzung noch ein Rückgang von 101.000 ermittelt worden war.

      Der Dax drehte nach Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten ins Plus, fiel aber nach Handelsbeginn in New York wieder um rund eineinhalb Prozent auf 2610 Punkte zurück. Der Dow Jones notierte gegen 16.30 Uhr um 0,4 Prozent unter Vortagesniveau bei 7915 Punkten.

      "Der recht kräftige Beschäftigungsaufbau und der Rückgang der Arbeitslosenquote dürfte den Verbrauchern wieder Vertrauen geben", sagte DekaBank-Volkswirt Holger Bahr in einer ersten Reaktion. Die überraschend freundliche Arbeitsmarktentwicklung werde Konsum und Immobilienmarkt stabilisieren. Im Jahresdurchschnitt rechnet Bahr mit einem Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,8 Prozent nach 2,4 Prozent im Vorjahr. Voraussetzung für eine Erholung sei allerdings das Ausbleiben eines lang anhaltenden Irakkrieges.

      (c)Spiegel Online


      ------------------------------------


      H_S :kiss:
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:39:13
      Beitrag Nr. 1.943 ()
      @HS

      wenn es Übertreibungen gibt, kann es auch genausogut Untertreibungen geben
      KGV von 3-5 wäre doch vertretbar oder etwa nicht?
      Bei diesen Aussichten :cry:
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 18:43:57
      Beitrag Nr. 1.944 ()
      Vertrauen in US Statistiken habe ich sowieso nicht.
      Enron, Worldcom waren nur die Eisspitze vom Eisberg.
      Beim US Staat sieht es bestimmt nicht besser aus.

      Auszug aus #1930 Die Betrüger-Wirtschaft (2)


      Gleichzeitig gaukelt man den Aktionären Gewinne vor, die in Wahrheit Verluste sind, zeigt Vermögenswerte her, die eigentlich Schulden genannt werden müssen, und bedient sich nach Kräften aus der Firmenkasse."

      Hier bleibt sicherlich nichts mehr hinzuzufügen. Kann man das noch klarer und präziser ausdrücken?
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 19:45:40
      Beitrag Nr. 1.945 ()
      Länder-Defizit deutlich höher als vorhergesagt

      07 February 2003 10:56 CEST

      Berlin (Reuters) - Die Bundesländer haben nach Angaben der Bundesregierung 2002 zusammen genommen ein Haushaltsdefizit von 30,8 Milliarden Euro erzielt, 6,5 Milliarden Euro mehr als in den Planungen vorhergesagt.

      Nach den vorläufigen Abschlussdaten für das Gesamtjahr habe sich damit eine Verschlechterung um 5,1 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr ergeben, teilte das Finanzministerium am Freitag mit. Der Ausgabenanstieg der Länder sei auf 0,6 Prozent begrenzt worden und habe damit deutlich niedriger als in den Vorjahren gelegen. Gleichzeitig gingen die Einnahmen um 0,8 Prozent zurück. Grund dafür seien vor allem die Steuereinnahmen gewesen, die um 2,1 Prozent sanken. Hier wurden die Planansätze um sieben Milliarden Euro unterschritten. Grund für die ungünstige Entwicklung bei den Ländern sei vor allem die schwache Wirtschaftsentwicklung.

      Aus der Entwicklung der Länderhaushalte folgert nach Angaben des Ministeriums, dass Bund, Länder und Gemeinden allesamt vor finanzpolitischen Herausforderungen ständen. Es gelte jetzt, einen kontinuierlichen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu leisten. Der Bund habe mit seinem Gesetzentwurf zum Abbau von Steuervergünstigungen einen Vorschlag vorgelegt, von dem auch Länder und Gemeinden finanziell deutlich profitieren würden.

      Die Entwicklung der Länderhaushalte geht ein in die Zahlen des gesamtstaatlichen Defizits in Deutschland. Dieses lag im vergangenen Jahr mit 3,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erheblich über der europäischen Defizitobergrenze von drei Prozent, was Deutschland ein formelles Defizitverfahren der EU-Kommission eingebracht hat.
      reuters.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 20:50:07
      Beitrag Nr. 1.946 ()
      [b ]Sündenbock Saddam Hussein[/b]

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Autsch! Das tat weh! Nicht so sehr die kleinere Operation, die ich am Dienstag über mich ergehen lassen musste, sonder die Tatsache, dass die Aktienkurse am Mittwoch so eine verunglückte Rally hinlegten. Beim Gold war es ähnlich: Zuerst stieg der Goldpreis auf ein neues 6-Jahres-Hoch, auf 384,50 Dollar – dann beendete er den Handelstag in New York doch noch im Minus, bei 375,00 Dollar.

      Die hohe Volatilität war dem US-Außenminister Colin Powell zu verdanken. Er schien zu sagen, dass der Krieg gegen den Irak jetzt so gut wie sicher ist. Allerdings frage ich mich, wann der Krieg gegen den Irak NICHT unsicher war? Die Linie, die die Bush-Administration verfolgt, bleibt unverändert: Der Irak versteckt etwas, und wir werden es auf Teufel komm raus finden ...

      Die Kriegstrommeln ließen den Ölpreis weiter ansteigen. Aber ein Krieg gegen den Irak wird sich wohl kaum auch am Aktienmarkt positiv auswirken. Auf der anderen Seite ist ein solcher Krieg auch nicht der einzige Grund für die derzeitigen Probleme des Aktienmarktes. Der Markt hatte schon jede Menge Probleme, bevor der Irak auf den Titelseiten der Zeitungen erschien. "Die ganze Zeit seit dem Höhepunkt der Spekulationsblase im März 2000 haben die Dauer-Bullen an ihrer optimistischen Story festgehalten", so Comstock Partners. "Sie fanden immer irgendein außergewöhnliches Ereignis, dass für die Kursverluste verantwortlich gemacht wurde, anstatt den wirklichen Grund zuzugeben: Die negativen Konsequenzen des Platzens der Spekulationsblase und die hohen Bewertungen. Jetzt wird der drohende Irakkrieg für die Kursverluste am Aktienmarkt verantwortlich gemacht."

      Comstock Partners machen dieses Spiel nicht mit ... und ich auch nicht. Die Probleme des Aktienmarkts sind nicht durch exogene Faktoren wie den drohenden Irakkrieg verschuldet, sondern von einem Faktor, der sich Überbewertung nennt. Die Bullen machten immer wieder einzelne Ereignisse wie den 11. September oder das Enron-Debakel für die Misere am Aktienmarkt verantwortlich. Die Bullen sind laut Comstock Partners der Ansicht, "dass sie einfach Pech hatten, weil eine ganze Serie von unvorhersehbaren negativen Ereignissen eingetreten sei." Pech – allerdings, und zwar Pech der Art, das eine Person hat, die von einer Klippe springt oder auf den Gleisen vor einem herannahendem Zug liegt.

      "Der Markt ist in einem ernsten Abwärtstrend, als Ergebnis der geplatzten Spekulationsblase und der strukturellen Ungleichgewichte, die dadurch verursacht worden sind", so Comstock Partners. "Dieser Abwärtstrend wird nicht enden, solange die Investoren sich weiterhin selber etwas vormachen und die wahren Gründe für den zweitschlimmsten Bärenmarkt der US-Geschichte nicht anerkennen."

      "Vielleicht ist das ein natürlicher Verteidigungsmechanismus, dass die Investoren eine Ausrede nach der anderen suchen, um die schlechte Performance des Marktes zu entschuldigen", schreibt Stephanie Pomboy von MacroMavens. "Oder vielleicht sind sie durch die bittere Realität der Welt nach der Spekulationsblase einfach in einen selbsttäuschenden Zustand übergewechselt. Wie auch immer: Die Praxis, dass für unsere Probleme dubiose Gründe gefunden werden, geht mit dem Sündenbock Saddam Hussein weiter ... die Investoren scheinen jede Erinnerung an die Probleme, die lange vor der Eskalation des Irakkonfliktes bestanden, vergessen zu haben."

      Den Irak für die derzeitigen wirtschaftlichen Probleme zu beschuldigen, würde laut Pomboy bedeuten, dass die Spekulationsblasen-Exzesse überstanden seien. Und das ist ihrer Meinung nach ganz einfach nicht der Fall. Die Kapazitätsauslastung fällt weiter, während die Unternehmensschulden weiter kräftig wachsen. Dann steht der Dollar unter Beschuss, zum größten Teil deshalb, weil die Ausländer ihre Dollar-Anlagen nicht schnell genug loswerden können.

      "Nach drei Jahren mit negativen Renditen (am Aktienmarkt) sind die Kapitalzuflüsse zu Kapitalabflüssen geworden", so Pomboy. "Und diese Entwicklung mag zwar durch die Kriegsdrohung beschleunigt worden sein, aber der Exodus begann lange vor der Eskalation der Irakkrise."

      "So viel Befriedigung es auch geben mag, Saddam für die amerikanischen Probleme verantwortlich zu machen – es ignoriert die Realitäten. Gerade dieser Selbstbetrug und das Finden von Silberstreifen am Horizont, die nicht existieren, sind derzeit die größten Hindernisse für die Aktienmärkte ... Bis wir den Punkt erreichen, wo keine Entschuldigung mehr angeboten und keine mehr akzeptiert wird, werden die Aktienmärkte unfähig zu einer richtigen Erholung sein – und enthusiastische Phasen werden sicherlich kurz sein."

      Mein Kommentar: No pain, no gain.

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      Simbabwe vor dem Kollaps

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Welt ist heute viel ärmer – zumindest auf dem Papier – als vor 3 Jahren. Reuters berichtet, dass die weltweiten Aktienmärkte seit dem Top rund 13 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung verloren haben. Das entspricht 2.000 Dollar pro Mensch.

      *** Die Vernichtung von soviel Buchgeld muss doch irgendwelche Auswirkungen haben. "Die Neu-Einstellungen in den USA sind so zäh wie seit 20 Jahren nicht mehr", so eine Schlagzeile der New York Times. Die Fed versucht weiterhin, den Abschwung mit dem zu bekämpfen, was Zentralbanken immer tun – der Erhöhung des Geldangebots und damit der Liquidität. Aber "Liquidität macht keine faulen Kredite wieder gut", schreibt Richard Benson, "sie macht faule Kredite nur noch größer." Noch mehr faule Kredite sind nicht besser, sondern schlechter. Wie viele faule Kredite gibt es in den USA? Der Markt für "Junk Bonds" (Unternehmensanleihen mit niedrigem Rating) wird derzeit mit immer neuem Müll überschwemmt. Sogar Mega-Gesellschaften wie Ford haben Probleme, ihre Schulden zurückzuzahlen. Ford kann seine Pensionsfonds-Verpflichtungen nicht dadurch erfüllen, dass Autos ohne Gewinn verkauft werden.

      *** "Wenn man älter wird, verliert man das Verlangen", sagt mein Freund Michel. Man kümmert sich immer weniger um immer mehr Dinge. "Mir gefiel es, Geld auszugeben", meinte ein anderer Freund mittleren Alters zu mir, "aber jetzt ist mir das eigentlich egal. Alles, was mir wirklich wichtig ist, ist meine Familie." Wenn die entwickelte Welt älter wird, dann verliert sie auch das Verlangen und die Fähigkeit. Ältere Leute, die eigentlich das Geld hätten, haben kein Interesse mehr am Geld ausgeben. Die jüngeren Leute, die das Verlangen zum Konsumieren haben, haben dazu nicht die ausreichenden Mittel; sie haben Probleme damit, ihre bereits vorhandenen Schulden zurückzubezahlen. Die Zentralbanken stellen mehr Geld bereit ... aber sie können weder das Verlangen nach mehr Konsum noch das Geld für mehr Konsum bieten.

      *** Mein Freund und Kollege Evan Pickworth, der sich in Südafrika aufhält, schickte mir diesen Bericht: "Steht Simbabwe vor einem ökonomischen Kollaps? Simbabwe verspricht ein gutes Beispiel dafür zu werden, ob ökonomische Notwendigkeiten zu einem politischen Machtwechsel führen müssen. Professor Tony Hawkins von der University of Zimbabwe schreibt in einem Artikel, dass es in Simbabwe eine weitverbreitete Meinung sei – außer in den Regierungskreisen –, dass die Wirtschaft, die in den letzten 4 Jahren um 27 % geschrumpft ist, nicht ein 5. Jahr solcher Bestrafung überleben wird."

      "Alle makroökonomischen Indikatoren der Wirtschaft von Simbabwe zeigen das Bild eines sich sogar noch beschleunigenden wirtschaftlichen Abschwungs. Die Kosten der katastrophalen Wirtschaftspolitik (überbewerter, fixer Währungskurs; strikte Devisenkontrollen; ein riesiges Budgetdefizit; negative reale Zinssätze und Preiskontrollen) sind vernichtend, was sich in einem weitverbreiteten Dichtmachen von Unternehmen zeigt."

      Mr. Greenspan ... Mr. Bush ... hören Sie zu?
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      schrieb am 07.02.03 20:53:59
      Beitrag Nr. 1.947 ()
      Kapitalverbrauch

      von Dr. Kurt Richebächer

      Es war einmal allgemein anerkanntes Wissen der Volkswirtschaftslehre, dass Investitionen in produktive Fabriken und Ausrüstungen der Schlüssel zu steigender Produktivität und einem steigenden Lebensstandard sind. Ausreichende Investitionsausgaben führen zu einer Erhöhung von Angebot und Nachfrage, Produktivität und Gewinnen.

      Es gibt einen zentralen, einfachen Punkt, um den es bei der Entwicklung der US-Wirtschaft in den letzten 20 Jahren geht. Das Umfeld für hohe Sparraten hat sich drastisch verschlechtert, da eine Wirtschaftspolitik verfolgt wurde, die den Konsum und das Schuldenmachen förderte – auf Kosten der Ansammlung von produktivem Kapital.

      Es war auch einmal anerkanntes Wissen der Volkswirtschaftslehre, dass jemand, der dauerhaft mehr für den Konsum ausgibt, als er verdient, nicht reicher – sondern ärmer wird. Das gilt auch für eine Nation. Dennoch lesen wir weiterhin, dass Amerika in den letzten Jahren soviel Reichtum wie noch nie geschaffen hat. Was macht das für einen Sinn? Nun, man muss zwischen der Entwicklung auf Konsumenten-Ebene und der auf gesamtwirtschaftlicher Ebene unterscheiden – also zwischen Mikro- und Makroebene. Aus Sicht eines Individuums vergrößern steigende Aktienkurse ohne Zweifel seinen Reichtum. Aber dieser Reichtum verbessert nicht die Lage der realen Volkswirtschaft, weil auf dieser Ebene realer Reichtum in Form von Fabriken und Ausrüstungen gemessen wird. Aus der nationalen Perspektive kann man nur reicher werden, wenn Industriekomplexe und Häuser gebaut werden. Das heisst: Durch Investitionen.

      Steigende Aktienkurse hingegen förderten in den USA nur die Verschuldung der Konsumenten und damit das exponentielle Wachstum der Schulden zu Hause und im Ausland. Leute mit einem gesunden Menschenverstand sehen direkt, dass ein solcher schuldenfinanzierter Konsum der Konsum von Kapital ist, und damit Reichtum zerstört wird.

      Es ist derzeit allgemeine Meinung, dass der aktuelle scharfe Rückgang bei den Unternehmens-Investitionen den vorherigen Überinvestitionen und vorhandenen Überkapazitäten zu verdanken ist. Diese Annahme beruht auf dem Fakt, dass in Amerika in den Jahren vor dem Platzen der Spekulationsblase relativ viel investiert worden ist. Meiner Meinung nach ist der derzeitige Rückgang bei den Investitionen den außergewöhnlichen Konsumexzessen zu verdanken, die den Anteil des Bruttoinlandsproduktes, der für Investitionen bereitsteht, verringerten.

      Netto-Investitionen sind die Brutto-Investitionen minus Abschreibungen. Normalerweise entwickeln sich beide ziemlich parallel, aber manchmal divergieren sie, wenn sich die Abschreibungen verlangsamen oder beschleunigen. Letzteres war in Amerika in den letzten paar Jahren der Fall. Als die Investitionen in kurzlebige Güter wie Computer und Software einen immer größeren Anteil der Investitionen ausmachten, explodierten wenig später die Abschreibungen. Ein immer größerer Anteil der Brutto-Investitionen ersetzte deshalb nur die Abschreibungen, weshalb netto immer weniger investiert wurde.

      Ein weiterer Grund für die das Auseinanderdriften von Brutto- und Netto-Investitionen sind statistische Spielereien: 1999 entschieden die Statistiker vom amerikanischen Commerce Department, dass die Unternehmensausgaben für Software keine Ausgaben, sondern Investitionen seien. Das hat sich gewaltig ausgewirkt, denn in den späten 1990er Jahren erreichten die Ausgaben für Software einen Anteil von 45 % an den High Tech-Investitionen der Unternehmen. Ehrlich gesagt ist dies eine statistische Schummelei. Es überrascht mich, wie leicht man die große Armee der weltweiten Finanz- und Wirtschaftsexperten zum Narren halten kann. Die traurige Realität ist, dass die Netto-Investitionen als Anteil des amerikanischen Brutto-Inlandsproduktes seit den frühen 1980er zurückgehen.

      Weltweit sagen fast alle Analysten, dass nach drei Verlustjahren am Aktienmarkt jetzt die Negativ-Serie gestoppt ist. Es kümmert sie nicht, dass genau die gleiche Prognose vor einem Jahr total daneben lag. Das alleinige Verstreichen von Zeit ohne gleichzeitiges Lösen der Probleme wird diesen Abwärtstrend aber nicht stoppen.






      investorverlag.de
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      schrieb am 07.02.03 20:58:26
      Beitrag Nr. 1.948 ()
      Anlagebetrüger haben wieder Hochkonjunktur


      Was machen Sie eigentlich, wenn das schlechte Börsenklima anhält? Haben Sie sich vor neuen Niederschlägen geschützt?


      Ich möchte heute nicht etwa für Sicherungsgeschäfte durch Einsatz von Derivaten (z. B. Optionen) plädieren, sondern Sie eindringlich vor aufdringlichen Anlagebetrügern warnen. Die nutzen nämlich die Enttäuschung vieler Bundesbürger über die Aktienmarktentwicklung aus, um ihnen vermeintlich attraktivere – sichere – Alternativen aufzuschätzen. Die Gaunereien rund ums Geld haben wieder Hochkonjunktur.

      Man muss sich das einmal vorstellen: Die Zahl der polizeilich registrierten Betrugsfälle in Verbindung mit Kapitalanlagen steigt seit Jahren. Der dadurch entstandene Schaden 2002 wird auf 20 Mrd. Euro geschätzt. Und die Dunkelziffer ist hoch: Wahrscheinlich kommen mindestens noch einmal 10 Mrd. Euro hinzu. Der Präsident des Deutschen Anleger- Schutzbunds mit Sitz in Frankfurt, Klaus Nieding, ist außerdem davon überzeugt, dass die Schadenshöhe in diesem Jahr weiter in die Höhe schnellt – zu viele Bundesbürger lassen sich von den raffinierten Rattenfängern verführen. „2003 wird das Jahr der Betrüger“, befürchtet der bekannte Rechtsanwalt.

      Nur eines ist wirklich sicher: Man will an Ihr Portemonnaie. Auch wenn mancher gelangweilt abwinken mag – meine drei wichtigsten Grundsatzempfehlungen für vorsichtige Anleger lauten nach wie vor:
      - Kaufen Sie nichts, was Sie nicht kennen und nicht verstehen
      - Legen Sie nie Geld bei jemandem an, den Sie nicht kennen
      - Legen Sie den Hörer auf, wenn Ihnen ein Unbekannter am Telefon etwas verkaufen will.

      Und machen Sie’s gut – bis morgen!


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 06. Februar 2003, 14:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 21:00:14
      Beitrag Nr. 1.949 ()
      Inside Wall Street


      Kolumne: Arbeitsmarktbericht - Wer`s glaubt, wird selig!


      Von Kay Rathschlag, Wall Street Correspondents


      Die Investoren an der Wall Street sind in diesen Tagen schwer zufrieden zu stellen. Auch der Arbeitsmarktbericht hilft den Märkten nicht. Dabei sind die Zahlen auf den ersten Blick gut ausgefallen.


      NEW YORK. Die Arbeitslosenquote fiel im Januar von 6 auf 5,7 %. 143 000 neue Stellen wurden geschaffen. Analysten hatten lediglich mit 68 000 gerechnet. Vor allem in der Baubranche und im Einzelhandel kamen neue Jobs hinzu.

      Im Einzelhandel neue Jobs? Das fragen sich wohl auch die Skeptiker unter den Tradern auf dem Parkett. Haben wir nicht erst am Donnerstag gehört, dass die Januar Verkaufszahlen etwa bei Wal-Mart erneut am unteren Ende der Erwartungen lagen? Zudem hat das Arbeitsministerium die Dezemberdaten korrigiert. So wurden wohl nicht 101 000 Stellen sondern sogar 156 000 Stellen abgebaut. Grünes Licht kann man nach diesem Arbeitsmarktbericht folglich nicht geben.

      Grün, blau, gelb, orange und rot: das ist die Farbpalette der „Terror Alerts“. Und mit Einverständnis der Regierung wurde heute Vormittag die Alarmstufe für mögliche Terroranschläge in den USA oder auf US-Einrichtungen im Ausland von gelb auf orange erhöht. Im Finanzdistrikt stehen an den Kreuzungen mehr Polizeipatrouillen als ohnehin schon. Die amerikanische Leitbörse bleib weitestgehend cool. Aber die geopolitische Lage drückt ohnehin schon seit Tagen auf die Stimmung. Am Donnerstag fiel der Dow Jones Index auf den tiefsten Stand des noch jungen Jahres.

      Auch von Unternehmensseite gibt es kurz vor dem Wochenende wenig Glückshormone für Anleger. Das Computer-Service-Unternehmen EDS wird die Prognosen im Geschäftsjahr 2003 wohl nicht erreichen. Auch Dell Computer spricht davon, dass Corporate America auch in diesem Jahr noch nicht die Spendierhosen anziehen wird. Kleines Trostpflaster: die EDS Aktien sind in den vergangenen Monaten so stark niedergeknüppelt worden, dass die neue Warnung der Aktie keinen großen Schaden mehr zufügt.

      So warten die Bullen also weiterhin auf den Turnaround. In der nächsten Woche gehören Metlife, Yum Brands mit den Ketten Pizza Hut und Taco Bell, Apllied Materials, Blockbuster, Coca-Cola, AIG, Goodyear Tire und Dell zu den Firmen, die noch Quartalszahlen melden werden. Bisher gingen kaum Wachstumssignale von der jüngsten Ertragssaison aus. Schwer vorstellbar, dass die Zahlen der nächsten Woche zufriedene Mienen bei Investoren hinterlassen werden.


      HANDELSBLATT, Freitag, 07. Februar 2003, 19:19 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 21:03:11
      Beitrag Nr. 1.950 ()
      Harscher Rückgang bei Neuaufträgen

      Im Dezember Korrektur vorheriger Verzerrung


      ks Frankfurt - Der Bestelleingang bei der deutschen Industrie ist im Dezember regelrecht eingebrochen, wie aus den saisonbereinigten Zahlen der Deutschen Bundesbank folgt. Ursache war allerdings, dass die überraschend große Auslandsnachfrage des Vormonats, die lediglich von einigen Großorders getrieben war, wieder korrigiert wurde. Die Auslandsorders büßten im Dezember gegenüber November um 8,7 % ein. Insgesamt sind die Neuaufträge um 4,1 % zurückgegangen. Ein gewisser Lichtblick war dabei, dass die Inlandsbestellungen nicht ebenfalls zurückgegangen sind. Sie stiegen allerdings auch nicht, sondern verharrten auf dem Vormonatsniveau.
      Von diesen monatlichen Schwankungen abgesehen reicht der Ordereingang im Schlussquartal 2002 nur um 0,4 % über das Niveau des dritten Quartals hinaus, bei einem vergleichsweise niedrigen Startpunkt des neuen Jahres. Ökonomen sehen deshalb mit großer Sorge auf die konjunkturelle Entwicklung im ersten Quartal 2003 und schließen ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft nicht aus.


      Börsen-Zeitung, 7.2.2003
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 21:07:41
      Beitrag Nr. 1.951 ()
      Der Anfang vom Untergang des amerikanisches Reiches

      Bei allen großen Reichen der Weltgeschichte, so der Schweizer Fondsmanager Marc Faber in einem Beitrag für Die Welt vom 27. Januar, "ging die wirtschaftliche Überlegenheit Hand in Hand mit politischer und militärischer Macht. Sobald diese Weltreiche an wirtschaftlichen Problemen zu leiden begannen, verloren sie auch unweigerlich an politischem Einfluß und an militärischer Macht. Zyniker und Machttheoretiker könnten natürlich auch argumentieren, daß die genannten Weltmächte irgendwann Kriege zu führen begannen, um ihre wirtschaftlichen Probleme zu überdecken oder zu lösen. Nur waren diese dann so teuer, daß sie den wirtschaftlichen Niedergang noch wesentlich beschleunigten."
      Für den heutigen Anleger weiß Faber zu berichten, daß die Währungen am Ende stets mit den Reichen untergingen. Der römische Dinar fiel auf ein Tausendstel seines Höchstwertes, das britische Pfund immerhin auf ein Zehntel. Im Falle der USA habe der schleichende Währungsverfall im Grunde bereits 1971 eingesetzt, als Nixon den Dollar vom Gold abkoppelte. Nicht unbedingt im Vergleich zu anderen "Papierwährungen" wie dem Euro oder dem Yen, aber in jedem Fall im Vergleich zu "Hartwährungen" wie Gold oder Silber "dürfte sich der Dollar - das zeigt die Geschichte - noch ganz wesentlich abschwächen".


      Aus der Neuen Solidarität Nr. 6/2003
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 21:28:24
      Beitrag Nr. 1.952 ()
      Horrorzeiten nicht zu Ende: Dax-Sturz auf 2400 Punkte?

      WELT-Analyse: Experten stellen Blue Chips schlechte Noten aus

      von Nando Sommerfeldt und Holger Zschäpitz


      Anzeigetafel mit der DAX-Kurve: Analysten prügeln auf die Dax-Unternehmen ein
      Foto: dpa
      Berlin - Dax – wie tief wirst Du noch sinken? Dies fragen sich angesichts stetig fallender Kurse tagtäglich Millionen Anleger. Wenig Hoffnung machen die Charttechniker, die selbst einen Einbruch unter die 2000-Punkte-Marke beim hiesigen Kursbaro-


      meter nicht ausschließen wollen. Wer auf der Suche nach den Dax-Tiefen nicht auf Linienkritzler sondern fundamentale Expertise setzt, findet bei Analysten Antwort auf die Frage aller Fragen. Nach Auswertung dutzender Dax-Studien der 32 führenden Investmentbanken könnte der Dax noch bis auf 2416 Punkte abrutschen. Vom heutigen Niveau wäre das ein weiteres Minus von fast neun Prozent.


      Als Grundlage für die fundamentale WELT-Analyse dienten jeweils die niedrigsten Kursziele, die in den Studien der Banken für die 30 Dax-Titel genannt wurden. Daraus wurde dann der mögliche Dax-Tiefstand errechnet. Bei Allianz etwa war Morgan Stanley mit einem fairen Wert von 64 Euro am pessimistischsten. Kleiner Trost: Nicht für alle Titel sehen die Analysten fallende Notierungen. Bei immerhin elf Blue Chips scheint das Schlimmste vorbei. Bei Adidas, Altana, BASF, Henkel, Lufthansa, Linde, Metro, Münchener Rück, Schering, TUI und Volkswagen liegt selbst das pessimistischste Kursziel der Experten über dem aktuellen Wert. Am komfortabelsten sieht die Situation für TUI aus. Sarah Ellis von ABN Amro sieht den fairen Wert bei 16 Euro und ist damit in der Gilde gegenüber dem Tourismuskonzern am negativsten eingestellt. Damit hat das Papier im schlechtesten Fall ein Aufwärtspotenzial von 32 Prozent.


