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    Am Sterbebett eines Systems - 500 Beiträge pro Seite (Seite 7)

    eröffnet am 21.01.09 17:19:56 von
    neuester Beitrag 21.01.14 17:41:49 von
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      schrieb am 06.04.09 18:00:53
      Beitrag Nr. 3.001 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.004 von Maraho am 05.04.09 12:42:14Mal wieder was zu China ...

      Asien
      Chinas Westen kennt keine Krise
      von Roland Rohde (gtai)

      Die Boom-Story an Chinas Küsten hat mit dem weltweiten Wirtschaftsabschwung ein vorläufiges Ende gefunden. Ganz anders in Chinas wildem Westen. Dort wächst die Wirtschaft rund um die Metropole Chongqing ungebrochen weiter. Vor allem die Computerbranche expandiert - und zwar kräftig.


      HONGKONG. Während die Küstenregionen Chinas für 2009 einen deutlichen Rückgang ihres langjährigen Wachstums erwarten, sind die weniger stark in die Weltwirtschaft integrierten Provinzen im Landesinneren kaum von der Krise betroffen. Die regierungsunmittelbare Stadt Chongqing ist ein Paradebeispiel. Ihr Bruttoinlandsprodukt legte auch zum Jahresende 2008 noch kräftig zu. Für 2009/10 haben sich zudem zwei Großinvestoren angekündigt, die die Computerindustrie in den Westen des Landes bringen werden.

      Vor allem in den Küstenregionen der VR China ist die internationale Finanzkrise zu spüren. Die Containerumschläge in den Häfen Shanghais und Shenzhens sind seit Anfang 2009 kräftig gesunken. Die Regierung der Exportprovinz Guangdong erwartet, dass die Aus- und Einfuhren 2009 bestenfalls minimal zulegen werden. Im Landesinneren ist die Situation derweil deutlich weniger dramatisch.

      In der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing, die - zusammen mit den im Hinterland Lebenden - knapp 30 Mio. Einwohner zählt, ist im Frühjahr 2009 relativ wenig von der Krise zu spüren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2008 real um 14,3% gegenüber dem Vorjahr zu. Damit lag das Wirtschaftswachstum 5,3 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Selbst für Landeskenner ist zudem erstaunlich, dass die BIP-Zunahme im 4. Quartal 2008 genauso kräftig war wie noch in den ersten drei Monaten des Jahres.

      Die Metropole Chongqing liegt tief im Landesinneren am Yangzifluss und ist bisher nur wenig in die Weltwirtschaft integriert. So beliefen sich ihre Exporte 2008 auf lediglich knapp 6 Mrd. US$. Immerhin legten sie damit mitten in der Krise um über ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zu. Gegenüber 2005 haben sie sich sogar - ebenso wie die Importe - mehr als verdoppelt.

      Ein Großteil der Ausfuhren besteht aus motorisierten Zweirädern, die überwiegend für den vietnamesischen Markt bestimmt sind. Chongqing hat sich als die "Motorradstadt Chinas" etabliert. Die Branche trug 2008 zu rund einem Drittel zum gesamten industriellen Output bei. Es folgten mit gehörigem Abstand die Metallindustrie sowie der Textilsektor mit einer Quote von jeweils rund 16%.

      Andere Industriezweige spielten derweil kaum eine Rolle. Doch in Zukunft dürfte es erhebliche Verschiebungen geben. Das Produktionsvolumen der Petrochemiebranche, die 2008 nur gut 6% zum gesamten industriellen Output beitrug, wuchs gegenüber 2007 um nahezu 50%. Die bislang unbedeutende Elektronikbranche erwartete infolge von ausländischen Direktinvestitionen einen regelrechten Boom.

      Der Computerhersteller HP kündigte im Oktober 2008 den Bau einer Fabrik für die Fertigung von PCs und Notebooks an. Damit wäre Chongqing nach Shanghai das zweite Standbein des Konzerns. Zwar will er seine Investitionen wegen der weltweiten Krise verschieben, doch spätestens im Frühjahr 2010 soll die geplante Anlage ihren Betrieb aufnehmen.

      Die Inventec Corp. aus Taiwan, die für den amerikanischen Branchenriesen als Auftragsfertiger arbeitet, will nach Firmenangaben ihrem größten Kunden nach Chongqing folgen. Das Unternehmen plant eine Anlage mit einer jährlichen Kapazität zur Herstellung von mehr als 4 Mio. Notebooks. Sie soll ebenfalls Anfang 2010 ihre Tore öffnen.

      Auch andere, weniger namhafte Firmen, vor allem aus der Sonderverwaltungsregion Hongkong und aus Taiwan, haben sich in den letzten Jahren stärker auf Chongqing konzentriert. Allein zwischen 2007 und 2008 haben sich die ausländischen Direktinvestitionen von 1,4 auf 2,7 Mrd. $ fast verdoppelt. Rund 70% des industriellen Outputs stammten 2008 nach Angaben des Statistikamtes inzwischen aus den Fabriken ausländischer Kapitalgeber.

      Die Stadt bietet neben preiswerten Arbeitskräften vor allem Bauland im Überfluss. Neuinvestoren werden oftmals mit besonders günstigen Konditionen umworben. Die Lokalregierung ist zudem sehr an dem Wohlergehen der ansässigen Firmen interessiert. Wie ein deutscher Unternehmer berichtet, seien die Kontakte zu den Behörden - im Gegensatz zu Shanghai, wo es unzählige ausländische Investoren gebe - gut und eng.

      Die Regierung will den Standort mithilfe umfangreicher Infrastrukturinvestitionen weiter aufwerten. Bereits jetzt ist die Anbindung an Chengdu, die nahe gelegene Hauptstadt der Provinz Sichuan, sehr gut. Auf zwei, zumeist komplett leeren Autobahnen kann ein Lkw in zwei bis drei Stunden zwischen den beiden Metropolen pendeln. Ähnlich lange benötigt die Eisenbahn.

      Zudem ist der Ausbau des Chongqing Jiangbei International Airport geplant, der 2008 mit 11 Mio. Fluggästen der achtgrößte Flughafen Chinas war. Doch die aktuelle Kapazität liegt bei nur 8 Mio. Passagieren jährlich. Eine zweite Landebahn und ein zusätzlicher Terminal sollen diese bis 2012 auf 15 Mio. anheben. In den Jahren 2015 beziehungsweise 2020 soll jeweils eine weitere Startbahn hinzukommen. Mit Hilfe der geplanten Investitionen in Höhe von 3 Mrd. $ soll bis 2020 ein Passagierumschlag von 60 Mio. möglich sein.

      Der Vorstoß Chongqings dürfte in Chengdu alte Ressentiments und Konkurrenzdenken schüren. Die Provinzhauptstadt ist bereits heute - auch wegen der vielen Touristen - die wichtigste Luftverkehrsdrehscheibe Westchinas. Zudem verfolgen auch die dortigen Behörden eine Erweiterung ihres Flughafens.

      Bisher waren die beiden Metropolen auf ökonomischem Gebiet im Prinzip keine direkten Wettbewerber, da sich ihre Wirtschaftsstrukturen ergänzten. Die regierungsunmittelbare Stadt beherbergte vor allem Firmen der Schwerindustrie, während sich in der Provinz Sichuan, vor allem in und um Chengdu herum, Unternehmen der Higtechbranche sowie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie niederließen.

      Doch mit der Entscheidung von HP und Inventec für Chongqing sind die beiden Metropolen schlagartig Konkurrenten bei der Anwerbung von Hochtechnologieunternehmen geworden. So hatte beispielsweise Intel 2008 angekündigt, eine Fabrik in Shanghai nach Westchina zu verlagern und sich dabei für den Standort Chengdu entschieden.

      Doch unabhängig davon, welche der beiden Städte die Investoren wählen, erfährt der Großraum Chengdu/Chongqing - er genießt seit 2007 den Status einer Sonderwirtschaftszone (SWZ) - durch ihre Ansiedelung und den Infrastrukturausbau eine enorme Aufwertung. Er wird sich damit dauerhaft als das ökonomische Zentrum Westchinas etablieren.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/aussenwirtschaft/chi…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 18:01:00
      Beitrag Nr. 3.002 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.361 von Maraho am 06.04.09 17:54:35Ich rechnete ja schon mit einem DOW Stand von etwas über 8.000 Punkten. In einem andern Thread hab ich´s ja schon vor 2 Wochen geschrieben.

      Das wird sich bald schon ändern.

      Übrigens...die Rohstoffpreise steigen seit einer guten Woche stark an.

      Schönen Abend noch.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 18:02:18
      Beitrag Nr. 3.003 ()
      Aluminium 18:00 1.500,00 +34,00 +2,32 %
      Blei 17:59 1.325,00 +40,00 +3,11 %
      Kupfer 18:01 4.285,00 +98,00 +2,34 %
      Nickel 17:59 10.812,00 +199,00 +1,88 %
      Zink 18:00 1.377,00 +25,00 +1,85 %
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 18:02:28
      Beitrag Nr. 3.004 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.404 von Dorfrichter am 06.04.09 18:01:00Schönen Abend noch.
      Dir selbstverständlich auch! ;)
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 18:39:10
      Beitrag Nr. 3.005 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.454.436 von Dorfrichter am 27.01.09 08:48:39In Bezug.

      Finanzkrise & G 20
      Für die Entwicklungsländer zu wenig
      Von Peter Wolff

      Der Londoner G-20-Gipfel hat den armen Staaten insgesamt wenig gebracht. Helfen kann den Entwicklungsländern die Reform des IWF

      Der G-20-Gipfel hat seine Ziele weitgehend erreicht, die Finanzmärkte sollen reguliert und der IWF gestärkt werden. Was jedoch an finanziellen Hilfen für die Entwicklungsländer vereinbart wurde, ist nicht genug.

      Die Aufstockung der Mittel für den IWF, die Weltbank und die Regionalen Entwicklungsbanken um 850 Mrd. US-Dollar, um den Rückgang der privaten Kapitalströme in die Entwicklungsländer wenigstens teilweise zu kompensieren, ist notwendig und richtig. Bislang wollte jedoch kein Schwellenland – außer einigen Osteuropäern – auf die Mittel des IWF zugreifen. Auf dem Gipfel hat sich Mexiko bereit erklärt, den Anfang zu machen. Ein Signal, das andere ermuntern soll, die vorhandenen Mittel auch in Anspruch zu nehmen. Noch ist nicht bekannt, wie sich die argentinische Präsidentin Kirchner und der indonesische Präsident Yudhoyono in der Runde dazu geäußert haben.

      Die zusätzlichen Mittel werden überwiegend aus Krediten der Industrieländer an die internationalen Finanzinstitutionen - auch China ist dem Vernehmen nach mit 40 Milliarden Dollar dabei - und von den internationalen Kapitalmärkten mobilisiert. Hinzu kommt die Ausgabe von 250 Milliarden Dollar an Sonderziehungsrechten durch den IWF. Weitere 250 Milliarden werden von den Exportkreditagenturen der Industrieländer für Handelskredite, wiederum überwiegend für die Schwellenländer, aufgebracht.

      Nur 50 Milliarden US$ sind für die armen Entwicklungsländer vorgesehen. Wieviel davon neue Zusagen sind, bleibt aber unklar. Das Meiste davon soll durch freiwillige Beiträge bilateraler Geber aufgebracht werden, die bereits in der Vergangenheit – vor allem beim G-8-Gipfel in Gleneagles 2005 – zugesagt worden sind. Da diese Zusagen nicht in absoluten Zahlen, sondern als Anteil des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegeben wurden - Beispiel Deutschland: 0,51 Prozent des BIP bis 2010 -, dürfte bei sinkendem BIP in 2009 insgesamt wohl weniger zusammenkommen, als vorgesehen war.

      Die einzige neue Zusage für die ärmsten Länder soll aus Goldverkäufen des IWF aufgebracht werden, sechs Milliarden US-Dollar in den nächsten zwei bis drei Jahren.

      Damit wird klar, dass die G-20-Länder größte Mühe hatten, zusätzliche Haushaltsmittel für Entwicklungsländer zu mobilisieren. Der Vorschlag von Weltbank-Präsident Zoellick, einen kleinen Teil der Konjunkturpakete der OECD-Länder in den armen Entwicklungsländern auszugeben, ging also weitgehend ins Leere. Es wurden lediglich die schon vor der Krise gegebenen Zusagen bekräftigt.

      Wichtig und neu sind dagegen die Vereinbarungen über die Rolle und das Mandat der Internationalen Finanzinstitutionen IWF, Weltbank und Regionale Entwicklungsbanken. Es war ja keineswegs klar, dass die Schwellenländer einer Stärkung dieser Institutionen zustimmen würden. Nun ist es ihnen gelungen, dafür einen Paradigmenwechsel Für die Leitung und das Mandat des IWF auszuhandeln.

      Die OECD-Länder haben zugestimmt, dass auch sie die Aufsicht des IWF über ihre Wirtschaftspolitik und ihre Finanzsektoren und deren Wirkung auf die globale Wirtschaft akzeptieren werden. Dass sie dazu bisher nicht bereit gewesen sind, war eine wesentliche Ursache des Glaubwürdigkeitsdefizits des IWF. Die nächste Quotenrevision des IWF über die Repräsentation er Staaten wird auf Januar 2011 vorgezogen, mit absehbarem größerem Gewicht für die Entwicklungsländer. Zoellick und Strauss-Kahn werden die letzten Leiter der Institutionen sein, die auf Grundlage ihrer Nationalität berufen wurden.

      Die bei IWF und Weltbank eingesetzten Reformkommissionen unter der Leitung des Mexikaners Ernesto Zedillo und des Südafrikaners Trevor Manuel werden beim nächsten G 20-Treffen Ende 2009 weitere Vorschläge machen, wie die Internationalen Finanzinstitutionen an Legitimität und Glaubwürdigkeit gewinnen können.

      Stärker berücksichtigt, müssen beim nächsten G-20-Gipfel zwei Aspekte, die in der Gipfelerklärung von London nur in wenigen dürren Sätzen erwähnt werden. Zum einen ist dies die Frage des globalen Systemrisikos Klimawandel, die ja offenbar sehr eng mit nachhaltigem Wirtschaften verknüpft ist. Zum anderen ist es die Frage nach der zukünftigen "Global Governance": Die G 20 spricht für 20 große Länder und es saßen einige Vertreter der Regionalorganisationen EU, Afrikanische Union und Asean mit am Tisch. 170 Länder waren jedoch nicht vertreten und die UN wird in der Erklärung nur am Rande erwähnt.

      Auf die Frage nach der Legitimität der G 20 ist damit noch keine Antwort gefunden.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/15/g20-entwicklungslaender
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      schrieb am 06.04.09 18:54:51
      Beitrag Nr. 3.006 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.528 von Maraho am 05.04.09 08:26:40In Bezug.
      Ein Bericht aus New York ...

      Rezession, ganz persönlich
      „Ich habe meinen Job verloren“
      Von Corinna Budras, New York

      Vor einigen Tagen erlebte Naela El-Hinnawy die Auswirkungen der Rezession zum ersten Mal direkt vor ihrer Haustür: Mitten in der Nacht wurde sie von einem lauten Streit im Treppenhaus geweckt. Irgendwo wurde ein Mann aus einer Wohnung geworfen, eine Tür knallte. Danach saß der Mann eine Stunde lang auf der Treppe und weinte. „Ich habe meinen Job verloren“, rief er immer wieder. „Es war sehr beängstigend“, erzählt El-Hinnawy. Doch niemand rief die Polizei: „Ich nehme an, meine Nachbarn taten das Gleiche wie ich: auf der anderen Seite der Tür sitzen und mit ihm weinen.“

      Geschichten aus den Zeiten der Wirtschaftskrise. Während in den Nachrichten vor allem astronomische Zahlen über neue Rettungspakete dominieren, sammelt der New Yorker Radiosender WNYC die Erfahrungen seiner Hörer. Millionen New Yorker sind aufgerufen, von ihren persönlichen Konjunkturindikatoren zu erzählen - und diese Anekdoten sind ebenso individuell wie bezeichnend. So spricht schon die wachsende Anzahl von Tupperdosen im Bürokühlschrank Bände über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft: Während in den Firmenkühlschränken im vergangenen Jahr allenfalls einige Milchtüten lagerten, stapelten sich nun Mikrowellengerichte und Vorgekochtes, berichtet Justin auf der Internetseite des Radiosenders. Und wer in den Zeiten der Rezession nicht ganz auf Wein verzichten will, wird im Discounter bitter enttäuscht: Der billige Fusel für 2,99 Dollar, der sonst das ganze Wandregal einnimmt, ist plötzlich ausverkauft.

      Die Mieten fallen

      Selbst in den beliebten New Yorker Stadtteilen Manhattan und Brooklyn fallen inzwischen die Mieten. So mancher Vermieter, der früher Heerscharen von Interessenten abwimmeln musste, wird nun selbst zum Bittsteller: „Wenn Sie jemanden kennen, der eine Wohnung sucht, melden Sie sich bitte bei meiner Assistentin“, schreibt einer auf einem Zettel, den er seinen Mietern unter der Tür durchschiebt. Läden, die noch vor wenigen Monaten mit großen Hoffnungen eröffnet wurden, müssen gleich wieder schließen: Neben dem Schild „Neueröffnung“ prangt in ebenso großen Lettern der neue Hinweis: „Zu Vermieten“.

      Auch in den Schulen macht sich der Abschwung bemerkbar. Die Grundschullehrerin Mandy Kwan beobachtet einen wahren Ansturm auf die staatliche Schule, in der sie unterrichtet. „Viele Eltern können sich das Schulgeld für die privaten nicht mehr leisten“, sagt sie. Dafür holen nachmittags inzwischen immer mehr arbeitslose Väter ihre Kinder ab. Den Dominoeffekt der Massenentlassungen bekommt auch Amy zu spüren, die sich mit Nachhilfeunterricht den Lebensunterhalt verdient. Innerhalb von zwei Wochen verlor sie all ihre Schüler.

      Die Zähne knirschen

      Doch die Krise zeigt sich auch in weniger offensichtlichen Lebensbereichen: Zahnärzte stellen immer häufiger fest, dass ihre Patienten nachts mit den Zähnen knirschen, um Stress abzubauen. Gleichzeitig berichtet Alaina Lynn, dass sie auf ihrem Weg zur Arbeit inzwischen immer häufiger auf Raucher trifft. „Ich verstehe ja, dass die Menschen gestresst sind“, sagt sie. „Aber ich kann mir kaum einen schnelleren Weg vorstellen, um sein Arbeitslosengeld zu verprassen.“ Die staatliche Unterstützung scheinen dagegen immer mehr Menschen auf ungewöhnlichem Weg aufbessern zu wollen. Erica Reiner, die schon seit Jahren mit ihrem Mann Glückspfennige von der Straße aufsammelt, findet inzwischen kaum mehr welche. „Ich fürchte, man kann den Zustand einer Stadt an dem Willen der Menschen ablesen, sich für einen Penny zu bücken“, sagt sie.

      Auch die Kleinsten der Gesellschaft leiden: Adoptionsagenturen vermelden eine sinkende Nachfrage, die Telefone klingeln kaum mehr. „Wir können im Moment nur ahnen, dass die Menschen nicht mehr willens sind, Adoptivkinder aufzunehmen, wenn sie um ihr Einkommen fürchten müssen“, sagt Rich Buley-Neumar, der für eine gemeinnützige Adoptivagentur arbeitet, die Kinder aus Pflegefamilien zur Adoption vermittelt. „Wegen der Haushaltskürzungen des Staates New York haben wir zudem die Sorge, ob die Kinder überhaupt noch die notwendige Zuwendung erhalten.“ Und noch mehr als das: „Ihnen könnte das Einzige vorenthalten bleiben, das sie am meisten brauchen: eine liebevolle Familie.“ Doch ein echter New Yorker kann der Krise auch etwas Gutes abgewinnen: „Zum ersten Mal seit vier Jahren habe ich an der U-Bahn-Station Wall Street heute einen Sitzplatz bekommen“, jubiliert Andrew.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 19:00:43
      Beitrag Nr. 3.007 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.014 von Maraho am 30.03.09 13:11:30Weiterführend ...
      Wieviel denn noch?

      Umgerechnet 75 Milliarden Euro
      Neues Milliarden-Konjunkturpaket in Japan

      Japan verdoppelt seine Anstrengungen im Kampf gegen die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Mit einem weiteren Konjunkturprogramm über umgerechnet etwa 75 Milliarden Euro solle die Wirtschaft gestützt werden, sagte Finanzminister Kaoru Yosano am Montag.

      Weil die exportabhängige Wirtschaft Japans besonders unter dem weltweiten Einbruch leide und aus Gründen der internationalen Zusammenarbeit, seien zusätzliche Maßnahmen im Umfang von mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geplant. Die Regierung will das Paket am Freitag offiziell vorlegen.

      Soziale Leistungen, bessere Firmenfinanzierung, Solar-Investitionen

      Geplant seien unter anderem, ein Schutznetz für Beschäftige ohne Festanstellung, eine Verbesserung der Firmenfinanzierung und die Investitionen in Solaranlagen voranzutreiben, sagte Yosano, der zugleich auch Wirtschaftsminister ist. Damit dürften sich die Konjunkturprogramme in Japan auf mehr als vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts summieren.

      Seit August hat die Regierung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bereits zwei Hilfspakete von insgesamt zwölf Billionen Yen (rund 119 Milliarden Euro) geschnürt, was zwei Prozent des BIP entspricht.

      Neue Schulden?

      Yosano ließ offen, wie das neuerliche Konjunkturpaket finanziert werden solle. Bei einem Treffen mit Ministerpräsident Taro Aso sei nicht über neue Staatsanleihen gesprochen worden. An den Finanzmärkten wird die japanische Staatsverschuldung genau beobachtet. Nach fast zwei Jahrzehnten Stagnation und einer jahrelangen Deflationsphase ist der Schuldenstand inzwischen auf 158 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Damit ist Japan so stark verschuldet wie kein anderes Industrieland. „Bis klar ist, was das neue Konjunkturpaket für die Verschuldung bedeutet, werden sich die Marktteilnehmer beim Kauf von Anleihen zurückhalten“, sagte Takeshi Minami, Chefvolkswirt beim Forschungsinstitut Norinchukin.

      Weil die japanische Wirtschaft wie die deutsche sehr vom Export abhängt, ist sie von der weltweiten Krise besonders stark betroffen. Im vierten Quartal schrumpfte das BIP um 3,2 Prozent - so kräftig wie seit der Ölkrise 1974 nicht mehr und etwa doppelt so stark wie die Wirtschaftsleistung in den Vereinigten Staaten oder im Euro-Raum. Experten gehen davon aus, dass die japanische Wirtschaft auch in der ersten Jahreshälfte im Minus bleibt - das wären fünf Quartale in Folge. So lange dauerte eine Durststrecke in Japan noch nie.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub050436A85B3A4C64819D7E1B05B60928/Doc…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 19:05:26
      Beitrag Nr. 3.008 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.946 von Maraho am 04.04.09 21:02:08Noch etwas hierzu ...

      Vom Ursprung der Krise
      Der Fluch des Anti-Geldes

      Von Alexander Armbruster

      John Maynard Keynes, der große britische Weltökonom, sagte, Zentralbanken machen ineffiziente Märkte erst effizient. Milton Friedman, der große amerikanische Weltökonom, sagte, Zentralbanken machen effiziente Märkte erst ineffizient. George Cooper, der Autor des überaus lesenswerten Buches „The Origin of Financial Crisis“, fragt angesichts dieses logischen Widerspruchs direkt und unverblümt, ob man überhaupt von einer Wissenschaft mit Welterklärungsanspruch sprechen könne, wenn von der Wirtschaftslehre die Rede ist.

      Natürlich ist das zugespitzt. Nichtsdestotrotz lugt genau diese Frage hinter jeder der aktuell unzähligen Finanzkrisennachrichten hervor, genauso wie sich die Theologie nach jedem Krieg, jeder Hungersnot und nach jeder Riesenflutwelle abermals die Frage gefallen lassen muss, ob es Gott wirklich gibt. Können Ökonomen mit ihren Methoden also eine Finanzkrise wie die aktuelle erklären? Ja, antwortet darauf Cooper, sie können es. Aber nicht alle. Und vor allem: nicht alle gleichzeitig. Weder können beide, Friedman und Keynes, recht haben, noch kann als dazu dritte Position der derzeit gültige Ökonomenkonsens gelten, nachdem Märkte zwar eigentlich effizient sind, aber jede wichtige Wirtschaftsregion dieser Erde trotzdem eine eigene mehr oder weniger unabhängige Zentralbank braucht. „Wenn Isaac Newton diesen Standard an sich selbst angelegt hätte“, schreibt Cooper, „dann hätte er uns drei Gravitationsgesetze gegeben: Eines, das erklärt, wie sich ein Apfel verhält, der in die Luft geworfen wird; ein anderes, das beschreibt, wie er wieder zu Boden fällt; und ein drittes, dass uns erklärt, dass sich der Apfel gar nicht bewegt.“

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60A…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 19:22:42
      Beitrag Nr. 3.009 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.934 von Maraho am 05.04.09 19:54:07In Bezug.
      Auch die Russen packen noch mal drauf ...

      Putin: 103,8 Milliarden Franken gegen die Wirtschaftskrise

      Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin will Banken stützen, Sozialprogramme ausbauen und Steuern senken.

      Mit einem Konjunkturpaket von insgesamt drei Billionen Rubel (rund 68 Milliarden Euro respektive 103,8 Milliarden Franken) will der russische Ministerpräsident Wladimir Putin sein Land wieder aus der schweren Wirtschaftskrise herausführen. Russland steckt in einer schweren Krise, nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um sieben Prozent zurückging. Putin erklärte am Montag vor dem Parlament, die Regierung werde mit 1,4 Billionen Rubel an mehreren Fronten, darunter im Bankensektor und bei den Sozialprogrammen, gegen die Krise angehen. Mit weiteren Massnahmen wie Steuererleichterungen kämen drei Billionen Rubel zusammen.

      Bankensystem am Kollaps vorbei

      Das russische Bankensystem habe nun das Schlimmste hinter sich, nachdem es zuvor am Rande des Zusammenbruchs stand. «Die Gefahr, dass das Bankensystem zusammenbricht, ist gewichen», sagte Putin. «Aber es stand auf Messers Schneide.» Mit staatlicher Unterstützung würden jetzt auch wieder mehr Kredite vergeben.

      Die Schuld für die Krise sieht Putin weiter im Ausland. Das Problem sei nicht in Russland entstanden, betonte er. Aber es habe dann alle betroffen. Kritiker haben darauf verwiesen, dass die Krise in Russland deshalb besonders heftig war, weil die Wirtschaft stark von den Energieexporten ins Ausland abhängig ist.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Putin-1038-…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 19:46:44
      Beitrag Nr. 3.010 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.161 von Maraho am 04.04.09 14:33:47Weiterführend ...
      Er gibt nicht auf!

      Verantwortungsvolles Handeln - made in Norddeutschland

      Das Verhalten des Managements deutscher Landesbanken erinnert mich an Kinder, die mit Streichhölzern spielen. Sie hatten keine Ahnung, was sie in ihren Händen hielten und als die Lunte brannte, hielten sie sich mit Schuldzuweisungen auf, statt das Feuer zu löschen. Wie sich das im Detail abspielte, wird nun am Beispiel der HSH Nordbank öffentlich, weil der zurückgetretene schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Werner Marnette aus dem Nähkästchen plaudert.

      Landesbanken wurden geschaffen, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Doch irgendwann wurde es dem Management und den Aufsichtsräten zu langweilig. Sie wollten auch am weltweiten Monopoly-Spiel teilnehmen, gründeten Filialen in Steueroasen und verzockten sich in noch unbekannter Milliardenhöhe mit toxischen Immobilienanleihen. Kurzum: Sie taten alles, was sie in Sonntagsreden anprangerten - die Gier machte es möglich.

      Zuerst ein paar Infos zur HSH Nordbank

      Die HSH Nordbank ging im Jahr 2003 rechtswirksam aus der Fusion der Hamburgischen Landesbank mit der Landesbank Schleswig-Holstein (LB Kiel) hervor. Die Hauptaktionäre sind die Hansestadt Hamburg, das Land Schleswig-Holstein, der Sparkassenverband und mit 25,67 Prozent die Private-Equity Firma J.C. Flowers & Co., welche auch Hauptaktionär bei der Hypo Real Estate ist.

      Am 10. März 2008 schrieb die HSH Nordbank in einer Pressemitteilung:

      „Wir schaffen Transparenz für unsere Investoren und zeigen, dass die HSH Nordbank ihre Risiken konsequent bereinigt“, sagte Hans Berger, der Vorstandsvorsitzende der Bank in Hamburg. Berger betonte, dass sich das Geschäftsmodell im vergangenen Jahr erneut bewährt und zudem als robust und krisenfest erwiesen habe. Dadurch sei man in der Lage gewesen, alle aktuell erkennbaren Subprime-Risiken vollständig in der Gewinn- und Verlustrechnung für 2007 zu verarbeiten.

      Die HSH Nordbank hat im vergangenen Jahr neue Kredite in Höhe von rund 40 Mrd. Euro vergeben. Sie hat damit ihre starke Marktposition als weltweite Nr. 1 in der Schiffsfinanzierung und ihre jeweiligen Spitzenpositionen in der Finanzierung von Immobilien, Flugzeugen und Erneuerbaren Energien gefestigt. Das belegt deutlich, dass die HSH Nordbank ein auf profitables Wachstum ausgerichtetes Institut sei, so Berger.
      Es sollte anders kommen. Am 24. Oktober 2008 bestätigte der schleswig-holsteinische Finanzminister Rainer Wiegard dem Norddeutschen Rundfunk, dass die HSH Nordbank den deutschen Finanzmarktstabilisierungsfonds in Anspruch nehmen muss. Am 3. November 2008 teilte die HSH Nordbank in einer Pressemeldung mit, dass sie bei der Finanzmarktstabilisierungsanstalt einen Garantierahmen von bis zu 30 Milliarden Euro beantragen wird. Am 10. November 2008 trat Hans Berger wegen der Finanzmarktkrise von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank zurück. Und jetzt mussten die Landesregierungen der Bank noch eine Finanzspritze über drei Milliarden Euro zur Verfügung stellen sowie Garantien über weitere zehn Milliarden Euro zur Risikoabschirmung.

      Doch das ist noch lange nicht das Ende des Dramas in Norddeutschland. Der wegen der HSH-Krise zurückgetretene Kieler Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) fürchtet, dass bereits Ende dieses Jahres die Kapitalspritze über drei Milliarden Euro „verfrühstückt“ sein wird. Lesen Sie dazu das höchst aufschlussreiche Interview im Spiegel mit Marnette:


      LANDESBANKEN
      "Das ist ein Wahnsystem"

      Der zurückgetretene schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) über die Gründe seines Abgangs, die Grabenkämpfe im Kieler Kabinett und den leichtfertigen Umgang der Politik mit den Milliardenrisiken der teilweise landeseigenen HSH Nordbank.


      SPIEGEL: Herr Marnette, Sie haben mehr als ein Jahrzehnt lang ein großes Unternehmen geführt. Würden Sie einem Ihrer ehemaligen Kabinettskollegen die Leitung eines solchen Unternehmens anvertrauen?

      Marnette: Nein.

      SPIEGEL: Warum nicht?

      Marnette: Weil die Führung eines Unternehmens ganz andere Anforderungen stellt. Da gibt es nachvollziehbare Fakten, an denen Sie gemessen werden. Da haben Sie Ihre Quartalsergebnisse, Ihre Jahresergebnisse. Da gibt es Zahlen, an denen Sie nicht vorbeikommen.

      SPIEGEL: Die gibt es in der Politik auch.

      Marnette: Schon möglich. Aber ich habe das in den vergangenen Wochen und Monaten anders erlebt. Ich hatte es mit Politikern zu tun, die sich scheuten, Zahlen zur Kenntnis zu nehmen und sich damit auseinanderzusetzen. Frei nach dem Motto: Wer sich gründlich mit Zahlen beschäftigt, wird zum Mitwisser und kann als solcher haftbar gemacht werden.

      SPIEGEL: Wollen Sie damit sagen, dass Ihren Kabinettskollegen im Zusammenhang mit den Milliardenverlusten der HSH Nordbank Zahlen egal waren?

      Marnette: Ute Erdsiek-Rave, die Bildungsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, und Uwe Döring, der Justizminister, haben immer wieder kritisch nachgehakt. Auch die Abgeordneten des Landtags haben viel Gespür für die Tragweite der anstehenden Entscheidungen gezeigt. Doch bei Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Finanzminister Rainer Wiegard hatte ich den Eindruck, dass die gar nicht richtig an die Zahlen ranwollten. Bloß nicht festlegen, nicht angreifbar machen war deren Devise.

      SPIEGEL: Aber Carstensen und Wiegard haben sich doch - wie ihre Hamburger Kollegen Ole von Beust und Michael Freytag - festgelegt und eine Eigenkapitalspritze von drei Milliarden Euro plus weitere zehn Milliarden als Bürgschaft beschlossen.

      Marnette: Aber ohne wirklich aussagekräftige Zahlen der Bank zu kennen. Etwa eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres 2008. Ich habe Vermerke geschrieben, Fragenkataloge ausgearbeitet, um an solche Zahlen zu kommen. All diese Papiere habe ich an die Staatskanzlei und das Finanzministerium geschickt und bin ins Leere gelaufen. Da ist nie eine Antwort gekommen, noch nicht einmal die Standardausrede, dass meine Forderungen politisch nicht durchsetzbar seien. Ich kenne kein Unternehmen, in dem so gearbeitet wird.

      SPIEGEL: Wollen Sie damit sagen, dass in der Politik nur nach der Durchsetzbarkeit und nicht nach sachlichen Notwendigkeiten gefragt wird?

      Marnette: Das habe ich in den vergangenen Monaten so erlebt.

      SPIEGEL: Sachlich gebotene Entscheidungen wurden nicht gefällt, weil sie als nicht vermittelbar angesehen wurden?

      Marnette: Ja, der Fall HSH Nordbank belegt das. Hier geht es doch nicht um Entwicklungen der letzten Wochen und Monate. Schon Anfang 2008 war für jeden interessierten Laien erkennbar, dass da etwas aus dem Ruder lief. Von 2006 auf 2007 war das Jahresergebnis fast atomisiert worden; ein Gewinn von 1,2 Milliarden Euro war binnen eines Jahres auf rund 150 Millionen geschrumpft, weil man bereits damals Schrottpapiere aus dem Kreditersatzgeschäft in einer Größenordnung von 1,3 Milliarden Euro abschreiben musste.

      SPIEGEL: Sie waren damals Vorsitzender des Beirats der Bank, warum haben Sie nicht Alarm geschlagen?

      Marnette: Habe ich doch. Ich war schon im April, es war der 15., bei Carstensen und habe ihm gesagt, dass ich dringend davon abrate, die für Mai 2008 geplante Aufstockung des Eigenkapitals um zwei Milliarden Euro mitzumachen, weil meiner Ansicht nach nicht klar war, welche weiteren Risiken in der Bank noch schlummerten.

      SPIEGEL: Was hat der Ministerpräsident Ihnen geantwortet?

      Marnette: Er wolle sich darum kümmern.

      SPIEGEL: Hat er sich gekümmert?

      Marnette: Ich habe in dieser Sache nichts mehr von ihm gehört, und die Kapitalerhöhung wurde durchgeführt.

      SPIEGEL: Hätten Sie als Vorsitzender des Beirats Ihre Zweifel nicht lauter und nicht nur unter vier Augen äußern müssen?

      Marnette: Von heute aus gesehen schon. Aber das war damals mehr eine Ahnung wegen der gigantischen Abschreibungen in der Bilanz 2007. Konkrete Zahlen für das laufende Geschäftsjahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Und im Gegensatz zum Aufsichtsrat haben Sie als Beirat ja keine Kontrollfunktion. Das ist ein Honoratiorenzirkel aus Politik und Wirtschaft, der die Bank beraten soll, mehr nicht.

      SPIEGEL: Dennoch hätte Ihr Wort Gewicht gehabt. Schließlich waren Sie mehr als ein Jahrzehnt der Vorstandsvorsitzende des größten europäischen Kupferproduzenten. So jemand wird nicht ignoriert.

      Marnette: Als ich dem damaligen HSH-Vorstandsvorsitzenden Hans Berger nach einer Beiratssitzung im Juni 2008 vorhielt, dass meiner Ansicht nach mindestens 50 Prozent der Kreditersatzpapiere, die mit rund 30 Milliarden Euro in der Bilanz 2007 standen, faul seien, hat er mir Stein und Bein geschworen, das sei alles werthaltig. Sein Nachfolger Dirk Jens Nonnenmacher hat in seinem Konzept behauptet, dass das Zeug um die 18 Milliarden Euro wert sei.

      SPIEGEL: Warum sind Sie dann, trotz all der bösen Ahnungen, im Juli 2008 Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein geworden?

      Marnette: Dass es so ein Desaster werden würde, habe ich nicht für möglich gehalten. Das Ganze war ja noch vor der Lehman-Brothers-Pleite im September, die der Krise erst so richtig Schub gegeben hat. Und: Ich war ja der Wirtschafts- und nicht der Finanzminister.

      SPIEGEL: Wann ist Ihnen klargeworden, dass die HSH Nordbank auch Ihr politisches Dasein beherrschen würde?

      Marnette: Das ist mir erst klargeworden, als HSH-Chef Berger das erste Mal bei uns im Kabinett war.

      SPIEGEL: Wann war das?

      Marnette: Gleich nach der Lehman-Pleite, als sich die Nachrichten überstürzten. Das war eine unglaubliche Vorstellung. Da werden die Weltfinanzmärkte von einem Beben bislang unbekannter Stärke erschüttert, und Berger erzählt dem Kabinett, dass bei ihnen, von kleineren Problemen abgesehen, alles in Ordnung sei. Der hatte noch nicht einmal einen Zettel dabei.

      SPIEGEL: Keine Zahlen, keine Präsentation?

      Marnette: Nichts, null. Noch nicht einmal eine grobe Übersicht, wo die Bank steht. Gar nichts. Das war der Hammer.

      SPIEGEL: Gab es Proteste?

      Marnette: Ich habe natürlich gefragt, nach den Kreditersatzgeschäften und der Gesamtertragslage der Bank, aber ich hatte damals schon den Eindruck, Finanzminister Wiegard ist mehr Vorstand als Berger. Der hat das alles abgewürgt und mir zu verstehen gegeben: Da hast du dich nicht einzumischen.

      SPIEGEL: Hat Carstensen das auch signalisiert?

      Marnette: Man konnte das spüren, aber es war damals noch nicht so verhärtet wie später.

      SPIEGEL: Hat Carstensen in dieser Sitzung Fragen gestellt, oder haben Sie das Thema anschließend diskutiert?

      Marnette: Am 26. September war ich mit dem Ministerpräsidenten zu Besuch auf der Fregatte "Schleswig-Holstein" der Deutschen Marine. Da habe ich ihn abends zur Seite genommen und gesagt, Herr Carstensen, da braut sich was zusammen. Ich höre aus der Hamburger Geschäftswelt - da war und bin ich gut verdrahtet -, dass die Sache mit der Nordbank weitaus dramatischer ist, als sie uns dargestellt wird. Ich glaube, wir werden belogen.

      SPIEGEL: Wie hat er reagiert?

      Marnette: Er hat gesagt, wir setzen uns nächste Woche mit Rainer Wiegard zusammen. Das war's. Danach habe ich nichts mehr gehört. Es ist nie was draus geworden.

      SPIEGEL: Und Sie haben nicht nachgehakt?

      Marnette: Nicht wegen dieses Gesprächs, aber sonst ständig. Ich war da schon hartnäckig. Am 21. November hatte der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) der HSH Nordbank Bürgschaften in Höhe von 30 Milliarden Euro zugesagt. Alle taten so, als seien die Probleme der Bank damit gelöst. Dank meiner Kontakte nach Hamburg wusste ich aber, dass wir erst die Spitze des Eisbergs kannten und der neue Vorstandsvorsitzende Nonnenmacher uns genauso zum Narren hielt wie sein Vorgänger. Das habe ich Carstensen und Wiegard deutlich gesagt.

      SPIEGEL: Wann und wie?

      Marnette: Am 22. November habe ich per SMS und Fax an beide Folgendes geschrieben: "Ich bin nach wie vor bestürzt über unsere gestrige Sitzung und die fortwährende Nicht-Informationspolitik des HSH-Vorstandes gegenüber dem Aufsichtsrat und der Landesregierung. Den dramatischen Liquiditätsverlust, der die Bank bald handlungsunfähig macht, kann ich ohne Bilanz- und Gewinn- und Verlustdaten nicht nachvollziehen. Der Vorstand muss tagesgenau die Ausfallrisiken kennen, sonst wären das im Geschäftsbericht 2007 beschriebene Risikomanagement und das des Aufsichtsrat-Risikoausschusses nicht existent. Ich bleibe bei meiner Schätzung des Verlustrisikos von vor 14 Tagen - da hatte ich das Carstensen schon einmal gesagt - in einer Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro, die bislang noch nicht dementiert worden ist. Es droht daher der völlige Verlust des Eigenkapitals. Ich bitte dringend um ein persönliches Gespräch."

      SPIEGEL: Wie haben die beiden reagiert?

      Marnette: Gar nicht. Ich habe keine Antwort bekommen. Sehen Sie, hier ist ein Ausdruck der SMS. Unten rechts habe ich vermerkt: Keine Reaktion.

      SPIEGEL: War damals schon bekannt, dass der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, Hamburgs Ersten Bürgermeister Ole von Beust angerufen und ihm erklärt hatte, dass er die Bank dichtmachen würde, wenn nicht schleunigst Liquidität nachgeschossen werde?

      Marnette: Nicht öffentlich, aber intern schon. Die Situation war dramatisch.

      SPIEGEL: Und dennoch haben Sie keine Antwort bekommen?

      Marnette: So war es, leider. Später hat Carstensen mich im Beisein anderer gedeckelt, "da kriegt man sogar nachts SMS und E-Mails von dem Kerl", und mich barsch gefragt, "muss das denn sein, dass Sie mir immer was schreiben". Aber ich habe weiter geschrieben.

      SPIEGEL: Was und wann?

      Marnette: Etwa um die Jahreswende. Da habe ich Carstensen vorgeschlagen, eine interministerielle Arbeitsgruppe zur Bewältigung der HSH-Krise zu bilden, angereichert mit externen Fachleuten, Wissenschaftlern und Bankern beispielsweise. Das hat er am 28. Dezember kategorisch abgelehnt.

      SPIEGEL: Haben Sie eine Erklärung dafür?

      Marnette: Es mag verrückt klingen, aber ich glaube, Carstensen und Wiegard hofften damals noch auf ein Wunder. Die wollten vielleicht einfach nicht wahrhaben, dass die schönen Zeiten, in denen die Bank jedes Jahr 50 bis 70 Millionen Euro in den Haushalt gebuttert hat, endgültig vorbei sind. Das Geld war ja auch für zukünftige Haushalte fest eingeplant. Womöglich spielte auch ein gewisses Schuldgefühl eine Rolle, weil es die Aktionäre waren, die die Bank dazu getrieben haben, auf einem sich immer schneller drehenden Karussell immer größere Risiken einzugehen. Die wollten Rendite sehen - und die beiden Nordländer sind nun mal die größten Anteilseigner. Das können die Herren Wiegard, Freytag, Carstensen und Beust doch nicht abstreiten. Nicht umsonst schreibt Herr Nonnenmacher in sein Konzept zur Neuausrichtung der Bank, dass er ab 2011 wieder Dividenden ausschütten will.

      SPIEGEL: Sie meinen, es waren nicht die von der EU verlangte Abschaffung der Sonderstellung der Landesbanken und der Druck des Marktes, die die HSH Nordbank Richtung Wall Street und in Steueroasen wie die Cayman-Inseln getrieben haben, sondern die Politiker der Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein?

      Marnette: Ja, selbstverständlich. Es war doch nicht das Management allein, das neue Teilhaber wie den Finanzinvestor Christopher Flowers an Bord geholt hat. Da waren doch die Vertreter der Hauptanteilseigner mit von der Partie. Wenn Sie so einen mit im Boot haben, dann haben Sie - ich will das mal mit einem Bild aus dem Rudersport verdeutlichen - natürlich einen anderen Achter am Start als den Ratzeburger Altherren-Achter. Die Tragödie dieser Entwicklung besteht darin, dass man dem gemächlichen Landesbankgeschäft, wo aus strukturpolitischen Gründen auch mal nicht so ertragsstarke Deals gemacht wurden, das extrem renditeorientierte Denken übergestülpt hat. Das musste schiefgehen.

      SPIEGEL: Und jetzt haben dieselben Politiker ein Rettungskonzept beschlossen ...

      Marnette: ... das das Papier nicht wert ist, auf dem es geschrieben ist; eine absolute Katastrophe. Ich erinnere mich noch genau an jenen Freitag, den 13. Februar, als Nonnenmacher beide Kabinette für 15 Uhr in die HSH-Nordbank-Zentrale einbestellte, um sein Machwerk vorzustellen. Um 13.15 Uhr wurde mir das Papier auf den letzten Drücker ins Auto gereicht. Als ich auf der Fahrt nach Hamburg darin blätterte, wäre ich am liebsten gleich wieder umgekehrt. Da standen nur wolkige Worte drin und nicht eine einzige Zahl.

      SPIEGEL: Wann haben Sie denn erstmals Zahlen bekommen?

      Marnette: Am gleichen Nachmittag in Hamburg, nachdem Nonnenmacher schon eine halbe Stunde lang sein Konzept erläutert hatte. Da kam er dann zur Seite elf der Vorlage und dem entscheidenden Bild. "Vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung 2008 in Milliarden Euro. Operatives Ergebnis: Minus 2,8 Milliarden Euro." Das muss man sich mal vorstellen. Und Nonnenmacher behandelte dieses Riesendefizit als eine Art Randnotiz seiner Präsentation. Das ist doch eine Unverschämtheit. Ich habe dann nachher erfahren, dass diese Präsentation schon Wochen vorher fertig war.

      SPIEGEL: Und warum hat man dann so lange gewartet?

      Marnette: Um Druck auszuüben und die Zeit zum Nachdenken zu reduzieren. Am 13. Februar die Präsentation, am 24. Februar die Kabinettsentscheidung. Das ist ganz brutal getaktet worden.

      SPIEGEL: Von wem?

      Marnette: Von Wiegard und Freytag, ganz eiskalt.

      SPIEGEL: Wenn Sie recht haben, wäre das ja eine Art Milliardenbetrug, den die beiden da durchgezogen haben.

      Marnette: Es war zumindest eine Riesenvernebelungsaktion.

      SPIEGEL: Dennoch haben Sie dieses Konzept im Kabinett mitgezeichnet. Am 19. März haben Sie im Finanzausschuss sogar gesagt: "Ich stehe zu der Entscheidung der Landesregierung, die HSH Nordbank durch die Gewährung einer Kapitalspritze von drei Milliarden Euro und die Gewährung einer Garantiesumme von zehn Milliarden Euro zu unterstützen. Ich bekenne mich auch dazu."

      Marnette: Da habe ich gelitten. Das ist mir noch nie passiert. Ich bin ein harter Knochen, aber ich bin am Abend zuvor von Carstensen so unter Druck gesetzt worden, wie ich das noch nie zuvor erlebt habe. Er hat gesagt, wenn Sie sich morgen nicht klar hinter die Position der Landesregierung stellen, kann ich nicht länger mit Ihnen zusammenarbeiten. Und lassen Sie sich nicht vom Geschwätz aus dem Kreis der CDU-Fraktion irritieren. Das sind Leute, die ihre Hausaufgaben in ihrer Schlosserei oder ihrem Elektrogeschäft nicht hinkriegen, die aber hier große Finanzwelt spielen wollen. Das hat er fast wörtlich so gesagt. An dem Abend habe ich gedacht, schmeißt du jetzt hin? Ich war so weit.

      SPIEGEL: Warum haben Sie es dann doch nicht gemacht?

      Marnette: Weil ich am Vormittag nach wochenlangem Hinhalten endlich Gelegenheit bekommen hatte, die als Projektstudie zusammengefassten Unterlagen der HSH Nordbank und der von den beiden Landesregierungen beauftragten Beratungsunternehmen einzusehen. Danach war mir klar: Es gibt nur noch eine Lösung - der Soffin muss rein. Aber die Lektüre fand unter Umständen statt, die für einen Minister unangemessen waren.

      SPIEGEL: Mussten Sie den Ministerpräsidenten auf Knien bitten?

      Marnette: Nein, aber ich meine es ernst. Ich bin kein Ehrheini, glauben Sie mir, aber das war schon hammerhart. Ich musste mir die Unterlagen im Büro einer Mitarbeiterin des Finanzministeriums ansehen, die gerade auf Dienstreise war. Mehrere hundert Seiten Kopien in schlechter Qualität. Ein sachkundiger Berater war von Wiegard abgelehnt worden, und eigene Leute aus dem Wirtschaftsministerium durfte ich nicht mitbringen. Auch Kopien machen war verboten. Und so habe ich da von sieben Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags ganz allein gesessen und handschriftlich notiert, was mir wichtig erschien. Sogar Grafiken habe ich da abgemalt. Wollen Sie mal sehen?

      SPIEGEL: Gern.

      Marnette: Herr Nonnenmacher geht in seinem Szenario davon aus, dass die Eigenkapitalquote die von der EU und dem Soffin geforderten sieben Prozent der Bilanzsumme in den nächsten Jahren nicht unterschreitet. Und jetzt sehen Sie mal, was die Berater für den sogenannten Stressfall annehmen: eine Kernkapitalquote von 4,4 Prozent in 2010 und von 4,9 in 2012.

      SPIEGEL: Wie ist der Stressfall definiert?

      Marnette: Nonnenmacher legt seinen Zahlen unter anderem einen nur mäßigen Einbruch der Konjunktur zugrunde. Alles, was deutlich schlechter ist, gilt als Stressfall.

      SPIEGEL: Die OECD geht mittlerweile davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 5,3 Prozent schrumpft. Heißt das, der Stressfall wird mit Sicherheit eintreten?

      Marnette: Na klar. Die Drei-Milliarden-Spritze ist Ende dieses Jahres schon verfrühstückt. "Im Stressszenario ab 2010 weitere Unterstützung durch die Eigentümer und/oder Soffin erforderlich." Das stand da auf der ersten Seite. Da kommen dann die meiner Ansicht nach völlig unterbewerteten Risiken im Bereich Schiffsfinanzierung noch obendrauf.

      SPIEGEL: Wieso unterbewertet?

      Marnette: Die HSH Nordbank hat gut 33 Milliarden Euro Volumen bei der Schiffsfinanzierung. Wollen Sie mir erzählen, dass das Ausfallrisiko da unter einem Prozent liegt? Sehen Sie mal, das musste ich mir alles mühselig per Hand notieren: weniger als ein Prozent dieser Summe - das ist die Risikovorsorge der Bank für die Jahre bis 2012. Und das, obwohl aus den Unterlagen, die ich in der knappen Zeit einsehen konnte, hervorgeht, dass 64 Prozent des finanzierten Schiffsportfolios von den Rating-Agenturen schlechter als A eingestuft wurden. Das sind alles Wackelkandidaten.

      SPIEGEL: Was heißt das für die Zehn-Milliarden-Bürgschaft?

      Marnette: Herr Nonnenmacher hat mir nach der Akteneinsicht, noch am gleichen Tage, in einer - er nennt das - "Edukation" dargelegt, dass die Puffer, die von der Bank vorgesehen sind, völlig ausreichen.

      SPIEGEL: Hat er das wirklich Edukation, Erziehung, genannt?

      Marnette: Ja, so nennt er das. Und es war bereits meine zweite. Die erste habe ich erhalten, als er mir wie einem Schuljungen mathematische Theorien erörterte, die beweisen sollten, dass die Kreditersatzpapiere, die er nach wie vor in der Bilanz stehen hat, werthaltig sind.

      SPIEGEL: Sind die zehn Milliarden Euro nun gefährdet oder nicht?

      Marnette: Ich bin ein positiv denkender Mensch. Sagen wir mal, die werden kräftig angeknabbert - und um noch einmal auf Ihre Frage zurückzukommen, warum ich nicht schon am 18. März zurückgetreten bin: Mir war klar, dass der Soffin unbedingt einsteigen muss, und das ging, so wie verhandelt worden war, nicht ohne das 13-Milliarden-Paket. Aber so weit hätte es nicht kommen müssen, wenn die beiden Landesregierungen rational an die Sache herangegangen wären.

      SPIEGEL: Was meinen Sie mit rational?

      Marnette: Es ist nie ernsthaft versucht worden, die Bank frühzeitig unter die Kontrolle des Soffin zu stellen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner hat in einer Sitzung des Kabinetts am 21. Februar, an der neben den Fraktionschefs auch die Finanzexperten der im Parlament vertretenen Parteien teilgenommen haben, etwas gesagt, an dem ich mich seitdem aufgerieben habe. Ich habe das damals wörtlich mitgeschrieben. Er habe mit dem Bundesfinanzminister gesprochen, und Peer Steinbrück habe ihm gesagt, wenn die Länder das nicht können und wenn die Länder das wollen, dann werden wir auch helfen.

      SPIEGEL: Aber die Verantwortlichen in Kiel und Hamburg wollten nicht?

      Marnette: Wiegard hat immer gesagt, wenn der Bund einsteigt, werden unsere Anteile verwässert. Dann haben wir keinen Einfluss mehr, und uns gehen die Dividenden flöten.

      SPIEGEL: Bis zum Untergang die Konsolidierung verhindern, damit man die Dividende bekommt?

      Marnette: Ganz genau. Das ist ein Wahnsystem.

      SPIEGEL: War das der tiefere Grund Ihres Rücktritts?

      Marnette: Ja und nein. Der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte, war Carstensens Rede anlässlich der ersten Lesung des HSH-Rettungsgesetzes am 25. März. Da hat er allen Ernstes gesagt, die von verschiedenen Seiten vorgetragene Kritik an diesem Konzept sei widersprüchlich und fadenscheinig. Das hat mich getroffen. Da hat etwas zu rumoren begonnen, das nicht mehr aufgehört hat.

      SPIEGEL: Herr Marnette, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

      Entdeckt auf: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/verwantwortung…
      Dort ist auch der Link zum Interview zu finden!

      Interview: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,617645,00.html
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 20:00:47
      Beitrag Nr. 3.011 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.045 von Maraho am 06.04.09 19:46:44Passt perfekt ...
      In diesem Zusammenhang: Wann geht es eigentlich an die Untersuchung zur HRE? Ich bleibe am Ball!

      Krach um HSH-Nordbank
      Kiel schließt die Reihen gegen Marnette
      von Nicolas Schöneich (Hamburg) und David Böcking (Berlin)

      Nachdem der Ex-Wirtschaftsminister in Sachen HSH Nordbank schwere Vorwürfe erhoben hat, stellen sich Vertreter der Koalition in Schleswig-Holstein hinter Ministerpräsident Carstensen. Ihre Botschaft: Den vollen Durchblick bei der Landesbank hatte ohnehin niemand.


      Vertreter der schwarz-roten Koalition in Schleswig-Holstein haben Vorwürfe des früheren Wirtschaftsministers Werner Marnette (CDU) zurückgewiesen, wonach die Landesregierung Hinweise auf die dramatische Lage der HSH Nordbank ignoriert hat. "Es gibt Dinge, die unterliegen einfach der Nicht-Aufsicht. Herr Marnette hätte das in seinem Laden auch nicht gemacht, alles offenzulegen", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses, Peter Sönnichsen (CDU), am Montag der FTD.

      Marnette habe noch am 19. März im Finanzausschuss selbst keine Alternative zum Geschäftsmodell der Landesbank gesehen, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Günter Neugebauer (SPD). "Er hat von Risiken gesprochen, aber nicht von unverantwortbaren Risiken".

      Marnette hatte der Landesregierung von Peter-Harry Carstensen (CDU) in einem Interview mit dem "Spiegel" vorgeworfen, Warnhinweise zur HSH lange nicht beachtet zu haben. Carstensen habe mehrfach Bitten um Gespräche ignoriert und ihn vor der Sitzung am 19. März massiv unter Druck gesetzt, einer erneuten Kapitalspritze für die Bank zuzustimmen. Dabei soll Carstensen sich auch abschätzig über seine eigene Fraktion geäußert haben. In dieser gebe es Leute, "die ihre Hausaufgaben in ihrer Schlosserei oder ihrem Elektrogeschäft nicht hinkriegen, die aber hier große Finanzwelt spielen wollen".

      Der "Focus" hatte berichtet, die unionsinterne Auseinandersetzung zwischen Carstensen und seiner Fraktion koste Regierungssprecher Christian Hauck den Job. CDU-Fraktionschef Johann Wadephul habe gefordert, dass entweder Hauck oder Staatskanzleichef Heinz Maurus entlassen werden und anderenfalls mit seinem eigenem Rücktritt gedroht. Eine Bestätigung des Berichts gab es bislang nicht. Wadephul erklärte die Debatte am Montag gegenüber der Deutschen Presseagentur für beendet.

      Fraktionsmitglieder verteidigten gegenüber der FTD die Zustimmung zur Kapitalspritze über 3 Mrd. Euro, die laut Marnette bis "Ende dieses Jahres schon verfrühstückt" sein wird. "Die Entscheidung war ohne Alternative", sagte die SPD-Abgeordnete Birgit Herdejürgen. "Wir müssen uns auf die Prüfgesellschaften verlassen können." Der CDU-Mann Sönnichsen sagte, die Vorlagen zu dem Beschluss hätten "nicht in zwei Leitz-Ordner gepasst. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles durchgearbeitet habe."

      HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher, dem Marnette vorwarf, ihn "zum Narren" gehalten zu haben, wies die Äußerungen des Ex-Finanzministers zurück. Sie seien "nicht nachvollziehbar" und schadeteten der Bank, sagte Nonnenmacher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Unterstützung bekam Marnette dagegen von FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. Er teile dessen Ansicht, "dass wir Ende des Jahres denselben Bedarf noch mal haben", sagte Kubicki der FTD. Nonnenmacher sei "ein guter Mathematiker, aber kein Banker. Sein Zukunftskonzept ist keins."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Krach-um-HSH-Nordb…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 20:09:01
      Beitrag Nr. 3.012 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.277 von Maraho am 06.04.09 13:35:35In Bezug.

      Krise & Protest
      Wie sieht die Krisenbewältigung in Deutschland aus?

      Gerade haben wir schönes Wetter. Wir sehen aus, wie wir immer aussehen, bei schönem Wetter. Wir tragen Sonnenbrillen. Und doch ist alles anders: Die "Frühjahrsbelebung" ist ausgeblieben. Zum ersten Mal seit 80 Jahren gab es im März nicht mehr, sondern weniger Jobs.

      Ist das schlimm? Ja, das ist es! Und das ist noch nicht alles. Aktienkurse stürzen ab, der Export geht zurück, das Wachstum sinkt. Der Kapitalismus steckt in seiner bisher schwersten Existenzkrise. Es könnte sein, dass er sogar untergeht. Aber was machen wir?

      Thomas Ostermaier, Theaterregisseur, sagt:
      "Wenn die unten nicht mehr wollen und die oben nicht mehr können, dann haben wir revolutionäre Zeiten. Im Moment können die oben noch ein bisschen und haben Ideen, wie sie dieses System aus der Krise herausbringen können. Und die wollen auch noch. Sie wollen nämlich die seligen Zeiten, als der Kapitalismus noch funktionierte, wieder zurückhaben."

      Thomas Ostermaier hat an der Berliner Schaubühne Ibsens "John Gabriel Borkmann" inszeniert. Die Idee dazu kam ihm im vergangenen Sommer. Nun ist es das Stück der Stunde: Ein Bankier, der das Vermögen seiner Kunden verzockt.
      Das Drama des Kapitalismus ist auf der Straße angekommen - Europa geht auf die Barrikaden: Blutige Ausschreitungen in Lettland und Bulgarien, Straßenschlachten in Island und Griechenland, Massenproteste in Spanien, Italien, Frankreich.

      Und so sieht Krisenbewältigung in Deutschland aus: Männer tragen gelbe T-Shirts, Kinder singen für Opel, die Kanzlerin soll helfen...
      Überlebenskampf als bunter Nachmittag, inszenierte Hilflosigkeit. Nur kein Protest.

      Protestforscher Dieter Rucht meint: "Erstens mal sind die Verantwortlichen verstreut über der ganzen Welt, die zum Teil personell gar nicht benennbar sind. Zum zweiten ist es sehr schwierig, was die Lösungen angeht. Man kann nicht einfach sagen: Schafft die Finanzkrise ab!, so wie man sagt: Marschiert nicht in den Irak ein!"

      Gute, alte Protestzeiten! Männer mit Vollbärten wurden zu Popidolen - und die Straße zum Laufsteg für Weltverbesserer. Rebellion und Gesellschaftskritik gehörten zum Kerngeschäft der Jugend. Auflehnung in Zeiten der Vollbeschäftigung.

      Jugend heute ist irgendwie anders. Artig, ängstlich, angepasst. Sie will keinen Ärger haben und auch keinen Ärger machen. Bloß nicht unbequem werden - als wäre das die Lebensversicherung, die vor sozialem Abstieg und Arbeitslosigkeit schützt.

      "Wir haben große Zukunftsängste, an die wir uns schon länger erinnern und die nicht erst jetzt existieren", sagt Thomas Ostermaier. "Wir haben Agenda 2010, Hartz IV gehabt, wir haben Krisen nach dem 11. September oder, als die New Oconomy-Blase platzte, hinter uns. Und die einzige Reaktion auf diese Krisen war, immer zu sagen: Okay, ich weiß zwar, dass das Boot voll ist. Aber vielleicht schaffe ich es noch, hineinzuklettern."

      Demonstrationen in Deutschland vor einer Woche. Sind sie der Beginn einer neuen Protestbewegung oder schon deren Ende? Nach Jahrzehnten seligen Wohlstands wird der Kapitalismus heute vor allem als eine Bedrohung wahrgenommen. Nicht nur von Globalisierungsgegnern, sondern quer durch die Gesellschaft. Doch das Potenzial an Unruhe, Unzufriedenheit und Auflehnung ist bisher eher gering.

      Max Bank, "Noya" (Jugendnetzwerk von Attack), meint: "Jetzt wird es immer spürbarer für viele Leute. Und deshalb gehen viele auf die Straße. Ich denke, der erste Punkt, der die Leute richtig wütend gemacht hat, war eben, dass die Manager jetzt auch noch die Boni eingestrichen haben."

      "Ich spüre eine große Lust darauf, dass die Krise so brisant durchschlägt, dass alle das gesamte System in Frage stellen", so Thomas Ostermaier.

      Noch schauen wir der Krise zu, als hätten wir nichts damit zu tun, als könnte sie uns nicht erwischen. Aber wir stecken schon mittendrin. Noch ist es still in Deutschland. So still wird es nicht bleiben.

      Quelle: http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,i46qld46n60sen…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 20:30:20
      Beitrag Nr. 3.013 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.105 von Maraho am 06.04.09 13:12:15Noch etwas zur "Riester" ...
      Wen es interessiert, unten anklicken ...

      Probleme bei der Riester-Rente und beim „Wohn- Riester“
      Verantwortlich: Wolfgang Lieb

      Eberhard Stopp, Fachwirt für Finanzberatung, hat für die NachDenkSeiten nach bestem Wissen und Gewissen Fakten zur Riester-Rente und zum „Wohn-Riester“-Modell zusammengetragen. Als Versicherungsmakler, der – wie andere Vermittler auch – nur an dem Verkauf von solchen Produkten verdient und nicht damit, dass er davon abrät, gerät Stopp wohl kaum in den Verdacht, mit seinen kritischen Einschätzungen eigene Interessen zu verfolgen.
      Sein Fazit: Die Riester-Rente und der sog. „Wohn-Riester“ lösen das Problem der Altersvorsorge nicht, und diese „Produkte“ sind zudem mit vielen Risiken verbunden.
      Die Redaktion der NachDenkSeiten kann nicht garantieren, dass die Darstellung der Probleme in allen Punkten zutrifft; doch wir raten allen, die die Absicht haben, solche Verträge einzugehen, die nachfolgend angesprochenen Fragen mit ihrem Versicherungsagenten zu klären.

      Weiterführend ... http://www.nachdenkseiten.de/?p=3875#more-3875
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 20:42:14
      Beitrag Nr. 3.014 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.183 von Maraho am 06.04.09 13:21:38Etwas weiteres zu Ost-Europa ...

      Währungsverfall erschwert Exportgeschäft
      Unternehmen mit Niederlassungen im Osten kämpfen gegen die Eurostärke an

      Wien - Nicht nur die Banken, die intensiv in Osteuropa engagiert sind, wurden von dem Währungsverfall in den osteuropäischen Ländern kalt erwischt. Auch die Firmen, die in den letzten Jahren in der Region Werke aufgebaut haben, bekommen durch den Kursverfall der lokalen Währung Probleme. Dies trifft vor allem für Produktionen in der Ukraine zu, aber auch in Ungarn.

      In der Regel wurde Aufbau und Betrieb mit Euro-Krediten, also in Fremdwährung, finanziert, was lange Jahre aufgrund der niedrigeren Euro-Zinsen und der stabilen Währungsverhältnisse günstig war.
      "Die Abwertungen tun uns natürlich weh", erklärt Johann Marihart, Chef des Zucker- und Fruchtverarbeiters Agrana. "Dies wird sich nicht unbeträchtlich in unserem Ergebnis niederschlagen." Agrana besitzt unter anderem in der Ukraine Werke für Fruchtsaftkonzentrat und -zubereitung.

      Umschuldungen hätten jedoch keinen Sinn, erklärt Marihart. "Wir bleiben in Euro finanziert." Da Agrana nicht für den Endkonsumenten produziert, sei es möglich gewesen, mit den Großkunden auch Hartwährungsverträge abzuschließen, sodass beide Seiten den Verfall abfedern. Mildernd sei weiters, dass Grundprodukte, etwa Äpfel, sehr viel billiger geworden sind, sodass die Produkte für die Bevölkerung leistbar blieben.

      Das Problem einer nachlassenden Nachfrage sieht Gabor Hunya, Direktinvestitionsexperte beim Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), gegeben, was insbesondere Exporte österreichischer Firmen in die Region treffe. Dies war auch bereits an den Jänner-Exportzahlen der Statistik Austria ablesbar, der Standard berichtete.

      Günstige Lohnkosten

      Umgekehrt werden die niedrigen Kurse der Lokalwährungen als Vorteil für den Export in die EU begriffen, ein Vorteil, der in den nächsten Monaten schlagend werden könnte. Gregor Postl, der österreichische Handelsdelegierte in Kiew, erklärt, dass keines der Unternehmen, die in der Ukrainie Produktionsbetriebe haben - etwa Fischer-Ski oder Fronius Schweißgeräte - an einen Rückzug dächten. Überhaupt würde die niedrige Hrywnja, kombiniert mit den günstige Lohnkosten bestenfalls den "Nachteil" wettmachen, der in dem Land dadurch entsteht, dass seit Jahresanfang für die Energie aus Russland 80 Prozent des Weltmarktpreises zu bezahlen ist.

      Erika Teoman-Brenner, die österreichische Handelsdelegierte in Budapest, sieht den niedrigen Forint - die Währung hat seit Anfang des Jahres rund 20 Prozent an Wert verloren - als den Hemmschuh für das heimische Exportgeschäft an. "Die Inlandsnachfrage ist aufgrund der Sparpakete am Boden. Die Einkommen werden weiter zurückgehen", erklärt sie. Dies treffe insbesondere sensible Exportbereiche wie Lebensmittel; im technischen Bereich werde die ungarische Inlandsnachfrage nicht so sehr zurückgehen.

      Betroffen ist auch Bauwirtschaft und Baunebengewerbe - obwohl, wie eine Wienerberger-Sprecherin betont, "dieses Geschäft eher lokal ist". Das heißt, die ausländischen Baufirmen im Osten arbeiteten nicht für den Export; im Gegenzug aber werden Importe, etwa von Baustoffen, durch den teuren Euro erschwert.

      (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2009)
      http://derstandard.at/
      8 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 20:53:44
      Beitrag Nr. 3.015 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.403 von Maraho am 25.02.09 18:22:12In Österreich sieht es nicht besser aus ...

      Österreich steuert auf Rekordverschuldung zu
      Staatsschuldenausschuss-Vorsitzender Felderer rechnet für 2010 mit einer Verschuldung von 70 Prozent des BIP

      Wien - Der Chef des Staatsschuldenausschusses, Bernhard Felderer, rechnet für 2010 mit einem Schuldenstand der Republik Österreich von über 70 Prozent der Wirtschaftsleistung. Ein derartig hoher Wert wurde von der Statistik Austria bisher noch nie gemessen, ÖVP-Chef Josef Pröll dürfte damit als der Finanzminister mit der höchsten Staatsverschuldung der Zweiten Republik in die Geschichte eingehen.

      Derzeit gilt noch das Jahr 1996 als jenes mit der höchsten Verschuldung. Der Schuldenstand lag damals bei 68,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bzw. 123 Milliarden Euro - gerechnet freilich noch in Schilling. Danach musste aber streng gespart werden, weil der Euro die Stabilitätskriterien für die Länder der Euro-Zone eine Verschuldung unter 60 Prozent des BIP vorsehen. Dieser Wert wurde nach einem mühsamen Sparkurs 2007 mit 59,4 Prozent erreicht - der Erfolg blieb aber einmalig: Schon 2008 stieg die Verschuldung wieder auf 62,5 Prozent.

      Rascher Abbau

      Schuld an der im Vorjahr gestiegenen Verschuldung war unter anderem das Bankenpaket. Die Kapitalspritzen für die Banken wurden mit acht Mrd. Euro an neuen Schulden finanziert, so Felderer, der für einen raschen Schuldenabbau nach Ende der Wirtschaftskrise plädiert, um künftige Generationen nicht zu belasten.

      Für heuer und kommendes Jahr geht der Wirtschaftsforscher davon aus, dass der Schuldenstand des Staates auch ohne mögliche weitere Belastungen durch das Bankenpaket und durch Staatsgarantien für Unternehmenskredite noch weiter steigen wird - und zwar auf etwa 65 Prozent 2009 und 70 Prozent 2010. Schuld daran sind die steigenden laufenden Defizite von bis zu 3,5 Prozent 2009 und vier Prozent 2010.

      Ministerium: "Deutlich schlechtere Zahlen"

      Im Finanzministerium will man genaue Zahlen vor der Budgetrede von Finanzminister Pröll am 21. April noch nicht kommentieren, nur so viel: "Klar ist, dass die deutlich schlechtere Konjunktur auch zu deutlich schlechteren Verschuldenszahlen im Vergleich zum Regierungsprogramm führen wird." Zudem hätte eine weitere Verschlechterung des internationalen Umfeldes auch Auswirkungen auf Österreich, heißt es. Zumindest die für das Bankenpaket aufgenommenen Kredite sollen allerdings rasch "rückgeführt" werden, weil die Banken das Geld in den nächsten Jahren zurückzahlen müssen.

      Das bisher höchste laufende Defizit hatte übrigens Ferdinand Lacina (SPÖ) als Finanzminister der rot-schwarzen Koalition 1995 zu verantworten. Damals machte das Minus 5,8 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. (APA)

      Quelle: http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:19:50
      Beitrag Nr. 3.016 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.697 von Maraho am 31.03.09 14:04:23Umweltzonen und Abwrackprämie. Steckt vielleicht mehr dahinter?
      Immerhin verschwinden ja dadurch "ohne Ende" alte Fahrzeuge aus dem Verkehr.
      Und in vier Jahren sind die heute neuen auch schon wieder "alt", bzw. entsprechen nicht mehr den wahrscheinlich dann geltenden Umweltauflagen ...


      Intelligente Verkehrssysteme
      Big Brother im Straßenverkehr

      Essen. Ab 2013 sollen Neuwagen mit Kommunikationsboxen ausgestattet werden. Die können Informationen über Geschwindigkeit und Standort des Fahrzeugs übermitteln. Die EU will damit die Unfallzahlen senken und den Verkehrskollaps verhindern. Datenschützer warnen vor der totalen Überwachung.

      Für großes Aufsehen sorgte es nicht, als im Dezember vergangenen Jahres in Berlin CVIS getestet wurde. Hätte es aber vielleicht sollen. Denn was da erstmals öffentlich vorgestellt wurde, könnte das Leben von Millionen Autofahrern von Grund auf verändern und – das befürchten jedenfalls Kritiker – der Kern einer europaweiten Überwachungsinfrastruktur bislang beispielosen Ausmaßes sein.

      CVIS steht für kooperative Fahrzeug-Infrastruktur Systeme und wird von einem Konsortium namens Ertico entwickelt, an dem etliche europäische Automobilkonzerne, Telekommunikationsfirmen und Ministerien beteiligt sind. Das Projekt ist Teil einer Initiative der Europäischen Kommission zur Einführung sogenannter intelligenter Verkehrssysteme. Mit dieser Initiative will Brüssel den Verkehr auf europäischen Straßen sicherer machen und besser fließen lassen; erst in der vergangenen Woche gab der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments grünes Licht für die Verabschiedung einer entsprechenden europaweit gültigen Rahmenrichtlinie.

      Der Herzschlag des Autos

      Das von Ertico entwickelte System soll 2013 marktreif sein. Die Idee: In Neuwagen werden serienmäßig Kommunikationsboxen eingebaut, die ständig Informationen über Fahrzeugklasse und -typ, Geschwindigkeit, Standort und Fahrtrichtung aussenden. Dieser „Herzschlag” des Autos kann von den Kommunikationsboxen anderer Fahrzeuge, aber auch von ähnlichen Einrichtungen an Ampeln und Autobahnbrücken empfangen werden. Durch Sammlung und Abgleich der Informationen sollen Staus vermindert und Unfälle vermieden werden. Soweit die Theorie.

      Praktisch könnte mit einem solchen System ein Bewegungsprofil von Autofahrern erstellt werden. Der Standort eines Fahrzeugs kann mit der Technik bis auf einen Meter genau lokalisiert werden, schwärmt Ertico. Datenschützern ist diese Vorstellung ein Gräuel: „Ein System, das permanent Aufenthaltsdaten funkt, wäre ein komplettes Überwachungssystem. Das können wir nicht akzeptieren”, so ein Sprecher des Bielefelder Datenschutzvereins FoeBud.

      "Unfehlbares Überwachungssystem"

      Simon Davis, Direktor der britischen Datenschutzorgansiation Privacy International, warnte im „Guardian”, falls Daten aus einem solchen System mit Daten von Mobil-Telefonen abgeglichen würden, könne somit ein nahezu „unfehlbares Überwachungssystem” geschaffen werden.

      Die Brisanz ist den EU-Parlamentariern durchaus bewusst. Allerdings findet sich im Entwurf für die europaweite Rahmenrichtlinie nur der schwammige Hinweis, dass personenbezogene Daten nur dann verarbeitet werden dürften, wenn dies für den Betrieb von intelligenten Verkehrssystem erforderlich sei.

      Ein Milliardengeschäft

      Klar ist jedenfalls: Für die beteiligten Firmen würde die europaweite Einführung des Systems eine Goldgrube. Jede an einer Ampel oder einer Autobahnbrücke installierte Kommunikationsbox würde mit 500 bis 700 Euro zu Buche schlagen, schätzt Peter Christ, Projektmanager bei Ertico: „Das wären Milliarden-Investitionen.” Die Autofahrer sollten laut Christ besser nicht gefragt werden, ob sie eine solche Box in ihrem Auto haben wollen. "Das sollte europaweit verpflichtend eingeführt werden."

      Für die Datenübertragung ist bereits europaweit ein Frequenzband reserviert. Die bisherigen Projektarbeiten haben 41 Millionen Euro gekostet. Die Hälfte davon stammt aus Steuergeldern.

      Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/nrz/2009/4/4/news-116…

      Weitere Informationen: http://www.cvisproject.org/
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:31:19
      Beitrag Nr. 3.017 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.045 von Maraho am 06.04.09 19:46:44Noch etwas zur "HSH" ...

      Nordbank
      HSH bringt Carstensen in Bedrängnis
      von Daniel Delhaes und Peter Müller

      Die Milliardenverluste der HSH Nordbank stürzen die Regierung in Schleswig-Holstein immer weiter in die Krise. "Wir wollen so schnell wie möglich Aufklärung haben", sagte der SPD-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende im Kieler Landtag, Ralf Stegner. In einem Brief an den Ministerpräsidenten des Landes, Peter Harry Carstensen (CDU), forderte er Klarheit.


      BERLIN. Die Milliardenverluste der HSH Nordbank stürzen die Regierung in Schleswig-Holstein immer weiter in die Krise. "Wir wollen so schnell wie möglich Aufklärung haben", sagte der SPD-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende im Kieler Landtag, Ralf Stegner. In einem "Für das Parlament ist es angesichts der schwierigen Entscheidung vom vergangenen Freitag wichtig Klarheit über das Ausmaß der Zukunftsrisiken zu erhalten", heißt es in dem Brief, der dem Handelsblatt vorliegt. Im nördlichsten Bundesland regieren Union und SPD.

      Gegen Carstensen erheben auch Unions-Politiker schwere Vorwürfe - allen voran der vor gut einer Woche zurückgetretene Wirtschaftsminister Werner Marnette. Er warf dem Regierungschef am Wochenende vor, Milliarden zur Rettung der HSH Nordbank genehmigt zu haben, "ohne wirklich aussagekräftige Zahlen der Bank zu kennen". Er selbst habe Daten angefordert, aber weder aus der Staatskanzlei noch aus dem von der CDU geführten Finanzministerium erhalten, sagte Marnette dem "Spiegel". Carstensen habe sich nicht für Details interessiert.

      In Kiel schlägt das Interview hohe Wellen. "Das ist ein hammerhartes Dokument", sagte Ernst Rossmann, Sprecher der SPD-Landesgruppe im Bundestag. Der Umgang mit der Bank sei "eine Existenzfrage des Landes". Da wünsche man sich einen Ministerpräsidenten, der sich bis ins letzte Detail informieren lasse. Carstensen zeige eine "Überforderung". Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Bürsch sagte, Carstensen gebe ein "schwaches Bild" ab. Ole Schröder, der für die CDU Schleswig-Hosteins im Bundestag sitzt, wies die Vorwürfe zurück. "Herrn Marnette treibt nicht die Sorge um die HSH, sondern seine eigene Eitelkeit."

      Erst am Freitag hatte der Landtag in Kiel dem Rettungspaket für die HSH Nordbank zugestimmt. Die Bank musste das Geschäftsjahr 2008 mit einem Verlust von 2,8 Mrd. Euro beenden. Sie gehört mehrheitlich dem Land und dem Stadtstaat Hamburg. CDU und SPD in Kiel sowie die schwärz-grüne Bürgerschaft in Hamburg gewähren nun eine Kapitalspritze über drei Mrd. sowie Bürgschaften über zehn Mrd. Euro.

      Hinter vorgehaltener Hand vergleichen selbst CDU-Politiker die Lage in Kiel mit der Situation in Dresden vor gut eineinhalb Jahren. Damals geriet die Sachsen LB in die Schieflage. In der Folge musste Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zurücktreten.

      Nun häufen sich die Vorwürfe gegen Carstensen - auch in der CDU. Da ist das umstrittene Krisenmanagement bei der HSH. Da ist die Große Koalition, in der Carstensen den Landesvater gibt, der CDU aber Profil fehlt. Und da sind der Dämpfer bei der Kommunalwahl vor einem Jahr und die Niederlage bei der Oberbürgermeisterwahl in Kiel vor kurzem. Für Zündstoff sorgt zudem die eigenmächtige Benennung des neuen, parteilosen Wirtschaftsministers Jörn Biel, bis dahin IHK-Hauptgeschäftsführer in Kiel. Fast schon resigniert nehmen es manche CDU-Politiker hin, dass ihr Ministerpräsident derzeit trotz der Regierungskrise ungetrübt im Osterurlaub weilt. "Der Mann gehört jetzt an Bord", sagt einer, der nicht genannt werden möchte.

      CDU-Fraktionschef Johann Wadephul spricht offen über die Lage seiner Partei. "Wir haben das Doppel-Problem der großen Koalition im Land und im Bund. Wir müssen unserer Basis doppelt erklären, dass es noch CDU pur gibt." Gerade für die Städte müsse die Partei verdeutlichen, welche Politik sie vertrete. Mit dem Wechsel des Regierungssprechers - darüber hatten am Wochenende mehrere Zeitungen berichtet - seien die Probleme nicht gelöst, so Wadephul.

      Klarheit wollen CDU und SPD auch über die Lage der Landesbank, zumal Marnette sagte, alle Prognosen seien viel zu optimistisch. Von "aufgeworfenen Fragen", spricht der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Torsten Geerdts. Und SPD-Landeschef Stegner fügt hinzu: "Wir wollen wissen, wer wen falsch informiert hat."

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/hsh-br…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:36:07
      Beitrag Nr. 3.018 ()
      Mit diesem Text aus der "taz" komme ich für heute ...

      Mit Askese durch die Krise
      Verweigere dich durch Disziplin

      Askese könnte zu utopischen Praktiken führen. Mit etwas mehr Sexappeal als Mülltrennung und scheußlichen Energiesparlampen.

      VON ISOLDE CHARIM


      Wenn man dieser Tage die Zeitung aufschlägt, liest man: 1.000 Milliarden Euro bereitgestellt für die Rettung der Welt, 3.500 Milliarden Euro bewilligt für Obamas Haushalt, 100 Millionen Euro Kaution hinterlegt von einem korrupten österreichisch-britischen Banker. Kein Wunder, dass langsam eine neue Sehnsucht nach Moral entsteht. Die Moral hatte ja selbst eine neoliberale Konjunktur.

      Man konnte sie beruhigt externalisieren, der Markt würde das schon an unserer Stelle regeln. Mit dem Versprechen des Marktes, als Maschine zu fungieren, in die man Eigennutz einspeist und aus der allgemeiner Nutzen herauskommt, konnte man sich ungeniert seiner Gier hingeben. Und das betraf nicht nur ein paar korrupte Banker. Slavoj Zizek schrieb schon vor Jahren, der kategorische Imperativ des Kapitalismus laute: Genieße! Dies war keine Möglichkeit mehr, sondern längst eine Forderung.

      Nun erleben wir die Anstrengung, wieder Regulierungen, also Hemmungen, Schwellen, einzubauen. Der Club-of-Rome-Bericht aus dem Jahre 1972 wird hervorgekramt. Seine damalige Mahnung, es gäbe Grenzen des Wachstums, soll heute Programm werden. Allerorten sucht man nach einem neuen Gesellschaftsvertrag, einem New Deal, dessen Konturen noch nicht ganz klar sind, aber dessen Prämisse schon feststeht: Sie lautet Beschränkung. Gleichzeitig ergeht an den Einzelnen die fast flehentliche Botschaft: Bitte, konsumiere weiter!

      Aber die Bekämpfung der skrupellosen Frivolität auf den Finanzmärkten durch einen Exzess an Staatsfinanzen mit unvorstellbaren Summen erzeugt einen gegenteiligen Effekt: Sie produziert eine Sehnsucht nach gesellschaftlicher Moral, nach einer persönlichen Wiederaneignung der Moral. Denn wenn der Neoliberalismus die bis vor kurzem vorherrschende Ideologie war, dann bedeutet dies, dass er in unser aller Köpfe eingedrungen ist. Jetzt ist nicht nur das Vertrauen in die Banken geschwunden, sondern auch das Vertrauen in den Markt als Maschine, der man beruhigt die Moralproduktion überlassen kann. Es ist also an der Zeit, diese wieder selbst zu übernehmen, sie zu internalisieren, sie in den Einzelnen zu verlegen. Und hört man nicht schon da und dort Stimmen, die davon sprechen, dass die Leute in den ehemaligen Ostblockländern viel besser für die Krise gerüstet seien als wir, die wir zu saturiert sind? Da klingt doch durch die Aufforderung zum Konsum eine alte Melodie durch: Gürtel enger schnallen, Opfer bringen.

      In diesen Zeiten, wo man ständig die verstaubtesten Bücher aus seiner Bibliothek hervorkramt, lohnt es sich bei Arnold Gehlen nachzuschlagen: "Wenn man sich einen Ausweg vorstellen könnte", heißt es da, "so wäre es eigentlich nur noch die Askese." Das Erstaunlichste an dem Satz ist vielleicht, dass man plötzlich etwas mit ihm anfangen kann. Ebenso wie mit Gehlens Gedanken, dass nicht Konsum, sondern nur Heroismus ein erstrebenswertes Ideal sei. Aber da Heldentum und Krieg ob ihrer fatalen Folgen unakzeptabel seien, bliebe nur die Askese als heroische Herausforderung. Wenn man bedenkt, wohin die Krise von 1929 geführt hat, liest man gerne weiter. Etwa dass Gehlen drei Arten von Askese unterscheidet: Opfer, Disziplin, Stimulans. Während er vom Opfer absieht, legt er Nachdruck auf die anderen beiden Formen der willentlichen Selbstkontrolle. Durch Foucault, unsere Schulerfahrung und die Kritik am Fordismus sind wir daran gewöhnt, Disziplin negativ zu konnotieren. In Gehlens konservativer Kritik erscheint sie hingegen als Verweigerung, als "Ausschluss vom Wettlauf nach Wohlleben". "Askese", so Gehlen, "muss heute zu heroischen Zielen aufrufen." In der Gegnerschaft zum Exzess der letzten Jahrzehnte könnte ihr so ein heroisches Ziel zuwachsen. Sie könnte zu utopischen Praktiken führen mit etwas mehr Sexappeal als Mülltrennung und scheußlichen Energiesparlampen. Nicht zufällig heißt Peter Sloterdijks neues Buch "Du mußt dein Leben ändern".

      Aber da auch George Batailles "Ökonomie der Verschwendung" sich von einem Einspruch gegen die Kapitalakkumulation und einer existenziellen Grenzerfahrung in die große Party des Marktes verwandelt hat, sei daran erinnert, dass in einer anderen Zeit die "asketische Lebensführung direkt die kapitalistische Lebensform" beeinflusst hat, wie Max Weber schrieb. Was heute noch als Widerstand, als Verweigerung gegenüber dem Markt verstanden wird, kann morgen schon wieder höchste kapitalistische Tugend sein.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/verweigere-d…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:40:20
      Beitrag Nr. 3.019 ()
      ... zum Schluß.

      Vielen Dank wieder einmal euch allen für das Interesse an diesem heutigen Montag!

      Ich wünsche euch nun einen noch angenehmen Abend bzw. eine gute Nacht!

      Bis morgen ...
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:45:36
      Beitrag Nr. 3.020 ()
      :laugh:
      Chauvis unter sich!

      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:46:45
      Beitrag Nr. 3.021 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.828 von Groupier am 06.04.09 21:45:36;)
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 21:48:44
      Beitrag Nr. 3.022 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.828 von Groupier am 06.04.09 21:45:36Da gibt`s keine Migräne ...

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 01:51:07
      Beitrag Nr. 3.023 ()
      Nicht schlecht :

      www.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ
      www.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ


      _________________________________________________________________


      Soros: US-Banken insolvent


      Montag, 6. April 2009

      Alle US-Banken sind praktisch insolvent- meint George Soros.
      Verstaatlichung keine Frage mehr. Mark-to-Market Regel verlängert Leben von "Zombie"-Banken lediglich. Dollar möglicherweise in Zukunft ersetzt durch Sonderziehungsrechte (SZR).



      Scharf ins Gericht ging Investment-Legende George Soros in einem Reuters-Interview mit den US Banken: "Das Banksystem als Ganzes sei praktisch insolvent", sagte Soros am Montag.

      Die Verstaatlichung der Banken "sei keine Frage". Der Stress-Test durch das US Finanzministerium sei ein Vorbote für eine erfolgreiche Rekapitalisierung durch den Staat.

      Im Hinblick auf die geplanten Änderungen bei den Bilanzierungsregeln sagte Soros, dass dies lediglich das Leben der "Zombie"-Banken verlängern werde. Die US-Wirtschaft sei in einem nachthaltigen Abwärtstrend und werde sich dieses Jahr nicht erholen, was die Lage der Banken noch verschärfe.

      Für den US-Dollar hege er keine große Hoffnung. Der Dollar werde laut Soros unter Druck kommen und möglicherweise durch die Special Drawing Rights (Sonderziehungsrechte) des IWF ersetzt.

      China hatte kürzlich vorgeschlagen, von den Sonderziehungsrechten mehr Gebrauch zu machen. Sollte dies geschehen, werden die SZR eventuell zu einer neuen globalen Weltreservewährung.

      "In Zukunft könnte es von Vorteil sein, ein Konto zu haben, das nicht auf Dollar basiert" - so Soros.

      Eine Erholung der Weltwirschaft könnte 2010 möglich sein. Dies hänge jedoch davon ab, wie tief die Reszession tatsächlich gehe. Das System hätte es den USA erlaubt, über ihre Verhältnisse zu leben und dieses sei nun reformiert, so Soros. Das dürfte sich in Zukunft nicht mehr wiederholen.

      Quelle :
      http://www.mmnews.de/index.php/200904062691/MM-News/Soros-US…
      http://www.mmnews.de/index.php/200904062691/MM-News/Soros-US…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 05:27:31
      Beitrag Nr. 3.024 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.601 von Ausgangssperre am 07.04.09 01:51:07Guten Morgen Ausgangssperre,
      herzlich willkommen hier! Einen schönen Tag wünscht Dir Maraho ;)
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 05:29:55
      Beitrag Nr. 3.025 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.786.035 von Maraho am 17.03.09 19:04:51Guten Morgen zusammen,
      ein erträglicher Tag sei euch allen gewünscht!

      Beginnen wir damit ...

      Presse: Seehofer für neues Konjunkturpaket offen

      Hamburg (dpa) - Als erster Spitzenvertreter der großen Koalition zeigt sich CSU-Chef Horst Seehofer offen für weitere kurzfristige Hilfen zugunsten von Unternehmen und Steuerzahlern. Laut «Financial Times Deutschland» hat er dies auf der Klausurtagung der CSU-Spitze am Wochenende deutlich gemacht. Die Regierung dürfe «jetzt nicht den Griffel fallen lassen», hätten Teilnehmer der Sitzung den Parteichef zitiert. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück lehnen die Diskussion über ein drittes Konjunkturprogramm strikt ab.

      © Die Welt
      erschienen am 07.04.2009 um 04:50 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 05:36:40
      Beitrag Nr. 3.026 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.627 von Maraho am 07.04.09 05:29:55Mit anderen Worten: Die Lage ist schlimmer, als man uns bisher weismachen wollte ...


      Konjunkturpaket III
      Exklusiv Front gegen neues Paket bröckelt
      von Timo Pache (Berlin)

      Die Front gegen ein drittes Milliardenprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft bricht auf. Als erster Spitzenvertreter der Großen Koalition zeigt sich CSU-Chef Horst Seehofer nach FTD-Informationen offen für weitere kurzfristige Hilfen zugunsten von Unternehmen und Steuerzahlern.


      Teilnehmer der Klausurtagung des CSU-Vorstands am Wochenende zitierten Seehofer am Montag mit den Worten: "Wir müssen damit rechnen, dass man noch etwas machen muss." Die Bundesregierung dürfe "jetzt nicht den Griffel fallen lassen".

      Seehofer stellt sich damit gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Beide lehnen schon die Diskussion über ein drittes Konjunkturprogramm zum jetzigen Zeitpunkt strikt ab.

      Dagegen hieß es in der CSU-Spitze, Vorfestlegungen gegen weitere Konjunkturstützen seien "nicht hilfreich". "Wir müssen flexibel sein. Entscheidend ist, das Notwendige zu erkennen und entsprechend zu handeln." Seehofer fordert notfalls noch in dieser Legislaturperiode schnelle Steuerentlastungen, sollte die Konjunktur nicht bald wieder anziehen.

      Die Bundesregierung hat im vergangenen halben Jahr zwei Konjunkturpakete beschlossen, die derzeit umgesetzt werden. Das Volumen der beiden Pakete liegt in diesem und im nächsten Jahr bei insgesamt rund 80 Mrd. Euro. Neben einer niedrigeren Einkommensteuer und geringeren Sozialbeiträgen enthalten die Pakete milliardenschwere zusätzliche Investitionen des Staates, eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds auf bis zu 18 Monate und die Abwrackprämie für Autos.

      In Berliner Koalitionskreisen hieß es dazu, ein weiteres Investitionsprogramm sei "völlig ausgeschlossen". Möglich sei aber, dass man "ohnehin geplante Steuerentlastungen als drittes Konjunkturprogramm ausflaggt".

      Tatsächlich hat Berlin weitere massive Steuersenkungen bereits auf den Weg gebracht. Mit dem "Bürgerentlastungsgesetz", das vom Kabinett schon verabschiedet ist, sollen die Beiträge zur Krankenversicherung ab 2010 komplett steuerlich abziehbar sein.

      Das Finanzministerium rechnet mit einer Entlastung um mindestens 9 Mrd. Euro. Da sich Union und SPD nach FTD-Informationen grundsätzlich auch darauf verständigt haben, die Beiträge zu Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen absetzbar zu lassen, dürfte die Entlastung noch größer ausfallen.

      Im Grundsatz beschlossen ist zudem, auch Firmen mit dem Gesetz zu entlasten. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte am Montag, Korrekturen an der Unternehmenssteuerreform seien "dringend geboten" - etwa bei der Absetzbarkeit von Zinsausgaben. "Das muss man nicht erst in einer neuen Koalition auf den Weg bringen."

      Auch die SPD-Linke zeigte sich offen für ein drittes Konjunkturpaket. Der Sprecher der Parlamentarischen Linken im Bundestag, Ernst Dieter Rossmann, sagte der FTD: "Eine Schockstarre darf es nicht geben." Sollte die Konjunktur weiter absacken, "bin ich mir sicher, dass sich diese Bundesregierung auf weitere Stabilisatoren für Arbeitsplatzsicherheit und Konjunktur verständigt". Teil eines dritten Pakets müsste etwa eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds auf 24 Monate sein.

      Die Argumentation von CSU und SPD-Linken stützen dürfte die anstehende Konjunkturprognose der Regierung. Guttenberg kündigte für Ende April "eine klare, realistische und andere" Prognose an. Bislang erwartet die Regierung für 2009 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,25 Prozent. Inzwischen ist aber von bis zu fünf Prozent Minus die Rede. In den kommenden Jahren werde es ein "harter Prozess, sich wieder zu stabilisieren", sagte Guttenberg.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Konjunkturpaket-III-F…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 05:45:44
      Beitrag Nr. 3.027 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.045 von Maraho am 06.04.09 19:46:44In Bezug.

      Land unter im Norden
      von M. Lambrecht, N. Schöneich, T. Steinmann (Hamburg), M. Schreiber (Frankfurt) und A. Delfs (Berlin)

      Der Rücktritt des Kieler Wirtschaftsministers sollte Ruhe in die Debatte um die HSH Nordbank bringen. Doch Werner Marnette legt nach, und es wird immer klarer: Die Haushalte in Hamburg und Schleswig-Holstein drohen abzusaufen.


      Peter Harry Carstensen gilt nicht gerade als passionierter Fußballfan. Doch ausgerechnet an diesem Sonntag zieht es Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten ins Kieler Holstein-Stadion, wo der Viertligist Holstein Kiel gegen die zweite Mannschaft von Hannover 96 antritt. Ein Spiel, das Fußballerherzen nicht unbedingt höher schlagen lässt. Nach den immer neuen Hiobsbotschaften aus der HSH Nordbank und den aktuellen Enthüllungen aus dem Alltag des Kieler Regierungsapparats will der leutselige Nordfriese an diesem sonnigen Frühlingstag wohl ein bisschen Normalität vorspielen.

      Demonstrativ hat sich der CDU-Politiker einen Holstein-Schal um den Hals gehängt, als er in Begleitung seiner Referentin und eines Personenschützers die Tribüne am Kieler Westring betritt. Aber der sonst so volksnahe Landesvater wirkt isoliert und angespannt. Nachdem er einige Hände geschüttelt hat, verschwindet Carstensen in der VIP-Loge und holt sich erst einmal was zu essen.

      Der Paukenschlag, mit dem Wirtschaftsminister Werner Marnette ein Wochenende zuvor das Kieler Kabinett verlassen hat, hallt noch nach: "Absolut unprofessionell" sei das Management der Krise gelaufen, in das die angeschlagene HSH Nordbank geraten sei, polterte der frühere Chef der Norddeutschen Affinerie, den Carstensen erst neun Monate zuvor in die Politik geholt hatte. Und in Interviews legte Marnette noch einmal nach. "Schon Anfang 2008 war für jeden interessierten Laien erkennbar, dass da etwas aus dem Ruder lief", so der zurückgetretene Minister im aktuellen "Spiegel". Doch Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) und Carstensen hätten sich mit den Zahlen offenbar nicht auseinandersetzen wollen: "Bloß nicht festlegen, nicht angreifbar machen war deren Devise."

      Was als Schieflage eines Geldinstituts begann, weitet sich zum politischen Katastrophenszenario für die Große Koalition in Kiel ebenso wie für die schwarz-grüne Landesregierung in Hamburg aus.

      Noch Anfang Dezember feierte sich Carstensen in seiner Rede zum Etatentwurf für die kommenden Jahre als umsichtiger Haushälter: "Wir haben die Neuverschuldung um 900 Mio. Euro gesenkt", referierte der Ministerpräsident vor dem Kieler Landtag. "Ich denke: Das verdient nun wirklich Anerkennung." Die Risiken der schlingernden Landesbank erwähnte er lediglich am Rande: Es gelte, die passenden Instrumente des Stabilitätspakts zu nutzen und die Bank "zukunftsfähig aufzustellen".

      Seit Mitte Februar ist jedoch klar, dass die HSH im vergangenen Jahr 2,8 Mrd. Euro Miese gemacht hat. Abschreibungen auf das Kreditersatzgeschäft, Verluste aus dem Engagement in Island und bei der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers haben die Landesbank tief in die roten Zahlen rutschen lassen. Zudem muss sie ihre Risikovorsorge auf 1,4 Mrd. Euro erhöhen. Eine Kapitalspritze von 3 Mrd. Euro ist nötig, um das Institut am Leben zu erhalten. Dafür kommen die Anteilseigner Schleswig-Holstein und Hamburg auf - und sie stehen für weitere Risiken gerade: 10 Mrd. Euro umfasst die Ausfallgarantie, die sie übernehmen müssen. Beide Länder haben damit etwa einen halben Jahresetat im Feuer - ein erneuter Einbruch der Bank würde alle Bemühungen der vergangenen Jahre, die Landeshaushalte zu sanieren, Makulatur werden lassen.

      Ole Von Beust hielt sich denn auch lieber zurück, als am vergangenen Mittwoch das größte Rettungspaket in der Geschichte der Hansestadt zur Abstimmung stand. Während der dreistündigen Debatte in der Bürgerschaft blieb der Erste Bürgermeister auf der Regierungsbank sitzen und ließ andere die schwierige Lage erklären. "Es ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera", sagte der Fraktionschef der Grünen, Jens Kerstan. Schließlich droht als größter annehmbarer Unfall der Zusammenbruch der Bank. Wegen der nachlaufenden Gewährträgerhaftung kämen auf die Anteilseigner dann Verbindlichkeiten in Höhe von 65 Mrd. Euro zu - die über die vergangenen Jahrzehnte angesammelten Schulden Hamburgs und Schleswig-Holsteins könnten sich glatt verdoppeln.

      Dabei ist die schwarz-grüne Koalition in Hamburg im vergangenen Frühjahr mit dem Versprechen angetreten, nicht weiter Miese zu machen Solide Staatsfinanzen, versicherte CDU-Finanzsenator Michael Freytag damals, seien nicht weniger als "die Grundlagen für alles". Den Hamburger Koalitionären gelang es mit einigen Buchungstricks zwar gerade eben noch, den Doppeletat 2009/10 ohne neue Schulden zusammenzutackern.

      Doch in der Finanzkrise sind die guten Vorsätze nicht mehr zu halten. Schon im Januar, als das Elend der Landesbank noch gar nicht vollständig absehbar war, berichteten Mitarbeiter des Finanzsenators: "Freytag kotzt den Eimer voll, dass er jetzt als Schuldenmacher dasteht."

      Inzwischen steht Freytag nicht nur als Schuldenmacher da - sondern vor allem als einer, der das HSH-Desaster verschlafen hat, obwohl er im Aufsichtsrat des Instituts sitzt. Noch im Oktober tönte der Senator, die Landesbank sei "im Kern gesund". Jetzt ist er zum Abschuss freigegeben: Die Opposition fordert offen Freytags Rücktritt und wird einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen. Selbst CDU-Abgeordnete kritisieren, Freytag habe "zu lange einen auf heile Welt gemacht". Und Bürgermeister von Beust, dem die Nordbank-Krise bislang erstaunlich wenig anhaben konnte, dreht seinem Finanzsenator bisweilen demonstrativ den Rücken zu, wenn dieser im Parlament spricht.

      Die Abgeordneten, die das Paket in beiden Landesparlamenten durchgewinkt haben, tragen zur Begründung allesamt den gleichen Vers vor: "Die Entscheidung war ohne Alternative." Gerade einmal eine Woche hatten die Parlamentarier Zeit, hunderte Seiten Dokumente zu wälzen. In der Registratur des Landtags lagen weitere 1000 Seiten vertraulicher Unterlagen aus, die nur die Mitglieder des Beteiligungsausschusses einsehen durften - darunter Briefwechsel zwischen dem Soffin und der HSH, Gutachten der Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers und KPMG sowie der testierte Jahresabschluss 2008. "Die hätten nicht in zwei Leitz-Ordner gepasst", sagt der Kieler CDU-Finanzpolitiker Peter Sönnichsen.

