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    Vertreibung aus dem Paradies - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.02.03 03:33:31 von
    neuester Beitrag 12.12.03 14:09:22 von
    Beiträge: 42
    ID: 693.586
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      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:33:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      nur eine weitere kirchliche Erfindung zur Unterdrückung der Frauen?


      wer wagt mit mir eine Deutung des "Sündenfalles"?


      Ich erkenne da einige Dinge, die ich später gerne erläutern möchte! ;) Schlimme Dinge, die unbedingt angesprochen gehören! :mad: Dinge, die uns bis heute beeinflussen... :rolleyes:
      Und die in der Geschichte für millionenfaches Leid und unsagbar viel Tod geführt haben, Stichwort "Erbsünde"
      mehr dazu später!

      erstmal der Text...


      Der Sündenfall
      Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, daß ihr nicht sterbet! Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.


      Und das Weib sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich, so daß ich aß.

      Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.



      Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.



      Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

      Und Adam nannte sein Weib Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben. Und Gott der HERR machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, daß er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:42:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Über den Baum der Erkenntnis
      Aber das weibliche geistige Prinzip kam [in] die Schlange, die Unterweiserin. Und sie be[lehrte sie], indem sie sprach: ,,Was hat er euch [gesagt]? Etwa: ,Von jedem Baum im Paradies (35) darfst du essen, [von dem Baum] ( 90.1) der Erkenntnis des Schlechten und des Guten aber iß nicht`?``. Die fleischliche Frau sagte: ,,Er sagte nicht nur ,Eßt nicht`, sondern auch ,Berührt ihn nicht, denn an dem Tag, an dem ihr (5) von ihm essen werdet, werdet ihr des Todes sterben.```. Und die Schlange, die Unterweiserin, sprach: ,,Ihr werdet nicht des Todes sterben, denn er hat euch dies aus Neid gesagt. Vielmehr werden sich euch eure Augen öffnen, und ihr werdet wie Götter werden, weil ihr erkennt (10) das Schlechte und das Gute.`` Und die Unterweiserin wurde aus der Schlange genommen. Und sie ließ sie allein zurück, wobei sie ganz aus Erde bestand. Und die fleischliche Frau nahm von dem Baume und aß; und sie gab auch ihrem Ehemann. Und (15) die Seelischen aßen. Und ihre Schlechtigkeit wurde offenbar in ihrer Unkenntnis. Und sie erkannten, daß sie von dem Geistigen entblößt waren. Sie nahmen Feigenblätter und banden sie um ihre Lenden.
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:45:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Über die Schändung der Eva durch die Archonten und die Hervorbringung des Seth durch Adam
      ,,Und der Erste Archon sah die Jungfrau, die (10) bei Adam stand, und (er sah), daß die Licht--Epinoia Leben in ihr hatte in Erscheinung treten lassen. Und *J*aldabaoth war voll von Unwissenheit. Und als die Pronoia des Alls (es) merkte, sandte sie einige, und sie raubten (15) Leben aus Eva. Und der Erste Archon befleckte sie und zeugte mit ihr zwei Söhne: den ersten und den zweiten, Eloim und Jave. Eloim hat zwar ein Bärengesicht, Jave aber hat ein Katzengesicht. Der eine ist zwar (20) gerecht, der andere aber ungerecht. (IV 38,4--6: Jave ist zwar gerecht, aber Eloim ist ungerecht.) Jave setzte er zwar über Feuer und Wind, Eloim aber setzte er über Wasser und Erde. Und diese nannte er mit den Namen (25) Kain und Abel, indem er seine Verschlagenheit/Geschicklichkeit sieht.
      Bis zum heutigen Tag dauerte der sexuelle Beischlaf durch den Ersten Archon an. Und er pflanzte sexuelle Begierde in die, die zu Adam gehört. Und er erweckte durch (30) den Beischlaf die Bilder der Körper, und er regte sie an mit seinem widersätzlichen Geist. Und die zwei Archonten setzte er über (IV 38,23: viele) Mächte, damit sie über die Höhle herrschen.

      (35) Als aber Adam das Bild seiner eigenen Pronoia erkannte, zeugte er das Bild ( 25.1) des Sohnes des Menschen. Er nannte ihn Seth nach der Art der Geburt in den Äonen. Ebenso sandte die Mutter wiederum ihren Geist herab, welcher in ihrem Bild ist und einen (5) Antitypos für die, die im Pleroma ist; sie wird einen Wohnplatz für die Äonen bereiten, die herabkommen werden.

      Und er ließ sie Wasser des Vergessens trinken durch den Ersten Archon, damit sie nicht erkennen, woher sie gekommen sind. Und so (10) existierte der Same für eine Zeit, indem er arbeitete, damit, wenn der Geist herabkommt aus den heiligen Äonen, er sich erhebe und ihn heile von dem Mangel, damit das (15) ganze Pleroma (wieder) heilig und fehlerlos werde.``
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:46:35
      Beitrag Nr. 4 ()
      und nun sbi?
      Für alles findet sich etwas.

      Ist nicht böse gemeint.
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:57:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      ich würde es gerne zuerst funktional betrachten, d.b.
      wieso wurde der "Sündenfall" der Frau zur Last gelegt...


      Dazu kurz:


      Das weibliche Prinzip ist das ältere auf der Welt, eine Zellteilung, die an mitotische Zellteilung erinnert, findet im weiblichen Körper statt, natürlich erst nach der Verschmelzung mit dem männlichen Samen.
      Das männliche Prinzip ist das jüngere, aber nicht unterlegende, weil durch einen minimalen "Defekt" auf einem Chromosom ( tatsächlich entscheidet nur ein einziges Gen auf Chromosom 23(?) den Unterschied zwischen männlich und weiblich [xx<->xy], der Rest des Chromosoms ist relativ inhaltsleer, was zusätzlich für eine spätere Teilung in Geschlechter spricht ) die Variation der Nachkommen durch eine Gliederung in zwei Geschlechter wesentlich erhöht wurde, was bedeutet, dass bei deutlich verschiedenen Erscheinungstypen ein starker Evolutionsvorteil ggü. dem älteren, rein auf Zellteilung ausgelegten Fortpflanzungen entstand.
      Daher setzte sich diese Laune der Natur auch durch.

      Dazu kommt, nicht nur evolutionstechnisch, sondern auch gesellschaftlich betrachtet, dass eigentlich nur die Frauen entscheiden, wen sie als Vater für ihren Nachkommen haben wollen. In allen älteren Kulturen ( die fast ohne Ausnahme als Matriach geführt wurden ) wurde die Frau als Halter der Stammlinie gesehen, für Männer war es viel zu Ungewiß, ob Nachkommen auch wirklich von ihnen waren...
      Nur die Frauen konnten es 100 % wissen
      ( bitte nicht aufschreien, ich will das gar nicht als gut oder schlecht werten, höchstens als menschlich )

      Männer mußten diese Rolle der Frau brechen, und dafür eine moralische Rechtfertigung haben.
      Kommt hier schon der "Sündenfall" ins Spiel?
      Wer kann sich schon denken, worauf ich hinaus will? :D

      Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

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      Avatar
      schrieb am 08.02.03 03:59:07
      Beitrag Nr. 6 ()
      hey, aek, du warst zu schnell, kann ja nicht ahnen, dass du noch wach! ;)


      Morgen mehr, ich gehe jetzt ins Bett! :D

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 07:42:07
      Beitrag Nr. 7 ()
      Was nachts hier für Threads eröffnet werden :rolleyes: :D

      Naja, meine Einstellung zum Thema Frauen-/Männerverhalten ist ja vielleicht schon bekannt.

      Ich denke in der heutigen Zeit und in unserer Gesellschaft sind wir alle schlau genug, um zu bemerken, daß wir uns dem anderen Geschlecht gegenüber falsch oder richtig verhalten.

      Ich frage mich oft, ob es tatsächlich die Kirche ist, die die negative Haltung gegenüber Frauen gefördert hat. Oder liegt es nicht an jedem Menschen/Mann wie er sich den Frauen gegenüber verhält? Ist da die Kirche nicht nur eine Ausrede dafür ?

      Dazu kommt, nicht nur evolutionstechnisch, sondern auch gesellschaftlich betrachtet, dass eigentlich nur die Frauen entscheiden, wen sie als Vater für ihren Nachkommen haben wollen. In allen älteren Kulturen ( die fast ohne Ausnahme als Matriach geführt wurden ) wurde die Frau als Halter der Stammlinie gesehen, für Männer war es viel zu Ungewiß, ob Nachkommen auch wirklich von ihnen waren...
      Nur die Frauen konnten es 100 % wissen
      ( bitte nicht aufschreien, ich will das gar nicht als gut oder schlecht werten, höchstens als menschlich )


      Also ich muß hier jetzt doch aufschreien! Diese ständige Unterstellung, daß wir Frauen den Männern irgendwelche Kinder unterjubeln wollen, die ihnen gar nicht gehören, finde ich schon heftig. Vielleicht liegt es auch daran, daß Männer von ihrem eigenen Verhalten ausgehen :rolleyes:
      Die Nachkommen waren nur nicht von ihnen, wenn die Frau entweder 1.) vergewaltigt wurde oder 2.) die Frau in der Beziehung vielleicht nicht glücklich war.

      Zumindestens steht das meistens so in den Erzählungen :D

      Aber auch für das heutige Verhalten ist das ableitbar.

      Bin mal gespannt auf was du raus wolltest Sit :kiss: ;)
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 11:00:26
      Beitrag Nr. 8 ()
      Denk an das X-und Y- Buch, warum wir aufeinander fliegen :kiss:


      Was meinst du?

      Also ich muß hier jetzt doch aufschreien! Diese ständige Unterstellung, daß wir Frauen den Männern irgendwelche Kinder unterjubeln wollen, die ihnen gar nicht gehören, finde ich schon heftig. Vielleicht liegt es auch daran, daß Männer von ihrem eigenen Verhalten ausgehen
      Die Nachkommen waren nur nicht von ihnen, wenn die Frau entweder 1.) vergewaltigt wurde oder 2.) die Frau in der Beziehung vielleicht nicht glücklich war.

      Zumindestens steht das meistens so in den Erzählungen



      Wir kommen der Sache näher. Alle älteren Kulturen verehrten die Frau als Frau, weil ganz offensichtlich sie das "Prinzip Leben" weitergibt, Männer gehören zwar auch dazu, waren als "Ressource" ( :D ) aber nie knapp, du weißt, Frau 200 Eizellen im Leben, nur während der fruchtbaren Phase, Männer immer zeugungsfähig. Auch wenn du aufschreist, es ist einfach so, die Frau ist die knappe Ressource.
      Deswegen hatte die knappe Ressource auch die Verfügung über ihre Ressource, und es gab in allen Kulturen Matriache.
      Ich würde als spätestes Beispiel die Indianer nehmen, wo zwar ein Mann das offizielle Sagen hatte, aber die Frauen ihre Rolle ausleben konnten, ohne unterdrückt oder mißhandelt zu werden, im Gegenteil, es gab eine starke religiöse Achtung vor den Frauen.

      Was du sonst noch schreibst, sind typische Dinge für Kulturen, in denen ein Geschlecht unterdrückt wird.
      Habe ich Ehrfurcht oder Ehrerbietung vor/für Frauen, würde ich niemals auf die Idee kommen, dass ich sie gegen ihren Willen zu irgend etwas zwingen könnte.
      Nur wenn ich meine, ich sei etwas besseres, und das eine Geschlecht hat die Macht, dann würde ich die Rechte des anderen Geschlechts mißachten oder sogar mit Füßen treten ( schlimmstenfalls Vergewaltigung oder lebenslange Unterdrückung ) Daher scheinen mir auch viele unglückliche Beziehungen zu kommen, u.a.

      Der andere modernere Grund ist der, dass wir im Zuge der Befreiung aus der Geschlechterrolle mit der Emanzipation versucht haben, aus Frauen Männer zu machen und umgekehrt.
      Damit sind beide Geschlechterrollen überfordert, und es ist absoluter Quatsch, so die Emanzipation zu gestalten.
      Frauen sind Frauen und bleiben Frauen, sie müssen nur wirklich gleichgestellt und geachtet werden für ihre ihn durch die Natur am besten zugedachten Rollen
      ( es hört sich machomäßig an, ist es aber nicht! ;) )
      Man hatte also die Probleme richtig erkannt, aber wie beim Kommunismus die völlig falschen Therapievorschläge dazu verwirklicht...

      Ich frage mich oft, ob es tatsächlich die Kirche ist, die die negative Haltung gegenüber Frauen gefördert hat. Oder liegt es nicht an jedem Menschen/Mann wie er sich den Frauen gegenüber verhält? Ist da die Kirche nicht nur eine Ausrede dafür ?



      Nein, nein, nein, es ist keine Ausrede, die Machtstrukturen, die 2000 Jahre fehlgeleitete Steuerung bewirkte, wirken bei uns immer noch, in fast allem.
      Schau dich bei dir um, und sage mir, wo du Unterdrückung des weiblichen Geschlechts findest, und ich kann dir die Bibelstelle zitieren! :mad:;)
      Und die Antwort auf den ersten Satz weißt du selbst.
      Sie hat es nicht nur gefördert, sie hat die Macht über die Frauen zu 2000 Jahren Unterdrückung der Frau mißbraucht!


      Nun, wie kann man sich einer knappen "Ressource" am besten bemächtigen, und (triebhaft eher unbewußt) seinen eigenen Nachwuchs garantiert aufzuziehen und nicht "Kuckkuckskinder"
      ( Höhö, es gibt Untersuchungen darüber, dass jeder 4. Fall, bei dem Männer bei einem Verdachtsmoment ihre Vaterschaft bei einem privaten Vaterschaftstestanbieter prüfen lassen, sie ein untergemogeltes Kind haben, allerdings kann man das schlecht hochrechnen, denn wie viele haben ein Verdachtsmoment )

      Mam muß die Macht des Matriachs brechen.
      Deswegen kann man die Bibel auch als Versuch sehen, eine Männerwirtschaft zu installieren. Denn schon mit der Vertreibung aus dem Paradies kann ich Schuld bei der Frau erkennen, die millionenfaches Leid über alle Frauen in diesem Einflußgebiet brachte. Stichwort Erbsünde, Hexenverbrennung, als es sich total nach außen zeigte, aber auch viel subtiler, Frauen gehören an den Herd, haben nichts zu sagen, brauchen keine Bildung.
      Kurz: Hier liegt die Quelle für eine Nichtanerkennung des Geschlechts überhaupt, denk an unser lebendes Beispiel des Pärchens, welches sich gerade getrennt hat!

      Ich traue der Bibel nicht wirklich, weil sie nur von Männern geschrieben worden ist, und auch nur von Männern 2000 Jahre jeweils so übersetzt wurde, wie es am besten paßte.
      Ich denke, die Unterdrückung der Frau, durch die Bibel belegt, ist der beste Beweis, wie unchristlich im eigentlichen Sinne der ganze Glaube ist.

      Doch wie mache ich das nun konkret, wie baue ich ein Buch auf, um ein Geschlecht zu unterdrücken?

      Die Männer wußten, dass Frauen eine unglaubliche Macht hatten, in dem sie über das "Selbstverwirklichungsprinzip Leben gebären" verfügten, was ja auch neue Macht darstellte, in Form von Nachwuchs an "Menschmaterial", besipielsweise für Kriege ( die ja so etwas von unchristlich sind, trotzdem sind sie nie großartig weniger geworden ) Aber gerade hier kann ich auch wunderbar ansetzen. Ich muß es nur schaffen, den Frauen unterzujubeln, Fortpflanzung sei eine Sünde, und jedeweder Versuch, selbst als Frau über irgendein Wissen zu verfügen, sei eine "Erbsünde", schuld an unserer Vertreibung aus dem Paradies. Diese Geschichte kann nur erfunden sein, denn Menschen mußten in jeder Evolutionsphase hart um ihr überleben kämpfen, behaupte ich jetzt einfach mal.

      Interessant, der Baum der Erkenntnis ( ein Baum steht in vielen älteren Kulturen für die Verwirklichung von Leben :eek: -> Lebensbaum ) mit einer verbotenen Frucht ( Apfel? ) Ist die verbotene Frucht vielleicht damals als Schwangerschaft gemeint gewesen? Ich könnte mir so etwas vorstellen. Gleichzeitig schafft man mit dem Wort "Erkenntnis" das Mittel, um ein ganzes Geschlecht Wissen zu verbieten, weil die "Schuld" an der Vertreibung ja bei der Frau liegt... Und wer hat die Frau verführt? Eine Schlange, jetzt kommts knüppeldick, was sieht noch aus wie eine Schlange? ;)
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 11:31:12
      Beitrag Nr. 9 ()
      Allein dieses Apfelsymbol ist Quatsch...es war ein Granatapfel und der hatte dort eine ganz andere Symbolik.

      Culogrande
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 11:44:15
      Beitrag Nr. 10 ()
      sag`, was bitte! :)


      Sonst werde ich es doch nie erfahren!
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 12:03:35
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hm, irgendwie fasse ich #9 dennoch als Kompliment auf! ;)


      Granatapfel (griech. rhoa, lat. punica).
      Im Mittelmeerraum und Vorderen Orient schon lange gepflegt, wurde der Granatbaum wohl durch die Phönizier verbreitet und als Fruchtbaum wie auch als Quelle von Heilmitteln in wärmeren Gegenden eingebürgert. Seine in saftiges Fruchtfleisch eingebetteten zahlreichen Samen galten als Repräsentanten der Fruchtbarkeit, der ganze Apfel als Symbol der Göttinnen wie der phönizischen Astarte (Ashtoreth), der Mysteriengöttinnen Demeter und Persephone (lat. Ceres und Proserpina), der Aphrodite (Venus) und der Athene. Persephone hätte, dem Kultmythos von Eleusis zufolge, trotz ihrer Entführung in die Unterwelt nicht im Hades bleiben müssen, hätte sie nicht dort einen Granatapfelkern verschluckt. Deshalb konnte sie nicht für immer bei den anderen Göttern bleiben, sondern mußte jeweils für ein Jahresdrittel in den Hades zurückkehren.
      Die Mutter von Attys, des Geliebten der »großen Mutter« Kybele, soll durch die Berührung eines Granatapfelbaumes schwanger geworden sein. Granatapfelbäume wurden auch auf Heroengräber gepflanzt (um ihnen reiche Nachkommenschaft zu sichern?). Diese Bäume wurden als von besonderen Nymphen, den Rhoiai, bewohnt vorgestellt.
      In Rom war der Granatapfel in der Hand der Juno ein Symbol der Ehe. Der Baum wurde auch wegen seiner feuerroten, duftenden Blüten als Sinnbild von Liebe und Ehe, gefolgt von Fruchtbarkeit, angesehen. Bräute trugen Kränze aus solchen Zweigen.

      In christlicher Zeit wurde die Symbolik vergeistigt und mit Hinweisen auf reichen Gottessegen und himmlische Liebe bereichert. Der rote Saft des Granatapfels wurde Symbol des Blutes der Märtyrer, die von einer einzigen Schale umschlossenen Kerne galten als Symbol der in einer Kirchengemeinschaft vereinigten Menschen. Da die Schale hart, der Saft im Inneren jedoch süß ist, sollte der Granatapfel auch den äußerlich strengen, aber im Inneren gütigen Priester symbolisieren. In der Barocksymbolik wandelte sich das Bild des aufgesprungenen Granatapfels mit der Fülle seiner Samenkörner zum Bild der Mildtätigkeit, des reichen Schenkens von Gaben barmherziger Liebe (Caritas, Orden der Barmherzigen Brüder). In der Wappenkunst ziert der Granatapfel u. a. die Wappen von Granada und Kolumbien (einst »Neu-Granada«).


      [Lexikon der Symbole: Granatapfel, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 16: Knaurs Lexikon der Symbole, S. 423 (vgl. LdS, S. 169 ff.) (c) 1989, 1994, 1998 Verlag Droemer Knaur]

      http://www.freimaurerinnen.de/ganat.htm
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 12:12:58
      Beitrag Nr. 12 ()
      von der gleichen Quelle, der Rest ist so, na ja... :rolleyes:

      beschreibt recht gut die Ursachen oder die Wirkung? des Chauvinismus...


      ...
      Das Männerideal im klassischen Griechenland war chauvinistisch. Frauen hatten im täglichen Leben nichts zu sagen und wurden unter Hausarrest gestellt. Große Teile der Bevölkerung waren versklavt, die Gesellschaft litt unter großen Klassenkonflikten. Die Rolle der Frau wurde auf die Fortpflanzung beschränkt, denn für die reine sexuelle Befriedigung trieben es die Griechen lieber mit Jünglingen.

      Die Frauenfeindlichkeit im alten Griechenland hatte so auch Folgen auf die Mutterschaft. Wenn Mütter in Religion, Kunst oder Mythos vorkamen, hatten sie einen schlechten Einfluss auf die Söhne. Die griechische Sagenwelt erschuf zahlreiche männliche Mutterschaften, in denen die Kinder aus den Körperteilen eines Mannes geboren wurden, z.B. Athene, die eine Kopfgeburt des Zeus war. Sie war die Schutzpatronin der kleinen Kinder, obwohl sie selbst kinderlos war. Auch Artemis, die Göttin der Jagd und der Geburt hatte selbst keine Kinder. In der Dichtung hatte die Mutter kein Ansehen. Die Medea des Euripides würde lieber "dreimal stehn im Schildgedräng, als einmal niederkommen". Die Wissenschaft erniedrigte die Rolle der Frau bei der Zeugung auf eine passive Austragung: Aristoteles vertrat die Auffassung, dass der männliche Samen den weiblichen Bodensatz aufkocht und in ein neues Wesen umwandelt. Der Mann erweckt mit seinem Sperma die weibliche Materie zum Leben. Apoll soll über die Rolle der Frau in der Elternschaft gesagt haben:

      Es ist die Mutter dessen, den ihr Kind sie nennt, nicht Zeugerin, nur Pflegerin eingesähten Keims.
      Es zeugt der Vater, aber sie bewahrt den Spross.
      Mit sicherem Zeugnis will ich das bestätigen:
      Denn Vater kann man ohne Mutter sein,
      Beweis ist dort die eigne Tochter des Olympiers Zeus
      Der nimmer eines Mutterschoßes Dunkel barg.
      Und edler Kind gebar doch keine Göttin je.

      Avatar
      schrieb am 08.02.03 12:46:03
      Beitrag Nr. 13 ()
      hmmm, dazu entfernt:

      http://www.iz3w.org/iz3w/266/s32.htm

      und, sehr lang, lohnt sich aber zu lesen!

      www.renner-institut.at/download/texte/goettner.pdf


      Die Fähigkeit von Frauen zum Muttersein ist für jede Gesellschaft ein höchstes Gut,denn von Generation zu Generation lebt sie ja nur durch die Mütter weiter. Weltweit heißt das, dass Frauen noch immer jeder Gesellschaft das höchste Gut schenken,nämlich die nächste Generation. Abgesehen davon stellen sie in den Ländern dersog. Dritten Welt, in der sie in ihrer Mehrheit als Subsistenzbäuerinnen leben, oben-drein ihren Familien die Lebensmittel zu Verfügung, das heißt buchstäblich: die Mittelzum Leben. Auf diesen beiden Faktoren, die noch heute weltweit gelten ­ außer in unseren Industrienationen ­ beruht das matriarchale Kulturverständnis. In der matri-archalen Gesellschaft erhält die Frau aus diesen Gründen, dass sie Lebensgeberin und Lebenserhalterin ist, die größte Achtung und Ehre. Jedoch heißt dort, die größte Ehre zu haben, noch längst nicht, die größte Macht im Sinne von Herrschaft zu haben, denn Matriarchate sind keine Herrschaftsgesellschaften, wie alle Spielarten des Patriarchats es sind.In Patriarchaten steht diese ganze Sache auf dem Kopf, denn die Wichtigkeit der Frau für das Leben der gesamten Gesellschaft ist hier kein Anlass sie zu ehren, sondern sie zu unterdrücken. Es wird nach außen so getan, als sei Muttersein die nebensächlichste Angelegenheit der Welt, während der Mann in allem die Hauptsache voll bringt. Nach innen jedoch werden die Frauen eingesperrt und durch reale oder moralische Regeln strengstens bewacht, gerade weil das, was sie tun, so wichtig ist.Aber sie sollen es nicht merken! Das ist ein pervertiertes soziales Arrangement, denndurch die manische Kontrolle über die Gebärfähigkeit der Frau im Patriarchat spiegelt sich im Grunde wieder ihre erstrangige Wichtigkeit. In matriarchalen Gesellschaften hingegen wird diese naturgegebene große Bedeutung der Frau direkt zu ei-ner kulturellen Tatsache gemacht, die ihrer Wichtigkeit entspricht. Die Definition von Matriarchat"Die moderne Matriarchatsforschung, deren Begründerin ich in dreißig Jahren Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit geworden bin, ist nicht irgendeine nebensächliche,exotische Erscheinung. Im Gegenteil: Sie fördert ein gesellschaftliches Wissen von nicht-patriarchalen sozialen, politischen und kulturellen Mustern ans Licht, das wir in dieser global destruktiven spätpatriarchalen Phase dringend brauchen. Denn Matriarchate sind Gesellschaften, die ohne Herrschaft, ohne Hierarchie und ohne kriegerische Veranstaltungen als organisiertes Töten ausgekommen sind. Sie kennen insbesondere keine Gewalt gegen Frauen und Kinder, von der die patriarchalen Gesellschaften auf der ganzen Erde randvoll sind. Allein diese simplen Fakten als Forschungsergebnisse dürften genügen, dem Wissen von matriarchalen Gesellschaftsmustern für uns heute und für die Zukunft einen hohen Stellenwert zu geben. Diese Erkenntnisse haben mich - trotz aller Anfeindungen, die ich erleben musste - meine Forschungsarbeit jahrzehntelang weiterführen lassen.In den letzten zehn Jahren habe ich mich besonders mit den heute noch lebenden matriarchalen Gesellschaften beschäftigt, die es in allen Kontinenten, mit Ausnahmevon Europa, noch gibt. Sie sind die Relikte der mehrere Jahrtausende umfassenden klassisch matriarchalen Epoche der Jungsteinzeit, die weltweit der patriarchalen Epoche, die ca. 3000-2000 v.u.Z. begann, vorausgegangen ist. Anhand der Kulturgeschichte allein können wir nicht mehr erforschen, wie matriarchale Gesellschaften genau funktioniert haben, wie matriarchale Menschen lebten, dachten, fühlten, politisierten, feierten. Deshalb war anhand ethnologischer Studien und eigener Reisen die Erforschung der noch lebenden matriarchalen Gesellschaften für mich so wichtig,denn nur hier konnte ich das Leben einer solchen Gesellschaft auf allen ihren Ebenen: der ökonomischen, der sozialen,der politischen und der kulturellen, kennenlernen. Aus diesen Studien gewann ich die Definition der matriarchalen Gesell-schaftsform auf allen vier Ebenen, sie besteht in einer kurzen Beschreibung der Struktur dieser vier Ebenen, die untereinander verbunden sind. Ich beginne hier mit der sozialen Ebene:

      Die matriarchale Sozialordnung

      Die Grundeinheit der matriarchalen Gesellschaft ist der Clan, der in der Mutterlinieorganisiert ist. Das heißt, eine Frau mit ihren Töchtern, Söhnen, Enkel/innen, Uren-kel/innen bildet einen matriarchalen Clan, der in der Mutterlinie nach ihr heißt (Matrilinearität). Ein solcher Matri-Clan wohnt in einem großen Sippenhaus zusammen,das heißt, im Sippenhaus der Mutter wohnen alle Leute, die ihren Clannamen tragen(Matrilokalität).Die Verwandtschaft in der Mutterlinie ist nun keine exotische Spielart, sondern eine uralte Angelegenheit der Menschheitsgeschichte, die es während ihrer längsten Zeit-räume gegeben hat. Demgegenüber ist die Vaterlinie erst relativ spät und unter sehr problematischen Voraussetzungen aufgekommen. Denn während den Jahrzehntau-senden bzw. Jahrhunderttausenden der Frühgeschichte der Menschheit war Monogamie als Lebensform unbekannt, sondern Frauen wie Männer pflegten offene Mehrfachbeziehungen, so wie es die Natur ihnen gerade eingab. Unter diesen Be-dingungen war die Mutterschaft immer sicher erkennbar durch den Vorgang der Geburt, Vaterschaft hingegen konnte nicht erkannt werden und spielte auch keine Rolle.Das ist der einfache Grund, warum es die Mutterlinie von Anfang der menschlichen Kulturentwicklung an gewesen ist, nach der die Gesellschaft geordnet wurde.Die Vaterlinie kam auch nicht deswegen auf, weil die Männer unbedingt Väter seinwollten, sondern es ging dabei um Herrschaftsangelegenheiten. Die Matriarchalen Kriegerkönige, welche die uralten matriarchalen Gesellschaften zerstörten und die ersten patriarchalen Reiche gründeten, brauchten Söhne, um sie nach ihrem Vorbild zu erziehen und ihnen ihre Eroberungen zu vererben. Denn sonst hätten die neu gebildeten Herrschaftsmuster keine Dauer gehabt. Das ist der Ursprung der Vaterlinie und nicht irgendwelche sentimentalen Vatergefühle.Im Matriarchat gehören die Kinder hingegen immer zur Mutter und ihrem Clan. Dort sind sie bei Mutter, Großmutter, Schwestern, Tanten, Großtanten, Brüdern, Mutter-brüdern, Großmutterbrüdern, eben im ganzen Clan, gut aufgehoben. Darum gibt es keine Scheidungswaisen, auch wenn die Frauen die Liebesbeziehungen wechseln. Bestimmte Heiratsregeln verknüpfen die Clans eines Dorfes oder eines Städtchensauf bestimmte Weise, Liebesverbindungen sind insofern auch eine soziale Verbindung der Clans. Heirat" darf dabei nicht als eine Sache auf Dauer verstanden wer-den, sondern als vorübergehende Verbindung. Diese Form, dass je zwei Clans als Heiratsclans zusammenwirken, mit gewissen Unterregeln für die anderen Clans, die dadurch auch mit im Spiele sind, hat eine bestimmte Absicht. Denn über diese Liebes- und Heiratspolitik in einem Dorf oder in einer Stadt wird ein Netz von Verwandtschaften hergestellt, so dass in einem solchen Ort alle Leute miteinander verwandt,versippt, verschwägert sind. Auf diese Weise wird die matriarchale Verwandtschafts-gesellschaft hergestellt, die ein gegenseitiges Hilfssystem ist, aus dem niemand herausfällt. Deshalb kennen Matriarchate auch keine verelendeten, alleinerziehenden Mütter, keine vereinsamten Alten, keine hilflosen Waisenkinder und verwahrlosten Jugendlichen.
      Ich definiere Matriarchate deshalb auf der sozialen Ebene als matrilineare Verwandtschaftsgesellschaften.Was heißt das für eine matriarchale Frau hinsichtlich der Entwicklung ihrer vielseitigen Fähigkeiten? Sie muss keineswegs zwischen der schlechten Alternative wählen, entweder unterfordert zu Hause bei ihrem Nachwuchs zu sitzen oder aber auf Kinderzu verzichten, um einen Beruf ausüben zu können. Sie muss sich auch nicht in die Zerreißprobe der Überforderung mit Kindern und Beruf gleichzeitig begeben. Matriarchale Frauen üben alle möglichen Spezialisierungen ihrer Gesellschaftsordnung aus:Sie sind - auch in der vollen Phase des Mutterseins - Ackerbäuerinnen, Handwerkerinnen, Händlerinnen, Künstlerinnen, Heilerinnen, Schamaninnen, Priesterinnen undlenken ihre Clans wie die Gesellschaft, gemeinsam mit den Männern als ihren Brüdern. Denn die Kinder sind immer im Clan daheim, keine Frau lebt isoliert und ist allein für ihren Nachwuchs verantwortlich. Daher gibt es dort keine abgespaltene Mutterschaft und auch keine Doppelbelastung der Frau.Auch bei den Männern gibt es eine gemeinsame natürliche Mitbeteiligung an der Erziehung der Kinder im Clan. Sie sind die Brüder der Frau und betrachten sich amnächsten verwandt mit den Schwesterkindern, weil sie denselben Clannamen tragen.Also gilt ihre Zuwendung, Fürsorge und erzieherische Mitverantwortung den Schwesterkindern, nicht aber den Kindern der Geliebten im anderen Clan, wo der Mann keine Rechte, aber auch keine Pflichten hat. Er ist im Clan der Mutter zuhause,dort hat er Rechte und Pflichten und übt sie gerne für die Schwestern aus. Die soziale und emotionale Bindung zwischen Schwestern und Brüdern ist daher sehr eng,viel enger als mit den wechselnden Liebhabern.Männer müssen deswegen im Matriarchat auch nicht die Rolle des Hausmannes spielen, während die Frau als Karrierefrau berufstätig ist. Dieses soziale Arrange-ment überschreitet nicht das Muster der spätbürgerlichen Kleinfamilie, sondern dreht nur die patriarchale Rollenzuweisung um, ohne sie aufzuheben. Es ist keine Lösung des obengenannten Dilemmas. Matriarchale Frauen kennen auch nicht solche merkwürdigen patriarchalen Vorstellungen, dass ein Mensch Besitzanspruch auf andere Menschen erhebt, wie z.B. der Mann, der von seiner Frau" und seinen Kindern" spricht. Als Folge davon sprechen sie auch nicht als Mütter von ihren Kindern", als ob diese ihnen ­ in Verlängerung des männlichen Besitzanspruchs ­ allein gehören. Im Gegensatz dazu kennen sie die gemeinsame Mutterschaft, bei welcher die jungen Frauen des Clans, also drei oder vier Schwestern, ihre Kinder als gemeinsame Kinder betrachten. Sie erziehen sie gemeinsam, und die Kinder betrachten alle Schwestern als ihre Mütter. Das hat eineinteressante soziale Folge: Denn nicht jede einzelne Frau muss ihre eigenen" Kinder haben, um Mutter zu sein. Es reicht, wenn die Schwester Kinder hat, und alle sind gleichzeitig die Mütter von diesen Kindern. Auch das ist eine Lösung, um Muttersein und hohe Berufsqualifikation im Sinne von öffentlicher Arbeit zu vereinbaren, ohne indas Dilemma zu geraten, das unsere patriarchale Gesellschaft dann für Frauen bereithält.In diesem Sinne eines für die einzelnen Frauen nicht zwangsweise verordneten und nicht abgespaltenen Mutterseins ist Mutterschaft das tragende soziale und kulturelle Element im Matriarchat. Sie wird nämlich nicht biologistisch missverstanden, sondernist ein symbolisches System, eine symbolische Ordnung der Mutter", wie es die italienischen Philosophinnen formuliert haben. Denn auf Mutterschaft beruht die Matrilinearität, die wiederum das ordnende Prinzip der Gesellschaft ist. Der Matrilinearitätfolgt die Wohnform, folgen die ökonomischen und politischen Muster, folgt die Verteilung politischer und spiritueller Würden, folgen die Vorstellung von der Welt und das religiöse Leben. Nicht weniger als das beinhaltet der Begriff der matrilinearen Verwandtschaftsgesellschaft.

