checkAd

    Am Sterbebett eines Systems - 500 Beiträge pro Seite (Seite 4)

    eröffnet am 21.01.09 17:19:56 von
    neuester Beitrag 21.01.14 17:41:49 von
    Beiträge: 43.781
    ID: 1.147.722
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 1.403.552
    Aktive User: 0


     Durchsuchen
    • 1
    • 4
    • 88

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 14:57:30
      Beitrag Nr. 1.501 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.532 von Maraho am 04.03.09 20:28:31Ein Kommentar zur EZB-Zinssenkung.
      Mehr muß man dazu auch nicht schreiben.

      EZB senkt Leitzinsen

      Placebo für die Finanzmärkte
      von Hermann-Josef Knipper

      Es war keine wirkliche Überraschung mehr, dass die Europäische Zentralbank heute den Leitzinssatz auf das historische Tief von 1,5 Prozent gesenkt hat. Man könnte sogar versucht sein, stillschweigend über diese Meldung hinwegzugehen, denn die Wirkung des viel diskutierten Zinsschritts wird sich in engen Grenzen halten. Dennoch schreit das Thema nach einer Bewertung, denn dieser Niedrigzinssatz ist ein Symbol für die einzigartige Dramatik der globalen Wirtschaftslage. Die Frage, wie die richtige Rezeptur zur Überwindung der Weltrezession aussehen könnte und welche Rolle dabei der Geldpolitik und den Notenbanken zukommt, ist ja noch lange nicht beantwortet.

      Niedrige Zinsen sind normalerweise gut, um Investitionen und Konsum anzukurbeln. Und natürlich um die Verschuldung der Staaten bezahlbar zu halten. Dieser Hebel hat früher auch meistens ganz gut funktioniert. Normal ist heute aber nichts mehr, frühere Gesetze haben ihre Gültigkeit verloren. Niemand, der eine düstere Zukunftsperspektive für seinen Job oder sein Unternehmen sieht, wird sich durch günstige Zinsen, seien sie nun ein oder zwei Prozent niedriger als ein paar Monate früher, dazu animieren lassen, sein Geld auszugeben. Geiz ist Trumpf. Der gesamte Privatsektor kommt also als Motor des Aufschwungs vorerst nicht in Frage, die Zinssenkung verpufft in diesem Bereich.

      Den Staaten dagegen wird die Schuldenaufnahme jetzt erneut erleichtert, was in diesen Zeiten ja auch unumgänglich ist. Profitieren werden auch die Banken, deren Geschäftsmodelle derzeit kaum noch vernünftige Erträge bringen und die jetzt ihre Margen etwas ausweiten können. Bei den Kunden dagegen dürfte die Leitzinssenkung kaum ankommen.

      Als psychologisches Signal war die Zinssenkung zwar wichtig, denn sie demonstriert die Entschlossenheit der EZB, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um in dieser Phase der Preisstabilität die Folgen der Rezession zu lindern. Die viel wichtigere Funktion der EZB ist aber zurzeit, die Liquiditätsversorgung der Banken untereinander und des ganzen Wirtschaftskreislaufs sicherzustellen. Denn alle Rettungspakete, die ja weltweit bereits mehrere Billionen Euro verschlungen haben, konnten bisher nicht erreichen, dass sich die Lage auf den Finanzmärkten und bei den Banken spürbar entkrampft hat.

      Es wird definitiv nicht von der Höhe der Leitzinsen abhängig sein, wann und wie die Krise irgendwann überwunden wird. Zwei Vorbedingungen müssen erfüllt sein, damit das Wirtschaftswachstum zurückkehren kann: Zum einen muss der Verfall der Immobilienpreise in den USA gestoppt werde, zum anderen muss der Banksektor stabilisiert werden. Beide Quellen des Übels befinden sich aber noch mitten in der Krise, beinahe täglich gibt es neue Hiobsbotschaften. Psychologie ist diesmal wichtiger als alles andere: Erst dann, wenn alle Marktakteure das Gefühl haben, dass es keine versteckten Risiken mehr gibt und dass die Assets wieder fair zu bewerten sind, wenn es also Grund für die Wiederherstellung des Vertrauens gibt, dann wird sich die Lage entspannen. Das kann noch lange dauern.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:03:04
      Beitrag Nr. 1.502 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.136 von Maraho am 05.03.09 06:11:50Etwas über die "Mutter"....


      Krise der Opel-Mutter
      GM hat den Glauben an sich verloren
      von Gregor Haake (Hamburg)

      31 Mrd. $ Jahresverlust, der Ruf nach Staatshilfe, eine völlig veraltete Modellpalette: Die Lage des einst stolzen Autobauers ist katastrophal. Nun muss er bei der US-Börsenaufsicht einräumen: Ein Aus ist möglich. Die Börsen stürzen ab.


      Die Opel-Mutter General Motors stellt ihre eigene Überlebensfähigkeit in Frage. GM teilte am Donnerstag mit, möglicherweise Gläubigerschutz nach US-Recht anmelden zu müssen, falls der Hersteller seine Verluste nicht in den Griff bekomme. In seinem Jahresbericht für die US-Börsenaufsicht SEC schrieb der ehemalige Weltmarktführer, es gebe keine Garantie dafür, dass sich der weltweite Automobilmarkt erhole.

      Außerdem habe der Wirtschaftsprüfer substanzielle Zweifel an der Überlebensfähigkeit geäußert. Gründe seien ständige Verluste im operativen Geschäft und die Unfähigkeit, ausreichend Bargeldzuflüsse zu generieren, um den laufenden finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

      Die eigene Zukunft hängt laut GM nun davon ab, ob der der Regierung im Februar vorgelegte Rettungsplan funktioniere: "Wenn das, aus welchem Grunde auch immer, nicht funktioniert, wären wir nicht mehr in der Lage, die Geschäfte fortzuführen und wären möglicherweise gezwungen, unter den Schutz des US-Insolvenzrechts zu schlüpfen." Es gebe "keine Sicherheit, dass sich der weltweite Automarkt erholt oder dass er nicht noch weiter bedeutsam nachgibt".

      GM-Aktien fielen in New York vorbörslich um fast 13 Prozent. Die Warnung von General Motors belastete auch die US-Aktienfutures, die Aktienmärkte in Europa weiteten ihre Verluste aus.

      GM hat bereits 13,4 Mrd. $ an staatlichen Notkrediten erhalten. Insgesamt fordert der Konzern 30 Mrd. $ von der Regierung. In den vergangenen drei Jahren sind 82 Mrd. $ an Verlusten aufgelaufen, davon 30,9 Mrd. $ im Jahr 2008.

      Allein im vierten Quartal 2008 lag der Verlust des Herstellers aus Detroit bei 9,6 Mrd. $. Das Minus fiel damit weit höher aus, als von Experten erwartet. Der Fehlbetrag je Aktie lag bereinigt bei 9,65 $. Analysten hatten einen Verlust von 7,40 $ je Anteilsschein vorausgesagt. Der Umsatz lag im Quartal bei 30,8 Mrd. $ nach 46,8 Mrd. $ vor einem Jahr. Im Gesamtjahr stürzten die Erlöse um 17 Prozent auf 149 Mrd. $.

      Nicht nur die finanzielle Lage von GM ist eine Desaster. Der größte US-Autobauer verkauft kaum noch Fahrzeuge. Im Februar setzte GM auf dem Heimatmarkt 52,9 Prozent weniger als vor Jahresfrist ab. Der Absatz neuer Lkw brach sogar um 55 Prozent ein, bei Pkw betrug das Minus 50 Prozent. Der Konzern will mit weiteren Produktionskürzungen reagieren und kündigte an, im zweiten Quartal rund 34 Prozent weniger Fahrzeuge vom Band laufen zu lassen.

      GM-Chef Rick Wagoner hatte zuletzt gesagt, 2008 sei vor allem in der zweiten Hälfte ein "extrem schwieriges Jahr" für die Automärkte in den USA und weltweit gewesen. Die Bedingungen für GM und andere Hersteller seien eine Herausforderung und hätten das Management veranlasst, "weitere aggressive und schwierige Restrukturierungsmaßnahmen" zu ergreifen.

      Wagoner warnte bereits mehrfach vor einer Insolvenz des Konzerns, wenn der Staat nicht spätestens Ende März neues Geld zur Verfügung stellt. Bis dahin muss der Autobauer der US-Regierung seine Überlebensfähigkeit beweisen. Zur Sanierung plant GM unter anderem weltweit den Abbau von 47.000 Stellen, die Schließung weiterer Werke und die Trennung von Konzernmarken.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Krise-der-O…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:11:12
      Beitrag Nr. 1.503 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.669.751 von Maraho am 27.02.09 17:49:15In Bezug hierauf. Der Artikel ist zu lang. Deshalb die Einleitung und dann der Link!

      Wirtschaftskrise
      Emirate vor der Zerreißprobe
      Hansjakob Ginsburg, Pierre Heumann, Rüdiger Kiani-Kress

      Die Weltrezession erreicht die wohlhabenden Vereinigten Arabischen Emirate – und könnte das Machtgefüge zwischen den Monarchen nachhaltig verändern.

      Wen es interessiert: http://www.wiwo.de/politik/emirate-vor-der-zerreissprobe-…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:17:49
      Beitrag Nr. 1.504 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.994 von Maraho am 04.03.09 21:27:54Die bösen Russen aber auch....
      Egal, wie immer man es bewerten mag, etwas ist immer dran...


      Hoher Moskauer Beamter:
      "USA werden noch vor 2011 zerfallen"

      Obama verhängt das Kriegsrecht, Russland und China bilden den Stützpfeiler einer neuen Weltordnung, und der Dollar wird ersetzt: Ein ranghoher Moskauer Beamter hat den Untergang Amerikas vorausgesagt. Als Anzeichen dafür sieht er unter anderem die Schießereien in Schulen und die hohe Zahl homosexuellen Männer.


      Ein ranghoher Mitarbeiter des russischen Außenministeriums hat den baldigen Zerfall der USA vorhergesagt. Präsident Barack Obama werde noch dieses Jahr das Kriegsrecht verhängen, sagte Igor Panarin, Dekan der Diplomatenakademie, bei einem Vortrag in Moskau. Die USA werden nach seiner Ansicht noch vor 2011 in sechs Rumpfstaaten zerfallen, und Russland und China das Rückgrat einer neuen Weltordnung bilden. Die jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen in den USA und andere "soziale und kulturelle Phänomene" hätten ihn vom bevorstehenden Auseinanderbrechen der USA in sechs autonome Regionen überzeugt. Alaska werde dann wieder unter russische Kontrolle geraten, sagte er vor Dutzenden Studenten, Professoren und Diplomaten.

      Panarin spricht vom moralischen Niedergang der US-Bürger

      Das russische Außenministerium hatte zu der Vorlesung am Dienstag demonstrativ auch die Nachrichtenagentur AP und andere ausländische Medien eingeladen. Panarin, der auch schon Sprecher der russischen Raumfahrtbehörde war und dem Geheimdienst KGB angehören soll, ist auf den staatlich gelenkten russischen Fernsehkanälen ein häufiger Gast. Bei seiner Rede sprach er vom moralischen Niedergang der US-Bürger und verwies auf Schießereien in Schulen, die hohe Zahl von Gefängnisinsassen und homosexuellen Männer.

      In der Wirtschaft sei die amerikanische Dominanz über den Weltmarkt bereits zusammengebrochen, behauptete Panarin und verwies auf den Einbruch am Aktienmarkt, den Rückgang der US-Wirtschaftsleistung und die Nothilfe für den Bankenriesen Citigroup. "Ich war vor kurzem dort, und die Dinge laufen alles andere als gut", sagte er über die USA. "Was geschehen ist, ist der Zusammenbruch des amerikanischen Traums."

      Panarin nannte kaum spezifische Angaben für die Quellen, auf die er seine Thesen baut. Er zitierte meist aus Zeitungen, Magazinen und anderen öffentlich zugänglichen Quellen. Der Dekan betonte, er selbst wünsche den Zusammenbruch der USA nicht.

      Neue Währung soll US-Dollar ersetzen

      Aus der Krise werden nach seiner Ansicht Russland und China gestärkt hervorgehen. Beide Nationen sollten deshalb enger zusammenarbeiten und eine neue Währung schaffen, die den US-Dollar ersetze. Auf die Frage nach einem offiziellen Kommentar des Außenministeriums zu Panarins Ansichten erklärte am Mittwoch ein Sprecher, alle Frage müssten zunächst schriftlich eingereicht werden.

      Es war nicht klar erkenntlich, wie überzeugend Panarins 20 Minuten langer Vortrag auf seine Zuhörer wirkte. Ein Lehrbeauftragter fragte ihn anschließend, ob er nicht eher den Zustand Russlands beschrieben habe, das sich derzeit in der schwersten Wirtschaftskrise seit einem Jahrzehnt befindet und dem einige Forscher einen demographischen Kollaps vorausgesagt haben. Panarin wies diese Ansicht zurück und sagte: "Ein Kollaps Russlands wird nicht passieren."

      Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/:Hoher-Moskauer-Beamt…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:23:57
      Beitrag Nr. 1.505 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.906 von Maraho am 04.03.09 21:15:15Noch etwas hierzu....

      Cross Border Leasing“
      Amerikanische Krankheit deutscher Städte
      Von Manfred Schäfers

      05. März 2009 Die Schieflage des amerikanischen Versicherungsgiganten AIG bringt auch deutsche Gemeinden in die Bredouille - und zwar solche, die kommunale Vermögenswerte früher vermeintlich attraktiv nach Amerika verkauft oder verleast haben, um es Jahrzehnte später zurückzunehmen. Den damit verbundenen Steuervorteil haben sich die amerikanischen Gesellschaften und deutschen Kommunen geteilt.

      Doch nun müssen die Kämmerer für Risiken Vorsorge treffen, die mit der Finanzmarktkrise überraschend hinzugekommen sind. Das bringt einige in große Verlegenheit, denn die Summen, um die es geht, sind beträchtlich. Zudem sind viele Städte betroffen, die sich das am wenigsten leisten können. Denn gerade für die Kommunen mit Haushaltsnotlagen war der "Deal" mit den Amerikanern eine der wenigen Möglichkeit, kurzfristig an Geld zu kommen.

      Von rund 150 Verträgen ist die Rede

      Einzelne Gemeinden, die sich auf das sogenannte Cross Border Leasing eingelassen haben, sind schon an die staatseigene KfW-Förderbank herangetreten, um Hilfen zu bekommen, wie eine Sprecherin bestätigte. Man müsse nun prüfen, wo die Probleme lägen, was angesichts der umfangreichen Verträge nicht leicht sei und einige Zeit dauern könne. Genauere Angaben über Namen der Städte, Zahl der Anfragen und Größenordnungen, um die es geht, wollte sie nicht machen.

      Die Anfragen seien "nicht erst letzte Woche eingegangen", sagte die KfW-Sprecherin lediglich. Das deutet darauf hin, dass nicht der in den vergangenen Tagen bekanntgewordene Rekordverlust der amerikanischen Versicherung von knapp 100 Milliarden Dollar zu der Unruhe bei den Kämmerern geführt haben dürfte. Vielmehr dürfte die Herabstufung der Bonität von AIG im vergangenen Herbst ausschlaggebend gewesen sein.

      Wie der Bochumer Finanzwissenschaftler Stephan Paul erläuterte, sind in einem solchen Fall die betroffenen Kommunen vertraglich verpflichtet, eine andere Bank oder Versicherung aufzubieten, die mit einem besseren Rating das Geschäft absichert - oder Geld nachzuschießen. In Bochum habe die Stadt amerikanische Staatsanleihen erworben und als Sicherheiten gestellt. Angesichts der damit verbundenen Gebühren sei er skeptisch, ob sich damit das Geschäft für die Stadt noch gelohnt habe. Dies dürfte auch woanders gelten.

      "Der Vorteil, den man sich ursprünglich ausgerechnet hat, dürfte in den allermeisten Fällen aufgefressen sein", sagte Paul der F.A.Z.. Wie viele Städte in Deutschland Verkehrsnetz, Kanalisation, Kraftwerk, oder Sportanlage nach Amerika verkauft oder vermietet haben, um es zurückzumieten, ist unbekannt. Die Bundesregierung berichtete Anfang des Jahres, dass ihr keine belastbaren Informationen darüber vorliegen. Selbst die kommunalen Spitzenverbände können keine Auskunft geben. Schätzungen reichen über die große Spanne von knapp 30 bis 80 Milliarden Euro. Die Rede ist von rund 150 Verträgen, manche Kommune ist mehrfach betroffen.

      Kommunen haben Depot bei AIG, um das Vermögen zurückzukaufen

      Wuppertal ist so ein Beispiel. Das Kanalnetz und das Müllheizkraftwerk wurden über die Grenze verkauft. Für das Kanalnetz habe Wuppertal 20 Millionen Euro vom Investor überwiesen bekommen, erklärte Kämmerer Johannes Slawig der "Westdeutschen Zeitung". Während der Leasing-Zeit, in diesem Fall bis 2031, müsse Wuppertal zwar für die Instandhaltung des Kanalnetzes zahlen, aber keine Leasing- oder Mietgebühren. Für den amerikanischen Investor lohne sich das Geschäft nur, weil Steuern in Amerika gespart werden konnten.

      Um das Kanalnetz zurückkaufen zu können, habe die Stadt bei AIG ein Depot von 50 Millionen Dollar. Dies müsse nun "nachbesichert" werden. Für die Rückkaufsummen der Cross-Border-Leasing-Geschäfte will man nun Angebote anderer Versicherer einholen. Für den Kämmerer ist noch nicht abzusehen, was dies Wuppertal kosten wird.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/…
      33 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1900EUR +2,98 %
      InnoCan Pharma: Ist das die nächste Milliarden-CBD-Übernahmestory? mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:30:16
      Beitrag Nr. 1.506 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.071 von Maraho am 03.03.09 19:09:10Ein etwas längerer Artikel und dann...

      Der Stresstest für die US-Banken
      Ralf Streck

      Prüft der Stresstest in den USA wirklich, ob die Banken auch in einer tiefen und langen Rezession überlebensfähig wären?
      Derzeit läuft in den USA ein so genannter "Stresstest", mit dem die Überlebensfähigkeit der Großbanken geprüft werden soll. Wer den Test nicht besteht, soll zwangsweise Staatshilfe bekommen. Obwohl der Finanzminister die Verstaatlichungen von Banken ausschloss, wurde schon kurz danach die einst weltgrößte Bank teilverstaatlicht. Der Staat hält an der Citigroup nun 36 Prozent. Doch ob der Stresstest tatsächlich seinen Namen verdient und eines der wesentlichen Ziele erfüllt, das Vertrauen ins Finanzsystem zu stärken, darf bezweifelt werden.


      Es ist nun mehr als ein Jahr her, als zunächst die EU-Staats- und Regierungschefs "Transparenz" zur Lösung der Finanzkrise forderten . Kurz darauf setzte man auf dem G7-Gipfel nach und verlangte von den Finanzinstituten die lückenlose Offenlegung ihrer Risiken. Obwohl die Finanzkrise mit aller Härte in die Realwirtschaft durchgeschlagen ist und sich erwartungsgemäß zu einer massiven Weltwirtschaftskrise mausert, besteht auch weitere 12 Monate später kein Überblick über die realen Verhältnisse, die Wahrheit kommt nur scheibchenweise ans Licht. Im Januar sprach der Internationale Währungsfonds in einer optimistischen Prognose von einem Abschreibungsbedarf von 2,2 Billionen US-Dollar (Auch in Davos wird nach dem Staat gerufen).

      Da der IWF kürzlich angedeutet hat, dass er die Konjunkturprognose erneut nach unten korrigieren wird, dürfte auch diese horrende Summe angesichts steigender Kreditausfälle erneut steigen. Noch vor 12 Monaten glaubten viele Verantwortliche – oder sie wollten es der Bevölkerung weismachen –, dass eine Rezession in vielen Industrienationen wie Deutschland nicht auf der Tagesordnung stehe. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte: "Die Basis der europäischen Ökonomien sind weiterhin gesund." Inzwischen sind alle Industrienationen in die Rezession abgeschmiert und so hat sich auch die Botschaft der Politik verändert. Trotz abstürzender Wirtschaftsleistung und steigender Arbeitslosigkeit ergeht man sich, ebenfalls ohne eine reale Basis, in Prognosen darüber, wie schnell das Tal der Tränen durchschritten werden kann. Die Hoffnung wird dabei auf die Rettungs- und Konjunkturprogramme gesetzt, welche die Staatsverschuldung enorm in die Höhe treiben, ohne bisher eine Wirkung gezeigt zu haben.

      Die US-Regierung versucht derweil einen zaghaften Schritt, um sich einen Überblick über die Lage der Banken verschaffen. Deshalb kündigte Präsident Barack Obama in der vergangenen Woche einen Stresstest für die Institute an, die über ein Vermögen von mindestens 100 Milliarden US-Dollar verfügen. Die Finanzbehörden haben mit der Prüfung der angeschlagenen Großbanken begonnen, von deren Ausgang die Regierung entsprechende Schritte abhängig machen will. Bis spätestens Ende April will die US-Regierung wissen, wie es um die Zukunftsfähigkeit der Banken steht, heißt es in einer Erklärung , die von der Einlagensicherungsbehörde (FDIC) veröffentlicht wurde.

      In einem anhängenden Text wird erklärt, der Test solle klären, "ob die größten US-Bankhäuser ausreichende Kapital-Puffer haben, um in einem konjunkturellen Umfeld zu bestehen, das noch größere Herausforderungen bereithält als das jetzige". Einer Prüfung unterzogen werden soll "das unternehmensspezifische Verlustpotenzial und die Ressourcen, um solche Verluste aufzufangen", damit klar wird, ob die jeweilige Bank "ihrer unverzichtbaren Rolle in der Wirtschaft" gerecht werden könne. Zur Beurteilung werden zwei Szenarien herangezogen.

      Stresstest ohne Worst-Case-Szenario

      Szenario 1 geht von der Prognose aus, dass die US-Wirtschaft im laufenden Jahr nur um 2 Prozent schrumpfen wird, es aber schon im folgenden Jahr zu einer zügigen Erholung kommen werde, mit einem Wachstum von 2,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote solle demnach 2008 auf 8,4 Prozent steigen und es wird erwartet, dass die Hauspreise 2009 um 14 Prozent fallen, 2010 um weitere 4 Prozent.

      Dieses reichlich positive Szenario wird durch ein "nachteiliges Szenario" ergänzt. Demnach soll der Test absichern, dass sich die Banken auch in einer Rezession bewähren können, die "tiefer und länger" ausfallen würde, als bisher absehbar sei. Nach diesem Szenario wird von einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung für 2009 von 3,3 Prozent ausgegangen, wobei für 2010 ein schwaches Wachstum von 0,5 Prozent angesetzt wird. Die Arbeitslosenquote würde demnach auf 8,9 Prozent steigen, die Immobilienpreise würden 2009 um 22 Prozent sinken und 2010 um weitere 7 Prozent.

      In Expertenkreisen ist man sich einig darüber, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten, die letztlich weitere Milliarden- oder Billionenlöcher in die Bilanzen der Banken reißen, vom Konjunkturverlauf abhängig ist. Notwendig wäre also zunächst, die Lage analytisch einigermaßen korrekt einzukreisen, um die Belastbarkeit der Banken vorhersagen zu können. Angesichts der Zahlen, die derzeit aus den USA gemeldet werden, ist kaum davon auszugehen, dass sich Szenario 1 auch nur ansatzweise der Realität nähert.

      So wurde berichtet , dass im vierten Quartal 2008 die Wirtschaftsleistung mit 6,2 Prozent fast doppelt so stark geschrumpft ist, als zunächst angenommen worden war. Am Mittwoch hat die Deutsche Bank eine Studie veröffentlicht , wonach die weltgrößte Volkswirtschaft die schlimmste Talfahrt seit Jahrzehnten weiter beschleunigen wird. "Die Risiken weisen deutlich nach unten, so dass wir nicht überrascht wären, wenn wir nach Revisionen bei etwa minus 10 Prozent landen würden", heißt es darin. Auch die US-Notenbank spricht schon jetzt von einem "sehr schwachen" ersten Quartal. Dass in Japan, der zweitgrößten Einzelwirtschaft, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2008 sogar um 12,7 Prozent geschrumpft ist, weist darauf hin, dass der Absturz in den USA noch deutlich stärker ausfallen kann. So darf bezweifelt werden, ob Szenario 1 als Best-Case-Szenario taugt und vermutet werden, dass eher Szenario 2 diese Bezeichnung verdient.

      Auch andere Zahlen geben Anlass zu dieser Annahme. So wird davon ausgegangen , dass die Preise für Immobilien in den USA um bis zu 35 Prozent fallen werden und die Zahl der Zwangsversteigerungen weiter stark zunehmen wird. Economy.com rechnet damit, dass es erst 2011 zu einer Erholung am US-Immobilienmarkt kommen werde, der ein wesentlicher Faktor in der Krise ist. Da die Arbeitslosenquote schon im Januar auf 7,6 Prozent gestiegen ist, darf wegen der miesen Konjunkturdaten erwartet werden, dass sie im Bereich der Quote in Szenario 2 oder deutlich darüber liegen dürfte. Am Freitag, wenn die Arbeitslosenzahlen für Februar veröffentlicht werden, wird schon für Februar eine Quote von 8 Prozent erwartet.

      Demnach verfügt der Stresstest real über kein Worst-Case-Szenario, um zu prüfen, ob die Banken in einem nachteiligeren Umfeld überlebensfähig wären. Und auch an anderen Stellen hakt es bei dem Test, denn die Angaben zur Prüfung stammen von den Bankern. Bisher ist nicht bekannt, ob und in welchem Umfang sie überprüft werden können. Die Frage drängt sich auf, warum die Banken nun die Verschleierungsstrategie aufgeben sollten, schließlich drohen vor allem den Verantwortlichen bei einem negativen Testergebnis Nachteile in Form von fallenden Gehältern, ausbleibenden Bonuszahlungen, die trotz der Krise weiter reichlich geflossen sind (Die Idiotisierung der Finanzmärkte).

      Von Transparenz ist nicht viel zu sehen

      Wer nach den eigenen Angaben keine ausreichende Kapitaldeckung mehr nachweisen kann, bekommt sechs Monate Zeit, sich das nötige Kapital über Kapitalerhöhungen zu besorgen oder muss Staatshilfe akzeptieren. Das läuft zunächst über stimmrechtslose Vorzugsaktien, wie im Fall der Citigroup, die bei Bedarf in Stammaktien umgewandelt werden können. Über diesen Weg hat das Finanzministerium die Citigroup nun teilverstaatlicht und hält 36 Prozent an der einst größten Bank der Welt. Finanzminister Timothy Geithner sprach sich zwar eindeutig gegen Verstaatlichungen aus, doch die Teilverstaatlichung weiterer Banken und die Anhebung der Staatsanteile bei teilverstaatlichten Banken ist angesichts des Krisenverlaufs kaum zu verhindern, da der Kapitalbedarf wegen steigender Kreditausfälle weiter steigt. In Großbritannien kann diese Entwicklung beobachtet werden.

      Anders als auf der Insel, wo die Regierung zwar viel Geld in die Banken gepumpt hat, aber nicht mitentscheiden kann, will Obama sicherstellen, dass die Staatshilfe auch über Kredite an die Unternehmen und Verbraucher fließt. Wenn der Staat eingreift, sollen deshalb die Bezüge der Manager beschränkt werden, es soll Auskunft über die Verwendung des Geldes gegeben und die Kreditvergabe offen gelegt werden: "Dieses Mal werden die Chefs die Steuergelder nicht mehr verwenden können, um ihre Gehälter aufzustocken, ausgefallene Büroeinrichtrungen zu kaufen oder in einem Privatjet zu verschwinden. Diese Zeiten sind vorbei", sagte Obama vor dem Kongress.

      Ob die bisherige Einschätzung des Finanzministeriums stimmt, dass die meisten USBanken noch ausreichend kapitalisiert seien, kann angesichts der Rahmendaten und den Entwicklungen wie bei der Citigroup oder den Bank of America bezweifelt werden. Überprüft werden kann das aber auch in der Zukunft nicht, da sogar die Ergebnisse des Stresstests nicht veröffentlicht werden. Von der geforderten Transparenz, die nötig wäre um das Vertrauen in das Finanzsystem wieder zu stärken, kommt man aber auch mit dem Stresstest kaum näher.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29857/1.html

      verabschiede ich mich. Bis später...
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:49:55
      Beitrag Nr. 1.507 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.431 von Maraho am 05.03.09 15:17:49"Die bösen Russen aber auch....
      Egal, wie immer man es bewerten mag, etwas ist immer dran..."



      Obwohl ich die russische Kultur, die russische Literatur und auch deren konstruktivistische Kunst
      schon immer hoch geschätzt habe, bezweifle ich, dass man dort bereits einen Wahrsage-Apparat
      konstruiert hat, der die Zukunft voraussagen kann... ;)
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 15:59:21
      Beitrag Nr. 1.508 ()
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 17:19:10
      Beitrag Nr. 1.509 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.756 von Metrik am 05.03.09 15:49:55Guten Abend Metrik,

      diesen Text habe ich als völlig wertfrei erachtet.

      Allerdings, eine Achse Moskau - Peking ist durchaus vorstellbar, zumal beide Staaten ja hier und da schon kooperieren.

      Eine neue US-Währung: Dies geistert bei uns im Westen ja auch in diversen Foren herum (Amero).

      Und der Zeitpunkt, zumindest nachvollziehbar.

      Die Russen sind übrigens sehr nette Menschen. Zumindest durfte ich diese Erfahrung vor Ort schon machen. Hart, aber herzlich.

      Es grüßt Dich Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 17:20:20
      Beitrag Nr. 1.510 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.869 von Dorfrichter am 05.03.09 15:59:21;)
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 17:41:34
      Beitrag Nr. 1.511 ()
      05.03.2009 17:27
      E i l m e l d u n g:

      Aktie der Citigroup rutscht unter die 1-Dollar-Marke
      New York (BoerseGo.de) - Soeben rutschte der Aktienkurs der Citigroup (News/Aktienkurs) auf 99 Cents, damit ist der Dow-Titel ein Pennystock, zumindest für den Moment.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)


      Gruß in die Gemeinde!
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 17:44:14
      Beitrag Nr. 1.512 ()
      @ Maraho und andere,

      nachdem dem der Kommunismus völlig versagt hat und zum Teufel gefahren ist, und wir nun am Sterbebett des Kapitalismus stehen,
      der auch völlig versagt hat und wohl auch nicht mehr zu retten sein wird, weil Mrd. von Menschen um ihre Ersparnisse gebracht werden, möchte ich auf die Ideen eines Mannes hinweisen, der der
      Wirtschaftstheoretiker des Prager Frühlings war. Ich habe ihn 1982
      anläßlich eines Vortrages an der Universität Hohenheim erlebt und
      war von der Klarheit seines Denkens und der Präzision seiner
      Schlussfolgerungen beeindruckt. Vielleicht lassen sich aus seinen
      Gedanken Ideen für ein neues, besser funktionierendes Wirtschaftsmodell gewinnen. Hierzu eine kurze Biografie:


      Ota Sik
      Politiker

      Geb. 11.9.1919 in Plzen (Pilsen)/ Tschechoslowakei
      Gest. 22.8.2004 in St. Gallen/ Schweiz




      Ota Sik war der Wirtschaftsexperte des Kommunismus mit menschlichem Antlitz im Prager Frühling von 1967. So wie Premierminister Alexander Dubcek als Kopf und Herz der Reformbewegung in Sachen Meinungsfreiheit und Demokratie galt, so war Ota Sik der Hoffnungsträger für die Menschen, die bessere ökonomische Rahmenbedingungen und mehr Wohlstand erhofften. Verfolgt von den deutschen Nazis und später von den eigenen Genossen der Kommunistischen Partei ist er eine der Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Europa, denen Vorbildfunktion zukommt.











      Zunächst hatte Ota Sik Malerei studiert, später jedoch Wirtschaftswissenschaften. Ab 1939 betätigte er sich politisch gegen die Okkupation seiner Heimat durch die deutsche Wehrmacht. 1940 wurde er deshalb im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert, wo ihn erst fünf Jahre später, also am Ende des Zweiten Weltkriegs, US-amerikanische Soldaten befreien konnten.












      Auf Grund dieser Erfahrung meinte Sik, dass "politische Betätigung wichtiger als Malerei" sei. Deshalb schloss er sich der Kommunistischen Partei an. Parteichef Alexander Dubcek machte ihn zu einem seiner fünf Vizeministerpräsidenten und zum Koordinator der Wirtschaftsreformen. Er war der „Ökonom des dritten Wegs“: Aus seinen Erfahrungen glaubte er, dass der liberale Kapitalismus nicht funktionieren könne. Das aber nahm er nach den katastrophalen Erfahrungen der zentralistischen Kommandowirtschaft auch vom Sozialismus an. Er glaubte weiter mit ganzem Herzen an die Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus, wenn der Sozialismus nur um marktwirtschaftliche Elemente ergänzt würde, um dessen Effizienz zu steigern.












      Als Professor an der Prager Parteihochschule hatte er sich bereits in den 50er Jahren mit Abweichungen vom sowjetischen Modell auseinandergesetzt und eine Reform der kommunistischen Planwirtschaft erarbeitet. Dabei stellte Sik das Staatseigentum nicht in Frage, rehabilitierte jedoch das Preissystem, das als Planungsgrundlage genutzt werden sollte. Zugleich plädierte er für mehr Selbständigkeit der Unternehmen und Unternehmer, die am Markt gewinnorientiert produzieren sollten. Dennoch war er für die zentrale Planung, um sicherzustellen, dass der Gewinn dem "gesellschaftlichen Nutzen" verpflichtet bleiben müsse.












      Siks Reformideen wurden Moskau fälschlich als Versuch der Restauration des Kapitalismus verstanden. Sie schienen den sowjetischen Machthabern mindestens so gefährlich wie die Lockerung von Zensur und anderen systemimanenten Restriktionen.

      Beim Einmarsch der Truppen der Warschauer Paktstaaten in Prag weilte Ota Sik zufällig auf Urlaub in Jugoslawien. In Abwesenheit wurde er seines Regierungsamtes enthoben. In der Schweizer Emigration arbeitete Sik an der Hochschule Sankt Gallen weiter an einer sozialistisch-kapitalistischen Synthese.












      Nach 1989 holte ihn der Dichter auf dem Präsidentenstuhl, der erste frei gewählte Präsident nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, Václav Havel, in seinen Beraterstab. Doch Sik konnte kaum noch Einfluß nehmen auf die marktwirtschaftlichen Entwicklungen, die sein ehemaliger Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften, Václav Klaus, in die Wege geleitet hatte. Sik starb 84jährig an den Folgen eines Gehirntumors. In Erinnerung wird er bleiben als einer der führenden Persönlichkeiten des tschechoslowakischen Reformkommunismus. Arabeske am Rande: In jungen Jahren hatte er mit dem deutschsprachigen Juden Fritz Beer in Prag in einem Haus gewohnt und möglicherweise einige der Ideen des späteren Präsidenten des Exil-PEN in London für seine wirtschaftlichen Vorstellungen übernommen.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 17:56:42
      Beitrag Nr. 1.513 ()
      »Alle Gewalt geht vom Volke. Aus.«

      (Skupy, Hans-Horst)
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:00:40
      Beitrag Nr. 1.514 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.707.846 von kiska am 05.03.09 17:41:34Deswegen diese Regel:

      „Sub-penny“-Regel gilt nicht mehr
      NYSE kippt Handelsausschluss wegen niedrigem Aktienkurs

      http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/nyse-k…

      Wurde neulich verlängert. Ich finde es aber auf die Schnelle nicht hier in diesem Thread.

      Dir einen schönen Abend. Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:12:14
      Beitrag Nr. 1.515 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.708.065 von Maraho am 05.03.09 18:00:40Ich habe es gefunden:

      1-Dollar-Regel
      New Yorker Börse senkt ihre Ansprüche

      #1306 von Maraho am 27.02.09 um 13:53:05 auf Seite 131
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:27:02
      Beitrag Nr. 1.516 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.131 von Maraho am 05.03.09 06:02:36Ein weiterer Beitrag aus der "FTD"...

      Jenseits der Anarchie

      Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. "Alles ist möglich, anything goes" ist zum anarchistischen Leitmotiv dieser Krise avanciert.


      Das war zuletzt die einzige Regel, auf die sich die Wirtschaftspolitiker aller Parteien in Deutschland noch guten Gewissens berufen mochten. Das war und ist richtig, solange es darum geht, praktisch über Nacht drohende Zusammenbrüche finanzwirtschaftlicher Schlüsselinstitutionen abzuwenden. Es reicht aber nicht mehr, wenn nach solchen Feuerlöscheinsätzen jetzt zunehmend die Fragen anstehen, was aus den schwer beschädigten Resten werden soll und wie die Brandschutzvorschriften geändert werden müssen.

      Die neue Freihändigkeit und Beliebigkeit der Politik kann dann schnell selbst zur Gefahr und zur Quelle der nächsten und übernächsten Krise werden. Es wird deshalb Zeit, die Regeln zu klären, die nach dem Ausnahmezustand gelten. Es sollten Regeln sein, deren Ziel nicht die Abschaffung, sondern die Korrektur und Verbesserung des globalisierten Kapitalismus ist. Dass die spontanen Kräfte des Marktes im Finanzsektor zuletzt zerstörerische Wirkungen entfaltet haben, ist offenkundig: Renditehungrige Banker gingen extreme Risiken ein, für die sie selbst nur zum geringeren Teil hafteten und für die jetzt die Allgemeinheit einstehen muss.

      Genauso offenkundig ist allerdings auch, dass schwere Fehler der Wirtschaftspolitik und der Finanzaufsicht zum Desaster beigetragen haben. Die fatalen Geschäfte liefen unter den Augen der Behörden ab, und diese hielten nicht nur still, weil sie von einer Ideologie des "Marktfundamentalismus" verblendet waren. Sondern auch, weil sie die Risiken selbst überhaupt nicht verstanden oder weil der große Boom politischen Zielen zu dienen schien. Etwa der parteiübergreifenden Vision vom eigenen Haus für jeden US-Bürger. Oder hierzulande der Aussicht auf eine hoch profitable Landesbank, die einen klammen Staatshaushalt entlastet.

      Die Lehre aus der Krise kann daher nicht einfach sein, dass ein spektakuläres Marktversagen durch das Comeback des starken Staats und einen Primat der Politik zu heilen ist. Sie kann im Übrigen auch nicht lauten, dass die Politik versuchen sollte, Sicherheit zu verordnen und wirtschaftliche Risiken, so weit es geht, zurückzudrängen und auszuschalten.

      Die Bereitschaft, solche Risiken einzugehen, ist der Motor jeden Fortschritts. Entscheidend für das Funktionieren des Marktes ist aber, dass die Symmetrie von Gewinn und Verlust konsequent gilt: Wer im Erfolgsfall hohe Überschüsse einstreicht, der muss bei Misserfolg auch spürbar an den Miesen teilhaben.

      Die offene oder verdeckte Risikoabwälzung auf Dritte war eine Hauptursache der jüngsten Katastrophen im Finanzsektor. Vor allem hier muss die Politik jetzt neue und bessere Regeln setzen - angefangen bei den Bonus- und Entlohnungssystemen über den Umgang mit verbrieften Forderungen bis hin zu den Eigenkapitalvorschriften für die Banken.

      Der Staat wird als Regulierer und Krisenmanager allerdings nur erfolgreich sein können, wenn er sich auf die Kernaufgaben konzentriert, die er zuletzt vernachlässigt hat, und sich nicht in immer neue Aufgaben hineinziehen lässt.

      Das fängt damit an, dass Aufsichtsbehörden personell und konzeptionell tatsächlich in der Lage sein müssen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und Alarm zu schlagen. Zu einer besseren Infrastruktur der Wirtschaftspolitik gehört auch, dass es nationale und internationale Koordinationsgremien und Aktionspläne für Notfälle gibt - so wie das in der Sicherheitspolitik seit Langem üblich ist.

      Gerade die deutsche Politik hat in der Finanzkrise oft auch deshalb so unprofessionell ausgesehen, weil sie - von den Konjunkturpaketen bis zur HRE-Rettung - fast alles von Grund auf improvisieren musste.

      Auch hoch qualifizierte Staatsdiener werden sich dann immer noch schwertun, den Übertreibungen entgegenzutreten, die es an Märkten nach aller historischen Erfahrung von Zeit zu Zeit gibt: Im Boom mag schließlich kein Politiker seinen Wählern die Party verderben, und in der Krise ist regierungsamtlicher Optimismus selten glaubwürdig.

      Gleichwohl kann die Politik versuchen, deutlichere Signale zu geben. Etwa durch explizite Risikobeurteilungen aus dem Kreis der G20-Staaten - an denen Investoren regelmäßig ablesen können, wie sich das Meinungsbild und die Gefahreneinschätzung der Wirtschaftspolitiker weltweit verändern.

      Fast immer kontraproduktiv sind dagegen Versuche, den Staat selbst zu einem dauerhaften Mitspieler am Markt zu machen. Welch verheerenden Effekt es haben kann, wenn mit Steuergeld spekuliert wird, haben die Landesbanken gerade erst gezeigt. Auch außerhalb des Finanzsektors ist die historische Bilanz von Staatsunternehmen mäßig bis desaströs.

      Aktuell heißt das vor allem, dass die Politik konsequent daran arbeiten muss, aus ihren unfreiwilligen Bankenengagements wieder auszusteigen. Wer es aufgibt, den Exit zu planen, stellt sonst irgendwann fest, dass ein Provisorium zum Kulturerbe deklariert wird.

      Ebenso fatal ist jeder staatliche Versuch, einzelne Unternehmen zulasten aller anderen zu retten. Die deutsche Wirtschaftspolitik, die bisher in der Krise zwar manchmal gefährlich zu spät kam, aber wenigstens in der Grundrichtung richtig lag, schickt sich hier an, ihren ersten verhängnisvollen Fehler zu machen.

      Der diskutierte Rettungsversuch bei Opel würde nicht nur viel Steuergeld mit ungewisser Erfolgsaussicht verbrennen. Er wäre auch das Signal, dass eine zentrale Regel der Marktwirtschaft nicht mehr gilt: Der Staat muss sich engagieren, damit Märkte funktionieren - aber nicht, damit einzelne Marktteilnehmer überleben.

      Die nächsten Hilfesuchenden werden dann nicht lange auf sich warten lassen. Zumal sich die Bundesregierung mit dem sogenannten Deutschlandfonds bereits eine milliardenschwere Schatulle zugelegt hat, aus der Rettungsaktionen finanziert werden sollen.

      Das Prinzip des "Anything goes" darf an dieser Stelle gar nicht erst eingeführt werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Leitartikel-Jens…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:35:27
      Beitrag Nr. 1.517 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.707.881 von windei am 05.03.09 17:44:14Extra für Dich. Das heißt, du kennst es ja schon. ;)
      Dann eben für alle....


      Ein Leben lang für "Sozialismus mit menschlichem Antlitz"

      Die Autobiographie "Prager Frühlingserwachen" des
      Wirtschaftstheoretikers Ota Sik ist nicht nur die Geschichte seines
      Lebens, sondern auch ein Stück Partei- und Theoriegeschichte

      Ota Sik saß in einem türkischen Dampfbad und schwitzte. Blasen blubberten.
      Dampf stand in der Luft. Thermale Quellen speisten das Bassin. Feuchte Hitze
      stach in Nasen und nährte saftige Pflanzen. Doch auch hier hieß es kämpfen.
      Denn ein schwitzender Ökonom Haberler aus Österreich machte das Wasser
      streitig. Warf mit ökonomischen Begriffen nach seinem sozialistischen
      Widersacher, der in der Badehose am Beckenrand saß. Aber Sik ließ sich von
      antikommunistischen Feindseligkeiten und Haßtiraden nicht einschüchtern. Er
      tauchte nicht unter, hier nicht. Das Wasser ist für alle da. Und die
      Arbeitslosigkeit in Österreich, die Klassengesellschaft. Stichworte, die
      tönend von den verzierten türkischen Kachelwänden wiederhallten und Haberler
      schweratmend unter Wasser trieben.

      Das ist eine der eher heiteren und angenehmeren Episoden aus den 50er Jahren
      in dem kampf- und entbehrungsreichen Leben von Ota Sik das nun als
      Autobiographie in gebundener Ausgabe vorliegt und nachzulesen ist.
      Prager Frühlingserwachen nannte der heute in St. Gallen lebende und
      lehrende Wirtschaftstheoretiker Sik seine Memoiren. Das liest sich wie ein
      spannendes Geschichtsbuch.

      Sik, 1919 in Pilsen geboren, erinnert sich hier an seine Jugend in Prag in
      den 30er Jahren, an den Widerstand gegen die faschistische Besatzung, die
      darauffolgende Verhaftung und die mit ständiger Todesangst verbundene Zeit im
      Konzentrationslager Mauthausen. Er reflektiert kritisch die Versuche und
      Umstände, in den 50er Jahren eine kommunistische Gesellschaft nach
      stalinistischem Vorbild aufzubauen. Er berichtet von seinem daran
      anschließenden langjährigen und zähen Ringen um Wirtschaftsreformen, die dann
      als und im Prager Frühling mit Dubcek realisiert werden konnten.

      Die Zeit nach der militärischen Niederschlagung des Prager Frühlings
      durch die Truppen der "Warschauer Pakt" -Staaten wird weniger ausführlich
      behandelt. Das hat seinen Grund in der an außergewöhnlichen Ereignissen eher
      armen Forschungstätigkeit des Ökonomen in den 70ern, als deren Ergebnis die
      Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Modells einer sozialistischen
      und demokratischen Wirtschaftsordnung zu verzeichnen ist.

      Früh schon wurde Ota Sik als Schulabgänger Mitglied der KP der
      Tschechoslowakei. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit und sozialer
      Gegensätze, die Sik persönlich zu spüren bekam, veranlaßten ihn an der Seite
      einer kommunistischen Partei für eine bessere und gerechtere Gesellschaft
      einzutreten. Trotz Arbeitstätigkeit und Fortbildungskursen fand der Prager
      Jungkommunist noch Zeit und Muße, Franz Werfel, Max Brod, Rilke und Kafka zu
      lesen.

      Öfter verließen er und seine Freundin noch spät abends die gemeinsame
      Dachkammer, um in der Prager Altstadt in verschlissenen und verrauchten
      Kellerlokalen Jazzkonzerte zu besuchen. In dieser Zeit träumte Sik von einer
      Zukunft als bildender Künstler, verehrte Max Beckmann, malte viel und nahm
      Stunden für Zeichnen und Malen.

      Dann kamen Soldaten, Faschisten, Deutsche, Wehrmacht. Schluß war mit Jazz und
      Beckmann. Der junge Kommunist Sik ging in den Untergrund, wurde Kämpfer im
      Widerstand, organisierte geheime Treffen, druckte Flugblätter und wurde
      verhaftet. Das hieß KZ, hieß Mauthausen. Aber der Kommunist war auch ein
      Jude. Das hieß Vernichtungslager. Nur ein Zufall rettet ihn. So schleppte
      sich Sik durch Steinbrüche, versuchte im Arbeitslager Strukturen aufzubauen
      und Kontakte zu anderen Kommunisten zu knüpfen, wie zum Beispiel zu dem
      späteren KP-Chef Novotny.

      Nach dem Krieg wurde Sik von der KPC stark gefördert, da fähige und
      kompetente Leute gebraucht wurden. Schnell stieg Sik vom Studenten an der
      Hochschule für Politik und Sozialwesen in Prag, über die Erlangung eines
      Lehrstuhls für Ökonomie an der Parteihochschule zum Professor am Institut für
      Gesellschaftswissenschaften des ZK auf. Gleichzeitig mit seinen engagierten
      Studien, seinem beruflichen Weiterkommen und dem Aufstieg in der
      Parteihierarchie, machten sich bald Zweifel breit an der absoluten
      Richtigkeit der offiziellen Parteilinie.

      Denn nach einigermaßen freien Wahlen im Jahre 1946 wurden andere Parteien
      schnell verboten, und auch in der CSSR kam es zu einer Zwangsvereinigung mit
      der Sozialdemokratie. Das bedeutete die Erschaffung eines stark an der
      stalinistischen UdSSR orientierten Gesellschaftssystems. Das schloß die
      stalinistischen Umgangsformen innerhalb der Partei mit ein: In einer
      Säuberungswelle wurden Anfang der 50er Jahre zahlreiche führende Kader -
      begleitet von teils offen antisemitischen Hetzkampagnen - verhaftet und kurze
      Zeit später hingerichtet.

      Doch erst die auch durch schiefe Statistiken und gefälschte Pläne nicht mehr
      zu kaschierende allzu offensichtliche Stagnation und Unterentwicklung ließen
      Sik über die tieferen, strukturellen Gründe der Mißwirtschaft nachdenken. Sik
      suchte nach Auswegen, schlug Dezentralisierung und mehr
      Eigenverantwortlichkeit der Betriebe vor. Er beharrte auf mehr und echten
      Mitbestimmungsrechten. Die Parallelen zu Perestroika und Gorbatschow sind
      nicht zu übersehen.

      Da zu selben Zeit auch in der UdSSR unter Chruschtschow eine
      "Tauwetter-Periode" Reformüberlegungen hervorrief, ließ man Sik in der CSSR
      auch aufgrund mangelnder Alternativen gewähren. Nach langjährgem und zähem
      Ringen stimmte die Partei 1962 schließlich der Gründung einer
      Forschungskommission zu, der Sik vorstand und deren Mitglieder demnach auch
      von Sik bewußt nach ihrem Reformwillen herangezogen wurden. Die hier
      erarbeiteten Vorschläge zu ökonomischen Strukturveränderungen boten später
      die Grundlage des ökonomischen Programms des Prager Frühlings mit
      der Einführung einer makroökonomischen Verteilungsplanung, sozialistischer
      Marktwirtschaft mit antimonopolistischer Zielrichtung und der Schaffung von
      Selbstverwaltungsorganen in den Betrieben.

      Diese Gedanken führte der tschechische Wirtschaftstheoretiker in den 70er
      Jahren fort, nachdem er aufgrund der Entmachtung aller führender
      Reformpolitiker und Repräsentanten des Prager Frühlings durch die
      kommunistischen Besatzungsmächte nach dem August 1968 nach einigem Hin und
      Her schließlich in die Schweiz emigrierte. Hier im kapitalistischen Westen
      entwickelte er ein wissenschaftlich fundiertes Modell eines funktionalen
      Wirtschaftssystems, dessen auf einen demokratischen Sozialismus hinzielende
      Richtung hier nur grob mit den Stichworten Kapitalneutralisierung,
      selbstverwaltete Mitarbeitergesellschaften und makroökonomische
      Verteilungsplanung umrissen werden kann. Nachzuschlagen sind diese
      Stichwörter in Siks vor zehn Jahren erschienenem, unter Mithilfe eines
      Mitarbeiterstabs entstandenem Hauptwerk Humane Wirtschaftsdemokratie
      oder in dem 1985 veröffentlichten schmaleren Buch Ein
      Wirtschaftssystem der Zukunft. Siks wirkliche Leistung besteht nicht zuletzt
      darin, daß er sich vor und nach seiner Emigration nie als Kronzeuge für die
      massenhaft vorhandenen Antikommunisten im Westen mißbrauchen ließ. Nie wandte
      er sich - ebensowenig wie Alexander Dubcek - von den Zielen eines
      "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ab, immer widersprach er Theoretikern,
      die bis heute eine zwanghafte Verbindung zwischen Sozialismus und Unfreiheit,
      zwischen klassenloser Gesellschaft und wirtschaftlicher Unterentwicklung
      behaupten.

      Quelle: http://userpage.fu-berlin.de/~steka/tz30689b.htm …

      Für die, die es interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Ota_Sik
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:41:37
      Beitrag Nr. 1.518 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.750 von Maraho am 04.03.09 13:54:41Ergänzend dazu.
      Da der Artikel zu lang ist, wie immer....

      Anleger gegen Banker
      Aktionäre fordern Schadensersatz
      Daniel Schönwitz

      Aufgebrachte Aktionäre wollen in den kommenden Wochen Schadensersatz von Bankern einfordern, die trotz schwerer Versäumnisse Millionen kassiert haben. Müssen Manager bald reihenweise für ihre Fehler zahlen?

      Weiterführend: http://www.wiwo.de/finanzen/aktionaere-fordern-schadensers…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 18:54:11
      Beitrag Nr. 1.519 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.503 von Maraho am 01.03.09 20:42:29Thema "Deka-Bank" weiterführend:


      Deka-Bank
      Händler suspendiert

      Die Finanzmarktsparte der Deka-Bank kommt nicht zur Ruhe. Der Fondsdienstleister der Sparkassen bestätigte, dass zwei Wertpapierhändler vom Dienst suspendiert worden seien. Medien berichten, die Händler hätten in die eigene Tasche gewirtschaftet. Jetzt hat eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Geschäfte entdeckt


      Frankfurt am Main - Die Tageszeitung "Die Welt" hat vorab berichtet, dass sich Händler der Deka-Bank womöglich auf Kosten des Geldhauses bereichert hätten. Die Finanzjongleure hätten Geschäfte gegen die Vorschriften über Dritte abwickelten. Das habe die Deka-Bank bis zu 250.000 Euro an Maklergebühren gekostet.

      Vorstandschef Franz Waas und Verwaltungsratschef Heinrich Haasis hätten nun eine Sonderprüfung durch Wirtschaftsprüfer von Deloitte angeordnet. Sie sollten die Prozesse in der Abteilung durchleuchten.

      Aufgefallen waren die Transaktionen bei einer Überprüfung der Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers. Mit ihrer Hilfe will die Deka-Bank untersuchen, wie es zu Vorgängen kommen konnte, die sie in der vergangenen Woche zwangen, ihr Ergebnis um fast 100 Millionen Euro nach unten zu korrigieren.

      Die Bundesbank hatte eine Umklassifizierung von Wertpapieren gefordert, die mit dem - inzwischen gesunkenen - Marktpreis zu bewerten seien statt mit den Anschaffungskosten. Die Deka-Bank wollte dazu zu Marktpreisen bewertete Wertpapiere verkaufen und andere kaufen, bei denen die Kursschwankungen keine Rolle für den Bilanzansatz spielten.

      Die Bundesbank vermutete aber, dass die Händler nach einer Vereinbarung mit den Käufern tatsächlich die gleichen Papiere zurückgekauft hätten und die Bank sie nur anders verbucht habe. Auf solche illegalen Absprachen gebe es aber derzeit keine Hinweise, hieß es in Finanzkreisen.

      Ergebnisse der Untersuchungen von Deloitte sollen Mitte des Monats vorliegen. Dann würde Konsequenzen "ohne Ansehen von Rang und Namen" geprüft, hieß es in den Kreisen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,282…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 19:05:18
      Beitrag Nr. 1.520 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.519.236 von kiska am 05.02.09 14:50:06In Bezug....

      «Happige Betrugsfälle»: Briten jagen Mini-Madoffs

      In London stehen die Fahnder der Kriminalbehörden nach eigenen Angaben kurz davor, mehrere Schneeball-Betrugssysteme im Stile von Bernard Madoff zu entlarven.


      Der Direktor der britischen Kriminalbehörde, des Serious Fraud Office SFO, verspricht den Briten «noch dieses Jahr» neue Ermittlungserfolge im Kampf gegen Anlagebetrüger. «Wir reden hier von einigen ziemlich happigen Betrugsfällen im Rahmen der Finanzkrise», sagte Richard Alderman heute dem «Independent».

      Auch der Ermittler Bob Wishard sagte der Zeitung, es würden Spekulationen umgehen, dass der Finanzplatz kurz vor dem Aufdecken eines Milliarden-Betrugs stehe. «Von einem solchen Betrug weiss ich nichts», sagte Wishard. «Zweifellos aber laufen einige grosse Anlagebetrügereien ab, Mini-Madoffs, die wir zu geraumer Zeit aufdecken werden.» Das SFO stehe vermehrt unter dem Druck, Ermittlungserfolge zu liefern, schreibt Reuters UK.

      Tausende geschädigt

      Alderman sagte, die Auswirkungen der kriminellen Machenschaften, denen sie auf der Spur seien, würden für tausende Anleger zu spüren sein. Betroffen seien Investitionen, Hypotheken und der Börsenhandel. Manche der Fälle seien Routineuntersuchungen, andere gingen tiefer, und in mindestens einem Fall hätten Whistleblower den Anstoss zur Fahndung gegeben.

      Bereits Anfang Februar hatte der Wirtschaftsprüfer Harry Markopolos, einer der Kronzeugen im Madoff-Prozess vor dem Finanzausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses gewarnt, es gebe in Europa mehrere Betrüger im Stile Madoffs. Er kündigte an, er werde den Ermittlern die Namen dieser Betrüger geben. Über eine Milliarde Dollar sollen sie verwalten, sagte Markopolos damals – und sie sässen in Europa versteckt «hinter Büschen», wie die «New York Times» aus dem Anhörungsprotokoll zitierte.

      Der Investor Bernard Madoff soll in New York Gelder im Umfang von 50 Milliarden Dollar ertrogen haben. Er finanzierte die Erträge auf ihm anvertrauten Beträgen immer wieder mit den Anlagen neuer Kunden.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-kon…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 19:17:10
      Beitrag Nr. 1.521 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.572 von Maraho am 01.03.09 11:13:06Mal wieder etwas zur...

      AIG

      Nach der Rettung ist vor der Rettung
      Von Astrid Dörner, New York © ZEIT ONLINE 5.3.2009 - 18:20 Uhr

      Trotz immer neuer Regierungsmilliarden aus Washington: Der Versicherer AIG bleibt ein gewaltiges Risiko für das Finanzsystem -und für Europas Banken


      Auf den Regierungsfluren in Washington sorgt derzeit ein 21 Seiten starkes Papier für Aufsehen. "AIG – ist das Risiko systemisch?" lautet der Titel der Studie, über die die New York Times berichtet. Das Geheimpapier beschreibt das wirtschaftliche Chaos, das im Falle eines Zusammenbruchs des Versicherers American International Group (AIG) eintreten könnte. Der Autor: ausgerechnet AIG.

      Die Studie fällt in eine Zeit, in der man in Washington darüber diskutiert, den einstmals größten Versicherungskonzern der Welt fallen zu lassen. Vier Mal ist die Regierung dem Unternehmen bereits beigesprungen, 182 Milliarden Dollar hat es den amerikanischen Steuerzahler bislang gekostet, den Konzern am Leben zu erhalten. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt der Tschechischen Republik. AIG-Chef Edward Liddy hat bereits eingeräumt, dass er in Kürze weitere Steuerzahlermilliarden brauchen könnte.

      Doch den Konzern mit seinen 74 Millionen Kunden in 130 Ländern einfach Pleite gehen zu lassen, traut sich Finanzminister Tim Geithner nicht. AIG hat in allen Sparten der internationalen Finanzwelt mitgemischt: Von der Lebensversicherung über Zinsswaps bis hin zu Versicherungen gegen Kreditausfallrisiken, sogenannte Credit Default Swaps (CDS) hatten die Vertreter alles im Angebot. Zu groß ist die Angst, dass ein Kollaps von AIG viele andere Finanzinstitute und Versicherer in den USA und in der ganzen Welt mitreißen könnte. Wie der befürchtete Dominoeffekt genau aussehen würde, vermag zwar niemand genau zu sagen. Als sicher gilt jedoch: Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers könnte sich im Vergleich wie ein Muskelkater anfühlen.

      Vor allem eine Frage bereitet den Verantwortlichen in Washington Sorge: Was passiert, wenn sich die Millionen von AIG-Kunden panikartig ihre Renten- und Lebensversicherungen auszahlen lassen wollen? Der AIG-Bericht warnt eindringlich, dies könnte einen durchschlagenden Effekt auf die gesamte amerikanische Wirtschaft haben. Insgesamt soll sich der Nennwert dieser Policen auf 19 Billionen Dollar belaufen. Zwar könnten die Versicherer nicht die gesamte Summe zurückfordern. Dennoch reiche derzeit das Geld nicht, um alle Kunden auszuzahlen, heißt es in der AIG-Studie. Deshalb müssten andere Versicherer große Summen Kapital in eine Art Einlagensicherungsfonds nachschießen. Das – so fürchtet man in Washington – könnte weitere Unternehmen zu Fall bringen.

      Eine Pleite der AIG würde hingegen nicht nur den amerikanischen Steuerzahler treffen. Sie wäre auch brisant für europäische Banken. Weitere Hunderte Milliarden stünden dabei für die Institute auf dem Spiel. Der Grund hierfür findet sich in einer Fußnote des Jahresberichts 2007 der AIG. Dort heißt es, dass "hauptsächlich europäische Banken" CDS-Kontrakte in Höhe von über 300 Milliarden Dollar eingegangen sind, um "Regulierungserleichterung" zu erreichen.

      Dahinter verbirgt sich eine Praxis, die erst durch die neuen Eigenkapitalregeln von Basel II möglich wurde. Eigentlich muss ein Kreditinstitut acht Prozent der verliehenen Kreditsumme zurücklegen, um für Ausfälle gewappnet zu sein. Kann die Bank jedoch eine Garantie – etwa einen CDS-Vertrag mit AIG vorweisen –, dann fällt die Risikovorsorge geringer aus. Das Institut muss dann beispielsweise nur 1,6 Prozent der Kreditsumme auf die hohe Kante legen. Das bedeutet bares Geld für die Bank. Denn sie kann die Differenz, die sie eigentlich zurücklegen hätte müssen, an anderer Stelle gewinnbringend einsetzen.

      Jetzt können diese Transaktionen böse zurückschlagen. Sollte AIG die Mittel für die Auflösung der CDS nicht aufbringen, könnte das neue Löcher in die Bilanzen der hiesigen Banken reißen. "Das kann potenziell eine weitere Runde Verluste für die europäischen Kreditinstitute bedeuten", prognostiziert Chris Whalen, ein Bankenanalyst bei Institutional Risk Analytics in New York. Die amerikanische Regierung unterstützt bereits Anstrengungen, die Verträge aufzulösen. Bislang geht das allerdings nur schleppend voran. "Das ist eine eklige Angelegenheit, aber genau das muss man jetzt tun", sagt Joseph Mason, Finanzprofessor an der Drexel-Universität in Philadelphia. Man könne diese unstabilen und undurchsichtigen Beziehungen mit den Geschäftspartnern nicht länger laufen lassen.

      Darüber hinaus haben europäische und amerikanische Institute die Kreditderivate zur Absicherung weiterer Kredite und Anleihen genutzt. Der Markt hatte Ende 2008 ein Volumen von rund 30 Billionen Dollar. Von den Staatsmilliarden für AIG haben die Institute, die selbst unter Druck stehen, bislang profitiert: Denn die CDS-Kontrakte geben ihnen die Möglichkeit, Sicherheiten von AIG nachzufordern, falls diese von den Ratingagenturen als weniger liquide eingestuft werden.

      Seit AIG im September mit Staatsgeldern aufgefangen wurde, seien bis Anfang November allein Sicherheiten von über 35 Milliarden Dollar an AIGs Vertragspartner durchgereicht worden, berichtet das Wall Street Journal. Dazu sollen auch Großbanken wie Goldman Sachs, Merrill Lynch, UBS und die Deutsche Bank gehören. Eine erneute Herabstufung durch die Ratingagenturen könnte nach Expertenschätzungen mindestens acht Milliarden Dollar kosten – die Verstaatlichung ändert daran erst einmal nichts.

      Neben den Banken sind auch viele deutsche Kommunen mit AIG verbandelt. Der Versicherer taucht häufig im Zusammenhang mit sogenannten Cross-Border-Leasingverträgen auf. Im Rahmen dieser Steuersparmodelle hatten Ende der neunziger Jahre Gemeinden Teile ihrer Infrastruktur – Kanalnetze, Schulen, Krankenhäuser – an amerikanische Investoren verkauft und dann sofort wieder zurück geleast. AIG garantiert in vielen Fällen die Leasingzahlungen an den Investor. Was viele Kommunen nicht wussten: In den komplexen Verträgen ist vorgesehen, dass sie im Falle einer Herabstufung der Bonität des Versicherers zusätzliche Sicherheitszahlungen leisten müssen. Dieser Fall ist nun eingetreten – Kommunen und Versorger müssen nun Gelder in Millionenhöhe nachschießen.

      Die Stadt Bochum zum Beispiel verkaufte ihr Kanalnetz an US-Investoren und bekam dafür eine Prämie von rund 20 Millionen Euro. Nachdem AIG von den Ratingagenturen heruntergestuft wurde, verlangt der Investor nun, dass die Stadt amerikanische Staatsanleihen im Wert von rund 90 Millionen Euro als zusätzliche Sicherheiten hinterlegt. Wegen der ungewissen Zukunft von AIG will die Ruhrgebietsstadt nun ganz aus dem Vertrag aussteigen.

      AIG-Chef Liddy arbeitet unterdessen weiter daran, den Versicherungsriesen zu verschlanken. Ursprünglich sollte er über den Verkauf von Unternehmensteilen die Kredite der Regierung zurückzahlen. Doch es lassen sich kaum Käufer für die Sparten eines Konzerns finden, den viele als undurchschaubare „Black Box“ betrachten. Teile von AIG könnten in einigen Monaten abgespalten und an die Börse gebracht werden – unter neuen Namen und mit neuen Gesichtern im Vorstand.

      Ob ihm das am Ende gelingen kann, wird von Marktbeobachtern stark bezweifelt. Professor Mason bemüht ein altes Wall-Street-Sprichwort: "Bei einem gescheiterten Geschäftsmodell ist der einzige verbleibende Wert der Toner des Kopierers."

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/11/aig-systemrisiko?page=1…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 19:27:53
      Beitrag Nr. 1.522 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.688.866 von Maraho am 03.03.09 12:55:32So kann es gehen...

      General Electric
      Die entzauberte Ikone

      Jeffrey Immelt führte General Electric jahrelang mit großen Sprüchen - nun stürzt der größte Industriekonzern der Welt ab.
      Von Markus Balser


      Keine drei Jahre ist es her, da verneigte sich die Welt vor seinem Konzern. Anfang 2006 erkor das US-Magazin Fortune General Electric (GE) zum "am meisten bewunderten Unternehmen der Welt".

      Über Jahrzehnten galt der Gemischtwarenladen, der Kühlschränke, Kraftwerke und Kinofilme verkauft, als globaler Maßstab für Elite-Manager. "General Electric ist ein großes Unternehmen", stellte Konzernboss Jeffrey Immelt fest.

      Die Gewinne stiegen, kein Wortspiel schien verwegen: "Unser Ziel ist es nicht nur, groß zu sein, sondern unsere Größe zu nutzen, um großartig zu sein." Ob es auch eine Nummer kleiner geht? "Wer kleine Brötchen backt, gehört nicht hier her", befand Immelt.

      "Ruf wurde in Mitleidenschaft gezogen"

      Als die Aktionäre des Konzerns am Mittwoch überall auf der Welt Post der GE-Zentrale aus dem Städtchen Fairfield im US-Bundesstaate Connecticut bekamen, war von Optimismus nicht mehr viel zu spüren.

      Auf zwölf Seiten legte Immelt ein bemerkenswertes Geständnis ab: "Der Ruf unseres Unternehmens wurde in Mitleidenschaft gezogen, weil wir nicht das sichere und zuverlässige Wachstumsunternehmen waren, das wir hofften zu sein. Ich übernehme die Verantwortung dafür", lasen die Aktionäre. Es half ihnen wenig. Der Aktienkurs sackte zeitgleich auf ein historisches Tief und kostete erstmals seit 18 Jahren weniger als sechs Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2000, kurz vor Immelts Start, waren sie noch 60 Dollar wert. Und der Absturz ist steil. Seit Jahresanfang haben die Papiere des Konzerns mit weltweit 300.000 Mitarbeitern und 182 Milliarden Dollar Umsatz fast 60 Prozent an Wert verloren.

      Das größte Industrie- und Finanzkonglomerat, steckt in Schwierigkeiten, weil es die Kreditkrise voll erwischt hat. Besonders betroffen: Die Finanzsparte GE Capital. Investoren an der New Yorker Wall Street sind in großer Sorge. Zwar wies die Sparte im vergangenen Jahr noch fast neun Milliarden Dollar Gewinn aus. Doch Analysten warnen vor nicht realisierten Verlusten in Milliardenhöhe, weil diverse Posten bei GE nicht der Pflicht unterliegen, sie auf den aktuellen Marktwert abzuschreiben. Die Angst vor der "tickenden Zeitbombe" machte die Runde im New Yorker Finanzzentrum.

      Die Finanzsparte hat für GE große Bedeutung. Sie vergibt Kredite an Privat- und Geschäftskunden - in guten Zeiten ein florierendes Geschäft. Über Jahre verdiente der Konzern in seiner Finanzsparte 30 bis 50 Prozent zum gesamten Konzerngewinn. Wegen der starken Abhängigkeit vom Finanzgeschäft treffen den Konzern Spekulationen um die Überlebensfähigkeit der Sparte nun um so härter. Der Konzern war mit der Finanzsparte auch außerhalb der USA aktiv und lieh zahlreichen Kunden in Entwicklungsländern und Osteuropa viel Geld - Länder, die von der Finanzkrise besonders hart getroffen werden.

      Misstrauen an der Börse

      GE zog am Donnerstag alle Register um in der Finanzgemeinde Vertrauen zurückzugewinnen. Finanzchef Keith Sherin trat im hauseigenen Fernsehsender CNBC, der über die Tochter NBC zu GE gehört auf und trat den schlimmsten Befürchtungen entgegen: "Bei GE Capital gibt es keine Zeitbombe." Die Spekulationen am Finanzmarkt seien übertrieben, GE sei gut mit Kapital ausgestattet, sagte Sherin.

      Doch die Märkte sprechen eine andere Sprache, das Misstrauen bleibt groß, es hagelt Verkaufsempfehlungen für die Aktie. "Anleger halten sie für sehr riskant, sagt Tim Backshall, Chefstratege von Credit Derivates Research. Und Immelts Brief an die Aktionäre ließ keine Zweifel mehr. GE steht vor schweren Zeiten: "In der Vergangenheit ging ich davon aus, dass die starke Diversifizierung des Unternehmens über alle Konjunkturzyklen hinweg einen Schutz darstellt. Aber einen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems und die nachfolgenden katastrophalen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wir nicht erwartet. Das makroökonomische Umfeld ist brutal" Immelt wirkt ratlos: Ein wirtschaftlicher Sturm fege über die Welt hinweg, klagt der Konzernchef.

      "Aus dem Liquiditätsengpass ist eine finanzwirtschaftliche Kernschmelze geworden", schreibt Immelt. "2008 war ein schwieriges Jahr und es ist zu erwarten, dass 2009 noch schwieriger wird."Immelt, 53, weiß, dass er längst um seinen eigenen Job kämpft - und versucht alles, um ihn zu halten. Im Februar ließ er seinen Bonus für 2008 streichen. Seine Gesamtbezüge sinken um insgesamt zwei Drittel.

      Längst wollen die Aktionäre mehr sehen als nur eine Entschuldigung des Managements. Gegen das Unternehmen und seinen Chef hat ein Investor in dieser Woche Klage eingereicht - und strebt eine Sammelklage an. Er fühle sich hintergangen begründete er seinen Schritt. Noch Anfang des Jahres habe Immelt eine gleichbleibende Dividende versprochen, nun solle sie gekürzt werden - erstmals seit 1938.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/36/460668/t…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 19:47:31
      Beitrag Nr. 1.523 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.701 von Maraho am 27.02.09 19:34:58Ein weiterer Bericht aus "Great Britain"...

      Rezession

      In Großbritannien hilft nur noch beten
      Von Thomas Kielinger

      Die Briten stecken noch tiefer in der Krise als andere EU-Staaten. Die Maßnahmen, die die Regierung in London beschlossen hat, bestehen zu 90 Prozent aus Hoffnung, zu zehn Prozent aus kalkulierbarem Risiko. Der Staat übernimmt von den Banken gewaltige Risiken und zieht damit womöglich seine letzten Trümpfe.


      Was für ein Kontrast: Während Gordon Brown in Washington Gespräche führt über einen neuen "Global Deal", den er als Gastgeber der G20-Konferenz Anfang April in London vorstellen möchte, wandern zu Hause ruhelose Figuren durch die Gänge des Finanzministeriums und um die Wolkenkratzer des Bankenviertels in Canary Wharf. Sie wissen, dass die britische Regierung die letzen Karten gespielt hat, die letzten Trümpfe gezogen wurden, und nun für die Wirtschaft alles abhängt von Fortuna – falls es sie gibt.

      Die Maßnahmen, welche die Regierung in der vorigen Woche zur Rettung des Kreditwesens enthüllte, bestehen aus 90 Prozent Hoffnung und zehn Prozent kalkulierbarem Risiko. Normalerweise eine inakzeptable Gleichung. Nur gibt es auf lange Sicht keine normalen Zeiten mehr, es gilt SOS: Die Ertrinkenden retten und hoffen, dass sie wieder schwimmen werden.

      Asset Protection Scheme nennt die Brown-Regierung ihre jüngste Erfindung. Ein Glücksspiel, bei dem die Not Regie führt. Denn die Rekapitalisierung der Banken im Herbst mit staatlichen Hilfsspritzen hat nicht die erhoffte Wirkung gebracht. Der Kreditstau bleibt, die Banken verleihen nicht und kommen auch im Inner-Banken-Verkehr an keine neuen Gelder, weil die Ungewissheit über ihre Bilanzen eine große Hürde bildet auf dem Weg zu neuer Beweglichkeit. Je länger aber die Krise im Kerngeschäft einer modernen Volkswirtschaft, der Kreditvergabe, andauert, desto größer wird die Gefahr für Unternehmen, in den Ruin getrieben und für Hausbesitzer, um ihre Existenz gebracht zu werden. Und es wächst die Aussicht, dass die Rezession sich beschleunigt.

      Das Asset Protection Scheme besagt, dass die Banken ihre toxischen Posten, von dubiosen Hypotheken bis zu "leveraged" Finanzpapieren aus ihren Büchern ausklammern und außerhalb parken dürfen. Die Risiken versichert dabei die Regierung. Das soll Zeit schaffen zum ruhigen Durchsieben dieser faulen Bilanzen und das Kreditgeschäft befreien vom drohenden Herzstillstand. Ob das gelingt, ist ungewiss.

      Der erste Nutznießer dieses Angebots ist die Royal Bank of Scotland (RBS), das einstige Kronjuwel der britischen Finanzwelt und der Stolz der Schotten. Ihr früherer Chef Sir Fred Goodwin trieb die Bank in den größten Verlust der britischen Unternehmensgeschichte: 24,1 Mrd. Pfund (27 Mrd. Euro) für 2008. Doch steckt die wahre Dimension des Missmanagements in einer anderen Zahl: 325 Mrd. Pfund an "toxischen Papieren" hat die RBS in den letzten Jahren aufgetürmt - und diesen Haufen Abfall von ungewissem Wert hat die Regierung nun namens des britischen Steuerzahlers "versichert".

      Schon sitzt der nächste Patient im Wartezimmer des Dr. med. Alistair Darling: Lloyds Bank, die sich mit der Übernahme der anderen schottischen Bank HBOS (Halifax/Bank of Scotland) verschluckt hat. Über Nacht wurde sie von einem profitablen Unternehmen zu einem defizitären – mit knapp 13 Mrd. Verlust im letzten Jahr. Verdammt zum Schultern des Hypothekengeschäfts von Halifax, sitzt nun auch Lloyds auf einem Berg an toxischen Papieren in Höhe von 250 Mrd. Pfund. Sollte auch hier der Staat als Versicherer einsteigen, dann türmen sich bei nur zwei Banken Un-Wertpapiere in Höhe von 700 Mrd. Pfund. Das macht genau die Hälfte der gesamten britischen Wertschöpfung in einem Jahr aus. Wer jetzt nicht beten lernt, wird es nie mehr lernen.

      Gewiss, es gibt Konditionen. RBS ist verpflichtet, über die nächsten zwei Jahre sein für Unternehmen und Hausinteressenten bereit gestelltes Kreditvolumen um 50 Mrd. Pfund zu steigern. Auch wird die Bonus-Kultur und Pensionsgestaltung streng an die Kandare der "Financial Services Authority" gelegt, damit nicht wieder solch ein Skandal passiert wie mit dem unseligen Sir Fred, der als Lohn für sein Missmanagement bei der RBS jetzt mit 50 Jahren in Rente gehen darf, gepolstert mit 16 Mio. Pfund. Die Empörung darüber hält an: Warum hat niemand auf Regierungsseite, als man 70 Prozent Anteile an der RBS übernahm, auf die Konditionen dieses Deals geschaut und ihn unterbunden?

      Wer möchte in solchen Zeiten Darling heißen und sich Schatzkanzler nennen, wo er über immer weniger Schätze in seinem Tresor verfügt? Seine Steuereinnahmen schrumpfen, rezessionsbedingt, und was ihm jetzt in den Schoß fällt, ist dieser toxische Bilanz-Abfall, den die Banken peu-à-peu zurück kaufen wollen - falls es ihnen irgendwann wieder gut geht. Gibt es überhaupt Gewinnchancen für den Finanzminister? Kenneth Clarke, einer seiner Vorgänger und heute Wirtschafts-Schattenminister der Tories, hat ein tödliches Wort für den Schotten gefunden: "Er wäre ein recht guter Schatzkanzler, wenn Gordon ihm den Job nur gäbe."

      Die Wahrheit nämlich ist, dass Brown seinen Landsmann bei allen bedeutenden Beratungen mehr und mehr beiseite schiebt, wie einen Offizier auf dem Schachbrett, den man entbehren kann. Darling ist noch gut genug, Programme wie das Asset Protection Scheme vorzustellen, über das der finanzpolitische Sprecher der Liberaldemokraten, Vince Cable, höhnte, es erinnere ihn an eine "Zombie-Regierung - the walking dead."

      Wie ein wandelnder Toter kommt einem auch Darling vor. Wenn es um die Zukunft der City geht, baut Gordon Brown lieber auf seinen neuen Handelsminister Lord Mandelson und die Staatssekretäre für die City, Lord Myners, und für Handelsfragen, Baronin Vadera. Kein schönes Bild für den Minister, von zwei Untergebenen in der Präferenz des Herrn in der Downing Street Nummer 10 übertrumpft zu werden. Auch der Kopf der neuen Behörde zum Management all der staatseigenen Bankenanteile, John Kingman, berichtet direkt an die Downing Street, nicht an Darlings Ministerium.

      Aber das Ringen um Personal und Positionen vertuscht nur die einfache, brutale Wahrheit: Eine Ära geht in Großbritannien zu Ende, "the party is over" (die Party ist vorbei), wie George Osborne, der Schattenfinanzminister, unlängst verkündete. Wann diese fröhliche Party begann, lässt sich leicht fest machen: Es war Margaret Thatcher, die 1986 eine Welle der Deregulierung auslöste in der von staatlichen Kontrollen gefesselten britischen Wirtschaft. Eine ihrer größten Leistungen. Man nennt es auch den "Big Bang" - über Nacht wurde das Geldwesen aus seinen Behinderungen erlöst, und lange brach liegen-de Talente des Unternehmertums fühlten sich neu herausgefordert.

      Die Bankdirektoren erwachten aus ihrem Trott, Bowler Hat und der gerollte Regenschirm verschwanden. Die Sitten der City prägten nicht mehr das ausgedehnte, rotweingesättigte Lunch und die bevorzugte Fortsetzung der Geschäfte auf dem Golfplatz oder im Club. Jetzt winkten andere Horizonte. Ein Symbol dafür sind die Wolkenkratzer in Canary Wharf, Londons Manhattan, das damals entstand Das Arbeitstempo beschleunigte sich, die Profite stiegen, ein neuer Typ von "City slicker", smarten jungen Investment-Zauberern, prägte plötzlich das Bild. An der Börse hing, zur Börse drängte doch alles, auch den kleinen Mann ergriff das Spekulationsfieber. Großbritannien verjüngte sich quasi mit den Finanzangeboten, die jetzt zirkulierten. Und das Land verwandelte sich in eine Dienstleistungsgesellschaft, unter Vernachlässigung seiner herstellenden Industrie.

      Neue Steuerquellen belohnten die Staatskasse für diese Weichenstellung. Noch 2007 entfielen 20 Prozent des Steueraufkommens auf den Finanzplatz London; er war zum Rückgrat von Englands neuem Reichtum geworden und erlaubte der Regierung, in Schulen und Krankenhäuser zu investieren und ein reformfreudiges Image zu pflegen. Jedenfalls sah man in Whitehall, am Sitz des Finanzministeriums, keinen Grund, den Zauberkünstlern in der City mit strengen Aufsichtsmaßnahmen zu nahe zu treten. Zu groß war der Ansehensgewinn für die Labour Partei - ausgerechnet unter ihr kamen Geld und Politik so gut miteinander aus wie früher nur unter den Tories. Schon früh gab Peter Mandelson, einer der Hauptarchitekten von "New Labour" die Losung aus, die Partei habe mit den "unverschämt Reichen", den "filthy rich", keine Probleme mehr. Wer wollte ausgerechnet in solch glorreichen Zeiten den Zweifler spielen?

      Und das Vertrauen der Bürger in die Wachstumskurve wuchs ins Unendliche, Schuldenmachen wurde zum Nationalsport. Anfang 2007 war ein Arbeit nehmender Brite im Durchschnitt mit 140 Prozent seines Jahreseinkommens verschuldet, die Sparquote tendierte gegen Null. Das störte den Briten mitnichten den Schlaf. Gordon Brown, damals Finanzminister, musste doch wissen, wovon er sprach, wenn er verkündete, mit Labour sei die Ära von "boom and bust", von Auf- und Abschwung, von Konjunktur und Einbrüchen der Konjunktur an ihr Ende gekommen. "Ob er jetzt Fehler eingestehen wird, unser hoch gepriesener Ex-Schatzkanzler Brown?", fragt das Volk. Auch Darling drängt ihn dazu. Vergebens.

      Die Finanzkrise trifft die unternehmerische Natur der Briten im Mark, sie ringen gleichsam nach Atem, um ihr Los zu begreifen. Zehn Jahre stellten die Politiker die Insel der EU als Vorbild hin, sie zeigten, wie man mit Schulden Investitionen und Wachstum ankurbelt. Doch nun ist es aus mit dem britischen Vorbild. Das Selbstvertrauen bricht zusammen - war es nur ein Kartenhaus? Die Menschen müssen jetzt die Voraussetzungen ihrer Vitalität, diese Risikofreude, die das Unbekannte nie gescheut hat, überprüfen. 1986 bis 2009: Die Lebensdaten einer Ära.

      Zwei Albträume plagen ihn in diesen Tagen, verriet Alistair Darling einigen Freunden: Dass die Politik zur Rettung der Banken nicht funktioniert, was das Land in die Depression treiben würde. Und dass er in die Geschichte eingehen wird als der schlimmste Schatzkanzler aller Zeiten. Wir wünschen ihm einen anderen Traum, der seine persönliche Last erleichtern könnte: Dass England das tiefe Tal einer Existenzkrise durchlebt, die zu groß ist für einen Minister und für eine Regierung und zu ungewiss in ihrem Ausgang.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3322956/In-Grossbri…
      258 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 19:50:11
      Beitrag Nr. 1.524 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.708.954 von Maraho am 05.03.09 19:27:53Siehe auch: #1368 von Maraho am 01.03.09 um 17:10:54 auf Seite 137
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 20:17:23
      Beitrag Nr. 1.525 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.822 von Maraho am 02.03.09 13:54:06Weiterführend bzw. in Bezug:

      Brandstifter als Feuerwehrleute
      Verantwortlich: Wolfgang Lieb

      Noch nie wurde eine Weltfinanzkrise mit derart engagierter Mithilfe von Aufsehern und Regulierern verschuldet. Kein Wunder, dass in vielen Ländern in Meinungsumfragen das Vertrauen in Aufseher und Notenbanker - gleich hinter den Bankmanagern - auf einen Tiefpunkt gesunken ist. Viele prominente Aufseher und Notenbanker haben nicht nur geholfen - ganz im Interesse der Finanzindustrie ohne Rücksicht auf die öffentlich hoch gehaltene “Finanzstabilität” - möglichst viele Regulierungsbarrieren niederzureißen. Sie haben nach dem Ausscheiden aus ihren Ämtern dann auch noch ihren Einfluss und ihre Insiderkenntnisse mit millionenschweren Beraterhonoraren vergoldet. Als Berater des Spitzenmanagement von Investmentbanken und weltweit operierenden Großbanken sind sie zu Komplizen einer Geschäftspolitik geworden, die zum Zusammenbruch der Bankensysteme und zur heutigen Weltwirtschaftskrise führten. Milliarden von Menschen bekommen dies in einer Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse zu spüren. Wer, wenn nicht sie Aufseher und Notenbanker hätten doch erkennen müssen, dass in den von ihnen beratenen Banken in ihrem Streben nach kurzfristig ausgerichteten Umatz- und Gewinnsteigerungen und den damit verbundenen Bonuszahlungen die Risiken für ihre Institute und damit auch für das gesamte Finanzsystem immer größer wurden. Wolfgang Lieb

      Und so, als ob nichts gewesen wäre, tritt diese „illustre Gesellschaft“ immer noch in der „Group of Thirty“ oder in der von EU-Präsident José Manuel Barroso installierten „High Level Group on Financial Supervision in the EU“ [PDF - 1,4 MB]unter Leitung von Jacques de Larosière auf. Wenn es darum geht, an Politiker und Regierungen, ja ganzen Staatengemeinschaften, Ratschläge zu erteilen, steht der Leiter dieser Gruppe, der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Ex-Gouverneur der Banque de France immer noch im Brennpunkt des Medieninteresses. Dass dieser weltweit gefragte Franzose in den letzten Jahren als einer der einflussreichsten Deregulierungs-Lobbyisten agierte und auch als hochrangiger Berater der American Insurance Group (AIG) - die vom US-Staat übernommen wurde, um sie vor dem Bankrott zu gewahren – tätig war, scheint de Larosières Ruf keinen Abbruch zu tun. Auch in den meisten Ländern sind die verantwortlichen Eliten, die den Karren in den Morast gefahren haben, heute die gleichen, die jetzt wieder auf dem Kutschenbock sitzen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. So hat Kanzlerin Merkel den zuletzt als Goldman-Sachs- Berater agierenden Ottmar Issing zu ihrem „ersten Gipfelberater“ gemacht (Hinweise vom 26.02.09 Ziffer 7 ).

      Als Ursache für die sich immer mehr zur schwersten Weltwirtschaftskrise der neueren Zeit ausweitende Katastrophe auf den Finanzmärkten spielte auch die historisch fundierte „special relationship“ von Amerikanern und Briten eine große Rolle. Dass der britische Premier Gordon Brown als Schatzminister der Bush-Administration bei der weltweiten Deregulierungskampagne auf den Finanzmärkten stets Flankenschutz gab, daran dürfte sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Schließlich gilt es, nicht nur die globale Konkurrenzfähigkeit der Wall Street, sondern auch die Vormachtstellung der Londoner City gegen zu starke Regulierungen zu verteidigen.

      Unterstützt von ideologisch verblendeten Deregulierern - wie US-Notenbankgouverneur Alan Greenspan oder den acht Jahre regierenden Bushianern und ihren britischen Freunden wie Gordon Brown - konnten sich die in Wall Street und der Londoner City herrschenden „Masters of the Universe“ die Spielregeln auf den globalen Finanzmärkten zurechtbiegen. Um im weltweiten Verbriefungsgeschäft so schnell und so viel wie möglich verdienen zu können, mussten Wall Street und die Londoner City über die Politik, die Regulierer und die multilateralen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds( IWF), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem 1999 errichteten Financial Stability Forum (FSF)) eines sicherstellen, nämlich dass der sich vor allem über sogenannte Offshore-Finanzzentren vollziehende Aufbau eines gigantischen Schattenbanking von Aufsehern und Regulierern nicht behindert wurde.

      Wie sich Politik, Aufseher und Notenbanker vor allem in den USA und in Großbritannien, in den letzten Jahren aber auch in Deutschland von der Finanzindustrie an die Ketten der „regulatory capture“ legen ließen und wie eklatant Regierungen, Aufseher und Notenbanker auf dem europäischen Kontinent versagten, das analysiert Klaus C Engelen, freier Mitarbeiter des Handelsblatt in „Barely Contained Outrage – What Europeans really think about Americas regulatory blunders“ in der letzten Aufgabe der International Economy.
      Quelle: International Economy, Barely Contained Outrage, What the Europeans really think about America’s regulatory blunders. By Klaus C. Engelen [PDF - 102 KB]

      Quelle mit vielen Links : http://www.nachdenkseiten.de/?p=3807#more-3807 …
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 21:08:41
      Beitrag Nr. 1.526 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.216 von Maraho am 05.03.09 14:57:30Mit diesem Kommentar aus Österreich zur EZB-Zinssenkung möchte ich mich für heute von euch verabschieden. Auch bedanke ich mich bei meinen treuen Mitbestreitern und den Leserinnen und Lesern dieses Threads für die Beiträge bzw. das Interesse.

      Einen schönen Abend wünscht euch Maraho


      Und hier der Kommentar:

      Billiges Geld nicht erwünscht
      Bei den Zinssenkungen wird nach Lehrbuch vorgegangen. Hoffentlich geht das gut - Von Johanna Ruzicka

      Wie nach Lehrbuch rollt vor unseren Augen derzeit im Euroraum und in den USA etwas ab, das als "Asymmetrie in der Geld- und Bankpolitik" bezeichnet wird. Mit niedrigen Zinsen, fast schon mit einer Null-Zins-Politik, wird versucht, die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft wieder anzukurbeln und dem Konsum der privaten Haushalte auf die Sprünge zu helfen.

      Die Regungslosigkeit am Markt; die Art, wie auf die Zinssenkungen nicht reagiert wird, ist schon furchterregend. Weniger als null Prozent kann es nicht geben. Und was soll etwa die Europäische Zentralbank dann machen? Der Ankauf von europäischen Staats- oder gar Unternehmensanleihen ist zwar angedacht, bis es aber dazu kommt, ist noch ein weiter, steiniger Weg. Zu viel Macht, zu viele Geldmarkt-Instrumente wollte man bis dato der Zentralbank nicht zugestehen - ein leidiges, häufig auftretendes Problem in der Europäischen Union.

      Nach dem Lehrbuch sind wir derzeit in der Phase, wo die Zentralbankpolitiken mit einem Strick verglichen werden können. Zwar kann man anziehen, sprich: die Kreditvolumen verkleinern, indem hohe Zinsen und eine niedrige Geldmenge vorgegeben werden. Aber in die andere Richtung funktioniert das nicht. Ein Strick lässt sich halt nicht schieben. Man kann noch so viele Incentives, sprich: niedrige Zinsen, anbieten. Wenn der Markt nicht bereit dafür ist, tut sich überhaupt nichts.

      Die Vorsicht, die die Banken derzeit bei einer Kreditvergabe walten lassen, ist ihnen nicht einmal zu verdenken. Zumindest in den USA wurden viel zu viele Darlehen an bonitätsschwache Haushalte und windige Unternehmen vergeben. Die Unsicherheiten, die sich aus dem Zerteilen und dem wilden Vermanschen dieser Kredite zu undurchschaubaren, handelbaren Papieren ergeben, diese Unsicherheiten sind noch immer nicht vom Tisch. Weiterhin ist nicht klar, wo überall noch Finanzleichen begraben liegen - dem globalisierten, vernetzten Finanzsystem sei Dank.

      Und bei den Osteuropa-Risiken, die zwei Jahrzehnte lang komplett ausgeblendet wurden, ist überhaupt noch nicht absehbar, wie das Stimmungsruder herumgerissen werden kann. Auch konzertiert geführte, große Hilfspakete unter der Führung von Währungsfonds und Weltbank haben in der Vergangenheit häufig nicht die gewünschten Effekte erzielt. Beispiele dafür gibt es aus dem Bereich der südlichen Entwicklungs- und Schwellenländern zuhauf.

      Von den privaten Haushalten wiederum geht derzeit ebenfalls nicht die gewünschte Ausgabefreudigkeit aus. Auch das ist niemandem zu verdenken, wenn es täglich Horrormeldungen zur Höhe der Arbeitslosenrate, Kurzarbeit und Produktionskürzungen gibt.

      Die möglichen Darlehensnehmer aus Wirtschaft und Privatbereich haben andere Probleme, als mit Bankkrediten Produktion oder Konsum auszuweiten. Seltsam ist, dass die Notenbanken nicht wahrhaben wollen, dass die Marktteilnehmer mangels Vertrauen die derzeitige Situation halt irgendwie durchtauchen wollen. Eine Politik des billigen Geldes muss da verpuffen.

      Eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Krise sind immer noch nicht alle Risiken offengelegt. Derzeit durchgehen wir diese notwendige Phase der Bereinigung, die, davon kann ausgegangen werden, frühestens mit dem Abschluss der Berichtssaison über das fatale Jahr 2008 zu Ende ist. Erst dann sind alle Risiken entsprechend hervorgekehrt. Die desaströsen Quartalszahlen von Versicherungskonzernen wie AIG zeigen, dass der Reinigungsprozess in vollem Gang ist. Nach dem Motto "Nie war es so gut wie jetzt" werden Leichen aus dem Keller hervorgeholt, wird Tabula rasa gemacht, dass den Aktionären hören und sehen vergeht. Hoffen wir, dass dies der Anfang vom Ende der Finanzkrise ist.

      Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1224255921795
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 21:14:48
      Beitrag Nr. 1.527 ()
      Ich denke, dass gehört auch mal hier in den Thread.
      Einfach skandalös!

      Zum 1.1.09 wurde die Mehrwertsteuer für Schulspeisung auf 19% erhöht bei gleichbleibendem Steuersatz von 7,5% für Hundenahrung. Wer großspurig eine Finanzierung der Schulspeisung fordert, kann nicht gleichzeitig eine dafür höhere Besteuerung verlangen. Wissen unsere Politiker überhaupt noch, worüber und wie sie entscheiden? Die Erhöhung des Kindergeldes um 10 EUR wird bereits durch die höherere Mehrwertsteuer für Schulspeisungskosten ab 1.1.09 augezehrt. Ist das Zusammenfallen der Gesetzesänderung zum 1.1.09 lediglich ein Zufall?
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 21:49:18
      Beitrag Nr. 1.528 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.709.878 von kiska am 05.03.09 21:14:48Guten Abend kiska,

      es ist bei näherem Besehen einfach krank. Vor allem, da ja immer so gerne betont wird, daß Kinder unsere Zukunft sind.

      Dir einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 23:49:03
      Beitrag Nr. 1.529 ()
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 23:50:49
      Beitrag Nr. 1.530 ()
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 23:54:02
      Beitrag Nr. 1.531 ()
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 05:31:59
      Beitrag Nr. 1.532 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.708.850 von Maraho am 05.03.09 19:17:10Guten Morgen,
      ich wünsche euch einen schönen und erfolgreichen Tag.

      Beginnen wir mit der AIG...

      Neue Struktur

      AIG plant "Bad Versicherer"
      von Herbert Fromme (Köln)

      Der schwer angeschlagene US-Versicherer American International Group (AIG) könnte in naher Zukunft in einen Industrieversicherer mit neuen Eigentümern, aber ohne Staatshilfe, sowie eine Abwicklungsgesellschaft für die Altlasten aufgeteilt werden, die vom amerikanischen Staat getragen wird.


      In Versicherungskreisen hieß es, die Anfang der Woche von AIG in Absprache mit der US-Regierung festgelegte Neuorganisation lege eine solche Aufspaltung nahe. Damit entstünde neben dem Versicherer AIG eine "Bad AIG". "Nur so kann AIG als Versicherer überleben", sagte ein Vorstandsmitglied eines Wettbewerbers. Das neue Unternehmen könne man nur über einen Börsengang wieder privatisieren. "Für einen einzelnen Aufkäufer ist das zu groß."

      Derzeit stützt der Staat den Konzern, der sich mit der Absicherung von Kreditderivaten in Höhe von 440 Mrd. $ verhoben hatte, mit 163 Mrd. $. Am Montag hatte AIG mit 62 Mrd. $ einen Rekordverlust für das vierte Quartal 2008 gemeldet.

      AIG legt jetzt die gesamte Schaden- und Unfallversicherung weltweit einschließlich der USA in der neuen Gesellschaft AIU Holdings zusammen. So bündelt die US-Regierung das eigentliche AIG-Kerngeschäft - die Abdeckung von Gebäuden, Autos, Maschinen sowie Haftpflichtrisiken. Deutschlandchef Joost Vink hat die Trennung von der alten AIG mental bereits vollzogen. In einer E-Mail an Kunden sprach er davon, "die Sachversicherungseinheiten zukünftig unabhängiger von AIG und transparenter zu positionieren".

      Die in der neuen Holding zusammengeführten Gesellschaften haben 44.000 Mitarbeiter, die 2008 einen Umsatz von 45 Mrd. $ erzielten. "Zu keiner Zeit benötigten diese Unternehmen Kapital aus dem zwischen der US-Regierung und AIG vereinbarten Finanzpaket", so Vink weiter. Er nannte auch erstmals Zahlen zur AIG Europe, die auch in Deutschland tätig ist. Sie habe 2008 Beitragseinnahmen von 3,3 Mrd. Euro erzielt, einen Zuwachs von 15 Prozent. Die kombinierte Schaden- und Kostenquote lag bei 90 Prozent der Beiträge.

      Der Absetzbewegung von der alten AIG hat gute Gründe. Bislang gelang es dem Management, die Position in der internationalen Industrieversicherung vergleichsweise gut zu halten. Allerdings machen die fortgesetzten Probleme aus dem Nichtversicherungsbereich und die immer neuen Löcher, die Washington stopfen muss, das Geschäft schwieriger. Trotz Halteprämien verlassen Fachleute den Konzern. Eine völlige Separierung von Versicherer und "Bad AIG" wäre der Befreiungsschlag.

      Gleichzeitig versucht die Regierung, der mehr als 80 Prozent von AIG gehören, einen Teil der gigantischen Hilfspakete durch Verkäufe von Tochterunternehmen wieder hereinzuholen. Angesichts der Finanzkrise ist das Interesse aber eher zäh. Am Donnerstag stoppte AIG den Verkaufsprozess für American Life Insurance. Intern teilte der Konzern mit, man werde den Lebensversicherer 2010 an die Börse bringen.

      In den USA begann am Donnerstag die Aufarbeitung des Skandals durch Anhörungen im Senat. "Dass wir uns in dieser Lage befinden, davon wird mir und vielen meiner Wähler ganz schlecht", sagte Christopher Dodd, demokratischer Vorsitzender des Bankenausschusses.

      Donald Kohn, Vizechef der Notenbank Fed, verteidigte die Rettung. "Eine AIG-Insolvenz würde unnötige und spürbare Verluste für viele Einzelpersonen, Haushalte und Firmen bedeuten, würde die Finanzmärkte in Turbulenzen stürzen und Sorgen und Unsicherheiten über die Lebensfähigkeit unserer Finanzinstitute erhöhen", sagte er. "Wir hatten keine Wahl."

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Neue-Strukt…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 05:37:17
      Beitrag Nr. 1.533 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.709.812 von Maraho am 05.03.09 21:08:41In Bezug...

      Das Kapital

      Der Druck auf die EZB wird steigen
      Zum Glück gilt die EZB als rückständig, der geldpolitische Wahnsinn in Britannien und Amerika hingegen als vorbildlich.


      Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich bekanntlich ganz ungeniert. So muss man wohl die endgültige Entscheidung der Bank of England (BoE) sehen, mit frischem Zentralbankgeld Staats- und Firmenanleihen in Höhe von zunächst 75 Mrd. Pfund und insgesamt 150 Mrd. Pfund aufkaufen zu wollen, wovon 50 Mrd. Pfund auf private Papiere entfallen sollen. Das ist nicht ganz wenig, denn laut Barclays beläuft sich die Summe der handelbaren britischen Staatsanleihen mittlerer und längerer Laufzeit auf 320 Mrd. Pfund, und auf der Insel Firmenanleihen guter Bonität in Höhe von 50 Mrd. Pfund aufzutreiben dürfte auch nicht so einfach sein.

      Dennoch wird es vermutlich nicht reichen, denn um die britische Wirtschaft ist es in fast jeder Hinsicht noch schlimmer bestellt als um die amerikanische, was schon was heißen will. Wie in den USA fehlt überdies eine Strategie für ein tragfähiges Wirtschaftsmodell, in dem (sinnvolle) Investitionen aus laufenden Ersparnissen finanziert werden. Das Einzige, was den Politikern einfällt, ist: weiter wie bisher. Und da das so sicher schiefgehen wird, wie die Blasenwirtschaft implodiert ist, wird die BoE noch viele neue Pfund drucken.

      Die EZB unterdessen kann froh sein, dass sie von den Marktteilnehmern so angesehen wird, als ob sie hinter dem Mond leben würde. Denn dadurch, dass dieselben cleveren Ökonomen und Strategen, die die EZB schon immer für rückständig gehalten haben, die angelsächsische Geldpolitik nach wie vor als Vorbild betrachten, fliegen ihr Dollar und Pfund nicht sofort um die Ohren.

      Dass das passiert, ist indes nur eine Frage der Zeit - obwohl der Euro-Raum seinerseits enorme strukturelle und finanzielle Schwächen aufweist. Daher wird die EZB am Ende ebenfalls alle Schleusen öffnen - viel weiter als bisher, und als ihr lieb sein wird. Und wie die BoE und Fed wird die EZB weder bereit noch in der Lage sein, den Sumpf einst wieder trockenzulegen, den sie gerade anlegt. In ein paar Jahren haben wir eine nette Inflation.

      Quelle: Aus der FTD vom 06.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 05:42:11
      Beitrag Nr. 1.534 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.750 von Maraho am 04.03.09 13:54:41Ohne Worte...

      Ex-HRE-Chef Funke klagt laut «Bild» 3,5 Millionen Euro Gehalt ein

      Berlin (dpa) - Nach seinem Rauswurf bei der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate hat der frühere Vorstandschef Georg Funke die Bank auf Gehaltszahlungen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro verklagt. Das berichtet die «Bild»-Zeitung. Demnach verlangt der Manager die Weitergeltung seines Vertrages bis zum regulären Ablauf im September 2013 und die Aufrechterhaltung seiner Pensionsansprüche. Funke war wegen der Fast-Pleite der HRE im Dezember vorzeitig entlassen worden.

      © Die Welt
      erschienen am 06.03.2009 um 03:52 Uhr
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 05:55:55
      Beitrag Nr. 1.535 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.151 von Maraho am 05.03.09 06:35:40Schuldzuweisungen und ein wenig Selbstkritik.
      Mehr nicht. Bla, bla ...

      BaFin-Chef Sanio übt Selbstkritik - Attacke auf intransparente Finanzmärkte

      2. Finanzplatztag der WM Gruppe - EU-Kommissar kritisiert "Widerwilligkeit bei der Kreditvergabe"

      Börsen-Zeitung, 6.3.2009 ssc/lz Frankfurt - Die Intransparenz der Finanzmärkte hat Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), mit scharfen Worten gegeißelt. In das Verhalten von Emittenten, Hedgefonds, Finanzvertrieben und Ratingagenturen müsse dringend Licht gebracht werden: "In den vergangenen Jahren versanken große Teile der Finanzmärkte in schummrigem Halbdunkel", sagte Sanio auf dem 2. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt. Dies habe zu einer "furchtbaren Krise" geführt, und er könne keinerlei Prognose abgeben, wann diese enden werde.

      Doch der BaFin-Chef, der für pointierte Aussagen bekannt ist, übte auch Selbstkritik: Die Leistung der Aufsicht müsse man "sehr kritisch betrachten". In seinen 35 Berufsjahren als Aufseher habe er das Ziel verfolgt, "nie den Tag zu erleben, an dem das System, das ich beaufsichtige, am Ende ist". Doch genau dies sei derzeit der Fall. EU-Währungskommissar Joaquín Almunia forderte die Banken zu einer zügigen Bereinigung ihrer Bilanzen auf. Dies sei zwar sehr kostspielig und müsse zuvorderst von den Banken selber geschultert werden. Er verteidigte allerdings auch die dafür gewährten Staatshilfen. Wenn die öffentliche Hand den Banken nicht zu Hilfe käme, würden die Wirtschaft und die Bürger ohnehin den Preis zahlen müssen. Die Wiederherstellung des Vertrauens in das Finanzsystem sei schließlich die Grundvoraussetzung, um den Kreditfluss wieder in Gang zu bringen. Almunia kritisierte in diesem Zusammenhang aber die zunehmende Widerwilligkeit der Banken bei der Vergabe von Krediten. Privathaushalte und die Wirtschaft litten bereits unter dem schlechteren Finanzierungszugang. -

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 06:23:22
      Beitrag Nr. 1.536 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.707.846 von kiska am 05.03.09 17:41:34Börsen auf Talfahrt: Ernste Sorge um GM und Banken

      Mit Spannung erwartet die neue US-Regierung an diesem Freitag den Arbeitsmarktbericht. Schon jetzt scheint sicher, dass es kaum "gute Nachrichten" geben wird. Der Dow Jones ging am Abend abermals auf Talfahrt - ausgelöst durch ernste Sorgen um den Bankensektor und die Opel-Mutter General Motors.

      Sorgen um General Motors und den Bankensektor haben die US-Börsen am Donnerstag weiter auf Talfahrt geschickt. "Die Autoindustrie wird entweder ausgelöscht oder verstaatlicht, und ähnlich ergeht es Teilen des Bankensektors - so langsam sieht es wirklich düster aus", beschrieb Fondsmanager Rick Campagna von Provident Investment Council die Stimmung am Markt. Mit Spannung werde nun der am Freitag anstehende Arbeitsmarktbericht erwartet - die US-Regierung erwartet "keine guten Nachrichten".

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/maerkte/:B%F6r…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 06:29:44
      Beitrag Nr. 1.537 ()
      Heute alles etwas dünn...
      Bis später.
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 07:10:11
      Beitrag Nr. 1.538 ()
      06.03.2009 00:20
      Wall Street: Vorwände für die Leerverkäufe
      New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street stand heute wieder unter der Kontrolle der Leerverkäufer. Diese Zeitgenossen fanden erneut Vorwände dafür, das Gros der Aktien weit in den tiefen Süden zu schicken.

      Vorwand 1: China-Enttäuschung

      Gestern zählte die Hoffnung auf weitere chinesische Konjunkturmaßnahmen, die der Weltwirtschaft einen zusätzlichen Schub geben könnten, zu den Kurstreibern in Europa und an der Wall Street. Es wurde darauf spekuliert, dass auf dem heutigen Kongress der Kommunistischen Partei zusätzliche massive Maßnahmen beschlossen wurde. Die chinesische Regierung erklärte heute aber, man sehe momentan keinen Bedarf, das bisherige 585 Milliarden Dollar Yuan Stimulierungspaket zu vergrößern. In Peking geht man davon aus, dass das angestrebte Wirtschaftswachstum von 8 Prozent in diesem Jahr auch so erreicht wird.

      Vorwand 2: General Motors

      Der Rechnungsprüfer des Autokonzerns stellte heute dessen Überlebensfähigkeit in Frage und stärkte die ohnehin schon schwelenden Ängste. Folglich rutsche der Auto-Titel um weitere 15 Prozent und unter die 2-Dollar-Marke.

      Vorwand 3: Banken

      Dazu trug vor allem Moody´s bei. Die Agentur kürzte den Rating-Ausblick für die Schulden von JP Morgan von „Stabil“ auf „Negativ“. Der Finanzkonzern leide bis mindestens kommendes Jahr unter Kreditabschreibungen, hieß es. Die Bank of America und der Finanzkonzern Wells Fargo wurden auf den Prüfstand gestellt. Dort erwäge man eine Herabstufung, hieß es jeweils.

      Die Citigroup litt weiter an den Zweifeln an ihrer Überlebenschance. Zeitweise rutschte der Aktienkurs auf 99 Cents, damit war der Dow-Titel vorübergehend ein Pennystock.


      Vorwand 4: Der morgen fällige US-Arbeitsmarktbericht

      Jedermann rechnet damit, dass die morgigen Arbeitsmarktdaten vom Februar (Arbeitsplatzverluste, Arbeitslosenrate) grottenschlecht ausfallen.


      Gewohnte Ignoranz positiver Daten

      Es ist typisch für den am Markt dominierenden Mega-Pessimismus, dass die guten Nachrichten einfach ignoriert wurden. Das galt etwa für die positive Überraschung bei den heutigen Jobdaten.

      Die - wie jeden Donnerstag gemeldeten - wöchentlichen Arbeitslosenmeldungen gingen ausnahmsweise mal zurück, nämlich auf 639.000 (Vorwoche 670.000 , Konsenserwartung: 650.000). Die Zahl der kontinuierlich gemeldeten Empfänger von Arbeitslosengeld bröckelte um 14.000 auf 5,106 Millionen.

      Das galt auch für die Auftragseingänge der US-Industrie, deren Zahl ging im Januar um 1,9% zurück. Das ist deutlich weniger als im Vormonat (minus 4,95, revidiert von ursprünglich gemeldet minus 3,9 Prozent). Der von Bloomberg ermittelte Konsens hatte einen Rückgang um 3,9% in Aussicht gestellt.

      Allerdings wurde die Produktivität des 4. Quartals kräftig herunter-revidiert, nämlich von plus 3,2 Prozent auf minus 0,4 Prozent. Der Konsens hatte mit plus 1,0 Prozent gerechnet. Die Folge war, das die Lohnstückkosten (die Kehrseite der Produktivität) stärker stiegen als erwartet, nämlich um 5,7 Prozent (zuvor: plus 1,8 Prozent, Konsens: 3,8 Prozent).
      Sowohl die geringere Produktivität als auch die höheren Lohnstückkosten (jeweils im Vergleich zur vorherigen Meldung) ergaben sich aus der Revision des BIP-Wachstums von minus 3,8 Prozent auf minus 6,2 Prozent. Da weniger produziert wurde als zunächst gemeldet, war auch die Leistung je Arbeitseinheit (Produktivität) geringer.

      Was die Leerverkäufer anrichteten

      Vor dem mega-pessimistischen Hintergrund wurden die niedrigen Bewertungen der Aktien genauso ausgeblendet, wie die zahllosen wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen der vergangenen Monate.
      Konsequenz: Der Aktienmarkt rutschte auf das tiefste Niveau seit dem vierten Quartal 1996. 95 Prozent der im S&P erfassten Gesellschaften schlossen heute im Minus. Am härtesten traf es „natürlich“ wieder die Banken, die heute um 9,9 Prozent einbrachen.

      Der Dow Jones Industrial Average rutschte heute 4,09 Prozent auf 6.594 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 trudelte 4,25 Prozent auf 682 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index fiel 4,00 Prozent auf 1.299 Punkte.

      Dow Jones Average: Natürliche Auslese I

      Im Blue Chip Index überlebten lediglich zwei Papiere im grünen Bereich.

      Tops:

      Wal-Mart gewann 2,60 Prozent auf 49,75 Dollar. Der Discount-Riese zeigte sich wieder einmal als Gewinner der natürlichen Auslese (Marktanteilsgewinne zu Lasten der Rivalen). Dank extrem günstiger Preise steigerte der weltweit größte Einzelhändler seine Februar-Umsätze um 5,1 Prozent (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street
      Der King des Einzelhandels hob außerdem seine Quartals-Dividende von 95 Cents auf 1,05 Dollar.

      Pfizer stieg 1,4 Prozent auf 12,67 Dollar. Defensive Aktien sind derzeit bei den skeptischen Analysten schwer angesagt. Der Pharmariese (Viagra) wurde heute bei Goldman Sachs mit „Kaufen“ wieder aufgenommen. Gelobt wurde die Dividendenrendite und der Freie Cashflow. Der künftig Ertragsstrom erscheine stabil.

      Flops:

      Der Flop des Dow war Alcoa mit minus 15,7 Prozent auf 5,26 Dollar. Gestern zählte der weltweit orientierte Alu-Riese - wegen der China-Fantasie - noch zu den 3 Tops im Dow und wurde deshalb besonders hart von der China-Enttäuschung getroffen. Der Broker BMO Capital Markets-Canada äußerte sich heute außerdem skeptisch zum Aluminium-Sektor

      General Motors sank 15,5 Prozent auf 1,86 Dollar. Der Rechnungsprüfer des Autokonzerns stellte dessen Überlebensfähigkeit in Frage.

      JP Morgan verlor 14 Prozent auf 16,60 Dollar. Die Agentur Moody´s kürzte den Rating-Ausblick für die Schulden der Bank von „Stabil“ auf „Negativ“. Der Finanzkonzern leide bis mindestens kommendes Jahr unter Kreditabschreibungen, hieß es.

      Citigroup verlor 9,7 Prozent auf 1,02 Dollar. Zeitweise rutschte der Aktienkurs auf 99 Cents, damit war der Dow-Titel vorübergehend ein Pennystock.


      S&P 500: Bad Santa

      Tops:

      Family Dollar kletterte 12,4 Prozent auf 30,66 Dollar. Familiy Dollar kann sich von dem taumelnden Wall Street Umfeld deutlich absetzen. Der Discounter ist anscheinend einer der Gewinner der Rezession, jedenfalls schaffte der Betreiber günstiger Supermärkte gleich zwei heutzutage seltene Kunststücke.
      Die Billig-Kette meldete für den Februar einen Umsatzanstieg von 6,4 Prozent (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street und den eigenen Ausblick (Spanne von 3 bis 5 Prozent). Gleichzeitig hoben die Ostküstler ihren Gewinnausblick auf das laufende Quartal

      Altria verteuerte sich 3,9 Prozent auf 15,65 Dollar. Vieles wird teuer, auch das Rauchen. Jedenfalls erhöht der US-Tabakkonzern die Preise für seine Philip Morris-Gruppe in den USA. Malboro verteuert sich etwa um mehr als 70 Cents je Packung. Damit soll eine Erhöhung der US-Steuer aufgefangen werden. Der Wall Street schien das zu gefallen.


      Ciena gewann 11 Prozent auf 5,93 Dollar. Der Netzwerkausrüster meldete zwar einen hohen Verlust, kündigte aber drastische Kostenkürzungen an. Das kommt immer an.


      Flops:

      Urban Outfitters rutschte 7,3 Prozent auf 14,81 Dollar. Der Fashionhändler verdiente - wegen aggressiver Discounts im Weihnachtsgeschäft - weniger als erhofft.

      Bei den US-Airlines brachten außerdem die schwachen Passagierdaten vom Februar die Kurse zusätzlich zum Trudeln. AMR, die Mutter der American Airlines taumelte 18 Prozent auf 2,54 Dollar, US Airways trudelte 16,7 Prozent auf 1,97 Dollar, Continental Airlines verlor 13,3 Prozent auf 7,26 Dollar.



      Nasdaq: Im Kreuzfeuer

      Die technologielastige Computerbörse geriet ebenfalls in Kreuzfeuer der Leerverkäufer.

      Apple fiel 2,6 Prozent auf 88,84 Dollar. Die gestern vorgestellten neuen Mac-Rechner waren schon wieder vergessen.
      Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, sank 6,2 Prozent auf 37,98 Dollar. Der Broker Robert W. Baird startete die Beobachtung mit „Neutral“ und Kursziel 44 Dollar.
      Palm rutschte 6,2 Prozent auf 6,62 Dollar. Der Smartphone-Pionier hatte bereits am Dienstag eine Umsatzwarnung abgeben, wegen der Umstellung auf das neue Gerät Palm Pre. Die Agentur S&P senkte das Kredit-Rating. Der Ausblick sei negativ, hieß es.

      Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, kam mit minus 1,5 Prozent auf 197 Punkte noch glimpflich davon.



      Adobe stieg 3,7 Prozent auf 16,92 Dollar. Das Kunststück muss man dem Technologiekonzern erst einmal nachmachen. Der Konsumsoftware-Spezialist (Photoshop, Flash) gab gestern nach Wall Street Schluss eine Gewinn- und Umsatzwarnung ab, dennoch gewann die Aktie.
      Die UBS wertete das Papier von „Neutral“ auf „Kaufen“ auf und verbesserte das Kursziel von 18 Dollar auf 21 Dollar. Die Schweizer lobten die Kostenkürzungen, die zu einer Ausweitung der Gewinnmargen führen.
      Der Broker Jefferies&Co. beförderte Adobe von „Halten“ auf „Kaufen“ und hob das Kursziel von 18 Dollar auf 21 Dollar. auch dort wurden die Kostensenkungen gewürdigt.
      Der Broker Friedman Billings Ramsey beförderte das Nasdaq-Papier von „Underperform“ auf „Market Perform“, korrigierte allerddings sein Kursziel von 17 Dollar auf 16 Dollar.


      Internet: Natürliche Auslese II

      Amazon.com setzte seine Outperformance fort. Heute gab es lediglich einen homöopathischen Tagesverlust von 0,06 Prozent auf Dollar. Die Schere klafft immer weiter auseinander. Seit Jahresanfang gewann der E-Commerce-Pionier 26 Prozent, der S&P 500 verlor dagegen 24 Prozent.
      Hilfreich waren wohl die soliden Zahlen von Wal-Mart, dem anderen King des Einzelhandels. Außerdem baut der Onlinedienst sein Imperium immer weiter aus. Heute gab es dazu gleich 2 Meldungen.
      Die in Privatbesitz befindliche Firma Roku meldete, dass jetzt Filme, die bei Amazon.com heruntergeladen wurden, mit der Set-Top-box von Roku direkt auf ein TV-Gerät übertragen werden können. Das verbreitert den Markt für die Download-Angebote.
      Mehr Furore diese Meldung: Jetzt steigt der E-Commerce-Pionier auch noch in das Geschäft mit gebrauchten Video-Spielen ein. Der Blog Silicon Alley Insider glaubt, dass der strategische Vorstoß der Seattler genau ins Herz des Video-Spielehändlers Gamestop trifft, weil die Ladenkette in diesem Geschäftsbereich bislang reichlich verdient und damit die „rasierklingen-schmalen“ Gewinnmargen im Geschäft mit neuen Videospiel ausgleichen konnte.
      Bereits gestern gab es die Meldung, dass Amazon und Apple einen Deal schlossen. Die ursprünglich für den E-Book-Read Kindle eingericheten Buch-Downloads kann man jetzt auch auf dem iPhone lesen.

      Auch Netflix ist ein Beispiel für die natürliche Auslese. Die Online-Videothek gewann heute 0,5 Prozent auf 37,90 Dollar. Seit Jahresanfang gewann der Internet-Titel 27 Prozent. Die dort angebotenen Kino-Downloads werden gerade in Krisenzeiten populärer. Außerdem scheint die Onlinefirma von der Krise des Videotheken-Platzhirsches Blockuster zu profitieren.

      Der Amazon-Rivale Ebay verlor dagegen 3,2 Prozent auf 10,46 Dollar.


      Google gab 4,2 Prozent auf 305,64 Dollar ab. Der Broker Thomas Weisel Partners kürzte Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2009 und 2010, bleibt aber bei der Empfehlung „Übergewichten“.
      Yahoo sank 4,8 Prozent auf 12,53 Dollar. Thomas Weisel Partners senkte Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2009 und 2010, dort bleibt die Empfehlung bei „Untergewichten“.

      Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, stieg 2,7 Prozent auf 161,51 Dollar. Seit Jahresanfang gewannen die Chinesen 24 Prozent. China erwacht. Baidu war in den vergangenen Monaten an der Wall Street unter Druck geraten. Der staatliche Monopol-TV-Sender CCTV hatte eine Kampagne gegen den Online-Dienstleister geführt und das Internet-Unternehmen bezichtigt, es bevorzuge Meldungen von Medizin-Panschern. Inzwischen herrscht aber wieder Ruhe.
      Analyst Jason Brueschke von Citi Investment Research beobachtet, dass sich das Wachstum Suchanfragen (Traffic Growth) wieder beschleunigt und von Woche zu Woche besser wird. „Mehr Suchanfragen bedeuten mehr Werbeeinnahmen für Baidu“, folgert Brueschke. Der Marktführer profitiere vom rasanten Internetwachstum in China.
      Konsequenz: Citi Investment Research hob heute die Empfehlung gleich um 2 Stufen an, nämlich von „Verkaufen“ auf „Kaufen“ und schraubte das Kursziel von 110 Dollar auf 181 Dollar hoch.

      Gold: Mehr Angst

      Der Angst-Indikator Goldpreis profitierte heute wieder vom Mega-Pessimismus. Der Gold-Kontrakt für April stieg heute an der New York Mercantile Exchange um 21,10 Dollar und schloss auf 927,80 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 935,60 Dollar.


      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 08:07:58
      Beitrag Nr. 1.539 ()
      Höheres Risiko als in Italien
      Markt fürchtet Pleite Österreichs

      von Tobias Bayer (Frankfurt)
      Seit Wochen sorgen sich die Investoren um einen Zahlungsausfall Italiens, Irlands, Griechenlands und Spaniens. Doch zunehmend gerät wegen der Krise in Osteuropa ein weiteres Land in den Blickpunkt der Anleger: Österreich.
      Inzwischen schätzt der Kapitalmarkt einen Zahlungsausfall Österreichs als wahrscheinlicher ein als den finanziellen Kollaps Italiens: Die Aufschläge für Kreditderivate mit fünfjähriger Laufzeit lagen am Donnerstag für Österreich bei 264,1 Basispunkten. Zum Vergleich: Italien kommt auf 192,5 Basispunkte, Griechenland auf 264,7. In Europa werden neben Griechenland nur noch Island und Irland als riskanter eingestuft.

      "Momentan konzentriert sich der Markt auf individuelle Faktoren. Für Österreich ist das momentan Osteuropa. Die Situation wird sich weiter verschlechtern. Die österreichischen Staatsanleihen wird das treffen", sagte Peter Müller, Zinsstratege der Commerzbank.


      Ratingagenturen drohen mit Herabstufung der Banken
      Allerdings spiegeln sich die Ängste am Kassamarkt für Staatsanleihen nicht in diesem Maße wider. So rentieren zehnjährige österreichische Staatsanleihen mit knapp 4,2 Prozent. Griechenland muss fast 5,8 Prozent bezahlen, Italien 4,5 Prozent. Die Rendite der deutschen Papiere beläuft sich auf gut 3,0 Prozent. Auch die Ratinagenturen trauen dem Land zu, mit der Krise umzugehen. Die Bonitätswächter von Fitch bestätigten am Mittwoch die Bestnote "AAA" mit dem Verweis auf solide Staatsfinanzen.

      Das Problem: Österreich setzte wie kein zweites Land auf das Wachstum Osteuropas. Die Banken des Alpenstaates vergaben an die Region Kredite im Umfang von 201 Mrd. Euro. Das entspricht rund 71 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Zuge der Krise befindet sich aber Osteuropa im wirtschaftlichen Niedergang, selbst finanziell solide Länder wie Polen sind mit einem Vertrauensverlust konfrontiert.


      Österreich und seine Banken unterstützten deshalb den Vorstoß Ungarns an die EU, ein Rettungspaket für die gesamte Region zu schnüren. Vergangenes Wochenende wurde die Initiative allerdings auf einem Sondergipfel in Brüssel abgeblockt. Für die Finanzbranche Österreichs und die Regierung in Wien könnte die Weigerung kostspielig werden. Die Ratingagenturen sind bereits alarmiert: Bereits am 17. Februar kündigte die Ratingagentur Moody's an, die Bonitätsnote mehrerer europäischer Banken vielleicht herabzustufen. Aktien von Raiffeisen und Erste Bank verloren nach der Ankündigung deutlich.

      Unicredit stützt Tochtergesellschaften

      Der schöne Schein der Wiener Innenstadt trügt: Österreich befindet sich in SchwierigkeitenAuch einige Länder Osteuropas widersetzten sich dem Rettungspaket. Sie wehren sich gegen Verallgemeinerungen in der Krise. "Jeder der mittelosteuropäischen Staaten hat seine spezifische wirtschaftliche und finanzielle Lage, und diese Länder bilden keine einheitliche Region", hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Positionspapier der Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden aus Tschechien, Polen, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei.

      Nicht nur österreichische Banken sind von der Krise betroffen. Auch das italienische Geldhaus Unicredit ist stark in der Region engagiert. Unicredit-Vorstandschef Alessandro Profumo kündigte am Mittwoch an, den Tochtergesellschaften in Mittel- und Osteuropa zu unterstützen: "Natürlich werden wir den Banken helfen, die in der Region Teil der Gruppe sind." Das Kreditinstitut halte die Sorgen um Belastungen durch die Krise in Osteuropa für übertrieben, sagte Profumo. UniCredit ist größte Kreditgeber in Zentral- und Osteuropa, wo das Institut rund ein Viertel seiner Einnahmen erwirtschaftet.


      http://www.ftd.de/politik/europa/:H%F6heres-Risiko-als-in-It…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 12:34:06
      Beitrag Nr. 1.540 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.151 von Maraho am 05.03.09 06:35:40Guten Tag zusammen,
      was gibt es neues....

      Geringere Auslastung
      Fluggesellschaften spüren die Krise

      Die Lufthansa-Tochter Cargo legt wegen des eingebrochenen Luftfracht-Aufkommens die ersten Flugzeuge still. Zwei Flieger würden in Leipzig stillgelegt, zwei weitere stünden in Frankfurt bereit, würden aber derzeit nicht eingesetzt


      HB FRANKFURT/PARIS. Dies sagte ein Lufthansa-Cargo-Sprecher am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Kapazität schrumpfe damit um etwa 20 Prozent.

      Die beiden Jets vom Typ McDonnell Douglas MD elf sollen zum Flughafen Leipzig/Halle überführt und dort abgestellt werden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Zwei weitere Maschinen gleichen Typs blieben in Frankfurt auf Abruf und könnten bei entsprechenden Aufträgen wieder eingesetzt werden. Weitere Stilllegungen seien bei einer nochmaligen Verschlechterung der Auftragslage nicht auszuschließen, sagte ein Unternehmenssprecher.

      Den Piloten bietet die Frachtfluggesellschaft derzeit Teilzeit-Modelle an. Entlassungen seien nicht notwendig, Bedarf an Neueinstellungen gebe es jedoch auch nicht, sagte der Sprecher. Bei den Piloten gebe es zudem eine "natürliche Fluktuation". Lufthansa Cargo verfügt über eine Flotte von 19 MD 11-Jets und chartert bei Bedarf zu. Seit 1. März arbeiten 2600 Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter kurz.

      Auch die Fluggesellschaft Air France-KLM bekommt die nachlassende Nachfrage im Passagier- und Frachtgeschäft zu spüren. Die Zahl der Fluggäste sei um 8,1 Prozent auf 4,85 Mio. zurückgegangen, teilte Air France-KLM am Freitag in Paris mit. Die Auslastung verschlechterte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 74,3 Prozent. Den prozentual stärksten Passagierrückgang verzeichnete die Fluglinie in Europa, wo 9,5 Prozent weniger Fluggäste gezählt wurden.

      Bei der Luftfracht verzeichnete Air France-KLM nur dank des übernommenen Cargo-Geschäfts von Martinair einen Zuwachs. Ohne Martinair ging das Aufkommen um 18,5 Prozent zurück, nachdem die Airline die Kapazität bereits um 8,0 Prozent reduziert hatte. Die Auslastung verschlechterte sich um 8,1 Prozentpunkte auf 60,7 Prozent.

      Noch drastischer fällt die Delle bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS aus. Die Airline hat im Februar bei den verkauften Passagierkilometern einen Rückgang von 20,1 Prozent verzeichnet. Die Auslastung der Maschinen, der sogenannte Sitzladefaktor, fiel um 6,1 Prozentpunkte auf 61,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte die Airline am Freitag mit. Angesichts der schwachen Nachfrage sei die Kapazität im Februar um rund zwölf Prozent reduziert worden. Der Ertrag stieg im Januar um ein Prozent, für Februar erwartet der Konzern ein leicht höheres Ergebnis. In Stockholm fiel die Aktie von SAS im Vormittagshandel um 3,17 Prozent.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleis…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 12:40:04
      Beitrag Nr. 1.541 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.140 von Maraho am 05.03.09 06:17:12Passend hierzu:

      Rekord an Zwangsvollstreckungen
      US-Immobilienkrise verschärft sich

      Immer mehr Hausbesitzer in den USA können ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Millionen von Amerikanern haben höhere Schulden auf ihr Haus als dieses noch wert ist. Auch in Bundesstaaten, die bisher noch verschont geblieben sind, häufen sich jetzt die Zwangsvollstreckungen. Das ist fatal: Solange die Immobilienkrise anhält, wird Amerika nicht aus der Rezession herauskommen.

      HB WASHINGTON. Die Finanzkrise hat ihren Urspung auf dem US-Immobilienmarkt. Solange sich dieser nicht wieder stabilisiert, wird es nach Ansicht von Experten auch keine generelle Erholung geben. Auch Präsident Obama hat bereits mehrfach betont, dass ein Erfolg im Kampf gegen die Rezession davon abhängen werde, wie es gelinge, die Immobilienkrise in den Griff zu bekommen. Danach sieht es momentan nicht aus.

      Die Zahl der amerikanischen Hausbesitzer, die ihren Hypothekenzahlungen nicht mehr nachkommen können, hat eine neue Rekordhöhe erreicht. 3,3 Prozent aller Hausbesitzer, die eine Hypothek abzahlen müssen, befanden sich nach Angaben des US-Verbands der Hypothekenbanken (MBA) in Washington im Dezember 2008 im Prozess der Zwangsvollstreckung. Das bedeute eine Steigerung von 128 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2007 und eine Rekordzahl seit der Einführung der MBA-Statistik 1972.

      Die Preise der US-Immobilien waren den Angaben zufolge im vergangenen Jahr um durchschnittlich 20 Prozent gefallen. Etwa acht Mio. Hausbesitzer in den USA haben demnach höhere Schulden auf ihr Haus als es derzeit noch Wert hat. Wenn die Häuserpreise weitere fünf Prozent nachgeben, droht zusätzlich 2,2 Millionen Hausbesitzer dasselbe Schicksal. Damit wäre ein Viertel aller amerikanischen Hypothekenschuldner in der Situation, dass die Höhe ihres Darlehens den Wert des damit gekauften Wohneigentums übersteigt.

      Während bisher vor allem die Bundesstaaten Kalifornien, Florida, Nevada, Arizona and Michigan von der Immobilienkrise betroffen gewesen seien, gebe es nun auch zunehmend mehr Zwangsvollstreckungen in den Staaten Louisiana, New York, Georgia, Texas and Mississippi.

      "Wenn überhaupt gibt es wenige Anzeichen für eine Trendwende in den Daten", sagte S&P-Experte David Blitzer. "Der größte Teil der Nation steckt in einem Abwärtssog."

      Nach Einschätzung von Volkswirten wird sich der Immobilienmarkt wird sich nicht vor 2011 erholen. Bei den Hauspreisen sei in diesem Jahr ein weiterer Rückgang um zehn Prozent zu erwarten, sagte eine Mehrheit unter 25 Experten, die von Reuters befragt wurden. Im kommenden Jahr setze sich diese Entwicklung voraussichtlich noch einmal fort, so dass der Preisverfall insgesamt 35 Prozent erreichen werde. Zehn Experten rechnen dagegen mit einer Stabilisierung der Preise in den nächsten sechs bis zwölf Monaten.

      "In der Mitte dieses Jahrzehnts wurden in den USA zu viele Häuser zu teuer gebaut", sagte David Wyss, Chef-Volkswirt bei der Ratingagentur Standard & Poor's. "Die einzige Kur dagegen ist, nicht mehr zu bauen."

      Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch ein Programm in Höhe von 75 Mrd. Dollar (60 Mrd. Euro) aufgelegt, das Hausbesitzern helfen soll, die von einer Zwangsvollstreckung bedroht sind. Das Programm soll US-Bürgern eine Neu-Finanzierung ihrer Hypothek ermöglichen, bei der sie niedrigere monatliche Zinsleistungen zu bezahlen haben.

      Dazu sollen die Banken Anreize erhalten, um die Kreditbedingungen zu ändern und die Zinsen auf bis zu zwei Prozent zu senken. Hausbesitzern, deren Eigenheim besonders stark an Wert eingebüßt hat, kommt der Plan allerdings nicht zu Hilfe. Washington sieht eine Hürde von 5 Prozent vor. Eigentümer, deren Hypothekenschuld den Häuserwert stärker übersteigt, werden voraussichtlich nicht auf die staatliche Hilfe bei der Umschuldung zählen können.

      Der größte Teil des geplanten Hilfspakets für den Hypothekenmarkt soll an die staatlichen Hypothekenbanken Freddie Mac und Fannie Mae gehen, damit diese die Vergabe neuer Hypotheken fördern. Obama befürwortet zudem eine Neuregelung des Insolvenzrechts: Gerichte sollen ermächtigt werden, Hypotheken für selbst genutzte Eigenheime auf eine Höhe zu reduzieren, die die realen Marktpreise der Immobilie widerspiegeln.

      "Keine der Maßnahmen reicht aus, um den Leuten zu helfen, deren Häuser unter dem Strich einfach keinen finanziellen Wert mehr für sie haben", sagt Sam Khater, Volkswirt des Marktbeobachters First American.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/us-immobil…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 12:43:12
      Beitrag Nr. 1.542 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.177 von Maraho am 05.03.09 14:53:36.... und die Reisebranche ....

      06.03.2009 12:15:52
      TUI Deutschland will Kurzarbeit einführen

      HANNOVER (dpa-AFX) - Der größte deutsche Reiseveranstalter TUI will angesichts von Buchungsrückgängen Kurzarbeit einführen. Die Unternehmensführung habe den Betriebsrat zu Verhandlungen über die Einführung von Kurzarbeit aufgefordert, bestätigte ein Sprecher am Freitag in Hannover. Über konkrete Ausgestaltung und Ausmaß könne noch nichts gesagt werden. Die Geschäftsführung begründete das Vorhaben mit notwendigen Kostensenkungen und der gleichzeitigen Sicherung von Arbeitsplätzen. Bei TUI Deutschland waren die Buchungen für die wichtige Sommersaison um elf Prozent eingebrochen. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.700 Mitarbeiter./ta/DP/gr

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 12:49:47
      Beitrag Nr. 1.543 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.363 von Maraho am 04.03.09 20:11:38Etwas über Hedge-Fonds und das fehlende Vertrauen...

      Vertrauensverlust
      Commerzbank stößt Dach-Hedge-Fonds ab
      von James Mackintosh (London)

      Wegen des Madoff-Skandals und enttäuschender Renditen sind Hedge-Fonds mit einer Vertrauenskrise konfrontiert. Einige Banken ziehen sich zurück. Jüngster Fall ist die Commerzbank, die einen Dachfonds zum Verkauf stellt.


      Die Commerzbank hat eine Hedge-Fonds-Enheit zum Verkauf gestellt. Nach Informationen der Financial Times stößt das Frankfurter Kreditinstitut seine Sparte Comas ab. Der Dach-Hedge-Fonds verwaltet 900 Mio. $ Vermögen, 300 Mio. $ davon entfallen auf die Commerzbank selbst. Es würden bereits Gespräche mit mehreren Interessenten geführt, der Kaufpreis könne im zweistelligen Millionenbereich liegen.

      Die gesamte Hedge-Fonds-Industrie ist mit einem Vertrauensverlust konfrontiert: Viele Anleger ziehen aus Enttäuschung über schlechte Renditen ihr Kapital ab. Zudem steht die gesamte Branche seit dem Skandal um den Milliardenbetrüger Bernard Madoff unter verschärfter Beobachtung.

      Comas schlug sich in der Krise besser als der Durchschnitt: Im vergangenen Jahr verlor der Hauptfonds 13 Prozent. Zum Vergleich: Die Branche insgesamt büßte 2008 laut dem Datendienstleister Hedge Fund Research rund 21 Prozent ein. Comas nehme seit Oktober kein neues Kapital an, sagte ein Investor.

      Massensterben der Hedge-Fonds befürchtet

      Zahlreiche Banken ziehen sich vor diesem Hintergrund zurück: Die Deutsche Bank schließt ihre Einheit Topiary, das spanische Kreditinstitut BBVA sein Altitude-Joint-Venture und das Schweizer Geldhaus Reichmuth & Co seine Madoff-geschädigten Hegde-Fonds.

      Max Gottschalk, Vorstand der Vermögensverwaltung Gottex Fund Management, erwartet ein Massensterben der Hedge-Fonds: "Von den 50 Top-Fonds werden einige zum Jahresende geschlossen sein", sagte Gottschalk der Financial Times. Auch Dachfonds, die wiederum in verschiedene Hedge-Fonds investieren, sind davon betroffen. Patrick Fenal, Vorstandschef des Schweizer Geldhauses Unigestion, bekommt laut eigener Auskunft jede Woche neue Dachfonds zum Kauf angeboten. Die meisten seien aber nur von geringem strategischen Interesse, sagte Fenal.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Vertra…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 12:56:17
      Beitrag Nr. 1.544 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.711.694 von Maraho am 06.03.09 06:23:2212.00 Uhr: Der Dax verliert weitere 1,3 Prozent auf 3646 Zähler, nachdem er am Vortag über fünf Prozent eingebrochen war. Der Kursverfall hat sich 2009 beschleunigt: Seit Jahresbeginn hat der Index bereits ein Viertel seines Werts eingebüßt. Um 14.30 Uhr werden die US-Arbeitsmarktdaten für den Monat Februar gemeldet: Beobachter gehen davon aus, dass rund 650.000 Jobs gestrichen worden sind. Sollten die Zahlen noch schlechter ausfallen, könnte der Dax in Kürze die Marke von 3600 Zählern testen, meinte ein Börsianer. Ein anderer sprach von der "Ruhe vor dem Sturm".

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 13:02:36
      Beitrag Nr. 1.545 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.714.510 von Maraho am 06.03.09 12:49:47In Anlehnung. Ein Interview zu dieser Anlageform....

      Bankanleihen

      "Investoren haben sich verkalkuliert"
      Von Lutz Reiche

      Ob Genussschein, stille Einlage oder Hybridanleihe - Banken haben sich mit Nachrangkapital vollgesogen. Pensionskassen, Versicherer und Privatinvestoren gaben ihr Geld gern. Erste Institute zahlen jetzt keine Zinsen mehr, andere Banken wollen über Bilanzkosmetik Investoren trotzdem bedienen. Berlin interveniert - zu Recht, sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke im Interview.

      mm.de: Herr Gerke, der Markt für sogenanntes Nachrangkapital, mit dem sich auch deutsche Banken in den vergangenen Jahren eingedeckt haben, gerät zusehends in schwieriges Fahrwasser. Was macht nachrangiges Kapital für Banken eigentlich so attraktiv?

      Gerke: Banken müssen mit Eigenkapital die Risiken ihres Geschäftsbetriebs unterlegen. Das Geschäftsvolumen einer Bank hängt also in erheblichem Maße von ihrer Ausstattung mit haftendem Eigenkapital ab. Nachrangig haftendes Kapital wird dem Eigenkapital zugerechnet - zwar nicht dem qualitativ als höherwertig geltenden Kernkapital. Es vergrößert aber den Spielraum der Banken, zusätzliche Kredite zu vergeben und ist im Insolvenzfall eben nachrangig an die Gläubiger zurückzuzahlen.

      mm.de: Was erkennt die Finanzaufsicht als Nachrangkapital an?

      Gerke: Das sind unter bestimmten Voraussetzungen Genussscheine, stille Beteiligungen an Banken oder auch Hybridanleihen. Letztere stellen eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital da.

      mm.de: Worin liegt der Charme dieser Papiere für Investoren?

      Gerke: Der Charme der Papiere liegt in der Regel in ihrer etwas höheren Verzinsung, da die Investoren im Insolvenzfall ja mithaften. Nicht zuletzt weil sich die emittierenden Institute stets über jeden Zweifel erhaben zeigten, gingen die Investoren in der Vergangenheit davon aus, dass dieser Fall nie eintreten wird. In Zeiten der Finanzkrise relativiert sich das Bild.
      Jetzt müssen die Anleger unter Umständen zur Kenntnis nehmen, dass die Banken die Ausschüttungen auf Genussscheine oder Hybridanleihen streichen, wenn das Institut Verluste macht. Hier hat sich so mancher Investor verkalkuliert.

      mm.de: Wer vor allem ist in diesen Papieren investiert?

      Gerke: Die Papiere wurden sehr breit gekauft, auch von Privatanlegern, die zum Beispiel bei der Commerzbank zugegriffen haben. Überwiegend aber haben große Investoren wie Pensionsfonds, Pensionskassen und zum Teil auch Versicherer diese Papiere gekauft - also Institutionen, die für die betriebliche und private Altersvorsorge in Deutschland stehen. Wenn Banken ihre Ausschüttungen streichen, kann es indes besonders hart Stiftungen treffen. In der Mehrzahl der Fälle dürfen sie laut Satzung ihr Stiftungsvermögen nicht angreifen. Sie können zur Finanzierung ihrer laufenden Geschäfte lediglich auf Ausschüttungen zurückgreifen. Bleiben die aus, kann eine Stiftung in Schwierigkeiten geraten.

      mm.de: Nach der Dresdner Bank hat jetzt auch die Hypo-Real-Estate-Tochter Depfa Zinsen für eine Nachranganleihe gestrichen. Ist das so ohne Weiteres möglich? Unter welcher Voraussetzung lassen sich Ausschüttungen an nachrangige Gläubiger aussetzen?

      Gerke: Die Ausschüttungen werden ausgesetzt, wenn ein Kreditinstitut Verluste macht. Dann ist es nicht nur möglich, sondern meiner Meinung nach betriebswirtschaftlich auch notwendig, auf Zinszahlungen und andere Ausschüttungen zu verzichten.

      mm.de: Verluste machen auch die HSH Nordbank, die LBBW und die Commerzbank - jedenfalls nach IFRS-Bilanzregeln. Dennoch sollen Genussscheininhaber und Zeichner von stillen Einlagen Geld bekommen. Der Plan: Man erstelle einen Einzelabschluss nach Handelsgesetzbuch, löse stille Reserven auf, schafft so einen Jahresgewinn und damit die Voraussetzung für Ausschüttungen in dreistelliger Millionenhöhe. Ist das überhaupt zulässig?

      Gerke: Formal mag das korrekt sein, ich halte das Vorgehen aber für grenzwertig. Denn ganz offensichtlich wird die wirtschaftliche Lage der Kreditinstitute durch die Ausweise nach HGB falsch wiedergegeben. Andernfalls würden sie ja nicht den staatlichen Rettungsschirm in Anspruch nehmen. Das heißt, ökonomisch betrachtet machen diese Banken extrem hohe Verluste, sind auf Hilfe des Staats angewiesen und dürften deshalb die nachrangigen Titel mit Ausschüttungen nicht bedienen.

      mm.de: Das Bundesfinanzministerium scheint diesen Weg einzuschlagen und will Banken, die Verluste schreiben und zugleich die Hand beim Steuerzahler aufhalten, die Ausschüttung verbieten. Sie würden das Vorgehen der Regierung also begrüßen?

      Gerke: Das Bundesfinanzministerium will jetzt die Eingriffsrechte der Finanzaufsicht stärken, um solche Ausschüttungen zu verhindern. Ich unterstütze dieses Vorhaben voll und ganz. Erst recht in Krisenzeiten müssen wir darauf achten, dass die Banken ihr Geld zusammenhalten.

      mm.de: Die Institute argumentieren, wenn die Ausschüttungen unterbleiben, laufen sie Gefahr, dass Investoren Geld in Milliardenhöhe abziehen. Trägt das Argument?

      Gerke: Die Gefahr besteht sicherlich. Es ist aber nun einmal die besondere Eigenschaft von nachrangigem Kapital, dass es nicht immer mit einer Zinszahlung bedient werden kann. Wir dürfen es einfach nicht gutheißen, dass auf diesem Wege staatliche Hilfen an private und institutionelle Investoren weitergereicht werden.

      mm.de: Die Sache ist pikant. Schließlich ist der Bund selbst mit stillen Einlagen von 16,2 Milliarden Euro über den Bankenrettungsfonds Soffin an der Commerzbank beteiligt. Dann müsste ja auch er auf die Ausschüttung verzichten, oder?

      Gerke: Diese Frage ist wirklich pikant. Der Bund ist zwar als Retter der Banken in höchster Not aufgetreten. Dennoch wäre rein formal gesehen sein investiertes Kapital genauso nachrangig einzustufen wie das eines Privatinvestoren. Wir sollten davon ausgehen, dass der Bund bei Vertragsabschluss aufgepasst hat.

      mm.de: Sollte der Bund im Fall der Commerzbank dann auf 1,5 Milliarden Euro jährliche Vergütung auf seine stille Einlage verzichten?

      Gerke: Der Bund darf auf keinen Fall darauf verzichten, dass er an den Sanierungserfolgen einer Bank beteiligt wird. Auf der anderen Seite ist es problematisch gegenüber anderen nachrangigen Gläubigern, wenn der Bund sich hier Sonderrechte herausnimmt. Mein Eindruck ist, dass der Bund dieses Problem zu dem Zeitpunkt, als er kurzfristig als Helfer einspringen musste, noch nicht genügend durchleuchtet hatte.

      mm.de: Im Fall der BayernLB genehmigte die EU-Kommission milliardenschwere Eigenkapitalhilfen durch den Freistaat, machte aber zur Voraussetzung, dass die Bank auf HGB-Bilanzkunstgriffe verzichtet. Genussscheininhaber und andere Hybridkapitalgeber der Bank werden damit leer ausgehen. Wird das der künftige Maßstab sein, wird die EU künftig womöglich europaweit intervenieren, wenn staatlich gestützte Banken trotzdem Ausschüttungen vornehmen?

      Gerke: Es wäre zu begrüßen, wenn sich diese Praxis auf ganz Europa ausweiten würde. Leider aber intervenierte die EU schon bei der Sanierung der Landesbanken nicht ausreichend. Sie hätte darauf bestehen müssen, dass sich das deutsche Landesbankensystem in dieser Krise selbst sanieren muss. Stattdessen dümpelt jede Landesbank mit riesigen Staatshilfen vor sich hin.

      mm.de: Sollten Bund und EU in dieser Frage an einem Strang ziehen, Ausschüttungen maroder Banken also verbieten, hat dann nachrangiges Kapital als Refinanzierungsquelle für Banken überhaupt noch eine Zukunft?

      Gerke: Das Vertrauen der Anleger ist lädiert. Wir müssen daher davon ausgehen, dass es Kreditinstituten in der gegenwärtigen Lage ohnehin schwerfallen wird, sich über nachrangige Anleihen oder Hybridanleihen zusätzliches Kapital zu besorgen. Bleiben die Ausschüttungen aus, wird das Vertrauen noch mehr leiden. An dieser Entwicklung sind die Banken aber selbst schuld.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,611616,00.…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 13:09:05
      Beitrag Nr. 1.546 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.136 von Maraho am 05.03.09 06:11:50Wieder einmal etwas zu Opel...

      GM soll Opel-Patente dem US-Finanzministerium verpfändet haben
      Florian Rötzer

      GM geht der Insolvenz entgegen und fordert erneut Milliardenunterstützung, auch von Regierungen im Ausland.

      Um ein tragfähiges Sanierungskonzept für Opel wird weiter verhandelt. Umstritten ist weiterhin, ob es ein solches überhaupt geben kann. Eine der Fragen ist, wer eigentlich die Patente von Opel besitzt. Nach Informationen, die die Bild-Zeitung aus Regierungskreisen erhalten haben will, habe GM die Patente bereits dem US-Finanzministerium verpfändet, um dafür Staatshilfen zu erhalten. Andere gehen davon aus, dass die Patente weiterhin bei der Gesellschaft GM GTO liegen, an die sie GM vor einigen Jahren abgetreten hat, Ohne die Patente für die technischen Entwicklungen, die in Deutschland geleistet wurden, schaut es düster für einen europäischen Opel-Konzern aus. Das der Bundesregierung vorgelegte Konzept sei völlig unzureichend. Und nicht einmal die Gebäude gehören Opel.

      Dazu kommt, dass GM immer schneller der Insolvenz entgegen zu steuern scheint. Das kann freilich auch ein Mittel sein, um GM schneller die geforderten Geldmittel oder Zugeständnisse der Investoren zu erpressen. Im Jahresbericht wies der Konzern selbst darauf hin, dass die Wirtschaftsprüfer von Deloitte & Touche erhebliche Zweifel geäußert hätten, ob GM überhaupt noch überlebensfähig sein könne.

      Innerhalb eines Monats, so heißt es nun von GM, wäre der Konzern zahlungsunfähig, wenn nicht schnell Staatsgelder kommen. Bislang hat der Staat bereits 15 Milliarden in den maroden Autobauer gesteckt. Über 16 Milliarden an Krediten fordert der Konzern von der US-Regierung und erwartet allein 6 Milliarden von Regierungen im Ausland. Um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, wären über die geforderten Kredite hinaus mehrere Milliarden an Bargeld vom Staat erforderlich.

      Ein interessantes Detail tauchte nebenbei auf. GM-Chef Rick Wagoner hatte sich noch letztes Jahr 15 Millionen Dollar zukommen lassen, obgleich der Konzern allein in diesem Jahr über 30 Milliarden verloren hatte. Allerdings bestand die Vergütung vorwiegend aus Aktien, die seitdem tief gefallen sind.

      Ob weitere Staatsgelder in GM zur Rettung fließen oder der Konzern ein Insolvenzverfahren eröffnet, dürfze für viele Arbeitnehmer in den USA und anderswo egal sein. Auch wenn der Sanierungsplan akzeptiert wird, werden nach Angaben von GM mindestens 47.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, davon 26.000 im Ausland. Heute findet ein Treffen der Bundesregierung mit GM-Vertretern in Berlin statt. Wie viele Arbeitsplätze es kosten würde, wenn Opel tatsächlich von Deutschland und andere EU-Staaten mit Steuergeldern gestützt werden sollte, ist weiterhin ebenso vage wie das Sanierungskonzept. Opel jedenfalls dementierte, dass über 7000 Stellen alleine in Deutschland gestrichen würden. Es seien europaweit nur 3.500. Glauben dürfte das niemand.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/134105
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 13:13:07
      Beitrag Nr. 1.547 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.711.670 von Maraho am 06.03.09 05:42:11Ein Kommentar zu Funke`s Forderung...

      Millionen für Milliardenverluste?
      Florian Rötzer

      Für weitere Verärgerung sorgt gerade der wegen der enormen Verluste der Hypo Real Estate im Oktober 2008 zurückgetretene und im Dezember fristlos gekündigte ehemalige Chef Georg Funke

      Obgleich die angeblich "systemische" Bank bislang mit über 100 Milliarden Euro vorwiegend aus Staatshand "gerettet" werden musste und ein Ende noch nicht abzusehen ist, verklagt nun Funke die Bank auf die angeblich ausstehenden Gehaltszahlungen bis 2013 von 3,5 Millionen Euro. Überdies meldet der erfolgreiche Banker seine Ansprüche auf die jährlichen Pensionszahlungen von 560.000 Euro an. Das Landgericht München hat nach Angaben der Bild-Zeitung den Eingang der Klage bestätigt.

      Schon letzte Woche hatte Funke auf Einhaltung seines bis 2013 laufenden Vertrags mit der HRE geklagt und eine Gehaltsnachzahlung für Dezember und Januar von 150.000 Euro gefordert. Die Hypo Real Estate teilte zu den Klagen Funkes heute mit:

      "Die Kündigung des Arbeitsverhältnisses erfolgte bereits im Dezember 2008 aus wichtigem Grund auf Basis von Untersuchungen und einem unabhängigen Rechtsgutachten. Der Aufsichtsrat hält an seiner Rechtsauffassung fest und sieht dem Ergebnis auch der weiteren gerichtlichen Prüfung entgegen. Aufsichtsrat und Vorstand arbeiten mit höchster Priorität an einer lückenlosen Aufarbeitung der Vergangenheit".

      Sollte Funke Recht bekommen, wird nicht nur die Regierung Probleme bekommen, da sie ohne vorherige Klärung der Bank Steuergelder hat zukommen lassen, die dann auch Funke zugute kommen, unter dessen Regie die Bank durch Zockereien mit faulen Papieren die riesigen Verluste eingefahren hat. Von einer Verantwortung der Manager für das von ihnen angeblich eingegangene Risiko, womit die Einkommen oft gerechtfertigt werden, kann dann auch keine Rede sein. Funke würde sein Einkommen ganz unabhängig von seiner Leistung wie ein Beamter beziehen. Und allen, die im Laufe der durch die Finanzkrise eingeleiteten Rezession entlassen wurden/werden und auf Hartz IV-Bezüge zurückfallen, dürften Millionenzahlungen und Pensionsansprüche von mehr als einer halben Million schon gar nicht mehr vermittelbar sein.

      Die Forderungen von Funke – selbst wenn sie formal berechtigt wären – bestätigen angesichts des auch von ihm zu verantwortenden Scherbenhaufens eben die Gier und Schamlosigkeit, die den Bankern in letzter Zeit häufig vorgeworfen werden. Das ist ganz unabhängig davon, ob eine "pflichtwidrige Vernichtung von Kapital eine Straftat" vorliegt, wie der niedersächsische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende.Christian Wulff zum Fall Funke sagte und für Schadensersatzforderungen auch den Zugriff auf das Privatvermögen der Bankvorstände verlangte. Der Anwalt von Funke warf Wulff Populismus vor und meinte schließlich auch noch, dass die Bankvorstände doch eher "Opfer der internationalen Finanzkrise" seien, als deren Verursacher.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29864/1.html …
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 13:21:05
      Beitrag Nr. 1.548 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.708.345 von Maraho am 05.03.09 18:27:02Kein rein amerikanisches Problem mehr!
      Zum Abschluß für jetzt noch dies aus dem...


      BUNDESTAG
      Steinbrück warnt vor weiteren Schockwellen auf dem Finanzmarkt

      Er zeichnet ein düsteres Bild: Finanzminister Steinbrück hat im Bundestag die Lage auf den Finanzmärkten als äußerst prekär bezeichnet. Gleichzeitig warb er für mögliche Enteignungen von Banken. Dieser Schritt sei für die Regierung aber nur die letzte aller Möglichkeiten.

      Berlin - Es ist eine ordnungspolitisch heikle Frage: Soll der Staat direkt in Banken und Unternehmen einsteigen, um sie zu retten, oder nicht? Heute debattiert der Bundestag über das umstrittene Rettungsübernahmegesetz - eine Initiative, die nach Ansicht von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) zwingend notwendig ist, um die Folgen der Finanzkrise abzumildern.

      "Die schlechten Nachrichten (...) reißen nicht ab", warnte Steinbrück am Freitag im Bundestag. Die Schockwellen von den Märkten hätten an Intensität und Gefährlichkeit nichts verloren, betonte er zum Auftakt der Beratungen über die umstrittenen Gesetzespläne zur Verstaatlichung von Banken.

      Er warb um Verständnis und Zustimmung für mögliche Verstaatlichungen stark angeschlagener systemrelevanter Unternehmen. Ein solcher Schritt müsse als "Ultima Ratio" möglich sein, sagte Steinbrück.

      Ein Beschluss über das auf den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) zugeschnittene Rettungsübernahmegesetz soll am 20. März fallen. Der Bundesrat will sich Anfang April mit dem Gesetz befassen.

      Steinbrück betonte, dass angesichts von 87 Milliarden Euro an öffentlichen Garantien für die HRE irgendwann der Zeitpunkt gekommen sei, dass eine Kontrollmehrheit zwingend erforderlich sei. Der Bund müsse aufpassen, dass am Ende nicht der Steuerzahler enteignet werde.

      Die für die Märkte wichtige HRE müsse restrukturiert werden. Eine Mehrheit des Bundes von 75 Prozent und einer Aktie reiche aber definitiv nicht aus. Der Anteil müsse höher sein, damit die HRE die günstigen Bedingungen des Bundes bei der Kreditbeschaffung nutzen könne. Auch sei dies erforderlich bei der Eigenkapitalunterlegung.

      Steinbrück kündigte an: "Es wird es zu dem Versuch kommen, auf der Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung und einen Kapitalschnitt vorzunehmen." Wenn aber die notwendigen Beschlüsse auf der Aktionärsversammlung nicht gefasst würden und nicht rechtzeitig eingetragen werden könnten, "ist es nicht ausgeschlossen, dass von der Enteignungsoption Gebrauch gemacht wird".

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,611681,…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 13:22:15
      Beitrag Nr. 1.549 ()
      Hallo Maraho, hallo Gemeinde,

      Zinssenkung gestern. Tolle Sache für die Banken, keine so tolle Angelegenheit bisher für Darlehnsnehmer. Zinsen wurden nur marginal weitergegeben.

      Wollen ja nicht überall schwarz sehen, aber der Markt will im Bund-Future nach oben. Aktuell wurden die 126,50 bereits am vormittag geknackt. Jetzt ist da viel Musike drin.

      Sehe das jetzt mal nur technisch, fundamental gibt es genug Gründe.

      http://www.chartbuero.de/bundfuture.htm

      Somit sollte es von der Darlehnszinsseite etwas Entspannung geben.
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 14:34:29
      Beitrag Nr. 1.550 ()
      06.03.2009 14:27
      Wells Fargo mit massiver Dividendenkürzung
      San Francisco (BoerseGo.de) - Die US-Großbank Wells Fargo&Co. (News) hat ihre Quartalsdividende von 34 Cents auf 5 Cents je Aktie kräftig gesenkt. Ziel der Kürzung ist die Schaffung eines Liquiditätspolsters. So ergeben sich daraus Einsparungen von 5 Milliarden Dollar. Damit verschafft sich die Bank eine Hilfe zur Rückzahlung gewährter Finanzspritzen der Regierung.

      Wie Wells Fargo am Freitag weiter mitteilte, liegt die Integration von Wachovia im Plan. Die dafür anlaufenden Kosten fallen voraussichtlich geringer als erwartet aus.

      Wells Fargo verteuern sich vorbörslich um 3,94% auf 8,44 Dollar

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)


      06.03.2009 14:33
      Eilmeldung - US-Jobverluste wie erwartet, Arbeitslosenrate stark gestiegen
      In den USA wurden im Februar 651.000 Stellen abgebaut. Der von Bloomberg erhobene Konsens liegt bei einem Abbau von rund 650.000 Stellen. Die Arbeitslosenrate ist von 7,6 Prozent auf 8,1 Prozent gestiegen. Hier sehen die Prognosen einen Anstieg auf eine Rate von 7,9 Prozent vor.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 14:55:05
      Beitrag Nr. 1.551 ()
      Der Anstieg der Arbeitslosigkeit entspricht annualisiert immerhin 7,8 Millionen, wenn sich der Anstieg linear fortsetzen würde.
      In den letzten Monaten hat er sich ständig beschleunigt.
      Und der Februar ist ja bekanntermaßen der der Kürzeste im Jahr.

      Ende 2009 dürften die meisten Arbeitslosenkassen in den Bundesstaaten am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehen, beziehungsweise die Bundesstaaten müssen prozyklisch die Steuern massiv erhöhen.
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 17:48:06
      Beitrag Nr. 1.552 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.715.795 von Triakel am 06.03.09 14:55:05Guten Abend Triakel,

      Ende 2009 dürften die meisten Arbeitslosenkassen in den Bundesstaaten am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehen, beziehungsweise die Bundesstaaten müssen prozyklisch die Steuern massiv erhöhen.

      nicht nur dafür werden Steuern erhöht werden müssen, sondern auch für die Sozialprogramme Medicare, Medicaid und Social Security, dies allerdings in der Zukunft.

      Siehe dazu:
      http://www.welt.de/politik/article3288086/Experten-warnen-Ob…
      #1318 von Maraho am 27.02.09 um 19:02:39 auf Seite 132

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 17:57:06
      Beitrag Nr. 1.553 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.715.583 von kiska am 06.03.09 14:34:29Guten Abend kiska,
      dies schreibt das "Handelsblatt" zu den US-Arbeitslosenzahlen...

      Arbeitsmarkt
      US-Jobmarkt erreicht „Stadium der Panik“

      Die Arbeitslosigkeit in den USA ist auf den höchsten Stand seit mehr als 25 Jahren gestiegen. Die Quote erreichte 8,1 Prozent und ist damit so hoch wie seit Ende 1983 nicht mehr, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Experten sehen den Arbeitsmarkt schon in einem Stadium der Panik. Anleger reagierten dagegen positiv auf die Daten: Die Kurse an den Aktienmärkten zogen an.


      HB WASHINGTON. Im Vormonat hatte die Quote in der größten Volkswirtschaft der Welt noch bei 7,6 Prozent gelegen. Volkswirte hatten im Schnitt für Februar mit einer Quote von 7,9 Prozent gerechnet. Allein im Februar strichen die Unternehmen 651 000 Stellen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 648 000 erwartet.

      Seit Beginn der Rezession fielen 4,4 Mio. Arbeitsplätze weg, mehr als die Hälfte davon allein in den vergangenen vier Monaten. Im Februar wurden in den meisten Bereichen Arbeitsplätze gestrichen; lediglich bei Behörden, im Bildungswesen und im Gesundheitssektor wurden neue Stellen geschaffen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist entscheidend für die Konsumausgaben, die wiederum rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA ausmachen.

      Es gebe nichts positives, was man aus diesen Daten herauslesen könne, sagte Präsidentenberaterin Christina Romer dem Sender CNBC. „Es ist schrecklich“, beschrieb sie die Situation. „Wir sind fast schon in einem Stadium der Panik“, sagte der Wirtschaftsexperte Ethan Harris von dem Finanzinstitut Barclays Capital der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Viele Unternehmen passten jetzt ihre Mitarbeiterzahl der tiefen Rezession an. „Es gibt keinen Hinweis, dass der Tiefpunkt bereits erreicht wurde“, sagte die Wirtschaftsexpertin Ellen Zentner (Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ) in New York.

      Die Märkte reagierten dagegen positiv auf die US-Daten. Der Dax stieg in der Spitze um 1,6 Prozent auf 3753 Punkte, bröckelte dann aber wieder leicht ab. Der S&P-Future zog ebenfalls leicht an und signalisierte damit eine leichte Erholung an der Wall Street. "Die Angst war groß, dass die Daten viel schlechter als die Prognose ausfallen. Es wurde ein Abbau von 750 000 bis 800 000 Stellen befürchtet. Es ist aber keine Wende zum Besseren zu sehen", sagte Aktienstratege Giuseppe Amato von Lang & Schwarz. Der Euro weitete seine Gewinne aus und stieg über 1,27 Dollar von 1,2670 Dollar vor den Daten.

      Der starke Rückgang der Beschäftigtenzahl in den USA im Februar wird sich nach Einschätzung der Commerzbank in den nächsten Monaten fortsetzen. „Die Zahlen im Februar sind extrem schlecht ausgefallen, auch wenn der Markt offensichtlich noch Schlimmeres erwartet hat“, sagte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. „Die Arbeitslosigkeit wird mindestens bis zum Jahresende ansteigen.“ Eine Stabilisierung sei erst zu erwarten falls die US-Wirtschaft im kommenden Jahr wieder zum Trendwachstum zurückkehre. Die Konjunkturprogramme dürften ab dem zweiten Halbjahr 2009 zu einer Stabilisierung der Wirtschaftsleistung führen. Die Arbeitslosigkeit sei ein nachlaufender Indikator, der erst mit Verzögerung auf die Konjunktur reagiere.

      Der amerikanische Arbeitsmarkt ist laut der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nach wie vor in einer sehr schwachen Verfassung. „Der Arbeitsmarkt ist in einer außergewöhnlich schwachen Phase, die auch in den kommenden Monaten anhalten dürfte“, heißt es in einer Studie. Zeichen für eine Wende zum Besseren gebe es nicht. Damit bleibe das Umfeld für den US-Konsum extrem schwierig.

      Die schlechten Nachrichten vom Arbeitsmarkt verdüstern die Aussichten für die US-Wirtschaft, weil viele Haushalte nun gezwungen sind, ihre Ausgaben einzuschränken. Der private Konsum macht aber etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA aus. Die US-Notenbank malte zuletzt ein düsteres Bild für die Konjunktur. Die Geschäftswelt erwarte nicht, dass sich die trüben Aussichten vor Ende des Jahres oder Anfang 2010 wieder aufhellten, schrieb die Federal Reserve in ihrem Konjunkturbericht „Beige Book“. Fed-Banker Richard Fisher schließt zudem nicht mehr aus, dass die im Dezember 2007 begonnene Rezession zwei Jahre dauern könnte.

      http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/u…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 18:06:08
      Beitrag Nr. 1.554 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.714.706 von Maraho am 06.03.09 13:09:05In Anlehnung. Dieser Artikel beschreibt die Situation bei den Autoteile - Zulieferern. Da der Text den Rahmen sprengen würde, erst die Einführung und dann....


      Krise in der Autobranche
      Zulieferer gehen massenhaft pleite
      von Corinna Kreiler

      Eine Insolvenz jagt die nächste: Die Krise in der Autoindustrie trifft die Zulieferer mit voller Wucht – immer mehr gesunde Betriebe werden zahlungsunfähig. Und das Schlimmste ist noch lange nicht vorüber. FTD.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.


      Stoßstangen, Bremsbeläge oder Cabriodächer – noch vor kurzem bescherten derartige Produkte den Zulieferern der Autoindustrie ein gutes Auskommen. Das ist vorbei: Mit der Wirtschaftskrise sind auch die Autoverkäufe dramatisch eingebrochen – und die Zulieferer bleiben auf ihren Teilen sitzen. Mit dramatischen Folgen: Immer mehr Unternehmen müssen aufgeben. Allein in den vergangenen drei Monaten meldeten weltweit 23 Zulieferbetriebe aus Deutschland oder mit Werken in Deutschland Insolvenz an. Allein davon betroffen sind hierzulande fast 40.000 Mitarbeiter.

      Zuletzt gab der Kunstoffhersteller Plastal seine Pleite bekannt. Das schwedische Unternehmen ist einer der größten Zulieferer der europäischen Autoindustrie. Von den rund 7000 Beschäftigten des Konzerns müssen in Deutschland rund 2000 um ihre Jobs bangen – darunter die Angestellten der deutschen Tochter im bayerischen Weißenburg, wo bereits seit 1944 Plastikteile produziert werden und die am Freitag ebenfalls einen Insolvenzantrag stellte. Plastal ist jedoch nur ein Unternehmen von vielen, die in den vergangenen Wochen aufgeben mussten.

      Wer sonst noch betroffen ist und was noch auf Betriebe und Beschäftigte zukommt - FTD.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

      .... bei Interesse einfach anklicken: http://www.ftd.de/unternehmen/:Krise-in-der-Autobranche-Zu…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 18:12:28
      Beitrag Nr. 1.555 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.717.980 von Maraho am 06.03.09 18:06:08Da es ganz gut dazu passt:

      Insolvenzen
      Wirtschaftskrise dreht Trend

      Erstmals seit Einführung des neuen Insolvenzrechts vor fast einem Jahrzehnt sind 2008 weniger Unternehmen und Privatleute zahlungsunfähig geworden als im jeweiligen Vorjahr. Doch seit dem Jahreswechsel hat die Wirtschaftskrise den Trend umgekehrt. Experten rechnen für 2009 mit so vielen Verbraucherinsolvenzen wie nie zuvor.


      Wiesbaden - Deutschlands Amtsgerichte haben im vergangenen Jahr 155.202 Insolvenzen verzeichnet, darunter 98.140 von Verbrauchern und 29.291 von Unternehmen. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Damit machten erstmals seit zehn Jahren weniger Haushalte und Firmen Pleite als im jeweiligen Vorjahr. Das neue Insolvenzrecht wurde 1999 eingeführt.

      Besonders gut haben sich in den Vorjahren die Unternehmen hierzulande geschlagen. Ihre Insolvenzzahl ging bereits das fünfte Jahr in Folge zurück. Bei den Verbraucherinsolvenzen zeigte sich erstmals seit neun Jahren ein Rückgang zum Vorjahr: Die Zahl verringerte sich um 7,1 Prozent. "Die positive Entwicklung ist vor allem auf die im Jahresverlauf abnehmende Arbeitslosigkeit zurückzuführen", hieß es zu den Zahlen aus dem Wiesbadener Amt. Jetzt aber scheint der positive Trend zu kippen.

      Seit dem Jahreswechsel ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland gestiegen. Im Dezember meldeten mehr als 13 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz an als im Vorjahr, wie die Bundesstatistiker am Freitag mitgeteilt haben. Derart stark ist die Monatszahl im gesamten Vorjahr nicht in die Höhe geschnellt.
      Wegen der Rezession könnte sich der seit Jahren ungebrochene Trend zu weniger Firmenpleiten 2009 umkehren, da Insolvenz-Anmeldungen der Konjunktur mit Verzögerung folgen.

      Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform sagt für dieses Jahr eine Zunahme der Insolvenzen um rund 18 Prozent voraus. Zu Jahresbeginn traf es bereits Traditionsfirmen wie den Wäscheproduzenten Schiesser und den Modelleisenbahnhersteller Märklin.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 18:29:27
      Beitrag Nr. 1.556 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.711.666 von Maraho am 06.03.09 05:31:59....und wieder etwas zur AIG:

      Finanzkrise
      Europas Banken zittern vor der Namensliste des AIG-Konzerns
      Wilfried Eckl-Dorna

      Seit Monaten weigert sich der krisengebeutelte US-Versicherer AIG, die Namen seiner Vertragspartner für Swap-Geschäfte herauszugeben. Nun fordern US-Politiker immer deutlicher eine solche Namensliste ein. Europas Banken stehen bittere Tage bevor – denn sie zählten zu AIGs eifrigsten Geschäftspartnern.


      Ein rühmlicher Auftritt war es nicht gerade, den der Vizechef der amerikanischen Notenbank Fed, Donald Kohn, gestern im Washingtoner Kapitol hinlegte.

      Seit Tagen drängen Politiker in den USA darauf, dass der taumelnde US-Versicherer American International Group (AIG) endlich die Namen jener Banken veröffentlichen solle, die mit dem Konzern komplizierte Derivativgeschäfte abgeschlossen haben. AIGs Geschäftspartner haben direkt einen Teil jener Gelder erhalten, die von der US-Regierung zur Rettung von AIG bereit gestellt wurden.

      Politiker wollen nun wissen, wohin das Geld der Steuerzahler genau geflossen ist. Deshalb haben sie Kohn gestern vor den Bankenausschuss des US-Senats geladen. Da die Fed mitterweile 80 Prozent an AIG hält, könnte Kohn eine solche Namensliste problemlos beschaffen.

      Doch der Fed-Mann wehrte sich mit Händen und Füßen gegen eine Herausgabe der Namen. Eine Offenlegung der AIG-Vertragspartner, so Kohn, hätte weltweite Erschütterungen zur Folge. Firmen würden sich zunehmend weigern, mit Unternehmen wie AIG Geschäfte zu machen, die Hilfen vom Staat erhalten. Das würde AIGs Probleme verschärfen und das Risiko auf den Finanzmärkten erhöhen.

      US-Politiker wollen für Transparenz sorgen

      Kohns Antwort war wenig befriedigend angesichts der Summen, die hier auf dem Spiel stehen.

      Vier Mal hat die Fed das Unternehmen mittlerweile vor dem Aus bewahrt, über 180 Milliarden Dollar an Steuergeldern haben die Rettungsaktionen für den Versicherer bisher verschlungen. Der Grund für den hohen und plötzlichen Kapitalbedarf von AIG liegt in den Fußnoten der komplizierten Swap-Geschäfte begraben, die AIG letztlich Kopf und Kragen gekostet haben. Denn die Vertragspartner von Credit Default Swaps, die AIG so gerne anbot, können zusätzliche Sicherheiten in bar einfordern, wenn sich das Geschäftsumfeld verändert.

      Genau dies dürften sie auch in großem Umfang getan haben – denn nur so ist zu erklären, warum AIG in den letzten Monaten so rasch so große Summen für sein Überleben benötigte.

      Ganz Amerika will nun natürlich wissen, wo das Geld geblieben ist - und deshalb war den US-Senatoren Kohns Argumentation zu dünn. „Ich betrachte das, gelinde gesagt, nicht als adäquate Antwort“, schleuderte der Vorsitzende des Ausschusses, der demokratische Senator Christopher Dodd, Kohn entgegen. „Die Öffentlichkeit ist sehr, sehr verstört“.

      Richard Shelby, ranghöchste Republikaner im Bankenausschuss, forderte ebenfalls mehr Transparenz von AIG: „Wenn das Geld der US-Steuerzahler auf dem Spiel steht, und das ist hier wohl in großem Umfang der Fall, müssen die Steuerzahler, das Volk und dieser Ausschuss wissen, wer davon profitiert hat und wohin dieses Geld geflossen ist“, sagte Shelby.

      Europas Banken drohen bittere Enthüllungen - und sinkende Aktienkurse

      Diese Ansagen von US-Politikern lassen an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig.

      Allerdings: Gibt AIG die Namen seiner Vertragspartner tatsächlich heraus, stehen Banken auch in ganz Europa bittere Tage bevor. Denn Geldinstitute aus Europa stehen ganz oben auf AIGs Kundenliste. Einige Sätze im vor kurzem veröffentlichten Jahresabschluss von AIG verdeutlichen die Dimension. „Hauptsächlich europäische Finanzinstitute“ haben von AIG über Derivativgeschäfte Garantien in Höhe von 234 Milliarden Dollar bekommen, heißt es im Jahresabschluss.

      Banken haben sich bei AIG mit sogenannten Credit Default Swaps eingedeckt. Dabei haben sie AIG eine Prämie dafür gezahlt, dass der Versicherer Kreditgarantien abgibt. Für die Banken hatte das einen enormen Vorteil: Mit Hilfe dieser Derivativgeschäfte mussten sie weniger Kapitaldeckung für die gleiche Kreditsumme aufbringen. Denn anders als bei der Vergabe von Krediten - bei der die Banken einen Teil der vergebenen Summe in Bar halten müssen - gelten bei Derivativgeschäften weniger strenge Regeln für die Kapitalunterlegung.

      Solche Geschäfte erweisen sich jetzt als Bumerang: Verschlechtert sich die Bonität des Garantiegebers, und das ist bei AIG der Fall, müssen Banken selbst einen größeren Teil der aushaftenden Kredite mit Kapital hinterlegen. Im Klartext: Sie müssen ihre Bargeldreserven erhöhen. Können sie das nicht, müssen sie einen Teil der Kreditsumme abschreiben.

      Die Folge sind weitere Verluste - und genau das können Europas Banken derzeit am wenigsten gebrauchen. Deshalb haben sie auch wenig Interesse daran, dass ihre Verbindung zu AIG publik wird. Bislang ist nämlich nicht klar, wer hier mit mit welchen Summen drinnen steckt.

      Werden nun die Namen der AIG-Vertragspartner bekannt, dürften die Aktienkurse einiger europäischer Banken zum Sinkflug ansetzen. Welche Banken damit gemeint sein könnten, hat die US-Zeitung Wall Street Journal im Dezember vergangenen Jahres angedeutet. Einem internen Dokument zufolge seien 19 Milliarden Dollar des Fed-Rettungspakets direkt an zwei Dutzend Vertragspartner ausgeschüttet worden, berichtete die Zeitung damals. Knapp drei Viertel dieser Summe ging an eine Gruppe von Banken.

      Zu ihnen zählten die Societe Générale, Goldman Sachs, Merill Lynch - und auch die Deutsche Bank, die laut Wall Street Journal von September bis November 2008 fast drei Milliarden Dollar von AIG erhielt.

      Würde die US-Regierung dem Konzern AIG tatsächlich den Geldhahn abdrehen, fiele für Europas Banken ein dreistelliger Milliardenbetrag an Garantien weg. Diese müssten sie dann entweder selbst in bar stellen oder komplett abschreiben. Und das wäre für einige Institute wohl ein lebensbedrohlicher Aderlass.

      Zumindest sehen das US-Abgeordnete so. „Wir konnten AIG nicht pleitegehen lassen wie Lehman, weil das den Kollaps des europäischen Bankensystems bedeutet hätte“, sagte der demokratische Abgeordnete Paul Kanjorski nach der Anhörung des Bankenausschusses.

      Vor einer AIG-Pleite zittern aber nicht nur die Banken – sondern auch deutsche Kommunen.

      Viele von ihnen haben in den vergangenen Jahren Infrastrukturprojekte wie Müllverbrennungsanlagen, Straßenbahnen oder Kläranlagen langfristig an Treuhänder verkauft und diese dann wieder zurückgemietet. Jahrelang galten solche im Fachjargon Cross-Border-Leasing genannten Verträge als gutes Geschäft für die Kommunen.

      Doch die Sache hat einen Haken: In vielen Fällen fungierte AIG als Garantiegeber, da der Versicherer bis vor kurzem über die dafür notwendigen besten Bonitätsnoten verfügte.

      Mittlerweile haben die Ratingagenturen AIG weit herabgestuft

      Und die Kommunen haben deshalb bei ihren Verträgen nun ein großes Problem. Bei einer Verschlechterung der Bonität ihres Garantiegebers, so ist es in den Verträgen vereinbart, müssen die Kommunen Geld an die Investoren nachschießen.

      Fieberhaft suchen Kommunen deshalb Ersatz. Einige Städte und Gemeinden sind schon bei der staatlichen KfW-Bank vorstellig geworden, die in den letzten Monaten nicht gerade durch positive Schlagzeilen auffiel. Sie wollen, dass die KfW als Garantiegeberin für die Verträge einspringt.

      Denn trotz aller Querelen mit der IKB-Bank verfügt die KfW über das Bonitäts-Gütesiegel „AAA“, die Bestbewertung der Ratingagenturen.

      Eine Stellungnahme der KfW steht noch aus – doch die ist in nächster Zeit gut beschäftigt. Denn für Kredite aus dem 100 Milliarden schweren Deutschlandfonds ist die KfW der zentrale Anlaufpunkt. Für die Kommunen ist das nicht gerade die ideale Ausgangslage.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/europas-banken-zitter…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 18:56:18
      Beitrag Nr. 1.557 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.420.990 von Maraho am 21.01.09 17:58:04Ein Exkurs in Mathematik. Im Hinblick auf die HRE...

      Experiment Geldregen
      Wieviel sind eigentlich 100 Milliarden?
      Von Walter Wille

      Finanzpolitik und Steuerwesen sind oft so furchtbar abstrakt. Nehmen wir zum Beispiel die Zahl 100 Milliarden. Was sind 100 Milliarden? Seit einiger Zeit treibt uns der Gedanke um, wie man die guten Taten veranschaulichen kann, die wir als Steuerbürger notleidenden Geldabfackelvereinigungen aus der Finanzbranche zukommen lassen sollen.


      Die Lösung ist der Artikel „Geldregen“, den das Versandhaus Tom Wet im Katalog hat (www.tomwet.com). Die monetäre Pappröhre für 13,75 Euro ist eigentlich als Partygag gedacht, kann aber durchaus für ernsthafte Aufgaben eingesetzt werden. Durch einen Dreh an dem 60-Zentimeter-Rohr werden viele Geldscheine - standardmäßig handelt es sich um Spielgeld - mit einem schönen Knall per Druckluftpatrone meterhoch in die Luft katapultiert.

      Vielleicht lässt der Hersteller mit sich reden, dass echtes Geld zum Einsatz kommt. Dann stellen wir Steuerzahler ein Spalier auf, so wie man es zum Beispiel bei Hochzeiten tut, beidseitig, schicken den Vorstand zum Beispiel der Hypo Real Estate durch und lassen Geld regnen. Wir haben gelesen, dass die Hypo Real Estate fürs Nötigste 100 Milliarden Euro braucht, also hunderttausend Millionen.

      Hundert Millionen Spaliersteher bekommen wir nie

      Wenn jeder Spaliersteher sagen wir mal 1000 Euro in Scheinen abschießen würde, brauchten wir 100.000.000 (hundert Millionen) Spaliersteher, für jede Seite 50 Millionen. So viele Spaliersteher bekommen wir nie und nimmer zusammen, wir müssen also sehen, dass wir in jede Geldregenmaschine 10.000 Euro hineinbekommen. In diesem Fall benötigten wir nur noch zehn Millionen Menschen für das Spalier.

      Weil sich, wie gesagt, immer zwei gegenüberstehen, würden stets 20.000 Euro gleichzeitig abgefeuert. Wenn die Spaliersteher sich nun in einem Abstand von einem Meter aufstellen würden - wir halten das für einen idelalen Spaliersteherabstand -, dann wäre das Spalier ungefähr 5000 Kilometer lang. Das ist nun endlich überschaubar, darunter kann man sich was vorstellen.

      Selbstverständlich würden Sicherheitsdienste so lange aufpassen, bis der Vorstand die Scheine alle eingesammelt hat. Leider funktioniert das Gerät nur einmal, man muss sich also für weitere Geldübergaben was anderes einfallen lassen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 19:04:33
      Beitrag Nr. 1.558 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.458 von Maraho am 06.03.09 18:56:18Hier geht es wieder um Milliarden. Diesmal aber "nur" um 16.
      Die Schwaben sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren...

      LBBW
      Stuttgarter Milliardenloch

      Die Kapitalerhöhung reicht wohl nicht aus: Offenbar braucht die Landesbank Baden-Württemberg noch mehr Hilfe - im Gespräch sind Bürgschaften in Höhe von 16 Milliarden Euro.


      Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wird fünf Milliarden Euro bekommen, um die Folgen der Finanzkrise abzufedern - in Form einer Kapitalerhöhung. Doch möglicherweise braucht Deutschlands größte Landesbank noch mehr Hilfe. Einem Bericht der Schwäbischen Zeitung zufolge benötigt das Institut zur Absicherung von risikobehafteten Papieren Garantien in Höhe von 16 Milliarden Euro. Die Bank wollte dazu am Freitag keine Stellung nehmen.

      SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel, der Mitglied im LBBW-Verwaltungsrat ist, sagte: "Die Zahl ist aus der Luft gegriffen." Man müsse sich darauf konzentrieren, nur die stark schwankenden Papiere abzusichern. "Denn jede zusätzliche Abschirmung kostet Geld und belastet die Gewinne." Den Umfang wollte er nicht nennen.

      Wie die Schwäbischen Zeitung aus der Bank nahestehenden Kreisen erfuhr, sollen die Papiere aus dem Kreditersatzgeschäft, die großen Schwankungen unterworfen sind, in eine Zweckgesellschaft ausgegliedert werden. Finanzkreisen zufolge soll es sich bei dem Volumen um etliche Milliarden handeln. Dadurch sollen sie die Bilanz der LBBW nicht mehr belasten.

      Soffin als Bürge

      Für die Zweckgesellschaft soll das Land oder möglicherweise der Bankenrettungsfonds des Bundes (Soffin) bürgen. Doch zeichnet sich laut Schwäbischer Zeitung eine Lösung in Landesregie ab. "Der Soffin würde die Gewährung von Garantien an Bedingungen knüpfen, die LBBW zu konsolidieren", habe es aus Sparkassenkreisen geheißen. Doch lehne die Landesregierung Mitsprache von außen ab.

      Wie das Blatt weiter berichtet, hat sich im Lager der baden-württembergischen Sparkassen bei der Frage der Beteiligung an der geplanten Kapitalspritze von fünf Milliarden Euro der Wind gedreht: "Die Sparkassen sind jetzt bereit, ihren Anteil von 1,78 Milliarden Euro an der Kapitalerhöhung zu tragen ­ unter der Bedingung, dass die Risiken ausgelagert und von anderer Seite abgeschirmt werden", habe es geheißen. Am 16. März stimmt die Verbandsversammlung der Sparkassen über die Kapitalerhöhung ab. Mit dem Geld soll die Eigenkapitalquote der LBBW auf neun Prozent erhöht werden. Die Bank hatte im vergangenen Jahr 2,1 Milliarden Euro Verlust gemacht.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/204/460835/text/
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 19:23:52
      Beitrag Nr. 1.559 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.479 von Maraho am 17.02.09 17:59:45Eine gute Frage ....

      Geld drucken gegen die Krise?
      Von Philipp Löpfe.

      «Quantitative Easing» heisst die neue Wunderwaffe der Notenbanken im Kampf gegen die Krise. Klingt gut, ist aber leider ein Bluff: Es handelt sich dabei um das altmodische Anwerfen der Notenpresse.


      An den Börsen löst ein Blutbad das nächste ab. Das Vertrauen der Investoren ist zerstört. Die Märkte sind ausser Kontrolle geraten. Es droht der Kollaps von ganzen Volkswirtschaften. Regierungen und Nationalbanken müssen eingreifen, um eine Depression wie in den Dreissigerjahren zu verhindern. Aber wie?

      In normalen Zeiten ist die Geldpolitik der Nationalbank eine sehr mächtige Waffe. Wenn sich die Konjunktur abschwächt, weil die Wirtschaft in eine zyklische Krise geraten ist, senkt die Nationalbank ihre Leitzinsen. Damit gibt sie Unternehmen und Konsumenten einen attraktiven Anreiz, die Wirtschaft zu beleben: Kredite werden billiger, es lohnt sich zu investieren, wenn man ein Unternehmen ist. Die Hypozinsen fallen, und die Konsumenten haben mehr Geld im Sack. Umgekehrt wird Sparen weniger attraktiv, weil man dafür weniger Zinsen erhält. Ist die Konjunktur wieder angesprungen, erhöht die Notenbanken ihre Leitzinsen wieder und verhindert so ein Überhitzen der Konjunktur.

      Notenbanken stossen an Grenzen

      Nach diesem Muster sind die Notenbanken auch in der aktuellen Krise verfahren. Sie haben ihre Leitzinsen Schritt für Schritt gesenkt. Inzwischen stossen sie jedoch mit dieser Politik auf eine natürliche Grenze: Unter Null können die Zinsen nicht sinken. Heisst dies, dass die Notenbanken ihre Munition verschossen haben? Nein, sagen sie, wir haben ja noch das «quantitative Easing».

      Das Ziel dieses quantitative Easing ist dasselbe wie bei der Senkung der Leitzinsen: Geld soll billiger werden und somit die Wirtschaft stimulieren. Weil die Notenbanken die Zinsen nicht mehr senken können, blähen sie die Geldmenge auf. Eine Notenbank ist dabei in der glücklichen Lage, dass sie ihr Geld selbst herstellen kann; sie kann sich sozusagen selbst reich machen und muss dazu nicht einmal mehr die Druckerpresse anwerfen. Ein paar Clicks am Computer genügen.

      Mit dem neu geschaffenen Geld geht die Notenbank auf Einkaufstour. Sie erwirbt Vermögenswerte wie Staatsanleihen, Aktien, Obligationen, ja, selbst Immobilien. Damit erhöht sie die Nachfrage und den Preis. Bei Schuldscheinen verhalten sich Preis und Ertrag gegensätzlich, steigt der Preis sinken die Erträge respektive die Zinsen. In der Theorie sollte das quantitative Easing zum gleichen Ziel führen: Die Wirtschaft mit billigen Geld zu versorgen. Solange die Wirtschaft am Boden liegt, besteht auch keine Inflationsgefahr. Wenn sie wieder anspringt, dann macht die Notenbank das Gleiche wie bei den Leitzinsen: Sie verkauft ihre Vermögenswerte und vernichtet das Geld.

      Beispiel Japan

      Japan ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. In den Neuzigerjahren ist die Wirtschaft eine hartnäckige Stagnation geraten. Die japanische Notenbank hat sich nach dem oben geschilderten Muster verhalten: Sie hat zunächst die Leitzinsen bis zum Nullpunkt gesenkt. Dann hat sie das quantitative Easing eingesetzt: Zwischen 2001 und 2006 hat die japanische Notenbank rund 25 Billionen Yen (etwa 250 Milliarden Franken) in den Kreislauf gepumpt, indem sie hauptsächlich Staatsanleihen gekauft hat. Was ist passiert? Nichts. Die Wirtschaft ist nicht angesprungen. Das Aufblähen der Geldmenge hat aber auch keine Inflation ausgelöst. Die Geldpolitik der Nationalbank hat sich als völlig wirkungslos erwiesen. Weshalb?

      Die japanische Wirtschaft steckte nicht in einer normalen, sprich zyklischen Rezession, sondern in der eher selten auftretenden «Bilanz»-Rezession. Das ist die sehr überzeugende These von Richard Koo, Ökonom bei der Nomura Bank. Von einer Bilanz-Rezession spricht man, wenn eine Blase geplatzt ist und riesige Vermögenswerte praktisch über Nacht vernichtet werden. In diesem Fall kann die Wirtschaft nicht mit tiefen Zinsen wieder zu neuem Leben erweckt werden. Unternehmen und Konsumenten sind nämlich überschuldet. Am deutlichsten zeigt sich dies, wenn eine Immobilienblase geplatzt ist. Wenn die Hypotheken den Wert der Häuser übersteigen, wenn Hauseigentümer plötzlich «unter Wasser» sind, nützen die tiefsten Zinsen nichts mehr. Unternehmer und Konsumenten können nur noch eines: Schulden abbauen.

      «Quantitatives Easing bringt keinen wirtschaftlichen Aufschwung»

      Die ganze Weltwirtschaft steckt heute in einer gefährlichen Bilanz-Rezession. Deshalb ist die Geldpolitik der Notenbanken weitgehend wirkungslos geworden. Koo erklärt dies mit folgendem Vergleich: «Wenn die Notenbank in einer Zeit, wo der Leitzins bereits bei Null ist, zum Mittel des quantitativen Easing greift, dann verhält sie sich wie ein Gemüsehändler, der seine 100 Äpfel am Tag nicht verkaufen kann und deshalb 1000 Äpfel anbietet. (…) Es gibt keinen Grund, weshalb die Kunden ihr Verhalten ändern sollten. (…) Das ist, kurz gesagt, die Geschichte des quantitativen Easing: Es hat keinen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht und es konnte auch nicht verhindern, dass die Preise weiter gefallen sind.»

      Und die Moral der Geschichte lautet: In einer Bilanz-Rezession werden die Waffen der Nationalbank stumpf. Deshalb muss die Regierung eingreifen und das Marktversagen mit fiskalischen Mitteln bekämpfen.

      *Richard C. Koo, «The Holy Grail of Macro Economics», John Wiley & Sons, Singapore, 2008.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Geld-dr…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 19:37:48
      Beitrag Nr. 1.560 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.715 von Maraho am 10.02.09 18:32:57Eine Anmerkung aus Österreich...

      Staatsversagen
      Die Rückkehr des Staates ist in aller Munde

      Von Andreas Schnauder

      Die Rückkehr des Staates ist in aller Munde. Keine Frage: Wenn eine Bank nach der anderen unter öffentliche Rettungsschirme schlüpft und der Ruf nach Zuschüssen längst nicht mehr auf die Autoindustrie beschränkt ist, muss Marktversagen konstatiert werden. Der Karren kann offenbar nur von Regierung und internationalen Organisationen aus dem Dreck gezogen werden. Allerdings scheint Erstere selbst im Schlamm festzustecken.

      Vielmehr laufen derzeit diverse Bemühungen in verschiedene Richtungen, ja konterkarieren einander sogar. Was ist beispielsweise von einer Europäischen Union zu halten, in der Staatshilfen vor allem die nationalen Gemüter beruhigen sollen? Ob französische Autohilfen, Österreichs Osteuropainitiative oder deutsche Garantien für Industriebetriebe: Die einzelstaatlichen Vorstöße können nicht einmal in der Union koordiniert werden, schon gar nicht auf internationaler Ebene. Das lässt sich am besten am Beispiel General Motors zeigen. Während die USA den Autogiganten mit Milliardenspritzen (vorläufig) vor dem Aus bewahren, wird in Europa verzweifelt nach Auswegen gesucht. Das ohnehin nicht leichte Unterfangen wird durch den Versuch jedes Landes, möglichst viele Werke und Arbeitsplätze zu erhalten, zusätzlich erschwert.

      Der Strukturwandel der Branche ist allerdings nicht davon abhängig, ob ein Opel-Werk in Bochum oder Antwerpen steht. In der Realität wird die Zukunft der einzelnen Standorte wohl davon abhängen, welche Region die höchsten Subventionen zu leisten vermag. Mit der Gefahr, dass sich Zuschüsse nach Jahren als Fehlinvestition erweisen, Geld und Arbeitsplätze dann endgültig perdu sein werden. Nicht viel besser sieht es mit den so beliebten Bankenhilfen aus. Hier werden wahllos Milliarden in marode Finanzinstitute gepumpt, ohne dass davon bisher irgendeine positive Wirkung ausgegangen wäre. Die in den Augen der meisten Experten logische Konsequenz: Der Staat und die Notenbanken müssen noch mehr tun, weshalb die Regierungen allerorts neue Hilfspakete schnüren. Eine fatale Antwort, weil sie die Krise prolongiert und überdies die Stabilität der öffentlichen Finanzen zu Grabe trägt.

      Bereits der wirtschaftliche Absturz wurde zu einem erheblichen Teil von Notenbanken (mit der Ausweitung der Geldmengen) und Regierungen (mit fehlender oder falscher Regulierung) verursacht. Das Marktversagen war somit auch Folge des Staatsversagens. Bisher gibt es wenig Anzeichen, dass sich das in der Krise ändert sollte.

      DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.3.2009
      Quelle: http://derstandard.at
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 19:51:32
      Beitrag Nr. 1.561 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.718 von Maraho am 06.03.09 19:23:52@ Maraho,

      "Und die Moral der Geschichte lautet: In einer Bilanz-Rezession werden die Waffen der Nationalbank stumpf. Deshalb muss die Regierung eingreifen und das Marktversagen mit fiskalischen Mitteln bekämpfen."
      Damit sind wir bei den klassischen keynsianischen Mitteln, also
      den Rezepten der 1930ger Jahre.
      Aber: 2 Dinge sind anders als damals:

      1. Die Vermögensverteilung war noch nie so ungleichgewichtig wie
      heute
      2. Die Macht und der Einfluß der Marktradikalen haben dazu
      geführt, dass die meisten Staaten regelrecht ausgeraubt
      wurden(Steuersenkungen).
      Nun müssen viele Staaten, die eigentlich bilanztechnisch völlig
      überschuldet sind, diese Krise bewältigen!
      Also werden die Notenpressen angeworfen. Und am Ende wird Stagflation herrschen weil:

      a) Die Keynes- Maßnahmen werden wegen des Angstsparens nicht voll
      wirken.
      b) Die Inflation wird Renten, Ersparnisse der Geldbesitzer
      bedrohen. Also werden alle versuchen, in Sachwerte zu flüchten.
      Nur normale Arbeitnehmer, Rentner, Hartz IV Empfänger werden
      keine Chance haben, Sachwerte in größerem Umfang zu erwerben,
      weil sie schlichtweg nicht kreditwürdig sind.
      Welch ein Glück, dass die Rechtsradikalen so zerstritten
      und dämlich sind und auch niemand haben, der demagogisch begabt ist!!

      Trotz allem allen ein
      schönes Wochenende
      Windei
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 19:57:37
      Beitrag Nr. 1.562 ()
      Hallo Maraho,

      ich verfolge seit einigen Wochen die Beiträge hier.
      Mit der Zeit kann man ja wirklich depressiv oder
      militant werden.... Ich staune auch , dass trotz der
      Brisanz des Themas so wenige User sich an einer echten
      Diskussion beteiligen.:rolleyes:
      Dieser eindruck deckt sich mit meinen Erfahrungen im
      täglichen Leben: viele haben noch nicht einmal
      ansatzweise die gesamte Tragweite der Situation verstanden..:confused:
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 20:02:49
      Beitrag Nr. 1.563 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.708.023 von kiska am 05.03.09 17:56:42Sollte eigentlich jeden, gerade in diesen Krisenzeiten, zwingend interessieren...

      Innenministerdeutsch
      Des Schäubles kleines Wörterbuch
      Von Kai Biermann | © ZEIT ONLINE

      Schlagworte: Innere Sicherheit
      Wie lassen sich Einschränkungen der Bürgerfreiheit als Gewinn für alle verkaufen? Indem man sie sprachlich vernebelt. Ein Katalog des Neusprech zur Inneren Sicherheit

      "Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewusst in sich trägt: Die Sprache bringt es an den Tag." Den Satz schrieb Victor Klemperer, der in seinem Notizbuch eines Philologen die Sprache des Nationalsozialismus erforscht und an ihr dessen Ziele offengelegt hat. George Orwell propagierte in seinem Buch 1984 gar die Möglichkeit, durch "Neusprech", durch gezielte Wortschöpfungen, das Denken selbst zu beeinflussen. Die Prämisse der beiden gilt heute, im Zeitalter der politischen PR, umso mehr. Warum also nicht einmal untersuchen, mit welchen Worten die immer neuen Einschränkungen persönlicher Freiheiten gerechtfertigt werden, die in den vergangenen Jahren im Zuge des "Kampfs gegen den Terror" und der Stärkung des abwehrbereiten Staates verabschiedet wurden? ZEIT ONLINE macht den Anfang, Sie können die Liste in den Kommentaren fortschreiben.

      Weiterführend (mit Auflistung diverser Begrifflichkeiten): http://www.zeit.de/online/2009/04/neusprech-schaeuble-lexiko…
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 20:14:02
      Beitrag Nr. 1.564 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.971 von paddelbootheizer am 06.03.09 19:57:37@ paddelbootheizer,
      herzlich willkommen. Schöne ID! Ich hoffe Sie heizen uns mit guten
      Argumenten mächtig ein!
      In diesem Zusammenhang möchte alle, die sich intensiver mit Ota
      Sik und seinen Wirtschaftsideen auseinandergesetzt haben, auffordern
      ihre Kenntnisse publik zu machen!
      Ich habe mich das letzte Mal vor 15 Jahren damit auseinandergesetzt
      und da ist doch reichlich viel in Vergessenheit geraten!
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 20:26:28
      Beitrag Nr. 1.565 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.931 von windei am 06.03.09 19:51:32Guten Abend windei,
      ich muß Dir recht geben.

      Zu Deinem letzten Satz noch eine Anmerkung meinerseits:

      Welch ein Glück, dass die Rechtsradikalen so zerstritten
      und dämlich sind und auch niemand haben, der demagogisch begabt ist!!


      Bei den Linken sieht es nicht besser aus. Meiner Meinung nach sind beide Lager abgewirtschaftet.
      Würden sie allerdings über ihren Schatten springen (die Rechten mildern das "National" - das nationalistische Gedankengut - und die Linken den "Sozialismus" - das sozialistische Gedankengut - ab) und somit eine "Fusion" erreichen...

      Ich möchte nicht daran denken.

      Dir ebenfalls einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 20:47:14
      Beitrag Nr. 1.566 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.719.010 von Maraho am 06.03.09 20:02:49Sollte eigentlich jeden, gerade in diesen Krisenzeiten, zwingend interessieren

      Tut es auch ! Das siehst Du ja an der hohen Klick-Rate.
      Ich lese hier unregelmäßig mit zwecks Information.Man muß nicht alles kommentieren, die meisten Dinge bedürfen keines Kommentares mehr, will sagen : sie sind eindeutig !
      Danke für Deine Mühe.
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 21:18:26
      Beitrag Nr. 1.567 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.971 von paddelbootheizer am 06.03.09 19:57:37Guten Abend paddelbootheizer,
      erst einmal möchte ich Dich herzlich willkommen heißen.

      Zu Deinen Anmerkungen kann ich nur meine persönliche Meinung wiedergeben.

      Mit der Zeit kann man ja wirklich depressiv oder
      militant werden


      Ich sehe das ganze "Programm" recht entspannt, da es, sofern man denn in der Vergangenheit mit offenen Augen durch das Leben ging, auf der Hand lag, daß es einmal so kommen mußte. Warnende Stimmen gab es ja auch zur Genüge.

      Insofern ertrage ich es mit Würde und Haltung.

      Ich staune auch , dass trotz der
      Brisanz des Themas so wenige User sich an einer echten
      Diskussion beteiligen.


      Darin sehe ich kein so großes Problem, denn Qualität ist im Hinblick auf dieses Thema wohl angebrachter als Quantität und ein Diskussionsthread "in klassischem Sinne" ist dieser hier ja nicht, bzw. soll er nicht sein (siehe Einführung Seite 1).

      Dieser eindruck deckt sich mit meinen Erfahrungen im
      täglichen Leben: viele haben noch nicht einmal
      ansatzweise die gesamte Tragweite der Situation verstanden..


      Unsere Gesellschaft hat die Oberflächlichkeit in den vergangenen Jahren geradezu kultiviert. Und Themen, wie sie hier behandelt werden, sind zu "schwierig", man liebt es eher pflegeleicht.

      Andererseits: Vielleicht haben doch mehr die Tragweite der Situation verstanden als man denkt, aber dann verdrängen sie es, um sich die eigene "Gefangenschaft" in diesem "System" nicht andauernd vor Augen halten zu müssen.

      So hoffe ich, daß Du uns hier weiterhin erhalten bleibst und auch etwas von Dir "hören" lässt.

      Einen schönen Abend wünscht Dir Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 21:29:22
      Beitrag Nr. 1.568 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.719.300 von Looe am 06.03.09 20:47:14Guten Abend Looe,

      es freut mich, daß Dir dieser Thread zusagt und auch Du meiner Meinung in Bezug auf die Eindeutigkeit vieler Dinge bist.

      Ich hoffe, daß Du uns weiterhin gewogen bleibst und noch viele, für Dich interessante, Informationen hier finden wirst.

      Dir einen schönen Abend von Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 21:34:52
      Beitrag Nr. 1.569 ()
      Meine letzte "Tat" für heute.
      Es ist tatsächlich etwas dran...
      ... an der Aussage dieses Textes.


      Eine Krise für die Armen
      von Wolfram Weimer

      Aldi ist einer, McDonalds ist einer, Autofahrer sowieso. Krisengewinner. Während die Öffentlichkeit noch mit schlechten Nachrichten den Rausch der Tiefe erprobt, zeigen sich immer häufiger positive Überraschungsgeschichten der Wirtschaftskrise. Die Rede ist nicht von Insolvenzverwaltern, Pfandleihern und der FDP. Es sind viele Millionen Menschen, die rund um den Erdball den historisch beispiellosen Preissturz bei Öl und Gas genießen. Die Fahrt zur Tankstelle war vor einem Jahr ein Stresstest für Portemonnaie und Laune, heute wird sie zur Entspannungsübung. Da aber alle Rohstoffpreise fallen und die Nachfrage global schwächelt, haben Konsumenten diesen Krisengewinneffekt bei so vielen Produkten wie noch nie. Vom Auto über das Baumwollhemd bis zum Flachbildschirmfernseher.

      Noch größer ist die Zahl der Menschen, denen der drastische Verfall der Nahrungsmittelkosten zugute kommt. Vor allem den Ärmsten. Die Preise für Mais und Sojabohnen haben sich binnen Jahresfrist glattweg halbiert, der Preis für Weizen und Hafer ist sogar gedrittelt. Obendrein war die globale Reisernte (auch hier helfen fallende Preise für Saatgut und Energie) überraschend gut und hat rekordverdächtige 683 Millionen Tonnen erbracht, so dass die Reispreise von fast 1000 Dollar je Tonne auf nur noch 600 Dollar gefallen sind. In vielen Regionen Afrikas und Asiens hat sich darum die Ernährungslage der Bevölkerung deutlich verbessert.

      Pessimisten warnen zwar, dass dieser Effekt nicht von langer Dauer sein werde und die Folgen der Krise doch noch nach unten durchschlagen könnten. Bislang aber gilt: Erstmals profitieren die Ärmsten von einer großen Krise. Und zwar sowohl im Weltmaßstab wie im nationalen Rahmen. So haben alle Hartz-IV-Empfänger in Deutschland bei festen, ja sogar leicht steigenden Einkommen durch den deutlichen Preisverfall bei Grundgütern einen überraschenden Wohlstandszuwachs. Und selbst die Abwrackprämie nutzt im Wesentlichen dem ärmeren Teil der Bevölkerung.

      Die Reichen hingegen werden diesmal überproportional getroffen. Vom Investmentbanker bis zum Ölscheich, vom Oligarchen bis zum Ferienimmobilienbesitzer, vom Aktionär bis zum Kunstauktionator sind sie alle von dramatischen Rückschlägen erfasst. Die Kapitalschmelze führt sogar insgesamt zu massiven Substanzverlusten in den reichen Gesellschaften des Westens, den Ölstaaten und rohstoffabhängigen Halbdiktaturen von Russland bis Venezuela.

      Die sich ausbreitende Deflation bereitet insgesamt den Reicheren Sorgen, denn sie bestraft immer diejenigen, die etwas haben. Umgekehrt profitieren von ihr diejenigen am meisten, die sich kaum mehr als ihr täglich Brot leisten können. Das erklärt auch, warum alle von der "schlimmsten Krise seit Jahrzehnten" reden, aber nirgends soziale Unruhen aufbrechen. Vor zwei Jahren hingegen – auf dem Höhepunkt des Booms der Reichen, da brachen in vielen Teilen der Welt Hungerrevolten aus, weil der reiche Norden nicht nur alle Preise trieb, sondern am Ende auch noch Nahrungsmittel verfeuern wollte, um das Klima zu retten. Und so zeigt die Krise – bislang zumindest - doch eine gute Seite: Das Glück der Kleinen im Unglück der Großen.

      Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=18&kol_id=10849
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 21:40:17
      Beitrag Nr. 1.570 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.719.525 von Maraho am 06.03.09 21:18:26Hallo Maraho,

      Du schreibst mir aus der Seele! Es ist richtig: es hat auch keinen
      Sinn sich verrückt zu machen, denn viele Umstände die auf uns
      zukommen werden können wir eh nicht beeinflussen oder gar ändern:(

      Vielen Dank für Deine vielen Beiträge! Das muss an dieser Stelle auch
      mal gesagt werden! Es erfordert ja schließlich viel Zeit das alles zusammen zu tragen!

      Ich bin gespannt, worüber wir am Ende dieses Jahres debattieren werden.............
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 22:10:07
      Beitrag Nr. 1.571 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.719.606 von Maraho am 06.03.09 21:34:52Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      wie immer an dieser Stelle euch allen ein herzliches Dankeschön meinerseits für euer Interesse und das Durchhaltevermögen!

      Mein besonderer Dank gilt folgenden usern für ihre Unterstützung:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer und Looe.

      Euch allen wünsche ich ein entspannendes Wochenende!
      Genießt es.

      Einen schönen Abend bzw. eine gute Nacht wünscht
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 22:11:48
      Beitrag Nr. 1.572 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.719.631 von paddelbootheizer am 06.03.09 21:40:17Vielen Dank für Deine vielen Beiträge! Das muss an dieser Stelle auch
      mal gesagt werden! Es erfordert ja schließlich viel Zeit das alles zusammen zu tragen!


      Ist schon in Ordnung. Ich lerne ja auch etwas dabei! ;)
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 22:38:32
      Beitrag Nr. 1.573 ()
      ...das die Krise für die meisten da draußen "irgendwie nicht greifbar" ist, dürfte wohl an den gewaltigen Summen liegen. Die Mrd. verliert ja schon langsam ihre Wertigkeit. Was sollte die Mehrheit auch tun ? Staunend...irgendwann abgestumpft...zieht man sich halt die täglichen Horrormeldungen rein. Soziale Unruhen...könnten noch kommen. Wenn die halbe Republik und andere Länder rund um den Globus wirklich in die Insolvenz schlittern, dann frohe Ostern. Die Isländer haben ja schon einmal proben dürfen. Das Debüt der Griechen konnte sich auch sehen lassen :laugh: .
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 23:05:05
      Beitrag Nr. 1.574 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.052 von marcpeters am 06.03.09 22:38:32...das die Krise für die meisten da draußen "irgendwie nicht greifbar" ist, dürfte wohl an den gewaltigen Summen liegen

      Es gibt noch einen anderen Grund, warum die Krise für die meisten noch nicht greifbar ist : die meisten Deutschen leben und arbeiten nicht mehr im Wettbewerb ! Angeblich nur noch knapp 35-40 %, der Rest bezieht bzw. lebt von den div. Transferleistungen, angefangen bei der Rente, hartz 4, Beamtengehälter/Pensionen, Kindergelder, Ausbildungsbeihilfen, ALu , Kurzarbeitergeld , Mietbeihilfen, Sozialfürsorge und was es da sonst noch so gibt.Dazu zählen selbstverständlich auch die Subventionen, die Bund und Länder an die Industrie zahlen, ebenso "staatsnahe" Betriebe und Firmen, wie TV etc. Da diese Zahlungen alle NOCH ungekürzt geleistet werden, ist noch kein echter Leidensdruck entstanden. De Lüüt,wie man auf plattdeutsch sagt, leben wie immer. Frage ist nur, wie lange diese Leistungen noch voll bezahlt werden können, wenn die Steuereinnahmen einbrechen, ebenso die SV-Beiträge und die Ausgabemn explodieren. Das wissen bei uns nur die Politiker. Ein Kaufmann hätte schon längst das Handtuch geworfen :cry:
      Wäre ich Finanzminister, würde ich mir schon mal ein Visum für Costa Rica besorgen-- die liefern nämlich nicht aus, hab ich gehört.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.03.09 23:45:56
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:02:41
      Beitrag Nr. 1.576 ()
      07.03.2009 00:18
      Rheinische Post: Chefvolkswirt Norbert Walter erwartet 4,5 Millionen Arbeitslose

      Düsseldorf (ots) - Die Auswirkungen der Finanzkrise wirken sich auf den Arbeitsmarkt stärker aus, als bislang angenommen. "Bis Ende 2010 wird die Arbeitslosenzahl auf bis zu 4,5 Millionen steigen", sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, der in Düsseldorf erscheinenden Zeitung "Rheinische Post" (Samstagausgabe). Laut Walter sollte die Regierung nicht länger wirkungslose Konjunkturpakete schnüren, sondern Maßnahmen auf den Weg bringen, die eine Breitenwirkung haben. "Dazu gehört die Absenkung der Mehrwertsteuer auf 16 Prozentpunkte für mindestens ein halbes Jahr. Weiterhin ist es überlegenswert, die Abwrackprämie nicht nur auf Autos zu beschränken, sondern auf Produkte wie Wäschetrockner oder Kühlschränke auszuweiten", sagte Walter.

      Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

      Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2304
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:30:26
      Beitrag Nr. 1.577 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.353 von Groupier am 06.03.09 23:45:56Guten Morgen Groupier,
      siehe auch #1371 von Maraho am 01.03.09 um 17:55:28 Beitrag Nr.: 36.676.801 auf Seite 138

      Die Herrschaft der Bankrotteure

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:30:43
      Beitrag Nr. 1.578 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.353 von Groupier am 06.03.09 23:45:56Leeson: Wenn ein Händler Millionen oder Milliarden verspielt, dann fehlte die Kontrolle.
      Ein Chef, der seine Angestellten nicht im Griff hat, sollte verantwortlich gemacht werden.


      Sollte der Chef nun dafür verantwortlich gemacht werden oder ist er dafür verantwortlich?


      06.08.07 10:31
      HRE-Chef Funke sieht keine weltweite Immobilienkrise

      Düsseldorf (ddp.djn). Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate Holding AG (HRE), Georg Funke, sieht aus der gegenwärtigen US-Hypothekenkrise keine Immobilienkrise weltweiten Ausmaßes erwachsen.

      Die Immobilienmärkte weltweit seien hoch diversifiziert, sagte der Manager dem «Handelsblatt» (Montagausgabe). Von den gegenwärtigen Problemen mit so genannten Subprime-Krediten seien nur diejenigen betroffen, die sich in die hochriskanten Geschäfte im amerikanischen Retailbereich gewagt hätten.

