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    Italien: S&P senkt Kreditwürdigkeit. Anfang vom Ende des Euro ? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.07.04 00:06:26 von
    neuester Beitrag 14.07.04 09:11:17 von
    Beiträge: 23
    ID: 878.605
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      schrieb am 09.07.04 00:06:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Schlechtere Bonitätsnote für Italien

      Die internationale Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat ihre Drohung wahr gemacht und die Kreditwürdigkeit Italiens von AA auf AA- zurückgenommen.

      Damit wird die finanzielle Stabilität der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone von den Experten nun schlechter bewertet als beispielsweise jene Portugals. Die Kreditwürdigkeit Italiens steht jetzt auf einer Stufe mit jener Sloweniens und Andorras.

      Für die konservative Regierung unter Silvio Berlusconi ist das Downgrading ein weiterer empfindlicher Imageverlust - vor allem im eigenen Lande, wo er 2001 mit dem Versprechen angetreten war, die Staatsfinanzen nachhaltig zu sanieren. Außerdem wird sich der Schritt in höheren Zinszahlungen der öffentlichen Hand wegen des nun schlechteren Risikoprofils ausdrücken.

      Italien ist in absoluten Zahlen der drittgrößte Schuldner der Welt hinter den USA und Japan und gibt derzeit rund 12% des Staatshaushalts für Zinsen aus.
      ....
      Angesichts des finanzpolitischen Stabilitätskurses hatte Italien zur Überraschung vieler bereits auf Anhieb die Aufnahme in die Europäische Währungsunion geschafft (also den EURO bekommen).
      ...

      Die Gesamtverschuldung werde in diesem Falle auch weiterhin auf dem aktuellen Niveau (ca. 105%) verharren. Zum Vergleich: Länder mit einem Rating im Rang AA schieben im Schnitt nur Schuldenberge im Umfang von 48% des BIP vor sich her.
      Im Falle Italiens kommen laut S&P aber noch spezifische Strukturprobleme hinzu: Durch eine Überalterung der Bevölkerung kommen große Herausforderungen auf das bereits heute defizitäre Rentensystem zu.
      Außerdem neigt sich die Zeit der massiven Verkäufe öffentlicher Immobilien zur Absenkung des Defizit- und Schuldenstandes dem natürlichen Ende zu. Was verkauft werden konnte, ist in den letzten drei Jahren unter der Regie des am Wochenende zurückgetretenen Superministers für Wirtschaft und Finanzen, Giulio Tremonti, verkauft worden.
      7. Juli 2004, 20:16, Neue Zürcher Zeitung
      http://www.nzz.ch/2004/07/08/wi/page-article9PTT6.html
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 00:10:34
      Beitrag Nr. 2 ()
      Budgetsünder in der Eurozone


      Defizit in % des BIP200320042005
      Frankreich-4,10%-3,70%-3,60%
      Deutschland-3,90%-3,60%-2,80%
      Portugal-2,80%-3,40%-3,80%
      Großbritannien-3,20%-2,80%-2,60%
      Niederlande-3,20%-3,50%-3,30%
      Italien-2,40%-3,20%-4,00%
      Griechenland-1,70%-3,20%-2,80%
      Österreich-1,10%-1,10%-1,90%
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 00:15:58
      Beitrag Nr. 3 ()
      #2

      Was soll dieser Blödsinn?

      Es interessieren immer tatsächliche und keine fiktiven Werte.

      Oder weißt du schon die Lottozahlen von 2005?

      ;
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 00:31:39
      Beitrag Nr. 4 ()
      #3

      Italien verliert an Kreditwürdigkeit

      Durch die zu erwartende Neuverschuldung wird die Kreditwürdigkeit von Italien als erstes Land in der Euro-Zone herabgesetzt.
      ----------------------------------------
      Budgetsünder in der Eurozone

      Defizit in % des BIP200320042005
      Frankreich-4,10%-3,70%-3,60%
      Deutschland-3,90%-3,60%-2,80%
      Portugal-2,80%-3,40%-3,80%
      Großbritannien-3,20%-2,80%-2,60%
      Niederlande-3,20%-3,50%-3,30%
      Italien-2,40%-3,20%-4,00%
      Griechenland-1,70%-3,20%-2,80%
      Österreich-1,10%-1,10%-1,90%


      Frühjahrsprognose der EU-Kommssion 2004, 2005
      ---------------------------------------------------------

      Mit Italien ist am Mittwoch erstmals ein Land der Euro-Zone von einer großen Ratingagentur in seiner Kreditwürdigkeit herabgestuft worden. Zur Begründung verwies Standard & Poor`s (S&P) auf die steigende Neuverschuldung des Landes in diesem und im nächsten Jahr. Das Langfrist-Kreditrating Italiens werde um eine Stufe auf "AA-" gesenkt, teilte S&P mit.