      2. Die matriarchale Ökonomie

      Die Ökonomie hat bei matriarchalen Gesellschaften verschiedene Formen: Es gibt Ackerbaugesellschaften matriarchaler Prägung, es gibt Hirtengesellschaften matriarchaler Prägung, es gibt Stadtgesellschaften matriarchaler Prägung. Im allgemeinenbasieren matriarchale Gesellschaften jedoch auf Ackerbau, die Ackerbaugesellschaftist deshalb die überwiegende ökonomische Form.Auf der ökonomischen Ebene definiere ich Matriarchate als Ausgleichsgesellschaften, bei denen die Güter aller immer so verteilt werden, dass auch alle den Nutzen davon haben. Demgegenüber sind Patriarchate Akkumulationsgesellschaften, beidenen die Güter aller in den Händen von wenigen landen. Das sind Patriarchate im Verlauf ihrer gesamten Geschichte gewesen, ob sie nun als feudale Eroberungsgesellschaften auftreten oder als kapitalistische Industriegesellschaften. Bei einer Aus-gleichsgesellschaft ist hingegen der höchste Wert in der Ökonomie nicht die Akkumulation, sondern die ausgleichende Verteilung, die ökonomische Unterschiede nivelliert.Wie geht dies vonstatten? Zunächst besitzen matriarchale Leute ihr Clanland und die Ressourcen, welche die Erde ihnen gibt, gemeinsam, denn die Güter gehen aus gemeinsamer Arbeit hervor. Alle Güter des Clans werden dann in die Hand der Sippenmutter gegeben, die sie damit nicht besitzt", sondern wieder gleichmäßig an alle verteilt. Damit bleibt die Transparenz beim Umlauf der Güter im Clan gewahrt, denn der Clanschatz ist immer öffentlich.Doch auch auf der Ebene eines Dorfes oder einer Stadt wird immer auf Ausgleich geachtet, das Werkzeug dazu ist die Ökonomie der Feste. Matriarchale Menschenkennen im Verlauf des agrarischen Jahreszeitenzyklus, der verschiedenen Lebensstadien im Clan und der Gemeinschaftsereignisse viele Feste und feiern sie mit Freuden. Denn sie sind der rituelle Ausdruck ihrer geistigen Kultur. Dabei sind diese Feste der Motor ihrer Ausgleichsökonomie, deshalb ist es für sie gut viel zu feiern.Bei diesen Festen gleichen sie nämlich den relativen Wohlstand, den vielleicht ein Clan gegenüber den anderen Clans durch eine gute Ernte oder erfolgreichen Handel erworben hat, wiederaus. Denn dieser Clan hat nun die Ehre, das Fest für alle anderen aus seinem Clanschatz auszurichten, er lädt alle anderen auf seine Kosten ein. Danach ist sein Wohlstand nivelliert, aber er hat großes Ansehen gewonnen. Und beim nächsten großen Fest ist der nächste wohlhabende Clan an der Reihe. Auf diese Weise gehtes durchs Jahr reihum, was insgesamt eine ökonomisch ausgleichende Wirkung hat.Die Ehre, die jeder Clan dabei gewinnt, bezieht sich auf sein prosoziales Verhalten,was im Rahmen des gegenseitigen Hilfssystems bedeutet, dass er niemals von denanderen in Zeiten der Not im Stich gelassen wird.
      Dahinter steht eine symbolische Vorstellung von Mütterlichkeit im Sinne einer schenkende Haltung. Kurz gesagt folgt es dem Prinzip: Wer hat, der gibt, und wer nicht hat, der darf nach Herzenslust nehmen. Im Patriarchat gilt dagegen das Prinzip: Wer hat, der nimmt sich noch mehr. uih, das hört sich äußerst interessant an!:D


      3. Die matriarchale Politik

      Der Ausgleichsökonomie entspricht in der Politik das Konsensmodell, das bei der Entscheidungsfindung eine wirklich egalitäre Gesellschaft herstellt. Oberhalb dieses Konsensmodells, im Sinne von Einstimmigkeit aller Mitglieder der Gesellschaft, gibt es keinerlei darübergesetzten Strukturen von Herrschaft. Diese sind die typische Erfindung des Patriarchats, weshalb alle konkreten patriarchalen Gesellschaften Herr-schaftsgesellschaften sind, auch noch im Gewand der modernen Demokratien.Das Konsensmodell der matriarchalen Politik funktioniert folgendermaßen: Jede Ent-scheidungsfindung beginnt im Sippenhaus, dieses ist der Ort der Realpolitik in jeder Hinsicht. Alle Angelegenheiten, die den Clan betreffen, werden per Konsens aller Mitglieder im Clan entschieden. Dabei haben Jugendliche ab 13 Jahren - nach ihrem Initiationsfest, bei dem sie als volle Mitglieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden - volles Stimmrecht. Die Beratung dauert so lange, bis die Einstimmigkeit gefunden ist. Wenn die Entscheidung das ganze Dorf oder Städtchen betrifft, wird der Konsens aufdieser Ebene hergestellt. Die Entscheidungsfindung beginnt wieder in den einzelnen Clanhäusern, bis sie jedes für sich Einstimmigkeit gefunden haben. Nun gibt es einen Dorfrat oder einen Stadtrat als vermittelnde Instanz, aber dieser ist kein Entscheidungsträger, sondern nur ein Forum für den Informationsaustausch. Dort versammeln sich diejenigen, die von den einzelnen Clanhäusern als Delegierte gewähltwurden, um die Stimme des Clanhauses zu vertreten. Das können die Matriarchinnen der Clanhäuser selbst sein, wie einzelne Beispiele zeigen, in anderen Fällen sind es gewählte, würdige Männer wie die ältesten Brüder der Matriarchinnen, die ihre Clanhäuser vertreten. Sie informieren über die Entscheidungen in den Clanhäusern und tragen diese Informationen wieder in die Clanhäuser zurück. Dabei stellt sich heraus, ob der Konsens auf Dorfebene schon gefunden wurde oder nicht; ist das letztere der Fall, dann beginnt dieser Prozess der Beratung hin und her von neuem, bis die Einstimmigkeit erreicht ist.Dasselbe funktioniert sogar auf regionaler Ebene, die größte Organisationseinheit,die Stamm/Ethnie/Volk insgesamt umfasst: Nach den Beratungen in den einzelnen Clanhäusern und der gefundenen Einstimmigkeit überall auf der Dorfebene werden nun Delegierte gewählt, die Dorf oder Stadt im Stammesrat vertreten. Auch dieser Rat hat keine Entscheidungsbefugnis, sondern dient nur dem Austausch, was die einzelnen Orte beschlossen haben. Ist der Konsens in der Region noch nicht gefunden, so kehrt die Beratung wieder zurück auf Dorfebene und dort auf die Ebene der Clanhäuser, bis bei diesem komplexen Hin- und Hergehen die gesamte Region Einstimmigkeit gefunden hat. Im Stammesrat sind die Kommunikationsträger in den meisten Fällen Männer, denn es sind Distanzen zurückzulegen, die von den Dörfern weit weg führen können.

      Wir können uns kaum vorstellen, dass dies funktioniert, denn wir sind Konsensbildung nicht gewohnt. Matriarchale Menschen wachsen aber in konsensbildenden Gemeinschaften auf, die obendrein vom Vertrauen einer Ver-wandtschaftsgesellschaft geprägt sind. Daher entwickeln sie in dieser Hinsicht einehohe kommunikative Kompetenz, die wir nicht mehr haben, und ihre Konsensbildungen gelingen sogar auf regionaler Ebene ziemlich rasch. Der politische Vorteil ist,dass ein Stamm/Volk nach einem solchen Konsensbildungsprozeß von außen hernicht zu spalten ist, sondern wie eine einzige Person handelt. Ferner geht aus dieser Konsenspolitik hervor, dass in einer solchen Gesellschaft kein Geschlecht oder keine Gruppe über die anderen herrschen kann. Matriarchate sind daher die einzigen wirklich egalitären Gesellschaften, die in der menschlichen Geschichte geschaffen worden sind. Ich definiere sie auf der politischen Ebene daherals egalitäre Konsensgesellschaften.

      4. Das matriarchale Weltbild in Religion und Kult

      Auf der Ebene der Spiritualität und des Weltbildes definiere ich matriarchale Gesellschaften als sakrale Gesellschaften im Sinne von GöttinKulturen. Was heißt das?Diese Gesellschaften kennen die Trennung von sakralem Bereich und profanem Bereich nicht. Der Grund ist, dass ihre Vorstellung von der Gottheit nicht transzendentist, sondern immanent. Für sie gibt es keine Gottheit außerhalb der Welt, wobei dort aller Geist sein soll und die Welt zur bloßen, toten Materie herabgewürdigt wird.Sondern in ihrem Glauben ist die Welt die als weiblich verstandene Gottheit selbst,Kosmos und Erde sind die Göttin selbst. Das heißt nicht weniger, als dass die ganze Welt als göttlich betrachtet wird, mit allem was darin erscheint und lebt, vom größten Stern bis zum kleinsten Grashalm. Auch in jeder Frau, jedem Mann, jedem Kindwohnt die Göttin als die universelle Energie, die in allem wirkt. Sie gehen dabei von zwei Urgöttinnen aus, die eine ist der Kosmos als Schöpferingöttin, die andere ist die Erde als Urmutter von allem Lebendigen. In einer Gesell-schaft, in der alles göttlich ist und diese göttlichen Erscheinungen - sei es auf der kosmischen oder der menschlichen Ebene - in den Festen gefeiert werden, gibt eseinen anderen Umgang der Menschen miteinander und einen anderen Umgang mitder außermenschlichen Natur. Die Menschen haben auf der Erde nur Nutzungsrecht,aber kein Besitzrecht, denn die mütterliche Erde schenkt ihnen, was sie brauchen.Der symbolische Begriff von Mütterlichkeit, den sie haben, hat nämlich seine geistigen Wurzeln im Bild der allesschenkenden, mütterlichen Erde. Alle Menschen sind Töchter und Söhne der Mutter Erde und deshalb im symbolischen Sinne alle miteinander verwandt. [Vergleiche Indianer- und, unsere Biologiekenntnisse, es stimmt so!] So unterschiedlich sie als Individuen, Geschlechter, Generationenoder als ethnische Menschentypen auch sein mögen: Es hat Mutter Erde gefallen,diese Vielfalt ihrer Kinder hervorzubringen, deshalb begegnen matriarchale Menschen auch Andersartigen mit Achtung und Offenheit. Dies führt grundsätzlich zu einer integrierenden Haltung, der solche patriarchalen Errungenschaften wie Rassismus und Kriege aus ethnischen und religiösen Gründen fremd sind.
      Diese symbolische Verwandtschaft erstreckt sich sogar auf Tiere und Pflanzen, dennauch diese sind Kinder der Erde. Die Menschen betrachten sich deshalb auf gleicher Ebene wie Schwester Pflanze" und Bruder Tier" und danken ihnen, wenn sie sie ernähren. Sie kennen keine Hierarchien, nach der die Welt des Lebendigen in Höheres und Niedrigeres abgestuft wird, und sind immer bereit, von der Weisheit der Pflanzen und Tiere zu lernen. Daher ist ihnen die schonungslose Ausbeutung der Pflanzen- und Tierwelt bis hin zu deren Vernichtung unbekannt. Es ergibt sich daraus ein Verhalten, das wir im wahrsten Sinne ökologisch" nennen würden. Jedoch ist dies bei ihnen kein rationales Konzept, sondern eine spirituell-symbiotische Verbun-denheit mit allem Lebendigen, die aus ihrem symbolischen Begriff von Mütterlichkeit gespeist wird.Die Folge ihres immanenten Begriffs vom Göttlichen ist außerdem, dass sie die Trennung von Sakralem und Profanem gar nicht brauchen. Da alles göttlich ist, ist auch jeder wechselseitige Kontakt mit anderen Wesen eine heilige Handlung, ein Ritual. Jede alltägliche Tätigkeit wie den Acker zu bebauen, Lebensmittel zu verarbeiten, zu spinnen und zu weben, Pflanzenmedizin herzustellen ist für sie ein Ritual.Es wird mit Achtsamkeit und Liebe ausgeführt und von Gebeten oder Gesängen begleitet, welche die spirituelle Symbolik dieser Handlung ausdrücken. Die Feste sind lediglich eine Steigerung dieser auch im Alltag ständig praktizierten spirituellen Haltung. Darum bezeichne ich matriarchale Gesellschaften auf der religiös-kultischen Ebene als sakrale Gesellschaften und - weil ihre Vorstellung von der Gottheit grundsätzlich weiblich ist - als Göttinkulturen






      Der Bogen, der gespannt wurde, schließt sich langsam! :)
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 14:32:06
      Beitrag Nr. 14 ()
      :eek: :eek: :eek: :laugh: :laugh: :laugh:

      Sit :kiss: Sehr gute Argumente, aber da brauch` ich noch ein Weilchen um das alles zu lesen :laugh:

      Später dann ;)
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 18:36:48
      Beitrag Nr. 15 ()
      @ Nicita, :kiss: der Kreis ist wirklich geschlossen, man kann wohl sämtliche Probleme hier erschlagen!


      Und schau mal, was ich noch gefunden habe

      ( Stoff für mehrere Tage! :D )


      http://www.antjeschrupp.de/flugschrift/index.htm
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 20:31:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      #8 Wie vorhin schon gesagt, sehr gute umfassende Zusammenfassung der vergangenen Diskussionen :) Kann ich so voll und ganz nachvollziehen ;)

      Und ich bringe mittlerweile auch andere zum Nachdenken, wenn ich damit anfange :D

      #12 Griechenland ?

      Die Griechen lebten doch nach ihren Göttern, oder ? Somit müsste es ja noch eine Religion geben, die Frauen unterdrückt, oder habe ich das falsch verstanden ? :confused:

      #13

      Erschlägt mich :eek: Aber liest sich nicht schlecht, nur der Text im gesamten ist schlecht zu behalten und somit schlecht eine Antwort dazu zu schreiben. Aber zum Nachlesen interessant ;)

      Und seit dem heutigen Tag bin ich doch froh darüber, daß ich im August in keine Kirche muß ;)

      Sowas nennt man dann wohl doch Gehirnwäsche :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 20:44:10
      Beitrag Nr. 17 ()
      Gehirnwäsche :rolleyes:

      frag mal kuehe zum Thema :D


      Nun, es erschlägt einen vielleicht zuerst, es stimmt aber vieles! ;)

      Habe ich irgndwo behauptet, nur eine Religion war so?

      :confused:

      Der Islam ist noch schlimmer, wie es konkret bei den östlichen Religionen mit den Geschlechterrollen aussieht weiß ich nicht!
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 16:15:10
      Beitrag Nr. 18 ()
      Quelle:


      http://www.holis.de

      Professor James DeMeo

      Warum konnten patristische Gesellschaften matristische verdrängen?
      Wie oben erwähnt konnte DeMeo anhand archäologischer und paläoklimatischer Studien beweisen, daß vor ca. 6000 Jahren die Erde von hauptsächlich matristischen Kulturen bevölkert wurde. Die Auswertung globaler anthropologischer und archäologischer Daten weisen auf einen Übergang von friedlichen und sozialen Verhältnissen zu gewaltsamen, Männer-dominierten, kriegerischen Verhältnissen. Wie konnte sich dieser Zustand ändern, wenn doch matristische Gesellschaften von der natürlichen Auslese begünstigt werden müßten, da ihre Prinzipien die naturgemäßen, angeborenen sind, die das Leben (in Form der familiären Bindungen) fördern und unterstützen? DeMeo konnte aufgrund seiner Daten verschiedene globale Muster in diesen archäologischen Übergängen ausmachen, die auf die Ursache des Wechsels von Matrismus zu Partismus hinweisen.
      Interessant war die Feststellung, daß die frühsten dieser kulturellen Übergänge einhergingen mit grundlegenden klimatischen Veränderungen. Dies geschah in spezifischen Regionen der Alten Welt, Nordafrika, Naher Osten und Zentralasien; diese relativ feuchten Gebiete wurden trocken.
      Die Ausweitung dieser kulturellen Veränderung, also die späteren Übergänge, geschah in den angrenzenden Gebieten durch Verlassen der neuen Dürrezonen und somit Einfall in die feuchtern Gebiete. In der Geschichtsschreibung ist dieser Vorgang als Völkerwanderung (die indogermanische von Zentralasien ausgehend nach ganz Europa ausdehnend) bekannt. Der Zusammenfall der Umwelt- und Kulturveränderung war ein weiteres Beweisstück, daß Dürre und Wüstenbildungen in der Lange sind, die Bindungen zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Frau und Mann in traumatischer Weise zu zerstören.


      Soziale Folgen von Dürre Verwüstung und Hungersnot
      Augenzeugenberichte der jüngsten Vergangenheit über kulturelle Veränderungen während Hungersnot und Unterernährung beweisen weiterhin, daß dies die Ursache des Hineindrängens früherer matristischer Gesellschaften in den Patrismus ist. Gemeint sind hier die Berichte über den Zusammenbruch der sozialen Familienbindungen der Ik-Völker in Ostafrika. Auf der Suche nach Nahrung verlassen Väter ihre Familien und kehren oft nicht zurück. Kinder und Frauen müssen so alleine ums Überleben kämpfen; Kinder schließen sich zu Banden zusammen, die Nahrung stehlen. Am längsten hält noch die Bindung zwischen Mutter und Kind, wobei nach einer gewissen Zeit auch die verhungernde Mutter ihr Kind verlassen wird.




      Mehr dazu gleich! :D
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 16:20:44
      Beitrag Nr. 19 ()
      Also gab es das Paradies doch, wie so häufig steckt in vielen alten überlieferten ein Stückchen Wahrheit! :)

      Nur waren nicht die Frauen an der Vertreibung aus dem Paradies schuld, sondern die Umwelt, in Form von Hunger und Dürre. Das die Frauen die Schuld zugeschoben bekamen, lag in der Natur der Patriachate, welche zur Unterdrückung neigen.
      Selbst als dann die Ressourcen nicht mehr knapp waren, breiteten sich die Männergesellschaften durch ihren Antrieb etwas in Besitz zu nehmen und somit einen Vorteil zu haben drastisch aus!

      Nochmal die SChlußfolgerung von dem Professor:

      Die wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien von DeMeo haben somit die sexualökonomische Theorie menschlichen Verhaltens, das Martismus/Patrismus-Schema und den Zusammenhang von Wüstenbildung und Patrismus bestätigt. Die lustorientierten Aspekte des sozialen Lebens ermöglichen das Überleben und die Gesundheit eines Kindes, den sozialen Zusammenhalt und somit die Gesundheit und das Fortbestehen einer Gesellschaft. Sicher ist weiterhin, daß es eine Zeit gab, in der friedvolle Völker, die kinder- und frauenfreundlich waren, die Erde bevölkerten. Dies beweisen die oben angeführten Studien. Bis in die jüngste Vergangenheit gab es noch solche Gesellschaften, wie in dem Buch "Saharasia" von James DeMeo ausgeführt und verwiesen wird.
      Patristische Kulturen sind in keiner Weise, wie leider oft fälschlicherweise angenommen wird, die naturgemäßen ("survival of the fittes"). Wie oben auf- und ausgeführt wurde, ist das matriachale Prinzip das naturgemäßere und somit dem Leben zuträglichere. Man darf natürlich das Matriachat nicht gleichsetzen mit dem real existierenden Patriachat - nur mit Frauenherrschaft. Matriachat bedeutet, daß das Prinzip des "Lassen" (=Freiheit) - anstatt dem "Druckprinzip" - Vorrang eingeräumt wird. Dadurch entsteht, wie man annehmen möchte, kein "Chaos", sondern die Freiheit ermöglichst freie Entfaltung des Menschen in jeglichen Bereichen - individuell und sozial. Dadurch sind die Menschen - und somit die jeweilige Kultur - glücklicher, zufriedener und gesünder. Das dieses Prinzip funktioniert, beweist - neben den oben angeführten archäologischen Funden - die bis Anfang dieses Jahrhundert lebenden Gesellschaft der Trobriander und Muria (vgl. "Saharasia").




      Vieles davon ist unbedingt logisch und klingt sehr einleuchtend!
      So, und nun ehrlich, wer hat schon mal in eine solche Richtung überlegt? :D
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 16:30:01
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hier mal ein etwas anderes Motiv!

      Die Psychologin Carola Meier-Seethaler spricht als UrMotiv vom Gebärneid, der die gekränkten Männerseelen zum Umsturz aufstachelte, weil es in der friedlichen Weiberwelt einfach zu wenig Anreiz gab zu Wettbewerb, Leistung, Herausragen und Ehre. Dies schufen die Männer nun in ihrer Kultur, in der im Gegensatz zur langweiligen Weiberwelt nicht mehr die stete lebenliebende Sorge für Menschen, Tiere, Pflanzen und Erde im Zentrum steht, sondern die besondere, die herausragende, die spezielle Leistung, mit der sich der Mann unter seinesgleichen auszeichnen und profilieren konnte und noch heute kann und tut.

      Fruchtbarkeit abwerten

      Als erstes mussten die Frauen aus dem Vordergrund verschwinden und in den Hintergrund rücken.
      Mittel I: Die überragende Bedeutung in der Weitergabe des physischen Lebens war in Richtung Bedeutungslosigkeit zu reduzieren. Ganz klassisch ist diese Umwertung dargestellt in den „Eumeniden“, wo Orestes den Mord an seiner Mutter legitimiert und betont, dass ja der Vater der eigentliche Erzeuger seiner Kinder sei und die Mutter nur austragender Boden, Brutkasten sozusagen, und dass weder Schwangerschaft, Geburt noch Stillen im weiteren der Rede wert seien, nur so natürliches Zeug eben - entscheidend sei der Zeugungsakt (was sich noch in der schweizerischen Dialektwendung „er hetere e Chind gmacht“ spiegelt), und dieser Akt verbürgt das Recht des Vaters an seinem Nachwuchs: das Vaterrecht wird eingesetzt und die vaterrechtliche Abstammung, Regelung und Vererbung der Besitzverhältnisse.

      Und wie auf Erden so im Himmel

      Die ursprünglich unabhängigen Jungfrauen- und Muttergöttinnen, die allensfalls einen Heros als Liebhaber und Sohn neben sich hatten, werden nun als Ehefrauen (wie Hera) oder als Töchter wie Athene (die sogar noch dem Kopf des Papas ent-springen muss!) eingemeindet. Dass die Magna Mater die Quelle allen Lebens ist, bricht sich erst wieder als theologische Fehlleistung Bahn im Skulpturentyp der Vierge ouvrante: eine Madonnen-Figur lässt sich wie ein Kasten öffnen und in ihr drin, in ihrem Bauch, zeigt sich die männliche Trinität Gottvater, Sohn und Geist - eine Darstellung, die umgehend vom Papsttum verboten wurde, weil sie so ungeheuerlich war in ihrer matri-zentrischen Aussage.

      Frauen-Ausschluss aus der Kultur

      Mittel II: Zur Abwertung der Fruchtbarkeit gehörte Hand in Hand die Vertreibung von Frauen aus priesterlichen und kultischen Aemtern. So lehrte Paulus schon ganz früh: „das Weib schweige in der Gemeinde“ und „zu lehren gestatte ich dem Weib nicht“. Dieser Wegweisung folgte der Ausschluss aus Bildung, Wissenschaft und Kultur, aus ausserhäuslichen beruflichen und politischen Rollen. Gibt es auf griechischen Vasen Amazonen in einer Art langen Hose, so war es nun für lange Zeit mit allen Hosenrollen vorbei, bis sich Piratinnen und eine George Sand dieses bequeme Kleidungsstück wieder aneigneten!

      http://www.idee-suisse.ch/laudat11.htm
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 16:33:00
      Beitrag Nr. 21 ()
      mal eine Frage:

      was ist daran so negativ, zu Erkenntnissen fähig zu sein?
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 20:16:33
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ BonMala ??? Huh, wie meinen? Natürlich ist da nichts negatives dran, der Faktor, dies als Unterdrückungsfaktor zu benutzen ist das Übel


      Margrit Kennedy: Das ist auch meine Hoffnung und ich bin da auch durchaus zuversichtlich. Allerdings denke ich, daß fortan noch sehr viel mehr Frauen über gangbare Wege in die Zukunft mitdenken sollten als bisher. Die Ökonomie und besonders das Geldwesen sind ja bislang noch immer ausgesprochene Männerdomänen. Und bisher sind Frauen auch in der Geld- und Bodenreformbewegung stark unterrepräsentiert, obwohl in ihren geistigen Wurzeln schon ein frauenpolitischer Ansatz angelegt ist, der kritisch gesichtet und weiterentwickelt werden könnte. Noch bevor mein Buch "Geld ohne Zins und Inflation" erschien, habe ich deshalb schon in den 80er Jahren meinen Aufsatz "Frauen tragen die größte Last" geschrieben, der dann auch mehrfach nachgedruckt wurde. Die Reform des Geldwesens und auch des Bodenrechts ist keine bloß ökonomisch-technische Aufgabe, sondern Teil eines umfassenderen ökonomischen und kulturellen Umbruchs, den nur Männer und Frauen gemeinsam bewältigen können. Neben ökonomisch-technischem Handwerkszeug gehört vor allem auch eine veränderte innere Haltung dem Leben gegenüber dazu - eine Einstellung, bei der es nicht mehr um die Herrschaft über das Leben geht, sondern um die Bereitschaft, das Leben um seiner selbst willen vor all den von dem krebsartig wuchernden Geld ausgehenden Gefahren zu schützen. Hierbei ist die Mitwirkung von Frauen, die ja bislang das Leben von Generation zu Generation weitergegeben haben, einfach unerläßlich. Sehen Sie, gerade in der gegenwärtigen Unterwerfung der ganzen Erde unter die Herrschaft des Geldes sind es Frauen, die mit all ihren Erfahrungen aus Aufenthalten in der Dritten Welt unsere Aufmerksamkeit auf die von ihnen sogenannte "Subsistenzperspektive" lenken wollen, um für die Gegenwart und mehr noch für nicht auszuschließende Zeiten globaler Katastrophen Überlebensstrategien zu entwickeln.

      http://www.holis.de
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 21:32:49
      Beitrag Nr. 23 ()
      endlich mal eine kirchliche Sichtweise!

      Zurück zur biblischen Tradition. Hier gibt es das Paradies nur als verlorenes Paradies. Das dritte Kapitel der Bibel erzählt, wie der Mensch aus dem Paradies ausgewiesen wurde. Das einzige Verbot, nämlich vom Baum der Erkenntnis zu essen, übertreten die beiden Bewohner des Paradieses, Adam und Eva. Sie naschen vom Baum der Erkenntnis. Die anschließende Diskussion, wer wen verführt hat, ob die Schlange die Eva oder Eva den Adam, nützt nichts. Verführen oder sich verführen lassen macht keinen Unterschied. Gott setzt Adam und Eva vor die Tür. Damit es keinen Weg zurück gibt und sie sich nicht auch noch am Baum des Lebens vergreifen, stellt Gott die Cheruben zur Bewachung vor die Tür.

      Jenseits von Eden ist Schluss mit den Einssein mit Gott und der Schöpfung. Die Natur begegnet dem Menschen nun nicht mehr als kultivierter Garten, sondern als eine Welt, in der in »schöner« Arbeitsteilung der Mann dem Boden in harter Arbeit seine Früchte abringen und die Frau, so heisst es, mit Schmerzen ihre Kinder zur Welt bringen muss. Ausgesetzt ist der Mensch, mit der ganzen Härte des Lebens konfrontiert und muss sich nun um sich selbst kümmern. Die Einfachheit und Ungebrochenheit der menschlichen Existenz ist ein für alle Mal verloren.

      Die Geschichte vom verlorenen Paradies darf man nicht als ein historisches Ereignis verstehen, als ob zu einer Stunde null der Menschheitsgeschichte ein Mann und eine Frau die große Chance der Menschheit vertan hätten. Sie ist vielmehr eine Schlüsselgeschichte, die deutlich machen will, dass der Mensch seine eigentliche Existenz immer wieder verfehlt. Das verlorene Paradies ist ein Symbol für die Gebrochenheit des Menschen: er ist und bleibt zerrissen zwischen Wollen und Sollen, zwischen Können und Tun, zwischen Chance und Realität, zwischen Gottvertrauen und Zweifel. Oder positiv formuliert: das Paradies ist ein Idealbild. Es will Orientierungshilfe geben, wie das Verhältnis des Menschen zu Gott und der Schöpfung aussehen könnte.

      Die Paradiesgeschichte erzählt aber auch, dass es kein Zurück gibt, weder aus eigener Kraft noch mit Gottes Hilfe. Der Sündenfall ist nicht mehr rückgängig zu machen. Es ist keine Sache des guten Willens und alles wird wieder gut. Es ist keine Sache der Glaubenskraft, und alle Gotteszweifel sind verschwunden. Genauso wie es kein zurück in den Schoß der Mutter zur innigen Verbundenheit mit ihr gibt, so gibt es kein zurück ins Paradies zur fraglosen und ungebrochenen Gemeinschaft mit Gott. Psychoanalytiker würden sagen: Eine solche Regression wäre keine Heilung.

      Es gibt nur den Weg nach vorn. Es ist bemerkenswert, dass die übrigen drei Stellen der Bibel, in denen das Wort Paradies vorkommt, über den Tod hinaus zukunftsorientiert sind (Lk 23,43; 2Kor 12,4; Offb 2,7). Das Paradies wird zum Ort der Wiedervereinigung mit Gott. So kann Jesus zum Mann neben ihm am Kreuz sagen: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein«. Damit sagt er: Wenn wir jetzt gleich vor Gott stehen, werden wir nicht vor verschlossenen Türen stehen.

      Aber es ist nicht der Garten Eden, dessen Türen offen stehen. Im letzten Kapitel der Bibel hat Gott einen neuen Wohnsitz (Off. 21). Er wohnt mitten unter den Menschen einer Stadt, dem neuen Jerusalem. Das paradiesische Inventar des Gartens ist da: die Wasserströme, der Baum des Lebens, der vertraute Umgang mit Gott. Aber aus der symbiotischen Eltern-Kind-Innigkeit ist eine gereifte, erwachsene Beziehung geworden. Paradies bedeutet, biblisch verbunden, nicht ein entmündigendes und auf Dauer langweiliges Schlaraffenland für unmündige Kinder. Paradies heisst biblisch verstanden vielmehr die beglückende Begegnung von Braut und Bräutigam (Off 22,17).





      http://www.sonntagsblatt-bayern.de/katechismus/glauben37.htm
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      schrieb am 09.02.03 21:38:07
      Beitrag Nr. 24 ()
      jetzt habe ich sie am Sack, sie haben selbst den Beweis geliefert! :D

      Es gibt kein zurück in den Schoß der Mutter!