      Das Erschreckende jedoch: Das Gros der Dax-Werte ist vielen Analysten auch nach dem massiven Einbruch der vergangenen drei Jahre noch nicht billig genug. Besonders große Risiken sehen Experten für Bayer, Infineon und SAP. Geht es nach James Knight von Merrill Lynch könnte die Bayer-Aktie im Worst-Case-Szenario sogar bis auf fünf Euro fallen. „Wenn die Baycol-Kläger (In Europa ist der Colesterinsenker unter dem Namen Lipobay bekannt) Erfolg haben, ist die Pharma-Sparte und damit die Aktie nicht mehr sehr viel Wert.“


      Für Infineon sieht es nach Ansicht von UBS-Warburg-Analystin Laura Baker auch nicht viel besser aus. Für den Chiphersteller erwartet sie auf Grund von nach wie vor bestehenden Überkapazitäten in den kommenden beiden Jahren Verluste. Auch an SAP haben viele Analysten etwas auszusetzen. Oana Floares von Helaba Trust hält die jüngste Kursrallye für übertrieben und sieht Rückschlagspotenzial bis auf 70 Euro.


      Kein Wunder, dass auch die Strategen in den Bankhäusern ihre noch recht optimistischen Dax-Prognosen nach unten anpassen. Von zehn befragten Instituten haben fünf ihre Schätzungen für das Gesamtjahr bereits nach einem Monat gesenkt. Im Schnitt wird der Dax nun zum Jahresende bei 3660 Punkten gesehen, zum Ende vergangenen Jahres waren es noch knapp 4000. Angesichts des WELT-Ergebnisses dürften die Strategen in den kommenden Wochen noch häufiger den Rotstift ansetzen.


      Artikel erschienen am 8. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 22:00:01
      Beitrag Nr. 1.953 ()
      Charttechnik
      Trübe Chartbilder an der Wall Street




      07. Februar 2003 Das Fundament auf dem der US-Aktienmarkt steht, weicht Tag für Tag immer weiter auf. Aus Sicht der Charttechniker gestaltet sich die Lage inzwischen so negativ, dass eigentlich kein anderer Schluss bleibt, als von einem baldigen Test der Oktobertiefs des Vorjahres zu erwarten.

      So weist auch Uwe Wagner, Charttechniker bei der Deutschen Bank in seiner Marktbetrachtung vom Freitag ein, dass sich das Gesamtbild der US-Indizes weiter eingetrübt hat. Ähnlich sieht es Alex Douglas, Chartechniker bei Standard & Poor´s, der von beträchtlichen Abwärtsrisiken spricht.

      Die Charts weisen gen Süden

      Nachdem mit dem S&P 500 Index, dem Nasdaq Composite Index und dem Dow Jones Industrial Average die bekanntesten US-Indizes die Köpfe hängen lassen, muss sich der Aktienmarkt zur Verbesserung seiner Ausgangslage schnell etwas einfallen lassen. Doch nachdem der S&P 500 Index mit einem aktuellen Stand von 838 Punkten die Unterstützung bei 840 Zählern bereits verletzt hat, rückt für Douglas ein Test der nächsten Unterstützungszone zwischen 810 und 800 Punkten und anschließend ein Anlauf in Richtung Oktobertief bei 776,76 Punkten auf die Agenda.

      Vergleichbare Überlegungen treiben auch Wagner von der Deutschen Bank um. Mit Bedenken hat er registriert, dass der Dow Jones Industrial Average mit einem Schlussstand von 7.929,30 Punkten die Unterstützung im Bereich zwischen 7.957 und 7.938 Zählern verletzt hat. Vergleichbares lässt sich im übrigen für den bei 1.301,73 Punkten notierenden Nasdaq Composite Index konstatieren. Auch hier ist der Abwärtstrend intakt und bei Kursen unter 1.293 Punkten würde sich die Situation mit Zielrichtung 1.206 Zählern weiter verschärfen.

      Schwierige US-Ausgangslage auch eine Bürde für Europas Börsen

      Das Dumme an der Geschichte ist, dass bei einem anhaltenden Kursverfall an der Wall Street auch die europäischen Börsen davon nicht unberührt bleiben werden. Das Fazit von Wagner lautet deshalb: „Kommt es zu einer Bestätigung der gebrochenen Unterstützungen, bleibe ich negativ für die US-Indizes gestimmt und stelle mich auch auf schwächere Kurse in Europa ein.“

      Das knifflige an der aktuellen Ausgangslage ist, dass ein oder zwei feste Börsentage nicht ausreichen, um die Lage zu bereinigen. Denn richtig aufhellen würde sich das Bild erst bei deutlich höheren Notierungen. Beim S&P 500 Index kann von einer Bereinigung eigentlich erst bei Kursen über 963 Punkten gesprochen werden. Beim Nasdaq Composite Index liegt dieses Niveau bei 1.485 Punkten und beim Dow Jones Industrial Average zwischen 8.842 und 9.054 Punkten.

      Und solange der Irak-Konflikt schwelt scheint es unwahrscheinlich, dass die Anleger den Mut aufbringen und die Indizes in einem Kraftakt über die genannten Niveaus heben werden

      Die Charts zeigen in dieser Reihenfolge die Kursentwicklung des S&P 500 Index, des Nasdaq Composite Index und des Dow Jones Industrial Average.
      Text: Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 22:03:39
      Beitrag Nr. 1.954 ()
      Euro - Dollar

      Dollar sinkt gegenüber Euro
      Pseudostärke des Euro


      thk./rt. Seit einigen Monaten kann man ein ständiges Ansteigen des Euro gegenüber der Weltleitwährung US-Dollar feststellen. Diese Entwicklung scheint allen Skeptikern zum Trotz zu sein. Nachdem der Euro am ersten Januar 1999 als Buchwährung eingeführt wurde und man für einen Euro 1.20 Dollar erhielt, sank der Wert des Euro, besonders nach der Einführung als Zahlungsmittel, beständig nach unten. Sein Tiefststand lag bei 81 US-Cent, und er hatte somit 30% seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren.

      Das Verhältnis zum Franken veränderte sich ebenfalls: Der Höchstwert von Fr 1.66 innert kürzester Zeit konnte nur kurz gehalten werden, und seitdem bewegt er sich um die Fr. 1.45. Die Abnahme ist hier nicht so gravierend, jedoch konnte der Euro gegenüber dem Franken in den letzten Monaten keinen Rappen gewinnen.

      Dass der Stand des Euro gegenüber dem Dollar bei 1.08 liegt, scheint die Argumente aller Pessimisten zu widerlegen. In Fachkreisen wurde doch dem Euro ein völliger Zusammenbruch vorausgesagt. Ist diese Gefahr mit dem Ansteigen des Euro gegenüber dem Dollar gebannt?

      Erst muss man fragen, was hat die Schwäche des Euro ausgemacht? Der Euro ist eine künstliche Währung, die im Gegensatz zu allen nationalen Währungen auf keinen eigentlichen Staat mit einheitlicher Geldmengenpolitik, Wirtschaftspolitik und Finanzpolitik zurückgreifen kann. Um diesem Manko entgegenzutreten, haben die Regierungen der einzelnen Euro-Staaten die sogenannten Konvergenzkriterien entwickelt, die unter anderem die Verschuldung, die Gesamt- und die Neuverschuldung, der Staaten begrenzen sollen. Doch bereits bei der Einführung des Euro erfüllte ausser Luxemburg kein einziges Land diese Kriterien, und mit faulen Tricks wie dem Verkauf von Staatseigentum hatten einzelne Regierungen ihre Zahlen frisiert, um so den Euro einführen zu können. Doch schon heute zeigt sich immer deutlicher, dass die führenden Wirtschaftsnationen Deutschland, Frankreich und Italien die Kriterien nicht einhalten können. So forderte denn auch der EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, die Konvergenzkriterien aufzuheben, da sie sich seiner Meinung nach nicht an der wirtschaftlichen Realität orientieren würden. Die Finanzminister der einzelnen gerügten Nationen griffen diesen Vorstoss allzu gerne auf.

      Bei dieser Finanzpolitik kann niemand ernsthaft erwarten, dass Vertrauen entsteht, was aber für eine solide Währung unabdingbar ist. Dieser Umstand, dass der Euro keine solide Grundlage hat, war ausschlaggebend für seine bis vor einem Jahr andauernde Schwäche.

      Was hat sich seitdem verändert? Die Finanzpolitik der Euro-Staaten hat sich nicht geändert. Prodis Vorschlag ist noch kein Vierteljahr alt. Der Euro ist somit keine glaubwürdigere Währung geworden, und dennoch steigt er gegenüber dem Dollar.

      Für die Finanzanalysten ist dieser Vorgang völlig klar, denn die Stärke des Euro ist nur auf die Schwäche der Dollars zurückzuführen und hat keine fundamentalen Gründe. Doch was ist die Ursache für die Dollar-Schwäche? Der Absturz der aufgeblasenen Aktienkurse, das Absacken der amerikanischen Wirtschaft und die Kriegspolitik Georg W. Bushs lösten eine Flucht der Anleger aus dem Dollar in andere Währungen aus. Allein Saudi-Arabien hat geschätzte Vermögen von tausend Milliarden Dollar in den USA und hatte bis Ende diesen Jahres ungefähr ein Drittel aus den USA abgezogen und anderweitig investiert. Viele Länder, die seit der Aufhebung des Goldstandards ihre eigenen Währungen mit verschiedenen Fremdwährungen abgesichert haben, wie zum Beispiel China, Russland oder Japan, haben auf Grund des hohen Risikos ihre Dollarbestände abgebaut und zum Teil Euro dafür gekauft. Die Vorbereitungen für einen eventuellen Irak-Krieg kosten die Amerikaner Milliarden von Dollar, die ganz einfach über die Erhöhung der Geldmenge - die Notenpressen laufen auf Hochtouren, wie schon in anderen Kriegen - finanziert werden. All diese Faktoren führen zu der akuten Dollarschwäche und lassen den Euro stabiler erscheinen. Doch diese Stabilität ist eine Scheinstabilität. Die europäische Wirtschaft ist wie in den meisten Industrienationen in einem desolaten Zustand. Die Arbeitslosenzahlen steigen dramatisch an, das Wirtschaftswachstum in den einzelnen Ländern wurde von den Wirtschaftsforschungsinstituten in den letzten Monaten immer wieder nach unten korrigiert. Wer einem weiteren Verfall der Währungen vorbeugen möchte, investiert sein Geld entweder in Sachwerte oder in Währungen, die wenigstens teilweise noch mit Gold gedeckt sind.

      Artikel 19: Zeit-Fragen Nr.4 vom 3. 2. 2003, letzte Änderung am 4. 2. 2003
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 22:05:37
      Beitrag Nr. 1.955 ()
      Norwegen

      Zu hohe Strompreise - Rentner erfroren
      Liberalisierung führt in die Katastrophe


      Vor einigen Wochen konnte man die erschreckende Meldung aus den Medien entnehmen: In Norwegen erfroren Rentner, weil sie die Stromkosten nicht mehr bezahlen konnten. Die Kosten für Elektrizität waren in den letzten Wochen extrem gestiegen. Die norwegische Regierung erliess ein Notprogramm, um ärmere Menschen zu unterstützen, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen können.

      thk./rt. Der informierte Leser wundert sich: Norwegen wurde als Scheichtum des Nordens bekannt, nachdem riesige Ölvorkommen vor der norwegischen Nordseeküste entdeckt wurden. Doch ihre Elektrizität beziehen die Norweger zu 99,9% aus Wasserkraft. Das Land ist durch seinen Wasser- und damit Energiereichtum bekannt. Wie kam es dazu, dass die Strompreise innert kürzester Zeit um 20% in die Höhe schossen?

      Schon Anfang der 90er Jahre wurde Norwegen als Vorzeigeland der Strommarktliberalisierung gefeiert. Norwegen hatte seine ehemals staatlichen Stromanstalten privatisiert und seinen Markt nach aussen geöffnet. Wie auch in Kalifornien wurde Strom billiger und billiger. Überall wurde Norwegen als Beispiel gefeiert. Die Energiekonzerne hielten allen anderen Regierungen Norwegen als leuchtendes Beispiel vor. Nach den internationalen Verträgen der WTO, insbesondere den GATS-Verträgen sollen die Mitgliedsstaaten ohnehin gezwungen werden, ihre Märkte zu öffnen. Doch bisher konnte man den Bevölkerungen dieses Ansinnen wenig schmackhaft machen, wie das Referendum zum Elekrizitätsmarktgesetz in der Schweiz zeigte.

      Doch wenn es um Profit geht, dann spielt Vorsorge nur noch eine untergeordnete Rolle. Und wie in Kalifornien, Neuseeland, Grossbritannien und anderen sogenannten Vorzeigestaaten kam es auch in Norwegen, wie es kommen musste: Ein regenarmer Sommer und ein hoher Stromverbrauch während der Sommerzeit hatte zu einem Fünftel weniger gefüllte Stauseen zur Folge. Nun führte ein etwas strenger Winteranfang zu einem höheren Stromverbrauch, und weil der Strompreis seit der Liberalisierung dem «freien Markt» unterliegt, stiegen die Preise kräftig: von durchschnittlich 20 Öre pro Kilowattstunde auf 87 Öre Anfang Januar. Der Preis regelt sich jetzt auf der nordischen Strombörse Nord Pool und wird nicht mehr vom Staat festgelegt.



      Artikel 18: Zeit-Fragen Nr.4 vom 3. 2. 2003, letzte Änderung am 4. 2. 2003
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      Avatar
      schrieb am 07.02.03 22:08:21
      Beitrag Nr. 1.956 ()
      Zeit-Fragen-Serie

      Globalisierung und Gesundheitswesen

      Fachleute warnen schon lange: Das Gesundheitswesen steht vor dem Kollaps.

      Doch nicht die angebliche «Kostenexplosion» ist dafür verantwortlich, sondern das Abrücken der Regierungen vom Versorgungsauftrag für alle hin zur Kommerzialisierung des Gesundheitssektors. Da sowohl von der Regierung - und die Opposition darf dabei mit eingerechnet werden - als auch von den Medien keine ruhige und sachliche Diskussion zustande gekommen ist, wird Zeit-Fragen sich diesem Themenbereich in seinen nächsten Ausgaben wieder verstärkt zuwenden. Im folgenden wird ein Aspekt aus der Gesundheitspolitik beleuchtet, der kaum diskutiert wird: Globalisierung und Gesundheitswesen. Dabei werden wir sowohl die schweizerischen als auch die deutschen und österreichischen Verhältnisse beleuchten.

      thk./rt. Das Gesundheitswesen ist auf dem besten Wege, in die Hände von Räuberbanden zu fallen, und die Regierung arbeitet offenbar mit diesen Banden zusammen. Anders kann man die Situation nicht mehr beschreiben, in der sich einer der sensibelsten Bereiche eines modernen Wohlfahrtsstaates befindet.

      Mit rhetorischen Verschiebungen und Nebenkriegsschauplätzen kaschieren die Regierungen in Bern, Berlin oder Wien, dass sie das öffentliche Wohl, den Gesundheitssektor, aus Kostengründen und aus Gründen der GATS-Verträge (siehe Kasten) privatisieren wollen. Gesundheit soll den Staat nichts mehr kosten. Die Regierungen nehmen eine Umverteilung vor. Nicht mehr die Solidargemeinschaft sorgt dafür, dass für alle gesorgt wird, sondern, wer das Geld hat, für den ist gesorgt. In Deutschland, ein Rückfall in Zeiten vor Bismarks Reichsversicherungsgesetz.

      Zugleich werden die Regierungen ihren Verpflichtungen aus den GATS-Verträgen gerecht. In diesen Verträgen haben sie sich verpflichtet, den Gesundheitssektor längerfristig zu privatisieren. Diese Verträge kamen unter Ausschluss der Öffentlichkeit zustande und sind auf dem Mist einflussreicher Kreise aus den Bereichen multinationale Dienstleistungskonzerne, Globalisierungsanhängern und anderen gewachsen. Allein der Gedanke daran, wieviel Milliarden jährlich in diesem Bereich umgesetzt werden, lässt das Herz jedes Unternehmers in diesem Bereich höher schlagen.

      Plötzlich erfahren die enormen Anstrengungen der Regierungen, Krankenhäuser «finanzwirksam» zu organisieren und zu budgetieren, eine Erklärung. Staatliche Ausgaben müssen, um den Anforderungen der GATS-Verträge gerecht zu werden, radikal heruntergefahren werden. Private Unternehmen sollen alle Aufgaben übernehmen. Es ist klar, dass ein privates Unternehmen nicht nach Allgemeinwohlprinzipien arbeiten kann, es muss kostengünstig arbeiten. Wer als Patient etwas mehr Kosten verursacht und wenig bezahlen kann, der wird zu einem «Verlustgeschäft». So ist es auf dem freien Markt und genau deshalb war der Gesundheitssektor nicht so organisiert, sondern dem Allgemeinwohl verpflichtet. Unter diesem Gesichtspunkt erfahren auch die massiven Angriffe der Regierung auf die Ärzte eine Erklärung. Hier wird ein nach den Allgemeinwohlprinzipien arbeitender Berufsstand angeschossen und unter finanziellen Druck gesetzt. Die Ärzte sollen gezwungen werden, «kostengünstig» zu arbeiten, etwas Inhumaneres ist kaum denkbar.

      Bisher ist es den Regierungen, egal welcher Zusammensetzung, gelungen, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. Die Regierungen hoffen darauf, dass sie den Gesundheitssektor ruiniert haben, bevor sich öffentlicher Protest regt. Doch wer sich näher mit der Gesundheitspolitik befasst, muss zwei Feststellungen machen: 1. Die Kosten im Gesundheitswesen sind nicht «explodiert». 2. Es hat ein Paradigmawechsel in der Gesundheitspolitik stattgefunden: Die Gesundheit der Bevölkerung ist kein Staatsziel mehr, sondern eine Gewinnmaximierung in diesem Sektor.


      --------------------------------------------------------------------------------
      GATS-Verträge
      Im Rahmen der World Trade Organisation (WTO) finden die GATS-Verhandlungsrunden statt. Dienstleistungen, zu denen auch der Bildungsbereich zählt, werden innerhalb der GATS-Verträge festgehalten (General Agreement on Trade in Services). Das GATS gliedert sich in zwölf Bereiche:

      1. Unternehmerische und berufsbezogene Dienstleistungen (Ärzte, Anwälte, Ingenieure, EDV, Forschung u.a.)

      2. Kommunikationsdienstleistungen (Post, Kuriere, Telekommunikation u.a.)

      3. Bau- und Montageleistungen

      4. Vertriebsleistungen

      5. Bildungsdienstleistungen (A: Kindergarten, Grundschule. B: Schulbildung. C: Berufs- und Universitätsausbildung. D: Erwachsenenbildung. E: andere Bildungseinrichtungen.)

      6. Umweltdienstleistungen (Abwasser, Kanalisation, Müllabfuhr, Sanitäre Einrichtungen)

      7. Finanzdienstleistungen (Versicherungen, Lebens-, Unfall-, Krankenversicherungen, Banken usw.)

      8. Medizinische und soziale Dienstleistungen (Krankenhaus, sonstige Gesundheitsdienstleistungen, Soziale Dienstleistungen u.a.)

      9. Tourismus und Reisedienstleistungen

      10. Erholung, Kultur und Sport (Unterhaltung, Nachrichtenagenturen, Büchereien, Archive, Museen, Sport usw.)

      11. Transportdienstleistungen (Seeschiffahrt, Binnenschiffahrt, Lufttransport, Raumfahrt, Schienenverkehr, Strassenverkehr u.a.)

      12. sonstige nicht aufgeführte Leistungen

      Für jeden Bereich verpflichten sich die Mitglieder einen schrittweisen Abbau von Schutzgesetzen anzustreben und staatliche Unterstützung abzubauen. Dies findet nach einigen Prinzipien statt:

      Meistbegünstigtenklausel: Eine einem Partner gewährte Vergünstigung beim Handel muss auch für Dritte gelten.
      Inländerbegünstigung: Allen sind gleiche Rechte einzuräumen wie inländischen Unternehmen.
      Transparenz: Alle Gesetze und Rechte, die den Handel einschränken, müssen transparent gemacht werden und werden von einer internationalen Kommission untersucht (Trade Preview Research).
      Die Verhandlungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. So werden bei den GATS-Verhandlungen von allen Staaten in einer ersten Runde Forderungen an andere Staaten eingereicht (request), dann unterbreiten die Staaten, welche Bereiche sie öffnen (offers). Über den Stand der Verhandlungen und welche Bereiche «geöffnet» werden sollen, wird die Öffentlichkeit nicht informiert.

      Artikel 17: Zeit-Fragen Nr.4 vom 3. 2. 2003, letzte Änderung am 4. 2. 2003
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      Avatar
      schrieb am 08.02.03 02:11:25
      Beitrag Nr. 1.957 ()

      "The Economic Cycle Research Institute`s weekly leading index rose by 0.5% in the week ended Jan 31 and is now down only 0.7% from its 52-week moving average. This is the smallest such decline since the index first dipped below its 52-week moving average in the week ended Aug. 9. ECRI uses this trend as its leading indicator and its now clearly signaling an upturn. (JJM) "



      Now, it`s up to you
      Have a nice weekend
      H_S:look:
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 22:06:36
      Beitrag Nr. 1.958 ()
      Ende des Gleichklangs: Märkte entwickeln sich auseinander

      Corporates gewinnen - Aktien verlieren

      Ein tiefer Riss geht durch die Märkte. Während Aktien beinahe täglich weiter abrutschen, haben sich die Kurse der Unternehmensanleihen davon weitgehend abgekoppelt und erhebliche Terraingewinne verzeichnet. Nur ein Beispiel für die divergierende Aktien-Bonds-Entwicklung ist die Deutsche Telekom. Die Anleihen gewannen seit Jahresanfang zwei Prozent, dagegen verloren die Dividendenpapiere 11,5 Prozent.

      Die Anlegerwelt scheint sich in Pessimisten am Aktienmarkt und Optimisten am Anleihemarkt sauber zu separieren. Beide Investorengruppen haben offensichtlich ein völlig anderes Weltbild im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Konjunktur. Während Aktionäre fast schon den Untergang der Welt prophezeien, ist das für die Bondshalter völlig abwegig. Für sie hellt sich das Konjunkturpanorama beinahe täglich weiter auf.

      Ein Teil des Rätsels Lösung heißt strikter Schuldenabbau der Unternehmen. Viele Konzerne haben dieses Ziel in diesem Jahr zum Primat ihrer Politik gemacht. Und dieser Paradigmenwechsel kommt überwiegend den Anleiheinvestoren zugute. Denn statt im Aktionärsinteresse zu expandieren und die Gewinne auszubauen, werden die in den Boomjahren aufgehäuften Verbindlichkeiten zurückgeführt. Analysten sprechen bereits von einem Wechsel vom Shareholder-Value zum Bondsholder-Value.

      Und der Prozess könnte durchaus noch weitergehen. Denn das häufig ausgetauschte Management der Gesellschaften konzentriert sich jetzt darauf, freien Cash-Flow zu erwirtschaften und nicht zum Kerngeschäft gehörende Unternehmensteile zu veräußern. Auf diese Weise sinkt der Schuldenpegel, was den Anleihekursen Schwung verleiht. Unter dem Konsolidierungs- und Entschuldungsprozess leiden jedoch zunächst die Gewinne der Unternehmen und damit die Aktien.

      Doch langfristig kommt auch den Aktionären der Schuldenabbau zugute. Wenn erst einmal die Rating-Agenturen die verbesserten Bilanzrelationen mit Heraufstufungen belohnen und sich die Finanzierungskosten der Gesellschaften verbessern, werden auch die Gewinne
      wieder kräftiger sprudeln. Anleihe- und Aktienkurse können sich nicht ewig voneinander abkoppeln. (RICHTIG !!!:) )

      Ölpreis steigt - Ölaktien stürzen

      Hoher Ölpreis gleich hohe Kursgewinne bei Öl-Aktien: Diese Gleichung, die im letzten Golfkrieg galt, geht in der derzeitigen Krisenlage nicht auf. Während für ein Barrel des „Schwarzen Goldes“ schon seit Wochen rund 30 Dollar und damit über 50 Prozent mehr als im historischen Durchschnitt bezahlt werden müssen, ist die Energie-Branche die zweitschwächste in Europa seit Jahresanfang. Auch wenn Shell, BP & Co. im vergangenen Jahr mit leichten Gewinneinbußen zu kämpfen hatten, notieren die Aktien inzwischen auf historisch niedrigen Bewertungen, in denen sich das Ölpreisniveau in keiner Weise spiegelt. Das erstaunt umso mehr, als die defensiven Titel mit ihren noch immer robusten Erträgen und der hohen Substanz in der momentanen Lage eigentlich prädestiniert sein müssten, für mehr Sicherheit im Depot zu sorgen.

      Doch die Angst vor einem Golfkrieg hat auch die Ölwerte mit voller Wucht getroffen. Investoren fürchten, dass eine militärische Auseinandersetzung das Geschäft der direkt im Irak oder in der Region engagierten Konzerne treffen könnte. Und für den Fall einer schnellen Lösung des Konflikts erwarten Experten eine Neuaufteilung der Öl-Ressourcen, was gerade europäische Player benachteiligen könnte. Dies erklärt die jüngste Underperformance der Papiere diesseits des Atlantiks.

      Zu schaffen macht den Gesellschaften aber auch der schwache Dollar. So bekommen die Öl-Multis für ihre Produkte überwiegend den Greenback. Die Kosten fallen jedoch zum Teil in anderen Währungen an, die zuletzt stark aufgewertet haben. Zudem ist der hohe Ölpreis nicht für das gesamte Geschäft der Konzerne ein Segen. Denn das Gros der Unternehmen ist auch im Downstream, also der Weiterverarbeitung von Öl etwa im Raffineriegeschäft tätig. Hier schlagen sich die höheren Öl-Notierungen in steigenden Beschaffungskosten nieder, die wegen der schwachen konjunkturellen Lage oft nicht weitergegeben werden können.

      Unter dem Strich sind die niedrigen Kurse und Bewertungen jedoch nur dann fundamental gerechtfertigt, wenn die Weltwirtschaft in eine Rezession schlittern und in Folge dessen der Ölpreis lotrecht abstürzen sollte. Sollten sich die Barrel-Notierungen um 25 Dollar einpendeln, haben die Titel Luft nach oben. hz.


      Artikel erschienen am 11. Feb 2003




      .....................................


      Jeb;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 21:29:08
      Beitrag Nr. 1.959 ()



      H_S:lick:
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 21:46:48
      Beitrag Nr. 1.960 ()
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 21:55:12
      Beitrag Nr. 1.961 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      Vor oder Zurück - das ist hier die Frage: 09.02.2003
      (spatzseite)
      DIESE WOCHE

      Was der Absturz der Raumfähre "Columbia" letzte Woche mit der Sparpolitik in Deutschland zu tun hat, beleuchtet der Spatz diese Woche, und kommt in gewohnter Manier schnell zu den Grundsätzlichkeiten der produzierenden Wirtschaft und der Erweiterung der Möglichkeiten des Menschen, also seiner Macht über die Natur, und das ist wie immer ein

      Von zwei Paar Hoffnungen


      Zwei Ereignisse schreckten in der vergangenen Woche auf, ein scheinbar gutes und ein böses. Der Bundesregierung wurde heimgezahlt, was man eigentlich schon bei der letzten Wahl im September tun wollte, aber aus einer plötzlichen Laune heraus versäumt hatte. In den USA stürzte das Space Shuttle Columbia mit 7 zukunftsfrohen Astronauten vom Himmel. Der Grund des einen, ist der Grund des anderen. Wenn man das begreifen könnte, wäre vieles gewonnen. Für Fernsehgucker hat das eine nichts mit dem anderen zu tun.