      Was vom Aussteiger Marnette als katastrophale Informationspolitik empfunden wird, kommentieren die leidgeprüften Politprofis eher gelassen: "Ich kann nicht behaupten, dass ich alles durchgearbeitet habe", sagt Sönnichsen. Mehr Unterlagen hätten nicht weitergeholfen, glaubt die SPD-Abgeordnete Birgit Herdejürgen.

      Noch-Minister-Marnette saß einen Vormittag lang mit der Kladde auf den Knien im Büro einer Mitarbeiterin des Finanzministeriums, um die HSH-Unterlagen einzusehen und sich handschriftliche Notizen zu machen. Sein Fazit teilt er nun nach seinem Rücktritt im "Spiegel" mit: "Die Drei-Milliarden-Spritze ist Ende dieses Jahres schon verfrühstückt." Bräche die Wirtschaftsleistung in Deutschland 2009 um die von der OECD prognostizierten 5,3 Prozent ein, müssten die Anteilseigner oder der Bankenrettungsfonds Soffin schon 2010 nachlegen. Überdies sei ein angenommenes Ausfallrisiko von lediglich einem Prozent der 33 Mrd. Euro, die die HSH in Schiffsfinanzierungen gesteckt habe, viel zu niedrig angesetzt. Doch auf dieser Annahme basiere die Risikovorsorge der Bank bis 2012.

      Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Bank wieder Kapital braucht. Wenn sie in den kommenden Jahren weitere Milliardenverluste schultern und an Kiel und Hamburg jährliche Gebühren von 400 Mio. Euro für die Ausfallgarantie zahlen muss, erscheine die "Kapitalausstattung durch die Länder nicht besonders komfortabel", sagt Bankenexperte Stefan Best von der Ratingagentur Standard & Poor's.

      Offen ist, ob der Soffin erneut einspringen würde, wenn der Bank die Mittel ausgingen. Im vergangenen November hatte der Fonds bereits Garantien in Höhe von 30 Mrd. Euro bereitgestellt.

      Für den Kieler Oppositionspolitiker Wolfgang Kubicki ist schon jetzt klar, dass in Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren nur noch wenig geht: "Die HSH Nordbank macht die Rückführung der Schulden komplett zunichte", sagt der FDP-Fraktionschef. Und wenn das Land - wie kürzlich in der Föderalismuskommission II beschlossen - ab 2020 keine neuen Schulden mehr machen darf, drohten deutliche Kürzungen der öffentlichen Ausgaben. "Politisch", so Kubicki, "herrscht dann Stillstand."

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Agenda-La…
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      schrieb am 07.04.09 05:53:58
      Beitrag Nr. 3.028 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.481 von Maraho am 02.03.09 20:13:43In Bezug.
      Die Schleusen werden noch weiter geöffnet ...

      Unterstützungspakt
      Milliardenhilfe für US-Notenbank

      Die führenden Zentralbanken haben im Kampf gegen die Finanzkrise eine weitere Verteidigungslinie aufgebaut. Die Europäische Zentralbank, die Schweizerische Nationalbank, die Bank of England und die Bank of Japan wollen den US-Zentralbankern notfalls mit einer Devisenspritze in Höhe von bis zu 287 Milliarden Dollar unter die Arme greifen.


      Frankfurt am Main - Mehrere führende Notenbanken stellen der US-Finanzindustrie bei Bedarf zusätzliche Liquidität in ausländischen Währungen zur Verfügung. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag in Frankfurt mitteilte, wurden entsprechende Abkommen über so genannte Devisenswaps zwischen ihr, der US-Notenbank, der Bank von Japan (BoJ) und den Notenbanken der Schweiz (SNB) und Großbritanniens (BoE) unterzeichnet.

      Die EZB stellt der US-Notenbank demnach bis zu 80 Milliarden Euro zur Verfügung, die sie notfalls an US-Banken weiterreichen kann. Die Laufzeit des Geschäfts ist begrenzt bis Ende Oktober. Von der Bank von England erhält die US-Notenbank einen Rahmen von bis zu 30 Milliarden Pfund, von der Schweizerischen Nationalbank von bis zu 40 Milliarden Franken und aus Japan bis zu zehn Billionen Yen.

      Unter einem Devisenswap versteht man ein Währungsgeschäft, bei dem eine Währung in eine andere Währung umgetauscht wird, um kurzfristige Engpässe in einer der beiden Währungen zu beheben.

      Im Verlauf der Finanzkrise haben mehrere Zentralbanken bereits solche Geschäfte abgeschlossen. So versorgen beispielsweise die US-Zentralbanker und die EZB kleinere Notenbanken mit Dollar- beziehungsweise Euroliquidität. Die amerikanische Zentralbank stellt außerdem seit Monaten einer ganzen Reihe von Ländern per Devisenswap Dollars zur Verfügung.

      Die Zusammenarbeit der Notenbanken bei der Versorgung mit Liquidität in jeweils fremder Währung begann mit Swapabkommen zwischen der Amerikanischen, der Europäischen und der Schweizer Notenbank im Dezember 2007. Die US-Notenbanker schlossen dann während der heftigen Marktturbulenzen nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September weitere Arrangements mit den Notenbanken Kanadas, Japans und Großbritanniens.

      Außerdem bestehen mehrere Swap-Linien zwischen der Europäischen und Amerikanischen Zentralbanken sowie kleineren Notenbanken in aller Welt, im Falle der EZB vor allem in Osteuropa. Wie bereits bei früheren Devisenabkommen ging die Initiative auch dieses Mal von der US-Notenbank aus.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,617…
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      schrieb am 07.04.09 06:08:13
      Beitrag Nr. 3.029 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.786.035 von Maraho am 17.03.09 19:04:51Nochmals etwas dazu ...

      Industrie-Rating
      IG Metall will Rettungsliste für Unternehmen
      Von Sven Astheimer


      Der Frankfurter Bezirksleiter der IG Metall, Armin Schild, hat die Politik angesichts der schweren Folgen der Wirtschaftskrise zu einer aktiven Wirtschafts- und Industriepolitik aufgefordert. Die hessische Landesregierung müsse eine Positivliste aufstellen von Unternehmen, die von herausragender Bedeutung sind, „eine Art Triple-A-Rating für die Industrie“.

      Diese Unternehmen dürften auf keinen Fall untergehen, egal was die Märkte sagten, sagte Schild am Montag in Frankfurt während einer Pressekonferenz. Diesen als relevant definierten Betrieben müsse der Staat in Notsituationen mit Bürgschaften oder direkten Kapitalspritzen helfen, um dort die Beschäftigung zu sichern, forderte der Funktionär, der gleichzeitig im Aufsichtsrat des vor einer ungewissen Zukunft stehenden Autobauers Opel sitzt. Kriterien für eine solche Liste nannte er nicht, forderte aber auch andere Landesregierungen und den Bund zu einem solchen Schritt auf. Andernfalls drohe „die Wüste Gobi in der Industrielandschaft“, warnte Schild.

      Schild sagte „das Ende des bisherigen Geschäftsmodells der deutschen Automobilindustrie“ voraus. Die Branche leide unter Überkapazitäten und sei von Kosteneffizienz getrieben. „Die Luft muss raus.“ Es sei aber auch klar, dass man nicht allen werde helfen können. Um die härtesten Folgen für die Beschäftigten zu vermeiden, müsse eine Art Kurzarbeit für ältere Arbeitnehmer eingeführt werden. Dies soll an die mittlerweile ausgelaufene Förderung der Frührente durch die Bundesagentur für Arbeit anknüpfen. Anders sei die Pleitewelle nicht sozialverträglich zu gestalten, welche Schild erwartet. Die Automobilindustrie werde im kommenden halben Jahr „ein ziemliches Desaster“ erleben. „Wir kennen die Unternehmen doch schon, die in den kommenden Monaten untergehen werden.“

      IG Metall macht gemeinsame Sache mit Zeitarbeitgeberverbänden

      Gleichzeitig stellte die IG Metall eine gemeinsame Initiative mit den Zeitarbeitgeberverbänden BZA und IgZ vor. Ziel ist es, Entlassungen in der Zeitarbeit zu vermeiden durch den Einsatz von Qualifizierung während Kurzarbeitsphasen. Zusammen mit der Arbeitsagentur wird man eine Regiestelle einrichten, die versucht, den Bedarf an Weiterbildung der Entleihfirma in Einklang zu bringen mit den einsatzfreien Zeiten von Leiharbeitern. Dazu müssten die Angebote der Bildungsträger möglichst flexibel sein, sagte Stefan Körzell vom Deutschen Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen. „Ein starrer Kursbeginn montags um 8 Uhr ist für Zeitarbeiter nicht attraktiv.“

      BZA-Hauptgeschäftsführer Ludger Hinsen sagte, dieses Projekt habe eine Bedeutung weit über die Grenzen Hessens hinaus. Denn in der Zeitarbeit gingen seit Sommer eine Viertelmillion Stellen verloren. Wenn die Konjunktur wieder anziehe, sei aufgrund der demographischen Entwicklung jedoch abermals mit einem Mangel an Fachkräften zu rechnen. Deshalb gelte es, die Zeit jetzt sinnvoll zu nutzen. IgZ-Vertreter Georg Sommer stellte fest, dass das Interesse an Kurzarbeit in der Branche wachse. Für Zeitarbeitsunternehmen sind die Zugangsbedingungen erst seit dem 1. Februar endgültig geregelt. Seitdem ist die Zahl der Anzeigen auf Kurzarbeit deutlich gestiegen.

      Kurzarbeit vor allem bei Auto- und Maschinenbauern

      Im März lagen laut Angaben der Arbeitsagentur solche Anmeldungen für mehr als 44.000 Arbeitnehmer vor. Damit liegt die Zeitarbeit auf Platz sechs aller Branchen. Nach wie vor greift vor allem das Produzierende Gewerbe auf solche Arbeitszeitreduzierungen zurück. Vor allem der Maschinenbau und die Automobilhersteller und -zulieferer machen regen Gebrauch davon. Insgesamt gingen im März 670.400 Anzeigen ein. Das waren zwar 28.500 weniger als im Februar, jedoch fast 660.000 mehr als vor einem Jahr.

      Diese Anzeigen sind verpflichtend, damit die Arbeitslosenversicherung in Form des Kurzarbeitergeldes später für einen Teil des Verdienstausfalls der Betroffenen aufkommt. Allerdings ist die Umsetzung nicht zwingend. Beispielsweise haben einige Automobilhersteller zu Jahresbeginn Kurzarbeit für Mitarbeiter angezeigt, wegen der hohen Nachfrage durch die Abwrackprämie aber nicht umgesetzt. Statistiken über die tatsächliche Umsetzung liegen immer mit einiger Verspätung vor. Im Mai wird die Bilanz für das erste Quartal veröffentlicht. Schätzungen zufolge dürften sich derzeit mehr als eine Million Beschäftigte in Kurzarbeit befinden.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/D…
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      schrieb am 07.04.09 06:19:10
      Beitrag Nr. 3.030 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.490.079 von Maraho am 01.02.09 14:53:43Betrifft: Anleihen ...

      Lanxess fürchtet Flut von Staatsanleihen - Finanzielle Flexibilität steht im Vordergrund

      Finanzvorstand Zachert: Abhängigkeit von Banken verringern - Unkonditionierte Liquidität ein Wert an sich

      Börsen-Zeitung, 7.4.2009 ab Düsseldorf
      Um sich aus der Abhängigkeit vom Bankenmarkt zu lösen, hat Lanxess eine 500 Mill. Euro schwere Anleihe begeben. Zwar verfügt der Chemiekonzern dank einer syndizierten Kreditlinie von 1,4 Mrd. Euro mit einer Laufzeit bis 2014 über einen ansehnlichen Puffer, doch steht für Finanzvorstand Matthias Zachert in der Krise die finanzielle Flexibilität im Vordergrund.

      Zachert fürchtet nicht, dass die Banken ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, doch "makroökonomisch stehen andere Treiber hinter dem Geschehen", sagt Zachert im Interview der Börsen-Zeitung. "Unkonditionierte Liquidität ist in turbulenten Zeiten ein Wert an sich. Das gibt im Entscheidungsprozess den Ausschlag", begründet er das opportunistische Verhalten, denn bis 2011 hat Lanxess keinen nennenswerten Refinanzierungsbedarf.

      Angesichts der weltweiten Konjunkturprogramme macht sich jedoch auch Unsicherheit breit. "Die Anleihemärkte werden in den nächsten Jahren von den Staaten deutlich beansprucht werden. Dann könnte es selbst für sehr gute Unternehmen schwierig werden, sich am Bondmarkt zu finanzieren", fürchtet Zachert. Unternehmen mit Rating im Investment Grade hätten derzeit keine Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen. Anders sehe es dagegen bei Großkonzernen mit schlechter Bonität und bei Unternehmen aus dem Mittelstand aus.

      Zwar zeigt Zachert Verständnis für die spürbar gestiegenen Risikoaufschläge, doch warnt er zugleich vor zu hohen Zinsen: "Dann rechnen sich Investitionen nicht mehr. Das ist gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation schwierig, weil die wirtschaftliche Dynamik zum Erliegen kommt."

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009067…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 06:58:57
      Beitrag Nr. 3.031 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.778 von Maraho am 06.04.09 21:36:07In Anlehnung.

      Analyse zur Krise
      Bescheidenheit statt Gier ist kein Ausweg


      Es ist eine in diesen Tagen viel gehörte Meinung: Die menschliche Gier hat uns in die Krise gestürzt – nun sollten wir weniger konsumieren und bescheidener leben. Doch dahinter steckt eine Milchmädchenrechnung. Viele Menschen begreifen einfach nicht, wie Wirtschaft funktioniert.

      Sicher wollte Gesine Schwan ein gutes Beispiel geben, als sie erzählte, dass sie ihre Kleider vorwiegend im Secondhand-Laden kaufe. Aber was ist, wenn das alle machen? Was passiert dann mit dem ersten Markt? Ob eine Moral des Verzichts überzeugen kann, hängt vom Kontext ab. Aus der Sicht des einzelnen Haushalts kann Secondhand-Shopping sinnvoll sein, aber eine Secondhand-Wirtschaft fährt binnen kurzer Zeit an die Wand.

      Das Beispiel führt vor Augen, dass wir es ständig mit zwei grundverschiedenen Sphären zu tun haben: auf der einen Seite die Lebenswelten der Menschen, auf der anderen Seite die Systeme, etwa Produktmärkte und Finanzmarkt. Mit den Begriffen „Lebenswelt“ und „System“ lehne ich mich an Jürgen Habermas an, der damit seinerseits eine lange soziologische Tradition fortsetzt.

      Wir alle sind so an die Verzahnung von Lebenswelt und System gewöhnt, dass wir die Zweidimensionalität unseres Alltags meist völlig vergessen. Man lebt in seiner Wohnung, hat Familie, trifft sich mit Freunden, geht einkaufen, arbeitet und führt den Hund spazieren. Aber wenn man sich dabei für ein, zwei Euro fünfzig eine Currywurst kauft, denkt man nicht daran, dass dies nur möglich ist, weil gleich mehrere große Räderwerke weit jenseits des persönlichen Erfahrungshorizonts zusammenwirken: etwa der Markt für Lebensmittel, das Transportwesen, die Aufsichtsbehörden. Die Abhängigkeit der Currywurst von Systemen würde den Konsumenten schnell klar, wenn auch nur eines davon versagte, etwa die EZB, sollte sie mit ihrer Geldpolitik eine Hyperinflation anheizen.

      In der Lebenswelt kennt jeder jeden, in den Systemen herrscht Anonymität; in der Lebenswelt kann jeder Einfluss nehmen, in den Systemen führen die Experten; die Lebenswelt erfährt man unmittelbar, über die Systeme liest man etwas in der Zeitung; die Lebenswelt betrifft den ganzen Alltag, die Systeme haben sich auf jeweils einen Hauptzweck spezialisiert.

      Mit der Moderne kamen die Systeme. Seitdem leben wir in zwei Welten, doch nur für die Lebenswelt sind wir kognitiv ohne besondere Vorbereitung ausgerüstet. Die geistigen Mittel, die wir brauchen, um uns in ihr zu bewegen, sind uns teils in die Wiege gelegt, teils erwerben wir sie im Alltag. Um dagegen mit den Systemen klarzukommen, müssen wir in jeder Generation von Neuem nachlernen. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, dass Systeme in vieler Hinsicht unserer lebensweltlich geschulten Intuition zuwiderlaufen. Wer sie verstehen will, muss seine alltäglichen Wahrnehmungsmuster gegen den Strich bürsten.

      Von allen Systemen nun, mit denen wir es zu tun haben, ist die Wirtschaft besonders schwer zu durchschauen. Es beginnt mit dem Einkaufen. In der Lebenswelt spart man Geld, wenn man nur gebrauchte Kleider kauft, im System hat dies den Niedergang der Textilbranche zur Folge. Umgekehrt kann Geldausgeben im System zur multiplen Geldvermehrung führen. Die Befremdung unserer Alltagserfahrung setzt sich fort mit dem Teilen und Verteilen: In der Lebenswelt der Familie kommt man am besten mit einer Art friedlichem Kommunismus aus, doch im Wirtschaftssystem haben sich Privateigentum und Markt als weit überlegen erwiesen. Besonders schwer zu verstehen ist die entgegengesetzte Bedeutung von Knappheit: In der Lebenswelt ist Mangel ein Problem und Sättigung ein erstrebenswerter Zustand, im System ist es umgekehrt – ungestillte Bedürfnisse sind aus der Systemperspektive ökonomische Ressourcen, Bedürfnislosigkeit aller wäre der Ruin.

      Von allen Unterschieden zwischen Lebenswelt und Wirtschaftssystem ist der moralische besonders schwer nachzuvollziehen. In der Lebenswelt rangiert Altruismus vor Eigennutz, zu Recht. In der Wirtschaft dagegen (vorausgesetzt, sie ist gut geregelt) geht es allen umso besser, je egoistischer sich jeder einzelne Akteur verhält.

      Wie die Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren gezeigt hat, macht eine scheinbar altruistische Wirtschaftspolitik alles kaputt. Schutzmaßnahmen jeder Art, etwa Zölle, Subventionen, Mindestpreise oder extensiver Kündigungsschutz schaffen, was sie vermeiden sollen: Zerstörung. Wer den Satz akzeptiert, dass die Lebenswelt auf eine prosperierende Wirtschaft angewiesen ist, kann sich kaum der Einsicht entziehen, dass der lebensweltlich beste Wille im System schnell zum schlechtesten Ergebnis führt. Lebensweltliche Moral kann auf der Systemebene in Unmoral umschlagen, und umgekehrt kann im System moralisch geboten sein, was in der Lebenswelt unmoralisch erscheint.

      In diesen wenigen Sätzen ist das Gespräch von Denkern aus mehr als 200 Jahren zusammengefasst. Um nur die wichtigsten zu nennen: Adam Smith als Begründer der Volkswirtschaftslehre; die Tradition des Pragmatismus und Utilitarismus der schottischen Moralphilosophen; John Steward Mills’ Philosophie der Freiheit; nicht zuletzt, um das Reizwort der Ahnungslosen zu zitieren, die Neoliberalen. Walter Eucken etwa, Wilhelm Röpke, Joseph Müller-Armack, Karl Popper, Ludwig Erhard und andere haben gerade nicht für die hirnlose Entfesselung des Raubtiers gekämpft, sie wollten es bändigen.

      Sie alle waren umgetrieben von der potenziell destruktiven Kraft des Egoismus. Moralisch zu rechtfertigen ist Egoismus nur dann, wenn er nicht nur dem Einzelnen nützt, sondern auch allen anderen. Aber es liegt in der Natur des Egoismus, dass der Nutzen für die anderen leicht auf der Strecke bleibt. Systeme laufen manchmal aus dem Ruder und verwandeln sich in menschenfeindliche Monster. Dies zu verhindern ist das Anliegen der zu Unrecht gescholtenen Neoliberalen. Keiner von ihnen wendet sich gegen die Gier, denn Sie halten es für naiv, das System mit den Mitteln der Lebenswelt kurieren zu wollen. Ihre Werkzeuge sind nicht Bußpredigten und Verzichtsappelle, sondern Regeln, Strafrecht, Kontrolle, Anwendung bestehender Vorschriften und gutes Denken.

      Durch die Weltwirtschaftskrise werden die Neoliberalen nicht widerlegt, sie werden bestätigt. Seht ihr, könnten sie sagen, so weit kommt es eben, wenn man den Markt vor die Hunde gehen lässt. Ihr habt euch systemwidrig verhalten. Ihr habt zugelassen, dass die Transparenz des Finanzmarkts unterminiert wurde, und ihr habt Finanzmarkt und Produktmarkt voneinander getrennt. Zu anderen Zeiten lag das Fehlverhalten im Protektionismus und in der Verstaatlichung, aber das kann ja noch kommen. In der Systemebene sind das die wahren Todsünden.

      Vielen Menschen erscheinen Systeme kalt, undurchschaubar, zerstörerisch, unmenschlich und ästhetisch so ansprechend wie ein Autobahnknotenpunkt. Wie schön ist dagegen die Lebenswelt: warm, gemütlich, vertraut und betörend wie der Geruch von selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen. Die Lebenswelt liebt man, die Systeme benutzt man. Man muss sie ja nicht lieben. Aber es ist mit ihnen wie mit den Autobahnknotenpunkten: Wenn man sie abschafft, ist es die Lebenswelt, die den Schaden hat.

      Was ist aber nun mit jener bekannten Szene im entführten, glutheißen Flugzeug von Mogadischu, wo ein Mann seiner Frau blitzschnell den kostbaren Becher Orangensaft wegtrank? Sollen die Hauptverantwortlichen der Finanzkrise etwa von einem Vorwurf entlastet sein, der diesen Mann zu Recht trifft? Keineswegs, nur ist ihnen dieser Vorwurf herzlich egal. In der Lebenswelt fühlt man sich von der Empörung des anderen getroffen, denn man steht ihm gegenüber. Im System sind die anderen zu weit weg. Ihre Interessen lassen sich nur von außen einbringen. Gefragt ist Politik.

      Mit Bußpredigten kommt man Systemen nicht bei. In der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise fungiert der Vorwurf der Gier bloß als eine Art Blitzableiter. Man wird damit Aggressionen los, sieht sich auf der Seite der Guten und hat das schöne Gefühl, die Welt zu verstehen. Ein ähnliches Phänomen gibt es auch in der Medizin; Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang vom Kausalitätsbedürfnis der Laien. Patienten wollen einen Namen für ihre Symptome. Durch Etikettierung mit einem Krankheitsbegriff entsteht ein Gefühl des Begreifens, das heilend wirken kann, so falsch der Begriff vielleicht sein mag. Analog lässt sich die Diagnose „Gier“ als ein entlastender moralischer Pathologisierungsreflex verstehen. Doch anders als in der Psychosomatik gibt es in der Ökonomie keinen Placeboeffekt.

      Der Autor lehrt Soziologie an der Universität Bamberg.
      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3515403/Bescheidenheit-…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 07:13:24
      Beitrag Nr. 3.032 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.683 von Maraho am 02.04.09 20:27:11In Bezug.

      Ein unkonventioneller Rücktritt

      Wenn der Boss einer der grössten Hypothekenfinanzierer frustriert den Bettel hinschmeisst, dann müsste es ordentlich rascheln im Blätterwald. Doch dem war nicht so. Charles Bowshers Rücktritt als Chairman der Federal Home Loan Banks fand ausserhalb des Radars der meisten Medien statt. Ein Grund, näher hinzusehen.

      Plötzlich und unerwartet legte der Chef der zwölf Federal Home Loan Banks, welche 8000 US-Banken mit Hypothekenfinanzierungen versorgen, sein Amt nieder. Weshalb?

      Mir war es nicht mehr wohl als Auditor Bilanzen zu unterschreiben, als mir bewusst wurde, wie mit Hypotheken gesicherte Anleihen bewertet werden sollen.

      Das ist eine deftige Aussage, denn Charles Bowsher ist nicht irgendwer. Unter Ronald Reagan wurde er zum Comptroller General nominiert. In dieser Zeit beaufsichtigte er auch das Government Accountability Office, welches unter anderem für die Spar- & Leihkassenkrise zuständig war. 1996 wurde er sogar in die prestigeträchtige Accounting Hall of Fame gewählt.

      Worauf gründete somit das Unwohlsein Bowshers? Ein Beispiel aus Seatlle:

      Die Federal Home Loan Bank in Seatlle hatte per 31. Dezember die Hypothekenwertschriften von 5.6 Milliarden $ auf 3.6 Milliarden $ abgeschrieben. Die zwei Milliarden $ (unrealisierter) Verlust wurden nun aber als vorübergehend klassifiziert, weil sich die Preise erholen werden.

      Seattle ist dabei nur ein Beispiel. Seit die Buchhaltungsregeln geändert wurden, kann jede Bank in den USA ihre Bilanz nach Gutdünken frisieren.

      Wer möchte bei einem solchen höchst zweifelhaften Prozess noch teilnehmen, lautete Bowshers rhetorische Frage...

      Nun, genau genommen, alle Bank-Chefs, denn die haben diesen Prozess via Lobbyisten aktiv gefördert. Ich hatte bereits darüber geschrieben im zweiten Teil des Beitrags Etikettenschwindel bei den Bankbilanzen.

      Da durch diese Massnahmen die US-Banken gegenüber ihren europäischen Konkurrenten im Vorteil sind, hat die EU nun Druck auf die europäische Buchhaltungsbehörde IASB ausgeübt nach dem Motto: Wenn die anderen betrügen, dann müssen wir das auch. Da wirken die "Wir brauchen mehr Transparenz"-Rufe von den Gipfelstürmern in London wie nette Nebelpetarden. Viel Rauch um Nichts.

      Weiterführend mit Links ...http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/ein-unkonventi…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 08:52:02
      Beitrag Nr. 3.033 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.651 von Maraho am 06.04.09 18:39:10Noch etwas in Anlehnung.

      Schrottpapiere
      Die Vier-Billionen-Dollar-Last

      Banken und Versicherungen weltweit drücken Schrottpapiere im Wert von etwa vier Billionen Dollar, hat offenbar der Internationale Währungsfonds ermittelt - und damit seine eigene bisherige Schätzung nahezu verdoppelt. Jetzt haben Notenbanken weltweit erneut reagiert und versucht, die Lage auf den Finanzmärkten zu stabilisieren.


      London - Das Volumen an Schrottpapieren in den Bilanzen von Banken und Versicherungen könnte auf vier Billionen Dollar angeschwollen sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) werde die Schätzungen für das Volumen von toxischen Wertpapieren allein aus den USA vermutlich auf 3,1 Billionen Dollar anheben, berichtete die britische Zeitung "The Times" am Dienstag. Die Belastungen aus Europa und Asien schlugen demnach mit 900 Milliarden Dollar zu Buche.

      Der IWF will seinen nächsten Bericht zur Lage der Weltwirtschaft am 21. April vorlegen. Bei der jüngsten Schätzung im Januar war der Fonds davon ausgegangen, dass Schrottpapiere aus den USA die Finanzkonzerne bis Ende 2010 mit 2,2 Billionen Dollar belasten dürften.

      Weltweit haben Notenbanken heute erneut versucht, die Finanz- und Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Die Währungshüter senkten ihre Leitzinsen oder lockerten die Bedingungen, unter denen sich Geldhäuser bei ihnen Liquidität beschaffen können. So drückte etwa Australiens Zentralbank ihren maßgeblichen Zinssatz um 25 Basispunkte auf 3 Prozent, wie der Geldpolitische Rat im Anschluss des Landes mitgeteilt hat. Damit notiert der Leitzins in Australien auf dem niedrigsten Niveau seit 49 Jahren.

      Australiens Notenbanker hatten ihren wichtigsten Zinssatz bereits zwischen September 2008 und Februar 2009 um insgesamt 4 Prozent zurückgefahren. Australien dürfte derzeit inmitten der ersten Rezession seit den frühen 1990er Jahren stecken.

      Zeitgleich hat die Bank of Japan (BoJ) die Sicherheitsforderungen gelockert, unter denen sich die Banken des Landes Geld bei ihr besorgen können. Als Sicherheit für die Ausleihungen akzeptieren die Währungshüter der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nun auch Wertpapiere, die mit staatlichen oder kommunalen Schuldverschreibungen besichert sind.

      Die Lage der japanischen Wirtschaft habe sich "signifikant verschlechtert", angesichts rückläufiger Unternehmensgewinne und einer schwächeren Inlandsnachfrage, hieß es zur Begründung in Tokio.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 09:42:19
      Beitrag Nr. 3.034 ()
      "8.15 Uhr: Das US-Haushaltsdefizit hat sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Fiskaljahres verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum weit mehr als verdoppelt. Nach Schätzung des Haushaltsbüros des Kongresses ist das Minus von 313 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 803 Milliarden Dollar gestiegen."

      Aus: Krisenticker des Manager-Magazins

      Anmerkung: es handelt sich bei der Zahl nur um das Washingtoner Defizit.
      Das gesamtstaatliche Defizit ist in den ersten 6 Monaten des aktuellen Haushaltsjahres um etwa 1,1 Billionen Dollar gestiegen.
      Und das, obwohl Obamas Konjunkturprogramm praktisch noch nicht ausgabewirksam geworden ist.
      Das Verschuldungstempo dürfte sich in den letzten 6 Monaten des Haushaltsjahres noch einmal erhöhen, da ja zusätzlich zu den Belastungen aus dem Konjunkturprogramm noch weiter einbrechende Steuereinnahmen und deutlich höhere Sozialtransfers durch die explodierende Arbeitslosigkeit dazukommen.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:20:27
      Beitrag Nr. 3.035 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.931.292 von Triakel am 07.04.09 09:42:19Triakel, ich grüße Dich! Dir einen schönen Tag! Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:26:18
      Beitrag Nr. 3.036 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.488.377 von Maraho am 31.01.09 19:17:08Guten Tag zusammen,
      einige Dinge zur Mittagszeit ...

      In Bezug.

      ALBA-Staaten treffen sich vor Amerika-Gipfel
      Harald Neuber

      Zusammenkunft in Caracas zu Beginn kommender Woche. Letzte Absprachen vor Zusammenkunft mit US-Präsident Obama
      Die Mitglieder des progressiven Staatenbündnisses Bolivarische Alternative für Amerika (ALBA) werden zu Beginn der kommenden Woche in Caracas zusammenkommen. Das bestätigte Venezuelas Präsident Hugo Chávez am Montag am Rande eines Staatsbesuches in Japan.


      Am 14 und 15. April werden demnach die Präsidenten der ALBA-Staaten Nicaragua, Honduras, Venezuela, Bolivien und Dominica in der venezolanischen Hauptstadt unter anderem die Schaffung einer neuen regionalen Währung diskutieren. Aus Kuba soll ein noch nicht benannter Repräsentant teilnehmen. Paraguay, das der ALBA nicht angehört, hat ebenfalls seine Teilnahme zugesagt.

      Die ALBA war Ende 2004 auf Initiative von Kuba und Venezuela ins Leben gerufen worden.

      Auch das gemeinsame Vorgehen auf dem Amerika-Gipfel wird in Caracas auf der Agenda stehen. Vom 17. bis zum 19. April kommen in Puerto España in dem Karibikstaat Trinidad und Tobago 34 amerikanische Staaten zusammen.

      Von dem Gipfeltreffen, das 1994 zum ersten Mal auf Initiative des damaligen US-Präsidenten William Clinton in Miami im US-Bundesstaat Florida stattfand, ist nur Kuba ausgeschlossen. Diese Ächtung der sozialistischen Regierung in Havanna stößt bei allen lateinamerikanischen und karibischen Staaten auf Ablehnung.

      Venezuelas Präsident bezeichnete die Zusammenkunft der ALBA-Staaten vor dem Amerika-Gipfel als „sehr zweckmäßig“. So könne ein anderer Weg geebnet werden, „als jener, der uns von Washington aus mit der Gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCA aufgezwungen werden sollte“.

      Zu Beginn dieser Woche kamen in Caracas bereits die Mitglieder der vor wenigen Wochen gegründeten Permanenten Kommission der ALBA zusammen. Geleitet wurde das Treffen im Sitz der ALBA-Bank von Venezuelas Vizeaußenminister für Lateinamerika und die Karibik, Fransisco Arias Cárdenas.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135873
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:31:00
      Beitrag Nr. 3.037 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.325 von Dorfrichter am 06.04.09 17:50:55In Bezug.

      Quartalszahlen
      US-Firmen vor desaströser Berichtssaison
      von Ulf Sommer

      Heute Abend legt Alcoa seine Quartalszahlen vor. Das ist traditionell der Start der Berichtssaison. Doch was Börsianer und Anleger in den kommenden Wochen bevorsteht, ist alles andere als alltäglich. Denn alles deutet auf historische Wendemarke hin. Und es wäre falsch zu glauben, dass das nicht auch Deutschland betrifft.


      DÜSSELDORF. Amerikas Unternehmensgewinne und-renditen sind im abgelaufenen Geschäftsjahr kräftig zusammengeschrumpft. Dafür sorgt schon allein das miserable Schlussquartal: Die Konzerne erlitten nicht mehr nur Gewinneinbrüche, wie es in schweren Krisen eigentlich immer üblich war. Die Unternehmen rutschten im vierten Quartal in ihrer Gesamtheit durchschnittlich in die Verlustzone - das erste Mal seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1936. Vor 73 Jahren hatte der Finanzdatenspezialist S&P mit entsprechenden Aufzeichnungen begonnen.

      Doch immerhin: Dank ihrer drei starken Branchen Öl, Pharma und Technologie präsentieren sich die 100 größten US-Konzerne im Gesamtjahr besser als ihre europäischen Wettbewerber. Das belegen die gerade veröffentlichten Bilanzen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2008. Demnach sanken die Nettogewinne im Schnitt "nur" um 11,5 Prozent und die Umsatzrenditen von 6,2 auf nunmehr 5,2 Prozent.

      Angesichts des dramatischen Konjunktureinbruchs im zweiten Halbjahr sind das fast noch Spitzenwerte. In Europa und ganz besonders in Deutschland werden die vergleichbaren Bilanzkennzahlen sehr viel stärker einbrechen. Die Einbußen dürften mehr als doppelt so hoch ausfallen und die Renditen deutlich unter die Fünf-Prozent-Marke sinken. Auf dem alten Kontinent haben noch nicht alle Unternehmen ihre Geschäftsberichte präsentiert.

      Doch ganz so viel besser, wie es auf den ersten, oberflächlichen Blick erscheint, stehen Amerikas Großkonzerne nicht da. Vielmehr "erkauften" sie sich die relativ milden Einbußen - die Wirtschaft schrumpfte so stark wie seit den frühen achtziger Jahren nicht mehr - mit außerordentlichen Produktionssprüngen: Die Umsätze legten 2008 um 11,5 Prozent zu. Das ist fast doppelt so viel, wie es dem Durchschnitt in den vergangenen 50 Jahren entspricht.

      Verantwortlich ist ein ruinöser Wettbewerb vor allem in der gebeutelten Autoindustrie. General Motors und Ford fuhren zusammen 45 Mrd. Dollar Nettoverlust ein, behaupteten sich im Umsatzranking aber beide auch weiterhin unter den Top 10. Solche Schieflagen zwischen Umsatz auf der einen und Gewinn und Rendite auf der anderen Seite sind beispiellos. GM verbrannte mit jedem Dollar Umsatz 20,7 Cent. Mehr noch: Das abgelaufene Geschäftsjahr war keineswegs ein böser Ausrutscher. 2007 und 2008 belief sich der Nettoverlust bei GM zusammen auf 69,6 Mrd. Dollar.

      Sondereffekte mildern den Gesamtabschwung bei den Top 100 ab. "Der Ölsektor hat den Markt bislang gerettet", sagt Neil Dwane, Investmentchef von RCM, einer Tochtergesellschaft von Allianz Global Investors. Ohne dessen Erlöse wären die Gewinne der US-Größen doppelt so stark gefallen. Allein Exxon Mobil und Chevron fuhren unter dem Strich fast 70 Mrd. Dollar Gewinn ein. Ursache war ein Rohölpreis von bis zu 150 Dollar pro Fass bis zum Sommer vergangenen Jahres. Nachdem sich die Notierung aber binnen weniger Wochen bis zum Spätherbst gedrittelt hatte, schrumpften sofort die Gewinne. Exxon verdiente im vierten Quartal 33 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bei einem Ölpreis von gegenwärtig 55 Dollar drohen den erfolgsverwöhnten Ölmultis 2009 mindestens ebenso herbe Einbrüche wie den meisten anderen Unternehmen.

      Traumrenditen und-gewinne vieler Pharma-Unternehmen belegen, dass die Krise in zwei Schlüsselbranchen zumindest bislang nicht angekommen ist. Bei Johnson & Johnson, Pfizer, Abbott, Merck und Wyeth, den fünf größten amerikanischen Pharmakonzernen, blieben 2008 pro 100 Dollar Umsatz jeweils mehr als 15 Dollar unter dem Strich hängen. Merck, bis 1917 eine Tochtergesellschaft der Merck KGaA und seitdem unabhängig vom Darmstädter Unternehmen, erlöste mit 32,7 Dollar Nettogewinn pro 100 Dollar Umsatz so viel wie kein anderes amerikanisches Großunternehmen. Zum Vergleich: In Deutschland stehen die Softwareschmiede SAP und der Düngemittelhersteller K+S 2008 mit Umsatzrenditen von 16 beziehungsweise 18 Prozent an der Spitze im Dax. Selbst in vergangenen Boomjahren erreichte kein deutscher Großkonzern solche Spitzenwerte wie Merck im Krisenjahr 2008.

      Angesichts stabiler Einnahmen und dicker Finanzpolster prescht Amerikas Pharmabranche mit Milliardenzukäufen nach vorn. Merck kündigte die Übernahme des Konkurrenten Schering-Plough für 41 Mrd. Dollar an. Weltmarktführer Pfizer kaufte inzwischen für 68 Mrd. Dollar den nationalen Wettbewerber Wyeth. Selbst wenn Merck, Pfizer & Co. im laufenden Jahr ihre Rekordzahlen nicht wiederholen können, so liegen die Ursachen dafür weniger in der Konjunkturkrise. Die Branche ist dagegen nahezu resistent. Verantwortlich sind vielmehr Patentabläufe und fehlende Produktinnovationen.

      Weniger spektakulär, als es auf den ersten Blick erscheint, sind hingegen der Fünf-Mrd.-Dollar-Gewinn und die 25-Prozent-Rendite bei Bristol-Myers Squibb. Der New Yorker Pharmakonzern veräußerte seine Anteile am Biotechnologie-Unternehmen Imclone und darüber hinaus die Medizinsparte. Das spülte zwei Mrd. Dollar in die Kassen. Aus fortgeführten Geschäften fuhr Bristol "nur" gut drei Mrd. Dollar ein.

      Stark verzerrt werden schließlich die Traumgewinne bei Microsoft und Oracle. Beim Softwarehersteller endete das Geschäftsjahr bereits im Juni, beim SAP-Dauerrivalen sogar schon im Mai. Deshalb floss die seit September mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers voll ausgebrochene Weltwirtschaftskrise noch gar nicht in das Ergebnis der beiden High-Tech-Konzerne mit ein.

      Inzwischen sieht sich Microsoft zum ersten Mal in seiner 34-jährigen Geschichte zum Stellenabbau gezwungen. Vorstandschef Steve Ballmer spricht vom "schwierigsten Wirtschaftsklima, dem wir uns je gegenübergesehen haben". Genau so liest sich die überwältigende Mehrheit der 99 übrigen amerikanischen Firmenausblicke auf das laufende Geschäftsjahr 2009.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/us-fir…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:36:42
      Beitrag Nr. 3.038 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.454.436 von Dorfrichter am 27.01.09 08:48:39In Bezug.

      Inflation
      G20 geben „Helikopter-Geld für alle“
      von Klaus C. Engelen und Marietta Kurm-Engels

      Die Beschlüsse des Londoner G20-Gipfels zur Verdreifachung der finanziellen Ressourcen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf 750 Milliarden Dollar haben europäische Notenbanker und Experten schockiert: Durch die Maßnahme erhöhe sich die globale Geldmenge. Dies führe zu Inflation, sobald die Krise zu Ende sei, fürchten Wissenschaftler.


      BERLIN/FRANKFURT. Die Beschlüsse des Londoner G20-Gipfels zur Verdreifachung der finanziellen Ressourcen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben europäische Notenbanker und Experten schockiert. Die beschlossene multilaterale Unterstützung des Welthandels stößt zwar auf breite Zustimmung. Die Aufstockung der so genannten Sonderziehungsrechte (SZR), einem Mittel zur Schaffung zusätzlicher globaler Liquidität, kommt aber unter heftigen Beschuss. "Das ist reine Geldschöpfung. Das ist Helikopter-Geld für den Globus", sagte Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Handelsblatt. Der Begriff "Helikopter-Geld" geht auf den renommierten Monetaristen Milton Friedman zurück. Er steht für die Vermehrung der Geldmenge am Bankensystem vorbei.

      Die in London beschlossene Aufrüstung des IWF um mehr als 750 Mrd. Dollar ist das Kernstück einer breit angelegten G20-Strategie zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise. Um 500 Mrd. Dollar sollen bestimmte Kreditlinien der Geberländer (NKV) aufgestockt werden. Zusätzliche 250 Mrd. Dollar entstehen durch eine neue Zuteilung von SZR.

      SZR sind eine künstliche Währungseinheit, die nicht an den Devisenmärkten gehandelt wird. Mitgliedsländer können solche SZR bei Notenbanken gegen Hartwährungen eintauschen. Die SZR wurden 1969 vom IWF eingeführt, um die Schaffung zusätzlicher Liquidität zu ermöglichen. Der tagesaktuelle Wert eines SZR wird vom IWF auf der Basis eines Währungskorbs fortlaufend ermittelt. Am Freitag belief sich ein SZR auf 0,894939 Euro. SZR sind kostenlos und nicht an Bedingungen geknüpft. Sie werden an allen IWF-Mitgliedsländer entsprechend ihren Kapitalquoten verteilt. "Es hat keine Prüfung darüber gegeben, ob es einen globalen Bedarf an zusätzlicher Liquidität überhaupt gibt", kritisierte Stark. "Früher hat man sich viel Zeit genommen, so etwas zu prüfen."

      Auch die mit dem IWF befassten Vertreter von Finanzministerien sehen die gefährlichen Implikationen der G20-Beschlüsse. Um Forderungen der Amerikaner und der Briten nach neuen Konjunkturprogrammen nicht nachgeben zu müssen, sei Deutschland gezwungen gewesen, der Verlagerung der angestrebten globalen Nachfragestimulierung auf die multilaterale Schiene zuzustimmen, verlautet aus Berliner Regierungskreisen. Man habe bewusst in Kauf genommen, dass die Zuteilung zusätzlicher SZR mehr globale Liquidität bedeuten würde.

      Wissenschaftler verweisen auf "ernsthafte Gefahren" des neuen IWF-Mandats. Durch die Zuteilung der SZR erhöhe sich die globale Geldmenge; das führe zu höherer Inflation, sobald die Krise zu Ende sei, warnt Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Zudem könnte risikoreiches Verhalten von Staaten belohnt werden und dadurch die Grundlage für künftige Krisen geschaffen werden. "Wenn die internationale Gemeinschaft diese beiden Gefahren nicht im voraus bannt, könnte die zukünftige Rechnung für den jetzigen Stimulus teuer ausfallen", sagte Snower. "Die Maßnahmen können eine Gefahr für die Stabilität des internationalen Währungsdsystems bedeuten", warnte Helmut Siekmann, Experte für Finanzstabilität an der Universität Frankfurt. Der Bonner Wirtschaftsprofessor Manfred J.M. Neumann bezeichnete Sonderziehungsrechte als eine "inflationäre Form der Entwicklungshilfe".

      Wenn die Gouverneure des IWF zu 85 Prozent der Stimmen der SZR-Erhöhung zustimmen, kann sie wirksam werden. In einigen Ländern ist die Ratifizierung durch die Parlamente erforderlich. In den USA ist die letzte Zuteilung noch nicht durch den Kongress gegangen. Sie war 1998 genehmigt worden, damit neue IWF-Mitglieder, vor allem aus den Transformationsländern, mit SZR ausgestattet werden könnten. In den USA soll jetzt beides zusammen ratifiziert werden. Die noch ausstehende "Gerechtigkeitszuteilung" von 1998 beläuft sich auf rund 30 Mrd. Dollar, so dass die SZR insgesamt um 280 Mrd. Dollar erhöht würden.

      Die Notenbanker sind aber nicht nur über die zusätzliche Liquidität besorgt. Sie befürchten überdies, dass die Beschlüsse der G20 den Charakter des IWF irreparabel beschädigen werden. "Was mit dem IWF passiert, ist skandalös", äußerte sich ein Notenbanker der ungenannt bleiben will, "weil in den heutigen Krisenzeiten alle platt gemacht werden, die auf Folgen des politischen Handelns hinweisen". Man könne nur hoffen, "dass die Finanzminister und Notenbankgouverneure die Londoner Beschlüsse zum IWF nach unten korrigieren".

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:43:52
      Beitrag Nr. 3.039 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.548 von Maraho am 04.04.09 18:07:01In Anlehnung.


      Frühjahrsumfrage
      Große Mittelständler streichen Jobs

      Die Wirtschaftskrise hat den Mittelstand fest im Griff. Dabei fallen vor allem in großen Unternehmen viele Stellen weg, während die Lage in Kleinbetrieben vergleichsweise stabil ist. Die Frühjahrsumfrage der Auskunftei Creditreform gibt ein desaströses Bild wieder.


      Berlin - Der Stellenabbau im deutschen Mittelstand trifft vor allem Großunternehmen. Über 41 Prozent der Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern planen, Arbeitsplätze zu streichen, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag zu ihrer Frühjahrsumfrage unter rund 4000 Unternehmen mitteilte.

      Bei Kleinunternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten planten dies nur 7,4 Prozent. Insgesamt gingen gut 17 Prozent aller Mittelständler davon aus, Mitarbeiter entlassen zu müssen. Über 70 Prozent der befragten Firmen wollten zwar ihre Beschäftigtenzahl halten. "Allerdings dürfte sich der Stellenabbau auch im Mittelstand beschleunigen", hieß es.

      Fast ein Viertel der Firmen habe wegen der Wirtschaftskrise in den vergangenen sechs Monaten bereits Stellen gestrichen. Um dies zu vermeiden, nutzten gut 42 Prozent Überstundenkonten und fast ein Drittel Kurzarbeit. Unter der Rezession leiden auch Umsatz und Erträge der Firmen deutlich. Hier liegen die jeweiligen Indikatoren von Creditreform je auf 15-Jahres-Tiefständen.

      "Die Ertragslage im deutschen Mittelstand ist desaströs", teilten die Experten mit. Hatten im Frühjahr noch fast die Hälfte der Firmen ihre Geschäftslage als gut oder sehr gut bewertet, tun dies derzeit nur noch ein Drittel. Den westdeutschen Betrieben mache der Abschwung wegen ihrer Exportorientierung stärker zu schaffen als den ostdeutschen.

      Insgesamt drückt die Rezession auch die Investitionsbereitschaft der Firmen kräftig. Gut 17 Prozent der Betriebe nennen Finanzierungshemmnisse als Grund für unterlassene Ausgaben. Eine Kreditklemme stellt jedes sechste Unternehmen fest und damit doppelt so viele wie vor einem Jahr.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/mittelstand/0,…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:48:32
      Beitrag Nr. 3.040 ()
      Sogar die "Bild" hat einen "Krisenticker" ...

      Stahlproduktion bricht ein

      TOPMELDUNG – Stahlproduktion halbiert: Die deutsche Stahlproduktion hat sich im März im Vergleich zum Vorjahresmonat halbiert. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, stellten die Hüttenwerke 1,28 Millionen Tonnen Roheisen und 2,10 Millionen Tonnen Rohstahl her. Das sind 50,3 Prozent weniger Roheisen und 49,8 Prozent weniger Rohstahl als im März 2008. Dies sei der stärkste Rückgang seit der Wiedervereinigung.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/04/07/kri…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:52:27
      Beitrag Nr. 3.041 ()
      Wer Geld braucht, bitte SOFORT melden! Es gibt genug davon. Jeder bekommt jetzt soviel, wie er benötugt!

      ____________________________________________


      News - 07.04.09 13:22

      G20 geben "Helikopter-Geld für alle"

      Die Beschlüsse des Londoner G20-Gipfels zur Verdreifachung der finanziellen Ressourcen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf 750 Milliarden Dollar haben europäische Notenbanker und Experten schockiert: Durch die Maßnahme erhöhe sich die globale Geldmenge. Dies führe zu Inflation, sobald die Krise zu Ende sei, fürchten Wissenschaftler.

      BERLIN/FRANKFURT. Die Beschlüsse des Londoner G20-Gipfels zur Verdreifachung der finanziellen Ressourcen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben europäische Notenbanker und Experten schockiert. Die beschlossene multilaterale Unterstützung des Welthandels stößt zwar auf breite Zustimmung. Die Aufstockung der so genannten Sonderziehungsrechte (SZR), einem Mittel zur Schaffung zusätzlicher globaler Liquidität, kommt aber unter heftigen Beschuss. "Das ist reine Geldschöpfung. Das ist Helikopter-Geld für den Globus", sagte Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Handelsblatt. Der Begriff "Helikopter-Geld" geht auf den renommierten Monetaristen Milton Friedman zurück. Er steht für die Vermehrung der Geldmenge am Bankensystem vorbei.

      Die in London beschlossene Aufrüstung des IWF um mehr als 750 Mrd. Dollar ist das Kernstück einer breit angelegten G20-Strategie zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise. Um 500 Mrd. Dollar sollen bestimmte Kreditlinien der Geberländer (NKV) aufgestockt werden. Zusätzliche 250 Mrd. Dollar entstehen durch eine neue Zuteilung von SZR.

      SZR sind eine künstliche Währungseinheit, die nicht an den Devisenmärkten gehandelt wird. Mitgliedsländer können solche SZR bei Notenbanken gegen Hartwährungen eintauschen. Die SZR wurden 1969 vom IWF eingeführt, um die Schaffung zusätzlicher Liquidität zu ermöglichen. Der tagesaktuelle Wert eines SZR wird vom IWF auf der Basis eines Währungskorbs fortlaufend ermittelt. Am Freitag belief sich ein SZR auf 0,894939 Euro. SZR sind kostenlos und nicht an Bedingungen geknüpft. Sie werden an allen IWF-Mitgliedsländer entsprechend ihren Kapitalquoten verteilt. "Es hat keine Prüfung darüber gegeben, ob es einen globalen Bedarf an zusätzlicher Liquidität überhaupt gibt", kritisierte Stark. "Früher hat man sich viel Zeit genommen, so etwas zu prüfen."

      Auch die mit dem IWF befassten Vertreter von Finanzministerien sehen die gefährlichen Implikationen der G20-Beschlüsse. Um Forderungen der Amerikaner und der Briten nach neuen Konjunkturprogrammen nicht nachgeben zu müssen, sei Deutschland gezwungen gewesen, der Verlagerung der angestrebten globalen Nachfragestimulierung auf die multilaterale Schiene zuzustimmen, verlautet aus Berliner Regierungskreisen. Man habe bewusst in Kauf genommen, dass die Zuteilung zusätzlicher SZR mehr globale Liquidität bedeuten würde.

      Wissenschaftler verweisen auf "ernsthafte Gefahren" des neuen IWF-Mandats. Durch die Zuteilung der SZR erhöhe sich die globale Geldmenge; das führe zu höherer Inflation, sobald die Krise zu Ende sei, warnt Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Zudem könnte risikoreiches Verhalten von Staaten belohnt werden und dadurch die Grundlage für künftige Krisen geschaffen werden. "Wenn die internationale Gemeinschaft diese beiden Gefahren nicht im voraus bannt, könnte die zukünftige Rechnung für den jetzigen Stimulus teuer ausfallen", sagte Snower. "Die Maßnahmen können eine Gefahr für die Stabilität des internationalen Währungsdsystems bedeuten", warnte Helmut Siekmann, Experte für Finanzstabilität an der Universität Frankfurt. Der Bonner Wirtschaftsprofessor Manfred J.M. Neumann bezeichnete Sonderziehungsrechte als eine "inflationäre Form der Entwicklungshilfe".

      Wenn die Gouverneure des IWF zu 85 Prozent der Stimmen der SZR-Erhöhung zustimmen, kann sie wirksam werden. In einigen Ländern ist die Ratifizierung durch die Parlamente erforderlich. In den USA ist die letzte Zuteilung noch nicht durch den Kongress gegangen. Sie war 1998 genehmigt worden, damit neue IWF-Mitglieder, vor allem aus den Transformationsländern, mit SZR ausgestattet werden könnten. In den USA soll jetzt beides zusammen ratifiziert werden. Die noch ausstehende "Gerechtigkeitszuteilung" von 1998 beläuft sich auf rund 30 Mrd. Dollar, so dass die SZR insgesamt um 280 Mrd. Dollar erhöht würden.

      Die Notenbanker sind aber nicht nur über die zusätzliche Liquidität besorgt. Sie befürchten überdies, dass die Beschlüsse der G20 den Charakter des IWF irreparabel beschädigen werden. "Was mit dem IWF passiert, ist skandalös", äußerte sich ein Notenbanker der ungenannt bleiben will, "weil in den heutigen Krisenzeiten alle platt gemacht werden, die auf Folgen des politischen Handelns hinweisen". Man könne nur hoffen, "dass die Finanzminister und Notenbankgouverneure die Londoner Beschlüsse zum IWF nach unten korrigieren".

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      Quelle: HANDELSBLATT
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:54:39
      Beitrag Nr. 3.042 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.963 von Maraho am 30.03.09 13:06:12In Bezug.

      Daten aus Europa
      Krise trifft Einzelhandel mit voller Wucht
      von Martin Kaelble (Berlin)

      Bisher traf die Rezession vor allem Industrieunternehmen. Jetzt steigt die Arbeitslosigkeit in Europa - und damit vergrößern sich auch die Probleme für den Handel massiv. So schlimm wie in Spanien ist es allerdings nirgends in der Euro-Zone.


      Die Konsumenten der Euro-Zone haben ihre Ausgaben zuletzt weiter zurückgeschraubt. Die Einzelhandelsumsätze in den Ländern der Währungsunion brachen im Februar auf Jahressicht um vier Prozent ein. Das teilte das europäische Statistikamt Eurostat am Montag mit.

      Gegenüber dem Vormonat sanken sie um 0,6 Prozent, nach einem Anstieg im Januar um 0,5 Prozent. "Die Situation wird sich weiter verschlechtern, da die Arbeitslosigkeit nun überall in die Höhe schießt", sagte Olivier Gasnier, Volkswirt der Société Générale.

      Die Einzelhändler der Euro-Zone bekommen damit immer stärker die Auswirkungen der Krise zu spüren. Bisher waren die Industriefirmen deutlich stärker betroffen als der Handel. Das könnte sich mit wachsender Arbeitslosigkeit und zunehmenden Lohnkürzungen in den kommenden Monaten ändern.

      Besonders dramatisch ist die Situation der Einzelhändler in Spanien: Hier gab es einen Einbruch um neun Prozent auf Jahressicht. Auch französische Einzelhändler mussten mit minus 3,3 Prozent starke Umsatzeinbußen hinnehmen.

      Moderater Rückgang in Deutschland

      Deutsche Einzelhändler kamen hingegen mit einem Rückgang von 0,9 Prozent vergleichsweise glimpflich davon, da der Arbeitsmarkt hierzulande noch nicht so stark eingebrochen ist wie beispielsweise in Spanien.

      Bei den Zahlen sind die Umsätze der Kfz-Händler nicht mit eingerechnet. Dank des Erfolgs der Abwrackprämie stehen letztere in Deutschland noch relativ gut da: Die Umsätze der deutschen Kfz-Händler stagnierten im Februar fast im Vergleich zum Vorjahr.

      Der positive Effekt der Abwrackprämie könnte jedoch bald wegfallen: "Der private Konsum wird in den kommenden Monaten weiter zurückgehen, wenn die staatliche Unterstützung für Autokäufe deutlich verringert wird", sagte Gasnier. Am Mittwoch will die deutsche Regierung über die Zukunft der Abwrackprämie entscheiden.

      Einen düsteren Gesamtausblick für die Euro-Zone zeichnet auch der aktuelle Euro-Indikator, den führende europäische Forschungsinstitute monatlich exklusiv für die FTD berechnen. Dieser sagt ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts der Euro-Zone um 2,3 Prozent im ersten Quartal und 2,1 Prozent im zweiten Quartal voraus. "Die Rezession setzt sich fort, dürfte sich aber nicht weiter beschleunigen", sagte Hervé Péléraux vom beteiligten französischen Institut OFCE.

      Ein entscheidender Faktor für die Prognose sind die trüben Konsum-aussichten: "Angesichts steigender Arbeitslosigkeit dürfte der Konsum in den kommenden Quartalen schwächeln", sagte Péléraux. Auch der Rückgang der Inflation könne das nicht auffangen.

      Quelle: aten-aus-Europa-Krise-trifft-Einzelhandel-mit-voller-Wucht/497548.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener"> http://www.ftd.de/politik/europa/:Daten-aus-Europa-Krise-trifft-Einzelhandel-mit-voller-Wucht/497548.html
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 13:56:03
      Beitrag Nr. 3.043 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.394 von Maraho am 07.04.09 13:54:39Entschuldigung ... http://www.ftd.de/index.html ;)
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 14:03:41
      Beitrag Nr. 3.044 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.315 von Maraho am 07.04.09 13:43:52In Bezug.

      Weltmeister auf Jobsuche
      von Christian Schütte

      Als die Weltwirtschaft Party feierte, verdiente Deutschland am Catering. Jetzt braucht es eine neue Rolle: Die bisherige Überschussposition lässt sich nicht erhalten.


      Die amtlichen deutschen Krisendiagnosen sind und bleiben dubios. Wir alle hätten über unsere Verhältnisse gelebt, mahnte Bundespräsident Horst Köhler unlängst. Die Bundeskanzlerin hat das vergangenen Woche erneut bekräftigt: "Wir haben zu viel ausgegeben", so Angela Merkel im Interview mit der Financial Times.

      Nun ist unbestreitbar, dass viele Wirtschaftsakteure in der Welt sich zuletzt viel zu hoch verschuldet haben. Es ist aber schon rein logisch völlig unmöglich, dass sämtliche Akteure gleichzeitig "über ihre Verhältnisse" leben. Mindestens einer muss unter seinen Verhältnissen leben, um jenen Güterüberschuss zu liefern, der es den Prassern erst erlaubt, mehr zu verbrauchen, als sie selbst erwirtschaftet haben.

      Schaut man sich die internationalen Leistungsbilanzen an, dann ist völlig klar, wer diese großen Überschussproduzenten zuletzt waren: China, Japan und die Republik, der Köhler und Merkel vorstehen.

      Es mag ja sein, dass die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren exzessiv Party gefeiert hat. Der Exportweltmeister Deutschland amüsierte sich dann aber nicht zwischen Bar und kaltem Büfett. Sondern er rackerte - per saldo gerechnet - im Catering. Die teuren Autos etwa, die hierzulande gebaut wurden, landeten meist eben nicht in Leipzig. Sondern in London oder Los Angeles.

      Erschöpfte Limits

      Viele Partygäste haben inzwischen entsetzt festgestellt, dass ihr Kreditkartenlimit überschritten ist. Aus Sicht schwäbischer Hausmänner und Hausfrauen ist das sicher ein heilsamer Schock. Für die Geschäfte des Caterers bedeutet es aber ein Desaster: Wenn die Kunden kein Geld mehr haben, dann hat auch der beste Lieferant ein Riesenproblem.

      Wer sich jetzt nur darauf verlässt, dass die Sause im Saal schon irgendwann irgendwie weitergeht, der handelt grob fahrlässig. Unternehmen und Politik müssen sich darauf einstellen, dass es zu einem scharfen internationalen Anpassungsprozess kommen wird.

      Länder, die bislang mit großen Leistungsbilanzdefiziten "über ihre Verhältnisse" lebten - allen voran die USA, Großbritannien und Spanien, aber auch kleine Volkswirtschaften wie Irland oder manche Osteuropäer -, werden ihre Einfuhren bremsen und ihre Ausfuhren ankurbeln müssen. Ressourcen, die dort bisher in Sektoren der Wirtschaft eingesetzt waren, die keine international handelbaren Güter erzeugen, müssen letztlich in jene Branchen hinüberwandern, die Importe ersetzen und Exporte generieren können. Immobilienmakler in die Produktion! lautet die Devise.

      Bei flexiblen Wechselkursen wird dieser Umbau ganz automatisch durch eine Abwertung in Gang gesetzt, die alle Produkte des Landes gegenüber der Auslandskonkurrenz verbilligt.

      Euro-Länder wie Spanien oder Irland können zwar nicht abwerten, weil sie die Währung mit ihren wichtigsten Handelspartnern teilen. Dort wird aber eine extrem harte Rezession das Zurückbleiben der Preise und Löhne erzwingen.

      Nominallohnkürzungen sind in Irland schon jetzt an der Tagesordnung. Die Preissenkung bei irischer Butter, die ein großer deutscher Discounter vergangene Woche verkündete, dürfte also nicht die letzte sein.

      Für die hiesigen Exporteure sind das alles schlechte Aussichten. Wäre die deutsche Volkswirtschaft tatsächlich nur ein einziger großer Cateringbetrieb ("Alles aus einer industriellen Hand für Ihre großen Investitions- oder Konsumfeste!"), dann wäre es jetzt höchste Zeit für das Management, ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln.

      Von einer Regierung kann und sollte man Vergleichbares natürlich nicht verlangen. Angela Merkel hat ja recht, wenn sie im FT-Interview darauf verweist, dass es weder möglich noch sinnvoll ist, eine ganze Volkswirtschaft mit ihren gewachsenen Strukturen kurzfristig und von oben her umzubauen. Deutschlands exportorientierte Industrie hat einige herausragende Spezialisierungsvorteile. Der Preis dieser Spezialisierung ist leider eine besondere Abhängigkeit von der Weltkonjunktur.

      Kein Zurück zu alten Zeiten

      Das Problem ist allerdings, dass die deutsche Politik noch immer fatale Illusionen nährt.

      Der Selbstbetrug fängt damit an, dass man die Kreditexzesse der Vergangenheit beklagt - aber dennoch zu erwarten scheint, dass sich etwa die kreditfinanzierten BMW-Käufe kalifornischer Immobilienmakler schon in einigen Monaten wieder "normalisieren" werden.

      Zugleich wird die aussichtslose, ja kontraproduktive Vorstellung gepflegt, dass die bisherige Überschussposition zu verteidigen sei.

      Nach dieser Logik ist es dann demnächst die Aufgabe der Politik, die eigenen Exporteure mit staatlicher Hilfe gezielt für den finalen Preis-und Verdrängungskampf aufzurüsten. Parallel wäre eine patriotische Strategie der Importvermeidung geboten. Motto: Deutsche, kauft in der Krise deutsche Butter und fahrt lieber in den Spessart als nach Spanien.

      Das wird so nicht funktionieren. Denn es schwächt die Defizitländer nur noch weiter. Wenn die globalen Ungleichgewichte bereinigt werden sollen, ohne dass es zu dramatischen Brüchen und Schrumpfungsprozessen kommt, dann darf Deutschland nicht mehr nur als Verkäufer glänzen. Es muss anderen auch verstärkt als Kunde zur Verfügung stehen. Die Schuldner brauchen eine Möglichkeit, sich aus ihrer Schieflage herauszuarbeiten.

      Sie müssen Verzicht bei den Importen leisten, aber sie brauchen auch Expansionschancen im Export. Das geht nur, wenn die bisherigen Überschussländer einen spiegelbildlichen Strukturwandel akzeptieren. Und ihr eigenes Wachstum auch in solchen Branchen suchen, deren Produkte und Dienstleistungen nicht auf dem Weltmarkt gehandelt werden.

      Die deutsche Expansionshilfe für den Rest der Welt muss ja nicht immer gleich so drastisch und so verquer ausfallen wie jetzt bei der Abwrackprämie: Wohl eher aus Versehen haben da Berliner Cateringmanager eine Riesenbestellung bei sämtlichen Kleinwagenproduzenten von Osteuropa bis Südkorea ausgelöst.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Sch%FCtte-Wel…
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      Avatar
      schrieb am 07.04.09 14:05:47
      Beitrag Nr. 3.045 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.380 von Dorfrichter am 07.04.09 13:52:27Guten Tag Dorfrichter,

      Brüder im Geiste (siehe oben)!
      Dir einen schönen Tag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 14:16:31
      Beitrag Nr. 3.046 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.463 von Maraho am 07.04.09 14:05:47Kannst ein paar Milliönchen brauchen?:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 14:21:17
      Beitrag Nr. 3.047 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.796.657 von Maraho am 18.03.09 20:52:04Noch etwas dazu und dann ...

      Wirtschaftspresse
      "Sie blökten den falschen Sound"

      Im Mainstream daneben: Medienwissenschaftler Weischenberg über die deutsche Wirtschaftspresse in der Krise.


      "Schreibt doch endlich mal was Positives", lautet eine Aufforderung, die die SZ-Wirtschaftsredaktion immer häufiger erreicht. Heiß umstritten ist die Frage, ob die (meist) negativen Nachrichten dieser Tage die schlechte Lage nur abbilden - oder sie womöglich befördern. Der Journalist und Medien-Professor Siegfried Weischenberg plädiert für korrekte, aber nicht reißerische Informationen.

      SZ: Herr Professor Weischenberg, die Finanzmärkte spielen verrückt, die Weltwirtschaft steckt in einer tiefen Rezession. Wie gut dabei ist die Wirtschaftsberichterstattung?

      Siegfried Weischenberg: Es hat ein ganz erstaunlicher und auch schneller Paradigmenwechsel stattgefunden. Noch vor wenigen Monaten dominierten in der deutschen Wirtschaftsberichterstattung neoliberale Positionen. Alles, was mit Regulierung zu tun hatte, war Teufelszeug. Das hat sich im Zuge der Finanzkrise ins Gegenteil verkehrt: Heute besteht die Gefahr, dass nur noch auf der Linie staatlicher Interventionen argumentiert wird. Früher waren die Manager die Könige, heute ist es Finanzminister Peer Steinbrück. Ich würde mir wünschen, dass wir etwas ausgewogener wären.

      SZ: Das heißt, die Medien gehen gerade von einem Extrem ins andere?

      Weischenberg: Die Gefahr besteht, ja. Ich sehe das Problem, dass der deutsche Wirtschaftsjournalismus alles, was jetzt in der Krise an Ideen aus der Politik kommt, vorschnell absegnet. Nach dem Motto: Der Staat wird es schon richten.

      SZ: Was könnten Wirtschaftsjournalisten besser machen?

      Weischenberg: Insgesamt mehr Distanz und mehr Zurückhaltung wäre nicht schlecht. Bei vielen Wirtschaftsjournalisten gibt es ein Problem, das wir auch aus dem Politik- und Sportjournalismus kennen: Man muss nah dran sein an den Akteuren, um etwas zu erfahren. Aber oft sind wir zu nah dran und verlieren dabei den Überblick. Die Kunst ist, nah dran zu sein - und trotzdem Distanz zu wahren.

      SZ: Zu Beginn der Krise hieß es noch, die Abwärts-Spirale in der Wirtschaft werde von den Redaktionen verharmlost. Jetzt heißt es, viele Medien würden die Menschen mit apokalyptischen Visionen in den Wahnsinn treiben. Haben die Medien die Krise am Anfang verschlafen und übertreiben nun?

      Weischenberg: Es hat in den vergangenen Jahren immer schon mal warnende Hinweise gegeben; es gab Publizisten, die versuchten, der Welt zu erklären, dass da etwas schiefläuft am US-Hypothekenmarkt. Aber der Mainstream hat die Probleme nicht gesehen, überhaupt keine Frage. Bis man gemerkt hat, dass hier eine Systemkrise ins Haus steht, hat es ziemlich lang gedauert. Finanzjournalisten, Banker, Analysten - alle waren viel zu lange als Herde unterwegs und haben den falschen Sound geblökt.

      SZ: Und heute wird versucht, den richtigen Sound zu treffen... Beeinflussen negative Schlagzeilen in den Zeitungen den Gang der Wirtschaft?

      Weischenberg: Natürlich, Wirtschaft hat viel mit Psychologie zu tun. Die Leute leben doch in zwei Welten: Ihrer eigenen, kleinen Welt mit ihren eigenen Erfahrungen. Und in einer Medienwelt. Die Welt draußen, die wird ihnen ja in erster Linie von den Medien erklärt. Deswegen haben Medien ja gerade in der Finanzkrise eine sehr große Verantwortung. Aber die Wirkung ist vielfältig - es ist nicht so, dass einige böse Zeitungen das Kaufverhalten der Menschen bestimmen könnten. Die Sache ist weitaus komplexer. Es soll sogar Leute geben, die mehr konsumieren, je negativer die Berichterstattung wird. Nach dem Motto: Jetzt lassen wir es nochmal richtig krachen. Das ist vielleicht unvernünftig, aber menschlich nachvollziehbar.

      SZ: Das heißt aber, man sollte lieber mal auf die eine oder andere negative Schlagzeile verzichten und stattdessen positive Geschichten bringen?

      Weischenberg: Es kann nicht sein, dass die Medien die Wirklichkeit schminken. Was wir wollen, ist kompetent und wirklichkeitsnah informiert zu werden. Was nicht geht, ist aus Rücksicht auf die Konjunktur und das große Ganze die Nachrichten ins Positive zu drehen. Andererseits sollten Nachrichten aber auch nicht unnötig zugespitzt oder positive Meldungen bewusst ausgeblendet werden.

      SZ: Aber es gibt ja fast nur noch negative Schlagzeilen. Als Deutsche-Bank-Chefökonom Norbert Walter prophezeit hatte, dass die Deutsche Wirtschaft um fünf Prozent schrumpfen werde, kritisierten das manche als Alarmismus. Heute können wir fast sicher sein, dass es so kommt - oder schlimmer. Wie kann man diese Nachrichten mit gutem Gewissen bringen, ohne die Menschen zu deprimieren?

      Weischenberg: Man muss sie sogar bringen. Ich sehe die Rolle der sogenannten Experten allerdings kritischer als die vieler Journalisten. Die Experten kommen nicht in die Medien, indem sie langweilige Aussagen machen. Also neigen sie dazu, zuzuspitzen und zu dramatisieren. Wenn Sie drei verschiedene Ökonomen fragen, bekommen sie vier verschiedene Antworten. Journalisten sollten natürlich darüber berichten und einordnen - dabei aber zum Beispiel darauf hinweisen, dass jemand wie Walter für seine spektakulären Prognosen bekannt ist. Das relativiert das Ganze dann wieder. Und man muss einordnen, warum Walter so etwas tut. Er ist nicht nur Chefökonom, sondern in gewisser Weise auch Lobbyist. Das gehört dazu.

      SZ: Ist die Krise für den Einzelnen überhaupt noch fassbar? Wenn wir schreiben, dass die angeschlagene Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate 100 Milliarden Euro braucht, weil das besser ist, als sie pleitegehen zu lassen, ist das doch kaum noch zu vermitteln. Vor allem dann nicht, wenn die Leute immer weniger Geld im eigenen Portemonnaie haben und sehen, wie ihr Spardepot immer weiter in sich zusammenfällt.

      Weischenberg: Natürlich ist das nicht zu vermitteln. Diese immer wieder neu auftauchenden Milliardenbeträge entziehen sich dem Alltag der Menschen vollkommen. Außerdem: Wenn wir erst dann darauf kommen, dass die HRE systemrelevant ist, wenn sie mit 100 Milliarden Euro gerettet werden muss, ist das für die Menschen erst recht nicht mehr nachvollziehbar. Die fragen sich doch: Warum hat man da nicht früher mal nachgeschaut? Warum musste es erst so weit kommen?

      SZ: In den USA trauen sich einzelne Manager aus Angst vor Übergriffen wütender Bürger kaum noch aus dem Haus. Wer hat Schuld - die Medien?

      Weischenberg: Natürlich trifft die Medien hier eine Mitschuld, sie schreiben ja täglich, dass viele Manager versagt haben und gleichzeitig millionenschwere Bonuszahlungen einfordern. Viele Banker - wenn auch längst nicht alle -, das wissen wir heute, haben alles andere als einen tollen Job gemacht. Dass sich hier der Volkszorn entlädt, wundert mich nicht. Dafür würde ich jetzt aber nicht die Medien verhaften.

      SZ: Von Pogromstimmung ist inzwischen die Rede.

      Weischenberg: Ich halte es für völlig überzogen, ja, peinlich, in der öffentlichen Debatte solche historischen Analogien zu konstruieren. Die Manager sind jetzt in der Defensive, aber sie kommen wieder - das werden Sie sehen. Aufgabe der Wirtschaftsredaktionen muss dann sein, die Entwicklung des neuen Selbstbewusstseins kritisch zu begleiten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/703/464304/text/ …

      Bis später ...
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 14:22:49
      Beitrag Nr. 3.048 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.536 von Dorfrichter am 07.04.09 14:16:31Wieso nur ein paar Milliönchen? Da ist doch mehr zu holen! :laugh:
      Bis dann ...
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 18:05:22
      Beitrag Nr. 3.049 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.581 von Maraho am 07.04.09 14:21:17Guten Abend,
      beginnen wir thematisch da, wo wir heute mittag aufgehört haben.
      In Bezug auf obiges Interview ...


      Wie man aus einer Krise eine große Krise macht

      Die Fakten selbst sind schon außergewöhnlich genug, aber die Theorien rauben einem den Atem.

      Die Große Krise in den Vereinigten Staaten", schrieb Milton Friedman"... gibt ein Zeugnis davon ab, wie viel Schaden durch die Fehler von Seiten einiger Männer verursacht werden kann, wenn sie eine sehr große Macht über das monetäre System eines Landes ausüben können."

      Ereignisse, die man bislang nur aus Geschichtsbüchern kannte

      Was ist das für eine wunderbare Zeit, um am Leben zu sein. Wir werden bald Dinge erleben, über die wir bislang nur in den Geschichtsbüchern gelesen haben... z.B. eine große Krise. Eine Krise ist ein natürliches und wiederkehrendes Merkmal des Kapitalismus. Aber eine große Krise erfordert normalerweise Lobbyarbeit.

      Die düsteren Tatsachen stehen nicht zur Diskussion und es ist die Sache kaum wert, sich ihrer zu erinnern. Die Zentralbank hat den Dünger auf Feld gebracht. Die Preise für Anlagewerte sind wie Unkraut nach oben geschossen. Die Anleger haben sich mitreißen lassen. die Verbraucher ließen sich gehen. Die Wall Street und die Londoner City haben beide ihren Kopf verloren.

      Und dann haben die Kapitalisten ihr Geld verloren. Große Sache. So soll es auch laufen. Der Kapitalismus ist von Natur aus dynamisch und unbeständig... er ist voller Sturm und Drang, Boom und Krise, Kreativität und Zerstörung. Er war schon immer anfällig dafür, sich genau zu dem Zeitpunkt selbst in die Luft zu jagen, zu dem sich die Menschen am stärksten auf ihn verlassen.

      Was die gegenwärtige Krise anbelangt, hätte sogar ein Zentralbanker sie kommen sehen müssen. Wenn man Geld an Leute verleiht, die das Geld nicht zurückzahlen können, dann muss man immer mit Schwierigkeiten rechnen. Aber das hält die Kapitalisten nicht davon ab, bei den Behörden zu jammern, wenn die Schwierigkeiten dann wirklich kommen. Halb Idiot und halb Knecht, haben sich die Regierungen in Bewegung gesetzt. 14 Billionen Dollar, oder etwas in der Größenordnung, wurden eingesetzt, um zu verhindern, dass der Kapitalismus sich selbst korrigiert.

      Mehr Protektionismus

      Der Protektionismus nimmt wieder zu - und das in einer Zeit, in der die wichtigsten Köpfe des Landes dagegen wettern. In Europa senken sie die Lebenserwartung von Autos. In Amerika leiten die Regierungsvertreter im Grunde genommen die größte Automobilindustrie... die größten Versicherungsunternehmen... und auch die größten Hypothekenfinanzierer. Schon bald haben sie vielleicht auch die Kontrolle über die Fast-Food-Ketten. Mehr Fehler, mehr Schikanen - sind - mit anderen Worten - das, womit wir zu rechnen haben.

      Selbst die angeblichen Freunde sagen, dass der freie Markt sich als gescheitert und als Scharlatan erwiesen hat. Und das ist der Grund, warum sich die G20 in der vergangenen Woche in London getroffen haben - sie sollten entscheiden, was man in dieser Sache unternehmen kann. Peter Thal Larsen schrieb in der Financial Times:

      Das weltweite Finanzsystem, so wie wir es kennen, war von einer Deregulierung verfälscht, die von einem Glauben an den freien Markt getragen wurde. Dieser Ansatz ist gescheitert. Die Aufgabe besteht heute darin, zu beweisen, dass man ihn mit besseren Bremsen und einer besseren Steuerung wieder auf die Straße bringen kann. Bis zum Ende des Gipfeltreffens wird die Welt eine viel deutlichere Vorstellung davon haben, ob das System überleben kann oder nicht."

      William Pesek äußert sich auf Bloomberg: Es besteht überhaupt keinen Zweifel mehr daran, dass die Welt, so wie Reagan sie sich vorgestellt hat, nicht funktionieren kann. Der Washington Consensus der freien Märkte, des kleinen Staates und der uneingeschränkten Globalisierung, der die Neunziger Jahre charakterisierte, ist vorbei."

      Im Wald verlaufen

      Und gleichzeitig sitzen sie im anderen Lager um die offenen Feuer... und stellen fest, dass sie sich im Wald verlaufen haben. Das Magazin Nation bringt einen Beitrag Den Sozialismus neu denken", in dem Barbara Ehrenreich und Bill Fletcher schreiben: Haben wir einen Plan, Leute? Können wir unseren Weg hier heraus erkennen, in eine gerechte, demokratische, tragbare (hier können Sie Ihre Lieblingsadjektive beliebig frei ergänzen) Zukunft? Wir wollen es offen auf den Tisch legen. Nein, wir sehen den Weg nicht."

      Nachdem die üblichen Gutmenschen keine Ideen mehr haben, wendet die Welt ihr müdes Auge in eine andere Richtung. Wer kann den Kapitalismus jetzt noch retten? Die Kommunisten!

      Wenn die Kräfte des Marktes unkontrolliert bleiben, dann wird das zu einer Investitionsblase führen und letzten Endes zu einer katastrophalen Marktreinigung in Form einer Finanzkrise wie der aktuellen Krise", heißt es in einem Bericht von der chinesischen Zentralbank.

      Alle wollen Chinesen sein. Weil die Chinesen Geld haben. Und weil sie keinen freien Markt haben. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass das Reich der Mitte einen Konjunkturrückgang ohne demokratische, vom Konsens geführte Institutionen, die im Weg stehen, effektiver bekämpfen kann.

      Welche Theorie hat die Zentralplanung zu bieten?

      Aber hier ist der Grund, warum ich nach Luft schnappe. Welche Theorie hat die Zentralplanung zu bieten - egal ob sie von den chinesischen Kommunisten oder den amerikanischen Demokraten kommt - die das Kapital besser verteilen kann, als die Leute, die es verdient haben.

      Es gibt keine solche Theorie. Und das ist der Grund, warum die Weltführung - und auch die meisten Kommunisten - sich selbst eine saftige Lügengeschichte gönnen. Sie sagen, dass sie überhaupt keine Theorie bräuchten. Pragmatismus", war das Wort, das jeder in der vergangenen Woche in London im Munde führte. Frei von den Ketten zu den toten Wirtschaftswissenschaftlern, sagen sie, wollen sie alles was wirkt" ausprobieren.

      Ach, diese liebenswerten Schwachköpfe. So naiv, dass sie alles glauben würden, so aufnahmefähig wie ein Mülleimer. Pragmatismus" ist in der Wirtschaft so trügerisch, wie die Männer, die ihn predigen. Jeder von ihnen hat eine eselsohrige Ausgabe von Keynes Allgemeiner Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" in der Aktentasche und ein Ass im Ärmel. Und jede angeblich neue, pragmatische Idee, die sie entwickeln, ist im Grunde genommen lediglich eine andere Version der gleichen verpfuschten Heilmittel, die die Wirtschaft das letzte Mal schon an das Krankenhaus fesselte.

      Vielleicht kann man eine Brücke pragmatisch zeichnen. Wenn einem die Farbe nicht gefällt, dann kann man sie schnell ändern. Aber wenn man eine Brücke, ein Flugzeug oder ein Wirtschaftssystem baut, dann kann man das nicht ändern, nachdem man einmal damit angefangen hat. Man muss eine Vorstellung haben, wie es funktionieren soll, ehe man anfangen kann. Abgesehen davon, kommt es nicht über Nacht zu den Ergebnisse aus den fiskalischen, den monetären oder den regulatorischen Maßnahmen. Die Rückkopplungschleifen brauchen Jahre.

      Die Bolschewiken haben sieben Jahrzehnte gebraucht, ehe ihnen klar wurde, dass sie über's Ohr gehauen wurden. Friedmans Kritik an der Politik zur Großen Wirtschaftskrise in Amerika ist erst dreißig Jahre nach dem Ereignis erschienen. In Japan wissen sie immer noch nicht, was damals wirklich schief gelaufen ist. Und wenn die Regierungsvertreter diesmal dahinter kommen werden, dann werden sie vermutlich schon längst eine ganz gewöhnlich Krise in eine große Krise verwandelt haben.

      Quelle: http://www.investor-verlag.de/boersenwissen/kapitalschut…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 18:17:24
      Beitrag Nr. 3.050 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.684 von Maraho am 07.04.09 07:13:24Ein weiteres Interview ...

      Wall Street ist ein "Ponzi Scheme"

      Ein Ponzi-Scheme ist die englische Bezeichnung für ein Schneeballsystem, benannt nach dem Betrüger Charles Ponzi, der sich durch den seinerzeit (1920´er) größten Betrug einen Namen machte. Aber das, was sich jetzt an den Finanzmärkten abspielt, stellt alles Dagewesene in den Schatten. Da sehen selbst die Bankrotteure hierzulande wie kleine Hütchenspieler aus.

      Einen äußerst interessanten Einblick in das Geschäft der "securitisation", der Verbriefung von Kreditportfolios, gibt dieses Interview von Bill Moyers mit William K. Black, einem ehemaligen US-Bankenaufseher, der bereits während der amerikanischen Sparkassenkrise Ende der 80´er Jahre tätig war und die Weltbank bei der Korruptionsbekämpfung beriet. Er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften an der Universität Missouri.

      Für ihn ist flächendeckender Betrug an der Wall Street die Hauptursache für die Krise.

      Auszüge aus dem Transskript:


      BILL MOYERS: Is it possible that these complex instruments were deliberately created so swindlers could exploit them?

      Ist es möglich, dass diese komplexen (Finanz-) Instrumente absichtlich geschaffen wurden, damit Betrüger sie ausnutzen konnten?


      WILLIAM K. BLACK: Oh, absolutely. This stuff, the exotic stuff that you're talking about was created out of things like liars' loans, that were known to be extraordinarily bad. And now it was getting triple-A ratings. Now a triple-A rating is supposed to mean there is zero credit risk. So you take something that not only has significant, it has crushing risk. That's why it's toxic. And you create this fiction that it has zero risk. That itself, of course, is a fraudulent exercise. And again, there was nobody looking, during the Bush years. So finally, only a year ago, we started to have a Congressional investigation of some of these rating agencies, and it's scandalous what came out. What we know now is that the rating agencies never looked at a single loan file. When they finally did look, after the markets had completely collapsed, they found, and I'm quoting Fitch, the smallest of the rating agencies, "the results were disconcerting, in that there was the appearance of fraud in nearly every file we examined."

      Oh, absolut. Dieses exotische Zeug, von dem hier die Rede ist, wurde aus sog. Liar Loans (Lügner Kredite) gemacht, die als außerordentlich schlecht galten. Und dann haben sie tripple-A-ratings darauf vergeben. Nun bei einem tripple-A-rating nimmt man an, dass es kein Kreditausfallrisiko gibt. Also nimmt man etwas, das nicht nur ein erhebliches, sondern erdrückendes Risiko aufweist. Dies allein ist, natürlich, bereits ein betrügerisches Vorgehen. Deswegen sind diese (Wertpapiere) giftig. Und gleichzeitig erzeugt man die Vorstellung, dass diese (Wertpapiere) kein Kreditrisiko aufweisen. Und nochmals: Da hat niemand ein Auge drauf gehabt während der Bush-Jahre. Schließlich gab es vor nur einem Jahr eine Untersuchung dieser Ratingagenturen durch den Kongress, die ein skandalöses Ergebnis zu Tage förderte. Nach jetzigem Kenntnisstand haben die Ratingagenturen keine einzige Kreditunterlage geprüft. Als sie schließlich doch die Unterlagen prüften, nachdem die Märkte komplett kollabiert waren, haben sie herausgefunden, und ich zitiere jetzt Fitch, die kleinste von den Ratingagenturen, dass "die Ergebnisse bestürzend waren, da fast in jeder Kreditakte ein Fall von Betrug entdeckt wurde.


      BILL MOYERS: So if your assumption is correct, your evidence is sound, the bank, the lending company, created a fraud. And the ratings agency that is supposed to test the value of these assets knowingly entered into the fraud. Both parties are committing fraud by intention.

      Wenn also ihre Annahme wahr und ihre Beweisführung richtig ist, dann hat die Bank, der Kreditgeber, den Betrug begangen. Und die Ratingagenturen, von denen man erwartet hätte, dass sie den Wert dieser Kreditengagements testen würden, haben sich bewußt an diesem Betrug beteiligt. Beide Parteien haben sich absichtlich an diesem Betrug beteiligt.


      WILLIAM K. BLACK: Right, and the investment banker that — we call it pooling — puts together these bad mortgages, these liars' loans, and creates the toxic waste of these derivatives. All of them do that. And then they sell it to the world and the world just thinks because it has a triple-A rating it must actually be safe. Well, instead, there are 60 and 80 percent losses on these things, because of course they, in reality, are toxic waste.

      Richtig. Und die Investmentbanker haben diese faulen Hypothekenkredite, diese Liar Loans, gebündelt - man nennt es pooling - und diesen Giftmüll an Derivaten produziert. Alle haben das gemacht. Und dann haben sie den (Giftmüll) an die Welt verkauft und die Welt denkt, nur weil der ein AAA-Rating hat, muss er eigentlich sicher sein. In Wirklichkeit sind diese Dinger mit 60 bis 80 Prozent Abschreibungen belastet, weil dieses Zeug in Wirklichkeit Giftmüll ist.


      BILL MOYERS: You're describing what Bernie Madoff did to a limited number of people. But you're saying it's systemic, a systemic Ponzi scheme.

      Sie beschreiben gerade, was Bernie Madoff einer bestimmten Anzahl von Anlegern angetan hat. Aber Sie sagen, dass dies systemisch ist, das dies ein systemisches Ponzi scheme (Schneeballsyystem) ist.


      WILLIAM K. BLACK: Oh, Bernie was a piker. He doesn't even get into the front ranks of a Ponzi scheme...

      Oh, Bernie war eine Memme. Bernie kam nie in die Bestenliste von Schneeballsystemen.


      BILL MOYERS: But you're saying our system became a Ponzi scheme.

      Aber Sie sagen, unser System wurde zu einem Schneeballsystem...


      WILLIAM K. BLACK: Our system...

      Unser System


      BILL MOYERS: Our financial system...

      Unser Finanzsystem...


      WILLIAM K. BLACK: Became a Ponzi scheme. Everybody was buying a pig in the poke. But they were buying a pig in the poke with a pretty pink ribbon, and the pink ribbon said, "Triple-A."

      ... wurde ein Schneeballsystem. Jeder kaufte die Katze im Sack. Aber sie kauften die Katze im Sack mit einem sehr schönen Geschenkband, und das sagte: AAA.

      Quelle und weitere Informationen: http://kuchentester.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 18:23:19
      Beitrag Nr. 3.051 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.867 von Maraho am 01.04.09 18:32:06Es war kein April-Scherz. Jetzt geht`s voran ...

      Landesbank in Not
      Ermittlungen gegen HSH Nordbank

      Fleißiger Anwalt: Ein Hamburger Jurist hat Fakten zur HSH Nordbank notiert und die Staatsanwaltschaft überzeugt - Verdacht auf Untreue. Der Vorstand der Landesbank, so die Argumentation, habe keine Risiko behafteten Geschäfte eingehen dürfen. Auch dem Abschlussprüfer droht Ärger.


      Die Krise um die schwer angeschlagene HSH Nordbank hat auch juristische Folgen: Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gegen Verantwortliche der Landesbank ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Behörde prüfe den Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise, sagte Sprecher Wilhelm Möllers am Dienstag.

      Das Verfahren gehe auf eine Strafanzeige des Hamburger Rechtsanwalts Gerhard Strate zurück. Gegen welche und wie viele Verantwortliche sich die Ermittlungen konkret richten, sagte Möllers nicht: "Wir haben noch keinen namentlich Verantwortlichen herausgearbeitet."

      Der Vorstand einer Kapitalgesellschaft habe die Pflicht, das Vermögen der Aktionäre "wie ein sorgfältiger und gewissenhafter Kaufmann zu betreuen", heißt es in Strates Anzeige. Außerdem müsse die Führungsspitze bedenken, dass bei einer Insolvenz der Bank die sogenannte Gewährträgerhaftung der Hauptanteilseigner - der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein - greift "und letztlich der Steuerzahler für die Verluste der Bank einzustehen hat". "Vor diesem Hintergrund waren ihm (dem Vorstand) risikobehaftete Geschäfte, die spekulativen Charakter trugen, von vornherein verboten."

      Offenbar habe der Vorstand aber zu keinem Zeitpunkt einen Zusammenbruch des Derivatehandels in seine Risikoüberlegungen einbezogen, schreibt Strate. Auch der Aufsichtsrat habe seine "Vermögensfürsorgepflicht" beim Kreditersatzgeschäft offenkundig nicht wahrgenommen. "Die HSH Nordbank AG hat zur Zeit einen Wertberichtigungsbedarf in Höhe von 2,8 Mrd. Euro. Bei diesem Wert wird es nicht bleiben", heißt es in der Anzeige.

      Seit November hätten zudem sieben weitere Personen Anzeige gegen Verantwortliche der HSH Nordbank erstattet, so Möllers. Diese Anzeigen wurden in einem Vorermittlungsverfahren geprüft und fließen jetzt in das förmliche Ermittlungsverfahren ein. "Die Anzeige von Herrn Strate war so gehaltvoll, dass wir von einem Anfangsverdacht ausgehen müssen." Die Ermittler werden Möllers zufolge auch die Rolle der Abschlussprüfer unter die Lupe nehmen; gegen sie hat Strate Anzeige wegen Beihilfe zur Untreue erstattet.

      Die HSH Nordbank musste nach Milliardenverlusten im vergangenen Jahr unter den Schirm des Rettungsfonds Soffin flüchten. Die Hamburger Bürgerschaft und der schleswig-holsteinische Landtag hatten in der vergangenen Woche ein Rettungspaket für das Institut abgesegnet. Die Landesbank bekommt damit eine Kapitalspritze in Höhe von 3 Mrd. Euro und Garantien über weitere 10 Mrd. Euro. Eine gemeinsame Länderanstalt öffentlichen Rechts soll der Bank das dringend benötigte Kapital liefern.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Landesban…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 18:30:04
      Beitrag Nr. 3.052 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.811.025 von Maraho am 20.03.09 12:51:49Weiterführend ...

      Hypo Real Estate
      Köhler unterschreibt: HRE kann enteignet werden

      Bundespräsident Horst Köhler hat den Weg frei gemacht für die Verstaatlichung des Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). Köhler hat das dafür notwendige Enteignungsgesetz unterzeichnet. Jetzt wird es Ernst für die HRE.


      HB BERLIN. Das "Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz" ist da. Bundespräsident Horst Köhler hat das Enteignungsgesetz unterzeichnet, teilte ein Sprecher am Dienstag in Berlin mit. Der Weg für eine Verstaatlichung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) ist damit frei.Das Gesetz kann damit in Kraft treten, wenn es im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden ist. Es erlaubt dem Bund bei der Rettung von Banken die Enteignung der Alt-Aktionäre, sofern vorher alle anderen Instrumente ausgeschöpft worden sind.

      Das auch innerhalb der Koalition umstrittene Gesetz ist auf die HRE zugeschnitten. Der Bund muss die Enteignung des Instituts bis zum 30. Juni einleiten. Am vergangenen Freitag hatte das Vorhaben den Bundesrat passiert.

      Der Bund hat angekündigt, den Immobilienfinanzierer möglichst schnell übernehmen zu wollen, um so Finanzierungsvorteile als bundeseigenes Unternehmen nutzen zu können. Seit Wochen ist von einem weiteren kurzfristigen Kapitalbedarf der HRE in Milliardenhöhe die Rede.

      Wegen der prekären Lage der Bank besteht Zeitdruck, da eine Insolvenz unabsehbare Folgen haben könnte. Köhler hatte bereits in seiner "Berliner Rede" am 24. März die besondere Verantwortung des Staates betont. Auch vorübergehende staatliche Beteiligungen könnten nicht ausgeschlossen werden. Der Schutz des Privateigentums werde dadurch nicht berührt, hatte Köhler Kritikern entgegengehalten.

      Das Bundesfinanzministerium geht von einem Übernahmeangebot für die Hypo RealEstate (HRE) nicht vor Donnerstag aus. „Nach Bekanntgabe des Gesetzes können wir handeln“, sagte Ministeriumssprecher Torsten Albig der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das Gesetz werde voraussichtlich nicht vor Donnerstag in Kraft treten. Der Preis an die Aktionäre ist nach seinen Angaben offen.

      Die Finanzbranche wartet seit einem halben Jahr auf eine Rettung der schwer angeschlagenen Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) durch die Politik.

      Und beinahe genauso lange haben sich die Volksvertreter um Art und Ausmaß der Hilfsaktion gestritten. Von einer Insolvenz über eine "geordnete Abwicklung" bis zur Teil- und Vollverstaatlichung wurde seit der Beinah-Pleite der Großbank Ende September alles diskutiert.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/koehler-…
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      schrieb am 07.04.09 18:36:11
      Beitrag Nr. 3.053 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.394 von Maraho am 07.04.09 13:54:39In Bezug.

      Konjunktur
      Europa beschleunigt Talfahrt

      Die Aussichten für die europäische Wirtschaft werden schlechter, urteilt unter anderem das Münchener Ifo-Institut. Vor allem der Privatkonsum werde abnehmen. Immerhin, die Gefahr einer Deflation sehen die Experten nicht.


      München - Die Talfahrt der Wirtschaft in der Eurozone hat sich nach Einschätzung von Wirtschaftsforschern aus Deutschland, Frankreich und Italien zum Jahresstart beschleunigt. "Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben trotz der Umsetzung der staatlichen Konjunkturpakete düster", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Konjunkturprognose des Münchener Ifo-Instituts, der französischen Statistikbehörde Insee und des italienischen Wirtschaftsforschungsinstituts ISAE.

      Die Eurozone befinde sich in einer schweren Rezession. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Eurozone werde sich im ersten Quartal auf 1,9 Prozent beschleunigen, ehe die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,6 Prozent und im dritten Quartal um 0,2 Prozent sinke. Im vierten Quartal 2008 war es ein Minus von 1,6 Prozent.

      Der private Konsum werde abnehmen, insbesondere da sich die Entwicklung der real verfügbaren Einkommen spürbar verschlechtern dürfte, heißt es in der Studie. Auch die Investitionen dürften nach ihrem Einbruch gegen Ende des Jahres 2008 weiter kräftig fallen. Zum einen bleibe die Lage auf den Finanzmärkten unverändert angespannt; zum anderen dürfte die Unterauslastung der Kapazitäten stark belastend wirken.

      Die Inflationsrate werde unter der Annahme, dass der Ölpreis um 45 Dollar schwanke und sich der Wechselkurs bei 1,35 Dollar je Euro stabilisiere, im Juni und September 2009 bei je minus 0,2 Prozent liegen. Doch die Gefahr einer Deflation bestehe momentan nicht, da die Kerninflationsrate deutlich positiv bleibe.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 18:48:39
      Beitrag Nr. 3.054 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.526 von Maraho am 05.04.09 17:30:10Noch etwas dazu ...
      Die einzelnen Zitate findet ihr unter unten aufgeführtem Link.


      FEHLPROGNOSEN ZUR FINANZKRISE
      Wird schon gutgehen!
      Von Anselm Waldermann

      Politiker, Ökonomen, Wirtschaftsbosse - fast alle haben die Finanzkrise dramatisch unterschätzt. Ein Blick auf Prognosen vor einem Jahr macht klar: Viele Experten ignorierten Warnsignale. Doch einige waren wahre Propheten. SPIEGEL ONLINE zeigt, wer falsch lag und wer richtig.


      Hamburg - "Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Mit dieser Plattitüde versuchen Experten gerne, unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Dabei kann man den Spieß auch umdrehen. Denn wirklich interessant werden Prognosen erst, wenn sie die Vergangenheit betreffen - wenn sie alt sind und sich mit der Wirklichkeit abgleichen lassen. Wer sich die Mühe macht, gewinnt erstaunliche Erkenntnisse.

      SPIEGEL ONLINE hat deshalb Zitate gesammelt, die ziemlich genau ein Jahr alt sind. Politiker, Ökonomen, Unternehmenschefs - sie alle haben sich im Frühjahr 2008 zur Finanzkrise geäußert. Nur wenige sahen das Ausmaß der Verwerfungen richtig voraus. Viele schätzten die Lage katastrophal falsch ein:

      Zugegeben - hinterher ist man immer schlauer. Der Abgleich alter Zitate mit der heutigen Wirklichkeit ist daher ein wenig gemein. Und im Zweifel gilt immer noch der Ausspruch Konrad Adenauers: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"

      Allerdings: Im Frühjahr 2008 hätte man schon darauf kommen können, dass das Problem größer ist als immer wieder behauptet. Der US-Immobilienmarkt war eingebrochen, die Probleme mit verbrieften Krediten waren bekannt, zahlreiche Banken waren bereits im Abwärtsstrudel - allein in Deutschland kämpften die IKB und die Sachsen LB ums Überleben.

      Im März 2008 kam es dann besonders dicke: Die US-Bank Bear Stearns schrammte knapp an der Insolvenz vorbei, nur durch einen Notverkauf konnte das Institut gerettet werden. Die Aktienmärkte stürzten ab, an der Wall Street machte sich Panik breit. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Mega-Desaster von der Finanzbranche auf die Industrie überspringen würde - und damit auf die gesamte Realwirtschaft.

      Einzelne Experten sahen genau das voraus, doch sie wurden nicht gehört. Das Gros der Politiker machte auf Optimismus, der damalige US-Präsident George W. Bush ("Wir haben die Situation im Griff") ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel ("Die Aussichten für den Haushalt 2008 sind hervorragend"). Henry Paulson, damals US-Finanzminister, redete die Krise regelrecht klein: Finanzmarktturbulenzen kämen "alle fünf bis zehn Jahre" vor.

      Auch angesehene Ökonomen wollten nicht wahrhaben, was da auf die Welt zurollte. "Ich rechne in diesem Jahr mit keinen gravierenden Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur", sagte Bert Rürup, der damalige Chef der Wirtschaftsweisen, im März 2008. Wenige Monate später wurde er eines besseren belehrt: Die deutsche Wirtschaft rutschte in die Rezession. Notenbanker wie Jean-Claude Trichet von der Europäischen Zentralbank oder Ben Bernanke von der US-Fed lagen ebenfalls daneben. Trichet erklärte im Frühjahr 2008, die Finanzinstitute im Euro-Raum seien "in robuster Verfassung" - wenig später mussten die Regierungen riesige Milliardenbeträge in die Hand nehmen, um Banken zu retten.

      Bernanke sagte voraus, bei den großen US-Instituten werde es "wohl keine ernsthaften Probleme geben". Tatsächlich konnten selbst Giganten wie die Citigroup oder die Bank of America nur mit Hilfe von Staatsgeld überleben.

      Immerhin: Einige Experten stellen sich im Rückblick als wahre Propheten heraus (siehe Fotostrecke). Sie haben das Ausmaß der Krise rechtzeitig erkannt - und entsprechend deutlich gewarnt. "Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im März 2008 mit Blick auf die USA. Allerdings muss man einschränkend dazu sagen: Sein Institut hatte auch schon das Ende der Finanzkrise ausgerufen - eine krasse Fehleinschätzung.

      Besser lag da schon Spekulanten-Legende George Soros, er sprach vor einem Jahr von der "schlimmsten Finanzkrise der Nachkriegszeit", ebenso der Ex-Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan. Besonders drastisch formulierte es Star-Investor Warren Buffett: "Erst wenn das Wasser zurückgeht, sieht man, wer nackt geschwommen ist. Der Anblick einiger unserer größten Finanzinstitute wird widerlich sein."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,617763,00.html …
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 19:02:59
      Beitrag Nr. 3.055 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.389 von Maraho am 02.04.09 13:06:04Der "Spiegel" kocht diesen Text nochmals auf ...


      PREKARIAT-STUDIE
      Wieso die kleinen Leute verbittert sind
      Von Franz Walter

      Wirtschaftskrise, Politikverdruss, Misstrauen gegenüber der Demokratie: Im unteren Drittel der Gesellschaft nistet sich ein tiefer Pessimismus ein, zeigt eine neue Sozialstudie. Die Älteren sind verbittert, Jüngere ergreift Hass und Fatalismus - vor allem Männer sehen sich im Stolz getroffen.