      Bedeutet: es gibt kein Zurück in eine matriarchalische Gesellschaftsform. Aber sie haben es schön umschrieben, und es ganz anders gedeutet, als Schlechtigkeit der menschlichen Ansprüche an sein Ideal-Sein!
      Aber, selbst in der Bibel sind schon versteckte Hinweise ( wie sie in jeder menschlichen Kultur als Prophezeiungen zu finden sind ) darauf gebeben, das eines Tages ein neues Paradies, ein gereiftes Paradies entstehen wird!

      Aber aus der symbiotischen Eltern-Kind-Innigkeit ist eine gereifte, erwachsene Beziehung geworden.
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 21:54:03
      !
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      Avatar
      schrieb am 09.02.03 21:54:36
      Beitrag Nr. 26 ()
      Der Zyklus der Seele – Die Entschlüsselung der wichtigsten visionären Motive



      Viele der typischen, visionären Motive beschreiben Stationen vom „Zyklus der Seele“, die sich von der geistigen Welt trennt, den Weg durch die materielle Welt antritt, Erfahrungen sammelt, reift und schließlich wieder in die geistige Welt zurück kehrt. Eine wirkliche Kurzform vom Zyklus der Seele finden wir in der Bibel im Gleichnis vom verlorenen Sohn: Der Sohn (das Bewusstsein) trennt sich vom Vater (Gott/Geist), geht durch die Welt, um sich schließlich wieder mit ihm zu vereinen. Damit ist der Kreis geschlossen. Diese Grundbotschaft vom Zyklus der Seele ist der Kern vieler Offenbarungen und Visionen und begegnet uns daher auch in vielen anderen biblischen und mythischen Motiven (z.B. als Aussaht und Ernte). Dieser neue Interpretationsansatz erklärt auch, warum die gleiche Information seit Jahrhunderten immer wieder offenbart wurde, aber trotzdem bislang in der materiellen Welt noch nicht eingetreten ist.



      Es geht nämlich gar nicht darum, dass irgendwann hier ein Hochgestellter stirbt, sondern wir selbst sind der Hochgestellte, in dem das Wissen über die höherer Wirklichkeit gestorben ist. Ebenso geht es nicht darum, dass sich irgendwann die Sonne drei Tage verfinstern wird, sondern wir durchleben hier in der Materie bereits diese Verfinsterung um des Geistes willen. Auch geht es nicht darum, dass irgendwann tatsächlich brennende Stücke aus dem Weltraum auf die Erde fallen, sondern der Funke der Inspiration fällt bereits in unsere Welt. Und schließlich brauchen wir uns auch nicht vor den Folgen des Polsprungs zu fürchten, wenn dieser in uns stattfindet. Und vermutlich wird auch das Goldene Zeitalter wohl nicht in der materiellen Welt ausbrechen.



      Dennoch könnte es natürlich passieren, dass sich all diese Ereignisse auch irgendwann in der „Materie“ offenbaren, also physische Realität werden. Da diese Motive aber bereits seit Jahrtausenden in ähnlicher Form in Visionen offenbart werden, gibt es keinen Grund, das physische Eintreffen der „physischen“ Offenbarung ausgerechnet für unsere Lebenszeit anzunehmen

      Der „Tod“ auf der geistigen Ebene



      Der Zyklus der Seele beginnt in der „geistigen Welt“. Auf dieser Ebene sind wir noch mit dem universellen Geist bzw. mit Gott vereint. Mit der Individualisierung beginnt ein „Abspaltungsprozess“ und wir gewinnen Eigenständigkeit. Wir sind aber nach der Abspaltung noch ziemlich unselbständige „Gottessöhne“. Daher werden wir in die materielle Welt geschickt, um dort Erfahrungen zu sammeln. Das Wissen um unsere Herkunft wird hierbei aber gezielt ausgeschaltet, weil wir mit diesem Wissen die materielle Welt nicht mehr so richtig ernst nehmen würden und auch keine neuen Erfahrungen sammeln könnten. Dieses „Ausschalten“ des Wissens in uns ist wie ein Tod. Wir sind nun nicht mehr der „hochgestellte Gottessohn“, sondern einfach nur ein Mensch. Dieser „Tod“ in der geistigen Welt bringt uns in die materielle Welt. Das ist also ziemlich exakt das Gegenteil von dem was wir hier in der materiellen Welt als Tod empfinden. Dieser Punkt ist für das Verständnis der Todes-Symbolik äußerst wichtig, denn hier kommt es immer wieder zu Missverständnissen.



      Dieses Motiv vom „Tod des Hochgestellten“ offenbart uns die Antwort auf die Frage: Wer bin ich und wo komme ich her? Wir sind Kinder Gottes, die in der materiellen Welt durch die Schule des Lebens gehen. Aber bis so ein mythisches Motiv bis ins Tagesbewusstsein dringt, wird es natürlich ergänzt und vermengt mit vielen anderen Dingen, die uns sonst auch noch so durch den Kopf schwirren. Und damit wird es leider auch bis zur Unkenntlichkeit entstellt.


      Der Weg in die Materie – also die Erste Hälfte vom Zyklus der Seele - begegnet uns zum Beispiel symbolisch verschlüsselt



      - in der Vertreibung aus dem Paradies

      - im Fall bzw. Sturz der Engel

      - in der Sintflut

      - in der Ahnenreihe Abraham, Isaak, Jakob

      - in der Aussetzung von Moses im Nil

      - mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem

      - in der Tötung des Stiers im Mithras-Kult

      - im Untergang von Atlantis

      - im Sturz durch den Brunnen bei Frau Holle

      - ...






      http://home.arcor.de/elias_erdmann/prophezeiungen.htm
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 22:22:14
      Beitrag Nr. 27 ()
      @Virgilja :)

      Also in den Flitterwochen bin ich noch nicht ;) Und 1h ist ein bissel spät wenn man morgens raus muß.

      Die Texte vertrag ich ganz gut :D
      Avatar
      schrieb am 09.02.03 22:23:06
      Beitrag Nr. 28 ()
      wenigstens eine, die hier alles liest! ;)
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 20:27:34
      Beitrag Nr. 29 ()
      absolut geil die Quelle, paßt in jeden Thread! :D


      Die menschlichen Tätigkeiten hatten sich aus der Überschaubarkeit des Stammes, der Familie in größere Gesellschaftsformen der Städte, der Länder, der Königreiche verlagert. Der Stamm als relativ kleine gesellschaftliche Gruppe war organisiert nach Prinzipien einer geringen sozialen Schichtung und ohne zentrale politische Autorität. Die Mitglieder verband eine gemeinsame Kultur und eine gemeinsame Sprache. Sie lebten in gleichen überlieferten und immer wieder neu erworbenen Denkmustern und Verhaltensweisen. Die neue Gesellschaft in größeren Einheiten, einer Stadt, eines Königreiches dagegen hatte sich hierarchisch organisiert. Es begannen, sich die soziale Pyramiden zu strukturieren. Die Führung dieser Gesellschaften wurde anonymer, da sie nicht mehr im täglichen Leben der Einzelnen erlebbar blieben. Neben der Aufteilung in der sozialen Hierarchie, begannen sich durch den Beginn der Arbeitsteilung auch die Arbeiten für das tägliche Leben zu spezialisieren. Es entstanden Berufe und damit aber auch eine andere Qualität der Abhängigkeit von anderen Menschen.

      Es war auch der Beginn des bewußten Einsatzes der Resultate technologischer Entwicklungen, sowohl bei der Erzeugung von Lebensmitteln, wie auch im Bereich des Bauens und nicht zuletzt des Kriegshandwerkes. Die damit erreichbaren höheren Produktivitäten in der Landwirtschaft wurden auch nötig, da durch die steigende Bevölkerungszahl größere Menschenmengen ernährt werden mußten. Die Zeit des Garten Eden, in dem die Menschen von den Früchten der Natur leben konnten, ohne selbst hierfür arbeiten zu müssen, ging wohl zu Ende.

      Diesen Entwicklungen in den Lebensformen der Menschen überlagerte sich die Entwicklung der Religion, der Einfluß der Götter, aber auch der Einfluß und die Stellung der sich entwickelnden Königshäuser. Die Macht, die dem König im Zusammenwirken mit den Göttern und gestützt durch die Priesterschaft zuwuchs, gab diesem auch die Möglichkeit, über den Mehrertrag, den die fortgeschrittenen Technologien erbrachten, zu verfügen. Diese Mittel waren aber auch die Voraussetzung, daß die Könige die heute noch bestaunten großen Bauwerke, Kunstwerke und Infrastrukturen erstellen konnten. Sie konnten eine Bürokratie unterhalten, die nötig war, um die Macht zu stützen und auch Armeen zu unterhalten, um Kriege zu führen. Diese Macht der Könige setzte aber auch eine Kooperation oder zumindest ehrfürchtige Unterwerfung und passive Zustimmung der gesamten Gesellschaft voraus. In diese Zeit der sich entwickelnden neuen Gesellschaftsformen entstanden die Bücher des Alten Testamentes. Die vielen Kriege, die dadurch größer werdende Zahl von Menschen die aus der Produktion der Landwirtschaft herausgezogen wurden, müssen zu Lebensumständen geführt haben, die durch die Bibeltexte belegt werden. Mit dieser Form der Arbeit in der Gesellschaft begann aber auch die Macht über Menschen anonymer zu werden.

      Auch damals schon versuchte der König, sein Handeln als ein Handeln für seinen Gott zu erklären. Für die einfachen Menschen war dieses eine Erklärung für die ihnen abverlangte Mühe und Qual der Arbeit. Es war ein von den Göttern gewünschter oder zumindest geduldeter Zustand. Der Wissensvorsprung der Priesterschaft über die Erscheinungen der Natur schaffte hierzu eine entscheidende Voraussetzung. Sie gaben vor, das Wissen über die Zeichen der Natur deuten und sammeln zu können. Dieser Anspruch ermöglichte es ihnen, die Befehle der Könige, aber auch die der Priester als gottgewollt zu interpretieren und durchzusetzen.

      König Salomo führte die Fronarbeit ein (missim). Jeder Bürger mußte einen Monat im Jahr für die Regierung arbeiten. Diese Fronarbeit als extreme Form der Arbeit für den Staat wurde nötig, da er in seiner Regierungszeit ergiebige Einnahmequellen für seine ungeheure Bauwut brauchte. Da es noch kein Geld im heutigen Sinne gab, waren Sachleistungen oder eben Fronarbeit üblich.

      Dieses war eine entscheidende Veränderung der Gesellschaft im Vergleich zu den früheren Formen der bescheidenen Lebensformen der Familie, des Stammes, des Dorfes. Dort lief das Leben durch gegenseitige Abstimmung und Verständigung ohne zentrale Autorität ab, es gab keine Befehle, denn es bedurfte ihrer nicht.





      http://www.uni-ulm.de/LiLL/3.0/D/wsd/ARB_BI01.htm
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 22:21:00
      Beitrag Nr. 30 ()
      da hätte man ja auch mal eher drauf treffen können: :rolleyes:


      Und wie immmmmmmmmmmmmmmerrrrrrrrrrrrrrrrrr:D

      sehr lang! :look:

      Berliner Debatte INITIAL 2/1992
      Ist der Mensch paradiesfähig? - Antworten

      Irenäus Eibl-Eibesfeldt



      Die Vorstellung, der Mensch habe einst ein glückliches Leben geführt und sei erst durch Sündenfall aus dem Paradies vertrieben worden, geistert durch die Geschichte der abendländischen Zivilisation. Urerinnerung an ein einst freies Leben als Jäger und Sammler? Sündenfall durch die Entwicklung der Zivilisation? Die Vorstellung, dass der Mensch mit dem Kultivieren von Pflanzen und mit der Entwicklung der Tierzucht unfrei wurde, sich selbst gewissermaßen zur Arbeit verdammte und überdies durch das Ziehen von Zäunen den Unfrieden in die Welt brachte, taucht immer wieder auf. Und exploitativ-umweltzerstörend sei ebenfalls erst der moderne Mensch in seiner Gier nach Wohlstand und Macht geworden. Sünden über Sünden werden den Heutigen angelastet und dem Leben der ,,edlen Wilden" gegenübergestellt. Wir hätten uns demnach selbst aus dem Paradies vertrieben. Stimmt das?
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      Gab es eine Zeit, in der wir Menschen glücklicher lebten als heute?

      Objektiv betrachtet wohl kaum. In früheren Zeiten plagten Krankheiten den Menschen, wilde Tiere bedrohten sein Leben, Hunger und viele andere Nöte. Gefahren drohten überall und unsere Ahnen waren in vielfacher Weise gefordert. Allerdings, und das war das entscheidende: Sie waren genau an ein solches Leben als altsteinzeitliche Jäger und Sammler angepaßt, also auch durch die ihnen angeborenen Verhaltensprogrammierungen. Und über die verfügen wir noch heute. Alle uns angeborenen Verhaltensdispositionen entwickelten sich in jener langen Zeit, in der wir als altsteinzeitliche Jäger und Sammler in kleinen Gesellschaften lebten. Unsere emotionelle Ausstattung, unsere elementaren zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, Liebe, Haß, Rangstreben. territoriale Aggression und vieles andere entwickelten sich in jener langen Zeit, in der unsere Ahnen auf altsteinzeitlicher Entwicklungsstufe in Kleinverbänden vom Jagen und Sammeln lebten. Wir haben uns in der uns angeborenen Aktions- und Reaktionsausstattung in den letzten 10.000 Jahren biologisch nicht geändert, wohl aber entwickelten wir mit der technischen Zivilisation, der großstädtischen Umwelt und der anonymen Großgesellschaft eine neue kulturelle Umwelt, für die wir biologisch nicht geschaffen wurden. Wir passen uns einigermaßen an die neue Situation an, aber wir haben Schwierigkeiten, denn nicht alle unsere Programme passen in die moderne Welt, in der Präsidenten mit steinzeitlicher Emotionalität Supermächte leiten.

      Für das steinzeitliche Leben in kleinen Gruppen, in denen jeder jeden kannte, waren wir angepaßt, auch an die Herausforderung, die das Jagen und Sammeln emotionell an uns stellten, an Freuden ebenso wie an die Stressoren. Wir waren in die damalige Umwelt gewissermaßen harmonisch über einen langen stammesgeschichtlichen Anpassungsprozeß eingewoben.

      Das ist heute nicht mehr der Fall und das empfinden wir als Streß und wir haben Idealvorstellungen, die uns zum Teil wohl angeboren sein dürften. Wir empfinden z.B. ein Bedürfnis nach ,,Naturnähe". Der moderne Großstädter vermißt sie und flüchtet daher jedes Wochenende in langen Autokolonnen ins Grüne. Er vermißt auch die körperliche und affektive Herausforderung. Insbesondere der Mann ist offenbar nicht für den Schreibtisch konzipiert - er will sich körperlich betätigen und Abenteuer erleben. So rast er in Ersatzhandlungen die Skipisten zu Tal oder riskiert sein Leben im Hanggleiter. Die wenigsten von uns sind von ihrer Konstitution her für ausschließlich sitzende Tätigkeit geschaffen.

      Ein steinzeitlicher Jäger und Sammler war außerdem von niemandem in seiner Existenz beruflich abhängig. Es gab bis vor kurzem noch einige wenige Jäger- und Sammlervölker, wie z.B. die Buschleute der Kalahari. Jeder konnte sich dort, was er zum Leben brauchte, selbst herstellen und besorgen: Kleidung, Schmuck. Jagdausrüstung, seine Hütte und seine tägliche Nahrung. Man stand in diesen Kleingruppen einander wohl bei, aber niemand war von einem anderen angestellt, daher konnte auch niemand arbeitslos werden. Abhängigkeiten dieser Art, die wir als höchst unangenehm erleben können. gab es nicht. Das Leben war zwar nicht frei von Gefahren und Hunger, aber die existenzbedrohende Gefahr der Entlassung kannte niemand. Menschen waren tätig, aber Sammeln und Jagen bereitet Vergnügen.

      Wir tun dies heute schwammerl- (pilz- Anm. d. Web-Autors) suchend, fischend oder jagend in unserer Freizeit. Buschleute verbrachten mit dem Nahrungserwerb nur einige Stunden am Tag - die übrige Zeit lebten sie in ihrer kleinen Gemeinschaft. Miteinander plaudernd waren sie mit der Herstellung von Lederschurzen, Pfeilspitzen, der Zubereitung der Nahrung und anderen häuslichen und handwerklichen Aktivitäten beschäftigt. Sie umsorgten dabei ihre Kinder, zwischendurch vergnügten sie sich mit Tanz und Spiel. Die Arbeit war keine Fron. Und man lebte schließlich mit Menschen zusammen, die man gut kannte. Das schuf eine Atmosphäre des Vertrauens. In der anonymen Großgesellschaft ist das völlig anders. Da haben wir es im Alltag meist mit Menschen zu tun, die wir nicht kennen und das belastet uns, denn aus Gründen, die wir gleich noch besprechen werden, reagieren wir auf uns unbekannte Mitmenschen mit Angst. Wir erleben das Zuviel an Kontakten mit Menschen als Streß, klagen aber paradoxerweise oft über die Einsamkeit in der Massengesellschaft.

      Der Großstädter vermißt oft das Eingebettetsein in eine Kleingruppe von Menschen, die ihm vertraut sind. Dank unserer Mobilität sind ja selbst Familienangehörige oft über ein weites Gebiet verstreut. Es gibt eine Vielzahl von neuen Belastungen, für die wir biologisch unzureichend vorbereitet sind und die wir daher anders erleben, als jene Belastungen, mit denen unsere daran angepaßten Ahnen konfrontiert waren. Und wir sehen, dass es auch heute noch Menschen gibt, die von Natur umgeben, mit Familie, eingebettet in eine überschaubare Gemeinschaft, autark, fern von Lärm und Fabrikgestank und, wie es uns vorkommt, wenig eingeschränkt, frei leben.

      Jeder hat dort sein eigenes, wenn auch oft nur kleines Heim. Er muß keinen Zins zahlen und niemandem über seinen Tagesablauf Rechenschaft ablegen. Dagegen empfinden viele das eingeengte, regulierte Dasein in der anonymen Massengesellschaft in der Tat als Vertreibung aus dem Paradies. Sollen wir also umkehren und die Kleingesellschaft rekonstruieren? Das wäre zunächst einmal gar nicht möglich und überdies auch gar nicht wünschenswert! Die Großgesellschaft ebenso wie die technische Zivilisation ermöglicht uns kulturelle Leistungen, die wir in der Kleingesellschaft nie vollbringen könnten. Sie schützt uns ferner vor vielerlei Nöten. Gelänge es also, jene Stressoren zu mildern. die uns heute besonders zu schaffen machen. dann könnte das Leben in der technisch zivilisierten Welt sicher besser sein, als es das unserer naturnah lebenden Vorväter war.

      Unser Generalthema steht unter der Frage, sind wir paradiesfähig? Können wir uns hier auf Erden ein Paradies schaffen? Ich würde meinen. ja! Wir bringen dazu unsere Begabung zur Kultur mit und damit auch zur Kultivierung unseres Lebens, ferner gewisse Zielvorstellungen von Glück und Harmonie, die Fähigkeit, für die Zukunft zu planen. und eine Reihe von höchst positiven sozialen Anlagen, wie die uns angeborene Fähigkeit zu Liebe, zu Mitgefühl und Sympathie und schließlich das Streben nach einem besseren Leben. Kein Organismus gibt sich bloß passiv den formenden Einflüssen der natürlichen Auslese hin. Sie alle sind, wie Karl Popper so schön gesagt hat, ,,Sucher nach einer besseren Welt", und wir Menschen sind das gewiß in besonderer Weise. Damit haben wir als Zielsetzer eine neue Seinsstufe erreicht und auch - als erste Spezies auf dieser Erde - Verantwortung für unser weiteres Geschick, möglicherweise sogar als erste Spezies im All.

      Wollen wir unser Lebensschifflein erfolgreich steuern, dann ist es allerdings auch wichtig, die Untiefen und Klippen unseres Seelenlebens zu kennen, um nicht auf Grund zu laufen oder gar zu scheitern. In unseren stammesgeschichtlichen Anpassungen findet sich so manches, was sich unter den Lebensbedingungen der modernen Zeit als Stolperstrick erweisen kann, wenn man nicht um die Problematik Bescheid weiß.


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      Machtstreben

      Eine solche Problemanlage, die leicht zum Stolperstrick wird, ist unser Streben nach Macht und Ansehen. Es ist wohl ein recht altes Erbe, denn die meisten in Gruppen lebenden Säugetiere bilden Rangordnungen. Das äußert sich bei niederen Säugern in der Ausbildung von Dominanzstrukturen. Ranghohe Tiere werden jene, die sich anderen gegenüber durch physische Kraft und Geschick gewaltsam durchsetzen können. Sie gewinnen Vortritt zu beschränkten Ressourcen. Im Verlauf der Höherentwicklung kommen aber zunehmend auch andere soziale Eigenschaften zum Tragen und es bilden sich Führungsordnungen, die nicht in erster Linie auf aggressivem Durchsetzungsvermögen basieren, sondern auf Eigenschaften, die wir als positiv sozial bezeichnen. Bei höheren Primaten stehen ranghohe Männchen schwächeren bei, schützen sie und spielen eine hervorragende Rolle bei der Verteidigung der Gruppe. Vollends beim Menschen rückt die Bedeutung affiliativ freundlicher Eigenschaften in den Vordergrund.

      Meine Mitarbeiterin Barbara Hold hat in Kindergärten verschiedenen Erziehungsstils die Selbstorganisationsprozesse in Kindergruppen untersucht, und gefunden, dass sich in traditionell und antiautoritär geführten Kindergärten nach den gleichen Prinzipien Rangordnungen ausbilden. Kinder, die Spiele organisieren können, die teilen, Streit schlichten und Schwächere schützen, werden von den anderen in Führungspositionen gewählt. Ihnen zeigen die anderen Kinder etwas, sie richten sich an sie mit Fragen und suchen bei ihnen Schutz. Natürlich gibt es gelegentlich auch Rangstreit, aber es sind nicht die Nur-Aggressiven, die die Oberhand gewinnen. Man wählt sie wohl auch, weil man Respekt hat - das Wort Ehrfurcht drückt die Beziehung ranghohe Erwachsene betreffend aus - aber man wählt sie vor allem auf Grund ihrer affiliativfreundlichen Kompetenz. In Kleingruppen funktioniert das, da man die Kompetenz jener kennt, mit denen man heranwuchs. Fremden gegenüber neigt der Mensch dagegen dazu, die Ellbogen zu gebrauchen und Dominanz auszuüben.

      Auch Politiker, die in einem demokratischen Verfahren in Führungspositionen gewählt wurden, fallen leicht den Verführungen der Macht anheim. Sie werden zwar auf Grund ihres freundlich sympathischen und wohl auch sicheren Auftretens gewählt, aber Blender schlüpfen leicht in diese Rolle und da das Wahlvolk seine Politiker nicht wirklich kennt, ist die Auslese der Politiker schwierig, solange man nicht über objektivere Kriterien für Kompetenz verfügt.

      Das Machtstreben ist nun deshalb so problematisch, weil es sich dabei um einen Antrieb handelt, der keine abschaltende Situation kennt. Anders als bei Hunger, Durst oder Sex, die gegen Übertreibung durch Mechanismen der Sättigung abgesichert sind, gibt es beim Machtstreben keine Sättigung und keine abschaltende Endsituation. Im Gegenteil.

      Hat ein Mann Erfolg (bei Frauen ist die Physiologie des Erfolgstrebens noch nicht untersucht), dann kommt es zu einem Anstieg des Bluttestosteronspiegels. Tennispieler, die ein Match gewinnen, erleben innerhalb der nächsten 24 Stunden einen signifikanten Anstieg dieses Hormonspiegels, verlieren sie aber, so sinkt dieser ab. Das gleiche erleben Studenten, wenn sie eine Prüfung erfolgreich bestanden haben. Dieser Hormonreflex bei Erfolg hebt das Selbstgefühl und stachelt damit weiter an. In der Kleingruppe sind dem, was jemand erreichen kann, natürliche Grenzen gesetzt. Außerdem ist das Machtstreben durch persönliche Verbundenheit gemildert. In der anonymen Großgesellschaft der heutigen Welt dagegen sind Aufstiegsmöglichkeiten quasi unbegrenzt. Schon sprechen die amerikanischen Militärs davon, dass Amerika nunmehr Weltmacht No.1 sei und sie diese Position auch gegenüber Europa verteidigen würden, notfalls mit Gewalt.

      Mit den heute von der Technik zur Verfügung gestellten Mitteln kann das ausufernde Machtstreben höchst gefährlich werden. Gewiß, die positive Rückkoppelung, die den Erfolgreichen weiter anstachelt, bringt ihn zuletzt oft selbst um die Früchte des Erreichten. Viele Heerführer haben sich zu Tode gesiegt. Aber es blieben dabei viele Mitmenschen auf der Strecke.
      Wenngleich wir täglich mit der Irrationalität menschlichen Handelns konfrontiert sind, leugnen auch heute noch viele Ideologen die Existenz derartiger problematischer Vorprogrammierungen. Für sie ist das alles ein Ergebnis falscher Erziehung und falschen Bewußtseins.

      Eine lrrlehre beherrschte nämlich dieses Jahrhundert und obgleich sie im Osten Europas nach 70jähriger Herrschaft gescheitert ist, hält sie sich zäh in zahlreichen Hirnen. Es handelt sich um jene Variante der Milieutheorie, die von der Annahme ausgeht, dass wir Menschen als völlig unbeschriebene Blätter zur Welt kämen und alles was wir zum Leben brauchen, erst lernen würden. Der Standpunkt ist natürlich längst überholt Wir wissen, dass unser Denken, Wahrnehmen und Handeln in ganz entscheidendem Ausmaße durch das Angeborene - stammesgeschichtlich Angepaßte - vorprogrammiert ist.

      Aber in der Praxis unseres gesellschaftspolitischen Alltags glauben wir, davon nicht Kenntnis nehmen zu müssen. Die Folgen sind u.a. soziale Spannungen und Unruhe. Die gegenwärtige Diskussion um die lmmigrationsproblematik ist dafür ein gutes Beispiel. Wohlmeinende Philanthropen plädieren dafür, dass die traditionellen europäischen Nationalstaaten sich zu lmmigrationsländern erklären und nicht nur politisch Verfolgte, sondern auch Notleidende aus aller Welt, also auch aus kulturfernen Bereichen der Dritten Welt, aufnehmen sollten.

      Die Einwanderer sollen nach den Vorstellungen mancher Politiker - Heiner Geißler gehört unter anderem dazu - ihre Kultur auch in dem Land ihrer Wahl behalten und pflegen - Tamilen, Türken und Nigerianer etwa könne man ja, so Geißler, nicht zu Deutschen machen - und ein Verfassungspatriotismus soll all diese verschiedenen Menschen in Harmonie verbinden. Das würde der gegenseitigen Anregung dienen und jeder würde das zuletzt als Bereicherung empfinden, das Zusammenleben würde freundschaftliche Bindungen schaffen.

      Soweit die Utopie. Die häßliche Wirklichkeit sieht ganz anders aus:

      Mit dem zunehmenden Zustrom von kulturfernen Ausländern und mit deren schließlicher Ansiedlung entwickelten sich in allen davon betroffenen Ländern Spannungen und Konflikte zwischen den autochthon Ansässigen und den Zugewanderten. In Schweden, Dänemark, Holland. England, Frankreich. Spanien und Italien ebenso wie hierzulande. Anstatt nun die Ursachen sorgfältig zu hinterfragen und das, was wir über die menschliche Natur immerhin bereits wissen, zur Kenntnis zu nehmen, bequemen sich die Befürworter der Immigration mit der klischeehaft wiederholten Anschuldigung: Die Fremdenablehnung werde nur herbeigeredet, es fehle an Aufklärung, Agitatoren würden den Fremdenhaß schüren.

      Aber steckt nicht vielleicht doch mehr dahinter? Schließlich geht es ja im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, dem traditionellen Einwanderungsland USA, auch nicht gerade friedlich zu. In dem ethnischen Mosaik der amerikanischen Großstädte beobachtet man zunehmende Grabenkämpfe unter den unterschiedlichen Ethnien, und Rußlands kommunistischer Verfassungspatriotismus und die gezielte antinationale Erziehung haben keineswegs verhindert, dass sich die unterdrückten Nationen sogleich erhoben, sobald sie die Möglichkeit zur Selbstbefreiung erkannten.


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      Fremdenablehnung - nur herbeigeredet?

      Was sind eigentlich Völker?

      Zunächst einmal Menschengruppen, die sich über Sprache und Brauchtum (Kultur) von anderen abgrenzen und die ein bestimmtes Gebiet bewohnen, das sie als ihre Lebensgrundlage verteidigen, sollte jemand versuchen, sich ihres Landes zu bemächtigen. Mit ihrer Vielfalt praktizierter Uberlebensstrategien, mit ihrer verschiedenen ideologischen Ausrichtung und den damit variierenden Zielvorstellungen kopieren Ethnien, was andere Organismen über die Artenvielfalt erreichen. Hier wie dort sichert sich das Leben über Vielfalt ab. Die Wahrscheinlichkeit bei drastischen Änderungen der Umweltedingungen zu überleben, wächst mit der Vielfalt ökologischer Anpassungstypen. und um solche handelt es sich bei den verschiedenen Experimenten der Kulturen. Kultur ist dabei Schrittmacher der weiteren Evolution. Sie zieht, wenn sie sich bewährte, die Unterartenbildung nach sich.

      Vielfalt ist Ausdruck der Dynamik der Evolution und wir schätzen nicht nur die Buntheit der Wiesen wie den übrigen Artenreichtum der Natur, sondern auch die Vielfalt der Völker und Kulturen als Wert, ja wir werten es als Verstoß gegen die Menschenrechte, wenn eine Ethnie einer anderen gewaltsam durch Unterdrückung von Sprache und Brauchtum ihre Kultur raubt und einen Kulturwandel erzwingt. Man spricht in solchem Falle von Ethnozid zum Unterschied vom Genozid, der auch die physische und damit genetische Vernichtung eines Volkes bezeichnet Gegen beides wehren sich Völker und das gilt als ihr legitimes Recht. Und sie sind überdies für den Widerstand gegen Einschmelzung u. a. durch ihnen angeborene Verhaltensmuster der Abgrenzung und Verteidigung ausgerüstet Vielfalt entwickelt sich ja Hand in Hand mit den Mechanismen zu ihrer Erhaltung.

      Einige manifestieren sich beim Menschen bereits sehr früh in der Entwicklung des Kindes. Während ein Säugling in den ersten Lebensmonaten nicht zwischen verschiedenen Personen unterscheidet, sondern jedermann, der sich ihm freundlich zuwendet, mit Lächeln begrüßt, bahnt sich im Alter von 6 Monaten eine Wende an. Von nun an begegnet der Säugling Fremden mit einem gewissen Mißtrauen, während er sich vertrauten Personen gegenüber weiterhin freundlich zugewandt bleibt. Sein Verhalten gegen Fremde wird deutlich ambivalent und Reaktionen freundlicher Zuwendung mischen sich oder wechseln mit solchen deutlich angstmotivierter Abkehr.

      Der Säugling lächelt im typischen Fall den Fremden zunächst an und birgt nach einigen Sekunden schützend sein Gesicht bei der Mutter. So kann er zwischen freundlich affiliativen Verhaltensmustern und solchen der Abkehr pendeln. Bleibt der Fremde auf Distanz, dann kann sich das Kind mit ihm anfreunden. Ist er jedoch aus Übereifer in seiner Annäherung zu schnell und versucht, den Säugling zärtlich anzufassen, dann kann dies Panik und Abwehr auslösen. Es läßt sich nun nachweisen, dass es zur Ausbildung dieser Fremdenfurcht keinerlei schlechter Erfahrungen mit Fremden bedarf. Offenbar reift im Laufe der Kindesentwicklung die Fähigkeit, auf bestimmte Merkmale mit Angst anzusprechen. Sie entfaltet allerdings nur dann ihre Wirksamkeit, wenn der Säugling den Menschen nicht kennt. Persönliche Bekanntheit blockiert oder mildert die Wirkung der von einem Mitmenschen ausgehenden angst-auslösenden Signale.

      Die Tatsache, dass Fremdenfurcht in allen daraufhin untersuchten Kulturen vorkommt, ist ein weiteres starkes Indiz für das Angeborensein dieser Reaktion. Ich wies sie schließlich auch bei taub und blind geborenen Kindern nach, die Fremde mit Hilfe ihres Geruchssinnes von den ihnen bekannten Personen unterscheiden und auf sie ebenfalls zunächst mit Angst und Ablehnung reagieren.

      Bei der Fremdenfurcht des Säuglings handelt es sich um die erste Manifestation des "Wir-und die-anderen". Die "Wir-Gruppe" umfaßt zunächst die dem Kinde vertrauten Familienangehörigen, und das Verhalten wurde offenbar entwickelt, um das Kind an die Familie bzw. Mutter fest zu binden und damit sein geschütztes Aufwachsen abzusichern. Der Mensch hat seine Fähigkeit über Bekanntheit Mitmenschen zu einer "Wir-Gruppe" zu einen, weiterentwickelt. Er bildete zunächst individualisierte Gruppen, deren Mitglieder einander kannten und die sich anderen gegenüber abgrenzten. Diese Verbände wuchsen im Laufe der Geschichte zu Stammes- und Volksverbänden, die ebenfalls über eine quasi familiale Ideologie verbunden waren.