      Warum wollte man der Regierung in Berlin heimleuchten? Die Antwort ist offensichtlich: Die Wirtschaft klemmt, die Zahl der Arbeitslosen (4,62 Millionen!) steigt, die Staatsverschuldung ebenfalls, und auch die Staatsverschwendung explodiert, zum Teil, weil man die Arbeitslosen auf Kosten anderer (z.B. der Stromverbraucher) in sinnlose Beschäftigungsprogramme verstecken will (z.B. in den Bau von Windmühlen und in ähnlich unproduktiven Unfug). Die Regierung möchte etwas tun. Was? Die regierenden Wahlwerber haben wie Karnevalsprinzen aus der bisherigen Politik nur gelernt, nach allen Seiten Geld zu verstreuen. Inzwischen wird Geld knapp, der tragbare Kredit ist ausgeschöpft und das staatliche Eigentum verscherbelt. Woher Geld nehmen und welche Ausgabenlöcher stopfen? Die Leute, Sie und ich, bekommen für mehr Steuerausgaben weniger Leistung. Grund genug, sich nach einer Alternative umzusehen. Sehen Sie eine bei den opponierenden Wahlwerbern? Aber die Wähler wollten ja auch nur: "Rot-grün braucht Kontrolle" - also keine Alternative.

      Die derzeit einzig verfügbare Politik schreit laut: "Reformen!" und die lauten "konkret": Löcher stopfen ("dieses!" nein "jenes!" so die Diskussion) und Leute schröpfen ("diese!" nein "jene!"). Wer zu "diesen" zählt, hält es mit der Opposition. Doch inzwischen wird die Menge "diese" und "jene" deckungsgleich. Alle schröpfen, heißt schließlich demnächst "große Koalition". Impotente Politiker tragen sich in der Hoffnung, die ein Allan Sloan in der Washington Post vom 4.2. auf den einfachen Nenner gebracht hat: "Früher oder später wird die Wirtschaft sich wieder erholt haben, weil sie das bisher immer schon getan hat. Die Frage ist nur ob die Politik Bushs (oder Schröders oder eines NN) den Aufschwung beschleunigen wird oder verzögert". "Es wird schon werden, warten wir`s, ab wie seinerzeit Herr Kohl. Längst weht Wüstensand über Kulturen, deren impotente Elite sich zu einer ähnlich schlauen Regierungsweisheit verstieg und "geführt hat, wohin sie nicht wollten".

      Was hat das mit dem Absturz der Raumfähre zu tun? Ähnliche Politik, ähnliche Folgen. "Aber" protestieren Verantwortliche " aus eben diesem Grund haben wir die NASA Mitte der 1990er Jahre privatisiert! Wissen wir doch, daß Politiker prinzipiell nicht mit Geld umgehen können." Etwa Bankiers oder die Leute aus der Wirtschaft? Schauen Sie sich um! Bei der NASA sah das so aus. Die Tagesarbeit am Gerät wurde einer Firma United Space Alliance (USA mit den Eigentümern Boeing und Lockheed Martin) übergeben. Die NASA behielt nur die Oberaufsicht und Verantwortung. Reparatur und Wartung wurde von der privaten Firma durchgeführt, auch das Training des Flugpersonals und die Vorbereitung der Missionen. Heute fließen etwa 92% der Gelder des NASA-Haushalts für das Shuttle-Programm durch die Kassen privater Subunternehmer. Private können das "besser", meinte die allgemeine Meinung. Bei ihnen wird "schneller"‚ "besser" und "billiger" gearbeitet. Warum? Offensichtlich sind Shareholder mehr dahinter her, daß "gespart" wird, als Steuerzahler, die sich den Melkknecht selbst "wählen", der das Melken "besser" kann. Jedenfalls ließ sich am Haushalt der NASA von Jahr zu Jahr mehr "einsparen". Das "bestätigte" die Entscheidung.

      Doch der Vorsitzende des Raumfahrt-Sicherheit Beratungsgremiums (ASAP), Richard Bloomberg sah sich im April 2002 genötigt, zu Protokoll zu geben, daß der Betrieb der Raumfähre zur Zeit das größte Risiko seit ihrem ersten Start vor 15 Jahren darstelle, und "wir uns niemals zuvor so große Sorgen um die Sicherheit der Raumfähre" machen mußten. Auch USA Direktor McCulley hatte die NASA und die Regierung gewarnt: "Man bewege sich auch hauchdünnem Eis", die gekürzten Haushaltsansätze ließen die Aufrechterhaltung von Sicherheitsstandards, geschweige denn deren Ausbau nicht mehr zu. Das war schon im September 2001.

      Dabei ist die Raumfahrt eines der profitabelsten Geschäfte, sagt uns Konstanze Adams von der NASA in der Süddeutschen Zeitung vom 3. Februar. Wir lernen dabei unendlich viel und die beteiligten privaten Firmen machen dabei große Profite, weil die Regierung ihnen alle Patente überläßt, die sie bei ihrer übrigen wirtschaftlichen Tätigkeit sehr gewinnbringend einsetzen können. Raumfahrt als eine Art Subvention von Forschung und Entwicklung der Industrie! Sie, Frau Adams, wollte nicht verstehen, warum die Regierung bei der Raumfahrt so knauserte. In den ersten beiden Wochen hatte die neue Bush Regierung gleich 4 Projekte, an denen sie selbst beteiligt war, gestrichen. Die Buchhalter als Regierungs- und Firmenchefs verstehen das: Löcherstopfen und Leute melken, muß bei gegebener wirtschaftlichen Lage einfach sein! Die stellte sich schon lange vor Bush und Schröder ein.

      Im Februar 2000 kam es zum Streit, bei Boeing/McDonnel Douglas, einem der Besitzer von USA. Gestreikt hatten 21.000 Ingenieure und Techniker, es war der bis dahin größte Streik von "Leitenden Angestellten" in den USA. Es ging dabei nicht um höhere Löhne, sondern um Managementmethoden, um das "Management du Jour". "Hier geht es um die Zukunft des Unternehmens Boeing, wir kämpfen nicht gegen Boeing, sondern für die Firma. Wir wollen, daß die Beschäftigten und Kunden der Firma ebenso ernstgenommen werden wie ihre Aktionäre und fürchten, daß die eingerissene Besessenheit mit Shareholder Value das Überleben der Firma auf lange Sicht gefährden wird", sagte Charles Bofferding der Chef ihrer Gewerkschaft (SPEEA), ihr Sprecher, wurde am 29.2.2000 deutlicher: Die Firma war dazu übergegangen Fachpersonal zwar für höhere Entgelte aber jeweils nur für eine bestimmte Entwicklungsarbeit anzuheuern und nach deren Erledigung wieder zu entlassen. Eingeführt hatte das System der moderne Top-Manager, Herr Stonecipher mit einer ganzen Bande bezahlter Buchhalter und Unternehmensberater. Sie machten sich bezahlt, weil sie am Computer errechnet haben, daß sich, wenn man - wie getan - verfährt, etwas Geld sparen ließ. Die betriebsspezifische Erfahrung der alten Hasen hatte in den Büchern keinen Preis, einen solchen brachten aber die smarten "Jungen" um so nachhaltiger ein: sie suchten zu lange, wo die Glocken hängen. Aber machen Sie das einmal einem Buchhalter klar, der Prioritäten festlegen und Kosten senken will. Die Firma verlor dabei Geld.

      Und insgesamt: Seit März 2001 hat man in den USA (dem Land) 2 Millionen Jobs weggespart, 1 Million Menschen flogen aus der Arbeitslosenversicherung und damit aus der Arbeitsmarktstatistik. Dazu stiegen die Schulden der Haushalte, der Unternehmen und der öffentlichen Hand kräftig weiter an. Der Kongreß in den USA muß die "Ausgabendeckelung" bei 6.4 Billionen US$ bis zum 20.02.2003 anheben, sonst gibt`s kein Geld mehr und der Raubkrieg gegen den Irak läßt sich nicht finanzieren - es sei denn wir und andere springen, wie das letzte Mal, ein. Vielleicht beflügelte diese Aussicht Herrn Rumsfeld, der aus der Geschichte der Bundesrepublik weiß, je mehr man dieses Land beschimpft, desto bereitwilliger zahlt es.

      Noch ein Beispiel: In den USA wird wie anderswo der Wohnungsbau staatlich gefördert - der Ideologie entsprechend über privatisierte Hypothekenabsicherungsfirmen. Damit das mit rechten Dingen zugeht, gibt es eine spezielle Bundesaufsichtsbehörde (OFHEO). Deren Chef, Armand Falcon zog am 4.2. die Notbremse und veröffentlichte Hinweise, daß die Hypothekenabsicherungsfirmen (im Volksmund "Fannie Mae" und "Freddie Mac") zu locker Hypothekenkredite übernommen und zu viel Geld bei der Spekulation mit Derivaten verspielt haben, so daß ein "System-Risiko" entstanden sei. Der Mann wurde gefeuert. Wer der Regierung in den Rücken fällt und die Wahrheit veröffentlicht, ist untragbar. Das machte der Außenminister besser, er log gegen die eigene Überzeugung, um seinen Kopf zur "Mäßigung" der Falken in der Regierung zu lassen. Die Regierung folgt dem anerkannten philosophischen Grundsatz: "Wahrheit gibt es nicht, was die Leute für wahr halten, ist es auch." Und sie folgert daraus. "Wir sorgen dafür, daß die richtigen Leute an den Stellen sitzen, wo maßgebend ‚für wahrgehalten wird`". Einfacher gesagt: Es kann nicht sein, was nicht sein soll! Bei einer solchen Überzeugung stürzen ganz andere Dinge ab, als Raumfähren.

      Forscher interessiert, was brauchen wir, um neue Wege aufzutun. Der Buchhalter in Politik und Wirtschaft kennt das alles schon oder es ist ihm egal. Ihn interessiert nur, wo sind Löcher zu stopfen und Leute zu schröpfen. Die Folge, trotz aller werbemäßigen Beteuerung "die Raumfahrt geht weiter", wird an ihre Einsparung gedacht. Wie schrieb Paul Krugman am 4.2. in der New York Times. "Bemannte Raumfahrt im allgemeinen hat sich als Pleite erwiesen... Sie ist extrem teuer". Wer zweifelt daran? Aber sie bringt auch extrem viel. Ohne Herausforderung kommen wir nicht weiter. Raumfahrt ist, neben den unmittelbaren wirtschaftlichen Gewinnen, die sich daraus ergeben, der Inbegriff des "die eigenen Grenzen übersteigen". Ohne diese Fähigkeit, ohne den Willen dazu, gibt es bald keine Wirtschaft, und bald keine Politik und am Ende keine Menschheit mehr (vielleicht noch grüne Bakterien, die sich aus der Konkursmasse ernähren). Raumfahrt ist teuer, der Transrapid ist teuer. Alles, was weiterführt, was über Grenzen hinausführt ist teuer. Nichts ist so billig, wie an den Grenzen des Wachstums Halt zu machen, auf Beute zu warten und schließlich einzugehen.

      Sollen wir denn nicht sparen? Doch, aber so wie Fritz Schäffer, der erste, äußerst sparsame Finanzminister nach dem Zusammenbruch gesagt und getan hat: Produzieren (ich betone produzieren!) muß sich lohnen, bei Verwaltung und Verteilung soll man sparen. Seit dem er aus dem Amt gedrängt wurde, machen wir es umgekehrt, seitdem häufen wir Schulden an und meinen, sie seien etwas wert, weil sie auf Papier stehen. Fortschreiten macht Freude, Papiere zählen allenfalls "Spaß".

      Deswegen fahren die Chinesen den Transrapid und wir schauen hinterher. Deshalb bereiten sich die Chinesen auf die bemannte Raumfahrt vor. Nach dem 4. erfolgreichen unbemannten Flug mit der von ihnen selbst weiterentwickelten Raumkapsel zur Jahreswende wollen sie vermutlich noch in diesem Jahr einen ersten bemannten Weltraumflug starten. Damit kommen sie weiter, als diejenigen, die Palästinensern das Land und Arabern das Öl stehlen wollen, um sich und die Weltöffentlichkeit über ihren Bankrott und ihre moralische und wirtschaftspolitische Inkompetenz hinwegzutäuschen. Hoffentlich hat der Volksmund recht mit dem Satz: Lügen haben kurze Beine. In Wirklichkeit führen sie immer zum Sturz aus dem Himmel. "Die Frage ist (nach Sloan) nur, ob die Politik Bushs (oder Schröders) den Absturz beschleunigen wird oder verzögert".
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 21:57:13
      Beitrag Nr. 1.962 ()
      US: Protest gegen US-Steuersenkungsplan
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      US-Präsident George W. Bush wird auch innenpolitisch stärker in die Mangel genommen.

      400 namhafte Ökonomen, darunter zehn Nobelpreisträger, haben in einer Zeitungsannonce die Steuerpläne der Regierung scharf kritisiert.

      In der New York Times vom Dienstag beschreibt Nobelpreisträger Joseph Stiglitz die Steuersenkungspläne der Regierung als fiskalischen Wahnsinn. Zu einer Zeit, wo es der Wirtschaft schlechte geht, so die Volkswirte, werde die Regierung so ihre schon hohen Defizite noch weitere erhöhen und so Mittel vernichten, die für allgemeinnützige Zwecke eingesetzt werden könnten - z.B. für Bildung oder den Ausbau von Infrastruktur.

      Ökonomen verwendeten eine Klare Sprache: Der Steuersenkungsplan sei eine "Massenvernichtungswaffe, die auf die Mittelklasse zielt" und den Staat noch weiter in das Schuldenloch treibe.

      Auch Alan Greenspan kritisierte die Haushaltspolitik der Regierung, wenn auch etwas diplomatischer, aber trotzdem in deutlicher Sprache. Die Regierung müsse an der Limitierung der Haushaltsdefizite arbeiten, da eine zu hohe Verschuldung das Wirtschaftswachstum ausbremse und die langfristigen Zinsen erhöhe
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 22:09:55
      Beitrag Nr. 1.963 ()
      Aus der FTD vom 11.2.2003

      Deutsche Wirtschaft steht am Rand der Rezession
      Von Sebastian Dullien, Berlin, und Andreas Krosta, Frankfurt

      Deutschland droht der Absturz in eine neuen Rezession. Davon gehen Konjunkturexperten aus, nachdem am Montag bekannt wurde, dass die Industrieproduktion im Dezember dramatisch eingebrochen ist.

      Matti Vanhala, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte der FTD, die Notenbank werde ihre Wachstumsprognose für die Wirtschaft der Euro-Zone in diesem Jahr senken müssen. Wie die Bundesbank am Montag mitteilte, produzierte die deutsche Industrie im Dezember saisonbereinigt um 2,6 Prozent weniger als noch im Vormonat. "Zusammen mit den schwachen Einzelhandelszahlen müssen wir nun davon ausgehen, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal geschrumpft ist", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco Asset Management. Sollte sich die Schrumpfung auch im aktuellen Quartal fortsetzen, wäre Deutschland damit nach nur drei Quartalen der Erholung erneut in die Rezession abgerutscht.

      Auch die EZB geht von einem erneut schwächeren Wirtschaftswachstum der Euro-Zone aus. Erst im Dezember hatte sie ihre Wachstumsprognose um einen Prozentpunkt auf 1,1 bis 2,1 Prozent reduziert. EZB-Ratsmitglied Matti Vanhala sagte der FTD: "Schon jetzt kommen wir von unserer Dezember-Prognose ab."


      Vanhala zufolge wird die Euro-Wirtschaft 2003 ihr Potenzialwachstum von 2,0 bis 2,5 Prozent verfehlen. Bislang war die EZB davon ausgegangen, dass die Wirtschaft zum Jahresende wieder ihr Potenzial erreicht. Bundesbank-Präsident Ernst Welteke erwartet für Deutschland ein Wachstum von unter einem Prozent.



      © 2003 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 22:16:38
      Beitrag Nr. 1.964 ()
      Gold und Notenbanken

      Von Claus Vogt
      Wie unsere regelmäßigen Leser wissen, befinden sich Gold und Goldminenaktien unserer Meinung nach am Beginn eines langfristigen Aufwärtstrends. Wir stoßen aber nach wie vor auf sehr viel Skepsis mit dieser Prognose, ein typisches Phänomen in den ersten Jahren eines neuen Trends. Zu unserer großen Überraschung verspürten wir selbst hinsichtlich unserer in den Jahren 2000 und 2001 vorgestellten und seinerzeit äußerst unpopulären Analysen, die den Beginn eines langfristigen Abwärtstrends am Aktienmarkt nahelegten, weniger Widerstand als bei unserer Kaufempfehlung für Gold. Eines der am häufigsten gegen unsere Goldprognose vorgebrachten Argumente bezieht sich auf die Rolle der Notenbanken. Diese würden eine deutliche Verteuerung des Edelmetalls nicht zulassen und mit Verkäufen ihrer teilweise erheblichen Bestände reagieren. Im Juli 2002 haben wir bereits einige unserer Gedanken zu diesem Thema vorgetragen. An dieser Stelle ergänzen wir das seinerzeit Geschriebene lediglich um zwei aktuelle Überlegungen:

      Die US-Notenbank hat in den vergangenen Monaten einen regelrechten Paradigmenwechsel vollzogen. Anstatt von Inflationsbekämpfung zu reden und dabei fröhlich Geld zu drucken, lesen wir jetzt von unkonventionellen Maßnahmen zur Deflationsbekämpfung. Ein fallender Goldpreis würde sicherlich als deutliches Zeichen für das Scheitern hinsichtlich dieser neuen, Reflationierung genannten Zielsetzung gedeutet werden. Kann die Fed mit ihrem Goldbestand von mehr als 8000 Tonnen unter diesen veränderten Bedingungen jetzt noch als Verkäufer auftreten? Werden die anderen Zentralbanker dem Kurswechsel ihres Leithammels nicht folgen? Wir sehen in diesem Paradigmenwechsel einen ersten Schritt in eine Richtung, die wir im Juli 2002 wie folgt skizzierten: „Dieselben Notenbanken, die zu Tiefstkursen große Verkäufer waren“, (die Fed gehörte übrigens nicht zu diesem verblendeten Kreis) „werden dann in der Nähe der Höchstkurse als Käufer auftreten – oder zumindest öffentlich darüber nachdenken (...).“

      Die staatliche Monopolisierung des Geldes durch das Zentralbanksystem ist pure Machtpolitik. Alle ungedeckten Währungen, das lehrt uns die Geschichte, fallen eher früher als später auf Null. Gold hingegen, das Geld der Wahl freier Märkte, teilt dieses Schicksal nicht. Natürlich wissen die Notenbankpolitiker das. Sofern eines Tages eine Neuordnung des Weltwährungssystems notwendig sein sollte, werden wahrscheinlich diejenigen, die das Gold haben, bestimmen, wohin die Reise geht. Aus diesen, hier nur ganz grob skizzierten Überlegungen heraus erscheinen uns Goldverkäufe in Zeiten hoher und wachsender Unsicherheiten gerade durch machtbewußte Notenbanker immer unwahrscheinlicher zu werden.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Dienstag, 11.02.2003, 16:08 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 22:21:38
      Beitrag Nr. 1.965 ()
      Nimmt der Wahnsinn kein Ende?

      Von Frank Szillat

      Seit dem Platzen der Spekulationsblase im Frühjahr 2000 haben sich die Bewertungen der Realität angepasst, möchte man meinen – doch weit gefehlt. Von halbwegs realistischen Maßstäben ist der Aktienmarkt teilweise noch weit entfernt. Insbesondere an den US-Börsen stehen noch immer zahlreiche Luftschlösser in der Landschaft. Ein prominentes Beispiel ist der US-Konzern Yahoo: Als das Internet-Portal im April 1996 sein Börsendebüt feierte, kletterte die Aktie am ersten Handelstag um 33 Prozent auf 2,75 US-Dollar. Der Börsenwert überschritt bereits die Milliardengrenze, quasi von 0 auf 100. Doch das war noch nicht das Ende der Fahnenstange: Bis Anfang 2000 hob der Kurs weiter ab und erreichte in der Spitze gut 250 Dollar.

      Was folgte, was nahezu kommen musste, war das Platzen der Spekulationsblase. Aktionäre der ersten Stunden können sich aber noch immer bei Kursen um 17,50 Dollar über Buchgewinne von nahezu 800 Prozent freuen. An dem Bewertungswahnsinn hat sich indes nichts geändert, ganz abgesehen von der eigenwilligen Bilanzierung. Derzeit kommt der Internet-Goliat auf einen Börsenwert von 10,3 Milliarden Dollar und ist mit dem Neunfachen des geplanten Jahresumsatzes bewertet. 2003 wollen die Amerikaner nach eigenen Angaben bis zu 1,175 Milliarden Dollar umsetzen.

      Doch es kommt noch besser: Yahoo schreibt derzeit schwarze Zahlen, zumindest auf EBITDA-Basis, wie es so schön heißt. Man könnte auch vor Kosten sagen. Beim
      Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) kommt man auch auf dieser Bewertungsbasis auf stolze 100.

      Was unter dem Strich steht, sollte erst recht erschrecken, denn die Amerikaner bezahlen ihre Mitarbeiter zum Teil mit Optionen. Steigt die Yahoo-Aktie, verdienen die Angestellten deutlich mehr. Diese Optionen tauchen jedoch nicht als Lohnaufwand in der Bilanz auf, sondern verhelfen dem Unternehmen sogar zu erheblichen Steuervorteilen.

      Würde diese, durch die geltenden Bilanzierungsstandards gedeckte "Gewinnmanipulation", wegfallen, wäre 2000, 2001 und wohl auch 2002 ein immenser Nettoverlust entstanden, der den Umsatz überstiegen hätte. Yahoo ist an der Nasdaq jedoch kein Einzelfall, siehe Cisco, Siebel, etc...

      Also vielleicht doch lieber in US-Blue-Chips investieren? Besser nicht! Während die amerikanischen Technologieunternehmen ihr "Optionsproblem" mit allen Mitteln kaschieren, haben altbewährte Industriewerte mit enormen Lücken in den hauseigenen Pensionsfonds zu kämpfen. Noch immer geht das Gros der amerikanischen Pensionsfonds davon aus, dass ihre Portfolios langfristig eine Nominalverzinsung von neun bis zehn Prozent jährlich abwerfen – eine illusorische Annahme im derzeitigen Marktumfeld.

      Je länger die Misere dauert, desto größer wird der Druck auf die Pensionsfonds, durch Aktienverkäufe wenigstens ein Minimum der versprochenen Rendite zu sichern. Zudem ist zu befürchten, dass ein Großteil der Unternehmensgewinne in den kommenden Jahren für das Stopfen der Löcher in den Pensionskassen verwendet werden muss. Doch davon wird natürlich nur im Kleingedruckten berichtet, wenn überhaupt. Schließlich würde ein solcher Gewinnschwund die Unternehmenswerte erneut in Frage stellen. Man darf also gespannt sein, wie General Motors & Co. bei weiter fallenden Kursen an der Wall Street ihr "Pensionsproblem" lösen.



      [ Montag, 10.02.2003, 16:06 ]
      instock.de
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      schrieb am 11.02.03 22:30:35
      Beitrag Nr. 1.966 ()
      Goldman erwarten höheres Defizit in den USA

      Volkswirte von Goldman Sachs rechnen nach einer neuen Prognose damit, dass sich das Haushaltsdefizit in den USA im Jahr 2003 auf $375 (ursprüngliche Prognose: $300) Milliarden ausweiten wird. Die Prognose für 2004 wurde von $375 Milliarden auf $425 Milliarden ausgeweitet.

      "Obwohl es sicherlich schwierig ist, zum jetzigen Zeitpunkt präzise Prognosen zu treffen, da sich so viele Teile in Bewegung befinden, war es offensichtlich, dass unsere $300 Milliarden Schätzung um weiten zu niedrig angesetzt war", hieß es in einer Stellungnahme von Goldman Sachs` Ed McKelvey. "In der Erwartung eines Kriegsausbruches und der Vergabe eines Fiskalstimulus legt selbst unsere Prognose für $375 Milliarden noch eine deutliche Verlangsamung zugrunde, auf $4 bis $5 Milliarden pro Monat."

      © BörseGo
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      schrieb am 11.02.03 22:34:30
      Beitrag Nr. 1.967 ()
      Kölner Bank gerät in Schieflage


      Von Caspar Dohmen und Philipp Otto, Handelsblatt


      Eine der größten Genossenschaftsbanken, die Kölner Bank, steckt in der Krise. Der Grund sind hohe Wertberichtigungen auf Firmenkredite. Wegen seines hohen Geschäftsanteils mit mittelständischen Kunden leidet das Institut besonders unter der Insolvenzwelle. Die Probleme der Kölner sind ein weiteres Indiz für die schwierige Lage der Banken.

      KÖLN. Die Kölner Bank, zweitgrößte Genossenschaftsbank Nordrhein-Westfalens, trifft die Konjunkturflaute mit ihrer Insolvenzwelle voll. Höchstwahrscheinlich muss das Institut die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) anzapfen. Zwar liege die endgültige Höhe der Risikovorsorge wegen der laufenden Prüfung noch nicht vor. Doch sollte sie wie im Vorjahr 25 Mill. Euro übersteigen, werde dies durch den genossenschaftlichen Verbund abgedeckt, sagte Vorstandssprecher Peter Müllejans dem Handelsblatt. Nach Informationen dieser Zeitung ist die Sicherungseinrichtung längst in die Vorgänge informiert und hält sich bereit.

      Die Krise bei den Kölnern ist ein weiteres Indiz für die überaus schwierige Lage bei den deutschen Banken. Dabei lenkt der Blick auf die Großbanken Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank oft von den gravierenden Problemen kleinerer Institute ab. In diesem Jahr erwarten Experten einen deutlichen Anstieg der Zahl von Schieflagen sowohl bei den genossenschaftlichen Banken, als auch bei den Sparkassen.

      Bereits im vergangenen Jahr rettete die Privatbank Delbrück nur der Einstieg eines Investors vor der Pleite. Die stark am Neuen Markt engagierte Gontard & Metallbank schloss im Frühsommer 2002 die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Bei der Schmidt-Bank musste ein Bankenkonsortium einspringen.

      Anders als bei den Franken ist die Lage bei den Kölnern allerdings nicht existenzgefährend. „Ich mache mir keine großen Sorgen um die Bank, da wir mit einem Betriebsergebnis von 0,7 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme vor Risiko in 2002 eine stabile Basis haben“, sagt Müllejans. Trotz der angespannten Situation ist er zuversichtlich. „Die Monate Dezember und Januar waren gute Monate“, die Risiken seien identifiziert.

      Die Bank trifft ihr hohes Engagement bei mittelständischen Firmenkunden, mit denen sie 70 Prozent ihrer Erträge erzielt. Doch seit zwei Jahren verhageln die Firmenkunden der Genossenschaftsbank die Bilanz. Grund sind hohe Wertberichtigungen für Kredite vor allem wegen Ausfälle im Bauträgergeschäft. Der Anteil der Baubranche ist traditionell überproportional hoch, sagt Müllejans. Der Vorstandssprecher macht auch Standortprobleme verantwortlich: Laut einer Untersuchung des statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Insolvenzen in Köln alleine von Januar bis Oktober 2002 um 65 % auf 451 Insolvenzen mit einem Volumen von 1,8 Mrd. Euro.

      Trotzdem zieht sich die Kölner Bank nun auf das Stadtgebiet zurück. „Wir konzentrieren uns mit 29 Standorten auf die Stadt Köln. Drei Niederlassungen in Bergisch-Gladbach, Dormagen und Frechen werden Ende März 2003 geschlossen“, so Müllejans. Bereits 2001 litt die Kölner Bank unter hohen Wertberichtigungen. Damals konnten die Belastungen noch aus eigener Kraft gestemmt werden. Es wurden Gewinnrücklagen in größerem Umfang aufgelöst. 2002 wurden bereits Reserven aus einer Beteiligung an der Düsseldorfer Börse für rund 500 000 Euro gehoben.