      Er gehe nicht davon aus, dass die US-Hypothekenkrise langfristig auf die Finanzmärkte durchschlage. «Die Märkte werden sich relativ schnell wieder beruhigen. Das ist eine Frage von Wochen, allenfalls Monaten», sagte Funke. Die Krise mit Wohnungskrediten für Schuldner mit mittlerer bis schlechter Bonität (Subprime) belaste die HRE selbst nicht, bekräftigte er. «Wir haben immer gesagt, dass wir in der Wohnungsfinanzierung für private Eigentümer in den USA nicht engagiert waren und sind.»

      Zur Übernahme der Depfa Bank sagte er, dass die HRE in einer schwierigen Marktphase mit der Nachricht herausgekommen sei. Die HRE, die sich derzeit auf Roadshow befindet, bekomme jedoch eine sehr positive Resonanz von den Aktionären.

      ddp.djn/mwo

      Aus der Homepage der HRE: :laugh:

      Unternehmenswerte
      Integrität und Ehrlichkeit sind ein grundlegender Bestandteil des Geschäfts der Hypo Real Estate Group.

      Von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird die Einhaltung hoher ethischer Standards im Umgang mit den Kunden und allen anderen Interessengruppen erwartet. Diese Standards sind in den konzernweit gültigen Geschäftsprinzipen festgelegt. Das Vertrauen von Kunden, Aktionären und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gilt es zu wahren.

      Die Einhaltung des Verhaltenskodex ist deshalb für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtend.


      Hier zum genüßlichen Mitlesen der letzte Geschäftsbericht mit der Unterschrift von Funke:

      http://www.hyporealestate.com/pdf/Group_GB07_deutsch_080326_…

      Aktiengesellschaft [Bearbeiten]

      In einer Aktiengesellschaft wird der Vorstand (§ 76 ff. AktG) durch den Aufsichtsrat für maximal 5 Jahre bestellt. Eine erneute Benennung ist möglich. Der Vorstand kann aus einer oder aus mehreren Personen bestehen. Der Vorstand muss nicht Aktionär und darf nicht Aufsichtsratsmitglied sein (§ 105 AktG). Wenn eine AG über mehr als 3 Mio. EUR Grundkapital verfügt, muss sich der Vorstand aus mindestens 2 Personen zusammensetzen, wenn die Satzung nichts anderes aussagt. Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so herrscht grundsätzlich Gesamtgeschäftsführungsbefugnis sowie Gesamtvertretung. Dabei kann ein Sprecher des Vorstands (ohne gesonderte Befugnisse) oder aber ein Vorsitzender des Vorstands (mit u.a. einem Vetorecht in Pattsituationen) vom Aufsichtsrat ernannt werden. Das Gehalt des Vorstandes kann außer einem fixen Betrag auch eine Beteiligung am Jahresgewinn (Tantième) sein.

      Der Vorstand hat die Pflicht, die ordentliche Hauptversammlung einzuberufen, auf das Wettbewerbsverbot zu achten und den Aufsichtsrat über die Entwicklungen des Unternehmens in Kenntnis zu setzen. Außerdem hat er die Pflicht, den Jahresabschluss und den Lagebericht den Abschlussprüfern vorzulegen (§ 148 AktG). Nach einer Amtsperiode kann der Vorstand auf der Hauptversammlung, bei Genossenschaften Generalversammlung genannt, entlastet werden. Die Entlastung hat zum einen kommunikative (Billigung der Amtsführung der zurückliegenden Amtsperiode), aber auch rechtliche Bedeutung (Freistellung der Entlasteten von allen im Zeitpunkt der Beschlussfassung bei sorgfältiger Prüfung aller Unterlagen erkennbaren Ersatzansprüchen).

      §§ Aktiengesetz
      http://bundesrecht.juris.de/aktg/BJNR010890965.html#BJNR0108…

      § 400 Unrichtige Darstellung
      (1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer als Mitglied des Vorstands oder des Aufsichtsrats oder als Abwickler

      1.
      die Verhältnisse der Gesellschaft einschließlich ihrer Beziehungen zu verbundenen Unternehmen in Darstellungen oder Übersichten über den Vermögensstand, in Vorträgen oder Auskünften in der Hauptversammlung unrichtig wiedergibt oder verschleiert, wenn die Tat nicht in § 331 Nr. 1 oder 1a des Handelsgesetzbuchs mit Strafe bedroht ist, oder
      2.
      in Aufklärungen oder Nachweisen, die nach den Vorschriften dieses Gesetzes einem Prüfer der Gesellschaft oder eines verbundenen Unternehmens zu geben sind, falsche Angaben macht oder die Verhältnisse der Gesellschaft unrichtig wiedergibt oder verschleiert, wenn die Tat nicht in § 331 Nr. 4 des Handelsgesetzbuchs mit Strafe bedroht ist.

      (2) Ebenso wird bestraft, wer als Gründer oder Aktionär in Aufklärungen oder Nachweisen, die nach den Vorschriften dieses Gesetzes einem Gründungsprüfer oder sonstigen Prüfer zu geben sind, falsche Angaben macht oder erhebliche Umstände verschweigt.

      Hat der Vorstand hat vorsätzlich strafbare Handlungen gemacht? :laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:33:15
      Beitrag Nr. 1.579 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.646 von kiska am 07.03.09 07:30:43Guten Morgen kiska,
      Dir (euch) einen schönen Tag! ;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:46:12
      Beitrag Nr. 1.580 ()
      Guten Morgen zusammen,
      vorab wünsche ich euch allen einen schönen Samstag.


      Beginnen möchte ich mit einem Blick in die Geschichte...

      Gräfin Thun-Fugger
      "Wirtschaftsbosse sollten sich an Fugger halten"

      Von Thomas Vitzthum

      Sein Name ist der Inbegriff von Reichtum. Doch auch für sein soziales Gewissen war der Kaufmann Jakob Fugger bekannt, der vor 550 Jahren geboren wurde. WELT ONLINE sprach mit Elisabeth Gräfin Thun-Fugger, die in 18. Generation auf ihren legendären Ahn folgt. Von dem könnten ihrer Meinung nach viele etwas lernen.

      WELT ONLINE: Frau Gräfin, haben Sie angesichts der weltweiten Finanzkrise oft an Ihren Vorfahren Jakob Fugger denken müssen?

      Elisabeth Gräfin Thun-Fugger: Das hab ich wirklich. Denn anders als mein Vorfahre handelten viele Beteiligte nicht mit tatsächlichen Werten. Für seine Kredite bekam Jakob Fugger noch echte Gegenwerte wie etwa Bergwerke. Vielen Playern, die die Krise ausgelöst haben, fehlt auch das soziale Gewissen. Das rührt vielleicht daher, dass sie sich ihrer Heimat nicht verbunden fühlen. Jakob Fugger war im besten Sinne Bürger und hat viel für seine Heimatstadt Augsburg getan. Die Stiftung der Fuggerei, des ersten sozialen Wohnungsprojekts der Welt, ist dafür das beste Beispiel. Ich würde Bankern und Wirtschaftsbossen Jakob Fugger als Vorbild empfehlen.

      WELT ONLINE: Aber Fugger hat doch sicher nicht nur saubere Geschäfte gemacht.

      Thun-Fugger: Mein Privileg als Familienmitglied ist, dass ich darüber schweigen darf. Martin Luther hat ihm vorgeworfen, sich durch Zinseinnahmen aus dem Ablasshandel bereichert zu haben. Der Reformator war aber der Meinung, dass Zinsen zu nehmen grundsätzlich schlecht ist.

      WELT ONLINE: Im Krieg gab es das Wort „fuggern“, was war damit gemeint?

      Thun-Fugger: Es bedeutet ,schachern’. Das Wort ist aber lange vor den Notzeiten des 2. Weltkriegs schon benutzt worden. Schmeichelhaft ist es leider nicht. Ich weiß nicht, wer es aufgebracht hat, aber es müssen neidvolle Menschen gewesen sein.

      WELT ONLINE: Sie werden verzeihen, aber ich war erstaunt, dass es Sie als Fugger überhaupt noch gibt.

      Thun-Fugger: Das freut mich. Wir Fugger bemühen uns, nicht in die Regenbogenpresse zu geraten. Es gibt momentan noch drei Linien der Familie, die fürstlichen Linie Babenhausen und die fürstliche Linie Fugger-Glött in Kirchheim. Ich stamme aus der Linie Fugger-Kirchberg-Weißenhorn. Ich folge auf Jakob Fugger in der 18. Generation.

      WELT ONLINE: Sind die Fugger heute noch so vermögend wie ihr Vorfahre?

      Thun-Fugger: Nein, dafür gab es zu viele Kriege, Währungsreformen und Inflationen. Aber der Grundbesitz, den Fugger gekauft hat, auf dem lebt meine Familie noch. Das ist also noch immer die Lebensgrundlage für heutige Generationen.

      WELT ONLINE: Sind alle Schulden an Jakob Fugger zurückgezahlt worden?

      Thun-Fugger: Jakob Fugger ist wohl auf sein Geld gekommen. Doch die nachfolgende Generation hat sehr unter dem spanischen Staatsbankrott im 16. Jahrhundert gelitten und sechs Millionen Dukaten verloren. Danach hat sich die Familie auch aus der Firma auf ihre Besitzungen zurückgezogen. Wenn Sie so wollen, schulden uns die Habsburger also noch einiges.

      WELT ONLINE: Schon mal an Rückforderung gedacht?

      Thun-Fugger: Hoffnungslose Sachen gehen wir normalerweise nicht an.

      WELT ONLINE: Die Fuggerei stiftete Fugger auch für sein Seelenheil. Rührt das daher, dass er einmal ins Kloster sollte?

      Thun-Fugger: Das hat damit nichts zu tun, weil die Klostergeschichte wahrscheinlich nicht stimmt. Die neueste Forschung hat herausgefunden, dass er das Stift Herrieden bei Ansbach nur als Pfründe bekommen hat. Bisher ging man wirklich davon aus, dass er Geistlicher werden sollte. Von dem Geld, das das Stift abwarf, hat er seine Ausbildung in Italien bezahlt. Als 14-Jähriger ging er nach Venedig. Falsch ist wohl auch, dass sein Aufstieg nur möglich war, weil seine älteren Brüder gestorben waren. Man darf annehmen, dass es sehr ungewöhnlich gewesen wäre, wenn alle Söhne als Kaufleute gearbeitet hätten und ausgerechnet einem ein anderer Weg bestimmt gewesen wäre.

      WELT ONLINE: Fugger, damit verbindet man heute vor allem die Fuggerei in Augsburg. Wer lebt dort?

      Thun-Fugger: Genau wie damals leben dort verarmte Menschen. Es sind ungefähr 160. Das können Witwen sein, aber auch Hartz-IV-Empfänger. Voraussetzung ist, dass sie Bürger Augsburgs sind und sie einen guten Leumund haben.

      WELT ONLINE: Was müssen sie bezahlen?

      Thun-Fugger: 88 Cent Jahreskaltmiete.

      WELT ONLINE: Das ist erfreulich wenig?

      Thun-Fugger: Das ist etwa der Wert eines Rheinischen Guldens, der von Fugger als Miete festgelegt wurde. Aber die Leute müssen für den Stifter auch drei Gebete sprechen, ein Vater Unser, ein Ave Maria und ein Glaubensbekenntnis. Deshalb haben wir nur Katholiken in der Fuggerei.

      WELT ONLINE: Und Sie überwachen die Gebete?

      Thun-Fugger: Wir gehen davon aus, dass die Menschen sich dazu verpflichtet fühlen. Das ist Teil der Miete.

      WELT ONLINE: Wie finanzieren Sie die Fuggerei?

      Thun-Fugger: Durch das Stiftungsvermögen, das vor allem aus Forstwirtschaft besteht. Das ist natürlich in Anbetracht der Preise auf dem Holzmarkt nicht ganz einfach. Die Instandhaltung kostet ungefähr eine halbe Million Euro jährlich.

      WELT ONLINE: Warum gäbe es ohne die Fuggerei möglicherweise keine Zauberflöte?

      Thun-Fugger: Weil der Urgroßvater von Wolfgang Amadeus Mozart in der Fuggerei lebte und überlebte. Er war armer Handwerker, der zeitweilig hier gewohnt hat. Die Intention Fuggers war, den Leuten eine Übergangsbleibe anzubieten, damit sie wieder auf die Füße kommen können.

      WELT ONLINE: Und das ist heute nicht mehr so?

      Thun-Fugger: Doch, wir haben eine Sozialhelferin und kirchliche Betreuung.

      WELT ONLINE: Haben Sie jemals in der Fuggerei übernachtet?

      Thun-Fugger: Nein, ich bin weder Bürger Augsburgs, noch bin ich verarmt.

      WELT ONLINE: Findige Geschäftsleute würden eine Nacht in der Fuggerei mit obligatorischem Nachtwächterdienst sicher gut vermarkten können.

      Thun-Fugger: Wir haben kein Hotel. Das würde dem Stifter-Willen widersprechen. Es fiel uns schon sehr schwer, für die Fuggerei Eintritt zu verlangen. Es geht heute wie vor 500 Jahren darum, was Jakob Fugger gewollt hat.

      Quelle: http://www.welt.de/kultur/article3330705/Wirtschaftsboss…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:48:31
      Beitrag Nr. 1.581 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.202 von Looe am 06.03.09 23:05:05Guten Morgen Looe,
      da ist was dran!

      Auch Dir einen schönen Tag. Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 07:59:41
      Beitrag Nr. 1.582 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.826 von Maraho am 06.03.09 19:37:48In Zusammenhang...

      Zweite Neujustierung

      Die Abwrackprämie zum Reservieren
      von Timo Pache (Berlin)

      Der Kauf von Autos mit langen Lieferzeiten barg bisher ein Risiko: Kunden liefen Gefahr, den staatlichen Zuschuss zu verpassen. Das will die Koalition nun ändern - und schraubt erneut an der Verschrottungsprämie.

      Das Wirtschaftsministerium ändert erneut in einem wichtigen Punkt die Abwrackprämie für Altautos. Künftig reiche "die Vorlage eines rechtsverbindlichen Kauf- oder Leasingvertrags, um sich die Prämie zu sichern", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl, der FTD. "Käufer müssen nicht mehr befürchten, dass ihnen die Abwrackprämie entgeht, wenn sie sich für ein Auto mit langen Lieferzeiten entscheiden". Die neue Regelung, die zum 30. März in Kraft treten soll, schaffe damit mehr Planungssicherheit. Auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bestätigte gegenüber der "Bild"-Zeitung die Änderung.

      Bislang kann die staatliche Prämie von 2500 Euro für einen Neuwagen erst beantragt werden, wenn der Besitzer alle Unterlagen zusammen hat: Dazu zählen unter anderem der Fahrzeugbrief des alten Autos sowie der Nachweis über die Zulassung des Neuwagens. Dies hatte in den vergangenen Wochen zu Aufregung in den Autohäusern geführt, da die Hersteller für viele Wagen inzwischen lange Lieferzeiten veranschlagen. Da das Interesse groß, die Zahl der geförderten Autos aber bei 600.000 gedeckelt ist, fürchteten viele Kaufinteressenten leer auszugehen, wenn sie die Prämie erst in einigen Monaten mit der Auslieferung des neuen Autos hätten beantragen können.

      Zweistufiges Verfahren

      Künftig soll nun laut Wöhrl ein zweistufiges Verfahren gelten: Nach dem Abschluss eines Kauf- oder Leasingvertrags könne sich der Eigentümer beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) die Prämie reservieren. Nach der Zulassung des neuen und der Verschrottung des alten Fahrzeugs könnten dann alle Unterlagen beim Bafa nachgereicht werden. "Wir können die Menschen nicht in der Unsicherheit lassen", so Wöhrl. Ihren Angaben zufolge sind beim Bafa bislang über 160.000 Anträge auf den offiziell Umweltprämie genannten staatlichen Zuschuss eingegangen, rund 10.000 neue Anträge kämen derzeit Tag für Tag dazu.

      Die Abwrackprämie ist Teil des zweiten Konjunkturpakets der Regierung. Sie entfaltete ihre Wirkung rasch: Der Absatz gerade von kleinen und billigen Fahrzeugen in Deutschland erhöhte sich mit ihrer Hilfe zuletzt massiv. Einige Fahrzeugtypen sind ausverkauft und können nur mit mehrmonatiger Lieferzeit bestellt werden. Trotz vehementen Drängens der Autoindustrie soll der Topf nicht erweitert werden.

      Erst am Mittwoch hatte die Regierung die Vorschriften für die Abwrackprämie geändert, um Missbrauch damit zu verhindern. Danach muss nun jeder Antragsteller für die Prämie von 2500 Euro für sein mehr als neun Jahre altes Auto das entwertete Original des Fahrzeugbriefes beim Bundesamt einreichen. Eine Kopie reicht nicht mehr.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Zweite-Neujustier…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 08:09:47
      Beitrag Nr. 1.583 ()
      Moin Maraho, moin Gemeinde,

      was spricht gegen dieses Szenario?

      aus MMNews:

      Countdown zum Kollaps
      Samstag, 7. März 2009
      Entwicklung der Finanzkrise - Ein unbequemer Ausblick in eine düstere Zukunft: Erst Deflation, dann Inflation. Staatsbankrott aller Industrienationen. Ende des Dollars und Euros. Insolvenzen ohne Ende. Einlagen und Renten sind weg. Zusammenbruch der EU. Zusammenbruch der USA. Versorgungslücken.



      Erst Deflation, dann Inflation

      Im 4. Quartal 2008 setzten massive deflationäre Tendenzen ein, da sich die Banken dieser Welt nach der Pleite von Lehman Brothers keine Interbankenkredite mehr geben. Die so entstandene Kreditklemme löste eine deflationäre Aufnahme von Eigenkapital zum Zwecke der Substitution von Fremdkapital aus, an deren Ende verwunderlicher Weise jedoch der inflationäre Kollaps des weltweiten, als Pyramidenspiel auf Kredit angelegten Finanzsystems stehen wird.

      Denn die Manager und Banker werden mir tatkräftiger Unterstützung durch die Zentralbanken versuchen, dieses Pyramidenspiel mit Hilfe der Druckerpresse sowie Geldgeschenken an alles und jeden künstlich am Leben zu halten, was in Zeiten elektrischen Buchgeldes auch sehr einfach ist.

      Die Politik wird zum Zwecke des Machterhalts auch fleißig mitspielen. Ein kurzsichtiges Vorgehen, welches im Endeffekt zwangsweise in der Hyperinflation mündet, da eine Erhöhung der Geldmenge zugleich auch immer eine Entwertung jenes Geldes bedeutet.

      Achtung: Deflation und Inflation laufen erst parallel ab, heben sich später in ihrer Wirkung jedoch nicht auf, sondern addieren ihre monetäre Zerstörungskraft! Das Geld, mit dem wir heute noch bezahlen, hat schon Morgen nur noch den Wert des Papiers, auf dem es gedruckt ist. Schon der Philosoph Voltaire schrieb einst: "Papiergeld kehrt stets zu seinem inneren Wert zurück: Null!".

      Staatsbankrott aller Industrienationen

      Alle Industrienationen werden vom Pleitegeier heimgesucht. Verursacht wird dies durch platzende Bond-Auktionen der G7- respektive G8-Staaten mit anschließendem Abverkauf ihrer bereits ausgegebenen Staatsanleihen sowie ihrer Währungen.

      Denn wenn sich die Krise zuspitzt, wird kein Investor einem Staat Geld leihen wollen, der in einem letzten Akt der Verzweiflung die Außenstände von Banken und Unternehmen in die Öffentliche Hand umschuldet. Dies gilt explizit auch für die USA mit ihren "T-Bonds" sowie die BRD mit ihren "Bunds". Steueroasen wie die Schweiz werden ebenfalls nicht verschont, da ihre Realwirtschaften nicht genug Kapital für Rettungen dort ansässiger Banken aufbringen können. Aus den Oasen werden Wüsten.

      Natürlich wird im Zuge eines Staatsbankrottes keine Nation mehr in der Lage sein, Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld oder BAföG zu bieten, Straßen bauen zu lassen oder die mit der Wahrung der öffentlichen Ordnung beauftragte Polizei zu entlohnen.

      Auch die Soldaten werden kein Geld mehr aufs Konto bekommen, haben aber noch ihre Gewehre, Panzer und im Falle von Atommächten auch Nuklearwaffen, die sie verschachern können. Schon nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden unkontrolliert Rüstungsgüter aus den nun finanziell am Boden liegenden Ostblockstaaten in die ganze Welt geschmuggelt. Unnötig zu erwähnen, dass das wieder kommt und die verkauften Waffen von den Käufern natürlich auch eingesetzt werden. Abnehmer wird es genug geben, vor allem solche mit derbem Hass auf Christen und Juden.

      Ende des US-Dollars

      Der US-Dollar ist bereits heute hochgradig inflationär. Die US-Notenbank Fed veröffentlicht seit einigen Monaten keine Zahlen zu Geldmenge mehr und wird auch genau wissen, warum. Mit zunehmender Krisenintensität wurde der Leitzins in den USA auf ein Rekordtief gesenkt, aktuell notiert er zwischen 0,25 % und 0,1 % und wenn nichts mehr hilft winkt eventuell sogar eine Nullzinspolitik.

      Schließlich hat der Präsident der US-amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, bereits vor langem öffentlich eingeräumt, dass er im Falle einer Deflation das Geld "mit Helikoptern" abwerfen werde, was ihm auch den Spitznamen "Heli-Ben" einbrockte. Selbstverständlich wird das Fluten der Märkte mit Liquidität nur kurzfristig helfen, mittelfristig dagegen eine Inflation und langfristig gar die im vorherigen Absatz beschriebene Hyperinflation (im Sinne der Weimarer Republik) auslösen.

      Doch der Niedergang des US-Dollars wird sich als turbulente Achterbahnfahrt erweisen: Ein Großteil der weltweiten Aktien und Derivate werden mit dem Greenback gehandelt. Wenn die Börsen abstürzen und die Investoren scharenweise aussteigen, um ihre Verluste zu begrenzen, müssen sie ihre Verkäufe in US-Dollar ausbezahlt bekommen.

      Da die Banken bei der Kreditvergabe jedoch sehr vorsichtig geworden sind, werden sie hierfür kein Geld mehr verleihen. Dies führt dazu, dass die Dollars am Devisenmarkt besorgt werden müssen und es dort zu einer Schieflage zwischen Angebot und Nachfrage kommt. Der Dollar wird folglich mehrfach ein wundersames Widererstarken erfahren, bevor er nicht mehr durchstarten kann und letztlich inkonvertibel zu anderen Währungen wird.

      Ende des Euros

      Die Scherkräfte innerhalb der Europäischen Währungsunion sind zu groß, um den Euro erfolgreich durch die Krise zu bringen. Den wenigen Nationen mit starker Realwirtschaft (z.B. Deutschland) stehen zu viele Nationen mit schwacher oder unbedeutender Realwirtschaft (z.B. Portugal) gegenüber.

      Nach einem Höhenflug dank einer exzessiver Kapitalflucht aus anderen Devisen in den Euro wird spätestens nach dem ersten Staatsbankrott eines Landes mit der Gemeinschaftswährung (heißer Kandidat: Italien) auch der Druck auf die noch junge Währung stark anziehen. Zwar testete der Euro zum Jahreswechsel von 2008 auf 2009 die Parität mit dem Britischen Pfund, doch auf Dauer wird der Euro das Schicksal seines Kontrahenten aus den USA teilen.

      Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen nach unten rauschen lassen, damit die Banken und Großunternehmen der Eurozone ihre finanziellen Löcher mit billigem Fiatgeld stopfen können. Die Hyperinflation ist dabei vorprogrammiert. Das vorzeitige Austreten eines potenten Staates aus oder das plötzliche Eintreten eines ungeeigneten Staates in die EWWU könnte deren Abgang sogar noch erheblich beschleunigen. Bezüglich des Euros gilt der Spruch: Mit gehangen, mit gefangen.

      Tiefer Fall der Börsen

      Alle wichtigen Börsen dieser Welt werden in nie gekanntem Maße abstürzen und sich nur schleppend wieder erholen. Der DAX wird unter 1.000 Punkte fallen, Selbiges gilt auch für den Nikkei, den Dow Jones sowie alle anderen Leitindizes.

      Bereits in den Jahren vor 1929 haben Überproduktion sowie maßlose Spekulation auf Kredit die Grundlage für tiefe Verwerfungen gebildet. Und die heutige Situation an den internationalen Handelsplätzen unterscheidet sich nur in zwei wesentlichen Punkten von der Damaligen: Sie ist jetzt hochgradig globalisiert und es geht um mehr Geld als je zuvor. Ansonsten ist eigentlich alles gleich geblieben, vor allem die laxen Kontrollen.

      Der Absturz der Börsen wird jedoch phasenweise ablaufen, mit ungeahnten Wechselspielen zwischen Bulle und Bär. Kurse werden an einem Tag ins Bodenlose fallen, nur um am anderen Tag in den Himmel zu schießen - stets verursacht von einer Horde zyklisch denkender Investoren, die erst rational auf den Absturz und dann gierig auf eine Erholung der Kurse wettet.

      Der langfristige Trend geht jedoch nach unten, verstärkt durch automatische Kauf- und Verkaufsprogramme, welche nach Kundenwunsch in die Handelscomputer programmiert wurden und beim erreichen ihrer Grenzwerte blind ausführen, worauf sie zuvor getrimmt wurden. Man stelle sich die kommende Kursentwicklung von DAX, Nikkei und Dow Jones am besten als die Linie eines Steines vor, welchen ein Spaziergänger über das Wasser eines Teiches hüpfen lässt.

      Der Abstand zwischen dem Stein und der Wasseroberfläche schwankt hierbei, wird im Mittelwert aber fortlaufend kleiner, bis der Stein am Ende versinkt. Instrumente wie Leerverkäufe werden den Ausverkauf der Aktiengesellschaften beschleunigen, aber nicht ursächlich hervorrufen.

      Insolvenzen ohne Ende

      Der Abschwung wird alle treffen, die kleinen Unternehmen noch mehr als die Großen. Im Jahr 2009 werden die insolventen Einzelunternehmen, Kommanditgesellschaften, OHGs, GmbHs und Selbstständigen vom Himmel fallen wie Wassertropfen bei einem Platzregen.

      Wenn die großen Konzerne keinen Bedarf mehr an den Erzeugnissen des Mittelstands haben, wird sich die Auftragslage bei den Zulieferbetrieben bis zur Zahlungsunfähigkeit eintrüben. Ein Prozess, bei dem permanent Arbeitsplätze abgebaut werden. Zusätzliche Erwerbslose werden wiederum den Konsum seitens der Endverbraucher einbrechen lassen, was weitere Pleiten hervorruft.

      Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gibt, auch wenn die Geschäftsführer mit Scheinlösungen wie dem Abbau von Überstunden, verlängertem Urlaub, Kurzarbeit und vorübergehenden Werksschließungen dagegen ankämpfen werden. Wenn dem Volk am Ende das Geld für wichtige Waren und Dienstleistungen fehlt, droht vereinzelt sogar die Zwangswirtschaft, z.B. bei Bäckereien und Bestattern.

      Fast alle Finanzdienstleister gehen pleite

      Allein die Unsummen an Derivaten, welche die Wettstreiter des internationalen Finanzwesens in ihren Bilanzen haben, sprengen das Bruttosozialprodukt der gesamten Welt um das Vielfache. Diese hochkomplexen Finanzprodukte haben real betrachtet jedoch nur noch einen Bruchteil ihres Nennwertes, werden aber als Scheinwert weiterhin ohne Abschläge in den Aktiva geführt.

      Wenn dieser Betrug auffliegt, werden die systemrelevanten Banken ganz schnell von "too big to fail" zu "too big to bail". Der daraus entstehende Dominoeffekt ist das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn heute kennen. Als Beispiel für eines der vielen Rädchen in der kommenden Talfahrt seien kurz die CDS betrachtet: "CDS" ist eine Abkürzung für "Credit Default Swap", einem Finanzderivat, bei dem eine Person C für die Schulden von Person B bei Person A bürgt.

      Diese Bürgschaft wird auf Papier gebannt und kann danach beliebig weiter verkauft werden. Eine Bonitätsprüfung des Schuldners oder des Bürgen muss nicht stattfinden und keine der beteiligten Parteien muss eine Sicherheit hinterlegen. Der Markt ist völlig unreguliert. Natürlich sichern sich Banken und Versicherungen untereinander mit solchen CDS ab und rechnen diese Mistpapiere munter in ihre Geschäftsberichte mit ein. Damit sind Credit Default Swaps nichts weiter als ein schlechtes Versprechen, das aber richtig viel Geld kostet.

      Einlagen und Renten sind weg

      In Deutschland gibt es über das Einlagensicherungsgesetz einen gesetzlichen Anspruch darauf, nach der Pleite einer Bank das dort hinterlegte Geld bis zu einem Betrag von maximal 10.000 Euro über den Einlagensicherungsfond ersetzt zu bekommen. (Darüber hinausgehende Versprechungen einer Bank, mittels eines internen Fonds auch höhere Beträge abzusichern, sind nicht rechtsverbindlich!) Geht jedoch in einer Kettenreaktion der Löwenanteil aller Banken gleichzeitig unter, wird der Einlagensicherungsfond gesprengt und ist zahlungsunfähig.

      Ein Zustand (de facto), an dem kein juristischer Anspruch (de jure) etwas ändert. Aussagen von Politikern und Bankern, die Spareinlagen wären sicher, gehören ins Reich der Märchen. Der Verlust aller auf unserem gegenwärtigen Geldsystem basierenden Vermögenswerte wird auch vor den kapitalbasierten Pensionsfonds nicht Halt machen, da diese ihr Geld ebenfalls gewinnorientiert anlegen.

      Wer Jahrzehnte brav in die Rentenkasse eingezahlt oder privat vorgesorgt hat, wird im Alter nichts oder höchstens noch einen kärglichen Rest davon wiedersehen. Nicht anders wird es den Besitzern von Bausparverträgen oder den Inhabern von Lebensversicherungen gehen. Sollte der Einzelne (so weit möglich) sein Geld noch rechtzeitig aus den besagten Anlageformen abziehen, wird die Inflation es entwerten. Im Übrigen haben Staaten am Rande des Bankrotts immer wieder private Vermögen mit Zwangsanleihen belegt.

      Zusammenbruch der EU

      In einer ernsten Krise schaut jede einzelne Nation zuerst nach sich selbst - vor allem, wenn es gerade Reihenweise Staatspleiten gesetzt hat.

      Das vor Lobbyismus und Bürokratie strotzende Monster namens Europäische Union, das primär Kosten verursacht und in dem jeder jedem solidarisch helfen soll, hat in der kommenden "Größeren Depression" nicht die geringste Chance.

      Der EU fehlt auch jegliche Legitimation durch ihre Bürger, was bei den abgelehnten Referenden über den VVE-Vertrag in Frankreich und den Niederlanden sowie dem ebenfalls abgelehnten Referendum über den Vertrag von Lissabon in Irland auch sehr deutlich wurde. Die Glühbirne wird die Eurokraten in Brüssel überleben.

      Zusammenbruch der USA

      Die Vereinigten Staaten von Amerika sind genauso wenig ein homogener Verband wie die EU. Vielmehr sind die Mitgliedsstaaten der USA sogar extrem verschieden. Vom liberalen New York bis hin zum konservativen Texas und vom Bibelgürtel bis hin zum Homoehen-Staat Kalifornien ist alles dabei.

      Auch die wirtschaftlichen Gefälle ähneln denen zwischen den alten und den neuen Bundesländern der BRD. Wenn die Krise Mitte 2009 erst so richtig zuschlägt und den "American way of life", welcher seit jeher stets mehr konsumiert als produziert, schlagartig beendet, werden die USA zu einem sozialen Pulverfass.

      Wohl gemerkt: Zu einem sozialen Pulverfass, in dem fast jeder eine Waffe kaufen kann und wo das Führen von Kriegen - inklusive Bürgerkriegen - Tradition hat.

      Massive Arbeitslosigkeit weltweit

      Der Zusammenbruch der Finanzwirtschaft wird massive Rückkopplungseffekte auf die Realwirtschaft haben. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird die Zahl von 6 Millionen aus der Zeit von 1929 bis 1933 übersteigen, noch schlimmer wird es die USA treffen. Diese Einschätzung berücksichtigt bereits, dass die Deutsche Politik im wichtigen Wahljahr 2009 mittels Änderungen an den statistischen Erhebungsmethoden die Zahl der Arbeitslosen nach unten manipulieren wird.

      Versorgungslücken

      Generell wird es ab 2009 zu Ausfällen in der Versorgung mit Gütern aller Art kommen. Primär trifft dies Importwaren (auch Nahrungsmittel), wenn die Banken keine Akkreditive mehr eröffnen und die Waren deshalb in den Häfen liegen bleiben. Die Globalisierung endet und die lokale Wirtschaft (vor allem Landwirte) wird gestärkt, die Schiffsbranche dagegen ruiniert. /JS (Fortsetzung folgt)
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 08:17:59
      Beitrag Nr. 1.584 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.657 von Maraho am 07.03.09 07:46:12@ Maraho,

      dieses Interview ist ein wunderschönes Beispiel wie nachhaltiges Wirtschaften über Jahrhunderte hinweg segensreich Wirken kann.
      Für die kranken Hirne der ökonomischen Kreationisten, deren Mantra
      der vierteljährliche Quartalsbericht ist und die gebetsmühlenartig
      behaupten: " Der Markt regelt sich von selbst "
      hier nochmals die entscheidenden Sätze des Interviews:

      "Thun-Fugger: ... Doch die nachfolgende Generation hat sehr unter dem spanischen Staatsbankrott im 16. Jahrhundert gelitten und sechs Millionen Dukaten verloren. Danach hat sich die Familie auch aus der Firma auf ihre Besitzungen zurückgezogen. Wenn Sie so wollen, schulden uns die Habsburger also noch einiges."

      ..."WELT ONLINE: Fugger, damit verbindet man heute vor allem die Fuggerei in Augsburg. Wer lebt dort?

      Thun-Fugger: Genau wie damals leben dort verarmte Menschen. Es sind ungefähr 160. Das können Witwen sein, aber auch Hartz-IV-Empfänger. Voraussetzung ist, dass sie Bürger Augsburgs sind und sie einen guten Leumund haben.

      WELT ONLINE: Was müssen sie bezahlen?

      Thun-Fugger: 88 Cent Jahreskaltmiete.

      WELT ONLINE: Das ist erfreulich wenig?

      Thun-Fugger: Das ist etwa der Wert eines Rheinischen Guldens, der von Fugger als Miete festgelegt wurde.

      WELT ONLINE: Wie finanzieren Sie die Fuggerei?

      Thun-Fugger: Durch das Stiftungsvermögen, das vor allem aus Forstwirtschaft besteht. Das ist natürlich in Anbetracht der Preise auf dem Holzmarkt nicht ganz einfach. Die Instandhaltung kostet ungefähr eine halbe Million Euro jährlich.

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 09:07:45
      Beitrag Nr. 1.585 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.689.051 von Maraho am 03.03.09 13:16:29Weiterführend aus der "FR"...

      Soziologin Christa Wichterich
      Download der Kosten
      VON CHRISTA WICHTERICH

      Alle reden über die Finanzmarktkrise, die nun auf die Realwirtschaft durchschlägt. Doch die Systemkrise des Kapitalismus zeigt sich auch in einer tiefgehenden Krise der sozialen Reproduktion: als Krise von Ernährung und Daseinsvorsorge und als ökologische Krise, exemplarisch in der Energieversorgung und dem Klimawandel.

      Kapitalismus ist mehr als Finanzmarkt und Realwirtschaft. Kapitalistische Wertschöpfung funktioniert auf Grundlage eines Polsters von sozialer Regeneration. Es besteht aus überwiegend unbezahlt und von Frauen geleisteter Sorgearbeit und sozialen Sicherungsnetzen einerseits sowie den regenerativen Kräften der Natur andererseits. Doch beide Bereiche wertet der Kapitalismus als "unproduktiv" ab, obwohl er sie ständig aneignet und ausbeutet.

      Mehr noch: Weil die Logik von Wachstum und Profitmachen darauf beruht, soziale und ökologische Kosten aus den Märkten an die Individuen, die sozialen Zusammenhänge und die Natur zu verschieben, frisst der Kapitalismus ständig seine eigenen lebendigen Grundlagen und zerstört seine sozialen und natürlichen Ressourcen. Das Resultat sind Armut, soziale Unsicherheit, Hunger, Ressourcennot und Umweltkatastrophen. Jenseits der kriminellen Gier Einzelner zeigen Spekulationen mit Nahrungsmitteln und Pensionsfonds oder der Preiskrieg von Discountern in ihren transnationalen Wertschöpfungsketten, wie Versorgung und Bedürfnisbefriedigung unter die Räder der finanz- und realwirtschaftlichen Konkurrenz- und Wachstumslogik geraten sind.

      Zwar verlautbaren nun auch neoliberale Regierungen Kritik am Finanzkapitalismus und an der Renditegier. Doch die Maßnahmen zur Krisenbewältigung, die von den USA über die EU bis China ergriffen werden, brechen nicht mit der Logik der kapitalistischen Märkte. Im Gegenteil: Der Staat handelt nun zuallererst als Rettungsstaat, um die Funktions- und Konkurrenzfähigkeit der nationalen Ökonomien zu erhalten. Er fördert die Wachstumspotenziale des Finanzmarkts und der Realwirtschaft und verschiebt Kosten und Risiken einmal mehr an die Gesellschaft und die Natur.

      Die öffentliche Hand, die jahrelang mit dem Argument leerer Kassen Leistungen der Daseinsvorsorge gekürzt und mit ihrer Fiskal- und Deregulierungspolitik gesellschaftlichen Reichtum zugunsten des Kapitals umverteilt hat, verschenkt nun Milliarden an die Auslöser der Krise, also an Banken und Überproduktionsindustrien, und verteilt damit Kosten und Risiken von oben nach unten um.

      Konjunktur- und Kaufkraftspritzen sollen Wachstum und Konsum ankurbeln und Jobs sichern. Dabei hat Konzernwachstum in den vergangenen Jahrzehnten mehr Beschäftigung durch Flexibilisierung, Prekarisierung und Stellenstreichungen gefährdet als neue geschaffen. Mithilfe von Freihandelsabkommen drängt die EU derzeit Länder des Südens, einheimische Regulierungen abzubauen, um europäischen Konzernen neue Märkte und Verwertungschancen zu erschließen.

      So wiederholt die Politik mit ihren Rettungspaketen den Widersinn des Kapitalismus. Sie setzt auf die Wachstumslogik - genau die Strategie, die immer wieder Krisen auslöst und Probleme des sozialen Bereichs wie auch Umweltzerstörung verschärft.

      Um die Funktionslogik des Kapitalismus zu ändern, müssen Versorgung und Reproduktion von Gesellschaft und Natur den Vorrang vor Wirtschaftswachstum bekommen. Das ist nicht möglich ohne eine Umverteilung und Umbewertung von Produktions- wie Reproduktionsarbeit. Ob aber eine Demokratisierung der Arbeitsteilung und des Wirtschaftens eingeleitet wird, Kapitalinteressen zurückstecken müssen und die ökonomischen Spielregeln neu ausgehandelt werden, hängt davon ab, wie sehr sich soziale Kräfte mit Interesse an Existenzsicherheit, gutem Leben und Gerechtigkeit als Gegenmacht gegen Profitmaximierung formieren und den herrschenden Konsens des Wachstumsdogmas aufkündigen werden.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/spezial_f…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 09:23:32
      Beitrag Nr. 1.586 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.657 von Maraho am 07.03.09 07:46:12Ein weiteres Interview...

      Der weise Banker – 92 und immer noch im Geldgeschäft
      Von Judith Wittwer und Rita Flubacher.

      Hans Vontobel, der älteste aktive Bankier der Schweiz, über die schwerste Finanzkrise seines Lebens, das Bankgeheimnis und die Faszination von Fröschen.


      Alle reden von der Finanzkrise, nur Sie sprachen an der Vernissage Ihres Buches lieber über neu entdeckte Froscharten.
      Es ist ja auch hochinteressant. In Kolumbien wurden zehn neue Froscharten entdeckt – drei davon sind durchsichtig. Man kann also durch die Haut direkt auf die Organe sehen.

      Warum fasziniert Sie das?
      Erstens bin ich ein neugieriger Mensch. Zweitens wollte ich während meiner Gymnasialzeit Medizin oder Biologie studieren. In meiner Freizeit ging ich mit dem Fotoapparat im Zürcher Zoo auf die Pirsch. Ich war wohl einer der ersten Besucher des Zoos.

      Zu Hause züchteten Sie Kaninchen.
      Ich hatte als Gymnasiast bis zu vierzig Kaninchen. Das war etwas viel, da ich daneben noch einen 200 Quadratmeter grossen Gemüsegarten unterhielt. Meine Leistungen in der Schule waren entsprechend schlecht . . .

      . . . dafür waren die Erträge im Schrebergarten umso besser.
      Die Erträge waren nie super, aber immer recht. Um vier oder fünf Uhr früh machte ich mich jeweils auf zu meinem Pflanzblätz. Im Unterricht schlief ich dann ein. Den Bogen überspannte ich schliesslich, als ich im Türmchen unseres Hauses auch noch Tauben züchten wollte. Da sagte mein Vater: Jetzt ist Schluss.

      So wurden Sie Jurist und Bankier. Bereuen Sie das?
      Offen gestanden habe ich gemischte Gefühle. Mir ist der Mensch wichtiger als die Zahl. Zu Beginn musste ich mich vor allem mit Zahlen herumschlagen, und so räumte ich nicht nur einmal am Abend mein Pult, weil ich am nächsten Tag nicht zur Arbeit zurückkehren wollte. Zu Hause bei Frau und Kind holte mich die Vernunft jeweils ein. Es gab zu viele Arbeitslose, und so blieb ich. Je länger ich Bankier war, desto mehr Freude bereitete mir meine Arbeit.

      Heute sind Zahlen wichtiger denn je.
      Mit dem Ende des Kommunismus und der fortgeschrittenen Globalisierung machten wir uns weis, dass unserem Geschäften keine Grenzen mehr gesetzt seien. Wir glaubten, dass wir allein mit Zahlen Unternehmen dominieren und weltweit kontrollieren könnten. Ein Irrglaube, wie die Finanzkrise jetzt schmerzlich offenbart. Eine Lehre der heutigen Zeit sollte sein: Die Grenzen sind immer gesetzt – durch den Menschen.

      Doch der Mensch will sie nicht sehen, strebt nach Rekordgewinnen und Millionengehältern.
      Wir müssen wieder lernen zu erfassen, was wichtig ist im Leben. Was ist unser Glück in der Zeit, in der wir da sind? Doch nicht ein Maximum an Geld!

      Da spricht der privilegierte Bankier. Auch aus dem Hause Vontobel kamen mit dem früheren ZKB-Chef Hans Vögeli oder dem Financier Martin Ebner aber Banker, die nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung lebten.
      Um Ihnen eine vorsichtige, diplomatische Antwort zu geben: Ich habe nie bedauert, dass wir uns von diesen beiden Mitarbeitern getrennt haben.

      Und was ist mit Ex-Mitarbeiter Oskar Holenweger, gegen den eine Strafuntersuchung wegen dessen eigener Bank Tempus eröffnet wurde?
      Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Leider. Ich mochte Oskar Holenweger sehr gut. Er kam aus einfachen Verhältnissen – sein Vater verdiente sein Geld in der Maschinenfabrik Rüti – und arbeitete sich hoch. Irgendwann scheint er aber den Kompass verloren zu haben.

      Verliert man vor lauter Geldstreben und Konkurrenzdruck nicht zwangsläufig den Kompass?
      Ich frage zurück: Wieso dieser kindische Drang, à tout prix die «number one» sein zu wollen? Gewinnmaximierung und Grösse sind völlig einseitige Zielsetzungen. Als Firmenlenker muss ich darum bemüht sein, ein Gebilde zu schaffen, das den Angestellten bis zur Pensionierung Sicherheit bietet. Es gab eine Zeit, da zählte der Aktionär nichts: «Der Aktionär ist dumm und frech», urteilte einst der Berliner Bankier Paul Lichtenberg. «Dumm, weil er Aktien kauft, und frech, weil er eine Dividende erwartet.» Heute zählt nur noch der Aktionär und der Gewinn.

      Sind wir zu Sklaven des Börsenkapitalismus geworden?
      Die reine freie Marktwirtschaft führt zum «survival of the fittest». Nur die Stärksten überleben, alle anderen werden gefressen. Ich bin daher kein Freund der freien Marktwirtschaft in ihrer Absolutheit. Die sozialen Folgen sind je länger, je schlimmer – national und international.

      In der Theorie profitieren alle vom Freihandel und der Globalisierung.
      In der Praxis hat sich das jedoch nicht bewahrheitet. Den armen Ländern dieser Welt geht es nicht allen besser. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich auch in der Schweiz geöffnet. Ich sage Ihnen offen: Wäre ich Büezer und Familienvater und würde ich entlassen, während die obersten Chefs Millionen kriegten, dann wäre ich nicht mehr in der freisinnigen Partei.

      Und wenn Sie heute Konzernchef einer Grossbank wären?
      Ich habe mir bereits ein paar Mal überlegt, wie weit ich gekommen wäre, wenn ich bei einer Grossbank gearbeitet hätte . . .

      . . . auch Sie hätten sich wohl kaum den Marktzwängen entziehen können?
      Daher wäre ich wohl auch kaum so weit gekommen. Bei Stufe Prokurist wäre fertig gewesen. Ich hatte immer eine eigene Meinung, und diese habe ich auch in allen Gremien kundgetan – auch im Verwaltungsrat der Bankiervereinigung. Das wurde nicht immer geschätzt.

      Sie haben in Ihrem Leben acht Finanzkrisen erlebt. Ist die aktuelle Krise die schlimmste?
      Ja. Obwohl man das tendenziell von jeder Krise behauptet, in der man gerade steckt.

      Vor welchen Herausforderungen steht die Schweiz?
      Die gesamte Weltwirtschaft ist angeschlagen. Die Schweiz steht aber mit ihrem Finanzplatz und durch die Diskussion um ihr Bankgeheimnis vor besonders grossen Herausforderungen. Wir müssen uns den Problemen stellen. Wir können nicht sagen: Darüber reden wir nicht.

      Ist der Bundesrat zu passiv?
      Das kann ich nicht abschätzen. Ich weiss nicht, wie viel hinter den Kulissen läuft.

      Dem Druck, den die USA, Deutschland, Frankreich und England auf die Schweiz ausüben, kann der Bundesrat derzeit aber wenig entgegenhalten.
      Die Finanzkrise hat den grossen Staaten besonders zugesetzt. Um ihre Volkswirtschaften zu retten, bürden sie sich noch mehr Schulden auf. Da müssen die Regierungen doch schauen, wie sie zu höheren Einnahmen kommen. Die Erträge aus dem EU-Zinsausgleichsabkommen mit der Schweiz, die sich im letzten Jahr auf 970 Millionen Euro beliefen, reichen da nirgends hin. Wie allerdings Peer Steinbrück, der deutsche Finanzminister, gegenüber der Schweiz die Peitsche schwingt, ist denkbar kontraproduktiv.

      In der Sache könnte er sich durchsetzen. Der Schweizer Sonderfall, die Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug, steht auf der Kippe.
      Diese Unterscheidung ist im Ausland nur schwer verständlich. Die Schweiz sollte sich deshalb viel eher offensiv für eine andere Grenzziehung stark machen. Amtshilfe sollte man leisten, wenn ein Wille zu kriminellem Verhalten erkennbar ist. Dies kann auch bei systematischer Steuerhinterziehung der Fall sein. Einmal zu vergessen, ein Formular einzureichen, reicht dafür aber nicht aus.

      Wie wichtig ist das Bankgeheimnis für die Schweiz?
      Das Bankgeheimnis ist nur einer von vielen Erfolgsfaktoren. Für den Schweizer Finanzplatz spricht auch die tiefe Staatsverschuldung sowie die Stabilität des Landes und der Währung. Wir achten die Privatsphäre mehr als andere Länder, so rückt wohl in Deutschland der Tag immer näher, an dem der Bürger als gläsernes Individuum dasteht.

      Diskutieren Sie das auch mit Hans Bär und anderen Bankiers im Ruhestand?
      Ich bin mit Hans Bär befreundet. Der Kontakt ist aber nicht mehr, wie er einmal war. Früher trafen wir uns mit unseren Frauen im Quellenhof in Bad Ragaz und nahmen einen Aperitif.

      Und wie stehen Sie als überzeugter Zürcher zu Ex-UBS-Präsident Marcel Ospel und dem neuen UBS-Chef Oswald Grübel, die beide im steuergünstigen Kanton Schwyz wohnen?
      Darüber rege ich mich nicht auf. Ich habe Zürich gern, ob ich hier nun mehr oder weniger Steuern zahle. Der Stadtpräsident verdankt es mir jedes Jahr mit einem Brief.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 10:59:31
      Beitrag Nr. 1.587 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.437.292 von Maraho am 23.01.09 16:45:24....eine "akademische" Diskussion....

      Yuan
      Vision einer Leitwährung
      von Andreas Hoffbauer

      Die Finanzkrise nährt Spekulationen, dass der Dollar binnen weniger Jahre seine dominierende Rolle im Finanzgefüge verlieren, und Chinas Yuan aus dem Schatten des Dollars treten wird. Allerdings wird der Wechselkurs des Yuan täglich durch die chinesische Notenbank bestimmt – bisher hat Peking dem Druck, die Währung frei fließen zu lassen, standgehalten.


      PEKING. Im Alter von 20 Jahren wird die Tochter von Jim Rogers nicht nur Chinesisch sprechen, sondern auch eine neue internationale Leitwährung erleben – den Yuan. Die chinesische Landeswährung könne den Dollar in 15 Jahren als Leitwährung ablösen, erklärte der US-Investor in Hongkong. Rogers glaubt fest daran, dass China die Welt verändern wird. Und er scheint es ernst zu meinen: Seine fünfjährige Tochter spricht bereits fließend Mandarin.

      Devisenexperten sagen in der Krise dem Dollar langfristig den Verlust seiner dominierenden Rolle im weltweiten Finanzgefüge voraus. Nicht nur der Vertrauensverlust in die führende Wirtschaftsnation, auch das hohe US-Leistungsbilanzdefizit und die Abwertung des Dollars vor Beginn der Krise werden als Gründe für diesen Wandel gesehen. Zugleich gilt der Yuan seit Jahren als eine der stabilsten Währungen. Während der südkoreanische Won zum Beispiel dramatisch abgestürzt ist, hat die chinesische Regierung den Yuan in der Krise bislang stabil gehalten. Doch auch China kämpft mit den Folgen der Finanzmarktturbulenzen. Premier Wen Jiabao kündigte gestern Exporthilfen und Programme zur Ankurbelung des Konsums an.

      Chinas Währung ist ein Sonderfall, denn sie ist nicht konvertibel, kann also nicht von In- wie Ausländern unbegrenzt in andere Währungen umgetauscht werden. Darum sei die Vision einer neuen Leitwährung mit Blick auf den Yuan auch eher eine „akademische“ Diskussion, wie Rogers in Hongkong hinzufügte.

      Der Yuan ist seit 1995 eng an den Dollar gebunden, die chinesische Notenbank bestimmt täglich den Wechselkurs. Das hat in den vergangenen Jahren Auslandsinvestitionen nach China gelockt, denn die Investoren sehen dieses Wechselkurs-Regime als zuverlässige Plangröße an.

      In den letzten Jahren gab es immer wieder internationalen Druck auf Peking, die Währung frei fließen zu lassen. Selbst im Reich der Mitte gibt es Stimmen, die sich dieser Forderung anschließen. Doch die Führung der inzwischen drittgrößten Wirtschaftsmacht setzt in der Krise vor allem auf Stabilität. „Es wäre eine Katastrophe, wenn wir drastische Fluktuationen im Yuan-Wechselkurs hätten“, sagte Premier Wen Jiabao Ende Januar auf seiner Europa-Reise. Eine Abwertung, die Chinas Exporte billiger machen würde, schloss Wen nicht ausdrücklich aus.

      Analysten glauben jedoch kaum, dass Peking diesen Schritt gehen wird, um die Exportwirtschaft des Landes wieder anzukurbeln. „Ich erwarte keinen Wechsel bei der Yuan-Politik in den nächsten sechs Monaten“, meint Ben Simpfendorfer, Volkswirt bei der Royal Bank of Scotland (RBS) in Hongkong. Das würde zu großen Spannungen mit der US-Regierung führen. Denn Washington wirft China seit langem vor, den Yuan zu „manipulieren“.

      Allerdings werde es zunehmend schwerer für Peking, den Yuan-Kurs zum Dollar stabil zu halten, meint RBS-Analystin Chia Woon Khien. Der Yuan hat seit Juli 2005 bereits um rund 21 Prozent zugelegt. Die schrittweise Aufwertung kam jedoch mit dem Ausbruch der Finanzkrise zum Stillstand. Peking habe dies gebremst, um seine exportorientierten Unternehmen zu schützen, so Analysten. Der Traum vom „freien“ Yuan ist damit erstmal ausgeträumt.

      Auch bei Goldman Sachs glaubt man nicht an die Vision von der neuen globalen Leitwährung in naher Zukunft. Das könne sich bis zum Jahr 2020 ändern. Dann dürfte sich Chinas Wirtschaft der Größe der US-Volkswirtschaft angenähert haben. Und Jim Rogers Tochter ist dann fast 20 Jahre alt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/anlegerakademie/…
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 11:26:00
      Beitrag Nr. 1.588 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.822 von Maraho am 02.03.09 13:54:06Alles irgendwie miteinander verzahnt.....


      Hornberger Schießen
      Verantwortlich: Wolfgang Lieb

      Da werden von Müntefering, Steinbrück über Merkel bis hinauf zum Bundespräsidenten die „übertriebenen Managergehälter“ gegeißelt. Der EZB-Chef Trichet, Politiker, Kirchenleute, ja selbst Unternehmer warfen sich in Pose und beklagen die sich öffnende Schere zwischen Manager- und Durchschnittsgehältern und da wird vor dem Koalitionsausschuss ein großes Getöse gemacht. Herausgekommen ist fast nichts. Vor allem CDU/CSU müssen wohl ihre Geldspender und Unterstützer in den Chefetagen gerade in Wahlkampfzeiten bei Laune halten und blockierten jede Regelung, die die Obszönitäten bei der Selbstbedienung der Manager einschränken könnten. Wolfgang Lieb


      Die Debatte um die Managergehälter wird von vielen Managern und ihren Lautsprechern oft als eine für Deutschland typische „Neiddebatte“ abgetan. Dabei dürften Neid und Missgunst im Wesentlichen nur unter den Einkommensmillionären selbst herrschen. Für die Managerkaste ist die Höhe ihrer Vergütung schon längst keine Frage ihres „Verdienstes“ mehr, sondern allenfalls ein Prestigewert zur eigenen Selbstbeweihräucherung. Ein Normalverdiener kann sich gar nicht vorstellen, was ein Millionengehalt überhaupt bedeutet. Er kann gar nicht ausrechnen, wie viele Jahrzehnte er arbeiten muss, um auch nur ein einziges Jahreseinkommen eines Top-Managers zu verdienen. Nein, wenn wir überhaupt die Unterschiede zwischen Manager- und Durchschnittsgehältern an moralischen Kategorien messen, so an der Frage der Gerechtigkeit – oder ökonomisch gesprochen an der Leistungsgerechtigkeit.

      Sind die Leistungen der Manager tatsächlich um so viel mehr gestiegen, dass sie im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Beschäftigten im Jahr 1987 noch das 14-fache, im Jahre 2006 aber das 44-fache betrugen. Einschließlich Aktienoptionen beträgt das Verhältnis bei der Telekom 47, bei Siemens 59, bei Volkswagen 61, bei Lufthansa 94.

      Sind Manager japanischer Automobilkonzerne etwa schlechter als ihre deutschen Pendants? „Dort verdient der Chef nur ungefähr das Zwanzigfache eines Arbeiters“, darauf wies sogar die Kanzlerin hin.

      Die konservative Tageszeitung „Die Welt“, der man gewiss nicht nachsagen kann, sie hätte ein Interesse daran, eine Neiddebatte zu schüren, hat dankenswerterweise einmal das Einkommen von 27 sog. Topmanagern aufgelistet.

      Das Top-Gehalt bezieht danach Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit einem in Branchenkreisen geschätzten Jahreseinkommen von 60 Millionen Euro. Bei den Dax-Managern führt Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, mit knapp 14 Millionen Euro im Jahr 2007 die Liste an. Der Siemens-Boss Peter Löscher habe laut Unternehmensberatung Towers Perrin ein Jahreseinkommen von 11,5 Millionen Euro. Daimler-Chef Dieter Zetsche soll im vergangenen Jahr 10 Millionen Euro in bar oder in Form von virtuellen Aktien erhalten haben.

      Es folgen Karl-Ludwig Kley vom Pharmariesen Merck mit 8,6 Millionen, Linde-Chef Wolfgang Reitzle mit rund 8 Millionen Euro. E.on-Chef Wulf Bernotat mit 5,3 Millionen Euro, der Chef von BASF, Jürgen Hambrecht bekam 2007 5,2 Millionen Euro, er steigerte damit sein Gehalt im Vergleich zum Vorjahr um 25,8 (!) Prozent. Der Vorstandsvorsitzende des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, Werner Wenning, verdiente 2007 mit 4,4 Millionen Euro rund 28 (!) Prozent mehr als im Vorjahr. Der Chef von TUI, Michael Frenzel, steigerte sein Einkommen 2007 im Vergleich zum Vorjahr gar um 124,2 (!) Prozent und kam auf 4,5 Millionen Euro.

      Besonders delikat: 6,1 Millionen Euro bekam Klaus Kleinfeld von Siemens dafür zugeschoben, dass er seinen Job im Verlauf der Schmiergeldaffäre beim Elektrokonzern verlor.
      Usw. usf., es ist ganz interessant die übrigen Zahlen einmal nachzulesen.

      Was oftmals noch nicht einmal einberechnet ist, das sind die Boni und vor allem noch die in zukünftig erfolgenden Abfindungszahlungen oder Ruhestandsbezüge nebst kleinen Vergünstigungen, wie Büro, Sekretariat, Dienstwagen und Fahrer etc.

      Beschwichtigend wird immer wieder angeführt, dass die Top-Manager ja gar nicht nach Leistung, sondern im Wettbewerb unter ihresgleichen bepreist werden. Zum Vergleich werden dann meist Manager- oder Investmentbankergehälter in den USA oder England herangezogen. Einmal abgesehen davon, dass es eine Internationalisierung des Spitzenmanagements real gar nicht gibt (Michael Hartmann, Elitesoziologie), meiden deutsche Manager tatsächlich eher das Ausland. „Nur 17 Prozent der deutschen Führungskräfte setzen sich mit dem Gedanken auseinander, eines Tages im Ausland zu arbeiten. Das ergab eine Befragung von 1000 Managern durch die Freiburger Unternehmensberatung Saaman. Gleichzeitig weisen 82 Prozent der deutschen Führungskräfte den Gedanken an einen Wechsel über die Grenze von sich“, schreibt etwa die FAZ.

      In Wirklichkeit findet eine solche Abwanderung auch gar nicht statt, „denn sehr begehrt sind deutsche Vorstände im hochbezahlten Ausland überhaupt nicht - das Land verlassen hingegen ganz andere, die eher der Mittelschicht angehören: junge und hochtalentierte Wissenschaftler, Informatiker und Ingenieure.“
      Jedenfalls ist bis auf wenige Einzelfälle (etwa der gechasste Siemens-Chef Kleinfeld) kaum ein deutscher Topmanager in die USA oder nach Großbritannien abgeworben worden.


      Es untergrabe das Vertrauen in das soziale Gleichgewicht des Landes, wenn ein Abschied vergoldet werde, sagte die Kanzlerin noch im Dezember 2008 auf dem CDU-Parteitag in Hannover. „Liebe Aufsichtsräte, glauben Sie, Ihre Mitarbeiter lesen keine Zeitungen oder beherrschen die Grundrechenarten nicht?“, fragte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel rhetorisch. Solche «Exzesse, Übertreibungen und Unwuchten» würden die Grundlage des Wirtschaftssystems bedrohen, meinte Finanzminister Peer Steinbrück. “Die Tatsache, dass es in Deutschland sittenwidrig niedrige und sittenwidrige hohe Gehälter gibt, kann so nicht bleiben”, polterte Müntefering.

      Die explodierenden Managergehälter waren ein beliebtes Thema für Politiker aller Couleur, um sich publikumswirksam in die Robin-Hood-Pose zu werfen und sich als Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit zu profilieren, die angeblich den Reichen nehmen und den Armen geben wollen. Mehr als Populismus war das jedoch offenbar nicht. Das Getöse um die Begrenzung der Managergehälter ging aus wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen.

      Schon das Ergebnis der Arbeitsgruppe von Fachpolitikern von SPD und CDU vom Januar 2009 und der abgestimmte Gesetzentwurf aus dem Hause der Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) ließen den Mut vor den Managerthronen vermissen. Wenige Tage vor dem Koalitionsausschuss bliesen zwar Steinbrück und Steinmeier mit einem überraschend vorgelegten, gemeinsamen Papier [PDF - 149 KB] die Backen noch einmal ein wenig auf, und wetterten gegen „nicht leistungsgerechte Vergütungen“, doch im Koalitionsausschuss selbst ging ihnen offenbar die Luft aus. Statt selbst zu pfeifen, wurden sie von CDU und besonders von CSU zurückgepfiffen.

      Nach dem im Koalitionsausschuss verabredeten Konzept für Spitzenverdiener sollen Manager ihre Aktienoptionen künftig frühestens nach vier statt bisher nach zwei Jahren einlösen können. Zudem soll der gesamte Aufsichtsrat und nicht nur ein kleiner Ausschuss über die Gehaltshöhe entscheiden, teilten die Fraktionschefs von Union und SPD, Volker Kauder und Peter Struck, am frühen Donnerstagmorgen nach siebenstündigen Beratungen des Koalitionsausschusses in Berlin mit.

      Die Aufsichtsräte sollen verpflichtet werden, je nach wirtschaftlicher Lage des Unternehmens Vorstandsvergütungen zu kürzen. Geschieht dies nicht, sollen sie dafür haftbar gemacht werden. Auch die Vorschriften für den Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat will die Koalition verschärfen. Ansonsten hat man eine weitere gemeinsame Arbeitsgruppe aus Union und SPD beauftragt, weitere Vorschläge wie die Begrenzung der steuerlichen Absetzbarkeit von Vergütungen zu prüfen. Dazu gehöre auch die von der SPD geforderte Einführung einer Börsenumsatzsteuer, die die Union bislang ablehnt.

      Dass Aktienoptionen nun zwei Jahre später eingelöst werden dürfen, ändert nichts daran, dass auch künftig das undurchschaubare Geschäft mit dieser Zusatzhonorierung weiter betrieben werden kann. Mit den umfangreichen Aktienoptionspaketen, mit denen die Vorstände etwa bei Daimler-Chrysler über knapp 10 Prozent der Aktien des Unternehmens verfügten (Michael Hartmann) machen sich die Manager selbst zu wichtigen Aktionären. Die Bonusvergütungen als solche blieben unangetastet, so dass sich auch künftig das an den Börsenwerten ausgerichtete „Anreizsystem“ für die Manager nicht ändern wird. (Siehe zur Bedeutung der Börsennotierung für den Unternehmenserfolg Albrecht Müller) Noch nicht einmal zu einer Begrenzung der Aktienoptionen oder zur Einführung eines mehrjährigen Bonus-Malus Pools hat man sich durchgerungen. Geschweige denn dass auf solch Forderungen, wie sie etwa im Steinmeier/Steinbrück-Papier und vom DGB erhoben werden, eingegangen wurde, nämlich den § 76 des Aktiengesetzes so zu ändern sind, dass nicht nur die Interessen der Shareholder sonder auch die Interessen des Gemeinwohls und der Arbeitnehmer bei der Führung eines Unternehmens zu berücksichtigen sind. „Dass ausgerechnet die CDU das Gemeinwohl als Kernbegriff der sozialen Marktwirtschaft nicht in das Aktiengesetz schreiben will beweise, dass sie aus der Krise nichts gelernt habe und an der bisherigen verfehlten Art des Wirtschaftens nichts ändern wolle“, kritisiert das DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel.
      Dass nunmehr der gesamte Aufsichtsrat und nicht länger kleine Mauschelgremien über die Gehaltshöhe der Vorstände beschließen soll, nimmt zwar in Unternehmen mit Mitbestimmung auch die Arbeitnehmerbank in die Verantwortung, doch an der Mehrheit der Unternehmerseite ändert das nichts. Zwar ist damit ein Stück Transparenz gewonnen, doch die Erfahrungen der Vergangenheit (etwa bei Mannesmann) zeigte, dass auch die Gewerkschaftsseite kaum ernsthafte Widerstände gegen die von den Vorständen meist selbst vorgeschlagenen Vergütungen entgegensetzen konnte. Wie eine Haftung der Aufsichtsräte für zu großzügige Vergütungen aussehen sollte, steht in den Sternen
      Von einer Begrenzung der Managergehälter oder von einer Kappung der Boni, wie das etwa Barack Obama zumindest für staatlich gestützte Unternehmen vorsieht ist im Koalitions-„Kompromiss“ keine Rede mehr. Noch nicht einmal die von Angela Merkel ins Gespräch gebrachte Orientierung am japanischen Vorbild, wonach sich die Vergütung der Manager am zwanzigfachen des Durchschnittslohns der Mitarbeiter des Unternehmens ausrichten sollte, wurde in Erwägung gezogen.
      Auch die Bindung der Einkommenssteigerung der Manager an die prozentualen Lohnerhöhungen der Arbeitnehmer kommt nicht vor. Damit hätte sich das „Anreizsystem“ der Manager wenigstens ein Stück weit auch an den Einkommensinteressen der Mitarbeiter ausgerichtet.

      Nicht einmal verschärfte Regeln zur nachträglichen Kürzung der Vorstandsbezüge, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens wesentlich verschlechtert haben (§87 II AktG), sind vorgesehen.
      Auch von einer Änderung des geltende Körperschaftsteuerrechts, das für Aufsichtsratsvergütungen derzeit bereits ein hälftiges Abzugsverbot vorsieht, auf Vorstandsgehälter und – abfindungen auszudehnen, soweit diese den Betrag von 1 Mio. € übersteigen – wie kurz zuvor noch von der SPD gefordert - ist nicht mehr die Rede. Dass es keinerlei Begrenzung der Abzugsfähigkeit der Managergehälter am Betriebsergebnis geben soll, ist für die Gemeinschaft der Steuerzahler besonders ärgerlich, mindern doch die Vorstandsgehälter die Steuerpflicht der Unternehmen und entziehen damit dem Fiskus Millionenbeträge.
      Weder ist der Verlust von Abfindungen bei schlechter Unternehmensführung oder wenigstens bei Entlassung von Managern wegen sonstiger Verfehlungen vorgesehen noch eine allgemeine Obergrenze für die „goldenen Fallschirme“.
      An eine höhere Besteuerung (über den Satz der sog. „Reichensteuer“ von 45 % hinaus) der Managergehälter (viele Top-Manager gehören zu den obersten 0,1 Prozent der Einkommensbezieher) mag man schon gar nicht mehr denken.
      Obwohl die SPD-Seite in der Koalitionsrunde ein weiteres Mal klein bei geben musste, zeigte sich Finanzminister Steinbrück mit der Einigung bei den Managergehältern „zufrieden“. Auch das Bedauern des SPD-Fraktionschefs Peter Struck hielt sich in Grenzen.

      Im Gegensatz dazu sieht der CSU-Landesgruppenchef nach dem Koalitionsgespräch, obwohl sich die Union weitgehend durchgesetzt hat, „lange Schatten“ über der Großen Koalition.

      Daran mag man ablesen, dass die Union nach der Bundestagswahl mit Macht auf eine schwarz-gelbe Koalition zustrebt. Die Lobeshymnen der SPD-Seite über ihre – selbst gemessen am eigenen Positionspapier – Niederlage im Koalitionsausschuss lassen sich nur so erklären, dass die SPD-Führung kein anderes Ziel mehr hat, als sich als (kleiner) Juniorpartner in eine erneute Große Koalition zu flüchten. So meinte denn auch der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann: “Wer jetzt das Ende der Großen Koalition beschwört, der irrt.”

      Dass die SPD nun auch noch das Thema Managergehälter als Abgrenzung zu Union und FDP aus der Hand gegeben hat, belegt nur ein weiteres Mal, dass der angekündigte „Richtungswahlkampf“ von der SPD-Führung offenbar unter Preisgabe der eigenen Richtung geführt werden soll.

      Quelle mit weiterführenden Links: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3810#more-3810
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 11:33:19
      Beitrag Nr. 1.589 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.117 von Maraho am 07.03.09 10:59:31@ Maraho,
      da wird aber heftig am eigentlichen Problem vorbeigeblubbert.
      Die Dollar-Devisenbestände der VR-China sollen Schätzungen zufolge
      ca. 1,8 Billionen!! betragen.
      Würde der Wechselkurs des Renmimbi frei gegeben, dann müßten riesige
      Abschreibungen auf den Wert dieser Dollarbestände vorgenommen werden.
      Damit würde dokumentiert, dass sich die VR-China und damit die
      Kommunistische Partei, vom Klassenfeind sprich den US-Kapitalisten
      in massivster Form hat beklauen lassen. Sprich der Schweiss und die
      Tränen chinesischer Arbeiter und Unternehmer sind dazu verwandt worden die Amerikaner mit ihren maßlosen Konsumansprüchen zu mästen!
      Dasselbe Problem hat Deutschland auch.
      Wenn die chinesische Bevölkerung dies begreift, dürfte die KP Chinas
      sehr schweren Zeiten entgegen gehen.
      Die deutsche und mit ihr die anderen europäischen Regierungen auch!
      Gruß Windei
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 11:35:40
      Beitrag Nr. 1.590 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.714.706 von Maraho am 06.03.09 13:09:05Zum wiederholten Male...

      Debatte um Opel-Rettung
      Auf Kosten des Steuerzahlers

      Opel fordert in Deutschland Staatshilfen für seine Rettung. Doch Politiker bleiben skeptisch. Bereits jetzt soll der angeschlagene Autokonzern den Steuerzahler Milliarden gekostet haben: Denn Gewinne sollen zum US-Mutterkonzern GM geflossen, Verluste hingegen in Deutschland verrechnet worden sein.


      Der angeschlagene Autokonzern Opel, der in Deutschland Milliardenhilfen fordert, soll dort bislang keinen Cent Steuern gezahlt haben. Wie der Focus unter Berufung auf mehrere Kabinettsmitglieder weiter berichtete, hat Opel in Deutschland noch keinen einzigen Cent Steuern gezahlt, weil die Gewinne stets zu GM transferiert werden mussten.

      Die Verluste seien hingegen hierzulande steuerlich geltend gemacht worden. Damit habe Opel dem Steuerzahler auch ohne die verlangten Hilfen bereits hohe Milliardenbeträge gekostet.


      Nach Informationen des Focus benötigt Opel deutlich mehr Kapital als bisher bekannt. Opel habe Staatshilfen in Höhe von vier Milliarden Euro gefordert. Diese Summe nannte Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster dem Blatt zufolge bei seinem Treffen mit Bundeswirtschaftminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

      Die Hälfte des Betrages würden laut Forster diverse Banken bereitstellen. Allerdings würden die Geldinstitute die Kredite nur dann bewilligen, wenn die europäischen Staaten mit Opel-Standorten wie Deutschland, Großbritannien, Spanien und Belgien die Bürgschaften übernehmen würden. Die übrigen zwei Milliarden Euro müssten nach den Opel-Plänen als direkte Staatshilfen fließen, um das Problem des fehlenden Eigenkapitals zu lösen.

      Die Hauptlast, etwa 1,5 Milliarden Euro, solle die Bundesregierung tragen. Keinen Cent möchte nach Informationen des Magazins hingegen General Motors beisteuern. Der US-Mutterkonzern sei lediglich bereit, die Fabriken als Sacheinlage in das neue europäische Unternehmen einzubringen.

      "Fragwürdig und unwahrscheinlich"

      Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl (CSU), sieht kaum noch Rettungschancen für Opel. Das Unternehmen aus Rüsselsheim könne die Insolvenz nur noch vermeiden, wenn Opel schnell "eine Perspektive zum Besseren aufzeigt", sagte Wöhrl dem Focus.

      Ob Steuergelder in so beträchtlichem Maße wie von Opel verlangt an ein Unternehmen fließen sollten, das bereits Werksschließungen und die Entlassung Tausender Mitarbeiter angekündigt hat, sei "höchst fragwürdig und unwahrscheinlich".

      Bisher habe der notleidende Autohersteller "leider keine fundierten Fakten geliefert", anhand derer der Staat entscheiden könne, ob dem Unternehmen mit Milliarden Steuergeldern wirklich noch zu helfen sei. "Was uns vorliegt, ist weder ein Konzept noch ein Zukunftskonzept. Es ist nur ein Entwurf", sagte Wöhrl.

      Gleichzeitig machte Wöhrl deutlich, dass sie keine Möglichkeiten sehe, Opel aus dem US-Konzern General Motors (GM) herauszulösen und als eigenständiges deutsches Unternehmen weiterzuführen. Opel habe die in Rüsselsheim erarbeiteten Patente bereits vor vier Jahren an den US-Mutterkonzern abgegeben und müsse seither für jedes verkaufte Auto Lizenzgebühren nach Detroit überweisen.

      Diese Patente habe GM nun aber als Sicherheit für die erhofften Staatshilfen ans US-Finanzministerium in Washington abgetreten. "Die sind damit für lange Zeit nicht mehr verwertbar", sagte Wöhrl. Ohne Patente werde es für das deutsche Traditionsunternehmen "sehr schwer, einen Investor zu finden".

      Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) warnte unterdessen vor staatlichen Beteiligungen an Opel. "Mangels eines überzeugenden Konzeptes sollte der Staat die Finger von Opel lassen", sagte Zeil der Passauer Neuen Presse. "Gerade was GM und Opel angeht, sage ich klipp und klar: Es kann nicht sein, dass bayerische Steuerzahler die Probleme eines internationalen Konzerns lösen", sagte Zeil.

      Zuversichtlich zeigte sich hingegen der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). Er sei zwar voller, aber es gebe eine Chance zur Rettung Opels, sagte Beck der der Rheinpfalz am Sonntag. Dazu zähle auch eine europäische Eigenständigkeit von Opel. Das Wichtigste sei, die Standorte zu halten. Wenn Rüsselsheim und Opel insgesamt sicher seien, dann überlebe auch Kaiserslautern", sagte er weiter.

      Beck warnte davor, die Pläne zum Erhalt des Autokonzerns öffentlich zu diskutieren. Es sei "töricht und unverantwortlich, über das Schicksal von Zigtausenden von Arbeitsplätzen herumzuschwadronieren". Erst wenn etwas spruchreif sei, sollte man an die Öffentlichkeit gehen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/220/460851/t…
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 11:54:14
      Beitrag Nr. 1.591 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.690 von windei am 07.03.09 08:17:59Guten Morgen windei,
      ich denke, der folgende Text dürfte auch etwas für Dich sein....
      .... die Fuggers werden auch erwähnt.

      Die Konquistadoren von heute

      Aus dem bolivianischen Silberberg Potosí gruben Millionen von Sklaven für die spanischen Eroberer das "Startkapital des europäischen Kapitalismus", der weltweit gerade an seine Grenzen stößt. VON MATHIAS GREFFRATH


      Grau und rosa und lila und purpur gescheckt, von hunderten von Schächten zerrissen liegt er über der Stadt Potosí: der Cerro Rico, der "reiche Berg". Ein halbes Jahrtausend lang haben sie das Silber aus ihm geholt, acht Millionen Indios sind dabei verreckt. Negersklaven und Esel haben in den Kellern der Casa de Moneda die Pressen angetrieben, ihre Spuren haben sich tief in die Steine gefressen. Um 1600 war die Stadt in 4 000 Meter Höhe größer als London, Madrid und Antwerpen, der Ruf ihres Reichtums ging um die Welt: Spanische Desperados und Granden bauten Dutzende von Palästen, Spielhöllen, Tanzsalons und Kirchen, an Festtagen riss man die Straßen auf und pflasterte sie mit Silberbarren, der Luxus der Burgunderherzöge war ein Dreck dagegen. Das Silber wurde nach Spanien geschifft, und die Krone bediente damit ihre Hypothekenschulden bei den Fuggers, den Welsers, den Sheetz und den Grimaldis.

      In den ersten dreißig Jahren gelangte mehr Silber aus Potosí nach Spanien, als in ganz Europa zirkulierte. Es finanzierte die Vorschüsse für die Kriege der Gegenreformation, es zersetzte die Naturalwirtschaft des Feudalismus. Das Silber von Potosí war zusammen mit dem Gold aus Mexiko und Indonesien und den Schätzen Indiens das Startkapital des europäischen Kapitalismus, das Schmiermittel der ursprünglichen Akkumulation. Ein Vorschuss auf die Moderne, nie zurückbezahlt, erkauft mit acht Millionen Toten allein in Potosí - die gesamte Indiobevölkerung in Lateinamerika betrug vor der Eroberung hundertfünfzig Millionen, nach einem Jahrhundert waren es noch dreieinhalb. In Europa hörte man auf, Hexen zu verbrennen, und hängte stattdessen Landstreicher und Geldfälscher.

      Potosí ist heute die einzige Stadt der Welt, wo jeder Dynamit kaufen kann. Zweitausend, dreitausend Tagelöhner und ihre Kinder kratzen die Reste an Zink und Silber aus dem durchlöcherten Berg, im Lokalteil stehen prominent die Notierungen der Londoner Edelmetallbörse, in guten Monaten verdienen die Mineros dreißig, vierzig Euro, und nach zwanzig Jahren sind sie kaputt, vom Malochen und von den Feiern mit 96-prozentigen Alkohol vor den grauseligen Statuen des Tio, des Bergsatans, dem man opfern muss und der ein Christenkreuz trägt und einen großen Phallus. In der Moneda hängt ein Bild des Berges aus dem 18. Jahrhundert, es zeigt die christliche Madonna als Berg mit ausgebreiteten Armen. Sie steht auf einer Mondsichel: Pachamama.

      Mit dem Christentum kam die Angst, sagt Julio, der uns durch die Schächte und die Straßen führt, und dann liefert er uns an der Tür der Kathedrale ab. Die Angst: vor der apokalyptischen Trias aus Macht, Überheblichkeit und Gier. Barock, das ist Gegenreformation und Staaten gründende Gewalt und Gold. Viel Gold. Selbst die ockerfarbenen Außenwände der Bürgerhäuser nähern sich, soweit es die Farbskala erlaubt, dem Gold, und die Marmorfassaden sind neureich mit indianischen Einsprengseln.

      Das Christentum, so sagte es der deutsche Papst kürzlich bei seinem Besuch in Lateinamerika, wurde den Indios nicht aufgezwungen, seine Ankunft im Gegenteil von ihnen heiß ersehnt. - Marxisten und Neomarxisten und Hegelianer und Kulturtheoretiker haben lang und tief und manchmal sehr tief über den Zusammenhang von Geist und Geld und Gott und Geld nachgedacht. Vieles davon ist plausibel. Aber ob nun das transzendentale Subjekt der Philosophen dem Warentausch entspringt oder der Monotheismus der Logik des Geldes verwandt ist; ob der Geist des Protestantismus den Kapitalismus oder dieser jenen hervorbrachte; oder ob es sich bei all dem um Parallelentwicklungen in Basis und Überbau handelt - darüber wird noch viel spekuliert werden, solange wir uns derlei Luxus leisten wollen. Aber wie dem auch immer sei: Der Gott, der unsere Sonderstellung begründet und zugleich aller Lebewesen und Gegenstände des Universums Schöpfer sein soll, der war nicht vereinbar mit auch noch dem mildesten Pantheismus. Der Naturstoff darf keine Seele haben - das zumindest haben Christentum und Kapitalismus gemeinsam.

      Das Silber wächst nach, sagten die Indios - manche sagen es bis heute. Deshalb haben sie sich dagegen gewehrt, den Cerro Rico in einen Tagebau zu verwandeln - das hätte Schweiß und Menschenleben erspart. Jetzt entsteht, finanziert aus Idaho, ein gigantischer Tagebau neben dem Berg. Die Mineros sehen es mit Skepsis, nicht wegen des alten Glaubens, sondern weil dort nur 500 Menschen arbeiten werden.

      Auch bei uns gibt es immer noch akademisch gebildete Menschen, die an nachwachsendes Silber glauben. Wie soll man sich sonst die erstaunliche Äußerung des Klaus Zumwinkel erklären, er habe nicht eingesehen, dass man einmal versteuertes Geld noch mal versteuern solle? Kann es sein, dass der Erbauer eines weltweiten Logistikkonzerns glaubt, der Schatz, den er nach Liechtenstein geschafft hat, vermehre sich dort von selbst - ohne die Leistungen von Arbeitern, ohne die Infrastrukturen, die gebaut und erneuert, ohne die Lehrer, die bezahlt werden müssen, in jedem neuen Wirtschaftszyklus; kann es sein, dass in ihm immer noch die Seele des Konquistadors schlummert, der einmal sein Leben eingesetzt hat und dann ein lebenslanges Recht auf den Schatz und seine Verwertung hat? Der Wohlstand der entwickelten Nationen beruht auf Arbeit, so schrieben es die Sozialdemokraten in ihr Gothaer Programm; und Marx erhob die Hand und sagte: "Nur halb richtig. Die Arbeit ist der Vater des Reichtums, und die Natur seine Mutter."

      Das Wachstum der kapitalistischen Welt beruhte auf dem modernen Banksystem, das vom Silber nicht geschaffen, sondern nur befeuert wurde; und auf den fossilen Energien. Bis etwa l830 waren die Zuwachsraten Europas vergleichbar mit denen anderer agrarischer Hochzivilisationen. Das wurde erst anders mit der explosiven Steigerung der Produktivkräfte durch die schwarzen Mineralien Kohle und Öl. Die Detonation war groß und weltweit und anhaltend bis heute, aber sie streute ungleichmäßig, und seit längerem produziert sie Fallout: zu viele Menschen, die nicht mehr gebraucht werden oder zu so kleinem Lohn, dass selbst die amerikanischen Arbeiter nicht mehr kaufen können, was ihre chinesischen Kollegen produzieren. Überakkumulation hieß das früher. Von zu viel Geld und zu viel CO(2) in der Luft für den Fortbestand Venedigs und Bangladeschs im dritten Jahrtausend.

      Der Cerro Rico liegt wieder in weiter Ferne. Die Berliner Verkehrsbetriebe müssen 80, vielleicht sogar 200 Millionen zahlen, weil sie 427 U- und 511 Straßenbahnwagen mit einem Cross-Boarder-Leasing-Vertrag erworben haben; im Gegenzug übernahm sie die Risikoabsicherung, einen Credit Default Swap, für ein Kreditportfolio des Finanzdienstleisters J. P. Morgan, zu dem auch eine Reihe von Collaterilized Debt Obligations, kurz "Schrottpapiere" gehörten. Aufs Ganze der Krise gesehen, sind das Peanuts, aber der Preis der U-Bahn-Fahrt wird steigen. Jeden Tag stehen Entlassungsankündigungen in fünfstelliger Höhe in der Zeitung, und die Internationale Arbeitsorganisation prognostiziert 50 Millionen Arbeitslose. Die Notenbanken senken die Zinsen, aber das bringt nun die Lebensversicherungen in Probleme, die konservativ zu 80 Prozent in festverzinsliche Staatspapiere investiert haben. Griechenland und Spanien können schon bald ihre Schulden nicht mehr bedienen.

      George Soros erklärt der Financial Times, wie es dazu kommen konnte: Das Geld ist reflexiv geworden. Das heißt im Resultat, vorerst: Subprime- und Prime-Hypotheken, kommerzielle Kredite, Kreditkartenschulden, Autokredite, Munizipalpapiere, Industriekredite, Investitionskredite und das ganze Alphabet der Derivate müssen abgeschrieben werden, und am Ende, so schreibt der Experte Roubini, auf den niemand hören wollte, kommt die Summe: 3,8 Billionen Dollar heraus, und 40 Prozent davon werden in Europa fällig. Was heißt das? Im Freitag erklärt Rudolf Hickel, das Beste wäre ein radikaler Befreiungsschlag: alle Schulden und Geldvermögen um die Hälfte abzuwerten, dann wären die Schulden der Banken halbiert, aber auch die Guthaben auf den Sparkonten. Wir bekommen die Inflation nicht mehr, wir hatten sie schon.

      "Wir müssen alle wieder Marx lesen", sagt ein Teilnehmer an der Akademie-Veranstaltung zum Thema "Wege aus der Krise", und ein Schlaumeier widerspricht ihm: "Marx hatte keine Ahnung von CBOs und Hedgefonds und CDDs." Beide haben unrecht. Marx tönt heute aus dem Kanzleramt und aus Davos, und die technischen Einzelheiten vernebeln nur den Grundtatbestand. Aber eine lohnenswerte Aufgabe der Akademien des 21. Jahrhunderts, eine Aufgabe, die Marx sich noch nicht stellen konnte, bestünde darin, hinter die aktuelle Krise zurück und über sie hinaus zu denken. Denn die Geldkrise ist nur die glänzende Spitze des Eisbergs. Vor zwei Jahren wussten wir das schon. Damals postulierte die Klimakanzlerin Merkel, dass gegen Mitte des Jahrhunderts jeder Bürger der Erde dieselbe Menge CO(2) ausstoßen solle. Das fand bei allen Denkenden Zustimmung, denn wer polemisiert schon gern gegen den kategorischen Imperativ.

      Aber der Vorschlag heißt, und das hat Frau Merkel nicht dazu gesagt, vielleicht nicht einmal gedacht: die Produktivität der Volkswirtschaften dieser Welt muss sich ausgleichen und damit auch ihr Wachstum und damit ihr Wohlstand; aber was wird dann aus uns?

      Die Frage an die Akademie lautet also: Was müssen wir tun, um dorthin zu kommen? Und was muss sich an der Volkswirtschaftslehre ändern, wenn sie statt Wachstum Schrumpfen denkt? Wie wäre es, fragt ein Kommentator in der New York Times, wenn wir alle in diesem Jahr zehn Prozent weniger ausgeben? Und dann beschließen, das auch im nächsten Jahr zu tun? Und im übernächsten? Und so weiter. Wäre das schlimm?

      Die Rettung kommt, wie erwartet, vom Sozialismus. Zunächst vom staatssozialistischen Kapitalismus der Chinesen. Sie retten gerade die Weltwirtschaft vorm Zusammenbruch, lenken die 500 Milliarden Dollar, die sie eingenommen haben, weil sie den Amerikanern auf Pump ihre Industrieprodukte verkauft haben, in ihren Binnenmarkt. Sie geben Schecks aus, mit denen chinesische Bauern sich nun chinesische Mikrowellen, Farbfernseher, Mobiltelefone und Kühlschränke kaufen können. Den Rest des Geldes investieren sie in Straßenbau, Krankenhäuser und umweltfreundlichere Kohlekraftwerke. Der Staat steuert behutsam in eine temporäre und partielle Deglobalisierung. Das ist die eine Hälfte vom Beginn des Happy Ends, und, wenn es sehr happy wird, geht es sogar mit einer Entwicklung zur Demokratie einher.

      Die andere Hälfte bestünde in einer ebenso gesteuerten Rückentwicklung der reichsten Ökonomien. Aber haben unsere Regierungen die Kraft, unseren Rückzug zu ordnen, den "sanften Tod des Rentners, des funktionslosen Investors", wie Keynes schrieb, so zu begleiten, dass er nichts Plötzliches sein wird, sondern "eine allmähliche Entwicklung, die keine Revolution erfordern wird"? - Als der Kommunismus blutleer und ohne Blutvergießen zusammensank, pries Enzensberger die "Helden des Rückzugs". Bei uns sind sie noch nicht in Sicht, aber wenn sie nicht schnell erscheinen, dann kommen die Masters of the Universe zurück.

      © Le Monde diplomatique, Berlin
      Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/theorie/artikel/1/die-konquis…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 12:03:47
      Beitrag Nr. 1.592 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.229 von windei am 07.03.09 11:33:19 da wird aber heftig am eigentlichen Problem vorbeigeblubbert.

      Da gebe ich Dir recht.
      Ich denke aber, der Verfasser des Textes wollte einen Gedankengang transportieren und hat dabei die Gegenwart bzw. die Zusammenhänge einfach ausgeblendet.

      Wenn die chinesische Bevölkerung dies begreift, dürfte die KP Chinas
      sehr schweren Zeiten entgegen gehen.
      Die deutsche und mit ihr die anderen europäischen Regierungen auch!


      Die haben das ganz sicher schon begriffen. Noch wird versucht, die Macht zu erhalten sowie die Bevölkerung still. Überall...
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 12:14:20
      Beitrag Nr. 1.593 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.353 von Groupier am 06.03.09 23:45:56Ein weiteres Interview zu den Vorgängen hinter den Kulissen...

      Eine ehemalige Derivatebrokerin erzählt
      „Investmentbanker sind verlogene Selbstdarsteller“

      Anne T. ist das Pseudonym einer Frau, die zehn Jahre als Derivatebrokerin gearbeitet hat. Ihrer Meinung nach hat die Branche nur funktioniert, weil die Gier nach den Boni in den Banken gefördert wurde. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch niedergeschrieben.

      Der Titel Ihres Buches "Die Gier war grenzenlos" legt die Schlussfolgerung nahe, dass die Zeit der Gier vorbei ist. Banker, die ihre Boni einklagen, obwohl sie Milliarden verzockt haben, lassen jedoch etwas anderes vermuten . . .

      Die Gier ist eine grundlegende menschliche Eigenschaft, die schon in der Bibel gegeißelt wird. Es wird sie immer geben. Im Investmentbanking ist sie aber besonders ausgeprägt, weil sich dort sehr schnell sehr viel Geld verdienen lässt. Im Moment sind die gestrichenen Boni das Thema, das die Investmentbanker am meisten umtreibt. Jeder fragt sich, wie er unter den gegebenen Umständen noch das Beste für sich herausholen kann.

      Gibt es da keine Schuldgefühle?

      Nein. Wir haben unseren Job gemacht und getan, was die Vorstände von uns verlangt haben. Der einzelne Banker sieht sich nur als kleines Rädchen innerhalb des Systems. Aus Schuldgefühlen wird niemand auf seinen Bonus verzichten.

      Sind die Anreizsysteme in den Banken der Grund dafür, dass die Investmentbanker diese unüberschaubaren Risiken eingegangen sind?

      Das ganze System hat nur funktioniert, weil jeder Neuankömmling von Anfang an darauf getrimmt wurde, Geld über alles andere zu stellen. Die Sucht, Geld zu verdienen, gehört in den Handelsräumen zur Kultur und wird von den Chefs gefördert.

      Warum?

      Je süchtiger der einzelne Banker nach Geld ist, desto mehr wird er versuchen, für seinen Arbeitgeber einen möglichst hohen Gewinn einzufahren, denn danach bemisst sich sein Bonus. Je mehr Risiken er eingeht, desto höher fällt der potentielle Gewinn aus - und damit auch sein Gehalt. Der Kampf um die Boni ist alles, was für einen Investmentbanker zählt, das ist wie ein Sport.

      Aber gibt es nicht Ärger, wenn einmal etwas schiefgeht?

      Die Fluktuation bei diesen Jobs ist hoch. Wer den Arbeitgeber wechselt, nimmt das Geld mit und lässt die Risiken bei der Bank - oder beim Kunden.

      Ist die Ära des Investmentbankings nun vorbei?

      Ich denke, dass wir diese Exzesse erst einmal nicht mehr sehen werden, auch strukturell ändert sich zur Zeit in der Bankenlandschaft ja einiges. Aber ich bin mir sicher, dass findige Leute schon bald wieder anfangen werden, neue Produkte zu konstruieren, mit denen sich viel Geld verdienen lässt. Schließlich ging es nach dem Platzen der Junk-Bond-Blase in den achtziger Jahren und dem Platzen der New Economy in diesem Jahrtausend auch schon bald wieder los.

      Würde mehr Regulierung helfen, solche Exzesse in Zukunft zu verhindern?

      Vielleicht nicht unbedingt mehr Regulierung, aber zumindest eine bessere. Das interne Risikomanagement sollte bei der Modellentwicklung noch sorgfältiger vorgehen, auf globaler Ebene müssen die ineinander verflochtenen Risiken gesammelt und besser verstanden werden. Auch die Aufsichtsbehörden haben vieles einfach durchgewinkt; teilweise vielleicht auch, weil sie die komplexen Produkte gar nicht verstanden haben.

      Haben Sie Ihren Entschluss, den Job aufzugeben, schon einmal bereut?

      Nein, diese Entscheidung war richtig. Ich bereue jedoch nicht, was ich in den letzten zehn Jahren erlebt habe. Denn das Geschäft ist unglaublich faszinierend und abstoßend zugleich. Nichts ist dem Adrenalinstoß zu vergleichen, den man spürt, wenn man gerade einen großen Deal abgeschlossen hat. Das ist wie Extremsport.

      Was hat Sie darüber hinaus an diesem Beruf gereizt?

      Im Investmentbanking haben die Derivatebroker zur Elite gehört, weil sie mit den komplexesten Produkten zu tun hatten. Ich fand es toll, zum Kreis dieser Finanzelite zu gehören, die in der Woche mit Millionen handelt. Verantwortung für so viel Geld zu haben verleiht einem ein unglaubliches Machtgefühl. Auch der luxuriöse Lebensstil trägt dazu bei, dass man sich schnell zur Gewinner-Elite zählt. Außerdem lässt der Job sehr viel Freiheit. Bei der Wahl der Strategie, wie man Geld verdienen will, sind der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt.

      Hatten Sie denn keine Schuldgefühle, wenn Sie institutionellen Anlegern hochspekulative Produkte verkauft haben, als wären es Sparbücher?

      Nein. Wir haben ja nur die Vorgaben des Vorstands umgesetzt. Ich fand es allerdings unglaublich, wie sehr die Privatanleger ausgenommen wurden. Das lag vor allem an der Provisionsstruktur. Ich habe meinen Bekannten immer geraten, die Finger von solchen konstruierten Finanzprodukten zu lassen.

      Wie war die Atmosphäre in den Handelsräumen?

      Der Umgangston ist sehr rauh, keiner hält sich mit Höflichkeiten auf. Dafür bleibt einfach keine Zeit. Wenn nichts los ist, ist die Stimmung locker, es werden viele dumme Sprüche gerissen, die meisten davon sind entweder sexistisch oder zumindest zynisch. Aber wenn etwas Wichtiges passiert, muss man sich auf den Punkt konzentrieren können. Wer dann nicht schnell umschalten und unter hohem Druck Entscheidungen treffen kann, ist dort fehl am Platz.

      Und wer das nicht schafft . . .

      ... ist ganz schnell draußen. Der Konkurrenzdruck ist sehr hoch, Solidarität unter Kollegen gibt es kaum. Es ist extrem wichtig, dass man seine Gefühle ausschalten kann. Man darf bei dem Gedanken, dass ein falsch gesetztes Komma der Bank einen Millionenverlust bescheren könnte, nicht in Panik geraten.

      In dem Buch schreiben Sie: "Investmentbanker sind verlogene, arrogante Selbstdarsteller, die ihre Liebe zum Geld über alles andere stellen und sich selbst verkaufen." Ist das nicht sehr verallgemeinert?

      Vielleicht trifft das nicht auf jeden Investmentbanker gleichermaßen zu, aber die Richtung stimmt. Die Verlogenheit zeigt sich vor allem gegenüber den Kunden. Man spielt ihnen Interesse vor und heuchelt Freundschaft und Verantwortungsgefühl, dabei geht es nur darum, ihnen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach außen geben die meisten den seriösen, verantwortungsvollen Banker, dabei geht es allen nur um die Kohle.

      "Tarnung ist alles" lassen Sie eine Kollegin in dem Buch sagen. Färbt die emotionale Härte auch auf das Privatleben ab?

      Ja. Man neigt dazu, sich auf Menschen zu konzentrieren, die sich ebenso wenig mit Kleinigkeiten aufhalten wie man selbst und im gleichen Umfeld arbeiten.

      Sie sind vor dem Lehman-Crash ausgestiegen. Haben Sie damit gerechnet, dass diese Blase platzen würde?

      Wir haben gewusst, dass die Politik des billigen Geldes in Amerika problematisch ist und dass die Preissteigerungen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt nicht ewig anhalten werden. Aber mit einer Krise dieses Ausmaßes hat keiner gerechnet.

      Warum sind Sie dann ausgestiegen?

      Zum einen war der Glamourfaktor nach den Jahren ausgereizt. Vor allem wollte ich aber nicht mehr in einem Job arbeiten, in dem Geld der einzige Maßstab ist.

      Und was machen Sie jetzt?

      Ich arbeite immer noch in der Finanzbranche, aber nicht mehr als Brokerin. Vor allem trinke ich in meinem jetzigen Job sehr viel weniger Alkohol als früher.

      Das Gespräch führte Judith Lembke.
      Quelle: http://www.faz.net/s/RubBD6B20C3D01A48D58DA92331B0A80BC3/Doc…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 12:35:54
      Beitrag Nr. 1.594 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.421.210 von Maraho am 21.01.09 18:25:53Kam gerade rein, deshalb noch....

      Soffin kassiert Millionengewinn

      Zumindest vorläufig hat sich das Bankenrettungspaket der Bundesregierung zu einem lukrativen Geschäftsmodell für die Bundeskasse entwickelt. Seit seinem Bestehen im Herbst vergangenen Jahres nahm der Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin, der Bürgschaften an bedürftige Banken in Deutschland vergibt, insgesamt 125,7 Millionen Euro ein. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der FDP-Fraktion hervor. Nach Abzug von Kapitalkosten von 62,8 Millionen Euro bleibt ein Gewinn von knapp 63 Millionen Euro übrig. Die Einnahmen des in Frankfurt am Main ansässigen Sonderfonds bestehen hauptsächlich aus Gebühren für die Bürgschaften, von denen bislang allerdings noch keine einzige fällig wurde. Oppositionspolitiker kritisieren die Gewinnmitnahme des Bundes. "Die Bundesregierung nimmt den Banken, was sie im Moment am nötigsten brauchen, nämlich Liquidität", sagt der FDP-Finanzexperte Volker Wissing.

      Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,611893,00.html …

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 13:28:22
      Beitrag Nr. 1.595 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.994 von Maraho am 04.03.09 21:27:54Etwas aktuelles aus GB...


      Mehrheit gegen Schrottpapiere
      Lloyds wird verstaatlicht

      Das Gerücht hatte die Wall Street beflügelt, jetzt ist es offiziell: Die Regierung in London nimmt Lloyds faule Papiere im Wert von 260 Mrd. Pfund ab. Dafür steigt ihr Anteil an der Bankengruppe auf 77 Prozent - de facto eine Verstaatlichung.

      Der britische Staat übernimmt die Mehrheit an der Bankengruppe Lloyds. Die Regierung werde faule Papiere im Wert von 260 Mrd. Pfund (290,5 Mrd. Euro) versichern, teilte das Finanzministerium am Samstag in London mit. Im Gegenzug erhöhe sich der Anteil an der Bankengruppe von 43 auf 65 Prozent - zusammen mit nicht stimmberechtigten Aktien steigt der Anteil auf 77 Prozent. Die Bank werde sich dagegen verpflichten, über die kommenden zwei Jahre Kredite im Wert von mindestens 28 Mrd. Pfund bereitzustellen, hieß es in der Mitteilung.

      Die Bankengruppe war im vergangenen Herbst aus der Notfusion von Lloyds TSB und der Halifax Bank of Scotland (HBOS) entstanden. Die Übernahme der Krisenbank HBOS hatte der Bankengruppe einen Milliardenverlust beschert. Die Versicherung der Wertpapiere wird durch ein zweites staatliches Rettungspaket für die Bankenlandschaft ermöglicht. Als erstes britisches Kreditinstitut hatte die Royal Bank of Scotland (RBS) ihre "toxischen Wertpapiere" im Volumen von 325 Mrd. Pfund versichert.

      Ein Bericht des "Wall Street Journals" über eine Einigung zwischen Lloyds und der britischen Regierung hatte am Freitagabend an der New Yorker Börse für hoffnungsvolle Stimmung gesorgt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P-500 drehten kurz vor Handelsschluss ins Plus.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Mehrh…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 13:33:12
      Beitrag Nr. 1.596 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.382 von Maraho am 07.03.09 12:14:20Hier geht es um Devisenhandel...
      ... und auch um Boni.

      Vertuschungsversuch
      Merrill-Broker verzockt 400 Millionen Dollar


      Klingt nach dem nächsten Händlerskandal: Ein Merrill-Lynch-Händler vertuschte nach FT-Informationen, dass er durch Währungsspekulationen etwa 400 Mio. $ in den Sand setzte. Besonders pikant: Er erhielt offenbar einen der Boni, wegen der New Yorker Staatsanwälte ermitteln.

      Ein Londoner Devisenhändler der US-Investmentbank Merrill Lynch soll laut einem Zeitungsbericht versucht haben, einen Riesenverlust von 400 Mio. $ zu vertuschen. Er habe sich massiv bei Geschäften mit Norwegischen und Schwedischen Kronen verspekuliert, berichtete die "Financial Times" (FT) am Samstag unter Berufung auf informierte Personen. Die Bank hatte zuvor lediglich mitgeteilt, es sei eine Unregelmäßigkeit entdeckt worden, die untersucht werden. Der "New York Times" zufolge hatte der Händler statt der Verluste einen Gewinn von 120 Mio. $ ausgewiesen. Er habe auf Anfrage von einem Missverständnis gesprochen.

      Wie die Bank mitteilte, wurde die britische Finanzaufsicht eingeschaltet. Der Fall ist auch deshalb brisant, weil die New Yorker Staatsanwaltschaft derzeit die Umstände prüft, unter denen die wankende Investmentbank kurz vor Vollzug der Übernahme durch die Bank of America zum Jahreswechsel an ihre Mitarbeiter Boni im Gesamtwert von 3,6 Mrd. $ ausgeschüttet hatte. Merrill Lynch häufte allein im vierten Quartal einen Verlust von 15,8 Mrd. $ an und zwang damit die Bank of America, um zusätzliche Staatshilfen zu bitten. Auch der nun suspendierte Händler soll der "New York Times" zufolge einen Bonus bekommen haben.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Vert…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 13:56:47
      Beitrag Nr. 1.597 ()
      Schon wieder Personalprobleme...

      Die Flut der Absagen an Obama setzt sich fort

      Ungeklärte Personalfragen in der Regierung entwickeln sich für US-Präsident Barack Obama zur unendlichen Geschichte. Nachdem bereits Tom Daschle, Bill Richardson und Judd Gregg auf Ministerposten verzichtet haben, steht jetzt der Medizinexperte Sanjay Gupta nicht mehr als Leiter des Gesundheitsdienstes zur Verfügung. Gegenüber CNN machte Gupta persönliche Gründe geltend. Auch Annette Nazareth, die als Finanz-Staatssekretärin vorgesehen war, und Caroline Atkinson, die in gleicher Funktion für internationale Fragen im Gespräch war, sagten Obama ab.

      Quelle: http://www.cicero.de/
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 14:06:30
      Beitrag Nr. 1.598 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.071 von Maraho am 03.03.09 19:09:10Noch etwas zu den ...

      USA
      Das Monsterbudget
      Von Josef Joffe

      Barack Obamas Haushaltsentwurf treibt Ausgaben, Schulden und Steuern gefährlich in die Höhe

      Zwei Zahlen, die nicht alle Tage vorkommen: ein Haushaltsdefizit von 1,75 Billionen Dollar, das 12,5 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) entspricht. Werfen wir einen Blick nach Europa, um Barack Obamas Budgetvorlage einzuordnen: Brüssel wollte 2004 hohe Strafen gegen Deutschland und Frankreich verhängen, weil die schon wieder die Defizitgrenze von drei Prozent durchbrochen hatten. Ein doppelstelliges Defizit – das hat Amerika seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt. Ein Trost für Obama: 1944 klaffte eine Lücke von 50 Prozent – sieben Billionen (heutige) Dollar. Die Europäer, die den Amerikanern schon bei fünf Prozent gern und ausgiebig die absolute Verantwortungslosigkeit bescheinigt haben, zucken heute mit den Schultern. Trotzdem wollen 1,75 Billionen Dollar erst einmal geborgt sein. Die US-Bundesobligationen werden, das bedenkt derzeit niemand, auch in Europa platziert werden, also hier die Zinsen hochtreiben und Kapital absaugen.

      Die Kommentatoren auf dieser Seite des Atlantiks haben das Monsterbudget des Obama sogar wohlwollend aufgenommen. Auch hier ein wenig Perspektive: Die vier Billionen des Haushalts sind noch etwas mehr als das gesamte deutsche BIP und sehr viel mehr als nur ein »stimulus«, eine Konjunkturspritze, mit Goodies für viele und vieles – zum Beispiel für Stipendien, aber auch für die Armee (plus vier Prozent).

      Der Kern des Programms (wenn denn alles durch den Kongress geht, was nicht geschehen wird) ist ein Stück »Sozialdemokratisierung« Amerikas – wenn auch nicht so radikal wie unter Roosevelt (1933 bis 1945). Der Bund allein wird nun 28 Prozent des BIP verbrauchen – acht Punkte mehr als 2007. Das ist ein europäischer Wert.

      Der Bund zahlt heute schon 587 Milliarden Dollar für die staatliche Gesundheitsversicherung (ja, die gibt es), da will er in den nächsten zehn Jahren noch 634 Milliarden drauflegen, um auch den 30 bis 40 Millionen Unversicherten staatlichen Schutz zukommen zu lassen.

      Wie das alles bezahlt werden soll? Mit Wachstum (das ist die Reagan-Antwort) und mit Steuern (das ist die linke Antwort). Der Reagan-Teil basiert auf schierem Optimismus: dass sich die Wirtschaft noch in diesem Jahr drehen werde. Schon im nächsten Jahr – 2010 – werde sie um 3,2 Prozent (!) wachsen. Dann geht’s bis 2013 mit einem Tempo von vier Prozent im Jahr weiter. Folglich werde sich in vier Jahren das Defizit auf 533 Milliarden dritteln. Simsalabim! Hier ist in der Tat magisches Denken im Spiel. Das zeigen die Zahlen für das letzte Quartal, in dem die US-Wirtschaft ein Minus von 6,2 Prozent aufwies.

      Der zweite, »sozialdemokratische« Teil der Antwort heißt: Steuern und Subventionsabbau. Die Steuererhöhung beißt von 2011 an, und zwar Leute mit 200000 Dollar/250000 Dollar Jahreseinkommen (Single/Ehepaar). In diese Kategorie fallen nicht nur die flotten Jungs des Kasino-Kapitalismus, sondern auch die meisten Mittelständler. Neue Jobs entstehen so nicht. Insgesamt will Obama in zehn Jahren eine Billion kassieren – der höchste Steuerauftrieb der Geschichte. Erst recht, wenn man die CO₂-Abgabe dazunimmt, die jährlich 80 Milliarden einbringen soll. Amerika ein Niedrigsteuerland? Nicht mehr bei einem Höchstsatz von 40 Prozent (und bis zu zehn Prozent an Land und Kommune).

      Die Frage ist, wie viel Wachstum die neue Steuerlast vernichten wird. Oder ob der Kaufkraftverlust wettgemacht wird durch radikal steigende Staatsausgaben für Breitband, Eisenbahn, Stipendien, Gesundheit, grüne Technologien… Zunächst aber kommt ein hässlicher Binnenkrieg. Die Republikaner schreien »Klassenkampf!«, die Business- und Agro-Lobbyisten haben sich zur Schlacht formiert. Wobei Obama der Klassenkampfvorwurf nicht ganz erspart werden kann, wenn er etwa sagt: »Unser System funktioniert wohl für die Mächtigen und die gut vernetzten Sonderinteressen, die Washington viel zu lange beherrscht haben. Doch ich arbeite für das amerikanische Volk.« Gut gebrüllt, aber kann Obama den Agro-Kombinaten, die mehr als eine halbe Million verdienen, die Subsidien wegnehmen? Den Mittelständlern die Steuererleichterungen? Den Multinationalen die 210 Milliarden (über zehn Jahre), die sie im Ausland vor dem Fiskus schützen?

      Entscheidend aber ist: Wird diese Billionen-Spritze wirken, wenn in diesem Jahr nur 25 Prozent der Gelder aus Washington abfließen können? »Es dauert lange«, notiert der frühere Zentralbanker Lawrence Lindsey, »bevor der Staat in die Gänge kommt.« Obamas Haushalt will zu viel – zugleich die Rettung und die Revolution. Die Rettung erfordert »viel Geld sofort«. Die Revolution – der Umbau Amerikas nach europäischem Modell – braucht etwas länger. Eine ICE-Trasse entlang der Ostküste wird vielleicht 2020 stehen. Die Gesundheitsreform, die Bill Clinton schon versucht hat, wird auch nicht morgen greifen. Das US-System, das teuerste auf Erden, das auf Verschwendung und Bürokratie beruht, ist schlichtweg reformresistent. (Die USA leisten sich 16 Prozent des BIP für die Gesundheit, Deutschland etwa elf.)

      Der Obama-Haushalt ist eine hochriskante Wette auf Wachstum schon im nächsten Jahr. Und wenn nicht? 2010 sind wieder Kongresswahlen. Der Denkzettel könnte fürchterlich sein.

      Quelle (mit Link zum Budget): http://www.zeit.de/2009/11/Budget-Obama?page=1
      334 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 14:26:10
      Beitrag Nr. 1.599 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.634 von Maraho am 28.02.09 20:32:42Der Meinung ist mittlerweile auch Buffet...


      RWI-Chef Christoph Schmidt
      "Bis zum nächsten Aufschwung können Jahre vergehen"
      Andreas Große Halbuer, Bert Losse

      Das künftige Mitglied des Sachverständigenrates Christoph Schmidt über Zwangsenteignungen, steigende Arbeitslosenzahlen und die Sinnkrise der Konjunkturforscher.


      WirtschaftsWoche: Herr Schmidt, bei den Banken läuft die zweite Rettungswelle, die Auftragseingänge brechen ein, die Arbeitslosigkeit steigt scharf an. Wie lange geht das noch so weiter?

      Schmidt: Das ist schwer vorherzusagen. In diesem Jahr wird die Wirtschaft nach unseren Berechnungen ohne Berücksichtigung des Konjunkturpakets II um zwei Prozent schrumpfen. Im Jahr 2010 dürfte es langsam wieder aufwärtsgehen. Bis allerdings ein kräftiger Aufschwung einsetzt, können viele Monate, wenn nicht Jahre vergehen.

      Sagten Sie: Jahre?

      Ja. Viel hängt davon ab, wie wir jetzt die politischen Weichen stellen. Wie viel Marktwirtschaft wollen wir künftig noch zulassen? Wo nistet sich der Staat dauerhaft ein? Wollen wir den Arbeitsmarkt weiter flexibilisieren oder die Hartz-Reformen zurückdrehen? Wo soll noch überall der Staat einspringen? Die Antwort auf solche Fragen wird die Dynamik des Aufschwungs wesentlich beeinflussen.

      In der Bankenwelt reißen die Horrormeldungen nicht ab. Warum zeigt das Rettungspaket der Regierung so wenig Wirkung?

      Wir müssen Geduld haben. Diese Krise ist zäh. Wir können nicht einen Rettungsschirm aufspannen und erwarten, dass am nächsten Tag alles funktioniert.

      Die Bundesregierung überlegt gerade, die Hypo Real Estate zu verstaatlichen und die Eigentümer per Gesetz zu enteignen. Ist das wirklich der einzige Weg?

      Die Politik hat seit der Lehman-Pleite große Angst, erneut eine systemrelevante Bank in den Abgrund gleiten zu lassen. Das nutzen die Eigentümer der Hypo Real Estate, die eine unverhältnismäßig große Verhandlungsmacht besitzen, anscheinend aus. Das Drohpotenzial einer staatlichen Zwangsenteignung ist deshalb wichtig, um Steuergelder zu sparen und das Problem zu lösen.

      Ist die Hypo Real Estate tatsächlich systemrelevant für den Bankensektor?

      Ich kann mich nicht zu einzelnen Banken äußern. Nur so viel: Bislang gibt es für die Systemrelevanz noch keinen überzeugenden Beweis.

      Bankenverstaatlichung, Zwangsenteignung – in dieser Krise brechen offenbar ordnungspolitisch alle Dämme.

      Das macht mir große Sorgen. Der Staat ist erwiesenermaßen nicht der bessere Banker. Ich bezweifle, dass er sich später rechtzeitig aus den Banken wieder zurückzieht. Es wird immer ein gutes Argument geben, den Rückzug zu vertagen. Deshalb muss schon mit der Verstaatlichung zwingend eine Art Reprivatisierungs-Fahrplan beschlossen werden.

      Nicht nur Banken, auch Industrie-Unternehmen wie der Zulieferer Schaeffler betteln um staatliche Hilfe. Sollte die Regierung nachgeben?

      Auf keinen Fall. Banken sind ein Sonderfall. Es besteht die Gefahr, dass ein kollabierendes Institut die anderen mit in die Tiefe reißt. In der Industrie gibt es diese systemischen Effekte nicht. Dort hat der Untergang eines Unternehmens, so bitter er für die Betroffenen oder eine Region auch sein mag, Vorteile für die Konkurrenten. Außerdem: Wer sollte denn entscheiden, welches Unternehmen gerettet wird und welches nicht? Wenn man damit einmal anfängt, gibt es kein Halten mehr.

      Brauchen wir eine Bad Bank, die risikoreiche Papiere aufkauft, damit die Finanzinstitute wieder Luft zum Atmen haben?

      Wenn man alles in einen staatlichen Topf wirft, bleiben die Risiken allein beim Steuerzahler. Gründen aber die Geldhäuser selbst viele kleine Bad Banks, wie das jetzt diskutiert wird, würde das immerhin eine gewisse Transparenz schaffen. Außerdem könnten sich die Banken dann nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen.

      Sehen Sie überhaupt einen Ausweg aus der Bankenkrise, ohne dass der Steuerzahler für die Exzesse der Branche aufkommt?

      Zu einem sehr erheblichen Teil ist der Steuerzahler ja längst ins Obligo gegangen. Und je länger das Ganze dauert und je schlechter die Lage wird, desto mehr Lasten werden sozialisiert.

      Auch die 50 Milliarden Euro für das Konjunkturpaket reißen ein riesiges Loch in den Staatshaushalt. Erklären Sie uns bitte, wie wir mit einem Binnenkonjunktur-Programm gegen eine schwächere Exportnachfrage ankämpfen können.

      Zunächst einmal müssen Sie das Konjunkturpaket als vertrauensbildende Maßnahme verstehen...

      ...eine ziemlich teure Maßnahme.

      Einverstanden, aber was ist die Alternative? Soll die Regierung tatenlos zusehen, wie die Wirtschaft abschmiert? Sie haben recht, dass wir mit diesem Paket nicht die wegbrechenden Exportmärkte ersetzen können. Aber Teile des Pakets sind dennoch vernünftig und wirkungsvoll, etwa die Steuersenkungen oder die Investitionen in Infrastruktur und Bildung. Ich bezweifele allerdings, dass die Milliardenbeträge tatsächlich schnell und in vollem Umfang in den Märkten ankommen. Der Staat kann in einem Jahr gar nicht so viel ausgeben wie geplant.

      Und angesichts der Rekord-Neuverschuldung können wir uns Steuer-Erleichterungen nach der Bundestagswahl wohl abschminken.

      Das befürchte ich auch. Steigende Schulden führen auf Dauer zwangsläufig zu höheren Steuern oder gekürzten Ausgaben. Trotzdem bin ich ein Befürworter des Konjunkturpakets. Es ist sinnvoll, jetzt den Abschwung abzufedern, auch wenn wir dafür später auf ein Stück Wohlfahrt und Wachstum verzichten müssen.

      Welche Folgen hat die Krise für den Arbeitsmarkt?

      Zum Jahresende werden nach unseren Berechnungen etwa 600.000 Menschen mehr arbeitslos sein als zu Beginn dieses Jahres. Da die Krise erst mit zeitlicher Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt ankommt, könnte es 2010 noch schlimmer werden.

      Wen wird es treffen?

      Hauptsächlich die niedrig Qualifizierten und Geringverdiener. In guten wie in schlechten Zeiten verliert diese Gruppe häufiger die Beschäftigung als die Gruppe der besser Qualifizierten. In der Krise nimmt dieses Ungleichgewicht zuungunsten der niedrig Qualifizierten noch zu.

      Wie wirken Mindestlöhne in einer solchen Situation?

      Kontraproduktiv. Bei einem flächendeckenden Mindestlohn von 7,50 Euro würde die öffentliche Hand einen Verlust von etwa zwölf Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen müssen.

      Wie kommen Sie auf diese Zahl?

      Wir haben die positiven und negativen Effekte des Mindestlohns saldiert. Auf der einen Seite zahlen Mindestlöhner mehr Einkommensteuer, höhere Sozialversicherungsbeiträge und beziehen weniger staatliche Transferzahlungen. Auf der anderen Seite verlieren Hunderttausende ihre Stelle. Diesen Menschen muss mit Arbeitslosengeld geholfen werden. Zugleich treiben Mindestlöhne die Arbeitskosten insgesamt nach oben. Das mindert die Gewinne der Unternehmen, die dann weniger Steuern zahlen. Am Ende zahlt der Staat also drauf. Noch dazu schadet der Mindestlohn ausgerechnet denjenigen, denen man helfen will.

      Warum?

      Es gibt Substitutionsbeziehungen am Arbeitsmarkt. Ein Mindestlohn macht höher Qualifizierte oder Kapital attraktiver. Man preist die weniger Wettbewerbsfähigen aus dem Markt und hilft den ohnehin schon Wettbewerbsfähigen. Gut gemeint, aber schlecht gemacht.

      Auch Ihre Zunft zeigt sich – gelinde ausgedrückt – im Augenblick nicht in Bestform. Erst haben die Volkswirte die Krise nicht vorhergesehen, jetzt unterbieten sie sich mit Negativprognosen.

      Die Heterogenität unter den Ökonomen ist gar nicht so groß, wie Ihre Frage suggeriert. Wir kommen zu ähnlichen Ergebnissen, weil wir auf Grundlage der gleichen Informationen operieren. Die Wirtschaftsforschungsinstitute arbeiten handwerklich solide, ebenso der Sachverständigenrat. Doch Sie dürfen uns nicht überfordern. Wir können nun mal nicht genau vorhersagen, was wann passiert. Die Unsicherheit ist im wirtschaftlichen Leben sehr groß. Sie ist gewissermaßen Teil des Spiels.

      Trotzdem, hätten Sie nicht eindringlicher warnen können?

      Ja, das müssen wir uns ankreiden. Wir haben seit Jahren auf die Risiken hingewiesen, etwa auf weltwirtschaftliche Ungleichgewichte wie das Leistungsbilanzdefizit der USA. Wir hätten dem aber noch mehr Gewicht beimessen müssen.

      Sie haben das Unheil kommen sehen?

      Nein, es wäre vermessen, das zu behaupten. Die Risiken waren bekannt, aber nicht der Zeitpunkt und das Tempo des Einbruchs. Ich fühle mich wie ein begleitender Arzt, der seinen Patienten auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko hingewiesen hat, und trotzdem erleidet der Patient einen Herzinfarkt. Er fragt sich doch: Hätte ich nicht eine noch striktere Diät verordnen müssen? Wir sollten deshalb Modelle und Stresstests entwickeln, um ökonomische Risikoszenarien besser voraussagen zu können. Kurz: Wir brauchen immer auch einen Plan B.

      Sollten die Institute nicht besser ganz auf Prognosen verzichten?

      Auf keinen Fall. Wir müssen nur noch mehr auf die Unsicherheiten der Prognosen hinweisen. Unser Institut gibt seit einiger Zeit Bandbreiten an, innerhalb derer die Volkswirtschaft wahrscheinlich wachsen wird. Leider dringt das in der Öffentlichkeit nicht durch. Die Leute wollen am Ende doch nur eine einzige Zahl hören.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/bis-zum-naechsten-aufschwung-k…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 15:35:06
      Beitrag Nr. 1.600 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.486 von Maraho am 03.03.09 05:46:38In Bezug. Vor einiger Zeit hieß es, die Deutschen bleiben gelassen. Mal sehen, wie lange noch ...


      Wirtschaftskrise
      Die Angst um den Arbeitsplatz wächst
      Von Lisa Nienhaus


      07. März 2009 Peter Bours ist seit 36 Jahren bei Thyssen-Krupp. Er arbeitet als Kranführer im Stahlwerk Duisburg-Hamborn. Die Stahlkrise der neunziger Jahre hat er überstanden. In den letzten Jahren erlebte er den Boom. Extraschichten, Überstunden.

      Doch nun ist alles anders. Die Industrieproduktion ist eingebrochen, der Stahlindustrie fehlen die Aufträge. Schon im zweiten Monat ist Bours in Kurzarbeit. 200 Euro weniger gibt es pro Monat und sechs Stunden weniger Arbeit, die er trotzdem häufig mit Wartungen verbringt. Viel Stahl zum Transportieren gibt es nicht. „Ich mache mir Sorgen um meinen Job“, sagt er. „Da denken doch jetzt alle drüber nach.“ Peter Bours ist 55 Jahre alt, „zu alt fürs Arbeitsamt, zu jung für Altersteilzeit“.

      Die Deutschen haben plötzlich wieder Angst – Angst davor, den Job zu verlieren. Sie kommt beinahe aus heiterem Himmel. Gerade noch hatten viele Arbeitslose endlich einen Job gefunden. Gerade noch sprach man vom Beschäftigungswunder in Deutschland, lobte die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen und erwartete, dass es so weitergeht – da ist es schon wieder vorbei. Zwar sind die Arbeitslosenzahlen auch jetzt noch etwas niedriger als im Vorjahr, doch das könnte sich bald ändern.

      Im Maschinenbau sind 42 Prozent weniger Aufträge eingegangen

      Die meisten Betriebe verzeichnen seit Oktober deutlich weniger Bestellungen. Im Maschinenbau etwa sind im Januar 42 Prozent weniger Aufträge eingegangen als im Vorjahresmonat – das hat es seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1958 noch nie gegeben. Hunderttausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit. Allein die Metall- und Elektroindustrie hat seit Oktober für eine Million Menschen Kurzarbeit angezeigt. Bleiben die Aufträge weiter aus, können die Firmen das nicht länger durchhalten und müssen entlassen. Im Sommer könnte es so weit sein, sagen viele Arbeitgeber.

      Es sind die Beschäftigten in der Exportindustrie, die es zuerst trifft. Diejenigen, die Autos und Maschinen bauen, Stahl oder Chemikalien herstellen. Dort gab es längst schon Entlassungen: in der Zeitarbeit. 150.000 Leiharbeiter haben im letzten Quartal des vergangenen Jahres ihre Stelle verloren. Im Dezember 2008 waren zehn Prozent weniger in der Zeitarbeit beschäftigt als im Vorjahr. Besonders hart traf es Regionen mit viel Industrie. Im Ruhrgebiet etwa sank die Zahl der Zeitarbeiter zwischen Juli und Dezember um 38 Prozent.

      Als Nächstes kam die Kurzarbeit. Betriebe kürzten die Stunden der Mitarbeiter und ließen den Staat einen Teil des Lohns zahlen. Sie wollten ihre Angestellten nicht entlassen oder konnten es auch gar nicht. Denn gerade große Firmen haben oft Beschäftigungspakte im Betrieb ausgehandelt. Die funktionieren so: Mitarbeiter verzichten auf einen Teil ihres Lohns, im Gegenzug verspricht das Unternehmen, in den kommenden Jahren niemanden betriebsbedingt zu entlassen. Thyssen-Krupp hat so einen Vertrag abgeschlossen und viele Autohersteller ebenfalls.

      Ausstiegsklauseln für unerwartet schlechte Zeiten

      Doch die meisten dieser Vereinbarungen haben Ausstiegsklauseln für unerwartet schlechte Zeiten. Und wann, wenn nicht in solch einer Krise sollten sie gelten? Dass es notwendig und möglich sein kann, bald aus einigen dieser Verträge auszusteigen, kommunizieren die Arbeitgeber längst, wenn auch verklausuliert. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sagt etwa: „Wenn sich in Einzelfällen die Voraussetzungen völlig verändern, dann wird man auch solche Vereinbarungen gegebenenfalls neu justieren müssen, bevor der betreffende Betrieb in eine Existenzkrise gerät.“ Die Gewerkschaften sind empört. Sie fühlen sich betrogen, sollten doch die Beschäftigungsgarantien gerade für schlechte Zeiten vorsorgen. Doch wie viel kann die IG Metall bewirken, wenn ein Streik kaum Schaden anrichtet, da sowieso zu wenig Arbeit da ist?

      Natürlich haben die Unternehmen noch andere Möglichkeiten, bevor sie Entlassungen aussprechen. Sie können Tariferhöhungen verschieben oder anderweitig versuchen, die Löhne zu kürzen. Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen glaubt, dass sie das tun werden. Er erwartet, dass die Löhne in diesem Jahr im Schnitt um einen halben Prozentpunkt fallen – in der Industrie mehr, in anderen Branchen gar nicht. Trotzdem: Das reicht kaum, um auf vierzig Prozent Auftragseinbruch zu reagieren. Firmen können zudem im Ausland sparen oder die Kurzarbeit auf 18 Monate ausdehnen.

      Kurzarbeit: Zur Überbrückung, aber nicht für eineinhalb Jahre

      All das reicht nicht ewig. Karl-Heinz Gloe ist Geschäftsführer bei dem kleinen Autozulieferer Erich Jaeger in Friedberg. Er sagt: „Mit Kurzarbeit kann man ein paar Monate überbrücken. Aber eineinhalb Jahre Kurzarbeit ist unrealistisch. Unternehmen müssen früher reagieren.“ Er selbst hat schon Hunderte Mitarbeiter entlassen: im Ausland. „In China ist das System sehr flexibel: Wenn die Arbeit nicht mehr da ist, gehen die Wanderarbeiter“, sagt er. Bis Ende April, hofft er, kann das Unternehmen so durchhalten. „Wenn es dann nicht aufwärtsgeht, werden wir über weitere Schritte nachdenken – auch über Personalmaßnahmen.“

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 16:15:36
      Beitrag Nr. 1.601 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.646 von kiska am 07.03.09 07:30:43Integrität und Ehrlichkeit sind ein grundlegender Bestandteil des Geschäfts der Hypo Real Estate Group. :laugh::laugh:

      Da bin ich ja beruhigt, daß die so ehrlich sind. Ich hatte schon befürchtet, daß wären richtige Ganoven ! :laugh::laugh:


      Der war gut, haste noch so einen ?
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 17:14:08
      Beitrag Nr. 1.602 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.596 von Maraho am 04.03.09 13:35:28Jetzt wird auch hier Kurzarbeit angedacht...

      Handelskonzern
      Metro prüft Kurzarbeit


      Der Handelskonzern Metro erwägt die Einführung von Kurzarbeit. Beschlossene Sache sei das aber noch nicht, wies das Düsseldorfer Unternehmen am Samstag einen entsprechenden Medienbericht zurück.


      HB FRANKFURT. Es werde geprüft, ob es überhaupt möglich wäre, Kurzarbeit im Handel einzuführen, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag. Er wies eine Meldung der "Wirtschaftswoche" zurück, wonach Kurzarbeit bereits geplant sei. "Die Meldung entspricht nicht den Tatsachen. Es gibt keinen Beschluss zur Einführung von Kurzarbeit," sagte der Sprecher.

      Das Magazin hatte unter Berufung auf Informationen aus dem Konzernumfeld berichtet, Metro wolle im Frühjahr die Mitarbeiter von zehn bis 15 der insgesamt 61 Großmärkte in Kurzarbeit schicken. Beauftragte der deutschen Metro-Geschäftsführung hätten bei der Bundesagentur für Arbeit schon die Rahmenbedingungen geklärt.

      Metro hatte im Januar die Streichung von 15 000 Stellen und einem Konzernumbau angekündigt, um sich gegen die Wirtschaftskrise zu wappnen. Entlassungen will das Unternehmen, das weltweit über 300 000 Mitarbeiter beschäftigt, aber nach eigener Auskunft möglichst vermeiden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleiste…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 17:20:12
      Beitrag Nr. 1.603 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.027 von Maraho am 07.03.09 15:35:06Und auch hier wenig erfreulich....

      Verdopplung möglich
      Siemens könnte Kurzarbeit stark ausweiten

      Die dramatische Entwicklung bei vielen Auto- und Maschinenbauern spürt auch Siemens als Zulieferer. Die Zahl der Kurzarbeiter beim Technologiekonzern könnte deshalb schon bald doppelt so hoch liegen wie jetzt. Weiter einstellen will Siemens trotzdem.

      Siemens hält eine deutliche Ausweitung der Kurzarbeit im Konzern für möglich. "Angesichts der zum Teil dramatischen Entwicklungen in Branchen wie dem Maschinenbau oder der Automobilindustrie, die wir mit einigen unserer Sparten beliefern, würde es mich nicht wundern, wenn sich die derzeitige Anzahl der Mitarbeiter in Kurzarbeit verdoppelt", sagte Personalchef Siegfried Russwurm der "Welt am Sonntag" laut einer Vorabmeldung.

      Der Münchener Technologiekonzern hat für April Kurzarbeit für 7400 seiner 131.000 Beschäftigten in Deutschland vorgesehen. Betroffen sind vor allem die Lichttechniktochter Osram und die Sparte Industrieautomatisierung. Im Rahmen einer Betriebsvereinbarung garantiert Siemens den Kurzarbeitern 85 Prozent des letzten Nettoeinkommens statt der gesetzlichen Untergrenzen von 60 bis 67 Prozent.

      Betriebsbedingte Kündigungen wolle Siemens im laufenden Jahr vermeiden, sagte Russwurm dem Blatt. Mittel- und langfristig seien der Mangel an Fachkräften und der demografische Wandel die größeren Herausforderungen. Siemens werde auch in diesem Jahr einstellen, es gebe nach wie vor 2000 offene Stellen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Verdopplung-m%F6…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 17:28:54
      Beitrag Nr. 1.604 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.447 von Maraho am 27.02.09 19:02:39Nicht wirklich schön...


      USA in der Krise
      Cocktails für die Armenhilfe
      von Sabine Muscat

      Eine steigende Zahl von Amerikanern nimmt Lebensmittelhilfe in Anspruch. Staatliche Hilfsorganisationen bekommen Geld aus dem Konjunkturpaket - private müssen kreativ um Spenden werben. Eine Reportage aus Virginia.


      Nancy Rashidian braust in ihrem Geländewagen auf den Hof und fährt gleich bis zur Laderampe vor. Beim Aussteigen schüttelt sie ihr Haar und klimpert mit den Schlüsseln. Doch dann stoppt sie Charles Johnson. Wer hier Lebensmittel abholen will, muss sich an die Regeln halten. "Ma'am, Sie können hier nicht halten!", ruft er empört und weist Rashidian einen anderen Parkplatz zu.

      In den zehn Jahren, in denen Johnson hier schon arbeitet, hatten sie bei Food for Others fast nur Stammkunden. Leute wie Maria Martinelly aus Bolivien, die jeden Monat Lebensmittel abholt, weil sie als Putzfrau nicht genug verdient, um eine sechsköpfige Familie zu ernähren. Doch nun tauchen täglich neue Gesichter an der Rampe auf - Opfer der Rezession.

      Im Dezember hätte Nancy Rashidian nie geglaubt, dass sie jemals um Weißbrot betteln würde. Doch seit dem 1. Januar ist sie ihren Job in der Altenpflege los. Perspektiven gibt es kaum, im Einzugsgebiet von Washington mussten die Betreuungsbudgets gekürzt werden. Die 54-Jährige weiß kaum, wie sie die Gasrechnung bezahlen soll, dabei muss sie sich auch noch um ihre Eltern kümmern, die bei ihr wohnen.

      Einen Boom gibt es nur bei Organisationen wie Food for Others. Die Leiterin Roxanne Rice hat zwei neue Mitarbeiter eingestellt, um mit dem Andrang fertig zu werden. 2544 Hilfesuchende hat sie im Januar registriert, im Januar 2008 waren es nur 1478 gewesen. Die mehr als 200 "Food Banks", die die Produkte der staatlichen Lebensmittelprogramme lagern und von denen auch Food for Others Lebensmittel bezieht, melden im Schnitt 30 Prozent mehr Bedarf. Sie sollen dafür 150 Mio. $ aus dem Konjunkturprogramm der Regierung bekommen.

      Der Hauptgrund für die neue Armut ist die Arbeitslosigkeit, die in den USA auf 7,6 Prozent geklettert ist. Auch die Immobilienkrise trägt ihren Teil bei: Wer die gestiegenen Monatsraten für den Hauskredit kaum bezahlen kann, spart am Essen. "Lebensmittel sind der flexibelste Haushaltsposten", sagt Kasandra Gunter Robinson von der Capital Area Food Bank in Washington. "Wir bekommen heute Anrufe von Leuten, die früher selbst gespendet haben."

      Im Büro von Food for Others muss Nancy Rashidian Formulare ausfüllen, um zu beweisen, dass ihr Einkommen die offizielle Armutsgrenze um nicht mehr als 25 Prozent übersteigt. Die liegt für eine vierköpfige Familie bei 22.050$ Jahreseinkommen. Dann erst darf sie zwei Tüten mit Dosen, Saft, Obst und Speiseöl mitnehmen. Die freiwilligen Helfer, die die Waren einpacken, orientieren sich an ernährungswissenschaftlichen Kalorienvorgaben. Ihre Baguettes darf Rashidian selbst auswählen.

      Noch sind Regale voll mit dem, was Gastronomie und Spender nach dem Erntedankfest und nach Weihnachten abgeladen haben. "Aber wenn es so weitergeht, wissen wir nicht, woher wir im Sommer Lebensmittel bekommen sollen", sagt Rice. Denn auch die Spenden drohen zu versiegen: Die Bürger sparen, und die Restaurants versuchen, weniger Überschuss zu produzieren.

      Wer trotzdem sammeln will, muss kreative Wege gehen. Die Organisation Just Cause bittet Washingtoner Bars und Restaurants reihum, ihre Happy Hours in Spendenaktionen zu verwandeln. Der Gast zahlt 10 $ Eintritt und den Preis für seinen Drink, die Bar führt einen Teil des Erlöses für den guten Zweck ab. So stößt das sozial engagierte Partyvolk im Restaurant Mio auf das Wohl der Hilfsorganisation Martha's Table an. Für viele ist es eine Gelegenheit, Gutes zu tun und dabei Netzwerke zu knüpfen. Denn längst nicht jeder Jurist und Manager, der hier an seinem Drink nippt, hat noch einen Job.

      "Bis ich etwas Neues gefunden habe, möchte ich meine Arbeitskraft einer gemeinnützigen Organisation zur Verfügung stellen", sagt eine arbeitslose Personalmanagerin und stopft Broschüren zu freiwilligem Sozialengagement in ihre Handtasche. Ihre Hand umklammert noch das Tombolalos. Ihre Ersparnisse bewahren sie zwar vor der Lebensmittelschlange bei Martha's Table. Aber ein Restaurantdinner für zwei würde sie schon gern gewinnen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:USA-in-der-Krise-Co…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 17:44:44
      Beitrag Nr. 1.605 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.707.881 von windei am 05.03.09 17:44:14Ein weiterer, heute unbekannter, Ökonom aus vergangenen Tagen.

      Ökonomen der Krise
      Chaos der Beutewirtschaft
      Bert Losse

      Alexander Rüstow warnte vor überbordendem Staatsinterventionismus in Zeiten der Krise. Trotzdem plädierte er für einen starken Staat, der funktionierenden Wettbewerb sichert und sich von mächtigen Lobbygruppen emanzipiert.


      Im September 1932 lädt der traditionsreiche „Verein für Socialpolitik“ namhafte Ökonomen nach Dresden ein. Es sind keine guten Zeiten. Die Wirtschaftskrise hält Deutschland im Würgegriff. Und so ist es kein Wunder, dass die Gelehrten vor allem über Strategien gegen die Misere diskutieren wollen. Hauptredner der Veranstaltung: ein gewisser Alexander Rüstow.

      Der Ökonom hält an diesem Tag eine bemerkenswerte Rede gegen den Zeitgeist. Seine Kernbotschaft: Die Ursache für viele Missstände ist der um sich greifende Staatsinterventionismus, der notwendige Anpassungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft verhindere. Rüstow propagiert aber keinen Nachtwächterstaat im Sinne Adam Smiths, sondern fordert „einen starken Staat, der über den Gruppen, über den Interessenten steht, einen Staat, der sich aus der Verstrickung mit den Wirtschaftsinteressen herauslöst“. „Dies“, so urteilt heute der Ökonom und Wirtschaftshistoriker Joachim Starbatty, „war die Geburtsstunde des deutschen Neoliberalismus.“

      Da ist es also, das böse N-Wort. Dieser Igitt-Begriff, der in Zeiten von Finanzkrise und raffgierigen Bankern in Deutschland mittlerweile einen Klang hat wie Nieselregen und Brechdurchfall. Doch nur die wenigsten, die heute den „Neoliberalismus“ als Synonym für soziale Kälte und ökonomische Unmoral geißeln, wissen, worüber sie im Kern reden. Was Rüstow als „neoliberal“ bezeichnet, hat nichts mit ungezügeltem Laissez-faire-Kapitalismus zu tun. Rüstow sieht sogar explizit ein „Versagen des Wirtschaftsliberalismus“ alter Prägung, der mangels eines wirksamen Kartellrechts eine wettbewerbsfeindliche Machtkonzentration zuließ – und den Staat, wie Rüstow es sah, zur Beute von Lobbyisten gemacht hatte.

      Das „Chaos einer pluralistischen Beutewirtschaft“ will Rüstow durch eine Wettbewerbsordnung mit klaren Spielregeln bändigen. Wichtigste Aufgabe des Staates ist für ihn die Kontrolle und Entflechtung wirtschaftlicher Macht und die Garantie eines fairen Leistungswettbewerbs – ein Ansatz, der Rüstow später zu einem der Gründerväter der sozialen Marktwirtschaft werden lässt. Marktinterventionen betrachtet er in Ausnahmefällen für legitim, etwa um den Strukturwandel zu beschleunigen. Und er hält es für die moralische Pflicht des Staates, im Rahmen einer „Vitalpolitik“ den sozial Schwachen zu helfen. Allerdings redet er nicht dem Umverteilungsstaat das Wort, sondern betont das Prinzip der Subsidiarität: „Brauchst du eine hilfreiche Hand, so suche sie zunächst am Ende deines rechten Arms.“ Im Gegenzug muss der Staat absolute Chancengleichheit schaffen – wozu für Rüstow auch hohe Erbschaftsteuern gehören.

      Mit großer Klarheit sah der eloquente Ökonom, der dreimal heiratete und sieben Kinder hatte, welche gefährliche Interventionsspirale droht, wenn sich der Staat in Krisenzeiten zum zentralen Akteur aufschwingt. Geradezu unheimlich erscheint angesichts der heutigen Situation, was Rüstow schon 1932 in einem Beitrag für den „Deutschen Volkswirt“ schrieb: „Wenn Kapitalverluste drohen oder eintreten, springt man mit Staatsgarantien ein oder füllt aus öffentlichen Mitteln auf. Da die Strukturveränderungen, denen man auf diese Weise entgegenwirken will, gewöhnlich nicht stehenbleiben, sondern sich fortsetzen, muss man immer von Neuem und immer schärfer in der gleichen Gegenrichtung eingreifen, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Außerdem gewöhnen sich die Interessenten rasch an diese Nachhilfe. Der Appetit kommt beim Essen, und so ergibt sich jene Schraube mit dem schlimmen Ende, an dem wir jetzt angelangt sind.“

      Besuch von der Gestapo

      Wer war der Mann, der vor über 70 Jahren exakt das aufschrieb, was wir heute erleben? Rüstow wird 1885 als Spross einer Offiziersfamilie in Wiesbaden geboren. Er geht in Berlin zur Schule und entwickelt sich danach zum Universalgelehrten – von 1903 bis 1908 studiert er an drei Universitäten insgesamt sechs Fächer, darunter Nationalökonomie und Philosophie. Nach der Promotion arbeitet er einige Jahre bei einem Verlag in Leipzig.

      Dann kommt der Erste Weltkrieg. Rüstow meldet sich zur Armee, kehrt desillusioniert und behängt mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse zurück. Das politische Versagen des Wilhelminischen Deutschlands lässt ihn zunächst mit den Sozialisten anbandeln; im Sozialismus hofft er „die echte menschliche Verbundenheit wieder zu erringen“. Doch die Desillusionierung kommt schnell: Als „Referent für die Nationalisierung der Kohleindustrie“ im Reichswirtschaftsministerium erkennt er bald die Grenzen sozialistischer Planwirtschaft.

      1924 wechselt der Ökonom zum „Verein deutscher Maschinenbauanstalten“. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen und die Gestapo seine Wohnung durchwühlt, emigriert Rüstow 1933 in die Türkei. 1938 reist er nach Paris zu einem Treffen führender Liberaler. Dort soll Rüstow erstmals den Begriff „Neoliberalismus“ eingeführt haben. 1949 kehrt er nach Deutschland zurück. Er erhält einen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Heidelberg und wirkt fortan am Aufbau der Sozialen Marktwirtschaft mit – als Berater von Ludwig Erhard.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/chaos-der-beutewirtschaft-3893…

      Für die Interessierten: http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_R%C3%BCstow
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 18:10:18
      Beitrag Nr. 1.606 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.229 von windei am 07.03.09 11:33:19Damit würde dokumentiert, dass sich die VR-China und damit die
      Kommunistische Partei, vom Klassenfeind sprich den US-Kapitalisten
      in massivster Form hat beklauen lassen. Sprich der Schweiss und die
      Tränen chinesischer Arbeiter und Unternehmer sind dazu verwandt worden die Amerikaner mit ihren maßlosen Konsumansprüchen zu mästen!


      Hallo windei

      Das hast Du sehr gut formuliert : das wird ein Riesenproblem, wenn diese Frage auf`s Tablett kommt und sie wird auf`s Tablett kommen, da bin ich ganz sicher -nicht in Deutschland und Japan (wir sind immer noch die Weltkriegsverlierer !) aber in China und dem Rest der Welt. Die Amerikaner wissen das (diese Frage wird auch in den US-boards diskutiert) - nicht umsonst investieren sie fast 50 % ihres BIP in Rüstung ! Schon vor 5-6 Jahren hat Ted Butler mal in einem seiner wöchentlichen Kommentare dieses Thema angeschnitten, mit düsteren Vorahnungen. Da liegt noch viel polit. Sprengstoff, der noch nicht entschärft ist.
      Cheney ( der ehemalige Vizeprs.) hat nach dem 11.9. ja nicht umsonst gesagt : "the american way of life is not negotiable"- der Bruder hat genau erkannt, daß dieser Angriff letzlich auf diesen "way of life" abzielte, der da lautet : "Wir leben gut und ihr arbeitet für uns und das Ganze nennen wir dann Aufschwung" :cry:

      Wenn die chinesische Bevölkerung dies begreift, dürfte die KP Chinas
      sehr schweren Zeiten entgegen gehen.



      Genau so ist es. Da wird es für die KP nur 2 Optionen geben :

      1. das eigene Volk weiter zu unterdrücken, quasi als heimlicher Kumpan bzw. externer Sklavenhalter der USA , mit dem Risiko des totalen Gesichtsverlustes und eines Bürgerkrieges.
      2. diesen unnatürlichen Zustand zu beenden und sich für das eigene Volk einzusetzen, quasi einen Sklavenaufstand zu provozieren (in Rom gab`s doch auch mal so was, oder?) Letzteres könnte in einer militärischen Konfrontation mit den USA enden.
      Beide Optionen sind nicht sehr ermutigend. Von der Lösung dieses Problems könnte der Weltfrieden abhängen. Da sind wir hier in Europa nur noch Statisten.
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 18:40:14
      Beitrag Nr. 1.607 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.488 von Looe am 07.03.09 18:10:18@Looe,

      "2. diesen unnatürlichen Zustand zu beenden und sich für das eigene Volk einzusetzen, quasi einen Sklavenaufstand zu provozieren (in Rom gab`s doch auch mal so was, oder?) Letzteres könnte in einer militärischen Konfrontation mit den USA enden."

      Ja den legendären Spartakusaufstand 79 v. Chr

      Nicht umsonst reist Clinton um die Welt und versprüht ihren weiblichen Charme. Die Europäer werden diskret aber bestimmt an ihre
      Bündnisverpflichtungen aus dem Nato- Vertrag erinnert,
      in Moskau überreicht sie das Geschenk mit dieser Reset-Taste, was ja wohl nichts anderes
      heißt, wir die USA und Rußland teilen uns die Welt wieder so auf wie direkt nach dem zweiten Weltkrieg, also wieder alles auf Anfang gestellt.
      Und die Chinesen versucht sie mit vielen lauwarmen Worten so lang
      wie möglich hinzuhalten, damit die den Schuldschein in Form
      der 1,8 Billionen Dollar möglichst spät präsentieren.
      Nur die Chinesen bereiten sich militärisch bereits seit 10 Jahren auf den Tag X vor. Da läuft eine riesige Aufrüstung mit geheimen Marinebasen am Südchinesischen Meer und der Straße von Formosa.
      Nicht umsonst hat Wen Jabao auf dem aktuell tagenden Volkskongreß
      den Taiwanesen ein geradezu sensationelles Angebot für eine
      Wiedervereinigung nach dem Modell Honkongs gemacht.
      Ich denke, das Jahr 2010 wird für die USA und uns nicht nur ein Jahr der wirtschaftlichen Entscheidung werden. Könnte sein, dass
      das amerikanische vom asiatischen Zeitalter abgelöst wird.
      Also ziehen die Amerikaner alle propagandistischen Register.
      Dazu setzen sie dann auch solche Leute wie Joffe ein, den Chefredakteur der Zeit, der auch Mitglied der Atlantikbrücke ist,
      einer hochkarätig besetzten und handverlesenen " Tafelrunde ", deren Aufgabe es ist, die Interessen der USA in Deutschland zu befördern!!

      Gruß Windei
      die interessen
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 19:24:13
      Beitrag Nr. 1.608 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.488 von Looe am 07.03.09 18:10:18Looe und windei,

      ich habe mal nachgeschaut und dieses zu eurer Diskussion gefunden.
      Beides ist etwas älter (aus 2008) aber dennoch sehr aufschlußreich.
      Insbesondere der zweite Text. Vielleicht von Interesse?

      China und die USA
      Absonderlichkeiten im strategischen Verhältnis zwischen der Weltmacht Nr. 1 und dem chinesischen Drachen
      Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/China/usa.html

      Die Welt als Schachbrett - Der neue Kalte Krieg des Obama-Beraters Zbigniew Brzezinski
      http://hintergrund.de/index.php?option=com_content&task=view…
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 19:32:49
      Beitrag Nr. 1.609 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.216 von Maraho am 05.03.09 14:57:30Die EZB läßt verlauten...
      Was man wohl davon halten soll...

      Jürgen Stark
      EZB-Chefvolkswirt gegen drastische Zinssenkungen

      Jürgen Stark, Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), hat sich gegen weitere drastische Zinssenkungen ausgesprochen, sie seien seiner Meinung kein angemessenes Mittel in der Finanzkrise. Die Verantwortung für die Lösung der Krise sieht er nicht in erster Linie bei der EZB.

      HB BERLIN. "Die Finanzkrise lässt sich nicht mit Zinssenkungen lösen", sagte Stark in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview mit dem "Luxemburger Tageblatt". "Ein zu niedriges Zinsniveau kann sich sogar als kontraproduktiv erweisen." Die EZB hatte den Leitzins am vergangenen Donnerstag auf das historische Tief von 1,5 Prozent gesenkt und eine weitere Rücknahme nicht ausgeschlossen.

      Die wichtigste Herausforderung bei der Bekämpfung der Finanzkrise ist nach Ansicht des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank, den Finanzsektor zu restrukturieren und den Bankensektor zu rekapitalisieren. "Dies ist zuvorderst eine fiskalpolitische Aufgabe und entzieht sich somit unserer Verantwortung und unseren Möglichkeiten", wird Stark von der Zeitung zitiert. Auf dem Interbanken-Geldmarkt gebe es bereits einige Anzeichen für eine Entspannung.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/e…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 20:07:30
      Beitrag Nr. 1.610 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.143 von Maraho am 05.03.09 06:23:54Noch etwas aus der Schweiz...

      Spuhler: «Ein Wirtschaftskrieg ist im Gange»
      Von Ursula Fraefel.

      Laut dem Thurgauer Nationalrat Peter Spuhler geht es bei diesem «Wirtschaftskrieg» um die Frage, welches Land in Zukunft den stärksten Finanzplatz haben werde. In diesem Kampf müsse der Bundesrat mehr Stärke zeigen.

      Was sagen Sie zur Nomination von Kaspar Villiger als Verwaltungsratspräsident der UBS?
      Peter Spuhler: Ich wünsche ihm viel Glück bei dieser Aufgabe.

      War es richtig, dass der Bundesrat die Herausgabe von Kundendaten der UBS an die amerikanische Behörde erlaubte?
      Bisher spielte der Bundesrat in der Krise betreffend Bankkundengeheimnis eine schwache Rolle. Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie die Position der Schweiz nach aussen und nach innen klar kommuniziert. Wir haben ja ein ganz anderes System als die anderen Länder, die die Steuern meist als Quellensteuer direkt vom Lohn abziehen. Sie kennen die Selbstdeklaration nicht, die wir mit der Steuererklärung haben. Der Bürger hat in der Schweiz eine höhere Eigenverantwortung als beispielsweise in Deutschland oder den USA. Daraus ergibt sich die Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug.

      Wie erklären Sie den Unterschied?
      Wir gehen in der Schweiz davon aus, dass die Bürger die Steuererklärung nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen. Wenn etwas vergessen geht, ist das Steuerhinterziehung. Wenn man aber bewusst eine Lohnabrechnung oder ein Formular fälscht, das zur Steuererklärung gehört, ist das Steuerbetrug.

      Sollte die Schweiz am herkömmlichen Bankgeheimnis festhalten?
      Ja, denn rechtlich ist alles sauber geregelt. Wir haben Rechtshilfeabkommen, das Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU und in den letzten Wochen haben wir mit England und Frankreich neue Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet. Ausgerechnet diese Länder attackieren uns jetzt. Aus wirtschaftlichen Gründen. Aber diese Fakten hört man nicht. Die Regierung schweigt und glaubt, dass sie eine solche internationale Krise aussitzen kann.

      Aber Frau Widmer-Schlumpf war doch in Amerika.
      Doch statt den Amerikanern den Unterschied zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug zu erklären, kreierte sie einen dritten Begriff, nämlich «grobe Steuerhinterziehung». Das gibt es gar nicht. Das ist der Kommunikations-Gau!

      Es gibt aber sogar Banker, die meinen, dass die Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung nicht mehr haltbar sei.
      Wir müssen uns bewusst sein, dass ein Wirtschaftskrieg im Gange ist. Es geht um die Frage, welches Land nach der Finanzkrise welchen Anteil an den Finanzdienstleistungen hat. Und wenn wir jetzt nicht die Kraft aufbringen, unsere Position zu kommunizieren und zu verteidigen, dann wird der Finanzplatz Schweiz geschwächt. Das Geschäft geht dann nach London oder Paris oder New York.

      Um was für einen Anteil am Wohlstand geht es?
      Vor der Krise erwirtschaftete der Finanzplatz etwa 13 bis 14 Prozent des BIP. Und bezahlte etwa den gleichen Anteil an Steuern. Das sind Milliarden. Letztlich geht es jetzt aber um die Frage, ob die Schweiz als Finanzplatz überleben kann oder nicht.

      Soll das Bankgeheimnis im Ausland anders ausgestaltet sein als im Inland?
      Das ist Blödsinn. In den Bilateralen Verträgen haben wir das Zinsbesteuerungsabkommen festgelegt, bei dem auf den ausländischen Guthaben eine Quellensteuer erhoben wird. Man kann selbstverständlich darüber diskutieren, ob man das auf Amerika ausdehnen soll. Doch sonst müssen wir unsere Postion halten. Das erwarte ich auch von unserer Regierung.

      Aber die Amerikaner wollen den gläsernen Bankkunden.
      Eines der höchsten Güter der Schweiz ist der Schutz der Privatsphäre. Ein weiteres ist die Eigenverantwortung der Bürger. Würden wir den gläsernen Kunden einführen, wäre das eine Katastrophe. Ein Zeichen dafür, dass wir als Willensnation Schweiz nicht mehr in der Lage sind, unsere Interessen international a) zu kommunizieren und b) zu verteidigen.

      Wäre der Druck kleiner, wenn wir in der EU wären?
      Das glaube ich nicht. Dann würde man einfach per Gesetz aus Brüssel sagen, was gilt. Es gibt ja drei EU-Staaten, nämlich Luxemburg, Belgien und Österreich, die heute das wasserdichtere Bankgeheimnis haben als wir. Auch das muss man nach aussen kommunizieren. Dafür müsste man bereit sein, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Und sie auch unter Druck zu setzen. Aber wir haben niemanden in der Regierung, der das macht.

      Werden Österreich, Belgien und Luxemburg weniger attackiert als die Schweiz?
      Das stimmt nicht. Diese Bankenplätze sind heute auch stark unter Druck. Wir haben eine Situation der leeren Kassen in Europa und mitten drin steht ein pralles Sparschwein, die Schweiz. Jeder nimmt jetzt den Hammer hervor und will das Sparschwein killen. Da müssen wir Gegensteuer geben.

      Glauben Sie, dass die Finanzkrise noch stärker auf den Werkplatz durchschlagen wird?
      Es ist nicht nur die Finanzkrise, sondern diese wird überlagert von einem konjunkturellen Abschwung. Zudem trifft diese Krise erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg alle Regionen der Welt gleichzeitig.

      Ihre Prognose?
      Am stärksten schüttelt es die Exportindustrie durch. Die Nachfrage ist weggebrochen. Dazu kommt, dass der Franken momentan sehr stark ist.

      Sollte man abwerten?
      Nein, denn das ergäbe eine Inflation. Ich glaube, dass die Nationalbank bisher sehr gut reagiert hat. Wann es wieder besser geht, ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass es spätestens in der zweiten Hälfte 2010 wieder aufwärtsgeht.

      Was bewirken Konjunkturpakete?
      In der Regel kommen Konjunkturpakete zu spät und am falschen Ort. Zudem muss das Geld, das jetzt ausgegeben wird, später in Form von höheren Steuern zurückbezahlt werden. Und die Staatsverschuldung dämpft die Wirtschaft auch. Wir haben zur Zeit ja weder eine Konsumflaute noch eine Flaute in der Bauindustrie. Aber sowohl die Maschinenindustrie als auch die Exportindustrie ganz allgemein sind unter die Räder gekommen. Doch diesen Einbruch kann man mit Konjunkturmassnahmen kaum wettmachen.

      Was ist zu tun?
      Sinnvoll ist, die Kurzarbeit auszudehnen, damit man möglichst keine Mitarbeiter entlassen muss. Es ist teuer, Mitarbeiter zu entlassen und später wieder auszubilden und einzustellen, wenn man wieder hochfahren muss. Auch für den Staat ist es besser, wenn die Mitarbeiter nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen werden.

      Nächste Woche ist das Konjunkturpaket im Rat. Wie werden Sie stimmen?
      Ich unterstütze die Massnahmen für die Exportindustrie, die ja auch von der Industrie finanziert werden. Bei den baukonjunkturellen Massnahmen bin ich zurückhaltend, da die Bauindustrie zurzeit noch gut läuft. Dort braucht es vorbehaltene Entschlüsse, damit man neben der Neat das eine oder andere Infrastrukturpaket auslösen kann, falls es zu einem Einbruch kommen sollte.

      Angenommen der Konsum ginge zurück, könnten Sie sich dann eine Mehrwertsteuersenkung vorstellen?
      Wenn der Konsum einbricht, ist die psychologische Verunsicherung gross, und der Drang, zusätzlich zu sparen, wächst. Nur, weil der einzelne Bürger etwas mehr Geld im Sack hat, heisst das nicht, dass er mehr konsumiert. Ich bin da sehr kritisch.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Spuhler-Ein-Wir…
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 20:21:43
      Beitrag Nr. 1.611 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.682 von Maraho am 07.03.09 19:24:13Zum Abschluß meinerseits für heute noch etwas "tiefgründigeres"...

      Es ist wie mit Ludwig XIV.
      von Paul Kennedy

      Amerikas Überschuldung hat nicht nur die Weltwirtschaftskrise ausgelöst. Sie wird den Niedergang der Weltmacht USA bestimmen, die am „imperial overstretch“ scheitert. Der Yale-Historiker und Imperienforscher schlägt Alarm

      Während die Welt von einem wirklich schrecklichen Jahr 2008 in ein sehr furchteinflößendes Jahr 2009 stolpert, gibt es viele Gründe für die Feinde Amerikas zu denken, dass die Weltmacht Nummer eins mehr einstecken werden muss als die meisten anderen großen Nationen. Obwohl Russland, China, Lateinamerika, Japan und der Nahe Osten sicherlich einige Rückschläge werden hinnehmen müssen, ist man sich einig – und viele tröstet das sogar –, dass der größte Verlierer Uncle Sam sein wird.

      Der wichtigste Grund ist das wirklich außergewöhnliche amerikanische Haushalts- und Handelsdefizit. In absoluten Zahlen gibt es nichts Vergleichbares. Selbst, wenn man sie im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt berechnet, erinnern die Zahlen eher an solche, die man von Island oder einer schlecht geführten Dritte-Welt-Wirtschaft erwarten würde.

      Das geplante Ungleichgewicht ist aus folgenden drei Gründen besorgniserregend. Der erste ist, dass sich die Gesamtprognosen sehr schnell verändern und zwar immer in eine noch trübere Richtung. In den 40 Jahren, in denen ich mich mit den Volkswirtschaften der großen Mächte beschäftigt habe, habe ich noch nie gesehen, dass die Zahlen so häufig und in einem so enormen Ausmaß angepasst wurden. Offensichtlich glauben einige Menschen, dass Washington lediglich eine Geldpresse ist.

      Der zweite Grund, warum das alles so furchteinflößend ist, ist, weil niemand sicher zu sein scheint, wie sinnvoll (oder nutzlos) dieses Geld eingesetzt werden wird. Ich wünsche Barack Obamas Regierung alles Gute, aber mich ängstigt die Perspektive, dass sein Team unter diesem Zeitdruck Geld aus dem Fenster werfen könnte, ohne angemessene Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Die Nachricht, dass Lobbyisten nach Washington geströmt sind, um die Interessen derjenigen Industrie, Interessengruppe oder Dienstleistungsbranche zu vertreten, für die sie eben angeheuert wurden, hat mir das Herz in die Hose rutschen lassen.

      Der dritte Punkt vor dem ich mich wirklich fürchte, ist, dass die Amerikaner selbst wahrscheinlich sehr wenig Geld haben werden, um die Staatsanleihen zu kaufen, die über die nächsten Jahre in Zehn-Milliarden-Schritten herausgegeben werden. Sicherlich werden einige Investment-Firmen, die durch ihre irrationale Überschwänglichkeit Schaden genommen haben, eine bestimmte Anzahl der Staatspapiere übernehmen, vermutlich sogar für eine lächerlich kleine oder gar keine Rendite. Aber das wird das geschätzte Budgetdefizit von 1,2 Billionen Dollar im Jahr 2009 nicht decken.

      Nun sagt man mir, dass die Ausländer für diese Papiere zahlen werden. Bei diesem Gedanken wird mir übel. Vor allem ist es ein schreckliches Zeichen, dass Amerika – relativ gesehen – immer schwächer wird. Wenn Sie den Film „Flags of Our Fathers“ von Clint Eastwood gesehen haben, werden Sie genauso aufgebracht von den Szenen gewesen sein, in denen die drei Veteranen durch das ganze Land geschleppt werden, um darum zu betteln: „Kauft amerikanische Anleihen!“. Das ist unangenehm, klar, aber es gab diesen einen riesigen Trost. Die US-Regierung, völlig zum Keynesianismus bekehrt, bat die Bevölkerung, an die eigenen Ersparnisse zu gehen, um den Kriegseinsatz weiterzufinanzieren. Wer sonst hätte kaufen können? Ein nahezu bankrottes britisches Empire? Die Achsenmächte? Was für ein Glück, dass der Zweite Weltkrieg das amerikanische Bruttoinlandsprodukt verdoppelt hat, und dass die Ersparnisse da waren.

      Heute nähert sich die amerikanische Abhängigkeit von ausländischen Investoren immer mehr einer internationalen Verschuldung an, die wir Historiker mit Philipp II. von Spanien und Ludwig XIV. von Frankreich in Verbindung bringen.

      Es ist möglich, dass die ersten Tranchen von Staatsanleihen in diesem Jahr sehr gut gehen, da stark verunsicherte Investoren Anleihen ohne Rendite möglicherweise Aktien von Unternehmen vorziehen, die vollständig platzen können. Aber scharfsinnige Analytiker sehen schon jetzt, dass der Appetit nach Obama-Anleihen begrenzt ist.

      Glauben die Menschen wirklich, dass China immer weiter kaufen kann, obwohl seine Investitionen in den USA bereits mitbetroffen sind und die Regierung die enorme Notwendigkeit sieht, in die eigene Wirtschaft zu investieren? Sollte China tatsächlich den größten Teil der 1,2 Billionen Dollar von den USA kaufen, könnten wir einer so großen Verschiebung des weltweiten Finanzgleichgewichts gegenüberstehen, wie sie in der Zeit von 1941 bis 1945 zwischen dem britischen Königreich und den USA vonstattengegangen ist. Wären alle glücklich damit? Vielmehr noch: Falls das Ausland wenig Interesse an seinen Staatsanleihen zeigt, wird Amerika bald die Zinsen raufsetzen müssen.

      Es ist wahr, dass die Volkswirtschaften Großbritanniens, Griechenlands, Italiens und eines Dutzends anderer entwickelter Länder fast genauso schwer betroffen sind und dass große Teile Afrikas und Lateinamerikas gerade in den Abgrund gezogen werden. Es ist ebenso richtig, dass der steile Abfall der Energiepreise wenig charmanten Regierungen wie Wladimir Putins Russland, Hugo Chávez’ Venezuela und Mahmoud Ahmadinedschads Iran einen heftigen Schlag versetzt hat – verbunden mit der Hoffnung, dass dadurch ihre Kapazitäten eingedämmt werden, Schaden anzurichten.

      Auf der anderen Seite lassen die bisherigen Daten vermuten, dass Chinas und Indiens Wirtschaft weiterwächst (zwar nicht so schnell wie in der Vergangenheit, aber immerhin noch im positiven Bereich), während die amerikanische Wirtschaft schrumpft. Wenn erst einmal Gras über diese besorgniserregende und möglicherweise langwierige Weltwirtschaftskrise gewachsen ist, sollten wir nicht erwarten, dass die nationalen Anteile an der Weltproduktion die gleichen wären wie bisher. Uncle Sam wird gezwungen sein, ein oder zwei Stufen herunterzusteigen.

      Darüber hinaus haben noch nicht mal drei oder vier dieser Länder – vielleicht noch nicht einmal ein Duzend von ihnen – zusammen annähernd so ein gigantisches Spektrum von militärischen Verpflichtungen und Einsätzen in Übersee, wie sie auf Uncle Sams Schultern lasten. Es tut mir leid, es zu sagen, aber das bringt uns zurück zu den Bemerkungen, die ich vor etwa 20 Jahren zum Konzept des „imperial overstretch“ gemacht habe.

      Wie ich damals angenommen habe, kann eine starke Person einen schweren Rucksack lange einen Berg hochtragen. Aber wenn diese Person an Kraft verliert (wirtschaftliche Probleme), das Gewicht der Last jedoch gleich schwer bleibt oder sogar zunimmt (die Bush-Doktrin) und das Gelände schwieriger wird (Entstehung neuer Großmächte, internationaler Terrorismus, Staatszerfall), dann kommt der ehemals starke Kletterer ins Stolpern. Genau dann können wendigere, weniger beladene Wanderer aufschließen, gleichziehen oder sogar überholen.

      Wenn das nur zur Hälfte stimmt, ist die Schlussfolgerung nicht gerade erfreulich: Dass die wirtschaftlichen und politischen Anstrengungen der nächsten Jahre viele der Visionen aus Mr. Obamas Wahlkampf stark zusammenstauchen werden; dass die USA innenpolitisch einige sehr schwierige Entscheidungen schlucken werden müssen; und dass wir trotz international steigendem Wohlwollen gegenüber Amerika keinerlei Zuwachs seiner relativen Leistungsfähigkeit erwarten sollten, im Ausland entschieden und nachhaltig zu agieren.

      Durch diese Betonung der chronischen finanziellen Defizite und der militärischen Überdehnung geraten einige positive Indikatoren amerikanischer Stärke tendenziell ins Abseits. Verglichen mit anderen Großmächten besitzen die USA erhebliche Vorteile im Hinblick auf seine Demografie, das Verhältnis von Fläche zu Bevölkerung, seine Rohstoffe, seine Universitäten und Labore, seine flexiblen Arbeitskräfte et cetera. Diese Stärken wurden fast eine Dekade lang überschattet von politischer Verantwortungslosigkeit, ungezügelter Gier an der Wall Street und ihren Ablegern sowie unverhältnismäßigen militärischen Abenteuern.

      Die Dinge hätten besser laufen können, wenngleich damit natürlich nicht gemeint ist, dass Amerika zu der Überlegenheit, die das Land beispielsweise zu Eisenhowers Zeiten einmal hatte, zurückkehren kann. Die tektonische Verlagerung des weltweiten Einflusses nach Asien und weg von den Westmächten scheint nur schwer rückgängig zu machen zu sein. Aber vernünftige politische Strategien Washingtons könnten helfen, diese historischen Wandlungen weniger holprig, weniger gewalttätig und weniger unangenehm zu gestalten. Das ist kein schlechter Gedanke, sogar für einen „Declinisten“ wie mich.

      Übersetzung: Patrick Torka

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?item=3443
      Avatar
      schrieb am 07.03.09 20:31:35
      Beitrag Nr. 1.612 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde,

      euch wieder ein herzliches Dankeschön für das Interesse am heutigen Samstag.
      Und ein großes Dankeschön an kiska, windei, Groupier, marcpeters und Looe für die Beiträge.

      Euch allen sei ein schöner Abend gewünscht.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 07:45:40
      Beitrag Nr. 1.613 ()
      Guten Morgen zusammen und allerseits einen erholsamen Sonntag!

      Hier ein Bericht über die Situation auf dem Kontinent Afrika...

      KRISE GLOBAL
      Afrika trotzt dem Bankenbeben
      Von Horand Knaup und Toby Selander, Kapstadt

      Afrika, lange Jahre als Krisenkontinent verschrien, laviert sich vergleichsweise glimpflich durch die Konjunkturflaute. Zwar spüren einige Industriezweige den Abschwung. Doch weil die internationale Hochfinanz den Erdteil stets ignorierte, sind die Folgen des Bankenbebens überschaubar.


      Auch in Kapstadt in Südafrika sind die Schlangen vor dem zentralen Arbeitsamt lang geworden. Früh morgens schon reihen sich die Arbeitslosen vor dem Gebäude in der Parade Street auf, an manchen Tagen bis zu 150 Menschen, auf der Suche nach einem Job oder ein bisschen Überbrückungsgeld.

      Ursula Jacobs, 55, kommt jeden Morgen, seit sie vor einigen Tagen ihren Job als Schneiderin bei dem Textil-Unternehmen Chelsea West verloren hat. Sie hat sich hübsch gemacht, Ohrringe und eine Kette umgelegt, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.

      Bei Chelsea West hat Jacobs Pullover und Jacken genäht. Sie war froh über die 50 Euro, die es pro Woche für die Arbeit gab. Hunderte wurden dort bereits im vergangenen Oktober entlassen, die letzten Verbliebenen hat es vor wenigen Tagen erwischt. "Die Firma wurde zugemacht, und alle mussten gehen", sagt sie. "Ich kenne viele, die ihren Job verloren haben." Der Grund? "Die globale Rezession." Nun steht sie in der Schlange als eine von vielen, und hofft auf einen neuen Job. Gesagt hat es Jacobs noch keiner - aber ihr Alter und ihre Qualifikation sind keine guten Voraussetzungen für eine schnelle Neuanstellung.

      Auch Duncan Bailey, 41, ist in die Krise hineingeschlittert, freilich auf deutlich höherem Niveau. Bailey ist Immobilien-Makler, spezialisiert auf Anwesen auf Kapstadts Sonnenseite im Vorort Somerset West. Nicht zuletzt Deutsche und Amerikaner haben dort in den vergangenen Jahren gekauft, was das Bankkonto hergab. Ein gutes Viertel aller Immobilien in Somerset, so schätzt man, gehört inzwischen Ausländern - mit der Folge, dass die Preise in den Himmel gestiegen sind.

      Bailey hat gut vom Boom gelebt. Nun sitzt er in seinem Büro, vor sich einen großen Rechner, hinter sich eine Karte von Somerset West, daneben Fotos der Anwesen, die er im Angebot hat. Er blättert in seinem PC die Seiten des Gewerbes durch: Im ganzen Land gibt es viele, zu viele Anbieter und wenig Käufer. Einerseits ist die Nachfrage zusammen gebrochen. Andererseits ist in Somerset der Exodus der Deutschen Tagesgespräch.

      "Die Rezession musste irgendwann kommen"

      Doch Bailey ist krisenerprobt und erstaunlich guter Dinge. Er sagt, er habe immer gewusst, dass der Goldrausch irgendwann ein Ende finden würde. Er hat in der Textilindustrie gearbeitet, als es bergab ging. Er war bei einer IT-Firma unter Vertrag, als die Internet-Blase platzte. Danach wechselte er ins Immobilienfach. "Die Rezession musste irgendwann kommen. Keine Branche der Welt kann dauerhaft um 30 bis 40 Prozent wachsen."

      Nun ist die Party vorbei, der Immobilienmarkt in Somerset hat innerhalb von 18 Monaten 30 Prozent seiner Umsätze verloren, große Büros haben schließen müssen, und im ganzen Land, so vermutet Bailey, dürften an die 30 Prozent der Makler ihr Geschäft aufgeben.

      Schuld daran ist nicht zuletzt ein Gesetz aus dem Jahr 2007, das dafür sorgt, dass Südafrika heute besser dasteht als viele andere Industrieländer: Schuldner müssen den Banken seither aufs Komma genau belegen, dass sie dazu in der Lage sind, ihre Kredite zu begleichen. Das Gesetz wurde heftig kritisiert, nicht zuletzt von den Banken - und hat zugleich dafür gesorgt, dass die südafrikanischen Geldhäuser heute deutlich besser dastehen als viele Finanzinstitute im Rest der Welt.

      Gewiss, auch die Autoindustrie Südafrikas, die Hunderttausende von Mitarbeitern beschäftigt, leidet. 20 Prozent Umsatzrückgang waren es im vergangenen Jahr. 2009 rechnet die Branche noch einmal mit einem zehnprozentigen Minus.

      Hoffen auf die WM

      Doch die Gesamtverfassung der südafrikanischen Wirtschaft ist vergleichsweise robust. Die Banken brauchen keine staatlichen Rettungspakete. Die Goldminen machen weiterhin stolze Gewinne, zumal der Preis des Edelmetalls wieder kräftig steigt. Die Weinwirtschaft exportierte 2008 so viel wie noch nie, und auch der Tourismus boomt. "In Südafrika wächst und wächst der Tourismus", sagt Bailey. "Und wir erwarten noch mehr, wenn erst einmal die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt."

      Auch Pieter le Roux, Professor an der Universität Kapstadt, ist vergleichsweise guter Dinge. "Die Rezession hat Südafrika nicht so hart betroffen wie andere Teile der Welt. Wir sorgen uns eher um unsere politische Zukunft." Die Bankenregulierung und die Devisenkontrolle hätten sich als gute Instrumente erwiesen und das Land vor Spekulationen weitgehend verschont.

      Afrika, über Jahrzehnte der Krisenbrennpunkt, ist bei dem Wirtschafts-Desaster 2008/2009 offenbar vergleichsweise gut davon gekommen. Nicht nur, weil der Kontinent nur mit drei Prozent am weltweiten Handel beteiligt ist. "Afrika ist eine Enklave auf dem internationalen Finanzmarkt", sagt der französische Finanz- und Entwicklungsexperte Luc Rigouzzo. "Es war immer die Schwäche des Kontinents - diesmal ist es sein Schutz. "Natürlich, kenianische Wanderarbeiter kehren aus den Emiraten am Golf zurück, wo Zigtausende von Arbeitskräften nach Hause geschickt wurden. Und Kenia vermisst seine Touristen, doch bleiben die vor allem wegen der blutigen Unruhen vor Jahresfrist weg. Die internationalen Reiseunternehmen nehmen die Sandküste nördlich und südlich von Mombasa nur ganz allmählich wieder ins Angebot.

      Bangen um die Entwicklungshilfe

      Auch Angola, Nigeria und Sambia sind betroffen, weil die Weltmarktpreise für Öl und Rohstoffe wie Kupfer oder Zinn rapide gefallen sind. Die angolanische Regierung immerhin war vorsichtig, sie kalkulierte für 2009 einen durchschnittlichen Ölpreis von 55 Dollar pro Barrel ein, derzeit liegt er bei gut 40 Dollar. "Noch müssen wir im Haushalt nichts korrigieren", sagt Ölminister Jose Vasconcelos, "aber wenn der Preis im April immer noch so niedrig ist, kommen wir wohl nicht umhin."

      Laut sagt es keiner, aber manche afrikanischen Regierungen fürchten auch, dass der bislang verlässliche Strom der Entwicklungshilfe aus dem Norden schmerzhaft nachlassen könnte. Doch verglichen mit den Schockwellen, denen die Industrieländer des Nordens ausgesetzt sind und deren Ende noch nicht absehbar ist, haben die afrikanischen Länder bisher wenig eingebüßt.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,609675,00.html
      64 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 08:00:59
      Beitrag Nr. 1.614 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.130 von Maraho am 05.03.09 05:43:45Passend hierzu ein...

      Interview

      "Risiken sind unser Rohstoff“
      Münchener-Rück-Vorstand Ludger Arnoldussen über abstürzende Börsen und sich häufende Naturkatastrophen.


      Die amerikanische Versicherung AIG hat vom Staat am Montag weitere 30 Milliarden Dollar bekommen, um dem Zusammenbruch zu entgehen. An der Börse stürzen Versicherungstitel reihenweise ab. Gerät die Finanzkrise außer Kontrolle?

      Ich glaube, die Bankenkrise ist zwar durch die massiven Eingriffe der Regierungen derzeit einigermaßen unter Kontrolle, sie hat aber immer noch viel Dynamik, was man an der Börse sieht. Die Versicherer sind bisher bis auf wenige Ausnahmen kaum betroffen. Unser Geschäftsmodell ist stabiler. Die Banken haben Probleme, sich zu refinanzieren. Die Versicherer haben über die Versicherungsbeiträge einen regelmäßigen Geldzufluss. Wir haben keine Liquiditätsprobleme.

      Die Versicherer haben eher Probleme, die liquiden Mittel vernünftig anzulegen.

      Wir bei der Münchener Rück haben schon vorher eine sehr konservative Anlagepolitik betrieben. Wir haben bereits Anfang 2008 unsere Aktienquote weiter gesenkt. Sie liegt jetzt unter zwei Prozent. Das ist nichts, was einem schlaflose Nächte bereiten muss. Und auch in unserem Versicherungsgeschäft sind wir sehr vorsichtig. Wir reduzieren unser Geschäft in allen Branchen, die eine stärkere Verbindung zur Finanzkrise haben.

      Wen versichern Sie nicht mehr?

      Wir fahren derzeit unser Engagement im Bereich D & O etwas zurück, also die Haftpflichtversicherungen für Manager. Wenn die wirtschaftliche Lage schwieriger wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Manager wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Fehler verklagt werden, größer. Die Risiken steigen deutlich an. Wir zeichnen hier sehr vorsichtig und erhöhen die Beiträge. Zum Teil reduzieren wir hier auch unser Geschäft.

      Aber gerade jetzt bräuchten die Unternehmen doch solche Policen besonders dringend.

      Ja, aber in der jetzigen Situation müssten die Prämien für solche Risiken extrem steigen. Aber das tun sie nicht.

      Welche Bereiche sind Ihnen sonst noch zu heiß?

      Auch bei Berufshaftpflichtversicherungen sind wir sehr vorsichtig – etwa bei Wirtschaftsprüfern. Bei Kreditversicherungen bleiben wir zwar im Geschäft, aber wir treten auf die Bremse. Die Insolvenzrisiken steigen.

      Wie passt es zu Ihrer Vorsicht, dass Sie Ihren Aktionären zugleich hohe Dividenden zahlen? Hätten Sie das Geld nicht besser für schlechte Zeiten zurücklegen sollen?

      Wir hatten in der Vergangenheit überschüssiges Kapital und wir haben daher ein Aktienrückkaufprogramm gestartet. Wir hatten 2007 angekündigt, dass wir bis 2010 jedes Jahr eine Milliarde Euro an Dividenden zahlen wollen. Aber wir haben bei der Vorstellung unserer Geschäftszahlen vor ein paar Tagen auch betont, dass die Sicherung einer nachhaltig profitablen Entwicklung jetzt das Wichtigste ist. Und wir haben deutlich gemacht, dass wir bei Maßnahmen wie dem Aktienrückkauf den Nutzen sehr sorgfältig gegenüber den Vorteilen einer komfortablen Kapitalausstattung – auch mit Blick auf Möglichkeiten zum profitablen Wachstum – abwägen werden.

      Versicherer hassen Gefahren, die man nicht abschätzen kann. Niemand weiß, wie sich die Wirtschaftskrise weiterentwickelt. Was heißt das für Ihr Geschäft?

      Generell ist es so, dass wir vorsichtig sind, sowohl in unserem Versicherungsgeschäft als auch bei unseren Kapitalanlagen. Außerdem streuen wir breit. Wir sind als Versicherer weltweit tätig und decken viele unterschiedliche Risiken. Die Krise bringt uns auch Chancen. Gerade jetzt sind solide, verlässliche Rückversicherer gefragt – und zwar weltweit.

      Sie sind auch für das Asiengeschäft zuständig. Wir hart sind die einstigen Boomregionen von der Krise getroffen?

      Für Indien und China erwartet man immer noch ein deutliches Wachstum. Aber auch in Asien gibt es Länder, die in einer Rezession stecken, Singapur zum Beispiel oder Taiwan. Probleme haben vor allem Exportnationen und exportorientierte Branchen. In Korea steckt zum Beispiel die Werftindustrie in großen Schwierigkeiten. Das alles müssen wir berücksichtigen. Aber alles in allem sehen wir in Asien für unser Geschäft noch Wachstum.

      Sind die asiatischen Länder stabiler als Deutschland?

      Sie werden im Schnitt ein höheres Wachstum haben. Aber Indien und China brauchen das auch, weil sie immer mehr Menschen in bessere Lebensverhältnisse bringen wollen, um sozialen Spannungen vorzubeugen. Wenn in China das Wachstum von zehn auf sieben Prozent sinkt, verlieren viele Wanderarbeiter ihre Jobs, und auch der ländliche Raum bekommt Probleme. In den USA geht es darum, ob die Leute noch drei oder zwei Autos fahren, in Indien geht es darum, ob viele Menschen drei oder zwei Mahlzeiten haben.

      Was ist für Sie schwerer zu handhaben – die Wirtschaftskrise oder die drohenden Naturkatatastrophen?

      Wir glauben, dass wir die Schäden durch Naturkatastrophen modellmäßig besser in den Griff bekommen. Wie sich die jetzige Finanzkrise entwickelt, ob sie sich zu einer Depression auswächst wie 1929, kann man nicht abschätzen. Aber wir haben natürlich auch hier unterschiedliche Szenarien entwickelt. Bei den Naturgefahren verfügen wir aber über sehr viele und lange zurückreichende Informationen, wir betreiben seit Jahrzehnten intensive Forschung zum Klimawandel. In unseren Versicherungsmodellen haben wir berücksichtigt, dass die Zahl der Naturkatastrophen zunehmen wird. Wenn es mehr Naturkatastrophen gibt und die Versicherungsprämien entsprechend steigen, können wir das bewältigen. Risiken sind unser Rohstoff. Wenn es keine Risiken gäbe, bräuchte man auch keinen Versicherer.

      Vom Klimawandel haben wir in Deutschland in diesem Winter nicht viel gespürt.

      Man darf nicht nur auf dieses Jahr schauen. Wenn man die letzten zehn Jahre betrachtet, hatten wir signifikant viele warme Jahre. Deutschland wird wärmer.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Ludger-Arnoldussen;art…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 08:13:32
      Beitrag Nr. 1.615 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.711.670 von Maraho am 06.03.09 05:42:11Etwas zur aktuellen Situation um die ...

      HRE
      "Rückzug aus Gründen des Anstands"

      Die Hypo Real Estate bleibt ein Zankapfel: Außenminister Frank-Walter Steinmeier attackiert Ex-Chef Georg Funke, weil der gegen seine Entlassung klagt. Großaktionär Christopher Flowers keilt gegen Finanzminister Peer Steinbrück, um mehr Steuergeld zu bekommen. Außerdem hat die Rechtsberatung der Bundesregierung ein Geschmäckle.


      Berlin - Um die Aktionärs-Enteignung und Vorstandsbezüge der Hypo Real Estate (HRE) gibt es weiter Streit. Außenminister Steinmeier zeigte sich in der "Bild am Sonntag" wütend auf den Vorstandsvorsitzenden Georg Funke, der vor Gericht klagt und bis 2013 weiter sein Gehalt beziehen möchte. "Ich appelliere an Herrn Funke, die Klage aus Gründen des Anstands zurückzuziehen", sagte Steinmeier.

      Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag berichtet, habe sich der größte Aktionär der HRE, Christopher Flowers, bei Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) über die Enteignungspläne von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) beschwert. Flowers schreibe in einem Brief, er habe "ernste Bedenken" und fürchte, eine Enteignung sei kostspieliger als eine gemeinsam ausgearbeitete Lösung mit den Aktionären.

      Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ludwig Stiegler, sagte zu Flowers: "Jetzt darauf zu setzen, dass die Steuerzahler seine Fehlinvestitionen retten, ist schon dreist." Flowers halte laut "Süddeutscher Zeitung" knapp ein Viertel der HRE-Aktien. Er schlage vor, den Aktien-Anteil des Bundes auf 75 Prozent zu setzen, wobei er seinen Anteil auf sieben Prozent zurückfahre. Steinbrück schlug vor, dem Bund eine Kontrollmehrheit von nahe 100 Prozent zu geben.

      Enteignung: Rechtsberatung im Interessenkonflikt?

      Nach einer Meldung des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL gibt es auch Kritik an der Absicht von Innenminister Wolfgang Schäuble, die Kanzlei Hengeler Mueller mit der Rechtsberatung zum geplanten Enteignungsgesetz zu beauftragen. Hengeler Mueller habe bereits vor acht Monaten Flowers bei seinem Einstieg beraten. Der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler sieht darin einen "massiven Interessenkonflikt".

      Der Fall der Hypo Real Estate treibt Unionspolitiker auch aus wahltaktischen Erwägungen um. Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) fordert angesichts nachlassender Umfragewerte ein schärferes Profil der Union. "Für meinen Geschmack ist es zu wenig Union und zu viel Koalition", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es werde oft nicht deutlich, wo der Unterschied zur SPD liege. Dies gelte aktuell für die Behandlung des Falles Hypo Real Estate ebenso wie für Opel. Für CDU und CSU sei staatliches Eingreifen höchstens Mittel zum Zweck, sagte Bosbach um zu suggerieren, dass das für die SPD nicht gelte.

      manager-magazin.de mit Material von ap und ddp
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,611…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 08:37:21
      Beitrag Nr. 1.616 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.177 von Maraho am 05.03.09 14:53:36In gewisser Weise nachvollziehbar....

      Konjunkturpaket
      Abwrackprämie schadet dem Einzelhandel

      Der deutsche Einzelhandel ist mit einem Minus ins Rezessionsjahr 2009 gestartet. Der Umsatz sank im Januar um 1,2 Prozent. Schuld sein soll die Abwrackprämie!

      Im Februar wurden mehr als 277 000 fabrikneue Pkw zugelassen, meist von privaten Haltern. Verglichen mit Januar 2009 zogen die Neuzulassungen um mehr als 46 Prozent an. So sehr das Konjunkturpaket II die Autobranche auch belebt, fehlt das Geld schon jetzt in anderen Bereichen.

      Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sagte dem „Handelsblatt“: „Der Staat lenkt seit Jahresbeginn die Konsummittel in den Autohandel um.“

      Im Dezember vergangenen Jahres machte der Einzelhandel noch 0,6 Prozent Plus. Mit Einführung der Abwrackprämie am 14. Januar ging es rapide bergab. Für das Gesamtjahr erwartet der HDE eine Umsatzentwicklung zwischen null und minus ein Prozent. Experten der IKB-Bank warnen sogar vor einem Minus bis 1,5 Prozent.

      „Spannend wird die zweite Jahreshälfte“, meint Pellengahr. Es würde für den Handel noch schwieriger werden, wenn die Arbeitslosigkeit steige.

      Der Einzelhandel ist nicht die einzige Branche, die einen schlechten Start ins neue Jahr hatte. Auch die Tourismusindustrie klagt über eine Flaute. Dietmar Gunz, Chef des Reiseveranstalters FTI sagte der Zeitung: „Die ersten drei Wochen im Januar lief überhaupt nichts.“

      Bis jetzt sind beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) mehr als 180 000 Anträge auf die 2500 Euro Abwrackprämie eingegangen. Bei einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von 15 000 Euro summieren sich die Ausgaben so mehr als zwei Milliarden Euro.

      Geld, das jetzt in anderen Branchen fehlt.

      Abwrackprämie – bringt das wirklich was für die deutsche Wirtschaft?

      http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/06/abwrac…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 08:46:16
      Beitrag Nr. 1.617 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.804 von Maraho am 07.03.09 20:07:30Frisches Geld für UBS und CS...

      Neue Finanzspritze für UBS und CS
      Aktualisiert um 08:00 Uhr

      Die Grossbanken UBS und Credit Suisse werden in den nächsten Wochen via Pfandbriefanleihen eine weitere Geldspritze in Milliardenhöhe erhalten. Kreditgeber sind Kantonalbanken, Raiffeisen-Banken und die Postfinance.


      «Wir planen die Aufnahme von Pfandbriefanleihen», bestätigt UBS-Sprecherin Eveline Müller-Eichenberger Recherchen der «NZZ am Sonntag». Die CS wollte keine Stellung nehmen. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) verifiziert gegenüber der Zeitung die geplante Pfand-Finanzierung, nennt aber keine weiteren Details.

      Bei dieser erneuten Pfandbrief-Transaktionen erhalten die beiden Grossbanken Kredite, für die sie als Sicherheit einen Teil ihrer Hypothekarforderungen in der Schweiz verpfänden. Vor allem der UBS dürfte die Liquiditätsspritze hoch willkommen sein. Nach einem stabilen Januar haben ihre Kunden als Reaktion auf den Steuerstreit mit den USA in den letzten Wochen wieder Gelder abgezogen. Das ist laut «NZZ am Sonntag» der Hauptgrund, wieso Verwaltungsratspräsident Peter Kurer den Stab an Kaspar Villiger übergeben muss. Der Verwaltungsrat reagierte mit der Ernennung von Villiger rasch auf die Nervosität der Kunden.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 08:50:36
      Beitrag Nr. 1.618 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.334 von Maraho am 07.03.09 17:20:12Und auch hier kein Ende der Kurzarbeit...

      Daimler weitet Kurzarbeit aus: Der Autobauer Daimler weitet die Kurzarbeit ins einen Pkw-Werken wegen der dramatischen Absatzkrise bis Ende Juni aus. Betroffen seien mehrere zehntausend Mitarbeiter, sagte eine Unternehmenssprecherin. Dabei sollen für jeden Standort zwischen Werksleitung und Betriebsrat individuelle Regelungen vereinbart werden. Derzeit arbeiten mehr als 50 000 Beschäftigte des Premiumherstellers kurz.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/06/krisen…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 09:16:14
      Beitrag Nr. 1.619 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.606 von Maraho am 27.02.09 06:24:42Vor dem Frühstück noch etwas...

      Wir werden immer reicher

      Systemische Löcher überall: Die Bundesregierung pumpt ihre Rettungsgelder in Unternehmen von gestern - statt in ein neues Wirtschaftswunder zu investieren.
      Von Dieter Degler


      Wenn man es einmal andersherum betrachtet, werden wir Steuerzahler immer wohlhabender: Uns gehört beispieslweise ein Teil der Commerzbank. Den Verlustbringer IKB sind wir endlich los, dafür haben wir die Finger in den Landesbanken drin. Und wenn es so weitergeht, gehört uns womöglich bald ein Stückchen Schaeffler und die ein oder andere Werkshalle von Opel.

      Im Ernst: Seit Wochen werde ich den Eindruck einer gigantischen finanziellen Fehl-Allokation nicht los: Dass die Bundesregierung einigermaßen planlos ihr Geld in jedes neue Loch wirft, das sich im Zuge der Großen Krise irgendwo auftut. Einzige Bedingung: Das Loch muss "systemisch“ sein.

      Ob es sich bei Opel um ein solches systemisches Loch handelt, darf bezweifelt werden. Brauchen wir neben Daimler, Audi, BMW, Volkswagen, Porsche tatsächlich auch noch die Marke mit dem Blitz? Wer das fragt, steht schnell in der Ecke der Arbeitsplatz-Zyniker. Es gehe ja gar nicht um die Automarke Opel, lautet die Entgegnung, sondern um die fast 25.000 dort beschäftigten Menschen sowie um einige tausend mehr bei Zulieferbetrieben.

      Da wir das Argument in den kommenden Monaten mutmaßlich noch öfter zu hören bekommen werden, lohnt es, sich ein paar Zahlen zu vergegenwärtigen.

      Jede Menge Geld gegen den Crash

      Diese große Koalition, welche die außergewöhnliche Struktur und Dimension der Krise lange nicht wahrhaben wollte, hat zur Vermeidung - oder auch nur zur Verzögerung - eines Megacrashs eine Menge Geld lockergemacht. Ich schätze, die Gesamtsumme bewegt sich allmählich in Richtung 200 Milliarden Euro. Das Geld fließt nahezu ausschließlich in Unternehmen der alten Wirtschaft: Banken, Autos, Infrastruktur, vor allem Bau, kaum jedoch in innovative Technologien. Es fließt nicht in kreative Start-ups oder zukunftsweisende Firmen, die sich Geschäftsfelder der Ökologie oder anderer nachhaltiger Sparten erschließen.

      Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer verdient in Deutschland rund 27.000 Euro pro Jahr. Rechnet man die Lohnnebenkosten mit pauschal 20 Prozent dazu, kostet ein Arbeitsplatz rund 32.500 Euro. Mit 200 Milliarden Euro könnte man also locker 6,15 Millionen Arbeitsplätze finanzieren. Oder mehr als drei Millionen Jobs für zwei Jahre - oder fast 31.000 Jahresarbeitsplätze pro Milliarde Euro.

      Und wenn die Berliner Berufsoptimisten mit der Vorhersage recht behalten, im Herbst scheine wieder die Konjunktursonne, würde die Summe zur Überbrückung ja locker genügen.

      Klarer Fall von Milchmädchenrechnung

      Das ist natürlich nur eine Milchmädchenrechnung. Denn man kann nicht zig Milliarden in junge, zukunftsweisende Unternehmen (in denen übrigens die Kosten pro Arbeitsplatz noch geringer ausfallen) stecken - so viele erfolgversprechende Start-ups gibt es gar nicht in Deutschland. Und man muss auch damit rechnen, dass die strukturellen Verwerfungen der Weltwirtschaft länger dauern als ein Jahr.

      Aber die Rechnung belegt, dass es eine Alternative zur planlos wirkenden Berliner Rettungspolitik geben könnte. Eine Alternative, die Deutschland tatsächlich am Ende der Krise zukunftsfähiger machen würde, als es die Rettung von Banken und Automobilbranche kann. Die gewaltigen Summen, die derzeit nach dem Prinzip Hoffnung zugunsten der alten Ökonomie ausgegeben werden, wären für einen Wirtschaftswunder-Restart besser eingesetzt.

      Das würde zwar in einigen Betrieben der Vorkrisenwirtschaft heftige Schmerzen auslösen - aber die lassen sich ohnehin nicht mehr vermeiden.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/889/460522/text/ …

      Bis später...
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 09:54:15
      Beitrag Nr. 1.620 ()
      @Maraho,

      Die Generation der Babyboomer um ihre Rentenansprüche betrogen,
      das ist das Fazit für die niederländischen Rentner.
      Wer jetzt noch riestert oder Lebensversicherungen oder Fondsparpläne zeichnet, ist selber schuld!!

      Finanzkrise Niederlande: Jetzt wackeln die Pensionsfonds – dem Vorbild der Riester-Rente droht die Insolvenz

      Udo Ulfkotte
      Entweder stark steigende Beitragszahlungen oder aber Absenkung der Altersbezüge – das ist die Perspektive hunderttausender Niederländer im Ruhestand. Nicht in zehn oder 20 Jahren, sondern schon sehr bald. Der Countdown läuft, sagt der niederländische Arbeits- und Sozialminister Piet Hein Donner. Die niederländischen Pensionsfonds waren einmal das Vorbild für die deutsche Riester-Rente. Und einige von ihnen stehen nun vor dem Bankrott.

      In den Niederlanden sind die Renten erheblich niedriger als in der Bundesrepublik. Sie sichern nur den Mimimalschutz vor Armut. Und spätestens vom 70. Lebensjahr an haben durchschnittliche Niederländer kein Geld mehr übrig, das sie anlegen oder sparen könnten. Im Gegenteil – vom 70. Lebensjahr an sind die meisten Niederländer auf Erspartes angewiesen, um halbwegs vernünftig leben zu können. Oder sie helfen für einen Zuverdienst in den vielen kleinen Läden, reparieren etwa Fahrräder.

      Fast alle niederländischen Rentner haben jedoch auch Geld in Pensionsfonds angelegt, weil es eine Pflicht-Mitgliedschaft in einem der 900 verschiedenen Branchen-Pensionsfonds gibt. So gibt es etwa einen Pensionsfonds für Beamte (Algemeen Burgerlijk Pensio­enfonds, ABP), der mit einer Bilanz­summe von mehr als 150 Milliarden Euro einer der größten der Welt ist.

      Und so kann man die Unruhe und Wut der künftigen Pensionäre verstehen, die nun aus berufenem Munde erfahren mussten, dass die Auszahlungen wohl drastisch sinken werden – oder aber die Beiträge drastisch steigen müssen. Die in den Niederlanden vertriebenen privaten Pensionsfonds scheinen für die Zukunft jedenfalls nicht gut abgesichert zu sein. Piet Hein Donner ist seit 2007 Arbeits- und Sozialminister der Niederlande. Und er hat nun öffentlich mitgeteilt, dass hunderttausende künftiger niederländischer Pensionäre aus ihren Pensionsfonds wohl erheblich weniger herausbekommen werden, als man ihnen derzeit noch verspricht. Mehr noch: Vielleicht gehen einige einfach bankrott.

      Jene, die über viele Jahre in solche Pensionsfonds eingezahlt haben und kurz vor dem Ende des Berufslebens stehen, sind entsetzt. Denn etwa die Häfte der niederländischen Pensionfonds wird nach derzeitigem Stand nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestauszahlungen in Höhe von 105 Prozent des eingezahlten Kapitals ausschütten können. Bis zum 1. April 2009 müssen die Pensionsfonds nun einen Plan vorlegen, wie sie ihren Kunden zumindest die Auszahlung der Mindestabdeckung garantieren wollen. In den Vorständen der Unternehmen hält man das wahrscheinlich für einen Aprilscherz. Das aber ist es nicht, denn die Kapitalanlagen von Pensionsfonds machen in den Niederlanden mehr als 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Sie sind ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor – der nun wankt. Immerhin ist ein wachsender Teil dieser Pensionsfonds-Unternehmen insolvenzgefährdet. »Achtung – Treibsand« – mit diesen Worten hatte man die Niederländer schon 2003 vor dem drohenden späteren Kollaps vieler Pensionsfonds gewarnt. Das aber wollte damals fast niemand hören.

      Die Niederlande waren 2001 das Vorbild für die deutsche Riester-Rente. Und nun kracht es dort im Gebälk.

      Gruß windei
      539 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 11:47:09
      Beitrag Nr. 1.621 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.564 von windei am 08.03.09 09:54:15Guten Morgen windei,
      ich habe hierzu etwas recht aktuelles gefunden:

      FTD: Warum Riester-Fonds klemmen
      18.02.2009 - 15:32

      Der Einbruch bei Aktien zwingt die Anbieter zu Umschichtungen in Anleihen. Deren Renditen sind jedoch ebenfalls stark geschrumpft. Das Problem trifft jedoch nicht alle Fondsgesellschaften gleichermaßen.

      Rund 350.000 Kunden des Riester-Fondssparplans von Union Investment erhielten in den vergangenen Wochen Post. Die Gesellschaft teilte nüchtern mit, dass sie das bisher aufgelaufene Vermögen im Riester-Fondssparplan vom Aktienfonds Uniglobal in den Anleihenfonds Unieurorenta umgeschichtet habe. Betroffen waren vor allem Anleger ab 40 Jahren, die seit mindestens einem Jahr einzahlten.

      Die Umschichtungen des Marktführers - Union verwaltet rund drei Viertel aller 2,4 Millionen Riester-Fondssparpläne - dürften keine Ausnahme bleiben. Wegen des Börseneinbruchs müssen die Anbieter das Kapital der Kunden in sichere Papiere anlegen, wenn sie den gesetzlich vorgeschriebenen Kapitalerhalt zum Laufzeitende erfüllen wollen. Den stellen in allen Riester-Fondssparplänen Anleihen sicher. Doch deren Renditen sind zuletzt ebenfalls stark geschrumpft, was den Druck noch erhöht.

      Wie bei allen Riester-Produkten beteiligt sich der Staat bei Fondssparplänen mit jährlichen Zulagen und Steuerbefreiungen. Der Kapitalerhalt ist Voraussetzung für die staatliche Förderung. Dank der Kapitalgarantie für alle eingezahlten Beträge plus Zulagen spätestens zum 60. Lebensjahr fungieren die Fondssparpläne für Anleger wie eine Garantieanlage mit eingebauter Mindestverzinsung.

      Derzeit geraten die Anbieter aber in die Zange zwischen gefallenen Aktienkursen und stark rückläufigen Kapitalmarktzinsen Vom Aktienmarkt gab es zuletzt für die Riester-Fondssparpläne einen linken und vom Anleihenmarkt einen rechten Haken", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. Der Treffer vom Anleihenmarkt schmerzt aus finanzmathematischer Sicht allerdings weitaus mehr. Sinken die Zinsen, benötigen die Gesellschaften einen höheren Anteil festverzinslicher Wertpapiere in den Riester-Depots ihrer Kunden, um mit dem Renteneintritt alle Beiträge inklusive Zulagen zurückzahlen zu können. Das erzwingt - ausgerechnet nach dem Kurseinbruch - Umschichtungen von Aktien in Anleihen.

      So sank die in der Umlaufrendite gemessene durchschnittliche Verzinsung aller Bundesanleihen von 4,8 Prozent pro Jahr im August 2008 auf nur noch rund 2,8 Prozent. Abzüglich der Kosten für die Sparpläne von bestenfalls 0,8 Prozent pro Jahr sinkt daher der Anteil, den Anbieter den Aktien im Rahmen eines Riester-Fondssparplans zubilligen können. Bei einer Nettoverzinsung von Anleihen von vier Prozent würde ein Tausch von Aktien in Anleihen genügen, einen Verlust von 33 Prozent der Aktienkomponente binnen zehn Jahren wieder aufzuholen. Bei einer Nettoverzinsung von nur noch zwei Prozent sind dazu aber 21 Jahre nötig.

      Nicht alle Anbieter von Riester-Fondssparplänen sind jedoch von der "japanischen Krankheit" von gleichzeitig stark rückläufigen Aktienkursen und Zinsen gleichermaßen betroffen. Union Investment fuhr für ihr Riester-Produkt in den vergangenen Jahren einen sehr hohen Aktienanteil. "Vier Fünftel unserer Kunden sind noch immer voll im Aktienfonds investiert", sagte ein Sprecher der Union. Dass sie nun erste Umschichtungen vornehmen müsse, sei ein Beleg, dass das System funktioniere. Andere Anbieter wie die DWS haben für Riester-Fondssparpläne in den vergangenen Jahren je nach Lebensalter bereits zwischen 15 und 50 Prozent der Einzahlungen in Anleihen investiert. Ähnlich sieht es bei Allianz Global Investors, Cominvest und der Deka aus, die mit Fonds arbeiten, deren Mischung vom Alter des Sparers abhängt. Doch auch sie müssen derzeit mit höheren Anleihenquoten arbeiten, als die Fondsstatuten es vorschreiben.

      Aus der Finanzkrise gelernt hat nach eigenen Angaben die Deka, die ihr Riester-Fondsangebot vor zwei Wochen um den Deka Zukunftsplan ausgeweitet hat. In diesem Modell errechnet die Deka - ähnlich der DWS mit ihrem erst 2007 eingeführten Modell der "Riesterrente Premium" - tagesaktuell je nach Marktlage und bisherigem Sparverlauf die notwendige Anleihen- und zulässige Aktienquote. Das von beiden Gesellschaften eingesetzte Modell der "Constant Proportion Portfolio Insurance" - kurz CPPI und frei übersetzt: dynamische Depotsicherung - ist aber ebenfalls stark vom Renditeniveau am Anleihenmarkt abhängig.

      Autor/Autoren: Christian Kirchner
      (c) FTD

      Quelle: http://nachrichten.finanztreff.de/news_news,awert,ticker,bwe…

      Gruß von Maraho
      540 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 11:56:08
      Beitrag Nr. 1.622 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.871 von Maraho am 08.03.09 11:47:09Und da es irgendwie zusammenhängt...

      Angst in Deutschland

      Gesundheitsmarkt fürchtet Krise
      von Lukas Heiny

      In den USA trifft die Finanzkrise den Gesundheitsmarkt mit voller Wucht. Nun geht auch in Deutschland die Sorge um: 2010 könnte es zu einem Einbruch kommen.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/gesundheitswirtschaft/:Angst-i…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 12:02:02
      Beitrag Nr. 1.623 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.468 von Maraho am 08.03.09 08:37:21Ohne Kommentar...

      BDI
      Industrie gegen Konjunkturpaket III

      Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat sich gegen ein weiteres Konjunkturpaket der Bundesregierung im Kampf gegen die Wirtschaftskrise ausgesprochen. Damit widerspricht der Verband Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee.

      HB BERLIN. "Wenn wir das zweite Konjunkturpaket wirkungslos machen wollen, dann müssen wir jetzt über das nächste reden", warnte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. In den nächsten Monaten sei - auch ohne Verschärfung der Krise - weiterhin mit "negativen Nachrichten" zu rechnen. "Daher dürfen wir jetzt nicht die Geduld verlieren."

      Keitel reagierte damit unter anderem auf Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der ein Konjunkturpaket III gefordert hatte, obwohl die bisher bereitgestellten Mittel noch gar nicht abgeflossen sind. Der Industrie-Präsident sagte, die Vielstimmigkeit in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise sei auch dem heraufziehenden Bundestagswahlkampf geschuldet. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung sei "richtig und wichtig". Es könne jedoch, "egal wie es wirkt", alleine die Krise nicht abwenden, sagte Keitel weiter. Es sei auch zu erwarten, dass die Pakete zum großen Teil "allenfalls Mitte des Jahres" Wirkungen zeigen.

      Der BDI-Präsident forderte die Regierung auf, rasch Investitionshürden abzubauen. Beim Thema Kommunikationstechnologie könnte allein die Telekom ohne Staatsmittel "Investitionen im zweistelligen Milliarden-Bereich" tätigen, "wenn die Regulierung der Netze auf europäischer Ebene etwas anders austariert würde".

      Zudem seien im Mietrecht " nur geringfügige Änderungen" nötig, "um eine Menge privater Investitionen in den energetischen Bereich auszulösen". "Es läuft nicht alles schlecht zur Zeit", sagte Keitel und verwies auf weitere Branchen wie den IT-Sektor, den Gesundheitsbereich oder die Ernährungsindustrie, die positive Prognosen hätten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/industri…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 12:07:34
      Beitrag Nr. 1.624 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.682 von Maraho am 07.03.09 19:24:13China wird mitspielen...

      Volkskongress
      China will stärker auf Weltbühne mitmischen

      China will die Weltpolitik künftig aktiver mitbestimmen. Während der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking kündigte Außenminister Yang Jiechi verstärkte diplomatische Bemühungen auf den Feldern Wirtschaft, Sicherheit und Kultur an. Und auch bei der Krisenbewältigung wolle man seltener nur Zuschauer sein.


      HB PEKING. China wolle sich ferner intensiver an Lösungen für internationale Krisenherde beteiligen. "Die internationale Lage durchläuft den tiefgreifendsten und kompliziertesten Wandel seit dem Kalten Krieg", sagte der Außenminister auf seiner jährlichen Pressekonferenz. Die globale Finanzkrise habe die Talsohle noch nicht erreicht. Die drittgrößte Volkswirtschaft wolle dazu beitragen, die internationale Finanzordnung "fairer und gleichberechtigter" zu machen.

      China wolle mit den USA und anderen Staaten auf einen Erfolg des G20-Finanzgipfels der großen Wirtschaftsnationen und Schwellenländer am 2. April in London hinarbeiten. "Wir glauben, dass der Gipfel dazu dienen sollte, das Vertrauen zu verbessern, die Koordinierung der makroökonomischen Politik zu stärken, die Finanzmärkte zu stabilisieren und notwendige Reformen im globalen Finanzsystem und seiner Aufsicht vorzunehmen", sagte Yang Jiechi. Zur Vorbereitung wird der Außenminister am Montag in Washington erwartet. Am Rande des Gipfels in London wird Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao auch erstmals mit dem neuen US-Präsidenten Barack Obama zusammentreffen.

      Den größten Beitrag, den Peking zur Lösung der Finanzkrise leisten könne, sei die Wahrung eines schnellen Wirtschaftswachstums im eigenen Lande, sagte Yang Jiechi. Auch gebe China verstärkt finanzielle Hilfe an Entwicklungsländer, unter anderem in Afrika. Er verteidigte die wachsende Kooperation Chinas mit afrikanischen Staaten und insbesondere mit dem sudanesischen Regime. In der Krise in Darfur unterstütze China den politischen Prozess und die Friedensmissionen. In einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich Yang Jiechi am Sonntag gleichwohl kritisch zum Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofes gegen Sudans Präsidenten Omar al-Baschir.

      Eine aktive Rolle werde China auch weiter als Gastgeber der Gespräche zur Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms spielen. Angesichts der neuen Spannungen und Nordkoreas Ankündigung eines Raketenstarts rief Yang Jiechi zur Zurückhaltung auf. "Wir hoffen, dass alle Seiten mehr für Frieden und Stabilität tun." In dem frostigen Verhältnis zu Frankreich forderte der Außenminister ein Entgegenkommen der französischen Seite. Die Probleme seien nicht die Schuld Chinas, sagte Yang Jiechi unter Hinweis auf das Treffen von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy im Dezember mit dem Dalai Lama.

      Da Sarkozy damals EU-Ratspräsident war, hatte Regierungschef Wen Jiabao aus Protest einen EU-China-Gipfel und einen Besuch in Paris platzen lassen. Andere Regierungen sollten dem Dalai Lama nicht erlauben, ihre Länder für seine "separatistischen Aktivitäten" zu benutzen, sagte Yang Jiechi. Der EU-China-Gipfel soll voraussichtich im Mai in Prag nachgeholt werden. Einen Termin dafür zu finden, dürfte kein Problem sein, meinte der Außenminister dazu nur.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/china-wil…
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 12:14:25
      Beitrag Nr. 1.625 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.718.232 von Maraho am 06.03.09 18:29:27....und wieder was zur AIG.
      Wie war das mit den Namen?

      Banken und Versicherungen
      Deutsche Bank bekam wohl AIG- Rettungsmilliarden


      Von der Rettung des US-Versicherers AIG haben offenbar etwa zwei Dutzend Vertragspartner des Konzerns im In- und Ausland profitiert, unter ihnen die Deutsche Bank. Demnach flossen insgesamt rund 50 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket an andere Finanzinstitute, die mit der American International Group Derivatgeschäfte abgeschlossen hatten.


      HB NEW YORK. Die Deutsche Bank habe ebenso wie Goldman Sachs zwischen September und Dezember vergangenen Jahres rund sechs Mrd. Dollar erhalten, berichtete das "Wall Street Journal" am Samstag. Auf der Empfängerliste stünden außerdem Merrill Lynch, die französische Société Générale, Morgan Stanley, die Royal Bank of Scotland und die britische Großbank HSBC. Die Institute hatten in sogenannte Credit Default Swaps investiert, und AIG sicherte ihnen Garantien für mögliche Verluste zu.

      Das Wirtschaftsmagazin "Fortune" listete am Samstag insgesamt 15 Institute auf, die Geld von AIG erhalten haben sollen. Neben der deutschen DZ Bank sind dies auch Calyon, Crédit Agricole, UBS, Barclays, Coral Purchasing, Bank of Montreal und Rabobank.

      Der US-Kongress dringt auf eine Veröffentlichung der Geschäftspartner-Liste, damit bekannt wird, wohin das Geld der Steuerzahler geflossen ist. In einer Anhörung am Donnerstag hatte sich der Vizepräsident der US-Notenbank Fed, Donald Kohn, geweigert, die Namen preiszugeben. Dies würde das ohnehin schon schwer erschütterte Vertrauen in die Finanzmärkte weiter schwächen, argumentierte Kohn.

      AIG hatte am Montag den horrenden Verlust von 99,3 Mrd. Dollar für das Jahr 2008 bekanntgegeben. Zum vierten Mal binnen weniger Monate musste die US-Regierung zur Rettung einspringen. Sie stellt dem Konzern weitere 30 Mrd. Dollar zur Verfügung, zusätzlich zu schon gewährten Notkrediten von etwa 150 Mrd. Dollar. Der Staat hält mitterweile 80 Prozent an AIG.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 12:38:09
      Beitrag Nr. 1.626 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.871 von Maraho am 08.03.09 11:47:09
      @ Maraho,

      Nicht alle Anbieter von Riester-Fondssparplänen sind jedoch von der "japanischen Krankheit" von gleichzeitig stark rückläufigen Aktienkursen und Zinsen gleichermaßen betroffen. Union Investment fuhr für ihr Riester-Produkt in den vergangenen Jahren einen sehr hohen Aktienanteil. "Vier Fünftel unserer Kunden sind noch immer voll im Aktienfonds investiert", sagte ein Sprecher der Union. Dass sie nun erste Umschichtungen vornehmen müsse, sei ein Beleg, dass das System funktioniere. Andere Anbieter wie die DWS haben für

      Na Bravo, das System funktioniert, wenn 4/5 der Kunden voll in Aktienfonds investiert sind. Müssen wir "alten Säcke", den Karren
      aus dem Dreck ziehen, weil diese Yuppie-Generation so verkokst ist, dass sie solchen Unsinn von sich gibt wie dieser Vollpfosten
      von Union- Investment. Aber eigentlich sind wir ja selber Schuld,
      denn wir haben sie in die Welt gesetzt, und so erzogen, dass aus
      ihnen plappernde Papageien statt selbständig denkender Menschen
      geworden sind!
      Insofern geschieht es uns Alten ganz Recht.