      Diese Einstufung ist das viertbeste Rating bei S&P und impliziert immer noch eine hohe Qualität des Schuldners. Rentenanalysten sagten, der Schritt könne die Tür für die Herabstufung anderer Länder der Euro-Zone öffnen, die ebenfalls mit Budgetproblemen zu kämpfen hätten. So war wegen der hohen Neuverschuldung in der Vergangenheit wiederholt auch über eine Senkung der deutschen Top-Ratings spekuliert worden.

      "Das Haushaltsdefizit der italienischen Regierung ist 2004 deutlich gestiegen und ein weiterer Anstieg ist 2005 zu erwarten, wenn die geplanten Steuersenkungen von rund zwölf Milliarden Euro umgesetzt werden", sagte S&P-Analyst Moritz Kraemer. Die Schwierigkeiten der italienischen Mitte-Rechts-Koalition, die Defizitprobleme anzugehen, verhießen nichts Gutes, erklärte die Ratingagentur.

      Angekündigte Sparmaßnahmen

      Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte zu Wochenbeginn eine Frühwarnung der EU-Finanzminister wegen des übermäßigen Defizits noch abwenden können. Er sagte den Ministern jedoch im Gegenzug milliardenschwere Einsparungen in diesem Jahr zu, will im nächsten Jahr aber die Steuern massiv senken. Ohne Einschnitte dürfte die italienische Neuverschuldung 2004 die EU-Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten.

      Das Rating für die kurzfristigen Verbindlichkeiten ließ S&P unverändert und bekräftigte zugleich den Rating-Ausblick mit stabil. Am Markt war die Rücknahme des Langfrist-Ratings bereits seit längerem erwartet worden, weswegen die Kurse der italienischen Anleihen zunächst nicht spürbar auf die Entscheidung reagierten. Durch die Herabstufung verteuert sich im Prinzip die Schuldenaufnahme Italiens.

      Artikel vom 08.07.2004 |reuters |ch
      http://www.kurier.at/wirtschaft/667166.php
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 00:41:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Diese Entwicklungp paßt leider genauestens in meine Euro-Inflationstheorie(vom subventionsvertrockneten Süden ausgehend), mit der der Crash noch eine Zeit hinausgeschoben wird....


      Berlusconi versucht (verbal) die Quadratur des Kreises: Steurn senken, obwohl er künftig noch mehr Mittel für die Verschuldung aufbringen muß.

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      schrieb am 09.07.04 12:12:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ob sich die Italiener mit der Einführung des € einen Gefallen getan haben wird sich noch zeigen.

      Die ganzen Jahre jedenfalls konnten sie durch einen lasche Geldpolitik eine Schuldenkrise verhindern.


      Das funktioniert jetzt nicht mehr. Wenn ich aber die Überschuldung nicht mit Inflation bekämpfe, bleiben noch 2 (defationär wirkende) Wege: 1.weitermachen und irgentwann keine Abnehmer für Bonds finden wie Arg
      2. Radikale Sparmaßnahmen (dann werden faule Eier und Tomaten nicht mehr nur auf erfolglose Kicker abgefeuert.)
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:18:46
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wundert mich nicht.
      Die Rechten haben bisher noch jedes Land bis zur Pleite abgewirtschaftet.:(
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:29:13
      Beitrag Nr. 8 ()
      kohelet, die Verschuldung verschiedener EU Staaten hat zunächst mal keinen direkten Einfluß auf den Außenwert des Euro, da ja niemand die EZB dazu zwingen kann, ihre Geldpolitik über das notwendige Maß zu lockern. Die Schulden sind also zunächst mal ein Problem der verschuldeten Staaten, für diese natürlich ein gewaltiges. Problematisch würde es erst dann für die Währung, wenn aus einer Vertrauenskrise gegenüber den Staaten auch eine gegenüber dem Euro erwachen würde. Dann wäre eine spekulative Abwertung des Euro zu befürchten. Von solchen Verhältnissen sind wir weit entfernt; ich erwarte sie auch in der Zukunft nicht. Der Titel "Anfang vom Ende des Euro" ist daher unangemessen reißerisch.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:33:59
      Beitrag Nr. 9 ()
      Italien hat in der Vergangenheit laufend seine Währung abgewertet, um international halbwegs wettbewerbsfähig zu bleiben. Egal, ob die Linken oder Rechten am Ruder waren :eek:

      Seit der Euro-Einführung geht das aber nicht mehr.