      Nach den vorläufigen Zahlen für 2002 sank die Bilanzssumme um 17,8 % auf 2,2 Mrd. Euro. Ein Grund ist der Forderungsabbau. Sowohl die Forderungen an andere Kreditinstitute als auch die an Kunden wurden mit knapp 40 % beziehungsweise 7 % kräftig heruntergeschraubt. Zum zweiten trug die Dekonsolidierung der Luxemburger Tochter mit 277 Mill. Euro zum Rückgang der Bilanzsumme bei. Die betrieblichen Erträge verharrten mit 70,8 Mill. Euro auf Vorjahresniveau. Die Kosten sanken unter anderem durch den Abbau von 120 Stellen um 2 Mill. Euro auf 53,6 Mill. Euro. Dadurch stieg das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge um über 10 % auf 17,1 Mill. Euro. Nach Abzug der Risikovorsorge droht ein Verlust von bis zu acht Mill. Euro.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Februar 2003, 08:01 Uhr
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      schrieb am 11.02.03 22:35:59
      Beitrag Nr. 1.968 ()
      Goldman: IT-Investitionen auch 2003 rückläufig
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Eine aktuelle Umfrage von der US-Investmentbank Goldman Sachs kam zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2003 ein Investitionsrückgang im Technologiesektor von 10% nach 15% im Jahr 2002 zu erwarten ist. Die Daten zeigen, dass somit in diesem Jahr alles andere als eine Erholung stattfinden wird, hieß es in einer Stellungnahme.
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      schrieb am 11.02.03 22:56:24
      Beitrag Nr. 1.969 ()
      Daniel Evensen


      Kommentar vom 11.02.2003

      Die Legende stirbt

      "Auf lange Sicht werfen Aktien die höchsten Renditen ab und bei Sparplänen profitieren Anleger auch noch vom Cost-Average Effekt." Wer diesen beiden Standardaussagen der Investmentbranche blind vertraut, kann ganz hart auf die Nase fallen. Wie die jüngste Performance-Statistik des Branchenverbandes BVI zeigt, stimmen die "Leitlinien" für den Fondssparer nur noch teilweise.

      Aus Sparplänen auf Aktienfonds Europa in Höhe von 50 Euro monatlich wurden in den letzten 30 Jahren durchschnittlich 59.479 Euro. Die jährliche Rendite liegt damit bei 7,1 Prozent per anno. Das ist ein ansehnliches Ergebnis. EU-weite Rentenfonds kamen allerdings auf 7,0 Prozent jährlich und das bei deutlich geringerem Risiko. Schon in diesem Fall war das Verhältnis von Risiko (indirekte Beteiligung an Unternehmen) zu Chance (Mehrrendite im Vergleich zu Festverzinslichen Papieren) unvorteilhaft.

      Richtig bitter wird es bei der Betrachtung des 10-Jahres-Zeitraums. Hier brachten Sparpläne auf Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland im Schnitt ein Minus von 3,8 Prozent - jährlich! Europafonds lagen bei minus 1,1 Prozent jährlich. Zum Vergleich: Rentenfonds kamen auf fünf bis sechs Prozent plus p.a., je nach Anlagegebiet. Die grottenschlechte Bilanz der Aktienfonds in der letzten Dekade hat ihre Ursache darin, dass sowohl der bis 2000 angesparte Betrag als auch alle Einzahlungen seither stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

      Was tun?

      Sollten die Kurse drehen, könnte sich wegen des Cost-Average-Effektes das Bild schnell bessern - schließlich kaufen die Anleger in letzter Zeit relativ gesehen viele Fondsanteile. Wer jedoch in nächster Zeit einen 10-Jahres-Sparplan auflösen möchte, hat schlechte Karten und wird wohl nicht mehr aus dem Minusbereich kommen.

      Der BVI rät generell zu einem rechtzeitigen Umschichten der Gelder in weniger riskante Investments und zur Beratung. Stock-World stimmt zu, einfache Börsenweisheiten reichen als Ratgeber nicht aus.

      Übrigens: Wer jetzt einfach die Konsequenz zieht und nur noch Sparpläne auf Rentenfonds abschließt, kann auch auf dem falschen Fuß erwischt werden. Die mittelfristigen Aussichten für Rentenfonds sind wegen der sehr niedrigen Zinsen nicht gut.

      Ihr Daniel Evensen

      © 11.02.2002 www.stock-world.de
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      schrieb am 11.02.03 23:32:37
      Beitrag Nr. 1.970 ()
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 23:54:09
      Beitrag Nr. 1.971 ()
      Fed bereitet Zinssenkung vor

      Von Thomas Klau, Brüssel, und Andreas Krosta, Frankfurt

      Die Finanz- und Geldpolitik in Europa und den USA bereitet sich darauf vor, bei einem Krieg gegen Irak gegen einen neuen weltweiten Konjunktureinbruch einzugreifen. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Alan Greenspan, deutete vor dem US-Senat eine weitere Zinssenkung an.

      Zugleich signalisierte EU-Finanzkommissar Pedro Solbes überraschend klar seine Bereitschaft, bei einem Krieg die zeitweilige Aussetzung der normalen Regeln für die Haushaltspolitik der EU-Mitglieder zu befürworten. Dann würde der harte Sparzwang eines streng ausgelegten Stabilitätspakts gelockert.

      Bundesfinanzminister Hans Eichel gab am Dienstag zu verstehen, dass er den Spielraum ausschöpfen werde. "Der Stabilitätspakt ist ja nicht statisch", sagte Eichel. "Das heißt, wenn das Wachstum noch schwächer wird, werden wir da nicht hinterhersparen."

      Aufschub für Deutschland und Frankreich

      Um den Stabilitätspakt weicher auszulegen, müsste der drohende Irak-Krieg von der Kommission als "außergewöhnliches Ereignis" im Sinn des EU-Vertrags festgestellt werden. Bisher ist diese Ausnahmeklausel nie angewandt worden. Deutschland hatte Mitte der 90er Jahre vergeblich darum gekämpft, ihre Anwendung strikt auf ganz außergewöhnlich schwere Rezessionen und Naturkatastrophen zu beschränken. Dagegen hatten sich Frankreich und andere gesperrt. Trotz dieser Flexibilität würde eine Interpretation des Irak-Krieges als "außergewöhnliches Ereignis" im Vertragssinn den Interpretationsspielraum sehr weit ausschöpfen.

      Die Folgen besonders für Deutschland und Frankreich wären groß. Das deutsche Etatdefizit müsste dann nicht schon 2004, sondern erst 2005 wieder unter die Schwelle von 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt werden. Ähnliches gilt für Frankreich, dessen Etatdefizit 2003 leicht über die Höchstschwelle klettern könnte und möglicherweise schon 2002 darüber gestiegen ist.

      Auch die Fed baut für den Kriegsfall vor. In Washington bezeichnete Fed-Chef Greenspan am Dienstag den drohenden Irak-Krieg als "abschreckende Barriere" für neue Investitionen. Die US-Notenbank rechne damit, dass die Wirtschaft sich erholen werde, wenn die Unsicherheit schwinde. "Wenn aber im Gegensatz zu unseren Erwartungen die Investitionszunahme weiter beschränkt bleibt, werden geld- und fiskalpolitische Initiativen zweifellos höher auf der Agenda stehen", sagte Greenspan.

      Fed nimmt Wachstumsprognose zurück

      Die Fed nahm zudem ihre diesjährige Wachstumsprognose für die amerikanische Wirtschaft von ehemals bis zu 4,0 Prozent auf nun 3,25 bis 3,5 Prozent zurück. Auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, hatte in der vergangenen Woche mit Verweis auf die Stagnation in der Euro-Zone einem Zinsschritt den Weg bereitet. Ökonomen rechnen mit einer Zinssenkung zwischen März und Mai.

      Anders als in den Zentralbanken steht die Diskussion über Konjunkturstützung im Kriegsfall in der EU erst am Anfang. Ein Streit darüber scheint sicher, da aus dem niederländischen Finanzministerium Widerstand gegen eine Aussetzung der normalen EU-Etatregeln angemeldet wurde: "Es scheint, dass die betreffenden Länder nach Strohhalmen greifen, um schwierige und lange überfällige Haushaltsentscheidungen zu vermeiden", hieß es in Den Haag. Diskussionen über eine Lockerung sind finanzpolitischen Kreisen zufolge zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien weit vorangeschritten.

      Am Dienstag gab EU-Finanzkommissar Solbes der Debatte über einen weicheren Pakt einen womöglich entscheidenden Impuls, indem er andeutete, dass er den Vorstoß gutheißen dürfte: "Wenn ein Krieg keinen außergewöhnlichen Umstand darstellt, frage ich, was sonst ein außergewöhnlicher Umstand sein kann", sagte er in Straßburg. Damit äußerte sich erstmals ein hochrangiger EU-Politiker in dieser Richtung. In Berlin hofft man, dass Solbes die politische Verantwortung dafür übernehmen wird, den Irak-Krieg als Grund zur Anwendung der Ausnahmeklausel des Stabilitätspakts zu benennen.
      __________________
      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 23:55:44
      Beitrag Nr. 1.972 ()
      Editorial: Eine Woche der Entscheidungen (10.02.2003)

      In dieser Woche fallen Entscheidungen, die die Tendenz an den Finanz- und an den Rohstoffmärkte lange prägen können. Es geht vordergründig wesentlich um den Irak-Konflikt, doch auch die Wertpapier- und die Devisenmärkte setzen eigenständige Zeichen.

      Wir wissen, dass die Finanzmärkte nicht immer, aber sehr häufig gute Frühindikatoren für allgemeine Ungemach und für die Konjunktur sind. Von den Rohstoffmärkten, die im weitesten Sinne auch Finanzmärkte sind, kann man dies nur bedingt behaupten.

      Ein Blick besonders auf die Aktienmärkte zeigt, dass sich etwas zusammenbraut. Es muss nicht die unabwendbare Entscheidung im Irak-Konflikt sein, auch wenn beide Faktoren in den Medien gerne vereinfachend miteinander in Verbindung gebracht werden.

      Die Indizes der bedeutenderen Börsen stehen vor einem ernsten Test der 2002 verzeichneten zyklischen Tiefs. In einigen Fällen wurden diese Tiefs bereits klar unterschritten. Dies ist ein Alarmzeichen an sich, das vom Irak-Konflikt nur untermalt wird.

      Wir wissen einiges über die Hintergründe der Schwäche an den Aktienmärkten. Wir wissen aber nicht, was sie mit ihrem ungebrochenen Fall an künftigen Ereignissen konkret in den Kursen berücksichtigen.

      Es lässt sich nur ahnen, dass es um die Weltwirtschaft geht, die, von wachsenden deflationären Tendenzen herabgezogen, immer mehr in einen Sumpf gerät.

      Zwei der drei größten Volkswirtschaften, nämlich Japan und Deutschland, befinden sich im Niedergang. Rasch aufeinanderfolgende Rezessionen und Deflation sind in Japan bereits Realität. Deutschland folgt inzwischen auf diesem Weg, auch wenn es noch nicht dort angelangt ist, wo Japan feststeckt.

      Die Zeit für rasche und zugleich wirksame Lösungen ist in beiden Fällen abgelaufen. Was jetzt geschieht, entzieht sich bis auf weiteres jeder Einflussnahme. Daraus folgt, dass bei allen finanziellen Dispositionen bis auf weiteres nur das Allernotwendigste erledigt werden sollte.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (14)
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      schrieb am 12.02.03 00:25:29
      Beitrag Nr. 1.973 ()
      Rohstoffpreise steigen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Zunächst eine Anmerkung in eigener Sache: Mein Kollege Bill Bonner sitzt gerade in einem Flugzeug, auf dem Weg nach Nicaragua. Addison Wiggins, der ihn in solchen Fällen normalerweise vertritt, ist auch verhindert. Aus diesem Grund gibt es heute keine Artikel von Bill – ich bitte um Verständnis. Doch jetzt zur Sache:

      "Der schwache Beginn des Jahres könnte ein Omen sein", so USA Today. "Seit 1950 ist der Aktienmarkt 19 Mal im Januar gefallen, und in diesen 19 Jahren beendete der Aktienmarkt nur 7 Mal das Gesamtjahr mit einem Plus."

      Mich graut es bei dem Gedanken daran, was das Jahr bringen könnte, wenn es im Januar UND im Februar zu per saldo fallenden Kursen kommen sollte. Vielleicht gibt es dann doch ein viertes Verlustjahr? Natürlich richtet sich der Markt nicht nach solchen Gesetzmäßigkeiten. Er beobachtet nur die Jahreszeiten der Emotionen der Investoren, und jetzt ist der Winter ihrer Unzufriedenheit ... oder zumindest der späte Herbst.

      "Viele nennen es (die derzeitige Stimmung an der Wall Street) eine Vertrauenskrise, womit sie meinen, dass zuwenig Vertrauen vorhanden ist. Weniger Aufmerksamkeit wurde der vorigen Vertrauenskrise gewidmet – als es zuviel Vertrauen gab ... Märkte sind zyklisch. Zuerst vertrauen die Investoren dem Markt zu viel. Sie glauben, dass kein Kurs für eine Aktie oder eine Anleihe zu hoch ist, und später glauben sie, dass kein Kurs tief genug ist. Deshalb folgen den unvernünftig hohen Kursen lächerlich niedrige Kurse."

      Vielleicht sind die Aktienkurse jetzt nicht mehr "unvernünftig hoch" (ich glaube, sie sind es noch), aber auf keinen Fall sind sie "lächerlich niedrig". Das waren die Aktien z.B. 1982, als das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 8 lag, und die Dividendenrendite bei 6 % ... das waren wirklich "lächerlich niedrige Kurse"!

      Die Saisonalität der Verbraucherstimmungen zeigt sich an allen Finanzmärkten. An Aktienmärkten wie an Rohstoffmärkten. In den zwei Jahrzehnten vor 2001 waren die Rohstoffpreise gefallen, ein "lächerlich niedriges" Niveau war erreicht worden. In vielen Fällen lagen die Rohstoffpreise sogar unter den Produktionskosten. Auch heute sind die Rohstoffpreise trotz einer 2jährigen Rally noch niedrig.

      Merkwürdigerweise bleibt die Rendite bei den langjährigen US-Anleihen unter 4 %. Normalerweise steigen die Renditen der Anleihen, wenn die Rohstoffpreise deutlich steigen. "Die Deflationisten (Leute, die mit einer Deflation rechnen) besitzen Anleihen", so Jim Grant vor kurzem, "während die Inflationisten (Leute, die mit einer Inflation rechnen) Gold, Öl, Nickel, etc. besitzen. Im Moment ist jeder – vorübergehend – glücklich. Die Frage ist: Welche der beiden Gruppen (Deflationisten oder Inflationisten) wird zuerst unglücklich werden?"

      Bridgewater Associates meint – genau wie ich –, dass die Besitzer von amerikanischen Anleihen mit der Zeit weniger glücklich werden: "Wir stehen jetzt mitten in der größten Rally der Rohstoffpreise seit den letzten 22 Jahren, und das wird sich in steigenden Inflationsraten auswirken. 2002 war die Rally bei den Rohstoffpreisen eines der großen Themen. Bis jetzt ist diese Rally 2003 weiter gegangen. Wir gehen davon aus, dass die amerikanische Inflationsrate (deshalb) in den nächsten Monaten über 3 % steigen wird." Und weiter: "Die Preise fast aller großen Rohstoffe steigen. 96 % aller Rohstoffpreise sind seit Januar 2002 gestiegen."

      Die Top-Performer seit Januar 2002: Kaffee mit Plus 130 %. Aber wer kümmert sich schon um die Kaffeepreise, wenn Gold und Öl in den Schlagzeilen sind? Letzte Woche stieg der Goldpreis auf fast 390 Dollar pro Feinunze, bevor er die Woche dann mit 370 Dollar beendete. Der Ölpreis stieg auf ein Mehr-Jahres-Hoch. Rohöl mit Liefertermin März stieg zwischenzeitlich auf 35,12 Dollar, das höchste Niveau seit November 2000.

      Die Rohstoff-Bullen mögen sich an den steigenden Rohstoffpreisen erfreuen – aber die steigenden Benzinkosten und die steigenden Heizkosten werden die Konsumenten sicherlich nicht erfreuen.

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      Moderne Portfolio-Theorie

      von John Mauldin

      1952 erhielt Dr. Harry Markowitz den Nobelpreis für seine "moderne Portfolio-Theorie". Um was geht es bei dieser Theorie? Ganz grob gesagt: Ein Investor kann die Volatilität (und damit das Risiko) seines Portfolios reduzieren, wenn er diversifiziert, ohne dass sich dies negativ auf die erwartete Rendite auswirken muss. Also: Weniger Risiko bei gleicher erwarteter Rendite durch Diversifikation. Es müssen allerdings nicht korrelierte Werte sein, die er im Depot hat. Zum Beispiel Aktien und Immobilien. Wenn Aktien fallen, dann kann das durch die steigenden Immobilienpreise ausgeglichen werden. Dies hätte z.B. in den letzten Jahren der Fall gewesen sein können.

      Dieses Jahr gab es eine sehr interessante Konferenz, auf der Markowitz sprach, und zwar die "Global Alternative Investment Management Conference". Markowitz rekapitulierte die Geschichte der modernen Portfoliotheorie. Beispiel 1980er: Die Welt dachte damals, dass es keine Korrelation zwischen der US-Börse und den europäischen Börsen geben würde. Internationale Aktien galten als andere Anlageklasse als die US-Aktien.

      Heute wissen wird, dass die Korrelation zwischen amerikanischen und internationalen Aktien ziemlich hoch ist. Der "Schutz", den ein Investor in den 1980ern durch den Kauf von Aktien anderer Märkte erhalten konnte, ist verschwunden. In den letzten paar Jahren ist es mit nahezu allen Weltbörsen bergab gegangen. Markowitz zentrale Aussage war, dass es wichtig ist, dass sich die Märkte nicht parallel entwickeln, wenn man wirklich diversifizieren will.

      Weil sich die Märkte aber parallel entwickelten, scheiterte auch der "Long Term Capital Management (LCTM)"-Fonds im Jahr 1998. Dieser Fonds wurde von Nobelpreisträgern der Volkswirtschaftslehre geführt und war jahrelang erfolgreich. Die Fondsmanager dachten, sie hätten diversifiziert, weil sie Anleihen von verschiedenen Staaten hielten. Ihre Theorie war: Wenn es in Norwegen eine Jahrhundertflut geben sollte, dann hätte man nur einen kleinen Teil des Kapitals in Norwegen investiert – und man wäre deshalb abgesichert durch die anderen Investitionen.

      Sie entdeckten zu spät, dass in einer verbundenen Welt eine Diversifizierung in Stress-Situationen nichts mehr brachte. Der LCTM-Fonds ging in Flammen auf, und er ertrank in den Fluten von Norwegen und dem Rest der Welt.

      Markowitz ging in seiner Arbeit davon aus, dass sich Korrelationen im Zeitablauf ändern. Wenn die Wall Street seine Theorie nutzt, dann geht sie nicht davon aus. Stattdessen sagen die Analysten ihren Kunden, dass sie ein Portfolio mit solchen oder solchen fixen Korrelationen aufbauen sollten. Sie warten ab, bis ihre Korrelations-Studien widerlegt werden, und ändern dann die Korrelationsverhältnisse. Zu diesem Zeitpunkt haben manche Kunden schon ihr letztes Hemd verloren.

      Als ich während der eben genannten Konferenz die Möglichkeit hatte, Markowitz eine Frage zu stellen, tat ich das. Ich fragte ihn, was er von der Art, wie die Wall Street seine Theorie nutzen (oder missbrauchen) würde, halten würde. Im Publikum richteten sich die Blicke auf Markowitz, der mit seinen Fingern Graphen in die Luft malte, um die Antwort zu illustrieren. Markowitz machte den Eindruck eines charmanten alten Staatsmannes. Ich hätte es geliebt, ihn im College als Lehrer gehabt zu haben.

      Zuerst sagte Markowitz, dass die Welt Street diversen Institutionen bei der Diversifizierung geholfen hätte. Allerdings kaum er dann auf den Punkt, dass die Wall Street seine Theorie dazu genutzt hätte, um eine "Kaufen-und-Liegenlassen"-Politik zu rechtfertigen – die den Kleinanlegern nicht helfen würde. Er meinte: "Ach, es hängt alles davon ab, welche Annahmen über die zukünftigen Renditen man benutzt."

      Und da liegt der Hase im Pfeffer. Die Wall Street und die Fonds nutzen verschiedene Studien, die von relativ hohen erwarteten Renditen beim Aktienmarkt ausgehen. Deshalb sollte man möglichst voll investiert sein. Viele Fonds rechnen mit 12 % erwarteter Rendite mit Aktien.

      In den USA haben wir ein Sprichwort: Es gibt Lügen, verdammte Lügen und Statistiken. Wenn man die Performance der vergangenen Jahre als eine Richtschnur nimmt, um die Performance der kommenden Dekade zu prognostizieren, dann hängt alles davon ab, wann man die Untersuchung beginnen und wann man sie enden lässt. Man kann natürlich wie Roger Ibbotson von der Universität Yale eine Studie über einen 70-Jahres-Zeitraum erstellen – aber sie ist nutzlos, weil niemand von uns 70 Jahre lang in einen Indexfonds investieren wird. Außerdem ist eine solche Studie irreführend, weil sie suggeriert, dass es eine statistische Beziehung zwischen einer 70-Jahres-Periode der Vergangenheit und einer 10-Jahres-Periode in der Zukunft gibt.

      Aber auch wenn man "Äpfel mit Äpfeln" vergleicht, hat man Probleme. Nehmen Sie zum Beispiel irgendwelche 2 Jahre der letzten 100 Jahre beim Dow Jones, in denen die durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) in etwa gleich waren. Und dann sehen Sie sich die Renditen an, die in diesen Jahren mit Aktien erzielt werden konnten. Das Ergebnis zeit, dass dann alle möglichen, abweichenden Renditen drin waren. Man kann dann natürlich einen Durchschnittwert bilden – aber das ist irreführend.

      Wenn man sich die Daten ansieht, dann fällt auf, dass der Faktor, der die zukünftigen Renditen bestimmt, der Startzeitpunkt ist. Wenn man zu Beginn einer Periode investiert, in der die KGVs fallen (sekundären Bärenmärkten), dann wird man in der nächsten Dekade bestenfalls +/- Null herauskommen. Wenn man zu Beginn einer Periode investiert, in der die KGVs steigen, dann wird man sehr gute Renditen erzielen können. Man kann dann durchaus 10 % und mehr pro Jahr verdienen, für einen relativ langen Zeitraum.

      Leider befinden wir uns jetzt gerade in einer Periode, in der die KGVs fallen. Das ist eine Entwicklung, die noch einige Jahre brauchen wird, bis sie beendet ist. Das bedeutet, dass die Investoren derzeit keine Investment-Strategien nutzen sollten, die in den letzten 2 Dekaden funktionierten. Sie können keine "Kaufen-und-Liegenlassen"-Indexfonds kaufen, und auch die meisten Aktienfonds kommen nicht in Frage, wenn man Gewinne machen will. Sie müssen danach streben, absolute Gewinne zu erzielen. Was bedeutet das? Nun, das bedeutet, dass bedeutet, dass die Portfolios der Anleger langsamer wachsen werden, als es ihnen gefallen wird. Die Ära von plus 12 %–15 % pro Jahr ist vorbei. Wenn man höhere Gewinne will, dann muss man jetzt höhere Risiken auf sich nehmen. Aber in dieser Dekade ist die Übernahme von Risiken nicht gerade hip. Die laufende Dekade ist eher eine Dekade des Vermeidens von Risiken.

      investorverlag.de
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      schrieb am 12.02.03 00:28:15
      Beitrag Nr. 1.974 ()
      Welche Unternehmen kommen mit sinkenden Preisen zurecht?


      Die Gewinner der Deflation



      Von Frank Wiebe


      In Japan gibt es sie offiziell, in Deutschland sind wir nicht weit davon entfernt: Deflation. Sie ist auch für Anleger seit einiger Zeit wieder ein Thema.


      DÜSSELDORF. In den USA zeigt die Kurve der Preissteigerungen wieder nach oben, aber dahinter verbirgt sich eine gespaltene Entwicklung. Die Preise für Computer und andere technische Geräte befinden sich seit Jahren auf Talfahrt. Die Autopreise sind stabil, obwohl die Modelle aufgewertet werden: Der Kunde bekommt immer mehr für denselben Preis, auch das ist eine versteckte Form der Deflation. Andere Preise steigen und halten daher den Durchschnitt noch im positiven Bereich. Vor allem der Ölpreis ist hier zu nennen – aber der könnte auch auf mittlere Sicht wieder sinken, wenn die Irakkrise vorbei ist.

      Zu einer richtigen Deflation gehören auch sinkende Einkommen. Dank an die Gewerkschaften: Sie verhindern in Deutschland, besonders eindrucksvoll Verdi mit der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst, dass es eine deutliche Bewegung nach unten gibt; die Zeche zahlen freilich die Beschäftigten, deren Jobs wegfallen. Aber es gibt auch Einkommenseinbußen: Viele Unternehmen haben das Weihnachtsgeld gekürzt, Prämien oder Gewinnbeteiligungen werden gestrichen – eine versteckte Form von Deflation.

      Welche Unternehmen sind die Gewinner der Deflation? Alle, die gut mit sinkenden Preisen klarkommen. Gute Voraussetzungen sind eine gesunde Bilanz, um mögliche Verluste durchstehen zu können, und die Fähigkeit, die Kosten den Preisen anzupassen. Günstige Produktionsstandorte spielen dabei eine Rolle, daneben auch – vor allem bei Handelsunternehmen – die Nachfragemacht gegenüber Lieferanten. Wichtig sind aber auch starke Marken, um sich dem Preissog entgegenstellen zu können.

      Wenn Aldi an der Börse notiert wäre, würde wahrscheinlich alles stimmen: günstige Kostenbasis und eine Marke, die inzwischen sogar für Qualität steht. Es gibt auch Beispiele, die für Anleger zugänglich sind: Dell hat eine starke PC-Marke und durch sein einzigartiges System der Direktvermarktung Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz. Ein anderes Beispiel ist Samsung: Eine kostengünstige Produktion vom Chip bis zum Endprodukt und eine starke Marke treffen zusammen. In der Autoindustrie dürfte der Blick nach Japan gehen: Toyota ist ein Paradebeispiel dafür, wie günstige Preise und Qualität sich vereinbaren lassen. Im Handelsbereich dürfte auch Wal Mart in etwa in diese Riege passen.

      Im Prinzip sollten zu den Gewinnern auch Unternehmen zählen, die so weit abgehoben im Luxussegment operieren, dass sie sich dem Preissog entziehen. Porsche könnte ein Beispiel sein. Allerdings leidet das Unternehmen unter dem schwachen Dollar, außerdem fragt sich, ob der neue Geländewagen eine ähnlich abgehobene Marktnische findet wie die Sportwagen.

      Die Aufzählung zeigt: Einige der Gewinner-Kandidaten sind vom Markt längst entdeckt worden. Durch die momentane Börsenschwäche sind sie aber wieder zu recht günstigen Preisen zu haben.

      So lange die Konjunktur von Kriegssorgen überschattet wird, dürfte die Nahezu-Deflation noch anhalten, im schlimmsten Fall rutschen wir in Deutschland oder in den USA im statistischen Durchschnitt der Preise sogar ins Minus, wenn der Ölpreis sinkt die Erholung trotzdem auf sich warten lässt. Daraus muss aber nicht eine Dauerdeflation wie in Japan folgen. Im Gegenteil: Nachdem die Europäer vom finanzpolitischen Stabilitätskurs abkommen und die Amerikaner ihn über Bord geworfen haben, dürfte irgendwann wieder Inflation auf der Tagesordnung stehen. Viele Deflationsgewinner werden auch damit klarkommen, aber sie verlieren ihren spezifischen Vorsprung.