      Selbst Naturvölker berufen sich in ihrer Mythologie auf gemeinsame Ahnen und das tun selbst die Vertreter moderner Nationen, was sich ja auch im Begriff Nation ausdrückt. Und in der Tat sind es einander genetisch näherstehende, die normalerweise in einer natürlich gewachsenen Nation verbunden bleiben. Die Angehörigen einer solchen Gruppe betrachten einander als Brüder und Schwestern, sie sprechen von Vaterland und bekräftigen ihre Gemeinsamkeit kulturell durch Sprache, Brauchtum und Tracht. Sie stellen Solidargemeinschaften dar, die das Überleben sichern, wobei Überleben immer Überleben in eigenen oder genetisch nah verwandten Nachkommen heißt.

      Es geht also sowohl um das kulturelle als auch um das genetische Überleben. Auf das genetische Überleben wurden wir in einer vielleicht zwei Milliarden Jahre zurückreichenden Geschichte ausgelesen. Wir alle sind als Nachkommen jener ersten zelligen Organismen durch eine nie unterbrochene Kette von Generationen verbunden. Nur ein winziger Bruchteil der in den Jahrmillionen geborenen Geschöpfe schaffte das bis in unsere Tage. Und die es schafften, sind in der Tat auf Überleben getrimmt. Dazu gehört, dass sie ihre Identität beim Menschen sowohl als Person als auch als Angehöriger einer spezifischen Gruppe zu wahren trachten.

      Wir Menschen reagieren mit Abwehr, wenn wir unsere Identität bedroht meinen, und dieser Fall tritt ein, wenn sich Menschen in großer Zahl in einem bereits dicht besiedelten Gebiet niederlassen, ohne die Kultur und Lebensart der Ortsansässigen anzunehmen. Dann werden sie als Fremde und als um die gleichen Ressourcen konkurrierende Eindringlinge empfunden. Und diese Wahrnehmung ist nicht unbegründet. denn sich abkapselnde Einwanderer bilden ja Solidargemeinschaffen, die zunächst ihr Eigeninteresse vertreten. Unterscheiden sie sich überdies durch eine höhere Fortpflanzungsrate von der eingesessenen Bevölkerung, dann verschärft das die Probleme und die daraus erwachsenden Gegensätze. Ganz anders liegt dagegen der Fall, wenn es sich um kulturell, biologisch, anthropologisch nahestehende Einwanderer handelt. Sie werden in der Regel rasch eingemeindet Kinder und Kindeskinder unterscheiden sich dann nicht mehr von der ansässigen Bevölkerung. Sie identifizieren sich mit dem Lande, in das ihre Eltern einwanderten.

      Mit der Übernahme der Sprache werden sie zu Deutschen. Franzosen, Engländern oder Italieern. Biologisch anthropologisch lebt heute von Westeuropa bis Rußland eine recht einheitliche Bevölkerung, eine Melange aus verschiedenen europäischen Rassen und nur in der statistischen Verteilung etwa der Blau- und Braunäugigen, der Langschädeligen oder Kurzschädeligen oder in der Blutgruppenverteilung gibt es großräumige Unterschiede. Die europäische Binnenwanderung stellt die Einwanderungsländer daher schlimmstenfalls vor wirtschaftliche Probleme, wenn Einwanderer in zu großer Zahl auf einmal hereinströmen. Wer an der Erhaltung des inneren Friedens interessiert ist, sollte die wirtschaftliche und assimilatorische Kraft eines Landes in seiner Immigrationspolitik in Rechnung stellen.

      Höchst problematisch ist dagegen Einwanderung kulturferner und der Aufbau der von einigen Utopisten so eifrig propagierten multikulturellen Immigrationsgesellschaft. Sie führt ganz sicher zu Konflikten! Dafür gibt es genügend Beispiele und zwar aus aller Welt. Xenophobie und Territorialität gehören zu den Universalien.


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      Fremdenhaß angeboren?

      Also sind uns Fremdenhaß und Territorialität angeboren und man kann nichts dagegen machen?

      Beides falsch! Angeboren ist die Xenophobie, die Fremdenscheu. die sich übergangslos aus der des Kleinkindes weiterentwickelt. Zu Fremdenhaß muß erzogen werden! Allerdings besteht eine deutliche Bereitschaft, in erster Linie Negatives vom Fremden wahrzunehmen. Und auf dieser Bereitschaft können Demagogen leicht aufbauen. Des weiteren gilt, dass der Mensch angeborene Reaktionsweisen wie jene der territorialen Verteidigung und der Xenophobie durchaus durch Erziehung unterdrücken kann. Es erhebt sich jedoch die Frage, ob das auch wirklich sinnvoll wäre. Man raubt ja der Ethnie. der man einredet, ihre eigenen Interessen hintanzustellen, Teile ihres Landes abzugeben und ihre Identität nicht zu verteidigen, die Fähigkeit zur Selbstbehauptung.

      Und das kann man eigentlich nicht wollen, wenn man ernsthaft für eine multiethnische und damit auch multikulturelle Menschheit ist. Hier wird von einigen Philanthropen widersprüchlich argumentiert. Wer als kultureller Pluralist auch für die Erhaltung der eigenen kulturellen Identität ist, wird zum Beispiel hierzulande gerne der Volkstümelei bezichtigt oder gar als Rassist beschimpft. Ich gehöre zu jenen, die sich seit vielen Jahren auch schriftlich für die Erhaltung einer bunten multikulturellen Weltgemeinschaft einsetzen. Insbesondere die Achtung der territorialen und kulturellen lntegrität der Naturvölker liegt mir am Herzen. Ich habe in verschiedenen Publikationen darauf hingewiesen, dass eine multikulturelle Weltgemeinschaft und im kleineren ein multikulturelles Europa durchaus in friedlicher Allianz koexistieren kann, vorausgesetzt, es handelt sich um Gemeinschaften. die über ihr eigenes Land verfügen und vorausgesetzt, sie können ihre eigenen Angelegenheiten auch selbst regeln.

      Das heißt, sie dürfen keinerlei Dominanz seitens eines mächtigeren Nachbarn fürchten. Patriotismus entartet ja erst dann zum intoleranten Nationalismus, wenn eine Gruppe um ihre Identität bangt. Beispiele für geglückte Lösungen zwischenethnischer Beziehungen bieten die Schweiz und bis zu einem gewissen Grad auch das heutige Westeuropa. Mit einigen Ausnahmen allerdings. Ich erinnere an das Baskenproblem.

      Wir müssen zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, dass Menschen auch ihre Ethnizität als Teil ihrer Identität wahrnehmen und verteidigen. Es handelt sich bei ihnen um Solidaritätsgemeinschaften, die innerhalb einer Völkergemeinschaft immer in erster Linie ihre Eigeninteressen vertreten werden und dies wohl auch sollen. Sie tragen so zu ihrer Erhaltung und damit zur kulturellen Bereicherung der Weltgemeinschaft bei. Bei gegenseitiger Respektierung und Anerkennung ist ein nachbarschaftliches freundliches Miteinander durchaus möglich. Sind Menschen nicht durch Angst und Sorge um ihre Existenz verunsichert, dann erweisen sie sich auch Vertretern anderer Kulturen gegenüber als aufgeschlossen und interessiert. Sie schätzen das Anderssein als Bereicherung.

      Für ein multiethnisches friedliches Miteinander einer lmmigrationsgesellschaft stehen dagegen die Aussichten schlecht, es sei denn, es steht in einem Volk genügend Land zur Verfügung, um es an Immigranten abzutreten. Das dürfte aber in den traditionellen Nationalstaaten Europas kaum je der Fall sein. Diese Länder sind bereits völlig übervölkert und ein langsames, gleichmäßiges Schrumpfen der Bevölkerungszahl würde der Umwelt gut tun und die ökonomische Krisenanfälligkeit infolge Importabhängigkeit mildern. dass unsere Umwelt bis an die Grenzen der Tragfähigkeit belastet ist, dürfte zur Genüge bekannt sein! Wer in dieser Situation nur gummistempelhaft zu wiederholen weiß ,,Das Boot ist noch nicht voll", der belegt nur deutlich seinen Mangel an politischer Kompetenz.

      Und mit jenen, die auf gleiche Weise wiederholen, das Problem würde nur herbeigeredet, ist es nicht viel besser bestellt. Es erschreckt ein bißchen, mit welchen dürftigen Argumenten die Befürworter der multikulturellen Gesellschaft operieren. Da heißt es, wir müßten uns um Immigranten bemühen, damit unsere Renten gezahlt werden, weil gewisse Arbeiten nicht mehr von unseren eigenen Leuten verrichtet würden. Ferner bräuchten wir aus demographischen Gründen Zuwanderer, um den Bevölkerungsschwund auszugleichen und schließlich seien wir moralisch verpflichtet. den Notleidenden der Dritten Welt zu helfen.

      Zu den angeführten ökonomischen Gründen wäre zu sagen, dass sich mit besserer Bezahlung und im Falle besonders anstrengender oder gesundheitsgefährdender Arbeit auch mit kürzerer Arbeitszeit selbstverständlich aus dem Heer der derzeit Arbeitslosen genügend Arbeitswillige rekrutieren ließen. Grundsätzlich stellt der Import von Lohndrückern keine soziale Lösung des Problems dar. Braucht man sie dennoch, kann man sie als Wanderarbeiter anwerben,. Was schließlich das demographische Argument betrifft, so stellten wir bereits fest, dass ein Gesundschrumpfen wünschenswert ist. Sollte der Schrumpfungsprozeß jedoch zu dramatisch werden, dann müßte eine verantwortliche politische Führung doch zunächst an Maßnahmen zur Familienförderung in der eigenen Bevölkerung denken.

      Gegen Einwanderung aus anderen europäischen Ländern wäre, wie gesagt, grundsätzlich nichts einzuwenden, solange die Immigranten bereit sind, sich in das jeweilige Land ihrer Wahl bei Dauerniederlassung zu integrieren. Dagegen gibt es im Hinblick auf den inneren Frieden Bedenken gegen Masseneinwanderung aus dem außereuropäischen Bereich. Das könnte die integrative Kraft eines Landes leicht übersteigen und im Extremfall zur kulturellen und genetischen Verdrängung der angestammten Bevölkerung führen. Spannungen zwischen den konkurrierenden Bevölkerungsgruppen wären auf jeden Fall zu erwarten. Der Einwand, in der neuen Welt in Nord und Süd hätte das aber geklappt, ist schlicht Schönfärberei und entspricht, wie jeder Kenner der USA oder des oft zitierten Brasilien bestätigen wird, keineswegs der Wirklichkeit!

      Am meisten litten oder leiden nach wie vor die ursprünglich in diesen Ländern Beheimateten, die Indianer zum Beispiel oder die polynesischen Hawaiianer.
      Spricht man offen aus, dass es sowohl ein kulturelles wie auch ein genetisches Eigeninteresse der verschiedenen Völker gibt, dann tönt es sogleich im Chor „Rassist". Das ist zwar eine wirksame Wortkeule, sie ist jedoch in dem Falle fehl am Platz. Rassist ist einer, der an die Überlegenheit der eigenen Ethnie oder der in ihr vertretenen dominanten Rasse glaubt und daraus das Recht ableitet, andere zu dominieren, ja diese sogar zu verdrängen. Wer sich jedoch für die ethnische Vielfalt einsetzt und dabei auch für die Erhaltung der eigenen Identität, darf nicht so genannt werden. Es fördert auch nicht die äußerst notwendige sachliche Diskussion. Er ist auch kein "Ausländerfeind", sondern ein Gegner des Aufbaus multikultureller Immigrationsgesellschaften, - und zwar grundsätzlich überall dort, wo kein Land an Immigranten abgetreten werden kann, das sich zur Besiedlung eignen würde.

      Auch für Japan oder irgendein anderes Land hielte ich den Aufbau einer multikulturellen Immigrationsgesellschaft für riskant. Zum Argument der Verpflichtung gegenüber den Armen der Dritten Welt wäre zu sagen, dass deren Probleme nicht durch Aufnahme von Emigranten gelöst würden. Europa könnte aus Afrika, Indien oder anderen Ländern des tropischen Asiens mehrere hundert Millionen Menschen aufnehmen und es würde sich dort nichts bessern. Wir würden nur die Probleme hierher importieren. Eine Hilfe muß anders erfolgen. Aber damit überhaupt geholfen werden kann, muß dort erkannt werden, dass das Schlüsselproblem für eine glückliche Zukunft der Menschheit in Wohlstand und Frieden eine wirksame Bevölkerungskontrolle ist. Mit einem jährlichen Zuwachs der Bevölkerung von über 3 % in Afrika, Indien und vielen anderen Gebieten der Dritten Welt steuern wir auf eine Katastrophe zu, bei der den technisch zivilisierten Ländern zuletzt nur noch die Abschottung als letzter Ausweg bliebe.

      Man geht bei allen internationalen Vereinbarungen davon aus, dass die Staaten imstande sein, souverän und selbstverantwortlich ihre Affären zu regeln und dass ihnen dabei keiner etwas hineinzureden habe. Zur Selbstverantwortung gehört aber auch eine Bevölkerungskontrolle in Übereinstimmung mit den dem Lande zur Verfügung stehenden Ressourcen. Beutet ein Land seine allgemeinen Güter wie Luft und Wasser über die Maßen aus, so dass Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen werden, und vermehrt sich eine Bevölkerung über die Tragfähigkeit ihres Landes hinaus, so dass es schließlich zu sozialen Unruhen und Massenabwanderungen kommt, durch die andere in Mitleidenschaft gezogen werden, dann kann man dies nicht mehr als interne Angelegenheit eines Staates betrachten und es bedürfte dringend neuer internationaler Konventionen, um dieses Problem zu lösen. Unter anderem müßte klargestellt werden, dass auch unkontrollierte Vermehrung in einer bereits überbevölkerten Welt im Effekt, auch wenn nicht beabsichtigt, einem Akt der Aggression gleichzusetzen ist.

      Das klingt hart, weil wir heute die verschleiernde Ausdrucksweise der Politiker gewohnt sind - die von Geldwertverdünnung statt Inflation und von Minuswachstum sprechen, wohl in dem Glauben, dass das tumbe Volk dann nur "Wachstum" heraushört und damit zufrieden ist. Bei den anstehenden Problemen nicht klar auszusprechen, woran man ist, halte ich für unverantwortlich. Grundsätzlich sollten Diskutanten sich bei allem Engagement stets bewußt sein, dass Meinungsgegner keine Feinde sind. Sie helfen einander, im Gespräch die eigenen Argumente zu schärfen oder auch etwas in einem neuen Licht zu sehen. Sie zu beschimpfen oder ihen gar durch Verteufelung ihrer Ansichten das Wort abzuschneiden ist unfair und auch der Sache nicht dienlich.

      Wir haben zwei Probleme herausgegriffen und auf angeborene Dispositionen hingewiesen, die man kennen muß, wenn man Probleme dieser Art lösen will. Es gäbe noch vieles zu erörtern, z.B. das Problem unserer lndoktrinierbarkeit, bei der es sich um eine spezielle Lerndisposition handelt, die man kennen muß, um mit ihr umzugehen. Zu diskutieren wäre unser exploitativer Umgang mit der Natur, unser Streben nach Gewinnmaximierung und Wachstum, dem von unserer Natur her, ähnlich wie beim Machtstreben, keine Grenzen gesetzt sind. Die Selektion hat uns da keine Bremsen angezüchtet, es gab keinen Selektionsdruck. der auf Entwicklung von Zurückhaltung hingewirkt hätte, hier müssen wir uns aus Einsicht an die Zügel nehmen.


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      Wie friedensfähig sind wir eigentlich?

      Und wie steht es mit dem Krieg? Sind wir nicht von Natur so aggressiv veranlagt, dass wir das Abenteuer der Eroberung suchen, dass es uns zum Kriegführen treibt? Auch diese Frage stellt sich, wenn wir die Paradiesfähigkeit des Menschen diskutieren. Als Konrad Lorenz sein Buch ,,Das sogenannte Böse" veröffentlichte und auf die angeborenen Grundlagen auch der menschlichen Aggression hinwies, meinten viele, er entschuldige den Krieg und stelle ihn, weil aus den Anlagen des Menschen entspringend, als unabwendbar hin und fördere damit eine fatalistische Grundhaltung. Das war weder seine Intention noch seine Schlußfolgerung. Er schrieb vielmehr, dass er die innerartliche Aggression im gegenwärtigen Zeitpunkt der Menschheit für den gefährlichsten aller Antriebe halte, dass man ihm aber nicht beikomme, indem man ihn als etwas Mystisch-Unabwendbares hinnehme, sondern nur durch das Studium seiner Verursachung.

      Dennoch wird es auch heute noch oft so dargestellt, als hätte Lorenz eine fatalistische Grundhaltung vertreten. Um dem Eindruck entgegenzuwirken schrieb ich ,,Liebe und Haß", worin ich aufzeigte, dass bei den Wirbeltieren mit der Evolution der individuell fürsorglichen Brutpflege die Fähigkeit zu Liebe und affiliativem Verhalten in die Welt kam, und dass diese positiven sozialen Verhaltensmuster und Motivationen fest in unserem biologischen Erbe verwurzelt sind. Mit der Entwicklung der Brutpflege kamen sowohl die Motivation zu Betreuen und die Verhaltensweisen zur Betreuung als auch beim Kind die Motivation, Betreuung zu suchen und die Fürsorge auslösenden Signale in die Welt. Anpassungen, die auch in den Dienst der Erwachsenenbindung gestellt werden konnten. Viele der Verhaltensweisen der Balz, Bandstiftung und Bandbekräftigung erwachsener Vögel und Säuger entstammen diesem Repertoire. Sie wurden im Dienste der Signalgebung weiter entwickelt und verändert, lassen aber noch ihren Ursprung erkennen.

      Wir sind von Natur aus freundlich und zur Liebe, das heißt zu persönlicher Bindung, begabt. In einem weiteren Buch (Krieg und Frieden) führte ich dann aus, dass der Krieg keineswegs in unseren Genen schlummere, sondern als strategisch geplante, mit Waffen durchgeführte, auf Destruktion des Gegners gerichtete Gruppenaggression ein Ergebnis der kulturellen Evolution sei. Der Krieg nütze zwar angeborene Verhaltensdispositionen, andere würden jedoch über Indoktrination ausgeschaltet. so die uns angeborenen Hemmungen des Mitleids, die normalerweise als natürliche Gegenspieler das Eskalieren von Aggressionen ins Destruktive verhindern. Unter anderem beobachten wir bei den technisch zivilisierten Nationen ebenso wie bei Naturvölkern, dass Feinde zu Nicht-Menschen erklärt werden. Man verschiebt gewissermaßen die Auseinandersetzung auf ein zwischenartliches Niveau. Als Produkt der kulturellen Entwicklung ist der Krieg daher durchaus auch kulturell unter Kontrolle zu kriegen. Man muß nur wahrnehmen, dass er bisher Funktionen wie die der Ressourcensicherung erfüllte, die es, wenn man den Frieden will, auf unblutige Weise zu erfüllen gilt.

      Hier machen es sich manche Friedensengel zu einfach, indem sie den Krieg als Pathologie aburteilen und es beim Statement. sie seien für den Frieden, belassen. Damit haben sie sich als gute Menschen deklariert und mehr braucht es in unserer recht unkritischen Gesellschaft meist nicht. Der Applaus der Zuhörer ist ihnen nach einem solchen Friedensbekenntnis sicher. Nur der wirklichen Lösung bringt uns das nicht näher. Grundsätzlich ist der Mensch friedensfähig, ja ihn bewegt sogar Friedenssehnsucht und zwar nicht nur in der westlichen Welt. In dem genannten Buch habe ich das unter anderem mit den Texten einiger Trauerlieder der Medipa aus dem Bergland von Neuguinea belegt.


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      Humanisierung der Stadtumwelt

      Wir haben eingangs darauf hingewiesen, dass uns die Stadtumwelt Anpassungsschwierigkeiten bereitet. Dazu zum Abschluß noch einige Worte, da sie eine ganz andere Facette der Problematik unserer Anpassungschwierigkeiten beleuchtet und zugleich auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigt
      Beim Wohnungs- und Städtebau der Nachkriegszeit gingen die Architekten davon aus, dass der Mensch sich wohl an die von ihnen erstellte Umwelt anpassen würde - gemäß dem Dogma der Milieutheorie. Sie bauten autogerecht und übernahmen das LeCorbusier`sche Konzept der Wohnmaschine. Und die Städte wurden unwirtlich, ja menschenfeindlich. Die Menschen fühlten sich in ihren Wohnungen von anderen isoliert, sie hatten Privatheit, vermißten aber das Eingebettetsein in eine kleinere Gemeinde ihnen vertrauter Mitmenschen. Sie vermißten ,,Naturnähe", und die ist offenbar kein mystischer Wert oder reine Spinnerei romantischer Seelen.

      Es handelt sich um ein Grundbedürfnis des Menschen, resultierend aus seiner stammesgeschichtlichen Prägung auf Umweltmerkmale, die den für uns optimalen Lebensraum anzeigen. Das erklärt unter anderem unsere Vorliebe für Pflanzen - die Phytophilie. Wir schmücken unsere Stadtwohnungen damit aus, es handelt sich um Farne, Gummibäume und andere robuste Pflanzen, die einzig und allein Naturnähe vortäuschen. Pflanzenmuster spielen auch in unserer Einrichtung eine große Rolle. Auch Menschen anderer Stadtkulturen schaffen sich eine Ersatznatur. In aller Welt legt man in den Städten Parklandschaften an. Sie er-innern mit ihren Baumgruppen und freien Wiesenflächen an die Savannenlandschaften In denen sich die Menschwerdung vollzogen hat.

      Wir machen uns auf diese Weise die Stadtumwelt bewohnbar und seit wir wissen, dass Menschen auch die kleine Gemeinde wollen, gestalten Architekten die Wohnumgebung nicht nur grün, sondern auch als potentielle Bühne der Begegnung, so dass die Bewohner der sozialen Wohnbauten einander begegnen. Als sozialintegrative Strukturen dienen Verweilzonen verschiedener Art. Mit dem vom Bürgermeister Helmut Zilk initierten Programm "vollwertiges Wohnen" hat der soziale Wohnungsbau Wien hier Pionierleistungen vollbracht und damit an gute Traditionen angeknüpft. Gegenwärtig bemühen wir uns im Rahmen eines Ludwig-Boltzmann-lnstituts für Stadtethologie um die Erforschung des Verhaltens des Menschen in der Stadt, um seinen Umgang mit dem Auto, den öffentlichen Verkehrsmitteln, über die Bedeutung von Treffpunkten für die Jugend verschiedener Bevölkerungsschichten, über das Familienleben und anderes mehr. Das erarbeitete Wissen soll der weiteren Humanisierung der Stadtumwelt dienen.


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      Sind wir paradiesfähig?

      Ich bin eigentlich zuversichtlich. Eine ganz wesentliche Voraussetzung ist nämlich vorhanden, der in aller Welt verbreitete Wunsch nach Wohlstand und Glück und der grundsätzlich gute Wille, dies mit anderen zu teilen. Das reicht aber noch nicht aus. Wir müssen auch unser Wissen durch Forschung mehren und es schließlich auch verantwortlich und vernünftig gebrauchen. Dem Wissen über uns selbst kommt dabei in unserer kritischen Gegenwartslage besondere Bedeutung zu.

      Die verschiedenen Disziplinen vom menschlichen Verhalten sind damit zu intensiver Kooperation aufgerufen. In der Beherrschung der außerartlichen Umwelt haben wir erstaunliche Fortschritte erzielt und wir sind fasziniert von unserem Können und investieren ohne weiteres Milliarden, um weitere Techniken der Naturbeherrschung zu erarbeiten. Uns selbst dagegen beherrschen wir nur mangelhaft. Wir scheuen vor Forschung über uns selbst zurück und überlassen die Menschenführung den Ideologen. nicht gerade zu unserem Vorteil, wie die Geschichte bis in die Gegenwart lehrt.


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      Literatur:

      Eibl-Eibesfeldt, I. (1970,1984): Liebe und Haß. Zur Naturgeschichte elementarer Verhaltensweisen. Piper, München
      Eibl-Eibesfeldt, I. (1975, 1984): Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung. Piper. München
      Eibl-Eibesfeldt, I. (1984. 1986): Die Biologie des menschlichen Verhaltens. Grundriß der Humanethologie. Piper, München
      Eibl-Eibesfeldt, I. (1988): Der Mensch, das riskierte Wesen. Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft. Piper, München
      Eibl-Eibesfeldt, I. (1991): Deutschlands Zukunft Nationalstaat oder multikulturelle Gesellschaft?
      In: D.KelIer (Hg.): Nachdenken über Deutschland. Verlag der Nation Berlin. S.38-63
      Eibl-Eibesfeldt, I; Hass. H.; Freisitzer. K. Gehmacher, E.; Glück. H. (Hg.): Stadt und Lebensqualität. DVA Stuttgart & ÖBV, Wien, S. 49-84
      Lorenz, K. (1963): Das sogenannte Böse. Borotha-Schoeler, Wien

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      http://www.estelmann.com/private/eibl1.htm
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 23:35:36
      Beitrag Nr. 31 ()
      wieder so ein Zufallstreffer- Netz :rolleyes:


      http://www.brgzell.salzburg.at/lainer/diverse/goettin.htm

      Die Göttin und ihr Heros"
      Vom Mutterrecht zum Vaterrecht.

      Ein Beitrag zur Feminismus Diskussion von Hans Lainer


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      Als Johann Jakob Bachofen 1861 das Mutterrecht (Matriarchat) entdeckte, stieß er wie einst Galilei auf strikte, ja feindliche Ablehnung. Unglaublich erschien selbst den Gelehrten, dass es außer der „von Gott so geschaffenen und ewig gültigen patriarchalen Weltordnung" jemals eine andere gegeben habe.

      Die Matriarchatsforschung geriet rasch ins Schussfeld konservativer Vorurteile, und lange Zeit glaubte man, das Matriarchat sei so eine Art erdschollenhockender Mütterverein gewesen, und erst der apollinische, helle männliche Geist habe die Frauen aus ihrem erdgebundenen, dumpfen Denken befreit. Intensive ethnologische, mythologische, urgeschichtliche und sprachwissenschaftliche Forschungen bestätigen heute weitgehend die Erkenntnisse Bachofens und befruchten die weltweit auf hohem Niveau geführte Feminismus Diskussion.

      Wir wissen heute, dass es nicht nur eine 3000jährige Geschichte des Patriarchats gibt, sondern dass die bewusste Menschheitsgeschichte auch ein mindestens 4000jähriges Matriarchat aufweist.

      In der Forschung konnte nachgewiesen werden, dass auf dem Boden einer Bauernkultur eine hochentwickelte Stadtkultur entstehen kann, allerdings auf agrarischer Ökonomie. In der Phase des entwickelten Matriarchats kennen wir mindestens vier städtische Hochkulturen - am Indus, bei den Sumerern, in Altägypten und auf Kreta die Minoische Kultur.

      Nach dem Motto: „Was nicht wahr sein darf, ist auch nicht wahr", hat das Patriarchat die Geschichte der mutterrechtlichen Kulturen restlos aus seinem Bewusstsein verdrängt!

      Dieser Aufsatz konzentriert sich auf einen wesentlichen Aspekt, denn am Beispiel der Mythologie und der Religionsvorstellungen lassen sich sehr gut mutterrechtliches Denken und die patriarchale Umwertung verfolgen.

      Die dreifaltige Göttin.

      Die frühesten Religionen der Menschheit orientieren sich analog der Gesellschaftsstruktur an der „Großen Mutter". Die „Große Mutter" war eine Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Sie wurde vielfach als schwangere Frau mit deutlicher Betonung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale dargestellt, wie wir sie z. B. als „Venus von Willendorf" kennen.

      Heide Göttner-Abendroth weist in ihrem bemerkenswerten Buch „Die Göttin und ihr Heros. - Die matriarchalen Religionen in Mythos, Märchen und Dichtung" nach, dass die matriarchale Göttin eine dreifaltige Göttin war und der dreifaltige Mond sie als Einheit symbolisierte.

      Die weiße Sichel als Zeichen des jungen, zunehmenden Mondes ist das Symbol der Göttin in ihrer Mädchengestalt, der Göttin des zunehmenden Jahres (Frühling).

      Der Vollmond ist das Symbol der Göttin in ihrer Gestalt als erwachsene Frau, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, die am Höhepunkt des Jahres (Sommer) regiert. Sie ist auch die Schöpferin der Welt, denn der Vollmond bedeutet auch das Welt-Ei, aus dem die Schöpfung fiel, als es zerbrach. Der Neumond ist das Symbol der Greisingöttin. In der tiefsten Region, der Unterwelt, herrscht sie als winterliche Todesgöttin, die alles Leben mit in die Tiefe nimmt, um im neuen Jahr wieder zum Licht aufzusteigen.

      Die drei Bethen

      Bei den Kelten bildeten die Göttinnen Ambeth, Borbeth und Wilbeth die göttliche Triade. Unser Wort „beten" ist davon abgeleitet und heißt eigentlich: „die Göttin anrufen". Aber auch im Wort Samstag lebt die keltische Mondgöttin weiter. Es war ihr Tag, der `S`ambeztac.

      Bei den Griechen verselbständigt sich die Triade wieder in Einzelgöttinnen. Trotzdem bleibt die Dreifaltigkeit erkennbar: Artemis, Aphrodite, Athene (Jugend, Liebe, Weisheit).





      Der Stier ist das heilige Tier der Göttin. Seine Hörner erinnern an die Sichel des Mondes. Zwischen den Hörnern trägt er den Vollmond und die Schlange, ein Fruchtbarkeitssymbol. Die ägyptische Isis konnte sich auch noch im Patriarchat behaupten und errang im römischen Reich Weltgeltung. Ihren Rang tritt sie an Maria ab und verliert dabei die Göttlichkeit.

      Das Geheimnis der unbefleckten Empfängis

      In mutterrechtlicher Zeit war lange der Zusammenhang von Zeugung und Geburt unbekannt. Es war allein die Frau, die das Geheimnis der Schöpfung kannte und das Erstaunen der Männer auslöste. Der bei vielen Völkern verbreitete Mythos von der „unbefleckten Empfängnis" bzw. der „jungfräulichen Geburt" hat hier seinen Ursprung. Entscheidend für die Vergöttlichung der Frau als Mondgöttin dürfte das „magische" Zusammentreffen der weiblichen Menstruationszyklen mit den Mondphasen gewesen sein.

      ... und die Götter?

      Männliche Götter gab es im mutterrechtlichen Kosmos nicht. Der „menschliche" Partner der Göttin ist der Sonnenheros. Im Sommer vollzieht die Frauengöttin mit ihm das zentrale Fest, die „Heilige Hochzeit", die Land und Meer fruchtbar macht. Zu Beginn des Winters opfert ihn die Greisingöttin und führt ihn in die Unterwelt, aus der er am Anfang des nächsten Jahres wieder geläutert aufersteht. (Opfertod- und Auferstehungsmotiv).

      Der Fruchtbarkeitskult

      Die Heilige Hochzeit zelebrierte man z. B. bei den Sumerern und in Babylon in einer feierlichen Zeremonie als rituelle Vereinigung der Oberpriesterin der Göttin Inanna bzw. Istar mit dem König (Heros) des Landes.

      Die Priesterin ist dabei Stellvertreterin der Göttin. Wird ein Kind gezeugt, so ist dieses göttlicher Herkunft. Wie die Göttin gilt die Priesterin nach einem reinigendem Bad weiterhin als „jungfräulich" und genießt unangefochten die höchste Autorität im Stadtstaat (matriarchale Theakratie).

      Bisweilen entwickelten sich aus der Heiligen Hochzeit orgastische Kulte, an denen auch der einfache Gläubige beteiligt war. Tempeldienerinnen (Hierodulen) gaben sich in einer großen kultischen Feier den Männern hin, um ihnen die ekstatische Verschmelzung mit der „Liebes"-Göttin (unio mystica), die Sicherung der Fruchtbarkeit und die Wiedergeburt zu ermöglichen. Tempelprostitution war also „Gottesdienst", bevor sie im Patriarchat zur käuflichen Liebe degradierte.

      Keusch und asketisch sind nur die Priester der vaterrechtlichen Religionen. Sie sublimieren und tabuisieren das Sexuelle. Es entsteht die Ideologie von den bösen Trieben, die als neurotisierende Konstante die Kultur bis heute prägt.

      Vom Monisums zum Dualismus

      Mit dem Übergang vom Mutter- zum Vaterrecht wird das monistische Weltbild abgelöst vom dualistischen, welches bis heute das Abendland beherrscht und den Menschen zum Suchenden machte.