      Wahrscheinlich geht man jetzt einfach über eine höhere Neuverschuldung (gleicher Effekt), der Vertrag von Maastricht interessiert ja eh keinen mehr.

      Vorteil: Italien (und wohl auch Frankreich) schlittern eher als Deutschland an den Rand des Bankrotts, da bleibt uns hier noch etwas Vorwarnzeit :cool:
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:37:48
      Beitrag Nr. 10 ()
      @for4zim:

      Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis in Ländern wie die Italien eine Anti-Euro-Stimmung entsteht.

      Vorteil eines Austritts für Italien: man erspart sich einen peinlichen Default und kann sich mit einer (weit weniger peinlichen) Weichwährungspolitik der Schulden entledigen.

      Auf die wichtigsten Handelspartner Italiens dürfte das Druck ausüben, eine ähnliche Politik zu fahren.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:46:22
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ 10 :cool:So ist es !
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:47:17
      Beitrag Nr. 12 ()
      #10, daran glaube ich nicht, daß Italien noch mal aus dem Euro austreten könnte. Die Nachteile der Wirtschaft wären zu groß. Wegen der schwachen Währung hätte Italien dann einen großen Kapitalabfluß zu erwarten. Auch die Schuldenlast würde dann drückender. Entweder verschuldet sich Italien dann in der eigenen Weichwährung zu wesentlich höheren Zinsen oder in Euro oder Dollar, wobei dann die Verschuldung Währungsgewinne gegenüber der Binnenwirtschaft erzielte. Gewinnen könnten nur vorübergehend die Exporteure, die dann aber interessiert wären, ihre Gewinne außer Landes zu schaffen. Deshalb ja geht jede Inflation irgendwann in die Hose und deshalb auch wollte gerade Italien unbedingt beim Euro dabei sein.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:51:04
      Beitrag Nr. 13 ()
      @11 Der Weg des Ausstiegs ist sicherlich der Schlechtere. Aber es ist jener, der leichter durchzusetzen ist als eine knallharte Deflationspolitik.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:51:39
      Beitrag Nr. 14 ()
      @for4zim:

      Ich stimme Deinen (rationalen) Argumenten zu.

      Meine erste Gegenfrage wäre: warum haben dann die Politiker in Argentinien einen Default durchgeführt und in Brasilien mal eben die Inflation auf 40% hochgeschoben?

      Meine zweite Frage: denkst Du, daß (populistische) Politiker rational handeln oder eher die nächste Wahl im Auge haben :laugh:?
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 13:00:21
      Beitrag Nr. 15 ()
      #14, #13, okay, extrem irrational handelnde Regierungen könnten vielleicht beschließen, aus dem Euroverbund auszutreten. Ich denke aber, aus den vorgenannten Gründen hätten sie damit ökonomisch keinen Vorteil. Sie würden sich damit sogar noch unter stärkeren Einsparungsdruck stellen, weil dann nämlich noch zusätzliche Zinsen zu versorgen wären und die Konjunktur nach einem Strohfeuer in eine Depression überginge. Und da hoffe ich mal darauf, daß die Beamten ihren Politikern sagen, daß die gar keine Wahl haben, und sich lieber einen anderen Sündenbock für ihre Probleme suchen als die EZB.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 13:09:28
      Beitrag Nr. 16 ()
      @for4zim:

      Ein überraschender Schwenk auf eine Weichwährungspolitik würde kurzfristig die Zinslast sehr deutlich senken - zeig mir den Politiker, der einer solchen Versuchung widerstehen kann ;).

      Langfristig ist so ein Schritt natürlich fatal, aber wenn die Politiker langfristig denken würden, so hätten sie den Schuldenberg erst gar nicht aufgetürmt, oder ;)?

      Ansonsten: die Bälle werden ja schon zwischen der EZB und der Politik hin- und hergespielt:

      Politiker zur EZB: "Senkt die Zinsen, dann reformieren wir unsere kaputten Strukturen."

      EZB zum Politiker: "Reformiert erst mal, dann können wir auch die Zinsen senken."

      Die Frage aus meiner Sicht ist eher: werden die Weichwährungsländer mittelfristig soviel Einfluß in der EZB erhalten, so daß ein Euro-Austritt gar nicht notwendig ist?