      Nebenbei gesagt: In einem deflationären Umfeld ist auch Bargeld zu Recht eine beliebte Anlage; der legendäre Sparstrumpf hat Aktien ja deutlich outperformt.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Februar 2003, 08:29 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 00:32:15
      Beitrag Nr. 1.975 ()
      Nach dem Dax droht auch dem Dow Jones ein Absturz


      Aktienkurse sind auf der Suche nach Halt



      Von Ulf Sommer


      "Fundamentalisten" haben längst kapituliert: Analysen darüber, wie Aktienkurse auf Unternehmenserträge reagieren, sind in der Praxis selten das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Schuld daran sind weniger die Ausarbeitungen, sondern die ungebremste Talfahrt an den Börsen. Die größte Baisse seit den dreißiger Jahren hat ihre eigenen Gesetze und richtet sich nicht nach Quartalszahlen. Der Abschwung nährt sich selbst, und der drohende Krieg wirkt wie ein zusätzlicher Hebel auf dem Weg nach unten.


      DÜSSELDORF. Seitdem der Deutsche Aktienindex (Dax) auf den tiefsten Stand seit Ende 1996 gerutscht ist, geraten auch die Charttechniker in Erklärungsnot. Denn wichtige Unterstützungen, die sich in der monatelangen Seitwärtsbewegung gebildet und an Stabilität gewonnen hatten, gelten nicht mehr. "Mit den Verlusten vom Freitag hat sich das technische Bild in den einzelnen Kursentwicklungen deutlich verschlechtert", blickt Uwe Wagner von der Deutschen Bank skeptisch in die Zukunft. "Im Dax gibt es keine Kursziele mehr", konstatiert Klaus Deppermann von der BHF ING-Bank. Nach dem Einbruch und der darauf folgenden Rally im Oktober 2002 hatte der Dax bei Rückschlägen stets bei rund 2 600 Punkten guten Halt gefunden.

      Jeder erfolgreiche Test war für Investoren ein Signal mehr, dass der Dax endlich einen Boden gefunden haben könnte. Diese Sichtweise wurde durch die Entwicklung in anderen Indizes untermauert. Bis auf wenige Ausnahmen (London) hielten die Tiefs vom Oktober. Im amerikanischen Dow-Jones-Index beträgt der Puffer zum Tief noch immer mehrere hundert Punkte. Allerdings zeichnet sich nach den kräftigen Verlusten in der vergangenen Woche auch hier ein Test der alten Tiefs ab. "In den USA sieht das charttechnische Bild sehr schlecht aus. Alles deutet auf einen Test der alten Tiefstände hin", sagt ING BHF-Bank-Stratege Deppermann.

      Karten werden in Deutschland neu gemischt

      In Deutschland müssen schon jetzt die Karten neu gemischt werden. Dabei blicken die Charttechniker gebannt auf eine noch verbliebene Unterstützung: 2 519,30 Zähler. So weit war der Dax am 9. Oktober 2002 im Tagesverlauf gefallen. Damals prägten hohe Umsätze und viel Panik das Bild an der Börse – Versicherungen trennten sich aus Sorge um ihre Bilanzen von ihren Anteilen. Dass es am selben Tag noch eine Erholung um rund 100 Punkte gab, werteten Analysten als positives Zeichen. Eine so kräftige Gegenbewegung bei gleichzeitig hohen Umsätzen hatte viel Kaufbereitschaft signalisiert.Das Tagestief von 2 519 Punkten steht jetzt im Visier der Experten. "Fällt auch dieser Bereich, ist aus unserer Sicht heraus der Markt nach unten hin frei, das heißt, es lassen sich keine weiteren sinnvollen Unterstützungen mehr herleiten", malt Wagner ein düsteres Bild. Die Folge: Auf tieferem Niveau müssten sich erst wieder neue Unterstützungen ausbilden, "deren Lage aktuell noch nicht seriös abschätzbar sind", so Wagner.

      Konkret heißt das: Experten rechnen bei einem Bruch dieser letzten Unterstützung mit einem Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt. Der Hamburger Charttechniker Holger Struck – er hatte exakt nach dem Tief am 9. Oktober erfolgreich die Rally vorhergesagt – prognostiziert nach einem möglichen Unterschreiten der 2 519-Punkte- Marke ein Verfall auf 2 200 bis 2 300 Zähler: "Wenig oberhalb der 2 000-er Marke gibt es Unterstützung." Diese resultiert aus den Tiefs von 1995/96. Gerade weil die bisherigen Unterstützungen stabil waren, dürften viele Marktteilnehmer bei einem nachhaltigen Bruch die "Reißleine ziehen" und sich vom Aktienmarkt verabschieden. Dass es soweit kommt, ist für Charttechniker nicht mehr unwahrscheinlich. Denn noch immer sei die Stimmung zu gut, sagt Ludwig Gutmann von der Bayerischen Landesbank.

      Anleger sind noch zu optimistisch

      So zeigt die jüngste Befragung des "Sentix-Index", an der wöchentlich fast 1 000 private und professionelle Anleger teilnehmen, dass Investoren mittelfristig optimistisch gestimmt sind. Tenor bei Institutionellen ist, dass es während und nach einem Irak-Krieg zu einer Rally kommt. Die Vergangenheit zeigt aber, dass ein hohes Maß an Optimismus niedrigere Kurse zur Folge hatte. Der Grund: Nur wer pessimistisch ist, kommt als potenzieller Käufer in Frage – Optimisten sind dagegen investiert und treten allenfalls als Verkäufer auf. Die "Kapitulation" der Optimisten, die bei einem Bruch der letzten Unterstützung im Dax erwartet wird, ist für Charttechniker die Voraussetzung für ein Ende der langen Baisse.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Februar 2003, 13:04 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:00:42
      Beitrag Nr. 1.976 ()
      Handelsblatt-Eurokonjunkturindikator in Seitwärtsbewegung


      Irak-Krise lähmt alle Auftriebskräfte



      Der Handelsblatt-Eurokonjunkturindikator hat auch im Februar seine seit vier Monaten anhaltende Seitwärtsbewegung fortgesetzt. Mit 2 Prozent blieb er auf dem (leicht nach oben korrigierten) Stand vom Januar und signalisiert damit durchaus eine gewisse Aufwärtstendenz im Euroraum.


      Grafik: Handelsblatt.com


      So hat vor allem die Industrieproduktion zuletzt kräftig zugelegt und damit ihren schon seit letztem Sommer eingeschlagenen Erholungskurs bestätigt. Allerdings stammen hier die derzeit aktuellsten Daten noch vom November, und von überschäumender Dynamik kann ohnehin keine Rede sein. So liegt der in den Handelsblatt-Eurokonjunkturindikator eingehende, von einzelnen Monatsschwankungen bereinigte Wachstumstrend der Industrieproduktion im Euroraum noch immer unter seinem langfristigen Mittelwert von rund 0,6 %. Die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe ist im vierten Quartal sogar wieder leicht zurückgegangen. Mit knapp über 81 % lag sie nach zwischenzeitlicher Erholung damit wieder exakt auf dem Stand vom Jahresanfang 2002.

      >>Tabellen
      Das größte Problem der Eurokonjunktur liegt derzeit in der tiefen Verunsicherung der Investoren, mehr noch aber der Verbraucher. Neben den ohnehin vorhandenen Belastungsfaktoren wie Börsencrash und vor sich hindümpelnder Weltkonjunktur legt sich zunehmend der drohende Irak-Krieg wie ein schwerer Schatten über alle Konjunkturhoffnungen. Das von der EU monatlich ermittelte Industrievertrauen hat seinen ohnehin labilen Erholungskurs im Januar erneut unterbrochen und ist erstmals seit sechs Monaten wieder zurückgefallen. Trotz inzwischen wieder besser gefüllter Auftragsbücher schrauben die Unternehmen ihre Produktionserwartungen zurück. Das läßt sich eigentlich nur dadurch erklären, daß sie sich große Sorgen um die Zukunft machen.

      Noch viel stärker ist die Verunsicherung bei den Verbrauchern. Das Konsumentenvertrauen im Euroraum hat seinen steilen Absturz auch im Januar ungebremst fortgesetzt und liegt inzwischen auf dem tiefsten Stand seit gut sechs Jahren. Dabei ist es weniger ihre persönliche Situation als vielmehr die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, die den Leuten jede Lust am Konsumieren nimmt. Kaum jemand glaubt derzeit noch an eine Konjunkturerholung in absehbarer Zeit, statt dessen hat die Angst vor wieder steigender Arbeitslosigkeit weiter zugenommen.

      Vor diesem Hintergrund steht auch die Europäische Zentralbank mit ihrem Instrumentarium ziemlich hilflos da. Es nützt wenig, daß die Geldmenge M1 inzwischen mit fast zweistelliger Zuwachsrate steigt, wenn das Geld vorwiegend geparkt wird und nicht den Weg in den Wirtschaftskreislauf findet. Spiegelbild der überreichlich vorhandenen Liquidität sind die weiter sinkenden Zinsen, die aber trotzdem kaum jemanden zum Investieren verleiten. Auch der große Abstand zwischen Kapitalmarktzins und Geldzinsen, in normalen Zeiten ein durchaus positives Konjunktursignal, läuft derzeit weitgehend ins Leere.

      Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum ist im dritten Quartal 2002 in saisonbereinigter Rechnung um 0,3% gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Der Handelsblatt-Euroindikator läßt durchaus Hoffnung auf eine leichte Belebung bis zur Jahresmitte. In diesem Fall könnte auch die von Eurostat erwartete Wachstumsrate von 1,8% im laufenden Jahr noch erreicht werden. Alle Konjunkturprognosen stehen oder fallen jedoch derzeit mit der weiteren Entwicklung in Nahost.

      Die aktuellen Einzelgrößen (Gewichte in Klammern):

      Das Industrievertrauen (Gewicht: 33,6 %) hat auf seinem mühsamen Erholungskurs im Januar einen neuerlichen Rückschlag erlitten und ist von –9 Punkten im Vormonat wieder auf –10 Punkte zurückgefallen. Damit ist die Stimmung der Unternehmen aber immer noch wesentlich günstiger als vor Jahresfrist (-15 Punkte). Zudem war die Entwicklung in den zwölf Euroländern recht unterschiedlich: Zunehmendem Pessimismus in Deutschland und Spanien stand z.B. zuletzt ein Vertrauensanstieg in Italien gegenüber.
      Das Konsumentenvertrauen (Gewicht: 8,9 %) sackte im Dezember weiter auf den tiefsten Wert seit Mai 1997. Selbst nach den Anschlägen vom 11. September war die Stimmung mit damals –13 Punkten nicht so schlecht. Ausschlaggebend für den neuerlichen Rückgang war diesmal die dramatische Stimmungsverschlechterung in Frankreich, den Niederlanden und Belgien. In Deutschland blieb das Verbrauchervertrauen trotz geringfügiger Verbesserung auf dem niedrigen Niveau von –19 Punkten.
      Die Industrieproduktion (Gewicht: 21,0 %) ist im Novemeber überraschend stark um 1 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Neben Deutschland (+2,4 %) haben dazu Frankreich (+1,2 %) und Griechenland (+4,6 %) maßgeblich beigetragen. Die positive Entwicklung eines einzelnen Monats sollte allerdings nicht überbewertet werden, da starke Schwankungen gerade bei dieser Einzelgröße an der Tagesordnung sind und auch Witterungseinflüsse und Sonderfaktoren oft eine große Rolle spielen.
      Die Geldmenge M1 (Gewicht: 19,9 %) ist im Dezember saisonbereinigt zwar nicht mehr ganz so stark angestiegen wie im Vormonat, liegt aber gleichwohl mittlerweile um fast 10 % über ihrem entsprechenden Vorjahresstand. Dagegen hat sich das Wachstum der weiter abgegrenzten Geldmenge M3 zuletzt leicht auf 6,8 % zurückgebildet. Diese Entwicklung paßt zu der These, daß sich hinter der starken Geldmengenaufblähung vor allem der Aufbau hoher liquider Mittel in Wartestellung auf bessere Zeiten verbirgt..
      Die Inflationsrate, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex für die 12 Euroländer (Gewicht: 3,9 %), ist im Dezember mit 2,3 % wieder auf ihren Stand vom Oktober angestiegen. Steigende Ölpreise und die überreichliche Geldversorgung könnten sie durchaus im weiteren Jahresverlauf weiter ansteigen lassen.
      Die Zinsdifferenz (Gewicht: 12,7 %) hat sich im Januar leicht von 1,5 Prozentpunkten auf 1,4 Punkte zurückgebildet. Vorläufigen Daten ist die Durchschnittsrendite 10jähriger Staatsanleihen weiter von 4,41 % im Vormonat auf rd. 4,2 % gefallen. Auch der Dreimonatszins Euribor hat sich weiter von 2,94 % auf schätzungsweise 2,83 % verringert.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Februar 2003, 19:02 Uhr
      __________________________________________________-
      Sollte es zu einer Deflation kommen, wie lang wird sie dauern?
      Wo soll das ganze Geld hin?
      Japan hatte die Möglichkeit, das Geld in anderen Ländern anzulegen (USA, Europa) wo noch bessere Renditen zu erwirtschaften war, diese Möglichkeit ist zur Zeit für Europa oder die USA nicht vorhanden.

      Diese Entwicklung paßt zu der These, daß sich hinter der starken Geldmengenaufblähung vor allem der Aufbau hoher liquider Mittel in Wartestellung auf bessere Zeiten verbirgt..

      Irgendwann wird dieses Geld (das in der Wartestellung wartet) dann zusätzlich zum vorhandenen Geld, das sich schon im Wirtschaftskreislauf befindet (Die Zentralbanken werden versuchen, die Deflation durch zusätzliches Drucken von Noten entgegenzuwirken und den Grundstein für eine Inflation legen)in den Wirtschaftskreislauf geschleust und zu einer Hyperinflation führen.
      Ob die Produktion won Waren und DL da mithalten kann , mag ich zu bezweifeln.
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:03:38
      Beitrag Nr. 1.977 ()
      CDU/CSU lehnt Kontrollmitteilungen ab und setzt Bündnisgrüne unter Druck

      Union legt heute Änderungsantrag zum Steuergesetzentwurf vor


      wf Berlin - CDU und CSU wollen Kontrollmitteilungen über Kapitalerträge und private Veräußerungsgewinne in Deutschland verhindern. Einen entsprechenden Antrag werde die CDU/CSU-Fraktion heute zum so genannten Steuervergünstigungsabbaugesetz im Finanzausschuss vorlegen, sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Michael Meister, der Börsen-Zeitung. Der Antrag auf Wegfall der geplanten Kontrollmitteilungen könnte Bündnis 90/Die Grünen in Bedrängnis bringen, die sich ebenfalls wiederholt gegen Kontrollmitteilungen ausgesprochen hatten. Sie müssten mit der Union votieren. Meister zeigte sich "gesprächsbereit", falls die Bündnisgrünen dem Antrag der Union nur in geänderter Form zustimmen könnten.
      Die Einführung umfassender Kontrollmitteilungen zur Erfassung von Erträgen aus Wertpapieren und Wertpapierveräußerungen bei Aufhebung des Bankgeheimnisses schade dem Finanzplatz Deutschland, schreibt die Union im Antrag. Die Einführung von Kontrollmitteilungen sei rein fiskalisch orientiert und berücksichtige nicht die Bedürfnisse des Finanzsystems. Die Kreditwirtschaft würde in eine Doppelrolle gedrängt und das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Kreditinstitut massiv beeinträchtigt.

      Auch aus europarechtlichen Gründen seien Kontrollmitteilungen nicht geboten. Die EU-Zinsrichtlinie betreffe lediglich grenzüberschreitende Sachverhalte, erfordere aber keine nationalen Kontrollmitteilungen.

      Der Finanzausschuss des Bundestags berät heute umfangreiche Änderungsanträge der rot-grünen Fraktionen. Die Abstimmung im Finanzausschuss über das Steuervergünstigungsabbaugesetz ist für den 19. Februar vorgesehen, die abschließende Lesung im Bundestag für den 21. Februar. Am 14. März wird der Bundesrat, wo die unionsgeführten Bundesländer die Mehrheit haben, über den Gesetzentwurf beschließen. CDU-Chefin Angela Merkel hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder empfohlen, den Entwurf als Ganzes zurückzuziehen. Die Union werde keinen Steuererhöhungen zustimmen. Der Auftrag an Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt, ein Konzept zur Verstetigung der Körperschaftsteuereinnahmen vorzulegen, betrifft nach den Worten Meisters lediglich die noch vorhandenen Steuerguthaben von rund 15 Mrd. Euro, die aus der Umstellung vom Anrechnungsverfahren auf die Definitivbesteuerung resultieren. Unter anderem die verstärkte Ausschüttung hatte das Aufkommen einbrechen lassen.

      Meister sprach sich außerdem gegen die isolierte Einführung einer Besteuerung von privaten Veräußerungsgewinnen aus. Vielmehr bedürfe es eines Gesamtkonzepts zu Besteuerung von Kapitalerträgen.


      - Bericht Seite 7


      Börsen-Zeitung, 12.2.2003
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:04:38
      Beitrag Nr. 1.978 ()
      Rekordhoher Verlust bei Philips

      bf Frankfurt - Der niederländische Elektroriese Philips hat 2002 den höchsten Verlust seiner Geschichte eingefahren. Während die Konzernsparten fast durchweg bessere Ergebnisse zeigten als im Vorjahr, drückten unterm Strich milliardenschwere Wertberichtigungen das Ergebnis weiter in die roten Zahlen. Vor allem die 1,85 Mrd. Euro schwere Abschreibung auf Vivendi und 1,3 Mrd. Euro Wertberichtigungen auf Tochtergesellschaften ließen das Nettoergebnis auf - 3,2 Mrd. Euro einbrechen. Der Umsatz sank um 2 % auf 31,82 Mrd. Euro. Mit Sorge vermerkten Marktbeobachter den erneut hohen Verlust im Halbleitergeschäft. Philips-Chef Gerard Kleisterlee kündigte an, die defizitäre Sparte künftig selbst zu leiten. Konkrete Prognosen für 2003 gab der Vorstand nicht.

      - Bericht Seite 11


      Börsen-Zeitung, 12.2.2003
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:10:03
      Beitrag Nr. 1.979 ()
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:16:34
      Beitrag Nr. 1.980 ()
      Wie erpressbar sind Regierungen?

      Norbert Rost 12.02.2003
      Die steigende Verschuldung beeinflusst die Politik - auch im Hinblick auf einen Krieg

      Der angekündigte Krieg gegen den Irak führt zu der seltsamen Situation, dass Regierungen sich strikt gegen den Großteil ihres Volkes stellen. Welchen Grund hat es, dass selbst in Demokratien die Stimme des Volkes ungehört bleibt? Hängt alles nur - wie so oft - am Geld?


      Beispiel Türkei: "Wenn du bis zum Hals verschuldet bist und die Europäische Union dir nicht die Stange hält, kann es doch keine Alternative für die Türkei geben, als den Amerikanern die von ihnen geforderte Unterstützung zu geben."


      So spricht der sozialdemokratische Abgeordnete Inal Batu, früher Botschafter im Dienst des Außenministeriums. Zwischenzeitlich gab die Türkei mehr als 36% der gesamten Staatsausgaben nur für Zinszahlungen aus.

      In seinem inzwischen zum Bestseller avancierten Buch "Global Brutal" beschreibt der US-Ökonom Michel Chossudovsky das immer gleiche Vorgehen des Internationalen Währungsfonds IWF, um die Volkswirtschaft eines Landes unter Kontrolle zu bekommen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Kreditvergabe. Unter der Maßgabe, die Wirtschaft ankurbeln zu wollen, wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der neue Kredite meist für die Zurückzahlung alter Zinsschulden vorsieht. Dies läuft so weit, dass die Neuverschuldung nicht mehr in die Wirtschaft investiert wird, sondern nur zur Bedienung alter Verpflichtungen herhalten muss.

      Macht die entstehende Abhängigkeit Staaten erpressbar? Was die "Dritte Welt" angeht, steht das laut Chossudovsky außer Frage. Doch auch Länder, die man als Industrienationen bezeichnen könnte, bewegen sich auf gefährlichem Terrain.


      Beispiel Russland:


      Allein dieses Jahr stehen Rückzahlungen in Höhe von 20% des gesamten Staatshaushalts an. Der Spiegel fragt hier: "Hat sich Russlands Regierung vom IWF und Amerikas Investmentbankern ausnehmen lassen?" Und auch hier die Schlussfolgerung: "Im Jahr vor der Krise hatte die Jelzin-Regierung doch gar keine Wahl mehr. Wäre sie den Vorschlägen des IWF nicht gefolgt, den Rubelkurs mit Dollars aus neuen Krediten zu stützen, hätte sie jede Unterstützung aus Europa und den USA verloren."


      Beispiel USA:


      Das Land steckt in einem Schuldendilemma, dessen Kollaps nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Trotzdem gibt die US-Regierung Geld aus, als gäbe es dieses Problem nicht ( Wohin steuern die USA?). Noch immer ist der Dollar die Welt-Leitwährung. Vertraut die US-Regierung weiterhin stur auf die jahrzehntealte, traditionelle Stabilität Ihrer Währung? Oder spekuliert sie darauf, dass die Abhängigkeiten anderer Nationen von der Stabilität dieser Währung so groß ist, dass sie einem Absturz des Dollars nicht tatenlos zusehen werden?

      Und: Bei wem haben die USA und ihre Bürger Schulden? An wen fließen die Tilgungen und die Zinsen? Wer hat das Land und seine Leute auf diesem Wege in der Hand? Ist die US-Regierung bereits gekauft? Im Jahr 2000 hatten die USA einen nationalen Schuldenstand von 3,4 Billionen US-Dollar, die Regierung musste dafür 223 Milliarden Dollar an Zinsen zahlen. Mit den Steuererleichterungen und steigenden Haushaltsausgaben (Rüstung, nationale Sicherheit) dürften die Schulden, so das Congressional Budget Office, bis zum Jahr 2008 auf über 5 Billionen Dollar ansteigen. Dann müssten jährlich 250 Milliarden Dollar oder 9 Prozent der staatlichen Ausgaben für Zinsen ausgegeben werden.


      Beispiel Deutschland:


      2001 betrug die Verschuldung des öffentliche Gesamthaushalts 1. 203.887.000.000 Euro. Euro. Für seine Schulden zahlt der Bund ca. 38 Milliarden Euro Zinsen, das sind fast 20% sämtlicher Steuereinnahmen, Tendenz, dank Neuverschuldung, steigend. Damit der Bund seine gesamten Schulden abbauen kann, müssten ca. 4 Jahre lang sämtliche Steuereinnahmen für die Tilgung verwendet werden. Auch in Deutschland werden inzwischen alle neuen Schulden für die Begleichung eines Teils der Zinsen für alte Schulden benutzt. Auch in Deutschland ist also der Zwang zur Neuverschuldung allein aufgrund alter Schulden bereits aktiv.

      Gläubiger des Staates sind laut Bund der Steuerzahler inländische Kreditinstitute, "das Ausland" sowie Versicherungen, Bausparkassen und Privatleute. Bezeichnend dafür, wie heikel das Thema ist, ist die Äußerung vom Chef-Volkswirt der Deutschen Bank Norbert Walter im Interview mit Sandra Maischberger auf n-tv. Auf die Frage, ob und wenn ja wie die Deutsche Bank von einer höheren Verschuldung der Bundesrepublik profitiert, antwortete er leicht stockend, das könne er nicht sagen, die Bank sei so groß, da hätte er so spontan keine Übersicht. Dies ist wenig glaubhaft, wenn man bedenkt, dass die Deutsche Bank das größte Kreditinstitut Deutschlands ist und damit auch einen nicht unerheblichen Anteil an Krediten des Staats halten dürfte. Als PANORAMA im April 2002 unter dem Thema Wem gehört die Republik? nachfragte, gab es auch nur: "Kein Kommentar".

      Währenddessen gründen Unternehmen in Berlin eigene Niederlassungen, um möglichst nah an der Politik zu sein. Der Einfluss der Unternehmen auf Politiker und die von ihnen unterstützten Entscheidungen werden immer größer.

      Die meisten europäischen Nationen haben inzwischen einen Schuldenstand angehäuft, der nicht mehr problemlos abtragbar sein dürfte. Das Beispiel Türkei zeigt, dass die finanziellen Abhängigkeiten von Staaten Einfluss auf die Politik ausüben können, die vom Volk nicht gewünscht sind. Gerade in der aktuellen Situation, in der die Menschheit in einen neuen, gefährlichen Krieg geführt werden soll, der mit fragwürdigen Methoden begründet wird, sollten die Menschen ihre Regierungen fragen: Wie sehr werden eure Entscheidungen von fremder Leute Geld beeinflusst?

      heise.de
      ______________________
      Oje,Oje
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 01:31:41
      Beitrag Nr. 1.981 ()
      Gastkommentar
      Die Chartschäden sind nicht über Nacht behoben


      Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor`s

      11. Februar 2003 Bei den wichtigsten Indizes hat sich in den vergangenen Wochen auf prozentualer Basis recht wenig getan hat. Allerdings haben beim S&P 500, dem Nasdaq und dem Dow Jones Industrial Average (DJIA) die technischen Unterstützungslinien leider nicht Stand gehalten. Dies bestätigt erneut unsere Vermutung, dass die Tiefstände vom Juli und Oktober auf ein Neues getestet werden dürften.

      Von entscheidender Bedeutung war, dass der Nasdaq vergangene Woche seine Dreimonats-Handelsspanne nach unten durchbrochen hat. Bei einem Schlusskurs unterhalb des Levels von 1.319 Zählern befindet sich der Nasdaq nun in etwa in der gleichen Lage wie der „500“ und der DJIA. Unglücklicherweise besteht zudem wenig Unterstützung bis zum Erreichen der Zone um 1.200 Zähler oder den Tiefständen aus dem vergangenen Juli.

      Wiederholung der Geschichte eher unwahrscheinlich

      Der S&P 500 ist aus seiner Achttage-Konsolidierung nach unten hin ausgebrochen und bewegt sich allem Anschein nach nun auf die Unterstützungszone bei 775 bis 800 Punkte zu. Der DJIA hat ebenfalls ein kurzfristiges Konsolidierungsmuster unterlaufen. Die nächste Chart-Unterstützung befindet sich bei 7.500 Zählern oder den im Juli registrierten Tiefständen. Offensichtlich haben sich einige Investoren zu den Seitenlinien bewegt. Der langsam schreitende Kursrückgang resultiert mit Sicherheit nicht aus einer ungewöhnlichen Menge an Verkäufen, sondern wohl eher aus dem Ausbleiben von Aktienkäufen.

      Was uns hierbei stört, ist, dass anscheinend viele Marktteilnehmer ihre Aktien halten, weil sie hoffen, die Geschichte würde sich wiederholen und die Irak-Krise schnell beheben lassen. Denn dann würden ihrer Meinung nach die Aktien in einen neuen Bullenmarkt starten, wie dies 1991 der Fall war. Ich wünschte, Marktanalyse wäre so einfach. Gerade weil sich die Geschichte bis zu einem gewissen Grad zu wiederholen scheint, sollte man besonders vorsichtig sein, wenn man von 1991 Rückschlüsse auf 2003 zieht.

      Einer der schlimmsten Bärenmärkte der Geschichte

      Der wichtigste Unterschied dürfte wohl darin bestehen, dass wir uns zurzeit in einer der schlimmsten Bärenmärkten in der Geschichte befinden. Der aus technischer Sicht entstandene Schaden kann nicht einfach über Nacht repariert werden. Denn der Überhang aus der Investitionsblase der Neunzigerjahre könnte noch für weitere Jahre andauern. 1990/91 erlebte der Markt eine leichte Korrektur, einen Mini-Bärenmarkt innerhalb eines langfristigen Bullenmarktes.

