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    Bernd Niquet: Ludwig Erhard ist ein Moorhuhn ... - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 07.07.00 10:20:57 von
    neuester Beitrag 10.07.00 11:58:12 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 07.07.00 10:20:57
      Beitrag Nr. 1 ()

      Bernd Niquet: Ludwig Erhard ist ein Moorhuhn ...

      - ... und Dr. Friedrich Heinemann legt die Flinte an -

      Mindestens eine Fuhre Mist für diejenigen, die es verdienen. Eigentlich jedoch viel Schlimmeres.

      Das Steuersystem in der Bundesrepublik scheint vor einer Aushöhlung von Partikulärinteressen nicht mehr zu retten zu sein. Doch der Politik kann man dieses Stückwerk fast noch nachsehen, denn sie muss wiedergewählt werden und damit ihrer naturgesetzlichen Aufgabe der völligen Zerstörung der Finanzen innerhalb jedes demokratischen Gemeinwesens gerecht werden.

      Bald werden also Kapitalgesellschaften niedriger besteuert als Personengesellschaften und Privatpersonen. Sei es drum, dann werden wir eben bald alle Kapitalgesellschaften sein.

      Doch wenn nun sogar die Wissenschaft beginnt, diesem Trend der Beseitigung einer gleichmäßigen und gerechten Besteuerung ebenfalls zu huldigen, dann wird es kriminell. Grundsätzlich gilt nämlich: Einkommen ist gleich Einkommen, egal woher es kommt.

      Es ist daher auch die bitterste Ohrfeige, die sich ein Arbeitnehmer, der hart für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss und dabei sehr schnell mit Grenzsteuersätzen von 50 % zur Ader gelassen wird, überhaupt einfangen kann, wenn nun öffentlich über eine Reduktion der Zinsbesteuerung diskutiert wird.

      Denn hierdurch würde ein progressiver in einen regressiven Steuersatz gewandelt: Arbeitseinkommen, besteuert mit einem Grenzsteuersatz von 50 %, die Zinseinkommen (=arbeitsloses Einkommen der Geldsäcke (!)) dagegen nur mit einer Abgeltungssteuer von nur 20 %. Eine schöne neue Welt wird das.

      Wer derart die Ideale der Gleichheit opfert, den hätte man zur Zeit der Französischen Revolution sofort um einen Kopf kürzer gemacht. Und Recht hätte man getan, finde ich. Doch heute leben wir natürlich in einer anderen Zeit. Und trotzdem bin ich der Meinung, die öffentliche Guillotinierung des Schniedelwutzes wäre hierfür die Mindeststrafe.

      Mein erster Kandidat hierfür heißt Dr. Friedrich Heinemann und arbeitet am ZEW in Mannheim. Das heißt zwar offiziell „Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“, bedeutet jedoch in Wirklichkeit „Zentrum zur Euthanasie der Wirtschaftswissenschaft“. In der neusten Ausgabe von „Aktienresearch“ vertritt dieser hochrangige Wissenschaftler nun sein Plädoyer zu Gunsten einer niedrigen Abgeltungssteuer.

      Natürlich gibt es Schwierigkeiten bei der Harmonisierung der Zinsbesteuerung in Europa, ich weiß. Doch Heinemann liefert eine ganz andere Begründung für sein Anliegen. Denn die volle Besteuerung der Zinserträge geht nicht, so Heinemann, da diese Zinsen „... zum guten Teil bloß den Ausgleich für den inflationsbedingten Wertverlust des Vermögens darstellen.“

      Wer so etwas schreibt offenbart natürlich völliges Unwissen hinsichtlich der Wirtschaft, da der Zins zu jedem Zeitpunkt die Inflationserwartungen widerspiegelt. Er macht sich mit seiner Unfähigkeit jedoch zum Handlanger derjenigen, die schon immer lieber die anderen die Hauptlast der Besteuerung tragen sehen wollten.

      Welch Zynismus also, dass gerade dieser Wissenschaftler Träger des „Ludwig-Erhard-Förderpreises für Wirtschaftspublizistik“ ist. Denn Ludwig Erhard hätte sich niemals so dumm und frech an den einfachen Leuten, die nicht von ihren Zinsen leben, vergriffen.

      Es gibt also nur einen Ausweg und der lautet: Ab mit dem Ding! So schnell und so radikal wie möglich. Ab mit dem Ding!

      Bernd Niquet, Freitag, 7. Juli 2000

      b.niquet@wallstreet-online.de

      Avatar
      schrieb am 07.07.00 10:43:46
      Beitrag Nr. 2 ()
      SAUGUT!!!!