      Erst im Patriarchat kommt es zur Trennung von Gott und Welt und der Transzendenz des Göttlichen. Es entstehen die Gegensätze Gott und Mensch, Diesseits und Jenseits, Immanenz und Transzendenz. Es gibt„Licht" und „Finsternis". Sehr deutlich ist dies in der Lehre des guten und des bösen Prinzips bei Zarathustra ausgedrückt. Der iranische Religionsstifter degradierte alle Götter des persischen Pantheons (der ursprünglich weiblich besetzt war) außer den großen Geist Ahura Mazda zu Teufeln.

      Die strengen Moralvorschriften spalten die Menschen irreversibel in Natur und Geist, Trieb und Moral, Herz und Kopf, Sinnlichkeit und Sittlichkeit, wobei ersteres zugunsten des letzteren verdrängt wird.

      Es war Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud vorbehalten, diesen Konflikt als die eigentliche menschliche Katastrophe unserer Kultur aufzudecken.

      Für die moderne Feminismusdiskussion ist wichtig festzuhalten, dass es im Matriarchat noch nicht den Antagonismus männlich/weiblich gibt. Beides ist integrativ aufeinander bezogen und kann gleichwertig miteinander bestehen. Der Sonnenheros ist nicht das Gegenteil der Göttin, sondern sie selbst. Er ist ihr Sohn!

      Wiedergeburt oder Jenseits?

      Analog der Natur und dem Vegetationszyklus (die Saat stirbt, um als Frucht wiederaufzustehen), dem Sterben und dem Auferstehen der Sonne glaubten unsere Vorfahren an eine Wiedergeburt. Selbst im frühen Christentum war diese Vorstellung noch verbreitet und wurde erst Jahrhunderte später amtskirchlich verboten.

      Jenseitsvorstellungen tauchen erst sehr spät in der Menschheitsgeschichte auf. Sie sind eng verbunden mit der Sklavenhaltergesellschaft des Patriarchats.






      Fast alle Völker kennen den Mythos von einer mütterlichen Gottheit, von der fruchtbaren Spenderin des Wachstums und des Reichtums, von der großen Nährerin. Sie ist unter vielen Namen bekannt: Anahita (Persien), Aphrodite (Zypern), Ariadne (Kreta), Artemis (Ephesos), Freyja (Germanien), Isis (Ägypten), Kali (Indien), Maria (Palästina).

      Besonders mit dem Aufstieg Roms in zahlreichen Raub- und Eroberungszügen verschärften sich zunehmend die sozialen Widersprüche einer Gesellschaft, die auf der Ausbeutung fremder Länder und der Aneignung der Arbeitskraft von Menschen dieser Länder, den Sklaven, beruhte. Die Klassengesellschaft zeigte politische und ökonomische Macht auf der einen, soziale Ohnmacht und Unterdrückung auf der anderen Seite.

      Die zunehmende Verelendung breiter Schichten der freien Bevölkerung begünstigte das Entstehen und die Verbreitung von Heilslehren, Offenbarungsgeschichten, Zukunftsprophezeiungen und Mysterienkulten. Da der Großteil der Bevölkerung von einer politischen Mitgestaltung des Gemeinwesens ausgeschlossen war, wurde er von der Ohnmacht im Diesseits auf eine soziale Utopie im Jenseits verwiesen, in der die sozialen Unterschiede aufgehoben sind und jeder gleichgestellt ist.

      Eine zusätzliche Erklärung für das Entstehen der Jenseitsvorstellung bringt Ernst Bornemann in seinem Lebenswerk „Das Patriarchat": Die in allen Mythologien vorhandene Vorstellung vom verlorengegangenen Paradies ist die mythische, kollektive Erinnerung und Sehnsucht der Völker nach den verlorengegangenen mutterrechtlichen Kulturen. Das Patriarchat transzendiert das Paradies als eine wiederherstellbare Utopie ins Jenseits, in der die Entfremdung aufgehoben ist.

      Der Sonnenheros ist der neue Gott.

      Die unter dem Einfluss des Orients im Hellenismus entstandenen antiken Erlösungs- und Mysterienreligionen, die den Menschen für tapfer erduldete Mühen und Plagen im Diesseits den gerechten Lohn im Jenseits in Aussicht stellten, fanden rasche Verbreitung und wurden zu Weltreligionen.

      Bereits im zweiten Jahrhundert v. Chr. treffen wir im Herrschaftsbereich des römischen Reiches auf die Vorstellungen einer sozialen Utopie, in der die Sonne oder der Sonnengott als Erlöser von der sozialen Knechtschaft auftritt.

      Im Zentrum der Verehrung aller Mysterienreligionen stehen Erlösungsgötter - Gottessöhne, die im Auftrag eines göttlichen Vaters die Schuld der Welt auf sich nehmen und durch ihren Opfertod die Auferstehung aller ermöglichen.

      Der Mythos vom sterbenden und auferstehenden Gott ist im römischen Reich weit verbreitet: z. B. als Adonis, Attis, Asklepios, Dionysos, Herakles, Horus, Mithras, Marduk, Osiris, Serapis, Silvanus u. v. a. Augenscheinlich sind die Parallelen zum später entstehenden synkretistischen Christentum. So ist Dionysos wie Prometheus und Christus ein gekreuzigter Gott. Die Fähigkeit, Wasser in Wein zu verwandeln, wird auch ihm nachgesagt. Osiris feiert seine Auferstehung am dritten Tag, Attis nach vier Tagen.

      Der Gottmensch Asklepios heilt Sieche und erweckt Tote. Herakles gilt wie alle anderen als Weltheiland und Erlöser. Seine Anhänger lehnen allerdings eine geschenkte Erlösung ab. Nur in der Nachahmung seiner Mühen und Plagen könne sich der Mensch selbst erlösen.

      In den eleusinischen Mysterien wird Demeters Gotteskind lakchos von Hirten freudig begrüßt und aufgenommen. Isis gebiert jungfräulich den Gottessohn Horus und schließt an die seit der 5. ägyptischen Dynastie offizielle Staatsideologie an, dass jeder Pharao ohne Geschlechtsakt von einem göttlichen Wort (oder dem Sonnengott Re) mit einer menschlichen Mutter gezeugt worden sei. In der bildenden Kunst findet man bisweilen Isis als „Madonna mit Kind" dargestellt.

      Der von Soldaten weitverbreitete Kult des Sonnengottes und Erlösers Mithras — seinen Geburtstag feierte man am 25. Dezember als Sonnenwende — kennt neben einem Reinheits- und Keuschheitsideal die sonn(en)tägliche Verpflichtung zum Gottesdienst, das Kreuzzeichen, das „ewige Licht", sieben Sakramente, die „Kommunion" mit Brot und Wein. Die entsetzten Kirchenväter sahen darin eine bösartige Erfindung des Teufels!

      Der babylonische Marduk schließlich wird gefangengenommen, verhört, gegeißelt, zum Tode verurteilt und aufersteht nach einer Höllenfahrt, in der er die gefangenen Seelen rettet. Der Mythos kennt auch eine Speerwunde, aus der das Herzblut des Gottes fließt.


      Der Opfermythos

      Die uralte Idee des Opfers ist immer der Ausdruck der jeweiligen sozialen Bedürfnisse und erfüllt so eine wichtige religiöse und gesellschaftliche Funktion.

      Im Matriarchat ist die Opferung des Sonnenheros ein kultisches Symbol für das ewige Werden und Vergehen aller biologischen und kosmischen Vorgänge.

      Kollektive masochistische Schuldgefühle und „Reinheits"bedürfnisse führen im Patriarchat zum Menschenopfer. Ein übermächtiger, strafender Gott verlangt von seinem Volk, das ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, das Blut und Leben eines seiner Kinder, damit alle anderen von seinem Zorn „erlöst" sind. (Abraham opfert seinen Sohn Isaak bzw. will es tun.)

      Nicht nur bei den Azteken genoss der Geopferte das allergrößte Ansehen. Es war eine große Ehre, für den Gott getötet zu werden, und man machte reichlich Gebrauch davon. Neben der demonstrierten Macht und Autorität des Gottes und seiner Priester brachte dieses Ritual dem Volk Segen, Zuversicht und - wenn ausreichend Blut über den Altar geflossen war - auch Kriegsglück. Dem in einer feierlichen Zeremonie rituell Getöteten winkte die sichere Auferstehung in einem paradiesischen Jenseits.

      Mit dem gesteigerten Erlösungsbedürfnis der Menschen setzte sich schließlich in den Mysterienreligionen die Vorstellung durch, dass ein inzwischen großzügiger Gott, in dessen Schuld die Menschen stehen, seinen eigenen fleischgewordenen Sohn zur Befreiung und Erlösung der in Sünde verstrickten Menschheit opfert und so ein sichtbares Zeichen seiner Größe und Allmacht setzt.

      Die antike Mysterienfrömmigkeit

      Alle Mysterien gründen sich auf ein als göttliche Offenbarung verkündetes heiliges Wort (hieros logos), das die Menschwerdung, das Leiden und Sterben, die Auferstehung und die göttliche Erhöhung zum Inhalt hat.

      Meist wird das Sterben des Gottes besonders grell ausgemalt, damit seine Auferstehung in um so hellerem Glanz leuchtet. Wird nun das Schicksal des Gottes auf den ihm geweihten Menschen übertragen, so bedeutet das für ihn Heil schlechthin: „Freut euch, ihr Mysten, da der Gott gerettet ist, so wird auch euch aus Mühsal Heil zuteil."

      Die Übertragung vollzieht sich zunächst im Einweihungssakrament, einer Wasser- oder Bluttaufe und zuweilen einer Einkleidung mit einem göttlichen Gewand. So wird der Myste Glied einer Gemeinde, in der Gott ständig anwesend ist und sich mit ihm in einem wiederholbaren zweiten Sakrament verbindet. Dies ist ein Kultmahl mit Brot, Wein oder auch Milch und Honig, zuweilen auch Fleisch, das entweder geistig vorhanden ist: der Gott gilt als Gastgeber, oder substantiell-theophag: der Gott selbst wird gegessen.

      Katholische Theologen sehen in den zahlreichen Übereinstimmungen aller Erlösungsreligionen nicht die simple Transformation des Mythos, sondern göttlich inspirierte Präfiguration und antizipierte Eschatologie (heilsgeschichtliche Vorwegnahme) des einzigen und wahren Erlösers: Jesus. (Leonardo Boff: „Das mütterliche Antlitz Gottes").

      Welcher Auffassung man auch immer den Vorzug gibt, das Christentum ist in Mythologie und Kult wenig originell. Es siegte aufgrund der außerordentlichen Assimilationskraft, indem es sich die Kräfte seiner Rivalen aneignete. Es verschlang syrische, ägyptische, kleinasiatische und hellenistische Götter und Göttinnen, es machte ihre Kräfte zu einer eigenen Kraft.

      Die christliche Mythenproduktion konnte auf eine reiche Tradition mythologischer und philosophischer Versatzstücke zurückgreifen, die zur Zeit der Niederschrift der Evangelien in weiten Kreisen der Bevölkerung sehr bekannt waren. (Carl Schneider: „Das Christentum").

      Wer war Jesus Christus?

      Mit dieser Frage beschäftigt man sich mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen seit 2000 Jahren. Wir sollten uns bewusst machen, dass die herrschenden Ansichten u. a. auch das Ergebnis einer jahrhundertelangen Machtpolitik sind, die den Andersdenkenden keine Chance ließ und sie oft nicht nur kulturell, sondern sogar physisch vernichtete.

      Abweichend zur offiziellen und kanonisierten Deutung der etablierten Kirchen sollen hier einige Thesen — allerdings sehr verkürzt und ohne den dazugehörenden Argumentationsgang — aus dem in Frankreich viel diskutierten Buch von Michel Clevenot „So kennen wir die Bibel nicht" zur Diskussion gestellt werden.

      Clevenot bedient sich mit der strukturalistischen Methode der modernsten sozialwissenschaftliche Analysetechnik und findet besonders unter kritischen Katholiken und in sozial engagierten Basisgemeinden eine begeisterte Aufnahme.






      Im 13. Jahrhundert erreichte nicht zufällig die Verehrung Mariens als Himmelskönigin ihren Höhepunkt. Es ist nur die Kehrseite der Medaille, wenn man einer Zeit, in der die Frau zum Symbol des Böen wird, den sündigen Menschen das Ideal einer unbefleckten - jungfräulichen - sündenlosen Maria zur Anbetung empfiehlt.

      Die real existierenden Frauen sieht man, wie z.B. Tertullian, als Einfallspforte des Teufels. Im Namen Evas, die den Menschen das Paradies verdorben und die (Erb-)Sünde in die Welt gebracht hat, macht man sie sogar für den Kreuzestod Jesu verantwortlich.


      Der französische Historiker versucht, hinter den mythologischen Erzählungen die historische Persönlichkeit greifbar zu machen, und findet einen Jesus, der eindeutig auf der Seite der politisch machtlosen und ökonomisch verarmten Bevölkerung steht und die Auseinandersetzung mit den etablierten Schichten, deren Scheinheiligkeit, Selbstgerechtigkeit und einseitig zu ihren Gunsten gehende Schriftauslegung er anprangert, nicht scheut. Sein Scheitern ist das Scheitern eines Sozialrevolutionärs an den übermächtigen Institutionen, die die Vormacht der Etablierten sichern und die Ausbeutung der Unterdrückten in einer Sklavenhaltergesellschaft legitimieren.

      Die jüdische Bevölkerung musste damals gleich zweimal Steuern zahlen: an den Tempel in Jerusalem und an die römische Besatzungsmacht. Jesus kämpft gegen die soziale Ungerechtigkeit und somit für eine gerechtere Gesellschaft. Und — er bewegt damit die Massen! „Das Heiligste" in Jerusalem — der Tempel und seine Verwalter — fühlen sich ernsthaft bedroht. Als die Situation zu eskalieren droht, verkündet Jesus die Feindesliebe. Die Gewalt, wie sie die Zeloten vertreten, ist für ihn nicht die Lösung. Viele seiner Anhänger beginnen zu zweifeln und verleugnen ihn: „Ist Jesus der Messias, den die heiligen Schriften schon lange ankündigten?"

      Wo befindet sich „Das Reich Gottes"?

      Jesus Christus und sein „Reich Gottes" apokalyptisch-jenseitig aufzufassen, ist die Interpretation der gesellschaftlich Unterdrückten und politisch Ohnmächtigen, die Tradition der gescheiterten Befreiungsbewegung und deren Sozialreformer, die ihren Trost nun „im ewigen Leben" suchen. Jesus dürfte sein „Reich Gottes" wohl geistig innerlich (als Sinn des Lebens) und utopisch diesseitig (als politische und ethische Handlung) verstanden haben.

      Der Wert seiner Lehre liegt in der „Praxis", in einer Ethik der sozialen Tat und persönlichen Verantwortung — in der Nächstenliebe, die zum Menschen führt und nicht gegen ihn gerichtet ist. Das Leben dieses bemerkenswerten Menschen hatte eindeutig auch eine politische Dimension, obwohl gerade dies heute von den etablierten Erbverwaltern und Bewahrern seines Vermächtnisses vielfach geleugnet wird. Bei Markus lesen wir: „Es ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen. Ihr irrt euch sehr." (Mk 12,1-27).

      Natürlich haben nicht „die Juden" Jesus den Prozess gemacht, wie man jahrhundertelang behauptet hat. Das Volk Israels war aus guten Gründen für ihn. Liquidiert hat ihn das sich bedroht fühlende „System", welches schon im Jahre 4 v. Chr. 2000 aufständische Zeloten kreuzigte!

      Jesus ein Feminist?

      In der modernen Matriarchatsforschung und feministischen Theologie wird immer wieder darauf hingewiesen, dass seine Wertvorstellungen das patriarchale Denken eigentlich sprengen bzw. eine Rückkehr zur mutterrechtlichen Geborgenheit bedeuten („Gott ist die Liebe").

      Alle Charaktereigenschaften, die man Jesus nachsagt, gelten im patriarchalen Weltbild als „weiblich": Sanftmut, Güte, Friedfertigkeit, Fürsorge, Demut, Aufopferung usw. .

      Patriarchalisch ist die Institution Kirche, die für männliche Ideale wie Macht, Stärke, Autorität, Unfehlbarkeit, Repräsentation und Gehorsamkeit steht. Jesus hat gerade eine solche Institution in Jerusalem heftig attackiert und in Frage gestellt!

      Für die damalige Zeit ein unerhörter Verstoß gegen die Konvention und die Tiefenstruktur der Gesellschaft war auch das völlig ungezwungene und partnerschaftliche Verhältnis, welches Jesus zu den Frauen hatte — für ihn waren sie gleichberechtigt! Unter seinen Anhängern dürfte dies schon damals ein „Reizthema" gewesen sein und zu hitzigen Diskussionen geführt haben: In einem erst 1945 in Ägypten gefundenen Papyrus-Evangelium — die Wissenschaft meint, es sei älter als alle anderen überlieferten Texte — wird berichtet, dass Jesus seine Freundin (!) Maria Magdalena in der Vermittlung der Lehre den Jüngern gegenüber bevorzugt habe und es deshalb zu einem Streit gekommen sei.

      Gleichberechtigt waren die Frauen unter den gnostischen Christen. Man ernannte sie zu Priesterinnen, ja sogar zu Bischöfen. Diese „Irrlehre" konnte sich freilich im Patriarchat nicht behaupten. Erst im Spätmittelalter kam es unter den Katharern zu einer Wiederbelebung des christlichen Gleichheitsgrundsatzes, der sich auch auf die Frauen erstreckte.

      Die Kirche erfand zur Vernichtung der irregeführten „Ketzer", die den wahren Glauben bedrohten, die heilige Inquisition. Wie schon in Jerusalem ging es natürlich nicht um Religion, sondern um die machtpolitische Absicherung der „gottgewollten" Obrigkeit.

      Die Höllenfahrt Lucifers

      Nicht jeder Sonnenheros schafft die Transformation zum patriarchalen Erlösungsgott. Die Alternative ist die Dämonisierung. Lucifer, der treue Begleiter und "Lichtträger" der „Göttlichen Weisheit" (= Hagia Sophia), wird in patriarchaler Deutung als aufständischer „Gegengott" aus den himmlischen Sphären in die finstere Hölle hinabgestürzt. Dort errichtet er das Reich des Bösen und bedroht als ewiger Verführer und „Antichrist" die Menschen.

      In der Apokalypse, der geheimen Offenbarung des Johannes, die sich wie die Beschreibung eines atomaren Infernos liest, wird prophezeit, dass Lucifer am Ende der (patriarchalen) Zeiten zurückkehrt, um „seine" Ordnung wiederherzustellen:

      „Da erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, umgeben von der Sonne, den Mond unter ihren Füßen, und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie in ihren Wehen und in der Qual des Gebärens." (Offb. 12,1-2).

      Ist es Zufall, wenn sich eine psychisch deformierte und sozial desorientierte männliche Kultur den eigenen Untergang prophezeit und darin sogar noch die Erlösung sieht?

      Wo sind die Göttinnen geblieben?

      Das patriarchale Denken erfasste schließlich alle Lebensbereiche. Sehr deutlich sieht man die Veränderungen in den Schöpfungsmythen, die die neue Ideologie eindrucksvoll aufzeigen. Nicht mehr die „Große Mutter" hat die Welt erschaffen: ein patriarchaler Gott ist der neue Be„herr"scher des Kosmos. Seine Weisheit und die der Männer regieren von nun an die Welt. Muttergöttinnen werden abgewertet, liquidiert, ja vielfach sogar dämonisiert. Öfters wechseln sie das Geschlecht und werden zu männlichen Gottheiten, die für die neue, hierarchische und sehr häufig frauenfeindliche Ordnung stehen.

      Der allmächtige dreifaltige Gott

      Die „Große Göttin" des Orients hieß nach ihrem sumerischen Namen „lahu", die „Erhabene Taube". Sie war eine universale Liebesgöttin. Die patriarchalen Stämme, die in Palästina eindrangen, raubten der Göttin den Namen und auch die Taubengestalt für ihren Gott.

      lahu wurde zu Jahwe und die Taube, das Ur-Symbol des matriarchalen Eros, zum asketischen Heiligen Geist der patriarchalen jüdischen Religion. Das Christentum stellte mit Jahwe (Gottvater), Jesus (Gottsohn) und dem Heiligen Geist die Dreifaltigkeit wieder her.

      Im frühen Christentum, wie es z. B. noch Mohammed kennen lernte, stand an dritter Stelle Maria. Der Prophet Allahs verwarf diese Vorstellung als polytheistisch und führte die Religion zum strengen (patriarchalen) Monotheismus zurück.

      Eva oder der Verlust des Paradieses

      Hawa oder Heba oder Hebe, später Eva oder Eve war die „Mutter allen Lebens", die Erdgöttin von Jerusalem. Sie herrschte in ihrem Obstgarten-Paradies, wie z. B. auch Hera oder die Hesperiden. Alles Leben brachte sie nur mit der phallischen Schlange hervor wie die ältesten Göttinnen des einfachen Matriarchats.

      (Die Schlange gilt auch als Symbol der Wiedergeburt, weil sie nach der Häutung scheinbar zu neuem Leben wiedererwacht.)

      Später hatte Eva auch einen Heros, er hieß Abdi-heba (Adam), sein Name war eindeutig von dem ihren abgeleitet.

      Sie heiratete ihn jährlich, nachdem sie ihm den klassischen Liebes- und Todesapfel überreicht hatte. Ebenso sicher opferte sie ihn, um ihm in ihrem Apfelgartenparadies das ewige Leben und die ewige Jugend zu schenken (Opfertod- und Auferstehungsmotiv).

      Den Namen dieser Göttin nahm der semitische Gott Jehova (von Jehva = Eva) in Besitz. Die Liebesgöttin Eva wurde reduziert zum sündigen Weib, das zuviel über Leben und Tod, symbolisiert im Apfel, wissen wollte. Sie wollte also zuviel über ihr ureigenstes Wissen erfahren, das sie seit grauer Vorzeit besaß!

      Eva ist fortan Adam untergeordnet. Der patriarchale Mythos lässt sie sogar aus „seiner" Rippe entstehen. Die Phallusschlange, ihr Symbol der Kreativität und Lust, wird zum Prinzip des Bösen. Alles Üble kommt von nun an von der Frau! Eine Parallele zu Eva ist die griechische Pandora. Auch sie war eine Muttergöttin. Im Patriarchat wird sie zur ersten menschlichen Frau, die in ihrer Büchse das Böse in die Welt und den Männern bringt.

      Die „Büchse" der Pandora ist in Wirklichkeit ein matriarchales Sexualsymbol, welches als „Füllhorn" bzw. auch sehr oft als „Kelch" für den unerschöpflichen Schoß der Göttin steht, aus dem Leben, Fruchtbarkeit und Reichtum quillt.

      Die Verteufelung der Frauen

      Frauen, die in mutterrechtlichen Kulturen führenden Anteil am gesellschaftlichen Leben hatten und besonders als Priesterinnen hochgeachtet waren, verbannte man zunehmend ins Haus und an den Herd. Während man den Frauen die Attribute des Teuflischen aufbürdete — ihr Charakter sei zornig, streitsüchtig, neidisch, verschlagen, lügenhaft und feig —, widmete sich das andere Geschlecht ungestört der „Herrschaft.

      Bereits im antiken Athen galt die Frau als das Eigentum des Mannes, sie durfte das Haus nur mehr unter Aufsicht verlassen. In der überlieferten Meinung drückt sich nicht nur die Verachtung, sondern auch die Angst der Männer vor den Frauen aus.

      Menander zum Beispiel: „Ein böses Gewächs im Leben ist das Weib, als nötiges Übel aber kaufen wir es doch!" Oder Euripides: „Stets sind die Weiber hinderlich dem Wohlergehen der Männer, dass zum Schlimmeren es sich wenden muss." Für den Arzt Hippokrates ist klar: „Die Frau bedarf eines Zuchtmeisters, denn sie hat von Natur aus das Zügellose an sich, so dass sie, wenn sie nicht täglich ausgerodet wird wie die Bäume, zu üppig ins Kraut schießt."

      Die streng patriarchalen Juden beteten nun sogar zu ihrem Gott: „Herr, ich danke dir, dass ich nicht als Frau auf diese Welt gekommen bin."

      Die Kirche der Männer

      Selbst Paulus ist — im Gegensatz zu Jesus — nicht ganz unbeeinflusst vom Zeitgeist. Sein Satz gilt bis heute: „Mulier taceat in ecciesia." — „Die Frauen sollen in der Kirche schweigen, denn es kann ihnen nicht gestattet werden zu reden, sondern sie haben sich unterzuordnen." (1. Kor. 14.34).

      Die Kirchenväter hinterließen reichlich Zeugnis, dass sie nicht immer die Radikalität des Denkens Jesu realisierten, der sich wie sonst niemand in seiner Zeit für die Gleichheit aller eingesetzt hatte. Z. B. Thomas von Aquin: „Das Weib verhält sich zum Mann wie das Unvollkommene und Defekte zum Vollkommenen." Immer wieder beruft man sich auf Eva, um die Sündhaftigkeit des Weibes zu veranschaulichen.

      Das Zentralproblem war stets, wie man der weiblichen Erotik entgeht, der Versuchung widersteht. Folgerichtig galt all das als unanständig, was ständig in den Köpfen der Männer spukte. Bis ins 19. Jahrhundert grübelten manche gelehrten Männer, ob Frauen auch eine Seele haben. Als besonders fatal hat sich die Tatsache ausgewirkt, dass man am Beginn der Neuzeit alle einschlägigen Zitate der Theologen, vielfach aus dem Kontext gerissen, im „Hexenhammer" sammelte und damit den paranoidesten Frauenhass und die größte Frauenverfolgung der Geschichte auch noch als „Wille Gottes" rechtfertigte.




      Der „Hexenkammer", das Standardwerk der Hexerei meinte, der natürliche Grund für die maßlose Lasterhaftigkeit der Frauen sei die Tatsache, dass Frauen lüsterner sind als Männer. Diese Lüsternheit bringe sie dazu, sich mit Teufeln und Dämonen einzulassen. (Das Motiv der Anklage zeigt deutlich die neurotische Zwangsvorstellung der patriarchalen Gesellschaft!) Außerdem sei schon die erste Frau falsch gewesen, weil sie aus einer gebogenen Rippe geschaffen wurde, die sich vom Mann abwandte. Und weil sie wegen dieses Mangels ein unvollkommenes Wesen sei, meinten die im Zölibat lebenden Dominikanerbrüder Sprenger und Institoris, werde sie immer betrügerisch und voller Laster bleiben. Die Folgen dieser Erkenntnis: Allein die erhalten gebliebenen Akten belegen eine Zahl von 100.000 bestialisch ermordeten Frauen!

      Hexen und Satansbräute

      Matriarchale Gegenkulte zum Christentum überlebten länger, als es allgemein bekannt ist. So gab es heidnische Kulte, von der Kirche auf das heftigste diffamiert, bis in die Neuzeit.

      Zumindest einige jener Frauen, die man mit der Anschuldigung anklagte, sie hätten geschlechtlich mit dem Teufel verkehrt - in Wirklichkeit feierten sie die „Heilige Hochzeit" -, waren Anhängerinnen uralter Fruchtbarkeitskulte und Trägerinnen großer Weisheit.

      Die weltweite Frauenbewegung führte inzwischen zu einer positiven Neubewertung und Wiederbelebung der weiblichen Spiritualität. So soll es in Großbritannien bereits 1 Million Frauen geben, die sich zur „Hexenreligion" bekennen und den entsprechenden Geheimkult mit uralten Ritualen auch praktizieren. Viele dieser Frauen sind engagierte Vorkämpferinnen in der Öko- und Friedensbewegung und versuchen so, ihre Göttin, die „Mutter Erde", vor der drohenden Vernichtung zu bewahren!

      Resümee

      Am Ende dieses kurzen Forschungsberichtes, der sich als bescheidener Versuch versteht, den Frauen ihre Geschichte zurückzugeben, lässt sich folgendes Resümee ziehen:

      Askese und Selbstkasteiung, Sündenwahn und Schuldgefühle, Buße und Erlösungshoffnungen, eine lustfeindliche, neurotisierende Sexualmoral, eschatologische Endzeiterwartungen und apokalyptische Strafgerichte sind Bewusstseinsformen der patriarchalen Gesellschaft bzw. deren Menschen, die in innerer Zerrissenheit von Trieb und Geist und in der politischen und ökonomischen Ohnmacht einer Klassengesellschaft lebend Hoffnungen und Sehnsüchte nach der verlorenen Utopie eines Paradieses entwickeln.

      Mutterrechtlichen Kulturen ist dieses Denken fremd. Es fehlt ihnen offensichtlich ein soziales Bedürfnis danach, da sich hier ein sinnvolles und nicht-entfremdetes Leben auch im Diesseits entfalten kann.

      Weiterführende Literatur:

      Bachofen, Johann Jakob: Mutterrecht und Urreligion, Stuttgart 1954.
      de Beauvoir, Simone: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus. der Frau, Reinbek 1968.
      Boff, Leonardo: Das mütterliche Antlitz Gottes, Patmos Verlag, Düsseldorf 1985.
      Borneman, Ernest; Das Patriarchat. Ursprung und Zukunft unseres Gesellschaftssystems, Fischer Tb, Frankfurt 1979.
      Clevenot, Michel: So kennen wir die Bibel nicht, Chr. Kaiser Verlag, München 1980.
      Delumeau, Jean: Angst im Abendtand. Die Geschichte kollektiver Ängste in Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bände, RohwoltTb, Reinbek 1985.
      Deschner, Karlheinz: Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte aus der Sicht eines Nicht-Christen, Econ Verlag, Wien 1980,
      Fester, Richard (Hrsg.): Weib und Macht, Fischer Tb, Frankfurt 1980.
      Göttner-Abendroth, Heide: Die Göttin und ihr Heros. Die matriarchalen Religionen in Mythos, Märchen und Dichtung, Verlag Frauenoffensive, München 1980.
      Gugenberger, Eduard; Schweidlenka, Roman: Mutter Erde, Magie und Politik. Zwischen Faschismus und neuer Gesellschaft, Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1987.
      Jannberg, Judith (= Gerlinde Schilcher): Ich bin eine Hexe, Bonn 1983.
      Richter, Horst-Eberhard: Der Gotteskomplex, Rohwolt Tb, Reinbek 1986.
      Schneider, Carl: Das Christentum. In: Propyläen Weltgeschichte IV 2, Ullstein Verlag, Frankfurt 1964.
      Toynbee, Arnold: Menschheit und Mutter Erde. Die Geschichte der großen Zivilisationen, Claassen Verlag, Düsseldorf 1979.
      Utrio, Kaari: Evas Töchter. Die weibliche Seite der Geschichte, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg - Zürich 1987.

      Stichwort: Matriarchat

      Urgeschichtliche Forschungen zeigen uns, dass der patriarchalen Gesellschaft eine mutterrechtliche voranging. Die Verbreitung reichte von den Indianern Amerikas über den alteuropäisch-asiatischen Kulturraum bis nach Indien und China.

      Es gab entwickelte Hochkulturen, wie z. B. die Minoische Kultur auf Kreta als die bekannteste.

      Ethnologen (Völkerkundler) fanden heute noch existierende Mutterrechte in Amerika (z. B. die Hopi), Malaysia und Afrika, aber auch die Eskimos sind mutterrechtlich organisiert.

      In der mutterrechtlichen Gesellschaft ist die Frau die zentrale Figur der Gemeinschaft. Sie hat die Verantwortung über die Kinder und die Produktionsmittel und entscheidet über die Verteilung der Nahrung. Sexuell ist sie ebenso frei wie der Mann. Sie leitet die religiösen Riten und steht der Gemeinschaft vor.

      Die Religion spiegelt im Mythos von der „Großen Mutter" diese Gesellschaftsform wider. Männliche Götter gibt es nicht, die Menschen glauben an eine Wiedergeburt im Diesseits, die ihnen nur eine Frau ermöglichen kann. Die Gemeinschaft ist matrilinear: Die Abstammung wird nach der Mutter bestimmt. Außerdem ist sie meist matrilokal: Der Mann zieht zur Sippe seiner Frau und nicht umgekehrt.

      Viele Kulturleistungen schreibt man heute den Frauen zu. Z. B. die Erfindung des Ackerbaues und das Züchten und Zähmen von Wildtieren.

      Stichwort: Patriarchat

      Je weiter sich der Ackerbau, das Privateigentum, die Versklavung der Bauern und die systematische Kriegsführung entwickeln, desto mehr verschwindet die „Große Mutter" im mythischen Dunkel.

      Mit der Machtübernahme der Männer werden die Frauen zu verachteten Wesen, denen man jede Freizügigkeit verbietet und die Kulturfähigkeit abspricht. Erst jetzt — nach vermutlich drei Millionen Jahren Menschheitsgeschichte — entsteht die Institution Ehe. Sie bringt den Frauen nicht nur zivilrechtlich schwerwiegende Nachteile.

      Bereits im antiken Athen gelten die Frauen als Eigentum des Mannes. Man verbannte sie ins Haus und an den Herd. Ihre Aufgabe ist es, für die Männer den legitimen Erben zu gebären. Typisch für das Patriarchat ist die doppelte Moral. Schon in den ältesten bekannten Gesetzen wird dem Mann eine weitgehende sexuelle Freiheit zugestanden, während die Frau streng an einen einzigen Mann gebunden ist. Der Mann kann seine Frau verstoßen, sie muss ihm treu sein. Groß ist die Angst des Mannes, seine Frau könnte fremdgehen und somit seinen Anspruch als Besitzer der Frau und sein Erbe gefährden.