      Als sich vor drei Jahren die wirtschaftliche Lage zu bessern schien, da leistete sich die deutsche Gesellschaft auch den Blick auf die Verlierer der vergangenen drei Jahrzehnte. Selbst einen prätentiös klingenden Gattungsbegriff fand man für diese Gruppe: "Prekariat".

      In dem Moment jedoch, da die ersten dunklen Wolken am Konjunkturhimmel aufzogen, geriet das Prekariat wieder aus dem Visier der nun selbst ängstlich gewordenen Mitte der Republik. Daher haben sich kürzlich Göttinger Politologen und Heidelberger Lebensweltforscher neuerlich in die Prekariatszonen der deutschen Gesellschaft begeben.

      Es existiert im unteren Drittel der Gesellschaft die Vorstellung von einer "an sich richtigen" Politik, von generell unzweifelhaften Lösungen gesellschaftlicher Probleme - und dadurch auch von dem einen unstrittig richtigen Lösungsweg.

      Daher bleibt ihnen unverständlich, warum in der Politik dieser Weg nicht unverzüglich und zielstrebig beschritten wird, warum alles so lange dauert, vor allem: warum die Parteien überhaupt ständig streiten.

      Konflikte sind in dieser Perspektive - die auch und gerade in der gesellschaftlichen Mitte zu finden ist - nicht Ausdruck verschiedener Interessen und legitimer unterschiedlicher Sichtweisen. Sondern Profilgehabe, Deformation einer politischen Klasse, der es gut geht und die sich schon deshalb keine Gedanken darüber machen muss, welche Folgen ihre in die Länge gezogenen Querelen für den Rest des Volkes haben.

      Hauptsächlich bei den älteren Zugehörigen der unteren Schichten herrscht ein (auch in anderen Fragen immer wieder durchschimmerndes) Streben nach Harmonie: "Alle Parteien an einen Tisch" - das trifft die Projektion dieser Menschen wohl am besten.

      Geld ist ein zentrales Thema in den unteren Schichten. Denn in der Regel reicht es nicht oder kaum. Und die Sorge, dass der Lohn oder die Rente, die man derzeit noch bekommt, bald gemindert werden oder gar wegfallen könnte, ist durch die aktuelle ökonomische Krise übermächtig. Das führt zu einer massiven Einigelung in das unmittelbare Lebensumfeld - bei erheblichen Aggressionen gegen "die Ausländer".

      Ältere Frauen aus der Unterschicht mit altbundesdeutscher Biografie äußern sich außerdem denkbar erregt über Rentnerinnen aus der ehemaligen DDR, die eine weit höhere Altersversorgung genießen: "Die konnten ihre Kinder damals bei Honecker ja einfach wegeben." Es ist bemerkenswert, welch immense Aggression hier schwelt.

      Von der Politik erhofft man sich nichts mehr

      In dieser Lebenswelt sind konstruktive Ideen, wie man es politisch oder gesellschaftlich denn anders machen könnte, kaum bis gar nicht vorhanden. Von der Politik erhofft man sich mittlerweile überwiegend nichts mehr.

      Es kann auch kein Ansehenszuwachs der Politik durch die Diskreditierung von Wirtschaftsführern und Bankern während der vergangenen Monate zu verzeichnet werden. Sie alle, Unternehmer, Politiker und Medienmenschen, gelten als ein miteinander verbandelter Haufen, der sich gegen "die da unten", den "kleinen Mann" oder "die kleine Frau", unheilvoll verschworen hat.

      Konspirationsvermutungen solcher Art zirkulieren in der Vorstellungswelt der unteren Schichten in einem opulenten Ausmaß. Dass Deutschland noch eine "wirkliche Demokratie" ist, glauben die meisten dort jedenfalls nicht mehr.

      Immer wieder dokumentieren die "Prekarisierten" ihre Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit. Selbst die wenigen Freuden, die ihnen geblieben waren, insbesondere das Rauchen, wurde ihnen von denen, die überall das Sagen haben, durch Verbote genommen. Bemerkenswert ist, dass sie sich an die Zeit vor zehn oder fünfzehn Jahren als noch "normal" erinnern. Seither aber sind geradezu pausenlos Unsicherheiten, Zumutungen, Bedrohungen über sie hereingebrochen. Es ist signifikant die Zeit sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung, in der sie sich mehr denn je zuvor abgewertet, bedrängt, ja bedroht fühlen.

      "Das darf doch nicht sein"

      Allerdings sind Generationsdifferenzen erkennbar. Diejenigen, die seit den sechziger Jahren geboren wurden, lassen ihrer Wut ungezügelt freien Lauf. Diejenigen hingegen, die zumindest als Kinder noch Krieg, Vertreibung und unmittelbare Nachkriegszeit erlebt haben, treten besonnener auf, wirken dem Staat und der Demokratie nach wie vor positiver zugewandt.

      Doch sind viele Ältere bitter darüber, dass sie trotz eines seinerzeit soliden Schulabschlusses, trotz oft auch ordentlich absolvierter Lehre und dann jahrzehntelanger harter Arbeit nun eine lediglich marginale, fragile Stellung in der Gesellschaft zugewiesen bekommen haben. Dass es zutiefst ungerecht ist, im letzten Fünftel des Lebens nach vielen beschwerlichen Jahren der Kindererziehung und der oft körperlich anstrengenden Erwerbsarbeit nun von "jungen Schnöseln" als überflüssige Vergangenheitslasten verworfen zu werden, das deprimiert sie zutiefst.

      Das oft leise vorgetragene Satzfragment dafür lautet: "Das darf doch nicht sein." Dieser Legitimitätskern von hart erbrachten Erwerbsleistungen fehlt den meisten jüngeren Zugehörigen dieser Schicht. Deshalb kommen bei ihnen Resignation, sarkastischer Fatalismus oder auch ziellos wirkende Hasstiraden weitaus häufiger vor, ebenso eine massive Krise der Männlichkeit. Alles, was einst den "starken Mann" ausgemacht hat, ist in der gesellschaftlichen Bedeutung während der vergangenen Jahre geschrumpft: das Manuelle, die kesse Lippe, Sexprotzereien, die Kraft der Faust, die vitale körperliche Unmittelbarkeit.

      Stattdessen wird nun wertgeschätzt: Wissen, Bildung, Kultur, Sprachfähigkeit, körperlose Interaktivität. Das Gros der politischen und interpretierenden Klasse steht dafür, verkörpert und postuliert also all das, was das Selbstwertgefühl des männlichen Teils der unteren Schichten täglich in Frage stellt.

      Noch herrscht dort die Stimmung vor, es gerade so schaffen zu können. Doch wächst die Furcht, dass bald "gar nichts mehr geht". Und alle ahnen, dass sie dann den oft langen Rest ihres Lebens nicht mehr aus der Aussichtslosigkeit herauskommen.

      Dennoch findet man keine Bereitschaft, auch keine organisatorische oder ideelle Grundlage zur Gegenwehr. Dafür ist der Fatalismus dominant ("es hat keinen Sinn, sich aufzuregen", "man kann eh nichts machen"). Die kleinteilige Binnenperspektive überwiegt: Man grübelt nicht über die Umwelt, erregt sich nicht einmal über die Finanzkrise, hofft erst recht nicht auf Chancen durch Bildung, glaubt auch nicht an die segensreiche Wirkung von Konjunkturprogrammen. Im Gegenteil: Darin sehen sie ein weiteres raffiniertes Manöver von Politikern und Wirtschaftsbossen, sich selbst die Taschen zu füllen.

      Jauch als Wunschfigur für die politische Arena

      Politiker sind für etliche von ihnen schlicht "Drecksäue". Als personelle Alternative kann man sich dafür TV-Moderator Günther Jauch vorstellen; der sei "seriös", "hört zu", "gibt einem immer eine Chance". Jauch als Kandidat in einer plebiszitären Demokratie hätte allerbeste Chancen. Denn auch in der Mitte der Gesellschaft wird er gern als Wunschfigur für die politische Arena genannt.

      Wie ein roter Faden durch all die Frustrationen und Erbostheiten im unteren Segment der Gesellschaft zieht sich das Gefühl, überhaupt nicht mehr zu überblicken, wohin das alles führen mag, ob das, was jetzt noch gilt oder zugesagt wird, auch morgen Bestand hat. Die Vermehrung von Komplexität ist bekanntlich ein Signum der Moderne. Sie macht auch anderen Milieus zu schaffen - die aber durch ihr kulturelles Kapital über Methoden und soziale Verhaltensweisen verfügen, um die Problemvielfalt im Alltag handhabbar zu machen.

      Diese Fähigkeiten fehlen den meisten Zugehörigen der niedriger angesiedelten Milieus. Daher sind für diese Milieus im Prinzip Institutionen oder Personen, die Maßstäbe von längerer Gültigkeitsdauer begründen und Ziele weisen können, elementar wichtig.

      Dass die Politik diese Repräsentanz- und Orientierungsfunktion nicht mehr verlässlich ausfüllt, ist sicher konstitutiv für das Beziehungsdesaster zwischen dem "politischen Oben" und dem "sozialen Unten". Dieses Defizit muss sich nicht zuletzt die politische Linke zurechnen.

      Einst hatte sie Begriffe, Erklärungen und Erzählungen zur analytischen Beschreibung der Gegenwart und zur Skizzierung der Zukunft. Die Linke deutete dadurch den unteren Schichten die Lebensrealität, kollektivierte die sonst vereinzelten Individuen durch einleuchtende Narrative, bindende Organisationen und sinnstiftende Alltagskulturen.

      Die Sozialdemokraten des Franz Müntefering haben von alledem nichts mehr. Und auch die Partei, die sich Die Linke nennt, fällt in der Krise 2009 durch Sprachlosigkeit, Interpretationsunfähigkeit und Mobilisierungsschwäche auf.

      Das Prekariat in Deutschland ist sozial und kulturell verwaist - und in dieser Beziehung buchstäblich obdachlos.

      Quelle und weiteres: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,617625,0…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 19:27:18
      Beitrag Nr. 3.056 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.188 von Maraho am 02.04.09 21:23:54In Bezug.
      So schnell kann es gehen ...


      Steueroasen: OECD streicht alle Länder von Schwarzer Liste

      Die Schwarze Liste der OECD mit Steueroasen existiert nicht mehr: Nur fünf Tage nach Veröffentlichung der Liste haben sich die dort aufgeführten Staaten verpflichtet, die internationalen Standards zur Verhinderung von Steuerbetrug umzusetzen. Die OECD spricht von einem "sehr wichtigen Fortschritt".


      Die vier von der OECD als Steueroasen auf ihrer Schwarzen Liste geführten Staaten haben sich verpflichtet, in Zukunft die Standards zum Informationsaustausch zu erfüllen. Damit gibt es keinen Staat mehr auf der Liste der Länder, die nicht international mit den Steuerfahndern kooperieren. "Die Liste existiert nicht mehr", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría in Paris. "Dies ist ein sehr wichtiger Fortschritt." Bei den Staaten handelte es sich um Costa Rica, Malaysia, die Philippinen und Uruguay.

      Die OECD hatte die vier Länder vor fünf Tagen nach Abschluss des G20-Gipfels auf die Schwarze Liste gesetzt. Eine abschließende Liste der "Steuerparadiese" war das allerdings nicht. Die OECD nannte zudem 38 Staaten und Gebiete, die eine Umsetzung der international vereinbarten Regeln zwar zugesagt, aber noch nicht ausreichend vollzogen haben. Auf dieser "Grauen Liste" stehen die Alpenländer, Luxemburg, die Niederländischen Antillen und die Britischen Jungferninseln sowie San Marino.

      40 Staaten und Gebieten wird eine weiße Weste bescheinigt, darunter Deutschland, den USA, Russland und China, aber auch die oft als Steuerparadiese angeprangerten Gebiete wie die Isle of Man, Guernsey oder die amerikanischen Jungferninseln.

      Einige Finanzzentren hatten in den letzten Wochen vor dem G20-Gipfel schnell noch die Einhaltung der Regeln zugesagt. Sie standen daher nicht auf der Schwarzen Liste, obwohl sie noch kein einziges Abkommen mit irgendeinem Land über den Austausch von Finanzdaten für die Steuerfahndung geschlossen hatten. Darunter sind Österreich, die Schweiz, Luxemburg und Andorra. Andere wie Monaco, Liechtenstein und Belgien haben bisher mit nur einem einzigen Staat einen Austausch von steuerrelevanten Informationen vereinbart.

      Die internationalen Standards waren von den Finanzministern der G20 bereits 2004 in Berlin vereinbart und vom UN-Steuerausschuss 2008 übernommen worden. Sie garantieren das Bankgeheimnis weiter gegen willkürliche Anfragen der Steuerbehörden. Bei konkretem Verdacht von Steuervergehen werden die Staaten jedoch verpflichtet, sich gegenseitig Auskunft zu geben.

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/maerkte/:Steu…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 19:35:09
      Beitrag Nr. 3.057 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.457 von Maraho am 30.03.09 05:56:25In Bezug.

      General Motors
      Letzte Vorbereitungen für die Insolvenz

      "Intensiv und ersthaft" bereitet sich der US-Autobauer GM auf eine Insolvenz vor. Danach soll der Konzern in zwei Teile aufgespalten werden.


      Die angeschlagene Opel-Mutter General Motors trifft Kreisen zufolge Vorbereitungen für eine mögliche Insolvenz. Die Vorbereitungen seien "intensiv und ernsthaft", sagte eine mit der Sache vertraute Person. Eine andere Person mit Kenntnis von den Gesprächen sagte, ein Plan zur Aufspaltung des Konzerns in ein "neues Unternehmen" bestehend aus den erfolgreicheren Sparten und ein "altes Unternehmen" mit den weniger profitablen Geschäftsbereichen gewinne an Fahrt. Die Idee werde als die beste Konzernstruktur für die Zukunft angesehen.

      GM-Aktien gaben mehr als sieben Prozent nach. Nach den Worten von GM-Chef Fritz Henderson bevorzugt der Konzern eine außergerichtliche Restrukturierung, schließt aber im Notfall auch eine Insolvenz nicht aus. GM wollte sich nicht weiter zu der Sache äußern.

      Investor - dringend gesucht

      Die US-Regierung hatte die Restrukturierungspläne von GM und Chrysler mitsamt deren Bitte um weitere etwa 22 Milliarden Dollar Staatshilfen jüngst als unzureichend zurückgewiesen. Sie hatte GM 60 Tage Zeit gegeben, ein neues Sanierungskonzept vorzustellen. Indes sucht Opel dringend einen Investor, um sich von der ums Überleben ringenden US-Mutter teilweise zu lösen.

      Die deutsche Tochter Opel bereitet sich nach Angaben des zuständigen Amtsgerichts in Darmstadt nicht auf eine Insolvenz vor. "Ich habe davon keine Kenntnis", sagte ein Sprecher. Ein Opel-Sprecher sagte, eine Insolvenz der Mutter GM würde nicht automatisch auch eine Insolvenz von Opel nach sich ziehen. Beide Unternehmen seien rechtlich eigenständige Einheiten. "Opel ist liquide", sagte der Sprecher.

      Der Rüsselsheimer Autobauer hatte schon im November milliardenschwere Staatshilfen beantragt, um bei einer möglichen Insolvenz der angeschlagenen Mutter auf eigenen Beinen stehen zu können. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Opel Bürgschaften zugesagt, diese aber an das Engagement eines Investors geknüpft, den Opel derzeit sucht.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/840/464440…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 19:46:13
      Beitrag Nr. 3.058 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.490 von Maraho am 05.04.09 17:13:08Weiteres zu/aus Polen.
      Da kann man nur sagen: Dumm gelaufen!


      «Die Opfer des Schweizer Frankens»
      Von Claudio Habicht.

      Jahrelang setzten die Polen auf Kredite in Franken. Seit Ende 2008 hat die polnische Währung jedoch massiv an Wert verloren, was die Darlehen enorm verteuert. Nun fürchten Tausende Wohnungsbesitzer, Pleite zu gehen.


      Der Journalist Igor T. Miecik bringt die Stimmung vieler Polen auf den Punkt: «Seit eineinhalb Jahren habe ich ein neues Morgenritual: Kaffee, Börsenkurse, Kurs des Schweizer Frankens, Wirtschaftkolumnen in der Zeitung.» Miecik ist nicht der Einzige, der sich täglich über die Wirtschaftslage informiert – und den Frankenkurs konsultiert.

      Hunderttausende Frankenkredite

      Über eine halbe Million Polen haben einen Kredit in Schweizer Franken aufgenommen; oft für den Kauf einer Wohnung, wie es in Polen üblich ist. In letzten Jahr gaben die polnischen Banken einen Grossteil der Fremdwährungskredite – immerhin 80 Prozent sämtlicher Darlehen – in Franken aus. Grund: Die Zinsen waren nur halb so hoch wie bei Krediten in polnischer Währung.

      Doch Ende 2008 stürzte die polnische Währung ab, der Franken wurde immer stärker: Musste man Mitte des letzten Jahres knapp 2 Zloty für 1 Franken zahlen, sind es heute 3 Zloty – am 18. Februar waren es sogar rekordhohe 3,3 Zloty. Viele Polen können nun ihre Raten kaum mehr bezahlen und fürchten, Pleite zu gehen. «Wenn der Franken über 3 Zloty bleibt, verlieren wir die Wohnung. Die Kinder sprechen über den Kroatien-Urlaub, den ich ihnen versprochen habe. Sie wissen noch nicht, dass wir nirgendwohin gehen werden», schreibt Miecik in der polnischen Ausgabe von «Newsweek». Titel des Artikels: «Die Opfer des Schweizer Frankens».

      «Uns fehlt das Geld»

      Auch das Magazin «Przeglad» widmete den Franken-Opfern kürzlich die Titelgeschichte. Im Artikel kommen mehrere Kreditnehmer zu Wort – unter anderem Michal Sapiejewski, der in seiner leeren Neubauwohnung in der Hauptstadt Warschau sitzt. «Wir haben die Arbeiten in der Wohnung gestoppt, uns fehlt das Geld». Von seinem Bankberater sei er nicht auf die Gefahren von Fremdwährungskrediten aufmerksam gemacht worden. «Es gab keinerlei Warnungen, dass der Franken so stark werden könnte.» Gleich ergeht es Marek Dmochowski: «Ich habe mich für Franken entschieden, weil der Wohnungskredit in dieser Währung am günstigsten war.»

      Dmochowski hat für seine Wohnung einen Kredit mit einer Laufzeit von 40 Jahren aufgenommen. Eigentlich wollte er sie nach einiger Zeit gewinnbringend verkaufen, den Kredit abzahlen und eine grössere Wohnung kaufen. Lange ging das gut, da die Wohnungspreise in den polnischen Städten wegen der grossen Nachfrage stets stiegen. Jetzt fürchtet er aber, er werde den Kredit nie zurückzahlen können und auf der Wohnung sitzen bleiben.

      «Die Siedlung Schweizer Franken»

      In einigen Gegenden sind ganze Neubau-Siedlungen mit Schweizer Franken finanziert: Die grösste polnische Tageszeitung, die «Gazeta Wyborcza», druckte unlängst einen Artikel mit dem Titel «Die Siedlung Schweizer Franken». Piotr Burgs, der in einer dieser Siedlungen im Warschauer Stadtteil Bialoleka lebt, würde keinen Kredit mehr in Franken aufnehmen. «Ich würde auf ein Zloty-Darlehen setzen.»

      Dass günstige Kredite in Schweizer Franken ein Risiko bergen, war allerdings nicht unbekannt. Jakub Staszewski, der in der westpolnischen Stadt Poznan zusammen mit seiner Frau eine Wohnung gekauft hat und nun jeden Rappen umdrehen muss, bestätigt dies: «Der Berater der Bank hat mir gesagt, es gebe Risiken, dass der Zloty schwächer und der Franken stärker werden könne. Wir haben den Kredit trotzdem genommen», sagt er in «10 vor 10» im Schweizer Fernsehen.

      Es besteht Hoffnung

      Für die Zehntausenden «Opfer des Schweizer Frankens» besteht jedoch ein Funken Hoffnung: Seit einigen Wochen erholt sich der Zloty; zudem senkte die Schweizer Nationalbank ihre Leitzinsen auf 0,25 Prozent, was den Wechselkurs weiter stabilisierte. Ausserdem musste die Nationalbank Milliarden an polnische Finanzhäuser geben, damit sie wegen der Verteuerung ihre Kredite decken können.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-Opf…
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 19:54:32
      Beitrag Nr. 3.059 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.352 von Maraho am 11.03.09 19:33:55Etwas zu Lettland ...

      Lettland erklärt möglicherweise bereits im Sommer Staatsbankrott

      RIGA, 07. April (RIA Novosti). Lettland kann bereits in diesem Juli den Staatsbankrott anmelden. Das sagte Miroslaw Mitrofanow vom Finanzausschuss des lettischen Parlaments am Dienstag in Riga.

      „Das Geld in unserer Staatskasse reicht bis Juli. Wenn der IWF und die EU-Kommission bis dahin keine neue Finanzhilfe bereitstellen, geht unser Land bankrott“, sagte Mitrowanow. Wenn das passieren würde, könnte Lettland bereits im Herbst von Volksunruhen erschüttert werden. „Sobald die Menschen die ersten Rechnungen für die Heizungskosten bekommen, bricht ein Chaos aus.“

      „Ich schließe nicht aus, dass das Volk die Regierung mit Gewalt dazu zwingen wird, Russland und andere Staaten im Osten um Hilfe zu ersuchen“, sagte der Abgeordnete.

      Zuvor hatte die lettische Zeitung „Telegraph“ berichtet, dass der Internationale Währungsfonds (IWF), der dem baltischen Staat einen Stabilisierungskredit in Höhe von 1,7 Milliarden Euro zugesagt hat, diese Entscheidung annullieren könne. Dem Blatt zufolge ist der IWF äußerst unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik der lettischen Regierung. Der lettische Finanzminister Einars Ripse sagte am Dienstag, dass das Geld für die Renten und Unterstützungsgelder in ein paar Monaten zu Ende sei.

      Lettland ist von allen EU-Staaten am schwersten von der Weltfinanzkrise betroffen. Im vierten Quartal vergangenen Jahres war das Bruttoinlandsprodukt des baltischen Staates um 10,5 Prozent gefallen. Zahlreiche Unternehmen meldeten Bankrott an. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes wird in diesem Jahr laut Prognose des Finanzministeriums um mindestens 13 Prozent zurückgehen.

      Vor diesem Hintergrund gingen tausende Letten im Januar auf die Straße, um die Entlassung der Regierung und die Auflösung des Parlaments (Sejm) zu fordern. In der Hauptstadt Riga endeten die Demonstrationen mit Straßenschlachten.

      Quelle: http://de.rian.ru/postsowjetischen/20090407/120967259.ht…
      70 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 20:26:34
      Beitrag Nr. 3.060 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.594 von Maraho am 07.04.09 19:54:32Wo ziehst Du das Alles nur aus der Tasche....:confused:

      Aber wirklich gut!:)
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 20:33:44
      Beitrag Nr. 3.061 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.821 von Dorfrichter am 07.04.09 20:26:34Guten Abend Dorfrichter,

      es ist das weltweite Netz! Und mit ein wenig Interesse sowie Phantasie stößt man dort oft auf erstaunliche Dinge ... ;)

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 20:44:34
      Beitrag Nr. 3.062 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.443.745 von Maraho am 25.01.09 08:17:52Nachschlag.
      Hier etwas zur Ukraine ...
      ... dem neuen Indonesien (Paul Krugman).


      Ukraine druckt Geld zum Bezahlen von Gaslieferungen aus Russland

      KIEW, 07. April (RIA Novosti). Seit dem Machtantritt der "Orangen" gibt es in der Ukraine laut der Parlamentsabgeordneten Inna Bogoslowskaja faktisch keinen Gasmarkt mehr. Zur Bezahlung der Gaslieferungen wird Geld gedruckt.

      Bogoslowskaja, Fraktionsmitglied der oppositionellen Partei der Regionen, hatte früher die Parlamentskommission zur Untersuchung des ukrainisch-russischen Gaskonfliktes geleitet.

      "Besonders nach dem Machtantritt der jetzigen Administration, nach dem Jahr 2004, wurde faktisch das gesamte Gastransportnetz - das Verteilungs- und das Verbrauchssystem - auf willkürliches Management umgestellt. Wir wissen nun genau, dass die Zahlungen für das gelieferte Gas Ende 2008 durch eine Geldemission der Nationalbank, die über eine Erhöhung der Grundfonds der größten ukrainischen Staatsbanken "Ukreximbank" und "Sberbank" erfolgten, geleistet wurden.

      Es handelt sich also nicht um Geld, das von Naftogas als einer Wirtschaftsstruktur und Aktiengesellschaft erwirtschaftet wurde, sondern um Geld, das im Land für die Bezahlung der Gaslieferungen gedruckt wurde", sagte die Abgeordnete am Dienstag auf einer Rundtisch-Konferenz in der ukrainischen Vertretung von RIA Novosti.

      Laut der Abgeordneten hatte sich bereits im März dieses Jahres eine ähnliche Situation herausgebildet.

      Dies zeuge von einer ernsthaften Krankheit des ukrainischen Öl- und Gaskomplexes als System, so Bogoslowskaja.

      Nach ihren Worten das Fehlen des Gasmarktes und die staatlichen Interventionen schaffen immense Wirtschaftsprobleme für das Land, legen ein ernsthaftes Fundament für die Destabilisierung der Beziehungen im ukrainischen Gasbereich und stellen somit die Einhaltung der Gasabkommen in Frage.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090407/120963502.html …
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      schrieb am 07.04.09 20:53:19
      Beitrag Nr. 3.063 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.701 von Maraho am 27.02.09 19:34:58Die RBS ...

      Finanzkrise
      RBS will abermals 9000 Stellen abbauen

      07. April 2009 Die weitgehend verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) will in den kommenden zwei Jahren weitere 9000 Stellen abbauen. Beratungen mit den Gewerkschaften hätten bereits begonnen, teilte die Bank am Dienstag mit. Die Hälfte der Jobs soll in Großbritannien wegfallen. Weltweit beschäftigt RBS knapp 180.000 Menschen. Wegen der Finanzkrise war die RBS in eine extreme Schieflage geraten und hatte im vergangenen Jahr mit 24,1 Milliarden Pfund (26,6 Mrd Euro) den größten Verlust in der britischen Wirtschaftsgeschichte verzeichnet.

      Seit Beginn der Krise hat RBS damit den Wegfall von 15.000 Stellen angekündigt Die RBS will in den kommenden zwei Jahren bis zu 2,5 Milliarden Pfund einsparen. Von den Stellenkürzungen sollen vor allem Sparten ohne Kundenkontakt betroffen sein, wie etwa in der Technik oder der Verwaltung. Gewerkschaften reagierten empört. „Diese Leute trifft keine Schuld an der RBS-Situation, aber nun müssen sie für die Fehler an den Spitze der Bank bezahlen“, sagte Gewerkschafter Rob MacGregor.

      Die Bank steht in den kommenden Jahren vor starken Umwälzungen. Ende Februar hatte Bankchef Stephen Hester angekündigt, RBS mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft wieder in die Gewinnzone führen zu wollen. Dazu will er risikoreiche und verlustbringende Geschäftsfelder zunächst bankenintern ausgliedern und später verkaufen.

      Die Bank war im Strudel der Finanzkrise ins Schlingern geraten, auch weil 2007 Teile der niederländischen Bank ABN Amro übernommen worden waren. Der Staat musste mit Finanzspritzen in Höhe von 20 Milliarden Pfund die taumelnde Bank vor den Kollaps retten und hält dadurch nun Anteile von fast 70 Prozent. Zudem beteiligt sich RBS an einem staatlichen Rettungspaket, mit dem faule Wertpapiere im Volumen von 325 Milliarden Pfund mit Steuermitteln gegen Zahlungsausfall versichert werden.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
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      schrieb am 07.04.09 20:59:29
      Beitrag Nr. 3.064 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.697 von Maraho am 31.03.09 14:04:23Ein Land im Abwrackwahn ...

      Schluss mit Subvention
      Abwrackprämie bis maximal fünf Milliarden Euro


      Die Bundesregierung will die Abwrackprämie von 2500 Euro bis zu einem Gesamtvolumen von maximal fünf Milliarden Euro auszahlen. Spätestens Ende des Jahres soll aber Schluss mit dieser staatlichen Subvention zur Ankurbelung des Auto-Absatzes sein. Damit kann der Kauf von insgesamt zwei Millionen Autos gefördert werden. Darauf verständigte sich eine Ministerrunde unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstagabend in Berlin, wie Regierungssprecher Ulrich Wilhelm bestätigte. Das Kabinett will an diesem Mittwoch darüber entscheiden.

      Bisher gingen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) den Angaben zufolge 1,2 Millionen Anträge ein, was einem Gesamtvolumen der staatlichen Prämie von 3 Milliarden Euro entspricht. Fünf Milliarden bedeuten also, dass weiter 800.000 Anträge gestellt werden können.

      Wilhelm sagte, fünf Milliarden seien die „endgültige Obergrenze“. Die Prämie sei das erfolgreichste Instrument des Konjunkturpakets II. Zunächst waren nur 1,5 Milliarden Euro eingeplant gewesen. Ein Teil der staatlichen Subvention fließt über die 19-prozentige Mehrwertsteuer in die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden zurück.

      „Das beste Konjunkturinstrument“

      „Die Abwrackprämie ist weltweit das beste Konjunkturinstrument. Wir haben die Nachfrage nach Autos in einer Zeit belebt, wo praktisch überhaupt nichts los war“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Oppermann, im Deutschlandfunk. Jetzt müsse eine vernünftige Anschlussregelung her, „die verhindert, dass wir ganz plötzlich in ein Nachfrageloch fallen“.

      Saarlands Wirtschaftsminister Rippel (CDU) sprach sich für eine Ausweitung der Abwrackprämie auf Nutzfahrzeuge aus. Bei den Fahrzeugen von Handwerksbetrieben etwa bestehe erheblicher Erneuerungsbedarf. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland forderte die Bundesregierung auf, die Zahlung der Abwrackprämie von 2500 Euro sofort einzustellen. Nach dem Motto „Ex und Hopp“ landeten hunderttausende völlig intakte Autos in den Schrottpressen.

      Monatelanges Warten auf Auszahlung

      Autokäufer müssen möglicherweise Monate auf die Auszahlung der Abwrackprämie warten. Ziel sei die Bearbeitung von 5000 bis 6000 Anträgen am Tag, sagte ein Sprecher des dafür zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft in Eschborn. Bis Dienstag lagen dort mehr als 1,2 Millionen Reservierungen für die 2500 Euro vor.

      Damit würde allein die Auszahlung der 475.000 vollständigen Anträge noch mehr als drei Monate dauern. Seit Mitte März hat das Amt gut 70.000 Bescheide verschickt. Die Abwicklung der seit Anfang April online eingegangenen 700.000 Prämien-Reservierungen werde schneller gehen, weil die Daten nicht mehr per Hand in die Computer eingegeben werden müssten. Dabei dürfte es aber eine hohe Fehlerquote geben, weil manche Händler oder Autokäufer mehrere Anträge abschickten, um mit Sicherheit in den Genuss des Geldes zu kommen. Die bisher vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro, die für 600.000 Autos reichten, sind bereits ausgeschöpft.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44…
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      schrieb am 07.04.09 21:08:18
      Beitrag Nr. 3.065 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.461.727 von kiska am 28.01.09 07:55:31Wie schaut`s aus in Griechenland?

      Das Glück in der Krise
      Gerd Höhler

      Seine Reise zum informellen Treffen der EU-Finanzminister in Prag Ende vergangener Woche dürfte der griechische Wirtschafts- und Finanzminister Giannis Papathanassiou nicht sehr genossen haben. Denn er kommt unter wachsenden Druck seiner Kollegen, die griechischen Staatsfinanzen endlich zu konsolidieren. Vor allem Jean-Claude Juncker, der Vorsitzende der Eurogruppe, verlangt entschlossene Maßnahmen zum Defizit- und Schuldenabbau.

      Die scheinen tatsächlich um so dringlicher, als das griechische Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr deutlich höher war als bisher angenommen: statt 3,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte es nach neuesten Berechnungen 4,4 Prozent betragen haben. Auch 2009 droht der Fehlbetrag deutlich über vier Prozent zu wachsen, wenn die Regierung nicht gegensteuert.

      Die eigentlichen Schwierigkeiten stünden erst noch bevor, orakelt Minister Papathanassiou bereits. Das Osterfest werden die Griechen zwar noch genießen können, auch der Mai könnte noch ein relativer Wonnemonat werden, aber spätestens nach der Europawahl im Juni wird Papathanassiou wohl seine Landsleute zur Kasse bitten müssen: zur Diskussion stehen eine Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuern, höhere Abgaben auf Benzin, Tabak und Alkoholika und eine Verschärfung der Steuerprogression für Besserverdiener.

      Auf der Suche nach neuen Geldquellen scheinen sich die Strategen des Finanzministeriums aber auch auf die Glücksspiel-Leidenschaft ihrer Landsleute zu besinnen. Nur die Chinesen zocken noch mehr als die Griechen, sagen Branchenkenner. In den neun staatlich konzessionierten griechischen Spielcasinos kassiert der Fiskus bereits kräftig. Aber damit ist diese Einnahmequelle keineswegs erschöpft. Die Regierung erwägt deshalb jetzt die Legalisierung der "froutakia" - so nennt man hier die Spielautomaten, die in vielen deutschen Kneipen hängen, in Griechenland aber nicht anzutreffen sind.

      2002 hatte die damalige sozialistische Regierung ein generelles Verbot von Spielautomaten beschlossen - zum Schutz der Jugend, wie es hieß. Tatsächlich dürfte auch die Überlegung eine Rolle gespielt haben, das Monopol des damals staatlich kontrollierten Lotto- und Totokonzerns Opap zu sichern. Wie auch immer, das Spielautomaten-Verbot verstößt jedenfalls gegen EU-Recht, wie der Europäische Gerichtshof in Straßburg bereits 2006 feststellte. Griechenland ignoriert das Urteil bisher. Jetzt droht dem Land deshalb eine Strafe von zwei Millionen Euro sowie ein Bußgeld von 32 000 Euro pro Tag, bis das Verbot der Spielautomaten aufgehoben wird.

      Mit einer Legalisierung der "froutakia" würde die Regierung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: sie käme um die drohenden Strafgelder herum, und Finanzminister Papathanassiou könnte seine Einnahmen aufbessern. Im Finanzministerium am Athener Syntagmaplatz reibt man sich bereits die Hände - was lässt sich da nicht alles kassieren: über eine mehrere tausend Euro teure Prüf- und Zulassungsgebühr für jeden Spielautomaten wird nachgedacht, dazu kommt eine jährlich zu entrichtende Abgabe, und natürlich werden auch die Gewinne besteuert.

      Klar: die griechische Finanzkrise wird dadurch nicht gelöst. Aber dem Finanzminister ist jeder zusätzliche Euro willkommen. Und vielleicht steigt die trübe Stimmung in der Bevölkerung ja auch etwas, wenn demnächst im Kafenion ein Spielautomat mit bunten Lichtern, Gedudel und klingender Münze für Kurzweil sorgt.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/das-glueck-in-der-kri…
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      schrieb am 07.04.09 21:37:14
      Beitrag Nr. 3.066 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.336 von Maraho am 02.04.09 12:59:25Berlin intern
      Für Deutschland gilt Alarmstufe Rot
      Christian Ramthun

      In vertraulichen Gesprächen erklären Unternehmer der Kanzlerin, wie dramatisch die Lage ist. Bald droht ein rasanter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Doch die Koalition agiert hilflos.


      Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte sich aus erster Hand über die wirtschaftliche Lage Deutschlands informieren. Am Montag vergangener Woche um 19.30 Uhr traf sie im Kanzleramt das engere Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Was die Unternehmer und Top-Manager der wichtigsten Branchen berichteten, ließ die Regierungschefin erblassen.

      Frust über die verhaltene Reaktion von Kanzlerin Merkel

      So dramatisch sei der Auftragsrückgang in den Unternehmen, musste die Kanzlerin hören, dass spätestens vom Frühsommer an „mit einer rasanten Zunahme der Arbeitslosigkeit zu rechnen ist“. Ein Anstieg um zwei Millionen Arbeitslose auf mehr als fünf Millionen gilt als „realistisch“. Einigkeit herrschte in der Runde, dass durch diesen unvergleichlichen Absturz heftige gesellschaftspolitische Verwerfungen zu befürchten seien und der Wirtschaft die Schuld in die Schuhe geschoben werde.

      Für Deutschland und die soziale Marktwirtschaft gilt nun Alarmstufe Rot. Auch wegen der Politik. Denn die Kanzlerin bleibt seltsam verhalten, stellten die BDI-Präsidialen frustriert fest. Wegen des Koalitionspartners SPD seien ihr die Hände gebunden, sagte Merkel und nahm matt die Vorschläge der Wirtschaftslenker zur Kenntnis. Diese forderten kein Konjunkturprogramm III. Sie warben nur für ein „Belastungsmoratorium“ und für „Reformmaßnahmen ohne Geld“.

      Gemeint sind: keine weiteren Lasten durch den Emissionshandel oder das Antidiskriminierungsgesetz und ein Aussetzen krisenverschärfender Elemente der Reform der Unternehmenssteuer. Letzteres ist inzwischen zur zentralen Forderung aller Wirtschaftsorganisationen in der Hauptstadt geworden.

      Täglich muss sich Merkels Wirtschaftsexperte im Kanzleramt, Jens Weidmann, anhören, wie sehr die eingeschränkte Verrechnung von Fremdkapitalzinsen und Verlusten mit Gewinnen sowie die substanz-angreifende Gewerbesteuer den Unternehmen die dringend benötigte Liquidität entziehen.

      Für die Unternehmen geht es jetzt nicht um Wohltaten, sondern um das blanke Überleben. Das sollte auch Merkels Koalitionspartner SPD wissen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/fuer-deutschland-gilt-alarmstufe-…
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      schrieb am 07.04.09 21:42:44
      Beitrag Nr. 3.067 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.606 von Maraho am 04.04.09 18:36:13Etwas hierzu ...

      Lkw-Markt
      Käufer für deutsche Lastwagen sind weg

      Die Nachfrage nach Lastwagen ist auf einen Tiefstand abgesackt. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) lagen die Bestellungen im März gleich 80 Prozent unter denen des Vorjahresmonats. Für den VDA wird es Zeit, dass die Politik handelt.

      HB FRANKFURT. Die ausländische Nachfrage nach schweren Lastwagen "Made in Germany" ist kollabiert. Im März lagen die Bestellungen um 80 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Im gesamten ersten Quartal beläuft sich das Minus auf 83 Prozent. Die Nachfrage aus dem Inland sank im März um 43 Prozent.

      Weniger stark ging die Nachfrage nach kleineren Nutzfahrzeugen bis maximal sechs Tonnen zurück. Hier konnte die Inlandsnachfrage sogar zulegen, weil private Halter beim Kauf eines Transporters die Abwrackprämie kassieren können. Der Auftragseingang für alle Nutzfahrzeuge zusammen lag um 29 Prozent unter dem Vorjahreswert.

      Angesichts der schwachen Nachfrage haben die Lastwagenhersteller ihre Produktion mehr als halbiert. Von Januar bis März wurden in den deutschen Werken 59 100 Nutzfahrzeuge hergestellt, das waren 55 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Im März alleine lag das Produktionsvolumen 52 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

      Der VDA-Präsident Matthias Wissmann forderte von der Politik Entlastungen für Hersteller, Zulieferer und Kunden aus dem Transportgewerbe. Die Nutzfahrzeugbranche stehe in diesem Jahr vor ihrer größten Herausforderung seit mehr als 60 Jahren.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/kaeufer-fuer-deuts…
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      Avatar
      schrieb am 07.04.09 21:50:43
      Beitrag Nr. 3.068 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.492 von Maraho am 04.04.09 17:39:24Dann werden wir wohl bald noch mehr zahlen dürfen ...
      Übrigens: Der Seehofer. Heute morgen so, heute abend so ...


      Staatsfinanzen
      Steinbrück: Nicht noch ein Nachtragshaushalt

      Mit mir nicht - Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) will keinen weiteren Nachtragshaushalt vorlegen, wie das Handelsblatt aus der Spitze des Finanzministeriums erfahren hat. Und damit steht Steinbrück nicht alleine da. Auch die Haushälter der Union wollen nicht wieder ein Fass aufmachen. Erst recht nicht jetzt.


      BERLIN. Trotz milliardenschwerer Zusatzbelastungen will Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) dem Parlament keinen weiteren Nachtragshaushalt zur Genehmigung vorlegen. "Ein Nachtragshaushalt ist nicht sinnvoll, weil sonst viele Abgeordnete die Gelegenheit nutzen, zusätzliche Ausgaben für ein drittes Konjunkturprogramm zu fordern", erfuhr das Handelsblatt (Mittwochsausgabe) aus der Spitze des Finanzministeriums. "Dieses Fass machen wir nicht auf", bestätigte der Sprecher von Finanzminister Steinbrück dem Handelsblatt.

      Auch die Haushälter der Unionsfraktion lehnen nach Informationen des Handelsblatts aus diesen Überlegungen einen Nachtragshaushalt ab. Bereits im Januar hatte die Bundesregierung einen Nachtragshaushalt beschlossen, der die Kosten des zweiten Konjunkturpakets und die geringeren Steuereinnahmen abbildete und die Nettokreditaufnahme des Bundes auf 36,8 Milliarden Euro erhöhte.

      Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Otto Fricke (FDP), kritisiert das Vorgehen der Koalition. "Der Bund muss den Bürgern klar sagen, wie schlimm es um die Staatsfinanzen steht", sagte Fricke. Nach einer Prognose Frickes drohen dem Haushalt milliardenschwere Mehrbelastungen. Statt der geplanten 36,8 Milliarden Euro müsse der Bund in diesem Jahr 81,2 Milliarden Euro an neuen Krediten aufnehmen. Zusammen mit den Schulden der Länder steige die gesamtstaatliche Defizitquote damit auf mehr als vier Prozent. Der Europäische Stabilitätspakt erlaubt höchstens drei Prozent

      Zusätzlichen Steuerausfälle sind nach dieser Berechnung mit 12,4 Milliarden Euro das größte Haushaltsrisiko. Daneben müssen für die Eigenkapitalhilfen des Bankenrettungsfonds (15 Milliarden), die Ausgaben im zweiten Konjunkturpaket (10,5 Milliarden), die Verlängerung der Abwrackprämie sowie die steigenden Ausgaben im Hartz-IV-System und im Gesundheitsfonds weitere Milliardenkredite aufgenommen werden.

      Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangt indes ein stärkeres Engagement des Staates, um die Auswirkungen der Rezession abzufedern. "Wir sind noch lange nicht am Ende der Krise. Wir müssen alles tun, um Beschäftigung zu stützen", sagte DGB-Chef Michael Sommer in Berlin hat mit Blick auf die laufende Debatte über der ein drittes Konjunkturpaket. Die bisherigen Schritte reichten in Tiefe und Ausmaß nicht aus.

      CSU-Chef Horst Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg betonten, ein drittes Konjunkturpaket stehe nicht zur Debatte.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/steinbruec…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 22:11:02
      Beitrag Nr. 3.069 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.478 von Maraho am 07.04.09 21:50:43Und da es ja erst einmal kein Konjunkturpaket III geben soll, weil das Konjunkturpaket II noch nicht gegriffen hat, warten wir nun auf das Ergebnis des letztgenannten doch sehr gespannt.

      Denn wie heißt es auf der Homepage der Bundesregierung doch so griffig: Die Konjunkturpakete. Wir bauen Zukunft.
      http://www.konjunkturpaket.de/Webs/KP/DE/Homepage/home.html
      52 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.09 22:14:05
      Beitrag Nr. 3.070 ()
      So. ich ziehe mich nun zurück und verabschiede mich daher für heute.
      Vielen Dank wieder einmal euch allen!

      Habt eine gute Nacht! ;)
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 00:11:25
      Beitrag Nr. 3.071 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.935.773 von Maraho am 07.04.09 18:05:22
      Hi Maraho,
      bezugnehmend auf

      "Wie man aus einer Krise eine große Krise macht "

      halte ich mich an die Ratschläge Schopenhauers - da weiß man, was man hat - wenn er sagt:

      "Man muss seine Phantasie in Zügel halten, in allen Dingen, die unser Wohl und Wehe, unser Hoffen und Fürchten betreffen. Malt man sich in der Phantasie mögliche Glücksfälle und ihre Folgen aus, so macht man sich die Wirklichkeit noch ungenießbarer, man baut Luftschlösser und muss sie nachher durch die Enttäuschung, teuer bezahlen Aber noch schlimmere Folgen kann das Ausmalen möglicher Unglücksfälle haben: es kann wie Gracian sagt, die Phantasie zu unseren hässlichen Henker machen
      [...]
      wenn irgend ein Unglück uns wirklich schon bedroht, so ist oft die Phantasie beschäftigt, es auszumalen, wobei sie es stets vergrößert, es näher bringt und noch fürchterlicher macht, als es schon ist.
      [...]
      uns fehlt der Maßstab des Grades der Möglichkeit einer Sache: wir haben sie uns nahe gebracht, sie stehn vor uns, ihre Möglichkeit im allgemeinen ist gewiß, diese wird zur Wahrscheinlichkeit, und wir leiden große Angst. Dinge, die unser Wohl und Wehe betreffen, müssen wir bloß mit der Urteilskraft anfassen, die mit Begriffen und in abstracto operiert, in trockner kalter Überlegung: die Phantasie darf ihnen nicht nahen: denn urteilen kann sie nicht: sie hält uns ein Bild vor: und dieses bewegt unnützer und oft sehr peinlicherweise. – Also: die Phantasie gezügelt!

      :)

      Einen sonnigen Tag für dich...!
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 00:17:31
      Beitrag Nr. 3.072 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.938.325 von Metrik am 08.04.09 00:11:25
      ...und dieses bewegt unser Gemüt unnützer.... - (vergessen beim Abtippen)
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 05:08:16
      Beitrag Nr. 3.073 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.938.325 von Metrik am 08.04.09 00:11:25Guten Morgen Metrik,
      danke Dir für die Passage. "Einige Jahre" später hat Kästner es so formuliert:

      Phantasie ... Eine wunderbare Eigenschaft, aber man muß sie im Zaum halten.

      Erich Kästner (1899-1974)


      In diesem Sinne Dir einen schönen Tag.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 05:32:05
      Beitrag Nr. 3.074 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.478 von Maraho am 07.04.09 21:50:43Guten Morgen,
      ich hoffe, ihr hattet einen guten Schlaf.

      Ist es Wahlkampf oder Not? Oder eine Mischung aus beidem?

      Kampf gegen Steuersünder
      Exklusiv Steinbrück plant Steuerprüfungen ohne besonderen Anlass
      von Monika Dunkel (Berlin)

      Finanzminister Steinbrück will härter gegen vermögende Steuerhinterzieher im Inland vorgehen. Der Minister plant, den Behörden bei Privatleuten mit Jahreseinkünften über 500.000 Euro Steuerprüfungen künftig auch ohne besonderen Anlass zu gestatten.


      Außerdem will Peer Steinbrück (SPD) diese Gruppe dazu verpflichten, Aufzeichnungen und Unterlagen über ihre Einkünfte sechs Jahre lang aufzuheben. Die SPD hat den Kampf gegen Steuersünder zum Thema für den beginnenden Bundestagswahlkampf erkoren. Bereits im Streit mit Steueroasen im Ausland hatte Steinbrück einen harten Kurs gefahren - worauf sich mehrere Staaten zu mehr internationaler Zusammenarbeit bereit erklärten. "Es reicht nicht aus, auf internationaler Ebene gut zu verhandeln, wenn in Deutschland die Verfolgung unmöglich gemacht wird", sagte der Minister der FTD. Widerstand gegen die Pläne kommt aber von der Union.

      Bislang müssen Privatleute Unterlagen zu ihren Einkünften nicht aufheben; wer seinen Steuerbescheid erhalten hat, kann die Belege wegwerfen. Geschäftsleute müssen dagegen die Unterlagen fürs Finanzamt schon heute bis zu zehn Jahre aufheben. Eine sogenannte Außenprüfung eines Finanzbeamten ist bei Privatleuten derzeit nur unter besonderen Umständen zulässig.

      Beide geplanten Änderungen sind Teil eines Entwurfs des Gesetzes zur "Bekämpfung schädlicher Steuerpraktiken und der Steuerhinterziehung". Sollte die Regierung die Pläne umsetzen, hätte das eine abschreckende Wirkung, sagte der Steuerexperte Thomas Elser von der Kanzlei Linklaters in München. Auch Großverdiener müssten dann stärker mit unerwarteten Besuchen von Finanzbeamten bei ihnen oder ihrem Steuerberater rechnen.

      CDU und CSU geht Steinbrücks Vorstoß allerdings zu weit. Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Meister, kritisierte in einem Brief an das Finanzministerium, es gebe "erhebliche Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit und der Verhältnismäßigkeit" der Pläne. Auch das unionsgeführte Wirtschaftsministerium hat Bedenken. Die Union befürchtet, dass Einkommensmillionäre unter Generalverdacht gestellt werden.

      Laut Statistischem Bundesamt verfügen in Deutschland ungefähr 30.000 Menschen über Gesamteinkünfte von mehr als 500.000 Euro im Jahr - also Gehalt plus Kapitaleinkünfte und Einkommen aus Vermietung.

      Der Rechnungshof hatte bereits in seinem Jahresgutachten 2006 kritisiert, Einkommensmillionäre würden zu wenig überprüft. Dies führe zu erheblichen Steuerausfällen. Dieser Einschätzung hatte sich auch der Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestags angeschlossen.

      Ein Grund für die Ausfälle sei, dass Steuerpflichtige nicht dazu verpflichtet seien, Unterlagen aufzuheben, so die Rechnungsprüfer. Dies führe dazu, dass die Prüfungen schwierig und langwierig seien und von einigen Finanzämtern nicht mehr durchgeführt würden. Der Rechnungshof hatte den Finanzminister damals auch aufgefordert, die Pflicht zur Begründung von Außenprüfungen zu streichen.

      "Die vorgesehenen Änderungen sind ein Minimum im Kampf gegen Steuerhinterziehung", sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), Dieter Ondracek. Die Union mache sich unglaubwürdig, wenn sie sich den Forderungen nach mehr internationaler Kooperation im Kampf gegen Steuerflucht anschließe, gleichzeitig aber das Problem der Hinterziehung im Inland außer Acht lasse, sagte Ondracek.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Kampf-gegen-Steuer…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 08.04.09 05:38:55
      Beitrag Nr. 3.075 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.610 von Maraho am 05.04.09 09:41:26In Bezug.

      Irland
      Schwarze Zeiten für die grüne Insel

      Der keltische Tiger, wie Irland lange wegen seiner blühenden Finanzindustrie bewundernd genannt wurde, lahmt. Für 2009 erwartet die Regierung ein zweistelliges Defizit. Nun soll ein massives Sparprogramm helfen. Abstriche beim Einkommen und Lebensstandard seien unvermeidlich, so Finanzminister Brian Lenihan.


      Dublin - Das Haushaltsdefizit im von der Finanzkrise schwer getroffene Irland wird 2009 wohl noch deutlicher ausfallen als ohnehin schon befürchtet. Es werde nun von einem Defizit von 10,75 Prozent statt bislang 9,5 Prozent ausgegangen, sagte Finanzminister Brian Lenihan am Dienstag.

      Er hatte in der vergangenen Woche gewarnt, das Haushaltsdefizit könne ohne weitere Maßnahmen auf bis zu 12,75 Prozent steigen. Eigentlich gilt in der Euro-Zone eine Obergrenze von 3 Prozent. Am Dienstag sagte Lenihan, er stimme mit der Einschätzung der EU überein, dass die irische Wirtschaft binnen fünf Jahren wieder in Schwung gebracht werden könne. Die Finanzkrise hat das einstige Boomland in die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. So werde die Wirtschaft dieses Jahr um 8 Prozent schrumpfen - so viel wie noch nie, sagte Lenihan. Die Prognose lag eigentlich bei 6,75 Prozent. Die Arbeitslosigkeit werde zudem im laufenden Jahr auf 12,6 Prozent und kommendes Jahr auf 15,5 Prozent steigen.

      Wegen der Krise hat die Regierung ein massives Sparprogramm aufgelegt. Insgesamt sollten 3,25 Milliarden Euro eingespart werden, erklärte Lenihan bei der Vorlage eines Nachtragshaushaltes. 2010 sollten weitere 2,7 Milliarden Euro eingespart werden. In diesem Jahr werde ein Großteil der Defizitreduzierung auf die Steuererhöhungen entfallen. Lenihan will vor allem die Einkommenssteuer erhöhen. "Diejenigen, die am meisten haben, müssen am meisten geben", wird er zitiert.

      Die Ausgabenkürzungen würden im kommenden Jahr greifen. Das Vorhaben sei Teil eines Sechs-Punkte- Plans, mit dessen Hilfe Irland aus der Krise geführt und das Image des Landes wieder hergestellt werden kann. Lenihan zufolge ist außerdem eine "Bad Bank" geplant, um Giftpapiere im Wert von mindestens 80 Milliarden Euro aus den Büchern der Banken zu tilgen.

      Weil Irland das größte Defizit in Europa hat, muss die grüne Insel einen anderen Weg als viele andere europäische Länder gehen. Diese wollen die Konjunktur mit milliardenschweren Ausgabenpaketen und Steuererleichterungen wieder in Gang bringen.

      Irland war in die Krise geschlittert, weil der Immobilienmarkt vollkommen überhitzt war. Als erstes Land der EU stürzte es vergangenes Jahr in eine Rezession.

      manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,618…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 05:44:56
      Beitrag Nr. 3.076 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.446 von Maraho am 07.04.09 19:35:09In Bezug.

      AUTOKRISE
      Pensionslasten erschweren Opel-Verkauf

      Die Suche nach einem Investor für Opel ist schwierig - nun wird ein weiteres mögliches Hemmnis bekannt: Nach einem Zeitungsbericht drücken den Autokonzern enorme Pensionsverpflichtungen, die ein neuer Eigentümer auszahlen müsste.


      Hamburg - Ein möglicher Einstieg eines Investors beim notleidenden Autohersteller Opel wird offenbar durch eine Zusatzlast erschwert. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" drücken den Konzern Pensionsverpflichtungen in Höhe von knapp vier Milliarden Euro.

      "Das ist eine hohe Zahl und ein potenzielles Problem", sagte ein Teilnehmer der Gespräche um die Zukunft des Unternehmens. Die Investorensuche gestalte sich angesichts zahlreicher offener Rechtsfragen im Verhältnis zur Opel-Mutter General Motors ohnehin schon schwierig.

      Die Arbeitsverträge mit alten und aktuellen Opel-Mitarbeitern verpflichteten jeden Eigentümer zur Auszahlung der Betriebsrenten. Er müsse dafür Rückstellungen bilden, was wiederum die Dividende und damit die Attraktivität eines Investments zusammenschnurren lässt und die finanzielle Belastbarkeit des Unternehmens mindert. Opel hat rund 20.000 aktive Mitarbeiter mit Pensionsansprüchen sowie etwa 40.000 Pensionäre.

      Ein Opel-Sprecher sagte, die Zahl von vier Milliarden Euro sei "völlig spekulativ". Es handele sich um eine Schätzung der Zeitung. Opel habe derzeit 40.000 Rentner. Zudem verwies der Sprecher darauf, dass Opel für Betriebsrenten entsprechende Rückstellungen gebildet habe.

      In dieser Woche hatte sich mit dem Scheichtum Abu Dhabi erstmals ein Interessent zu erkennen gegeben. Nach Informationen der Zeitung sind zudem auch Finanzinvestoren und andere Autohersteller interessiert. Derzeit werde der Verkauf eines Anteils von mehr als 50 Prozent diskutiert, der Mutterkonzern GM solle eine Minderheitsposition behalten.

      Die "Financial Times" hatte am Montag berichtet, dass die Commerzbank derzeit den Versand der Angebotspapiere an eine "Handvoll" potentieller Käufer des Europa-Geschäfts vorbereite, an dem Opel den Löwenanteil ausmacht. Die Commerzbank berät General Motors (GM) beim Verkauf des Opel-Anteils.

      GM will dem Bericht zufolge innerhalb der 60-Tage-Frist der US-Regierung eine sichere Zusage eines Investors für das Europa-Geschäft vorlegen. US-Präsident Barack Obama hatte der Opel-Mutter vor einer Woche diese Zeit gegeben, um einen Sanierungsplan zu präsentieren. Dann könnten weitere Staatshilfen gezahlt werden.

      Sollte GM bis dahin keinen tragfähigen Plan haben, bliebe nur der Weg in die Insolvenz. Der potentielle Investor dürfte wahrscheinlich die Mehrheit an einer neu zu formenden Holding kaufen, die Opel, die britische Vauxhall und weitere europäische Marken von GM umfassen dürfte, schreibt das Blatt.

      Bei den Pensionsverpflichtungen von Opel könnte dem Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) eine Schlüsselrolle zukommen. Die Organisation ist eine Art Selbsthilfeeinrichtung der deutschen Wirtschaft: Rund 73.000 Unternehmen zahlen jährlich einen Beitrag, damit die Betriebsrente sicher ist. Fällt der Arbeitgeber aus, weil er pleitegegangen ist, springt der PSV ein. Bei einer Opel-Pleite kämen auf den Verein die größten Belastungen seiner Geschichte zu.

      bim/dpa/ddp/Reuters
      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618033,00.html
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 05:52:41
      Beitrag Nr. 3.077 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.093 von Maraho am 07.04.09 18:48:39In Anlehnung.

      Systemische Korruption
      Peter Mühlbauer

      Interview mit Alexander Dill zu den Verantwortlichen für die Weltwirtschaftskrise

      Der Soziologie Alexander Dill entwickelte mit dem "Global Freeware Index" eine Alternative zum Bruttosozialprodukt, in der auch humane, soziale und natürliche Ressourcen in die Berechnung des Volkseinkommens eingehen. Nun hat er mit "Der große Raubzug" ein Buch über die Finanzkrise veröffentlicht, in dem er einer ganzen akademischen Disziplin kollektives Versagen bescheinigt und darlegt, wie "im Windschatten der Weltfinanzkrise die Staatskassen geplündert werden".


      Herr Dill - in Ihrem Buch stellen Sie eine Liste der Hauptverantwortlichen für die Finanzkrise auf …

      Alexander Dill: Wichtig ist erstmal: Ich sage ja gar nicht, dass es eine Finanzkrise gibt, sondern ich spreche von einer systemischen Korruption in Deutschland. Verantwortlich heißt bei mir, wer für die Milliardenverluste des deutschen Steuerzahlers verantwortlich ist. In meiner Liste tauchen deshalb auch nicht der amerikanische Finanzminister oder der US-Notenbankpräsident auf, sondern ausschließlich deutsche Volkswirtschaftler, Berater der Bundesregierung und deutsche Politiker.

      Wer würde zum Beispiel bei den Volkswirtschaftlern darunter fallen?

      Alexander Dill: Die so genannten fünf Wirtschaftsweisen, sowohl die von 2004 wie auch die heutigen. Da denke ich zum Beispiel an Herrn Rürup und an Herrn Sinn, aber auch an Roland Berger, an Herbert Henzler von McKinsey und an Olaf Henkel. Die alle haben bereits um das Jahr 2000 herum eine völlige Aussetzung der Finanzaufsicht und eine völlige Liberalisierung der deutschen Finanzmärkte gefordert.

      Sie sprechen allgemein von einem Versagen der deutschen Volkswirtschaftler mit einer einzigen Ausnahme. Wie erklären Sie sich das Versagen einer ganzen Disziplin?

      Alexander Dill: Die Volkswirtschaft hat diese fast religiösen Paradigmen vertreten - dass es also im Markt nach Angebot und Nachfrage eine Selbstregelung gibt; dass wir durch die Globalisierung in einem Wettbewerb stehen, dem wir uns anpassen müssen; und dass der Mensch immer nur nach Eigennutz handelt. Solche Paradigmen, die nie in Frage gestellt wurden, sind in der Wachstumsphase nie hinterfragt worden und jetzt, wo das Ganze kaputt geht, muss man sie hinterfragen. Und deshalb ist die Disziplin insgesamt in Frage zu stellen.

      Wie könnte das geschehen, eine Disziplin insgesamt in Frage zu stellen? Und was für Konsequenzen müsste das dann haben?

      Alexander Dill: Natürlich wird das sicherlich von denen zurückgewiesen, und wenn Sie heute in die Talkshows schauen, dann sehen Sie ja auch wieder die gleichen Volkswirtschaftsprofessoren als Ratgeber in der Krise. Sie müssten also eigentlich eine Art Hearing machen, wo diskutiert wird, was die sozialwissenschaftlichen und humanistischen Voraussetzungen für diese Disziplin sind. Das heißt: Was soll denn die Volkswirtschaftslehre überhaupt in einem Staat wie Deutschland leisten? Und diese Grundsatzfrage kann natürlich nicht von den Volkswirten selbst gestellt werden, sondern da müssten natürlich Leute ran, die den Blick von außen darauf werfen können. Ich selbst bin zum Beispiel Soziologe - wobei man ja interessanterweise sagt, dass Betriebs- und Volkswirtschaft auch Sozialwissenschaften seien. Leider waren sie das aber in den letzten Jahrzehnten nicht mehr. Es könnten jedoch auch Menschen aus ganz anderen Disziplinen sein, zum Beispiel aus den Naturwissenschaften, oder auch Leute wie George Soros, der ja ganz extrem die Wirtschaftswissenschaften in Frage stellt.

      Inwieweit hat Soros die Wirtschaftswissenschaften grundsätzlich in Frage gestellt?

      Alexander Dill: Er hat in seinem eigenen Buch zur Finanzkrise - es heißt "Das Ende der Finanzmärkte" - geschrieben, dass die Wirtschaftswissenschaften versucht haben, die Naturwissenschaften zu imitieren. Und er sagte, das sei völliger Unsinn: Angebot und Nachfrage existieren gar nicht als beschreibbare Kurven, die voneinander getrennt sind, sondern in diese Kurven geht die ganze Erwartung ein. Das heißt: Die Trends machen sich selbst. Und wenn sich die Trends selbst machen, dann verstehen wir, warum es riesige Blasen gibt, aber auch, warum das Ganze dann abstürzt. Das sind Grundkenntnisse, die wir in anderen Wissenschaften haben. In den Sozialwissenschaften kennt man so etwas als self-fulfilling prophecy, das ist also keine neue Erkenntnis. Man kennt das auch in den Naturwissenschaften als die Heisenberg'sche Unschärferelation, dass der Beobachter das Experiment beeinflusst.

      In Ihrem Buch sprechen Sie von insgesamt fünf Irrlehren der Volkswirtschaftslehre.

      Alexander Dill: Irrlehre heißt eigentlich, dass man das Ganze von hinten aufzieht. Man schaut sich also nicht das Verhalten der Menschen an, was ja in einer Sozialwissenschaft normal ist - also zum Beispiel: Wie handeln die Menschen innerhalb eines Wirtschaftssystems miteinander? Wie gehen sie miteinander um? Verlässt sich einer auf den anderen? In den Wirtschaftswissenschaften ist das umgekehrt: Ich habe ein Theorem oder ein Paradigma, und sage: "Alle Menschen denken zuerst an sich selbst." Daraus leite ich eine so genannte politische Ökonomie ab. Das bedeutet: Die Politiker müssen sich ein einer Demokratie immer danach richten, dem Wähler Geschenke zu machen, sonst werden sie nicht gewählt. Und da beginnt eigentlich die Irrlehre. Wenn ich von so einem Paradigma ausgehend die Politik berate, wie es unsere Volkswirte ja machen, dann wird das schwierig, weil dieses Postulat des Eigennutzes oder das Postulat des Wettbewerbes gar nicht mehr hinterfragt wird. Deshalb ist das quasi religiös. Das ist so, wie wenn jemand zu Ihnen sagt: Glauben Sie erst einmal an den auferstandenen Christus, dann reden wir weiter. So ist es ja in der Religion.

      Das heißt also, dass die Volkswirtschaft mit Leuten aus anderen Disziplinen neu besetzt werden müsste - zum Beispiel mit Ethnologen, die sich mit der Kulturgebundenheit von wirtschaftlichem Handeln beschäftigt haben?

      Alexander Dill: Richtig. Ich habe Jean Beaudrillard persönlich gekannt, und bin Schüler von Professor Kamper. Leute wie Beaudrillard sind sicherlich eher in der Lage, die Paradigmen und die Dynamik des sogenannten Kapitalismus zu verstehen. Wenn man nicht einen gewissen Blick von außen auf ein soziales System hat - und Wirtschaft ist ein solches soziales System -, dann gerät man in diese Falle, das Ganze umzukehren. Ein ganz einfaches Beispiel ist Vertrauen und Misstrauen: Wenn ich mit jemandem einen Vertrag mache, vertraue ich ihm dann, oder nicht? Je weniger ich ihm vertraue, desto größer wird der Vertrag, und desto mehr Berater werden engagiert, und umso mehr Gerichtsprozesse gibt es. Das ist eine Erkenntnis, die übrigens schon im chinesischen Taoismus von Lao-tse schon formuliert wurde. Wenn ich solche Dynamiken beobachte, dann kann ich ganz anders an sie herangehen: In der Wirtschaft handeln Menschen miteinander - wir sind also eigentlich auf dem Gebiet der Humanwissenschaft - und die Voraussetzungen für dieses Handeln können Misstrauen, Vertrauen oder auch eine Übereinkunft von Zielen sein. Das ist eine offene Frage, und es kann nicht sein, dass Wirtschaft wie jetzt einfach als Schneeballsystem definiert wird.

      Nun werden ja in Medien als Experten weiterhin die Volkswirtschaftler gefragt und eingeladen, die versagt haben - und nicht die anderen. Wie erklären Sie sich diesen Effekt?

      Alexander Dill: Sie haben generell in der Welt der Allgemeinbildung einen großen Respekt vor Experten. Wenn Sie an einen Redakteur in einem Medium denken, dann greift er gerne zu einem Professor, weil er das Gefühl hat, dieser Professor kann ihm ein fundiertes Hintergrundwissen geben und ihm das Gefühl geben, den Richtigen gefragt zu haben. Das ist in vielen Wissenschaften der Fall, das hat man ja auch bei dem Amoklauf in Baden-Württemberg gesehen, zu dem man alle Arten von Experten gehört hat. Das ist kein böser Wille, sondern Journalisten sind es gewöhnt, so zu arbeiten, und sie stehen auch unter dem Druck, dass diese Experten in einer gewissen Art bestätigt sein sollen. Hans-Werner Sinn hat ja das Leibniz-Stipendium erhalten - das ist die höchste Auszeichnung der deutschen Wissenschaft, das ist vor ein oder zwei Monaten geschehen. Daran können Sie sehen, wie die sogenannte scientific community in Deutschland aussieht.

      Sie bezeichnen im Buch den Staatshaushalt als Ponzi-System. Wie kamen Sie zu diesem Urteil?

      Alexander Dill: Das ist zu erforschen an Hand der Entwicklung der Schulden der Bundesrepublik Deutschland seit 1971. Sie können ja sehen, dass die Verschuldung immer weiter angestiegen ist. Die Privatvermögen sind auch immer weiter angestiegen – einerlei, wer an der Regierung war. Das System wird bis heute durchgehalten. Wir haben ein enormes Defizit im Staatshaushalt - nicht nur auf Grund der Zinslast, sondern vor allem auf Grund der Freistellung von Beamten und Selbständigen von der gesetzlichen Sozialversicherung. Das führt dazu, dass wir im Moment 78 Milliarden Euro - das sind 27,6% des Bundeshaushaltes - zuschießen müssen. Es ist klar, dass noch mehr Schulden entstehen, wenn wir das nicht sanieren. Wenn wir das aber sanieren - und das ist der Punkt mit dem Ponzi-System - dann werden die Initiatoren, nämlich die Beamten, die ihre 4000-Euro-Pensionen erwarten, selbst betroffen sein. Das Ziel im Ponzi-Scheme ist ja, dass der Ausgeber des Schneeballsystems selbst nie berührt wird. Und genau das zeigt sich jetzt in der Finanzkrise: Diese 480 Milliarden führen nicht dazu, dass auch nur einem einzigen Beamten die Pension gekürzt wird oder auch nur ein einziger Beiträge zum sozialen Sicherungssystem zahlen muss. Die sind ja befreit, deswegen nenne ich sie "Marktfreie".

      Sie schreiben auch, dass eine einzige Reform den Staatshaushalt sanieren könnte.

      Alexander Dill: Das steht hinten im Buch sehr ausführlich mit allen Zahlen drin. Das ist die Reform der sozialen Sicherungssysteme. Ich bin ja weiter für die umlagenfinanzierte Sozialversicherung, nur ist der Punkt, dass die Selbständigen und die Beamten da auch hinein müssen. Und dann müssen die Pensionen gekürzt werden, weil es nicht sein kann, dass ein Pensionär doppelt, dreimal oder viermal so viel erhält wie ein normaler Rentner. Er kann eben auch nur 1200 Euro erhalten. Dann ist der Staatshaushalt ausgeglichen, denn die Steuern und Abgaben sind weiß Gott hoch genug. Die lassen sich auch nicht mehr erhöhen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30096/1.html
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 06:09:22
      Beitrag Nr. 3.078 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.526 von Maraho am 05.04.09 17:30:10Diese Ausführung der NachDenkSeiten bezieht sich auf den am 5.4.2009 erschienenen Artikel der "FAZ": Die Ökonomen in der Sinnkrise(s.o.) ...

      Die Anlagen und weiteres: Link unten anklicken!


      Zum Versagen der Nationalökonomie. Der Schaden ist groß.
      Nach dem Verursacherprinzip wären Sanktionen angebracht.


      Am 5. April widmete sich FAZNET dem Thema. Siehe Anlage 1. Ein lesenswerter Artikel; immerhin bestätigen die Autoren die Existenz und die Gefahr des Herdentriebs. Einiges fehlt und einiges ist falsch gesehen. Die Autoren analysieren zum Beispiel nicht, dass von einigen Ökonomen schon seit längerem die Unfähigkeit ihrer Kollegen zu einer vernünftigen Makropolitik explizit beschrieben worden ist, dass vor den Gefahren hoher Leistungsbilanzdefizite in den USA und entsprechender Überschüsse hier bei uns gewarnt wurde, und auch vor den Gefahren der Spekulation. Sie sehen nicht, dass das Versagen der in Expertengremien und in der veröffentlichten Meinung präsenten Ökonomen viel mit ihrer Interessenverflechtung mit Wirtschaft und Arbeitgebern zu tun hat. Albrecht Müller


      1. Die Fehleinschätzung der ökonomischen Entwicklung und die Unfähigkeit zur Optimierung der makroökonomischen Instrumente. Das hat etwas mit der Fixierung auf die Interessen der exportorientierten Großindustrie und auf Arbeitgeberinteressen zu tun.
      Die vorherrschenden Ökonomen haben seit Jahren die ökonomische Entwicklung falsch eingeschätzt und vor allem falsch interpretiert. So haben sie fast alle das bisschen wirtschaftliche Belebung der Jahre 2005-2007 zum Boom erklärt, weil sie nicht weitere, die Konjunktur stützende Maßnahmen des Staates wollten. Die Mehrheit von ihnen wollte immer schon vermeiden, dass die Arbeitnehmer wieder in eine ebenbürtige Wettbewerbsposition auf dem Arbeitsmarkt kommen. Die meisten Wissenschaftler vertreten die Interessen der Arbeitgeberseite. Deshalb waren viele unterschwellige Vertreter einer Reservearmee von Arbeitslosen.
      Das war vermutlich zum Beispiel auch der Hintergrund der Einlassung des Sachverständigenrates im Gutachten vom November 2000, die Konjunktur „laufe rund“. Wer genau hinschaute, wusste, dass dies nicht stimmt. Auch im Jahre 2000 gab es eine hohe Arbeitslosenrate von 10,7 %. Wie kann man da zu der Einschätzung kommen, die Konjunktur laufe rund? Die damalige Fehleinschätzung hatte Wirkung. Mit ihrem falschen Spruch hat der Sachverständigenrat den damaligen Bundesfinanzminister Eichel und die Bundesbank in ihrer prozyklischen Bremspolitik unterstützt. Sie sind mitverantwortlich für den Abbruch des kleinen Aufschwungs von 1997 bis 2001 und somit für den Verlust an Volkseinkommen und das Arbeitslosenschicksal vieler Menschen. Dafür sollten sie eigentlich büßen müssen! Weil sie nicht nur irrtümlich, sondern willentlich falsch beraten haben.
      Die Autoren der FAZ gehen nicht darauf ein, dass vermutlich die Mehrzahl der Ökonomen oft auch deshalb falsch gelegen hat, weil sie mit ihrer Prognose eine bestimmte Politik initiieren wollten.
      In den Jahren 2007 und 2008 haben die Forschungsinstitute wohl auch deshalb falsch prognostiziert, weil sie konjunkturpolitische, expansive Maßnahmen vermeiden wollten. Sie wollten mit ihren Prognosen noch bis in den Sommer 2008 hinein die restriktive Politik der Europäischen Zentralbank stützen.
      Außerdem wollten sie mit allen Mitteln die Behauptung unterstützen, die Reformpolitik zeige auf dem Arbeitsmarkt und bei der wirtschaftlichen Entwicklung eine positive Wirkung.
      Hinter den Fehlprognosen stecken also häufig auch politische Motive.
      Der Artikel berichtet leider zu wenig von jenen Ökonomen, die die Unfähigkeit zu einer vernünftigen makroökonomischen Politik schon seit langem gesehen und kritisiert haben. Die eigenen Hinweise darauf in den NachDenkSeiten, in der „Reformlüge“ und in „Machtwahn“ lassen wir mal beiseite.
      Zu erwähnen bleiben aber zum Beispiel der Bundesfinanzminister von 1998 bis 99, Oskar Lafontaine und sein Staatssekretär Heiner Flassbeck. Sie haben damals die Verwerfungen in den internationalen Währungsbeziehungen gesehen und wollten intervenieren. Daraus folgte ja gerade die leidenschaftliche Feindschaft der vielfach mit der Finanzindustrie verwobenen Medien und Politik gegen Lafontaine (siehe britische Sun mit der Schlagzeile: „Der gefährlichste Mann Europas“).
      Mit Respekt zu erwähnen sind bei uns das IMK der Hans-Böckler-Stiftung und die Memorandum-Gruppe z.B.. Zu erwähnen sind weiter der Nobelpreisträger Robert Solow und der Chefökonom von Goldman Sachs, Jim O’Neill, mit Äußerungen vom August und September 2004. In Anlage 2 finden Sie interessante Auszüge aus einem Interview mit Jim O’Neill in der ZEIT vom August 2004. (Nicht allen seinen Äußerungen stimme ich zu, vor allem nicht den Belobigungen für die Agenda 2010 und für Strukturreformen sowie seine von Unkenntnis getrübten Einlassungen zu den Ladenöffnungszeiten).
      O’Neill wunderte sich über die Borniertheit seiner deutschen Kollegen, über ihre dogmatische Feindschaft gegenüber Keynes und ihre damit bewiesene Unfähigkeit, die verschiedenen Instrumente der Ökonomie pragmatisch einzusetzen. Jim O’Neill hat auch auf die absurde Vorstellung seiner deutschen Kollegen hingewiesen, man müsse die Steuern der Spitzenverdiener und Unternehmen senken, statt den Wenigverdienern mehr Kaufkraft zukommen zu lassen.
      Und dann hat er damals – 2004 - deutlich gemacht, welche Gefahren für Deutschland daraus folgen, dass die Leistungsbilanzdefizite in den USA steigen, während in Deutschland versäumt wird, die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Er wies darauf hin, was es für uns bedeuten kann, wenn der Dollar in den Keller geht. Andere haben in ähnlicher Form schon damals auf diese Gefahren aufmerksam gemacht.
      Das ist immerhin schon fast fünf Jahre her.
      Robert Solow hat in einer klassischen Einlassung seinen deutschen Kollegen eine Brücke zu bauen versucht, indem er konzedierte, dass Makroökonomie schwierig sei. Aber er konnte sich dann doch die Anmerkung nicht verkneifen, eines sei sicher, man könne Makropolitik besser machen, als dies in Deutschland geschieht. Recht hat er.
      In Anlage 3 habe ich dazu einige Folien zusammengestellt, die ich in Vorträgen und Lesungen beginnend mit dem September 2004 benutzte.

      2. Kein Sensor für die Gefahren des Casinobetriebs, im Gegenteil Bewunderung
      Die meisten deutschen Ökonomen hatten und haben vermutlich immer noch keinen Sensor für die Gefahren des Casinobetriebs. Sie haben die Blasenbildung eher bewundert; auch hier wieder an vorderer Front der Sachverständigenrat in seinem Gutachten vom November 2000 mit einer euphorischen Begrüßung der boomartigen Aktienentwicklung im IT-Bereich (da hatte übrigens schon der Zusammenbruch des Booms begonnen).

      3. Zur Interessenverflechtung
      Die beiden Autoren der FAZ gehen leider auch nicht auf die Interessenverflechtung vieler Wissenschaftler und die daraus folgenden Fehlprognosen und Fehlberatungen ein. Hierzu nur ein paar Beispiele:
      Klaus Zimmermann (Präsident des DIW und zugleich Direktor des IZA, das der Niedriglohnlobby zuarbeitet), Raffelhüschen, van Suntum, Rürup, Sinn, Miegel, Börsch-Supan und viele mehr vertreten wirtschaftliche Interessen oder sind mit ihnen eng verflochten und geraten damit bei ihrer scheinbar wissenschaftlichen Arbeit in Kollision.

      Konsequenzen:

      Das Mindeste ist: Staatliche Förderung von Wissenschaftlern sollte es nur noch geben, wenn sie keine anderen Interessen vertreten oder von solchen Interessen mitfinanziert werden. Wir sollten die Institute der Wirtschaftswissenschaft zwingen, sich von ihren Chefs zu trennen, wenn diese weiterhin in Aufsichtsräten etwa von Versicherungsgesellschaften tätig sind, nebenher noch ein privates, von wirtschaftlichen Interessenverbänden oder von Firmen finanziertes Institut betreiben - wie Klaus Zimmermann z.B. oder Aufträge von Lobbyorganisationen entgegen nehmen.
      Es sollte auch klar sein, dass sich Wissenschaftler zwischen ihrer Professur und privatwirtschaftlicher Interessenvertretung entscheiden müssen. Heute ist es nämlich so, dass viele ihr Renommee aus der Professur ziehen und dieses Renommee für die privaten Interessen einsetzen, und dass dann umgekehrt wiederum die Wahrnehmung ihrer privaten Interessen ihre Arbeit und ihre Äußerungen als Professor mitbestimmt.
      Das sind alles unerträgliche Entwicklungen; sie sind nicht ganz neu, aber das ist kein Grund, damit fortzufahren.

      Weiterführend: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3878#more-3878
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 06:56:00
      Beitrag Nr. 3.079 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.697 von Maraho am 07.04.09 22:11:02In Bezug.
      Etwas skurriles aus der "Bild" ...

      Konjunkturpaket Geld wird für Flugtickets, Autos und Möbel verprasst
      Von JAN W. SCHÄFER

      Die Bundesregierung hat ein gigantisches Konjunkturprogramm aufgelegt, um den Wirtschaftsabsturz zu stoppen! Die 50 Milliarden Euro sind vorgesehen für den Straßenbau, Schulen...

      Doch das Geld fließt teilweise ganz woanders hin, wird für banale Dinge verprasst. Laut Vergabestellen von Bund und Ländern werden u.a. Flugreisen, Autos und Möbel finanziert.

      • Die Bundeswehr hat sich Flugtickets in die USA im Rahmen der Militärübung "Consolidated Skills" bestellt, mietet außerdem IT-Geräte (z.B. Notebooks) für die Übung "Force Eval 2009" an.

      Die Unfallkasse Post und Telekom bekommt einen neuen BMW (Mittelklasse).

      • Mit dem Geld aus dem Konjunkturpaket lässt sich das Deutsche Patentamt Gardämpfer und 2 Scanner (Fujitsu-Siemens) liefern.

      • Das Verkehrsministerium hat sich 300 Computer-Monitore bestellt.

      • Aus dem Arbeitsministerium kommt eine Bestellung über 1000 Mehrfach- Steckdosen.

      • Für einen Neubau des GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht (Schlesw.-Holst.) gibt es neue Büromöbel.

      In der FDP sorgen diese Aufträge für großen Unmut! Verkehrsexperte Patrick Döring kritisiert, dass die Steuergelder aus dem Konjunkturpaket wie mit Gießkanne verteilt werden.

      Döring zu BILD.de: "Die Behauptung der Bundesregierung, ihre Konjunkturpakete würden schnell und zielgerichtet wirken, erweist sich als Märchen. Als Brandmeister haben Merkel, Steinbrück und Tiefensee komplett versagt. Statt mit der Gießkanne Staatsgelder zu verteilen, sollten gezielt Steuern gesenkt werden." Damit könne eine Flut privater Investitionen ausgelöst werden.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/04/08/konj…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 07:08:32
      Beitrag Nr. 3.080 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.253 von Maraho am 06.04.09 17:40:56Noch etwas aus der Schweiz ...

      Am Ende der Krise? Von wegen
      Von Robert Mayer.

      Für die Experten von Boston Consulting ist die Wirtschaftskrise längst nicht ausgestanden.
      Dafür sind die Ungleichgewichte – etwa in den USA zu gross.


      Sehen wir das erste Lichtflackern am Ende des Tunnels? Die jüngsten Kurszuwächse an den Aktienbörsen und die abgebremste Talfahrt bei vereinzelten vorauslaufenden Konjunkturindikatoren wecken Hoffnungen, dass die Wirtschaftskrise ihren Tiefpunkt (bald) erreicht hat.

      Die Boston Consulting Group (BCG) ist dezidiert anderer Meinung: «Wir stehen erst am Anfang der Krise», sagte Matthias Naumann, Managing Partner des Schweizer Ablegers der Unternehmensberatungsfirma, am Dienstag vor Journalisten.

      Der gegenwärtige Konjunktureinbruch ist laut BCG in verschiedener Hinsicht einmalig. Besonders augenfällig: In den USA, wo die Krise ihren Anfang nahm, ist die private und öffentliche Verschuldung seit Ende der 80er-Jahre regelrecht explodiert. Bewegte sich die US-Gesamtverschuldung seit dem Ersten Weltkrieg in einem Band zwischen 100 und 150 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung – abgesehen von einem Ausreisser zu Anfang der 1930er-Jahre –, so ist sie im Zuge der Börsenhausse ungebremst auf gegen 400 Prozent geklettert.

      Sparquote: Null

      Zugleich haben die US-Haushalte ihre Spartätigkeit seit 2005 praktisch auf Null reduziert – mit der Folge, so Naumann, «dass die Leute kein Geld für den Konsum haben». Als Lokomotive für die Weltkonjunktur fallen die US-Konsumenten somit aus – in besseren Zeiten hatten sie immerhin 15 bis 17 Prozent des weltweiten Privatkonsums bestritten.

      Seltener «Dreifach-Crash»

      Um von ihrer enormen Verschuldung herunterzukommen, stünden den USA – neben dem Sparen – grundsätzlich noch zwei andere Alternativen offen, wie Naumann ergänzte: Sie können einerseits ihre Währung abwerten, riskieren damit aber einen Abwertungswettlauf mit den Wirtschaftspartnern. Zum andern können sie ihre (reale) Schuldenlast durch eine höhere Inflation vermindern. Wie immer die US-Wirtschaft am Ende zu einer ausbalancierteren Entwicklung zurückfindet – solange sie in diesem schmerzhaften Anpassungsprozess steckt, sind von der weltgrössten Volkswirtschaft keinerlei Konjunkturimpulse zu erwarten.

      Die gegenwärtige Wirtschaftskrise hat auch deshalb eine ganz besondere Qualität, weil sie laut Elmar Wiederin, geschäftsführender Direktor von BCG Schweiz, von einem «Dreifach-Crash» geprägt wird: Immobilienkrise, Bankenkrise und Börsenabsturz sind weltweit gleichzeitig ausgebrochen – etwas was zuvor erst viermal passierte. Auf der Basis historischer Vergleiche geht Wiederin davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in der entwickelten Welt als Folge des jetzigen dreifachen Crashes über zehn Quartale hinweg und insgesamt um 18 Prozent sinken wird.

      Eine Krisenspirale droht

      Der dritte Grund, weshalb die Krise laut Boston Consulting noch längst nicht ausgestanden ist, lässt sich mit Rückkopplungseffekt umschreiben. «Auf eine Krise der Realwirtschaft folgt immer eine Finanzkrise», betonte Naumann. Dass die Turbulenzen ihren Ursprung auf den Finanzmärkten hatten und dann auf die Realwirtschaft übersprangen, um nun wieder auf den Bankensektor zurückzuschlagen, macht die Sache nur noch schlimmer. Der Einbruch in der Realwirtschaft «infiziert» die Geldhäuser vor allem über zwei Gefahrenherde: einerseits über Ausfälle auf Kreditkartenschulden und anderseits durch Firmenkonkurse, die ebenfalls mit Kreditausfällen verbunden sind.

      Die Banken, so Naumann, würden nicht umhin kommen, ihr Geschäftsmodell zu überprüfen. Dabei liegt der Fokus mehr denn je auf den Kernkompetenzen und einem noch effizienteren Kapitaleinsatz.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Am-Ende-de…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 11:17:46
      Beitrag Nr. 3.081 ()
      Hallo Maraho!

      Abends der Letzte und Früh der Erste.... wann schläfst Du eigentlich?

      Ich staune über Dein enormes Engagement. Im Namen aller, die davon

      partizipieren Danke !!!


      paddel
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 12:08:41
      Beitrag Nr. 3.082 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.940.048 von paddelbootheizer am 08.04.09 11:17:46Kann mich nur dieser Anerkennung anschließen.
      Zwei mal am Tag checke ich die neuesten links von Maraho und drucke mir das Interessanteste aus. So bin ich jeden Tag aktuell informiert.

      Recht herzlichen Dank!!!
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:16:46
      Beitrag Nr. 3.083 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.940.531 von Triakel am 08.04.09 12:08:41Möchte mich auch anschließen !

      Vielen Dank Maraho für Deine Beiträge.

      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:26:28
      Beitrag Nr. 3.084 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.940.048 von paddelbootheizer am 08.04.09 11:17:46Hallo paddelbootheizer,

      wann schläfst Du eigentlich?
      Da ich schon etwas älter bin, benötige ich nicht mehr soviel Schlaf. ;)

      Ich staune über Dein enormes Engagement.
      Ich bin suchtgefährdet. Es macht mir sehr viel Spaß. Und immerhin halte ich mich so auch auf dem neusten Stand.

      Deinen Dank nehme ich gerne an. Dafür auch den meinigen an Dich!

      Dir noch einen schönen Tag! Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:27:31
      Beitrag Nr. 3.085 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.940.531 von Triakel am 08.04.09 12:08:41Hallo Triakel, ist schon o.k.! Dank auch Dir! ;)
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:30:12
      Beitrag Nr. 3.086 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.057 von moveson am 08.04.09 13:16:46Servus moveson,
      Grüße von mir auch an Dich! Auch Dir einen angenehmen Tag! ;)
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:35:39
      Beitrag Nr. 3.087 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.935.913 von Maraho am 07.04.09 18:23:19Guten Tag zusammen,
      was gibt es neues?

      Dies hier zum Beispiel ...
      Anmerkung: Und dann stellt sich die Politik hin und beklagt den Verdruß des Wählers!


      Strafanzeige wegen Geheiminsverrats statt Selbstmord in der Badewanne?
      Peter Muehlbauer

      Die Kieler Regierung will angeblich ihren ehemaligen Wirtschaftsminister Werner Marnette zum Schweigen bringen
      Werner Marnette, der ehemalige Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, war in den letzten Tagen unerwartet zu so etwas wie einem Held geworden. Nach einem viel zitierten und verlinkten Interview mit dem Spiegel, in dem sich der Zurückgetretene bemerkenswert offen darüber äußerte, wie die "Kontrolle" der HSH-Nordbank tatsächlich ablief, hatte Felix von Leitner in seinem Blog bereits am Montag gemutmaßt: "merkt euch den Namen, den finden wir wahrscheinlich demnächst in einer Badewanne in Genf wieder."

      Nun meldete die Hamburger Morgenpost, dass die Kieler Regierung eine Strafanzeige gegen ihr ehemaliges Mitglied prüft. Vorgeworfen werden soll ihm darin nicht Verleumdung oder Beleidigung, sondern "Geheimnisverrat", ein nicht nur in der Rechtswissenschaft als problematisch angesehenes Delikt.

      Möglicherweise wurden die Pläne wegen ihres Bekanntwerdens aber bereits geändert: Regierungssprecher Christian Hauck ließ mittlerweile verlautbaren, die Meldung "entbehre jeder Grundlage", dafür gibt es nun Gerüchte, dass die Führung der HSH-Nordbank Marnette wegen Geheimnisverrats anzeigen soll.

      Unterstützung bekam der frühere CDU-Wirtschaftsminister von der im Kieler Landtag oppositionellen FDP: Fraktionschef Wolfgang Kubicki meinte, die Information, dass Ministerpräsident Carstensen und sein Team überfordert waren, sei keineswegs ein "Geheimnis", sondern bereits allgemein bekannt gewesen.

      Bereits 2005 hatte der gelernte Ingenieur Marnette durch eine pointierte Kritik am Oligopol der vier großen Stromkonzerne Aufsehen erregt, worauf hin diese per Gerichtsbeschluss erwirkten, dass er einen von vielen Bürgern als sehr treffend angesehenen Vergleich nicht mehr verwenden darf.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135957
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:40:51
      Beitrag Nr. 3.088 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.724 von Maraho am 25.03.09 20:13:36In Bezug.
      Da stinkt es auch zum Himmel ...

      Seit Anfang 2008 Hinweise auf Probleme bei der HRE
      Finanzen/Antwort

      Berlin: (hib/HLE) Die deutsche Bankenaufsicht hat aus dem Mitte Januar 2008 bei der Hypo Real Estate (HRE) angeforderten Finanz- und Risikobericht erste Hinweise auf eine "liquiditätsseitige Anfälligkeit" erhalten. "Um dies eng zu beobachten, erhielten BaFin und Bundesbank von der Holding ab Februar des Jahres 2008 wöchentlich und später täglich Liquiditätsberichte", heißt es in der Antwort der Bundesregierung (16/12486) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (16/11950).

      Das zuständige Fachreferat im Bundesfinanzministerium wurde der Vorlage zufolge Anfang 2008 über die "liquiditätsseitige Anfälligkeit" informiert. Hinweise auf eine Existenz bedrohende Liquiditätssituation seien damit allerdings nicht verbunden gewesen. "Als nach dem Zusammenbruch der Lehman Brothers am 15. September 2008 aufgrund des Austrocknens des Interbankenmarktes Liquiditätsrisiken innerhalb weniger Tage weltweit grundlegend neu zu bewerten waren, ergab sich eine konkrete Bedrohungslage, über die die Leitung des Bundesministeriums der Finanzen am 22. September 2008 unterrichtet wurde", schreibt die Regierung.

      Zu Fragen der FDP-Fraktion, ob Äußerungen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) über eine Abwicklung der HRE hilfreich gewesen seien, erklärt die Regierung, in den Medien veröffentlichte Meldungen über eine Abwicklung des Institutes seien von "untergeordneter Bedeutung". Die Stützungsmaßnahmen seien der HRE-Gruppe gewährt worden, um deren Liquiditätsschwierigkeiten zu beheben und nicht, um die HRE abzuwickeln. Mit den Stützungsmaßnahmen sei das Finanzsystem in Deutschland erfolgreich stabilisiert worden. Eine Insolvenz der Bankengruppe, deren Bilanzvolumen bei 400 Milliarden Euro lag, hätte wahrscheinlich ähnliche Konsequenzen für die Finanzmärkte gehabt wie die Insolvenz von Lehman Brothers. "Die dann erforderlichen Stützungsmaßnahmen der Bundesregierung und der entstandene Schaden wären vermutlich um ein Vielfaches größer als die bislang erfolgten Stützungsmaßnahmen für die HRE-Gruppe", heißt es in der Antwort weiter.

      Wie die Bundesregierung zudem mitteilt, betrug das Umlaufvolumen der öffentlichen Pfandbriefe der zur HRE gehörenden Deutschen Pfandbrief Bank AG (DEPFA) Ende vergangenen Jahres rund 42 Milliarden Euro. Die zur Deckung der Pfandbriefe verwendeten Werte seien ausreichend. Die öffentlichen Pfandbriefe der DEPFA seien mit dem Höchstrating "AAA" versehen.

      Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2009/2009_104/04.html
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:47:22
      Beitrag Nr. 3.089 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.271 von Maraho am 08.04.09 13:40:51Und dies in Bezug dazu ...
      Da ein sehr langer Text, bitte unten anklicken. Prädikat: wertvoll!

      Systemische Erpressung

      [Von Hauke Fürstenwerth] Gemäß einer Aufstellung in der Zeitschrift Die Welt vom 11. Januar 2009 haften wir deutschen Steuerzahler bereits mit einem Betrag von 1,9 Billionen Euro für die Verbindlichkeiten von Pleitebanken. Mit diesem Betrag sozialisieren Bund und Länder in Form von direkten Beihilfen und Bankgarantien die von den Banken angehäuften Verluste. Die Banken dürfen sich schamlos am reichlich gedeckten Tisch der Staatsfinanzen bedienen.

      Weiterführend: http://www.t-blog.de/blog/systemische-erpressung

      Der guten Ordnung wegen. Gefunden habe ich dies auf den NachDenkSeiten!
      http://www.nachdenkseiten.de/

      Eine Sache des Stils.;)
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 13:52:14
      Beitrag Nr. 3.090 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.032 von Maraho am 07.04.09 20:59:29Der Griff in die eigene Tasche ...

      Staatsverschuldung
      Wegen Abwrackprämie droht Steuererhöhung
      von Dietmar Neuerer

      Führende Ökonomen in Deutschland lassen kein gutes Haar an der geplanten Aufstockung des Budgtes der Abwrackprämie für Alt-Autos. Im Gegenteil: Sie kritisieren die wettbewerbsverzerrende Wirkung dieser Subvention und gehen davon aus, dass der Steuerzahler für die Finanzierung aufkommen muss. Auch aus der Wirtschaft und der Politik kommt harsche Kritik.


      DÜSSELDORF/BERLIN. Die Aufstockung der Abwrackprämie für Alt-Autos wird nach Einschätzung des Chefs der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, und des Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, Steuererhöhungen nach sich ziehen. "Die Aussichten, dass die Abwrackprämie die Konjunktur stabilisiert, Steuerausfälle verhindert und so zur Selbstfinanzierung beiträgt, sind schlecht", sagte Zimmermann am Mittwoch im Gespräch mit Handelsblatt.com. Im Augenblick werde sie zwar durch Schulden finanziert. "Sie muss aber letztlich von uns allen durch höhere Steuern bezahlt werden", betonte der DIW-Chef.

      Franz kritisierte, dass mit der Prämie eine bestimmten Branche subventioniert werde, was nun mal wettbewerbsverzerrend wirke. Andere Branchen und Teile der Autobranche, wie die Kfz-Werkstätten, zahlten die Zeche. Zudem drohten den Bürgern als Folge dieser Aufstockung entweder höhere Schulden des Staates oder höhere Steuern, sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Wolle man keine neuen Schulden, wofür er sei, „geht das nur über Steuererhöhungen“.

      Zu einer anderen Einschätzung kommt der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn. Er glaubt, dass die Gefahr von Steuererhöhungen durch die Verlängerung der Abwrackprämie "nicht größer" werde, wie er Handelsblatt.com sagte. Zunächst müsse die Prämie ohnehin wie das gesamte Konjunkturpaket durch eine höhere Verschuldung finanziert werden, da sie ansonsten jedwede konjunkturelle Wirkung einbüße. "Die Frage nach Steuererhöhung stellt sich erst dann, wenn die Konjunktur sich erholt", sagte Horn. Die Erfahrung zeige, dass mit guter Konjunktur und dann sparsamer Haushaltsführung, die Defizite rasch zurückgeführt werden können. "Voraussetzung ist allerdings, dass die unseriösen Versprechungen über Steuersenkungen kassiert werden".

      Der Wirtschaftsweise Franz unterstrich, „nichts geht an der Tatsache vorbei, dass irgendjemand dafür bezahlen muss“. Insgesamt halte er jedenfalls „relativ wenig“ von den Plänen der Regierung. Die Abwrackprämie, die man nun bis zu einer Gesamtsumme von fünf Mrd. Euro zahlen wolle, löse in erster Linie ein konjunkturelles Strohfeuer aus. Dass sich die Regierungsspitzen unter Führung von Kanzlerin Angela Merkel darauf verständigt hätten, schrieb Franz dem steigenden Druck auf die Politiker durch die nahende Bundestagswahl zu. Nach dem Auslaufen der Wirkung dieser Maßnahme werde der Katzenjammer aber kommen.

      In der Wirtschaft wurde die Verlängerung der Abwrackprämie ebenfalls scharf kritisiert. Die Extrabehandlung der Autoindustrie sei falsch, sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann der Nachrichtenagentur Reuters. Gerade bei Mittelständlern in anderen Branchen herrsche Unverständnis. „Selbst für die Autoindustrie ist das nur ein Pyrrhus-Sieg“, warnte Driftmann. Der scheinbare Erfolg von heute müsse morgen teuer bezahlt werden. Bei den deutschen Kleinwagenherstellern drohe 2010 ein Verkaufseinbruch. Mit fünf Mrd. Euro Investitionen in Bildungseinrichtungen und die Verkehrswege hätte man nachhaltig etwas für das Land getan.

      Harsche Kritik kam auch von der Opposition im Bundestag. Zwei Drittel der über die Abwrackprämie verkauften Fahrzeuge würden im Ausland gebaut, sagte der FDP-Finanzexperte Hermann Otto Solms im Deutschlandradio Kultur. Um deutschen Herstellern mit ihrem Angebot an Mittelklassewagen zu helfen, hätten die Abschreibungen für Geschäfts- und Dienstwagen erhöht werden müssen. Stattdessen werde der Automarkt nach Auslaufen der Prämie einbrechen.

      Das Kabinett beschloss am Morgen, den Topf für die Abwrackprämie von bisher 1,5 auf fünf Mrd. Euro aufzustocken. Damit können zwei Mio. statt bislang 600 000 Autobesitzer davon profitieren. 1,2 Mio. Anträge liegen bereits vor. Die Prämie von 2500 Euro je Alt-Auto soll längstens bis Jahresende gezahlt werden. Zur Finanzierung soll der entsprechende Posten im Investitions- und Tilgungsfonds erhöht werden. Einen Nachtragshaushalt werde es nicht geben, hieß es in den Regierungskreisen.

      Grünen-Fraktionschefin Renate Künast bemängelte, die Abwrackprämie sei von Anfang an Murks gewesen. Auch sie erwartet einen rapiden Einbruch der Verkaufszahlen. „Wer jetzt einen Neuwagen kauft, wird sich nächstes und übernächstes Jahr - wenn neue, umweltfreundlichere Modelle auf den Markt kommen - nämlich keinen kaufen“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

      Der Bundesverband freier Kfz-Händler kritisierte, dass nur der Verkauf eines sehr schmalen Segments kleiner, billiger Autos stark profitiere. Er hätte sich eine gezieltere Förderung der Umwelt gewünscht, etwa durch eine Subventionierung nachrüstbarer Katalysatoren, sagte Verbands-Geschäftsführer Ansgar Klein dem MDR.

      Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg versicherte indessen, dass die Prämie nach der Aufstockung nicht noch einmal erhöht werde. „Danach ist Schluss“, sagte er. „Mir ist entscheidend wichtig, dass es eine Deckelung gibt, und zwar eine klare Deckelung“, betonte der Minister. Das gleiche gelte für die Begrenzung der Förderung auf maximal den 31. Dezember 2009. „Für eine Dauersubventionierung stehe ich nicht zur Verfügung“, sagte er, auch nicht für eine weitere Aufstockung. Der Minister verteidigte die Erhöhung des Fördertopfes. Damit werde zum Teil ein Ausgleich bei der Inlandsnachfrage für die Rückgänge bei der Auslandsnachfrage geschaffen.

      Tatsächlich bremste die Abwrackprämie den Auftragseinbruch der deutschen Industrie im Februar etwas ab. Die Firmen sammelten zwar preis- und saisonbereinigt 3,5 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Zuletzt war das Neugeschäft aber noch stärker eingebrochen, etwa im Januar um revidiert 6,7 Prozent. Hersteller von Autos und Autoteilen hätten ein sogar leichtes Auftragsplus eingefahren, hieß es. Auch die Produzenten von Investitionsgütern hätten von Geschäftspartnern in der Euro-Zone mehr Orders erhalten. Deshalb habe nicht allein die Abwrackprämie den Rückgang der Bestellungen gedämpft, erklärte das Ministerium.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachricht…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 14:03:58
      Beitrag Nr. 3.091 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.933.450 von Maraho am 07.04.09 14:03:41In Bezug.

      Deutsche Exporte
      Starker Einbruch im Februar

      Die deutschen Exporte sind im Februar wegen der weltweiten Wirtschaftskrise um 23,1 Prozent eingebrochen. Das ist der zweitsstärkste Rückgang seit dem Jahr 1950, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.


      Berlin - Die Unternehmen in Deutschland verkauften Waren im Wert von 64,8 Milliarden Euro ins Ausland und damit 23,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Erst im Januar hatte es mit revidiert 23,2 Prozent das bislang größte Minus gegeben.