      Heute befinden sich die Aktiencharts in einem weitaus schlimmeren Zustand. Dies soll nicht heißen, dass es auf Grund militärischer Aktionen gar keine positiven Entwicklung irgendwo unterhalb der Linie geben wird. Wir denken lediglich, dass Kursaufschwünge nicht besonders lange anhalten und schon gar nicht den Beginn eines mehrjährigen Bullenmarktes darstellen werden.

      Niedriges Handelsvolumen typisch für Bärenmarkt

      Das niedrige Handelsvolumen ist für den Verlauf eines Bärenmarktes sehr typisch. Es besteht derzeit nur wenig neuer Antrieb, um auf den Teller zu klettern. Wir werden also auch weiterhin nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das S&P-Volume-Breadth-Modell sowohl für die NYSE als auch für die Nasdaq negativ ist und sich Tag für Tag weiter verschlechtert.

      Ein anderer Weg herauszufinden, ob das Geld in oder aus Aktien fließt, ist der Money Flow Index oder MFI. Der MFI versucht, die Stärke der Geldflüsse in und aus einem Wertpapier oder einem Index zu messen. Wir haben uns dazu entschlossen, den MFI für die Nasdaq anzuwenden, um nach überkauften oder überverkauften Marktsituationen sowie nach Divergenzen Ausschau zu halten. Während der Nasdaq-Rallys innerhalb des Bärenmarktes hat der MFI ein Level knapp über 75 angezeigt, bevor der Index zwischenzeitliche Hochstände erreichte. Bei einer Bodenbildung erreicht der MFI ein Level von ungefähr 25 oder weniger.

      Weitere Abwärtsbewegung möglich

      Der 21-Tage-MFI erreichte Anfang November bei einem Niveau von 79 seinen Höchststand und hat seither eine Serie von niedrigeren Hochständen und niedrigeren Tiefständen an den Tag gelegt. Dabei ermittelte dieser Indikator eine negative Divergenz, als die Nasdaq Ende November weiterhin gegenläufige Hochstände erreichte. Derzeit befindet sich der 21-Tage-MFI im Bereich zwischen 40 und 43. Damit hat er noch nicht das Niveau eines überkauften Marktes erreicht, mit denen die zwischenzeitlichen Tiefs der letzten Zeit assoziiert werden. Folglich liegt eine weitere Abwärtsbewegung mit Sicherheit im Bereich des Möglichen.

      Indizes nähern sich ihren jeweiligen Tiefstständen

      Die Zahl neuer 52-Wochen-Tiefs steigt. Dies ist ein interner Marktindikator, der sich ebenfalls ausreichend verschlechtert hat, um ein Warnsignal zu geben. Der Prozentsatz neuer 52-Wochen-Tiefs in Relation zu den gehandelten Aktien, sowohl an der NYSE als auch an der Nasdaq, hat sich auf über 2,5 Prozent erhöht, nachdem er fast auf Null gesunken war. Da sich die Indizes ihren Tiefstständen nähern, ist es von einem technischen Gesichtspunkt aus betrachtet von enormer Wichtigkeit, dass sich der prozentuale Anteil neuer Tiefs nicht über das Oktober-Niveau in Höhe von 13 Prozent für die Nasdaq und von 18 Prozent für die NYSE hinwegsetzt.

      Das Sentiment wird in Umfragen stärker „bearish“ ausfallen. Aber es hat noch keinen Extremwert erreicht. Die CBOE Put/Call Ratios (Verhältnis von Put-Umsätzen zu Call-Umsätzen) haben begonnen, nach oben zu klettern, nachdem sie zuvor gefährlich tiefe Levels erreicht hatten. Während eine Erholung des Sentiments letztlich positiv zu werten sein wird, markiert der Wechsel vom Bullen- zum Bärenlager manchmal auch den Beginn eines Abschwungs. Zudem kann er auch ankündigen, dass eine Abwärtsbewegung das Momentum etwas sinken lässt. Es werden wohl noch einige schmerzliche Erfahrungen in Kauf genommen werden müssen, um diese Sentiments-Indikatoren auf marktnegative Extremwerte zu drücken. Und wir werden wohl keine dauerhafte Bodenbildung sehen, bevor nicht genau dies geschehen ist.

      Text: @thwi
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:16:34
      Beitrag Nr. 1.982 ()
      11. Februar 2003

      Die Baisse dauert an!

      Der Aktienmarkt ist seit 4 Wochen in einem stetigen Downtrend. Der Tag des Kriegsbeginns rückt immer näher. Der Nasdaq hat wieder die 1300 Marke nach unten gebrochen. Der Dow Jones Industrials und S&P 500 fielen auf ein 4 Monatstief.

      Der Markt steht an einer gefährlichen Klippe, bereit um in einem scharfen Verfall neue Tiefen anzusteuern.

      Terrorwarnung in USA und die Kriegsangst sorgen für Verwirrung an den Märkten.

      Gold hatte am Mittwoch in der Spitze die Marke von 390 $ erreicht. Ein 20$ Reversal in 2 Tagen lässt auch in diesem Markt Vorsicht walten. Die Minenwerte haben die Goldrally nicht im gleichen Maße mitgemacht.

      Die kommenden Tage werden dramatische Schwankungen in allen Märkten ans Licht bringen, zumal die Volatilität wieder ansteigt.

      Rüsten Sie sich für eine bevorstehende Katastrophe! Schauen Sie zu wie ein Präsident weltweit ins Abseits gerückt wird. Die großen Verlierer sind die Amerikaner, kriegerisch und wirtschaftlich. Die Stunde für Bush hat geschlagen. Dieser Haudege bringt die Welt an den Rand des Ruins. Er sich selbst und sein Land USA.


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:20:18
      Beitrag Nr. 1.983 ()
      12.2.03 Auch bei einer Pleite gelten die Betriebsrenten als sicher

      Pensions-Sicherungs-Verein ein Auffangnetz


      Berlin/Köln - Das Börsendesaster hat weltweit ein Riesenloch in die betrieblichen Altersvorsorgefonds gerissen. Auch in Deutschland kämpfen einige Unternehmen mit Deckungslücken in den Firmen-Pensionskassen, darunter Konzerne wie Daimler-Chrysler und Siemens. Gestopft werden muss ein Kapitalloch von bundesweit etwa 15 Mrd. US-Dollar, wie Rolf Elgeti, Strategiechef der Londoner Commerzbank Securities, berechnet hat. Sonst könnten die Firmen womöglich ihre Pensionszusagen nicht sicherstellen. „Das ist aber kein Anlass, sich als Arbeitnehmer Sorgen zu machen“, meint Elgeti. Deutsche Beschäftigte müssen nicht um ihre Betriebsrente zittern.

      Das Geld, das sie in ihre betriebliche Altersvorsorge stecken, ist gut gesichert, bestätigt Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch wenn nur der Chef die Zusatzvorsorge für seine Angestellten bezahlt, können die Rentenansprüche nicht völlig ins Wanken geraten. Die Betriebsrente ist in Deutschland selbst dann nicht verloren, wenn das Unternehmen Pleite geht.

      Dafür sorgt vor allem der so genannte Pensions-Sicherungs-Verein (PSV). Die Kölner Organisation ist eine Art Auffangnetz für die Betriebsrente von Millionen Mitarbeitern in rund 40 000 Unternehmen in Deutschland. Diese Firmen -- meist größere Arbeitgeber und Traditionskonzerne - bieten allesamt eine betriebliche Altersvorsorge an, die mit Hilfe von Direktzusagen, Pensionsfonds oder Unterstützungskassen erwirtschaftet werden soll.

      Damit ihren Beschäftigten zumindest das eingezahlte Geld auch dann noch sicher ist, wenn beispielsweise fallende Aktienkurse Deckungslöcher in die Kassen reißen oder der Konkurs ins Haus steht, müssen die Betriebe Mitglied im PSV werden - und kräftig Beiträge für diese Rückversicherung in Notzeiten zahlen. Der Verein springt ein, wenn die Firma ihre Pensionszusage nicht mehr halten kann.

      Und das war speziell im vergangenen Jahr außergewöhnlich häufig der Fall. Die Zahl der Insolvenzen erreichte ein solches Ausmaß, dass PSV-Vorstand Martin Hoppenrath vom „höchsten Schadensvolumen“ spricht, „das wir jemals hatten“. Nach einer noch vorläufigen Kalkulation musste der 1974 gegründete Verein allein in 2002 für einen Schaden von etwa 1,5 Mrd. Euro aufkommen.

      Derzeit kriegen rund 340 000 Betriebsrentner aus Pleite gegangenen Firmen Monat für Monat Geld vom PSV. Insgesamt summiert sich das auf über 36 Mio. Euro. Weitere 162 000 ehemalige Beschäftigte zahlungsunfähiger Betriebe, denen eine Betriebsrente zusteht, die aber das Ruhestandsalter noch nicht erreicht haben, werden ihre Ansprüche noch anmelden, erläutert „Finanztest“ weiter. Auch wenn die Welle der Firmenpleiten weiter anhalten sollte, müssen sich Arbeitnehmer nach wie vor um die Leistungsfähigkeit des Auffangnetzes keine Sorgen machen, erklärt Hoppenrath und betont: „Das bleibt auch weiterhin bezahlbar.“ Die Mitgliedsfirmen werden allerdings höhere Beiträge an den Verein entrichten müssen. ... (Welt, 10.2.03)
      Kommentar: Wenn eine allgemeine Krise kommt, dann werden auch ganz schnell die Betriebsrenten nicht mehr bezahlt. Sich auf solche Einkünfte zu verlassen kann in der heutigen unsicheren Zeit sehr riskant sein. Dazu kommt, daß die Lasten der Pensionskassen für die Betriebe in der Zwischenzeit so gewaltig sind, daß allein dadurch schon einige Pleiten fast vorprogrammiert sind.
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      Die Autobauer kurbeln den Export an

      Rekordüberschuss in der Handelsbilanz– Niedrige Inflation stimuliert Nachfrage


      Wiesbaden - Der deutsche Export hat auch Ende 2002 weiter zugelegt. Die Ausfuhren lagen im Dezember um 5,6 Prozent über dem Vorjahreswert nach sieben Prozent im November. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Trotz der schwachen Weltwirtschaftslage erreichten die deutschen Exporte im Jahr 2002 mit einem Plus von 1,6 Prozent ein Rekordniveau von 648,4 Mrd. Euro. Der Höhenflug des Euro im Vergleich zum Dollar führte zu keinen Bremsspuren.

      Autos und Autozubehör waren auch im vergangenen Jahr die am häufigsten gefragten deutschen Produkte. Beinahe drei Viertel aller produzierten Fahrzeuge werden mittlerweile im Ausland verkauft, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. Die Bestellungen aus dem Inland brachen hingegen im Januar um neun Prozent ein. Auch die Zahl der Neuzulassungen ging im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut zurück. ... (Welt, 12.2.03) Kommentar: Wenn allein 3/4 aller produzierten Autos in Deutschland ins Ausland gehen, dann wird klar, auf welchem Pulverfaß die Autoindustrie steht: Bricht der Dollar weiter ein, fallen die Abnahmemengen des Auslands im Zuge einer kommenden Wirtschaftskrise, dann kann die Autoindustrie sehr schnell bankrott sein. Einer der Hauptarbeitgeber waäre damit mit einem Schlag zerstört - Massenarbeitslosigkeit plötzlich die Folge.
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      Bundesbank-Vorstand: Keine Bankenkrise


      Menschen und Märkte

      Bundesbank-Vorstandsmitglied Edgar Meister hat trotz der schlechten Geschäftszahlen vieler Geldhäuser keinen Zweifel an der Stabilität des deutschen Bankenwesens. „Es gibt keine Bankenkrise“, sagte Meister vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Untersuchungen zeigten, dass die deutsche Kreditwirtschaft auch mit ökonomischen Stress-Situationen wie zum Beispiel einem Ölpreisschock zurechtkomme. Die Institute hätten gelernt, mit Risiken umzugehen. dpa (Welt, 12.2.03) Kommentar: Woher die Bundesbank-Mitglieder immer die Sicherheit nehmen, daß in unserem System nichts gravierendes passieren könne? Entweder es handelt sich um reinen Zweckoptimismus, Augenwischerei für die Bevölkerung oder schlicht und einfach um Unkenntnis?
      K.v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:22:34
      Beitrag Nr. 1.984 ()
      Land wird bluten“
      Brasilien verkündet drastisches Sparprogramm

      Die neue sozialistische Regierung hat in Brasilien ein drastisches Finanz-Sanierungsprogramm verkündet. Im Staatshaushalt 2003 seien zusätzliche Ausgabenkürzungen in Höhe von 14 Mrd. Real (gut vier Mrd Euro) beschlossen worden, teilte ein Regierungssprecher am Montag in Brasilia mit.

      HB/dpa BRASILIA. Trotz der Beteuerung, die Sozialprogramme würden von den Sparmaßnahmen nicht betroffen, gab es viel Kritik. „Das zusätzliche Sparvolumen ist fast acht mal so groß wie der Etat für das groß angekündigte Hungerbekämpfungsprogramm „Null Hunger““, schrieb die einflussreiche Zeitung „Folha de Sao Paulo“ am Dienstag. Der angesehene Ökonom Raul Velloso meinte, das Land werde „bluten“.

      Bereits am Freitag hatte die Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Sparabsichten verraten, als sie das Ziel für den primären Haushaltsüberschuss (vor Zinszahlungen) um einen halben Punkt auf 4,25 % des Bruttoinlandsprodukts erhöhte. Damit soll ein Einnahmen-Überschuss von rund 70 Mrd. Real oder knapp 20 Mrd. € zur Zahlung der Schuldverpflichtungen erzielt werden. ... (Handelsblatt.com, 11.2.03)
      Kommentar: Die Hoffnungen auf den neuen brasilianischen Staatslenker werden sich sehr schnell verflüchtigen. Bereits nach seiner Wahl erklärte er, daß er strikt den vom IWF vorgegebenen Kurs verfolgen werde. Mit weiteren Sparmaßnahmen wird er das Land regelrecht ausbluten lassen, nur um Zinsen für nicht mehr abzahlbare Schulden zu entrichten. Interessant auch, daß der angeblich haushaltsüberschuß immer “vor Zinsen” angegeben wrid, also die Zinslast gar nicht erst beachtet wird. Würde diese hinzugerechnet, wäre sofort deutlich, wie sinnlos all die Sparmaßnahmen sind.
      K.v.Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:26:17
      Beitrag Nr. 1.985 ()
      Editorial: Einige Gedanken zum Optimismus ... (12.02.2003)

      Es wird eng und düster an den internationalen Finanzmärkten. Die menschliche Natur ist, gottlob, darauf eingerichtet, die Dinge nie ausweglos, sondern immer mit einem Mindestmaß an Zuversicht zu betrachten.

      Doch es scheint seit einigen Jahren so zu sein, dass der Optimismus an den Finanzmärkten, und hier besonders an den Aktienmärkten, nicht gebrochen werden kann. Dies beweisen so gut wie alle markttechnischen Indikatoren, die die Stimmung unter den Marktteilnehmern erfassen und sichtbar machen. Stich- und Reizbegriff nach Alan Greenspan: irrationaler Überschwang.

      Sicher hat der Optimismus gegenüber seinen noch Anfang 2000 verzeichneten exzessiven Formen spürbar nachgelassen, doch ist ein „harter Kern“ von Zuversicht geblieben, der allem Anschein nach nicht beseitigt werden kann. Dieser „harte Kern“ ist aber so voluminös, dass er drastisch reduziert werden muss, bevor wieder von normalen Verhältnissen in diesem Bereich gesprochen werden kann.

      Das herrschende Maß an Optimismus hat nichts mit dem zu tun, was man als angeborene, dem Menschen eigene Grundzuversicht bezeichnen kann. Dieses Unmaß an Optimismus gründet sich auf in den neunziger Jahren Erlebtes und somit Erlerntes. Der Pawlow’sche Hund steht hierfür Modell. Noch komplizierter wird es, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die die Grundlage offenkundiger Realitäten leugnen oder verdrängen. Sie verhalten sich, als lebten sie nicht in dieser Welt.

      Eines ihrer gravierendsten Probleme ist, den Sinn für Gefahren verloren zu haben. Dazu hat die Politik mit ihrer strangulierenden „Fürsorge“ kräftig beigetragen. Das Ergebnis ist die grassierende, zunehmend destruktive Vollkasko-Mentalität besonders in Deutschland.

      Um die Dinge wenigstens mit Blick auf die Finanzmärkte auf den Punkt zu bringen: Führende Investmentbanken, darunter Dresdner Kleinwort Wasserstein, Goldman Sachs und Merrill Lynch zeichnen mit unterdurchschnittlicher Argumentation, Wortwahl und Intensität Szenarien für den Euroraum, und hier besonders für Deutschland, bei deren Betrachtung realistischerweise nur noch die dem Menschen angeborene Grundzuversicht übrig bleiben dürfte.

      Diese Banken handeln damit gegen ihr Eigeninteresse, das ihnen gebieten müsste, den verbliebenen Rest an Optimismus wenigstens zu erhalten. Dass sie gegen ihr Eigeninteresse an die Öffentlichkeit gehen, beweist, wie ernst sie die Gefahren beurteilen. Gewiss wollen sie sich später nicht vorwerfen lassen, Offenkundiges ignoriert oder unterschlagen zu haben.

      Merrill Lynch zum Beispiel erklärt, Deutschland benötige Deflation, und es werde sie wahrscheinlich auch bekommen. Nur so könnten die negativen wirtschaftlichen Effekte der stark überbewertet im Euro aufgegangenen D-Mark bereinigt werden. Goldman Sachs legt dar, dass die Geldpolitik der EZB angesichts der Aufwertung des Euro viel zu restriktiv sei. Dresdner Kleinwort Wasserstein sieht massive Bleigewichte, die die Konjunktur nach unten ziehen, und zugleich noch zunehmende deflationäre Tendenzen.

      Dies alles drückt sich bisher noch nicht angemessen an den Finanzmärkten aus. Daher wird es für die Optimisten auch an den Rohstoffmärkten höchste Zeit, auf den Boden der immer harscher werdenden Realität zurückzufinden.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:39:10
      Beitrag Nr. 1.986 ()
      12.02. 16:17
      D: Verlauf der Auftragseingänge
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Deutschland

      Verlaufsdarstellung der Auftragseingänge seit 1991


      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:41:37
      Beitrag Nr. 1.987 ()
      "Grabplatte des Neuen Marktes"

      (ffs) Die Übeltäter tummeln sich nicht nur im Neuen Markt. Zu den größten 50 deutschen Kapitalvernichtern zählen auch große Dax-Unternehmen. Das zeigt eine von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) erarbeitete Rangliste.

      Die Börsenflaute hat in den vergangenen zwei Jahren die Anleger Milliarden gekostet: Nach Angaben des DSW schrumpfte die Marktkapitalisierung der 30 größten deutschen Unternehmen von 890 Milliarden Euro im Dezember 2000 auf 315 Milliarden im Dezember 2002. Am Neuen Markt blieben nur 10 Milliarden Euro übrig – von ehemals 121 Milliarden.

      An der Spitze der Rangliste steht unangefochten die im C-Dax gelistete Gold-Zack. Wer sein Depot Ende 2001 mit dieser Aktie bestückte, musste einen Verlust von 94,8 Prozent verschmerzen. Auf dem zweiten Platz rangiert die Münchener Beteiligungsgesellschaft WKM Terrain - die Aktie brachte den Investoren ein Minus von 50 Prozent. Die Nummer drei belegt K&M Möbel.

      Doch auch Dax-Schwergewichte tummeln sich auf der Liste. Auf Platz 32 findet sich die Commerzbank, direkt dahinter der Finanzdienstleister MLP. Rang 42 hat die HypoVereinsbank inne.

      Mit den beiden Medienunternehmen RTV Family und BKN International war ebenfalls kein Geld zu verdienen. Beide bescherten ihren Aktionären einen Verlust von fast 90 Prozent. Sie führen demnach auch die Verliererliste für den Neuen Markt an. Mit Anspielung auf das Ende dieses Segments bezeichnet die DSW diese Liste auch als „Grabplatte des Neuen Marktes“.


      [ Mittwoch, 12.02.2003, 15:08 ]

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 23:33:31
      Beitrag Nr. 1.988 ()
      `n netter Boden, gell ???!!!???;) ;) ;)




      ..................oder zumindestens könnte es einer werden.......:cool: :lick:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 23:53:00
      Beitrag Nr. 1.989 ()
      Mittwoch, 12. Februar 2003
      Besteuerung wird einfacher
      Lohnsteuerkarte verschwindet


      Die Bundesregierung will die Steuerverwaltung durchgreifend vereinfachen und dabei auch die Lohnsteuerkarten abschaffen. Außerdem sollen die Steuererklärungen vereinheitlicht und die Pauschalbesteuerung für kleine Unternehmen ausgedehnt werden. Das wurde am Mittwoch aus Regierungskreisen in Berlin bekannt.

      Etwa von 2005 an sollen Lohn- und Einkommensteuer auf elektronischem Wege von den Arbeitgebern an die Finanzämter gemeldet werden; der Beschäftigte erhält darüber eine Bescheinigung. Seine Steuererklärung soll er ebenfalls elektronisch, aber auch weiter in Papierform abgeben können.

      Das Vorhaben sei mit den Ländern und den Koalitionsfraktionen bereits abgestimmt, hieß es weiter im Bundesfinanzministerium.

      Umstellung dauert einige Zeit

      Mit der "dramatischen Vereinfachung" der Steuerverfahren werde eine Vorgabe im rot-grünen Koalitionsvertrag umgesetzt. Während heute von der Ausstellung der Lohnsteuerkarten in den Gemeinden bis zur Steuererklärung elf Schritte notwendig seien, seien künftig nur noch sechs Stationen vorgesehen. Die Gemeinden würden völlig aus dem System herausgenommen. Allerdings werde für die Umstellung noch einige Zeit benötigt.

      Überall die gleichen Formulare

      Arbeitnehmer könnten sich künftig überzahlte Lohnsteuer auf elektronischem Weg auch zurückholen, ohne eine komplette Steuererklärung abzugeben. Zudem sollen auch die Formulare bundesweit vereinheitlicht werden. Bisher gebe es sieben verschiedene Vordrucke in den Ländern, die gegenseitig nicht einmal anerkannt würden. Künftig werde es einheitliche Formulare geben, die von der Homepage des Bundesfinanzministeriums herunter geladen werden könnten. Bis dahin hätten die Länder zugesagt, ihre Unterlagen gegenseitig anzuerkennen.

      Kirchensteuer wird pauschaliert

      Vereinfachungen solle es ferner durch Pauschalierungen geben, hieß es weiter. So soll es zum Beispiel für die Kirchensteuer, die bisher als Sonderausgabe steuerlich geltend gemacht werden kann, eine Neuregelung geben. Danach soll es einen pauschalen dreiprozentigen Abzug von der geschuldeten Einkommensteuer geben. In der Wirkung habe das so gut wie keine Veränderung zur Folge. Da die Pauschale aber in die Lohnsteuertabellen eingearbeitet würde, werde das Verfahren vereinfacht.

      Erleichterungen für Existenzgründer

      Nach den Angaben sind für Existenzgründer und Kleinunternehmen weitere Schritte angedacht. So solle zunächst die Grenze, von der an Unternehmen umsatzsteuerpflichtig werden, auf 17.500 Euro angehoben werden. Analog dazu solle auch die Grenze auf 17.500 Euro steigen, bis zu der das Unternehmen eine pauschale Gewinnermittlung anwenden kann. Die Unternehmen müssten dazu nur die Betriebseinnahmen aufzeichnen. Lägen diese unter 17.500 Euro, könne pauschal die Hälfte des Betrages als Gewinn verbucht werden. Dies gelte auch innerhalb einer gemeinsamen Veranlagung etwa von Ehepartnern. Die Regelung solle rückwirkend gelten.




      http://www.n-tv.de/3100113.html
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 00:04:39
      Beitrag Nr. 1.990 ()
      Aus der FTD vom 13.2.2003
      Ölmarktbericht: US-Vorräte fallen auf niedrigsten Stand seit 1975
      Von Doris Grass, Frankfurt

      Die Preise an den Ölmärkten sind am Mittwoch deutlich gestiegen. Gründe waren ein überraschend starker Rückgang der US-Rohölvorräte und die Erwartung eines mittelfristig geringen Angebots.

      Nach den Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (EIA) schrumpften die Lagerbestände in der vergangenen Woche um 4,5 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) auf 269,8 Millionen Barrel. Das war der niedrigste Stand seit 1975. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg der Vorräte um 1,5 Millionen Barrel gerechnet. Nach Angaben des Ministeriums war der Rückgang vor allem auf die fehlenden Lieferungen aus Venezuela zurückzuführen. Das jetzige Vorratsniveau reicht laut EIA gerade aus, den laufenden Energiebedarf der USA zu decken. Seit Anfang Dezember sind die Rohölvorräte um etwa 20 Millionen Barrel oder 7 Prozent gefallen.

      In London kletterte der Preis für die Nordseeölsorte Brent zur Lieferung im März bis 20 Uhr MEZ um 8 Cent auf 32,45 $ und damit auf das höchste Niveau seit 26 Monaten. In New York verteuerte sich die US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) um 31 Cent auf 35,75 $ je Barrel.


      Die Lagerbestände an Destillaten wie Heizöl fielen in der Berichtswoche um 3,9 Millionen Barrel, während die Benzinvorräte entgegen den Prognosen um drei Millionen Barrel wuchsen.



      Steigender Bedarf in China


      Die Internationale Energie-Agentur (IEA) erhöhte in ihrem Monatsbericht ihre Nachfrageprognosen für Rohöl im laufenden Jahr. Das kälter als normal ausgefallene Wetter und der steigende Bedarf in China dürften die Wachstumsraten beim Ölverbrauch auf Werte der 90er Jahre zurückkehren lassen. Die Nachfrage werde um 1,12 Millionen Barrel pro Tag über der des Vorjahres liegen.


      Zugleich sei das weltweite Angebots- und Verteilungssystem an seine Grenzen angelangt, zumal die nicht ausgenutzten Förderkapazitäten in der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) weiter gesunken sind. Außerdem sei die Reichweite der Ölvorräte in den Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit 51 Tagen im Dezember gegenüber dem Vorjahr um fünf Tage kürzer.


      Bei einem Ausfall Iraks als Öllieferant verfügt die Opec der Energie-Agentur zufolge nicht über ausreichend freie Förderkapazitäten, um die Lücke auszugleichen. Allerdings gebe es etwas Spielraum, wenn die weltweite Nachfrage traditionell im zweiten Quartal sinkt. Zusammen mit den bestehenden strategischen Ölreserven sollte dies die Angebotssorgen etwas dämpfen.



      © 2003 Financial Times Deutschland

      http://www.ftd.de/bm/ma/10449961695...l?nv=cd-divnews

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      Avatar
      schrieb am 13.02.03 00:24:55
      Beitrag Nr. 1.991 ()
      Mittwoch, 12. Februar 2003

      Schlechte News für Anleihen sind gute News fürs Gold

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Zunächst eine Mitteilung in eigener Sache: Mein Kollege Bill Bonner hat mich kontaktiert – leider ist er noch unterwegs, weshalb er für heute keinen Artikel abliefern konnte. Sein Vertreter Addison Wiggin ist gestern in Nicaragua gelandet, hat aber derzeit weder ein funktionierendes Telefon noch CNN noch Zeitungen zur Verfügung. Dennoch schickte er einen Artikel der besonderen Art – siehe unten. Doch zunächst zu den aktuellen News: Der Irak hat jetzt erlaubt, dass auch sogenannte U–2 Überwachungs-Flugzeuge über sein Territorium fliegen dürfen. Gleichzeitig wurde versprochen, mit den UN-Waffeninspektoren besser zusammenzuarbeiten. Offensichtlich scheint es dem Irak lieber zu sein, dass die USA den Irak überwachen und auszuspionieren, als das sie das Land bombardieren.