      Gruß Windei
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 13:06:23
      Beitrag Nr. 1.627 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.064 von windei am 08.03.09 12:38:09Insofern geschieht es uns Alten ganz Recht.

      Wir ernten, was wir säen. Allerdings ist selbstständiges Denken auch bei (uns) Älteren nicht gerade weitverbreitet, insofern schließt sich der Kreis!

      Dazu etwas halbwegs passendes...

      Manager ohne Bodenhaftung
      Die da oben

      Die Elite predigt Wasser, trinkt selbst Wein - und kennt den Begriff Ethik oft nur aus Hochglanzbroschüren. Haben "die da oben" die Bodenhaftung verloren? Nein, die Gesellschaft hat versagt - weil sie diese Leute als Elite anerkennt.

      Weiterführend: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/77/443815/text/
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 13:19:57
      Beitrag Nr. 1.628 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.683 von kiska am 07.03.09 08:09:47Etwas weiteres zum Schaudern...

      Staatsbankrott!
      Von Peter Dausend und Mark Schieritz

      Was passiert, wenn ein Land Pleite macht: Ein Horrorszenario

      In den Nachrichten entschuldigen sich jetzt jeden Abend die Bankenmanager beim Volk. Die Reisebüros bieten fünftägige »Anti-Depressions-Bustouren« ins benachbarte Ausland an. Ein Manager hat angekündigt, sich ein Gewehr zu kaufen, um sich und seine Familie zu schützen. In den hippen Restaurants im Bankenviertel gibt es den »Krisen-Burger«, mit einer halben Portion Speck und extra wenig Käse. Die Aura des Erfolges hat sich verflüchtigt, das Geld schon länger. Es riecht jetzt nach Fritten.

      Willkommen in Musterland! Musterland liegt in Europa, es ist EU-Mitglied. In Musterland stehen mehrere große Banken vor dem Ruin – und zahllose Unternehmen. Wahlen sind angesetzt.

      In Musterland gibt es jetzt Krisen-Burger wie in Dublin, bewaffnete Bankmanager wie in London, Angst wie überall. Die Zustände und die Ereignisse in Musterland sind zwar fiktiv, sie basieren jedoch auf Tatsachen anderswo. Musterland ist nicht Deutschland, nicht Irland, nicht Ungarn und nicht Großbritannien. Was in Musterland passiert, könnte aber auch hier und dort passieren. In Musterland kann man Weggabelungen erkennen, Haltemarken sehen. In Musterland kann man erfahren, was es heißt, wenn Sicherungsnetze reißen. Wenn die Politik versagt. Und was es bedeutet, wenn ein Land kippt.

      Der Staat ist in Musterland zum entscheidenden ökonomischen Akteur geworden. Nicht weil er wollte: weil er musste. Er hat Milliarden in die Banken gesteckt, Milliarden in Konjunkturprogramme, Milliarden direkt in Unternehmen. Der Staat will retten – und stürzt sich in immer höhere Schulden. Auf das Zehnfache der jährlichen Wirtschaftsleistung beläuft sich die Bilanzsumme der Banken. Wie in Irland. Die Experten der Regierung sind sich einig: Wenn man die Banken pleitegehen lässt, bricht die gesamte Wirtschaft zusammen.

      Also retten. Das kostet Geld. Ein Vielfaches des jährlichen Staatshaushalts. Anfangs hofft man noch, dass es gut angelegtes Geld ist. Dass die Wirtschaft wieder in Fahrt kommt, die Einkommen steigen und die Schuldenlast dadurch erträglicher wird. Dass das Land aus seinen Schulden herauswachsen kann.

      Doch es kommt anders. Die Finanzmärkte reagieren nervös auf die Nachricht von der Bankenrettung. Musterland hatte bislang einen tadellosen Ruf. Es konnte problemlos den Kapitalmarkt anzapfen – die Investoren konnten ja sicher sein, ihr Geld zurückzubekommen. Bei den Rating-Agenturen, den globalen Bonitätswächtern, hatte Musterland stets die Bestnote AAA. Die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls lag bei nahezu null. Das ist jetzt anders. Die Agenturen stufen Musterland herab. Die Investoren machen plötzlich einen Bogen um die bislang so beliebten Staatspapiere. Die Krise trifft zwar alle Staaten. Doch noch gibt es Länder, die als sicherer gelten. Und die ersten Analysten raten den Anlegern bereits, überhaupt kein Geld mehr an Staaten zu verleihen. Sondern Gold zu kaufen.

      Wenn die Investoren fliehen, werden sie als »Spekulanten« beschimpft

      Musterlands Schuldentitel werden wöchentlich im Rahmen einer Auktion angeboten, zu den Käufern gehören Banken, Pensionsfonds, Privatinvestoren. Es ist auch das Geld der Sparer, das auf dem Spiel steht. Die letzte Auktion wird mangels Bieterinteresse verschoben. Musterland geht das Geld aus.

      Dabei muss nicht nur das Bankenrettungspaket finanziert werden. Der Staat hat sich viele Hundert Milliarden Dollar geliehen, ein Großteil davon im Ausland. Jedes Jahr werden Kredite fällig, die verlängert werden müssen. Jedes Jahr muss Musterland die Kapitalmärkte davon überzeugen, dass es sich rechnet, ihm Geld zu geben.

      Der Finanzminister telefoniert mit den großen Investoren. Er erklärt ihnen die Stärken seines Landes, verweist auf die gut ausgebildete Bevölkerung, das stabile politische System, die moderne Industrie. Die Regierung werde ihre Schulden bedienen, versichert er. Man könne die Ausgaben kürzen. Oder die Steuern erhöhen. Dann sei wieder Geld da. Doch die Investoren bleiben skeptisch. Wer soll Steuererhöhungen durchsetzen, wenn jetzt immer mehr Menschen immer weniger haben?

      Die Regierung will die Investoren mit höheren Zinsen locken. Doch diese wissen genau, dass die höhere Zinslast den Etat zusätzlich belastet. Dass der Staat dann noch weniger fähig sein wird, seine Schulden zu bedienen. Musterland ist in einer Abwärtsspirale gefangen.

      Eine hitzige Debatte bricht los. War die Schuldenlast schlicht zu groß, oder hat erst die Panik der Investoren – »Spekulanten« werden sie jetzt in Musterland genannt – den Absturz ausgelöst? Fest steht: Das Land hat immer weniger Geld für seine Schulen, für den Straßenbau, für das soziale Netz.

      Dabei war Musterland lange Jahre eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften in Europa. Zu Beginn der neunziger Jahre hat es sich grundlegend reformiert. Seine Manager haben die Dynamik der Finanzmärkte in einer globalisierten Welt früh erkannt und den Finanzsektor systematisch ausgebaut. Zugleich waren seine Politiker klug genug, die traditionellen Industriezweige, die Automobilbranche, die Stahlindustrie, nicht aufzugeben.

      Das hilft jetzt nicht weiter. Das stolze Musterland braucht andere. Die Regierung wendet sich an den Internationalen Währungsfonds (IWF). Der hält eine Art Sicherheitsnetz für die Weltwirtschaft bereit. Bevor es ihn gab, trieben Krisenländer oft in die Hände dubioser Finanziers. So wandte sich die gebeutelte Weimarer Republik 1930 gezwungenermaßen an den schwedischen Zündholzgiganten Ivar Kreuger. Kreuger gewährte einen Anleihe über 125 Millionen Dollar und erhielt dafür das Zündwarenmonopol in Deutschland. Der Retter als Erpresser – Musterland erfährt das nun in einer anderen Variante.

      Die Verhandlungen mit dem Fonds gestalten sich schwierig. Seine Ressourcen sind knapp, viele Ländern brauchen Hilfe. Die gibt es nur unter Auflagen. Eine IWF-Delegation reist aus Washington an. Sie spricht mit der Zentralbank und dem Finanzministerium, analysiert Wirtschaftsindikatoren. Ihr Verdikt: Musterland bekommt nur Geld, wenn es den Haushalt konsolidiert. Die Regierung weigert sich. Es sei ökonomisch unsinnig und politischer Selbstmord, in der Krise die Steuern zu erhöhen. Dem Diktat des IWF werde man nicht folgen.

      Musterland versucht es an anderer Stelle. In Brüssel. Doch die EU ist nicht bereit einzugreifen. Egoismen haben sich dort ausgebreitet, Sarkozys Nationalpopulismus wirkte stilprägend. Die Regierungschefs kennen nur noch Länder, sie kennen keine Union mehr. Musterland verhandelt daraufhin mit Saudi-Arabien, China und Russland. Doch die haben genug eigene Probleme. Musterland steht allein da.

      Als die Märkte das erfahren, ziehen Scharen von Investoren ihr Kapital ab, die Zinsen steigen. Die Wirtschaft stürzt ab. Die Preise fallen. Tödlich ist das für das hoch verschuldete Land. Wenn die Preise sinken, steigt der Wert der Verbindlichkeiten.

      Musterland hat seine eigene Währung. Nun fällt sie, denn an den Devisenmärkten bricht Panik aus. Wie viele Länder in Osteuropa hat Musterland sich auch in ausländischer Währung verschuldet. Deshalb wird es nun immer teurer, diese Schulden zu bedienen. Die Anleihen von Musterland gelten jetzt an den Finanzmärkten als junk, als Schrott. Niemand will sie mehr haben.

      Die Menschen in Musterland sind wütend. Sie sind wütend auf die Banken, weil sie in ihrem globalen Monopoly sich selbst, traditionsreiche Unternehmen, ja ganze Länder an den Rand der Insolvenz geführt haben. Sie sind wütend auf die Bankmanager, die sich für ihr Leben in den Prachtvillen der Schlossallee nun scham- und ehrlos weitere Bonuszahlungen zuschustern. Sie sind wütend auf die Vorgängerregierung, die in Zeiten neoliberaler Glücksverheißungen den Finanzmarkt Markt sein ließ – und den Sozialstaat in mehreren Reformrunden so klein schredderte, dass er jetzt nur noch Almosen spenden kann. Sie sind wütend auf die Regierung, weil sie den Großen, den Banken, den Schuldigen – so sehen die Menschen das – die Milliarden ohne Zögern in den Rachen wirft, während sie selbst, die Unschuldigen, bitten und betteln müssen, dass der Staat ihre Arbeitsplätze retten möge. Und sie sind wütend, so ziellos kann Wut sein, auf die Regierung, weil sie mit Blick auf die nächsten Wahlen nun immer mehr Unternehmern immer mehr Direkthilfen zukommen lässt und dadurch Schulden aufhäuft, die alle überfordern. Die Wut treibt die Menschen auf die Straßen und lässt sie Parolen schreien. Gegen Ausländer, die ihnen hier die Jobs wegnähmen. Gegen die EU, die in der Stunde der Bewährung versage. Gegen internationale Finanzorganisationen.

      Die Staatskasse leert sich jetzt immer schneller. Innerhalb weniger Wochen wird das Geld so knapp, dass die Regierung vor der Wahl steht, wie immer am Monatsende die Löhne an die Beamten auszuzahlen oder die Kredite ausländischer Gläubiger zu bedienen. Sie entscheidet sich für die Beamten. Musterland bezahlt seine Schulden nicht mehr fristgerecht. So wie Russland im Jahr 1998, Argentinien 2002 oder Island 2008. Musterland ist pleite.

      An den Finanzmärkten gilt es jetzt als Paria, es bekommt kein Geld mehr. Der Kapitalverkehr wird streng kontrolliert, damit wenigstens das Geld, das noch da ist, im Land bleibt.

      Kurz vor der Wahl ist die Regierung heillos zerstritten. Wer ist schuld an der Pleite? Die einen, die gegenüber dem IWF hart geblieben waren? Oder die anderen, die nach den Banken auch große Firmen retten wollten – und so die gesamte Regierung mit einem Helfervirus infiziert haben? Mit dem Geld, das er nicht hatte, unterstützte der Staat alles und jeden. Und ist jetzt ökonomisch am Ende.

      Die Besonnenen im Land machen sich Sorgen um anderes, um Größeres. Wie werden die Menschen auf das Desaster reagieren? Werden die Demonstrationen zu Krawallen ausarten? Wann brennen die ersten Autos? Werden die Leute bei der Wahl die Extremen stärken, rechts wie links – oder werden sie einfach zu Hause bleiben? Aus Frust, aus Enttäuschung, weil sie an nichts mehr glauben. Nicht an die Politik, nicht an die Wirtschaft, nicht an den Markt – und auch nicht an die Demokratie.

      Es gibt Schlimmeres als Schuldenberge

      Der Staatsbankrott von Musterland hat die Weltwirtschaftskrise noch einmal verschärft. Viele Banken im Ausland haben Musterland Geld geliehen. Diese Forderungen müssen sie jetzt abschreiben – und ihre Regierungen müssen Löcher in den Bankenbilanzen stopfen. Immer neue.

      In Musterland selbst nimmt die Verunsicherung der Firmen zu, weil niemand weiß, wie sich die Pleite auswirkt. Erhalten die Soldaten noch ihren Sold? Verrottet die Infrastruktur? Bezahlt der Staat auch seinen Bürgern kein Geld mehr für ihre Staatsanleihen? Verlieren die Sparer das, was sie investiert haben? Und was passiert politisch und gesellschaftlich, wenn all das eintritt?

      Doch es muss nicht eintreten. So bitter die Zahlungsunfähigkeit ist: Sie ist nicht zwingend das Ende für einen Staat. In der Krise ist sie zuweilen, so skurril kann Ökonomie sein, gar die einzige Rettung. So wie ein Insolvenzverfahren manchmal ein überschuldetes Unternehmen retten kann, weil es nicht mehr alle Energie darauf verwenden muss, Rechnungen zu bezahlen, und vor den Gläubigern geschützt ist. In Argentinien hat sich die wirtschaftliche Lage nach dem Bankrott sogar etwas verbessert.

      Doch Argentinien ist nicht überall. Anfangs scheint zwar auch Musterland auf einem guten Weg. Die Exportwirtschaft jubelt, denn die Abwertung der Währung verschafft ihr Wettbewerbsvorteile. Die Zentralbank senkt die Zinsen. Die Kredite werden billiger. Und die Notenbanker kommen dem Staat zur Hilfe. Sie kauften ihm die Anleihen ab, die sich auf dem Markt nicht mehr platzieren lassen. Weil die Investoren ihr Geld horten, druckt die Zentralbank einfach neues. So füllen sich die Staatskassen, ein neues Konjunkturprogramm wird aufgelegt, der völlige Zusammenbruch der Wirtschaft kann vorerst abgewendet werden. Darauf setzen zurzeit die Zentralbanken in den USA und in Großbritannien. Sie haben längst die Notenpresse angeworfen. Die Europäische Zentralbank zögert noch.

      Aber die Krise ist noch längst nicht überwunden. Die Wirtschaft schrumpft noch immer, eine Rückkehr zu den Wachstumsraten der Boomjahre ist nicht in Sicht.

      Die Geschichte könnte an dieser Stelle zu Ende sein. Musterland wäre geschwächt, aber nicht erledigt. Es könnte jetzt versuchen, sich allmählich aus der Krise zu arbeiten, den verbleibenden Schuldenberg abzutragen. Die Regierung könnte Verhandlungen mit den Gläubigern aufnehmen und ihnen anbieten, einen Teil der Schulden zurückzuzahlen. Sie hätten in den guten Jahren von den Zinsen profitiert, so könnte die Regierung argumentieren, und müssten jetzt einen Teil der Last tragen. Musterland könnte wieder zurückfinden in die Staatengemeinschaft.

      Doch da ist die Wut der Bevölkerung. Da ist die Erwartung, dass der Staat den alten Wohlstand wiederbringe – und zwar schnell. Und da ist die Politik, die so viele Erwartungen geweckt hat. Noch nie ist es Politikern in westlichen Wohlstandsländern gelungen, den Leuten klarzumachen, dass sie künftig mit weniger zufrieden sein sollen. Dass es mit der Zeit besser wird, nicht schlechter, galt bislang als systemimmanent. Wer Wahlen gewinnen will, so denken die Parteien, muss an dieser Lehre festhalten. Und die Menschen in Musterland sind nur allzu bereit, das zu glauben.

      Also gibt die Regierung Geld aus. Immer mehr. Sie erhöht die Löhne, die Renten, die Sozialleistungen. Das Geld holt sie sich von der Zentralbank. Die Notenpresse läuft auf Hochtouren. So heizt die Regierung einen künstlichen Boom an. Die Nachfrage steigt immer schneller, doch die Produktion kommt nicht hinterher. Die Preise ziehen an, erst langsam, dann immer stärker. Mehrmals täglich werden in den Supermärkten die Preisschilder gewechselt. Jeder versucht, sein Geld so schnell wie möglich loszuwerden. Nach wenigen Monaten ist die Währung praktisch wertlos. Das Geldvermögen der Sparer ist vernichtet. Das hat nur einen Vorteil: Auch die Schulden sind ausgelöscht, die gesamte Staatsschuld hatte zuletzt den Gegenwert einer Tageszeitung.

      Musterland steht nun an der wichtigsten Weggabelung. Bleibt es demokratisch – oder erliegt es der Versuchung einer linken oder rechten Diktatur? »Zum Sturz einer bestehenden Gesellschaftsordnung«, so warnte einst der britische Ökonom John Maynard Keynes, »gibt es kein besseres Mittel als die Ruinierung ihrer Währung.«

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/11/Pleitestaat?page=1
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 13:29:37
      Beitrag Nr. 1.629 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.358 von Maraho am 07.03.09 17:28:54Weiterführend:

      Amerikaner machen Sperma und Haare zu Geld

      Was tun, wenn in Zeiten der Krise das Geld knapp wird? Die Lösung liegt für manche US-Bürger sprichwörtlich hautnah: Sie verkaufen ihr Blut, ihr Sperma und ihre Haare.


      Mit den körpereigenen Rohstoffen lässt sich in Zeiten der Not gutes Geld machen.

      Phil Maher vermittelt über seine Website bloodbanker.com Blut- und Spermaspender gegen Bezahlung an Interessenten. Das Geschäft sei allein in den letzten drei Monaten um mehr als 50 Prozent gewachsen, sagt der 32-Jährige.

      «Ich habe hier alleinerziehende Mütter, die niemals daran dachten, ihr Blut zu verkaufen - bis sie ihre Stelle verloren», berichtet er. «Jetzt gehen sie in die Klinik, spenden Blut und bekommen dafür 25 Dollar.»

      Noch profitabler seien Spermaspenden, bei denen Männer bis zu 100 Dollar pro Sitzung kassieren könnten. «Man kann alle zwei bis drei Tage Sperma spenden», sagt der Vermittler. «Wenn man sich da auf ein Jahr verpflichtet, wird es finanziell wirklich interessant.»

      Haare für Perücken

      Es müssen freilich nicht immer Körpersäfte sein. Auch Dana Pendragon aus North Carolina hat Not mit Erfindungsreichtum gepaart – und sich entschlossen, ihr langes rotglänzendes Haar zu verkaufen.

      «Es reichte mir bis an die Hüften», erinnert sich Pendragon mit leichtem Bedauern. Über den Vermittlungsdienst HairTrader.com bekam sie 2000 Dollar für ihr Haar, das nun zu Echthaarperücken verarbeitet wird.

      Sie sah keine andere Wahl, nachdem ihr Auto kaputt gegangen war. «Ich wollte nicht noch mehr Schulden machen», sagt Pendragon. «Andererseits brauchen wir ein Auto. Also habe ich meine Haare abgeschnitten.»

      Menschliche Laborratte

      Über noch mehr Geld konnte sich Paul Clough freuen, der sich selbst scherzhaft als "menschliche Laborratte" bezeichnet. Clough verdient seinen Unterhalt damit, dass er sich für medizinische und klinische Experimente anbietet. Ungefähr 26'000 Dollar habe er so binnen Jahresfrist verdient.

      «Ich hatte ungefähr 400 Mal Nadeln in mir stecken», berichtet Clough. Er gibt zu, dass die Sparte nichts für Zartbesaitete sei. «Manchen wird schon bei den Vor-Tests schwindlig», sagt er. «Die werden dann nicht für die Studie zugelassen.»

      Gutes Geld winkt auch Frauen, die zum Spenden von Eizellen bereit sind. Das Pennsylvania Hospital in Philadelphia etwa verzeichnet seit Beginn der Finanzkrise im Oktober einen sprunghaften Anstieg an Interessentinnen.

      «Davor hatten wir etwa 18 bis 40 Interessentinnen pro Monat, nun sind es immer 40 bis 60», berichtet Abteilungsleiterin Maureen Kelly. Vermittler im Internet bringen Spenderinnen und Frauen mit Kinderwunsch zusammen, Spenderinnen erhalten um die 5000 Dollar.

      «Tief gesunken»

      Das Abgeben von Blut, Haaren oder Körperzellen ist in vielen Fällen aus reiner Not geboren. Internet-Vermittler Maher berichtet, dass viele Spender grosse Scham empfänden.

      Er zitiert aus der E-Mail einer kommerziellen Blutspenderin namens Emily: «Ich hätte nie gedacht, dass ich so tief sinken könnte», heisst es darin. «Ich kann aber kaum noch für meine Wohnung, mein Auto, mein Essen bezahlen.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Amerikaner-mache…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 13:54:50
      Beitrag Nr. 1.630 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.842 von Maraho am 07.03.09 20:21:43Etwas älter, aber dennoch lesenswert.
      Anmerkung: Viel bleibt jetzt nicht mehr ....

      Geldpolitik an der "zero bound"
      Rainer Sommer 19.12.2008

      US-Notenbankchef Bernanke hat den aktuellen geldpolitischen Weg schon 2002 beschrieben

      Nachdem das Nullzins-Szenario für die USA nun Realität geworden ist, erhält Fed-Chef Ben Bernanke endlich Gelegenheit, seine als Uni-Professor für diesen Fall erarbeiteten Strategien zu testen. Dementsprechend blieb das für die Leitzinsen verantwortliche FOMC (Federal Open Market Committee), das nach Auffassung einiger Ökonomen ihr Pulver nun ja verschossen habe, nach der jüngsten Leitzinsentscheidung in ihrem Statement erwartungsgemäß auch gar nicht vage, was sie darüber hinaus zu unternehmen gedenke: alles.

      Konkret werde die Fed große Mengen an Agencie Debt (Anleihen der Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac) und andere Hypothekaranleihen kaufen, um den Immobilienbereich zu stützen. Die Federal Reserve erwäge zudem, auch lang laufende US-Schatzscheine in ihr Portfolio zu nehmen. Nächstes Jahr wird zudem eine neue Fazilität aktiv, die Term Asset-Backed Securities Loan Facility, die den Kreditfluss an Konsumenten sowie an Klein- und Mittelbetriebe fördern soll, indem sie mit solchen Krediten unterlegte Wertpapiere diskontiert. Außerdem werde sich die Fed weitere Wege überlegen, wie sie ihre Bilanz nutzen könne, um Kreditmärkte und wirtschaftliche Aktivität zu fördern.

      "The focus of the Committee's policy going forward will be to support the functioning of financial markets and stimulate the economy through open market operations and other measures that sustain the size of the Federal Reserve's balance sheet at a high level. The Federal Reserve will continue to consider ways of using its balance sheet to further support credit markets and economic activity.”
      FOMC Statement vom 16. Dezember

      Während Ökonomen ein Deflationsszenario für die USA aktuell für durchaus wahrscheinlich erachten, hatte Fed-Chef Bernanke sich bereits im November 2002, kurz nach seiner Berufung zum Fed-Gouverneur, zu den in diesem Fall noch möglichen Maßnahmen geäußert. Obwohl sich die USA zu diesem Zeitpunkt am Tiefpunkt des letzten Konjunkturzyklus befanden, schien eine solche Krise damals zwar noch in weiter Ferne zu liegen. Die Kritik an der expansiven US-Geldpolitik war aber schon damals intensiv, wobei die einen befürchteten, die Geldmenge könnte außer Kontrolle geraten und das Land in eine Phase mit rasanter Geldentwertung stürzen.

      Andere meinten, die Fed würde ihre Trümpfe vorschnell ausspielen und hätte dann nichts mehr in der Hinterhand, sollten die wirtschaftlichen Verhältnisse einmal so richtig mies werden. Letzteren trat der vormalige Ökonomie-Professor mit einer Rede entgegen. Unter dem Titel „Deflation: Making Sure "It" Doesn't Happen Here“ erörterte Bernanke was eine Notenbank tun könne um die Wirtschaft zu stimulieren, wenn die Leitzinsen einmal bei Null angelangt sind.

      Hintergrund seiner Erörterungen war die Situation Japans, das nach dem Platzen einer gewaltigen Finanz- und Immobilienblase nun schon jahrelang von Deflation geplagt wurde. Bereits zehn Jahre lang waren die Preise in Japan jährlich im Schnitt um ein Prozent zurückgegangen, was mit erschütternd niedrigem Job- und Wirtschaftswachstum und dem Niedergang weiter Teile der Privatwirtschaft einhergegangen war. 2002 waren die Yen-Leitzinsen bei Null angelangt und Japan hielt sich nur noch mit der nach wie vor sehr konkurrenzfähigen Exportindustrie am Leben. De Außenwert des Yen wurde zuvor mit massiven Yen-Verkäufen niedrig gehalten hatte. Dann gab man dies aber auf, weil die von der japanischen Null-Zins-Politik begünstigten Carry-Trades die Aufgabe übernahmen, den Yen nach unten zu drücken. Allerdings waren sich Börsen-TV und Weltpresse weltweit einig, dass die Bank of Japan ihr Pulver mit dem Erreichen der Nullinie verschossen hätte und dem weiteren Niedergang der Konjunktur nur noch hilflos zusehen könne.

      Bernanke, der während seiner akademischen Laufbahn vor allem die „Große Depression“ der 1930er Jahre studiert hatte, sah das anders. Die kreativen Vorschläge, die er für diesen Fall gemacht hatte, trugen ihm in Ökonomen-Kreisen umgehend den Namen „Helikopter-Ben“ ein und fanden die volle Zustimmung seines Vorgängers. Denn Bernanke machte damals schon klar, dass der angewandten Geldpolitik so schnell keine Grenzen gesetzt sind.

      Für die USA, so Bernanke damals, sei die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios aus zwei Gründen extrem klein. Einer sei „die Widerstandsfähigkeit und strukturelle Stabilität des US-Wirtschaftssystems“, wobei er auf flexible Arbeits- und Kapitalmärkte, amerikanischen Unternehmergeist usw. verwies. Ein laut Bernanke damals besonders wichtiger schützender Faktor dürfte inzwischen zur Schwäche geworden sein: die Stärke des Finanzsystems. „Trotz der Schocks des letzten Jahres (Anm.: z. B. die betrügerischen Pleiten von Enron- und World Come und der massive Einbruch der Aktienmärkte) ist unser Bankensystem gesund, gut reguliert geblieben und die Bilanzen der Unternehmen und Haushalte sind überwiegend in sehr gutem Zustand“, so Gouverneur Bernanke 2002 vor dem National Economists Club in Washington.

      Der zweite Grund, warum es in den USA nach Bernanke kaum zu einem Deflationsszenario kommen könne, liege in der Entschlossenheit der US-Notenbank, ein solches um jeden Preis zu verhindern. Japan könne jedenfalls nicht als Beleg dafür heran gezogen werden, dass die Geldpolitik bei Null-Zinsen am Ende sei. Viel mehr machte Bernanke massive Probleme im Finanz- und Unternehmenssektor dafür verantwortlich. Zudem beschränke die hohe Staatsverschuldung den Handlungsspielraum der japanischen Behörden, die angesichts der verstrickten japanischen Verhältnisse mit Entscheidungslagen konfrontiert seien, die konsequentes Agieren verhindert hätten. Allerdings hätte auch in Japan noch unmittelbar vor dem Zusammenbruch niemand geahnt, dass nun zehn verlorene Jahre kommen würden, wie Bernanke anmerkte.

      Vieles, was er nun präsentierte, ließ orthodoxe Ökonomen rebellieren, die große Probleme damit hatten, welche Risiken die Fed sich im Fall der Fälle in die Bücher nehmen sollte.

      "However, a central bank whose accustomed policy rate has been forced down to zero has most definitely not run out of ammunition. (…) A central bank, either alone or in cooperation with other parts of the government, retains considerable power to expand aggregate demand and economic activity even when its accustomed policy rate is at zero. (…). Indeed, under a fiat (that is, paper) money system, a government should always be able to generate increased nominal spending and inflation, even when the short-term nominal interest rate is at zero."
      Ben Bernanke

      Bernanke ging von einen starken Zusammenhang zwischen Finanzmarktkrisen und dem Rückgang der Gesamtnachfrage aus, die ja den Hintergrund jeder bösartigen Deflation darstellt; und er erinnert an die Zeit, als das Preisniveau Anfang der 1930er Jahre in den USA jährlich um zehn Prozent nachgegeben hatte. Wer damals zu Null Prozent Geld ausgeliehen hatte, den kostete das real also zehn Prozent an Zins. Und wer alte Schulden zu bedienen hatte, musste dies mit neuen Dollars machen, die gerade rapide an Wert gewannen, was Bernanke für den Hauptgrund hält, warum die Börsen- und Finanzkrise von 1929 sich in die „Great Depression“ verwandeln konnte.

      Warum eine auf Fiat-Money (Papiergeld) basierende Währungsbehörde jederzeit Inflation produzieren könne, erklärte er mit einer kleinen Parabel. Man stelle sich eine Währung auf Goldbasis vor. Dann wird plötzlich verlässlich bekannt, ein Alchemist habe endlich die Goldherstellung praktisch zum Nulltarif erfunden. Sofort, und nicht erst wenn die Goldproduktion tatsächlich angelaufen ist, müssten nun die in Gold gerechneten Preise stark ansteigen, da dieses aufgrund des potentiell unendlichen Angebots in absehbarer Zeit nicht mehr viel wert sein dürfte. Nun haben Gold und Papiergeld gemeinsam, nur dann etwas wert zu sein, wenn die davon vorhandene Menge streng begrenzt ist.

      "Da die US-Regierung über die Technologie der Druckerpresse (und dessen elektronischem Äquivalent) verfügt, kann sie jede Menge an Dollars so gut wie kostenlos produzieren. Erhöht sie die in Umlauf befindlichen Dollars oder kündigt sie das auch nur glaubhaft an, kann sie den Preis des Geldes gemessen in Gütern nach Belieben verringern, deren Dollar-Preise also erhöhen."
      Ben Bernanke

      Das geschehe für gewöhnlich, indem die Fed Vermögenswerte mit Zentralbankgeld erwirbt, wobei sie womöglich ihre Auswahl an dafür in Frage kommenden Assets verbreitern müsse, was inzwischen längst geschehen ist. Angesichts der mangelnden Erfahrung mit diesen neuen Instrumenten könnte sich das freilich schwierig gestalten, so dass Benanke noch weitere Möglichkeiten ansprach.

      So könnte die Fed die Nachfrage stimulieren indem sie versucht, auch die Zinsen für längere Treasury-Laufzeiten herunter zu drücken. Das wäre möglich, indem die Federal Reserve glaubwürdig verspricht, die Kurzfristzinsen für eine längere Zeit niedrig zu halten, wie sie es im aktuellen FOMC-Statement auch angekündigt hat. Bislang noch nicht umgesetzt wurde, was Bernake damals als seine persönliche Präferenz bezeichnete: explizite Ziele und Höchstgrenzen für die Zinsen von Staatspapieren, beispielsweise für Laufzeiten von bis zu zwei Jahren.

      "Durchsetzen könnte die Fed diese Strategie indem sie unbegrenzt Zentralbankgeld zur Verfügung stellt, um beispielsweise alle umlaufenden Staatspapiere mit Restlaufzeiten bis zu zwei Jahren aufzukaufen, wenn sie einen bestimmten Preis (der sich spiegelbildlich zum Zins verhält) unterschreiten."
      Ben Bernanke

      Würde das nicht ausreichen, könnten in einem nächsten Schritt drei bis sechsjährige Laufzeiten und Papiere wie Agencie Debt unterstützt werden.

      Reicht das nicht aus, könnte die Fed auch private Wertpapiere direkt ankaufen. Da das ohne Gesetzesänderung aber nicht so leicht möglich war, schlug Bernanke vor, dann eben an die Banken Null-Zins-Kredite für 90 und 180 Tage zu vergeben, und dafür z.B. Commercial Paper (die der kurzfristigen Finanzierung von Unternehmen dienen) als Sicherheiten zu akzeptieren, wodurch die Fed über den Basis-Effekt der niedrigen Benchmark-Zinsen auf Staatspapiere hinaus auch die individuellen „Spreads“ der Kreditnehmer reduzieren könnte. Ein möglicher, allerdings besonders sensibler Weg der monetären Expansion wäre für Bernanke letztlich der Kauf von ausländischen Staatspapieren, was dann allerdings mit dem Finanzministerium abgesprochen werden müsste und „angesichts der sonst noch bestehenden Möglichkeiten keine besonders attraktive Alternative wäre“. Bernanke erinnert allerdings auch daran, dass in den Jahren 1933/34 die 40prozentige Abwertung des Dollar gegenüber Gold die damals herrschende Deflation „relativ rasch“ behoben und 1934 zu einem der besten Jahre überhaupt für den Aktienmarkt gemacht habe.

      Bernanke trat nicht zuletzt auch für eine enge Koordination von Geld- und Fiskalpolitik ein. So könnte das Finanzministerium Anleihen emittieren um private Assets zu kaufen, die umgehend von der Fed übernommen würden. Auch Steuersenkungen sollten ein Teil des Paketes sein; selbst dann, wenn die Gelder nicht ausgegeben sondern angelegt würden. Denn das würde wiederum die Asset-Preise erhöhen und die Kreditwürdigkeit vieler Schuldner stärken.

      Alles in allem erschien Bernanke 2002 absolut überzeugt, die Eskalation einer etwaigen Krise zur Depression vermeiden zu können - selbst wenn er dafür den Dollar opfern müsste.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29399/1.html
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:21:15
      Beitrag Nr. 1.631 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.337 von Maraho am 08.03.09 13:54:50@Maraho und andere Interessierte

      "Bernanke erinnert allerdings auch daran, dass in den Jahren 1933/34 die 40prozentige Abwertung des Dollar gegenüber Gold die damals herrschende Deflation „relativ rasch“ behoben und 1934 zu einem der besten Jahre überhaupt für den Aktienmarkt gemacht habe."

      Aber eben nicht für den einfachen Mann von der Straße und auch nicht
      für die amrikanische Wirtschaft. Denn die Produktionsleistung der
      amerikanischen Volkswirtschaft erreichte erst Ende 1940 wieder den
      Stand von 1929. Und da befand sich Europa bereits seit einem Jahr im Krieg und der Krieg mit Japan warf bereits seine Schatten voraus.

      Literarisch eindrucksvoll aufgearbeitet hat diese Zeit der Roman:

      " Früchte des Zorns " lesenswert für alle, die wissen möchten, was
      uns alles noch drohen könnte!!

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:22:48
      Beitrag Nr. 1.632 ()
      Der Tagesspiegel: Bundesagentur toleriert Missbrauch bei Kurzarbeit

      Berlin (ots) -

      Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet mit Missbrauchsfällen beim Kurzarbeitergeld, geht aber nicht dagegen vor. "Bei so einer großen Zahl von Anträgen kann man einen Missbrauch nicht vollkommen ausschließen", sagte Joachim Möller, Leiter des zur BA gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), dem Tagesspiegel (Montagausgabe). "Arbeitslosigkeit zu finanzieren wäre noch sehr viel teurer", sagte er.

      Das IAB geht davon aus, dass die Zahl der Anträge für Kurzarbeit im Laufe des Jahres stark zunehmen wird. "Der richtige Boom der Kurzarbeit wird wohl erst noch kommen." Je bekannter das Instrument werde, desto mehr Unternehmen nähmen es in Anspruch. Der Arbeitsmarktexperte warnte aber davor, Kurzarbeit für ein Wundermittel gegen eine steigende Zahl von Arbeitslosen zu halten. Sollte die Rezession bis ins nächste Jahr andauern, "ist das Instrument der Kurzarbeit ein stumpfes Schwert", erklärte er. Bereits in diesem Jahr könne die Erwerbslosigkeit stark zunehmen. "Dass wir bei einer ungünstigen Entwicklung gegen Ende des Jahres die Vier-Millionen-Marke erreichen ist nicht auszuschließen", sagte Möller dem Tagesspiegel.

      Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Tel. 030/26009-260

      Originaltext: Der Tagesspiegel Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

      Pressekontakt: Der Tagesspiegel Chef vom Dienst Thomas Wurster Telefon: 030-260 09-308 Fax: 030-260 09-622 cvd@tagesspiegel.de
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:23:52
      Beitrag Nr. 1.633 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.971 von Maraho am 08.03.09 12:07:34So ändern sich die Zeiten...

      Ranking
      Chinas Banken lösen US-Institute an der Spitze ab
      Von Daniel Eckert

      Der Ferne Osten erobert die Spitzenpositionen Finanzwelt: Inzwischen sind die sechs weltgrößten Geldhäuser in Asien beheimatet. Die ehemals führenden US-Banken sind in der Folge der Finanzkrise weit abgeschlagen. Das größte deutsche Geldinstitut landet nur auf Platz 36.


      Der Westen steigt ab, der Osten steigt auf: Als Folge der Finanzkrise dominieren Asiens Banken die Top 10 der globalen Geldhäuser: Von den zehn größten Finanzinstituten haben sechs ihren Sitz in Fernost: fünf chinesische und eine aus Japan. Das hat eine Auswertung von WELT ONLINE ergeben. Größte Bank der Welt ist gemessen am Börsenwert von umgerechnet 140 Milliarden Euro die Industrial & Commercial Bank of China (ICBC). Es folgen die China Construction Bank und die Bank of China. Die mächtigsten drei Geldhäuser der Erde sind also allesamt in der Volksrepublik beheimatet.

      Amerikanische Institute sind aus der Oberliga nahezu vollständig verschwunden. Allein Wells Fargo, an der Investorenlegende Warren Buffett mit seiner Holding beteiligt ist, rettet auf Rang neun die Ehre der Wirtschaftssupermacht USA. Die nächstgrößere Bank aus den Vereinigten Staaten findet sich dann mit US Bancorp auf Platz 30. Vor anderthalb Jahren stelle Amerika noch vier der zehn größten Banken. Es waren die Citigroup, die Bank of America, JP Morgan Chase und Wells Fargo (damals auf Rang 10).

      Der hiesige Branchenprimus, die Deutsche Bank erscheint mit einer Marktkapitalisierung von 10,5 Milliarden Euro erst auf Position 36. Die Commerzbank als deutsche Nummer zwei rangiert im weltweiten Vergleich mit einem Börsenwert von nicht einmal einer Milliarde Euro unter ferner liefen an 171. Stelle.

      Die Citigroup, einstmals das Flaggschiff der US-Finanzindustrie, ist auf einen demütigenden 99. Platz abgerutscht. Pro Aktie wurden an der Wall Street zuletzt weniger als ein Dollar gezahlt, wodurch die Citigroup zum Pennystock verkommen ist. Das Institut, das noch vor wenigen Jahren die größte Bank der Welt war, findet sich nicht einmal mehr unter den Top-500 der größten globalen Unternehmen.

      Der Marktwert ist auf unter fünf Milliarden Euro abgerutscht. Vor anderthalb Jahren waren es noch deutlich mehr als 100 Milliarden Euro. Einen ähnlichen Abstieg von großen Geldhäusern hat es in der westlichen Welt zuletzt in den Dreißigerjahren gegeben. Größte europäische Bank ist die britische HSBC mit einer Börsenkapitalisierung von 51 Milliarden Euro, gefolgt von der spanischen Banco Santander mit 34 Milliarden Euro Börsenwert.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3338482/Chinas-Banken-loe…
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:36:03
      Beitrag Nr. 1.634 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.617 von Maraho am 08.02.09 09:42:34Die Messe und die Besucherzahlen...

      Computermesse CeBIT mit drastischem Besucherrückgang

      Bei der weltgrössten Computermesse CeBIT hat es in diesem Jahr einen drastischen Besucherrückgang gegeben. Die Zahl der Besucher sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent auf rund 400 000.

      Das teilte die Deutsche Messe AG in Hannover zum Abschluss der CeBIT mit. Veranstalter und Vertreter der Hightech- Industrie sprachen auch angesichts der Wirtschaftskrise dennoch von einem Erfolg.

      Die CeBIT habe in einem schwierigen Jahr für "Aufbruchstimmung" gesorgt, sagte der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, August-Wilhelm Scheer. "Viele der Unternehmen fahren mit vollen Auftragsbüchern nach Hause."

      Die Zahl der Aussteller war angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise und des Strukturwandels in der Branche um ein Viertel auf rund 4300 gesunken. Vor allem Firmen aus Asien hatten auf einen CeBIT-Auftritt verzichtet.

      Die Ausstellungsfläche ging nach Angaben der Messe um ein Fünftel auf rund 200 000 Quadratmeter zurück. Grosse Konzerne wie die Elektronik-Riesen Toshiba und Samsung hatten in diesem Jahr keinen eigenen Stand auf der CeBIT.

      Messe-Chef Ernst Raue sprach von einer "sehr effizienten Messe". Die CeBIT sei im wesentlichen eine "Businessmesse" vor allem für den Mittelstand gewesen. Der Anteil der Fachbesucher sei gestiegen. Die Messe sei entsprechend den Erwartungen verlaufen.

      Für 2010 hat die Deutsche Messe bereits angekündigt, die CeBIT um einen Tag auf dann fünf Tage zu verkürzen. Die Messe wird dann nur noch bis Samstag geöffnet sein. Dadurch sollen die Kosten für die Aussteller weiter verringert werden.

      sda
      Publiziert am 08.03.2009
      http://www.sonntagszeitung.ch/home/artikel-detailsei…
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:41:56
      Beitrag Nr. 1.635 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.436 von windei am 08.03.09 14:21:15Aber eben nicht für den einfachen Mann von der Straße und auch nicht für die amrikanische Wirtschaft.
      Das ist wohl war!
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:48:59
      Beitrag Nr. 1.636 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.436 von windei am 08.03.09 14:21:15http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BCchte_des_Zorns
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 14:51:50
      Beitrag Nr. 1.637 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.440 von kiska am 08.03.09 14:22:48Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet mit Missbrauchsfällen beim Kurzarbeitergeld, geht aber nicht dagegen vor. "Bei so einer großen Zahl von Anträgen kann man einen Missbrauch nicht vollkommen ausschließen", sagte Joachim Möller, Leiter des zur BA gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), dem Tagesspiegel (Montagausgabe). "Arbeitslosigkeit zu finanzieren wäre noch sehr viel teurer", sagte er.

      Total überfordert, die Guten. Andererseits spielt es auch keine Rolle mehr.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 15:39:53
      Beitrag Nr. 1.638 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.822 von Maraho am 02.03.09 13:54:06Etwas älter, aber dies sollte man sich immer vor Augen halten.
      In diesen Zeiten der "großen Ankündigungen" seitens der Politik. Macht- und Ränkespiele auf Kosten der Masse....

      Finanzkrise
      Die Unscharfmacher

      Sie kommen von Banken, und sie kehren wieder dahin zurück. In der Zwischenzeit haben sie politische Ämter inne – und arbeiten dort an der Entfesselung des Finanzmarktes.
      Gestern, heute und morgen. Ein Report von Harald Schumann und Klaus C. Engelen.


      Er stellt diese Frage, und für einen Moment wird es ganz still. „Waren es natürliche Ursachen, oder war es Mord?“, formuliert Denis Kucinich, 62, Abgeordneter der Demokraten für den Bundesstaat Ohio, seinen ungeheuerlichen Verdacht.

      Es ist Anfang Oktober. Im Rayborn-Haus, Raum 2154, Washington D.C., tagt das „Oversight Committee“, der ständige Ermittlungsausschuss des Repräsentantenhauses. Gerade erst hat der Kongress 700 Milliarden Dollar für die Stützung der Finanzindustrie freigegeben. Nun rechnen 15 Parlamentarier mit den Größen der Finanzwelt ab. Vor laufenden Kameras müssen sich Banker, Manager und Aufseher für den von ihnen angerichteten Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und die mit 120 Milliarden Steuerdollar verhinderte Pleite des Versicherungsriesen AIG rechtfertigen.

      Warum musste gerade das Bankhaus Lehman untergehen?

      Doch Kucinich bewegt eine ganz andere Frage. „Warum“, so fragt er die geladenen Sachverständigen, „warum entschied Finanzminister Paulson, AIG freizukaufen, aber nicht Lehman?“

      Mord ist absichtsvolle Tötung aus niederen Motiven. Zum Beispiel Habgier. Stärkte nicht der Untergang von Lehman, der die Finanzkrise weltweit eskalieren ließ, die Marktposition des Konkurrenten Goldman Sachs? Und hatte sich Henry Paulson, der selbst früher Chef des legendären Geldhauses war, nicht von Lloyd Blankfein, seinem dortigen Nachfolger, vor der Entscheidung gegen Lehman beraten lassen?

      Interessenkonflikte an der Spitze des Finanzministeriums

      „Gibt es da also einen Interessenkonflikt bei dem Finanzminister, macht Ihnen das keine Sorgen?“, insistierte Kucinich, und die geladenen Sachverständigen stimmten vorbehaltlos zu. Ja, es sei „ganz klar, dass Goldman Sachs davon profitierte“, bestätigte Luigi Gonzales, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Chicago. Und „selbstverständlich“ sei er über den Interessenkonflikt an der Spitze des Finanzministeriums „sehr besorgt“.

      Die kurze Debatte über die Goldman-Connection des US-Finanzministers war nur eine Episode während der viertägigen Mammut-Anhörung. Die Medien nahmen kaum Notiz, und Paulson dementierte umgehend die Unterstellung, dass er Lehman bewusst habe fallen lassen und bei AIG deshalb interveniert habe, weil dort für Goldman Sachs 20 Milliarden Dollar auf dem Spiel standen.

      Verflechtung von Staat und Finanzindustrie als Kernproblem

      Doch Kucinichs Fragen sind berechtigt. Denn sie rühren an den Kern des Phänomens, das entscheidend zum Beinahezusammenbruch des Weltfinanzsystems beigetragen hat: die weitreichende personelle wie finanzielle Verflechtung zwischen der Finanzindustrie und all jenen staatlichen Institutionen, die das Geldgeschäft eigentlich kontrollieren sollen.

      Dabei ist die Herkunft des noch bis Januar amtierenden US-Finanzministers lediglich Ausdruck eines seit Jahrzehnten eingespielten Systems. Auch Paulsons Vorvorgänger Robert Rubin war einst von Goldman Sachs gekommen, vertrat dann im Kabinett von Bill Clinton die Interessen der Wall Street und besetzt bis heute einen mit 17 Millionen Dollar jährlich dotierten Posten bei der Citibank.

      Parteien hängen am Tropf der Finanzwelt

      Auch bei den Aufsichtsbehörden gibt es keine Trennlinie zwischen dem Spitzenpersonal und der Finanzindustrie. Zum Beispiel bei der Filiale der Notenbank Federal Reserve in New York, deren Mitarbeitern die Bankenaufsicht untersteht. Dort wechseln die Chefaufseher regelmäßig nach Ende ihrer Amtszeit auf die Seite derer, die sie zuvor beaufsichtigt haben. So dient der langjährige New Yorker Fed-Chef Gerald Corrigan bei Goldman Sachs. Sein Nachfolger William McDonough heuerte bei der Investmentbank Merill Lynch an und ist nun bei deren Notverkauf an die Bank of America hilfreich, indem er Beziehungen spielen lässt, um Auflagen zu verhindern.

      Parallel dazu sind zahlreiche führende Politiker beider Parteien abhängig von den Wahlkampfspenden aus der Geldwirtschaft. So stellten Finanzfirmen aller Art neun der zehn größten Sammelstellen für die Kampagne zur Wiederwahl von George Bush im Jahr 2004. Und der demokratische Senator Christopher Dodd, der dem mächtigen Bankenausschuss des Senats vorsitzt, finanzierte 2006 seinen Wahlkampf mit Spenden, die zu 75 Prozent von Hedgefonds, Banken und Versicherungen kamen.

      Größter Beitragszahler des „Obama Victory Funds“ war Goldman Sachs

      Daran hat sich auch 2008 nichts geändert. Barack Obama ging auch als Kandidat der Wall Street ins Rennen. Zwei seiner eifrigsten Geldsammler waren Eric Mindich, Chef des Hedgefonds Eton Park, und James Rubin, der Sohn des Ex-Goldman-Ministers und Manager eines Private Equity Funds. Größter Beitragszahler des „Obama Victory Funds“ war erneut Goldman Sachs. Insgesamt steuerte die Finanzbranche gut 20 Millionen Dollar zu Obamas Wahlkampf bei.

      All das hat nichts mit direkter Korruption zu tun. Doch zweifellos korrumpiert der ausgedehnte Geldfilz das politische System. Wie weit das gehen kann, erfuhr zum Beispiel die renommierte Anwältin Brooksley Born. Sie leitete zu Zeiten der Clinton-Regierung die Commoditys Futures Trading Commission, jene Behörde, die den Handel mit Terminkontrakten und anderen börsennotierten Finanzderivaten beaufsichtigt. Damals stieg die Wall Street im großen Stil in den Handel mit Kreditderivaten ein. Diese erlauben es den Banken, das Risiko für den Ausfall eines Schuldners gegen Gebühr an Dritte weiterzureichen, etwa Hedgefonds.

      Aufsicht war unerwünscht

      Mangels Aufsicht war dieser Markt von Beginn an gänzlich undurchsichtig. Welche Fonds und Banken welche Risiken anhäuften, wussten weder die Behörden noch die Marktakteure. Zehn Jahre später war es vor allem die Unsicherheit über diese Kreditderivate, die als Überbau des Geschäfts mit verbrieften Krediten das globale Kartenhaus aus schlechten Krediten zum Einsturz brachten.

      Born hatte diese Gefahr früh erkannt. „Der völlige Mangel an zentraler Information“, erklärte sie schon 1998, erlaube es den Derivatehändlern, „Risiko-Positionen einzunehmen, die unsere ganze Wirtschaft bedrohen, und das ohne das Wissen irgendeiner Bundesbehörde“. Aber ihre Ankündigung, sie wolle die nötige Aufsicht übernehmen, traf auf massiven Widerstand. Nicht nur Goldman-Minister Rubin lehnte Borns Ansinnen ab. Ihm zur Seite stand der damalige Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Phil Gram, der seit 2003 dem Bankriesen UBS als Vizepräsident dient. Die Macht des organisierten Geldfilzes ging sogar so weit, dass Gram und seine Freunde im Jahr 2000 ein Gesetz durchsetzten, mit dem das Derivategeschäft ausdrücklich von jeder Aufsicht freigestellt wurde. Da hatte Mahnerin Born allerdings schon aufgegeben und ihren Posten geräumt.

      US-Laisser-faire-Politik setzte Europas Geldbranche unter Druck

      Ähnlich ging es zu, als die Börsenbehörde SEC im Jahr 2004 den Wall-Street-Banken Goldman Sachs, Morgan Stanley, Merill Lynch, Lehman Brothers und Bear Stearns eine drastische Reduzierung ihrer Eigenkapitalausstattung erlaubte. Die entsprechende Kommissionssitzung dauerte 55 Minuten, und fortan durften die Investmentbanker bis zum 40-Fachen ihres Eigenkapitals Schulden machen und so die Renditen, aber auch die Risiken vervielfachen. Die im Gegenzug versprochene Kontrolle durch die SEC fand dagegen nie statt.

      Diese Laisser-faire-Politik setzte dann Europas Geldbranche unter Druck. Vor allem die britische Labour-Regierung unter Tony Blair und seinem Finanzminister Gordon Brown trieb die Deregulierung voran. Um mehr Geschäft aus New York nach London zu holen, praktizierte sie neben der faktischen Steuerfreiheit für die Manager ausländischer Banken „nur leichte Regulierung“, wie Brown offenherzig warb. Dazu gestand er der zentralen und einzigen Aufsichtsbehörde FSA gerade mal 98 Prüfer zu – für ein Marktvolumen, das gut ein Drittel so groß ist wie das in den USA, wo allein die SEC schon mehr als 1000 Kontrolleure beschäftigt. Derart als Freund der Branche qualifiziert, erhielt Blair nach seinem Rücktritt als Premierminister bei J.P. Morgan für eine Millionengage einen Beratervertrag.

      Geldfilz international

      Unvermeidlich erfasste der Geldfilz auch die internationalen Gremien, die wie die Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für Stabilität auf den globalen Finanzmärkten sorgen sollen. Über die BIZ legen die Notenbanken einen Teil ihrer Währungsreserven an und handeln im „Basler Ausschuss für Bankenaufsicht“ die Aufsichtsregeln aus. Die Ökonomen im Basler Bankenturm zählten denn auch zu den wenigen Kennern, die schon früh vor den sich auftürmenden Gefahren bei US-Immobilienkredite und -derivaten warnten.

      Doch auch das Renommee der BIZ hat längst Risse. Ausgerechnet Andrew Crockett, der Generaldirektor, trat 2003 nach zehn Jahren im Amt und ausgestattet mit allen Interna der Aufsichtsbehörden, in den Dienst von J.P. Morgan. Damit habe die Verwilderung der Sitten auch die BIZ erreicht, lamentierte damals ein ranghoher deutscher Aufsichtsbeamter. Crockett habe sich „von der Finanzindustrie für den Abwehrkampf mit Aufsichts- und Regierungsinstanzen kaufen lassen“.

      "Amerikas Deregulierungsrambo"

      Crockets Nachfolger, der Kanadier Malcom Knight, wiederholte das im vergangenen Juni. Er quittierte den Job als Koordinator der Aufseher für einen Posten als „Vice Chairman“ bei der Deutschen Bank. Knight verfüge „über einen reichen Erfahrungsschatz, der in schwierigen Zeiten von besonderem Wert ist“, kommentierte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann treffend seinen Coup.

      Dazu zählt gewiss auch der gute Kontakt zum ebenfalls bei der BIZ geführten Sekretariat für das „Financial Stability Forum“. Das FSF ist jenes Gremium aus Notenbankern, Aufsehern und Abgesandten der Finanzministerien, das die G-7-Staaten nach der Asienkrise 1998 einrichteten, um mit globalen Regeln weiteren Krisen vorzubeugen. Dessen Vorsitzender, der frühere Vizechef der US-Notenbank, Roger Ferguson, habe sich jedoch vor allem als „Amerikas Deregulierungsrambo“ betätigt, berichtet ein langjähriges europäisches Mitglied des FSF.

      Weltweiter Wettlauf um die geringste Regulierung

      Die Gefahren des jetzt zusammengebrochenen „Schattenbanksystems“ habe Ferguson regelmäßig ausgeblendet, bestätigen BIZ-Mitarbeiter. Auch Fergusons Einsatz wurde letztlich belohnt. Nach Ende seiner Amtszeit übernahm er 2006 eine Führungsposition beim Versicherungskonzern Swiss Re. Sein Nachfolger wurde Italiens Notenbankchef Mario Draghi, wieder ein Mann mit einer Goldman-Connection. Er diente der Wall-Street-Bank vier Jahre in führender Position in London.

      So lief die internationale Koordination am Ende stets nur darauf hinaus, dass sich alle Staaten in einen Wettlauf um die geringste Regulierung verstricken ließen. Unterm Strich, sagt einer der ranghöchsten europäischen Beamten im FSF, „haben wir uns nur als Lobbyisten für unsere nationalen Finanzbranchen einspannen lassen.“

      Rot-Grün baute alle Barrieren ab

      Das galt auch für Deutschland. Unter dem Druck, den hiesigen „Finanzplatz“ attraktiv zu gestalten, baute insbesondere die rot-grüne Regierung mit Finanzminister Hans Eichel (SPD) alle Barrieren ab, die der Begrenzung des Risikos dienen sollten. Dazu zählte neben der Zulassung von Hedgefonds vor allem die Erlaubnis für die Banken, in das Geschäft mit Kreditderivaten einzusteigen und dafür Gesellschaften in Steueroasen zu gründen, die keiner Vorschrift zur Bildung eines Risikopolsters in Form von Eigenkapital unterlagen. Das Geschäft außerhalb der Bilanz sollte Deutschlands margenschwachen Geldhäusern helfen, in Sachen Rendite aufzuholen. Dass sie riskante US-Hypotheken-Pakete in ihren Schattenbanken anhäuften, war nicht vorgesehen, aber die aufsichtsfreie Zone, in der das geschah, wurde höchstamtlich gefördert.

      Prompt rückten denn auch einige der beteiligten SPD-Politiker in den internationalen Geldfilz auf. Martin Bury etwa, damals Staatsminister im Kanzleramt, wurde „Managing Director“ bei der späteren Pleitebank Lehman Brothers. Und Cajo Koch-Weser, der sich als Staatssekretär im Finanzministerium im Interesse der Großbanken für die Privatisierung der Sparkassen starkgemacht hatte, heuerte nach dem Regierungswechsel 2006 als „Vice Chairman“ bei der Deutschen Bank in London an.

      Globales Finanz-Netzwerk wird auch künftig jede Regulierung verhindern

      Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) mag dennoch bis heute an der personellen Verflechtung zwischen Politik und Finanzwirtschaft kein Problem erkennen. Man müsse nur „die Interessen der jeweiligen Personen“ berücksichtigen, dann stehe einer Zusammenarbeit nichts im Wege, versichert er. Doch schon jetzt ist absehbar, dass das globale Finanz-Netzwerk die von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren ausländischen Kollegen versprochene Reregulierung der Kapitalmärkte erneut ausbremsen wird.

      Der erste Schritt dahin ist schon gemacht: In der von Merkel berufenen Expertenkommission übernahm Otmar Issing, der frühere Chefökonom der Europäischen Zentralbank, den Vorsitz. Auch die EU-Kommission berief ihn als Reformexperten. Die schwache Regulierung war zwar nie sein Thema. Aber dafür kann Issing auf die Zuarbeit von Top-Experten bauen. Seit Januar 2007 steht er bei Goldman Sachs als Berater unter Vertrag.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Finanzkrise…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 16:01:10
      Beitrag Nr. 1.639 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.700 von windei am 04.03.09 13:48:55@ windei,

      ist mir gerade so eingefallen. Die Leute, die ihre LV zu DM-Zeiten abgeschlossen haben, sind durch die Umstellung auf € schon vermacht worden.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 17:02:32
      Beitrag Nr. 1.640 ()
      Folgendes habe ich gerade gefunden.

      Vom Inhalt her dürfte, zumindest denen, die sich damit schon beschäftigt haben, einiges bekannt sein. Ich finde den Vortrag (ca. 1 1/2 Stunden) aber dennoch recht interessant (vielleicht etwas populistisch) und möchte euch deshalb den Link (zur eigenen Meinungsbildung)) dazu nicht vorenthalten:
      http://www.videogold.de/vortrag-crashkurs-geld-und-recht-and…
      (Ihr müßt auf der Seite hochscrollen)

      Denjenigen unter euch, die dies als zu platt empfinden, kann ich eine Alternative empfehlen: http://www.humane-wirtschaft.de/index.html

      Damit verabschiede ich mich für heute von euch, bedanke mich für euer Interesse und wünsche allerseits noch einen schönen Abend.
      Maraho
      614 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 17:17:44
      Beitrag Nr. 1.641 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.682 von Maraho am 07.03.09 19:24:13Zudem muss das Geld, das jetzt ausgegeben wird, später in Form von höheren Steuern zurückbezahlt werden.

      Da müssen wir uns, glaube ich, wirklich keine Sorgen machen:laugh:
      Die These, daß die Schulden von heute die Steuern von morgen sind, ist sehr löcherig. Wenn das so wäre, dann müßten ja die Schulden von gestern die Steuern von heute sein. Und genau das sind sie nicht ! Denn die Schulden von gestern (also in den 80igern und 90igern) waren insbesondere in den USA schon gewaltig.Sie haben aber nicht zu Steuererhöhungen geführt sondern ganz im Gegenteil sogar zu Steuersenkungen, insbesondere für die Reichen, die diese Steuern locker hätten bezahlen können.
      Nee, Nee so läuft das nicht. Um seine Schulden zu tilgen, müßte Amerika sofort und permanent seine Steuern um ca. 100 % anheben, hat David Walker, der Chef des US-Rechnungshofes schon vor ein oder zwei Jahren ausgerechnet. Aber genau das werden sie nicht tun ! Die "Medizin", die die USA und der von ihnen gesteuerte IWF regelmäßig anderen Ländern verordnen - zuletzt gerade Ungarn und Island - nämlich Steuererhöhungen und Gehaltssenkungen im öffentlichen Bereich - diese Medizin gilt nur für die anderen ! Ist in den USA offensichtlich nicht zum Vertrieb zugelassen :laugh: Auch der neue Messias wird da wohl keine Ausnahme machen. Wir woll`n das mit dem "Change" ja auch nicht zu wörtlich nehmen, war halt `nen witziger Wahlkampfslogan . Hat ja auch funktioniert. "Nach Tisch" liest sich das natürlich anders : Steuererleichterungen für 95 % der Us-Bürger und irgend eine nicht näher definierte Reichensteuer ist die message. Die Einführung der letzteren wird wohl noch etwas dauern, da man noch an den Schlupflöchern arbeitet :laugh: Also keine Sorge. Es bleibt alles beim alten, d.h. : Die Schulden von heute sind also nicht die Steuern sondern die Inflation von morgen und schlimmstenfalls die Währungsreform von übermorgen. So war das eigentlich immer. Nur, das erzählt uns leider kein Politiker.

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 17:25:56
      Beitrag Nr. 1.642 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.980 von Looe am 08.03.09 17:17:44Zudem muss das Geld, das jetzt ausgegeben wird, später in Form von höheren Steuern zurückbezahlt werden.

      Der Vortrag wird auch bei uns seit Jahren gehalten. Nur, man denkt gar nicht daran.
      Opium für`s Volk. ;)
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 17:44:59
      Beitrag Nr. 1.643 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.925 von Maraho am 08.03.09 17:02:32Nachtrag: Ich habe vergessen, den Titel des Vortrags zu erwähnen.
      Darum: Crashkurs Geld und Recht von Andreas Clauss.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 17:52:42
      Beitrag Nr. 1.644 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.064 von Maraho am 08.03.09 17:44:59Hallo Maraho

      Steuererhöhungen sind so ziemlich das letzte vor dem ich Angst habe. Im Gegenteil, nach der Wahl rechne ich soagr mit "fiskalpolitischen Maßnahmen" - wurden ja bereits mehrfach angekündigt. Das sind in dieser Situation natürlich Steuersenkungen. Wir müssen uns wirklich keine Sorgen machen, daß wie diese Schulden über Steuern jemals zurückzahlen müssen.
      Zurückzahlen schon ! aber nicht über Steuern.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 18:21:20
      Beitrag Nr. 1.645 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.091 von Looe am 08.03.09 17:52:42Zurückzahlen schon ! aber nicht über Steuern.

      Wobei in dem Fall (und es ist so wie Du schreibst) Steuern die günstigere Möglichkeit darstellen würden! ;)

      Dir einen schönen Abend von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 18:25:11
      Beitrag Nr. 1.646 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.091 von Looe am 08.03.09 17:52:42Zurückzahlen schon ! aber nicht über Steuern

      Das stimmt.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 19:55:29
      Beitrag Nr. 1.647 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.675 von Maraho am 24.02.09 06:26:45Da wir bei den Schulden der "BRD" sind...

      Mitte 2008 war der Staat mit rund 460 Milliarden Euro bei Kreditinstituten und mit rund 790 Milliarden Euro im Ausland verschuldet.

      Weiterführend: http://www.steuerzahler.de/webcom/show_article.php/_c-43/_nr…

      Man würde schon gern wissen, an wen Deutschland Jahr für Jahr mehr als 40 Milliarden Euro Zinsen überweist - immerhin gut 15 Prozent des kompletten Bundeshaushalts , mehr als für Verkehr, Bau, Gesundheit, Umwelt und Familie zusammen.

      siehe dazu Beitrag #1210 von Maraho vom 24.02.09 um 06:26:45 auf Seite 121 Beitrag Nr.: 36.638.675 (einfach oben anklicken)

      Da man dumm gehalten wird, bildet euch bitte eure eigene Meinung hierzu.
      Gute Nacht.
      84 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 20:14:37
      Beitrag Nr. 1.648 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.091 von Looe am 08.03.09 17:52:42looe, dann warte mal die wahl ab. danach kommen definitiv steuererhöhungen
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 21:51:53
      Beitrag Nr. 1.649 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.633 von Prof.Dr.B.Scheuert am 08.03.09 20:14:37"danach kommen definitiv steuererhöhungen "

      Jo. Die MWST auf 25% usw. könnte ich mir gut vorstellen.
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 22:29:32
      Beitrag Nr. 1.650 ()
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 22:30:19
      Beitrag Nr. 1.651 ()
      Avatar
      schrieb am 08.03.09 22:34:03
      Beitrag Nr. 1.652 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.633 von Prof.Dr.B.Scheuert am 08.03.09 20:14:37looe, dann warte mal die wahl ab. danach kommen definitiv steuererhöhungen



      Nein, Prof. daran glaube ich nicht Die Situation 2009 nach der Wahl ist eine völlig andere als 2005. In 2005 hatte man noch den Ehrgeiz, einen ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen, wg. 3 xligem Überschreiten der Maastrich-Kriterien unter Schröder.
      Im Oktober 2009, wenn die Depression sich noch vertieft und die Arbeitslosigkeit 20 - 30 % höher ist als heute, die Regenschirme im Wochentakt verteilt werden, werden alle nur noch nach Steuersenkungen rufen. Die Maastrich-Kriterien sind dann längst im "Museum für europäische Geschichte" gelandet, es wird sich alles nur noch um Arbeitsplätze bzw. deren Erhalt drehen-koste es, was es wolle und wenn es der letzte Steuergroschen ist. Die Frage der Überschuldung und/oder Rückzahlbarkeit wird völlig aus der öffentlichen Diskussion verschwinden, so, als hätte sie nie existiert! Und es werden die gleichen "Vollpfosten" sein, die uns dies erklären, die uns 2006 "verkauft haben, daß man unbedingt einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen muß, sprich Mehrwertsteuererhöhung. Wenn Du mir sonst nix glaubst, aber darauf kannst Du eine Bank wetten.:D

      . Die MWST auf 25% usw. könnte ich mir gut vorstellen.


      Nur dann, wenn die Regierung lebensmüde wäre, was ich mir nicht vorstellen kann. Dies könnte zu Massenprotesten und Aufständen führen. Wir leben im Zeitalter des Populismus, da wird "aus dem Bauch" und in den Tag hineinregiert und nicht mit Verstand in die Zukunft An die glaubt ja eh keiner mehr, warum sich also darum noch Gedanken machen ! Hier zählt nur noch das "Heute", vielleicht noch morgen. Übermorgen ist völlig wurscht. Viel wahrscheinlicher ist sogar eine Mehrwertsteuersenkung, um den Konsum anzukurbeln. Hier zählt nur noch der Konsum, egal wie sinnlos der schon ist, sonst nix. Eine andere Welt als diese, können sich die Eliten nicht vorstellen.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 05:26:22
      Beitrag Nr. 1.653 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.633 von Prof.Dr.B.Scheuert am 08.03.09 20:14:37Guten Morgen zusammen,
      einen angenehmen Wochenbeginn wünsche ich euch hiermit.

      Looe und Pr.Dr.B.Scheuert,
      mal sehen, wer von euch beiden richtig liegt....

      SPD
      Müntefering plant höhere Steuern
      von Daniel Delhaes und Donata Riedel

      Die SPD will nach der Bundestagswahl die Steuern auf hohe Einkommen heraufsetzen. Damit will SPD-Chef Franz Müntefering Mehrausgaben für Bildung finanzieren und nach der Finanzkrise die Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte abbauen. Im Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Müntefering auch, wofür er die Mehreinnahmen verwenden will.


      BERLIN. „Wir wollen einen handlungsfähigen Staat“, sagte Müntefering im Interview mit dem Handelsblatt. „Also müssen wir klären, wie wir die Reichen daran beteiligen, wenn wir in den nächsten Jahren massiv in die Bildung investieren.“

      Bei den Ausgaben des Staates sehe er wenig Chancen zu sparen. „Jeder, der was anderes erzählt, will eigentlich an die Sozialleistungen und die Infrastruktur ran. Das schließe ich aus“, sagte Müntefering. „Wir brauchen sogar mehr Investitionen im Bereich Bildung. Dafür müssen wir Solidarität bei den Reichen einfordern.“

      Der SPD-Chef gibt damit die steuerpolitische Richtung für den Bundestagswahlkampf seiner Partei vor. Eigentlich wollen die Sozialdemokraten noch bis Mitte April ihr Wahlprogramm diskutieren. Am 18. April sollen die Eckpunkte dazu festgelegt werden. CDU und CSU wollen bis Ostern ein gemeinsames Steuerkonzept vorlegen. Allerdings will die Union kein durchgerechnetes Modell, sondern nur Eckpunkte erarbeiten. Die Ausrichtung der Steuerpolitik zählt zu den zentralen Themen des Bundestagswahlkampfs.

      Münteferings Steuerpläne dürften innerhalb der SPD für Diskussionen sorgen. So setzt sich der Parteichef über Pläne seines Stellvertreters, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, hinweg, der das Aufkommen aus der Einkommensteuer in Deutschland nicht absolut erhöhen will. Steinbrück hatte vorgeschlagen, in der nächsten Legislaturperiode innerhalb des Steuersystems zehn Mrd. Euro umzuverteilen: Höheren Steuern für Gutverdiener sollten Steuersenkungen für die unteren Einkommensgruppen gegenüberstehen. Damit kam Steinbrück Wünschen der SPD-Linken entgegen. Einig ist er sich mit Müntefering darin, nach der Wahl einen „Bildungssoli“ und eine „Börsenumsatzsteuer“ einzuführen, um die Steuerbasis zu verbreitern.

      SPD-Chef Müntefering erwartet offenbar, dass die globale Wirtschafts- und Finanzkrise die Verschuldung der öffentlichen Haushalte derart stark in die Höhe treiben wird, dass für Entlastungen auf absehbare Zeit kein Spielraum ist. „Wegen der Krise sind wir am Rande dessen, was man als Staat braucht. Das muss eher mehr sein – nicht weniger“, sagte er.

      Nach Schätzungen von Experten könnten sich die Einnahmeausfälle des Staates im Rahmen der nächsten Steuerschätzung bis 2012 auf bis zu 200 Mrd. Euro summieren. Vor diesem Hintergrund verteidigte Müntefering auch den von SPD und Union vereinbarten Beschluss in der Föderalismuskommission, die Schulden per Grundgesetz zu begrenzen. „Wir wollen die Handlungsfähigkeit des Staates erhalten“, sagte er. „Dazu gehört die Schuldenbremse.“

      Trotz der geplanten Steuererhöhungen wirbt Müntefering um die FDP, um nach der Wahl eine Ampelkoalition zu bilden. „Es gibt genügend Schnittmengen fürs gemeinsame Regieren.“ Die FDP will allerdings einen Steuersenkungs-Wahlkampf führen – im Gegensatz auch zu den Grünen, dem dritten für die Ampel notwendigen Partner. Die Grünen sehen in ihrem Wahlprogramm eine Anhebung des Spitzensteuersatzes von 42 auf 45 Prozent und eine zeitlich befristete Vermögensabgabe vor. Damit wollen sie unter anderem den Regelsatz für Langzeitarbeitslose von 371 Euro auf 420 Euro anheben und eine Garantierente sowie eine Kindergrundsicherung einführen.

      Anders als die Sozialdemokraten lehnen CDU und CSU eine höhere Steuerbelastung für Besserverdiener ab. Stattdessen macht sich Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für eine weitere Steuersenkung stark. In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ versprach der Minister Steuerentlastungen in Milliardenhöhe über die Maßnahmen des zweiten Konjunkturpakets hinaus. Konkret nannte zu Guttenberg Änderungen an der sogenannten kalten Progression, die Einnahmen daraus stünden dem Finanzminister nicht zu. Darüber hinaus sprach sich der Wirtschaftsminister für „eine Entflechtung des abstrusen Steuerwirrwarrs“ aus. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will trotz der angespannten Situation der öffentlichen Haushalte mit dem Versprechen von Steuersenkungen in den Bundestagswahlkampf im Herbst ziehen.

      Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler warf zu Guttenberg vor, „die alten Sprechzettel von Michael Glos aufzuarbeiten“. Wer gerade jetzt, „wo in aller Welt alles an der Handlungsfähigkeit des Staates hängt und die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen gerade vor dem Hintergrund der Finanzmärkte erstes Gebot ist, mit Steuergeschenken punkten will, versündigt sich am Gemeinwohl“, sagte der SPD-Fraktionsvize.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/muentefering…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 05:33:03
      Beitrag Nr. 1.654 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.987 von Maraho am 08.03.09 12:14:25Und hier ein Interview mit...
      Anmerkung: Früher hieß es, der Staat habe sich auf seine "Kernaufgaben" zu konzentrieren.

      Deutsche Bank
      Ackermann: „Staat muss als Retter bereitstehen“
      von Peter Köhler, Bernd Ziesemer und Oliver Stock

      Was macht Josef Ackermann, wenn er ab 2010 nicht mehr Chef der Deutschen Bank sein wird? In einem Exklusiv-Interview mit dem Handelsblatt verrät Ackermann, was er wirklich vorhat. Außerdem spricht Ackermann über die Rettung der Hypo Real Estate und wie die Deutsche Bank ins neue Jahr gestartet ist.

      Wen es interessiert: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 05:53:06
      Beitrag Nr. 1.655 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.506 von Maraho am 08.03.09 09:16:14Die Frage ist, wessen Geld "gepumpt" wird...
      Fässer ohne Boden!

      Zu wenig Eigenkapital
      Commerzbank muss Geld in Dresdner pumpen

      Die finanzielle Situation der Dresdner Bank soll viel dramatischer gewesen sein als bisher angenommen. Nach Medienberichten konnte die Bank vor der Fusion mit der Commerzbank nicht einmal mehr die Mindestmenge an Eigenkapital vorweisen, die gesetzlich vorgeschrieben wäre. Im Aufsichtsrat kam es zu einem Eklat.

      Die Eigenkapitalquote der Dresdner Bank hat laut einem Medienbericht zum Ende 2008 die gesetzliche Mindestanforderung unterschritten. Zahlen der Wirtschaftsprüfer KPMG, die auf der Aufsichtsratssitzung vergangene Woche vorgelegt wurden, hätten eine Quote von 3,7 Prozent ausgewiesen, 0,3 Prozentpunkte weniger als vorgeschrieben, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mehrere Sitzungsteilnehmer berichtet. Die Bank hatte Ende Februar in einer Pressemitteilung „rund 4,0 Prozent“ als vorläufige Größe genannt.

      Die Kontrolleure hätten in der turbulenten Sitzung die Billigung des Jahresabschlusses 2008 verweigert, berichtet die Zeitung weiter. Als Konsequenz habe der Aufsichtsrat beschlossen, sich auf den 17. März zu vertagen und dann über die Bilanz zu entscheiden. Die Dresdner Bank, ihr bisheriger Eigentümer Allianz, die Commerzbank und KPMG wollten sich laut „Handelsblatt“ nicht zu der Sitzung äußern.

      Ein Commerzbank-Sprecher stellte der Zeitung zufolge aber klar, dass die Eigenkapitalausstattung der kombinierten Bank aktuell bei „gut zehn Prozent“ liege. „Ungeachtet dessen hat der Commerzbank-Vorstand beschlossen, das Eigenkapital der Dresdner Bank um vier Milliarden Euro zu erhöhen“, fügte er hinzu. Damit stelle die Bank sicher, dass die Tochter auch für sich alleine gestellt den regulatorischen Mindestanforderungen entspreche.

      „Die Stimmung in der Sitzung war sehr gereizt“, beschrieb ein Teilnehmer die Vorgänge. Ein Aufsichtsrat habe sogar die Frage gestellt, ob die späte Information des Kontrollgremiums nicht ein Verstoß des Managements gegen die Sorgfaltspflicht darstelle. Für zusätzliche Irritation habe der Umstand gesorgt, dass auch Commerzbank-Chef Martin Blessing nichts vom Unterschreiten der Mindestkapitalanforderungen gewusst habe.

      Er sei offenbar von Dresdner-Finanzchef Klaus Rosenfeld nicht informiert worden, sagten Eingeweihte laut „Handelsblatt“. Dabei habe dessen Bereich im Vorfeld der Sitzung Bundesbank und BaFin kontaktiert. Beide Aufsichtsbehörden lehnten eine Stellungnahme ab, wie die Zeitung weiter schreibt.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3341115/Commerzbank-muss-…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 06:00:55
      Beitrag Nr. 1.656 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.429 von Maraho am 08.03.09 07:45:40Das war abzusehen...

      Warnung der Weltbank
      Entwicklungsländer brauchen riesige Summen

      Im Kampf gegen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise benötigen Entwicklungsländer gigantische Finanzhilfen. Den Staaten drohe eine Finanzierungslücke zwischen 270 und 700 Mrd. $, warnte die Weltbank.

      Die Mittel internationaler Institution reichten nicht aus, um diesen Bedarf zu decken, schrieb die Bank am Sonntag in einem Dokument, das beim Treffen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) im April in London diskutiert werden soll.

      Aufgrund der weltweiten Konsumflaute könnten Firmen aus Schwellenländer ihre Produkte immer schlechter exportieren und verkaufen, erklärte die Weltbank. Außerdem gingen die Überweisungen von im Ausland lebenden Arbeitern sowie Einnahmen durch den Verkauf von Rohstoffen zurück. Deshalb seien viele Ländern auf Finanzhilfen aus dem Ausland angewiesen.

      Am Dienstag hatte der internationale Währungsfonds gemahnt, die ärmsten Länder der Welt würden wegen der Finanzkrise 2009 zusätzliche Hilfen zwischen 25 und 140 Mrd. $ benötigen.

      Die Weltbank warnte besonders vor der Gefahr, dass auslaufende Kredite angesichts der Krise nicht verlängert werden können. Die Weltbank schätzt, dass in den Schwellenländern in diesem Jahr Kredite in Höhe von 2000 bis 3000 Mrd. $ fällig werden. Viele dieser Kredite seien von internationalen Großbanken in Fremdwährungen gewährt worden.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Warnung-der-Weltban…
      62 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 06:15:27
      Beitrag Nr. 1.657 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.015 von Maraho am 25.02.09 06:09:26Mitgehangen, mitgefangen...


      Europäische Währungsunion
      Meine Schulden, deine Schulden
      Von Werner Mussler

      Die Auswirkungen der Finanzkrise haben ein paar Erkenntnisse über die Europäische Währungsunion nach oben gespült, die gerade in Deutschland lange verdrängt worden sind. Der Anstieg der Kursdifferenzen (Spreads) zwischen den Staatsanleihen der Euro-Staaten und das damit verknüpfte Geraune über einen drohenden Staatsbankrott haben gezeigt, dass die von dem Euro-Skeptiker Joachim Starbatty vor vielen Jahren geprägte Formel von der „Haftungsgemeinschaft“ keine polemische Floskel ist.

      Sie spiegelt die ökonomische Logik der Währungsunion wider – sowohl mit Blick auf die realwirtschaftlichen Ursachen der gestiegenen Spreads als auch auf die politischen Konsequenzen, die sich nun im Falle eines Falles ergäben. In der Währungsunion ist zwar nur die Geld- und nicht die Finanzpolitik vergemeinschaftet, und die „No-bail-out-Klausel“ des Maastricht-Vertrags schließt die Haftung der Union oder eines anderen Mitgliedslandes für die Schulden eines Euro-Staates aus. Im Ernstfall sind das aber nur schöne Worte.

      Der Befund der Haftungsgemeinschaft bezog sich ursprünglich vor allem auf die „Euro-Dividende“, die früheren Schwachwährungsländern wie Griechenland durch die Aufnahme in den Euro-Raum gewährt wurde. Der – im griechischen Fall wohl gegen die Konvergenzkriterien des Maastricht-Vertrags verstoßende – Euro-Beitritt sorgte für eine erhebliche Zinsersparnis bei der staatlichen Schuldenaufnahme: Jeder Euro-Staat schien per Definition ein erstklassiges Rating zu bekommen. Die gestiegenen Spreads zeigen zwar jetzt eine differenzierte Bewertung durch die Märkte. Wer aber in Deutschland glaubt, die griechischen Schulden gingen ihn nichts an, ist auf dem Holzweg.

      Europäische „Lösungen“ für Länder in Zahlungsschwierigkeiten

      Politisch bemerkenswert ist die Einstellung der Europäischen Kommission zu dieser Frage. Noch vor wenigen Wochen hat EU-Währungskommissar Joaquín Almunia die höheren Spreads mit den nachvollziehbaren Worten kommentiert, die Märkte sanktionierten nun jene Euro-Staaten, die schlecht gewirtschaftet hätten. Die Kritik am notorisch überhöhten griechischen Staatsdefizit und an der mangelnden Bereitschaft zu Wirtschaftsreformen war nicht zu überhören.

      In der vergangenen Woche klang das ganz anders. Da sprach der Kommissar davon, dass es für die Zahlungsschwierigkeiten der betroffenen Länder europäische „Lösungen“ gebe, die einen Gang zum Internationalen Währungsfonds (IWF) unnötig machten. Diese Äußerung hat Almunia als Hüter der Verträge und als Garant der Haushaltsstabilität im Euro-Raum wieder ein Stück unglaubwürdiger gemacht – nicht nur wegen der Widersprüchlichkeit seiner Aussagen, sondern vor allem, weil er den betroffenen Staaten vorab die Verantwortung abgenommen hat.

      Welche Regierung, der die „Lösungen“ schon versprochen sind, lässt sich noch auf schmerzhafte Spar- und Reformschritte ein? Davon abgesehen, liegt in Almunias Ankündigung freilich eine unabweisbare Logik. Der Haftungsgemeinschaft wird im Falle eines Falles nichts übrig bleiben, als einzuspringen. Konkret dürfte es darauf hinauslaufen, dass einzelne Euro-Staaten den in Zahlungsnot geratenen Ländern Kredite gewähren. Abstrusere Instrumente wie Euro-Anleihen oder Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Investitionsbank (EIB) stehen aus juristischen oder politischen Gründen nicht zur Debatte.

      Der IWF spielt wohl kaum die Rolle des „Lender of Last Resort“

      Wer aber in Deutschland glaubt, einen in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Euro-Staat an den IWF verweisen zu können, dürfte sich getäuscht haben. Denn zum einen ist kaum vorstellbar, dass der IWF die Rolle eines „Lender of Last Resort“ für einen Euro-Staat übernimmt. Der Fonds dürfte darauf verweisen, dass dies die Aufgabe der Währungsunion ist – was der Interpretation als Haftungsgemeinschaft entspricht. Zweitens können die Auflagen des IWF für ein Kreditempfängerland geldpolitische Auflagen einschließen – sie müssten sich an die EZB richten. Schon die theoretische Möglichkeit solcher Auflagen wäre ein klarer Angriff auf die Unabhängigkeit der Zentralbank. Der Gedanke der Haftungsgemeinschaft kommt schließlich auch ins Spiel, wenn man über die Auswirkungen von Hilfen an einen maroden Euro-Staat auf die Gemeinschaftswährung spekuliert. Deren Wert dürfte bei einem internen Kredit weniger leiden als bei IWF-Hilfen.

      Nachdem in der vergangenen Rezession der EU-Stabilitätspakt zerstört wurde, könnte nach der jetzigen Krise auch die No-bail-out-Klausel als inhaltlicher Torso übrig bleiben. Sollte ein Euro-Staat wirklich Hilfe brauchen, gibt es Möglichkeiten, die Klausel so zu umschiffen, dass es juristisch nicht zu beanstanden ist. Ihre Substanz wäre aber – wie die des Pakts – dahin. Offen ist, welche Konsequenzen die Politik zieht, wenn die Krise vorbei ist. Das wahrscheinlichere Szenario ist, dass die weiter steigende Staatsschuld durch Inflation teilweise aufgezehrt und so jegliche – gerade nationale – Verantwortung für falsche Politik verschleiert wird. Die Erwartung mancher Ökonomen, dass die haushaltspolitischen Folgen der Krise bei der einen oder anderen Regierung zu pathologischem Lernen führten, ist wohl eher naiv.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C/Doc…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 06:26:23
      Beitrag Nr. 1.658 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.131 von Looe am 07.03.09 16:15:36Und zum Abschluß noch etwas zur HRE und dem Thema...

      Scheinenteignung
      Reinhard Jellen 09.03.2009

      Der Korruptionsforscher Werner Rügemer über unbekannte Gläubiger, maßgeschneiderte Gesetze und Sonderrechte für Manager

      Mit 102 Milliarden Euro ist der Staat bereits für die Hypo Real Estate in die Bresche gesprungen, ohne das ein Ende der Bankmisere abzusehen wäre. Eine radikales Mittel diesen Finanztransfer zu stoppen, wäre die Enteignung des Unternehmens nach den Maßgaben des Grundgesetzes. Jedoch stellt das von der amerikanischen Großkanzlei Freshfields abgefasste Finanzmarkt-Stabilisierungs-Ergänzungsgesetz , welches von der Bundesregierung am 18. Februar vorgelegt wurde, eher die Summe der Mittel dar, gerade dies nicht zu tun. Telepolis sprach darüber mit Werner Rügemer, dem Vorsitzenden von Business Crime Control.


      Herr Rügemer, der ehemalige HRE-Chefs Georg Funke hat dieser Tage durch seinen Anwalt mitteilen lassen, dass es sich bei den Vorständen der Bank "eher um Opfer der internationalen Finanzkrise" handelt als um deren Urheber. Stimmen Sie mit dieser Einschätzung überein?

      Werner Rügemer: Obwohl dieser Befund bei den Chefetagen der Banken und anderer Finanzakteure sehr verbreitet ist, stimme ich damit überhaupt nicht überein. Auf eine ähnlich gängige Formel hat es übrigens auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann gebracht, als er sagte, es wäre das "Marktumfeld" gewesen, welches die Probleme hervorgerufen hat, die die Finanzkrise ausgelöst haben. Nein. In Wirklichkeit gibt es nach allen rechtlichen und faktischen Voraussetzungen, die für Banken und Unternehmen überhaupt gelten, niemand anderen, der dafür verantwortlich zu machen ist als eben genau diese Vorstände. Niemand hat soviel Macht und Verfügungsgewalt über Sachen und Beschäftigte wie die Mitglieder des Vorstandes, insbesondere natürlich die Vorstandvorsitzenden.

      Nun wurde von Seiten der Bundesregierung ein Gesetzentwurf zur "Enteignung" der HRE auf den Weg gebracht. Wie bewerten Sie dieses Vorhaben?

      Werner Rügemer: In der Öffentlichkeit wird gern von einem "Enteignungsgesetz" gesprochen, jedoch im Gesetz selber kommt dieser Begriff überhaupt nicht vor. Dort heißt der Begriff: Rettungsübernahme. D.h. man vermeidet offensichtlich den Begriff der Enteignung, um sich den entsprechenden Vorschriften des Grundgesetzes zu entziehen, die für eine Enteignung gelten. Dabei sind diese Vorschriften im Grundgesetz ohnehin schon sehr allgemein gefasst. Im Grundgesetz heißt es beispielsweise, "zum Wohle der Allgemeinheit" kann eine Enteignung stattfinden, aber in dem Gesetzentwurf ist, wie gesagt, von Enteignung überhaupt keine Rede.


      Enteignung soll unterbunden werden

      Und der Gesetzentwurf stellt, wenn man genau hinsieht, tatsächlich auch kein Enteignungsbestreben dar, sondern er ist zunächst mal ein Einschreiten des Staates, das von vornherein zeitlich begrenzt ist. D.h., dass sich der Staat nach möglichst kurzer Zeit, wenn die Bank einigermaßen wieder auf den Beinen ist, wieder zurückziehen soll. Zudem ist in diesem Gesetzentwurf überhaupt nichts enthalten, was darauf hindeutet, dass der Staat bestimmte Finanzpraktiken, die zur Krise und auch zur hoffnungslosen Überschuldung der Bank geführt haben, ändern oder gar verbieten wird.

      Wie kommt es dann, dass der Begriff "Enteignung" in den Medien so oft fällt?

      Werner Rügemer: In der Tat ist dies etwas auf den ersten Blick Erstaunliches. Ich interpretiere das so, dass von Seiten der Medien, die ja bisher auch tendenziell auf der Seite der Banken gewesen sind und die Bankenkrise selber immer wieder beschönigt haben, die Angst vor einer drohenden Enteignung immer wieder geschürt wird, um den Staat noch weiter weich zu klopfen, damit dieser überhaupt nichts mehr macht, was auch nur im Entferntesten einer Enteignung nahekäme. – Und dass obwohl der Staat in dem Gesetzentwurf bereits händeringend beschwört, dass er überhaupt keine Enteignung machen möchte. Aber offensichtlich wollen die privatwirtschaftliche Lobby und auch die großen Medien, die zu dieser Lobby gehören, die kleinste Regung in Richtung einer wirklichen Enteignung bereits im Keim ersticken.

      Warum lässt man die HRE nicht einfach Pleite gehen?

      Werner Rügemer: Sowohl nach den gesetzlichen Vorgaben, die wir hier in Deutschland haben, als auch nach den erklärten Prinzipien der freien Marktwirtschaft und dem, was jahrzehntelang als Wirtschaftsdoktrin verbreitet worden ist, müsste eigentlich eine ordentliche Insolvenzabwicklung gemacht werden. Ich halte das auch für sowohl einzelbetrieblich als auch volkswirtschaftlich vernünftig.


      Keine Gründe für staatliche Hilfe

      Eine Insolvenzabwicklung bedeutet ja nicht, dass ein Unternehmen vollständig plattgemacht wird, sondern bei einer Insolvenz muss der Insolvenzverwalter so vorgehen, dass er die gesunden Teile eines Unternehmens weiter fortbestehen lässt und - das wäre im Sinne einer reinigenden Wirkung für ein niedergehendes Unternehmen auch geboten.

      Welche Interessen stecken dann dahinter, die HRE nicht in die Insolvenz gehen zu lassen?

      Werner Rügemer: Offensichtlich ist es so, dass an den hochspekulativen Finanzpraktiken der HRE die ganze Riege der großen deutschen Banken beteiligt war. Diese, allen voran die Deutsche Bank und die Commerzbank, sind Gläubiger der HRE. Sie haben dieser Bank für ihre spekulativen Geschäfte bis zum bitteren Ende möglichst viele Kredite gegeben, weil sie als Kreditgeber selber darauf spekuliert haben, an deren erhofften überdurchschnittlichen Gewinnen zu partizipieren.

      Warum überprüft der Staat nicht die Verbindlichkeiten der Banken?

      Werner Rügemer: Das ist ja nicht nur bei der HRE, sondern auch bei dem ganzen 500 Milliarden schweren Bankenrettungspaket der Bundesregierung nicht der Fall: Die Banken wollen das nicht und leider geht der Staat darauf ein. Die Ursachen für die Verschuldung der Banken soll nicht genau geprüft werden, weil dabei sicherlich in vielen Fällen herauskäme, dass es weder nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten noch nach dem Grundgesetz, in dem es heißt "nach dem Wohle der Allgemeinheit" von öffentlichem Interesse wäre, die finanziellen Verpflichtungen der Banken zu übernehmen. Wie wir zumindest ganz allgemein wissen, sind hier sehr dubiose Finanzwetten zwischen den Banken gemacht worden, die immer weiter hochgeschraubt wurden. Wenn man das genau untersuchen würde, käme wohl heraus, dass es gar keine Gründe gibt, diese Verpflichtungen anzuerkennen und mit staatlichen Mitteln erfüllen zu helfen.


      Großkanzleien als Interessenvertreter

      Und es käme natürlich auch das konkrete Verschulden der einzelnen, jeweils dafür verantwortlichen Manager heraus, die dann möglicherweise nach den Strafgesetzbestimmungen der Untreue, des Betruges, des Insiderverhaltens, der Dokumentenfälschung etc. strafrechtlich und zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnten.

      Wie beurteilen Sie die Rolle der Bundesregierung in diesem Spiel?

      Werner Rügemer: Die Bundesregierung ist sozusagen mit im Komplott. Denn sie hat ja – wie schon vorher die rot-grüne Regierung, aber auch die Regierung Kohl – für diese enthemmten Finanzpraktiken die rechtlichen und politischen Voraussetzungen geschaffen: Die Zulassung der Hedgefonds, die gesetzliche Ermöglichung der Verbriefung von Krediten in einem endlosen Schneeballsystem, die rechtliche Anerkennung von sogenannten außerbilanziellen Zweckgesellschaften etc., all diese Praktiken sind durch diese Regierungen politisch begründet, gesetzlich ermöglicht und in der Öffentlichkeit durchgesetzt worden. D.h. die Regierung ist selbst Akteur bei der Durchsetzung der Praktiken, die zur Finanzkrise geführt haben. Deswegen sehen auch die Rettungsmaßnahmen sowohl im Allgemeinen über die Soffin (der Sonderfond Finanzmarktstabilisierung) als auch im Speziellen für die HRE so aus, dass offensichtlich völlig ungebrochen den Wünschen der Banker entsprochen wird.

      Den Entwurf für das Finanzmarkt-Stabilisierungs-Ergänzungsgesetz hat die US-Kanzlei Freshfields verfasst. Können Sie uns etwas über diese Kanzlei erzählen?

      Werner Rügemer: Freshfields ist eine der ganz großen einflussreichen amerikanischen Wirtschaftskanzleien. Amerikanische Großkanzleien sind ja nicht nur Zusammenschlüsse von Anwälten, sondern auch ganz prinzipiell Vertreter von Unternehmensinteressen. Sie gestalten Recht im Sinne ihrer Mandanten, sind auch als Lobbyisten für diese tätig und wirken ganz massiv auf die Politik in den USA ein.


      Täter rechtlich geschützt

      Großkanzleien sind z.B. die größten Spendensammler für die Kandidaten der republikanischen und demokratischen Partei in den großen Wahlkämpfen. Auch für Obama waren ja mehrere dieser amerikanischen Kanzleien tätig. Und da steht Freshfields eben ganz vorne mit in der Reihe.

      Hat diese Kanzlei bereits Verträge in Deutschland ausgearbeitet?

      Werner Rügemer: Seit einem guten Jahrzehnt wirkt Freshfields nun auch in der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat von der Bundesregierung wichtige Aufgaben übertragen bekommen. Bei großen Privatisierungen ist die Kanzlei dabei, so hat sie nach dem Muster von Public Private Partnership den 17.000-Seiten-Vertrag zu Toll Collect verfasst, also zum Mautsystem für LKWs auf deutschen Autobahnen. Ebenso stammt der Gesetzentwurf zur Privatisierung der Berliner Sparkasse von Freshfields. Ganz vorne mit dabei war Freshfields auch beim dubiosen Finanzprodukt Cross Border Leasing.

      Die Machenschaften der Manager scheinen einem größeren juristischen Toleranzspielraum zu unterliegen als die Vergehen abhängig Beschäftigter. Können Sie uns dafür Gründe nennen?

      Werner Rügemer: Die Manager haben nicht nur einen enormen Freiraum in ihrem unternehmerischen Verhalten, sondern besitzen auch einen sehr großen rechtlichen Freiraum. Das bedeutet, die Gerichte haben nach den geltenden Gesetzen fast keine juristische Zugriffsmöglichkeit, um führende Manager tatsächlich strafrechtlich zu sanktionieren. Das stellt natürlich eine enorme Diskrepanz dar gegenüber der Mehrheit der normal Beschäftigten, für die bekanntlich das nicht gilt, was die Manager, die mit Straftatbeständen konfrontiert werden, weidlich für sich in Anspruch nehmen: Die Unschuldsvermutung bis zuletzt. Für normal Beschäftigte in deutschen Unternehmen gilt diese Unschuldsvermutung gerade nicht. Denn nach dem geltenden Arbeitsrecht ist hier der sogenannte Betriebsfrieden ausschlaggebend. Wenn z.B. abhängig Beschäftigte eine strafrechtlich relevante Tat irgendeines Managers beim Betriebsrat oder Staatsanwalt anzeigen, kann das zu hundert Prozent den Fakten entsprechen, aber wenn sie nach der Auffassung des Vorstands den Betriebsfrieden stören, dann können sie völlig legal gekündigt werden. Die Vorstände und Manager, die sich heute gerne als Opfer darstellen, sind weder wegen der Verschuldung von Milliarden noch wegen Störung des Betriebsfriedens belangbar. Wenn es überhaupt in unserem Wirtschaftssystem Täter gibt, dann sind sie es, aber sie sind rechtlich weitestgehend geschützt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29871/1.html

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:12:47
      Beitrag Nr. 1.659 ()


      ENTWEDER HAT ER DIE 85 MILLIONEN €URO LOTTERIE GEWONNEN ODER ER HAT NE´TOP-BANK AUF DIE KNIE GEBRACHT UND IST DANN MIT NER RIESENPENSION IN DEN RUHESTAND GEGANGEN:
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:13:44
      Beitrag Nr. 1.660 ()
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:15:22
      Beitrag Nr. 1.661 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.309 von Maraho am 07.03.09 17:14:08Guten Tag zusammen,
      einige Nachrichten...

      Kurzarbeit

      Handel setzt verstärkt auf Kurzarbeit
      von Dietrich Creutzburg und Christoph Schlautmann

      Die Bundesregierung hat im Zuge ihres Konjunkturpakets die Hürden für die Anwendung der Kurzarbeit gesenkt. Nun greifen gleich mehrere große Anbieter nach der Sozialleistung. Doch Kritik hagelt es auch aus den eigenen Reihen.


      BERLIN/DÜSSELDORF. Die Lockerung der Vorschriften für Kurzarbeit rückt dieses Arbeitsmarkt-Instrument erstmals auch in den Fokus von Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Selbst der Düsseldorfer Dax-Konzern Metro erklärte nun überraschend, man prüfe für die großflächigen Selbstabholermärkte (Cash & Carry) die Einführung von Kurzarbeit. Entschieden sei aber noch nichts, stellte ein Sprecher von Deutschlands größtem Handelsunternehmen klar.

      Die Bundesregierung hat im Zuge ihres Konjunkturpakets die Hürden für die Anwendung der Kurzarbeit gesenkt. Bisher musste der konjunkturbedingte Arbeitsausfall für mindestens ein Drittel der Mitarbeiter eines Betriebs mehr als zehn Prozent ausmachen, damit die Bundesagentur für Arbeit (BA) Kurzarbeitergeld zahlt. Nun wird das Drittel-Quorum für die Zeit bis Ende 2010 ausgesetzt. Dies ist für den Handel insofern besonders interessant, als es dort zumeist schwieriger ist als in der Industrie, auf einen Schlag große Teile der Belegschaft nach Hause zu schicken. Kurzarbeiter erhalten für die Ausfallzeit je nach Familienstand 60 oder 67 Prozent des regulären Lohns aus der Sozialkasse.

      Tatsächlich sind Handelsunternehmen bisher beim Thema Kurzarbeit stark unterrepräsentiert. Laut BA meldeten im Februar 2 023 Händler für zusammen gut 25 000 Arbeitnehmer Kurzarbeit an. Zum Vergleich: Allein im verarbeitenden Gewerbe waren es im Februar 8 537 Firmen mit 571 000 Arbeitnehmern.

      Jetzt aber kündigen gleich mehrere Handelskonzerne an, Kurzarbeit nutzen zu wollen. Vorreiter ist die Baumarktkette Praktiker, die wegen der eigenen Rabattpolitik („20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“) unter Ertragsdruck geraten ist. Der Vorstand des im MDax notierten Unternehmens hat sich nach eigenem Bekunden mit dem Gesamtbetriebsrat auf die Möglichkeit von Kurzarbeit geeinigt. Wie viele der 14 000 Praktiker-Mitarbeiter davon betroffen sind, stehe noch nicht fest. Auf der Liste stehen aber 86 der 260 deutschen Standorte.

      Am Freitag folgte der Büromöbel-Versandhändler Takkt. Wegen anhaltender Umsatzeinbrüche setze man auf Kurzarbeit, teilte das SDax-Unternehmen mit. Die Umsatzzahlen für Januar und Februar seien im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gesunken. Für den Rest des Quartals erwarte der Vorstand keine Trendwende. Wie Metro wird auch Takkt von der Duisburger Haniel-Gruppe kontrolliert.

      Angesichts sinkender Buchungszahlen bereitet sich zudem der Reisekonzern Tui auf verkürzte Arbeitszeiten vor. Die Geschäftsführung wolle mit dem Betriebsrat darüber verhandeln, sagte ein Sprecher. Bis Ende April würden die Überstundenkonten auf null zurückgeführt. Dann könnte es Kurzarbeit geben.

      Schon jetzt aber hagelt es Kritik aus den eigenen Reihen. „Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Krise im Einzelhandel noch gar nicht angekommen ist, dann ist das nichts anderes als der Versuch, sich auf Kosten der Mitarbeiter und mit Hilfe der Sozialkasse zu finanzieren“, sagte der Hornbach-Chef und Praktiker-Konkurrent Albrecht Hornbach in einem Interview.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleist…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:19:33
      Beitrag Nr. 1.662 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.759 von Maraho am 07.03.09 14:06:30Zu den USA und dem dortigen ....

      Konjunkturpaket

      Was bringen 787 Milliarden?
      von Olaf Storbeck

      Barack Obama pumpt die unvorstellbare Summe von 787 Mrd. Dollar in die US-Wirtschaft. Wie wird diese Riesensumme wirken? Regierungsökonomen prognostizieren vier Millionen neue Jobs. Skeptiker befürchten, dass das Geld verpufft. Woran liegt diese extrem unterschiedliche Sicht der Dinge? Handelsblatt.com klärt auf.

      DÜSSELDORF. Es ist das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte der Menschheit: 787 Milliarden US-Dollar nimmt die amerikanische Regierung in die Hand, um die Wirtschaftskrise zu bekämpfen.

      Wird der Milliarden-Regen so wirken, wie US-Präsident Barack Obama versprochen hat? Über diese Frage tobt unter Makro-Ökonomen eine Debatte, die von Woche zu Woche heftiger wird. Die Antwort hängt entscheidend davon ab, welchen Forscher man fragt und welches Makro-Modell er benutzt.

      Volkswirte, die die US-Regierung beraten, sind der Meinung: Das Geld ist gut angelegt. Für jeden Dollar, den der Staat ausgebe, werde das Bruttoinlandsprodukt um 1,60 Dollar steigen, prognostizieren die Obama-Ratgeber Christina Romer und Jared Bernstein. Bis Ende 2010, so schätzen sie, dürften dadurch drei bis vier Millionen neue Jobs entstehen.

      Ein vierköpfiges Forscherteam der Universitäten Stanford und Frankfurt am Main dagegen greift diese Zahlen in einer neuen Studie mit dem Titel \"New Keynesian versus Old Keynesian Government Spending Multipliers\" jetzt massiv an. Die Vorhersage sei viel zu optimistisch. Die Regierungsökonomen hätten veraltete Prognose-Modelle benutzt und unrealistische Annahmen über den künftigen Kurs der amerikanischen Geldpolitik getroffen. Moderne keynesianische Modelle, die auf dem aktuellen Stand der Forschung seien, lieferten geringere Effekte für Wachstum und Beschäftigung, schreiben John Cogan, John Taylor (beide Stanford), Tobias Cwik und Volker Wieland (beide Frankfurt).

      Grundlage der Zahlen von Romer und Bernstein ist unter anderem ein Makro-Modell der Notenbank Fed für die US-Wirtschaft. Dieses aber ist nach Ansicht der Kritiker aus Stanford und Frankfurt überholt - vor allem, weil es nicht berücksichtigt, dass Menschen auf Interventionen des Staates reagieren und ihre Erwartungen sowie ihr Verhalten an die Politik anpassen.

      Dieses Argument geht auf den Chicagoer Ökonomen Robert Lucas zurück und bescherte ihm den Nobelpreis. Dem \"alten\" Keynesianismus entzog es argumentativ den Boden. Keynesianisch orientierte Makro-Ökonomen haben die \"Lucas-Kritik\" aufgegriffen und die veränderten Erwartungen der Menschen in ihre Modelle integriert. Dieser Ansatz wird \"new keynesian macro\" genannt und hat sich seit rund zehn Jahren etabliert.

      Die Debatte über die Wirkung von Obamas Konjunkturpaket ist mehr als ein abstrakter Methodenstreit unter Wissenschaftlern. Sie hat erhebliche Folgen für die Schlüsse, die die Modelle nahelegen. So treffen Romer und Bernstein eine Annahme über die künftigen US-Zinspolitik, die laut Cogan & Co. in den neueren Modellen in die wirtschaftliche Katastrophe führen würde.

      Konkret geht es darum, dass die Regierungsberater davon ausgehen, die Fed werde die Leitzinsen für immer auf dem heutigen Niveau von null einfrieren. Das würde bedeuten, dass die Realzinsen bei höherer Inflation negativ blieben.

      Wenn die Menschen ihre Erwartungen und Entscheidungen anpassen, würde dies über kurz oder lang zu Hyperinflation führen, argumentieren die Kritiker. Nur weil Romer und Bernstein genau das ausklammerten, würde das in ihrer Simulationsrechnung nicht passieren. In moderneren Modellen aber würden \"die Inflationserwartungen aus der Verankerung gerissen, und das Preisniveau würde explodieren\".

      Verhindern lasse sich das nur, wenn die Notenbank irgendwann die Zinsen wieder erhöhe. Cogan & Co. unterstellen in ihren eigenen Berechungen, dass die Fed spätestens 2011 die Nullzinspolitik aufgibt - und attestieren Obamas Konjunkturpaket unter diesen Prämissen viel geringere Wachstumseffekte.

      Für ihre Prognosen benutzen sie ein neu-keynesianisches Makro-Modell, das die Notenbank-Volkswirte Frank Smets (EZB) und Rafael Wouters (Belgische Nationalbank) 2007 im \"American Economic Review\" veröffentlicht haben. Es gilt derzeit in der Marko-Forschung als eines der Referenzmodelle und kann den Verlauf der amerikanischen Konjunktur in den letzten Jahrzehnten recht gut erklären.

      Steigende Staatsausgaben führen darin anders als im alten Fed-Modell nicht dazu, dass die Wirtschaftsleistung überproportional stark wächst. Ein zusätzlicher Dollar Staatsausgaben erzeugt nur einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 40 Cent und nicht wie bei Romer und Bernstein um 1,60 Dollar. Im Fachjargon ausgedrückt: Der Multiplikator ist mit 0,4 deutlich kleiner als eins.

      Allerdings: Nicht alle neu-keynesianischen Makro-Ökonomen sehen einen so geringen Wirkungsgrad von Konjunkturpolitik. So bezifferte ein Forscherteam um den Spanier Jordi Galí in einer 2007 im \"Journal of the European Economic Association\" veröffentlichten Studie den Multiplikator für die US-Wirtschaft auf 1,74. Galí gilt als einer der weltweit führenden Makro-Ökonomen; und er wandte eine andere, etablierte Methode an - die sogenannte Vektorautoregression, bei der man lange Zeitreihen analysiert, ohne sie in einen engen Theorierahmen zu pressen.

      Welcher Forscher hat am Ende recht? Seriös kann man das erst in einigen Jahren beurteilen. Bis dahin kann man aus der Debatte eines lernen: Vorsicht vor einfachen makroökonomischen Wahrheiten!

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/wissenswert/was-bring…
      332 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:26:14
      Beitrag Nr. 1.663 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.654 von Maraho am 01.03.09 11:36:35In Bezug....

      Warren Buffett: Die Wirtschaft ist "in einen Abgrund gestürzt"

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Finanz- und Wirtschaftskrise entspricht dem amerikanischen Investor Warren Buffett zufolge "beinahe dem schlimmsten Szenario", welches er sich habe vorstellen können. Die Wirtschaft sei "in einen Abgrund gestürzt", sagte Buffett am Montag dem Fernsehsender CNBC. Die weltgrößte Volkswirtschaft, Amerika, sei in einer Teufelskreis gefangen. Sie könne nicht auf dem Absatz kehrt machen und die Erholung werde, wenn sie denn komme, nur langsam vonstatten gehen. Er rief die amerikanische Politik auf, Grabenkämpfe hinter sich zu lassen und in einer nationalen Anstrengung die Wirtschaft wieder auf die Beinen zu stellen. Bislang seien die Signale aus Washington widersprüchlich. Daher seien Amerikaner verunsichert und zögen sich beim Konsum und wirtschaftlichen Engagement zurück./RX/fn/wiz

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:30:30
      Beitrag Nr. 1.664 ()
      Krisenticker...

      09.30 Uhr: Die Finanzkrise hat nach einer Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) weltweit Vermögenswerte von 50 Billionen Dollar - umgerechnet 39,4 Billionen Euro - vernichtet. Asien war stärker betroffen als andere aufstrebende Regionen. Dort seien 9,6 Billionen Dollar vernichtet worden, etwas mehr als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines ganzen Jahres, berichtete die ADB am Montag an ihrem Sitz in Manila (Philippinen).

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:37:23
      Beitrag Nr. 1.665 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.097 von Maraho am 09.03.09 12:26:14In Anlehnung....
      .... ein Interview.

      Wirtschaftskrise
      "Unterdrückung der Banken"
      Von Henrik Müller

      Verstaatlichte Banken, schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Schulden, weiche Währungen: Avinash Persaud sagt im Interview mit manager magazin eine lange Dürrephase voraus. Die Welt stehe am Beginn einer Ära der Düsternis, warnt der Finanzfachmann.


      mm: Herr Professor Persaud, die Finanzkrise dauert bereits anderthalb Jahre. Notenbanken und Regierungen haben getan, was sie konnten. Aber die Banken misstrauen einander immer noch. Im Gegenteil, die Krise verschärft sich weiter. Wie lange wird dieser Zustand anhalten?

      mm: Das klingt reichlich düster.

      Persaud: Dieses Szenario ist doch längst Realität. Wenn ich Ihnen vor zwei Jahren gesagt hätte: Das deutsche Bankensystem wird zu großen Teilen verstaatlicht, hätten Sie mir vorgeworfen, dass ich nichts von Ihrem Land verstehe. Und so ist es überall: Weil die Banken sich untereinander kein Geld leihen, wenden sie sich an die Notenbanken, die inzwischen den Geldmarkt ersetzen. Die Notenbanken aber verschenken kein Geld, sondern sie verleihen es - die Banken müssen Vermögenswerte als Sicherheiten hinterlegen. Diese Sicherheiten sind inzwischen so knapp, dass die Regierungen in den vergangenen Monaten begonnen haben, die Banken zu rekapitalisieren. Faktisch haben wir längst einen verstaatlichten Bankensektor.

      mm: Und Sie meinen, das wird auf Jahre so bleiben?

      Persaud: Ich fürchte, ja. Für den Moment sehe ich keine Alternative zu massiver staatlicher Intervention. Und für die absehbare Zukunft gibt es keine Exit-Strategien.

      mm: Nicht alle Regierungen zwingen ihre Banken unter die Rettungsschirme. In Deutschland etwa gibt es keine Pflicht zur Annahme von Staatsgeldern.

      Persaud: Eine Regelung, die ich problematisch finde. Ich denke schon, dass der Staatseinstieg freiwillig sein sollte. Aber Regelungen wie die deutsche führen dazu, dass Banken erst einmal versuchen, ohne Hilfe über die Runden zu kommen. Ein späterer Einstieg steht ihnen ja offen. Unsicherheit und Misstrauen im Markt bleiben. Der Staat sollte deshalb für die Option zum späteren Einstieg eine Gebühr erheben - wer davon Gebrauch macht, sollte Staatsgelder zu schlechteren Konditionen bekommen. Abzuwarten hätte also seinen Preis. Dann wären die Anreize richtig gesetzt.

      mm: Werden am Ende der Krise alle Banken verstaatlicht sein?

      Persaud: Auf jeden Fall sehr viele. Im verstaatlichten Finanzsystem der Zukunft werden Regierungen entweder große Anteile der Banken besitzen; oder die Institute werden sehr stark reguliert. Dies sind gefährliche Tendenzen, die die wirtschaftliche Entwicklung für lange Zeit behindern werden.

      mm: Was macht Sie so sicher, dass nicht nach einer relativ kurzen Phase des Interventionismus die Banken reprivatisiert werden?

      Persaud: Diese Krise wird die Psychologie sehr dauerhaft beeinflussen. Sie hinterlässt bei den Leuten das Gefühl, Finanzmärkte seien zu gefährlich, um sie sich selbst zu überlassen. Das ist natürlich insoweit richtig, als die Finanzmärkte künftig besser reguliert werden müssen. Aber es ist doch so: Banker sind nicht gut in Banking - Regierungen jedoch sind noch schlechter. Staatsbanker leiten Gelder am liebsten in politisch motivierte Projekte. Und die privaten Banker der Zukunft werden sehr, sehr vorsichtig bei der Kreditvergabe sein.

      mm: Eine gewisse Vorsicht wäre ja nach den Exzessen der vergangenen Jahre nicht schlecht.

      Persaud: Stimmt, wir brauchen vorsichtigere Banken. Aber wir sind auf dem Weg zu einem unterdrückten Bankensystem - unterdrückt durch staatliche Regulierung.

      mm: Das heißt: Unternehmen kommen künftig kaum noch an Kapital?

      Persaud: Das ist die Konsequenz. Das Kapitalangebot wird knapper - zum einen weil die Banken viel vorsichtiger sein werden, zum anderen weil die Staatsverschuldung stark steigen und private Kapitalnachfrager zum Teil verdrängen wird. Unternehmen und private Haushalte kommen nicht mehr so leicht an Kredite. Die Bürger werden wieder mehr sparen. Ich erwarte beispielsweise eine Renaissance langfristig orientierter Institute: Banken, die langfristige Spareinlagen in langfristige Kreditvergabe umwandeln.

      mm: Das klingt nach dem Finanzsystem der Nachkriegszeit, das noch von den Erfahrungen der Großen Depression geprägt war.

      Persaud: Absolut. Auch in den 50er und 60er Jahren war die Regulierung so strikt, dass ich von einem unterdrückten Bankensystem sprechen würde. Es gibt da eine Menge Parallelen.

      mm: Was bedeutet das für die Wirtschaft insgesamt?

      Persaud: Wir müssen uns auf eine lange Phase schwachen Wachstums einstellen. Wegen der Kombination aus hoher Staatsverschuldung und repressiver Finanzmarktregulierung wird das Kapitalangebot für die Privatwirtschaft schmal sein. Und genau das wird letztlich zu steigender Inflation führen, gerade in den USA und in Großbritannien, wo derzeit alle Hemmungen gefallen sind, was staatliche Ausgabenprogramme angeht. In Kontinentaleuropa, zumal in Deutschland, scheinen die Regierungen vorsichtiger zu sein.

      mm: Letzter Ausweg Geldentwertung?

      Persaud: So sieht es aus. Um das Wachstum anzukurbeln, werden die Regierungen auf eine expansive Geldpolitik setzen. Sie werden versuchen, die gigantischen Schuldenlasten, die am Ende die öffentlichen Haushalte belasten, wegzuinflationieren. Den Vereinigten Staaten wird gar nichts anderes übrig bleiben, als Geld zu drucken. Und das wird sogar halbwegs populär sein, populärer jedenfalls als die Alternative: Steuererhöhungen. Eine junge, hoch verschuldete Gesellschaft wie die amerikanische findet Inflation attraktiver als höhere Steuern.

      mm: Herr Persaud, wenn wir Sie richtig verstehen, sehen Sie als Folge der Finanzkrise eine radikal neue globale Wirtschaftsordnung: quasiverstaatlichte Finanzsektoren, gigantische Staatsschulden, schwaches Wachstum, Inflation ...

      Persaud: ... jedenfalls in den angelsächsischen Ländern, ja ...

      mm: ... und am Ende verliert der Dollar seine Rolle als wichtigste Reservewährung der Welt?

      Persaud: Das ist wahrscheinlich.

      mm: Wird der Euro den Dollar ersetzen?

      Persaud: Da habe ich Zweifel. Euro-Land mag stabiler sein als die USA, aber die Bevölkerung altert rapide. Auf längere Sicht wird Europas Anteil am Weltsozialprodukt schrumpfen. All das spricht gegen den Euro. Letztlich wird man eine neue künstliche globale Reservewährung brauchen - eine neue Form der Sonderziehungsrechte. Es gibt keinen Zweifel, dass diese Krise weitreichende und anhaltende Folgen haben wird.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,60…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:47:24
      Beitrag Nr. 1.666 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.390 von Maraho am 28.02.09 19:14:13Hierin geht es um die Goldreserven der BRD...
      Man hält sich bedeckt, wie immer...
      Bilde sich jeder seine eigene Meinung.


      Bundesbank
      Deutsche Goldreserven unverkäuflich
      Frank Doll

      Die Bundesbank will die deutschen Goldreserven nicht verkaufen. Sie verleiht sie aber zum Teil – und nimmt damit unnötige Risiken in Kauf.

      Eine Bank liegt dem Steuerzahler noch nicht auf der Tasche – die Deutsche Bundesbank. Im Gegenteil: Am Dienstag wird Bundesbank-Präsident Axel Weber wohl den höchsten Bundesbankgewinn seit 2001 melden. Knapp sieben Milliarden Euro werde Weber an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück weiterreichen, schätzt Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank. Die Bundesbank profitierte vom wieder gestiegenen US-Dollar und dem hohen Refinanzierungsbedarf der privaten Banken.

      Den Verkauf der deutschen Goldreserven – aktueller Marktwert gut 80 Milliarden Euro – dürfte Weber erneut ablehnen. Zuletzt hatte CDU-Haushaltsexperte Steffen Kampeter dies gefordert – zur Finanzierung der Konjunkturpakete des Bundes. Die Goldreserven seien für Krisenzeiten angelegt worden, und in denen befinde man sich jetzt, ließ Kampeter verlauten. In Finanzkreisen heißt es dazu, der forsche CDU-Mann habe da wohl etwas durcheinander gebracht: Eben weil das Vertrauen in den Euro schwindet, ist es umso wichtiger, am Gold festzuhalten. So sieht das bisher auch Bundesbankchef Weber: „Die Goldreserven haben eine vertrauens- und stabilitätssichernde Funktion für die gemeinsame Währung.“

      Goldbestände lagern weltweit

      Bis auf etwa fünf Tonnen pro Jahr, die dem Bund für die Prägung von Goldmünzen verkauft werden, hat die Bundesbank seit Webers Amtsantritt 2004 kein Gold abgegeben. Offiziell weist die Bundesbank 3412,6 Tonnen Goldreserven aus. 2008 stieg der Goldpreis in Euro um acht Prozent auf 620 Euro pro Feinunze. Somit wird die Bundesbank in ihrer Bilanz für 2008 unter dem Aktivposten „Gold und Goldforderungen“ etwa 68 Milliarden Euro ausweisen, rund sechs Milliarden Euro mehr als Ende 2007. Die Goldbilanz fiele deutlich düsterer aus, wäre Webers Amtsvorgänger Ernst Welteke mit seiner Idee durchgekommen, Gold zu verkaufen und den Erlös auch in europäische Aktien zu stecken.

      Schön, dass der Steuerzahler also so viel Gold besitzt. Nur wo genau liegt unser aller Goldschatz? Auf Fragen nach dessen Verwahrort geben sich die Bundesbanker äußerst zurückhaltend: Das Gold lagere in eigenen Tresoren im Inland, Bestände würden aber auch im Ausland bei Zentralbanken verwahrt, so ein Bundesbank-Sprecher gegenüber der WirtschaftsWoche. Goldbestände lagerten in New York bei der Federal Reserve Bank und in London bei der Bank of England.

      Dies habe sich „historisch und marktbedingt so ergeben“, weil das Gold an diesen Handelsplätzen einst an die Bundesbank übertragen wurde. Ein kleiner Teil werde auch in Paris bei der Banque de France verwahrt. Die Lagerung im Ausland sei betriebswirtschaftlich sinnvoll, solange sie kostengünstiger sei als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen.

      Gold an Banken "höchster Bonität" verliehen

      Zur Frage, wie viel Gold denn in New York, London und Paris lagere, könne man „aus grundsätzlichen Erwägungen“ leider keine näheren Angaben machen. Ein Teil des Goldbestands werde überwiegend kurzfristig an international tätige und im Goldgeschäft erfahrene Banken „höchster Bonität“ verliehen. Der Anteil dieser Goldleihgeschäfte an den Goldbeständen bewege sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Gerechtfertigt wird diese Praxis damit, dass sich im Goldleihgeschäft Einnahmen erzielen lassen, die einen Beitrag zur Deckung der für das Gold anfallenden Lagerkosten leisten.

      Die Einnahmen daraus sind bescheiden: 2007 verdiente die Bundesbank mit dem Verleihen von Gold laut Jahresabschluss eine Million Euro. Dafür nehmen die Bundesbanker Risiken in Kauf: Goldforderungen aus verliehenem Gold unterscheiden sich in ihrer Qualität erheblich von Goldeigentum. Gold kann nicht pleitegehen, Goldforderungen aber können notleidend werden. Die Notenbank von Portugal etwa verlor in den Achtzigerjahren 17 Tonnen Gold, als ihre Vertragspartnerin, die US-Investmentbank Drexel Burnham, in Konkurs ging.

      Nähere Angaben dazu, auf wessen Urteil sich die Bundesbank bei der Bewertung der Bonität ihrer Geschäftspartner verlasse und welche Mindestbonität diese mitbringen müssten, verweigerte die Bundesbank: „Wir verwenden die Ratings mehrerer Agenturen. Über die Mindestratings geben wir aus geschäftspolitischen Gründen keine Auskunft.“

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/deutsche-goldreserven-unverk…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:51:42
      Beitrag Nr. 1.667 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.473.238 von Maraho am 29.01.09 13:11:40Denen bleibt nichts erspart....

      Kollaps
      Auch Islands viertgrößte Bank am Ende

      Die 320.000 Bürger Islands bleiben von Schreckensmeldungen nicht verschont: Nun muss der Staat die Kontrolle über eine weitere Bank übernehmen. In Island herrscht derzeit eine Inflationsrate von 20 Prozent.

      Knapp fünf Monate nach dem Zusammenbruch der drei größten Banken Islands ist auch Straumur-Burdaras als frühere Nummer Vier am Ende. Wie die Bankenaufsicht in Reykjavik am Montag mitteilte, übernimmt der Staat die Kontrolle über alle Aktivitäten der Investmentbank. Im vergangenen Oktober hatten die führenden Geldinstitute Kaupthing, Landsbanki und Glitnir das Handtuch werfen müssen und wurden zwangsverstaatlicht.

      Sie hinterlassen den isländischen Steuerzahlern Schulden in Höhe des Zehnfachen des jährlichen Bruttonationalproduktes. Straumur- Burdaras allein hat 2008 Verluste über umgerechnet 700 Millionen Euro gemacht. Als Folge des Finanz-Kollaps' auf Island haben die 320.000 Bürger mit Leitzinsen von 18 Prozent, einer Inflationsrate von fast 20 Prozent und einer drastischen Abwertung der Landeswährung Krone zu kämpfen. (ut/dpa)

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Island-Finanzkrise;…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 12:57:11
      Beitrag Nr. 1.668 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.410 von Maraho am 09.03.09 06:15:27Da sprach der Kommissar davon, dass es für die Zahlungsschwierigkeiten der betroffenen Länder europäische „Lösungen“ gebe, die einen Gang zum Internationalen Währungsfonds (IWF) unnötig machten. Diese Äußerung hat Almunia als Hüter der Verträge und als Garant der Haushaltsstabilität im Euro-Raum wieder ein Stück unglaubwürdiger gemacht – nicht nur wegen der Widersprüchlichkeit seiner Aussagen, sondern vor allem, weil er den betroffenen Staaten vorab die Verantwortung abgenommen hat.
      Welche Regierung, der die „Lösungen“ schon versprochen sind, lässt sich noch auf schmerzhafte Spar- und Reformschritte ein?


      Dieser Almunia ist ein Vollidiot, fast schon ein Garant, daß die Sanierung der angeschlagenen EU-Staaten scheitern wird.

      Der IWF spielt wohl kaum die Rolle des „Lender of Last Resort“

      Muß er ja auch nicht, dafür gibt`s andere Dumme ,z.B. Deutschland.
      Die USA werden schon genau darauf achten, daß die IWF-Gelder nicht für die Stabilisierung des Euros ausgegeben werden.

      Nachdem in der vergangenen Rezession der EU-Stabilitätspakt zerstört wurde, könnte nach der jetzigen Krise auch die No-bail-out-Klausel als inhaltlicher Torso übrig bleiben.

      So wird es wohl kommen - ein sinn- und inhaltsloser Torso. Damit sind dann die letzten Versprechungen und Garantien der einstigen Kohl-Regierung an das dt. Volk auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet, wo sie auch hingehören.
      Aber dazu gibt´s ja bekanntlich keine Alternativen, das hat man uns ja schon im Vorwege "verkauft"
      Meine einzige Schadenfreude, die mir noch bleibt ist die, daß dieser Fettkloß den Ruin seiner eigenen Politik noch erleben darf.:laugh: hoffentlich auch noch die Folgen !
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 13:01:59
      Beitrag Nr. 1.669 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.410 von Maraho am 09.03.09 06:15:27Noch etwas zu Europa und dann...

      Lissabon-Kriterien
      Rezession wirft Europas Staaten weit zurück
      Von Martin Greive

      Der Wirtschaftsabschwung in Europa geht so schnell vonstatten, dass viele Staaten die in Lissabon vereinbarten Ziele nicht mehr einhalten können. Nur noch sechs EU-Staaten erfüllen die selbst gesteckten Wachstums- und Beschäftigungsziele. Selbst Deutschland rutscht auf Platz neun ab.


      Die Rezession bremst Europa aus. Im Jahr 2000 hatten sich die EU-Regierungschefs auf dem Gipfel in Lissabon das Ziel gesetzt, Europa bis 2010 zum führenden, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Die Staatschefs tauften dieses Programm "Lissabon-Strategie." Doch auf der Zielgeraden halten jetzt lediglich noch sechs der 14 größten EU-Mitgliedsstaaten die selbst gesteckten Marken ein. Das geht aus dem aktuellen "Europäischen Wachstums- und Beschäftigungsmonitor" des Versicherungskonzerns Allianz und des Think Tanks Lisbon Councils hervor, der jährlich die Fortschritte des Lissabon-Prozesses misst.

      2007 hatten noch alle Staaten mit Ausnahme Italiens die Lissabon-Ziele einreicht. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, sieht die neuesten Ergebnisse dennoch positiv: "Dass trotz der starken Rezession immerhin sechs Länder die Ziele einhalten, hat mich schon etwas überrascht", sagt Heise. Das Ranking führt Finnland an, das besonders mit einer hohen Qualifizierung von Arbeitnehmern und stabilen Staatsfinanzen punktet. Auf Platz zwei und drei folgen Polen und die Niederlande. Dahinter hielten 2008 drei weitere Länder - Griechenland, Schweden und Spanien - die Lissabon-Kriterien ein.

      Deutschland hingegen verfehlte die Lissabon-Ziele und rutschte im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz auf Rang neun ab. Besonders bei der Qualifizierung von Arbeitskräften und der Investitionstätigkeit schneidet Deutschland schwach ab. "Bemerkenswert sind allerdings die stabilen öffentlichen Finanzen, die der Regierung etwas Flexibilität im Umgang mit der Krise erlauben", sagt Heise.

      Der Beschäftigungsmonitor misst anhand von sechs Kriterien, unter anderem dem Wirtschaftswachstum oder den Staatsfinanzen, die Fortschritte der einzelnen Länder. Ein Gesamtwert von eins bedeutet, dass ein Staat die Ziele erreicht, ein Wert unter eins zeigt an, dass er sie verfehlt. Über alle Staaten gerechnet hat sich der Index gegenüber dem Vorjahr fast halbiert - er ist von 0,97 auf 0,53 gefallen. Das Produktivitätswachstum ist sogar auf fast nur noch ein Drittel des Vorjahreswertes gesunken. Die Studie erfasst Wirtschaftsdaten bis zum dritten Quartal 2008. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres dürften sich viele Länder aber noch weiter von den Lissabon-Zielen entfernt haben, da der Konjunktureinbruch dann mit voller Wucht einsetzte.

      Eine Überraschung der Studie ist sicherlich das gute Abschneiden Griechenlands und Spaniens, da diese beiden Länder aktuell als große Sorgenkinder Europas gelten. Griechenland kann im Ranking mit einem hohen Wirtschaftswachstum von über drei Prozent punkten und weist zudem die höchste Arbeitsproduktivität aller Staaten aus. Zwar sei der Südstaat, der mit einer extrem hohen Verschuldung kämpft, aktuell sicherlich angeschlagen, sagt Heise. "Doch die Daten zeigen, dass die Diskussionen über den Niedergang Griechenlands übertrieben sind." Spanien liegt aufgrund hoher Investitionen vorn, die sich aber Ende 2008 deutlich abgeschwächt haben dürften. Einen regelrechten Absturz erlebte Irland, das von Platz vier auf den vorletzten Platz fiel. Schlusslicht unter den 14 Staaten ist mit deutlichem Abstand Italien.

      Laut Paul Hofheinz, Präsident des Lisbon Councils, hätte Europa ohne die aktuelle Krise die ambitionierten Lissabon-Ziele erreicht. "Nun sind langfristige Innovationsziele, Innovationen und die Qualifizierung von Arbeitskräften umso dringender gefragt, um Europa wieder auf den Pfad zum führenden Wirtschaftsraum zu führen." Auch Heise weist auf die Chancen der Finanzkrise hin: "Aus der Krise werden die Länder gestärkt hervorgehen, langfristigen Konzepten und dauerhaften Reformen den Vorzug gegenüber kurzfristiger Nachfragepolitik geben." Der Volkswirt erwartet aufgrund der fundamentalen Stärke der europäischen Wirtschaft, der lockeren Geldpolitik der Notenbanken und den beschlossenen Konjunkturpaketen eine Ankurbelung der Wirtschaft noch im laufenden Jahr.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3343535/Rezession-wi…

      Bis später...
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 13:04:24
      Beitrag Nr. 1.670 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.331 von Looe am 09.03.09 12:57:11;)
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 13:10:31
      Beitrag Nr. 1.671 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.993 von Looe am 08.03.09 22:34:03ich verwette meinen arsch auf steuererhöhungen. die anschliessenden bürgerkriege werden unsere soldaten mit sanfter gewalt im keim ersticken.

      und es wird die mehrwertsteuer sein.(eventuell noch der neue krisensoli).
      man wird uns erzählen, das wir in europa mit die geringste mwst zahlen, und deshalb wäre eine erhöhung gerechtfertigt.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 14:03:13
      Beitrag Nr. 1.672 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.366 von Maraho am 09.03.09 13:01:59@Maraho und die anderen Interessierten:

      Entweder hat der Schreiber dieses Artikels nichts verstanden,
      oder das Ergebnis dieser Untersuchung ist absoluter Blödsinn und es zeigt sich daran wie zweifelhaft die Kriterien sind, mit denen
      die Fortschritte des Lissabon Prozesses gemessen werden.
      Also Griechenland kann mit einem hohen Wirtschaftwachstum punkten. Nur, wenn ich von einer im Vergleich zu Deutschland geringen Ausgangsbasis(=Grundwert komme) ist das auch gar nicht schwierig, allerdings auf Pump. Wenn das die Definition von Fortschritt ist, o.k. Die Arbeitsproduktivität kann nicht höher als in Deutschland sein, da Griechenland stärker agrarisch orientiert ist. Es kann also höchstens der Anstieg der Arbeitsproduktivität gemeint sein.
      Spanien punktet mit hohen Investitionen. Allerdings vor allem im
      Immobilienbereich und in der Touristik, was der Artikel aber verschweigt. Dass die Urheber dieser Meldung selbst Zweifel am Sinn der Kriterien haben, mit denen sie den Fortschritt messen zeigt sich an dem Halbsatz: "hoher Investitionen, die sich aber Ende 2008 deutschlich abgeschwächt haben dürften."

      Also viel Lärm um nichts und eine mehr als zweifelhafte Fortschrittsmessung!!
      Gruß Windei


      Eine Überraschung der Studie ist sicherlich das gute Abschneiden Griechenlands und Spaniens, da diese beiden Länder aktuell als große Sorgenkinder Europas gelten. Griechenland kann im Ranking mit einem hohen Wirtschaftswachstum von über drei Prozent punkten und weist zudem die höchste Arbeitsproduktivität aller Staaten aus. Zwar sei der Südstaat, der mit einer extrem hohen Verschuldung kämpft, aktuell sicherlich angeschlagen, sagt Heise. "Doch die Daten zeigen, dass die Diskussionen über den Niedergang Griechenlands übertrieben sind." Spanien liegt aufgrund hoher Investitionen vorn, die sich aber Ende 2008 deutlich abgeschwächt haben dürften. Einen regelrechten Absturz erlebte Irland, das von Platz vier auf den vorletzten Platz fiel. Schlusslicht unter den 14 Staaten ist mit deutlichem Abstand Italien.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 14:31:07
      Beitrag Nr. 1.673 ()
      Hallo gemeinde, ich weiß nicht ob wir diesen Artikel schon hatten, bestätigt aber im Kern die riesigen Probleme, die auf uns zukommen werden.

      09.03.2009 14:12
      IW: Ungleichgewichte bedrohen Währungsunion
      DJ IW: Ungleichgewichte bedrohen Währungsunion

      BERLIN (Dow Jones)--Die Europäische Währungsunion steht nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) vor einer Zerreißprobe. "Staatsbankrotte und sogar Austritte einzelner Länder scheinen nicht mehr völlig ausgeschlossen", warnte das IW am Montag in Berlin. Diese Zuspitzung sei zwar auch eine Folge der Finanzkrise. "Die wahre Ursache sind jedoch beträchtliche wirtschaftliche Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums", sagte IW-Direktor Michael Hüther bei einer Pressekonferenz unter Verweis auf eine entsprechende Analyse des Instituts.

      "Möglicherweise werden Rufe nach einem Austritt aus der Währungsunion laut", erwartete das IW. Die Folge eines solchen Schritts wären jedoch aller Voraussicht nach massive Spekulationen gegen die eigenständige Währung des betreffenden Landes, "was dort eine katastrophale Finanz- und Schuldenkrise auslösen würde", warnte Hüther. Dieses Szenario sei deswegen nicht realistisch.

      Allerdings seien gegebenenfalls Hilfsmaßnahmen für vom Staatsbankrott bedrohte Länder nötig. In Spanien, Griechenland, Italien und Portugal seien Lohnstückkosten und Preise wesentlich stärker gestiegen als im Durchschnitt der Währungsunion. Dadurch seien die Industrieerzeugnisse weniger konkurrenzfähig geworden, und die Importe hätten die Exporte deutlich übertroffen. Griechenland habe 2007 ein Leistungsbilanzdefizit von über 14% seiner Wirtschaftsleistung verzeichnet, in Spanien und Portugal habe es bei rund 10% gelegen.

      "Diese Ungleichgewichte zu beseitigen und die Staatsfinanzen zu sanieren, ist zunächst Aufgabe der betroffenen Staaten selbst", erklärte das IW. Lasse sich ein drohender Staatsbankrott nicht abwenden, bleibe der EU aber "wohl keine andere Wahl, als helfend einzuspringen". Das IW schlug hierfür ein stufenweises Vorgehen je nach Eskalationsgrad vor, das zunächst Garantien und erst später mögliche Hilfskredite von EU-Staaten mit hoher Bonität auf Basis eigener Staatsanleihen vorsieht.

      Hüther forderte, als Gegenleistung sollten sich die Krisenstaaten in einem "European Stability Commitment" dazu verpflichten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Auch der Euro-Stabilitätspakt müsse verschärft werden, um wieder Vertrauen in die Staatsfinanzen zu schaffen. "Unser Bild ist, dass am Ende die gesamte Währungsunion wesentlich stabiler ist", sagte Hüther.

      Trotz einiger Warnzeichen - etwa schlechtere Ratings bestimmter Länder und höhere Risikoaufschläge auf die Zinsen ihrer Staatspapiere - sehe "es aber derzeit nicht danach aus, dass ein Euroland vor dem Bankrott steht". Um den Euro auf Dauer zu sichern, sei dessen ungeachtet "ein wirtschaftspolitischer Spagat" nötig. Kurzfristig müssten fiskalpolitische Maßnahmen und Geldpolitik die Konjunktur stützen. Mittelfristig gelte es jedoch, einen glaubhaften Konsolidierungs- und Stabilitätskurs einzuschlagen, der keinen Raum für neue Spekulationsblasen lasse.

      Lohnpolitische Mäßigung sei zwar in allen Euroländern geboten, wolle man einen extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern. In Südeuropa aber seien zudem "vergangene Sünden zu kompensieren" - und zwar so lange, bis Spanien, Griechenland, Italien und Portugal wieder wettbewerbsfähig seien und sich über den Außenhandel aus der Rezession ziehen könnten. "Der Weg dorthin ist jedoch lang und beschwerlich", warnte das IW. Gelinge es, dürfte die Gefahr einer neuerlichen Zerreißprobe aber gebannt sein, denn eine solch ungünstige Verkettung von Umständen werde sich so bald wohl nicht wiederholen.


      -Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118,
      andreas.kissler@dowjones.com
      DJG/ank/apo
      Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

      (END) Dow Jones Newswires

      March 09, 2009 08:11 ET (12:11 GMT)

      Copyright (c) 2009 Dow Jones&Company, Inc.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 14:32:24
      Beitrag Nr. 1.674 ()
      09.03.2009 14:30
      Weitere Geldspritze für Credit Suisse und UBS
      Zürich (BoerseGo.de) - Einem Zeitungsbericht zufolge werden die schweizerischen Großbanken Credit Suisse und UBS (News/Aktienkurs) in den nächsten Wochen mittels Pfandbriefanleihen eine weitere Finanzspritze in Milliardenhöhe erhalten. "Wir planen die Aufnahme von Pfandbriefanleihen", bestätigte UBS-Sprecherin Eveline Müller-Eichenberger gegenüber der "NZZ am Sonntag". Kreditgeber seien Kantonalbanken, Raiffeisenbanken und die Postfinance. Auch die federführende Schweizerische Nationalbank (SNB) habe die geplante Pfandbrief-Finanzierung bestätigt, aber keine Details genannt. Bei diesen Pfandbrief-Transaktionen erhalten die beiden Grossbanken Kredite, für die sie als Sicherheit einen Teil ihrer Hypothekarforderungen in der Schweiz verpfänden.

      Vor allem der UBS müsse die Liquiditätsspritze äusserst willkommen sein. Nach einem stabilen Januar haben ihre Kunden als Reaktion auf den Steuerstreit mit den USA in den letzten Wochen wieder massiv Gelder abgezogen.


      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Gansneder Thomas, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 14:58:22
      Beitrag Nr. 1.675 ()
      09.03.2009 14:50
      DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. (deutsch)
      Deutsches Aktieninstitut e.V.:

      Deutsches Aktieninstitut e.V. / Sonstiges

      09.03.2009

      Veröffentlichung einer Corporate News, übermittelt durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

      ---------------------------------------------------------------------------

      Robert Koehler, Vorsitzender des Vorstands, SGL Group

      'Die Aktienmärkte sind im Prinzip die einzigen noch vollliquiden Märkte'

      Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

      Robert Koehler, Vorstandsvorsitzender der SGL Group, schwimmt gerne gegen den Strom. So auch jetzt: Während viele Unternehmen sich mit immer neuen Schreckensnachrichten zu Umsatzeinbrüchen überbieten, warnt er vor Panikmache. In einem Interview mit dem Finanzplatz warnt er vor Protektionismus und Inflation aufgrund staatlicher Konjunkturprogramme, wirft der Politik regulatorisches Versagen als Ursache der Finanzkrise vor und äußert sich kritisch zur Änderung des Corporate Governance-Codex, zukünftig den gesamten Aufsichtsrat mit Managergehältern zu beschäftigen.

      Interview

      Herr Koehler, die Finanz- und Wirtschaftskrise geht jetzt in ihr zweites Jahr, und obwohl die Wirtschaft weltweit im Abschwung ist, streben Sie für die SGL Group steigende Umsätze für das Jahr 2009 an. Kann sich die SGL Group dem allgemeinen Trend entziehen, oder sind Sie Zweckoptimist?

      Wir sind in der Tat nicht so pessimistisch für unser Geschäft eingestellt, wie die Presse zur Wirtschaftslage allgemein derzeit vermuten lässt. In der Tat erwarten wir einerseits steigende Umsätze in unserem neuen Arbeitsgebiet Carbonfasern und Composites. Andererseits wird aufgrund des anhaltenden dramatischen Lagerabbaus weltweit zumindest das erste Quartal im traditionellen Graphitgeschäft für die Stahl- und Aluminiumbranche rückläufig sein.

      In vielen Industrieunternehmen sind die Werksferien verlängert worden oder ist Kurzarbeit angesagt. Welche Schritte unternehmen Sie, um Ihr Unternehmen sicher durch die nächsten Monate zu steuern? Gibt es Projekte, die abgesagt oder auf Eis gelegt werden müssen?

      Die SGL Group ist in den letzten vier bis fünf Jahren aufgrund ihres breiten Produktportfolios zweistellig organisch gewachsen. In dem Zusammenhang beinhaltet auch 2009 ein hohes Investitionsbudget. Im Sinne eines vorrangigen Cashflow- und Verschuldungsmanagements werden wir die Investitionsprojekte sorgfältig prüfen und einzelne gegebenenfalls verschieben. Wir wollen in jedem Fall unseren konservativen Verschuldungsgrad von 0,5 als eine wesentliche Kerngröße halten.

      Regierungen versuchen weltweit durch Konjunkturprogramme, die Rezession aufzuhalten. Auch die Bundesregierung hat unterdessen schon ein zweites Konjunkturpaket vorgelegt. Was halten Sie von den beschlossenen Maßnahmen wie z.B. dem Kredit- und Bürgschaftsprogramm für die Wirtschaft? Werden sich diese positiv auf Ihr Geschäft auswirken?

      Es scheint wohl weltweit nicht zu vermeiden zu sein, diese Art von Kredit- und Bürgschaftsprogrammen sowie von Konjunkturpaketen zu schnüren. Generell sehe ich die Gefahr, dass diese Programme kurzfristig zu Protektionismus und langfristig zu Inflation führen. Über positive Auswirkungen auf die Wirtschaft im Generellen oder unser Geschäft im Speziellen kann man streiten.

      Man geht davon aus, dass die beschlossenen Konjunkturprogramme Mitte/Ende 2009 Wirkung zeigen werden und sich die Konjunktur dann wieder zu erholen beginnt. Welche Lehren sollten wir aber aus dieser Krise ziehen?

      Die Krise ist eindeutig ein Ergebnis der Verwerfungen der Finanzmärkte. Die Politik muss sich vorhalten lassen, die Liberalisierung der Finanzmärkte nicht mit den notwendigen Richtlinien und Regularien oder gegebenenfalls mit Gesetzen auf staatsübergreifender Basis begleitet zu haben. Kompetente Warnstimmen hat es seit vielen Jahren immer wieder gegeben.

      Die nächste Hauptversammlungssaison steht an. Um den Dialog mit Ihren Aktionären zu verbessern, haben Sie das Konzept des 'Management im Dialog' eingeführt. Was versteht man darunter und wie hat es sich bewährt?

      Die Hauptversammlung ist für die SGL Group in erster Linie - neben den obligatorischen Regularien - ein Podium für die Begegnung mit unseren Kleinaktionären. Wir wollen ihnen bewusst vor und nach dem öffentlichen Teil die Gelegenheit geben, uns und unser Geschäft noch besser kennen zu lernen. Management im Dialog ist die Plattform, wo wir unser Unternehmen anhand von ausgewählten Produkten erlebbar machen. Sowohl unsere Experten als auch das Top-Management stellen sich persönlich den Fragen der Anteilseigner. Das positive Feedback gibt uns Recht, denn die Aktionäre sind interessiert, aus erster Hand das Unternehmen, seine Produkte und die Strategie erläutert zu bekommen.

      In den letzten Jahren sind vor allem institutionelle Investoren vor und auf Hauptversammlungen zunehmend aktiv geworden, um ihre Vorstellungen von Unternehmensführung durchzusetzen. Man spricht von 'Shareholder Activism' oder auch aktiven Aktionären. Sind Sie in der Vergangenheit davon betroffen gewesen? Wie beurteilen Sie die Diskussion pro und contra Shareholder Activism?

      Shareholder Activism oder etwas moderner formuliert Shareholder Engagement ist ein sich entwickelndes Geschäftsmodell vor allem institutioneller Investoren. Wie üblich gibt es hier Übertreibungen, denen man versuchen muss, proaktiv im Dialog zu begegnen. Generell treten solche Erscheinungen nur auf, wenn die Performance und Glaubwürdigkeit der Unternehmensleitung in Frage gestellt sind. Dieser auf die aktuelle Entwicklung bezogenen Kritik muss man sich stellen und auch entsprechend konstruktiv begegnen.

      Auch das Thema 'Managementvergütung' ist aufgrund der Krise wieder hochaktuell. Ein Vorschlag lautet, die Hauptversammlung zu diesem Thema zu befragen. Wie stehen Sie zu einem solchen Vorschlag? Gibt es Ihrer Meinung nach in diesem Bereich Regelungen, die verbessert werden sollten?

      Die Einschaltung der Hauptversammlung zu diesem Thema halte ich für einen Irrweg. Für die Festlegung der Managementvergütung gibt es von der Hauptversammlung gewählte Aufsichtsräte, die sich mit diesem Thema professionell auseinandersetzen müssen. Ich halte auch die letzte Änderung des deutschen Corporate Governance-Kodex, den gesamten Aufsichtsrat über das Gehaltssystem für Vorstände beschließen zu lassen, für falsch. Die Entscheidung sollte man bestenfalls auf die Anteilseigner-Vertreter ausdehnen. Die Arbeitnehmervertreter befinden sich hier in einem potenziellen Interessenskonflikt.

      Auf Ihrer letzten Hauptversammlung wurde beschlossen, die SGL Carbon AG in eine Societas Europaea (SE) umzuwandeln. Wie weit sind Sie auf diesem Weg vorangekommen?

      Seit Ende Januar firmieren wir als SGL CARBON SE. Die Umwandlung in die europäische Rechtsform der SE ist für uns und unsere Aktionäre ein wichtiger Meilenstein in der Unternehmensentwicklung. Wir setzen damit gesellschaftsrechtlich das um, was im Tagesgeschäft sowie in unserer internen Struktur bereits Realität ist und gelebt wird. Die Rechtsform einer Societas Europaea passt zu unserer internationalen Unternehmenskultur.

      Als Begründung für die Umwandlung in eine SE haben Sie letztes Jahr u.a. gesagt, dass diese ein Bekenntnis zum europäischen Heimatmarkt Ihres Unternehmens sei. Dieser Aspekt wurde auch von anderen deutschen Großunternehmen betont, die heute als SE firmieren. Während in Deutschland zunehmend Unternehmen in die Rechtsform der SE wechseln, ist in anderen europäischen Ländern ein vergleichbarer 'Run' auf die SE nicht festzustellen. Wie erklären Sie sich das?

      Das Bekenntnis zum europäischen Heimatmarkt, die Möglichkeit, die Arbeitnehmervertretungen internationaler abzubilden - was unserer Unternehmensstruktur entspricht - sowie eine höhere Flexibilität in der Gestaltung sind die wesentlichen Motive. Die SE-Gesetzgebung erlaubt es, die Beteiligung der Arbeitnehmer im Konzern mehr auf die Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zuzuschneiden. Der Grund, warum die SE in Deutschland auf ein größeres Interesse trifft als in anderen europäischen Ländern, mag auch auf das starre deutsche Mitbestimmungsmodell zurückzuführen sein. Andere Länder waren diesem deutschen Modell sowieso nie gefolgt.

      Allianz, BASF, Fresenius haben im Zuge der SE-Umwandlung ihre Aufsichtsräte verkleinert bzw. die Größe auf dem Status quo eingefroren. Wird dies für die SGL Group auch gelten? Wenn ja, warum sind kleine Aufsichtsräte für die Unternehmen besser?

      Die oben erwähnten Unternehmen haben ihre Aufsichtsräte in der Regel verkleinert. Unser Aufsichtsrat setzt sich weiterhin paritätisch aus zwölf Mitgliedern zusammen: sechs Anteilseignervertreter und sechs Arbeitnehmervertreter - hiervon ein Vertreter aus Polen und ein Vertreter aus Großbritannien. Kleinere Aufsichtsräte erlauben kritischere und offenere Diskussionen. Darin liegt der wesentliche Vorteil.

      Die Aktienkurse sind im Keller und die Deutschen flüchten aus der Anlageform Aktie. Sollten Anleger bei dem Auf und Ab der Börsen überhaupt in Aktien investieren? Was können die Unternehmen tun, um die Akzeptanz der Aktie zu fördern?

      Vereinfacht gesehen sind die Aktienmärkte im Prinzip die einzigen noch vollliquiden Märkte - unabhängig davon, dass sie derzeit nicht mehr die realen Werte der Unternehmen widerspiegeln. Aufgrund der dramatischen Neuverschuldung der Nationalstaaten zur Überlebenssicherung der Finanzmärkte ist langfristig eine massive Asset-Inflation nicht auszuschließen. Das spricht eindeutig für ein langfristiges Engagement in der Aktie. Es kommt jedoch immer darauf an, in welche Aktie man investiert und wann man einsteigt. 09.03.2009 <a href="http://www.dgap.de">Finanznachrichten übermittelt durch die DGAP</a>

      ---------------------------------------------------------------------------


      AXC0111 2009-03-09/14:50


      Was soll man dazu sagen?
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 16:44:27
      Beitrag Nr. 1.676 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.802 von windei am 09.03.09 14:03:13Guten Abend windei,

      ich fand es auch etwas befremdend. Freut mich, daß Du es genauso siehst. Der Artikel scheint nach dem Motto erstellt: "Hauptsache, wir haben einmal darüber geredet!".

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 16:50:47
      Beitrag Nr. 1.677 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.729.032 von kiska am 09.03.09 14:32:24Hallo kiska,

      den hatten wir gestern schon. Direkt aus der Schweiz. ;)
      Maraho vom 08.03.09 08:46:16 Beitrag Nr.: 36.723.476 Seite 162

      Macht nichts. Dir Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 16:53:46
      Beitrag Nr. 1.678 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.423 von Prof.Dr.B.Scheuert am 09.03.09 13:10:31Guten Abend Professor,
      ich denke auch. "Wir" werden nicht darum herumkommen. Einer muß ja zahlen. Wenn ich mir alleine die zukünftigen Steuerausfälle vor Augen halte ...

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 17:49:26
      Beitrag Nr. 1.679 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.871 von Maraho am 08.03.09 11:47:09Guten Abend zusammen,
      wenn das nicht eines Tages ein böses Erwachen gibt...

      Zwei Millionen Neuverträge
      Riestern wird zum Volkssport

      Die jahrelange Vertriebsoffensive von Finanzdienstleistern zahlt sich aus: Die Riester-Rente wird in Deutschland immer populärer. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als zwei Millionen neue Verträge abgeschlossen. Insgesamt sparen mittlerweile gut zwölf Millionen Deutsche auf diese Weise für das Alter.

      HB BERLIN. Die Riester-Rente setzt sich trotz der Wirtschaftskrise immer mehr durch. Im vierten Quartal 2008 hätten sich rund 700 000 Bürger für den Abschluss einer solchen staatlich geförderten Zusatzrente entschieden, teilte das Bundesarbeitsministerium am Montag in Berlin mit. Ingesamt schlossen damit im vergangenen Jahr rund 2,2 Mio. Menschen einen Riester-Vertrag ab. Die Zahl der Anleger, die auf diese Weise fürs Alters vorsorgen, stieg auf 12,2 Millionen.
      In diese Zahl sind bereits die rund 480 000 Stornierungen und Vertragsabgänge des vergangenen Jahres eingerechnet. Allerdings handelt es sich dabei laut Ministerium oft um Vertragswechsel und nicht um eine Abkehr von dieser Form der Altersvorsorge. Der Umstieg von einem Riester-Vertrag zu einem anderen sei vom Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen.

      Die Riester-Rente wird vom Staat mit Zulagen und Steuervorteilen gefördert. Für Eltern gibt es eine Kinderzulage. Für Versicherungs-, Bankspar- und Investmentfondsverträge gelten bei dieser Form der Altersvorsorge vielfältige Vorschriften, um die Ansprüche der Einzahler zu sichern. So muss nach Ende der Ansparphase mindestens das eingezahlte Kapital plus die staatliche Zulage als Zusatzrente zur Verfügung stehen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/riestern-wird-…
      540 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 17:54:06
      Beitrag Nr. 1.680 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.721.235 von Maraho am 07.03.09 11:35:40Mal wieder was zu Opel...

      Autobranche
      Opel setzt Lohnerhöhung aus
      von Carsten Herz

      Auf die Opelaner kommt ein deutlicher Lohnverzicht zu. Opel-Betriebsratschef Harald Lieske spricht sogar von einem Minus im zweistelligen Prozentbereich. Ob es soweit kommt, ist noch offen. Fest steht, dass eine geplante Lohnerhöhung nicht durchgeführt wird. Opel-Aufsichtsrat Armin Schild stellt klar, dass Opels Problem aber nicht bei den Lohnkosten liegt.


      HB DÜSSELDORF. Der um Staatshilfe ringende Autohersteller Opel verschärft den Sparkurs und stellt konkret die geplante Lohnerhöhung im Unternehmen in Frage. „Das Unternehmen hat bei uns schriftlich einen Antrag gestellt, die 2,1 Prozent Lohnerhöhung, die zum 1. Februar fällig gewesen wäre, nicht zahlen zu müssen“, sagte Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter, dem Handelsblatt. Die Belegschaftsvertreter wollten dazu in den nächsten Tagen auf europäischer Ebene Position beziehen. Ein Opel-Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren.

      Nach Worten von Schild wird die IG Metall auf keinen Fall einen einfachen Verzicht der Arbeitnehmer akzeptieren. Nach Informationen des Handelsblatts aus Arbeitnehmerkreisen ist bereits am Donnerstag ein Treffen des Europäischen Betriebsrates des Mutterkonzerns General Motors (GM) im Opel-Stammwerk Rüsselsheim geplant.

      Das Management von Opel und GM hat damit im Rahmen des angestrebten Sparpakets von rund 950 Mio. Euro in Europa erstmals konkret die im Metalltarifvertrag vereinbarte Lohnerhöhung ins Visier genommen. Der im vergangenen November vereinbarte Metalltarifvertrag sieht eine Lohnerhöhung in zwei Stufen um jeweils 2,1 Prozent vor. Die erste Lohnerhöhung sollte bereits Anfang Februar in Kraft treten, die zweite soll zum 1. Mai umgesetzt werden.

      Die Forderung von Opel nach einer Aussetzung der ersten Stufe ist ein deutlich schwerwiegenderer Vorstoß als die zuletzt auch von anderen Unternehmen vorgebrachte Forderung nach einer Verschiebung der Erhöhung im Mai. Denn die Lohnerhöhung im Februar ist im Tarifwerk fest vorgesehen - eine Aussetzung würde laut Gewerkschaftskennern einen eigenen Sanierungs-Tarifvertrag nötig machen.

      Die Fronten zwischen Management und Arbeitnehmern verhärten sich damit weiter. „Nur weil in Deutschland zufälligerweise eine Lohnerhöhung ansteht, werden wir nicht den Kostenwettbewerb aus den deutschen Standorten heraus eröffnen“, betonte Schild. „Es wird nichts geben, was die Opel-Arbeitnehmer in dieses Unternehmen einfach als gegenleistungsfreie Morgengabe hineinstecken.

      Wenn überhaupt, dann gibt es ein innovatives Modell, über das es im Moment über grundsätzliche Gedanken hinaus nichts zu berichten gibt.“ IG Metall und Betriebsrat hatten bereits signalisiert, dass sie bereit seien, darüber zu reden, mögliche Ansprüche der Belegschaften in eine Beteiligung an dem Unternehmen umzuwandeln. „Das heißt, auf die einfache Formel gebracht: Mitsprache bei Beteiligung“, sagte Schild.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-set…
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 17:59:00
      Beitrag Nr. 1.681 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.403 von Maraho am 09.03.09 06:00:55In Bezug.

      Krise der Schwellenländer
      Was die Armen abwärts reißt
      von Christine Mai (Frankfurt) und David Böcking (Berlin)

      Die Krise hat ihren Urspung in den Industrieländern, und die schien sie zunächst am härtesten zu treffen. Doch je mehr die Rezession global wird, umso stärker leiden auch Entwicklungs- und Schwellenländer. FTD.de erklärt, warum.


      Zu Beginn der Wirtschaftskrise sah es noch so aus, als kämen Schwellen- und Entwicklungsländer vergleichsweise glimpflich durch die Finanzkrise: Banken in afrikanischen Entwicklungsländern sind kaum in globale Kapitalströme verstrickt, Schwellenländer wie China oder Russland haben sich in besseren Zeiten erhebliche Finanzpolster geschaffen.

      Doch je länger die Krise dauert, umso bedrohlicher wird die Lage für ärmere Länder. Laut einem neuen Weltbankbericht droht ihnen durch die erste weltweite Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg eine Finanzierungslücke von 700 Mrd. $. Die Bank fordert nun die Industriestaaten auf, 0,7 Prozent ihrer jeweiligen Konjunkturpakete in einen Krisenfonds für die ärmsten Länder zu investieren.

      FTD.de erklärt, wo die Krise Entwicklungs- und Schwellenländer besonders empfindlich trifft.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/international/:Krise-der-Schw…
      44 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 18:03:57
      Beitrag Nr. 1.682 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.177 von Maraho am 05.03.09 14:53:36Eine glückliche Hand bei den Existenzgründungen...

      Stimmungsbarometer
      Mittelständler sehen schwarz

      Pessimismus überall: Auch die Geschäftserwartungen der kleineren Unternehmen in Deutschland sind auf ein Rekordtief gefallen. Auf einem anderen Gebiet deutet sich dagegen ein gegenteiliger Effekt an - die Krise begünstigt Existenzgründungen.

      Die kleineren und mittleren Unternehmer rechnen "mit großer Mehrheit" mit einer Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten: 42 Prozent erwarten sinkende Umsätze. Das berichtete die staatseigene Förderbank KfW in ihrem "Mittelstandsmonitor 2009". Die Erwartungen seien am Jahresende mit weitem Abstand auf ein Rekordtief gefallen.

      Derzeit stünden Kurzarbeit, Investitionsstopps und erste Entlassungen auf der Tagesordnung. Auch bei den Unternehmensinsolvenzen kündigt sich eine Trendwende an: Nachdem die Pleiten in den Aufschwungjahren zurückgegangen waren, wird wieder mit einer wachsenden Zahl von Firmenschließungen gerechnet.

      Trotz der schwierigen Lage gehe es dem Mittelstand aber noch besser als international aufgestellten Großkonzernen. Obwohl die Geschäftserwartungen auf ein historisches Tief gefallen seien, fiel der Rückgang bei Investitionsbereitschaft und Personalplänen moderat aus. "Viele Firmen dürften bestrebt sein, die Produktionsanlagen nicht veralten zu lassen und knappes Fachpersonal auch in der Krise zu halten, um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein", heißt es in dem Bericht.

      Die Experten erwarten zugleich eine Zunahme der seit 2005 rückläufigen Existenzgründungen. Vor allem seien wieder verstärkt Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Angesichts der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt war in den vergangenen Jahren die Gründungsbereitschaft gesunken.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Stimmungsbarometer…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 18:08:53
      Beitrag Nr. 1.683 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.730.846 von Maraho am 09.03.09 17:54:06In Bezug.

      Krise der Autobranche
      EU-Bank lehnt mehr Autohilfen ab

      Abfuhr für Bundeskanzlerin Merkel: Die Europäische Investitionsbank will ihr Kreditprogramm für die strauchelnden Autobauer nicht aufstocken. Für Unternehmen in Finanznot hat die Förderbank kein Geld übrig.

      Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat Rufen nach einer noch viel stärkeren Vergabe von Förderkrediten an die Autoindustrie eine Absage erteilt. Im ersten Halbjahr erhalte die Branche aus den verschiedenen Programmen der staatlichen EU-Förderbank 7 Mrd. Euro an günstigen Krediten, sagte Präsident Philippe Maystadt bei der Jahrespressekonferenz der EIB in Brüssel. "Das sind mehr als zehn Prozent unserer Ausleihungen für einen einzigen Sektor - ich glaube, das ist schon eine Menge."

      Die EIB erteilte damit Forderungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach mehr Krediten für die Autoindustrie eine klare Absage. Auch der Ruf des europäischen Automobilverbands ACEA, der im vergangenen Jahr ein Kreditprogramm über 40 Mrd. Euro gefordert hat, ist damit chancenlos. Die EIB hält für 2009 und 2010 Kredite im Umfang von jeweils 4 Mrd. Euro für die Entwicklung umweltfreundlicher Autos bereit. Jeder Hersteller kann pro Jahr allerdings höchstens 400 Mio. Euro aus diesem Topf erhalten.

      Maystadt wies Kritik an dieser Deckelung zurück. Zur Entwicklung umweltfreundlicher Autos erhielt zum Beispiel Volkswagen bereits 400 Mio. Euro. Die Bank vergebe niemals mehr als fünf Prozent ihres Kapitals an einen Kunden, um nicht zu hohe Risiken einzugehen. Zudem müsse sie als europäische Institution vermeiden, dass zu viele Förderkredite in nur ein Land fließen. Maystadt warnte vor zu großen Erwartungen an die EIB. Die Bank könne zwar gezielt Projekte finanzieren, aber keine Unternehmen in Finanznöten retten.

      Die Bank hatte ihre Mittelvergabe wegen der Wirtschaftskrise bereits im vergangenen Jahr deutlich ausgeweitet. Die Luxemburger Bank vergab Darlehen über 57,6 Mrd. Euro, das waren rund 10 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. In diesem und im kommenden Jahr soll das Kreditvolumen weiter erhöht werden um jeweils 15 Mrd. Euro.

      Wegen der steigenden Auslagen will die Bank ihre ursprünglich für 2010 geplante Kapitalerhöhung auf dieses Jahr vorziehen. Das gezeichnete Kapital der EIB werde um 67 Mrd. Euro auf 232 Mrd. Euro erhöht, sagte Maystadt. Die Bank greife dazu auf ihre Rücklagen zurück, ihre Eigentümer - also die 27 EU-Staaten - müssten kein zusätzliches Geld zur Verfügung stellen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Krise-der-Autobranche-E…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 18:18:40
      Beitrag Nr. 1.684 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.384 von Maraho am 09.03.09 05:26:22Ein Text zu Münte`s Steuerplänen ...


      Offene Gesellschaft
      Mehr Geld für den Staat? Mehr Staat fürs Geld!
      Von Christian Rickens

      Franz Münteferings Pläne für höhere Steuern führen die SPD in die Irre. Sie lenken ab von der wahren Frage: Warum geht der Staat mit dem Geld der Bürger so verschwenderisch um?


      Zunächst mal ein Kompliment an den SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering für seine Ehrlichkeit: Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl hat er heute für den Fall eines Wahlsiegs seiner Partei eine deutliche Erhöhung der Einkommensteuer angekündigt. Vor allem Gutverdiener will er über einen höheren Spitzensteuersatz zur Kasse bitten. Mit solchen Ankündigungen in den Wahlkampf zu ziehen, dürfte die Chancen der SPD nicht gerade mehren. Aber wer SPD wählt, weiß nun immerhin worauf er sich einlässt.

      Und hat Müntefering nicht recht? Schließlich hat sich der Staat im Zuge der Finanzkrise gewaltige neue Lasten aufgeladen. Und merken wir nicht jetzt schon an allen Ecken und Enden, dass dem Staat das Geld ausgeht? "Wir brauchen sogar mehr Investitionen im Bereich Bildung. Dafür müssen wir Solidarität bei den Reichen einfordern", sagte Müntefering dem "Handelsblatt". Für Ausgabenkürzungen sieht er kaum Potenzial: "Jeder, der was anderes erzählt, will eigentlich an die Sozialleistungen und die Infrastruktur ran."

      Mal davon abgesehen, dass man aufgrund der kalten Progression inzwischen keineswegs mehr reich sein muss, um in den Bereich des Spitzensteuersatzes zu gelangen: Es stimmt natürlich, pauschale Forderungen nach Steuersenkungen, wie sie FDP und Teile der Union erheben, wirken ziemlich hohl angesichts der diesjährigen Rekordneuverschuldung im Bundeshaushalt. An massive Steuersenkungen dürfte in den kommenden Jahren in der Tat nicht zu denken sein - siehe dazu auch mein Beitrag "Schluss mit Steuern runter".

      Aber sind das wirklich die einzigen Alternativen: höhere Steuern mit der SPD oder noch schlechtere öffentliche Leistungen mit Schwarz-Gelb?

      Ich meine nein, denn Müntefering blendet völlig aus, was im öffentlichen Sektor eigentlich erforderlich wäre: Eine Effizienzdebatte. Eine ehrliche Auseinandersetzung darüber, wie sich mit vorhandenen Steuereinnahmen mehr und bessere öffentliche Leistungen finanzieren lassen. Es gibt nämlich deutliche Hinweise darauf, dass weite Teile der öffentlichen Verwaltung nicht wirklich ergebnisorientiert arbeiten. Das hat nichts mit wohlfeiler Beamtenschelte zu tun. In einem ineffizienten System kann sich der Einzelne abrackern wie er will, er wird nicht die gewünschten Ergebnisse erbringen können und leidet im Normalfall selbst darunter.

      Beispiele gefällig?

      In der öffentlichen Verwaltung liegt der Krankenstand bei rund 5 Prozent und damit rund ein Viertel über dem entsprechenden Wert in der Privatwirtschaft. Ein hoher Krankenstand ist fast immer ein Hinweis auf schlechte Arbeitsorganisation oder schlechtes Betriebsklima - auf Ineffizienz also.

      Über sechs Milliarden Euro gibt der Bund pro Jahr für aktive Arbeitsmarktpolitik aus - also für Fortbildungsmaßnahmen für Arbeitslose und Ähnliches. Seit Jahren ist bekannt, dass diese aktive Arbeitsmarktpolitik bestenfalls wirkungslos ist. Manche Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass sie die Chancen der Arbeitslosen auf einen neuen Job reduziert.

      Noch immer baut der Bund an einer neuen Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Erfurt, offizielle Baukosten: 4,5 Milliarden Euro, Pessimisten rechnen eher mit acht Milliarden. Dabei besagen Prognosen, dass die Strecke kaum zusätzlichen Verkehr auf die Schiene bringen wird.

      Allein mit dem, was in diesen drei Punkten an Sparpotenzial steckt, ließe sich das deutsche Bildungssystem zum bestfinanzierten in ganz Europa machen. Und wem die Beispiele nicht reichen, für den liefert der jährliche Bericht des Bundesrechnungshofs eine noch gruseligere Sammlung öffentlicher Verschwendung. Mein Lieblingsbeispiel: Die Bundeswehr hat für sechs Millionen Euro Schleppfahrzeuge für Kampfflugzeuge geleast - doch die Flugzeuge sind viel zu schwer, als dass die Schlepper sie ziehen könnten.

      Sicher, auch in der Privatwirtschaft gibt es Verschwendung. Aber hier greift das darwinistische Gesetz der Marktbereinigung: die am schlechtesten geführten Unternehmen gehen pleite (sofern der Staat nicht weitere Milliarden verschwendet, um sie zu retten). Ein automatischer Ausleseprozess, der dem öffentlichen Sektor fehlt. Im Gegenteil, hier gilt das eherne Gesetz der Systemtheorie: Jedes soziale System verfolgt in erster Linie das Ziel des eigenen Selbsterhalts. Weshalb kaum jemals eine Behörde oder eine Abteilung aufgelöst wird, selbst wenn ihr die ursprüngliche Aufgabe bereits vor Jahren abhanden kam.

      Im öffentlichen Sektor kann nur politischer Wille zur Effizienz den fehlenden Mechanismus der Marktbereinigung ersetzen. Dies zu konstatieren und einzufordern, hat nichts mit Staatsverachtung zu tun.

      Im Gegenteil, wir brauchen einen starken Staat, der motivierte Lehrer und Polizisten beschäftigt und Menschen gegen existenzielle Lebensrisiken abschirmt. Aber ein Staat wird nicht stark dadurch, dass immer mehr Steuergelder in ineffiziente Strukturen geschüttet werden. Ineffizienz macht ihn schwach, weil dem Staat so nach und nach die öffentliche Legitimation verloren geht. Es schwindet die Bereitschaft, überhaupt Steuern zu zahlen.

      Will die SPD den Staat handlungsfähig halten, sollte sie keine Steuererhöhungsdebatte führen, sondern eine Effizienzdebatte. Aber Letzteres ist natürlich mühsam - weil man dabei zwangsläufig vielen Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes auf die Füße tritt, die zur treuesten SPD-Klientel zählen. Jede Forderung nach mehr Effizienz heißt ja, dass irgendwo ein Behördenleiter in Zukunft etwas anders machen muss als vorher. Was für eine Zumutung!

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 18:45:59
      Beitrag Nr. 1.685 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.250 von Maraho am 02.03.09 17:58:36Und noch etwas hierzu...

      Finanzinvestoren
      Probleme mit der Beute

      In der Finanzkrise erweist sich: Die Finanzinvestoren haben zu teuer eingekauft, denn ihre Unternehmen verlieren rasend schnell an Wert. Jetzt muss drastisch abgeschrieben werden.
      Von Martin Hesse


      Das Urteil ist knapp und vernichtend. "Kurzfristig setzt SVG Capital den Wert der Beteiligung an ProSiebenSat1 mit null an, da eine Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektive nicht in Sicht ist", heißt es im Jahresbericht, den die Beteiligungsgesellschaft SVG Capital gerade veröffentlicht hat. SVG legt ihr Geld vor allem in Fonds des Finanzinvestors Permira an, der die Münchner Sendergruppe gemeinsam mit KKR Ende 2006 übernommen hatte.

      ProSieben Sat 1 ist das prominenteste Beispiel für die Probleme, die Firmenjäger derzeit mit ihrer Beute haben.

      Unternehmen, die in der Euphorie der Jahre 2006 und 2007 mit Hilfe hoher Schulden übernommen wurden, haben im Zuge der Wirtschaftskrise drastisch an Wert verloren. In ähnlichem Maße wie die Kurse börsennotierter Firmen gefallen sind, müssen auch private Beteiligungsgesellschaften (Private Equity) die Werte nach unten korrigieren.

      Abschlag um ein Viertel

      Der amerikanische Finanzinvestor Blackstone reduzierte beispielsweise den Wert seiner Firmen 2008 um 27 Milliarden Dollar, das ist etwas mehr als ein Viertel des Gesamtwertes.

      Etwa um ein Drittel schrieb der größte Konkurrent KKR die Werte seiner Firmen nach unten. Permira ist wie KKR an ProSieben Sat 1 beteiligt. Auch Firmen, die wirtschaftlich besser dastehen, wie der Gabelstapler-Konzern Kion, verloren bei KKR stark an Wert. Die europäische Beteiligungsgesellschaft Candover schrieb rund 50 Prozent auf ihre Firmen ab. Mit dem Yacht-Bauer Ferretti hat Candover einen Totalausfall im Portfolio.

      "Im Durchschnitt liegen die Wertberichtigungen für große Beteiligungen bei etwa 30 bis 40 Prozent", sagt Peter Laib, Dachfondsmanager bei der Beteiligungsgesellschaft Adveq.

      Starker Rückgang der Gewinne

      Bislang orientiert sich die Höhe der Abschreibungen überwiegend an der Entwicklung der Börse: Generell wird an den Märkten in der Krise ein geringerer Preis bezogen auf den Gewinn akzeptiert. Hinzu kommt jetzt, dass auch die Gewinne selbst stark zurückgehen.

      Dieser Effekt auf die Firmenwerte wird sich erst dieses Jahr voll auswirken, erwartet Laib: "Wenn die schlechten Ergebnisse des vierten Quartals sich fortschreiben, reichen die bisherigen Abschreibungen nicht aus."

      "Sowohl Finanzinvestoren als auch die finanzierenden Banken haben beim Kauf eine andere Geschäftsentwicklung bei den übernommenen Firmen erwartet, als jetzt eingetreten ist", sagt Hanns Ostmeier, Vorstand des Bundesvorstandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK).

      Aber die Wertberichtigung stehe ja erst mal nur auf dem Papier. Ostmeier argumentiert, die Investoren hätten ja bis zu zehn Jahre Zeit, ehe sie ihre Firmen wieder verkaufen. Erst dann würde aus dem Papierverlust eine echte Abschreibung, wenn sich die Situation der Firmen nicht bessert.

      Manch ein Experte bezweifelt aber, dass sich die Firmen erholen. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group konstatierte Ende 2008 in einer Studie, Investoren an den Kreditmärkten rechneten bei der Mehrheit der Unternehmen von Beteiligungsgesellschaften in den nächsten drei Jahren mit Zahlungsschwierigkeiten.

      Womöglich Probleme mit den Geldgebern

      Beim BVK heißt es dazu, dies sei kein spezifisches Problem der Finanzinvestoren, sondern gelte auch für Firmen anderer Eigentümer.

      Selbst wenn sich die Unternehmen wieder erholen, dürfte es für die Finanzinvestoren schwer werden, sie mit Gewinn wieder zu verkaufen. "Die Bewertungen, die 2006 und 2007 für Firmen bei Übernahmen gezahlt wurden, sind vermutlich auf lange Sicht nicht wieder hereinzuholen", sagt Jens Tonn, Deutschlandchef der Beteiligungsgesellschaft Vestar Capital.

      Die Beteiligungsfirmen bekommen dann womöglich Probleme mit ihren Geldgebern, meist amerikanische Pensionsfonds und Versicherungen. Schon jetzt erhalten sie von den Private-Equity-Fonds kaum Ausschüttungen. Außerdem dürfen viele Investoren nur eine bestimmte Quote in Private Equity investieren. Deshalb kommen sie jetzt unter Druck, weil sie ihre übrigen Anlagen wie Aktien und Anleihen schon stark reduziert haben.

      Der Druck ihrer Geldgeber könnte auch die Bereitschaft der Beteiligungsfonds senken, frisches Kapital nachzuschießen, wenn ihre Firmen in Schwierigkeiten geraten. "Es wird Fälle geben, wo der Finanzinvestor Kapital nachschießt und die Bank auf einen Teil der Forderungen verzichtet, aber auch Beispiele, wo die Alteigentümer ganz herausgehen", sagt Ostmeier. Übernehmen könnten dann Finanzinvestoren, die auf Restrukturierungsfälle spezialisiert sind.

      Im vierten Quartal 2008 war das Geschäft der Finanzinvestoren auch in Deutschland fast zum Erliegen gekommen, sie investierten nur noch eine halbe Milliarde Euro. Vor allem Investoren aus dem Ausland waren wie gelähmt, während deutsche Fonds im Gesamtjahr sogar acht Prozent mehr Eigenkapital investierten. Ende des Jahres waren 6200 Unternehmen mit 212 Milliarden Euro Umsatz und 1,2 Millionen Beschäftigten in Händen der Private-Equity-Branche.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/439/461067/text…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 18:55:58
      Beitrag Nr. 1.686 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.689.051 von Maraho am 03.03.09 13:16:29Ein Bericht vom gestrigen Treffen in Berlin ...

      Attac in der Krise
      Irgendwie dagegen

      Wege aus der Krise: Muss es erst so richtig schlimm kommen, bevor es besser werden kann? Attac-Anhänger treffen sich zur Kapitalismuskritik in Berlin und feiern die Ratlosigkeit.
      Von T. Moorstedt


      Eine Attac-Veranstaltung darf man sich nicht als einen Kongress vorstellen, in dem es, wohl organisiert und fachlich strukturiert, um die Erschließung eines bestimmten Themas geht. Die Nicht-Regierungsorganisation (NGO) stellt nur den Raum und den Rahmen zur Verfügung, den Ortsgruppen und Einzelpersonen dann nutzen können. Und immerhin: etwa zweitausend Menschen kamen, als Attac am vergangenen Wochenende zum Kongress "Capitalism (No) Exit" an die TU Berlin rief.

      In rund hundert Veranstaltungen widmeten sie sich der Frage nach der "Geldökonomie und der Antwort buddhistischer Philosophie, Teil 2", nüchternen Nachhilfestunden in Volkswirtschaft und ein paar hitzig geführten Podiumsdiskussionen. "Das ist der größte Event seit unseren Anfangsjahren", erklärten die Veranstalter stolz und wollten einen Aufbruch spüren, so wie in den letzten Jahren, als viele Hunderttausend nach Seattle oder nach Genua kamen, um gegen die "Globalisierung" zu protestieren.

      Allein - ist die Bedeutung, die einer Besucherzahl zugeschrieben wird, nicht etwas sehr Bedenkliches, wenn Gegenstand und Inhalt der Veranstaltung offenbar völlig gleichgültig sind? Was soll so gut daran sein, dass man irgendwie dagegen ist?

      Wie sehr der Glaube, jede Art von Protest gegen das "System" sei schon ein Schritt zu dessen Überwindung, oder besser: zu dessen ultimativer Verbesserung, das Denken von Attac prägt, offenbart schon das Logo der Veranstaltung: Das Kongress-Artwork zeigt eine Piktogramm-Figur vor grünem Plastik, wie man sie von den Notausgang-Schildern in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden kennt. Der Kapitalismus als Flugzeugabsturz, Großbrand, Ausnahmezustand. Die Krise des Finanzsystems, und die Unsicherheit und "bad vibes", die sie hervorbringen, seien, so war immer wieder zu hören, "ein Schritt in die richtige Richtung".

      Auch die New Yorker Soziologin Saskia Sassen, die bekannteste Gestalt auf dem Eröffnungspodium, war dieser Ansicht. Die Krise sei die Bedingung der Veränderung. Wie fatal, wie zynisch diese Logik ist, fiel offenbar niemandem auf: Wie viel Verelendung, wie viel Armut, Hunger, Heimatlosigkeit braucht man, damit Attac erfreut zur Kenntnis nehmen kann, dass die Voraussetzungen für den Widerstand erfüllt sind? Während gleichzeitig, abgesehen von ein paar wilden Protesten in Griechenland, keineswegs zu beobachten ist, dass sich irgendwo ein Unwille formiert.

      Eine Frage schlechter

      Die Frage "Wer ist schuld?" lässt sich einfacher beantworten als die nach dem "Warum" oder gar die nach dem "Was tun?". Und so kam es bei den Veranstaltungen, die der "Analyse" gewidmet waren, zu starken Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel unter den Teilnehmern des Forums "Staatliche Steuerung im globalen Kapitalismus": Während Peter Wahl, einer der Wortführer von Attac, die Krise darauf zurückführte, dass der Globalisierung der Wirtschaft keine Globalisierung der Kontrollmechanismen gefolgt war, sprach Norbert Trenkle, Redakteur der Zeitschrift Krisis, von einer fundamentalen Krise des "kapitalistischen Akkumulationsregimes". Und meinte: "Wer behauptet, dass die Krise ein Ergebnis politischer Entscheidungen ist, der sagt auch, die Krise ist politisch lösbar, und hält am System fest."

      Derartige Äußerungen wurden mit viel Applaus bedacht: "Wir müssen die Systemfrage stellen" oder "Es muss zur Gegnerschaft aufgerufen werden". Solchen Appellen aber wohnt etwas unfreiwillig Komisches inne: Denn was bedeutet eine Aufforderung zur Aufforderung zu einer Gegnerschaft, wenn nicht das Eingeständnis, keinen Grund zu einer Gegnerschaft zu kennen - während man sich gleichzeitig moralisch dazu verpflichtet fühlt?

      Richtig schlimm

      Saskia Sassen, die die Krise und die "diabolische Intelligenz ihrer Auslöser" mit humorvoller Anerkennung zu verfolgen scheint, bemerkte schließlich: "Wir wollen keine Depression. Wir müssen immer noch wohnen und essen."

      Nein, Attac ist keine revolutionäre Bewegung, und am Ende allen scheinbaren Aufruhrs - die erfolgreichste Erfindung von "Attac" ist sicherlich der eigene Name - steht doch immer wieder nur der Appell an dieselbe Politik und dieselben Instanzen der Wirtschaft, ohne deren erfolgreiches Wirken auch die gegenwärtige Krise nicht zustande gekommen wäre: So wurden die Transparenz des Bankenrettungsfonds verlangt oder die Re-Regulierung des Finanzsystems, Dinge also, die gegenwärtig jeder zweite Politiker im Mund führt.

      Auf die Frage, was mit den Millionen Arbeitern der Autofabriken und ihrer Zulieferbetriebe geschehen solle, hatten die Aktivisten, die nun die ökologisch korrekte Abwicklung der entsprechenden Industrie forderten, folglich keine Antwort. Und selbst Norbert Trenkle konnte ihnen statt Lohnarbeit nur eine "andere Form der sinnlich-stofflichen Partizipation anbieten".

      Das wirkt, gelinge gesagt, schon sehr hilflos. Fast so hilflos wie der in allem Ernst vorgetragene Vorschlag, sich angesichts der Weltwirtschaftskrise wieder mit dem Nationalstaat als Regulierungsinstrument anzufreunden, denn die internationalen Institutionen wie IWF, UNO oder EU hätten offensichtlich versagt. Aber vielleicht gehört auch diese Idee zur seltsamen Logik von Attac, es müsse erst richtig schlimm werden, bevor es besser werden könne.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra4l1/kultur/362/460991/text/…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 19:20:01
      Beitrag Nr. 1.687 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.111 von Maraho am 22.02.09 09:20:47Mal wieder etwas zur UBS.
      Es gibt immer mehrere Facetten!

      Schuldenmacher USA braucht die UBS
      Das kapitalhungrige Amerika setzt auf die Schweizer Grossbank, um seine Staatsanleihen zu verkaufen

      Die UBS ist eines der wenigen Geldinstitute, die direkt mit der US-Notenbank handeln. Ein Entzug der Banklizenz käme für die USA äusserst ungelegen.
      Heike Buchter und Sebastian Bräuer


      Carl Levin liebt kräftige Worte. «Die Schweizer klammern sich an das Bankgeheimnis als Nationalsymbol, genau wie die Amerikaner Freiheit und Demokratie preisen», donnerte der Senator aus Michigan letzte Woche bei einer Anhörung im Senat. Er sagte der Schweiz den Kampf an: «Der Rest der Welt hat die Schnauze voll von Steueroasen, die ihre Augen vor Steuerhinterziehung verschliessen.» Am liebsten würde der einflussreiche Senator der UBS die Lizenz entziehen.

      Was Levin dabei offenbar vergisst: Die USA würden getroffen, wenn sich die UBS aus Amerika verabschieden müsste. Denn die Grossbank spielt eine wichtige Rolle auf dem US-Finanzmarkt. Sie gehört – genau wie auch die Credit Suisse – zu den 16 sogenannten «Primary Dealers». Das sind ausgewählte, besonders kreditwürdige, solide Geldinstitute, die exklusiv mit der Notenbank Federal Reserve (Fed) handeln dürfen. Täglich kauft und verkauft die Fed US-Staatsanleihen, Hypothekenpapiere sowie Industrieanleihen und setzt auf diese Weise die Geldpolitik der USA in Markttransaktionen um.

      Dieser entscheidende Handel, der die Bedingungen für den Rest des Marktes bestimmt, findet ausschliesslich mit diesen 16 Banken statt.

      Doch die Zahl der «Primary Dealers» ist stark dezimiert worden. Der Untergang von Bear Stearns und Lehman Brothers sowie die Übernahme von Merrill Lynch haben die Runde auf den tiefsten Stand seit den 1960er Jahren, als das System offiziell institutionalisiert wurde, gedrückt. Ende der 1980er Jahre haben noch 46 Institutionen am Handel teilgenommen. «Die Entwicklung ist aus Sicht der Fed besorgniserregend», sagt Bob Eisenbeis, Geldmarkt-Experte beim Vermögensverwalter Cumberland Advisors. «Damit konzentriert sich ausgerechnet während der Kreditkrise das Risiko auf immer weniger Institutionen.» Anfang Februar haben die Berater vom «Treasury Borrowing Advisory Committee» das Finanzministerium vor dem Risiko gewarnt, dass Auktionen von US-Staatspapieren zu wenig Teilnehmer finden könnten. Auf eine Institution wie die UBS zu verzichten, käme für die Fed nach Ansicht von Eisenbeis in dieser Situation extrem ungelegen. Zumal die Notenbank derzeit versucht, neue Kandidaten für ihr Händlernetz zu werben.

      Auf die UBS und die anderen «Primary Dealers» ist die US-Regierung künftig noch mehr angewiesen als bisher. Die desolate Haushaltslage der USA verschärft das Problem: In den kommenden Monaten muss das Finanzministerium Staatsschulden in astronomischer Höhe von bis zu 2500 Mrd. $ placieren. Da kommt es auf jeden Handelspartner an, der Liquidität mitbringt. Eisenbeis ist überzeugt, dass die Fed-Oberen deshalb versuchen werden, auf das Finanzministerium einzuwirken, die Position der UBS in den USA nicht zu gefährden – im eigenen Interesse. «Ich glaube, die Dimension des Problems ist den Beteiligten der Steuerverfolgungseinheit nicht bewusst – aber die Fed wird dafür sorgen, dass sich das ändert.»

      Schon bei dem 780-Mio.-$-Vergleich hatte die Notenbank ein gutes Wort für die UBS eingelegt. David Mitchell, Experte für Steuersysteme beim konservativen Wirtschaftsforschungsinstitut Cato, hält es für unwahrscheinlich, dass die US-Regierung der UBS die Lizenz entzieht. «Die USA profitieren enorm von ausländischen Investitionen, die über Finanzzentren wie die Schweiz oder Cayman Islands fliessen – die US-Wirtschaft würde unter dieser Art des Finanzprotektionismus leiden.»

      Mitchell hält es sogar für schmerzhafter für die USA, wenn die UBS gezwungen würde, ihr US-Geschäft aufzugeben, als für die Bank selbst. Auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt: Am Freitag meldete das Arbeitsministerium die höchste Arbeitslosenquote in 25 Jahren. In den USA arbeiten 27 000 Mitarbeiter für die Grossbank.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/schuldenmac…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 19:28:52
      Beitrag Nr. 1.688 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Gregor Gysi, DIE LINKE: HRE-Pleite muss untersucht werden
      http://www.youtube.com/watch?v=YzakH40b34k
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 19:46:05
      Beitrag Nr. 1.689 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.730.809 von Maraho am 09.03.09 17:49:26Ein weiterer Beitrag zum Thema "Altersvorsorge" ....

      „Die Rente ist noch immer sicher!“ von Norbert Blüm
      Verantwortlich: Albrecht Müller

      Die kapitalgedeckte Privatvorsorge ist erwartungsgemäß in der Krise. Norbert Blüm bietet eine gut verwertbare Zusammenfassung der Auseinandersetzung. Albrecht Müller


      „Die Zeit heilt Wunden“ weiß der kluge Volksmund. Aber die Zeit bringt auch verdrängte Wahrheiten ans Licht, wie viele schon erfahren haben.

      „Die Rente ist sicher“. Über diesen Satz wurde kübelweise der Spott ausgegossen, und wer immer das Wort „Rente“ buchstabieren konnte, meinte, es gehöre sich, Blüm ans Bein pinkeln zu müssen.

      Als vermeintlicher Retter in höchster Not wurde rund um die Welt und die Uhr die kapitalgedeckte Privatvorsorge angepriesen. Die Versicherungskonzerne rieben sich die Hände. Das Geld klingelte in der Kasse.

      Die Kirmes der Privatisierung

      So ging es einige Jahre - aber eine kürzere Zeit, als ich selbst erwartet hatte. Auf der Kirmes der Privatisierung ist plötzlich der globale Kater ausgebrochen. Die kapitalgedeckte Privatversicherung ist an allen Ecken der Welt ins Schleudern geraten. Massenweise haben Pensionsfonds ihr Leben ausgehaucht. (Das sind jene Kapitalsammelstellen, die das Geld der Arbeitnehmer einsammelten haben, mit denen sie die Hedgefonds fütterten, um anschließend die Arbeitsplätze der Arbeitnehmer zu zertrampeln. Ein Perpetuum mobile der Destruktion.)

      Aber auch an anderer Stelle war die Kapitaldeckung kein Hit. Das chilenische, von der Weltbank initiierte Alterssicherungssystem, das auf Kapitaldeckung basiert, steht vor der Zahlungsunfähigkeit. In den Niederlanden sieht es nicht viel besser aus. Der größte amerikanische Versicherungskonzern AIG konnte nur mit staatlicher Hilfe gerettet werden, nachdem diese Firma einen Rekordverlust von über 100 Milliarden Dollar zustande gebracht hatte. Hierzulande konnte sich Allianz nur durch Flucht dem Desaster entziehen. In einem Allmachtsanfall kaufte Allianz vor ein paar Jahren für 24 Milliarden Euro die Dresdner Bank, drehte diese, als das Geschäft der Übernahme sich als Flop erwies, der Commerzbank an und machte sich dann – nachdem sie noch 6,4 Milliarden Euro verloren hatte – fluchtartig aus dem Staub. Den Letzten beißen die Hunde.

      Der Staat rettet jetzt mit 18 Milliarden Euro Steuergeldern die Commerzbank. Die 30 Milliarden Euro, welche Allianz bei dem „Coup Dresdner Bank“ aus dem Fenster geworfen hatte, waren auch Geld, das aus den Beiträgen der staatlich geförderten Riester-Rente stammten. So ist das, wenn man bei der Alterssicherung auf das Spekulationspferd gesetzt hat.

      Die einzige Alterssicherungsform, die von den Turbulenzen des Weltfinanzmarktes nicht berührt wird, ist das umlagefinanzierte, von der Arbeit gespeiste, gute, alte, viel gescholtene Rentenversicherungssystem.

      Die Rache der Realität

      Die Krise der Weltwirtschaft ist bei Licht betrachtet die Rache der ökonomischen Realität am virtuellen finanzwirtschaftlichen Wolkenkuckucksheim, in dem die Finanzkapitalisten ihre hochstaplerischen Geschäfte betrieben. Alles passé. Es wird nicht mehr so werden, wie es war. Der Wohlstand der Völker, das wusste schon Adam Smith, hängt von der Arbeit ab. Die neue Wahrheit ist die alte: Geld arbeitet nicht - entgegen den Legenden, welche die Finanzwissenschaft unters Volk brachte.

      Die Feinde der Rentenversicherung haben sich wechselseitig überboten, um die Rente madig zu machen. Die Crème de la Crème der deutschen Volks- und Betriebswirtschaftslehre war sich nicht zu schade, sich an der Kampagne gegen die Rentenversicherung zu beteiligen. Einer ihrer Leuchten, Herr Professor Oberender, rechnete für BILD sogar aus, wie viel Euro ein heute Geborener in 70 Jahren in die Rentenversicherung eingezahlt hat und wie viel er im Gegenzug aus dieser im Alter erhält. Der Mann muss entweder einen Draht zum lieben Gott gehabt haben oder ein begnadeter Hellseher sein, dass er offenbar alle Fakten des nächsten Jahrhunderts im Kopf hat. An der Börse wissen sie nicht den Aktienkurs der nächsten 14 Tage vorauszusagen, aber die Gurus der Kapitaldeckung rechnen die Renditen der Alterssicherungssysteme für die nächsten Generationen aus. BILD verglich zudem noch den realen Wert der gesetzlichen Rente mit den Zusagen der Privatversicherung, unterschlug bei Berechnung der realen Wertentwicklung bei der Privatrente allerdings kurzerhand die Wirkung der Preissteigerung. Diese aber trifft die Privatrente härter als die gesetzliche Rente, weil die Privatrenten in der Regel nicht dynamisiert sind.

      Die Blamage der ökonomischen Gelehrten

      Mehr Täuschung durch Hochstapelei war nie unterwegs. Kräftiger hat sich die ökonomische Wissenschaft nie blamiert als im letzten Jahr. Die Hof-Astrologen an den mittelalterlichen Fürstenhöfen, die noch behauptet hatten, die Sonne drehe sich um die Erde, haben die Bewegungen der Sterne genauer vorausgesagt als die modernen Koryphäen der Volkswirtschaftslehre die Bewegungen am Finanzmarkt. Von deren Urteil soll das Vertrauen zur privaten Alterssicherung abhängen? Noch im Herbst vergangenen Jahres hatten diese Professoren der Volkswirtschaft nicht kapiert, was die Stunde geschlagen hatte. Sie säuselten über die Probleme der Wirtschaft, als handele es sich um die Reparatur eines tropfenden Wasserhahns, während das Haus schon brannte.

      Das weiche Brot der Lobbyisten

      Der Lobbyismus verdirbt das Denken. Die Professoren sind zu sehr abgelenkt von ihren wissenschaftlichen Pflichten, und zu viele waren auch mit Gutachten für ihre privaten Auftraggeber beschäftigt.

      „Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing“. Man braucht sich nur anzusehen, in wessen Sold viele der Gegner der Rentenversicherung stehen. Selbst der Vorsitzende des Sachverständigenrates Professor Rürup, die Krone des Sachverstandes, hat sich inzwischen bei einem der größten Finanzdienstleister für sein Alterszubrot verdingt. Raffelhüschen, der wissenschaftliche Tausendsassa, der auf allen Versicherungssymposien tanzt und der mit seinem Spott über Blüm ganze Vertreterversammlungen von der Privatversicherung zum Lachen brachte, hat damit gutes Geld gemacht. Miegel, der sich als Leichenbeschauer der Rentenversicherung geriert und dafür bewundert wird, hatte sich längst bei einem Institut verdingt, das der Deutschen Bank nahe steht und der Privatversicherung verpflichtet ist. So ist das mit dem Sachverstand, der scheinbar unabhängig ist. Sein Verhältnis zur Unabhängigkeit entspricht dem zwischen Scheinheiligen und Heiligen.

      BILD war dabei und Allianz nicht weit weg

      Alle Schamgrenzen des Lobbyismus’, der sich als Wissenschaft getarnt hatte, sind gefallen. BILD, das Spitzenorgan der Anti-Renten-Kampagne, hatte diese mit Allianz abgestimmt. „Klar, wer mit Bild.T-Online.de kooperiert, der ist auch in der Bild-Zeitung vertreten. Und zwar nicht nur als Anzeige, sondern so, wie es sich für eine Kooperation gehört: rundum“. Mit dieser Ermunterung schickte Allianz seine Vertreter auf Kundenfang. Mit anderen Worten: Die BILD-Redaktion flankierte journalistisch die Allianz-Anzeigen-Kampagne in BILD. Eine Hand wäscht die andere. Konsequenter Weise war vorher schon der Pressesprecher von Allianz, Santen, in die BILD-Zeitungs-Redaktion übergewechselt. Die Verlotterung des Journalismus’ kennt offenbar keine Grenzen.

      Nicht das System ist falsch, sondern die Rentenpolitik war es.

      „Die Rente ist sicher“. Freilich, über die Höhe der Rente entscheidet die Beitragshöhe. Die Regierung Schröder hat in der Rentenpolitik eine kopernikianische Wandlung vollzogen. Während über 100 Jahre das angestrebte Rentenniveau die unabhängige Konstante der Rentenpolitik war, hat Schröder mit Unterstützung der Opposition die Beitragshöhe zum unverrückbaren Kriterium erklärt und 22 % Rentenbeitrag als die Höchstgrenze festgezurrt. Fürsorglich wurde dies mit der Belastungsgrenze der Versicherten begründet. Doch die Entlarvung der Lüge folgte auf dem Fuß, denn den angeblich vor weiteren Belastungen durch Rentenversicherungsbeiträge zu schützenden Arbeitnehmer mutet man 4 % zusätzlichen Beitrag zur Riester-Rente zu (22 + 4 = 26 %!). Wenn diese 4 % einschließlich der staatlichen Zuschüsse in die Rentenversicherung geflossen wären, hätten alle etwas davon gehabt, auch die, welche sich keine Riester-Rente leisten können. Das Rentenniveau hätte nicht so massiv abgesenkt werden müssen, wie es abgesenkt worden ist. Damit gerät die Rente in vielen Fällen in die Nähe der Sozialhilfe. Wenn allerdings eine Alterssicherung, die mit Beiträgen finanziert wurde, nicht oder nicht viel höher als eine Fürsorgeleistung ist, die man vom Staat ohne Beitragszahlungen erhält, dann hat sich die beitragsfinanzierte Rente überlebt, weil es in der Logik eines solchen Systems liegt, gleich zur Sozialhilfe zu gehen und nicht den Umweg über Arbeit und Beitrag zu nehmen.

      Die Renten-Schwierigkeiten sind keine Systemverlegenheiten, sondern Folge der Umleitung der Rentenbeiträge in die Kassen der Privatversicherung. Wer in den Tank seines Autos nicht genügend Benzin füllt, muss sich nicht wundern, wenn der Motor stottert und später auch stehen bleibt. Das liegt allerdings dann nicht am Motor, sondern am Benzinmangel. So ähnlich ist es mit der Rente.

      Der Zusammenbruch eines Kartenhauses

      Der ganze Aufwand, mit dem die private Altersversicherung als rettende Alternative zu einem angeblich maroden Umlagesystem ausstaffiert wurde, ist jetzt zusammen gebrochen. Für die geheuchelte Sorge, mit der Rentenexperte Diekmann, im Nebenberuf Chefredakteur von BILD, gegen eine vermeintliche Rentenlüge von Blüm vor Gericht ziehen wollte, fand sich kein Richter, der die mit Pressewirbel angekündigte Klage annehmen wollte. Welch eine Blamage. Jetzt entpuppt sich die ganze BILD-Kampagne als BILD-Klamauk.

      Es geschehen noch Zeichen und Wunder: BILD erklärte am 17. September 2008 für die gesetzliche Rente: „Keine Gefahr“. Also doch: „Die Rente ist sicher!“ (BILD lügt nicht). Doch die Verwirrung ist damit noch nicht am Ende. Die Rentenversicherung macht mit dem Geld ihrer Beitragszahler Werbung für die Riester-Rente, mit der ihr die Luft abgedreht wird. So viel Uneigennützigkeit schadet. Die Privatversicherung hält diese Liebesdienste der Rentenversicherung womöglich für ein Zeichen der Kapitulation der gesetzlichen Rentenversicherung. Aber wie kann sich eine Rentenversicherung verteidigen, wenn die Hälfte ihrer Selbstverwaltung, nämlich die Arbeitgebervertreter, bei dem Gegner der Rentenversicherung mental hospitieren?

      Alle Ab- und Ausreden, die für die Vorzüge der kapitalgedeckten Alterssicherung ins Feld geführt wurden sind inzwischen im Lobbyisten-Schlamm stecken geblieben. Auch die demographische Entwicklung liefert kein Alibi für einen Systemumstieg von der Umlage zur Kapitaldeckung. Kapitaldeckung ist nämlich entgegen der gebetsmühlenhaften Wiederholung ihrer Propagandisten keineswegs gegen die Bevölkerungsentwicklung so immun, wie immer behauptet wird. Wenn der Privatversicherung die Beitragszahler ausgehen, aus welchen Gründen auch immer, also auch aus demographischen, kommt die Privatversicherung ins Schleudern. Da hilft auch kein Ausweichen mit der Kapitalanlage ins Ausland. Dass die armen Völker mit unserem Kapital auf Dauer die Zinsen erwirtschaften, mit denen wir unsere Alten bezahlen, ist ein verwegener Gedanke, der sich schnell als Illusion erweisen könnte. Und wie es mit der Sicherheit der weltweiten Anlage von Kapital bestellt ist, dafür liefern die gegenwärtigen weltweiten Turbulenzen anschauliches Beweismaterial.

      Die Kopfzahl der Geburten sagt im übrigen noch nichts über die wirtschaftliche Zukunftssicherung, sonst müssten ja alle bevölkerungsreichen Völker auch wirtschaftlich reich sein. Entscheidend sind die Köpfe und Hände derjenigen, die Arbeit finden. Arbeitslose liefern keinen finanziellen Nachschub für die Rente und unterbeschäftigte Arbeitnehmer weniger als produktive. Die demographischen Wirkungen sind also verwickelter, als sie sich ein kluger Feuilletonchef der FAZ offenbar vorstellen kann. „Methusalem“ wusste eben noch nichts von der Arbeitskraft sparenden Produktivität. In weiten Teilen der Erde ist nicht Bevölkerungsrückgang, sondern Bevölkerungsexplosion das wirtschaftliche und soziale Problem.

      Wie dem auch sei: Die kapitalgedeckte Alterssicherung ist keine Rettungsinsel in den elementaren Stürmen der Weltwirtschaft.

      Bill Groß, der bei der Allianz-Tochter Dimcode den größten Rentenfonds der Welt managte, erklärte jüngst (WELT, 28.02.2009) den „Tod der Aktie“. Für die meisten Menschen werfe sie „für den Rest des Lebens“ keine Rendite mehr ab. Da hilft nur noch: Der Letzte macht die Tür zu.

      Wo war der Reformstau?

      Jahrelang hat sich das Wort „Reform“ an die Sozialpolitik geklammert. Und es stimmt ja auch. Dort muss manches verändert werden. Die Bundespräsidenten Herzog und Köhler, die Bundeskanzler Schröder und Merkel reservierten jedoch das Wort „Reform“ exklusiv für den Sozialstaat. Jetzt zeigt sich, dass ein erheblich höherer Reformbedarf in der Finanzwirtschaft vorliegt. So viele Billionen kann die Sozialpolitik gar nicht verschleudern, wie das internationale Bankensystem verbrannt hat. Wenn sich aber der Eifer der Arbeitgeberverbände, der Nationalökonomie und der BILD-Zeitung fortan den vorrangigen Reformnotwendigkeiten auf den Finanzmärkten widmet, und den Großen bei der Opferbereitschaft den Vortritt vor den Kleinen lässt, dann hat die Krise doch noch ihren Sinn gehabt.

      Und dann sage ich: „Schwamm drüber“ über den Spott, den die Rentenpolitik ertragen müsste, die ich vertreten habe.

      Wie dem auch sei. Die Rache ist nicht süß, denn die Fehler, für die man sich rächen musste, werden von Millionen von Rentnern bezahlt. Aber vielleicht könnte man aus Erfahrung klüger werden.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3813#more-3813
      21 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 19:57:08
      Beitrag Nr. 1.690 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.731.772 von Maraho am 09.03.09 19:46:05Da es passt ...

      Die Kinderarmut könnte dramatisch steigen

      Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, befürchtet vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise einen massiven Anstieg der Kinderarmut in Deutschland. Deutsche Kinder würden immer häufiger in den armen Stadtteilen geboren, sagte Hilgers der Neuen Osnabrücker Zeitung. Derzeit lebe ein Drittel der Kinder in Armut. Hilgers prognostiziert, dass in 20 Jahren die Hälfte aller Kinder in sozialschwachen Familien leben wird. Der Experte kritisierte das Konjunkturpaket der Regierung, das mit Blick auf Kinder und ihre Bildung "nur in Steine" investiere.

      Quelle: http://www.cicero.de/

      Kinder sind unsere Zukunft
      http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Podcast/2008/2008-1…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 20:05:37
      Beitrag Nr. 1.691 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.331 von Looe am 09.03.09 12:57:11Weiterführend ...

      Vor dem Treffen
      EU-Finanzminister besprechen ihre Sorgen

      Vor dem Hintergrund einer zugespitzten Finanzlage in Rumänien wächst in der EU die Sorge über Schieflagen von Mitgliedstaaten. Der österreichische Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll fordert, den "Notfallfonds" der EU für Finanznöte von Staaten aufzustocken.

      HB BRÜSSEL/BUKAREST. "Es ist Konsens, dass die 25 Mrd. Euro nicht reichen werden", sagte er am Montag in Brüssel vor einem Treffen mit seinen Amtskollegen des Eurogebiets. Aus der Kreditlinie der EU-Kommission waren bereits 6,5 Mrd. Euro für das krisengeschüttelte Ungarn und 3,1 Mrd. Euro für Lettland geflossen.

      Das seit 2007 zur EU gehörende Rumänien braucht für die Bewältigung der Krise Hilfe von außen. Dies sei als "Sicherheitsgurt" gedacht, denn niemand könne absehen, wie lange die globale Wirtschaftskrise dauere, sagte Staatspräsident Traian Basescu vor dem Parlament in Bukarest. Die Stütze sei nötig, um das Defizit in der Leistungsbilanz zu finanzieren. Einen konkreten Betrag nicht - dieser dürfte sich aber laut Beobachtern im Milliardenbereich bewegen. Wie die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax berichtete, wird eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Verhandlungen über ein Kreditabkommen noch in dieser Woche in Bukarest erwartet. Laut Brüsseler Diplomaten soll auch die EU in ein Rettungspaket einbezogen werden.

      Die EU hatte erst vor drei Monaten ihre Obergrenze für Kredithilfen von zwölf Mrd. Euro auf 25 Mrd. Euro erhöht. Die EU hat für den sogenannten Notfallfonds keine eigenen Mittel, sondern muss selbst Kredite aufnehmen.

      In der Eurozone sind besonders Griechenland und Irland stark von der Finanzkrise betroffen. Beide Länder müssen inzwischen hohe Risikoaufschläge für ihre Anleihen bezahlen. Die Europäische Zentralbank rechnet damit, dass die Wirtschaft des Eurogebiets im laufenden Jahr um 2,7 Prozent schrumpfen wird. Die Minister des Eurogebiets berieten über die Wirtschafts- und Finanzkrise und die angespannte Haushaltslage in einer Reihe von Mitgliedstaaten.

      Nach jahrelangem Streit über eine verminderte Mehrwertsteuer für bestimmte Bereiche wollen sich die EU-Finanzminister am Dienstag auf einen Kompromiss einigen. Ob es dazu kommen wird, ist jedoch wegen des anhaltenden Widerstandes einiger Mitgliedsländer offen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte vor dem Treffen in Brüssel: "Ich werde in begrenztem Maße mich kompromissfähig zeigen. Das heißt in einigen ausgesuchten Feldern." Frühere Vorschläge der EU-Kommission gingen ihm zu weit. Auch sein Spanischer Amtskollege Pedro Solbes äußerte sich zurückhaltend: "Das ist ein schwieriges Thema".

      Angesicht der Rezession hatte Deutschland Ende vergangenen Jahres seinen erbitterten Widerstand gegen diesen Schritt aufgegeben, jedoch angekündigt, die Neuerungen im eigenen Land wegen drohender Steuerausfälle nicht einführen zu wollen.

      Verminderte Steuersätze sollen laut Diplomaten in sogenannten arbeitsintensiven Branchen wie der Gastronomie, häuslicher Betreuung, Reparaturen sowie beim Wohnungsbau und der Renovierung von Altbauten möglich sein. Es soll den Mitgliedstaaten freigestellt werden, im Kampf gegen die Wirtschaftskrise diese Reform einzuführen oder nicht. Der Normalsatz der Mehrwertsteuer in den Mitgliedstaaten darf 15 Prozent nicht unterschreiten; Ausnahmen müssen einstimmig von den EU- Staaten beschlossen werden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-f…
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 20:34:04
      Beitrag Nr. 1.692 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.731.772 von Maraho am 09.03.09 19:46:05Dieses ist mein letzter "Streich" für heute.
      Sollte in vielen Fällen ja auch einmal eine Altersversorgung darstellen. Doch, wie wir alle wissen, es kam anders ...

      ANATOMIE EINER PLEITE
      Wie deutsche Senioren in der Lehman-Falle landeten
      Von Udo Ludwig

      Zehntausende deutsche Anleger verloren mit der Pleite von Lehman Brothers ihr Erspartes. Ein Netz aus Detektiven und Anwälten recherchiert jetzt, wie es dazu kommen konnte und wie die Kunden womöglich ihr Geld zurückerhalten - und stoßen dabei auf erstaunliche Details.


      Hamburg - Medard Fuchsgruber hat eine Wirtschaftsdetektei in Ottweiler bei Saabrücken. Sein Fachgebiet sind Aufträge von Deutschen, die sich von Anlageberatern betrogen fühlen. Und er hat viel zu tun: Er hat mit seinen Ermittlungen geholfen, dass Opfer von Schrottimmobilien ihr Geld wiederbekamen. Er hat Geschädigte der Bausparkasse Badenia und der Göttinger Gruppe unterstützt. Als Vorstand des Bundes der Kapitalanleger bündelt Fuchsgruber zudem die Interessen von Betrogenen.

      Schon seit einigen Jahren arbeitet Fuchsgruber mit einem Netzwerk von rund einem Dutzend Anwälten zusammen, die auf der Seite der Betrogenen sind. Dazu zählt etwa der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum, der nun einer Kanzlei in Düsseldorf angehört.

      Die Arbeitsteilung sieht so aus: Der Detektiv besorgt die Dokumente, die Anwälte bekämpfen mit ihren Schriftsätzen Finanzdienstleister, Banken, Versicherungen oder Bausparkassen, die ihre Kunden ausgenommen haben.

      Jetzt hat Fuchsgruber wahrscheinlich den Fall seines Lebens übernommen: Er betrifft Aufstieg und Niedergang der Bank Lehman Brothers. Wichtige Informationen über die Geschäfte der amerikanischen Bank und ihrer europäischen Verbündeten hat sein Netzwerk bereits zusammengetragen - und jetzt hat der Bund der Kapitalanleger die erste Strafanzeige in Deutschland auf den Weg gebracht.

      Als Fuchsgruber im September 2008 vom Konkurs der Lehman Brothers Holding in New York erfuhr, wusste der Fachmann für Kapitalgeschädigte sofort, was das bedeutete: Hunderte, womöglich Tausende oder Zehntausende Anleger werden ihr Geld verlieren, viele davon leben auch in Deutschland.

      Fuchsgruber rief Klaus Bröker an. Der Professor für Wirtschaftsrecht gehört zu dem Anwaltsnetzwerk. Und er hat einen großen Vorteil: Er arbeitet in einer Anwaltskanzlei in Göttingen, lebt aber zwischendurch in Kalifornien - er kennt sich also aus in der US-Finanzwelt und weiß aus eigenem Erleben, wie dort der Immobilienmarkt in sich zusammengefallen ist. Fuchsgruber und Bröker verabredeten eine Strategie: Der Detektiv wollte versuchen herauszufinden, welche Geschäfte Lehman in Deutschland betrieben hat. Der Anwalt bemühte sich um Lehman-Informationen in den USA.