      Die Exporte gingen kalender- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Das war bereits das fünfte Minus in Folge. Von Reuters befragte Experten hatte hier einen Rückgang von 3,7 Prozent vorausgesagt.

      Im Januar war es um 7,4 Prozent nach unten gegangen - das Statistikamt korrigierte damit den ursprünglich ermittelten Wert von minus 4,4 Prozent deutlich nach unten.

      Wegen der weltweiten Nachfrageflaute rechnet der Exportverband BGA für 2009 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent. Es wäre das erste Minus seit 1993 und das größte seit Gründung der Bundesrepublik 1949.

      Die Einfuhren nahmen im Februar um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat ab. Insgesamt wurden Waren im Wert von 56,2 Milliarden Euro importiert. Das waren 16,4 Prozent weniger als im Februar 2008.

      manager-magazin.de mit Material von reuters
      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 14:23:34
      Beitrag Nr. 3.092 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.201 von Maraho am 07.04.09 19:02:59Die Kritik an der Kritik ...


      POLITIK OHNE GEIST
      Freispruch für das Prekariat!

      Bei politischen Themen schalten sie ab, sie verachten die Medien, werden zur Gefahr für die Demokratie - so stellt der Politologe Franz Walter die unteren Einkommensschichten dar. Zu Unrecht, hält Gabor Steingart dagegen und kommentiert: Die Elite hat den Groll des Prekariats vollauf verdient.


      Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 ließ der Schriftstellerverband der DDR in der Stalinallee Flugblätter verteilen. Auf denen war zu lesen, das Volk habe das Vertrauen der Regierung verloren: "Nur durch verdoppelte Arbeit lässt es sich zurückgewinnen." Der Spötter Bertolt Brecht widersprach: "Wäre es da nicht doch einfacher", fragte er augenzwinkernd, "die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?"

      An diese Episode erinnert, wenn auch unfreiwillig, der Politikwissenschaftler Franz Walter, der am Dienstag an dieser Stelle über die Verbitterung der kleinen Leute schrieb. Der Unterschied: Brecht nahm das Volk in Schutz, Walter giftet es an. Den "Zugehörigen der niedriger angesiedelten Milieus", so der Professor aus Göttingen, fehle die Fähigkeit unsere heutige Welt zu begreifen. Deshalb sei sie politikverdrossen. Aus der Brechtschen Ironie ist Walterscher Ernst geworden.

      Das einfache Volk sehne sich nach einem Bundeskanzler vom Typus Günther Jauch, schreibt er. Auf die "Vermehrung von Komplexität" in der modernen Welt reagiere es mit Politikerverachtung. Politiker und Medienmenschen gelten ihm "als ein miteinander verbandelter Haufen".

      All dieses hat der Professor sich natürlich nicht ausgedacht, sondern in einer "Prekariatsstudie" herausgefunden. Das Ergebnis dieser Erkundungsreisen soll hier nicht in Abrede gestellt werden. Walter ist ein Ehrenmann und kein Scharlatan. Aber vielleicht hat er die Grammatik des gemeinen Volkes nicht richtig gedeutet. Solche Verständigungsschwierigkeiten zwischen unten und oben soll es ja geben.

      Was wäre davon zu halten, wenn das Prekariat recht hätte und der Professor irrte? Wenn die Abwendung von der Politik nicht vom Nicht-Verstehen, sondern vom Durchschauen verursacht wäre? Wenn das Zuviel an Nähe von Journalist und Politiker nicht in der Einbildung, sondern in der Wirklichkeit existierte? Wenn es der deutschen Demokratie tatsächlich an der Fähigkeit ermangelte, Probleme nicht nur zu benennen, sondern sie auch zu lösen? Das Auseinanderklaffen von Wort und Tat wird im Hartz-IV-Milieu naturgemäß eher bemerkt als in der wohltemperierten Welt des Bundesangestelltentarifs.

      Man schreibt nicht mehr übereinander, sondern miteinander

      Beginnen wir also mit uns selbst, mit den Medien: Man muss nicht im Hartz-IV-Milieu leben, um den neuzeitlichen Flirt von Politikern und Berichterstattern zumindest merkwürdig zu finden. Renommierte Journalisten renommierter Zeitungen, namentlich von "Tagesspiegel", "Zeit" und "Süddeutscher Zeitung" treten zu Beginn des Wahljahres als Co-Autoren der Parteigrößen Frank-Walter Steinmeier, Renate Künast und Franz Müntefering in Erscheinung.

      Man schreibt Bücher nicht mehr übereinander, sondern miteinander. Man begründet finanzielle Zugewinngemeinschaften mit dem Berichtsgegenstand. Das Wort "Unabhängigkeit" verliert dadurch seine ursprüngliche Bedeutung.

      Auch in der Benutzung von Sprache sind Annährungen zu beobachten, die weder der Sprache noch dem Leser guttun. Das Wort Volkspartei beispielsweise wird gebraucht, obwohl jeder weiß, dass SPD und CDU damit nicht mehr gemeint sein können. Dafür fehlen in ihren Reihen die Jungen, die Frauen, die Arbeiter und die Unternehmer.

      Der Parlamentarier wird in unseren Artikeln gemeinhin als Volksvertreter bezeichnet, obwohl jeder zweite sein Mandat der Parteiliste verdankt. Das Volk aber weiß, wen es gerade abgewählt hat (Andrea Ypsilanti zum Beispiel: minus 50 Prozent der Stimmen in ihrem Wahlkreis) und wer dennoch fröhlich im Landtag sitzt (Ypsilanti zum Beispiel in der dritten Reihe).

      Im September ist Wahltag, steht in unseren Zeitungen, obwohl es eher Lotterietag heißen müsste. Der Wähler steckt sein Los in die Trommel und die Parteien ziehen sich eine Koalitionsregierung heraus. Man wäre versucht zu sagen, der Bürger wählt die Katze im Sack. Aber selbst das stimmt nicht. Bei der Katze im Sacke weiß man wenigstens, dass im Sack eine Katze steckt. Nach der Bundestagswahl aber kann aus dem Sack ein Außenminister Westerwelle klettern - oder ein Vizekanzler Lafontaine.

      Jede Belanglosigkeit kommt nun mit der Federboa in den Saal

      Reden wir also über die Parteien, denen das Prekariat nichts zutraut. Die Unterschiede zwischen SPD und CDU sind nicht komplex, wie der Forscher suggeriert, sie sind kaum existent. Was für ein Unterschied zur Politik der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre, als Politik noch tatsächlich Richtungsentscheidung bedeutete.

      Westbindung kontra Neutralität, Wiederbewaffnung oder ein Land ohne Armee, Entspannungspolitik oder verschärfter Kalter Krieg? So klang es, als um die richtige Richtung gerungen wurde.

      Nicht dass unsere Zeit nicht genug Fragen von historischer Tragweite aufwerfen würde: Die Weltwirtschaftskrise ist ein einziges Fragezeichen. Über die Zukunft der Marktwirtschaft und die Rolle des Staates ließe sich trefflich streiten. Doch die inhaltlich ermatteten und personell erschöpften Parteien sind zu einer deftigen Auseinandersetzung gar nicht in der Lage. In Berlin hat sich vielmehr eine rhetorische Regierungsform eingeschlichen. Man beklagt seitens der Parteien die Undurchlässigkeit des Bildungssystems - und lässt die Bildungsbarrieren unangetastet. Man stellt fest, dass die Ausländerintegration nicht wie gedacht funktioniert - und veranstaltet eine Islamkonferenz. Man geißelt die Staatsverschuldung - und steigert sie. Man verspricht eine Reform der Gesundheitsversorgung - und setzt die Beiträge herauf.

      Der Professor weiß das, der gemeine Bürger aber spürt es auch noch. Wenn nicht alles täuscht, dann wünscht sich das einfache Volk weder Hitler noch Jauch im Bundeskanzleramt. Es wäre mit einem zweiten Helmut Schmidt vollauf zufrieden. Von 20 Büchern auf der aktuellen SPIEGEL-Sachbücher-Bestsellerliste ist eines dem Glück gewidmet, eines der Liebe, zwei der Kindererziehung und drei befassen sich mit Helmut Schmidt. Das ehrt den 90-Jährigen und muss die Nachgewachsenen vom Scheitel bis zur Sohle beschämen.

      Der heraufziehende Wahlkampf soll die gedankliche Leere auf der Berliner Bühne vergessen machen. Der kleine Unterschied hat in den kommenden Monaten wieder seinen großen Auftritt. Die Kanzlerin schminkt sich grell. Die SPD trägt wieder Rot. Alle Unterschiede werden herausgeputzt, echte und unechte, erledigte und erfundene, jede Belanglosigkeit kommt nun mit Federboa in den Saal stolziert.

      Eine Zappelliese, nicht mal ein zweiter Kohl

      Aber wer ist eigentlich der Naive in diesem Spiel: das Prekariat, das von den PR-Strategen nicht mehr erreicht werden kann? Oder die Intelligenz, die ihre Wünsche und Hoffnungen erneut in dieselben Protagonisten hineinphantasiert, wissend, dass diese auch beim nächsten Mal nicht liefern werden. Angela Merkel ist nun einmal eine politische Zappelliese und kein zweiter Adenauer, nicht einmal ein zweiter Kohl. Steinmeier ist mit Brandt und Schmidt nur entfernt verwandt. Ein Apfelbaum trägt nicht auf einmal Apfelsinen.

      Wer genau hinschaut, der erkennt, dass beide Spitzenkandidaten in Wahrheit die gleiche politische Welt bewohnen. Sie ist, im Vergleich zur Welt ihrer Vorfahren, eine Welt im Kleinstformat.

      Der Philosoph Karl Popper kann am besten erklären, wie diese politische Schrumpfwelt aussieht. Er hat, in der Absicht, uns das Verstehen leichtzumachen, die Wirklichkeit in drei Welten eingeteilt.

      Welt Nummer eins ist die materielle Welt des Seins. Sie wird bewohnt von Autos, Kühlschränken und Computern.

      Welt Nummer zwei ist die Welt unserer Erlebnisse und Gefühle. In dieser Welt wird geweint und gelacht.

      Welt Nummer drei ist die Welt des Geistes, in der Theaterstücke geschrieben, Brücken geplant, Computer erfunden, aber eben auch gesellschaftliche Probleme verstanden und im Geiste gelöst werden. Es ist das Reich des Möglichen.

      Vereinfacht kann man sagen: Das Flugzeug gehört zur Welt eins, das Fliegen findet in Welt zwei statt, aber die Erfindung des Flugzeugs haben wir dem Nachdenken in Welt drei zu verdanken.

      Alle drei Welten sind miteinander verbunden. Poppers Philosophie handelt von der ständigen Rückkopplung zwischen ihnen. Ohne die Erfindung des Flugzeuges könnten wir nicht fliegen. Ohne Flugzeugabsturz gäbe es kein Nachdenken über ein neues, besseres Fluggerät. Erst durch das ständige Hin und Her zwischen den Welten entsteht Fortschritt. Popper spricht von "Erkundungsfahrten auf der Suche nach einer besseren Welt".

      In der politischen Wirklichkeit aber wurden die Verbindungsstücke zwischen den Welten vor einiger Zeit schon gekappt. Vor allem Welt drei wird von der deutschen Politik nicht mehr bewohnt. Man hat sich - wie früher die Menschen in einem zugigen, ausgekühlten Altbau - in die unteren beiden Stockwerke zurückgezogen. Dort kauern Steinmeier und Merkel in einer politischen Zweckgemeinschaft, die sich Große Koalition nennt.

      Man regiert vor sich hin, man erregt sich über dieses und jenes, aber das obere Stockwerk, Welt drei, wirkt wie ausgestorben. Die Suche nach der besseren Welt ist praktisch eingestellt. Das kraftvollste Lebenszeichen der vergangenen vier Jahre verbindet sich mit dem Wort "Abwrackprämie".

      Merkels Programm für die kommenden Monate heißt Dran-Bleiben, Steinmeiers Dran-Kommen. Wer von den beiden mehr erwartet ist selber schuld. Vielleicht macht sich das Prekariat einfach nur weniger Illusionen als der Professor, der es untersucht hat.

      Kurt Tucholsky würde an dieser Stelle heftig nicken: "Das Volk versteht das meiste falsch, aber es fühlt das meiste richtig", hat er einst gesagt. Bei Franz Walter ist es wahrscheinlich umgekehrt.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,618088,00.ht…

      Bis nachher ...
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 18:49:08
      Beitrag Nr. 3.093 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.826.927 von Maraho am 23.03.09 16:31:15Guten Abend zusammen,
      jetzt geht es weiter ...
      Frage: Wer rettet die eigentlich vor sich selbst ...


      Gefahr für Anleihemarkt
      Washington rettet auch Versicherer

      Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Zum Beispiel die US-Lebensversicherer, die nach Banken und Autobauern ebenfalls Staatsgeld bekommen sollen. Einige haben sich extra Institute gekauft, um teilnahmeberechtigt zu sein. Die Wall Street reagiert erleichtert.

      Die US-Regierung plant offenbar, ihren Bankenrettungsfonds Tarp auf einige kriselnde Lebensversicherer auszuweiten. Unternehmen wie Prudential Financial und die Hartford Financial Services Group hätten sich bereits um Gelder beworben, berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch. Bereits in den nächsten Tagen soll die Ausweitung demnach offiziell bekannt gegeben werden.

      Die Aktien von Lebensversicherern haben in diesem Jahr mehr als 40 Prozent eingebüßt. Zudem haben sie mit Herabstufungen ihrer Bonitätsnoten durch Ratingagenturen zu kämpfen, was die Refinanzierung verteuert hat. Die Stabilität der Lebensversicherer ist entscheidend - sollte eine größere Anzahl von Kunden versuchen, sich ihre Policen auszahlen zu lassen, könnte das die Gesellschaften in arge Bedrängnis bringen.

      Zudem halten Versicherer massenweise Anleihen. Müssten sie diese verkaufen, um sich mit frischem Geld zu versorgen, könnte das die Bondmärkte ins Trudeln bringen. Investoren reagierten daher erfreut auf den Bericht: Die US-Börsen lagen nach Handelsbeginn leicht im Plus.

      Damit kann nach Banken und Autokonzernen eine dritte Branche von Tarp profitieren. Teilnahmeberechtigt sind allerdings nur Versicherer, die eine auf föderaler Ebene zugelassene Bank oder Bausparkasse besitzen. Die Regierung hatte dies bereits im vergangenen Herbst in Aussicht gestellt, als sie das Rettungsprogramm auflegte. Einige Versicherer, darunter Hartford und Lincoln National, kauften daraufhin Bausparkassen, um die Mittel in Anspruch nehmen zu können.

      Nicht alle Versicherer stecken in Schwierigkeiten: Massachusetts Mutual Life und New York Life gehören zu den Gesellschaften, die noch immer ein Top-Rating haben. Versicherer waren lange relativ gut durch die Krise gekommen, weil sie in vergleichsweise risikoarme Produkte investieren. Mittlerweile verzeichnen aber viele Verluste auf ihre Investitionen in Bonds und Immobilien.

      Außerdem haben etliche Versicherer Mindestrenditen garantiert – egal, wie sich die Aktienmärkte entwickeln. Daher trifft sie die weltweite Flaute an den Börsen. Einige haben deshalb damit begonnen, Barmittel zu horten anstatt Anleihen zu kaufen, was die Spannungen an den Märkten verstärkt hat.

      Einen möglichen Lichtblick gibt es immerhin: Steuerzahler könnten Staatshilfe für Versicherer wohlwollender betrachten als Unterstützung für Banken, weil die Policen wichtig für ihre langfristige finanzielle Sicherheit sind.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Gefahr-f%FCr-A…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 19:01:01
      Beitrag Nr. 3.094 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.463 von Maraho am 26.03.09 05:35:36Mal wieder eine Geiselnahme in Frankreich ...

      Militante Proteste
      Neue Geiselnahme in französischer Fabrik

      Aus Protest gegen die Schließung ihres Werkes haben Arbeiter des britischen Klebebandherstellers Scapa in Frankreich vier Manager gefangen genommen. Laut Gewerkschaft können sich die seit Dienstagabend festgesetzen Manager im Gebäude frei bewegen. Raus dürfen sie aber nicht.


      Lyon - Die Beschäftigten hielten drei Briten und einen Franzosen seit Dienstagabend in einer Fabrik in Bellegarde-sur-Valserine unweit der Schweizer Grenze fest, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Vor dem Hintergrund einer Welle von Entlassungen wegen der Wirtschaftskrise gibt es in Frankreich inzwischen eine ganze Reihe von Vorfällen, in denen Arbeiter ihre Manager gefangen genommen haben.

      Nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters wollen die rund 60 Beschäftigten der Fabrik mit der Aktion eine Verbesserung des Sozialplans erreichen. "Wir fordern gerechte Abfindungen", sagte ein Arbeitnehmervertreter am Mittwoch.

      Bei den nun gefangenen Briten handele es sich um den Europa-Chef von Scapa sowie die Personalchefin und den Finanzvorstand von Scapa France, teilte das Unternehmen mit. Der französische Manager ist demnach der Leiter der Frankreich-Tochter.

      Scapa hatte im Februar die Schließung der auf Klebebänder für die Autoindustrie spezialisierten Fabrik mit rund 60 Mitarbeitern bekannt gegeben. Grund ist demnach ein Nachfragerückgang um 50 Prozent in diesem Bereich. Die gefangenen Manager hatten am Dienstag mit den Beschäftigten über die geplanten Entlassungen verhandelt.

      Schon Mitte März hatten wütende Arbeiter wegen der Schließung eines Magnetband-Werkes den Frankreich-Chef des Elektronikkonzerns Sony sowie seinen Personalchef eine Nacht lang gefangen gehalten. Kurz darauf musste der Leiter eines Medizinprodukte-Werkes des US-Konzerns 3M eine Nacht in seiner Fabrik ausharren. Ende März folgten dann mehrere Manager des US-Baumaschinenherstellers Caterpillar in Grenoble. Schon Ende Januar hatten Beschäftigte einer Fabrik des Autobatterie-Herstellers Exide Technologies ihren Chef gewaltsam gezwungen, mit ihnen an einer Demonstration teilzunehmen.

      Wegen der Serie solcher Vorfälle hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy die Beschäftigten im Land vor weiteren Geiselnahmen gewarnt. Dies sei in einem Rechtsstaat nicht möglich, sagte er am Dienstag. In einer am selben Tag erschienen Umfrage für die Zeitung "Le Parisien" hatten 45 Prozent Prozent der Franzosen Verständnis für solche Aktionen gezeigt.

      manager-magazin.de mit Material von afp und dpa
      http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,618172,0…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 19:32:39
      Beitrag Nr. 3.095 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.871.146 von Maraho am 28.03.09 12:13:35In gewisser Weise in Bezug.
      Borgen und Schmausen endet mit Grausen.


      Privat verschuldet
      Die dunkle Seite des Geldes
      Von Beate Fleming

      Ein Kredit aufzunehmen ist heute scheinbar so normal, wie das Aufbewahren der Quittung nach dem Kauf. Es ist ja auch nicht schlimm - solange man den Kredit abbezahlen kann. Immer mehr, immer jüngere Deutsche schaffen das aber nicht.
      Eine Reise durch ein Land mit sieben Millionen Schuldnern.


      Die Haustüren, an denen der Mann mit Aktentasche und Beamtenmantel klingelt, sehen immer ganz harmlos aus. Wie in einem Horrorfilm beginnt das Grauen, sobald sie sich öffnen und Peter Zwegat seine Hand ausstreckt - "Sie haben mich gerufen". Das macht er immer mittwochs pünktlich um 21.15 Uhr auf RTL. Wo Zwegat hingeht, ist, auf Deutsch, die Kacke am Dampfen - manchmal so doll, dass sogar der unerschütterlichste Schuldnerberater Deutschlands zwischendurch rausmuss, um sich an einer Marlboro fest zuhalten. Millionen gruseln sich mit ihm, gebannt von einer Mischung aus Vor- und Schadenfreude. Und Angst.

      An diesem sonnigen Vormittag in Berlin- Charlottenburg sitzt er in der düstersten Ecke des Cafés. Mit Schulterblicken checkt er, ob sich vom Eingang her jemand mit überquellenden Ordnern nähert. In Wirklichkeit raucht er noch mehr als auf RTL und trinkt dazu einen Dreiviertelliter Kaffee. Wer ist schuld an den Schulden?

      Finanziell fatal

      Dazu fallen Zwegat ein Haufen Beispiele ein: Da sind die Azubis, "die das Wort Dispositionskredit nicht buchstabieren können, aber einen haben". Dann kennt er "junge Menschen, die ihre erste Wohnung beziehen, aber die muss gleich perfekt eingerichtet sein". Dann gibt es "Frauen, die keine Schulden hätten, wenn sie den 'Kerl' nicht hätte". Finanziell fatal findet Zwegat auch den "übermächtigen Wunsch vieler Paare nach einem Eigenheim, obwohl sie verdienstmäßig dafür nicht infrage kommen, die Finanzierung nicht von der Verbraucherberatung überprüfen lassen. Und drittens: Mindestens jede dritte Ehe wird geschieden", unkt Zwegat. Wirklich zur Verzweiflung aber treiben ihn jene, "die ihr Recht auf Dummheit missbrauchen". Kurz gesagt: Schuld ist, wer nicht so ist wie Zwegat. Der wohnt seit 1974 in derselben Wohnung - zur Miete. Seine erste Einrichtung bestand "aus Jaffa-Möbeln und einem alten Sessel von der Oma". Weil "jeder Wunsch sofort zwei Junge kriegt", hat er keinen Flachbildschirm, kein iPhone und keine Kredite. Waschkörbeweise bewerben sich die Menschen beim vernünftigen Herrn Zwegat, "weil ich vielleicht so was bin wie der gute Freund und Papa, den viele nicht mehr haben".

      Borgen und Schmausen endet mit Grausen. Den alten Spruch hatten die Deutschen fast vergessen. Doch jetzt überholt sie die Horrorwirklichkeit. In der Weltwirtschaft wie auch privat. Auftragsrückgang, Kurzarbeit, Insolvenzen, Entlassungswelle und eine Regierung, die den Schirm über Banker hält, während immer mehr Bürger im Regen stehen. Schon 2008, als die Krise nur in der Zeitung stand, war jeder zehnte Erwachsene überschuldet. Doch jetzt steht sie im Wohnzimmer. Was wird 2009? Viele hoffen, noch mehr unken, jedenfalls wird dieses Jahr sogar Berufspessimisten negativ über raschen. Eins war schon immer klar: Es kann jeden treffen.

      Hamburg-Harburg. Kaum ist er aus seinem Dacia Pick-up gestiegen und hat einem die weiche Pranke gereicht, schon liegt sein Leben da wie eine alte Hure mit gespreizten Beinen. Die Reling seines Hausboots ist brüchig, sein Bett ungemacht, die Küchenregale sind voll mit Diätfutter-Dosen, und in der Abfalltonne liegen ausgedrückte Tablettenblister. Dazwischen steht Gunter Gabriel, 66, baumgroß und dröhnt: "Ich hab Mundgeruch und Fußpilz!" Und außerdem hat er Schulden. "Ich kann im Moment nicht genau sagen, wie viele. Auf jeden Fall sechsstellig." Das nur, weil der Schlagerstar ("Hey Boss, ich brauch mehr Geld!") eigentlich sparen wollte: Steuern. Zu dem Zweck hatte er vor 20 Jahren 40 Eigentumswohnungen gekauft. Schrott-Immobilien. Habsucht ist die Wurzel allen Übels. Gabriel holt ein Fan-T-Shirt raus. Darauf prangt: "Steh auf! Mann." Dann kommt sein Band- Kumpel mit einem Schraubenschlüssel und einer schlechten Nachricht rein. "Deinen Trockner krieg ich nicht mehr hin." - "Große Scheiße", flucht Gabriel.

      Alle haben Schulden

      Eine zutreffende Einschätzung der aktuellen finanziellen Lage sowohl von Gunter Gabriel als auch von Deutschland. Schulden: Selbst die schrumpfende Minderheit der Bundesbürger, die denkt, sie hätte keine, hat welche. Und zwar 18.825 Euro. 2262 Euro zahlen wir Zinsen - pro Sekunde, für die Miesen von Bund, Ländern und Kommunen, also von uns.

      Die Regierenden, die soeben Rettungspakete im Wert von gut zwei Millionen Einfamilienhäusern beschlossen haben, wollen jetzt auf die Schuldenbremse treten. Jetzt? Äh, ab 2020. Es soll ja noch Bürger geben, die sich darüber aufregen können. Der große Rest schweigt und hofft, dass die Sache gut ausgeht. Machen wir doch genauso: Allein 200 Milliarden Euro haben die Deutschen zum Beispiel an Konsumentenkrediten laufen. Rund 25.000 Euro geben sie im Schnitt für ihren Neuwagen aus. Etwa 70 Prozent kaufen ihn auf Pump. Zusätzlich zu den Konsumschulden haben die Bürger laut Bundesbankstatistik Kredite in Höhe von 1094 Milliarden Euro für ihre Eigenheime aufgenommen. Schulden sind wie Mundgeruch - ein bisschen peinlich, aber man kann damit leben. Solange einen keiner darauf anspricht. Noch weniger gern als über Geld reden wir Deutschen nämlich über Geld, das wir noch nicht verdient haben. Über Schulden. Aber wenn es Nacht wird in unserer Minusgesellschaft, wälzt sich mancher schlaflos im Bett und betreibt Zinsrechnung: neues Haus, neue Küche, neuer Flachbildschirm und dann noch der neue A6 - kann man das alles in einem Leben abbezahlen?

      Vielleicht. Wenn wir uns fünf Jahre lang nur Margarine aufs Brot schmieren. Beten, dass nichts verrutscht. Vor allem nicht das Kondom. Bloß kein drittes Kind! Bloß gesund bleiben! Schaffe, schaffe, Häusle baue - von wegen. Sogar die Schwaben haben ihr Motto mittlerweile umgedreht: Häusle baue und dann: hoffen, hoffen - dass es mich nicht trifft. Manche verplanen sogar die Rente der 85-jährigen Oma für die nächsten 20 Tilgungsjahre. Wer weiß, bei guter Pflege

      Überschuldung

      Überschuldung bedeutet: Das Monatsgehalt reicht nicht, um Lebenshaltungskosten und Raten zu decken. Die Auslöser: 1. Arbeitslosigkeit, 2. Scheidung, 3. Krankheit. Aber wenn die Pleite, wie Schuldenberater Zwegat sagt, "das letzte Tabu" ist - warum ziehen die Leute sich dann bei RTL, manchmal wortwörtlich, bis auf die Unterhosen aus? Weil es in Deutschland zu wenig Beratungsstellen gibt, Wartezeit bis zu anderthalb Jahre.

      "Herr Zwegat ruiniert uns", sagt Frank Wiedenhaupt von der Schuldnerberatung "Neue Armut e.V." in Berlin-Neukölln. "Die Leute fragen, warum wir sie nicht auch zu Hause besuchen und Händchen halten." Donnerstagvormittag ist Sprechstunde in der Richardstraße 111. "Handy kaputt. SIM-Karte kaputt. Trotzdem jedäh Monat Brief. Soll zahle 35 Euro!" Herr F., Witwer aus Ex-Jugoslawien, hat noch eine Plastiktüte voller Rechnungen dabei: Fernsehgebühren, Strom für die vorherige Wohnung, Gas für die vorvorige, und das Sozialamt will auch noch Geld zurück. Er hat alle Forderungen in Klarsichthüllen gesteckt. Gezahlt hat er nichts.

      Jährlicher "Schuldneratlas"

      Jahr für Jahr erstellen Creditreform und Schufa, beides Zusammenschlüsse von Unternehmen, die Wert auf die Bonität ihrer Kunden legen, den "Schuldneratlas" beziehungsweise "Schuldenkompass" der Republik. Der ist an fast allen Stellen deckungsgleich mit dem Nord-Süd-Gefälle der Arbeitslosenstatistik: viele rote Flecken in Bremen, Berlin und weiten Teilen des Ruhrgebiets; Bayern und Baden-Württemberg dagegen: grün. In Wuppertal sind 18,82 Prozent der Bevölkerung überschuldet, in Eichstätt 4,01 Prozent. Bundesweit sind 6,9 Millionen über 18-Jährige betroffen, 1,17 Millionen davon wohnen im Osten. Auf Platz eins der aktuellen Hitliste: die Offenbacher. Fast jeder fünfte Erwachsene ist dort abgestürzt ins Schuldenloch.

      Die Ursachen liegen lange zurück, sind so schnell nicht zu beseitigen und finden sich in vielen anderen Pleitier-Kommunen. Offenbach war einmal eine Arbeiter- und Industriestadt. Doch die Industrie, die 70 Prozent der Arbeitsplätze stellte, ist weggebrochen. Die "dynamische Main-Region" bietet jetzt Jobs im "Backoffice-Bereich" von Banken und in der "Kreativ-Wirtschaft". Sitzen geblieben ist ein "Publikum, das es schwer hat", so Matthias Müller von der Stadt Offenbach. 30 Prozent der Offenbacher sind Nichtdeutsche, dazu kommen 15 Prozent Eingebürgerte mit Migrationshintergrund.

      Gemessen am Bevölkerungsanteil sind die Migranten in der Schuldnerberatung überrepräsentiert. Aber auch in Stuttgart, wo die Arbeitslosenquote nur 5,3 Prozent beträgt, hat - bei einem Ausländeranteil von 21 Prozent - jeder zweite Klient der Schuldnerberatung einen Migrationshintergrund. Der Schuldenatlas weist auch deutliche Überschneidungen mit den Pisa- Ergebnissen auf. Ob man seine Schulden im Griff hat, ist eine Frage der Bildung, sagt Martin Tertelmann, Präventionsbeauftragter der "Zentralen Schuldnerberatung" in Stuttgart. Besserer Schulabschluss, bessere Ausbildung, mehr Gehalt, mehr Möglichkeiten, die Schulden abzubezahlen.

      Bedeutung des gesellschaftlichen Lebens

      Wenn Tertelmann zum Hausbesuch kommt, steht er neben gigantischen Fernsehbildschirmen, und auch sonst ist der Haushalt multimedial bis an die Zähne bewaffnet. Seine jugendliche Kundschaft versucht, vier Handyverträge gleichzeitig zu bezahlen, alle abgeschlossen, um an das jeweils Neueste ranzukommen. Schon lange sucht er für ein Präventionsprojekt eine Schulklasse, die bereit ist, einen Monat aufs Handy zu verzichten. Natürlich ohne jeden Erfolg. Tertelmann wertet seine Beobachtungen als "Versuch der Unterschicht, über die Medien am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben" - du bist, was du dir runterlädst. Die Jugendlichen aus den Bildungshaushalten der Daimlerstadt hingegen turnen nachmittags im Kinderzirkus oder trainieren Leichtathletik- du bist, was du tust.

      Letzteres ist aber ganz schlecht, und zwar für Industrie, Handel und die Konjunktur, also für uns. Konsum ist ja nicht nur Ersatzreligion, sondern auch erste Bürgerpflicht. Findet auch die Bundesregierung: Die will ja auch, dass Menschen, die ein mindestens neun Jahre altes Auto fahren, also Menschen, bei denen meist kein Geld rumliegt, sich einen Neuwagen kaufen. Für die 2500 Euro Verschrottungsprämie vom Staat kriegt man aber leider nicht mal einen Dacia Sandero, geschweige denn einen durchschnittlich ausgestatteten Kleinwagen um die 11.000 Euro. 1000 Euro könnte man lockermachen. Null Problem: Die Verkäufer in den Autohäusern erklären gern alles wortreich und wolkig - außer dass sie einen Hunni Provision pro abgeschlossener "Finanzierung" für die fehlenden 7500 Euro bekommen. Das Geschäft mit den Schulden ist ein Riesengeschäft.

      Vielen Firmen ist einer, der kein Geld hat, sowieso lieber. Der zahlt nämlich mehr als einer, der Geld hat. Zum Beispiel kriegt der Sofort- Zahler beim Baur- Versand das Siemens- Notebook "Amilo Li 2727" für 599,90 Euro. Wer mit 36 Monatsraten à 20,14 Euro abstottert, berappt am Ende 725,16 Euro. Man kann das begehrte Objekt auch in 48 Monatsraten zu 16,03 Euro haben - und zahlt am Ende 769,79 Euro, ein Zuschlag von fast 30 Prozent.

      Das Kleinstgedruckte

      "Sagen Sie Ja zu Geld sofort supereinfach superflexibel", lockt die Hanseatic-Bank. Überhaupt nicht supereinfach lesen sich allerdings die zwei Seiten kleinstgedruckte "Allgemeine Geschäftsbedingungen", in denen die Bank unfreundliche Nebenwirkungen aufführt: von Einzugsermächtigung über Lohnpfändung bis hin zur Entbindung von der Schweigepflicht "über den Tod hinaus".

      Auch bei der Citibank kommt man schnell an sein "persönliches Kreditangebot". Das "persönlich" klingt kundennah, die bei der Citibank meinen das aber wörtlich. Bewirbt man sich auf dem Onlineformular als Beamter mit 2500 Euro Nettoverdienst um einen 12.000-Euro-Kredit, bekommt man den mit 9,9 Prozent effektivem Jahreszins und zahlt am Schluss 15.900 Euro zurück. Ein Arbeiter im Baugewerbe mit 1000 Euro Nettoverdienst kriegt das Geld für 12,65 Prozent. Am Ende zahlt er 17.000 Euro zurück. Also 1100 Euro mehr. Wer weniger hat, zahlt mehr dafür. Die Citibank stört sich nicht daran, dass die Laufzeit (sechs Jahre) länger ist als viele Arbeitsverträge. Ihre Angst, das Geborgte nie wiederzusehen, verschleiert sie mit: "Unser Tipp: Zu zweit beantragen! Vieles wird leichter, wenn man sich zusammentut." Vor allem für die Citibank. Für ihre Vertragspartner gilt: Wer bürgt, wird erwürgt.

      Manchmal endet das Geschäft mit den Schulden in einer Begegnung mit dem laut Eigenwerbung "schlagkräftigen" "Inkasso-Team Moskau" oder dem Besuch vom "Inkasso brutal": "Wir sagen Ihnen gleich, dass wir nicht kommen zu trinken Kaffee."

      Letzter Schritt: Inkasso

      Von solchen Methoden hält Marion Kremer von "Forte Inkasso" in Germering ganz wenig. "Hausbesuche sind viel zu teuer und bringen meistens nichts." In der Regel schreibt Kremer Briefe, telefoniert und recherchiert im Auftrag von Handwerkern, Ärzten oder Autohäusern. Die sind meist zu nett, findet Kremer, weil sie die Beziehung zum Kunden nicht gefährden wollen. Sie dichten kleine Verse oder beginnen noch ihre dritte Mahnung mit "In der heutigen hektischen Zeit geht so manches unter ". Frau Kremer macht gegen Gebühr laut Tabelle den "Bad Guy", das ist ihr Job, dafür nimmt sie in Kauf, dass neben ihr Firmenschild neulich jemand "Abzocker GmbH" schmierte. Mit manchen Schuldnern hat Kremer sogar Mitleid: "Die Leute können einfach nicht mit Geld umgehen."

      Hassobjekt unzähliger erwischter Schwarzfahrer der Republik ist die Kanzlei Rainer Haas & Kollegen aus Baden-Baden: Knapp 40 Juristen und 90 Sachbearbeiter beschicken die Nichtzahler republikweit mit täglich Hunderten computergenerierten Mahnungen und Vollstreckungsbescheiden. Haas' Gewinn: "Viele stecken den Kopf in den Sand", sagt Haas-Geschäftsführer Stefan Kiener. "Sie machen die Briefe nicht auf." So können aus einem "erhöhten Beförderungsentgelt" von ursprünglich 40 Euro am Ende 235 Euro werden. Das Dazwischen setzt sich aus "Gebühren" und "Auslagen" zusammen. Mit Tausenden Gerichtsverfahren jährlich beschäftigt die Megakanzlei Deutschlands Richter, an jedem Amtsgericht der Republik hat sie einen "unterbeauftragten Anwalt", der die Haas-Mandanten vertritt - das sind zum Beispiel die Deutsche Bahn, die Berliner Verkehrsbetriebe oder der Quelle Versand.

      "Leben Sie - wir kümmern uns um die Details": Schulden machen macht so viel Spaß, zum Beispiel wenn man das neue Schlafzimmer einweiht. Aber nur bis zum existenzvernichtenden Negativeintrag bei der Schufa. Raus aus den Schulden kommt man auf zwei Wegen. Entweder per Verbraucherinsolvenz (da ist man nach sechs Jahren "Wohlverhalten" schuldenfrei) oder: abzahlen. Beides ist total unlustig, und meistens ist man dabei komplett allein. Herrn Z., Ingenieur in Stuttgart, traf der Trennungswunsch seiner Frau unvermittelt. Nach der Scheidung zahlte er ihr monatlich 500 Euro Unterhalt und 800 Euro für die drei gemeinsamen Kinder. Außerdem stotterte er monatlich die Restschuld bei der Bank für das schon verkaufte Haus und Steuerschulden ab: 400 Euro. Zum Leben blieben Z. in den vergangenen sechs Jahren monatlich 400 Euro, davon gingen 350 Euro für seine eigene Miete drauf. Wenn die Kinder ihn am Wochenende besuchten, gab's Grießbrei oder Nudeln. "Manchmal habe ich mich gefragt: Wozu gehst du überhaupt arbeiten?" Mit dem Weihnachtsgeld und kleinen Gehaltserhöhungen stopfte Z. die Löcher, die in einer solchen Lebensschieflage zwangsläufig entstehen. Sein Schuldnerberater Uwe Hopf begreift bis heute nicht, warum Z. nicht Verbraucherinsolvenz angemeldet hat. Da hätte Z. ein ganz bisschen mehr zu beißen gehabt. Kam für Z. aus Gründen der Ehre nicht infrage.

      Hohe Ausfallquoten

      Die Deutschen sind jedenfalls nicht schuld daran, dass die Banken jetzt - in der Tragik liegt durchaus Komik - ausgerechnet bei ihnen um zehnstellige Beträge betteln: 97,5 Prozent der Privatkredite werden, unter teilweise hohem persönlichem Verzicht, brav beglichen. Gunter Gabriel zum Beispiel hat in der ersten schlimmen Zeit sogar mal "zwei Monate lang nicht geduscht". In den USA ist die Ausfallquote mit 6,35 Prozent mehr als doppelt so hoch. Wir hingegen schaffen es sogar, elf Prozent unseres Einkommens zu sparen. Auf ganz großem Fuß leben die Briten: Deren Miese übersteigen ihr Einkommen um 173 Prozent. Was das heißt? Dort verlieren 120 Familien pro Tag ihr Zuhause - weil ihre Banken die Zinsen für Hypothekenkredite drastisch erhöht haben.

      Trotzdem: Wirtschaftspsychologe Georg Sieber aus München rät seinen Freunden: "Wenn ihr schon Schulden macht, dann mindestens eine Million. Je mehr Schulden, desto größer ist das Mitleid. Bei 100.000 Euro wird man von der Polizei gejagt. Bei 2,5 Milliarden heißt es: Der hat sein Lebenswerk verwirkt." Baubetrüger Jürgen Schneider zum Beispiel, 74, der einst fünf Milliarden Mark verzockte und immer noch mit einer Milliarde Euro in den Roten ist, wurde neulich vom Wirtschaftsfachblatt "Die Bunte" als Spezialist zum Thema Finanzkrise befragt. Seine Erfahrung macht Hoffnung: "Die Pleite", sagt er, "hat meine Ehe gerettet."

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/finanze…
      333 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 19:57:56
      Beitrag Nr. 3.096 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.943.858 von Maraho am 08.04.09 18:49:08Noch etwas hierzu ...
      Eigentlich eine alte Kamelle, wurde nur nie richtig beachtet ...


      Versicherungen
      Die nächste Gefahr
      Von Heike Buchter

      In den Vereinigten Staaten wanken weitere Versicherungsunternehmen. Geht die Finanzkrise in eine neue Runde?


      Es klang nach einer garstigen, aber zuversichtlichen Prognose. »Blutende Wunden« klafften noch im Weltfinanzsystem, sagte Amerikas Präsident während des G20-Gipfels in London, doch der Patient sei auf dem Weg der Besserung. So wie Barack Obama sahen es etliche Politiker. Doch womöglich sind sie damit viel zu optimistisch. Vielleicht droht dem Weltfinanzmarkt ein neues Blutbad.

      Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, ist eine weitere wichtige Säule der Kapitalmärkte ins Wanken geraten: die Versicherer. Zugespitzt hat sich ihre Lage vor allem in den USA. Seit dem Herbst 2008 sorgt dort der Riesenkonzern AIG für Schlagzeilen. Er musste vom Staat gestützt werden, und für die letzten drei Monate des Jahres 2008 wies das Unternehmen einen Rekordverlust von 60 Milliarden Dollar aus. Finanzexperten beruhigten; das Unternehmen habe sich nur mit Derivaten verspekuliert. Doch AIG musste auch herbe Rückschläge im Versicherungsgeschäft hinnehmen – wie andere Unternehmen der Branche.

      Einige kleinere Versicherungsfirmen sind von staatlichen Regulierern bereits aufgefangen worden, Größen der Branche sind unter enormen Druck geraten. So erschreckte Prudential, die Nummer zwei der Lebensversicherer, die Wall Street Ende 2008 mit einem Verlust von 1,64 Milliarden Dollar. Hartford, an dem der Allianz-Konzern im vergangenen Oktober für 2,5 Milliarden Dollar eine Minderheitsbeteiligung erwarb, meldete ein Minus von 806 Millionen Dollar – nach 2,6 Milliarden Dollar Verlust im Quartal davor.

      Vergangene Woche senkten die Analysten der Rating-Agentur Moody’s die Kreditbewertung von Hartford, Anleihen dieser Firma werden jetzt nur noch eine Stufe besser als »Müll« eingeschätzt. An der Börse fliehen die Anleger aus Versicherungspapieren: Die Prudential-Aktie ist binnen Jahresfrist von 78 Dollar auf 24 Dollar gefallen, das Papier von Hartford verlor im gleichen Zeitraum fast 90 Prozent seines Wertes. Das Wall Street Journal berichtete von »Angst« in der Branche .

      Sollte die Angst in Panik umschlagen, träfe dies das Finanzsystem erneut ins Mark. Nach den Banken spielen Assekuranzunternehmen nämlich eine entscheidende Rolle in der Volkswirtschaft: Sie sammeln Prämien von ihren Kunden ein – und legen sie dann am Finanzmarkt an. In den USA etwa ist es üblich, dass Versicherer Kommunalobligationen erwerben. Damit zählen sie zu den wichtigsten Geldgebern von Städten und Gemeinden. Sie gehören auch zu den größten Finanziers von Unternehmen. Rund zwei Drittel ihrer Portfolios haben die Versicherungskonzerne in Anleihen angelegt. Ende 2007 war damit eine Riesensumme von 1,7 Billionen Dollar zusammengekommen.

      Was wäre die Folge, wenn nach den geschwächten Banken auch die Versicherer als Geldgeber ausfielen? Und welche Konsequenzen hätte ein Kollaps der Assekuranzunternehmen für das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen in das Weltfinanz- und Weltwirtschaftssystem?

      Die Schockwellen könnten auch Europa oder Asien erreichen

      Prognosen dafür gibt es keine. Vorstellbar aber ist, dass eine Flut schlechter Nachrichten aus der Versicherungsbranche ähnliche Folgen hat, wie es bei den Banken der Fall war. Unter einer »Versichererpanik« würde nicht nur das Neugeschäft leiden. Kunden könnten ihre Verträge kündigen und bei manchen Produkten – etwa Lebensversicherungen – ihre bereits bezahlten Prämien abziehen. Sie könnten dann den ein oder anderen Versicherer in die Zahlungsunfähigkeit treiben, selbst dann, wenn er vor der Panik noch überlebensfähig war.

      Es gibt in der amerikanischen Versicherungsbranche kein Auffangnetz wie den Einlagensicherungsfonds der Banken, der bei Bedarf auf eine Garantie des Finanzministeriums zurückgreifen kann. Wird ein Versicherer insolvent, dann springt zunächst die Standesorganisation in dem Bundesstaat ein, in dem er beheimatet ist. Das Geld dafür sammelt diese von den Konkurrenten ein, was wiederum die noch stabilen Unternehmen belastet. »Wenn eine Reihe von Unternehmen kippt, dann wird das sicher auch den Rest der Branche treffen, weil diese die Garantiezahlungen aufbringen müsste«, sagte Thomas Hampton, der Leiter der Versicherungsaufsicht in Washington DC, kürzlich in einem Interview mit der Washington Post . »Was wir uns nicht leisten können, ist ein Dominoeffekt.«

      Es geht um Riesensummen. Allein bei den amerikanischen Lebensversicherern standen laut den jüngsten Zahlen ihres Verbandes Ende 2007 Policen für rund 19,5 Billionen Dollar in den Büchern – das ist knapp das Eineinhalbfache des Bruttoinlandsprodukts der USA. Versicherungsmakler berichten bereits von Anfragen besorgter Kunden, die wissen wollen, wie vertrauenswürdig ihr Versicherer noch ist. Würde sich die Krise verschärfen, bliebe dies – wie schon bei der Bankenkrise – am Ende kein rein amerikanisches Problem. »Sollte es eine der Branchengrößen der USA erwischen, würden die Schockwellen auch Europa und Asien erreichen«, warnt Douglas Elliott, Finanzmarktexperte beim Washingtoner Forschungsinstitut Brookings.

      Die Probleme der Versicherer haben ähnliche Ursachen wie die der Banken. Wegen der jahrelangen Niedrigzinspolitik der US-Notenbank warfen ihre traditionellen Investitionen kaum noch Geld ab. Also setzten sie auf neuartige Produkte. Manche Assekuranz griff zu den lukrativen – und nur vermeintlich hochsoliden – Hypothekenpapieren, die die Wall Street unters Volk brachte. Solche Investments haben bei den größten amerikanischen Versicherern seit Anfang 2007 bereits 139 Milliarden Dollar an Abschreibungen und unrealisierten Verlusten verursacht, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

      Verhängnisvoll könnte auch die Tatsache sein, dass die Versicherungen sehr viel Geld an amerikanische Unternehmen verliehen haben. Immer mehr US-Konzernen bricht das Geschäft weg, immer weniger bedienen ihre Schulden. Die Zahl der Konkurse amerikanischer Firmen ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 78 Prozent gestiegen. Auch Unternehmen, die nicht in die Pleite rutschen, haben zunehmend Schwierigkeiten, fällige Zahlungen zu leisten. Rating-Agenturen warnen bereits vor einer Flut von Zahlungsausfällen. Die könnten amerikanische Lebensversicherer am Ende mehr kosten als die Fehlspekulationen mit Hypothekenpapieren, warnte bereits im Februar Eric Berg, ein Analyst bei Barclays Capital.

      Die Versicherungsbranche selbst freilich will von einer tiefen Krise nichts wissen – und hat für diese Auffassung gute Argumente. MetLife etwa, mit einer Bilanzsumme von einer halben Billion Dollar einer der größten Lebensversicherer der USA, sieht sich nicht gefährdet, obwohl das Unternehmen schon im Dezember 2008 einen Einbruch von über 21 Milliarden Dollar bei seinen Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren melden musste. Dieser Wertverlust sei rein rechnerisch, erklärte der MetLife-Vorstand: Die Wertpapiere im Portfolio des Versicherers sind zwar am Finanzmarkt weniger wert als die entsprechenden Einträge in den Büchern von MetLife, aber weil das Unternehmen weiter davon ausgeht, dass die Schuldner am Ende zahlen, muss das Unternehmen die Buchverluste nicht vom Ergebnis abziehen.

      Das Risiko steigt, wenn sich die Talfahrt an den Börsen fortsetzt

      Dieses Verfahren bietet den Versicherern gegenüber den Banken einige Vorteile. Kreditinstitute müssen immer davon ausgehen, dass ihre Einlagen kurzfristig abgezogen werden – Versicherer in der Regel aber nicht: »Die Zahlungsverpflichtungen bei den Policen sind naturgemäß langfristig«, sagt der Brookings-Experte Elliott. »Das gibt den Versicherern einen längeren Atem in turbulenten Zeiten«, meint auch Bob Hartwig vom Brancheninformationsdienst Insurance Information Institute.

      Doch selbst wenn alles nur Rechenschieberei sein sollte: Konkrete Auswirkungen hat es doch. Die Rating-Agenturen, wegen ihrer zweifelhaften Rolle bei der Bewertung von Hypothekenpapieren schwer in der Kritik, wollen sich nicht dem Vorwurf aussetzen, neue Gefahren verschlafen zu haben. Sie haben ein scharfes Auge auf die Branche. Kreditanalysten von Standard & Poor’s etwa entwarfen einen »Stresstest« für Versicherer. Das Resultat: Ende Februar stuften sie zehn große US-Lebensversicherer, darunter MetLife, Prudential und Hartford, als weniger kreditwürdig herab. Hartford hat dieser Herabstufung scharf widersprochen.

      Richtig nervös macht Brancheninsider und Regulierer das Risiko für die Versicherer, falls sich die Talfahrt an den amerikanischen und weltweiten Aktienmärkten weiter fortsetzt. Amerikanische Lebensversicherer haben jahrelang ein Versicherungsprodukt verkauft, das sich erst zum Bestseller in Amerika entwickelte und später auch nach Japan, Korea und Großbritannien exportiert wurde: sogenannte variable annuities. Diese Policen bieten dem Kunden im Kern eine Renditegarantie. Der Verkauf des Produkts war ein gutes Geschäft, solange eine Hausse an den Börsen herrschte – doch jetzt fallen die Kurse, und das kann teuer werden. Schließlich ist der Versicherer verpflichtet, die vereinbarte Summe auszuzahlen. »Niemand hat mit solchen Turbulenzen an den Märkten gerechnet – das haben die Versicherungsvorstände teilweise eingestanden«, sagt Jukka Lipponen, Analyst bei der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods.

      Zudem zehrt die teurere Absicherung der Policen das Kapital auf. Wie schwierig deshalb die Lage der Versicherer ist, zeigt ihr Wunsch nach laxeren Regeln, mit denen sie sich Luft verschaffen wollen. Schon Ende des vergangenen Jahres wandte sich die Branche mit der Forderung an die für Versicherungen zuständige Regulierungsbehörde NAIC, die vorgeschriebenen Kapitalreserven für variable annuities zu verringern. Das NAIC lehnte ab. Erfolgreicher waren die Unternehmen in den einzelnen US-Bundesstaaten, die in solchen Fragen das letzte Wort haben. »Fast alle Staaten haben die Lockerung inzwischen eingeführt«, berichtet Joseph Belth, ein früherer Professor an der Indiana University, der die Branche seit Langem kritisiert. »Ausgerechnet jetzt, wo es brennt, werden die Regeln aufgeweicht.«

      Mit einem Federstrich erscheinen die Bilanzen der Versicherungsunternehmen also neuerdings solider. Freilich nur auf dem Papier.

      Auch um Staatsgeld haben sich Versicherer bereits beworben. Ein gutes Dutzend Assekuranzen wurde bereits in Washington vorstellig, um Geld aus dem staatlichen Rettungsfonds zu erhalten. Dessen Geld sollen allerdings allein die Banken bekommen. Doch die Not macht erfinderisch: Einige Versicherungen haben inzwischen eine kleine Bank oder Sparkasse übernommen.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/16/Versicherungen …
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 20:21:20
      Beitrag Nr. 3.097 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.372 von Maraho am 08.04.09 13:52:14Etwas recht aktuelles dazu ...
      Aber eigentlich auch keine neue Erkenntnis ...

      Autoabsatz
      Vollbremsung im nächsten Jahr
      Von M. Kuntz

      Fluch und Segen der Abwrackpämie: Viele Hersteller fürchten 2010 massive Einbrüche - mit neuen Modellen und billigeren Autos wollen sie der Krise entgehen.


      "Auf der nächsten Stufe automobiler Evolution wird Ihr Unternehmen eine Rolle spielen." So rief es Daimler-Chef Dieter Zetsche am Mittwoch seinen Aktionären bei der Hauptversammlung im Congress-Centrum Berlin zu.

      Daimler hat zwar zur Zeit massive Absatzprobleme wie die meisten anderen Autohersteller, doch eines bleibt zumindest der Hauptmarke Mercedes erspart: Das Ende der Abwrackprämie wird bei dem Hersteller luxuriöser Autos keinen erneuten Einbruch bei den Verkäufen auslösen.

      Mercedes ist ebenso wie die Premiumhersteller BMW und Audi oder gar Porsche wenig von der Staatsprämie tangiert - im positiven wie im negativen Sinne.

      Erfreut in den Auftragsbüchern vermerkt

      Das ist anders bei den Produzenten von Fahrzeugen der Kompakt- und Mittelklasse. Hier haben der Marktführer Volkswagen aber auch seine Wettbewerber Opel und Ford bei den deutschen Herstellern ebenso wie die ausländischen Firmen aus Frankreich und Italien den Run auf die Abwrackprämie erfreut in ihren Auftragsbüchern vermerkt. Umgekehrt droht diesen sogenannten Massenherstellern ein neuerlicher Absturz nach dem Auslaufen der stattlichen staatlichen Förderung im kommenden Jahr.

      Denn wer sich jetzt gerade ein neues Auto gekauft hat, der erwirbt 2010 nicht schon wieder eines. Kaum ein Automanager erwartet, dass die Finanzkrise dann bereits vorüber ist.

      Die Konzerne, die jetzt bereits Kurzarbeit angemeldet haben, bekommen dann ein weiteres Problem. Bei Volkswagen hat man daher stets dafür plädiert, die Abwrackprämie über die 1,5 Milliarden Euro für nur 600.000 Altautos hinaus zu verlängern.

      Keine Dauerlösung

      Konzernchef Martin Winterkorn gab beim Genfer Salon Anfang März die Linie vor und ein ganzer Chor von VW-Managern nutzte danach jeden öffentlichen Auftritt, um für mehr staatliche Hilfe zu werben. Doch auch den Wolfsburger Führungskräften ist klar, dass dies keine Dauerlösung ist. Sie passt VW allerdings sehr gut in die Strategie.

      Denn für den inzwischen nach Toyota und General Motors drittgrößten Hersteller der Welt ist der aktuelle Golf nur eine Zwischenlösung. VW wird den nächsten Golf mit Hilfe eines neuen Baukastens herstellen, der erhebliche Kostenvorteile bringt. Ihn könnte VW als attraktives Modell zu wettbewerbsfähigen Preisen nach der Abwrackprämie präsentieren.

      Außerdem will VW mit einer Kleinwagen-Familie (Arbeitstitel "Up!") an den weltweiten Siegeszug des legendären Käfers anknüpfen. Das Auto soll zunächst in Bratislava gebaut und später in Versionen für die Ballungsräume angeboten werden, in den Industriestaaten aber auch für die in den aufstrebenden Schwellenländern.

      Trend zu umweltfreundlicheren Autos

      Attraktive und erschwingliche Autos sind nach Meinung von Branchenexperten das wirksamste Mittel gegen den Käuferstreik, der in Deutschland schon zweieinhalb Jahre dauert und der mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer begonnen hatte.

      Dabei geht der Trend nicht unbedingt zu kleineren, sehr wohl aber zu umweltfreundlicheren Autos. Zetsche formulierte das jetzt so: "Eine zunehmende Zahl von Premium-Kunden will heute mit grünem Gewissen S-Klasse fahren."

      Was wird aus Opel? Was aus General Motors? Wie lange dauert die Finanzkrise? Wo geht es zuerst wieder aufwärts? Das sind Fragen, auf die es vorerst keine Antworten gibt, die aber schon eine Rolle spielen für der Zeit nach der Abwrackprämie.

      Solche Staatshilfen gibt es ja auch anderswo, etwa in China und bald auch in den USA. Eine Stärke der deutschen Autoindustrie ist in jedem Fall ihre globale Ausrichtung - sowohl bei der Herstellung wie auch beim Verkauf.

      Nicht ausschließen mag man schließlich in den Chefetagen der deutschen Autokonzerne angesichts der politischen Unwägbarkeiten im Wahlkampf zum Bundestag eine Lösung wie in Italien. Dort wurde die Abwrackprämie bereits Mitte der neunziger Jahre eingeführt - und bis heute mehrfach verlängert.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/992/464591/text/ …
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      schrieb am 08.04.09 20:41:04
      Beitrag Nr. 3.098 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.778.615 von Groupier am 16.03.09 21:23:18In Bezug.

      Die Meldung gab es gestern. Aber Abwrackprämie, Kurzfrist-Gezocke, Osterferien und ähnliches sind halt interessanter ...
      Übrigens: Wenn ihr den untenstehenden Link anklickt, findet ihr dort interessante Abbildungen dazu.


      Antarktis: Wilkins-Schelf verliert den letzten Halt
      Wolfgang Pomrehn

      Die Energie- und Klimawochenschau: Während in der Antarktis die Eisberge splittern und im Norden die Schmelz-Saison beginnt, wird in Bonn zäh um den Klimaschutz gerungen

      Jüngste Nachrichten von den Polen bilden eine dramatische Untermalung der Gespräche, die noch bis Mittwoch auf Einladung der Klimaschutzrahmenkonvention UNFCCC in Bonn stattfinden. Im Norden hat das Meereis seine jährliche Maximalausdehnung überschritten, und startet in die Schmelzsaison so dünn wie nie zuvor seit Menschengedenken. Im Süden zeichnet sich unterdessen der Zusammenbruch einer weiteren Eisschelfs ab.

      Wie letzte Woche berichtet, droht am Rande der antarktischen Halbinsel der Verlust eines weiteren Eiskörpers, der die vom Land zum Meer drängenden Gletscher abbremst. Der bedrohte Wilkins-Schelf ist eine jener Gletscherzungen, die oft mehrere 100 Meter dick in den Buchten vor der Küste schwimmen, sich am Untergrund oder kleinen Felsinseln verhaken und so den Fluss der Gletscher ins Meer drosseln.

      Übers Wochenende ist nun auch die letzte Eisbrücke zersplittert, die die Eismasse noch an einer vorgelagerten Insel stabilisierte. Die Internetseite des US-Magazins National Geographic veröffentlichte eine Satellitenaufnahme der Europäischen Raumfahrtagentur ESA (siehe unten), auf der das Zerbrechen des Eises zu erkennen ist. Die ESA beobachtet die Region regelmäßig und stellt die Aufnahmen zeitnah ins Internet.

      Die Tatsache, dass die Eisbrücke in hunderte kleiner Eisberge zerborsten ist, demonstriert, unter welcher Spannung sie gestanden hat, und ist damit zugleich ein Hinweis auf die Kraft, mit der das Eis vom Land nachschiebt. Die dortigen Gletscher fließen übrigens allein schon aufgrund ihres Eigengewichts auseinander, da Eis sich nicht wie ein starrer Körper, sondern eher wie ein besonders zähes Gel verhält. Die Neigung des Geländes verstärkt gegebenenfalls den Abfluss noch.

      Die eigentliche Bedeutung des Verlustes liegt also darin, dass die auf dem Land liegenden Gletscher destabilisiert werden, was wiederum Auswirkungen auf den Meeresspiegel haben wird. Dabei spielt es keine Rolle, dass in der Antarktis die Lufttemperaturen auch im Sommer (anders als in der Arktis) meist unter dem Gefrierpunkt bleiben. Eis geht dennoch verloren, zum einen durch das so genannte Kalben, das heißt, das Abbrechen von Gletschern an den Rändern des Schelfeises, zum anderen durch Tauen an dessen Unterseite. Dort liegt nämlich die Temperatur des Wassers, das durch wärmere Meeresströmungen herangeführt und vom Eis gegen Auskühlung isoliert wird, oft über dem Gefrierpunkt.

      Dünner als je zuvor

      Ganz anders hingegen die Verhältnisse in der Arktis, wo der überwiegende Teil der Eisfläche aus gefrorenem Meereis besteht. Diese ist wesentlich dünner als das vom Land ins Meer gedrückte Schelfeis. Und es wächst durch das Gefrieren an der Unterseite und an den Rändern hauptsächlich im Herbst und Winter. Im Sommer taut es hingegen an der Oberfläche und an den Rändern. Auf den Meeresspiegel hat dieser Vorgang im Gegensatz zum Schicksal der grönländischen und antarktischen Gletscher keinen Einfluss, wohl aber auf das regionale und globale Klima.

      Zieht sich nämlich wie in den letzten Jahren der Eispanzer auf dem Nordpolarmeer während des Sommers immer weiter zurück, so passiert zweierlei: Zum einen vermindert sich die Rückstrahlung des Sonnenlichts, denn die Wasseroberfläche ist wesentlich dunkler als das Eis. Mehr Sonnenenergie dringt in das Klimasystem ein, anstatt direkt in den Weltraum reflektiert zu werden. Die Mengen, um die es dabei geht, sind durchaus beachtlich, denn nördlich des Polarkreises steht die Sonne zwar auch im Sommer nur tief, aber sie scheint rund um die Uhr.

      Zum anderen erwärmt sich durch diese drastisch veränderte Energiebilanz die ganze Region und damit auch die Böden Sibiriens und des arktischen Nordamerikas. Der so genannte Permafrost beginnt zu tauen. Das hat fatale Folgen für Gebäude und Infrastruktur, die bisher den dauerhaft gefrorenen Boden als Fundament nutzen. Gravierender sind aber noch die globalen Auswirkungen, denn in den Böden sind große Mengen organischen Materials konserviert, das nun zersetzt wird und in der Form der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan (vgl. Zeitbombe in der Arktis) in die Atmosphäre gelangt.

      Vor diesem Hintergrund sind die neuesten Nachrichten aus der Arktis nicht gerade beruhigend. Am Montag berichteten die US-Raumfahrtbehörde NASA und das ebenfalls US-amerikanische National Snow and Ice Data Centre NSIDC, dass das Eis auf dem Nordmeer gerade seinen Höhepunkt überschritten hat und so dünn wie nie zuvor ist. Das ist das Ergebnis von Abschätzungen des Eisalters aufgrund von Satellitenmessungen.

      Wie viel Eis letztendlich in diesem Sommer verschwindet, wird natürlich auch von den jeweiligen Wetterbedingung abhängen. Dabei spielen nicht nur die Temperaturen eine Rolle, sondern auch Stärke und Richtung der Winde. Sie können einerseits Eisschollen zusammen schieben und somit für die Akkumulation dickeren Eises beitragen, andererseits treiben sie aber auch dickes, mehrjähriges Eis durch die Grönlandstraße aus der Arktis hinaus in wärmere Gewässer. Auf jeden Fall gilt aber, dass, je jünger (dünner) das Eis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es gänzlich auftaut oder zusammen geschoben wird. Rekordniedrige Eisbedeckungsraten im Spätsommer, so wie in den Vorjahren liegen damit auch 2009 im Bereich des Möglichen.

      Die Bedeutung dieser Vorgänge im hohen Norden ist übrigens völlig unabhängig davon, was gerade in der Antarktis passiert. Das dortige Meereis, das keinen eindeutigen Trend zeigt, könnte sich noch weit ausdehnen. Dennoch die arktische Tundra auftauen, wenn das dortige Eis im Sommer verschwindet. Deshalb macht es auch keinen Sinn, wenn Warnrufen angesichts der Entwicklung rund um den Nordpol mit Verweisen auf den weniger eindeutigen Trend in der globale Eisbedeckung (also den addierten Flächen von Arktis und Antarktis) begegnet wird, wie es gelegentlich vorkommt.

      Gespräche in Bonn

      Die Nachrichten aus Arktis und Antarktis bildeten in den letzten eineinhalb Wochen sozusagen den Rahmen für ein Treffen von Klima-Diplomaten, das in Bonn noch bis zum morgigen Mittwoch stattfindet. Dort hat das Sekretariat der UN-Klimaschutzrahmenkonvention (UNFCCC) seinen Sitz, das derzeit die Vorverhandlung für die nächste große Weltklimakonferenz organisiert. Nach der bisherigen Planung wird sich die Runde der Vertreter aus 175 Ländern im Juni wiedertreffen, aber derzeit sieht es danach aus, dass wegen der geringen Fortschritte zusätzliche Treffen abgehalten werden müssen.

      In Kopenhagen steht ein Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll auf der Tagesordnung, das unter anderem regelt, um wie viel die Industriestaaten ihre Emissionen mindern müssen. Ende 2012 läuft es aus - und angesichts der Langsamkeit des Verhandlungsprozesses ist es höchste Zeit, dass ein neues Abkommen oder eine Fortschreibung des alten (wie einige Staaten verlangen) unterschrieben wird.

      Vor eineinhalb Jahren war auf der vorletzten UN-Klimakonferenz auf Bali ein Fahrplan für die Verhandlungen verabschiedet worden. In dem hatte es – noch unverbindlich – geheißen, dass die Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 25 bis 40 Prozent kürzen sollen. Inzwischen schießen sich die Entwicklungsländer auf eine Forderung von 40 Prozent ein.

      Für Deutschland, wo die Koalitionsregierung diese Zahl bereits als interne Zielmarke ausgegeben hat, dürfte das nicht allzu schwer zu erreichen sein. Andere Länder müssten sich hingegen reichlich anstrengen. Vor allem die USA bräuchte eine Revolution ihres Energiesektors, denn dort hat man auch nach 1990 trotz gegenteiliger Verpflichtung aus der Rahmenkonvention die Emissionen munter weiter wachsen lassen. Das Kyoto-Protokoll hatte man zwar nicht ratifiziert, wohl aber – noch zu Bill Clintons Zeiten – die Konvention, die vorsah, dass die Industriestaaten 2000 ihre Emissionen auf das Niveau von 1990 zurückgefahren haben sollten.

      Ein weiterer Streitpunkt ist, wie viel Geld die Industriestaaten an die Entwicklungsländer für die Anpassung an jenen Teil des Klimawandels zahlen, der nicht mehr zu verhindern ist. Nach Ansicht der internationalen Hilfsorganisation Oxfam sind dafür 100 Milliarden jährlich nötig, ein Bruchteil dessen also, was derzeit in den USA und Europa in das Finanzsystem gepumpt wird.

      Um Geld geht es auch bei der Frage des Technologietransfers. Schon 1992 wurde in der Rahmenkonvention vereinbart, dass die Industriestaaten den anderen Ländern helfen sollen, ihre Wirtschaft von vornherein mit der neuesten klimafreundlichen Technik aufzubauen. Geschehen ist bisher jedoch herzlich wenig, da es einen ewigen Streit über Form und Größe eines Fonds gibt, über dem der Transfer zu organisieren wäre. Das neue Abkommen soll endlich Abhilfe schaffen, doch Bewegung gibt es bisher wenig.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30093/1.html
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 20:48:37
      Beitrag Nr. 3.099 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.697 von Maraho am 08.04.09 20:41:04Hierzu ein Text aus der "FTD" ...


      Auch die Arktis ist ein Asset
      von Thomas Klau

      Obwohl die Wirtschaft- und die Klimakrise dieselbe Ursache haben, trennt ein Umstand die beiden: Wenn statt Kapital das Eis schmilzt, schauen wir weg. Ein fataler Fehler.


      Wir müssen nicht lange darüber rätseln, mit welcher Megakrise unsere Generation in den nächsten Jahrzehnten zu kämpfen haben wird: Das erschreckend rapide Abtauen der arktischen Eismassen lässt der Fantasie leider keinen Raum.

      Der Klimawandel findet nicht mehr nur in der Luft und in den Debatten von Wissenschaft und Politik statt. Er hat die Erde erreicht - mit einer Wucht, die die schwärzesten Prognosen der Klimaforscher übertrifft.

      Man konnte noch trefflich darüber streiten, ob die Verwüstung von New Orleans durch den Hurrikan "Katrina" als Folge des Klimawandels zu sehen sei oder nicht. Und einige haben das in den USA von George W. Bush auch getan. Man konnte als nicht-skifahrender Flachlandbewohner kopfschüttelnd über das Abschmelzen der Alpengletscher lesen, ohne sich richtig betroffen zu fühlen.

      Aber die jüngste Prognose der Nasa, von den gewaltigen Eismassen der Arktis werde womöglich in dreißig Jahren nichts mehr übrig sein, hat eine andere Qualität. Das ewige Eis am Nordpol gehört in unsere Landschaft wie die Pyramiden zu Ägypten und die Wolkenkratzer zu New York: Man kennt sie, ohne je dort gewesen zu sein. So etwas verschwand bisher nur in Katastrophenfilmen, die man sich im Kino aufgeregt oder eher gelangweilt ansieht, um dann nach einem Bier auf dem Heimweg unter die Bettdecke zu kriechen.

      Leben mit der Katastrophe

      Angesichts des Ausmaßes des über uns hereinbrechenden Desasters ist es unfassbar, dass der Klimawandel in der Politik noch immer eher ein Thema für die Konferenz am Sonntag ist als der Fokus unseres öffentlichen Handelns.

      In London haben sich vergangene Woche die Führer der wichtigsten Länder der Welt getroffen, um über den Kampf gegen die Wirtschaftskrise zu sprechen. Auch das rituelle Bekenntnis zum Klimaschutz findet sich selbstverständlich im Schlusskommuniqué. Ende dieses Jahres soll dann die Weltgemeinschaft in Kopenhagen zusammentreffen, um aufbauend auf der jüngsten Klimaschutzkonferenz in Bonn ein Nachfolgeabkommen für den Kioto-Vertrag zu finden - diesen ersten gänzlich gescheiterten Versuch, die Erderwärmungskatastrophe substanziell abzumildern.

      Schon jetzt rechnen viele Insider nicht mehr damit, dass ein radikal ambitionierter Klimavertrag in diesem Jahr oder überhaupt jemals gelingt. Manche Energieexperten raten im Namen des Realismus bereits dazu, weniger den Kampf gegen den Klimawandel in den Mittelpunkt zu stellen und stattdessen über Notprogramme wie Deichbau und Umsiedlungen nachzudenken, um ein Leben mit der Klimakatastrophe vorzubereiten.

      Das Tempo des Wandels zeigt, dass uns ein schwerer Eingriff in unsere Lebensgewohnheiten bevorsteht, radikaler und umfassender, als die meisten sich das heute vorstellen wollen oder können. Denn wir bleiben in unserem öffentlichen wie privaten Verhalten atemberaubend schizophren - erst London (Mehr Wachstum bitte!), dann Kopenhagen (Ein anderes Wachstum bitte!). Wir diskutieren über ökonomisches Wachstum, als sei der damit verbundene Kohlendioxidausstoß ein Preis, der leider nun einmal gezahlt werden muss - und nicht die verantwortungslose Beschleunigung einer hereinbrechenden Katastrophe. Wir feiern Billigflüge weiter als gesellschaftliche und marktwirtschaftliche Errungenschaft, als seien sie nicht das Paradebeispiel für Verhaltensweisen, die ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Klimawandel verbieten sollte.

      Auch hier gilt das berühmte Motto Brechts: Erst kommt das (Wirtschafts-)Fressen und dann die (Klima-)Moral.

      Vor zehn Jahren war es vielleicht noch möglich, unserer Verantwortungsgeneration Kurzsichtigkeit vorzuwerfen. Doch dieses Wort passt im Jahr der wegtauenden Arktis nicht mehr - Realitätsverweigerung beschreibt es sehr viel treffender.

      Die Klimakrise, die über den Globus hereinbricht, ist eine Krise des entfesselten, nicht regulierten, falsch quantifizierten, falsch gewichteten und falsch geförderten Wachstums. Die Wirtschaftskrise, mit welcher die Menschheit zu kämpfen hat, ist eine Krise des deregulierten, also entfesselten Kapitalismus.

      Wachstum braucht Fesseln

      Das Wegschmelzen des Bankenkapitals und das Wegschmelzen des arktischen Eises haben im Kern dieselbe Ursache: unser kollektives Versagen vor der Herausforderung, der freien Wirtschaft dort Fesseln anzulegen, wo diese Freiheit in die Katastrophe führt oder führen kann. Es würde der Debatte helfen, diese gemeinsame Wurzel klarer zu benennen, um die Antwort auf beide in ein und demselben konzeptionellen und politischen Rahmen zu suchen.

      Die Bilder der wegschmelzenden Arktis reichen, dass Bewusstsein für das Thema zu schärfen. Aber sie reichen offenkundig nicht, Klimaschutz zum Leitmotiv der politischen Debatte und des gesetzgeberischen Handelns zu machen.

      Eine bessere Politik wird viel leichter durchzusetzen sein, wenn sie auf einer besseren Bewusstseinsbildung beruht. Die Medien und der Staat sollten zum Beispiel die Zahlen zum Kohlendioxidausstoß ebenso regelmäßig veröffentlichen wie solche zum Wirtschaftswachstum - und sie mit ähnlichem Ernst und Aufwand kommentieren. Die Statistiker sollten den Auftrag erhalten, Wachstumsindikatoren zu entwickeln, die stärker zwischen sauberem und schmutzigem Wachstum unterscheiden.

      Wir denken das Klimaproblem noch immer als gesonderte Herausforderung, deren Bewältigung möglich ist, ohne tief in unsere Lebensgewohnheiten, unsere Wirtschaftsstrukturen und unsere Vorstellung von Freiheit und den Grenzen staatlichen Handelns einzugreifen.

      Dabei hat die Finanzkrise der westlichen Welt binnen Monaten vor Augen geführt, was die Bewohner des ehemaligen Ostblocks sehr gut wissen: Jahrzehntealte politische und ökonomische Gewissheiten können über Nacht Makulatur werden, wenn eine Krise radikal neues Handeln erzwingt.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thomas-Kl…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 21:03:27
      Beitrag Nr. 3.100 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.546 von Maraho am 08.04.09 20:21:20Wollte ich euch nicht vorenthalten ...

      Bärbel Höhn im Inteview
      "Wir schmeißen das Geld zum Fenster raus"

      Interview: Thorsten Denkler, Berlin

      Die Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn über falsche Anreize für die Autoindustrie - und warum jetzt nicht nur die Staatsschulden wachsen.

      Die Großzügigkeit der Bundesregierung in Sachen Abwrackprämie sorgt Monate vor der Bundestagswahl für heftige Debatten. Überhaupt nicht einverstanden zeigt sich Bärbel Höhn, 56, die Vizechefin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Zehn Jahe lang (1995 bis 2005) war die Diplom-Mathematikerin Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen.


      sueddeutsche.de: Frau Höhn, die Bundesregierung hat die Abwrackprämie um 3,5 Milliarden Euro aufgestockt. Ist Ihnen ein Fall vor der Wirtschaftskrise bekannt, in dem so schnell so viel Geld mobilisiert wurde?

      Bärbel Höhn: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass zuvor solche großen Summen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wie dieser bewegt worden sind. Vor allem nicht, wenn das Geld wie hier unsinnig zum Fenster herausgeschmissen wird.

      sueddeutsche.de: Die Bundesregierung spekuliert, dass mit der Prämie die Absatzflaute der Autoindustrie überwunden werden kann.

      Höhn: Sie tut dabei aber so, als wäre die Wirtschaftskrise schnell wieder vorbei. Selbst wenn das so ist, bewirkt die Abwrackprämie in jedem Fall einen Absatzeinbruch im kommenden Jahr. Die zwei Millionen Autos, die in diesem Jahr mit Prämie gekauft werden, werden im kommenden Jahr nicht gekauft. Von den Problemen der Käufer mal ganz abgesehen.

      sueddeutsche.de: Wie meinen Sie das?

      Höhn: Viele, die ein altes Auto fahren, gehören nicht unbedingt zu denen, die sich ein neues Auto so ohne weiteres leisten können. Da wird mancher jetzt in Kaufverträge gelockt, die ihm vielleicht bald schon leid tun werden. Ohne Abwrackprämie hätten sich viele wohl eher für einen Gebrauchtwagen entschieden. Weil sie das nicht tun, haben jetzt Gebrauchtwagenhändler große Probleme. Das sind viele Gründe, die eine Fortsetzung der Abwrackprämie immer unsinniger machen.

      sueddeutsche.de: Hat sich denn die Prämie bisher nicht gelohnt? Der befürchtete radikale Absatzeinbruch im Automarkt ist ja offenbar ausgeblieben.

      Höhn: Es ist ja nicht grundsätzlich falsch, den Automobilsektor zu stützen - aber nicht in Form einer Abwrackprämie. Es müssten umweltfreundliche Autos gefördert werden. Vor allem aber müsste die Entwicklung neuer Technologien wie Elektroantriebe oder Drei-Liter-Autos vorangetrieben werden. Dafür brauchen wir keine Prämien, sondern eine konsequente Umstellung der Kfz-Steuer auf CO2-Emissionen mit einer spürbaren Entlastung spritsparender Fahrzeuge.

      sueddeutsche.de: Das hätte der Automobilindustrie akut nicht helfen können.

      Höhn: Was jetzt passiert, kann aber ganz schnell nach hinten losgehen. Es werden Millionen von Autos auf den Markt geschmissen, die technisch im Grunde schon überholt sind. Für die Autos der neuen Generation aber fehlen in den kommenden Jahren die Käufer. So wird die notwendige Neuausrichtung der Autoindustrie verhindert.

      sueddeutsche.de: Die Prämie wäre ohne Änderungen spätestens im Sommer ausgelaufen. Ist der nahende Wahltermin nur Zufall?

      Höhn: Sicher nicht. Das ist ein ganz durchsichtiges Wahlmanöver. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob die Wähler das honorieren werden. Die Behörden sind jetzt schon mit der Flut der Anträge überfordert. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die Käufer die Prämie auf dem Konto haben. Da werden viele verärgert sein. Hinzu kommt: Der Großteil der Steuerzahler profitiert nicht von der Prämie, muss aber die fünf Milliarden Euro zusätzlicher Schulden abtragen.

      sueddeutsche.de: Wenigstens ist jetzt klar: Ende 2009 ist mit der Abwrackprämie Schluss.

      Höhn: Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Abwrackprämie kann zu einem Fass ohne Boden werden - vor allem dann, wenn sich abzeichnet, dass die Konjunktur doch nicht so schnell anspringt. Dann werden die Hersteller sagen, sie brauchen die Prämie weiter, sonst wird 2010 ein ganz furchtbares Jahr. Die Prämie war von Anfang an nicht mehr als ein Strohfeuer. Jetzt ist die Gefahr groß, dass wir alle auf den verkohlten Resten sitzenbleiben.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/908/464507/text/ …
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 21:20:41
      Beitrag Nr. 3.101 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.827.191 von Maraho am 23.03.09 16:58:11In Bezug.

      Finanzmarkt
      US-Notenbank stellt über eine Billion Dollar bereit

      Angesichts des Risikos einer immer tieferen Rezession hat die US-Notenbank bereits im März beschlossen, mehr als eine Billion Dollar in den Finanzmarkt zu schleusen. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll einer Sitzung hinter verschlossenen Türen hervorgeht, will die Fed so den Privatkonsum ankurbeln und zur Senkung der Kreditzinsen beitragen.

      Die Fed will 300 Milliarden Dollar ausgeben für den Ankauf langfristiger Staatsanleihen sowie 750 Milliarden Dollar für Papiere der angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Die Notenbank befürchtet nach dem Protokoll der Sitzung vom 17. und 18. März einen Teufelskreis aus steigender Arbeitslosigkeit, zunehmender Konsumzurückhaltung, Entlassungen und Produktionskürzungen.

      Trotzdem rechnet die US-Notenbank weiterhin bereits im nächsten Jahr mit einem Beginn der wirtschaftlichen Erholung. In der zweiten Hälfte 2009 werde der Abschwung voraussichtlich zum Stillstand kommen und sich im kommenden Jahr dann allmählich wieder Wachstum einstellen, hieß es im Sitzungsprotokoll der Federal Reserve.

      Allerdings gebe es unter den Mitgliedern des Offenmarktausschusses der Fed unterschiedliche Auffassungen über „Zeitpunkt und Stärke“ der Erholung. Manche befürchteten, der Aufschwung werde auf sich wartenlassen und allenfalls schwach ausfallen.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3529168/US-Notenb…
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      schrieb am 08.04.09 21:30:10
      Beitrag Nr. 3.102 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.864 von Maraho am 08.04.09 21:03:27Ein Kommentar aus der "Welt" ...

      So wird die Marktwirtschaft abgewrackt
      Von Ulrich Clauß

      Die Abwrackprämie wird wider besseren Wissens aufgestockt. Die Bundesregierung ist zum Gefangenen ihrer eigenen Wohltaten geworden, lässt sich vom Volk und den Linkspopulisten treiben. Vor allem Wirtschaftsminister zu Guttenberg hätte mehr Widerstand leisten müssen gegen diesen Subventionsirrsinn.


      Man kann sich die guten Mienen im Kabinettsrund vorstellen. Einstimmig beschloss das Ministerkollegium der großen Koalition die Aufstockung der sogenannten Abwrackprämie und verlängerte die Antragsfrist bis zum Ende des Jahres, vorerst.

      Wer in der Runde hätte dem auch widersprechen können, ohne seine oder die Chancen seiner Partei im anstehenden Bundestagswahlkampf nachhaltig zu beschädigen? Die Bundesregierung ist zum Gefangenen ihrer eigenen Wohltaten geworden. Der Finanzminister mag innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, der Wirtschaftsminister mit allen seinen Göttern gerungen haben, der Umweltminister das Primat der Krisenintervention vor jedem Umweltschutzgedanken still und lese bedauern. Niemand aber war offenbar bereit, als sozialpolitischer Spielverderber im Wahljahr den Zorn der Massen zu riskieren.

      So sieht er aus, der Fluch der guten Tat – und er gebiert immer noch neue Taten, das ist absehbar. Denn die Begrenzung auf Endsumme und -Termin dieser Subvention ist ein Widerspruch in sich. Niemand kann derzeit garantieren, dass es bei der Summenbegrenzung bleibt, wenn bis zum 31. Dezember 2009 die Zahl der eingegangenen Anträge höher liegt, als es die jetzt genannte Begrenzung vorsieht. Und schon ein oder zwei abwicklungstechnische Probleme bei der Auszahlung dürften reichen, sich ggf. für eine Verlängerung über den 31. Dezember hinaus ins Zeug zu legen, wenn’s denn opportun erscheinen würde. Dafür wird sich schon jemand finden, wenn es so weit ist. Dafür findet sich immer jemand.

      Das blanke Unbehangen spricht denn auch aus den nachgeschobenen Ermahnungen von Wirtschaftsminister zu Guttenberg, jeder solle "sehr vernünftig prüfen, ob der Autokauf notwendig sei“. Was soll das denn heißen? Hat da jemand kalte Füße? Ist die Inanspruchnahme der Neuwagensubvention etwa nicht bedingungslos erwünscht? Wenigstens von einem Wirtschaftsminister, der nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen offenbar zweimal täglich zum heiligen Erhard aufschaut, hätte man sich mehr Grundsatztreue gewünscht.

      Tatsächlich aber ist der Damm gebrochen, und der "Talkshow-Minister“, wie ihn viele schon nennen, hat nun endgültig seine Unschuld verloren. Sein Gegenentwurf zum Enteignungsgesetz der Bundesregierung in Sachen Hypo Real Estate war sang- und klanglos in der CDU/CSU-Fraktion untergegangen. Das war kurz nach seinem Amtsantritt. Nun gut. Jetzt aber hätte man von einem Vertreter marktwirtschaftlicher Grundsätze mehr erwarten können als fromme Sprüche.

      Die Bundesregierung insgesamt macht zunehmend den Eindruck, von der Krise und den selbst geweckten Erwartungen getrieben zu werden. Von der Wirtschaftswissenschaft und allen anderen guten Geistern verlassen, fährt sie nur noch auf Sicht und zittert auf die Bundestagswahl zu.

      Aber noch etwas viel Grundsätzlicheres ist besorgniserregend: So wie sich quer durch die große Koalition lang aufgestauter Subventionsfuror bahnzubrechen scheint, so befremdlich ist die Abstinenz mäßigender Instanzen außerhalb der politischen Klasse. So wie der Offenbarungseid der internationalen Ratingagenturen das blühende Finanzmarktgeschäft über Nacht als ein bodenloses erscheinen ließ, so alleingelassen sehen sich viele Politiker von den vielen klugen Ratgebern in den wirtschaftspolitischen Thinktanks.

      Gestern noch Gralshüter der reinen (Markt-)Lehre, ergehen sich viele von ihnen heute im Krisenvokabular gestern noch verfemter Linkspopulisten. Ist es da ein Wunder, dass viele Politiker sozusagen „frei nach Schnauze“ navigieren und erst einmal ans kurzfristige politische Überleben denken? Wo die Theoriefähigkeit wirtschaftlicher Prozesse vom Ablauf der Geschehnisse generell infrage gestellt wird, sinkt die Achtung vor der Expertise der Theorievertreter eben rapide.

      Hier wird zurzeit offenbar noch mehr abgewrackt als nur der überalterte Kleinwagenfuhrpark der Republik. Marktwirtschaftliche Auffanglinien werden allenthalben überschritten, viele Autoritäten gelten als diskreditiert. Und keine politische Autorität ist in Sicht, die letzte rote Linien markiert. Nirgends.

      Quelle: http://www.welt.de/motor/article3528647/So-wird-die-Mark…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 21:46:47
      Beitrag Nr. 3.103 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.753 von Maraho am 25.03.09 12:37:54In Bezug zu dem Beitrag vom 25.03.09
      Mal sehen, was darüber eines Tages geschrieben wird.


      Pläne für den Soffin
      Deutsche Bad Bank nimmt Form an
      von Rolf Lebert (Frankfurt)

      Eine staatlich gesteuerte Bad Bank für den deutschen Bankensektor rückt näher. Noch im laufenden zweiten Quartal soll nach FTD-Informationen eine solche Institution geschaffen werden, die unter der Leitung des staatlichen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) stehen soll.


      Ihre Aufgabe wäre es, Banken nicht handelbare Wertpapiere und faule Kredite abzukaufen und zu verwerten. Den Verantwortlichen schwebt eine Holding-Konstruktion vor mit dem Soffin als Dachgesellschaft. Darunter hingen einzelne Bad Banks, in denen die leistungsgestörten Wertpapiere und Forderungen der Banken verwaltet würden. Der Soffin soll die Kapitalausstattung und Liquiditätsversorgung der Banken steuern.

      Damit würde der Aufgabenkatalog des Soffin deutlich ausgeweitet. Bisher war der Fonds ausschließlich damit beschäftigt, das Finanzsystem mit Liquiditätsgarantien und Kapitalspritzen zu stabilisieren. In der nächsten Phase stünde dann im Zentrum, die Zukunftsfähigkeit wesentlicher Teile des deutschen Bankgewerbes zu sichern.

      Der Soffin sieht seine Aufgabe grundsätzlich nicht darin, "Todgeweihte künstlich am Leben zu halten", wie es in Finanzkreisen heißt. Bei seinen Eingriffen in den Finanzsektor sind drei Kriterien maßgeblich, nach denen sich eine Bank für Staatshilfen qualifizieren muss:

      Die Bank ist im Kern ausreichend kapitalisiert und lebensfähig, braucht aber sichere Refinanzierungsquellen, da sie unverschuldet aufgrund der Marktverwerfungen in Liquiditätsnöte geraten ist oder geraten kann.

      Eine Bank ist sanierungsbedürftig, weil nicht nur Störungen der Märkte für ihre Probleme verantwortlich sind, sondern ihr Geschäftsmodell oder Teile davon versagt haben. Hier muss der Soffin die Sanierung begleiten.

      Die dritte Kategorie sind die harten Restrukturierungsfälle, bei denen allenfalls Teile der Bank zukunftsfähig sind. Um das System nicht zu gefährden, soll vorrangig eine Insolvenz verhindert werden.

      Als Prototyp einer Bank der ersten Kategorie könnte die Aareal Bank gelten. Diese hat Soffin-Hilfen bekommen, obwohl sie während der Krise keine Verluste ausweisen musste. Hier ging es darum, ein in sich konsistentes und robustes Geschäftsmodell gegen Risiken abzusichern und wetterfest zu machen.

      Zur zweiten Kategorie gehören die meisten Landesbanken, die ohne drastische Korrekturen am Geschäftsmodell als nicht überlebensfähig gelten - und die nach Planspielen des Bundes grundlegend umstrukturiert werden sollen, bis hin zur Bündelung der gesunden Teile in einer einzigen "Good Bank". Zur zweiten Kategorie gehört bedingt aber auch die Commerzbank, die ebenfalls ihre Geschäfte überprüfen muss, aus Sicht des Soffin aber grundsätzlich als zukunftsfähig gilt.

      Zur dritten Kategorie zählen Institute wie die Hypo Real Estate, die nur durch die seit Mittwoch mögliche vollständige Verstaatlichung vor dem Untergang gerettet werden können.

      Die geplante Bad Bank ist vor allem für Banken der zweiten Kategorie gedacht. Ziel der Bad Bank ist es, eine "Initialzündung und einen starken Anstoß zur Restrukturierung des deutschen Finanzsektors auszulösen", heißt es in Finanzkreisen. Dabei geht es nicht nur um Kauf und Verwertung problematischer Wertpapiere, sondern auch um die aus dem Abschwung folgenden Belastungen der Branche, die Kredite von 6000 Mrd. bis 7000 Mrd. Euro vergeben hat.

      "Die Branche muss in die Lage versetzt werden, auf die zu erwartenden konjunkturbedingten Kreditausfälle angemessen zu reagieren", heißt es in Finanzkreisen. Da dafür ein erheblicher Kapitalbedarf zu erwarten sei, den nicht alle Banken bei Eigentümern oder am Markt decken könnten, komme auch hier der Soffin ins Spiel. Dessen Mittel von 480 Mrd. Euro sollen auch für die neuen Aufgaben ausreichen.

      Quelle: Aus der FTD vom 09.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      http://www.ftd.de/latestnews/index.html
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 22:12:43
      Beitrag Nr. 3.104 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.963 von Maraho am 08.04.09 21:20:41Ergänzend.

      Zum Abschluß noch dies ...

      Protokoll der März-Sitzung
      Fed-Prognose noch düsterer

      Die US-Notenbank bleibt für die Konjunktur weiterhin extrem pessimistisch: Die ohnehin schon düsteren Wachstumsprognosen wurden nochmals gesenkt – insbesondere für das zweite Halbjahr 2009, heißt es im Protokoll der März-Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve. Der Zentralbankrat (FOMC) forderte, noch mehr Wertpapiere aufzukaufen.


      HB WASHINGTON. Zum Zeitpunkt der jüngsten Zinsentscheidung hätten sich alle Wirtschaftssektoren sehr schwach präsentiert, bei einer steigender Zahl von Arbeitslosen und anhaltenden Turbulenzen an den Finanzmärkten, heißt es im Protokoll der März-Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve, das am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde. Vor diesem Hintergrund habe sich der Zentralbankrat (FOMC), der über den Kurs der Fed entscheidet, für eine „substanzielle“ Intensivierung der Aufkäufe von Wertpapieren ausgesprochen. „Die Bedingungen im Kreditgeschäft blieben weiterhin frostig und die Finanzmärkte fragil. (..) Alles in allem äußerten die Teilnehmer (der FOMC-Sitzung) Sorge über die Risiken für die Konjunktur, bei einer ohnehin schon schwachen Prognose.“

      Die Fed hatte Mitte März den Ankauf von Staatsanleihen im Volumen von 300 Mrd. Dollar und die Ausweitung bereits bestehender Ankaufprogramme für Unternehmensanleihen und hypothekenbesicherte Papiere, die durch die Subprime-Krise kaum mehr verkäuflich geworden waren, beschlossen. Den seit Dezember bei praktisch Null liegenden Leitzins hatten die Notenbanker wie erwartet nicht angetastet.

      Da sich in den vergangenen Monaten eine rapide Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt gezeigt habe und die Industrieproduktion ebenfalls weiter zurückgehe, sei in nächster Zeit mit weiter sinkenden Investitionen der Unternehmen zu rechnen. Auch die Nachfrage nach neuen Häusern bleibe gering. Einzig der Konsum habe eine gewisse Stabilisierung gezeigt, so die Fed.

      Die niedrigeren Wachstumsaussichten dürften zu einer bis Anfang nächsten Jahres steigenden Arbeitslosigkeit führen. Die Inflation sollte allerdings durch niedrige Energie- und Rohstoffkosten und sinkende Importpreise gedämpft werden. Alle FOMC-Mitglieder gaben an, dass sich die Marktbedingungen im Vergleich zu ihren Erwartungen seit dem letzten Treffens verschlechtert hätten. Die steigende Arbeitslosigkeit und die sinkende Produktion dürften auf dem Konsum und den Investitionen lasten und da die schwächelnde Wirtschaft das Risiko von Verlusten bei Finanzinstituten erhöhe, dürften die Bedingungen auf den Kreditmärkten noch straffer werden.

      Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen besorgt: „Die Märkte geben nach, weil sie ihre Wachstumsprognosen nochmals gesenkt haben“, erklärte Dave Rovelli, Chef des Aktienbrokers Canaccard Adams in New York. „Das einzig Positive ist, dass auch die Prognose für die Inflation zurückgenommen wurde. Das ist zurzeit aber auch kein Thema, aber wenn die Wirtschaft anfängt sich zu erholen, dann wird es eines werden.“

      „In dem Protokoll wurde überraschend wenig zu den quantitativen Lockerungen wie dem Ankauf von Staatsanleihen gesagt“, monierte Analyst Omer Esiner von Ruesch International. Der beschlossene Ankauf von Staatsanleihen wurde von den FOMC-Mitgliedern als angemessene Maßnahme angesehen und sei eine nötige Stützung der Wirtschaft. „Es sieht so aus, als ob sie sich wirklich Sorgen um den schwachen Wirtschaftsausblick machen“, sagte ein weiterer Experte. Dem schloss sich auch Chefvolkswirt von Fact and Opinion Economics, Robert Brusca an. „Der Zustand der Wirtschaft ist sehr schlecht und über dieses große Problem macht sich die Fed viele Gedanken.“ Die Notenbank habe ihre Maßnahmen ergriffen – „es sieht derzeit aber nicht so aus, als ob noch viel mehr ansteht.“

      An den Märkten wurde das Protokoll verhalten aufgenommen. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten ein wenig zu, der Aktienmarkt zeigte eine leicht negative Reaktion. Händler erwarten, dass der Dollar von den schwächeren Aussichten auf das Wirtschaftswachstum profitieren könnte. „Dadurch dürfte die Risikoaversion im Markt wieder steigen“, sagte ein Devisenexperte. Der Euro entfernte sich denn auch von seinem Tageshoch bei 1,3309 Dollar und kostete zuletzt 1,3234 Dollar.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachricht…
      Avatar
      schrieb am 08.04.09 22:17:30
      Beitrag Nr. 3.105 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.945.405 von Maraho am 08.04.09 22:12:43... und jetzt bedanke ich mich für eure Treue sowie das Interesse an diesem Mittwoch und wünsche euch allen hiermit eine gute Nacht! ;)

      Bis morgen.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 05:11:39
      Beitrag Nr. 3.106 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.378 von Maraho am 08.04.09 19:57:56Guten Morgen zusammen,
      erst einmal sei euch ein guter Donnerstag gewünscht!

      Hier ein Dementi auf die Meldung von gestern nachmittag ...

      US-Finanzministerium
      USA planen keinen eigenen Rettungsschirm für Versicherer

      Einige US-Versicherer haben nach Angaben des Finanzministeriums die Anforderungen für Staatshilfen erfüllt. Ein eigener Rettungsschirm für US-Versicher, wie dies die Regierung nach einem Medienbericht plane, sei dagegen nicht vorgesehen.


      HB NEW YORK. Da mehrere Häuser den Status einer Bank-Holdinggesellschaft hätten, zählten sie zu en mehreren Hundert Institutionen, die für die Finanzspritzen aus dem Hilfsprogramm CPP in Betracht kämen, sagte ein Sprecher des US-Finanzministeriums am Mittwoch. Ein eigener Rettungsschirm für die Branche sei hingegen nicht geplant. In den vergangenen Monaten haben viele Versicherungskonzerne die Erlaubnis bekommen, Banken zu übernehmen, damit sie am sogenannten Capital Purchase Program (CPP) teilnehmen können.

      Das "Wall Street Journal" hatte zuvor berichtet, die Regierung weite ihr 700 Mrd. schweres Finanzrettungspaket (Tarp) auf einige Lebensversicherer aus und werde dies in den kommenden Tagen verkünden. Die Meldung beflügelte die US-Börsen zum Handelsauftakt. Lebensversicherer wie Prudential Financial legten zweistellig zu. Nach der Erklärung des Finanzministeriums gaben der Dow Jones und der S&P 500 jedoch einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.

      Nach offiziellen Angaben wurden bis Dienstag 198,5 Mrd. Dollar aus dem CPP ausgeschüttet. Damit stehen derzeit noch 19,5 Mrd. Dollar zur Verfügung. Insgesamt befinden sich im Tarp-Paket nach Schätzungen des Finanzministeriums noch Mittel über 134,5 Mrd. Dollar.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/usa-planen…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 05:35:00
      Beitrag Nr. 3.107 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.465 von Maraho am 08.04.09 14:03:58In Bezug und etwas ausführlicher ...

      Talfahrt der deutschen Industrie wird nur wenig langsamer
      Auftragseingang schrumpft im Februar um 3,5 Prozent - Export nimmt ab

      Börsen-Zeitung, 9.4.2009 ks Frankfurt - Die deutsche Industrie muss mit immer weniger Aufträgen zurechtkommen, auch wenn der nun schon über ein halbes Jahr dauernde steile Absturz des Bestelleingangs sich im Februar etwas verlangsamt hat. Laut den saisonbereinigten Zahlen der Bundesbank verringerte sich die Nachfrage gegenüber Januar um 3,5 %. Dieser hatte ein revidiertes Minus von 6,7 % gebracht.

      Der neuerliche Einbruch der Neuaufträge war, auch wenn er nur noch knapp halb so groß ausfiel wie im Januar, doch deutlich höher als von Volkswirten erwartet. Sie hatten im Konsens mit einer Abnahme um 2,6 % gerechnet. Diese Prognose fußte allerdings auf der ursprünglichen Bekanntgabe eines stärkeren Einbruchs der Neuorders im Januar um 8,0 %, der mit den (vorläufigen) Februar-Zahlen nun routinemäßig überprüft und korrigiert worden ist. Anders als im Januar rührte der neuerliche Einschnitt bei den Orders diesmal hauptsächlich aus dem Inland her. Denn die Binnennachfrage fiel im Februar innerhalb eines Monats um 5,7 % zurück, nach revidiert minus 1,8 (vorläufig minus 4,3) % im Januar. Die Abwrackprämie, die den Herstellern von Autos und Autoteilen im Inland ein Auftragsplus von 14,3 % einbrachte, konnte damit allenfalls einen noch größeren Einbruch verhindern. Die Exportabschlüsse der deutschen Gesamtindustrie unterschritten hingegen ihr Vormonatsniveau nur mehr um 1,3 %. Allerdings waren sie im Januar um revidiert minus 10,9 (11,4) % abgestürzt. Dabei hat sich im Berichtsmonat der Rückgang auf die Eurozone beschränkt. Hier sank die Nachfrage um 3,7 %. Die Aufträge aus den nicht zum Euroraum gehörenden Märkten nahmen im Vergleich zum Januar sogar um 0,5 % zu. Hier gilt allerdings zu bedenken, dass diese leichte Erholung auf einem sehr niedrigen Niveau erfolgte, denn im Januar waren die Bestellungen mit einem Minus von 17,2 % regelrecht implodiert. Die größten Auftragseinbußen mussten im Februar mit minus 8,7 % die Hersteller von Konsumgütern hinnehmen. Sehr schlecht entwickelten sich auch die Abschlüsse bei den Produzenten von Vorleistungsgütern. Ihr Auftragseingang verringerte sich um 6,5 %. Nachdem es im Januar bei Investitionsgütern noch ein Orderminus von 9,4 % gegeben hatte, konnte sich dieser Wirtschaftsbereich mit einem Nachfragerückgang um 0,5 % knapp behaupten. Der deutschen Industrie steht Experten zufolge angesichts der schwersten Rezession seit mindestens 60 Jahren ein drastischer Produktionseinbruch bevor. Es dürfte einen Rückgang um rund 16 % geben, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Quartalsumfrage unter Ökonomen hervorgeht. Eine Erholung sei frühestens kommendes Jahr in Sicht, allerdings dürfte das Plus mager ausfallen, hieß es.

      Das belastet auch die deutsche Gesamtkonjunktur, die angesichts ihrer starken Exportabhängigkeit zudem unter den wegbrechenden Ausfuhren leidet. Im Februar wurden kalender- und saisonbereinigt 0,7 % weniger exportiert als im Januar, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Die Einfuhren nahmen um 4,2 % ab. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres brachen die Ausfuhren im Februar nicht bereinigt um 23,1 % auf einen Wert von 64,8 Mrd. Euro ein und die Importe um 16,4 % auf 56,2 Mrd. Euro. In der regionalen Aufteilung zeigen sich die größten Exporteinbußen im Handel mit den nicht zur Eurozone gehörenden EU-Ländern, während bei den Drittstaaten außerhalb der EU die geringsten Verluste auftraten. Sie beliefen sich aber immer noch auf 20,6 %. Die gesamte Außenhandelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 8,7 Mrd. Euro ab, nach einem Aktivsaldo von 17,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Zusammen mit kleineren Verschiebungen in anderen Posten zeigte die deutsche Leistungsbilanz nur noch einen Überschuss von 5,6 Mrd. Euro. Im Februar 2008 war ein Überschuss von 16,5 Mrd. Euro ausgewiesen worden.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009069…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 05:54:15
      Beitrag Nr. 3.108 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.040 von Maraho am 09.04.09 05:35:00In der Presse ...

      Gesundheit
      Beschäftigte im Dauerstress

      In vier von fünf Betrieben arbeiten Beschäftigte dauerhaft unter hohem Druck. Psychische Belastungen haben in den vergangenen drei Jahren zugenommen, sagen Betriebsräte. Die Wirtschafts­krise dürfte die Situation noch verschärfen.