      Angesichts dieser Konzession des Iraks kam der Goldpreis zurück, auf 364,20 Dollar pro Feinunze. Auch der Ölpreis fiel leicht. Währenddessen gab es einige Investoren, die wieder Aktien kauften. Bei den US-Bonds gab es wenig Bewegung. Aber der Anleihenmarkt könnte auch nur die Ruhe vor dem Sturm genießen.

      "Nur weil die Spekulationsblase am Anleihenmarkt noch nicht geplatzt ist, bedeutet das nicht, dass es dort keine Spekulationsblase gibt", so das Team von Resource Trader Alert (RTA). "Die Kriegsangst und die Flucht in die `sicheren Häfen` mögen den Tag des Erkennens verschoben haben – aber nicht notwendigerweise eliminiert. Die Inflation steigt sowohl in den USA als auch in der Eurozone, und sei es nur wegen den steigenden Energiepreisen. Der Ölpreis ist in Dollar gemessen in den letzten 12 Monaten um 65 % gestiegen, in Euro gemessen um 35 %.

      "Aber es ist nicht nur das Öl", so das RTA-Team weiter. "Der Index der Rohstoffpreise ist seit den Tiefs des letzten Jahres um satte 32,2 % nach oben geschossen ... die massive Erhöhung der Geldmenge, die Rückkehr zum `deficit spending` und die inflationären Effekte eines Kriegs machen es schwer, die niedrigen Renditen und damit hohen Kurse der US-Anleihen zu rechtfertigen ... die Bush-Administration prognostiziert, dass das amerikanische Haushaltsdefizit in den nächsten 5 Jahren insgesamt bis zu 1,8 Billionen (!) Dollar erreichen könnte ..." Es gibt sehr viele Gründe, warum man US-Anleihen zu den derzeitigen Kursen NICHT lieben sollte.

      Was schlechte News für Anleihen sind, sind gleichzeitig gute News fürs Gold ... das ist meistens der Fall. Aber merkwürdigerweise sind in den letzten Monaten sowohl der Goldpreis als auch die Anleihenkurse gestiegen. Aber dieser gemeinsame Tanz wird wahrscheinlich sehr bald enden. Die wiedergeborenen inflationären Trends, die sich in den USA entwickeln, sind SEHR schlechte News für die Bonds und SEHR gute News für das Gold. Das ist der Grund, warum wir vom Investor`s Daily Anhänger des gelben Metalls sind. Gleichzeitig fragen wir uns, wann die monatelange Rally des Goldes eine Atempause machen wird. War der jüngste Kursrückgang beim Gold der Beginn dieser erholsamen Pause?

      Angesichts der dramatischen Kursgewinne des Goldes wäre ein dramatischer temporärer Kursrückgang nicht verwunderlich. Aber langfristig würde ich nicht gegen das gelbe Metall wetten. Der Goldpreis befindet sich in einem langfristigen Bullenmarkt.

      Langfristige Investoren sollten lieber nicht versuchen, jede kleine Kursbewegung mitzunehmen. Eine andere Frage ist, wie groß der Anteil von Gold bzw. Goldaktien am Gesamtwert des Depots sein sollte. Frank Holmes, Vorstandsvorsitzender der Fondsgesellschaft U.S. Global, hat Folgendes errechnet: Ein Depot mit 20 % Goldaktien hat in den letzen 30 Jahren eine höhere Rendite bei gleichzeitig geringerem Risiko erwirtschaftet als ein Portfolio, das nur aus S&P 500-Titeln bestand.

      Das klingt ja schön und gut, aber ich würde lieber wissen, wie hoch der Anteil von Gold und Goldminenaktien für die NÄCHSTEN 30 Jahre sein sollte. Ob der optimale Anteil bei 20 % oder 2 % liegt, muss jeder selbst entscheiden. Aber wenn der Dollar weiter fällt – was eine Möglichkeit ist – dann wäre sogar ein Anteil von 20 % inadäquat.
      ___________________________________________________________

      Dollar Apokalypse

      von Dr. Kurt Richebächer

      Das Schicksal des Dollar ist in diesem Jahr wohl die wichtigste Frage für die Weltwirtschaft und die Investoren weltweit. Nach einem langsamen Start hat sich der Kursverfall des Dollar beschleunigt. Wo wird dieser Kursverfall enden? Könnten sich die Kursverluste des Dollar vom letzten Jahr in einen Crash ausweiten, mit katastrophalen Auswirkungen auf die amerikanischen Finanzmärkte oder sogar auf das weltweite Finanzsystem?

      Am 31.12.2002 stand der Euro bei 1,05 Dollar, zu Jahresbeginn 2002 hatte er bei 0,8915 notiert. Ein Gewinn von 17,8 %. Im Jahresverlauf war der Euro zunächst noch bis auf 0,86 Dollar zurückgekommen, gegenüber diesem Tiefststand verlor der Dollar 22 %. Für diese europäischen Investoren, die US-Aktien im Depot haben, bedeutet das, dass sich die Verluste, die sie mit den US-Aktien hinnehmen mussten, durch den Währungseffekt noch vergrößern.

      Vor ungefähr einem Jahr hatte der Dollar einen temporären Höchststand erreicht. Seitdem hat sich sein Kursverfall ständig beschleunigt. Angesichts des hohen amerikanischen Handelsbilanzdefizits und der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation ist es Zeit, sich über weitere Kursverluste des Dollar und die Auswirkungen dieser Entwicklung Gedanken zu machen. Was könnte den Verfall des Dollar stoppen? Und was könnte an den Finanzmärkten passieren, wenn sich der Verfall des Dollar nicht stoppen lassen sollte?

      Zur ersten Frage: Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Handelsbilanz nur sehr langsam auf Wechselkursänderungen reagiert – wenn überhaupt. Von 1985–87 explodierte das amerikanische Handelsbilanzdefizit, obwohl der Dollarkurs fast kollabierte. Ein solches Handelsbilanzdefizit bedeutet naturgemäß, dass die heimischen Konsumausgaben die heimische Produktion übertreffen. Aber eine Währungsabwertung alleine beeinflusst noch keinen dieser beiden Punkte. Um das Handelsbilanzdefizit zu reduzieren, müssten die USA ihre Konsumausgaben senken. Aber genau das wollen die Regierung und die US-Zentralbank verhindert, weil das eine Rezession und steigende Arbeitslosigkeit mit sich bringen würde.

      Ein geringeres amerikanisches Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr würde das Handelsbilanzdefizit wahrscheinlich moderat verringern – aber die Abschwächung beim Wirtschaftswachstum würde die ausländischen Investoren noch mehr als jetzt schon abschrecken. Ich gehe davon aus, dass die Illusion über die Stärke der US-Wirtschaft und die Illusion über den Dollar zusammenbrechen werden, wenn sich die US-Wirtschaft und der amerikanische Aktienmarkt dieses Jahr unerwartet schlecht entwickeln sollten.

      Und wenn die Bereitschaft der Ausländer zu Investitionen in den USA sinkt, dann wird weniger Kapital importiert – und das drückt effektiv auf den Dollarkurs. Das sollte man im Hinterkopf behalten, was zu der zweiten Frage überleitet: Was passiert, wenn der Dollar seinen Kursverfall fortsetzen wird?

      Bis jetzt hat sich der Dollarkurs "geordnet zurückgezogen", aus einem offensichtlichen Grund: Die europäische Wirtschaft hat ein schlechtes Image, die amerikanische Wirtschaft wird hingegen als dynamisch eingeschätzt. Deshalb ist die vorherrschende Meinung an den Devisenmärkten immer noch die, dass die Rally des Euro gegenüber dem Dollar limitiert ist – und eine Erholung des Dollar sei nur eine Frage der Zeit.

      Dennoch muss dieses Vertrauen in eine baldige Dollar-Erholung schwinden. Der Verfall des Dollarkurses beschleunigt sich. Die normale Erklärung dafür ist der bevorstehende Irakkrieg. Allerdings war der Dollar in der Vergangenheit eigentlich ein "sicherer Hafen". Es gibt andere, wirkliche Gründe für den Verfall des Dollar, und nicht wenige. Die meisten dieser Gründe sind nicht neu. Was neu ist, sind die News, die darauf hindeuten, dass die erwartete Erholung der amerikanischen Wirtschaft in Frage gestellt werden muss. Kurz gesagt: Das Vertrauen in die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft schwindet.

      Könnte der "geordnete Rückzug" des Dollar zu einem chaotischen Kurseinbruch werden, der sich auf die Finanzmärkte signifikant auswirkt? Schauen wir ins Jahr 1987 zurück, dem Jahr, in dem die Amerikaner und die ausländischen Investoren ihre Geduld mit dem fallenden Dollar verloren. Mehrere Monate lang war dieser Vertrauensverluste für die US-Aktien und amerikanischen Anleihen katastrophal. Dennoch gab es nur einen kurzen Crash, der mit einer sanften Landung für den Dollar und die Märkte endete. Das schien also eine relativ komfortable Erfahrung zu sein.

      Heute ist es aber anders. Die heutige Wirtschaftslage ist schlechter als 1987–89. Das Wirtschaftswachstum ist erheblich geringer, das Handelsbilanzdefizit deutlich höher und das Zinsniveau erheblich niedriger.

      Aber es gibt noch einen anderen Faktor, der einen großen Unterschied macht: Diesmal hängt sehr viel von der Dollarkursentwicklung ab. Sowohl für die Ausländer, die Dollar-Anlagen haben, als auch für die Amerikaner, die Euro-Anlagen haben, steht viel auf dem Spiel. Beide Gruppen haben sich gegen die Währungsrisiken kaum abgesichert. Sie erwarteten schließlich, durch die Wechselkursentwicklung noch zu gewinnen.

      Es wird weithin angenommen, dass es einen "normalen" oder fairen Dollarkurs gegenüber den anderen Währungen gibt, und dass der Dollarkurs von diesem fairen Kurs nicht zu weit oder zu lange abweichen wird.

      Aber es gibt keinen solchen "fairen" Kurs. Der Dollar ist effektiv außer Kontrolle. Es ist nicht möglich, vorauszusagen, auf welchem Niveau er den Boden erreichen wird. Man kann nur die volkswirtschaftlichen Kosten messen, die ein externes Ungleichgewicht, das über Jahre besteht, verursacht. Das Schicksal des Dollar liegt nicht mehr in den Händen der Zentralbanker und der privaten Banken, sondern in den Händen von Millionen von nervösen privaten Investoren.


      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 00:45:55
      Beitrag Nr. 1.992 ()
      Teurer Notausstieg aus der Geldanlage
      Bei einer Kündigung bekommen viele nicht einmal den Einsatz zurück


      Berlin - Wer eine Lebensversicherung abschließt, kann sich meist nicht vorstellen, dass er einmal die monatlichen Beiträge nicht mehr zahlen kann. Denn in der Regel entscheiden sich Privatanleger für eine langfristige Geldanlage, wenn es ihnen finanziell gut geht.


      Doch niemand kann voraussehen, wie es ihm in fünf, zehn oder zwanzig Jahren gehen wird. Die Lebensumstände ändern sich rasant. Arbeitslosigkeit, Scheidungen, aber auch der Bau eines Hauses können die ursprünglichen Pläne umwerfen. Jeder zweite Lebensversicherungsvertrag endet vor der Ablauffrist. In finanziellen Notlagen werden Aktiendepots aufgelöst, obwohl die Kurse dagegen sprechen. Sparpläne werden gekündigt, Immobilien verkauft. Meist ist es mit hohen Kosten verbunden, das angelegte Kapital flüssig zu machen.


      Verbraucherschützer raten, bei langfristigen Geldanlagen nicht nur die Einstiegskonditionen genau zu prüfen, sondern auch die Möglichkeiten, vorzeitig auszusteigen. Damit lassen sich die Kosten begrenzen. Eine Studie der Stiftung Warentest ergab, dass Kunden bei einigen Versicherungsverträgen nach 10 von 27 Jahren Laufzeit nicht einmal die eingezahlten Beiträge zurückbekommen. Eine Kündigung ist deshalb nur in den seltensten Fällen sinnvoll. Wer seine Beiträge nicht zahlen kann, sollte besser über Beitragsfreistellung, Laufzeitverkürzung oder Teilrückkauf verhandeln.


      Besonders hohe Ausstiegsrisiken sehen die Experten in Anlageformen, die mit Steuerersparnissen werben. Das betrifft zum Beispiel stille Beteiligungen an Unternehmen. Für die findet man keinen Abnehmer, wenn es dem Unternehmen schlecht geht und die Beteiligung an Wert verliert. Für geschlossene Mobilien- und Immobilienfonds existiere ebenfalls kein funktionierender Zweitmarkt. Gewarnt wird auch davor, blind in Eigentumswohnungen zu investieren, die im Rahmen von Erwerbermodellen angeboten werden. Im Notfall seien sie nur weit unter dem Kaufpreis zu verkaufen, so die Verbraucherzentrale. Erhebliche Nachteile können aber auch bei grundsoliden Anlageformen wie dem Bausparvertrag drohen. In solch einem Fall ist bei einer vorzeitigen Kündigung nicht nur die Abschlussgebühr verloren. Obendrein wird meist eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig. ddp




      Artikel erschienen am 13. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 01:14:17
      Beitrag Nr. 1.993 ()
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 11:10:18
      Beitrag Nr. 1.994 ()
      # 1987

      Eichel hält den Wegfall der Lohnsteuerkarte für eine "dramatische Vereinfachung"?

      So ein blödes Arschloch! Hat der seine Steuererklärung jemals selbst gemacht? Ist das der Höhepunkt der Steuerreform? Sind diese Leute selbst so debil oder glauben sie, das wir es sind?

      Bürokratenpack!!!!

      Mannmannmann..... :mad:
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 22:12:58
      Beitrag Nr. 1.995 ()




      Wirtschaft

      Der wichtigste Preis der Welt

      Die Menschheit kommt nicht los von der schwarzen Droge: Dreißig Jahre nach der ersten Ölkrise ist die Wirtschaft abhängiger denn je

      Von Wolfgang Uchatius



      Oben auf der Wiese wachsen Gras und Klee, wie sie auf Wiesen eben wachsen, aber tief unten in der Erde ist alles anders. 1800 Meter unter ostfriesischem Viehfutter lagert in großen Hohlräumen die Nahrung der deutschen Wirtschaft: 400000 Tonnen Öl, hinabgepumpt und überwacht von den Mitarbeitern des Erdölbevorratungsverbandes. Der verwaltet seit 25 Jahren mehrere hundert Tanks und unterirdische Speicher im ganzen Bundesgebiet, gefüllt mit Öl für 90 Tage, gelagert für den Notfall. Den Terrorfall. Den Kriegsfall.

      Für den Fall, dass in Deutschland das Öl knapp wird.Vorkriegszeit ist Albtraumzeit. Der Horror könnte so aussehen: Ein Angriff auf den Irak, und als Antwort jagen Terroristen in Saudi-Arabien die Pipelines in die Luft. Bomben auf Bagdad, und in Rotterdam und Houston explodieren die Raffinerien. Raketen auf Saddams Palast, und in ganz Nahost brennen die Ölquellen. Das Schlimme an solchen Schreckensszenarien ist: Sie brauchen gar nicht Wirklichkeit zu werden, um Wirkung zu zeigen.

      Denn Erdöl wird an der Börse gehandelt, und dort bestimmen nicht Fakten den Preis, sondern Erwartungen, Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten. Seit Monaten gehen Ölkonzerne, Benzinhändler und Investmentbanken von einem baldigen, aber kurzen und erfolgreichen Krieg im Irak aus. Schon das hat den Ölpreis auf über 30 Dollar je Barrel (159 Liter) steigen lassen.

      Sollte es tatsächlich zum Krieg kommen, dieser aber nicht so glatt verlaufen wie ein Videospiel, dürfte Öl sehr schnell viel teurer werden. Die HypoVereinsbank rechnet mit 70 Dollar pro Barrel und mehr. Profispekulanten könnten den Preis zusätzlich in die Höhe treiben, sagt Wolfgang Wilke, Rohstoffexperte der Dresdner Bank.

      Dann würde sich zeigen, was drei Jahrzehnte nach der ersten Ölkrise heute gern verdrängt wird: Die Weltwirtschaft ist noch immer eine Ölwirtschaft.

      Was haben sich Professoren, Politiker und Journalisten in den vergangenen Jahren doch für hübsche Wörter einfallen lassen: Wissensgesellschaft. Dienstleistungsgesellschaft. New Economy. Begriffe, die den Eindruck erwecken, das Wohl der modernen Welt hänge an Computern, Call-Centern und klugen Konzernchefs.

      Von wegen.

      März 2000. Amerika feiert seinen Jahrhundertboom, Wirtschaftsforscher sprechen vom Ende des Konjunkturzyklus, da meldet sich der britische Ökonom Andrew Oswald von der Universität Warwick zu Wort. Nicht das Internet habe das ungewöhnlich hohe Wirtschaftswachstum verursacht, behauptet Oswald, sondern der in den Neunzigern ungewöhnlich niedrige Ölpreis. Da der Preis aber schon seit Monaten wieder stark steigt, sagt Oswald für das Frühjahr 2001 eine Rezession voraus; so lange werde es dauern, bis das teure Öl die gesamte Wirtschaft vergiftet habe. Kaum jemand nimmt Notiz davon.

      März 2001. Die US-Wirtschaft rutscht in die Rezession, wenig später beginnt auch in Deutschland die Krise.

      Es war wie eine Reise in die Vergangenheit.

      Auch Mitte der siebziger sowie Anfang der achtziger und neunziger Jahre brach die Weltwirtschaft ein. Jedes Mal war ein bis anderthalb Jahre zuvor der Ölpreis stark gestiegen. Aber damals war das kein Wunder. Damals, so schien es, war Öl viel wichtiger als heute.

      Für jeden Dollar, den die Industrieländer erwirtschaften, verbrauchen sie heute 40 Prozent weniger Öl als Anfang der siebziger Jahre. Die Hypothese von der gestiegenen Bedeutung von Diensten und Daten ist also gar nicht so verkehrt. Rein rechnerisch sind die Unternehmen heute weniger auf Öl angewiesen als früher.

      Trotzdem schreibt die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs in einer aktuellen Studie, es gebe „keinen Grund zu glauben, dass ein Ölpreissprung heute weniger schädlich wäre als in der Vergangenheit“.

      Trotzdem prophezeit der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz eine Weltwirtschaftskrise wie in den Siebzigern, sollte der Ölpreis infolge eines Krieges im Irak tatsächlich nach oben schnellen.

      Es spricht einiges dafür, dass er Recht hat.

      Erstens haben die großen Raffinerien ihre Ölvorräte in den vergangenen Jahren drastisch reduziert. Sie sparen einerseits Lagerkosten, können andererseits aber einen Preisschock nicht mehr durch gehortetes Billigöl ausgleichen. „Dadurch bekommen Unternehmen und Verbraucher die Preissteigerung schneller zu spüren“, sagt Bernhard Hillebrand, Energieexperte vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.

      Zweitens haben zwar viele Industrieländer ihre Heizöfen und Kraftwerke auf andere Energieträger wie Gas, Kohle oder Kernspaltung umgestellt. Aber der Preis dieser Energieträger, vor allem der des Erdgases, orientiert sich wiederum am Ölpreis. Wird Öl teurer, wird Energie allgemein teurer. Und egal, ob Autos oder Software, Druckereimaschinen oder Cheeseburger – „letztlich besteht alles, was der Mensch produziert, aus zwei Dingen: Arbeit und Energie“, so Ökonom Andrew Oswald.

      Drittens hat Öl in einem Wirtschaftsbereich immer noch beinahe ein Monopol: im Transport. Der moderne Mensch arbeitet womöglich nicht mehr in der Industrie, aber in ihre Büros fahren die Programmierer, Designer und Controller jeden Morgen in mit Öl betriebenen Autos. Ihre Computer haben mit Öl betriebene Lastwagen aus dem Nachbarland angeliefert, und die Spielsachen ihrer Kinder kamen auf mit Öl betriebenen Schiffen aus Ostasien. Abends lassen sie sich auf mit Öl betriebenen Motorrollern eine Pizza bringen, und am ersten Urlaubstag steigen sie in ein mit Öl betriebenes Flugzeug. Kurz, fast alles von Menschen Geschaffene, das sich auf dieser Erde mit mehr als 40 Kilometern pro Stunde bewegt, bewegt sich mithilfe von Öl. Da aber Transport und Bewegung in der modernen Wirtschaft eine noch größere Rolle spielen als früher, könnte eine plötzliche Verteuerung von Benzin, Diesel und Kerosin noch schlimmere Auswirkungen haben als vor 20 oder 30 Jahren, schreiben die Ökonomen von Goldman Sachs.

      Die Stein-, Bronze- und Eisenzeit sind vorüber, aber es scheint, die Wissens- und Dienstleistungswelt hat noch nicht so recht begonnen. Der Mensch lebt immer noch im Kohlenwasserstoff-Zeitalter. Der Preis der wichtigsten aller Kohlenwasserstoff-Verbindungen, des Erdöls, bestimmt über den Wohlstand ganzer Länder. Und wer wiederum über den Ölpreis bestimmt, hat mitunter mehr Macht als Konzernchefs, Finanzminister und Notenbankpräsidenten zusammen.

      März 1999. Der Ölpreis liegt knapp über zehn Dollar pro Barrel, so niedrig wie selten, da treffen sich in Wien die Vertreter der elf Mitgliedsländer der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und beschließen, weniger Öl zu fördern. Bis September 2000 steigt der Preis auf 37 Dollar (die Grafik Teures Öl bremst die Wirtschaft zeigt jeweils Jahresdurchschnitte).

      Ungefähr 27 Dollar zu viel. Würde jedes Ölland so viel Öl fördern und verkaufen, wie es kann, kostete ein Barrel Rohöl etwa acht bis zwölf Dollar, schätzt RWI-Experte Hillebrand. Es wäre das Ergebnis des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage.

      Aber der Ölpreis wird nicht vom Markt bestimmt, sondern von Strategie und Absprache – von den Mitgliedern der Opec, vor allem von Saudi-Arabien und den übrigen vier Staaten am Persischen Golf. Indem sie das Angebot künstlich reduzierten, haben sie den Ölpreis immer wieder nach oben getrieben und damit für eine ökonomische Rarität gesorgt. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Weltmarktpreise der meisten Rohstoffe gesunken. Viele Entwicklungsländer warfen unkoordiniert auf den Markt, was ihre Erde hergab, und versorgten so den Norden mit billigem Rohmaterial. Nur Öl blieb teuer, und die Opec-Länder machten Gewinne.

      Zwar hielten sich manche von ihnen nicht an die Vereinbarungen und verkauften mehr Öl als abgesprochen, um zusätzlichen Umsatz zu machen. Zwar verschätzten sie sich manchmal und erhöhten etwa ausgerechnet kurz vor der Asienkrise die Fördermenge, als die Nachfrage nach Öl nicht stieg, sondern sank – woraufhin der Preis einbrach. Aber wenn es darauf ankam, wie im März 1999, dann funktionierte das Kartell, dann stiegen die Preise und die Einnahmen. „Die Opec ist heute mächtiger denn je“, sagt Manfred Horn, Rohstoffexperte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin.

      Wahrscheinlich wird ihre Macht noch wachsen.

      Zwar ist Öl keineswegs knapp; unter der Erde gibt es genug davon, um die Räder, Turbinen und Schiffsschrauben dieser Welt noch ein paar Jahrzehnte anzutreiben. Aber schon jetzt liegen 80 Prozent der bekannten und kostengünstig auszubeutenden Reserven auf dem Hoheitsgebiet der Opec-Länder. Dieser Anteil wird wohl noch steigen. Um den Einfluss der Opec zu mindern, haben die Industrieländer aus eigenem Boden Öl gepumpt, wo immer sie es fanden. Sie finden immer weniger. Die britischen und norwegischen Quellen reichen bei den gegenwärtigen Fördermengen noch für acht Jahre, die amerikanischen noch für elf Jahre. Die Staaten am Kaspischen Meer hoffen auf neue Ölquellen, aber den Machtzuwachs der Opec-Länder werden sie kaum aufhalten können.

      Damit wächst den Golfstaaten eine ökonomische Bedeutung zu, die alle Berliner Reformdebatten zur Marginalie degradieren kann. Bisher hielt die Geldgier die Ölländer davon ab, ihren einzigen Rohstoff dauerhaft vom Markt zu nehmen, statt ihn teuer zu verkaufen. Sollte ein Krieg im Irak jedoch den Fundamentalisten am Golf Auftrieb verleihen und etwa in Saudi-Arabien ein Regime an die Macht befördern, das mit einer Politik des knappen Öls die vermeintlichen Feinde des Islam zu bestrafen sucht, dann helfen keine neuen Steuer- und Arbeitsmarktgesetze. Dann verlieren in Amerika, Europa und Japan Millionen Menschen ihren Job.

      Am Golf hingegen floss in den vergangenen Jahren ein Teil der Öleinnahmen auch in die Finanzierung des Terrorismus. Und auch die Reaktion darauf wäre ohne Öl nicht möglich. Britische Panzer und amerikanische Bomber brauchen Sprit – so viel, dass manche Ökonomen im Kriegsfall schon allein deshalb einen Preisanstieg erwarten.

      Höchste Zeit, dass sich die Welt aus der Abhängigkeit vom Öl befreit.

      Der Atomausstieg lässt sich von oben verordnen, der Ölausstieg kaum. Ihre Ölkraftwerke haben die meisten Industrieländer längst abgeschaltet. Die Entscheidung pro Öl aber fällt jeden Tag zigmillionenfach an den Tankstellen der Welt. Allein zehn der täglich verbrannten 70 Millionen Barrel Öl fließen als Benzin und Diesel in die Motoren amerikanischer Autos. Um das zu ändern, hilft es wohl nur, den Preis zu erhöhen. Nicht sprunghaft und plötzlich wie im Krisenfall, sondern schleichend und geplant. Die Entwicklung sparsamerer Motoren und neuer Treibstoffe, die Befreiung vom Öl, würde dann lukrativ (siehe Kasten). Der beste Weg zu mehr ökonomischer Sicherheit in der Welt sei eine Steuer auf Öl und Energie, schrieb der britische Economist schon wenige Monate nach dem 11. September. Eine Steuer, die bisher „ökologisch“ heißt, die man aber auch „ökonomisch“ nennen könnte.

      Die Abkürzung bliebe ja dieselbe: Ökosteuer.


      (c) DIE ZEIT 08/2003



      ....................................................
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 00:54:24
      Beitrag Nr. 1.996 ()
      Roland Leuschel

      Deflation in Deutschland?
      Und sie kommt doch … die Weltwirtschaftskrise II


      Im Februar letzten Jahres stellte ich die Gretchenfrage des Anlegers: «Droht eine Weltwirtschaftskrise II? Oder stehen die Aktienbörsen vor einem neuen Aufschwung wie 1995?» Der zweite Teil der Frage ist inzwischen beantwortet, und die Antwort auf den ersten Teil, ich habe es bereits in den letzten Kolunmen angedeutet, lautet: «Ja die Weltwirtschaftskrise II steht vor der Tür!»