      Ansonsten nochmal meine Frage: wieso ist es möglich, daß Länder wie Argentinien, Brasilien und Paraguay ihre Währungen versenkt haben, obwohl das doch eigentlich nicht sinnvoll ist?
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 13:19:49
      Beitrag Nr. 17 ()
      #16, vielleicht, weil die sich mit den Versuchen einer Dollaranbindung übernommen hatten? Vielleicht, weil sie stärker außenmarktsbestimmt sind? Vielleicht auch, weil die Erklärung der Regierung, wir koppeln an den Dollar oder wir entkoppeln von ihm, auf einer wesentlich einfacheren Ebene abläuft, als wenn man sich in ein europäisches Zentralbank- und Währungssystem einbringt oder von dort aussteigt? Argentinien ist wohl auch ein Extremfall, den man nicht unkritisch auf Europa übertragen sollte.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 13:35:32
      Beitrag Nr. 18 ()
      @for4zim:

      Argentinien ist sicher ein Extremfall.

      Jahrelang hat die Regierung dort Kredite aufgenommen (war wegen der Dollar-Bindung überhaupt erst möglich) und das Geld versoffen.

      Zurück blieb ein Schuldenberg ohne entsprechende Deckung durch sinnvolle Investitionen (klar, was ich verfeiere ist halt weg).

      Wenn man sich die Haushaltspolitk in Europa anschaut gibt es da durchaus Parallelen...
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 13:36:25
      Beitrag Nr. 19 ()
      Eine Dollarbindung ist im höheren Sinne das gleiche wie eine Einheitswährung.

      Vieleicht haben sich die Italiener mit der €-Bindung auch übernommen?


      Vielleicht auch, weil die Erklärung der Regierung, wir koppeln an den Dollar oder wir entkoppeln von ihm, auf einer wesentlich einfacheren Ebene abläuft, als wenn man sich in ein europäisches Zentralbank- und Währungssystem einbringt oder von dort aussteigt?

      Okay, die EWU ist kein Kegelclub wo man mal ein und dann wieder austritt. Aber es kann doch mal irgentwann mal der Punkt erreicht sein wo ein Land austritt. So wie die Engländer 1992.


      Argentinien ist wohl auch ein Extremfall, den man nicht unkritisch auf Europa übertragen sollte.

      Das Grundproblem, das nämlich Politiker Geld ausgeben wie betrunkene Matrosen kann man schon in gewisser Weise übertragen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 14:15:37
      Beitrag Nr. 20 ()
      #8 for4zim

      Der Titel " Anfang vom Ende des Euro" ist daher unangemessen reißerisch.

      Habe die nnz unvollständig zitiert, notwendige Ergänzung:

      S&P hatte Italien seit 1993 mit AA bewertet. Damals hatte unter den diversen technischen Kabinetten ein Prozess der Haushaltssanierung eingesetzt, durch den die jährliche Netto-Neuverschuldung drastisch zurückgefahren wurde. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte ist in den Jahren von Giuliano Amato, Lamberto Dini, Carlo Azeglio Ciampi und Romano Prodi deutlich gedrückt worden und betrug zuletzt noch 106% des Bruttoinlandprodukts (BIP). Angesichts des finanzpolitischen Stabilitätskurses hatte Italien zur Überraschung vieler bereits auf Anhieb die Aufnahme in die Europäische Währungsunion geschafft.

      -----------------

      Auf Grund der Haushaltspolitik, die von S&P mit AA bewertet wurde, hat Italien unerwartet den Euro bekommen.

      Diesen Weg der guten Haushaltpolitik geht man, seit der EURO-Einführung, dort nicht mehr. ---> S&P senkt das Rating auf AA-.

      Ich glaube nicht dass das keine Auswirkungen auf das Verhältnis EURO - Italien hat.
      Avatar
      schrieb am 10.07.04 12:42:02
      Beitrag Nr. 21 ()
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 22:39:39
      Beitrag Nr. 22 ()
      :laugh::laugh::laugh:
      Deutschland -2.8% in 2005. Sehr guter Witz. Woher kommt die Schaetzung? Von Eichel persoenlich?
      :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 09:11:17
      Beitrag Nr. 23 ()
      Staatsverschuldung
      Bonitätszweifel setzen Italien zu


      13. Juli 2004 Italien ist eines der ersten Euro-Länder, das für seine Rückkehr zum ausgiebigen Schuldenmachen die Quittung erhält. Absender ist dieses Mal nicht der Europäische Ministerrat, der nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs künftig Verletzungen des Stabilitätspakts gewissenhaft ahnden muß. Der Denkzettel wird derzeit direkt von den Investoren ausgestellt. Nach Italiens Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) beträgt der Renditeaufschlag für italienische Anleihen inzwischen etwa 18 Basispunkte im Vergleich zu Bundesanleihen. Vor einem Jahr lag dieser Abstand noch bei 7 Basispunkten.