      Knappe Zeit, hoher Druck - für immer mehr Arbeitnehmer ist Stress ein Dauerzustand. In 84 Prozent der deutschen Betriebe gibt es Mitarbeiter, die ständig unter hohem Zeit- und Leistungsdruck arbeiten. Betroffen sind in diesen Unternehmen nicht nur einzelne Beschäftigte mit speziellen Aufgaben, sondern mit durchschnittlich 43 Prozent große Teile der Belegschaft. Das zeigen erste Auswertungen der aktuellen WSI-Betriebsrätebefragung. Zwischen September 2008 und Januar 2009 wurden 1.700 Arbeitnehmervertreter aus Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten befragt.
      Die psychischen Belastungen haben in den vergangenen drei Jahren zugenommen, sagten 79 Prozent der befragten Betriebsräte. Besonders stark unter Druck stehen demnach Beschäftigte in Dienstleistungsberufen sowie in den Branchen Verkehr, Nachrichten und Telekommunikation. Dort ist etwa jeder Zweite betroffen. "Durch neue Organisationsformen in den Unternehmen steuern zunehmend Kundenvorgaben und ­Ergebnisorientierung den Arbeitsrhythmus. Und das mit immer weniger Personal", sagt WSI-Gesundheitsexpertin Elke Ahlers.

      Mehr Eigenverantwortlichkeit kann ebenfalls zum Belastungsfaktor werden. So gaben 58 Prozent der befragten Betriebsräte an, dass Mitarbeiter regelmäßig mit Umsatz- und Renditezahlen konfrontiert und daran gemessen werden. "Für die Beschäftigten ist das ein zweischneidiges Schwert: Die neue Freiheit bezahlen viele mit Arbeitsverdichtung und Leistungsdruck", sagt Ahlers.

      Die aktuelle Auftragslage der Unternehmen hat offenbar wenig Einfluss auf den Zeit- und Leistungsdruck: Den Anteil der Beschäftigten unter Dauerstress schätzten Betriebsräte trotz beginnender Wirtschaftskrise ähnlich ein, egal ob sie in Unternehmen mit gut gefüllten Auftragsbüchern arbeiten oder in schlecht laufenden Betrieben. Für die Zukunft erwartet Ahlers allerdings durch die Wirtschaftskrise eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen: "Die Personaldecke in den Betrieben wird noch dünner, die Angst vor dem Jobverlust zunehmen. Dies dürfte sich negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken."

      Quelle und Zusatzinformationen,
      Grafiken zum Text : http://www.boeckler.de/32014_94842.html
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 06:06:08
      Beitrag Nr. 3.109 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.697 von Maraho am 08.04.09 20:41:04In Bezug.

      Abschluss der UN-Klimaverhandlungen
      Vorwärts im Schneckentempo

      Bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn sorgt die neue US-Regierung zwar für Bewegung, doch auf konkrete Reduktionsziele können sich die Teilnehmer nicht einigen.

      VON NADINE MICHEL


      Auf eine spannende letzte Nacht hatten Klimaschützer bis zum Schluss gehofft, doch die Hoffnung war vergebens: Auch am letzten Tag, am Mittwoch, wurden bei den seit knapp zwei Wochen laufenden UN-Klimaverhandlungen in Bonn keine konkreten Zahlen auf den Tisch gelegt - zumindest aber konnte die neue US-Regierung für eine positive Dynamik sorgen. An den Vorverhandlungen für ein neues Klimaschutzabkommen nahmen rund 2.000 Teilnehmer aus fast 190 Ländern teil. Bis zu den entscheidenden Verhandlungen im Dezember in Kopenhagen sollen noch, so wurde jetzt beschlossen, drei weitere Treffen im Juni, August und November stattfinden. Das Abkommen soll das 2012 auslaufende Kioto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ersetzen.

      Die Bonner Verhandlungen hatten mit einer starken Auftaktrede des neuen Klimabeauftragten der USA, Todd Stern, begonnen. Und viele Beobachter sind sich einig: Die neue US-Regierung lasse erkennen, dass sie die Debatte ernsthaft voranbringen will. Auch das Klimaforum Ende April, zu dem US-Präsident Barack Obama die 16 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer eingeladen hat, wird begrüßt. "Wichtig ist aber, dass nicht über die Köpfe der besonders vom Klimawandel betroffenen Länder hinweg entschieden wird, die bei diesem Forum nicht mit am Tisch sitzen", sagt Sven Harmeling, Klimaexperte der Nord-Süd-Initiative Germanwatch. Zwar haben auch die USA noch keine konkreten Zahlen vorgelegt, wofür aber viele aufgrund der jungen Regierung Verständnis haben - noch. "In Zukunft müssen konkrete Positionen kommen", mahnt Harmeling. "Die USA haben noch nicht die Vorreiterrolle eingenommen, wie sie es eigentlich müssten."

      So gab es auch in den zentralen Punkten, Reduktionsziele und Finanzierung, kaum ein Vorankommen. Kathrin Gutmann von der Umweltstiftung WWF hat in Bonn eher eine Verhärtung der Fronten wahrgenommen. Während sich Japan in der Frage der Emissionsreduktion für 2020 im Vergleich zu 1990 noch gar nicht äußert und Australien 5 bis 15 Prozent nennt, fordert die Allianz der kleinen Inselstaaten von den Industriestaaten gar 45 Prozent. Die Europäische Union bietet derzeit 20 bis 30 Prozent. "Der Druck steigt enorm, sich auf eine Zahl zu einigen", sagt Gutmann.

      Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, sieht das anders. "Wir haben gute Fortschritte erzielt", sagte de Boer zum Abschluss der Konferenz. Für Ergebnisse sei es zu früh. Auch das Bundesumweltministerium hat noch nicht mehr erwartet. "Konkrete Zahlen wird es erst in Kopenhagen geben", sagt Sprecher Tobias Dünow. Weiterhin offen sind auch die Fragen der Finanzierung des Klimaschutzes in Schwellen- und Entwicklungsländern. Laut Klimaexperte Harmeling zeichnet sich zumindest eine Tendenz in Richtung Verkauf von Emissionsrechten ab.

      Beschlossen wurde, dass eine Versicherung gegen Klimawandelschäden in den vorläufigen Verhandlungstext aufgenommen wird. Dazu gibt es Vorschläge der Munich Climate Insurance Initiative (MCII) von Versicherern, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftlern. Die Versicherungen könnten eine Möglichkeit zum Risikomanagement und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bieten, indem sie etwa Dürren, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme abdeckten. Nach der Vorstellung des MCII könnten entweder die Industrieländer direkt für die Wetterkatastrophen bezahlen oder die Gründung von Versicherungssystemen in den Entwicklungsländern mitfinanzieren.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/vorwaerts-im-…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 06:11:42
      Beitrag Nr. 3.110 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.971 von Maraho am 07.04.09 08:52:02In Bezug.

      Nicht nur Katzen würden Whyskas kaufen

      Heute morgen las ich in der Zeitung, dass sich Hundefutter in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise einem florierenden Absatz erfreuen soll. Der Verdacht: Es liegt nicht an den Vierbeinern. Diese Meldung wäre noch kein Blogartikel wert gewesen, wenn ich nicht ein paar Stunden später im Einkaufszentrum hinter einer Dame in der Schlange gestanden hätte, die für 600 Franken die Gourmet-Variante von Whyskas aufs Band legte.

      Weder ihr Outfit noch die miteingekauften Lebensmittel wollten zum teuren Gourment-Katzen-Menue passen. Es war einer dieser Momente, in denen ich froh war, dass niemand meine Gedanken lesen konnte.

      Und meine Gedanken waren eine Folge meiner morgendlichen Zeitungslektüre. Plötzlich verändert sich die Wahrnehmung. Noch gestern hätte ich geglaubt, dass die Dame zugunsten ihres Schmusekaters auf eigene teure Häppchen verzichtet. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher...

      Nur, der Eindruck kann täuschen. Die Meldungen über baldige Gewinne einiger Banken hatte auch bei manchen Beobachtern zum Glauben geführt, dass es jetzt in der Finanzbranche wieder aufwärts gehen würde. Inzwischen wurde aber bekannt, dass die Buchhaltungsregeln geändert werden und die möglichen Gewinne auf fiktiven Preisen beruhen.

      Nicht beeindrucken liess sich der IWF. Laut einem Vorabbericht der Times geht der IWF davon aus, dass Banken und Versicherungen weltweit auf einem Bestand von Schrottpapieren im Nennwert von vier Billionen Dollar sitzen. Allein in den USA dürfte der Wert der Abschreibungen bei 3,1 Billionen Dollar liegen. Die Belastungen aus Europa und Asien schlagen dabei mit 900 Milliarden Dollar zu Buche. Bei seiner vorangegangenen Schätzung im Januar war der Fonds noch davon ausgegangen, dass die "vergifteten" Papiere die Finanzkonzerne bis Ende 2010 mit 2,2 Billionen Dollar belasten dürften.

      Wir haben es hier also fast mit einer Verdoppelung innert Monaten zu tun. Damit dürften die Ankurbelungsprogramme der G-20 von London bereits verfrühstückt sein, bevor sie überhaupt angelaufen sind. Doch die Anleger reagierten nur sehr zögerlich auf diese Meldung und die Gazetten hievten sie nicht einmal auf die Frontseite. Wie ist das möglich?

      Doping beim Sport, Botox bei der Schönheit, die Form triumphiert über den Inhalt. Wir haben es hier mit einem Zeitgeist zu tun, der wie die Radfahrerbranche zeigt, durchaus bei der breiten Masse auf Akzeptanz stossen kann. Das macht Prognosen äusserst schwierig, denn das Wissen um den morschen Inhalt muss noch keine Garantie für eine zeitlich richtige Einschätzung der Aktienkurse zur Folge haben. Was zählt, ist die Wahrnehmung der Masse und die lässt sich gerne manipulieren, öfters wider besseren Wissens.

      Ob Bankaktien nun ein Kauf sind, hängt von der Wahrnehmung der Investoren und nicht vom Inhalt der Banken ab. Das macht eine Prognose praktisch unmöglich. Ich lasse die Finger dennoch davon.

      P.S. Zurück zur Dame: Seit ich einmal in einer Bank einen Millionär angetroffen habe, dem ich auf der Strasse sofort aus Mitleid eine Münze zugeworfen hätte, weiss ich, öfters ist alles ganz anders als es scheint.

      Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/nicht-nur-k…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 06:16:08
      Beitrag Nr. 3.111 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.055 von Maraho am 09.04.09 06:11:42Noch etwas ähnliches ...

      Die Welt in Unordnung

      Jetzt werden die Krisenfahnen eingeholt, während sich die wirtschaftliche Talfahrt weiter beschleunigt. Das ist aber alles halb so wild, denn darum kümmern sich Notenbanken und Regierungen. Ein paar Billionen hier, ein paar Milliarden dort, wer will sich darüber schon beunruhigen, hat man sich doch an diese Begrifflichkeiten längst gewöhnt. Eine Billiarde wäre eine Zahl für die nächste Runde von Schwierigkeiten. Simbabwe dauert aber noch etwas...


      Der IWF schätzt, dass die Summe der giftigen Wertpapiere in den Bilanzen von Banken und Versicherungen auf 4 Billionen USD ansteigen wird. Dabei war im Januar noch von 2,2 Billionen Dollar die Rede. Erschrecken Sie etwa bei der Summe? Ach was! Nach einer Phase der Gewöhnung sollten Sie jetzt endlich mal ganz hurtig zum Alltag übergehen. Um die giftigen 3,2 Billionen Dollar in Amerika würde ich mir auch keine Sorgen machen. Notfalls kümmert sich die Notenbank darum. Daher doch auch ihr Name...

      Die UBS wirbt übrigens nicht mehr mit dem Slogan You & Us – UBS. Die Kampagne wurde Mitte März "aufgrund der kommunizierten Kostensparmaxime vollständig gestoppt," bestätigt UBS-Sprecherin Rebeca Garcia. Vielleicht war der Slogan auch etwas altmodisch...?

      Der überaus erfolgreiche Weltfinanzgipfel hat eine Verdreifachung der Mittel für den IWF auf 750 Mrd. USD beschlossen. Kaum sind die Küsschen verteilt, zofft man sich schon wieder. Nicht dass das jetzt überraschend kommt, denn die Kameras sind ja jetzt weg, doch irgendwie haben immer ein paar Leute zu meckern. EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark übt Kritik und warnt vor Inflationsgefahren. "Das ist reine Geldschöpfung. Das ist Helikopter-Geld für den Globus" sagte Stark dem Handelsblatt. Damit scheint er wieder mal richtig zu liegen, doch greift seine Kritik etwas zu kurz. Die ganze Welt ist voller Helikopter-Geld. Doch Jürgen Stark weiß das. Was kann er schon tun?

      Ottmar Issing, Starks Vorgänger als EZB-Chefökonom und nun in Diensten von Goldman Sachs, verteidigte die expansive Geldpolitik der Notenbanken. "Wenn die Krise da ist, müssen die Notenbanken die Schleusen öffnen", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wenn man das Feuer löscht, muss man aufpassen, dass der Wasserschaden am Ende nicht größer ist als der Schaden, den der Brand angerichtet hat." Schaden ist Schaden. Doch wer hat das Feuer gelegt? Und wer bezahlt den Wasserschaden?

      Unser Finanzminister Steinbrück lehnt ein drittes Konjunkturpaket aus Kostengründen ab – wegen der so vielen und so schrecklichen Schulden für unsere armen armen Kinder und Kindeskinder und deren Enkel, auch wegen der Stabilität der Staatsfinanzen und so weiter. Und plötzlich fließt Geld. Zeitungen schreiben, dass der 60 Milliarden-Anteil, den Deutschland am beschlossenen Umschichtungspaket für den IWF zu stemmen hat, aus den Währungsreserven der Bundesbank bewältigt werden soll. Kostenpunkt: 60.000 Millionen Euro. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn man für diese Summe Lehrer einstellen würde. Die Leute würden vielleicht sogar schlauer. Nein, das kann nicht Sinn und Zweck von Ausgaben sein.

      In Japan macht man auch sofort Nägel mit Köpfen, indem man das Konjunkturprogramm ruckzuck auf 75 Mrd. Dollar verdoppelt. Das Geld bleibt mit Zinsen von 0,1 Prozent fast kostenlos. Die Bank of Japan will die Wirtschaft ankurbeln. Das will sie schon recht lange und war dabei auch überaus erfolglos. Sie hat nur diese Kurbel noch immer nicht gefunden. Und so pfuscht sie eben weiter. Doch es machen alle so. Früher suchte man den heiligen Gral. In unseren modernen Zeiten sucht man die heilige Kurbel.

      Doch zum Schluss etwas Heiteres aus der Welt des Alltags: Um sich nicht mit dem ganzen Finanzkram beschäftigen zu müssen, hat der Verbraucher jetzt ein neues Betätigungsfeld bekommen: Er darf am Wochenende nicht nur Ostereier suchen, sondern auch nach Taschenrechnern und nach Kenntnissen um den berühmten Dreisatz. Damit bewaffnet geht es auf zu einem besonderen Spaß in die Supermärkte. Unsere EU-Oberen haben in ihrer Genialität ein kleines Verpackungschaos angezettelt, indem sie die ach so kompliziert-einfachen Verpackungsvorschriften kassierten. Ab Samstag dürfen Hersteller ihre Dinge in beliebig großer oder kleiner Verpackung anbieten. Wundern Sie sich also nicht, wenn die Packung Papiertaschentücher eines weniger in sich haben wird, oder nach dem dritten Toilettengang das Papier fehlt. Das ist eben europäischer Fortschritt. Na dann... fröhliches Preisvergleichen!

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=617&more=1&c=1&tb=1&pb=1#more6…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 06:59:57
      Beitrag Nr. 3.112 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.057 von Maraho am 09.04.09 06:16:08Japan pumpt noch mehr nach ...
      siehe auch #3004 von Maraho 06.04.09 19:00:43 Beitrag Nr.: 36.928.780 auf Seite 301

      116 Milliarden Euro
      Japan belebt Märkte mit Rekord-Konjunkturpaket


      Die japanische Regierung übt sich in Superlativen: Im Kampf gegen die Krise hat sie jetzt ein Rekord-Konjunkturpaket in Höhe von 116 Milliarden Euro beschlossen. Das ist deutlich mehr als zunächst geplant – und soll wohl auch ein Signal an Deutschland sein, endlich mehr gegen die Krise zu tun.

      Die japanische Regierung plant angesichts der schwersten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg ein neues Konjunkturpaket im Volumen von umgerechnet 116 Milliarden Euro (15,4 Billionen Yen). Einem am Donnerstag veröffentlichten Entwurf der Regierungspartei LDP zufolge soll mit dem Geld unter anderem der Kauf von sparsamen Autos und Haushaltsgeräten sowie Solaranlagen gefördert werden. Die Aktien der Hersteller entsprechender Produkte wie etwa Sharp, Panasonic, Toshiba und Hitachi legten daraufhin an der Tokioter Börse deutlich zu. Ministerpräsident Taro Aso wollte noch am Donnerstag eine wichtige Rede zur Wirtschaftspolitik halten. Das Konjunkturpaket sollte am Freitag verkündet werden.

      Das Paket entspräche 3,1 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Japans und fällt damit deutlich größer aus als zunächst erwartet. Möglicherweise droht dem Paket noch Widerstand im Parlament, wo die Opposition eine Kammer kontrolliert. Im Vorfeld des Weltwirtschaftsgipfels in London hatte Japan Deutschland vorgeworfen, nicht genug für die Stimulierung der Wirtschaft zu tun.

      Gute Nachrichten gibt es indes vom japanischen Maschinenbau: Dort sind die Aufträge unerwartet gestiegen. Wie die Regierung bekanntgab, erhöhten sich die Aufträge im Februar um saisonbereinigt 1,4 Prozent zum Vormonat auf 728,1 Milliarden Yen. Das ist der erste Anstieg seit fünf Monaten. Analysten hatten im Durchschnitt der Prognosen mit einem erneuten Rückgang gerechnet. Die Regierung warnte jedoch vor zu großem Optimismus, da die Aufträge der Industrie und aus dem Ausland weiterhin auf Tiefstständen verharrten. Im Januar waren die Maschinenbauaufträge der zweitgrößten Volkswirtschaft angesichts der Exporteinbrüche auf den tiefsten Stand seit fast 22 Jahren gesunken.

      Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stieg bis zur Handelsmitte deutlich um 158,38 Punkte oder 1,84 Prozent auf den Zwischenstand von 8753,39 Punkten. Der breit gefasste TOPIX legte bis dahin um 12,61 Punkte oder 1,55 Prozent auf 827,87 Punkte zu. Japan will mit der größten Konjunkturspritze aller Zeiten gegen die schwerste Rezession der Nachkriegszeit ankämpfen.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3530129/Japan-beleb…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 07:10:18
      Beitrag Nr. 3.113 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.465 von Maraho am 08.04.09 14:03:58Hierzu noch das Ergebnis einer ...

      Umfrage: Deutscher Industrie steht Produktionseinbruch bevor

      Berlin (Reuters) - Der deutschen Industrie steht Experten zufolge angesichts der schwersten Rezession seit mindestens 60 Jahren ein drastischer Produktionseinbruch bevor.

      Es dürfte einen Rückgang um rund 16 Prozent geben, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Quartalsumfrage unter 21 Fachleuten hervorgeht. Eine Erholung sei frühestens kommendes Jahr in Sicht, allerdings dürfte das Plus mager ausfallen. Das belastet die deutsche Konjunktur: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 4,4 Prozent schrumpfen und damit so stark wie nie seit Gründung der Bundesrepublik.

      Für 2010 erwarten die Ökonomen aus Banken und Forschungsinstituten lediglich einen leichten Anstieg von 0,4 Prozent. Exporte und Investitionen brächen weg, und die steigende Arbeitslosigkeit belaste den Konsum, sagte Gerd Haßel von der BHF-Bank. "Das führt dazu, dass sich die Krise noch länger hinzieht."

      Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich damit seit der Januar-Umfrage trotz der milliardenschweren Konjunkturpakete der Bundesregierung stark eingetrübt. Vor drei Monaten hatten die Experten lediglich ein Minus von 2,5 Prozent vorhergesagt und für das kommende Jahr ein Wachstum um 0,9 Prozent in Aussicht gestellt. Allerdings kamen seitdem vor allem vom Export und der Industrie immer neue Hiobsbotschaften. So sammelten die Industriefirmen im Februar trotz der Abwrackprämie für Altautos erneut weniger Aufträge ein, die Flaute hält seit mehr als einem Jahr an. Experten gehen deshalb davon aus, dass das gesamte Produzierende Gewerbe im Februar 3,1 Prozent weniger hergestellt hat als im Januar. "Derzeit sehen wir wenige Impulse, wo es schnell wieder aufwärtsgehen kann, alles in allem bleibt die Situation sehr schwierig", sagte Sal. Oppenheim-Expertin Ulrike Kastens.

      Zu schaffen macht den Unternehmen nach einhelliger Expertenmeinung der Einbruch des Auslandsgeschäfts. Die Exporte dürften im Gesamtjahr um 13,5 Prozent schrumpfen und im kommenden Jahr lediglich um 1,1 Prozent zulegen; der Branchenverband BGA erwartet sogar ein Minus von bis zu 15 Prozent. Im Februar brachen die Ausfuhren verglichen mit dem Vorjahr um mehr als ein Fünftel ein, das ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der zweitstärkste Rückgang seit Einführung der Statistik 1950.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE5370DZ200…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 07:31:50
      Beitrag Nr. 3.114 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.697 von Maraho am 07.04.09 22:11:02Gerade noch gefunden ...
      Typisch, wir können es uns ja leisten ...
      Oder mit anderen Worten: In Ruhe und Gemütlichkeit in die Sch.... !


      Kritik an bürokratischen Hürden
      Staatshilfe kommt nur tröpfelnd an
      von Sven Afhüppe und Klaus Stratmann

      Hoffnungen der Regierung auf einen schnellen Effekt der Konjunkturprogramme haben sich zerschlagen. Bisher ist von den milliardenschweren Kreditprogrammen der Bundesregierung zur Stützung der Wirtschaft bei den Unternehmen fast nichts angekommen. Die Wirtschaft kritisiert vor allem die bürokratischen Hürden bei der Mittelvergabe aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland.


      BERLIN. Bis Anfang April lagen der staatseigenen KfW-Bankengruppe erst 640 Kreditanträge mit einem Volumen von rund zwei Mrd. Euro vor, was einem Anteil von gerade einmal fünf Prozent des Gesamtvolumens von 40 Mrd. Euro entspricht. Beim Investitionsprogramm, dem Kernstück des zweiten Konjunkturpakets, fällt die Bilanz noch enttäuschender aus. Nach Angaben des Finanzministeriums ist erst ein Bruchteil der Milliardensummen abgeflossen.

      Zusätzlich zu den 115 Mrd. Euro aus den Kredit- und Bürgschaftsprogrammen der beiden Konjunkturpakete will die Regierung mehr als 80 Mrd. Euro für ein ganzes Bündel an stimulierenden Maßnahmen ausgeben. Doch anders als bei der Abwrackprämie, die wegen unerwartet hoher Nachfrage gerade erst von der Regierung verlängert wurde, laufen diese zentralen Rettungsprogramme nur schleppend. Im Umfeld von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) rechnet man damit, dass die ersten Investitionsaufträge wahrscheinlich frühestens im Mai bei den Handwerksbetrieben ankommen.

      Bis gestern war aus dem sogenannten Zukunftsinvestitionsprogramm für die Kommunen "kein einziger Euro" abgeflossen, hieß es im Finanzministerium. Hintergrund ist, dass Bund und Länder erst Ende vergangener Woche die notwendige Verwaltungsvereinbarung für die Verteilung der knapp zwölf Mrd. Euro unterschrieben haben.

      Nicht besser sieht es beim Investitionspaket des Bundes aus: Von den vier Mrd. Euro sind erst Aufträge im Wert von 90 Mio. Euro vergeben worden, bestätigte das Finanzministerium. Allein das Gebäudesanierungsprogramm läuft nach Angaben aus Regierungskreisen besser als erwartet.

      Die Wirtschaft kritisiert vor allem die bürokratischen Entscheidungsprozesse bei der Mittelvergabe aus dem milliardenschweren Wirtschaftsfonds Deutschland. "Bei den Unternehmen herrscht nicht unendlich viel Zeit. Die Vergabe von Krediten macht im Moment nur Sinn, wenn sie rasch erfolgt", heißt es beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Die Bundesregierung hatte der KfW Ende vergangenen Jahres mit dem Konjunkturpaket I ein Kreditvolumen von 15 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Die Kredite daraus sollen insbesondere dem Mittelstand zur Verfügung stehen. Mit dem Konjunkturpaket II erhöhte der Bund das Volumen um 25 Mrd. Euro, flankiert von einem Bürgschaftsrahmen von 75 Mrd. Euro. Die zusätzlichen KfW-Mittel sollen den Unternehmen helfen, die schwere Konjunkturkrise zu überwinden.

      Nach Beobachtung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages läuft die Bewilligung der KfW-Mittel häufig schleppend ab. "Die Entscheidungsprozesse ziehen sich mitunter lange hin. Da lässt sich noch viel verbessern", heißt es beim DIHK.

      In einer aktuellen DIHK-Umfrage unter den Finanzierungsexperten der Industrie- und Handelskammern, die seit Jahresbeginn 9 000 Unternehmen in Finanzierungsfragen beraten haben, wird außerdem moniert, bei den Hausbanken fehlten teilweise noch immer Informationen über die Möglichkeiten des KfW-Kreditprogramms. "Alle Beteiligten - KfW wie Hausbanken - sind aufgerufen, zügig zu agieren und den Unternehmen keine unnötigen bürokratischen Hürden in den Weg zu stellen", so das Fazit der DIHK-Umfrage. Sollte die Mittelvergabe weiterhin stocken, müssten nach Ansicht von Fachleuten die Kriterien ein weiteres Mal gelockert werden.

      Die Probleme bei der Unternehmensfinanzierung sind auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bekannt. Nach Informationen des Handelsblatts plant zu Guttenberg deshalb am 20. April ein Treffen mit Vertretern der Wirtschaft und der Finanzbranche.

      Angesichts des geringen Mittelabflusses bei den Staatshilfen warnt Steinbrück vor einer Debatte über ein drittes Konjunkturpaket. "Die beiden Konjunkturprogramme müssen erst einmal ihre Wirkung entfalten. Forderungen nach zusätzlichen Ausgaben sind zu dieser Zeit völlig absurd", hieß es im Finanzministerium.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/staatshil…
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      schrieb am 09.04.09 13:46:40
      Beitrag Nr. 3.115 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.935.957 von Maraho am 07.04.09 18:30:04Guten Tag zusammen,

      Mittagstisch! Und dabei einen guten Appetit!

      VEB "HRE" ...

      Bund bietet deutlich mehr
      Ralf Streck

      Für Aktien der Hypo Real Estate (HRE) bietet er 16 % über dem aktuellen Börsenwert

      Es ist mehr als absurd. Der Bund hat schon 102 Milliarden Euro in den maroden Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) gepumpt und macht nun den Aktionären ein Übernahme-Angebot. Der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) teilte am Donnerstag in Frankfurt mit, das Transaktionsvolumen betrage bis zu 290 Millionen Euro. Den Aktionären, deren Aktien ohne die Geldspritzen des Bundes längst keinen Cent mehr wert wären, soll pro Aktie ein Preis von 1,39 Euro bezahlt werden. Das Angebot liegt 16 % über dem Tageskurs der HRE, der gestern bei 1,23 Euro lag. Die Soffin räumt in ihrer Pressemitteilung ein, dass der Preis sogar noch 10 % über dem Durchschnittskurs von Anfang bis Mitte Februar liegt.

      Als Drohkulisse, das Angebot anzunehmen, hatte Bundespräsident Köhler am Dienstag das Banken-Übernahmegesetz unterzeichnet. Auf dieser Grundlage können die Aktionäre scheinbar enteignet werden, wenn die Verhandlungen über einen freiwilligen Verkauf scheitern sollten. Die SoFFin will die Kontrolle über die HRE "sehr zügig" übernehmen, da deren Insolvenz eine "kaum abschätzbare Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Finanzmärkte" habe, begründet die Soffin das Angebot. Man wolle den Finanzmarkt auf privatwirtschaftlichem Wege und unter Einhaltung der bestehenden Marktusancen stabilisieren.

      Der Bund hält nach offizieller Lesart bisher 8,7 % am Kapital der HRE, obwohl er schon ein Vielfaches des aktuellen Börsenwerts von knapp 257 Millionen Euro bezahlt hat. Nun will der Bund mindestens weitere 42,3 % der Aktien erwerben, um die "Kontrollmehrheit" zu erhalten, wie es die Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigte, weil es Finanzminister Peer Steinbrück irgendwann gedämmert war, dass man viel Geld in das Institut gepumpt hat, "ohne dass irgendein direkter Einfluss zur Umstrukturierung gegeben ist". Deshalb müssen erneut bis zu 290 Millionen vom Steuerzahler aufgebracht werden, um weitere Fehler der Regierung auszubügeln, die sich im Rahmen der HRE stapeln.

      Quelle und weiteres: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135998
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 13:54:38
      Beitrag Nr. 3.116 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.093 von Maraho am 07.04.09 18:48:39Interessant im Nachhinein.

      Hans Werner Sinn im Oktober 2008! Auch er hat in gewisser Weise versagt!

      „Konjunkturstütze wäre nur Strohfeuer“
      INTERVIEW Ifo-Chef Hans-Werner Sinn gegen zusätzlichen Nachfrageschub
      Nordwestzeitung, 24.10.2008, S. 21

      Frage: Bayerische Landesbank, West LB, HSH-Nordbank, für den staatlichen Schutzschirm interessieren sich nur Staatsbanken – warum?

      Sinn: Die Staatsbanken hängen mehr drin als die anderen. Sie suchten krampfhaft nach Gewinnmöglichkeiten, nachdem ihr ursprüngliches Geschäftsmodell mit den Vorteilen der Gewährträgerhaftung des Staates von der EU aus Wettbewerbsgründen beendet wurde. Sie glaubten im Ankauf hoch risikobehafteter und hoch verzinslicher Papiere eine Strategie gefunden zu haben. Das ist schief gegangen.

      Frage: Wäre die Abschaffung der Landesbanken vernünftig?

      Sinn: Sie sollten nach der Lösung der jetzigen Probleme mit den Sparkassen fusioniert werden. Allein haben sie keine Basis mehr.

      Frage: Werden Privatbanken den Schutzschirm gar nicht nutzen?

      Sinn: Eine Bank, die nur geschwächt, aber nicht K.O. ist, wird das Geld nicht in Anspruch nehmen. Es ist mit Auflagen, vor allem für Managergehälter verbunden. Diejenigen, die über die Inanspruchnahme entscheiden, sind diese Manager. Man geht also von der Theorie aus, dass es hier eine Kaste gibt, die freiwillig um Bestrafung beim Staat nachsucht. Das wird nicht funktionieren. Nur der, dem das Wasser wirklich bis zum Hals steht, wird es in Anspruch nehmen. Das aber ist ein Problem, denn ohne neues Eigenkapital werden die Ausleihungen an die Firmen zurück gehen.

      Frage: Sind Konjunkturprogramme sinnvoll?

      Sinn: Nur wenn es wirklich schlimm um die Konjunktur steht, wenn der Auslastungsgrad der Produktion im Keller ist. Heute ist der Grad auf einem extrem hohen Niveau und die Arbeitslosigkeit auf einem Tiefstand. Ein zusätzlicher Nachfrageschub ist jetzt nicht nötig, er könnte zu Überhitzungen führen. Also: Warten, bis die Situation kritisch ist. Denn Nachfrageprogramme sind nur kurze Strohfeuer.

      Frage: Debattiert wird über gezielte Programme, um Auto- oder Bauindustrie zu stützen. Der richtige Ansatz?

      Sinn: Nein. Das ist grundsätzlich falsch, weil der Staat dadurch nicht nur konjunkturell eingreift, sondern auch lenkend. Die Ressorts haben immer unerfüllte Wünsche, und nun liefert die Konjunktur den Vorwand, sie zu erfüllen.

      http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/B-pol…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:03:39
      Beitrag Nr. 3.117 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.923 von Maraho am 01.04.09 18:39:22In Zusammenhang ...

      Staatssekretär Jörg Asmussen
      Attacke auf den Banken-Retter

      Von Klaus Ott

      Enttäuschte Aktionäre der Krisenbank IKB nehmen Staatssekretär Asmussen ins Visier: Erstmals soll ein Staatsvertreter Anlegern Schadenersatz zahlen - es geht um Millionen.


      Jörg Asmussen ist es gewohnt, mit Milliardenbeträgen zu agieren. Der Diplom-Volkswirt, der mit 42 Jahren bereits zu den erfahrensten Strippenziehern im politischen Berlin zählt, kümmert sich als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium um die Rettung angeschlagener Banken wie die Hypo Real Estate (HRE). Für die HRE bürgt der Staat mit fast 100 Milliarden Euro, um eine Pleite abzuwehren. Bei einer anderen Krisenbank, der IKB in Düsseldorf, saß Asmussen im Aufsichtsrat.

      Auch dort waren Milliarden nötig, um den Zusammenbruch zu verhindern. Bei der IKB liegt nun eine neue Rechnung vor, dieses Mal über gut 5,5 Millionen Euro. Im Vergleich zu den anderen Fällen, mit denen Asmussen zu tun hat, ist das ein kleiner Betrag. Doch es gibt einen großen Unterschied. Nicht der Staat soll zahlen, sondern der Staatssekretär. Das verlangt der Münchner Anwalt Klaus Rotter. Dessen Kanzlei hat sich auf die Vertretung von Kapitalanlegern spezialisiert, zu denen seit einiger Zeit auch IKB-Aktionäre zählen.

      In deren Namen verlangt Rotter nun Schadenersatz. Über eine Klage gegen die Bank wird im Herbst verhandelt. An Asmussen und einen von dessen ehemaligen Kollegen im Aufsichtsrat der IKB hat der Anwalt dieser Tage dagegen bereits Zahlungsaufforderungen geschickt. Darin steht, als frühere Kontrolleure seien sie mitverantwortlich für eine "Verschleierungsstrategie", mit der die Bank die Aktionäre bis zur drohenden Pleite Ende Juli 2007 getäuscht habe. Wäre vorher bekannt geworden, wie böse es um die IKB stehe, dann hätten seine Mandanten keine Papiere mehr gekauft und keine Kursverluste erlitten, behauptet Rotter. Asmussen und dessen Ex-Kollege sollen für die verlangten 5,5 Millionen Euro gemeinsam aufkommen.

      "Grotesk und abwegig"

      Bislang gehen enttäuschte Anleger vor allem gegen Banken vor. Nun wird mit Asmussen erstmals ein Staatsvertreter attackiert. Andere prominente Ex-Aufsichtsräte der IKB haben noch keine Post bekommen. Der Staatssekretär denkt jedoch nicht daran zu zahlen. Als "grotesk und abwegig" bezeichnet ein Sprecher des Finanzministeriums die Forderung. Die Kanzlei Rotter betreibe auf Kosten ihrer Mandanten eine "PR-Aktion". Das Ministerium werde sich zu Wehr setzen.

      Bei der IKB saß Asmussen im Kontrollgremium, weil die Staatsbank KfW der Hauptaktionär des Düsseldorfer Kreditinstituts war. Nach der Beinahe-Pleite kamen Wirtschaftsprüfer in einem Gutachten für die IKB zu dem Ergebnis, der frühere Vorstand habe den Aufsichtsrat unzureichend über Risiken informiert.

      Einen Monat vor der Fast-Pleite hatte Asmussen bei einer Aufsichtsratssitzung sogar ausdrücklich gefragt, ob das damals absehbare Desaster im US-Immobilienmarkt Folgen für die IKB haben könne, die dort Kreditengagements eingegangen war. Der seinerzeitige Vorstand soll abgewiegelt haben. Rotter sagt, Asmussen und die anderen Aufsichtsräte hätten früher und ganz konkret fragen müssen und sich nicht mit Ausflüchten abspeisen lassen dürfen. Der Anwalt droht mit einer Klage bei Gericht. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/871/464471/text/
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:17:03
      Beitrag Nr. 3.118 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.820.780 von kiska am 22.03.09 18:04:48In Bezug:

      12.50 Uhr: Die ING sieht sich gezwungen, Beteiligungen in Milliardenhöhe zu verkaufen. Das Bank- und das Versicherungsgeschäft sollen künftig getrennt voneinander geführt werden, die Bank will sich auf Europa beschränken. "Damit konzentrieren wir uns zunächst darauf, die Krise zu überstehen, stellen uns aber auch für die Zeit nach der Krise auf", begründete Vorstandschef Jan Hommen die Pläne zur Trennung von 10 bis 15 Tochterfirmen, die er nicht mehr zum Kerngeschäft zählt.

      Quelle und vieles mehr ...http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,618…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:19:50
      Beitrag Nr. 3.119 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.594 von Maraho am 27.02.09 06:11:50Na also, jetzt geht es langsam wieder voran ...

      11.58 Uhr: Führende US-Banken haben offenbar einen "Stress-Test" der Regierung bestanden. Die Banken stünden besser da als viele denken, schreibt die "New York Times" . Alle 19 geprüften Institute hätten den Test bestanden. Allerdings benötigten viele der großen Banken weiterhin finanzielle Hilfe vom Staat. Die Resultate der Untersuchung sollen erst nach der gerade angelaufenen Berichtssaison vorgestellt werden. Die Behörden könnten die Ergebnisse auch als Druckmittel nutzen, um im Einzelfall Banken dazu anzutreiben, sich von Unternehmensteilen zu trennen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      138 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:23:51
      Beitrag Nr. 3.120 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.949.257 von Maraho am 09.04.09 14:19:50Nochmals etwas ausführlicher ...

      09.04.2009 14:04:42

      ROUNDUP/Presse: US-Banken bestehen Stress-Test - Weitere Hilfen noch nötig

      NEW YORK (dpa-AFX) - Amerikas führende Banken haben den "Stress-Test" der US-Regierung zu ihrer Stabilität offenbar bestanden, brauchen aber einem Pressebericht zufolge wohl noch mehr Milliardenhilfen. Der Belastungstest soll die Überlebensfähigkeit der 19 größten US-Banken bei einer weiteren Verschlechterung der Konjunktur überprüfen.

      Die Institute stünden besser da als von vielen gedacht, so die "New York Times" am Donnerstag unter Berufung auf Insider. Auch nach bereits Hunderten von Milliarden an Regierungshilfen seien viele aber voraussichtlich auf weitere Kapitalspritzen angewiesen. Die Tests unter Führung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sollen nach bisherigen Angaben bis Ende April abgeschlossen sein.

      UNTERSCHIEDLICHE ERGEBNISSE

      Die untersuchten Banken schnitten bei der Untersuchung sehr unterschiedlich ab, so die Zeitung. Die Regierung werde die Ergebnisse nutzen, um einige Häuser zu weiteren Einschnitten zu zwingen. Möglich seien etwa Managerwechsel, striktere Gehaltsgrenzen sowie der Verkauf von Konzernteilen und Giftpapieren in den Büchern.

      Mit Spannung erwarten die Finanzmärkte zudem die Ergebnisse der Banken im ersten Quartal. Als erste legen in der nächsten Woche unter anderem Goldman Sachs , JPMorgan und die zu den größten Verlierern der Finanzkrise gehörende Citigroup ihre Zahlen vor.

      /fd/DP/nl
      http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:32:12
      Beitrag Nr. 3.121 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.938.464 von Maraho am 08.04.09 05:32:05In Zusammenhang.

      Kontrollwut
      Wie Steinbrück die kleinen Steuersünder erwischt
      Von Barbara Brandstetter

      Finanzminister Peer Steinbrück will Einkommensmillionäre künftig ohne Anlass kontrollieren. Doch auch Geringverdiener hat der Fiskus ins Visier genommen – so gläsern wie heute war der Steuerzahler noch nie. WELT ONLINE zeigt, wie der Staat seinen Bürgern auf die Schliche kommt.


      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück will Einkommensmillionäre künftig ohne Anlass überprüfen lassen können. Das Ministerium des SPD-Politikers teilte am Mittwoch in Berlin mit, dieser Plan gegen Steuerhinterzieher im Inland sei ein Element des geplanten Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetzes. Damit tritt die Jagd auf Steuersünder in eine nächste Runde. Doch bereits heute verfügen die Finanzbeamten über ein ausgeklügeltes Kontrollnetz. So transparent wie heute waren Steuerzahler noch nie.

      Manche mögen sich noch an die Volkszählung Anfang der achtziger Jahre erinnern. Damals ging ein Aufschrei durch die Republik: Das Volk sollte gezählt werden. Die Bevölkerung lief Sturm. 102 Verfassungsbeschwerden und weitere 1121 Anträge und Zuschriften gingen bei Gericht ein. Jeder dürfe ein Recht darauf haben, dass seine persönlichen Daten geschützt werden, argumentierten die Gegner. Tatsächlich stoppten die obersten Richter die Volkszählung. In den vergangenen Jahren verabschiedete die Regierung weitgreifende Kontrollmaßnahmen - einige unter dem Label der Terrorbekämpfung. Die Maßnahmen dienen vor allem dazu, Steuersündern den Garaus zu machen. Von einem Schutz persönlicher Daten kann heute keine Rede mehr sein: Aber die Bevölkerung nickte sämtliche Regelungen stillschweigend ab.

      Kontenabrufverfahren: Die Kontrollwut des Staates begann 2003 mit dem "Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit". Den Bürgern wurde die Möglichkeit gegeben, bislang unversteuertes Vermögen reinzuwaschen und gegen eine geringe Ablass-Steuer eine Absolution zu erhalten. "Doch statt der erhofften fünf Mrd. sind durch diese Maßnahme nur rund eine Mrd. Euro in die Kassen gespült worden", sagt Dieter Ondracek, Vorsitzender der Deutschen Steuer- Gewerkschaft. Damit zumindest künftig die Steuerehrlichkeit gewährleistet ist und der Terrorismus wirksam bekämpft werden kann, wurde zum 1. Mai 2005 der automatisierte Kontenabruf eingeführt. Seither können die Finanzämter über das Bundesamt für Finanzen auf einen Datenpool der Kreditinstitute zugreifen. Dadurch erfährt das Finanzamt, bei welchen Kreditinstituten der einzelne Steuerzahler Konten und Depots unterhält und wann diese eingerichtet und aufgelöst wurden. "In einem zweiten Schritt kann das Finanzamt dann gezielt Kontostände und Kontobewegungen in Erfahrung bringen", sagt Peter Kauth, Steuerexperte vom Internetportal Steuerrat24. de. Das Instrument wird von den Behörden zunehmend genutzt: 2005 zählte das Bundeszentralamt für Steuern 8689 Anfragen, 2008 waren es 33.619 - fast viermal so viel. An dem Kontenabrufverfahren hält die Regierung auch 2009 fest. Zwar führte der Fiskus auf sämtliche Kapitalerträge eine Abgeltungsteuer von gut 25 Prozent ein. "Das Kontenabrufverfahren ist jedoch weiter zulässig, wenn Steuerzahler beispielsweise Spenden als Sonderausgaben oder etwa Krankheitskosten als außergewöhnliche Belastungen geltend machen", sagt Steuerexperte Kauth.

      Kontrollmitteilungen: Seit dem Jahr 2004 sind Finanzinstitute zudem verpflichtet, jedem Kunden eine Jahresbescheinigung über seine Kapitalerträge oder Spekulationsgeschäfte auszustellen. Offiziell dient diese Regelung dazu, dem Steuerzahler das Ausfüllen der Bögen für die Steuererklärung zu erleichtern. Im Gesetzestext heißt es jedoch, dass die Mitteilungen der "besseren Erfassung der Einkünfte aus Kapitalvermögen" dienen sollen. Diese Regelung wurde nun mit der Einführung der Abgeltungsteuer zum 1. Januar 2009 abgeschafft. Steuerzahler erhalten nur noch dann eine Steuerbescheinigung von ihrer Bank, wenn sie diese explizit beantragen.

      Steueridentifikationsnummer: Im vergangenen Jahr erhielt jeder Bundesbürger - vom Säugling bis zum Greis - eine sogenannte Steueridentifikationsnummer. Diese Nummer müssen Steuerzahler künftig bei allen Anträgen beim Finanzamt sowie in der Steuererklärung angeben. So können Einkünfte einfach jedem einzelnen Steuerzahler zugewiesen werden. Hauptgrund für die Steuernummer war die Änderung der Rentenbesteuerung 2005. Seit 2005 muss von Rentnerjahrgang zu Rentnerjahrgang ein höherer Prozentsatz der Rente versteuert werden. Seit diesem Jahr müssen Rentenzahlstellen alle Rentenzahlungen an die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) melden. Im vierten Quartal erfahren die Finanzbeamten so rückwirkend für die Jahre 2005 bis heute, welcher Rentner welche Rentenbezüge erhalten hat. Daher müssen sich viele der rund 20 Mio. Rentner auf Nachfragen gefasst machen.

      Bankgeheimnis: Unterstützt wird die Kontrollwut des Finanzministeriums auch durch Gerichtsentscheidungen. 2007 wies das Bundesverfassungsgericht die Verfassungsbeschwerde gegen das Kontenabrufverfahren zurück. Das Abrufverfahren verstößt nach Meinung der Karlsruher Richter nicht gegen verfassungsrechtliche Grundsätze (1 BvR 1550/ 03). Vor wenigen Wochen fällte der Bundesfinanzhof ein wegweisendes Urteil, das das Bankgeheimnis in Deutschland weiter untergräbt. Ab sofort dürfen die Finanzbeamten bei Betriebsprüfungen von Kreditinstituten auch einen Blick auf Kundenkonten und -depots werfen. Entdecken die Fahnder Auffälligkeiten, können sie Kontrollmitteilungen an die zuständigen Finanzämter schicken (V II R 47/07). "Damit erhält das ohnehin löchrige Bankgeheimnis noch mehr Löcher", sagt Wolfgang Wawro, Präsident des Steuerberaterverbands Berlin-Brandenburg. Die durch Kontrollmitteilungen informierten Finanzbeamten werden die Steuerzahler dann mit entsprechenden Fragen löchern.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3531297/Wie-Steinbrue…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 14:40:13
      Beitrag Nr. 3.122 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.190 von Maraho am 03.03.09 19:23:49Momentan ist die Inflation in weiter Ferne ...

      Teuerungsrate auf Rekordtief
      Deutschland im Billig-Wahn

      Schrumpfende Wirtschaft, schrumpfende Preise: Die Inflation fällt auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren. Was günstiger wurde - und was teurer.


      Die Wirtschaftskrise zieht die Preise nach unten. Vor allem der drastisch gesunkene Ölpreis ist Schuld daran, dass sich die Teuerungsrate immer deutlicher der Null-Prozent-Marke nähert. Im März ist die Inflation auf den niedrigsten Stand seit 1999 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag sie nur noch bei 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

      Zuletzt hatte die Rate im Juli 1999 bei 0,5 Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vormonat gingen die Verbraucherpreise im März sogar leicht um 0,1 Prozent zurück.

      Preisverfall bei Ölprodukten

      Die Statistiker führten die niedrige Inflation vor allem auf die stark gesunkenen Preise für Mineralölprodukte und einige Lebensmittel zurück.

      Besonders deutlich wurde der Preisverfall bei Ölprodukten. Verbraucher bezahlten für leichtes Heizöl im März 36,3 Prozent und für Sprit 18,0 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Ohne Einrechnung der Mineralölprodukte hätte die Inflationsrate mit 1,7 Prozent deutlich höher gelegen.

      Allerdings mussten Gas- und Stromkunden dem Bundesamt zufolge tiefer in die Tasche greifen: Beim Gas kletterten die Preise um 17,9 Prozent, beim Strom um 6,4 Prozent. Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme verteuerten sich im März um 14,7 Prozent.

      Günstige Lebensmittel

      Auch Lebensmittel waren deutlich günstiger. Im März wurden fast alle Molkereiprodukte billiger angeboten als im Vorjahr, vor allem Quark mit einem Minus von 24,5 Prozent und Sahne mit minus 22,7 Prozent. Der Butterpreis gab im Schnitt um 18,7 Prozent nach.

      Teurer waren vor allem Gemüse, Kopf- und Eisbergsalat. Für Fleisch und Wurst waren im Schnitt 3,7 Prozent mehr zu bezahlen, bei den Süßwaren legten unter anderen die Preise für Honig (plus 18,1 Prozent) und Schokolade (3,0 Prozent) zu.

      Im Vergleich zum Februar sanken die Preise im März beim Gemüse teilweise saisonbedingt, darunter beim Kopf- und Eisbergsalat mit einem Rückgang von 18,4 Prozent. Die Preise für Heizöl (minus 7,5 Prozent) und Sprit (minus 2,1 Prozent) gingen ebenfalls zurück.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/wirtschaft/97/464695/tex…

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 18:32:02
      Beitrag Nr. 3.123 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.949.305 von Maraho am 09.04.09 14:23:51Guten Abend zusammen,
      was sehen meine Augen? Die Stimmung dreht. Es geht nach Norden.
      Wenn das so weitergeht, kann ich diesen Thread bald einstellen ... ;)

      Beginnen wir mit dem Grund für die positive Stimmung ...

      Konjunktur
      US-Daten lassen für Konjunktur hoffen

      Überraschend gut ausgefallene US-Konjunkturdaten haben wieder Hoffnungen aufkommen lassen, dass sich die weltgrößte Volkswirtschaft allmählich stabilisieren könnte. Sowohl die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe als auch das Handelsbilanzdefizit fielen besser aus als erwartet.


      HB WASHINGTON. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sei von revidiert 674 000 Anträgen in der Vorwoche auf 654 000 zurückgegangen, teilte das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mit. Volkswirte hatten mit 660 000 Erstanträgen gerechnet. Der Wert der Vorwoche wurde unterdessen auf 674 000 (bisher 669 000) nach oben revidiert. Im aussagekräftigeren Vierwochendurchschnitt sank die Zahl der Erstanträge minimal auf 657 250 von revidiert 658 000 (zuvor: 656 750).

      Für einen Silberstreif am Horizont sorgten auch die amerikanischen Exporteure. Sie haben im Februar trotz der weltweiten Wirtschaftskrise ein Umsatzplus geschafft. Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen stiegen um 1,6 Prozent auf 126,8 Mrd. Dollar, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Importe sanken dagegen um 5,1 Prozent auf 152,7 Mrd. Dollar.

      Dadurch verringerte sich das Defizit in der Handelsbilanz - Exporte minus Importe - auf rund 26 Mrd. Dollar. Das ist das niedrigste Defizit seit November 1999. Die Entwicklung wird an den Märkten mit großer Aufmerksamkeit beobachtet. Weil die USA mehr konsumieren als sie produzieren, muss die Lücke durch massive Kapitalzuflüsse aus dem Ausland geschlossen werden. Bleiben diese aus, droht eine Dollar-Abwertung.

      Unterdessen stiegen die Importpreise im März zum ersten Mal seit acht Monaten wieder. Sie erhöhten sich um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Grund sind die zuletzt wieder gestiegenen Ölpreise.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/u…
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      schrieb am 09.04.09 18:41:29
      Beitrag Nr. 3.124 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.089 von Maraho am 09.04.09 07:10:18In Bezug. Das schreibt die "FTD".
      Was soll man nun glauben?

      Talfahrt ohne Ende
      Wirtschaft steht vor Katastrophenquartal

      Bereits den sechsten Monat in Folge haben die deutschen Unternehmen ihre Produktion gedrosselt. Im Auftaktquartal 2009 ist die Wirtschaft noch stärker geschrumpft als im Herbst. Das spiegelt sich auch in der US-Handelsbilanz wider.


      Die Auftragsflaute zwingt die deutschen Unternehmen zu weiteren Produktionskürzungen. Industrie, Bau- und Energiewirtschaft stellten im Februar 2,9 Prozent weniger her als im Vormonat. Das teilte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mit. Das ist bereits der sechste Rückgang in Folge. "Angesichts der zuletzt noch sinkenden Auftragseingänge dürfte die Industrieproduktion auch in den kommenden Monaten weiter schwach ausfallen", hieß es.

      Im Januar war die Industrieproduktion mit 6,1 Prozent etwas weniger stark eingebrochen als zunächst mit minus 7,5 Prozent ermittelt. Im Jahresvergleich brach die Produktion im Februar um 23,2 Prozent ein, nachdem sie im Vormonat um 21,4 Prozent geschrumpft war.

      Die Daten widerlegen Hoffnungen auf ein rasches Ende der wirtschaftlichen Talfahrt. Viele Ökonomen erwarten mittlerweile, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal noch stärker eingebrochen ist als im letzten Vierteljahr 2008. "Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft im ersten Quartal um 2,5 Prozent gesunken ist", sagte Andreas Rees von Unicredit. Im letzten Quartal vergangenen Jahres hatte das Minus 2,1 Prozent betragen.

      Die am Mittwoch veröffentlichen Daten zu Ausfuhren und Auftragseingängen hatten bereits darauf hingewiesen, dass der Abwärtssog weiter anhält. Allein im Februar lieferten die Unternehmen mehr als ein Fünftel weniger ins Ausland als im Vorjahr. Zudem sanken die Bestellungen bei den Industriefirmen im Februar auf ein historisches Tief. Die Unternehmen erhielten gut 38 Prozent weniger neue Aufträge als im Vorjahr. Schon seit Dezember sinken die Bestellungen jeden Monat um rund ein Drittel.

      Da ist es nicht verwunderlich, dass die exportorientierte Industrie ihre Produktion einschränkt. Sie fuhr ihren Ausstoß angesichts der anhaltenden Auftragsflaute um 3,3 Prozent zurück. Besonders die Hersteller von Fahrzeugen, Maschinen und anderen Investitionsgütern leiden unter der weltweit einbrechenden Nachfrage. Hier betrug das Minus 4,5 Prozent.

      Aber auch die Konsumgüterhersteller fuhren ihre Produktion zurück. Sie stellten 3,6 Prozent weniger her. Die Bauproduktion legte dagegen um 1,9 Prozent zu, nachdem es im Januar witterungsbedingt einen Einbruch von 7,5 Prozent gegeben hatte. Die Energiewirtschaft fuhr ihre Leistung um 2,6 Prozent zurück.

      Unicredit-Ökonom Rees bereiten zwei Faktoren Sorgen: "Die Bauproduktion dürfte wegen des kalten Februars wohl noch nach unten korrigiert werden. Zudem entwickelten sich Schlüsselsektoren wie Maschinenbau und das Kfz-Gewerbe trotz der Abwrackprämie erneut schlechter." Eine Stabilisierung werde wohl erst nach der Sommerpause kommen.

      US-Handelsbilanzdefizit schrumpft

      Die deutsche Industrie hängt zu einem großen Teil von der Nachfrage aus den Vereinigten Staaten ab. Letztere bleibt nach wie vor schwach. Das lässt sich beispielsweise am schrumpfenden Handelsbilanzdefizit der USA ablesen: Im Februar fiel der Fehlbetrag wegen wegbrechender Importe um 28 Prozent gegenüber dem Vormonat auf ein Minus von 26 Mrd. $. Das ist das niedrigste Niveau seit 1999. Die Daten wurden am Donnerstag veröffentlicht.

      "Es besteht kein Zweifel, dass die amerikanische Nachfrage wegen steigender Arbeitslosigkeit, der schwindenden Vermögen der Haushalte und der großen Unsicherheit über die Dauer und Schwere der Rezession schwach ist", sagte ING-Volkswirt Dimitry Fleming. "Das bedeutet, dass die Nachfrage nach ausländischen Maschinen, Computern und Konsumartikeln in den kommenden Monaten gering ausfallen wird."

      Gerade die Arbeitslosigkeit macht den USA zu schaffen: Im März kletterte die Arbeitslosenquote mit 8,5 Prozent auf den höchsten Stand seit 25 Jahren. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überschritten mit 654.000 vergangene Woche zum zehnten Mal die Marke von 600.000, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag mit. Die Zahlen für die Vorwoche wurden sogar auf 674.000 nach oben revidiert. Das ist das höchste Niveau seit 1982. Insgesamt beziehen 5,84 Millionen Personen Stütze vom Staat.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Talfahrt-ohne-En…
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      schrieb am 09.04.09 18:56:19
      Beitrag Nr. 3.125 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.619 von Maraho am 09.04.09 18:32:02Maraho,
      ich vermute, Du brauchst Deinen Thread nicht einstellen.
      Denn die "phantastischen" Zahlen der Erstanträge werden höchst wahrscheinlich demnächst wieder nach obern revidiert, wie schon die letzten Zahlen.

      Aber selbst, wenn das Tempo des Arbeitsplatzabbaus sich marginal verlangsamt - es bleibt bei einem gewaltigen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.
      Wenn die Zahl der Erstanträge sich der 400000er Grenze nährt, kann man von einer beginnenden Stagnation der hohen Arbeitslosigkeit sprechen.

      Das sind die kleinen Kunstgriffe der Mächtigen: von einer "Verbesserung" sprechen, wenn die Arbeitslosenzahlen immer noch dramatisch ansteigen...
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 19:10:56
      Beitrag Nr. 3.126 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.785 von Triakel am 09.04.09 18:56:19Guten Abend Triakel

      ich vermute, Du brauchst Deinen Thread nicht einstellen.
      Das war doch nur Spass. Wie Du es ausführst, sehe ich es auch.

      Ich habe mir die Mühe gemacht und mal nachgeschaut. Unter dem Link ist die heutige News Release zu finden. Da kannst Du Dir ein Bild davon machen ....

      UNEMPLOYMENT INSURANCE WEEKLY CLAIMS REPORT
      http://www.ows.doleta.gov/press/2009/040909.asp
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 19:31:18
      Beitrag Nr. 3.127 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.891 von Maraho am 09.04.09 19:10:56Interessant ist zumindest folgendes:

      Das "Handelsblatt" schreibt:

      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sei von revidiert 674 000 Anträgen in der Vorwoche auf 654 000 zurückgegangen, teilte das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mit. Volkswirte hatten mit 660 000 Erstanträgen gerechnet. Der Wert der Vorwoche wurde unterdessen auf 674 000 (bisher 669 000) nach oben revidiert. Im aussagekräftigeren Vierwochendurchschnitt sank die Zahl der Erstanträge minimal auf 657 250 von revidiert 658 000 (zuvor: 656 750).

      Die "FTD" schreibt:

      Gerade die Arbeitslosigkeit macht den USA zu schaffen: Im März kletterte die Arbeitslosenquote mit 8,5 Prozent auf den höchsten Stand seit 25 Jahren. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überschritten mit 654.000 vergangene Woche zum zehnten Mal die Marke von 600.000, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag mit. Die Zahlen für die Vorwoche wurden sogar auf 674.000 nach oben revidiert. Das ist das höchste Niveau seit 1982. Insgesamt beziehen 5,84 Millionen Personen Stütze vom Staat.

      Was lernen wir daraus?
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 19:39:59
      Beitrag Nr. 3.128 ()
      Eine Buchbesprechung ...

      Ende des neokonservativen Zeitalters?
      Thomas Strobl

      Der Kapitalismus fällt ins Koma und Barack Obama wird Präsident der USA: Ist es Zufall, dass beide Ereignisse zeitgleich auftreten oder verbirgt sich mehr dahinter, womöglich eine echte Zeitenwende? - Ja, meint der österreichische Autor Robert Misik in seinem neuesten Buch „Politik der Paranoia", dahinter stecke tatsächlich viel, viel mehr, nämlich das herannahende Ende des neokonservativen Zeitalters. Noch könne man sich dessen zwar nicht ganz sicher sein, weiterhin bestünde Gefahr, dass die Gesellschaft auch diesmal nur in einer kurzlebigen Ahnung von Wechsel stecken bleibt, statt den vollständigen Durchbruch in eine neue, bessere Epoche zu schaffen. Aber immerhin: So gut wie jetzt hätten die Chancen dafür schon lange nicht mehr gestanden, schreibt Misik, und mit seinem Buch wolle er seinen Beitrag leisten, für einen echten Wechsel zu einer nachhaltigeren und gerechteren Politik; daher beschränke er sich darin auch nicht auf die bloße Kritik an neokonservativem Gedankengut, sondern stelle diesem die eigenen „progressiven" Konzepte als die überzeugenderen politischen Lösungen gegenüber.

      Aber zunächst mal: Was heißt hier eigentlich „neokonservativ"? - War es nicht vielmehr das genaue Gegenteil, der Neoliberalismus nämlich, der uns die aktuelle Krise eingebrockt hat? Der Banker und internationale Investoren dazu veranlasste, unter dem Banner des freien Marktes und dem lautstarken Beifall der Regierungen weltweit ein immer größeres Rad zu drehen, mit den obskursten Finanzinstrumenten, bis sie die Chose schließlich selbst nicht mehr durchschauten, und ihnen ihr ganzes, schönes Finanzkarussell mit lautem Getöse um die Ohren flog?

      Einerseits schon, schreibt Misik: Als Wirtschaftsphilosophie herrschte natürlich der Neoliberalismus vor, und den hätten selbstredend auch die Konservativen gut gefunden. Aber nicht alle, die sich für wirtschaftliche Freiheit stark machten, verlangten gleichzeitig die Assimilierung von Zuwanderern in eine deutsche „Leitkultur"; und nicht alle, die vehement die Zurückdrängung des Staatlichen propagierten, beschlossen kurz darauf unter dem Schlagwort „Krieg gegen den Terror" massive Einschnitte in die Bürgerrechte: Eine Verschränkung von widersprüchlichen Leitbildern wie diesen bliebe laut Misik wirklich nur einer sehr speziellen Ideologie vorbehalten, eben der des Neokonservativismus. Dabei wären dessen Überzeugungen natürlich nicht immer neu sondern - ganz im Gegenteil - in vielen Fällen uralt: Die Besinnung auf die „wahren" Werte, die zufälligerweise konservative Werte sind: Die Moral, die Familie, die traditionelle gesellschaftliche Ordnung - das kannten wir schon seit eh und je. Neu hingegen wäre laut Misik, dass die Neokonservativen es nun nicht mehr beim bloßen „Bewahren" belassen, sondern lautstark und kampagnentauglich gegen den von ihnen diagnostizierten „Werteverfall" ankämpfen, der allenthalben anzutreffen sei, bei jugendlichen Dissidenten, Religionsfremden, Homosexuellen, Patchwork-Familien, Alleinerziehenden, Hartz-IV-Empfängern und sonstigen Nonkonformisten aller Art. Individualismus sei ja gut und schön, aber wo wirklich jeder versuche, nach seiner ganz eigenen Facon glücklich zu werden, da wäre der Weg in den allgemeinen Nihilismus und zur Antikultur nur noch ein kurzer. Und damit würden die Neokonservativen sich keinesfalls abfinden wollen. Klar: Dass der Kapitalismus den Individualismus braucht wie der Mensch die Luft zum atmen, das hätten auch sie erkannt und akzeptiert; aber dass der moralische Rahmen zerstört wird, im Zuge des Vordringens der kapitalistischen Warenwelt in die intimsten Bereiche des menschlichen Daseins, dagegen müsse man ihrer Überzeugung nach angehen: Durch Sanktionen aller Art, von der bloßen gesellschaftlichen Ächtung bis zur vollen Härte des Strafgesetzbuches. Das sei das paranoide Wesen neokonservativer Politik, schreibt Misik, nur dadurch lasse sich erklären, wie sich unter einem gemeinsamen Oberbegriff ein heterogenes Bündel höchst widersprüchlicher politischer Ansichten vereinen lasse, das den Staat mal verdammt und dann wieder nicht, der individuellen Freiheit einerseits ständig das Wort redet, sie aber andererseits - wenn's drauf ankommt - gesellschaftlichen Wertpostulaten unterordnen will.

      Es sei nur auf den ersten Blick zutreffend, so Misik, dass die beiden großen Volksparteien ihren politischen Positionen in der gesellschaftlichen „Mitte" angenähert hätten; während die Sozialdemokraten tatsächlich auf dem Weg in die Mitte einen Teil ihrer einstmals egalitären Überzeugungen preisgegeben hätten, träfe dies auf die Konservativen keineswegs zu: Sie seien vielmehr weiter nach rechts abgedriftet und gefielen sich insgeheim in der Stigmatisierung gesellschaftlich benachteiligter Gruppen, auf eine perfide Art und Weise, die mitunter der von rechtsradikalen Scharfmachern gleicht: Die sozial Schwachen, die Arbeitslosen und die Hartz-IV-Empfänger - sie mutieren in Talkshows und Bierzeltreden schon mal schnell zum „Rand der Gesellschaft", der die staatliche Stütze ohnehin nur für die Befriedigung von Alkohol- und Tabaksucht oder sonstiger niederer Instinkte zweckentfremdet, und dem daher eher geholfen wäre, wenn man ihm die Hilfen kürzt.

      Und überhaupt: Der soziale Wohlfahrtsstaat, der stelle für die Neokonservativen das Übel schlechthin dar; nicht nur weil er angeblich Unsummen verschlänge, sondern weil er sich die Nivellierung von Ungleichheit zum Ziel gesetzt hätte, die aus neokonservativer Sicht jedoch positiv für die Gesellschaft zu werten sei. Darüber hinaus erschüttere die soziale Wohlfahrt aber auch das traditionelle Familienbild der Neokonservativen: Mütter samt Kinder sind nicht mehr länger auf Gedeih und Verderb an ungeliebte oder rabiate Väter gekettet, sondern wissen sich und den Nachwuchs im Trennungsfall versorgt. Rekordscheidungsquoten und eine starke Zunahme Alleinerziehender sind bedauernswerte Folgen, stellt auch Misik fest. Aber andererseits: Was wäre gewonnen, wenn in derartigen Fällen Familienbande nur aufgrund materieller Versorgungsaspekte Bestand hätten, allen persönlichen Differenzen und Abneigungen zum Trotz?

      Das übergeordnete, politische Credo der Neokonservativen lautet „Freiheit", aber natürlich auch wiederum gemäß der eigenen Lesart, nämlich entweder als bloß formales Recht ohne materielle Auskleidung, womit es gleichsam der Irrelevanz anheimfällt in einer Gesellschaft, in welcher der Zugang zu allem und jedem fast nur noch über den Schlüssel „Geld" möglich ist; oder aber die materielle Dimension des Begriffs wird sehr wohl erkannt, aber gleichzeitig auf das Minimum des absolut Lebensnotwendigen reduziert. Dass der Kapitalismus von sich aus keineswegs für Verteilungsgerechtigkeit sorgt, ignorieren neokonservative Vordenker geflissentlich, klagt Misik. Stattdessen flüchten sie sich in eine Ideologie der „Leistungsgerechtigkeit", in welcher die Verteilung von gesellschaftlichen Resourcen ausschließlich durch das Primat des Ökonomischen bestimmt wird, weil jeder anderweitige Ausgleich unterbleibt. Indem der ökonomische Erfolg zur moralischen Kategorie hochstilisiert wird, wären die Reichen nicht nur in der Lage, größeren materiellen Wohlstand auf sich zu vereinen, sondern dürften sich darüberhinaus auch noch als die moralisch "Überlegenen" fühlen und auf den Rest der Gesellschaft hinabsehen. Das sei nicht zuletzt aus volkswirtschaftlicher Sicht absolut irrsinnig, meint Misik, weil eine Gesellschaft, die einen Großteil ihrer Mitglieder nicht nur ökonomisch ins Hintertreffen geraten läßt, sondern sie auch darüber hinaus als Underdogs stigmatisiert, künstliche Barrieren errichtet und die Teilhabe an den Chancen auf einen selektiven Personenkreis einschränkt, was einer massiven Verschwendung von Talenten gleichkommt.

      Die Guten im bösen Spiel, das sind bei Misik die „Progressiven", diejenigen, die den Neokonservativen argumentativ Paroli bieten: Paul Krugman etwa, der Ökonomie-Nobelpreisträger des Jahres 2008; zudem die "liberalen Eliten" in Medien, Kunst und Kultur; und natürlich, als der ganz große politische Hoffnungsträger, der neugewählte US Präsident Barack Obama. „Yes, we can", lautete dessen Botschaft bekanntlich, und an sie will auch Misik gerne glauben, und das keineswegs nur mit Bezug auf die USA. Wer könnte in unseren Breitengraden auf Obamas Spuren wandeln, und einen echten „Change" herbeiführen? Misik neigt in dieser Frage der Linken zu, sprich Leuten wie Lafontaine oder Bisky. Diese Ansicht könnte man zwar ohne weiteres teilen, jedoch wäre meine Lesart des Buches zunächst mal eine andere, nämlich im Sinne eines „Manifests einer echten liberalen Partei, wenn es sie denn gäbe". Vieles an Misiks Ansichten erscheint mir nämlich weniger „links" als vielmehr „liberal" im besten Sinne des Wortes.

      Die eigentliche Frage aber, die sich mir nach Lektüre des Buches stellt, ist die, ob die neokonservative Ära tatsächlich ihrem Ende nahe ist, wie Misik meint. Ich bin da keineswegs so sicher, zumal in der aktuellen politischen Debatte die selbsternannten Moralisten wieder Morgenluft zu wittern scheinen. Zudem sieht es auch weiterhin eher nach Einschränkungen bei den Bürgerrechten aus und angesichts der Umfragewerte für Merkel, Schäuble und Co und dem offensichtlichen Versagen der Linken, aus den Ereignissen der letzten Monate politisches Kapital zu schlagen, fällt es mir ehrlich gesagt auch schwer, in die Wahl von Barack Obama etwas reinzulesen, das für den politischen Kontext außerhalb der USA von entscheidender Bedeutung wäre. Aber egal: Misiks „Politik der Paranoia" ist jedenfalls eine recht interessante und zugleich unterhaltsame Polemik für all diejenigen, die dem argumentativen Spagat eines Friedrich Merz zwischen „Freiheit" und „Leitkultur" auf den Grund gehen wollen, und die hinter verbalen Ausfällen gegenüber sozial Schwachen, wie sie für konservative Politiker vom Schlage eines Philipp Mißfelder bereits zum politischen Tagesgeschäft zu gehören scheinen, mehr vermuten als bloß unbeabsichtigte, sprachliche Ausrutscher.

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/04/09…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 20:17:49
      Beitrag Nr. 3.129 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.222 von Maraho am 08.04.09 13:35:39Weiterführend ...
      Bedrängnis nun auch von dieser Seite.

      LANDESBANK
      Anwälte überprüfen Vorstände der HSH Nordbank

      HSH-Vorstände in Bedrängnis: Der Aufsichtsrat der angeschlagenen Landesbank hat eine Überprüfung seiner Führungskräfte angeordnet. Nun sollen Anwälte klären, ob die Manager ihren Pflichten nachgekommen sind.


      Frankfurt am Main - Deutliche Misstrauensbekundung: Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank hat eine Anwaltskanzlei beauftragt, den eigenen Vorstand zu überprüfen. Das teilte der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Peiner, am Donnerstagabend mit. Die Juristen sollen feststellen, ob die Vorstände in ihrem jeweiligen Bereich "in vollem Umfang ihre Pflichten zur ordnungsgemäßen Führung der Geschäfte" erfüllt haben. Geprüft würden Vorgänge in den Bereichen Credit Investment Portfolio, Risikomanagement und Strategieumsetzung seit Gründung der Bank.

      Anlass der Prüfung sei die Vorlage des Prüfungsberichtes der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, sagte Peiner weiter. Ziel sei es, die Prüfungsberichte der erweiterten Abschlussprüfung der KPMG durch unabhängige Anwälte daraufhin zu untersuchen, ob sich ein möglicher weiterer Handlungsbedarf ableite.

      Die HSH Nordbank hat 2008 2,8 Milliarden Euro Verlust gemacht. Die Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein segneten vergangene Woche eine Kapitalspritze von drei Milliarden Euro ab - sowie weitere Garantien von zehn Milliarden Euro.

      Die riskante Anlagepolitik der vergangenen Jahre dürfte auch ein juristisches Nachspiel haben: Die Staatsanwaltschaft Hamburg geht dem Anfangsverdacht der Untreue gegen Verantwortliche der Landesbank nach.

      cte/Reuters/dpa/ddp
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618515,00.html
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 20:34:38
      Beitrag Nr. 3.130 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.277 von Maraho am 06.04.09 13:35:35In Bezug.

      SPRACHLOSE LINKE
      Die Stille nach dem Crash

      Werden die Ostermärsche zu Trauerkundgebungen? Eigentlich sollte die Krise des Kapitalismus der Linken jede Gelegenheit bieten, den Systemwechsel zu fordern. Aber welche Utopie, welche Alternative ist noch übrig? Reinhard Mohr über die Sprach- und Kraftlosigkeit der Alt-Revolutionäre.


      Bertolt Brecht hätte natürlich längst schon seine Worte wiedergefunden. Listig hätte er gefragt: Was sind das für Zeiten, in denen das Feuilleton so viel langweiliger ist als der Wirtschaftsteil der großen Zeitungen? Was sind das bloß für Zeiten, in denen man im täglichen Dauerfeuer der Zahlen zwischen Millionen, Milliarden und Billionen, Zeichen des historischen Quantensprungs, fast keinen Unterschied mehr spürt? Was sind das für Zeiten, in denen selbst die konservative "FAZ" titelt: "Wohin nur mit unserer Wut?"

      Dies aber ist das Signum der Krise: Das Pendeln zwischen Wut und Sprachlosigkeit. Zwischen ungläubigem Zorn und abgebrühter Resignation. Zwischen revolutionärem Bauchgefühl - Hängt sie! Hängt sie höher!" - und pragmatischer Vernunft. Der Mund steht offen, aber ein richtiger Schrei kommt nicht heraus.

      Dankbar stürzen wir uns da auf die Abwrackprämie und die Dauerdebatte über sie - eine schöne und sehr deutsche Ersatzhandlung. Das Schnäppchen als Revolte des kleinen Mannes. Zugleich eine willkommene Ablenkung von unserer Hilflosigkeit.

      An der Stille nach dem Crash ändert das nichts.

      Denn inmitten aller großen Worte herrscht ein gespenstisches Schweigen. Über allen Krisengipfeln ist eine merkwürdige Ruh', und das vom "schwarzen Block" abgefackelte Hotel in Straßburg ist nur das Fanal eines kleinen, sinnlos wütenden Mobs, der der weltweiten Kapitalvernichtung wenigstens ein kleines autonomes Feuerchen eigenhändiger Destruktion entgegensetzen will.

      Mehr ist nicht, allen politischen Parolen zum Trotz.

      Denn die "Linke", ob als SED/PDS-Erbin oder vollautonom und linksradikal, ob Attac oder alt-DKP-istisch, ist von der Krise auf dem falschen Fuß erwischt worden. Offenbar hatte sie selbst nicht daran geglaubt, dass sich ihre Warnungen vor Globalisierung und ausuferndem Finanzkapitalismus und sogar noch das Klischeebild vom grenzenlos geldgierigen Kapitalisten derart mustergültig bewahrheiten würde.

      In jenem Augenblick also, da die globalisierungs- und kapitalismuskritische Linke sich vollauf bestätigt fühlen könnte, scheint sie schwach wie nie. Lafontaines Truppen stehen in den Umfragen bei zehn Prozent, weniger als vor einem Jahr. CDU und FDP dagegen, eben noch Protagonisten des allseits bekämpften Neoliberalismus, gewinnen. Was in den Talkshows gerade noch so wortmächtig klang, wirkt nun fast kleinmütig und abgestanden, jetzt, da es mehr oder weniger fast alle sagen.

      Von den üblichen Verdächtigen, den linken Intellektuellen, ist schon lange nichts mehr zu hören, von Ausnahmen hier und da abgesehen. Nur Günter Grass brummelt ab und zu etwas über den "Raubtierkapitalismus", bevor er sich die nächste Pfeife stopft und im Übrigen dazu aufruft, die SPD "nicht im Stich zu lassen".

      Nebenbei gefragt: Warum eigentlich nicht?

      Nein, in der größten Krise des weltweiten Kapitalismus seit Menschengedenken weht der Zeitgeist keineswegs links - trotz aller Empörung über unverschämte Manager-Boni und die organisierte Verantwortungslosigkeit einer moralisch verkommenen Spekulantenkaste. "Rot stellt sich tot", resümiert Christian Geyer in der "FAZ". Wie hätte etwa der Grafiker Klaus Staeck, nun Präsident der Akademie der Künste zu Berlin, vor vierzig Jahren das sinnstrotzende Bild von der gigantischen Privatburg des verurteilten Steuerbetrügers und Ex-Postchefs, Klaus Zumwinkel, am Gardasee zum revolutionären - und witzigen! - Plakatmotiv umgestaltet!?

      Die Revolutionäre von einst sehen heute ganz schön alt aus

      Auch die Demonstrationen in London, Straßburg und Baden-Baden waren lächerlich klein, misst man sie an den historischen Umständen und den vollmundigen Ankündigungen. Selbst die konzertierte Aktion "Wir zahlen nicht für Eure Krise" Ende März in mehreren deutschen Großstädten brachte keinen frischen Schwung in den revolutionären Kampf.

      Wie auch? Das "breite" und "bunte" Bündnis bestand zum größten Teil aus genau jenen berühmt-berüchtigten Parteien, Grüppchen und Politsekten mit den tiefroten Fahnen, die schon seit Jahrzehnten dasselbe sagen und glauben, recht zu haben, weil die Geschichte des Fortschritts und der Gerechtigkeit auf ihrer Seite stehe. Wer aber gleichsam immer recht hat, dem kommt es weniger auf den konkreten Augenblick an als aufs Prinzip. Da verpasst man schon mal den rasanten Steilpass, den die Geschichte schlägt, den Anhauch des historischen Augenblicks.

      So ist die offensichtliche Schwäche der Linken nicht zuletzt ihre Unfähigkeit, angemessen auf den einmaligen geschichtlichen Moment, auf die für viele Menschen ebenso verwirrende wie bedrohliche Realität der Krise zu reagieren.

      Genau das war stets die Stärke einer erfolgreichen Protestbewegung: Der Wirklichkeit (oder Teilen von ihr) zur Sprache zu verhelfen, um sie zu verändern. Ganz konkret. Und überraschend. Wie 1968. Wie in den siebziger und achtziger Jahren bei der Ökologie- und Anti-Atomkraftbewegung. Wie im Herbst 1989, als die Mauer fiel. Stets spielte dabei das Aussprechen von unterdrückten oder verdrängten Gefühlen und Wahrheiten eine entscheidende Rolle, Witz, Esprit, Unverschämtheit, Leidenschaft und ein Schuss Genialität, die in einer "konkreten Utopie" zusammenschossen.

      "Unter dem Pflaster liegt der Strand!" - der revolutionäre Traum des Pariser Mai 1968 artikulierte die Sehnsucht nach Freiheit, Glück und Liebe und traf auf millionenfache Resonanz. "Wir sind das Volk!" riefen die mutigen Leipziger im Oktober 1989 und sprachen damit eine schlichte, aber umstürzlerische Wahrheit aus, die das SED-Regime kollabieren ließ.

      Die Mächtigen von einst sahen plötzlich sehr alt aus.

      Heute sehen die selbst ernannten Revolutionäre ziemlich alt aus.

      Zwanzig Jahre später, in der Krise des real existierenden Kapitalismus, scheinen die alten Gewissheiten der traditionalistischen Linken wie eine Barrikade zwischen ihr und der neuen Wirklichkeit zu stehen. Was vermeintlich zeitlos "wahr" schien, wirkt nun anachronistisch, irgendwie gestrig, verbraucht und altbacken, zu mickrig und verstaubt für die neue große Herausforderung.

      Den "revolutionären" Moment nutzen andere. Nicht Gregor Gysi, sondern Barack Obama. Recht verstanden: Der neue charismatische Präsident der Vereinigten Staaten ist alles andere als ein Revolutionär. Aber er versucht, auf der Höhe der Zeit zu sein und zu tun, was in seiner Macht steht. Sein Vorteil: Er hält das Heft des Handelns in der Hand. Er versucht, Vertrauen zu schaffen. Und Hoffnung auf bessere Zeiten.

      Nach Habermas kam wenig Neues

      Das tun allerdings auch andere, die in Regierungsverantwortung stehen. Die Besten und Klügsten unter ihnen lassen sich sogar von den neuen Realitäten verunsichern. Lernen hilft bei der Krisenbewältigung. Neue Einsichten sind willkommen. Hier und da keimt sogar Selbstkritik auf, auch Selbsterforschung: Wieso hatten viele Befürworter der Marktwirtschaft die Gefahren außer Rand und Band geratener Finanzmärkte nicht in der richtigen Schärfe und Größenordnung gesehen? Waren hier zu viel Gutgläubigkeit und Vertrauen aufs Prinzip am Werke?

      Die Linke stellt solche Fragen nicht. Sie weiß ja schon alles. Hat immer schon alles gewusst.

      Das ist ihr Problem.

      Das war einmal ein bisschen anders. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert veröffentlichte Jürgen Habermas, bis heute einer der führenden Theoretiker der aufgeklärten Linken, ein 200-seitiges Büchlein. Titel: "Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus". Marxistisch inspiriert, aber kommunikations- und diskurstheoretisch abgefedert, fragte der Philosoph und Soziologe 1973:

      "Ist der Grundwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaftsformation unter den Erscheinungsformen des organisierten Kapitalismus unverändert wirksam, oder hat sich die Logik der Krise geändert? Ist der Kapitalismus gar in eine nachkapitalistische Gesellschaftsformation überführt worden, die die krisenhafte Verlaufsform des ökonomischen Wachstums überwunden hat?"

      Viel weiter scheint die Debatte innerhalb der Linken bis heute nicht gediehen zu sein. In der Verurteilung des globalisierten Kapitalismus ist man sich, so oder so, einig. Keine weiteren Fragen. Bei der Formulierung einer grundsätzlichen Systemalternative aber - soll es etwa eine "gebrauchswertorientierte", global gesteuerte sozialistische Planwirtschaft sein? - passt man lieber. Kunststück: Die linken Utopien aus dem 20. Jahrhundert haben sich allesamt verbraucht oder historisch erledigt.

      Einen Gipfel der Konkretion hat da schon der linke Publizist und Attac-Aktivist Mathias Greffrath erklommen. Er empfiehlt ganz aktuell, ausgerechnet die Wirtschaftswissenschaften "umzurüsten für die gigantische Aufgabe, die Märkte der Welt so zu regeln, dass Ungleichheit und Ausbeutung aufhören und die Erde bewohnbar bleibt".

      Ein schöner Kindertraum, dem sogar Theodor Freiherr zu Guttenberg zustimmen würde. Ein geradezu biedermeierliches Stillleben jenseits von Zeit und Raum.

      Aber auch eine Kapitulation vor der Wirklichkeit.

      Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,6183…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 20:52:45
      Beitrag Nr. 3.131 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.084 von Maraho am 09.04.09 06:59:57Da ist was dran ...

      Die Weltwirtschaft muss endlich in Richtung Nachhaltigkeit gesteuert werden
      Die Milliarden besser anlegen

      KOMMENTAR VON REINER METZGER

      Die japanische Regierung hat vor dem jüngsten G-20-Gipfel die deutschen Kollegen in rüder Manier angekoffert, sie sollten gefälligst ein wesentlich größeres Konjunkturpaket verabschieden als bisher getan.

      Ähnliches war aus den USA und Großbritannien zu hören. Japan hat nun seinen Worten Taten folgen lassen, Details des neuen Pakets aus Tokio werden bekannt: Drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts wird es kosten, über 100 Milliarden Euro. Aus Schulden finanziert und mit allerhand grünen Elementen: Abwrackprämie mit Umweltbedingung oder Warengutscheine für diejenigen, die Ökokühlschränke und Ähnliches kaufen. Aber ein guter Teil geht auch in die Bauwirtschaft, Wohnungen bauen und neue Autobahnen vor allem.

      Es ist immer das gleiche Muster bei den aktuellen Paketen: Ein stark verschuldeter Staat beschließt teure, teilweise wirre Einzelmaßnahmen, die der Umwelt unterm Strich wenig nutzen und der Konjunktur auch nur vielleicht - schließlich droht ein Strohfeuer wie bei der Abwrackprämie, die dann zu verminderten Verkäufen in der Zukunft führt.

      Wenn ein Staat solche Einzelmaßnahmen beschließt, läuft er Gefahr, allerhand Auswirkungen zu übersehen, Trittbrettfahrer zu fördern und mit seinen Subventionen andere Branchen zu schädigen.

      Warum kein einziger dieser angeblich so umweltfreundlichen Regierungschefs das erprobte Modell der stetig steigenden Ökosteuer einführt, bleibt ein Rätsel: Dann wäre klar, dass sich Energiesparmaßnahmen immer stärker lohnen würden, Investitionen liefen an. Und der Finanzminister hätte zumindest eine neue Einnahmequelle, mit der er all die Riesenlöcher in ein paar Jahren stopfen könnte, die da derzeit aufgerissen werden.

      Das alarmistische Element gegen die Ökosteuer, sie helfe ja nicht sofort und auch nicht den akut bedrohten Branchen, gilt derzeit leider ähnlich für Konkjunkturpakete. Denn angesichts des darnieder liegenden Finanzsektors wird es noch eine Weile dauern, bis die Weltwirtschaft nicht mehr weiter schrumpft. Der Internationale Währungsfonds hat in einer aktuellen Schätzung festgestellt, dass immer neue Kredite faul und immer neue Besitztümer in den Bilanzen der Banken wertlos werden: Vermögenswerte in Höhe von vier Billionen Dollar seien inzwischen "giftig", so der IWF. Die Höhe der Ausfälle steigt schneller, als Konjunkturpakete und Bankenrettungsprogramme beschlossen werden können.

      Solange die Weltwirtschaft von der Politik nicht überzeugend in Richtung Nachhaltigkeit getrieben wird, kann sich neues Vertrauen und ein Neuanfang nicht einstellen. Steuergelder sind knapp und sie sollten nicht für ziellose Konjunkturpakete verschwendet werden, sondern den Umbau der Industriegesellschaften anschieben.

      Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/die-milliard…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 20:58:10
      Beitrag Nr. 3.132 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.546 von Maraho am 08.04.09 20:21:20Wieder einmal etwas dazu ...

      Psychologe über Abwrackprämie
      "Rational ist das nicht mehr"

      Die Beliebtheit der Abwrackprämie zeuge von Krisenleugnung, sagt Psychologe Dirk Weller.
      Er sieht hinter der Förderprämie ein "archaisches Opfer-Ritual".


      taz: Warum wollen alle ihren Wagen jetzt verschrotten?

      Dirk Weller: Das extreme Anspringen auf die Abwrackprämie kann man als Krisenleugnung verstehen. Es ist ein Fest der letzten Stunde, in dem alle Grenzen noch einmal aufgehoben werden.

      Sozusagen ein letzter Tanz auf der Titanic?

      Es sind auch noch weitere psychologische Faktoren wirksam, zum Beispiel werden die Preise als neue Normalität verstanden. Die Autos sind demnach jetzt nicht 2500 Euro billiger, sondern werden bald 2500 Euro teurer.

      Wieso hätte es dann nicht gereicht, wenn die Autohändler einfach einen Auto-Schlussverkauf ausgerufen hätten?

      Durch das Staatliche bekommt das Phänomen eine kollektive Bedeutung. Es ist ein Gefühl der Genugtuung und emotionalen Entschädigung für die letzten Jahre, in denen man unter der finanziellen Kälte des Staates gelitten hat. Die Abwrackprämie wirkt wie ein warmer Regen, der der von Sparministern geschundenen Seele unwiderstehlich schmeichelt.

      Warum gerade Autos?

      Das Auto hat eine Sonderstellung, weil es in Deutschland historisch für Aufbruchstimmung und wirtschaftliche Vitalität steht. Deshalb eignet sich das Auto ideal für ein unbewusstes archaisches Opfer-Ritual. Gerade die Vitalitätssymbole einer Gemeinschaft werden paradoxerweise den Göttern geopfert, um den Gang der Dinge positiv zu beeinflussen.

      Ist das Ganze eigentlich noch rational?

      Nein. Diese vier psychologischen Mechanismen - die Krisenleugnung, Maßstabsverschiebung, Genugtuung und das Opferritual - setzen die Vernunft außer Kraft. Die Leute lassen sich mitreißen und verschulden sich zum Teil auch bis in einen kritischen Bereich hinein.

      Das heißt, der Verbraucher ist am Ende der Dumme?

      Nicht unbedingt. Der gefühlte Gewinn, das Triumphgefühl kann so stark sein, dass es dann oft gar nicht so schlimm ist, wenn der Verkauf als Gebrauchtwagen vorteilhafter gewesen wäre.

      Und was, wenn die Prämie ausbleibt?

      Eine Katerstimmung ist zu erwarten. Die Verbraucher werden sich im Monat Null bis x nach der Prämie sagen: "Wer jetzt erst kauft bzw. jetzt noch kauft, ist doof."

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/%5Cein-…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 21:10:03
      Beitrag Nr. 3.133 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.952.625 von Maraho am 09.04.09 20:58:10Der Mann hat leider recht.Wenn die Händler in einer Groß-Werbe-Aktion die Autos 35% unter Preis angeboten hätten,wäre es bei weitem zu so einem Bomm nicht gekommen.Die Leute wollen verarscht werden.Sie geben ihr altes Auto her und kaufen das Neue meistens zum regulären Preis.Von Schnäppchen kann keine Rede mehr sein, denn auch für ihr altes Auto hätten die meisten noch 1000 bis 2000 Euro bekommen.
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 21:16:21
      Beitrag Nr. 3.134 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.013 von Maraho am 30.03.09 18:31:56Das könnte Ärger geben ...

      Russische Eisenbahn entlässt 54'000 Mitarbeiter

      Russlands grösster Arbeitgeber, die staatliche Eisenbahngesellschaft RZhD, hat mit dem Abbau von 54'000 Arbeitsplätzen den grössten Stellenabbau in der Geschichte des Landes bekanntgegeben.

      Der Konzern müsse angesichts der Rezession deutliche Einsparungen vornehmen, begründete die RZhD am Donnerstag in Moskau den massiven Einschnitt. Rund 19'000 Mitarbeiter hätten den Konzern schon verlassen. Mit 1,2 Millionen Angestellten ist die Gesellschaft das grösste Unternehmen Russlands gemessen an der Zahl der Beschäftigten.

      Für Experten kommt die Massnahme unerwartet, da sie mit einer allmählichen Erholung im krisengeschüttelten Frachtgeschäft rechnen. Die Eisenbahngesellschaft erwartet für dieses Jahr einen Verlust von umgerechnet rund 1,7 Milliarden Franken.

      Im Februar war die Zahl der Arbeitslosen in Russland auf ein Fünf- Jahres-Hoch von 6,4 Millionen gestiegen. Das entspricht 8,5 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Seit August haben rund 2,4 Millionen Menschen ihre Arbeit verloren. Politiker gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen bis zum Jahresende auf 10 bis 12 Millionen steigen könnte.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 21:20:43
      Beitrag Nr. 3.135 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.952.696 von AHEO am 09.04.09 21:10:03AHEO, ich grüße Dich.
      Deiner Ausführung ist eigentlich nichts hinzuzufügen! Was mich daran ärgert: Auch diejenigen, die diese "Prämie" nicht in Anspruch nehmen (können), werden dafür bezahlen!
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 21:44:31
      Beitrag Nr. 3.136 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.753 von Maraho am 25.03.09 12:37:54Noch etwas hierzu ...

      Banken im März weniger hilfsbedürftig

      Im vergangenen Monat haben deutsche Banken keine Anträge auf staatliche Garantien oder Kapitalhilfen beim Bankenrettungsfonds gestellt.


      Frankfurt/Main - Seit Februar sei die Zahl der gestellten oder bereits bewilligten Anträge mit 18 unverändert geblieben, teilte der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) am Freitag in Frankfurt mit. Darüber hinaus lägen mehr als 20 Anfragen vor.

      Auch das Antragsvolumen habe sich seither nicht wesentlich verändert, sagte eine Soffin- Sprecherin. Derzeit sind Anträge auf 212 Milliarden Euro an Garantien und Eigenkapital bei dem Sonderfonds eingegangen. 152 Milliarden Euro seien bereits bewilligt. Eigenkapital erhalten hat bisher nur die Commerzbank – 18 Milliarden Euro, überwiegend als stille Einlage.

      Der Soffin kann bis zu einem Gesamtvolumen von 480 Milliardem Euro Bürgschaften geben und sich an der Kapitalbasis von Banken beteiligen, um diesen durch die Finanzkrise zu helfen. Im Februar hatte der Soffin das bewilligte Volumen noch auf 197 Milliarden Euro beziffert. Damals habe der Fonds verlängerte Garantien mehrfach gezählt. Das sei nun korrigiert. (aku/Reuters)

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzkrise-Staatshilf…
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 21:56:52
      Beitrag Nr. 3.137 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.324 von Maraho am 06.04.09 13:42:30Zum Abschluß für heute noch dies ...

      Frühlingsgefühle auf den Gipfeln
      von Patrik Etschmayer


      Es war schon fast Polit-Pornographie, was wir in den letzten Tagen erleben durften. Ein Höhepunkt reihte sich an den nächsten. Selbst die gröbsten Differenzen schienen sich mit einem Male aufzulösen in Wohlgefallen neben weissen, grauen und schwarzen Listen. Und wenn ein unbequemer Däne die Nato leiten soll, dann steckt man der Türkei schnell ein paar Zugeständnisse was den EU-Beitritt angeht, unter dem Tisch durch zu.

      Dabei war der neue US-Präsident Barack Obama fast non-stop tätig und vermutlich hat er so die Rolle der USA für einige Zeit entscheidend gestärkt. Dass er dabei sogar ein Schuldeingeständnis darüber machte, dass die USA der Ursprungsort der momentanen Krise gewesen sei, ist dabei wie eine Bombe eingeschlagen. Scheinbar ist es unter Politikern – und je höher ihre Posten, desto mehr scheint dies der Fall zu sein – immer noch fast unmöglich (ob aus psychischen oder physischen Gründen) für irgend etwas Schlechtes die Verantwortung zu übernehmen. Und dies selbst bei offensichtlichsten Dingen.

      Bei diesem ganzen Geschmuse der Grossmächte und derer, die sich dafür halten, fühlten sich viele kleinere Länder ziemlich erdrückt. Nicht zuletzt die Luxemburger, die Österreicher und die Schweizer. Denn diese fanden sich plötzlich auf einer von Nicolas Sarkozy drohend geschwenkten grauen Liste wieder, während unter der Verwaltung von G-20 Nationen stehende Territorien wie Guernsey, Jersey und Macao noch schnell auf die weisse Liste geschoben wurden.

      Mit grossem Tamtam wurde bei der Präsentation dieser Listen auch noch das Ende des Bankkundengeheimnisses proklamiert und so getan, als wären diese 'Steuerparadiese' (der Terminologie nach müssten die anderen Länder also Steuerhöllen sein), mit am meisten an der Finanzkrise schuld. Denn auch wenn Obama zugegeben hatte, dass die USA im Zentrum des Desasters stehen, so müssen doch andere als Sündenböcke her halten.

      Was im ganzen Trubel niemandem aufzufallen scheint, ist, dass trotz grosser Worte und dem Versprechen, nun alles viel besser Regulieren zu wollen, eigentlich genau gleich weiter gewurstelt wird – nur mit ganz viel Staatsgeld, dass die G20 in den Markt schmeissen und dem vielfach kein konkreter Wert gegenüber steht.

      Wenn einen die Erinnerung nicht täuscht, wurde die Krise ja erst durch zu viel Liquidität, die mit zu wenigen Werten und Leistungen gestützt war, ausgelöst, ermöglicht durch die Billig-Geld-Politik der Amerikanischen Notenbank. Das ganze war ein gigantisches Pyramidensystem, das von der Fed gestützt und von einer Wirtschaft, die blind an Quartalszahlen und kurzfristige Gewinne glaubte, angetrieben wurde und ob dem alle scheinbar eines vergessen hatten: Geld an sich ist wertlos.

      Geld ist nur ein Symbol, ein Tauschmittel, das erlaubt, Leistungen und Waren zu konvertieren ohne direkt tauschen zu müssen. Kapital und Geld als geronnene Arbeit zu bezeichnen war von Marx durchaus zutreffend. Doch irgendwann wurde dank des irren Mantras des Shareholder-Values und dank Bewertungsvorschriften, die nichts mehr mit der wirklichen Welt zu tun haben, das Geld von der Leistung und vom Erschaffen von Werten abgekoppelt. Spitzenreiter waren auch hier die USA, denen aber das Finanzzentrum London dicht auf den Fersen folgte.

      Von einer Abkehr von dieser Wolkenkuckucksheim-Ökonomie war an den ganzen Gipfeln nichts zu hören. Weder Merkel noch Hu, Medwedew, Sarkozy, Brown oder gar Obama sagten etwas dazu oder propagierten einen Bruch mit dieser gefährlichen wirtschaftlichen Geisteskrankheit. Was einen die Frage stellen lässt, ob die Frühlingsgefühle auf den Gipfeln nicht manchen etwas zu sehr zu Kopfe gestiegen sind.

      Quelle: http://www.nachrichten.ch/kolumne/380867.htm
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 22:11:25
      Beitrag Nr. 3.138 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.015 von Maraho am 09.04.09 21:56:52... und dann ziehe ich mich zurück.

      Ganz herzlichen Dank wieder einmal allen Freunden dieses Threads an diesem heutigen Gründonnerstag.

      Ich wünsche allen hiermit ein frohes Osterfest. Genießt die kommenden Tage und erholt euch gut!

      Eine gute Nacht wünscht nun
      Maraho


      Übrigens: Sollten interessante bzw. bemerkenswerte Dinge in dieser Zeit zu vernehmen sein (und davon gehe ich aus), stelle ich sie selbstverständlich für euch hier rein.
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 23:26:14
      Beitrag Nr. 3.139 ()
      Nachtrag.
      Jetzt ist mir auch klar, was läuft.
      In Bezug auf die heutige Meldung der Wells Fargo und weiter folgende anderer Banken in nächster Zeit...


      Bilanzkosmetik gegen die Finanzkrise
      US-Banken entgehen dem Zwang zu Abschreibungen für Giftpapiere

      Amerikanische Banken erhalten mehr Spielraum bei der Bilanzierung toxischer und illiquider Papiere. Damit müssen sie deutlich weniger Abschreibungen vornehmen.


      (sda/Reuters) Die für die Rechnungslegungsstandards zuständige Organisation FASB (Financial Accounting Standards Board) will ihre Regeln anpassen und den Banken mehr Flexibilität bei der Bewertung dieser Papiere einräumen.

      US-Banken werden somit voraussichtlich deutlich weniger Abschreibungen vornehmen müssen, was ihre in den vergangenen Monaten unter Druck gekommene Kapitaldecke stark entlasten dürfte. Ihre Aktien zogen nach der Ankündigung des FASB an der Wall Street deutlich an.

      Wunschpreise statt Marktpreise

      Der Entscheid des FASB bedeutet faktisch das Aus für das erst seit kurzem geltende Regelwerk «mark-to-market». Dieses Konzept sah vor, dass Banken Wertpapiere zu einem bestimmten Stichtag zu ihrem Marktwert bewerten müssen.

      Das ist allerdings oft nicht möglich, da wegen der Finanzkrise für viele Papiere kein Markt mehr besteht oder die Preise so niedrig sind, dass Abschreibungen in Milliardenhöhe notwendig wären. Die Banken wollen zur Berechnung der Preise deshalb eigene Modelle anwenden.

      Der US-Kongress und diverse Banken hatten in den vergangenen Wochen auf eine Lockerung der Bilanzierungsregeln gedrängt, weil sie sonst kein Ende der Milliarden-Abschreiber sehen. Durch Abschreibungen wird das Eigenkapital der Banken aufgezehrt, was die Institute wiederum zwingt, ihr Kreditgeschäft einzuschränken.

      Neue Probleme befürchtet

      Auf der anderen Seite sehen Kritiker in der Lockerung der Regeln neue Probleme auf die Banken zukommen. Dadurch werde es Banken ermöglicht, den wahren Wert von toxischen Papieren zu verschleiern. Das werde Investoren davon abhalten, diesen Firmen Kapital zukommen zu lassen.

      Die Entscheidung des FASB erhöht den Druck auf die für Europa verantwortlichen Rechnungslegungsorganisation IASB. Verschiedene Banken beklagen sich schon länger die unterschiedlichen Regeln in den USA und Europa.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/bilanzkosme…

      Siehe dazu: #2844 von Maraho am 02.04.09 um 20:27:11 Beitrag Nr.: 36.909.683 auf Seite 285

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 23:31:15
      Beitrag Nr. 3.140 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.527 von Maraho am 09.04.09 23:26:14Was stört kehren wir unter den Teppich.
      Und wenns ne Welle schlägt hauen wir´s platt oder so :confused:
      Avatar
      schrieb am 09.04.09 23:44:29
      Beitrag Nr. 3.141 ()
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 00:27:43
      Beitrag Nr. 3.142 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.544 von Groupier am 09.04.09 23:31:15Wie unten so oben.
      Mensch bleibt Mensch.


      Hi Maraho,

      Erich Kästner, den habe ich mal gesprochen, damals....
      Und zu Ostern - von ihm:


      "Grenzen der Aufklärung

      Ob Sonnenschein ob Sterngefunkel,
      im Tunnel bleibt es immer dunkel."


      Ich liebe es...!
      Gruß
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 02:01:51
      Beitrag Nr. 3.143 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.684 von Metrik am 10.04.09 00:27:43
      Ach so - von wegen "den habe ich mal gesprochen"

      heißt: ich war mal im Schauspiel zugange - und
      Kästner war eben ein Thema damals. That´s all
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 07:42:20
      Beitrag Nr. 3.144 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.544 von Groupier am 09.04.09 23:31:15Guten Morgen,
      ich habe mir so meine Gedanken über den gestrigen Börsenschluß gemacht und hierzu einen, wie ich finde, recht treffenden Text gefunden ...