      Nach dem Etatentwurf der amerikanischen Regierung für den Haushalt 2004 und den Projektionen bis 2008 soll die US-Wirtschaft wunschgemäss bis 2008 um durchschnittlich 3,3% pro Jahr wachsen. Fällt das US-Wachstum nur um einen halben Punkt niedriger als geplant aus, würde in den kommenden 10 Jahren kumuliert ein Defizit von 1.200 Milliarden Dollar im Haushalt entstehen. Dabei sind die Kosten eines eventuellen, aber wahrscheinlichen Irak-Krieges (100 bis 200 Milliarden Euro) noch nicht einmal eingerechnet. Der Chefökonom von Morgan Stanley, Stephen Roach, hält eine Deflation nach wie vor für das grösste Risiko für die Weltwirtschaft. Er glaubt, China werde als neuer Machtfaktor die deflationären Tendenzen in der Welt verstärken … Ich könnte Ihnen noch eine Reihe weiterer renommierter Ökonomen präsentieren, die ähnlich pessimistisch sind. In einer Zeitungsanzeige, und dies ist beispiellos in der jüngeren US-Geschichte, verurteilen über 400 Ökonomen die Bush-Steuerpläne, halten sie für schädlich und sozial ungerecht und nennen sie «fiskalischen Wahnsinn». Die Anzeige wurde in der New York Times veröffentlicht, und zu den bekanntesten Unterzeichnern gehören eine Reihe von Nobelpreisträgern. Stellen Sie sich als Anleger auf die Eventualität einer Weltwirtschaftskrise ein, sie würde einen Rückschritt in der Globalisierung bedeuten und könnte die Aktienmärkte noch einige Jahre belasten. Seien Sie misstrauisch bei all den politischen Absichtserklärungen, bei denen der Wunsch Vater des Gedankens ist. Das gilt auch für die deutschen Politiker (erinnern Sie sich an die Prognose des vorigen Wirtschaftsministers Müller von 3,0% Wachstum in diesem Jahr?), und schenken Sie Studien wie von Merrill Lynch «Warum Deutschland Deflation braucht und sie wahrscheinlich auch bekommt» durchaus Beachtung. Für den Chefstrategen Cesar Molinas wäre eine Deflation die plausibelste Lösung, um die innerhalb der europäischen Währungsunion zu Lasten der deutschen Wirtschaft entstandenen Ungleichgewichte zu beseitigen.

      Es könnte also auf den deutschen Aktienmärkten vorrübergehend noch kräftig abwärts gehen; Die Welt veröffentlichte die Meinung von 32 führenden Investmentbanken, wonach der Dax noch bis 2.416 abrutschen könnte. Einige Chartanalysten sehen den Dax sogar unter 2.000 Punkten. Bleiben Sie ruhig und geduldig, und legen Sie Ihre Kauflimits in den Markt, wobei Sie im Falle von Allianz (65 Euro), Siemens (31 Euro) oder Daimler (25 Euro) also auch bei sogenannten Value-Aktien äusserst geizig sein sollten bei der Festlegung der Kauflimits. Für Panikreaktionen ist es jetzt zu spät. Im Februar 2001 habe ich bereits unter dem Titel «If you panic – please panic first!» darauf hingewiesen.

      Lassen Sie sich von der plumpen Augenwischerei einiger Analysten und Investmentbanken nicht beirren, die behaupten, die amerikanischen Aktien seien erheblich preisgünstiger als die europäischen, und ausserdem wäre der Dollar nach wie vor die solideste Weltreservewährung. Erstens müssen Sie mit einer kräftigen Abwertung des Dollars rechnen (20 bis 30%), und ausserdem sind amerikanische Aktien nach wie vor teuer. Es stimmt, dass das KGV der Aktien des Standard & Poors 500 mit dem 16-fachen der für 2003 geschätzten Gewinne notiert und damit ungefähr auf dem Niveau der langjährigen Bewertung liegt. Sie sollten aber wissen, die langfristige Gewinnbewertung bezieht sich auf die nach der US-GAAP berechneten Gewinne, während es sich bei 2003 um die sogenannten operativen Gewinne handelt. Mit anderen Worten beide Gewinne sind nicht vergleichbar. Ein Beispiel: Der operative Gewinn der Unternehmen im S&P 500 ist seit Ende 1997 um 22% gestiegen, während der Gewinn pro Aktie um 3% zulegte. Dies hängt mit den ausgeübten Mitarbeiteroptionen zusammen, sie sollten eigentlich als Kosten in die G&V Rechnung Eingang finden, was bei der Berechnung der operativen Gewinne nicht geschieht (sie werden nur um einmalige Posten bereinigt). Aber vielleicht lieben die Anleger die Illusion, und mögen die «Inflation bei der Aktienausgabe», ebenso wie sie das Drucken von Geld durch Alan Greenspan & Co. lieben. Damit keine Unklarheiten entstehen: Wir werden uns noch 6 bis 12 Monate in einem Deflationsszenario bewegen und anschliessend riskieren wir eine Inflationsdekade wie in den 70er Jahren. Sowohl die japanische als auch die amerikanische Notenbank haben dazu die Voraussetzungen geschaffen. Einzige Ausnahme ist bisher die EZB. Aber die Gretchenfrage ist hier: «Wie lange hält sie diesen Druck noch aus?» Schliesslich hat zum Beispiel seit dem Jahr 2000 die Bank of Japan die monetäre Basis (=das direkt von ihr kontrollierte Geldangebot) um fast 50% erhöht, und bei den Amerikanern war das Geldwachstum um 10% kräftiger als das nominale Wachstum des Bruttosozialproduktes.

      Bei Ihrer Asset Allocation berücksichtigen Sie in Zukunft mehr und mehr auch das physische Gold. Bisher hatte ich 3 bis 5% empfohlen, ich glaube Sie sollten den Anteil langsam anheben und von der augenblicklichen Schwäche des Goldes (360 bis 350 Dollar die Feinunze) profitieren. Auf dem im übrigen völlig ausgebuchten Goldbrief-Seminar (Weltfinanz- und Rentensystem vor dem Kollaps) in München Ende Januar wurde überzeugend an Hand von Charts dargelegt, dass es bei der Inflation im ganzen letzten Jahrhundert mehrere Zyklen gab, wobei vor jeder Inflationswelle ausnahmslos ein enormer Anstieg der Geldmengenzuwachsrate p.a. vorausging. Wenn ich Ihnen wie bisher Gold in physischer Form empfehle und nicht in Goldminen-Aktien, dann aus einem ganz einfachen Grund: Ich kann mich erinnern, dass beim Oktober- Crash 1987 Goldminen-Aktien genauso wie die anderen Aktien einbrachen.

      Halten Sie nach wie vor 70 bis 80% in Cash und Triple A Kurzläufern, ein Krieg im Irak könnte an den Aktienbörsen Panik auslösen, und da müssen Sie zugreifen; denn die nächste Erholung, es wäre die dritte im Bärenmarkt 2000 bis 2014, kommt bestimmt und könnte sehr kräftig ausfallen. Nur wer in diesem Trading-Markt seine Chancen ausnutzt, kann nicht nur sein Kapital erhalten, sondern auch vermehren. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!

      Roland Leuschel


      13.02.2003
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:24:25
      Beitrag Nr. 1.997 ()
      Wirtschaftsdaten aus Amerika

      von Jochen Steffens

      Der US-Einzelhandelsumsatz ist um 0,9 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Umsatzrückgang um 0,5 bis 0,7 % nach zuvor noch +2,0 % (revidiert von +1,2 %). Eigentlich eine sehr schlechte Zahl.

      Ohne Autos ist der Umsatz jedoch um 1,3 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein Umsatzanstieg um 0,4 bis 0,6 % nach zuvor +0,2 % (revidiert von 0,0 %). Mit anderen Worten, der drastisch sinkende Autoabsatz verhagelt das Ergebnis. Vielleicht erinnern Sie sich noch, im vergangenen Jahr war es häufig genau andersrum. Die sinkenden Umsätze in der Autobranche sind für Sie aber keine Überraschung mehr.

      Die Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist auf 377.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 385.000 bis 390.000 Erstanträge nach zuvor 395.000 (revidiert von 391.000). Diese Zahl ist also etwas besser als erwartet.

      Beide Zahlen zusammen zeigen keine klare Richtung und konnten somit keine größere Auswirkung auf die Börsen entwickeln.

      :__________________________________

      Technologie-Titel bleiben teuer

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Anmerkung in eigener Sache: Meine beiden Kollegen Bill Bonner und Addison Wiggin sitzen gerade entweder im Flugzeug auf dem Weg in die USA oder genießen die Sonne Nicaraguas. Gönnen wir Ihnen diesen freien Tag ohne Artikel für den Investor`s Daily. Bill Bonner ist inzwischen in Nicaragua eingetroffen und hat mir diese kurze Nachricht zukommen lassen: "Ich bin hier von den Wundern der modernen Kommunikation weitgehend abgeschnitten. Aber das ist mir gerade relativ egal. Ich verspreche, dass ich nicht wieder schreiben werde, bevor mein Urlaub vorüber ist – nächste Woche." Ich wünsche gute Erholung. Doch jetzt in medias res:

      Bin Laden ist zurückgekehrt, und den Aktienmarkt stört das. Wo wir gerade von extremen Forderungen sprechen: US-Senator Jim Bunning hat dem Fed-Vorsitzenden Alan Greenspan gestern kühn vorgeschlagen, "nach Hause und in Rente zu gehen". Bunning warf Greenspan vor, dass dieser die Spekulationsblase am Aktienmarkt nicht verhindert habe. Von Zeit zu Zeit habe ich Mr. Greenspan ähnliche Dinge vorgeworfen (Leser(innen) vom Investor`s Daily wissen das), aber ich habe nie mit Mr. Greenspan persönlich gesprochen. US-Senator Bunning hingegen kritisierte Alan Greenspan von Angesicht zu Angesicht.

      Viele Leute haben mich gefragt, warum sich die Goldminenaktien derzeit so schlecht entwickeln, obwohl der Goldpreis doch steigt. Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Eine mögliche Antwort wäre, dass die Goldminenaktien dem Goldpreis vorlaufen. Das heisst: Wenn die Goldminenaktien fallen, dann wird das auch der Goldpreis bald tun. Eine andere mögliche Antwort wäre, dass die Goldminenaktien den Goldpreisanstieg schon vorweggenommen hatten und jetzt eine gesunde Korrektur hinlegen, um danach wieder weiter gen Norden zu tendieren. Mit anderen Worten ... wer weiß schon, was die richtige Antwort ist? Die Märkte steigen und fallen, und ich glaube, dass Gold und die Goldminenaktien in den nächsten Jahren steigend und fallend zu insgesamt höheren Kursen tendieren werden. Deshalb sollten langfristige Anleger meiner Meinung nach Gold und Goldminenaktien kaufen. Gold physisch zu kaufen, kann etwas problematisch sein – aber es wird immer einfacher.

      Die meisten Leute, die an der Nasdaq investiert haben, mussten seit März 2000 mehr leiden, als ihre Kollegen, die S&P 500-Titel gekauft haben. Der Nasdaq hat seit seinem Top 75 % verloren, während es beim S&P 500 rund 46 % waren. Es ist unglaublich, aber die Technologie-Titel sind heute dennoch weiterhin die teuersten Titel des Marktes. Der Grund ist, dass die Gewinne noch stärker eingebrochen sind als die Kurse. Heute wissen wir, dass die "pro forma-Gewinne" vieler Unternehmen nicht viel mehr als heiße Luft waren. Die heiße Luft ist entwichen, aber die hohen Bewertungen sind geblieben.

      Basierend auf den operativen Gewinnen bleibt der Technologie-Sektor weiterhin sehr hoch bewertet. Michael Santoli vom Barron`s Magazin schreibt dazu: "Die im S&P 500 enthaltenen Technologie-Titel haben ein durchschnittliches KGV 2003 von 24, verglichen mit rund 16 für den Gesamtindex. Angesichts der Tatsache, dass die Technologie-Titel volatiler und deshalb riskanter sind, ist die Tatsache, dass man für sie auch noch ein Premium bezahlen muss, eigentlich pervers."

      Vielleicht nicht "pervers" ... sondern dumm.
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      Statistische Spielchen

      von Andrew Kashdan

      Jedes Quartal warten wir gespannt auf die neuen Zahlen zum US-Bruttoinlandsprodukt, um zu sehen, ob die langerwartete Erholung bei den Investitionen endlich eingetreten ist. Und die Geduld scheint zuletzt belohnt worden zu sein: Im vierten Quartal 2002 stiegen die Investitionen um 1,5 % (aufs Jahr hochgerechnet), nachdem die Investitionen die vorigen 8 Quartale zurückgegangen waren.

      Hurrah! Und dennoch ... muss ich Wasser in den Wein schütten. Diese Erhöhung um 4,5 Milliarden Dollar ist weniger, als man denken sollte ... was bedeutet, dass der 0,7 %ige Anstieg des Bruttoinlandsproduktes schlechter ist, als er aussieht.

      Bevor Sie weiterlesen, möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei diesen Zahlen um "fortgeschrittene Schätzungen" handelt, die noch signifikant revidiert werden können; die vorläufigen offiziellen Zahlen werden erst am 28. Februar veröffentlicht werden. Ich könnte nun abwarten, um genauere Daten zu haben – allerdings kümmern sich dann noch weniger Leute darum, was im vierten Quartal 2002 passiert ist. Deshalb habe ich mich entschieden, bereits jetzt diese "fortgeschrittenen Schätzungen" zu analysieren.

      Der größte Teil des Zuwachses bei den Investitionen entfiel auf Ausgaben für Software und Technologie. Paul Kasriel von Northern Trust hat allerdings herausgefunden, dass die Ausgaben für Transportmittel mit plus 25 % (aufs Jahr hochgerechnet) besonders stark gestiegen sind. Er fragt: "Wenn die Nachfrage nach Trucks so groß sein sollte, warum müssen die Produzenten dann laufend die Kaufanreize (in Form von 0 %-Finanzierungen usw.) erhöhen? Insgesamt scheint es sich bei diesem großen Anstieg der Investitionen um eine einmalige Sache zu handeln."

      Was ist dann mit dem Sektor "Technologie" – ist der Boom wieder da? Nun, wir schreiben nicht mehr das Jahr 1999. Wenn man sich die Unterkategorie "IT-Ausrüstungen und Software" ansieht, dann merkt man, dass sich die IT-Ausgaben im vierten Quartal 2002 um annualisierte reale 3,95 % erhöht haben. Das ist eine sehr volatile Größe, aber Fakt ist, dass diese Subkategorie in den letzten Quartalen noch schneller gewachsen war (z.B. lag das Wachstum dieser Subkategorie im dritten Quartal noch bei fast 13 %). Nominal sieht es noch schlechter aus: Da betrug das Wachstum im vierten Quartal weniger als 1 %.

      Wieso liegt das nominale Wachstum unter dem realen? Nun, im IT-Sektor fallen die Preise normalerweise im Durchschnitt, weshalb die realen Umsätze bereits leicht steigen, wenn die nominalen Umsätze nicht steigen. Hinzu kommen Bilanzierungstricks. Das Ergebnis: Die nominal 407 Milliarden Dollar, die im vierten Quartal im IT-Sektor investiert wurden, sind auf magische Weise auf reale 581 Milliarden Dollar aufgebläht worden (diese Zahlen sind aufs Jahr hochgerechnet). Und diese Differenz von 174 Milliarden Dollar ist bemerkenswert, wenn Sie bedenken, dass die Investitionen INSGESAMT nur um annualisierte 4,5 Milliarden Dollar zugelegt haben.


      Die Differenz ist bemerkenswert, wenn man das kurzfristige Wachstum in realer und in nominaler Größe vergleicht, und die Auswirkungen auf die Höhe der gesamten Investitionen sind substanziell. Mit anderen Worten: Die Investitionsausgaben sind in Wirklichkeit bedeutend niedriger! 1996 bestand zwischen realen und nominalen Größen fast kein Unterschied. Aber seitdem hat sich die Differenz – der statistische Bonus, der bei den IT-Investitionen zu den nominalen Werten addiert wird – stetig vergrößert, auf einen neuen Rekordwert im vierten Quartal 2002.

      Die letzte Bastion der Technologie-Optimisten findet sich offensichtlich bei den Statistikern des US-Wirtschaftsministeriums. Man könnte gegen ihre statistischen Methoden einiges einwenden, aber wenn man das tun würde, dann würde die statistische "Investitions-Erholung" zu einer Art Schimäre.

      Worüber ich mich ebenfalls beschweren würde: Die offizielle Statistik zur Berechnung des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes bewertet einen Dollar, den der Staat ausgibt, genauso wie einen Dollar realer Investitionen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Dollar, den ein Unternehmen in eine neue Fabrik investiert, und einem Dollar, der von der Regierung durch Steuern oder neue Schulden eingenommen wird und dann für Raketen ausgegeben wird. Die Regierungsausgaben waren im vierten Quartal dennoch für 0,86 % des Wachstums verantwortlich. Das Gesamtwachstum lag allerdings nur bei 0,7 % – das heisst, dass es nur die wachsenden Staatsausgaben waren, die das Abrutschen in negative Werte verhinderten!

      Die Regierungsausgaben spiegeln sich besonders in diesem Sektor wider: Bei den Auftragseingängen für langlebige Güter kam es im Dezember zu einem Rückgang von 0,2 %, im November hatte es bereits einen Rückgang von 1,3 % gegeben. Aber: Die staatlichen Verteidigungsausgaben stiegen im Dezember um 16,6 % und im November um 39 %.

      Die Keynesianer (Anhänger des Ökonomen Keynes) werden darauf pochen, dass Jobs sowohl durch staatliche Ausgaben als auch durch Unternehmensausgaben geschaffen werden. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Im zweiten Fall sind die Ausgaben das Ergebnis der aktuellen Präferenzen der Konsumenten – oder zumindest der Präferenzen, wie die Unternehmen sie wahrnehmen.

      Deshalb sollte man aufpassen, wenn die potenziell positive Wirkung erhöhter Staatsausgaben auf die Wirtschaft gelobt wird. Solange ich keine wirkliche Erholung bei der entscheidenden Größe, den Investitionen der Unternehmen, sehe, bleibe ich skeptisch.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:27:36
      Beitrag Nr. 1.998 ()
      Kommentar:



      Die Hand an der Zinskeule

      Von Christian Burckhardt

      Von Panik kann noch keine Rede sein, wohl aber von großer Furcht. Diese beschleicht die Verantwortlichen der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend, wenn sie sehen, wie ihre Partner, die Finanzpolitiker, die Regeln und Prinzipien der EU für solides Haushalten immer mehr zur Disposition stellen und sich verstärkt aufs Schuldenmachen verlegen wollen, um der Wirtschaft aus der Wachstumskrise zu helfen.
      Klarer, schärfer und vorausschauender denn je warnt die EZB in ihrem Monatsbericht Februar die EU- Regierungen - gemeint sind vor allem Berlin, Paris und Rom - vor einem "Hang zu Defiziten", dem in aller Regel ein "Hang zur Inflation" folgt - mit schweren Wohlfahrtsverlusten für alle. Bei einer Tendenz zu Budgetdefiziten neigen die Finanzpolitiker dazu, Druck auf die Geldpolitik auszuüben, damit sie die Zinsen senkt, weil dies die Zinszahlungen für die Staatsschulden mindert. Genau deshalb wurde der EZB ja große Unabhängigkeit gewährt.

      Hat der Druck der Regierungen dennoch Erfolg, ist die Geldpolitik mit dem vorrangigen Ziel der Preisstabilität am Ende. Dann öffnet sich, wie die EZB mahnend prophezeit, "das Tor zu einer Politik der systematischen Schuldenfinanzierung". Es kommt zur "Kontamination" von Haushalts- und Geldpolitik und in der Folge zu Krisen und Turbulenzen. Das hat die Wirtschaftshistorie des vorigen Jahrhunderts hinlänglich gezeigt. Doch solche Lehren werden in Krisenzeiten leicht über Bord geworfen. Gut kommt an, wer ruft: "Zum Teufel mit den Regeln, jetzt müssen sich alle (auch die EZB) mit ins Zeug legen, damit das Boot nicht sinkt."

      Gewiss, Finanz- und Geldpolitiker in Euroland sitzen in einem Boot, aber mit klar voneinander abgegrenzten Aufgaben. Hören die Minister der Finanzen im Kahn auf, im Takt zu rudern, beginnt er gehörig zu schlingern. Grund genug für die geldpolitischen Mitruderer, davor frühzeitig zu warnen.

      Sehr viel mehr als mahnen kann die EZB aber kaum gegen eine Fiskalpolitik auf Abwegen. Zinspolitisch disziplinunwillige Finanzpolitiker Mores lehren, also auf gebotene Zinssenkungen zu verzichten oder gar Zinserhöhungen zu beschließen, ist für die EZB nach eigenem Bekunden unmöglich. Sie kann höchstens innerhalb der engen Grenzen ihres Mandats zur Sicherung stabiler Preise Zeichen setzen: mal demonstrativ einen Zinsbeschluss verzögern oder beschleunigen. Sie kann die Zinskeule gleichsam nur in die Hand nehmen und laut schreiend schwingen. Das sollte sie verstärkt tun, wenn die Regierungen in der Schuldenfalle verharren und Strukturreformen gegen die Wachstumskrise versäumen. Es ist gut, dass die EZB darüber nachzudenken beginnt, bevor es zu spät ist.


      Börsen-Zeitung, 14.2.2003
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      schrieb am 14.02.03 01:34:33
      Beitrag Nr. 1.999 ()
      Negative Ratings kratzen am Renommee der Konzerne
      Immer mehr Unternehmen landen auf Beobachtungslisten

      von Jens Wiegmann

      Berlin - Bei Versicherungen, Banken, Versorgern, Medienunternehmen und Autoherstellern bleiben die Kreditratings auch in diesem Jahr stark unter Druck. Zwar ist eine Wiederholung der Negativ-Rekorde des vergangenen Jahres nicht zu erwarten, in dem so viele Unternehmen auf Junk-Bond“-Niveau herab gestuft wurden wie noch nie. Doch in den kommenden zehn Monaten ist nach Ansicht der Experten allenfalls eine Stabilisierung zu erwarten, nicht jedoch eine Erholung.


      Bei der Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) hatten Anfang dieses Monats von 494 bewerteten Unternehmen in Europa rund 28 Prozent einen negativen Ausblick oder befanden sich auf der Beobachtungsliste für eine Herabstufung („Credit Watch Negative“). Lediglich 6,7 Prozent hatten einen positiven Ausblick oder werden im Hinblick auf eine Heraufstufung überprüft. „Der Rating-Trend bleibt weiter negativ“, sagt Kreditanalyst Markus Rohleder von der DZ Bank.


      Bei sechs der acht größten, von S & P bewerteten Versicherungskonzernen in Europa ist der langfristige Ausblick negativ (Allianz, Generali, Aviva, Prudential, Zurich und Aegon). Bei Axa und ING ist der Ausblick stabil. Allerdings wurde Axa um eine Stufe auf „A“ herab gesetzt. Vor wenigen Tagen habe zudem die stärkere Berücksichtigung von Pensionsrückstellungen und ungedeckten Pensionsrückstellungen bei den Finanzschulden durch S&P bereits manche Heraufstufungs-Fantasie zerschlagen, sagt Rohleder. Zehn europäische Unternehmen fanden sich plötzlich auf der Beobachtungsliste mit negativem Vorzeichen. Unter „Credit Watch“ werden Unternehmen immer dann gesetzt, wenn es einen konkreten Anlass zur Überprüfung des Ratings gibt. Der Ausblick gibt hingegen die langfristige Tendenz wider.


      Zwar werden derzeit weniger Anleihen begeben und oft nur auslaufende verlängert, da der Schwerpunkt in den meisten Unternehmen auf dem Abbau von Schulden und nicht auf der Beschaffung neuen Kapitals liegt. Dennoch können sich die Herabstufungen deutlich auf die Finanzsituation der Unternehmen auswirken. Die Thyssen-Krupp AG, die neben Deutscher Post, Deutscher Postbank und Linde bei S & P unter Beobachtung steht, könnte beispielsweise bald zu den Schuldnern gehören, dessen Anleihen spekulative Merkmale aufweisen. Denn S & P schließt eine Herabstufung des kurzfristigen Ratings um zwei Stufen auf einmal auf dann „BB+“ nicht aus. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat die Thyssen-Krupp-Anleihen bereits auf „Underperform“ degradiert. Die Anleihen von Post und Linde empfiehlt die LBBW weiter.


      Die Experten sehen bei den Ratingagenturen eine Verschärfung der Methoden, wie das Thema Pensionsverbindlichkeiten bei S & P zeigt. Aber es werde auch aggressiver herunter gestuft als früher, sagt Bond-Analyst Uwe Burkert von der LBBW. „Da stuft Moody’s schon mal – wie gerade bei Eon oder Deutsche Telekom – zwei Schritte auf einmal herunter.“ Damit würden Prognosen schwieriger, so Burkert. Bisher habe man als Anleger davon ausgehen können, dass die Einstufung einer Ratingagentur über einen Zyklus hinweg Bestand hat. „Auf diesen ?Leuchtturm‘-Effekt kann man sich heute nicht mehr voll verlassen.“


      Fortschritte sieht Burkert in der Telekom-Branche, die 2002 dafür gesorgte habe, dass der Trend in Europa schlechter ausfiel als in den USA. „Ich glaube, dass wir hier das Gröbste überstanden haben.“ Der Ausblick für die Deutsche Telekom sei derzeit sowohl bei der Ratingagentur Moody’s als auch bei S & P „stabil“. Burkert: „Negative Überraschungen sind aber nicht ganz ausgeschlossen.“ Auch Rohleder bewertet die Konzentration auf den Schuldenabbau als positiv. Erste Resultate sehe man schon. So hat Moody’s den Ausblick für den niederländischen Netzbetreiber KPN kürzlich von „stabil“ auf „positiv“ angehoben. Bei S & P ging es für KPN von „BBB-“ auf „BBB“ herauf. Dennoch verfällt Rohleder nicht in Euphorie: „Ich sehe in diesem Jahr nur ein begrenztes Potenzial für Rating-Verbesserungen.“


      Artikel erschienen am 14. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:37:26
      Beitrag Nr. 2.000 ()
      EZB: Sparzinsen bei deutschen Banken sinken stärker als die Kreditzinsen
      Frankfurt/Main - Seit der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Dezember haben sich auch die Bankzinsen für Kredite und Einlagen verringert. Die Einlagenzinsen seien jedoch stärker gesunken als die Kreditzinsen, hieß es in dem EZB-Monatsbericht für Februar. Der Zinssatz für Einlagen mit einjähriger Laufzeit sei um 20 Basispunkte gesunken, während für Unternehmenskredite mit gleicher Laufzeit zehn Basispunkte weniger gezahlt werden mussten. Die EZB hatte den Leitzins im Dezember um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent reduziert.


      „Diese Entwicklungen standen mit vergangenen Trends im Einklang, wonach sich die Entwicklung der EZB- und Geldmarktzinsen im ersten Monat in der Regel lediglich teilweise in den kurzfristigen Bankzinsen niederschlägt“, heißt es in dem Monatsbericht. Auch Studien der Bundesbank hatten ergeben, dass die Kreditinstitute in der Regel verzögert auf Leitzinsänderungen reagieren und diese nur zum Teil an die Kunden weitergeben.


      Kurz nach der Zinssenkung hatte der Präsident des Bundesverbandes deutsche Banken, Rolf Breuer, mit einer Empfehlung, die Banken sollten angesichts ihrer Ertragskrise die Zinssenkung nicht an die Kunden weitergeben, empörte Reaktionen und sogar Ermittlungen des Bundeskartellamts ausgelöst. Die Banken verzeichneten 2002 einen Gewinneinbruch, zum Teil auch Verluste, weil die Börsenkrise und die mit der schwachen Konjunktur einhergehenden Firmenpleiten die Erträge schrumpfen lassen. Die Refinanzierung der Banken hängt nicht nur vom Leitzins der Notenbank ab, sondern auch von den Zinsen am Kapitalmarkt und den Kundeneinlagen. Auch der seit Juni beobachtete Rückgang der langfristigen Kapitalmarktzinsen, auf die die EZB keinen direkten Einfluss hat, wurde in geringerem Ausmaß über langfristige Kredite an die Kunden weitergegeben. Dazu dürften Bedenken der Banken über die Kreditwürdigkeit der Kunden beigetragen haben. rtr




      Artikel erschienen am 14. Feb 2003
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