      Fuchsgruber wurde bald überall fündig. Er recherchierte, dass Lehman Brothers allein für den deutschsprachigen Raum etwa 170 unterschiedliche Zertifikate herausgegeben hatte. Das Volumen dieser Papiere addierte sich zusammen auf rund 300 Milliarden Dollar. Die Finanzprodukte hatten Namen wie "Airbag Outperformance", "Twin Win", "Step Up Express" oder "Absolute Performer" - und sie versprachen hohe Gewinne. Die dazu gehörigen Flyer zeigten farbige Bilder mit Serpentinen, die nach oben führten, oder schnelle Züge, die vorbeirauschten. Fuchsgruber fand zudem heraus, dass die Citibank mit großem Abstand die meisten Zertifikate an deutsche Kunden verkauft hatte.

      Bröker nahm sich unter anderem die Insolvenzakte 08-13555 vor, eine Art Abschlussbilanz der Lehman Brothers Holding. Zwei Fakten elektrisierten ihn sofort: Die Citigroup aus New York war nach seinen Recherchen mit 4,5 Prozent der Anteile einer der größten Einzelaktionäre von Lehman Brothers. Gleichzeitig wies der Konkursbericht allein 138 Milliarden Dollar unbesicherte Forderungen gegen die Bank aus, die die Citigroup treuhänderisch für ihre Kunden verwaltete. Es waren sogenannte Inhaberschuldverschreibungen - also Kredite, die Lehman-Kunden gegeben hatten. Fuchsgruber und Bröker arbeiteten sich weiter in die Verästelungen der internationalen Finanzwelt vor.

      Gleichzeitig meldeten sich bei dem Netzwerk immer mehr Deutsche, die Lehman-Zertifikate gekauft hatten. Die Rechercheure fanden heraus, wie Lehman und die Citibank vorgegangen waren, um eine gigantische Summe von Geldern einzufahren. Bereits im März 1995 hatte Lehman eine Tochtergesellschaft in Holland gegründet. Diese "Lehman Brothers Treasury Co. B.V." war, so konnten sie in den Testaten nachlesen, eine reine Briefkastenfirma: Sie hatte weder Angestellte, noch ein laufendes Geschäft. Einziger Zweck dieser Firma war es, Geld zu akquirieren, um den Bedarf an Betriebskapital verschiedener Tochtergesellschaften von Lehman zu decken. Fast zehn Jahre dümpelte diese Firma vor sich hin. Offenbar hatte Lehman zu dieser Zeit kein Interesse am europäischen Markt.

      Wetten auf alles und jedes

      Das änderte sich schlagartig 2005, als Lehman das "Euro Medium Term Note Program" massiv hochfuhr. Die Bank gab Zertifikate heraus und bot ihren Kunden Wetten über die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte an. Gewettet wurde auf den Kurs des Ölpreises, auf den Kurs von Währungen, auf den Kurs deutscher oder europäischer Aktienunternehmen oder das Verhältnis verschiedener Kursentwicklungen untereinander. Gingen die Voraussagen in Erfüllung, sollte der Kunde gute Renditen bekommen. Verlor er die Wette, gab es meist überhaupt keinen Gewinn.

      Deutschland war das Hauptziel der Spekulationspapiere, weil Zertifikate dieser Art hier im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wie Frankreich oder den USA erlaubt sind. Gleichzeitig ist die staatliche Aufsicht über solche Risikogeschäfte nicht mehr als ein "Papiertiger".

      Der Phantasie der amerikanischen Investmentjongleure, die stets die Bedingungen der Wetten vorgaben, waren offenbar grenzenlos - und das Vertrauen in die US-Bank ebenso. Dabei gab es überhaupt keinen Anlass zur Zuversicht. Denn Lehman war nicht nur Schuldnerin für die Zertifikate, sondern sie war gleichzeitig auch Garantin für das Kreditrisiko. "Das ist so, als wenn jemand, der Schulden macht, verspricht, das geliehene Geld auch ganz sicher zurückzugeben", sagt Bröker. In Wahrheit, so vermutet der Finanzfachmann, wurden die Euros aus Deutschland nicht angelegt, sondern landeten stets im großen Schoß der Lehman-Mutter in den USA.

      Aber das störte die deutschen Banken, die diese Zertifikate herausgaben, offensichtlich wenig. Im Gegenteil: 2005 gab allein die Holland-Tochter von Lehman Schuldverschreibungen im Nominalwert von 45 Milliarden Dollar heraus - und in den Folgejahren immer mehr. Mit einem Lehman-Papier vom 24. Juli 2007 wurden im folgenden Geschäftsjahr gar Zertifikate im Wert von über 100 Milliarden Dollar angeboten. Und während das Volumen immer weiter wuchs, wurden die Lehman-Wetten immer komplizierter.

      Nachdem er die Geschäftsberichte durchgearbeitet hatte, drängte sich Bröker ein Verdacht auf: Hatte es Lehman bewusst auf das Ersparte der Deutschen abgesehen, um Verluste auf dem US-Markt abzufedern? Und war die Citibank deshalb so eifrig beim Verkauf der Zertifikate, weil ihre US-Mutter - die Citigroup - als große Anteilseignerin um den Zustand von Lehman wusste und deshalb um ihr dort angelegtes Kapital fürchten musste? Das Ersparte der Deutschen wäre somit letzter Rettungsanker einer strauchelnden Bank gewesen. Oder ist es nur Zufall, dass die Citibank und Lehman in den letzten Monaten ihres Bestehens besonders viel Geld aus Deutschland herausgesogen haben?

      Die Saarbrückerin Ingrid Deutsch hatte noch im Januar 2008 die angeblich sicheren Papiere gekauft. Die Berlinerin Angela Rogalla, 66, wollte Geld für einen Platz im Seniorenheim mit Pflegestation beiseitelegen und erwarb von der Citibank am 5. Februar 2008 Lehman-Zertifikate. Wenige Tage später wurde Lehman in den USA bereits als Pleitekandidat beschrieben. Es gab sogar Deutsche, denen Banken noch freitags Lehman-Papiere andrehten, bevor Lehman montags Insolvenz anmeldete. Die deutschen Anwälte berieten nun viele Lehman-Anleger und unterstützten Stammtische Betroffener, die sich etwa in Köln, Frankfurt, Hamburg oder Berlin gebildet haben. Bröker hält die Deutschland-Geschäfte von Lehman und der Citibank inzwischen für "kriminell".

      Freibrief vom Wirtschaftsprüfer

      Erst recht glaubte Bröker nicht mehr an Zufall, als er den letzten Jahresabschluss der niederländischen Lehman-Tochter gelesen hatte. Das Geschäftsjahr endete im November 2007. Am 30. Mai 2008 legten die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young ihren Abschlussbericht vor. "Die Gesellschaft ist keinem materiellen Risiko ausgesetzt", heißt es zur "Risk Management Policy" des Unternehmens. Und unter dem Punkt "Geschäftsjahr und Perspektiven steht: "Der wirtschaftliche Ausblick für das gesamte Unternehmen ist positiv. Die Märkte unterstützen die gesamte Gesellschaft vollständig, da ständig neue Emissionen gezeichnet werden."

      Im Auftrag des Bundes der Kapitalanleger stellte Bröker am 12. Februar 2009 Strafanzeige gegen die holländische Niederlassung von Ernst & Young. Die Wirtschaftsprüfer hätten sehen müssen, so Bröker, dass sich die holländische Lehman-Tochter "allein über Schulden finanziert" und "nichts, aber auch gar nichts" darauf schließen lasse, dass "dieses Geld jemals zurückgezahlt werden kann". Ernst & Young hätte auffallen müssen, dass es sich bei den europäischen Ablegern von Lehman um ein "gigantisches Schneeballsystem" gehandelt habe. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE wollte sich Ernst & Young nicht äußern, das sei Sache des Kunden Lehman. Der Untergang von Lehman sei eine Folge der dramatischen Vorgänge auf den internationalen Finanzmärkten.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,612195,00.html
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 20:40:42
      Beitrag Nr. 1.693 ()
      So, das war es für heute meinerseits.

      Ich bedanke mich bei euch allen für das Interesse und die Beiträge. Vielleicht war ja wieder etwas dabei ...

      Allen einen noch schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.03.09 22:50:22
      Beitrag Nr. 1.694 ()
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 05:48:32
      Beitrag Nr. 1.695 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.731.918 von Maraho am 09.03.09 20:05:37Guten Morgen zusammen,
      ich wünsche euch hiermit einen erträglichen Tag.

      Man sollte sich nicht mehr nach dem tieferen Sinn der Verlautbarungen aus Brüssel fragen. Etwas genaues weiß man dort anscheinend auch nicht...
      Und wenn es das nächste Jahr nicht ist, dann eben das übernächste.
      Wir haben das Leben ja noch vor uns! ;)

      Die EU ist gegen die...

      US-Forderung
      EU gegen größere Konjunkturpakete

      Trotz rabenschwarzer Aussichten für die Wirtschaft wollen die Finanzminister der Euro-Zone ihre Konjunkturprogramme nicht noch ausweiten. Die Aufforderung der US-Regierung, sich mit noch mehr Staatsausgaben gegen die Rezession zu stemmen, sei nicht überzeugend, sagte der Chef der Euro-Finanzminister, Luxemburgs Finanzminister Jean-Claude Juncker, am Montag in Brüssel.

      HB BRÜSSEL. Die EU-Länder stützten die Wirtschaft bereits mit Ausgaben von 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und wollten die Defizite nicht noch weiter in die Höhe schrauben. Die EU-Kommission hat inzwischen die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren noch in diesem Jahr aufgegeben, wie Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia erklärte.

      Die wirtschaftliche Lage habe sich in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert, es gebe keinerlei Anzeichen für eine Besserung im Euro-Raum, sagte Juncker. „Das ist eine tiefe Rezession, schlimmer als Anfang der 90er Jahre.“

      Die EU-Kommission wird ihre nächste Prognose erst im Mai vorlegen, hält aber schon jetzt ihre Januar-Schätzung für überholt, wie Almunia verdeutlichte. Damals hatte die Behörde für den Euro-Raum ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 1,9 Prozent vorhergesagt. Seither hätten sich die Risiken verstärkt, sagte Almunia. Die Kreditversorgung komme noch immer nicht in Gang, die Lage in der Realwirtschaft habe sich verschlechtert. Die Kommission rechne jetzt erst im kommenden Jahr mit dem Beginn einer Erholung.

      Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, Larry Summers, forderte eine international koordinierte Aktion zusätzlicher Staatshilfen im Kampf gegen die Rezession. Damit solle die Nachfrage angekurbelt werden, sagte er in einem Interview der „Financial Times“. Bei den Euro-Finanzministern fand er dabei aber keine Unterstützung. „Wir sind nicht bereit, die Konjunkturpakete auszuweiten“, betonte Juncker. Zunächst gelte es, die Wirkung der bereits beschlossenen Impulse für die Konjunktur abzuwarten. Diese seien aber vermutlich erst 2010 sichtbar. „Wir sollten nicht Defizit auf Defizit türmen.“ Die Finanzminister diskutierten erneut darüber, wie sie das Steuer bei der Staatsverschuldung wieder herumreißen können. Ende des ersten Halbjahres sei mit konkreteren Plänen für eine Ausstiegsstrategie zu rechnen, sagte Juncker. Die Neuverschuldung wird sich in der Euro-Zone nach Kommissionsschätzung wegen der Krise auf rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Sieben der 16 Länder liegen über der Defizitgrenze des Stabilitätspakts von drei Prozent des BIP. In Irland wird die Schuldenlast am stärksten steigen auf geschätzte elf Prozent des BIP.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/eu-gegen…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 05:56:31
      Beitrag Nr. 1.696 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.097 von Maraho am 09.03.09 12:26:14Das lässt "hoffen"...
      Auf ein gutes Gelingen...

      Rezession
      Globale Konzepte
      von Christoph Rabe

      Wenn es noch einige wenige Anhänger der These gegeben haben sollte, wonach sich die Schwellenländer von den Industriestaaten in gewissem Maße haben abkoppeln können, dann dürften die Berichte von Weltbank und ADB nun auch dem letzten Optimisten die Augen geöffnet haben. Der Welthandel bricht so stark ein wie seit 80 Jahren nicht mehr, weltweit sind Vermögenswerte von 40 Billionen Dollar vernichtet worden. Und davon war Asien stärker betroffen als jede andere Region.

      Fürwahr ein Schreckensszenario. Denn auf Asien, insbesondere China, hatten die Optimisten ihre letzte Hoffnung gesetzt. Doch China kann die Weltwirtschaft ebenso wenig alleine anschieben wie irgendein Industrieland. Je schneller die Haushaltsmittel schwinden, desto weniger sind die Schwellenländer in der Lage, eigene Konjunkturprogramme aufzulegen.

      In der Krise sind sie mehr denn je auf die Mächtigen angewiesen. Die aber haben schon alle Hände voll zu tun, um den Finanzsektor in den Industriestaaten zu retten. Jetzt fehlen auch noch 700 Milliarden Dollar in den Entwicklungsländern - alleine in diesem Jahr. Da stellt sich jedermann zu Recht die Frage, wer diese gigantischen Löcher eigentlich noch stopfen soll. So viel steht fest: Die internationalen Finanzinstitutionen sind überfordert, die Industriestaaten mit sich selbst beschäftigt. Viel Hilfe können Entwicklungs- und Schwellenländer also nicht erwarten.

      Umso wichtiger ist es, dass die G20-Staaten Anfang April sich nicht nur über die künftige Regulierung der Finanzmärkte einigen, sondern auch die globale Konjunkturpolitik besser aufeinander abstimmen. Die Einzelaktionen der Industriestaaten drohen wirkungslos zu verpuffen, wenn es nicht gelingt, die globale Nachfrage wieder zu stimulieren. Allein auf den Impuls der drastisch gefallenen Energie- und Rohstoffpreise zu setzen ist zu wenig.

      In dieser globalen Krise müssen staatliche, institutionelle und private Anstrengungen weitaus stärker miteinander vernetzt werden als bisher. Nur wenn es gelingt, eine Mischung aus Konsumanreizen, steuerlichen Erleichterungen und gezielten Investitionen so zu verbinden, dass Effekte weit über nationale Grenzen ausstrahlen, kann die Weltwirtschaft 2010 auf den Wachstumspfad zurückkehren. Das ist die Aufgabe der G20.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommenta…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 06:03:10
      Beitrag Nr. 1.697 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.671 von Maraho am 10.03.09 05:48:32Wo ist er denn, der Aufschwung?

      Konjunkturerholung Fehlanzeige
      Exklusiv Finanzminister sehen schwarz für 2010
      von Wolfgang Proissl (Brüssel)

      Die EU-Finanzminister geben die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung im kommenden Jahr auf. Es sei "höchst unsicher", ob das Wachstum 2010 wieder anspringe, heißt es in einem Papier der Minister für den EU-Gipfel am 19. März.

      Das Dokument liegt der FTD vor. Das düstere Szenario lässt die offiziellen Konjunkturprognosen der EU als viel zu optimistisch erscheinen. Noch Mitte Januar hatte Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia eine Verbesserung der Lage im zweiten Halbjahr 2009 vorhergesagt. Inzwischen gehen viele Ökonomen aber davon aus, dass die Wirtschaftskrise sehr viel heftiger sein und länger dauern wird als bislang befürchtet.

      Europas Volkswirtschaften seien von Negativwachstum, historisch niedrigem Verbraucher- und Geschäftsvertrauen sowie ausgetrockneten Kreditflüssen geprägt, heißt es in dem Papier, das die Minister am Dienstag beschließen wollen. "Negativspiralen zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten verschlimmern die Situation."

      Dennoch wollen die Finanzminister einen Zeitplan zum Abbau ihrer nationalen Haushaltsdefizite festlegen. "Die meisten Mitgliedsstaaten werden ihre Konsolidierungsanstrengungen 2010 beginnen, diejenigen mit Haushaltsspielraum werden 2011 anfangen", heißt es in dem Text. Nur so könne vermieden werden, dass die Märkte hoch verschuldete Regierungen durch noch höhere Risikoaufschläge auf ihre Staatsanleihen abstrafen.

      Allerdings soll die EU die Flexibilität des Stabilitätspakts in der Krise voll ausnutzen. Länder mit besonders hohen Defiziten sollten "längere Fristen bei der Korrektur eingeräumt bekommen". Der Fehlbetrag müsse dann jährlich in größeren Schritten abgebaut werden. Diese Bestimmung zielt auf Länder wie Irland, die 2009 ein Defizit von fast zehn Prozent aufweisen dürften.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Konjunkturerholung-Fehl…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 06:09:14
      Beitrag Nr. 1.698 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.730.943 von Maraho am 09.03.09 18:03:57Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein...

      Test für Staatsbank
      Unternehmen bestürmen die KfW
      von Elisabeth Atzler (Frankfurt)

      Das 25 Mrd. Euro teure Kreditprogramm der Staatsbank KfW elektrisiert Deutschlands Firmen. Insbesondere die von der Krise besonders betroffenen Mittelstandsunternehmen fragen nach Krediten an. Für die KfW gerät die Wirtschaftsflaute zur Bewährungsprobe.


      "Die Voranfragen sind gewaltig", sagte KfW-Chef Ulrich Schröder am Montag. Es gebe Anfragen von Konzernen mit einem Umsatz oberhalb von 1 Mrd. Euro - "bis hin zu Dax-Unternehmen". Die meisten Firmen würden versuchen, das Darlehensmaximum von 300 Mio. Euro auszuschöpfen, sagte Schröder.

      Der Andrang macht deutlich, dass vor allem Deutschlands Großunternehmen um ihre Finanzierung bangen. Sie benötigen oft hohe Kreditvolumina mit langer Laufzeit. Allerdings halten sich die Banken zurück, Kredite zu vergeben, da sie sich wegen der Krise selbst kaum langfristig refinanzieren können. Ähnlich sieht es bei Exportkrediten aus. Deren Refinanzierung wird für private und öffentliche Banken nach Darstellung der Bundesregierung immer schwieriger. Sie will prüfen, inwieweit eine Einbindung der KfW die Lage verbessern kann.

      Für die KfW ist das Programm über 25 Mrd. Euro ein Novum: Zum einen steht es Unternehmen offen, die jährlich mindestens 500 Mio. Euro umsetzen - bisher unterstützt die KfW nur mittelständische Firmen. Zum anderen haftet die KfW mit maximal 70 Prozent für die Kredite, was die Eigenkapitalanforderungen der Hausbanken mindert. Das Kreditprogramm ist Teil des 100 Mrd. Euro großen "Wirtschaftsfonds Deutschland". Neben den KfW-Krediten besteht er aus 75 Mrd. Euro Bürgschaften des Bundes.

      Viele Firmen versuchen nun, aus beiden Geldquellen zu schöpfen. "Fast alle Unternehmen wollen parallel das Bürgschaftsprogramm anzapfen", sagte Schröder. Wegen des Ansturms erwartet er, dass auch die tatsächlich gestellten Kreditanträge "enorm sein werden". Die Firmen können seit Montag über ihre Hausbanken KfW-Darlehen anfragen. Die Banken holen sich das Geld in gleicher Höhe bei der KfW wieder.

      Um die Risikoübernahme zu stemmen, baut die KfW eine Einheit auf, die Kredite prüft und bislang aus etwa 20 Mitarbeitern besteht. Dafür hat Schröder den Einstellungsstopp gelockert und Experten von außen angeworben. Zudem setzt er Mitarbeiter aus den eigenen Reihen sowie vom Exportfinanzierer Ipex, einer KfW-Tochter, ein.

      Wegen des hohen Volumens und der Haftung wird die Kreditvergabe zum Testfall für die Staatsbank. "Das fordert uns stark heraus", sagte Schröder. "Es ist eine Bewährungsprobe für uns." Er hofft auch darauf, dass die Bank so ihr ramponiertes Image aufpoliert. Die Krise der Mittelstandsbank IKB, die die KfW als Großaktionärin nicht aufhalten konnte, sowie die Fehlüberweisung an die Pleitebank Lehman Brothers hatten der Staatsbank zugesetzt - und ihr auf dem Boulevard den Titel "Deutschlands dümmste Bank" eingebrockt.

      Auch die Mittelständler leiden unter der Krise. Die KfW-Stammklientel ist so pessimistisch wie noch nie, ergab der jährliche Mittelstandsmonitor, den KfW, Wirtschaftsforschungsinstitute und Creditreform ermitteln. Die Geschäftserwartungen kleiner und mittelgroßer Firmen fielen Ende 2008 auf ein Rekordtief. Mittelständler trifft die Krise indes nicht so hart wie international ausgerichtete Großkonzerne. Das zeigt auch das bereits gestartete Kreditprogramm für den Mittelstand über 15 Mrd. Euro: Bislang sind bei der KfW nur Anträge über insgesamt 900 Mio. Euro eingegangen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Test-f%FC…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 06:16:57
      Beitrag Nr. 1.699 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.443.745 von Maraho am 25.01.09 08:17:52In Bezug ...

      Konjunkturprogramm Weltkrieg?
      von Thomas Strobl

      „Der Krieg ist der Vater aller Dinge", heißt es bei Heraklit. Und Nietzsche schreibt gar davon, dass der Krieg unentbehrlich sei, und von einer eitel dahin schwärmenden Menschheit nicht mehr viel zu erwarten, wenn sie es verlernt hätte, Kriege zu führen. Nichts anderes als der Krieg wäre geeignet, ermattete Völker wieder zu revitalisieren, so der deutsche Moralkritiker, der um direkte Worte bekanntlich nie verlegen war.

      Woher kommt diese Begeisterung für die ultimative menschliche Konfrontation, für die Zerstörung und das Leid, das die Meisterdenker aller Epochen offenbar immer mit der Geburt des Neuen, des Stärkeren, des Besseren verbanden? - Und waren es Gedanken wie diese, die Max Weber dazu bewegten, den Kapitalismus als Spezifikum des europäischen Nationalstaates zu deuten, und seine Hochs und Tiefs, Booms und Busts, Inflationen und Deflationen daher als Ursache wie auch Ergebnis der wechselvollen, militärischen Geschichte des alten Kontinents? - Wenn der Krieg der Vater aller Dinge ist, ist er dann auch der Vater aller Wirtschaftswunder? - Und müsste man daraus gar den Schluss ziehen, dass der Clausewitzsche Begriff vom Krieg als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln", auch Anwendung auf die Konjunktur- und Beschäftigungspolitik findet? - Oder wäre das des Zynismus bereits das berühmte Quentchen zuviel?

      Ganz und gar nicht zynisch, wenn auch von einer brutalen Ästhetik ist es, wenn man darauf hinweist, dass der Krieg zu allen Zeiten ausgesprochen konjunkturbelebende Wirkungen hatte; und nicht nur das, so mancher Kanonendonner kam - bei rein ökonomischer Betrachtung - zu einem ausnehmend günstigen Zeitpunkt. Ja, fast schon unglaublichen Sinn für lukratives Timing bewies der Weltgeist, als er der größten wirtschaftlichen Katastrophe der Neuzeit unmittelbar die Übertragödie des 2. Weltkrieges hinterherschickte, und dadurch - nach einer mehrjährigen Leistungsschau der menschlichen Ekelhaftigkeit - den Albtraum der Great Depression in eine Epoche der wirtschaftlichen Blüte verwandelte. Diese Kausalität mag einen vor den Kopf stoßen, aber die schlichte Wahrheit lautet: sie ist mittlerweile in etwas leichtfüßigerer Umschreibung zu einem verbalen Allgemeinplatz geworden; und das keineswegs an einem wie immer gearteten „Rand" der Debatte, sondern inmitten des mit hohen und höchsten Weihen der Konformität versehenen Mainstreams: Paul Krugman zum Beispiel, der diesjährige Ökonomie-Nobelpreisträger, hatte keinerlei Bedenken, in seiner Kolumne in der honorigen „New York Times" zu schreiben:

      „Wenn Sie einmal sehen wollen, welcher Anstrengungen es tatsächlich bedarf, um die Wirtschaft aus einer Schuldenfalle zu befreien, dann betrachten Sie das massive, öffentliche Beschäftigungsprogramm, das die Große Depression beendete, besser bekannt unter dem Begriff„2. Weltkrieg". Der Krieg führte nicht nur zur Vollbeschäftigung, er bewirkte darüber hinaus rapide ansteigende Einkommen und substantielle Inflation; und das alles praktisch ohne größere Verschuldung des Privatsektors. Bis 1945 stiegen die öffentlichen Schulden der USA rasant, aber das Verhältnis der privaten Schulden zum Bruttoinlandsprodukt war nur noch halb so hoch wie 1940. Und dieses niedrige Schuldenniveau bildete die Basis für den großen Nachkriegsboom."

      Was Krugman natürlich postwendend die bösesten Kommentare in den Foren und Blogs des Landes bescherte, etwa diesen hier:

      "Wie werden die Leute das wohl verstehen? - ‘Sogar Krugman meint, wir brauchen einen neuen Krieg. Lasst uns also gleich einen anfangen!'"

      Aber war das seine Intention? - Natürlich nicht!

      Krugman ist als keynesianischer Ökonom vielmehr davon überzeugt, dass die Zentralbankpolitik ihr Pulver verschossen hat, und daher die US Wirtschaft vor dem Absturz in die Depression nicht bewahren wird können; der Staat muss daher ran und nicht nur das: er muss sein ganzes fiskalisches Gewicht in die Waagschale werfen, großangelegtes Deficit Spending betreiben, massiv in Bildung und Infrastruktur investieren. „Fiscal is the only game in town", so Krugmans Credo, und was die neue Regierung Obama an Plänen und Projekten bisher auf den Tisch gelegt hat, reicht ihm nicht aus; ja, reicht ihm sogar bei weitem nicht aus: das Paket, obwohl in absoluten Zahlen beeindruckend, wäre unfokussiert, setze zu sehr auf Steuersenkungen statt Regierungsausgaben, und wäre in den Verhandlungen mit den Republikanern auch noch verwässert worden: in Krugmans Augen ein Riesenfehler, der die USA und mit ihnen die Weltwirtschaft ins Desaster führen kann. Präsident Obama laufe Gefahr, in dieser Schicksalsfrage ähnlich zu irren, wie seinerzeit Franklin D. Roosevelt: der war selbst 1938 noch davon überzeugt, dass ein ausgeglichener Staatshaushalt das höchste der politischen Gefühle wäre; und lies sich von dieser Meinung noch nicht mal von Keynes selbst abbringen, der ihm in einem Brief im Februar 1938 schrieb:

      „Zwar werden die bereits beschlossenen Maßnahmen verhindern, dass der Einbruch wieder so desaströse Ausmaße annimmt, wie letztes mal. Aber sie werden nicht ausreichen, und zwar noch nicht mal annähernd ausreichen, um ohne ein großangelegtes, zusätzliches Maßnahmenpaket die Wohlstandsentwicklung auf einem annehmbaren Niveau zu halten."

      Zu dieser Zeit lag die Arbeitslosenquote in den USA noch immer bei deprimierenden 17%, aber vor allem begann die amerikanische Bevölkerung angesichts der Krise zunehmend zu resignieren. In Amity Shlaes' exzellenter New-Deal-Chronik „The Forgotten Man" lesen wir zur bedrückenden Gemütslage Anfang 1938:

      „Das Land befand sich nun in einer seltsamen Stimmung. Eine neuartige Sicht der Depression als Dauerzustand setzte ein. Arm zu sein war nicht mehr länger ein vorübergehender Zustand - sondern sah zunehmend aus wie ein Lebensstil."

      Somit hatte Roosevelt eigentlich allen Grund, sich Sorgen zu machen; und nicht nur er: auch sein nächster Intimus, Finanzminister Morgenthau, war angesichts der Zwischenbilanz des „New Deal" konsterniert; bei einem Mittagessen mit Roosevelt erzählt er ihm vom unbeholfenen Versuch, seinem in Princeton studierenden Sohn Henry näherzubringen, wie die Erfolgsbilanz des „New Deal" aussähe:

      „So erzählte Morgenthau also Roosevelt wie er, der Finanzminister, versucht hatte, seinem Sohn Henry den New Deal näher zu bringen. Und damit tat er sich ein wenig schwer. Was genau hatte der New Deal dem daniederliegenden Land als Antwort zu bieten? Und was hatte der New Deal eigentlich bis dahin erreicht?"

      Halten wir daher an dieser Stelle mal fest: anno 1938 war die Bilanz des New Deal alles andere als berauschend, selbst aus der Sicht seiner Protagonisten. Die übrige Welt hingegen steckte zu diesem Zeitpunkt bereits mitten drin in Krugmans „öffentlichem Beschäftigungsprogramm namens 2. Weltkrieg": die großen europäischen Nationen rüsteten auf, allen voran natürlich die Deutschen und die Italiener, und auf der anderen Seite der Kugel die Japaner ebenso. Zudem kam es ab 1935 bereits zu den ersten Geburtswehen des 2. Weltkriegs, mit dem italienischen Einfall in Abessinien, dem japanischen Angriff auf China, dem spanischen Bürgerkrieg und natürlich der deutschen Besetzung des Rheinlands 1936. England machte sich daraufhin energisch an die Aufrüstung des Landes. Die Franzosen hingegen begannen damit erst nach dem Münchner Abkommen 1938, was sich später bekanntlich bitter rächen sollte. Die Japaner wiederum erreichten dank ihrer militärischen Anstrengungen ab Mitte 1938 Vollbeschäftigung; aber das alles war natürlich nichts im Vergleich zu den Nazis, die ab 1936 ihre Kriegsmaschinerie auf größtmögliche Zerstörungskraft trimmten, die Ausgaben dafür vervierfachten, und bis 1939 insgesamt 40Mrd Reichsmark in ihr Erstschlagspotenzial investierten. In der Entwicklung der Industrieproduktion lag das Deutsche Reich deshalb ab 1937 auch konkurrenzlos in Führung, gefolgt von Japan und Italien sowie - mit deutlichem Abstand - Schweden und Großbritannien.

      Hat Krugman also recht? Ist es der entfesselte Hund des Krieges, dessen grauenvolles Bellen die wirtschaftliche Wiederauferstehung ankündigt? - Folgt man Max Weber, dann war die symbiotische Verquickung der merkantilen Interessen des europäischen Bürgertums mit denen der kriegführenden europäischen Nationalstaaten, wie sie 1694 in der Gründung der Bank of England gipfelten, eine notwendige Bedingung für die Entwicklung des modernen Kapitalismus. Und Harvard-Historiker Niall Ferguson schreibt kurzerhand in das Vorwort seines neuesten Buches „The Ascent of Money": „Die Finanzgeschichte bildet den essentiellen Hintergrund jeglicher Geschichte", und lässt hernach mehrere Jahrhunderte europäischen Blutvergießens durch die Brille der Hochfinanz ablaufen. Am Ende des Buches ist man geneigt Jean Jaurès zuzustimmen, der meinte:

      „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke das Gewitter"

      Aus unserem modernen Blickwinkel sind das natürlich alles alte Geschichten; „water under the bridge", wie die Engländer zu sagen pflegen. Aber dennoch: wo stehen wir in unserer Entwicklung wirklich, im Jahr 2009 nach Christi Geburt? - Laufen wir abermals Gefahr, die schlimmste Krise seit der Großen Depression in einer militärischen Apokalypse aufzulösen? Oder sind wir weiter? Reifer? Klüger? - Begreifen wir die globalisierte Welt als ein integriertes System, dessen Probleme unmöglich in nationalen Alleingängen gelöst werden können? - Sind die Regierungen und ihre Wähler bereits so weit, einzusehen, dass das Prinzip des „schwächsten Glieds" nun im Weltmaßstab gilt, und das Schicksal Irlands, Litauens, Polens oder irgendeines anderes x-beliebigen Staates damit zu „unserem Problem" geworden ist, ob wir das nun wollen oder nicht? - Einige der größten Denker unseres Zeitalters, exemplarisch sei Samuel Huntington und sein „Clash of Civilisations" herausgehoben, sahen die Welt der Jahrtausendwende in monströsen Konflikten versinken, und das wegen deutlich geringfügigerer Anlässe als einer globalen Depression epochalen Ausmaßes. Fügen wir den immensen Spannungen, die die Welt auch ohne Wirtschaftskrise seit Jahren und Jahrzehnten in Atem halten, die politischen Zwänge hinzu, die sich aus nationalen Notlagen ergeben könnten, dann dauert es womöglich nicht lange, bis wieder irgendwo ein „Führer" auf der Bildfläche erscheint, und für "sein" Volk „Lebensraum", Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen, oder was auch immer einfordert, koste es, was es wolle.

      Krugmans implizite Botschaft an die Politik lautet daher: habt die Einsicht, dass ihr JETZT handeln müsst. Und zwar gemeinsam. Stimmt euch untereinander ab und agiert entschlossen. Überwindet eure Eigensinnigkeiten und eure kleinlichen Budgetdifferenzen, und wartet nicht auf den „opportunen" Moment; denn die Gefahr ist groß, dass dieser mit einer wesentlich größeren Katastrophe einhergeht, als es zusätzliche Staatsdefizite von 2 oder 3% des BIP je sein könnten, die man vielleicht riskiert, zu viel auszugeben. Gebt stattdessen Geld aus, als wäre Krieg; und sei es, um einen solchen zu verhindern!

      Nietzsche bezeichnete den Krieg, wie eingangs erwähnt, als „unentbehrlich" für die nationale Revitalisierung - Ich bin zwar ein großer Fan von Nietzsche, aber in diesem Punkt halte ich es dann doch lieber mit Krugman.

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/03/08/…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 06:31:00
      Beitrag Nr. 1.700 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.423 von Prof.Dr.B.Scheuert am 09.03.09 13:10:31Und hier noch etwas für Looe und Prof. Dr. B. Scheuert ...

      Steuerbremse gesucht!

      Wer sich jetzt noch freut über die Abwrackprämie, die er zuletzt eingestrichen hat, über die Pendlerpauschale, deren Ausgleichszahlung gerade auf seinem Konto gelandet ist, oder über eine niedrigere Steuerbelastung wegen der Anhebung des Grundfreibetrags und der erhöhten Akzeptanz von Krankenkassenbeiträgen durch den Fiskus - dem wird das Lachen schon bald im Halse stecken bleiben. Denn die nächsten Steuererhöhungen stehen bereits fest. Sie werden den Bürgern ein Mehrfaches dessen aus der Tasche ziehen, was ihnen jetzt an Milliardensummen zur Bekämpfung der tiefgreifenden Wirtschaftskrise gewährt wird. Erste Vorschläge werden schon diskutiert: Einführung einer Börsen-Umsatzsteuer, ein höherer Spitzensteuersatz, eine neue Reichensteuer, ein Krisen-Solidarzuschlag und eine höhere Mehrwertsteuer. Ein Blick auf die Zeit nach der Krise zeigt die ganze Dramatik, in der sich die Staatsfinanzen wegen der Bankenrettungs- und Konjunkturpakete dann befinden werden: Die deutsche Staatsverschuldung wird nach Schätzung von Ratingagenturen auf 75 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anwachsen - und das auch nur, sofern der Aufschwung bereits im laufenden Jahr wieder Fuß fasst. Das durch Kreditaufnahmen der öffentlichen Hand zu finanzierende, rund 50 Mrd. Euro schwere Konjunkturpaket wird bei einem angenommenen Zinssatz von 4,5 % zusätzliche jährliche Zinszahlungen von 2,25 Mrd. Euro verschlingen. Da der Staat seit Bestehen der Bundesrepublik bisher noch nie Schulden getilgt, sondern allenfalls etwas weniger Defizite eingefahren hat, dürfte sich allein die Gesamtzinslast im Laufe von 30 Jahren auf 67,5 Mrd. Euro summieren. Gewiss, es gibt künftig eine "Schuldenbremse", welche die aufgelaufenen Verbindlichkeiten wieder zurückführen soll. Doch mehr als eine Dokumentation des guten Willens steht bislang nicht dahinter. Auch die Maastrichter Schuldenregel wurde über die Jahre mehr und mehr ausgehöhlt. Ihr wurde mehr "Flexibilität" eingehaucht, wie es in der Politik heißt. Zudem gehen noch ein paar Jahre ins Land, bis die Schuldenbremse tatsächlich ihre Wirkung entfalten soll. Bis dahin kann noch viel passieren. Solange dient die Bremse allenfalls zur Beruhigung der Finanzmarktakteure. Was also konkret tun, um den Schuldenberg nicht weiter ansteigen zu lassen? Sparen? Blickt man in den Haushaltsplan des Bundes, so entdeckt man kaum noch Posten, deren Streichung relativ zügig Milliardensummen freimachen würde. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Hessens Ministerpräsident Roland Koch haben mit ihrer vor knapp fünf Jahren erstellten Streichliste bereits vortreffliche Arbeit geleistet. Der größte Teil der Staatsausgaben - rund 43 % - liegt fest zementiert bei den Sozialausgaben fest. Die staatlichen Zuschüsse halten die Sozialbeiträge im Zaum. Wollte man da ran, müssten auch die Beiträge steigen. Das aber erscheint kaum durchsetzbar. Oder man wagt eine große Sozialreform, mit der Effizienzgewinne einhergingen, die der Staat einstreichen könnte. Doch eine solche Reform ist weit und breit nicht in Sicht. Oder soll an der Verteidigung gespart werden? Die sogenannte Friedensdividende wurde längst verfrühstückt. Oder an den Verkehrs- und Bauausgaben? Die schlechte Infrastruktur ist derzeit eher ein Argument dafür, hier mehr auszugeben. Oder an den Bildungsausgaben? Bleiben nur zwei Auswege: Inflationierung oder Steuererhöhungen. Bei 5 % Inflation wären von 1 000 Euro Schulden in fünf Jahren nur noch knapp 800 Euro übrig. Allerdings würden Finanzmittel in gigantischer Größenordnung vernichtet. Besonders betroffen wären Kleinsparer und all jene, die Geld für ihre Altersvorsorge zurückgelegt haben. Möge die Europäische Zentralbank verhüten, dass eine solche Entwicklung tatsächlich eintritt! Der Vertrauensverlust in der Bevölkerung wäre dramatisch. Und Steuererhöhungen? Selbst die "Haushaltserfolge" der vergangenen Jahre wurden letztlich nicht, wie stets beteuert, durch einen harten Sparkurs, sondern durch Steuererhöhungen bewerkstelligt - zuletzt 2007 durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 %. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch jetzt wieder auf dieses Instrument zurückgegriffen wird. SPD-Parteichef Franz Müntefering bereitet die Bevölkerung bereits darauf vor mit dem Argument, den Staat "handlungsfähig" erhalten zu wollen. Da in der gegenwärtigen Krise selbst viele marktliberale Volkswirte den Staat als Nothelfer beschwören, dürfte der Widerstand gegen Steuererhöhungen eher verhalten ausfallen. Allerdings - auch das zeigt die Vergangenheit - wird es der Politik kaum gelingen, die Steuererhöhungen wie angekündigt allein auf die "Gutverdiener" zu beschränken. Vielmehr wird wieder die breite Masse zur Ader gelassen. Denn nur dann sind die nötigen Milliardensummen aufzubringen. Die anfangs steil verlaufende Steuerstrukturkurve und der bereits bei einem Einkommen von 52 000 Euro geltende Höchstsatz von 42 % zeigen ja, wer die Hauptlast der Staatsfinanzierung auch künftig tragen wird: die ohnehin schon drangsalierte Mittelschicht. Insofern benötigte man neben der Schuldenbremse auch eine Steuerbremse.

      (Börsen-Zeitung, 10.3.2009)
      http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=200904…

      Bis dann ...
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 08:36:32
      Beitrag Nr. 1.701 ()
      U.S. Unemployment Rate to Reach 9.4% This Year, Survey Shows

      http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601087&sid=aWHdSE69…
      By Shobhana Chandra and Alex Tanzi

      March 10 (Bloomberg) -- The U.S. jobless rate will reach 9.4 percent this year and remain elevated through at least 2011, threatening the nation’s longer-term growth potential, a monthly Bloomberg News survey indicated.

      The peak in unemployment surpasses the 8.8 percent estimated last month, according to the median of 54 projections in a survey taken from March 2 to March 9. The average rate for the next two years will exceed the 25-year high of 8.1 percent reached in February, the survey shows.

      “Even if things become less apocalyptic it doesn’t mean the unemployment rate will come down,” said Michael Feroli, an economist at JPMorgan Chase & Co. in New York. “It’ll be a long- term restraint on growth. Even when the economy gets back to normal, what’s normal is going to be defined down.”

      The survey shows that the Obama administration’s forecasts, submitted with its budget proposal last month, are out of kilter with those of most analysts. The White House projected the jobless rate will decline to 7.9 percent next year; a worse performance means President Barack Obama’s $787 billion stimulus plan may not prove sufficient, analysts said.

      The unemployment rate in February was the highest since 1983, and employers cut 651,000 workers from payrolls, the government reported last week. The U.S. has already lost 4.4 million jobs since the recession began in December 2007.

      Speed Limit

      Federal Reserve policy makers in January estimated U.S. long-term growth potential at 2.5 percent to 2.7 percent, with an unemployment rate of 4.8 percent to 5 percent, a level that will be exceeded for at least four years, according to the Bloomberg survey. The jobless rate averaged 5.8 percent in 2008 and 4.6 percent in 2007.

      The world’s largest economy will shrink 2.5 percent this year, the most since 1946, and expand 1.8 percent next year, according to the survey median. Both figures were lower than estimated last month.

      As unemployment rises, more Americans won’t be able to make mortgage or car payments, choking off growth and leading to even higher joblessness, said David Rosenberg, chief North American economist at Banc of America Securities - Merrill Lynch in New York, who projected the jobless rate would reach 10 percent by the end of the year.

      :cry:“We are really in a vicious cycle,” he said. “This problem requires a massive positive shock to aggregate demand. The fiscal package as it is constructed falls short on that score.” Stimulus “has to be a lot bolder that what we have seen right now.”

      No-Interest Loan

      Rosenberg proposed the federal government give a $1 trillion interest-free loan to state and local governments, which account for 13 percent of the economy and employ about 20 million people.

      “This comes down to the heart and soul, the fabric, of the national economy -- cops, teachers, school custodians, firefighters, highway construction workers,” he said.

      While estimates for overall growth weakened, projections for consumer spending improved. Purchases, which account for 70 percent of the economy, will fall at a 1.7 percent pace this quarter, less than the 2.7 percent slump predicted last month. Economists also pared the projected decline for next quarter.

      Discounters such as Wal-Mart Stores Inc., the world’s largest retailer, are benefiting. Bentonville, Arkansas-based Wal-Mart last week said sales at stores open at least a year rose 5.1 percent in February as customers sought its lower prices on gasoline, groceries and electronics.

      Falling Sales

      Same-store sales fell at companies ranging from department- store chains Macy’s Inc. and J.C. Penney Co. to luxury retailers Neiman Marcus Group Inc. and Saks Inc. AnnTaylor Stores Corp., whose main clientele is working women, said same-store sales dropped 24 percent in the quarter ended Jan. 31.

      “The financial crisis and rising unemployment” especially hurt the company, Chief Executive Officer Kay Krill said in a statement last week. She also cited “extremely weak macroeconomic fundamentals, including historically low consumer confidence and a broad-based decline in consumer spending.”

      Steps to stem the slump in growth and unclog credit markets will bust the budget. Economists anticipate the federal deficit will equal almost 12 percent of GDP this year, more than doubling last year’s 5.8 percent share.
      Was wird der Dollar machen?
      The efforts may still fall short, resulting in “a very anemic recovery that will deliver very few jobs,” said Robert Carnell, chief international economist at ING Wholesale Banking in London. He predicts the jobless rate may keep rising into 2011.

      “The unemployment rate will tick up slowly but surely,” Carnell said. “People coming into the labor force looking for a job will find it very difficult.”

      Companies have been paring staff further in recent weeks. Dow Chemical Co. yesterday said it’ll eliminate 3,500 workers following its merger with Rohm & Haas Co. General Motors Corp. will cut 47,000 more positions globally, and FedEx Corp., the second-largest U.S. package-delivery firm, is axing 900 jobs in addition to more than 1,100 positions pared late last year.

      To contact the reporters for this story: Shobhana Chandra in Washington at schandra1@bloomberg.net; Alex Tanzi in Washington at atanzi@bloomberg.net

      Last Updated: March 10, 2009 00:01 EDT

      Diese Story sollte man in Ergänzung zu Querschüsse sehen.

      http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/03/desastroser…

      Bei 8,1% sah die Rechnung folgendermaßen aus:

      John Williams von Shadow Government Statistics (SGS) bereinigt die heutigen Arbeitslosenzahlen U-6 um die offiziell vorgenommenen statistischen Veränderungen bei der Datenerhebung der entmutigten Arbeitnehmer! Unfassbare 19,2% bzw. 29,6 Millionen Erwerbslose, so das Ergebnis von Williams!



      Rechnet man die Kiste hoch, sollten in 2010 somit 40.000.000 Menschen! ohne Job dastehen.
      :mad:
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 08:48:34
      Beitrag Nr. 1.702 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.699 von Maraho am 10.03.09 06:31:00Guten Morgen Maraho, guten Morgen Gemeinde,

      welche Auswege haben wir zur Haushaltskosolidierung?

      Hab da mal in ein Papier der FDP geschaut.
      http://www.ulrike-flach.de/Rede-vom-21062007/3254c1i1p515/in…


      Wenn Sie denn schon Gutes tun wollen, dann bleiben Sie bei Ihren ursprünglichen Vorschlägen: erst Sanierung des Haushaltes, dann Entlastung der Bürger!

      Steuern runter, Abgaben runter und der Wirtschaft selbst Spielräume für Investitionen geben, anstatt sie mit Förderprogrammen zu füttern.


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 09:54:58
      Beitrag Nr. 1.703 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.924 von kiska am 10.03.09 08:36:32Die offizielle (!) Arbeitslosenquote soll also nach der Vorraussage auf 9,4% steigen. Ahh ja.
      Jetzt sind wir bei 8,1%. Derzeit steigt die Arbeitslosenquote um 0,5% pro Monat! Und die Dynamik des Anstiegs nahm in den letzten Monaten ständig zu und nicht ab.
      Wenn diese Zunahme pro Monat auch nur noch 3 Monate andauert, wären wir also schon Ende Mai bei 9,6%.
      Die Prognose von 9,4% oder auch 10% zum Jahresende darf man also als extrem optimistisch bezeichnen.
      Und wie gesagt: es handelt sich um die offizielle Zahl U3. Die reale Arbeitslosenquote ist schon jetzt deutlich im 2-stelligen Prozentbereich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:19:20
      Beitrag Nr. 1.704 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.734.522 von Triakel am 10.03.09 09:54:58Guten Tag ihr beiden,
      es ist wahrlich nicht erfreulich!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:26:24
      Beitrag Nr. 1.705 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.265 von Maraho am 09.03.09 12:47:24Guten Tag zusammen,
      jetzt kommt richtig Geld ins Haus... ;)

      Konjunktur
      Bundesbank spült Milliarden in Staatskasse

      Die Deutsche Bundesbank hat im Krisenjahr 2008 den höchsten Gewinn seit 2001 erzielt. Das Geld kommt dem Bundeshaushalt zugute. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) darf sich damit über rund 6,3 Mrd. Euro mehr freuen.


      HB FRANKFURT. Der Gewinn 2008 stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um zwei Mrd. Euro, wie die Bundesbank am Dienstag mitteilte. "Trotz kräftiger Aufstockung der Rückstellungen ist der Bundesbank-Gewinn deutlich höher als im Vorjahr. Dies ist vor allem auf die gestiegenen Euro- Zinserträge zurückzuführen. Zusätzlich besteht im Gegensatz zum Vorjahr kein Abschreibungsbedarf auf Devisen oder Wertpapiere", sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt.

      Weber sieht nach wie vor keine Anzeichen für eine konjunkturelle Entwarnung. "Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit in einem scharfen Abschwung", sagte er. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten stellten weiterhin ein Abwärtsrisiko dar. Es sei davon auszugehen, dass die Realwirtschaft stärker und länger von der Vertrauenskrise betroffen sei als bisher erwartet. Wegen der rückläufigen Exportnachfrage sei die deutsche Wirtschaft besonders von dem globalen Abschwung betroffen, erklärte Weber. Allerdings stützten die sinkenden Teuerungsraten die Kaufkraft der Verbraucher. "Wir werden in diesem Jahr einige Monate mit negativen Inflationsraten sehen." Diese sollten aber nicht mit einer Deflation - also einer lang anhaltenden Phase sinkender Verbraucherpreise - verwechselt werden, unterstrich der Bundesbank-Chef.

      Der Bundesbank-Gewinn geht in diesem Jahr ausnahmsweise komplett in den Bundeshaushalt. Grund dafür ist, dass die Schulden der ehemaligen DDR, zu deren Tilgung in den vergangenen Jahren Teile des Bundesbank-Gewinns verwendet worden waren, so gut wie abbezahlt sind. Ab dem kommenden Jahr sinkt dann der Anteil, der in den Haushalt eingestellt werden kann Schritt für Schritt. Dafür wird ein wachsender Anteil der Bundesbank-Erträge dafür benutzt, die durch die Konjunkgturpakete entstandenen Schulden zu tilgen.

      Ihren bisher höchsten Gewinn erzielte die Bundesbank 1997 mit 12,4 Mrd. Euro. In den 70er Jahren liefen allerdings mehrere Jahre lang auch Verluste auf. Die Erträge der Bundesbank hängen einerseits von der Wertentwicklung der Gold- und Devisenbestände ab. Außerdem schlagen Einnahmen aus den Refinanzierungsgeschäften mit den Geschäftsbanken zu Buche.

      Der Bundesbankgewinn ist seit Jahrzehnten eine wichtige Einnahmequelle für den Bundeshaushalt. Mit Ausnahme weniger Jahre konnten die Frankfurter Währungshüter stets große Summen an den Bund überweisen. Das wird sich in Zukunft ändern: Der Anteil des von der Bundesbank ausgewiesenen Überschusses, der in den Etat wandert, wird in den kommenden Jahren immer kleiner werden. Dies liegt an den beiden Konjunkturprogrammen der Bundesregierung. Die durch sie entstandenen Schulden sollen in den kommenden Jahren möglichst schnell getilgt werden - mit Hilfe der Erträge der Bundesbank.

      Da der Erblastentilgungsfonds zur Rückführung der Schulden der DDR so gut wie ausgeglichen ist, hat sich die Politik ab dem kommenden Jahr ein Stufenverfahren überlegt. 2010 wandern noch einmal wie bisher bis zu 3,5 Mrd. aus dem Bundesbankgewinn in den Haushalt. Höhere Beträge verwendet die Bundesregierung dann, um die Schulden der Konjunkturpakete zu bezahlen. Dieser Anteil steigt dann in den darauf folgenden Jahren. Ab 2012 fließen jährlich nur noch 2,5 Mrd. Euro aus dem Bundesbankgewinn in den Haushalt, der Rest wandert Jahr für Jahr in den Schuldendienst, so lange bis diese vollständig getilgt sind. In diesem Jahr fließt ausnahmsweise der gesamte Bundesbankgewinn in den Haushalt von Bundesfinanzminister Steinbrück.

      Auf die Entwicklung ihres Gewinns hat die Bundesbank nur einen sehr begrenzten Einfluss. Die erste wichtige Ertragsquelle sind die staatlichen Gold- und Währungsreserven. Sie ist vom Preis für Gold ebenso abhängig wie von den Schwankungen an den Devisenmärkten und vom Zinsniveau in den Vereinigten Staaten. Die Bundesbank hält den größten Teil ihrer Währungsreserven als verzinsliche US-Wertpapiere. Die zweite große Einnahmequelle der Bundesbank ist ihr Anteil an der Refinanzierung der Banken in der Euro-Zone.

      Mit dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) ist den Geschäftsbanken ein Mindestpreis für Zentralbankgeld vorgegeben, mit dem sie sich eindecken müssen, um ihren Verpflichtungen aus dem Einlage- und Kreditgeschäft nachkommen zu können. Je höher der Leitzins liegt, um so mehr Zinsertrag kann die Bundesbank also verbuchen. Der "Geld-Einkaufspreis" für die Banken kletterte noch bis zum Sommer vergangenen Jahres, bevor er wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise seit Oktober von der EZB massiv zurückgenommen wurde.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundesbank-s…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:32:12
      Beitrag Nr. 1.706 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.925 von Maraho am 08.03.09 17:02:32Etwas länger....

      Finanzkrise
      Eine Last für Generationen
      von Wolfgang Streeck (Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln)

      Die Finanzkrise macht den Staat zur Geisel des Kapitalismus. Er versinkt noch weiter in Schulden und verliert jeden politischen Spielraum.


      Kehrt der rheinische Kapitalismus zurück? Erleben wir statt eines Absterbens des Staates einen neuen Primat der Politik über die Wirtschaft - Sozialdemokraten zur Freude, Liberalen zum Horror?

      Heute scheint weithin Konsens zu bestehen, dass die Zeiten der Liberalisierung vorbei sind, egal ob man das fürchtet oder lange erhofft hat. Der Staat kommt zurück: als Regulierungsinstanz, national oder im internationalen Verbund, als Finanzierer oder gar Eigentümer von Banken und Industrieunternehmen, als Planer der Märkte und Beschützer der Arbeitnehmer. In längerfristiger Perspektive jedoch müssen die laufenden Ereignisse nicht unbedingt als Stärkung, sondern können im Gegenteil als Fortsetzung einer langfristigen und bald vielleicht endgültigen Verausgabung der staatlichen Handlungsfähigkeit gelesen werden.

      Illustriert wird dies durch die gerade stattfindende, in ihrem Ausmaß noch unabsehbare Verschärfung der schon lange schwelenden Krise der Staatsfinanzen. Dabei geht es um viel mehr als um die Deckung der Kosten einer einmaligen Rettungsaktion. Um wie viel, zeigt der Umstand, dass US-Präsident Barack Obama, dessen größtes Kapital seine Glaubwürdigkeit ist, sich in seiner Botschaft zur Lage der Nation zu dem Versprechen gezwungen sah, die staatliche Neuverschuldung in den nächsten vier Jahren zu halbieren.

      Wie die Krise ausgehen wird, weiß niemand. Aber selbst wenn - wie zu erwarten - die Banken irgendwann wieder privatisiert sein und die Regierungen sich wieder aus den Industrieunternehmen zurückgezogen haben werden: Die weiter gewachsenen Staatsschulden werden bleiben und bestimmen, was für eine Politik dann noch möglich sein wird. Auch wenn der Dax sogar auf 9 000 Punkte und die Rendite der Deutschen Bank wieder auf über 20 Prozent steigt - der Staat bleibt als Invalide auf dem Schlachtfeld der Krise zurück.

      Noch einmal werden die Staaten den Kapitalismus nicht retten können

      Verstaatlichungen können viel leichter rückgängig gemacht werden als Schulden. Der finanzielle Kraftakt, dem sich die Staaten des Westens derzeit unterziehen, ist wahrscheinlich nicht wiederholbar: So wie die letzte Kugel treffen muss, muss die gegenwärtige Krise auch auf lange Zeit die letzte bleiben. Noch einmal werden die Staaten den Kapitalismus nicht retten können.

      Ohnehin lässt sich die Geschichte der Finanzkrise am besten erzählen, wenn der Staat in ihr statt als zurückgekehrter Souverän als Opfer einer großflächigen Erpressung auftaucht. Diejenigen, deren Profitpoker das Finanzsystem ruiniert hat, konnten sich immer darauf verlassen, dass die Regierungen ihnen zu Hilfe kommen würden. Die Banken, die ihresgleichen nicht mehr trauen und deshalb der Wirtschaft den Geldhahn abdrehen, nehmen damit nicht nur diese, sondern die Bevölkerung insgesamt als Geisel. Geld her - oder ein verlorenes Jahrzehnt wie in den 90er-Jahren in Japan oder gar eine verlorene Generation wie weltweit in den 30er-Jahren! Was hätten die Staaten anders tun sollen als zahlen?

      Dass der Staat als "lender and spender of last resort" die Rechnung begleicht, wenn Märkte versagen, ist alles andere als neu. Nicht umsonst hat die Staatsverschuldung in den meisten westlichen Demokratien seit Jahrzehnten ständig zugenommen. Defizite in den öffentlichen Haushalten machen künftige Ressourcen für gegenwärtige Politik verfügbar. Sie ermöglichen es, die Lücke zwischen den Forderungen der Gesellschaft an den Staat und den Mitteln zu schließen, die sie ihm bewilligt. Nur so scheint staatliche Politik eine Reihe von Konflikten befrieden zu können, die ansonsten Wirtschaft und Gesellschaft zerreißen würden - etwa den zwischen Kapitaleignern und Arbeitnehmern.

      Noch in den 70er-Jahren konnten sich die Volkswirtschaften des Westens zur Schließung der Lücke zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage auch einer hohen Inflationsrate bedienen, also einer schleichenden Enteignung von Geldkapitalbesitzern. Seit dem gefeierten Sieg über die Inflation im darauffolgenden Jahrzehnt blieb im Wesentlichen nur noch die Staatsverschuldung. Das galt und gilt jedenfalls für Deutschland, das Musterland niedriger Inflationsraten. Seit Anfang der 70er-Jahre sind die deutschen Staatsschulden Jahr für Jahr gewachsen, unter Regierungen jeder Couleur. Seit 1974 lag die Neuverschuldung des Bundes in keinem einzigen Jahr unter sechs Prozent der Bundesausgaben. So viel Kontinuität gibt es in der politischen Welt nicht oft.

      So gesehen erscheinen die staatlichen Ausgabenprogramme zur Bekämpfung der Krise als business as usual. Wie lange kann der Aufbau einer immer höheren Staatsschuld weitergehen?

      Ewig sicher nicht. Einen ersten Anhaltspunkt für das, was uns bevorstehen könnte, liefert die Erfahrung der vorzeitig aus dem Amt geschiedenen zweiten Regierung Schröder (2002-2005). Im Haushaltsjahr 2005 lagen die auf die Staatsschulden zu zahlenden Zinsen bei etwa 15 Prozent des Bundeshaushalts. Weil die laufenden Einnahmen zur Finanzierung der laufenden Ausgaben benötigt wurden, musste in etwa die gesamte Neuverschuldung des Bundes zur Zahlung der Zinsen auf die Altschuld verwendet werden. Wäre das globale Zinsniveau nicht so niedrig gewesen - und wir wissen heute, warum und mit welchen Folgen es das war -, hätte die Zinslast eine noch höhere Schuldenaufnahme erzwungen: Ein Anstieg der durchschnittlichen Zinsen auf die Staatsschuld um einen Prozentpunkt hätte den Bund 2006 etwa 7,5 Milliarden Euro gekostet, also ungefähr drei Prozent des Bundeshaushalts.

      Auch in anderer Hinsicht waren damals, wie die Amerikaner sagen, die Hühner in den Stall zurückgekommen. Etwa um 1996 war deutlich geworden, dass die Rentenversprechungen der 1970er-Jahre nicht mehr durch Beitragserhöhungen einzulösen waren, wenn die Lohnnebenkosten den Arbeitsmarkt nicht noch weiter zum Absturz bringen sollten. Erklärtes Ziel der im Amt befindlichen wie aller folgenden Regierungen wurde eine dauerhafte Senkung der Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent.

      Kein Wunder, dass Schröder 2005 den Bettel hinwarf

      Zwar wurde dies bis heute nicht erreicht; allein die Verhinderung eines weiteren Anstiegs aber erzwang ein explosives Wachstum des Staatszuschusses zur Sozialversicherung, von 20 Prozent des Bundeshaushalts 1995 auf knapp 30 Prozent 2004. Zusammen mit den Zinsen auf die Staatsschuld beliefen sich damit im letzten Jahr von Schröder II die Gesamtzahlungen des Bundesstaates an Rentner und Rentiers auf dramatische 50 Prozent des Haushalts, im Vergleich zu etwa 30 Prozent Anfang der 90er-Jahre.

      Die Frage, ob eine hohe Staatsverschuldung das gesamtwirtschaftliche Wachstum beeinträchtigt, mag man den Spezialisten überlassen. Auf jeden Fall verringert sie die politische Handlungsfähigkeit des Staates, und zwar auf lange Zeit und im Grenzfall bis gegen null. Rechnet man die politischer Gestaltung praktisch entzogenen Ausgaben des Staates für Schuldendienst, Zuschüsse zur Sozialversicherung, Sozialhilfe, Verteidigung und Personal zusammen, so standen im Jahre 1970 überschlägig 43 Prozent des Bundeshaushalts für von der Politik selbst gewählte Ausgaben zur Verfügung. Im Jahre 2005 war dieser Anteil auf unter 19 Prozent gesunken. Damit war schon lange vor dem heutigen neuerlichen Verschuldungsschub der Zeitpunkt absehbar geworden, an dem Politik nichts anderes mehr sein würde als die Abwicklung von Zahlungen aus ererbten Verpflichtungen. Kein Wunder, dass Schröder 2005 den Bettel hinwarf.

      Bis zum Ausbruch der Krise Ende 2008 war die Große Koalition ein einziger Versuch, die Politik aus ihrer sich schließenden Finanzklemme zu befreien. Die Voraussetzungen dafür waren optimal. Eine breite parlamentarische Mehrheit ermöglichte Steuererhöhungen wie nie zuvor, und eine gute Konjunktur ließ, im Jargon von Politik und Medien, "die Steuerquellen sprudeln". Umso ernüchternder müssen die bis Mitte 2008, vor dem Ausbruch der Finanzkrise, erzielten Resultate erscheinen. Die Neuverschuldung des Bundes sank, aber ganz aufgehört hätte sie nach den Plänen der Regierung erst 2011. Bis dahin wuchs der Schuldenberg weiter, 2006 um 28 Milliarden und 2007 um 19 Milliarden Euro. Immerhin nahm der Handlungsspielraum des Staates, gemessen am Anteil der gestaltbaren Ausgaben am Bundeshaushalt, um rund drei Prozentpunkte zu, auch dank eines rigorosen Sparkurses bei Personal, Renten- und Krankenversicherung und Arbeitslosengeld II, den eine Regierung mit schmalerer Mehrheit kaum hätte durchhalten können.

      Vielleicht hätte sich das noch eine Weile fortsetzen lassen. Ein weiteres Jahrzehnt Großer Koalition mit jährlichem Wachstum von drei Prozent und niedrigen Kapitalzinsen - und der Anteil des Schuldendienstes am Bundeshaushalt hätte sich möglicherweise halbiert. Hiervon aber kann nun keine Rede mehr sein. Die Konsolidierungsversuche von 2006 und 2007 werden keine Spuren hinterlassen. Die Linie des Anstiegs der Staatsverschuldung seit 1970 wird sich fortsetzen, wenn sie sich nicht gar nach oben krümmt. Die Reden von einer "nachhaltigen Haushaltspolitik für unsere Kinder und Kindeskinder" sind vergessen. Margaret Thatchers Hausgeist "Tina" regiert die Stunde: "There Is No Alternative".

      Dass es zu etwas keine Alternative gibt, heißt nicht, dass es nicht ins Verderben führt. Man kennt das aus der griechischen Tragödie. Kaum jemand spricht über das, was schon jetzt absehbar ist, aber dadurch wird es nicht weniger wahr: Die Haushaltsdefizite werden wieder wachsen, und der Schuldendienst wird einen immer größeren Teil der Steuereinnahmen beanspruchen. Selbst wenn es gelingt, die Renten weiter zu kürzen - die Grenze ist das Niveau der Sozialhilfe, und sie wird bald erreicht sein -, wird der Zuschuss des Bundes zu den Sozialversicherungen weiter zunehmen, weil die Beiträge nicht erhöht werden können, wenn die Arbeitslosigkeit nicht noch mehr steigen soll. Für politische Gestaltung - Bildung, Familienpolitik - wird immer weniger übrig bleiben, von Umverteilung zu schweigen.

      Ob mit "Schuldenbremse" oder ohne, die Lösegeldzahlungen an Banken und Industrien werden das politische Spiel grundlegend verändern. Dass die skandinavischen Länder ihre Staatshaushalte in den 1990er-Jahren zeitweilig ausgleichen konnten, lag daran, dass sie sozialdemokratisch dominierte Hochsteuerländer waren und geblieben sind. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass konservative Regierungen, wenn sie keine andere Wahl haben, lieber die Staatsschulden erhöhen als die Steuern: Höhere Steuern treffen vor allem ihre Klientel, höhere Staatsschulden immobilisieren staatliche Umverteilungspolitik.

      Das Ende der Handlungsfähigkeit des Staates ist absehbar

      Sozialdemokratische Regierungen dagegen müssten mit dem internationalen Steuerwettbewerb zurechtkommen. Schwere internationale Konflikte über die Schließung von Steueroasen und die Vereinheitlichung von Steuersätzen zeichnen sich schon jetzt ab. In Deutschland könnte ein Übergang zu einem dualen Steuersystem skandinavischer Prägung mit einem scharfen Anstieg der Besteuerung hoher Einkommen versucht werden.

      Als Alternative zu Steuererhöhungen bliebe ein Jahrzehnt hoher Inflationsraten. Von hier an verliert sich der Pfad im Nebel: Welche Auswirkungen hätte das auf das Zinsniveau, den Zusammenhalt der Europäischen Währungsunion, die Lage von Rentnern und Sozialhilfebeziehern?

      Die Finanzkrise hat dazu geführt, dass das Ende der Handlungsfähigkeit des Staates als Konfliktversicherer, Lückenbüßer und Retter absehbar geworden ist. Das ist wahrscheinlich ihr nachhaltigster Effekt: dass sie die halbherzigen Konsolidierungsversuche des letzten Jahrzehnts beendet. Zutiefst alarmierend an dem neuerlichen Wachstumsschub bei den Staatsschulden ist, dass er kein einmaliger Zwischenfall ist, sondern die Fortsetzung eines langen, aber eben nicht unendlich verlängerbaren Trends. Möglich, dass der finanzielle Kraftakt, den wir derzeit beobachten, der letzte ist, zu dem das westliche Staatensystem in der Lage ist. Danach wäre der Kapitalismus, wie er immer gewollt hat, sich selbst überlassen. Käme er damit zurecht? Und was täte die Gesellschaft, wenn ihr wichtigster Schutz vor der launenhaften Profitgier der "Marktkräfte": der demokratische Staat, sich beim Lückenstopfen verausgabt hätte?

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar/e…
      618 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:37:38
      Beitrag Nr. 1.707 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.728.046 von Maraho am 09.03.09 12:19:33Ergänzend...


      Schuldenfinanzierung
      Rekordemission belastet US-Staatsanleihen
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Außenstände der USA sind zwar hoch, aber Geld bekommen die USA am Kapitalmarkt immer: Diese Aussage stimmt zwar noch. Doch in der Praxis wird es immer schwieriger. Allein diese Woche begibt Washington 63 Mrd. $ an Anleihen. Die Kurse der Treasuries sind bereits im freien Fall.

      Wegen anstehender Rekordemissionen verlieren amerikanische Staatsanleihen an Attraktivität. 2009 schnitten deutsche Bundespapiere bislang wesentlich besser ab als US-Bonds: Der Renditeabstand zwischen deutschen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit und Treasuries schrumpfte von fast 90 auf inzwischen 3 Basispunkte. Treasuries verloren in den ersten beiden Monaten des Jahres 3,6 Prozent, das ist das größte Minus seit fünf Jahren. Rendite und Kurse entwickeln sich bei festverzinslichen Wertpapieren gegenläufig.

      In dieser Woche begibt die USA insgesamt 63 Mrd. $ an Papieren. Allein am Dienstag steht die Emission von 34 Mrd. $ an Anleihen mit dreijähriger Laufzeit an. Das spiegelt sich in steigenden Renditen wieder. Vor der Auktion legten die Renditen fünfjähriger Treasuries um fünf Basispunkte auf 2,91 Prozent zu. Auch Treausuries mit 30-jähriger Laufzeit notierten schwächer, die Rendite kletterte um sieben Basispunkte auf 3,64 Prozent. "Die anstehenden Auktionen mit einem Gesamtvolumen von 63 Mrd. $ werden sich alles andere als leicht unterbringen lassen und Kursgewinne selbst bei einbrechenden Aktienmärkten begrenzen", schreiben die Bondexperten der HSH Nordbank in einem Researchbericht.

      Schuldenaufnahme von 2500 Mrd. $

      Die Rekordschuldenaufnahme ist Folge der gewaltigen Regierungsausgaben. Präsident Barack Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen oder bestehende zu erhalten.

      Obamas Programm kostet: Insgesamt plant der neue US-Präsident für das laufende Jahr mit Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP. Marktteilnehmer gehen inzwischen von einem Emissionsvolumen des Schatzamtes von 2500 Mrd. $ aus.

      Bislang ist die Nachfrage nach US-Papieren ungebrochen. Die vorangegangene Emission von dreijährigen Papieren am 10. Februar war 2,7-fach überzeichnet. Der Durchschnitt der zehn vergangenen Emissionen lag bei einem Wert von 2,4. Experten sind sich aber mehrheitlich einig, dass das Renditeniveau steigen wird: "Der Auktionskalender ist unglaublich vollgepackt. Es wird jetzt jeden Monat sechs Auktionen geben. Das lastet auf den Treasuries", sagte Suvrat Prakash, Zinsstratege bei BNP Paribas.

      "Die Renditen werden steigen", sagt Yasutoshi Nagai, Chefvolkswirt bei Daiwa Securities. Er erwartet für zehnjährige Treasuries eine Rendite von 3,7 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren lag sie durchschnittlich bei 4,26 Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen/…
      332 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:42:54
      Beitrag Nr. 1.708 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.082 von Maraho am 10.03.09 12:37:38Passend hierzu bzw. fortführend....


      Joseph Stiglitz - Wie eine Erholung misslingt
      von Joseph Stiglitz

      Die neue US-Regierung ist für die wirtschaftliche Lage nicht verantwortlich. Doch im Kampf um Wachstum und ein solides Finanzsystem hat sie einen Fehlstart hingelegt.


      Einige dachten, mit der Wahl Barack Obamas werde für Amerika die Kehrtwende vollzogen. Das ist nicht geschehen, auch wenn ein Programm zur Konjunkturbelebung und mehrere Pläne zur Stabilisierung des Finanzsystems auf den Weg gebracht wurden. Daher beginnen manche nun damit, dem neuen US-Präsidenten und seinem Team die Schuld zuzuweisen.

      Obama hat jedoch eine Wirtschaft im freien Fall geerbt und hatte gar nicht die Möglichkeit, die Dinge in der kurzen Zeit seit seiner Amtseinführung zum Guten zu wenden. Schon Monate bevor er aus dem Amt schied, wirkte Präsident Bush wie ein Reh im Scheinwerferlicht - völlig gelähmt. Es ist eine Erleichterung, dass die USA endlich einen Präsidenten haben, der fähig ist zu handeln, und das, was er bisher unternommen hat, wird einen großen Unterschied machen.

      Doch leider ist das, was er tut, nicht ausreichend. Das Konjunkturpaket wirkt groß, aber ein Drittel davon wird für Steuersenkungen verwendet. Und da die Schulden wachsen, die Arbeitslosigkeit zunimmt und die Vermögenspreise fallen, werden die Amerikaner einen Großteil der Steuersenkungen sparen.

      Konjunkturpaket reicht nicht aus

      Fast die Hälfte des Konjunkturpakets kompensiert einfach die kontraktiven Auswirkungen der Kürzungen auf Staatsebene. Die 50 Bundesstaaten müssen ausgeglichene Haushalte einhalten. Die Fehlbeträge insgesamt wurden vor einigen Monaten auf 150 Mrd. $ geschätzt; jetzt muss die Zahl wesentlich höher sein. Allein Kalifornien hat ein Defizit in Höhe von 40 Mrd. $.

      Die Ersparnisse der Privathaushalte beginnen endlich zu steigen, was gut für die langfristige Gesundheit der Finanzen der Privathaushalte ist, aber verheerend für das Wirtschaftswachstum. Inzwischen brechen auch Investitionen und Exporte weg. Amerikas automatische Stabilisatoren wurden stark geschwächt, werden jedoch für etwas Anregung sorgen.

      Kurz gesagt wird das Konjunkturpaket Amerikas Wirtschaft stärken, wahrscheinlich jedoch nicht ausreichen, um wieder für robustes Wachstum zu sorgen. Das sind auch für den Rest der Welt schlechte Nachrichten, da eine solide globale Erholung eine starke amerikanische Wirtschaft voraussetzt.

      Die eigentlichen Schwächen in Obamas Rettungsprogramm liegen jedoch nicht im Konjunkturpaket selbst, sondern in dem Versuch, die Finanzmärkte wiederzubeleben. Amerikas Fehler können Ländern in aller Welt, die wachsende Probleme mit ihren Banken haben, als wichtige Lehre dienen.

      Die Verzögerung einer Umstrukturierung von Banken ist teuer, sowohl im Hinblick auf die Kosten einer Rettungsaktion als auch auf den Schaden, den die gesamte Wirtschaft in der Zwischenzeit nimmt. Vertrauen ist wichtig, es muss aber solide Grundlagen haben.

      Politische Schritte dürfen nicht auf der Annahme beruhen, dass Darlehen vergeben wurden, die fristgerecht bedient werden, und sich die unternehmerischen Fähigkeiten der Führungsköpfe des Finanzmarkts und der Aufsichtsbehörden bestätigen werden, sobald das Vertrauen wiederhergestellt ist.

      Die Konsequenzen einer Verstaatlichung von Banken sind weniger besorgniserregend, als Verluste zu verstaatlichen und Gewinne währenddessen zu privatisieren. Amerikanische Steuerzahler machen ein zunehmend schlechtes Geschäft.

      Bei der ersten Runde der Geldspritzen erhielten sie einen Gegenwert von etwa 0,67 $ für jeden Dollar, den sie gaben. Doch für die jüngsten Geldspritzen wird geschätzt, dass die Amerikaner 0,25 $ oder noch weniger für jeden Dollar bekommen. Wenn wir einen angemessenen Gegenwert für unser Geld bekämen, wären wir mittlerweile der dominierende Anteilseigner an mindestens einer der großen Banken.

      Man darf die Rettung von Banken nicht mit der Rettung von Bankern und Aktionären verwechseln. Für wesentlich weniger Geld als es ausgegeben hat, hätte Amerika seine Banken retten, die Aktionäre aber gehen lassen können.

      Mangelnde Transparenz hat das amerikanische Finanzsystem in diese Schwierigkeiten gebracht. Mangelnde Transparenz wird es nicht wieder herausholen. Die Regierung Obama verspricht Verluste aufzufangen, um Hedge-Fonds und andere private Investoren davon zu überzeugen, die faulen Vermögenswerte der Banken aufzukaufen. Das wird jedoch keine "Marktpreise" schaffen, wie die Regierung behauptet

      Kurzsichtige Reaktionen von Politikern, die glauben, sie könnten mit einer Transaktion durchkommen, die klein genug ist, um es dem Steuerzahler recht zu machen, und groß genug, um die Banken zufriedenzustellen, werden das Problem nur in die Länge ziehen. Eine ausweglose Situation zeichnet sich ab.

      Mehr Geld wird benötigt werden, doch die Amerikaner sind nicht in Stimmung, es zur Verfügung zu stellen - gewiss nicht zu den Konditionen, die es bisher gegeben hat. Die Geldquelle könnte austrocknen und so vielleicht auch Amerikas legendärer Optimismus und seine Hoffnung.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Jose…
      332 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 12:55:19
      Beitrag Nr. 1.709 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.660 von Maraho am 11.02.09 20:02:39Oh je, oh je ...

      Exporte
      Stärkster Rückschlag seit 16 Jahren

      Die deutschen Exporte sind im Januar so stark eingebrochen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Damit wird der schwache Außenhandel die gesamte Wirtschaft auch zu Jahresbeginn kräftig bremsen. Die Branche befürchtet sogar das schlimmste Exportjahr seit 1949.


      Berlin - Die Unternehmen verkauften im Januar Waren im Wert von 66,6 Milliarden Euro ins Ausland und damit 20,7 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Einen noch etwas stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Januar 1993. Der schwache Außenhandel wird damit auch zu Jahresanfang die gesamte Wirtschaft kräftig bremsen - Volkswirte erwarten deshalb im ersten Quartal bereits einen ähnlich stark Einbruch des Bruttoinlandsproduktes wie Ende 2008. Im Vergleich zum Dezember gingen die Exporte kalender- und saisonbereinigt um 4,4 Prozent zurück. Das war bereits das vierte Minus in Folge.

      "Der Außenhandel ist eine deutliche Bremse für die Konjunktur im ersten Quartal", sagte Torsten Polleit von Barclays. Besserung sei nicht in Sicht. "Es ist sogar zu befürchten, dass die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn noch stärker schrumpft als im vierten Quartal mit 2,1 Prozent."

      Lichtblicke erwartet Lothar Hessler von HSBC Trinkaus von den staatlichen Milliardenprogrammen: "Wenn die Konjunkturpakete greifen, könnte sich die Weltkonjunktur am Jahresende etwas stabilisieren." Dies garantiere aber noch keinen nachhaltigen Exportaufschwung. Die Exportschwäche ziehe sich bis 2010 hin.

      "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Zahl zweistelliger Milliardenüberschüsse in der Handelsbilanz erst einmal vorbei ist." Im Januar sackte der saisonbereinigte Überschuss auf 8,3 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Stand seit November 2001.

      Schlimmstes Exportjahr seit 1949 befürchtet

      Auch die Branche selbst schaut wegen der weltweiten Nachfrageflaute sehr pessimistisch nach vorne: Der Exportverband BGA rechnet für 2009 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 8 Prozent. Es wäre das erste Minus seit 1993 und das größte seit Gründung der Bundesrepublik 1949.

      Die Ausfuhren in die EU-Länder, die rund zwei Drittel aller Exporte ausmachen, sanken im Januar binnen Jahresfrist um 18,7 Prozent. Die Warenlieferungen außerhalb der Europäischen Union - etwa nach USA - gingen überdurchschnittlich stark um 24,5 Prozent zurück. "Im Herbst ist der Welthandel kollabiert, und die Folgen dieses Schocks fühlen wir natürlich immer noch", sagte Dekabank-Experte Sebastian Wanke.

      Gleichzeitig zeigten die Daten, dass die aktuelle Schwäche vor allem aus dem Ausland komme, denn die Einfuhren gingen zumindest nicht so stark zurück wie die Ausfuhren. Insgesamt wurden Waren im Wert von 58,1 Milliarden Euro importiert. Dies war ein Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Dezember und ein Rückgang von 12,9 Prozent zum Januar 2008.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 13:07:15
      Beitrag Nr. 1.710 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.730.895 von Maraho am 09.03.09 17:59:00Und hier noch etwas aus Thailand...


      WIRTSCHAFTSKRISE IN THAILAND
      "Das ist der reinste Wahnsinn"
      Aus Huaypong und Bangkok berichtet Thilo Thielke

      Das große Wachstum ist zu Ende - selbst den einstigen Tigerstaaten droht in diesem Jahr die Rezession. Auch deutsche Unternehmen leiden unter dem Abschwung Südost. Besonders dramatisch ist der Einbruch im bisher so stabilen Thailand.

      Huaypong/Bangkok - Irgendwann im vergangenen Jahr wurde der erste Auftrag storniert. Das war noch nicht so schlimm, dachten sich die Leute von Bader Asia, der Thailand-Niederlassung einer schwäbischen Firma, die sich auf Lederteile für luxuriöse Autos spezialisiert hat. Schließlich waren die Auftragsbücher bislang immer voll gewesen, und Bader wächst seit Jahren kontinuierlich. Das mehr als hundert Jahre alte Unternehmen gehört immerhin zu den drei größten Produzenten von "Premiumleder in der Automobilindustrie" und beliefert Kunden wie BMW, Mercedes oder Mitsubishi.

      Doch dann, so ab Dezember, kamen immer weniger Aufträge. Die ersten Kunden nahmen zuvor Bestelltes nicht mehr ab, und irgendwann zahlten die ersten auch nicht mehr. Im Lager stapelte sich plötzlich die Ware, und in den Produktionshallen standen immer mehr Nähmaschinen still.

      Da wurde den ersten mulmig. Leute, die schon länger dabei waren, erinnerten sich in diesem Moment an den Tsunami. Dessen Welle baute sich auch erst ganz langsam auf und sorgte anfangs für mehr Faszination als Panik. Doch je näher sie kam, desto furchterregender wurde sie. Bis es dann für viele zu spät war.

      "Die letzten drei Monate sind der reinste Wahnsinn", sagt Thomas Ferentzi, Geschäftsführer von Bader Asia. "Das Geschäft ist um fünfzig Prozent eingebrochen, von 400 Mitarbeitern mussten wir schon 50 entlassen. Die Krise hat uns voll erfasst."

      Ferentzi steht in einer riesigen Halle und schwitzt. Schon draußen ist es brüllend heiß, drinnen aber wie in einer Sauna. Im Städtchen Huaypong hat Bader Asia ein gewaltiges Areal angemietet: 20.000 Quadratmeter, 70 Prozent davon sind bebaut, gerade erst wurden zwei neue Gebäude eingeweiht. Das Fabrikgelände befindet sich an der "Eastern Seaboard", etwa zwei Autostunden südlich von Bangkok, im immer noch pulsierenden Industriezentrum Thailands.

      Bader Asia ist eine von elf Dependancen weltweit. Das Netz der Firma erstreckt sich von Japan und Australien über Polen und Südafrika bis nach Mexiko und Uruguay. Es soll räumlich nahe an den Endabnehmern gewerkelt werden.

      Seit langem ist Bader Asia, das ausschließlich den asiatischen Markt beliefert, auf Expansionskurs. Ist? War? "2008 war ein Superjahr mit einem stattlichen Ergebnis", sagt Ferentzi. "Von denjenigen, die wir jetzt entlassen mussten, haben wir doch viele erst eingestellt, als das Geschäft so boomte." In zehn Jahren sei die südostasiatische Niederlassung ständig gewachsen: von 80 auf 400 Mitarbeiter. Trotz des Rückgangs, "den man nicht wegdiskutieren kann", gehe es der Firma immer noch gut.

      Ferentzi ist Schwabe - wie es sich gehört für den leitenden Angestellten einer Firma, die 1872 in Göppingen als Rosslederfabrik gegründet wurde. Seit zwanzig Jahren lebt er in Asien. Er hat die große Krise der Tigerstaaten 1997 miterlebt. Er kennt die Risiken, aber er weiß auch um die Selbstheilungskräfte des Markts, um asiatischen Ehrgeiz und Erfindungsreichtum. "2010 soll das Geschäft wieder anlaufen", hofft Ferentzi. "Wir müssen uns nicht so arg beängstigen, schließlich haben wir schwäbisch-solide gewirtschaftet."

      Er lächelt. Aber richtig überzeugend wirkt das nicht.

      Was soll er auch tun? Bader hat sich hundertprozentig auf die Autobranche eingestellt, produziert all das hochwertige Leder, mit dem die Lenkräder und Schaltungen in teuren Autos verkleidet sind. Die Ware ist erstklassig. In zehn Jahren habe es nicht eine kleine Reklamation gegeben, beteuert der zuständige Mann von Daimler, einem Großabnehmer von Bader. Aber ausgerechnet die Autobranche taumelt. Nicht nur in den USA. Nicht nur in Deutschland. Weltweit.

      Die große Krise hat längst Asien erfasst. Anfangs hatten sie hier gehofft, das Reich der Mitte könne sie vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren. Dieses gewaltige Heer von 1,3 Milliarden bienenfleißigen Chinesen. Dieses Wirtschaftswunderland, das einen Rekord nach dem anderen brach und magnetisch eine Industrie nach der anderen anzog - auch zum Verdruss des staunenden Rests der Menschheit. Doch die letzten Meldungen sind ernüchternd. Immer klarer wird, dass Chinas schwindelerregender Aufschwung zum großen Teil eben auch mit der Dollar-Blase in Amerika zu tun hatte. Natürlich hat das dramatische Folgen für Südostasien.

      Am heftigsten trifft der Abwärtstrend derzeit Singapur und Thailand. "Vor Singapurs riesigem Hafen, einem der größten der Welt, liegen Hunderte von Frachtschiffen ohne Ladung", schreibt das "Wall Street Journal". Der Einbruch in Thailand, das in der Vergangenheit immer wieder auch von politischen Unruhen erschüttert worden war, bestätige "Befürchtungen, dass ein Großteil Südostasiens, einst ein relativer Lichtblick in der Weltwirtschaft, in eine tiefe Rezession sinkt". Das Wachstum der - nach Indonesien - zweitgrößten Wirtschaft der Region sank im vergangenen Quartal um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Exporte brachen um 26,5 Prozent ein. Das lässt Schlimmes befürchten. Auch weil die meisten südostasiatischen Staaten für kommende Krisen gut gewappnet schienen, unter anderem wegen der Reserven, die ihre Regierungen nach dem Crash 1997/98 gebildet hatten.

      "Gerade Thailand wirkte sehr sicher", sagt Stefan Bürkle von der Deutsch-Thailändischen Handelskammer, "das Land deckt nämlich eine unglaublich breite Produktpalette ab: Es ist einer der weltgrößten Exporteure von Lebensmitteln, der elftgrößte Automobilproduzent, stark in der Textilindustrie." Außerdem seien die Handelspartner breit gestreut: "Keiner der großen Exportmärkte Japan, China, USA oder Europa nimmt eine Sonderstellung ein."

      Bürkle sitzt in seinem Büro im 25. Stockwerk vor einer Glasfront und blickt hinunter. Unter ihm wuchert Bangkok bis an den Horizont - eine unaufhörlich wachsende und sich ständig verändernde Megacity. "Dass es Thailand auch erwischen würde, hätten wir nie geglaubt - dann hätten ja schon alle Märkte, alle Branchen gleichzeitig einbrechen müssen." Er schüttelt den Kopf. Wer hätte auch mit sowas rechnen können! "Das ist der massivste Einbruch, den es hier je gab", sagt er.

      Bürkle ist dennoch Optimist. Er muss es natürlich sein. Er ist Wirtschaftsmensch. Er weiß, dass Zaudern und Zagen alles nur noch schlimmer machen würde. "Wussten Sie, dass Thailand einer der günstigsten Produktionsstandorte der Welt ist?", fragt er und lobt die Infrastruktur, relativ niedrige Büromieten, die gute Stromversorgung - man könne hier noch "weitaus günstiger produzieren als in China".

      Und außerdem: "Natürlich ist die Wirtschaft eingebrochen, aber das Niveau, auf das sie gesunken ist, ist immer noch unglaublich hoch." Trotz des Einbruchs im Export befinde sich Thailand derzeit auf dem Stand von Januar 2007. "Und im Januar 2007" - man ahnt es - "hatte das Exportvolumen Thailands seinen bisherigen absoluten Höchststand erreicht."

      Noch immer sei Thailands Volkswirtschaft etwa so groß wie die polnische. Die Kaufkraft der Thailänder sei in den vergangenen Jahren um 34 Prozent gestiegen, und während vor einigen Jahren noch 27 Prozent der Thais in Armut gelebt hätten, seien es derzeit gerade einmal elf Prozent. Natürlich: Tief fallen kann nur, wer vorher hoch geklettert ist.

      Das ist plausibel und nimmt einem doch nicht den Schrecken vor der rasanten Talfahrt, die derzeit zu beobachten ist.

      Man hat den Eindruck, Bürkle werde immer zuversichtlicher, je länger er redet und sich im Reich seiner Statistiken verliert. "Eine längerfristige dramatische Krise sehe ich nicht: weder für Europa, noch für die USA oder auch Thailand", sagt er. "Was derzeit geschieht, ist nur eine notwendige Anpassung des Weltfinanzsystems." Alles werde "unter erschwerten Bedingungen neu aufgebaut". Und: "Thailand ist am besten aufgestellt, um die Krise zu überwinden."

      Bis dahin dürfte das Königreich allerdings noch einen weiten Weg vor sich haben. Das sieht mittlerweile selbst die neue, wirtschaftsfreundliche Regierung so. Ihre Wachstumsprognose hat sie von drei bis vier Prozent auf null bis minus ein Prozent korrigiert.

      Das "Wall Street Journal" schreibt: "Thailand wird fast sicher in diesem Jahr eine Rezession erreichen."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,611997,00.html …

      Bis später ...
      44 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:16:05
      Beitrag Nr. 1.711 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.010 von Maraho am 27.02.09 13:57:17Guten Abend zusammen,

      daher weht der Wind ...
      Man könnte es auch als "Kurspflege" betrachten ...

      US-Banken
      Citigroup verbreitet neue Hoffnung bei Banken

      Selten hat ein einfaches Memo eines Vorstandschefs wohl solche Wellen geschlagen: Vikram Pandit, Chef der Citigroup, hat einen Brief an seine Mitarbeiter geschrieben. Und in dem berichtet er, dass die angeschlagene US-Bank im Januar und Februar Gewinn gemacht hat. Anleger in aller Welt lässt das neuen Mut fassen: Bankaktien ziehen kräftig an.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:19:02
      Beitrag Nr. 1.712 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.738.854 von Maraho am 10.03.09 17:16:05Dazu gleich ein passender Kommentar ...

      US-Banken

      Citigroup: Lockruf der Zombies
      von Oliver Stock

      Glaubt ihnen nicht! Ausgelöst durch die Citi-Gruppe, deren Chef sicher nicht unabsichtlich durchsickern ließ, die ersten zwei Monate dieses Jahres seien ganz gut gelaufen, machten gestern die Banktitel weltweit einen Freudensprung. Doch diese Hoffnung ist pure Illusion. Es sind Zombies, die sich da als quicklebendig ausgeben.

      Die Banken, die jetzt von sich sagen, sie hätten wieder Geld verdient, machen genau das, was die Krise herbeigeführt hat: Sie betreiben eine gigantische Spekulation. Schauen wir genauer hin. Die Gewinne werden vor allem im Handelsgeschäft erwirtschaftet. Dort wird allerdings nicht an Aktien- oder Anleiheemissionen verdient. Die gibt es derzeit nämlich nicht oder nur kaum.

      Tatsächlich werden dort vor allem Unternehmensbonds von Instituten gekauft, die eine staatliche Garantie haben. Das verspricht eine hübsche und sichere Rendite. Sie ist vor allem sicherer als das Kreditgeschäft mit Unternehmen, die möglicherweise pleitegehen. Auf den Punkt gebracht, heißt das: Banken kaufen staatlich gesicherte Bonds von anderen Banken. Aber Großunternehmen ohne Netz wie Opel geben sie keinen Kredit.

      Die Zombies beschäftigen sich also vorwiegend mit sich selbst. Zur Erholung der Wirtschaft trägt das nichts bei, und es lohnt sich wirklich nicht, vor Freude in die Luft zu springen.

      Angemessen wäre das nur, wenn in einer der großen Volkswirtschaften der Sinkflug des Bruttosozialprodukts stoppte, der Anstieg der Arbeitslosigkeit gebremst werden könnte oder es irgendwo ein Anzeichen dafür gäbe, dass außerhalb des staatlich garantierten, aber ansonsten völlig funktionsgestörten Bankensystems der Markt sich wieder erholt.

      Solange das nicht passiert, werden den Banken in den nächsten Monaten vor allem die Kredite jener Firmen um die Ohren fliegen, die die Rezession in den Ruin treibt. Dadurch und durch den nach wie vor ungebremsten Fall der toxischen Wertpapiere werden die Banken weiter viel Geld verlieren.

      Die einzige Frage ist, ob sie viel, sehr viel oder dramatisch viel verlieren werden. Das Interesse, darauf freiwillig und wahrheitsgemäß zu antworten, dürfte allerdings bei den Betroffenen wenig ausgeprägt sein. stock@handelsblatt.com

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handelsblatt-kommen…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:36:00
      Beitrag Nr. 1.713 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.738.894 von Maraho am 10.03.09 17:19:02Hallo.

      Ich glau mich laust der Affe.... was soll das denn? Sind die Banken
      über Nacht plötzlich kerngesund geworden? Der Dow und alle Banken gehen steil nach oben und Gold fällt..... :confused:
      Was ist denn heute passiert, woher kommt der Optimismus?

      Viele Grüße

      paddel
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:39:00
      Beitrag Nr. 1.714 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.735.969 von Maraho am 10.03.09 12:26:24Noch was aus dem Hause "Bundesbank" ...

      Bundesbank-Chef Weber
      "Leitzins-Untergrenze bei einem Prozent"

      Bundesbank-Präsident Axel Weber hat Erwartungen an kräftige Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank gedämpft. Eine Nullzinspolitik wie in den USA und in Japan sei im Euroraum nicht gewünscht. Doch diese Meinung teilen nicht alle Spitzenbanker der EZB.


      Frankfurt am Main - "Ich sehe ein Prozent als Untergrenze an, auf welche der Hauptrefinanzierungssatz fallen sollte", sagte das EZB-Ratsmitglied am Dienstag während der Bilanzpressekonferenz der Bundesbank in Frankfurt.

      Die EZB hat das Leitzinsniveau vorige Woche auf das Rekordtief von 1,5 Prozent gekappt und zugleich eine weitere Senkung nicht ausgeschlossen. Einer Nullzinspolitik, wie sie etwa Japan und die USA betreiben, erteilte EZB-Chef Jean-Claude Trichet indes eine klare Absage.

      Weber betonte, auch der Einlagesatz, zu dem Banken bei der EZB Geld parken können, sollte nach Möglichkeit nicht auf null fallen. Derzeit liegt der Satz bei 0,5 Prozent und damit einen Prozentpunkt unter dem Leitzins.

      Spitzenbanker Bini Smaghi schließt Nullzinspolitik nicht aus

      Die Meinungen über das Zinsniveau gehen aber auch innerhalb der EZB auseinander. Die EZB sei den Worten von Spitzenbanker Lorenzo Bini Smaghi im Notfall auch zu einer Nullzinspolitik bereit. "Falls sich die Wirtschaftslage verschlechtert, ist die EZB zu weiteren Zinssenkungen bereit - auch bis auf null", sagte das Direktoriumsmitglied der "Börsen-Zeitung" vom Dienstag. Eine ultra-lockere Geldpolitik komme vor allem dann in Frage, wenn die Wirtschaft von einer anhaltenden Deflation - also einen Preisrutsch auf breiter Front - bedroht sei

      "In einer solchen Lage wäre es am besten, eher früher als später zu handeln", fügte der Notenbanker hinzu. Aus der derzeitigen Datenlage lasse sich jedoch keine Deflationsgefahr in der Euro-Zone ableiten. Es sei aber nicht gut für die Wirtschaft, die Zinsen auf ein sehr niedriges Niveau abzusenken, um sie dann bei einer konjunkturellen Erholung rasch wieder zu erhöhen, sagte Bini Smaghi. Stattdessen könne es besser sein, die Zinsen lange niedrig zu halten, um Anleger zu langfristigen Investitionen zu ermuntern.

      "Prüfen alternative Maßnahmen"

      Weber sagte, über die Leitzinspolitik hinaus würden auch alternative geldpolitische Maßnahmen geprüft: "Wir werden uns weiter beraten, wie wir über Zinssenkungen hinaus geldpolitische Impulse setzen können." Die EZB sei aber noch nicht an dem Punkt, an dem der Zinssenkungsspielraum schon ausgeschöpft sei.

      Bei einer alternativen Geldpolitik - etwa beim Ankauf von Staatsanleihen - sei zudem Vorsicht geboten, mahnte Weber. "Wir müssen sicherstellen, dass keine Maßnahmen, die wir unternehmen, gegen EU-Verträge verstoßen. Wir dürfen insbesondere keine verbotene Staatsfinanzierung betreiben." Der EZB ist es verboten, am Primärmarkt Staatsanleihen aufzukaufen. Zugleich gab Weber einen düsteren konjunkturellen Ausblick. Er sehe noch kein Signal für eine Stabilisierung der Wirtschaft.

      Die Daten aus Deutschland deuteten auf einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal hin. Die Frühindikatoren ließen zudem darauf schließen, dass die Daten zur Industrieproduktion im ersten Quartal noch schlechter als im Schlussquartal 2008 ausfallen dürften. Er erwarte im Jahresverlauf eine Stabilisierung, aber kein Wachstum. Es sei auch nicht auszuschließen, dass es zu einem "weiteren, auch deutlichen Zuwachs der Arbeitslosigkeit" in diesem Jahr kommen könne. Eine breit angelegte Kreditklemme in Deutschland oder der Euro-Zone sieht Weber nicht.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,612430,00.…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:43:38
      Beitrag Nr. 1.715 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.699 von Maraho am 10.03.09 06:31:0014.02 Uhr: Die EU hat Deutschlands langfristige Konjunktur- und Haushaltsplanung verabschiedet. Das berichteten Diplomaten am Dienstag in Brüssel am Rande des EU-Finanzministertreffens. Berlin erwartet unter anderem wegen der milliardenschweren Konjunkturprogramme ein überhöhtes Defizit von 4 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für das kommende Jahr. Von 2012 an soll die Neuverschuldung wieder unter die Maastrichter Marke von 3 Prozent sinken.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,612…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:43:59
      Beitrag Nr. 1.716 ()
      Wie wäre es denn mit diesem Szenario?

      Viel Spaß beim Lesen!

      Die Analysten des Smallcap-Investors haben folgenden interessanten Bericht veröffentlicht:
       
       
      Swiss Trading: Herr Brunner, Gratulation zu Ihrem Buch „Finanzkrise 2008 – Wie es dazu kam und mit welchen Folgen wir rechnen müssen“, das gerade in seiner zweiten Auflage erschienen ist. In diesem beschreiben Sie neben der Entstehung der Finanzkrise auch konkrete Szenarien wie wir aus dieser wieder heraus kommen. Womit müssen wir als Anleger noch rechnen?
       
      Brunner: Zuerst möchte ich mich für die Möglichkeit des Interviews bedanken. Ich glaube, Sie haben Ihre Frage zu sehr eingeschränkt. Diese Krise betrifft nicht nur die Anleger, diese Krise betrifft alle Menschen auch die, die nicht an der Börse investiert sind.
       
      Swiss Trading: Sie meinen über die verteuerten Kredite und die erhöhte Staatsverschuldung?
       
      Brunner: Zum Beispiel. Aber nicht nur, bedenken Sie, dass die Finanzkrise auch eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat und damit eine Menge an Arbeitsplätzen verloren gehen könnten.
       
      Swiss Trading: Sie meinen wohl gehen!
       
      Brunner: Nicht unbedingt. Wenn es die Politiker geschickt angehen, können wir durch diese Systemkrise gut durchtauchen. Dass die Arbeitslosigkeit zwangsläufig steigt, ist aber leider auch ein Fakt. Das Problem ist jedoch, dass wir eine Systemkrise haben und nicht eine allgemeine Banken- oder Wirtschaftskrise. Die Marktwirtschaft bzw. der Kapitalismus muss einfach nach einer gewissen Zeit zusammenbrechen, das bedingt alleine schon der Zinseszinseffekt und wie unser Geld geschöpft wird.
       
      Swiss Trading: Können Sie das vielleicht noch ein wenig genauer beschreiben?
       
      Brunner: Ich meine damit eigentlich nur, dass unser System auf Schulden aufgebaut ist. Kaum ein westlicher Staat hat in den letzten Jahren seine Schulden reduziert sondern jedes Jahr mehr Schulden angehäuft, was nichts anderes heißt, als dass schon für die Zinstilgung neue Schulden gemacht werden. Aber für diese Schulden müssen auch Zinsen bezahlt werden. Bedenken Sie aus einer Mrd. Schulden werden bei 5 % Zinsen nach 30 Jahren 4 Mrd. nach 50 Jahren bereits 11 Mrd. und nach 80 Jahren 47 Mrd. Schulden. Somit bekommen wir durch die Zinsen eine exponentielle Funktion in unser Wirtschaftssystem und das wiederum bedeutet, dass es irgendwann wieder auf Null gestellt werden muss.
       
      Swiss Trading: Ja, aber unsere Verschuldung ist im Verhältnis zum BIP noch immer akzeptabel.
       
      Brunner: Vergessen Sie doch diese Kennzahl. Was hat das BIP mit den Schulden des Staates zu tun? Sie vergleichen ja auch nicht die Verbindlichkeiten eines Unternehmens mit dem Gesamtumsatz der ganzen Branche. Ich weiss, der Vergleich hinkt ein wenig, aber wir müssten die Staatsverschuldung mit den Einnahmen also Umsatz vergleichen und das wiederum ist das Steueraufkommen oder Jahresbudget jeder Nation. In Deutschland belaufen sich die Steuereinnahmen (Bund, Länder und Kommunen) auf rund 1.070 Mrd. Euro. Die Verschuldung liegt offiziell beim Bund schon bei rund 1.600 Mrd. Und wenn wir hier noch die Länder und Kommunen und die Zusagen aus den letzten Rettungs- und Hilfspaketen noch hinzurechnen, sind wir mindestens bei 2.500 eher aber bei 3.000 Mrd. Euro. Das heißt, wir haben eine Verschuldungsquote von 150 % eher aber 300 %. Es gibt nicht viele Unternehmen, die so eine hohe Verschuldungsquote aushalten, geschweige denn abbauen können.
       
      Swiss Trading: Sie sprechen also davon, dass unser Staat schon längst überschuldet ist?
       
      Brunner: Genau! Wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur wir sondern fast alle westlichen Staaten dieser Erde überschuldet sind. Aber das liegt nun einmal an unserem System. Man muss auch die Politiker verstehen. Wir Bürger fordern doch immer ein besseres Leben und mehr Sozialleistungen oder geringere Steuern usw. und die Politiker wollen ihren Job behalten und dazu müssen sie uns „Wahlzuckerl“ versprechen und wenn sie gewählt werden, auch manche geben. Das ist der Start der Verschuldungsspirale. Aber das ist ganz normal und hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Nur leider kann sich daran niemand mehr erinnern und daher ist das jetzt alles sehr ungewöhnlich. Man muss aber auch dazu sagen, früher gab es viel mehr Kriege und diese Kriege stellten in der Regel das System wieder auf „Null“. Da wir nun „Gott sei Dank“ schon lange keinen Krieg mehr gehabt haben, müssen wir jetzt selber das System zurückstellen.
       
      Swiss Trading: Wie kann man das System zurückstellen bzw. wie kommen wir aus der Schuldenfalle?
       
      Brunner: Es gibt mehrere Möglichkeiten, aber ich halte zwei davon für realistisch an. Die „erste“ Möglichkeit ist Inflation und hier spreche ich nicht von 5 oder 10 % sondern eher von 20 % und mehr. Die „zweite“ und wohl wirklich smarteste Lösung wäre eine Währungsreform bzw. ein Währungsschnitt.
       
      Swiss Trading: Sie meinen einen Staatsbankrott?
       
      Brunner: Richtig! Das wäre die smarteste Lösung und würde die Wirtschaft am wenigsten schmerzen und die meisten Arbeitsplätze retten. Jedoch glaube ich nicht, dass ein Politiker der westlichen Staaten den „Mumm“ haben wird, dies zu tun. Zu sehr würde das dem Ego des Politikers widersprechen. Am ehesten würde ich es dem US-Präsidenten Obama zutrauen, aber der ist leider ein bis zwei Jahre zu früh ins Amt gekommen. Daher vermute ich, dass wir den beschwerlichen Weg gehen müssen und der führt über die Inflation.
       
      Swiss Trading: Für Staatsanleihenbesitzer wäre das aber ein Horrorszenario?
       
      Brunner: Das stimmt, daher habe ich persönlich alle Staatsanleihen bereits verkauft, denn entweder  werden sie über den Staatsbankrott wertlos oder sie werden weginflationiert.
       
      Swiss Trading: Wie müssen wir uns diese Inflation vorstellen bzw. was würde uns da erwarten?
       
      Brunner: Zuerst muss einmal gesagt werden, dass wir in der Regel vor der Krise eine Deflation, also eine negative Inflation sehen bzw. sehen werden. Am Beginn dieser befinden wir uns bereits.
       
      Swiss Trading: Also die Inflationsrate sinkt. Woher kommt dann die Inflation?
       
      Brunner: Bevor ich näher auf die Inflation eingehe, möchte ich vorher auf das Thema Deflation eingehen. Eine Deflation entsteht meistens am Anfang einer wirklich großen Weltwirtschaftskrise oder eben einer Systemkrise. Es gibt immer zuerst einen Auslöser. Dieses Mal war es die Subprimekrise in den USA, die den größten Konsumentenmarkt der Welt zusammenbrechen hat lassen. Daraufhin kam es zu einer Bankenkrise und die wiederum löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus. Das sind alles bereits bekannte Faktoren. Dieser Einbruch der Nachfrage lässt die Preise sinken wie zum Beispiel für Autos, EDV, Aktien oder auch Rohstoffe wie Öl. Des Weiteren werden die Konsumenten in dieser ersten Phase von einer massiven Verunsicherung befallen, die darauf mit Konsumverzicht reagieren, was den Trend zu sinkenden Preisen massiv verstärkt. Die Regierungen und Notenbanken versuchen nun in dieser zweiten Phase, in der wir uns gerade jetzt befinden, diesen „Teufelskreislauf“ mit allen Mitteln zu durchbrechen und schnüren Konjunkturpakete oder drucken Geld und senken die Zinsen. Dies ist auch ein wichtiger Unterschied zu den 30er Jahren, denn damals ist die Geldmenge gesunken und nicht wie jetzt explodiert.
       
      Swiss Trading: Ja, aber wenn die Zinsen derart fallen und die Notenbanken Geld drucken bis zum „Gehtnichtmehr“, warum steigt dann nicht die Inflation?
       
      Brunner: Das ist ja das Besondere dieser Weltwirtschaftskrise. Durch die Subprimekrise haben die Banken so viele „faule“ Kredite in den Büchern, dass sie sich einerseits untereinander nicht mehr trauen, was wiederum die „Refinanzierung“ massiv erschwert bzw. unmöglich macht und andererseits sind die Sparer sehr verunsichert und leihen auch langfristig den Banken kaum Geld. Daher haben sich die Kredite für Unternehmen, besonders wenn es sich um langfristige Kredite handelt, massiv verteuert. Eine derartige Situation bezeichnet man als „Kreditklemme“ und das ist auch der Grund, weshalb die Zinssenkungen und das Gelddrucken nicht bei den Konsumenten ankommen. Die Banken benötigen das Geld noch selber, um ihre Liquidität zu verbessern. Das ist im Wesentlichen auch der Grund, warum wir jetzt noch keine Inflation sehen. Sobald sich jedoch die Banken mit genügend Geld der Notenbanken ausgestattet haben, wird uns eine massive Inflationswelle treffen.
       
      Swiss Trading: Wann rechnen Sie mit dem Auftreten einer Inflationswelle?
       
      Brunner: Ich glaube, wir haben eine gute Chance, dass es im zweiten Halbjahr dieses Jahres soweit sein wird. Das wirklich Interessante wird aber das Verhalten der Bürger sein. Irgendwann kommt der Tag an dem die Einwohner eines Landes nicht mehr an das System glauben und dann erleben wir einen sogenannten „Crack-up Boom“. Das heißt, die Bürger beginnen schlagartig nicht mehr zu sparen sondern nehmen das hart verdiente Geld und kaufen sich Sachwerte. Es wird alles verkonsumiert, vom Auto über Lebensmittel bis hin zu Reisen, denn sie befürchten, dass irgendwann in naher Zukunft das Geld nichts oder nicht mehr viel Wert ist. Diese Phase wird alle wieder überraschen und die Konjunktur wird kurzfristig extrem stark wachsen, die Preise explodieren und damit die Inflation weiter anfachen. Dabei werden diese Phasen von Deflation, Inflation, Crack-up Boom und dann Hochinflationsphase relativ kurz hintereinander stattfinden.
       
      Swiss Trading: Wann glauben Sie, wird diese Krise überwunden sein?
       
      Brunner: Ich denke, dass wir die Krise bis 2012 überstanden haben.
       
      Swiss Trading: Und wie wird unsere Wirtschaft dann aussehen?
       
      Brunner: Eigentlich nicht viel anders als jetzt. Es kann sein, dass wir eine neue Währung in Nordamerika haben. Also einen Zusammenschluss zwischen Kanada, USA und vielleicht Mexiko. Die asiatischen Länder werden enger zusammenrücken und auch an einer neuen Währung basteln. Einige Länder werden sich entschuldet haben, allen voran die USA aber auch ein paar europäische Staaten. Es wird ein neues Finanzsystem entstanden sein, das stärker reguliert ist als das heutige und es wird ein neues Energiezeitalter angebrochen sein. Die USA sind nicht mehr die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt sondern Asien, aber die USA werden noch immer der größte Konsumentenmarkt der Welt sein. Im Prinzip können wir ganz glücklich sein, wenn es so kommt, denn von diesem Zeitpunkt an können wir wieder 30 bis 70 Jahre lang ein Wirtschaftswachstum sehen.
       
      Swiss Trading: Und wenn wir nicht so viel Glück haben?
       
      Brunner: Dann wird es leider zu massiven sozialen Unruhen und Kriegen kommen. Wobei ich glaube, dass Europa dieses Mal kein Kriegsschauplatz sein wird, dazu gibt es zum Glück die EU und Europa als Ganzes ist zu unwichtig geworden. Die Wachstumsraten der Zukunft liegen in Asien, Afrika und Südamerika. Daher ist es viel wahrscheinlicher, dass es dort zu Kriegen kommen wird - wahrscheinlich um das Thema Ressourcen.
       
      Swiss Trading: Wie hoch halten Sie die Wahrscheinlichkeit, dass es ganz anders kommen wird?
       
      Brunner: 10 %. Ich glaube, dass es weniger einer Frage bedarf, wie es kommt, sondern eher wann es kommt. Fakt ist, wir leiden an einer Überschuldung und Fakt ist, wir müssen das System auf „Anfang“ stellen. Wann das ist, werden wir sehen. Ich hoffe nur früher als später, denn die Unsicherheit ist nervenaufreibend. Ein Auslöser für eine schnelle Variante könnte das Platzen der Derivateblase sein.
       
      Swiss Trading: Inwiefern?
       
      Brunner: Nun laut BIZ der Bank für internationalen Zahlungsverkehr, betrug das Volumen allein an OTC – Derivaten Ende Juni 2008 863.000 Mrd. US$. Mit den auch an der Börse gehandelten Derivaten nähern wir uns rasend schnell der 1.000.000 Mrd. US$. Das ist eine so unvorstellbare Summe, die rund 18 Mal der ganzen Weltwirtschaft entspricht. Würde diese Platzen, dann würde sich das oben beschriebene Szenario massiv beschleunigen.
       
      Swiss Trading: Optionen oder der derivative Markt ist in Summe betrachtet ein „Nullsummenspiel“ - was der eine verliert, gewinnt der andere. Also wo sehen Sie das große Problem?
       
      Brunner: Im Prinzip haben Sie Recht, der derivative Markt ist ein „Nullsummenspiel“ und ein Marktteilnehmer kann schief liegen und damit massiv Geld verlieren, aber auf der anderen Seite gibt es auch jemanden, der das Geld gewinnt. Das Problem dabei sind die Gebühren, Provisionen und Gewinnbeteiligungen, die bereits vorab ausbezahlt wurden. Bedenken Sie, viele Produkte wurden kreiert und mit einer saftigen Gewinnmarge ausgestattet, die bereits vorab bezahlt wurde, ebenso die Provisionen und die Gebühren beim Handel. Nehmen wir einmal an, diese Posten belaufen sich auf 1 bis 3 Prozent des derivativen Volumens, dann fehlen beim Auflösen der Positionen zwischen 8.000 und 26.000 Mrd. US$ und das entspricht ungefähr 50 % der Weltwirtschaftsleistung. Diese Summe hält kein System aus und daher unternehmen die Regierungen und Notenbanken auch alles, um die „Big Player“ in diesem System im „Spiel“ zu halten. Sie haben aus dem Fehler, die Investmentbank Lehman Brothers fallen zu lassen, gelernt. Wir leben also in wirklich interessanten Zeiten.
       
      Swiss Trading: So kann man es auch nennen. Herr Brunner, wir danken für das Interview!
       
      Quelle: http://www.smallcapinvestor.de/index.php?aktuell
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 17:49:23
      Beitrag Nr. 1.717 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.148 von Maraho am 10.03.09 12:42:54Ach Ben ...

      Bernanke fordert Verschärfung der US-Finanzaufsicht

      WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat eine Verschärfung der Finanzaufsicht verlangt, um eine Wiederholung der massiven Krise abzuwenden. Eine verstärkte Überwachung solle verhindern, dass Zusammenbrüche großer Finanzinstitute das gesamte System bedrohen, sagte Bernanke am Dienstag in Washington. Zudem müssten die Regularien für die gesamte Finanzinfrastruktur so gestärkt werden, damit sie auch Krisensituationen überstehen kann. Die Vorgaben für die Geldbranche dürften zudem nicht Auf- oder Abschwünge der Wirtschaft künstlich verschärfen, forderte Bernanke.

      Hätte es all dies schon vor zwei oder drei Jahren gegeben, "würden wir heute besser dastehen", sagte der Zentralbankchef. Das Risikomanagement des Privatsektors und der Behörden in den USA und anderen Industrieländern habe nicht dafür gesorgt, dass hereinströmendes Kapital umsichtig investiert werde. Dies sei "ein Versagen gewesen, das zu einer mächtigen Umkehr der Stimmung unter Investoren und zum Einfrieren der Kreditmärkte führte".

      'ENORMES PROBLEM'

      Bernanke unterstrich seine Einschätzung, nach der eine baldige Gesundung der Wirtschaft von der Erholung des Finanzsektors abhänge. Funktioniere das Bankenwesen bald wieder normal, gebe es eine gute Chance, dass die Rezession noch in diesem Jahr Ende und die amerikanische Wirtschaft 2010 wieder wachse.

      Der Notenbankchef nannte es ein "enormes Problem", dass manche Finanzinstitutionen so groß und mächtig geworden seien, dass ihr Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem mit in den Abgrund reißen könnte. Solche Institute müssten in Zukunft besser überwacht werden.

      Die vorgeschlagenen Schritte könnten Finanzkrisen in Zukunft nicht völlig verhindern, räumte Bernanke ein. Sie seien aber ein Beitrag, damit Turbulenzen seltener auftreten und weniger heftig ausfielen. Dies werde helfen, dass die nationale wie auch die internationale Wirtschaft in Zukunft besser funktionierten./fb/DP/jha/

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 18:17:26
      Beitrag Nr. 1.718 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.739.097 von paddelbootheizer am 10.03.09 17:36:00Guten Abend paddelbootheizer,
      wie sagte schon der alte Goethe: "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."

      Alles Manipulation! ;)
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 18:20:07
      Beitrag Nr. 1.719 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.739.210 von paddelbootheizer am 10.03.09 17:43:59Diese oder ähnliche Szenarien wurden/werden von einigen aufgezeigt.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 18:30:29
      Beitrag Nr. 1.720 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.739.210 von paddelbootheizer am 10.03.09 17:43:59@paddelbootheizer,
      wenn diese Zahlen auch nur ansatzweise stimmen sollten, was ich einfach nicht glauben will, dann gehören diese Bänker alle in Stalins Gulags und zwar für den Rest ihres Lebens!!:mad:

      Brunner: Nun laut BIZ der Bank für internationalen Zahlungsverkehr, betrug das Volumen allein an OTC – Derivaten Ende Juni 2008 863.000 Mrd. US$. Mit den auch an der Börse gehandelten Derivaten nähern wir uns rasend schnell der 1.000.000 Mrd. US$. Das ist eine so unvorstellbare Summe, die rund 18 Mal der ganzen Weltwirtschaft entspricht. Würde diese Platzen, dann würde sich das oben beschriebene Szenario massiv beschleunigen.


      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 18:34:31
      Beitrag Nr. 1.721 ()
      Schlagt mich nicht. Dies hat mit dem Thema hier nichts zu tun.
      Ich wollte es euch dennoch nicht vorenthalten. Vielleicht sehenswert ...

      Dokumentar-Thriller auf Arte
      Wie man einen Ölstaat plündert
      Von Harald Keller

      10. März 2009 In Zeiten, in denen das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) über schulische Bereiche hinaus zur Epidemie geworden ist, müssen nicht nur Spiel-, sondern auch Dokumentarfilme ihre Zuschauer schon in den ersten Sekunden für sich einnehmen. Darum wurde es üblich, dem Titelvorspann eine schmissige Sequenz voranzustellen, die als Vorschau auf das Kommende das Interesse anheizen soll. Manchmal bewirkt dieses Verfahren aber auch schlankweg das Gegenteil. So beim Film „Erdöl, Brot und Korruption“ („Pain, pétrole et corruption“), wo der einführende Bilderreigen vor allem Verwirrung stiftet.

      Man sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Die neunzigminütige Dokumentation von Denis Poncet und Rémy Burkel bietet reichlich Stoff für einen veritablen Thriller. Denis Poncet gewann 2002 einen Oscar für die Produktion des engagierten Dokumentarfilms „Ein Mörder nach Maß“ („Un coupable idéal“) und ist wie Rémy Burkel spielfilmerfahren. Man merkt es ihrer Inszenierung an. Ihre Recherchen führten sie rund um die Welt. Drehorte waren unter anderem New York, Paris, Dubai und Amman. Veranlasst wurden die Erkundungsreisen durch einen Bericht einer irakischen Tageszeitung. Deren Journalisten hatten im Keller des Ministeriums für Erdöl in Bagdad Listen mit 270 Schmiergeldempfängern, Einzelpersonen sowie Unternehmen, gefunden. Die Zahlungen standen in Zusammenhang mit dem 1995 eingerichteten UN-Programm „Brot für Öl“. Einige Jahre zuvor war der Irak mit einem Embargo belegt worden. Mit Folgen - die Bevölkerung litt Hunger, Medikamente fehlten, die Kindersterblichkeit stieg rapide an.

      Irak-Hilfe als lukrativer Geschäftszweig

      Nach langen Verhandlungen wurde die Resolution 986 verabschiedet. Unter Aufsicht des UN-Sicherheitsrates sollte der Irak fortan wieder Öl verkaufen dürfen. Die erzielten Einnahmen wurden auf einem Sperrkonto deponiert und waren ausschließlich für Versorgungsgüter bestimmt. Jede Ausgabe unterlag der Genehmigungspflicht. Findige Geschäftemacher auf beiden Seiten erkannten ihre Chancen. Ein Beispiel von vielen: Der Irak gewährte auf eine Öllieferung einen beträchtlichen Rabatt. Die Hälfte des Nachlasses bekam er auf Umwegen und unter Umgehung des Sicherheitsrates erstattet, indem die jeweilige Summe bar in einer seiner Botschaften abgeliefert wurde. Um nicht direkt in die Machenschaften verwickelt zu werden, schalteten die großen Ölkonzerne dubiose Agenturen ein, die als Makler fungierten. Und ebenfalls prächtig verdienten. Ein Teil des Öls floss nach Russland, das es wiederum in den Westen weiterverkaufte.

      Bald ging es nicht mehr nur um Brot für Öl. Nach einer Erweiterung des Programms galt die Resolution 986 auch für Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der Trinkwasserversorgung, Hygiene, Bildung. Die Irak-Hilfe wurde zu einem lukrativen Geschäftszweig, an dem 4500 Unternehmen aus aller Welt beteiligt waren. Wobei Hilfe hier eben bedeutete, dass UN-Mitarbeiter irakisches Geld verteilten. Und dabei wurde, der Beweis gelingt den Filmemachern, oftmals in großem Stil Schindluder betrieben.

      Sprachlich knirscht es

      Denis Poncet und Rémy Burkel stellen die These auf, die zuständigen Mitarbeiter der UN bis hin zum damaligen Generalsekretär Kofi Annan hätten von diesen Machenschaften gewusst, sie gar billigend in Kauf genommen. Sie sprechen mehrfach und noch in ihrem Resümee von einem UN-Skandal. Das ist, ihren eigenen Ermittlungen zufolge, wohl zu kurz gedacht. Denn es waren nicht zuletzt gleich mehrere amerikanische Regierungen, die die Voraussetzungen zur Plünderung des Irak schufen. Die Autoren berichten, wie neun Milliarden Dollar aus Mitteln des „Brot für Öl“-Programms nach der Einnahme des Irak durch die Vereinigten Staaten vereinnahmt wurden und als bares Geld buchstäblich palettenweise in den Irak transportiert wurden, um die für Sicherheit, Verwaltung und Wiederaufbau engagierten amerikanischen Firmen zu bezahlen - die teils erst mit Blick auf die Vergabe dieser Gelder gegründet worden waren.

      Es gelingt Denis Poncet und Rémy Burkel, die teils sehr komplexen Vorgänge anschaulich zu machen und spannend zu erzählen. Grafiken, Bildeffekte, auch betonende Akzente, etwa durch eine wiederholt eingeblendete Spielfilmszene, tragen zum Verständnis bei. Wo nötig, wird rekapituliert, ohne in einen oberlehrerhaften Duktus zu verfallen. Nur sprachlich knirscht es mehrfach, so wenn es heißt: „Die UN hat nicht wirklich etwas dagegen.“ Die Einfügung der Floskel „nicht wirklich“, eine verbreitete Unsitte, verwässert die Aussage: Entweder hatten die UN Einwände oder nicht - alles Weitere ist Wischiwaschi.

      Erdöl, Brot und Korruption läuft heute um 21 Uhr bei Arte.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:04:30
      Beitrag Nr. 1.722 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.478.422 von Maraho am 30.01.09 05:23:34Etwas ganz düsteres von ...

      Robert Kurz

      DER „WEISSE TOD“ DES KAPITALISMUS
      Bei 8 Millionen Arbeitslosen in der BRD drohen sozialökonomische Lawinenabgänge

      Massenarbeitslosigkeit ist nichts Neues mehr. Der Sockel hat sich in den letzten 30 Jahren von Zyklus zu Zyklus erhöht. Allerdings war der bisherige Rekord von 5 Millionen nur eine kurzzeitige Spitze im Übergang zu Hartz IV; danach konnten mehr als 1 Million in prekarisierte Billigbeschäftigungen abgeschoben werden, und einige Hunderttausend schafften es dank des von Finanzblasen genährten weltkonjunkturellen Strohfeuers sogar bis in sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs. Jetzt droht eine bislang unvorstellbare Krisendimension. Noch ist sie ein Medienereignis, aber der neue Einbruch auf dem Arbeitsmarkt hat schon begonnen. Ein Höchststand von 8 Millionen offiziell registrierten Arbeitslosen in den kommenden Jahren ist für die BRD nicht mehr völlig ausgeschlossen. Niemand hat dieses Horrorszenario bisher durchrechnen wollen, aber die Folgen sind absehbar.

      Ab einer bestimmten Größenordnung verstärkt sich die Arbeitslosigkeit selbst wie ein Lawinenabgang. Die kritische Masse ist erreicht, sobald die qualifizierten Kernbelegschaften der großen Industriekonzerne erfasst werden, beginnend mit der Autoindustrie. Denn an jedem einzelnen High-Tech-Arbeitsplatz hängen nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze in den tief gestaffelten Zuliefer- und Grundstoffindustrien, sondern noch weitaus mehr Beschäftigungsverhältnisse im Einzelhandel, bei den Humandienstleistungen oder in der Freizeitindustrie; vom Würstchenverkäufer bis zur Friseuse. Die viel beschworene Mehrheitsbeschäftigung in den mittelständischen Sektoren steht viel weniger auf eigenen Füßen, als man glauben möchte.

      Eine sich selbst verstärkende Arbeitslosenlawine verwandelt sich durch den fortschreitenden Ausfall von Nachfrage zwangsläufig in einen ebenso verstärkten ökonomischen Lawinenabgang. Dabei gibt es mehrfache Rückkoppelungseffekte, von denen die negative Dynamik gesteigert wird. So reißen die schon jetzt bis zum äußersten gespannten sozialen Netze der Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, da sie beschäftigungsabhängig sind. Mit dem Zusammenbruch der Transfereinkommen verschwindet weitere Massennachfrage, während gleichzeitig die institutionellen Träger und nachgeordnete Sektoren wie Kliniken oder Pflegedienste mangels Finanzierungsfähigkeit dicht machen müssen. Das wäre der zweite Schub des Abgangs im Dienstleistungssektor.

      Außerdem werden bei einer derart dramatischen Entwicklung natürlich sämtliche Sparkonten und Geldanlagen aus besseren Zeiten abgeräumt. Das kann die Nachfrage nicht wirklich stabilisieren. Aber damit erfasst ein dritter Schub des Lawinenabgangs noch einmal den bereits verschütteten Finanzmarkt. Ein massenhafter Abzug sämtlicher kleiner und mittlerer Einlagen gerade auch im bislang verschonten Sparkassensektor reißt, wie jedes Kind weiß, das gesamte Kreditsystem samt Einlagensicherung in den Abgrund. Die Folge weiterer Massenentlassungen in diesem Gewerbe wäre dann fast schon egal, weil beim „weißen Tod“ des Kapitalismus sowieso nichts mehr geht. Außer Zigarettenwährung und Stallhasen im Hinterhof natürlich.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&in…

      Zum Thema: http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/amarkt…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:13:34
      Beitrag Nr. 1.723 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.731.645 von Maraho am 09.03.09 19:28:52Einmal täglich HRE ...

      Krisenbank Hypo Real Estate
      Zeit für HRE-Rettung läuft ab

      Die Zeit wird knapp: Bis zum 24. April hat die Regierung Zeit, die Hypo Real Estate vor dem Kollaps zu retten. Doch dafür werden zehn Milliarden Euro an frischem Kapital benötigt.
      Von Th. Fromm u. K. Ott

      Der Bundesregierung bleibt offenbar nur noch wenig Zeit, um einen Kollaps der Hypo Real Estate (HRE) mit drastischen Folgen für das deutsche Finanzwesen abzuwenden. Am 24. April prüft der HRE-Aufsichtsrat die Bankbilanz. Bis dahin sind zehn Milliarden Euro neues Kapital nötig.

      Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will sich der Aufsichtsrat der in einer schweren Krise steckenden HRE bei der Sitzung am 24. April mit der Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr befassen. In HRE-Kreisen wird mit einem Verlust in Höhe von mehreren Milliarden Euro gerechnet. Dieses Defizit müsse ausgeglichen werden, weil die HRE ansonsten nicht mehr genug Eigenkapital vorweisen könne, heißt es aus der Bank.

      Gebe es bis zum 24. April keine Lösung, dann müsse der Aufsichtsrat die Großbank notfalls für überschuldet erklären. Dann drohe eine Insolvenz, ist aus HRE-Kreisen zu hören. "Je länger alles dauert, desto schwieriger wird es, da das Unternehmen immer mehr an Substanz verliert", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jochen-Konrad Fromme, der dem parlamentarischen Kontrollgremium des Bankenrettungsfonds Soffin angehört.

      Flowers droht mit Klage

      Dies erklärt auch, warum Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) die Krisenbank so schnell wie möglich mit neuem Kapital ausstatten und dabei unter die Kontrolle des Bundes bringen will. In Finanzkreisen wird die dringend nötige Kapitalzufuhr mit zehn Milliarden Euro beziffert. Steinbrück will die gegenwärtigen Aktionäre mit Hilfe eines neuen Gesetzes enteignen, das der Bundestag noch im März verabschieden soll. Steinbrück befürchtet, eine Pleite der HRE würde "über einen Dominoeffekt andere Finanzdienstleister, Unternehmen und Anleger in den wirtschaftlichen Abgrund reißen".

      Gegen eine Enteignung wehrt sich aber der US-Investor und HRE-Großaktionär Christopher Flowers. Er droht mit einer Klage bei Gericht. Das könnte eine Enteignung weit über den 24. April hinaus verzögern. In Finanzkreisen wiegelt man zurzeit daher ab. "Rein juristisch" sei es zwar so, dass der 24. April als Stichtag gelten könne. Im Prinzip aber ließe sich der Termin auch verschieben, wenn dies politisch gewollt wäre und von Berlin auch durchgesetzt würde. "Daran wird es am Ende nicht scheitern", heißt es aus Finanzkreisen. Die HRE äußerte sich nicht dazu.

      Im Bundestag geht man jedoch davon aus, dass die enormen Finanzprobleme der HRE bis zur Aufsichtsratssitzung am 24. April gelöst sein müssen. "Das ist die Deadline", sagte der CDU-Abgeordnete Otto Bernhardt der SZ. Bis zu diesem Tag müsse der Bund die Großbank mit neuem Kapital versorgen und unter seine Kontrolle bringen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Eigenkapital der HRE zu stark abschmelze "und die Bankenaufsicht Bafin gezwungen wird einzuschreiten", warnte Bernhardt. Der CDU-Abgeordnete ist Bankenexperte der Unionsfraktion im Bundestag. Bernhardt gehört dem Kontrollgremium der Bafin an. Die Bonner Behörde beaufsichtigt Banken und andere Finanzdienstleister.

      Scharfe Kritik am Krisenmanagement

      Unterdessen übt der CDU-Politiker Fromme scharfe Kritik am Krisenmanagement im Fall der HRE. Bundesfinanzminister Steinbrück habe nicht "mit der gebotenen Sorgfalt gearbeitet", moniert der Finanzexperte. "Das Thema HRE war bereits im September/Oktober 2008 in der Öffentlichkeit; das erste Gespräch mit dem Großaktionär Flowers war im Februar", sagt Fromme. "Da wurde viel kostbare Zeit verloren."

      Inzwischen belaufen sich die Garantien bei der HRE, für die vor allem der Bund bürgt, auf 102 Milliarden Euro. Ein Teil dieser Garantien muss offenbar kurzfristig verlängert werden. In Finanzkreisen ist die Rede von 30 Milliarden Euro. Bei diesen Hilfsaktionen ist bislang aber noch kein Geld geflossen. Bei der geplanten Aufstockung des Eigenkapitals müsste die Bundesregierung jedoch erstmals Geld an HRE überweisen. Steinbrück will diese Mittel nur dann ausgeben, wenn der Bund die Kontrolle über HRE bekommt. Dazu ist nach seiner Ansicht eine Übernahme fast aller Aktien nötig. Eine mögliche Pleite der HRE gilt als verheerend.

      Der Bafin-Präsident Jochen Sanio hatte bereits vor einem halben Jahr vor "unabsehbaren Folgen für das gesamte deutsche Finanzsystem" im Falle einer HRE-Pleite gewarnt. Dann drohten "schwerste Störungen der Geldmärkte". Auch Berufsgenossenschaften, Bundesländer und Kommunen hätten unter einer Pleite zu leiden.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/finanzen/578/461205/text…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:24:33
      Beitrag Nr. 1.724 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.682 von Maraho am 10.03.09 06:03:10In Bezug.

      Aufschwung 2010: Was Experten so alles meinen und wissen
      Von Vincenzo Capodici.

      Die EU-Finanzminister glauben nicht, dass sich die Wirtschaft im nächsten Jahr erholen wird. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn und führende Notenbankchefs wie Jean-Claude Trichet sehen das jedoch anders.


      Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass Experten, Politiker oder Organisationen Konjunkturprognosen abgeben. Die Beurteilungen zur Wirtschafts- und Finanzmarktkrise sind in jüngster Zeit immer negativer geworden. Anfang Woche äusserte zum Beispiel EU-Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia die Einschätzung, dass eine allmähliche Erholung der Wirtschaft erst 2010 eintreten wird. Noch im Januar hatte derselbe EU-Kommissar prognostiziert, der Konjunkturmotor werde Mitte dieses Jahres wieder anspringen.

      Negativspiralen verschlimmern Situation

      Die Finanzminister der EU-Staaten sehen die Zukunft noch düsterer, wie aus einem Bericht der deutschen Ausgabe der Zeitung «Financial Times» hervorgeht. Es sei «höchst unsicher», ob das Wachstum 2010 wieder anspringe, zitiert die Zeitung aus einem Papier der EU-Finanzminister im Hinblick auf den EU-Gipfel am kommenden 19. März. Europas Volkswirtschaften seien von Negativwachstum, historisch niedrigem Konsumenten- und Geschäftsvertrauen sowie ausgetrockneten Kreditflüssen geprägt. «Negativspiralen zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten verschlimmern die Situation», heisst es im Dokument der EU-Finanzminister.

      Rasche Stabilisierung der Banken notwendig

      Etwas optimistischer ist die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF). IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn rechnet im ersten Halbjahr 2010 mit einem Aufschwung - allerdings nur, wenn die politischen Reaktionen auf die Krise stimmen, wie Strauss-Kahn in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» erklärte. «Die Konjunkturprogramme wirken nicht, wenn die Bankenbilanzen nicht gesäubert werden.» Entscheidend sei die Stabilisierung der Banken - und diese verlaufe im Moment zu langsam, kritisiert der IWF-Chef.

      Wirtschaftspolitische Massnahmen werden noch wirken

      Trotz anhaltender Talfahrt mehren sich nach Ansicht führender Notenbanker die Hoffnungszeichen für die Wirtschaft. Laut Jean-Claude Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), wird das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr anziehen, wie das «Wallstreet Journal» berichtet. An den Märkten werde vielfach der Einfluss der niedrigen Öl- und Rohstoffpreise sowie der milliardenschweren Konjunkturprogramme unterschätzt, sagte Trichet, der auch Vorsitzender der Notenbanker-Gruppe bedeutender Industriestaaten ist. Auch die Zinssenkungen der Notenbanken rund um den Globus würden noch ihre Wirkung entfalten, ist der EZB-Chef überzeugt. Die EZB hatte letzte Woche den Leitzins auf ein Rekordtief von 1,5 Prozent gesenkt und weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Aufschw…
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:36:25
      Beitrag Nr. 1.725 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.157 von Maraho am 10.03.09 19:24:33Zum selben Thema ein weiterer Kommentar ...

      Schlechte Aussichten für 2010
      von Ralf Streck

      Die EU-Finanzminister glauben nicht einmal mehr an eine Erholung 2010, in Rumänien droht die Staatspleite

      Die EU-Finanzminister nehmen intern Abschied von ihren Positivprognosen. Statt einer wirtschaftlichen Erholung, die sie bisher für das zweite Halbjahr 2009 angekündigt hatten, zweifeln sie nun sogar daran, dass es 2010 zu einer Erholung kommen werde. Auch über die Senkung der Mehrwertsteuer wird debattiert, welche die EU-Kommission schon im November vorgeschlagen hatte. Sie war auch auf den Widerstand der Bundesregierung gestoßen. Beraten wird in Brüssel zudem über die drohende Staatspleite Rumäniens. Das Land soll nach Ungarn und Lettland nun auch mit einem Notkredit gerettet werden.


      Die Berufsoptimisten beginnen Klartext zu reden, wenigstens wenn sie sich intern austauschen. Hatten die Finanzminister bisher ihren Bevölkerungen vorgebetet, es sei schon im zweiten Halbjahr 2009 mit einer wirtschaftlichen Erholung in der EU zu rechnen, schlagen sie nun andere Töne an. Es sei "höchst unsicher", ob das Wachstum 2010 wieder anspringe, heißt es in einem Papier der Minister für den EU-Gipfel am 19. März. Das Dokument liegt der Financial Times Deutschland vor, die daraus zitiert hat.

      Damit wird deutlich, dass auch die offiziellen Konjunkturprognosen der EU als Makulatur angesehen werden dürfen. Noch im Januar hatte Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia öffentlich verkündet, es werde bereits im laufenden Jahr zu einer Verbesserung der Lage kommen. Allerdings wurde auch der spanische Sozialist immer vorsichtiger und warnte schon Ende Januar davor, dass die die Bankenrettung scheitern könnte.

      Da sich die Prognosen stets als zu optimistisch erweisen, selbst wenn man sich wie in der USA mit einem Worst-Case-Szenario versuchte, gehen nun intern auch die EU-Finanzminister davon aus, dass die Weltwirtschaftskrise deutlich tiefer gehen und länger anhalten wird. Wasser auf die Mühlen hatte am Montag auch die Weltbank gegossen, die ihre negative Prognose vom Dezember weiter nach unten revidierte und vor einer "ökonomischen Katastrophe in Entwicklungsländern" warnt.

      Die EU-Finanzminister sprechen davon, dass die EU-Volkswirtschaften vom Schrumpfen der Wirtschaftsleistung, historisch niedrigem Verbraucher- und Geschäftsvertrauen sowie ausgetrockneten Kreditflüssen geprägt seien, zitiert die FTD aus dem internen Papier, das heute verabschiedet werden soll: "Negativspiralen zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten verschlimmern die Situation."

      Doch so ganz scheinen die Minister nicht begriffen zu haben, was diese Diagnose bedeutet, wenn gleichzeitig in dem Papier steht: "Die meisten Mitgliedsstaaten werden ihre Konsolidierungsanstrengungen 2010 beginnen." Nur so könne vermieden werden, dass die Märkte hoch verschuldete Regierungen durch noch höhere Risikoaufschläge auf ihre Staatsanleihen abstrafen. Wie die Konsolidierung bei fallenden Einnahmen durchgeführt werden soll, ist ein Geheimnis der Minister. Ein Widerspruch dazu ist auch, dass den Mitgliedsländern "längere Fristen bei der Korrektur" eingeräumt werden soll. Denn das Haushaltsdefizit nimmt in einigen Ländern dramatische Ausmaße an. Erlaubt die EU nur 3 %, wird in Irland 2009 ein Defizit von fast 10 % erwartet, schon 2008 waren es fast 7 %. Ähnlich wird es 2009 auch in Großbritannien und Spanien aussehen.

      Dazu zeichnet sich ab, dass nach der Senkung der Mehrwertsteuer in Großbritannien diese Konsumsteuer auch in anderen Ländern herabgesetzt werden wird, um über die erhöhte Kaufkraft die Konjunktur zu stützen, womit aber weitere Einnahmen wegbrechen. Als EU-Kommissionpräsident José Manuel Barroso die Senkung anregte, stieß er auch auf heftigen Widerstand in Berlin. Doch auch hier nähert sich die Bundesregierung offenbar der Realität an, weil ihr klar wird, dass die Mittelstandsförderung über ihr Konjunkturpaket kaum etwas bewirken wird. Dass die deutschen Exporte im Januar im Vergleich zum Vorjahr sogar um 20,7 % zurückgegangen sind, deutet an, welche Probleme dem Exportweltmeister noch blühen.

      Vor dem Treffen in Brüssel lenkte Peer Steinbrück ein: "Ich werde mich in begrenztem Maße kompromissfähig zeigen, in ausgesuchten Feldern", sagte er. Allerdings sei er nicht bereit, für einen Kompromiss "jeden Preis zu bezahlen". Deutschland, Dänemark und Österreich hatten zuvor die notwendige Einstimmigkeit blockiert. Vorgeschlagen wurde, ein Wahlrecht einzuführen, die Mehrwertsteuer auf diverse Dienstleistungen unter den EU-Mindestsatz von 15 % zu senken. Neben Fahrradreparaturen, Haareschneiden oder Putzen will Frankreich zum Beispiel das Essen in Restaurants verbilligen, Großbritannien und die Niederlanden energiesparende Produkte, die Griechen Agrarmaschinen, die Schweden Hörbücher…

      Beraten wird in Brüssel auch über einen Notkredit für Rumänien, dem nach Ungarn und Lettland die Staatspleite droht. Die Verhandlungen werden alsbald beginnen, teilte Almunia mit. Nach Angaben der rumänischen Regierung benötigt das Land kurzfristig etwa 10 Milliarden Euro. Wegen der hohen Auslandsverschuldung und des großen Außenhandelsdefizits gilt Rumänien als eines der anfälligsten Länder in Osteuropa. Das erst im Dezember verdoppelte Budget verfügt nach den bisher gewährten Notkrediten über eine Summe von 15 Milliarden Euro. Angesichts der Probleme in Osteuropa kann eine Aufstockung schon jetzt vorhergesagt werden.

      Da Österreich schwer von der Lage in Osteuropa gebeutelt wird, verwundert nicht, wenn der österreichische Finanzminister Josef Pröll fordert, den Finanzrahmen von derzeit 25 Milliarden Euro auszudehnen, der Ländern außerhalb des Euro-Raums gewährt werden darf. Der Bundesfinanzminister hält eine Aufstockung der Finanzmittel derzeit für unnötig.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29887/1.html …
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:42:23
      Beitrag Nr. 1.726 ()
      Lief heute über den Ticker:

      Jedes 50 te. Kind in den Staaten obdachlos. 46% davon sind unter 6 Jahre.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 19:58:53
      Beitrag Nr. 1.727 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.730.846 von Maraho am 09.03.09 17:54:06Erneut: Opel

      ROUNDUP: Merkel macht Staatshilfe für Opel von GM-Schicksal abhängig


      BERLIN (dpa-AFX) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) macht staatliche Rettungshilfen für Opel von den Entscheidungen der US- Regierung über das Schicksal der amerikanischen Konzernmutter General Motors (GM) abhängig. Merkel sagte der "BILD-Zeitung" (Mittwoch): "Bevor wir entscheiden, müssen wir wichtige Entscheidungen in den USA kennen, etwa, wie es mit der Opel-Konzernmutter General Motors weitergeht, welche Eigenständigkeit General Motors Opel geben kann; wie es mit den Opel-Patenten weitergeht."

      Die Opel-Mutter General Motors (GM) kann derzeit nur mit staatlichen Notkrediten überleben und ist schon in wenigen Wochen von der Insolvenz bedroht, wenn weitere Milliardenhilfen ausbleiben.

      Es werde keine "Scheinhilfen" geben, unterstrich Merkel. "Wir werden Unternehmen wie Opel unterstützen, wenn unsere Hilfen diesen Betrieben eine gute Zukunft sichern können und nicht nur wirkungslos verpuffen, weil ein Unternehmen am Markt gescheitert ist." Darum sei es wichtig zu prüfen, wie ein Unternehmen vor der Krise eigentlich dagestanden habe. Sie betonte erneut, es gebe noch kein tragfähiges Konzept für die Zukunft von Opel.

      STEINBRÜCK ZURÜCKHALTEND

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) äußerte sich zurückhaltend. Es stelle sich die Frage, ob es in einem Markt mit Überkapazitäten überhaupt die Möglichkeit gebe, mit staatlichen Hilfen eine Brücke in die Zukunft zu bauen oder ob ein Marktbereinigungsprozess behindert werde, sagte er dem "Bonner General-Anzeiger" (Mittwoch). Andererseits gebe es bedrohte Arbeitsplätze und die Frage, "warum ein Automobilunternehmen mit guten Produkten untergehen soll, während andernorts mit Milliardensubventionen künstliches Überleben organisiert wird".

      Bei Opel wird unterdessen auf allen Ebenen fieberhaft um Lösungen zur Rettung des Autobauers gerungen. Deutschlands Opel-Händler wollen dem Traditionsunternehmen mit einem eigenen Hilfsfonds unter die Arme greifen, Betriebsrat und IG Metall steckten am Dienstag ihren Marschplan für die Gespräche mit dem Management ab und die EU- Kommission lädt zum Krisentreffen. An diesem Freitag werden in Brüssel die Wirtschaftsminister von mindestens fünf Staaten sowie GM- Manager zum Gespräch mit EU-Industriekommissar Günter Verheugen erwartet. Am Mittwoch kommt der Opel-Aufsichtsrat am Stammsitz des Unternehmens in Rüsselsheim zu einer regulären Sitzung zusammen.

      HÄNDLER BESORGT ÜBER 'HINHALTETAKTIK'

      Deutschlands Opel-Händler zeigten sich in einer Mitteilung besorgt über die "Hinhaltetaktik" von GM. Mit konkreten Schritten wollen die Händler dem Traditionsunternehmen Opel helfen: Der Vorstand des Verbandes Deutscher Opel-Händler (VDOH) werde seinen Mitgliedern in der Jahreshauptversammlung am 19. März empfehlen, einem Beteiligungsmodell zuzustimmen, teilte der Verband mit.

      Über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren solle ein Teil der Gewinne von jedem verkauften Neuwagen in einen geschlossenen Fonds eingezahlt werden, der seinerseits eine Beteiligung an Opel erwerben solle. Für einen solchen Fonds hatte die europäische Händlerorganisation EURODA im Februar einige hundert Euro pro Wagen als möglichen Wert genannt. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hatte kürzlich für den Fonds einen Gesamtwert im dreistelligen Millionenbereich vorhergesagt. Nach Ansicht des VDOH sollte Opel zu einer europäischen Aktiengesellschaft umgewandelt, möglichst mit Sitz in Rüsselsheim./DP/ck

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 20:17:11
      Beitrag Nr. 1.728 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.437 von Maraho am 19.02.09 17:58:00Dem wird wohl so sein. Wir wären nicht überrascht ...

      Konjunkturpaket II
      Gefahr der Korruption steigt wieder

      Begünstigt durch das Konjunkturpaket II könnte die Korruption in Deutschland ein Revival erleben. Der ein oder andere Euro wird seinen Weg wohl auch in die Taschen von Kommunalpolitikern finden.


      Im letzten Jahr hatten Deutschlands Korruptionswächter allen Grund zur Freude – Platz 14 im Transparency International Korruptions-Index – zwei Plätze besser als im Vorjahr. Doch jetzt könnte sich dieser positive Trend wieder umkehren. Der Grund: das Konjunkturpaket II und die in ihm vorgesehene neue Freiheit der Stadtväter bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.

      Die Bundesregierung steht unter Zeitdruck. Will sie, dass ihr Konjunkturpaket fruchtet, müssen die für die Kommunen bereitgestellten zehn Milliarden Euro schnell ausgegeben werden. Und gerade dieser Zeitdruck macht das Kungeln im Verein oder die glatte Bestechung jetzt wieder attraktiv, denn um Zeit bei der Vergabe zu sparen, dürfen alle Bauaufträge, welche die Grenze von 100.000 Euro nicht überschreiten, ab jetzt ohne Ausschreibung vergeben werden. Bei Aufträgen mit einem Volumen von über einer Million Euro müssen immerhin drei Angebote eingeholt werden.

      "Das Vergaberecht gibt es aus gutem Grund. Dass es jetzt an den Rand gedrängt wird, bedauern wir sehr", erklärt Matthias Warneke, Leiter der Haushaltsabteilung, die Position des Bundes der Steuerzahler. Mit seiner Kritik steht der Verein nicht allein da. Auch bei Transparency Deutschland sieht man die Lockerung des Vergaberechts nur ungern. Zwar gebe es keinen Automatismus zwischen freihändiger Vergabe und Korruption, doch würde das Risiko von Korruption durch transparente Vergabeverfahren stark abgemildert, meint Gabriele C. Klug, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland. Beide Vereine fordern Nachbesserungen, etwa die zumindest nachträgliche Kontrolle der vergebenen Aufträge durch Rechnungshöfe oder die verpflichtende Veröffentlichung im Internet.

      Von den zehn Milliarden Euro sollen allein 6,5 Milliarden in den Ausbau von Kindergärten, Schulen und Hochschulen investiert werden. Der Rest ist für Krankenhäuser und den Städtebau vorgesehen. Davon wird wohl leider auch der ein oder andere Euro seinen Weg in die Taschen von Kommunalpolitikern finden.

      Quelle: http://www.capital.de/politik/100020344.html
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 20:23:15
      Beitrag Nr. 1.729 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.333 von kiska am 10.03.09 19:42:23Guten Abend kiska,
      siehe dazu auch: #1689 von Maraho am 09.03.09 um 19:57:08 Beitrag Nr.: 36.731.852. auf Seite 169.
      Darin geht es um die Entwicklung bei uns. So schlimm allerdings ist es hier (noch) nicht.

      Euch einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 20:41:11
      Beitrag Nr. 1.730 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.148 von Maraho am 10.03.09 12:42:54Ein Interview:

      US-Wirtschaftsprofessor: "Ende 2010 wird es langsam besser"

      Weil er die Finanzkrise vorhergesagt hat, wird er nur "Dr. Doom" genannt, Dr. Untergang: Nouriel Roubini. Im stern verrät der US-Wirtschaftsprofessor, wie lange die Rezession dauern wird und warum sie Deutschland besonders hart trifft.


      Herr Roubini, können Sie eigentlich noch ruhig schlafen?

      Natürlich. Sehe ich etwa so übernächtigt aus?

      Nein, aber Sie gelten als Prophet des wirtschaftlichen Untergangs. So nennt man Sie ja auch: "Dr. Doom" - Dr. Untergang ...

      ... dabei will ich gar nicht pessimistisch sein. Ich kann sogar lachen. Ich bin vielmehr Realist. Ja, ich habe seit Jahren auf die drohenden Gefahren an den Finanzmärkten hingewiesen. Und ich war auch gar nicht der Einzige. Die Zeichen standen lange auf Sturm. Es wollte nur niemand zuhören. In der falschen Euphorie der vergangenen Jahre liefen doch alle der Herde hinterher.

      Aber jetzt ist die Krise da, in allen Staaten bricht die Konjunktur ein, und die Arbeitslosigkeit steigt. Was erleben wir da gerade?

      Es ist eine schwere und tiefe Krise, die es in diesem Ausmaß eigentlich nur einmal alle 100 Jahre geben dürfte, wenn überhaupt. Jetzt ist jeder betroffen, überall in der Welt. Und diese Krise ist so bedrohlich, weil gerade zwei Dinge gleichzeitig passieren. Da ist zum einen die sehr schwere globale Finanzkrise. Es ist die schlimmste seit der Großen Depression vor 75 Jahren. Dazu kommt aber, und das ist neu, eine gigantische Rezession. Sie ging zwar von den USA aus, hat inzwischen aber die ganze Welt erfasst. Und dabei sind die Länder der Eurozone mittlerweile in einer schlechteren Lage als die USA.

      Es heißt doch immer, Europa habe viel solider gewirtschaftet als die USA und sei deswegen besser gewappnet.

      Nein, nicht mehr. In den vergangenen Monaten kam es in Europa zu einem massiven Einbruch der Wirtschaftsleistung. Rechnete man die jüngsten Zahlen für die Länder der Eurozone aufs Jahr hoch, käme man auf einen Rückgang von bis zu 6 Prozent. In Japan wären es sogar 12 Prozent, in den USA dagegen "nur" 3,8 Prozent. Auch Länder wie Russland und China erleben eine harte Landung. Viele hatten gehofft, dass es China nicht so hart treffen würde. Die Hoffnung hat sich als falsch herausgestellt. Unerwartet ist dabei: Diese Krisen verlaufen sehr schnell. Und sie verlaufen gleichzeitig. Früher wurden Krisen in einem Land durch Wachstum in anderen Ländern abgefedert. Doch jetzt ist die Weltwirtschaft buchstäblich im freien Fall.

      Jetzt machen Sie Ihrem Namen ja doch wieder alle Ehre - Dr. Untergang ...

      ... zugegeben, die Krise entwickelt sich in einem Tempo, das für viele überraschend ist. Auch für mich. Und sie ist noch lange nicht vorbei. Es hat im Dezember 2007 angefangen - und wenn wir Glück haben, dann wird es vielleicht Ende 2010 langsam besser. Doch gut möglich, dass es viel länger dauert. Ich glaube, die Weltwirtschaft wird in eine Phase der Deflation eintreten: fallende Preise, auch für Rohstoffe, steigende Arbeitslosigkeit. Eine weltweite Stagnation über Jahre, dies ist das größte Risiko.

      Und das sollen die Menschen geduldig ertragen? Schon jetzt kommt es zu Massendemonstrationen und Unruhen.

      Wir alle werden einen hohen Preis zahlen müssen. Wir werden in einer Phase der ökonomischen und sozialen Malaise leben, in der wir alle den Gürtel sehr viel enger schnallen müssen. Es wird bitter werden, sehr schmerzhaft. Die Arbeitslosigkeit wird massiv ansteigen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass allein in den USA bis zu 600.000 Menschen ihren Job verlieren werden - jeden Monat. Und dies wird sich in den USA wohl bis Mitte des kommenden Jahres fortsetzen. Zum Glück sieht das neue US-Konjunkturprogramm Hilfen für Arme und Arbeitslose vor. Die Menschen werden nicht hungern müssen. Doch es wird zu sozialen Unruhen, zu Gewalt, zu Regierungskrisen kommen. Vielleicht werden auch Regierungen stürzen.

      Der US-Geheimdienst sieht in einer andauernden globalen Rezession mittlerweile eine größere Bedrohung der nationalen Sicherheit als durch al-Qaida.

      Andererseits sind wir nicht am Ende der Welt angelangt, bei Armageddon. Und wir befinden wir uns auch nicht in den 30er Jahren. Damals war es ja gar nicht der Börsencrash allein, der die Welt in die Große Depression stürzte. Es waren die falschen Reaktionen darauf. Damals gab es weder Finanzhilfen noch Konjunkturprogramme. Protektionismus führte zu regelrechten Handelskriegen, Staatsbankrotten. Dann kamen Hitler und Mussolini und letztlich der Zweite Weltkrieg. So weit sind wir nun wirklich nicht. Es ist nicht zu spät. Aber wahr ist auch: Die Politik, die Staatenlenker müssen jetzt rasch handeln. Denn es geht eben viel schneller nach unten, als wir bislang dachten.

      Wie kann man die Abwärtsspirale stoppen?

      Immerhin haben wir aus der Großen Depression gelernt. Jetzt sind massive finanzielle Rettungspakete und niedrige Zinsen nötig. Man muss das Bankensystem retten, ob es uns gefällt oder nicht. Hausbesitzern, die von Zwangsräumung bedroht sind, muss geholfen werden. Die USA reagieren dabei entschlossener als Europa. Dort handelt man offenbar nach dem Motto: zu wenig, zu spät. Die europäischen Politiker haben die Folgen der US-Krise massiv unterschätzt. Europa hinkt immer noch hinterher. Die Zinsen der Zentralbanken sind immer noch zu hoch. Sie sollten bei null Prozent liegen. Außerdem braucht es Steuererleichterungen, umfassende Konjunkturpakete, Hilfe für notleidende Banken. Und das können sich einige ärmere europäische Staaten schon jetzt nicht mehr leisten. Da müssten Länder wie Deutschland einspringen.

      Sollen Deutschlands Steuerzahler für das schlechte Wirtschaften anderer bezahlen?

      Ja. Denn die Folgen für Deutschland sind doch jetzt schon schlimm genug: Rechnet man die aktuellen Zahlen für das vierte Quartal 2008 aufs Jahr hoch, dann fällt die Wirtschaftsleistung im Moment um acht Prozent. Damit geht es Deutschland zurzeit schlechter als den USA. Wenn Deutschland also Europa hilft, hilft es damit vor allem sich selbst. Es nützt nichts, nur an die eigenen Interessen zu denken. Man muss mutig gemeinsam handeln.

      Haben Europas Politiker das verstanden? Kanzlerin Merkel, Präsident Sarkozy?

      Europa hat bislang zu wenig getan. Anfangs sah es für die Europäer ja gar nicht so schlecht aus, jedenfalls im Vergleich zu den USA. Europas Immobilienblase war viel kleiner, die Handelsbilanzdefizite waren niedriger, die Spareinlagen der Bürger viel höher. Gut möglich, dass es in Europa länger dauern wird, aus der Krise herauszufinden, als in den USA.

      Werden alle Staaten die Lasten schultern können? Oder drohen am Ende auch in Europa Staatsbankrotte?

      Das Problem ist: Einige Banken sind zu groß, um zusammenzubrechen. Andere aber sind zu groß, um gerettet werden zu können. Dieses Risiko steigt in einigen Ländern, wie etwa in Island, Griechenland, Spanien, Italien, Belgien, der Schweiz. Überall wird die Staatsverschuldung weiter steigen. Es wird einen regelrechten Tsunami der Staatsverschuldungen geben. Überall. In einigen Ländern erleben wir es ja schon. So hat Ecuador verkündet, nicht alle seine Schulden zurückzuzahlen.

      Droht am Ende eine große Inflation?

      Deflation ist im Moment das Problem, nicht eine Inflation. Wenn sich die Wirtschaft allerdings irgendwann erholt, werden die Banken wieder Kredite in großem Umfang vergeben. Dann fließt viel Geld in die Märkte, es könnte zu inflationären Tendenzen kommen. Aber die Zentralbanken würden dann sicher früh gegensteuern.

      Gerade hat US-Präsident Barack Obama ein 787-Milliarden-Dollar-Konjunkturprogramm unterzeichnet. Doch selbst das reiche nicht, mahnen Kritiker wie Nobelpreisträger Paul Krugman.
      Zunächst einmal: Die USA müssen sich jetzt selbst helfen. Sie können nicht den Rest der Welt gleich mit retten. Was das Konjunkturprogramm betrifft: Da gibt es eine Menge Fragen. Ein großer Teil der Finanzhilfen wird erst im kommenden Jahr greifen. Das ist sehr spät. Und dazu kommt die gigantische Staatsverschuldung. Dieses Jahr wird sie zwei Billionen Dollar erreichen. Wer wird diese Schulden finanzieren?

      In den vergangenen Jahren waren es andere Länder wie China. Aber wird das so bleiben?

      Noch ist der Dollar vergleichsweise stark - aber nur, weil die anderen Währungen so schwach sind. Doch Schulden müssen eben irgendwann zurückgezahlt werden. Schon jetzt sind die USA der größte Schuldner der Welt. Für die USA beginnt eine Periode der ökonomischen, finanziellen und vielleicht auch der geostrategischen Schwäche.

      Das Konjunkturprogramm nimmt sich nahezu bescheiden aus im Vergleich zu den 2,3 Billionen Dollar, die Obama wohl zur Rettung der amerikanischen Banken ausgeben muss.

      Die amerikanischen Banken sind faktisch zahlungsunfähig. Die Verluste und Abschreibungen in den Büchern sind mittlerweile höher als ihr Eigenkapital.

      Wie hoch sind die Verluste der amerikanischen Banken wirklich?

      Mittlerweile müssen wir von bis zu 3,6 Billionen Dollar Verlusten ausgehen, die von amerikanischen Finanzinstitutionen verursacht wurden - davon liegen 1,8 Billionen Dollar bei den Banken selbst. Dabei stecken auch große Banken in ernsthaften Schwierigkeiten. Der Rettungsplan des US-Finanzministers hat seine Vorteile. Aber er ist kompliziert. Und vielleicht reicht er auch nicht aus.

      Also, was tun?

      Ich sehe nur einen realistischen Ausweg: Verstaatlichung. So wie in den 90er Jahren in Schweden. Dort wurden die Banken verstaatlicht, saniert, dann wieder verkauft. Das hat funktioniert. Es ist eine echte Ironie: Um die Marktwirtschaft zu retten, sollte man die Banken jetzt verstaatlichen.

      Anfang April treffen sich die Regierungschefs der G-20-Staaten, um über ein neues Weltfinanzsystem zu beraten. Was erwarten Sie?

      Für konkrete Rettungsmaßnahmen kommt dieser Finanzgipfel eigentlich zu spät. Wir haben schon einige wichtige Monate vertan. Außerdem hilft es im Moment nicht, sich nur um die ferne Zukunft zu kümmern. Es ist wie im Krankenhaus: Da liegt der Patient im Koma auf der Intensivstation. Was hilft es ihm, wenn sich die Ärzte Gedanken über sein Sportprogramm machen? Es geht jetzt ums Überleben. Wir sind der Patient im Koma. Die USA übernehmen ihren Teil. Europa muss rasch seinen Teil beitragen. Doch ich sehe keinen stimmigen Rettungsplan. Und das führt zu weiterem Vertrauensverlust.

      Also droht doch der globale Zusammenbruch?

      (zögert) Im vergangenen Jahr standen wir einige Male kurz vor dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Das Schlimmste konnte abgewendet werden. Doch jetzt scheint es, als würde man vor lauter Unentschlossenheit den Patienten langsam verbluten lassen.

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/finanze…
      332 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.09 20:56:42
      Beitrag Nr. 1.731 ()
      Liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,
      wie immer, vielen Dank euch allen für das Interesse und eure heutigen Beiträge.

      Ich verabschiede mich jetzt von euch und wünsche einen noch schönen Abend.

      Schlaft gut (später).
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 05:41:21
      Beitrag Nr. 1.732 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.739.097 von paddelbootheizer am 10.03.09 17:36:00Guten Morgen zusammen,
      es sei euch allen ein angenehmer Tag gewünscht.

      Beginnen wir mit einem Kommentar aus der "FTD" zum gestrigen Börsengeschehen ...


      Das Kapital
      Banken spielen weiter verrückt

      Einige Banker arbeiten weiter hartnäckig daran, für nicht mehr ganz voll genommen zu werden. Manche Anleger auch.

      Die tollen Tage der Finanzgilde gehen weiter. Immer wenn man glaubt die Jungs, die uns diesen ganzen Mist hier beschert haben, müssten endlich Ruhe geben, in Sack und Asche gehen und tunlichst darauf bedacht sein, auf der Straße möglichst nicht als Banker erkannt zu werden, setzen sie noch einen drauf.

      In einer Woche, in der das dominierende Medienthema schon nicht mehr der Untergang, die (un-)vermeintliche Zukunft und die Gestaltung des Bankwesens sind, sondern gleich die Systemfrage unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells gestellt wird, überbieten sich die Bankiers wieder mit ihren Tollereien: Bei Merrill Lynch - Jahresverlust 2008 27,6 Mrd. $ - wird angeblich die misslungene Wette eines Mitarbeiters in Höhe von 400 Mio. $ so lange von seinem Vorgesetzten vertuscht, bis dieser seinen Bonus in Höhe von 10 Mio. $ in der Tasche hat.

      Deutsche-Bank-Chef Joseph Ackermann wiederum faselt schon wieder irgendwas von einer mittelfristig erreichbaren Eigenkapitalrendite von 25 Prozent im Bankensektor.

      Und am Dienstag schließlich krönt der Verwahrer der Citigroup, Vikram Pandit, die erst junge Woche mit der Aussage, sein quasiverstaatlichtes Institut, für das die US-Regierung aktuell wieder einmal ein Rettungspaket schnürt, habe das stärkste Quartal seit September 2007 aufs Parkett gelegt - man sei 2009 bis dato profitabel.

      Kleine Zwischenfrage, Herr Pandit: profitabel nach US-GAAP-Rechnungslegung oder profitabel nach der von US-Firmen so beliebten Pro-formaRechnungslegung? In der der Gewinn geschönt vor sogenannten Certain Items ausgewiesen wird? Diese Certain Items umfassen Restrukturierungskosten, Übernahmekosten, Gerichtskosten und überhaupt jede Art unliebsamer Kosten, die das rosa Bild stören. Dazu gehören dann bestimmt bald auch jene Kosten, die dadurch verursacht wurden, dass man durch den Staat gerettet wurde. Dass der US-GAAP-Gewinn durch Certain Items nach unten revidiert wird, passiert übrigens seltener, als dass ein Banker Entschuldigung sagt.

      Doch den größten Vogel haben die Anleger abgeschossen, die aufgrund von Pandits Aussagen die Finanztitel in die Höhe trieben. Arme Irre. Die Branche, von der behauptet wird, sie bräuchte weitere 1000 Mrd. $ zur vollständigen Rekapitalisierung, macht samt Versicherern und sonstigen Finanzdienstleistern immer noch 16,5 Prozent vom Stoxx aus. Immerhin runter von 30,7 Prozent vor zwei Jahren, aber immer noch zu viel. In den USA ist das Gewicht des Sektors am S&P 500 von 21,8 auf 9,7 Prozent runter. Die Richtung stimmt.

      Quelle: Aus der FTD vom 11.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland


      Anmerkung: Einige haben gestern sicher gut verdient. Es hat sich jedoch nichts geändert. Anscheinend muß es erst richtig wehtun ...
      Aber auch dann ...
      Der Mensch ändert sich nicht!
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 06:06:45
      Beitrag Nr. 1.733 ()
      Höchste Umweltstandards

      Steinbrücks Ölkatastrophe im Regenwald - oder: Was die Landesbanken so mit den Steuergeldern anstellen, die ihnen hinterher geworfen werden
      von Wolfgang Pomrehn

      In Ecuador ist eine mitten durch den Regenwald verlaufende und höchst umstrittene Ölpipeline gebrochen. 14.000 Barrel (2,226 Millionen Liter oder 2226 Kubikmeter) Öl sind ausgetreten, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Betreiber ist das Konsortium OCP.

      Die Pipeline war 2003 nach jahrelangen Protesten in Betrieb gegangen. 1,6 Milliarden US-Dollar hat sie gekostet. Die WestLB hatte für den Bau trotz heftigem Einspruchs von Umweltgruppen und Entwicklungshilfeorganisationen einen Kredit in Höhe von 900 Millionen US-Dollar gewährt, wofür sie ausdrückliche Rückendeckung der seinerzeitigen SPD-Landesregierung hatte. Der heutige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück war zunächst NRW-Finanzminister (22.2. 2000 bis 12.11. 2002) und dann -Ministerpräsident (12.11. 2002 bis 22.6. 2005). Der Kredit wurde im Sommer 2001 vergeben, schreibt die Organisation "Rettet den Regenwald". Damals hätten OCP und WestLB höchste Umwelt- und Sozialstandards bei der Ausführung des Projekts versprochen.

      Was davon zu halten ist, kann nun im ecuadoranischem Regenwald beobachtet werden. Die Organisation schreibt, dass sich das Schweröl – die Gruppe spricht von 15.000 Barrel – in den Santa-Rosa-Fluss ergossen habe, der im ecuadorianischen Teil des Amazonasbecken liegt. Die Pipeline führt von dort durch Gebiete der Ureinwohner und durch ein Vogelschutzgebiet über die Anden zur Küste. Das Öl sei flussabwärts getrieben, so dass die Trinkwasserversorgung der dort gelegenen Stadt Coca habe abgeschaltet werden müssen.

      „Die Verantwortung für diese Katastrophe liegt auch in NRW,“ sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. „Wir haben das Management der WestLB sowie die nordrhein-westfälische Landesregierung stets gewarnt, dass es hier zu Ölhavarien und irreparablen Umwelt- und Gesundheitsschäden kommen würde,“ fügt sie hinzu. Trotzdem habe Peer Steinbrück die Finanzierung der Schwerölpipeline im Regenwald gedeckt.

      An OCP ist der staatliche brasilianisch Konzern Petrobras, Repsol YPF aus Spanien und das Unternehmen Andes Petroleum beteiligt. Letzteres gehört einem gleichnamigen, auf den britischen Jungferninseln ansässigen Unternehmen, das wiederum eine gemeinsame Tochter der chinesischen Staatskonzerne Sinopec und CNPC ist.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/2/134328
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 06:22:41
      Beitrag Nr. 1.734 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.333 von kiska am 10.03.09 19:42:23Etwas aus den USA ...

      Immobilienkrise in den USA
      Verzweiflungstaten bei Hausbesitzern und Banken
      Andreas Henry (New York)

      Die Finanzkrise kann nur entschärft werden, wenn sich die Keimzelle der Probleme, der US-Immobilienmarkt, endlich stabilisiert. Noch gibt es dafür keine Anzeichen. Die Folgen sind katastrophal – für Verbraucher und Banken.

      Dieser Text ist zu lang. Deshalb: http://www.wiwo.de/finanzen/verzweiflungstaten-bei-hausbesit…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 06:31:11
      Beitrag Nr. 1.735 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.444 von Maraho am 08.03.09 14:23:52China ...

      Verbraucherpreise fallen
      Deflationsgefahr in China wächst

      Erste Signale einer Deflation: Die Verbraucherpreise in China sind im Februar zum ersten Mal seit mehr als sechs Jahren gefallen - und zwar im Monatsvergleich um 1,6 Prozent. Das teilte das Statistikamt am Dienstag in Peking mit. Der Preisverfall beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Lebenshaltungskosten.

      PEKING. Die Verbraucherpreise in China sind zum ersten Mal seit Dezember 2002 zurückgegangen. Grund waren vor allem die fallenden Rohstoffpreise und die sinkenden Exporte Chinas mit einer daraus resultierenden Überproduktion. Zugleich machte sich aber auch ein so genannter Basiseffekt bemerkbar: Im Februar vergangenen Jahres hatte die Inflationsrate mit 8,7 Prozent ein Elf-Jahres-Hoch erreicht und die Preise vieler Produkte sehr hoch getrieben.

      Experten erwarten nun für das gesamte laufende Jahr fallende Preise in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt - obwohl die Regierung mit ihrem umgerechnet 480-Milliarden-Euro schweren Konjunkturprogramm die Nachfrage ankurbeln will. "Ich denke, dass ist das erste Signal einer Deflation", sagte der China-Experte von Morgan Stanley, Qing Wang. Verbraucher könnten mit Anschaffungen in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise warten. Die Kaufzurückhaltung würde die Produkte dann tatsächlich billiger machen. Eine derartige Spirale gefährdete Chinas Wachstumsziel von acht Prozent für dieses Jahr. Die Regierung strebt für 2009 eine Inflation von vier Prozent im Jahresdurchschnitt an.

      Die Statistikbehörde wollte angesichts der jüngsten Zahlen nicht von Deflation sprechen. Angesichts der steigenden Kreditvergabe und üppigen Liquidität im Bankensystem könne davon überhaupt keine Rede sein. Die Entwicklung sei vielmehr eine Folge stark sinkender Preise für Öl, Eisenerz und andere Rohstoffe.

      Allerdings beschränkt sich der Preisverfall nicht nur auf die Lebenshaltungskosten. Auch städtische Immobilien wurden im Februar billiger: Der Preisrückgang von 1,2 Prozent war der stärkste seit Einführung der Statistik 2005. Als Deflation wird ein Preisverfall auf breiter Front über einen längeren Zeitraum hinweg bezeichnet. Sie gilt als besonders gefährlich für die Wirtschaft, weil Verbraucher dadurch ermuntert werden können, auf weiter sinkende Preise zu spekulieren und geplante Käufe auf die lange Bank zu schieben. HB

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/d…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 07:10:21
      Beitrag Nr. 1.736 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.685 von Maraho am 20.02.09 18:03:17Noch etwas hierzu ...

      Abwrackprämie
      Der Topf ist Ende März leer
      VON THOMAS MAGENHEIM


      Frankfurt. Der durch die Abwrackprämie ausgelöste Autoboom sprengt alle Erwartungen. "Wir können rund 420.000 mit einer Umweltprämie hinterlegte Kaufverträge vorlegen", erklärte Robert Rademacher, der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeug-Gewerbe (ZDK), im Vorfeld der Internationalen Handwerksmesse in München.

      Angesichts dieser Zahlen wird der Fördertopf weit vor dem gesetzten Termin Ende 2009 leer sein. Die Autohändler schätzen, dass es bereits Ende März so weit ist. Sie fordern wie auch Autohersteller und ADAC, die Deckelung der Prämie auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro aufzuheben und die Subventionen bis Ende des Jahres zu zahlen.

      Der Bund lehnt das bislang kategorisch ab und will maximal 600.000 Autokäufe fördern. Nun ist klar, dass gut zwei Drittel des Volumens faktisch ausgeschöpft sind. Damit droht ein frühes Ende des Prämienbooms, der besonders den Herstellern und Autohändlern der gefragten Kleinwagen derzeit eine Sonderkonjunktur beschert.

      Mehrwertsteuer refinanziert die Abwrackprämie

      Würde das aktuelle Hoch abrupt enden, folge ein folgenschweres Tief, warnte Rademacher. Die Autobranche, deren Geschäfte weltweit einbrechen, hofft auf ein Ende ihrer Krise Anfang 2010. Um die Zeit bis dahin in Deutschland zu überstehen, sei die staatliche Hilfe in Form der Abwrackprämie bis Ende 2009 nötig.

      Machbar sei die Neuregelung, da sich die Prämie zu rund drei Vierteln selbst finanziere, so Rademacher. Beim Kauf eines Neuwagens fließen an den Staat 19 Prozent Mehrwertsteuer, was im Schnitt 72 Prozent der Förderprämie von 2500 Euro je Auto ausmacht.

      Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), das die Anträge annimmt, gab die Zahl der Anträge am Dienstag mit 217.693 an, also gut der Hälfte des vom Kfz-Handel genannten Volumens. Der Grund für die große Differenz liegt in den teils langen Lieferzeiten von Neuwagen.

      Kfz-Händler schreiben 2008 zum ersten Mal rote Zahlen

      Geltend gemacht werden kann die Prämie bislang erst bei Zulassung des neuen Autos. Ab Ende März sollen sich Käufer die Prämie schon bei Vorlage eines Kaufvertrags reservieren können. Das rasch zu tun, ist angesichts der wahren Nachfrage offenkundig äußerst ratsam.

      Besonders VW profitiert von der Abwrackprämie. Auf die Hauptmarke aus Wolfsburg entfalle mit rund 100.000 Verträgen ein Viertel aller auf die Prämie zurückgehenden Käufe, sagt das Kfz-Gewerbe. Weitere 49.000 Verkäufe kämen auf die VW-Tochtermarke Skoda.

      Trotz des im Kfz-Handel ausgelösten Stimmungsumschwungs bleibe dessen Lage jedoch grundsätzlich prekär, stellte Rademacher klar. 2008 hätten 650 von hier zu Lande nun noch 39.100 Betrieben schließen müssen. Gut 6000 Arbeitsplätze seien verschwunden, weil Kfz-Händler und Werkstätten im Schnitt erstmals rote Zahlen geschrieben hätten.

      Kritik von Kfz-Händlern an Autobauern

      Die negative Rendite liege 2008 zwischen 0,2 und 0,5 Prozent. Das sei ein historisches Tief. 2009 werde sich die Negativentwicklung fortsetzen, schätzt der ZDK. Denn die Abwrackprämie könne die sonst negativen Tendenzen gerade kompensieren und die Pkw-Neuzulassungen hier zu Lande bei gut drei Millionen Autos in etwa stabil halten.

      Vor wenigen Monaten hatten die Händler für 2009 nur noch 2,8 Millionen Neuzulassungen prognostiziert. Einen Hauptgrund für ihre Misere sieht das Kfz- Gewerbe mit seinen 2008 rund 129,5 Milliarden Euro Umsatz im Verhältnis zu den Autoherstellern. Die hätten ihre Gewinne zuletzt stark verbessert, aber trotz aller Lippenbekenntnissen ihren Vertriebspartnern kaum Luft zum Atmen gelassen, kritisierte Rademacher.

      Was die Verbrauchergunst anbelangt, bestätigt der Zentralverband des Kfz-Gewerbes einen forcierten Trend zu kleinen, spritsparenden Autos. Deshalb sei der Durchschnittspreis für einen Neuwagen um gut ein Prozent auf 25 660 Euro gefallen; der Preis für einen Gebrauchten um 3,5 Prozent auf im Schnitt 8690 Euro gestiegen.

      Verlierer sei 2008 die Oberklasse mit einem Absatzminus von gut 17 Prozent und das Segment Geländewagen mit einem Rückgang von 23,5 Prozent gewesen. Insgesamt seien 2008 in Deutschland 9,2 Millionen neue und gebrauchte Autos verkauft worden. Der Preis für eine Werkstattstunde ist 2008 im Schnitt von 65,04 auf 66,54 Euro geklettert.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/16…

      Bis später ...
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 09:04:19
      Beitrag Nr. 1.737 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.386 von Maraho am 11.03.09 05:41:21Zürich (Reuters) - Die UBS sieht sich "nach wie vor mit illiquiden und volatilen Märkten konfrontiert".

      Die Erträge würden wahrscheinlich noch einige Zeit starken Schwankungen unterliegen, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten vollständigen Jahresbericht der Bank, die ihre Ergebnisse bereits im Februar vorgelegt hatte. "Unser kurzfristiger Ausblick bleibt daher von größter Vorsicht geprägt", hieß es in dem mit Datum 11. März dem Geschäftsbericht vorangestellten Aktionärsbrief, der vom neuen Konzernchef Oswald Grübel und dem scheidenden Verwaltungsratspräsidenten Peter Kurer unterzeichnet war.

      Wealth Management Americas verzeichne weiterhin einen positiven Nettoneugeldzufluss, dem jedoch teilweise Nettoabflüsse in der Einheit Wealth Management & Swiss Bank gegenüberstünden. Auch das Global Asset Management habe Nettoabflüsse hinnehmen müssen.

      Die Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten seien nach wie vor schwierig.

      Das Geschäftsjahr 2008 hat bei der UBS ein noch größeres Loch hinterlassen als im Februar publiziert. Die Großbank korrigierte ihren Verlust von 19,697 auf 20,887 Mrd. Schweizer Franken (14,2 Mrd. Euro) nach oben.

      Hauptgrund für die Differenz von 1,19 Mrd. Franken ist laut dem am Mittwoch vorgelegten Geschäftsbericht der inzwischen geschlossene Steuerdeal mit den US-Behörden, bei dem die UBS eine Strafe von 780 Mio. Dollar (610 Mio. Euro) zahlt.

      Zudem hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang Monat die Bewertung jener Wertpapiere festgelegt, die die UBS noch nicht an die SNB-Zweckgesellschaft übertragen hat. Diese beiden Belastungen seien nun bis auf rund 100 Mio. Franken vollständig dem Abschluss 2008 angelastet worden.

      Wie die UBS in ihrem Geschäftsbericht weiter offenlegt, erhielt die Konzernleitung 2008 eine Gesamtentschädigung von 9,09 Mio. Franken, im Vorjahr waren es 39,05 Mio. Franken gewesen.

      Hinzu kommen 2,1 Mio. Franken für die ausgeschiedenen Konzernleitungsmitglieder Peter Kurer, Marco Suter und Joe Scoby. Im Vorjahr hatten die drei abgetretenen Konzernleitungsmitglieder Huw Jenkins, Clive Standish und Peter Wuffli noch 32,99 Mio. Franken erhalten. Teile davon wurden inzwischen zurückgezahlt.

      Topverdiener im Management war 2008 Konzernchef Marcel Rohner, der 1,81 Mio. Franken bezog. Die gesamte Konzernleitung erhielt wie angekündigt keinen Bonus.

      Der Verwaltungsrat bezog 2008 insgesamt Vergütungen von 10,27 Mio. Franken. 2007 hatte das Gremium 11,47 Mio. Franken erhalten. Für das vergangene Jahr werden 17 Bezüger ausgewiesen, 2007 waren es 12 gewesen.

      Der letzten April ausgeschiedene Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel bezog für 2008 noch rund 834.000 Franken. Einzelne Verwaltungsräte konnten ihre Vergütungen erhöhen, so etwa Vizepräsident Sergio Marchionne oder Ernesto Bertarelli.

      Die UBS bezeichnet die Lage an den Finanzmärkten im Bericht als weiterhin schwierig. Die Bank sei nach wie vor mit illiquiden und volatilen Märkten konfrontiert. Die Erträge würden deshalb wahrscheinlich noch einige Zeit stark schwanken. Der kurzfristige Ausblick sei daher von größter Vorsicht geprägt.

      2009 wolle die UBS die Finanzkraft stärken, indem sie die Risikopositionen, die Bilanzsumme und die Betriebskosten weiter reduziere, bekräftigte die Großbank frühere Angaben.

      (APA)
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 10:43:09
      Beitrag Nr. 1.738 ()
      Ein längerer Artikel, aber lesenswert:

      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,druck-6…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 12:03:47
      Beitrag Nr. 1.739 ()
      11.03.2009 12:00
      US-Haus-Zwangsvollstreckungen auf Rekordniveau

      New York (BoerseGo.de) - Gemäß dem Informationsdienstleister Foreclosures.com wurden in den USA im Februar 121.756 Immobilien zwangsvollstreckt. Dies entspricht dem höchsten Volumen seit dem Beginn der Krise. Das bisherige Rekordvolumen von vergangenen September bezifferte sich auf 104.243 Zwangsvollstreckungen. Gegenüber Januar ergibt sich ein Plus von 67 Prozent. Die Anträge auf Zwangsvollstreckungen legten im Februar im Vergleich zum Vormonat um 24 Prozent auf ein Rekordniveau von 207.703 zu.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:01:50
      Beitrag Nr. 1.740 ()
      "12.05 Uhr: Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Januar erneut deutlich eingebrochen. Die Bestellungen reduzierten sich gegenüber dem Vormonat preis- und saisonbereinigt um 8 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf vorläufige Zahlen mitteilte. Bereits im Dezember waren die Aufträge um 7,6 Prozent zurückgegangen."

      Zitat Ende (Manager-Magazin)

      8% Rückgang gegenüber dem VORMONAT, nicht auf Jahresbasis.
      Wahnsinn, was die Krise für eine Dynamik entwickelt hat.
      Ich schätze, wir treiben Mitte des Jahres auf eine Pleitewelle bei Industriefirmen zu, wie sie noch nie stattfand. Und damit auch auf eine Pleitewelle bei industrienahen Dienstleistungsunternehmen.
      Denn die Bonität der Firmen mit massivem Umsatzverlust dürfte in den Keller rauschen, so dass sich kaum noch Refinanzierungsmöglichkeiten per Krediten oder Anleiheemissionen finden lassen.
      Dann kommt die Krise in die nächste Eskalationsphase.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:09:45
      Beitrag Nr. 1.741 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.324 von kiska am 11.03.09 12:03:47Unglaublich!!! 67% mehr Zwangsversteigerungen im Vergleich zum Vormonat!

      Das dürfte die Häuserpreise erneut in den Keller rauschen lassen. Eine Rückkopplung mit ungeheurer Dynamik.
      Expertenmeinungen, nach denen die Häuserpreise um weitere 35% gegenüber dem heutigen Stand einbrechen könnten, scheinen mir nicht übertrieben zu sein.
      Das dürfte die US-Mittelklasse zu großen Teilen einfach fortschwemmen in die Unterschicht.
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:12:50
      Beitrag Nr. 1.742 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.869 von Triakel am 11.03.09 13:09:45@ kiska und Triakel,

      siehe oben: Immobilienkrise in den USA
      Verzweiflungstaten bei Hausbesitzern und Banken


      Gruß von Maraho
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:16:41
      Beitrag Nr. 1.743 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.869 von Triakel am 11.03.09 13:09:45Triakel, Maraho, Gemeinde,

      hab mal gerade Blommberg gecheckt.

      S&P 500 Futures Climb

      Futures on the Standard & Poor’s 500 Index climbed 1.6 percent. The benchmark index for U.S. equities rebounded from a 12-year low yesterday as all 10 industry groups advanced. The rally only lifted the S&P 500 to the highest level since Feb. 27.


      Der Markt will nach oben!
      Alles nur noch unfassbar!
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:24:02
      Beitrag Nr. 1.744 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.562 von Maraho am 01.03.09 16:33:51Guten Tag zusammen,

      einige Neuigkeiten ...

      Autozulieferer
      Conti schließt Reifenwerk in Hannover

      Continental hat nicht nur Sorgen mit seinem Schuldenberg und dem Eigentümer Schaeffler, sondern auch mit dem Geschäft im eigenen Hause: Der Autozulieferer reagiert mit Werksschließungen und massiven Produktionskürzungen auf die Einbrüche im Reifengeschäft. Immerhin tragen die Vorstände ihren Teil zu den Sparmaßnahmen bei.


      HB HANNOVER. Continental teilte am Mittwoch mit, die Lkw- Reifenproduktion im Stammwerk Hannover werde zum Jahresende eingestellt. Betroffen sind rund 780 Beschäftigte. Europaweit wird die Produktion von Nutzfahrzeugreifen um 27 Prozent zurückgefahren.

      Im französischen Werk Clairoix will Conti ebenfalls die Reifenproduktion einstellen, allerdings nicht vor März 2010. In der Slowakei wird die Produktion um 20 Prozent zurückgefahren.

      Ausschlaggebend für die Entscheidung seien „massive Nachfrageeinbrüche“, die Überkapazitäten verursacht hätten, teilte Conti mit. „Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Reifen- Divisionen nur durch die Schließung der beiden Werke mit den höchsten Kosten zu halten ist. Und das sind für Pkw-Reifen Clairoix und für Nutzfahrzeugreifen Hannover“, sagte Conti-Vorstandsmitglied Hans- Joachim Nikolin.

      Außerm wurde bekannt, dass die Manager des Autozulieferers aus Solidarität mit den kurzarbeitenden Beschäftigten einen Tag im Monat umsonst arbeiten wollen. Auf den Vorschlag des Vorstandes werde wahrscheinlich ein Großteil der über 1000 Führungskräfte in Deutschland eingehen. Die Manager verzichteten damit auf gut fünf Prozent ihres Gehaltes. Die Regelung werde zunächst auf ein halbes Jahr begrenzt. Zusätzlich erklärten sich die Führungskräfte bereit, Zuweisungen aus ihren Aktienoptionen erst in der zweiten Jahreshälfte und nicht im Mai geltend zu machen.

      Derweil haben die Schaeffler-Eigentümer verlauten lassen, dass ein Zukunftskonzept für den schwer angeschlagenen Konzern noch einige Wochen auf sich warten lassen wird. In einem Brief an alle Mitarbeiter erklärten Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg Schaeffler, momentan stimmten sie sich mit den Banken über ein gemeinsames Konzept ab, "welches die wesentliche Voraussetzung für die weiteren Gespräche mit den staatlichen Stellen ist". Die Eigentümer bekräftigten zugleich, auch weiterhin ein "wesentlicher Ankeraktionär" des Unternehmens bleiben zu wollen.

      Der nach der Übernahme von Continental mit mehr als zehn Mrd. Euro verschuldete Autozulieferer aus Herzogenaurach kann die Zinsen nicht mehr aufbringen und bittet um staatliche Hilfen. Der Kapitalbedarf liegt bei rund sechs Mrd. Euro. "Natürlich ist der öffentliche Druck nach einem Konzept sehr hoch", räumten die Schaefflers und Geschäftsführer Jürgen Geißinger in dem Brief ein, den die IG Metall veröffentlichte. "Aber wir sind uns mit allen Beteiligten - vor allem auch den Banken - einig, dass Belastbarkeit und Sorgfalt des Konzeptes eindeutig wichtiger sind als Schnelligkeit."

      Parallel zur Abstimmung mit den Banken werde ein Gutachten erstellt, "welches sowohl für die Banken als auch für die staatlichen Stellen von hoher Bedeutung ist". Zudem würden "positive Gespräche" mit möglichen Investoren geführt. Vorrangiges Ziel dabei sei es, die Schaeffler-Gruppe und den Verbund von Schaeffler und Continental zu erhalten und eine "sinnlose Zerschlagung" zu verhindern.

      An ihre Mitarbeiter appellieren die Eigentümer: "Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass wir noch einige Wochen benötigen, um hier zu einem mit allen wesentlichen Beteiligten abgestimmten Ergebnis zu kommen, das wir - gerade auch in Ihrem Interesse - vertreten können." Ein "Schnellschuss" würde zwar das öffentliche Interesse an einem Konzept befriedigen, letztlich aber schädlich sein.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/conti-sch…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:27:31
      Beitrag Nr. 1.745 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.891 von Maraho am 11.03.09 13:12:50Wen es interessiert ...

      Bilderserie
      Zeltstadt der zerplatzten Träume
      von Corinna Kreiler und Jennifer Tiede

      Die Krise hat ihre bürgerliche Existenz zerstört: Tausende Amerikaner wurden obdachlos - einige von ihnen hausen in einer Zeltstadt im kalifornischen Sacramento. Ein geschichtsträchtiger Ort: Schon 1929 lebten dort Menschen, die in der Weltwirtschaftskrise alles verloren. FTD.de zeigt, wie die aktuelle Krise Menschen ins Elend treibt.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/international/484844.html
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:28:45
      Beitrag Nr. 1.746 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.922 von kiska am 11.03.09 13:16:41Servus kiska,
      abgerechnet wird zum Schluß! ;)

      Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:34:18
      Beitrag Nr. 1.747 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.401 von Maraho am 11.03.09 06:06:45Passend hierzu.

      Finanzkrise
      Das Risiko Landesbanken für Bürger und Länder
      Thomas Stölzel, Ulrich Hanke

      Für Günther Oettinger, den Chef der Föderalismuskommission, ist es eine „Wende in der Finanzpolitik“.

      Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger einigt sich mit Bund und Ländern auf einen Schuldenstopp. Von 2020 an dürfen öffentliche Haushalte keine neuen Kredite mehr aufnehmen.
      Doch allein für die Landesbanken schultern die Länder derzeit hohe Risiken.

      wiwo.de hat die Zahlen in einer Grafik zusammengefasst - klicken Sie auf das Bild.

      Weiterführend bzw. Graphik: http://www.wiwo.de/finanzen/das-risiko-landesbanken-fuer-bue…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:43:49
      Beitrag Nr. 1.748 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.324 von kiska am 11.03.09 12:03:47In GB sieht es ähnlich aus ...

      Immobilienkrise
      Haus weg - alle sieben Minuten passiert's

      Von wegen "My home is my castle": Immer mehr Briten sitzen in der Schuldenfalle, weil sie sich beim Immobilienkauf verspekuliert haben.
      Von A. Oldag

      Von Kettlestone können England-Fans träumen: Eine schmale Straße schlängelt sich an knorrigen Eichen vorbei. Efeubewachsene Backsteinhäuser ducken sich hinter hohen Hecken. Es gibt sogar noch eine rote, eiserne Telefonzelle - ein Relikt des "Old Britain". Hier sind die profanen Plastikkabinen von British Telecom verpönt. In diesem Örtchen, eine halbe Autostunde von der ostenglischen Kleinstadt Norwich entfernt, fehlt eigentlich nur noch Agatha Christies schrullige Miss Marple, die zum Fünf-Uhr-Tee vorbeischaut.

      Doch für Samantha von Däniken ist es mit der Bilderbuchidylle nicht weit her. In Kettlestone wurde ihr Traum vom eigenen Haus auf dem Land zerstört. "Ich habe die Nase voll", sagt die große Frau mit den langen schwarzen Haaren. Sie steht vor einer Gartenpforte, auf der ein Pappschild mit der Aufschrift "Warnung. Privateigentum" prangt. Es ist nicht mehr ihr Eigentum, sondern dasjenige der Bank. Die Warnung gilt auch der ehemaligen Eigentümerin: Sie darf ihr Grundstück nicht mehr betreten. "Die Finanzhaie haben mir mein Zuhause genommen", sagt Däniken mit zittriger Stimme. Sie zeigt auf das große, ehemalige Pfarrgebäude im Hintergrund. Ein stattliches Haus aus dem 16. Jahrhundert, in dem Däniken wohnte.

      Räumungsbescheid per Polizei

      Doch dann gab es Probleme mit den Banken. Dänikens Versuche scheiterten, mit ihnen eine Stundung für ihre Hypothekenzahlungen zu vereinbaren. An einem nasskalten Wintertag standen vier Polizisten vor der Tür. Die Beamten hielten ihr die "Notice of eviction", den Räumungsbescheid unter die Nase. "Es war der schrecklichste Moment meines Lebens. Nun stehe ich vor dem Nichts. Ich wohne derzeit bei Freunden", erzählt die Nichte des Ufo-Forschers und Bestseller-Autors Erich Däniken.

      Samantha Däniken ist in Großbritannien aufgewachsen. Sie sei Designerin, Künstlerin und auch ein bisschen esoterisch veranlagt, sagt sie über sich selbst. "Ich liebe das Land. Doch dies ist eine Vertreibung. Die Banken gehen mit ihren Kunden immer brutaler um", klagt sie und blickt mit ihren traurigen Augen in den blauen Himmel über Kettlestone. Als ob sie sich von dort Rettung durch die Außerirdischen aus den Büchern ihres Onkels erhoffte.

      Dänikens Schicksal ist kein Einzelfall: Alle sieben Minuten verliert jemand zwischen Inverness und Ipswich sein Haus oder seine Wohnung. Zwangsvollstreckungen haben Hochkonjunktur. Immer mehr Briten sitzen in der Schuldenfalle, weil sie sich beim Immobilienkauf verspekuliert haben. Sie sind Opfer der Finanzkrise, weil die Banken ihre Kreditkonditionen drastisch verschärft haben.

      Nach Angaben der Vereinigung der Baufinanzierer Council of Mortgage Lenders (CML) haben 2008 mindestens 40.000 Briten ihr Haus oder ihre Wohnung wegen Zahlungsunfähigkeit verloren. In diesem Jahr könnte sich diese Zahl sogar auf bis zu 100.000 erhöhen. Die Banken sprechen nicht gern über ihre "Problemkunden". Doch Schätzungen zufolge stecken etwa eine halbe Million Briten in akuten Schwierigkeiten, die Hypothekenraten pünktlich zu zahlen.

      "My home is my castle" (Mein Haus ist meine Burg), heißt es in Großbritannien.

      Doch dieser schöne Spruch gilt nicht für diejenigen, die in den vergangenen Jahren leichtfertig den allzu optimistischen Prognosen von Immobilienmaklern vertraut haben und nun vor dem Ruin stehen. "Wir wurden alle zu Mini-Immobilien-Tycoons", schrieb die Boulevardzeitung Evening Standard als eine Art Nachruf auf den Boom der vergangenen Jahre. Was 2007 seinen Anfang in den USA nahm, hat die Insel der Hobby-Spekulanten erreicht: Die Preisblase am Immobilienmarkt ist geplatzt. Seit 2007/08 haben britische Häuser etwa 20 Prozent ihres Wertes verloren. Und ein Ende des Preisverfalls ist nicht abzusehen.

      Experten sprechen vom schlimmsten Immobiliencrash seit den 70er Jahren. Damals standen Hunderttausende von Häusern leer. Kommunen und Stadtteile verödeten. Sie wurden zu sozialen Notstandsgebieten. In den 90er Jahren setzte dann allerdings ein beispielloser Boom ähnlich wie in den USA ein. Angeheizt wurde dieser durch niedrige Zinsen und billiges Geld der Notenbanken. Die Briten entdeckten die Spekulation mit Immobilien: Sie kauften Wohnungen und Häuser teilweise mit null Eigenkapital und bauten auf einen stetigen Wertzuwachs. Das funktionierte, solange die Banken mitspielten und Darlehen zum Schnäppchenpreis anboten. Bei der Bonität drückten die Kreditvermittler häufig ein Auge zu. Hauptsache, die Umsatzzahlen stimmten.

      "Jetzt müssen wir uns die Kunden genauer anschauen. Nur wer genügend Eigenkapital mitbringt, erhält einen Kredit", sagt der Manager einer großen Hypothekenbank. Das Problem: Obwohl die englische Notenbank die Leitzinsen mittlerweile auf den Rekordtiefstand in ihrer 315-jährigen Geschichte von 0,5 Prozent gesenkt hat, liegen die Hypothekenzinsen immer noch bei mindestens drei bis vier Prozent. Kunden mit schlechterer Bonität zahlen deutlich mehr. Banker sprechen von einer Risikoprämie. "Wenn die Geldmärkte im Koma bleiben, werden nicht alle Menschen, die ein Darlehen wollen, eins bekommen können", erklärt CML-Generaldirektor Michael Coogan.

      Ganz dicht am finanziellen Abgrund

      Und so schauen einst stolze Hausbesitzer in den finanziellen Abgrund. Es sind Geschichten von allzu leichtfertigem Umgang mit Erspartem und der Illusion, im Immobilien-Monopoly einen garantierten Platz in der Schlossallee zu ergattern. Es sind aber auch unverschuldete Ereignisse von Pech und Pannen, die ganze Familien in den Ruin treiben. Die rapide gestiegene Arbeitslosigkeit auf der Insel spielt eine entscheidende Rolle: Ein Jobverlust ist in der Finanzplanung der Häuslebauer meistens nicht vorgesehen.

      Indes gehen die Justizbehörden im Mutterland des Kapitalismus nicht gerade zimperlich mit säumigen Zahlern um: Wer klamm ist, fliegt schnell aus seinem Eigentum heraus. Diese Erfahrung musste jetzt auch die berufstätige Mutter Catherine Allen aus London machen. Erst vor drei Jahren hatte sie sich ein 75 Quadratmeter großes Reihenhaus im Westen der Stadt gekauft. 390000 Pfund (etwa 440000 Euro) kostete das bescheidene Häuschen. Dennoch war es ein Schnäppchen für Londoner Verhältnisse. Dass unmittelbar über ihrem Heim täglich Jets Richtung Flughafen Heathrow einkurven, störte Allen nicht. Lärm und Abgase sind Bewohner an der Themse gewohnt.

      Auch die Hypothekenzahlung von knapp 1000 Pfund im Monat schien für Allen zunächst kein Problem zu sein. Doch dann begann ihre "Leidenszeit", wie die 42-Jährige erzählt. Eine Krankheit fesselte sie ans Bett. Dann strich der Arbeitgeber wegen der schlechten Auftragslage Zulagen und Überstunden. Allen geriet mit ihren Kreditzahlungen in Rückstand. Kurz vor Weihnachten flatterte der Räumungsbescheid ins Haus. Sie habe ihr Eigentum bis spätestens 14. Januar, 15 Uhr, zu räumen, hieß es darin. Ein Gütetermin vor Gericht scheiterte.

      So stand dann der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Der Beamte hatte gleich einen Handwerker mitgebracht, der das Türschloss auswechselte. Zum Glück hatte Allen kurz vorher schon ihre Möbel aus dem Haus transportiert. Nun ist sie erst einmal in die Mietwohnung ihrer Mutter mit eingezogen. Doch ihre finanzielle Zukunft ist alles andere als rosig. Das Haus, das sie mit viel Eifer renoviert hat, steht vor der Zwangsversteigerung. Auf dem Markt wird es derzeit allenfalls 300000 Pfund bringen. Die Preise sind seit dem Rekordhoch 2007 auch in London drastisch gesunken. "Ich werde auf einem Berg von Schulden sitzenbleiben", sagt Allen.

      Indes wächst der Druck auf die Labour-Regierung. Politiker warnen davor, dass der Immobiliencrash an den Grundesfesten der Gesellschaft rüttelt, zumal Wohnseigentum aufgrund mickriger Renten für die Altersabsicherung in Großbritannien eine wichtigere Rolle spielt als beispielsweise in Deutschland. Premierminister Gordon Brown will finanziell klammen Hauseigentümern im Fall sozialer Härten entgegenkommen. Ihnen sollen Zinszahlungen für Hypotheken bis zu zwei Jahre erlassen werden. Doch die Regelung steckt im Parlament fest. Zudem gibt es Widerstände der Banken. Frühestens im April soll die Reform verabschiedet werden. Vom Staat erwartet sich allerdings Samantha Däniken ohnehin nichts zu ihren Gunsten. So hadert sie mit ihrem Schicksal und will nicht einsehen, dass sie vielleicht auch eine gewisse Mitschuld an ihrer finanziellen Schieflage hat.

      Lebenstraum einfach weggefegt

      Immerhin hat sie ihre gesamten Ersparnisse aus einem gut laufenden Innendesign-Geschäft in London - zu ihren prominenten Kunden gehörte unter anderen Ex-Beatle George Harrison - in das Landgut gesteckt. In Kettlestone sollte ein Künstlertreff und luxuriöses Bed-and-Breakfast-Hotel entstehen. Das war ihr Lebenstraum.

      Die Finanzierung des 1,6 Millionen Pfund teuren Projekts schien zunächst gesichert. Däniken erhielt von zwei Banken ein Darlehen in Höhe von knapp 400.000 Pfund. Außerdem setzte sie eine Lebensversicherung ein. Es war zur Hoch-Zeit des Immobilienbooms, als sich die Kreditinstitute um Kunden wie Däniken noch rissen. Doch dann verfolgte die Mutter dreier Kinder das Pech. Ein Wintersturm ließ 2007 einen schweren Baum auf das Dach krachen. Die Versicherung wollte nicht gleich zahlen. Däniken geriet deshalb mit ihren Hypothekenzahlungen in Rückstand. Es gab Mahnschreiben und Verhandlungen.

      Dänikens Kreditgeber zeigten sich jedoch hart. Im letzten Jahr stand der Gerichtsvollzieher zum ersten Mal mit einem Räumungsbescheid vor der Tür. Trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Sie wohnte illegal als "squatter" (Hausbesetzer) - bis die Polizei sie im Januar herauswarf. "Es ist eine Schande, wie man mit ehrlichen Leuten umgeht", sagt Däniken. Besonders verbittert ist sie darüber, dass ihr Haus von Immobilienmaklern bereits zum Verkauf angeboten wird. Zum Schnäppchenpreis von 769.000 Pfund.

      http://www.sueddeutsche.de/finanzen/493/461121/text/print.ht…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 13:55:33
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:02:41
      Beitrag Nr. 1.750 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.732.165 von Maraho am 09.03.09 20:34:04Das geht noch ....

      LEHMAN BROTHERS
      "Da bekam die Finanzbranche einen Herzinfarkt"

      Er liquidiert die Pleitebank: Seit Anfang des Jahres ist Bryan Marsal der Abwickler von Lehman Brothers. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht er über die Gründe für den Milliarden-Crash des Instituts, die Fehler der US-Regierung und die Lehren der Finanzkrise.

      SPIEGEL ONLINE: Wie sind Sie an den Job als neuer Lehman-Chef gekommen?

      Marsal: Ich schaute mir gerade ein Football-Spiel im Fernsehen an, als ich einen Anruf vom Aufsichtsrat von Lehman Brothers erhielt. Das war am 14. September, abends um halb elf. Die fragten mich, ob ich die Verantwortung für das Abwickeln der Bank übernehmen könnte.

      SPIEGEL ONLINE: Und wie haben Sie reagiert?

      Marsal: Ich habe ja gesagt. Und dann habe ich gefragt: Wie habt ihr euch auf den Konkursantrag vorbereitet? Die Antwort: Dieser Anruf ist unsere erste Vorbereitung.

      SPIEGEL ONLINE: Das muss ein Schock gewesen sein. Schließlich musste der Konkursantrag am nächsten Morgen vor Börsenbeginn vorliegen.

      Marsal: Wenn man bedenkt, dass die Bilanzsumme 651 Milliarden Dollar betrug, hätte man erwartet, dass es intensive Planungen dafür gegeben hätte.

      SPIEGEL ONLINE: Die Lehman-Leute waren wohl überzeugt, dass man sie nicht sterben lässt.

      Marsal: Wir waren ja nicht dabei. Aber ich glaube, sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass die Federal Reserve dies zulassen würde - wegen der Komplexität, Interdependenz und fragilen Natur des globalen Finanzsystems. Unter großem Druck, denke ich, traf die Fed dann die Entscheidung, Lehman nicht zu stützen, anders als zuvor Bear Stearns ...

      SPIEGEL ONLINE: ... jene konkursreife New Yorker Investmentbank, die im März mit Hilfe der US-Regierung und Zentralbank von JP Morgan übernommen wurde. Warum halfen sie dagegen Lehman nicht?

      Marsal: Das müssen Sie die Fed fragen. Jedenfalls zeigte die Entscheidung dem Rest der Branche, dass es keinen Freifahrschein gibt und man nicht erwarten darf, dass die Regierung einen automatisch rettet. Gleichzeitig stand damals der Versicherungskonzern AIG am Rande des Zusammenbruchs. Als dann der Beschluss gefallen war, Lehman untergehen zu lassen, bekam die globale Finanzbranche leider einen Herzinfarkt. Dann sprang die Federal Reserve ein, rettete AIG, half Bank of America bei der Übernahme von Merrill Lynch, unterstützte Wachovia, und so weiter und so weiter.

      SPIEGEL ONLINE: Lehman scheitern zu lassen, war also eine politische Entscheidung mit unbedachten Folgen?

      Marsal: Ich bin kein Politiker und will darüber nicht spekulieren. Wenn du zu gierig bist und Risiken verdrängst, kann dein Geschäft verlorengehen. Man braucht Angst, um die Gier zu zähmen - ich glaube, das war die Botschaft des Finanzministeriums.

      SPIEGEL ONLINE: Doch dann brach weltweit Panik aus.

      Marsal: Lehman war zu groß, um sie einfach fallenzulassen. Die gegenseitige Abhängigkeit der Banken ließ es nicht zu, sie einfach im Regen stehenzulassen. Vielleicht gibt's hier ja eine Lektion zu lernen: Finanzhäusern sollte gar nicht erst erlaubt werden, so groß zu werden.

      SPIEGEL ONLINE: Was wäre an der Wall Street die Alternative gewesen?

      Marsal: Wenn man statt fünf Banken 15 hätte und diese deutlich kleiner wären, könnte man mit einer Pleite wohl besser umgehen.

      SPIEGEL ONLINE: Hatte Lehman überhaupt eine echte Überlebenschance?

      Marsal: Ich sage nicht, dass Lehman hätte überleben müssen. Das kann ich nicht beurteilen. Man hätte die Bank aber so abwickeln sollen wie Bear Stearns. Als Bear Stearns von JP Morgan übernommen wurde, wechselten auch alle Derivate zum neuen Eigentümer, und die Federal Reserve half mit einem milliardenschweren Notfallkredit. JP Morgan konnte Bear Stearns so sicher unter seinem Dach liquidieren. Und so haben sie es auch beim Deal von Merrill Lynch mit Bank of America gemacht. Als die britische Bank Barclays Lehman übernehmen wollte, entschied sich die Fed dagegen - aus welchem Grund auch immer.

      SPIEGEL ONLINE: Mit Lehmans Pleite hingen plötzlich auch 900.000 Derivate in der Luft. Verträge mit Handelspartnern weltweit platzten deshalb. Was lief falsch?

      Marsal: Diese Kontrakte hätten auf eine dritte, kreditwürdige Partei übertragen werden müssen. Sämtliche guten Vermögenswerte hätten, mit Unterstützung der Fed, an einen kreditwürdigen Käufer übertragen werden sollen. Die schlechten, giftigen Anlagen wären in der Holding verblieben, und dann hätte man einen Insolvenzantrag gestellt. Dieser Fehler allein kostet die Gläubiger etwa 50 bis 75 Milliarden Dollar.

      SPIEGEL ONLINE: Unterscheidet sich Lehman von Ihren Kunden in anderen Branchen, oder sind im Untergang alle gleich?

      Marsal: Die Finanzbranche ist anders. Geld hat einen schnelleren und direkteren Effekt auf die Menschen. Der Zerfall von Lehman geschah in einem Wimpernschlag. Finanzinstitutionen können sehr sehr schnell in eine schlechte Lage und dann eine Vertrauenskrise geraten - nicht weil ihnen das Vermögen abhandenkommt, sondern Bargeld.

      SPIEGEL ONLINE: Wäre uns die Weltkrise ohne die Lehman-Pleite erspart geblieben?

      Marsal: Im Fall von Bear Stearns haben die Märkte einen Stoßseufzer der Erleichterung losgelassen. Dort wurde rational gehandelt - so wie es auch die Briten und die Deutschen mit ihren Problemfällen taten. Ein konsistenter Führungsstil, konsequente Entscheidungen sind von zentraler Bedeutung. Es würde uns heute besser gehen, wenn man Barclays die Übernahme ermöglicht und entsprechenden Schutz angeboten hätte.

      SPIEGEL ONLINE: Stimmt es, dass Sie immer noch mit Richard Fuld, Lehmans Ex-Chef, zusammenarbeiten?

      Marsal: Finanziell erhält er nichts mehr von uns. Freundlicherweise hat er sich aber, im Austausch für ein Büro, bereiterklärt, uns für Fragen zur Verfügung zu stehen; zum Beispiel wenn es um bestimmte Hedgefonds- oder Private-Equity-Investitionen von Lehman geht.

      SPIEGEL ONLINE: Wie viel Geld schulden Sie Lehmans Gläubigern?

      Marsal: Die Ansprüche belaufen sich auf etwa 200 Milliarden Dollar.

      SPIEGEL ONLINE: Und wie wollen Sie dieses Geld beschaffen?

      Marsal: Wir haben liquide und illiquide Werte. Schwierig ist es vor allem mit letzteren. Das Immobilienportfolio war 40 Milliarden Dollar wert, Investitionen in Hedge- oder Private-Equity-Fonds betrugen 12 Milliarden Dollar.

      SPIEGEL ONLINE: So viel werden Sie heute nicht mehr dafür bekommen.

      Marsal: Lehman hat derzeit etwa neun Milliarden Dollar in Cash, wir haben keine Liquiditätskrise und sind deshalb nicht gezwungen, unter Druck irgendwas zu verkaufen. Wir verkaufen entweder zu einem fairen Preis, oder wir halten unsere Beteiligungen, bis wir einen guten Preis bekommen.

      Das Interview führte Frank Hornig
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,612544,00.html
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:26:27
      Beitrag Nr. 1.751 ()
      Hier noch etwas kurioses.
      Passt gut in die Zeit.

      11.03.2009 14:20
      Burda-Vorstand Helmut Markwort fordert Abschaffung der Mehrwertsteuer für Printprodukte und einen werbefreien öffentlich-rechtlichen Hörfunk
      Frankfurt am Main (ots) - Helmut Markwort, Vorstand von Hubert Burda Media, fordert, Presseprodukte künftig ganz von der Mehrwertsteuer zu befreien. "Ich plädiere dafür, sie für alle Titel auf null zu senken, wie es bereits Länder wie Großbritannien und Finnland vorgemacht haben. Das halte ich für eine absolut vertretbare Maßnahme", sagt er im Interview mit der Fachzeitschrift HORIZONT, Zeitung für Marketing, Werbung und Medien, die im Deutschen Fachverlag (Frankfurt am Main) erscheint.

      Heute liegt der ermäßigte Satz bei 7 statt der ansonsten gültigen 19 Prozent. Ziel sei es, die Meinungs- und Informationsvielfalt zu erhalten und zu verhindern, dass gute Redakteure entlassen werden müssten. "Wir müssen Qualität erhalten."

      Außerdem appelliert Helmut Markwort an die Politik, Wettbewerbsverzerrung im Hörfunk zu verhindern. "Ich bin dafür, dass nach jahrzehntelangen Debatten endlich getrennt wird zwischen Gebührensendern ohne Werbung einerseits und andererseits werbefinanzierten TV- und Radiosendern. Der Staat sollte Werbung in öffentlich-rechtlichen Hörfunksendern abschaffen. Oder im ersten Schritt begrenzen."

      Er schlägt vor, für jene Sender ein Werbelimit von 50 Minuten zu setzen und keine Werbung in der Primetime morgens zwischen 6 und 9 Uhr zu erlauben. "Die Politik könnte uns helfen, indem sie endlich Wettbewerbsverzerrung im Hörfunk verhindert." Helmut Markwort verantwortet bei Burda auch die rund 30 Radiobeteiligungen, darunter Studio Gong und Antenne Bayern.

      Drittens schlägt Helmut Markwort, der auch "Focus"-Herausgeber und Chefredakteur ist, vor, dass informationsrelevante Medien von der Steuer absetzbar sind. Davon könnte auch "Focus" profitieren. :laugh:Das Nachrichtenmagazin, das Helmut Markwort vor 16 Jahren gegründet hat, kämpft mit Anzeigenrückgängen. Seit Jahresanfang sind die Anzeigenumfänge um rund 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken (Quelle: ZAS). "Viele Kunden haben ihre Werbebudgets gestrichen oder halbiert. Das trifft alle Medien gleichermaßen", sagt Helmut Markwort.

      Das komplette Interview lesen Sie in der HORIZONT-Ausgabe 11/2009, die am Donnerstag, 12. März 2009 erscheint.

      Kontakt: Silja Elfers, Redaktion HORIZONT / Telefon 069 7595-1698 / E-Mail elfers@horizont.net / Internet www.horizont.net

      11. März 2009
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:46:00
      Beitrag Nr. 1.752 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.543 von kiska am 11.03.09 14:26:27@ "Drittens schlägt Helmut Markwort, der auch "Focus"-Herausgeber und Chefredakteur ist, vor, dass informationsrelevante Medien von der Steuer absetzbar sind. Davon könnte auch "Focus" profitieren. :laugh breites Grinsen as Nachrichtenmagazin, das Helmut Markwort vor 16 Jahren gegründet hat, kämpft mit Anzeigenrückgängen. Seit Jahresanfang sind die Anzeigenumfänge um rund 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken (Quelle: ZAS). "Viele Kunden haben ihre Werbebudgets gestrichen oder halbiert. Das trifft alle Medien gleichermaßen", sagt Helmut Markwort."