      Bank müsste man sein...

      Da staunt man nicht schlecht, wenn Banken wieder Geld verdienen. Wells Fargo berichtet von einem robusten ersten Quartal und Rekordgewinnen von 3 Mrd. USD. Die Banken melden seit ein paar Wochen, dass das Geschäft wieder brummt. Sogar die Börsenreporter in den USA sind ganz aus dem Häuschen...

      Oh ist das nett! Endlich! Die geschundenen Depots der kostolanytreuen Langfristanleger blühen endlich wieder auf. Das ist ein Frühling! Der DAX knackt die Marke von 4500 Punkten. Was will man mehr? Es hätte ja durchaus weniger sein können. Mit ein paar Kniffen aus den guten alten Lehrbüchern dreht sich die Welt auch morgen noch. Wie schön! Wenn es den Banken gutgeht, geht es auch der Wirtschaft gut, sollte man meinen. Naja, nicht heute, aber bestimmt nächste Woche. Und dann kommt der Aufschwung um die Ecke und der Dow steigt in der kommenden Woche auf mindestens 15.000 Punkte. Die kommende Woche wird als Woche der Wahrheit angekündigt. Dann berichten nämlich die US-Banken von ihren Erfolgen. Ich wette, die Kurse werden explodieren. Krise? Welche Krise?

      Jetzt, da 5% der Bevölkerung schon mal die Begriffe „Schrottpapiere“, „Toxic Assets“ und „Gilftmüll“ gehört haben und 0,0001 Prozent der Leute das auch verstehen, sollte man sich von diesen hässlichen Begrifflichkeiten jetzt aber schnell wieder trennen. Schließlich gibt es ganz neue Regelwerke in der Erstellung der Bilanzen. Das Programm hat in den USA einen Namen: FASB (Financial Accounting Standards Board.) Wer wirklich wissen will, was sich dahinter verbirgt, der lese das hier nach. Doch seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn Sie es nicht verstehen. Sie wären damit nicht allein. Kurzum: Nicht die Banken trugen Schuld. Es war die Form der Bilanzierung, der die Finanzinstitute so in Bedrängnis gebracht hat. Doch damit ist jetzt Schluss. Yes! We can!

      FASB macht aus faulen Kartoffeln leckere Kartoffelpuffer. Man nehme dazu wertfreien Papiere, einen Zauberstab, ein Gesetz und ein staatstragendes Gesicht, und schon klingelt wieder die Kasse. Die Marktpreise der Schrottpapiere spielen keine Rolle mehr, sondern nur noch der Preis, den man dafür gezahlt hat. Oder so ähnlich. Die Hauptsache ist doch, dass die Märkte wieder Vertrauen fassen und steigen. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn Sie sich morgen schon wieder reich fühlen. Sie müssen bloß investieren.

      Ähhhm.... Da wäre noch ein klitzekleines Problem. Die echte Welt. Was? Die muss man auch noch in den Griff bekommen? Dann überlebt auch der Kapitalismus, oder das, was heute davon noch übrig geblieben ist. Holla! Das hat was! Das mit dem freien Markt hat sowieso gestört. Und wenn morgen die Hypo Real Estate dicke Gewinne einfahren sollte, dann haben wir als Steuerzahler doch alle was davon. Und jetzt feiern Sie Ostern! Sie Miesepeter!

      P.S.
      Ach, wenn ich eine Bank wäre, würde ich das ganz einfach machen. Ich leihe mit 10.000.000.000.000 Billionen Dollar zu 0,1% Zinsen bei der FED, kaufe dafür US-Staatspapiere für sagen wir mal freundliche 2,9 Prozent und warte einfach ab. Mein Geschäftsmodell funktioniert ganz ohne diese ganzen Habenichtse.

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=622&more=1&c=1&tb=1&pb=1#more6…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 08:03:29
      Beitrag Nr. 3.145 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.811 von Maraho am 10.04.09 07:42:20Auch dies möchte ich euch nicht vorenthalten.
      Der Text wird schlüssig, wenn man sich das Video unten auf der Seite anschaut (Link anklicken).

      Obama Regime erhöht U.S. Börsensteuern um 359%!
      10. April 2009 03:57

      Der schlechteste U.S. Präsident aller Zeiten, Barack Hussein Obama, hat soeben die U.S. Börsensteuern um 359% erhöht!

      Der kommunistische U.S. Präsident Barack Hussein Obama hat soeben die U.S. Börsensteuern (SEC Fees) um fast 359% erhöht. Statt den bisherigen USD 5,60 werden nun seit 7. April '09 sagenhafte USD 25,70 je Million USD der covered Transactions verrechnet.

      So sehr "steht" Obama auf die Wall Street, - wobei er noch vor knapp zwei Wochen Wall Street um Hilfe gebeten hat dass die doch die "toxic" Assets abkaufen sollen -, da die Chinesen damit drohten, dass sie keine weiteren U.S. Anleihen kaufen werden, da selbst die Chinesen nicht den unsinnigen Obama Kommunismus unterstützen. Die Gebühren bzw. die U.S. Börsensteuern wurden somit fast um das Fünffache erhöht! ... noch dazu ganz "leise" so "nebenbei" und in "letzter Minute" sozusagen unterm Tisch.
      Hier ist der Link dazu (4. Paragraph der SEC Notes):
      http://www.sec.gov/news/press... (unten Link anklicken, von da aus kommt ihr direkt zum Dokument! Maraho)

      OBAMA IST GEFÄHRLICH - AUFRUHR IN AMERIKA:

      Keine Frage, Obama ist einer der gefährlichsten Personen bzw. Politiker in der Welt. Die Auflehnung gegen das gesamte Obama Regime wird nun immer mehr deutlich indem die sogenannten "Tea Parties" (Demonstrationen) an Wochenenden meist jeweils viele tausende Teilnehmer anziehen. Am 15. April (dem U.S. Steuerstichtag) wird es die grössten Demonstrationen in der U.S. Geschichte in vielen Städten Amerikas geben. Die Amerikaner erdulden die Ausbeutung und Versklavung des Obama Regimes nicht mehr. Diese Woche erhielt Barack Obama im Weissen Haus viele Millionen rote Kuverts von Abtreibungsgegnern, wobei diese roten Kuverts die bisher mehr als 50 Millionen ermordeten Babies in den USA seit Legalisierung der Abtreibung darstellen sollen.

      Die Lügen des Barack Obama hängen heutzutage bereits auch seinen einstigen Supportern zum Hals heraus. Obama's misslungene Europa Tour vorige Woche wurde von einem Fehlschlag nach dem anderen gekennzeichnet. Zugleich sorgt sich das Obama Regime bereits um Massenhysterie bzw. -auflehnung gegen die U.S. Regierung innerhalb der USA indem die nun vorerst geplanten 20.000 Troops im Fall des Falles sogar via "Martial Law" bis auf 80.000 Troops aufgestockt werden sollen (ein Grossteil dieser Troops wird derzeit im Bundesstaat Georgia für die etwaige Notstandssituation innerhalb der USA ausgebildet).

      Dass die Börsen zwischendurch eine kurze Reboundrally erlebten, hat mit Obama klarerweise nichts zu tun, sondern vielmehr war es ein überverkaufter Markt, sowie eben das selbständige Einrichten des Marktes nach einem extremen Abverkauf.

      DER SCHARLATAN MUSS AUS DEM WEISSEN HAUS RAUS:

      Es ist höchste Zeit, dass dieser Scharlatan aus dem Weissen Haus geworfen wird. Die extreme und rapide Erhöhung der Börsensteuern von 359% in dieser Woche ist erst der Anfang, denn Obama und seine inkompetenten kommunistischen Kohorten wollen schon in Bälde die Energiesteuern stark erhöhen, ... wahrscheinlich ebenfalls um mehrere hunderte Prozentpunkte ..., sowie Einkommenssteuersätze im grossen Ausmass kreuz und quer erhöhen, sowie neue Gebühren und Steuersätze einführen, die für das streng kommunistische Programm des Obama Regime Zahlung leisten sollen. Dazu gibt es den neuesten Gag, nämlich dass sogenannte Bailout Anleihen an dumme Investoren verkauft werden sollen, sodass das Risiko der vielen tausend Milliarden Dollar an verstreuten Bailout Geldern einfach an eben jene dumme Investoren abgeschoben werden soll; ... anscheinend stellt sich niemand aus dem Ausland zum Kauf dieser Anleihen an.

      ES WAR DENNOCH EINE SEHR GUTE OSTERWOCHE AN DEN U.S. BÖRSEN:
      Kurzum, für uns war es dennoch eine sehr gute Börsenwoche indem unsere Konzentration auf die Finanzwerte diese Woche wieder sehr lohnend war. Allein heute (9. April 2009) stieg unser gesamtes Portfolio inklusive Trades um insgesamt netto ca. 9% und seit dem Tief am 9. März 2009 stieg unser Portfolio inklusive Trades um nun insgesamt mehr als 55% netto.

      Quelle, Video und weiteres: http://www.be24.at/blog/entry/621687/obama-regime-erhoeh…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 08:20:17
      Beitrag Nr. 3.146 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.083 von Maraho am 30.03.09 13:19:46In Bezug.

      Vertrauen ist gut. Misstrauen ist …ein Zeichen der Zeit
      von Ursula Grillparzer

      „Bankmitarbeiter werden gesellschaftlich geächtet, haben schlaflose Nächte, Depressionen und Panikattacken – das Finanzdebakel hat in den vergangenen Monaten tiefe Spuren in der Psyche eines ganzen Berufsstands hinterlassen.“ (Handelsblatt.com vom 06.04.09)

      Traurige Wahrheit. Während sich manche Bankmitarbeiter morgens überlegen, vielleicht lieber mit einer Papiertüte auf dem Kopf ins Büro zu gehen, um sich dort – nachdem Sie den auf Sie zeigenden Fingern auf der Strasse erfolgreich davon gekommen sind - von ihren vom Gesellschaftsdruck gestressten Vorgesetzten drangsalieren zu lassen, sitze ich hier in der Sonne Münchens und lese Artikel über jene, denen täglich ein neues Misstrauensvotum ausgesprochen wird.

      Bankmitarbeiter und Bankberater haben es in der heutigen Zeit tatsächlich nicht leicht. Die Kompetenz von Kreditinstituten wird heftig angezweifelt, das Vertrauen gegenüber Banken und Finanzdienstleistern befindet sich weiterhin auf absteigendem Kurs.
      Jeden Tag erreichen uns neue Nachrichten von Insolvenzen, Anlagefehlern, Bankübernahmen, staatlichen Regulierungen… Während man früher noch zum Berater seines Vertrauens ging, um sich über die richtige Reaktion auf wirtschaftliche Veränderungen zu informieren, geht man heute lieber den Weg zu seinem Partner (71%), zu den Eltern (43%) oder zum besten Freund (25%) so das Ergebnis einer Umfrage der Commerzbank-Tochter Comdirect (FOCUS 14/2009, S. 162). Auf den Bankberater verlassen sich nur noch 9% der Befragten.

      Diese bittere Erkenntnis liefert uns den Beweis zur Notwendigkeit, etwas gegen diesen schlechten Ruf von Banken und Finanzdienstleistern zu unternehmen. Ergibt die Umfrage das ernüchternde Ergebnis, dass 71% das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem ganz verloren und 33% Angst haben, Ihre Ersparnisse zu verlieren, so sind es mittlerweile 34%, die sich jetzt mehr für das Thema Finanzen interessieren.
      34%, die mehr wissen und die mitreden wollen!
      Natürlich gibt es auch einen beachtlichen Teil, der das ständige Gerede von der Krise satt hat, aber das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Zumal noch keiner das Ausmaß der Krise einschätzen kann. Verstecken darf man sich auf keinen Fall.

      Deswegen ist es wichtig, dass wir uns alle an der Diskussion beteiligen. Dass Sie zum Beispiel uns sagen, was Ihnen in Bezug auf Ihre Finanzen “auf der Seele brennt”, uns an Ihren Fragen und Sorgen teilhaben lassen. Und dass Sie sich mitteilen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
      Bank- und Finanzprodukte sind in ihrer Einfachheit nach außen im Kern extrem komplex (so wie dieser Satz :-))und sollen verstanden werden. Comdirect-Chef Michael Mandel erkennt im FOCUS-Artikel richtig: „Wir müssen lernen, uns verständlich auszudrücken und dürfen nicht erwarten, dass unsere Kunden erste eine Banklehre machen, bevor Sie zu uns kommen.“

      Genau! Wir erwarten nicht, dass Sie eine Banklehre machen, bevor Sie sich an der Diskussion beteiligen. Im Gegenteil. Wir erwarten, dass Sie uns und alle anderen an Ihrer persönlichen Perspektive teilhaben lassen. Ungefiltert. Unbeeinträchtigt.

      Quelle: http://blog.fidor.de/2009/04/vertrauen-ist-gut-misstrauen-is…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 08:25:16
      Beitrag Nr. 3.147 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.822 von Maraho am 10.04.09 08:03:29In Anlehnung.

      In den USA verliert der Kapitalismus an Anziehungskraft
      Florian Rötzer

      Die Finanzkrise lässt auch viele US-Amerikaner am Kapitalismus zweifeln.

      Die USA sind das Land Gottes, der Hort des freien Kapitalismus und das "Land of the Free". Der amerikanische Traum, dass es jeder schaffen kann, wenn er sich nur anstrengt, von ganz unten nach ganz oben zu kommen, ist zwar schon lange eher mit einer Lotterie mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten zu vergleichen, durchlässig sind wohl am ehesten noch die Kultur und der Sport.

      Die Finanzkrise könnte aber die Akzeptanz des Kapitalismus, der ja neben dem vermeintlichen Wettbewerb und der Leistungsbelohnung auch Wohlstands- und Eigentumssicherung ist, wie jetzt allzu deutlich wurde, schweren Schaden zugefügt haben. Immerhin wurden hier – anders als in Deutschland – flugs und ohne große Diskussionen Banken verstaatlicht. Dabei geht es zwar darum, das bestehende System zu retten, gleichzeitig aber brechen neue Widersprüche zwischen Gesellschaft, Staat und Wirtschaft/Finanzen auf.

      Nur noch 53 Prozent der Amerikaner ziehen nach einer aktuellen Umfrage den Kapitalismus dem Sozialismus vor. 27 Prozent sind sich unschlüssig, 20 Prozent ziehen sogar den Sozialismus vor.

      Während die Älteren noch einigermaßen gefestigt sind, brodelt es bei den Jüngeren. Bei den Unter 30-Jährigen ziehen nur noch 37 Prozent den Kapitalismus vor, 33 Prozent sind für den Sozialismus, 30 Prozent können sich nicht entscheiden. Präsident Obama könnte auch hier schwierigen Zeiten entgegen sehen. Es gibt nicht nur die Generationskluft, sondern natürlich auch den zwischen den politischen Parteien. Die Anhänger der Republikaner sind für den Kapitalismus, die Anhänger der Demokraten sind zerrissen (39 Prozent für den Kapitalismus, 30 Prozent für den Sozialismus), bei den Übrigen sind 48 Prozent für den Kapitalismus, 21 Prozent für den Sozialismus. Mehr Sozialstaat ist gefragt, mehr Kontrolle der Wirtschaft und wohl auch Abbau der Kluft zwischen Arm und Reich – selbst in den USA.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/136052
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 10:16:00
      Beitrag Nr. 3.148 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.944.546 von Maraho am 08.04.09 20:21:20In Anlehnung ...

      Leasing
      Dienstwagen werden knapp
      von Anke Brillen

      Unternehmen müssen sich auf Beschaffungsprobleme für Dienstwagen einstellen. Leasing - der Wachstumsmotor für den Mittelstand - beginnt zu stottern, weil die Leasing-Gesellschaften in der Krise Schwierigkeiten haben, neue Fahrzeugflotten zu finanzieren. Einige Gesellschaften geben schon gar keine Angebote mehr ab.


      WERTHER. Unternehmen müssen sich auf Beschaffungsprobleme für Dienstwagen einstellen. Leasing - der Wachstumsmotor für den Mittelstand - beginnt zu stottern, weil für die Leasing-Gesellschaften die Refinanzierung zu teuer geworden ist. Einige Gesellschaften geben schon gar keine Angebote mehr ab. Die Liquiditätsschwäche von Banken und Finanzierungsgesellschaften kann auch gesunde Firmen treffen. Die Beschaffung von Autos hängt nicht mehr nur von der eigenen sondern auch von der Bonität der Leasing-Gesellschaft ab.

      Jahrelang wurde es als liquiditätsschonende Alternative zum Kredit proklamiert - das Leasing. Nun sind die ersten Gesellschaften klamm und Leasing wird für die Unternehmen, die Fahrzeuge oder Maschinen leasen wollen, zu einem Risikofaktor: wenn die Finanzierungszusage der Gesellschaft plötzlich ausfällt oder kurz vor Vertragsunterzeichnung noch zusätzliche Bürgschaften als Sicherheiten verlangt werden.

      Besonders dramatisch ist die Situation beim Fahrzeug-Leasing: hier können einige Gesellschaften schon Bestandskunden nicht mehr bedienen - von Neukunden ganz zu schweigen. Dabei sind gerade jetzt Leasing-Fahrzeuge gefragt, um Mitarbeiter zu motivieren - wie bei Inergy in Karben. Karben in der Nähe von Frankfurt am Main hat 23 000 Einwohner und die Inergy Automotive Systems Germany GmbH zählt hier mit knapp 300 Mitarbeitern in Deutschland zu den wichtigsten Arbeitgebern. Das Unternehmen will sich nicht mit einem eigenen Kauffuhrpark belasten - und least alle Dienstwagen. Gerade hat Matthias Koch, Prokurist und Personalleiter bei Inergy zwei Mitarbeitern ein neues Dienstfahrzeug gegeben - und damit den Fuhrpark auf 30 Fahrzeuge aufgestockt. "Wir wollen gerade in Krisenzeiten kein Risiko eingehen, dass Mitarbeiter ihren Job wechseln", sagt Koch. Inergy beliefert Automobilhersteller wie Audi, BMW, Opel und VW mit Kraftstofftanks direkt ans Produktionsband. Das Unternehmen ist eins zu eins von den Produktionsmengen der Hersteller abhängig. "Wir sind zwar mengenmäßig von der Krise betroffen - können das aber teilweise durch die positive Stückzahlentwicklung für den neuen Opel Insignia und den 7er-BMW kompensieren", sagt Koch.

      Die volatile Stückzahlentwicklung ist in seiner Branche nichts Neues. "Wir hatten in den vergangenen Jahren eine gute Auftragslage und die Mitarbeiter haben Zeitkonten angesammelt. Als einige Autohersteller ihre Werke geschlossen haben, konnten sie zuhause bleiben und vom Zeitguthaben zehren", so Koch. Um Mitarbeiter noch enger an das Unternehmen zu binden, will er den Personenkreis, der per Gehaltsumwandlung einen Dienstwagen bekommt, noch erweitern. Inergy least seit zehn Jahren die Autos bei der Athlon Car Lease Germany GmbH & Co. KG. "Die Konditionen sind auch jetzt unverändert gut", betont Koch. Das ist in der Branche längst nicht mehr selbstverständlich. Auf manche Anfragen reagierten Leasing-Gesellschaften gar nicht mehr. Auch Einzelbestellungen werden kaum mehr angenommen, weil die Leasing-Gesellschaften ihre Restwertrisiken mit Mehrfachbestellungen verschiedener Marken streuen wollten.

      "Viele Gesellschaften wie Alphabet und ASL GE haben sogar die Vorgabe, keine Neukunden mehr zu akquirieren um das Portfolio nicht wachsen zu lassen", sagt Udo Dewein von leasecontrol AG, dem einzigen unabhängigen Anbieter von Leasingpools in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Es ist bei vielen Gesellschaften kein Geld mehr da, um neue Fahrzeuge zu finanzieren."

      Matthias Koch ist froh, dass sein Stammfinanzierer Athlon Car Lease ihm problemlos Fahrzeuge beschaffen kann. "In Zeiten, wo die Situation für Leasing-Geber nicht gut ist, braucht man einen fairen Partner", sagt er. Um die gestiegenen Kapitalkosten zu finanzieren, erhebt dieser allerdings wie andere Anbieter im Markt auch eine so genannte Liquiditätsprämie.

      Für Koch ist das aber kein Grund, auf Firmenwagen statt Gehalt zu verzichten: "Wenn sich die Konditionen massiv verändern würden, könnte es sein, dass der Mitarbeiter ein Fahrzeug mit kleinerer Motorisierung fährt." Bisher sei dies aber noch kein Thema - die Referenzfahrzeuge sind noch die gleichen wie vor Beginn der Finanzkrise. Sonst bleibt die Motivation der Mitarbeiter langfristig auf der Strecke.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/finanzierung/diens…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 10:31:34
      Beitrag Nr. 3.149 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.928 von Maraho am 04.04.09 12:46:46In Bezug.

      Kampf gegen Terror
      Obama fordert mehr Geld für US-Kriege

      In einem Punkt gleicht der amerikanische Präsident Barack Obama seinem Vorgänger George W. Bush: Er dringt auf noch höhere Ausgaben für die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan. Vom US-Kongress verlangt er dafür zusätzlich 83 Mrd. Dollar.

      Das Geld sei in diesem Jahr angesichts der Bedrohung durch die Al-Kaida und die erstarkenden Taliban notwendig, sagte Obama. Damit würden die Gesamtkosten für beide Kriege auf mehr als 900 Mrd. $ anschwellen, denn seit 2001 hat der Kongress insgesamt bereits Ausgaben von mehr als 822 Mrd. $ genehmigt. Barack Obama beteuerte, dies werde die letzte solche Aufstockung sein.

      "Die Sicherheitssituation in Afghanistan und Pakistan erfordert dringend unsere Aufmerksamkeit", heißt es in einem Brief Obamas an die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Fast 95 Prozent des Geldes sind für die Militäroperationen im Irak, Afghanistan und Pakistan vorgesehen. Der Rest ist unter anderem für die Schließung des Guantanamo-Gefangenenlagers und den Kampf gegen die Drogenkartelle in Mexiko bestimmt.

      Verteidigungsminister Robert Gates erklärte, die Alternative zur Aufstockung der Finanzierung sei ein voreiliger Rückzug aus dem Irak und Afghanistan. Trotz des Widerstands einiger demokratischer Kriegsgegner gebe es deshalb eine breite Zustimmung im Kongress für Obamas Strategie im Irak und in Afghanistan, sagte Gates.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Kampf-gegen-Terror-…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 10:38:47
      Beitrag Nr. 3.150 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.934 von Maraho am 07.04.09 20:44:34In Bezug.

      Ein unfreundlicher Akt der Europäer in der Energiepolitik
      von Alexander Medwedew

      Die Europäische Union behandelt Russland in der Energiepolitik nicht wie einen echten Partner. Damit gefährdet sie ihre Sicherheit bei der Gasversorgung.

      Alexander Medwedew ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender des russischen Energiekonzerns Gazprom und Generaldirektor von Gazprom Export

      Auf ihrem Frühjahrsgipfel Ende März haben die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union erklärt, eine größere Vielfalt der Energieversorgungswege habe für sie hohe Priorität. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Auf der einen Seite muss Europa unbedingt seine wachsende Erdgasnachfrage decken, die bis 2020 um 70 bis 200 Milliarden Kubikmeter steigen könnte. Auf der anderen Seite hat Europa Interesse an einer stabilen und sicheren Versorgung. Wir bei Gazprom teilen diese Ziele.

      Aus diesem Grund betreiben wir zusammen mit unseren europäischen Partnerunternehmen das Ostseepipeline-Projekt Nord Stream und das Projekt South Stream auf dem Balkan. So soll zusätzlich russisches Gas auf neuen direkten Wegen an Verbraucher innerhalb der EU geliefert werden können.

      Die gesamte EU sollte diese Projekte begrüßen und unterstützen, nicht nur, weil mehr als eine Pipeline benötigt wird, um Europas steigende Gasnachfrage zu decken. Mit anderen Worten: Eine einzelne Nabucco-, South-Stream- oder Nord-Stream-Pipeline reicht für Europa nicht aus - Europa braucht sie alle, wenn nicht sogar noch mehr.

      Wenn Europa es also tatsächlich ernst meint mit seinem Bemühen um Energiesicherheit, sollte es die rasche Fertigstellung dieser beiden so wichtigen Verbindungen zu Russlands natürlichen Gasreserven mit aller Kraft vorantreiben.

      Unterliegen Sie keiner Illusion! Auch wenn in Zukunft Erdgas durch Nord Stream und South Stream fließt, werden die Pipelines, die durch die Ukraine verlaufen, weiterhin sehr wichtig für Gazproms Exporte nach Europa sein. Die EU und Gazprom haben beide ein hohes Interesse daran, dass das Gastransitnetz über die Ukraine effizient und zuverlässig funktioniert.

      Vor Kurzem wurde Russland jedoch von den Gesprächen über die Modernisierung des ukrainischen Gastransitnetzes ausgeschlossen. Damit ließ die Europäische Union eine Chance aus, ihre Energiesicherheit zu verbessern. Momentan fließen 80 Prozent des für Europa bestimmten russischen Erdgases über die Ukraine.

      Als zuverlässiger Versorger hat Gazprom die Pflicht, die Kapazitäten zu sichern, um die langfristigen Versorgungsverträge mit europäischen Verbrauchern einhalten zu können. Es ist allen klar, dass die veraltete ukrainische Transitpipeline dringend modernisiert werden muss. Gazprom setzt sich seit vielen Jahren für Investitionen in die Instandhaltung und Verbesserung des Netzes ein und hat mehrmals die Bereitschaft bekräftigt, sich an der Modernisierung zu beteiligen.

      Aus diesem Grund ist es für uns schwer zu verstehen, dass die Europäische Union mit der Ukraine Mitte März in Brüssel eine Erklärung unterzeichnet hat, die keinerlei Beteiligung Russlands an der Entwicklung des ukrainischen Pipelinesystems vorsieht. Dies ist keine sehr freundschaftliche Geste, aber vor allen Dingen ist es eine unglaublich kurzsichtige Entscheidung.

      Stellen Sie sich vor, Frankreich und Belgien hätten den Eurotunnel geplant, ohne Großbritannien mit einzubeziehen. Wir respektieren die Eigenständigkeit der Ukraine voll und ganz, aber über die Zukunft des ukrainischen Transitpipelinesystems zu entscheiden und den Gasversorger dabei außen vor zu lassen, passt nicht zusammen. Und es gefährdet die essenziellen Ziele des Modernisierungsprozesses.

      Wir haben begründete Zweifel, dass die zugesagten 2,5 Mrd. $ an Investitionen ausreichen werden, die ukrainischen Gaspipelines auf den neuesten Stand zu bringen. Russland gibt Jahr für Jahr nicht weniger als 2 Mrd. $ aus, um sein Pipelinenetz zu modernisieren und technisch zu verbessern. Die einmalige Finanzspritze reicht daher angesichts der Dimensionen des Gastransportnetzes der Ukraine unserer Meinung nach nicht aus. Man muss schließlich berücksichtigen, dass seit dem Ende der Sowjetunion fast keine größeren Investitionen mehr in das ukrainische Gastransportnetz getätigt wurden. Außerdem wurde es nicht nach internationalen Standards geprüft.

      Die Gasproduktion und -weiterleitung ist im Wesentlichen ein einziger, technologisch komplexer zusammenhängender Prozess. Das gilt besonders für das Pipelinenetz zwischen Russland und der Ukraine, das als ganzheitliches System zu Zeiten der Sowjetunion geplant und gebaut wurde. Auch heute ist das ukrainische Gastransportnetz noch vollständig mit dem russischen Versorgungssystem synchronisiert.

      Ganz abgesehen von den negativen politischen Signalen, die das sehr einseitige Abkommen zwischen der EU und der Ukraine setzt - es gibt grundlegende technische Gründe dafür, warum das Pipeline-netz in der Ukraine nicht als unabhängiges System betrieben werden kann. Wenn Gazprom nicht mit einbezogen wird, könnten sich operative Umstellungen im ukrainischen Gastransportsystem sofort auf die Exportverträge mit russischen und zentralasiatischen Gasproduzenten auswirken. Dies könnte unvorhersehbare Folgen für die gesamte eurasische Region haben. Damit würde die Europäische Union genau das Gegenteil ihres eigentlichen Ziels erreichen, nämlich weniger statt mehr Energiesicherheit.

      Eine hinreichende Leistungsfähigkeit des Gasversorgungsnetzes in dieser Region kann nur erreicht werden, wenn der gesamte Prozesses von der Gasproduktion über den Transport bis hin zum Verbrauch koordiniert wird. Es gibt einfach keine Alternative: Um Europas Energiesicherheit zu gewährleisten, sind Transparenz, Offenheit und der Dialog zwischen allen beteiligten Parteien erforderlich.

      Gazprom ist bereit, hier mit seinen ukrainischen und europäischen Partnern zusammenzuarbeiten. Aber ist Europa das auch?

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Medwedew…
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      Avatar
      schrieb am 10.04.09 10:45:28
      Beitrag Nr. 3.151 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.008 von Maraho am 03.04.09 20:27:23In Bezug.

      Die Gefahren der G20
      von Wolfgang Proissl

      Die G20 werden zum Weltdirektorium im Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Doch den Standards, die sie setzen, fehlt die demokratische Legitimation. Ebenso wie dem dominanten G20-Mitglied: China.


      Es ist ein Allgemeinplatz geworden, vor den Folgen der Finanzkrise für die Demokratie zu warnen. Pessimisten beschwören dabei vorzugsweise Szenarien, die der Weltwirtschaftskrise nach 1929 entstammen: Der brutale Wachstumsabsturz lässt die Zahl der Arbeitslosen und Armen hochschnellen. Soziale Massenbewegungen und gewalttätige Brotrevolten erschüttern gestandene Demokratien in Europa und Amerika. Und bei den Wahlen erhalten Extremisten, Populisten und Verfassungsfeinde immer größeren Zulauf.

      Solche Entwicklungen kann zwar niemand ausschließen. Die Fixierung auf die Vergangenheit verstellt jedoch den Blick für eine akutere Bedrohung: Dass die Staatengemeinschaft beim aktuellen Krisenmanagement Mechanismen schafft, die nationale demokratische Entscheidungsprozesse aushöhlen. Vor allem die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenstaaten (G20), die sich in der Krise als Weltdirektorium etabliert hat, birgt diese Gefahr. Auch innerhalb der EU wird als Folge aus der Finanzmarktkrise an Rezepten gearbeitet, die auf eine demokratieferne Technokratendiktatur hinauslaufen können.

      Mitbestimmung nur für Reiche und Große

      Dabei wirken die G20 auf den ersten Blick wie eine durchaus vernünftige Idee. Schließlich erfordert eine globale Krise eine globale Antwort. Die G7-Runde, in der die alten Industriemächte USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan vertreten sind, hat den Anspruch als Steuerungsausschuss für internationale Wirtschafts- und Währungsfragen verloren. Da erscheint es logisch, eine Staatengruppe zusammenzustellen, die zwei Drittel der Weltbevölkerung, 90 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 80 Prozent des weltweiten Handels vertritt.

      Spätestens seit dem Londoner Gipfel ist klar, dass die G20 zu einer bleibenden Einrichtung geworden sind. Die Staats- und Regierungschefs haben sich auf ein Nachfolgetreffen im September verständigt. Bis dahin soll ein detailliertes Arbeitsprogramm zur weltweiten Finanzmarktaufsicht, zum Kampf gegen Steueroasen, zur Aufstockung von Mitteln für den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank umgesetzt sein. Damit ist ein G20-Prozess entstanden, bei dem sich die Regierungen wahrscheinlich zweimal im Jahr treffen werden. In der Abschlusserklärung werden auch Armutsbekämpfung und Klimaschutz angesprochen - was darauf hindeutet, dass sich die Gruppe nicht auf das Finanzkrisenmanagement beschränken will.

      Zwar verabschieden die G20 keine Gesetze. Es spricht aber vieles dafür, dass die Gruppe die Standards setzen wird, auf deren Basis Regierungen weltweit ihre Wirtschafts- und Finanzgesetzgebung anpassen, um auf die Krise zu reagieren. Ähnlich könnte das später bei anderen globalen Themen sein. Weil dadurch der Handlungsspielraum gewählter Regierungen schrumpft, stellt sich die Frage nach der Legitimation der G20. Schließlich sind mehr als 160 Staaten ausgeschlossen, kein klassisches Entwicklungsland ist Teil des Prozesses. Ein Mitspracherecht haben nur die Länder, die relativ wohlhabend und bevölkerungsreich sind. Das ist in etwa so, als dürften in Deutschland nur Menschen wählen, die mehr als 200.000 Euro im Jahr verdienen und über 1,90 Meter groß sind.

      Aus Sicht der europäischen G20-Mitglieder ist zudem beunruhigend, dass die mächtigsten Schwellenländer der Gruppe keine Demokratien sind. Beim G20-Gipfel wurde deutlich, dass China die dominante Macht des Zusammenschlusses sein wird - zunächst noch neben den USA. Auch Russland und Saudi-Arabien haben wegen ihrer immensen Devisenreserven viel Macht. Diese Länder werden ihren Einfluss in der Gruppe für politische Ziele nutzen, die westlichen Werten mitunter widersprechen.

      Macht ungewählter Technokraten

      Auch die EU ist ein Staatenbund, der die Handlungsfähigkeit seiner Mitglieder einschränkt und in Politikfeldern wie der Handels-, Wettbewerbs- und Geldpolitik sogar ganz aufhebt. Doch zum einen besteht die EU ausschließlich aus Demokratien, die auf diesen Teil von Souveränität verzichtet haben. Zum anderen ist mit dem Gesetzesverfahren zwischen Kommission, Europaparlament und Ministerrat ein eigener demokratischer Prozess innerhalb der EU entstanden.

      Doch Gefahr kommt auch aus Europa selbst. So plant die Gemeinschaft, einen Europäischen Rat für Systemrisiken einzusetzen, der volkswirtschaftliche Ungleichgewichte in den Mitgliedsländern aufspüren und Regierungen möglichst bindend dazu verpflichten soll, diese abzuschaffen. Diese Wirtschaftsregierung in Wartestellung würde von ungewählten Technokraten aus der Kommission geleitet, mit nationalen Aufsehern und der Europäischen Zentralbank.

      Es ist ebenfalls ein Allgemeinplatz geworden, dass die beispiellose Krise entschlossene Antworten erfordert. Dazu gehört, dass die wichtigsten Staaten zusammenarbeiten und die EU-Integration vertieft wird. Nicht zur Disposition stehen darf dabei aber die Demokratie, zu deren Verteidigung die Europäer sich vereint haben.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-Die-Ge…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 11:00:17
      Beitrag Nr. 3.152 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.753 von Maraho am 25.03.09 12:37:54Das Alter bringt (ab und an) die Wahrheit ans Licht ...


      DUCKMÄUSERTUM IM BUNDESTAG
      "Wir haben vor Feigheit gestunken"

      Angepasst, unkritisch, uneigenständig - Peter Gauweiler übt massive Kritik an den Abgeordneten des Bundestag. Viele wollten lediglich "im System funktionieren", sagt der CSU-Parlamentarier im SPIEGEL-Gespräch und warnt vor Gefahren für die Demokratie.


      Hamburg - Peter Gauweiler hat die zunehmende Stromlinienförmigkeit seiner Parlamentskollegen beklagt und zu einer umfassenden Reform des deutschen Parlamentarismus aufgerufen. Er habe den Eindruck, "dass Abgeordnete, die eigenständig über das eigene Land reden wollen, nicht mehr erwünscht sind", sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete in einem SPIEGEL-Gespräch. "Was mich beunruhigt, ist, dass das Funktionieren im System so kritiklos hingenommen wird. Das gefährdet die Demokratie."

      Gauweiler beklagte insbesondere, dass die Fraktionsführung der Union bei wichtigen Themen, etwa der Abstimmung über die Erbschaftsteuerreform, massiv Druck auf Abweichler ausgeübt habe. "Da wurden bis zum Schluss Abgeordnete, die ihr abweichendes Votum bereits angekündigt hatten, in einer Weise geknetet und gedreht, dass es einem schlecht werden konnte."

      Gauweiler forderte einen Umbau des Parlamentarismus, um die Stellung des einzelnen Abgeordneten zu stärken. Er plädierte unter anderem dafür, die Listenaufstellung für die Bundestagswahlen durch die Parteien komplett abzuschaffen, damit Abgeordnete künftig nur noch direkt von den Bürgern gewählt werden können.

      Gauweiler kritisierte auch die mangelnde innerparteiliche Demokratie in der CSU. Es sei ein "blamabler Vorgang" gewesen, dass der ehemalige Parteichef Edmund Stoiber ersetzt wurde, ohne dass die Parteibasis zuvor gefragt wurde.

      "Um eine derart gravierende Entmachtung zu legitimieren - Stoiber war mit einer Zweidrittelmehrheit des Volkes gewählt worden -, hätten über den Parteivorsitzenden und zukünftigen Spitzenkandidaten wenigstens die Mitglieder der CSU in einer Urabstimmung entscheiden müssen", sagte Gauweiler und fügte mit Blick auf die damaligen Hinterzimmerabsprachen hinzu: "Manchmal haben wir vor Feigheit gestunken."

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,618360,00.h…
      42 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 11:16:37
      Beitrag Nr. 3.153 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.165 von Maraho am 10.04.09 11:00:17Passt ja in gewisser Weise ganz gut hierzu ...
      Recht lang, aber lesenswert!

      Die neue Trümmergeneration
      Von Georg Diez

      Die Wirtschaft: ruiniert. Arbeitsplätze: vernichtet. Das Klima: kurz vor dem Kollaps. Die Aussichten: düster. Für Tausende von Kindern hat das Leben gerade erst begonnen – aber wie wird dieses Leben in ein paar Jahrzehnten aussehen, wenn sie erwachsen sind?


      An dem Tag, als Nicolas geboren wurde, zerbrach eine Welt. Weit weg, in Washington, stellte sich ein glatzköpfiger Mann hin und erklärte, dass er Lehman Brothers leider nicht helfen könne. Die Bank ging pleite. Es war der große Fehler, es war ein Zeichen, wie tief wir alle fallen können. Nichts war mehr sicher, nichts galt mehr. Eine Epochenwende. Nicolas wurde am 15. September 2008 geboren. Er ist ein Kind der Weltwirtschaftskrise.

      Wie wird er auf dieses Datum schauen, wenn er 20 Jahre alt ist? In was für einer Welt wird er 2028 leben? Wird er Wohlstand nur noch aus Geschichten kennen? Was wird das Wort Sicherheit für ihn bedeuten? Was Freiheit, Individualismus, Anpassung, Glück? Wird er wütend sein auf seine Eltern? Und was wird er mit dieser Wut machen?

      Nicolas’ Vater sitzt am Laptop und tippt, Nicolas’ Mutter kommt ins Zimmer und trägt ein wenig von der Angst im Gesicht, die jetzt gerade aus dem Großen ins Private sickert. In der Abfolge der Generationen war es bislang das Privileg der Jungen, dass sie die Welt in Scherben schlagen. Heute erledigen das die Alten, erledigen wir das selbst. Klimakatastrophe, Finanzkrise, Staatsschulden, Rentenloch, Ende des Öls, Abstieg des Westens, das asiatische Jahrhundert, Überbevölkerung, Wassermangel, das Wesentliche kippt. Was bleibt da für die neue Trümmergeneration? Einfach hinter uns aufräumen?

      Nicolas’ Eltern haben nichts zerschlagen. Im Gegenteil, sie haben etwas geschaffen. Sein Vater war der Erste der Familie, der studierte, der Großvater war Malermeister, der Urgroßvater auch, er hat das Mehrfamilienhaus gebaut, in dem Nicolas heute mit seinen Eltern wohnt. Nicolas’ Mutter war erst Krankenschwester, dann arbeitete sie für die Softwarefirma SAP, und wenn sie jetzt nicht gerade Nicolas stillt, macht sie an der Uni ihren Master. Lebenslanges Lernen? Aufstieg durch Bildung? Der Generationenvertrag? Gilt das alles noch für Nicolas?

      »Er muss nicht unbedingt den klassischen Weg gehen«, sagt sein Vater, ein ruhiger Mann. »Wir versuchen ihm Werte zu vermitteln, er soll Erfahrungen machen, er wird Zeit haben, sich zu entwickeln. Es ist uns egal, ob er studiert oder einen Handwerksberuf ergreift. Die Kinder werden sich schon irgendwie richten. Ich will ihm Nachdenklichkeit mitgeben, das Bewusstsein für Zeit und dafür, was es bedeutet, für andere da zu sein.«

      Werte also, immaterielle Werte. Nicolas’ Vater ist ein später Vater, er ist 55 Jahre alt und Optimist aus Notwendigkeit. Oder aus Notwehr. Aber dass es seinem Sohn einmal besser geht als ihm, das glaubt auch er nicht. Er ist Volkswirt, er kennt die Zahlen.

      Schon wer heute 30 Jahre alt ist, zahlt 100000 Euro mehr in die öffentlichen Sozialkassen ein, als er später wiederbekommt. Das ist eine massive Umverteilung von Jung zu Alt. Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hat noch ein wenig weitergerechnet: Der Staat müsste sechs Billionen Euro Rücklagen bilden, um das heutige Niveau bei Rente, Gesundheit und Pflege auch für die nächsten Generationen zu gewährleisten; dabei klaffte schon 2006, lange vor der Finanzkrise, ein Loch von 1,5 Billionen in der Kasse. Das ist ein fahrlässiges Spiel mit der Zukunft. Um das Leistungsniveau halten zu können, müssten die Steuern sofort um 15 Prozent erhöht werden. Das wäre so etwas wie die Enteignung der einen Generation durch die andere.

      Die Fakten sind also bekannt, die Frage ist, wie wir damit umgehen. Alt gegen Jung ist ein möglicher Konflikt, der auf dem Arbeitsmarkt, in den Krankenhäusern, auf den Straßen ausgetragen wird. Die Spaltung der Gesellschaft scheint nicht mehr aufzuhalten, da verstärkt das Scheitern des Turbokapitalismus nur dramatisch etwas, was schon lange läuft. Das »Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft«, diagnostiziert der Soziologe Heinz Bude in seinem Buch Die Ausgeschlossenen, der 24-jährige Politikberater Wolfgang Gründinger spricht in seinem Buch von einem »Aufstand der Jungen«.

      Die größere Frage hinter der Finanzkrise aber lautet: Trägt das Fundament? Wie krisenfest ist diese Wohlfühldemokratie, die noch keine echte Prüfung aushalten musste? Wo soll der Wohlstand herkommen, nun, da die Marktwirtschaft nur noch Schulden und Verluste, aber keine Werte mehr produziert? Was passiert, wenn das System dem Crashtest nicht standhält?

      Kinder wie Nicolas sind die Crashtestdummys dieser Zeit. An ihnen wird ausprobiert, wie man sich für die Zukunft rüstet, sie werden ausbaden, was wir heute falsch machen. Es gibt verschiedene Szenarien, und nicht immer ist klar, dass es besonders hilfreich ist, dauernd nur angstvoll an die Zukunft zu denken. Manchmal reicht es, das Vernünftige zu tun; manchmal muss man das Utopische wagen.

      Jemand wie der Erziehungswissenschaftler Remo Largo sieht täglich, was die Krise mit Kindern macht. Er stellt eine »enorme Hilflosigkeit«, ja »Inkompetenz« der Eltern fest, die zum Ratgeberwahn führt – »eine ganze Förderindustrie ist da entstanden, die sich Fachleute ausgedacht haben«. Die existenziellen Ängste der Eltern werden auf die Kinder übertragen, was zu überhöhten Erwartungen führt und zur grundlegenden Frage, wem das Kind in Zukunft gehören soll: sich selbst oder den Eltern oder der Gesellschaft – eine der Schlüsselfragen, falls der Individualismus im Zeichen der Krise immer mehr eingeschränkt werden sollte. Es gibt eben auch im Kapitalismus kollektivistische Tendenzen.

      »Es herrscht eine unglaubliche Angst vor dem Abstieg«, sagt Remo Largo, »und aus Angst macht man häufig das Falsche: Man erzeugt angepasste Leistungsmenschen, die nicht weit genug und nicht selbstständig denken. Es geht um Status, nicht um Kompetenz. In der Schule stellt man sich auf das ein, was von der Wirtschaft heute gefordert wird. Aber der Markt kennt nur den Moment und nicht die Zukunft. Wer weiß denn, was in 20 Jahren nötig ist?«

      Selbstbewusste, offene, kreative Kinder braucht es, sagt Largo, die eher menschlich als fachlich gebildet sind. Der Widerspruch ist: Wer heute seine Kinder panisch auf die Zukunft vorbereitet, der verbaut sie ihnen im Grunde schon wieder.

      Das Dilemma der Krise: Wir schauen nach vorn und rennen damit gegen eine Mauer. Schlimmer ist nur, wenn wir panisch die Gegenwart auf Kosten der Zukunft subventionieren – wie bei der Abwrackprämie. »Ein Desaster«, nennt das Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), wo sie die Abteilung »Energie, Verkehr, Umwelt« leitet. »Die Wegwerfgesellschaft wird gefördert, veraltete Technologie verramscht, neue Lösungen werden verhindert.«

      Claudia Kemfert sieht die Chance in der Krise, die Möglichkeit, einen grundlegenden ökologischen Wandel zu erreichen. Die Frage ist nur, ob das mit diesen Politikern, mit diesem Wirtschaftssystem gelingen kann.»Gerade beim Thema Energie und Klima ist die Marktwirtschaft nicht genügend anpassungsfähig«, sagt Kemfert. »Warum verbrennen wir immer noch Öl?«, fragt sie, »das ist eine Technik, die 200 Jahre alt ist.«

      Innovation sei der entscheidende Faktor, aber »wir haben mindestens zehn Jahre Zeit verloren, wir sind im Grunde zu spät dran. Wenn wir heute etwas ändern, dann dauert das mindestens 15 Jahre, bis es Wirkung zeigt.« 2028 also, bis dahin kann Nicolas wählen gehen.

      Je länger Claudia Kemfert redet, desto deutlicher wird die Dimension dieser Krise. Neben den üblichen Beschwörungen des Siegeszugs der erneuerbaren Energien gibt es auf einmal Szenarien wie das von der Rückkehr der Kohle in Deutschland. »Wenn der Preis nur hoch genug ist, lohnt sich das wieder«, sagt Kemfert, »aber nur, wenn die Kohletechnologie umweltfreundlich wird.« Das wäre eine Art Umkehrung der industriellen Entwicklung des letzten Jahrhunderts, man sieht schon Förderanlagen, die in Kulturstätten umgewandelt wurden, wieder rauchen und koksen.

      Wie werden wir also leben? Die Städte werden wachsen, es wird Steppen in Ostdeutschland geben und bundesweit weniger Pendler, die Energie wird teurer, Fliegen wird ein Elite-Spaß werden, der Massenferntourismus wird verebben.

      Kernfrage für Umwelt und Wirtschaftsentwicklung bleibt die persönliche Mobilität. Wie gelangen wir von A nach B, wenn Autofahren einmal zu teuer sein wird? Wird jemand einen Ersatzstoff für das Öl erfinden? Wird uns also die Technologie aus dem Schlamassel helfen?

      Das ist ja nicht ganz unwahrscheinlich. Nikolai Kondratjew hieß der Wirtschaftswissenschaftler, der die Zyklen berechnen wollte, in denen sich technologische Innovationen vollziehen. Nach der Kommunikationsrevolution der letzten 20 Jahre wäre nun eine Energierevolution fällig. Leider dauern Kondratjews Zyklen meistens 50 Jahre.

      Der finnische Zukunftsforscher Markku Wilenius, der die Allianz-Versicherung berät, hat schon mal so etwas wie einen Fahrplan der kommenden Jahrzehnte skizziert: Turbulent und voller »drastischer Aktionen« werden demnach die Jahre bis 2020, und er lässt es offen, ob damit auch bewaffnete Kämpfe und gewalttätige Verteilungsschlachten gemeint sein könnten. Verantwortungsvoll, sagt Wilenius, werden dagegen die Jahre von 2020 bis 2030, in denen sich ein »öko-wohlfahrtlicher Lebensstil« herausprägen wird.

      Ein neues Modell von Staat und Umwelt sieht er für die Dekade darauf, erst in dieser Zeit erwartet er große technologische Innovationen, Nicolas ist dann auf der Universität, wenn er will. Und bis 2050 sollte sich das neue ökologische Zeitalter vollends ausgeprägt haben. Das Problem wird nur sein: Wie findet man genügend gut ausgebildete Arbeitskräfte, vor allem im Westen?

      Energie und Bildung sind die Schlüsselworte für dieses neue Jahrhundert – und was Bildung betrifft, sind die Eltern von Sara sehr skeptisch. Auch Sara wurde am 15. September 2008 geboren, ihre Mutter kommt aus Lettland, ihr Vater aus Mexiko, beide haben studiert, jetzt leben sie in Deutschland, sie sind im Grunde ein Geschenk für dieses Land, aber so werden sie nicht behandelt. Saras Mutter darf hier nicht arbeiten, Saras Vater macht sich Sorgen um die Ausbildung seiner Tochter.

      »Ausländerkinder tragen einen Stempel, die haben es viel schwerer, aufs Gymnasium zu kommen«, sagt der Ingenieur in perfektem Deutsch. »Es ist ein Wahnsinn«, sagt Saras Mutter, eine Lehrerin, »nach der vierten Klasse soll sich entscheiden, ob das Kind studiert? In Lettland gehen alle bis zur neunten Klasse in dieselbe Schule.« Für Sara, sagen sie, wird der Aufstieg ein Kampf.

      Das ist die Realität hinter all den sperrigen Worten wie Demografie, Migration und Zuwanderung: Wir haben ein rückschrittliches Bildungssystem, und es nicht klar und schon gar nicht selbstverständlich, dass wir die Kurve ins 21. Jahrhundert noch kriegen. »Das ist ein zentrales Problem dieses Landes«, sagt Alexander Kritikos, der beim DIW die Abteilung »Innovation, Industrie, Dienstleistung« leitet, »entweder schaffen wir es, unser Bildungssystem in kürzester Zeit zu reformieren. Oder es müssen mehr hoch qualifizierte Ausländer zu uns kommen. Andernfalls werden wir Schritt für Schritt unsere Spitzenpositionen im Vergleich zu anderen hoch entwickelten Ländern aufgeben. Und das kann zu erheblichen Einbrüchen im Bereich der höherwertigen Technologien führen.«

      Im Bildungsbereich, sagt Kritikos, müsse man die »Notbremse« ziehen, man dürfe keinen Tag verlieren, es sei falsch, auf eine kleine Elite zu setzen, wie es zum Teil die Gymnasien tun, es gehe vielmehr um neue Formen des Unterrichts, um »die Menschen handlungssicher zu machen« und ihnen nicht blind Wissen einzupauken, es sei wichtig für die kommende Generation, »mit der Unsicherheit leben zu lernen«.

      Offen sollen die Kinder werden, das sagt er wie auch der Erziehungswissenschaftler Remo Largo, »handlungssicher und durchsetzungsfähig in sozial akzeptabler Weise«. Die Gruppe, das ist ein Schlüsselwort für ihn, sie verbindet den Stärkeren mit dem Schwächeren, sie gibt dem Individuum, das zwischen Vereinzelung und Kollektivdruck schwankt, seinen Halt. Im Grunde klingt das alles so, als müsse man den Staat, die Demokratie vor sich hertreiben, in Richtung einer Art populistischen Reform des Gemeinwesens.

      Wird der Weg zu Veränderungen also über mehr Freiheit oder mehr Verbote laufen? Ist der Föderalismus bundesdeutscher Prägung überhaupt zu radikalen Entscheidungen imstande? Ist der starke Staat, wie er sich schon heute ankündigt, die Rettung? Können autoritäre Systeme wie China effektiver auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren? Wäre eine Ökodiktatur denkbar, die den CO2-Ausstoß bei Strafe verbietet?

      Der Sozialpsychologe Harald Welzer zuckt bei diesem Gedanken selbst etwas zusammen. Er hat das Buch Klimakriege geschrieben und prognostiziert 150 Millionen Klimaflüchtlinge bis 2050. Wie wird sich Deutschland ändern? »Die Wut wabert bislang so vor sich hin«, sagt Welzer, »in den nächsten Jahren müsste sie stärker werden.«
      Sonst?

      Sonst, sagt er, gibt es zwei Varianten für 2028, zwei Varianten für Sara und Nicolas: Es ist so wie jetzt, nur schlechter, das Land holpert und rattert vor sich hin, abgehängt von der Weltwirtschaft, mit schlechter Infrastruktur und hoher Arbeitslosigkeit und massiven Umweltproblemen.

      Oder wir haben eine vollständig andere Welt, in der der Westen keine große Rolle spielt und die Demokratie überhaupt in der Defensive ist. Die heutige Parteiendemokratie funktioniere jedenfalls schlecht, das zeige das Klimaproblem, das sich nicht an Wahlperioden halte. »Es geht in eine technokratisch-autokratische Richtung«, sagt Welzer, »oder die Demokratie ändert sich fundamental und wird partizipatorisch und offen.«

      Was es mit Menschen macht, die in einer Gesellschaft leben, die sich schleichend verschlechtert? Welzer verweist auf den Soziologen Norbert Elias, der in seinen Studien über die Deutschen schreibt: »Menschengruppen revoltieren gewöhnlich gegen das, was sie als Unterdrückung empfinden, nicht dann, wenn die Unterdrückung am stärksten ist, sondern gerade dann, wenn sie schwächer wird.« Das heißt, dass womöglich eine Weile lang nichts passiert – dann aber sehr vehement? »Die Krisen sind schon längst da«, sagt Welzer, »wir leben mit einer Ressourcenfiktion, in dem Glauben, dass das Öl niemals versiegt – und wenn man sich in einem irrealen Raum bewegt, tut man sich schwer, konkret zu handeln.« Was heißt das aber für 2028?

      Harald Welzer, so scheint es, kann sich einiges vorstellen. Er lächelt aber nur und sagt: »Es wird nicht das Ende der Welt sein, sondern der Beginn einer schlechteren.«

      Der Ethnologe Thomas Hauschild dagegen zieht eine andere Parallele – die zum Biedermeier in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts. »Schon jetzt herrschen Angst und Anpassung«, sagt er, »das wird noch zunehmen. Die Eltern und Großeltern der Trümmerbabys von heute werden sich an ihren Besitz klammern und massiv nach staatlicher Orientierung suchen. Und die Kinder werden brav zu ihren Eltern sein, weil sie die einzige Quelle der Sicherheit sind.«

      An den Generationenkrieg glaubt Hauschild somit weniger. Er sieht eher Regression als Reaktion auf die Krise. Einerseits lässt die »Suche nach dem Wissen über sich selbst nach«, andererseits wird die Religion wiederkehren, allerdings vor allem als ritualisierte, diesseitige Praxis – was eh ein Schlagwort für diese kommende Zeit sein könnte, wie Peter Sloterdijk etwas umständlich in seinem neuen Buch Du musst dein Leben ändern erläutert. Hauschild ist da direkter. »Der Pragmatismus wird über die Reflexion siegen«, sagt er. »Alte Wissensformen werden wieder wichtiger. Zum Beispiel: Wie kann ich einen Schrebergarten betreiben?«

      Wird also die Zeit der Selbstversorger wiederkommen? Ist das die Schattenseite des Trends, sich ein Haus auf dem Land zu suchen? Heute Freizeit, morgen Überleben? In vielem erinnert das, was Hauschild sagt, an einen umgekehrten Zivilisationsprozess, an eine Art Entzivilisierung. Er erzählt, dass die Russen am Pazifik nun wieder mit Harpune und Ruderboot auf Walfang gehen, wie seit Hunderten von Jahren, er berichtet von schwarzen Nomaden, die sich wieder in die australischen Outbacks zurückziehen, er erwähnt nebenbei, dass »die Tendenz in der Krise immer dahin geht, eine feudale Kriegergesellschaft aufzubauen«.

      Gewalttätig jedenfalls waren die Zwanziger- und Dreißigerjahre eines Jahrhunderts meistens. Der Unterschied zum Biedermeier, sagt Hauschild, sei vor allem, dass wir aus der Freiheit in die Enge zurückkehren werden, was noch zusätzlich die Gewalt und die Konflikte verstärken werde – 2028, in dem Jahr, in dem Nicolas 20 sein wird.

      Der ist jetzt aufgewacht. Seine Mutter holt ihn. Er wackelt etwas mit dem Kopf, dann schaut er seine Mutter an wie ein fremdes Wesen. Was hatte Harald Welzer gesagt? »Wir sind längst schon nicht mehr die, die wir denken, dass wir sind.«

      Quelle: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28873
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      schrieb am 10.04.09 11:52:54
      Beitrag Nr. 3.154 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.917.800 von Maraho am 03.04.09 19:51:42In Anlehnung.

      Zentralbanken
      Die Welt in ihrer Hand
      Von Mark Schieritz

      Einst hat er die globale Wirtschaft ruiniert, nun will der Club der Zentralbankiers die Depression verhindern – und bricht alle Tabus


      In Basel ist eine Weltmacht zu Hause, die kaum einer kennt. Wer vom Schweizer Bahnhof in Basel zur Innenstadt läuft, stößt nach ein paar Metern auf ein Gebäude, das nicht in die beschauliche Kleinstadt passt. Ein Zylinder mit kupferfarbenen Außenwänden ragt in die Höhe. Getönte Fensterscheiben versperren den Blick ins Innere.

      Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist die Dachorganisation aller Zentralbanken. In ihrem Gemäuer traf sich im Herbst 2007 – als viele noch dachten, die Krise würde schnell vorüberziehen – die vielleicht geheimste Runde der Weltwirtschaft. Elf Herren waren gekommen. Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), war dabei. Axel Weber, Präsident der Bundesbank, saß dort ebenso wie Abgesandte anderer führender Notenbanken. Vor allem aber Donald Kohn, der Vizepräsident der amerikanischen Federal Reserve Bank. Er redete über die Lage in den USA, und die anderen hörten zu. Danach ahnten sie: Die Welt stand vor der ökonomischen Katastrophe.

      Die große Bewährungsprobe für die verschwiegene Gemeinschaft der Zentralbanker hatte begonnen. Im Rampenlicht mögen dieser Tage zwar die Staatschefs mit ihren Gipfeltreffen und großen Reden stehen, aber den Ausschlag geben die Entscheidungen im Hauptquartier der Europäischen Zentralbank in der Frankfurter Kaiserstraße oder in der Zentrale der Federal Reserve an der Constitution Avenue in Washington.

      Die Chefs der Notenbanken sind dafür zuständig, die Welt mit genug Geld für eine Erholung zu versorgen. Dabei müssen sie eine Gratwanderung bewältigen: gerade so viel Geld drucken, dass die Wirtschaft wieder anläuft – aber nicht zu viel. Sonst droht die große Inflation. Eine gewaltige Aufgabe ist das: Die Krise muss bekämpft werden, ohne dabei gleich wieder eine neue Krise auszulösen. Die Bruderschaft der Zentralbanker – so nennen sich die Währungshüter selbst – ist ein globaler Verein. Man hat seine Rituale und Orte. Die Meister des Geldes treffen sich auf internationalen Tagungen, zur jährlichen Fachkonferenz mit Sommerfrische in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming und seit über 70 Jahren immer wieder in Basel.

      Und man hat eine Geschichte. Bei ihrer ersten großen Bewährungsprobe in den zwanziger Jahren haben die Zentralbanker versagt. Die wichtigen Notenbankiers hießen damals Hjalmar Schacht, Präsident der Reichsbank, Montagu Norman, Gouverneur der Bank von England, Benjamin Strong von der New Yorker Federal Reserve Bank und Emile Moreau, Präsident der Banque de France. Mit fast religiösem Eifer wollte das Quartett den Goldstandard, der seit dem Ersten Weltkrieg aufgeweicht worden war, wiederherstellen. Goldstandard bedeutet: Die Währungen sind durch Gold gedeckt. Eine Zentralbank darf nur dann mehr Geld drucken, wenn sie auch mehr Gold in ihre Tresore einlagert. Das galt als Inbegriff wirtschaftlicher Stabilität und moralischer Integrität.

      Die Zentralbankiers setzten sich durch: Nach und nach koppelten die großen Länder ihre Währungen wieder ans Gold. Kaum jemand ahnte damals, dass sie damit einen Kollaps der Weltwirtschaft vorbereiteten. Wohl aber der aufstrebende britische Ökonom John Maynard Keynes, der verzweifelt versuchte, die Rückkehr zum Gold zu verhindern. Als Ende der zwanziger Jahre die Finanzmärkte einknickten und die Konjunktur in die Knie ging, hätten die Volkswirtschaften dringend mehr Geld und Kredit gebraucht. Aber es gab zu wenig Gold. Wie hätte da Geld gedruckt werden sollen? So wurde aus einer Rezession die Große Depression. »Die Zentralbanken verpassten der Weltwirtschaft Fußtritte, obwohl sie längst am Boden lag«, urteilt der amerikanische Wirtschaftsprofessor Barry Eichengreen 90 Jahre später.

      Die Zentralbanker haben sich seither oft geschworen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt. In der heutigen Krise drehen sie den Geldhahn auf. Rund um den Globus haben sie ihre Zinssätze gesenkt, wieder und wieder. Sie stocken Reserven des Internationalen Währungsfonds auf. Sie retten Banken. Und sie tun sogar das lange Undenkbare: Sie drucken Geld für die Finanzierung von Konjunkturpaketen.

      Am Dienstag, dem 17. März, ist der Hermann-Josef-Abs-Saal in Frankfurt prall gefüllt. Jean-Claude Trichet, das graue Haar akkurat gescheitelt, tritt auf die Bühne. Er soll nicht über die Finanzkrise sprechen, sondern über kulturelle Identität in Europa. Das Thema ist trotzdem wie gemacht für den Liebhaber europäischer Literatur und Poesie. Er beginnt bei Dante, Cervantes, Shakespeare, macht Halt bei Goethe und Heine, endet bei Lacan und Derrida, lobt die bunte Vielfalt der europäischen Kultur.

      Kühl und streng beschreibt er hingegen seinen eigenen Job. Trichet sagt, er sei ein technokratischer Diener, ein »Hüter des Gemeinwohls«, und diese Art der Selbsteinschätzung eint die Zentralbanker. Viele von ihnen waren Wirtschaftsprofessoren oder hohe Beamte, sie können auf einen Stab bestens ausgebildeter Ökonomen zurückgreifen. Ihre Entscheidungen mögen politische Konsequenzen haben, sie selbst sind aber im Grunde unpolitisch. Es geht darum, ein festgelegtes Ziel – stabile Preise und Wachstum – mit möglichst geringen Nebenwirkungen zu erreichen. Der Lärm der Parteien, die Kriege und ideologischen Konflikte der großen Politik haben die Gemeinschaft nie sonderlich berührt. Als der Eiserne Vorhang Europa teilte, trafen sich Notenbanker aus Ost und West heimlich in den Räumen der Baseler Bank der Banken.

      Trichet und seine Kollegen haben in der Krise von allen Akteuren den größten Handlungsspielraum. Die meisten Zentralbanken sind unabhängig. Ihre Präsidenten bleiben für die Dauer ihrer Amtszeit praktisch unkündbar, sie brauchen sich nicht mit Parteien oder Parlamenten abzustimmen, sie müssen keine Wähler überzeugen. Sie sind die heimlichen Herren der Weltwirtschaft.

      »Wenn wir von einer Sache überzeugt sind, setzen wir sie genau so um«

      »Politik ist ein mühsames Geschäft. Sie müssen Kompromisse eingehen, Interessen berücksichtigen, die öffentliche Meinung«, drückt es ein hochrangiger Notenbanker aus. Ganz anders das eigene Metier: »Wenn wir von einer Sache überzeugt sind, dann setzen wir sie genau so um.« Das ist viel wert in Zeiten, in denen unpopuläre Entscheidungen schnell getroffen werden müssen. Als die New Yorker Investmentbank Bear Stearns im vergangenen Frühjahr gerettet werden musste, konnte außer der Federal Reserve niemand die nötigen Mittel schnell genug auftreiben. Bei der Hypo Real Estate half die Bundesbank mit einer Milliardenspritze.

      Bloß, woher nehmen die Zentralbanken dieses Geld?

      »Wir nennen es nicht Geld, wir nennen es Liquidität«, sagt Paul Mercier, der stellvertretende Leiter der Abteilung Marktoperationen bei der EZB. Ein kräftiger Belgier mit grauen Haaren, Hobbypilot, er hat im zweiten Stock des Euro-Towers in Frankfurt sein Büro. Wer zu ihm will, muss durch Sicherheitsschranken und Stahltüren. An den Wänden hängen ein Tim-und-Struppi-Poster und ein Foto seines Sportflugzeugs. Wenn man von seinem Büro aus den Flur entlanggeht, gelangt man zu einem kleinen, hellen Raum mit orange gestrichenen Wänden. Computer mit Monitoren stehen darin, auf ihren Bildschirmen sind Marktdaten und die neuesten Nachrichten zu sehen.

      Hier entsteht das Geld jeden Dienstag. Die EZB hält eine Auktion ab. Sie versteigert Zentralbankgeld an Banken. Die Banken dürfen es für einige Zeit behalten, in der Regel eine Woche lang, dann beginnt die nächste Auktion.

      Normalerweise geben 400 bis 500 Banken Gebote ab. Sie laufen auf einem Computer in Merciers Büro ein. Die Banken müssen mindestens anbieten, den aktuellen Leitzins für das geliehene Geld zu bezahlen; den Zuschlag bekommt aber, wer am meisten zahlt und genügend Sicherheiten vorweisen kann. Jede Bank hat ein Konto bei der Zentralbank, dort wird der Betrag gutgeschrieben.

      Aber noch mal, woher kommt dieses Geld?

      Praktisch aus dem Nichts. Es wird bei der Buchung geschaffen – und später wieder zerstört, sobald es an die Notenbank zurückgezahlt wird. So lief das mehr oder weniger reibungslos bis zum September 2008. Dann kollabierte an der Wall Street die Investmentbank Lehman Brothers. Mercier kann sich an den Tag erinnern. Er saß vorm Computer, und auf einmal spielten die Daten verrückt. »Keiner hat gedacht, dass so etwas möglich sein würde«, sagt er. Auch die Bankchefs nicht. Fortan trauten sie fast niemandem mehr, erst recht nicht ihresgleichen. »Wir haben uns früher darauf verlassen, dass auch die Banken sich untereinander Geld leihen«, erzählt Mercier. »Jetzt müssen wir diese Aufgabe übernehmen.« Tatsächlich leiht die EZB heute jeder Bank zum Leitzins so viel Geld, wie sie haben will. Andere Zentralbanken treiben es noch toller.

      London, Threadneedle Street. Das Hauptquartier der britischen Zentralbank gleicht einer Festung. Schwere Bronzetüren, eine fensterlose, etwa zwanzig Meter hohe Mauer aus Kalkstein. Die Bank von England gibt es seit 1694, sie hat den Aufstieg des britischen Empires finanziert und konnte den Niedergang nicht aufhalten. Mervyn King führt diese Zentralbank, ein ehemaliger Wirtschaftsprofessor und leidenschaftlicher Fußballfan. King hält nicht viel von öffentlichen Auftritten, doch er muss jetzt öfters vor Kameras erklären, weshalb die Bank von England sich auf das vielleicht gewagteste Experiment ihrer Geschichte einlässt. Sie kauft Anleihen des Staates und der Unternehmen auf.

      Das dafür nötige Geld entsteht zwar so ähnlich wie im Computerraum des Herrn Mercier in Frankfurt. Jedoch verleiht die Bank von England ihr Geld fortan an den Banken vorbei direkt an die Wirtschaft. Die Unternehmen können sich – genauso wie der Staat – auf diese Weise wesentlich günstiger Geld borgen als über den Umweg der Banken. King tut das, weil die Banken so viel Geld verloren haben, dass sie kaum mehr Kredite vergeben können.

      Die Federal Reserve in den USA hat ebenfalls schon mit dieser Art des Geldverleihs begonnen. Und in der EZB arbeitet man seit einigen Wochen insgeheim an einem Plan für den Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen – für den Fall, dass die europäischen Banken ebenfalls streiken.

      Doch unter allen Zentralbanken ist die EZB die Kathedrale der Vorsicht. Entsprechend schwierig sind die Verhandlungen. Einigen Notenbankern gefällt es nicht, dass eine Zentralbank Staatsanleihen kauft. Denn was geschieht, wenn ein Unternehmen, dem die EZB Geld geliehen hat, seine Anleihen nicht mehr bedienen kann? Irgendwann könnten die Zentralbanken so viele Verluste in ihren Büchern stehen haben, dass der Staat frisches Geld nachschießen muss. Das schüfe Abhängigkeiten. Anderen missfällt der Gedanke, darüber entscheiden zu müssen, welche Firmen mit Kredit versorgt werden. Mit dem unpolitischen Leben wäre es dann vorbei. »Stellen Sie sich vor, wir kaufen Anleihen von Siemens, meiden aber die von BMW«, sagt ein Frankfurter Währungshüter. »Natürlich wird sich die Politik einmischen. Ich habe keine Lust, dass hier ständig irgendwelche Finanzminister aufkreuzen.«

      Es geht aber auch um eine Lehre aus der Geschichte: Zentralbankgeld für den Staat und für die Wirtschaft, das klingt nach Weimar, nach Hyperinflation. Manche Experten entwerfen das Horrorszenario wieder. »Uns implodiert das Geldsystem«, wettert Thorsten Polleit, der Chefökonom bei Barclays Capital in Frankfurt. Niedrige Zinsen hätten einst die Krise überhaupt erst verursacht – und wer jetzt versuche, sich ihr mit einer noch größeren Geldflut entgegenzustemmen, der verschiebe nur die nötigen Anpassungen in die Zukunft.

      Ausgerechnet Otmar Issing sorgt sich nicht um die Stabilität des Geldes

      Aber es gibt auch die Gegenmeinung. Otmar Issing ist gelassen, und das, obwohl er in der Welt der Zentralbanken als Hohepriester der Geldwertstabilität bekannt ist. Der Deutsche war bis vor drei Jahren Chefvolkswirt bei der EZB. Viele Politiker haben sich an ihm die Zähne ausgebissen, als sie die Notenbanken zu Zinssenkungen bewegen wollten. Doch nun steht er an der Bar eines Frankfurter Hotels und sagt, die Zentralbanken sollten in der Krise »die Schleusen öffnen«. Ausgerechnet Issing!

      Um ihn zu verstehen, muss man sich den Weg des Geldes genauer ansehen. Die Zentralbank steuert zwar die Geldversorgung – doch Geld wird auch woanders geschöpft. Es entsteht auch, wenn Banken oder Sparkassen Kredite vergeben. Das tun sie im Augenblick bloß viel seltener als vor der Krise. Die Notenbanken gleichen deshalb mit ihren Milliardenspritzen nur diese Ausfälle aus, damit der Geldfluss nicht versiegt. Selbst wenn dadurch die Geldmenge insgesamt wieder schneller wachsen sollte, muss das nicht heißen, dass auch Güterpreise steigen oder Aktienkurse klettern – sprich dass dann die große Inflation ausbricht. Das geschieht nur, wenn Käufer und Anleger von der Kauflust gepackt werden. Deshalb achten viele Währungshüter nicht mehr auf das Geld, sondern auf die Nachfrage der Konsumenten und das Verhalten der Banken.

      In Europa wird es bereits dunkel, als Ben Bernanke am vorigen Freitag um 12 Uhr Ortszeit in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina das Wort ergreift. Er ist Ehrengast einer Konferenz über Kreditmärkte. Wenn eine Krise kommt, hat er vor einigen Jahren gesagt, dann müsse die Zentralbank einfach nur mit dem Hubschrauber Geld abwerfen. Helikopter-Ben nennen sie ihn seither.

      Doch heute soll Bernanke über den zweiten Teil der Rettung der Weltwirtschaft reden: über die Frage, ob das viele abgeworfene Geld später wieder rechtzeitig eingesammelt werden kann, bevor es Schaden anrichtet. Die Reichsbank hatte da einst versagt. Sie hörte nicht auf damit, Geld in den Markt zu pumpen, als sich die Wirtschaft längst erholte und wieder Geld durch die Banken und sonstige Kreditgeber geschöpft wurde. Ergebnis: 1923 stiegen die Preise um 40 Prozent pro Tag. Bernanke kennt auch diesen Teil der Geschichte. Aber, sagt er, seine Federal Reserve könne es besser, sie habe dafür »eine Reihe von Instrumenten« zur Verfügung. Technisch betrachtet, ist das Einsammeln ja auch nicht schwer: Die Notenbank erhöht die Zinsen und verkauft die Staatsanleihen in ihren Tresoren. Dafür erhält sie Geld, das sie dann einbehält. Weg ist es.

      Das funktioniert aber nur, wenn die Politik auch akzeptiert, dass die Zinsen irgendwann wieder steigen. Wenn sie bereit ist, die Steuern zu erhöhen und die neuen Schulden mühsam abzutragen, statt sie durch eine hohe Inflation zu entwerten. Erst dann wäre die Rettung geglückt.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/16/Zentralbanken-Macht
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 12:17:05
      Beitrag Nr. 3.155 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.952.455 von Maraho am 09.04.09 20:34:38Zur Kenntnisnahme ...

      Wirtschaftsexperte
      Staatliches Versagen hat zur Finanzkrise geführt

      Der Staat hat in der Wirtschaftskrise zu viele Fehler gemacht. Zu diesem Schluss kommt Wirtschaftsethiker Karl Homann, der die Weltwirtschaftskrise auf "Kontrollfehler des Staates" zurückführt. Die Politik habe nicht mit der Entwicklung der Finanzmärkte Schritt gehalten, sondern habe sich von ihr treiben lassen.

      In Deutschland und in Kontinentaleuropa ist der Kapitalismus gefährdet.

      Zu diesem Schluss kommt der Wirtschaftsethiker Professor Karl Homann und sieht darin das Ende einer jahrezehntelangen Entwicklung: "Seit über 20 Jahren sinkt bei uns die Zustimmung zur sozialen Marktwirtschaft."

      Aktuell springe der "linke Funke auf die Bürger über". Das zeige sich auch "beim Linksruck in unserer Parteienlandschaft bis in die Union hinein", so Homann im Gespräch mit der Zeitschrift "Wirtschaftswoche".

      Homann führt die aktuelle Krise auf einen "Kontrollfehler des Staates" zurück: "Die Politik hat nicht mit der Entwicklung der Finanzmärkte Schritt gehalten und den Aufsichtsrahmen nicht entsprechend angepasst."

      Er staune "über die Selbstgerechtigkeit von Politikern, die erst beim Abstecken des Ordnungsrahmens und ihren Kontrollpflichten versagen und nun dem Markt beziehungsweise den Bankern die Schuld zuschieben".

      Als Erfolg der Deutschen wertet Homann den G-20-Gipfel in London. Selbst Amerikaner und Briten hätten strengeren Regeln für die Finanzmärkte zugestimmt.

      Homann: "Das ist ein Erfolg der Deutschen, und ich scheue mich nicht zu sagen, dass unsere soziale Marktwirtschaft, die dem Markt einen klaren Ordnungsrahmen vorgibt, Vorbild für die Welt sein sollte."

      Dennoch kritisiert Homann den Umgang Berlins mit der Krise: "Die Bundesregierung betreibt derzeit mit ihren Konjunkturpaketen einen Ad-hoc-Interventionismus.

      Gerade jetzt wäre aber die Zeit für Ordnungspolitik, damit die Marktwirtschaft ihre wohlstandstreibenden Kräfte in wohlgeordneten Bahnen entfalten kann."

      Managern und Unternehmern rät Homann, den Bürgern Marktwirtschaft als moralisches System zu erklären: "Zu sagen, dass die Marktwirtschaft zu mehr Wohlstand führt, reicht nicht. Die Menschen wollen moralische Antworten. Man müsste erklären, dass und warum die Marktwirtschaft die der modernen Welt angepasste institutionalisierte Nächstenliebe ist."

      Schließlich lebten selbst Menschen, die nach unserer Definition arm seien, heute viel länger, weil unser System die gesundheitlichen und sozialen Versorgungseinrichtungen finanziere.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3536274/Staatliches-Ve…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 12:25:25
      Beitrag Nr. 3.156 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.952.455 von Maraho am 09.04.09 20:34:38In Bezug.


      Der Osterhase ist nicht links
      von Wolfram Weimer

      Es ist die Osterüberraschung der Demoskopie: Die Linke fällt in den Umfragen auf die magische Marke von zehn Prozent zurück. Während Union und Liberale frühlingshaften Zuspruch erhalten wie der Osterhase, verlieren Lafontaine, Gysi & Co., als seien sie der Winter selbst. Laut Forsa sind die Zustimmungswerte für die Linke auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen. "Und es wird jede Woche weniger", heißt es aus den Umfrageinstituten.

      Man reibt sich die Augen: Eine fiese Finanzkrise, arrogante Banker, der Kapitalismus vor dem Kollaps – nie schien die Lage so günstig für linke Gemüter. Darum kamen sie im vergangenen Herbst auch wie Dinosaurier aus ihren ideologischen Museen gestampft und spielten für einige Wochen noch einmal Revoluzzerparty. Doch vollkommen erfolglos. Nichts passiert, wovon die Linke kurz geträumt hat. Der Kapitalismus geht nicht unter, die Revolution fällt wieder einmal aus, denn offene Gesellschaften lernen aus ihren Fehlern. Unter den Spätsommer-Spontis macht sich tiefe Enttäuschung breit, denn selten ist ein politischer Stimmungsballon so rasch geplatzt.

      Fast alle politischen Beobachter hatten Anfang September noch gewettet, dass nun Oskar Lafontaines Linkspartei ebenso schnell aufsteigen werde wie die Aktienkurse fallen. Die alten Seilschaften von Genossen machten Stimmung wie seit dem Nato-Nachrüstungsbeschluss nicht mehr. Alle raunten von einer "Zeitenwende", manche gar von einem "zweiten Mauerfall". Ein halbes Jahr später aber hat es weder eine Zeitenwende gegeben noch einen Mauerfall.

      Die gefühlte Stimmung der Genossen und die tatsächliche des Volkes entwickelt sich genau in die entgegen gesetzte Richtung. Das Volk reagiert im Angesicht einer drohenden Rezession konservativ, es spart, scheut jede Veränderung, folgt der soliden CDU-Kanzlerin und hält sich an Bewährtes. Alles Linke hingegen riecht nach Konflikt und Risiko, wo die Mehrheit jetzt vor allem eines will: Sicherheit. Darum dümpelt die SPD in den Umfragen bei Mittzwanzigerwerten, und die Grünen liegen mittlerweile weit hinter der – vermeintlich so schlimm neoliberalen - FDP zurück, obwohl man gerade denen einen Absturz in der Wählergunst vorhergesagt hatte.

      Dass es der polischen Linken überhaupt nicht gelingt, aus der turbulenten Lage Kapital zu schlagen, hat auch langfristige Gründe.

      Zum einen leidet die linke Gedankenwelt seit dem Zusammenbruch des Ostblock-Kommunismus immer noch am totalitären Erbe. Der real existierende Sozialismus hat mit seinen Hinrichtungskellern und Mauern den Langfristkredit der Moralität und Utopie nachhaltig geraubt. Linke Gesellschaftsvisionen klingen immer ein wenig nach der bleiernen Zeit des Ideologischen. Wenn die Linken also vorschnell von einem neuen "Mauerfall" reden, dann verraten sie nur ihre eigene ideologisch-totalitäre Erblast.

      Das zweite Problem der Linken bezieht sich auf das Vorbild. Sie können nicht sagen, wie ihr Beispiel aussieht, ohne sich die autoritären Regime des modernen Staatskapitalismus in China und Russland, Venezuela oder Nordkorea schönzureden. Denn nicht nur die historischen, auch die gegenwärtigen sozialistischen Vorbilder sind allesamt blutig. Dieses Dilemma wirkt vor allem in Deutschland, wo die Erinnerung an die DDR bei vielen Menschen eben viel vitaler ist, als Linke das wahrhaben wollen.

      Das dritte Argument für die ausbleibende Resonanz linker Ideologien liegt im fehlenden Modernisierungsversprechen. Linkssein hieß für eine lange Phase im 19. und 20. Jahrhundert auf der Seite des Fortschritts stehen. Seit zwanzig, dreißig Jahren aber haben sich die linken Parteien der westlichen Gesellschaften vor allem als Retardierungsinstanzen profiliert. Sie wollen den Modernisierungsschub der Globalisierung im Wesentlichen bremsen, sind technologieskeptisch geworden und stehen damit nicht mehr auf Seiten der avantgardistischen Evidenz. Vor allem die Gewerkschaften wirken wie steinerne Trutzburgen des Anti-Modernismus. Linkssein klingt daher selbst in günstigen Phasen des Zeitgeistes irgendwie nach Gestern. Vor allem für Intellektuelle und Künstler ist das unattraktiv. Einstmals galt: "Der Geist steht links." Später erklärten dann die Neo-Konservativen: "Der Geist steht Links, aber Rechts bewegt er sich." Heute steht der Geist nicht einmal mehr links.

      Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=18&kol_id=10870 …
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 12:34:11
      Beitrag Nr. 3.157 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.158 von Maraho am 06.02.09 19:55:25In Bezug auf diesen Text ...
      Ebenfalls aus dem "Cicero".


      "Wir sind doch alle mediengeil"
      von Jürgen Busche

      Warum ist der Meinungsjournalismus in der Krise? Sind wir auf dem Weg in die demoskopische Republik? Ein Besuch bei Philosoph Hermann Lübbe im Münsterland.

      Zeitungen und Zeitschriften, so vielfältig ihr Angebot auch sein mag, wenden sich zuerst an politisch interessierte Leser. Das ist so, seit in den Flugblättern des 16. Jahrhunderts die ersten Vorläufer der Gazetten auf den Markt kamen, und wenn dort Luthers Freunde die neuesten Entwicklungen im Streit ihres Helden mit dem Papst temperamentvoll dem Volk vermittelten, so war zwar die Religion das Schlachtfeld, in der Sache aber ging es um Politik. Und die Autoren der Schriften sorgten für das, was der Philosoph Hermann Lübbe missbilligend den „Erregungspegel“ des Publikums nennt.

      Journalisten haben seither bis in die jüngste Vergangenheit gut davon gelebt, den „Erregungspegel“ auch mal künstlich zu erzeugen. Das hat ihnen einerseits Kritik eingetragen, keineswegs nur von gelehrten Leuten wie Lübbe, sondern auch von schlichten Gemütern, die argwöhnen, letztlich gehe es auch den heftigen Journalisten nur ums Geschäft. Man kann andererseits aber auch von der Kunst sprechen, die Leser zum Denken anzuregen und diesem Denken scharfe Konturen zu geben. Das heißt dann Meinungsjournalismus. Der stand lange in hohem Ansehen. Jedoch seit einiger Zeit scheint es so, als sei es damit vorbei. Woran könnte das liegen?

      Hermann Lübbe, heute 82 Jahre alt, war nicht nur Professor an etlichen Universitäten – zuletzt in Zürich –, er war auch von 1966 bis 69 Staatssekretär im damals sozialdemokratischen Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (und bis 1970 beim Ministerpräsidenten), er kennt Meinungsjournalismus nicht nur als gebildeter Leser, sondern auch als Betroffener. Veröffentlichte Meinungen kritisierten oder entstellten, was in seinem Ministerium erarbeitet worden war und aus Bildungspolitik Tatsachen machte. Bildungspolitik war in jenen Jahren heiß umstritten. So konnte man zwischen Rhein und Ruhr bis 1969 Lehrer nur dann werden, wenn man an einer der staatlichen katholischen oder evangelischen Hochschulen studiert hatte. Dann aber auch liefen die wildesten Reformvorschläge der Neuerer dahin, das Fach Geschichte in der Schule abzuschaffen und für das Abitur Mickey Maus gleichberechtigt neben Goethes Faust zu setzen, wenn es um den Kenntnisstand der Schüler ging.

      Im Ministerium, sagt Lübbe heute, habe er zum ersten Mal den Satz gehört: „Wir sind doch alle mediengeil.“ Überhaupt in den Zeitungen zu erscheinen, erschien vielen Politikern und Spitzenbeamten als ein Wert an sich. Bei solchen Verhältnissen war zudringlichen Reportern Tür und Tor geöffnet, mochte Meinungsproduzenten viel erlaubt sein. Das könnte sich ändern, fügt er mit leichtem Grimm hinzu, indem er auf die „Dreistigkeit“ mancher Journalisten zu sprechen kommt. „Es ist erstaunlich, wie ungeniert Journalisten Politikern in Interviews unpassende Fragen stellen, souverän, aber nicht abgestützt durch Kenntnisse.“ Nur wenige setzten sich da zur Wehr, Helmut Schmidt gehöre dazu, vor dem Lübbe immer noch die größte Achtung hat, aber auch Helmut Kohl.

      Für die abnehmende Attraktivität des Meinungsjournalismus nennt Lübbe vor allem anderen – etwa: „So viel Meinung von Beliebigen kann ich mir nicht zumuten“ – vier Gründe. „Die Meinungsforschung ist zu einem Medium der Aufklärung geworden. Sie immunisiert vor der Angst vor dem Meinungsdruck.“ Seit Meinungsumfragen in großer Zahl und in immer kürzeren Zeitabständen erscheinen, auch einen immer größeren Anteil der Bevölkerung erreichen, bilden sie ein Gegengewicht zu den Meinungsäußerungen der Journalisten oder Blätter. Die politische Meinung von Einzelnen kann interessant sein, in der Politik ausschlaggebend ist sie nicht.

      Auch für Meinungsumfragen, räumt Lübbe ein, gebe es „das Kriterium des richtigen Umgangs“ mit ihnen. Doch das Publikum von Zeitungen und Zeitschriften verfüge heute „zu relevanten Anteilen wie nie zuvor über unterschiedliche Informationszugänge“ und sei bei aller Skepsis in Bezug auf Demoskopie „verblüffungsresistent gegenüber allzu aparten Meinungen“. Lübbe, der zu dem legendären Kreis um den Münsteraner Philosophen Joachim Ritter gehörte, ist ein optimistischer Anhänger der Aufklärung: „Fast alle haben berechtigterweise die Ansicht, sie wüssten es genauso gut oder gar besser als der Journalist.“

      Der Journalist soll Nachrichten ausgraben und vermitteln und „einem nicht mit der eigenen Meinung lästig fallen.“

      Zum Zweiten ist es schwieriger geworden, begründete Meinungen auf der Höhe übermittelter Nachrichten zu halten. Ein Kommentar, der um die Teestunde eines Tages mit Bedacht formuliert und in den Druck gegeben wurde, kann wenn die Zeitung am nächsten Morgen erscheint, von den zugleich gesendeten Frühnachrichten des Rundfunks schon überholt sein. Es ist der Korrespondentenbericht aus fernen Teilen der Welt, aber auch von selten beobachteten Abläufen in der Nähe, der die Urteilskraft des Journalisten als Ergänzung zur schlichten Meldung zur Geltung bringt. Dazu aber braucht es Zeit: etwa um den Unterschied zwischen langsamen und raschen Veränderungen in einem Land, in einer Region, in einem Stadtteil wahrzunehmen. „Da lechzen wir nach dem erklärenden Urteil, wissen aber, dass es nur schwer zu haben ist.“

      Ein dritter Grund könnte in den historischen Erfahrungen dieser Generationen liegen: In der Konsequenz des 68er-Jahres gibt es im deutschen Journalismus „eine Geneigtheit, Progressivität zu demonstrieren“. Nicht nur im Journalismus, nicht erst seit 1968. Der Ostfriese Lübbe ging als junger Gelehrter zur SPD, weil er überzeugt war, der Aufbau der Bundesrepublik könne ohne Beteiligung dieser alten demokratischen Partei nicht gelingen. Als Bildungspolitiker war er progressiv, doch schon bald nach 68 den Linken innerhalb und außerhalb seiner Partei nicht mehr progressiv genug. Sein Bemühen um politische Aufklärung betrieb er fortan von liberal-konservativer Seite her.

      „In Frankreich“, bemerkt Lübbe, „wo ja der Typus des politisch engagierten Intellektuellen entstand, hat da – viel stärker als in Deutschland – der Solschenyzin-Schock gewirkt mit der Folge, dass sich dort viele von ihrer intellektuellen Tradition verabschiedet haben. Sartre war nun von gestern, wohingegen Raymond Aron immer mehr Beachtung fand. In Deutschland haben in der Folge von 68 viele Journalisten allzu lange aufs falsche Pferd gesetzt, das war ein langfristiger Prozess, für den manche heute mit Geringschätzung bestraft werden.“

      Als einen in der Zukunft wohl noch wichtiger werdenden Aspekt beim Zurückgehen des Meinungsjournalismus nennt Lübbe, der seinen Hauptwohnsitz in Österreich, sein Büro in Zürich und sein idyllisches Refugium in einem umgebauten Kornhaus aus napoleonischer Zeit in Havixbeck bei Münster hat, noch einen vierten Grund: „In der modernen Welt sind alle über immer größere Räume hinweg von den Entscheidungen anderer abhängig. Dabei erfahren sie wieder und wieder die eigene Entscheidungsohnmacht. Da werden bei großen Bedrohungen oder Katastrophen Meinungsäußerungen – gar noch zugespitzt – zu Albernheiten.“

      Dabei redet Lübbe, der in den zum Teil erbittert geführten Diskussionen der alten Bundesrepublik so manchen Strauß ausgefochten hat, keineswegs einer still vor sich hinmurmelnden Journaille das Wort. Der Streit zwischen den Blättern war zu Zeiten, da sich die Öffentlichkeit über bestimmte Themen erregte, nützlich. Die Gefahr besteht aber, dass ein „Erregungspegel künstlich hochgetrieben“ wird: „Die Macht der Presse sollte möglichst klein sein – es lebt sich besser in langweiligen Zeiten.“

      Und schließlich ist Politik nicht das Einzige, was die Menschen interessiert. Auch dies führt zu einer Korrektur eines allzu sehr aufs Progressive gerichteten Meinungsjournalismus. Der Leser möchte auch sinnlich angerührt werden. „Und die Sinne sind immer konservativ“, sagt Hermann Lübbe.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?item=3532
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 12:40:22
      Beitrag Nr. 3.158 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.946.084 von Maraho am 09.04.09 06:59:57Noch was zu Japan ...

      Japan beschliesst 150-Milliarden-Spritze

      Der japanische Ministerpräsident Taro Aso hat heute ein neues Konjunkturpaket im Umfang von 150 Milliarden Dollar vorgestellt.

      In der Landeswährung sind das 15 Billionen Yen, in Franken 174 Milliarden. Zwei frühere Konjunkturpakete hatten einen Umfang von zusammen 12 Billionen Yen. Finanziert werden sollen die staatlichen Stützungsmassnahmen mit der Ausgabe neuer Anleihen.

      Es gehe darum, den Lebensstandard der Bevölkerung zu sichern und weiteres Wachstum zu unterstützen, sagte Aso in einer Fernsehansprache. Die neuen Ausgaben haben ein Volumen von etwa drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die japanische Staatsverschuldung beträgt zurzeit 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und ist damit so hoch wie in keinem anderen Industriestaat.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Japan-…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 12:47:19
      Beitrag Nr. 3.159 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.417 von Maraho am 10.04.09 12:40:22Und dazu passend ...


      Die Ratschläge des reichsten Mannes Japans
      Von Jan Knüsel.

      Tadashi Yanai ist Besitzer der Kleiderladen-Kette Uniqlo und nebenbei der reichste Mann Japans. Während sein Land in der härtesten Rezession seit Jahrzehnten steckt, blüht sein Unternehmen.


      «Die politischen Massnahmen unserer Regierung sind sehr oberflächlich. Es handelt sich nicht um fundamentale Lösungen, um die Wirtschaft wiederzubeleben.» Diese pointierte Aussage zum momentanen Zustand Japans stammt nicht von einem japanischen Politiker oder einem Grossindustriellen. Es sind die Worte des Besitzers einer Kleiderladen-Kette, der ganz nebenbei auch der reichste Mann im Land von Sony, Toyota und Nintendo ist.

      Der sechzigjährige Tadashi Yanai besitzt gemäss dem Magazin «Forbes» ein Vermögen von 6,1 Milliarden Dollar. Sein Geld gemacht hat der Konzernchef und Verwaltungsratspräsident der Fast Retailing mit Kleider. 80 Prozent seiner Einnahmen generiert er mit der Ladenkette Uniqlo. Der Umsatz der Firma betrug 2008 6,5 Milliarden Franken bei einem Reingewinn von 500 Millionen. Ähnlich wie H&M aus Schweden oder Gap aus den USA verfährt Uniqlo nach dem Prinzip modische und preiswerte Kleidung an die Frau und den Mann zu bringen.

      Ein unermüdlicher Unternehmer Der sechzigjährige Familienvater von zwei Kindern ist für japanische Verhältnisse ein untypischer Unternehmer, der sich um allgemeingültige Geschäftsregeln schert und wirtschaftliche Krisenzeiten stets als eine Chance sieht. Auf den inländischen Markt fokussiert, hat Tadashi Yanai quasi eigenhändig in diesem exportverrückten Land den Konsumentenpreis-Index und den massiven Handelsüberschuss gesenkt.

      Tadashi Yanai kehrte 1972 nach seinem Studium an der renommierten Waseda-Universität in Tokio in seine Heimatstadt Ube, am Südzipfel der Hauptinsel Honshû, zurück, um in der Firma seines Vaters zu arbeiten, einem Modeunternehmen für Herrenbekleidung.

      Aus der Region in die Nation Er krempelt die Firma komplett um und eröffnet 1984 den ersten Laden in der Grossstadt Hiroshima unter dem Namen «Unique Clothing Warehouse», oder kurz «Uni-clo». Damit legt er das Fundament für den Aufstieg vom regionalen zum nationalen Kleiderunternehmen. Als man die Marke «Uniclo» in Hongkong in englischer Schreibweise registrieren lässt, wird fälschlicherweise statt dem c ein q ins Handelsregister eingetragen. Seither kennt man die Ladenkette im Ausland unter dem ungewöhnlichen Kürzel «Uniqlo».

      1991 benennt er das Unternehmen seines Vaters in Fast Retailing um, und versammelt unter diesem Dach neben Uniqlo weitere Modemarken. Ganz nach dem amerikanischen Vorbild Gap setzt er mit Uniqlo ab 1997 auf das Geschäftsprinzip der Integration. Von der Produktion bis zum Verkauf kontrolliert er alles selbst. Als Produktionsstandort wählt Yanai das nahegelegene China aus, wo er zu einem Bruchteil der japanischen Gehälter preiswerte und qualitative gute Kleider herstellt und diese in Umgehung der komplexen japanischen Distributionskanäle, an dem sich schon zahlreiche ausländische Firmen die Zähne ausgebissen haben, direkt in seine Läden verschiffen lässt. Mit Faserpelz-Produkten löste er schliesslich zur Jahrtausendwende den ersten grossen Uniqlo-Boom aus.

      Einmal gewinnen, neunmal Scheitern

      Der ambitionierte Yanai sagt heute in seiner unjapanisch direkten Art, dass er sein Unternehmen in absehbarer Zeit zur weltweiten Nummer eins aufbauen möchte. Ziel ist es bis 2010 eine Billion Yen (rund 11 Milliarden Franken) umzusetzen. Es wäre eine Verdoppelung des bisherigen Umsatzes.

      Trotz allem Erfolg, kennt auch Yanai den Misserfolg, denn der Tausendsassa ging stets nach der Versuchs-und-Irrtums-Methode vor. Nach dem Faserpelz-Boom durchlief seine Ladenkette schwierige Zeiten. Die japanischen Medien schrieben sein Erfolgskonzept schon ab, Uniqlo kämpfte gegen den Ruf des Billiganbieters.

      Ausflug in die Biowelt

      Im Bemühen die starke Abhängigkeit von Uniqlo, die vier Fünftel des Gesamtumsatzes von Fast Retailing ausmacht, etwas zu mildern, machte Yanai schon ungewöhnliche Diversifikationsversuche. 2002 stieg er mit der Absicht preiswerte Bioläden aufzubauen in den Gemüseverkauf ein. Das Projekt scheiterte schon nach zwei Jahren an zu hohen Kosten. Er setzte 30 Millionen Franken in den Sand.

      Die ersten Schritte nach Übersee waren geprägt von roten Zahlen. Erst 2008 kam das Auslandsgeschäft in die Gewinnzone. Daneben investierte er in französische Modemarken wie Theory, Comptoir des Cotonniers oder die Lingerie-Linie Princess Tam-Tam. Auch eine Warenhauskette besitzt das Unternehmen seit 2005. Doch aller Bemühungen zum Trotz ist Uniqlo bis heute die Haupteinnahmequelle von Fast Retailing geblieben. Mit qualitativ guten und preiswerten Kaschmir-Pullovern und einer intensiven Image-Kampagne brachte er Uniqlo rechtzeitig wieder auf Wachstumskurs.

      Aus Fehlern lernen

      In seinem Bestseller von 2003 mit dem vielsagenden Titel «Einmal gewinnen, neunmal Scheitern» erzählt Yanai vom Aufstieg von Uniqlo. Darin schreibt er vom Versagen als Teil des normalen Geschäftsganges. Man müsse nur aus den Fehlern lernen und sich entsprechend anpassen. Vom Erfolg getragen, wird Yanai speziell in schwierigen Zeiten zur einer gefragten Person. In Interviews bemängelt er offen die veralteten Unternehmensstrukturen in Japan, die ihn an feudalistische Zeiten erinnern und die Einzelperson völlig in den Hintergrund rücken lässt. Auch das Prinzip der lebenslänglichen Anstellung hält er für nicht mehr umsetzbar.

      Heute steckt Japan in der tiefsten Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Gemäss Prognosen der OECD wird Japans Wirtschaft dieses Jahr um 6,6 Prozent schrumpfen. Die Exporte sind gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte eingebrochen. Nun plant Premierminister Taro Aso für das neue Fiskaljahr ein weiteres Konjunkturpaket im Wert von 180 Mia. Schweizer Franken zu verabschieden, zusätzlich zu den bisherigen Massnahmen im Wert von 850 Milliarden Franken. Es ist bereits das vierte Massnahmepaket der Regierung seit August 2008.

      Japan in der Rezession

      Tadashi Yanai hält dies für den falschen Ansatz. «Die japanische Regierung konzentriert sich zu stark auf die Exportindustrie. Sie sollte sich mehr auf die inländische Industrie konzentrieren, um das Wachstum und die Nachfrage innerhalb Japans zu stimulieren», kritisiert er die japanische Politik in einem Interview mit der «Los Angeles Times».

      Uniqlo ist in diesen wirtschaftlich düsteren Zeiten in Japan ein regelrechter Lichtblick. Entgegen dem allgemeinen Trend hat der Kleiderladen seine Verkäufe im letzten halben Jahr um 12,9 Prozent gesteigert. Seit ein paar Jahren ist Yanai gar auf globalem Expansionskurs. Der Wert der Aktie von Fast Retailing ist seit Beginn der Finanzkrise im Sommer 2007 um über einen Drittel gestiegen.

      Expansion in Krisenzeiten

      In Singapur ist dieser Tage der erste Uniqlo-Laden eröffnet worden. Innerhalb der nächsten drei Jahre sind weitere acht bis zehn Läden im Stadtstaat und eine Expansion nach Malaysia geplant. Der nächste Schritt wird Indien sein, wo er neben dem Verkauf auch einen grossen Produktionsstandort plant. Bisher produzierte Uniqlo vornehmlich in China. Von Indien aus soll später auch der Mittlere Osten mit seiner Modemarke erobert werden. Momentan gibt es weltweit über 800 Läden, mit Ablegern in China, Hongkong, Südkorea, den USA, Grossbritannien und Frankreich. 64 Läden sind es mittlerweile in Übersee. Bis August dieses Jahres sollen es 94 werden.

      Ende 2006 eröffnete Uniqlo im schicken New Yorker Soho-Quartier mit grossem Getöse seinen ersten Flagship-Store in den USA. Um in der Mode-Stadt aufzufallen, pries sich die Marke gezielt als ein Aushängeschild des japanischen Mode-Lifestyles. Das Experiment ging auf. In Grossbritannien sollen in in naher Zukunft bis zu 50 Läden aus dem Boden gestampft werden und in Paris gibt es auch schon den ersten Ableger von Uniqlo.

      Kooperation mit Jil Sander

      Erst gerade letzten Monat überraschte Yanai die Modewelt mit der Meldung die Hamburgerin Jil Sander als Designerin für Uniqlo an Bord zu holen. Immerhin verkörpert die japanische Marke Uniqlo das komplette Gegenteil zur Luxusmarke Jil Sander. Die erste Kollektion der Modedesignerin wird diesen Oktober in die Uniqlo-Läden kommen. «Mit Jil Sander haben wir eine Partnerin, die Innovation verkörpert. Uniqlo möchte die Luxusmarken, die bisher ganz wenigen Menschen vorbehalten waren, möglichst vielen Menschen anbieten», äusserte sich Yanai an einer Pressekonferenz. Trotz rosiger Aussichten für Yanais Unternehmen, rechnet auch er mit einem bescheidenen Abschwung für den Rest des Jahres. «12,9 Prozent Wachstum waren gut. Ich hoffe, dass wir 5 bis 6 Prozent Wachstum halten können. Egal in welchem wirtschaftlichem Klima man sich befindet, eine Firma muss wachsen», gibt er sich entschlossen.