      Frauen unterliegen einer strengen sozialen Kontrolle, die sogar soweit gehen kann, dass sie sich selbst überwachen. Zur physischen Unterdrückung kommt nun auch die psychische. Jahrhundertelang verinnerlichte Rollenfixierungen erweisen sich bis heute als die größten Hürden einer Emanzipation beider Geschlechter.

      Die neue patriarchale Ideologie drückt sich besonders in der Religion aus. Es entstehen absolut patriarchale Großreligionen, wie das Judentum, der Islam und der Protestantismus, die weibliche Gottheiten vollkommen auslöschen. Frauen dürfen in vielen Religionen nicht mehr Priesterinnen sein. Früher war das ihr angesehenster Beruf.

      Literaturtipp:

      Goettner-Abendroth: Die Göttin und ihr Heros

      aus dem Buch: "Die matriarchalen Religionen und ihre Transformationen

      Griechenland (Artemis und Aktaion, Aphrodite und Adonis, Athene und Erechtheus)
      Kreta (Demeter und Iakchos, Rhea und Zeus, Hera und Zeus, Hera und Herakles)
      Ägypten (Nout-Neit und Re, Hathor und Horus, Isis und Osiris)
      Sumer/Babylon (Inanna-Ishtar und Dumuzi-Tammuz)
      Kleinasien und Palästina (Kubaba und Teshub, Kybele und Attis, Atargatis und Hadad, Anat und Baal)
      Persien und Indien (Anahita und Mitra, Prithivi und Dyaus Pitar, Sarasvati und Brahma, Shakti und Shiva, Lakshmi und Vishnu)
      Nordwest- und Mitteleuropa
      Kelten (Dana und Dagda, Modron-Morrigain und Bran,Erin und Lug)
      Germanen (Jörd und Tyr-Heimdall, Freyja und Freyr, Frigga und Od-Baldur)
      Transformationen der matriarchalen Religionen Die Prinzessin und ihre Brüder Die Reichtumsspenderin im Jenseits Die schenkende Frau in totenähnlichem Zustand Die Heilbringermärchen

      Transformationen der Zaubermärchen Die Herrin und ihr Held Matriarchale Mythologie in der Epik des Mittelalters

      Die Artusepik (der Roman von "Ywain", der Roman von "Erec", die Gralserzählungen um Parcival, der Lancelot-Zyklus)
      Die Tristanerzählungen
      Das Nibelungenlied/Siegfriedsagen
      Transfomationen matriarchaler Mythologie
      Anmerkungen
      Alphabetisches Register der Mythologischen Namen mit Erläuterungen

      Klappentext:

      Dieses Buch ist eine Rekonsturktion der verdrängten, verdeckten und vergessenen matriarchalen Religionen in ihrer am höchsten entwickelten Form. Sie werden durch eine vergleichend-kritische Analyse der indoeuropäischen Mythologie wiedergewonnen. Die Vielfalt der Gestalten in indischen, persischen, vorderorientalischen, ägyptischen, griechischen, keltischen und germanischen Mythen wird in ihrem systematischen Zusammenhang erklärt, was überraschende Parallelen bis hin zum Christentum aufdeckt. Die Ideen von matriarchaler Weiblichkeit und matriarchaler Männlichkeit treten dabei klar zutage. die Wiederentdeckung der Struktur der matriarchalen Religionen gestattet zuletzt, die typischen Veränderungen, die diese Religionen in patriarchalen Gesellschaften erfuhren, als die generellen Regeln für ihre Deformation darzustellen.

      Im zweiten Teil wird gezeigt, wie die Symbol- und Handlungsmuster der matr. Religionen in den internationalen Märchen weiterleben. Im dritten Teil wird anhand der großen Epen des europ. Mittelalters nachgewiesen, dass auf dem Boden von Mythologie und Märchen die Struktur der matr. Religionen zur Grundlage der poetischen Stoffe europäischer Dichtung wird. Die niemals nur ideen- und symbolgeschichtliche Analyse ist dabei immer auf die Auseinandersetzung zwischen matr. und patr. Gesellschaftsformen und deren Ideologiebildung zuzückbezogen. Es zeigt sich der große Einfluss sehr alter matr. Denkformen auf unsere Kultur, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Sie wiederzuentdecken bedeutet ein Stück Selbstidentifikation hinzuzugewinnen
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 23:37:53
      Beitrag Nr. 32 ()
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 18:57:33
      Beitrag Nr. 33 ()
      Baum der Erkenntnis
      Das essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis führte dazu, daß das Menschengeschlecht das Paradies der Urzeit verlassen mußte.

      Die Genesis der Bibel schildert diesen Vorfall so:

      Gott der Herr setzte den von ihm als „ein Mann und ein Weib” (1. Mose 1. 27) geschaffenenen Menschen in den von ihm selbst angelegten Garten, der gen Morgen in Eden gelegen war. Inmitten dieses Gartens standen zwei Bäume, der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen (1. Mose 2.7-9). Von den Früchten aller im Garten wachsenden Pflanzen sollte der Mensch essen, einzig den letztgenannten Baum der Erkenntnis hatte der Mensch bei Strafe des Todes zu meiden (ebd., 16f.).

      Da der Mensch als einziges der geschaffenen Lebewesen allein war, schuf Gott einen zweiten, indem er dem ersten eine Rippe entnahm und sie so in Mann und Frau schied (1. Mose 2. 21-23, vgl. die griechischen Androgynes). Ohne einen Unterschied zu bemerken lebte das erste Menschenpaar sorglos dahin: „Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht” (ebd., 2. 25).

      Das ändert sich, als das klügste der Tiere, die Schlange, dem Weib den Genuß der Frucht vom Baum der Erkenntnis nahelegte (1. Mose 3, 1-5). Das Weib nahm an, aß und gab auch ihrem Mann von der Frucht. Die Schlange hatte wahr gesprochen, Mann und Frau wurde „ihrer Augen aufgetan” und sie fertigten sich Schürze aus den Blättern des Feigenbaums (ebd. 3. 7).

      Die Genesis schildert nun, daß Gott der Herr den ersten Menschen, nun Adam genannt, verhörte, der die Verantwortung auf die Frau schob und die ihrerseits auf die Schlange verwies (1. Mose 3., 8-13). Gott verfluchte alle drei (ebd., 14-19), kleidete sie mit tierischen Fellen anstelle der aus Pflanzen gemachten Kleider und vertrieb Adam und Eva aus dem Paradies, damit die Menschen, nun „wie unsereiner” nicht vom Baum des Lebens essen und unsterblich werden würden.
      Seitdem bewachen die Cherubim den Garten Eden und verhindern die Rückkehr des Menschen (ebd., 20-24).

      Das christliche Abendland bezeichnet diesen Vorfall als Sündenfall und Austreibung aus dem Paradies. Andere Interpretationen betrachten diese Geschichte jedoch als Aufbruch des Menschen aus einer tierähnlichen Vorstufe. Wie die Sonne im Osten aufgeht und ihren Weg über den Himmel beschreibt, so beginnt der Weg des Menschen im Osten, in Eden. Beiden Ansichten gemeinsam ist der Verlust des Paradieses, der Unterschied die Erklärung als Sünde und Vertreibung einerseits, Aufbruch und erwachsenwerden andererseits.

      Das unwissende Tier weiß nichts von seinem eigenen Tod (so lehrt es jedenfalls die Verhaltensforschung bzw. Tierpsychologie). So gesehen ist es - aus seiner eigenen, subjektiven Perspektive heraus betrachtet, „unsterblich”. Es lebt gewissermaßen in einem „paradiesischen” Urzustand, der die Endlichkeit des eigenen Lebens nicht kennt. In diesem Zustand lebte auch das erste Menschenpaar, ehe es durch Essen der verbotenen Frucht Erkenntnis erlangte und damit das Paradies verlor.

      Noch heute (oder erst recht heute) ist selbständiges Denken eines der größten Abenteuer, muß hinter jeder neuen Erkenntnis doch der Einsturz des bisherigen Weltbildes „befürchtet” werden. Und Erkenntnis weiterzugeben stellt in Zeiten (oft ~freiwillig selbst auferlegter) Denkverbote ein erhebliches Wagnis dar. Ein bekanntes Beispiel aus der Geschichte ist Galileo Galilei, der gegen das ptolomäische Weltbild argumentierte, später war es der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Frhr. v. Leibniz, der denkend die Grenzen der damiligen Geisteswelt durchbrach, in mythischer Vorzeit war es eben die Eva, welche ihr Wissen dem Adam weitergab und seitdem als Auslöserin der Erbsünde geprügelt wird.

      (
      zitierte Bibelausgabe: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Nach der Übersetzung Martin Luthers. Nach dem 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text. Württembergische Bibelanstalt Stuttgart 1961





      http://www.sungaya.de
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 10:01:18
      Beitrag Nr. 34 ()
      2.2 Sündenfall
      Betrachten wir nun den Zustand im Garten Eden (1.Mose 3), überall Bäume, Wasser und Früchte, auch große kostbare Goldminen,

      von Goldminen lese ich in meiner Bibel nichts

      eben so, wie sich ein bibelschreibender Wüstenbewohner das Paradies vorstellt. Was hat sich Gott dabei gedacht, einen Baum hinzustellen in die Mitte des Gartens und Adam und Eva zu verbieten, von ebendiesem Baum zu essen?

      Wie wäre sonst Freiheit möglich? Ließe Gott die Möglichkeit nicht zu, daß wir uns von Ihm abwenden, dann wäre Er ein Diktator, genauso erbärmlich und widerwärtig wie wir.

      Gott hat die Menschen mit Neugierde geschaffen,

      Wo steht das geschrieben?

      es war also ganz klar, daß sie von dem Baum essen

      das war vorbestimmt

      und trotzdem hat Gott sie durch aufstellen dieses Baumes versucht. Ach so, ich vergaß, das Böse ist ja immer der Teufel, in dem Fall in Gestalt einer redenden Schlange (Natürlich!), die Eva aufforderte, von dem Baum zu essen.

      Wie lange haben denn Adam und Eva nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen? Und wieso ist erst dadurch, wie Gott lehrt, der Mensch zu einem Ebenbild Gottes geworden? Wieso ist der Teufel im Garten Eden? Was soll das ganze, wenn es Gott nicht vor aller Schöpfung so festgelegt hat? Warum hat denn Gott überhaupt eine Schöpfung ins Dasein gerufen? Kennt man den Grund der Existenz des Menschen, dann erst den Sinn.

      Jetzt könnte man fragen, ob es gerecht ist, für dieses Vergehen, also für das Essen von einem extra zur Versuchung aufgestellten Baumes, die gesamte Menschheit bis in die Ewigkeit zu verfluchen.

      Gott hat den Ackerboden (und Satan), nicht aber den Menschen verflucht und schon gleich gar nicht bis in die Ewigkeit? Schon immer gab es einen Weg, den Weg der Gottesfurcht, zu Gott (zurück) zu gelangen. Nicht umsonst ist Henoch, der siebte nach Adam, entrückt worden. Wohin denn, wenn nicht in das Reich Gottes?

      Zu Adam sagt Gott: "...verflucht sei dein Acker um deinetwillen. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest..."

      Es hat eben alles seinen Preis, insbesondere solch gotteslästerliches Zeug, was wir hier lesen können.

      Und ist es gerecht, nicht nur die Täter zu bestrafen für dieses ach so grausame Verbrechen, sondern auch deren Nachkommen aller Generationen die je kommen? Ganz klar ist das Sippenhaftung, die auch im dritten Reich praktiziert wurde. Von wegen gerechter Gott: Ich halte das für äußerst ungerecht.

      Der Ungerechte erlaubt sich ein Urteil über den Gerechten, das Geschöpf über seinen Schöpfer - das war die Geisteshaltung der Mörder Jesu. Ist das Leben hier auf Erden eine Strafe? Das müßte es ja sein in dieser vermeintlichen Ungerechtigkeit. Wäre es das, dann wäre ja Gott vorausgesetzt? Ist es aber keine Strafe, wieso hat Gott dann den Menschen gestraft?


      http://home.t-online.de/home/Todoroff/ateismus.htm


      Teilweise übertrieben... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.04.03 00:19:32
      Beitrag Nr. 35 ()
      Sündenfall?



      von Ivan, systemfehlerforum




      e^t Rote Linie

      (= Machtausdehnung, Streben nach Machtvollkommenheit, lokale/globale Machtvollkommenheit innehaben) lässt sich weit, weit zurückverfolgen - über 12000 Jahre. Eine neue Qualität erreichte e^t vor etwa 6000 Jahren, als aus matriarchalen Strukturen zunehmend patriarchale wurden. (Vorher scheinen erodierende Kräfte und andere Eigentumsrechte e^t in Schach gehalten zu haben.)

      Alles was irgendwie zur Machtvollkommenheit beitragen kann wurde unterwandert und früher oder später instrumentalisiert. Die Torheit Macht mit Macht zu bekämpfen fabrizieren wir schon viel zu lange, um daraus nicht endlich zu lernen. Es wird/wurde jede hierarchische Struktur im laufe der Zeit (heimlich) "erobert", der eroberte Machtapparat wird/wurde sogleich ausgebaut, ausgedehnt und verfeinert ... e^t eben.

      Dieses Streben nach Machtvollkommenheit hat dabei überall Spuren eingebrannt. e^t kann sich halt nicht (langfristig) verstecken, kann höchstens kurze Zeit "übersehen" werden. Exponentialfunktionen werden niemals langfristiges Zwingmittel sein können, sie sind zu selbstzerstörerisch ... das ist gut so, gut für "uns". :^)

      Wenn man mit dem "richtigen Blick" gräbt, dann findet sich e^t mannigfaltig überall. e^t findet sich sogar dermassen penetrant, dass ich meine Strategie zweiteilen werde. Die total anarchistische Ausgabe eines zweckmässigen Tauschmittels bleibt als zweites "Rettungsnetz" selbstverständlich bestehen! Aber ich glaube nun, dass eine Argumentationszange mit den heute verfügbaren Daten dermassen fest zupacken könnte, dass - wenn man die Zange dabei nur geschickt genug auf e^t anwendet - die total anarchistische Ausgabe gar nicht nötig ist. Deshalb werde ich versuchen zweigleisig zu fahren.

      Die angesprochenen mannigfaltigen Funde lassen sich "leider" keinesfalls mehr in einen Beitrag hineinquetschen, denn hat man die Büchse erst einmal geöffnet, so quillt einem Evidenz entgegen.



      Dies ist der Wasserturm der Stadt Luzern (Schweiz), er wurde um 1330 erbaut. Dieser Turm wurde von klein e^t gebaut, um gross e^t besser trotzen zu können! (Er gehörte zu einer Befestigungsanlage rings um Luzern.) Darin befand sich ein Verlies, eine Folterkammer (wie könnte es auch anders sein...) und in diesem Wasserturm wurde später auch der (Stadt)Staatsschatz aufbewahrt - also physisch gehortet! Natürlich mussten die Untertanen den patrizischen "gnädigen Herren von Luzern" währenddessen trotzdem monetär zinsen und lehnen, der Schatz im Wasserturm (und in anderen Schatzkammern!) nahm folglich zu und zu...

      Doch woher nahmen die Untertanen und deren Knechte all die edel glänzenden Metalle (bzw. heute matte Papiere oder fahle Zahlen), die ja letztlich nicht mehr ohne triftigen Grund dem Wasserturm (und anderen Schatzkammern!) entkamen, wenn sie einmal verschlungen waren?

      Ich verfüge nun über einige Daten dieser ("meiner") Stadt zwischen 1415 bis 1798 (am Ende der Französische Revolution). (Derjenige der mir diese Daten in Zweithand-Buchform verkauft hat gab mir Rabatt, und wäre bereit so viele V80-Tauschmittel anzunehmen, wie er halt auch loswerden kann. Ich erwiderte ihm, dass er V80-Tauschmittel nur los wird, wenn Leute wie er sie annehmen - er verstand.) Die Konsequenzen dieser Daten machen auch auf soziologischer Ebene ziemlich Sinn, jedenfalls soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, das alles passt aber leider keinesfalls in einen einzigen Beitrag :-(

      "Herrgottslumpen", "Sauhirten", "trüw und eidtvergessnen Gesellen", "böse Buoben" waren die Prädikate mit denen die "gnädigen Herren" von Luzern ihre Untertanen aus dem Entlebuch verfügten (meine Vorfahren mütterlicherseits), als diese sich im Bauernkrieg 1653 (nach dem Dreissigjahrige Krieg) erdreisteten aufzumucken und u.a. folgendes forderten:

      - Rückzahlung von Zinsen und Schulden auch in Naturalien.
      - Freier Handel mit Salz, Vieh und Korn (Monopole (z.B. Salz), Zölle, Zinsen, Steuern).
      - Senkung oder Abschaffung der Verkaufssteuer für Vieh ("Trattengeld") und Wein ("Umgeld").

      Wie mehrmals erwähnt passt das alles nie und nimmer in einen Beitrag hier im Systemfehlerforum. Interessant ist aber z.B. dieses Dokument (pdf, ~2MB):

      http://www.staluzern.ch/schaufenster/bauernkrieg/bauernkrieg…

      und dazu dieses Lied:



      --------------------------------------------------------------------------------

      Das "Neu Wilhelm Tellen Lied, im Entlebuch gemacht 1653"

      "Als man zählt sechshundert Und drei und fünfzig Jahr,
      Ereignen sich gross Wunder; Ist kund und offenbar.

      Was wend wir aber singen Uss Gnad Herr Jesu Christ?
      Vom Tellen fürzubringen, Der längst gestorben ist.

      Ich sing es Niemand z`tratzen; Man soll mich recht verstohn:
      Von wegen ganzen Batzen [Anmerkung: U.a. wurde in dieser Zeit der Batzen (= Schweizerwährung: später 1 Schweizer Franken = 10 Batzen = 100 Rappen) ziemlich hinterhältig abgewertet, dies kam für die Bauern einer (verschärften) Deflation gleich.] Ist dieser Krieg herkohn...

      Ach Gott! ich muss sie klagen, Des Landmanns [Anmerkung: Bauer.] grosse Klag.
      Es ist, wie ich werd sagen Gar heiter an dem Tag.

      Gleich wie zu Tellen Leben, Also tut`s jetzt hergohn:
      Der Landmann sollt hergeben, Geb, wo`rs möcht überkohn.

      Ach Tell! ich wollt` dich fragen, Wach auf von deinem Schlaf!
      Die Landvögt` wend Alls haben, Ross, Rinder, Kälber, Schaf!

      Ein jeder Herr will leben Wie`n junger Edelmann;
      Es muss es ihm hergeben Der arme, gringe Mann.

      Ein armer Bauernzüttel, Der nicht wollt ziehen d`ran
      Mit Entlebucherknüttel [Anmerkung: "Entlebucher Trüssel", "Prügel", "Knüttel", "Kolben"] Und eis`nen Stefzgen dran [Anmerkung: Das eiserne "Auateil" vorne am Entlebucherknüttel.].

      Darum, ihr lieb Eidgnossen! Stönd z`sammen, haltet fest!
      Verachtet Herren-Possen Und schüchet fremde Gäst!

      Thünd`s ussem Land verjagen Alsbald mit g`wehrter Hand,
      Um Fried` und Ruh zu haben In eurem Vaterland.

      Denkt an den Bruder Klausen [Anmerkung: Nikolaus von der Flüe, Schutzpatron der Schweiz.] Und sprechet früh und spat:
      ‚Mit Knütteln muss man lausen`, Und folget minem Rat".



      --------------------------------------------------------------------------------

      Dies ist jedoch nicht mein Rat. Macht wird mit am besten dekonzentriert, mit Entlebucheknütteln gegen die luzerner "Pfyffen" (= Kanonen) und die sämtlich "gfrornen" (= mit Schutzzauber belegten) Söldnertruppen anzukämpfen bringt wahrscheinlich nichts. Aber vielleicht hilft ein dienendes Tauschmittel, die "Gfrörne uflösen" zu können? Meinetwegen auch ein Entlebucher Tauschmittel. ;^)

      Grüsse an alle und bis später - Ivan.


      *******************************************************

      Geschrieben von Tarantoga am 03. April 2003 17:52:18:

      Als Antwort auf: Mit Trüsseln gegen Pfyffen... geschrieben von Ivan am 03. April 2003 08:51:33:

      Hi Ivan!

      Schön mal wieder was von Dir zu lesen. Ich kann Deinen Gedanken jetzt nicht in aller Tiefe nachvollziehen, ich bin aber gespannt, was dabei rauskommt.

      Soviel will ich jedenfalls anmerken: Meiner Einschätzung nach gab es vor 6000 Jahren noch kein Eigentum. Ich gehe mehr und mehr davon aus, daß es im Naturrecht nur eine Art berechtigten (im Sinne von anerkannten) Besitz gab.

      Um die Zeit herum dürfte auch die Seßhaftwerdung und damit Landnahme immer weiter um sich gegriffen haben, während das Land zunehmend knapper wurde.

      Später entwickelte sich vor allem das Recht am Boden (wesentlichster Wirtschaftsfaktor in einer Landwirtschaft) über das Lehenssystem bis hin zum modernen Eigentum. Meiner Ansicht nach unterscheidet sich das moderne Eigentum nicht wesentlich vom Lehen. Beides ist den Untergebenen gegeben, auf das sie daraus Abgaben erwirtschaften.

      Wie Yokome immer wieder sagt, ist die Idee des Eigentums als unverfallbaren Recht wider die Natur. Wir sind nur Gäste hier, wie soll es da "ewige" Rechte geben können?

      Ich könnte mir vorstellen, daß das Eigentum die Wurzel der Exponentialfunktion darstellt. Die Expontentialfunktion könnte schlicht Ausdruck der zunehmenden Differenz zwischen der Fiktion Eigentumsrecht und dem natürlichen Vergehen sein.

      Ich bin noch nicht dazu gekommen Heinsohn/Steiger im Original durchzulesen, aber so weit ich weiß legt deren Theorie die Erkenntnis, das Eigentum wäre der Ausgangspunkt der Exponentialfunktion, ja ebenfalls nahe.

      Betrachtet man nun das Eigentum als moderne Form des Lehens, so sagen H/S und dottores Machttheorie exakt das selbe. dottore hat vielleicht etwas kritischer und weiter als H/S gedacht.

      So weit jedenfalls meine bisherigen Gedanken, vielleicht hilft es Dir ja.

      Liebe Grüße


      ********************************************************


      Doch, Eigentum gab`s damals schon (auch andere Quellen bestätigen dies):



      --------------------------------------------------------------------------------

      (Quelle: http://www.bethil-online.com/archiv-de/geschichte-geographie…
      Die mesopotamische Zivilisation erbaute im 4. Jahrtausend die Stadt Uruk (siehe vorherige Ausgabe), welche die Hauptstadt Sumers war. Mit der Zeit entstanden in Südmesopotamien, in dem die sumerische Kultur dominierend war, Stadtstaaten, die von königlichen Dynastien beherrscht wurden. Die folgenden 1000 Jahre brachten massive Veränderungen. Fast das ganze 3. Jt. v. Chr. bestand Südmesopotamien aus vielen rivalisierenden Stadtstaaten in wechselnden Allianzen. Diese Stadtstaaten rangen um die Vorherrschaft in Mesopotamien. Die sumerische Stadt Ur war im 3 Jahrtausend v. Chr. eine der bedeutendsten Metropolen der Welt.



      --------------------------------------------------------------------------------

      Entweder wurde e^t etwa damals, also um 4000 v.u.Z., geboren (d.H. wahrscheinlich mit dem Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat, falls es so was überhaupt (öfters) gegeben hat) oder schon früher (wie ich vermute).

      Wichtiger erscheint mir aber vorerst die Geschichte e^t`s in der Schweiz, mit Luzern im Fokus (ich will schliesslich mithelfen diese Leute "zu wecken", nicht Sumerer oder so). Vielleicht beginnend mit den Hintergründen ob der Schlacht von Bibrakte 58 v.u.Z., bei der die 6 Legionen (etwa 31`000 Mann) des Caius Iulius Caesar und die Helvetier (zusammen mit anderen keltischen Stämmen) aufeinander trafen. Diese keltischen Stämme wollten aus dem Gebiet der heutigen Schweiz in die Saintonge (im südwestlichen Gallien) auswandern, offenbar waren sie die ständigen Einfälle der Germanen leid ;-) Doch wie es scheint hielten die Römer (damals noch gross e^t) nichts davon, denn vermutlich war es strategisch klüger, wenn diese keltischen Stämme weiter auf dem Gebiet der heutigen Schweiz siedelten, um zusammen mit den Alpen die Grenze gegen die Germanen zu bilden ("Barbaren" spielen "Barbaren" gegen "Barbaren" aus).

      Es scheinen bei dieser Schlacht von Bibrakte mehr als zwei Drittel aller Menschen dieser keltischen Stämme umgekommen, bevor sie endlich kapitulierten. Die verbleibenden 110`000, von ursprünglich 363`000 (!), wurden von Caesar in ihre Städte und Dörfer - die sie vor ihrem Aufbruch zerstört hatten - zurückgeschickt. Caesar spricht in seinem "De bello Gallico" ("Über den Gallischen Krieg") von verbleibenden 130`000 Helvetiern, diese fürchterlichen Zahlen könnten also tatsächlich etwa zutreffen (die keltischen und römischen Quellen scheinen sich über diese Endzahl einigermassen einig). Um so mehr, wenn man sich vor Augen hält, dass sich die germanischen Kimbern und Teutonen, etwa 45 Jahre früher als die Helvetier, sämtlich abschlachten liessen (103 v.u.Z. die Teutonen und 101 v.u.Z. die Kimbern) - ja sich teilweise selber abschlachteten -, um so der Schmach und Pein der römischen Knechtschaft zu entgehen. Diese beiden germanischen Stämme, etwa 300`000 Menschen (römische Quelle), verschwanden offenbar damit vom Angesicht der Erde...

      Dem so freigelegten roten Faden könnte man nun in die vier Himmelsrichtungen und zusätzlich in die zwei Zeitrichtungen folgen. Irgend sowas habe ich vor. Allerdings werde ich mich anfangs nur im Schnellverfahren in der Zeit vorwärts bewegen, denn wer weiss wie viel Zeit noch bleibt? :^(

      >T:
      >Ich gehe mehr und mehr davon aus, daß es im Naturrecht nur eine Art berechtigten (im Sinne von anerkannten) Besitz gab.

      Hm, was meinst Du mit dem "Naturrecht"?

      Na|tur|recht, das (Ethik): Recht, das unabhängig von der gesetzlich fixierten Rechtsauffassung eines bestimmten Staates o. Ä. in der Vernunft des Menschen begründet ist; (Quelle: Dudenverlag.)

      Gemäss obiger Definition könnte es doch durchaus Eigentum geben (oder ist das wider die Vernunft?), aber keinesfalls (dauerhaftes) exponentielles Wachstum (das ist eindeutig wider die Vernunft).

      Aber wahrscheinlich ist das erneut meine laienhafte Einsicht in die heikle Jurisprudenz ;-)

      Ach ja, interessant dazu ist evtl. diese Google Suchabfrage: eigentum matriarchat.

      Und vielleicht auch das: Eine uralter, hochentwickelter Siedlungshügel um 7000 v.u.Z., Çatal Höyük. Offenbar mit matriarchaler Gesellschaftsform.

      >T:
      >Um die Zeit herum dürfte auch die Seßhaftwerdung und damit Landnahme immer weiter um sich gegriffen haben, während das Land zunehmend knapper wurde.

      e^t funktionierte offenbar sogar (beschränkt), wenn Stämme nur temporär sesshaft waren, also regelmässig umherzogen (z.B. einige indioeuropäische Stämme in früher Zeit). Deshalb vermute ich auch, dass der Übergang von matriarchalen zu patriarchalen Strukturen (falls dies überhaupt eine häufige Entwicklung war, was ich mittlerweile aber annehme) nicht unbedingt den Anfang von e^t markieren muss, sondern evtl. nur eine neue Qualität.

      >T:
      >Später entwickelte sich vor allem das Recht am Boden (wesentlichster Wirtschaftsfaktor in einer Landwirtschaft) über das Lehenssystem bis hin zum modernen Eigentum. Meiner Ansicht nach unterscheidet sich das moderne Eigentum nicht wesentlich vom Lehen. Beides ist den Untergebenen gegeben, auf das sie daraus Abgaben erwirtschaften.

      Man muss dabei unterscheiden: Es gibt Eigentum welches e^t erzwingt (wenn die Erfüllung elementarer Bedürfnisse von wenigen reguliert werden kann) und solches welches e^t nicht erzwingen kann. Es kommt darauf an, ob man mit dem besagten Eigentum dauerhaft (d.H. bis es irgendwann kracht) arbeitsloses Einkommen erhalten kann (man hat dann direkt oder indirekt ein paar Sklaven ...) und ob dieses Einkommen dazu verwendet werden kann, weiter Eigentum zu scheffeln (... die Sklaven helfen andere zu versklaven, wodurch ...), woraus noch mehr arbeitsloses Einkommen resultiert (... das Sklavenheer eine Zeitlang exponentiell wächst).

      >T:
      >Wie Yokome immer wieder sagt, ist die Idee des Eigentums als unverfallbaren Recht wider die Natur.

      Ja, aber yokome unterscheidet sicherlich zwischen beliebig vermehrbarem Eigentum und ewig knappem (oder extra knapp gehaltenem) Zwingeigentum.

      >T:
      >Wir sind nur Gäste hier, wie soll es da "ewige" Rechte geben können?
      >Ich könnte mir vorstellen, daß das Eigentum die Wurzel der Exponentialfunktion darstellt. Die Expontentialfunktion könnte schlicht Ausdruck der zunehmenden Differenz zwischen der Fiktion Eigentumsrecht und dem natürlichen Vergehen sein.

      Damit eine Exponentialfunktion passieren kann, braucht e^t exponentiell wachsend die Hilfe anderer! Die e^t`sche Exekutiv-Pyramide wird aber mit jeder neuen Schicht anfälliger, bis die Spitze abbricht (dann werden z.B. aus Fürsten Kurfürsten). Damit e^t die Hilfe (= Lebenszeit!) anderer bekommt, muss e^t zwingen oder manipulieren. Diese Zwing- und Manipulationsmittel sind die Systemfehler und die gilt es zu entschärfen. Sonst ist nimmer zu erwarten, dass Meditation und danach endlich Ruhe einkehren wird ... warum auch.

      >T:
      >Ich bin noch nicht dazu gekommen Heinsohn/Steiger im Original durchzulesen, aber so weit ich weiß legt deren Theorie die Erkenntnis, das Eigentum wäre der Ausgangspunkt der Exponentialfunktion, ja ebenfalls nahe.

      Aber das Eigentum kann doch nichts dafür! Im Gegenteil: Viel Eigentum senkt den Zinssatz und der sinkende Zinssatz wirkt der Exponentialfunktion entgegen, solange bis er auf 0% gefallen ist. Nur wenn das Eigentum entzogen bzw. gehortet bzw. kontrolliert werden kann, gibt`s e^t. Mit gewissem Eigentum kann man natürlich (dauerhaft) zwingen, sich noch mehr davon anschaffen und so immer mehr zwingen (Exponentialfunktion). Das geht aber nicht mit jeder Art Eigentum, sondern nur mit wenigen!

      >T:
      >Betrachtet man nun das Eigentum als moderne Form des Lehens, so sagen H/S und dottores Machttheorie exakt das selbe. dottore hat vielleicht etwas kritischer und weiter als H/S gedacht.
      >So weit jedenfalls meine bisherigen Gedanken, vielleicht hilft es Dir ja.

      Ja, Antworten hilft mir oft ;-)

      Gruss - Ivan (der in nächster Zeit möglicherweise nicht mehr antworten kann).
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 00:03:42
      Beitrag Nr. 36 ()
      ne, jetzt hab ich noch mal so eine These, bitte antworten, was ihr davon haltet, oder ob jemand so etwas schon mal gehört hat!

      Bisher stocherten wir ziemlich im Nebel, was genau der Erkenntnisgewinn war.