      Da kann man Markwort nur zurufen: " Mach ein besseres Blatt!!":D

      Aber im Ernst, seit der alte Augstein tod ist, sind Spiegel und
      Focus in einem Sumpf von Oberflächlichkeiten versackt, das gilt auch für die Zeit, die unter Buccerius einsame Spitze war. Lang, lang ist es her! :cry:

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:50:17
      Beitrag Nr. 1.753 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.712 von windei am 11.03.09 14:46:00Auf dem Blättermarkt fehlt noch das "9 Live" Magazin. Wäre ne Herausforderung für ihn.;)

      Aber wieder zu den harten Hintergründen:

      Just vom Ticker geklaut.

      11.03.2009 14:33
      Kreditverluste von Banken lt. Deutsche Bank weiter ein Kernproblem

      New York (BoerseGo.de) - Zur Krise im US-Bankensektor sieht der Deutsche Bank- (News/Aktienkurs) Analyst Mike Mayo in den Kreditverlusten weiter einen springenden Punkt. Demnach bestehe die Möglichkeit, dass die Kreditverluste auf eine Rate von 3,5 Prozent steigen und dabei sogar die größten Ausmaße der großen Depression überschreiten. Ursprünglich rechnete Mayo mit Kreditverlusten von höchstens 3 Prozent. Die größte Überraschung stelle der Kreditabschwung im Bau-und Entwicklungssektor dar. Hier sei die Verlustrate im vierten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal von 2,7 Prozent auf 5 Prozent gestiegen. Somit wäre die Spitze der vorangegangenen Verlustschätzung innerhalb eines einzigen Quartals erreicht worden. Er habe weiters die Befürchtung, dass die Verluste aus Kreditkarten im Steigen begriffen sind und in ihrem Tempo die Arbeitslosenrate übertreffen.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur

      Dt. Bank- und Postbankkunden sind hoffentlich nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:53:33
      Beitrag Nr. 1.754 ()
      March 11 (Bloomberg) -- U.S. stocks rallied, extending yesterday’s 6.4 percent surge in the Standard & Poor’s 500 Index, as speculation grew the worst of the banking crisis may be over. Shares in Europe and Asia also advanced.

      Citigroup Inc. and Bank of America Corp. jumped more than 9.2 percent after Treasury Secretary Timothy Geithner said the government will use capital injections to spur lenders to sell distressed securities.

      Also Leute, die Krise ist beendet! ;)
      12 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 14:59:09
      Beitrag Nr. 1.755 ()
      11.03.2009 14:44
      Finanzexpertin warnt vor Kreditklemme bei Kreditkarten - WSJ

      DJ Finanzexpertin warnt vor Kreditklemme bei Kreditkarten - WSJ

      NEW YORK (Dow Jones)--In den USA zeichnet sich offenbar eine Kreditklemme bei Kreditkarten ab. Im laufenden Jahr würden Kreditlinien für Konsumenten deutlicher als erwartet zurückgefahren, was zu unbeabsichtigten Folgen für das Verbrauchervertrauen, das Konsumverhalten und die Wirtschaft führen werde, schreibt die bekannte Finanzexpertin Meredith Whitney in der Mittwochausgabe des "Wall Street Journal" (WSJ). Sie fordert daher die Kreditgeber, Aufsichtsbehörden und Politik zu unverzüglichem Handeln auf.

      Whitney zufolge werden im laufenden Jahr Kreditlinien über mehr als 2 Bill USD gekürzt, im kommenden Jahr werde der Rahmen dann um weitere 2,7 Bill USD verringert. Damit korrigierte die Expertin ihre bisherige Annahme eines Rückgangs um insgesamt 2 Bill USD bis Ende kommenden Jahres kräftig nach unten. Allein im vierten Quartal sei der Kreditrahmen um fast 500 Mrd USD gekürzt worden, schreibt die Chefin der Meredith Whitney Advisory Group.

      Das Zurückfahren der Kreditlinien sei nicht nur auf die Störungen an den Kreditmärkten zurückzuführen. In den vergangenen fünfzehn seien Kredite in den USA ungehindert vergeben worden, was auch an einer "optimistischen Risikoeinschätzung" lag. Einschränkung der Kreditvergabe seien angesichts neuer Risikobewertungen unvermeidbar.

      Zudem hätten die Kreditgeber - wegen der in bestimmten Regionen deutlich fallenden Hauspreise - ihre Kreditlinien für bestimmte Postleitzahlen eingeschränkt. Damit drohe auch die Kreditvergabe an zahlungsfähige Konsumenten zu sinken, was ihre Finanzlage erheblich schwäche. Somit dürfte die Häufigkeit von Zahlungsausfällen deutlich zunehmen, befürchtet Whitney.

      "Diese negative Spirale macht ein sofortiges Handeln notwendig", schreibt sie weiter. Die Kreditgeber sollten zusammenarbeiten, um sich gegenseitig zu schützen und die Kreditlinien für zahlungsfähige Konsumenten zu erhalten. "Nachdem zwei Drittel der US-Wirtschaft von den Verbraucherausgaben abhängt, sollten wir sorgsam vorgehen", betont die Finanzexpertin.

      Webseite: http://online.wsj.com
      333 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 15:58:42
      Beitrag Nr. 1.756 ()
      Kopper von Krise überrascht
      Mittwoch, 11. März 2009

      Ex-Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper: "Ich habe die Jahrhundertkrise nicht kommen sehen." - „Es werden immer wieder die gleichen Fehler gemacht. Die Blase kommt. Und die Blase platzt. Immer wieder.“

      Der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, 73, hadert mit den Mechanismen des Finanzmarktes. „Es werden immer wieder die gleichen Fehler gemacht. Die Blase kommt. Und die Blase platzt. Immer wieder“, sagte Kopper dem ZEITmagazin.

      Der Wettbewerb sei „erbarmungslos“: „Eine Art Darwinismus: ein ewiger Ausleseprozess und jetzt eine Jahrhundertkrise. Sie habe ich nicht kommen sehen. Dass ich so etwas erleben muss, nein, das habe ich mir nicht träumen lassen.“

      Als pensionierter „Zuschauer“ der Krise komme Kopper sich vor „wie Goethe bei der Kanonade von Valmy“. Er wehrt sich dagegen, dass „Tausende braver Manager verunglimpft werden“: „In den Banken verdienen nur ein paar Leute richtig viel. Ich bin ein Anhänger leistungsbezogener Entlohnung. Die lässt sich im Geldwesen leichter verwirklichen als anderswo. Und was die Gerechtigkeit angeht, die bleibt für den Himmel.“

      Nach dem Begriff „Kapitalismus“ gefragt, sagt er: „Den ‚Kapitalismus’ mag ich nicht. Ich sage lieber ‚Marktwirtschaft’.“ Die Unterscheidung zwischen „freier“und „sozialer“ Marktwirtschaft halte er für „Haarspalterei“: „Den Gegensatz gibt es nicht.“
      Seine frühere Äußerung, die „deutsche Armutsgrenze“ verlaufe „zwischen Mallorca und den Seychellen“, bezeichnet er zwar selbst als „frech“, zurücknehmen will er sie aber nicht: „Es wird bei hohem Urlaubsniveau gejammert. Das ist mir einfach zuwider.“
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 16:51:46
      Beitrag Nr. 1.757 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.790 von kiska am 11.03.09 14:53:33Also Leute, die Krise ist beendet!

      Deshalb knallt es heute in meinen Depots ....
      Ich hatte mich schon gewundert, warum! ;)
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 17:22:35
      Beitrag Nr. 1.758 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.790 von kiska am 11.03.09 14:53:33Guten Abend zusammen,
      erst einmal vielen Dank für die Beiträge von kiska, Triakel und windei. Danke!

      Jetzt geht`s weiter mit Grauslichkeiten ...

      Moody's-Liste
      Hunderten US-Firmen droht die Pleite
      von Andrea Cünnen und Thomas Schmitt

      Die Ratingagentur Moody's schlägt Alarm für "Corporate "America". Nach aktuellen Analysen stehen Hunderte amerikanischer Firmen vor einer Pleite. Insgesamt 283 US-Unternehmen hat Moody's aufgelistet, die wegen schwacher Ratings kaum noch Kredite bekommen. Darunter befinden sich auch prominente Großkonzerne.


      FRANKFURT. Die Zahl der US-Firmen, die akut von einer Pleite bedroht sind, ist drastisch gestiegen. Die Ratingagentur Moody's hat 283 amerikanische Unternehmen aufgelistet, die ganz besonders schwache Bonitätsnoten haben und kaum noch Kredite bekommen. Die jetzt erstmals aufgelisteten Unternehmen haben Ratings von höchstens "B3" und dazu einen negativen Ratingausblick. Die Firmen machen fast ein Viertel der US-Schuldner aus, die Moody's ohnehin als schwache Kreditnehmer mit Ratings im Bereich Non-Investment-Grade einstuft. Vor zwei Jahren betrug der Anteil der besonders großen Wackelkandidaten lediglich neun Prozent.

      Zu den extrem gefährdeten Firmen gehören neben General Motors und Ford auch der US-Autokonzern Chrysler, der Fotokonzern Eastman Kodak und der Autozulieferer Lear. Rund die Hälfte der aufgelisteten Unternehmen könnte laut Moody's innerhalb eines Jahres insolvent werden. Das deckt sich mit den regelmäßig veröffentlichten Ausfallprognosen der Ratingagentur, sorgte aber dennoch für Aufsehen. Wilhelm Zeller, Chef der Hannover Rück, sprach von einer "Todesliste". Mit Blick auf die aufgelisteten Unternehmen hätte die Hannover Rück im schlimmsten Fall indes nur Ausfälle von zehn Mio. Euro zu verzeichnen.

      Eine spezielle Liste für Europa, wo der Anteil der Non-Investment-Grade Firmen viel geringer ist als in den USA, plant Moody's nicht. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zählt dagegen schon lange die schwächsten Kreditnehmer auf, macht dies aber nur einem zahlungswilligen Kreis von Investoren zugänglich. S&P sieht derzeit 205 US-Firmen akut gefährdet. Auf der weltweiten S&P-Liste stehen 265 Unternehmen. Aus Deutschland sind darunter der Modekonzern Escada, ATU Auto-Teile Unger, die VAC Holding GmbH und der Folienhersteller Treofan. cü/itt

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/anleihen/hunderten-us-f…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 17:35:04
      Beitrag Nr. 1.759 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.669.751 von Maraho am 27.02.09 17:49:15Fortsetzung ...

      Baubranche
      Dubai lässt Rechnungen platzen
      von Michael Backfisch

      Dubais Konjunktur, die am Tropf der Immobilien-Wirtschaft hängt, leidet derzeit unter einem akuten Kapitalmangel. Der Einbruch belastet die deutschen Exporte in die die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), deutsche Baufirmen bleiben insbesondere in Dubai zunehmend auf ihren Zahlungsforderungen sitzen.


      DUBAI. „Wir rechnen für 2009 mit einem Rückgang im zweistelligen Bereich“, sagte Felix Neugart, Referatsleiter für den Mittleren Osten und Nordafrika beim DIHK, dem Handelsblatt. „Die Ursache liegt im stark abnehmenden Baugeschäft, insbesondere in Dubai.“

      Deutsche Unternehmen blicken mittlerweile skeptisch auf das Glitzer-Emirat am Persischen Golf. „Viele Firmen befürchten einen scharfen Knick“, so Peter Göpfrich, Leiter der Außenhandelskammer in Dubai. Nach Schätzungen von Germany Trade and Invest sinkt das globale Importvolumen der VAE 2009 um 18 Prozent. Im vergangenen Jahr hatten deutsche Lieferungen in den Golfstaat noch einen Wachstumsschub von 40 Prozent verzeichnet. Außerhalb Europas war die arabische Halbinsel mit einem Gesamtvolumen von 17,8 Mrd. Dollar der viertgrößte Exportmarkt für Deutschland nach den USA, China und Russland.

      Doch der Golfregion, bislang einer der wenigen Hoffnungsschimmer am deutschen Export-Himmel, steht in diesem Jahr eine konjunkturelle Abkühlung bevor. „Nach sechs Jahren mit rasantem Wachstum wird sich die Entwicklung deutlich verlangsamen“, sagt Simon Williams, Chef-Ökonom der britischen Bank HSBC in Dubai. Das Institut taxiert das Wachstum am Golf für 2009 auf 1,9 Prozent, nach rund sieben Prozent im vergangenen Jahr. Für Dubai rechnen die meisten Wirtschaftsfachleute mit einer Rezession.

      Dubais Konjunktur, die am Tropf der Immobilien-Wirtschaft hängt, leidet derzeit unter einem akuten Kapitalmangel. In der Folge sitzen zahlreiche deutsche Baufirmen auf unbezahlten Rechnungen. "Mein Finanzchef läuft derzeit nur noch dem Geld hinterher: Es ist die nackte Katastrophe", klagt der Leiter eines großen Bauzulieferers. Die Außenstände seines Unternehmens summierten sich bereits auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in Euro.

      Nach Einschätzung von Oliver Parche von der Außenhandelskammer in Dubai hat sich die Zahlungsmoral in der Glitzer-Metropole seit Oktober letzten Jahres dramatisch verschlechtert. "Kapital fließt - wenn überhaupt - nur sehr schleppend, etliche Betriebe verdienen derzeit überhaupt nichts", sagt Parche. Viele Vertreter der Baubranche sehen die Lage ähnlich. Kaum ein Firmenchef möchte sich jedoch namentlich dazu äußern - aus Sorge, künftig bei öffentlichen Aufträgen in Dubai nicht zum Zuge zu kommen.

      Hinter dem Zahlungsstau stecken massive Liquiditätsengpässe, die zu einem Dominoeffekt führen: Lokale und internationale Banken halten wegen der globalen Finanzkrise den Daumen auf ihren Schatullen. In der Folge pumpen Investoren kein Geld mehr in den Immobilienmarkt. Spekulanten, die in der Vergangenheit haufenweise Objekte auf Pump finanziert haben, können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Am Ende geht den Bauentwicklungsgesellschaften der Saft aus. Sie geben den Mangel an die Hauptauftragnehmer weiter, die wiederum die Zulieferer am ausgestreckten Arm verhungern lassen.

      Die von der Regierung kontrollierten Entwicklungskonzerne wie Emaar oder Nakheel dementieren zwar Zahlungsaufschübe, den Markt lässt das jedoch kalt.

      Nach Ansicht von Experten in Dubai ist der Tiefpunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht. "Das ist wie ein Schneeball, der jetzt erst ins Rollen kommt", meint Jürgen Felbor, Direktor des Ingenieurbüros Dross & Schaffer. "Der Januar und Februar waren insbesondere für jene Betriebe, die auf den schnellen Boom gesetzt haben, wahre Schock-Monate", stellt Clemens Pongratz, Immobilien-Spezialist bei der Kanzlei Rödl, Meyer-Reumann, fest. Und Hannes Werner, Partner beim Architektur-Büro Wanders Werner Falasi, prognostiziert: "Einige Subunternehmer stehen vor Tragödien." Seine Firma habe zwar bislang ihr Geld noch immer bekommen. "Aber wir beobachten, dass Auftraggeber ihre Bauvorhaben später anfangen oder strecken, um die Zahlungsfrist zu verlängern und sich mehr Spielraum gegenüber den Banken zu verschaffen", sagt Werner.

      Wie viele Projekte in Dubai gekippt oder verzögert wurden, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse. Ein großes Bauunternehmen in der Region schätzt, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten Vorhaben im Gesamtwert von 75 Milliarden Dollar auf Eis liegen - die meisten davon in Dubai. Der geplante Zwillingsturm des US-Immobilien-Tycoons Donald Trump auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah fällt ebenso darunter wie der ein Kilometer hohe Wolkenkratzer der Entwicklungsgesellschaft Nakheel.

      Fachleute rechnen nun mit heftigen Entlassungswellen. Nach Informationen aus dem indischen Generalkonsulat werden Vorbereitungen getroffen, um 300 000 Bauarbeiter aus Dubai abzuziehen. Mehr als 50 Prozent der 1,6 Millionen Einwohner zählenden Stadt besteht aus Indern, die zum großen Teil im Bausektor tätig sind.

      Deutsche Unternehmen gehen unterschiedlich mit der Misere um. Einige schauen sich nach neuen Märkten wie etwa Abu Dhabi, Katar oder Saudi-Arabien um. Andere suchen Zuflucht beim Anwalt. "Die Zahl der Streitfälle hat sich bei uns verdreifacht", sagt Ulf-Gregor Schulz, Leiter der Kanzlei Schlüter Graf & Partner in Dubai. Der Klageweg kann jedoch lang und teuer werden. So dauert der Gang durch drei Instanzen in der Regel fünf bis sechs Jahre. Für viele kleinere Firmen wäre dies das Aus.

      Große Unternehmen, die finanziell genug Luft haben, versuchen es mit ständigen Telefonappellen und Mahnbriefen - in der Hoffnung, dass die andere Seite irgendwann das Portemonnaie öffnet. "Man will ja den Kunden, von dem man sich auch künftig Aufträge erhofft, nicht im Gefängnis besuchen", sagt der Chef eines Bauzulieferers.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/dubai-l…
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 17:42:39
      Beitrag Nr. 1.760 ()
      11.03.2009 17:22
      UPDATE: Commerzbank sieht harte Zeiten für Privatkundengeschäft

      DJ UPDATE: Commerzbank sieht harte Zeiten für Privatkundengeschäft

      (NEU: Details)

      FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank AG (News/Aktienkurs) blickt im Privatkundengeschäft schwierigen Zeiten entgegen. "Für das Privatkundengeschäft werden die Zeiten härter werden", sagte Vorstandsmitglied Achim Kassow am Mittwoch bei einer Konferenz in Mainz. "Die Renditen der vergangenen Jahre werden sich so schnell nicht wiederholen."

      Bereits jetzt mache sich die Krise ganz klar im alltäglichen Bankengeschäft bemerkbar. Es sei beschwerlicher geworden, Geschäfte zu machen, sagte Kassow. Auf der Ergebnisseite rechnet er mit "massivem" Druck. Konkrete Angaben zum Zeitraum oder Ausmaß machte er nicht, stellte aber nachträglich klar, dass er damit nicht nur die Commerzbank meine, sondern die gesamte Branche.

      Die goldenen Zeiten im Privatkundengeschäft, wenn es sie gegeben habe, seien vorbei. In den Jahren 2009 bis 2011 sieht Kassow kein signifikantes Wachstum im Wertpapiergeschäft. "Die Renditen der vergangenen Jahre werden sich so schnell nicht wiederholen", sagte Kassow.

      Die Commerzbank hatte bereits im Jahr 2008 mit Verlusten zu kämpfen gehabt und blickt auch 2009 auf eine schwieriges Jahr. Sie muss insbesondere die mit Milliardenabschreibungen ins Haus kommende Dresdner Bank in den Griff bekommen.


      Die Integration der Dresdner Bank sieht Kassow als "Herausforderung". Das Zusammenbringen beider Häuser sei "sehr anspruchsvoll", da beide Banken bislang Konkurrenten gewesen seien, sagte er. Auch auf dem Weg zum Zusammenführen der Kulturen lägen noch einige Steine, die aus dem Weg geräumt werden müssten.

      Webseite: http://www.commerzbank.de

      -Von Madeleine Winkler, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 115,
      madeleine.winkler@dowjones.com
      DJG/maw/jhe/cbr
      Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de


      (END) Dow Jones Newswires
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 17:45:29
      Beitrag Nr. 1.761 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.082 von Maraho am 10.03.09 12:37:38Wieder einmal USA ...

      Interbankenmarkt
      Zweifel an US-Regierung treiben Libor
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Trotz Kapitalspritzen in Milliardenhöhe: Der Interbankensatz Libor stieg zuletzt wieder an. Experten sehen darin einen Beleg für die angespannte Liquiditätssituation der Banken - und ein Misstrauensvotum gegen die US-Regierung.


      Die Situation auf dem Geldmarkt hat sich nicht entspannt: Die Banken horten Bargeld und misstrauen einander. Der Londoner Interbankensatz Libor für dreimonatige Dollarausleihungen verharrte am Mittwoch mit 1,33 Prozent auf dem höchsten Stand seit dem 8. Januar. Elf Tage lang war er zuvor stetig angestiegen.

      Der Libor-Anstieg ist Beleg für die angespannte Liquiditätssituation der Banken: Zwar hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr, als der Londener Interbankensatz im Oktober zeitweise auf 4,8 Prozent gestiegen war, deutlich gebessert. Normalität ist aber noch nicht in Sicht. Die Geldhäuser müssen enorme Verbindlichkeiten refinanzieren und sind deshalb darauf bedacht, Bargeld in der Kasse zu halten. Vincent Chaigneau, Leiter Zinsstrategie bei Société Générale, geht davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Wochen fortsetzen wird: "Die Liquidität wird in den nächsten Wochen schrecklich (gering) sein."

      Zweifel an der US-Regierung

      Die Situation auf dem Geldmarkt fügt sich in ein breiteres Bild: Die Stimmung an den Kreditmärkten hat sich seit Jahresbeginn deutlich verschlechtert. Die Investoren akzeptieren nur die sichersten Anlagen. Emittenten schlechterer Bonität müssen satte Aufschläge zahlen. High-Yield-Anleihen beispielsweise notierten derzeit laut Merrill Lynch mit einem Aufschlag von 19 Basispunkten über Staatsanleihen. Zum Vergleich: Im Februar hatte die Differenz bei 16 Basispunkten gelegen.

      Ein Problem: Die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der US-Regierung. Zwar startete vor kurzem das Aufkaufprogramm Talf. Dabei wird die Notenbank Wertpapiere aufkaufen, die mit Studenten-, Autokrediten und Kreditkartenschulden besichert sind. Das Programm soll Kredite im Umfang von 1000 Mrd. $ freisetzen. Doch was darüberhinaus geplant ist, ist unsicher. "Die Kreditmärkte funktionieren nicht, weil es der Wirtschaft schlecht geht. Die Investoren sorgen sich, dass die Regierung es nicht hinkriegt, die Märkte zu stabilisieren", sagte Thomas Priore, Vorstandschef von ICP Capital, einer auf festverzinsliche Wertpapiere spezialisierten Vermögensberatung.

      FDIC-Gebührenerhöhung treibt Libor

      Der Anstieg des Libor könnte nach Einschätzung von Merrill-Lynch-Stratege Michael Cloherty eine weitere Ursache haben: Die Gebührenerhöhung der amerikanischen Einlagenversicherung FDIC. Weil sich die Bankenpleiten in den Vereinigten Staaten häufen, ist die Behörde in Washington knapp bei Kasse - und erhob am 27. Februar eine Notfallgebühr, die ihr 27 Mrd. $ einbringen soll. Konkret sollen die Institute für jede 100 $ an Kundeneinlagen 20 Cent bezahlen. Die FDIC ist die Einlagenversicherung der USA und sichert die Konten von mehr als 8300 Banken ab. Sie finanziert sich über Gebührenzahlungen der Banken. Die Versicherung gilt bis zu einer Höhe von 250.000 $ je Einlage.

      Clohertys Argumentation: Die Gebührenerhöhung der FDIC macht Kundeneinlagen für Banken unattraktiver, deshalb müssen sie auf andere Finanzquellen ausweichen. Der Experte schätzt, dass die Kosten für Einlagen auf das Jahr hochgerechnet um 80 Basispunkte steigen. Er sieht Parallelen zu der Bausparkassenkrise Anfang der 90er-Jahre, als die Einlagenversicherung ebenfalls die Gebühren erhöhte, und sich die Geldinstitute verstärkt über ihre ausländischen Tochtergesellschaften refinanzierten. "Die frühen 90er-Jahre legen nahe, dass mehr Dollars in London nachgefragt werden, um solch eine Gebührenerhöhung zu vermeiden. Das bedeutet, dass der Aufwärtsdruck auf den Libor steigt", sagte Cloherty.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/:Interbankenmarkt-Z…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 17:50:43
      Beitrag Nr. 1.762 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.731.303 von Maraho am 09.03.09 18:45:59Die Hedge-Fonds ...


      Angst vor Jobverlusten
      Bei Hedge-Fonds wackelt jede siebte Stelle
      von Elisabeth Atzler (Frankfurt)

      In der Hedge-Fonds-Branche geht nach dem enttäuschenden Abschneiden der meisten Fonds die Angst vor Jobverlusten um. Die Branche könnte in diesem Jahr rund 20.000 Stellen streichen.


      Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Berufung auf eine Studie der New Yorker Personalberatung Options Group. Momentan beschäftigen Hedge-Fonds weltweit rund 145.000 Mitarbeiter, 10.000 Stellen weniger als noch 2007.

      Im vergangenen Jahr haben Hedge-Fonds ihre Anleger heftig enttäuscht. Sie verloren 2008 im Schnitt 18 Prozent, ermittelte der Datendienstleister Hedge Fund Research. Auch im Januar und Februar 2009 büßten die Fonds leicht an Wert ein. 2008 schlossen bereits 920 Einzel-Hedge-Fonds, sodass die Anzahl auf rund 6800 sank.

      Die absolute Mitarbeiterzahl und auch die prognostizierten Stellenstreichungen fallen gegenüber den Entlassungen von Banken zwar gering aus. Doch Hedge-Fonds, die oft stark mit Wertpapieren handeln und ihre Einsätze mit Krediten hebeln, sind für viele Banken lukrative Kunden. Gerade im sogenannten Prime Brokerage sind Bankmitarbeiter teils exklusiv für bestimmte Hedge-Fonds zuständig. Auch dieses Geschäft dürfte nun weiter schrumpfen.

      Wenn Hedge-Fonds derzeit überhaupt neue Mitarbeiter anheuern, würden sie sich viel Zeit dabei lassen, sagte Option-Group-Chef Michael Karp. Allerdings gebe es in der Branche nur vereinzelt Einstellungen, berichteten mehrere Personalberater übereinstimmend.

      Viele Investoren haben ihre Mittel aus Hedge-Fonds bereits abgezogen, weil sie sich zumindest einen Verlustschutz erhofft hatten. Das Gesamtvermögen der Branche schmolz auf zuletzt noch rund 1400 Mrd. $ (1100 Mrd. Euro ). Angesichts der Wertverluste schwinden auch die Einnahmen der Fondsmanager. Sie kassieren neben einer Grundgebühr im Fall hoher Renditen eine Erfolgsgebühr - die aber zuletzt weitgehend ausblieb.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Angst-vor…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 18:02:51
      Beitrag Nr. 1.763 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.868 von Maraho am 10.03.09 20:41:11Ist etwas länger, ich weiß. Habe es euch dennoch "zusammengebaut".
      Hier ein Text von ...


      Robert Shiller - Das Tier im Anleger
      von Robert Shiller

      Viele Menschen fällen wirtschaftliche Entscheidungen ohne das notwendige Wissen. Stattdessen handeln sie nach ihren Instinkten und stürzen sich kollektiv in wahnsinnige Abenteuer. Im ungebremsten Kapitalismus führt das auf Dauer in die Katastrophe - ohne den Staat geht es nicht.


      Robert Shiller ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Yale. Sein Buch zusammen mit George Akerlof "Animal Spirits: Wie Wirtschaft wirklich funktioniert" ist soeben erschienen.

      Lydia Lopokowa, die Ehefrau des Ökonomen John Maynard Keynes, war eine berühmte Balletttänzerin. Und russische Emigrantin. Aus den Erfahrungen seiner angeheirateten Familie wusste Keynes also, was es bedeutet, in der schlimmsten aller sozialistischen Volkswirtschaften zu leben. Aus erster Hand kannte er aber auch die enormen Schwierigkeiten, die ein unregulierter Kapitalismus mit sich bringt. Die Wirtschaftskrise Großbritanniens der 20er- und 30er-Jahre diente ihm als Inspiration, für die moderne Volkswirtschaft einen Mittelweg zu finden.

      In dieser Finanzkrise erleben wir die Renaissance der Keynes'schen Ökonomie. Wir sprechen wieder von seinem Buch "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes", das während der Weltwirtschaftskrise verfasst wurde. In jener Zeit wurde genau wie heute vielerorts das Ende des Kapitalismus gefordert, wie wir ihn kennen. Die 30er-Jahre wurden als Blütezeit des Kommunismus im Westen bezeichnet.

      Keynes' Mittelweg sollte die Arbeitslosigkeit, die Panik und den Wahnsinn des Kapitalismus verhindern. Er sollte aber auch die wirtschaftliche und politische Kontrolle des Kommunismus umgehen. Seine "Allgemeine Theorie" wurde dank der vernünftigen und ausgewogenen Botschaft zum wichtigsten Wirtschaftsbuch des 20. Jahrhunderts.

      In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit sollten kreditwürdige Staaten die Nachfrage durch eine expansive Fiskalpolitik stärken. Bei niedriger Arbeitslosigkeit sollten die Staaten die Schulden dann abbezahlen. Mit dieser anscheinend geringen Modifikation kann ein kapitalistisches System stabil sein. Es bedarf keiner radikalen Korrektur des Kapitalismus.

      Auf beiden Seiten des Atlantiks waren Anhänger der Keynes'schen Botschaft so sehr darauf aus, diese einfache Maßnahme umzusetzen, dass sie eines übersahen - oder vielleicht absichtlich nicht beachteten: Die "Allgemeine Theorie" enthält noch eine tiefer gehende Botschaft über die Funktionsweise des Kapitalismus, auch wenn sie nur kurz dargelegt wurde. Sie erklärt, warum kapitalistische Volkswirtschaften ohne eine ausgleichend wirkende Regierung im Kern instabil sind - warum der Staat also als Gegengewicht fungieren muss, damit eine kapitalistische Volkswirtschaft gut funktioniert.

      Der Schlüssel zu dieser Erkenntnis war die Rolle, die Keynes den psychologischen Motiven der Menschen zuschrieb. Diese Beweggründe werden im Allgemeinen von Makroökonomen ignoriert. Keynes bezeichnete sie als Instinktverhalten, als "animal spirits". Seiner Ansicht nach sind sie vor allem dann von Bedeutung, wenn es darum geht, die Risikobereitschaft der Menschen zu bestimmen.

      Das Kalkül der Geschäftsleute sei bedenklich, so Keynes. Das Wissen, auf dessen Basis man die Rendite einer Eisenbahn, einer Kupfermine, einer Textilfabrik, des Wertes eines patentierten Medikaments, eines Ozeandampfers, eines Gebäudes in der Londoner City in zehn Jahren einschätze, sei gering und zuweilen gar nicht existent, schrieb er. Dennoch fällen Menschen irgendwie Entscheidungen und handeln. Dies kann nach Keynes' Ansicht nur die Folge des Instinktverhaltens sein.
      Es gibt Zeiten, da sind die Menschen besonders abenteuerlustig - sogar zu risikobereit. Getragen wird ihre Abenteuerlust in diesen Zeiten von einem unbekümmerten Glauben an die Zukunft und dem Vertrauen in die Wirtschaft. Das ist die Aufschwungsphase im Konjunkturzyklus. Doch dann schlägt das Instinktverhalten ins Gegenteil um, und die Menschen werden zu skeptisch.

      In unserem aktuellen Buch "Animal Spirits: Wie Wirtschaft wirklich funktioniert" weiten George Akerlof und ich Keynes' Konzept aus und binden es in die moderne Literatur zur Verhaltensökonomik und -psychologie ein. Heute ist eine viel größere Klarheit über die psychologischen Hintergründe des Instinktverhaltens möglich.

      So haben Sozialpsychologen, vor allem Roger Schank und Robert Abelson, gezeigt, wie sehr Geschichten und das Erzählen von Geschichten einen Großteil des menschlichen Verhaltens beeinflussen. Diese Geschichten können viel mehr sein als nur eine abstrakte Kalkulation. Die ökonomische Stimmung der Menschen gründet weitgehend auf den Geschichten, die die Menschen sich selbst und einander über die Wirtschaft erzählen.

      In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, wie diese Geschichten in rascher Abfolge kommen und wieder gehen. Wir hatten die Internetblase und Geschichten über junge Millionäre. 2000 platzte die Blase, wurde aber rasch durch eine neue Blase ersetzt, an der clevere Immobilienspekulanten beteiligt waren.

      Dieser Wahnsinn war nicht nur Produkt einer Geschichte über Menschen, sondern auch einer Geschichte darüber, wie die Wirtschaft funktioniert. Es war zum Teil eine Geschichte darüber, dass Investitionen in verbriefte Hypotheken sicher seien, weil clevere Menschen sie kauften. Die beneidenswerten Menschen, die diese Vermögenswerte kaufen, müssen sie ja auch prüfen, daher müssen wir es nicht tun. Wir müssen also einfach nur mitlaufen.

      Wie konnten sich dieser Wahnsinn und diese Geschichten so lange halten? Eine falsche Theorie hat erstaunlich hohen Anteil daran, dass wir in die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise geraten sind. Diese falsche Theorie negiert die Rolle, die das Instinktverhalten dabei spielt, uns in den Zustand des Wahnsinns oder der Panik zu versetzen.

      Die "klassische" Standardtheorie geht auf Adam Smith und sein Werk "Wohlstand der Nationen" von 1776 zurück. Sie besagt, dass die Wirtschaft in ihrem Wesen stabil ist. Verfolgen die Menschen in der freien Marktwirtschaft rational ihre eigenen Interessen, werden sie alle gegenseitig vorteilhaften Möglichkeiten zur Herstellung von Gütern und zum Austausch von Waren ausschöpfen. Dies führt zu Vollbeschäftigung.

      Der klassischen Theorie zufolge sind auch die Finanzmärkte stabil. Die Menschen gehen dort nur auf einen Handel ein, der zu ihrem Nutzen ist. Werden die Menschen auf dem Finanzmarkt aktiv, wird ihre Due-Diligence-Prüfung zu dem Schluss kommen, dass das Gekaufte beziehungsweise das von ihnen zum Verkauf Gestellte seinen Preis wert ist.

      Diese Theorie vernachlässigt aber den Umstand, dass die Menschen in bestimmten Zeiten zu gutgläubig sind. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt, dass der Kapitalismus nicht nur das produziert, was die Menschen wollen, sondern - sofern es mit Gewinn machbar ist - auch das, was die Menschen glauben, haben zu wollen.

      Der Kapitalismus kann die Arzneien herstellen, die die Menschen gegen ihre Krankheiten haben wollen. Aber wenn es sich mit Gewinn machen lässt, produziert der Kapitalismus auch das, was die Menschen irrtümlicherweise haben wollen. Er produziert Nepp und Unwirksames.

      Noch schlimmer: Er wird womöglich selbst den Wunsch nach dem Nepp erzeugen. Das ist eine Kehrseite dieses Systems. Die Standardtheorien berücksichtigen nicht, dass Käufer und Verkäufer das Geschäft womöglich nicht gründlich prüfen und der Markt keine Risikoabsicherung bietet.

      Dahinter steht eine weiter gehende Moral über das Wesen des Kapitalismus. Zum einen wollen wir aus den weisen Erkenntnissen des Adam Smith Nutzen ziehen. Die vom Kapitalismus hergestellten Produkte sind größtenteils solche, die wir tatsächlich wollen, hergestellt zu einem Preis, den wir zu zahlen willens und fähig sind.

      Aber Finanzprodukte sind von den Käufern nur schwer überprüfbar. Und wenn das Vertrauen groß ist, kaufen die Menschen auch Nepp. Wenn das auffliegt - was unvermeidlich ist -, verschwindet das Vertrauen, und die Wirtschaft leidet.

      Dem Staat kommt auf zwei Ebenen die Aufgabe zu, dafür zu sorgen, dass diese Fälle nicht eintreten. Zum einen hat er die Pflicht, die Wertpapiermärkte so zu regulieren, dass die Menschen nicht verleitet werden, Nepp zu kaufen.

      Um das Gute des Kapitalismus zu nutzen, obliegt es ihm, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass diejenigen, die von anderen gewünschte Artikel produzieren können und wollen, dies auch tun können. Es ist die Aufgabe des Staates, mit Steuer- und Geldpolitik Vollbeschäftigung zu bewahren.

      Die Prinzipien, die hinter einer derartigen Wirtschaft stehen, sind nicht die Prinzipien, auf denen eine sozialistische Wirtschaft fußt. Soweit er es kann, sorgt der Staat nur für das makroökonomische Umfeld, das der Wirtschaft ein reibungsloses Funktionieren ermöglicht. Genau darin besteht die Rolle des Staates: ein "vernünftiges Laisser-faire" zu gewährleisten.

      Es ist nicht der ungebremste Kapitalismus, den die derzeitige Wirtschaftstheorie empfiehlt und den Wirtschaftsplaner seit den Regierungen Thatcher und Reagan anscheinend als der Weisheit letzten Schluss adaptiert haben. Es ist ein Kompromiss zwischen denen, die die Gefahr katastrophaler Krisen des ungebremsten Kapitalismus anerkennen, und denen, die der Meinung sind, der Staat solle überhaupt keine Rolle spielen.

      Quelle: FTD.de, 07:00 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 18:25:25
      Beitrag Nr. 1.764 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19Wieder Kurzarbeit ...

      Daimler
      Weitere 18.000 Beschäftigte in Kurzarbeit

      Daimler schickt weitere rund 18.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wegen eines massiven Nachfrageeinbruchs soll die Arbeitszeit in insgesamt vier Lkw-Werken zunächst bis zum Ende der Sommerferien verkürzt werden. Betroffen sind die Werke in Wörth, Gaggenau, Kassel und Mannheim.


      Stuttgart/Wörth - Die meisten der rund 18.000 Mitarbeiter sollen bereits von Ostern an in Kurzarbeit geschickt werden, spätestens im Mai sollen die übrigen Beschäftigten folgen. Die Maßnahme ist zunächst bis zum Ende der Sommerferien 2009 geplant. Damit reagiere Daimler auf die anhaltende Nachfrageschwäche und rückläufige Auftragseingänge. In den Pkw-Werken des Autobauers arbeiten bereits seit Wochen mehr als 50.000 Beschäftigte kurz.

      Die Nachfrage nach Sonderfahrzeugen im Lkw-Bereich, wie dem Unimog oder dem Mercedes-Benz Econic sowie nach Bussen der Marken Mercedes-Benz und Setra, sei weiterhin hoch. Daher seien die Beschäftigten in diesen Bereichen nicht von Kurzarbeit betroffen.

      Über die konkrete Handhabung der Kurzarbeit müssten noch Betriebsvereinbarungen getroffen werden. Diese seien im Detail noch nicht abgeschlossen. Ansonsten sei zunächst eine Kurzarbeit bis zum Ende der Sommerferien vorgesehen. Der konkrete Umfang der Arbeitsreduzierung soll monatlich mit Blick auf die Auftragslage festgelegt werden.

      Den Angaben zufolge sind an den Lkw-Standorten Wörth, Gaggenau, Kassel und Mannheim insgesamt rund 18.000 Beschäftigte betroffen. Im Mercedes-Benz-Werk Wörth werden ab 4. Mai bis zum Ende der Sommerferien bis zu 7500 Beschäftigte in Kurzarbeit gehen.

      In Gaggenau sollen rund 3800 Mitarbeiter ab 22. April kurzarbeiten. Rund 700 Beschäftigte aus der dortigen Produktion von Pkw-Teilen für Rastatt und Transporter sind bereits seit Anfang März in Kurzarbeit.

      In Kassel werden rund 1300 Mitarbeiter ab 14. April bis Ende August kurzarbeiten. Rund 550 Beschäftigte in den transporternahen Bereichen sind davon bereits seit Anfang März betroffen. In Mannheim werden ab 6. April bis zu 3500 Beschäftigte kurzarbeiten.

      In den Pkw-Werken des Autobauers arbeiten bereits seit Wochen mehr als 50.000 Beschäftigte kurz.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,612…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 18:41:24
      Beitrag Nr. 1.765 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.461 von Maraho am 11.03.09 07:10:21Jetzt wissen wir mehr ...

      Abwrackprämie
      Zahltag für Hyundai und Suzuki
      Von Dietmar H. Lamparter

      Wer profitiert von der Abwrackprämie? Die erste Antwort geben die Zulassungszahlen für den Monat Februar

      Die Branche insgesamt hat fast 50000 neue Pkw (plus 21,5 Prozent) mehr verkauft als im Vorjahresmonat. Die Renner waren die Kleinsten, allen voran Ford Ka, VW Fox, Hyundai i10 und Fiat Panda, gebaut in Polen, Brasilien oder Indien. Davon wurden mehr als doppelt so viele neu zugelassen wie 2008, während die Oberklasse – von Mercedes, BMW und Audi dominiert – um mehr als ein Viertel einbrach.

      Matthias Wissmann, Ideengeber für die »Umweltprämie« und Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), möchte die Prämie gern als Erfolg für die heimischen Autobauer gewertet wissen. Doch der Anteil der deutschen Marken an den Zulassungen, üblicherweise rund zwei Drittel, sank im Februar auf 55 Prozent.

      Die Marken Mercedes und BMW verkauften ein Viertel weniger, während ausländische Produzenten wie Hyundai (plus 229 Prozent), Suzuki (plus 214 Prozent), Daihatsu (plus 109 Prozent), Chevrolet/Daewoo (plus 103 Prozent) oder Mitsubishi (plus 86 Prozent) große Sprünge machten. »Wir waren gut vorbereitet«, sagt Werner H.Frey, Chef von Hyundai Deutschland.

      Die deutsche Konkurrenz hätte die Chance erst spät entdeckt. Wohl wahr. VW schaffte 23 Prozent mehr, Opel 4,2 und Audi grade mal 0,4 Prozent.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/12/Macher-und-Maerkte
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 18:53:05
      Beitrag Nr. 1.766 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.317 von Maraho am 01.02.09 10:22:18Ergänzend hierzu ...

      Wohlfahrtsstaat
      Ich bin dein Staat ...

      ... und nehme alle Verantwortung von dir. Josef Joffe tadelt den neuen Etatismus

      Als Kinder pflegten wir irgendwann im Spiel »Trumpf!« zu rufen, und wer’s als Erster tat, hatte gewonnen. Heute ist das Zauberwort »systemisch«. Wer es in die Debatte wirft, hat auch schon gewonnen. Ein »systemisches« Unternehmen ist eines, das nicht verlieren darf: die Hypo Real Estate, alle Landesbanken, die börsennotierte X-, Y- und Z-Bank, Opel, Schaeffler… Falle dieser Stein, zerbreche das ganze Gebäude, lautet die Angstparole.

      Ja, wir leben in einer schrecklichen Zeit, der schrecklichsten seit 1929 und den Hunnenkriegen. Aber das kann doch nicht das Ende aller Skepsis sein. Das Land wird nicht kollabieren, weil 23000 Opelaner ihren Job verlieren und noch mal (vielleicht) doppelt so viele Arbeitsplätze bei den Zulieferern. Aber die Sache geht noch tiefer als die Frage nach dem Schicksal dieser oder jener Pleitefirma.

      Wir erleben in dieser Krise das Armageddon der Verantwortungslosigkeit. Da ist die Tragödie des biederen Bürgers, der weit über die Verhältnisse gelebt hat und sein Haus verliert. Da ist der Sturz jener Finanzakrobaten, die nach dem Kettenbrief-Prinzip obszön reich geworden sind, indem sie sich mit einem eigenen Dollar/Euro hundert fremde dazuborgten. Da ist die private Bank, die Hunderte von Milliarden (an Papierwerten) außerhalb der Bilanz platzierte und so der Aufsicht entzog. Da ist auch die Staatsbank, die sich in ihrer Gier einen Dreck um den Steuerzahler kümmerte, der das Risiko und die letzte Verantwortung trägt.

      Vanitas vanitatum, hätten die Altvorderen gesagt, den ungezügelten Hedonismus gegeißelt und von Schuld und Sühne gemurmelt. Nicht aber die Heutigen, denn jetzt beginnt der zweite Akt im Drama der Entpflichtung. Es tritt auf: der Staat. Er rettet die Sünder, damit die Unschuldigen nicht leiden. Aber zugleich signalisiert er: Kommet zu mir, ihr Kindlein, ich werde euch nähren und von der Unbill des Lebens erlösen. Ich nehme euch die Verantwortung ab; Vater Staat wird’s von nun an richten. Und er droht auch, wie Obama, um uns gefügig zu machen: »Wenn wir nicht handeln, und zwar jetzt, wird die Krise zur Katastrophe.«

      Dass das verängstigte Volk »Ja und Amen« ruft, ist verständlich. In dieser Panik verblasst freilich eine kritische Erkenntnis: dass die gestrige Verantwortungslosigkeit von einer neuen abgelöst wird. Ob der Ruf des Geldes oder des Staates, die Botschaft bleibt gleich: Ihr müsst euch weder um Risikokalkül noch um Vorsorge kümmern, vertraut mir, dem Staat, wie ihr gestern eurem Broker vertraut habt. Sparsamkeit, Vorausschau, Disziplin, Verpflichtung gegenüber der Familie, all diese bürgerlichen »Sekundärtugenden«, wie Lafontaine sie nannte, sind nicht mehr »angesagt«.

      Der Wohlfahrtsstaat entpflichtet und macht abhängig. Und dieser Staat, der jetzt in Amerika einen Haushalt, so groß wie die gesamte deutsche Wirtschaft, vorlegt, wächst und wächst durch seine Wohltaten, während wir, die Bürger, schrumpfen und schrumpfen. Die Hedge-Funder und Equity-Experten, die Banker und Bosse haben die Verantwortungslosigkeit mit unserer tatkräftigen Hilfe zu Gold und dann zu Asche gemacht. Ruft da einer »systemisch«? Dann wollen wir abermals die Selbstverantwortung weggeben – diesmal an den Staat, der sie so bald nicht zurückgeben wird.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/11/Zeitgeist-11?page=1
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:06:14
      Beitrag Nr. 1.767 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.167 von Maraho am 11.03.09 13:43:49Ist ja wohl verständlich ...

      Angst vor hohen Schulden
      Die Deutschen sparen beim Eigenheim

      Die Zahl der Baugenehmigungen sinkt auf niedrigsten Stand seit 1990. Auch deshalb ist der Fertighaushersteller Kampa nun pleite.
      Von Stefan Weber


      In Deutschland werden immer weniger Häuser und Wohnungen gebaut. Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2008 auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen. Stattdessen wollen immer mehr Deutsche ihr Heim mieten. Die Krise trifft die Bauindustrie heftig: Am Mittwoch meldete die Kampa-Gruppe, der größte Hersteller von Fertighäusern, Insolvenz an.

      Markus Schreyögg, der Vorstandsvorsitzende von Kampa, hatte bereits im Sommer vergangenen Jahres vorausgesagt, dass sich die Auslese unter den mehr als 50 Anbietern von Fertighäusern rasant beschleunigen werde.

      Denn die Situation am Markt sei insgesamt sehr schwierig, warnte Schreyögg. So wurden Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr bundesweit nur 7700 Fertighäuser errichtet - das waren 2500 weniger als 2006. Damit war gerade noch jedes siebte in Deutschland erstellte Eigenheim ein Fertighaus.

      Ausgerechnet den Warnenden erwischt es

      Nur ein paar Monate nach Schreyöggs Warnung hat es nun ausgerechnet sein Unternehmen als Erstes erwischt: Am Mittwoch räumte die Kampa-Gruppe mit Sitz im westfälischen Minden ein, zahlungsunfähig zu sein und Insolvenzantrag stellen zu müssen. Kampa, die Nummer eins der Branche, gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor Triton.

      Der Absturz des Fertighaus-Herstellers hat viele Gründe. Manche hat Kampa nach Einschätzung von Branchenkennern selber zu veranworten. Das Unternehmen hatte zahlreiche kleine Firmen zugekauft und dann mit einer Vielzahl von Marken die Kunden eher verwirrt, als sie angelockt. In der Folge verlor Kampa beständig Marktanteile.

      Hinzu kam, dass die Deutschen sich beim Bau eines Eigenheims immer mehr zurückhalten. So ist die Zahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen. Die Behörden genehmigten im vorigen Jahr nur noch knapp 174.600 Bauanträge. Dies bedeute ein Minus von 4,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2007, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

      Seit nunmehr fünf Jahren fällt damit die Zahl der Baugenehmigungen. Besonders groß war der Absturz im Jahr 2007, nachdem die Bundesregierung die Eigenheimzulage gestrichen hatte. Damals brach der Wohnungsbau um ein Viertel ein. Besonders heftig war der Einbruch bei den Fertighäusern.

      Die Bauwirtschaft rechnet damit, dass die Deutschen in diesem Jahr noch stärker beim Bauen sparen werden. Die Bundesbürger seien durch die vielen schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft verunsichert, deshalb zögerten sie, sich langfristig zu verschulden, urteilt der Bundesverband der Deutschen Bauindustrie.

      Strengere Auflagen

      Dass Hypotheken derzeit sehr günstig zu haben sind, ändert daran nichts. Trotz der niedrigen Zinsen zögern viele Menschen, den Bau eines neuen Hauses anzugehen. Hinzu kommt, dass Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe sehr viel kritischer geworden sind. Wer ein Immobiliendarlehen beantragt, muss heute strengere Auflagen erfüllen als noch vor zwei Jahren.

      Weil weniger gebaut wird, sinkt in zahlreichen Städten inwischen das Angebot an freien Immobilien. Vor allem mangele es an Mietwohnungen, warnt der IVD Bundesverband, in dem sich Immobilienmakler, Bauträger und andere Dienstleistungsberufe der Immobilienwirtschaft zusammengeschlossen haben. \"In einigen Ballungsgebieten übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich\", sagt Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des IVD Bundesverbandes. In manchen westdeutschen Städten sei der freie Wohnungsbestand bereits unter die Marke von ein Prozent gerutscht.

      Die Krise am Bau bringt immer mehr Unternehmen in Not. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform und Kreditversicherer wie Atradius und Euler Hermes zählen den Bau zu den Branchen, in denen die Insolvenzgefahr besonders groß ist und entsprechend viele Jobs bedroht sind.

      So sind etwa bei Kampa 900 Mitarbeiter beschäftigt. Erst vor eineinhalb Jahren hatte das Unternehmen drei Fertigungsstätten in Deutschland geschlossen und 230 Arbeitsplätze gestrichen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/736/461362/te…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:17:52
      Beitrag Nr. 1.768 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.386 von Maraho am 11.03.09 05:41:21Noch ein Kommentar aus der "SZ" zu den überraschenden Verlautbarungen aus dem Hause Citigroup ...

      Schwarze Zahlen, rosa Brille

      Die Citigroup schreibt wieder Gewinne - und sofort steigen die Aktien der Banken. Doch die Hoffnung auf ein Ende der Krise ist äußerst vage.

      Ein Kommentar von Martin Hesse

      Man wünschte ja, sie hätten recht. Citigroup-Chef Vikram Pandit sagt, die Geschäfte liefen so gut wie seit 2007 nicht mehr, sein Haus stehe besser da, als der Aktienkurs von gut einem Dollar signalisiere. Ähnlich optimistisch hat sich jüngst Josef Ackermann für die Deutsche Bank geäußert. Die beiden Zwischenrufe haben einen Sturm auf Bankaktien ausgelöst. Doch die Hoffnung auf ein Ende der Krise ist äußerst vage.

      Die Citigroup ist ein Symbol. Vor wenigen Jahren noch war sie gemessen am Marktwert die größte Bank der Welt. Die Finanzkrise traf sie dann so hart wie wenige andere Banken. Deshalb saugen Anleger begierig jeden Hinweis auf, dass die Citi über den Berg ist.

      Auf wackeligen Beinen

      Das ist aber noch nicht der Fall. Vielmehr haben Citi und andere viele schlechte Zahlen in das Schlussquartal des vergangenen Jahres gepackt, das wegen der Lehman-Pleite ohnehin verloren war. Zu Jahresbeginn laufen die Geschäfte bei Banken traditionell besonders gut. Außerdem haben sich zuletzt einige Bereiche etwas erholt.

      Doch das wird nicht reichen, um neue Verluste auszugleichen. Die klassischen Folgen einer Rezession treffen erst jetzt auf eine Bankenbranche, die nach fast zwei Jahren Krise auf sehr wackeligen Beinen steht. Kreditausfälle bei Firmen und Gewerbeimmobilien nehmen zu. Die Regierungen haben zwar klargemacht, dass sie weitere große Pleiten nicht zulassen wollen. Doch sie werden Banken nicht retten, ohne die Aktionäre zur Ader zu lassen.

      Deshalb werden sich die Kurse bei Wackelkandidaten wie Citigroup und Commerzbank vorerst nicht weit von ihren Tiefs entfernen. Es werden noch viele optimistische Aussagen und vor allem gute Zahlen gebraucht, um das Vertrauen wieder herzustellen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/596/461223/text/ …
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:33:55
      Beitrag Nr. 1.769 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.670 von Maraho am 24.02.09 06:18:44Ein Bericht über ...

      Lettland in der Krise
      Nasing spesal

      Von allen EU-Ländern ist Lettland am schwersten von der Finanzkrise getroffen. Aber auch ohne diese war der Absturz vorprogrammiert. Jetzt muss das Land knallhart sparen.
      VON REINHARD WOLFF


      STOCKHOLM taz Den Galgenhumor jedenfalls lassen sich die LettInnen nicht nehmen. "Nasing spesal" ist zum Running Gag geworden. Gedruckt auf T-Shirts, in zahlreichen Videoparodien auf Youtube und auf Schilder gemalt, die bei Demonstrationen hochgehalten werden. "Nothing special" hatte Finanzminister Atis Slakteris in seinem ausgeprägten Akzent geantwortet, als er vor einigen Wochen vom Wirtschaftssender Bloomberg TV zur Krise in Lettland interviewt wurde. Was mit der lettischen Wirtschaft passiert sei? "Nasing spesal."

      Die zwei Worte gelten seither als Symbol für die Inkompetenz der lettischen Politiker. Wenn die Situation in einem Land, das nur durch einen milliardenschweren Notkredit der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor dem Konkurs gerettet wurde, "nichts Besonderes" ist - was denn dann? 2007 hatte Lettland mit 10,3 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum innerhalb der EU - und im letzten Quartal 2008 mit minus 10,5 Prozent den tiefsten Einbruch. Für 2009 werden eine starke Rezession und eine Arbeitslosenquote von 25 Prozent prophezeit.

      Warum läuft es besonders schlecht für Lettland? Die Gründe sind überwiegend hausgemacht. Die globale Finanzkrise trug allenfalls dazu bei, dass es noch steiler bergab ging. Dabei hatte alles so gut begonnen. In den Neunzigerjahren hatte Lettland mit niedrigen Lohnkosten und einem Steuersystem, bei dem man mit einigen legalen Tricks auf einen Steuersatz von null kommen konnte, umfangreiche ausländische Investitionen ins Land gelockt, die allerdings nur vorübergehend in den produktiven Sektor und die Schaffung neuer Arbeitsplätze flossen. Denn damit konnte man ein zwar stabiles, aber auch nur relativ langsames Wirtschaftswachstum erreichen. Viel schneller ließen sich die Wirtschaftskennzahlen und der Wohlstand durch kreditfinanzierten Konsum und Investitionen in spekulative Sektoren wie den Immobilienbereich steigern. Irgendeine regulierende Zins- oder Geldpolitik hielten Staat und Notenbank dabei nicht für erforderlich. Das überließ man "dem Markt", den ausländischen, vorwiegend schwedischen Banken, die den Kreditsektor beherrschen.

      Die Schattenseiten eines solchen künstlichen Booms waren schon vor zwei Jahren nicht mehr zu übersehen. Der Konsum von Importgütern konnte durch die eigene Exportleistung immer weniger gedeckt werden: Das Leistungsbilanzdefizit wuchs auf über 20 Prozent. Finanzieren kann das ein Staat zeitweise durch Schulden, aber irgendwann werden diese fällig. Die Konsumblase ließ die Inflation auf zweistellige Beträge steigen, die Löhne kletterten um jährlich 30 Prozent. Investoren machten ihre Fabriken dicht und verlagerten die Produktion in Richtung Osten, in die Ukraine oder nach Weißrussland.

      Jetzt ist Lettland pleite. Um die Forderungen des IWF zu erfüllen, soll die Regierung bis Ende März das Staatsbudget um 20 Prozent kürzen - und weiß nicht, wie.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/nasing-spes…
      70 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:42:04
      Beitrag Nr. 1.770 ()
      19.21 Uhr: Das US-Haushaltsdefizit hat sich im Februar in Folge der Immobilien- und Finanzkrise weiter deutlich erhöht. Im amerikanischen Etat klaffte laut US-Finanzministerium im vergangenen Monat ein Loch von 192,8 Milliarden Dollar (rund 151 Milliarden Euro), nach 175,6 Milliarden Dollar im entsprechenden Vorjahresmonat. Damit sei für den Monat Februar ein neuer Rekordwert erreicht worden.

      © REUTERS
      In den ersten fünf Monaten des laufenden Steuerjahres habe sich damit bereits ein Rekorddefizit von 764,5 Milliarden Dollar angehäuft. Für das gesamte Jahr 2008 meldete das Finanzministerium ein Defizit von 455 Milliarden Dollar. Das Defizit wird sich in diesem Jahr nach früheren Aussagen von US-Präsident Barack Obama fast vervierfachen und auf 1,75 Billionen Dollar (1,37 Billionen Euro) ansteigen.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:45:39
      Beitrag Nr. 1.771 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.148 von Maraho am 10.03.09 12:42:54Aus der Schweiz ...

      Obama, energetisch

      Der amerikanische Präsident unterzeichnete heute die Haushaltsplanung. Ingesamt gibt er 410 Milliarden Dollar aus – mehr als bisher investiert er in Energieforschung und Nahrungsmittelhilfe.

      Das Ausgabenpaket Barack Obamas, das eigentlich schon im vergangenen Herbst hätte vorliegen sollen, fasst insgesamt neun Ausgabengesetze zusammen. Es regelt die Finanzierung des Haushalts aller Ministerien – also der Verwaltungsprogramme – mit Ausnahme der Ressorts für Verteidigung, Heimatschutz und Veteranen.

      Viele Vorhaben wurden bereits im Laufe des vergangenen Jahres erarbeitet und nun einfach übernommen. Unter anderem sieht das Gesetz eine 14-Prozent-Erhöhung der Nahrungsmittelhilfe für Arme in den USA und mehr Geld für die Energieforschung vor. Auch die Eisenbahngesellschaft Amtrak erhält mehr Geld.

      Der Kongress machte gestern den Weg für das Gesetz frei. Die entscheidende Abstimmung im Senat fiel mit 62 zu 35 Stimmen, mindestens 60 Ja-Stimmen waren nötig.

      «Imperfektes Gesetz»

      Obama bezeichnete die Ausgabengesetze selber als «imperfekt», wie das «Wallstreet Journal» heute berichtet. Er wolle eigentlich jede einzelne Ausgabe der Verwaltung prüfen. Doch weil die Ministerien auf der Grundlage dieser Gesetze funktionieren, musste er handeln – die alten Gesetze laufen heute aus.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Obama-energetisc…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:52:53
      Beitrag Nr. 1.772 ()
      @ Maraho und andere Interessierte,

      in Ergänzung dessen, was wir zur Rolle Amerikas und Chinas dikutiert haben, die folgende Kolumne aus der FTD.de

      Thomas Klau - G2 statt G20
      von Thomas Klau

      Amerika und China brauchen einander wie nie zuvor. Europa muss schauen, dass es nicht an den Rand gedrängt wird. Wenn die Europäer ihr Gewicht nicht bündeln, wird es ihnen wie den Briten ergehen.
      Aus der Finanzkrise wurde eine Wirtschaftskrise, die jetzt in eine Sozialkrise mündet, wie sie der reichere Teil der Welt seit den Nachkriegsjahren nicht mehr erlebt hat. In den meisten Ländern Europas wird Armut vom Sozialstaat abgefedert, auch wenn dessen Leistungen wie in Deutschland eingeschränkt wurden und nicht mehr garantiert ist, dass der Mensch mehr zum Leben hat als schlechte Nahrung und ein geheiztes Zimmer.

      In den USA aber führt die Implosion des Finanzsektors zu sozialen Folgen, die sich in das Gedächtnis einer Generation einprägen werden. Ein Freund von mir, der in Washington als Journalist arbeitet, recherchierte kürzlich in Ohio eine Reportage über Amerikaner, die älter als 75 Jahre sind und wegen des Zusammenschmelzens ihrer staatlich geförderten, aber finanzmarktgestützten Altersversorgung Arbeit suchen müssen. Da ist die 78-jährige frühere Sozialarbeiterin, die bereit ist, für 5 $ pro Stunde an der Supermarktkasse Lebensmittel einzutüten. Oder der bald 80-Jährige, der auf sein Durchhaltevermögen und seine Managerqualitäten verweist.

      Es ist großartig, wenn alte Menschen weiterarbeiten können, wenn sie fit genug sind und es wollen. Es ist grausam und war in unseren Gesellschaften bisher fast unvorstellbar, wenn gut ausgebildete Menschen in hohem bis sehr hohem Alter miserabel bezahlte Jobs annehmen, um ihre Kalorien nicht von der Suppenküche beziehen zu müssen. Hier ist mehr eingestürzt als eine realitätsblind gewordene, materiellen und spekulativen Exzessen fröhnende Finanzwelt. Es ist ein Wirtschafts- und fast ein gesamtes Zivilisationsmodell, das zu versagen droht, sollte es den Regierungen nicht gelingen, die Krise im kommenden Jahr einzudämmen.

      Washington bleibt das neue Rom

      Am stärksten getroffen wird die Glaubwürdigkeit des Modells USA. Privat und kollektiv haben die Amerikaner ein Leben auf Pump gelebt, das zu einem großen Teil aus den hart erwirtschafteten und hart ersparten Überschüssen der aufstrebenden Macht China finanziert wurde. In China, wo es bis jetzt kaum einen Sozialstaat gibt, beträgt die Sparquote der Privathaushalte im Durchschnitt 40 Prozent. Die Weltwirtschaftskrise wirft ein grelles Licht auf die Abhängigkeit der alten Macht im Westen von der neuen Macht im Osten - auch wenn Gläubiger und Schuldner in einer Schicksalsgemeinschaft verzahnt sind, weil der Ruin des einen für den anderen zwar einen Machtgewinn, aber auch einen riesigen Geldverlust bedeuten würde.

      Washington ist das neue Rom, wie Architektur und Name des Kapitols, aber auch das Verhalten von Europäern und anderen verrät, wenn sie dem Senat und dem Cäsar im Weißen Haus ihre Aufwartung machen. Auch in der Krise ist Washington immer noch Rom, aber es ist das Rom des vierten und vielleicht sogar schon des fünften Jahrhunderts - und die Barbaren sind nicht nur vor den Toren, sondern schon in der Stadt. Die Barbaren sind dieses Mal keine Vandalen, sie sind Emissäre eines Landes mit jahrtausendealter Hochkultur. Fremd sind ihre Sitten trotzdem, denn sie mögen keine Demokratie. Anders als damals der Gote Alarich kommen die Chinesen aber nicht, um Geld zu holen, sondern um es zu bringen.
      Doch das Resultat ist vergleichbar: Neu-Roms Prestige hat wie Alt-Rom damals einen riesigen Schlag erlitten. Die Macht der USA ist in ihrem Fundament geschwächt; der Irakkrieg und bald vielleicht auch der Krieg in Afghanistan haben den Glauben an Amerikas strategische Weisheit für eine Generation demoliert, und der Glaube an die Überlegenheit des amerikanischen Wirtschaftsmodells und Wirtschaftsmanagements ist ebenfalls dahin. Die US-Wirtschaft ist in den Abgrund gefallen, sagte diese Woche der geniale Investor Warren Buffett, einer der wenigen, der die Gefahren des Kasinokapitalismus voll erkannt und versucht hatte, mit Kassandrarufen den Crash aufzuhalten.

      Wären die Regierungszentralen Europas nicht so sehr mit der eigenen Misere beschäftigt und hätten wir Führungsstrukturen, die europäisches Denken statt nationales Klein-Klein organisieren, dann würde man jetzt darüber nachdenken, wie der Albtraum eines globalen G2-Duopols aus dem größten Schuldner und dem stärksten Gläubiger der Welt zu verhindern ist. Ungeachtet aller Probleme der USA sollten wir nicht vergessen, dass die Demografie die Amerikaner begünstigt und die USA besser als die Europäer in der Lage sind, die produktive Integration von Einwanderern zu bewältigen.

      Abgespeist mit DVDs

      Chinas Führung sieht zu Recht in den USA einen geschwächten, aber noch immer starken Partner. Peking könnte jetzt versucht sein, die objektiv bestehende Interessengemeinschaft mit Washington zu einer neuen Form der Kooperation auszubauen. US-Außenministerin Hillary Clinton hat bereits signalisiert, dass Washington das Thema Menschenrechte im Dialog mit China zurückfahren werde - aus Sicht Pekings ist das ein wichtiges Signal.

      Obama wird bald zu seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident nach Europa kommen. Das ist beruhigend; politisch gesehen wird sich Obama mit seinem Interesse am Sozialstaat und Umweltschutz, seiner Vergangenheit als Initiator von Bürgerrechtsinitiativen und seiner Ausbildung als Verfassungsjurist unter den Europäern viel wohler fühlen als unter den Vertretern autoritärer Systeme, und seien sie noch so klug und kultiviert. Doch Obama hat viele Sorgen und wenig Zeit, und China hat das Geld, das die Amerikaner brauchen.

      Wollen die Europäer gehört werden, müssen sie ihre Botschaft bündeln und mit einer Stimme sprechen. Andernfalls könnte es ganz Europa so ergehen wie neulich den Briten, den eigentlich ganz besonders engen Partnern der USA: Bei seinem Besuch bei Obama wurde Premierminister Gordon Brown mit einer schnöden Sammelbox mit amerikanischen Filmklassikern als Gastgeschenk abgespeist, die für die Wiedergabe auf europäischen DVD-Spielern auch noch untauglich waren. Wenn die Amerikaner bald allen Europäern Filme schenken, die wir hier noch nicht einmal ansehen können, ist es Zeit, sich wirklich Sorgen zu machen.

      Thomas Klau ist FTD-Kolumnist. Er leitet die Pariser Vertretung des European Council on Foreign Relations.
      http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thomas-Klau-G…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thomas-Klau-G…

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 19:53:22
      Beitrag Nr. 1.773 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.700 von Maraho am 21.02.09 10:08:40... und noch etwas.

      OECD soll Schweiz auf Schwarze Liste gesetzt haben
      Von Olivia Kühni. Aktualisiert um 18:57

      Die Organisation hat dem britischen Premier Gordon Brown einen Bericht übergeben, in dem sie sich zum Informationsaustausch der Schweiz in Steuersachen äussert. Französische Medien berichten von einem «Entwurf» für eine neue Schwarze Liste der Steuersünder.


      Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit soll die Schweiz seit neustem auf ihrer Liste der Staaten aufführen, die sich in Steuerfragen unkooperativ verhalten. Das berichtet heute die renommierte Wirtschaftszeitung «La Tribune». Die Aktion soll auf Druck von Deutschland und Frankreich geschehen sein.

      Auch Korrespondenten der Nachrichtenagentur AP berichten, die OECD habe auf Drängen der beiden Staaten eine überarbeitete Schwarze Liste ausgearbeitet, auf die neu auch die Schweiz, Österreich und Luxemburg gesetzt worden seien. Sie zitieren einen französischen Beamten, der den Entwurf gesehen habe.

      Die OECD gibt sich auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz zurückhaltend. Sie habe lediglich einen Bericht erstellt – und an den britischen G20-Vorsitz übergeben. In dem Bericht wird das Kooperationsverhalten in Steuerfragen von 80 Ländern beurteilt. Auch die Schweiz sei aufgeführt, wie Matthias Rumpf vom Berliner OECD-Büro bestätigt.

      Die G20 hat die Daten pünktlich zum Gipfel

      Die offizielle Stellungnahme der Organisation: «Das Sekretariat der OECD hat auf Anfrage einiger Mitgliedsländer dem G20-Vorsitz technische Informationen übermittelt, welche Länder und Gebiete den im Rahmen der OECD erarbeiteten Standard zum Informationsaustausch in Steuersachen umsetzen und wo rechtliche Regelungen die Anwendung dieses Standards verhindern.» Der Bericht werde seit 2006 jährlich vorgelegt. Die Schweiz werde darin kritisch beurteilt.

      Der G20-Vorsitz, also der britische Premierminister Gordon Brown, hat jetzt also rechtzeitig zum Gipfel vom 2. April in London das Urteil der OECD zum Verhalten der Schweiz. Was er damit mache, das liege in seinem Ermessen, sagt Rumpf. Gut möglich, dass er sich mit dem Bericht die Argumente sichern wollte, um in London eine erweiterte Schwarze Liste zu diskutieren.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/OECD-soll-…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 20:17:29
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 20:24:22
      Beitrag Nr. 1.775 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.688 von Maraho am 11.03.09 20:17:29Und da es sehr gut passt ...

      Die Verantwortlichen in Berlin und ihre Entourage haben die Schwere der Konjunkturkrise nicht begriffen. Beleg: Auftragseingänge.

      Mit Heiner Flassbeck beriet ich gerade über die Dramatik der Einbrüche bei den Auftragseingängen. Siehe Tabelle der Bundesbank, Zeile 7. Die Auftragseingänge der Industrie liegen im Januar 2009 bei 81,7 (2005 = 100) Das ist ein dramatischer Einbruch in einer kurzen Frist, von 123,3 im 2. Quartal 2008 über 96,2 im 4. Quartal bis heute. Der Einbruch ist bei den Investitionsgütern noch dramatischer. Sie rutschten mit einem minus von 38,6 % auf das Niveau von 75,7 verglichen mit 2005. Siehe diese Tabelle [PDF - 20 KB]. Albrecht Müller

      Was sich hier durchgehend und besonders bei den Investitionsgütern zeigt, konnte man ohne Schwierigkeiten vorhersehen. Hier wirkt der klassische Akzelleratoreffekt, diesmal negativ: die Aufträge bei allen möglichen Industrien, Handwerkern und anderen Wirtschaftsbetrieben stagnieren oder sinken. Selbst wenn sie nur stagnieren, wird nicht mehr investiert, weil die vorhandene Ausstattung mit Maschinen und anderen Investitionsgütern zur Produktion reicht. Die Stagnation wirkt dann bei den Investitionsgüter-Unternehmen beschleunigend, daher Akzelleratoreffekt.
      Die Einbrüche dort haben wieder die Folge, dass weniger Löhne gezahlt werden, weniger Gewinne anfallen oder sogar Verluste, und weniger Steuern gezahlt werden, und deshalb weniger ausgegeben wird, so dass sich der Effekt verstärkt. Das ist eine höchst gefährliche Entwicklung, die Heiner Flassbeck wie mich in gleicher Weise umtreibt.

      Die Gelassenheit der Regierenden in Berlin ist die Gelassenheit der Ignoranten. Das kann man wirklich nicht freundlicher sagen. Dort tut man so, als habe unsere Hauptsorge der Frage zu gelten, wie wir nach Überwindung der Krise weitermachen, was wir dann mit den Schulden machen und dass es dann mit den Reformen auch schön weitergehen kann. Und dass die mit öffentlichem Geld geretteten Banken dann schnellstens privatisiert werden müssen und so weiter. Diese Sorgen möchte ich haben.

      Es wäre dringend notwendig, bei Investitionsprogrammen und der Förderung der Lohnentwicklung mit allen Mitteln nachzulegen, auch mit dem Mittel der Planung eines höheren Defizits. Höher jedenfalls als die heutige Planung aussieht, nicht höher als die Verschuldung de facto ausfallen wird, wenn die dramatische Abwärtsentwicklung weitergeht.

      Die herrschende Politik ist fixiert auf die Finanzindustrie. Dort werden Milliarden nachgelegt. Mit einem Federstrich möglicherweise neue 10 Milliarden für die HRE, zusätzlich zu schon bereitgestellten 102 Milliarden. Einfach so. Aber wenn es um die Förderung von Beschäftigung und Aufträgen für unsere Industrie geht, dann bemüht man den Wust von Ideologie um Verschuldung, den man zuvor in einer unerträglichen öffentliche Debatte in sich hineingelöffelt hat.
      Nebenbei: Mit Heiner Flassbeck bin ich mir auch darin einig, das uns zur HRE nicht die Wahrheit gesagt wird. Dort sind „Leichen im Keller“.

      Es geht bei unserer Sorge um die Konjunktur- und Auftragsentwicklung nicht nur um Geld. Es geht auch darum, einer ganzen Generation die Berufs- und Arbeitschance zu erhalten bzw. zu geben. Wenn unsere Wirtschaft nämlich so einbricht, wie es sich bei den Auftragseingängen abzeichnet, dann wird die gerade ausgebildete Generation viel zu lange warten müssen, bis sie wieder eine Chance zur Berufsausübung erhalten wird. Es wird sehr viel mehr jungen Menschen so gehen, wie es heute viel zu vielen schon geht.

      Es geht auch darum, Unternehmen zu erhalten, die im Vertrauen auf eine gedeihliche konjunkturelle Entwicklung investiert haben, ihre Investitionen mit Schulden finanziert haben und nun vor der Insolvenz stehen. Bei vielen Unternehmen wird schlicht Vermögen und es werden Existenzen vernichtet.
      Und dies alles, weil unsere politischen und wirtschaftspolitischen Spitzen keine Ahnung von Makroökonomie haben. Unternehmen und Arbeitnehmern haben eigentlich einen Anspruch auf die Abwesenheit von Ignoranz bei der politischen Führung. Leider ist dieser Anspruch nicht einklagbar. Und leider besteht sogar die Gefahr, dass die Sanktion bei den Wahlen im September ausbleibt.
      Das heißt dann auf lange Sicht betrachtet: die Eliten von Politik und Wirtschaft, von Wissenschaft und Medien können sich alles leisten. Sie werden wieder gewählt, weil sich dieses Mittelmaß in einem Geflecht gegenseitig stützt.

      Noch ist Zeit bis zu den nächsten Bundestagswahlen. Sprechen Sie bitte mit anderen, auch mit Mittelständlern aus der gewerblichen Wirtschaft, dem Einzelhandel, dem Handwerk. Machen Sie auf die Datenlage bei den Auftragseingängen und die politische Verantwortung für die Makropolitik aufmerksam. Dieser Niedergang ist nicht vom Himmel gefallen.

      Dass der Niedergang etwas mit der falschen Politik zu tun hat, wird wieder einmal auch von auswärtigen Wissenschaftlern bestätigt. So zum Beispiel aktuell auch von Nobelpreisträger Krugman.

      Quelle und Links: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3818#more-3818
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 20:47:55
      Beitrag Nr. 1.776 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.494 von windei am 11.03.09 19:52:53Wenn die Amerikaner bald allen Europäern Filme schenken, die wir hier noch nicht einmal ansehen können, ist es Zeit, sich wirklich Sorgen zu machen.

      Und das für die besonders engen Freunde! Vielleicht waren es sogar nur Rohlinge ... :laugh:

      Dank` Dir für den Artikel.
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 20:54:54
      Beitrag Nr. 1.777 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      wie immer zum Ende, euch allen vielen Dank meinerseits für das Interesse und die Beiträge (von kiska, Triakel und windei).
      Ich hoffe, es war für den einen oder die andere wieder etwas "Verwertbares" dabei.

      Euch noch einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 21:37:17
      Beitrag Nr. 1.778 ()
      Und noch etwas Warmes fürs bibbernde Herz....:D
      Heute im Handelsblatt:


      11.03.2009 , 11:22 Uhr
      Moderne Energie
      Heizungshersteller verkaufen mehr als im Vorjahr
      von Wolfgang Gillmann

      Deutschland heizt ein: Die Investitionen in moderne Heizungen steigen und die Hersteller freuen sich zum Jahresbeginn über gute Absatzzahlen im Heimatmarkt. Sorgen bereitet dagegen die Situation in Osteuropa. Die Brancheriesen trauen sich daher nicht, eine Prognose für 2009 abzugeben.

      Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen spürt die Heizungsindustrie zumindest in Deutschland noch relativ wenig von der Krise. „Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagte Rolf-Otto Limbach, Geschäftsführer von Vaillant, auf der Pressekonferenz anlässlich der Branchenmesse ISH in Frankfurt. Januar und Februar seien zumindest in den großen Märkten Deutschland und Großbritannien, an die der zweitgrößte Heizungshersteller Europas etwa 60 Prozent seiner Produkte liefert, sehr erfreulich gelaufen. „Wir sind in Deutschland deutlich über dem Vorjahr gestartet“, sagte Uwe Glock, Geschäftsführer des europäischen Marktführers Bosch Thermotechnik.
      Allerdings machen sich in Osteuropa sowohl die Konjunkturschwäche als auch der Verfall der Währungen bemerkbar, und der Markt Spanien leidet unter dem stark geschrumpften Neubauvolumen. Das Familienunternehmen Vaillant aus Remscheid traut sich deshalb keine Prognose für 2009 zu. Es gebe Chancen und Risiken, zwischen denen die richtige Balance gefunden werden müsse. Kurzarbeit oder gar Stellenstreichungen stehen nicht an. Bosch Thermotechnik hat vorsorglich die zeitlich befristeten Arbeitsverhältnisse insbesondere in Deutschland und Portugal nicht verlängert.
      Die relativ positive Markteinschätzung bestätigte Klaus Jesse, Präsident des Branchenverbandes BDH. Er erwartet 2009 für die deutsche Heizungsindustrie zumindest eine Stagnation....

      Weiter unter...
      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/heizungshe…
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 21:58:09
      Beitrag Nr. 1.779 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.749.299 von Metrik am 11.03.09 21:37:17Guten Abend Metrik,
      dies dürfte aber eher damit zusammenhängen ...

      Das neue Wärmegesetz 2009 ;)
      http://medien.enev-online.de/infos_2009/090114_waermegesetz_…

      Dir eine gute Nacht!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 22:07:45
      Beitrag Nr. 1.780 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.749.369 von Maraho am 11.03.09 21:58:09
      Guten Abend Maraho,

      die guten Zahlen bleiben trotzden gute Zahlen...;)
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 22:16:48
      Beitrag Nr. 1.781 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.749.430 von Metrik am 11.03.09 22:07:45
      Und wenn du mal auf die Unternehmen -Homepages gehst, wirst du feststellen,
      es wird zur Zeit einiges an Firmen "zugekauft". Für die Zeit "danach".
      Ja ist ja auch (hüstel) gerade billig .... ;)
      Avatar
      schrieb am 11.03.09 23:57:18
      Beitrag Nr. 1.782 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.494 von windei am 11.03.09 19:52:53Amerika und China brauchen einander wie nie zuvor
      Washington bleibt das neue Rom




      Das fürchte ich auch. Aber wir erinnern uns: das alte römische Reich wurde geteilt , in ein weströmisches (in diesem fall wohl USA) und in ein oströmisches (hier China). Das oströmische hat sich wohl länger gehalten. Sollte sich die Geschichte doch wiederholen ? ?

      wurde Premierminister Gordon Brown mit einer schnöden Sammelbox mit amerikanischen Filmklassikern als Gastgeschenk abgespeist, die für die Wiedergabe auf europäischen DVD-Spielern auch noch untauglich waren

      An Peinlichkeit wohl kaum zu überbieten. Ich hätte diese Box einer Putzfrau im weißen Haus in die Hand gedrückt und ihr viel Spaß gewünscht.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 05:26:48
      Beitrag Nr. 1.783 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.749.430 von Metrik am 11.03.09 22:07:45Guten Morgen Metrik,

      sollte nicht negativ rüberkommen, meine Kommentierung.
      Diente nur der Aufklärung. Nicht daß Du denkst, ich ergötze mich nur an schlechten Nachrichten! ;)

      Dir einen schönen Tag.
      Maraho

      P.S.: Danke für den Hinweis.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 05:35:36
      Beitrag Nr. 1.784 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.749.942 von Looe am 11.03.09 23:57:18Guten Morgen Looe,

      An Peinlichkeit wohl kaum zu überbieten. Ich hätte diese Box einer Putzfrau im weißen Haus in die Hand gedrückt und ihr viel Spaß gewünscht.

      das die DVD´s nicht abspielbar sind, konnte er doch erst zu Hause feststellen ... ;)
      Vielleicht hat er das Geschenk daraufhin in der Themse "versenkt".
      Wer weiß.

      Dir ebenfalls einen schönen Tag.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 05:43:37
      Beitrag Nr. 1.785 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.688 von Maraho am 11.03.09 20:17:29Guten Morgen zusammen,
      wie immer sei euch an dieser Stelle ein angenehmer Tag gewünscht.

      Hier nun etwas zu der Beziehung zwischen ...

      EU/USA: Schnelles Ende der Harmonie
      von Andreas Rinke

      So schnell können die Träume von transatlantischer Harmonie unter US-Präsident Barack Obama verfliegen: Die Bewältigung der Weltwirtschaftskrise entwickelt sich gerade zum Spaltpilz zwischen den USA und den meisten EU-Staaten. Washington schüttelt verständnislos den Kopf: Europa und vor allem Deutschland wollten möglichst billig aus der Krise kommen, statt massiv zu investieren. Schon ist vom "Trittbrettfahrer" die Rede. Doch mindestens ebenso rasch kocht hierzulande der Ärger hoch, nun ausgerechnet von den Amerikanern in eine neue Verschuldungsspirale getrieben zu werden.

      Grund für die Verstimmung sind zum einen völlig unterschiedliche Philosophien beim Umgang mit Krisen. Die USA mit ihrer wachsenden Bevölkerung haben weniger Probleme damit, sie auf dem Rücken zukünftiger Generationen zu lösen. Die Europäer wollen die Verschuldung mit Blick auf ihre schrumpfenden Bevölkerungen möglichst zurückfahren. Dafür soll der Stabilitätspakt sorgen.

      Beides sind legitime Positionen. Zum Streit kommt es auch deshalb so schnell, weil es im transatlantischen Verhältnis keine richtige Gelegenheit zur Klärung gibt. In Europa haben sich dank der EU die Positionen über die Jahre hin zumindest angenähert. Transatlantisch aber gibt es als feste Institution nur die Nato.

      Als Bindeglied reicht sie aber nicht mehr. Die USA und die EU haben viel mehr Fragen miteinander zu besprechen. Mit der transatlantischen Wirtschaftsinitiative ist immerhin der Nukleus einer neuen Kooperationsform geschaffen worden. Was fehlt, ist eine feste Struktur, die einen ständigen Dialog garantiert und damit die Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis schafft.

      Sicher, im Kurzfriststreit hilft das Fernziel nicht weiter. Aber keine Seite kann ihre alte, angestammte Rolle einfach weiterspielen. Obama muss begreifen, dass die USA nicht mehr auf Pump konsumieren können. Weltweit gibt es derzeit große Vorbehalte dagegen, ausgerechnet den Rezepten der USA zu vertrauen.

      Die Europäer wiederum haben keinen Anlass, arrogant zu sein. Auch sie gehören aus Sicht anderer Weltregionen seit langem zu den Rosinenpickern. Gerade die Deutschen träumen doch davon, möglichst schnell wieder zu den alten Exportüberschüssen zurückzukehren. Die Bereitschaft, mit eigener finanz- und wirtschaftspolitischer Stärke andere zu stützen, ist dagegen unterentwickelt. Länder wie China wundern sich, dass die gefeierte EU nicht in der Lage sein soll, den Ruin Rumäniens und Ungarns zu verhindern. Beide müssen die in anderen Teilen der Welt dringend benötigten Mittel des IWF in Anspruch nehmen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar/e…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 05:48:56
      Beitrag Nr. 1.786 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.124 von Maraho am 12.03.09 05:43:37In Bezug.
      Ich sage nur: Unterschätzt mal die Chinesen nicht!


      Chinas Exporteuren geht die Luft aus
      Deutschland bleibt wohl Exportweltmeister
      von Dorit Hess und Andreas Hoffbauer

      Angesichts des aktuellen Exporteinbruchs Chinas rechnen führende Konjunkturexperten damit, dass Deutschland entgegen den bisherigen Erwartungen 2009 seinen Titel als Exportweltmeister erneut verteidigen kann. Der aufstrebenden Volkswirtschaft brechen die Kunden noch schneller weg als Deutschland – das sind schlechte Nachrichten für den Welthandel.


      FRANKFURT/PEKING. In der Flut der täglichen Enttäuschungen kam die größte am Mittwoch aus China: Die Exporte der in den vergangenen Jahren so wachstumsstarken Volkswirtschaft stürzten im Februar regelrecht ab. Sie gingen gegenüber dem Vorjahr um 25,7 Prozent zurück. Volkswirte, die zuvor noch einen deutlich geringeren Rückgang vorhergesagt hatten, schließen inzwischen für das laufende Jahr ein Handelsdefizit nicht mehr aus. Zumindest in den kommenden sechs Monaten dürfte es kaum ein Plus geben.

      Die Zahlen unterstreichen vor allem eines: Die alte Arbeitsteilung, nach der die Konsumenten in den USA Geld ausgeben und die chinesische Wirtschaft sich durch den amerikanischen Konsumrausch finanziert, gerät im Zuge der Wirtschaftskrise gehörig ins Stottern. Und die mögliche neue Architektur – in der die asiatische Mittelschicht eine weit größere Rolle als bislang einnehmen und selbst eine stärkere Nachfrage entfalten könnte – ist noch längst nicht so ausgereift, dass sie den Nachfrageausfall aus dem Ausland annähernd kompensieren kann.

      Ob die schlechte Nachricht für die chinesischen Exporteure eine gute für die deutschen nach sich zieht, ist unter hiesigen Konjunkturbeobachtern umstritten. Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, ist „zuversichtlich“, dass Deutschland 2009 wieder Exportweltmeister werden kann. „Die Chinesen leiden viel stärker unter der weltwirtschaftlichen Konjunkturschwäche als wir, denn sie exportieren vor allem Konsumgüter, und deren Nachfrage dürfte nun sehr stark zurückgehen“, sagte er. Die deutschen Unternehmen seien dagegen in Schlüsselindustrien stärker und dürften daher von den weltweit aufgelegten Konjunkturprogrammen im Bereich Infrastruktur profitieren.

      Dieser Ansicht ist auch DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier: Die weltwirtschaftliche Schwäche treffe Deutschlands Exportwirtschaft zwar hart. „Momentan zeichnet sich allerdings in keiner Weltregion eine echte Stabilisierung ab – die Exportrückgänge in Fernost sind sogar noch stärker als in Deutschland.“

      Skeptischer dagegen ist der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater: „Die Krise wird wenig an der bisherigen Aufholjagd der Chinesen ändern“, sagte er. Daher sei es wahrscheinlich, dass Deutschland in diesem Jahr den Exportweltmeistertitel verlieren werde. Seine Prognose begründet Kater mit der „Theorie des relativen Übels“: Für den deutschen Export rechnet er mit Einbußen von etwa 15 Prozent im Gesamtjahr, für China mit gut sieben Prozent.

      Nach dem Exportrückgang im Februar sank Chinas Außenhandelsüberschuss auf 4,8 Mrd. Dollar, den geringsten Stand seit Jahren. Dieser Trend werde sich fortsetzen, da die Exporte in den kommenden Monaten stärker abnehmen dürften als die chinesischen Importe, erwarten Experten. Die Importe waren im Februar allerdings auch um 24,1 Prozent gesunken. Ende 2008 hatte Peking noch einen Leistungsbilanzüberschuss von 440 Mrd. Dollar ausgewiesen, 20 Prozent mehr als 2007. Durch die boomende Exportwirtschaft häufte China in den letzten Jahrzehnten die höchsten Währungsreserven der Welt an: Sie liegen bei knapp zwei Billionen Dollar.

      „Es gibt keinerlei Hoffnung, dass sich die Exportnachfrage bald erholt“, sagte Wang Qian, Volkswirt bei JP Morgan Chase & Co in Hongkong. Um die Ausfuhren wieder anzukurbeln, hat die Regierung angekündigt, schrittweise alle Exportsteuern auf null zu senken. Rund ein Drittel der in China gefertigten Waren gehen nach den Worten von Handelsminister Chen Deming ins Ausland. Volkswirte schätzen den Anteil jedoch weit höher ein.

      Wegen der weltweiten Nachfrageflaute haben bereits Tausende von Hersteller in Südchina geschlossen, sind mehr als 20 Millionen Wanderarbeiter in der Volksrepublik arbeitslos geworden. In Chinas Exportwirtschaft arbeiten jedoch mindestens viermal so viele Menschen. „Die Zahlen sind schrecklich“, meint daher Isaac Meng von BNP Paribas. Zumal eine wachsende Arbeitslosigkeit einen großen Einfluss auf die heimische Nachfrage in China haben werde.

      Da im Reich der Mitte die Preise derzeit sinken, dürften viele Chinesen bei ihren Neukäufen eher zögern, erwarten Experten. Die Ankurbelung der Binnennachfrage, mit der Peking die Einbrüche bei den Exporten ausgleichen möchte, könne so kaum gelingen. Die Führung subventioniert vor allem in den stark besiedelten ländlichen Regionen den Neukauf von Kühlschränken und Autos.

      „Das wirkliche Ausmaß des chinesischen Konjunkturprogramms kann nicht wirklich einfach benannt werden“, so Tao Wang, Volkswirtin bei UBS in Peking. Die Bank revidierte am Mittwoch ihre Exportprognose deutlich nach unten und erwartet für 2009 einen Rückgang von 4,5 Prozent. Chinas Exporte hatten in den vergangenen Jahren im Schnitt um rund 20 Prozent zugelegt.

      Chinas Führung hatte im November ein Konjunkturpaket im Volumen von vier Billionen Yen (rund 470 Mrd. Euro) bekanntgegeben, um dieses Jahr acht Prozent Wirtschaftswachstum zu schaffen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/d…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 05:56:56
      Beitrag Nr. 1.787 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.744.324 von kiska am 11.03.09 12:03:47Etwas zu diesem Thema ...

      Bankenkrise
      Freddie Mac mit Quartalsverlust von 24 Milliarden Dollar

      Nach einem massiven Quartalsverlust hat der im Zuge der Finanzkrise verstaatlichte US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac neuen Bedarf an Staatshilfen angemeldet. Im vierten Quartal sei der Fehlbetrag um fast das Zehnfache des Vorjahreszeitraums auf 23,9 Milliarden Dollar gestiegen, teilte das Unternehmen mit.

      Das Unternehmen spielt bei den Regierungsplänen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes eine zentrale Rolle. Zum Überleben brauche der Konzern nun weitere 30,8 Milliarden Dollar vom Finanzministerium. Im vergangenen Jahr hatte der Staat bereits 14 Milliarden Dollar in Freddie Mac gepumpt. Bereits im dritten Quartal hatte das Unternehmen mit 25,3 Milliarden Dollar tiefrote Zahlen geschrieben.

      Der zweitgrößte Anbieter von Krediten für die Immobilienbranche in den USA muss Einbußen von 7,2 Milliarden Dollar im Geschäft mit Darlehen sowie Abschreibungen von 7,5 Milliarden bei Wertpapieren und einen Verlust von 13,3 Milliarden Dollar im Derivategeschäft verkraften.

      Der Konzern kämpft damit, seine Verluste einzudämmen, seitdem die neue US-Regierung ihn und den Rivalen Fannie Mae angewiesen hat, dem eingebrochenen Häusermarkt wieder auf die Sprünge zu helfen.

      Die Regierung von Präsident Barack Obama hatte den beiden Hypothekengiganten kürzlich zugesagt, ihre Kapitalzusagen auf jeweils 200 Milliarden Dollar zu verdoppeln.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3361347/Freddie-M…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 06:18:55
      Beitrag Nr. 1.788 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.790 von kiska am 11.03.09 14:53:33Die Schweizer schreiben hierzu ...


      Er kann Wallstreet nicht beruhigen
      Von Walter Niederberger, San Francisco.
      Aktualisiert am 12.03.20092

      Vom Auftreten her ein Diplomat, von der Arbeitsweise her ein Technokrat: US-Finanzminister Geithner hat Mühe, sich als Krisenmanager durchzusetzen.


      Was immer der 54-jährige Timothy Geithner zu erklären versucht: Stets wirkt er besorgt und an sich selbst zweifelnd. Diese Eigenheit, die seine Freunde seit seiner Jugend kennen, macht ihm heute – mitten in der gröbsten Finanzkrise seit 80 Jahren – die Arbeit schwer. Nur sechs Wochen nach Amtsantritt ist der Finanzminister bereits umstritten. Kritiker von links und rechts sehen ihn gar als Fehlbesetzung, nicht zuletzt, weil er im Netz der Old Boys an Wallstreet hängen geblieben scheint.

      «Das Problem von Tim ist nicht, dass er die Schwere einer Krise nicht erfasst oder nicht stets die beste Lösung will«, sagt eine Vertraute, die ihn seit der Hochschule am Dartmouth College gut kennt. «Seine Schwierigkeit war und ist, dass er besorgt erscheint, auch wenn er es gar nicht ist und lieber grübelt als sich öffentlich zu erklären.» Geithner ist in seinem Habitus viel mehr Vermittler als ein harter, schnell entscheidender Krisenmanager.

      Er war bereit zum Verzicht

      Bezeichnend, dass er bereit war, auf die Stelle des Finanzministers zugunsten von Larry Summers zu verzichten und an der Spitze der New Yorker Filiale der US-Notenbank zu bleiben. Erst als der Präsident Summers zum Wirtschaftsberater machte, folgte Geithner der Berufung ins Finanzministerium. In seiner langen Karriere im öffentlichen Dienst – 21 Jahre – zeigte er sich als Unterhändler und Konsensbilder, nicht als Mann der grossen Würfe. «Was ihn am meisten auszeichnet, ist seine Arbeitsweise», sagt Michael Froman, Stabschef von Robert Rubin in Bill Clintons Finanzministerium. «Er ist nicht ein Mann der Ideen, aber er weiss Probleme systematisch in Einzelteile zu zerlegen.»

      Dieses methodische Vorgehen passt schlecht zur wachsenden Ungeduld an Wallstreet. Professionelle Investoren verweisen auf den Abwärtstrend an den Börsen seit Amtsantritt von Obama und darauf, dass die Aktien dann unter Druck geraten, wenn Geithner öffentlich auftritt und ausschweifende, wenig konzise Pläne zur Stabilisierung der Banken entwirft.

      Prügelknabe der Krise

      Konservative Kommentatoren möchten ihn zum Prügelknaben der Krise machen. Aber auch regierungsfreundliche Ökonomen wie Paul Krugman und Robert Reich betrachten den Finanzminister als Hypothek. Geithner versuche seit Wochen, ein irregeleitetes Sanierungspaket der Banken in immer neuen Verpackungen zu verkaufen, bemängelt Krugman: «Jeder Plan läuft darauf hinaus, Verluste zu sozialisieren und Gewinne zu privatisieren. Meinen die, wir seien dumm? Oder sind sie es?»

      Geithners Startprobleme reichen bis in die Mitte der Neunzigerjahre zurück. Sein Mentor war damals Robert Rubin, Finanzminister Bill Clintons. Dieser sandte den jungen, blitzgescheiten, mehrsprachigen Beamten nach Tokio, wo dieser dem Weltwährungsfonds half, ein Hilfsprogramm von 200 Milliarden Dollar für Asien zu entwickeln. Zur Rolle Geithners merkte der damalige australische Premier Paul Keating aber an, wie heute habe Geithner damals die Ursachen der Währungskrise falsch eingeschätzt und das Image des IWF in der Region ein- für allemal beschädigt.

      Der Citigroup eng verbunden

      Es blieben die guten Drähte zu den Bankern an Wallstreet. Vor allem mit der Citigroup sollte Geithner fortan eine besondere Beziehung verbinden, nachdem Robert Rubin als Sonderberater zu dieser Bank gewechselt hatte. Als Chef der New Yorker Notenbank machte Geithner zwar wiederholt auf die immensen Risiken der Kreditderivate aufmerksam, doch gelang es ihm nicht, die Banken zu einer sauberen Bilanzierung der faulen Papiere zu bewegen. 2006 hob er gar eine Vorschrift für die Citigroup auf, die diese besonders gefährdete Bank zu periodischen Risikoberichten gezwungen hatte.

      «Es wäre unnatürlich gewesen, hätte sich Geithner gegen die Citi aufgelehnt«, sagte Chris Whalen, einst Manager der New Yorker Notenbank, der Agentur Bloomberg. «Das Netzwerk der Old Boys war stärker.» Und wenn sich der Finanzminister heute weigert, die angeschlagene Bank in einem geordneten Konkurs zu restrukturieren, so sehen Kritiker da einen weiteren Beweis für die Nähe der Banken und ihrer Aufseher.

      «Die Zeit ist nicht auf unserer Seite»

      So viele Brandherde auf einmal musste allerdings kaum einer bekämpfen; der letzte war Henry Morgenthau, legendärer Finanzminister von 1934 bis 1945. Geithner weiss, was es geschlagen hat. «Die Zeit ist nicht auf unserer Seite«, sagte er vor Kurzem, «ich bin jedoch tief überzeugt, dass die Krise weit mehr schaden wird, wenn wir uns nicht gleichzeitig an allen Fronten voranbewegen.» Alle Fronten heisst für ihn: Sanierungsplan der Finanzbranche, Subventionsprogramm für Hausbesitzer, ehrgeiziges Budget, Steuerreform und ein letzter Rettungsversuch der Autoindustrie – alles zu bewältigen mit zu wenig Personal.

      Weil Geithner die Steuern nicht sauber deklariert hatte, wurde er vom Senat nur knapp bestätigt. Eine weitere solche Peinlichkeit kann sich Obama nicht leisten. Doch ist das Anstellungsverfahren nun so rigoros geworden, dass mehrere Top-Jobs im Finanzministerium unbesetzt sind.

      Geithner selber arbeitet bis zu 20 Stunden am Tag durch, ernährt von Karotten, Joghurt, Suppen, Sandwiches. Wie lange das gut gehen kann, ist die grosse, auch von Obama nicht beantwortete Frage. Geithner ist der wichtigste Spieler in seiner Mannschaft. Auf ihn muss Verlass sein. Sein Scheitern wäre fatal, weil es das bis anhin tadellose Urteilsvermögen des Präsidenten in Frage stellen würde.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Er-kann-Wallstre…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 06:23:18
      Beitrag Nr. 1.789 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.139 von Maraho am 12.03.09 06:18:55Und hier noch etwas aus Russland ...


      US-Wirtschaftsnobelpreisträger schlägt neue Banken gegen Finanzkrise vor

      ASTANA, 11. März (RIA Novosti). Nach Ansicht des US-Wirtschaftsnobelpreisträgers Edmund Phelps müssen die USA zur Überwindung der Finanzkrise und für die weitere Entwicklung der Wirtschaft neue Banken schaffen, die sich auf Geschäftskredite spezialisieren.

      „Selbst wenn die vorhandenen Banken in den kommenden Jahren überleben werden, so wird sich der Prozess des Überlebens durch die Verringerung des Kreditvolumens vollziehen. Dies wird zu einem Rückgang der Investitionen im realen Sektor führen. Aber neue Banken können entstehen, um die Lücke der Kreditressourcen zu schließen“, sagte Phelps auf einem Wirtschaftsforum in der kasachischen Hauptstadt Astana am Mittwoch.

      Dem Ökonom zufolge muss die US-Regierung darüber nachdenken, ob die heimische Wirtschaft das bisherige Kreditsystem braucht.

      Der Staat könnte den Banken Vorzugskredite gewähren, ihre Zinssätze bei Krediten subventionieren, die für die Entwicklung des realen Sektors bereitgestellt werden. Phelps sprach sich bei der Entwicklung des Kreditmarkts besonders für Innovationsunternehmen aus.

      „In den USA ist eine Herabsetzung der Dynamik bei der Entwicklung des realen Sektors, in erster Linie der Venture-Unternehmen, zu beobachten“, betonte der Nobelpreisträger.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090311/120511561.html …
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 06:27:18
      Beitrag Nr. 1.790 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.140 von Maraho am 12.03.09 06:23:18Und noch dieses ...
      Bemerkenswert, die Diskussion.

      Wirtschaftsnobelpreisträger äußert sich zu Starttermin für Weltwährung

      ASTANA, 10. März (RIA Novosti). Nachdem der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew für eine einheitliche Weltwährung plädiert hat, schließt auch Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Mundell deren Entstehung nicht aus.

      „Die Entstehung einer globalen Währung ist möglich, insbesondere wenn die wesentlichen Dollar- und Euro-Kursschwankungen berücksichtigt werden. Sie sollten untereinander ins Gleichgewicht gebracht werden“, sagte Mundell am Dienstagnachmittag in Astana nach einem Treffen mit Nasarbajew.

      „Wenn man mich aber fragt, ob diese neue Währung innerhalb der nächsten fünf Jahre entstehen kann, würde ich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist und bei 30 etwa Prozent liegt“, hieß es.

      Nasarbajew hatte sich für ein „absolut neues globales Devisensystem“ ausgesprochen und alle Länder aufgerufen, zur Entstehung einer einheitlichen Währung beizutragen.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090310/120497291.html

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 07:01:48
      Beitrag Nr. 1.791 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.747.808 von Maraho am 11.03.09 18:25:25Hier noch etwas ...

      Personalkosten steigen
      Krise macht Arbeit teurer

      VON ROLAND BUNZENTHAL


      Die Arbeitskosten steigen in Deutschland so kräftig wie lange nicht mehr. Aber sie klettern nach wie vor langsamer als in den meisten anderen Ländern. Das ergibt die jüngste Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Im vierten Quartal 2008 lagen die Kosten für eine Stunde Arbeit um 3,9 Prozent höher als im Jahr davor. Das ist der höchste Anstieg seit 1997, als dieser Index startete. Im EU-Vergleich verzeichnet Deutschland damit jedoch die drittniedrigste Steigerung (hinter Schweden und Großbritannien).

      Auch kurzfristig legten die Arbeitskosten deutlich zu: Im Vergleich zum dritten Quartal 2008 stiegen sie saison- und kalenderbereinigt um 1,7 Prozent. Die Beschleunigung hängt zum einen mit in Tarifverträgen vereinbarte mehrstufige Lohnerhöhungen zusammen, die erst im vierten Quartal zur Geltung kamen. Zum anderen liegt der Kostenanstieg an der Krise. Denn die Unternehmen mussten im Herbst kräftig ihre Produktion drosseln.

      Während bei der Rechnung je Beschäftigten der Zusammenhang mit der verringerten Arbeitszeit bei gleichem Gehalt relativ klar auf der Hand liegt, ist er bei der Statistik je geleistete Arbeitsstunde nicht so eindeutig.

      Doch die Statistiker erklären auch hier einen Teil des Kostenanstiegs mit dem Krisen-Effekt: Die Drosselung der Industrieproduktion im vierten Quartal um acht Prozent habe zum Abbau von Überstunden, kürzerer Wochenarbeitszeit sowie verstärkter Gewährung von Urlaub geführt. Dies habe den Produktionsfaktor Arbeit im Verhältnis zur Anzahl der geleisteten Stunden verteuert.

      Die starke Stellung, die die deutschen Exporteure im Welthandel besitzen, hängt vor allem mit den relativ langsam steigenden Lohnstückkosten zusammen. Wenn man das Jahr 2000 als Ausgangsbasis nimmt, wuchsen die Gehälter in Deutschland um 16,4 Prozent, in der gesamten EU dagegen doppelt so rasch um 33,9 Prozent. Die Produktivität nahm zugleich um rund zehn Prozent zu.

      Die Zahlen aus Wiesbaden räumen ebenfalls mit dem Vorurteil auf, es seien vor allem die Nebenkosten wie zum Beispiel die Sozialversicherungsbeiträge, die zum Kosten-Sprengsatz würden. Tatsächlich haben diese seit dem Jahr 2000 um 11,8 Prozent zugelegt, die reinen Löhne dagegen um 17,4 Prozent. Bei beiden Steigerungsraten ist Deutschland das Schlusslicht in der EU. Auf 100 Euro Lohn kommen gegenwärtig 32 Euro Nebenkosten - 2004 waren es noch 33.

      Bei den nicht um die Produktivität bereinigten Stundenlöhnen steht Deutschland auf Rang sieben der EU-Länder mit den teuersten Beschäftigten. Eine Arbeitsstunde kostet hierzulande knapp 30 Euro, in Dänemark rund 36 und in Bulgarien nur 2,20 Euro.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 08:49:46
      Beitrag Nr. 1.792 ()
      12.03.2009 08:37
      USA meldet Staatsbankrott?

      leere Staatskassen, Banken am Boden, Konsumenten bis über beide Ohren überschuldet, die Industrie praktisch bankrott......und die Schulden wachsen im 1,7 Mrd Dollar-Takt – PRO TAG!!!

      Der einst größte Gläubiger ist heute zum größten Schuldner abgestiegen. Und täglich werden neue Negativrekorde bekannt.

      * Welt-Negagiv-Rekord Nr. 1: Der 10 Billionen Dollar Schuldenberg
      * Welt-Negativ-Rekord Nr. 2: Das 1,7 Milliarden Dollar Schuldenwachstum pro Tag
      * Welt-Negativ-Rekord Nr. 3: Das 800 Milliarden Dollar Leistungsbilanzdefizit


      Kein anderes Land kann oder konnte je eine solche Negativ-Leistung vorweisen. Aber auch kein anderes Land der Welt hat je eine solche Maßlosigkeit an den Tag gelegt. Und es wird immer klarer: Das Land der ehemals unbegrenzten Möglichkeiten hat über Jahre hinweg einfach nur geblufft. Aber dieser Bluff war tödlich.

      Die USA ein Zombie?

      Ja, denn seit Jahren wird der Staatsbankrott nur verschleiert. Über Jahre hinweg hat man jeden Dollar an Wirtschaftswachstum mit einer fast 5mal so hohen Neuverschuldung finanziert.

      Jeden Unternehmer würde man wegen Insolvenzverschleppung anklagen. Denn verglichen mit einem Wirtschaftsunternehmen ist das so, als ob der Geschäftsführer für jeden Euro Gewinn 5 Euro Kredit bei der Bank aufnähme. So jemanden würde man spätestens wenn die Bank aussteigt und der Schwindel auffliegt vor Gericht zerren.

      Aber es kommt noch böser

      Wissen Sie, warum es auch in Europa immer mehr den Bach runtergeht? Die wissen insgeheim, dass es noch viel böser kommt. Und wie jede Mode und jede Modedroge wird auch die nächste Katastrophe über den großen Teich zu uns nach Europa rüberschwappen.

      Denn die 10 Billionen Dollar Schulden sind nur die offiziellen, aktuell sichtbaren Schulden. In Wirklichkeit liegt die Summe um das 6-fache höher. Experten sprechen von der sage und schreibe unglaublichen Summe von 60 Billionen Dollar.

      Denn auf geschätze 50 Billionen Dollar Schulden belaufen sich die demnächst fälligen Zahlungen für die Pensionen von Staatsbediensteten und Militärs. Und nicht zu vergessen, die Kosten aus dem staatlichen Gesundheitsprogramm. Denn in den nächsten Jahren rollt die Generationslawine der Babyboomer über das Land hinweg und in den Ruhestand hinein.

      Doch auch ohne diesen Sargnagel ist die Lage extrem ernst:

      * Nicht nur die Autoindustrie ist faktisch bankrott.
      * Auch große Teile der Industrie stehen kurz davor.
      * Die Finanzbranche ist handlungsunfähig.
      * Die Airlines kleben fest am Boden.
      * Und der Immobilienmarkt befindet sich am Grund eines 10.000 m tiefen Bohrloches.

      Die Frage, die niemand auszusprechen wagt: Warum macht die USA weiter? Und wirft immer mehr Geld auf den Markt. Die Antwort ist, sie kann nich anders. Sie ist unsterblich, aber eben wie ein Zombie. Untote können bekanntlicherweise nicht sterben.

      Und so heißt das Schicksal der USA: Deindustrialisierung, Rezession, Depression, Massenarbeitslosigkeit und Verarmung großer Bevölkerungsschichten. Und zwar in der Langfristperspektive. Und wir sprechen hier von Jahrzehnten.

      Und noch etwas wird klar. Auch dieses Szenario wird sich wie einst die modernen Errungenschaften seinen Weg nach Europa bahnen. Die USA wird Europa und weite Teile der Welt noch viel tiefer in den Abgrund ziehen.

      Doch egal wie schlimm es noch kommen wird. Wo es Verlierer gibt, da gibt es immer auch Gewinner. Einer davon sind Sie, lieber Leser. Alle Details dazu erfahren Sie in Andreas Dröges Geheimreport, wenn Sie hier klicken.

      Ich wünsche Ihenn einen erfolgreichen Tag!

      Herzliche Grüße,

      Ihr Heiko Seibel


      http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2009-03/13343002…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 09:49:19
      Beitrag Nr. 1.793 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.500 von kiska am 12.03.09 08:49:46Korrektur:
      das neue Haushaltsjahr ist 5 Monate und 10 Tage alt, also 160 Tage.
      In dieser Zeit hat sich die gesamtstaatliche Verschuldung um 950 Mrd Dollar erhöht, von knapp über 10 Billionen auf 10,958 Billionen Dollar:

      http://www.treasurydirect.gov/NP/BPDLogin?application=np

      Das ergibt eine tägliche Neuverschuldung des Gesamtstaates von 5.93 Milliarden Dollar.
      Zu erwähnen ist, dass in dieser Zahl praktisch noch keine Ausgaben aus dem brandnew Obama-Konjunkturprogramm enthalten ist und dass die Sozialtransfers in den restlichen Monaten des Haushaltsjahres drastisch ansteigen werden sowie die Steuereinnahmen auf Grund der sich drastisch verschärfenden Krise einbrechen werden.
      Es iat also realistisch, von einer Beschleunigung der staatlichen Neuverschuldung auszugehen. Nach meiner Meinung wird sich die tägliche Neuverschuldung bis Ende des Haushaltsjahres auf 7 bis 8 Milliarden Dollar erhöhen.

      Die private Verschuldung stagniert derzeit bei ca. 14 Billionen Dollar, weil die \"Sparquote\" sich erhöht hat, wenngleich sie immer noch meilenweit unter dem EU-Schnitt liegt, vom chinesischen Niveau völlig zu schweigen.

      Die Verschuldung der Wirtschaft steigt krisenbedingt stark an. Der höhere Finanzbedarf der Wirtschaft wird auf dem Kapitalmarkt kaum noch zu decken sein, da der Staat mit seinen Billionen-Anleihen den Markt quasi leersaugt.
      Im Laue des Jahres dürfte es deswegen zu einer massiven Pleitewelle in den USA kommen, weil die Refinanzierung vieler Unternehmen, die nicht vom TALF-Programm profitieren, nicht mehr gesichert ist.
      Denn es wird nicht nur zu wenig Kapital infolge des staatlichen Lerrsaugens für die Wirtschaft übrig bleiben, zusätzlich sinkt auch die Bonität vieler Unternehmen auf Grund einbrechender Umsätze und sich ausweitender Verluste dramatisch.
      Und was eine Pleitewelle, von der auch große Unternehmen betroffen sind, für die CDS-Derivate bedeutet, dürfte wohl jedem klar sein. Da kommt im Sommer eine gewaltige Lawine ins Rutschen.

      Das nenn man dann eine \"positive\" Rückkopplung.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:11:47
      Beitrag Nr. 1.794 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.747 von Maraho am 11.03.09 20:24:22Guten Tag zusammen,
      ich wollte schon früher, doch die Technik ...

      Die Zahlen o.k., die Prognosen lassen wir einmal dahingestellt...


      Wirtschaft
      Konjunkturprognosen werden immer düsterer


      Es geht noch weiter abwärts: Das Kieler Institut für Weltwirtschaft und das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut haben ihre Konjunkturprognosen für Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Die Wirtschaft befinde sich im Sog der Weltwirtschaft. Einen Lichtblick sehen die Institute zur Jahresmitte.


      HB HAMBURG. Die deutsche Wirtschaft wird nach der Erwartung renommierter Institute in diesem Jahr einen der schärfsten Einbrüche in der Nachkriegszeit erleben. Sowohl das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut als auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel erwarten einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von 3,8 Prozent beziehungsweise 3,7 Prozent. Sie nahmen mit diesen Aussagen vom Donnerstag ihre vorherigen Prognosen deutlich zurück.

      Der Einbruch der Weltkonjunktur sei markanter ausgefallen als erwartet und habe die deutsche Wirtschaft in seinen Sog gezogen, erklärte das IfW. Düster sind auch die Prognosen für den Arbeitsmarkt: Nach 3,6 Mio. Arbeitslosen 2008 steigt deren Zahl 2010 erstmals seit April 2007 wieder über die Marke von 4,0 Mio. (HWWI: 4,04; IfW: 4,25).

      Einen Lichtblick sehen die Institute zur Jahresmitte. Ausgelöst durch das staatliche Konjunkturprogramm sowie durch relativ niedrige Öl- und Rohstoffpreise soll die Produktion wieder leicht steigen, die deutsche Wirtschaft sich insgesamt stabilisieren. Nach dem Ende der Talfahrt wird sie 2010 dann allenfalls stagnieren (IfW: minus 0,1 Prozent) oder moderat wachsen (HWWI: plus 1,0 Prozent). Dennoch: „Die konjunkturellen Unwägbarkeiten bleiben immens, es überwiegen weiterhin die Abwärtsrisiken“, schrännken die HWWI-Experten ein. Weitere „Nachbeben“ im Finanzsektor würden auch die Realwirtschaft erneut nach unten ziehen.

      „Seit dem 15. September, mit dem Zusammenbruch der US- Investmentbank Lehman Brothers, ist der Stecker aus der Weltwirtschaft gezogen worden. Es fehlt ihr Saft und Dynamik“, sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar am Donnerstag in Hamburg. Die Krise sei in der deutschen Industrie voll angekommen und setze sich nun durch alle Branchen fort. Das 80 Mrd. schweren Konjunkturpaket der Bundesregierung kam nach Straubhaars Auffassung zu spät, es werde sich daher erst in der zweiten Jahreshälfte entfalten können. Davon würden dann die Binnennachfrage und die Bauwirtschaft profitieren.

      Der HWWI-Chef bezweifelt eine nachhaltige Wirkung durch die Abwrackprämie („Sie bevorteilt eine Branche“) für die Autokonjunktur. Die Branche stecke weltweit in einer Strukturkrise, das Angebot sei größer als die Nachfrage. Staatshilfen für den Autobauer Opel lehnt Straubhaar ab; wenn, dann sei es sinnvoller, den Mitarbeitern direkt zu helfen.

      Für den HWWI-Direktor gehen die USA konjunkturell schneller wieder in eine positive Richtung als andere Länder. Geld- und fiskalpolitisch hätten die USA alles gemacht, um die Wirtschaft wieder ins Fahrwasser zu bringen. Das IfW rechnet in den USA mit einem Schrumpfen des BIP um 1,9 Prozent (2009), bevor es 2010 leicht um 0,8 Prozent wachsen dürfte. Die gesamte Weltproduktion schrumpft den Angaben zufolge 2009 um 0,8 Prozent (2010: plus 2,1). „Dies wäre das schlechteste Resultat seit der Großen Depression“ in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, teilt das Institut mit.

      Um Investitionen und Konsum anzuregen, sollte die Europäische Zentralbank wie die US-Notenbank ihre Zinsen weiter Richtung „Null Prozent“ zurücknehmen, forderte Straubhaar. Als eine Konsumstütze sieht der HWWI-Direktor auch die Lohnpolitik. Moderat steigende Löhne führten zu einer Erhöhung der Realeinkommen und infolgedessen zu mehr Kaufkraft. Auch die erwartet niedrigen Inflationsraten in diesem und im nächsten Jahr von unter einem Prozent können den Konsum stützen. Das IfW: „Die Inflationsrate wird mit 0,7 Prozent (2009) so niedrig sein wie zuletzt 1999."

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…

      Danke kiska und Triakel!
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:15:59
      Beitrag Nr. 1.795 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.753.190 von Maraho am 12.03.09 15:11:47Bei all` den Prognosen, hier eine Dokumentation:

      Wachstumsprognosen: Wer was für 2009 orakelt

      Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung von Konjunkturexperten in die tiefste Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik rutschen. Unklar sind Ausmaß und Dauer des Schrumpfens. Nahezu täglich revidieren Wirtschaftsforscher derzeit ihre Prognosen nach unten, die Aussichten werden immer düsterer. Deutschland steuert damit auf das sechste Rezessionsjahr seit 1949 zu. Die bisher stärksten Einbrüche der gesamtwirtschaftlichen Leistung gab es als Folge der Ölkrise 1975 mit minus 0,9 Prozent und 1993 nach dem Ende des Einheitsbooms mit minus 0,8 Prozent. Außerdem schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1967 und 1982 im Vergleich zum Vorjahr. Ein Überblick über die wichtigsten Prognosen.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:21:26
      Beitrag Nr. 1.796 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.125 von Maraho am 12.03.09 05:48:56In Bezug.


      Hoffnungsträger
      Volkswirte zweifeln am Weltmotor China
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die globale Wirtschaft ist im freien Fall. Die Hoffnung ruht nun auf der Volksrepublik. Doch die Experten sind skeptisch: Zwar trauen sie Peking eine schnelle Erholung zu. Eine Weltrettung halten sie aber für mehr als unwahrscheinlich.


      China könnte das erste Land sein, dass sich von der weltweiten Krise erholt. Als Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft ist die Volksrepublik aber aller Voraussicht nach überfordert. Zu dieser Einschätzung kommen zahlreiche Volkswirte.

      "Ein starkes Kreditwachstum und eine Ausweitung der Geldmenge sollte dazu führen, dass Mitte des Jahres eine V-förmige Erholung einsetzt. China sollte sich damit als erstes Land unter den großen Volkswirtschaften erholen", sagt Qing Wang, Asienexperte bei Morgan Stanley. "Allerdings hängt die Stärke der Aufwärtsbewegung davon ab, wie es den Industriestaaten geht." Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Joseph Tan, Chefvolkswirt Asien bei Credit Suisse: "Der chinesischen Regierung wird es gelingen, die Wirtschaft wieder in die Spur zu bringen. Allerdings befindet sich die Volksrepublik in einem 'Hilf-dir-selbst-Modus' und kurbelt vor allem Investitionen in die Infrastruktur an."

      Das Argument der Experten: Die von der Regierung angeschobenen Investitionen reichen nicht aus, um den Rückgang der privaten Nachfrage im Land völlig aufzufangen. Beispiel Stahlnachfrage: "Der private Sektor war der Haupttreiber der Stahlnachfrage. Die Nachfrage hat sich dramatisch abgeschwächt. Das Regierungsprogramm ist zwar enorm, reicht aber nicht aus, um den Einbruch zu kompensieren", sagt Jerry Lou, Asienexperte bei Morgan Stanley. Zudem bestehe das Risiko, dass die Pleitegefahr unter chinesischen Firmen wächst - und damit die private Nachfrage weiter schwächt. "China kann sich selbst retten, aber nicht die Welt", lautet Lous These.

      Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft ist momentan eines der großen Fragezeichen. Namhafte Experten hoffen darauf, dass China der gesamten Weltwirtschaft aus der Krise hilft. "China hat die Mittel, um eine schnelle Erholung einzuleiten", sagt Jeffrey Sachs, ein Berater von Uno-Generalsekretär Bank Ki Moon. "Ich hoffe, dass China die Welt als erstes aus der Krise führen kann." Sachs' Optimismus wird aber - wie die Kommentare zahlreicher Volkswirte belegen - nicht mehrheitlich geteilt: Zwar rechnen die Experten mit einer baldigen Erholung, ein großer Impuls für die globale Ökonomie halten sie aber für unwahrscheinlich.

      Zweistellige Wachstumsraten gehören in China der Vergangenheit an: Im vierten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik auf das Jahr hochgerechnet nur um 6,8 Prozent. Premierminister Wen Jiabao versucht, mit einem 4000 Mrd. Yuan (465 Mrd. $) großen Konjunkturpaket gegenzusteuern. Peking strebt eine Wachstumsrate von acht Prozent an. Der Internationale Währungsfonds ist deutlich pessimistischer und geht für 2009 von einem Wachstum von 6,7 Prozent aus - das wäre der kleinste seit 1990.

      Die Konjunkturzahlen Chinas für das Jahr 2009 sind durchwachsen. Die Ausfuhren gingen im Februar um 25,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Das gesamte Außenhandelsvolumen fiel um 24,9 Prozent auf mehr als 125 Mrd. $. Am Donnerstag veröffentlichte Statistiken ergänzten das Bild: Die Industrieproduktion legte in den ersten zwei Monaten des Jahres um 3,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Im Dezember hatte das Plus bei 5,7 Prozent gelegen. Die Einzelhandelsumsätze kletterten im Januar und Februar um 15,2 Prozent, im Dezember hatte der Zuwachs 19 Prozent betragen.

      Volkswirte interpretieren die Daten so: Einerseits sind die Exporte im freien Fall, andererseits zeigt das Konjunkturpaket der Regierung erste Wirkung und stützt die Binnennachfrage: "Während die schwere Rezession die Ausfuhren des Landes belasten, sollten die Bemühungen der Regierung den Abschwung abfedern und die Binnennachfrage stützen", sagt Grace Ng, Analystin bei JP Morgan. Anzeichen gebe es bereits: So seien die Investitionen in die Transportinfrastruktur, die Zementindustrie und in der Landwirtschaft zuletzt deutlich angestiegen. "Wir sind der Meinung, dass das chinesische BIP-Wachstum im vierten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht hat und im laufenden Quartal leicht ansteigt."

      Banken erhöhen Risikovorsorge gegen Problemkredite

      Unterstützt werden könnte die Erholung durch ein starkes Wachstum der Kreditvergabe und der Geldmenge. Die Regierung hält die Banken an, die Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte deutlich auszuweiten. Die Geldmenge M2 kletterte im Februar um 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

      Die aggressiven Vorgaben gehen einher mit steigenden Ausfallrisiken. Ein Zuwachs an faulen Krediten und Verschwendung von öffentlichen Geldern sei eine Gefahr, sagt Jing Ulrich, Aktienstratege China bei JP Morgan. Aus Sicht der Ratingagentur Fitch seien Kreditausfälle das größte Risiko für den Bankensektor des Landes. Nach Angaben der Zentralbank ist der Anteil der Problemkredite an den ausstehenden Darlehen aber noch gering. Ende Dezember lag die offizielle Quote bei 2,45 Prozent. Erste Vorkehrungen werden aber trotzdem getroffen: Die chinesische Bankenaufsicht fordert die Geldhäuser des Landes auf, die Risikovorsorge von derzeit 130 auf 150 Prozent der Problemkredite zu erhöhen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Hoffnungstr%E4ger…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:35:24
      Beitrag Nr. 1.797 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.753.306 von Maraho am 12.03.09 15:21:26Da es so gut passt ...

      Interessant ist der letzte Absatz!

      Importe auf Rekordhoch
      Chinesen bunkern Rohstoffe
      von Christian Kirchner und Doris Grass (Frankfurt)

      China deckt sich wieder stark mit Rohstoffen ein. Beobachter führen den zuletzt kräftigen Anstieg des Frachtratenindex Baltic Dry vor allem auf die Nachfrage aus der Volksrepublik nach Eisenerz und Kupfer zurück.


      Die Importe beider Rohstoffe kletterten im Februar auf Rekordwerte, wie am Mittwoch, veröffentlichte Daten belegen. Damit zeigt nicht nur das rund 480 Mrd. Euro teure chinesische Konjunkturprogramm Wirkung. China nutzt zudem die zuletzt stark gesunkenen Rohstoffpreise, um seine geostrategische Position zu stärken. "China hat stets den Aufbau von strategischen Reserven im Blick. Darauf deutet auch hin, dass in den vergangenen Wochen Kupfer aus den Lagerhäusern der Londoner Metal Exchange in die Lagerhäuser der Shanghai Futures Exchange verschoben wurde", sagt Thomas Benedix, Portfoliomanager von Tiberius Asset Management. Zudem seien die stark gestiegenen Importe und Frachtraten ein Hinweis auf das hohe Maß an Optimismus bei den Chinesen.

      Der Baltic Dry Index gilt als wichtiger Frühindikator für die Weltwirtschaft, da mehr als 90 Prozent des Welthandels über die Schifffahrt abgewickelt werden. Er bildet die Entwicklung von Frachtraten für Schüttgüter wie Erz, Kohle oder Getreide auf den wichtigsten Seerouten der Welt ab. Nach einem Rekordhoch bei 11.800 Punkten im Mai 2008 brach der Index um 94 Prozent ein. Seit Anfang Dezember hat sich der Index indes wieder auf zuletzt 2271 Punkte verdreifacht. Seit Monatsbeginn ist er an acht von neun Handelstagen gestiegen.

      Die Importe von Eisenerz nach China sind im Februar gegenüber dem Vormonat um 22 Prozent auf den Rekordwert von 46,7 Millionen Tonnen gestiegen, wie aus den am Mittwoch vorgelegten Daten hervorgeht. Darin drückt sich die wieder zunehmende Stahlproduktion aus. Auch die Kupferimporte kletterten im Februar nach Angaben des chinesischen Zolls von am Mittwoch zum Vormonat um 42 Prozent auf 329.000 Tonnen. Das ist nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg das höchste Niveau seit 2003.

      "China füllt seine Lagerbestände auf. Aber auch das chinesische Konjunkturprogramm zeigt offenbar eine erste Wirkung und sorgt für einen Nachfrageschub", sagt Tiberius-Experte Benedix. Im Blickpunkt des chinesischen Konjunkturprogramms stehen Investitionen in die Infrastruktur. Sie sind besonders rohstoffintensiv.

      Laut Simon Collins, Generaldirektor der Handelsfirma Trafigura Trading Shanghai, könnte China in diesem Jahr seine Kupferkäufe um mehr als ein Drittel auf zwei Millionen Tonnen erhöhen. Am Mittwoch verschreckte zwar der Januar-Rückgang des chinesischen Handelsbilanzüberschusses von 39 auf 5 Mrd. $ die Anleger und ließ den Kupferpreis in London um 2,2 Prozent auf 3639 $ je Tonne absacken. Seit Mitte Februar ist der Kupferpreis dennoch um knapp 20 Prozent gestiegen. "China nutzt derzeit die günstigen Preise", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Er hält diesen Effekt jedoch nicht für nachhaltig.

      Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, geht in seiner Analyse der Lage am Rohstoffmarkt sogar noch einen Schritt weiter: "Mit den jüngst wieder stark gestiegenen Rohstoffimporten von Kohle, Erz und Öl will China nicht nur seine Produktion sichern", sagte er. Die Volksrepublik, die dank ihrer hohen Reserven in Dollar und amerikanischen Staatsanleihen der größte Gläubiger der USA ist, könne sich mit einer Investition in reale Werte auch für das kaum denkbare Szenario einer Währungsreform in den USA rüsten.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:37:46
      Beitrag Nr. 1.798 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.753.190 von Maraho am 12.03.09 15:11:47Noch etwas hierzu ...

      Industrieproduktion
      Firmen treten auf die Bremse
      von Ludwig Heinz

      Die Weltkonjunktur kühlt sich kräftig ab und mit ihr das Geschäft der exportorientierten deutschen Industrie. Die Unternehmen reagieren auf die nachlassende Güternachfrage mit kräftigen Produktionskürzungen.

      Von Dezember bis Januar sank die Menge hergestellter Waren wesentlich stärker als vom Markt erwartet. Gerechnet hatten Analysten mit einem Rückgang um drei Prozent von Dezember bis Januar, gemeldet wurde ein Minus von 7,5 Prozent. Im Vormonat hatten die Betriebe ihre Produktion bereits um 4,6 Prozent gekürzt. Das Niveau des Vorjahres wurde im Januar um 15,3 Prozent unterschritten.

      Von den industriellen Hauptgruppen waren die konjunkturabhängigen Bereiche Vorleistungen (wie Chemie und Stahl) sowie Investitionsgüter (Maschinen, Elektrotechnik, Automobil) besonders stark betroffen.

      An Vorleistungsprodukten wurden 8,1 Prozent weniger hergestellt, an Investitionsgütern sogar 12,3 Prozent weniger. Relativ gut hielten sich Konsumgüterproduzenten mit einem Minus von lediglich 0,4 Prozent.

      Im Zweimonatsvergleich (Dezember/Januar gegenüber Oktober/November) - der weniger anfällig für Zufallsschwankungen ist - nahm die Erzeugung um 9,4 Prozent ab. Auch hier ist der Rückgang bei Vorleistungen mit 15,5 Prozent und Investitionsgütern mit 10,5 Prozent am größten.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Industrieprodukti…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:44:25
      Beitrag Nr. 1.799 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.747 von Maraho am 11.03.09 20:24:22In Bezug.

      Ein Interview ...
      \"Eingreifen, bevor alle Dämme brechen\"
      Von Matthias Kaufmann

      Die Entwicklung der deutschen Auftragseingänge ist katastrophal. Daraus schließt UN-Ökonom Heiner Flassbeck, dass die deutsche Wirtschaft noch schneller abstürzt als befürchtet. Im Interview mit manager-magazin.de fordert er: Ein drittes Konjunkturpaket muss kommen, schneller und umfangreicher als alle bisherigen.


      mm.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Auftragseingänge, die das Statistische Bundesamt gestern veröffentlicht hat? Im Vergleich mit 2005 ist der Wert auf rund 81 Prozent gesunken, im Frühjahr 2008 lag der Vergleichswert noch bei 123 Prozent.

      Flassbeck: Die Entwicklung ist katastrophal. Die deutsche Wirtschaft geht in den freien Fall über. Ich war schon vor der Veröffentlichung dieser Zahlen recht pessimistisch. Trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde. Allein im Maschinenbau hat sich die Zahl der Auftragseingänge in den vergangenen sechs Monaten fast halbiert. Alle Rechnungen, die in Deutschland über die Wirtschaftsleistung dieses Jahres angestellt wurden, müssen nach unten korrigiert werden.

      mm.de: Hat diese eine statistische Größe wirklich eine solche Bedeutung?

      Flassbeck: Aber ja, die Zahl der Auftragseingänge ist einer der besten Indikatoren, die wir kennen. Wir bekommen damit ein verlässliches Bild der Industrieentwicklung der kommenden zwei bis drei Monate.

      mm.de: Welche Schlüsse ziehen Sie also aus den Daten?

      Flassbeck: Das erste Quartal 2009 müssen wir abschreiben. Und auch im zweiten Quartal ist nicht damit zu rechnen, dass der Tiefpunkt erreicht werden wird.

      mm.de: Was empfehlen Sie als Gegenmittel?

      Flassbeck: Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung reichen nicht aus. Sie muss so bald wie möglich ein drittes Konjunkturpaket auflegen, und zwar schneller, als sie die ersten beiden umgesetzt hat. Der Stimulus aus dem zweiten Konjunkturpaket reicht bei weitem nicht aus, schon weil viele Maßnahmen erst im Sommer greifen. Die Steuersenkungen, die Konsumenten entlasten sollen, gelten erst ab 1. Juli.

      Besser wären rückwirkende Entlastungen, die auch jetzt noch möglich sind. Ebenso könnten höhere Sozialleistungen den Konsum ankurbeln. All das würde sofort wirken. Für die Auftragseingänge wären gezielte Strukturinvestitionen förderlich, etwa in die Modernisierung der Energieerzeugung, um nur ein Beispiel zu nennen.

      mm.de: Wie bewerten Sie den bisherigen Umgang der Politik mit der Krise? Werden die richtigen Schlussfolgerungen gezogen?

      Flassbeck: Angela Merkel und Peer Steinbrück laufen der Entwicklung immer nur hinterher. Erst haben sie behauptet, es handele sich um eine Krise, die vor allem die USA betreffe. Dann hieß es, die Realwirtschaft würde nicht so stark leiden wie die Finanzmärkte. Derzeit wird uns erzählt, der Absturz der osteuropäischen Volkswirtschaften hätte nichts mit uns zu tun. Das ist grundfalsch.

      Das größte Fehlurteil war, dass Deutschland besser für die Krise gerüstet sei als andere Staaten. Das Gegenteil ist der Fall. Weil Deutschland so stark vom Export abhängig ist, spüren wir jeden Schlag, den unsere Abnehmerstaaten einstecken müssen.

      Die Bundeskanzlerin hat gesagt, die bisherigen Konjunkturmaßnahmen sollen eine Brücke bauen, hin zum nächsten Aufschwung. Es ist wichtig, dass sie nun erkennt, dass solch eine Brücke nirgendwo hinführt. Wenn die Politik nicht selbst für den nächsten Aufschwung sorgt, wird er sehr lange auf sich warten lassen.

      mm.de: Ist nicht bedenklich, wie stark der Staat schon jetzt in das Wirtschaftsgeschehen eingreift?

      Flassbeck: Natürlich ist das nicht schön, aber es muss uns egal sein, solange die Krise andauert. Es führt nicht weiter, sich jetzt den Kopf über philosophische Fragen der Ordnungspolitik zu zerbrechen.

      mm.de: Was ist mit dem Schuldenberg, den wir nun anhäufen?

      Flassbeck: Das Defizit ist augenblicklich nicht unser größtes Problem, so schwer wir uns mit dieser Haltung vielleicht tun. Die USA können hier als Vorbild dienen. Dort ist man bereit, zur Wirtschaftsrettung ein Defizit von über 12 Prozent in Kauf zu nehmen. In Deutschland krebsen wir immer noch bei 3 bis 4 Prozent herum. Die Regierung muss eingreifen, bevor alle Dämme brechen. Denn dann wird es noch viel teurer.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 15:57:52
      Beitrag Nr. 1.800 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Für die Interessierten an diesem Thema ...

      Obamas Kampf gegen Lobbyisten - und Ausnahmen
      Reichlich Parteispenden aus der Finanzbranche

      Eine aktuelle Studie der US-amerikanischen Organisation Wall Street Watch legt detailliert dar, wie sich die amerikanische Finanzindustrie in den letzten zehn Jahren systematisch politischen Einfluss in Washington gekauft und so auf Deregulierung gepocht und Regulierung verhindert hat. Von 1998 bis 2008 flossen 1,725 Mrd. Dollar an beide politischen Parteien, meist in Form der oft den Wahlkampf entscheidenden „campaign contributions“. Weitere 3,4 Mrd. Dollar wurden für direkte Lobbyingmaßnahmen aufgewendet. Im Jahr 2007 allein schwirrten laut Wall Street Watch an die 3000 Lobbyisten im Auftrag der Finanzindustrie um die 540 Kongressabgeordneten und 100 Senatoren. Besonders in der Krise gibt die Finanzbranche viel Geld aus, um die Reaktionen der Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen. In unserem Blogeintrag vom 4. Februar zeigten wir bereits, dass die Lobbyingausgaben von Hedgefonds 2008 rasant gestiegen sind.

      Dass es aus den USA so umfangreiche (wenn auch zweifellos erschreckende) Daten gibt, verdanken wir dem verpflichtenden Lobbyistenregister dort. Wie viel sich die hiesige Finanzindustrie ihre Lobbying-Bemühungen kosten lässt, liegt hingegen im Dunkeln. Auch das freiwillige Lobbyregister der EU-Kommission bringt keine Klarheit, wie unsere Partner vom Corporate Europe Observatory (CEO) in einer Auswertung der Einträge der Finanzbranche zeigen: Nur ein kleiner Teil der Banken und Finanzdienstleister hat sich überhaupt registriert (pdf). Viele große Player wie Barclays, Citibank, Deutsche Bank, Dresdener Bank, Fortis, Mastercard oder Visa fehlen, obwohl sie sicherlich auf Lobbyarbeit in Brüssel nicht verzichten.

      Als grober Anhaltspunkt für das Engagement der Finanzbranche können für Deutschland nur die Großspenden an die Parteien dienen - und diese flossen auch im vergangenen Jahr üppig. Oskar Lafontaine (DIE LINKE) warf den restlichen Parteien deshalb Befangenheit vor. (Plenardebatte zum Antrag der LINKEN, einen Untersuchungsausschuss zum Fall HypoReal Estate einzurichten)

      Ein Blick in die zeitnah zu veröffentlichenden Parteispenden über 50.000 Euro zeigt, dass im vergangenen Jahr die meisten Großspenden an die deutschen Parteien von Banken und Versicherern kamen. Allein die Deutsche Bank überwies 2008 je 200.000 Euro an die CDU und die FDP, 100.000 Euro gingen an die SPD. Die Commerzbank bedachte CDU und SPD mit jeweils 100.000 Euro. Vom Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim flossen je 100.000 Euro an CDU und FDP, an beide gingen auch jeweils 100.000 Euro von der Allfinanz Vermögensberatung. Das Hamburger Bankhaus Berenberg spendete 100.000 Euro an die CDU und der Allianz-Konzern je 60.000 Euro an CDU, CSU, SPD und Grüne, die FDP bekam 50.000 Euro. DIE LINKE ging komplett leer aus.

      Quelle und weiterführend: http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2009/03/reichlich-…

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 17:31:10
      Beitrag Nr. 1.801 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.750.139 von Maraho am 12.03.09 06:18:55Eine Beurteilung ...

      Umfrage
      Ökonomen geben Obama schlechte Noten

      Ihre Bemühungen zur Wiederbelebung der weltgrößten Volkswirtschaft kommen bei Experten nicht gut an: US-Präsident Barack Obama und Finanzminister Timothy Geithner erhielten von Wirtschaftswissenschaftlern für ihr bisheriges Krisenmanagament schlechte Noten.


      HB BANGALORE. Durchschnittlich gaben in einer Umfrage des „Wall Street Journal“ die 49 befragten Experten Präsident Barack Obama 59 von 100 möglichen Punkten, Geithner kam auf 51. Der Finanzminister liegt damit in der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage noch unter den Werten, die sein Vorgänger Henry Paulson im Januar erreichte (57 Punkte).

      Als Hauptkritikpunkt an der Regierung wurden Verzögerungen bei wichtigen Elementen des Bankenrettungsplans angeführt.

      Vor der Amtsübernahme Obamas im Dezember seien noch drei Viertel der Befragten davon ausgegangen, dass das Wirtschaftsteam der neuen Regierung besser sei als das aus dem Amt scheidende, hieß es in dem Bericht weiter. Im Schnitt rechneten die Experten mit einem Ende des Wirtschaftsabschwungs im Oktober. In der vorangegangenen Umfrage hatten sie das Ende für August vorhergesagt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/oekonomen-…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 17:49:40
      Beitrag Nr. 1.802 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.572 von Maraho am 01.03.09 11:13:06USA
      Wie 400 Mann den US-Versicherer AIG zu Fall brachten
      Andreas Henry (New York), Stefani Hergert, Wilfried Eckl-Dorna

      AIG war einmal der weltgrößte Versicherer. Nun ist das Unternehmen eine Riesenlast für die US-Steuerzahler. Wie eine 400-Mann-Abteilung AIG in den Untergang reißen konnte – und warum der Staat ihn am Leben hält.


      Einst war AIG der größte und mächtigste Versicherer der Welt, vergangene Woche verkündete er den höchsten Jahresverlust, den je ein Unternehmen in den Büchern hatte. Eine kleine interne Abteilung fällte den Konzern mit weltweit 116.000 Mitarbeitern fast im Alleingang. Nur der Staat hält ihn noch am Leben – weil sonst ein weltweiter Finanzkollaps droht. Wie konnte ein Versicherer mit Prämieneinnahmen von mehr als 80 Milliarden Dollar ein Minus von fast 100 Milliarden Dollar einfahren? Offenbar kein Problem, wenn man konservative Geschäftsstrategien komplett ignoriert.

      Mit mehr als 40 Milliarden Dollar fiel ein Großteil der Verluste aus dem vergangenen Jahr bei AIG Financial Products (AIGFP) an. Die Spezialisten in London schlossen Wetten darauf ab, dass Kredite nicht ausfallen. Die kleine Truppe mit zuletzt weniger als 400 Leuten häufte Berge von Risiken mit Derivaten auf, hauptsächlich mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS). Bei diesen Absicherungen zahlte etwa eine Bank der AIG eine regelmäßige Prämie. Im Gegenzug stand die Versicherung für Verluste der Bank aus einem bestimmten Bündel an Krediten gerade oder auch aus Finanzinstrumenten, die aus verschiedenen Krediten zusammengebastelt wurden.

      In normalen Zeiten lassen sich die Ausfallquoten für solche Kredite relativ gut berechnen, und das Risiko für den Garantiegeber ist begrenzt. In einer Finanz- und Kreditkrise von der Dimension, wie sie durch die Ausfälle bei schlecht besicherten Hypotheken-Darlehen ausgelöst wurde, schossen die Verluste jedoch durchs Dach.

      In den letzten Monaten 2008 verloren Kreditportfolios von Banken weltweit nochmals dramatisch an Wert. Mit 493 Milliarden Dollar steckte die AIGFP noch Ende September bis über beide Ohren in Kreditderivaten. Bis Ende Dezember wurde diese immer noch kritische Position unter heftigen Verlusten auf 390 Milliarden Dollar reduziert.

      Verluste von 44,3 Milliarden Dollar realisierte auch die Lebensversicherung. Milliarden an Kundengeldern legt sie an den Finanzmärkten an, in Aktien, Staatsanleihen – und auch in Derivaten. Die Fehleinschätzungen der Spezialtruppe AIGFP im Hinblick auf die Entwicklung der Kredit- und Immobilienmärkte infizierte offenbar auch diese Sparte. Auf viele Anlagen musste sie 2008 hohe Summen abschreiben.

      Fünf Milliarden Dollar verlor die Sachversicherungs-Sparte – nicht nur durch Verluste an den Kapitalmärkten. Auch wegen zahlreicher Naturkatastrophen musste AIG mehr für Schäden und die eigene Verwaltung ausgeben, als an Prämien eingenommen wurde. Die Schaden-Kosten-Quote kletterte steil um 19 Prozentpunkte auf 109 Prozent.

      Neun Milliarden Miese musste die Vermögensverwaltung beichten. AIG hat offenbar nicht nur Kreditbündel oder aus Krediten gebastelte Papiere abgesichert, sondern auch mit ihnen gehandelt. Die Vermögensverwalter haben mit ihrer Anlagestrategie Milliarden verbrannt.

      Kapitalspritzen von 180 Milliarden Dollar für AIG

      Der amerikanische Staat pumpt 180 Milliarden Dollar in den Versicherer. „Wir hatten keine Wahl“, verteidigte Notenbank-Chef Ben Bernanke am Dienstag vergangener Woche die Rettungsaktionen, ein „Zusammenbruch von AIG hätte Schockwellen durch das Finanzsystem gesendet“.

      Hätte man AIG untergehen lassen, so die düstere Prognose, hätte es einen unkontrollierbaren Dominoeffekt gegeben. Denn die AIG hatte weltweit mehr als 100.000 Geschäftspartner, die auf ihre Solvenz vertrauten, darunter fast alle Großunternehmen der USA. Viele davon wären ins Schleudern geraten und hätten möglicherweise sogar Insolvenz anmelden müssen, wenn AIG als Garant ausgefallen wäre.

      Verluste potenzierten sich mit hohem Tempo

      Aber AIG war vor allem ein Geschäftspartner und signifikanter Garantiegeber für einige der wichtigsten Finanzinstitute der USA, die ihre Bilanzen mit Kreditvergaben gigantisch aufgeblasen hatten. Dort dachte man, das Risiko im Griff zu haben. Denn es gab da ja die kleine und praktisch unter keiner staatlichen Aufsicht stehende AIGFP. Die versicherte immer größere und riskantere Kreditpakete. Mit dem Platzen der Immobilienblase potenzierten sich dort die Verluste mit hohem Tempo.

      Banken wurden von AIG-Kollaps überrascht

      Banken konnten sich bei AIG zwar Schutz vor Verlusten kaufen. Dass sich der Konzern dabei jedoch gewaltig übernahm, die Risiken total unterschätzte und sich so an den Rand des Kollaps manövrierte, kam auch für sie überraschend. Plötzlich mussten sie fürchten, dass sich der Schutz gegen Kreditmarktverluste bei einem AIG-Konkurs als wertlos herausstellen würde. Sie hätten die Verluste dann schultern müssen. Selbst Edward Liddy, der den Posten des AIG-Chefs nach der ersten Rettungsrunde im Herbst übernommen hat, räumt ein, dass viel von den Staatshilfen an AIG wie ein durchlaufender Posten an andere Finanzinstitutionen weitergereicht wurde. Nun werden Forderungen drängender, die Namen der Banken zu veröffentlichen.

      Ein AIG-Zusammenbruch hätte besonders für europäische Banken dramatische Folgen. Eine Fußnote im Jahresbericht zeigt das Risiko. Danach haben „Finanzinstitute, hauptsächlich in Europa“, Garantien im Wert von 234 Milliarden Dollar von AIG bekommen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/wie-400-mann-den-us-v…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 18:22:15
      Beitrag Nr. 1.803 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.753.190 von Maraho am 12.03.09 15:11:47Dies ist bisher (noch) kein Thema ...

      Sozialkonflikte
      »Die Wohlhabenden grenzen sich ab«

      Der Sozialforscher Berthold Vogel glaubt, dass 2009 ein Jahr der Verteilungskämpfe in Deutschland wird: Besitzstandswahrer gegen Krisenverlierer


      DIE ZEIT: Herr Professor Vogel, fürchten Sie im Krisenjahr 2009 eigentlich schon um Ihren Job?

      Berthold Vogel: Ich mache mir im Augenblick keine großen Sorgen. Nach meinem Eindruck hält sich in den akademischen Milieus die soziale Nervosität in Grenzen…

      ZEIT: …so ist das in Deutschland: Alle reden von der Krise und von sozialen Absturzsorgen, aber ein großer Teil der Mittelschicht ist in Wahrheit kaum gefährdet.

      Vogel: Ja, ein Teil dieser Ängste entbehrt der Grundlage. Doch wegen der Krise reicht die Drohung des Jobverlusts schon in die Kernbelegschaften hinein – bei industriellen Großbetrieben, bei mittelständischen Zulieferfirmen, ja, selbst bei unternehmensnahen Dienstleistern wie der Werbewirtschaft. Mittelfristig wird auch der öffentliche Sektor noch stärker bei Personal und Leistung sparen müssen, um die galoppierende Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Die Ersten, die jetzt die realwirtschaftlichen Folgen zu spüren bekommen, sind allerdings die Randbelegschaften, also vor allem Leiharbeitskräfte und befristet Beschäftigte. Sie sind der Krisenpuffer.

      ZEIT: Dass es heute so viele befristete Arbeitsverhältnisse gibt, war ja mal als Programm für mehr Jobs gedacht…

      Vogel: Ja, es war die gleiche Logik, die auch zum Abbau vieler sozialstaatlicher Absicherungen geführt hat – dass man andere Motivationsstrukturen schaffen müsse. Dass man nur dann Leistung erwarten könne, wenn es eine permanente Verunsicherung gebe. Dahinter steckt ein problematisches Menschenbild.

      ZEIT: Das sich weshalb durchsetzte?

      Vogel: Im langen Aufschwung entstanden überall in Europa Aufsteigergesellschaften. Und die haben diese Mentalität permanenter Unruhe. Nach dem Motto: Ich muss ständig an mir arbeiten, um nach vorne zu kommen!

      ZEIT: Sie halten das für ein schlechtes Rezept im Abschwungjahr 2009?

      Vogel: Zumindest ist die brisante Frage: Was geschieht, wenn sich die Aufsteigergesellschaft in eine Absteigergesellschaft verwandelt?

      ZEIT: Eine Vermutung lautet ja: Der Ruf nach dem Staat und ganz besonders dem Wohlfahrtsstaat im Stil der 1970er Jahre kehrt zurück.

      Vogel: Ich kann mir das kaum vorstellen. Im Vergleich zu den 1970er Jahren fehlen Personal und Geld – und es fehlen die passende kollektive Mentalität und die Legitimation für Politik und Wirtschaft. Schauen Sie sich doch die Krisendebatte in diesem Wahljahr an: Da geht es um das richtige Ausmaß der Steuersenkungen bei gleichzeitiger Hyperverschuldung, also um eine weitere Beschneidung der öffentlichen Ressourcen.

      ZEIT: Es kann aber auch anders kommen. Historisch gesehen – in den siebziger Jahren in Deutschland oder auch im amerikanischen New Deal der Dreißiger –, wurde die Rolle des Staates rapide und auf Dauer ausgeweitet. Warum soll das in der jetzigen Krise keine Möglichkeit sein?

      Vogel: Ich glaube schon, dass die Gesellschaft im Augenblick staatsbedürftig ist. Nur kann der Staat die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen: den gesellschaftlichen Zusammenhalt retten, dank kluger Investitionen neue Aufstiegsperspektiven bieten und dann noch eine dauerhafte Wohlstandsabsicherung betreiben. Nicht nur die Linkspartei geht ja mit einer solchen Ideologie ins Rennen: Wir brauchen bloß unseren alten Staat wieder ins Recht zu setzen, dann kommen wir wieder zu mehr Aufstieg, mehr Wohlstand. Doch die wahre Frage ist schwieriger: Wie kann man eine Gesellschaft gestalten, wenn die alten Wachstumsbranchen wegbrechen und die alten Wachstumspfade versperrt sind? Vielleicht lautet die Frage sogar: Wie kann man jenseits von ökonomischen Evolutionsvorstellungen gesellschaftliches Wohl erreichen?

      ZEIT: Erst mal gibt es eine viel vertrautere Debatte: Verteilungskämpfe. Sie behaupten in Ihrem neuen Buch, dass die deutsche Mittelschicht im Augenblick ihre Staatsbedürftigkeit neu entdecke.

      Vogel: Ja, was wir heute als Mittelklasse beschreiben, ist im Grunde durch den Staat entstanden. Erstens durch die Ausweitung des öffentlichen Dienstes, was Jobs für Verwalter, Erzieher und andere bedeutete. Zweitens, indem die industrielle Arbeitswelt mittels Konjunkturpolitik, Investitionslenkung und Subventionspolitik gestaltet wurde. Drittens durch die Bereitstellung von Bildung, einer einkommensabhängigen Arbeitslosenversicherung, Eigenheimzulagen und dergleichen mehr. Folglich wird es die Mitte besonders spüren, dass der Staat geschwächt ist.

      ZEIT: Das widerspricht deutlich dem Selbstbild dieser Bevölkerungsschichten.

      Vogel: Natürlich. In diesen Milieus wird oft sogar mit einer gewissen Frivolität über den Staat gesprochen. Sie haben zur öffentlichen Entwertung des Staats beigetragen, durch Bürokratiekritik, Beamtenschelte und Steuerspartricks als Volkssport.

      ZEIT: Dann reiben wir uns doch die Hände und sagen: Das geschieht ihnen recht!

      Vogel: Die Frage ist nur: Was bedeutet das für das gesellschaftliche Klima? Im Gegensatz zu den öffentlichen Beschwörungen von mehr Solidarität, die man jetzt überall hört, wachsen ja in Wirklichkeit schon die Wohlstandsressentiments. Da entsteht also eine antisolidarische Haltung, in der sich das Recht des Stärkeren statt des Prinzips gegenseitiger Verantwortung durchzusetzen droht. Die öffentliche Debatte um Opel passt hier aktuell sehr gut – um Solidarität geht es dabei am allerwenigsten.

      ZEIT: Ist das Antisolidarische nicht vorübergehend, bis es wirtschaftlich wieder bergauf geht?

      Vogel: Nein, denn ich glaube auch, dass wir uns in einem grundsätzlicheren Umbruch befinden. In Deutschland ist ein spezifisches Wirtschaftsmodell am Ende, in dem der Wohlstand wesentlich auf der Automobilität beruht. Die industrielle Produktion muss sich auf andere Güter, andere Ressourcen konzentrieren. Dieser Wandel betrifft einen Gutteil der Arbeitsplätze, die bisher auch einen festen Ort in einem stabilen sozialen System bedeutet haben.

      ZEIT: So viel zur Mittelschicht. Aber wird es nicht den Langzeitarbeitslosen, den Kindern armer Eltern, den Rentnern noch viel schlimmer ergehen?

      Vogel: Auf jeden Fall. Neu ist indes, dass es jetzt nicht nur um die Randlagen geht, sondern auch um neue Prekarität in der Mitte. Und mehr noch: In den Verteilungskämpfen, die uns jetzt drohen, werden sich Ressentiments verstärkt gegen genau die bedrohten Gruppen richten.

      ZEIT: Sie meinen, ausgerechnet in der Krise wird jetzt auf faule Arbeitslose und moralisch zweifelhafte Sozialhilfeempfänger geschimpft werden?

      Vogel: Möglich. Diejenigen, die noch etwas besitzen, werden alles tun, um sich von diesen ärmeren Gruppen abzugrenzen – und zugleich alle Ressourcen für das eigene Milieu mobilisieren. Das ist ja im Grundsatz auch nichts Neues. Der Wohlfahrtsstaat hat den Mittelschichten schon immer mehr genützt als den Armen.

      ZEIT: Und Sie glauben, dass sich Begehrlichkeiten der Mittelschicht auch in der Krise durchsetzen?

      Vogel: Ja. Schauen Sie sich doch die politischen Parteien an, die fast allesamt »Die Mitte« auf ihre Plakate schreiben. Die Sichtweise der Politik ist oft: Die da oben können sich selber helfen, die da unten sind etwas schwierige Gesellen, vielleicht auch moralisch gesehen, aber die Mitte ist der große Integrator, der den ganzen Laden zusammenhält. Für diese Gruppe wird vor allem Politik gemacht.

      ZEIT: Weil das ganze Land sich schlechter fühlt, wenn es dieser Schicht schlechter geht?

      Vogel: Wir reden von einer sehr großen Bevölkerungsgruppe und zugleich von einem prägenden Milieu. Ich sage hier nicht das drohende Auseinanderbrechen, die definitive Spaltung der Gesellschaft oder das Verschwinden der Mittelklasse voraus. Aber: Wenn die Menschen in der Mitte der Gesellschaft frustriert werden, wenn sie sich ihrer Privilegien oder Aufstiegsmöglichkeiten beraubt fühlen – dann steckt da viel sozialer Sprengstoff drin.

      Das Gespräch führte Thomas Fischermann

      Berthold Vogel lehrt am Hamburger Institut für Sozialforschung und an der Universität St. Gallen. Zum Jahresbeginn ist sein Buch »Wohlstandskonflikte« erschienen

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/12/Interview-Vogel?page=1
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 18:37:05
      Beitrag Nr. 1.804 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.501 von Maraho am 10.03.09 19:58:53Ein weiteres Interview.
      Diesmal zum Thema:

      "Lieber Gründern helfen als Opel stützen"

      Die Ideen junger Unternehmer erneuern die Wirtschaft. Die Politik sollte sie fördern, statt Altindustrien zu retten, sagt Gründungsforscher Rolf Sternberg. Ein Interview


      ZEIT ONLINE: Herr Sternberg, die Bundesregierung stützt die Banken, gibt Milliarden zur Stabilisierung der Konjunktur und debattiert über die Frage, ob Opel mit weiteren Milliarden geholfen werden soll. Wäre es nicht besser, mit dem Geld junge Unternehmen oder Firmengründer zu fördern?

      Rolf Sternberg: Es wäre besser. Unternehmen werden häufiger in jungen Branchen gegründet als in alten Industrien, und junge Branchen haben ein höheres Wachstumspotenzial als etablierte Wirtschaftszweige. Damit ergibt eine Förderung der Jungen mehr Sinn als die Stabilisierung der Alten.

      ZEIT ONLINE: Welche jungen Branchen sind denn besonders wachstumsstark?

      Sternberg: Zum Beispiel die Biotechnologie oder bestimmte unternehmensorientierte Dienstleistungen, etwa Finanzierer. In der gegenwärtigen Krise klingt das vielleicht merkwürdig, aber gerade sie wird neuen Geschäftsideen Chancen eröffnen. Junge Unternehmen können davon profitieren.

      ZEIT ONLINE: Inwiefern?

      Sternberg: Sie sind flexibler als große Firmen. Weil sie sich noch nicht an ein bestimmtes Umfeld angepasst haben, fällt es ihnen leichter, auf Rahmenbedingungen zu reagieren, die sich drastisch ändern – so wie im Moment.

      ZEIT ONLINE: Warum muss man sie dann noch politisch unterstützen?

      Sternberg: Unternehmensgründer sind im Vergleich zu etablierten Unternehmen in einigen Dingen im Nachteil. Zum Beispiel haben sie ein schlechteres Standing, wenn sie bei einer Bank einen Kredit beantragen. Das gilt gerade in der gegenwärtigen Situation. Die Politik sollte das ausgleichen, wenn auch nur über eine begrenzte Zeit hinweg.

      ZEIT ONLINE: In Deutschland gibt es im Vergleich zu anderen Ländern schon viele Förderprogramme. Brauchen wir noch mehr davon?

      Sternberg: Nein. Es geht um eine bessere Fokussierung. Die vorhandenen Programme müssen sichtbarer werden. In jeder großstädtischen Region gibt es mehrere Institutionen, die Unternehmensgründer unterstützen. Statt ihre Arbeit aufeinander abzustimmen, konkurrieren sie untereinander. Die Gründer durchschauen das Gewirr unterschiedlicher Einrichtungen nicht mehr. Sie sagen: Prinzipiell wissen wir, dass es Förderung gibt – aber wir haben keine Ahnung, wo und wie wir sie bekommen. Es wäre Aufgabe der Politik, das in den jeweiligen Regionen zu zentralisieren.

      ZEIT ONLINE: Sie sagen, junge Unternehmen erneuern eine Volkswirtschaft, weil sie Wachstum und Innovationen bringen. In Deutschland entscheiden aber besonders viele Menschen aus der Not heraus, sich selbstständig zu machen, etwa, weil sie arbeitslos sind. Oft sind das Personen ohne eine besonders gute Ausbildung. Sind deutsche Gründer wirklich besonders innovativ?

      Sternberg: Aus Notgründungen werden tatsächlich nur selten innovative Unternehmen. In Deutschland machen Hi-Tech-Firmen nur ein Prozent aller Gründungen aus. In den USA liegt der Wert höher. Tendenziell werden Chancen, die aus der Not erwachsen, hierzulande weniger gut genutzt als dort.

      ZEIT ONLINE: Woran liegt das?

      Sternberg: Das hat auch mit den unterschiedlichen Sozialsystemen zu tun. Wer in Deutschland seine Stelle verliert, fällt nicht so tief. In den USA ist der Druck viel höher. Wir hatten hierzulande nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gründerwelle, als es den Leuten nicht gut ging. Damals war die Zahl der Gründungen, bezogen auf die Einwohner, viel höher.

      ZEIT ONLINE: Die amerikanische Mentalität ist sicher auch anders als die deutsche.

      Sternberg: In den USA und manchen europäischen Ländern haben die Menschen viel mehr Unternehmergeist. Traditionelle Einwanderungsländer – zu denen Deutschland nicht gehört – haben eine viel positivere Einstellung zur Selbständigkeit generell, aber auch zu unternehmerischer Selbständigkeit und Firmengründungen. Der Staat, der für Sicherheit sorgt, ist dort weniger wichtig.

      ZEIT ONLINE: In Deutschland gibt es in den Städten mehr Gründer als auf dem Land und im Süden mehr Gründer als im Norden. Wie erklären Sie die regionalen Unterschiede?

      Sternberg: Eine Ergänzung: Im Osten gibt es weniger Gründer als im Westen. Ostdeutschland ist ein Spezialfall. Bestimmte Fähigkeiten und Einstellungen, die ein Unternehmer braucht, können sich dort erst seit Kurzem entwickeln – Risikobereitschaft zum Beispiel, unternehmerischer Ehrgeiz oder die Akzeptanz des selbstständigen Unternehmertums als gleichberechtigte Alternative zur abhängigen Erwerbstätigkeit. Hinzu kommen schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die könnten zwar prinzipiell auch Gründungen fördern. Hier aber führten sie dazu, dass insbesondere gründungsfähige Leute abwanderten.

      Dass es in Städten mehr Gründer gibt als auf dem Land, ist auch in anderen Ländern so. Hinzu kommen regionale Milieus oder regionale Identitäten. Die Tüftlermentalität in Baden-Württemberg zeigt eine andere Einstellung der Menschen dort zu Selbständigkeit und Unternehmertum, als wir es etwa in Norddeutschland sehen.

      ZEIT ONLINE: Ist es ein Zufall, dass gerade in wohlhabenden Regionen viele Unternehmen gegründet werden?

      Sternberg: Dort werden nicht mehr Firmen insgesamt gegründet, aber mehr gute Firmen. Das sind Unternehmen, die lange überleben und Arbeitsplätze schaffen. In München etwa gibt es einen scharfen Wettbewerb zwischen den Gründern. Viele scheitern. Aber wer übrigbleibt, hat sich in einem harten Umfeld gegen viele andere durchgesetzt. Er hat gute Chancen, weiter zu wachsen.

      ZEIT ONLINE: Was ist Ihre Prognose für Gründer in Deutschland – bietet die Krise ihnen gute Chancen?

      Sternberg: Im Prinzip ja, wenn der Staat die Hilfe für die alten Industrien nicht übertreibt.


      Rolf Sternberg ist Professor für Wirtschaftsgeografie an der Leibniz-Universität Hannover. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Erforschung von wissensbasierter Regionalentwicklung und Unternehmensgründungen in Deutschland.

      Die Fragen stellte Alexandra Endres
      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/11/gruender-foerdern-statt-…
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 18:43:37
      Beitrag Nr. 1.805 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.733.699 von Maraho am 10.03.09 06:31:00Ihr Wort in Gottes Ohr, Herr Minister ...

      Steinbrück: Steuern brechen wohl weniger stark als Wirtschaft ein

      Die Krise trifft nicht alle gleich: Die Steuereinnahmen könnten nach Ansicht von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück trotz der derzeit schwierigen Lage in geringerem Maße sinken als zu befürchten war.

      Derzeit breche hauptsächlich der Export ein, und auf diesen werde keine Mehrwertsteuer gezahlt, erklärte Peer Steinbrück (SPD) in der "Südwestpresse". Der Rückgang werde deshalb "möglicherweise nicht so stark wie die allgemeine Wirtschaftsentwicklung" ausfallen.

      Mit Blick auf die staatlichen Bürgschaften für angeschlagene Banken zur Bewältigung der Finanzkrise sagte Steinbrück ferner, er rechne "in diesem Jahr mit keinen Ausfällen". Die Bürgschaften würden den Bundeshaushalt deshalb 2009 voraussichtlich auch nichts kosten. (mfa/dpa)

      Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2009/03/12/2749912.xml
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 18:56:38
      Beitrag Nr. 1.806 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.443.716 von Maraho am 25.01.09 07:10:24Sie können es nicht lassen, die Amerikaner ...

      Streit um Wechselkurs
      USA drohen China mit WTO-Klage
      von Christine Mai und Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die neue US-Regierung verschärft die Gangart gegen die Volksrepublik: Nachdem Finanzminister Geithner den Chinesen eine Manipulation des Wechselkurses vorwarf, legte nun der neue Handelsbeaufragte Kirk nach.

      Ron Kirk, der neue Handelsbeauftragte, sagte am Donnerstag vor dem Senat, die Regierung prüfe, ob die chinesische Währungspolitik gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoße. Die Abgeordneten hatten den ehemaligen Bürgermeister von Dallas zuvor bestätigt. Damit flammen Sorgen wieder auf, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten könne sich verschlechtern und es könne zu verstärktem Protektionismus kommen.

      Zuvor hatte Finanzminister Timothy Geithner der Regierung in Peking Ende Januar vorgeworfen, sie manipuliere ihre Währung. Dann hatte die US-Regierung aber einen konzilianteren Kurs eingeschlagen. Dem Vernehmen nach drängte Geithner Vertreter der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) dazu, die Kritik an China zu dämpfen. Die Finanzminister veröffentlichten daraufhin nach einem Treffen Mitte Februar eine sehr mild formulierte Erklärung. Die USA, aber auch europäische Länder werfen China seit längerem immer wieder vor, den Renminbi künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu stützen.

      Krise erwischt China

      Die chinesische Wirtschaft entzieht sich nicht dem globalen Abschwung. Zweistellige Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an: Im vierten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik auf das Jahr hochgerechnet nur um 6,8 Prozent. Premierminister Wen Jiabao versucht, mit einem 4000 Mrd. Yuan (465 Mrd. $) großen Konjunkturpaket gegenzusteuern. Peking strebt eine Wachstumsrate von acht Prozent an. Der Internationale Währungsfonds ist deutlich pessimistischer und geht für 2009 von einem Wachstum von 6,7 Prozent aus - das wäre der kleinste seit 1990.

      Kirks Vorstoß birgt Risiken. Die USA sind auf China angewiesen. Der Grund: Angesichts gewaltiger Regierungsausgaben müssen die Vereinigten Staaten den Kapitalmarkt anzapfen. Marktteilnehmer gehen für dieses Jahr inzwischen von einem Emissionsvolumen des Schatzamtes von 2500 Mrd. $ aus. China ist dabei ein wichtiger Käufer.

      Präsident Barack Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen oder bestehende zu erhalten. Ein Impuls ist dringend vonnöten: Die Arbeitslosenquote befindet sich mit 8,1 Prozent auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren, seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 gingen 4,4 Millionen Stellen verloren. Die Wirtschaftsleistung sank im vierten Quartal um auf das Jahr hochgerechnet 6,2 Prozent.

      Obamas Programm kostet: Insgesamt plant der neue US-Präsident für das laufende Jahr mit Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP.

      Experten warnen Washington

      Experten sehen Versuche, China wegen vermeintlicher Manipulation vor die WTO zu zerren, allerdings skeptisch. Dieses Vorgehen setze voraus, dass Chinas Währungskurspolitik in gleichwertige Handelspolitik wie Exportsubventionen oder Importzölle übersetzt werde, schrieben die Ökonomen Robert W. Staiger und Alan O. Sykes kürzlich in einem Aufsatz.

      Selbst wenn man davon ausgehe, dass sie wirke wie eine illegaler Einfuhrzoll und eine verbotene Ausfuhrsubvention, würden sich diese beiden Effekte auf lange Sicht gegenseitig aufheben und wären daher wirkungslos. "Wir bezweifeln, dass Chinas Handelspartner überzeugend darlegen können, dass China seine WTO-Verpflichtungen durch Eingriffe in den Währungsmarkt verletzt hat", schrieben die Stanford-Professoren und warnten vor Sanktionen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Streit-um-Wechs…
      150 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:05:19
      Beitrag Nr. 1.807 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.205 von Maraho am 12.03.09 18:56:38@ Maraho,

      Streit um Wechselkurs
      USA drohen China mit WTO-Klage
      von Christine Mai und Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die neue US-Regierung verschärft die Gangart gegen die Volksrepublik: Nachdem Finanzminister Geithner den Chinesen eine Manipulation des Wechselkurses vorwarf, legte nun der neue Handelsbeaufragte Kirk nach.

      Ron Kirk, der neue Handelsbeauftragte, sagte am Donnerstag vor dem Senat, die Regierung prüfe, ob die chinesische Währungspolitik gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoße. Die Abgeordneten hatten den ehemaligen Bürgermeister von Dallas zuvor bestätigt. Damit flammen Sorgen wieder auf, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten könne sich verschlechtern und es könne zu verstärktem Protektionismus kommen.

      Zuvor hatte Finanzminister Timothy Geithner der Regierung in Peking Ende Januar vorgeworfen, sie manipuliere ihre Währung. Dann hatte die US-Regierung aber einen konzilianteren Kurs eingeschlagen. Dem Vernehmen nach drängte Geithner Vertreter der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) dazu, die Kritik an China zu dämpfen. Die Finanzminister veröffentlichten daraufhin nach einem Treffen Mitte Februar eine sehr mild formulierte Erklärung. Die USA, aber auch europäische Länder werfen China seit längerem immer wieder vor, den Renminbi künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu stützen.

      Da fragt man sich: sind die so doof die Amis oder tun sie nur so!
      In einer solchen Situation, wie dieser Jahrhundertkrise von den Chinesen zu erwarten, den Wechselkurs des yuan freizugeben und
      riesige Abschreibungen auf den Wert ihrer Dollarbestände vorzunehmen!!
      Was also steckt wirklich hinter diesen Forderungen?

      Gruß Windei
      82 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:12:11
      Beitrag Nr. 1.808 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.272 von windei am 12.03.09 19:05:19Zwei "Dumme", ein Gedanke! ;) siehe oben.
      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:17:46
      Beitrag Nr. 1.809 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.272 von windei am 12.03.09 19:05:19windei,

      es ist ein Machtkampf. Die Amerikaner wissen, das ihre Zeit abläuft. Ich bin fest davon überzeugt, daß China in Zukunft die Verhältnisse bestimmen wird. Sie hatten ja schon einmal ein Riesenreich!

      http://de.wikipedia.org/wiki/China
      82 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:21:51
      Beitrag Nr. 1.810 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.205 von Maraho am 12.03.09 18:56:38Wenn zwei sich streiten ...

      Putin wagt keine Prognose zu Ende der Wirtschaftskrise

      NOWOKUSNEZK, 12. März (RIA Novosti). Nach Ansicht des russischen Regierungschef Wladimir Putin kann niemand voraussehen, wann die Wirtschafts- und Finanzkrise ihr Ende nimmt.

      „Die Situation ist besorgniserregend, weil die Prognosen für die führenden Wirtschaften der Welt - der USA und der europäischen Staaten - davon zeugen, dass sich die Krise bei ihnen 2009 ausweiten wird“, sagte Putin am Donnerstag im sibirischen Nowokusnezk. „Deshalb wird wohl der Bedarf an den Produkten, die wir hier produzieren, höchstwahrscheinlich begrenzt sein.“

      Wie Putin versicherte, unternimmt Russland alle notwendigen Schritte, um die Finanz- und Wirtschaftskrise zu bekämpfen. „Wenn sich unsere Schritte von denen in den anderen Staaten unterscheiden, so sind das meines Erachtens positive Unterschiede beim Umfang der sozialen Bemühungen.“

      Russlands Reserven wolle Putin für die Bewältigung der Krise nicht völlig aufbrauchen: „Man muss äußerst vorsichtig handeln.“ „Was vielleicht noch wichtiger ist: Die Inflation, die bei uns ohnehin bei 13 Prozent (im Jahr) liegt, hängt unter anderem von der Geldmenge in der Wirtschaft ab… Deshalb muss der Geldumfang, den wir einwerfen, ausgeglichen sein.“

      Russland unterhalte Kontakte mit seinen Partnern im Ausland, fügte Putin hinzu. So werde Präsident Dmitri Medwedew demnächst am G20-Gipfel in London teilnehmen, der im Zeichen der Krise steht.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090312/120529847.html
      68 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:28:16
      Beitrag Nr. 1.811 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.089 von Maraho am 12.03.09 18:43:37Hauptsache, bei Steinbrück "klingelt" die Kasse ...
      Mann oh Mann ...

      Rezessionsfolgen
      Krise sprengt Haushalt der Bundesagentur
      von Axel Schrinner

      Auch andere öffentliche Kassen ächzen unter der Wirtschaftskrise. Die schwere Rezession wird für die Steuerzahler ein teueres Nachspiel haben. Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) gehen von einem rasanten Anstieg der Defizite in allen öffentlichen Haushalten aus.


      DÜSSELDORF. Die Defizitquote des Staates wird innerhalb von nur zwei Jahren von 0,1 auf 4,3 Prozent und die Schuldenquote von 64 auf 72,4 Prozent Ende 2010 steigen - der Maastricht-Vertrag sieht eine Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für das Defizit und von 60 Prozent für die Gesamtschulden vor. Zumindest für die Zinsen dürften die Steuerzahler später zur Kasse gebeten werden.

      Besonders prekär wird die Finanzlage bei Bundesagentur für Arbeit werden. Sie ist gleich doppelt von der Krise betroffen: Einerseits sinken die Beitragseinnahmen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, anderseits steigen die Leistungen drastisch an. War die Behörde lange Zeit eine Ersatzspardose der Regierung, in der rund 18 Mrd. Euro gebunkert wurden, droht der Behörde nun nächstes Jahr das Geld auszugehen. "Dieses Jahr wird die BA etwa neun Mrd. Euro Defizit machen; 2010 werden die Einnahmen rund 14 Mrd. Euro geringer als die Ausgaben sein", sagte IfW-Finanzexperte Alfred Boss dem Handelsblatt.

      Grund für diese Löcher ist die rasch ansteigende Arbeitslosigkeit. So erwartet das IfW, dass die Zahl der Arbeitslosen 2010 im Jahresschnitt mit 4,3 Millionen um rund eine Million höher sein wird, als 2008. Dieses Jahr dürften im Jahresmittel gut 3,6 Millionen Menschen einen Job suchen; das deckt sich mit Berechnungen des IAB, dem Forschungsinstitut der Arbeitsagentur.

      Zum besonderen Problem für die BA wird die Neuregelung des Bundeszuschusses an die Behörde. Seit diesem Jahr überweist Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) die knapp acht Mrd. Euro nicht mehr in zwölf gleichen Monatsraten, sondern auf einen Schlag am Jahresende nach Nürnberg. Das bringt dem Bund Zinsgewinne von einigen hundert Mio. Euro, die eigentlich der BA zustehen würden. Angesichts der prekären Finanzlage der Nürnberger Behörde wird dies aber dazu führen, dass die BA wohl spätestens im zweiten Quartal 2010 sich Geld leihen muss, um Ihren Verpflichtungen nachkommen zu können. "Die Liquiditätslücke dürfte im Jahresverlauf dann auf einen zweistelligen Milliardenbetrag an, ehe dann im Dezember das Geld vom Bund ankommt", sagte Boss. Eine BA-Sprecherin wollte sich zur Finanzlage der Behörde in 2010 nicht äußern.

      Auch die anderen Sozialkassen werden rote Zahlen schreiben, schätzen die Kieler Volkswirte: So fehlen den Rentenkassen dieses Jahr 1,7 und nächstes Jahr 6,1 Mrd. Euro. Bei den gesetzlichen Krankenkassen belaufen sich die Fehlbeträge auf eine und 4,1 Mrd. Euro.

      Ob vor allem die BA diese Fehlbeträge ohne massive Beitragserhöhungen jemals wird zurückzahlen können, scheint gegenwärtig äußerst fraglich - gut möglich, dass letztlich der Nachfolger von Steinbrück im Amt des Finanzministers dafür gerade stehen muss. Der wird freilich schon enorme Probleme haben, seine eigenen Löcher halbwegs zu stopfen, um jemals wieder auch nur in die Nähe verfassungskonformer Etats zu kommen. Dieses Jahr dürfte allein im regulären Bundesetat eine 35 Mrd. Euro große Lücke klaffen. Hinzu kommen acht unfinanzierte Mrd. Euro für den neuen Investitionsfonds und 50 Mrd. Euro für den Bankenrettungsfonds, schätzen die Kieler Volkswirte.

      Kommendes Jahr dürfte dann die Nettokreditaufnahmen des Bundes auf 58 Mrd. Euro steigen - und damit den bisherigen Rekord von Theo Waigel von gut 40 Mrd. Euro fast wie Peanuts erscheinen lassen. "Dabei ist noch gar nichts für mögliche Garantien oder Rettungen von Unternehmen berücksichtigt", betonte Boss.

      Für alle staatlichen Ebenen zum Problem werden die Steuereinnahmen. IfW-Experte Boss rechnet dieses Jahr nur noch mit 452,5 Mrd. Euro für den Staat. 2010 werden die Finanzämter dann nur noch 537,5 Mrd. Euro verbuchen können - zum Vergleich: die letzte Steuerschätzung hatte 572 und 595 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Grund sind neben der schwachen Konjunktur auch die massiven Steuersenkungen, die die Politik verabschiedet hat. Unter dem Strich werden die Steuerzahler 2009 um gut 15 Mrd. Euro, 2010 um 24 Mrd. Euro und 2011 gar um 27 Mrd. Euro entlastet. "Insgesamt ist die Finanzpolitik auf einem spürbar expansiven Kurs", sagt Boss. "Der finanzpolitische Impuls dürfte sich dieses Jahr auf 1,5 und 2010 auf fast zwei Prozent des BIP belaufen."

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/krise-spreng…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:36:58
      Beitrag Nr. 1.812 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.700 von Maraho am 21.02.09 10:08:40Bankgeheimnis:

      Morgen ist Schicksalstag für die Schweiz
      Von Olivia Kühni.

      Morgen trifft sich der Bundesrat zur Sitzung – und entscheidet wohl, wie es mit dem Bankgeheimnis weitergehen soll. Das könnte das Ende des Schweizer Sonderwegs besiegeln.


      Der Druck auf die Schweiz, ihr Bankgeheimnis auf den Verhandlungstisch zu legen, ist gross. Einer nach dem anderen lenken die diskreten Finanzplätze der Welt zur Zeit ein: Singapur und Hongkong haben bereits vor Tagen Abstriche an ihrem Bankgeheimnis angekündigt, jetzt folgten Liechtenstein, Belgien und Andorra.

      Liechtenstein erklärte, künftig die Vorgaben der OECD bezüglich Steuerzusammenarbeit genau einzuhalten und mit Deutschland und Grossbritannien entsprechende Abkommen zu unterzeichnen. Liechtenstein steht, anders als die Schweiz, auf der Schwarzen Liste der Steuersünder.

      Gestern wurde ausserdem bekannt, dass die OECD dem britischen G20-Vorsitz einen Bericht zur Kooperationswilligkeit verschiedener Staaten in Steuerfragen übergeben hat, darunter auch die Schweiz. Die Übergabe geschah, wie die OECD bestätigte, auf Anfrage einiger Mitgliedsstaaten – im Vorfeld zum grossen G20-Finanzgipfel vom 2. April in London. Französische Medien nannten den Bericht einen «Entwurf» für eine neue Schwarze Liste, was die Schweizer Delegation dementierte.

      Merz verweist auf die morgige Sitzung

      Lange reagierte der Bundesrat offiziell gelassen auf die Druckversuche aus dem Ausland. Doch seit einiger Zeit zeigt sich offenbar selbst der sonst so ruhige Hans-Rudolf Merz besorgt. Letzte Woche stellte die Regierung eine Expertengruppe zusammen, die Empfehlungen abgibt, wie es mit dem Bankgeheimnis weitergehen soll.

      Heute sagte Merz nun dem Westschweizer Fernsehen TSR, es sei möglich, dass die Situation für die Schweiz jetzt schwieriger werde – und verwies für weitere Informationen auf die Bundesratssitzung von morgen. Morgen, so zeichnet es sich immer deutlicher ab, ist Schicksalstag für das Schweizer Bankgeheimnis.

      Ganz fällt das Bankgeheimnis nicht

      Was morgen – oder spätestens in der nachfolgenden Sitzung nächsten Freitag – entschieden wird, dazu will sich noch niemand öffentlich äussern. Auch über die möglichen Folgen nicht. «Ich werde keine Szenarien erstellen», sagt Thomas Sutter von der Schweizerischen Bankiervereinigung. Für die Banken gebe es jedoch eine Bedingung: «Das Bankgeheimnis muss grundsätzlich gewahrt bleiben.» Es gelte, die Privatsphäre der Bankkunden zu schützen.

      Die naheliegendste Entscheidung ist, dass die Schweiz ihren Informationsaustausch in Steuerfragen den üblichen OECD-Standards anpasst. Das heisst: Keine Sonderwünsche, die auf Unterscheidungen zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug beruhen. Für diesen neuen Weg spricht auch, dass das Bundesverwaltungsgericht letzte Woche zum Datenaustausch der UBS mit den USA Stellung nahm und befand, dass schwere Steuerhinterziehung den Charakter von Steuerbetrug habe. Der Berner Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz nannte den Entscheid «generalisierende Aussagen mit Signalwirkung» und «einen Fingerzeig».

      Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf wurde noch deutlicher. Sie kündigte vorige Woche an, die Schweiz könnte unter Umständen künftig auch bei «grober Steuerhinterziehung» Amtshilfe leisten.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Bankgeheimnis-M…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:44:28
      Beitrag Nr. 1.813 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.583 von Maraho am 12.03.09 19:36:58Hierzu ein Interview.
      Wen es denn interessiert ....

      «Jagd auf Steueroasen – ein Kampf gegen Symptome» Bankenexpertin Hirszowicz fordert Zugeständnisse bei Schweizer Rechtshilfe

      Für die Zürcher Banking-Professorin Christine Hirszowicz sind die Attacken gegen Steueroasen reine Symptombekämpfung. Ursache der Kapitalflucht seien zu hohe Steuertarife in den Ursprungsländern. Der Schweiz rät sie, auch bei Steuerhinterziehung Rechtshilfe zu leisten, sonst aber hart zu bleiben.

      Weiterführend: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/bankgeheimnis_hirszowi…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 19:55:47
      Beitrag Nr. 1.814 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.747 von Maraho am 11.03.09 20:24:22Nachtrag zum dramatischen Rückgang der Auftragseingänge und den vermuteten Fehleinschätzungen

      Im Beitrag von gestern hatte ich auf den gravierenden Einbruch bei den Auftragseingängen im allgemeinen und den Investitionsgütern im besonderen hingewiesen. Ein NachDenkSeiten-Leser macht darauf aufmerksam, dass in der Tabelle der Bundesbank (wörtlich) „nicht die preis- und saisonbereinigten Daten (also nicht das Volumen der Auftragseingänge), sondern die (weniger aussagekräftigen) nominalen Ursprungswerte angegeben waren.“ Das ist richtig. „In realer Rechnung fällt der Rückgang der Auftragseingänge noch dramatischer aus [PDF - 20 KB]. Sie sind mittlerweile auf den Stand von 2000 zurückgefallen. Albrecht Müller

      Wer weiß, dass die Produktivität in der Industrie seither massiv angestiegen ist, kann sich ausmalen, wie viele Arbeitsplätze verloren gehen, sollte die Nachfrage auf diesem Niveau verharren.“

      Schauen Sie sich die Ziffern in den letzten vier Spalten der Bundesbanktabelle an. Dort finden Sie die Angaben für die reale Entwicklung, die Entwicklung der „Volumen“ bei den Auftragseingängen der Industrie. Sie lagen im Januar bei 79 % der Volumen von 2005. Die Auftragseingänge der Investitionsgüterproduzenten sackten auf 75,5 ab.
      Übrigens: wenn Sie etwas tun wollen zur Aufklärung, dann nutzen Sie doch bitte die Tabelle der Bundesbank mit den Daten über die Auftragseingänge, um Selbstständigen und Unternehmern in Ihrem Umfeld zu zeigen, wie die Lage aussieht und wie wenig die Verantwortlichen in Berlin darauf eingehen und sich stattdessen nur um die nächsten 10 Milliarden für irgendeine Bank kümmern.

      Die Statistik wird gestützt von praktischen Erfahrungen, die man im eigenen Umfeld macht. So berichtet zum Beispiel die Zeitung meiner Region, die Rheinpfalz, heute von der Entwicklung der Auftragseingänge im größten Lkw-Werk in Wörth am Rhein: im Jahr 2008 gingen monatlich Bestellungen für durchschnittlich 700 Mercedes-Benz-Lkw am Tag ein, jetzt sind es zwischen 50 und 150 pro Tag. In der Spitze des Jahres 2008 wurden 480 LKWs pro Tag produziert, heute sind es 300. Das Auftrags-Polster schrumpft angesichts des Verfalls der Auftragseingänge. Kurzarbeit ist die Folge. - Das ist ein Beispiel von vielen. Es ist ein eindeutiges Beispiel.

      Dieser erneute Hinweis auf die Auftragsentwicklung dient nicht der Dramatisierung. Er soll aber deutlich machen, wie ungemein wichtig es wäre, mit einem neuen wirklich großen Konjunkturpaket die Nachfrage zu stützen. Nicht einzelne Hilfsaktionen sind das Entscheidende. Da nahezu alle Betriebe und Arbeitnehmer betroffen sind, muss mit einem neuen und breit angelegten Investitions- und Konjunkturprogramm nachgelegt werden. Dazu siehe auch den Eintrag von gestern. Es ist allerhöchste Zeit, dass die politisch Verantwortlichen und die begleitenden Wissenschaftler und Medien ihre wirklich dummen ideologischen Vorbehalte begraben. Die Zeit, als man Beifall für den Standardspruch „Konjunkturprogramme sind Strohfeuer“ erhielt, sind vorbei. Das müssten auch Frau Merkel, Herr Steinbrück und Herr von und zu Guttenberg langsam begreifen.

      Wie begriffsstutzig die Verantwortlichen in makroökonomischen Fragen sind, haben wir in den NachDenkSeiten schon seit langem belegt. Machen Sie Personen in ihrem Freundes und Bekanntenkreis, die keinen Internetanschluss haben, bitte auf die entsprechenden Kapitel im kritischen Jahrbuch 2008/2009 und im Jahrbuch 2007 aufmerksam. Im Jahrbuch 2008/2009 setzen wir uns ausführlich mit den makroökonomischen Defiziten unseres Bundesfinanzministers auseinander. Das Bestellformular zum Ausdruck für ihre Freunde und Bekannten finden Sie beim angegebenen Link.

      Auf unseren gestrigen Eintrag erhielten wir übrigens einen vermutlich leider richtigen Hinweis. Eine NachDenkSeiten-Leserin kommentierte die mangelnde Sensibilität der Verantwortlichen für den Einbruch der Auftragseingänge so:

      “Möglicherweise stellen die sich auch nur dumm - mit aller Gewalt wird der Anschein der Normalität bis zu den Wahlen aufrechterhalten werden.“

      Das würde uns teuer zu stehen kommen. Konjunkturpolitik braucht Zeit. Man kann nicht warten sein, bis die Katastrophe eingetreten ist. Deshalb die erneute Warnung.

      Quelle, Links und weiterführend: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3820
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:17:44
      Beitrag Nr. 1.815 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.497 von Maraho am 12.03.09 19:28:16Herr Sinn äußert ...

      Konjunktur
      Ifo-Chef Sinn sieht Tiefpunkt erst 2010

      Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hält ein drittes Konjunkturpaket in diesem Herbst für notwendig. Man sei noch nicht über den Berg: Erst im Jahr 2010 werde man die volle Wucht der Rezession erleben.

      Hamburg - "Für den Winter und 2010 brauchen wir das dritte Konjunkturprogramm, jetzt aber noch nicht", sagte Sinn der "Financial Times Deutschland" (Freitagausgabe) laut Vorabbericht.

      Der Tiefpunkt der Krise werde auf Deutschland erst im kommenden Jahr zukommen. Die Bundesrepublik folge der US-Konjunktur mit einer Verzögerung von etwa eineinhalb Jahren. "Wir werden frühestens im Winter 2010 da sein, wo die USA im letzten Herbst waren - die Arbeitslosigkeit wird dramatisch steigen", sagte Sinn.

      Der Wirtschaftsforscher unterstützte das Drängen der Europäischen Union auf rasche Einführung neuer internationaler Regeln für die Finanzmärkte. Gegen Widerstände der USA habe die EU einen Hebel in der Hand: "Um Druck aufzubauen, sollte sie weitere europäische Konjunkturhilfen vom Einlenken der USA bei der Regulierung abhängig machen", sagte er.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,613032,00.…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:22:29
      Beitrag Nr. 1.816 ()
      12.03.2009 20:18
      UPDATE: Steuereinnahmen brechen laut BMF im Februar ein

      DJ UPDATE: Steuereinnahmen brechen laut BMF im Februar ein

      (NEU: Daten des BMF)


      HAMBURG (Dow Jones)--Der schwere Einbruch der Konjunktur ist im Februar auf die Steuereinnahmen von Bund und Ländern durchgeschlagen. Die deutschen Steuereinnahmen fielen um 6,0% auf 37,025 Mrd EUR, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung des Bundesfinanzministeriums (BMF) hervorgeht. Von Januar bis Februar lagen die deutschen Steuereinnahmen aber nur um 1,4% unter dem Vorjahresniveau und erreichten 76,071 Mrd EUR.

      In die Kassen des Bundes sind im Februar 16,051 Mrd EUR und damit 6,6% weniger an Steuern geflossen als im Vorjahresmonat. Die Bundesländer verbuchten mit Steuereinnahmen von 15,381 Mrd EUR ein Steuerminus von 6,7% gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Zweimonatsvergleich Januar/Februar ergibt sich den Angaben zufolge ein leichter Anstieg der Steuereinnahmen des Bundes um 0,4%, während die Bundesländer ein Minus von 2,1% verzeichneten. Die Angaben beziehen sich auf den Stand nach den Bundesergänzungszuweisungen.

      Die Folgen der Wirtschaftskrise seien im Februar "offen zu Tage getreten", zitiert die "Financial Times Deutschland" (FTD - Freitagausgabe) aus einer Vorlage des Finanzministeriums. Die Rückgänge ziehen sich dem Blatt zufolge durch praktisch alle Steuerarten.

      Besonders drastisch sei das Minus bei der Umsatzsteuer ausgefallen: Waren die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer im Januar noch leicht um 1,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, brachen sie der FTD zufolge im Februar um 5,4% ein. Die Einnahmen aus der Umsatzsteuersteuer auf Importe seien sogar um 22,2% im Vergleich zum Februar 2008 gesunken. Das Minus spiegle "eine Verringerung des Einfuhrvolumens und damit eine schwache Produktionstätigkeit im Inland" wider, zitiert die FTD aus dem BMF-Papier.

      Die Einnahmen aus der Lohnsteuer legten im Vorjahresvergleich zwar auch im Februar noch zu, der Anstieg fiel mit 3,6% aber deutlich niedriger aus als im Januar, wie die FTD weiter berichtet. Im Vormonat hatten die Einnahmen aus der Lohnsteuer noch um 6,1% zugelegt. Der langsamere Anstieg sei auch eine Folge "der massiven Ausweitung der Kurzarbeit".


      Webseiten: http://www.bundesfinanzministerium.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:23:06
      Beitrag Nr. 1.817 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.205 von Maraho am 12.03.09 18:56:38
      Und das meldete Radio China International (CRI) zum gestrigen Treffen
      des chinesischen Außenministers mit Geithner:



      2009-03-12 17:22:54 cri
      Washington

      China und die USA wollen schnellstmöglich einen Mechanismus des wirtschaftlichen und strategischen Dialogs errichten. Dies bekräftigen Chinas Außenminister Yang Jiechi und US-Finanzminister Timothy Geithner am Donnerstag in der US-Hauptstadt Washington.

      Yang Jiechi sagte, im Hinblick auf die gegenwärtige Weltsituation teilten China und die USA immer mehr gemeinsame Interessen. Dies sei eine positive Basis für eine enge Zusammenarbeit. Die chinesisch-amerikanischen Beziehungen würden kontinuierlich bedeutsamer für die ganze Welt. Ein Mechanismus des strategischen und wirtschaftlichen Dialogs zwischen beiden Seiten könne könne das Vertrauen und die Zusammenarbeit fördern.

      Beide Seiten sprachen zudem über den kommenden Finanzgipfel Anfang April in London und über die Reform internationaler Finanzinstitute. Yang Jiechi erklärte, trotz eventueller Schwierigkeiten sollten China und die USA an der wirtschaftlichen Öffnungspolitik festhalten. Zudem sei es wichtig, die gegenseitigen Interessen zu berücksichtigen und den Kampf gegen Handelsprotektionismus gemeinsam zu führen.

      http://german.cri.cn/1565/2009/03/12/1s110601.htm
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:34:22
      Beitrag Nr. 1.818 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.042 von kiska am 12.03.09 20:22:29Guten Abend kiska,

      Steinbrück: Steuern brechen wohl weniger stark als Wirtschaft ein
      #1804 von Maraho am 12.03.09 um 18:43:37 Beitrag Nr.: 36.755.089

      irgendwie unerträglich. Optimismus verbreiten, obwohl die Realität dagegen spricht. Anscheinend Taktik, damit sich die Aufnahmefähigkeit des Publikums schnellstmöglich erschöpft!

      Dir (euch) einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:39:55
      Beitrag Nr. 1.819 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.046 von Metrik am 12.03.09 20:23:06Guten Abend Metrik,
      dank´ Dir für die Quelle!

      Einen schönen Abend wünscht
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 20:49:44
      Beitrag Nr. 1.820 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.042 von kiska am 12.03.09 20:22:29@ kiska: Hier ist der Bericht aus der "FTD"

      Krisensignale
      Steuereinnahmen brechen ein
      von Timo Pache (Berlin)

      Die Rezession hinterlässt nun auch Spuren beim Fiskus: Die Steuerquellen von Bund und Ländern sprudeln nicht mehr so wie im vergangenen Jahr. Die Rezession schmälert vor allem die Erträge aus der Umsatzsteuer.

      Der schwere Einbruch der Konjunktur ist im Februar erstmals auf die Steuereinnahmen von Bund und Ländern durchgeschlagen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahmen Bund und Länder im vergangenen Monat 6 Prozent weniger an Steuern ein. Dies geht aus einer Vorlage des Bundesfinanzministeriums hervor, die der FTD vorliegt. Im Januar 2009 waren die Steuereinnahmen im Vorjahresvergleich noch um 3,4 Prozent gestiegen. Die Folgen der Wirtschaftskrise seien im Februar "offen zu Tage getreten", heißt es in der Vorlage des Finanzministeriums.

      Die Einnahmen im Februar beliefen sich auf 37 Mrd. Euro, bestätigte das Bundesfinanzministerium. Noch im Januar hatten Bund, Länder und Gemeinden - ohne die reinen Gemeindesteuern - gegenüber dem Vormonat 3,4 Prozent mehr an Steuern eingenommen. Allein für den Bund fielen nach Angaben des Ministeriums im Februar 6,6 Prozent weniger Steuern an. Bei den Ländern waren es 6,7 Prozent weniger.

      Die Rückgänge ziehen sich durch praktisch alle Steuerarten. Besonders drastisch fiel das Minus bei der Umsatzsteuer aus: Waren die Einnahmen im Januar noch leicht um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, brachen sie im Februar um 5,4 Prozent ein. Die Einnahmen aus der Umsatzsteuersteuer auf Importe sanken sogar um 22,2 Prozent im Vergleich zum Februar 2008. Das Minus spiegle "eine Verringerung des Einfuhrvolumens und damit eine schwache Produktionstätigkeit im Inland" wider, heißt es in dem Papier des Finanzministeriums.

      Anstieg verlangsamt sich deutlich

      Die Einnahmen aus der Lohnsteuer legten im Vorjahresvergleich zwar auch im Februar noch zu, der Anstieg fiel mit 3,6 Prozent aber deutlich niedriger aus als im Januar. Im Vormonat hatten die Einnahmen aus der Lohnsteuer noch um 6,1 Prozent zugelegt. Der langsamere Anstieg sei auch eine Folge "der massiven Ausweitung der Kurzarbeit", schreiben die Experten des Ministeriums. Während die Einnahmen aus reinen Bundessteuern im Februar 2009 mit 0,2 Prozent im Vergleich zu Februar 2008 praktisch stagnierten, sanken die Einnahmen der Länder aus ihren Steuern dagegen um 16,0 Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Krisensignale-Steuere…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:02:14
      Beitrag Nr. 1.821 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.754.936 von Maraho am 12.03.09 18:22:15Zum Abschluß meinerseits für heute noch dies.


      Albtraum 2010
      von Thomas Fricke

      Deutschland steuert auf ein politisches wie ökonomisches Desaster zu. Die Arbeitslosigkeit droht im Einlösejahr 2010 höher auszufallen als zur Zeit von Schröders vollmundiger Agenda-Rede vor sechs Jahren.


      Es ist nur ein paar Monate her, da feierten Politiker wie Ökonomen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland unter drei Millionen gefallen war. Der Schluss schien nahezuliegen: Das war der Beleg für die großartige Wirkung von Gerhard Schröders Agenda 2010.

      So schnell können Feste platzen. Bittere Datumsironie der Agenda-Geschichte: Ziemlich genau sechs Jahre nach Schröders vollmundiger Reformrede mehren sich in diesen Tagen die Anzeichen dafür, dass es im Zieljahr 2010 mehr Arbeitslose in Deutschland geben wird als in besagtem März 2003.

      Zurück auf Los. Dem Land droht ökonomisch wie psychosozial ein Desaster, wenn Kanzlerin und Finanzminister weiterträumen.

      Implodierende Versprechen

      Als der damalige Kanzler die Agenda am 14. März 2003 zur Bekämpfung der tiefen Krise vorstellte, waren in Deutschland 4,6 Millionen Menschen ohne Arbeit, jenseits saisonüblicher Schwankungen genau 4,385 Millionen. Davon scheint das Land derzeit noch weit entfernt. Noch. Seit Dezember geht der Trend wieder nach oben. Und alle Frühindikatoren lassen drastische Zuwächse in den kommenden Monaten erwarten.

      Die Wirtschaftskrise schlägt selbst düsterste Prognosen. Und die Spirale dreht sich weiter. In der deutschen Industrie gingen im Januar 37 Prozent weniger Aufträge ein als Mitte 2007. Dafür braucht man keine Vollbelegschaft mehr. Und mit jedem Tag wird es schwieriger, den kompletten Ausfall vieler Kunden in der Personalplanung durch Kurzarbeit aufzufangen.

      Nach der neuen Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft werden zum Jahreswechsel 2010 (saisonbereinigt) wieder vier Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos sein - im Sommer des Jahres dann mehr als 4,3 Millionen. Wie bei Schröder im März 2003.

      Ob die Agenda-Reformen in der Krise überhaupt sehr viel nützen, ist fraglich. Nach einer Umfrage der FTD rechnen zwei Drittel der wichtigsten Konjunkturchefs und Chefökonomen im Land zwar damit, dass Kurzarbeit und Ähnliches den Jobabschwung hierzulande verzögert haben. Jetzt werde der Arbeitsmarkt aber genauso reagieren wie früher, also im Prä-Agenda-Zeitalter. Nur 3 von 15 Experten machen eine höhere Robustheit aus.

      Die Krise droht verbliebene Illusionen platzen zu lassen. Nüchterne Rechnungen kamen schon bisher auf eher bescheidene Ergebnisse. Der Jobaufschwung 2005 bis 2007 sei durch die Agenda-Reformen "leicht verstärkt" worden, resümierte das IAB-Institut. Ob es gesamtwirtschaftlich per saldo überhaupt für ein solches Votum reicht, ist fraglich. Immerhin kostete die Agenda-Politik auch Jahre verzichtsbedingt desaströser Binnenkonjunktur.

      Ein Gutteil des Aufschwungs kam durch eine außergewöhnlich gute Weltkonjunktur zustande - und damit ist es eben vorerst vorbei. Da hilft auch der Verweis auf widrige Umstände und die globale Krise wenig. Das bringt erstens den 4,3 Millionen nichts, die bei uns nächstes Jahr arbeitslos zu sein drohen. Zweitens gilt: Wenn die Kanzlerinnendiagnose stimmt, dass die Welt jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt hat, würde das bedeuten, dass auch Exportweltmeister Deutschland unter Merkel-verträglicheren Umständen nie so stark gewachsen wäre, wie es die Agenda angeblich ermöglicht hat.

      Hier liegt das tiefere Problem: Die Agenda hat alles Mögliche zu beheben versucht, aber nicht dazu geführt, die Deutschen vor den Folgen solcher globalen Krisen und neuen Arbeitsmarktdesastern zu schützen. Im Gegenteil: Das Land ist vor lauter Agenda, Kostenkürzen und Ausfuhrwahn jetzt so einseitig exportabhängig, dass die deutsche Wirtschaft sogar schärfer von globalen Krisen getroffen wird. Wenn die Agenda 2010 so viel gebracht hätte, müsste zumindest das umgekehrt sein. Immerhin haben die Deutschen nicht einmal eine geplatzte Immobilienblase zu verkraften.

      Wenn es im Symboljahr 2010 mehr Arbeitslose gibt als im düsteren Schröder-Jahr 2003, droht auch politökonomisch ein Debakel. Das Gros der Menschen im Land hatte schon Mühe zu erkennen, dass die Agenda sich auf dem eigenen Konto oder Lohnzettel irgendwie bemerkbar macht. Dem ließ sich bisher entgegnen, immerhin die Arbeitslosigkeit sei doch gefallen. Jetzt droht eine psychosoziale Katastrophe. Das Versprechen könnte krachend platzen, wonach schmerzhafte Reformen sich auszahlen, wonach es sich lohnt, Dinge grundlegend zu verändern. Zu Recht oder nicht: Das glaubt bald kein Mensch mehr. Und das könnte auch bessere Reformen in Verruf bringen.

      Mit Agenda-Sauriern in den Wahlkampf

      Deutschlands Drama ist, dass beide Großparteien jetzt mit Agenda-Sauriern als Spitzenkandidaten in den Bundestagswahlkampf ziehen. Mit Herrn Steinmeier, der die Agenda vor sechs Jahren für Herrn Schröder erdacht hat, und das immer noch toll findet. Und mit einer Kanzlerin, die derzeit ganz artig aufsagt, die Deutschen würden ganz bestimmt schneller aus der Krise kommen - als läge sie mit ihrem "Wir Deutschen sind besser als ihr Schluderer" nicht schon seit Monaten peinlich daneben.

      Deutschland braucht dringend Politiker, die aufhören, Sprüche zu klopfen, und anfangen, ein neues Konjunkturpaket vorzubereiten - statt auf bisherige Pakete zu verweisen, die überwiegend schlecht gemacht sind und deshalb keine Wunder wirken. So hat es Obama-Berater Larry Summers diese Woche eingefordert.

      All das heißt nicht, dass die ein oder andere Agenda-Reform nicht gut gemeint und sogar umgesetzt war. Nur zeigt sich jetzt: Das ist überhaupt kein Garant gegen Arbeitslosigkeit. Die Agenda hat das Land strukturell nur bedingt krisenresistenter gemacht, wenn überhaupt. Für Konjunkturkrisen ist es sogar anfälliger geworden. Gratulation, Herr Schröder.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thomas-Fricke…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:04:47
      Beitrag Nr. 1.822 ()
      So, wie immer an dieser Stelle:

      Vielen Dank euch allen!
      Und noch einen schönen Abend!

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:10:40
      Beitrag Nr. 1.823 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.173 von Maraho am 12.03.09 20:39:55
      HI Maraho,

      interessant auch hierzu "chinaview", die englische Homepage von Xinhua,
      die Nachrichtenagentur der Regierung der Volksrepublik China.
      Und dort heißt es - etwas ausführlicher:



      China-U.S. summit to be a great success: Chinese FM
      2009-03-13 02:33:23

      WASHINGTON, March 12 (Xinhua) -- The coming summit between Chinese President Hu Jintao and U.S. President Barack Obama will be a great success and of great significance for bilateral relations at a new phase, visiting Chinese Foreign Minister Yang Jiechi said here Thursday.

      "In two weeks' time, President Hu Jintao and President Obama will meet in London. It will be the first meeting between our heads of state since the new U.S. administration came into office," Minister Yang said, while addressing a luncheon meeting at the Center for Strategic and International Studies (CSIS) in downtown Washington D.C.

      "Both sides attach great importance to this meeting and are making intensive preparations for it. I am confident that with joint efforts of the two sides, the meeting will be a great success and chart the course for the future growth of China-U.S. relations," the minister said.

      Yang said that President Hu has invited President Obama to visit China at a mutually convenient time and the Chinese side looks forward to his early visit.

      Due to joint efforts by the two sides, Yang said, solid ground works have been done for the China-U.S. summit in London when leaders of the Group of 20 (G20) gather in the British capital to discuss how to tackle the ongoing global financial crisis and economic downturn.

      "The priority for China and the United States at the moment is to tackle the international crisis through intensified cooperation and work together to maintain and promote world financial and economic stability," the Chinese minister said.

      Since the outbreak of the financial crisis, he said, China and the United States have engaged in close and effective communication and coordination, and played an important part in the international efforts to tackle the crisis.

      He said China is ready to strengthen macroeconomic policy dialogue with the United States, work with the U.S. side to oppose protectionism, and make fresh contributions to the stability of international financial markets and growth of the world economy.

      Yang added that the Chinese side also wants to work with the U.S. side and other countries for positive outcomes at the London G20 summit scheduled for early April on the basis of the achievements of the Washington summit held in November last year.

      "In times of hardships, it is all the more important for China and the United States to broaden and deepen bilateral trade and economic cooperation, properly handle possible frictions and differences, and forge a stronger bond to weather the crisis," Minister Yang stressed.

      Yang is here on a five-day working visit as guest of Secretary of State Hillary Clinton. The major purpose of his visit is to make preparations for the China-U.S. summit in London.
      http://news.xinhuanet.com/english/2009-03/13/content_1100217…
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:28:33
      Beitrag Nr. 1.824 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.502 von Metrik am 12.03.09 21:10:40siehe #848 von Maraho am 15.02.09 um 16:23:12 Beitrag Nr.: 36.582.664 auf Seite 85
      Auf Gedeih und Verderb. Passend, wie ich finde.

      Bis morgen.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:49:46
      Beitrag Nr. 1.825 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.393 von Maraho am 12.03.09 19:17:46@Maraho,
      "es ist ein Machtkampf. Die Amerikaner wissen, das ihre Zeit abläuft."
      Das ist mir ein wenig zu einfach!
      Wer soll denn die Unmengen an Staatsanleihen kaufen, mit denen Obama
      sein Konjunktur-und Sanierungsprogramm finanzieren will?
      Doch allen voran die Chinesen und die anderen asiatischen und europäischen Industrienationen.
      Und die stoße ich doch nicht vor den Kopf! Zumal das Prinzip des Gesicht Wahrens für Asiaten eine ganz wichtige Sache ist!

      Was übersehen wir?

      Gute Nacht an alle
      Windei
      82 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:53:40
      Beitrag Nr. 1.826 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.753.484 von Maraho am 12.03.09 15:35:24Die Volksrepublik, die dank ihrer hohen Reserven in Dollar und amerikanischen Staatsanleihen der größte Gläubiger der USA ist, könne sich mit einer Investition in reale Werte auch für das kaum denkbare Szenario einer Währungsreform in den USA rüsten.


      Hallo Maraho,

      interessanter Satz aus dem FTD-Interview !
      Alle Szenarien, die noch vor 3 Jahren undenkbar waren, sind ja wohl mittlerweile eingetroffen. Wissen die Schlitzaugen (und -Ohren) da drüben vielleicht schon mehr ?:D
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 21:54:09
      Beitrag Nr. 1.827 ()
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 22:08:57
      Beitrag Nr. 1.828 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.864 von windei am 12.03.09 21:49:46Was übersehen wir?


      Hallo windei,

      Frag ich mich auch immer ! Vielleicht sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht ? Oder können uns nicht vorstellen, daß die sog. "immerwährende Wahrheiten" auch irgendwann einmal zu Bruch gehen ? , wie immer, in der Geschichte. Vor bzw. in einer Zeitenwende läßt sich eigentlich nix mehr halbwegs sicher prognostizieren. Das System ist im labilen Gleichgewicht, keiner weiß, wo die Kugel hinrollt, die Politiker am allerwenigsten, weil sie nur noch Getriebene sind und die Dinge schon längst nicht mehr in der Hand haben- alles nur noch Prinzip Hoffnung und Show !
      Der Ausgang kann durch Zufall entschieden werden. Nicht sehr beruhigend.
      Avatar
      schrieb am 12.03.09 23:48:39
      Beitrag Nr. 1.829 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.894 von Groupier am 12.03.09 21:54:09Der war gut .:laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 05:47:53
      Beitrag Nr. 1.830 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.890 von Looe am 12.03.09 21:53:40Guten Morgen Looe,

      Die Volksrepublik, die dank ihrer hohen Reserven in Dollar und amerikanischen Staatsanleihen der größte Gläubiger der USA ist, könne sich mit einer Investition in reale Werte auch für das kaum denkbare Szenario einer Währungsreform in den USA rüsten.

      erinnerst Du Dich an den Text vor einigen Tagen, in dem ein Russe ebenfalls eine kommende Währungsreform in den USA ansprach?

      #1503 von Maraho 05.03.09 15:17:49 Beitrag Nr.: 36.706.431 Seite 151

      Daß solche Dinge in den etablierten Medien (wenn auch mit einen ironischen Unterton) veröffentlicht werden, gibt mir zu denken.
      Es sind Splitter, von der breiten Masse kaum registriert.
      Wie Du schriebst, man muß mit allem rechnen!

      Dir einen schönen Tag von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 05:55:10
      Beitrag Nr. 1.831 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.864 von windei am 12.03.09 21:49:46Guten Morgen windei,

      Was übersehen wir?

      durch die jeweiligen Verlautbarungen beider Seiten (USA, China) wird das Publikum verwirrt. Beide handeln letztendlich in Eigeninteresse. Es wird um die zukünftige Aufstellung bzw. Rangfolge gepokert.
      Gesichtswahrung vielleicht, andererseits wissen die Chinesen um die "Geringschätzung" ihnen gegenüber durch die Amerikaner und anderer.

      Ein Blick in die Geschichte ...

      Dir einen schönen Tag von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 05:57:26
      Beitrag Nr. 1.832 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.894 von Groupier am 12.03.09 21:54:09Guten Morgen Groupier,
      gute Wahl! ;)

      Dank und Gruß von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 06:08:32
      Beitrag Nr. 1.833 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.670 von Maraho am 12.03.09 19:44:28Guten Morgen zusammen,
      erst einmal wünsche ich allerseits einen angenehmen Freitag!


      Beginnen wir hiermit ...

      Steueroasen
      Der große Bluff
      von Torsten Riecke

      Der Steuerstreit zwischen vermeintlichen Steueroasen wie der Schweiz und Liechtenstein sowie angeblich rechtschaffenen "Ordnungshütern" wie Deutschland ist längst zu einer Spiegelfechterei ausgeartet. Während die Eidgenossen über Hochsteuerländer lamentieren, denen die Bürger und Firmen weglaufen, brandmarkt Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auch einen gesunden Steuerwettbewerb als bösartige Einladung zur Steuerhinterziehung.

      Beide Seiten verbergen jedoch nur ihre wahren Motive: Die Schweizer möchten am liebsten die nebulöse Grauzone rund um die Schwarzgeldkonten erhalten. Steinbrück & Co. ist der Gedanke suspekt, dass ein Standortwettbewerb auch über Steuersätze ausgetragen wird.

      Die Schweizer sollten eingestehen, dass Steuerhinterziehung nichts mit Steuerwettbewerb zu tun hat. Der kleine Nachbar Liechtenstein hat es gestern vorgemacht und die spitzfindige Unterscheidung zwischen strafbarem Steuerbetrug und straffreier Steuerhinterziehung aufgehoben. Auch die Eidgenossen sollten die international üblichen Standards der OECD akzeptieren. Viel zu lange konnten sich die Steuersünder hinter dem Bankgeheimnis verstecken.

      Kein Staat kann es jedoch akzeptieren, dass seine Bürger ihr Vermögen ins Ausland schaffen, um es vor dem heimischen Fiskus zu verbergen. Wer in Deutschland lebt, dort die Infrastruktur nutzt und steuerlich finanzierte Sozialleistungen in Anspruch nimmt, muss seinen Zehntel dazu beitragen.

      Wer mit dem Verhältnis von Steuerlast und staatlicher Gegenleistung unzufrieden ist, hat zwei Möglichkeiten: Er kann in seinem Heimatland auf niedrigere Steuern hinwirken oder seinen Standort in einen Staat verlagern, wo ihm das Verhältnis besser gefällt. Einen dritten Weg des Durchmogelns darf es nicht geben.

      Umgekehrt hat kein Land das Recht, seinen Nachbarn vorzuschreiben, wie hoch sie ihre Bürger und Unternehmen besteuern sollen. Nur wer dem Staat mehr zutraut als seinen Bürgern, verteufelt den Steuerwettbewerb als Dumping. Die beiden US-Autoren Chris Edwards und Daniel Mitchell zeigen in ihrem Buch "Global Tax Revolution", dass ein fairer Steuerwettbewerb zum Motor des wirtschaftlichen Fortschritts in den Schwellenländern geworden ist.