      Und auch für die japanische Regierung hat er noch einen weiteren Ratschlag: «Es sollte mehr Steuerkürzungen geben. Das Grundproblem ist, dass die Leute besorgt über die Zukunft sind und so zu sparen beginnen.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 13:13:22
      Beitrag Nr. 3.160 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.999 von Maraho am 02.04.09 19:15:25In Bezug.
      Im Original (Link unten) findet ihr dazu weiteres zum Anklicken.

      Nomen non est omen
      Heute: "Staatsverschuldung"
      Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

      "In verbindlichen Absprachen müssen auf allen Ebenen, Bund, Ländern und Kommunen, ausgeglichene Haushalte erreicht werden, damit die Staatsverschuldung über die Jahre dauerhaft und deutlich gesenkt werden kann."

      - Andre Stolz, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union am 29. März 2006 in einer Pressemitteilung -


      Der gute Roger vom Blog "Nebenbei bemerkt" hat schon öfters auf das diskursive Spiel mit der "Staatsverschuldung" hingewiesen. Bei wem der Staat wirklich verschuldet ist (zurzeit ca. 1500 Mrd. Euro) und wie viel die Gläubiger daran verdienen (im Jahre 2007 ganze 613 Millionen Euro Zinsen), wird öffentlich gern verschwiegen. Was genau ist also Staatsverschuldung und wie wird diese öffentlich instrumentalisiert?

      Grob zusammengefasst bedeutet "Staatsverschuldung", dass sich der Staat von Banken, Versicherungen und Firmen Milliarden Summen leiht. Damit die jeweiligen Regierungen in Deutschland diese horrenden Summen plus Zinsen zurückzahlen können, werden überall Kürzungen durchgesetzt. Die immer wiederkehrenden Argumente, man wolle eine "Haushaltskonsolidierung" (nicht euphemistisch: "Kürzungspolitik") vorantreiben und die "Staatsverschuldung abbauen" bedeutet indessen, eine riesige Umverteilungspolitik zugunsten der Vermögenden und Reichen. Schließlich kassieren diese Zinsen, Wertpapiere und Provisionen – also Rückzahlungen – durch ihre Kreditvergabe an den Staat. Die Regierungen wiederum holen sich das Geld über Steuern und Abgaben vom Steuerzahler.

      Um diese Gegebenheiten zusätzlich zu verschleiern, wird so getan als sei jeder Einzelne Bürger verschuldet. Die Konstruktion der "Pro-Kopf Verschuldung" ist hierbei ein beliebtes Mittel, um die Bürger in die Verantwortlichkeit mit ein zu beziehen. Dabei sind politische Fehlentscheidungen, wie z.B. die Politik der Wiedervereinigung Deutschlands, für die Misere der Verschuldung verantwortlich und nicht der einfache Bürger.

      Nur selbst wenn sich die Finanzmärkte eines Tages wieder normalisiert haben sollten – der Staat darf wohl noch einige Zeit fleißig an die Banken seine Schulden und Zinsen zurückzahlen. Vielmehr können diese Banken gar nicht daran interessiert sein, dass der Staat irgendwann schuldenfrei ist, denn dann verdienen sie nicht mehr an ihm. Ein Panorama-Beitrag von 2002 ( http://daserste.ndr.de/panorama/media/staatsverschultung100.…) geht sogar soweit, zu behaupten, dass Deutschland in Wahrheit den Banken gehöre.

      Quelle und weiterführend: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/04/nomen-non-est-om…

      So, ich mache jetzt erst einmal Pause ...
      Bis dann.
      27 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 13:20:18
      Beitrag Nr. 3.161 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.469 von Maraho am 10.04.09 13:13:22Der guten Ordnung wegen.
      Hier der Link zu der Seite des BdST e.V.. Dort ist oben in der Kopfzeile der aktuelle Stand zu finden.
      http://www.steuerzahlerbund.de/webcom/show_softlink.php/_c-3…
      27 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 13:24:52
      Beitrag Nr. 3.162 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.488 von Maraho am 10.04.09 13:20:18In diesem Zusammenhang noch eine Pressemitteilung!
      Passt aber so gar nicht in die "Optimismus-Offensive" ...

      Pressemitteilungen
      08.04.2009

      Ausgeweitete Abwrackprämie kostet jährlich 200 Millionen Euro Zinsen

      Bund der Steuerzahler appelliert an den Bundestag, die Ausweitung der Abwrackprämie zu stoppen

      Der Bund der Steuerzahler fordert den Deutschen Bundestag auf, die von der Bundesregierung geplante Ausweitung der Abwrackprämie nicht durchzuwinken. „5 Milliarden Euro Schulden für die wirtschaftspolitisch völlig verfehlte Abwrackprämie bedeuten für die Steuerzahler Zinslasten in der Größenordnung von 200 Millionen Euro jährlich. Eine Kreditaufnahme von 5 Milliarden Euro entspricht einem Schuldenzuwachs von rund 158 Euro in jeder Sekunde des Jahres 2009“, erläutert der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Dr. Karl Heinz Däke.

      Der Deutsche Bundestag sollte deshalb keine Sekunde zögern und die Erhöhung dieser Subvention von derzeit 1,5 Milliarden Euro auf 5 Milliarden Euro parlamentarisch verhindern.
      Das Grundproblem – die bestehenden Überkapazitäten im Autosektor – wird durch die Abwrackprämie nicht gelöst, sondern nur über den Wahltermin hinaus kaschiert. Umso länger Abwrackprämien gezahlt werden, umso dramatischer wird der Rückgang der Autonachfrage dann ausfallen.
      Gleichzeitig leiden andere Sektoren darunter, dass durch die Abwrackprämie Nachfrage in den Autosektor umgeleitet wird. Die Klagen des Einzelhandels, der Reeder und der Autowerkstätten belegen das.
      „Die Büchse der Pandora muss geschlossen werden. Im Namen der Millionen von Steuerzahlern gehört die Abwrackprämie abgewrackt. Alles andere wäre unverantwortlich“, fordert Däke.

      Quelle: http://www.steuerzahlerbund.de/webcom/show_article.php/_c-49…

      Da weiß man, was man hat!
      Bis dann ...
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 13:28:06
      Beitrag Nr. 3.163 ()
      Hallo Maraho,

      mal wieder ein herzliches Dankeschön! Wie schaffst Du es bloß, das alles zu lesen, denn dies ist ja schon eine Top-Auswahl - da musst Du ja noch weit aus mehr lesen und sichten?!

      Ich habe eben die Artikel von Jürgen Busche, Wolfram Weimer, den über Homann, von Mark Schieritz/Zeit und Georg Diez gelesen. Hervorragend! Aber mehr geht nicht, das ist eigentlich Gedankenstoff für eine Woche.

      Wobei sich interessanterweise der Artikel von Weimer im Cicero und der Artikel aus der "Welt" in Bezug auf die Einschätzung zur Entwicklung der Linken heftig widersprechen.

      Grüße und schöne Ostern!
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 13:28:42
      Beitrag Nr. 3.164 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.497 von Maraho am 10.04.09 13:24:52P.S.: Zu spät!
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 14:20:42
      Beitrag Nr. 3.165 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.544 von Groupier am 09.04.09 23:31:15Ich kann es nicht lassen.
      Diesen Text solltet ihr euch noch geben ...

      Wie schrieb Groupier treffend:
      Was stört kehren wir unter den Teppich.
      Und wenns ne Welle schlägt hauen wir´s platt oder so


      „Der Weg in die Hölle“

      Nach der kalten Jahreszeit erwacht sie nun wieder: die Natur. Die Tage werden länger und wärmer, Vögel zwitschern fröhlich und für die Hobbygärtner unter uns stellt sich erneut die Frage: Wie bekämpfe ich nur das sprießende Unkraut erfolgreich? Packe ich es an der Wurzel oder schütte ich einfach nur eine dicke Schicht frischer Erde darüber?

      Für die 20 Gipfel-Experten in London stellten sich im Bezug auf das Finanzsystem und Wirtschaft ähnliche Fragen, jedoch ließen diese nur – egal welche Fragen Mann oder Frau sich auch zu stellen bereit waren – zwei mögliche Antworten zu: Augen zu und weiter wie bisher? Oder, wie es Ludwig von Mises bereits 1922 formulierte, „durch eine freiwillige Abkehr von der weiteren Kredit- bzw. Schuldenexpansion die vollständige Katastrophe im betroffenen Währungssystem zu verhindern.“

      Die Antwort, die uns die wohlgelaunte G20-Politikerprominenz überbrachte, überraschte selbst kühnste Erwartungen. Sie einigten sich! Gezielt sollen nun die Symptome der Krise bekämpft werden!? Während der Hobbygärtner seinem Unkrautproblem mit einer mühsamen und qualvollen „Wurzelbehandlung“ zu Leibe rückt, entschied sich die Politik, über alles Schmerzende den Mantel des Schweigens und vor allem, den des Geldes zu legen.

      5.000.000.000.000 USD sollen bis Ende kommenden Jahres den Glauben in der Bevölkerung festigen, dass man weiter machen kann wie bisher. Welches Land auch bislang noch immer glaubte, sich durch einen „gepflegten Staatsbankrott“ aus den Reihen der Überschuldeten verabschieden zu können, muss sich nun durch den -zumindest auf dem Papier – finanzgestärkten IWF wiederbeleben lassen. The show must go on!

      Hedgefonds trifft es nun besonders hart – sie sollen überwacht werden. Aber bitte nur ein bisschen, denn vorrangig geht es dabei lediglich nur darum, zu erfahren, warum sie nicht als Krisenverursacher präsentiert werden konnten! „Nichts passiert
      in der Politik aus Zufall“ wurde einmal Winston Churchill zitiert – wie recht er doch behalten sollte! Ratinagenturen bekommen eine staatliche Beaufsichtigung – just in dem Moment, wo doch die Staaten für die Finanzierung des Bail-out-Wahnsinns ein
      Gütesiegel á la „AAA“ so dringend benötigen … und auch sichergestellt wissen möchten.

      Da aber Versicherungen, Pensions- und Hedgefonds selbst als stärkste Käufergruppe jetzt nicht mehr ausreichen, wird das
      letzte Tabu in der Geldpolitik – die direkte Staatsfinanzierung durch die Notenpresse – nun auch offiziell gebrochen. Und (un)glücklicherweise steht auch mit dem US-Notenbankchef Ben Bernake ein promovierter Experte mit Druckerpressen- Know-how („Unter einem Papiergeldsystem sollte eine Regierung […] immer in der Lage sein, höhere nominelle Ausgaben und Inflation zu erzeugen, selbst wenn der kurzfristige nominelle Zinssatz bei Null liegt.“ ) zur Verfügung.

      Seine lösungsorientierte Denkweise, etwa bei zu erwartenden Verteilungsproblemen auch Hubschrauber einsetzen zu wollen, wird seinen Amtsvorgänger und Mentor Alan Greenspan noch immer mit Stolz erfüllen.

      Dass nun insbesondere China, Besitzer von US-Staatsanleihen im Wert von 739,4 Mrd. USD, über dieses Ansinnen „not amused“ ist, versteht sich fast von selbst.
      Sollen doch gerade die Chinesen einen Teil, der dieses Jahr geschätzt 2 Billionen USD an noch auf den Markt drängenden US-Staatsanleihen übernehmen, während sich die FED dann gezielt um die eingebaute Verlustgarantie ihrer „AAA“-Wertpapiere kümmern kann.

      Ist es aber gerade diese „AAA“-Sicherheit, die einigen als zu riskant erscheint? Der Markt jedenfalls nimmt schon am Vorabend der großen Staatsanleihenflut jene nur noch zögerlich ab. Nach Deutschland in Dezember 2008 durfte nun auch der englische Schatzmeister diese Erfahrung machen und wird damit sicher nicht der Letzte seiner Zunft gewesen sein. Die Meinung von Jean-Claude Trichet, EZBPräsident, dass derzeit keine Wirtschaftstheorie (kennt er etwa die österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre nicht?) und kein Modell geeignet ist, die künftige Entwicklung vorherzusagen, ist dem Ganzen auch nicht gerade dienlich, denn wenn die Käufer ausbleiben, dann …

      Dennoch wollen die „denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun“-G20 Politiker und die sie umgebenden Experten, die allesamt die Krise nicht haben kommen sehen, weitere 5 Billionen USD diesem System zuzuführen. Möglicherweise ist es aber genau diese Kapitalsp(r itze, die den 86.086,7 Mrd. USD (per 30.06.2008) schweren und damit das Weltsozialprodukt um etwa das 1,54fache übersteigenden Bondsballon zum Platzen bringen wird. In nur 20 Jahren hatte sich dieser um 466% ausgedehnt – als eine logische Folge des Papiergeldsystems ohne Schuldenlimitierung, wie es die Politik seit den 70ern favorisiert. Nur vergaßen sie bis heute den Gläubigern mitzuteilen, dass ein exponentiell wachsender Schuldenberg nicht einmal theoretisch – da es keine im selben Tempo exponentiell wachsende Wirtschaft geben kann – begründbar ist. Insofern hat Charles Ponzi, Erfinder des Schneeballsystems, nun würdige Nachfolger gefunden. Der Erste, der aufflog, Bernard L. Madorff, war gemessen an dem heute gültigem Standard, nur noch in Billionenbeträgen denken zu müssen, ein kleiner Fisch unter all den Gauklern, allerdings mit der Fähigkeit, 50 Milliarden USD auf der Grundlage von … Nichts einsammeln zu können. Perfekte Täuschung ist eben alles.

      Apropos perfekte Täuschung. Der Plan des amerikanischen Finanzministers, toxische Wertpapiere mit der Verlustübernahmegarantie durch den Steuerzahler als Jackpot unter den schon Schlange stehenden institutionellen Anlegern verteilen zu wollen, sorgt nicht nur unter Hedgefonds für hektische Regsamkeit, nein auch unter den mit Steuergeld geretteten US Instituten, die sich dann gegenseitig gewinnmaximierend faule Papiere hin- und herschieben könnten.
      Die anfängliche Befürchtung des Finanzsektors, dass die Obama-Administration deren Treiben Einhalt gebieten könnte, hat sich schon nach der großzügigen „Beteiligung“ an den 130 Mio. USD (!) teuren Amtseinführungsfeierkosten in den ersten Tagen als unbegründet erwiesen. Während sich der US-Präsident nun auf seiner Europa-Tournee heilig sprechen … feiern lässt, schwirrten an der Wall Street die Champagnerkorken durch die Luft. Ab sofort können die US-Banken ihren Gefühlen wieder freien Lauf lassen, denn Bilanzschmerzen hat nur noch der, der sie auch haben möchte. „Toxischen“ Wertpapieren dürfen Banken nun wieder den Wert beimessen, den sie, und nur sie, für sinnvoll halten. Endlich!

      Bei so viel Transparenz und Entschlossenheit, die Ursachen der Krise nicht anpacken zu wollen und schlussendlich gar Bilanzregeln in eine Farce zu verwandeln, können auch wir nur dem tschechischen EU-Ratspräsidenten Mirek Topolanek beipflichten.

      Zu den ausufernden Finanzspritzen und dem Ruf nach Protektionismus sagte er vor völlig erschrockenen EU-Abgeordneten: „All diese Schritte in Kombination und was noch schlimmer ist: Die Initiative für ihre permanente Verankerung sind der Weg in die Hölle.“

      Quelle: http://www.mack-weise.de/aktuell.html
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 14:43:09
      Beitrag Nr. 3.166 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.488 von Maraho am 10.04.09 13:20:18Es nimmt kein Ende.
      Klar, das wird ausgenutzt. Die Bürger sind mit Freizeitvergnügen beschäftigt ...

      Der Steinbrück muß ja sehr vermögend sein ... ;)


      STAATLICHES RETTUNGSPROGRAMM
      Steinbrück will für Bad Banks bürgen

      Deutschlands Banken sollen ihre faulen Wertpapiere in eigene Bad Banks ausgliedern. Nach SPIEGEL-Informationen will Finanzminister Steinbrück dafür staatliche Bürgschaften bereitstellen. Es geht um 200 Milliarden Euro.


      Hamburg - Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) will angeschlagene Banken nun doch mit Hilfe von Staatsgeld von ihren faulen Wertpapieren befreien. Dazu wird nach SPIEGEL-Informationen der Sonderfonds Finanzmarkstabilisierung (Soffin) 200 Milliarden Euro aus seinem Bürgschaftsprogramm bereitstellen.

      Dem Plan zufolge soll jedes betroffene Kreditinstitut seine wertgeminderten Anlagen in eine eigene Bad Bank ausgliedern. Die verbleibenden Teile der Bank brauchen so keine Abschreibungen und daraus resultierende Verluste mehr zu fürchten; sie könnten sich wieder der Kreditvergabe widmen.

      Weil die Bad Banks nicht als Kreditinstitute geführt werden, gelten für sie andere Bilanzregeln. Sie dürfen die faulen Papiere bis zu deren Fälligkeit zum Buchwert führen, was sie von dem Zwang befreit, die Anlagen auf den niedrigeren Marktwert abzuschreiben.

      Sollten die Papiere am Ende der Laufzeit weniger wert sein als in den Büchern steht, trägt der Soffin den Verlust. Experten des Finanzministeriums rechnen damit, dass allenfalls drei oder vier private Banken auf die Lösung zurückgreifen.

      Nach SPIEGEL-Informationen hat Steinbrück das Konzept Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schon vorgelegt. Die Regierungschefin hatte sich vor wenigen Tagen für eine "faire Lastenteilung" bei der Entsorgung giftiger Wertpapiere ausgesprochen. Es müsse darauf geachtet werden, dass im Sinne der Gerechtigkeit die schlechten Risiken nicht beim Steuerzahler landen und privat agierende Banken am Ende die guten Chancen haben, sagte Merkel auf einer Veranstaltung des Bankenverbandes.

      Mit Blick auf die Staatshilfen forderte Merkel die Banken damals auf, nach Überwindung der Krise "einen Teil des Guten wieder an den Steuerzahler" abzugeben. Den versammelten Finanzmanagern hielt sie vor: "Seien Sie nicht so empfindlich, wenn Sie kritisiert werden."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618512,00.html …
      27 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 14:47:25
      Beitrag Nr. 3.167 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.500 von kevine1 am 10.04.09 13:28:06Hallo kevine,

      Wie schaffst Du es bloß, das alles zu lesen, ...

      Ich lese einfach quer ... . Und jenes, was auch mich interessiert, sehr genau!

      Danke auch an Dich für Deine Anwesenheit! ;)

      Frohe Ostern wünscht Dir
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 14:57:21
      Beitrag Nr. 3.168 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.634 von Maraho am 10.04.09 14:43:09Hierzu ein Kommentar aus der Schweiz ...

      Steinbrück nun doch für Bad Bank
      Freitag, 10. April 2009

      Einem Pressebericht zufolge soll sich der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück nun doch für die Schaffung einer Bad Bank ausgesprochen haben. Dazu werde der staatliche Sonderfonds Finanzmarkstabilisierung (SoFFin) 200 Mrd EUR aus seinem Bürgschaftsprogramm bereitstellen, berichtete das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Ein Sprecher des Finanzministeriums wollte am Freitag den Bericht nicht kommentieren.

      Dem Magazin zufolge soll jedes betroffene Kreditinstitut seine wertgeminderten Anlagen in eine eigene Bad Bank ausgliedern. Die verbleibenden Teile der Bank müssten so keine Abschreibungen und daraus resultierende Verluste mehr fürchten und könnten sich wieder der Kreditvergabe widmen.

      Das sind Good News für die Finanzinstitute. Sie brauchen für die Fehler der Vergangenheit nicht mehr Rechenschaft abzulegen.

      Weil die Bad Banks laut dem Blatt nicht als Kreditinstitute geführt werden, gelten für sie andere Bilanzregeln. Sie dürften die faulen Papiere bis zu deren Fälligkeit zum Buchwert führen, was sie von dem Zwang befreie, die Anlagen auf den niedrigeren Marktwert abzuschreiben. Sollten die Papiere am Ende der Laufzeit weniger wert sein als in den Büchern steht, trägt der SoFFin den Verlust.

      Das sind Bad News für die Steuerzahler. Dank einem Bilanztrick führt diese Massnahme erst bei Verfall der Wertschriften zu einer Neuverschuldung des Staates. Es ist der übliche Trick durch Verschleierung das wahre Desaster nicht transparent zu machen.

      In der Vergangenheit hatte sich Steinbrück stets gegen eine zentralisierte "Bad Bank", die faule Wertpapiere übernimmt, ausgesprochen.

      Die Werthaltigkeit politischer Aussagen sinkt parallel zu den Subprime-Anleihen. Die Kosten für beide trägt der Steuerzahler.

      Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/steinbrueck-…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 15:13:05
      Beitrag Nr. 3.169 ()
      Frohe Ostern für die Mitarbeiter?

      Keine Hilfe in Sicht
      Woolworth Deutschland vor der Insolvenz
      Von Sören Jensen

      Der Kaufhauskette Woolworth Deutschland geht das Geld aus. Eilen Gesellschafter und Eigentümer dem Unternehmen nicht zur Hilfe, soll nach Informationen von manager-magazin.de noch am Osterwochenende der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt eingereicht werden. Tausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.


      Hamburg - Die vor eineinhalb Jahren an den britischen Finanzinvestor Argyll Partners verkaufte Billigwarenhauskette DWW Woolworth Deutschland GmbH & Co. KG steht nach Informationen von manager-magazin.de vor der Insolvenz.

      Trotz umfangreicher Kostensenkungsmaßnahmen ist angeblich keine ausreichende Liquidität mehr gesichert. Wenn nicht noch im letzten Moment Hilfe kommt, etwa vom Gesellschafter Argyll oder vom Eigentümer eines großen Teils der Woolworth-Filialen, dem Finanzinvestor Cerberus, soll möglicherweise noch am Osterwochenende der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt eingereicht werden. Der zuständige Richter ist bereits am vergangenen Mittwoch vorab informiert worden. Woolworth beschäftigt in 322 Filialen in Deutschland und Österreich rund 11.000 Mitarbeiter.

      Gesellschafter Argyll hatte unmittelbar nach der Woolworth-Übernahme die etwa 110 bis dahin im Eigentum der Warenhauskette befindlichen Filialen an Cerberus verkauft. Als Vermieter und Großgläubiger von Woolworth hat Cerberus großes Interesse an der Fortführung der Einzelhandelsfirma.

      Ende März hatte der erst zum 1. März 2009 angetretene Vorsitzende der Geschäftsführung, Stefan Rohrer (39), sein Amt niedergelegt - offenbar, weil ihn der Gesellschafter Argyll vor seiner Bestellung im Unklaren über die tatsächliche wirtschaftliche Situation des Unternehmens gelassen hatte. Rohrers Vorgänger Robert Brech (52) hatte Woolworth Anfang März verlassen. Einziger verbliebener Geschäftsführer ist derzeit Finanzchef Dieter Stukenbrok, dem nun der Gang zum Insolvenzgericht obliegt.

      Stukenbrok gab am Karfreitag gegenüber manager- magazin.de folgende Stellungnahme ab: "Ich halte die Veröffentlichung einer solchen Meldung für geschäftsschaädigend und destabilisierend für die Gesellschaft. Bis zum heutigen Tage ist kein Insolvenzantrag gestellt worden."

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 15:26:18
      Beitrag Nr. 3.170 ()
      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 17:06:20
      Beitrag Nr. 3.171 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.726.396 von Maraho am 09.03.09 05:53:06Hier weiteres zur CoBa ...

      Stellenabbau
      Commerzbank lobt "Sprinterprämie" aus

      Die Commerzbank steht vor gewaltigen Umwälzungen. Das Institut wird sich auf Druck der EU wohl von Beteiligungen trennen müssen. Zugleich sollen nach der Übernahme der Dresdner Bank mehr als 30.000 Mitarbeiter einen neuen Job im Konzern erhalten. Wer schnell freiwillig geht, werde mit einer "Sprinterprämie" belohnt, heißt es.


      Hamburg - Commerzbank-Chef Martin Blessing drängt bei der Übernahme der Dresdner Bank aufs Tempo. "Über die Hälfte der insgesamt 60.000 Mitarbeiter der beiden Banken werden am Schluss auf einem anderen Arbeitsplatz sitzen, auch wenn sie oft am gleichen Ort die gleiche Arbeit machen", sagte Arno Walter, der Organisationschef der Commerzbank , dem SPIEGEL.

      In den nächsten Wochen können sich einige tausend Mitarbeiter um etwa 900 Stellen der dritten und vierten Führungsebene in der Frankfurter Konzernzentrale bewerben. Insgesamt sollen durch den Wegfall der Konzernzentrale der Dresdner Bank 2200 Stellen allein in Frankfurt wegfallen.

      Wer schnell freiwillig ausscheidet, werde mit einer "Sprinterprämie" von drei Monatsgehältern belohnt. Wer in Altersteilzeit gehen will, müsse sich bis Ende Juli entscheiden. Wer mindestens zehn Jahre dabei ist, dürfe mit einer Abfindung gehen, berichtet das Nachrichtenmagazin.

      Insgesamt wolle die Bank bis 2012 ein Drittel der bisher im Großraum Frankfurt genutzten 800.000 Quadratmeter Bürofläche räumen. Einzig die 4300 Computerspezialisten beider Banken würden von Kündigungen verschont. Sie sollen mit 1000 externen IT-Beratern die Migration der Dresdner-Bank-Systeme auf die Computer der Commerzbank gewährleisten. Dem Magazin zufolge veranschlagt die Bank dafür Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro.

      Trennung von Immobilienfinanzierer Eurohypo möglich

      Erst in dieser Woche war bekannt geworden, dass die Commerzbank bereit ist, sich von Konzernteilen zu trennen, um von der Europäischen Kommission grünes Licht für die milliardenschwere Kapitalspritze des Bundes zu erhalten. Ein entsprechendes Angebot habe die Bank der EU-Kommission unterbreitet, berichtete das "Handelsblatt". Dabei wird offenbar auch eine Abspaltung des Immobilienfinanzierers Eurohypo und des gesamten Osteuropa-Geschäfts diskutiert.

      Hintergrund ist die Frage, ob die zweite Tranche des insgesamt 18,2 Milliarden Euro schweren staatlichen Rettungspakets von der EU-Kommission genehmigt werden muss. Die Wettbewerbshüter neigen dazu, die Zehn-Milliarden-Euro-Hilfe, mit der der Bund rund ein Viertel der Commerzbank-Anteile erwirbt, als Beihilfe zu werten. Nach EU-Recht können grundsätzlich nicht zwei Mal hintereinander Rettungsbeihilfen ohne Umstrukturierungen des Unternehmens gewährt werden. Berlin sieht dagegen auch die zehn Milliarden Euro von der generellen EU-Genehmigung für den Rettungsfonds Soffin gedeckt.

      EU-Wettbewerbskommissarin dringt auf Bilanzverkürzung

      EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte dagegen betont, dass sie von jenen Banken, deren Geschäftsmodell aktuell als nicht nachhaltig betrachtet werde, deutliche Bilanzverkürzungen fordere. Mit einer Abspaltung des Immobilienfinanzierers Eurohypo würde sich die Bilanzsumme der Commerzbank gemessen an dem neuen Institut - also inklusive Dresdner - um gut ein Viertel verringern. Zudem würde sich der Dax-Konzern Risiken ersparen: Die Eurohypo selbst hatte bei ihrer Bilanzvorlage Ende März darauf hingewiesen, sie stufe vor allem die Risiken bei gewerblichen Immobilienkrediten als "sehr kritisch" ein. In der Staatsfinanzierung geht die Eurohypo für 2009 von einem "negativen Ergebnisbeitrag" aus. 2008 schrieb die Eurohypo tiefrote Zahlen: Am Ende standen rund 1,4 Milliarden Euro Vorsteuerverlust.

      manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,618…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 17:44:17
      Beitrag Nr. 3.172 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.277 von Maraho am 06.04.09 13:35:35In Bezug.
      Einer muß den Schwindel ja bezahlen ...
      Unten gibt es nichts zu holen und von denen "da oben" müssen wir nicht sprechen ...

      Finanzkrise
      Die Enteignung der Mittelschicht

      Mark Böschen (Frankfurt), Dieter Schnaas (Berlin), Yvonne Esterhazy (London), Andreas Henry (New York), Matthias Kamp (Peking), Hauke Reimer (Frankfurt)

      Crash, Niedrigzinsen, Schuldenfalle: wie die Krise Vermögen und Vorsorge der Mittelschicht zerlegt.

      Am ersten Apriltag, als die britische Mittelklasse die Bank von England belagert, strahlen die hellen Sandsteinsäulen der 1694 gegründeten „Old Lady“ im gleißenden Sonnenlicht. Tausende Demonstranten versammeln sich auf der Threadneedle Street, rund um die Bank und die alte Londoner Börse, getrieben von der Wut auf die Krise, das Geld und die Gier – und von der Angst um die eigene Zukunft.

      Es sind längst nicht nur vermummte Antikapitalismus-Aktivisten, die am Rande des G20-Gipfels demonstrieren; die globale Rezession treibt auch brave Steuerzahler aus der Mittelschicht auf die Straße. „Ich habe genug von Bankern, die sich selbst bereichert haben“, sagt die 64-jährige Christine Hickey aus dem Londoner Vorort Sutton. „Leute verlieren ihre Jobs und ihr Heim, mir reicht es einfach.“ Die für den Schlamassel verantwortlichen Manager sollten einen Teil ihrer Einnahmen an die Gemeinschaft zurückgeben, fordert Caroline Carter, eine 49-jährige Finanzberaterin aus der südenglischen Grafschaft Surrey. Andere denken bereits an ihre verdüsterte Zukunft: „Für jeden Job, um den ich mich bewerbe, konkurriere ich mit 150 anderen“, sagt der 35-jährige Londoner Nathan Dean, und: „Ich musste mich zum ersten Mal in meinem Leben arbeitslos melden.“ Nathan kann jetzt weder Geld zurücklegen noch Pensionsansprüche aufbauen. Und Nathan weiß, dass er und seine Generation die Unsummen werden bezahlen müssen, die jetzt zur Rettung der Banken ins Finanzsystem gepumpt werden.

      Großdemos gegen Krisenverursacher

      Bei Anlegern und Steuerzahlern wachsen Wut und Zukunftsangst – auch in Deutschland. In Bielefeld, Mainz und Hamburg gingen Anleger auf die Straße, die ihre Altersvorsorge mit Zertifikaten der insolventen Lehman Brothers verloren haben. In Berlin protestierten Ende März mehr als 20.000 unter dem Motto „Wir zahlen nicht für Eure Krise“, in Frankfurt waren es mehr als 12.000, die eine schweigende Mehrheit repräsentierten. Denn von der Krise getroffen wird vor allem die Mittelschicht, zu der Haushalte mit einem Netto-Jahreseinkommen zwischen 35.000 und 70.000 Euro zählen. Die Durchschnittsverdiener sind besonders stark durch Steuern belastet. Der deutsche Spitzensteuersatz von rund 42 Prozent greift eben nicht nur bei Spitzenverdienern, sondern schon ab einem zu versteuernden Einkommen von gut 52.000 Euro (demnächst 60.000 Euro). In einer Studie der Beratungsgesellschaft Mercer landete Deutschland wegen der hohen Steuerlast für mittlere Einkommen auf dem viertletzten von 32 Plätzen. Die mittleren Einkommen schmerzt die hohe Belastung besonders. Und der Schmerz dürfte angesichts explodierender Staatsausgaben im Zuge der globalen Finanzmarktrettung noch größer werden. Zumal der Crash auch die Altersvorsorge zerlegt. Das Finanzvermögen der europäischen Haushalte ist allein im dritten Jahresviertel 2008 um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen, so die Statistikbehörde Eurostat. Tendenz fallend. Besonders betroffen: die arbeitende Mittelschicht, die – wie vom Staat befohlen – einen Teil ihres sauer verdienten Geldes auf die hohe Kante legt.

      Hinzu kommt die Angst vor dem Jobverlust: Die OECD erwartet, dass im kommenden Jahr mehr als fünf Millionen Deutsche arbeitslos sein werden. Seit der Reform des Arbeitslosengeldes (Hartz IV) zum Januar 2005 droht nach nur einem Jahr Arbeitslosigkeit der Absturz auf das Existenzminimum. Die Angst davor ist selbst im bei Frankfurt gelegenen Bad Homburg, einer der reichsten Städte Deutschlands, zu spüren. Hier werden bereits wöchentlich 700 Menschen mit kostenlosem Essen versorgt, berichtet Alexander Dietz, Referent bei der Evangelischen Kirche. „Viele, denen es gut ging, leben jetzt in Armut, auch hier im Hochtaunuskreis“, sagt er. „Die Krise wird dazu führen, dass mehr Leute aus der Mittelschicht arbeitslos werden und bald von Sozialleistungen leben müssen.“

      US-Bürger wurden jahrelang getäuscht

      Eine Ahnung von dem, was noch kommen könnte, vermitteln die USA. Deren Bürger haben nicht wie die Deutschen die Erfahrung schleichender Einbußen gemacht, mit stagnierenden Reallöhnen, gestrichenen Feiertagen, Rente mit 67 oder Praxisgebühr. Für sie bringt die Finanzkrise die abrupte Umwertung aller Werte. Jahrelang wurden die Amerikaner über ihre wirtschaftlich fragile Lage hinweggetäuscht, zum Ratenkauf und zu immer wieder neuen Hypotheken selbst auf marode Bruchbuden ermuntert. So wurden sie Opfer einer Politik, die im Namen der Selbstverantwortung ein Eigenheim für alle versprach und sich über zunehmend billiges Geld der Notenbanken freute.

      Reich gemacht hat dieses System vor allem die Banken. Ihr Anteil an den US-Unternehmensgewinnen stieg von unter zehn Prozent 1980 auf mehr als 40 Prozent zum Höhepunkt des Finanzbooms. 2007 strichen Angestellte im Finanzsektor fast doppelt so viel ein wie in anderen Branchen. „Die Finanzbranche hat unsere Regierung gekapert“, sagt Simon Johnson, ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds: „Die Erholung wird scheitern, wenn wir nicht die Finanzoligarchie aufbrechen, die grundlegende Reformen blockiert.“ Danach sieht es nicht aus. Finanzminister Timothy Geithner etwa segnete im US-Notenbankrat die Niedrigzinspolitik von Fed-Chef Alan Greenspan ab, Obama-Berater Lawrence Summers blockierte schon 1998 neue Finanzmarktregeln.

      Weiten Teilen der Finanzelite geht es noch immer prächtig. Die Mittelschicht zahlt dagegen weltweit für die Folgen der Exzesse. Sie, die sich reich und sicher wähnte, steht plötzlich nackt da; hat weder Haus noch Vermögen und schon gar keine sichere Rente.

      Der soziale Abstieg kann aus heiterem Himmel kommen. So wie bei Carol. Die 35-Jährige hat mehr als drei Jahre in einer New Yorker Event-Agentur gearbeitet, davor in der Modebranche. In den besten Jahren machte die Single-Frau bis zu 90.000 Dollar pro Jahr. Sie ging aus, leistete sich Luxusurlaube auf den Bahamas, verwöhnte sich mit teuren Schuhen. 2002 kaufte sie in der Finanzmeile ein Apartment, dessen Wert schnell stieg. Ein Freund überredete sie 2005 zum Kauf einer weiteren Immobilie: in Florida und auf Kredit. Heute ist sie nur noch die Hälfte wert. 150.000 Dollar Nettovermögen haben sich binnen drei Jahren in Schulden verwandelt. Im Januar verlor Carol ihren Job, Reserven hat sie keine. Den Kredit für das Florida-Apartment bedient sie schon nicht mehr, die Zinsen für die New Yorker Wohnung zahlte sie zuletzt mit einer ihrer Kreditkarten. Wenn ich nicht schnell einen neuen Job finde“, sagt sie, „werde ich wegziehen müssen.“ So wie Carol zahlt die US-Mittelschicht für ihre Teilnahme an einem System, das steigenden Wohlstand versprach – unter der Annahme, dass sich das Geld an der Wall Street und der Wert der eigenen Immobilie von selbst vermehren würden.

      Die Finanzkrise offenbart das Grundproblem der gesättigten Volkswirtschaften, allen voran der USA: Sie können ihr Wachstums- und Wohlstandsversprechen nicht mehr aufrechterhalten. Kein Kapital kann dreimal so schnell wachsen wie die Wirtschaft, auf die es verwiesen ist. Die angehäuften Staatsschulden zeigen, wohin die Reise geht: Spätestens unsere Kinder werden harten Einschränkungen unterworfen sein – weil die Eltern über ihre Verhältnisse leben.

      Die Mittelschicht wird deshalb zwangsläufig der Lastesel der Wohlstandsgesellschaft bleiben: Die zunehmend vielen Niedriglöhner sind von Steuern befreit – und die wenigen Superreichen setzen entweder ihre Reichtümer oder sich selbst ab. Die arbeitende und ausreichend bis gut verdienende Mitte hingegen wird von Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen in die Zange genommen: Sie muss lernen, für die Maßlosigkeit ihrer Vorfahren zu büßen, nur noch mit niedrigen Renditen zu rechnen, weiter für den Sozialstaat aufzukommen und für sich und andere vorzusorgen.

      Das aber wird immer schwieriger.

      Ob US-Immobilie, Aktien oder Sparkonto – alle Elemente der Vermögensbildung leiden unter der Krise, überall wachsen die Risiken. Anleger Sven Frotscher aus Halle bleibt dennoch standhaft: Nur zwölfmal im Jahr, so hat er es sich selbst auferlegt, schaut er auf die Wertentwicklung seines Fonds-Depots. Der selbstständige Buchautor befürchtet, dass er sonst die Nerven verlieren und seine Anlagestrategie über den Haufen werfen könnte. Frotscher spart 20 Prozent des Haushaltseinkommens – „per Dauerauftrag direkt nach Gehaltseingang“. Die Hälfte steckt er in Festgeld, den Rest über Mischfonds in Aktien, Renten und Rohstoffe. Mehr als 100.000 Euro haben er und seine Frau, eine Lehrerin, in 20 Jahren angespart – und noch dazu den beiden Söhnen das Studium finanziert.

      Lebensversicherer sind erheblich betroffen

      Der 47-Jährige sieht sein Vermögen noch in der Aufbauphase – und weiß, wofür er spart: „Ab dem Jahr 2025 möchte ich weniger arbeiten“, sagt Frotscher, der (freiwillig) in die staatliche Rentenkasse einzahlt. Das sei der „Angst-Teil“ seiner Altersvorsorge. Die bessere Rendite aber erhofft Frotscher sich von dem „Gier-Teil“: Auf Sicht von 20 bis 25 Jahren sollten seine Mischfonds 7 bis 15 Prozent Rendite bringen. Die Finanzkrise hat die Renditeerwartung des Hallensers nun gewaltig durchkreuzt. „Voriges Jahr hatten wir 19 Prozent Minus“, sagt er. Setzt sich die Erosion fort, wird er seinen Teil-Ruhestand wohl deutlich nach hinten verschieben müssen.

      Noch gut da steht seine Lebensversicherung, die er kurz nach der Wende abgeschlossen hat – mit einem Garantiezins von vier Prozent. „Solche Altverträge sind echte Schätzchen“, sagt Joachim Geiberger, Chef des Analysehauses Morgen & Morgen. „Heute gibt es nur noch 2,25 Prozent.“

      Die Lebensversicherer seien als größte Investoren am deutschen Kapitalmarkt „in erheblichem Ausmaß von der internationalen Finanzmarktkrise betroffen“, warnt Analyst Tim Ockenga von der Ratingagentur Fitch. Vor zehn Jahren waren die von ihnen verdienten Renditen noch doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Hauptgrund für die aktuelle Schwäche sind die niedrigen Zinsen, mit denen Notenbanken die Wirtschaft stimulieren wollen.

      Viele Versicherer haben Reserven schon aufgebraucht

      Drei Viertel ihres Kapitals haben Lebensversicherer, auf die die Deutschen mit 97 Millionen Verträge hoffen, in festverzinslichen Anlagen gebunkert. Für zehnjährige Bundesanleihen gibt es noch drei Prozent Zinsen. Sollten die Zinsen länger auf dem jetzigen Niveau bleiben, sei für die Lebensversicherten deutlich weniger drin als heute, warnt Ockenga. Viele Versicherer hätten ihre Reserven schon aufgebraucht.

      Bereits jetzt muss die Branche kämpfen. Um mehr Rendite erwirtschaften und versprechen zu können als mit sicheren Staatsanleihen, schaufelten die Versicherer Geld in die Banken. Laut Finanzaufsicht BaFin hielten Lebensversicherer Ende 2008 rund 162 Milliarden Euro in „Pfandbriefen, Kommunalobligationen und anderen Schuldverschreibungen von Banken“ – fast ein Viertel ihrer Anlagen von insgesamt knapp 700 Milliarden. Hinzu kommen 108 Milliarden in Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen, praktisch nicht öffentlich handelbare Kredite an Banken und Unternehmen. Die deutschen Lebensversicherer seien viel stärker bei Finanzinstituten engagiert als die Rivalen weltweit, warnen die Fitch-Analysten. Sollten die an Banken vergebenen Gelder „nicht zurückgezahlt werden, werden Versicherer die nächsten Opfer der Krise“, sagt Ad van Tiggelen, Chefstratege von ING Investment Management.

      Sicher: Massenhaft Schieflagen wie bei den Banken gab es bei Versicherern bisher nicht. Die gravierende Ausnahme bildet der einstige Assekuranz-Weltmarktführer AIG, der seine tödlichen Geschäfte mit Kreditausfall-Derivaten (Credit Default Swaps, CDS) weitgehend jenseits des klassischen Versicherungsgeschäfts betrieb – und daran zugrunde ging.

      So lange Versicherer neue Kunden gewinnen und Prämieneinnahmen steigern, können sie Krisen aussitzen – und darauf warten, dass ihre Papiere wieder bessere Preise sehen. Gefahr droht, wenn diese Preise nicht mehr wiederkommen, Wirtschaftsprüfer nicht mehr warten wollen und die Papiere abgeschrieben werden müssen – oder wenn schlechte Nachrichten dafür sorgen, dass Neukunden abgeschreckt werden, Altkunden ihre Verträge kündigen – und der Zufluss neuer Gelder stockt.

      Dass Versicherer nicht, so wie viele Banken und Fonds, für das berühmte „Bisschen mehr Rendite“ empfänglich gewesen sein sollen, die komplexe Derivate wie verbriefte Kredite (ABS) versprachen, fällt schwer zu glauben. „Wir haben doch die ganze Zeit nichts anderes gemacht, als derivative Produkte für Versicherer gebaut“, berichtet ein Londoner Banker. Waren die Versicherungsmanager alle schlauer als Banker? In der vergangenen Krise waren sie es nicht. Im Boom während der Jahrtausendwende hoben Versicherer ihre Aktienquoten drastisch an und verkauften 2003 – zu Tiefstpreisen.

      In einer Umfrage im Dezember unter 403 Brancheninsidern sagten nur vier Prozent der Befragten, dass die Assekuranz gut auf die Herausforderungen der Finanzkrise vorbereitet sei. Das Londoner Centre for the Study of Financial Innovation nannte dieses Ergebnis „furchteinflößend“.

      Der Einbruch der Zinsen trifft die sparende Mittelschicht gleich doppelt: bei den Lebensversicherungen und bei Tages- und Festgeldkonten. Der Bar-Anteil des Finanzvermögens der Deutschen liegt mittlerweile bei 36 Prozent. Gab es für private Einlagen in Deutschland im Vorjahr 4,5 Prozent, sind es aktuell im Schnitt nur noch 2,6 Prozent.

      Geldentwertung dürfte am Ersparten knabbern

      Zudem dürfte bald die Geldentwertung am Ersparten knabbern: Weil die Notenbanken Geld ohne Ende drucken, droht eine eilig trabende Inflation, sobald die Wirtschaft wieder anspringt. Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, erwartet ab 2010 eine Teuerungsrate von fünf bis zehn Prozent.

      Anleger Sven Frotscher teilt die Sorge – und setzt deshalb auf Aktien: „Firmen zu gründen und Anteile herauszugeben ist schwieriger, als Geld zu drucken“, sagt er.

      „Langfristig sind Aktien die überlegene Anlageklasse.“ Dieses Mantra beteten Finanztheoretiker jahrzehntelang. Inzwischen fragt man sich, wie lang denn langfristig ist. Nicht einmal ein halbes Jahrhundert reicht als Garantie für eine anständige Börsen-Rendite: Der US-Leitindex Dow Jones wird inflationsbereinigt heute nicht wesentlich höher notiert als Mitte der Sechzigerjahre. Das nährt beim größten Aktien-Fan die Zweifel. Geschwunden ist auch die Hoffnung, den Tücken der Börse mithilfe eines Fondsmanagers entgehen zu können. Wer seit zehn Jahren monatlich in einen Aktienfonds einzahlte, verlor pro Jahr durchschnittlich acht Prozent. Sogar für die vergangenen 20 Jahre liegen europäische Aktien-Sparpläne im Minus. Sie haben nicht die Anleger, sondern nur die Fondsgesellschaften reich gemacht, die für die Vermittlung der Einbußen üppige Gebühren kassierten.

      Analysten trommeln für mehr Renten-Vorsorge

      Angesichts der Verluste mit aktienbasierter Altersversorgung wird so mancher froh sein, dass es noch eine staatliche Rentenversicherung gibt. Auch wenn deren Entwicklung alles andere als beeindruckend ist: Seit 2002 stieg die gesetzliche Rente um durchschnittlich 0,8 Prozent.

      Aber, aber: Selbst jemand, der 45 Jahre lang einzahlt und die gesamte Zeit über das Durchschnittseinkommen von derzeit rund 30.000 Euro verdient, bekommt 2030 weniger als 41 Prozent seines Bruttolohns als Rente, schätzen Analysten aus dem Allianz-Konzern – und trommeln für mehr Vorsorge. Ursache ist das deutsche Umlagesystem: Wer heute arbeitet, zahlt für die heutigen Rentner. Und weil die Menschen immer älter werden, müssen immer weniger Angestellte für immer mehr Leistungsberechtigte zahlen: „Heute kommen 100 Beitragszahler für 58 Rentner auf, 2050 werden es 72 Rentner sein“, sagt Jürgen Stanowsky von Dresdner Economic Research.

      Trotzdem räumen selbst erklärte Kritiker des Sozialstaats wie der Berliner Historiker und Mittelschichts-Forscher Paul Nolte ein, dass „der beste Sozialstaat derjenige ist, der die Risiken der Rentenvorsorge streut und Formen der Absicherung verteilt“. Nolte hält den deutschen Renten-Dreiklang aus staatlichem Umlagesystem, Privatsparplan und betrieblicher Altersvorsorge für das beste Modell, den Wohlstand der Mittelschicht dauerhaft zu sichern.

      Verluste bei Aktienfonds, schwache Renditeaussichten bei Lebensversicherungen und eine schmale Staatsrente bieten aber immer noch keinen Grund zum Jubel. Vermag also zumindest die Betriebsrente die Lücke zum letzten Erwerbseinkommen zu schließen?

      Wohl kaum. Ansprüche aus Betriebsrenten und Versorgungswerken machen hierzulande nur sechs Prozent des Finanzvermögens der privaten Haushalte aus – insgesamt 262 Milliarden Euro. Und die Pensionskassen der Unternehmen leiden unter demselben Problem wie die Lebensversicherer: niedrige Zinsen.

      Laut Unternehmensberatung Towers Perrin haben die Pensionsfonds der Dax-Unternehmen 2008 knapp 13 Milliarden Euro am Kapitalmarkt verloren, ihr Vermögen schrumpfte auf 125 Milliarden Euro. Dem stehen Pensionsverpflichtungen von 191 Milliarden Euro gegenüber. Die Differenz von rund einem Drittel müssen die Unternehmen verdienen. Die Lücke ist dreimal so hoch wie die Summe der gesamten Gewinne der Dax-Konzerne im Geschäftsjahr 2008.

      Verglichen mit den Sorgen in den USA sind die deutscher Pensionskassen allerdings gering. US-Pensionsfonds, die massiv in Aktien investieren, haben bereits drei Billionen Dollar verloren. „Aktienquoten von 60 Prozent sind dort keine Seltenheit“, sagt Thomas Jasper von Towers Perrin. Das führt zu großen Deckungslücken der Pensionspläne – ebenso wie in den am US-Vorbild ausgerichteten Niederlanden und in Großbritannien.

      In den USA spricht jeder Vierte von der Halbierung seines Vermögens

      Suzanne Brereton hat derzeit allerdings dringendere Sorgen als die Altersvorsorge. Die 53-jährige geschiedene Mutter zweier Teenager durchlebt den tiefen Fall von der Mittelschicht in die Armut. 17 Jahre lang war sie von Sevenoaks, einem begüterten Vorort Londons, jeden Tag in die City gependelt. Als Chefsekretärin eines Investmentbankers verdiente sie jährlich 55.000 Pfund, kaufte ein Einfamilienhaus und einen Landrover, leistete sich Karibik-Reisen.

      2008 wurde ihr Chef versetzt, sie verlor ihren Job. Mehrere Hundert Bewerbungen blieben ohne Antwort, selbst der örtliche Supermarkt, wo sie als Putzfrau Arbeit suchte, will sie nicht haben. Heute lebt Brereton von ihren knappen Ersparnissen und von dem auf 182 Tage begrenzten Arbeitslosengeld von 60,50 Pfund (65 Euro) in der Woche. Sie dreht die Heizung ab und duscht nur kalt. „Nie hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren könnte“, seufzt sie.

      Derzeit wohnt sie noch in ihrem Haus, dessen Preis um rund 20 Prozent gefallen ist. Weil sie ihre Hypothek von 235.000 Pfund nicht mehr bedienen und trotz eines drastischen Preisnachlasses auch nicht verkaufen kann, rechnet sie in den nächsten Tagen mit Räumungsbescheid und Zwangsversteigerung. Dann wird sie wohl in eine Sozialwohnung ziehen müssen. Das Haus, wichtigster Bestandteil ihrer Altersversorgung, wäre verloren.

      In der US-Mittelschicht lässt die Krise den „Net Worth“ rapide schmelzen – das Nettovermögen, für die in Gelddingen ungenierten Amerikaner eine ganz wichtige Größe. Die danach befragten Leser des „Wall Street Journal“ gaben kürzlich deprimiert zu Protokoll, ihre Finanzvorräte schrumpften durch die Krise um rund 25 Prozent; jeder Vierte sprach gar von der Halbierung seines Vermögens.

      Ruhestand rückt für amerikanische Arbeitnehmer in weite Ferne

      „Das Platzen der Immobilienblase“, so prognostiziert das Washingtoner Center for Economic and Policy Research in einer Studie, „wird voraussichtlich den größten Teil, wenn nicht die gesamten Gewinne eliminieren, die Familien bei der Vermögensansammlung in den vergangenen zwei Dekaden gemacht haben.“ Verschärfend hinzu kommt der Crash am Aktienmarkt: Sieben Billionen Dollar verloren US-Bürger mit direkt gehaltenen Aktien.

      Damit entspricht der Vermögensverlust der US-Amerikaner seit Anfang 2008 dem 1,5-fachen Jahreseinkommen. „Die Haushalte haben quasi anderthalb Jahre lang umsonst gearbeitet“, sagt Harm Bandholz, Volkswirt bei der Bank UniCredit. „Der wohlverdiente Ruhestand ist für viele Arbeitnehmer in weite Ferne gerückt.“

      Hinter den nackten Zahlen verbergen sich Millionen tragischer Einzelschicksale. Die neuen amerikanischen Slums, Zeltstädte außerhalb großer Städte wie zum Beispiel nahe Sacramento, wachsen. „Der Absturz von einem bescheidenen Wohlstand in die Obdachlosigkeit kann ganz schnell passieren, denn die meisten Familien haben keine Reserven“, sagt Leslie Linfield vom Institute for Financial Literacy, das die US-Bürger in Finanzfragen weiterbilden will.

      Ihre Wurzeln hat die zunehmend prekäre Lage der Mittelschichten in den Achtzigerjahren, als sich die gesellschaftsspaltende Schere zwischen schamlos hohen Managergehältern und beschämenden Niedriglöhnen immer weiter auftat – zwei Jahrzehnte früher als in Kontinentaleuropa. Nach Margaret Thatcher war es vor allem US-Präsident Ronald Reagan, der im Namen der Eigenverantwortung einen „Kreuzzug für die Demontage des Wohlfahrtsstaats“ (Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman) initiierte, Mindestlöhne drückte und Gewerkschaften entmachtete.

      Reagan versuchte, die mittleren Einkommensschichten durch Steuersenkungen zu entschädigen. Und tatsächlich – die Amerikaner glaubten wieder daran, dass sie ihren Aufstieg selbst in der Hand hätten. Doch die Steuersenkungen konnten die Einkommenseinbußen nicht abfedern, zumal im mittleren Segment. Unter Reagans Nachfolgern – Bush-Clinton-Bush – drohte der Glaube der Mittelschicht an ihren fortwährenden Wohlstand verloren zu gehen.

      Irgendwo zwischen Weißem Haus, Notenbank und Wall Street erfanden Banken und US-Politik deshalb eine zweite Einnahmequelle für die Mittelschicht: Die sinkenden Arbeitseinkommen, so US-Ökonom Robert Shiller bereits vor einem Jahrzehnt, sollten durch steigende Spekulationsgewinne kompensiert werden.

      Die Aufstiegsillusion

      Die Idee erwies sich als so genial wie gefährlich: Der Aufstiegswillen der Mitte verwandelte sich in eine Aufstiegsillusion, das moralische Aufbauprogramm Reagans mündete in ein gigantisches Täuschungsmanöver. Das heute für Wertpapiere und Häuser eingesetzte Geld, so die Wahnvorstellung, werde dauerhaft schneller wachsen als die Wirtschaft – und sich bis ins hohe Alter hinein rentieren.

      Offensichtlich glaubten die USA, mit den Selbstbeschwörungskräften des Geldes eine gültige Antwort auf den Sozialstaat europäischer Prägung gefunden zu haben. Doch heute bekommen die Steuerzahler die drei Jahrzehnte gestundete Rechnung für diese politisch gewollte Fehlkalkulation, für eine Sozialpolitik des schlanken Staates, die sich an Zinsen, Aktien und Hypotheken orientiert, mit einem Schlag nachgereicht. Und die amerikanische Mittelschicht stürzt ab in die harte Wirklichkeit.

      In China und Russland hindert die Krise die Entstehung einer Mittelschicht

      Fernab der westlichen Metropolen treffen die weltwirtschaftlichen Folgen dieses Absturzes auch jene Mittelschichten, die erst im Entstehen begriffen waren – in Wachstumsländern wie China oder Russland. Besonders gut zu beobachten ist das in den großen Städten im Osten des Landes: Dort haben viele Aufsteiger und Jungmanager mit ihren Ersparnissen in den vergangenen Jahren Wohnungen und Häuser gekauft. Deren Wert ist seit Herbst vergangenen Jahres kräftig gesunken. In der Hauptstadt Peking etwa sind die Immobilienpreise in den vergangenen Monaten zum Teil um 30 Prozent gefallen. Die Vermögen der neuen Mittelschicht, zu der schätzungsweise 150 Millionen Chinesen gehören, dürften in den kommenden Jahren deutlich langsamer wachsen. Schon 2008 hat etwa ein Viertel der rund 4,5 Millionen Hochschulabsolventen keine Jobs gefunden.

      Dramatisch ist die Situation auch in Russland: Der Staat muss laut Weltbank seine Ausgaben drastisch erhöhen, um soziale Unruhen zu verhindern. Der Wirtschaftsabschwung drohe vier Millionen für sich selbst aufkommende Russen in Armut und Abhängigkeit zu stürzen. „Mich besorgt, dass die Krise gerade die Mittelschicht in Russland treffen könnte“, sagte in der vergangenen Woche Altkanzler Gerhard Schröder im „Zeit Magazin“. „Wenn es hier zu Unsicherheiten kommt, ist das nicht gut für Russland“, warnte Schröder.

      Die Mittelschicht darf ihre Interessen einfordern

      Verarmungsängste sind in Deutschland für viele noch fern – zu gut ausgebaut das soziale Netz, glauben viele. Doch für die Mittelschicht ist dieses Netz auch eine Belastung: Weit mehr als 50 Prozent der Sozialabgaben schultern die mittleren Einkommensgruppen.

      Und die schiere Zahl der leistungsfähigen Durchschnittsverdiener nimmt dramatisch ab. Laut Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hatten bereits 2006 nur noch 54 Prozent der Deutschen zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung (2000: 62 Prozent). Die Zahl der Absteiger übertrifft die der Aufsteiger. Der Kölner Sozialstaats-Forscher Christoph Butterwegge spricht von einem „Paternoster-Effekt“, bei dem „die meisten leider nicht nach oben, sondern nach unten befördert werden“.

      Ein Effekt, der auch jene trifft, die in der Mitte verbleiben, denn auf sie greift der Staat zu – so oder so. Wer wie die FDP und Teile der Union die Ausweitung des Niedriglohnsektors fordert und zur Eigenverantwortung ermahnt, wird nicht umhinkönnen, Geringverdiener noch stärker zu entlasten, damit diese für sich selbst vorsorgen können – eine Entlastung auf Kosten der Mitte. Und wer umgekehrt, wie die Linke und Teile der SPD, die Abschaffung der Rente mit 67 und die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze fordert, müsste dabei schon so ehrlich sein zu sagen, dass er damit den Druck auf die Mitte erhöht.

      Die Mittelschicht hat eben deshalb das Recht, forscher denn je von der Politik, für deren Segnungen sie bezahlt wie nie, ihre Interessen einzufordern – den intelligenten Umbau des Sozialstaats zum Beispiel und seine möglichst weitgehende Selbstbeschränkung auf ihm ureigene Aufgaben: die Gewährung von Sicherheit, Bildung und Gesundheit. Und eben nicht das Retten von immer mehr Unternehmen mit Milliarden vom Staat.

      Der Umverteilungskampf kommt so oder so – da kann die Politik noch so hohe Schulden anhäufen, um ihn hinauszuzögern. Siehe USA: Dort hat die Mittelschicht abrupt gelernt, dass sie über ihre Lage systematisch getäuscht wurde. In Deutschland wird sie es noch lernen müssen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/die-enteignung-der-mittelschicht…
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      Avatar
      schrieb am 10.04.09 18:13:23
      Beitrag Nr. 3.173 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.323 von Maraho am 06.04.09 17:50:44Passend zu Ostern und in Bezug.

      Frage: Wahlkampf oder ernsthafte Bemühung?
      Wir sind doch souverän, Herr Minister Steinmeier. Wieso befindet sich dieser Dreck einschließlich der fremden Truppenverbände dann überhaupt noch hier (zumindest im Westen dieser Republik, denn die Russen sind mit ihrem Gelumpe ja komplett abgezogen?

      Wie war das noch gleich?
      "Die USA in Europa zu halten, die Russen draußen zu halten und die Deutschen unten zu halten" - mit diesem einprägsamen Satz beschrieb der erste NATO-Generalsekretär Lord Ismay den Zweck der Nordatlantischen Allianz.


      Außenminister Steinmeier
      US-Atomwaffen raus aus Deutschland

      "Chance auf einen Neustart für globale Abrüstung": Außenminister Steinmeier fordert den Abzug von US-Atomwaffen aus Deutschland und geht auf Konfrontation zur Kanzlerin.


      SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sieht Chancen für die weltweite Abrüstung und eine atomwaffenfreie Welt. "Erstmals seit vielen Jahren haben wir die Chance, einen Neustart für globale Abrüstung zu schaffen und den Frieden sicherer zu machen", erklärte Steinmeier in Berlin anlässlich der diesjährigen Ostermärsche.

      Das System der nuklearen Abschreckung sei endgültig überholt. "Es ist ineffektiv, riskant und unverantwortlich geworden", sagte Steinmeier. Jetzt würden konkrete Schritte und zählbare Ergebnisse auf dem Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen gebraucht.

      Die USA und Russland, in deren Besitz fast 95 Prozent aller nuklearen Sprengköpfe seien, hätten dabei die größte Verantwortung. "Wir begrüßen und unterstützen die jüngste Erklärung der Präsidenten Barack Obama und Dmitrij Medwedjew, die Atomwaffenarsenale massiv zu reduzieren", hob der Bundesaußenminister hervor.

      An die Regierung Obama appellierte Steinmeier, den US-Senat weiterhin entschlossen zur Ratifikation des Atomteststoppvertrags zu drängen. Zum Streit um die US-Raketenabwehr in Europa sagte Steinmeier, es bedürfe einer Lösung, "die keine neuen Gräben aufreißt".

      Die diesjährigen Ostermärsche hätten eine besondere Bedeutung, sagte Steinmeier. "Die europäische Bewegung, die vor 50 Jahren mit der Kampagne für nukleare Abrüstung begann, kann nach langen politischen Auseinandersetzungen einen großen Erfolg verbuchen." Die bundesweiten Protestkundgebungen der Friedensbewegung sollten am Samstag einen ersten Höhepunkt erreichen. Demonstrationen sind unter anderem in Berlin, Düsseldorf und München geplant.

      Im Magazin Spiegel forderte Steinmeier den Abzug der letzten in Deutschland lagernden US-Atomwaffen und geht damit auf Gegenkurs zu Kanzlerin Merkel. "Diese Waffen sind heute militärisch obsolet", sagte der SPD-Politiker. Er werde sich dafür einsetzen, dass die verbliebenen Sprengköpfe abgezogen würden. Die "Abrüstung in dieser Waffenkategorie" müsse auch Thema "bei der von den USA geplanten Abrüstungskonferenz werden", sagte der Vize-Kanzler.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra1m1/politik/175/464772/text/…
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      schrieb am 10.04.09 18:22:04
      Beitrag Nr. 3.174 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.635.920 von Maraho am 23.02.09 18:22:49In Bezug.
      Das wird Schule machen.


      Metall- und Elektroindustrie
      Betriebe zahlen Lohnerhöhung nicht aus
      Von Detlef Esslinger

      Millionen Beschäftigte betroffen: Wegen der Wirtschaftskrise will jede zweite Firma den neuen Tarif bis zum Jahresende verweigern.


      Jeder zweite Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie will die Tariferhöhung Anfang Mai nicht gewähren.

      Millionen Beschäftigte müssen auf eine Lohnsteigerung von 2,1 Prozent verzichten, obwohl sie im Herbst 2008 vereinbart wurde. Eine Klausel im Tarifvertrag erlaubt Betrieben in Schwierigkeiten, die Erhöhung um sieben Monate zu verschieben.

      Die Lohnsteigerung war für den 1. Mai 2009 geplant. Dass ein großer Teil der Beschäftigten sie nun nicht erhalten soll, zeigt eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Metallbranche.

      Situation wird von Woche zu Woche schwieriger

      Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall schätzt, dass jeder zweite Betrieb die Erhöhung vermeiden will. Der Leiter des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild, sagte, in Thüringen wolle fast die Hälfte der Betriebe die Lohnerhöhung nicht von Mai an zahlen, in Hessen und Rheinland-Pfalz jeder dritte und im Saarland jeder vierte.

      "Die Situation wird von Woche zu Woche schwieriger", sagte Schild, "die Zahl der Betriebe mit ernsthaften Problemen nimmt drastisch zu." Er rechnet damit, dass die Zahl der Betriebe, die die 2,1 Prozent streichen wollen, bis Anfang Mai noch zunimmt.

      In anderen Teilen Deutschlands ist die Tendenz ähnlich. Der bayerische IG-Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer berichtete, dass in 20 Prozent der Betriebe über eine Verschiebung der Tariferhöhung verhandelt werde. In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil nach Gewerkschaftsangaben "deutlich unter zehn Prozent", im Bezirk Küste bei zehn Prozent. Die IG Metall in Baden-Württemberg äußerte sich nicht.

      Da in diesem Bundesland ein großer Teil der Auto- und Zulieferindustrie liegt, dürfte die Zahl der Betriebe, die die Tariferhöhung nicht gewähren wollen, hoch sein. Zu ihnen gehört Daimler. Der Betriebsratsvorsitzende Erich Klemm ist inzwischen zu Verhandlungen bereit, nachdem er dies bisher ablehnt hatte.

      Möglich ist das Vorgehen der Arbeitgeber wegen einer Klausel im Tarifvertrag, den sie im vergangenen November mit der IG Metall abgeschlossen haben. Sie vereinbarten für die 3,6 Millionen Beschäftigten zwei Lohnsteigerungen von jeweils 2,1 Prozent - eine zum 1.Februar, eine zum 1.Mai. Die zweite Erhöhung kann ein Betrieb um bis zu sieben Monate verschieben, falls er sich "in wirtschaftlichen Schwierigkeiten" befindet. Voraussetzung dafür ist eine Einigung mit dem Betriebsrat.

      Keine generelle Verschiebung

      Diese Einigung ist bisher meist zustande gekommen; allerdings haben die Arbeitnehmervertreter dafür Zugeständnisse verlangt. Im IG-Metall-Bezirk Frankfurt haben die Betriebsräte nach Angaben von Bezirksleiter Schild "in fast allen Fällen" eine generelle Verschiebung abgelehnt und nur einer Stundung für sieben Monate zugestimmt. Opel-Betriebsrats-Chef Klaus Franz sagte der SZ, die 2,1 Prozent seien Teil des Verhandlungspakets über die Zukunft des Konzerns.

      Er strebe an, mit dem womöglich eingesparten Geld eine künftige Beteiligung der Mitarbeiter an Opel zu finanzieren. In anderen Firmen vereinbarten Geschäftsleitung und Betriebsrat, im Gegenzug zur Streichung der 2,1 Prozent eine Beschäftigungsgarantie, außerdem die Übernahme der Auszubildenden sowie den Erhalt des betrieblichen Weihnachtsgeldes.

      Die IG Metall hatte in den vergangenen Tagen erklärt, einer Verschiebung der Erhöhung generell nur zuzustimmen, wenn die Arbeitgeber Gegenleistungen anbieten. Bei Gesamtmetall hieß es, im Tarifvertrag sei von Gegenleistungen keine Rede. Ein "zuverlässiger Tarifpartner" äußere sich anders.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/186/464783/te…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 19:24:02
      Beitrag Nr. 3.175 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.979 von Maraho am 10.04.09 18:13:23Der Vollständigkeit wegen.
      Hier der Link zur Homepage Deutscher Friedensrat e.V.
      http://www.deutscher-friedensrat.de/materialien_002.htm

      Dort könnt ihr euch, falls es denn interessiert, schlau lesen.
      Auch was sie uns kostet, die Freundschaft. Mehr jedenfalls, als durch die sogenannte Wirtschaftskraft der Truppenverbände reinkommt.

      Aber beenden wir das hier lieber. Ist ja nicht das Thema dieses Threads. Und außerdem: Mein Herz ...
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      Avatar
      schrieb am 10.04.09 19:53:19
      Beitrag Nr. 3.176 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.804.934 von Maraho am 19.03.09 17:22:10Das Neueste vom IWF ...
      Tut mir leid, aber es muß sein. Und den Norbert Walter hat man dafür beschimpft ...


      WIRTSCHAFTSPROGNOSE
      IWF sagt Deutschland drastischen Konjunktureinbruch voraus

      Fünf Prozent Minus beim deutschen Bruttoinlandsprodukt, drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit und des Staatsdefizits: Der Internationale Währungsfonds zeichnet nach SPIEGEL-Informationen ein düsteres Bild von der Wirtschaftslage Deutschlands. Auch 2010 dürfte ein schwieriges Jahr werden.


      Hamburg - Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht nach SPIEGEL-Informationen in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick, der Ende April erscheinen wird, von einem Minus des deutschen Bruttoinlandsprodukts von fünf Prozent aus. Als Folge würden Arbeitslosigkeit und Defizite in den öffentlichen Haushalten drastisch steigen.

      Weltweit dürfte sich die Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 laut IWF verschlechtern. Erst zum Jahresende hin sei mit einer Erholung zu rechnen, sagte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard der französischen Wochenzeitschrift "Le Point". Dennoch dürfte auch 2010 ein schwieriges Jahr werden. Man müsse bis zum Jahresende 2009 warten, um den Beginn einer Erholung zu sehen, sagte Blanchard. Das nächste Jahr werde voraussichtlich ein Jahr des Übergangs, "ohne Zweifel mit einer Erholung, aber auch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit", sagte Blanchard.

      Nach den Auftaktberatungen in dieser Woche zeichnet sich ab, dass die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten ebenfalls ein Minus in ähnlicher Größenordnung für Deutschland erwarten.

      Skeptisch äußert sich unter anderem auch Gustav Horn, der Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Offiziell prognostiziert er für dieses Jahr ein um fünf Prozent rückläufiges Bruttoinlandsprodukt. Gleichzeitig schränkt Horn aber ein, dass diese Erwartung "zugegebenermaßen optimistisch" sei.

      In der Minus-fünf-Prozent-Prognose seien die Konjunkturpakete I und II bereits enthalten. Horn plädiert deshalb für weitere Staatsausgaben: "Ich halte ein Konjunkturpaket III für nötig." Nur so lasse sich die Rezession überwinden - "sonst rutschen im kommenden Jahr Tausende Menschen in Hartz IV ab".

      Auch Kreditinstitute rechnen mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Die Deutsche Bank erwartet für 2009 ebenfalls eine um fünf Prozent schrumpfende Wirtschaftsleistung, die Commerzbank hält sogar ein Minus von sieben Prozent für möglich. Die meisten Forschungsinstitute erwarten einen Rückgang um vier bis fünf Prozent.

      Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird sich die Konjunktur im gesamten Euroraum erst 2010 allmählich erholen. Im laufenden Jahr dürfte die Nachfrage global sehr schwach bleiben, die Wirtschaft weltweit als auch im Euroraum befinde sich "in einem schwerwiegenden Abschwung", schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht April. Im Kampf gegen die Krise hatte die EZB vor einer Woche den Leitzins um 0,25 Punkte auf 1,25 Prozent gesenkt. Das ist der niedrigste Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet schloss weitere Zinsschritte nach unten nicht aus.

      kaz/wal/dpa
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618379,00.html
      123 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 20:39:08
      Beitrag Nr. 3.177 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.497 von Maraho am 10.04.09 13:24:52Noch mal was dazu.
      Böse, aber warum eigentlich nicht. Dann könnte ich mir "auf Club" noch ein wenig EM zulegen ...

      Robert Kurz
      ABGEWRACKT

      Das Unwort des Jahres bezeichnet keine Umweltprämie: Mit hohem Energieaufwand werden intakte Autos zerstört, um mit noch mehr Energieaufwand andere zu produzieren. Das ist die Wegwerfgesellschaft in Potenz. Es hilft aber wenig, wenn der leere Tank der kapitalistischen Selbstzweck-Maschine vom Staat mit ein paar Tropfen Sprit nachgefüllt wird. Eine Konjunkturhilfe ist das nicht, denn im Gegenzug machen die Gebrauchtwagenhändler reihenweise pleite, Benz- und BMW-Karossen werden trotzdem nicht gekauft – und die Freude der Kleinwagenhersteller ist das Leid aller anderen Unternehmen, deren Produkte nicht subventioniert werden. Was ist es dann? Ein Wahlgeschenk für mittelmäßig verdienende Autoliebhaber natürlich. Weil es weiter bergab geht, kommt das nächste Konjunkturprogramm bestimmt. Wenn ausgerechnet in der Depression der Wählerwille geködert werden muss, heißt die Parole auch für den Finanzminister: nach uns die Sintflut, nämlich die Inflation. Was wäre noch denkbar für die Denkfabriken in den Parteizentralen? Womöglich eine Abwrackprämie für Kühlschränke, CD-Player, Flachbildschirme oder Klamotten. Vielleicht sogar für Käse und Wurst drei Wochen vor dem Verfallsdatum. Dann würden die Konsumgegenstände endlich offiziell zum universellen Müll erklärt. Aber ist das nicht ein wenig zu kompliziert? Einfacher wäre ein echtes Wahlgeschenk, wie es ja auch im Kreis der Lieben unter dem Tannenbaum immer üblicher wird: keine ausgesuchten Gebrauchswerte mehr, sondern gleich das pure allgemeine Äquivalent. Also schlicht 2500 Euro für alle direkt aus der Notenpresse, damit die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger noch einmal nach Belieben ordentlich shoppen gehen können. Das hilft zwar auf die Dauer auch nichts, aber wenn schon eine echte Krise und echte freie Wahlen, dann auch eine echte freie Henkersmahlzeit ohne Ansehen der Person.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 21:05:52
      Beitrag Nr. 3.178 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.228 von Maraho am 10.04.09 20:39:08Zum guten Schluß für heute (meinerseits) noch dies in Bezug.
      Ich weiß, es ist wieder ein recht langer Text, aber da es mir vergönnt ist, selbst einen Mini-Fuhrpark von älteren Fahrzeugen zu besitzen (die ich jedoch nie abwracken lassen würde), nicht ganz uneigennützig. Außerdem dient es der Aufklärung!

      Wracksausen – Die Demontage der Nachhaltigkeit
      Knut Simon

      Deutschlands Autoszene befindet sich in Aufruhr. Fest steht: Durch die Abwrackprämie werden nicht alle potenziellen Youngtimer von gestern mit einem Schlag vernichtet. Und natürlich wird man nicht aufhören, das Auto von heute zu bauen und das von morgen zu erfinden. Umso respektabler wäre es, vernunftbetonten Menschen gegenüber einfach mal mit vernünftigen Argumenten zu kommen, mit offenen Karten zu spielen und zu sagen: Leute, wir brauchen eure Kohle! Damit der uns alle wärmende Ofen der Autoindustrie auch in Zukunft weiter brennen kann! Vielleicht sähen das sogar genügend Menschen ein. Stattdessen jedoch arbeitet man ein ums andere Mal mit dem Instrument der Verunsicherung und will uns mal wieder für dumm verkaufen. Bei vielen wird’s klappen.

      Der nette Mann mit modischer Kurzhaarfrisur und dem sympathischen Lächeln schaut direkt in die Kamera. Die Haare leicht ergraut, hält er in der rechten Hand das Modell eines Matra Simca Bagheera. Wir lesen: „Soviel steht fest: Ein neues Auto ist hundert Mal besser für die Umwelt.“

      Aha.

      Besser – als was denn? Als der sich nach wenigen Jahren selbst kompostierende Matra etwa? Zwar handelt es sich bei der Anzeige um ein Kampagnenmotiv der österreichischen Automobilimporteure – aber so viel Humor trauen wir selbst denen nicht zu. Die Ratlosigkeit hält an beim Weiterlesen: „Ein einziges Auto aus den 70er Jahren produziert in etwa gleich viele Schadstoffe wie 100 Neuwagen.“ Es reicht. Das Logikzentrum des Hirns beginnt zu schmerzen bei derart plumpen Beleidigungsversuchen. Erstens sind die Autos der 70er Jahre inzwischen alle anerkannte Oldtimer mit H-Kennzeichen und damit technisches Kulturgut, dürften die meisten von der Abwrackprämie bedrohten Fahrzeuge also aus den 80er Jahren stammen (was das Schlimme ist, bis auf Opel Vectra und Honda Jazz), und drittens bauen die Ösis selbst noch immer den Geländesaurier Mercedes G. Aber mal der Zylinderreihe nach.

      Hersteller und Handel haben Recht mit ihrer Behauptung, die Diskussion um Fahrverbote, Umweltzonen und Steuerkopplung an den Schadstoff-Ausstoß hätten den Konsumenten verunsichert. Genau das war auch das Ziel der konzertierten Aktion, bei dem die Lobbyisten der Autokonzerne kräftig hinter den Kulissen mit am Lenkrad gedreht haben dürften. Nur schade, dass unter den Initiatoren sich niemand befindet, der deutlich differenziert – zum Beispiel zwischen Schadstoffausstoß (also Abgase) und Schadstoffproduktion (die auch den Herstellungsprozess einschließt). Denn im Gegensatz zu manchen sich berufen fühlenden Politikern pusten „moderne“ Autos beileibe nicht nur heiße Luft in die Umwelt.

      Nehmen wir Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee. Bereits vor Monaten regte er an, finanziell nicht so potenten Neuwagenkäufern einen Zuschuss in Höhe von bis zu 1.900 Euro zu zahlen. Tiefensee’s Ministerium rechnete vor, dass man so auch die Umwelt mit entlasten könnte. Weil neue Autos ja weniger verbräuchten. Als das ARD-Magazin MONITOR nach der Gesamtenergiebilanz des Tiefensee-Vorstoßes fragte, herrschte im Ministerium plötzlich Funkstille. MONITOR hatte nämlich berechnet, dass die Produktion der Neuwagen und die energieaufwendige Verschrottung der Altwagen eine Mehrbelastung des Klimas in Höhe von 1,3 Millionen Tonnen CO2 ergeben hätten. Tiefensee und seinen Fachreferenten war etwas Entscheidendes entgangen: Die Schadstoffproduktion hat sich bei neuen Autos längst verlagert: Von der Straße in die Produktionshallen – nach dort hin, wo es niemandem auffällt.

      In der aktuellen Diskussion gern außer Acht gelassen wird die Ökobilanz eines Autolebens vom Erzabbau bis zur Einschmelzung nach der Verschrottung. Experten sagen, dass für die Herstellung eines 1.000 Kilo schweren Wagens rund 25.000 Kilo Material und Masse bewegt werden müssen. Das gilt natürlich auch für den einstigen Herstellungsprozess eines Altfahrzeugs. Bloß: Dieses ist bereits da. Einen gebrauchten Ford Escort kann man sofort benutzen – einen neuen Focus muss man erst bestellen. Und bauen. Erst ab einer Gesamtfahrleistung von rund 300.000 Kilometern erreiche ein Altfahrzeug annähernd den Schadstoffausstoß, der in etwa der Schadstoffproduktion einer einzigen Neuwagen-Herstellung entspräche.

      Bleibt der Mehrverbrauch alter Autos und damit der angeblich geringere Schadstoffausstoß aktueller Modelle. MONITOR fuhr jeweils mit einem Golf V TDI und einem 13 Jahre alten Golf III TDI die identische Strecke mit den selben Insassen. Ergebnis: Der Golf V brauchte einen halben Liter Diesel mehr.

      Sicherlich: Würde der ADAC diesen Test wiederholen, erhielte er wahrscheinlich genau entgegen gesetzte Ergebnisse. Denn der ADAC ist der Anwalt der Autofahrer von heute. Oder doch der der Hersteller? Immerhin titelte die Club-Postille ADAC Motorwelt, in denen ansonsten dynamische Gefährte wie Treppenlifte im Kleinanzeigenteil angeboten werden, in einer seiner jüngeren Ausgaben pflichtschuldigst: „Jetzt neue Autos kaufen. Nie waren sie so sauber!“ Ja, sicher. Und in bleifreiem Sprit ist Veilchenduft, nicht etwa Benzol enthalten. Acht mal häufiger als ein Neuwagen bleibe ein acht Jahre altes Auto liegen, rechnet uns der ADAC vor. Das verwundert uns angesichts der TÜV-Reporte und Leserbriefe von Neuwagenkunden, die zuhauf Ärger mit havarierten Neufahrzeugen dokumentieren. Meine persönliche Erfahrung ist folgende: In meine Gebrauchtwagen der vergangenen zehn Jahre, die nie unter 20 Jahre alt waren (BMW 2500 E3, Saab 900i, BMW 525 eta, aktuell Mercedes 280 SEL W 126) habe ich jährlich nie mehr als 1.000 Euro an Verschleißteilen investieren müssen. Wenn ich einmal liegen blieb, dann wegen eines gerissenen Keilriemens, nicht wegen eines fehlerhaften Elektronikbauteils. Aber natürlich ist das subjektive Glücksgefühl in einem Neuwagen phantastisch: Man muss nur 10.000 Euro anzahlen und dann die nächsten x-Jahre monatlich 550 Euro – und schon ist man mobil. Dazu kommen dann nur noch die überschaubaren Inspektionskosten, damit die Garantie nicht erlischt.
      Und jetzt kommt noch die Abwrackprämie als weitere Kalkulationsgröße hinzu. Satte 2.500 Euro. Das ist mal eine Ansage. Zwar nicht für den klassischen Audi A8-Käufer – aber im Falle eines Dacia Sandero macht das bereits ein Drittel des Neupreises aus. Nur irgendwie undurchdacht, dass der deutsche Autokäufer seine zweieinhalb Mille Staatsknete nimmt und prompt beim bösen Ausländer investiert. So hatten wir uns das nicht gedacht. Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer bringe die Prämie so gut wie keine Vorteile für deutsche Hersteller.

      Schließlich wäre da noch die Sache mit der Verwertung. Lasse ich meinen treuen Wegbegleiter wirklich pressen, kostet das schon wieder wertvolle Energie. Und die vielen so mühevoll von den Herstellern in bester Sortier- und Verwertungsabsicht gekennzeichneten Kunststoffteile werden buchstäblich mit einer Klappe erschlagen. Denn niemand trennt wirklich Motor und Getriebe von Scheinwerfern und Glasdächern. Niemand klamüsert PE, PP, Teppiche, Sicherheitsgurte und Steuergeräte auseinander. Was ist mit Stahl- und Alufelgen? Zinkschrott? Katalysatoren? Nix da. Mit Meißel und Schraubenzieher werden bei vielen „Entsorgern“ stumpf Löcher in Tanks und andere Flüssigkeitsbehälter geschlagen, um die „Wracks“ ausbluten zu lassen, danach werden sie nach Hersteller gestapelt und von dankbaren Mitgliedern des Altauto-Prekariats ausgeschlachtet. Zu schlechter Letzt wandern sie komplett und unzerlegt in den Hochofen.

      Überlegte Demontage? Ja. Aber nur die des Nachhaltigkeitsgedankens.

      Und wenn nun der scheinbar umweltreine Verwerter hinter meinem Rücken das Altfahrzeug gar nicht shreddert? Wenn man, den Verwertungsnachweis in der Hand, an der ersten Ampel hinter dem Schrottplatz plötzlich neben sich sein ehemaliges Auto mit nigerianischen Kennzeichen erblickt? Da hilft gutgläubigen Bürgern nur noch die Hoffnung, dass in der Dritten Welt verursachte Abgase nicht die Grenze der Ersten Welt überwinden. Sicherlich. So verhält es sich ja auch mit den Umweltzonen deutscher Großstädte. Seit deren Errichtung weht kein Wind mehr.

      Schauen Sie doch mal in die Betriebsanleitung Ihres derzeitigen Fahrzeugs, egal, ob es sich dabei um eine aktuelle E-Klasse oder um einen Peugeot 404 handelt. In jeder dieser Anleitungen werden Sie einen kurzen Einführungstext finden, in dem man Sie zur Wahl des entsprechenden Automobils beglückwünscht. Weil dieses Auto so sparsam sei. So sicher. So komfortabel. Und vor allem so – langlebig.

      Letzteres ist völlig irrelevant geworden. Sämtliche Autokonzerne können getrost die Hälfte ihrer engagierten Forschungs- und Entwicklungsingenieure feuern und so viel Geld einsparen. Weil niemand mehr Autos braucht, die 25 Jahre halten. Weil wir sie schon nach neun Jahren wegwerfen. Also ab auf den Müllhaufen mit Golf IV TDI Baujahr 1998! In die Presse mit Mercedes W 200, BMW E 36. Außerdem: Endlich Schluss mit den lästigen Zwölf-Jahres-Garantien gegen Durchrostungen! Braucht kein Mensch (mehr). Das ist gut. Auch für die Kommunikationsabteilung des ADAC. Denn kaum ist man mit seinem achtjährigen Auto liegen geblieben, wirft man es auch schon weg. Und der ADAC muss nicht mehr zum Neuwagenkauf mahnen. Nur seltsam, dass der ADAC bei so viel Neuwagenliebe erst kürzlich im gefühlt unsanften Hauruck-Habitus die offizielle Interessenvertretung der deutschen Oldtimerfahrer vom DEUVET „übernahm“. Aber zurück zum Thema.
      Es bleibt ein Paradoxon: Schlugen wir noch gestern bei der Erinnerung an nach acht Jahren völlig durchgerostete und verschlissene Audi 100, VW 1600, Ford Taunus und Opel Rekord die Hände über dem Kopf zusammen, klatschen wir heute vor Freude in die selben Hände, weil wir für neunjährige, völlig intakte „Verbrauchtwagen“ plötzlich noch 2.500 Euro bekommen. Das wäre was gewesen, Anno 1979: Für einen von Teroson und Glasfaserspachtel zusammen gehaltenen Mercedes /8 hätte es 5.500 D-Mark gegeben, die Hälfte eines neuen Golf! Sie lachen über einen solchen Wechsel? Nun, meine Großmutter hat ihn damals exakt so vollzogen. Was ich bis heute bedaure. Aber hinterher ist man ja immer klüger. Das jedenfalls ist zu hoffen.

      Apropos Lerneffekt: Zwei Einsichten werden wohl einst aus der aktuellen Altfahrzeug-Diskussion übrig bleiben: Zum einen die, dass Politiker, Hersteller und Händler binnen Wochen die jahrelangen Bemühungen der im Prinzip identischen Personengruppe, besonders das deutsche Automobil zum Synonym für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit zu machen („Quality that lasts – made in Germany!“), dauerhaft mindestens beschädigt haben. Schon drängt sich der Verdacht auf, die Hersteller kalkulierten heimlich mit derlei kurzen Laufzeiten ihrer Produkte und wählten dementsprechende Materialgüten als neuen Maßstab. Die Folge: Ideeller und tatsächlicher Werteverfall. Denn warum sollte ich mit einer Acht-Jahres-Perspektive vor Augen mehr als 10.000 Euro für einen Neuwagen ausgeben? Und wenn mir heute gesagt wird, ich solle mein neunjähriges Auto doch bitteschön wegwerfen, weil es ein alter Stinker sei – dann hätten mich ja die Hersteller und Verkäufer seinerzeit komplett belogen. Oder nicht wirklich viel gewusst. Wissen sie heute mehr? Und was werden sie mir dann morgen erzählen?

      Die zweite Einsicht ist eine ungleich kompaktere, wenn auch nicht weniger gehaltvolle. Sie stammt, wie der grinsende junge Mann mit dem Matra in der Hand, aus Österreich und lautet: „Schmarrn!“

      Quelle und weiteres dazu: http://www.carsablanca.de/Magazin/panorama/wracksausen-die-d…
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 21:23:00
      Beitrag Nr. 3.179 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      wieder einmal ganz herzlichen Dank für eure Gewogenheit in dieser Woche!

      Darüber hinaus ein ganz besonderes Dankeschön folgenden usern:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, marcpeters, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer, Looe, asturien, U_47, Schwabinho, Azotobacter, Miss B. Hagen und Ausgangssperre.

      Euch allen wünsche ich nun ein schönes und entspannendes Wochenende bzw. ein frohes Osterfest.

      Macht etwas daraus! ;)

      Es grüßt euch herzlich Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 22:01:53
      Beitrag Nr. 3.180 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.304 von Maraho am 10.04.09 21:23:00Noch ein kleines Schmankerl.
      Vielleicht kennt es ja der eine oder die andere.


      Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne":

      Wenn die Börsenkurse fallen,
      regt sich Kummer fast bei allen,
      aber manche blühen auf:
      Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

      Keck verhökern diese Knaben
      Dinge, die sie gar nicht haben,
      treten selbst den Absturz los,
      den sie brauchen - echt famos!
      Leichter noch bei solchen Taten
      tun sie sich mit Derivaten:
      Wenn Papier den Wert frisiert,
      wird die Wirkung potenziert.
      Wenn in Folge Banken krachen,
      haben Sparer nichts zu lachen,
      und die Hypothek aufs Haus
      heißt, Bewohner müssen raus.

      Trifft's hingegen große Banken,
      kommt die ganze Welt ins Wanken -
      auch die Spekulantenbrut
      zittert jetzt um Hab und Gut!

      Soll man das System gefährden?
      Da muss eingeschritten werden:
      Der Gewinn, der bleibt privat,
      die Verluste kauft der Staat.

      Dazu braucht der Staat Kredite,
      und das bringt erneut Profite,
      hat man doch in jenem Land
      die Regierung in der Hand.
      Für die Zechen dieser Frechen
      hat der Kleine Mann zu blechen
      und - das ist das Feine ja -
      nicht nur in Amerika!

      Und wenn Kurse wieder steigen,
      fängt von vorne an der Reigen -
      ist halt Umverteilung pur,
      stets in eine Richtung nur.

      Aber sollten sich die Massen
      das mal nimmer bieten lassen,
      ist der Ausweg längst bedacht:
      Dann wird bisschen Krieg gemacht.


      In diesem Sinne ...
      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 22:21:51
      Beitrag Nr. 3.181 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.375 von Maraho am 10.04.09 22:01:53Spässle g`macht. War ein faules Osterei! ;)

      Hier die Geschichte dazu: http://diepresse.com/home/wirtschaft/finanzkrise/426781/inde…

      Trotzdem gut!
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 22:36:53
      Beitrag Nr. 3.182 ()
      Auch von mir Frohe Ostern @All

      Avatar
      schrieb am 10.04.09 22:53:20
      Beitrag Nr. 3.183 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.412 von Groupier am 10.04.09 22:36:53;)
      Avatar
      schrieb am 10.04.09 23:07:55
      Beitrag Nr. 3.184 ()
      Noch ein Hinweis.
      Ab morgen tritt eine Reform einer Bundesverordnung über die Größen von Verpackungen in Kraft. Sie erlaubt es den Firmen, frei zu entscheiden, wieviel sie in eine Packung füllen!

      Auch eine Art Konjunkturpaket! Lasst euch also nicht über`s Ohr hauen.

      Hierzu weiteres:

      Tricksen mit Verpackungsgrößen
      Mehr Geld für weniger Ware?
      http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/mehr-geld-fuer-…

      Bis morgen!
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:01:50
      Beitrag Nr. 3.185 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.817.772 von Maraho am 21.03.09 15:21:37Guten Morgen zusammen,
      vorab sei euch ein angenehmer Samstag gewünscht.

      Wieder einmal hat es in den USA eine (kleine) Bank zerlegt ...


      22. US-Banken-Pleite in diesem Jahr

      Trotz positiver Anzeichen ist die Krise im US-Bankensektor noch in vollem Gange. Erneut muss ein Finanzinstitut die Türen schliessen.

      Als 22. Institut in diesem Jahr wurde die Cape Fear Bank aus Wilmington im US-Bundesstaat North Carolina am Freitag von der staatlichen Einlagensicherung FDIC geschlossen.

      Schaden von 131 Millionen

      Bei dem Geldinstitut handelt es sich um eine kleinere Regionalbank. Die Cape Fear Bank habe 492 Millionen Dollar an Vermögenswerten und 403 Millionen Dollar an Kundeneinlagen, teilte die FDIC mit.

      Die Einlagen des Geldhauses würden von der First Federal Savings and Loan Association of Charleston übernommen. Der Zusammenbruch des Geldhauses koste den Einlagensicherungsfonds voraussichtlich rund 131 Millionen Dollar.

      Im vergangenen Jahr führte die Finanzkrise zu 25 Bankenpleiten in den USA. 2007 waren es nur drei. Als Reaktion auf den sprunghaften Anstieg der Zusammenbrüche hat die FDIC die Garantie für Einzelkonten auf 250'000 Dollar angehoben.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/22-USBanke…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:16:57
      Beitrag Nr. 3.186 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.004 von Maraho am 05.04.09 12:42:14In Bezug.

      China prescht voran
      Wolfgang Pomrehn

      Ende 2009 sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von 20 Gigawatt installiert sein. Erstmalig auch Förderprogramm für Fotovoltaik

      Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger schreitet in Fernost mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran. Bei der Nutzung der Solarthermie ist China bereits weltweit führend, und in Sachen Windenergie könnte das Land der Mitte schon in wenigen Jahren ebenfalls die Spitze übernehmen. Für das laufende Jahr wird ein weitere Ausbau von über 60 Prozent angepeilt, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Derzeit drehen sich in der Volksrepublik Windräder mit einer Leistung von etwas über 12.000 Megawatt (MW), Ende Dezember sollen es schon 20.000 MW sein. Die Zentralregierung hat in ihrem bereits im November verabschiedeten Konjunkturprogramm auch eine ansehnliche Summe für den Netzausbau vorgesehen, mit dem u.a. die neuen Windparks besser als bisher integriert werden sollen.

      Zugleich wurde Ende März auch bekannt gegeben, dass China erstmalig den Ausbau der Fotovoltaik fördern will. (Das Original der Bekanntmachung in Chinesisch.) Bisher spielt das Land zwar ganz vorne bei der Produktion von Solarzellen mit, hat aber, wie berichtet den aller größten Teil exportiert. Letztes Jahr wurden gerade 20 MW im Inland installiert. Das wird sich schon bald drastisch ändern: 20 Yuan (2,22 Euro) soll es pro installiertem Watt an Zuschüssen geben, was ziemlich genau den chinesischen Herstellungskosten entsprechen soll. Die Betreiber müssen also nur noch für Installation und Wartung aufkommen.

      Damit könnte China vielleicht, evt. zusammen mit Italien, das ebenfalls die Förderung erheblich ausbauen will, die Lücke füllen, die durch die Deckelung der Förderung in Spanien im Fotovoltaikweltmarkt zu entstehen droht.

      Quelle und weiteres: http://www.heise.de/tp/blogs/2/136067
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:24:43
      Beitrag Nr. 3.187 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.447 von Maraho am 03.04.09 07:09:13Weiterführend ...
      Für`s erste.

      8 Mrd. Euro weniger Gewerbesteuer

      Die Städte und Gemeinden in Deutschland stehen wegen der Wirtschaftskrise vor hohen Einnahmeverlusten. Allein bei der Gewerbesteuer sei mit einem Rückgang um bis zu 18 Prozent zu rechnen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DstGB), Gerd Landsberg, der „Rheinpfalz am Sonntag“. Das bedeute rund acht Milliarden Euro weniger für die Kommunen. Hinzu komme, dass auch die übrigen Steuereinnahmen sowie die Zuweisungen der Länder wegen des Konjunktureinbruchs deutlich sinken würden. Zugleich stiegen aber wegen zunehmender Arbeitslosigkeit die Sozialausgaben. Die zusätzlichen Aufwendungen ließen sich nur durch neue Schulden finanzieren. Landsberg forderte zudem eine zügige Umsetzung des Konjunkturpakets II.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/telegramm/news-ticker,render…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:32:43
      Beitrag Nr. 3.188 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Herr Minister Steinbrück gibt in "Bild" zum Besten ...


      Interview mit Finanzminister Peer Steinbrück (SPD)
      Ich fürchte die Krise, die nach der Krise kommt

      Von ROLF KLEINE und ANDREAS THEWALT

      BILD: Herr Minister, haben Sie sich schon eine Abwrackprämie für Ihren privaten Pkw gesichert...?

      Finanzminister Peer Steinbrück: Nein. Unser BMW-Kombi ist zwar schon 12 Jahre alt – aber er läuft noch wunderbar…

      BILD: …wie so viele Autos, die jetzt wegen der Prämie verschrottet werden. Auch deshalb kritisieren viele Experten die Aufstockung der Abwrackprämie auf 5 Milliarden Euro. Haben Sie dafür Verständnis?

      Steinbrück: Nein, die Prämie wirkt sehr gut und hilft in der Krise. Hunderttausende Menschen nutzen die Prämie und kaufen jetzt ein neues Auto. Das stützt die Konjunktur jetzt – und darauf kommt es an. Für eine der wichtigsten Leitindustrien in Deutschland bedeutet das eine spürbare Stabilisierung. Wegen der Prämie hat die deutsche Autoindustrie bisher keinen solchen Absturz erlebt wie in den USA.

      BILD: …trotzdem überschlagen sich Tag für Tag die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft. Und der Finanzminister muss zum Löschen der Flammen immer neue Milliarden pumpen. Können Sie eigentlich noch ruhig schlafen?

      Steinbrück: Schlaflose Nächte hatte ich bisher nicht. Aber bei Tageslicht betrachtet bin ich ganz sicher: Wir sind noch nicht durch. Keiner kann sagen, ob wir das Schlimmste schon hinter uns haben. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen, dass wir weltweit mit den enormen schuldenfinanzierten Gegenmaßnahmen die nächste Krise auf den Weg bringen: Es wird so viel Geld in den Markt gepumpt, dass die Gefahr einer Überlastung der Kapitalmärkte und einer weltweiten Inflation im Wiederaufschwung drohen könnte. Aber jetzt haben wir keine vernünftige Alternative zu klugen Investitionsprogrammen.

      BILD: Verlieren dann Ersparnisse und Altersvorsorge stark an Wert?

      Steinbrück: Kurzfristig haben wir kein Inflationsproblem. Mittelfristig müssen wir uns aber darum kümmern, wie wir die Milliarden an Liquidität wieder aus der Welt bekommen, die wir jetzt in die Wirtschaft pumpen. Das wird eine besondere Herausforderung für alle Zentralbanken – also auch für die Europäische, die dann für Geldwertstabilität sorgen muss wie früher die Bundesbank.

      BILD: …aber kaum ist das zweite Konjunkturpaket verabschiedet, wird schon der Ruf nach einem dritten laut…

      Steinbrück: Ja, welch ein Unsinn. Diesen ständigen Überbietungswettbewerb lehne ich ab. Wir sollten abwarten, welche Kraft unsere bereits beschlossenen Maßnahmen entfalten und nicht schon wieder zappelig werden.

      BILD: Warum senken Sie zur Ankurbelung der Wirtschaft nicht einfach die Steuern?

      Steinbrück: …wie CSU und FDP es den Menschen unverantwortlicherweise vorgaukeln? Jeder Bürger, der rechnen kann, weiß: Wir mobilisieren gerade Milliarden, um die Krise zu bekämpfen. Geld für Geschenke in der Größenordnung von 25 bis 30 Milliarden Euro, von denen Besserverdienende überproportional profitieren, gibt es nicht – auch die Alchimisten von CSU und den Liberalen können keines zaubern. Die nackte Wahrheit ist: Wer jetzt Steuersenkungen bei diesen Staatsschulden und dem Bedarf, in Bildung zu investieren, für die nächste Wahlperiode verspricht, führt die Wähler hinter die Fichte. Ich bin bereit, Wetten anzunehmen, dass nach der Bundestagswahl keine Regierung solche Versprechungen erfüllen kann!

      BILD: Stehen wegen der hohen Staatsschulden eher Steuererhöhungen bevor?

      Steinbrück: Nein, für die breite Bevölkerung nicht. Es könnte aber gerecht sein, die Reichensteuer von 45 Prozent anzuheben und nicht erst ab einem ­Jahreseinkommen von 500 000 Euro für Verheiratete und 250 000 Euro für Singles zu erheben. So könnten wir Geld für Bildung mobilisieren.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/04/11/finanz…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:43:50
      Beitrag Nr. 3.189 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.004 von Maraho am 05.04.09 12:42:14Noch etwas zu China.
      Habe nur die Einleitung hier reingestellt, da im Text auch Grafiken und Links zu finden sind. Bei Interesse ...

      "Chinesische Exporte mit -17,1% im März"

      Im März 2009 fallen die chinesischen Exporte nach Angaben der chinesischen Zollbehörden, General Administration of Customs (GAC), nun bereits den fünften Monat in Folge. Die Exporte brachen um -17,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat ein, auf ein Volumen von 90,29 Mrd. Dollar.

      Die Volksrepublik China ist der große Gewinner der Globalisierung, dies zeigt das Wirtschaftwachstum und vor allem das Exportvolumen der letzten Jahre an! Nur auf Monatsbasis der Exportdaten wird aktuell das ganze Ausmaß der Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich!

      Weiterführend ... http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:50:07
      Beitrag Nr. 3.190 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.634 von Maraho am 10.04.09 14:43:09Ein Kommentar hierzu ...

      Iss ja nich unser Geld…
      von weissgarnix, 11. April 2009

      Nicht, dass mich die Bundesregierung mit irgendeiner ordnungspolitischen Schandtat noch groß beeindrucken könnte, nach allem, was sie sich bisher so an Eskapaden geleistet hat. Aber die jüngsten News aus dem Hause Steinbrück finde ich dann doch eines Kommentars würdig:

      Zunächst mal will es mir nicht in den Kopf gehen, wie man rund 300 Millionen für eine Bank auf den Tisch legen kann, die definitiv und hundertprozentig pleite ist, und damit nur einen Wert hat, nämlich NULL. Wie sich Steinbrück, der den noch verbliebenen SPD-Wählern in besseren Zeiten ohne Unterlass predigte, wie eisern man doch sparen müsse, bei Bildung und Kindern zum Beispiel, sich nach dieser Nummer morgens noch in den Spiegel schauen kann, würde mich mal interessieren. Das ist ganz offensichtlich Verschwendung von Steuergeldern, sehenden Auges, aus an den Haaren herbeigezogenen Gründen, die noch nicht mal Bestandteil des sozialdemokratischen Katechismus sind. 300 Millionen sind angesichts der in dieser Krise ansonsten aufgerufenen Milliardenbeträge zwar nicht viel Geld, aber trotzdem: Hier wird zugunsten der HRX-Aktionäre reinste Klientelpolitik betrieben, wobei die Vermutung naheliegend ist, dass diese einem Deal mit der CDU entspringt, etwa nach dem Motto: “Komm du mir bei der Abwrackprämie entgegen, dann mache ich bei der Hypo Real Estate einen auf kuschelweich.”

      Bei der anderen Nachricht aus dem Bundesfinanzministerium geht es hingegen schlagartig wieder um großes Geld: 200 Milliarden Euro will Steinbrück laut Medienberichten in die Hand nehmen, um damit die Werte von Schrottpapieren zu garantieren, die die Banken aus ihren Bilanzen in von ihnen selbst gehaltene “Bad Banks” auslagern sollen. Und zwar alleine zu dem Zweck - man höre und staune - um sie dort weiterhin mit höheren Werten bilanzieren zu können, da die so entsorgten Papiere nicht den strengen Bilanzierungsregeln für Banken unterlägen. Und sollten sie am Ende der Laufzeit doch weniger wert sein als in den Bilanzen steht, dann trägt der deutsche Steuerzahler - wer sonst ? - den Verlust.