      Ich behaupte jetzt einfach mal- die Vaterschaft! :rolleyes:


      Blicken wir zurück, es herrschten Müttergesellschaften, weil nur Mütter Leben weitergeben konnte. Daher waren sie hoch angesehen in allen Kulturkreisen, bis ? 6000 v. Chr. vielleicht?
      Müttergesellschaften waren geprägt von Überflußdenken und meist Schenkungswirtschaften.
      Zwar lebten auch dort schon Mann und Frau in engeren Gemeinschaften, doch es waren wohl eher lockere Gruppen, die durch die Tundra wanderten.
      Wie es genau in Müttergesellschaften aussah können wir nur anhand heutiger Beipiele rekonstruieren,
      wichtig war die Mutterlinie als Stammbaum, eben weil nur durch die Mutter sich direkt Nachkommenschaft zeigte.
      Bei Indianern ist es lange noch so gewesen, dass ein Mann zur Frau zog, und dabei durchaus auch sexuell freizügig war, aber wenn er Kinder mit anderen Frauen hatte, blieben die immer beim fremden Clan, und die Frauen dort kümmerten sich um sie.
      Für Männer also ein Paradies! ;)
      Kein Zwang, keine Knappheit, keine Angst, sexuelle Freizügigkeit.
      Und dann wurde sich der Mann bewußt, das er selbst auch einen Teil Schuld an der Geburt des Kindes hatte.
      Kann man sich so etwas vorstellen?
      Mutterschaft zeigt sich direkt durch Wölbung des Bauches und Geburt, Vaterschaft dagegen ist nicht auf Anhieb erkennbar, es vergeht ein längerer Zeitraum, bis sich überhaupt zeigt, was da passiert, und zwar beim anderen Geschlecht. Das man auch vorher Sex hatte schon klar- aber ist z.B. Tieren bewußt was da passiert?
      Wann entwickelte sich überhaupt ein Bewußtsein, und wenn es denn eines gab, kann man sich vorstellen, das man nicht sofort begriff, was der Paarungsakt bedeutete?

      Noch mehr Hinweise IMO die klaren Zeichen für Sexualität, weil Eva von der Schlange verführt wurde und dann in die Frucht biß, was gleichzeitig vom Baum der Erkenntnis stammte. Vielleicht hat die Kirche die Geschichte zu gunsten der Männer verändert ( oh ja, sie hat, siehe Erbsünde ) aber vielleicht auch marginaler, in dem sie eindeutigere Hinweise, was das Paradies genau war, tilgte.
      Eine Mütterkultur, deren Macht erst gebrochen wurden konnte, als Männer sich als die ( einzigen ) Erzeuger von lebens darstellten, weil sie den Samen dazu gaben, und vielleicht an die Natur dachten, weil aus Samen auch allein eine Pflanze wächst ( auch ein Baum )
      Paßt da nicht evtl. auch die Geschichte der unbefleckten Empfängnis rein? Entweder, weil man in Mütterkulturen davon ausging, das nur Frauen leben geben konnten, oder weil man irgendwie wußte, das stammesgeschichtlich das weibliche Prinzip das ältere war, was mir aber eher unwahrscheinlicher vorkommt, weil das Wissen dazu esoterisch anmutet.


      Bin ich verrückt?
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 11:40:10
      Beitrag Nr. 37 ()
      Universität Duisburg-Essen, Fachgebiet Evangelische Theologie
      [ Home | Aktuelles | Studiengänge | Bereiche | Lehrveranstaltungen | Lehrpersonen | Prüfungen ]


      Gerstenberger, Erhard S.: Jahwe - ein patriarchaler Gott? Traditionelles Gottesbild und feministische Theologie. Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 1988, 157-164.

      Bibelexegese und biblische Theologie angesichts feministischer Kritik

      Vorbemerkung: Der Konsensus der Bibelwissenschaftler, der in den fünfziger und sechziger Jahren bestanden haben soll, hat einer theologischen Meinungsvielfalt Platz gemacht. Unsere hermeneutischen Grundregeln, unsere exegetischen Erkenntnisse und biblischen Theologien werden zunehmend in Frage gestellt, insbesondere durch Christen aus den Ländern der Dritten und Vierten Welt, durch nachdenkliche Zeitgenossen, die sich um Menschenrechte, Friedenspolitik und das Überleben der natürlichen Umwelt Sorge machen, und durch feministisch orientierte Theologinnen und Theologen. Allen Anfragen aus den verschiedenen Lebensbereichen ist gemeinsam: Sie stellen die Grundlagen unseres herkömmlichen biblischen Glaubens auf die Probe. Darin liegt eine »Bedrohung« für die bestehenden kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturen, aber darin liegt auch die Chance einer radikalen, evangeliumsgemäßen Erneuerung unseres Lebens.

      Im folgenden möchte ich nur auf einige Anfragen aus der feministischen Theologie eingehen. Ich verstehe sie aber durchaus im Rahmen des oben angedeuteten globalen Wandlungsprozesses.

      1. Die feministische Kritik entzündet sich an den heute noch herrschenden patriarchalen Verhältnissen: In Kirche und Gesellschaft dominieren - trotz des Vordringens weiblicher »Führungskräfte« auf den unteren Ebenen - wie eh und je die Männer. Die jüdisch-christliche Tradition wird in der Rückschau als mehr oder weniger frauenfeindlich anerkannt. Und die Wurzeln dieser Diskriminierung liegen - trotz einiger emanzipatorisch zu verstehender Passagen - in den normativen biblischen Schriften und dem darin zu Tage kommenden überwiegend patriarchalen Gottesbild.

      Aus exegetischer Sicht möchte ich dazu folgendes sagen:

      1.1 Die Patriarchatskritik ist aufs ganze gesehen berechtigt. Frauen haben in der jüdisch-christlichen Geschichte in der Regel die Last der Arbeit und oft genug die zusätzliche Bürde religiöser Verdächtigung bis hin zur Verketzerung getragen. Sie sind heute noch weitgehend von der Mitbestimmung in höheren Entscheidungsgremien ausgeschlossen. Männliche Hybris hat sich auf weite Strecken hin am Negativbild der Frau zu profilieren versucht. Die noch heute vorwiegend von Männern geleitete Kirche und die von Männern bestimmten theologischen Schulen haben <158:> allen Anlaß, auch an dieser Stelle Buße zu tun und Fehlentwicklung einzugestehen.

      1.2 Kritik an den patriarchalen Strukturen ist in der Bibel nur sehr gedämpft und in der Kirchengeschichte selten zu finden. »Das Patriarchat« konnte erst grundsätzlich in Frage gestellt werden, seitdem in der Aufklärung die Einzelperson mit ihrer naturgegebenen Würde und ihren unveräußerlichen Rechten an die Spitze der ethischen Wertskala gerückt wurde. Damit trat das früher gültige korporative Denken in den Hintergrund. Aus dieser geschichtlichen Perspektive folgt: Wir können die heute gültigen emanzipatorischen Kriterien nicht einfach rückwärts in die jüdischchristliche Tradition hineinprojizieren. Den biblischen Zeugen war die Vorrangstellung des Individuums in der modernen Form nicht bekannt.

      1.3 Darum sind die biblischen Texte zunächst vor dem zeitgenössischen Hintergrund zu interpretieren. Im gesamten Alten Orient herrschten ohne Zweifel patriarchale Verhältnisse. Frauen, Kinder, Sklaven waren dem Familienoberhaupt untergeordnet. Doch verstand sich die Großfamilie oder Sippe als ein organisches Ganzes, in dem jedes Mitglied die traditionell zugewiesenen Funktionen zu übernehmen und an seiner Stelle Solidarität mit den anderen zu üben hatte. Auch die patriarchale Leitfigur unterstand den Normen und Zwängen der Gruppe und konnte nicht willkürlich aus egoistischen Motiven die anderen Gruppenmitglieder ausnutzen (vgl. 1 Mose 38, bes. V. 26).

      1.4 Der patriarchale Gott Jahwe, wie er uns seit der exilischen Zeit im exklusiv-monotheistischen Bekenntnis Israels begegnet (Deuterojesaja), ist - menschlich gesprochen - ein Spiegelbild der in der israelitischen Gesellschaft bekannten Vatergestalt. Er wird auch König, Herr, Vater genannt und zeigt sich solidarisch mit seinem Volk (vgl. Hos 11,1-9; Ps 103,6-13). Er bringt das unterlegene, ausgeraubte und mißhandelte Volk, das er im neuen Bund wieder zu seiner Familie macht, zu Ehren und Wohlstand (vgl. Jes 60-62; Jer 30-31; Ez 36-37). Noch in der exilischnachexilischen Zeit ist nach patriarchalisch-kooperativem Verständnis das weibliche Element auch im Gottesbild mitgedacht (vgl. Jes 66, 13: "... trösten, wie einen seine Mutter tröstet").

      1.5 Daß in der vorexilischen Zeit in den Glaubensäußerungen Israels keinerlei Diskriminierung des Weiblichen festzustellen ist, wird aufgrund neuerer Forschungen immer deutlicher (vgl. Urs Winter, Frau und Götting, 1983; Othmar Keel, Hg., Monotheismus im Alten Israel und in seiner Umwelt, 1980). Wir erkennen zunehmend einen pragmatischen Patriarchalismus, der auf einer gleich- <159:>gewichtigen Funktionsteilung der Geschlechter innerhalb der Wirtschaftseinheit Großfamilie basiert. Die Frau besitzt vermutlich in jener Zeit unangefochten einen eigenen religiösen und kultischen Handlungsraum (vgl. 1 Mose 31,19.34; Jer 44,17-19), und in den Tempeln des Landes wurden vielerorts »Jahwe und seine Aschera« angebetet (vgl. die neugefundenen Inschriften von Kuntillet Adschrud und Chirbet el-Qom, bei U. Winter S. 486-490).

      1.6 Erst mit der Konzentration auf einen einzigen ausschließlich Gott in der exilisch-nachexilischen Zeit wurden im Zuge der Abgrenzung von allen Fremdkulturen auch die weiblichen Kultpraktiken und die Verehrung von Göttinnen unterdrückt. Erst jetzt konnten auch in priesterlichen Kreisen diskriminierende Anschauungen über die feminine Religiosität entstehen. Aufgrund uralter Tabu-Regeln hinsichtlich der Vermischbarkeit von zweierlei Substanzen (vgl. 5 Mose 22, 9-11) und Machtsphären mußten die Priester ihren Kultbetrieb von jedem weiblichen Einfluß freihalten (vgl. 3 Mose 18,19-29; und schon 1 Sam 21,5-7). Die Ausgrenzung der Frauen aus dem Männern vorbehaltenen Kult für Jahwe bei gleichzeitigem Verbot jeder anderen kultischen Betätigung führt dazu, daß Frauenkulte nur im Untergrund weiterbestehen können. Dort sind sie eine andauernde Gefahr für den offiziellen, priesterlichen Kult. Die Religiosität der Frau wird als gottfeindlich und minderwertig gebrandmarkt (vgl. 1 Sam 28,4 ff; Jer 44,15 ff), und die Frau bekommt den Stempel der sexuellen und religiösen Verführerin (Eva; Isebel).

      1.7 Das Bilderverbot (2 Mose 20,4-6 vgl. 5 Mose 4,16) beweist gleichzeitig, daß Israels Theologen ein ausgeprägtes Bewußtsein von der Transzendenz Gottes hatten. Jahwe hat keinerlei Gestalt die mit irgendwelchen Wesen aus der Erfahrungswelt identisch wäre. Besonders transzendiert er die geschlechtliche Differenzierung (5 Mose 4,16). Die in der Tat diskriminatorische Praxis gegenüber den Frauen (Ausschluß vom Priesteramt; Reinheitsgebote; Auflösung der »Mischehen«) wird also im Alten Testament nicht in theologischen Aussagen festgeschrieben. Das geschieht im Neuen Testament unter Berufung auf die Schöpfungsordnung (vgl. 1 Kor 11, 2-16; 14,34f; Eph 5,22-24). Doch wird das Wesen Gottes an keiner Stelle ausdrücklich geschlechtsspezifisch fixiert.

      1.8 Bei der Auswertung der Glaubensgeschichte Israels müssen wir auch hinsichtlich des zur Debatte stehenden Punktes entschlossen die seither veränderten gesellschaftlichen und ethnischen Bedingungen zum Ausgangspunkt unserer theologischen <160:> Überlegungen machen. Die bis zur Aufklärungsepoche in Geltung stehenden patriarchalen Strukturen und Vorstellungen sind heute im Bereich von Wirtschaft, Bildung, Kultur zum Teil überwunden und in Grundrechtserklärungen, Gesetzgebung und Rechtspraxis oft schon effektiv abgebaut. Patriarchales Denken ist theoretisch antiquiert, im Lebensvollzug allerdings noch sehr wirksam. Die Verkündigung des erbarmenden und befreienden Gottes der Bibel muß der Gegenwartslage Rechnung tragen. Befreiung zu wahren, in der Schöpfung intendiertes Menschsein schließt heute die Emanzipation der wirtschaftlich ausgebeuteten Mehrheit der Weltbevölkerung ebenso ein wie die volle Gleichberechtigung der »farbigen« Völker und der Frauen.

      2. Feministische Theologinnen und Theologen geben der Patriarchatskritik oft dadurch Nachdruck, daß sie die auf J. J. Bachofen (Das Mutterrecht, 1861) zurückgehende Matriarchatshypothese aufgreifen. Danach soll in vor- und frühgeschichtlicher Zeit die große Erd-, Mond- und Muttergöttin oberste Gottheit gewesen sein. Entsprechend der Vorrangstellung der Göttin sei auch die Frau in der menschlichen Gesellschaft tonangebend gewesen und habe dem Leben eine weibliche Orientierung gegeben. Den Männern seien im Himmel und auf Erden lediglich dienende Funktionen zugekommen (vgl. Heide Göttner-Abendroth, Die Göttin und ihr Heros, 1980). Unter der Leitung von Frauen habe ein Zustand des Friedens, der Harmonie und des Glücks angedauert, bis männliche Aggressivität dein fast paradiesischen Zustand ein Ende gesetzt hätten.

      Aus der Sicht des Exegeten möchte ich dazu folgendes anmerken:

      2.1 Die Zuweisung von spezifisch weiblichen Eigenschaften an die Frau hat von Aristoteles bis C. G. Jung und darüber hinaus eine lange Tradition. Das weibliche Wesen soll vor allem durch passive und emotionale Momente ausgezeichnet sein. Bisweilen wird Weiblichkeit als eine eigene Seinskategorie beschrieben und als solche metaphysisch verankert. Aus den Literaturen des Alten Orients sind solche Spekulationen nicht zu beweisen. Judith Ochshorn. The Female Experience and the Nature of the Divine, 1981 belegt eindrücklich die altorientalischen Vorstellungen, nach denen »weibliche« Eigenschaften (z.B. Liebesfähigkeit: Fruchtbarkeit) und »männliche« Attribute (z. B. Willenskraft; Brutalität) in den Mythologien jener Kulturkreise in keiner Weise geschlechtsspezifisch aufgeteilt, sondern von Göttern und Göttinnen gIeichermaßen ausgesagt wurden.

      2.2 In den feministischen Theologien begegnet oft eine ideali- <161:> stische Überhöhung der angeblich weiblichen Wesensmerkmale. Das weibliche Sein und die weibliche Spiritualität sollen dem Leben und dem Guten nahestehen, während männliches Sein und männliches Streben einen Hang zum Bösen und zum Tode haben. Diese dualistische Spaltung des Seins hält einer psychologischen und empirischen Nachprüfung nicht stand (vgl. Margarete Mitscherlich, Die friedfertige Frau, 1987) und ist theologisch unhaltbar. Die biblischen Zeugen sehen das Menschsein trotz aller Geschlechterrollendifferenzierung als ein ungeteiltes an. Selbst die auf Teilung und Abgrenzung so erpichten Priester halten Mann und Frau in einer species beisammen (1 Mose 1,27). An Verschuldung und Verheißung partizipieren in der Bibel die Menschen beiderlei Geschlechts, und sehr oft nicht als einzelne, sondern im sozialen Verband.

      2.3 Die umfassende Matriarchatshypothese (Matriarchat = Paradieseszeit; Patriarchat = Sündenfall und Elendsgeschichte) ist geschichtlich nicht beweisbar. Sicherlich existierten oder existieren Gesellschaften, in denen Frauen mehr öffentliche Macht und Verantwortung ausübten als im patriarchal strukturierten Alten Orient. Wo der patriarchale Gesellschaftsaufbau nicht ontologisch, sondern pragmatisch-funktional verstanden wird, kann die Frau in besonderen Situationen die Funktionen des Mannes übernehmen (vgl. Debora; Jael; Abigail; Hulda; Atalja; die Sunamitin usw. in der Bibel). Die ethnologisch nachprüfbare Regel ist, daß infolge der Aufgabenteilung in der Wirtschaftseinheit Familie wahrscheinlich von Anfang der Menschheitsgeschichte an, der Mann die Außenverpflichtungen (Jagd; Krieg; Feldbestellung Tierzucht) und die Frau die häuslichen Aufgaben (Sorge für Kind; Küche; Garten, Haustiere) übernommen hat (vgl. Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht, 1949).

      2.4 In der biblischen Religion wie in den Religionen des Alten Orients wird die weibliche Identität wahrgenommen und in der Verehrung von Göttinnen bzw. weiblicher Züge des patriarchalen Gottes sichtbar zur Geltung gebracht. Die biblischen Texte lassen vermuten, und die Entdeckung zahlreicher Darstellungen der nackten Göttin in israelitischen Städten der Königszeit (vgl. U. Winter) bestätigt diese Vermutung, daß Israel bis zum Zusammenbruch von 587 v. Chr. den häuslichen und tempelgebundenen Göttinnenkult zugelassen hat. Wie die Personennamen des Alten Testaments ausweisen, gab es auch dezidierte Anhängerinnen Jahwes (vgl. Jochebed, 2 Mose 6,20; Noadjah, Neh 6,14). Im Alten Orient war der Kult für Götterpaare anscheinend bei Männern und Frauen weit verbreitet. Alles dies spricht für die Anerkennung <162:> geschlechtsspezifischer Religiosität und gegen die dualistische Zerspaltung des Glaubens.

      2.5 Die brennende theologische Frage heute ist, wie unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen das legitime Bedürfnis nach positiver Resonanz des Weiblichen im Gottesbild unserer Zeit zum Ausdruck gebracht werden kann. Weil die patriarchale Gottesvorstellung in keiner Form mehr unserer erstrebten Lebenswirklichkeit entspricht, müssen theologische Aussagen weibliche und männliche Individualität (neben der Überbrückung von rassischen, nationalen, ideologischen, sozialen Gegensätzen) in sich aufnehmen oder für beide Geschlechter offen sein. Konkret sehe ich vier Möglichkeiten:

      2.5.1 Die Ablösung des exklusiv männlichen durch ein exklusiv weibliches Gottesverständnis (»Zurück zur Göttin«). Die bloße Umkehr patriarchaler Herrschaftsformen würde aber nicht in vollem Sinne erneuernd und befreiend wirken.

      2.5.2 Wir machen den ernsthaften Versuch, den einen Gott der Spätzeit des Alten Testaments, des Neuen Testaments und der gesamten jüdisch-christlichen Gemeinde gleichgewichtig als Mutter und Vater, Vater und Mutter zu verstehen. Der bisher fast ausschließlich männliche Gott wird zum zweigeschlechtlichen Wesen. In den USA ist diese Bemühung, das einseitig patriarchale Denken zu überwinden, weit vorgeschritten. Von Gott wird auch im Gottesdienst meistens als einer Er/Sie-Person gesprochen.

      2.5.3 Alternativ könnten wir neben dem männlichen Gott eine weibliche Gottheit anrufen. Die Schwierigkeit besteht darin, daß besonders in der protestantischen Tradition keinerlei Anknüpfungspunkte an die Verehrung von Götterpaaren in vergangenen Zeiten vorhanden ist. Unter den gegebenen Umständen würde eine Zweiteilung Gottes wahrscheinlich auch eine Spaltung der Kirche zur Folge haben.

      2.5.4. Mir scheint es am aussichtsreichsten, die männliche Usurpation des Gottesbildes dadurch zu überwinden, daß wir konsequent geschlechtsneutrale Metaphern nutzen. Diese theologische Redeweise hat seit der altorientalischen Antike viele Vorbilder. Im Alten Testament wird Gott mit Wind, Geist, Lichtglanz, Feuer, Güte, Weite, Vergebung usw. in Verbindung gebracht. Seither sind viele andere geschlechtsneutrale Assoziationen benutzt worden. Wir können auf herrschaftsträchtiges und traditionell geschlechtsspezifisches Vokabular verzichten.

      2.6 Eine Neubesinnung im zentralen Raum der Theologie da, wo es um die Rede zu und über Gott geht, muß die Anliegen der Frauen berücksichtigen. Diese Neubesinnung hat natürlich Kon-<163:> sequenzen für das Zusammenleben der Geschlechter in Familie, Gesellschaft und Kirche. Die Formen des gemeindlichen Lebens (Gottesdienst; Arbeitsgruppen; Vereinsarbeit) müssen genauso überdacht und rekonstruiert werden wie die theologische Forschung und Lehre, die Kirchenordnungen und Verwaltungsstrukturen.

      3.1 Die Diskussion um die Grundlagen und Ziele unseres Glaubens ist an mehreren Stellen im Gange (Weltwirtschaft; Ökumenizität; Menschenbild; Rassismus; Friedenspolitik; Ökologie). Sie wird z.T. heftig geführt. Das notwendige Gespräch mit den feministischen Theologien macht davon keine Ausnahme. Es gehört mit zu den Auseinandersetzungen in der Kirche, welche tiefgreifende Folgen nach sich ziehen müssen. Not tut ein sachliches Gespräch, das dem Ernst der Problematik angemessen ist. In diesem Gespräch müssen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereit sein, aufeinander zu hören, Abstriche an der eigenen Position vorzunehmen und konstruktiv, in Verantwortung vor Vergangenheit und Zukunft, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.

      3.2 Das eben muß das Ziel unserer theologischen Reflexion sein: In einer Zeit, in der die äußerste Individualisierung als ein Grundprinzip des Lebens erscheint, können Christen mit Hilfe der Gottheit, die die Einheit und Harmonie der Schöpfung will, nach neuen Weisen des Zusammenlebens suchen. Die Bibel enthält an vielen Stellen eine revolutionierende Herrschaftskritik (vgl. Ri 9; Jes 52/53; Lk 1/2; Joh 13). Die Absicht ist klar: Leben, Würde, Rechte besonders der Schwachen sollen umhegt werden. »Du sollst nicht mit Härte über sie herrschen, sondern dich fürchten vor deinem Gott«, sagt schon 3 Mose 25,43 im Blick auf die Schuldsklaven. Die biblische Botschaft ist auf die Befreiung aller Menschen ausgerichtet und muß uns darin bis heute Richtschnur sein. Befreiung hat aber nach biblischem Verständnis herrschaftsfreie Gemeinschaft zur Voraussetzung und zum Endzweck.

      3.3 Für alle Gespräche, die wir heute als Theologinnen und Theologen führen müssen, ist Offenheit und Leidenschaft vonnöten. Doch haben wir auch nach Kriterien der Wahrheitsfindung zu suchen. Wie bei aller Exegese unumgänglich, vollzieht sich die Diskussion einerseits zwischen den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern in der Gegenwart. Dabei sind die eigenen Standorte sorgfältig und selbstkritisch zu klären, und es ist eine Analyse der heutigen Situation zu unternehmen, welche Aufschlüsse über den Grad der Versklavung von Menschengruppen und -schichten, über säkulare Befreiungsversuche, über Funktion und Reformierbarkeit der bestehenden Strukturen gibt. Gleichzei- <164:> tig muß der Dialog mit den Glaubensmüttern und Glaubensvätern bis in die biblische Vergangenheit geführt werden. Allein dieser Dialog kann uns vor Sackgassen und Irrwegen bewahren. Was als Verheißung über die Stadt Jerusalem gesagt ist, kann uns, patriarchal entschränkt, Wegweiser sein:

      »Man soll in ihr nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als jung gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht.« (Jes 65,19 f)

      »Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.« (Jes 65,17)
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 15:45:20
      Beitrag Nr. 38 ()
      auch wenn ich teilweise der Meinung bin, hier wird viel richtiges mit viel falschem verbunden, gehört dieser Artikel hier rein!

      ADAM UND EVA

      Die Adam-und-Eva-Erzählung hat weder mit den ersten Menschen etwas zu tun, noch geht es um das Essen eines Apfels (wo steht das eigentlich, daß das ein Apfel ist?)!

      Die Adam und Eva-Geschichte ist schlicht und einfach eine Lehrgeschichte gegen die zur Zeit der Entstehung dieser Geschichte übliche KULTISCHE PROSTITUTION. Und damit ist sie auf heute übertragen eine Geschichte gegen die unverbindliche und verachtende Anmacherei (Ihr kennt doch den Film "Kids"? Siehe auch "das ERSTE MAL"!).

      Bei der Erzählung von ADAM UND EVA dreht es sich keinesfalls darum, eine biologische oder geschichtliche Erklärung für die SCHÖPFUNG und insbesondere für die Entstehung der Menschen zu geben. Das ist alles nur eine zeitbedingte Rahmenhandlung! Es geht schlicht und einfach um die uralte Problematik von LIEBE und Partnerschaft zwischen Mann und Frau und GESCHLECHTSVERKEHR, die eigentlich zusammengehören und die in der Wirklichkeit unseres Lebens doch immer wieder nichts miteinander zu tun haben. Die BIBEL stellt sich hier auf die Seite derer, die für diese Einheit von Liebe und Geschlechtsverkehr sind, und gegen diejenigen, die aus allen möglichen Gründen bis hin zu religiösen diese Einheit hintertreiben (in typischen VIELGÖTTEREIEN ist "so etwas" normal!).

      Ohne Kenntnis des Zusammenhangs kommt bei jeder Interpretation nur Unsinn heraus, vor allem wenn es sich um etwas aus einer ganz anderen Zeit und aus einem anderen Kulturkreis handelt!

      Der RELIGIONSHISTORISCHE ANSATZ besagt, daß wir genau wie bei anderen merkwürdigen Berichten in der BIBEL nämlich auch hier den zeitgenössischen Hintergrund berücksichtigen müssen: Denn wenn wir den nicht bedenken, ist es schon fast sicher, daß wir in eine derartige Geschichte nur blanken Unsinn hineininterpretieren, vor allem, wenn wir sie von unserem heutigen Verständnis her wörtlich nehmen (siehe HERMENEUTIK und WÖRTLICHNAHME).

      An den zahllosen Skulpturengruppen am Sonnentempel von Konarak in Indien wird uns diese Problematik von der religionsgeschichtlichen Seite her sehr plastisch vor Augen geführt: Eigentlich immer geht es da um die Verherrlichung der kultischen Prostitution oder TEMPELPROSTITUTION, die eine der krassen Weisen ist, in denen Geschlechtsverkehr und Liebe eindeutig (Massensexorgien, diesmal an einem Tempel von Kajuraho, auch in Indien!) auseinander klaffen. Und besonders eine der Figurengruppen von Konarak erinnert uns an unsere Adam-und-Eva-Erzahlung (schauen wir uns einmal mit einem Klick eine Abbildung davon genauer an!): Ein Paar „in eindeutiger Stellung“ unter einem Baum neben einem Gott mit einem Schlangenleib. Das ist es also: Menschen, die eher zufällig zusammen gekommen sind, haben im Namen einer hervorragenden Ausrede (hier eben einer heidnisch-religiösen Kulthandlung – also im Dienste des „Gottes mit Schlangenleib“ oder eben „der Schlange“;) miteinander Sex. Und dies ist gegen der ursprünglichen Schöpfungsordnung, nach der die SEXUALITÄT ihren Platz nur in einer lebenslang dauernder Gemeinschaft der Liebe hat, die in letzter Konsequenz eben nur eine eheliche PARTNERSCHAFT von Mann und Frau sein kann. Heidnische Religionen (oder auch gottlose oder sittenlose Lebenseinstellungen, siehe KAMASUTRA) bringen die Menschen von der ihnen gemäßen Grundbestimmung ab – und Anliegen der Religion des Glaubens an den einen Gott (also des MONOTHEISMUS) ist es, den Menschen wieder zu dieser seiner Grundbestimmung zurück zu führen!

      Sehr schön ist die Erschaffung der Frau für eine Gemeinschaft von Mann und Frau mit LEIB UND SEELE in der Kollegiatskirche St. Giminiano in der Toscana in Italien dargestellt: So wie die Fau "aus dem Mann" genommen ist, ist sie ihm auch zugeordnet. Und hier kommt der wirkliche und leider oft mißverstandene Sinn von der Bibelstelle von der "Erschaffung aus der Rippe des Mannes" sehr schön zum Ausdruck: Die Frau ist von etwas vom Mann gemacht, was ganz nahe bei seinem Herzen ist. Denn das Herz ist nach Auffassung der alten Juden der "Sitz der Seele", die Frau ist also etwas ganz Besonderes, sie ist für den Mann als Partnerin konzipiert, anders als alle Lebewesen sonst. Im Arabischen, einer dem Hebräischen nahe verwandten Sprache, soll heute noch „Rippe“ der Ausdruck für jemanden sein, der engster Freund ist.

      Ein weiteres Anliegen der Erzählung von Adam und Eva ist in der Sprache der MYTHOLOGIE eine eher religiöse oder soziologische Erklärung für alles BÖSE in dieser Welt, das die Bibel nämlich mit diesem Bruch von Liebe und SEXUALITÄT in Verbindung bringt, der ja nicht nur ein einzelnes Paar betrifft, sondern sozusagen eine kollektive Sache ist.

      Und die wird in der Zerstörung der Einheit von LEIB UND SEELE der Menschen oder in der Sprache der THEOLOGIE im SÜNDENFALL der Menschen gesehen. Selbst nach unserem heutigen Verständnis steht damit die Adam-und-Eva-Erzählung gar nicht so schlecht da!

      In dieser Geschichte wird so am Beispiel eines zeittypischen Paares in einer geschickten Mischung von frühen anthropologischen (= menschenkundlichen) und psychologischen Erkenntnissen ganz zutreffend geschildert, daß die Menschen von ihrer Entstehungsgeschichte her erst einmal nackt waren (siehe VERANLAGUNG und NATÜRLICHE MECHANISMEN) und im Einklang mit sich und der Natur und vor allem in der Beziehung von Mann und Frau lebten - eben in einem paradiesischen Zustand. Mann und Frau waren GEFÄHRTEN in gelungener Einheit von LEIB UND SEELE, es gab keinen GESCHLECHTERKAMPF, keine ENTFREMDUNG, kein Konsumdenken und kein BESITZDENKEN gegenüber dem anderen, das Verhalten der Geschlechter zueinander war von der Denkweise des „Gebrauchs“ und nicht des „Missbrauchs“ geprägt (siehe GEBRAUCH UND MISSBRAUCH) und damit hatte auch der GESCHLECHTSVERKEHR nur innerhalb der Ordnung dieses Gefährteseins seinen Raum.

      Unordnung kam in diese Harmonie erst, als Gefährtesein und Geschlechtsverkehr zwei verschiedene Dinge wurden, als Menschen mit dem Missbrauch des Geschlechtsverkehrs begannen. Die Art und Weise solchen Missbrauchs ist vielfältig: „mit im Spiel“ ist immer, daß Menschen miteinander BEFRIEDIGUNG suchen, ohne auch gleichzeitig Gefährten zu sein. Nach Meinung der Verfasser der Bibel hatte Schuld daran die Schlange, mit der eine orientalische Schlangengottheit gemeint ist, zu deren Gottesdienst oder eher GÖTZENDIENST der Geschlechtsverkehr von Menschen gehörte, die sich gar nicht oder nur flüchtig kannten und die auf alle Fälle keine Gefährten waren. Wir bezeichnen diese Praxis heute als kultische Prostitution oder TEMPELPROSTITUTION.

      Der Hintergrund der Adam-und-Eva-Erzählung ist die im antiken Vorderasien übliche kultische Prostitution! Daß gerade diese Sitte oder besser Unsitte in der Adam-und-Eva-Erzählung angesprochen ist, ergibt sich aus mehreren Anspielungen:

      Eine Besonderheit der hebräischen Sprache ist, daß nicht zwischen "besitzanzeigendem Fürwort" und "Umstandswort" unterschieden wird. Wir übersetzen etwa immer: "Sie gab auch ihrem Mann, und er aß...". In neueren Bibelübersetzungen heißt es aber auch: "Sie gab dem Mann bei ihr...". Und das kann etwas völlig anderes bedeuten!

      Es handelt sich etwas „Problematisches“ oder zumindest „bisweilen Problematisches“, was zwischen einem Mann und eine Frau passiert, die auch noch nackt sind. Viel Auswahl gibt es da ja sowieso nicht.

      In vielen Kulturen - und gerade in den vorderasiatischen – ist die Schlange ein phallisches Symbol (Phallus, Penis: Symbol der Zeugungskraft). Und da das Leben das „Göttliche“ ist, ist die Schlage also auch Symbol des Göttlichen, oder eben direkt das Göttliche, die Gottheit. Eugen Drewermann zitiert aus einem Heilungstraum, der aus dem griechischen Epidaurus überliefert ist: „Nikesibule von Messene“...„schlief wegen Kindersegen im Heilraum und sah einen Traum: es träumte ihr, der Gott sie mit einer Schlage, die ihm folgte, zu ihr gekommen; mit dieser habe sie verkehrt. Und darauf bekam sie übers Jahr zwei Buben...“ (Eugen Drewermann „Tiefenpsychologie und Exegese“, Bd. II, Olten-Freiburg 1985, S. 183, zitiert nach R. Herzog „Die Wunderheilungen von Epidaurus“, Nr. 42)

      Der Name EVA weist auf den Namen der vorderasiatischen Göttin "Hepatu" oder der griechischen Göttin "Hebe" hin. Spricht man etwa da wie bei den Franzosen oder Spaniern das "h" nicht aus, reibt das "p" oder "b" wie im Spanischen und läßt auch noch die Schlußsilbe, soweit vorhanden, weg, kommen wir auf "Eva" oder "Ewe". Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es etwa zu Ehren der beiden Gottheiten kultische Prostitution gab, so war es ein raffinierter psychologischer Schachzug der Verfasser der Adam-und-Eva-Erzählung, diese Göttinnen zu einer "Menschin" zu degradieren und unter das Gesetz des neuen Gottes zu stellen. Und bei diesem neuen Gott kommen sie eben mit ihren alten "Gebräuchen" in Konflikt.