      Die Ausweitung resultiert zwar nicht vollständig aus einer veränderten Bewertung der Risiken. Der Renditeabstand (Spread) sei auch von anderen Faktoren beeinflußt, erläutert Ralf Welge, Rentenexperte bei der Commerzbank. So spiele die generelle Risikoneigung der Anleger eine wichtige Rolle. Ein Teil der Ausweitung sei aber durchaus auf eine Verschlechterung der italienischen Kreditwürdigkeit zurückzuführen.

      Welge beziffert diesen Effekt bei der Ausweitung des italienischen Spreads auf 5 Basispunkte. Das sieht zunächst wie eine geringfügige Verschiebung aus. Doch bei einer italienischen Staatsverschuldung von rund 1380 Milliarden Euro bewirkt schon eine dauerhaft um 10 Basispunkte erhöhte Risikoprämie eine jährliche Mehrbelastung von mehr als einer Milliarde Euro.

      Deutscher Renditevorteil verschlechtert

      Ähnliches gilt für Deutschland, denn auch hierzulande hat es eine intensive Diskussion über die unmittelbaren Folgen der wachsenden Verschuldung auf dem Kapitalmarkt gegeben. So kamen im vergangenen Jahr Zweifel auf, daß Deutschland sein erstklassiges "AAA"-Rating dauerhaft halten kann. Das hatte zur Folge, daß sich Deutschlands Renditevorteil gegenüber dem Durchschnitt der anderen Euro-Staaten um 3 Basispunkte verschlechterte.

      Italien gilt zwar auch mit dem neuen S&P-Rating "AA-" immer noch als guter Schuldner und Deutschland als erstklassige Adresse. Aber auch Japan wurde vor gut sechs Jahren noch in dieser Kategorie geführt. Heute bewertet die Ratingagentur Moody`s Japans Inlandsschulden nur noch mit der Note "A1", vier Stufen niedriger als Deutschland. In der Zwischenzeit ist Japans Verschuldung von 95 auf rund 170 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung gestiegen.


      Kurzfristig noch alles im Lot


      Die Frage ist, ob Europa eine ähnliche Entwicklung droht. Die Analysten der Ratingagenturen Fitch, Moody`s und S&P schütteln mit dem Kopf, fügen jedoch ein großes "Aber" hinzu. "Die Architektur der haushaltspolitischen Konsolidierung ist erschüttert", warnt Moritz Kraemer, Analyst bei S&P. Für Länder wie Italien sei der Stabilitätspakt Ansporn zum Schuldenabbau und Argumentationshilfe in der Innenpolitik gewesen. Die Aufweichung des Pakts mache es den Politikern nun schwerer, Sparsamkeit durchzusetzen.

      Kurzfristig scheint aus der Sicht der Kreditbewerter noch alles im Lot zu sein. Die Ausblicke für die Ratingnoten der Euro-Länder sind stabil. Spanien darf bei S&P sogar darauf hoffen, wieder eine erstklassige Note zu erhalten. Doch die langfristigen Aussichten sind weniger unbedenklich. Sorgen machen vor allem die Systeme der sozialen Sicherung. Wenn alles beim alten bliebe und keine Reformen durchgesetzt würden, könnte die deutsche Schuldenquote von derzeit rund 60 Prozent bis zum Jahr 2040 auf mehr als 200 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung steigen, rechnet S&P vor.

      Teure Sozialsysteme

      Die erstklassigen Bonitätsnoten vergeben die Ratingagenturen an die Euro-Staaten heute nur deshalb, weil sie fest damit rechnen, daß die notwendigen Reformen durchgesetzt werden. Notwendig aus Sicht der Gläubiger ist nach Auffassung von Moody`s-Analyst Alexander Kockerbeck, daß die Sozialsysteme solider finanziert werden. Die Finanzierung gründe bisher zu stark auf der Hoffnung auf Wachstum. Mit der Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen müsse man insbesondere in der Arbeitslosenversicherung leben.

      Die Systeme könnten aber kostengünstiger gestaltet werden, und es müsse in Wachstumsphasen ein Puffer für schlechte Zeiten geschaffen werden. All dies beginne jetzt erst. "Aber ich kann den Staaten heute nicht die Reformfähigkeit absprechen, weil sie noch nicht so weit sind. Es ist ja auch noch Zeit", sagt Kockerbeck. Der aus der Alterung der Gesellschaften resultierende und die Schulden treibende Druck werde sich in den nächsten sechs bis zehn Jahre verstärken. Bis dahin sollten die sozialen Sicherungssysteme vollständig darauf eingestellt sein.

      Text: ruh., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2004, Nr. 161 / Seite 17

      http://www.faz.net/s/Rub034D6E2A72C942018B05D0420E6C9831/Doc…


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