      Und sind nicht auch wir mit der Unternehmensteuerreform 2008 voll in den internationalen Steuerwettbewerb eingestiegen? Kein europäisches Land hat seine Steuersätze für Firmen im vergangenen Jahr so stark gesenkt wie Deutschland.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommenta…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 06:41:42
      Beitrag Nr. 1.834 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.998 von Maraho am 12.03.09 20:17:44In Bezug.

      Krise am Arbeitsmarkt
      Maschinenbau kappt viele Hundert Stellen
      von Kirsten Bialdiga (Düsseldorf)

      Im deutschen Maschinenbau ist die nächste Stufe beim Personalabbau erreicht. Nach mehreren Monaten mit sinkenden Auftragseingängen gehen Konzerne wie Gea und Gildemeister nun dazu über, Kündigungen auszusprechen.


      Gea-Chef Jürg Oleas kündigte an, bis zu 1900 der rund 21.000 Arbeitsplätze zu streichen, darunter 700 bis 800 Stellen in der Stammbelegschaft. Der Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister baut rund 1100 von 7000 Arbeitsplätzen ab, darunter sind 100 unbefristete Vollzeitstellen. Noch vor wenigen Wochen hatte Gildemeister Einschnitte bei der Stammbelegschaft ausgeschlossen.

      Bislang hatten sich die Maschinenbaufirmen überwiegend mit dem Abbau von Überstunden, der Entlassung von Leiharbeitern, mit Kurzarbeit oder dem Auslaufen befristeter Verträge behelfen können. Nun aber wird deutlich, dass dies nicht ausreicht. Der deutsche Maschinenbauverband VDMA rechnet damit, dass in der Branche in diesem Jahr mindestens 25.000 Jobs in Deutschland wegfallen könnten.

      25 000 Jobs gefährdet

      Beim größten deutschen an der Börse notierten Maschinenbauer Gea kommen die Beschäftigten hierzulande allerdings zunächst glimpflich davon. Vom geplanten Stellenabbau entfallen laut Konzernchef Oleas nur rund 100 bis 200 auf Deutschland. Ein Effizienzprogramm soll Gea ab dem Jahr 2010 Einsparungen von jährlich 134 Mio. Euro bringen. In diesem Jahr entstehen deshalb jedoch Kosten von bis zu 40 Mio. Euro. "Ich sehe keine Zeichen, dass sich die Wirtschaft 2009 erholen wird", begründete Oleas den Stellenabbau bei Vorlage der Bilanz.

      In den Monaten Januar und Februar fiel der Auftragseingang bei Gea um etwas mehr als 20 Prozent. Damit schneidet das Unternehmen deutlich besser ab als im Branchenschnitt, der ein Auftragsminus von über 40 Prozent verbuchte. Dem Bochumer Konzern kommt dabei zugute, dass er seine Maschinen an Kunden aus so unterschiedlichen Industriezweigen wie der Milchwirtschaft, Energie oder Pharma und Kosmetik verkauft.

      2008 verbuchte das Unternehmen, das aus der früheren Metallgesellschaft hervorging, noch einen Rekordgewinn vor Zinsen und Steuern von 504 Mio. Euro nach 401 Mio. Euro bei 5,2 Mrd. Euro Umsatz. Sonderbelastungen von 248 Mio. Euro aus Altaufträgen im inzwischen verkauften Großanlagenbau und der Schließung der Tochter Ruhr-Zink drückten den Jahresüberschuss von 284 Mio. Euro im Vorjahr auf 101 Mio. Euro. Dennoch soll die Dividende auf 0,40 Euro je Aktie verdoppelt werden.

      Da für entsprechende Sonderbelastungen bereits Rückstellungen von 350 bis 400 Mio. Euro gebildet wurden, wird der Jahresüberschuss in diesem Jahr voraussichtlich höher ausfallen als 2008. Umsatz und Ebit gehen nach Oleas Worten jedoch zurück. Einen Ausblick auf 2009 wagte er nicht. Der Gea-Chef betonte, dass der Konzern kurzfristig keinen Refinanzierungsbedarf habe und über ausreichende Spielräume verfüge.

      Autoindustrie reißt Loch

      Deutlich härter von der Krise getroffen ist der Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister. Vorstandschef Rüdiger Kapitza erwartet, dass sich die Aufträge im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr halbieren. Dank früherer Bestellungen werde der Umsatz von Januar bis März vorerst nur um zehn Prozent sinken. Das Minus werde sich im weiteren Jahresverlauf jedoch ausweiten, sagte der Manager.

      Die Krise trifft die Werkzeugmaschinenhersteller besonders hart, da viele von ihnen stark von der Autoindustrie abhängig sind. Die Branche rechnet daher in diesem Jahr mit einem Rückgang der Produktion von 15 Prozent. Die Prognose für den gesamten Maschinenbau liegt bei minus sieben Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Krise-am-Arbeitsmar…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 06:58:25
      Beitrag Nr. 1.835 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.406 von Maraho am 12.03.09 21:02:14In Bezug.

      "Parteipolitiker denken in der Regel nicht vor, sondern hinken nach"
      Nico Nissen

      Politologe Claus Leggewie über Politikverdrossenheit, Parteiendemokratie und die Aussichten für die Bundestagswahl


      Es scheint, als würde die Wahlbeteiligung in Deutschland stetig abnehmen. Worauf ist das zurückzuführen?

      Claus Leggewie: Deutschland wählt eifrig und vollzieht nun auf hohem Niveau einen Abschwung mit, der seit den 1990er Jahren überall zu verzeichnen ist. Dafür gibt es zwei Erklärungen: Die Wähler sind entweder zufriedene Trittbrettfahrer, die andere das Kreuz an der richtigen Stelle machen lassen, oder sie sind, wofür derzeit mehr spricht, frustriert vom etablierten Politikbetrieb. Bei manchen führt die Enttäuschung zur Abwanderung, und wer sein politisches Leben schon als Nicht-Wähler beginnt, ist auch später schwer zum Wählen zu bewegen.

      Laut Umfragen sind die Deutschen mit der Demokratie unzufrieden. Ist das politische System nicht dazu in der Lage, Probleme zu lösen, oder sind es eher die Politiker?

      Claus Leggewie: Die Umfragen widersprechen sich, aber die überwältigende Mehrheit der Deutschen stellt nicht die Demokratie an sich, sondern den Politikbetrieb in Frage. Das aber kräftig.

      Woher kommt die Politikverdrossenheit?

      Claus Leggewie: Die hat wiederum zwei Gründe: Subjektiv ist es die Distanzierung vom politischen Personal, das noch nie so schlecht angesehen war wie derzeit, und auch vom mittlerweile eingetretenen Reputationsverlust der wirtschaftlichen Eliten nicht profitiert. Und objektiv ist es das Schwinden der Steuerungs- und Interventionsfähigkeit des Nationalstaats, der ja nach wie vor der Referenzrahmen der Politik und des Wahlvolkes bildet.

      "Brüssel" ist eine billige Projektionsfläche für Ressentiments

      Die EU hat im Laufe ihrer Geschichte immer mehr Kompetenzen erhalten. Dennoch ist die Wahlbeteiligung bei den EU-Wahlen wesentlich geringer als bei den Bundestagswahlen. Wie ist das zu erklären?

      Claus Leggewie: Weil sich die Europäer nicht als Demos begreifen. Viele fühlen sich von Brüssel fremdbestimmt und beklagen sich darüber an der Klagemauer der nationalen Parlamente. Das EU-Parlament hat viel vom Demokratiedefizit der EU abgebaut und man muss die demokratiefördernde Rolle Europas anerkennen. Aber das sehen die meisten im Zuge der Renationalisierung nicht so. "Brüssel" ist eine billige Projektionsfläche für Ressentiments. So wird das größte politische Projekt der Nachkriegszeit verschlissen.

      Das Bundesverfassungsgericht prüft gegenwärtig den Vertrag von Lissabon. Wie wird es wohl urteilen?

      Claus Leggewie: Es wird den Vertrag wohl nicht ablehnen, aber die Rechte des deutschen Souveräns gegenüber den europäischen Institutionen – Kommission, Parlament und Gerichtshof – kräftig in Erinnerung rufen.

      Stellt die Politikverdrossenheit eine Gefahr dar?

      Claus Leggewie: Ja, wenn nichts an ihre Stelle tritt und auf Abwanderung nicht wieder Engagement folgt, in neuen Formen und Kanälen. Eine Demokratie ohne Bürger funktioniert nicht, und eine Demokratie ohne Demokraten bekanntlich schon gar nicht. Vor allem in Ostdeutschland ist der Frust über die politische Klasse gelegentlich in eine prinzipielle Ablehnung der Demokratie umgeschlagen. Dann wird es kritisch, gerade wenn nun der Wohlfahrtsstaat aus den Fugen gerät und der Wohlstand schwindet, die beide ein Rückgrat der demokratischen Lebensform darstellen.

      Verhindert Politikverdrossenheit die Entwicklung der Demokratie?

      Claus Leggewie: Nur wenn es die unzufriedenen Bürger dabei belassen. Colin Crouch hat das in seinem Traktat über die Postdemokratie so ausgedrückt: Wir haben die Idee der Herrschaft des Volkes hinter uns gelassen, um die Ideen der Herrschaft selbst in Frage zu stellen. Das heißt doch: Wer an der Organisationsform der Demokratie Zweifel äußert, ist als Bürger zur Selbstorganisation aufgerufen.

      Parteien verlieren an Mitgliedern und Wählern - ist das das Ende der Parteiendemokratie?

      Claus Leggewie: Vor Jahren habe ich die Parteien noch gegen Richard von Weizsäckers Infragestellung verteidigt, und ich bin auch kein Freund der "Ende von…"-Sätze. Parteienkritik hat in Deutschland meist eine autoritäre Schlagweite. Aber es ist unverkennbar, dass die Parteien erschöpft sind und sie nicht mehr die tragende Rolle spielen, die sie sich einmal erobert haben. Oft sind sie nur noch eine Gerontokratie von Besitzstandswahrern. Die Verjüngungsversuche sind gescheitert, und die Verschiebung von Entscheidungskompetenz auf eine mediale Kompetenzsimulation hat sich nicht ausgezahlt.

      Sind Parteien überhaupt noch dazu in der Lage, das notwendige intellektuelle Potential aufzustellen, um einen Staat zu führen und Probleme zu lösen?

      Claus Leggewie: Nostalgie über die Titanen von einst – Helmut Schmidt zum Beispiel – ist nicht angebracht, natürlich gibt es Volksvertreter mit hervorragender Expertise und intellektuellem Format. Das Gros bleibt aber dem Status quo verhaftet, wirkt unvorbereitet auf das gegenwärtige Zusammenwirken der Klima-, Energie- und Wirtschaftskrise und löst sich kaum einmal von den ausgetretenen Pfaden des alten Industrialismus. Parteipolitiker denken in der Regel nicht vor, sondern hinken nach. Anzeige

      Demokratie lebt von der Unzufriedenheit ihrer Bürger

      Es fällt auf, dass den Bürgern oft andere Problemlösungen vorschweben als der Politik. In solchen Fällen heißt es, die Politiker seien abgehoben oder reformunfähig. Wie viel Unzufriedenheit verträgt die Demokratie?

      Claus Leggewie: Der Vorwurf der Abgehobenheit ist nicht grundlos, und Misstrauen und Kontrolle sind die eigentlichen Triebkräfte einer Herrschaftsform, bei der es erst einmal darauf ankommt, eine Regierung ohne große Krisen loszuwerden, mit der die Mehrheit nicht mehr einverstanden ist. Demokratie lebt von der Unzufriedenheit ihrer Bürger, eine voreilige Konsensfixierung lenkt davon nur ab.

      Kann die Einführung direkter Demokratie auf Bundesebene, die kürzlich wieder im Bundestag diskutiert wurde, vielleicht die Politisierung der Bevölkerung fördern und Reformstau und Politikverdrossenheit beseitigen?

      Claus Leggewie: Die bekannten Hoffnungen auf direkte Demokratie haben wenig Fundament in der politischen Praxis. Selbst unter optimalen Bedingungen wie in Kalifornien oder in der Schweiz, wo direkte Demokratie ihren festen Platz hat, werden die Aktivbürger nicht mehr und die Reformblockaden nicht weniger. Eine gute Dosis Volksabstimmung bei konkreten, überschaubaren Entscheidungsalternativen - das wäre hilfreich.

      Das Grundgesetz wird 60. Wenn Sie ein neues schreiben dürften, was wäre darin anders?

      Claus Leggewie: So vermessen bin ich nicht, und unser Problem ist nicht die Verfassung, sondern die Verfassungswirklichkeit, die scheibchenweise und oft unter demoskopischer Zustimmung der Bürger Freiheitsrechte für Sicherheitsillusionen preisgibt. Woran es wirklich hapert ist die Wirkungsweise des bundesdeutschen Föderalismus. Ursprünglich war er ein Kernstück und zudem Exportschlager unseres politischen Systems, aber mittlerweile erlaubt er einigen Landespolitikern eine unselige Blockadepolitik.

      Wie lautet Ihre Prognose für die Bundestagswahl?

      Claus Leggewie: Das wäre, speziell in diesen Zeiten, viel zu früh. Derzeit bekäme die Bundesrepublik die schwarz-gelbe Konstellation, also genau die Formation, die 2005 nicht gewählt wurde, weil sie den Wählern zu neoliberal erschien, jetzt mit dem Auftrag eines abgespeckten Neoliberalismus, den Merkel und Westerwelle gar nicht mehr umsetzen könnten. Es ist seltsam, dass Schwarz-Gelb ausgerechnet jetzt von der Küste bis zu den Alpen regiert in einer Situation, die schulmäßig eine Mehrheit links von der Union etablieren müsste. Es läuft aber schon lange nichts mehr schulmäßig, und das illustriert eine bedenkliche Entwicklung, die man den Repräsentationsverlust der politischen Parteien nennen muss. Die verfügbare Koalitionspalette passt nicht im Mindesten zur Lage, was ein weiterer Grund für Wahlenthaltung sein könnte, weil viele Wähler mit der nach den Wahlen gebildeten Koalition nicht zufrieden sein können. Auf eine solche Diskrepanz steuern wir offenbar im so genannten Superwahljahr zu.

      Der Zerfall der SPD ist im Übrigen typisch für das Schicksal der Volksparteien

      Was sagen Sie zur SPD?

      Claus Leggewie: Es ist konsequent, wenn man eine tour d'horizon mit ihr beginnt, denn heute sind in Deutschland sozusagen alle Sozialdemokraten, aber die SPD eine ganz andere Partei als noch unter Willy Brandt. Sie ist längst nicht mehr die Garantin sozialer Gerechtigkeit, nicht mehr Anwältin der kleinen Leute, nicht mehr die Patronin sozialer Aufwärtsmobilität für gebildete Unterschichten. Die Selbstzerlegung der Partei hängt damit zusammen, dass sie diese drei Rollen weiterspielt, ihr das aber nicht mehr geglaubt wird. Schröder, ein rabiater Parvenu, hat diese historische Mission bewusst verlassen und mit der Agenda 2010 aufgegeben, Reform-Kompromisse mit dem Kapitalismus – das war auch eine historische Mission der Sozialdemokratie - überhaupt noch zu vermitteln. In Schröders Regierungszeit fällt, ähnlich wie bei Bill Clinton und Tony Blair, das größte fiskalische und kulturelle Entgegenkommen gegenüber den großen Unternehmen, die im Gegenzug nur ausnahmsweise ihre Aversion gegen die Sozis aufgegeben haben. Der Zerfall der SPD ist im Übrigen typisch für das Schicksal der Volksparteien – ihnen sind Mitglieder und motivierte Funktionäre, die "Vorfeld"-Organisationen (wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände), sogar die einstige Meinungsführerschaft und damit die Chance zum Agenda-Setting abhanden gekommen.

      Wie sähe Meinungsführerschaft heute aus?

      Claus Leggewie: Betrachtet man die Parteien nun vornehmlich im Hinblick auf die Frage, welche am ehesten die kumulative Megakrise zu lösen und künftigen Generationen eine Reproduktionsbasis zu hinterlassen in der Lage ist, dann fällt bei der SPD nur Sigmar Gabriels Konzept einer "Dritten Industriellen Revolution" auf, also der Versuch, den Industrialismus mit einem ökologisch aufgeklärten Planungsstaat zu versöhnen und ihn am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Wir beheben die Folgen des Klimawandels mit alternativen Technologien, die wir in den Rest der Welt ausführen. Das Kernargument ist: Deutschland muss Industriestandort bleiben.

      Merkel ist eine Gefangene des Paradigmas Wachstum um jeden Preis

      Was sagen Sie zur CDU?

      Claus Leggewie: Sie gibt sich wieder als Kanzlerwahlverein zu erkennen, nur dass der jetzt eine Kanzlerin an der Spitze hat, die sich problemlos mit den Grünen zusammentun könnte, was beides für eine konservative Partei keine Kleinigkeit ist. Die Krise der catch-all-party geht aber auch an der "großen Volkspartei der Mitte" nicht vorüber. Angela Merkel ist ihren Nimbus los, sie agiert plan- und sprachlos und regrediert dabei rasant von der Klima- zur Autokanzlerin. Eine Gefangene des Paradigmas Wachstum um jeden Preis, Umwelt und Nachhaltigkeit sind für später. Sie wird sich, wie andere Retter des Universums, am Misserfolg der Konjunkturprogramme messen lassen müssen.

      Zur CSU?

      Claus Leggewie: Wenn die Implosion des Parteiensystems die Tragödie wäre, ist das die Farce. Auf ganz kurze Sicht wird um bajuwarische Standortvorteile gerungen, auch wenn die Welt dabei zugrunde ginge. Eigentlich indiskutabel, aber die CSU hängt, wie unsere Landespolitik generell, an der Nabelschnur eines politisch-medialen Machtkartells, das nicht im Mindesten den politischen Bedarf in Deutschland spiegelt.

      Zu den Grünen?

      Claus Leggewie: Sie waren Ende der 1970er Jahre auf der Höhe der Zeit und könnten es noch sein, würden sie zurückkehren zum ökologischen Kerngeschäft und damit zu einer Politik, die die Grenzen des Wachstums respektiert und dabei unumgängliche Verzichte als Freiheitsgewinn ausweist. Leider haben sie sich den Schneid abkaufen und, um der Regierungsfähigkeit willen, in die babylonische Gefangenschaft des "rot-grünen Projekts" sperren lassen, das – eine pflaumenweiche Formel – Ökologie und Ökonomie versöhnen sollte. Ob so ein Projekt Jüngere noch erreicht, ist fraglich. Trotzdem taugt keine denkbare Koalitionsregierung ohne ihren Beitrag.

      Die Stunde der extremen Rechten

      Zur FDP?

      Claus Leggewie: Vermutlich nur ein vorübergehendes Erfolgsparadox: In einem Land, in dem die Mehrheit mittlerweile für Verstaatlichung von Banken und Industrie eintritt, gewinnt sie demoskopisch. Nachdem die Liberalen jahrelang nicht davon profitieren konnten, dass alle "liberal" geworden waren, mobilisieren sie jetzt offenbar die Kerntruppen eines staats- und regulierungsfeindlichen Mittelstands.

      Zur Linken?

      Claus Leggewie: Das wäre ihre Stunde, aber seit sich der Kapitalismus tatsächlich als das Monster erweist, als den ihn die Linke immer gebrandmarkt hat, schwächelt die Partei. So bleibt sie eine ostdeutsche Regionalpartei und gesamtdeutsche Protestpartei, die von Nostalgien und Ressentiments lebt und einem fremdenfeindlich ausfransenden Nationalpopulismus frönt.

      Die extreme Rechte?

      Claus Leggewie: Das ist ihre Stunde, wenn auch zunächst nicht in Deutschland. Alle Versuche von den REPs bis zur NPD sind an der Trotteligkeit des Personals gescheitert. Das NS-Tabu hält bei uns erstaunlich lange. In Österreich hingegen ist die extreme Rechte schon führend unter den männlichen Jungwählern. Und bei solchen mit Migrationshintergrund kehren Antisemitismus und Nationalismus wieder.

      Zu anderen Parteien unter fünf Prozent?

      Claus Leggewie: Freie Wählergemeinschaften bleiben eine Lokalerscheinung. Die Piraten werden es kaum über die 0,5-Prozent-Hürde schaffen. Man sollte eher an die Nicht-Partei der Nichtwähler denken, mittlerweile fast die größte politische Formation. Sie zeigt, dass die Übersetzung des Volkswillens in Volksvertretungen, also die politische Repräsentation, in einer wirklichen Krise ist. Das war immer schon die Achillesferse der Massendemokratie. Im Übrigen besteht die Kunst von Regierungen darin, auf Veränderungen der öffentlichen Meinung ebenso responsiv wie vorausschauend zu reagieren. Mir scheint die Lücke zwischen "prinicipal" (dem Volk) und dem "agent" (parlamentarische Regierung) heute größer zu werden und es vor allem an dem zu mangeln, was Jane Mansbridge "Surrogat-Repräsentation" genannt hat.

      Was ist damit gemeint?

      Claus Leggewie: Auf das Klimathema übertragen, heißt das, Wähler außerhalb des eigenen Sprengels (das heißt: in aller Welt und künftiger Generationen) zu adressieren, statt nur die Erfüllung von Wahlversprechen und die eigene Wiederwahl im Auge zu haben. Eine heute im Blick auf kurzfristige Kalküle gefällte Entscheidung bindet kommende Generationen, die naturgemäß nicht gefragt werden können, aber mit den Folgen dieser Entscheidung unumkehrbare Handlungszwänge auferlegt bekommen. Jede Entscheidungsnotwendigkeit beruht darauf, dass man nicht wissen kann, was die Zukunft bringt. Dennoch bedarf Demokratie heute einer größeren Sensibilität für mögliche Interessenlagen und Handlungsoptionen der Zukunft.

      Gibt es Chancen für eine neue APO?

      Claus Leggewie: Kommt drauf an, wie eine Reaktivierung der Abstinenten unter den Bedingungen einer weltwirtschaftlichen Depression ausfallen würde – antidemokratisch wie in den 1930er Jahren in ganz Kontinentaleuropa, oder doch als Stärkung einer offenen Zivilgesellschaft, die sich dem Zugriff der Parteien entwindet und sie auf ihre verfassungsmäßige Aufgabe zurückführt, an der politischen Willensbildung mitzuwirken und wieder Zukunft zu gestalten. Was sich gerade in Island und Irland, in Griechenland und Lettland andeutet, wo die Massen auf die Straßen gehen, um Regierungen zum Teufel zu jagen, deutet in Richtung einer außerparlamentarischen Bewegung, über deren Ambivalenz man sich keine Illusionen machen soll. Aber in ihr stecken in Kerneuropa wie in den USA auch die Potenzen einer Neuen Politik, die sich vom Diktat der Kasino-Ökonomie frei macht und Entscheidungen im Licht der nicht nur wirtschaftlich bestimmbaren Frage fällt, wie wir in Zukunft gut leben wollen.

      Claus Leggewie ist Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) in Essen, Leiter des Projektverbundes "Klimakultur".

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29807/1.html
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 07:07:03
      Beitrag Nr. 1.836 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.406 von Maraho am 12.03.09 21:02:14Exklusiv-Umfrage

      Topmanager schreiben 2009 ab
      von Dorit Heß

      Deutschlands Topmanager haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession so gut wie aufgegeben. In einer exklusiven Umfrage des Handelsblatts sagte mehr als die Hälfte aller befragten Führungskräfte: „Unsere Geschäfte verschlechtern sich weiterhin.“ Die Talsohle ist noch nicht in Sicht – Institut für Weltwirtschaft sieht Einbruch um 3,7 Prozent.


      FRANKFURT. Deutschlands Topmanager haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession so gut wie aufgegeben. In einer exklusiven Umfrage des Handelsblatts sagte mehr als die Hälfte aller befragten Führungskräfte: „Unsere Geschäfte verschlechtern sich weiterhin.“ Geteilt wird dieser Pessimismus auch von führenden Volkswirten. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet gar mit einem Einsturz der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent im Jahr 2009.

      Gerade in entscheidenden Gruppen der Wirtschaft ist die Skepsis besonders stark ausgeprägt, zeigt der Handelsblatt Business-Monitor, für den das Marktforschungsinstitut Psephos im Auftrag des Handelsblatts und der Unternehmensberatung Droege & Comp. knapp 800 Führungskräfte befragt hat: Unter den Großunternehmen mit mehr als 5 000 Beschäftigten erwarten mit 68 Prozent noch weitaus mehr schlechtere Geschäfte als bei den kleineren und mittleren. Auch im verarbeitenden Gewerbe und unter den Maschinenbauern, die als Taktgeber der deutschen Wirtschaft gelten, halten weit mehr Manager als im Durchschnitt die Talsohle für noch nicht erreicht.

      Wie schlecht die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone sich zuletzt entwickelt hat, zeigten diese Woche einmal mehr zahlreiche Daten der Industrie: Die Auftragseingänge sind im Januar das zwölfte Mal in 13 Monaten rapide gesunken. Auch das produzierende Gewerbe hat sich im Januar nochmals verschlechtert – um 7,5 Prozent und damit „außerordentlich kräftig“, meldete das Bundeswirtschaftsministerium gestern.

      Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) schraubte daher nicht nur seine Prognose für das laufende Jahr um einen vollen Prozentpunkt nach unten – auch im kommenden Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt seiner Einschätzung nach sinken: um 0,1 Prozent. Bislang erwartete es ein Wachstum von 0,3 Prozent. „Die Weltkonjunktur ist zum Ende des vergangenen Jahres deutlich stärker eingebrochen als von uns erwartet“, räumen die Forscher des IfW ein. Die Rezession in Deutschland werde daher erheblich tiefer sein als noch im Dezember angenommen. Mit einer Stabilisierung rechnet das IfW erst ab Frühjahr 2010.

      Der Handelsblatt Business-Monitor unterstreicht dies: Etwa ein Drittel der Befragten rechnet „nicht vor 2010“ mit anziehenden Geschäften. „Noch später“ erwarten sogar weitere neun Prozent eine Besserung. Dass ihre Geschäfte bereits im kommenden Quartal anziehen werden, halten nur elf Prozent für möglich.

      Besonders unzufrieden sind die Führungskräfte mit dem Auslandsgeschäft: 60 Prozent aller im Export tätigen Unternehmen bezeichnen die eigenen Geschäfte als schlecht. Das Fatale: 53 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit einer weiteren Verschlechterung oder einem Fortdauern der Probleme. Im Inland ist die Situation immerhin etwas besser: Hier bezeichnen vier von zehn Unternehmen den aktuellen Geschäftsverlauf als ungünstig. Und mit 49 Prozent ist der Anteil der Optimisten, die eine Aufhellung oder eine unverändert günstige Geschäftslage erwarten, zumindest geringfügig größer als der Anteil der Pessimisten mit 46 Prozent.

      Instrumente wie Arbeitszeitkonten, Kurzarbeit oder reduzierte Reisekosten- oder IT-Budgets reichen knapp 60 Prozent aller Führungskräfte dennoch aus, um die Folgen der Flaute abzufedern. 50 Prozent mussten diese Standardinstrumente nach eigenen Angaben bisher noch nicht ausschöpfen. Jedes fünfte Unternehmen plant allerdings, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem mit Entlassungen, betriebsbedingten Kündigungen oder sogar Standortschließungen will rund die Hälfte die Probleme abfedern.

      Wie drastisch die Krise auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnte, zeigt die Prognose der Kieler Volkswirte: Der kräftige Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre werde „fast vollständig aufgezehrt“, schreiben sie. Bis 2010 werde sich die Zahl der Erwerbstätigen um 1,3 Millionen auf 39 Millionen reduzieren. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit werde sich nicht einmal Ende 2010 wesentlich abschwächen.

      Ähnlich düster sieht es in den Nachbarländern aus: EU-weit wird die Zahl der Arbeitslosen 2009 um 4,5 Millionen zunehmen, sagten die europäischen Arbeitgeberverbände gestern voraus. Die EU-Kommission geht bisher noch von einer Zunahme der Arbeitslosenzahl um 3,5 Millionen aus.

      Triste Welt

      Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit „auf einer konjunkturellen Talfahrt von historischer Dimension“, schreibt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Die Rezession habe inzwischen alle Regionen erfasst. Die Forscher erwarten daher, dass die Weltwirtschaft erstmals seit den 30er-Jahren im ersten Quartal schrumpfen wird.

      Trübes Europa

      Der Einbruch des Welthandels hat Folgen: 2009 sinkt das Bruttoinlandsprodukt laut IfW im Euro-Raum um 3,3 Prozent, 2010 stagniere die Wirtschaft. Die EZB rechnet 2010 mit einer „allmählichen“ Erholung.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/t…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 07:16:13
      Beitrag Nr. 1.837 ()
      Noch etwas zu Japan ...

      Geldspritze
      Japan gibt 805 Milliarden Euro für Konjunktur aus


      Japan weitet sein Konjunkturprogramm noch einmal deutlich aus: So sollen nun rund 805 Milliarden Euro ausgegeben werden, um die schwächelnde Wirtschaft wieder anzukurbeln. Damit sieht sich die Regierung im Einklang mit den USA. Die Börse reagierte mit einem satten Kursplus.

      Japan will mit zusätzlichen Konjunkturspritzen in Milliardenhöhe aus der schwersten Rezession der Nachkriegszeit finden. Ministerpräsident Taro Aso wies die Koalitionsparteien laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo an, weitere umfangreiche Maßnahmen bis Ende des Monats auszuarbeiten. Demnach dürfte das neue Konjunkturpaket einen Umfang von 100 Billionen Yen haben (805 Milliarden Euro) haben, wobei sich die Neuausgaben dabei auf 15 bis 20 Billionen Yen beliefen. Finanzminister Kaoru Yosano zufolge dürfte Aso darüber auch beim Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am 2. April in London sprechen.

      Laut Finanzminister Yosano stehen Tokios Pläne im Einklang mit dem Aufruf von US-Finanzminister Timothy Geithner, der von den G20-Mitgliedsstaaten „substanzielle“ Konjunkturprogramme gefordert hatte, um die Nachfrage anzukurbeln. Geithner erinnerte daran, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) krisengeschüttelten Staaten dazu geraten hatte, in diesem und ihm nächsten Jahr zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Konjunkturprogramme aufzuwenden.

      Japan als zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt hat bereits Konjunkturpakete im Volumen von 75 Billionen Yen ausgearbeitet, wobei sich die dafür vorgesehenen frischen Staatsausgaben auf 12 Billionen Yen oder rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen. Dafür sollen zwei Nachtragshaushalte und das Budget für das am 1. April beginnende Fiskaljahr dienen. Zur Finanzierung der geplanten weiteren Maßnahmen ist laut Kyodo schon ein Nachtragsetat für 2009 angedacht.

      Japans Wirtschaft war im Schlussquartal 2008 mit einer Jahresrate von 12,1 Prozent geschrumpft. Damit ist Japans Wirtschaftsleistung angesichts eines beispiellosen Exporteinbruchs so stark gesunken wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr. Nach Einschätzung von Ökonomen wird sich die Lage für das binnenwirtschaftlich schwache Land erst dann verbessern, wenn sich die Nachfrage auf den beiden wichtigsten Auslandsmärkten USA und China wieder erholt. Daher ruht die Hoffnung auch auf den dort geschnürten Konjunkturpaketen.

      Das japanische Börsenbarometer hat nach der Ankündigung einen Kurssprung von fünf Prozent gemacht: Der Nikkei-Index legte 363 Punkte auf 7561 zu. Anfang der Woche war er allerdings auf den tiefsten Stand seit 26 Jahren abgesackt. Von den Spekulationen über eine Konjunkturspritze profitierten vor allem die Aktien von Auto- und Elektronikherstellern sowie Banken.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3368817/Japan-gibt…

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 07:54:05
      Beitrag Nr. 1.838 ()
      04.14 Uhr: China ist über die Sicherheit seiner in US-Staatsanleihen angelegten Währungsreserven besorgt. Ministerpräsident Wen Jiabao forderte Washington zu einer glaubwürdigen Wirtschaftspolitik auf. Er erinnerte daran, dass China nun der größte Gläubiger der USA sei und erklärte: "Wir haben einen riesigen Betrag Darlehen in den Vereinigten Staaten. Natürlich sind wir über die Sicherheit unserer Anlagen besorgt. Ehrlich gesagt, ich bin ein bisschen besorgt." Schätzungen zufolge hat China fast die Hälfte seiner Devisenreserven von zwei Billionen Dollar in US-Staatsanleihen und ähnlichen Papieren investiert.

      Wäre ich auch.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 12:29:50
      Beitrag Nr. 1.839 ()
      13.03.2009 12:16
      Rat zur Bewertung der US-Arbeitsmarktdaten

      *** Zunächst eine Anmerkung zu den letzten US-Arbeitsmarktdaten.

      Die sind bekanntlich recht wichtig....und kurz vor Bekanntgabe der neuesten Zahlen schrieb ich letzten Freitag hier im Trader's Daily:

      „Im Mittelpunkt des Interesses von wahrscheinlich Millionen Tradern weltweit dürfte eine einzige Zahl stehen: Die 'Zahl der neu geschaffenen Stellen'. Die wird, nachdem sie über die Ticker gekommen ist, blitzschnell mit den Erwartungen (wichtig! Den Erwartungen, weniger dem letzten Wert!) verglichen und danach wird entsprechend gehandelt. Wenn sie schlechter als die Erwartungen ausfällt, dann werden Dow Jones und Dollar tendenziell fallen. Und umgekehrt!"

      Das sollten Sie wissen, es ist aber auch ganz bestimmt kein Geheimnis.

      Heute möchte ich auf einen weiteren Aspekt der Zahlen hinweisen, der schon weniger bekannt ist.

      Und zwar geht es um die „Revidierung der Vormonatswerte".

      Denn während „alle Welt" auf die aktuelle Zahl starrt und vergleicht, ob diese vielleicht 10.000 von den Erwartungen abweicht...

      ...werden die „Revidierungen" deutlich weniger beachtet.

      Dabei gibt es gerade da sehr deutliche Veränderungen! Konkret: Während im Februar ein Abbau von 651.000 Stellen vermeldet wurde (worauf alle achten)...

      ...wurde gleichzeitig vermeldet, dass der Wert für Januar deutlich korrigiert wurde: Statt einem Abbau von 598.000 Stellen waren tatsächlich 655.000 Stellen abgebaut worden. Also mal eben eine Korrektur um 57.000 Stellen.


      Ich finde solche Zahlen sehr interessant, insbesondere deshalb, weil sie nicht so im Rampenlicht stehen. Mein Rat: Achten Sie auch auf die „Korrekturen der Vormonate".
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 12:51:42
      Beitrag Nr. 1.840 ()
      13.03.2009 12:45
      4,7 Mio. Haushalte mit Zahlungsproblemen
      Köln (ots) - Der durch die Finanzkrise ausgelöste wirtschaftliche Abschwung wird zunehmend auch für die Verbraucher spürbar: 13 Prozent der deutschen Haushalte berichten, dass sich ihre finanzielle Lage in den vergangenen Monaten "stark verschlechtert" hat. 12 Prozent (4,7 Mio.) sind den eigenen Angaben zufolge mit ihren Zahlungsverpflichtungen bereits konkret in Rückstand geraten.

      Weitere 22 Prozent der Haushalte schaffen es nur "in einem ständigen Kampf", ausstehende Rechnungen zu begleichen und ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
      Zwei Drittel der Bevölkerung spüren noch keine Auswirkungen der Finanzkrise auf ihre eigene finanzielle Situation.

      Dies zeigt die aktuelle Ausgabe des vierteljährlichen "Schulden-Monitor" des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGovPsychonomics AG. 1.200 bundesdeutsche Haushalte wurden im Februar repräsentativ zu ihrer aktuellen Finanzsituation befragt.

      Mittlerweile hat demnach rund jeder dritte Haushalt (35%) in starkem Maße den Eindruck, dass es immer schwieriger wird, den bisherigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. In der Altersgruppe der über 55-Jährigen liegt dieser Anteil bereits bei 41 Prozent, bei den Bundesbürgern mit einem monatlichen Haushalts-Nettoeinkommen von unter 1.500 Euro sogar nahezu bei der Hälfte (47%). Lediglich ein Drittel der deutschen Haushalte (37%) beurteilt ihre aktuelle Finanzsituation der Studie zufolge als "gut" oder besser, jeder vierte (24%) hingegen ausdrücklich als "schlecht" ("mittelmäßig": 40%).

      Hinzu kommen eher düstere Zukunftsaussichten: Fast jeder vierte Haushalt (23%) erwartet eine weitere Verschlechterung ihrer finanziellen Lage. Verbunden sind diese negativen Erwartungen häufig mit der Angst vor einer drohenden Arbeitslosigkeit innerhalb der nächsten sechs Monate; insbesondere in Haushalten mit niedrigen Einkommen und geringer beruflicher Qualifikation.

      Energiekosten als zusätzlicher Belastungsfaktor

      Zusätzlich belasten die Haushalte trotz gesunkener Benzinpreise immer noch die insgesamt gestiegenen Energiekosten. Bei den Preisen für Gas, Heizöl und Strom berichten 76 Prozent von Preissteigerungen in den letzten Monaten. Preisreduktionen auf den internationalen Energiemärkten sind demnach immer noch nicht von allen Versorgern an die Verbraucher weitergegeben worden. Insbesondere Stromanbieter verharren derzeit weitgehend auf höheren Preisen, obwohl die Strompreise an der EEX-Strombörse seit Mitte 2008 um über 30 Prozent gesunken sind. Immerhin haben aber einige Gasanbieter, zumeist Stadtwerke, ihren Kunden bereits zum 1. März 2009 eine Preisreduktion gewährt.

      "Auch wenn die 'gefühlte' Entwicklung der Finanzsituation negativer ausfällt als die tatsächliche, geben die zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten und finanziellen Engpässe vieler Haushalte großen Anlass zur Besorgnis", kommentiert Dr. Oliver Gaedeke, Finanzmarktforschungsexperte bei der YouGovPsychonomics AG.

      Über die Studie

      Die Tracking-Studie "Schulden-Monitor" von YouGovPsychonomics analysiert in vierteljährlichen Repräsentativbefragungen regelmäßig die aktuelle Finanzlage und Verschuldungssituation deutscher Haushalte. Neben der Untersuchung der aktuellen Finanzsituation (inklusive Art und Anzahl laufender Kredite und Finanzierungen mit Restschuld und Laufzeit) werden in den Haushalten jeweils auch ein Ausblick auf den nächsten Monat (z.B. geplante Aufnahme von Haushaltskrediten) sowie die Arbeitsplatzsicherheit in den nächsten 6 Monaten untersucht.

      Weitere Studieninfo: www.psychonomics.de/filemanager/download/2015

      Studienleiter: Stefan Heinisch - Tel.: +49 (02) 21 420 61 574 - E-Mail: stefan.heinisch@psychonomics.de

      Originaltext: YouGovPsychonomics AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/25608 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_25608.rss2

      Pressekontakt:

      Kommunikations- und Pressebüro Ansgar Metz Haselbergstraße 19 50931 Köln T +49 (0)177-295 3800 E-Mail: ansgar.metz@email.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 12:54:36
      Beitrag Nr. 1.841 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.357 von kiska am 13.03.09 12:29:50Diese Tricksereien sind bewährte Mittel der Statistiker, in den USA, aber nicht nur dort.
      Da werden beim BIP erhöhte Lagerbestände, also ein negativer Fakt, mal eben in das BIP reingerechnet (weshalb die USA im Jahr 2008 noch ein BIP-Wachstum ausweisen konnten), da werden große Mengen an Arbeitslosen aus der Statistik eliminiert usw.

      Und alle Welt konzentriert sich auf diese getürkten Zahlen ohne diese zu hinterfragen.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 12:56:47
      Beitrag Nr. 1.842 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.583 von Maraho am 12.03.09 19:36:58Guten Tag zusammen,
      servus kiska,

      jetzt ist es raus ...

      13.03.2009 12:35:05
      ROUNDUP: Schweizer Regierung lockert Bankgeheimnis


      BERN/WIEN (dpa-AFX) Die Schweiz lockert nun auch offiziell ihr striktes Bankgeheimnis. Die Regierung sei bereit, unter gewissen Bedingungen auch bei Steuerhinterziehung Amtshilfe zu leisten. Das teilte Finanzminister Hans-Rudolf Merz am Freitag in Bern mit. So sollen OECD-Standards für Hilfe bei Steuerverfahren eingehalten werden, gegen die die Schweiz bisher Vorbehalte hatte. Für in der Schweiz ansässige Steuerpflichtige ändere sich damit nichts. Am Bankgeheimnis werde festgehalten.

      Ein "automatischer Informationsaustausch", wie er in der EU üblich ist, werde entschieden abgelehnt, sagte Merz. Bisher wurde Amtshilfe nur bei Steuerbetrug, etwa nach dem Fälschen von Unterlagen, gewährt. "Das Bankgeheimnis schützt nicht vor Steuerdelikten", sagte Merz nun. Es würden erweiterte bilaterale Steuerabkommen nötig werden, bevor die neue Regelung in Kraft treten könne, sagte der Minister.

      Zuvor hatten Österreich und Liechtenstein eine ähnliche Haltung angekündigt. Österreichs Finanzminister Josef Pröll sagte am Freitag in Wien, die Banken des Landes würden künftig bei "begründetem Verdacht" einer ausländischen Behörde auf Steuervergehen Informationen über Konten austauschen, auch wenn noch kein Strafverfahren läuft./hpd/DP/hoswl

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:00:50
      Beitrag Nr. 1.843 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.772 von Maraho am 12.03.09 19:55:47Hoffentlich verschlägt es euch nicht den Atem ...


      Starker BIP-Einbruch erwartet
      Goldman malt Horrorszenario für Deutschland
      von Dorit Heß und Dietmar Neuerer

      Die Wirtschaft in Deutschland befindet sich im Sturzflug, und wann der Boden erreicht sein wird, ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Die jüngsten Daten vom verarbeitenden Gewerbe verheißen nichts Gutes. Goldman Sachs hat daher seine Prognose für das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2009 drastisch gesenkt. Nun wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,2 Prozent erwartet.


      FRANKFURT/DÜSSELDORF. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der Investmentbank hervor. Bisher war mit 2,6 Prozent nur ein halb so starker Rückgang erwartet worden. Grund sei ein für das erste Quartal inzwischen erwarteter schärferer Einbruch als bisher unterstellt. Die harten Fakten hätten zuletzt gezeigt, dass sich der Abschwung zu Jahresbeginn noch verstärkt habe. Die Industrie bleibe im freien Fall, heißt es. Vor diesem Hintergrund sei erst im vierten Quartal 2009 wieder ein Wachstum zu erwarten.

      Die von Goldman Sachs erwähnten Daten sprechen tatsächlich ein deutliche Sprache: Die deutsche Industrie hat demnach im Januar dieses Jahres einen beispiellosen Produktionseinbruch erlebt. Gegenüber dem Januar 2008 lag der Umsatz der Verarbeitenden Industrie um 20,0 Prozent niedriger, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Das sei der stärkste Einbruch seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1991. Bereits im Vormonat waren die Umsätze um 12,6 Prozent weggebrochen. Der Inlandsumsatz nahm im Januar um 16,6 Prozent ab, während der Auslandsumsatz um 23,8 Prozent einbrach. Besonders stark betroffen war die Autoindustrie, der mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) Umsatz wegbrach.

      Auf einen horrormäßigen Jahresbeginn für die deutsche Wirtschaft deuteten bereits gestern die Industrie-Auftragseingänge hin. Industrie-, Bau- und Energieunternehmen stellten demnach zusammen 7,5 Prozent weniger her als im Dezember. Das ist der stärkste Rückgang seit Einführung der Statistik 1991.

      Auch eine Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Handelsblatts und der Unternehmensberatung Droege & Com unter deutschen Spitzenmanagern bestätigt den Negativ-Trend. Mehr als die Hälfte der rund 800 befragten Führungskräfte ist der Auffassung, dass sich die Geschäfte weiter verschlechtern. Etwa jeder dritte Manager erwartet „nicht vor 2010“ eine Belebung. Weitere neun Prozent rechnen sogar noch später mit einer Besserung.

      Besonders pessimistisch sind die Großunternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten. Hier erwarten 68 Prozent schlechtere Geschäfte. Wichtigster Grund für den Pessimismus in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ist das schwache Auslandsgeschäft. 60 Prozent der exportorientierten Unternehmen bezeichneten die eigenen Geschäfte als schlecht. 53 Prozent erwarten, dass dies in den kommenden zwölf Monaten so bleibt oder sogar noch schlimmer wird.

      Vor diesem Hintergrund werden die Rufe nach weiteren Stützungsmaßnahmen für die Konjunkur lauter. „Die Bundesregierung sollte sich schon mal Gedanken machen wie ein drittes Konjunkturpaket aussehen könnte“, sagte der Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Dirk Schumacher; am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt.com. Ob es notwendig sei, werde man dann im zweiten Quartal sehen. Im Moment sei es zwar „noch schwerer als sonst, die kurzfristigen Dynamiken einzuschätzen“, sagte der Top-Ökonom. „Aber die verfügbaren Informationen, wie beispielsweise die Auftrageingänge im verarbeitenden Gewerbe, deuten nicht auf eine Stabilisierung schon im zweiten Quartal hin“, betonte Schumacher.

      Für ein weiteres staatliches Konjunkturpaket sprach sich auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn aus. „Für den Winter und 2010 brauchen wir das dritte Konjunkturprogramm, jetzt aber noch nicht“, sagte der Wirtschaftsforscher der „Financial Times Deutschland“. Der Tiefpunkt der Krise werde auf Deutschland erst im kommenden Jahr zukommen. Die Bundesrepublik folge der US-Konjunktur mit einer Verzögerung von etwa anderthalb Jahren. „Wir werden frühestens im Winter 2010 da sein, wo die USA im letzten Herbst waren - die Arbeitslosigkeit wird dramatisch steigen“, warnte der Chef des Münchner Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.

      Die Bundesregierung hatte zu Jahresbeginn das größte Konjunkturpaket in der Geschichte der Bundesrepublik im Volumen von etwa 50 Mrd. Euro aufgelegt. Es umfasst öffentliche Investitionen, Steuer- und Abgabensenkungen, Finanzhilfen für Unternehmen und weitere staatliche Leistungen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte sich die Regierung auf ein erstes, milliardenschweres Paket geeinigt. Wirtschaftsstaatssekretär Walther Otremba hatte sich jüngst gegen weitere Pakete ausgesprochen. Die Debatten über weitere Maßnahmen würden das Vertrauen in das Beschlossene untergraben, warnte Otremba.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/g…
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:05:25
      Beitrag Nr. 1.844 ()
      Finanzkrise

      Bankengläubiger bangen um ihr Geld
      von Andrea Cünnen, Hans G. Nagl und Peter Köhler

      Die Unsicherheit an den Kreditmärkten erreicht neue Dimensionen. Auslöser dafür sind Diskussionen, wonach die Besitzer herkömmlicher Bankenanleihen zur Kasse gebeten werden könnten, wenn die Banken erhebliche staatliche Kapitalspritzen bekommen. Politiker und Wissenschaftler sind alarmiert, sie fürchten "unabsehbare Folgen" für das System.


      FRANKFURT. Dafür müsste geltendes Recht geändert werden, wonach vorrangige Gläubiger Anspruch auf Zinsen und Tilgungen haben. "Dies würde grundlegende Spielregeln der Marktwirtschaft aushebeln", warnt Professor Andreas Hackethal von der Goethe Business School.

      In den USA gibt es bereits Bestrebungen von Politikern, Anleihebesitzer an Verlusten der Banken zu beteiligen. Dafür sei es an der Zeit, sagt etwa Brad Sherman, der für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt. Die Analysten der US-Bank JP Morgan raten Investoren explizit, Bankenanleihen zu meiden: Schlimmstenfalls könnten nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Bondbesitzer in die Pflicht genommen werden. Konkret könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass die eigentlich 100-prozentigen Rückzahlungswerte der Anleihen herabgesetzt werden.

      Selbst Äußerungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke beruhigten die Investoren nicht. Bernanke hat sich diese Woche indirekt in die Diskussion eingeschaltet, indem er betonte, dass keine systemisch wichtige Bank ausfallen dürfte. Trotzdem sind die Risikoprämien für Instrumente, mit denen sich Investoren vor einem Zahlungsausfall von Banken schützen können, auf Rekordhochs gestiegen. Anleger werten die Gefahr, dass Banken insolvent werden, höher als die Ausfallgefahr von Unternehmen mit vergleichbarer Bonität. Und das, obwohl Regierungen rund um die Welt nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers zugesichert haben, keine systemisch wichtige Bank mehr fallenzulassen.

      "Dann kippt das ganze System"

      In Europa sind Investoren vor allem mit Blick auf Großbritannien verunsichert. Das Finanzministerium hatte vor drei Wochen entschieden, dass die verstaatlichte Hypothekenbank Bradford & Bingley keine Zinsen auf bestimmte Anleihen zahlen muss. Dabei handelt es sich zwar um nachrangiges Kapital, aber um solches, bei dem Zinsen nicht beschnitten werden dürfen. Die Kreditstrategen der französischen Großbank BNP Paribas empfehlen seither, auch europäische Bankenanleihen unterzugewichten. So gebe das britische Gesetz, das die Bankenrettungen regelt, der Regierung unter Einschränkungen Befugnisse, auch die vorrangigen Bankengläubiger zu belasten.

      In der deutschen Politik beobachtet man vor allem die Entwicklungen in den USA mit Sorge. "Es besteht die große politische Gefahr in den USA, dass Rettungsmaßnahmen für Finanzdienstleister künftig nicht mehr nur aus dem Haushalt finanziert werden, sondern auch über die vorrangigen Anleihebesitzer", sagt ein Finanzpolitiker in Berlin. Dies bereite Kopfzerbrechen. Der politische Druck in den USA, dort die Steuergelder schonend einzusetzen, dürfe nicht zu falschen Weichenstellungen führen.

      Noch deutlicher werden Wissenschaftler und Analysten. Wenn Anleihebesitzer für Verluste mithaften müssten, würden "Banken dauerhaft vom Kapitalmarkt abgeschnitten werden", warnt Professor Dirk Schiereck von der Technischen Universität Darmstadt. Professor Hackethal fürchtet "unabsehbare Folgen". Ähnlich besorgt ist Analyst Ralf Burmeister von der Landesbank Baden-Württemberg: "Wenn Investoren nicht mehr auf bestehende Verträge vertrauen können, kippt das ganze System."

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/anleihen/bankenglaeu…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:14:42
      Beitrag Nr. 1.845 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.757.901 von kiska am 13.03.09 07:54:05Etwas ausführlicher ...


      Streit um Wechselkurs
      Peking sorgt sich um US-Staatsanleihen
      von Christine Mai und Tobias Bayer (Frankfurt)

      Premier Jiabao fürchtet Verluste auf die riesigen Bestände an Treasuries, die das Land aufgebaut hat - und fordert Garantien von der amerikanischen Regierung. Vorwürfe zur chinesischen Währungspolitik prallen an ihm ab.


      China, der größte Gläubiger der USA, zeigt sich besorgt um seine Investitionen in US-Staatsanleihen. Ministerpräsident Wen Jiabao fordert von Amerika die Zusicherung, dass diese sicher sind. "Wir haben den USA eine Riesenmenge Geld geliehen", sagte Jiabao am Freitag in Peking zum Ende des Volkskongresses.

      Die Regierung von Barack Obama solle ihre Versprechungen einhalten und die Sicherheit der chinesischen Vermögenswerte garantieren. "Natürlich sind wir beunruhigt, was die Sicherheit unserer Anlagen angeht. Um ehrlich zu sein, ich bin ein bisschen besorgt", sagte Wen.

      Die USA sind darauf angewiesen, dass China durch den Kauf von Treasuries die Programme zur Belebung der Wirtschaft und zur Rettung der Banken mitfinanziert. Allein das kürzlich beschlossene Konjunkturpaket ist fast 800 Mrd. $ schwer. Allein für 2009 wird der Finanzierungsbedarf der USA auf 2500 Mrd. $ geschätzt.

      Die Chinesen haben die Dollars, die sie durch Exporte in die USA eingenommen haben, dazu benutzt, den weltweit größten Bestand von US-Staatspapieren aufzubauen. Auf diese Investitionen haben sie nun Verluste hinnehmen müssen - die sich noch verschärfen könnten, wenn der Kampf gegen die Krise etwa über eine lockere Geldpolitik die Inflation ansteigen lässt und der Dollar abwertet. Daher sind in China Forderungen laut geworden, weniger in Treasuries zu investieren. Zhang Guobao etwa, Chef der Nationalen Energiebehörde, hatte kürzlich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua gefordert, das Land solle mehr auf Rohstoffe setzen.

      Allerdings haben die Chinesen kaum eine Alternative. "US-Staatsbonds sind der sichere Hafen. Das ist für jeden die einzige Option, auch für China", hatte Luo Ping, Generaldirektor bei der chinesischen Bankenaufsicht, vor kurzem gesagt.

      Aufgrund dieser wechselseitigen Abhängigkeit kamen Äußerungen von Ron Kirk, dem neuen Handelsbeauftragten der USA, überraschend. Er sagte am Donnerstag vor dem Senat, die Regierung prüfe, ob die chinesische Währungspolitik gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoße. Die Abgeordneten hatten den ehemaligen Bürgermeister von Dallas zuvor bestätigt. Damit flammen Sorgen wieder auf, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten könne sich verschlechtern, und es könne zu verstärktem Protektionismus kommen.

      Zuvor hatte Finanzminister Timothy Geithner der Regierung in Peking bereits Ende Januar vorgeworfen, sie manipuliere ihre Währung. Dann hatte die US-Regierung aber einen konzilianteren Kurs eingeschlagen. Dem Vernehmen nach drängte Geithner Vertreter der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) dazu, die Kritik an China zu dämpfen. Die Finanzminister veröffentlichten daraufhin nach einem Treffen Mitte Februar eine sehr vorsichtig formulierte Erklärung. Die USA, aber auch europäische Länder werfen China seit längerem immer wieder vor, den Renminbi künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu stützen.

      Auf die Währungspolitik angesprochen sagte Wen am Freitag, das Land werde weiter an einem stabilen Yuan festhalten - obwohl Gewinne gegenüber dem Euro und asiatischen Währungen Chinas Exporteuren schadeten. Zum Euro etwa hat die Währung fast neun Prozent zugelegt. "Unser Ziel ist es, den Yuan auf einem ausgewogenen und vernünftigen Niveau grundsätzlich stabil zu halten", sagte er. "Letztlich ist es unsere eigene Entscheidung, und andere Länder können uns nicht dazu bringen, unsere Währung ab- oder aufzuwerten."

      Die chinesische Wirtschaft kann sich dem globalen Abschwung nicht entziehen. Zweistellige Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an: Im vierten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik auf das Jahr hochgerechnet nur um 6,8 Prozent. Jiabao versucht, mit einem 4000 Mrd. Yuan (465 Mrd. $) großen Konjunkturpaket gegenzusteuern. Peking strebt eine Wachstumsrate von acht Prozent an. Der Internationale Währungsfonds ist deutlich pessimistischer und geht für 2009 von einem Wachstum von 6,7 Prozent aus - das wäre das kleinste Plus seit 1990.

      Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen und bestehende zu erhalten. Ein Impuls ist dringend vonnöten: Die Arbeitslosenquote befindet sich mit 8,1 Prozent auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren, seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 gingen 4,4 Millionen Stellen verloren. Die Wirtschaftsleistung sank im vierten Quartal um auf das Jahr hochgerechnet 6,2 Prozent.

      Obamas Programm kostet: Insgesamt plant der neue US-Präsident für das laufende Jahr mit Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP.

      Experten warnen Washington

      Experten sehen Versuche, China wegen vermeintlicher Manipulation vor die WTO zu zerren, allerdings skeptisch. Dieses Vorgehen setze voraus, dass Chinas Währungskurspolitik in gleichwertige Handelspolitik wie Exportsubventionen oder Importzölle übersetzt werde, schrieben die Ökonomen Robert W. Staiger und Alan O. Sykes kürzlich in einem Aufsatz.

      Selbst wenn man davon ausgehe, dass sie wirke wie eine illegaler Einfuhrzoll und eine verbotene Ausfuhrsubvention, würden sich diese beiden Effekte auf lange Sicht gegenseitig aufheben und wären daher wirkungslos. "Wir bezweifeln, dass Chinas Handelspartner überzeugend darlegen können, dass China seine WTO-Verpflichtungen durch Eingriffe in den Währungsmarkt verletzt hat", schrieben die Stanford-Professoren und warnten vor Sanktionen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Streit-um-Wechse…

      Siehe auch: #1805 von Maraho am 12.03.09 um 18:56:38 Beitrag Nr.: 36.755.205 auf Seite 181
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:24:25
      Beitrag Nr. 1.846 ()
      13.03.2009 13:12
      Bei Automobilzulieferer könnten die Lichter bald erlöschen

      New York (BoerseGo.de) - Der Automobilzulieferer American Axle&Manufacturing Holdings dürfte sich außerstande sehen den Betrieb fortzusetzen. Davon geht der Steuerprüfer Deloitte&Touche im Rahmen eines an den Konzern verfassten Schreibens aus. Im Falle einer Insolvenz von General Motors (GM) und Chrysler LLC sei mit wesentlichen negativen Folgen für Axle&Manufacturing zu rechnen. So generierte der Konzern über GM und Chrysler im Vorjahr rund 84 Prozent seiner gesamten Einnahmen.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:26:43
      Beitrag Nr. 1.847 ()
      Wirtschaftskrise: Große Sorgen um Arbeitsplatz und Zukunft in Österreich

      Die Wirtschaftskrise schlägt sich auf die Stimmung der österreichischen Bevölkerung nieder. Viele Arbeitnehmer zittern um ihre Zukunft und machen sich Sorgen um ihr Einkommen.
      Beinahe die Hälfte der Österreicher sieht laut der Arbeiterkammer Österreich für ihre Zukunft schwarz. Die Arbeitsplatzsituation wird zunehmend als gefährdet eingeschätzt.

      Zwei Drittel fürchten um Arbeitsplatzsicherheit

      Die Krise ist damit endgültig auch in Österreich angekommen. Die schlechten wirtschaftlichen Aussichten haben auch Folgen für die Bewertung der Arbeitsplatzsicherheit. Zwei Drittel der Beschäftigten nehmen an, dass die Arbeitsplätze in Österreich „sehr“ beziehungsweise „ziemlich unsicher“ sind.

      Selbsständige schätzen Entwicklung negativ ein

      Auch die Aussichten des eigenen Betriebes werden deutlich negativer gesehen als noch im Vorjahr. Derzeit schätzt ein Fünftel die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Betriebs negativ ein.

      Auskommen mit dem Einkommen

      Das Auskommen mit dem Einkommen hat sich ebenso verschlechtert. Aktuell berichten 43 Prozent, dass sie von ihrem Einkommen gerade leben können. Gleich geblieben ist mit 7 Prozent der Prozentsatz derjenigen, die von ihrem Einkommen gar nicht leben können.

      Großes Bangen bei den Hilfskräften

      Besonders ängstlich sind Hilfskräfte in Bezug auf ihre Zukunft. Derzeit nehmen 37 Prozent dieser Gruppe an, dass die wirtschaftliche Zukunft ihres Betriebes gefährdet ist. Ein Grund dafür liegt darin, dass viele Männer mit niedrigem Bildungsabschluss in Produktionsbetrieben, im Bauwesen und im Fremdenverkehr beschäftigt sind und gerade diese von der Wirtschaftskrise besonders betroffen sind.

      http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/art15%2C124…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:28:07
      Beitrag Nr. 1.848 ()
      13.03.2009 10:29
      Allianz bleibt in Krisenstarre
      Wegen der anhaltend schwierigen Situation an den Kapitalmärkten will die Allianz immer noch keine genaue Prognose für das Jahr 2009 abgeben. Für die allgemeinen Aussichten findet der Versicherer düstere Worte.
      Bild zum Artikel

      "Die Weltwirtschaft ist im Berichtsjahr in die tiefste Rezession seit Jahrzehnten gestürzt" heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht der Allianz. "Nach unserer Einschätzung wird die Weltwirtschaft 2009 (auch unter Einrechnung der Schwellenländer) nicht mehr wachsen, und das nach einer Expansion im Vorjahr von gut 2 Prozent." Das Dax-Unternehmen erwartet aber, dass sich die Lage im Verlauf des Jahres wegen der weltweit massiven Ausweitung der Geld- und Fiskalpolitik wieder stabilisiere.

      Die Finanzmärkte werden 2009 nach Ansicht des Versicherers nicht zur Ruhe kommen. Verwerfungen aus den Hochkonjunkturjahren, vor allem im Bankensektor, seien noch nicht abgearbeitet.

      Beschwichtigende Worte
      In diesem Umfeld sei eine verlässliche Ergebnisprognose für 2009 nicht möglich, schreibt der Versicherer. Doch findet die Allianz einigermaßen zuversichtliche Worte für die Aussichten des Konzerns: "Die Kennzahlen des operativen Geschäfts sind solide", heißt es. "Der Hauptanteil unserer operativen Erträge stammt aus dem Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft, das von der Finanzmarktkrise am wenigsten betroffen ist." Selbst wenn eine schwere Rezession zu einem Umsatzrückgang führen würde, sei der kurzfristige Einfluss auf das operative Ergebnis nicht signifikant. "Unsere Dividenden- und Zinseinkünfte sind robust", verspricht die Allianz in dem Geschäftsbericht.

      Kunden meiden Anlageprodukte
      Die Allianz SE erwartet für dieses Jahr ein stabiles Zinsergebnis. "Aufgrund der aktuellen Marktbedingungen können jedoch Veräußerungsgewinne, Abschreibungen und Zahlungsausfälle nicht prognostiziert werden." Im Rückversicherungsgeschäft erwartet der Versicherer ein Wachstum des Umsatzes. Bei den Vertragserneuerungen für 2009 seien Raten und Bedingungen mindestens stabil gewesen. Sie hätten sich sogar in jenen Bereichen verbessert, die 2008 eine hohe Schadenlast verzeichnet hatten. Für 2009 erwartet die Allianz ein positives versicherungstechnisches Ergebnis.

      In der Lebens- und Krankenversicherung dürfte die positive Entwicklung mit traditionellen Versicherungsprodukten anhalten, so die Prognose. Doch bei anlageorientierten Produkten werde man sich erst mittelfristig erholen. Die Marge aus den Kapitalanlagen bleibt weiter anfällig für negative Entwicklungen an den Finanzmärkten.

      Zahlen für 2008 bekannt
      Die Allianz hatte bereits vor zwei Wochen auf ihrer Bilanz-Pressekonferenz die wichtigsten Daten aus dem Geschäftsbericht vorgestellt. Die Zahlen waren heute daher für Börsianer nicht mehr von allzu großem Interesse.

      bs
      http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_340112
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:29:45
      Beitrag Nr. 1.849 ()
      13.03.2009 10:40
      Aareal-Bank-Chef: Krise wird nur wenige Wettbewerber übrig lassen

      Der Chef des Immobilienfinanzierers Aareal Bank<ARL.ETR>, Wolf Schumacher, rechnet durch die anhaltende Finanzkrise mit einer grundlegenden und langfristigen Veränderung seiner Branche. "Nach der Krise wird es vermutlich deutlich weniger Wettbewerber für uns geben", sagte Schumacher am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Margen und Gebühren seien bereits gestiegen. "Dem gegenüber steht natürlich auch eine Verteuerung auf der Refinanzierungsseite." Künftig würden die Deals konservativere Strukturen haben, das Verhältnis von Risiko zu Erträgen werde dabei ausgewogener sein.

      Einen Ausblick auf die weitere Entwicklung könne er aktuell nicht geben. "Solche Marktverwerfungen habe ich noch nie in meiner Karriere erlebt", betonte Schumacher. "Jetzt geht es erst einmal darum, gut aufgestellt und ausgerüstet durch das Jahr 2009 zu kommen."

      Die Aareal Bank (News/Aktienkurs) war im vergangenen Monat trotz schwarzer Zahlen unter den Bankenschirm der Bundesregierung geschlüpft. Sie sicherte sich Stille Einlagen in Höhe von 525 Millionen Euro sowie einen Garantierahmen für neue Emissionen im Umfang von bis zu vier Milliarden Euro. Schumacher begründet diesen Schritt ausdrücklich mit Vorsorge und sieht sich nun für die weitere Krise gut aufgestellt. "Besser als mit diesen zusätzlichen Sicherheitsgurten können wir das Unternehmen nicht durch die Krise steuern."/sb/gr/tw

      ISIN DE0005408116
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:30:11
      Beitrag Nr. 1.850 ()
      Zum Schluß (für den Moment) noch ein interessanter Text:

      Die Zukunft des Geldes
      Norbert Rost

      Das alte Geld stirbt, das neue wird verschlüsselt, sicher, dezentral und nutzerfreundlich sein
      No Future an den Finanzmärkten des alten Jahrtausends. Das Geld der Zukunft basiert auf Dezentralbanken und Open Source, ist frei konfigurierbar und jeder Nutzer darf an verschiedenen Systemen gleichzeitig teilnehmen.


      Das alte Geld stirbt. Es war vorhersehbar, dass ein Wirtschaftssystem, dessen Zweck es nur noch war, Geld auf Geld zu häufen, irgendwann ein Problem bekommen musste: Wer glaubt schon, dass der Zweck des Wirtschaftens Geldmacherei ist? Geld kann man nicht essen, es leistet nichts, es ist ein bloßes Werkzeug. Der Glaube ans Geld bricht mit den Milliardenverlusten, die derzeit von Privatseite zum Staat verlagert werden. Und der Staat bricht mit seinen Schulden, noch nie seit Beginn des Google-Zeitalters war der Begriff "Staatsbankrott" so populär.

      Die Dematerialisierung des Geldes

      Wir wissen, was die Erfindung von mp3 und Tauschbörsen mit der Musikindustrie angestellt hat. Die Entkoppelung der Musik von einem (Ton-)Träger erleichterte die Verteilung so sehr, dass die Industrie, die sich rund um die Verteilung entwickelt hatte, nicht mehr in diesen Maße benötigt wurde.

      Man stelle sich vor, was mit der heutigen Bank- und Finanzbranche passieren würde, wenn deren Produkt dasselbe Schicksal ereilt: Wenn Geld digital handhabbar, dezentral verwaltbar und von jedermann machbar wäre – wer bräuchte dann noch Banken herkömmlicher Form?

      Die Dematerialisierung des Geldes begann spätestens mit dem Vietnamkrieg, dessen Kosten die USA dazu zwangen, den Dollar vom Gold zu lösen. Seitdem ist Geld eigentlich nichts anderes als Bits und Bytes in einem Computer. Denken wir an Geld, so sehen wir vor unserem geistigen Auge meist die bunt bedruckten Scheine, aber wir alle wissen, dass man "mit Karte" ebenfalls gut zahlen kann und die meisten Menschen nennen ein Konto ihr eigen.

      Das heutige Geld ist eine Information. Das Geldsystem ist ein Informations- und Verrechnungssystem. Nichts liegt näher, als dieses Prinzip auf die moderne Informationsinfrastruktur zu übertragen: das Internet. Anarchisch, wie das Medium ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis echte dezentrale Systeme es jedermann erlauben, eigenes Geld zu machen. Verschlüsselt, sicher, dezentral und nutzerfreundlich.

      Geld ist eine Vereinbarung in einer Gemeinschaft, etwas als Zahlungsmittel zu nutzen – Geldmacher brauchen also nicht nur ein Softwaresystem sondern auch die Gemeinschaft von Menschen, die mit solch einem System untereinander verrechnet. Die ersten Entwürfe sind vorhanden: Ripple, Cyclos, ePointSystem, opencoin und so weiter. (Links im Orginaltext siehe unten.)

      Die Demokratisierung des Geldes

      Parallel entsteht ein Prozess, der das Finanzsystem und damit das Wirtschaftssystem demokratisiert. Ein Prozess, in dem Macht transferiert wird, weg von wenigen großen Akteuren hin zu vielen kleinen Spielern. Mit einem internetbasierten, dezentralen Finanzsystem wäre jede Gruppe in der Lage, ihr eigenes Zahlungsmittel zu schöpfen und es den eigenen Vorstellungen entsprechend anzupassen. Jene, die von der Golddeckung nicht lassen können, wären frei, solch eine materielle Unterlegung ihres Geldes vorzunehmen, andere würden eine Energiedeckung vorziehen, wieder andere bauen auf den Warenkorb, den die Vielzahl der Akteure in das System einbringen.

      Weltbürger könnten eine oder mehrere globale Währungen aufsetzen, regional orientierte Wirtschaftsakteure könnten sich für ein regionales System entscheiden. Jeder wäre frei, an einem oder mehreren Währungssystemen teilzunehmen, je nach weltanschaulichem oder ökonomischem Hintergrund. Und wir wären frei zu sagen: Wenn Schindluder mit einem System getrieben wird, wenn es Auswüchse gäbe oder zu krasse Reichtumskonzentrationen, wären wir frei und in der Lage, ein neues System nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Wir müssten nicht am alten hängen, weil es keine Alternativen gäbe, wir könnten jederzeit die eigene Alternative aufbauen und gestalten. Und die Nutzer des alten Systems spielen eben mit ihrem Geld und ihren Regeln weiter, wie weit auch immer sie damit kommen.

      Da wir nicht wissen, wie "das ideale Geld" aussieht und konstruiert ist, würde eine anfänglich enorme Vielfalt von Geldern einem gewissen Konzentrationsprozess unterliegen, in dem die einzelnen Systeme die kritische Masse an Teilnehmern gewinnen können – oder untergehen. Die Menge, Vielfalt und Leistungsfähigkeit derjenigen, die eine Währung akzeptieren, ist entscheidend für ihren Erfolg. Geld kann man bekanntlich nicht essen, weshalb es für jedes Geld entscheidend ist, was man dafür eigentlich kaufen kann.

      "In God We Trust"

      Geld ist Vertrauen. Spätestens seit der jüngsten Weltfinanzkrise wissen wir, wie wichtig Vertrauen für den Geldfluss ist. Die vor uns liegende Inflationsphase aller großen Währungen wird das Vertrauen in diese zumindest reduzieren, wenn nicht gar zerstören. Rational begründbar ist dies so: Viel zu viel Geld steht einem viel zu geringen Leistungsoutput gegenüber. Explodierende Preise sind die logische Folge, wenn dieses Geld nachfragewirksam wird, weil seine Besitzer merken, dass man es nicht essen kann.

      Wie kommt Geld zu Vertrauen? Zum Beispiel durch Transparenz. Dem Gegenteil des Bankgeheimnisses. Denkbar wäre, dass Gemeinschaften füreinander nicht nur Statistiken über ihr System, sondern sogar Kontostände und Transaktionen offenlegen. Ein offenes Geldsystem würde natürlich auf OpenSource basieren.

      Ein Bewertungssystems für abgeschlossene Transaktionen (eBay lässt grüßen), kann die individuelle Reputation der Akzeptanten abbilden. Durch Mitbestimmungsrechte der Geldnutzer, die via Internet vergleichsweise einfach realisierbar sind, wird Demokratie im Geldsystem möglich. Für die Zentralbanken dieser Welt ist Mitbestimmung bislang kein Thema. Eine Welt aus Dezentralbanken würde unsere Wirtschaftsweise reformieren.

      Geld und Markt als planende Rechenmaschine

      Wie würde sich unsere Wirtschaftsstruktur wohl selbst organisieren, wenn die Größe des Währungsraumes nicht zentral vorgegeben würde (wie dies beispielsweise bei der Euro-Einführung der Fall war), sondern wenn nebeneinander stehende oder sich überlappende Währungssysteme unterschiedlicher Größe geschaffen werden könnten, die sich bei Bedarf ausweiten oder deren Nutzungsgebiet auch schrumpfen könnte?

      Im Informationszeitalter verschmelzen Geld und Markt miteinander, wenn sie nicht nur Informationen über Guthaben und Schulden, Zahlungs- und Leistungsflüsse sondern auch Angebote und Gesuche abbilden. Die unrealistische Annahme der Klassik und Neoklassik, der Wirtschaftsakteur verfüge jederzeit über "vollständige Information" bezüglich Preisen, Angeboten und Gesuchen könnte durch neue Marksysteme zumindest technisch realistischer werden. Wenn bekannt ist, wer was braucht und wer was bietet, ist es schnell und einfach möglich, Angebote und Gesuche zusammenzuführen. Die Grenze zum "Plan" weicht auf, wenn diese Zusammenführung durch Computerunterstützung realisiert wird - es wäre eine Marktmaschine denkbar, die von allen Wirtschaftsakteuren nur noch durch Informationen darüber gefüttert wird, was sie brauchen und anzubieten hätten.

      In einer solchen Welt wäre Geld nicht mehr der limitierende Faktor. Davon ließe sich jederzeit genug machen. Der Flaschenhals der Wirtschaft wären Leistungsfähigkeit und Leistungswille der Wirtschaftsakteure sowie die Verfügbarkeit von Wissen, Kreativität und Ressourcen. Die Bedeutung des Geldes würde sinken, im Vordergrund stünde vermutlich eher die Verrechnung von Leistungen, nicht mehr das Sammeln von Geldeinheiten. Möglicherweise würde das Verrechnungsmittel durch die Verschmelzung mit Marktinformationssystemen gar nicht mehr so explizit auftauchen, wie wir es heute kennen und damit eine andere Utopie in die Welt des Möglichen bringen: Wirtschaft ohne Geld.

      Quelle und Links: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29917/1.html

      Bis heute nachmittag ...
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:33:29
      Beitrag Nr. 1.851 ()
      13.03.2009 13:27
      Scoach (Frankfurt) - Warum die Rallye heute anhält
      Warum die Rallye heute anhält



      Die Weltbörsen setzen ihre Rallye fort. Angetrieben wird die Hause von der Erkenntnis, dass die Wirtschaft wieder Boden fasst, zumindest gibt es dafür eine Reihe wichtiger Anzeichen. Die Nachricht der Woche lautet: Die Banken verdienen wieder Geld. Gestern verkündete die angeschlagene Bank of America, dass sie seit Jahresanfang wieder schwarze Zahlen schreibt. In den Vortagen hatten bereits die Deutsche Bank und die kriselnde Citigroup mit ähnlichen Statements verblüfft. Damit gehört das Thema Bankenkrise, das vor kurzem noch für Panik sorgte, der Vergangenheit an und die Kursen zahlreicher Bankaktien explodieren. Für neue Hoffnung sorgt auch die Beobachtung, dass sich der amerikanische Konsum, das Rückgrad der Weltwirtschaft, wieder stabilisiert hat und seit Jahresanfang wieder leicht wächst. Auch aus China, der neuen Lokomotive der Weltwirtschaft, gibt es Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung. Das weckt auch Hoffnung für die exportlastige deutsche Wirtschaft. Da die großen Fonds auf enormen Kassenbeständen sitzen und viele Leerverkäufer hohe Postionen aufgebaut haben, besteht jetzt ein beträchtlicher Kaufdruck. Der DAX gewinnt 1,9 Prozent auf 4.032 Punkte.

      Eindeckung von Leerverkäufen

      Gekauft werden offenbar Papiere, die in den Vortagen noch abgegeben wurden, was möglicherweise auch mit der Eindeckung von Leerverkäufen zusammenhängt. Der Blue Chip Index wird momentan von den Aktien der Deutschen Börsen AG angeführt, die vor kurzem noch wegen den schwacher Handelszahlen der jüngsten Vergangenheit in Ungnade waren. Die Rallye könnte auch die Umsätze des Marktplatzbetreibers wieder ankurbeln. Dazu gibt es an der Plattform Scoach ein Knock-Out-Zertifikat Mini Long, emittiert von der HSBC Trinkaus&Burkhardt AG (WKN: TB0AK4). Die Knock-Out-Schwelle liegt bei 15,42 Euro. Der Hebel beträgt aktuell 1,56.

      Begehrt sind auch exportsensible Papiere wie MAN oder Salzgitter, die jetzt von den konjunkturellen Aufhellungsanzeichen der Großabsatzmärkte USA und China belebt werden. Zu MAN beispielsweise einen Optionsschein Call, emittiert von der Société Générale (WKN: SG3FVH). Der Call ist weit aus dem Geld (Basispreis 99,51 Euro) und am 28.12.2009 fällig. Der Hebel beträgt aktuell 107,98. Zu Salzgitter gibt es ein Knock-Out-Zertifikat Turbo Long, emittiert ebenfalls von der Société Générale (WKN: SG2KS9). Die Knock-Out-Schwelle liegt bei 17,29 Euro. Der Hebel beträgt aktuell 1,54.
      Stark gefragt sind natürlich wieder die Bankpapiere, vor allem die Commerzbank. Dort dürften jetzt zahlreiche Leerverkäufe wieder eingedeckt werden. Dazu gibt es ein Knock-Out-Zertifikat Turbo Long, wieder emittiert von der Société Générale (WKN: SG0WD7). Die Knock-Out-Schwelle liegt bei 1,02 Euro. Der Hebel beträgt aktuell 1,55.


      Rohstoffe: Teurer

      Der Kontrakt für Brent Crude kostet 46,755 Dollar. Der Future für die US-Sorte WTI ist 48,57 Dollar teuer. Der Gold-Kontrakt wird bei 937,60 Dollar gehandelt.

      Ausblick Termine USA

      Die US-Futures bewegen sich ebenfalls im Steiglug und verkünden einen positiven Start der amerikanischen Aktienmärkte um 14:30 Uhr. Bereits um 13:30 Uhr werden die Handelsbilanz vom Januar und Export/Importpreise vom Februar erwartet.

      Da passt die gerade reingekommene Meldung:

      13.03.2009 13:32
      Eilmeldung - US-Handelsbilanzdefizit deutlich gesunken
      In den USA ist das Handelsbilanzdefizit im Januar von 39,9 Milliarden Dollar im Dezember auf 36 Milliarden Dollar gesunken. Der von Bloomberg erhobene Konsens sieht einen Rückgang auf 38,8 Milliarden Dollar vor.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 13:39:12
      Beitrag Nr. 1.852 ()
      13.03.2009 13:35 ;)

      Zahlungsausfallrisiko im Retail bei Frauen geringer als bei Männern / Aktueller Pago Retail-Report der Deutschen Card Services bietet Händlern wertvolle Informationen zur Vermeidung von Zahlungsausfällen
      Köln (ots) - Das Zahlungsausfallrisiko bei Frauen ist im
      europäischen Online-Handel geringer als das bei Männern. Indikator
      dafür ist die niedrigere Chargeback-Quote, also der Anteil
      zurückgebuchter Kreditkarten-Transaktionen nach Widerspruch des
      Karteninhabers. Die Ausfallquote weiblicher Consumer liegt mit rund
      0,10% bei Online-Käufen, die per Kreditkarte beglichen werden, nur
      etwa halb so hoch wie die männlicher Kunden. Im Vorjahr standen die
      Zeichen noch umgekehrt. Das zeigt der aktuelle "Pago Retail-Report
      2008" der Deutschen Card Services, einer Deutschen-Bank-Tochter.
      Erfreulich bleibt das insgesamt recht niedrige Niveau der
      Chargeback-Quote im europäischen Online-Handel in Höhe von 0,34%.
      Eine Eigenheit des Retails im Vergleich zum gesamten E-Commerce zeigt
      sich beim Blick auf die Chargeback-Gründe. Jeder fünfte Chargeback
      entsteht hier nach unklaren Transaktionen, im gesamten E-Commerce ist
      es jeder zwölfte. Dabei ließe sich dieser Ablehnungsgrund
      beispielsweise durch zeitnahe Ausführung der Bestellung und deutliche
      Angabe des Zahlungsempfängers, also des Online-Händlers, bei der
      Abbuchung verhindern. Hier sind vor allem die Anbieter digitaler
      Shops selbst gefordert, zum einen ihre Hausaufgaben zu machen, zum
      anderen entsprechend durch gezielte Aufklärung Eingabefehler der
      Kunden zu vermeiden. Mehr Infos zum "Pago Retail-Report 2008" finden
      sich im Internet unter www.ecommerce-report.de .

      Anders als übrige Analysen basiert die Studie der Deutschen Card
      Services zum "Kauf- und Zahlverhalten im Online-Handel" auf der
      Auswertung realer Transaktionen, nicht auf Umfragen. Datengrundlage
      bildet die Auswahl von rund siebeneinhalb Millionen
      Retail-Kaufvorgängen, die über die Pago-Plattform abgewickelt wurden.



      Zur vollständigen Presse-Information:
      http://www.presseportal.de/go2/Zahlungsausfallrisiko
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 15:19:05
      Beitrag Nr. 1.853 ()
      Es wird ja schon länger über Gold und Silber debattiert und
      viele Stimmen wollen uns auch davon abhalten in Edelmetalle
      zu investieren.... Dieser Beitrag beschreibt aber sehr treffend
      die derzeitige Situation.


      Freitag, 13. März 2009 - 11:15
      Edelmetallreport Taurus Investors
      Pro Unze zwölf Käufer

      Wohin treibt es den Goldpreis?

      Wolfgang Weber, Taurus Investors

      Wie in den letzten Edelmetallreporten immer wieder erwähnt, sind die Marken 890 bis 950 US-Dollar die Unze ein "toter Winkel" im derzeitigen Kursniveau des Edelmetalls. Die recht kernige (und ebenfalls prognostizierte) Kurskorrektur von 1000 auf 890 US-Dollar hat gerade neue Investoren erst einmal verschreckt. Charttechnisch wurde nun eine mustergültige SKS - Formation (Schulter-Kopf-Schulter) ausgebildet, die aktuell die rechte Schulter formt.

      Für kurzfristig orientierte Händler zeigen sich nun weltweit auf allen Schirmen folgende Handelsmarken: ein nachhaltiger Anstieg über die 1000/1040 US-Dollar die Unze löst ein relativ strammes Kaufsignal auf allen Ebenen aus, welches den Kurs geradezu raketenartig auf bis zu 1500 US-Dollar hoch katapultieren kann. Ein Bruch der 880-US Dollar die Unze zieht Verluste bis vorerst 830 dann 770 und 725 US-Dollar nach sich. Der Bruch von 820 bis 830 US-Dollar wäre für den Aufwärtstrend als solches ein unappetitliches Signal und müsste im Bereich 800 US-Dollar abgefangen werden, um nicht einen sell off auszulösen. So weit die Charttechnik, also das "Papier und Digitalgold" - und nun rein ins echte Leben.

      Der "König des Insider-Tradings", da exzellente Verbindungen in das US-Establishment, die US-Investmentbank Goldman Sachs (sie ist gleichzeitig einer der größten Rohstoffhändler der Welt), stellt still und leise 69.000 short Futures an der TOCOM (Tokyo Commodity Exchange) glatt. Haben die "Goldmens" mittlerweile klare Hinweise darauf, dass Gold möglicherweise doch eine große Rolle in der künftigen Weltwährung spielen wird? Ist doch etwas dran, dass Araber, Russen, Chinesen und Japaner ihre US-Staatsanleihen Schritt für Schritt in Gold und andere Rohstoffe umschichten, welche das Rückgrat der neuen Währung werden sollen und genau wie die geplante Einheitswährung der Golf-Staaten (Gold-Dinar) die mit Gold, Silber und Öl gedeckt werden soll? Kauft sich nicht jeder Gold- und Silberinvestor heute die Kernwährung von morgen?

      Wir werden es sicher innerhalb kürzester Zeit erleben und können nur hoffen, dass dieser weltweite Finanzumbau nicht wie ein Tsunami über die Masse der lethargischen Kleinsparer hinweg fegt, die immer noch das hübsche Märchen vom rettenden Staat glauben und sich auch nicht vorstellen können, dass eine große Lebensversicherung die zwanzig Jahre angesparten Raten digital mal eben auf Null oder nur mehr zehn Prozent stellen kann.

      Was interessiert es, ob man Gold bei 720 Euro oder 755 Euro die Unze kauft, wenn es möglicherweise um das nackte Überleben von Vermögenswerten und Rentenauszahlungen geht? Wir empfehlen konkret und aktuell, Gold als Investment in 1000-Gramm-Barren und als unmittelbares Zahlungsmittel in Anlagemünzen von Gewichten ¼ Unze (7,78 Gramm) bis 1 Unze (31,1035 Gramm) zu kaufen so lange man sie noch bekommt. Das hat nichts mit Panikmache zu tun, sondern mit den Realitäten am derzeitigen Goldmarkt.

      Im Moment kommt weltweit die Nachfrage nach einer Unze Krügerrand (und anderen Anlage-Münzen) auf zwölf Käufer - und das zu Aufpreisen auf das Gold, wie es seit über fünfundzwanzig Jahren nicht mehr da war, nämlich circa zehn Prozent. Die Nachfrage nach physischem Gold und Silber hat im Jahre 2008 seitens der Investoren (!) um 400 Prozent zugenommen. Davon 80 Prozent das "smart money" also die so genannten informierten Kreise. Je länger der Kleinanleger, oder Menschen wie Du und ich, in ihrer Schockstarre verbleiben, desto weniger reale Zahlungsmittel in Form von Gold und Silber bleiben zur Verteilung, da das "informierte Geld" weiter zukauft und sich absichert.

      Gold ist kein Rohstoff an sich, sondern dann das verbliebene einzige weltweit anerkannte Zahlungsmittel, was dann von eben jenen verwaltet und behütet wird, welche die Welt in das jetzige Finanzchaos getrieben haben.:mad::mad::mad:

      Quelle: http://www.teleboerse.de/1119676.html
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 17:29:07
      Beitrag Nr. 1.854 ()
      Guten Abend zusammen,

      das war es dann wohl ...
      Und die Fördermittel?

      Insolvenz
      Qimonda stellt Produktion in Dresden ein

      Der insolvente Speicherchiphersteller Qimonda stellt die Produktion am Standort Dresden vom 1. April an vorerst ein. Nach der bisher vergeblichen Investorensuche, teilte das Unternehmen den Produktionsstopp in Dresden am Freitag in München mit. Obwohl die EU zur Rettung des Unternehmens schnelle Entscheidungen über staatliche Hilfen signalisiert hat, sinkt die Hoffnung.


      HB MÜNCHEN/DRESDEN. Die Auflösungserscheinungen bei Qimonda sind jedenfalls unübersehbar. So gut wie alle Mitarbeiter, die eine entsprechende Möglichkeit hatten, haben das insolvente Unternehmen bereits verlassen. Insolvenzverwalter Michael Jaffé kann die Technologie von Qimonda vielleicht noch zu Geld machen, doch eine Rettung des Unternehmens würde an ein Wunder grenzen.

      Da wird es wohl auch nicht helfen, dass Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) laut einer Mitteilung am Freitag nach einem Treffen mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, in Brüssel sagte, die EU werde einen Antrag zur Genehmigung von Beihilfen sehr kurzfristig prüfen, sagte .

      Der Gläubigerausschuss von Qimonda beriet unterdessen am Freitagnachmittag in München über Chancen auf Überbrückungskredite für den Speicherchiphersteller. Das Unternehmen war im Januar in die Insolvenz gegangen. Zuletzt beschäftigte Qimonda weltweit rund 12 000 Mitarbeiter.

      Gespräche mit möglichen Investoren liefen zwar weiter auf Hochtouren, ein möglicher Abschluss sei voraussichtlich aber nicht vor Ende März zu schaffen, hieß es am Freitag aus gut informierten Kreisen. Dann läuft allerdings das Insolvenzgeld aus und Qimonda benötigt frisches Kapital.

      Das macht offenbar Schwierigkeiten und wohl deshalb wird jetzt die Produktion in Dresden gestoppt, um keine Verluste anzuhäufen. Um an Kredite zu kommen, verhandelt Qimonda daher auch wieder intensiv mit staatlichen Stellen über mögliche Bürgschaften.

      Neben der EU sind auch Portugal und das Bundesland Sachsen für Hilfen offen. Sachsen sei nach wie vor bereit, bei Vorlage eines belastbaren Geschäftsplans Qimonda zu helfen, sagte Tillich. Das Unternehmen müsse eine Perspektive haben. Der Freistaat hatte vor der Ende Januar angemeldeten Insolvenz noch Mitte Dezember Qimonda ein Darlehen über 150 Millionen Euro angeboten. Das staatliche Rettungspaket, an dem sich auch der angeschlagene Mutterkonzern Infineon beteiligen wollte, war zunächst gescheitert.

      Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) indes hatte vergangene Woche Staatshilfen für das angeschlagene Unternehmen vorerst abgelehnt. Er hatte vor allem bemängelt, es liege noch kein tragfähiges Zukunftskonzept vor. Außerdem fürchte er Wettbewerbsverzerrungen. Gegen Zeils Standpunkt protestierten am Freitag etwa 200 Qimonda-Mitarbeiter vor dem Ministerium in München.

      In einem offenen Brief an Zeil kritisierten sie vor allem, Gespräche mit potenziellen Investoren könnten durch seine Äußerungen gestört werden. Außerdem liege sehr wohl ein Konzept vor, für dessen Umsetzung aber staatliche Hilfen notwendig seien. "Die Meldungen über Ihre Äußerung, für Qimonda würde kein tragfähiges Zukunftskonzept vorliegen, schadet uns und wir können diese Aussage auch nicht nachvollziehen!", heißt es in dem Brief.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/qimo…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 17:58:21
      Beitrag Nr. 1.855 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.747 von Maraho am 11.03.09 20:24:22So sieht es hier aus. Ein Beispiel ...

      Furcht vor Insolvenz wichtiger Kunden
      Anlagenbauer Kuka bevorzugt Vorkasse
      von Markus Fasse

      Der Spezialist für Industrieroboter und Fertigungsstraßen, Kuka, ändert seine Geschäftspolitik. Vor allem in der stark insolvenzgefährdeten US-Autoindustrie geht das Unternehmen dazu über, neue Aufträge mit hohen Anzahlungen zu sichern. Als Folge richtet sich der M-Dax-Konzern auf sinkende Umsätze ein. Offen ist derweil noch die Rolle des neuen Kuka-Großaktionärs Grenzebach.


      MÜNCHEN. „Die Zahlungsziele rücken in den Vordergrund“, sagt Kuka-Chef Horst Kayser. Das kann auch einmal dazu führen, dass Aufträge nicht angenommen werden“.

      Kuka bezeichnet sich als Weltmarktführer für robotergesteuerte Fertigungstechnik, siebzig Prozent der Erlöse von zuletzt 1,26 Mrd. Euro stammen aus der Autoindustrie. Hier rechnen die Augsburger in diesem Jahr mit einem Einbruch von bis zu 20 Prozent, wollen aber besser abschneiden als der Markt. Wie alle global agierenden Zulieferer der Autoindustrie steht Kuka vor der Frage, wie man sich gegen Insolvenzen von General Motors, Ford, Chrysler und deren Töchtern absichert. Immerhin hätten die US-Kunden zum Stichtag 31.12. alle Rechnungen „zum Teil überpünktlich“ bezahlt. Kuka hat für sich eine Risikoschätzung vorgenommen: Gehen alle drei Konzerne gleichzeitig Pleite, stünden 150 bis 200 Mio. Euro im Feuer. Das wahrscheinlichste Risiko liege aber unter 50 Mio. Euro, sagte Finanzvorstand Matthias Rapp.

      Aber auch ohne drohende Kundenpleiten hat die Flaute in der Autoindustrie 2008 Kuka bereits voll erfasst: Der Überschuss brach von 117,9 auf 30,6 Mio. Euro ein. Im Vorjahr hatte der Verkauf der Verpackungstechniksparte allerdings knapp 70 Mio. Euro außerplanmäßig in die Kassen des Unternehmens gespült. Der Auftragseingang sank um knapp fünf Prozent auf 1,28 Mrd. Euro. Der Umsatz ging um 1,6 Prozent auf knapp 1,27 Mrd. Euro zurück. Die Dividende, die zuletzt bei einem Euro lag, wird gestrichen.

      Zwar reicht der aktuelle Auftragsbestand für fünf Monate, wegen des erwarteten Einbruchs fährt das Unternehmen die Investitionen aber um zwanzig Prozent zurück. Ein Sparprogramm soll zudem 50 Mio. Euro einsammeln. An Kurzarbeit sei noch nicht gedacht, die weltweit 6 200 Arbeitsplätze seien vorerst sicher, sagte Konzernchef Kayser. Die rund 800 verbliebenen Leiharbeiter werden aber weitgehend abgebaut. Die Finanzierung sei bis Ende 2010 gesichert.

      Kuka verschärft zudem seine Anstrengungen, die Abhängigkeit vom Autogeschäft zu reduzieren. Dazu buhlen die Augsburger verstärkt um Aufträge aus der Luftfahrt- und Solarindustrie. Mit Airbus wurden 2008 mehrere Verträge über die Lieferung von Fertigungsrobotern in zweistelliger Millionenhöhe abgeschlossen. Der Flugzeughersteller will seine Produktion für die Fertigung des neuen Langstreckenfliegers A350XWB stark automatisieren und Prozesse aus der Autoindustrie übernehmen. „Luftfahrt bietet für Kuka noch ein großes Potenzial“, verspricht Kayser.

      Offen ist die Rolle des neuen Großaktionärs Grenzebach, der 25 Prozent der Kuka-Anteile erwerben will und aktuell 19 Prozent der Stimmrechte hält. Kayser begrüßte im Namen des Vorstandes das Engagement des schwäbischen Mittelständlers, mit dem Kuka schon lange „vertrauensvoll zusammenarbeite“. Es habe zuvor bereits Verhandlungen über einen Einstieg gegeben.

      Branchenkreisen zufolge war das Management jedoch überrascht, als Grenzebach am Montagabend seine Pläne bekannt gab, eine Sperrminorität bei dem Augsburgern anzustreben. „Es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben“, erklärte Kayser, „wir waren mit vielen Interessenten im Gespräch“. Mit rund 9,7 Prozent bleibt der US-Investor Guy Wyser-Pratte zweitgrößter Aktionär, der Rest der Anteile ist weitgehend in Streubesitz.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/anlage…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 18:03:18
      Beitrag Nr. 1.856 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.757.737 von Maraho am 13.03.09 06:08:32Etwas hierzu ...

      Koalitionsstreit
      Steueroasen-Gesetz droht Scheitern
      von Peter Ehrlich (Berlin)

      Peinliche Schlappe für Bundeskanzlerin Merkel: Wirtschaftsministerium und CDU/CSU verzögern den Plan von Finanzminister Steinbrück, Geldanlagen in Steuerparadiesen zu erschweren. Merkel stand hinter dem Vorhaben.


      Das geplante Gesetz zur Bekämpfung von schädlichen Steuerpraktiken und Steuerhinterziehung kann auch am nächsten Mittwoch nicht vom Bundeskabinett beschlossen werden. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg bestätigte der FTD, es gebe noch "Abstimmungsbedarf".

      Das Wirtschaftsministerium hatte bereits am Montag die eigentlich für diese Woche vorgesehene Beratung gestoppt. Inzwischen wurde nach Angaben aus Regierungskreisen die sogenannte Ressortabstimmung neu eröffnet. Im Kanzleramt heißt es bereits, es sei gut möglich, dass das Gesetz in dieser Wahlperiode nicht mehr beschlossen werden könne.

      In der CDU/CSU gibt es Bedenken, dass Geschäfte mit Ländern wie der Schweiz auch für normale Firmen erschwert werden könnten. Die Schweiz steht auf einer von der OECD geführten Liste von Staaten, die die Standards zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung nicht erfüllen. Die Eidgenossen gingen am Freitag einen Schritt auf die EU zu: Das strikte Bankgeheimnis soll gelockert werden. Auch Österreich, Luxemburg, Liechtenstein und Andorra wollen künftig kooperieren.

      Das Finanzministerium war eigentlich davon ausgegangen, dass die Koalitionsfraktionen und das Wirtschaftsministerium mit dem Gesetz einverstanden sind, das hatte der finanzpolitische Sprecher Otto Bernhardt (CDU) auch öffentlich bestätigt. Der Sinneswandel könnte auch damit zusammenhängen, dass CDU/CSU nach wie vor große Bauchschmerzen wegen der Änderung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes hat, die die Enteignung der Altbesitzer des Immobilienfinanzierers HRE ermöglichen würde.

      Wenn das Gesetz scheitert, wäre allerdings auch Kanzlerin Angela Merkel blamiert. Sie hatte erst am Donnerstag gemeinsam mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy die Liste der OECD gelobt und gefordert, die großen Staaten müssten Kooperation der Steueroasen "mit aller Entschiedenheit einfordern".

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Koalitionsstreit-Steu…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 18:10:35
      Beitrag Nr. 1.857 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.590 von Triakel am 13.03.09 12:54:36Ein gutes Beispiel ...

      Uni Michigan
      US-Verbrauchervertrauen steigt überraschend an

      Aus den USA kommen auch noch gute Nachrichten: Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes hat sich überraschend leicht gebessert.

      Das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher ist entgegen allen Prognosen wieder leicht angestiegen. handelsblatt.com HB NEW YORK. Der entsprechende Index von Reuters und der Universität Michigan stieg im März nach vorläufigen Berechnungen auf 56,6 Punkte von 56,3 Zählern im Vormonat. Volkswirte hatten dagegen mit einem Rückgang auf 55,0 Punkte gerechnet. Dabei schätzten die Umfrageteilnehmer ihre gegenwärtige Lage erneut schlechter ein. Die Erwartungen für die kommenden Monate stiegen aber, hieß es.

      Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus. Seit über einem Jahr steckt die US-Wirtschaft in der Rezession, vor allem die Verbraucher haben ihre Ausgaben zuletzt kräftig zurückgefahren.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/us-verbrauchervertrauen-steig…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 18:18:47
      Beitrag Nr. 1.858 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.763.780 von Maraho am 13.03.09 18:10:35Tja, die Arbeitslosenzahlen steigen jeden Monat stärker an, ebenso die Zahl der Zwangsversteigerungen, Billionen an Aktienvermögen und Rücklagen für die Altersvorsorge lösen sich in Luft auf...
      Aber das Verbrauchervertrauen bessert sich.

      Es geht doch nichts über Gottvertrauen. Steht ja auf jedem Dollarschein.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 18:42:48
      Beitrag Nr. 1.859 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.386 von Maraho am 11.03.09 05:41:21Ein Erklärungsversuch ...

      Auslöser der kleinen Rally
      Was am Banken-Optimismus dran ist
      von Christine Mai, Tobias Bayer und Mareike Schulz (Frankfurt)

      Wir verdienen wieder Geld: Mit dieser Unisono-Aussage haben die Chefs mehrerer Institute für Erleichterung an den Börsen gesorgt. Tatsächlich sprechen viele Indizien für wieder sprudelnde Gewinne der Geldhäuser. FTD.de benennt sie – und zeigt die Grenzen auf.


      Als hätten sie es verabredet: Nachdem die Banken dieser Welt monatelang Hiobsbotschaften en masse produziert haben, kommen ihre Chefs derzeit schon fast reihenweise mit guten Nachrichten aus der Deckung. Der Start in das Jahr 2009, tönt es plötzlich aus Frankfurt, New York und Zürich, sei prächtig verlaufen.

      Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vermeldet für Januar Erträge von 2,8 Mrd. Euro - nur knapp weniger als im Boomjahr 2007. Im Februar habe dieser Trend angehalten. Die Chefs von Citigroup, JP Morgan, sowie Bank of America berichteten, ihre Institute hätten in den ersten zwei Monaten des Jahres schwarze Zahlen geschrieben. Bank-of-America-Chef Kenneth Lewis kündigte sogar gleich für das Gesamtjahr ein positives Ergebnis an. Zuvor hatten bereits Credit Suisse und Commerzbank gute Starts in das laufende Jahr gemeldet.

      Dass selbst Institute wie die Citigroup und Bank of America, die mit riesigen Summen an Steuergeld gestützt werden mussten, so gute Botschaften verbreiten, überrascht. Schließlich werden sich die Bankchefs kaum zu einem Gute-Nachrichten-Kartell zusammengeschlossen haben. Investoren jedenfalls nahmen die Äußerungen dankbar auf: Bankwerte legten in dieser Woche zu und zogen den Rest des Marktes vier Tage am Stück mit nach oben.

      Doch warum läuft es wieder besser für die Banken? Aus Sicht der Experten verbesserte sich für die Banken in den ersten zwei Monaten des Jahres vor allem der Kreditmarkt. "Die Nullzinspolitik der amerikanischen Notenbank hat ängstlichen Investoren nun genügend Vertrauen gegeben, um sich wieder vorsichtig bei Unternehmensanleihen mit guter Bonität zu engagieren", sagt Brad Hintz, Bankanalyst bei der Vermögensverwaltung Sanford & Bernstein.

      Die Statistiken zeugen von einer hohen Emissionstätigkeit auf dem Bondmarkt. Laut Thomson Financial wurden im Januar und Februar weltweit Anleihen mit einem Volumen von 978 Mrd. $ begeben. Zum Vergleich: Im gesamten vierten Quartal 2008 hatte die Summe bei nur 576 Mrd. $ gelegen.

      "Es gibt derzeit eine recht starke Aktivität am Bondmarkt, da besonders Unternehmen bereit sind, den Anleiheinvestoren hohe Aufschläge zu zahlen", sagt Leef Dierks, Kreditmarktexperte bei Barclays. Durch diese hohen Zinsaufschläge sind Investoren eher bereit, wieder etwas mehr Risiko einzugehen. Allerdings schaffen es bislang fast nur Unternehmen mit allerhöchster Bonität, Geld am Kapitalmarkt einzusammeln.

      Für die Banken bedeutet das mehr Geld: Sie verdienen als Konsortialführer Gebühren. Legt man den Gebührenschlüssel der Finanzberatung Freeman & Co. zugrunde, verdienten die Geldhäuser in den ersten beiden Monaten des Jahres allein mit Bondemissionen 2,4 Mrd. $. Im vierten Quartal 2008 hatten sie 1,6 Mrd. $ erwirtschaftet. Neben Gebühren ließen sich zudem wieder Gewinne im Anleihehandel erzielen, sagt Sanford-Experte Hintz.

      Ackermann etwa hatte Anfang Februar klar gemacht, die Deutsche Bank wolle vom zunehmenden Kapitalhunger der Marktakteure profitieren. Unternehmen sammeln verstärkt frisches Kapital ein, um sich für die Rezession zu rüsten - und Staaten müssen ihre umfangreichen Konjunktur- und Bankenrettungsprogramme durch die Aufnahme neuer Mittel über Anleihen finanzieren - die wiederum von Banken am Markt platziert werden. Allein die USA haben 2009 nach Schätzungen von Analysten einen Finanzierungsbedarf von 2500 Mrd. $.

      Die niedrigen Zinsen wirken sich aber nicht nur auf den Kreditmarkt aus. Sie schieben das Hypothekengeschäft an - ausgerechnet das Segment, von dem die Krise ausging. Die Bank of America etwa profitiert nach eigenen Angaben von ihrem Hypothekengeschäft. Das mit dem Baufinanzierer Countrywide 2007 übernommene Geschäft sei bislang in diesem Jahr einer der "Stars" der Bank, so Lewis. Aufgrund der extrem niedrigen Leitzinsen in den USA könne sie derzeit sehr wettbewerbsfähige Zinsen auf Hypotheken anbieten.

      Countrywide schleppt allerdings eine große Zahl an "Altlasten" mit sich herum: Das Institut hatte aggressiv Kredite vergeben - auch an Käufer, die für einen klassischen Bankkredit nicht in Frage gekommen wären.

      Ein weiterer Vorteil ist buchhalterisch begründet. Internationale Bilanzierungsstandards schreiben den Geldhäusern vor, dass sie Vermögensanlagen zu Marktpreisen bewerten müssen. Da allerdings der Handel in bestimmten Vermögensklassen im Zuge der Krise nahezu völlig zum Erliegen kam, schwoll der Bestand an "Level-III-Assets" an. Das sind Anlagen, für die es weder Marktpreise noch vergleichbare Preisansätze gibt. Ihr fairer Wert muss sich daher auf interne Bewertungsmethoden und die nachprüfbaren Meinungen vergleichbarer Marktteilnehmer stützen. Mit der nun zurückkehrenden Liquidität auf dem Kreditmarkt könnten "Level-III-Assets" wieder bewertet werden, sagt Analyst Hintz. Damit verbunden seien Buchgewinne.

      Der buchhalterische Effekt sei nicht zu unterschätzen, meinen auch Simon Adamson und John Raymond, Experten beim Researchhaus Creditsights. "Im vierten Quartal schrieben die Banken ihre Portfolios deutlich ab. Davon profitierten sie in den ersten zwei Monaten, weil die Kreditmärkte sich erholten und weniger schwankten."

      Die Experten warnen allerdings davor, den Aufwärtstrend zu überschätzen. "Diese Erholung ist im besten Fall als klein zu bezeichnen", sagt Sanford-Experte Hintz. Die Argumentation: Die Kapitalmärkte seien unberechenbar, außerdem drohten im traditionellen Kreditgeschäft Ausfälle.

      Investoren sind immer noch skeptisch

      Die Skepsis spiegelt sich etwa in einem Index von Credit Derivatives Research wider, der das Kontrahentenrisiko abbildet. Basis sind die Kosten für eine Versicherung gegen den Ausfall von 15 großen Banken. Dieser Index liegt nun höher als nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers im vergangenen Herbst. Grund sind vor allem die Fragezeichen um die Auswirkungen staatlicher Hilfe für Banken.

      Größte Unsicherheitsfaktoren sind laut den Creditsights-Analysten Adamson und Raymond die Entwicklung bei hypothekenbesicherten Wertpapieren, das Schwellenländer-Risiko und die allgemeine Kreditqualität. Hintz will die Fortschritte aber nicht völlig kleinreden: "Immerhin ist es ein Anfang, gleichzusetzen mit der ersten Blüte des Frühlings. Es ist ein Versprechen auf bessere Zeiten."

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Ausl%F6se…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 18:51:02
      Beitrag Nr. 1.860 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.634 von Maraho am 28.02.09 20:32:42So kann es gehen ...

      Berkshire Hathaway
      Buffetts Investmentfirma verliert Top-Rating


      Die Finanzkrise hat Warren Buffett nicht nur den Titel des reichsten Menschen der Welt gekostet, jetzt verliert der der Multimilliardär auch noch das Top-Rating seiner Holding Berkshire Hathaway. Selbst an der Investmentlegende kommen in diesen Zeiten Zweifel auf.


      HB SINGAPUR. Die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit der Investmentgesellschaft des US-Star-Investors um eine Stufe auf "AA+" herab, teilte Fitch am Freitag mit. Die Analysten äußerten Bedenken über die zahlreichen Investitionen von Buffett in Unternehmen und Derivate. Eine Aufrechterhaltung des Top-Ratings sei angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage nicht mehr gerechtfertigt, hieß es.

      Einen Tag zuvor hatte Buffett bereits seine Stellung als reichster Mann der Welt an Microsoft-Gründer Bill Gates verloren. Buffetts Vermögen sackte im vergangenen Jahr um 25 Milliarden Dollar auf 37 Milliarden Dollar ab.

      Der 78-Jährige erwirtschaftet mit Investitionen in Versicherungskonzerne etwa die Hälfte der Gewinne seiner Investment-Holding Berkshire. Insgesamt kontrolliert Berkshire rund 70 Tochterfirmen, darunter Versorger, Restaurantketten und Schmuckhersteller. Im vierten Quartal 2008 brach der Gewinn von Berkshire drastisch ein, Grund dafür waren vor allem Verluste mit Kreditderivaten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 19:09:41
      Beitrag Nr. 1.861 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.613 von Maraho am 13.03.09 12:56:47Reaktion aus der Schweiz ...

      Deutschland frohlockt: «Ein Erfolg auch für Steinbrück»
      Von Olivia Kühni.

      Die deutschen Medien berichten prominent über die Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses. In den Beiträgen der Online-Plattformen wird gar von einer «Revolution» gesprochen – und einem Erfolg für Finanzminister Peer Steinbrück.


      «Es kommt einer Revolution gleich», schreibt die Welt über die Entscheidung der Schweiz, das Bankgeheimnis zu lockern. Auf diese Weise könnten «deutsche Finanzämter an die Kontendaten von Steuersündern gelangen». Die Mehrheit der «Welt»- Leser übrigens findet den Entscheid der Schweiz völlig richtig: 61 Prozent gaben das in einer nicht repräsentativen Umfrage an, mit der Begründung, jeder müsse in seinem Heimatland Steuern zahlen.

      Der Bericht in der Welt kommt nüchtern daher – wird aber mit wehender Schweizer Flagge als Illustration zuoberst auf der Seite präsentiert. Dieselbe klischierte Illustration wählen auch «sueddeutsche.de» und die «Financial Times Deutschland». Auch in der «FTD» wird nüchtern berichtet. Allerdings mit einem Seitenlob an die eigenen Minister: «Zur Eile drängte offenbar eine OECD-Liste, die auch auf Wunsch von Deutschland entstand», heisst es im Lead.

      Peer Steinbrücks Erfolg

      Bei «Spiegel Online» erwähnt man gar direkt einen prominenten Namen im monatelang öffentlich ausgetragenen Steuerstreit: den deutschen Finanzminister Peer Steinbrück, in der Schweiz auch bekannt als «Peitschen-Peer». Das Entgegenkommen sei «ein Erfolg» auch für ihn, schreiben die Autoren gleich zu Anfang des Textes.

      Der Artikel bei «Spon» stellt indes nicht die Schweiz in den Vordergrund, sondern alle fünf europäischen Länder, die ihre Bankgeheimnisse diese Woche gelockert haben: Liechtenstein, Andorra, Luxemburg, Österreich und eben die Schweiz. Auch die Texte bei der «Süddeutschen» («Alpenstaaten lockern Bankgeheimnis» und der «FTD» («Weitere Staaten lockern Bankgeheimnis») handeln nicht direkt von der Schweiz.

      «La Tribune»: Druck vor dem G20-Gipfel

      Auch Medien in anderen Ländern ist der Entscheid der Schweiz Artikel auf der Titelseite wert: der «New York Times» («Schweiz lockert ihre Haltung zur Bank-Privatsphäre»), dem «Wallstreet Journal» («Steueroasen lockern Bankgeheimnis»), dem «Guardian» («Schweiz beugt sich dem Druck und beteiligt sich am Kampf gegen Steuerflucht») und der BBC («Schweiz lockert Bankgeheimnis»). Interessantes Detail hier: Illustriert wird die Meldung mit dem Logo der UBS.

      Die französische Wirtschaftszeitung «La Tribune» übrigens, die diese Woche vom Entwurf einer neuen schwarzen Liste berichtet und damit einen Wirbel in der Schweiz ausgelöst hatte, berichtet auch über den Entscheid des Bundesrats. Der Text kommt ebenfalls nüchtern daher, enthält aber einen Hinweis auf den eigenen journalistischen Coup von vor einigen Tagen: «Wenige Wochen vor dem G20-Treffen in London, und jetzt, wo der Schweiz ein Platz auf einer schwarzen Liste der Steueroasen droht, bekräftigen die helvetischen Behörden, dass das Bankgeheimnis keine Steuerdelikte stütze».

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Deuts…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 19:35:19
      Beitrag Nr. 1.862 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.764.302 von Maraho am 13.03.09 19:09:41Da es hierzu doch sehr gut passt ...

      Ab in die Steueroase - mit Staatshilfe

      Trotz Teilverstaatlichung betreiben Commerzbank und Dresdner Bank Filialen auf den Cayman-Inseln und den Kanalinseln. Die Institute rechtfertigen ihre Ableger im Ausland. Steuerhinterziehung werde dort nicht betrieben, so erklären sie
      VON HANNES KOCH

      Die Finanzkrise hat vieles geändert, manches aber auch nicht. So sind selbst Banken, an denen der Staat beteiligt ist, weiterhin in Steueroasen aktiv. Auch die Commerzbank und die Dresdner Bank betreiben Filialen in Ländern, die Privatleuten und Unternehmen bei der Steuervermeidung helfen. "Es gibt klare Indizien dafür, dass die beiden Institute Steuerhinterziehung ermöglichen", sagt Gerhard Schick, der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag.

      Die Commerzbank unterhält einen Ableger auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Ihre Tochter Dresdner Bank ist unter anderem auf den Kanalinseln aktiv, die Großbritannien nahestehen. Alleine dort verwaltet die Commerzbank-Gruppe nach Angaben der Grünen rund 23 Milliarden Euro Anlagekapital. Sowohl die Cayman-Inseln als auch die Kanalinseln stehen auf der Liste der wichtigsten Steueroasen, die US-Präsident Barack Obama hat zusammenstellen lassen.

      Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) setzt diese Länder unter Druck, weil die von ihnen unterstützte Steuerhinterziehung den deutschen Staat jedes Jahr Milliarden Euro kostet. Grünen-Politiker Schick fordert nun, dass "sich der Bundesfinanzminister in die Geschäftspolitik der Commerzbank einmischen" solle. Schließlich habe der Bund im Zuge der Finanzkrise mittlerweile 25 Prozent des Instituts übernommen. Als Miteigentümer der Commerzbank, der die Aktivität in Steueroasen toleriere, handele Steinbrück seinen eigenen Interessen zuwider, so Schick.

      Unternehmen und reiche Privatleute nehmen die Dienste der Schweiz, Luxemburgs, Monacos, der Cayman-Inseln oder anderer Steueroasen gern in Anspruch, weil die dort aktiven Banken wenig Informationen über die angelegten Gelder herausrücken und gleichzeitig niedrigere Steuersätze anbieten als Deutschland. Auf der Internetseite der Dresdner Bank Monaco heißt es unter dem Stichwort "Privates Vermögensmanagement" etwa, dass die dortigen Angestellten "das Bankgeheimnis strikt einhalten".

      "Die Kanalinseln sind völlig legitime Standorte", sagt dagegen Martin Halusa, der Sprecher der Dresdner Bank. "Wir gehen davon aus, dass unsere Kunden keine Steuerhinterziehung betreiben". Illegale Praktiken würde das Institut auch nicht unterstützen, so Halusa. Seine Kollegin Simone Fuchs erklärt: "Auf den Cayman-Inseln unterhält die Commerzbank AG lediglich ein Buchungszentrum für das Firmenkundengeschäft, das uns die Möglichkeit gibt, Buchungen innerhalb der amerikanischen Zeitzone vorzunehmen." Die Commerzbank biete auf den Cayman-Inseln keinerlei Privatkundengeschäft an, so Fuchs. Weil der Ableger außerdem der US-Bankenaufsicht unterstehe, sei dort keine Steuerhinterziehung möglich.

      Die Commerzbank weist außerdem darauf hin, dass weder die Cayman-Inseln noch die Kanalinseln auf der Liste der Steueroasen stehen, die die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) herausgibt. Diese Liste enthält augenblicklich nur noch drei Steuerhinterzieher-Staaten: Liechtenstein, Monaco und Andorra. Die OECD erweitert ihre Aufstellung aber zurzeit und könnte auch die Schweiz, Österreich und Luxemburg aufnehmen. Davon abgesehen entscheidet die OECD im Konsens. Großbritannien konnte es deshalb bislang verhindern, dass seine Kanalinseln auf die Liste gerieten. US-Präsident Obama ist weniger zurückhaltend - sein Verzeichnis der Steueroasen ist wesentlich länger.

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-a…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 19:46:09
      Beitrag Nr. 1.863 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.598 von Maraho am 02.03.09 13:30:04In Bezug.

      Ökonomen haben die falschen Fragen gestellt

      Krise der Wirtschaftswissenschaft: Mehr Pluralität in der ökonomischen Wissenschaft fordert der an der Universität Hamburg lehrende Arne Heise. Die herrschende Lehre, dass die Akteure auf den Märkten immer die beste Lösung finden würden, habe sich als falsch herausgestellt. Heise warnt davor, dass Wissenschaftler durch Kooperationen mit Unternehmen ihre Unabhängigkeit verlieren. VDI nachrichten, Düsseldorf, 13. 3. 09, has

      VDI nachrichten: Hat die Wirtschaftswissenschaft angesichts der Krise versagt?

      Heise: Versagt ist vielleicht übertrieben, aber sie hat nicht die richtigen Fragen gestellt. Das haben sie deshalb nicht getan, weil die Grundlagen der herrschenden Wirtschaftswissenschaften auf die Probleme, die sich jetzt in der Wirtschaftskrise stellen, keine Antwort geben.

      Was heißt das genau?

      Krisen, wie wir sie gegenwärtig erleben, kommen im Denken der Mainstream-Ökonomen nicht vor. Alles wird durch die Brille des Marktes betrachtet und den Akteuren wird unterstellt, dass sie auf den Märkten die beste Lösung finden werden. Das hat sich als falsch herausgestellt. Dass Probleme so sehr kumulieren und die Marktkoordination versagt, das ist in der herrschenden Wirtschaftswissenschaft einfach nicht vorgesehen.

      Es ist schwer zu glauben, dass eine ganze Zunft gegenüber diesen Problemen blind gewesen sein soll.

      Einige wenige Ökonomen haben schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass die Finanzmärkte instabil sind, wenn sie auch nicht voraussagen konnten, in welchem Jahr die Krise kommen wird. Aber diese Warner sind Keynesianer, und von denen gibt es in Deutschland nicht mehr sehr viele.

      Woran liegt das?

      Die Besetzung von Lehrstühlen erfolgt nach Kriterien, die durch die herrschende Wissenschaft definiert werden. Keynesianer sind da eher Außenseiter. Hinzu kommen Fehlanreize von jenen Einrichtungen, die Forschungsmittel vergeben, z. B. von der DFG.

      Können Sie ein Beispiel geben?

      Zusammen mit anderen bekannten Ökonomen hatte ich Anfang der 90er Jahre bei der DFG einen Forschungsantrag eingereicht. Darin wollten wir uns genau mit diesen Problemen, vor denen wir jetzt stehen, beschäftigen. In dem Projekt sollten Konsequenzen solcher Finanzmarktkrisen und Vermeidungsstrategien entwickelt werden. Dabei haben wir uns auf US-Ökonomen berufen, deren Ideen mittlerweile wieder gefragt sind, die damals aber als Außenseiter galten. Das Projekt wurde nicht bewilligt.

      Die Gutachten kamen von Fachkollegen?

      Die Mittelvergabe bei der DFG, aber auch bei der Thyssen- oder Volkswagen-Stiftung, läuft über die so genannten Peers, und die achten darauf, dass die Gelder nicht an marginalisierte keynesianisch orientierte Ökonomen gehen. Wir könnten heute schlauer sein, wenn Forschungsgelder in der Vergangenheit anders verteilt worden wären. Deshalb brauchen wir einen Elitenwechsel in der Ökonomie.

      Wie soll das gehen? Sollen die alten Lehrstuhlinhaber abdanken?

      Das ist nicht nötig, aber man sollte zugestehen, dass eine Krise der Wirtschaftswissenschaften vorliegt. An der Universität St. Gallen, die eher für ihre Mainstream-Positionen bekannt ist, hat man eingeräumt, dass man einiges falsch interpretiert oder zumindest die falschen Fragen gestellt hat und dass man daraus Konsequenzen ziehen möchte, sodass künftig bei der Mittelvergabe und der Besetzung von Professuren mehr Pluralität gewahrt wird. Bei Berufungen in Deutschland werden falsche Anreize gesetzt, weil nur solche Kandidaten eine Chance haben, die in einschlägigen Zeitschriften veröffentlicht haben. In den USA ist diese Pluralität größer als in Deutschland oder in Europa.

      Ist die Ausblendung der Realität nicht auch eine Folge der abstrakten Modelle, mit denen Ökonomen arbeiten?

      Wir sollten nicht weniger theoriegestützt arbeiten, aber die Modelle sollten näher an der Wirklichkeit liegen. Wir sollten eher eine stärkere Konkurrenz der Interpretationen zulassen.

      Prominente Ökonomen arbeiten mit der Finanzwirtschaft zusammen, sitzen im Aufsichtsrat oder lassen sich Forschung finanzieren. Geht damit nicht die Unabhängigkeit verloren?

      Jeder Wissenschaftler sollte sich selbstkritisch fragen, ob er dann noch in der Lage ist, unabhängig zu forschen. Grundsätzlich muss man kritisch sein gegenüber Forschungsergebnissen, die mit Drittmitteln finanziert wurden, wenn sie interessenorientiert vergeben wurden. Auch vom Journalismus muss man erwarten, dass er sich kritischer verhält und fragt, wer hinter bestimmten Forschungsergebnissen steht. Die Frage, wem etwas nutzt, muss wieder öfter gestellt werden.

      Die Politik wurde von Ökonomen zu Reformen gedrängt. Sollten diese Reformen bestehen bleiben?

      Zumindest sollten jene, die einseitig auf die Befreiung von Märkten gesetzt haben, kritisch überprüft werden. Das gilt für die Finanzmärkte mit der Entflechtung der Deutschland AG und für den Arbeitsmarkt. Kurz vor der Krise gab es mit dem leichten Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt eine Euphorie, die den Mythos festzusetzen suchte, dass die Deregulierung mit den Hartz-Gesetzen richtig war. Das müssen wir noch mal hinterfragen. Wir sollten den Blick auch weniger auf vermeintlich starre Strukturen richten als auf die Investitionsschwäche, die in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist.

      HARTMUT STEIGER
      http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 20:06:15
      Beitrag Nr. 1.864 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.788 von Maraho am 13.03.09 13:14:42Noch etwas hierzu ...


      Chinas Premier: Yuan-Kurs wird ausgehend von nationalen Interessen festgelegt

      PEKING, 13. März (RIA Novosti). China wird einen ausgewogenen Kurs des Yuan ausgehend von seinen Interessen aufrechterhalten, erklärte Chinas Premier Wen Jiabao auf einer Pressekonferenz in Peking.

      „Unser Ziel besteht darin, den Yuan relativ stabil zu halten und den notwendigen Kurs der nationalen Währung beizubehalten“, sagte er. „Kein Land der Welt hat das Recht, die Währungskurspolitik Chinas zu beeinflussen.“

      Auf eine eventuelle Yuan-Abwertung eingehend, meinte Chinas Regierungschef, dass diese momentan nicht zeitgemäß wäre.

      Wen Jiabao verwies darauf, dass der Yuan-Kurs seit 2005 um 21 Prozent gegenüber dem US-Dollar gestiegen ist. „In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich der Yuan zwar gefestigt, aber nicht so stark wie die europäische Einheitswährung und die Währungen einiger asiatischer Länder“, hieß es. Dies beeinflusse den Exportsektor des Landes überaus stark.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090313/120544452.html
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 20:15:24
      Beitrag Nr. 1.865 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.035 von Maraho am 11.03.09 13:27:31Unter Geiern ...

      USA droht neues Ungemach - Auf den Häusermarkt rollt zweite Pleitewelle zu

      Während die US-Wirtschaft weiterhin mit den Auswüchsen unseriöser Immobilienspekulationen und dem Zerplatzen der Preisblase am Häusermarkt zu kämpfen hat, scheint die zweite Welle von Pleiten bereits ins Rollen zu kommen. Immer häufiger vermitteln unseriöse Kreditmakler staatlich garantierte Darlehen der Bundeswohnbehörde Federal Housing Administration (FHA). Zu ihren besten Kunden zählen erneut einkommensschwache Hauskäufer, die sich mit der Kreditaufnahme finanziell übernehmen. Die Zahl der FHA-Darlehen, die bereits nach einem Monat in Zahlungsverzug geraten, ist auf den höchsten Stand aller Zeiten geklettert. Die FHA wurde während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre gegründet. Wichtigste Aufgabe der Behörde war es damals auch, eine tiefe Krise am Immobilienmarkt zu überwinden und selbst weniger Gutverdienenden die Möglichkeit zu geben, den klassischen amerikanischen Traum des Eigenheimbesitzes zu ermöglichen. Um Banken zur Kreditvergabe zu ermuntern und den Märkten die Angst vor einem erneuten Einbruch zu nehmen, verbürgt sich die FHA für die zinsverbilligten Häuserdarlehen. Setzt ein Eigenheimbesitzer die Zahlungen aus, dann springt die FHA als Bürge ein. Sollten die Reserven der Behörde, die inzwischen bereits auf den niedrigsten Stand in ihrer Geschichte geschrumpft sind, aufgebraucht sein, dann ist laut Gesetz der Kongress verpflichtet, weitere Mittel freizugeben.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=300&artid=810…
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 20:40:41
      Beitrag Nr. 1.866 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.496.779 von Maraho am 02.02.09 18:45:37Mit diesem langen, dafür aber recht interessanten Text komme ich nun zum Ende ...


      Aus Le Monde diplomatique
      Den Welthandel gestalten

      Die Ideologen der Globalisierung sind ratlos. Eine globalisierte Krise war in ihrem Weltbild nicht vorgesehen. Protektionismus scheint jetzt ein Mittel der Wahl. Ein Plädoyer. VON JACQUES SAPIR


      Ausmaß und Tiefe der Wirtschaftskrise haben die Debatte über den Protektionismus neu entfacht. Wie brisant das Thema ist, lässt sich an den aufgeregten Reaktionen der Protektionismusgegner ablesen, für die der Freihandel zum Fetisch geworden ist. Da werden Fakten in einer Weise vorgetragen, die die Wahrheit aus Unwissenheit oder mit voller Absicht verdreht. Kurzum: Protektionismus ist tabu.

      Auf den ersten Blick scheint die aktuelle Krise eine Finanzkrise zu sein, die verschiedenen Faktoren zugeschrieben wird: der Unvorsichtigkeit der Banken und Banker, der Gier verantwortungsloser Spekulanten oder - und die ist der intelligenteste Begründung - dem Fehlen von Regulierungsmechanismen. Tatsächlich ist folgender Zusammenhang entscheidend: Die Verschuldung und die Insolvenzen privater Haushalte sind massiv gestiegen, und zwar infolge der Lohndeflation, also des sinkenden Anteils der Löhne und Gehälter an dem verteilten Vermögen. Dieser Rückgang wiederum resultiert aus dem Druck, den der Freihandel ausübt, sei es durch den massenhaften Import von billigen Waren, sei es durch die Androhung von Standortverlagerungen.

      Der Freihandel begünstigt einen Abschwung in zweifacher Weise: direkt durch den Druck auf die Gehälter, indirekt dadurch, dass er den Wettbewerb um niedrige Steuern fördert. In Ländern, in denen die Unternehmen in unmittelbarer Konkurrenz zu den Importen aus Billiglohnländern stehen, versuchen die Regierungen, die Gewinne der inländischen Unternehmen auf gleichbleibendem Niveau zu sichern, um Standortverlagerungen zu verhindern und damit Arbeitsplätze zu erhalten. Sie tun dies, indem sie die Sozialabgaben der Unternehmen auf die Beschäftigten abwälzen.

      Zum Druck auf die Gehälter kommen noch eine zunehmend ungerechte Besteuerung und Einschnitte bei den Sozialleistungen. Beides wirkt sich auf die Einkommen der Haushalte aus, die ihr Konsumniveau nur durch Verschuldung halten können, und das gerade zu einem Zeitpunkt, da ihre Einkommensquellen unsicherer werden.

      Die eigentliche Verantwortung für die Krise liegt also nicht beim Bankensektor, dessen tiefgehende Krise nur ein Symptom ist, sondern beim Prinzip des Freihandels in Kombination mit der entsprechenden Liberalisierung der Finanzmärkte.

      In den USA ist die Lohnquote, also der Anteil der Löhne am nationalen Einkommen, auf den tiefsten Punkt seit 1929 gesunken: auf 51,6 Prozent im Jahr 2006 gegenüber noch 54,9 Prozent im Jahr 2000.(1) Im Zeitraum 2000 bis 2007 betrug das durchschnittliche Wachstum des medianen Reallohns nur 0,1 Prozent, während das mediane Haushaltseinkommen jährlich real um 0,3 Prozent sank.(2) Der Rückgang war in den ärmsten Haushalten am stärksten. Im selben Zeitraum musste jeder Fünfte einen Rückgang seines Einkommens um 0,7 Prozent im Jahr hinnehmen.(3) Seit dem Jahr 2000 steigen die Stundenlöhne nicht mehr im selben Maße wie die Produktivitätsgewinne.

      Der Freihandel bewirkt auch, dass die Regierungen die Finanzierung der Sozialleistungen von den Unternehmen auf die Beschäftigten verlagern. Von 2000 bis 2007 stiegen die Prämien der Krankenversicherungen in den USA um 68 Prozent, die der Bildungsaufwendungen um 46 Prozent.(4) Gleichzeitig stieg der Anteil der Bevölkerung ohne Kranken- und Sozialversicherungsschutz von 13,9 auf 15,6 Prozent.(5) Selbst der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der lange Zeit behauptet hatte, "die Globalisierung ist nicht schuld", musste einräumen, dass die durch den Freihandel importierte Lohndeflation in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielte.(6) Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass die private Verschuldung der US-Haushalte explodiert ist: 1998 entsprach sie 63 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) der USA, im Jahr 2007 dagegen 100 Prozent.

      Die private Verschuldung nimmt auch in Europa zu. In der Eurozone hängt dies mit der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen, die die importierte Depression weiter verstärkt. Einige Länder folgen dem amerikanischen Modell, so etwa Spanien, Irland und Großbritannien, mit der Folge einer relativen und teilweise auch absoluten Verarmung der Bevölkerung.(7) Die importierte Lohndeflation ließ auch die private Verschuldung rapide ansteigen. Sie kletterte 2007 - wie in den USA - auf jeweils über 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

      Selbst in den Ländern, die sich relativ stark vom amerikanischen Modell abheben, ist eine Lohndeflation eingetreten. So fand bei deutschen Unternehmen eine massenhafte Produktionsverlagerung hin zu ausländischen Vertragsfirmen statt. Seit der Osterweiterung der EU gilt häufig nicht mehr Made in Germany, sondern allenfalls Made by Germany. Gleichzeitig wurde über die Erhöhung der Mehrwertsteuer ein Teil der Lasten von den Unternehmen auf die Haushalte abgewälzt. Dadurch kam es zu einem starken deutschen Handelsüberschuss zulasten der Partner in der Eurozone. Aber auch um den Preis eines schwächeren eigenen Wachstums als Folge der rückläufigen Binnennachfrage - obwohl auch in Deutschland die private Verschuldung auf 68 Prozent des BIP angestiegen ist.

      In Frankreich lautete die Antwort auf die Globalisierung in den letzten Jahren: "Strukturreform". Die Verlängerung der Wochenarbeitszeit und die Einschnitte bei den Sozialleistungen haben jedoch die Auswirkungen der importierten Lohndeflation noch verstärkt. Die spektakulärste Form dieser Politik ist die Produktionsverlagerung in Länder mit niedrigeren sozialen und ökologischen Standards und Lohnkosten. Beschäftigte und Gewerkschaften sind damit erpressbar, sie verzichten auf Lohnsteigerungen und soziale Errungenschaften.

      Die Unternehmensführungen benutzen die Androhung von Standortverlagerungen, um bestehende Tarifverträge und soziale Absicherungen aufzuweichen. Das drückt deutlich auf die Gesundheit der Arbeitnehmer, wie der Anstieg der durch Arbeitsdruck und Arbeitsstress bedingten Erkrankungen zeigt.(8) Die Verbindung zwischen der Lohndeflation und dem Loch in den Sozialkassen der wichtigsten europäischen Länder ist also nicht zu übersehen. Die Regierungen regierten jedoch genau umgekehrt und nahmen die Finanzlöcher in den sozialen Sicherungssystemen zum Vorwand, um die Rechte weiter einzuschränken und die Kosten auf die Beschäftigten abzuwälzen.

      Die sogenannten Strukturreformen tragen also direkt oder indirekt zu Rahmenbedingungen bei, unter denen einer Mehrheit der Haushalte die Zahlungsunfähigkeit droht. Die aber ist von zentraler Bedeutung für die Verschuldungskrise in den USA, Großbritannien und Spanien. In anderen Ländern zeigt sich die Krise eher in der wirtschaftlichen Fragilität von Familien und dem empfindlichen Kaufkraftverlust.

      Selbst in Frankreich, wo die Banken sehr viel vorsichtiger waren, schnellte die Privatverschuldung, die bis zum Jahr 2000 stabil war, von 34 auf 47,6 Prozent des BIP im Jahr 2007 hoch. Seit rund zehn Jahren kann man in Frankreich und Deutschland das Phänomen der "armen Arbeitnehmer" beobachten. Auch dies ist eine unmittelbare Folge dieser Politik.

      Konkurrenz um billige Standorte

      Die Lohndeflation resultiert also aus der Maßlosigkeit einer Welthandelsstrategie, wie sie die Länder Ostasiens seit 1998 bis 2000 über den von der Welthandelsorganisation (WTO) geförderten Freihandel betrieben. Diese Strategie war in erster Linie eine Reaktion auf die Finanzkrise von 1997 bis 1999. Damals hatte vor allem China die Sorglosigkeit und Unfähigkeit des IWF auszubaden: Es musste die schockartigen Auswirkungen der Asienkrise absorbieren und zulassen, dass seine Nachbarn Handels- und Finanzüberschüsse zu seinen Lasten erwirtschafteten.

      China und seine Nachbarländer kamen zu dem Schluss, dass sie für den Fall einer neuerlichen Krise dieses Ausmaßes große Währungsreserven beiseitelegen müssten. Deshalb entwickelten sie eine aggressive Außenhandelspolitik, indem sie ihre Währung stark abwerteten, eine ihre Konkurrenzfähigkeit sichernde Deflationspolitik betrieben und den Binnenkonsum beschränkten. Diese Politik hat die Löhne in den entwickelten Ländern weiter nach unten gedrückt. Und sie zeigte noch eine andere, geradezu furchterregende Wirksamkeit: Sie half die immensen Währungsreserven anzuhäufen, auf denen die Schwellenländer des Fernen Osten inzwischen sitzen. Das sind allein im Fall von China 1 884 Milliarden Dollar.(9)

      In den letzten dreißig Jahren hat die chinesische Wirtschaft technisch enorm aufgeholt. Gleichzeitig sind die direkten und indirekten Lohnkosten konstant geblieben. Der Qualitätszuwachs bei den Exportgütern bedroht langfristig sämtliche industriellen Arbeitsplätze der Welt. Der Export Similarity Index, der die Exportstrukturen eines Drittlandes mit denen der OECD-Mitgliedstaaten vergleicht, zeigt ständig steigende Werte für China, aber auch für andere Schwellenländer.(10) Der Mythos von der internationalen Spezialisierung, wonach sich diese Länder auf einfache Produkte konzentriert und den entwickelten Ländern die Herstellung komplexer Produkte überlassen haben, entspricht nicht der Realität.

      Die importierte Lohndeflation ist mit der Osterweiterung und den Strategien der Beitrittsländer in der Europäischen Union angekommen. Länder wie die Tschechische Republik, die Slowakei, Rumänien und in geringerem Maße auch Ungarn und Polen haben bewusst auf Steuerdumping, günstige Wechselkurse, niedrige Sozialabgaben gesetzt und reduzierte ökologische Standards zugelassen, um Investoren für Standortverlagerungen anzulocken. Da es sich - bis auf Polen - um kleinere Länder handelt, ist klar, dass die Investoren sich nicht vorwiegend für die Binnenmärkte der Beitrittsländer interessieren. Vielmehr sehen sie diese Länder vor allem als Plattform für den Reexport in die alten EU-Mitgliedstaaten.( )Dagegen haben die Investitionen in Russland vor allem den Binnenmarkt im Auge, zumal dieser Markt durch stattliche Zollmauern geschützt ist.

      Die Vorstellung, dass die Lohndeflation nun einmal der Preis sei, der für die Entwicklung der ärmeren Länder anfalle, ist schlichtweg falsch. Die Auswirkungen des durch die WTO vorangetriebenen Freihandels auf die ärmsten Länder waren deutlich negativ. 2003 wurden für diese Länder noch Gewinne in der Größenordnung von 800 Milliarden Dollar prophezeit. Seither wird die Zahl in jedem neuen Bericht kleiner.(11) Die Rechenmodelle der WTO sind, absichtlich oder nicht, so konzipiert, dass die positiven Effekte der Handelsliberalisierung möglichst groß herauskommen. Einkommensverluste durch den Abbau der Handelsbeschränkungen sind darin nicht erfasst. Diese Einbußen sind aber beträchtlich. Hinzu kommt, dass China von Weltbank und WTO als "armes" Land eingestuft wird - eine durchaus fragwürdige Einschätzung. Würde man China aus dieser Rechnung herausnehmen, wäre das Ergebnis, unabhängig von der Methode, negativ.(12 )

      Die Einkommensverluste der Arbeitnehmer in den entwickelten Ländern kommen nicht den Arbeitnehmern in den Schwellenländern zugute, sondern nur einer winzigen Elite im eigenen Land, deren Vermögen in den letzten zehn Jahren explosionsartig angewachsen ist. Im Jahr 2005 hat das reichste Tausendstel der US-Amerikaner 7,5 Prozent des nationalen Einkommens an sich gebracht. So hoch war dieser Anteil zuletzt 1929 (7,6 Prozent). Dagegen lag er 1995 noch bei 5 und 1985 sogar nur bei 2,9 Prozent.

      Die Länder, die von Standortverlagerungen profitieren, erleben zunächst ein beschleunigtes Wachstum; langfristig jedoch sägen sie sich selbst den Ast ab, den sie dank der europäischen und US-amerikanischen Konzerne erklommen haben: Die relative, teilweise sogar absolute Verarmung der Beschäftigten in den entwickelten Ländern drückt auf deren Konsumneigung, was wiederum auch die Exportländer trifft. Im Wirkungszusammenhang von Freihandel, Standortverlagerung und Lohndeflation gibt es keine Gewinner - abgesehen von denen, die sich die Taschen vollgestopft und ihre Schäfchen in Steuerparadiesen ins Trockene gebracht haben.

      Es gibt noch einen weiteren Mythos, der gern bemüht wird, um den Protektionismus zu diskreditieren: Die Maßnahmen, die nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 getroffen wurden, hätten die Situation damals nur verschlimmert, da sie zum Zusammenbruch des Welthandels geführt hätten.(13) Die wahren Ursachen waren damals die Währungsfluktuation, der Anstieg der Transportkosten und die weltweite Verknappung der Liquidität.

      Zudem vergessen die Freihandelsbefürworter nur zu gern, dass auch John Maynard Keynes seine Meinung geändert hat: War er zu Beginn der 1920er-Jahre noch ein entschiedener Verfechter des Freihandels, bekannte er sich ab 1933 zum Protektionismus.(14) An dieser Haltung hielt er dann bis zu seinem Tod 1946 fest. Bei allen seinen Vorschlägen zur Reorganisation des Währungssystems und des Welthandels(15) spielte der Protektionismus eine wichtige Rolle, während er Autarkiebestrebungen ablehnte.

      Um Außenhandelsbeziehungen überhaupt zu gestalten, sind protektionistische Maßnahmen unumgänglich. Das ist nicht zu verwechseln mit Autarkie, die ja eine vollständige Abschottung nach außen bedeuten würde. Protektionismus ist sogar conditio sine qua non jedweder Lohnsteigerungspolitik, die die Kaufkraft der Privathaushalte erhöhen und die Nachfrage ankurbeln soll. Höhere Löhne sind aber ohne Eingriffe in den Handel nicht zu erreichen. Wer das behauptet, ist entweder ein Heuchler oder ein Ignorant. Außerdem gilt, dass nur ein gewisser Protektionismus die Spirale des Steuer- und Sozialdumpings in Europa stoppen kann.

      Man mag einwenden, dass die Einführung protektionistischer Maßnahmen das Verhalten der Unternehmen nicht automatisch verändern wird. Die Arbeitgeber werden natürlich trotz des besseren Schutzes vor der Konkurrenz von außen auf ihren Vorteil bedacht sein, doch ihr Hauptargument wird dann nicht mehr ziehen. Es stimmt, dass der Druck der Niedrigpreisproduktion in den meisten anderen entwickelten Ländern den Unternehmen heute nur die Wahl lässt zwischen Senkung des Lohnanteils (direkt oder indirekt durch Abwälzung der Sozialausgaben auf die Beschäftigten) oder Standortverlagerung, die mehr Arbeitslose bedeutet. Nimmt man den Arbeitgebern diese Argumentationsfigur weg, gibt man den Beschäftigten die Möglichkeit zurück, eine gerechtere Verteilung des erzeugten Reichtums einzufordern.

      Kein Allheilmittel für die Wirtschaft

      Der Protektionismus ist kein Allheilmittel - die gibt es in der Wirtschaft nie und nirgends -, sondern eine notwendige Bedingung. Dabei muss das Ziel deutlich formuliert sein. Protektionistische Maßnahmen sollen nicht darauf zielen, die Profite weiter zu erhöhen, sondern die sozialen und ökologischen Errungenschaften zu sichern und auszubauen.

      Es kann auch keinesfalls darum gehen, alle Billiglohnländer abzustrafen, sondern nur Länder, deren Produktivität sich dem Niveau entwickelter Volkswirtschaften annähert, ohne dass sie eine diesem Niveau entsprechende Sozial- und Umweltpolitik betreiben. Mit einem Satz: Protektionismus soll verhindern, dass der Welthandel die ganze Welt nach unten zieht.

      Die Europäische Union ist für eine solche wirtschaftspolitische Kehrtwende nicht der geeignete Rahmen. Die EU müsste umsteuern und neue Schutzzölle einführen, doch der europäische Wirtschaftsraum ist heute so heterogen, dass er einen idealen Nährboden für Steuer-, Sozial- und Umweltdumping bietet. Deshalb sollte die EU - über einen gemeinsamen Außenhandelszoll hinaus - über eine Rückkehr zu den europäischen Währungsausgleichsbeträgen(16) nachdenken. Mit diesen - zeitlich befristeten - Steuern könnten Wechselkursdifferenzen, aber auch Diskrepanzen bei sozialen und ökologischen Normen zwischen den Ländern Eurozone und den anderen EU-Mitgliedstaaten ausgeglichen werden.

      Die anfallenden Zolleinnahmen sollten in einen Europäischen Sozialfonds fließen, aber auch gezielte Hilfsmaßnahmen für die Länder außerhalb dieser Zollunion finanzieren. Mit diesen wären mittelfristige Abkommen zu schließen, in denen sie sich zu höheren sozialen und ökologischen Standards verpflichten. Die Erlöse aus den Währungsausgleichsbeträgen sollten in einen EU-Fonds zur Stärkung der sozialen und ökologischen Zusammenarbeit fließen und Mitgliedstaaten dabei helfen, sich auf beiden Gebieten dem EU-Niveau anzunähern.

      In der Frage des Protektionismus geht es um eine schlichte Alternative: Entweder die anderen zwingen uns ihre Sozial- und Umweltpolitik auf, oder wir zwingen sie, unsere Standards zu übernehmen. Demgegenüber bedeutet der Freihandel nichts anderes als das Ende der Wahlfreiheit zwischen den Sozial- und Wirtschaftssystemen.

      Das zeigt auch das wiederholte Scheitern aller Versuche, ein "soziales Europa" aufzubauen - die große Illusion der Sozialisten und der Grünen - oder auch nur eine Steuerharmonisierung zu erreichen. Ohne Maßnahmen zur Sanktionierung des Sozial-, Steuer- und Umweltdumpings wird in diesen Bereichen ein allgemeiner Unterbietungswettbewerb Platz greifen.

      Die Kombination von Freihandel und rigider Euro-Währungspolitik macht aus der Sicht der Unternehmen heimliche Migration zur Notwendigkeit, denn illegale Einwanderer entziehen sich den Regelungen des Sozialrechts. Weil der Druck durch die importierte Konkurrenz zu einer Aushöhlung der sozialen Rechte führt, werden sie damit faktisch zu Lohndrückern.

      Die Regierungen mögen sich noch so zieren: An einer Rückkehr zum Protektionismus kommen sie nicht vorbei. Er ist kein negativer Faktor, sondern bietet im Gegenteil die Chance, den Binnenmarkt auf einer stabilen Grundlage wieder aufzubauen und die Zahlungsfähigkeit von Privathaushalten und Unternehmen zu stärken. Deshalb kann eine offene Diskussion über Protektionismus entscheidend zum Ausweg aus der aktuellen Krise beitragen. Eine solche Diskussion sollte - jenseits von Fetischen und Tabus - möglichst bald in Gang kommen.

      Fußnoten:

      (1) US Department of Commerce. Vgl. Aviva Aaron-Dine und Isaac Shapiro, "Share of National Income Going to Wages and Salaries at Record Low in 2006", Center on Budget and Policies Priorities, Washington D. C., 29. März 2007.

      (2) Der mediane Wert (nicht zu verwechseln mit dem Mittelwert) teilt die Lohn- bzw. Einkommensbezieher in zwei gleich große Hälften. Zahlen nach Joint Economic Comittee (JEC) von US-Senat und Repräsentantenhaus, Washington, 26. August 2008; siehe: www.jec.senate.gov.

      (3) Bureau of the Census, US-Handelsministerium.

      (4) Joint Economic Committee, Juni 2008.

      (5) Joint Economic Committee, 26. August 2008.

      (6) Paul Krugman, "Trade and Inequality, revisited", VOX, 15. Juni 2007; voxeu.org.

      (7) Mike Brewer, Alissa Goodman, Jonathan Shaw und Luke Sibieta, "Poverty and Inequality in Britain 2006", London (Institute for Fiscal Studies) 2005.

      (8) Inzwischen erreichen die medizinischen Kosten dieser Erkrankungen bis zu 3 Prozent des BIP. Siehe etwa: Wolfgang Bödeker, Heiko Friedel Christof Röttger und Alfons Schröer, "Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen in Deutschland", www.teamge sundheit.de/fileadmin/downloads/kurzfassung_ Kosten.PDF.

      (9) Laut Angaben des IWF vom 31. August 2008 hat Japan Währungsreserven im Wert von 1200 Milliarden Dollar und die Länder der Eurozone 555 Milliarden Dollar.

      (10) Der Export Similarity Index im Vergleich mit der OECD ist für China von 0,05 im Jahr 1972 auf 0,21 im Jahr 2005 gestiegen; für Korea von 0,011 auf 0,33; für Mexiko von 0,18 auf 0,33; für Brasilien von 0,15 auf 0,20. Vgl. Peter K. Schott, "The relative sophistication of Chinese exports", "Economic Policy, Januar 2008, S. 7-40.

      (11) Frank Ackerman, "The Shrinking Gains from Trade: A Critical Assessment of DOHA Round Projections", Global Development and Environment Institute, Working Paper Nr. 05-01, Tufts University, Medford, Massachusetts, Oktober 2005.

      (12) "Libre-échange, croissance et développement. Quelques mythes de l'économie vulgaire" in "Revue du Mauss, Nr. 30, 2/2007, Paris (La Découverte).

      (13) So etwa: Charles P. Kindleberger, "Commercial Policiy Between the Wars", in: Peter Mathias und Sidney Pollard, "The Cambridge Economic History of Europe", Bd. 8, (Cambridge University Press) 1989; und Harold James, "The End of Globalization: Lessons from the Great Depression", Cambridge, Massachusetts (Harvard University Press) 2001.

      (14) John Maynard Keynes, "National Self-Sufficiency", "Yale Review, 1933.

      (15) Siehe dazu: Susan George, "Zurück zu Keynes in die Zukunft", "Le Monde diplomatique, Januar 2007.

      (16) In den 1960er-Jahren wurden Abgaben oder Subventionen auf europäischer Ebene eingeführt, um ein einheitliches Preisniveau zu erreichen.

      Aus dem Französischen von Veronika Kabis

      Le Monde diplomatique Nr. 8834 vom 13.3.2009, Seite 8-9, 565 Dokumentation, Jacques Sapir
      http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/den-wel…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 20:59:34
      Beitrag Nr. 1.867 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.765.041 von Maraho am 13.03.09 20:40:41Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundínnen und Freunde dieses Threads,

      wieder ist eine Woche vergangen. Weltbewegendes ist auch in den vergangenen Tagen nicht wirklich passiert.
      Es treibt alles so dahin ...

      Gerade deswegen möchte ich mich bei Euch wieder für das Interesse und euer Durchhaltevermögen bedanken!

      Mein besondere Wertschätzung gilt darüber hinaus folgenden usern:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, marcpeters, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer und Looe.

      Ich wünsche euch allen nun ein äußerst angenehmes Wochenende.
      Genießt es und macht etwas daraus.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 21:06:24
      Beitrag Nr. 1.868 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.765.171 von Maraho am 13.03.09 20:59:34Sollte heißen: Meine besondere Wertschätzung ... ;)
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 21:34:05
      Beitrag Nr. 1.869 ()
      N'abend Maraho und Gemeinde,

      noch ein Leckerlie zum Feierabend!

      13.03.2009
      EX-POSTCHEF
      Zumwinkel bekommt 20 Millionen Euro Pension

      Er muss eine Geldbuße von einer Million Euro zahlen, bekommt aber 20 Millionen Euro Pension: Die Deutsche Post hat ihrem Ex-Chef Klaus Zumwinkel seine gesamten Pensionsansprüche ausgezahlt. Im Rahmen der Spitzelaffäre bei der Telekom wurden seine Häuser in Italien und Köln durchsucht.

      Düsseldorf - Der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Ex-Postchef Klaus Zumwinkel hat sich seine gesamten Pensionsansprüche auszahlen lassen - insgesamt rund 20 Millionen Euro. Damit habe er keine Ansprüche mehr, heißt es in dem aktuellen Geschäftsbericht des Konzerns. Die Summe wurde darin zwar nicht genau beziffert, lässt sich aber aus dem Geschäftsbericht erschließen, schreibt die "Börsen-Zeitung". Der Bonner Konzern wollte die Zahl am Freitag auf Anfrage nicht kommentieren.

      Klaus Zumwinkel: Der Ex-Postchef ließ sich Pensionsbezüge auszahlen
      Zur Großansicht
      DPA

      Klaus Zumwinkel: Der Ex-Postchef ließ sich Pensionsbezüge auszahlen
      Zumwinkel war wegen seiner Liechtensteiner Steueraffäre und der Hinterziehung von knapp einer Million Euro im Januar 2009 vom Bochumer Landgericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Bis zum Jahresende muss er noch eine Geldbuße von einer Million Euro zahlen.

      Zumwinkel erhielt außerdem laut Geschäftsbericht für die zwei Monate seiner Tätigkeit im Jahr 2008 Bezüge von insgesamt 714.045 Euro. Darunter war eine Bonuszahlung von 480.184 Euro. Außerdem erhielt er Aktienoptionen mit einem sogenannten Zeitwert von mehr als einer Million Euro. Das Jahresgehalt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) liegt bei rund 250.000 Euro.


      Zumwinkels Wohnsitz am Gardasee wurde ebenso durchsucht wie Häuser des ehemaligen Konzernchefs Kai-Uwe Ricke in Bayern und der Schweiz. Dabei ging es nicht um Steuerhinterziehung, sondern um die Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom Chart zeigen. Die Zentrale der Deutschen Post Chart zeigenwar ebenfalls Ziel der Ermittlungen. Ein Sprecher Rickes kündigte an, der Anwalt des Ex-Telekom-Managers werde gegen den Durchsuchungsbeschluss und die Art, wie er vollzogen worden sei, Rechtsmittel einlegen.

      Ein Sprecher Zumwinkels bestätigte Informationen der "Tageszeitung" und der "Bild"-Zeitung, wonach bei der Aktion am Mittwoch an Zumwinkels neuem Wohnsitz in Italien zwei Computer sichergestellt wurden. Weitere Dokumente oder Gegenstände seien nicht mitgenommen worden. Apostel wollte sich dazu nicht äußern. An den Durchsuchungen in Italien und der Schweiz waren dem Oberstaatsanwalt zufolge auch deutsche Ermittler beteiligt.

      cte/Reuters/AP/dpa/ddp
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 21:58:18
      Beitrag Nr. 1.870 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.765.401 von kiska am 13.03.09 21:34:05nach dem Motto,nochmal reinlangen die Taschen vollstopfen denn Pension gibt es eh nur noch auf eine begrentze Zeit.Schon heftig was in diesem Lande abgeht.
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 22:14:22
      Beitrag Nr. 1.871 ()
      Avatar
      schrieb am 13.03.09 22:53:28
      Beitrag Nr. 1.872 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.864 von windei am 12.03.09 21:49:46"Was übersehen wir?"

      Die Frage anders herum:
      Wie kann der Mensch mit seiner natürlichen Begrenztheit der Sinne und des Verstandes in dieser Komplexität
      der ihn umgebenden Welt überhaupt etwas NICHT übersehen...?

      Und der Medien-Endkunde nimmt das Außen noch verengter wahr. Zwangsläufig. Denn: Unternehmen
      und Poitik – egal wo, egal welche - geben bekanntlich nur die Informationen weiter, die sie herausgeben
      möchten. Also vorgefilterte Infos.

      Die Nachrichtenagenturen wiederum beschäftigen Journalisten. Auch nur Menschen, die wie alle in ihrer
      eigenen Weltsicht, ihren Vorurteilen, Gefühlen, ganz persönlichen Vorlieben, ihrem Statusstreben etc. mehr
      oder weniger gefangen sind. Ich habe meine Erfahrungen damit. Das gleiche gilt für die „Experten“

      Die jeweiligen Blogs, Zeitungen filtern dann daraus nochmals die für sie relevanten Informationen heraus
      und bereiten diese auf – entsprechend ihrer Ausrichtung.

      Als letztes der Leser – ebenfalls auf der selektiven Wahrnehmungsschiene – greift sich aus diesen mehrmals
      vorgefilterten news normalerweise diejenigen heraus, die seiner Meinung am ehesten entsprechen - und seine
      Botschaft womöglich untermauern.

      Also etwas über-sehen ist wahrscheinlich die Regel.

      Ein schönes Wochenende
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 07:09:49
      Beitrag Nr. 1.873 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.765.787 von Metrik am 13.03.09 22:53:28Guten Morgen Metrik,

      dem ist nichts hinzuzufügen. Sehr gut beleuchtet (m.M.).

      „Glauben Sie an nichts, nur weil Sie es gehört haben. Glauben Sie nicht einfach an Traditionen, weil sie von Generationen akzeptiert wurden. Glauben Sie an nichts, nur auf Grund der Verbreitung durch Gerüchte. Glauben Sie nie etwas, nur weil es in Heiligen Schriften steht. Glauben Sie an nichts, nur wegen der Autorität der Lehrer oder älterer Menschen. Aber wenn Sie selber erkennen, dass etwas heilsam ist und dass es dem Einzelnen und allen zugutekommt und förderlich ist, dann mögen Sie es annehmen und stets danach leben.“

      Kalama Sutta

      Dir einen schönen Samstag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 07:15:23
      Beitrag Nr. 1.874 ()
      Guten Morgen,
      vorab sei euch ein schöner Tag gewünscht.

      Unser Präsident hat folgendes verlauten lassen ...

      Köhler ist für Revolution

      Passau (dpa) - Bundespräsident Horst Köhler hat sich angesichts der Wirtschaftskrise für «eine neue, ökologische industrielle Revolution» ausgesprochen. «Ein quantitatives 'Immer mehr' bringe den Menschen kein dauerhaftes Glück, sagte Köhler der «Passauer Neuen Presse». Er forderte die Bürger auf, ihre eigenen Konsumgewohnheiten zu überdenken. Die armen Länder mit ihren schnell wachsenden Bevölkerungen würden den «reichen Ländern» mit Recht den Verbrauch von Rohstoff- Ressourcen streitig machen».

      © Die Welt
      erschienen am 14.03.2009 um 06:17 Uhr
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 07:26:40
      Beitrag Nr. 1.875 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.764.794 von Maraho am 13.03.09 20:06:15Ergänzend.


      Volkskongress
      China hält "finanzielle Munition" gegen Krise bereit
      Von Johnny Erling

      China gibt sich für die Finanzkrise gut gerüstet. Zum Abschluss des achttägigen Volkskongresses in Peking sagte Premier Wen Jiabao, man habe finanziell "genügend Munition" angesammelt. Außerdem habe China gegenüber den USA und Europa einen entscheidenden Vorteil: Die Banken seien schon verstaatlicht.


      Chinas Regierung hält trotz der in der Krise tiefer abfallenden Weltwirtschaft an ihrem Ziel fest, 2009 das Wachstum im eigenen Land bei acht Prozent zu stabilisieren. „Diese Aufgabe ist schwer, aber machbar“ sagte Premier Wen Jiabao zum Abschluss des Volkskongress in Peking.

      Die knapp 3000 Abgeordneten hatten acht Tage lang über Sonderkonjunktur-Maßnahmen gegen die Krise diskutiert, die die Binnennachfrage beleben sollen. Acht Prozent Wachstum seien bei der anschnellenden Arbeitslosigkeit nötig, um stabile Verhältnisse zu bewahren. Wen wählte bei seiner vom Fernsehen live gezeigten Pressekonferenz einen volkstümlichen Vergleich, um seine Botschaft der „Zuversicht“ zu vermitteln: Wenn sich China ein Ziel von acht Prozent setzt, sei das zur Überwindung der Krise so wichtig, wie „für ein im Sturm segelndes Schiff, einen Kompass an Bord zu haben. Ohne diesen kann man nicht wissen, wohin das Schiff segelt und ob es seinen Hafen findet.“

      Wen räumte erstmals ein, dass sich Peking bei seinem Wachstumsziel nicht nur auf seine umgerechnet rund 460 Milliarden Euro Investitionen verlässt, die der Staat gemeinsam mit den Provinzregierungen und der privaten Wirtschaft als Anschubprogramm in den kommenden zwei Jahren einsetzen will. In den Schubladen seines Staatsrats liegen Notfallpläne bereit, falls sich die Weltfinanzkrise verschärft und die Rahmenbedingungen weiter verschlimmern. „Wir sind auf größere Schwierigkeiten vorbereitet und können jederzeit mit weiteren Stimulanz-Programmen reagieren.“

      Seine Regierung habe finanziell „genug Munition“, um die Krise zu bekämpfen. Wen bezog sich damit auf jüngste nervöse Reaktionen der Weltmärkte. Zu Beginn des Volkskongress hatten weltweite Erwartungen eines neuen Pekinger Konjunkturprogramms die Aktienkurse nach oben getrieben. Als Wen dann aber in seinem Rechenschaftsbericht kein Zusatzprogramm ankündigte, fielen die Börsen. Gerüchte und Missverständnisse hätten zu dieser „Achterbahn der Kurse“ geführt.

      Außer über sein Konjunkturprogramm finanziert Peking die Belebung des Binnenmarktes auch indirekt über Steuererleichterungen und Subventionen für die Bauern. Hinzu kommen Renten- und Gehaltserhöhungen für Staatspensionäre und für zwölf Millionen Lehrer. Peking könnte sich diese Mehrausgaben trotz Rekordverschuldung im Haushaltsjahr 2009 leisten, weil der Staat in den Boomjahren zuvor finanzielle Reserven angesammelt hat, sagte Wen. Es sei auch genug „Spielraum für weitere Ausgaben“ da. Die USA oder Europa müssten einen „Zwei-Fronten-Krieg“ gegen die Krise führen, um sowohl ihre Banken als auch die reale Wirtschaft zu retten. Chinas Banken, die sich reformieren konnten, mehrheitlich aber im Staatsbesitz sind, blieben so von der globalen Finanzkrise weitgehend verschont. Der Staat brauche bei ihnen „keine Finanzlöcher stopfen.“

      Wen, der sogar Journalisten bat, „Zuversicht“ zur Überwindung der Krise zu verbreiten, konnte offenbar nicht einmal alle der sonst linientreuen Abgeordneten überzeugen. Mit 315 Neinstimmen und124 Enthaltungen gegen den Haushaltsentwurf für 2009 zeigte eine ungewöhnlich hohe Zahl unter den 2898 Abstimmenden, dass sie den Etat für nicht transparent halten oder mit der Umsetzung des Konjunkturpakets unzufrieden sind.

      Wegen der Wirtschaftskrise tritt überall in Asien die Außenpolitik in den Hintergrund mit der Ausnahme der Spannungen um Nordkorea. Pjöngjang bereitet einen für Südkorea, Japan und die USA bedrohlichen Raketenstart Anfang April vor. „Alle Parteien sollen Aktionen unterlassen, „die die Spannungen eskalieren könnten“ sagte Wen.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3371900/China-haelt-finanz…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 07:41:19
      Beitrag Nr. 1.876 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.519.236 von kiska am 05.02.09 14:50:06Um dieses Kapitel abzuschließen ...

      Madoff-Skandal
      "Bye, Bye, Bernie"
      Von Norbert Kuls

      Brian Felsen steht ohne Mantel, nur im dunklen Anzug, im kalten Wind vor dem Hintereingang des New Yorker Bundesgerichts im südlichen Manhattan. Er sei extra wegen des heutigen Gerichtstermins aus Minneapolis angereist, um seine Familie zu vertreten, erzählt er den Reportern, die sich um ihn drängen. Sein Großvater habe in den achtziger Jahren begonnen, Geld bei Bernard Madoff anzulegen.

      Und schließlich habe die ganze Familie dem einst angesehenen New Yorker Börsenmakler ihr Vermögen anvertraut. Der Großvater Felsens hat die Verhaftung Madoffs und den von ihm verantworteten wohl größten Anlagebetrug an der Wall Street nicht mehr miterlebt. Er ist vor einigen Jahren gestorben.

      Wertpapierbetrug, Geldwäsche, Meineid und falsche Angaben

      Madoff hatte eine halbe Stunde vorher im 24. Stock des Daniel Patrick Moynihan United States Courthouse vor Bundesrichter Denny Chin den Betrug gestanden. „Schuldig“, sagt Madoff knapp, als ihm Chin die Anklagepunkte vorliest. Die Vorwürfe: Wertpapierbetrug, Geldwäsche, Meineid und falsche Angaben gegenüber der Börsenaufsicht. Madoff, der einst Verwaltungsratschef der Computerbörse Nasdaq war, hat laut Staatsanwaltschaft seit den achtziger Jahren ein gigantisches Schneeballsystem betrieben und seinen Kunden zuletzt eine Anlagesumme von fast 65 Milliarden Dollar vorgegaukelt. Gefunden wurde bisher nur eine Milliarde Dollar.

      Madoffs Anwalt, Ira Sorkin, hatte zwei Tage vorher angekündigt, dass sein Mandant zu einem Schuldeingeständnis bereit sei. Der Saal ist voll. Drei Reihen sind für betroffene Anleger reserviert. Sie sitzen ihm im Rücken. Madoff, flankiert von seinen Anwälten, blickt geradeaus. Richter Chin muss ihn anfangs ermahnen, lauter zu sprechen. Einmal hustet Madoff nach einer seiner kurzen Antworten. „Mister Madoff, Sie können sich setzen. Gießen Sie sich etwas Wasser ein“, sagt Chin.

      Es sind die letzten Minuten, die der 70 Jahre alte Madoff in Freiheit verbringen wird. Er sitzt vorgebeugt mit übereinandergelegten Händen, als Staatsanwalt Marc Litt die Details der Anklage vorliest. Etwas steif, mit seinen Händen an der Seite, steht er da, als der Richter die Höchststrafen für seine Vergehen auflistet. Wertpapierbetrug: 20 Jahre Gefängnis. Anlageberatungsbetrug: 5 Jahre. Internationale Geldwäsche: 20 Jahre. Am Ende summiert sich die Höchststrafe auf 150 Jahre.

      Madoff äußert sich erstmals selbst in der Öffentlichkeit zum Riesenbetrug. Mit fester Stimme und unüberhörbarem New Yorker Akzent liest Madoff eine etwas mehr als fünfseitige Erklärung vor. „Ich kann nicht angemessen ausdrücken, wie sehr es mir leidtut, was ich getan habe.“ Er nennt ein Motiv für die Lügen, die seiner Darstellung nach allerdings erst Anfang der neunziger Jahre begonnen hatten. „Das Land befand sich damals in einer Rezession, und das war ein Problem für Anlagen in Wertpapiermärkten“, sagt Madoff. Die Profiinvestoren unter seinen Kunden hätten erwartet, dass sich die Anlagen überdurchschnittlich entwickelten. Madoff erfand daher eine fiktive Investmentstrategie. Er investierte das Geld aber nicht in Aktien amerikanischer Standardwerte, die er mit Optionen abzusichern versprach, sondern deponierte das Geld einfach auf einem Konto bei der Chase Manhattan Bank in New York. Wollten Kunden Gelder herausnehmen, bediente er sie aus diesem Fundus. Dieses Schneeballprinzip funktionierte lange, weil er immer mehr neue Kunden anwarb, die die alten auszahlten. Als wegen der jüngsten Wirtschaftskrise zu viele Kunden Gelder abziehen wollten, brach das System zusammen. Zu den 4.800 Kontoinhabern von Madoff gehören neben Privatanlegern auch Stiftungen, Pensionskassen und Hedge-Fonds. Deutsche Anleger sind ebenfalls betroffen.

      Was ist mit dem Geld geschehen?

      Madoff glaubte anfänglich, dass er seine kriminellen Machenschaften bald beenden könnte. Aber das sei schließlich unmöglich geworden. „Als die Jahre vergingen, wurde mir klar, dass meine Verhaftung und dieser Tag unweigerlich kommen würden“, sagt er. Den meisten Opfern Madoffs fehlten beim Geständnis allerdings Angaben zu zwei entscheidenden Punkten. Erstens kann sich kaum jemand vorstellen, dass Madoff all die Jahre allein gehandelt hat. Und zweitens: Was ist mit dem Geld geschehen? Madoff-Investorin Judith Welling glaubt daher, dass Madoff mit seinem Geständnis nur den Rest der Familie retten will, von denen einige für seine Maklerfirma arbeiteten. Eine von Madoff kontrollierte Wertpapierfirma hatte kurz vor Madoffs Verhaftung Millionenbeträge an seine Frau Ruth überwiesen.

      Die Wut der Opfer war zu spüren, auch wenn es keine Demonstrationen gab. „Ich weiß nicht, ob sie schon die Gelegenheit hatten, sich umzudrehen und ihre Opfer anzusehen“, poltert George Nierenberg, der auf einem Podium im Gerichtssaal als erster von drei Investoren das Wort ergreift und einen Schritt auf Madoff hin macht. Madoff wendet sich Nierenberg kurz zu. Richter Chin ermahnt den Investor, Madoff nicht direkt anzusprechen. Es ist das einzige Mal, dass Madoff mit einem der Geschädigten Blickkontakt hat.

      Offen war bis kurz vor Schluss der Verhandlung die Frage, ob Madoff die Zeit bis zur für Mitte Juni angesetzten Urteilsverkündung in seinem 7-Millionen-Dollar-Apartment an der noblen Ostseite von Manhattan verbringen darf. Er war gegen Kaution auf freiem Fuß, stand dort aber unter Hausarrest. "Die Leute sind ruhig, aber wenn der Richter ihn heute nach Hause gehen lässt, wird es Ausschreitungen geben", warnte Welling vor der Anhörung. Die über 70 Jahre alte Anlegerin musste sich aber nicht an Krawallen beteiligen. Anwalt Sorkin argumentiert zwar, dass es wegen des Hausarrests und der elektronischen Überwachung Madoffs kein Fluchtrisiko gebe. Als Staatsanwalt Litt schon aufstehen will, um darauf zu antworten, schneidet ihm der Richter das Wort ab. „Ich muss die Staatsanwaltschaft nicht hören. Ich habe die Absicht, Sie in Gewahrsam zu halten“, sagt Chin. Das erntet kurz Beifall im Saal - bis der Richter zur Ruhe ruft. Als die Verhandlung beendet ist, legt ein Gerichtsvollzieher Madoff Handschellen an und führt ihn aus dem Saal. „Bye, Bye, Bernie“, ruft ihm ein Investor hinterher.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubBD6B20C3D01A48D58DA92331B0A80BC3/Do…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 08:19:27
      Beitrag Nr. 1.877 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.467.291 von Maraho am 28.01.09 17:37:03Heute ...

      USA wollen auf weitere Konjunkturprogramme dringen
      G-20-Finanzministertreffen auf der Suche nach Auswegen aus der Finanzkrise


      In einem Landsitz südlich von London beraten heute die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer über den weiteren Weg aus der globalen Finanzkrise. Im Gegensatz zu den EU-Staaten wollen die USA auf weitere Konjunkturprogramme setzen.

      Im Vorfeld des Treffens zeichnete sich ab, dass es unterschiedliche Auffassungen vor allem zwischen den USA, die auf staatliche Konjunkturprogramme im Umfang von zwei Prozent des jeweiligen Bruttosozialprodukts setzen wollen, und der EU gibt, die gegen eine drastische Erhöhung der Staatsausgaben und -verschuldung sind.

      Vorbereitung des Weltfinanzgipfels

      Bei dem Treffen in Horsham sind 80 Prozent der Weltwirtschaft versammelt. Geplant sind am Samstag Gespräche am Runden Tisch, aber auch bilaterale Kontakte am Rande der Konferenz. Ziel ist die Vereinbarung einer gemeinsamen Agenda für den Weltfinanzgipfel Anfang April.

      «Sehr gefährliches» Jahr 2009

      Weltbankpräsident Robert Zoellick mahnte am Freitag schnelle und entschlossene Schritte zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise an. Es bestehe die Gefahr, zu wenig zu tun oder zu spät zu handeln, sagte er. Das laufende Jahr werde «sehr gefährlich», sagte Zoellick und prognostizierte ein Anhalten der Probleme bis weit ins Jahr 2010.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/usa_wollen_…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 08:33:50
      Beitrag Nr. 1.878 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.766.276 von Maraho am 14.03.09 08:19:27Da es in Zusammenhang steht ...

      USA wollen 3. deutsches Konjunkturpaket

      Die US-Regierung will Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem USA-Besuch kommende Woche massiv unter Druck setzen: Die Bundesregierung soll ein drittes Konjunkturpaket beschließen, noch mehr Schulden machen!

      Guttenberg trifft u. a. US-Finanzminister Geithner, den Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, Summers, sowie die Chefs von Weltbank und IWF.

      Nach BILD-Informationen werden sie alle eine weitere Kraftanstrengung von Deutschland fordern. Hintergrund: Um die Konjunktur zu stützen, nehmen die großen EU-Staaten (Frankreich, Großbritannien) und die USA weit größere Etat-Defizite hin als Deutschland.

      Rechnerisch könnte die Bundesregierung rund 150 Mrd. Euro zusätzlich mobilisieren.

      Aber Guttenberg will laut BILD-Informationen mit Rückendeckung von Kanzlerin Angela Merkel so gut es geht dagegenhalten. (nik.)

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/2009/03/14/konjukturpaket/us…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 08:49:52
      Beitrag Nr. 1.879 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.035 von Maraho am 11.03.09 13:27:31Noch etwas zu den USA ...

      GLOBAL VILLAGE
      Im Paradies, Untergeschoss
      Von Hilmar Schmundt

      Unter dem Ortsschild von Las Vegas wächst eine zweite surreale Stadt - für Obdachlose.


      Es ist voll im Paradies, bunt und laut. Touristen aus aller Welt drängeln sich in Busladungen vor einem Schild, auf dem in neonbunten Buchstaben steht: "Welcome to fabulous Las Vegas".

      Willkommen im sagenhaften Las Vegas, in der Weltstadt des Glücksspiels mit Hunderten Casinos und Hotels, zweihunderttausend Glücksspielautomaten, vierzig Millionen Touristen pro Jahr und elf Milliarden Dollar an Casino-Umsätzen.

      Vor genau 50 Jahren wurde das Neonschild errichtet. Seit 1959 musste es immer wieder nach Süden umgesetzt werden, wenn wieder mal ein neues Casino aus dem Wüstenboden wuchs, hier, im Stadtteil, der Paradise heißt.

      Es ist dunkel im Paradies, kalt und feucht. Es riecht nach kalter Erde, Spinnweben hängen von der Decke, eine Ratte huscht davon im Kegel seiner Taschenlampe. Matthew O'Brien stolpert weiter, nur ein paar Meter unter dem Neonschild, und doch in einer anderen Welt.

      Seit Jahren schon erkundet O'Brien, 38, die Unterwelt von Las Vegas. Morbide Faszination lockte ihn her. Ein Mann hatte seine Freundin und deren Sohn umgebracht, die Tochter vergewaltigt, die Polizei verfolgte ihn, riegelte das Viertel ab, aber er schien verschluckt von der Erde. Er war in die Kanalisation geflohen. Das war im April 2002.

      O'Brien, damals Anfang dreißig, recherchierte das Leben des Mörders und schrieb eine Serie darüber für das Stadtmagazin "CityLife". Dann tauchte auch er ab.

      Er kündigte seinen Job als Redakteur und wurde ein Reisender durch die Unterwelt. Seine Ausrüstung: Trekkingstiefel, ein Diktiergerät, eine Wollmütze, um sich nicht den Kopf an niedrigen Rohren blutig zu schlagen, eine Taschenlampe, die im Notfall auch als Schlagstock funktioniert, sowie ein paar Dollarnoten als "Mugging Money", Geld, um Räuber zu besänftigen.

      Er lief und rutschte und kroch rund 500 Kilometer durch die Dunkelheit. Vor anderthalb Jahren erschien sein Buch "Beneath the Neon", Unter dem Neon, eine Reportagesammlung mit Porträts von Junkies und Spielern, Kriminellen und Poeten. An Thanksgiving packte er Konservendosen und Decken in den Rucksack und feierte mit den Tunnelbewohnern.

      "Ich habe mich mit einem geisteskranken Mörder beschäftigt und eine ganze Parallelgesellschaft gefunden", sagt er, dann hört man im Dunkeln ein Rascheln.

      "Wer ist da?", fragt eine Stimme. Eine Plastikplane versperrt den Weg. "Ich bin's", sagt Matt O'Brien. Vorsichtig schlägt er die Plane zur Seite. Und steht in so etwas wie einer Wohnung. Eine Matratze, aufgeständert auf umgestürzten Einkaufswagen. Kisten mit Kleidung, ein Tisch mit einem Wecker, zwei Mountainbikes.

      O'Brien stellt sich vor, er leuchtet sich dabei selbst ins Gesicht, eine Geste der Höflichkeit. "Hallo, ich bin Jazz", sagt der Mann unter der Bettdecke, "und das ist Sharon." Sie leben in einer Gegenwelt. Tagsüber schlafen sie, nachts machen sie oben "Silver Mining": Sie streifen durch die Casinos und suchen nach Geld, das betrunkene Glücksspielgäste vergessen haben.

      Seit neun Jahren leben Jazz und Sharon hier, seit der Tunnel als "Storm Drain" gebaut wurde, als Abflussrohr, um bei Regen das Wasser von einem Golfplatz abzuleiten, damit die Fundamente des Casinos nebenan nicht unterspült werden. Wenn es regnet, werden die Tunnel zu Todesfallen, eine Flutwelle reißt Baumstämme, Abfall und ganze Autos durch die Röhren. "Wenn es hinten in den Bergen regnet", sagt Jazz, "dauert es nur ein paar Minuten, dann ist das Wasser knietief; daher habe ich das Bett aufgeständert."

      Seine Karriere ist typisch: Sucht, Knast, Obdachlosigkeit. Sein rechtes Bein ist rot angeschwollen, eine Entzündung, aber er hat keine Krankenversicherung.

      "Ich habe dein Buch gelesen, Matt", sagt Jazz. "Ich habe sogar ein signiertes Exemplar", sagt Sharon. Als wäre das Buch der Beweis dafür, dass die Menschen hier nicht ganz unten sind, sondern Teil der Glitzerwelt oben.

      Auch für O'Brien wurden die Tunnel zur zweiten Heimat. Jenseits der Neongewitter sucht er eine Subkultur voller Tiefe und Ernst. Gern zieht er Parallelen zu christlichen Katakomben in Rom und Kappadokien, zum Vietcong, zu Orpheus und Eurydike, zu Dante.

      Weiter durch die Dunkelheit, durch Pfützen, vorbei an Lagern, an ordentlich gemachten Betten mit Kuscheltieren, an vollgekackten Matratzen, an Feuerstellen mit Spritzen, an Graffiti-Motiven mit Totenschädeln. "Halt, wer ist da?", kommt es immer wieder ängstlich aus einem Gang. "Was zum Teufel machst du hier?"

      Auch unter Obdachlosen herrscht Wohnungsnot, mittlerweile leben einige hundert Menschen in den Tunneln, das größte Camp umfasst 16 Bewohner.

      Die besten Orte sind längst besetzt, Neuankömmlinge müssen immer tiefer ins Dunkle ziehen, wo es kein Licht gibt, wo tückische Gasansammlungen die Luft vergiften, wo es keinen Ausweg gibt, wenn die Flut kommt.

      Die Obdachlosigkeit in den USA ist im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen. Der Stadtrat von Las Vegas reagierte bereits 2006, indem er die Ausgabe von Essen an Obdachlose in öffentlichen Parks verbot. Die Verordnung wurde zunächst aufgehoben, weil Bürgerrechtler klagten.

      Ein paar Lager weiter taucht ein Lichtschacht auf. Oben im gleißenden Licht thront Caesars Palace, ein luxuriöses Hotel mit 3300 Zimmern. Baumaschinen dröhnen, ein neuer Trakt wird geschaffen, die Spaßfabrik trotzt der Krise.

      Lange vor Fertigstellung des Hotels sind die ersten Gäste eingezogen, unterirdisch.

      Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,611972,00.html
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 11:53:00
      Beitrag Nr. 1.880 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.890 von Looe am 12.03.09 21:53:40In Zusammenhang.

      Dieser Artikel von Henry A. Kissinger (veröffentlicht am 12.1.2009) wurde damals nur mit Blick auf den Titel von einigen wenigen in diversen Foren kommentiert.
      Ich habe lange danach gesucht und ihn endlich gefunden.
      Leider auf englisch, aber ihr schafft das schon ...


      APRÈS LE DÉLUGE
      The chance for a new world order
      By Henry A. Kissinger Published: January 12, 2009

      As the new U.S. administration prepares to take office amid grave financial and international crises, it may seem counterintuitive to argue that the very unsettled nature of the international system generates a unique opportunity for creative diplomacy.


      That opportunity involves a seeming contradiction. On one level, the financial collapse represents a major blow to the standing of the United States. While American political judgments have often proved controversial, the American prescription for a world financial order has generally been unchallenged. Now disillusionment with the United States' management of it is widespread.

      At the same time, the magnitude of the debacle makes it impossible for the rest of the world to shelter any longer behind American predominance or American failings.

      Every country will have to reassess its own contribution to the prevailing crisis. Each will seek to make itself independent, to the greatest possible degree, of the conditions that produced the collapse; at the same time, each will be obliged to face the reality that its dilemmas can be mastered only by common action.

      Even the most affluent countries will confront shrinking resources. Each will have to redefine its national priorities. An international order will emerge if a system of compatible priorities comes into being. It will fragment disastrously if the various priorities cannot be reconciled.

      The nadir of the existing international financial system coincides with simultaneous political crises around the globe. Never have so many transformations occurred at the same time in so many different parts of the world and been made globally accessible via instantaneous communication. The alternative to a new international order is chaos.

      The financial and political crises are, in fact, closely related partly because, during the period of economic exuberance, a gap had opened up between the economic and the political organization of the world.

      The economic world has been globalized. Its institutions have a global reach and have operated by maxims that assumed a self-regulating global market.

      The financial collapse exposed the mirage. It made evident the absence of global institutions to cushion the shock and to reverse the trend. Inevitably, when the affected publics turned to their national political institutions, these were driven principally by domestic politics, not considerations of world order.

      Every major country has attempted to solve its immediate problems essentially on its own and to defer common action to a later, less crisis-driven point. So-called rescue packages have emerged on a piecemeal national basis, generally by substituting seemingly unlimited governmental credit for the domestic credit that produced the debacle in the first place - so far without more than stemming incipient panic.

      International order will not come about either in the political or economic field until there emerge general rules toward which countries can orient themselves.

      In the end, the political and economic systems can be harmonized in only one of two ways: by creating an international political regulatory system with the same reach as that of the economic world; or by shrinking the economic units to a size manageable by existing political structures, which is likely to lead to a new mercantilism, perhaps of regional units.

      A new Bretton Woods-kind of global agreement is by far the preferable outcome. America's role in this enterprise will be decisive. Paradoxically, American influence will be great in proportion to the modesty in our conduct; we need to modify the righteousness that has characterized too many American attitudes, especially since the collapse of the Soviet Union.

      That seminal event and the subsequent period of nearly uninterrupted global growth induced too many to equate world order with the acceptance of American designs, including our domestic preferences.

      The result was a certain inherent unilateralism - the standard complaint of European critics - or else an insistent kind of consultation by which nations were invited to prove their fitness to enter the international system by conforming to American prescriptions.

      Not since the inauguration of President John F. Kennedy half a century ago has a new administration come into office with such a reservoir of expectations. It is unprecedented that all the principal actors on the world stage are avowing their desire to undertake the transformations imposed on them by the world crisis in collaboration with the United States.

      The extraordinary impact of the president-elect on the imagination of humanity is an important element in shaping a new world order. But it defines an opportunity, not a policy.

      The ultimate challenge is to shape the common concern of most countries and all major ones regarding the economic crisis, together with a common fear of jihadist terrorism, into a common strategy reinforced by the realization that the new issues like proliferation, energy and climate change permit no national or regional solution.

      The new administration could make no worse mistake than to rest on its initial popularity. The cooperative mood of the moment needs to be channeled into a grand strategy going beyond the controversies of the recent past.

      The charge of American unilateralism has some basis in fact; it also has become an alibi for a key European difference with America: that the United States still conducts itself as a national state capable of asking its people for sacrifices for the sake of the future, while Europe, suspended between abandoning its national framework and a yet-to-be-reached political substitute, finds it much harder to defer present benefits.

      Hence its concentration on soft power. Most Atlantic controversies have been substantive and only marginally procedural; there would have been conflict no matter how intense the consultation. The Atlantic partnership will depend much more on common policies than agreed procedures.

      The role of China in a new world order is equally crucial. A relationship that started on both sides as essentially a strategic design to constrain a common adversary has evolved over the decades into a pillar of the international system.

      China made possible the American consumption splurge by buying American debt; America helped the modernization and reform of the Chinese economy by opening its markets to Chinese goods.

      Both sides overestimated the durability of this arrangement. But while it lasted, it sustained unprecedented global growth. It mitigated as well the concerns over China's role once China emerged in full force as a fellow superpower. A consensus had developed according to which adversarial relations between these pillars of the international system would destroy much that had been achieved and benefit no one. That conviction needs to be preserved and reinforced.

      Each side of the Pacific needs the cooperation of the other in addressing the consequences of the financial crisis. Now that the global financial collapse has devastated Chinese export markets, China is emphasizing infrastructure development and domestic consumption.

      It will not be easy to shift gears rapidly, and the Chinese growth rate may fall temporarily below the 7.5 percent that Chinese experts have always defined as the line that challenges political stability. America needs Chinese cooperation to address its current account imbalance and to prevent its exploding deficits from sparking a devastating inflation.

      What kind of global economic order arises will depend importantly on how China and America deal with each other over the next few years. A frustrated China may take another look at an exclusive regional Asian structure, for which the nucleus already exists in the Asean-plus-three concept.

      At the same time, if protectionism grows in America or if China comes to be seen as a long-term adversary, a self-fulfilling prophecy may blight the prospects of global order.

      Such a return to mercantilism and 19th-century diplomacy would divide the world into competing regional units with dangerous long-term consequences.

      The Sino-American relationship needs to be taken to a new level. The current crisis can be overcome only by developing a sense of common purpose. Such issues as proliferation of weapons of mass destruction, energy and the environment demand strengthened political ties between China and the United States.

      This generation of leaders has the opportunity to shape trans-Pacific relations into a design for a common destiny, much as was done with trans-Atlantic relations in the immediate postwar period - except that the challenges now are more political and economic than military.

      Such a vision must embrace as well such countries as Japan, Korea, India, Indonesia, Australia and New Zealand, whether as part of trans-Pacific structures or, in regional arrangements, dealing with special subjects as energy, proliferation and the environment.

      The complexity of the emerging world requires from America a more historical approach than the insistence that every problem has a final solution expressible in programs with specific time limits not infrequently geared to our political process.

      We must learn to operate within the attainable and be prepared to pursue ultimate ends by the accumulation of nuance.

      An international order can be permanent only if its participants have a share not only in building but also in securing it. In this manner, America and its potential partners have a unique opportunity to transform a moment of crisis into a vision of hope.

      Quelle: http://www.iht.com/articles/2009/01/12/opinion/edkissinger.p…

      Zur Person: http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Kissinger
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 12:12:25
      Beitrag Nr. 1.881 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.766.798 von Maraho am 14.03.09 11:53:00Und da es gut passt (etwas für Verschwörungstheoretiker ;)):

      http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberg-Konferenz
      http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2008/06/elitetref…
      http://www.fosar-bludorf.com/bilderberger/

      Bis später ...
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 14:14:28
      Beitrag Nr. 1.882 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.756.864 von windei am 12.03.09 21:49:46Ein längerer Text ...

      Der Osten wird der "neue Westen"
      Rudolf Maresch

      Das Zeitalter der europäisch-westlichen Vorherrschaft geht unwiderruflich zu Ende
      Die Finanzkrise verstärkt diese Tendenz. Die Frage ist, ob das liberale System dabei überleben wird. (Teil 1)


      Ist die Demokratie westlichen Typs ein Auslaufmodell? Hat es seine politische Strahlkraft auf die nicht-westliche Welt, auf Asien, den Mittleren Osten und Afrika bereits verloren, weil das Modell einer "gelenkten Demokratie", das in autoritär strukturierten Staaten wie dem kommunistischen China oder im heutigen Russland anzutreffen ist, mehr Effizienz, Glaubwürdigkeit und wirtschaftlichen Erfolg verspricht? – Die meisten politischen Beobachter werden diese Frage, die ich jüngst in den Raum gestellt habe, entschieden verneinen (Zwischen Russophobie oder Russophilie). Sie werden dafür moralische Werte, universelle Ideen und geschichtliche Erfahrungen oder Entwicklungen ins Feld führen und die Frage als gezielte Provokation empfinden.

      Dass der Westen die Welt zwei Jahrhunderte dominiert hat, war eine Anomalie der Geschichte
      Kishore Mahbubani


      Es gibt nur den Weg nach vorn

      Und in der Tat lässt sich eine Vielzahl von Gründen anführen, die für den Erhalt, aber auch für den Ausbau oder die weitere Verbreitung des "freiheitlichen" Modells sprechen. Die Beobachtung, dass Menschen, die sich einmal ihrer Fesseln entledigt und sich politisch emanzipiert haben, Bevormundungen durch Obrigkeiten nicht mehr erdulden werden, gehört sicher mit dazu. Die Erkenntnis, dass erst im Umfeld eines Free Flow of Information jener Wettbewerb um Ideen gedeihen kann, der die Kreativität von Menschen (Human Power) freisetzt, die für die wirtschaftliche Dynamik eines Landes unerlässlich ist, möglicherweise auch.

      Hinzu kommt, dass der Abgesang auf die freiheitliche Ordnung so alt ist wie ihr Bestehen. Von Beginn an wird die liberale Demokratie von Stimmen und Stimmungen begleitet, die ihre Ineffektivität und Trägheit beklagen, die Indifferenz gegenüber moralischen Werten sowie den Ausverkauf an Wirtschaftseliten, und daher ihren baldigen Verfall oder Untergang an die Wand malen. Sie reichen von den Verächtern der parlamentarischen Demokratie, von Carl Schmitt und Walter Benjamin, bis hin zu ihren sozialrevolutionären Überwindern auf der politisch Linken wie Rechten.

      Wirklich überzeugend wirken alle diese Einwände und Argumente jedoch letztlich nicht. Zum einen, weil sie den tatsächlichen Verlauf der Geschichte in den letzten Jahren schlichtweg übersehen. Seitdem der Kalte Krieg und der amerikanische Unilateralismus sich als untauglich erwiesen haben, die Probleme und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, spüren wir, dass der Weg in die Zukunft nicht mehr über die Modelle der Vergangenheit führen wird. Zum anderen, weil sie häufig mit einer Mischung aus kultureller Selbstgefälligkeit und westlicher Überheblichkeit vorgetragen werden, dabei das westliche Denken und seine politischen Konzepte zum allein Seligmachenden in der Welt aufblasen und obendrein der Blick auf die Ereignisse durch die eurozentrische Brille verzerrt wird.

      Die Entwicklung kehrt dorthin, wo sie begonnen hat

      Nimmt man diese Brille ab und weitet seinen Blick, erkennt man recht schnell, dass alle Ausführungen, die den Westen und seine Zivilisation zum historischen Nabelpunkt oder Letzthorizont erklären, historisch ziemlich kurz springen. Bis zur Industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts war die wirtschaftliche Bedeutung des Westens, global betrachtet, ziemlich gering. Vom Beginn unserer Zeitrechnung an besaß der asiatische Kontinent den größten Anteil an der Weltwirtschaft. Trug Asien zum globalen Bruttosozialprodukt (BSP) bis dahin nahezu 70 Prozent bei, beschränkte sich der Anteil Westeuropas daran allenfalls auf ein knappes Zehntel.

      Dies änderte sich bekanntlich erst mit all den technischen Innovationen und den bedeutenden Beiträgen, die später die westlichen Ableger, namentlich die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien zum BSP beisteuerten. Gewiss kursierten schon vorher, seit der europäischen Renaissance, westliche Ideen, Werte und Ideale in Schriften, Archiven und halböffentlichen Foren. Die freiheitliche Demokratie reüssierte politisch aber erst, als die wirtschaftliche Dynamik, angefacht durch Wissenschaft, Technik und "formale Rationalität" (Max Weber), an Fahrt gewann und den Bevölkerungen nach und nach einen gestiegenen Wohlstand bescherte.

      Allein daraus eine Bestandsgarantie für die Zukunft abzuleiten, scheint äußerst gewagt. Auch wenn Fukuyamas Theorem vom "Ende der Geschichte" noch nicht endgültig falsifiziert ist (dafür ist es, wie am Beispiel Alexandre Kojève deutlich wird, viel zu flexibel und großflächig angelegt), so zeigt doch der Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte, wie vorsichtig man politisch mit Selbstgewissheiten, Letztbegründungen und Endgültigkeitsformulierungen hantieren sollte.

      Der Westen ist Teil des Problems, nicht dessen Lösung

      Den meisten Beobachtern dürfte die BRIC-Studie von Goldman Sachs bekannt sein, wonach spätestens ab Mitte dieses Jahrhunderts (neuere Studien sprechen gar vom Jahre 2030 oder früher) drei der vier größten Volkswirtschaften in Fernost liegen werden, neben den USA Japan, Indien und vor allem China. Mittlerweile lebt bereits die Hälfte der Menschheit in Asien, während der Westen, also Europa, die USA, Kanada, Australien und Neuseeland, nur noch knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung stellt.

      Zu glauben, dass diese zehn Prozent künftig allein über die klimatischen, politischen oder ökonomischen Belange der Menschheit befinden, über Energievorräte, Krieg und Frieden, Umweltauflagen oder Lebensgrundlagen, wie es derzeit in der G 8, dem UN-Sicherheitsrat, der WB oder dem IWF noch passiert, ist aberwitzig und anachronistisch. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die neuen aufstrebenden Staaten auch in diese internationalen Organisationen drängen und dort ihre Sicht der Dinge einbringen werden.

      Dass der "liberale" Westen, der seine Macht exklusiv in diesen Clubs gebündelt, gespeichert und monopolisiert hat, dies bislang mit fadenscheinigen Gründen zu verhindern wusste, zeigt, mit welchen undemokratischen Mitteln der Westen seine Macht zu verteidigen sucht. Andererseits macht dies aber auch deutlich, dass er einer künftigen Weltordnung, die mit der alten Nachkriegsordnung aufräumt und den neuen Machtkonstellationen Rechnung trägt, eher im Weg steht.

      "Praktisch benutzt der Westen", schrieb Samuel Huntington 1993 in seinem berühmten Aufsatz The Clash of Civilizations?, "internationale Institutionen, militärische Macht und ökonomische Ressourcen, um die Welt auf eine Art zu führen, welche die westliche Vorherrschaft aufrechterhält, westliche Interessen schützt und westliche politische und ökonomische Wert fördert."

      Solange die Machtverhältnisse aber dermaßen ungleichgewichtig verteilt sind, Amerikaner und Europäer untereinander ausmachen, wer an der Spitze von IWF oder WB steht oder wie Abstimmungen dort auszufallen haben, werden neue Mächte, wie China oder die Erdöl produzierenden Staaten des Persischen Golfes mit ihren hohen Devisenreserven, nicht bereit sein, sich an einer ebenso raschen wie notwendigen Kapitalerhöhung des IWF zu beteiligen. Stattdessen werden sie Kredite lieber direkt an Länder verteilen, um sich auf diese Weise politischen Einfluss zu sichern und das politische Wohlwollen dieser Länder zu gewinnen. Diese wiederum werden diese Hilfen, besonders nach den schlechten Erfahrungen, den sie mit dem Westen gemacht haben, begrüßen und vor allem China, das sich in der Verteilung von Geldern und Krediten politisch als besonders umsichtig zeigt, als alternativen Entwicklungspartner akzeptieren und schätzen lernen.

      Der Normalzustand kehrt wieder ein

      Ordnet man diese aktuellen Entwicklungen und Tendenzen in den oben vorgestellten größeren historischen Rahmen ein, dann könnte man sagen, dass die Welt wieder dabei ist, vom kurzzeitigen westlichen "Ausnahmezustand" in den geschichtlichen "Normalzustand" zurückzukehren. Seit fast 90 Prozent der Weltbevölkerung aufgehört haben, bloß zu existieren und bloße Objekte der Weltgeschichte zu sein, schreitet die Delegitimierung der Macht und des Einflusses des Westens munter voran. Das nahende Ende der europäisch-amerikanischen Dominanz, und mit ihm auch jener Mythos einer Weltgemeinschaft, die ausschließlich die Ansichten und Wahrnehmung des Westens teilt, signalisiert, dass die westliche Kultur weder den End- oder Höhepunkt der menschlichen Entwicklung darstellt, noch der Anbruch einer anderen Kultur den Rückfall ins Mittelalter bedeuten muss.

      Verantwortlich für diesen Aufstieg des Ostens ist weniger, worauf Kishore Mahbubani in The New Asian Hemisphere (auf Deutsch: "Die Rückkehr Asiens", Propyläen 2008) aufmerksam gemacht hat, die Rückbesinnung asiatischer Gesellschaften auf verborgene oder verschüttete Stärken, als vielmehr deren ungehemmtes Abkupfern und Imitieren westlicher Ideen und Werte, als da sind: die Einführung radikal marktwirtschaftlicher Gesetze; die Dominanz technischer und/oder naturwissenschaftlicher Fächer; die gezielte Ausbeutung und Anwendung menschlicher Ressourcen und Talente in Politik, Wirtschaft und Technik; die Abkehr von Ideologie hin zu pragmatischen Handlungen und Lösungen. Dadurch werden die freiheitlichen Systeme des Westens in einen wirtschaftspolitischen Wettbewerb mit den "gelenkten Demokratien" gezwungen, den sie aller Voraussicht nach verlieren werden, wenn es ihnen nicht gelingt, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

      Erfolgshungrig, aufstiegsorientiert, leidensfähig

      Das hat zum einen mit der Mentalität der Menschen in Asien zu tun, deren geistiges Potential so lange brach gelegen ist und das jetzt förmlich vor Energie und Kreativität zu bersten scheint. Asiaten sind im Allgemeinen viel ausdauernder, duldsamer und hungriger, was die Aussicht auf Erfolg, Wohlstand oder Karriere angeht. Wer das nur für ein billiges Klischée hält, der werfe einen Blick in eines jener Chinatowns, die sich in allen größeren westlichen Kapitalen gebildet haben. Hinzu kommt, dass sie einen riesigen Nachholbedarf hinsichtlich des Konsums von Waren oder die Möglichkeit auf ein gesichertes Leben haben. Ein Europäer kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber Wasserklosett und Fernsehgerät, fließendes Wasser und Mobiltelefon sind dort vielfach noch Wunschträume.

      Anders als westliche Jugendliche und Heranwachsende, die vom Konsum übersättigt sind, zum Wehklagen neigen und sich eher um ihre Zukunft sorgen statt selbstinitiativ zu werden, herrschen herrscht bei den asiatischen Vergleichsgruppen, die in indischen und chinesischen Slums und Trabantenstädten leben, trotz der dort herrschenden Armut und Elend weitgehend Zuversicht, Optimismus und Vertrauen in die Zukunft. Asiaten warten nicht auf Hilfen des Staates, auf Subventionen oder Ausgleichszahlungen, sondern wollen ihr Leben durch eigene Anstrengung ständig verbessern und über ihr Schicksal selbst bestimmen.

      Ähnliche Stimmungen findet man auch in weiten Teilen westlicher Eliten vor. Hat die größte kommunistische Partei der Welt, die KPCh, den Sozialismus längst auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt und dem "freien Unternehmertum" freien Lauf gegeben, lassen sich westliche Politiker und Intellektuelle erneut von dümmlicher Globalisierungs- und Kapitalismuskritik leiten. Entweder trauern sie dem verflossenen Sozialismus nach und verklären ihn oder sie jazzen ihn gar zum Alternativkonzept des neoliberalen Wirtschaftsmodells hoch.

      "Als die jungen Leute die Dörfer verließen, um in Nike-Schuhfabriken zu arbeiten," schreibt Kishore Mahbubani allen westlichen Globalisierungskritikern ins Stammbuch, "hatten Haushalte, die daran gewöhnt waren, mit einem Jahreseinkommen von 467 US-Dollar ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, plötzlich 4300 US-Dollar zur Verfügung. Deshalb gibt es in China keine Antiglobalisierungsbewegung. Für die jungen Chinesen, die in ihnen arbeiteten, waren die Nike-Fabriken, die die Globalisierungsgegner der WTO-Tagung in Seattle im Jahr 1999 so vehement verurteilten, ein Ort der Befreiung. Zum ersten Mal in der chinesischen Geschichte konnten sich bäuerliche Chinesen vorstellen, aus der endlosen Plackerei des Landlebens auszubrechen. Für den menschlichen Geist ist nichts befreiender als die Erkenntnis, dass es eine Hoffnung gibt."

      Der amerikanische Traum hat eine Adresse

      Ihre optimistische Einstellung hat aber auch mit dem unterschiedlichen Charakter und dem Stellenwert von Bildung in den aufstrebenden Ländern zu tun. Während westliche Erzieher und Funktionäre ständig den kognitiven Überhang von Lerninhalten beklagen, auf emotionale Defizite in der Schulbildung hinweisen und am liebsten die schulischen Anforderungen an Kinder und Jugendliche zurückfahren möchten, damit sie nicht zu seelischen Krüppeln verkommen (Zur Hölle mit der Disziplin), verhält es sich in asiatischen Ländern genau umgekehrt. Hier dominieren vor allem jene Arbeitstugenden, die Samuel Huntington vor Jahren in seinem Buch "Who we Are" für den nachhaltigen Erfolg der angelsächsischen Nation ausgemacht hat: Ausdauer und Zähigkeit, Disziplin und Erfolgshunger.

      Jobbt ein angehender indischer Informatiker oder Ingenieur acht Stunden in der Nacht in einem Call-Center, um am Morgen danach gleich wieder in die Universität oder in die Technikerschule zu hasten, hat der durchschnittliche westliche Student vor allem eines im Sinn: Partymachen und Jammern, Partnerwechsel und Ausschlafen. Zwar genießen westliche Kaderschmieden in Großbritannien und den USA bei asiatischen Jungakademikern immer noch hohes Ansehen. Deren Bedeutung nimmt aber stetig ab, wie neueste Rankings zeigen. Schon beginnen viele Emigrantenkinder in ihre Heimatländer zurückzukehren (brain gain), um mit Ideen und Geld im Gepäck die sich für Unternehmer dort bietenden Chancen zu nutzen (India Rising), von denen Europa, das sich selbstredend als "wettbewerbsorientierte Zukunftsregion" begreift, bislang nur zu träumen wagt: die unglaubliche Größe und Unerschlossenheit der Märkte, ihr rasantes Wachstum, die unerhört günstigen Arbeitskräfte. Auf die jungen und hochmotivierten Rückkehrer wirken diese neuen Märkte wie Start-up-Unternehmen, während der Westen wie ein schwerfälliges Großunternehmen oder unbeweglicher Tanker erscheint.

      In nicht allzu ferner Zeit werden europäische Bildungsbürger daher beginnen, ihre Kinder auf Hochschulen in Peking, Singapur oder Mumbai zu schicken, statt wie gewohnt auf britische Internate oder auf amerikanische Colleges. Nicht nur, weil sie dort eine bessere Ausbildung für ihre Sprösslinge zu erwarten haben, sondern auch, weil sie sich auf diese Weise mehr und besser mit russischen, chinesischen oder indischen Lebensweisen oder Gewohnheiten vertraut machen können.

      Die Finanzkrise verstärkt die östliche Drift

      Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise wird diesen Trend weiter befördern und verstärken. "Die Finanzkrise stellt für die USA und Europa einen großen geopolitischen Rückschlag dar", konstatiert der ehemalige US-Finanzstaatssekretär der ersten Clinton-Administration, Roger C. Altman, in der Jan/Feb-Ausgabe der Foreign Affairs. "Die globale Macht der USA, aber auch die Anziehungskraft der amerikanischen Demokratie", so fährt er fort, "erodieren". Altman ist überzeugt, dass "einige Staaten, insbesondere China, hinterher eine relativ stärkere globale Position einnehmen werden."

      Im günstigsten Falle wird die Wirtschaftskrise diese kontinentale Drift in Richtung Osten kurzfristig verlangsamen. Entscheidend stören oder gar aufhalten wird sie sie aber nicht. Zwar bleiben auch China und Indien von der Krise auf den Finanzmärkten nicht ganz unberührt. Doch werden sie diese, anders als der Westen oder die Erdöl und Rohstoffe exportierenden Länder, relativ unbeschadet überstehen, weil sie auf diesen Risokomärkten nur eine kleine Rolle eingenommen und keine großen Mengen toxischer Papiere angehäuft haben, die die restlichen Länder jetzt in die Knie zwingen.

      Angesichts der düsteren Aussichten und der wirtschaftlichen Depression, die sich im Westen breitmacht, sind daher statt Kraftmeierei und Überlegenheitsgefühle eher Demut und Bescheidenheit angesagt. Herbeigewirtschaftet wurde das Desaster ja nicht von "gelenkten Demokratien" oder "autokratischen Systemen", sondern von jenen Staaten, die sich ein freiheitliches politisches System leisten und von der kulturellen Überlegenheit ihrer Lebensformen und Lebensstile, ihrer Gesinnung und ihren Werthaltungen überzeugt sind.

      Nicht der Autokratismus, vielmehr ein freiheitliches Modell, das den Handel mit Schuldverschreibungen und anderen kritischen Finanzinstrumenten zuließ, hat zu jener globalen Katastrophe geführt, das die Welt nun scheibchenweise in den Abgrund zu reißen droht. Es waren die Finanzsysteme des Westens, die das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit unterminiert haben. Ohne die massiven Stützungskäufe des chinesischen Staates oder die finanziellen Zuwendungen chinesischer Investoren, die Amerikas Schuldenmacherei abgefedert haben und weiterhin abfedern, wäre die älteste Demokratie längst bankrott (What "Chimerica" hath wrought).

      In nur zehn Jahren, von 1995 bis 2005, ist das amerikanische Handelsdefizit gegenüber dem "Reich der Mitte" von 34 Milliarden US-Dollar auf über 200 Milliarden US-Dollar angewachsen. Dass die neue amerikanische Außenministerin zunächst nach Asien gereist ist, nach Tokio und Beijing und nicht nach London, Berlin oder Paris, spricht Bände. Und dass Frau Clinton dort nicht mehr von Rivalität und Konfrontation sprach oder auf die Einhaltung von Menschenrechten pochte (Security and Opportunity for the Twenty-first Century), sondern wie Richard Nixon vor fünfunddreißig Jahren Gemeinsamkeiten betonte und vom Brückenbauen sprach, spricht für den neuen Realitätssinn, der in Washington mittlerweile Einzug gehalten hat.

      Noch agieren die beharrenden Kräfte

      Im Grunde ahnen und wissen das die westlichen Eliten und Führer auch längst. Nicht zufällig hat die Reisetätigkeit westlicher Politiker und Manager in Richtung Osten gigantische Ausmaße angenommen. Bereits vor drei Jahren trafen sich die Davos-Männer im Schweizer Nobelkurort, um unter dem Motto "The Shifting Power Equation" über die "sich verändernde Macht-Gleichung" gemeinsam zu diskutieren. Damals klang das zwar noch etwas nebulös und wolkig und verursachte einigen Managern vermutlich noch Verständnisschwierigkeiten. Dementsprechend durfte damals auch noch die frisch gekürte deutsche Bundeskanzlerin das Treffen eröffnen. Während willfährige Journalisten noch ihre Charmeoffensive feierten, hatte Fareed Zakaria offensichtlich die Zeichen der Zeit längst erkannt. In einem weltweit Aufsehen erregenden Newsweek-Artikel wies er nachhaltig auf den unaufhaltsamen Aufstieg Indiens hin (India Rising).

      Drei Jahre später, 2009, hat das seinerzeit etwas zu blumig geratene Motto konkrete Gestalt angenommen. "Shaping the Post-Crisis World" hieß es Ende Januar, die Davos-Männer wollten die Welt, die durch ein allzu freiheitliches System aus den Fugen geraten ist, neu formen. Eröffnet wurde das Meeting diesmal vom russischen Premierminister Wladimir Putin, und nicht mehr von einem westlichen Politiker. Die politische Elite der bislang noch mächtigsten Nation der Welt fehlte. Auch wenn sie mit der Neuordnung, Bestätigung und Vereidigung ihrer neuen Administration beschäftigt war, für die politische Symbolik doch sehr aussagekräftig.

      Die Strahlkraft des liberalen Systems schwindet

      Gewiss ist der Westen immer noch eine überaus dynamische Region. Die militärische Schlagkraft der USA ist unerreicht und ihre technische Innovationstätigkeit immer noch ungemein hoch. So umwälzende Neuerungen, wie sie YouTube, Google oder der iPod der Welt gebracht haben, sind bislang noch oder nur in den USA denkbar. Doch ihre wirtschaftliche Macht ist geschwunden. Die gigantischen Haushaltsdefizite, die die Weltmacht, und mit ihm Europa, angehäuft hat, werden das Land und den Westen insgesamt für lange Zeit extrem schwächen. Die Politik in Washington, London, Paris und Berlin wird sich vermehrt den inneren Problemen der Länder widmen müssen, man wird Auslandshilfen schon aufgrund von Geldmangel begrenzen und nach und nach protektionistische Tendenzen (heimische Industrien, Buy American) verstärken, die die Doktrin freier Märkte (Globalisierung) konterkarieren.

      Und auch die kulturelle Strahlkraft des Westens ist bereits im Sinkflug begriffen. Die westliche Popkultur, vormals wichtigstes Machtmittel für die Verbreitung westlicher Lebensformen, Weltbilder und Werthaltungen stößt mittlerweile an ihre Grenzen. Bollywood hat Hollywood, was die Produktion, Verbreitung und Rezeption von Filmen oder die Anziehungskraft von Stars angeht, längst den Rang abgelaufen, während Al Jazeera und andere Sender sich als Alternativmedien zu US-Nachrichtenmedien etabliert haben, die mindestens so hohe Einschaltquoten aufweisen wie CNN oder MSNBC. Mehr und mehr beginnt die nicht-westliche Welt, sich auf ihre ethnischen und regionalen, kulturellen und religiösen Wurzeln zu besinnen. Chinesen, Inder und Moslems schämen sich nicht mehr ihrer angeblich "rückständigen" Kultur, sondern zeigen sich zunehmend stolz auf das, was sie und ihre Väter und Ahnen einstmals geschaffen haben.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29876/1.html
      82 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 14:47:57
      Beitrag Nr. 1.883 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.788 von Maraho am 13.03.09 13:14:42Die Antwort der USA ...


      Gegenseitige Abhängigkeit
      USA besänftigen China
      von Christine Mai (Frankfurt)

      Die Regierung von Präsident Obama wischt Befürchtungen weg, US-Staatsanleihen seien nicht sicher. Sie setzt damit einen ungewöhnlichen diplomatischen Schlagabtausch fort. Dabei hat die Regierung in Peking kaum Alternativen zu den Papieren.


      Die USA haben Zweifel der chinesischen Regierung an der Sicherheit von US-Staatsanleihen zurückgewiesen. Vertreter von Präsident Barack Obama betonten am Freitag, die Vereinigten Staaten würden nach dem Ende der derzeitigen Krise zu einer strikten Fiskalpolitik zurückkehren. "Es gibt keine sichereren Investitionen auf der Welt als solche in den USA", sagte ein Sprecher des Präsidenten. Ähnlich äußerte sich der oberste Wirtschaftsberater Obamas, Lawrence Summers.

      Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hatte zuvor mit deutlichen Worten seine Sorge geäußert, die chinesischen Investitionen in Treasuries könnten nicht sicher sein. China hält den weltweit größten Bestand an US-Staatspapieren.

      Der ungewöhnliche diplomatische Austausch unterstreicht, wie sensibel die Beziehung zwischen den USA und China ist. Die Obama-Regierung ist darauf angewiesen, dass China durch den Kauf von Treasuries die Programme zur Belebung der Wirtschaft und zur Rettung der Banken mitfinanziert. Allein das kürzlich beschlossene Konjunkturpaket ist fast 800 Mrd. $ schwer. Für 2009 wird der Finanzierungsbedarf der USA auf 2500 Mrd. $ geschätzt.

      China hat auf seine Investitionen in US-Staatsanleihen Verluste hinnehmen müssen - die sich noch verschärfen könnten, wenn der Kampf gegen die Krise die Inflation ansteigen lässt und der Dollar abwertet. Daher sind in China Forderungen laut geworden, weniger in Treasuries zu investieren. Allerdings gibt es kaum eine Alternative. "US-Staatsbonds sind der sichere Hafen. Das ist für jeden die einzige Option, auch für China", hatte Luo Ping, Generaldirektor bei der chinesischen Bankenaufsicht, vor kurzem eingeräumt.

      Aufgrund dieser wechselseitigen Abhängigkeit hatten auch Äußerungen von Ron Kirk, dem neuen Handelsbeauftragten der USA, überrascht. Er hatte am Donnerstag gesagt, die Regierung prüfe, ob die chinesische Währungspolitik gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoße. Damit flammten Sorgen wieder auf, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten könne sich verschlechtern, und es könne zu verstärktem Protektionismus kommen.

      Zuvor hatte Finanzminister Timothy Geithner der Regierung in Peking zwar Ende Januar vorgeworfen, sie manipuliere ihre Währung, danach aber einen konzilianteren Kurs eingeschlagen. Die USA, aber auch europäische Länder werfen China seit längerem immer wieder vor, den Renminbi künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Wen machte am Freitag klar, dass China Einmischungen in die Währungspolitik ablehnt.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Gegenseitige-Abh%E4…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 14:55:06
      Beitrag Nr. 1.884 ()
      Die Finanzkrise ist vorbei. Auslöser ist die Citigroup. Schaut man sich den Artikel an, entdeckt man etwas ganz ungewöhnliches. Ich weiß nicht, ob hier in diesem Thread schon intensiver darauf eingegangen wurde.


      Eine E-Mail beflügelt die US-Börsen

      10.03.2009 | 22:02 | (DiePresse.com)

      Der Dow Jones schaffte am Dienstag das höchste Plus seit Jahresbeginn. Auslöser ist eine E-Mail von Citigroup-Chef Pandit. Er verweist darin auf einen erfolgreichen Start ins Jahr 2009.