      Für den Zusammenhang mit der kultischen Prostitution gibt es im fast tausend Jahre älteren babylonischen Gilgameschepos eine Parallelstelle zur biblischen Erzählung. Auch hier wird durch einen sexuellen Akt mit einem Menschen, der nicht Liebes- und Lebenspartner ist, ein paradiesischer Zustand verloren und der Schritt ins Gegenwärtige vollzogen.

      Nachdem das Epos geschildert hat, wie eine Dirne den Urmenschen Enkidu geschlechtlich verführt hat, berichtet es über die Folgen dieses „Sündenfalls“:

      „Dann wandte er den Blick nach seinem Tier

      Doch nun, als die Gazellen Enkidu erblickten,

      flohen sie vor ihm davon.

      Das Wild der Steppe wich vor ihm zurück,

      und Enkidu erschrak, sein Leib war starr,

      die Knie wankten, und es war nicht wie zuvor,

      doch nun hatte er Wissen; er begriff.

      Umkehrend sank er zu der Dirne Füßen,

      erhob zu ihrem Antlitz seien Augen

      und hörte auf die Worte, die sie sprach.

      Es hob die Dirne an zu Enkidu:

      Klug bist du nun, Enkidu, wie ein Gott!“

      (zitiert nach Oswald Loretz, Schöpfung und Mythos, Mensch und Welt nach den Anfangskapiteln der Genesis, Stuttgarter Bibelstudien 32, 1986, S. 114)

      Nicht nur der ungezwungene Umgang mit den Tieren stimmt mit der Paradieserzählung überein, sondern in unserm Zusammenhang stimmt vor allem das Versprechen der Schlange „Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet sein wie Götter und erkennt Gut und Böse“ mit der letzten zitierten Zeile aus dem Gilgameschepos überein „klug bist du nun, Enkidu, wie ein Gott!“ und schließlich der „Fall“ des paradiesischen Menschen.

      Gerade hier wird deutlich, daß die Sündenfallgeschichte eine absolut bekannte und wohl auch akzeptierte Mythologie aufgreift, doch jetzt deutlich macht, was schon immer von den Menschen gefühlt wurde, daß hier nämlich nur Unglück für den Menschen passiert, und einen neuen Gott vorstellt, der genau diesen „Fall“ des Menschen nicht will.

      Dass es sich um einen "Apfelbaum" handelt, steht nirgendwo geschrieben, und es ist ja auch gar nicht von einem „Apfel“, sondern von einer „Frucht“ die Rede. Der für die Gegend, in dem diese Geschichte entstand, typische Baum ist die Dattelpalme. Und dieser Baum hat eine bei Pflanzen selten anzutreffende Besonderheit: Er ist einhäusig, das heißt, die Pflanzen sind entweder komplett weiblich oder komplett männlich. Den Vorgang der Befruchtung bei diesen Bäumen, die ein absolut wichtiger Nahrungslieferant (und nicht nur das, sie sind auch Materiallieferant für alle möglichen Gebrauchsgegenstände) in der dortigen Gegend waren und immer noch sind, stellte man sich in alten Zeiten so vor, daß die männlichen Bäume dabei die entscheidende "lebensspendende", also die "göttliche" Rolle spielen (weil alles Leben von den Göttern kommt). Da man nun das knappe Fruchtland möglichst den früchtetragenden weiblichen Bäume vorbehielt, kam man auf die Idee der "künstlichen" Bestäubung mit männlichen Blütenzapfen. Und dieser Vorgang, bei dem es sich ja nach damaliger Auffassung um die Weitergabe göttlicher Kraft handelte, fiel in den Aufgabenbereich von Priestern und schließlich Priesterkönigen, zumindest vielleicht die erste Bestäubung im Jahr. Wir kennen entsprechende eindrucksvolle Kultreliefs von Priestern und Menschen mit Vogelmasken (?) mit den Bestäubungszapfen und teilweise symbolischem Blütenbaum und Polleneimerchen aus den bedeutenden Museen in Berlin (Vorderasiatiches Museum), Paris (Louvre) und London (Britisches Museum). Und um diese Bestäubung auch wirkungsvoll zu unterstützen, gab es Riten oder eben „Gottesdienste“, die dazu in Beziehung standen: Kultische Prostitution.

      Aus einer Informationsschrift, die mir von einer iranischen Firma (www.desertfruits.com) zugemailt wurde, zitiere ich dien Absatz über die Bestäubung der Dattelpalmen:

      "The date palm is dioecious, which means there are male and female plants. The yellowish flowers are small, attached directly to the spikelets; male flowers are sweet-scented and have six stamens, female flowers consist of three carpels with ovules, of which normally only one will develop into a fruit (Fig. 15c). For fruit setting, fertilisation of the female flowers by male pollen is required, which in date palm cultivation is not left to the wind or insects but is done traditionally by man by inserting a piece of a spikelet of male flower at the moment of the opening of the female flowers. More modern methods will collect the pollen from the males and in combination with a carrier (such as flour) will be dusted on the female flowers with a mechanical device.”

      Soviel ich verstehe, geschieht die Bestäubung also traditionell durch Menschen, indem ein Stück des männlichen Blütenstands im Moment der Öffnung in die weibliche Blüte eingeführt wird. Nach modernen Methoden wird der Blütenstaub wie Mehl in einem Behälter gesammelt und dann mit einem mechanischen Gerät auf die weiblichen Blüten gestäubt. Auf Nachfrage habe ich erfahren, daß dies ein Tuch sein kann. – Den Anlaß „Baum und Fruchtbarkeit“, auf den die Adam-und-Eva-Erzählung anspricht, gibt es also noch heute!

      In vielen Sprachen wird - zumindest in der Vulgärsprache - die weibliche Vulva mit einer Frucht bezeichnet, bei uns etwa mit Pflaume oder Zwetschge. Zumindest in der alten Sprache der Bibel ist ein ähnliches Wortspiel bekannt. Mich sollte es nicht wundern, wenn der Begriff dafür „Dattel“ wäre...

      In vielen Sprachen werden für den Vorgang der Nahrungsaufnahme und für den Geschlechtsverkehr dieselben Bezeichnungen verwendet. Auch uns ist solches Denken nicht fremd, wenn wir etwa an das Wort "naschen" oder "vernaschen" denken. Erst recht muß beim Gegenteil "enthaltsam sein" näher bezeichnet werden, was gemeint ist, ob "Enthaltsamkeit" vom Alkohol, vom Essen, vom Rauchen, vom Geschlechtsverkehr.

      Zweifelsohne haben alle diese Anspielungen für sich allein alle auch andere Bedeutungen, doch gibt es nur einen einzigen gemeinsamen Nenner, daß es sich nämlich in der Adam-und-Eva-Erzählung um kultische und natürlich auch sonstige Prostitution dreht. Könnten nicht die vielen Hinweise auf diese Gebräuche ein Hinweis dafür sein, daß die Verfasser mit einer VERDRÄNGUNG dieses Hintergrundes in späteren Zeiten rechneten und ihn sozusagen ausgiebig absicherten, was allerdings auch nichts half? (Diese Mehrfachsicherung ist im übrigen etwas anderes als das DOPPELT GEMOPPELT, hier geht es nicht um eine STRATEGIE für ein bestimmtes Handeln, sondern um die Sicherstellung eines Sinns.)

      Wenn nun in den Zivilisationen mit solchen Kulten schließlich die Frauen aus den - ihnen zunächst einmal aufgezwungenen - menschenverachtenden götzendienerischen Kulten schließlich das Beste für sich machten, das heißt also, daß sie sich wenigstens äußerlich hineinfanden und mitmachten, ist das verständlich und ihnen gewiß nicht anzulasten. Was bleibt ihnen schon anderes übrig? Und so verführten solche Frauen ohne eigene Erfüllung in wirklicher LIEBE jetzt ihrerseits die Männer - auch ohne deren entsprechende Erfüllung im Auge zu haben. Eine fehlende VERANTWORTLICHKEIT für sich selbst führt eben auch letztlich zu einer fehlenden Verantwortlichkeit für andere. Und genau um das alles geht es in der Adam-und-Eva-Erzählung, das ist der Sündenfall, der vom ersten Verkehr unter Nichtgefährten ausgeht und der schließlich seine Bahn zieht. Daß schließlich solche "Liebespaare" zusammenblieben, ihre Beziehungen sozusagen vor den Standesämtern ihrer Zeit registrieren ließen und Familien gründeten und Kinder aufzogen, ist noch lange keine Grund zur Annahme, daß sie der Grundidee der Bibel entsprachen, daß sie auch wirklich Gefährten waren, so wenig wie alle Paare, die heute zusammenleben, automatisch auch wirkliche Gefährten sind.

      Das Konzept der Bibel von der Liebe ist PARTNERSCHAFT!
      Und die Bibel mißbilligt nun ausdrücklich solches Verhalten, zu dem sie auch alle übrigen Geschlechtsverkehrbeziehungen zählt, bei denen es nicht um das Gefährtesein geht, also alle ABENTEUER- oder ANMACHE-Verhältnisse. Die Adam-und-Eva-Erzählung ist eben ganz ausdrücklich eine Lehrgeschichte oder auch eine Predigt gegen solches Verhalten. Und da zum Gesamtzusammenhang der Bibel gehört, daß von vornherein ein einziger Gott existierte, der auch die Lebensregeln für die Menschen machte, wurde der Dienst an der Schlange gleichzeitig als Ungehorsam gegen diesen Gott gedeutet und verurteilt.

      Für die Verfasser der Adam-und-Eva-Geschichte stellte solcher Götzenkult die Zerstörung der höchstmöglichen Harmonie dar, die es für uns Menschen gibt, nämlich die der Einheit von Mann und Frau oder auch die Einheit von Leib und Seele, der dann auch echtes Gefährtesein von Mann und Frau auf Dauer verhindert. Damit ist die Adam-und-Eva-Erzählung nicht mehr und nicht weniger als ein geschickter geistiger Angriff von Seiten der nomadischen Wüstenbewohner, bei denen das Gefährtesein von Mann und Frau noch etwas galt, auf die menschenverachtenden und liebezerstörenden Moralvorstellungen in den alten Zivilisationen im Vorderen und Mittleren Orient (siehe JÜDISCHER GLAUBEN).

      Die Symbolfigur für die verführerische Frau ist Eva, für den mitmachenden Mann Adam. Daß die Frau die Verführerin ist, weist gewiß nicht unbedingt auf ein frauenfeindliches WEIBLICHKEITSBILD der Bibel hin, sondern muß aus der Situation der kultischen Prostitution heraus verstanden werden. Auch hat die Schlange nichts mit der Weiblichkeit der Sünde zu tun, sondern sie ist Symboltier für eine der Gottheiten, zu deren Verehrung das Geschlechtsverkehrsopfer angeblich notwendig war.

      Es war für die Gegner dieses glückzerstörenden religiösen Brauchtums vor über dreitausend Jahren psychologisch das Klügste, daß sie bei ihren Änderungsbemühungen auch genau bei dem DENKSCHEMA ihrer Zeit ansetzten. Der gemeinschaftszerstörenden Schlangengottheit wurde also ein neuer GOTT gegenübergestellt, der diesmal allerdings ein Gott der wirklichen Liebe und des Gefährteseins ist und für den das ausbeuterische geschlechtliche Treiben die SÜNDE schlechthin ist, die den Beginn des Verlustes des PARADIESES darstellt (siehe VIELGÖTTEREI und MONOTHEISMUS).

      Unverklemmtheit und Realismus der Adam-und-Eva-Erzählung.
      Die Verfasser der Bibel, und Grundlage dieses Buchs ist gerade die Bekämpfung dieses Götzendienstes, waren dabei nun gar nicht einmal kleinlich oder gar prüde (siehe VERKLEMMTHEIT), denn sie wollten die neuen Ideen gewiß so attraktiv und menschennah wie möglich machen. So legten sie dem neuen Gott das Gebot an die Menschen in den Mund, "von allen Früchten des Gartens zu essen, nur nicht von denen des Baumes in der Mitte".

      Wenn wir uns nun ein solches Gebot an ein nacktes Paar in einem paradiesischen Garten vor Augen halten, so kann es sich dabei wohl ganz sicher nicht um den Verzehr von Birnen, Pfirsichen und Aprikosen drehen, sondern genau um das, was eben für ein nacktes Paar in solch harmonischer Umgebung alles so infrage kommt... Mit einer Bedingung: Sie sollen sich an den harmlosen Früchten erfreuen, diejenigen von dem Baum in der Mitte des Gartens jedoch bleiben lassen. Und da es sich bei der Adam-und-Eva-Erzählung um eine Absage an alle mögliche Prostitution handelt, können mit den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens wohl nur die Dinge gemeint sein, die für Prosttuierte in aller Welt und zu allen Zeiten nun einmal typisch sind, also der Geschlechtsverkehr mit Nicht-Gefährten, der also ist nicht erlaubt. (Daß es sich genau um solche Früchte des Mann-Frau- Seins tatsächlich handelt, finden wir an anderer Stelle der Bibel bestätigt: Im Hohen Lied fordert die verliebte Braut ihren Bräutigam auf, "in ihren Garten zu kommen und von ihren Früchten zu essen".)

      Eine Erlaubnis in einer solch brisanten Angelegenheit, wie die SEXUALITÄT es nun einmal ist, kommt nun gewiß einer Aufforderung gleich: "Nun stellt euch nicht so an, macht etwas zusammen, macht vor allem auch das, was euren Interessen entspricht, lernt euch kennen, versucht, ÄNGSTE abzubauen und Gefährten miteinander zu sein, unternehmt etwas - heute vielleicht Theaterbesuche und Reisen, wobei ihr auch genügend Zeit habt, euch kennen zu lernen. Doch läßt bei alledem eben unter allen Umständen die VOLLENDETEN TATSACHEN bleiben, denn die kommen nur für die infrage, wenn ein lebenslanges ("ewiges") Gefährtesein auch wirklich feststeht. Und dieses steht dann auch unter dem Wohlwollen (oder Segen) des neuen Gottes, heute würden wir vielleicht sagen "unter dem Schutz des SAKRAMENTS der EHE".

      Da nicht von vornherein alles verboten wird (siehe VERBOT) und sozusagen eine praktikable ENTHALTSAMKEIT empfohlen wird, wird das Anliegen der echten Einehe, daß also jeder Partner nur einen einzigen Geschlechtspartner in seinem Leben hat, glaubwürdiger und durchführbarer.

      Ob wir damit allerdings auch zu allen den Praktiken im Zusammenhang mit der Sexualität eingeladen sind, die außer dem Geschlechtsverkehr so möglich sind, hängt wohl noch vor allem davon ab, was überhaupt praktikabel ist und wie weit eine ewige Bindung der Partner auch tatsächlich abzusehen ist. Was könnte man da mit gutem Gewissen etwa als Vater seiner Tochter oder als Bruder seiner Schwester empfehlen, damit die Betreffenden ihre Gemeinschaft auch wirklichkeitsnah erproben können und vielleicht auch noch auf ihre Kosten kommen, sich jedoch nicht zu viel vergeben? Was entspricht den Grundsätzen einer echten KAMERADSCHAFT und FREUNDSCHAFT, wie sie vielleicht auch in einer Gruppe gelebt werden kann?

      Eigentlich könnte die Adam-und-Eva-Erzählung nun so ausgelegt werden, daß zwar das Essen (also der Geschlechtsverkehr) verboten ist, das Berühren, dessen Verbot erst von der Frau dazu erfunden wurde ("wir dürfen noch nicht einmal daran rühren") jedoch ursprünglich akzeptiert ist. Und unter Berühren könnten vielleicht PETTING und sogar einige PERVERSITÄTEN verstanden werden, die nichts mit Geschlechtsverkehr zu tun haben. Doch ist einerseits Zweck aller dieser Handlungen ja eine Befriedigung, und die bedeutet immer schon ein Mißbrauch des Partners als Objekt für einen eigenen Trieb, dem kein angemessener menschlicher Gegenwert wie vor allem das Gefährtesein als Ausgleich gegenübersteht, andererseits widersprechen solche Praktiken den Grundsätzen der ÄQUIDISTANZ.

      Zu vertreten dagegen ist daher wohl das, bei dem es um unschuldigen Spaß und um Bewußtseinserweiterung geht, selbst wenn dies zunächst manchen heutigen Auffassungen von SITTE UND ANSTAND noch zu widersprechen scheint. Außer auf die NACKTHEIT kamen frühe christliche Gruppierungen da auf Verfahren, die gewiß mit bewußter ENTHALTSAMKEIT auch heute noch praktikabel sind.

      Zweifellos kann die INITIATIVE zum Akzeptierbaren dann auch von weiblicher Seite ausgehen, allerdings muß ein wirkliches LEBENSKONZEPT dahinterstehen und durch geschickte Gespräche und durch andere Tests der MENSCHENKENNTNIS klar sein, daß der jeweilige Partner dieselbe Einstellung hat und daß die Vorsätze durchgehalten werden können. Siehe auch ZÄRTLICHKEIT.

      Die angemessene und plausible Interpretation ist für die männlichen und weiblichen Machos einfach unbequem.

      Es ist anzunehmen, daß es sich bei der Lehre aus der Adam-und-Eva-Erzählung im Grunde um eine solche einfache und von jedermann verständliche Anweisung handelt. Man muß gewiß nicht fünf oder mehr Jahre Theologie studiert haben, um den Sinn dieser Erzählung (dann immer noch nicht) zu begreifen. Wenn dennoch schon im frühen Christentum daraus schließlich die wenig logische und für uns heute immer weniger akzeptierbare Lehre von einer ERBSÜNDE entstanden ist, so geschah das unter dem Einfluß der GNOSIS und wohl auch aus persönlichen VERDRÄNGUNGEN früherer und späterer christlicher Denker heraus, die sich offensichtlich wie unser mythologisches Paar ebenfalls nicht an das Gebot gehalten haben.

      Erzieher, die in Panik geraten, weil ihrer Meinung nach die jungen Menschen durch diese Interpretation hier zu einer schließlich nicht mehr kontrollierbaren sexuellen Aktivität angeleitet und sogar verführt werden, sollten in sich gehen und sich überlegen, was ihnen selbst in ihrem eigenen Leben die Unterlassung solcher Empfehlungen gebracht hat.

      Was ist wohl besser, wenn auch junge Menschen mit Denken und mit LEBENSKONZEPT an eine entscheidende Problematik im Lebens herangehen, die auf jeden ohnehin zukommt, oder wenn sie die Augen vor allem verschließen und es schließlich in einer nicht vorhersehbaren Situation zu einer ÜBERRUMPLUNG durch ihre GEFÜHLE kommt, der sie dann unvorbereitet gegenüberstehen? Warum also nicht das alles zum Thema im RELIGIONSUNTERRICHT machen?

      Wenn auch Theologen mit dieser Interpretation der Adam-und-Eva-Erzählung ihre Schwierigkeit haben, so spürten oder ahnten Künstler offensichtlich schon immer die zeitlose Wirklichkeit, die dahinter steckt. Beispielsweise finden wir (leider nur manchmal!) im Raoul-Dufy-Museum in Nizza ein dreiteiliges Bild des niederländischen Malers Kees van Dongen zu dieser Thematik. "Adam" und "Eva" sind auf zwei Einzelbildern naiv-blöd-unschuldig dargestellt. Auf dem Mittelbild "Die Entführung" wuchtet der nackte Adam auf seiner Schulter die nur mit einem völlig durchsichtigen Schleier bekleidete Eva über einen chaotischen Untergrund. Eva gibt sich dabei lässig-gelangweilt, an einer Hand trägt sie einen protzigen Ring und ein roter Schuh baumelt locker an einem der Füße. Die Aussage der Bilder mag wohl sein, daß Mann und Frau mit ihrer UNSCHULD nichts anzufangen wissen. Wenn sie dann allerdings vorbei ist, dann finden sie sich in derjenigen Normalität wieder, wie wir sie leider nur oft genug kennen. Siehe dazu GEBRAUCH UND MISSBRAUCH, DIENSTMAGD UND DIRNE, GESCHLECHTERKAMPF, VERANLAGUNG.

      Zu den “Kindern” von Adam und Eva, siehe KAIN UND ABEL.

      Anmerkung: Während die Frauen und Töchter in alten Religionen eher für die kultische Prostitution „geopfert“ wurden, gab es für die (erstgeborenen) Söhne die MENSCHENOPFER. Die Erzählung der BIBEL gegen diese Opfer ist die ABRAHAM-Erzählung.

      Resümee

      Es dreht sich bei dem, womit sich Adam und Eva das Paradies verdorben haben, tatsächlich um etwas Sexuelles, ja um Geschlechtsverkehr! Nur wird damit nicht gleich jeder Geschlechtsverkehr als etwas Schlechtes gesehen, sondern es geht hier um den Missbrauch des Geschlechtsverkehrs im Rahmen der zur Zeit der Entstehung der Bibel üblichen kultischen Prostitution! Hinter Adam und Eva verbirgt sich nämlich kein erstes Ehepaar, sondern ein „Liebespaar“ im Rahmen dieses (Schlangengottheits-)Gottesdienstes! Die Menschen hören leider immer wieder auf solche falschen Götter und zerstören sich damit ihre Unschuld und eben ihr Paradies – damals wie heute...

      Wie die Erkenntnisse hier in eine passenden ERZIEHUNG für Kinder umgesetzt werden können, siehe unter KINDERERZIEHUNG!


      http://www.rpi-virtuell.net/home/basisreligion/adamundeva.ht…
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 15:52:24
      Beitrag Nr. 39 ()
      Unter SÜNDENFALL verstehen wir die Zerstörung des PARADIESES in der ADAM-UND-EVA-Erzählung der>SCHÖPFUNGSGESCHICHTE der BIBEL.

      Eine merkwürdige Mythologie!

      Da hat also angeblich ein erstes nacktes Menschenpaar von einem von GOTT verbotenen Baum mitten in einem paradiesischen Garten einen Apfel gegessen. Daraufhin bemerken beide auf einmal ihre NACKTHEIT und werden wegen ihres Ungehorsams aus dem Garten des Paradieses vertrieben. Die Folge davon ist, daß das Paradies für das erste Paar und für alle diejenigen verloren ist, die von diesem ersten Paar abstammen, also für uns alle. In christlicher DOGMATIK wurde daraus dann die Lehre von der ERBSÜNDE und von der ERLÖSUNG. Doch das alles ist heute für uns nicht mehr so recht zugänglich. Um was geht es wirklich?

      Zunächst einmal diese Geschichte von der vernunftmäßigen Seite her: Da hat also ein Gott offensichtlich nichts anderes zu tun, als einem nackten Menschenpaar den Verzehr von bestimmten Äpfeln zu verbieten und dann aufzupassen, daß sie dieses Verbot auch befolgen? Und diese Äpfel haben auch noch die verflixte Eigenschaft, daß man die eigene Nacktheit als Makel feststellt, sobald man von ihnen gegessen hat...

      Hand aufs Herz: Riecht diese Geschichte, so wie sie uns erzählt wird, nicht danach, daß etwas vertuscht wird, daß etwas verdrängt wird, daß es also um etwas geht, was man auch heute noch nicht so genau wissen will, gerade wenn wir an die Nacktheit denken?

      Was für eine Frucht was das übrigens damals? Ein Apfel? Falsch geraten!

      Die Äpfel sind übrigens eine neuere Erfindung, denn von ihnen ist in der Bibel an keiner Stelle die Rede, da ist die Rede nur ganz allgemein von einer verbotenen Frucht. Und das mit dem VERBOT und der Forderung nach Gehorsam weist wie bei der Erzählung, wie ABRAHAM seine Sohn Isaak opfern soll, gegen die MENSCHENOPFER auf eine Deutung aus dem Nachhinein hin aus der Sicht eines eher negativen PATRIARCHATS, in dem schon nicht mehr mit Überzeugung und Einsicht, sondern eben mit Verboten und Gehorsamsforderungen gearbeitet wird.

      Die Lösung können Sie in der ADAM-UND-EVA-Geschichte finden

      Und es geht tatsächlich um eine VERDRÄNGUNG: Hintergrund ist nämlich der GESCHLECHTSVERKEHR in der kultischen Prostitution (siehe TEMPELPROSTITUTION), wie er zur Zeit der Entstehung der Sündenfallgeschichte üblich war, oder - diesmal zeitlos - auch derjenige (erste) Geschlechtsverkehr (siehe DAS ERSTE MAL) ganz allgemein, der nicht im Zusammenhang mit höchstmöglichem und lebenslangem GEFÄHRTESEIN geschieht. Nach diesem Verkehr fühlt man sich enttäuscht, nackt (siehe SCHAM), und auch des höchsten GLÜCKS beraubt, das man sich für sein Leben erträumt hatte, man befindet sich unversehens auf dem Boden dieser Welt - außerhalb des PARADIESES. Der Verkehr, der eigentlich als Verschönerung der tiefsten menschlichen Bindung hätte eingesetzt werden sollen und dieser Bindung damit etwas Berauschendes und Verzauberndes, etwas Weltvergessendes und etwas Himmlisches hätte geben können, ist zu einer bloßen Abreaktion, zu einem ABENTEUER, zu einem Sport verkommen. Und man spürt, daß auch damit auch die Chancen für die entscheidenden GRENZERFAHRUNGEN unseres Menschseins vertan sind. Daß man das alles doch erst immer hinterher merkt, wenn die Ernüchterung eingetreten ist! Und man hat auch eine neue Erkenntnis, nämlich die von GUT UND BÖSE, doch um welchen Preis!

      Es geht immer um dasselbe

      Die biblischen Schriftsteller waren nun der Auffassung, daß diese (erste) Zerstörung der Einheit von LEIB UND SEELE von Menschen nur sozusagen der Auftakt ist für jede weitere Zerstörung von anderen Einheiten, also auch etwa derjenigen von Mensch und Umwelt, von Mensch und Mensch, von Glaube und Wissen, von Mensch und Gott. Damit wäre der Sündenfall, so wie er in der Bibel gemeint ist, dann tatsächlich die Ursache alles BÖSEN.




      Dummerweise hat der Autor dieses Buches nur eine sehr vage und falsche Vorstellung was Matriarchate wirklich bedeuteten. Er kennt sicher nicht die Forschungen von Gerda Weiler "Das Matriarchat im alten Israel", er redet selbst in chrichtlicher dogmatischer Terminologie von der Zeit der "Sünde", und vergißt dabei das entscheidene:
      Die Bibel wurde zur Unterdrückung der Frauen durch Darstellung jedweder Sexualität als "Sünde" benutzt, die Trennung von Leib und Seele wurde gerade erst durch dieses Werk vollbracht. Wahrscheinlich können Patriarchaten nicht anders, selbst wenn sie Kritik am Christentum pflegen können!
      Avatar
      schrieb am 17.06.03 14:47:54
      Beitrag Nr. 40 ()
      Das verlorene Paradies

      Das persische "Pairidaeza" (Paradies) war ein Zaubergarten, in dem der Lebensbaum mit der Frucht der Unsterblichkeit wuchs. Das hebräische Wort "pardes" bedeutet "Garten" und hat denselben Wortstamm. Pairidaeza war auch die göttliche Jungfrau, die das göttliche Kind zur Welt brachte - die persische Variante der ägyptischen Isis (Horuskind) oder unserer vertrauten Jungfrau Maria. Eine doppelte Vision vom Paradies als blühendem Garten und dem blühenden Garten als dem weiblichen Körper zieht sich durch die Symbolwelt aller Religionen.
      Psychologisches Vorbild des Paradieses war die erste Lebenserfahrung liebevoller Geborgenheit bei der Mutter, die das Kind unmittelbar nach der Geburt wärmt und nährt - das Land wo Milch und Honig fließt.

      Ein ältester Kikuyu-Häuptling erinnert sich an den mütterlichen Körper:

      Zuerst war sie immer da; ich erinnere mich an das angenehme Gefühl ihres Körpers, als sie mich auf dem Rücken trug, und an den Geruch ihrer Haut in der Sonnenhitze. Alles kam von ihr. Wenn ich hungrig oder durstig war, schwenkte sie mich nach vorne vor ihre vollen Brüste. Noch jetzt fühle ich, wenn ich heute die Augenschließe, dankbar das Behagen, das mich erfüllte, wenn ich meinen Kopf in ihrer weichen Fülle barg und die süße Milch trank. Nachts, wenn die Sonne nicht mehr wärmte, traten ihre Arme, ihr Körper an ihre Stelle, und als ich älter wurde und mich für andere Dinge zu interessieren begann, konnte ich diese ohne angst von ihrem Rücken aus betrachten. Wenn ich schläfrig wurde, brauchte ich nur die Augen zu schließen.

      Die westlich-patriarchale Kultur machte dieses Paradies - das Geburtsrecht eines jeden Kindes - zum verlorenen Paradies. Keine andere Kultur hat so viele Entschuldigungen erfunden, eine Mutter von ihrem Kind fernzuhalten.

      W. Wickler erklärte, ein menschliches Baby sei wie ein Affenbaby von Natur aus ein "Mutterhocker", der in der ersten Lebenszeit ununterbrochen am Körper der Mutter getragen werden sollte, so wie noch heute bei den Naturvölkern. Darauf ist das ganze Verhalten des Neugeborenen abgestimmt. Dass wir die Säuglinge in Bettchen ablegen ist unbiologisch. Anzeichen dafür sind das abnorm häufige Schreien des verlassenseins, das man von Kindern der Naturvölker kaum je hört.

      So stellen wir also fest, dass der Paradiesgarten, aus dem die Menschheit "fiel", zu Anfang ein genitales Symbol war: Garten, Tor, Höhle, heiliger Berg. Das deutet schon das Wort Eden an, das im Hebräischen "Ort der Freude" heißt.

      Im Mittelalter war die gebräuchliche Metapher für das Paradies der Garten der Lüste, ein Begriff, der weniger charakteristisch ist für den christlichen Himmel als für jenes andere Paradies, das Feenland oder Avalon, in dem Sexualität erlaubt ist.

      Was haben die christlichen Kirchenmänner daraus gemacht?

      Die Christen übernahmen das Wort Paradies als Synonym für ihren eigenen Himmel und bestanden darauf, dass das heidnische Paradies eigentlich die Hölle sei, die mit ihrem trügerischen Schein der Schönheit Sünder verlocke.

      Aus Rebellion gegen diese Theorie brachten die Barden offen ihre Vorliebe für die Hölle zum Ausdruck. So sagt zum Beispiel Aucassin:

      Denn ins Paradies geht niemand ein als die, welche ich Euch nennen will: es kommen die alten Priester hinein und die alten Lahmen und Einäugigen, welche Tag und Nacht vor den Altären und Krypten hocken und mit alten Lappen bekleidet sind und alten zerrissenen Mönchskutten. Die gehen ins Paradies ein und mit denen will ich nichts zu schaffen haben. aber in die Hölle will ich gehen, dort hin kommen die schönen, höfischen Damen, welche zu ihren Eheherrn zwei oder auch drei Freunde haben. Und dort gibt es Gold und Silber und köstliche Stoffe, und Harfenspieler und Sänger und die Könige dieser Welt. Mit diesen will ich hausen, wenn ich Nicolette, meine herzliebe Freundin bei mir habe!

      Andere Balladen und Romanzen des frühen Mittelalters verwarfen das christliche Paradies wegen seines Mangels an weiblicher Gesellschaft.
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 10:24:42
      Beitrag Nr. 41 ()
      Hmm, vieles richtiges und gutes ist hier vesammelt, mittlerweile konnte ich sehr tief in diese Thematik eindringen, vieles haben andere schon vor mir entdeckt, ihr Wissen ist nur nie allgemein anerkannt worden, und wäre beinahe verloren gegangen.

      So ist zum Beispiel Hans Weitkamp genau der gleichen meinung wie ich in #35

      Das Paradies sehe ich mittlerweile differenzierter, seit ich Gerda Weilers Bücher: "Der enteignete Mythos" und Matriarchat im alten Israel" gelesen habe.

      Präastronautiker sollten es auch mal lesen, z.B. Herr Adam, der würde dann auch ganz andere Schlüssen aus seinen richtigen Beobachtungen ziehen.
      Avatar
      schrieb am 12.12.03 14:09:22
      Beitrag Nr. 42 ()
      message in the bottle:

      ob´s mit 4u z u tun hat? i n

      schwer für cryptis, schreibe gerade aus nahe der Krypta...

      :eek: :look: doll er an z


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