Südzucker: Bitterer Beigeschmack (EuramS) - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
neuester Beitrag 23.08.04 01:34:00 von
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von Thorsten Schüller Vielleicht war es doch nicht so eine gute
Die finsteren Boten hat der scheidende EU-Agrarkommissar Franz Fischler auf die Reise geschickt. In seinen verbleibenden Wochen in Belgiens Metropole hat er sich vorgenommen, eine der letzten Bastionen der EU-Subventionspolitik zu knacken - die Zuckermarktordnung. Seit mehr als drei Jahrzehnten regelt diese die Mindestpreise für Zuckerrüben und Zucker sowie die Quoten, die der Markt aufnimmt. Mit den üblichen Nebeneffekten. Überkapazitäten wurden aufgebaut, Zuckerfabrikanten aus Übersee ausgegrenzt, die Konsumenten zahlen zu hohe Preise. Der EU-Rechnungshof gibt die Belastungen mit über sechs Milliarden Euro an. Von Marktwirtschaft keine Spur.
Damit soll nun Schluß sein. Die EU-Kommission schlägt vor, die Quoten um 16 Prozent, die Interventionspreise für Zucker um 33 Prozent und die Preise für die Rüben um 43 Prozent zu kürzen. Das Ganze soll ab Juli 2005 gelten. Für Europas Landwirte hätte das fatale Folgen. Sie würden ein Drittel weniger für ihre Rüben bekommen. Viele Bauern, vor allem in den ertragsschwachen Regionen Süd- und Nordeuropas, werden den Rübenanbau wegen mangelnder Rentabilität aufgeben, Zuckerfabriken vor Ort werden schließen. Theo Spettmann, Vorstandssprecher von Europas größtem Zuckerkonzern Südzucker, betrachtet die Entwicklung ebenfalls mit Sorge. Obwohl sein Unternehmen im fruchtbaren Grüngürtel des Kontinents liegt, weiß er, daß es ihm ähnlich ergehen könnte wie Bauer Josef Dangl. Auch Spettmann hat in den vergangenen Jahren viel investiert: Mit Beteiligungen und Zuckerfabriken hat sich Südzucker in Österreich, Frankreich, Belgien und Osteuropa eine beherrschende Position geschaffen. Doch wenn die EU ihre Pläne unverändert umsetzt, wird Spettmann \"eine erhebliche Zahl\" von Zuckerfabriken wieder stillegen müssen.
Silke Stegemann, Analystin der Landesbank Rheinland-Pfalz, hat ausgerechnet, daß die Marge im Zuckergeschäft von 10,7 Prozent auf 6,7 Prozent einbrechen könnte. Eine Chance, diesen Aderlaß auszugleichen, sieht sie im Zukauf von freiwerdenden Zuckerquoten. Doch für Spettmann ist das nur eine Option. Er macht sich dafür stark, daß die Brüsseler Vorschläge stark abgemildert werden. Und er setzt sich für lange Übergangsfristen ein - \"mindestens bis 2009 oder 2010\". Ferner liebäugelt er mit einem Einstieg in den weltweit wichtigsten Zuckermarkt Brasilien.
Darüberhinaus hat sich der Konzern im Nichtzuckerbereich ein zweites Standbein geschaffen. Der Konzern baut die Kapazität des Zuckeraustauschstoffes Palatinit aus, errichtet eine Bioethanol-Anlage und zieht in Chile eine Inulin-Produktion hoch. Darüberhinaus ist Südzucker mit Pizzen gut im Geschäft und seit 2003 Weltmarktführer für Fruchtsaftzubereitungen. Doch ist das die Lösung der Probleme? Investoren haben Zweifel. Die Südzucker-Aktie ist wegen der politischen Unsicherheiten mit einem Abschlag bewertet. Laut Spettmann müßte sie mindestens 20 Euro kosten, die Landesbank Rheinland-Pfalz sieht den fairen Wert bei wenigstens 17 Euro.
Dennoch geht es mit dem Papier seit Bekanntgabe der Reformpläne stark bergab. Analyst Volker Hergert von der Bankgesellschaft Berlin rechnet damit, daß der Malus mindestens bis 2005 auf dem Papier lastet - bis die Politik Klarheit in die Zuckerpolitik bringt.
Wertpapiere des Artikels:
SUEDZUCKER AG
Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),09:37 22.08.2004
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