      Beruhigende Äußerungen von Citigroup-Chef Vikram Pandit bescherten dem Dow-Jones-Index am Dienstag das höchste Plus seit Jahresbeginn. Der Index sprang um 5,80 Prozent auf 6.926,49 Zähler nach oben. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 6,37 Prozent auf 719,60 Punkte. An der technologielastigen NASDAQ-Börse schloss der Composite-Index 7,07 Prozent höher bei 1.358,28 Zählern. Der NASDAQ 100 legte um 6,57 Prozent auf 1.112,44 Zähler zu.

      Bisher verlaufe das Geschäft in den ersten drei Monaten so gut wie seit dem dritten Quartal 2007 nicht mehr und die Bank sei in den ersten beiden Monaten profitabel gewesen, hieß es in einer am Dienstag von der "New York Times" auf ihrer Internetseite veröffentlichten internen E-Mail-Nachricht des Citi-Chefs vom Montag.

      Bis Ende Februar habe die Citigroup bei den Erträgen vor Sonderposten wie Abschreibungen auf den Wertpapierbestand mit 19 Milliarden Dollar bereits fast den Durchschnitt der Quartale im vergangenen Jahr erreicht, schrieb der Citigroup-Chef. Nach Pandits Darstellung in der internen Mitteilung lag der Ertrag vor Sonderposten im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 21 Milliarden Dollar pro Quartal. Zudem lägen die Kosten bis Ende Februar mit 8,1 Milliarden Dollar unter den Planungen der Bank.

      Vor Abschreibungen! Waren da nicht die Risiken, die jetzt noch kommen sollen? Kreditkartengeschäft? Einen Tag später auf NTV:

      Mittwoch, 11. März 2009
      US-KreditkartengeschäftImmer mehr Zahlungsausfälle

      Die Zahlungsausfälle von Kreditkartenkunden in den USA haben einen neuen Rekordwert erreicht. Im Januar seien mehr als vier Prozent der Kunden mindestens 60 Tage mit ihren Zahlungen im Rückstand gewesen, heißt es in einem vorgelegten Bericht der US-Ratingagentur Fitch.

      "Die Rekordausfälle bei den Kartenzahlungen sind nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich die Verbraucher in den USA unter beträchtlichem Druck befinden", sagte Fitch-Analyst Michael Dean. Die Entwicklung deute auf noch höhere Ausfälle in den kommenden Monaten hin.

      Laut Fitch steigt auch der Anteil der Ausstände, die von den Kreditkartengesellschaften komplett abgeschrieben werden müssen. Ende Januar habe der Anteil bei 7,4 Prozent gelegen, bis Jahresende könnte er bis auf neun Prozent steigen. Die Kreditgesellschaften schreiben Ausstände normalerweise ab, wenn der Kunde mehr als 180 Tage im Verzug ist oder seit mindestens 60 Tagen die persönliche Insolvenz erklärt hat.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 15:28:03
      Beitrag Nr. 1.885 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.325 von kiska am 14.03.09 14:55:06Ganz ist die "Finanzkrise aber nun doch noch nicht vorbei, da längst nicht alle Abschreibungen von den Banken getätigt wurden.

      Erst wenn die Finanzkrise vorbei ist, kann die Währungskrise mit ihrer Begleiterscheinung Inflation antraben. Im Gefolge wird sich die Wirtschaftskrise dann auswachsen zu einzelnen Staatskrisen.

      Das wird dann richtig sichtbar, wenn 2010 die Steuereinnahmen komplett zusammenfallen, denn so lange dauert´s, bis die Bilanzen (Fiskaljahr 2009) allesamt auf den Tischen liegen werden.

      In diesem Sinne, Schönes WOE!
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 16:08:13
      Beitrag Nr. 1.886 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.400 von Dorfrichter am 14.03.09 15:28:03Beitrag war mehr hinterfragend gemeint.

      Dir auch ein schönes WE.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 16:22:57
      Beitrag Nr. 1.887 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.493 von kiska am 14.03.09 16:08:13Momentan wird das aufgenommene Geld (USA) in die Märkte (übrigens zeitglich steigt der DOW)gepumpt. das dürfte jetzt ein paar Monate nicht schlecht aussehen, bis wir neuerliche Tiefststände antesten werden- trotz beschissener Q1-Zahlen, die ja ab April kommen werden.

      (hinterfragt/geantwortet):rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 16:37:03
      Beitrag Nr. 1.888 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.542 von Dorfrichter am 14.03.09 16:22:57Vielleicht ist sogar noch eine dezente Rallye drin. Diese könnte man dan nutzen, um mit einem mehr oder weniger blauen Auge komplett aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Zumindest möchte ich, falls es dazu käme, dann so agieren. Wir werden sehen ...
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 16:41:17
      Beitrag Nr. 1.889 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.580 von Maraho am 14.03.09 16:37:03Wer noch investiert ist,- ja. Ich aber bin schon lange weg(seit 2007).
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 16:51:12
      Beitrag Nr. 1.890 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.592 von Dorfrichter am 14.03.09 16:41:17Dann warst Du schlauer wie ich. Sei froh!!
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:03:40
      Beitrag Nr. 1.891 ()
      14.03.2009 15:57
      Citigroup verspricht Londoner Bankern Millionenboni

      London (BoerseGo.de) - Die Citigroup will neuen Bankern in London offenbar Boni in Millionenhöhe zahlen. Trotz tiefroter Zahlen und Staatshilfen in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar, habe die US-Bank Sonderzahlungen von teilweise zwei bis drei Mio. US-Dollar pro Person zugesagt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personalvermittler. Die Boni würden größtenteils in bar ausgezahlt, hieß es. :laugh:

      Banken bieten schon seit langem garantierte Prämien an, um talentierte Händler und Manager anzuwerben. Experten zufolge könnte diese Praxis bei der Citigroup aber nun einer genaueren Prüfung unterzogen werden, da das Geldhaus nur durch die massiven Finanzspritzen durch die US-Regierung vor dem Aus gerettet werden konnte.

      US-Präsident Barack Obama hatte kurz nach seinem Amtsantritt Millionenzahlungen an Manager scharf verurteilt. Ein Sprecher der Citigroup verteidigte dagegen die versprochenen Boni. Es gebe in aller Welt weiterhin einen enormen Wettbewerb um die größten Talente, sagte Michael Hanretta zur Reuters.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Gansneder Thomas, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:10:36
      Beitrag Nr. 1.892 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.612 von Maraho am 14.03.09 16:51:12Da wir gerade beim Thema sind ...

      Börsenausblick
      Fortsetzung der Aktienrally zweifelhaft
      von Elisabeth Atzler, Mareike Schulz (Frankfurt) und Lia Petridis (New York)

      Nach einer Woche mit starken Kursgewinnen am Aktienmarkt sind die Beobachter skeptisch, ob sich die Rally fortsetzt. Vor allem schwache Konjunkturdaten könnten die Erholung rasch stoppen. Für Anleihen ist die Entscheidung der US-Notenbanker zum möglichen Aufkauf von Staatspapieren wegweisend.

      Der Dax konnte die Marke von 4000 Punkten nicht halten, was einige Investoren als negatives Vorzeichen werten.

      Die Rentenmärkte dürften zunächst auch von den Bewegungen der Börsen abhängen - fürchten Anleger Risiken, schichten sie Geld aus Aktien ins Anleihen um und anders herum. Maßgeblich ist aber die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch: Beschließt die Fed, US-Staatsanleihen zu kaufen, wird das voraussichtlich die Renditen drücken und die Kurse antreiben. Am Devisenmarkt kämpft der zuletzt starke Euro mit der Marke von 1,30 $. Auch hier gaben die Aktienmärkte zuletzt den Takt vor: Steigende Börsen veranlassen Investoren meist, US-Dollar, die als sicherere Anlagen gelten, zu verkaufen.

      Vergangene Woche war die Richtung an den Börsen eindeutig. Der deutsche Leitindex Dax schoss um 7,8 Prozent nach oben und kletterte auf 3953 Punkte - zwischenzeitlich hatte er fast 4054 Zähler erreicht. Der Stoxx 50 gewann 6,3 Prozent. In den USA zog der S&P 500 um 10,7 Prozent an. Der japanische Nikkei 225 legte um 5,5 Prozent zu.

      Für das Kursplus hatten positive Ergebnisse von Banken gesorgt. Mehrere Institute, darunter Citigroup und JP Morgan, berichteten, dass sie in Januar und Februar wieder Geld verdient hätten. Die Bank of America teilte mit, künftig ohne Staatshilfe auszukommen. "Das ist ein starkes Wort. Es kann sein, dass wir bei den Banken eine Beruhigung sehen", sagte Heinz-Gerd Sonnenschein, Aktienexperte der Postbank."Aber für eine Entwarnung ist es zu früh."

      Er rechnet damit, dass kurzfristige Anleger rasch Gewinne einstreichen. Mark Fichtel, Berater bei Barclays, zweifelt an den Meldungen der Banken. "Welche Geschäftsbereiche profitabel operiert haben, sagen sie nicht. Solange wir das nicht wissen, können wir nicht prüfen, ob die Behauptungen stimmen", kritisierte er. Fichtel geht davon aus, dass Bankaktien diese Woche schwächer abschneiden.

      Zudem drohen schwache Wirtschaftsdaten, die Stimmung wieder zu drücken. Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe, erwartet eher schwache Zahlen, so dass Aktien nachgeben dürften: "Das Gesamtbild ist noch schwach." Am Montag kommen in den USA Daten zur Industrieproduktion im Februar, am Dienstag zu Baubeginnen und zum Verbrauchervertrauen.

      Hoffnungsträger an den Börsen ist die Politik: Sollten die Finanzminister der 20 weltweit wichtigsten Staaten am Wochenende Ideen zur Regulierung präsentieren, könne das positive Impulse liefern, sagte Frank Gänsch, Fondsmanager bei Cominvest. Einig sind sich die Marktbeobachter darin, dass die Kurse zunächst weiter stark schwanken werden - der Dax hatte sich vergangene Woche in einer Spanne von fast 470 Zählern bewegt.

      Unsicherheit ob Fed Staatsanleihen aufkauft

      Wegweisend für die Anleihen ist am Mittwoch die Entscheidung der US-Notenbanker zum möglichen Aufkauf von Staatsanleihen ("Quantitative Easing"). Da die Leitzinsen in den USA bereits bei 0 bis 0,25 Prozent liegen, ist der zinspolitische Spielraum der Fed ausgeschöpft. Sollte die Notenbank zu diesem neuen Mittel greifen, würde sie das Renditeniveau von Anleihen drücken und die Kurse antreiben. Das würde die Refinanzierung für Unternehmen und Verbraucher erleichtern. Bereits im Vorfeld der Fed-Entscheidung könnten die Kurse steigen. "Allerdings herrscht noch eine große Unsicherheit darüber, ob sich die Fed zum Aufkauf von Staatsanleihen durchringen wird", sagte Glenn Marci, Rentenexperte der DZ Bank.

      Wie sehr die Diskussion um den Aufkauf von Staatsanleihen den Rentenmarkt befeuern kann, wurde vergangene Woche in Großbritannien deutlich. Zwischen der Ankündigung der Bank of England und dem Start der Kaufauktion stiegen die Kurse der britischen Staatsanleihen (Gilts) so stark, dass die Rendite auf ein historisches Tief fiel - die Anleihekurse in den USA und Deutschland kletterten zunächst mit, gaben auf Wochensicht aber nach. Zum Wochenschluss rentierten die zehnjährigen Gilts zeitweise deutlich unter ihrem Pendant aus Deutschland. In den vergangenen Jahren war das Verhältnis immer anders herum.

      "Die positive Börsenentwicklung hilft dem Euro"

      Dem Euro dürften nach den Gewinnen der Vortage nun die Puste ausgehen. Zum US-Dollar konnte die europäische Einheitswährung vergangene Woche deutlich zulegen. Sie notierte zum Wochenschluss nur knapp unter 1,30 $. "Die positive Börsenentwicklung hilft dem Euro", sagte ein Devisenhändler.

      Steigende Aktienkurse gelten als Zeichen höherer Risikobereitschaft. Investoren trennen sich dann oft zugleich vom US-Dollar, der als sicherer Hafen gilt. Armin Mekelburg, Devisenmarktexperte bei Unicredit, sieht keine Anzeichen dafür, dass der Euro die Marke von 1,30 $ knacken könnte. "Dafür müssten extrem positive fundamentale Daten bekannt werden, die deutlich machen, dass es bereits 2009 mit der Konjunktur aufwärts gehen könnte", so Mekelburg. "Die sehe ich aber nicht."

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:B%F6…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:15:25
      Beitrag Nr. 1.893 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.766.276 von Maraho am 14.03.09 08:19:27Ein Bericht vom heutigen Treffen ...

      Gespräch in London
      Merkel: Keine neuen Konjunkturpakete

      Bundeskanzlerin Merkel hat in London Geduld in der Debatte über weitere Konjunkturpakete angemahnt. Damit stellt sie sich erneut gegen die Forderungen der USA nach mehr Staatsgeldern. Trotzdem zeigte sie sich optimistisch, dass die Weltgemeinschaft beim kommenden G20-Gipfel gemeinsam handeln werde.


      HB LONDON. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der Debatte über weitere Konjunkturpakete mehr Geduld angemahnt und sich optimistisch zum anstehenden G20-Weltfinanzgipfel geäußert. Mit dem jüngst verabschiedeten Konjunkturpaket gebe es für Deutschland eine völlig klare Perspektive für 2009 und 2010. Da die Maßnahmen noch gar nicht hätten greifen können, dürfe man nicht schon jetzt wieder nach neuen Paketen rufen, sagte Merkel am Samstag nach einem Besuch beim britischen Premierminister Gordon Brown in London. Damit stellte sie sich erneut gegen die Position der USA, die auf neue Finanzspritzen der G20-Länder zum Ankurbeln der Wirtschaft dringen.

      Merkel zeigte sich überzeugt, dass der G20-Gipfel am 2. April in London trotz noch teils unterschiedlicher Vorstellungen über Konjunkturprogramme, Regulierungsfragen oder den Einfluss beim Internationalen Währungsfonds ein Erfolg wird. „Ich bin optimistisch, dass es uns mit den USA und aufstrebenden Ökonomien wie Indien oder China gelingen kann, zu Resultaten zu kommen, die durch Regulierung sicherstellen, dass sich eine solche Finanzkrise nicht mehr wiederholen kann.“

      Auch aus den USA gibt es laut Merkel und Brown konstruktive Signale. „Das heißt, die Gegensätze, die jetzt aufgebaut werden, die sind, glaube ich, nicht real“, sagte Merkel mit Blick etwa auf die Meinungsverschiedenheiten bei den Konjunkturprogrammen. Brown zeigte sich ferner überzeugt, dass die USA auch in der Frage der Regulierung von hoch spekulativen Hedge Funds mitziehen.

      „Der Gipfel wird Ergebnisse und klare regulatorische Fortschritte bringen“, sagte Merkel. Das G20-Treffen müsse auch für Kontrolle und Transparenz bei allen finanziellen Produkte, Märkten und Akteuren auf der Welt sorgen. Merkel zeigte sich entschlossen, nach der Krise wieder zu einer soliden Finanzpolitik zurückzukehren. Brown würdigte die bisherigen Leistungen der G20-Länder. „Jedes Land hat schon einen großen Beitrag zu einem konjunkturellen Impuls gegeben. Das ist der größte Impuls, den die Welt je gesehen hat.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/merkel-kei…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:25:39
      Beitrag Nr. 1.894 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.053 von Maraho am 10.03.09 19:13:34Mal wieder etwas zur HRE ...

      Hypo Real Estate
      "Pleite wäre schlimmer als Lehmans Aus"

      Bei der angeschlagenen Hypo Real Estate geht es am Wochenende um die Existenz. Die Bundesregierung will die Bank laut einem Pressebericht notfalls zum Marktpreis kaufen, auch gegen den Willen der Eigentümer. Sollte der Bund bei seinem Einstieg scheitern, droht nach Ansicht des obersten Rettungsfondsmanagers eine Katastrophe.


      Hamburg - Für den Fall, dass das Gesetz für eine Enteignung der bisherigen Aktionäre der Hypo Real Estate scheitert, hat die Bundesregierung laut einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" einen Plan B entwickelt, um die volle Kontrolle über das marode Institut zu erlangen. Das Modell ist zwischen den Experten des Bundesfinanzministeriums und dem Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung abgesprochen - und ähnelt einer feindlichen Übernahme.

      Der Bund würde die Bank, die dringend Kapital benötigt, dann kurzfristig mit einer auf wenige Wochen befristeten stillen Einlage stabilisieren. Gleichzeitig würde er den Aktionären ein Übernahmeangebot machen - das jedoch deutlich unter dem Preis läge, den der an der HRE beteiligte US-Investor Christopher Flowers derzeit noch vom Bund fordert. Regierungsbeamten zufolge will er für seine Aktien fünf Euro pro Stück, Flowers dagegen beteuert, dass er an einem Verkauf generell nicht interessiert sei.

      Vergangenen Freitag notierten die Papiere bei knapp 90 Cent. Mit einer Hauptversammlungsmehrheit könnte der Bund dann die nötigen Kapitalmaßnahmen beschließen - und in einem zweiten Schritt die restlichen Aktionäre aus dem Unternehmen drängen. Nach Ansicht vieler Experten ist die volle Kontrolle des Staates bei der HRE unumgänglich, um weiteren Schaden vom Finanzmarkt abzuhalten.

      Der neue Chef des Bankenrettungsfonds Soffin, Hannes Rehm, hat vor katastrophalen Folgen gewarnt, wenn der Staat nicht schnell bei der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate die Kontrolle übernimmt. "Wir denken, dass eine Bank, die durch den Staat geprägt wird, rasch auf einen guten Weg kommt", sagte Rehm in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

      Eine Insolvenz des Münchner Immobilienfinanzierers wäre nach Ansicht Rehms eine Katastrophe für das Finanzsystem: "Ich gehe so weit zu sagen, diese Bank nicht zu retten, hätte schlimmere Folgen als die Pleite von Lehman Brothers." Die Entscheidung der US-Regierung, die große US-Investmentbank nicht zu retten, wird als Auslöser des Tsunamis auf den Weltfinanzmärkten gesehen.

      Sei die Bank erst einmal gezwungen, eine Bilanz vorzulegen, ist es nach Auffassung Rehms zu spät: "Sollte sich dann nämlich zeigen, dass das Kernkapital unter eine bestimmte Quote gefallen ist, müssten die Aufsichtsbehörden beim Fehlen einer Perspektive einschreiten und die Bank schließen. Das wäre aus den genannten Gründen eine Katastrophe."


      Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der Debatte derweil Erwartungen des US-Großaktionärs Christopher Flowers zurückgewiesen. Im Deutschlandfunk sagte die Kanzlerin, die Regierung müsse darauf achten, wie sie mit dem Geld des Steuerzahlers umgehe. "Was wir nicht können, ist, jetzt Preise zu bezahlen, die nicht den marktüblichen Werten entsprechen", erklärte die CDU-Vorsitzende im Deutschlandfunk.

      Der Münchner Immobilienfinanzierer HRE musste bislang durch Kreditbürgschaften allein des Staates von 87 Milliarden Euro gestützt werden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) strebt angesichts weiterer benötigter Hilfen des Staates die Übernahme an. Sollte keine andere Lösung gelingen, will der Bund die HRE-Aktionäre notfalls enteignen. Das entsprechende Rettungsübernahmegesetz soll bereits am Freitag kommender Woche vom Bundestag und bis Anfang April auch vom Bundesrat beschlossen werden.

      Flowers, der mit anderen Investoren knapp 24 Prozent der HRE- Anteile kontrolliert, will aber Aktionär bleiben. Er würde bei einem Ausstieg knapp eine Milliarde Euro verlieren und kämpft nun darum, seine Verluste zu begrenzen.

      Am Sonntag werden die Bundesregierung und Flowers abermals Möglichkeiten eines Kompromisses zur Rettung der Hypo Real Estate ausloten. Merkel äußerte die Erwartung, dass durch die Gesetzesberatungen in der kommenden Woche "mit der ultima ratio der Enteignung" für den Eigner Flowers "die Bereitwilligkeit, sich auf bestimmte Übernahmen zu einigen, und da auch positiv zu reagieren" größer geworden sei. Sie könne allerdings nicht sagen, wie die Gespräche ablaufen werden. In Regierungskreisen wurde bislang die Chance auf einen Kompromiss als gering eingeschätzt.

      Unmittelbar vor der Wiederaufnahme der Gespräche mit dem Bund hat der US-Investor J.C. Flowers seine Hilfe bei der Sanierung der HRE angeboten. "Wir haben eine vernünftige Lösung vorbereitet", sagte der für die Europa-Aktivitäten zuständige Flowers-Partner Ravi Sinha in einem Interview der "Börsen-Zeitung". Davon solle der Finanzausschuss des Bundestages am Montag überzeugt werden.

      Es sei völlig ausreichend, wenn der Bund eine Kontrollmehrheit von 75 Prozent plus eine Aktie an der HRE bekomme. "Wir würden als Aktionär bei der Umstrukturierung helfen," sagte Sinha. Flowers könne dazu viel Fachwissen einbringen. "Genauso wie die Steuerzahler haben unsere Aktionäre großes Interesse daran, das investierte Geld wieder zurückzubekommen." Sinha warnte zudem vor einer Enteignung.

      manager-magazin.de mit Material von dpa und reuters
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,613…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:33:51
      Beitrag Nr. 1.895 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.714.706 von Maraho am 06.03.09 13:09:05In Bezug.

      Wirtschaftskrise
      Amerikaner schaffen ihre Autos ab

      Die scharfe Wirtschaftskrise in den USA führt offenbar dazu, dass Millionen Amerikaner ihre alten Autos nicht mehr ersetzen. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg sinkt daher die Zahl der Wagen auf den US-Straßen. Der radikale Einschnitt könnte für die Autoindustrie langfristig gravierende Folgen haben.


      Hamburg - Derart drastisch hat eine Wirtschaftskrise den American Way of Life seit dem Zweiten Weltkrieg nicht verändert: Angesichts wachsender Angst um ihre Arbeitsplätze schaffen Millionen US-Bürger offenbar ihre Autos ab. Die Zahl der angemeldeten Wagen dürfte bis zum Sommer 2009 um vier Millionen (1,6 Prozent) auf 238,3 Millionen Stück zurückgehen, erwartet das Marktforschungsunternehmen Polk einem Bericht des TV-Senders CNN zufolge.

      Weder Ölkrisen noch die Terroranschläge vom 11. September 2001 hatten eine derart drastische Konsequenz für die Motorisierung der Amerikaner. Lediglich im Zuge des Zweiten Weltkriegs, als die US-Autofirmen Panzer und andere Armeefahrzeuge herstellten, war der Fahrzeugbestand zurückgegangen.

      Dieses Mal ersetzen viele Amerikaner ihre alten Fahrzeuge aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten nicht mehr, analysieren die Marktforscher. Verschärfend wirken demzufolge die Turbulenzen an den Märkten für Verbraucherkredite.

      Die Entwicklung bringt für die geschwächte US-Autoindustrie und Importeure weiteren Zündstoff: Experten sehen sich angesichts des Rückgangs bestätigt, dass es auf den US-Straßen und in den Garagen zuletzt mehr Autos gegeben habe, als die Bürger tatsächlich benötigen.

      Künftig werde manche Familie auf Zweit- oder Drittwagen vermutlich verzichten, erwartet Polk-Berater Dave Goebel CNN zufolge. "Die Leute haben erkannt, dass sie zu viele Autos besaßen und besinnen sich auf das Nötige." Der Markt werde länger darunter zu leiden haben.

      Das Umdenken der Amerikaner in Mobilitätsfragen wäre Gift für General Motors , Ford & Co. Denn sie erkennen in dem historischen Absatzrückgang schon die ersten Zeichen einer Wende. Auf Dauer könne der Absatz nicht so niedrig bleiben, da die Bürger einen Nachfragestau aufbauten. Verzichten sie jedoch auf einen Neukauf, nachdem sie das alte Auto verschrottet haben, ist diese Theorie relativ wertlos.

      Der Autoabsatz in den USA ist seit der zweiten Jahreshälfte 2008 dramatisch eingebrochen. Für 2009 erwarten Marktkenner nur noch 9,7 Millionen verkaufte Fahrzeuge nach 13,7 Millionen im vergangenen Jahr. Die US-Hersteller sind davon besonders betroffen - sie setzen derzeit Monat für Monat bis zu 50 Prozent weniger Autos ab als im Vorjahreszeitraum.

      In Deutschland gibt es noch keine Anzeichen für eine ähnliche Entwicklung, in der Autofahrer alte Wagen nicht ersetzen. Der Fahrzeugbestand in Deutschland hat sich nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) im vergangenen Jahr allerdings nur um 0,6 Prozent vergrößert. Zum Stichtag 1. Januar registrierte die Behörde 41,3 Millionen zugelassene Personenwagen, 4,6 Millionen Nutzfahrzeuge und 3,7 Millionen Krafträder. Das geht aus einer am Freitag in Flensburg vorgestellten KBA-Statistik hervor.

      Einen Rückgang beim Fahrzeugbestand habe es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben, sagte ein KBA-Sprecher gegenüber manager-magazin.de. Aufgrund der Abwrackprämie sei dies auch für das laufende Jahr unwahrscheinlich, hieß es aus der Statistikabteilung des Verbandes der Automobilindustrie gegenüber manager-magazin.de.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:34:18
      Beitrag Nr. 1.896 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.718 von Maraho am 14.03.09 17:25:39Die HRE wahrscheinlich nichtmal soo! Aaaber die anhängige DEPFA, da werden ja auch die Staatsschulden gehandelt, soweit ich informiert bin.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:45:02
      Beitrag Nr. 1.897 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.533 von Maraho am 02.03.09 18:32:21Euro-Skeptikerin Renate Ohr im Interview

      "Fass ohne Boden"
      Bert Losse

      Euro-Skeptikerin Renate Ohr über die Verdienste und Risiken der europäischen Gemeinschaftswährung – und schärfere Sanktionen für Schuldenkönige.


      WirtschaftsWoche: Frau Ohr, die Europäische Währungsunion (EWU) steht vor einer Zerreißprobe, einigen Staaten droht die Zahlungsunfähigkeit. Fühlen Sie sich im Nachhinein mit Ihrer Euro-Skepsis bestätigt?

      Ohr: Ja, zumindest in zwei Punkten. Wir haben damals auf die wirtschaftliche Heterogenität des Euro-Raums hingewiesen und davor gewarnt, dass ökonomisch schwache Staaten zwar kurzfristig vom Euro profitieren, langfristig aber massive Wettbewerbs- und Leistungsbilanzprobleme bekommen können. Der zweite Kritikpunkt waren die unzureichenden Sanktionsmechanismen bei ausufernden Staatsschulden. Mit beiden Punkten haben wir recht behalten.

      Das heißt: Sie halten den Euro für einen Fehler?

      Nein, nicht unbedingt. Denn auf der Habenseite steht – zumindest bisher – eine erstaunliche Stabilität des Binnen- und Außenwertes. Der Euro ist nicht wie befürchtet zur Weichwährung mutiert. Die Inflation im Euro-Raum lag im Schnitt der vergangenen zehn Jahre bei akzeptablen 2,2 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) einen hervorragenden Job macht. Die Stabilitätskultur und Reputation der Deutschen Bundesbank ist nahezu nahtlos auf die EZB übergegangen. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin auch überrascht, was der Euro mental bewirkt. Er hat in den Köpfen der Menschen durchaus zu einem europäischen Bewusstsein geführt.

      Gegen einen Staatsbankrott von Griechenland oder anderen Krisenländern kann die EZB aber nichts ausrichten. Kann die Währungsunion auseinanderbrechen, wenn starke Staaten auf Dauer die Sorgenkinder finanziell unterstützen müssen?

      Die Finanzkrise ist die erste echte Bewährungsprobe für die Währungsunion, und ich wage keine Prognose, was in fünf Jahren sein wird. Wir müssen aufpassen, dass die EWU keine Transferunion wird. Diese Gefahr besteht, und dies könnte ein Sprengsatz sein.

      Rechnen Sie mit Austritten einzelner Staaten?

      Langfristig ja. Aber daran allein zerbricht die Währungsunion nicht – außer sie würde eine solch instabile Transfer- und Schwachwährungsgemeinschaft, dass Deutschland aussteigt, der Anker. Für Staaten wie Griechenland aber ergibt es ökonomisch keinen Sinn, den Euro aufzugeben. Gut, die Griechen könnten dann ihre eigene Währung abwerten. Aber an den hohen Risikoaufschlägen für Staatsanleihen würde ein Alleingang nichts ändern, sondern dieses Problem sogar noch vergrößern. Außerdem sind die Schulden der EU-Staaten überwiegend in Euro aufgenommen. Sie müssten folglich ihre Zins- und Tilgungszahlungen in einer starken Währung leisten, während die eigene Währung nach unten geht. Wenn jetzt einige Staaten mit dem EWU-Austritt kokettieren, ist das eher eine Drohgebärde, um politischen Druck auf Brüssel zu erzeugen.

      Die einen drohen mit Austritt, andere aber wollen unbedingt rein: Sind Sie dafür, Staaten wie Ungarn und Polen aufzunehmen, auch wenn sie die Euro-Voraussetzungen nicht voll erfüllen?

      Auf keinen Fall! So würde die Union noch heterogener und krisenanfälliger. Je mehr Staaten dazukommen, umso größer sind die Risiken für den Euro.

      Was halten Sie vom Vorschlag einer gemeinsamen Euro-Anleihe, um die Risikoaufschläge für Krisenstaaten zu reduzieren?

      Nichts. Dies wäre ein Fass ohne Boden, weil es in den Schwachstaaten den Anreiz senkt, den eigenen Haushalt zu sanieren. Für Deutschland würde eine Euro-Anleihe höhere Zinsen bedeuten und damit eine zusätzliche Belastung des Haushalts. Um die Währungsunion zu stabilisieren, muss die Politik etwas anders tun – und angesichts der ausufernden Staatsver-schuldung den Europäischen Stabilitätspakt verschärfen. Nur so kann das Vertrauen der Märkte in die Währungsunion wieder steigen.

      Was schwebt Ihnen konkret vor?

      Derzeit gibt es eine Fülle von Hintertürchen und Ausnahmeregeln, die den Staaten erlauben, bei der Nettoneuverschuldung die zulässige Grenze von 3,0 Prozent des BIPs zu überschreiten. Wir brauchen ein klares Regelwerk mit Sanktionen – und ohne politischen Handlungsspielraum. Wenn derzeit im EU-Ministerrat über Sanktionen diskutiert wird, richten potenzielle Sünder über aktuelle Sünder. Es ist doch klar, was dabei herauskommt.

      Welche Sanktionen schlagen Sie vor?

      Mit Geldstrafen allein kommt man wahrscheinlich nicht weiter. Zusätzlich könnten Kredite bei der Europäischen Investitionsbank auf Eis gelegt werden. Vielleicht könnte man sogar unverbesserlichen Schuldenstaaten die Stimmrechte in europäischen Gremien entziehen. Politisch ist das aber kaum durchsetzbar. Ich gehe vielmehr davon aus, dass der Stabilitätspakt weiter aufgeweicht wird.

      Was bedeutet das für den Euro?

      Ohne nachhaltige Konsolidierung der Staatshaushalte könnte der Euro doch noch zu einer Weichwährung werden. Die Schlüsselrolle hat dabei die EZB inne. Der politische Druck auf sie wird zunehmen, weil die Regierungen an einer stabilitätsorientierten Geldpolitik kein echtes Interesse mehr haben. Hohe Inflation entwertet schließlich ihre Staatsschulden. Das ist für die Politik allemal eine bequemere Strategie, als zu sparen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/fass-ohne-boden-390641/
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 17:48:49
      Beitrag Nr. 1.898 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.752 von Dorfrichter am 14.03.09 17:34:18Entweder die DEPFA ist hier mit einbezogen worden (was wir aber nicht glauben wollen), oder aber sie wird erst einmal bewußt ausgeklammert (was wahrscheinlicher ist).
      Eins nach dem anderen, sonst gehen ja die Schlagzeilen aus. ;)
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 18:11:30
      Beitrag Nr. 1.899 ()
      Banken: Auferstanden aus Ruinen?
      Von Michael Mross Quelle MMnews
      Samstag, 14. März 2009
      Schöne neue Bankenwelt: Gestern noch am Abgrund, seit letzter Woche wieder Milliarden-Gewinne. Alles wieder im Lot bei den globalen Pleite-Kandidaten? Oder nur Luftnummern im Finanzsystem? Spurensuche.



      Eigentlich war es nur eine interne E-Mail von Citigroup-Chef Vikram Pandit. Doch die Aktion wurde perfekt an Wall Street inszeniert. Was zunächst nur als "intern" gehandelt wurde, vermeldete die Presse bald als Sensationsstory: Die Citibank hat in den ersten beiden Monaten Milliardengewinne verbucht.

      Die Nachricht verfehlte ihre (vermutlich gewollte) Wirkung nicht: "Wie einst Tom Hanks und Meg Ryan im Filmklassiker "E-Mail für dich" griffen die Akteure an den Aktienmärkten die elektronische Botschaft begierig auf. Unter Führung der Finanzsektoren zogen Dow Jones Industrial Average und Dax über die Schwellen von 7000 und 4000 an, deren Unterschreiten zuvor Befürchtungen über einen neuerlichen heftigen Kursabsturz genährt hatte2 - schreibt die Börsen-Zeitung.
      Doch eine Bankenschwalbe macht bekanntlich noch keinen Finanzfrühling. Und siehe da, plötzlich vermeldeten fast alle großen Beinahe- oder Pleitekandidaten rings um den Globus im 12-Stunden-Takt, dass die Milliarden wieder sprudeln. Und der Mainstream frohlockt:



      So berichtete die FTD:

      Wir verdienen wieder Geld: Mit dieser Aussage haben die Chefs mehrerer Institute für Erleichterung an den Börsen gesorgt. Tatsächlich sprechen viele Indizien für wieder sprudelnde Gewinne der Geldhäuser. Als hätten sie es verabredet: Nachdem die Banken dieser Welt monatelang Hiobsbotschaften en masse produziert haben, kommen ihre Chefs derzeit schon fast reihenweise mit guten Nachrichten aus der Deckung. Der Start in das Jahr 2009, tönt es plötzlich aus Frankfurt, New York und Zürich, sei prächtig verlaufen.

      Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vermeldet für Januar Erträge von 2,8 Mrd. Euro - nur knapp weniger als im Boomjahr 2007. Im Februar habe dieser Trend angehalten. Die Chefs von Citigroup, JP Morgan, sowie Bank of America berichteten, ihre Institute hätten in den ersten zwei Monaten des Jahres schwarze Zahlen geschrieben. Bank-of-America-Chef Kenneth Lewis kündigte sogar gleich für das Gesamtjahr ein positives Ergebnis an. Zuvor hatten bereits Credit Suisse und Commerzbank gute Starts in das laufende Jahr gemeldet.

      Dass selbst Institute wie die Citigroup und Bank of America, die mit riesigen Summen an Steuergeld gestützt werden mussten, so gute Botschaften verbreiten, überrascht. Schließlich werden sich die Bankchefs kaum zu einem Gute-Nachrichten-Kartell zusammengeschlossen haben

      Die FTD deutet es zwar an, verwirft die These aber gleich wieder - nach dem Motto: Nur nicht hinterfragen, nur nicht zweifeln. Dabei wurden die wesentlichen Elemente der weltweiten Banken PR-Aktion schon angesprochen: "Als hätten sie es verabredet" vermeldeten die Kreditinstiute "schon fast reihenweise gute Nachrichten". Bei der Deutschen Bank gar läuft das Geschäft wieder so gut wie im Boom Jahr 2007.

      In der Wirtschaftspresse wird diese wundersame 180Grad Wende wie eine Selbstverständlichkeit widergekaut. Keine Fragen. Keine Skepsis. Doch genau die ist mehr als angebracht.

      Wie kann eine Bank in der schlimmsten Geldsystem-Krise der Menschheit Gewinne erzielen wie zu besten Boomzeiten?

      Wie wäre es denn mit folgender Erklärung: Die Banken sitzen auf Billionen Dollar faulen Assetts, die sie nicht mehr verkaufen können. Das erkennen auch die Notenbanken unter Führung der FED. Bernanke schlägt also den größten Kreditinstituten folgenden Deal vor:

      Verkauft euch das Zeug einfach gegenseitig, dann könnt ihr es wieder höher bewerten. Motto: Ich kaufe von dir deinen abgewerteten Kreditmüll zu 10% höheren Kursen ab, wenn du mir ebenfalls meinen Kreditmüll 10% teurer abkaufst.

      Unterm Strich sitzen also beide Banken auf dem gleiche Schrott, nur mit einem Unterschied: Sie haben ihn sich zwischendurch zu höheren Preisen verkauft und können ihn so als Gewinn verbuchen.

      So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, als die größten Banken dieser Welt sich vor wenigen Monaten in den USA trafen, um Auswege aus der Finanzkrise zu erörtern. Bekanntlich war auch die Deutsche Bank auf diesem Meeting vertreten, von dem relativ wenig an die Außenwelt trat.

      Die Direktive der FED lautete dieser Version nach wie folgt: Wertet den Schrott ab, weist riesige Verluste aus. Anschließend verkauft ihr ihn euch zu höheren Preisen wieder gegenseitig und ihr seid fein raus mit eurer Bilanz. Ausserdem wäre es ein hervorragendes Signal an die Finanzmärkte.

      Und so ist es dann auch geschehen. Urplötzlich und wie aus heiterem Himmel verkünden die Kreditinstitute, dass sie wieder Millarden - Gewinne verbucht haben. Wie diese im Einzelnen zustande gekommen sind, bleibt gleichwohl im Dunkeln.

      Auch einem aufmerksamen Besucher von MMnews sind diese Luftschlösser aufgefallen. Denn solche Schönrechnungen sind im Bankengewerbe nichts Ungewöhnliches. Banken können Gewinne aus der Luft zaubern. Voraussetzung ist nur, dass alle mitspielen. Danach ist die Aktion so abgelaufen:

      Tatsächlich gibt es diese Gewinne, und wenn benötigt auch längerfristig. Es ist sozusagen eine echte Wundertüte, denn die Banken nutzen einfach die Regelungen des US-GAAP für sich: Bank A, B und C haben jeder wertlose Papiere (Level 3 Assets, also Werte ohne Marktpreise) für angenommen nominal 100 Mrd in den Büchern. Bewertet sind diese mit aktuell 40 Mrd (40%), der Rest wurde schon abgeschrieben. Jetzt beginnt die wundersame Vermehrung:

      Bank A verkauft an Bank B beispielsweise Papiere für nominal 10 Mrd für 10 Mrd (ja Bank B kauft noch mehr wertloses Zeug!)

      Ist denn der Vorstand verrückt? Selbst die 40% "Marktwert" waren doch noch geschönt? Nun, Bank B verkauft selbst ja an Bank C Papiere im gleichen Stil und zu gleichen Konditionen.

      Bank C wiederum an Bank A.

      Warum das ganze? Nun jeder gewinnt! Denn plötzlich gibt es ja wieder einen "Markt" für solche Produkte. Und siehe da, die Marktpreise sind viel höher als die Buchwerte. Jede Bank macht also einen Gewinn von 6 Mrd und zusätzlich können die noch die Buchwerte wieder erhöhen (Abschreibungen auflösen). Letzteres ist aber leicht als Bilanzierungstrick erkennbar, der Handel untereinander aber ist nicht als Manipulation feststellen.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 18:15:29
      Beitrag Nr. 1.900 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.785 von Maraho am 14.03.09 17:48:49Die DEPFA ist die Ferse unserer Finanzwirtschaft. Mir schon klar, daß man nur über die HRE bereit ist, zu sprechen.

      Mir auch klar, daß wenn die HRE über die Wupper geht, größere Schockwellen aussendet als Lehman Bros.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 18:42:16
      Beitrag Nr. 1.901 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.493 von Maraho am 05.03.09 15:23:57Ergänzend.

      Kommunale Finanzen
      Städte als Spekulanten
      Von Manfred Schäfers

      14. März 2009 Die Finanzkrise trifft immer mehr Kommunen. Nun rächt es sich, dass sich viele auf heikle Geschäfte eingelassen haben. Sie haben Straßenbahnen, Schulgebäude, Kanalisation, Wasserwerke oder Müllerverbrennungsanlagen zu Geld gemacht, so wie es eine Zeitlang in Mode war. Die Gemeinde verkaufte oder vermietete Vermögensgüter nach Amerika, um sie gleich wieder zurückzuleasen. Der Partner profitierte von einer Lücke im amerikanischen Steuerrecht. Den Vorteil teilte man sich. Das ganze Geschäft läuft bis zu 99 Jahre. Das meiste Geld für die Abwicklung des Geschäfts wurde beiseitegelegt. Doch blieb ein hübscher Anfangsgewinn für die Kommune übrig.

      Berlin, Gelsenkirchen, Wuppertal, Stuttgart, Hamburg, Dresden, Leipzig, Ulm, Esslingen – die vollständige Liste der Städte, die der Verlockung des schnellen Euro nachgegeben haben, ist um einiges länger. Sie schlossen von 1994 bis 2004 vermutlich etwa 150 Verträge ab. Ganz genau weiß niemand, wer was getan hat. Selbst die Städte nicht, die mitgemacht haben. So soll jeder einzelne dieser hochkomplexen Verträge mehrere Aktenordner füllen. Doch wer in der Stadtverwaltung kann die Konsequenzen aus Hunderten, wenn nicht gar mehr als tausend Seiten Juristenenglisch beurteilen? Vermutlich niemand, deswegen verließ man sich in der Regel auf Investmentbanken und Kanzleien, die das Geschäft vorschlugen, vorbereiteten und durchzogen – und sich dies sicherlich gut bezahlen ließen.

      Antiquiert, wer nicht mitmachte

      Cross Border Leasing hieß das Zaubermittel, mit dem die Kämmerer umgarnt wurden. Wer nicht mitmachte, lief Gefahr, als antiquiert zu gelten. Hinzu kam die schlechte Finanzlage vieler Städte. Soziale Leistungen waren und sind zu erfüllen, die Erwartungen etwa zur Kinderbetreuung werden täglich größer, aber die Möglichkeit, selber über die Einnahmen zu bestimmen, ist begrenzt. Der Spielraum bei der Gewerbesteuer ist eng, wenn man nicht die Abwanderung ganzer Unternehmen riskieren will. Und von der Einkommensteuer profitieren zwar auch die Kommunen, sie dürfen aber keine Zuschläge verlangen, selbst wenn sie das eigentlich müssten. Da erstaunt es nicht, dass viele Kommunen sich auf heikle Geschäfte einließen. Not kennt schließlich kein Gebot. Die Beträge, um die es insgesamt geht, sind gigantisch. Die Schätzungen beginnen bei knapp 30 Milliarden und reichen bis zu 80 Milliarden Euro.

      2004 stoppte der Kongress die Geschäfte auf Kosten des amerikanischen Fiskus. Das galt nur für neue Verträge. Die deutschen Kommunen, die schon kassiert hatten, musste dies nicht beunruhigen. Später griffen Steuerbehörden und Gerichte in laufende Verträge ein. Auch das konnte den deutschen Städten zunächst egal sein – denn dieses Risiko trägt normalerweise der amerikanische Investor. Doch die wollen nun aussteigen. Da kommt ihnen die Finanzmarktkrise gerade recht.

      Ein Bonitätsrisiko übernommen

      So haben die deutschen Städte – wissentlich oder unwissentlich – ein Bonitätsrisiko übernommen. Das Geld, das zur Abwicklung des über Jahrzehnte reichenden Vertrags bei den Banken liegt, müssen sie absichern. Der amerikanische Versicherungsriese AIG ist oft mit im Geschäft. Sinkt die Bonität einer beteiligten Bank oder Versicherung, muss der deutsche Partner zusätzliche Sicherheiten leisten. In der Finanzmarktkrise passiert das laufend, so dass die Kommunen permanent darauf achten müssen, dass sie nicht gegen den Vertrag verstoßen. Denn das dürfte richtig teuer werden.

      Die Städte haben nun ein Problem. Immer mehr wollen aus den Knebelverträgen raus. Sie suchen nach Wegen, die Bindung vorzeitig zu lösen. Sie klagen – wie Berlin – gegen die Investmentbank, die sie beraten hat, sie suchen nach einem Vergleich. Der Ausstieg dürfte weder einfach noch billig zu bekommen sein. Aus erhofften Gewinnen können Verluste werden. Die Städte haben Vermögenswerte für Hunderte Millionen Euro verschachert, um daraus einen kurzfristigen Vorteil von fünf oder zehn Prozent zu ziehen. Jetzt müssen sie sehen, dass sie sich verspekuliert haben.

      Städte sind nicht von Schuld freizusprechen

      Auch wenn man den Stadtverwaltungen nicht vorwerfen kann, dass sie die Finanzkrise nicht vorhergesehen haben, sind sie nicht von aller Schuld freizusprechen – im Gegenteil. Es ist nicht so, dass es keine Warnungen gegeben hat. Der Städte- und Gemeindebund wies 2003 auf die Risiken hin, die sich aus der jahrzehntelangen Laufzeit der Verträge ergeben. Die kommunale Spitzenorganisation stellte damals schon die entscheidenden Fragen: Was geschieht bei der Insolvenz eines Beteiligten, bei nachträglichen Rechtsänderungen, bei Betriebsstörungen der Anlage?

      Es bleibt die teure Erkenntnis, dass auch Kommunen dem Lockruf des vermeintlich leicht verdienten Geldes erliegen. Auch sie mussten lernen, dass sich Anlagen, die sich nur mit Hilfe des Steuerrechts rechnen, allzu oft rächen. Ob die Stadtoberhäupter, Kämmerer und Gemeinderäte das Risiko eingegangen wären, wenn es um ihr eigenes Geld gegangen wäre? Zweifel sind erlaubt. Der Bürger, der Verträge nie gesehen hat, bürgt. Um Wiederholungen zu verhindern, sollten kommunale Führungskräfte – wie Manager – stärker für ihr Tun haften müssen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C/Doc…
      33 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 19:04:17
      Beitrag Nr. 1.902 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.747.808 von Maraho am 11.03.09 18:25:25In Bezug.

      BMW
      Ein Werk zu viel
      Von Michael Kuntz, Leipzig

      Wachstum vor Rendite: Bei BMW rächt sich die langjährige Strategie - der Autohersteller leidet unter enormen Überkapazitäten.


      Der Hit von Amy Macdonald "This is the life" schallt durch die 600 Meter lange Halle bei BMW in Leipzig. Im Takt von 74 Sekunden montieren Arbeiter in blauer Kluft die Stoßstangen an den Autos der 1er-Baureihe. Werksführer Manfred Ludwig steht unter Zeitdruck. Er muss sich beeilen, damit seine Besuchergruppe noch ein lebendiges Werk sieht. Denn schon um 14.30 Uhr fällt der Hammer, dann ist Schluss an diesem Tag, und das schöne Werk dämmert vor sich hin bis zum nächsten Morgen um sechs. So ist das Leben in der neuesten Autofabrik von BMW, die zweimal so groß ist wie die Leipziger Innenstadt und 1,2 Milliarden Euro gekostet hat.

      Gewinnrückgang von 90 Prozent

      Sie wurde 2005 eröffnet, als BMW noch wuchs und wuchs und ein Arbeitsplatz beim bayerischen Autohersteller vielen wie ein Haupttreffer im Lotto erschien. Doch aus der amerikanischen Immobilien- wurde die weltweite Finanzkrise. Die Verkäufe luxuriöser Autos brachen um mehr als ein Viertel ein. Der Gewinn von BMW schrumpfte auf ein Zehntel. Nun ist Krise auch in Leipzig, nun wird auch hier früh schlussgemacht.

      "Das Werk in Leipzig bereut BMW schon lange"‘, bringt es ein Automanager drastisch auf den Punkt, der sich nicht nur in der Branche auskennt, sondern auch bei BMW, weil er da mal weit oben tätig war. An der Spitze des Konzerns steht seit September 2007 Norbert Reithofer. Er wird am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz nicht nur erklären müssen, wie der Gewinn innerhalb eines Jahres von 3,1 Milliarden auf 0,3 Milliarden Euro zusammenfallen konnte.

      Die Journalisten aus aller Welt werden Reithofer vor allem fragen, wie er BMW aus der Krise bringen und die Werke wieder auslasten will. Die Veranstaltung findet in der edlen BMW-Welt am Münchner Olympiagelände statt, "die wir gebaut haben, als wir noch Geld hatten", wie es eine BMW-Führungskraft sarkastisch formuliert.

      Reithofer war eigentlich angetreten, um die seit Jahren stagnierenden Gewinne anzuheben. Denn bereits lange vor der Wirtschaftskrise hatte sein Vorgänger ein Problem: BMW musste immer mehr Autos produzieren, um einen hohen, aber über Jahre hinweg fast gleichbleibenden Gewinn zu erwirtschaften. Ohne Mengenwachstum wäre der Profit deutlich gefallen. BMW hatte 2005 seine Modellpalette mit dem 1er nach unten erweitert. Aber auch der weltweite Marktführer bei Premiumautomobilen konnte das Gesetz seiner Branche nicht aushebeln, wonach an kleinen Fahrzeugen wenig und an großen viel verdient wird. Sprich: Die Rendite sinkt. Der Konzern musste also immer mehr umsetzen, um bei weniger Rendite den Gewinn zu halten.

      Bei BMW selbst heißt es, man verdiene sowohl an der 1er-Baureihe als auch am Mini. Genau das aber wird bei anderen Autoherstellern stark bezweifelt, "wenn man alle Kosten einrechnet". Zum Beispiel die für das erweiterte, praktisch neue Werk im englischen Oxford, in dem die zweite Generation des Mini gebaut wird. Bei dem Auto wurde der Erfolg zeitweilig zum Problem: Die alte Fabrik in England platzte aus allen Nähten, als sich die bayerische Neuauflage des britischen Klassikers überraschend toll verkaufte.

      Das zentrale Glaubensbekenntnis

      Wachstum ist bei BMW das zentrale Glaubensbekenntnis, auch weil nur so die Spirale aus ständiger Steigerung der Produktivität in den Werken und der Herstellung von immer mehr Autos funktioniert. Die Weichen für den Wachstumskurs hatte bereits Reithofers Vorvorgänger Joachim Milberg gestellt. Als Produktionsvorstand errichtete er das US-Werk in Spartanburg. Später setzte er als Vorstandschef den Bau des Werks Leipzig durch. Milberg wollte Platz schaffen im Werk Regensburg. Dort ließ er den 1er-BMW bauen. Der ist Milbergs Baby und verkaufte sich so gut, dass er bald auch in Leipzig zusätzlich zum 3er produziert wurde.

      Beim Spatenstich in Leipzig 2002 erklärte Milberg: "Wir schaffen Kapazitäten für unsere Produkt-Offensive." Er sagte damals allerdings auch: "Wir werden das Werk auch noch in zehn Jahren vor den Aktionären rechtfertigen müssen." Eine Woche nach der Feier in Leipzig gab der Maschinenbau-Professor den Vorstandsvorsitz wegen eines Rückenleidens auf und wechselte in den Aufsichtsrat. Seit Mai 2004 ist er dessen Vorsitzender. Milberg, 65, ist damit die graue Eminenz bei BMW - dem Konzern, der von der Industriellenfamilie Quandt als Großaktionär beherrscht wird.

      Inzwischen ist das Werk Leipzig ein Werk zu viel, meinen nicht nur Konkurrenten, sondern auch BMW-Insider. Die von 14.30 Uhr an ruhende Großinvestition vor den Aktionären rechtfertigen muss nun Norbert Reithofer, der ähnlich Karriere machte wie sein Chef. Erst Assistent beim Uni-Professor Milberg, später Produktionsvorstand, nun Vorstandsvorsitzender. Wenn er BMW gestärkt aus der Krise führt, rückt Reithofer, 52, vielleicht einmal selbst an die Spitze des Aufsichtsrates.

      Jobs für 600 Arbeitslose

      Nicht unbedingt für BMW, aber für den Wirtschaftsraum Leipzig ist das Werk ein Segen. Heute arbeiten hier 2600 BMW-Beschäftigte und fast noch einmal so viele Mitarbeiter der Zulieferer. Es wurde Wert gelegt auf eine ausgewogene Altersstruktur: Bei der Eröffnung war der älteste Mitarbeiter 58 Jahre. 600 Leute kamen aus der Arbeitslosigkeit. Und in der einzigartigen Kantine mit Blick aufs Fließband gibt es den Hamburger für 2,99 Euro plus Pommes für 63 Cent. Leipzig ist außerdem das erste BMW-Werk mit Zulieferern direkt auf dem Gelände. Doch erst Ende des Jahres ist die Fabrik komplett. Dann wird das Presswerk fertig.

      In der Autoindustrie sind Investitionen langfristig, und die früheren Krisen waren immer nach drei Jahren vorbei. Nach der Krise verdient nur gut, wer neue Automodelle, genug Werke und fähige Leute hat. Vorerst aber muss Reithofer die Folgen der hohen Kapazitäten bilanzieren. Getrieben vom Wachstums-wahn presste BMW jahrelang Leasing-Autos auf den Markt, deren zu niedrig angesetzte Restwerte nun den Jahresabschluss verderben. Da tritt sogar das Währungsrisiko in den Hintergrund bei dem Hersteller, der jedes vierte Auto in den USA absetzt. Konzernchef Reithofer will BMW nun mit umweltfreundlichen Kleinwagen aus der Krise führen.

      Werksführer Ludwig in Leipzig führt seine Besucher zum Schluss noch durch die Lackiererei. Die Fenster dort sind zugehängt. Keiner soll die ersten Lackierübungen am neuen kleinen Geländewagen sehen können. Der kommt im Herbst und steht für die Hoffnung auf bessere Zeiten. Zu sehen gibt es also eigentlich nichts. Zu sehen gibt es aber einen Film über die Lackiererei. Großes Kino im Geheimbereich bei BMW - hier wird Leipzig für ein paar Minuten zu Hollywood. "This is the life" bei BMW. Alles ist ziemlich spannend, und keiner weiß, wie der Film ausgeht.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/79/461703/text/
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 19:21:55
      Beitrag Nr. 1.903 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.754.508 von Maraho am 12.03.09 17:31:10Etwas ausführlicher ...

      US-Finanzminister Geithner
      Einsam in Washington
      Von N. Piper, New York

      Ein Problem namens Geithner: Das Personaldesaster des Finanzministers belastet die amerikanische Krisenpolitik. Wirtschaftsexperten geben dem neuen Team teils miese Noten.


      Präsident Barack Obama ist jetzt 50 Tage im Amt. Das ist die Hälfte der Schonzeit, die einer neuen Regierung zusteht. Es ist aber auch die Hälfte der Zeit, in der ein Präsident den Zauber des Neubeginns nutzen kann. Unter Wirtschaftsexperten sind die Meinungen über das neue Team jedoch gespalten. Bei einer Umfrage des Wall Street Journal unter 49 namhaften US-Ökonomen äußerte sich eine knappe Mehrheit unzufrieden mit dem Präsidenten.

      Die Schwachstelle in Washington ist Finanzminister Timothy Geithner. Als dessen Nominierung im Dezember bekannt geworden war, schossen die Aktienkurse noch in die Höhe; der damalige Chef der Federal Reserve Bank of New York galt als einer der besten Experten in Sachen Finanzkrise überhaupt.

      Im Februar jedoch, als Geithner sein erstes großes Werk vorstellte, den Rahmenplan für die Rettung der amerikanischen Banken, brach der Dow Jones ein. Geithner hatte seine Rede als epochales Ereignis angekündigt, ließ dabei jedoch entscheidende Fragen unbeantwortet. Zuvor schon war bekannt geworden, dass Geithner in seiner Zeit als Ökonom beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zu wenig Steuern bezahlt hatte, was Obamas Team die ersten negativen Schlagzeilen bescherte.

      Wichtige Posten im Ministerium nach wie vor unbesetzt

      Das größte Problem Geithners ist gegenwärtig, dass einige sehr wichtige Posten in seinem Ministerium, der "Treasury", immer noch unbesetzt sind. Gerade hat sich Geithner wieder eine Absage eingehandelt: H. Rodgin Cohen, ein prominenter Wirtschaftsanwalt aus New York, lehnte es ab, stellvertretender Finanzminister zu werden.

      US-Präsident Cohen wäre ideal für diesen Posten gewesen, er kennt die Wall Street in- und auswendig, er half mit bei der Bewältigung der letzten Bankenkrise in den USA zu Beginn der neunziger Jahre und beriet die Bank of New York bei der ersten feindlichen Übernahme der US-Bankengeschichte. Warum er Geithner abgesagt hat, ist unbekannt. Zuvor hatte schon Annette Nazareth, eine frühere Kommissarin der Börsenaufsicht SEC, als Kandidatin für den Posten dankend abgelehnt. Auch auf der nächsten Führungsebene des Ministeriums sind wichtige Posten noch unbesetzt.

      Personalprobleme beim Start einer neuen Regierung sind nicht ungewöhnlich. Wenn aber mitten in einer schweren Finanzkrise der wichtigste Minister keinen Stellvertreter hat, ist dies Grund zur Sorge. Britische Zeitungen berichteten, dass ein führender Beamter des Londoner Finanzministeriums klagte, er finde in Washington niemanden, mit dem er die nächste Ministertagung der G-20-Gruppe vorbereiten könne.

      Über die Ursachen der vielen Absagen gibt es bisher nur Spekulationen. Wahrscheinlich ist aber, dass das Problem nicht im Finanzministerium, sondern im Weißen Haus und im Kongress liegt. Banker sind derzeit in den USA, wie überall auf der Welt, verhasst, deshalb dürfte jeder Prominente von der Wall Street im Senat Probleme bekommen. Andererseits haben die Experten, die man jetzt braucht, meist einen Wall-Street-Hintergrund.

      Präsident Obama dürfte sich des Dilemmas bewusst sein, was den Prozess der Nominierung lang und für Kandidaten potentiell schädigend macht. Paul Volcker, der frühere Notenbankchef und Berater von Obama, ließ nach Berichten amerikanischer Medien schon ein Donnerwetter los. Es sei eine "Schande", dass Geithner "dasitzt ohne einen Stellvertreter, ohne Staatssekretäre, meines Wissens auch ohne Abteilungsleiter, die für substantielle Dinge in dieser Krise verantwortlich sind".

      Allzu viele Absagen können sich Geithner und Obama jedenfalls nicht mehr leisten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9l1/finanzen/74/461698/text…
      8 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 19:35:33
      Beitrag Nr. 1.904 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.096 von Metrik am 18.02.09 16:19:53Etwas für Metrik ...

      Wenn die Schweiz schrumpft
      Von Hansueli Schöchli.

      Die Wirtschaft ist von 2004 bis 2008 total 14 Prozent gewachsen. Nun wird sie laut Prognosen um 2 bis 3 Prozent schrumpfen. Man nennt das «Rezession. Wie schlimm ist das? Eine Vorschau auf die Folgen.

      Auch die Schweiz ist von dieser Welt. Der laufende Wirtschaftsabschwung hat diese unbequeme Wahrheit wieder einmal offenkundig gemacht: Wenn die Weltwirtschaft hustet, holt sich auch die kleine Schweizer Volkswirtschaft eine Erkältung. Der Ausblick für die Welt und die Schweiz hat sich in den letzten Monaten stetig verdüstert. Laut den jüngsten Prognosen wird die Schweizer Wirtschaft heuer um 2 bis 3 Prozent schrumpfen.

      Ein Minus von 2 bis 3 Prozent mag auf den ersten Blick nicht allzu schlimm erscheinen. Vor allem wenn man sieht, dass die Schweizer Wirtschaft von 2004 bis 2008 teuerungsbereinigt um total rund 14Prozent gewachsen ist. 2009 brächte nach dieser Lesart nur eine kleine Korrektur. Doch der Abschwung fühlt sich weit drastischer an. Dieses Gefühl ist vor allem bestimmt durch zwei Differenzen. Da ist zuerst die Differenz zwischen den Wachstumsraten der Vorjahre (real 2 bis 3Prozent im Schnitt) und dem jetzigen Kurs. Diese Differenz von etwa 5 Prozentpunkten illustriert die Fallhöhe – bzw. die Stärke, mit der die Wirtschaft auf die Bremse drücken muss.

      Ähnlich gross ist die zweite Differenz – jene zwischen der Realität von 2009 und der Wachstumsrate, die bei voller Auslastung der Kapazitäten möglich wäre. Die Wirtschaft hat im Prinzip auch heuer wie in den letzten 200 Jahren so etwas wie ein natürliches Wachstumspotenzial – weil die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung immer noch steigt (mehr Arbeiter können mehr produzieren und konsumieren), und weil die Menschen in der Regel dazulernen (neue Erfindungen und die Verbesserung von Arbeitsabläufen können die Produktivität steigern). Auch Investitionen der Firmen in Maschinen tragen zur Produktivitätssteigerung bei. Bei einem Wachstumspotenzial von derzeit vielleicht 2 Prozent pro Jahr schneidet die Schweizer Wirtschaft heuer gemessen an den jüngsten Prognosen etwa 4 bis 5Prozentpunkte schlechter ab, als sie es bei Vollauslastung tun könnte.

      Grosse Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

      Wie schlimm ist das? Die schlimmsten Ergebnisse zeigen sich am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Stellen in einer Volkswirtschaft ist in der Regel relativ eng an die Entwicklung der Wirtschaftsleistung gebunden – wenn auch oft mit einigen Quartalen Verzögerung, weil manche Firmen zuerst noch Überstunden abbauen, auf Besserung hoffen und am Ende noch die Kündigungsfrist abwarten müssen, bevor sie Stellen abbauen.

      Einen Vergleichswert liefert der bisher grösste Wirtschaftstaucher der Nachkriegszeit. 1975 schrumpfte das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) teuerungsbereinigt um rund 7 Prozent und 1976 nochmals um 1 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen fiel in jenen zwei Jahren total um 8 Prozent – um etwa 250000. Ende 2008 zählte die Schweiz rund 4Millionen Arbeitsplätze. Nimmt man nun an, dass die Wirtschaft heuer um 2 bis 3 Prozent schrumpft und nächstes Jahr etwa stagniert, könnte dies laut einer groben Schätzung bis Ende 2010 etwa 200000 Arbeitsplätze kosten.

      Arbeitslosenquote bis 6 Prozent

      Das heisst nicht, dass die Zahl der registrierten Arbeitslosen (Ende 2008: knapp 120000) um 200000 steigen wird. Denn manche Stellenlose mögen auf eine aktive Arbeitssuche verzichten – zum Beispiel, weil sie sich weiterbilden, sich frühpensionieren lassen, sich entmutigt in den Haushalt zurückziehen oder als Eingewanderte zurück in ihre Heimat gehen. Statistische Untersuchungen aus dem In- und Ausland deuten darauf, das ein Rückgang des BIP-Wachstums um einen Prozentpunkt die Arbeitslosenquote um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte steigert. Nimmt man nun an, dass die Schweizer Wirtschaft 2009 und 2010 total 4 Prozent wachsen könnte, aber 2 bis 3 Prozent schrumpfen wird, dann könnte die offizielle Arbeitslosenquote (3,0 Prozent per Ende 2008) bis Ende 2010 auf 4,5 bis 6 Prozent steigen – was 180000 bis 240000 gemeldeten Arbeitslosen entspräche. Zuzüglich der nicht gemeldeten Arbeitslosen (zum Beispiel der Ausgesteuerten) könnte die effektive Arbeitslosenquote dann auch 8 Prozent oder mehr ausmachen. Doch solche Schätzungen sind wacklig. So ist zum Beispiel die Wirkung der Personenfreizügigkeit Schweiz-EU (wie viele Ausländer werden in ihr Heimatland zurückkehren?) ebenso unklar wie das Verhalten der Arbeitgebern in diesem aussergewöhnlich starken Abschwung.

      Klar ist: Die entlassenen Arbeitnehmer bilden eine der beiden Hauptgruppen, welche die Zeche dieses Abschwungs bezahlen. Die zweite Hauptgruppe sind die Firmeneigentümer: Erfahrungsgemäss brechen die Unternehmensgewinne in der Rezession ein – als Spiegelbild der Gewinnexplosionen in Boomjahren. Nach dem Boomjahr 2000 zum Beispiel sank das Total der Firmengewinne in der Volkswirtschaft bis 2002 um über 15 Prozent. Dieses Mal könnte der Einbruch noch deutlich stärker sein. Kaum zu vermeiden ist auch eine starke Zunahme der Firmenpleiten.

      Relativ gut kommen dagegen die Lohnempfänger weg. Die Boni sollten zwar stark sinken (wenn sie den Namen «Bonus» verdienen), aber die Grundlöhne dürften heuer gemäss bekannten Verhandlungsabschlüssen und Umfragen im Schnitt nominal über 2 Prozent höher liegen als 2008 (was bei erwarteter Nullteuerung real einem gleich grossen Plus entspricht). Dies ist das Spiegelbild der Tatsache, dass die Grundlöhne in den Boomjahren nur relativ wenig gestiegen sind. 2010 dürfte der Lohnanstieg aber deutlich geringer sein als 2009.

      Lohnsenkung ist keine Lösung

      Die auf den ersten Blick eleganteste und am wenigsten schmerzhafte Antwort auf die Rezession wäre dies: Alle schlucken eine Lohnsenkung von einigen wenigen Prozenten, und dafür wird keiner entlassen. In der Praxis funktioniert dies aber nicht – vor allem aus zwei Gründen: (1) Wenn die Volkswirtschaft um 2 Prozent schrumpft, heisst dies, dass die Erträge in gewissen Branchen und Betrieben um 10 oder 30 Prozent tauchen, andere Sektoren aber noch weiterwachsen – und die überzähligen Arbeitskräfte in den schrumpfenden Betrieben oft nicht sofort in die Stellenprofile der Wachstumsbetriebe passen. (2) Arbeitgeber und Gewerkschaften haben lieber Entlassungen als generelle Lohnsenkungen – weil letztere alle Angestellten verärgern und nicht «nur» die Entlassenen.

      Auch Ende 2010 werden wahrscheinlich über 90 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung eine Stelle haben. Manche von ihnen werden sich aber nicht sicher führen: Wer selber Arbeitslose kennt und ständig Schlagzeilen über Rezession und Stellenabbau über sich ergehen lassen muss, macht sich fast zwangsläufig Gedanken über die (Un-)Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes.

      Ein weiteres Konjunkturprogramm

      Eine schrumpfende Wirtschaft heisst auch schrumpfende Steuereinnahmen und steigende Defizite für den Staat. Laut grober Schätzung erlauben die Regeln der Schuldenbremse des Bundes für das laufende Jahr ein Defizit von gegen 1,5 Milliarden Franken (bei einem BIP-Minus von 2 Prozent) bzw. von gut 2 Milliarden Franken (bei einem BIP-Minus von 3 Prozent). Ein Defizit in der Grössenordnung des Maximums gemäss Schuldenbremse wäre ohne weitere Ausgabenbeschlüsse für heuer etwa zu erwarten. Angesichts der düsteren Aussichten ist ein weiteres Konjunkturprogramm jedoch wahrscheinlich. Allerdings dürfte der Grossteil von dessen Ausgaben erst 2010 anfallen. Zu den Staatsdefiziten gesellen sich die roten Zahlen der Arbeitslosenversicherung – wohl mehr als 6 Milliarden Franken für 2009 bis 2011.

      Die Bilanz ist wenig erbaulich: Die Rezession wird einigen Prozenten der erwerbsfähigen Bevölkerung sehr weh tun (den Entlassenen, die nicht rasch wieder eine Stelle finden), einen grösseren Teil der Bevölkerung verunsichern, vielen Aktionären aufs Portemonnaie drücken, in der Lohntüte der grossen Mehrheit der Angestellten eher wenig Spuren hinterlassen, aber den kommenden Generationen von Steuerzahlern (höhere Staatsschulden) und Rentnern (Kapitalverluste der Pensionskassen) erhebliche Zusatzhypotheken aufladen.

      Offen muss die wichtigste Frage bleiben: Wie lange wird die Krise noch dauern? Gewiss ist: Sie wird vorübergehen. Doch sie daure mindestens bis 2010, vermuten viele. Sie könne noch länger dauern, befürchten einige. Das sind aber kaum mehr als Bauchgefühle auf der Basis aktueller Ängste, der Stärke des vorangegangenen Booms und einiger Anleihen aus der Geschichte. Für die Schweiz lässt sich nur dies einigermassen zuverlässig sagen: Die Antwort liegt im Ausland. Denn ohne Erholung der Weltwirtschaft und der internationalen Finanzmärkte wird auch die Schweiz nicht aus dem Tal der Tränen herauskommen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Wenn-die-S…
      9 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 19:46:37
      Beitrag Nr. 1.905 ()
      Eine Meldung aus Rußland ohne Bezug zu diesem Thema.
      Aber interessant, wie ich finde ...

      Chavez bietet Russland Insel La Orchila als Bomberstützpunkt an
      12:47 | 14/ 03/ 2009

      MOSKAU, 14. März (RIA Novosti). Der venezolanische Präsident Hugo Chavez will Russland den Flugplatz auf der Insel La Orchila für die Stationierung von Langstreckenbombern zur Verfügung stellen.

      „Chavez hat uns die ganze Insel mit einem Flugplatz angeboten, den wir für eine zeitweilige Stationierung unserer strategischen Bombenflugzeuge nutzen dürfen", teilte Generalmajor Anatoli Schicharjew, Stabschef der russischen Langstreckenfliegerkräfte, am Freitag mit. Er schloss eine Nutzung der Insel durch die russische Luftwaffe nicht aus, wenn „eine entsprechende politische Entscheidung getroffen wird".

      Im vergangenen Herbst hatten zwei russische Langstreckenbomber Tu-160 nach Patrouillen über neutralen Gewässern im Nordpolarmeer und im Atlantik auf Einladung von Präsident Hugo Chavez Venezuela besucht. Obwohl es an Bord der beiden Maschinen, die jeweils zwölf Flügelraketen mit großer Reichweite tragen können, keine Atomwaffen gab, sorgte der Besuch weltweit für Aufsehen.

      Quelle: http://de.rian.ru/safety/20090314/120559219.html
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 20:03:59
      Beitrag Nr. 1.906 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.692 von Maraho am 10.03.09 20:17:11Ein letzter "Beitrag" für heute meinerseits ...

      Zweites Konjunkturpaket
      Das große Warten auf den Geldregen
      Von Thomas Vitzthum

      Das zweite Konjunkturpaket soll Deutschlands Wirtchaft in der Krise wieder in Gang bringen. Das Gesetz ist seit zehn Tagen in Kraft, doch die Länder und Kommunen haben noch kein Geld gesehen. Dabei könnten die Milliarden schon nächste Woche fließen – wenn die Länder rechtzeitig ihre Post bearbeiten.


      Seit zehn Tagen ist das Konjunkturpaket II Gesetz, doch bis heute blieben die Bagger in den Garagen. Denn Aufträge werden erst vergeben, wenn alle verwaltungsrechtlichen Fragen geklärt sind. Dieser Tage erhielten die Länder wichtige Post aus dem Berliner Finanzministerium. Die so genannte Verwaltungsvereinbarung regelt, für welche Projekte der Bund wie viel Geld an die Länder überweist. Erst mit ihrer Unterschrift öffnen die Bundesländer das Konjunkturpaket, das für sie in diesem Jahr 13,3 Milliarden Euro enthält.

      Die „Welt am Sonntag“ hat seit Anfang Januar Planungen in Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, bei der Autobahndirektion Südbayern und an den Grundschulen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg begleitet. Während die Berliner heute frustriert sind, fühlen sich die Bayern fast euphorisiert. In NRW warten die Bürgermeister ungeduldig auf die Politik.

      „Vor der Osterpause werden die ersten Aufträge raus sein“. Als Roland Schäfer, SPD-Bürgermeister der Kleinstadt Bergkamen in Nordrhein-Westfalen, sich Anfang Februar zu dieser Aussage hinreißen ließ, glänzten seine Augen. Heute wirkt der Präsident des Städte- und Gemeindebundes in Nordrhein-Westfalen ernüchtert. Es werde wohl nicht so schnell klappen, befürchtet er. Denn das Zukunftsinvestitionsgesetz, das in NRW die rechtliche Grundlage zur Auszahlung der Konjunktur-Gelder bilden soll, dürfte frühestens Anfang April den Düsseldorfer Landtag passieren; die Kommunen in NRW warten auf 1,38 Milliarden Euro. Großer Gewinner ist Köln.

      Die bevölkerungsreichste Stadt des Landes erhält mehr als 100 Millionen Euro. Der Geldregen hat die Verwaltung beflügelt. Keine schnöde Arbeitsgruppe, sondern eine „Task Force“ hat eine lange Wunschliste mit Projekten erarbeitet. Schulen sind sanierungsbedürftig und damit der Unterricht wieder Spaß macht, sollen auch viele Sportanlagen hergerichtet werden. „Sobald Klarheit herrscht, werden wir sofort loslegen“, sagt Hans Dieter Körber, der Leiter der Kölner Kämmerei. Doch mit der Klarheit ist es so eine Sache, es gebe noch „erheblichen Klärungsbedarf“, sagt Körber. So hätten die Kölner aus dem Infrastrukturtopf gerne Mittel zur Neugestaltung des Vorplatzes am Messebahnhof Deutz. Ob das die Bestimmungen des Gesetzes hergeben, ist unklar. Schließlich muss der Stadtrat die Ausgaben genehmigen. Und der tagt nach den Osterferien turnusgemäß erst wieder am 5. Mai.

      Auch wenn sie noch warten müssen, Erleichterung herrscht bei vielen finanzschwachen Kommunen. Lange mussten ihre Kämmerer befürchten, keinen Cent zu bekommen. Ein Drittel der 396 Städte und Gemeinden in NRW befindet sich in der Haushaltssicherung. Sie müssen also ihr Budget vom Land absegnen lassen. Deshalb fällt es ihnen schwer, den geforderten Eigenanteil an den Investitionen aufzubringen. Doch für Projekte, die ausschließlich aus Mitteln des Konjunkturpakets finanziert werden, gelten die Beschränkungen des Nothaushaltsrechts nicht. Das Land NRW richtet einen Sonderfonds ein, aus dem der Eigenanteil vorfinanziert wird. Das birgt die Gefahr weiterer Verschuldung. Denn schon ab 2012 sollen – über zehn Jahre gestreckt – die Städte ihren Anteil zurückzahlen.
      Uwe Blachnik, Schulleiter der Homer-Grundschule im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, hat nichts zurückzuzahlen. Er kann noch nicht einmal etwas ausgeben. „Das einzige, was ich tun kann, ist immer wieder Bedarf anzumelden“, sagt er. Die Bewerbungen, die Blachnik anlässlich des Konjunkturpakets II eingereicht hatte, haben ihm keine verbindliche Zusage gebracht. Seit Jahren will er die Fenster seiner Schule sanieren lassen.

      Er und viele andere Schulleiter im kinderreichen Prenzlauer Berg waren sicher, dass sie von den 6,5 Milliarden Euro an geplanten Bildungsinvestitionen profitieren würden. Doch das Land Berlin hat sich gegen die Grundschulen und für die weiterführenden Schulen entschieden. „Wir erwarten etwa 10 Millionen Euro aus dem Programm, doch die sind für den Ausbau der Sekundarschule, die künftig neben dem Gymnasium die einzige Oberschule sein soll und für Schulmensen vorgesehen,“ sagt Lioba Zürn-Kasztantowicz, die Schulstadträtin des Bezirks Pankow, zu dem auch der Prenzlauer Berg gehört. „Ich arbeite wieder einmal für den Papierkorb“, sagt Schulleiter Blachnik resigniert.

      Nicht im Papierkorb, aber in der Schublade landeten viele Straßenbauprojekte in Bayern in den vergangenen Jahren. „Wir haben einen Vorrat im Umfang von 750 Millionen Euro angehäuft, jetzt arbeiten wir auf Hochtouren“, sagt Stefan Scheckinger vom Bayerischen Innenministerium in München, das für den Straßenbau zuständig ist. Seit Anfang des Jahrhunderts stand dem Straßenbau in Bayern nicht mehr so viel Geld zur Verfügung. Mit den 120,6 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II plus die 145 Millionen aus dem ersten Paket können die fertig geplanten Projekte auch verwirklicht werden. Doch die genaue Mittelzuteilung steht auch in Bayern noch aus. „Es wäre sehr schön, wenn wir wüssten, wie viel Geld mehr wir zur Verfügung haben“, sagt Ute Wenning, Sprecherin der Autobahndirektion Südbayern. Nichtsdestotrotz marschieren ab April die Bauarbeiter an. „Die Autofahrer dürften sich in diesem Sommer über ziemlich viele Baustellen ärgern“, stellt der Sprecher des Innenministeriums fest.

      Ob das Geld am Ende richtig, also im Sinne der Anträge eingesetzt worden sein wird, will die Regierung erst im Nachhinein klären. Dann wird sich der Bundesrechnungshof die Projekte ansehen. „Alles andere hätte zu zeitlichen Verzögerungen geführt, die wir vermeiden wollten“, heißt es im Kanzleramt in Berlin.

      Dass es hier Risiken gibt, zeigt das Beispiel der regionalen Wirtschaftsförderung. Die FDP-Abgeordnete Gudrun Kopp ließ in einer kleinen Anfrage klären, inwiefern die Regierung bisher Erfolgskontrollen der Nachhaltigkeit von Wirtschaftsfördermitteln durchführt. „Die Bundesregierung verfügt über keine Informationen, wie sich Unternehmen, die Fördergelder aus der ,Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftspolitik' erhalten, tatsächlich weiter entwickeln“, heißt es in der Antwort.

      Eine Evaluierung sei komplett den jeweiligen Bundesländern überlassen, in denen die Firmen ansässig sind. Noch gibt es beim Konjunkturpaket nichts zu evaluieren. Erst einmal müssen die Länder ihre Post bearbeiten.

      Mitarbeit: bih, tju, gha
      http://www.welt.de/politik/article3377024/Das-grosse-Warten-…
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 20:23:21
      Beitrag Nr. 1.907 ()
      Für heute möchte ich mich nun verabschieden.

      Vielen Dank für euer Interesse.
      Euch allen sei ein schöner Abend gewünscht.
      Maraho

      P.S.: Und ein herzliches Dankeschön an kiska und Dorfrichter!
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 20:51:17
      Beitrag Nr. 1.908 ()
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 20:56:20
      Beitrag Nr. 1.909 ()
      Hoeneß: Zwei Euro im Monat für Fußball
      14.03.2009

      Der Manager des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, Uli Hoeneß, schlägt eine Sonderabgabe für mehr Fußball im Fernsehen von zwei Euro im Monat pro Haushalt vor.

      Damit stünde der deutsche Profifußball auf einer besserem finanziellen Basis
      und könnte mit den europäischen Top-Ligen in England, Italien und Spanien konkurrieren können. Bezahlt werden könnte die Fußball-Soli vom Staat oder den öffentlich-rechtlichen Anstalten. „Am besten wäre es, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender alle Fußballrechte kaufen und dem Bürger Fußball quasi gratis nach Hause senden würden“;), so Hoeneß. „Meine große Hoffnung ist, dass die Leute irgendwann bereit sind, zwei Euro im Monat für Fußball zu bezahlen. Das ist nicht mal eine halbe Schachtel Zigaretten oder ein kleines Bier in der Kneipe.“

      Würde der Fußball-Euro eingeführt, könnten die Clubs der 1. und 2. Bundesliga im Monat „rund 75 Millionen Euro, im Jahr gut 900 Millionen“ einnehmen. „Damit kämen wir den 1,2 Milliarden Euro in England und den 1,1 Milliarden in Italien sehr nahe. Das wäre mal was, das wäre dreimal so viel wie die 1. und die 2. Liga derzeit pro Saison bekommen. Dann könnte jeder praktisch kostenlos Fußball gucken.“

      Hoeneß sieht einen solchen Preis, den auch Nicht-Fußballfans zahlen sollten, für gerechtfertigt an. „Schauen Sie sich das Fernsehprogramm doch mal in seiner Gänze an und rechnen aus, wie gering der Anteil des Fußballs daran ist und für welche Einschaltquoten er gleichzeitig sorgt. Welche Sendung außer vielleicht „Wetten, dass“ erreicht denn vergleichbare Zuschauerzahlen wie Fußball?“ Ein Abkassierung auch von Fußball-Desinteressierten sieht Hoeneß in solch einem Fußball-Euro nicht. „Ich werde doch auch monatlich abkassiert, obwohl ich nur Nachrichten, Sport und politische Diskussionen anschaue.“

      Hoeneß rechnet damit, dass der Fußball in den nächsten Monaten stärker von den Folgen der Wirtschaftskrise getroffen wird. Vor allem kleinere Vereine, die Sponsoren- und Werbeverträge verlängern müssen, könnten erheblich unter Einnahmeverlusten leiden, sagte Hoeneß der am Montag erscheinenden WirtschaftsWoche. „Ich fürchte, dass wir im Sport erst den Anfang der Krise erleben. Warten Sie die nächste Transferperiode ab – also den Zeitraum, wenn die Spieler die Vereine wechseln dürfen. Ab 1. Juli geht es wieder los. Dann werden bei den Clubs die Jahresabschlüsse vorliegen, dann werden sich einige von Spielern trennen müssen.“ Von wenigen Ausnahmen abgesehen würden die Transfersummen stark sinken so Hoeneß. „Ich bin sicher, dass in der kommenden Transferperiode im Schnitt wesentlich weniger Geld fließen wird als in den vergangenen Jahren. Das schließt Ausreißer wie Kaká nicht aus.“ Es werde „Transfersummen von 15 bis 20 Millionen Euro für mittelklassige Spieler, die eigentlich gerade drei Millionen wert sind, nicht mehr geben“.

      Betroffen seien aber auch die Vereine, denen Einnahmen wegbrechen. „Im Bereich Sponsoring werden für kleinere Vereine sicher Einschnitte kommen, besonders bei denen, wo das Sponsoring noch den Charakter von Mäzenatentum trägt. Solche Gönner werden sich das nun viel stärker überlegen müssen. Aber auch für Vereine, bei denen in diesem Jahr große Sponsorverträge auslaufen, könnte es eng werden, weil es nicht einfach sein wird, Verträge zu den derzeit noch gültigen Konditionen zu erneuern.“ Hoeneß hält es für möglich, dass etwa beim FC Bayern die Eintrittspreise sinken könnten, sollte die Arbeitslosigkeit deutlich zunehmen. „Wenn es wirklich schlimmer wird und die Arbeitslosigkeit extrem zunimmt, werden wir über die Eintrittspreise nachdenken und sie der jeweiligen Situation anpassen.“
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 21:10:46
      Beitrag Nr. 1.910 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.265 von kiska am 14.03.09 20:56:20Guten Abend kiska,
      ich hatte es heute Mittag gelesen. Der gute Hoeneß wird langsam wunderlich.

      Schönen Abend von Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.03.09 21:24:42
      Beitrag Nr. 1.911 ()
      Ich habe für euch noch eine schaurig-schöne Geschichte aufgetan.
      Aus dem Jahr 2005. Aber lest selbst ...

      Black Day
      Artur P. Schmidt

      Millisekundenpleite an den Finanzmärkten – Eine Erzählung

      Wir schreiben das Jahr 2007 an den internationalen Finanzmärkten. Am 18. Oktober beträgt die Stock-Market Time – 28 %. Der bis dato höchste Tagesverlust in der Geschichte der New Yorker Stock Exchange. Der Tag, an dem die ersten Banken kollabierten und Hedgefonds-Manager den kollektiven Herzinfarkt bekamen.
      Doch zurück zur Gegenwart. Wie kommen wir in das Jahr 2007. Nun, es ist wie immer im Leben: die Naturgesetze helfen uns. Ein riesiges schwarzes Loch, d.h. eine gigantische Raumkrümmung mit soviel Energie, dass kein Lichtstrahl aus ihr heraustreten kann, ermöglicht uns die Zeitreise in das Universum der Finanzjongleure.

      Lassen Sie uns jetzt "life" deren Untergang der alten und die Geburt einer wirklich neuen Ökonomie erleben. Nehmen wir die Herausforderung der Zukunft an und katapultieren wir uns in die Geschehnisse von Schumpeterscher Tragweite: der Zerstörung der Pax Americana und die Geburt der zinslosen Ökonomie.


      Captain Greenspan hat das sinkende Schiff längst verlassen und ist irgendwo in der New Yorker South Bronx untergetaucht. Niemand weiß, wo er sich befindet. Der Altmeister der Bubbles hat sich lautlos aus dem Finanz-Nirwana der amerikanischen Schulden-Ökonomie verabschiedet.

      Dr. Copper hat es immer schon gewusst: Man muss auf steigende Rohstoffe setzen. Er hat die Leitung der Federal Reserve übernommen und berät nun persönlich und direkt den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

      An der Wall Street, verwaltet Maris S., eine der bedeutendsten Hedgefonds-Managerinnen mit einem Rekord-Jahresgehalt von 1.5 Milliarden US-Dollar, den Livermore-Fonds ihres Vaters und sitzt am 18. Oktober 2007 in ihrem Büro in New York City, ganz in der Nähe des Central Park. Von dort aus beobachtet sie mit großer Anspannung die Entwicklungen am Börsenticker. Dieser ist schon seit Tagen bei steigenden Volatilitäten gefallen, was auf künftig große Kursbewegungen schließen ließ. Die Umsätze waren zwar bisher gering, aber die Nervosität unter den Anlegern stieg immer weiter.

      Maris S. hatte bisher nie einen Zweifel daran, dass der Markt reif war für eine scharfe Korrektur nach unten. Doch um zu wissen, wann diese kommt, benötigt man ein scharfes Gespür für die Wechselwirkungen in den Märkten. Seit Maris S. die von ihrem Vater entwickelte kybernetische Software einsetzte, die die Robustheit von Finanzindikatoren gegenüber deren Systemumgebung untersuchte, hatte sie einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber all ihren Kollegen aus der Finanzbranche.

      Seit einigen Wochen schon hatte sie begonnen, den Markt mit einigen kleineren Positionen zu shorten. Diese waren bereits mit mehreren 100 % im Gewinn. Doch seit dem heutigen Freitag ging sie auf volles Risiko. Wie einst der erfolgreichste Trader an der NYSE Jesse Livermore und Namensgeber des Fonds setzte sie nun alles auf eine Karte. Der Zeitpunkt des ultimativen Handelns war gekommen. Alle Broker sagten wieder steigende Kurse voraus, doch Warren Buffet wusste besser, was deren Aussage wert war: "Wer sich nach den Tipps von Brokern richtet, kann auch einen Friseur fragen, ob er einen neuen Haarschnitt empfiehlt."

      Um 10:30 AM New Yorker Zeit begann sie mit dem Shorten der kybernetisch schwächsten Titel und investierte innerhalb von drei Börsenstunden etwa 100 Milliarden US-Dollar auf fallende Kurse. Damit dies nicht auffiel, wurde das Geld nicht direkt durch den Fonds investiert, den sie leitete, sondern durch neu gegründete Firmen, die die Orders unauffällig platzierten.

      Bereits um 00:45 PM New Yorker Zeit war der Index um 2.8 Prozent eingebrochen und dieser fiel weiter. Um 01:00 PM waren alle Puts und Leerverkäufe in den Märkten platziert und man konnte förmlich spüren, wie die Nervosität unter den Anlegern immer weiter um sich griff. Bereits um 02:15 PM war der S&P 500-Index mit 5,8 Prozent im Minus und es kamen immer mehr Verkaufsorders herein.

      Um 02:38 PM begann der Markt sich leicht zu erholen und reduzierte den Kursverlust auf 4,2 Prozent. Doch dies sollte nur die Ruhe vor dem perfekten Sturm sein. Nach einer dreiminütigen Seitwärtstendenz begann der Markt noch schneller zu fallen als zuvor. Um 03:02 PM New Yorker Zeit rauschte der Index in nur einer Viertelstunde um weitere 5 % gegenüber den bisherigen Tiefstständen in den Keller und notierte bei Minus 10.8 %.

      Doch was dann kam, hatte man bisher an den Finanzmärkten noch nicht gesehen. Die Abwärtswelle gewann weiter an Dynamik und verstärkte sich zu einem Börsen-Tsunami größten Ausmaßes. Um 03:18 PM war der Index um sage und schreibe 21 % eingebrochen. Doch der Index fiel immer weiter. Jetzt war für Maris S. die Zeit gekommen, ihre Positionen sukzessive einzudecken. Der Kybernetik-Indikator zeigte an, dass der Markt wieder an Robustheit gewann und es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis das Pendel wieder nach oben ausschlagen würde. Maris S. kannte das Geheimnis der Rothschilds, dass man sich an der Börse verhalten muss wie beim Baden in kaltem Wasser: Hineinspringen und rasch wieder heraus.

      Der Markt fiel im Rahmen eines scharfen Sell-Out weiter bis in der Spitze auf – 28 Prozent und Maris S. stellte bis 03:33 PM sämtliche Short-Positionen glatt. Das Derivate-Domino begann wie ein Kartenhaus zusammenzubrechen und zahlreiche Banken mussten bereits Chapter 11 beantragen. In der Spitze des Rekordkurs-Verlustes des S&P 500 realisierte Maris S. Kursgewinne von über 2.000 %. Innerhalb weniger Handelsstunden konnte sie so den Rekordgewinn von etwa 3,0 Billionen US-Dollar einfahren. Warum das so geschehen konnte? Nun, der Altmeister Kostolany gibt die Antwort: "Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten - oder umgekehrt."

      Etwa 3/10 diese Summe investierte sie sofort auf steigende Kurse, um von der allfälligen Erholung zu profitieren. Innerhalb der letzten 5 Handelsminuten schnellte der Index wieder 8,5 % in die Höhe, was erneut einem Buchgewinn von etwa 1.8 Billionen US-Dollar bedeutete. Ihr Vater, Paul S., dem der Livermore-Fonds gehörte, war jetzt nicht nur der reichste Mann in Amerika, sondern auch der reichste Mann auf Erden.

      Maris musste jetzt nur noch den nächsten Tag abwarten, um ihr Werk zu Ende zu bringen. Am nächsten Morgen eröffnete die Börse weiter mit steigenden Kursen. Zu groß waren die Kursverluste, als dass nicht Schnäppchenjäger sich einbildeten, dass jetzt der Markt wieder extrem billig sei. Am 19. Oktober um 10:46 AM war der Markt gegenüber seinen Tiefstkursen wieder um 12.5 % gestiegen. Zeit für Maris S., erneut Kasse zu machen und jetzt einen Gesamtgewinn von nochmals 2,3 Billionen US-Dollar einzufahren. Mit einem Gesamt-Portfolio von nunmehr 4,4 Billionen US-Dollar begann sie, den gesamten Markt weiter leer zu kaufen. Um 00.48 PM waren alle Orders platziert.

      Timing, Timing und nochmals Timing

      Mittlerweile hatte der Markt bereits wieder leicht zu fallen begonnen und der Tagesgewinn betrug nur noch 2,7 Prozentpunkte. Um 01:28 PM musste jedoch jedem klar werden, dass möglicherweise das Schlimmste doch noch nicht vorbei ist. Wie beim großen Hurricane-Desaster von Galveston im Jahr 1900 entwickelte sich im Auge der amerikanischen Finanzmärkte der "Perfect Storm". Maris S. saß vor ihrem Computer und beobachtete, wie die Abwärtsdynamik wieder an Fahrt gewann. Um 01:59 PM waren die Tagesgewinne bereits dahingeschmolzen und um 03:33 PM wurden die alten Rekord-Minusstände von - 28 % gegenüber dem Vortag wieder erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war das Vermögen des Livermore-Fonds bereits auf über 25 Billionen US-Dollar angestiegen.

      Was würde jetzt geschehen? Die mahnenden Worte des neuen amerikanischen Notenbankpräsidenten verpufften ebenso wie die des US-Präsidenten, der zur Ruhe mahnte. Doch dann ereignete sich etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Ein Großangriff von Hackern, gleichzeitig ausgeführt auf die sechs wichtigsten weltweiten Backbones, begann zunehmend das Internet lahm zu legen. Um 03:55 PM Uhr kurz vor Börsenende des 19. Oktober war es dann soweit. Totenstille! Alle Bildschirme waren schwarz. Die alte Börsenweisheit, dass man an der Börse 1000 Prozent gewinnen, aber nur 100 Prozent verlieren kann, nahm nun ihren Lauf.

      Der totale Black Day an den Finanzmärkten. Nichts ging mehr. Kein Bildschirm der Welt war in der Lage, das Netz aller Netze auf die Interfaces zu projizieren. Das Internet war tot. Mausetot. Doch was passierte jetzt mit dem virtuellen Parkett. Keine Aufträge kamen mehr herein, keine gingen heraus. Panik brach aus. Über das Fernsehen wurde schnell die Mär verbreitet, dass das Internet nun für alle Zeiten tot sei und dies den größten Kurssturz in der Geschichte der Finanzmärkte ausgelöst hätte. Getreu dem Motto, glaube an keine Nachricht, die du nicht selbst gefälscht hast, führte das Absterben der Netzmaschine zur größten Massenpanik in der Geschichte der Menschheit.

      Um 04:28 PM, kurz vor Schluss der Schalteröffnungszeiten, setzte ein riesiger Massenansturm auf die Filialen amerikanischer Banken ein, der den Kondratieff-Abschwung durch eine Killer-Flutwelle vollendete und sich in Rekordzeit über den ganzen Globus ausbreitete. Von einer Stadt zu anderen in Richtung Westen kam es zu einem Banken-Run wie in den 20er Jahren. Die Börsen in Australien, Tokyo, Singapur, Moskau, Frankfurt, Paris und London stürzten ins Uferlose.

      Maris S. beunruhigte dies jedoch nicht weiter, wusste sie doch, dass derartige Paniken am Montag nur noch zu weiteren gewaltigen Kursstürzen führen würden. Durch die 4,4 Milliarden Dollar, die sie auf fallende Kurse gesetzt hatte und die jetzt schon einen Buchwert von über 50 Billionen US-Dollar hatten, musste sie nur den Tag des neuen Erwachens des Internet abwarten, um ihre Positionen schnellstmöglich glattzustellen. Schließlich hatten die Experten jetzt ein ganzes Wochenende Zeit, um die Viralität des WWW zu besiegen. An der Börse wie im richtigen Leben zählen eben nur drei entscheidende Faktoren: Timing, Timing und nochmals Timing.

      Doch wie stark würden die Kurse noch weiter fallen? Sie verließ das Büro am Freitag Nachmittag und wollte sofort mit dem Flugzeug zu ihrem Vater nach Hawaii liegen, der am 20. Oktober seinen 60. Geburtstag hatte, um ihm persönlich zu gratulieren und mit ihm die Lage zu besprechen. Dies war jedoch leider aktuell nicht möglich, da die Buchungssysteme der Airlines für ihr Funktionieren ebenfalls das Internet benötigten. So entschloss sie sich, mit ihrem alten VW-Käfer in ihr Ferienhaus nach Hauppage auf Long Island zu fahren und sich dort so lange aufzuhalten, bis klar war, wann die Börse wieder öffnen würde.

      Theorie der Viralität

      Maris S. war jetzt gerade mal 28 Jahre, Sie war die Tochter des führenden Kybernetikers und eines potentiellen Kandidaten für den Wirtschaftsnobelpreis, der schon vor einigen Jahren Millisekundenpleiten an den Finanzmärkten vorausgesagt hatte. Mit 21 Jahren hatte sie bereits ihren ersten kybernetischen Fonds gemanaged, mit 24 Jahren betreute sie bereits ein Vermögen von 20 Milliarden US-Dollar, was sie bis zu ihrem 28. Lebensjahr auf die unglaubliche Summe von etwa 100 Milliarden US-Dollar steigern konnte. Doch diese Karriere wäre ohne ihren Vater nicht möglich gewesen, der bereits mit 52 Jahren des Börsen-Tradings überdrüssig war und sich zum Schreiben von Büchern an die schönsten Plätze der Welt zurückgezogen hatte.

      Jetzt saß dieser gerade auf der Veranda seiner Hawaiianischen Traumvilla in Kauai und las philosophische Texte von Baudrillard, den er wegen seiner Theorien zur Viralität verehrte. Auf den Börsenticker konnte er ebenfalls nicht blicken, da ja alles schwarz war. Er erinnerte sich, dass es letztendlich dieser großartige französische Denker war, der ihn auf die Idee gebracht hatte, die Komplexität von Börsensoftware derart zu steigern, dass diese in der Lage war, frühzeitig große Bewegungen zu erfassen, bevor die Masse dies tun konnte.

      Der größte Virus, den ein Finanzmarkt haben kann, ist der Trader, der weiß, was der Markt unmittelbar macht, da er das Immunsystem aller anderen Trader vernichtet. Und hier wurde er zu einem Meister seines Faches. Vom großen Investor Aristoteles Onassis hatte er gelernt, dass man dem Geld nicht nachlaufen darf, sondern dass man diesem entgegengehen muss. Seine Tochter konnte heute life erleben, was er schon seit Jahren vorhergesagt hatte: den totalen elektronischen Super-Gau. Und das Faszinierende daran war, dass Maris komplett richtig im Markt lag, während Millionen von Marktteilnehmern unglaubliche Summen in einem atemberaubenden Tempo verloren.

      Paul S. hatte jetzt lange genug lesend auf seiner Veranda gesessen. Es war Zeit für seinen täglichen Simulationsflug. Diesmal hatte er sich den alten Anflug auf Hongkong aus den 80er Jahren ausgesucht. Er startete die Motoren seiner 747 und begab sich auf die Startbahn, um einen kleinen Rundflug über die ehemalige Kronkolonie zu wagen.

      Mittlerweile war seine Tochter in ihrer Ferienwohnung in Hauppauge angekommen. Zuvor hielt sie an einem italienischen Restaurant an, um sich noch eine Pizza für Zuhause mitzunehmen. Sparen lernt man von den Reichen und so war sie trotz ihres Billionen-Vermögens ein völlig normaler Mensch geblieben.

      Als sie zuhause angekommen war, schaltete sie ihre Wireless-Verbindung ein, um zu überprüfen, ob das Internet wieder in Funktion getreten war. Es war wie ein Wunder, am Montag um 01:30 PM New Yorker Ortszeit funktionierte alles wieder, auch die Märkte - und sie rasten in einem atemberaubenden Tempo weiter in die Tiefe. In der Spitze der Baisse-Bewegung am 22. Oktober 2007, dem schwärzesten aller Montage, den die Welt je gesehen hatte, fiel der Markt bis zum Börsenschluss um 04.00 PM auf ein Minus 64 Prozent gegenüber den Höchstständen der letzten Erholungsphase. Damit lag der Gesamtkursverlust an der Wall Street nun um nahezu 80 % unter den Höchstständen der Märkte des Jahres 2007.

      Die Märkte kannten an diesem Tag scheinbar nur noch eine Richtung: Senkrecht nach unten. Nur Fallschirmspringer können wahrscheinlich richtig ermessen, wie wichtig es ist, eine Reißleine zu haben. Diejenigen Broker, die sich an diesem Tag von den Wolkenkratzern in Manhattan stürzten, wird diese Erkenntnis ebenfalls wie Schuppen von den Augen gefallen sein.

      Fast hatte es den Anschein, dass nun alle Anteilsscheine, ob Aktien oder Anleihen, ihrem inneren Papierwert zustrebten, der bei nahezu Null liegt. Maris wusste, dass alles innerhalb der nächsten Stunde verkauft werden müsste, da es bei plötzlich wieder stark ansteigenden Kursen, ob heute oder am nächsten Handelstag, unmöglich sein würde, die Short-Positionen wieder einzudecken. So stieß sie nun, während der Markt auf seine Tiefststände zuraste, Papiere im Wert von 165 Billionen US-Dollar ab und hatte somit ihr Vermögen gegenüber dem vorigen Handelstag nochmals mehr als verdreißigfacht. Nach Beendigung sämtlicher Transaktionen rief sie ihren Vater in Hawaii an, denn über das Internet ließ sich jetzt auch wieder kostenlos skypen. Von den Schwaben lernt man schließlich sparen.

      "Hello Dad, how are you", fragte sie ihn. "Fine, I am sure you made it", kam die Antwort zurück. "Yes, Dad, just made 165 Trillion Bugs, was easier than I thought", prahlte sie ein bisschen. "Told you", bekam sie vom Vater zu hören. Paul S. sagte spontan: "You know, the money of the others is not gone, we have it now."

      Schluss mit den Zinsen

      Danach beratschlagten sie, was sie mit dem vielen Geld machen sollten. Die Lösung war relativ einfach. Wegen der Herkunft des Vaters aus Deutschland beschlossen sie zunächst, einmal von dem Geld sämtliche deutsche Staatsschulden zu tilgen. Außerdem wurde beschlossen, die amerikanischen Staatsschulden auch gleich mitzutilgen, da ja man schließlich hier wohnte.

      Schnell wurden weitere Löcher gefunden, die es zu stopfen galt. So wurde die Gesamtsumme von 85 Billionen US-Dollar gespendet, um die Weltwirtschaft wieder zu stabilisieren, was auch tatsächlich gelang. Ferner wurden Hilfsprojekte in Entwicklungsländern aufgelegt und der Welt eine kostenlose Heimatstadt des Wissens namens "Lampsacus" geschenkt.

      Paul und Maris S. waren mit dem Verlauf der letzten Woche äußerst zufrieden und beschlossen, sich jetzt sofort wiederzusehen, um diese erfolgreiche Börsenwoche gebührend bei einem Glas Württemberger Rotwein, einem Schwarzriesling, zu feiern. Denn ein geflügeltes Wort von Curt Goetz stimmt für jeden erfolgreichen Trader: "Um Geld verachten zu können, muss man welches haben."

      Als Treffpunkt wurde Hollywood vereinbart. Es galt zu besprechen, wie das neue Anlagevermögen des Livermore-Fonds von 80 Billionen US-Dollar reinvestiert werden sollte, um die Vermögensdisparität der Weltfinanzmärkte weiter zurückzuführen. Außerdem musste mit Produzenten verhandelt werden, um die Filmrechte zu klären. Durch die Transaktionen von Maris S. waren die Vermögen großer Investmentfonds, Hedgefonds und ihrer Klienten dermaßen geschmolzen, dass nun wieder 80 % der weltweiten Vermögens in den Händen von über 50 % der Weltbevölkerung lag. Vor dem großen Crash lag der Anteil bei unter 5 %. Die einzige Bedingung, die die USA, Deutschland und andere Schuldner zähneknirschend akzeptieren mussten, war das weltweite Verbot von Zinsen.

      Ein Jahr nach den Ereignissen wurde Paul S. der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Doch er nahm sich die die Freiheit, ihn auszuschlagen. Aber auch das verdiente Geld bedeutete ihm nicht sehr viel, denn das größte Geschenk der Welt war seine Tochter Maris. Allerdings nahm er das Angebot des amerikanischen Präsidenten an, Dr. Copper, der sich völlig unerwartet am 22. Oktober durch einen tödlichen Herzinfarkt von der wirtschaftlichen Bühne verabschiedet hatte, als Notenbankpräsident zu folgen, Denn wie sagte schon der alte Rothschild: "Gebt mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es kümmert mich nicht länger, wer die Gesetze macht."

      The End.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=/tp/r4/artik…

      Etwas zu Joseph Schumpeter: http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Schumpeter
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 08:00:22
      Beitrag Nr. 1.912 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.683 von Maraho am 14.03.09 17:15:25Guten Morgen und einen schönen Sonntag!

      Etwas weiteres aus London ...

      Vorgaben für "Schattenbanken"
      Hedge-Fonds werden reguliert
      von Jens Tartler (Horsham)

      Die USA haben ihren Widerstand gegen die Pläne der EU-Staaten aufgegeben: Künftig müssen Hedge-Fonds über ihre Aktivitäten informieren. Auch den Streit um weitere Konjunkturpakete hat Finanzminister Geithner ausgeräumt.


      Hedge-Fonds werden künftig direkt reguliert. Darauf haben sich die Finanzminister der weltweit zwanzig wichtigsten Länder (G20) am Samstag im britischen Horsham südlich von London verständigt. Sie bereiteten dort den G20-Finanzgipfel Anfang April vor. Demnach wird es für Hedge-Fonds nicht nur eine Registrierungspflicht geben. Die Fonds müssen künftig auch über ihre Aktivitäten informieren.

      Die USA hatten sich bislang gegen eine direkte Regulierung von Hedge-Fonds gesperrt. Allenfalls indirekte Vorgaben über die Banken, mit denen sie Geschäfte machen, hatten im Raum gestanden.

      Über die Regulierung des sogenannten Schattenbankensystems wird schon lange debattiert. Neben Hedge-Fonds zählt man dazu unter anderem Beteiligungsgesellschaften, Geldmarktfonds und Unternehmen, die ohne Banklizenz Hypothekenkredite vergeben. Sie sind - im Gegensatz zu "echten" Banken - kaum bis gar nicht reguliert und gelten vielen Kritikern als ein Auslöser der Krise. Daher fordern viele bindende Vorgaben gerade für Hedge-Fonds, die in den vergangenen Jahren enorm an Einfluss auf Unternehmen gewonnen haben und oft mit einem großen Risiko agieren.

      Auch den Streit um weitere Stützungsaktionen für die Konjunktur haben USA und EU nach den Worten von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) beigelegt. Er und US-Finanzminister Timothy Geithner hätten dieses Thema in einem Vier-Augen-Gespräch "frühzeitig abgeräumt", so Steinbrück. "Man war sich einig, dass Deutschland schon eine ganze Menge auf den Weg gebracht hat", sagte er. Die Bundesregierung hat zwei Konjunkturpakete beschlossen, die gemeinsam 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen.

      Die USA hatten den Europäern vorgehalten, nicht genug zu tun, um die Konjunktur anzukurbeln, und weitere Ausgaben gefordert. EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich wiesen das zurück. Sie wollen vielmehr schnell eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte durchsetzen. An konkreten Beschlüssen mangelte es allerdings am Samstag. Mit Blick auf die finanzielle Ausstattung des Internationalen Währungsfonds etwa beschlossen die Minister lediglich eine Aufstockung. Die angepeilte Verdoppelung der Kreditreserve auf 500 Mrd. $ wurde nicht festgeklopft.

      Steinbrück zufolge arbeitet die Bundesregierung weiter an einer Bad Bank, bei der die krisengeplagten Banken risikobehaftete Wertpapiere abladen können. "Wir suchen händeringend nach einer Lösung, die nicht jemanden belastet, der die Probleme gar nicht verursacht hat", sagte der Minister mit Blick auf Risiken für die Steuerzahler. Die Bundesregierung hat die Schaffung einer zentralen staatlichen Bad Bank bisher ausgeschlossen.

      Auch über eine Lösung für den schwer angeschlagenen US-Autobauer General Motors und seine deutsche Tochter Opel habe er mit Geithner gesprochen, so Steinbrück. Die USA wollten in den nächsten zwei Wochen eine Entscheidung über das Schicksal des Unternehmens treffen.

      http://www.ftd.de/politik/international/:Vorgaben-f%FCr-Scha…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 08:18:46
      Beitrag Nr. 1.913 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.499.048 von Maraho am 03.02.09 05:52:25Mit einem Blick auf den Amoklauf von Winnenden ...

      Non vitae sed solum rei oeconomicae discimus?

      Es war vorhersehbar, dass die bestürzte Republik in der Debatte um den Amoklauf von Winnenden die Schuld bei allen möglichen Verdächtigen suchen würde, vom geschmacklosen Computerspiel bis zu den sorglosen Eltern, von den überforderten Schulbehörden bis zum unaufmerksamen Freundeskreis; kaum ein Wort jedoch über das eigentliche Übel, das anzusprechen wir uns scheuen, weil unangenehm, unangepasst, unzeitgemäß, noch dazu höchst unpassend, in einem - in seinem PISA-Stolz ohnehin gekränkten - deutschen Bildungsbürgertum: die Schule ist zu einem verlotterten Ort geworden, einer Verwahranstalt für Kinder und Jugendliche, die jedem humboldtschen Ideal von Bildung Hohn spottet, einer standardisierten Geistaufbereitungsmaschine für den kommerziellen Zweck, vor der sich selbst und vor allem ein Seneca, der die antiken Philosophenschulen mit seinem bekannten Zitat zu mehr Wirklichkeitsnähe ermahnte, mit Grauen abwenden würde.

      Der das hier schreibt, geht hauptberuflich einer ehrbaren, wenn auch neuerdings mit gelegentlich negativer Konnotation in den Schlagzeilen befindlichen Profession nach, die neudeutsch-feuilletonistisch als „Manager" bezeichnet wird; engagiert sich in seiner Freizeit als Elternsprecher einer örtlichen Grundschule, und kam in seinen Jugendtagen noch in den Genuss eines hervorragenden Schulbildungsangebots; selbiges konnte er zwar leider nicht in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen, weil er - wie es auf Österreichisch so schön heißt - im Gymnasium eine „faule Sau" war. Gleichwohl hinterließ aber auch das Wenige, das ich aus meinen insgesamt 12 Schuljahren mit ins Leben nehmen konnte, deutliche Spuren, und in der Retrospektive bedaure ich natürlich wie jeder andere auch, dass ich das, was so reichlich vorhanden gewesen wäre, nur in so spärlichem Umfang zu nutzen wusste. Aber immerhin: sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, meine Memoiren schreiben zu müssen, dann werde ich darin als zentrales Leitmotiv meines Lebens den Satz würdigen, den mein langjähriger Lateinlehrer immer einzuwerfen pflegte, wenn seine Mühen in der lehrplanmäßigen Kerndisziplin wieder einmal nicht den erhofften Erfolg zeitigten: „Wenn's bei mir scho ned Ladein leants, doann suillts wenigstans Deitsch learna!"

      Er war der beste Lehrer, den ich je hatte. Mein Erfolg in Latein war zwar nicht berauschend, aber ich schaffte immerhin das Abitur, und hatte - was wesentlich wichtiger war - eine Ausgangsbasis für mein weiteres Leben: non scholae sed vitae discimus - dieser Professor hatte den Sinn der Botschaft sehr wohl verstanden, er verschaffte uns, seinen Schülern, ein Rüstzeug, einen Basis-Werkzeugkasten, und schickte uns damit auf die Reise. Wohin? - Ganz egal wohin; wo der Weg eben hinführte. Und das schreibe ich nicht nur schöngeistig so dahin: in der Tat war ich mit 18 alles anderes als der Prototyp des karrieristischen Konzernkriegers, sondern dieser Teil meiner Biografie stellte sich eher zufällig ein, Jahre später.

      Die heutige Schule ist nicht mehr der Ort, an der ich aus der Perspektive eines Vaters das wiederfinde, was ich als Schüler noch erfahren durfte; nicht der Ort, an den man gerne seine Kinder schickt, in ihrem wichtigsten, weil prägendsten Lebensabschnitt. Und daran gebe ich bestimmt nicht den Lehren die Schuld, zumindest nicht direkt: sie sind ebenfalls nur Opfer einer tragischen und selbstvergessenen kollektiven Schandtat, die kein geringerer als der ehemalige Bundeskanzler und heutige Energie-Lobbyist Gerhard Schröder auf den Punkt brachte, als er die Lehrer Niedersachsens in Bausch und Bogen als „faule Säcke" bezeichnete, und dafür auch noch regen öffentlichen Applaus bekam. - WIR haben die Schule zu dem gemacht, was sie heute ist, wir haben sie verstümmelt und vergewaltigt, haben sie ihres ursprünglichsten und nobelsten Auftrags beraubt, und sie an den Katzentisch unserer Gesellschaft verwiesen. Wollten wir nicht unsere Kinder einmal mit dem Schlüssel zu einer besseren Welt ausstatten? War das nicht mal irgendwann unsere Maxime? In ihrem Interesse und unserem eigenen? - Wo stünde das denn heute noch ernsthaft zur Debatte? Wer schriebe sich denn das noch auf seine Fahnen, außer wahlkämpfenden Politikern, wenn sie sonntags ihre Blumensträußchen und bunte Kugelschreiber verteilen und des abends aus dem Talkshowsessel ihre verbalen Abziehbildchen durch den Äther schicken?

      Wir, die dankbaren Günstlinge einer früheren, besseren Epoche, wir haben die Schule in Grund und Boden gewirtschaftet. Wir haben sie der Warenfiktion der Arbeit restlos anheimfallen lassen, nicht nur die Schule als Bildungsinstitution, sondern die Schulzeit als Lebensabschnitt all derer, die wir als wichtigsten und besten Teil unserer Gesellschaft gemeinsam hervorgebracht und früher auch mal so behandelt haben. Mit weit aufgerissenem Mund des Entsetzens betrachten wir diejenigen, in die wir als Generation unsere ganzen Hoffnungen setzen, ja setzen müssen, bei ihren „unerklärlichen" Taten. Wir, die wir sie sehenden Auges um die wichtigste Zeit ihres Lebens betrogen haben, wir sind einmal mehr fassungslos, wenn erneut ein wahrhaft „Enthemmter" ein Ventil für seine inneren Energien - bisweilen leider höchst destruktive Energien - findet, durch das sich der aufgestaute Frust, die verzweifelt abgebrochene Suche nach Sinn und der Schrei nach Aufmerksamkeit entladen. In unserer kollektiven Ratlosigkeit suchen wir Heil im transzendalen Reich des Unerklärlichen: „Wie konnte er nur?" - zum Selbstschutz vermutlich, um unser kümmerliches gesellschaftliches Dasein zwischen BILD und Tagesschau irgendwie vergessen zu machen, um die traurige Lage, in die wir uns selbst gebracht haben, nicht vor uns und unseren Kindern eingestehen zu müssen: es ist halt so, nicht wahr? Da kann man gar nichts machen. Die Bildung muss sich an den Zwecken der Wirtschaft ausrichten, weil wir konkurrieren mit billigen Chinesen und smarten Indern, da bleibt für kindliche Unbedarftheit und humanistische Exkurse, über das lehrplangemäße Maß an Goethe und Kafka hinaus, halt wenig Zeit. Und Zeit ist Geld, wie wir wissen, und von beidem haben wir bekanntlich viel zu wenig. Da mutet es an wie ein schlechter Witz, dass beides, sowohl Geld als auch Zeit, im herrschenden akademischen Modell des ökonomischen Mainstreams keinerlei Rolle spielen, es aber im modernen Schulwesen gar nicht mehr schnell und kosteneffizient genug gehen kann, um dem wirtschaftlichen Betrieb neue „menschliche Ressourcen" [Human Resources (HR), die Angelsachsen nennen das Kind wenigstens beim Namen] zuzuführen; und wie es sich für eine „lean" Gesellschaft gehört, in einer möglichst flexiblen, standardisierten und ohne große Lernkurvenverzögerungen einsetzbaren Form, wahrhaft „just in time": Die Schule als sozio-ökonomischer Kanban-Container. Bravo! Der professionelle "Operational Excellence"-Beauftragte in uns weiß: mehr kann man nicht erreichen.

      Das Ökonomische hat die Gesellschaft in Geiselhaft genommen, das Lösegeld ist astronomisch hoch, aber nichtsdestotrotz in kleinen, unmarkierten Scheinen zu entrichten: unsere Kinder, traditioneller Formen der Selbstbestätigung und Anerkennung weitgehend beraubt, erniedrigen sich für ein wenig gesellschaftliche Anerkennung, für ein Quentchen „Sinn", bei „Deutschland sucht den Superstar" und ähnlichen Formaten medialen Masochismus; oder greifen kurzerhand zur Pistole und veranstalten ein Massaker: beides hilft, beides hebt heraus aus der unförmigen, sinnentleerten Masse einer taubstummen Gesellschaft. Im Nebenblog fragt mein Freund Fonsi unschuldig: „Ja, warum lesen sie denn keinen Voltaire und keinen Rilke?" - Aber die Antwort hätte er sich gleich selber geben können: „Wozu?" - Damit lässt sich heutzutage kein Blumentopf gewinnen, im Freundeskreis nicht, bei den Eltern nicht, in der Schule nicht, am Arbeitsmarkt nicht: du willst deine „5 minutes of fame?" - Werde Counterstrike-Weltmeister oder bewirb dich als Kandidat bei Dieter Bohlen: auf der fünften Etage des Sloterdijkschen Kristallpalasts sind die Intelligentesten, Begabtesten und Besten nur mehr zweite Wahl: der Medienzirkus einer nihilistischen Gesellschaft schaukelt dich auch so auf die Titelseiten oder in die Tagesschau, und selbst wenn du der größte Depp des Jahrhunderts bist: deine Chancen werden dadurch nur besser.

      Wer meint, hier schriebe ein verkappter Marxist, der wie üblich nur am bestehenden System und insbesondere der Marktwirtschaft herumnörgelt, der möge sich an die Worte von Karl Popper erinnern, diesem bewundernswerten Liberalen und glühenden Verfechter der „offenen Gesellschaft":

      „Traditionen sind notwendig, um eine Art Bindeglied zu schaffen zwischen Institutionen und den Intentionen und Wertbegriffen der Individuen."

      „Unter den Traditionen müssen wir jene zu den wichtigsten zählen, die den „moralischen Rahmen" einer Gesellschaft bilden, und die ihren überlieferten Sinn für Gerechtigkeit und Anständigkeit verkörpern, sowie den von ihr erreichten Grad des moralischen Empfindens."

      „Nichts ist gefährlicher als die Zerstörung dieses Rahmens, dieser Tradition. (Diese Zerstörung wurde vom Nazismus bewusst angestrebt). Sie muss letzten Endes zu einem zynischen Nihilismus führen - zur Missachtung und zur Auflösung aller menschlichen Werte."

      Leider konnte Popper die Entwicklungen der aktuellen Epoche nicht mehr erleben, sein Kommentar wäre interessant gewesen. Denn in Wahrheit versündigen sich vor allem die Liberalen an der nächsten Generation, in dem sie das höchste Prinzip des Liberalismus verraten: die ungehemmte, persönliche Entfaltung. - Die zwanghafte Unterordnung der Bildung unter ein bestimmtes Dogma, und sei es aus den Zwängen einer liberal geprägten Marktwirtschaft abgeleitet, kann selbst unmöglich als „liberal" gelten.

      Im Darwin-Jahr 2009 sollte zudem erwähnt werden dürfen, dass ein Liberaler von ganzem Herzen wie Popper, eine ausnehmend positive Interpretation der Evolution pflegte, in welcher es nicht primär der äußere Anpassungsdruck einer unerbittlichen Natur wäre, der das Individuum formt; vielmehr entspringt die Evolution dem Innersten: das Individuum entwickelt sich, es entdeckt neues, es formt seine Umwelt nach seinen Vorstellungen. Popper sprach dabei beileibe nicht nur über die Wirtschaft, nein, er meinte Kunst, Kultur, Sport, alle Gebiete, auf denen sich Menschen zu Höchstleistungen anspornen lassen, vor allem aus innerem Antrieb heraus. Aber in ökonomischer Hinsicht hätte Schumpeters innovativer Unternehmer genauso gut auch aus Poppers Feder stammen können: der kreative Zerstörer, der den Wettbewerb nicht nur passiv erlebt, sondern nach seinen Vorstellungen und zu seinem Vorteil formt; der Querdenker, der Nonkonformist, der Einzelgänger, der Typ mit den 1000 Flausen im Kopf; der, mit dem „die anderen" irgendwie nicht gut können, der seinen eigenen Weg sucht, der versucht, der scheitert, der es erneut versucht - bis er schließlich Erfolg hat, und die Tür zu einer neuen, besseren Ära aufstößt; nicht nur für sich, sondern für die ganze Menschheit.

      Das ist das liberale Menschenbild im besten Sinne. Wer von denen, die jetzt das Wort „unerklärlich" in ihren Reden führen, getraute sich zu behaupten, dass es ein solches Menschenbild wäre, das unseren heutigen Bildungsfabriken zugrunde liegt? Welcher Politiker, der jetzt auf demagogisch-plakative Art seine wohlfeile Betroffenheit auf die Titelseiten zaubert, wagt sich aus den Reihen hervor und bricht für dieses Menschenbild eine Lanze, ohne gleich im selben Satz darauf hinzuweisen, dass dabei Budgetgrundsätze oder die internationale Wettbewerbsfähigkeit strengstens zu beachten wären? Welcher?

      Betroffen und erstaunt zu sein, ob des vermeintlich „Unerklärlichen", ist leichter. Und weil wir dazu nun schon mehrfach Gelegenheit hatten, wird es mit der Zeit auch immer mehr zur Routine; das trifft sich gut: wir werden nämlich noch des öfteren darauf zurückgreifen müssen.

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/03/…

      Alexander von Humboldt: http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt
      17 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 08:27:43
      Beitrag Nr. 1.914 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.764.644 von Maraho am 13.03.09 19:46:09In Bezug.

      Da der Text auch Graphiken und Links enthält, hier nur die Einleitung. Bei Interesse einfach anklicken ...

      Inflation versus Deflation
      Artur P. Schmidt

      Plädoyer für eine Relativitätstheorie für die Wirtschaft

      In der Beurteilung der weltweiten Finanzkrise haben fast alle Ökonomen völlig versagt. Die gesamte Zunft ist in einer Identitätskrise, da sie Ihre linearen Analysen auf absoluten Zahlen beruhen. Auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit haben die Volkswirtschaftler keine Antworten mehr. Die tatsächlichen Ursachen der Weltwirtschaftskrise sowie deren Wechselwirkungen erfordern völlig neue Berechnungsverfahren (siehe www.bankingcockpit.com). Es werden heute Modelle benötigt, die anzeigen, wenn kritische Schwellenwerte von Schlüsselfaktoren überschritten werden. Damit dies gelingt, müssen sich die Wirtschaftswissenschaftler von der Betrachtung absoluter Zahlen verabschieden und stattdessen nur noch die relativen Preisveränderungen betrachten.

      Weiterführend: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29912/1.html …
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 08:36:39
      Beitrag Nr. 1.915 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.764.302 von Maraho am 13.03.09 19:09:41Ein kämpferisches Völkchen ...

      SVP erwägt Boykottaufruf für deutsche Autos

      Die SVP will die Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses nicht tatenlos hinnehmen. Vom Bundesrat verlangt sie harte Massnahmen gegen EU-Länder wie Deutschland und Frankreich.


      Der Zürcher SVP-Finanzexperte und -Nationalrat Hans Kaufmann fordert ernsthafte Retorsionsmassnahmen, wie er in der Zeitung «Sonntag» erklärt. «Die Aufgabe des Bankgeheimnisses bei Steuerhinterziehung kostet uns 10'000 bis 30'000 Arbeitsplätze.» Nun müsse der Bundesrat endlich eine härtere Haltung einnehmen.

      Kaufmann macht einen überraschenden Vorschlag, nämlich die Verschiebung der Bestellung eines neuen Kampfflugzeugs: «Solange Deutschland und Frankreich uns beim Bankgeheimnis erpressen, sollte man ihnen auch keine Flugzeuge abkaufen.» Weiter sagt Kaufmann, er überlege sich einen Boykottaufruf für deutsche Autos.

      Der SVP-Finanzexperte will aber noch weiter gehen: «Zusätzlich sollte man das Gold aus den USA abziehen und die Treuhandanlagen von Schweizer Banken im EU-Raum zurückziehen. Das sind 300 Milliarden Franken, die auf europäischen Banken liegen.»


      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/SVP-erwaegt-Bo…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 10:26:43
      Beitrag Nr. 1.916 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.732.165 von Maraho am 09.03.09 20:34:04Ergänzend.

      Verspieltes Vertrauen
      Ein halbes Jahr nach der Lehman-Pleite
      Von A. Hagelüken, A. Mühlauer und H. Wilhelm

      Wie der Ex-Chef von Lehman, ein deutscher Lehman-Anleger, der Boss von General Motors und der Arbeitsamts-Chef in Bochum das vergangene halbe Jahr erlebten.


      Genau vor einem halben Jahr ging die US-Investmentbank Lehman Brothers in Konkurs. Es war das erste große Geldhaus, das nicht vom Staat gerettet wurde. Danach eskalierte die Finanzkrise zur schwersten Weltwirtschaftskrise seit acht Jahrzehnten. Anleger haben ihr Geld verloren, Arbeitnehmer ihren Job. Niemand weiß, wohin die Krise noch führen kann. Banker, Anleger, Bosse und Arbeitsmarktexperten erzählen, wie sich die Welt in einem halben Jahr völlig veränderte – und was das für die Zukunft bedeuten könnte. Bis heute stellt sich die Frage: Hätte die US-Regierung Lehman retten sollen und so Schlimmeres verhindert? Oder hätte die Krise die Welt trotzdem mit voller Wucht getroffen?

      Am Tag, an dem seine Bank verschwindet, macht Richard Fuld sein letztes großes Geschäft. Es geht ihm nicht um die Rettung des 158 Jahre alten Geldhauses mit dem Traditionsnamen Lehman Brothers, und um seine 28.000 Mitarbeiter geht es ihm schon gar nicht.

      Fuld, 62, verkauft seine fast drei Millionen Lehman-Aktien, 16 bis 30 Cent pro Papier. Er bekommt dafür knapp 500.000 Dollar. Für Fuld ein Wochenlohn, nicht gerade viel, aber immerhin etwas.

      An seine Mitarbeiter, die wegen der Pleite insgesamt 13,7 Milliarden Dollar ihres Vermögens verlieren, schreibt Fuld in einer E-Mail: "Ich fühle mich furchtbar."

      Für Gefühle war nie viel Platz in der Finanzwelt, schon gar nicht bei Fuld, den sie an der Wall Street "Gorilla" nannten. Am 15. September 2008, einem Montag, verschwindet seine Bank und mit ihr viel Geld und viel Vertrauen. Ein halbes Jahr ist das nun her. Spätestens jetzt erkennt die Welt: Vieles, was danach geschah, hat mit der Pleite dieser Bank namens Lehman zu tun.

      Ganz direkt kommt die Pleite in einem kleinen Ort bei München an, 8000 Einwohner, zwei Banken. Erwin Maurer, ein Rentner, der in Wahrheit anders heißt, bekommt einen Anruf von seiner Raiffeisenbank.

      40.000 Euro verloren

      Dort ist er seit über 30 Jahren Kunde. Sie sagen ihm, dass er bei seinen Anleihen 40.000 Euro verloren habe. Die Beraterin erklärt, die Insolvenz von Lehman Brothers sei schuld. Maurer hat den Namen noch nie gehört. Er fragt: "Was ist das denn für eine Bank?"

      Ausgerechnet am 16. September, dem Tag nach der Lehman-Pleite, feiert General Motors den hundertsten Geburtstag. An der Spitze des einstmals größten Automobilunternehmens der Welt steht Richard G. Wagoner, genannt Rick. GM - diese beiden Buchstaben stehen für Amerika wie Fastfood und Coca-Cola.

      Die Firma aus Detroit, Michigan, produziert seit 100 Jahren, wovon Amerikaner träumen: Jeeps, Pick-ups, Muscle Cars. Jetzt aber malt Wagoner die Lage der einstigen Traumfabrik in düsteren Farben: "Wir starten während eines fundamentalen Wandels der Autoindustrie in unser zweites Jahrhundert."

      Keine gute Stimmung in Bochum

      Tausende Kilometer über den Atlantik steht in Bochum ein Werk der GM-Tochter Opel. Dort ist die Stimmung noch gut. Als Lehman zusammenbricht, hört es Udo Glantschnig in den TV-Nachrichten. Der 59-Jährige leitet damals die Arbeitsagentur in Essen, heute ist er der Chef in Bochum.

      Beides Städte, die unter dem Schrumpfen von Kohle-, Stahl- und anderen Alt-Industrien im Ruhrgebiet leiden. Glantschnig ist seit 30 Jahren bei der Agentur.

      Er hält es für seinen Job, sich früh über wirtschaftliche Trends zu informieren. Den Namen Lehman Brothers liest er schon vor der Pleite. Er macht sich schlau, um was für eine Bank es sich da handelt. Er denkt, dass die Pleite vor allem Banken beschäftigen wird, weniger den Rest der Wirtschaft.

      Oktober 2008:

      Richard Fuld versteht die Welt nicht mehr. Er sitzt vor dem Kongress in Washington und sagt: "Ich verstehe einfach nicht, warum Lehman als einziges Institut nicht gerettet wurde." Bis er unter die Erde komme, werde er sich diese Frage stellen. Immer wieder.

      Der Rentner Erwin Maurer hat inzwischen in seinen Unterlagen nachgesehen. Auf der ersten Seite steht, die Anleihe sei von der DZ Bank, irgendwo hinten findet er die Angabe "Lehman".

      Erwin Maurer dachte, das Produkt sei zu 100 Prozent sicher. Auch weil seine Beraterin ihm das Produkt als sicher verkauft hatte. Er muss lernen: Das stimmt nicht. So wie Erwin Maurer geht es etwa 50.000 Lehman-Anlegern in Deutschland.

      Plötzlich fürchtet ganz Deutschland ums Ersparte

      Unsicher aber fühlen sich noch viel mehr Menschen. Anfang Oktober fürchtet plötzlich ganz Deutschland ums Ersparte, um die Sicherheit von Konten, Lebensversicherungen, Fonds. Sparer beginnen, ihr Geld umzuschichten, von kleinen Banken zu großen, von ausländischen zu inländischen. Die Bundeskanzlerin versucht die Menschen zu beruhigen, indem sie alle Einlagen garantiert.

      Bei der Arbeitsagentur Bochum haben sie dieses Jahr einen Rekord zu melden. Von 190.000 potentiell Arbeitsfähigen sind weniger als 19.000 arbeitslos. Die Arbeitslosenrate ist unter zehn Prozent gesunken - zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert. Zum ersten Mal seit 1983, dem Jahr, als die Deutschen einen gewissen Helmut Kohl zum Kanzler wählten.

      Besonders freut es sie in Bochum, dass auch eine ganze Reihe von Menschen einen Job gefunden hat, die seit Jahren nach einer Arbeit suchten. Eine Feier gibt es nicht. Niemand weiß ja, was noch so kommen könnte.

      Schnell in Kurzarbeit

      Udo Glantschnig merkt, dass die Lehman-Krise nicht nur auf die Banken, sondern auch auf den Rest der Wirtschaft wirkt. Ein Hersteller von Matratzen, mit dem er in Kontakt steht, finanziert sich seit Jahrzehnten auf dieselbe Weise: Die Bank gibt einen Kredit für die Produktion, der nach dem Verkauf der Matratzen zurückgezahlt wird.

      Auf einmal sagte die Bank, sie könne diese Kredite nicht mehr geben - nach Jahrzehnten. Der Matratzenhersteller musste schnell Beschäftigte in Kurzarbeit schicken.

      Auch von General Motors, der Mutter des Opel-Werks in Bochum, gibt es Nachrichten. Die Autofirma verkauft immer weniger Autos. Nach einem desaströsen Monat setzt die Deutsche Bank das Kursziel der GM-Aktie auf null.

      Ein paar Wochen später reist Autoboss Rick Wagoner von Detroit nach Washington. Er soll vor dem Kongress Rede und Antwort stehen. Und er soll vor allem begründen, warum er 18 Milliarden Dollar vom Staat für seine marode Firma haben will.

      Keine Hand geht nach oben

      Jetzt sitzt er da wie ein Schuljunge in der ersten Bank, neben ihm Alan Mulally, Chef von Ford, und Robert Nardelli, Chef von Chrysler. Wagoner droht, es stünden drei Millionen Jobs in den USA auf dem Spiel.

      Ein Abgeordneter bittet die drei Automanager um Handzeichen, wer denn zur Anreise auf einen Flug mit dem Privatjet verzichtet hätte. Keine Hand geht nach oben. Dann fragt er, ob einer von ihnen bereit wäre, den Privatjet zu verkaufen und per Linienflug nach Hause zurückzureisen. Wieder kein Handzeichen.

      Zwei Wochen später kommen die Drei aus Detroit wieder nach Washington. Diesmal mit dem Auto. Im Gepäck haben sie das Eingeständnis, nicht rasch genug in spritsparende Modelle investiert zu haben. Insgesamt wollen die Großen Drei 34 Milliarden Dollar.

      Januar 2008:

      Ex-Lehman-Chef Richard Fuld verkauft sein Haus. Für nur 100 Dollar überträgt er seiner Frau die gemeinsame Villa in Florida mit Tennisplatz und Gästehaus. Vor fünf Jahren zahlte er dafür 14 Millionen Dollar. Fuld versucht mit diesem Trick, sein Vermögen vor drohenden Zivilprozessen in Sicherheit zu bringen.

      Banken bekommen weltweit immer mehr Geld vom Staat, damit sie überleben. Die Anleger nicht. Erst im Januar gibt die Beraterin von Erwin Maurer auf wiederholtes Bitten den ausführlichen Prospekt zu seinen Anleihen heraus: Er liest, über Risiken und Ausfallwahrscheinlichkeiten, über Provisionen für die Verkäufer.

      "Von all dem wusste ich nichts, sonst hätte ich nie gekauft." Maurer hat sein Vertrauen in die Banken verloren. Damit ist er nicht alleine. Unbeliebter waren Banker selten, selbst Sparkassen und Volksbanken haben ihre Unschuld verloren.

      Schon wieder 1300 Arbeitslose mehr

      Mitte Januar können sie es in der Arbeitsagentur Bochum aus den Zahlen ablesen: Das wird kein guter Monat. Die Arbeitslosenrate steigt wieder über zehn Prozent. Der schöne Erfolg vom letzten Jahr - aus, vorbei. Es sind schon wieder 1300 Arbeitslose mehr.

      Vor ein paar Jahren hatte Deutschland fünf Millionen Arbeitslose. Dann gelang es auch durch die Reformen der Agenda 2010, die Zahl auf unter drei Millionen zu drücken. Wie geht es jetzt weiter?

      Viel hängt davon ab, wie lange die Firmen durch Kurzarbeit Entlassungen vermeiden. Glantschnig hofft, dass die Unternehmen die Zeit zur Qualifikation ihrer Mitarbeiter nutzen, da habe Deutschland sowieso Defizite.

      Wie lange hält der Optimismus?

      Doch wenn die Skepsis zu groß und die wirtschaftliche Lage zu schlecht wird, werden die Firmen doch entlassen. "Im Moment ist noch nicht erkennbar, dass der Optimismus verlorengeht", sagt der Chef der Arbeitsagentur. "Aber wie lange das hält?"

      Udo Glantschnig weiß, dass die Opel-Mutter GM ums Überleben kämpft. Im Januar bricht der Autoabsatz in den USA um 49 Prozent ein. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 266.000 Menschen. Allein bei Opel in Deutschland arbeiten mehr als 25.000. Viele von ihnen bangen um ihren Job. Auch die Beschäftigten bei Opel in Bochum. Im Stadtteil Laer ist das Montagewerk des Autobauers, 5200 Opelaner arbeiten dort.

      März 2009:

      Es ist März, vor einem halben Jahr ging Lehman Brothers pleite. Von Richard Fuld, dem Ex-Chef der Bank, liest und hört man so gut wie nichts. Der ehemalige Gorilla der Wall Street ist abgetaucht. Die Scherben, die er hinterlässt, müssen nun andere aufräumen.

      Ein halbes Jahr also, und Erwin Maurer hat immer noch keine Entschuldigung bekommen, keine Entschädigung, keine Erklärung. Er hat gelernt, dass bei der Raiffeisenbank doch Verkäufer arbeiten und keine Berater. Und dass 40.000 Euro weg sind, die er für seine kranke, arbeitslose Tochter angelegt hatte, "damit sie etwas hat, wenn wir mal nicht mehr sind".

      Früher immer zum Gratulieren vorbeigekommen

      Nachts schläft er schlecht. Er wacht auf und fragt sich, was wird. Mit seinem Geld, seiner Tochter, der Weltwirtschaft. Vor ein paar Tagen ist er 80 Jahre alt geworden. Er hat nicht gefeiert. Früher ist seine Beraterin von der Raiffeisenbank immer zum Gratulieren vorbeigekommen. Dieses Mal nicht. Er ist froh darüber.

      Bereits Ende Februar meldete General Motors einen Verlust für 2008 von fast 31 Milliarden Dollar. GM hat seit 2005 insgesamt 70 Milliarden Dollar verbrannt. Der Mutter-Konzern von Opel ist faktisch zahlungsunfähig und überlebt derzeit nur dank eines Überbrückungskredits der Regierung in Washington. GM benötigt, so Rick Wagoner, weitere 16,4 Milliarden Dollar vom Staat, um die Zukunft der Firma sichern zu können.

      "Alles ist möglich"

      In Bochum diskutieren sie darüber, ob das Opel-Werk überlebt. Wenn nicht, wären 5200 Arbeitsplätze weg, eine Katastrophe für die Stadt. Vergangenes Jahr haben sie schon mal so etwas erlebt, als Nokia sein Handy-Werk schloss und nach Rumänien verlagerte. "Das war ein dicker Blocker für Bochums Entwicklung", sagt Glantschnig. Was wäre, wenn jetzt auch noch das Opel-Werk kaputt geht? "Alles ist möglich", weiß er.

      In diesen Tagen, ein halbes Jahr nach der Lehman-Pleite, beobachtet er in der Arbeitsagentur eine Veränderung. Es machen immer mehr Menschen einen Beratungstermin aus, die noch einen Job haben. Sie wollen sich wappnen für das, was da noch kommt.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/30/461654/text/ …
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 10:35:55
      Beitrag Nr. 1.917 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.765.401 von kiska am 13.03.09 21:34:05Etwas hierzu ...

      Vorstandsvergütung
      Bonus malus est
      Von Winand von Petersdorff

      Die Aktion „Ehrenrettung für Banker“ ist an diesem Wochenende angelaufen: Der heftig attackierte Postbankchef Wolfgang Klein verkündete dem Boulevard, er wolle nächstes Jahr nur für einen Euro arbeiten, nachdem er für 2008 einen Sonderbonus von 2,4 Millionen Euro bekommen hatte. Die Postbank hatte im vergangenen Jahr 821 Millionen Euro Verlust gemacht.

      Der Schreck der Top-Manager ist groß, und die Reue bekommt skurrile Züge. Irgendetwas stimmt nicht mit der alten Entlohnung. Ein Wunder ist das nicht. Das Publikum dachte bisher, ein Bonus ist ein Extralohn für gute Leistung. Jetzt registriert es überrascht, Boni fließen selbst, wenn die Branche bankrott ist und die Gefahr der Abwanderung sich in Grenzen hält. Das ist die Perversion einer Idee, die so schlecht ja gar nicht schien: Pay for Performance oder Geld für Leistung.

      Ende der achtziger Jahren machten amerikanische Wissenschaftler mit dem Hinweis Furore, die Spitzenkräfte in Unternehmen würden wie Bürokraten bezahlt ohne Bezug zu ihren Erfolgen. Kein Wunder, dass sie sich wie Beamte verhalten. Fortan sollten Leistungsanreize die Führungskräfte animieren, die Unternehmenswerte im Sinne der Eigentümer zu erhöhen.

      Die größten Nutznießer der Entlohnungsphilosophie

      Die größten Nutznießer dieser Entlohnungsphilosophie waren Investmentbanker. Ihre Arbeit eignet sich besonders für die Bonusvergütung, weil sie aus lauter Deals besteht. Investmentbanker verkaufen und kaufen Unternehmen, Finanzierungen oder Wertpapiere. Jeder Deal bringt Umsatz. Das unterscheidet ihre Arbeit von der des Chefjustitiars oder Risikomanagers.

      In den goldenen Tagen funktionierte die Verteilung der Beute grob nach dem geradezu kollektivistisch anmutenden Halbe-halbe-Prinzip: 50 Prozent des Investmentbanken-Umsatzes war Gewinn. 50 Prozent dieses Gewinns bekamen die Investmentbanker als Bonus ausgeschüttet. In keiner anderen Branche konnten gut ausgebildete Akademiker im vergangenen Jahrzehnt mehr verdienen als im Investmentbanking.

      Wenn es eine Quintessenz der ökonomischen Theorie gibt, die jedem Realitätstest standhält, dann diese: Anreize wirken. Die Investmentbanker haben sich bis zur Erschöpfung reingehängt in ihre Aufgabe. Das zeigt nicht zuletzt das schiere Volumen der Risikopapiere, die im vergangenen Jahrzehnt in den Portfolios von Banken und Investoren gelandet sind.

      Belohnung der Banker war exzessiv

      Die Belohnung der Banker orientierte sich am Verkaufsvolumen und war entsprechend exzessiv: Wall Street schüttete 2008 rund 20 Milliarden Dollar aus. Nicht die Bindung der Boni an kurzfristige Erfolge ist dabei das Problem, sondern der kausale Zusammenhang mit langfristigen Verlusten. Die Investmentbanker hatten über ihre Boni einen Anreiz, die Sprengkraft ihrer Risikopapiere zu verschweigen, die nun wie Zeitbomben explodieren. Für Verkaufs- und Verpackungserfolge regnete es Boni, die Verluste aber teilen sich jetzt Bankaktionäre und Steuerzahler.

      Und nun? Zwei Denkschulen haben sich aufgemacht, die Vergütung der Banker zu renovieren. Die eine will reformieren, die andere will revolutionieren. Michael Kramarsch, Deutschlandchef der Unternehmensberatung Towers Perrin, gehört schon allein berufsbedingt zur Fraktion der Reformer. Er bemüht das Bild des Kutschers, der mit einer Angel, an deren Haken eine Karotte hängt, seine Pferde zum Laufen bringt. Das Prinzip funktioniert, glaubt der Vergütungsexperte. Die Pferde rennen. Nur: „Die Karotte hing in der falschen Richtung.“

      Doch die Aufgabe ist zu bewältigen. Kramarschs Lösung lautet: „Wir brauchen mehr Sachverstand und Unabhängigkeit bei der Bestimmung der Gehälter.“ Dann kann man Investmentbanker von unverantwortlichem Risikoverhalten abhalten. Die Schweizer Großbank UBS hat als eines der ersten Finanzhäuser ihre Vergütung reformiert: Der fixe Teil der Gehälter wurde erhöht, der variable Teil verkleinert und eine Verlustbeteiligung eingeführt. Löst das das Problem?

      Eines steht fest: Pay for Performance nützt den Unternehmen. Manchmal. Das hat der amerikanische Wissenschaftler Edward Lazear nachgewiesen. Er zeigte, dass Arbeiter eines Glasunternehmens deutlich mehr Frontscheiben in Autos einsetzten, nachdem die Entlohnung von Stundenlohn auf Entlohnung nach Stückzahl verändert wurde. Der Ausstoß der Fabrik stieg um 44 Prozent. Doch ein entsprechender Nachweis, dass Leistungslöhne für Führungskräfte die Unternehmensgewinne oder den Firmenwert erhöht haben, fehlt trotz zahlloser Studien, bestätigt der renommierte Schweizer Ökonom Bruno Frey. Das leuchtet ein. Je komplexer die Arbeit, desto schwieriger die Messung des Erfolgsbeitrags.

      Nur noch gute Fixlöhne zahlen

      Frey gehört zur Fraktion der Revolutionäre. Er will die Boni abschaffen und nur noch gute Fixlöhne zahlen. „Es ist eine seltsame Vorstellung, dass Leute nur etwas leisten, wenn sie dafür extra belohnt werden.“ Freys Argumente sind gut: Boni haben sich als „asymmetrischer Risikoanreiz“ erwiesen, der es den Managern erlaubt, kurzfristige Gewinne zu ihren Gunsten auszunutzen, Verluste hingegen den Eigentümern, den Mitarbeitern und dem Staat aufzubürden. Zudem erhöhen Boni die Manipulationsgefahr. Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Leistungsentlohnung und der Häufigkeit von Bilanzskandalen in amerikanischen Unternehmen nachgewiesen. „Erfolgsbeteiligungen animieren die Empfänger, die Zahlen zu schönen.“ Das gilt auch für die jetzt von vielen Banken angestrebten Vergütungsmodelle, die Verlustbeteiligungen vorsehen. Diese Modelle dürften die Banker zudem animieren, für noch höhere Boni zu kämpfen, haben sie doch jetzt ein persönliches Risiko.

      Und schließlich geht es auch um die Frage, welchen Menschenschlag man beschäftigen möchte: „Wer Boni zahlt, lockt Leute an, denen es ums Geld geht. Wer feste Gehälter zahlt, lockt Leute an, denen es um die Arbeit geht“, sagt Frey.

      Eine Prämien-Variante könnte allerdings in diesen Krisenzeiten sinnvoll sein: die hochumstrittene Halteprämie. In deren Genuss sind nämlich auch die Investmentbanker der Dresdner Kleinwort in London gekommen. Für sie war eine Aufforderung der Londoner Finanzaufsicht ein Bonusprogramm. Die mahnte, die Banker sollten nicht von der Fahne gehen, bevor sie aufgeräumt hatten. Daraufhin gab es Halteprämien für die Dresdner-Kleinwort-Banker, obwohl sie hohe Verluste angehäuft hatten. Das war eine Abwrackprämie der besonderen Art.


      Pension auf einen Schlag

      Klaus Zumwinkel ist nicht der einzige ehemalige Vorstand im Postkonzern, der sich seine Pensionszusagen auf einen Schlag hat auszahlen lassen. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung macht auch der Aufsichtsratsvorsitzende und langjährige Postbankchef Wulf von Schimmelmann von dem Wahlrecht, sich das Geld komplett auszahlen zu lassen Gebrauch.

      Während für Zumwinkel rund 20 Millionen Euro vor Steuern zusammenkamen, wie sich aus dem Geschäftsbericht schlussfolgern lässt, fielen bei Schimmelmann etwa elf Millionen Euro an. Das lässt sich aus dem Postbank-Geschäftsbericht erschließen. Die Post wollte die Informationen nicht bestätigen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 10:55:37
      Beitrag Nr. 1.918 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.160 von Maraho am 21.02.09 18:19:51In Bezug.
      So pervers es ist, Unternehmen, die Quellen besitzen, dürften in Zukunft gute Gewinne machen ...*

      Experten warnen vor globaler Wasserkrise

      Istanbul (dpa) - Experten haben vor dem morgen beginnenden 5. Weltwasserforum in Istanbul mehr Einsatz gegen Verschwendung und Missmanagement gefordert. Die Welt steuere direkt auf eine globale Wasserkrise zu, warnte Martin Geiger von der Umweltstiftung WWF Deutschland. Die Folgen würden nach WWF-Einschätzung auch Deutsche treffen: Es drohten Landflucht, Kollaps der Landwirtschaft am Mittelmeer und ein Ende des Tourismus in beliebten Urlaubsregionen.

      © Die Welt
      erschienen am 15.03.2009 um 09:55 Uhr


      * Weiterführend:

      Wasser für alle!
      http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2009/nr7-vom-1622009/w…

      Blaues Gold – Das Geschäft mit dem Wasser
      http://incom.org/code/projekte/projekt_anzeigen.php?4,2,0,0,…

      Wasser ist Leben ( Teil 1 / 9 )
      http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=mSvptSV3ZBA
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 11:05:17
      Beitrag Nr. 1.919 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.979 von Maraho am 15.03.09 10:55:37Auch die "Zeit" befasst sich mit dem Thema.

      Blaues Gold

      Unser Planet ist zu mehr als 70 Prozent mit Wasser bedeckt und doch wird die lebenswichtige Ressource zunehmend Mangelware. Das führt weltweit zu Konflikten.
      von Hauke Friederichs und Julia Mohr

      Bei Interesse: http://www.zeit.de/online/2009/12/bg-weltwassertag
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 11:19:51
      Beitrag Nr. 1.920 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.745 von Maraho am 15.03.09 08:00:22Darüber bin ich gerade gestolpert ...

      MI5 ALERT ON BANK RIOTS
      Sunday March 1,2009
      By Geraint Jones Have your say(63)

      TOP secret contingency plans have been drawn up to counter the threat posed by a “summer of discontent” in Britain.

      The “double-whammy” of the worst economic crisis in living memory and a motley crew of political extremists determined to stir up civil disorder has led to the ­extraordinary step of the Army being put on ­standby.

      MI5 and Special Branch are targeting activists they fear could inflame anger over job losses and payouts to failed bankers.

      One of the most notorious anarchist websites, Class War, asks: “How to keep warm ­during the credit crunch? Burn a banker.”

      Such remarks have rung alarm bells in Scotland Yard and the Ministry of Defence.

      Intelligence sources said the police, backed by MI5, are determined to stay on top of a situation that could spiral out of control as the recession bites deep.

      The chilling prospect of soldiers being drafted on to the streets has not been discounted, although it is regarded as a last resort.

      What worries emergency planners most is that the middle classes, now struggling to cope with unemployment and repossessions, may take to the streets with the disenfranchised.

      The source said “this potent cocktail is reminiscent of the poll tax riots which fatally wounded Margaret Thatcher’s government in 1990”.

      Last night Scotland Yard vowed it was ready to face any threat. A source said: “We do have a policing plan in place and we have riot police officers trained for such measures.”

      But other senior police leaders fear the force will be unable to cope.

      Were that to be the case, the ­Government has a contingency plan to deploy troops on the streets of Britain’s major cities.

      A senior source said: “This is a very real, and very serious, problem.

      “I can tell you there have been crisis talks in Whitehall about this.

      “Half the senior officers in Britain have been warning the Home Secretary about the dangerous effects that reducing police manpower may have this summer, especially in the industrial heartlands.

      “We are not just talking about the problems of immigration and British jobs for British worker. We are also talking about mass unemployment.

      “In many of our industrial cities, this will not be measured in the hundreds, but in the thousands. With unemployment, comes the risk of increased crime. Some forces, such as South Wales, have publically ­stated they would be swamped.

      “Others are keeping it quiet, but you can be sure they are trying to make the Home Secretary listen, ­before it’s too late.”

      The “protest season” is due to ­begin on April 1 with the G20 Summit in London next month, followed by the 60th anniversary of Nato in Strasbourg a few days later. May Day is also ­potentially a flashpoint.

      Ministers cannot afford to allow ­latent public anger at Government policy to get out of hand if they are to maintain credibility through what promises to be ­Gordon Brown’s most testing period as Prime Minister.

      The Stop the War coalition, orchestrating the G20 protest, said: “The first week of April could be a week of world leaders will never forget.”

      The British authorities want to avoid a repeat of the rioting that scarred British cities in the 1980s Then, as now, the country was in recession with rising unemployment and deep public hostility to perceived social divisions.

      Today that anger is focused on the banks, with their bonus culture surviving despite billions being paid in taxpayer bail-outs.

      This has fomented in the outrage over news that senior executives will be rewarded for their failure.

      Sir Fred Goodwin, former boss of RBS, has refused to hand back his £693,000-a-year-pension even as the ailing bank announced a £24billion loss last year, the single largest loss in British corporate history.

      Early warnings of trouble ahead came from the furore over last months “British jobs for British workers” protest and wildcat strikes across the country.

      This week Britain’s most senior police officer warned that the summer could bring a wave of protests orchestrated by extremists in which ordinary people, fired by their own anger and fear at the economic downturn – became “foot soldiers”.

      Superintendent David Hartshorn, who heads the Met’s public order branch, identified the G20 as the possible start of a “summer of rage”.

      Murray Benham, head of campaigns at the UK-based World Development Movement, accused Supt Hartshorn of “scaremongering”.

      “Scaremongering from the police will not stop us because the price for failing is too high.

      “People are understandably angry about the impact of the economic crisis on their jobs, savings and plans for the future.”

      Additional reporting by James Fielding

      Quelle: http://www.express.co.uk/posts/view/86981/MI5-alert-on-bank-…

      Die Meldung in Deutschland:
      Britischer Geheimdienst befürchtet Bankrun
      http://www.shortnews.de/start.cfm?id=753688
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 11:36:28
      Beitrag Nr. 1.921 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.779 von Maraho am 15.03.09 08:36:39Noch eine Meldung aus der Schweiz ...

      Die Schweiz im Goldrausch - sogar die Tresorräume werden knapp
      von Victor Weber

      Zürich Mit «Verblüffung» hat der World Gold Council, der Verband der führenden Goldminengesellschaften, festgestellt, dass wir Eidgenossen die neuen Goldjungs der Welt sind: Kein anderes Land hat im vierten Quartal so viel Gold gehortet wie die Schweiz - und zwar nicht nur relativ bezogen auf die Bevölkerungszahl. Statt 4,5 Tonnen wie in der Vorjahresperiode kaufte die Schweiz 42,3 Tonnen des Edelmetalls als Anlagevehikel. Deutschland kam auf 40, die USA auf nur 34,8 Tonnen. Diese «nie zuvor registrierte Entwicklung» geht aus der aktuellen Markterhebung «Gold Demand Trends» des World Gold Council (www.gold.org) hervor.

      Physisches Gold als Fluchtwährung

      Dahinter steckt nicht etwa die Schweizerische Nationalbank, denn die hat ihre Goldreserven letztes Jahr weiter abgebaut, von 1145 auf 1040 Tonnen.

      «Es ist vielmehr gerade die lockere Geldpolitik der Nationalbank, die immer mehr Schweizer die Flucht ins Gold antreten lässt», sagt Fritz Eggimann, Manager des Zuger Fonds AMG Gold. Er hat den Anteil an physisch hinterlegtem Gold von 4 auf 17 Prozent erhöht. Die Schweizer misstrauten nicht nur dem Dollar, sondern auch dem Franken, da nun selbst die Nationalbank die Notenpresse angeworfen habe, um Geld in die Wirtschaft zu pumpen. «Das schürt Inflationsängste. In ihrer Bauernschläue horten die Schweizer einen Stoff, der nicht künstlich geschaffen werden kann. Wer Zugang zu physischem Gold hat, hat es auf sicher.»

      Diese Möglichkeit hat die Zürcher Kantonalbank mit ihrem Gold Exchange Traded Fund (ETF) eröffnet: Bei Bedarf können sich die Kunden ihren Anteil am Gold, das die Bank in ihren Tresorräumen lagern muss, aushändigen lassen. Seit Oktober steigt die Nachfrage exponentiell, sodass die Bank den Bestand von 60 auf 126,3 Tonnen anheben musste. Sie musste neue Tresorräume hinzumieten. Inzwischen betreibt auch Julius Bär einen ähnlichen Fonds. Die ZKB geht davon aus, dass «sich eine Mehrheit» der Anteilscheine, die an der Schweizer Börse gehandelt werden, «in den Händen von Schweizer Anlegern befindet». Bezeichnenderweise handelt es sich mehrheitlich um institutionelle Anleger.

      Goldschmelze: Samstagsarbeit und 3-Schichten-Betrieb

      «Gold wird zusehends auch für Pensionskassen, Gemeinwesen und Superreiche interessant», sagt AMG-Gold-Fondsmanager Eggimann, «alles andere als kurzfristig denkende Spekulanten.»

      Der Run aufs Gold hat zu einem «Angebotsdefizit» geführt, so die Expertin der Credit Suisse. Musste beispielsweise AMG Gold vor kurzem noch nach Bezahlung nur 2 Tage auf die Lieferungen der Barren warten, sind es heute schon 10. «Das geht zwar ins Geld, doch wir nehmen es gerne in Kauf», heisst es in Zug.

      Der Goldrausch, dem sich auch ausländische Grossinvestoren und Zentralbanken anschliessen, führt dazu, dass die Goldschmelzen mit dem Liefern von Barren kaum mehr nachkommen. «So was habe ich noch nie erlebt», sagt Erhard Oberli, Geschäftsführer der Goldraffinerie Argor-Heraeus in Mendrisio. «Eine so lange anhaltende und so starke Nachfrage hat es noch nie gegeben, seit ich hier arbeite, also seit 1988.» Mit einer Jahreskapazität von 400 Tonnen ist das Tessiner Unternehmen ein globaler Player.

      Da die Zufuhr aus den Minen konstant ist und auch das Altgold nicht reicht, werden grosse Barren von 12,44 Kilo in kleinere umgeschmolzen. Bei in- und ausländischen Banken und Händlern ist die ganze Palette von 10 bis 1000 Gramm stark gefragt. Zu den Kunden gehören die Raiffeisen-Gruppe, die ZKB und die UBS. Argor-Heraeus musste für den 3-Schichten-Betrieb neue Mitarbeiter engagieren und Samstagsarbeit verordnen. Beim Konkurrenzunternehmen Metalor in Neuenburg tönt es ähnlich: «Unsere Kapazitäten sind sehr gut ausgelastet.»

      Die UBS sieht den Unzenpreis in fünf Jahren auf 2500 Dollar

      Das wachsende Bedürfnis der Anleger nach dem sicher erscheinenden Hort spiegelt sich im Goldpreis: Seit Anfang Jahr ist der Kilopreis um 17 Prozent auf 35 417 Franken gestiegen.

      Warnen die einen bereits vor einer Blase, halten andere das Potenzial noch lange nicht für ausgereizt. Der Preis für eine Unze, der am Freitag bei 928 Dollar lag, könnte laut UBS in den nächsten fünf Jahren auf 2500 Dollar steigen. Der Geschäftsführer von Argor-Heraeus bleibt vorsichtig: «Wenn ich wüsste, wie sich der Preis entwickelt, würde ich längst in der Karibik leben», so Oberli.

      Während die Schweizer unter der Matratze und im Safe immer mehr Gold lagern, nimmt zur Stund im Mund der Bedarf ab. In der Schweiz und in Japan geht die Nachfrage nach Dentalgold am stärksten zurück. Auch das weiss der World Gold Council zu berichten.

      Publiziert am 15.03.2009
      http://www.sonntagszeitung.ch/wirtschaft/artikel-detailseite…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 11:55:53
      Beitrag Nr. 1.922 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.764 von Maraho am 15.03.09 08:18:46Ergänzend.

      Doppeljahrgänge
      Bald wird es eng im Hörsaal
      Von Julia Wittenhagen

      Ein Blick in die Zukunft, auf das Antwortschreiben einer bayerischen Hochschule auf eine Studienbewerbung im August 2013: "Wegen absoluter Überfüllung unserer Studiengänge bitten wir Sie, sich in einem ostdeutschen Bundesland oder in einem der nächsten Jahre zu bewerben." Klingt abwegig? Abwarten. In den nächsten fünf Jahren drängen die Kinder der "Babyboomer-Generation", der geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965, geballt an Deutschlands Hochschulen - eine Nagelprobe für das Versprechen, dem akademischen Nachwuchs genügend Bildungsangebote zu machen.

      Die sogenannten Doppeljahrgänge verstärken das demographische Hoch zusätzlich: Jedes Bundesland hat demnächst einen Sommer zu verkraften, in dem Abiturienten des traditionellen neunjährigen Gymnasiums und solche aus den neuen, achtjährigen Abiturklassen gleichzeitig mit der Schule fertig werden. So schnellt in Bayern die Zahl der Absolventen 2011 voraussichtlich von 56.500 auf 90.600, in Nordrhein-Westfalen zwei Jahre später von 119.700 auf 176.500 hoch. Diese Spitzen werden sich zwar nicht unmittelbar in Erstsemesterzahlen niederschlagen, weil sich die Einschreibungen erfahrungsgemäß über drei und mehr Jahre nach dem Schulabschluss verteilen.

      Beachtlicher Studentenberg

      Dennoch ist der Studentenberg beachtlich: Verließen 2005 rund 400.000 Studienberechtigte die deutschen Schulen, werden es 2013 laut Kultusministerkonferenz bis zu 492.000 sein. Selbst 2020 wird die Zahl wegen einer "wachsenden Studierneigung" noch nicht wieder auf das Niveau von 2005 gesunken sein. Es hilft also kein Wegducken und Klagen: Studienplätze müssen her. "Sonst wird bald deutlich über die Hälfte der Studiengänge mit Numerus clausus versehen nur den Besten vorbehalten sein", warnt Thimo von Stuckrad vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Begonnen habe die Auslese mangels Kapazitäten schon.

      Es gibt allerdings auch einen Gegentrend: In den ostdeutschen Bundesländern leeren sich die Hochschulen rapide, denn hier ist die demographische Entwicklung wegen des "Nachwendeknicks" in der Geburtenstatistik und der Abwanderung in den Westen genau gegenläufig. Deshalb haben die Bundesländer, deren Aufgabe die Hochschulfinanzierung ist, gegensätzliche Interessen. Warum etwa soll Thüringen Studienplätze für Hessen und Bayern vorhalten, wenn die eigene Klientel schrumpft? Um den Konflikt zu lösen, haben Bund und Länder schon 2007 den sogenannten Hochschulpakt 2020 zum "Ausbau und Erhalt der Studienplätze" geschlossen. Er gewährt den ostdeutschen Bundesländern und den Stadtstaaten, die traditionell viele Studenten aus den Flächenländern ausbilden, Pauschalen für den Erhalt ihrer Hochschulkapazitäten und verpflichtet die westlichen Bundesländer, bis 2010 insgesamt 91.000 zusätzliche Studienanfängerplätze zu schaffen. Der Bund übernimmt die Hälfte der geschätzten Kosten von 5500 Euro je Platz und Jahr - aber nur für Plätze, die nachweislich besetzt wurden. Das Risiko liegt also bei den Ländern.

      Konstruktionsfehler des Vertrags

      Bildungsforscher von Stuckrad weist außerdem auf Konstruktionsfehler des vom Bund mit 565 Millionen Euro ausgestatteten Vertrags hin. "Die Mittel sind zu gering, zeitlich befristet und kopfabhängig", kritisiert er. "Das schafft keine Planungssicherheit für Neueinstellungen oder Neubauten - also echten Kapazitätsausbau." Deshalb trödelten gerade die großen Flächenländer bei der Umsetzung. Außerdem wurde, obwohl der Name des Pakts anderes vermuten lässt und der wahre Ansturm der Erstsemester erst im nächsten Jahrzehnt bevorsteht, zunächst nur bis 2010 geplant. Deshalb wird nun schon über eine Verlängerung verhandelt, den sogenannten Hochschulpakt II. Überlagert werden die Gespräche von den aktuellen Konjunkturhilfen: Bund und Länder haben sich gerade zu zügigen Baumaßnahmen in Kindergärten, Schulen und Hochschulen verpflichtet; 6,5 Milliarden Euro dafür kommen aus Berlin, die Länder legen 25 Prozent obendrauf. Bevorzugtes Ziel soll die "energetische Sanierung" sein. Die Investitionen sind mehr als willkommen - in Köln etwa wurden im vergangenen Frühjahr marode Hörsäle aus Sicherheitsgründen sogar gesperrt, weil Lampen von der Decke zu fallen drohten.

      Neue Studienplätze aber werden mit dem Konjunkturpaket nicht geschaffen, weshalb die Kultusminister an ihren Forderungen festhalten. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart beispielsweise rechnet bis 2020 mit 160 000 Studierwilligen zusätzlich. In Hamm/Lippstadt, Mülheim/Bottrop und Kleve/ Kamp-Lintfort werden deshalb drei neue Fachhochschulen gegründet, acht Fachhochschulen bekommen neue Niederlassungen. "Wir brauchen etwa das Fünffache der 450 Millionen Euro, die die 26.000 zusätzlichen Anfängerplätze aus dem Pakt I bis 2010 kosten", überschlägt Pinkwart. "Dabei setzen wir darauf, dass der Bund auch bei der Fortsetzung des Hochschulpaktes zu seiner Verantwortung steht."

      Doch noch scheint eine Einigung fern. Das Bundesbildungsministerium veranschlagt 275.000 zusätzliche Plätze für Studienanfänger. Viel zu wenig, kritisieren einige Bundesländer und manche Experten (lesen Sie auch das Interview Bildungsforscher: „Schon lange absehbarer Ansturm“). Bei der Pauschale von 5500 Euro je Student und Jahr ist es nicht anders. "Sie bleiben hinter dem amtlichen Wert von 7300 Euro zurück", bemängelt Margret Wintermantel, die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz. Sie bringt zudem die Frage nach der Studienqualität in die Diskussion. "Bislang berücksichtigt der Hochschulpakt nicht die nach der Bologna-Reform erforderliche Verbesserung der Betreuungsrelation." Aus Personalkosten, Ausbau und Sanierung leitet sie einen Gesamtbedarf von 3 Milliarden Euro Hochschulinvestitionen im Jahr ab, garantiert bis 2020. "Damit die Hochschulen auch hochqualifiziertes Personal einstellen können."

      Die Wirtschaft lechzt nach Absolventen

      Selbst wenn Wintermantels Wünsche erfüllt würden und die Hochschulen für ihre Angebote aus dem Vollen schöpfen könnten, eine Garantie für die Deckung der studentischen Nachfrage wäre das nicht. "Wir haben derzeit 3500 Studienanfänger, könnten aber 4800 aufnehmen", berichtet etwa der Präsident der Leibniz Universität Hannover, Professor Erich Barke. Denn in den Naturwissenschaften, bei den Bauingenieuren und den Elektrotechnikern sind jede Menge Plätze frei - das sind aber genau die Fächer, die landauf, landab ausgebaut werden, weil die Wirtschaft nach ihren Absolventen lechzt. Die Länder gingen dabei zu dirigistisch vor, kritisiert Thimo von Stuckrad vom CHE. "Eigentlich müsste man die Entscheidung über den Ausbau den Hochschulen selbst überlassen." In Hannover etwa sind die Fächer Biologie, Germanistik und Sonderpädagogik überfüllt. Was tun? Die Uni werde Räume anmieten und Mitarbeiter anstellen, sich aber weder Neubauten noch zusätzlich Professoren auf Lebenszeit leisten, da der Bedarf ja nur kurzfristig ansteigt, erläutert Erich Barke seine Pläne. "Wir werden ab 2011, wenn in Niedersachsen der Doppeljahrgang ansteht, in den Fächern mit Überlast 1000 bis 1500 zusätzliche Plätze schaffen und gehen davon aus, dass es dafür Sondermittel aus dem Pakt gibt", sagt er ganz pragmatisch. Idealistisch dagegen klingt, was Bianka Hilfrich aus dem Vorstand des Freien Zusammenschlusses von Studentenschaften (FZS) fordert. "Wir hoffen, dass dieses Mal nicht nur im Schnellschuss x Plätze für Jahrgang y geschaffen werden", sagt sie. "Sondern dass Bildungsausgaben wirklich als Investition in die Zukunft verstanden werden."

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub1A09F6EF89FE4FD19B3755342A3F509A/Doc…

      Interessant und auch von heute:
      Anmerkung: Kümmere sie sich bitte um die Finanzierung der Ausbildung und dann ...

      Merkel mahnt Firmen Forschung und Entwicklung nicht zu schwächen

      Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die deutschen Unternehmen aufgefordert, in der Wirtschaftskrise Forschung und Entwicklung nicht zu vernachlässigen. Wenn der Aufschwung beginne, sei Innovation «das zentrale Element», an dem sich messen lasse, «inwieweit wir auf die Zukunft vorbereitet sind», sagte Merkel in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft. Die bisherigen Ansätze für verbesserte Forschung und Entwicklung dürften «auf keinen Fall jetzt in der Krise verloren gehen».

      © Die Welt
      erschienen am 15.03.2009 um 11:24 Uhr

      http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&i…
      17 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 12:03:36
      Beitrag Nr. 1.923 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.036 von Maraho am 15.03.09 11:19:51In Anlehnung.

      Die neue Welt(un)ordnung
      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 12:31:33
      Beitrag Nr. 1.924 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.036 von Maraho am 15.03.09 11:19:51Noch etwas für diejenigen, die sich gerne einer gewissen "Endzeit-Stimmung" hingeben ...

      Folgt auf die Finanzkrise ein Bürgerkrieg?

      Das Volk rebelliert nämlich nie allein deshalb, weil es einen schweren Sack schleppen muss, es lehnt sich nie gegen die Ausbeutung auf, denn es kennt kein Leben ohnen Ausbeutung. Das Volk empört sich erst dann, wenn ihm jemand plötzlich und unvermutet einen zweiten Sack aufzubürden versucht. Er rebelliert, weil er spürt, dass du ihm mit diesem zweiten Sack betrügen wolltest, du hast ihn wie ein stumpfes Tier behandelt, den Rest seiner geschändeten Würde in den Schmutz getreten, ihn zum Idioten gemacht. Der Mensch langt nicht nach dem Beil, um seinen Geldbeutel zu verteidigen, sondern seine Würde. (Aus dem Roman König der Könige von Ryszard Kapuściński)


      Steht der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung kurz bevor, nachdem die globale Finanzkrise die Ohnmacht der Politik (die mit einer unanständigen Umverteilung von Steuergeldern für die oberen Zehntausend reagiert, anstatt das System grundlegend zu verändern) entlarvt hat? Den genauen Zeitpunkt und die Form des kommenden Bürgerkriegs kann man noch nicht voraussehen. Dass er kommen wird, steht jedenfalls fest. Wann und wie er kommen wird, liegt noch verborgen im Schoße der Zukunft.

      Es ist zumindest die ziemlich apokalyptische Prophezeiung der europäischen Denkfabrik European Laboratory of Political Anticipation LEAP/Europe 2020, die in einer Pressemitteilung vom 18. Februar 2009 verkündet wurde.

      Ein ähnliches düsteres Szenario prognostiziert ebenfalls Igor Panarin, Dekan der Fakultät Internationale Beziehungen der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums: ” Der US-Dollar ist durch nichts mehr gedeckt. Die Außenverschuldung ist lawinenartig gewachsen: 1980 hatte es noch keine gegeben, 1998, als ich meine Prognose aufstellte, lag sie bei zwei Billionen Dollar, heute beträgt sie mehr als elf Billionen Dollar. Das ist eine Pyramide, die unbedingt einstürzen wird. Millionen von Bürgern haben ihre Ersparnisse eingebüßt. Die Preise und die Arbeitslosigkeit werden steigen. General Motors und Ford stehen am Rande des Zusammenbruchs. Das bedeutet, dass ganze Städte arbeitslos werden.”

      ***

      Pressemitteilung European Laboratory of Political Anticipation LEAP/Europe 2020

      Seit Februar 2006 vertrat LEAP/E2020 die Auffassung, dass die umfassende weltweite Krise in vier Grundphasen ablaufen würde, nämlich die Anfangsphase, die Beschleunigungsphase, die Aufprallphase und die Dekantierungsphase. Die Ereignisse der letzten zwei Jahre fügten sich hervorragend in dieses Schema. Jedoch müssen wir uns endlich in die Einsicht finden, dass die Regierenden unfähig sind, die wahre Natur der Krise zu verstehen. Denn seit nunmehr mehr als einem Jahr bekämpft die Politik mit ihren Maßnahmen nur die Symptome der Krise, nicht aber die Ursachen.

      Deshalb gehen wir heute davon aus, dass mit dem vierten Quartal 2009 eine fünfte Phase der Krise einsetzen wird, in der die öffentliche Ordnung zerfallen wird.

      Nach der Auffassung von LEAP/E2020 werden zwei bedeutende Phänomene diese neue Phase der Krise prägen; die kommenden Ereignisse werden damit in zwei parallelen Entwicklungen ablaufen:

      A. Die zwei bedeutenden Phänomene:

      1. Das Wegbrechen der globalen Finanzbasis (Dollar + Schulden)
      2. Die sich beschleunigende Divergenz der Interessen der großen Staaten und der internationalen Organisationen

      B. Die zwei parallelen Entwicklungen:

      1. Die rasche Auflösung des gesamten gegenwärtigen internationalen Systems
      2. Die Auflösung der Handlungsfähigkeit der mächtigen Staaten und großen internationalen Organisationen

      Wir hatten gehofft, dass die Dekantierungsphase den Regierenden dieser Welt ermöglichen würde, die Schlussfolgerungen aus dem Zusammenbruch der Nachkriegsweltordnung zu ziehen. Man kann heute mit größtem Bedauern nur feststellen, dass solcher Optimismus nicht mehr zu rechtfertigen ist.

      In den USA wie auch in Europa, in China oder in Japan handeln die Regierenden, als ob die Weltordnung nur von einer vorüber gehenden Krise erfasst wäre und es genügen würde, noch etwas Treibstoff (Liquidität, also weitere Schulden) und weitere Tinkturen (Leitzinssenkungen, staatlicher Aufkauf von wertlosen Forderungen, Konjunkturförderprogramme zu Gunsten insolventer Industriezweige) in das System zu gießen, um den Motor wieder zum Anspringen zu bringen. Sie wollen einfach nicht verstehen, dass, wie der Begriff der umfassenden weltweiten Krise, den LEAP/E2020 im Februar 2006 prägte, zu vermittelt versucht, die Weltordnung nicht mehr funktionsfähig ist. Statt verzweifelt zu versuchen, diese am Boden liegende, unrettbare Weltordnung zu retten, muss endlich die Schaffung einer neuen Weltordnung angegangen werden.

      Geschichte wartet nicht, bis die Menschen für sie bereit sind. Da die Schaffung der neuen Weltordnung nicht vorausschauend und planend möglich war, wird der Zerfall der öffentlichen Ordnung während dieser fünften Phase der Krise die Welt in ein solches Chaos stürzen, dass die neue Weltordnung als Zufallsprodukt und Improvisation entstehen wird. Die beiden parallelen Entwicklungen, die wir in dieser 32. Ausgabe des GEAB beschreiben, werden für einige der großen Staaten und internationalen Organisationen tragisch sein.

      Nach unserer Auffassung verbleibt nur ein sehr kleines Zeitfenster, während dem das Schlimmste noch vermieden werden kann, nämlich bis zum Sommer 2009. Dann wird die Zahlungsunfähigkeit erst Großbritanniens und dann der Vereinigten Staaten die Grundlagen des bestehenden Systems zusammen stürzen lassen und Chaos ausbrechen.

      Wir gehen sehr konkret davon aus, dass der geplante G20-Gipfel April 2009 die letzte Chance für die bestehende Weltordnung ist, die aktuell wirkenden Kräfte so auszurichten, dass der Übergang in die neue Weltordnung sich mit dem geringst möglichen Schaden vollzieht.

      Wenn ihnen das nicht gelingt, wird den Mächtigen der aktuellen Weltordnung die Kontrolle über die Ereignisse vollständig entgleiten, und zwar nicht nur auf globaler Ebene, sondern für einige von ihnen auch in ihren eigenen Ländern; die Welt wird in die Phase, in der die öffentliche Ordnung zusammen bricht, gleiten wie ein Schiff, dessen Ruder gebrochen ist. Am Ausgang dieser Phase des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung wird die Welt mehr dem Europa von 1913 ähneln als der Welt, an deren reale Existenz die meisten noch bis 2007 glaubten.

      Die meisten der von der Krise betroffenen Staaten, unter ihnen die mächtigsten dieser Erde, versuchten verzweifelt, das immer weiter anwachsende Gewicht der Krise zu schultern; sie verstanden nicht, dass sie damit die Gefahr herauf beschworen, unter dieser Last zusammen zu brechen. Sie vergaßen, dass Staaten, von Menschen geschaffen, nur solange Bestand haben, wie sich eine Mehrheit dieser Menschen mit ihnen identifiziert. In dieser 32. Ausgabe des GEAB wird LEAP/E2020 seine Analysen über die Auswirkungen dieser Phase des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung auf die USA und die EU vorlegen.

      Es wird für alle, Privatpersonen wie Wirtschaftsführer, dringlich, sich auf eine sehr schwierige Zeit vorzubereiten, in der ganze Bereiche unserer Gesellschaft wegbrechen werden und zumindest zeitweise oder sogar dauerhaft aufhören werden, Bestandteile der Gesellschaft zu bilden.

      So wird z.B. der Zerfall des Weltwährungssystems im Sommer 2009 nicht nur den Dollar (und aller Geldanlagen in Dollar) zusammen brechen lassen, sondern das Vertrauen in alle Papierwährungen (also ohne Gold- oder Silberdeckung) massiv unterminieren. Alle Empfehlungen in dieser Ausgabe des GEAB sollen auf diese Situation vorbereiten.

      Weiterhin gehen wir davon aus, dass die Staaten, die besonders monolithisch, besonders mächtig, besonders zentralistisch sind, diejenigen sein werden, die von der fünften Phase der umfassenden weltweiten Krise besonders massiv betroffen sein werden. Weitere Staaten, die unter dem Schutz dieser Staaten stehen, werden ihre Schutzmächte verlieren und damit dem Chaos in ihren Regionen ausgeliefert sein.

      Quelle: http://hiram7.wordpress.com/2009/02/26/folgt-auf-die-finanzk…

      Homepage LEAP/E2020: http://www.leap2020.eu/GEAB-in-Deutsch_r27.html?PHPSESSID=c0…

      Und noch etwas dazu:

      Folgt auf die Finanzkrise ein Bürgerkrieg?
      Voraussagen des "Sehers vom Wald" lassen Schlimmes befürchten
      http://politik-gesellschaft-deutschland.suite101.de/article.…

      Lasst euch den Appetit nicht verderben! ;)
      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 13:03:59
      Beitrag Nr. 1.925 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.420.810 von Maraho am 21.01.09 17:38:50Auf die Schnelle:

      Spanien: Demo gegen Wirtschaftskrise

      In Barcelona haben Tausende gegen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und für die Verteidigung von Arbeitsplätzen demonstriert. Nach Polizeiangaben nahmen an der Veranstaltung rund 12 000 Menschen teil, nach Gewerkschaftsangaben waren es 50 000. In Madrid gingen unterdessen tausende Polizisten für eine bessere Entlohnung auf die Straße. Nach Angaben der Veranstalter demonstrierten zwischen 22 000 und 25 000 Polizisten. Das Innenministerium nannte eine Zahl von 7000 Protestierenden. Es war die zweite Demonstration von Polizisten innerhalb von fünf Monaten.

      http://www.bild.de/BILD/news/telegramm/news-ticker.html

      Hier ging es zwar nicht um die Finanzkrise, aber das Potenzial ist da ...

      Krawalle in Frankreich

      Bei gewaltsamen Zusammenstößen in der Nähe von Paris sind mindestens 21 Polizisten leicht verletzt worden. Nach Angaben der französischen Polizei wurden die Beamten zu einem brennenden Auto gerufen und daraufhin von Dutzenden Jugendlichen mit Steinen und Schrotschüssen angegriffen. Acht Menschen wurden vorübergehend festgenommen. Der Vorfall ereignete sich in Les Mureaux nordwestlich von Paris. Die Beamten seien „ohne Zweifel“ in einen Hinterhalt gelockt worden, sagte der Polizeichef des Departements Yvelines, Christian Loiseau. Sie hätten rund 40 selbstgebaute Brandbomben sichergestellt. Möglicherweise hänge der Vorfall mit dem Tod eines Jugendlichen aus Mureaux zusammen, den Polizisten am 8. März im Departement Seine-et-Marne getötet hatten. Die Beamten hatten geschossen, als ein Auto mit vier Insassen bei einer Verfolgungsjagd auf sie zugerast war.

      Quelle: s. o.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 13:14:37
      Beitrag Nr. 1.926 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.779 von Maraho am 15.03.09 08:36:39Noch etwas aus dem "Tagesanzeiger" ...

      Ziehen jetzt Ausländer ihre 2000 Milliarden aus der Schweiz ab?
      Ausländische Privatkunden haben doppelt so viel Geld bei Schweizer Banken wie bisher angenommen. Die Konsequenzen durch das gelüftete Bankgeheimnis könnten daher für die Volkswirtschaft bedeutend sein.


      Gemäss einer neuen Schätzung der Schweizerischen Bankiervereinigung verwalten Banken in der Schweiz rund 2000 und nicht bloss 1000 Milliarden Franken von Privatpersonen aus dem Ausland, berichtet die «NZZ am Sonntag».

      Diese Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ausgewiesenen Vermögenswerte in den Wertschriftendepots der Banken.

      Ein Grund liegt darin, dass die Bankiervereinigung auch Vermögenswerte von institutionellen Kunden mit einrechnet, hinter denen oft Privatpersonen stehen, wie der Sprecher des Bankendachverbands, Thomas Sutter, einen Bericht der «NZZ am Sonntag» bestätigt.

      Kleiner Teil institutionelle Anleger

      Bis zu 42 Prozent des von Schweizer Banken verwalteten Geldes stammt von Privatkunden aus dem Ausland – und wurde im Ursprungsland womöglich nicht versteuert.

      Nur 14,5 bis 20,5% der Auslandvermögen stammen von institutionellen Anlegern wie Pensionskassen, die mit Sicherheit kein undeklariertes Geld in die Schweiz bringen.

      Gravierende Konsequenzen möglich

      Diese erstmals veröffentlichte Schätzung der Bankiervereinigung ist brisant, prophezeit die «NZZ am Sonntag». Sie widerspricht diametral dem statistischen Zahlenmaterial der Schweizerischen Nationalbank (SNB), das nun in der Weltpresse zirkuliert.

      Sind die Schätzungen der Bankiervereinigung korrekt, könnte die Lockerung des Bankgeheimnisses gravierendere Konsequenzen haben als bisher angenommen. Ausländische Privatpersonen könnten jetzt in grossen Summen nicht deklariertes Geld aus der Schweiz abziehen.

      Weil diese Vermögenswerte doppelt so hoch sind wie bisher angenommen, erhält diese Gefahr eine entsprechend grössere volkswirtschaftliche Dimension, schreibt die «NZZ am Sonntag».

      Aus einer Berechnung des ehemaligen Preisüberwachers Rudolf Strahm lässt sich ableiten, dass der Teil des Bankgeschäfts, der bisher auf dem Bankgeheimnis basierte, etwa zwei Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung ausmacht.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Ziehen-jet…

      Ungeahnte Dimensionen
      http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/unge…

      Jetzt aber wirklich, bis später ...
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 13:40:18
      Beitrag Nr. 1.927 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.382 von Maraho am 11.02.09 07:07:08http://www.videoarchiv.de.vu/
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 13:49:05
      Beitrag Nr. 1.928 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.473 von Maraho am 15.03.09 13:40:18Ich war zu schnell:

      Auf der oben angegebenen Seite (Link) findet ihr ein Interview mit Prof. Bernd Senf - Vortragsreihe Weltfinanzkrise, von dem auch das Interview "Wenn die Titanic absäuft, braucht man Rettungsboote" #699 von Maraho am 11.02.09 07:07:08 Beitrag Nr.: 36.554.382 auf Seite 70 ist.

      Nochmals der Link zu dem Vortrag: http://www.videoarchiv.de.vu/
      Top Videos - Prof. Bernd Senf - Vortragsreihe Weltfinanzkrise
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 13:50:50
      Beitrag Nr. 1.929 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.505 von Maraho am 15.03.09 13:49:05Nachtrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Senf
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 14:28:58
      Beitrag Nr. 1.930 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.377 von Maraho am 15.03.09 13:14:37Tja!
      Aus gegebenem Anlaß dann also nochmal... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 14:30:02
      Beitrag Nr. 1.931 ()
      Was Onkel Dagobert wohl dazu meint.... :confused:
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 16:24:09
      Beitrag Nr. 1.932 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.377 von Maraho am 15.03.09 13:14:37Nichts ist mehr so wie früher ...

      Austausch von Kontodaten
      Auch Monaco lockert Bankgeheimnis

      Steueroase lenkt ein: Mit Monaco hat das letzte namhafte Steuerparadies in Europa seinen generellen Widerstand gegen einen länderübergreifenden Austausch von Kontodaten aufgegeben.


      dpa PARIS/BRÜSSEL. Das Fürstentum an der Côte d'Azur erklärte sich in der Nacht zum Sonntag bereit, die Zusammenarbeit im Bereich der Steuerhinterziehung gemäß den internationalen Kriterien zu verbessern. Wenige Stunden zuvor hatte auch die belgische Regierung angekündigt, sich aktiver als bisher am Kampf gegen die grenzüberschreitende Steuerflucht in der EU zu beteiligen.

      Im Laufe der vergangenen Tage hatten sich bereits Länder wie Liechtenstein, Andorra, die Schweiz, Österreich und Luxemburg bereiterklärt, das Bankgeheimnis zu lockern. Damit begegneten sie der Gefahr, auf einer schwarzen Liste, die die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) planen, als Zufluchtsort für Steuerbetrüger an den Pranger gestellt zu werden. Auf der seit 2000 existierenden Liste der OECD stehen seit einiger Zeit nur noch Monaco, Liechtenstein und Andorra. Alle drei hoffen, durch die nun gemachten Zugeständnisse nicht mehr als „unkooperativ“ zu gelten.

      Monaco werde bei der Bewegung für Transparenz nicht außen vor bleiben, teilte die Regierung mit. Das betreffe vor allem die Regeln der internationalen Wirtschaftsorganisation OECD für den Austausch von Informationen. Das zwischen dem französischen Nizza und der italienisch-französischen Grenze gelegene Fürstentum mit knapp 33 000 Einwohnern war bislang eines der bekanntesten Steuerparadiese. Das Bankwesen ist eine wichtige Einnahmequelle des Kleinstaats.

      Wie der belgische Finanzminister nach Berichten der Nachrichtenagentur Belga am Samstag mitteilte, will sich das Königreich zum kommenden Jahreswechsel dem europäischen Informationsaustausch über Zinseinkünfte von EU-Ausländern anschließen. Das seit vier Jahren laufende EU-Zinssteuergesetz gesteht Österreich, Belgien und Luxemburg das Bankgeheimnis zu. Deswegen nehmen diese EU-Staaten bisher nicht an dem sonst üblichen Informationsaustausch über Zinseinnahmen von EU-Ausländern teil. Es wird stattdessen eine Quellensteuer auf Zinseinkünfte von Privatpersonen erhoben. Belgien ist jetzt das erste der drei EU- Länder mit der Quellensteuer-Regelung, das den Wechsel zum automatischen Informationsaustausch vollziehen will.

      Änderungen an dem Zinssteuergesetz sind nur einstimmig im EU- Finanzministerrat möglich. Die Richtlinie sieht vor, dass die Quellensteuerregelung für Belgien, Luxemburg und Österreich fallen soll, falls europäische Drittstaaten wie die Schweiz oder Liechtenstein an einem Informationsaustausch nach dem Muster der OECD teilnehmen.

      Das Zinssteuergesetz ist eins der kompliziertesten EU-Gesetze, das für einen erheblichen bürokratischen Aufwand in den Mitgliedstaaten und den teilnehmenden Drittstaaten sorgt. In Europa pochen vor allem Deutschland und Frankreich auf ein entschlossenes Vorgehen gegen sogenannte Steuerparadiese.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/auch-monac…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 16:42:31
      Beitrag Nr. 1.933 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.742.461 von Maraho am 11.03.09 07:10:21Das billigste Auto ist das, was nicht gekauft wird ...


      Vorsicht Insolvenz
      Die Abwrackprämie macht die Käufer arm

      Die Abwrackprämie lässt den Pkw-Markt brummen. Doch für den Käufer birgt sie auch Gefahren. Tausende Autokäufer könnten sich mit dem geschenkten Geld der Regierung in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Verbraucherzentralen warnen schon jetzt vor Insolvenzen – und vor Händlern, die ihre Kunden täuschen.

      Deutschland wrackt ab und die Automobilindustrie reibt sich die Hände: Seit ihrem Start im Januar sind bereits 241.280 Anträge auf Auszahlung der Umweltprämie eingegangen (Stand 13. März) – und es wird nicht mehr lange dauern, bis das Kontingent ausgeschöpft ist.

      Doch schon jetzt offenbart sich die Krux des schnellen Autokaufs. Verbraucherzentralen warnen, dass die Abwrackprämie für viele zur Schuldenfalle werden könnte. „Die Kunden fühlen sich wie im Schnäppchenmarkt und die Autohändler nutzen diese Situation aus“, sagt Leif Raettig von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Händler würden die Kunden bewusst über die verfügbare Anzahl an preiswerten Kleinwagen täuschen, um zum schnellen Kauf zu verführen.

      „Teilweise werden Verträge in fünf Minuten gemacht“, sagt Raettig. Andere Verkäufer behaupteten, dass es keine Kleinwagen mehr gebe. Stattdessen böten sie die nächst höhere Preisklasse an.

      Einige Händler hätten bereits ganz offen ausgesprochen, was die Verbraucherzentralen befürchten: Dass Kunden sich mit unüberlegten Kaufentscheidungen in finanzielle Schwierigkeiten bringen und am Ende eine Flut von privaten Pleiten droht. Bedenken, die auch Claudia Kurzbuch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung teilt: „Wir rechnen bis Ende des Jahres mit deutlich mehr Privatinsolvenzen aufgrund der Abwrackprämie.“

      Denn die 2500 Euro verführten vor allem diejenigen zum Kauf, die sich sonst gerade kein Auto leisten könnten. Eine Ausweitung der Abwrackprämie auf Hartz-IV-Empfänger, wie von Lobbyisten und einigen Politikern gefordert, sei in dieser Situation vollkommen verfehlt. „Es werden nicht die Haushalte, sondern die Industrie gefördert“, kritisiert Kurzbuch.

      Viele Kunden nutzen die Prämie als Anzahlung. Damit werben auch Teile der Autoindustrie, etwa die Renault-Tochter Dacia, die rät, die Abwrackprämie zur „Finanzierung des Traumwagens“ zu nutzen. Für viele Käufer kann das gravierende Folgen haben: Platzt die Finanzierung, weil der Kunde in Schwierigkeiten steckt, versteigert die Bank das Fahrzeug zu einem Preis, möglicherweise weit unter Wert; der Käufer muss dann die Restschuld tilgen – es droht Insolvenz.

      Die vermutlich größte Gefahr aber geht vom begrenzten Angebot an Prämien aus. Schon jetzt sind viele der knapp 600.000 möglichen Anträge auf Gewährung der Abwrackprämie vergeben. Der Plan der Bundesregierung, ab 30. März auch einen eingesandten Kaufvertrag als Anwartschaft auf die Prämie anzuerkennen, könnte deshalb schon aus zeitlichen Gründen bereits ins Leere laufen. Die Autohändler rechnen mit einem Ansturm der Kunden noch in den nächsten zwei Wochen.

      Doch selbst wenn bis dahin nicht alle Prämien vergriffen sein sollten – eine Garantie auf die 2500 Euro gibt es für Kunden mit Kaufvertrag nicht. Es gibt keinen Rechtsanspruch. Laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe sind schon jetzt knapp 500.000 Verträge im Zusammenhang mit der Abwrackprämie unterzeichnet worden. Täglich kommen bis zu 20.000 dazu.

      „Wir können uns vorstellen, dass nicht alle zum Zuge kommen, wenn weiterhin in diesem Tempo Verträge gemacht werden“, sagt Marcus Krüger vom ZDK. Was bedeutet das für die Käufer? Wenn ab dem 30. März mehr Kaufverträge beim zuständigen Bundesamt für Ausfuhrkontrolle und Wirtschaft (Bafa) eingehen, als der Prämientopf hergibt, werden viele leer ausgehen.

      Daher könnten schon bald solche Verträge platzen, bei denen Käufer ihre Prämien als Anzahlung für die Finanzierung genutzt haben. Folge: Die Käufer müssten höhere Monatsraten zahlen – Finanzierungen geraten aus dem Gleichgewicht.

      Zwar gibt es theoretisch die Möglichkeit, sich ein Rücktrittsrecht beim Autokauf einräumen zu lassen – darauf dürften sich aber nicht viele Händler einlassen. Angesichts solcher Szenarien empfehlen Experten Zurückhaltung und Abwägung beim Autokauf: „Das billigste Auto ist das, was nicht gekauft wird“, heißt es etwa bei der Verbraucherzentrale Hessen.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3380009/Die-Abwrackpraemie…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 16:49:21
      Beitrag Nr. 1.934 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.953 von Maraho am 14.03.09 18:42:16Wertberichtigungen ...

      US-Leasing-Geschäfte belasten Landesbanken
      Von David Schraven

      Neuer Ärger für die Landesbanken: Nach Informationen von WELT ONLINE drohen ihnen Wertberichtigungen in Milliardenhöhe, weil sie in riskante "Cross-Border-Leasing"-Geschäfte verwickelt sind. Dieses Modell sollte Steuerschlupflöcher in den USA nutzen. Nun könnte es zum Boomerang werden.


      Mitten in der Wirtschaftskrise drohen den deutschen Landesbanken neue Wertberichtigungen. Ursache dafür ist die Verwicklung der Institute in Leasing-Geschäfte mit US-Investoren, die nun zu platzen drohen. Bei den so genannten Cross-Border-Leasing-Geschäften könnten nach Recherchen von WELT ONLINE Bilanzverluste in Milliardenhöhe fällig werden.

      Um einen Steuervorteil in den USA auszunutzen, verleasten deutsche Kommunen Straßenbahnen, Messehallen oder Kanalnetze über einen langen Zeitraum an US-Investoren. Diese vermieteten das Eigentum zurück an die Kommune. So sollte ein Steuerschlupfloch in den USA ausgenutzt werden. Insgesamt wurden in Deutschland weit über 100 dieser grenzüberschreitenden Geschäfte abgeschlossen. Das Gesamtvolumen der Deals bewegt sich nach Branchenschätzungen zwischen 50 und 80 Mrd. Euro.

      Sowohl die Städte als auch die beteiligten Banken versuchen die Details zu den Risiken zu verschleiern. Selbst Stadträten und Aufsichtsbehörden wird oft die Einsicht in die Schriftstücke verwehrt. Dabei wird erst bei einer Analyse der Cross-Border-Verträge klar, wie tief die deutschen Banken involviert sind. WELT ONLINE liegen Schriftstücke vor, in denen die NordLB und die Landesbank Baden Württemberg (LBBW) als Financiers ausgewiesen sind, die mit hohen Millionensummen im Risiko stehen.

      Als beispielhaft für die Zahlungsströme steht etwa das Wuppertaler Cross-Border-Leasing. Die Stadt verleaste ihre Müllverbrennungsanlage im Jahr 1999 für 423 Mio. US-Dollar über 75 Jahre an einen Trust der US-Unternehmen KeyCorp und PNC, um sie anschließend für 25 Jahre gleich wieder zurückzumieten. Die Wuppertaler kassierten für ihre Dienste 28,5 Mio. Dollar.

      Obwohl es ein reines Papiergeschäft war, sollten die amerikanischen Steuerbehörden denken, die Anlage sei tatsächlich verkauft worden. Im ersten Schritt zahlten die US-Investoren rund 60 Mio. Dollar in das Eigenkapital des Trustes ein. Dieses Geld diente als Basis, um bei der norddeutschen Landesbank NordLB einen Millionenkredit loszueisen.

      Wie das geschah, lässt sich aus den Unterlagen rekonstruieren. Zunächst verlangten Steuerberater, es müssten mehrere unabhängige Geldhäuser in die Kreditvergabe involviert werden. Damit sollte verschleiert werden, dass es sich nur um ein Luftgeschäft handelt, wie ein beteiligter Banker berichtet.

      Aus diesem Grund lieh nicht die NordLB-Zentrale den Amerikanern Geld. Stattdessen wurde eine unauffällige Tochter eingeschaltet. Und zwar lieh die rechtlich unabhängige Luxemburger NordLB-Tochter dem Trust der Amerikaner 331 Mio. Dollar. Als zweite Bank wurde die LBBW hinzugezogen. Diese lieh den Amerikanern weitere 37 Mio. Dollar. Das Geld floss vom Trust direkt an die Wuppertaler Abfallentsorger, offiziell deklariert als Leasinggebühr. Die Wuppertaler reichten die 368 Mio. direkt an die NordLB weiter. Hier wurde das Geld in einem Depot angelegt.

      Laut Vertrag zahlt die NordLB nun jedes Jahr aus diesem Depot die Leasingraten an den Trust zurück, der damit wiederum seine Kredite bei der NordLB-Tochter in Luxemburg und bei der LBBW bedient. Die Finanzströme selbst sichert die Kommune ab. Ein Geschäft mit hohem Risiko. Denn die US-Steuerbehörde IRS hat die Investoren ultimativ aufgefordert, ihre CBL-Verträge mit den Deutschen zu beenden. Sonst würden diese zwangsaufgehoben. Die IRS will das Steuerloch stopfen. Bereits 80 Prozent der US-Investoren haben nach Auskunft der IRS den Vergleich schon unterschrieben.

      Das hat Folgen für die deutschen Landesbanken. Ähnlich wie in Wuppertal waren die Strukturen in nahezu allen Cross-Border-Verträgen. Neben der NordLB waren in anderen Geschäften die LBBW und der WestLB federführend.

      Die Banken schaufelten Milliarden Dollar von der rechten Tasche in die linke Tasche. Durch die Geldströme über die US-Trusts wurde die Bilanz künstlich aufgebläht. Denn sowohl die Kredite an die Amerikaner als auch die Depots der Kommunen wurde in den Büchern der Landesbanken als Geschäfte mit fremden Dritten eingebucht. Allein im Fall von Wuppertal liegt die Luftbuchung der NordLB bei über 300 Mio. Euro. Würden die Cross-Border-Geschäfte abgewickelt, müssten die Banken die eigenen Bilanzen bereinigen, Milliarden würden sich in Luft auflösen.

      Aus diesem Grund scheint es, als würden Landesbanken wie die NordLB oder die LBBW auf deutscher Seite die Auflösung der Verträge blockieren. Wie aus Unterlagen hervorgeht, die WELT ONLINE vorliegen, werden derzeit Kommunen gezwungen, selbst in die Rolle der US-Investoren zu schlüpfen. Sie müssen die Trusts in Übersee übernehmen und damit die Geldströme mit den Landesbanken aufrechterhalten. Dabei verkünden die beteiligten Kommunalpolitiker weiter: Alles ohne Risiko.

      Auch die NordLB bestreitet, dass es Probleme geben könnte: „Werden Verträge aufgelöst, ist damit für die NordLB weder eine Auszahlung verbunden noch besteht ein Abschreibungsbedarf, “ sagte ein Sprecher. „Die Bilanzverluste wären sehr gering.“

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3381010/US-Leasing-Gesc…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 16:56:35
      Beitrag Nr. 1.935 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.243 von Maraho am 15.03.09 12:31:33Wir haben eigentlich nichts anderes erwartet ...

      Krisenbewältigung
      Den Industrienationen fehlt der Geistesblitz

      Es war das Vorbereitungstreffen für den Weltfinanzgipfel im April: Die 20 wichtigsten Schwellen- und Industrieländer kamen im britischen Horsham zusammen, um zur Großoffensive auf die Finanz- und Wirtschaftskrise aufzurufen. Doch statt konkrete Maßnahmen zu verabreden, gab es vor allem Absichtserklärungen.


      Noch viele Fragen offen. So lässt sich der Ausgang des Treffens der G-20-Finanzminister am Wochenende im britischen Horsham umschreiben. Die Minister und Notenbankchefs auf den 20 führenden Industrie- und Schwellenländer haben dem Anfang April geplanten Welt-Finanzgipfel zwar eine wichtige Vorlage gegeben, die Lösung einiger Kernprobleme zur Bewältigung der Krise konnten aber auch sie nicht bieten.

      So ist beispielsweise der künftige Umgang mit den sogenannten Schrottpapieren und vergifteten Anlagen, die die Finanzinstitute dauernd in Tiefe reißen, nach wie vor unklar. Dieses Problem hat bisher die Rückkehr des Vertrauens in die Finanzmärkte und damit die Wiederbelebung des Kreditflusses verhindert. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück redet in dieser Sache denn auch Klartext: Zwar herrsche in der G 20 in einigen Punkten Einigkeit. „Unbenommen dessen gibt es mit Blick auf dieses Thema aber ganz praktische weiterbestehenden Probleme, die in keinem Land bisher gelöst worden sind“, gesteht er Mängel in der Behandlung der Risikopapiere ein. Eine der zentralen Fragen ist, ob und in welchem Ausmaß dem Staat und damit den Steuerzahlern zugemutet werden kann, für diese milliardenschweren Risiken der Banken einzustehen.

      Zum „sowohl als auch“ tendierte die Runde in der strittigen Frage, ob neue Konjunkturprogramm oder neue Regeln für die Finanzmärkte Vorrang haben sollen. Bundesbank-Präsident Axel Weber formuliert das so: „Zunächst die Finanzmärkte stabilisieren und parallel dazu konjunkturelle Maßnahmen ergreifen.“ Er sprach übrigens nicht von zusätzlichen Programmen zur Belebung der Wirtschaft. Grundlage jeder Erholung sei die Stützung und Mobilisierung der Finanzmärkte, sagt Weber.

      Im Kommunique der G 20 ist dieser Parallelität der Aufgaben ebenfalls Rechnung getragen. So ist gleich am Anfang davon die Rede, dass die Staatengruppe alles erdenkliche tun will, um den Wachstumsmotor in der Welt wieder anzuwerfen. Allerdings werden zusätzliche Programm nicht gefordert und auch Größenordnungen für weiteren Anreize sind nicht beziffert, obwohl einige Teilnehmer sie angeblich festschreiben wollten.

      Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde nannte diese Linie „eine gute Balance“. Das lässt Raum für Steinbrück, der bemerkt: „Aus unserer Sicht lag die die Priorität eindeutig bei Finanzmarktthemen“. Aber auch US-Finanzminister Timothy Geithner kann unter Berufung auf das Kommunique anmerken: „Wir hatten einen starken Konsens, dass es beides braucht: wirtschaftliche Erholung und Reformen, die sicherstellen, dass wir nie wieder eine Krise wie diese erleben.“ Gar zu offensive Forderungen nach neuen Konjunkturprogrammen hatten die Amerikaner, so ließ sich der deutsche Minister ergänzend ein, gleich am Anfang ohnehin „offiziell abgeräumt“.

      Und noch ein wichtiger Punkt blieb zunächst offen. Zwar sprachen sich die G-20-Minister klar dafür aus, die Internationalen Finanzinstitutionen, namentlich den Internationalen Währungsfonds, erhebliche neue Mittel zuzuführen. Mit ihnen soll Schwellen- und Entwicklungsländern geholfen werden, die die Krise in massive Finanz- und Wirtschaftsprobleme stürzt. Doch auch hier gilt: konkrete Zahlen tauchen erst einmal nicht auf.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3379860/Den-Industriena…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 17:06:18
      Beitrag Nr. 1.936 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.747.480 von Maraho am 11.03.09 17:50:43In Bezug.

      Personalberater in der Krise
      Exklusiv Smith & Jessen gibt auf

      Die Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft erreicht die Headhunter: Nach FTD-Informationen hat der Frankfurter Personalberater Smith & Jessen Insolvenz angemeldet.


      Die auch international tätige Firma ist auf Banken und sonstige Finanzdienstleister spezialisiert und leidet seit Monaten unter Auftragsmangel. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Frankfurter Amtsgericht Götz Lautenbach von der Kanzlei Bernsau & Lautenbach. Bei Smith & Jessen wollte sich niemand äußern, Lautenbach war nicht zu erreichen.

      Smith & Jessen ist der erste prominente deutsche Personalberater, den die Wirtschaftskrise zur Aufgabe zwingt. Die früheren Investmentbanker Claes Smith-Solbakken und John Jessen hatten die Gesellschaft 1999 gegründet. Das Duo verfügte bald über einen beachtlichen Kundenstamm - nicht zuletzt, weil Smith & Jessen auch Aufträge auf Basis von Erfolgshonoraren annahm. Ab 2005 expandierte die Firma ins Ausland, zunächst nach Zürich, später folgten Paris, Istanbul, Hongkong, Dubai, Singapur.

      In guten Zeiten arbeiteten allein in Frankfurt rund 30 Personalberater für Smith & Jessen - zuletzt sollen es keine zehn mehr gewesen sein. Für die Insolvenzverwertung sind vor allem die Kontakte der Firma interessant. Die Datenbank von Smith & Jessen umfasse mehr als 70.000 Namen, sagt ein Insider.

      Quelle: FTD.de, 15:31 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 17:21:57
      Beitrag Nr. 1.937 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.225 von Maraho am 14.03.09 14:14:28In Bezug auf den gestrigen Text (1. Teil, s. o. 14.03.09 um 14:14:28, Beitrag Nr.: 36.767.225), hier nun der 2. Teil ....

      Der Westen wird zum alten Osten
      Rudolf Maresch

      Die moralische Autorität der liberalen Demokratie verfällt
      Wie wird der Westen auf den globalen Prozess der Entwestlichung und den Aufstieg der Anderen reagieren? (Teil 2)

      Der Westen hat der Welt zwar all jene europäischen Ideale und Ideen geschenkt, die zu einer gerechteren Verteilung von Vermögen, Wohlstand und Macht führen. Gleichwohl ist der Westen mit seiner Politik des Demokratieexports und der Universalisierung seiner Denkweise auf ganzer Linie gescheitert. Und das sicherlich nicht nur wegen George Walker Bush, Guantanamo und der neokonservativen Doktrin der letzten acht Jahre.

      Zu glauben, dass seine Präsidentschaft nur ein bedauernswerter Unfall war und alles mit dem Amtsantritt der farbigen Lichtgestalt Obama wieder gut und der Westen von allen wieder verehrt und geliebt werden wird, ist ein Trugschluss. Haltung und Einstellung, die Moslems und Chinesen, Lateinamerikaner und Inder zeigen, haben sich inzwischen vielfach geändert, vielleicht sogar unumkehrbar. Am westlichen Wesen wird die Welt jedenfalls nicht mehr genesen. Und das nicht nur in Afghanistan und im Irak, sondern auch im Mittleren Osten, in Latein- und Südamerika und in Zentralasien.

      Amerikas beste Tage liegen vor uns
      Warren Buffet


      Neue Ordnungen und Sicherungssysteme

      Trotz vollmundiger Ankündigungen hat die Nato und haben westliche Allianzen weder für Sicherheit in diesen Ländern und Regionen sorgen noch haben sie den Wohlstand und das Einkommen der Menschen dort entscheidend verbessern können (US-Verteidigungsminister Gates warnt vor Zerrüttung Pakistans). Daran werden auch die zusätzlichen 17 000 Mann, die Obama nach Afghanistan entsenden will, oder die diversen Aufbauhelfer und Ausbildungskräfte (Nation-Buildner), die Europa flankierend bereitstellt, wenig ändern (Die Nato kann nicht gegen die Taliban gewinnen).

      Mittlerweile ist auch China dort, in Afghanistan und in Pakistan, zum größten Investor geworden. Allem Anschein nach werden beide Länder bald der "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" (SCO) beitreten, in der im Übrigen auch der Iran vertreten ist. Nicht auszuschließen ist, dass der Nato auch von dieser Seite aus sehr bald ernsthafte Konkurrenz ins Haus wächst.

      Dies beweist, dass die Bausteine der künftigen Weltordnung (Institutionen, Bündnisse, Konzepte) eher von "heterarchischer" und "nicht-polarer Natur" (Richard N. Haass) sein werden als hierarchisch dem Westen untergeordnet zu sein. Neue regionale Sicherheitsbündnisse wie die Ostasiatische Gemeinschaft (EAC) und der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) oder neue interregionale Blöcke haben die internationale Bühne bereits betreten. Sie werden künftig ihre Angelegenheiten selbst regeln wollen, auf dem Prinzip der Nichteinmischung beharren und Verantwortung für die eigene Sicherheit, die Region oder die Asiens übernehmen.

      Es könnte also durchaus sein, dass die Militärpräsenz der USA bald überflüssig oder überholt sein könnte und dort möglicherweise sogar als Bedrohung empfunden wird – auch wenn das amerikanische Strategen bis auf weiteres noch anders sehen, weil durch den Indischen Ozean die weltweit wichtigsten Seerouten für den Handel führen und nur die US-Seemacht einen freien und ungestörten Austausch der Waren und Güter garantieren kann (Center Stage for the Twenty-first Century).

      Legitimationskrisen der Demokratie sind alt

      Jammern und Klagen über die Defizite der liberalen Demokratie sind nichts Neues. "Strukturprobleme" und "Legitimationskrisen", die der "moderne Staat" (Claus Offe) oder der "Spätkapitalismus" (Jürgen Habermas) schaffen, gehören zu ihr wie das Gelbe zum Ei. Ich habe im ersten Teil meiner Betrachtungen darauf hingewiesen.

      Gewiss wurde diese latente Kritik vom unglaublichen Triumphalismus, der sich nach der Zerschlagung des Kommunismus jenseits des Atlantiks und in Teilen der europäischen Eliten breitgemacht hatte, kurzzeitig übertönt. Das westliche Modell wurde für alternativlos erklärt und zum Modell für die Welt hochgejazzt. Das hielt Beobachter, wie den damaligen Leiter des Planungsstabs im französischen Außenministerium und jetzigen stellvertretenden Generalsekretär der UN, Jean-Marie Guéhenno, jedoch nicht davon ab, 1994 bereits das "Ende der Demokratie" an die Wand zu malen. Zu Fall käme sie seiner Ansicht nach, wenn ihre politischen Führer nicht schleunigst lernen würden, Macht, Reichtum und Wohlstand zu teilen und Weltbilder zu akzeptieren, die dem ihrigen widersprechen.

      In den folgenden Jahren ist die Kritik am liberalen Entwurf eher lauter als leiser geworden. Nicht nur von Marxisten wie Jacques Rancière, Chantal Mouffe oder Alain Badiou, sondern auch von sozialliberaler Seite. In seinem Werk "Post-Democracy" (Oxford 2004) führt beispielsweise Colin Crouch aus, dass sich die Politik in liberalen Systemen zunehmend auf Lobbygruppen und Expertengremien, auf Marketingfeldzüge und auf die massenmediale Präsenz von politischen Führern verließe statt auf demokratische Mechanismen der politischen Willensbildung des Volkes zu setzen, dem in Abstimmungen und Wahlen zu seinem Recht verholfen werden kann. Die Institutionen der Demokratie (Parlamentarismus, öffentlich-rechtliche Medien usw.) stellten seiner Ansicht nach nur noch leere Hüllen dar, erst recht, seitdem sie vom Rückgang der Wahlbeteiligung, dem Ansehensverlust der Politiker und dem Verfall des Gemeinwesens begleitet werden.

      Effizienz ist andernorts weit größer

      Es liegt mir fern, an dieser Stelle in das vertraute Horn von Verfall, Niedergang und Politikverdrossenheit zu blasen. Und es liegt mir auch fern, einer von nicht-staatlichen Akteuren bestimmten alternativen Wurzel-Demokratie das Wort zu reden. Bekannt ist, dass das liberale Modell in aller Regel ziemlich träge reagiert, wenn es rasche Entscheidungen fällen soll oder zu Neuerungen und systemrelevanten Umgestaltungen gezwungen ist. Stattdessen wird ausgiebigst diskutiert und abgewogen, überlegt und verworfen, neu eingebracht und wieder diskutiert. Man denke nur daran, wie schwer es war, die für dieses Land so dringend nötigen Korrekturen am Arbeitsmarkt (Agenda 2010) einzuführen.

      Was die Wirksamkeit und Durchsetzungskraft solcher Entscheidungen angeht, sind autokratische Systeme da sicherlich im Vorteil. Erst recht, wenn ihre politische Führungsstäbe nicht durch Regionalproporz, Patronage oder Parteiklüngel ausgewählt werden, sondern, wie etwa in China, auf meritokratischen Prinzipien (die Besten sollen es richten) beruhen und die staatliche Führung stetig verjüngt wird. Beispielsweise hat Singapur jüngst eine zukunftsweisende Verwaltungsreform unternommen, die Spitzenbeamten auch Spitzengehälter bietet, um die wirklich besten Bewerber gewinnen zu können, die sich andernfalls gut bezahlte Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft gesucht hätten.

      So gesehen darf bezweifelt werden, ob eine Demokratie westlichen Typs mit einer Naturkatastrophe wie sie sich im Vorfeld der Olympischen Spiele in der Provinz Sichuan zugetragen hat, mit geschätzten achtzigtausend Toten und Millionen von Obdachlosen, vergleichsweise so zu Rande gekommen wäre wie das autokratische Regime in Peking. Und es darf bezweifelt werden, ob angesichts der Macht, die die Medienöffentlichkeit hierzulande ausübt, jemals solche Großprojekte wie die Off-Shore Inseln in Dubai oder der Drei-Schluchten-Damm in China realisiert worden wären, bei all den ökologischen Kosten oder Zwangsumsiedelungen, die dazu nötig sind.