      blaho
      Avatar
      schrieb am 07.07.00 11:42:26
      Beitrag Nr. 3 ()
      Lieber Herr Dr. Niquet,
      auch ich vertrete die These, dass Zinsen zu einem nicht unwesentlichen Teil deshalb verlangt (und gezahlt) werden, weil unser Geld einer gewissen Inflation unterliegt. Dieser Anteil sollte deshalb auch keiner Besteuerung unterliegen.
      Umgekehrt bedeutet dieses aber auch, dass gezahlte Zinsen dann nur teilweise als steuermindernde Ausgaben geltend gemacht werden dürften. Ich vermisse in der Diskussion nach wie vor die Forderung, genau dieses zeitgleich umzusetzen. Der Staat hätte dann zudem einen angemessenen Ausgleich für die Steuerausfälle.
      Andererseits liegt der Reiz, Investitionen unter Einsatz eines großen Anteils Fremdkapitals zu tätigen, im Wesentlichen darin, dass man einerseits gezahlte Zinsen steuermindernd geltend machen kann und andererseits Wertzuwächse nicht zu versteuern braucht.
      Wertzuwächse treten beispielsweise bei Aktien und Immobilien in nicht unerheblichem Umfang ein. Glücklicherweise sind die Stimmen verstummt, die hier auch die Steuerschraube ansetzen wollten.
      Aus Gründen der Gleichbehandlung sollte meines Erachtens die Zinsbesteuerung entfallen oder zumindestens deutlich gesenkt werden.
      Notwendig ist nach wie vor, bestehende Steuerschlupflöcher wirksam zu schließen, um eine deutliche Absenkung aller Steuern zu erreichen.
      MFG Schunck
      Avatar
      schrieb am 07.07.00 11:51:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      Lieber Herr Schunck,

      hier bin ich in der Tat völlig anderer Meinung. Die Inflation ist ein ganz normales Vermögensrisiko, welchem keinerlei steuerliche Subventionierung zusteht. Und Zinsen sind ganz normale Einnahmen, für die dies ebenfalls gilt.

      Denn was wäre ansonsten mit der Entwertung unseres Humanvermögens, wenn wir älter werden. Sollte der Staat das dann etwa auch subventionieren?
      Avatar
      schrieb am 07.07.00 12:35:45
      !
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      Avatar
      schrieb am 10.07.00 11:14:35
      Beitrag Nr. 6 ()
      Moin, moin,

      mit Sicherheit ist die Darstellung des deutschen "Steuersystems" mehr als treffen, allerdings fehlt mir eine schlüssige
      Argumentation für die öffentliche Guillotinierung des Schniedelwutzes.
      (Was kann der Schniedelwutz dafür, wenn der Kopf nicht denkt)

      Aber zum Thema:
      Zur Fragestellung einer angemessenen Zinsbesteuerung ist ein Hinweis auf die"fetten Geldsäcke" ein typischen Argument
      eines Politikers, um die Diskussion auf die emotionale Schiene (Weg vom Kopf und hin zum Schniedelwutz) zu bringen.
      Denn was sich hinter dieser Argumentation verbirgt, ist doch der Gedanke an Menschen die nicht arbeiten müssen,
      weil sie Geld (nach Auffassung des Autors zu Unrecht) haben.
      Aber Geld fällt in der Regel nicht vom Himmel, sondern ist zu irgendeinem Zeitpunkt durch irgendeine Form von Arbeit
      geschaffen, versteuert und eben nicht konsumiert sondern angelegt/investiert worden
      (hier siegte eindeutig der Kopf über den Schniedelwutz).
      Eine Besteuerung der daraus resultierenden Einkünfte ist nichts anderes, als eine Doppelbesteuerung
      der Einkünfte des Arbeitnehmers, die dieser nicht konsumiert hat, sondern für seinen Lebensabend zurückgelegt hat.

      Aber diese Einkünfte sind ja auch nicht gemeint. Es geht doch nur um solche, die jemand zu Unrecht erhalten hat,
      d.h. für die er selbst nicht gearbeitet hat. Die Ideale der Gleichheit werden durch Erbschafts- und Schenkungssteuer
      und nicht über Zinsbesteuerung gerettet, den es ging in der Französischen Revolution nicht um die Gleichheit der Einkünfte,
      sondern der Menschen, Arbeitnehmer, Köpfe und Schniedelwutze.

      Die Frage ob der Autor Bernd Niquet nun einen Kopf oder einen Schniedelwutz kürzer gemacht werden müsste,
      kann ich nicht entscheiden, denn offen bleibt, wer die Verantwortung für die Inhalte trägt.

      Mit freundlichen Grüssen

      Harald Müller
      Avatar
      schrieb am 10.07.00 11:58:12
      Beitrag Nr. 7 ()
      Lieber Herr Müller,

      nein, nein, Sie irren sich!!! Bei der Zinsbesteuerung handelt es sich nicht (!) um eine Doppelbesteuerung. Wer 1000 Euro spart und darauf 500 Euro Steuern zahlt, dem verbleiben 500 Euro.

      In den Folgejahren werden jedoch diese 500 Euro nicht mehr besteuert, sondern nur noch die Früchte dieser 500 Euro. Sprich: Bei 5 % Zinsen gibt es jährlich 25 Euro, von denen 12,50 Euro Steuern zu zahlen sind. Wo soll es hier eine Doppelbesteuerung geben???

      Alles andere, Schniedelwutz und Geldsäcke sind natürlich reine Emotionalisierungen des Themas, zugegeben. Doch täuschen Sie sich nicht darüber, wo hier die meisten Einnahmen - und damit auch die meisten zukünftigen Erleichterungen - herkommen. Die Vermögensverleitung und damit auch die Quelle der Zinsempfänger ist sehr ungleich in der Bundesrepublik.

      Deswegen bin ich auch gewiss, dass ich sowohl oben als auch unten ungekürzt bleiben kann. Es sei denn, ein Plädoyer für mehr Gleichheit wird irgendwann einmal strafbar.


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