      Sogar ein ausgemachter liberaler Marktwirtschaftler wie der Publizist Thomas Friedman, der von der Überlegenheit des US-amerikanischen Modells überzeugt ist, glaubt, dass "eine zentral gelenkte Regierung weit besser in der Lage wäre, alle alteingesessenen Industrien, alle Sonderinteressen, alle bürokratischen Hindernisse und Sorgen um negative Reaktionen bei den Wählern zu ignorieren, um von oben herab all jene radikalen Veränderungen bei Preisen, gesetzlichen Bestimmungen und Richtwerten, im Bildungswesen und in der Infrastruktur zu verordnen, die notwendig sind, um eine grüne Revolution herbeizuführen, über die in westlichen Demokratien erst jahrzehntelang schleppend und langwierig diskutiert werden müsste."

      Vorauseilender Gehorsam

      Aber wie verhält es sich mit der Presse- und Meinungsfreiheit? Sind es nicht diese hohen Güter, wodurch sich eine "liberale Demokratie" gegenüber anderen politischen Entwürfen auszeichnet? Werden sie nicht in Autokratien und/oder "gelenkten Demokratien" missachtet und bisweilen mit Füßen getreten?

      Greifen wir ein aktuelles Ereignis auf, um zu sehen, wie es sich damit verhält. Nehmen wir ein Thema, das vor allem im Westen als heikel betrachtet wird, nehmen wir den Staat Israel, der nach westlichen Maßstäben einzigen Demokratie im Nahen Osten, und den Krieg, den das Land vor Wochen in Gaza geführt hat. Nach der Einstellung der offiziellen Feindseligkeiten beklagten die Israelis knapp ein Dutzend Tote, die Palästinenser dagegen an die eintausendvierhundert – von den abertausend Verstümmelten, Verletzen und Traumatisierten ganz zu schweigen. Fast neunzig Prozent der Opfer waren Frauen, Kinder und andere Zivilisten.

      Gewiss haben die Hamas-Krieger diese Menschen als menschliche Schutzschilde missbraucht, sie haben sich in zivilen Gebäuden versteckt, in Schulen und UN-Gebäuden oder von dort aus Raketen auf grenznahe, israelische Städte abgefeuert. Sich darüber aber groß zu erregen, ist müßig. Im totalen und/oder asymmetrischen Krieg gibt es, wie wir wissen, die Unterscheidung zivil und militärisch, Krieg oder Nicht-Krieg nicht mehr.

      Doch darum geht es hier auch nicht. Bemerkenswerter ist vielmehr der Blick auf die israelische Öffentlichkeit, wie sie die Kriegsereignisse aufnahm, verarbeitete und darüber berichtete. Von Kontroversen über das Für und Wider dieses Krieges war nämlich während des Krieges in und um Gaza, aber auch noch danach, nichts, aber auch gar nichts, zu hören oder zu lesen. Stattdessen herrschte in der Medienöffentlichkeit weitgehend Einigkeit, Intoleranz, nicht nur gegenüber dem Leid der Palästinenser, sondern auch gegenüber jedweder Meinung oder jedwedem Arguments, die oder das dem Chor der Kriegführenden widersprochen hätte.

      Bilder von Tod und Zerstörung auf palästinensischer Seite wurden kaum gezeigt. Erreichten sie doch, meist über Umwegen, die israelische Öffentlichkeit, schob man prompt der Hamas die Schuld in die Schuhe. Rühmten Kommentatoren die Aktionen des israelischen Militärs, wurden einzelne Antikriegs-Demonstrationen, die es auch gab, rasch ins Lächerliche gezogen. Ein israelischer Schriftsteller sprach, wohlweislich nach dem Ende der offiziellen Kampfhandlungen, von "Gehirnwäsche", denen die israelische Öffentlichkeit in diesen Tagen unterzogen worden wäre. Abzulesen an einer Umfrage, wonach nahezu 80 Prozent der Israelis, also Null Prozent der arabischen Israelis, die "Militäroperation" für notwendig und erfolgreich gehalten haben.

      Natürlich handelt es sich hier um die Ausnahmesituation eines Krieges. Im Falle Israels sogar um einen existentiellen, nämlich um einen Krieg ums Überleben. Trotzdem werfen die Geschehnisse ein höchst sonderbares Schlaglicht auf demokratische Öffentlichkeiten, auf Pressefreiheit und Meinungsvielfalt. In Krisenzeiten wird sie, so kann man immer wieder feststellen, rasch zur "Konsensfabrik" (Noam Chomsky). Flugs mutiert die liberale Demokratie ihrerseits in eine "gelenkte", in der das "System von Checks and Balances" wie von Zauberhand aushebelt wird, ohne dass ein "heimlicher Drahtzieher" daran beteiligt ist oder dafür dingfest gemacht werden könnte.

      Performative Widersprüche des Westens

      Es mag durchaus sein, dass freiheitliche Demokratien besser als autoritäre dazu geeignet sind, zornige starke Männer vom Griff nach der Macht abzuhalten. Immun dagegen sind sie dagegen nicht. Durch Wahlen sind radikale Kräfte schon des Öfteren an die Macht gekommen. Das hat man auf dem Balkan gesehen, im Nahen und Mittleren Osten, aber auch in Zentralasien. Darum verfolgen die USA den Demokratieexport meist auch nur halbherzig und immer interessengeleitet. Sie wissen sehr wohl, warum sie gegen freie Wahlen in Ägypten und Saudi-Arabien sind, warum sie Präsident Mubarak und das Herrscherhaus der Saudis stützen und allzu heftige Kritik an diesen Regimes meiden.

      Genau diese Doppelmoral ist es ja, durch die der Westen seine moralische Autorität untergräbt und die das liberale Modell in der Welt so unglaubwürdig machen. Vom Iran, vom Irak oder von Nordkorea erwartet man beispielsweise, dass sie sich an Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates halten, selbst ignoriert man diese aber bewusst, um dann (wie im Irak oder im Kosovo geschehen) nach Gutsherrenart zu operieren. Ähnliches zeigt sich auch im Umgang mit den aufstrebenden Mächten. Auf der einen Seite verfolgen die westlichen Länder zäh ihre materiellen Interessen und halten an ihrer Macht fest; auf der anderen Seite preisen sie ihre Werte und Ideale in höchsten Tönen und zur Nachahmung an, die genau vom Gegenteil, nämlich von der Teilung der Macht und des Wohlstand künden. Aus diesem performativen Widerspruch, in den sich der Westen ohne größere Not selbstredend verstrickt hat, entgeht der Westen nur, wenn er den ideologischen Kampf um Anerkennung und Menschenrechte aufgibt oder ihn von dem um Macht und Einfluss, Rohstoffe und Energiereserven strikt trennt. Beides zusammen führt nur zum Weltbürgerkrieg.

      Darum hat sich der Kampf um Werte und Ideale, den der werthaltige neokonservative Demokratiediskurs der letzten Jahrzehnte propagiert und geführt hat, politisch als äußerst kontraproduktiv erwiesen. Wer das Andere zum Eigenen machen will statt das Andere als Anderes sein zu lassen, kann mit den Anderen nicht zu gemeinsamen Lösungen kommen. Die Frage, welches politische Modell sich im 21. Jahrhundert als das bessere und effizientere erweisen wird, das "liberale" oder das "autokratische", mag für Ideologen, Menschenrechtler und politische Enthusiasten von größter Bedeutung sein, für die aufstrebenden asiatischen Staaten ist der Kampf es aber offensichtlich nicht mehr.

      Sie zeigen an der ideologischen Praxis des Westens kein Interesse. Während der Westen auf Moral und Menschenrechte macht, haben sich die asiatischen Staaten jenem Pragmatismus verschrieben, der den Westen, und insbesondere die USA, einst so erfolgreich gemacht hat. Vom Westen lernen, heißt für sie längst: siegen lernen. Nach einem Wort Deng Xiaopings spielt es keine Rolle, ob eine Katze schwarz oder weiß ist. Hauptsache ist, sie fängt Mäuse. Mehr Pragmatismus und politischer Realismus täte dem Westen folglich auch gut. Sonst könnte es passieren, dass er eines nicht allzu fernen Tages aus seinen Träumen aufwacht und zum Osten geworden ist

      Indiens Brückenfunktion

      Noch ist der Westen aber nicht verloren – vorerst zumindest. Darum habe ich den Begriff "Auslaufmodell", mit dem ich den westlichen Typ von Demokratie in Verbindung gebracht habe, bewusst mit einem Fragezeichen versehen. Es ist nämlich gut möglich, dass sich China, und mit ihm Asien, politisch in Richtung "westliches Modell" bewegt (Long Time Coming) und es zu einer Art "Systemkonvergenz" kommt, wie sie deutsche Soziologen vor bald vierzig Jahren bezüglich der Annäherung kapitalistischer und sozialistischer Systeme schon mal angedacht hatten.

      Indien, die größte, weil bevölkerungsreichste Demokratie der Welt, könnte hier eine bedeutende Rolle spielen. Aufgrund seines chaotischen Wachstums und der Schwäche des Staates, seiner wachsenden Neigung zum Individualismus und der Vielzahl seiner Glücksritter, die nur Geld machen im Sinn haben, kommt Indien dem amerikanischen Modell ziemlich nahe.

      Insofern könnte es eine Art Brückenfunktion einnehmen zwischen dem Osten und Westen, zwischen liberaler und gelenkter Demokratie. Sein Modell könnte eine Art Gegengewicht zu Chinas enormem Wachstum bilden, das durch eine starke Regierung zustande gekommen ist, die binnen Monaten entscheiden kann, ob neue Flughäfen, mehrspurige Autobahnen oder Industrieparks gebaut oder hochgezogen werden.

      Darum sind die USA auch dabei, Indien zu ihrem strategischen Partner zu erklären (America's New Strategic Partner?). Das Land deswegen schon dem Westen zuzuschlagen, könnte sich aber als großer Irrglaube erweisen. Immun gegen die Welle der Entwestlichung ist auch Indien nicht.

      Anderer Begriff von Freiheit

      Trotz aller Kritik am autokratischen Modell Chinas, die hierzulande vor allem von den Tibetjüngern und ihrer Bundeskanzlerin im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 laut geworden und danach ebenso plötzlich wieder verstummt ist, hat sich das "Reich der Mitte" in den letzten Jahrzehnten nach außen so weit geöffnet wie noch nie in seiner Geschichte. Bewusst oder absichtlich übersehen viele Kritiker die massive Demokratisierung, die in China in den letzten Jahren vollzogen hat. Was das Land in wenigen Dekaden diesbezüglich erreicht hat, hat in Europa bekanntermaßen Jahrhunderte gedauert. Dass man sich im Westen nur schwer vorstellen kann, dass die Menschen außerhalb seines Kulturraums auch glücklich und zufrieden sind, ohne dass sie ihre Meinung in jede Kamera sagen, sagt mehr über ihn als über andere aus. Es zeigt, welch enges und eindimensionales Verständnis manchmal hierzulande vom Begriff der Freiheit gepflegt wird.

      Entscheidend für seinen weiteren Aufstieg wird sein, wie das Land all seine strukturellen Schwächen meistern wird: Korruption und wachsender Mittelstand, die große Abhängigkeit von Exporten und internationalem Handel sowie der Free Flow of Information, der für den Wettbewerb von Ideen unerlässlich ist (The Myth of the Autocratic Revival). Zu kulturellen Klonen des Westens werden China und Indien deswegen aber ebenso wenig wie ihre asiatischen Nachbarn. Von der russischen Großmacht, die wir diesbezüglich schon an anderer Stelle "gewürdigt" haben (Zwischen Russophobie oder Russophilie), ganz zu schweigen.

      Neue Inseln der Modernität

      Am relativen Verlust von Macht, Wohlstand und Alleinvertretungsanspruch hinsichtlich der Behauptung von Lebensformen, Werthaltungen und Wertüberzeugungen, wird das aber wenig ändern. Zur "Ikonisierung der liberalen Demokratie" gibt es wenig Anlass – auch wenn sie vom Westen weiter betrieben wird, um andere Staaten ideologisch dadurch zu schwächen.

      Vielleicht sollte der eine oder andere westliche Ideologe nicht nach New York, London oder Sydney reisen, sondern mal gezielt asiatische Städte anpeilen. In wenigen Tagen würde er merken, dass Asiaten sich dem Westen mitnichten unterlegen fühlen oder gar untertan sind. Selbstbewusst und selbstbestimmt vertreten sie ihre Denk- und Lebensweisen und sind stolz auf alle ihre Errungenschaften. Dort, in Hongkong oder Singapur, in Dubai oder in Shanghai, in Saigon oder Delhi, in Seoul oder Kuala Lumpur ist die neue Welt, das postamerikanische Zeitalter (Die Zukunft ist postamerikanisch), bereits zu bewundern. Überall entstehen dort neue Inseln der Modernität, die den Geist der europäischen Moderne weiterentwickeln und fortschreiben – allerdings auf ihre Art.

      Und die islamische Welt wird, wenn nicht alles trügt und das asiatische Beispiel Schule macht, diesem Aufbruch bald folgen. Zwischen Mittelmeer und Persischem Golf schreitet die Entwestlichung gar noch schneller voran als in Asien oder Süd- und Lateinamerika. Auch sie wird, wie der Iran in der Atomfrage bereits demonstriert, selbstbewusst und unnachgiebig ihre Werte, Interessen und politischen Ziele gegenüber dem Westen vertreten. Auch der Iran will und wird jenen Weg in die Modernität einschlagen, den China und Indien für sich gewählt haben. Die Atomfrage gehört mit dazu und ist daher für den Iran eine eminent wichtige Frage nationaler Souveränität. Warum sollte dem Land (oder einem anderen) verwehrt werden, was die USA und Russland, Israel und Frankreich, Großbritannien oder China quasi selbstverständlich für sich beanspruchen? Glaubwürdig wäre das nur dann, wenn diese paar Länder, die über Atomwaffen verfügen, ihrerseits darauf verzichten würden. Mit bekannter Haudraufpolitik wird der Anspruch des Irans und anderer Nationen weder zu lösen noch zu entschärfen sein.

      Open End

      Die Frage wird sein, wie der Westen auf den globalen Prozess der Entwestlichung, den der Aufstieg der Anderen in Gang setzt, reagieren wird, kooperativ oder konfrontativ? (The Rise of China and the Future of the West). Verfügen der Westen und seine Politiker über jene Kompetenz und jenes Geschick, aber auch über jenen Realitätssinn und über jene Klugheit, die etwa China und seine Führer in den letzten Jahren an den Tag gelegt haben, um diese globalen Herausforderungen und Konflikte zum Vorteil für alle Beteiligten werden zu lassen? Weisen sie das nötige geopolitische Fingerspitzengefühl, die entsprechende Weitsicht sowie die ideologische Flexibilität auf, um daraus eine Win-Win-Situation für alle zu machen? Im Falle Europas muss man jedenfalls sehr skeptisch bleiben, wie der kleinkarierte Kampf um Amtsprachen, Abstimmungsverhältnisse oder die "Mittelmeerunion" ständig beweist (Europas Zukunft liegt im Süden).

      Das Schachbrett (Zbigniew Brzeszinski), auf dem die geopolitischen Machtspiele ausgetragen werden, ist jedenfalls erheblich größer und komplizierter geworden als es das im letzten oder vorletzten Jahrhundert gewesen ist. Viele neue nicht-westliche Mitspieler haben ihr Mitwirken angekündigt. Allein ihre Vielzahl, aber auch ihr wirtschaftlicher Erfolg und ihr politisches Selbstbewusstsein haben dazu geführt, dass die alten Gefäße, der UN-Sicherheitsrat und der IWF, die G 8 oder die Nato, dafür längst zu klein sind. Sie sind vom ideologischen Gepäck des Westens überfrachtet und müssen davon entrümpelt werden.

      Die Welt nach Ebenbilde des Westens zu formen, das funktioniert nicht mehr. Die Welt lässt sich nicht mehr verwestlichen, seitdem der Glaube an die Universalität seiner Zivilisation sich pulverisiert hat. Selbstbewusst demonstriert der "Rest vom Rest" (Fareed Zakaria), und das sind ca. fünfeinhalb Milliarden Menschen, ihren eigenen Willen. Zu glauben, dass Asiaten, Afrikaner und Lateinamerikaner nicht in der Lage wären, eine stabile Weltordnung zu schaffen, zeugt von einer Arroganz und Geringschätzung, die dem Westen nach der Finanzkrise und den Ereignissen der letzten Jahre, gar nicht gut zu Gesicht steht.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29877/1.html
      82 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 17:45:26
      Beitrag Nr. 1.938 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.403 von Maraho am 09.03.09 06:00:55Jeder ist sich selbst der nächste ...
      Leider.

      Krise global
      Jens Berger

      Die Folgen der Finanzkrise könnten eine Milliarde Menschen in eine neue Armut abstürzen lassen

      Das Epizentrum der Finanzkrise sind die noblen Büros der Wall Street-Banken in New York. Die Auswirkungen der Krise sind indes in jeder Hinsicht global.Vor allem die ärmsten Länder der Welt sind direkt und indirekt von den realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise betroffen. Die Asiatische Entwicklungsbank schätzte den finanziellen Schaden der Finanzkrise jüngst auf 50 Billionen US$ - 2,1 Billionen sollen alleine in Südamerika vernichtet worden sein. Auch die Weltbank sieht in einer aktuellen Studie düstere Zeiten auf die Entwicklungsländer zukommen. Den Finanzbedarf, um die Folgen der Finanzkrise für die Entwicklungsländer abzuwenden, schätzt sie auf 270 bis 700 Mrd. US$. Wo soll so viel Geld herkommen?


      Nach den Zahlen der Weltbank befinden sich die Wachstumsprognosen der Industriestaaten und Entwicklungsländer gemeinsam im freien Fall. Anders als in vielen reichen Industriestaaten ist es den ärmeren Entwicklungsländern allerdings nicht möglich, die Folgen der Krise durch Konjunkturprogramme auf Pump zu bezahlen. Je länger und je härter die Krise die Weltwirtschaft treffen wird, desto dramatischer werden vor allem in Afrika die Auswirkungen sein. Martin Khor, Direktor des Third World Network, hält es für möglich, dass eine Milliarde mehr Menschen in den Entwicklungsländern in eine neue Armut abstürzen werden. Die Handlungsoptionen für die Industriestaaten, dies zu verhindern, sind zwar vorhanden, der politische Wille, dies auch zu tun, allerdings nicht. In der Krise ist sich jeder selbst der nächste.

      Die Weltbank sieht schwarz

      "Diese Krise ist die erste Krise in der Menschheitsgeschichte, die wirklich global ist"
      Michel Camdessus – ehemaliger Direktor des IWF

      Der am Sonntag veröffentlichte Spezialbericht der Weltbank zu den Folgen der Finanzkrise für die Entwicklungsländer zeichnet ein ungewöhnlich düsteres Bild der Weltkonjunktur. Das globale Bruttosozialprodukt wird demnach in diesem Jahr zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg rückläufig sein – die Folgen der Finanzkrise werden hierbei mit mindestens 5% beziffert. Der Einbruch im weltweiten Handel soll in diesem Jahr so stark schrumpfen, wie seit der Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren nicht mehr. Die Handelsvolumina sind rückläufig, die Preise im freien Fall und gleichzeitig verlieren viele kleinere Währungen rapide an Wert. Von den 51 Staaten, die der Weltbank bisher ihre Handelszahlen für das vierte Quartal 2008 vorgelegt haben, mussten 36 Staaten gegenüber dem Vorjahr einen Exportrückgang im zweistelligen Prozentbereich melden. Die globale industrielle Produktion ist im vierten Quartal um 20% gesunken – mit signifikanten Folgen für rohstoffexportierende Entwicklungsländer. Die Folgen der Finanzkrise sind in jedem Land der Welt zu spüren – je stärker das Land in den Welthandel eingebunden ist, desto deutlicher.

      Lateinamerika ist besonders von der nachlassenden Konjunktur ihres wichtigsten Exportmarktes den USA betroffen. Alternativen, die sich in den letzten Jahren unter der Federführung Venezuelas gebildet haben, speisen sich finanziell vor allem aus den Erlösen des Ölexports. Durch den starken Preisverfall sind diese Finanzquellen allerdings nun zum Erliegen gekommen. Für Ostasien sieht die Situation noch düsterer aus – keine Region ist derart vom Export anhängig. Ob China mit seinen gigantischen Konjunkturpaketen die Region stabilisieren kann, ist fraglich. Investitionen in die Infrastruktur und in den sozialen Sektor haben vor allem eine Binnenwirkung und strahlen kaum auf Staaten aus, deren Exportstruktur neben Rohstoffen vor allem auf Konsumgüter aufgebaut ist. Auch an den erdölproduzierenden Staaten im Nahen und Mittleren Osten ist die Krise nicht spurlos vorbeigegangen. Der Absturz des Ölpreises hat ernste Auswirkungen auf die Staatsfinanzen.

      Vor allem im vierten Quartal des letzten Jahres verschärfte sich die wirtschaftliche Lage in den Entwicklungsländern – bei 60 von 68 Staaten, die bereits in den ersten drei Quartalen des letzten Jahres rückläufige Handelsdaten vermelden mussten, fiel das vierte Quartal schlechter aus als das vorhergehende. 37 der 39 Staaten, die ersten drei Quartalen positive Handelsdaten meldeten, verzeichneten im vierten Quartal einen Rückgang. Alle Prognosen für das erste Quartal dieses Jahres sehen noch düsterer aus.

      Die ärmsten Staaten der Welt waren von den finanziellen Turbulenzen des letzten Jahres weitestgehend verschont wurden, da sie keinen nennenswerten Zugang zu den Finanzmärkten haben, die nun kollabiert sind. Vor allem in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara refinanzieren sich die Banken vornehmlich auf regionaler Ebene und sind daher kaum von externen Krediten abhängig. Das internationale Finanzmarkt-Casino machte um Afrika einen Bogen. Von den realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise ist Afrika allerdings in besonderer Art und Weise betroffen. Die Wirtschaft vieler Staaten hängt direkt vom Export von Rohstoffen ab. Mit dem Einbruch der weltweiten Konjunktur sank auch die Nachfrage nach Rohstoffen, wodurch auch die Exportpreise in den Keller gingen.

      Der Handel stockt

      Im zweiten Halbjahr 2008 brachen die Rohstoffpreise auf breiter Front ein und eine Trendumkehr ist nicht in Sicht, da die Nachfrage sich weltweit über eine längere Zeit nicht erholen dürfte. Die Preise für Rohstoffe außerhalb des Energiesektors sind in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 im Durchschnitt um 38% gefallen und sind damit größtenteils weit unter dem Preisniveau vor der Spekulationsblase im Sommer 2008. Alleine im Dezember mussten die Rohstoffpreise um 6,8% nachgeben. Die Einnahmen der Volkswirtschaften des Kongos, Äquatorial-Guineas, Gabuns und Nigerias stammen zu über 50% aus Erdölexporten; der Kakao-Export ist für mehr als 20% der Einnahmen der Elfenbeinküste verantwortlich und Guinea hängt im gleichen Maße am Export von Mineralien. Auch die lateinamerikanischen Staaten sind vom Rohstoffexport abhängig.

      Drohende Massenarbeitslosigkeit

      Nach den Prognosen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen werden die Folgen der Finanzkrise in diesem Jahr weltweit rund 50 Mio. Arbeitsplätze vernichten. Betroffen sind hiervon vor allem gering qualifizierte Wander- und Gastarbeiter. In China haben bereits im letzten Jahr nach Zahlen des chinesischen Arbeitsministeriums 20 Mio. Wanderarbeiter ihren Job verloren. Vor allem exportorientierte und konjunktursensitive Bereiche sind von diesem Trend betroffen. Auch in Indien haben in den letzten drei Monaten des letzten Jahres über 500.000 Arbeiter ihre Anstellung verloren – auch hier waren vor allem exportorientierte Branchen wie die Textil- und Schmuckindustrie und die Automobilbranche betroffen. Sogar in kleineren Staaten wie Kambodscha sind die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu vernehmen – 30.000 Arbeiter in der Textilindustrie, der einzigen Exportbranche des Landes, mussten letztes Jahr entlassen werden; dies sind 10% der Beschäftigten. Neben den Staaten, in denen die Arbeitsplätze verloren gehen, sind vor allem diejenigen Staaten betroffen, die von hohen Transferzahlungen von Gastarbeitern leben, die ihre Familien in der Heimat unterstützen. Hiervon sind beispielsweise Tadschikistan (Transferzahlungen entsprechen 45% des BIP), Moldawien (38%), Tonga (35%), Lesotho (29%), Honduras (25%), der Libanon (24%) und Guyana (24%) betroffen.

      Alles hängt miteinander zusammen

      So wie der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings einen Orkan auslösen kann, hat auch das Investitions- und Konsumverhalten in den Industriestaaten häufig Folgen für Länder, die auf den ersten Blick nur sehr wenig mit der hiesigen Ökonomie zu tun haben. Wenn in Europa und den USA weniger Computer nachgefragt werden, schließen Fabriken in Taiwan die Tore oder melden Kurzarbeit an. Davon sind meist immer die "mobilsten" Arbeitnehmer betroffen. In Taiwans Elektronikindustrie arbeiten beispielsweise 50.000 Filipinos, die stolze 16,4 Mrd. US$ pro Jahr in ihre Heimat überweisen. Auch auf den Containerschiffen, die die Waren aus Fernost nach Europa bringen, arbeiten hauptsächlich Seemänner aus den Philippinen. Wenn weniger Fracht transportiert wird, leidet darunter somit indirekt auch die philippinische Volkswirtschaft.

      Der Rückgang des Ölpreises wiederum hat nicht nur in der Ölbranche tausende Arbeiter um ihren Arbeitsplatz gebracht. Die russische Volkswirtschaft ist eng mit den Einnahmen aus den Energieexporten verzahnt. Auf den Großbaustellen in Moskau arbeiten vornehmlich Gastarbeiter aus Tadschikistan, Moldawien, Kirgisien, Usbekistan oder Armenien, da russische Arbeitskräfte für 400 Euro im Monat nicht zu bekommen sind. Mittlerweile ruht an den meisten Großbaustellen in Moskau die Arbeit, da die liquiden Mittel genau so knapp sind, wie die potentiellen Mieter in den neu entstehenden Glaspalästen. Der Rückgang des Ölpreises hat dadurch für ein bitterarmes Land wie Tadschikistan indirekt katastrophale Folgen.

      Die reichen Länder schotten ihre Märkte ab

      Während die USA, die EU und China billionenschwere Rettungs- und Konjunkturpakete auflegen, können Entwicklungsländer meist nur zuschauen, wie ihre Volkswirtschaft Schaden nimmt. Bei ihren Versuch, die eigene Wirtschaft zu retten, stellen die Industriestaaten dabei ihre eigenen Regeln für den freien Welthandel auf den Kopf. Die Entwicklungsländer sollen ihre Märkte öffnen, während die Industriestaaten ihre Märkte abschotten und exportorientierte Unternehmen und Banken mit Subventionen überhäufen. Für die Entwicklungsländer ist dies höchst problematisch. Autobauer aus Detroit, die nur dank staatlich verordneter Intensivmedizin am Leben erhalten werden, können ihre Autos im Ausland dadurch billiger verkaufen und Anbieter aus Staaten, deren Regierung sie nicht unterstützen kann oder will, aus dem Markt drängen. Banken, die nach aller Kaufmannsweisheit bankrott sind, werden am Leben gehalten und können so in den heiß umkämpften Wachstumsmärkten Marktanteile gegen die lokale Konkurrenz gewinnen, die die Folgen der Krise aus eigener Tasche kompensieren muss und somit Wettbewerbsnachteile.

      In der Krise setzen die Industriestaaten so ihre Handelspolitik fort, die auch schon vor der Finanzkrise zu Disparitäten geführt hat. Hoch subventionierte Agrarprodukte aus der EU und den USA überschwemmen die offenen Märkte Afrikas und im Gegenzug wird afrikanischen Produkten der Zugang zum hiesigen Markt verbaut. Dass sowohl Weltbank als auch IWF immer noch in einer Liberalisierung der Märkte das Allheilmittel für die Entwicklungsländer sehen, ist wenig überraschend – dienen beide Institutionen doch vornehmlich der Durchsetzung marktliberaler Politik. In der Krise gilt diese Doktrin aber nicht über die Industriestaaten selbst. Wenn die amerikanische Regierung beispielsweise eine "Kauf-amerikanisch-Klausel" in ihr 800 Mrd. US$-Stimulierungspaket integriert, die die Empfänger der Staatshilfen zwingt, Rohstoffe und Vorprodukte heimischer Herkunft zu verwenden, so ist dies Protektionismus in Reinkultur und schadet vornehmlich der Konkurrenz in den Entwicklungsländern.

      Das Auge des Orkans als sicherer Hafen

      Die Weltbank schätzt den Finanzbedarf, den die Entwicklungsländer in Folge der Finanzkrise zusätzlich aufbringen müssen, auf 270 bis 700 Mrd. US$. In Zeiten der Krise ist es für Entwicklungsländer allerdings nahezu unmöglich, an Finanzmittel zu kommen. Nach den Beobachtungen der Weltbank müssen die Entwicklungsländer, die Zugang zum internationalen Finanzmarkt haben, für Kredite mittlerweile abenteuerliche Risikoaufschläge von bis zu 2.000 Basispunkten bezahlen – das heißt, ein solcher Staat muss 20% Zinsen pro Jahr Aufschlag bezahlen. In jedem Industriestaat würden solche Zinsforderungen eine Anklage wegen Zinswuchers zur Folge haben.

      Das "Institute for International Finance" hat ausgerechnet, dass der private Kapitalzufluss in die Wachstumsmärkte sich im letzten Jahr auf 466 Mrd. US$ halbiert hat. Für 2009 prognostiziert das IIF eine weitere Abnahme auf 165 Mrd. US$. Dies hätte zu Folge, dass 104 der 129 Entwicklungsländer weniger Kapitalzuflüsse haben, als sie zur Tilgung ihrer privaten Schulden haben.

      In einer Rahmensituation, die von höchster Unsicherheit geprägt ist, meiden die Investoren jedes vermeintliche Risiko in den Wachstumsmärkten. Dies hat eine Kapitalflucht zu Folge, die vor allem den US-Märkten zu gute kommt. So paradox es klingen mag, die USA gelten in Zeiten unsicherer Finanzmärkte für institutionelle Anleger als sicherer Hafen. Um an Finanzmittel zu kommen, müssten private und staatliche Kreditnehmer in den Entwicklungsländern daher einen Risikobonus zahlen, den sie nicht zahlen können.

      Das NGO "erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung" hat in ihrem Schuldenreport 2009 ausgerechnet, dass sieben afrikanische Staaten bereits in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlungsunfähig sein werden – darunter Niger, Mosambik und Gambia. Für weitere sechs Staaten bestünde ein hohes Risiko der Zahlungsunfähigkeit – darunter Ruanda, Äthiopien und der Sudan.

      Wer hilft den Armen?

      Aus eigener Kraft wird der schwarze Kontinent die Folgen der Finanzkrise nicht meistern können. Sogar wenn die Weltkonjunktur sich innerhalb der nächsten zwei Jahre stabilisieren sollte, würde es mehrere Jahre dauern, bis die Finanzströme in die Entwicklungsländer sich wieder erholen. Um den Ärmsten der Armen zu helfen, müssten die reichen Staaten einen Teil ihrer Konjunkturhilfen abgeben. Die Weltbank schlägt an dieser Stelle einen Hilfsfonds vor, in den 0,7% der Summe gehen soll, die von jedem Land für die Unterstützungsprogramme der eigenen Wirtschaft ausgegeben werden. Beim kommenden G-20 Treffen Anfang April in London soll dieser Plan auf den Tisch kommen. Ob ein solcher Fonds Aussicht auf Erfolg hat, darf allerdings bezweifelt werden. Von den 50 Mrd. US$, die die G8-Staaten den Entwicklungsländern 2005 versprochen haben, sind noch immer 39 Mrd. US$ ausständig.

      Quelle mit Links zu weiteren Informationen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29911/1.html
      18 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 17:56:09
      Beitrag Nr. 1.939 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.683 von Maraho am 14.03.09 17:15:25Etwas zur Beziehung mit unseren Freunden ...

      USA und Deutschland
      Krise um die Krise
      Von Malte Lehming

      Potenziell Unheilvoll: US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel steuern in Wirtschaftsfragen auf einen Konflikt zu.

      Der Mexikaner war in Washington D. C., der Japaner und der Brite Gordon Brown. Dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper hat US-Präsident Barack Obama sogar selbst seine Aufwartung gemacht. Außenministerin Hillary Clinton wiederum hat er in den Nahen und Fernen Osten geschickt. Bloß Kontinentaleuropa guckt in die Röhre. Auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Obama, bevor er Anfang April nach Europa kommt, offenbar keine Zeit. Das kann man verstehen, muss es aber nicht. Das kann hoher Termindruck sein, muss es aber nicht.

      Die „International Herald Tribune“ immerhin stellt diese Begegnungsunpässlichkeit in eine Reihe mit tief sitzenden Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die globale Finanz- und Wirtschaftskrise zu bewältigen sei. Um die transatlantischen Dissonanzen auf eine kurze Formel zu bringen: Die Amerikaner wollen, dass stärker investiert, die Europäer, dass stärker reguliert wird. Und die Obama-Administration ist alles andere als zurückhaltend. Fast täglich erhöht sie den Druck. Zitat Obama: „Wir haben aggressiv gehandelt, und es ist wichtig, dass sich andere Länder in dieselbe Richtung bewegen.“ Zitat US-Finanzminister Tim Geithner: „Es ist wichtig, dass sich die G-20-Länder für die Dauer der Krise nachhaltig und umfänglich engagieren.“ Zitat Larry Summers, Wirtschaftsguru des Weißen Hauses: „Wir brauchen einen globalen Stimulus.“

      Deutschland wird in solchen Sätzen natürlich nie namentlich an den Pranger gestellt, aber allen Beobachtern ist klar, dass die größte Volkswirtschaft Europas eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Krise hat. Wer stützt Osteuropa? Wer rettet den Euro? Wer hilft den Entwicklungsländern? Aus US-Sicht sind die beiden Konjunkturpakete, die die Bundesregierung aufgelegt hat, viel zu klein. Der Vorwurf der Hasenfüßigkeit grassiert. Aus deutscher Sicht dagegen wurde bereits das Maximum getan, neue milliardenschwere Konjunkturpakete werde es vor der Bundestagswahl nicht geben, man dürfe weder eine hohe Inflation noch eine weitere Staatsverschuldung riskieren. Am vergangenen Dienstag schoben die EU-Finanzminister daher der US-Forderung nach zusätzlichen öffentlichen Finanzspritzen einen Riegel vor. In der Runde habe „deutliches Befremden“ geherrscht, gab Peer Steinbrück zu Protokoll.

      Schweißt die Krise den Westen zusammen – oder spaltet sie ihn? Ist das Thema „massive Konjunkturbelebung“ für Obama und Merkel, was der Irakkrieg für George W. Bush und Gerhard Schröder war? So weit ist es noch nicht, aber zur Überwindung des drohenden Schismas bedarf es eines Kraftakts. An diesem Wochenende bereiten die Finanzminister der G-20-Staaten den Weltfinanzgipfel vor, der Anfang April in London stattfindet. Die EU will dort eine lückenlose Überwachung der Finanzmärkte durchsetzen. Für die USA ist das die falsche Priorität. Nicht Strategien zur Verhinderung der nächsten Krise stünden jetzt auf der Tagesordnung, sondern solche zur Überwindung der gegenwärtigen Krise.

      Übertreiben die Amerikaner oder untertreiben die Europäer? „Dies ist August 1914. Dies ist der Morgen nach Pearl Harbor. Dies ist 9/11“, schreibt Pulitzerpreisträger Thomas L. Friedman. Für Merkel heißt das: Nicht über Afghanistan oder Russland entscheidet sich, ob es wirklich einen transatlantischen Neubeginn gibt. Entscheiden wird das Geld.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/12/usa-deutschland-krise
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 18:03:37
      Beitrag Nr. 1.940 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.367 von Maraho am 05.03.09 15:11:12Opec will Wirtschaft nicht tiefer in den Abgrund reissen

      Überraschende Wende beim Opec-Treffen in Wien: Aus Sorge um die Weltwirtschaft haben die Ölminister der Opec-Länder beschlossen, die Fördermengen vorerst nicht zu drosseln.

      Die OPEC will ihre derzeitigen Fördermengen beibehalten. Zugleich will die Organisation erdölexportierender Länder aber sicherstellen, dass die Überproduktion in einigen Mitgliedsländern eingestellt wird. Dies ist das Ergebnis einer Konferenz der OPEC-Ölminister am Sonntag in Wien. Demnach bleibt es bei einer Fördermenge von knapp 25 Millionen Barrel pro Tag.

      Spekulationen um tiefere Fördermengen

      Vor Beginn der Wiener Beratungen gab es Spekulationen über eine Drosselung um nahezu eine Million Barrel pro Tag, um den Ölpreis auf dem Weltmarkt in die Höhe zu zwingen. Dies sollte aber so geschehen, dass die Weltwirtschaft nicht noch tiefer in den Abgrund gerissen wird, wie aus OPEC-Kreisen verlautete. Nach dem neuesten Beschluss soll nun verhindert werden, dass etliche der zwölf Mitglieder des Erdölkartells ihre tägliche Förderquote um etwa 800'000 Barrel überschreiten. Diese Variante wurde als weniger schädlich für die Weltwirtschaft eingestuft als die ursprünglich favorisierte allgemeine Produktionskürzung.

      Vor der Entscheidung sprach der russische Vizeministerpräsident Igor Setschin mit den Ölministern in Wien. Russland - nach Saudiarabien der zweitgrösste Erdölproduzent der Welt - gehört der OPEC nicht an, erwägt aber laut Setschin die Entsendung eines ständigen Beobachters. Der stellvertretende Regierungschef kündigte zugleich an, dass Russland seine Ölexporte drosseln werde.

      Preis für Rohöl massiv gesunken

      Die OPEC-Länder hatten in den vergangenen Monaten die Produktion bereits um 4,2 Millionen Barrel pro Tag zurückgenommen. Sie konnten aber den Ölpreis damit nicht wie gehofft in die Höhe zwingen, weil die Wirtschaftskrise die Nachfrage nach Energie gestoppt hatte. Der Preis für ein Barrel Rohöl (159 Liter) fiel vom Rekordwert 150 Dollar im Sommer vorigen Jahres auf inzwischen knapp 50 Dollar.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Opec-verzi…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 18:11:48
      Beitrag Nr. 1.941 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.073 von Maraho am 14.03.09 19:21:55Optimismus wird verbreitet ...
      Man hat sich bisher wunderbar geschlagen.

      Obama-Beraterin: «Krieg an der Wirtschaftsfront»

      Die Vereinigten Staaten befinden sich nach den Worten einer ranghohen Regierungsberaterin weiterhin in einem «Krieg an der Wirtschaftsfront».


      «Wir haben noch nicht gewonnen. Wir haben uns nur wunderbar auf dem Schlachtfeld geschlagen», sagte Christina Romer am Sonntag in der NBC-Fernsehsendung «Meet the Press». Sie schloss sich dabei der Wortwahl des Investment-Experten Warren Buffett an, der die wirtschafts- und finanzpolitischen Probleme der USA als «Wirtschaftskrieg» bezeichnet hatte.

      Romer leitet den Rat der Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama. Nach ihren Worten ist das Weisse Haus zuversichtlich, dass die US-Wirtschaft nach wie vor eine starke Basis hat. Dabei schaue man auf die langfristige Perspektive, nicht auf die täglichen Turbulenzen am New Yorker Aktienmarkt. Romer erklärte ferner, dass es noch zu früh sei, ein weiteres Konjunkturpaket in Erwägung zu ziehen, auch wenn sich manche Demokraten dies wünschten.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/ObamaBeraterin-K…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 18:37:57
      Beitrag Nr. 1.942 ()
      Hallo Maraho,

      an dieser Stelle mal wieder ein herzliches Dankeschön von mir für Deinen wunderbaren Pressespiegel. Einfach großartig Deine Auswahl, vor allem ob der Vielfalt der Quellen, die der Einseitigkeit entgegenwirkt - man braucht ja fast nichts anderes mehr.

      Mir hat heute am besten der Artikel gefallen, die Wirtschaftswissenschaftler bräuchten eine Art "Relativitätstheorie" für ihr Forschungsgebiet. Das war ja quasi eine Bankrotterklärung dieser Wissenschaft. Ich wundere mich schon lange, dass dieses Fach an den Schulen so sträflich vernachlässigt wird.
      Dass die Bildung unserer Kinder in Zukunft leider wohl nicht besser wird trotz Konjunkturpaket, zeigt dann wiederum der Artikel zu den Hochschulkapazitäten für die Nachkommen der geburtenstarken Jahrjänge... gruselig alles!

      Schönen Sonntagabend!
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 18:41:06
      Beitrag Nr. 1.943 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.769 von Maraho am 15.03.09 08:27:43Für heute der letzte Text meinerseits ...
      Eine Ausführung des Wirtschaftsweisen Peter Bofinger.

      Schluss mit dem Dagobert-Duck-Deutschland
      von Peter Bofinger

      Die internationale Schuldenkrise zieht immer weitere Kreise. Doch weder die Banken noch der Finanzkapitalismus oder die Gier sind am Desaster schuld. Wir leiden vielmehr an globalen Ungleichgewichten und brauchen dringend ein „neues Geschäftsmodell für die Weltwirtschaft“

      Die Weltwirtschaft hat bis zum vergangenen Jahr davon gelebt, dass es zwei Gruppen von Ländern gab. Länder, die unglaublich viel gespart haben von dem, was sie in der Welt an Einnahmen erzielen konnten. Diese Länder waren globale Dagobert Ducks im Milliardenmaßstab. Etwa zehn Länder gab es davon, die Leistungsbilanzüberschüsse von über 1500 Milliarden Dollar erzielt haben. China gehörte dazu, das ist Dagobert Duck Nummer 1. Dagobert Duck Nummer 2 ist Deutschland. Deutschland ist das Land, das nach China die größten Geldersparnisse jährlich akkumuliert hat. Danach kommen Japan, Russland und andere. Das heißt: Wir haben etwa zehn Länder, die unglaublich viel gespart haben, und dem gegenüber standen etwa zehn Länder, die unglaublich viel Geld rausgeschmissen haben, zum Beispiel die Amerikaner, Spanier, Angelsachsen, Griechen, Portugiesen und andere mehr. Während also die einen extrem sparten, haben sich die anderen extrem verschuldet.

      Als Ökonomen sprachen wir davon, dass es sich um „globale Ungleichgewichte“ handelt, allerdings muss man sehen, dass die Weltwirtschaft damit gar nicht so schlecht gefahren ist. Die Jahre 2004 bis 2007 waren unglaublich dynamisch, es gab sehr starke Zuwachsraten in der Weltwirtschaft, und rückblickend ist heute klar, dass man mit lauter Ländern wie Deutschland oder China eine solche Dynamik nicht entfalten könnte. Wenn sie lauter Länder haben, die alles sparen und nichts ausgeben, kriegen sie das nicht hin. Deswegen ist es auch manchmal etwas kurz gedacht, wenn wir jetzt mit den Fingern auf die Amerikaner zeigen und kritisieren, was die eigentlich alles falsch gemacht haben.

      Es ist zwar richtig, dass die wachsenden Ungleichgewichte keine gute Entwicklung gewesen sind. Aber es wäre falsch, das alleine den Amerikanern anzulasten. Denn ohne sie wäre die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren überhaupt nicht gelaufen, und Deutschland, das nur von Exporten Dynamik bekommen hat, wäre auf der Stelle getreten, und unsere Arbeitslosigkeit wäre exzessiv hoch geworden.

      Nun ist aller Welt klar geworden, dass diese Ungleichgewichte unmittelbar mit der Finanzmarktkrise zusammenhängen. Um das Geld von den Überschussländern, diese Riesenbeträge, in die Defizitländer zu bringen, brauchen sie ein Finanzsystem, das alle die Techniken nutzt, die denkbar sind, von der Verbriefung über die Strukturierung bis zum Derivatehandel. Das waren alles Mechanismen, die man brauchte, um das Geld des Sparers aus Reutlingen hinzukriegen, damit der Jim in Nevada sein Häuschen bauen kann. Das war der Mechanismus. Ist doch klar. Der Sparer in Reutlingen hätte nie dem Jim das Geld gegeben, wenn er ihn gesehen hätte oder das Häuschen gesehen hätte. Aber der Sparer hat das Geld seiner Sparkasse gegeben, die Sparkasse hat das Geld der Landesbank gegeben, die Landesbank hat das Geld dem Lehman gegeben, der Lehman war bis vor einem Jahr noch eine 1-a-Adresse. Niemand hätte das als ein unsolides Geschäft empfunden. Und was der Lehman dann gemacht hat, weiß man nicht mehr so genau.

      Im Grundsatz waren alle Einzelaktionen zunächst einmal sichere Geschäfte. Das Problem der Unsicherheit liegt tiefer, nämlich in den Schieflagen der globalen Wirtschaftsbeziehungen. Anders gesagt: Das bisherige Geschäftsmodell der Weltwirtschaft hängt nicht nur eng zusammen mit der Finanzmarktkrise. Es wird vor allem so nicht mehr weitergehen können. Es geht nicht mehr an, dass die einen nur sparen, und die anderen sich dauernd extrem verschulden. Dieses Modell scheitert einfach deswegen, weil das Finanzsystem das gigantische Rückschleusen des Kapitals einfach nicht mehr leisten kann. Und es scheitert auch deswegen, weil die privaten Haushalte in den Ländern, die Schulden gemacht haben, das Geld einfach nicht mehr kriegen. Deswegen ist die spannende Frage: Wie geht das weiter?

      In der letzten Rezession 2001 waren die Amerikaner die Konjunkturlokomotive, weil die amerikanischen Haushalte relativ schnell wieder angefangen haben, Geld auszugeben. Das Problem der amerikanischen Haushalte besteht nun mal darin, dass sie jetzt in den vergangenen Jahren ihre Ersparnisse mehr oder weniger auf null reduziert haben. Das konnten sie machen, weil sie gleichzeitig, also ohne aus ihrem Einkommen zu sparen, reicher wurden, weil eben ihr Vermögen durch Aktien und Immobilien stieg. Das ist eigentlich eine schöne Sache. Man gibt alles aus und wird trotzdem reicher, weil einfach die Vermögenswerte steigen. Dieses Modell ist nun gescheitert, und damit ist eigentlich klar, dass die amerikanischen Haushalte künftig nicht mehr als zentraler Schuldner der Weltwirtschaft dastehen können. Wer aber dann? Wer macht das dann? Es zeichnet sich ab, dass eine Institution diese globale Schuldenrolle übernehmen könnte, nämlich der amerikanische Staat. Wir haben jetzt schon ein Defizit von 1200 Milliarden US-Dollar, die Obama übernimmt. Wenn er jetzt alle seine Programme ausführt, wird das Defizit deutlich größer.

      Sollte die neue Verschuldungsoffensive der Amerikaner gelingen, dann würde das bisherige Geschäftsmodell – zumindest noch eine Weile – aufrechterhalten bleiben, wir hätten die Amerikaner wieder als Schuldner, nicht mehr die Haushalte, sondern den amerikanischen Staat, und das Risiko, das ich bei diesem Szenario sehe, ist das Risiko, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Inflationsentwicklung kommt, weil es schwer sein wird, in steigendem Umfang amerikanische Staatsanleihen in der Welt unterzubringen. Wer soll die kaufen bei dem Risiko der Abwertung und den niedrigen Zinsen? Wer wird sie am Ende kaufen? Die amerikanische Notenbank. Das ist, was ich sehe, wenn die amerikanische Wirtschaftspolitik versucht, den Laden am Laufen zu halten. Deren Szenario mit Inflation in den USA. Und wenn man es mal pragmatisch sieht, was die Amerikaner machen, wäre so eine Inflationsentwicklung für die amerikanische Wirtschaft gar nicht so schlecht. Das Land ist hoch verschuldet, die Haushalte sind hoch verschuldet. Wie kommt man da raus? Man macht Inflation. Wer hält die Forderung? Das Ausland.

      Wenn man das pragmatisch durchdenkt, müsste man sagen, eigentlich wäre das für die amerikanische Wirtschaftspolitik durchaus eine attraktive Lösung. Man entschuldet sich zulasten des Auslands, das ja der Hauptgläubiger des Landes ist. Das ist ein Szenario, das man sich vor Augen halten könnte.

      Wie kann Deutschland mit dieser Konstellation umgehen? Wir werden in Deutschland sicher nicht die deutschen Sparer dazu bringen, weniger zu sparen in einer Situation, die voller Risiken ist. Was wir beim Sachverständigenrat vorgeschlagen haben, ist, dass er deutsche Staat ein mittelfristiges Investitionsprogramm umsetzt. Ein Prozent des BIP, rund 25 Milliarden im Bereich Bildung, im Bereich der Infrastruktur, und das wäre ein Beitrag, wie Deutschland mehr aus sich selber wächst, wie es auch für die Weltwirtschaft mehr Nachfrage entwickeln kann, und ich würde auch kein Problem darin sehen, wenn wir für ein solches Zukunftsprogramm die nächsten Jahre auch ein Prozent Staatsdefizit in Kauf nehmen. Ich sehe keinen Grund, dass man solche Zukunftsinvestitionen nicht über eine Neuverschuldung finanziert. Diese Investitionsorientierung in Deutschland ist auch etwas, das wiederum aus dem Blickpunkt der Finanzmarktkrise vielleicht gar nicht so schlecht ist, einfach wenn Sie überlegen, was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben. Wir haben im vergangenen Jahrzehnt als Volkswirtschaft relativ viel investiert. Wir hatten eine negative Geldersparnis. Das war unser Modell in den neunziger Jahren. In diesem Jahrzehnt haben wir das umgedreht. Wir haben relativ wenig im Inland investiert und unglaublich viel Geldersparnis gemacht. Diese Geldersparnis ist im Ausland in schlechten Anlagen gelandet. Warum? Weil die Unternehmen im Ausland relativ wenig Geld brauchten, weil es ihnen relativ gut ging, viele Staaten brauchten auch kein Geld. Die einzigen, die viel Geld brauchten, waren die Immobilienerwerber. Wir haben also viel gespart und einen großen Teil des Geldes in schlechte Immobilien, schlechte Anlagen investiert, und deswegen sollte man sich schon überlegen, ob es nicht ganz vernünftig wäre, zumindest einen Teil im Inland zu investieren, zum Beispiel in Bildung, Infrastruktur, und einfach den Staat dazwischenzuschalten, der über Staatsanleihen hier eine vernünftige Anlageform findet. Eine der Chancen der Finanzmarktkrise ist, dass wir uns insgesamt noch mal überlegen, was die Rolle des Staates ist, welchen Beitrag der Staat für unsere Zukunft leisten kann, und ich sehe eben eine Chance, deutlich mehr Zukunftsinvestitionen in den nächsten Jahren zu bekommen, als das bisher der Fall ist.

      Ich schließe aus der Weltwirtschaftskrise: Ich sehe größte Gefahr in Deutschland aus der Deflation. Ich sehe das größte Risiko in einer Inflation für die USA. Bei der Exportindustrie wird es einige Zeit dauern, bis wieder Dynamik aufkommt, und ich glaube, dass es eben bei der deutschen Wirtschaftspolitik wichtig ist, ein Umdenken in die Wege zu leiten dahingehend, dass mehr in die Zukunft investiert wird, als das bisher der Fall ist. Dadurch bietet man sichere Anlagemöglichkeiten und tut etwas für die Zukunft.


      Der Text basiert auf einem Vortrag, der anlässlich der 52.Bitburger Gespräche gehalten wurde. Die Bitburger Gespräche finden seit 1972 statt. Sie bieten ein Forum für die wissenschaftliche und politische Erörterung aktueller und sich abzeichnender rechtspolitischer Fragen. Veranstalter der Bitburger Gespräche ist die Gesellschaft für Rechtspolitik.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=3540

      Peter Bofinger http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Bofinger
      Gesellschaft für Rechtspolitik http://www.stiftung-gfr.de/
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 18:57:00
      Beitrag Nr. 1.944 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.299 von Maraho am 15.03.09 18:41:06So ein Stuss kann nur von einem Wirtschaftsexperten kommen.
      Wo ist das gesparte Geld?Bestimmt nicht in den Taschen der Otto Normalos.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:01:54
      Beitrag Nr. 1.945 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.718 von Maraho am 14.03.09 17:25:39Noch etwas zur HRE ...

      „Reputation würde Schaden nehmen“
      Kampf um HRE-Anteil eskaliert
      von Frank M. Drost

      Der US-Investor Christopher Flowers hat die Bundesregierung vor den Folgen einer Enteignung der schwer angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) gewarnt. Doch die Politik zeigt sich unbeeindruckt.


      BERLIN. Der US-Investor Christopher Flowers hat die Bundesregierung vor den Folgen einer Enteignung der schwer angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) gewarnt. „Die Reputation Deutschlands als Investitionsstandort für ausländische Investoren würde durch eine Enteignung schweren Schaden nehmen“, heißt es in der Stellungnahme des HRE-Großaktionärs zu der für Montag angesetzten Anhörung im Bundestags-Finanzaussschuss zum Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz (FMStErgG), bei der Flowers erwartet wird.

      Mit dem neuen Gesetz will die Regierung im Kern die Voraussetzung für eine vollständige Übernahme einer Bank durch den Bund schaffen. Bislang darf der staatliche Rettungsfonds Soffin sich nur mit bis zu 33 Prozent an einer Bank beteiligen. Die Option der Verstaatlichung soll allerdings nur Ultima Ratio sein, also nur dann greifen, wenn andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel drängte den HRE-Großaktionär Flowers am Wochenende zur Entscheidung. Wenn es zu keiner Einigung über einen Kaufpreis komme, werde der US-Investor notfalls enteignet, machte die CDU-Chefin im Deutschlandfunk deutlich. „Unser Gesetzgebungsverfahren tritt jetzt in die entscheidende Runde ein.“ Sie glaube, dass diese Tatsache, die Aktionäre „vielleicht noch einmal zum Nachdenken bringt“. Zugleich betonte sie, der Bund wolle nur Marktpreise für die auf Tiefststände gesunkenen HRE-Aktien zahlen.

      Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte, es gehe um die Sicherung von Steuergeldern. Ohne die knapp 90 Mrd. Euro schweren Garantien des Bundes würde die HRE nicht mehr existieren. Angesichts des weiteren Sanierungsbedarfs in Milliardenhöhe strebe der Staat die vollständige Kontrolle bei der HRE an und sei an einer Einigung mit Flowers interessiert, der mit Investoren rund 24 Prozent an der HRE beteiligt ist. Ein Übernahmeangebot von drei Euro, wie es Flowers vorschwebe, sei allerdings „jenseits der Realität. Am Freitag notierte die Aktie bei 0,87 Euro.

      Flowers möchte weiterhin Aktionär der HRE bleiben und die Sanierung unterstützen. Konkret schlägt er eine Kapitalerhöhung seitens des Bundes von 1,9 Mrd. Euro vor (633 Mio. Aktien mal drei Euro), was zu einer Beteiligung des Bundes in Höhe von 75 Prozent plus einer Aktie führen würde. Weiterer Kapitalbedarf könnte über stille Einlagen gedeckt werden. Dazu bedürfe es weder einer Enteignung noch irgendeiner Auszahlung bestehender Aktionäre.

      Flowers kann nicht nachvollziehen, warum sich die Refinanzierungssituation der HRE wesentlich verbessern sollte, wenn der Staat mehr als 90 Prozent der Anteile halten sollte. Selbst eine 100-prozentige Beteiligung des Staates an einer Bank würde nicht zu Refinanzierungskosten für die Bank führen, die „auch nur annähernd an die des Staates herankommen“, so Flowers.

      Ausländische Investoren würden nach Einschätzung Flowers derzeit sehr genau darauf achten, wie die „Ultima Ratio" in der Praxis definiert werde.

      Flowers Warnung vor einem Reputationsschaden hält SPD-Fraktionsvize Joachim Poß für „an den Haaren herbeigezogen“. Er habe das Gefühl, dass Flowers die Reputation des Standortes mit seinen persönlichen finanziellen Interessen vermenge, sagte Poß dem Handelsblatt.

      Auch der Chef des staatlichen Rettungsfonds Soffin, Hannes Rehm, schaltete sich in die Enteignungsdebatte ein. „Enteignung setzt voraus, dass es überhaupt noch ein Eigentum gibt. Die Enteignung hat das alte Management der HRE vorgenommen“, sagte der ehemalige NordLB-Chef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die großen Restrukturierungsaufgaben würden einen schnellen Durchgriff erfordern, der derzeit nicht gegeben sei. Vermittlungsgespräche zwischen Flowers und dem Bundesfinanzministerium über einen möglichen Verkauf seiner Anteile führten gestern bis zum Redaktionsschluss zu keinem Erfolg.

      Den Segen der privaten Banken hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) allerdings mit seinem Vorhaben. Der Staat müsse die Möglichkeit haben, notfalls auch durch die vollständige Übernahme eines Kreditinstituts zu sichern, schreibt der Bundesverband deutscher Banken (BdB) in seiner Stellungnahme zum Gesetzesentwurf. Scheitern andere Möglichkeiten einer Übernahme zu Stabilisierungszwecken, „sollte als Ultima Ratio im Interesse der Finanzmarktstabilität auch die Enteignung von Altaktionären nicht von vornherein ausgeschlossen werden“, so der BdB.

      Kritischer ist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) eingestellt. „Die unmittelbare Zukunft des deutschen Bankwesens scheint mehr und mehr die Züge einer schleichenden Verstaatlichung anzunehmen als Antwort auf die verfestigte Finanzkrise, für die die wirkliche Lösung zu fehlen scheint“, so der BVR. Zwar spricht sich der Verband nicht ausdrücklich gegen eine Verstaatlichung aus, warnt jedoch vor negativen kapitalmarktpolitischen Folgen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kampf-um…
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:06:08
      Beitrag Nr. 1.946 ()
      P.S.

      Noch eine Frage:

      Hast Du oder hat jemand von Euch Mitlesern Erfahrungen mit der Seite

      http://www.leap2020.eu/GEAB-N-32-ist-angekommen!_a2818.html

      die hier zitiert wurde? Mich würde interessieren, wer dahinter steckt und wie "unabhängig" diese Quelle ist (lebt wohl von Abos, was ja in Ordnung ist, da man für gute Informationen durchaus auch Geld nehmen kann, und macht auf mich auf den ersten Blick einen guten Eindruck).
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:11:53
      Beitrag Nr. 1.947 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.350 von AHEO am 15.03.09 18:57:00Er ist doch "Wirtschaftsweiser". ;)
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:36:54
      Beitrag Nr. 1.948 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.394 von kevine1 am 15.03.09 19:06:08Guten Abend kevine,
      erst einmal wieder ganz herzlichen Dank für Dein Lob!
      Ich bemühe mich stets ... ;)


      Deine Frage betreffend: Mich würde interessieren, wer dahinter steckt und wie "unabhängig" diese Quelle ist (lebt wohl von Abos, was ja in Ordnung ist, da man für gute Informationen durchaus auch Geld nehmen kann, und macht auf mich auf den ersten Blick einen guten Eindruck).

      Der Link wurde von mir eingestellt, damit die Quelle von jedem Interessierten überprüft werden kann. Ich habe mal recherchiert:

      Dieser Mann steckt dahinter: Franck Biancheri
      http://de.wikipedia.org/wiki/Franck_Biancheri

      Vielleicht findest Du noch etwas mehr dazu.

      Dir einen schönen Abend von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:41:03
      Beitrag Nr. 1.949 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      ganz herzlichen Dank euch allen für euer Interesse und die Treue auch an diesem Sonntag.

      Ich verabschiede mich jetzt für heute und wünsche allen hier noch einen angenehmen Abend.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:42:54
      Beitrag Nr. 1.950 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.533 von Maraho am 15.03.09 19:36:54Danke Dir,

      ... ich geh mal recherchieren! ;)
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 19:53:51
      Beitrag Nr. 1.951 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.565 von kevine1 am 15.03.09 19:42:54kevine,

      auf der wikipedia-Seite findest Du unter Quellen auch einen Link zu cicero. Dort haben sie einen Artikel über ihn geschrieben!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 20:59:39
      Beitrag Nr. 1.952 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.394 von kevine1 am 15.03.09 19:06:08kevine,

      eines gibt mir in Bezug auf die Pressemitteilung des GEAB vom 18. Februar 2009 zu denken.

      Dort steht geschrieben: Wir gehen sehr konkret davon aus, dass der geplante G20-Gipfel April 2009 die letzte Chance für die bestehende Weltordnung ist, die aktuell wirkenden Kräfte so auszurichten, dass der Übergang in die neue Weltordnung sich mit dem geringst möglichen Schaden vollzieht. Wenn ihnen das nicht gelingt, wird den Mächtigen der aktuellen Weltordnung die Kontrolle über die Ereignisse vollständig entgleiten (3), und zwar nicht nur auf globaler Ebene, sondern für einige von ihnen auch in ihren eigenen Ländern; die Welt wird in die Phase, in der die öffentliche Ordnung zusammen bricht, gleiten wie ein Schiff, dessen Ruder gebrochen ist. Am Ausgang dieser Phase des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung wird die Welt mehr dem Europa von 1913 ähneln als der Welt, an deren reale Existenz die meisten noch bis 2007 glaubten.

      Wenn man sich die Meldung von heute über das Treffen in Horsham (#1934 von Maraho am 15.03.09 um 16:56:35 Beitrag Nr.: 36.769.986 auf Seite 194) vor Augen hält, dann sieht es (mit Blick auf den oben angesprochenen Termin) düster aus.

      Anscheinend lässt man das Ganze bewußt an die Wand fahren (aufgrund der nicht lösbaren Probleme) und gaukelt dem werten Publikum mit diesem seit Davos andauernden Sitzungsmarathon lautere Absichten bzw. "ernsthafte Rettungsbemühungen" vor.

      Wir werden es erleben, so oder so ...

      Nochmals einen schönen Abend von Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 22:10:41
      Beitrag Nr. 1.953 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.816 von Maraho am 15.03.09 20:59:39Ich wüsste gerne, ob es Absicht ist oder nur Hilflosigkeit. In meiner Gutgläubigkeit tippe ich noch auf

      Hilflosigkeit.

      Aber ich bin wie viele Bürger zutiefst enttäuscht.

      Seit etwa zehn Jahren wird von renommierten Wirtschaftswissenschaftlern und Börsenanalysten (nicht die, die 1000% versprechen) vor einer Finanzkrise und vor dem Systemzusammenbruch gewarnt.

      Und sie haben offenbar nix Brauchbares in der Schublade!! Die Planung geht immer nur von Legislaturperiode zu Legislaturperiode, Machterhalt ist das Einzige, was zählt.

      Das Ganze nennt sich Demokratie, aber Mitbestimmung ist real nicht möglich. Auch das Protestmittel Streik ist völlig undenkbar geworden. Jeder schleppt sich krank zur Arbeit, um sich wenigstens eine minimale Basis als Sicherheit zu erhalten. Das ist moderne Versklavung.

      Derweil machen die Banken wieder Gewinne, ganz toll, und die Anleger sollen darüber jubeln, dass der Dax deswegen steigt - und wir lesen, dass Herr Zumwinkel seinen Krams in den Hamsterbau geschaufelt hat... na, mehr muss ich nicht sagen.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 22:23:34
      Beitrag Nr. 1.954 ()
      Ich frage mich, was mit der "neuen Weltordnung" gemeint ist? Setzen die Bilderberger sich durch? Unwahrscheinlich wäre das aufgrund der dort vereinigten Macht nicht. Zumindest solange wie die jeweiligen Streitkräfte bei der Stange bleiben.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 22:26:19
      Beitrag Nr. 1.955 ()
      Es ist kaltblütige egoistische Dummheit.

      Der Kern des Problems ist das wir überhaupt keine vorausschauende Politik an sich haben.
      Sondern letzen Endes immer nur eine Befriedigung tumber meist kommerzieller Interessen.

      Das geht in der Komunalpolitik von Kleinkleckersdorf los und endet im Weissen Haus von Washington D.C.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 22:38:45
      Beitrag Nr. 1.956 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.113 von Groupier am 15.03.09 22:26:19"Sondern letzen Endes immer nur eine Befriedigung tumber meist kommerzieller Interessen."

      Hervorragend auf den Punkt gebracht! Das funktioniert auch ganz gut und die Leute lassen sich gern entmündigen. Noch haben wir ja keine Probleme. Es gibt keine Slums, Stütze wird weiter gezahlt und alles geht seinen geregelten Gang. Ich denke, erst wenn das Volk mehrheitlich sozial abstürzt und wirkliche Probleme wie sprunghaft ansteigende Massenarbeitslosigkeit auftauchen, kommt es zum Showdown.

      In Island und den baltischen Staaten konnte man das schon sehen. Ich habe allerdings Zweifel, ob das in grossen Ländern wie Frankreich und Deutschland so gewaltfrei abgehen wird. Vor allem Deutschland macht mir in diesem Zusammenhang grosse Sorgen. Die Deutschen lassen sich ja schon seit Jahrzehnten von der Politik verarschen und bleiben brav. Wenn der deutsche Michel einmal aufwacht und wirklich sauer wird, werden die Fetzen fliegen.
      Avatar
      schrieb am 15.03.09 23:27:41
      Beitrag Nr. 1.957 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.148 von Maraho am 15.03.09 17:56:09"Es ist wichtig, dass sich die G-20-Länder für die Dauer der Krise nachhaltig und umfänglich engagieren"

      Jo. Aber nicht indem sie weiterhin die Geldverbrennung der Amis subventionieren - das überlassen wir mal besser den Kommunisten. Den Untergang der USA kann man nicht mehr aufhalten, nur das Leiden noch etwas verlängern. Daran sollten sich die Europäer möglichst nicht beteiligen, sondern ihre Energie und ihr Kapital in die Rettung Europas investieren, welche sowieso schon schwierig genug werden dürfte. Die Amis haben sich glücklicherweise schon gut eingemauert und abgeschottet, so daß die Kollateralschäden beim Untergang der USA vergleichsweise gering ausfallen werden.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 00:02:07
      Beitrag Nr. 1.958 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.058 von kevine1 am 15.03.09 22:10:41Ich wüsste gerne, ob es Absicht ist oder nur Hilflosigkeit. In meiner Gutgläubigkeit tippe ich noch auf
      Hilflosigkeit.

      Aber ich bin wie viele Bürger zutiefst enttäuscht.


      Kevin, wenn Du hier an Hilflosigkeit glaubst, bist Du ein unverbesserlicher Optimist :D

      Ich habe gerade in dem Parallel-Thread "Der Weltgeldbetrug" folgende Anwort gepostet, die wohl auch hier paßt:

      tja , mittels -naked short selling- sind schon tausende AGs in den Ruin getrieben worden !! von Feso


      Hallo Feso

      Für mich geht es längst nicht mehr um die Frage, ob , wann und wo die Indicies wieder drehen oder nicht etc. Am Ende dieser Katastrophe (Krise ist ein völlig falsches Wort !) geht es um die Überlebensfrage der Aktie bzw. der Aktiengesellschaft schlechthin. Sie werden das ganze System in den Ruin treiben !Sollte sich der Eindruck bestätigen, daß die "AG" als Beteiligungs-und Rechtsform nur noch ein Mittel zum juristisch ungesühnten Finanzbetrug an der breiten Masse ist-- also eine moderne und obendrein noch straffreie Variante des herkömmlichen Bankraubs -
      dann ist dieses Instrument ERLEDIGT ! und zwar für alle Zeiten.DAS IST DAS EIGENTLICHE PROBLEM DIESER KATASTROPHE- leider sind Merkel-Koehler,Dummback und Co. nicht in der Lage, diese Dimension zu erahnen bzw. zu begreifen. Dieser staatlich geduldete und tolerierte Enteignungs-Schock der Langzeitanleger und Investoren, der immer noch verharmlost und bagatellisiert wird, wird Folgen haben, die an einen verlorenen Weltkrieg erinnern. 40 Billionen bis jetzt (and more to come )sind kein Pappenstiel.Das wird diese Generation von Anlegern NIE vergessen.
      Und die Namen der Verantwortlichen (Paulson, Greenspan, Bernanke, Dimon, Ackermann, Funke und Co. (um nur mal einige zu nennen ) werden in die Geschichte eingehen. Wer heute noch als Anleger in Aktien engagiert ist, wartet nur noch auf eine Ausstiegsgelegenheit, um diesem Instrument dann endgültig den Rücken zu kehren. Das ist nur noch ein Casino-Spiel für Trader, Zocker, Spieler und Mafiosi).
      Das, so fürchte ich, könnte die Lehre sein, die man daraus ziehen wird. Ein "Start-up oder ein Börsengang eines chancenreichen Unternehmens, einer neuen Technologie etc. kannst Du vergessen- das ist vorbei für alle Zeiten.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 00:10:22
      Beitrag Nr. 1.959 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.260 von heuschrecker am 15.03.09 23:27:41Daran sollten sich die Europäer möglichst nicht beteiligen, sondern ihre Energie und ihr Kapital in die Rettung Europas investieren, welche sowieso schon schwierig genug werden dürfte.

      Hallo heuschrecker,

      Sehe das genau so,das wäre unsere einzige Überlebenschance, eine andere haben wir nicht.Leider wird dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen. Daß die europäischen Polit-Pfeifen ausnamlos von den USA "unterwandert" oder besser gesagt "embedded" sind, muß ich Dir ja nicht sagen.
      das weißt Du besser als ich. :D Also vergiß es.

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 00:18:57
      Beitrag Nr. 1.960 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.338 von Looe am 16.03.09 00:02:07wenn Du hier an Hilflosigkeit glaubst, bist Du ein unverbesserlicher Optimist

      Hallo Looe,

      natürlich bin ich das. Ich ziehe drei (ziemlich kluge) Kinder groß...

      Außerdem fußt meine Meinung auch auf Erfahrungen im Arbeitsleben. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Spitzenpolitiker als wiss. Mitarbeiter tagtäglich begleitet und die Erfahrung gemacht, dass diese (ich möchte fast sagen: an sich armen) Menschen überhaupt keine Chance haben, sich in der Form mit Wirtschaft und Politik auseinanderzusetzen, wie wir das tun können. Im politischen Alltag kommt man schnell in die Tretmühle und das ursprüngliche Engagement weicht der Hektik und Desillusion eigener Kreativität. Sie hetzen von Termin zu Termin und können sich nur ausnahmsweise alle paar Wochen, wenn ein Vortrag ansteht, mal mit Dingen beschäftigen, die über den täglichen Tellerrand gehen. Dies tun sie dann gerne wie Ausgehungerte, und damit rechtfertigen sie zugleich und ohne Absicht ihr Amt und ihre Reputation wieder für ein paar Wochen. Aber diese Tretmühle ist furchtbar und macht viele gute Leute kaputt.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 05:27:49
      Beitrag Nr. 1.961 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.168 von Maraho am 15.03.09 18:03:37Guten Morgen zusammen,

      ich hoffe, daß ihr gut geschlafen habt und wünsche euch hiermit einen schönen Tag.

      Beginnen wir ...

      Zusammenarbeit
      Russland pirscht sich an das Ölkartell heran

      Auf dem Ölmarkt bahnt sich eine noch stärkere Machtkonzentration an: Russland will enger mit der Opec zusammenarbeiten – und in einem gemeinsamen Schritt möglicherweise die Öl-Fördermenge senken. Das Kartell hätte so einen deutlich stärkeren Einfluss auf den Preis, Abnehmerstaaten wie Deutschland hätten das Nachsehen.


      Der weltweit zweitgrößte Ölexporteur Russland will enger mit der Opec zusammenarbeiten. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Igor Setschin machte hierzu bei der Konferenz des Opec-Kartells in Wien eine Reihe von Vorschlägen, um eine weitere Verbilligung des Öls zu verhindern. Dazu zählte auch eine weitere Reduzierung der Fördermenge.

      Eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und den zwölf Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) schürt in Abnehmerstaaten wie Deutschland wachsende Sorgen vor der Macht des Kartells. Vor allem europäische Staaten, die vor kurzem noch von dem Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine betroffen waren, beobachten die Annäherungen deshalb genau.

      Setschin sagte vor der Opec, die Produktion in seinem Land sei im Januar und Februar um rund zwei Prozent oder 1,5 Millionen Tonnen gefallen. Russland spiele bereits eine Rolle bei den Versuchen der Opec, die Lieferungen in diesem Jahr zurückzufahren. Analysten bezweifeln diese Darstellung allerdings. Die Produktion in Russland sei nicht wegen einer geänderten Fördermengepolitik rückläufig, sondern wegen fehlender Investitionen in die Infrastruktur, sagte David Kirsch vom Marktforschungsinstitut PFC Energy. An den Treffen der Opec nimmt Russland regelmäßig teil.

      Zwar wollen die Opec-Länder die Öl-Förderung zunächst nicht weiter kürzen, um die Weltwirtschaft inmitten der Krise nicht zusätzlich zu belasten. Allerdings sollen die bereits 2008 beschlossenen Kürzungen nun konsequenter umgesetzt werden. Die Produktion ist Delegierten zufolge noch nicht um die beschlossenen rund 14 Prozent auf 24,845 Millionen Fass pro Tag (1 Fass = 159 Liter) gesenkt worden. Nach Angaben aus Katar besteht noch Luft für eine Kürzung von bis zu 800.000 Fass.

      Die seit September beschlossenen Kürzungen sind die deutlichsten, die die Opec jemals vorgenommen hat. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl hat sich seit Dezember von 32,80 Dollar auf 46 Dollar am Freitag erhöht. Das sind pro Barrel allerdings noch immer mehr als 100 Dollar weniger als im Juli 2008.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3381229/Russland-pirsch…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 05:32:23
      Beitrag Nr. 1.962 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.527 von Maraho am 16.03.09 05:27:49Da es hierauf gut passt ...

      Erneuerbare Energien sorgen für Arbeitsplätze und Wachstum

      Berlin (dpa) - Die erneuerbaren Energien haben sich im vergangenen Jahr als Motor für Wirtschaft und Beschäftigung bewiesen. Nach den jüngsten amtlichen Erhebungen sei die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche um mehr als 10 Prozent gestiegen, teilte das Bundesumweltministeriums in Berlin mit. Die Branche verzeichnete den Angaben zufolge 2008 ein deutliches Umsatzplus. Nach vorläufigen Schätzungen werden durch erneuerbarer Energien rund 115 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO2 pro Jahr in Deutschland vermieden.

      © Die Welt
      erschienen am 16.03.2009 um 04:46 Uhr
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 05:41:04
      Beitrag Nr. 1.963 ()
      Fluggesellschaften

      Späte Einsicht bei Europas Airlines
      von Fiona Maharg-Bravo (breakingviews.com)

      Die Nachfrage nach Passagierflügen bricht weg. Die rationale Reaktion darauf wäre es, das Angebot rasch und heftig zu kürzen. Doch die europäischen Fluggesellschaften zögerten. Jetzt endlich fügen sie sich der ökonomischen Logik - doch die Einsicht kommt spät. Und sie werden noch mehr tun müssen.

      Ziemlich spät erinnern sich die Fluggesellschaften wieder an die wirtschaftlichen Grundmechanismen - zumindest in Europa. Die Nachfrage nach Passagierflügen bricht weg und die rationale Reaktion darauf wären Angebotskürzungen. Die meisten der großen Carrier haben nach langem Zögern jetzt schließlich damit angefangen, unrentable Routen zu streichen, aber sie werden mehr tun müssen.

      Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Das Passagieraufkommen europäischer Airlines ist im Januar um sechs Prozent zurückgegangen, berichtet der Branchenverband IATA. Zu Beginn des Jahres haben die Anbieter zwar einige Kapazitätsstraffungen vorgenommen. Aber die Kapazitäten in Europa lagen immer noch auf dem Niveau des ersten Quartals 2007, als die Nachfrage stärker war, schätzt UBS.

      Deshalb erwarten in diesem Jahr mehrere europäische Fluggesellschaften Verluste oder einen Gewinneinbrauch. Zudem wird ihre Situation durch fehlgeleitete Wetten auf die Treibstoffpreise bei Absicherungsgeschäften verschlimmert.

      Da stehen die amerikanischen Fluglinien schon besser da. Sie konnten sich ein Hedging nicht leisten und waren daher in der Lage, von den gesunkenen Treibstoffpreisen zu profitieren. Ihr Mangel an Mitteln führte außerdem dazu, dass sie bei den Kapazitätskürzungen schneller aus den Startblöcken kamen. Da sie bereits 2008 tiefe Einschnitte vorgenommen hatten, ist ihre Kapazität im ersten Quartal des Jahres nun um elf Prozent gesunken, berichtet UBS.

      Wie kommt dieser Unterschied zustande? Zunächst einmal konnten es sich die europäischen Firmen leisten, das klassische Gefangenendilemma auszufechten: Wenn alle Carrier kooperieren und die Kapazitäten zurückfahren würden, würde jeder gewinnen. Aber für die einzelnen Fluggesellschaften ist es verlockend, abzuwarten und darauf zu hoffen, Marktanteile von den Firmen zu übernehmen, die als erste kürzen.

      Bei den amerikanischen Anbietern hat ihre wirtschaftliche Notlage dazu beigetragen, sich aus dieser Zwickmühle zu befreien. Sie verfügen über schwächere Bilanzen als ihre europäischen Gegenspieler und können es sich nicht leisten, beträchtliche Verluste zu riskieren. Doch die Liquidität gehört bei den meisten europäischen Gesellschaften nicht zu den Hauptsorgen. Die skandinavische SAS bildet hier die Ausnahme. Sie plant, neues Kapital über 700 Mill. Dollar zu einem Abschlag von 88 Prozent auf den Aktienkurs aufzunehmen, nachdem sie spürbare Einbußen erlitten hatte. Bezeichnenderweise fährt die Fluglinie ihre Kapazität drastisch zurück.

      Zweitens haben die Unternehmen Bedenken, ihr Anrecht auf Start- und Lande-Slots zu verlieren, wenn sie Routen streichen oder überfüllte Flughäfen nicht mehr so oft anfliegen. Unter den gegenwärtigen Bestimmungen müssen die Fluggesellschaften Slots abgeben, wenn sie diese weniger als 80 Prozent der Zeit in Anspruch nehmen. So hat zum Beispiel British Airways kaum Kapazitäten gekürzt, was ihren überlasteten strategischen Hub Heathrow angeht. Die Briten haben den Rotstift lieber auf anderen Strecken angesetzt.

      Die EU schlägt vor, die Anforderung, die Slots nutzen zu müssen, vorübergehend auszusetzen. Kurzfristig könnte dies einen Anreiz liefern, die Zahl der Flüge zurückzunehmen. Doch dadurch würde gleichzeitig der Wettbewerb behindert. Die meisten Flaggschiff-Carrier wollen ihre Slots nicht effizienteren Anbietern in die Hände spielen, die sie rentabler nutzen können. Ryanair, die über eine starke Bilanz und die niedrigsten Kosten der europäischen Branche verfügt, baut ihre Kapazitäten weiter aus.

      Den Airlines ist die wirtschaftliche Realität erst spät zu Bewusstsein gekommen, aber wenigstens haben sie den Schrumpfungsprozess nun in Angriff genommen. Während sich die Wirtschaftskrise verschärft, werden sie mehr tun müssen. Je länger sie zögern, desto größere Leiden werden die Aktionäre auf sich nehmen müssen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/breakingviews/spaete-…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 05:50:10
      Beitrag Nr. 1.964 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.745 von Maraho am 15.03.09 08:00:22Jetzt gibt es Ärger ...

      Umstrittene Optionsgeschäfte
      Hedge-Fonds wollen Porsche verklagen
      von Daniel Schäfer (Frankfurt) und James Mackintosh (London)

      Eine Reihe von Hedge-Fonds bereitet nach Informationen der Financial Times Klagen gegen Porsche vor. Die Investoren werfen dem Sportwagenbauer vor, Kursausschläge bei der VW-Aktie provoziert zu haben, durch die die Fonds vergangenes Jahr hohe Milliardenbeträge verloren.


      Porsche hatte im Oktober überraschend bekannt gegeben, rund 75 Prozent der VW-Anteile zu kontrollieren. Die Stuttgarter hatten sich den Zugriff auf die Aktien durch umstrittene Optionsgeschäfte gesichert - und damit die üblichen Meldepflichten umgangen. Viele Hedge-Fonds wurden durch die Nachricht aus Zuffenhausen kalt erwischt. Sie hatten in der Hoffnung auf fallende Kurse in großem Stil geliehene VW-Aktien verkauft - und mussten nun bei dramatisch steigenden Kursen Anteile kaufen, um die Leihgeschäfte zu begleichen.

      Prozesse nicht vor Sommer

      Rechtsanwälte, die die Hedge-Fonds vertreten, sagten der FT, dass zurzeit an einer Vielzahl von Klagen gearbeitet werde. Allerdings befänden sich die Vorbereitungen meist noch in einem frühen Stadium. Der Branchenverband Aima unterstützt die Fonds. Seit vergangener Woche berät er seine Mitglieder in der Frage, welche rechtlichen Möglichkeiten sie gegen den schwäbischen Autobauer haben.

      Neben den Hedge-Fonds prüfen auch Familienunternehmen, die auf die VW-Aktie spekulierten, mögliche Schadensersatz-ansprüche gegen Porsche, sagte ein Anwalt. "Bis zu 20 Investoren könnten letztlich an verschiedenen Gerichtsständen Ansprüche geltend machen", hieß es. Andere Anwälte sagten, es seien sogar noch mehr Fonds, die Klagen vorbereiten.

      Wenn es zu Prozessen kommt, dann wohl nicht vor dem Sommer. Die Investoren warten noch die Ermittlungen der deutschen Finanzaufsicht BaFin zu möglichen Marktmanipulationen ab. Gleichwohl glauben die Fonds derzeit nicht, dass die Behörde tatsächlich gegen Porsche vorgeht. Die Stuttgarter bestreiten jegliches Fehlverhalten: "Wir haben uns immer vergewissert, dass wir alle rechtlichen Vorschriften einhalten. Wir sehen keine Grundlage für Gerichtsprozesse gegen uns", teilte der Autohersteller mit.

      Mitarbeiter machen Kasse

      Die Volkswagen-Aktie war im Herbst binnen wenigen Tagen um mehr als 400 Prozent in die Höhe geschnellt. Zwischenzeitlich notierte das Papier bei mehr als 1000 Euro - wodurch VW kurzzeitig zum nach Börsenwert größten Konzern der Welt avancierte.

      Viele Mitarbeiter profitierten massiv von dem Höhenflug, wie Betriebsratschef Bernd Osterloh dieses Wochenende berichtete. Von 2002 bis Ende des vergangenen Jahres seien durch die Wandlung von Aktienoptionen mehr als 900 Mio. Euro brutto an die Beschäftigten geflossen. Schon letzten Donnerstag war bekannt geworden, dass die fünf VW-Vorstände 2008 Aktienoptionen von mehr als 27,5 Mio. Euro ausgeübt haben. Derzeit liegt die VW-Aktie noch bei rund 215 Euro.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Umstrittene-Opt…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 05:56:05
      Beitrag Nr. 1.965 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.121 von Maraho am 14.03.09 19:46:37In Zusammenhang ...

      Militär
      Moskau erwägt Stationierung von Bombern auf Kuba

      Die russische Luftwaffe erwägt die Stationierung strategischer Bomber auf Kuba oder auf einer Insel vor der Küste Venezuelas. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Wochenende mitteilte, prüfe Luftwaffenchef Anatoli Schicharew „technische Möglichkeiten“ für eine solche Stationierung, sollte ein entsprechender politischer Entschluss gefasst werden. Bislang waren auf Kuba noch nie dauerhaft sowjetische oder russische Bomber stationiert, weswegen sich Moskau bemüht, nur von hypothetischen Überlegungen zu sprechen. Für Washington wäre die Stationierung russischer strategischer Bomber auf Kuba das „Überschreiten der roten Linie“.

      Auf Kuba gebe es vier bis fünf Luftwaffenstützpunkte, auf welchen die Überschall-Langstreckenbomber des Typs Tu-160 starten und landen könnten, hieß es in Moskau. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat schon vor längerer Zeit ein Flugfeld auf der Insel La Orchila nördlich von Caracas als vorübergehenden Stationierungsort für die Tu-160-Bomber angeboten. Im Herbst 2008 waren zwei russische Tu-160-Langstreckenbomber auf Einladung von Präsident Chávez auf venezolanischen Flughäfen gelandet. Der russische Präsident Dmitri Medwedjew hatte auf seiner Lateinamerika-Reise im vergangenen November die Bereitschaft Moskaus zu engerer militärischer Zusammenarbeit mit Venezuela und Kuba hervorgehoben. Im Dezember 2008 hatten russische Kriegsschiffe in kubanischen und venezolanischen Häfen vorübergehend festgemacht.

      Unterdessen hat der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den amerikanischen Präsidenten Barack Obama dazu gedrängt, die Beziehungen zu Kuba und Venezuela zu verbessern. Zwischen den Vereinigten Staaten und Lateinamerika müsse eine neue Ära des freundschaftlichen Umgangs beginnen, die auf Vertrauen und nicht auf Einmischung beruhe, sagte Lula am Samstag nach einem Treffen mit Obama im Weißen Haus. Lula war der erste Präsident Lateinamerikas, der seit dem Amtsantritt Obamas vom 20. Januar von diesem zu einem offiziellen Besuch im Weißen Haus empfangen wurde.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 06:05:32
      Beitrag Nr. 1.966 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19In Bezug.

      Deutsche Telekom
      Zusammenlegung von Mobilfunk und Festnetzsparte gefährdet mehr als 1000 Standorte

      Die geplante Zusammenlegung von Mobilfunk und Festnetzsparte der Deutschen Telekom führt vor allem in der Festnetzsparte T-Home zu tiefen Einschnitten.

      Nach WirtschaftsWoche-Berechnungen sind mehr als die Hälfte der 2000 Festnetz-Betriebsstätten gefährdet. T-Mobile ist mit 14 Niederlassungen deutlich schlanker aufgestellt. Ein Großteil fällt durch die Umstellung von traditioneller zu internetbasierter Vermittlungstechnik weg, die bis 2014 abgeschlossen werden soll. Allerdings soll es auch in den Niederlassungen vor Ort eine Vereinigung der beiden Sparten geben. Dadurch entsteht weiteres Einsparpotenzial.

      Betroffen sind auch die Manager an den Hauptsitzen in Bonn und Darmstadt. Aus den drei großen Zentralen in Bonn-Bad-Godesberg (T-Home), Bonn-Beuel (T-Mobile) und Darmstadt (Technik, IT und Produktentwicklung) mit insgesamt 17.000 Managern könnte eine deutlich abgespeckte Deutschland-Zentrale für das gesamte Privatkundengeschäft entstehen, die auf Doppelfunktionen verzichtet und mit rund der Hälfte der Führungskräfte auskommt.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/zusammenlegung-von-mo…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 06:18:15
      Beitrag Nr. 1.967 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.195 von Maraho am 15.03.09 18:11:48USA

      Cheney attackiert Obama: «USA sind unsicherer geworden»

      Der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney sieht wegen der Sicherheitspolitik des neuen US-Präsidenten Barack Obama ein erhöhtes Risiko neuer Terroranschläge gegen die USA.


      In einem Fernsehinterview mit dem Nachrichtensender CNN hat der ehemalige Vizepräsident der USA, Dick Cheney, den neuen US-Präsidenten Barack Obama scharf kritisiert. Die Massnahmen bezüglich der Schliessung von Guantanamo und dem Verbot von Verhörmethoden hätten die USA unsicherer gemacht. Ebenfalls negativ beurteilte Cheney die geplante Schliessung von CIA-Gefängnissen im Ausland. «Die USA sind unsicherer geworden.»

      Cheney verteidigte die unter George W. Bush verfolgte Sicherheitspolitik als erfolgreich, legal und verfassungskonform. Mit Hilfe der umstrittenen Massnahmen seien Geheiminformationen gewonnen worden, mit denen eine Reihe von Anschlägen habe verhindert werden können. «Ich denke, dass alle diese Programme absolut wesentlich für den Erfolg waren, die wir beim Sammeln von Informationen hatten, um alle weiteren Angriffe auf die USA nach dem 11. September abzuwenden.» Nähere Einzelheiten wolle er nicht nennen, da die Vorgänge noch geheim seien, sagte Cheney weiter.

      Der von Obama eingeleitete Wechsel in der Sicherheitspolitik «wird das Risiko eines neuerlichen Anschlags für das amerikanische Volk erhöhen», erklärte Cheney in seinem ersten Interview, seit er das Amt des Vizepräsidenten vor rund zwei Monaten abgegeben hat.

      Obama schafft Begriff «feindlicher Kämpfer» ab

      US-Präsident Obama hat inzwischen den von seinem Vorgänger für Terrorverdächtige eingeführten Begriff «feindlicher Kämpfer» abgeschafft. Bush hatte damit die Inhaftierung Verdächtiger im Lager Guantanamo auf Kuba und deren eingeschränkten Zugang zu den Gerichten in den USA gerechtfertigt. Das Justizministerium erklärte, es werde den Begriff «feindlicher Kämpfer» nicht länger verwenden. Obama hält allerdings weiter an der Zuständigkeit der Militärbehörden für die Gefangenen auf dem Stützpunkt Guantanamo fest. Die Vollmacht gehe jetzt aber vom Kongress und dem Völkerrecht aus und nicht mehr von der eigenen Kriegsermächtigung des Präsidenten, erklärte das Ministerium.

      Menschenrechtsanwälte äusserten sich enttäuscht. Das Zentrum für Verfassungsrechte, das gegen die Inhaftierung ohne Anklage auf Guantanamo kämpft, erklärte: «Das ist ein Fall von 'altem Wein in neuen Schläuchen'.» Die Gefangenen müssten angeklagt oder freigelassen werden. Obama hat kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt, das umstrittene Gefangenenlager binnen Jahresfrist zu schliessen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Cheney-attackier…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 06:56:58
      Beitrag Nr. 1.968 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.861 von kiska am 05.02.09 07:48:24PROFIT UND MORAL

      Ackermanns andere Welt
      Aus Tutzing berichtet Sebastian Fischer

      Josef Ackermann und die Frage von Profit und Moral: Die Evangelische Akademie Tutzing bot eine besonders strittige Kombination von Thema und Redner auf. Der Deutsche-Bank-Chef überraschte mit konziliantem Ton. Doch in der Sache blieb er hart.


      Er ist der Vorstandsvorsitzende der mächtigsten deutschen Bank. Bei vielen Menschen im Land gilt er als Verkörperung kapitalistischer Kälte, als arroganter Machtmensch mit völlig überzogenen Renditezielen. Vor ein paar Monaten gestanden ihm nur fünf Prozent der Befragten in einer SPIEGEL-Umfrage zu, dass er sich auch dem Wohl des Landes verpflichtet fühlt.

      Das ist Josef Ackermann, in der Außenperspektive. Unvergessen sein Victory-Zeichen samt breitem Grinsen im Prozess um die Millionenabfindungen für die Mannesmann-Vorstände im Jahr 2004 - untermalt von der späteren Ansage, Deutschland sei das "einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden".

      Das Selbstbild des Josef Ackermann ist ein ganz anderes. Er tut das, was Deutschbanker tun müssen: Er stellt den Gewinn ins Zentrum seines Wirkens, er ist erfolgreich. Er hat zudem Sinn für Kultur, die Deutsche Bank steckt 85 Millionen Euro jährlich in sogenannte "philantropische Aktivitäten". Seit Ackermann an ihrer Spitze steht, spielt sie ganz oben mit. Die Finanzkrise hat ihr bisher kaum schaden können, trotzdem hat sich ihr Vorstand zuletzt Boni in Höhe von 14 Millionen Euro für 2008 versagt, allein fünf Millionen davon wären an Ackermann gegangen.

      Zwei Perspektiven, zwei Welten.

      Am Sonntag taucht Josef Ackermann in Tutzing am Starnberger See auf, wie so oft gewandet in feines blaues Tuch, eine blaue Krawatte um den Hals. Er lächelt. Der Blick ins Tagesprogramm aber lässt an das Victory-Zeichen denken. Denn direkt nach dem Gottesdienst soll der Vorstandschef der Deutschen Bank tatsächlich zum Thema "Profit und Moral - ein Zielkonflikt?" sprechen. Wird er eine neue Provokation setzen?

      Es kommt anders. "Wir müssen den Dialog pflegen", beginnt Josef Ackermann, denn "wir leben in verschiedenen Welten". Er wolle heute Persönliches sagen, seinen angekündigten Vortrag könne man sich auch nachher auf Papier mitnehmen. Im Publikum schauen sie ein bisschen verblüfft, dann lachen manche. Macht Ackermann jetzt beim Bundesharmoniewettbewerb "Versöhnen statt Spalten" mit? Will er jetzt vergangene Fingergestik aus der persönlichen Perspektive heraus einordnen?

      Keineswegs. Ackermanns Konzilianz liegt im Ton, nicht im Inhalt. Über Wunschwelten könne man sich schnell einig werden, sagt er. Und bei weitem sei "nicht alles, was sich über die Jahrhunderte entwickelt hat, perfekt". Doch der Realist sticht den Träumer aus, natürlich hat er auch für die Tutzinger Akademie ökonomische Kampffloskeln parat. Die "andere Welt ist die reale", sagt Ackermann. Dort finde ein harter globaler Wettbewerb statt. Das ist Ackermanns Welt.

      Natürlich könne man die Regeln für die Finanzbranche grundsätzlich ändern. So, wie man bei Fußball den Kontakt zu gegnerischen Spielern und Fouls verbieten könnte: "Wir hätten ein friedlicheres Spiel - aber Deutschland würde nicht wieder Weltmeister." Und Ackermann will das Spielfeld nicht verlassen.

      Bitte um Verständnis

      So verteidigt er entschieden sein vor Jahren ausgegebenes 25-Prozent-Rendite-Ziel. Dies hätten damals "die Besten in der Welt" geschafft. Zu denen wolle, ja müsse man gehören. Auch heute lägen die 25 Prozent für die Branche trotz Krise wieder in Reichweite. Er könne nicht aus Solidarität mit den Langsamen langsam laufen: "Wenn wir uns dieses Ziel nicht vorgenommen hätten, würde es die Deutsche Bank so heute nicht mehr geben." Denn der Aktienkurs hätte möglicherweise fallen, Mitbewerber die Bank übernehmen können.

      Oder, fügt Ackermann mit Blick aufs Publikum hinzu, "wir wären auf Ihr Geld angewiesen". Er meint das Geld der Steuerzahler, die Staatshilfen. Im vergangenen Oktober hatte er vor Führungskräften seines Hauses gesagt: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden." Danach prasselte die öffentliche Empörung auf Ackermann nieder. Ein knappes halbes Jahr später am Starnberger See nimmt er das nicht zurück, äußert sich im Ton aber freundlicher.

      Er sei stolz darauf, es ohne Hilfen zu schaffen. Gleichwohl sei es richtig, dass die Regierung auf eine "systemische Krise eine systemische Antwort" gegeben und etwa die Hypo Real Estate (HRE) gestützt habe: "Ich würde nie sagen, dass wir nicht dankbar sind für die ergriffenen Stabilisierungsmaßnahmen." Im Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft müsse nun darauf geachtet werden, dass das Pendel von einer "extremen liberalen Haltung" nicht zu weit in die staatliche Richtung gehe.

      Ackermann spricht sich allerdings für engere Regeln, etwa eine gemeinsame europäische Finanzaufsicht aus. So gibt er den freundlichen, von sich überzeugten Manager. Und bittet am Schluss noch höflichst um etwas Verständnis für die Banker, um eine "differenziertere, ein bisschen mildere, vielleicht ein bisschen christlichere Vorgehensweise". Er lächelt. Die sanfte Provokation verpufft im Saal. Man applaudiert.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,613421,00.html
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 07:04:33
      Beitrag Nr. 1.969 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.545 von Maraho am 16.03.09 06:18:15Wenn er so weitermacht, wird es gefährlich für ihn ...

      SICHERHEITSTECHNIK
      Obama öffnet US-Geheimlabore für Deutschland
      Von Christian Schwägerl

      Top Secret: Wie ein Staatsgeheimnis hüten die Amerikaner ihre Forschung zu Sprengstoffdetektoren, Impfstoffen gegen Biowaffen und Überwachungssystemen - bislang. Jetzt will die US-Regierung Deutschland Einblick in die abgeschotteten Forschungsstätten gewähren.


      Berlin - Die beiden Damen treffen am Montag sehr früh am Morgen zum Fünf-Sterne-Frühstück zusammen, um 7.15 Uhr. Eine dreiviertel Stunde haben sie dann Zeit, um eine der brisantesten Fragen im Zeitalter des internationalen Terrorismus zu erörtern: Wie lassen sich die Bevölkerung und die Infrastruktur gegen katastrophale Anschläge schützen, ohne dass die westlichen Demokratien zu Überwachungsstaaten werden?

      Bemerkenswert ist schon allein, dass die amerikanische Heimatschutzministerin Janet Napolitano und Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) überhaupt gemeinsam nach Antworten suchen. Denn bisher haben die Amerikaner ihre Großoffensive bei neuen Sicherheitstechnologien als Geheimsache betrieben.

      Begonnen hat diese Offensive nach dem 11. September 2001, sie wurde seither mit gigantischen Summen munitioniert - hochsensible Überwachungskameras, Sprengstoffdetektoren, biometrische Analyseprogramme, Impfstoffe gegen Biowaffen werden an Hochschulen, in Firmen und in Geheimlabors erforscht. Doch erfahren hat die Öffentlichkeit über diese Forschung bisher ebenso wenig wie die Regierungen westlicher Partnerländer.

      Aufbruch in der Wissenschaftspolitik

      Das soll sich nun ändern, zumindest punktuell. Nach ihrem Frühstück wollen Schavan und Napolitano nämlich ein "Abkommen über die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der zivilen Sicherheit" unterzeichnen. Es ist das erste Abkommen überhaupt zwischen der Bundesrepublik und der neuen amerikanischen Regierung von Präsident Barack Obama. Entsprechend stolz ist Schavan, dass die Premiere ihr zufällt: "Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung der transatlantischen Zusammenarbeit mit der neuen US-Regierung", sagt sie.

      Das gemeinsame Forschungsprogramm startet klein im Vergleich zu den Milliardensummen, die der US-Heimatschutz verschlingt: Zwischen 10 und 20 Millionen Euro würden bis 2012 für vier größere Projekte fließen. Der Symbolwert ist um so größer. Zwar haben die Vorarbeiten für das Abkommen schon unter der früheren US-Regierung von George W. Bush begonnen, doch steht Barack Obama im Gegensatz zu seinem Vorgänger ganz persönlich für einen Aufbruch sowohl in der Wissenschaftspolitik wie auch in einem offeneren Umgang mit Partnerländern.

      Deutschland hat den USA freilich ebenfalls einiges zu bieten. Als erste deutsche Forschungsministerin hat Schavan das Thema zivile Sicherheit massiv gefördert und ein groß angelegtes Forschungsprogramm initiiert. Zwischen 2007 und 2011 stehen rund 123 Millionen Euro bereit, um beispielsweise schmutzige Atombomben besser zu detektieren, Rettungspläne für Großveranstaltungen zu entwickeln und neue Scanner-Technologien zu erforschen.

      Ähnliches sollen deutsche und amerikanische Wissenschaftler künftig gemeinsam anpacken. Auf 31 Seiten schafft das Regierungsabkommen, das SPIEGEL ONLINE vorliegt, die Grundlage für vielfältige Kooperationen in vier Bereichen:

      Verständnis, Abwehr und Aufspüren von Bedrohungen der zivilen Sicherheit
      Kriminaltechnik
      Schutz von kritischen Infrastrukturen und Schlüsselressourcen
      Krisenreaktion und Folgenmanagement sowie Schadensbegrenzung bei folgenschweren Ereignissen.

      Prüfen, ob neue Technologien die Freiheit beschränken

      Besonderes Augenmerk, heißt es in dem Vertragstext, gelte "der Entwicklung von Lösungen, die die Sicherheit der Menschen erhöhen, ohne ihre Freiheit einzuschränken." Im Umkehrschluss bedeutet das freilich, dass mit geringerem Augenmerk auch Lösungen zustande kommen könnten, die eben doch in Konflikt mit bürgerlichen Freiheiten stehen.

      Wie sensibel die Öffentlichkeit beim Thema Sicherheitsforschung ist hat Schavan erst vor kurzem erfahren: als Empörung über so genannte "Nacktscanner" aufkam, die an Flughäfen als Alternative zum Abtasten durch Sicherheitsbeamte eingesetzt werden könnten. Schavan betont, dass im deutschen Förderprogramm nicht nur Ingenieure das Sagen hätten. Geistes- und Sozialwissenschaftler seien damit betraut, Gefährdungen der Freiheitsrechte etwa beim Einsatz biometrischer Analysen frühzeitig zu erkennen und gegen ihren potenziellen Nutzen abzuwägen.

      So viel Vorsicht wurde in Amerika bisher nicht an den Tag gelegt. Um so erstaunlicher ist es, wie weit reichend die Zielsetzungen des deutsch-amerikanischen Abkommens sind. Personal und Technologien sollten ausgetauscht, gemeinsame Standards und Schwerpunkte entwickelt werden. Deutsche Wissenschaftler erhalten demnach Zutritt zu den streng gehüteten Laboratorien, in denen die Amerikaner ihre neuesten Schutzvorrichtungen gegen den internationalen Terrorismus erproben - und umgekehrt. Bisher war an so viel Offenheit nicht zu denken.

      Allerdings hat die Offenheit auch ihre Grenzen: Auf Seite 23 des Abkommens heißt es, dass beide Seite die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen unterbinden können.

      Gefahren für den internationalen Handel

      Dazu muss es aber erst einmal Forschungsergebnisse geben. Ministerin Schavan hat bereits ein Wunschthema, das sie ihrer amerikanischen Vertragspartnerin am Montag vortragen will. Die demokratische Mehrheit im amerikanische Kongress hat nämlich beschlossen, dass ab 2012 jeder einzelne Container, der aus der EU nach Amerika eingeführt wird, auf schmutzige Atombomben und andere terroristische Bedrohungen untersucht werden muss. Im Namen der Bundesregierung will Schavan bei dem Zusammentreffen vorbringen, dass es durch eine solche Komplettüberprüfung zu einer "Beeinträchtigung des Warenaustauschs" kommen könnte. Aufwand und Kosten wären enorm.

      Im Rahmen der gemeinsamen Sicherheitsforschung solle doch am besten gleich nach Alternativen zu einem solchen Screening gesucht werden. So schlagen Fachleute vor, Container je nach Herkunft und Inhalt in Risikoklassen aufzuteilen und mehr oder weniger intensiv zu untersuchen.

      Schavan setzt darauf, dass Obamas Ministerin bei diesem Punkt gesprächsbereiter ist als die Vertreter der Regierung Bush. Immerhin habe Napolitano schon den Termin 2012 für den Beginn der Komplettüberwachung infrage gestellt und messe der Wirtschaftlichkeit der Kontrollen höhere Priorität zu, sagt die Ministerin.

      Allerdings will Schavan nicht so weit gehen, die neue deutsch-amerikanische Offenheit bei der Sicherheitsforschung gleich zu Beginn einem Krisentest zu unterziehen.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,613274,0…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 07:13:25
      Beitrag Nr. 1.970 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19Gewinnmaximierung ...
      ... oder: Was tut man nicht alles für einen festen Arbeitsplatz.

      Arbeit zum Nulltarif
      Thorsten Stegemann

      Wie Unternehmen von unbezahlter Mehrarbeit profitieren

      Bei der Diskussion über Arbeitszeiten solle nicht die "Frage nach institutionellen Rechtspositionen im Vordergrund stehen", forderte Klaus F. Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, bereits im August 2004. Und Zimmermann erklärte - ausgerechnet im "Neuen Deutschland" - selbstredend auch, worauf sich die ökonomischen Anstrengungen stattdessen konzentrieren sollten. Im Zentrum aller Bemühungen müssten Maßnahmen stehen, die für die arbeitenden und Arbeit suchenden Menschen "wirtschaftlich gut" sind, denn die Realität gehe "ohnehin längst über die Aufgeregtheit gesellschaftlicher Debatten hinweg".

      Die Arbeitszeitverlängerung ist klammheimlich auf dem Vormarsch. (...) Überstunden, die weder abgefeiert noch abgegolten werden, nehmen ständig zu. (...)
      Die Arbeitszeit sollte generell flexibler dem Bedarf am Arbeitsmarkt angepasst werden, weil so Beschäftigung und Wohlstand besser gesichert werden können. Jedenfalls sichert Mehrarbeit ohne Lohnausgleich unter den Fachkräften und Besserverdienenden bei den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen eine größere Wertschöpfung, den Abbau von Arbeitslosigkeit unter den gering Qualifizierten und eine gerechtere Einkommensverteilung.
      Klaus F. Zimmermann


      Zwei Jahre später konnte Zimmermanns Institut den vermuteten Trend mit Zahlen aus dem Sozio-oekonomischen Panel dokumentieren. Demnach sank der Anteil der voll bezahlten an allen geleisteten Überstunden von rund 50 Prozent Anfang der 90er Jahre auf 15 Prozent im Jahr 2005. Ein Drittel der Mehrarbeit wurde überhaupt nicht kompensiert, sondern durch unbezahlte Überstunden erbracht.

      Einfallstor für indirekte Lohnsenkungen

      Noch einmal zwei Jahre später befragte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut in der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) gut 2.000 Betriebsräte zum Thema Mehrarbeit. Dabei stellte sich heraus, dass in 25 Prozent der untersuchten Betriebe zwischen Anfang 2005 und Herbst 2007 die Arbeitszeit verlängert wurde. Doch nur 37 Prozent der Arbeitnehmer, die von dieser Maßnahme betroffen waren, erhielten einen vollständigen Lohnausgleich. 16,6 Prozent mussten sich mit einer teilweisen Bezahlung zufrieden geben, rund die Hälfte bekam überhaupt keine finanzielle Kompensation für die geleistete Mehrarbeit. Betriebliche Arbeitszeitkonten standen dieser Entwicklung offenbar nicht im Wege. In jedem vierten Betrieb verfielen die Zeitguthaben, ergab die Betriebsrätebefragung.

      Ähnlich rechnete im Februar 2009 auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das IAB bezifferte das Volumen der pro Jahr geleisteten Überstunden auf 1,32 Milliarden Stunden: "Dazu kommen unbezahlte Überstunden in ungefähr der gleichen Größenordnung."

      WSI-Leiter Hartmut Seifert kam im April 2008 zu dem Schluss, dass der Trend zu längeren Arbeitszeiten "seit gut fünf Jahren ungebrochen" anhält und im Durchschnitt "jeder Beschäftigte pro Woche 0,7 Überstunden leistet, die nicht vergütet werden".

      Die Arbeitszeit wird zunehmend zum Einfallstor für indirekte Lohnsenkungen. Würde hingegen die tatsächlich geleistete Arbeitszeit voll bezahlt, würden die Einkommen nicht unbeträchtlich steigen.
      Hartmut Seifert


      91,5 Milliarden Euro für die Arbeitgeber?

      So sieht es auch der Publizist Jörn Boewe, der in einem vorab veröffentlichten Beitrag für die Konferenz Arbeits-Unrecht in Deutschland, die am Wochenende in Köln stattfand, davon ausgeht, dass jeder abhängig Beschäftigte pro Jahr 45 unbezahlte Überstunden leistet. Zuzüglich der 2,2 Urlaubstage, die alljährlich verfallen, kommt Boewe auf 60 Stunden, die er mit der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigenstunde multipliziert. Dabei handelte es sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2007 um 42,50 Euro.

      Im Durchschnitt erarbeitete jeder der 35,9 Millionen abhängig Beschäftigten in diesen 12 Monaten einen Zusatzwert von 2.550 Euro, den Boewe auf die volkswirtschaftliche Gesamtbilanz von 91,5 Milliarden Euro hochrechnet, "die sich die Arbeitgeber praktisch unentgeltlich aneignen konnten".

      Doch die Gegenseite ist auf diese Argumente vorbereitet. Der im November 2008 von der Unternehmensberatung Proudfoot Consulting veröffentlichte Global Produktivity Report wirbt mit dem Slogan "A world of unrealised opportunities", weil die weltweite Produktivität im schmalen Zeitraum zwischen 2006 und 2007 von 67,9 auf 65,7 Prozent gesunken sei. In Deutschland liege der Anteil produktiv genutzter Zeit bei lediglich 59,8 Prozent. Deutsche Unternehmen lassen demnach zu, dass zwei Arbeitstage pro Woche ohne effektive Leistung vertrödelt werden. Schlimmer, so meint Proudfoot Consulting, geht es nur noch in Südafrika zu.

      Nun darf allerdings darf bezweifelt werden, ob diese Zahlen in irgendeiner Weise belastbar sind. Denn die Unternehmensberatung stützt sich auf eine Umfrage unter Führungskräften und gut 3.000 Unternehmensanalysen der "Proudfoot-Berater", über deren wissenschaftliche Qualifikation der Öffentlichkeit keine näheren Auskünfte mitgeteilt wurden. Boewe wertet die Studie jedenfalls als "ideologische Vorbereitung" auf weitere Eingriffe in Arbeitnehmerrechte und im übrigen als "PR-Kampagne" einer ungetarnten Interessenvertretung.

      Am meisten Arbeitszeit vergeuden laut Studie Deutschlands Bergleute (43,7 Prozent). Spätestens hier muss man sich fragen, ob das Ein- und Ausfahren in bzw. aus einer Grube nach Definition solcher Unternehmensberater Arbeit oder "Zeitverschwendung" ist. Die Fragestellung ist keineswegs abstrus: Eine juristische Fachzeitschrift in den USA machte im November darauf aufmerksam, dass derzeit mehrere Sammelklagen von Angestellten verschiedener Telekommunikationsfirmen (darunter AT&T) und Versicherungen anhängig seien, mit denen sich die Mitarbeiter gegen die offenbar gängige Praxis der Unternehmen zur Wehr setzen, das Hoch- und Runterfahren des PCs nicht zur Arbeitszeit zu zählen.
      Jörn Boewe


      Peter Ascher, Leiter von Proudfoot Consulting in Deutschland, Österreich und der Schweiz, denkt so kleinlich nicht, doch die Schlüsse, die Unternehmen aus der neuen "Produktivitätsstudie" ziehen sollen, gehen in die skizzierte Richtung.

      Training, Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung sind wichtige Ansatzpunkte. Um schnell, aber auch nachhaltig Produktivitätssteigerungen zu etablieren müssen Unternehmen mehr tun: Sie müssen eine Produktivitätskultur etablieren.
      Peter Ascher


      Ob unbezahlte Überstunden ein Filetstück dieser Produktivitätskultur sein könnten, erfahren wir weder aus der Studie noch aus den begleitenden Pressetexten. Doch Proudfoot Consulting ahnt, dass sich in Sachen Produktivitätssteigerung bald etwas tun könnte. 56 Prozent der Unternehmen hätten sich bereit erklärt, ein "Change-Programm" umzusetzen. Was immer das genau heißen mag.

      Mindestlohn für die falsche Stundenzahl

      Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise wird sich der Druck auf die Unternehmen weiter erhöhen, und für Arbeitnehmer, die sich bereits seit geraumer Zeit fragen, in welchem Abhängigkeitsverhältnis unentgeltliche Mehrarbeit und der Erhalt ihres Arbeitsplatzes tatsächlich stehen, gibt es vorerst keine beruhigenden Antworten. Dafür aber ausreichend Beispiele, die deutlich machen, wie die prekäre Arbeitsmarktlage allerorten genutzt wird, um die Produktivität des Unternehmens zu Lasten der Mitarbeiter zu erhöhen.

      So dokumentierte Jörn Boewe im Sommer 2008 massive Verstöße gegen die Mindestlohnregelungen im Baugewerbe. Die zuständige Sozialkasse war seinerzeit zu dem Schluss gekommen, dass in etwa 40 Prozent der Berliner Bauunternehmen offiziell nur dreiviertel der tariflichen Arbeitszeit abgeleistet werden. Doch die Arbeitnehmer waren voll im Einsatz.

      Das Prinzip ist denkbar einfach: Ein Beschäftigter arbeitet tatsächlich um die 40 Stunden in der Woche, ist aber offiziell teilzeitbeschäftigt und bekommt nur 30 Stunden bezahlt - die allerdings korrekt entsprechend dem gültigen Mindestlohn. Derzeit sind das in Berlin, das zum Tarifgebiet West gehört, 12,50 Euro für Facharbeiter und 10,40 Euro für Bauhelfer. Ein Arbeiter, der sich darauf einlässt, wird auf diese Weise schnell um 500 Euro im Monat geprellt.
      Jörn Boewe


      Ein Jahr zuvor hatte das ARD-Hauptstadtstudio Berlin bereits zahlreiche vergleichbare Fälle beschrieben und darauf hingewiesen, dass die Bauarbeiter, die mit der Errichtung der schönen neuen BMW-Welt in München beschäftigt sind, einen Stundenlohn von 2,89 Euro bekommen und die Neue Messe Stuttgart für einen Stundenlohn von etwa 4 Euro gebaut wird. Für all diese Fälle gibt es gesetzliche Regelungen mit zum Teil erheblichen Bußgeldern. Doch die dem Zoll zugeordnete Finanzkontrolle Schwarzarbeit ist mit ihren Aufgaben trotz der 6.500 Beschäftigten offensichtlich vor allem personell überlastet und kann nicht überall sein.

      Immerhin konnten die Ermittler die Personenüberprüfungen an der Arbeitsstelle zwischen 2004 und 2007 von 264.500 auf 477.035 fast verdoppeln. Damit stiegen allerdings auch die Abschlüsse von Ermittlungsverfahren wegen Straftaten (2004: 56.900, 2007: 117.441) und die Abschlüsse von Ermittlungsverfahren wegen Ordnungswidrigkeiten (2004: 49.926, 2007: 72.969).

      56.000 kostenlose Arbeitsstunden

      Dem niederländischen Chemiekonzern Akzo Nobel gelang es 2005 ganz legal, seine Personalkosten deutlich nach unten zu korrigieren. Die tarifliche Arbeitszeit am deutschen Standort Wunsdorf bei Hannover wurde damals um 2,5 Stunden auf 40 Arbeitsstunden erhöht. Ohne Lohnausgleich, versteht sich, doch dafür gab es eine Standortzusage bis 2011, die nun offenbar nicht mehr gilt. Ende 2009 soll das Vertriebszentrum in Wunsdorf geschlossen werden, aber auch der Produktionsstandort in Rheinberg und Teile der Produktion in Köln-Bickendorf stehen vor dem Aus. Die so genannte "Reorganisation", die "Teil des globalen Programms für betriebliche Exzellenz" sein soll, könnte 350 Mitarbeitern den Job kosten.

      Unternehmensvertreter finden diese Entwicklung "bedauerlich", aber "so nicht vorhersehbar" und verweisen auf ihre Bemühungen, mit den Betroffenen einen "Interessenausgleich und Sozialplan" zu erarbeiten.

      Dabei konnte der weltgrößte Farbenhersteller 2008 ein Umsatzplus verbuchen und musste den beträchtlichen Jahresverlust von mehr als einer Milliarde Euro vor allem der "unbaren Einmalbelastung" zuschreiben, der sich aus dem Wertverlust des 2007 übernommenen britischen Chemiekonzerns ICI ergeben hatte.

      Was aus den 56.000 zusätzlichen Arbeitsstunden wird, welche die Mitarbeiter seit 2005 als ungedeckten Scheck auf den erhofften sicheren Arbeitsplatz investiert haben, steht in den Sternen.

      Blick über die Grenzen

      Wenn nichts mehr hilft, kommt der internationale Vergleich, und dann sieht mit etwas gutem Willen wieder alles ganz anders aus.

      Die am 7. Oktober 2008, dem "Tag der Guten Arbeit", veröffentlichte Studie Decent work and Wage Indicator kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass Deutschland in Sachen "overtime hours not compensated at all" bis auf weiteres noch im gesicherten Mittelfeld liegt. In Großbritannien werden 53,6 Prozent der geleisteten Überstunden nicht bezahlt, und in Argentinien liegt die Quote bereits bei 67,2 Prozent. In Spanien und Mexiko wird noch häufiger zum Nulltarif gearbeitet. Hier liegt der Anteil der nicht bezahlten Überstunden bei 68,8 beziehungsweise 78,8 Prozent.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29930/1.html

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 11:07:46
      Beitrag Nr. 1.971 ()
      @ Maraho und andere Interessierte:

      Die Bankaktien steigen seit mehreren Tagen, während die Fakten eine
      andere Sprache sprechen. Hierzu der folgende Handelsblattartikel:

      "Immobilien: die nächste Bilanz-Bombe
      von Yasmin Osman

      Die massiven Wertverluste bei Gewerbeimmobilien alarmieren die Aufsichtsbehörden. Der Abschwung bei Bürogebäuden, Hotels und Einkaufszentren droht zum nächsten Verlustbringer vieler Immobilienbanken zu werden. Der Kreditmarkt liegt brach, viele Geldhäuser sind nervös. Und es dürfte noch schlimmer kommen.
      Der Wertverlust etwa von Einkaufszentren führt dazu, dass die Banken die Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen.

      Der Wertverlust etwa von Einkaufszentren führt dazu, dass die Banken die Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen.


      FRANKFURT. Nach Handelsblatt-Informationen ist die Finanzaufsicht BaFin inzwischen sehr besorgt über die möglichen Folgen für die Bankbilanzen. Fallen die Preise der Immobilien weiter, verlieren die Kredite an Wert und müssen von den Banken mit mehr Eigenkapital unterlegt werden. Die BaFin wollte dazu keinen Kommentar abgeben.

      Viele Geldhäuser sind nervös. Bereits 2008 brach das Volumen der Kreditneuzusagen regelrecht ein. "Die Probleme kommen vor allem aus dem Ausland", sagt ein erfahrener Bankmanager. Gerade in den Boomjahren zwischen 2004 und 2007 bauten deutsche Banken ihren Auslandsanteil bei Krediten für gewerbliche Immobilien von etwa 27 auf 50 Prozent aus. Das zeigen Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP), der das Gros der deutschen Geldhäuser vertritt, die Immobilien finanzieren.

      In Großbritannien und Spanien sind die Preise stark gefallen. Schätzungen schwanken hier zwischen 20 und 25 Prozent Wertverlust. Auch am weltgrößten Immobilienmarkt USA gaben die Preise für Gewerbeobjekte um bis zu 40 Prozent nach. "Die Umschuldung der Kredite auf diese Gebäude ist in der aktuellen Krise praktisch unmöglich, so dass sie akut vom Ausfall bedroht sind", sagt Morris Missry, Partner bei der New Yorker Kanzlei Wachtel & Masyr. Angesichts eines jährlichen Refinanzierungsbedarfs von bis zu 300 Mrd. Dollar in den USA rolle auf die Banken weltweit eine neue Abschreibungswelle zu.

      Ratingagenturen beobachten bereits größere Ausfälle bei Gewerbekrediten. Das Problem dürfte sich verschärfen, wenn in der Rezession die Mieteinnahmen sinken und die Erträge nicht mehr für den Schuldendienst reichen. Damit zeichnet sich ab, dass Banken ihre Risikovorsorge hochfahren müssen. Auch das Deutschland-Geschäft ist nicht ohne Risiken, da die Verschuldungsquote im Boom gestiegen ist.

      Wie brach der Kreditmarkt liegt, belegen die Zahlen des VDP. "Die Neuzusagen für Gewerbeimmobilienkredite unserer Mitglieder ist 2008 um 42 Prozent auf 68 Mrd. Euro gesunken", sagt VDP-Geschäftsführer Louis Hagen dem Handelsblatt. Besonders stark fiel der Rückgang mit 47 Prozent im Ausland aus. Vom Handelsblatt befragte Banken sagen mehrheitlich, beim Neugeschäft "sehr selektiv" zu verfahren.

      Nicht nur die Risiken, auch die eigenen Finanzierungsnöte bremsen die Institute aus. "Derzeit machen fast nur Sparkassen, einige Landesbanken und genossenschaftliche Institute Neugeschäft", sagt ein Branchenkenner. Der Grund: Diese Häuser sind in Finanzverbünde integriert und kommen leichter an Liquidität. Immobilienfinanzierer wie Eurohypo, Hypo Real Estate, Aareal Bank oder Correalcredit konzentrieren sich überwiegend darauf, Bestandskredite zu verlängern.

      Viele Immobilienbanken versuchen sogar, Kreditportfolios zu verkaufen, heißt es in der Branche. "Da derzeit viele verkaufen, aber kaum jemand kaufen will, werden sie ihre Bestände nicht los", berichtet ein Banker. Potenzielle Aufkäufer wie Finanzinvestoren zögern noch. Sie hoffen auf Schnäppchen bei Notverkäufen. Dies droht, wenn Immobilienbetreiber keine Anschlussfinanzierung finden oder die Einnahmen den Schuldendienst nicht mehr abdecken.

      "Im Moment vermeiden es die Banken, Kredite zu kündigen und die Immobilienportfolios auf die eigenen Bücher zu nehmen", sagt Sal.-Oppenheim-Analyst Thomas Rothäusler. Daher seien die meisten zu Anschlussfinanzierungen bereit, selbst wenn Verschuldungsquoten oder andere Kreditvereinbarungen gebrochen werden. "Wir bemühen uns, gemeinsam mit unseren Kunden sachgerechte Lösungen zu entwickeln, damit diese nicht etwa in Zwangsversteigerungen getrieben werden", sagt die Eurohypo zum Thema Verlängerungen. Der Grund: Kaum eine Bank will Immobilienportfolios selbst verwerten, zumal Notverkäufe die Preise nur noch weiter drücken würden.

      "Die Quote der verlängerten Kredite ist extrem gestiegen", bestätigt Hagen. "Die Frage ist aber, wie lange sich die Kreditnehmer darauf verlassen können", meint Analyst Rothäusler. Schon jetzt gibt es Ausnahmen von der Regel. So drehte die Landesbank Berlin jüngst Carlyle den Kredithahn zu, so dass der Finanzinvestor die für das Wohn- und Einkaufsareal Ihme-Zentrum in Hannover gegründete Gesellschaft in die Insolvenz schickte.

      Mitarbeit: Reiner Reichel, Rolf Benders

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 12:39:20
      Beitrag Nr. 1.972 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.772.829 von windei am 16.03.09 11:07:46Die Bankaktien steigen seit mehreren Tagen, während die Fakten eine
      andere Sprache sprechen.


      Mir schon klar, warum gerade jetzt die Bankaktien wieder steigen. Zeitgleich mit der Freigabe des US-Rettungspaketes müssen ja die Aktien steigen, das die Märkte jetzt mit Geld geflutet werden.

      Und daß sie noch ein Weilchen (2-3 Wochen)weitersteigen werden, auch damit rechne ich.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 12:53:30
      Beitrag Nr. 1.973 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.763.337 von Maraho am 13.03.09 17:29:07Guten Tag zusammen,
      servus windei und Dorfrichter,

      Chinesisches Unternehmen Inspur bestätigt Interesse an Qimonda
      PEKING/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das chinesische Server- und Softwareunternehmen Inspur hat das Interesse an dem insolventen Speicherchip-Hersteller Qimonda bestätigt. "Ich kann nur sagen, dass beide Seiten die Absicht haben, zu kooperieren", sagte ein Mitarbeiter im Pressebüro des Unternehmens in Jinan (Provinz Shandong) am Montag telefonisch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Peking. Die Verhandlungen liefen. Einzelheiten der geplanten Zusammenarbeit seien allerdings noch "ein Geheimnis". "Es ist eine gute Chance für uns, größer und stärker zu werden", sagte der Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte.

      Der vorläufige Insolvenzverwalter der Infineon-Tochter Qimonda, Michael Jaffé, hatte schon in der Vorwoche in einem Brief an Sachsens Regierung auf ein mögliches Engagement der Chinesen hingewiesen. Demnach habe es mit Inspur bereits zwei "vielversprechende und zielführende Verhandlungsrunden" in Hongkong gegeben. Inspur wäre bereit, sich an einem neuen Unternehmen zu beteiligen und für rund 2,5 Milliarden Euro eine neue Fabrik in Shandong zu errichten. Damit bestehe die "einmalige Gelegenheit einer exklusiven Zusammenarbeit mit einem chinesischen Staatsunternehmen, welches das klare staatspolitische Interesse hat, von Korea, Taiwan oder den USA unabhängig zu sein".

      Die Gefahr, dass Technologie nach China abwandere, hält Jaffé für gering. Auch die Chinesen würden nur eine Minderheitsbeteiligung anstreben. Jaffé schrieb von einer Übergangslösung. Sachsen könne einen Anteil von 23 Prozent übernehmen. Portugal - wo in einem Qimonda-Werk rund 1.000 Beschäftigte tätig sind - sei gewillt, sich mit 14 Prozent am Kapital zu beteiligen. Ein Sprecher von Jaffé wollte sich zu den Aussichten nicht äußern. "Aus unserer Sicht gehen die Gespräche weiter", erklärte er lediglich. Zu einzelnen potenziellen Investoren könne man aber keine Stellungnahme abgeben./lw/su/cs/DP/wiz

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 12:59:22
      Beitrag Nr. 1.974 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.723.987 von Maraho am 08.03.09 12:14:25In Bezug. Jetzt wissen wir mehr ...

      Verstaatlichter Versicherer
      AIG-Milliarden fließen an Deutsche Bank

      Mit dem US-Steuergeld hat der Versicherer hauptsächlich europäische Banken ausgezahlt. Damit dürfte der Konzern auf der Beliebtheitsskala der Amerikaner weiter nach unten rutschen. Unangenehm für Chef Liddy, gut für Josef Ackermann, der fast 12 Mrd. $ einstreicht.


      Europäische Finanzinstitute, darunter die Deutsche Bank, zählen zu den größten Profiteuren der staatlichen Hilfen, mit denen die Regierung in Washington den US-Versicherer AIG bislang vor dem Kollaps bewahrt hat. Mehr als 90 Mrd. $ flossen an diverse Banken, seit der Versicherer mit Steuergeld gestützt wird. Das teilte AIG am Sonntag mit.

      Zu den europäischen Häusern zählten neben der Deutschen Bank unter anderem Société Générale, BNP Paribas, Barclays, Royal Bank of Scotland, und die Schweizer UBS. Auch US-Institute erhielten von AIG Geld, wie etwa Goldman Sachs und die Bank of America.

      Die Tatsache, dass so viel Steuergeld außer Landes geflossen ist, dürfte AIG weitere heftige Kritik einbringen. Am Wochenende war bereits eine Welle der Empörung über den Versicherer hereingebrochen, als bekannt wurde, dass der Konzern Boni von 165 Mio. $ an Mitarbeiter ausgezahlt hat. US-Politiker sind zunehmend verärgert über die Verwendung der Steuergelder, mit denen AIG und andere Unternehmen wie Citigroup und Bank of America gestützt werden. AIG-Chef Edward Liddy drohen damit äußerst unangenehme Fragen und Kritik, wenn er am Mittwoch vor dem Kongress zur Rettung des Konzerns aussagen muss.

      Die Regierung hat dem einst weltgrößten Versicherer bereits dreimal unter die Arme gegriffen. Sie hat dabei bislang rund 160 Mrd. Dollar in den Konzern gepumpt - die Hilfe kann auf maximal 180 Mrd. Dollar anschwellen. Der Staat hält damit 80 Prozent an dem Konzern. Für das vierte Quartal 2008 hatte AIG einen Rekordverlust von 61,7 Mrd. $ gemeldet.

      US-Abgeordnete hatten wochenlang auf die Veröffentlichung der Informationen zu den Geschäftspartnern gepocht. AIG und die Notenbank Fed, die den Versicherer faktisch kontrolliert, hatten sich mit dem Verweis auf die Vertraulichkeit der Verträge gewehrt. Sie fürchteten Schaden für AIG, aber auch andere Unternehmen, die auf diesen Märkten aktiv sind.

      Insgesamt hat AIG in den dreieinhalb Monaten nach seiner ersten Rettung im vergangenen September etwa 105 Mrd. $ an Banken und US-Stadtverwaltungen ausgezahlt. Die Begünstigten sind Kontrahenten bei Geschäften mit Kreditausfallderivaten oder Wertpapieren, die der Versicherer nun abwickelt. Goldman Sachs bekam mit 12,9 Mrd. $ am meisten. Es folgen Société Générale mit 11,9 Mrd. $ und die Deutsche Bank mit 11,8 Mrd. $. Stadtverwaltungen in US-Staaten wie Kalifornien erhielten 12,1 Mrd. $.

      Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte am Wochenende bereits eingeräumt, dass sein Institut auch von der Hilfe für die schwer angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate indirekt profitiert. Das größte deutsche Haus hat allerdings auch Milliarden zur Rettung der Bank beigetragen. Die Deutsche Bank gehört zu den wenigen Instituten, die bisher keine Staatshilfe bekommen haben.

      Es war das riesige Geflecht an Kreditausfallderivaten (Credit Default Swaps, CDS), das AIG im September an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatte. Die Herabstufung von Bonitätsnoten löste damals Zahlungen an die Banken aus, die die CDS gekauft hatten. Der Konzern gehörte zu den größten Anbietern dieser Versicherungen für Kreditausfälle. Wäre AIG kollabiert, wären alle von dem Unternehmen ausgestellten CDS-Versicherungen im Volumen von 441 Mrd. $ wertlos geworden - weshalb die US-Regierung keine Alternative zu einer Rettung sah.

      AIG teilte am Sonntag mit, das Engagement in Derivaten habe sich deutlich verringert: von einem fiktiven Wert - auf dessen Basis die Zahlungen berechnet werden - von 2700 Mrd. $ vor einem Jahr auf 1600 Mrd. $. Das CDS-Engagement sei von 433 auf 302 Mrd. $ gesunken.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Verstaatlichte…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:06:56
      Beitrag Nr. 1.975 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.726 von Maraho am 03.03.09 20:23:40Optimismus verbreiten und dadurch (kurzfristig) verdienen ...
      Grüne Sprösslinge?

      Konjunkturprognose
      Bernanke sieht "grüne Sprösslinge"

      Frühling bei der US-Notenbank: Der Banker erwartet auf den Märkten zarte Pflanzen der Erholung. Noch in diesem Jahr könnte es mit der Wirtschaft wieder bergauf gehen. Das größte Risiko sieht er im mangelnden politischen Willen.

      US-Notenbankchef Ben Bernanke hat seine Einschätzung bekräftigt, dass ein Ende der schweren Rezession in den USA bereits in diesem Jahr möglich ist. "Nächstes Jahr werden wir dann eine Erholung erleben", sagte der Zentralbankchef in einem Interview des US-Fernsehsenders CBS.

      Die Gesundung der Wirtschaft hänge jedoch von einer Stabilisierung des Finanzsystems ab, betonte er. Als größtes Risiko für die Erholung der Wirtschaft und der Finanzbranche nannte er mangelnden politischen Willen, die Probleme anzugehen.

      "Eine Erholung wird sich nicht einstellen, solange sich Finanzmärkte und Banken nicht stabilisieren", sagte Bernanke. Es gebe aber in einigen Märkten bereits "grüne Sprösslinge" der Erholung. Im Kampf gegen die Krise senkte die Federal Reserve den US-Leitzins auf ein historisches Niveau von knapp über Null Prozent. Zudem versucht die Notenbank mit einer Vielzahl von Darlehensprogrammen den Kreditfluss wieder in Gang zu bringen. "Wir werden nicht zur Vollbeschäftigung zurückkehren", sagte Bernanke. "Aber wir werden, so hoffe ich, das Ende dieses Abschwungs erleben, der über die vergangenen Quartale so kräftig gewesen ist."

      Der mächtigste Zentralbanker der Welt warb um Geduld, bis sich die Wirkung der Regierungshilfen im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise entfaltet. Das im Herbst vorigen Jahres verabschiedete 700 Mrd. $ (543 Mrd. Euro) schwere US-Paket zur Bankenrettung habe "eine mögliche globale Finanzkernschmelze" abgewendet. Damals habe sich die Welt in einer "sehr gefährlichen Situation" befunden. Die Gefahr, dass es erneut zu Wirtschaftsdepression wie in den 30er-Jahren komme, sehe er als abgewendet. "Das haben wir hinter uns", sagte Bernanke.

      Der Offenmarktausschuss der Fed kommt am Dienstag und Mittwoch zu seiner turnusgemäßen Sitzung zusammen. Beobachter rechnen damit, dass die Notenbank dann möglicherweise Pläne zum Kauf von Staatspapieren vorlegen könnte, um die Zinsen auf verschiedenen Märkten zu drücken.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Konjunkturprognos…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:10:46
      Beitrag Nr. 1.976 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.511.308 von kiska am 04.02.09 16:12:19Hier ein längerer Text.
      Bei Interesse, einfach anklicken ...

      Wirtschaftskrise
      Kurzarbeit erfasst immer mehr Branchen
      Harald Schumacher, Henryk Hielscher, Rüdiger Kiani-Kress, Hans-Jürgen Klesse, Christian Schlesiger, Lothar Schnitzler, Peter Steinkirchner

      Handel, Medien, Logistik – in immer mehr Branchen jenseits der klassischen Produktionsbetriebe ist Kurzarbeit kein Tabu mehr, um Entlassungen zu vermeiden.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/kurzarbeit-erfasst…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:14:49
      Beitrag Nr. 1.977 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.377 von Maraho am 15.03.09 19:01:54HRE, die tausendste ...

      Finanzausschuss
      Bundesbank und BaFin stützen Pläne für Banken-Enteignung

      Die Deutsche Bundesbank und die Finanzmarktaufsicht BaFin unterstützen die umstrittenen Pläne der Bundesregierung zur Enteignung der angeschlagenen Bank Hypo Real Estate im Notfall. Allerdings läuft den Verantwortlichen langsam die Zeit davon.


      HB BERLIN. Eine Verstaatlichung als letztes Mittel könne in Betracht gezogen werden und sei angemessen, sagten Bundesbank-Präsident Axel Weber und der BaFin-Chef Jochen Sanio bei einer Expertenanhörung des Bundestages in Berlin. Der aktuelle Marktpreis der Hypo Real Estate (HRE) sei deutlich nach oben verzerrt, betonte Weber.

      Der amerikanische HRE-Großaktionär Christopher Flowers wehrt sich gegen eine Komplettübernahme des Instituts durch den Bund. Auch eine vollständige Übernahme durch den Staat werde nicht zur besten Bonität der HRE an den Kreditmärkten führen. Eine Verstaatlichung werde negative Auswirkungen auf den Investitionsstandort Deutschland haben. Die USA und Großbritannien griffen nicht zu solchen Maßnahmen. Flowers räumte ein, dass nur die Staatshilfen das Überleben der HRE gesichert hätten. Das Institut habe aber eine positive Perspektive.

      Nach Darstellung von Sanio drängt die Zeit. Ohne konkret auf die Lage der HRE einzugehen, verwies er darauf, dass Banken spätestens bis zum 31. März ihre Bilanz für 2008 vorlegen müssten. Sollten die Verluste dann zu hoch sein und die Mindestanforderungen an das Eigenkapital nicht mehr erfüllt werden, müsste ein Institut von der BaFin geschlossen werden. Das schnelle Gesetzgebungsverfahren für das Banken-Enteignungsgesetz sei daher notwendig.

      Die HRE benötigt zum Überleben dringend bis zu zehn Mrd. Euro frisches Geld. Dies ist laut Sanio das 50-Fache des aktuellen Marktwertes der HRE von 190 Mio. Euro. Die HRE könne nicht mit stillen Einlagen "vollgepumpt" werden, sondern sie benötige Kernkapital, um marktfähig zu sein, sagte Sanio weiter.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundesba…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:22:29
      Beitrag Nr. 1.978 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.533 von Maraho am 02.03.09 18:32:21Etwas zu Osteuropa ...

      Osteuropa
      "Akutes Gefühl der Hilflosigkeit"
      Von Grit Beecken

      Die Finanzkrise wirbelt die Welt durcheinander. Politische Ausschreitungen seien in Osteuropa aber nicht zu erwarten, sagt Katinka Barysch. Im Interview mit manager-magazin.de spricht die Direktorin des Centre for European Reform über wackelige, ineffiziente Regierungen und die Gefahr von Rechtspopulisten.

      mm.de: Frau Barysch, Sie beobachten aus der Londoner Denkfabrik Centre for European Reform heraus intensiv die Entwicklungen in Europa. Wie verändern sich die Investitionsströme durch die Finanzkrise? Wird verstärkt national investiert?

      Barysch: Ja, und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen ebben die Kapitalströme ab, und die Investoren sind risikoscheu. Sie legen ihr Geld lieber zu Hause an. Zum anderen haben viele Großbanken staatliche Gelder angenommen, und manche Regierungen haben sehr deutlich gemacht, dass sie dieses Geld lieber im eigenen Land investiert sehen wollen, als im Ausland. Zudem sieht man im Großen und Ganzen eine Verstaatlichung der ganzen Wirtschaft, der staatliche Einfluss wächst überall.

      mm.de: Wie wirkt sich das auf die Politik aus? Stehen wir vor einer Zeit, in der sich jeder selbst der nächste ist?

      Barysch: Das kommt darauf an, wo man hinschaut. Hier in Großbritannien beispielsweise hat die Brown-Regierung in der zweiten Hälfte des letzten Jahres einen unglaublichen Aufwind bekommen. Im September 2008 wollte man Gordon Brown noch parteiintern absägen, die Rede war von vorgezogenen Neuwahlen. Doch dann kam die Krise, man brauchte einen kompetenten Krisenmanager und alles scharrte sich um Brown.

      mm.de: Wie ist es in Osteuropa?

      Barysch: In Zentralosteuropa hat es in manchen Ländern Ausschreitungen gegeben, eine Regierung ist schon gefallen. Vermutlich werden andere folgen.

      mm.de: Erwarten Sie größere Unruhen auf den Straßen?

      Barysch: Nein. Dieser Eindruck entsteht momentan dadurch, dass viele Journalisten gerade zum ersten Mal nach Osteuropa schauen. Dort sehen sie wackelige, ineffiziente Regierungen, die bei der erstbesten Gelegenheit abgewählt werden. Aber das war in Zentralosteuropa immer so. Ich beobachte die Region seit 1997 und bei fast jeder Wahl wechseln die Regierungen.

      In Lettland beispielsweise ist die Regierung jetzt gerade gestürzt - die hatten seit 1991 aber mehr als ein Dutzend verschiedene Regierungen. Wie in Italien sind es dort einfach instabile politische Systeme.

      mm.de: Ist Besserung in Sicht?

      Barysch: Es ist schwer, einen Trend zu erkennen. Die Frage ist, ob jetzt eine größere politische Instabilität als sonst bevorsteht, oder ob es einfach so ist, wie es immer war. Ich mache mir immer noch relativ wenig Sorgen, dass es zu großen Ausschreitungen kommt.

      mm.de: Warum nicht?

      Barysch: Bislang waren die Menschen in dieser Region relativ unpolitisch, haben sich herausgehalten, waren sehr desillusioniert und trauten ihren Regierungen nicht so recht über den Weg. Ihren Oppositionsparteien aber auch nicht. Die Wahlbeteiligungen lagen niedrig, die Leute haben sich darauf konzentriert, reich zu werden. So lange das funktioniert hat, ließ man die Regierungen im Grunde einfach machen.

      mm.de: Und jetzt?

      Barysch: Jetzt steigt die Arbeitslosigkeit, die Reallöhne sinken. Das kann entweder zu einer Politisierung der Mittelschicht führen - die Radikalität mit sich bringen könnte - oder dass das passiert, was man in Russland oft beobachtet. Wenn die Wirtschaft dort den Bach runtergeht, dann konzentrieren sich die Leute verstärkt darauf, ihr eigenes Überleben zu sichern und kümmern sich noch weniger um die Politik, als sie es eh schon tun.

      Wenn die Menschen Angst haben, scharren sie sich entweder um einen kompetenten Krisenmanager oder laufen Populisten zu - Leuten, die ihnen versprechen, dass alles besser wird. Ich glaube aber, dass vielen Leuten bewusst ist, dass Heilsversprechen nicht eingehalten werden können.

      mm.de: Wie ist es in der Türkei?

      Barysch: Die haben ohnehin eine sehr schwache Opposition, die wirtschafts- und sozialpolitisch überhaupt nichts zu bieten hat. Die große Phase des Wachstums und der politischen Stabilität hat unter Erdoan stattgefunden, die Opposition macht eher mit Nationalismus und traditionellen Werten Politik. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute dort im großen Stil zur Opposition überlaufen.

      mm.de: Betrachten wir die europäische Ebene. Entsteht in Europa durch die Finanzspritzen Westeuropas an Osteuropa ein Gefühl der Zusammengehörigkeit?

      Barysch: Momentan ist die Solidarität ja ein Muss (...mehr), man hat keine Wahl. Wir haben realisiert, dass wir es uns innerhalb des europäischen Marktes und insbesondere innerhalb der Euro-Zone nicht leisten können, dass ein Land Bankrott geht oder eine riesengroße Bankenkrise entsteht. Dafür sind wir zu sehr voneinander abhängig.

      Die EZB hilft beispielsweise Ländern wie Polen mit Euros aus, weil dort Darlehen in Fremdwährung andernfalls nicht mehr bedient werden können (...mehr). Ob solche Hilfen jedoch warme Gefühle für die europäische Union erzeugen? Das wage ich im Moment erstmal zu bezweifeln.

      mm.de: Was wollen die Menschen?

      Barysch: Selbst in Zentralosteuropa wünscht man sich, dass die Europäische Union noch mehr tut. Dort besteht ein akutes Gefühl der Hilflosigkeit. Viele Menschen fragen sich, ob das Modell der turboschnellen Integration in den einheitlichen europäischen Markt, in pan-europäische Produktionsprozesse, in die internationalen Finanzmärkte eigentlich richtig war. Das hat diesen Ländern jahrelang sehr gutgetan, aber jetzt tut es halt weh.

      mm.de: Kann daraus ein Nährboden für den Kommunismus entstehen?

      Barysch: Die Kommunisten sehe ich in Zentralosteuropa weniger. Die hatten sie ja schon.

      mm.de: Und die wollen sie auch nicht zurück.

      Barysch: Nein. Die meisten kommunistischen Parteien haben sich ja auch in gute Sozialdemokraten verwandelt. Ich sehe keinen Linksruck. Besorgniserregend sind eher die nationalistischen, rechtsgerichteten Populisten. Beispielsweise die Regierung in der Slowakei oder die ehemalige polnische Kaczyski-Regierung. Da geht es mehr um Fragen der nationalen Identität, um traditionelle Werte und in manchen Ländern auch um Ausländerfeindlichkeit. Solche populistischen Strömungen hat es schon immer gegeben, spitzt sich angesichts einer schnell steigenden Arbeitslosigkeit aber zu.

      mm.de: Richtet sich ein solcher Nationalismus auch gegen die Einführung des Euro?

      Barysch: Das kommt darauf an. Wenn eine nationale Währung total zusammenbricht, dann ist die emotionale Haftung an sie auch nicht so stark. Momentan sieht es natürlich so aus, als sei der Euro der sichere Hafen, in den man auf jeden Fall rein möchte. Für die baltischen Staaten - die sehr kleine, offene und anfällige Volkswirtschaften haben - macht das ja auch Sinn.

      Aber mittelfristig leiden wahrscheinlich die Länder, die schon in der Euro-Zone sind und solche, die durch Wechselkursarrangements am Euro hängen verglichen mit den anderen Länder, die jetzt unheimlich abwerten. Die Länder mit festen Wechselkursen haben mittelfristig ein Problem, weil sie nicht abwerten können. Sie produzieren ja alle mehr oder weniger die gleichen Produkte. Das Waschbecken, das in Rumänien produziert wird, ist jetzt auf einmal 50 Prozent billiger als das aus Bulgarien. Das ist natürlich ein Problem.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/eu/0,2828,druck-61…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:28:36
      Beitrag Nr. 1.979 ()
      Etwas für Statistiker ...

      Wirtschaftskrise
      Außenhandelsüberschuss 2008 geschrumpft

      Trotz eines neuen Rekordwerts bei den Exporten - der deutsche Außenhandelsüberschuss ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2003 wieder zurückgegangen. Und diese Entwicklung scheint sich 2009 fortzusetzen.


      Wiesbaden - Wie das Statistische Bundesamt am Montag nach vorläufigen Berechnungen in Wiesbaden mitteilte, führte Exportweltmeister Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von 994,9 Milliarden Euro aus. Das waren 3,1 Prozent mehr als 2007.

      Gleichzeitig kletterten allerdings die Warenimporte um 6,3 Prozent auf 818,6 Milliarden Euro. Der Überschuss im Außenhandel sank damit im Vergleich zum Vorjahr auf 176,2 Milliarden Euro, lag aber über dem Wert von 2006 (159 Milliarden Euro). 2007 hatte er mit 195,3 Milliarden Euro den höchsten Wert seit Beginn der Erhebung 1950 erreicht. Seit 2004 waren alljährlich Rekordsalden erzielt worden.

      Der Überschuss im Außenhandel droht im laufenden Jahr weiter zurückzugehen: Im Januar hatte er sich zumindest im Vergleich zum Vorjahresmonat von 17,3 Milliarden Euro auf 8,5 Milliarden Euro halbiert. Grund ist der Einbruch der weltweiten Nachfrage nach Waren aus Deutschland.

      Stärkster Einbruch seit 16 Jahren

      Zum Jahresbeginn waren die Exporte um dramatische 20,7 Prozent auf 66,6 Milliarden Euro geschrumpft. Das war der stärkste Einbruch seit 16 Jahren. Die Einfuhren sanken binnen Jahresfrist lediglich um 12,9 Prozent auf 58,1 Milliarden Euro. Rund 75 Prozent der Ausfuhren von Waren "Made in Germany" wurden 2008 in europäische Länder geliefert, rund 64 Prozent in EU-Länder.

      Der mit Abstand größte Abnehmer war Frankreich, das deutsche Produkte im Wert von 96,9 Milliarden einkaufte. Zweitwichtigster Absatzmarkt deutscher Waren war Asien mit einem Anteil von rund zwölf Prozent vor Amerika mit einem Anteil von etwa zehn Prozent. Die Importe kamen mit einem Anteil von 72 Prozent ebenfalls vor allem aus Europa, gefolgt von Asien (16 Prozent) und Amerika (neun Prozent). Größter Lieferant waren die Niederlande, aus denen Waren im Wert von 72 Milliarden Euro nach Deutschland eingeführt wurden. (mfa/dpa)

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Export-Wirtschaftsk…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:31:54
      Beitrag Nr. 1.980 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.773.818 von Maraho am 16.03.09 13:06:56Ein Kommentar zu den "grünen Sprösslingen" ...

      Depression abgewendet?
      Florian Rötzer

      Der US-Notenbankchef glaubt sogar an eine Erholung im nächsten Jahr.

      Ben Bernanke macht auf Zuversicht. Erstaunlich ist, dass der US-Notenbankchef glaubt, die USA hätten etwas abgewendet, was offiziell nie zur Debatte stand. Er erklärte in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS, die USA habe "das Risiko abgewendet", in eine Depression zu fallen. "Ich denke, da sind wir drüber weg", sagte er.

      "Nächstes Jahr werden wir dann eine Erholung erleben", sagte der FED-Chef und er meint, schon zum Ende des laufenden Jahres könnte sich die Erholung zeigen. Allerdings verbindet er diese optimistischen Vorstellungen mit einer Forderung an die Regierung von Barack Obama. Seiner Ansicht nach hänge die Gesundung der Wirtschaft von der weiteren Stabilisierung des Finanzsystems ab. "Eine Erholung wird sich nicht einstellen, solange sich Finanzmärkte und Banken nicht stabilisieren." Er klopfte sich auf die eigene Schulter und sagte, mit dem Rettungspaket unter der Regierung Bush in einer Höhe von 700 Milliarden Dollar, sei "eine mögliche globale Finanz-Kernschmelze" abgewendet worden. Die Welt habe sich in einer "sehr gefährlichen Situation" befunden, resümierte er.

      Doch er stimmte die Bevölkerung auf weitere Entbehrungen ein, denn auch bei einer Aufhellung der Konjunktur müsse weiter damit gerechnet werden, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Unklar ist auch, woher Bernanke die Weisheit angesichts schlechter Wirtschaftsdaten hernimmt oder ob er sich dabei auf die Behauptungen einiger Banken bezieht, die angeblich wieder Gewinne machen wollen, was in der vergangenen Woche zu Kursgewinnen an den Börsen führte. Schließlich wird die Krisenliste von US-Unternehmen immer länger und die Arbeitslosigkeit stieg deutlich stärker als erwartet. Auch China ist sehr besorgt darüber, dass der Wert der riesigen Dollarbestände verfallen könnte.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/134604
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 13:38:13
      Beitrag Nr. 1.981 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.986 von Maraho am 15.03.09 16:56:35Noch eines ...

      Kein New Deal mit Obama
      Peter Nowak

      Das Treffen der Finanzminister am Wochenende machte deutlich, dass jenseits aller Rhetorik die Interessengegensätze zwischen Europa und den USA wachsen

      Der britische Finanzminister Alistair Darling hat als Gastgeber der Finanzminister-Runde vom letzten Wochenende schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass das Meeting nicht mit zu hohen Erwartungen befrachtet wird. "Wenn 20 Menschen an einem Tisch sitzen, gibt es unausweichlich mitunter Meinungsverschiedenheiten", erklärte der Minister vor Beginn der Runde in Horsham bei London, auf dem das G20-Treffen Anfang April in London vorbereitet wurde.

      Seine Taktik ging auf. Da es zu keinem offenen Eklat kam, konnten die Finanzminister gemeinsam mit der Erklärung an die Öffentlichkeit gehen, dass man sich darauf verständigt hat, die Wirtschaft künftig stärker zu regulieren, den Internationalen Währungsfond (IMF) zu stärken und das lahmende Kreditgeschäft zu beleben. Alistair Darling brachte die Absichtserklärungen auf die simple Formel, der niemand widersprechen mochte:

      Wir stimmen darin überein, dass wir alle notwendigen Schritte so lange wie nötig unternehmen werden, um die Krise zu beenden.

      Damit es nicht zum Streit kommt, verzichtete man bei dem Finanzministertreffen auf alle Konkretisierungen. So betonte man, dass die Entscheidung über Finanzspritzen zum Ankurbeln der Wirtschaft Sache der einzelnen Staaten sei. Im Klartext heißt es allerdings, dass es beim Treffen der Finanzminister zu keiner Einigung in dem Streit gekommen ist, der sich in den letzten Wochen zwischen den USA und den führenden europäischen Staaten Deutschland und Frankreich zugespitzt hat.

      Regulierung statt Konjunkturprogramme

      Dabei geht es um weitere Reaktionen auf die internationale Finanzkrise. Während aus Washington verstärkt die Forderung nach der Auflage zusätzlicher Konjunkturprogramme, kam, lehnten Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Sarkozy die globale Neuauflage eines New Deal ab. Es gehe nicht darum, mehr Geld auszugeben, betonte der französische Staatschef.

      Es geht bei dieser Kontroverse nicht in erster Linie um die Verschuldung. Dass europäische Regierungen die Frage der Haushaltstabilität sehr flexibel handhaben, zeigte sich erst in den letzten Wochen bei der Verabschiedung der Bankenrettungsprogramme. Bei der Auseinandersetzung zwischen den USA und einem Teil der europäischen Staaten geht es vielmehr um Auseinandersetzungen um die Stellung im kapitalistischen Weltsystem. Nicht wenige Analysten sehen die USA als große Verliererin der Krise. Einer der Konkurrenten ist der Euroraum. Die aktuellen Auseinandersetzungen, nicht nur um die Wirtschaftspolitik, zwischen den EU und der USA müssen vor diesem Konflikt gesehen werden. Allerdings gibt es auch innerhalb der EU Widersprüche. Erst vor wenigen Wochen wurden diese deutlich, als Merkel als damalige Gegnerin eines europäischen Konjunkturprogramms von französischen und britischen Politkern deswegen geschnitten wurde (Konjunkturretter gesucht).

      Das scheint man wieder vergessen zu haben. Die neue deutsch-französische Einigkeit gegen die USA wurde beim binationalen Treffen von Merkel und Sarkozy in der letzten Woche deutlich. In dem deutsch-französischen Tagungs-Kommunique wird der Schwerpunkt auf die Regulierung des Finanzsystems und die Schließung von Steueroasen gelegt. Danach sollen Hedgefonds und andere für das Finanzsystem bedrohlichen Anlageformen angemessen reguliert und überwacht werden. Überdies wollen Berlin und Paris einen "wirksamen Sanktionsmechanismus" gegenüber kooperationsunwilligen Steueroasen schaffen. Zu diesen Sanktionen gehört auch eine Nennung der unbotmäßigen Länder. Der Erfolg kam prompt. Die Schweizer und die österreichische Regierung wollen künftig besser kooperieren.

      Die starken Worte der französischen und deutschen Politik gegen Steueroasen gerade jetzt, müssen auch als Alternativprogramm zum von Washington in die Diskussion gebrachten großen New Deal verstanden werden. Denn für die europäischen Politiker ist diese Ablehnung nicht risikolos. Falls sich die Krise verschärft, wie nicht wenige Wirtschaftsanalysten vermuten, werden weitere Konjunkturprogramme unvermeidlich sein. Dann wird sich auch an die deutschen und französischen Politiker die Frage richten, ob sie mit ihrer zögerlichen Haltung die Krise nicht verschärft haben.

      Von den USA lernen?

      Hinzu kommt, dass linke Politiker, Gewerkschaftler und Aktivisten sozialer Bewegungen in letzter Zeit häufiger positiv auf Roosevelt Bezug nehmen. So nannte der langjährige Gewerkschaftler Michael Schlecht, der als Vorstandsmitglied der Linkspartei an einer Pressekonferenz zur Demonstration "Wir zahlen nicht für Eure Krise" teilgenommen hat, Roosevelts New Deal-Politik ein gelungenes Beispiel, wie man mit der Besteuerung der Vermögenden die Konjunktur ankurbeln kann. Roosevelts New-Deal-Politik steht bei Anhängern einer keynsianistischen Politik der Ankurbelung der Wirtschaft durch den Staat hoch im Kurs.

      Bisher galt die USA als Hort des Neoliberalismus. Der Begriff der amerikanischen Verhältnisse in der Sozialpolitik wurde oft als Gegensatz zum rheinischen Kapitalismus gebracht, bei dem angeblich auch die Menschen mehr als nur Kostenfaktoren sein sollen. Diese Frontstellung könnte ins Wanken geraten, wenn nun von der US-Regierung Forderungen nach weiteren Konjunkturprogrammen in der Wirtschaft kommen sollten und Berlin auf die Bremse tritt. Umweltaktivisten haben schon, auf die neue Klimapolitik bezogen, die Parole "Von den USA lernen" ausgegeben. Wird das Motto demnächst auch von den Gewerkschaftern und sozialen Bewegungen übernommen?

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29932/1.html

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 14:05:54
      Beitrag Nr. 1.982 ()
      16.03.2009 13:50
      Empire State-Index fällt unerwartet auf erneutes Rekordtief
      New York
      (BoerseGo.de) - Die Aktivität des produzierenden Gewerbes im Großraum New York hat sich im März den elften Monat in Folge rezessiv entwickelt. Der von der Federal Reserve Bank New York erhobene Empire State-Index brach gegenüber dem Vormonat von minus 34,65 Punkten auf ein weiteres Rekordtief von minus 38,23 Punkten weiter ein. Der Konsens sieht eine Erholung auf minus 30,8 Punkte vor.

      Gerade 10 Prozent der Befragten sehen zum bisherigen Monat eine Erholung, während 48 Prozent auf eine weitere Verschlechterung hingewiesen haben.

      Die Teilkomponente zu den Neuaufträgen brach um 14 Punkte auf ein Rekordtief von minus 44,8 Punkte ein.

      Ein Indexstand von über Null weist auf Wachstum im verarbeitenden Gewerbe in jener Region hin. Ein Indexstand von unter Null indiziert eine schrumpfende Entwicklung.

      Der Empire State-Index gilt als Frühindikator für den in rund zwei Wochen erwarteten nationalen ISM-Index zum verarbeitenden Gewerbe in den USA.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 14:32:13
      Beitrag Nr. 1.983 ()
      16.03.2009 14:18
      Eilmeldung - US-Industrieproduktion fällt etwas stärker als erwartet
      In den USA ist die Industrieproduktion im Februar um 1,4 Prozent gesunken. Der Konsens sieht einen Rückgang von 1,3 Prozent vor. Die Kapazitätsauslastung erreicht 70,9 Prozent. Hier liegt die Prognose bei 71 Prozent.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 15:00:49
      Beitrag Nr. 1.984 ()
      USA: Rekord Kapitalflucht
      Montag, 16. März 2009

      Nettokapitalabfluss im Januar fast Minus 150 Milliarden Dollar. Ausländer ziehen ihr Kapital aus den USA ab wie nie zuvor. US-Finanzministerium: Einbruch bei Nachfrage nach langlaufenden US-Anleihen im Januar.


      Ausländische Investoren haben im Januar so viel Kapital aus den USA abgezogen wie nie. Netto verbuchte die größte Volkswirtschaft der Welt einen Rekord-Abfluss von 148,9 Milliarden Dollar, wie das US-Finanzministerium am Montag mitteilte.

      Im Dezember hatte es noch einen Zufluss von 86,2 Milliarden Dollar gegeben.


      Bei den langfristigen Investitionen ergab sich im Januar ein Minus von 43 Milliarden Dollar. Im Dezember waren es plus 34,7 Milliarden Dollar.

      Die Kapital-Daten gelten als Indikator für das Interesse ausländischer Anleger an US-Wertpapieren. Die USA benötigen zur Finanzierung ihres massiven Handelsbilanzdefizits ausländisches Kapital. Experten befürchten, dass in Zukunft immer weniger internationale Investoren gewillt sind, in den USA zu investieren.

      Die internationale Nettonachfrage nach langlaufenden US-Wertpapieren sei im Januar zusammengebrochen, so das US-Finanzministerium.

      Wie das Treasury am Montag mitteilte, verkauften internationale Investoren Wertpapiere mit Laufzeiten von mehr als einen Jahr für netto 60,9 Mrd USD. Im Vormonat waren noch Papiere über netto 24,3 Mrd USD nachgefragt worden.

      Noch am Wochenende warb US-Präsident für Investitionen in den USA. Das Weisse Haus gab die Devise heraus, dass Investments in de USA sicher und gewinnbringend seien.

      Ausländische Investoren aus China und anderen Ländern können laut US-Präsident Barack Obama «absolutes Vertrauen» in die Zuverlässigkeit ihrer Kapitalanlagen in den USA haben.

      Die Zuverlässigkeit gelte nicht nur für staatliche Papiere, sondern auch für den privaten Sektor, den Handel und die Industrie, «die uns zu der dynamischsten Volkswirtschaft der Erde gemacht haben», sagte US-Präsident Barack Obama am Samstag nach einem Treffen mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva.
      ;)
      Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hatte kürzlich Sorgen über die Sicherheit von Vermögensanlagen der Volksrepublik in den USA geäussert. China ist der grösste ausländische Gläubiger der USA und hat schätzungsweise eine Billion Dollar an US-Staatsschulden finanziert. Die Regierung in Washington zählt darauf, dass Chinesen mit dem Kauf von US-Staatsanleihen dabei mithelfen, das gigantische Konjunkturpaket von 787 Milliarden Dollar zu finanzieren.
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 16:28:59
      Beitrag Nr. 1.985 ()
      16.03.2009 16:16
      Eindrücke aus dem Alltag: Wie die Masse mit der Krise umgeht


      Liebe Leser,

      letzten Donnerstag ergab es sich, dass ich bedingt durch eine ungünstige Zugverbindung ca. drei Stunden Aufenthalt in Bonn hatte.

      Nachdem ich meinen anfänglichen Ärger hierüber schnell hinter mir gelassen hatte, beschloss ich, das Beste daraus zu machen und etwas durch die Fußgängerzone in der Nähe des Hauptbahnhofs zu schlendern.

      Schnell war auch ein trockener (es regnete zum besagten Zeitpunkt) und einladender Platz für ein gutes Mittagessen gefunden und die erste Stunde bereits vergangen; die verbleibenden zwei Stunden wollte ich in verschiedenen Geschäften totschlagen.

      Als ich mich jedoch weiter durch die Fußgängerzone vorarbeitete, entdeckte ich am Straßenrand einen kleinen Stand mit vier jungen Aktivisten. Anbei ein großes Schild mit der Warnung: "London dreht die Geldhähne auf. Hyperinflation als Notlösung der Finanzkrise wird kommen!"

      Natürlich interessierte mich sofort, wer sich bei feucht-kaltem Regenwetter auf die Straße stellt, engagiert Flugblätter verteilt und vor allem, welche Thesen auf diesen Blättern zu lesen waren.

      Ich sah mir den Stand also etwas näher an und stellte fest, dass es sich bei den vier Aktivisten um Mitglieder der umstrittenen LaRouche-Bewegung, welche von Aussteigern u.a. auch als Politsekte bezeichnet wird und in Deutschland schwerpunktmäßig unter dem Kürzel "BüSo" (Bürgerrechtsbewegung Solidarität) operiert, handelt.

      Von den Thesen dieser Bewegung natürlich relativ unbeeindruckt (ich halte diese an sehr vielen Stellen für fragwürdig, wenn nicht gar inhaltlich grob falsch), wollte ich es mir jedoch trotzdem nicht nehmen lassen zu beobachten, wie Passanten auf das Wort "Hyperinflation" reagierten bzw. wie die Reaktionen waren, wenn die Aktivisten sie mit dem Thema Weltwirtschaftskrise konfrontierten.



      Die meisten Menschen wollen es nicht hören bzw. sehen

      Natürlich wird wohl ein Großteil der beobachteten, abweisenden Reaktionen auch auf die betreffende Situation zurückzuführen sein, denn nicht jeder Passant möchte an einem regnerischen Tag mit ihm unbekannten Menschen über wirtschaftliche Themen sprechen.

      Wenn ich aber die Betrachtung lediglich auf die Passanten einschränke, welche sich auf ein Gespräch mit den Aktivisten einließen, so sind die Ergebnisse immer noch interessant genug.

      Während meiner zwei Stunden, welche ich in der Nähe des Stands beobachtend und im gelegentlichen Gespräch mit den vier Aktivisten verbrachte, kamen durchaus ein paar Gespräche zustande. Der Tenor der meisten Leute war jedoch eher milde lächelnd bzw. "Das wird schon nicht so weit kommen."

      Es war sehr interessant, die Szene zu beobachten, jedoch war ich - dank des schlechten Wetters - auch nicht unbedingt traurig, dass die zwei Stunden dann doch relativ schnell vergingen und machte mich auf den Weg zum Hauptbahnhof (Nicht zuletzt auch deshalb, da einer der Aktivisten letztlich ein freundliches Gespräch mit einer Gelegenheit zur "Missionierung" meiner Wenigkeit zu verwechseln begann...).

      Es bestätigte sich für mich jedoch wieder einmal das, was ich auch in Gesprächen immer wieder sehe: Die meisten Menschen verdrängen die Entwicklungen bzw. wollen den Ernst der Lage anscheinend nicht sehen, bis sie nicht selbst hart getroffen werden.

      Die Zeit für Sicherungsmaßnahmen und Vorsorge ist allerdings jetzt - und nicht erst, wenn es zu spät sein sollte.

      Als Börseninteressierte und Anleger sind Sie deutlich näher am Geschehen als Menschen, die sich nicht mit den Finanzmärkten befassen.

      Nutzen Sie diesen Vorsprung und sorgen Sie für sich vor bzw. sichern Sie sich ab, denn es ist wohl kaum absehbar, wie schlimm das hier noch wird.
      ;)


      Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche.



      Beste Grüße



      Alexander Hahn
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 16:58:06
      Beitrag Nr. 1.986 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.774.779 von kiska am 16.03.09 15:00:49@ kiska,

      also geht das Drama Weltwirtschaftskrise in die nächste Runde:

      "Ausländische Investoren haben im Januar so viel Kapital aus den USA abgezogen wie nie. Netto verbuchte die größte Volkswirtschaft der Welt einen Rekord-Abfluss von 148,9 Milliarden Dollar, wie das US-Finanzministerium am Montag mitteilte."

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:15:21
      Beitrag Nr. 1.987 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.028 von Maraho am 14.03.09 19:04:17Guten Abend zusammen,
      bevor es weitergeht, erst einmal vielen Dank an kiska und windei für die Betreuung während meiner "Abwesenheit"!

      Beginnen wir mit einer halbwegs positiven Nachricht ...
      Die entlassenen Zeitarbeiter allerdings haben leider nichts davon.

      Autobranche
      Ford füttert Kölner Werk mit Millionen
      von Martin W. Buchenau

      Die Ford-Mitarbeiter in Köln können aufatmen: Die Zukunft des Kölner Motorenwerks ist gesichert. Nach dem Auslaufen der V6-Motorenproduktion werde das Werk einen neuen sparsamen Motor für Kleinwagen bauen. Auch für die Kollegen in Saarlouis gibt es eine Lösung.


      STUTTGART. Die deutschen Ford-Werke kommen bei den Produktionsanpassungen an die Autokrise vergleichsweise glimpflich davon. „Ein Personalabbau in der Bundesrepublik ist zurzeit kein Thema“, sagte Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes in Köln bei der Präsentation einer neuen mit dem Betriebsrat geschlossenen Vereinbarung zu Investitionsplan und Sparkurs.

      Die mögliche Schließung des Kölner Motorenwerks ist vorerst abgewendet. Die Produktion wird nicht komplett in das neue rumänische Werk in Craiova verlagert, sondern zwischen beiden Standorten aufgeteilt. Köln wird nach Auslaufen der Fertigung des großen V6-Motors für den US-Markt künftig den neu entwickelten, verbrauchsarmen Vierzylinder-Benzinmotor des Konzerns herstellen. Es werde damit das erste Werk sein, das den neuen Motor produziere, für den Ford eine beträchtliche Nachfrage erwarte, sagte Mattes.

      Das Motorenwerk soll daher mit einem dreistelligen Millionenbetrag modernisiert werden. Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Landesregierung handelt es sich um 200 Mio. Euro. „Die Investition sichert Arbeitsplätze und hilft in der Krise“, sagte gestern Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Mit der Produktion von jährlich rund 350 000 Exemplaren des neuen Motors sei die Zukunft des Motorenwerks und seiner 770 Arbeitsplätze weitgehend gesichert, hieß es. In Spitzenzeiten schickten die Kölner 680 000 Motoren jährlich in die USA, aktuell sind es nur noch 150 000.

      Im zweiten Werk in Saarlouis werden zwar die auslaufenden Modelle Ford Kuga und Ford C-Max nicht ersetzt, aber der Standort bleibt Stammwerk für die komplette kommende Generation des Ford Focus. Bisher wurde der Focus-Viertürer auch im spanischen Valencia gefertigt. Damit sei die Beschäftigung der rund 6 500 Mitarbeiter in Saarlouis gesichert, sagte der Ford-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Dieter Hinkelmann. Die derzeitige Schwäche der Nachfrage nach dem für Ford wichtigen Modell soll durch zusätzliche Kurzarbeit an 20 Tagen abgefangen werden.

      Betriebsbedingte Kündigungen sind nach der Investitionssicherungsvereinbarung von 2006 für die Stammbelegschaft in Köln und Saarlouis bis Ende März 2011 ausgeschlossen. Ford hat allerdings nach eigenen Angaben an den beiden Standorten in den vergangenen Monaten bereits rund 600 Zeitarbeiter freigesetzt.

      Wesentlich stärker trifft das Sparprogramm die spanischen Werke. In Valencia will Ford angesichts der gesunkenen Nachfrage die Produktion bereits im Mai vom Drei-Schicht- auf den Zwei-Schicht-Betrieb umstellen. Rund 1 000 von 7 000 Arbeitplätzen dürften nach Angaben aus Unternehmenskreisen der Kürzung zum Opfer fallen.

      Die Geschäfte der Tochter des angeschlagenen US-Autokonzerns laufen hierzulande in diesem Jahr vergleichsweise gut. Im Februar konnte Ford den zweiten Monat in Folge Marktanteil und Volumen steigern. Der Marktanteil lag nach vorläufigen Zahlen bei 7,5 Prozent, im Februar 2008 waren es noch 5,7 Prozent. Der Absatz stieg demnach im Februar auf 20 841 Fahrzeuge, im Vorjahresmonat waren es 13 115 Autos. Ford profitiert in Deutschland bei seinem Kleinwagen Fiesta von der Abwrackprämie. Die für das erste Halbjahr geplanten Kurzarbeitstage im Werk Köln wurden bereits wieder abgesagt.

      Dank strikter Kostenkontrolle und einer zurückhaltenden Modellpolitik schreibt Ford Europa seit 2006 wieder deutlich schwarze Zahlen. Im vergangenen Jahr lag der Vorsteuergewinn das erste Mal seit fast 20 Jahren wieder über einer Mrd. Dollar. „Ähnlich wie bei Opel wird die Zukunft von Ford in Deutschland und Europa jedoch sehr stark vom Schicksal des Mutterkonzerns in Amerika bestimmt“, sagt Stefan Bratzel, Autoprofessor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach.

      Einer Herauslösung des Europageschäfts, wie im Fall von General Motors (GM) und Tochter Opel diskutiert, erteilte Fords Europa-Chef John Fleming auf dem Genfer Autosalon jüngst eine kategorische Absage. „Ford Europa ist nicht unabhängig und will das auch unter keinen Umständen sein“, sagte er.

      Ford kam bei den europäischen Zulassungszahlen im Februar mit einem Minus von 13 Prozent noch mit einem blauen Auge davon. Opel büßte dagegen mehr als 20 Prozent ein. mwb

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ford-fuett…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:17:19
      Beitrag Nr. 1.988 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.776.084 von windei am 16.03.09 16:58:06Wenn sich diesewr Trend bestätigt, darf man getrost von einem Epochenwechsel sprechen.
      Der Riesen-Geld-Staubsauger, der den american bubble-way of life mit Geld aus aller Welt über viele Jahre finanzierte, ist kaputt.

      Nur gut, dass die Börsianer nicht den blassesten Schimmer von der Tragweite dieser Meldung haben. Denn sonst wäre der DOW nicht 1,5% im Plus sondern mindestens 5% im Minus.
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:25:37
      Beitrag Nr. 1.989 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.776.273 von Triakel am 16.03.09 17:17:19@ Triakel,

      "Nur gut, dass die Börsianer nicht den blassesten Schimmer von der Tragweite dieser Meldung haben. Denn sonst wäre der DOW nicht 1,5% im Plus sondern mindestens 5% im Minus."

      Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen!!

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:29:22
      Beitrag Nr. 1.990 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.032 von Maraho am 12.03.09 18:37:05Das wäre ich auch, wenn ich die Reise gesponsort bekäme ...

      USA-Reise
      Zu Guttenberg – gut gelaunt in New York
      von Klaus Stratmann

      Top-Banker, Auto-Chefs, Obamas Minister: Karl-Theodor zu Guttenberg ist bei seiner USA-Reise bei der Top-Prominenz zu Gast. Offiziell ist der Bundeswirtschaftsminister in Sachen Opel-Rettung unterwegs. Doch schon zum Auftakt seiner Reise wird deutlich, dass sein eigentliches Ziel ein anderes ist – eines, das die SPD-Kabinettskollegen beunruhigt.


      NEW YORK. Der University Club gehört zu den sehr traditionsreichen Treffpunkten in Manhattan. Die Teppiche sind dick, die Decken hoch, die Ölgemälde düster, der Krawattenzwang zählt zu den eisernen Gesetzen. Im siebten Stock befindet sich der dunkel getäfelte Speisesaal, an festlich gedeckten runden Tischen sitzen Politiker, Banker und Geschäftsleute, Deutsche und Amerikaner.

      Eingeladen hat Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Er nimmt an Tisch eins Platz, direkt neben George Soros, der lebenden Legende unter den Investmentbankern. Zu Guttenberg fühlt sich sichtlich wohl in dieser Gesellschaft, strahlt über das ganze Gesicht. Hier geht es einmal nicht um die Niederungen der Tagespolitik, hier geht es ums große Ganze. Zu Guttenberg verleiht in seiner Begrüßung seiner Sorge um die Stabilität der Finanzmärkte Ausdruck und unterstreicht die Bedeutung des G20-Gipfels Anfang April.

      Das Treffen zum Auftakt der USA-Reise des Bundeswirtschaftsministers macht deutlich, dass zu Guttenberg nicht nach New York und Washington fährt, um Opel zu retten; in dieser Hinsicht dämpft er gleich zu Beginn die hoch gesteckten Erwartungen. Vielmehr will er zeigen, wie er sich auf internationalem Parkett bewegt und welche Kontakte er hat.

      Der Montagvormittag in New York ist komplett der Finanzbranche gewidmet. Der Minister trifft die CEOs der großen Häuser zu vertraulichen Gesprächen. Zunächst geht es zu John J. Mack, CEO von Morgan Stanley, danach zu Jamie Dimon, Chef von J.P. Morgan Chase, dann weiter zu Lloyd C. Blankfein, Chairman und CEO von Goldman Sachs. Natürlich geht es um die Finanzmärkte und deren Regulierung, um Konjunkturpakete und Staatsverschuldung. Und weil die Journalisten immer wieder danach fragen: Ja, es gehe in den Gesprächen mit den Bankern auch darum, Investoren für Opel zu finden. Aber das klingt nicht sehr überzeugend.

      Die vielen Termine in New York und Washington hat sich zu Guttenberg übrigens zum großen Teil selbst organisiert. Im Ministerium heißt es, zu Guttenberg verfüge über ein beachtliches Netzwerk.

      Der Minister mag die internationale Bühne und fühlt sich in der Finanzszene sichtlich wohl. In Berlin dürfte seine weltläufige Art nicht allein auf Bewunderung stoßen. Besonders Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) fühlt sich herausgefordert. Jahrelang konnte er frei schalten und walten, durfte allein in Washington oder New York glänzen und musste zu Guttenbergs Amtsvorgänger Michael Glos (CSU) kaum als ernsthaften Gegner fürchten. Nun wildert der Neue in Steinbrücks Revier - und erregt mit seinem selbstbewussten Auftreten über die Grenzen Berlins hinaus Aufmerksamkeit.

      Im University Club unterstreicht zu Guttenberg, was er von den Konjunkturprogrammen der Amerikaner hält: nichts. Es dürfe kein internationales Wettrennen um Konjunkturpakete geben, sagt er. Der Minister kontert damit die von der US-Regierung zuletzt immer wieder vorgetragene Kritik, die Europäer, speziell die Deutschen, müssten mehr Geld in die Hand nehmen, um die Konjunktur anzukurbeln.

      Zu Guttenberg sperrt sich gegen eine "Perpetuum mobile immer neuer Konjunkturpakete" noch ehe die ersten Maßnahmen eine messbare Wirkung entfalten können. Er warnt vor den bitteren Konsequenzen einer ausufernden Staatsverschuldung. Und außerdem hätten speziell die Deutschen mit knapp vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts für konjunkturelle Maßnahmen bereits einen beachtlichen Betrag eingesetzt.

      An seine Zuhörer aus den USA und Deutschland appelliert er, den G20-Gipfel zu nutzen, um den Gedanken offener Märkte voranzutreiben. Auf dem Gipfel müssten die Geister des Protektionismus vertrieben werden. Auch Soros meldet sich noch zu Wort, warnt vor den Folgen der Finanzkrise für Entwicklungs- und Schwellenländer, deren Regierungen keine Garantien anbieten könnten. Das Geld fließe daher von dort in Strömen ab. Da ist er wieder, der ganz große Zusammenhang, den zu Guttenberg so liebt.

      Und weil der Auftakt so recht nach seinem Geschmack verlaufen ist, ist zu Guttenberg gut gestimmt und lässt sich von den mitgereisten Fotografen überreden, sich am Time Square ablichten zu lassen. Er strahlt, aber er ist viel zu klug, sich zu einem Victory-Zeichen überreden zu lassen.

      Nach dem gelungenen Auftakt kann zu Guttenberg verschmerzen, dass das geplante Treffen mit US-Außenministerin Hillary Clinton nicht zustande kommt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kann sich also entspannt zurücklehnen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/zu-guttenber…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:30:55
      Beitrag Nr. 1.991 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.776.273 von Triakel am 16.03.09 17:17:19Guten Abend Triakel,
      auch meine Zustimmung. Aber abgerechnet wird zum Schluß!
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 17:53:47
      Beitrag Nr. 1.992 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.774.520 von kiska am 16.03.09 14:32:13Hierzu schreibt die "FTD" ...

      Wegbrechende Nachfrage
      In den USA stehen die Bänder still

      Noch über das Wochenende verbreitete US-Notenbankchef Ben Bernanke großen Optimismus. Doch jüngste Konjunkturzahlen dämpfen die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft: Die Kapazitätsauslastung sank auf ein Rekordtief.


      In den USA stehen wegen des dramatischen Abschwungs die Förderbänder still. Im Februar sank die Kapazitätsauslastung auf 70,9 Prozent. Das ist das bisher niedrigste Niveau seit Bestehen der Zeitreihe 1967. Die Industrieproduktion ging um 1,4 Prozent zurück. Die Pkw-Produktion lieferte diesmal allerdings einen positiven Beitrag. So stieg die Automobilproduktion im Monatsvergleich um 10,2 Prozent nach einem Rückgang von 23,4 Prozent im Januar. Ohne den Autosektor lag das Produktionsminus bei 1,2 Prozent.

      Für die nahe Zukunft sieht es nicht besser aus. Der Empire-State-Index, der als guter Vorlaufindikator für das verarbeitende Gewerbe gilt, sank im März so stark wie noch nie seit seinem Bestehen. Der 2001 von der New Yorker Fed aufgelegte Index ging von minus 34,7 auf minus 38,2 Zähler zurück. Werte unter Null signalisieren ein Schrumpfen. Die Daten zur Industrieproduktion und dem Empire-State-Index wurden am Montag veröffentlicht.

      Börsianer zeigten sich durch die Konjunkturdaten unbeeindruckt: Der Dax entfernte sich zwar von seinem Tageshöchststand bei 4063 Punkten, notierte am frühen Nachmittag aber noch 1,4 Prozent höher bei 4006 Zählern. Damit setzte sich die Entwicklung der Vorwoche fort, als der deutsche Leitindex fast acht Prozent gewonnen hatte. Im Schlepptau der Aktienmärkte kletterte der Euro über 1,30 $ und notierte bei 1,3025 $. Der Goldpreis verlor: Eine Feinunze (31,1 Gramm) zur Lieferung im April fiel im New Yorker Handel um 12,4 $ auf 917,70 $. Auch Rentenpapiere standen auf der Verkaufsliste.

      Volkswirte: Keine schnelle Erholung in Sicht

      Im Zuge der Kreditkrise bricht Unternehmen weltweit die Nachfrage weg. Sie reagieren mit Produktionskürzungen und Entlassungen. Der Abschwung erfasst alle Branchen, besonders aber die Automobilindustrie. Im Februar ging der Absatz an Fahrzeugen um 41 Prozent zurück. Größter Verlierer war General Motors mit einem Minus von 53 Prozent. "Das verarbeitende Gewerbe steckt in einer tiefen Rezession. Die Automobilindustrie hat es zwar schwer erwischt, anderen Sektoren der Wirtschaft geht es aber auch nicht rosig. Das unterstreicht, dass es sich um einen breiten Abschwung handelt", sagte Lena Komileva, Chefvolkswirtin beim Brokerhaus Tullett Prebon.

      Die enttäuschenden Konjunkturdaten dämpfen die Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft. "Das ist nicht gerade ermunternd. Es ist zwar erfreulich für die Autoindustrie, wenn sie ihren freien Fall stoppen kann. Aber sonst konnte keine andere Branche den Trend nach unten aufhalten. Auch der Empire-Index deutet keine Besserung an", sagte Roger Kubarych, Chefvolkswirt USA bei Unicredit. Am Wochenende hatte Notenbankchef Ben Bernanke bekräftigt, dass ein Ende der schweren Rezession in den USA bereits in diesem Jahr möglich ist. "Nächstes Jahr werden wir dann eine Erholung erleben", sagte der Zentralbankchef in einem Interview des US-Fernsehsenders CBS.

      Die Vereinigten Staaten befinden sich seit Dezember 2007 in der Rezession. Im dritten Quartal schrumpfte das BIP auf das Jahr hochgerechnet um 0,5 Prozent, im vierten Quartal lag das Minus sogar bei 6,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote erreichte im Februar mit 8,1 Prozent den höchsten Stand seit 25 Jahren. Seit Beginn der Rezession gingen inzwischen 4,4 Millionen Jobs verloren. "Wir befinden uns im Panik-Modus zur Zeit", sagte Ethan Harris, Volkswirt bei Barclays Capital. "Die Unternehmen reduzieren ihre Belegschaft, um sich der taumelnden Weltwirtschaft anzupassen."

      Die meisten Experten geben einen pessimistischen Ausblick - und schreiben das Jahr 2009 ab. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) beispielsweise geht im Mittel ihrer Erwartungsspanne davon aus, dass die Wirtschaft um 0,9 Prozent schrumpft. Für 2010 setzt sie aber wieder auf eine Erholung. 2011 erwartet sie bis zu fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote sieht sie 2009 auf bis zu 8,8 Prozent klettern und erst 2011 wieder deutlich sinken. In dem Interview knüpfte Fed-Chef Bernanke die Erholung erneut an die Stabilisierung der Finanzmärkte.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Wegbrechende-Nachfr…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 18:02:36
      Beitrag Nr. 1.993 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.767.668 von Maraho am 14.03.09 17:10:36In Bezug.

      Also doch nicht pleite?
      Nichts gegen eine kleine Aktienrally in Ehren. Aber ein flüchtiger Blick in die Finanzierungsrechnung der Fed genügt, und man hat keine Lust mehr.

      Kaum geht man mal für eine einzige Woche in Urlaub, werden die Anleger keck - und sorgen vor allem bei den Finanzwerten für den einen oder anderen Verdoppler. Ist der Finanzsektor also vielleicht gar nicht pleite, wie es ein paar - ehemalige - Großbanken in den USA angedeutet haben? Nun ja, dazu müsste man unterstellen, dass die USA nicht pleite seien. Und das fällt spätestens seit Donnerstagabend, als die Fed ihre gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung (Flow of Funds) veröffentlicht hat, noch schwerer.

      Auf den ersten Blick scheinen die Daten für das vierte Quartal nicht viel Neues zu ergeben: Der Kredit an die Verbraucher schrumpft leicht, jener an die nichtfinanziellen Firmen steigt kaum noch, jener an den US-Bund legt mit einer Jahresrate von 37 Prozent oder 2155 Mrd. $ zu - wobei sich neben dem belämmerten Ausland witzigerweise die nunmehr von der Fed umsorgten (früheren) Broker als Finanziers besonders hervortun; der Kurs 30-jähriger US-Bonds ist seit Ende 2008 übrigens um 17 Prozent runter. Auch der amtlich umhätschelte Finanzsektor weitet seine Verschuldung weiter munter aus, sodass die Schulden aller US-Sektoren - Verbraucher, Firmen, Finanzwesen, Staat - auf 409 Prozent des Nationaleinkommens springen - nach 399,5 Prozent im dritten Quartal. Unterdessen sparen die Verbraucher, deren Netto-Vermögen vom dritten aufs vierte Quartal von 529 auf 483 Prozent des verfügbaren Einkommens gepurzelt ist und die sage und schreibe 57 Prozent des gesamten (!) Wohnungsbestands beliehen haben, wieder etwas mehr. Und die Firmen treten in Sachen Investitionen mächtig auf die Bremse.

      Nur ist das Ganze bei näherer Betrachtung noch viel schlimmer, als es zunächst anmutet. Die Verbraucher weisen mittlerweile zwar wieder einen Finanzierungsüberschuss - Bruttoersparnis minus Bruttoinvestition - von 1,3 Prozent des verfügbaren Einkommens auf. Aber dazu mussten die Investitionen der Verbraucher, zu denen in der Abgrenzung der Fed neben dem Wohnungsbau auch Ausgaben für Gebrauchsgüter wie Autos zählen, im vierten Quartal ja auf ein ganz erbärmliches Niveau fallen. Mit 12,8 Prozent des Einkommens sind diese auf den bei Weitem niedrigsten Stand seit 1952 gesunken - und liegen damit ganze 4,3 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt. Dennoch ist der Finanzierungsüberschuss der Verbraucher weit von jenen vier Prozent des Einkommens entfernt, die in den 50er- bis 80er-Jahren üblich waren (von den Spitzenwerten von 9,8 Prozent in den frühen 80ern einmal ganz zu schweigen). Derweil haben die nichtfinanziellen Firmen trotz der einbrechenden Investitionen sogar im vierten Quartal noch ein kleines Finanzierungsdefizit verzeichnet. Insgesamt ist die gesamtwirtschaftliche Nettoersparnis - Bruttoersparnis abzüglich Abschreibungen - der USA seit vier Quartalen negativ. Aus eigener Kraft könnten sie also nicht mal ihren Kapitalstock erhalten. Für das bisschen Wachstum über die vergangenen zehn Jahre haben sie allerdings durchschnittlich fast sieben Prozent des BIP netto investieren müssen.

      Anpassung erledigt, billige Aktien?

      Die privatwirtschaftliche Anpassung respektive die finanzielle Genesung ist also noch nicht mal ansatzweise erfolgt. Dazu müsste vor allem die private Sparquote noch um mehrere Prozentpunkte steigen, was sie auch tun wird, sei es aus Vorsicht oder aus Kreditknappheit. Damit aber droht sich der Teufelskreislauf aus Nachfrageschwäche und Arbeitslosigkeit ungehemmt fortzusetzen. Das ist der Grund, warum etliche Ökonomen bereits ein zusätzliches Stimulierungsprogramm fordern. Und weil sie das vermutlich auch bekommen werden, wird der US-Finanzsektor mit jenem Geld, das die Fed ihm freundlicherweise überweist, noch etliche Staatsanleihen aufkaufen (müssen). Zwar ist es denkbar, dass die USA dabei wie Japan immer etwas zu spät und verhalten vorgehen, doch ist es wahrscheinlicher, dass sie die gewünschte Inflation am Ende erreichen. Wer sich angesichts des mickrigen Zinsniveaus nicht daran stört, dass die nichtfinanziellen US-Kapitalgesellschaften am Nettovermögenswert gemessen laut Fed-Daten immer noch doppelt so teuer sind wie in den frühen 80ern, soll also ruhig weiterzocken. Mit Blick auf die ungewöhnlich starken Unwägbarkeiten warten die anderen, bis Aktien wirklich billig geworden sind. In Anbetracht des zu erwartenden heftigen Aufs und Abs kann das noch eine ganze Weile dauern. Doch es wird sich lohnen.

      Quelle: Aus der FTD vom 16.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 18:12:57
      Beitrag Nr. 1.994 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.770.148 von Maraho am 15.03.09 17:56:09Die Meinung eines amerikanischen Professors...

      Die Systemfrage - Gastkommentar
      Blick aus der eigenen Badewanne
      von Harold James

      In der Krise könnte ein integriertes Europa mit einem Gegenmodell zum Protektionismus punkten. Aber je stärker die großen EU-Staaten von der Rezession getroffen werden, desto mehr denken sie in egoistischen Kategorien.

      Harold James ist Professor für Geschichte und Internationale Angelegenheiten an der Universität Princeton. www.project-syndicate.org

      Wir wissen mittlerweile alle, dass wir in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 30er-Jahren stecken. Auch die protektionistischen Reaktionen wecken traurige Erinnerungen: Proteste gegen ausländische Arbeitskräfte, Forderungen nach handelspolitischen Schutzmaßnahmen und ein Finanznationalismus, der darauf abzielt, grenzüberschreitende Geldflüsse zu beschränken.

      In den 30er-Jahren war wirtschaftlicher Nationalismus allerdings nicht die einzige Reaktion auf die Depression. Viele Menschen sahen auch regionale Integration als eine Antwort. Aber die Art der Integration, die in wirtschaftlichen Krisenzeiten entsteht, ist häufig destruktiv. Die unschönsten Beispiele für den Regionalismus der Großen Depression fanden sich in Deutschland und Japan: Sie weiteten ihre Macht auf schwache Nachbarn aus. Auf Basis des deutschen "Großwirtschaftsraums" oder Japans "Großostasiatischer Wohlstandssphäre" wurden diese in wirtschaftliche und finanzielle Abhängigkeit gezwungen.

      In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Europa dann die Chance, eine unbedenklichere Form des Regionalismus zu etablieren. Heute befindet sich die Europäische Union in einer Sackgasse, weil sie die Chance vertan hat, in besseren Zeiten und weniger angespannter Atmosphäre stärkere Institutionen aufzubauen. Die EU leidet unter Problemen, die zwar schon lange diskutiert werden, die aber nie als besonders dringend erschienen. In der Wirtschaftskrise werden sie nun plötzlich zu wesentlichen Faktoren politischer Instabilität.

      So gibt es in den Ländern der Euro-Zone eine gemeinsame Geldpolitik und einen integrierten Kapitalmarkt mit grenzüberschreitend aktiven Finanzinstitutionen. Überwacht und reguliert werden die Banken aber auf staatlicher Ebene. Das muss so sein, denn jede Bankenrettung hat haushaltspolitische Folgen, für die Steuerzahler in den Mitgliedsstaaten aufkommen - und nicht die EU als Ganzes. Angesichts der wirtschaftlichen Logik der europäischen Integration ergibt diese Struktur jedoch keinen Sinn.

      Das zweite offenkundige Problem ist der geringe Umfang des EU-Budgets im Vergleich zu den Haushalten der Mitgliedsländer. Der Großteil des Regierungshandelns geschieht zwar auf nationaler Ebene. Aber verschiedene Länder verfügen über unterschiedlich großen haushaltspolitischen Spielraum. Die Staatsschulden Italiens, Griechenlands oder Portugals sind so hoch, dass jeder Versuch scheitern wird, die Wirtschaftskrise dort durch steigende öffentliche Ausgaben zu bewältigen. Im Gegensatz dazu haben Frankreich und Deutschland eine starke haushaltspolitische Position. Somit können nur die stärksten EU-Länder wirklich etwas gegen die Rezession tun.

      Überdies wurde die Idee der gegenwärtig verfolgten keynesianischen Nachfragestimulierung noch vor dem Hintergrund eigenständiger Nationalökonomien entwickelt. Die Keynesianer füllten das warme Wasser der Konjunkturbelebung in die nationale Badewanne. Hat diese Badewanne Löcher, profitieren aber auch andere Menschen von der Wärme, und das Vorhaben verliert an Zugkraft. Es funktionierte überhaupt nur in großen Staaten - kleinere Länder konnten den Keynesianismus nicht im Handwaschbecken praktizieren.

      Es gibt aber Methoden, die Probleme der Banken und der staatlichen Haushalte zu lösen. Der einfachste Weg führt über die Kontrolle der Banken. Die EZB verfügt über die technischen und analytischen Möglichkeiten für eine allgemeine Aufsicht. Dafür kann sie die Zentralbanken der Mitgliedsstaaten als Informationskanäle nutzen. Das haushaltspolitische Problem könnte man durch die zeitlich auf finanzielle Notfälle begrenzte Ausgabe gemeinsamer EU-Anleihen bewältigen.

      Sowohl die Regulierung des Bankwesens als auch die Haushaltspolitik bedürfen einer weit umfangreicheren Europäisierung - am leichtesten mittels bestehender Mechanismen und Institutionen wie der EZB oder der Europäischen Kommission.

      Schwierig ist solch ein Vorschlag, weil er eine relative Schwächung der Nationalstaaten, auch der größten wie Deutschland und Frankreich, bedeuten würde. Sie würden versuchen, in ihren eigenen Badewannen zu bleiben.

      Die Krise hat beide Staaten erneut zu den wichtigsten Akteuren im Einigungsprozess gemacht. Aber je stärker sie selbst betroffen sind, desto mehr denken sie in nationalen Kategorien. Aus Berliner oder Pariser Sicht sollte es momentan keine systematische Europäisierung geben. Vielmehr fördern die großen Staaten informelle Gruppierungen, um nach globalen Lösungen zu suchen.

      Aufgrund eines kuriosen Zufalls werden die historischen Anspielungen an die Große Depression noch verstärkt, wodurch auch das Dilemma der EU klar hervortritt: Derzeit haben die Tschechen den EU-Ratsvorsitz inne. Die Präsidentschaft Tschechiens, wo man wegen der Annexion durch Hitler-Deutschland wohl die lebendigste Erinnerung an den üblen Regionalismus der 30er-Jahre hat, folgte auf die Frankreichs - jenes Staats, der heute am wenigsten eingeschränkt ist bei der Durchsetzung seiner Interessen.

      Der Zusammenprall zweier europäischer Visionen untergräbt die politische Stabilität einer Region, die einst das positivste Modell und die größte Hoffnung für unbedenklichen Regionalismus bot.

      Quelle: FTD.de, 13:37 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 18:21:53
      Beitrag Nr. 1.995 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.773.879 von Maraho am 16.03.09 13:14:49Noch eine Verlautbarung aus der Expertenrunde ...

      Börsenaufsicht warnt vor Insolvenz der Hypo Real Estate

      bg - Bei einer Expertenanhörung des Bundestages in Berlin haben sich die Deutsche Bundesbank und die Finanzmarktaufsicht BaFin für eine Enteignung der Aktionäre der Hypo Real Estate (HRE) als Ultima Ratio ausgesprochen. Eine Verstaatlichung als letztes Mittel könne in Betracht gezogen werden und sei angemessen, sagten Bundesbank-Präsident Axel Weber und der BaFin-Chef Jochen Sanio. Nach Darstellung von Sanio drängt die Zeit. Er verwies darauf, dass Banken spätestens bis zum 31. März ihre Bilanz für 2008 vorlegen müssten. Sollten die Verluste so hoch sein, dass die Mindestanforderungen an das Eigenkapital nicht mehr erfüllt werden, müsste ein Institut von der BaFin geschlossen werden. Das schnelle Gesetzgebungsverfahren für das Banken-Enteignungsgesetz sei daher notwendig. Die HRE könne nicht mit stillen Einlagen „vollgepumpt“ werden, sondern sie benötige Kernkapital, um marktfähig zu sein. HRE-Großaktionär Christopher Flowers wehrte sich auch in der Anhörung gegen ein Herausdrängen durch den Bund. Auch eine vollständige Übernahme durch den Staat werde nicht zur besten Bonität der HRE an den Kreditmärkten führen. Eine Verstaatlichung werde zudem negative Auswirkungen auf den Investitionsstandort Deutschland haben. Die USA und Großbritannien griffen nicht zu solchen Maßnahmen. Flowers räumte aber ein, dass nur die Staatshilfen das Überleben der HRE gesichert hätten. Er sei der Meinung, das Institut habe aber eine positive Perspektive. Die Aktie der Hypo Real Estate notierte gegen Mittag bei 0,90 Euro gut 3 % fester.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=300&artid=1066
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 18:39:49
      Beitrag Nr. 1.996 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.641.600 von Maraho am 24.02.09 13:28:28Sie haben es geschafft ...

      Einzelhandel
      Agentur für Arbeit genehmigt Kurzarbeit bei Praktiker

      Die Baumarktkette Praktiker darf als erstes Einzelhandelsunternehmen die Mitarbeiter kurzarbeiten lassen. Wie die WirtschaftsWoche erfuhr, hat die zuständige Saarbrücker Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) dem Unternehmen heute informell mitgeteilt, dass es die Voraussetzungen für konjunkturell bedingte Kurzarbeit erfüllt und dass die Praktiker-Mitarbeiter Kurzarbeitergeld bekommen werden.

      Am morgigen Dienstag soll ein entsprechendes Schreiben der BA-Regionaldirektion in der Praktiker-Unternehmenszentrale im saarländischen Kirkel eintreffen.

      4.000 der insgesamt 14.000 Mitarbeiter sind von der Maßnahme betroffen und arbeiten überwiegend 12 Prozent weniger. Sie erhalten entsprechend weniger Lohn, der nun von der Bundesagentur zu 60 Prozent ausgeglichen wird. Beschäftigte mit Kindern werden 67 Prozent des entgangenen Netto-Gehalts ersetzt. Kurz gearbeitet wird in bundesweit 84 von insgesamt 260 Filialen in Deutschland.

      Im Fall Praktiker hat erstmals eine Arbeitsagentur anerkannt, dass der Arbeitsausfall eines Einzelhandelsunternehmens konjunkturell bedingt ist und andauern wird. Die Praktiker-Genehmigung könnte somit als Muster für Kurzarbeitspläne anderer Handelsunternehmen dienen. Unter anderem plant die Metro-Gruppe in 10 ihrer 15 Metro-Großhandelmärkte Kurzarbeit.

      Die Genehmigung für die Baumarktkette Praktiker war keineswegs sicher. Werner Schade, Leiter der BA-Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, hatte angekündigt, er persönlich werde sich die von Praktiker eingereichten Unterlagen „genau ansehen“. Albrecht Hornbach, Großaktionär der Baumarktkette Hornbach, hatte Praktiker vorgeworfen, der Konkurrent versuche „sich auf Kosten der Mitarbeiter und mit Hilfe der Sozialkasse zu finanzieren“.

      Praktiker-Personalvorstand Karl-Heinz-Stroh wehrt sich im WirtschaftsWoche-Interview gegen die Hornbach-Kritik. Stroh droht, sich gegen den Vorwurf „notfalls mit juristischen Mitteln“ zu wehren. „Wir können nur davon warnen, Vorwürfe wie ,Missbrauch der Sozialkasse’ in die Welt zu setzen. Denn das würde ja bedeuten, dass wir der Bundesagentur gegenüber Unterlagen benutzen oder Angaben machen, die den tatsächlichen Gegebenheiten nicht entsprechen.“ Im Gegenteil hätten Beschäftigte und Praktiker als Arbeitgeber auch den Anspruch, in der Krise Mittel der Arbeitsagentur in Anspruch nehmen zu können. „Kurzarbeitergeld ist ein Anspruch der Mitarbeiter, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind! Nicht wir als Unternehmen, sondern die betroffenen Mitarbeiter erhalten die Versicherungsleistung von der Bundesagentur für Arbeit, genau wie beim Arbeitslosengeld. Nur ist im Kündigungsfall die Belastung für die Arbeitslosenversicherung und damit die Beitragszahler deutlich höher. Es ist also auch im allgemeinen Interesse, wenn wir das mildere Mittel der Kurzarbeit dem wesentlich härteren Schritt einer Kündigung vorziehen – da wo es gemäß den erforderlichen Voraussetzungen möglich ist. Im Übrigen zählen unsere Mitarbeiter und wir als Arbeitgeber auch zu den Beitragszahlern der Sozialversicherung.“

      Stroh ist sich bewusst, dass Praktiker ein Präzedenzfall für den Einzelhandel sein könne. „In den Vorgesprächen mit der Bundesagentur hatten wir stets den Eindruck gewonnen, dass das Instrument Kurzarbeit auch im Einzelhandel anwendbar ist und dass man mit den entsprechenden Fakten die relevanten Kriterien dafür erfüllen kann“, so Stroh.

      Praktiker will mit der Kurzarbeit die Teams in den Märkten auch bei Absatzschwankungen halten. Stroh: „Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, die Beschäftigung möglichst vieler Mitarbeiter zu sichern. Wenn uns das gleichzeitig die Rolle eines Pioniers im Einzelhandel eingebracht hat, soll es uns recht sein.“

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/agentur-fuer-arbeit-g…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 18:52:33
      Beitrag Nr. 1.997 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.774.082 von Maraho am 16.03.09 13:38:13Von den USA lernen?

      Von den USA lernen, heißt siegen lernen !:D
      Das wollen wir doch nicht vergessen,oder ?


      Nettokapitalabfluss im Januar fast Minus 150 Milliarden Dollar. Ausländer ziehen ihr Kapital aus den USA ab wie nie zuvor. US-Finanzministerium: Einbruch bei Nachfrage nach langlaufenden US-Anleihen im Januar.

      Hallo kiska,

      das hört sich aber gar nicht gut an. Wo fließt denn die Kohle hin, wenn man mal fragen darf ? Doch wohl nicht in die vielen Steueroasen, die in und um Amerika liegen ? Die sollten sich unseren Finanzminister ausleihen. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 19:01:13
      Beitrag Nr. 1.998 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.773.737 von Maraho am 16.03.09 12:59:22Etwas ausführlicher ...

      Finanzkrise
      AIG-Milliarden an die Deutsche Bank: Nur eine Anzahlung?
      Wilfried Eckl-Dorna

      Der schwer angeschlagene US-Versicherer AIG hat in einer Liste aufgeschlüsselt, an wen sie ihre Staatsmilliarden gezahlt hat. Einer der großen Profiteure war die Deutsche Bank: Sie hat 11,8 Milliarden Dollar aus den USA erhalten. Die Liste lässt für Europas Banken beunruhigende Schlüsse zu.


      Monatelang hat sich die Führungsspitze der American International Group (AIG) gegen die Herausgabe dieser Namensliste gewehrt. Vor zehn Tagen weigerte sich Fed-Vizechef Donald Kohn vor dem US-Senat noch mit einer Reihe von Argumenten dagegen, die Namen zu beschaffen. Doch am Ende ist der politische Druck wohl zu stark geworden. Am Wochenendes stand AIG erneut im Kreuzfeuer, weil der Konzern seinen Managern trotz der Beinahe-Pleite 165 Millionen Dollar Boni zahlt. Gestern veröffentlichte AIG endlich die Liste jener Geschäftspartner, an die der Versicherer einen Gutteil seiner bisher erhaltenen Staatshilfen von 160 Milliarden Dollar ausschütten musste.

      „Wir erkennen die Notwendigkeit, bei der Verwendung von öffentlichen Geldern einen hohen Grad an Transparenz zu bewahren“, heißt es fast schon entschuldigend im ersten Satz der insgesamt sechsseitigen Presseaussendung. Deshalb legt AIG nun „bestimmte Gegenparteien“ bei Kreditausfallsderivaten (Credit Default Swaps), der Verleihung von Wertpapieren und bei Geschäften mit Kommunen offen.

      90 Milliarden Dollar gingen direkt an Banken und Kommunen

      Und diese Liste hat’s in sich: Von September bis Dezember 2008 hat AIG mehr als 90 Milliarden Dollar an Banken und Kommunen gezahlt – darunter auch einige große US-Banken, die selbst am Staatstropf hängen. Zu den größten Nutznießern der AIG-Zahlungen zählt die ehemalige Investmentbank Goldman Sachs, die insgesamt 12,9 Milliarden Dollar erhielt. Gleich dahinter folgt die französische Societé Générale mit 11,9 Milliarden, die Deutsche Bank liegt mit 11,8 Milliarden erhaltener Zahlungen auf Platz drei. Stadtverwaltungen in US-Staaten zahlte AIG insgesamt 12,1 Milliarden Dollar aus.

      Benötigt hat AIG diese Unsummen, weil seine 400-Mann-Einheit AIG Financial Products (AIGFP) mit Kreditausfallsderivaten riesige Schulden aufgehäuft hat. Im Kern hatte AIGFP die einstmals ausgezeichnete Bonität der Mutter benutzt, um Banken Versicherungen gegen Kreditausfälle anzubieten. Als sich jedoch das Marktumfeld änderte, stand AIG durch die Hebelwirkung dieser Kreditderivate plötzlich vor einem hunderte Milliarden schweren Schuldenberg. Insgesamt drei Mal musste die US-Regierung bislang dem Versicherer unter die Arme greifen, rund 160 Milliarden Dollar hat die AIG-Rettung bislang verschlungen.

      22 Milliarden Dollar Cash für CDS-Gegenparteien
      AIGs Liste zeigt nun genauer, wofür AIG diese Riesen-Summen benötigte:

      22,4 Milliarden Dollar musste AIG den Gegenparteien seiner Kreditausfallsderivate überweisen. Denn AIGs Derivate hatten für den Versicherer einen furchtbaren Haken: Bei einer Verschlechterung des Marktumfelds und der Herabstufung von Bonitätsnoten können Gegenparteien zusätzliche Sicherheiten verlangen – in bar, wohlgemerkt. Das haben sie auch getan: Die Société Générale hat 4,1 Milliarden Dollar erhalten, die Deutsche Bank 2,6 Milliarden, Goldman Sachs strich 2,5 Milliarden Dollar ein.

      12,1 Milliarden Dollar zahlte AIG an Kommunen, ein Großteil davon in US-Bundesstaaten. Sie hatten bei AIG eine Art festverzinsliche Wertpapiere, so genannte Guaranteed Investment Agreements (GIA), gezeichnet. Diese Wertpapiere bestehen aus strukturierten Investments, die einen festen Zins garantieren.

      12,5 Milliarden Dollar benötigte AIG, um fällig werdende Verbindlichkeiten zu bedienen.

      43,7 Milliarden Dollar wurden für Verbindlichkeiten verwendet, die AIG aus dem Verleih von Wertpapieren entstanden waren. Auch hier war die Deutsche Bank ganz vorne dabei: Sie erhielt 6,4 Milliarden Dollar von AIG – nur die britische Barclays Bank bekam noch mehr, nämlich sieben Milliarden. Bei diesen Geschäften hat AIG Wertpapiere verliehen – großteils an Hedgefonds, die diese Papiere leerverkauft hatten. Eigentlich ein sicheres Geschäft, doch auch hier hatte AIG mit dem Feuer gespielt. Denn AIG investierte das Einkommen aus diesem Verleih wiederum in Subprime-Papiere, um höhere Renditen zu erzielen. Doch der Wert der Subprime-Papiere ist seither stark gefallen.

      Knapp fünf Milliarden Dollar gab AIG als Eigenkapital an seine Finanzeinheit mit dem unauffälligen Namen Maiden Lane III weiter. Diese wurde von der US-Notenbank und AIG ins Leben gerufen, um AIG aus den toxischen CDS-Geschäften herauszukaufen.

      Der letzte Posten der Liste ist eigentlich der spannendste: Denn wie eine weitere Tabelle der Pressemitteilung zeigt, hat die US-Notenbank Fed für Maiden Lane III nochmals Geld bereitgestellt. Insgesamt 27,5 Milliarden Dollar hat das AIG-Finanzvehikel für den Rückkauf von CDS-Kontrakten ausgegeben. Die Liste zeigt auch, mit wem die Verträge rückabgewickelt wurden: An vorderster Stelle steht die Sociéte Générale, der AIG für 6,9 Milliarden Dollar CDS-Verträge zurückkaufte. Danach folgen Goldman Sachs (5,6 Milliarden), Merrill Lynch (3,1 Milliarden) und die Deutsche Bank (2,8 Milliarden).

      Rückkäufe sind erst am Anfang

      Knapp 30 Milliarden Dollar für Rückkäufe – das klingt eigentlich viel. Doch in Wirklichkeit ist das erst der Anfang. In der Bilanz für 2008 gibt AIG zu, dass Ende 2008 noch immer ein CDS-Portfolio in Höhe von 234 Milliarden Dollar in den Büchern stand. Im Jahr zuvor waren es noch 379 Milliarden Dollar gewesen, AIG hat also schon ein wenig bei den toxischen Wertpapieren abgespeckt.

      Für Europas Banken steht da noch einiges auf dem Spiel. Denn das CDS-Portfolio stammt laut Bilanz von Finanzinstitutionen “vor allem aus Europa“. Die nun offengelegten Zahlungen zeigen, dass ein ziemlich großer Teil davon an amerikanische Banken floss. Wie Michael Mandel im Blog Economics Unbound vorrechnet, gingen insgesamt 44 Milliarden der Gelder an US-Banken. Rund 58 Milliarden Dollar flossen an Banken außerhalb der USA, davon ein Großteil an französische und deutsche Banken.

      Deutsche Bank hängt offenbar tief im AIG-Schlamassel

      Die Deutsche Bank erhielt hierzulande bei weitem die meisten Gelder. Das zeigt deutlich, dass sie im AIG-Schlamassel tiefer drinsteckt als bislang zugegeben. Ganz deutlich sieht man das an der Rangliste der CDS-Rückkäufe. Sie ist ein guter Gradmesser, wie tief die europäischen Banken im AIG-Morast versinken. Denn vermutlich werden die AIG-Mannen zuerst bei jenen angeklopft haben, die am meisten CDS-Verträge eingegangen sind.

      Bei den Rückkäufen liegt die Deutsche Bank an vierter Stelle. Doch die Liste täuscht ein wenig, denn US-Banken scheinen bei den Rückkäufen überrepräsentiert. Denn AIGs CDS-Portfolio besteht großteils aus Kontrakten mit europäischen Banken. Damit dürfte die Deutsche Bank nach der Société Generale eigentlich an zweiter Stelle liegen.

      USA spielen möglicherweise böses Spiel

      Josef Ackermann kann sich nun natürlich drüber freuen, dass er statt deutscher Staatshilfen nun indirekt amerikanische Gelder erhält. Doch dieses Spiel ist brandgefährlich.

      Das Rückkauf-Verhalten von AIG gibt einem Gerücht Nahrung, das sich seit Wochen in Finanzkreisen hält. Demnach sollen die Amerikaner angeblich versuchen, ihre eigenen Banken so rasch als möglich aus dem CDS-Schlamassel zu befreien. Sobald sie das erreicht haben, wollen sie AIG angeblich endgültig in die Pleite schicken.

      Für Europas Banken wäre das ein Schlag, den sie nur schwer verkraften könnten. Denn wenn AIG Pleite geht, müssten sie ihre gesamten CDS-Kontrakte abschreiben. Das würde die Deutsche Bank in eine lebensbedrohliche Schieflage bringen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/aig-milliarden-an-die…
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 19:06:03
      Beitrag Nr. 1.999 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.777.174 von Looe am 16.03.09 18:52:33Guten Abend Looe,

      Von den USA lernen, heißt siegen lernen !
      Das wollen wir doch nicht vergessen,oder ?

      wie könnten wir es wagen ... ;)

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.03.09 19:16:30
      Beitrag Nr. 2.000 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.769.243 von Maraho am 15.03.09 12:31:33Eine indirekte Bestätigung des Inhaltes der Pressemitteilung des European Laboratory of Political Anticipation LEAP/Europe 2020 in Bezug auf den Termin im April ...

      16.18 Uhr: Der US-Investor George Soros hat das bevorstehende Treffen der G-20-Staaten als entscheidend für die Zukunft der Finanzmärkte bezeichnet. Diese Konferenz müsse den Durchbruch für eine Reform bringen, sagte Soros am Montagabend in New York am Rande eines Treffens mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. "Wir sind derzeit in einer sehr ähnlichen Lage wie in den 30er Jahren", fügte Soros hinzu. "Wir werden mit einer Deflation konfrontiert." Etwas enttäuscht zeigte sich der Investor von den Schritten des neuen US-Präsidenten Barack Obama, um den Banken wieder auf die Beine zu helfen. Die Rekapitalisierung komme noch nicht wie gewünscht voran.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,613…
      • 1
      • 4
      • 88
       Durchsuchen


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Am Sterbebett eines Systems