      Genauere Details kennt man zu dem Vorhaben offenbar noch nicht, aber auf Basis des bisher Berichteten wäre das ein echter Knaller: Nicht nur, dass die Regierung damit die Banken dazu animieren würde, genau das zu wiederholen, was zu dieser Krise führte, nämlich riskante Finanzanlagen nach dem Motto “Aus den Augen, aus dem Sinn” einfach in eine ausgelagerte Gesellschaft außerhalb der eigenen Bilanz zu packen; nein, zudem gibt sie den Banken auch noch einen Anreiz, den Transfer zu einem möglichst hohen Wert abzuwickeln, denn diesen auch tatsächlich zu realisieren, wäre ja dann nicht mehr ihr Problem.

      Beide Aktionen sind in meinen Augen unerhört, um nicht zu sagen skandalös. Der Spiegel schreibt, die SPD wolle die Kanzlerin im Wahlkampf “entzaubern”, indem sie sich als “Garant für einen handlungsfähigen Staat” präsentiere. - Das sollte zu den schlimmsten Befürchtungen Anlass geben, dass es bei Unsinn wie dem obigen nicht bleiben wird.

      Quelle: http://www.weissgarnix.de/?p=1974#more-1974
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 08:58:13
      Beitrag Nr. 3.191 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.412 von Groupier am 10.04.09 22:36:53In gewisser Weise in Bezug.

      Hypo Real Estate
      Enteignung aus Missgunst
      Von Joachim Jahn


      Im Ringen um die Zockerbank Hypo Real Estate (HRE) hat der "Showdown" begonnen. Kaum hat Bundespräsident Horst Köhler das "Rettungsübernahmegesetz" unterzeichnet, unterbreitet die Bundesregierung den privaten Aktionären eine Übernahmeofferte. Zuckerbrot und Peitsche: Der angebotene Kaufpreis liegt sogar noch leicht über dem aktuellen Kurswert der Anteile.

      Doch klar ist auch: Wenn jetzt der amerikanische Finanzinvestor Christopher Flowers nicht verkauft, soll er enteignet werden. Demonstrativ hält ihm Finanzminister Peer Steinbrück die Folterinstrumente in Gesetzesform vor Augen, die ihm die Zwangsvergesellschaftung des Immobilienfinanzierers ermöglichen sollen. Wie bei einem Spielfilm aus dem "Wilden Westen" verfolgt das Publikum genüsslich das finale Duell zwischen dem Sheriff und dem Ganoven.

      Das Zeitfenster für eine spektakuläre Enteignung von Flowers - und übrigens auch von weiteren Anlegern aus dem Streubesitz - ist dramatisch eng. Bis Ende Juni müsste das Bundeskabinett eine spezielle Verordnung auf den Weg gebracht haben. Ein Schritt, der in der Marktwirtschaft Deutschlands sonst nur Kleingärtner trifft, die etwa einer Ortsumgehung oder neuen Bahnstrecke im Wege stehen. Doch ist die HRE praktisch pleite. Vermutlich hätte die Aufsichtsbehörde Bafin sie längst geschlossen, wenn eine buchstabengetreue Anwendung des Kreditwesengesetzes hier nicht ein solches Politikum wäre.

      Braucht der Staat überhaupt Flowers' HRE-Anteile?

      Dass das Überleben dieses Geldinstituts für das gesamte Finanzsystem wichtig ist, wird von kaum jemandem bezweifelt - selbst von jenen nicht, die sonst staatlichen Interventionen zugunsten einzelner Unternehmen oder Branchen ablehnend gegenüberstehen. Die eigentlich fällige Marktbereinigung bleibt aus; Misswirtschaft wird nicht bestraft, sondern auf Kosten des Steuerzahlers ausgebügelt. Steuerzahler und Ordnungspolitiker ballen die Faust in der Tasche: Mehr als 100 Milliarden Euro haben Staat und private Investoren bereits in die marode Bank gepumpt, die sich trotzdem noch immer als Fass ohne Boden zu erweisen scheint.

      Dass unter diesen Umständen die Regierung Flowers nicht zum Krisengewinnler ihrer Rettungsaktionen machen will, ist zwar verständlich. Dieser Investor hat sich mit seiner Milliardenanlage verspekuliert, und ohne die Hilfestellung des Staates wären seine Anteile vermutlich gar nichts mehr wert. Doch bei näherem Hinsehen hat diese Argumentation einen Haken. Weder der Sozialdemokrat Steinbrück noch seine christdemokratische Kanzlerin Angela Merkel haben überzeugend dargelegt, warum der Staat die Anteile von Flowers überhaupt brauchen sollte.

      Wenn eine Enteignung aber nicht zwingend notwendig ist, ist sie verfassungsrechtlich schlicht verboten, da unverhältnismäßig. Nicht ohne Grund hat die große Koalition dies auch ausdrücklich in ihr neues, zweites Gesetz zur Stabilisierung des Finanzmarktes hineingeschrieben. Das Säbelrasseln der Politiker zielt also nicht nur auf die Verhandlungsbereitschaft des ungeliebten Großaktionärs, der weichgeklopft werden soll. Wohl mehr noch sollen dadurch die im September zum Wählen aufgerufenen Bürger besänftigt werden, die für das Versagen der staatlichen Bankenaufsicht teuer bezahlen müssen.

      Missgunst rechtfertigt keine Enteignung

      Der Fahrplan sieht nämlich so aus: Zunächst wird eine Hauptversammlung einberufen, um die Bilanz zu bereinigen ("Kapitalschnitt") und anschließend die Ausgabe neuer Anteile zu beschließen. Diese soll der staatliche Rettungsfonds Soffin übernehmen, der im Gegenzug für seine Finanzspritze die Mitspracherechte eines regulären Miteigentümers erhält. Die Einladungsfrist hierfür ist schon durch das Notgesetz vom Oktober auf einen Tag verkürzt worden. Nun reicht überdies ein herabgesetztes Quorum, nämlich (bei ausreichender Präsenz) die einfache Mehrheit. Und Minderheitseigner, die sich durch Gegenstimmen dem Rettungskommando verweigern, sind gesetzlich zur Zahlung von Schadensersatz verpflichtet worden - seien sie unternehmerisch beteiligt wie Flowers oder Angehörige der berüchtigten Schar von Berufsklägern mit winzigen Anteilen. Deren hinlänglich bekannten Blockademöglichkeiten durch Beschreiten des Rechtswegs sind obendrein zusätzlich beschnitten worden.

      Die erforderlichen Kapitalmaßnahmen dürften also kaum scheitern. Dazu kommt: Mit dem aktuellen Ergänzungsgesetz ist die Schwelle für den Zwangsausschluss von Minderheitsaktionären auf 90 Prozent gesenkt worden. Der Machtübernahme durch den Bund steht bei der HRE also wohl nichts im Wege. Sollte überhaupt noch jemand anders an Bord bleiben, gibt es nichts, was er auf Grundlage des hierfür zurechtgestutzten Aktienrechts noch durchsetzen oder vereiteln könnte. Das Argument, eine reine Staatsbank könne zu günstigeren Bedingungen Geld am Kapitalmarkt aufnehmen, überzeugt ebenfalls nur begrenzt: Ein zugrundegewirtschaftetes Finanzinstitut, das sich erst noch ein tragfähiges Geschäftsmodell suchen muss, dürfte nicht für ein gutes Rating taugen. Missgunst hingegen rechtfertigt keine Enteignung. Zumal: Falls Flowers' HRE-Anteile wieder im Wert steigen sollten, würde davon der Bund als künftiger Großaktionär erst recht profitieren.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Do…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 09:53:49
      Beitrag Nr. 3.192 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.619 von Maraho am 09.04.09 18:32:02In Bezug.

      US-Haushalt
      Defizit steigt auf Rekordwert

      Die Rezession hinterlässt tiefe Spuren: Im März wuchs der Fehlbetrag im US-Haushalt dramatisch - und nähert sich rapide der Billion-Dollar-Marke. Präsident Obama sieht jedoch bereits erste Hoffnung für die Konjunktur.


      Die Rezession hinterlässt im US-Haushalt tiefe Spuren: Das Defizit vergrößerte sich im März um 192,3 Milliarden Dollar (145,1 Milliarden Euro) und nähert sich damit zur Mitte des Haushaltsjahrs der Marke von einer Billion Dollar, wie das Finanzministerium am Freitag mitteilte.

      Das Minus von 192,3 Milliarden Dollar ist ein Rekord für den Monat März. Es lag auch deutlich höher als die von den Analysten erwarteten 150 Milliarden Dollar. Für die ersten sechs Monate des Haushaltsjahrs liegt das Defizit jetzt bei insgesamt 956,8 Milliarden Dollar (722,4 Milliarden Euro) - und beträgt damit mehr als doppelt so viel wie im gesamten vorangegangenen Haushaltsjahr.

      Die Regierung von US-Präsident Barack Obama hatte erklärt, dass sie für das Gesamtjahr mit einem Defizit von 1,75 Billionen Dollar (132,1 Billionen Euro) rechnet.

      Obama ist dennoch zuversichtlich

      Allerdings sieht US-Präsident Barack Obama bereits erste Hoffnung für die gebeutelte US-Wirtschaft. Die von der Rezession geplagte Konjunktur könnte langsam aus der Talsohle herauskommen, sagte er am Freitag zu Journalisten nach einem Treffen mit führenden Politikern und Vertretern der Finanzaufsicht im Weißen Haus. "Was wir lsehen können, ist ein erster Hoffnungsschimmer für die Wirtschaft", sagte er.

      Es gebe Fortschritte bei der Darlehensvergabe der Banken besonders an mittelständische Unternehmen. Zudem erreichten die Bürger jetzt Auswirkungen der Steuersenkungen, die Teil des 787-Milliarden-Dollar-Konjunkturpakets seien, sagte Obama. Dennoch warnte er vor überzogenen Erwartungen auf eine schnelle Erholung. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3l1/wirtschaft/194/464791/t…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 10:10:01
      Beitrag Nr. 3.193 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.712 von Maraho am 11.04.09 08:32:43Moin Maraho,

      Steuersenkungen:

      die wird es von keiner Partei geben. Vielleicht eine Umverteilung.
      Wenn "Steuern" gesenkt werden, wird eine andere "Abgabe" erfunden.
      Und Abgaben sind wie der Soli und all der Kram, der in der Geschichte der BRD erfunden wurden, schließlich keine Steuern.
      Da wird dann halt die Nutzungsdauer verlängert, der Ertragsanteil einer Rente erhöht, ein Steuersubventionsumgehungsabbaugesetz beschlossen, alles für die jeweilige Klientel. In NRW unter schwarz/gelb werden die Finanzämter angewiesen verstärkt Einkommensmillionäre zu überprüfen. Und das nicht nur unter schwarz/gelb. Wenn Bund, Länder und Kommunen pleite sind, spielt die Farbe der jeweils Regierenden bei der Kreativität Gelder zu erhaschen keine Rolle.

      Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral....
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 10:37:53
      Beitrag Nr. 3.194 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.334 von Maraho am 11.02.09 05:40:35In Bezug.

      60 Jahre Bundesrepublik
      Was wir von den Gründern der ersten Stunde lernen können

      Jürgen Salz, Mario Brück, Henryk Hielscher, Peter Steinkirchner

      Ausgebombt, ausgehungert, ausgelaugt – so erlebten die meisten Deutschen die Gründung der Bundesrepublik 1949. Doch es gab genügend Unverzagte, die allen Widrigkeiten zum Trotz den Grundstein für Unternehmen legten, die teilweise sogar Weltruhm erlangten. Die Erfolgsrezepte von damals lesen sich wie Anleitungen für heute. Die WirtschaftsWoche beschreibt in einer Serie die Lehren der vergangenen 60 Jahre und an welche Grenzen das Modell Deutschland in einem grenzenlosen Europa stößt.


      Im Wohnzimmer spielt eine hippe Band. Das britische Fußball-Idol David Beckham lungert mit dem US-amerikanischen Basketball-Star Kevin Garnett auf dem Sofa herum. In der Garage fahren coole Typen Skateboard, in der Küche tanzen schöne Frauen wie Popstar Katy Perry, ein paar Verrückte springen in Klamotten in den Pool. Alle tragen sie drei Streifen am Ärmel und auf Schuhen und auf der Brust das Dreiblatt.

      Herbert Hainer, der Chef von Adidas, hat die sportlich gekleideten Promis in den Werbespot mit der schrägen Hausparty gepackt, weil es für ihn Großes zu feiern gibt. „60 Years of Soles and Stripes“ – sechs Jahrzehnte Sohlen und Streifen, unter diesem Motto läuft das Gute-Laune-Filmchen seit wenigen Wochen in Fernsehen und Internet. Denn am 18. August 1949, vor fast 60 Jahren, ließ Unternehmensgründer Adi Dassler die berühmten drei Streifen zum Schutz vor Nachahmern beim da-maligen Deutschen Marken- und Patentamt eintragen. Das war der Startschuss für den Aufstieg von der kleinen Klitsche 1949 zum weltweit zweitgrößten Sportkonzern 2009, für den Sprint aus der Provinz hinaus in die Welt.

      Ideen können auch Konjunkturkrisen überleben

      Wie der geschäftstüchtige Franke mit seinen Sportschuhen, so haben sich vor 60 Jahren auch viele andere Zeitgenossen unternehmerisch auf den Weg gemacht. Für sie war Deutschland nicht nur der Kriegsverlierer, das Land der Geschundenen und Gedemütigten, der Enteigneten und Entwurzelten, der Ausgebombten und Ausgehungerten. Sie sahen in der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 auch ein Signal des Aufbruchs. Von der wertlosen Reichsmark befreit, ahnten sie schnell, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten ihnen die neu installierte Soziale Marktwirtschaft bot. Und inspiriert von den Marshallplan-Geldern, den Aufbaukrediten aus Amerika, sahen sie die ungeheuren Wachstumsmöglichkeiten nach der ungeheuren Zerstörung voraus.

      Ob Adi Dassler mit seinen Sportschuhen, Werner Otto mit seinem Versandhandel oder Max Herz mit der Kaffeerösterei Tchibo – nicht wenige der 1949 gegründeten Unternehmen sind Institutionen der deutschen Wirtschaft geworden. Andere wie der Baumaschinenkonzern Liebherr, das Handelshaus Hussel, der Waffenproduzent Heckler & Koch, der Schuhhersteller Gabor das IT-Unternehmen Süss Microtec oder der Kinderfahrradspezialist Puky haben bewiesen, dass ihre Ideen auch Konjunkturkrisen überleben, von denen es nach dem Krieg rund ein halbes Dutzend gab.

      Alle erfolgreichen 49er eint, dass sie sich nicht von den widrigen Umständen der Nachkriegszeit beirren ließen. Tchibo-Gründer Herz musste in seinem Hamburger Kontor Regenschirme aufspannen lassen, weil das Dach durch die Kriegsbomben größtenteils zerstört war. Versandhändler Otto ließ seine ersten Kataloge noch zusammenbinden und Fotos einkleben. Die Schuhhersteller Joachim und Bernhard Gabor mussten ihre Maschinen zerlegen und über die damalige Zonengrenze schmuggeln, um im Westen ihre Fabrik eröffnen zu können.

      „Von den Unternehmen, die 1949 ihre Betriebe gründeten, können heutige Unternehmer und Existenzgründer noch viel lernen“, sagt der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Manfred Pohl. Vor über einem Jahr gründete Pohl – unter anderem mit Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, Unternehmensberater Roland Berger und dem Philosophen Peter Sloterdijk – den Frankfurter Zukunftsrat, um aktuelle gesellschaftspolitische Fragen zu diskutieren.

      Pohl hat bei den damaligen Gründern einen „riesigen Enthusiasmus“, ausgemacht. „Die Unternehmer hatten 1949 mehr Mumm, die Menschen verfügten über mehr Gemeinsinn. Den Leuten war klar, dass sie nur etwas erreichen können, wenn sie zusammenstehen.“ Die Erfolgsrezepte der Unternehmen, Baujahr 1949, gehen meist auf die Gründer zurück und haben vielfach nichts von ihrer Aktualität verloren. Ihre Leitsätze klingen auch 60 Jahre später noch nachahmenswert.

      „Du sollst auf deine Kunden hören“, lautete etwa das Gebot von Adi Dassler. Was wie eine unternehmerische Binsenweisheit klingt, bildete für den Erfinder der Drei-Streifen-Marke die Firmenstrategie: Der begeisterte Leichtathlet fragte seine Sportkameraden ebenso wie gestandene Olympioniken und Weltmeister ständig, was sich an ihren Sportschuhen noch verbessern ließe. Damit wurden seine Kunden zu den entscheidenden Innovationsmotoren. Einer seiner größten Erfolge waren die Schraubstollen, die Deutschlands Fußballern beim WM-Sieg gegen Ungarn 1954 besseren Halt auf dem nassen Rasen des Berner Wankdorf-Stadions gaben.

      Schuhfabrikant Gabor setzte vor allem auf seine Mitarbeiter, förderte den Zusammenhalt im Unternehmen. Als die Firma Gabor schließlich von Barmstedt bei Hamburg ins bayrische Rosenheim umzog, um näher bei den Lederwarenfabriken in Italien und bei der Gabor-Fabrik in Österreich zu sein, zogen 63 Familien mit.

      Mit einer klugen Nischenstrategie hat sich der Kunststoffhersteller Hesse Thermoformung über die Jahrzehnte behauptet. Das Kleinunternehmen aus Emmerich am Rhein (vier Millionen Euro Umsatz, 34 Mitarbeiter) stellt Kunststoffteile nach Bedarf her – für Arztpraxen, Heizkörper oder Maschinen. Hesse-Produkte finden sich in Inkubatoren und Sonnenbänken. In den Siebzigerjahren feierte das Unternehmen mit den ersten Katzenklos große Erfolge. Hesse entwickelte ebenso den „Müllschluckboy“, einen Mülleimer mit Verschweißtechnik, der etwa in Krankenhäusern für septische Abfälle genutzt wurde.

      Tchibo entdeckte in den Fünfzigerjahren die Kundenbindung für sich

      Der Kranhersteller Liebherr diversifizierte erfolgreich. Tchibo entdeckte bereits in den Fünfzigerjahren die Kundenbindung für sich – zu Weihnachten verschickte der Kaffeeröster etwa Schmuckdosen und legte ein eigenes Kundenmagazin auf. Der einstige Lebensmittelhändler Hussel setzte schon früh auf ein gehobenes Schokoladen-Sortiment und verbreitete auch sonst einen Hauch von Luxus: Hussel kaufte 1969 die Douglas-Parfümerien und baute sie zu Deutschlands führender Duft-Kette aus.

      Die Bedingungen, unter denen diese Unternehmen entstanden, erscheinen aus heutiger Sicht unvorstellbar. Nach Kriegsende erreichte die Industrieproduktion nur noch 27 Prozent des Niveaus von 1936. Straßen, Brücken, Eisenbahnen und Versorgungswege lagen weitgehend in Schutt und Asche. Kapital war rar, die Kreditwirtschaft befand sich ebenfalls erst im Aufbau. Um an Rohstoffe und Material zu gelangen, mussten sich die Nachkriegsunternehmer einiges einfallen lassen. Schuhhändler Heinz-Horst Deichmann etwa fertigte anfangs Sandalen mit Sohlen aus Pappelholz, das er im Garten eines Freundes aufgelesen hatte. „Erfolgreich waren diejenigen Unternehmen, die am besten improvisieren konnten – nicht diejenigen, die das meiste Geld hatten“, sagt Wirtschaftshistoriker Pohl.

      Auch das Wort Bürokratie war 1949 schon erfunden, wenn auch mit einer anderen Bedeutung als heute. Zwar mussten sich die Unternehmer noch nicht so sehr mit Umweltverträglichkeitsprüfungen, Statistikpflichten und Flächennutzungsplänen auseinandersetzen – dafür galt es jedoch, die Auflagen der Besatzungsmächte zu beachten. Die Zonenregierungen vergaben Lizenzen, stellten Genehmigungen und Passierscheine aus.

      Doch all dies wurde aufgewogen durch die schier grenzenlosen Chancen, die sich den Entrepreneuren boten und die sie nur ergreifen mussten. „Sie konnten damals alles verkaufen, was sie wollten. Es gab ja fast nichts; und die Qualität der Waren in der NS-Zeit war schlecht“, sagt der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Ralf Banken. Überall regierte der blanke Mangel, die Konsumgesellschaft war noch nicht erfunden. Zu Beginn der Fünfzigerjahre begannen die Deutschen, sich langsam mit Kühlschränken einzudecken.

      Den Bundesbürgern blieb, ähnlich wie ihren Brüdern und Schwestern im Osten Deutschlands, nur, ranzuklotzen, was das Zeug hielt. „Es bestand allgemeine Bereitschaft, hart zu arbeiten, um den verlore-nen Lebensstandard wiederzugewinnen“, schreibt Knut Borchardt, emeritierter Professor für Wirtschaftsgeschichte und Volkswirtschaftslehre, in dem Werk „Deutsche Wirtschaft seit 1870“, das er gemeinsam mit Karl Häuser und Gustav Stolper, dem Gründer und Chefredakteur des „Deutschen Volkswirts“ (dem Vorläufer der WirtschaftsWoche) verfasste.

      Marshallplan gab deutscher Wirtschaft kräftigen Schub

      1954 verholfen Nationalökonom Stolper, der während des Nationalsozialismus in die USA emigriert war, kehrte 1947 zu einer Reise nach Deutschland zurück. Er beobachtete, wie die Deutschen einen Großteil ihrer Geschäfte auf dem Schwarzmarkt tätigten. „Wer amerikanische Zigaretten besitzt oder gar Nylonstrümpfe, der ist König“, schrieb Stolper.

      Die Einführung der D-Mark in den Westzonen durch die Währungsreform vom 20. Juni 1948 machte dem Schwarzmarkt den Garaus; quasi über Nacht füllten sich die Schaufenster. Die Deutschen, die je 40 D-Mark erhalten hatten, fassten Vertrauen in Markt und Mark. Ludwig Erhard, der spätere Wirtschaftsminister von der CDU, verkündete für weite Teile der Wirtschaft das Ende der staatlichen Bewirtschaftung und der Preisbindung. Anfangs stiegen die Preise rasant – die Kauflust entwickelte sich ungezügelt, der Nachholbedarf war ungeheuer groß.

      Einen Schub erhielt die Wirtschaft durch die Milliarden des Marshallplans, so benannt nach dem damaligen US-Außenminister George Marshall. Das Geld – gut 13 Milliarden US-Dollar (etwa 100 Milliarden Dollar nach heutigem Wert) – floss in Kredite und Rohstofflieferungen für den Wiederaufbau Europas.

      Lange Wachstumsperiode nach 1949

      „Das war damals eine wirksam koordinierte Hilfe aus einem Topf“, sagt Wirtschaftshistoriker Pohl. Einen aktuellen Seitenhieb kann er sich dabei nicht verkneifen: „In der aktuellen Finanzkrise müsste es doch“, so Pohl, „jetzt auch möglich sein, staatliche Hilfen besser zu koordinieren.“

      Nach 1949 begann eine der längsten Wachstumsperioden der deutschen Geschichte. Allein zwischen 1950 und 1961 verdoppelte sich die wirtschaftliche Leistung, das reale Bruttosozialprodukt, in Westdeutschland nahezu. Die Wachstum lag höher als in den europäischen Nachbarstaaten oder in den USA. Die erste richtige Rezession kam 1966. Ludwig Erhard, inzwischen Bundeskanzler, musste deswegen abdanken. Danach folgte die erste Große Koalition mit Kurt Georg Kiesinger (CDU) als Regierungschef sowie dem späteren Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) als Außenminister.

      „Viele Unternehmer hatten gedacht, das Wachstum geht immer so weiter und haben zu wenig auf ihre Gewinnmargen geachtet“, sagt Historiker Banken. Eines der ersten Unternehmen, das pleiteging, war der Automobilhersteller Borgward. Der Hersteller des „Leukoplast-Bombers“ litt unter Qualitätsproblemen und schrieb rote Zahlen. Später erwischte es auch Wirtschaftswunder-Marken wie Grundig oder Neckermann – beide haben längst aufgehört, als eigenständige Unternehmen zu existieren.

      Neckermann geriet Anfang der Siebzigerjahre in finanzielle Nöte und verkaufte sich schließlich an Karstadt. Und Grundig hatte sich nie von der Führungskultur der Fünfzigerjahre – das ganze Unternehmen war auf den Gründer Max Grundig zugeschnitten – gelöst und verpasste in den Neunzigerjahren den Anschluss an die japanische Konkurrenz.

      Auch von all den Unternehmen, die sich 1949 gründeten, mussten zwischenzeitlich einige aufgeben oder gerieten in Schieflage. „Dass Unternehmen in Probleme geraten oder pleitegehen, gehört nun mal zur Marktwirtschaft dazu“, sagt der Wirtschaftshistoriker Pohl. „Insgesamt gesehen, waren die 1949er jedoch ein ganz besonderer Jahrgang. Doch ohne sie wäre das Wirtschaftswunder kaum möglich gewesen.“

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/was-wir-von-den-gruen…
      Marshall-Plan: http://de.wikipedia.org/wiki/Marshallplan
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 10:52:10
      Beitrag Nr. 3.195 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.821 von kiska am 11.04.09 10:10:01kiska, ich grüße Dich!
      Dir und Deiner besseren Hälfte frohe Ostern! ;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 11:00:38
      Beitrag Nr. 3.196 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.712 von Maraho am 11.04.09 08:32:43Noch etwas dazu und dann ...


      WIRTSCHAFTSKRISE
      Steinbrück fürchtet weltweite Inflationswelle

      Gigantische Konjunkturpakete werden in die Finanzmärkte gepumpt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dann jedoch droht die nächste Gefahr, warnt Finanzminister Steinbrück: Die weltweite Inflation. Eine Alternative zu den Investitionsprogrammen sieht er jedoch nicht.


      Berlin - Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat vor der Gefahr einer weltweiten Inflation als Folge der schuldenfinanzierten Konjunkturmaßnahmen gewarnt. "Es wird so viel Geld in den Markt gepumpt, dass die Gefahr einer Überlastung der Kapitalmärkte und einer weltweiten Inflation im Wiederaufschwung drohen könnte", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung.

      Kurzfristig gebe es kein Inflationsproblem, erklärte Steinbrück: "Mittelfristig müssen wir uns aber darum kümmern, wie wir die Milliarden an Liquidität wieder aus der Welt bekommen, die wir jetzt in die Wirtschaft pumpen." Das werde eine besondere Herausforderung für alle Zentralbanken. Auch die Europäische Zentralbank müsse dann für Geldwertstabilität sorgen wie früher die Bundesbank.

      Der SPD-Politiker betonte zugleich, dass es jetzt keine vernünftige Alternative zu klugen Investitionsprogrammen gebe. Er verteidigte dabei nachdrücklich die Aufstockung der staatlichen Ausgaben für die Abwrackprämie auf fünf Milliarden Euro. Die Prämie wirke sehr gut und sorge für eine spürbare Stabilisierung einer der wichtigsten Leitindustrien: "Wegen der Prämie hat die deutsche Autoindustrie bisher keine solchen Absturz erlebt wie in den USA", sagte der Minister.

      Dem Ruf nach einem dritten Konjunkturprogramm erteilte Steinbrück aber eine entschiedene Absage. Diesen ständigen Überbietungswettbewerb lehne er ab: "Wir sollten abwarten, welche Kraft unsere bereits beschlossenen Maßnahmen entfalten und nicht schon wieder zappelig werden."

      Auch der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, wandte sich gegen ein drittes Konjunkturprogramm. Was die Regierung bisher getan habe, könne sich sehen lassen. Es dürfe aber keine weiteren Konjunkturpakete geben: "Das restliche Pulver muss trockengehalten werden, um beispielsweise Entlassungen im Herbst sozial abzufedern", sagte Kannegiesser der "Bild".

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,618610,…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 11:11:17
      Beitrag Nr. 3.197 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.900 von Maraho am 11.04.09 11:00:38Zu:
      "Steinbrück fürchtet weltweite Inflationswelle"

      Die muß es nicht nur fürchten, sondern sie ist zwangsläufig dieser Politik geschuldet. Nur dauern wird es halt mindestens noch 1 Jahr, bis eine solche "Inflationswelle" anrollen kann. Möglicherweise sogar etwas länger, denn erstmal werden wir abgleiten in eine DEPRESSION mit all ihren Begleiterscheinungen wie absackender Preise aufgrund hoher Arbeitslosigkeit .

      Wie konform diese Krise mit 1929 doch läuft...immer wieder erstaunlich.

      Den meisten Menschen fehlt jegliche Phantasie, um in etwa zu erahnen, was da auf zus zurollt und wie hartnäckig und nachhaltig sich die Probleme noch erweisen werden.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 11:22:54
      Beitrag Nr. 3.198 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.911 von Dorfrichter am 11.04.09 11:11:17Guten Morgen Dorfrichter,

      Den meisten Menschen fehlt jegliche Phantasie, um in etwa zu erahnen, was da auf zus zurollt ...

      Ahnung schafft Vorsprung ... ;)

      In diesem Sinne Dir einen schönen Tag und frohe Ostern!
      Es grüßt Dich Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 11:53:52
      Beitrag Nr. 3.199 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.925 von Maraho am 11.04.09 11:22:54Frohes Osterfest natürlich auch Dir und Deiner Lesergemeinde.

      Ahnung schafft Vorsprung ... wenns soweit ist, dann ist es für Jene, die sich vorzeitig mit diesem Thema befaßten, ja schon vorbei. Perspektiven sind bereits gewachsen und bilden sich gerade in schlimmsten Krisen bereits aus.

      Es geht nämlich weiter...und das Leben bleibt richtig spannend.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 12:05:57
      Beitrag Nr. 3.200 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.960 von Dorfrichter am 11.04.09 11:53:52Ahnung schafft Vorsprung ... wenns soweit ist, dann ist es für Jene, die sich vorzeitig mit diesem Thema befaßten, ja schon vorbei. Perspektiven sind bereits gewachsen und bilden sich gerade in schlimmsten Krisen bereits aus.

      Es geht nämlich weiter...und das Leben bleibt richtig spannend.


      Sehr gut formuliert. In Anbetracht dessen erübrigt sich dann auch Mitleid mit der Mehrheit der "Verlierer", da man heute an (fast) jede Information gelangen kann, sofern man sich bemüht.

      Und außerdem: Wer die Vergangenheit kennt, braucht die Zukunft nicht zu fürchten!
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 12:36:15
      Beitrag Nr. 3.201 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.932 von Maraho am 10.04.09 17:44:17Jetzt auch der "FAZ" einen Artikel wert ...
      Ora et labora.. oder besser: Labora et ora


      Die Mittelschicht und die Krise
      Viel gearbeitet, viel gespart, viel zu verlieren
      Von Carsten Knop


      Viele Gespräche in deutschen Familien des sogenannten bürgerlichen Mittelstands laufen derzeit etwa so ab: „Wann hast du eigentlich das letzte Mal deinen Depotauszug überprüft?“ „Das ist schon eine Weile her.“ „Aber an den Aktienmärkten geht es doch schon seit Monaten bergab.“

      „Ja, aber wir haben doch auch in früheren Krisen unsere Aktien nie verkauft.“ „Das stimmt, aber dieses Mal scheint doch alles etwas schlimmer zu sein als sonst. Und hast du einmal überprüft, ob die ganzen festverzinslichen Wertpapiere, die wir haben, von Staaten und Unternehmen ausgegeben wurden, die noch zahlungsfähig sind? Kannst du denn den Depotauszug einmal suchen?“ „Hier ist er.“ „Danke. Sag mal, was ist denn eigentlich ein ,Vivaldis G.S.L.', Laufzeit bis November 2031?“ „Wie bitte?“ „Wann warst du denn zuletzt bei deiner Anlageberaterin?“ „Ich glaube, ich muss da mal einen Termin ausmachen.“

      Als reich empfinden sie sich selbst nicht

      Die Rede ist hier nicht etwa von Familien, die sich selbst als reich empfinden würden. Vielmehr geht es um Familien, in denen seit Jahrzehnten hart gearbeitet und solide gelebt worden ist, die stets einen großen Anteil an der Steuerlast des Staates getragen haben - und tragen werden. Um Familien, von denen die meisten sogar ihre Kirchensteuern noch zahlen, in denen es möglicherweise auch schon abbezahltes Immobilieneigentum, bei den Kindern aber durchaus auch noch Schulden gibt. Es geht um diejenigen, die die Abwrackprämie für das alte Auto nicht in Anspruch nehmen können, da sie ihre Autos in der Regel immer nach gut fünf Jahren ausgetauscht haben. Und es geht um die, die alles dafür tun, dass ihre Kinder den Anschluss an den globalen Bildungswettbewerb finden, um Familien, in denen noch Bücher (vor)gelesen werden.

      Die Rede ist von Menschen, die noch Mitglied im örtlichen Sportverein sind und Freude daran haben, wenn im Garten kein Chaos herrscht. Es geht um Familien, wo in dem kleinen tragbaren Videospiel mit dem Namen „Nintendo DS“ neben Spielen nicht selten auch Programmkassetten wie „Dr. Kawashimas Gehirnjogging“ stecken - auch wenn die Eltern angesichts einer 50- bis 60-Stunden-Woche im Büro kaum Zeit dazu haben, das Gerät überhaupt zu benutzen.

      Es geht um glückliche Menschen, die sich daran erfreuen, gesund zu sein, in ihrer Nachbarschaft ehrenamtlich tätig sind, an Samstagen noch immer „Wetten, dass . . ?“ schauen und die das in den vergangenen drei Generationen mit einem Nettojahreseinkommen zwischen 35.000 und 70.000 Euro erarbeitete Vermögen nun nicht einfach wieder verlieren wollen.

      Alles nicht so schlimm?

      Doch sie haben viel zu verlieren. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank betrug allein das Geldvermögen der Deutschen im Jahr 2007 insgesamt 4564 Milliarden Euro (siehe Grafik). Nun könnte man einwenden, dass das alles nicht so schlimm ist. Denn wer viel hat, kann auch viel geben, wie Pastoren gerne sagen. Und außerdem hat der Wert 1997 (aus D-Mark-Zeiten umgerechnet) noch bei gerade einmal 2962 Milliarden Euro gelegen - und auch damals ging es den Deutschen ja nicht wirklich schlecht.

      Aber: Die Zahlen von 2007 sind zwar die jüngsten, die sich für ein vollständiges Jahr bei der Bundesbank beschaffen lassen, doch für 2008 dürfte der Wert schon deutlich niedriger liegen. Schätzungen amerikanischer Investmentbanken sprechen unisono von einem Minus im Gesamtvermögen der Haushalte von rund 30 Prozent in den Jahren 2008 und 2009. Was die Menschen wirklich umtreibt, ist aber in erster Linie gar nicht das Geld, über das sie heute verfügen könnten, sondern ihre Altersvorsorge. Also Schublade aufziehen und nach den Standmitteilungen der Lebensversicherung suchen. Dort gibt es ja immer auch Hochrechnungen, was man, zum Beispiel im 63. Lebensjahr, für eine Ablaufleistung zu erwarten hat. Besonders ernüchternd ist es, einmal eine Standmitteilung von Mitte 2002 mit der von Mitte 2008 zu vergleichen. Dort kann, trotz stetiger Beitragszahlungen in den dazwischen liegenden Jahren, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Lücke in der Ablaufleistung von mehreren zehntausend Euro zu finden sein.

      Und die Frage, was passiert, wenn die Staaten ihre milliardenschweren Rettungsprogramme für Banken und Konjunktur nach einer Deflationsphase letztlich doch mit Inflation bezahlen, beantwortet der Blick auf die Standmitteilung der Lebensversicherung ohnehin nicht. Versicherungen sind der Deutschen liebste Altersversorge, gut ein Viertel des Vermögens der privaten Haushalte ist nach den Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft in ihnen geparkt.

      Wie soll man darauf nur reagieren?

      „Wie soll man darauf nur reagieren?“, fragt selbst der alte Freund, der bei einer Bank arbeitet und dort vermögende Privatkunden berät. Er weiß zwar, was seine Bank empfiehlt. Er sieht aber auch, wie langsam sie auf Marktbewegungen reagiert, wie sehr es seinen Chefs mit ihren Renditevorgaben für die eigene Bank nach wie vor darum geht, den Kunden immer neue Produkte zu verkaufen, an Provisionen zu verdienen, jetzt, wo es auf dem Tagesgeldkonto ja auch praktisch keine Zinsen mehr gibt. Die Dresdner Bank zum Beispiel hat die Zinsen für Tagesgeld am Gründonnerstag auf inzwischen nur noch 1 Prozent gesenkt.

      Die Antwort des Banker-Freundes ist die Investition in vermietete Immobilien. „Denn von einem Verfall der Häuserpreise kann in Deutschland ja nun wirklich keine Rede sein“, sagt er. „Ja, weil die Preise in den vergangenen Jahren auch kaum gestiegen sind“, wendet man ein. „Da hast du auch wieder recht“, sagt er dann. Und schnell ist man sich einig: Die Generation der 40 bis 50 Jahre alten Arbeitnehmer steht vor einer echten Herausforderung; erstmals seit Jahrzehnten sind ihre Familien mit der sehr realen Gefahr eines hohen und zugleich langfristigen Vermögensverlustes konfrontiert.

      Denn dieser Wirtschaftsabschwung wird sich zu einem großen Gleichmacher entwickeln, dem sich vielleicht nur die ganz Reichen entziehen können, die längst einen Teil ihres Vermögens vollkommen sicher angelegt haben: „Ich war gerade beim Notar und habe Wald gekauft“, sagte jüngst ein vermögender Berater seinem Kunden, dem Vorstandsvorsitzenden eines großen Unternehmens. Der staunte zunächst ungläubig: „Seid ihr jetzt alle verrückt geworden?“ Doch der interessierte Zuhörer merkte, dass er sich den Anlagetipp gewiss gemerkt hat.

      Gute Anlagetipps gibt es kaum noch

      Denn andere gute Anlagetipps gibt es kaum. Natürlich sind in den vergangenen Wochen und auch am Handelstag vor dem Osterfest die Aktienkurse wieder gestiegen, sogar um mehr als 3 Prozent. Aber wie geht es weiter? Wer hierzu zum Beispiel Rat bei einer amerikanischen Bank sucht, die vergleichsweise gut durch die bisherige Krise gekommen ist, bleibt skeptisch. In langen Charts wird von den Analysten von Morgan Stanley auf diverse sogenannte „Bärenmarktrallys“ verwiesen, die es sowohl während der Großen Depression zwischen 1929 und 1932 als auch in der Japan-Krise zwischen 1988 und 2003 gegeben habe.

      Das heißt: Kurzfristig waren dort immer wieder hohe prozentual zweistellige Kursgewinne möglich. Aber danach folgten stets noch deutlichere Abschläge. Für ihren Pessimismus führen die Banker viele Gründe an: Die Kreditbedingungen für die Unternehmen und Konsumenten hätten sich noch immer nicht stark genug verbessert, es gebe noch immer zu viele leerstehende Immobilien in den Vereinigten Staaten, die Gefahr des Protektionismus sei in einer globalisierten Welt riesengroß, von den Unternehmen werde man noch über deutlich sinkende Gewinne hören und so weiter.

      „Ich muss allein wegen der Meldefristen meine Beteiligungen immer mindestens 30 Tage halten“, sagt der Banker, der die Studie mitgebracht hat. „Das aber ist für die kurzen Zeitfenster, in denen Kursgewinne in solchen Börsenphasen möglich sind, in der Regel viel zu lang.“ Und welche solide Mittelstandsfamilie möchte sich schon dem „Day-Trading“ hingeben, die Aktienkurse Tag für Tag im Auge behalten, stets schnell kaufen und verkaufen - und wer weiß dann schon, ob er wirklich alles richtig gemacht hat?

      Die Altersvorsorge schrumpft, der Ruhestand muss warten

      Wie so häufig sind die Schwierigkeiten, zu denen die Wirtschafts- und Finanzkrise für gutverdienende Bürger der Mittelschicht führt, in den Vereinigten Staaten heute schon viel deutlicher spür- und sichtbar als zum Beispiel in Deutschland, wo die Krise später angekommen ist und durch Kurzarbeit und andere soziale Sicherungsmaßnahmen länger abgefedert wird. In den Vereinigten Staaten gibt es das meiste davon nicht. Und mehr als das: Dort sind viele Arbeitnehmer mit Aktien oder entsprechenden Vorsorgesparplänen direkt und indirekt an ihrem Unternehmen beteiligt, haben damit auf den wirtschaftlichen Erfolg ihres Arbeitgebers auch ihre eigene Altersvorsorge aufgebaut.

      Ein knapp über 60 Jahre alter Senior Vice President eines amerikanischen Versicherungsmaklers, der vor dem Wirtschaftsabschwung schon durch eine hausgemachte Unternehmenskrise gegangen ist, schreibt vor einiger Zeit in einer E-Mail: „Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung bleibt mir nichts anders übrig, als einige Jahre länger zu arbeiten, als ich es eigentlich geplant hatte. Glücklicherweise macht mein Unternehmen das möglich.“ Arbeiten bis 70, weil sich der Ruhestand sonst nicht finanzieren lässt? Vielleicht muss man sich an solche Gedanken gewöhnen.

      Die verlassenen Häuser aber und die von ihren finanziell überforderten Eigentümern verstoßenen Segelboote mit abgekratzten Registrierungsnummern werden wohl ein eher vorübergehendes Phänomen der Krise sein, auch wenn sie augenfälliger sind als die Überlegungen eines 50 oder 60 Jahre alten Beschäftigten zum Beginn seines Ruhestands.

      Das eigene Glück wird kleiner

      Amerikanische Zeitungen machen sich, so wie es der Mentalität des Landes entspricht, in dunklen Zeiten aber auch schon wieder auf die Suche nach den Gewinnern, auf die Jagd nach den Möglichkeiten, die die Verwerfungen der Krise und die politischen Reaktionen darauf bieten. Profiteure könnten doch zum Beispiel ganz junge Familien sein, heißt es dort. Denn die könnten ja jetzt wieder sehr viel günstiger in Aktien investieren, um damit ihre Altersvorsorge aufzubauen. Jedenfalls sei doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienkurse wieder zulegten, bei einem Index-Stand des Dow Jones von 8000 Punkten sehr viel besser als bei einem Index-Stand von 14.000 Punkten. Vergleichbares gelte für Familien, die jetzt noch zur Miete wohnten, sich aber mit dem Gedanken trügen, ein Haus zu kaufen. Denn die Zinsen seien ja ebenso wie die Häuserpreise gesunken.

      Hinzu komme die Steuerpolitik. So sei es doch wahrscheinlich und vom neuen Präsidenten Barack Obama auch so angekündigt, dass die Steuern für die obere Mittelschicht stiegen - und von den Transfers könnten dann wieder die weniger Vermögenden profitieren. Nicht zuletzt könnten die zu Gewinnern werden, die jetzt die Chance nutzten, Zeit und Geld in ihre Weiterbildung zu investieren, um für den nächsten wirtschaftlichen Aufschwung die eigenen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

      Das entspricht der protestantisch-calvinistischen Grundhaltung der Vereinigten Staaten von Amerika: Dort ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Aber für viele, die in den vergangenen Jahrzehnten schon viel gearbeitet haben, bleibt eben doch die Erkenntnis, dass diese Finanzkrise das eigene Glück nicht nur ein wenig kleiner macht, jedenfalls in finanzieller Hinsicht. Und es ist ja gerade der Verweis auf die künftig für die obere Mittelschicht stark steigenden Steuern, der in dieser Bevölkerungsgruppe so auf die Stimmung drückt. In Amerika ist das schon klar - und in Deutschland wird die Rechnung für Bankenrettung, Abwrackprämie und manche Unternehmens-Überbrückungsfinanzierung auch noch präsentiert werden. „Dann wandere ich aus“, sagt der Kollege. Doch wohin? Er wird also hierbleiben, mit seiner Familie. In die Bildung investieren. Arbeiten. Und beten.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 13:17:48
      Beitrag Nr. 3.202 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.891 von Maraho am 09.04.09 19:10:56In Bezug.
      Mit Sch.... Geld verdienen.


      Neue US-Reality-Show
      Entlassung - mal anders

      Der US-Fernsehsender Fox hat eine perfide Idee: In einer neuen Sendung sollen Mitarbeiter von kriselnden Firmen selbst entscheiden, wer fliegt.


      Das US-Fernsehen geht an die Schmerzgrenze - und darüber hinaus: Der Fernsehsender Fox entwickelt eine Reality Show, die sich hautnah mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise befasst.

      Unter dem Titel "Someone’s Gotta Go“ (Einer muss gehen) können die Mitarbeiter eines kleinen Unternehmens selbst entscheiden, wer von ihnen entlassen werden soll. Jede Woche ist eine andere krisengeschüttelte Firma mit 15 bis 20 Angestellten an der Reihe.

      Die Macher des Formats sehen darin eine Chance für die Mitarbeiter, die Zukunft ihres Unternehmens aktiv mitzugestalten: "Die Sendung ermöglicht es Angestellten, Entscheidungen anstelle der Bosse zu treffen“, sagte der Reality-Chef von Fox, Mike Darnell, am Mittwoch gegenüber "Variety“.

      Es sei auch Teil des Konzepts, dass die Mitarbeiter sich gegenseitig ins Gesicht sagen könnten, was ihnen aneinander nicht passe, so Darnell.

      Die Idee zu der Sendung sei ihm während eines Nachrichtenbeitrags im Fernsehen gekommen, in dem es um eine wirtschaftlich angeschlagene Unternehmerin ging. Sie hatte die Gehaltszahlen ihrer Mitarbeiter offengelegt und damit eine Diskussion losgetreten, wer zu viel verdiene und wo man Kosten einsparen könne. Fox glaubt, die Sendung passe gut in eine Zeit, in der die Finanzkrise und die Gefahr des Jobverlusts den Alltag dominierten; man müsse die Show als "Ausdehnung einer realen Lebenserfahrung“ verstehen.

      Produziert wird "Someone´s Gotta Go“ von Endemol, der Gesellschaft, die auch für ehemals skandalträchtige Reality-Formate wie "Big Brother“ verantwortlich ist. Moderator wird ein noch nicht genannter Unternehmensberater sein, der den teilnehmenden Firmen mit Tipps zur Bewältigung der Krise beiseite stehen soll.

      (sueddeutsche.de/AP/kaf/hgn/pak)
      http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/wirtschaft/133/464731/…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 13:50:53
      Beitrag Nr. 3.203 ()
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 13:51:20
      Beitrag Nr. 3.204 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.837.802 von Maraho am 24.03.09 19:09:19Weiterführend.
      Vorbereitungen für den Kampf um die Ressourcen ...

      Operation Arktis
      Truppenaufgebot für den Nordpol

      Ulrich Heyden

      Die neue russische Sicherheitsdoktrin für die Arktis sieht vor, Armeeeinheiten an den Polarkreises zu verlegen, um Rohstoffe und Schifffahrtswege zu sichern

      Nicht weit vom Nordpol kreiste ein russisches Militär-Transportflug vom Typ Iljuschin 76. Die Heckklappe öffnete sich. Verschnürte Lasten – Traktoren, Treibstoff und Zelte - stürzten in die Tiefe. Nach kurzer Zeit hängen sie an riesigen Fallschirmen. Dann springt ein Teil der Crew hinterher. Diese Expedition ist unterwegs, um in diesen Tagen auf einer mehrere Kilometer großen Eisscholle die neue russische Drift-Station Barneo aufzubauen und die Wetterbeobachtung am Nordpol fortzusetzen. Die Erforschung der klimatischen Bedingungen in dieser Erdzone wird wichtiger, denn Russland beansprucht einen Teil der Region als eigenes Rohstoff-Reservoir. Am Nordpol vermuten Experten 20 Prozent der weltweit noch unerschlossenen Öl- und Gasvorkommen. Was das in den nächsten Jahrzehnten an Macht auf den Weltrohstoffmärkten verheißt, bedarf keiner weiteren Erklärung.

      Auf dem Lomonossow-Rücken

      Ohne weiter ins Detail zu gehen, meint ein Fernsehkommentar in Moskau, solche Landemanöver, wie sie für den Bau der Drift-Station Barneo nötig seien, würden sich in Zukunft des öfteren wiederholen. Dass der Nordpol nicht nur für die Forschung, sondern auch die russische Sicherheitspolitik von Bedeutung ist, das zeigte im Vorjahr die Reise von Nikolai Patruschew, dem ehemaligen Geheimdienst-Chef und Leiter des russischen Sicherheitsrates, der sich stolz am Nordpol ablichten ließ. Das unmittelbar Präsident Medwedjew zugeordnete Gremium veröffentliche inzwischen eine Arktis-Doktrin, die sich auch dem Aufbau spezieller Arktistruppen der Armee widmet. Nach dem Grundsatz-Papier, das seit zwei Wochen kursiert, soll diese Formation fähig sein, „die militärische Sicherheit in unterschiedlichen militär-politischen Situationen sicherzustellen“. – Wie der Doktrin zu entnehmen ist, soll parallel dazu der Inlandsgeheimdienst FSB den Küsten- und Grenzschutz in der Arktis-Region verstärken. Eine in sich logische Option, denn durch das Abtauen des ewigen Eises in nicht allzu ferner Zeit könnte die Arktis nicht nur als Rohstoffdepot, sondern ebenso als Domäne der internationalen Handelsschifffahrt entdeckt werden.

      Bis 2016 – so das Grundsatzpapier – sollen die „Außengrenzen der Arktischen Zone der Russischen Föderation“ in Verhandlungen zwischen den fünf Nordpol-Anrainern USA, Russland, Kanada, Norwegen und Dänemark, geregelt sein. Russland begründet seinen Anspruch auf den größten Teil des Nordpols mit dem vom eigenen Festland kommenden unterseeischen Lomonossow-Rücken, der sich bis zum Nordpol erstreckt. „Natürlich wird die Aufteilung nicht auf militärischem Wege stattfinden“, meint Nordpol-Experte Konstantin Sajzew. Sollten die Gespräche erst einmal beginnen, sei nicht mit schnellen Ergebnissen zu rechnen. Das könne „drei bis vier Jahre“ dauern.

      Eine Flagge aus Stahl

      Zwar beteuern alle fünf Nordpol-Anrainer ihre friedlichen Absichten und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, aber Machtdemonstrationen sind nicht auszuschließen. Im Januar hatten die USA ihre Sicherheitsdoktrin für die Arktis veröffentlicht. In dem noch von George Bush unterzeichneten Dokument heißt es, die USA hätten „grundlegende Interessen der nationalen Sicherheit in der Region“. Man sei bereit, „unabhängig und zusammen mit anderen Staaten zum Schutz dieser Interessen“ zu handeln. Russland beobachtet argwöhnisch, was am Nordpol geschieht. Außenminister Sergej Lawrow erregte sich jüngst über ein norwegisches Manöver. Und sein Sprecher Andrej Nesterenko meinte, die Aktivität der NATO in der Arktis könne das „konstruktive Verhältnis“ zwischen den Anrainer-Staaten „unterhöhlen“.

      Wenn es um den Nordpol geht, kennt die patriotische Begeisterung in Russland keine Grenzen. Im August 2007 hatte der Duma-Abgeordnete Artur Tschilingarow, der daran beteiligt war, am Nordpol eine russische Flagge aus Stahl auf dem Meeresboden zu verankern, kurzerhand zu Protokoll gegeben: „Die Arktis gehört uns.“ Nordpol-Experte Konstantin Sajzew merkt an, eine Flagge am Nordpol zu hissen, heiße nicht, das gesamte Territorium zu beanspruchen. „Die Amerikaner haben ja auch eine Flagge auf dem Mond gehisst und nicht erklärt, der Mond sei jetzt amerikanisch.“

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0915-arktis-klimawandel-russla…
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 13:55:53
      Beitrag Nr. 3.205 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.131 von AHEO am 11.04.09 13:50:53AHEO, sei gegrüßt und hab` Dank!

      siehe auch: #3189 von Maraho am 11.04.09 um 09:53:49 Beitrag Nr.: 36.955.800 auf Seite 319

      US-Haushalt
      Defizit steigt auf Rekordwert

      Dir frohe Ostern.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 14:08:40
      Beitrag Nr. 3.206 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.883.443 von Maraho am 30.03.09 21:28:59In Bezug.
      Eine andere Sicht der Dinge ...

      Wem gehört die Welt?

      Königin Elizabeth II ist die grösste Landbesitzerin der Welt. Sie ist das Staatsoberhaupt nicht nur von Grossbritannien, sondern auch von 31 anderen Ländern und Territorien, und sie ist der private Eigentümer von ca. 27 Millionen Quadratkilometer Land, mehr als 1/6 der gesamten Landfläche der Erde. Das ist umgerechnet ca. 75 mal die Fläche von Deutschland.

      Sie ist der einzige Mensch auf der Welt dem ganze Länder gehören. Dieser Landbesitz hat nichts mit ihrer Funktion als Staatsoberhaupt zu tun.

      Der Wert dieses Landes beläuft sich auf ca. 16'000 Milliarden Euro. Damit ist sie die reichste Person der Welt.

      Ihr Besitz wird durch die Gesetze der Länder geschützt, die ihr gehören oder deren Staatsoberhaupt sie ist. Am meisten Land gehört ihr in Kanada, das zweitgrösste Land der Welt, mit 10 Millionen Quadratkilometer, dann Australien 7.7 Millionen Quadratkilometer, Papua Neuguinea mit 460 Tausend Quadratkilometer, Neuseeland 260 Tausend Quadratkilometer und Grossbritannien mit 250 Tausend Quadratkilometer.

      Die Queen ist die grösste Landbesitzerin bei weitem.

      Der nächst grösste ist der russische Staat mit 17 Millionen Quadratkilometer, dann als Dritter der chinesische Staat mit 9,7 Millionen Quadratkilometer. Der viertgrösste Landbesitzer ist die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, der ca. 1/3 des Landes gehören 3.1 Millionen Quadratkilometer. Der nächst grösste private Landbesitzer ist der König von Saudi Arabien mit 2.2 Millionen Quadratkilometer.

      Jetzt verstehen wir warum Elizabeth II beim offiziellen Foto des G20 Gipfels vorne in der Mitte sitzt ... sie ist die „Chefin“ ... und die Regierungschefs der nächst grössten Landbesitzer ebenfalls in der ersten Reihe neben ihr, Russland, China und der König von Saudi Arabien. Obama macht da eine Ausnahme, er stand hinter der Queen. Das hat alles eine symbolische Bedeutung:

      Photo (Link unten)

      ... auch die Verbeugung von Obama vor König Abdullah ibn Abd al-Aziz Al Saʿud, obwohl laut Protokoll ein US-Präsident sich vor niemanden zu verbeugen hat:

      Photo (Link unten)

      Amerika ist immer noch eine Kolonie von Grossbritannien und die City von London ist das Zentrum der Macht, das Hauptzentrum des globalen Finanzwesens. Die City wird durch die City of London Corporation verwaltet, ist rechtlich eigenständig, geniesst besondere Privilegien vergeben durch das Königshaus und den Vorsitz der Corporation führt der Lord Mayor of London. Dieses Amt ist nicht mit dem Bürgermeister oder Mayor of London zu verwechseln. Das Wahlverfahren für die Corporation entspricht nicht den üblichen demokratischen Prinzipien, da die Wirtschaftsvertreter einen überproportionalen Einfluss ausüben. Die City of London verfügt sogar über eine eigene Polizeibehörde, die City of London Police (das übrige Stadtgebiet von Greater London fällt in die Kompetenz der Metropolitan Police). In der Mitte der City hat die Bank of England ihren Sitz, die Mutter aller Zentralbanken.

      Quelle und weiteres zum Stöbern: http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/04/wem-gehor…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 14:23:22
      Beitrag Nr. 3.207 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.624.387 von Maraho am 20.02.09 21:09:13In Bezug.
      Wen es denn interessiert ...

      Der Lissabon-Vertrag wird die Todesstrafe in der EU ermöglichen

      Was viele nicht wissen, und am meisten die Abgeordneten in den Parlamenten der EU-Staaten, weil sie den Text laut eigenen Aussagen nie im Detail gelesen haben (wir haben doch keine Zeit Gesetze zu lesen über die wir abstimmen, wir verlassen uns da auf eine Zusammenfassung der Regierungsexperten) ist, dass mit dem Lissabon-Vertrag unter gewissen Umständen die Todesstrafe vollstreckt werden kann.

      Professor Schachtschneider weist darauf hin, dass im Lissabon-Vertrag unter anderem auch die Todesstrafe wieder eingeführt werden kann, was jeder EU-Bürger wissen sollte. Das steht wohl nicht ausdrücklich im Vertragstext, sondern versteckt in einer Fussnote die aussagt: „... ausser im Falle eines Krieges, Aufstand oder Aufruhr“ dann ist die Todesstrafe möglich.

      Schachtschneider weist darauf hin, dass diese Tatsache skandalös ist, denn sie haben diese Möglichkeit in einer Fussnote einer Fussnote eingebaut, und man muss es schon genau lesen und ein Experte sein um das richtig zu interpretieren.

      Wer bestimmt was ein Aufstand oder Aufruhr ist? Für so eine Interpretation ist Tür und Tor offen. Jede Demonstration in der einige Teilnehmer Gewalt anwenden, könnte so bezeichnet werden. Waren die Montagsdemonstrationen damals auch ein Aufstand? Wenn sich Leute versammeln und den Rücktritt einer Regierung verlangen, das Parlament mit Steinen bewerfen, wie wir in den letzten Monaten in Lettland, Bulgarien, Rumänien und Griechenland gesehen haben, ist das dann Aufruhr? Können dann die „Redelsführer“ an die Wand gestellt und exekutiert werden, oder durch ein Gericht zum Tode verurteilt werden? Was nicht in einem Gesetz ausdrücklich verboten ist, könnte die Staatsmacht auslegen wie sie will, und EU-Recht steht über dem Recht der einzelnen EU-Migliedsstaaten.

      Ausserdem befinden wir uns ja wie die Regierungen sagen in einem Krieg, dem "Krieg gegen den Terror" und in Afghanistan sowieso.

      Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit Professor Schachtschneider, welches er der Deutschland Debatte (http://www.deutschland-debatte.de/2008/04/03/interview-mit-p…) gab:

      DD - Stichwort Grundrechte: Sie erwähnten zu Anfang, daß nicht einmal das Recht auf Leben durch die Grundrechtecharta der EU-Verfassung verläßlich gesichert ist und unter bestimmten Umständen die Todesstrafe wieder möglich würde?

      Schachtschneider: Ja, kommen wir zu den Grundrechten, z.B. dem Recht auf Leben, und sehen uns das im Detail an. In Art. II-62 VV steht: Niemand darf zum Tode verurteilt werden, niemand darf hingerichtet werden. - In Ordnung. Aber das ist nicht die Wahrheit! Im Verfassungsvertrag steht nämlich, daß die Erklärungen zu den Grundrechten, die im Grundrechtekonvent unter Roman Herzog mit dem Text der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) übernommen worden und lange diskutiert worden sind, die gleiche Verbindlichkeit haben wie der Grundrechtstext selbst. In den Erklärungen kommt die Wirklichkeit! Die Grundrechtecharta richtet sich, jedenfalls in den klassischen Grundrechten, nach der EMRK von 1950. Damals war es wohl nicht anders möglich, als daß man den vielen Mitgliedstaaten des Europarates die Möglichkeit der Todesstrafe ließ. Deutschland hatte die Todesstrafe gerade abgeschafft, 1949, aber Frankreich, Großbritannien und viele andere Staaten hatten sie noch, und es wäre nie zu einer Menschenrechtserklärung gekommen, wenn man auf allgemeiner Abschaffung der Todesstrafe bestanden hätte.

      Doch nun wurde diese Erklärung von 1950 - nach langer Diskussion, nicht aus Versehen - ganz bewußt übernommen, als maßgebliche Erklärung zur Grundrechtecharta. Und diese Erklärungen muß man lesen und verstehen können!

      Darin steht zunächst auch einmal, daß niemand zum Tode verurteilt oder hingerichtet werden darf. Doch dann kommen die Erläuterungen, u.a. “Eine Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels angesehen, wenn sie durch eine Gewaltanwendung verursacht worden ist, die unbedingt erforderlich ist, um jemanden gegen rechtswidrige Gewalt zu verteidigen” - in Ordnung, Notwehr - , “jemanden rechtmäßig festzunehmen, oder jemand, dem die Freiheit rechtmäßig entzogen ist, an der Flucht zu hindern” - das geht schon sehr weit, doch dann kommt es - “einen Aufruhr oder Aufstand rechtmäßig niederzuschlagen”. Das ist die Situation in Leipzig, oder eine mit Gewalt verbundene Demonstration, die als Aufruhr oder Aufstand angesehen wird.

      Das ist aber nicht alles. Es heißt weiter in der Erklärung: “Ein Staat kann in seinem Recht die Todesstrafe für Taten vorsehen, die in Kriegszeiten oder bei unmittelbarer Kriegsgefahr begangen werden. Diese Strafe darf nur in den Fällen, die im Recht vorgesehen sind und in Übereinstimmung mit diesen Bestimmungen angewendet werden.” Also ist die Todesstrafe in Kriegszeiten oder bei unmittelbarer Kriegsgefahr möglich.

      Nun wird eingewendet: Die Todesstrafe steht, jedenfalls in Deutschland, in keinem Gesetz. Richtig. Aber wenn die Europäische Union Durchführungsbestimmungen für “Missionen”, d.h. Krieg, für Krisenreaktionseinsätze macht, wenn sie z.B. Regelungen für einen solchen Kriegsfall trifft, welche die Todesstrafe ermöglichen, dann kann man nicht mehr sagen, daß dies gegen die Grundrechte der EU-Verfassung verstößt. Denn dies wäre an genau dieser Erklärung zu messen.

      Einen Grundrechtsschutz des Lebens im Kriegsfall oder bei unmittelbarer Kriegsgefahr gibt es also nicht mehr. Weil es europäische Rechtsakte sein werden, sind sie nicht am deutschen Grundgesetz zu messen - Art. 102 GG, die Todesstrafe ist abgeschafft - sondern hieran. Das heißt, die Todesstrafe ist möglich, und sie wird kommen. Aber ich kann es niemandem vorwerfen, der sich nicht das ganze Leben lang mit öffentlichem Recht beschäftigt und mit dem Europarecht herumschlägt, wenn er nichts merkt. Dieses Werk hier, die EU-Verfassung, zu lesen - das ist doch eine Körperverletzung!

      Eigenartige Grundrechte.


      Quelle und weiteres: http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/04/der-lissabo…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 14:36:29
      Beitrag Nr. 3.208 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.821 von kiska am 11.04.09 10:10:01In Bezug.
      Leute, kauft euch Kämme. Es kommen lausige Zeiten ...


      Finanzkrise
      Bankenrettung auf Steuerzahlerkosten
      © ZEIT ONLINE, dpa

      Auf die Bürger kommen weitere Belastungen durch die Absicherung fauler Bank-Kredite zu. Nach Ostern will die Regierung konkret werden

      Eine Lösung der Probleme angeschlagener Banken sei ohne eine Belastung der Steuerzahler leider nicht denkbar, sagte der stellvertretende Unions- Fraktionsvorsitzende Michael Meister (CDU) der Berliner Zeitung. "Wenn wir aber nichts tun, wird sich das auf die Finanzierungsmöglichkeiten der Realwirtschaft auswirken." Die Steuerzahler könnten kein Interesse daran haben, dass sich die Lage in diesem Bereich verschlechtere.

      Die Union zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit Planungen des Finanzministeriums zur Einrichtung von so genannten Bad Banks. "Ich freue mich, dass endlich Bewegung in die Sache kommt", sagte Meister. Auch SPD- Fraktionsvize Ludwig Stiegler sprach sich in der Passauer Neuen Presse für eine Bad Bank-Regelung aus. "Wir müssen die Banken von den illiquiden Papieren befreien, damit sie wieder kreditvergabefähig werden. (...) Wenn die Amerikaner und Briten ihre Banken windeln, müssen auch wir unseren Banken neue Windeln verpassen", sagte der SPD-Politiker.

      Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) wolle angeschlagene Banken nun doch mit Hilfe von Staatsgeld von ihren faulen Wertpapieren befreien. Dazu werde der staatliche Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung 200 Milliarden Euro aus seinem Bürgschaftsprogramm bereitstellen. Dem Plan zufolge solle jedes betroffene Kreditinstitut seine wertgeminderten Anlagen in eine eigene Bad Bank ausgliedern.

      Nach Darstellung des Finanzministeriums soll die Regierung nach der Osterpause mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Konzept erörtern. Seit Monaten wird in Deutschland und anderen Staaten darüber diskutiert, wie die Banken von jenen Wertpapieren entlastet werden können, die zu Milliardenabschreibungen geführt haben. Dabei sind im wesentlichen zwei Modelle im Gespräch: eine Bad Bank für alle Kredit-Institute oder für jede betroffene Bank eine eigene.

      Steinbrück hatte schon früh mehr Sympathie für das letztere Modell signalisiert. In den Bilanzen der Banken lagern faule Wertpapiere im Volumen von mehreren hundert Milliarden Euro. Das führt unter anderem dazu, dass die Institute weiter kein Vertrauen zueinander haben und das Kreditgeschäft auch unter den Banken nicht wieder den nötigen Schwung bekommt.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/16/bankenrettung-steuerzah…

      Bis dann ...
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 14:40:10
      Beitrag Nr. 3.209 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.189 von Maraho am 11.04.09 14:36:29Hier noch der Link zum Artikel in der "Berliner Zeitung":
      http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/125286/i…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:15:42
      Beitrag Nr. 3.210 ()
      http://arbeitsmarktreform.wordpress.com/

      Arbeitsmarktreform 2010
      Durchbruch am Arbeitsmarkt geplant - 1 Million Erwerbslose weniger ab 2010



      Laut interner Informationen aus Regierungskreisen soll noch vor der parlamentarischen Sommerpause in Hinsicht auf die zu erwartende dramatische Steigerung der Arbeitslosenzahlen zum Ende des Jahres 2009 ein Eilgesetz zur Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten für Erwerbslose verabschiedet werden.

      Ein Auszug aus einem geheimen Arbeitspapier spricht von einem “Arbeit für Erwerbslose Gesetz” kurz AEG genannt. Es soll einen voraussichtlichen Investitionsumfang von 10 Mrd. Euro haben und vorrangig der Schaffung klein- und mittelständischer Unternehmen dienen. Man habe aus den Fehlern der als Ich-AG bezeichneten Vorgängerversion zur Förderung Erwerbsloser gelernt. Dieses Investitionsprogramm soll den nachhaltigen Aspekt des Förderns der umstrittenen Agenda 2010 unterstreichen. Berichten zufolge sind bei dieser Entscheidung keine Gegenstimmen der Oppositionsparteien zu erwarten. “Wir wollen nicht nur großen Unternehmen helfen, sondern auch den kleinen und mittelständischen, weil sie das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden.”, sagt Angela Merkel. Der Gesetzesentwurf soll im Juni 2009 in den dafür zuständigen Gremien beraten werden, um dem Bundestag noch im Juli 2009 zur Abstimmung vorgelegt werden zu können.

      Als Evaluationsprojekt geplant, soll AEG im Jahre 2010 für vorerst 1 Mio. Antragsteller zur Verfügung stehen. Grundbedingungen zum Erhalt sollen u.a. die deutsche Staatsangehörigkeit, ein zum Zeitpunkt der Beantragung aktueller Anspruch auf Arbeitslosengeld sowie eine mindestens 2-jährige Erwerbslosigkeit sein. Die Förderung lehnt sich an den Gedanken der Mikrofinanzierung an und soll für jeden genehmigten Antrag ein Darlehen von bis zu 10.000 Euro zur Anschubfinanzierung einer Selbstständigkeit zur Verfügung stellen, welches innerhalb von 10 Jahren rückzahlbar sein soll. Bei Bedarf sollen diese Grenzen im Einzelfall unbürokratisch erweitert werden können. Die dafür benötigten 10 Mrd. Euro sollen vom dafür zu schaffenden Sonderfonds für Arbeitsmarktstabilisierung - SoFA für diese laut involvierten Fachkreisen “äußerst wichtige Belebung der Binnenkonjunktur” in Form einer Staatsbürgschaft abgesichert werden. Wahlweise soll die SoFA an gewinnträchtigen Unternehmen einen bis zu 25-prozentigen Anteil erwerben können, welcher die Rückzahlung um den entsprechenden Prozentsatz verringert. Zur Vergabe des AEG-Darlehens soll bei Bedarf eine bis zu 5-jährige Sicherstellung der Grundsicherung bereitgestellt werden, mit einer jährlichen Reduktion ab dem 2. Jahr um je 25%. Damit soll eine Möglichkeit geschaffen werden, in 5 Jahren die Erwerbslosenzahlen um mindestens 2 Mio. zu reduzieren. Bei erfolgreicher Evaluierung werden ab 2011 sowohl mehr Mittel als auch ähnliche Programme für die Schaffung von Arbeitsplätzen erwogen. Begleitet werden soll diese Maßnahme mit der Einsetzung von speziell geschulten Beratern in den Kommunen und jeweiligen Jobcentern. Antragstellungen werden ab September 2009 bei den zuständigen Zweigstellen der Bundesagentur für Arbeit erwartet.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:18:29
      Beitrag Nr. 3.211 ()
      Wir schwören, dass wir unsere Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, unsere Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werden.

      Ob das immer im Hinterstübchen ist?
      21 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:26:38
      Beitrag Nr. 3.212 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.214 von kiska am 11.04.09 15:15:42Durchbruch am Arbeitsmarkt geplant - 1 Million Erwerbslose weniger ab 2010
      Es ist ja wohl offensichtlich, daß die Leute (wir) vera..... werden. Wie schön, daß die meisten so "panne" sind.

      Bilanzkosmetik, bis das Elend auf der Straße offensichtlich ist! :mad:

      In vergangenen Zeiten gab es einmal einen Arbeitsdienst!
      Vielleicht holt man sich da auch noch Anregungen, wenn gar nichts mehr hilft!
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:34:38
      Beitrag Nr. 3.213 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.473 von Maraho am 10.04.09 23:07:55In Bezug.
      Die Schlagzeile passt.


      EU öffnet die Schleusen für versteckte Inflation
      Peter Muehlbauer

      Seit heute dürfen Lebensmittelhersteller weniger Ware in ihre Verpackungen füllen

      Auf Betreiben der Europäischen Union gilt seit heute in Deutschland ein neues Lebensmittelrecht, dass es Herstellern erlaubt, gewohnte Packungen mit weniger Ware zu befüllen. Bisher war dies nur in einigen Fällen legal, etwa bei Süßwaren oder Frühstücksflocken. Das führte dazu, dass bei diesen Produkten heimliche Preiserhöhungen über eine geringere Befüllung durchgesetzt wurden, die viele Verbraucher erst dann bemerkten, als es bereits zu spät war.

      Nun können solche versteckten Preiserhöhungen auch bei Tetrapack-Getränken, Schokolade und vielen anderen Lebensmittel legal durchgeführt werden. Ausnahmen gelten lediglich für Wein, Sekt und Likör. Werden solche versteckten Teuerungen bei vielen Produkten fast gleichzeitig durchgeführt, dann fällt auch in wichtiger Indikator weg, an dem Verbraucher Inflation ablesen können. Abhilfe schaffen könnte hier lediglich ein konsequenter und genauer Blick auf den Preis pro Kilo oder Liter, der jedoch auf vielen Produkten fehlt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/136081
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:37:08
      Beitrag Nr. 3.214 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.214 von kiska am 11.04.09 15:15:42Dank Dir übrigens ganz herzlich für den Artikel.
      Irgendwann buchten die uns ein, wenn wir so weitermachen!
      Volksverhetzung oder so.... :laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:47:14
      Beitrag Nr. 3.215 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.221 von kiska am 11.04.09 15:18:29 „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“
      Heinrich Heine
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 15:55:11
      Beitrag Nr. 3.216 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.214 von kiska am 11.04.09 15:15:42Wenn es interessiert, dann lest mal auf Seite 10 die Beiträge 94 und 95 durch. Man kommt ins Grübeln ...
      War übrigens am 24.01. diesen Jahres!
      Aber man hat es nicht kommen sehen. Völlig überraschend!
      Mann, Mann, was für eine Kompetenz. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 16:43:37
      Beitrag Nr. 3.217 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.177 von Maraho am 11.04.09 14:23:22Es ist ja eigentlich noch gravierender:

      Das Grundgesetz erlaubt den bewaffneten Aufstand ganz bewusst (Art. 20/4).
      Damit steht der Vertrag von Lissabon auf wackeligen Füßen. Ich sehe auch in diesem Zusammenhang die Bestrebungen, das Volk weitgehend zu entwaffnen als grundgesetzwidrig an. Wie kann man Widerstand leisten, wenn man keine Möglichkeiten dazu hat.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 17:01:50
      Beitrag Nr. 3.218 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.353 von Azotobacter am 11.04.09 16:43:37Servus Azotobacter,

      Wie kann man Widerstand leisten, wenn man keine Möglichkeiten dazu hat.

      Das ganze Programm ist mit gesundem Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar.

      Und Widerstand (die Waffengewalt lassen wir jetzt einmal beiseite) haben wir nicht zu leisten, wir haben zu funktionieren. Einfach pervers, im Hinblick auf unsere, ach so böse, Vergangenheit ...
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 17:33:24
      Beitrag Nr. 3.219 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.723 von Maraho am 11.04.09 08:43:50In Bezug.

      Trotz Finanzkrise
      China steigert seine Devisenreserven

      Die wirtschaftliche Lage Chinas ist offenbar besser als erwartet. Ministerpräsident Wen Jiabao spricht von "positiven Signalen", die Kreditvergabe steigt zudem. Und trotz jüngster Mahnungen und Zweifel am Dollar hat die Volksrepublik ihre Devisenvermögen erneut gesteigert.


      Peking - Die chinesischen Währungsreserven sind trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise weiter gestiegen. Wie die Zentralbank am Samstag mitteilte, wuchs das Devisenvermögen bis Ende März auf 1,954 Billionen Dollar. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings hat sich der Zuwachs im ersten Quartal verlangsamt und betrug nur noch 7,7 Milliarden Dollar. Das sind 146,2 Milliarden Dollar weniger als im Vorjahreszeitraum.

      China hat in den vergangenen Jahren dank seines Wirtschaftsbooms und seiner starken Exportleistung die größten Währungsreserven der Welt angesammelt. Finanzmarktbeobachter schätzen, dass 70 Prozent der chinesischen Devisenreserven in Dollar angelegt sind. Darunter sind auch amerikanische Staatschuldverschreibungen.

      Aus Sorge um die Sicherheit ihrer in US-Staatsanleihen angelegten Währungsreserven hatte die chinesische Regierung vor dem Londoner Weltfinanzgipfel öffentlich einen stabilen Dollar gefordert. Als Alternative hatte Peking die Idee einer neuen weltweiten Leitwährung ins Gespräch gebracht und damit die USA als führende Finanzmacht herausgefordert.

      Wen Jiabao sieht Chinas Lage optimistisch

      Ministerpräsident Wen Jiabao sieht die wirtschaftliche Lage Chinas optimistisch, die Situation sei besser als erwartet. Es gebe einige positive Signale, sagte Wen am Samstag am Rande des Asean-Gipfels im thailändischen Pattaya. Die Wirtschaft stehe vor einigen weiteren sehr großen Herausforderungen. Die Regierung habe aber rechtzeitig angemessene Maßnahmen ergriffen, um der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt durch die globale Krise zu helfen.

      Nach Angaben Wens hat die Industrieproduktion in China im März um 8,3 Prozent zugelegt. In den ersten beiden Monaten des Jahres fiel der Zuwachs deutlich geringer aus. Von Reuters befragte Analysten hatten für März lediglich einen Anstieg von sechs Prozent erwartet. Offiziell sollen die Zahlen zur Industrieproduktion ebenso wie die zum Wachstum im ersten Quartal Mitte April vorgelegt werden.

      Kreditvergabe steigt, Exporte fallen zurück

      Ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Maßnahmen der Regierung zur Belebung der Wirtschaft greifen, ist die Vergabe von Krediten, die im März einen neuen Rekordstand erreichte. Die Banken genehmigten Neukredite in lokaler Währung im Volumen von 1,89 Billionen Yuan (276,6 Milliarden Dollar). Nach Angaben Wens hat die Binnennachfrage im März ein "stabiles Wachstum" sowohl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum als auch zum Jahresanfang verzeichnet.

      Schlechter sieht es allerdings beim Export aus - er fiel den fünften Monat in Folge. Im März sanken die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresmonat um 17,1 Prozent. Die Importe gingen um 25,1 Prozent zurück. Chinas Handelsüberschuss belief sich im März auf 18,56 Milliarden Dollar.

      China ist die einzige der fünf größten Volkswirtschaften, die immer noch wächst. Der Exportrückgang hat das Land jedoch hart getroffen. Die Regierung in Peking versucht, den Einbruch mit einem Konjunkturpaket im Volumen von umgerechnet rund 444 Milliarden Euro abzufedern.

      manager-magazin.de mit Material von ap, ddp und reuters
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,618653,…
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 17:43:18
      Beitrag Nr. 3.220 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.376 von Maraho am 11.04.09 17:01:50Man kann einfach vernünftig leben. Möglichst schuldenfrei, keine spekulative Geldaneignung (komischer Gedanke in einem Börsenforum), relativ bescheiden leben, nicht per geiz-ist-geil unethische Wertschöpfungsbedingungen fördern, Netzwerke gegenseitiger solidarischer Hilfe im Familien-, Freundes- und Nachbarschaftsbereich etablieren usw.

      Einfach diesen ganzen Mist nicht mitmachen, der zu diesen Exzessen führt. Das ist der beste Widerstand. Zu 100% gelingt einem das ohnehin nicht. Aber so weit wie möglich sollte man die Konsequenzen aus seinen Einsichten ziehen.

      Ein schönes Osterfest an alle,
      wünscht Triakel
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 17:46:51
      Beitrag Nr. 3.221 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.214 von kiska am 11.04.09 15:15:42In Anlehnung.
      Und dies alles Verkündungen über Ostern. Wenn es kaum jemand vernimmt! Schlau.


      Konkurswelle
      Der Arbeitsagentur geht das Insolvenzgeld aus
      Von Frank Seidlitz

      Schliddert ein Unternehmen in den Konkurs, springt die Bundesagentur für Arbeit ein und finanziert aus ihrem Etat für drei Monate die Löhne und Gehälter weiter. Doch die Konkurswelle macht der Nürnberger Behörde zu schaffen. Sie hat bereits 43 Prozent ihres Jahresbudgets für diese Lohnfortzahlung ausgeschöpft.


      Es sind nur drei Monate. Aber dieser Zeitraum kann für viele Unternehmen und für viele Mitarbeiter die Rettung bedeuten. Schliddert ein Unternehmen in den Konkurs, springt die Bundesagentur für Arbeit ein und finanziert aus ihrem Etat für drei Monate die Löhne und Gehälter weiter. Es sind wichtige und entscheidende Monate, denn nach der Reform des Insolvenzrechtes 1999 kann das Unternehmen innerhalb dieser Zeit einen Neustart wagen.

      Insolvenzverwalter bauen auf diese Verschnaufpause, denn das Schlimmste, was in einem solchen Fall passieren kann, ist, dass die Produktion zusammenbricht und damit Kunden verloren gehen. Und einmal verlorene Kunden erhält ein Unternehmen in der Insolvenz oft nicht mehr zurück – vor dieser Gefahr warnen daher auch viele bei einem Konkurs von Opel. Die Modekette SinnLeffers etwa konnte nur mithilfe des Insolvenzgeldes innerhalb von sieben Monaten saniert werden. 2400 Mitarbeiter behalten vorerst ihren Arbeitsplatz.

      Doch nun droht genau dieses Insolvenzgeld knapp zu werden – weil zu viele Firmen in die Pleite schliddern. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet wegen der Krise in wichtigen Industriezweigen mit einem starken Anstieg der Insolvenzfälle. So drohen in diesem Jahr zwischen 33?000 und 35?000 Firmenpleiten, was einem Plus von bis zu 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Damit würde der seit 2005 geltende Trend zu weniger Firmenpleiten gestoppt. Zuletzt hatte die Wirtschaftskrise auch Traditionsunternehmen getroffen, wie Schiesser, Märklin oder, in der vergangenen Woche, den Automobilzulieferer Karmann. Von der Insolvenz des Unternehmens aus Osnabrück sind gut 3000 Mitarbeiter betroffen.

      Die Bundesagentur hat daher schon tief in die Kasse greifen müssen. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ hat die Nürnberger Behörde seit Jahresanfang rund 276 Millionen Euro an Insolvenzgeld gezahlt. Für das gesamte Jahr hingegen sind im Haushalt der Bundesagentur aber nur 644 Millionen Euro vorgesehen, knapp 43 Prozent davon sind also schon aufgebraucht. Die Folgen sind offensichtlich: Geht die Pleitewelle wie bisher weiter, droht nicht nur eine massive Etatüberschreitung, sondern auch eine höhere Belastung für die Unternehmen im nächsten Jahr. Und dabei sind die möglichen ganz großen Firmenpleiten in Deutschland, wie etwa die von Opel oder des Familienkonzerns Schaeffler, noch gar nicht berücksichtigt. Bisher ringen diese Unternehmen noch ums Überleben.

      Dabei kommt es für die Bundesagentur zu einer Spirale: Weil die Arbeitslosenzahlen weiter steigen, sinken auch die Einnahmen aus dem Umlageverfahren, mit dem das Insolvenzgeld finanziert wird. Weniger Einnahmen, höhere Ausgaben: Die deutschen Arbeitgeber werden also im nächsten Jahr mit einer deutlichen Erhöhung des Umlagesatzes rechnen müssen. Letztlich wird eine Entscheidung darüber im Bundesarbeitsministerium gefällt werden – auf dem Wege einer einfachen Rechtsverordnung.

      Der Umlagesatz wird jährlich aufs Neue festgelegt. Mögliche Etatüberschreitungen müssen dann im Jahr darauf durch einen höheren Prozentsatz ausgeglichen werden. „Derzeit ist aber noch nichts Derartiges geplant. Wir werden das Haushaltsjahr abwarten“, heißt es aus dem Ministerium. Die Bundesagentur für Arbeit wiederum verweist in dieser Frage auf das Ministerium von Olaf Scholz (SPD). Bisher beträgt der Satz, den ausschließlich die Arbeitgeber zahlen müssen, 0,1 Prozent vom Bruttoentgelt eines Mitarbeiters.

      Dass aber ähnlich wie bei der Abwrackprämie das Insolvenzgeld ausgeschöpft ist und dann nicht mehr gezahlt wird, das wird wohl nicht passieren. „Da Insolvenzgeld eine Pflichtleistung ist, bekommt jeder Insolvenzgeld ausgezahlt, der die Voraussetzung erfüllt, selbst wenn der eigentliche Topf leer wäre“, heißt es aus Nürnberg.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3541533/Der-Arbeitsagen…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 17:59:51
      Beitrag Nr. 3.222 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.425 von Triakel am 11.04.09 17:43:18Einfach diesen ganzen Mist nicht mitmachen, der zu diesen Exzessen führt. Das ist der beste Widerstand. Zu 100% gelingt einem das ohnehin nicht. Aber so weit wie möglich sollte man die Konsequenzen aus seinen Einsichten ziehen.

      D`accord! Dem ist nichts hinzuzufügen!
      Dies ist die Form des intelligenten Widerstandes und somit nicht fassbar, eigentlich die einzige Möglichkeit. In gewisser Weise Untergrundkampf.

      Dir einen schönen Abend! Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:01:31
      Beitrag Nr. 3.223 ()





      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:07:14
      Beitrag Nr. 3.224 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.189 von Maraho am 11.04.09 14:36:29Hier, zur Abwechslung, ein kleines Filmchen ...
      http://www.youtube.com/watch?v=UFkfKDawAFY

      Viel Spass damit!
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:14:12
      Beitrag Nr. 3.225 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.071 von Maraho am 10.04.09 19:24:02In Bezug. Der Dokumentation wegen.
      Da ist auch die Luft raus ...


      Ostermärsche: Demonstranten gehen in 70 Städten auf die Straße

      Frieden und Abrüstung waren die zentralen Forderungen der zahlreichen Ostermärsche in ganz Deutschland. Im Mittelpunkt standen vor allem die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan.

      Auch für eine Welt ohne Atomwaffen, die US-Präsident Barack Obama unlängst forderte, gingen die Demonstranten auf die Straße. Die größten Veranstaltungen gab es in Düsseldorf und Berlin, mit jeweils 1000 Teilnehmern laut Angaben der Veranstalter. In über 70 deutschen Städten sind zwischen Karfreitag und Ostermontag Ostermärsche angemeldet. Am Karsamstag waren es knapp 30.

      Einen großen Zuwachs an Teilnehmern, wie noch in den 60er bis 80er Jahren, gab es diesmal allerdings nicht. In einigen Städten fielen die Ostermärsche sogar gänzlich aus. In Berlin versammelten sich zwar Menschen an der Gedächtniskirche, den traditionellen Marsch jedoch hatte die Friedensbewegung mit Verweis auf die vielen politischen Demonstrationen der vergangenen Wochen abgesagt. Auch im Südwesten Deutschlands fanden keine Ostermärsche statt. Das Friedensnetz Baden-Württemberg hatte stattdessen anlässlich des Nato-Gipfels bereits vor einer Woche zu großen Kundgebungen aufgerufen.

      Am Ostersonntag wird die voraussichtlich größte Aktion mit mehreren tausend erwarteten Teilnehmern in Fretzdorf (Ostprignitz-Ruppin) stattfinden. Thema ist der geplante Bomben-Schießlatz Bombodrom, den die Bundeswehr dort gegen Widerstand weiter Teile der Bevölkerung einrichten will. Am Protest teilnehmen wollen unter anderem der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir, Potsdams Staatskanzlei-Chef Clemens Appel und Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch.

      Die Ostermärsche haben in Europa lange Tradition. An Ostern 1958 demonstrierten in Großbritannien erstmals 10.000 Menschen gegen die vom US-Verteidigungsminister angekündigte nukleare Aufrüstung, seitdem gehen auch in Westdeutschland jährlich zu Ostern vor allem Friedensaktivisten auf die Straße. Nach Ostdeutschland hat die Ostermarschbewegung nach Einschätzung von Soziologen nie den Sprung geschafft. (mm/dpa)

      © ZEIT online, Tagesspiegel
      Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2009/04/11/2771750.xml …
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:25:03
      Beitrag Nr. 3.226 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.684 von Maraho am 11.04.09 08:01:50Etwas ausführlicher dazu ...

      US-Bankenpleiten
      Nummer 22 und 23 schließen

      In den USA setzt sich die Serie der Bankenpleiten im Zuge der Finanzkrise fort. Die Finanzaufsichtsbehörde FDIC hat jetzt zwei weitere Regionalbanken schließen müssen - Nummer 22 und 23 bereits in diesem Jahr. Da ein Teil der Einlagen das Garantielimit der FDIC übersteigt, ist das Geld mancher Anleger verloren.


      Washington - In den USA sind erneut zwei Regionalbanken von der Finanzkrise in die Pleite gerissen worden. Die Aufsichtsbehörde und staatliche Einlagensicherung FDIC gab am späten Freitagabend die Schließung der New Frontier Bank aus dem US-Bundesstaat Colorado sowie der Cape Fear Bank aus North Carolina bekannt. Die New Frontier Bank ist das größte Finanzinstitut, das seit Jahresbeginn Bankrott machte.

      Die beiden Banken sind die Finanzinstitute Nummer 22 und 23, die in diesem Jahr schließen mussten. Im Gegensatz zu der Cape Fear Bank gelang es der FDIC bei der großen New Frontier Bank nicht, einen Abnehmer für die Einlagen des Instituts zu finden. Die Bank aus Greeley in Colorado verfügte über zwei Milliarden Dollar Aktiva und 1,5 Milliarden Dollar Einlagen.

      Um die Konten der Sparer zu retten, gründete die FDIC noch am Freitag die Deposit Insurance National Bank of Greeley. Nun haben die Kunden der Pleitebank der Behörde zufolge etwa einen Monat Zeit, um ihre Konten zu einer anderen Bank zu transferieren. Da allerdings ein Teil der Einlagen das Garantielimit der FDIC übersteigt, werden manche Anleger ihr Geld verlieren. Für den US-Bankenrettungsfonds schlägt die Pleite der New Frontier Bank mit 670 Millionen Dollar zu Buche.

      Bei der wesentlich kleineren Cape Fear Bank aus North Carolina gelang es der FDIC hingegen, einen Abnehmer für die Einlagen des Finanzinstituts zu finden. Die im Nachbarstaat South Carolina sitzende Sparkasse First Federal Savings and Loan Association übernahm nahezu die gesamten die Aktiva sowie die acht Filialen der Pleitebank. Die Cape Fear Bank verfügte über Aktiva in Höhe von 492 Millionen Dollar und verwaltete Einlagen in der Höhe von 403 Millionen Dollar. Das Ende der Bank kostet den Einlagensicherungsfonds rund 131 Millionen Dollar.

      Im vergangenen Jahr hatten in den USA 25 Banken schließen müssen. Im Jahr 2007 waren drei Finanzinstitute Pleite gegangen.

      manager-magazin.de mit Material von afp und reuters
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,618…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:34:46
      Beitrag Nr. 3.227 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.949.257 von Maraho am 09.04.09 14:19:50In Bezug auf die Meldung vom 9.4. ...
      Mit einer, für Lieschen Müller, plausibel klingenden Erklärung.

      US-Regierung verpasst Banken Maulkorb zu Stresstest

      Die US-Regierung hat die 19 grössten Banken des Landes aufgefordert, nichts über ihr jeweiliges Abschneiden bei den sogenannten Stresstests auszuplaudern.


      Washington befürchtet, dass Investoren diejenigen Kreditinstitute abstrafen könnten, die bei den von der Regierung angeordneten Tests nicht so gut abschneiden, wie aus Regierungs- und Finanzkreisen hervorgeht. Die Regierung forderte die Banken schriftlich auf, in den demnächst anstehenden Zwischenbilanzen nichts darüber zu sagen, wie sie bei dem Test abgeschnitten haben.

      Die Regierung will die Ergebnisse alle auf einmal Ende April bekanntgeben. Bei den Stresstests wird geprüft, ob die Institute ausreichend Kapital haben, um mögliche weitere Turbulenzen in den nächsten zwei Jahren zu überstehen. Sie sollen den Aufsichtsgremien Aufschluss darüber geben, welche Banken weitere Hilfe brauchen, um die US-Wirtschaft ausreichend mit Krediten zu versorgen und stellen ein Eckpfeiler der Bemühungen der Regierung um eine Stabilisierung des Finanzsektors dar.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-ko…
      138 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 19:42:32
      Beitrag Nr. 3.228 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.228 von Maraho am 10.04.09 20:39:08In Bezug. Dies hier scheint aber ernst gemeint zu sein.

      Konsumschecks gegen die Krise

      Der in Deutschland lehrende Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar beurteilt die staatlichen Konjunkturprogramme als ungenügend. Ausgehend von der Abwrackprämie in Deutschland entwickelt er eine Idee, wie die Wirtschaft wieder in Gang gebracht werden kann.


      «Die Krise von heute ist kein Normalfall. Wir haben es mit einem Kreislaufkollaps zu tun.» Dies schreibt der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar in einem Essay, der heute auf «Spiegel Online» veröffentlicht worden ist. Der Leiter des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts äussert Zweifel an der Wirksamkeit der milliardenschweren Konjunkturpakete in vielen Industrienationen. «Konjunkturprogramme müssen schnell und stark wirken, sonst verpuffen sie.» Strukturelle Massnahmen wie die Sanierung von Schulen oder Strassen wirkten nicht rasch genug, hält Straubhaar fest. Der grösste Teil der staatlichen Ausgaben werde erst nächstes Jahr seine Wirkung entfalten. Wichtig sei, dass die Binnennachfrage sofort gestärkt werde, vor allem wenn die Exporte einbrechen. «Die Abwrackprämie zeigt, wie es gemacht werden sollte», meint Straubhaar. «Ein Quasi-Bar-Scheck über 2500 Euro versetzt die Deutschen in einen Kaufrausch.»

      Abwrackprämie mit grossen Mängeln

      Der aus der Schweiz stammende Ökonom lobt zunächst die Abwrackprämie, zeigt aber dann deren Mängel auf. Sein Urteil über die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Abwrackprämie fällt vernichtend aus. Laut Straubhaar geben Konsumenten für ein Auto Geld aus, das für andere Zwecke dann nicht mehr zur Verfügung steht. Die Autokäufe von heute würden morgen fehlen, schreibt er weiter. Straubhaar erachtet es auch nicht als sinnvoll, dass die Abwrackprämie eine Branche bevorzuge. Andere Bereiche der Wirtschaft gingen leer aus. «Um die schädlichen Nebenwirkungen der Abwrackprämie zu verhindern, müssen die Impulse staatlicher Prämien allen zu Gute kommen und nicht nur der Autoindustrie.» Die Konsumenten müssten selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen.

      Ausgehend von der Abwrackprämie entwickelt Straubhaar die Idee eines allgemein einsetzbaren Konsumschecks. «Eine Abwrackprämie für alles - nur ohne abzuwracken», schreibt der Schweizer Ökonom in seinem Essay. «Sie ermöglicht ein der Situation angemessenes, schnell und stark wirkendes Konjunkturprogramm, um den Binnenkonsum rasch und spürbar zu stützen.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Konsumsche…
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 20:03:16
      Beitrag Nr. 3.229 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.634 von Maraho am 10.04.09 14:43:09In Bezug hierauf.

      Zum Abschluß für heute meinerseits möchte ich euch noch auf einen (langen) Text hinweisen. Ich stelle hier nur die Einleitung und die Links dazu rein.
      Selbstverständlich auch den Link der Homepage, damit ihr, falls ihr Lust dazu verspürt, dort direkt suchen könnt.


      Der leise Staatsstreich jetzt auch in Deutschland?

      Falls sich gerade jemand nach der Lektüre von "Der leise Staatsstreich" fragen sollte, wieso denn die Amerikaner so blöd sind, dass sie es zulassen, dass ihr Land zu einer Bananenrepublik verkommt, den kann ich getrost auf den neuen Vorschlag "unseres" Finanzministers Peer Steinbrück verweisen, der nun doch die Idee der Bad Bank aufgreifen möchte und im Zuge dessen 200 Mrd EUR an Steuergeldern verpulvern will. Als hätten wir nicht schon genug von diesen bad banks. Wie wäre es mal mit einer guten Bank? Haben die sich jetzt das Osterwochenende für die Veröffentlichung dieser Idee in der Hoffnung ausgesucht, dass nach den Feiertagen sich keiner mehr daran erinnert?

      Also wer blöder ist, die Amerikaner oder die Deutschen, wird sich wohl demnächst herausstellen. Ich würde nicht wetten...

      Der leise Staatsstreich Teil 1: http://kuchentester.blogspot.com/2009/04/der-leise-staatsstr…

      Der leise Staatsstreich Teil 2: http://kuchentester.blogspot.com/2009/04/der-leise-staatsst…

      Auf die folgenden Teile 3 und 4 mache ich euch, sowie sie denn erscheinen, aufmerksam. Versprochen!!! ;)
      27 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 20:06:20
      Beitrag Nr. 3.230 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.653 von Maraho am 11.04.09 20:03:16Liebe Leute, ich ziehe mich nun für heute zurück.
      Danke für euer Interesse, die Beiträge, sowie die Leidensfähigkeit an diesem Samstag.

      Einen noch schönen Abend wünscht euch allen
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.04.09 22:19:19
      Beitrag Nr. 3.231 ()
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 00:46:43
      Beitrag Nr. 3.232 ()
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 07:40:58
      Beitrag Nr. 3.233 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.966 von umkehrformation am 12.04.09 00:46:43Guten Morgen umkehrformation,

      willkommen hier und danke für die Information.
      Damit die Leser etwas mehr Wissen über die Herkunft erlangen können, hier der Link zum Verlag bzw. zum Editorial desselben.

      http://www.gegenstandpunkt.com/gspwerb.html

      Dir einen schönen Ostersonntag!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 07:52:32
      Beitrag Nr. 3.234 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.966 von umkehrformation am 12.04.09 00:46:43Guten Morgen zusammen,
      erst einmal allen einen schönen Ostersonntag!

      Da es in gewisser Weise zu obigem recht gut passt, hier noch etwas politisches ...

      Moderator Jürgen Kuttner über Kapitalismus
      "Redet mal übers System"

      Für den Berliner Radiomoderator Jürgen Kuttner ist es symptomatisch, dass allerorts von Kapitalismuskritik die Rede ist, nie von Ausbeutung.


      Herr Kuttner, Sie wurden berühmt mit Ihrer Berliner Radiosendung "Sprechfunk". 15 Jahre lang haben Sie mit Anrufern des Abends eine ganz eigene plauderige Gesprächskultur entwickelt. Warum hat es Sie nie interessiert, "ordentliche" Interviews zu führen?

      Jürgen Kuttner: Beim Interview hat man, denke ich, schon etwas wie eine Übersicht oder Draufsicht, was jemand sagen soll und wie er es ungefähr sagen soll. Das ist relativ zielgerichtet - Ihre Meinung zur Abwrackprämie oder Ihre Lebensgeschichte.

      Und diese Hierarchie wollten Sie vermeiden?

      Ja. Ich habe immer versucht, mich auf eine alltägliche Ebene zu bringen. Wenn ich in der U-Bahn sitze, dann seh ich mir die Leute an und will wirklich gerne wissen, wie deren Küche aussieht.

      Also geht es Ihnen eher um eine gesprochene Reportage?

      Wahrscheinlich. Und auch darum: aus meiner Neugier heraus zu schauen. Als Journalist ist man ja eher repräsentationsneugierig, man ist für andere neugierig. Davon bin ich immer frei gewesen, was ich als Luxus empfinde.

      Trotzdem haben auch Sie als Journalist gearbeitet - und 1990 die Osttaz mitgegründet. Warum - was war die Hoffnung?

      Ach, Hoffnung stellte sich erst ein, als sie enttäuscht wurde. (lacht) Dass das mit dem Osten zu Ende geht, war ja klar. Und auf einmal wehte einen die Möglichkeit an, etwas machen zu können. Als passionierter Zeitungsleser war es sehr verführerisch, selbst Zeitung zu machen. Wir sind damals in die Kochstraße gewackelt und haben unsere Ideen von einer Zeitung vorgestellt - die erst mal alle abgeschmettert wurden. Aber als dann keiner mehr übrig war, kamen sie auf uns zurück.

      Habt ihr damals nach dem dritten Weg zwischen Realsozialismus und Kapitalismus gesucht?

      Nein, eigentlich nicht. Der dritte Weg war im Grunde ja die alte Bundesrepublik.

      Aha, warum?

      Gerade in der Rückschau merkt man: Die BRD war ein sehr gemütliches Land. Es ist eine große kulturelle Leistung, dass Gerechtigkeit ein gewisser Wert war und auch noch ist. Ich finde es toll, dass es ein Wert war und ist, auch wenn es sich gar nicht politisch formuliert, dass die Differenzen zwischen "oben" und "unten" nicht allzu groß werden sollten.

      Was auch der Systemkonfrontation mit der DDR geschuldet war.

      Na klar. Die BRD war das Verdienst der Systemkonfrontation, also der DDR. Westberlin war das Schaufenster des Westens, wo die Arbeitslosigkeit gedeckelt wurde, indem man den öffentlichen Dienst ausgebaut hat - genau wie im Osten der SED-Sekretär für Arbeiterjugend, der eigentlich nichts zu tun hat. Quasi arbeitslos im Job ist. Das ging also auch.

      Die Linke wird gerade oft kritisiert, weil sie so wenig zur Finanz- und Wirtschaftskrise sagen kann und stattdessen vielfach nostalgisch wird: Zurück zur Bundesrepublik, wo es noch eine Rente und eine ordentliche Krankenversicherung gab.

      Schwierig. (lacht) Ich will jetzt ja nicht der Arzt am Krankenbette des Kapitalismus sein. Aber die Idee, dass sich nicht alles rechnen muss und trotzdem existieren darf, halte ich für eine Errungenschaft. Denn: Meine Gesundheit rechnet sich einfach nicht. Trotzdem ist sie wichtig. Und solche Fragen sind womöglich wichtigere Fragen als die radikalen, wie wir jetzt die Welt umstürzen können. Die Überlegungen zum Umsturz haben ja wahrscheinlich die letzten 30, 40, 50 Jahre gar nicht mehr stattgefunden. Der Osten war mit sich beschäftigt. Im Westen gab es eher so was wie den Salonbolschewismus. Das zeigt sich ja auch jetzt in Zeiten der Wirtschaftskrise.

      Der Salonbolschewismus zeigt sich jetzt?

      Genau. Das ist schon irre, wie gerade die FAZ den Kapitalismus nicht mehr gut findet. Mehr noch als die taz, scheint mir. Andererseits finde ich es schon erstaunlich, dass es so gut wie nirgends eine Analyse gibt, die erklärt und beschreibt, was da eigentlich in den letzten zwanzig Jahren passiert ist. Ohne Prognose. Einfach nur eine kluge Bestandsaufnahme.

      Aber gibt es jetzt nicht wieder bessere Plattformen für eine Kritik am Kapitalismus?

      Ach nö. Es gibt weiterhin einzelne interessante Orte. Aber Verbindung zwischen diesen existiert nicht. Meine Plattform etwa ist eben die Volksbühne, wo ich mit Videoschnipseln die Welt erkläre.

      Ein Grund für die aktuelle Sprachlosigkeit ist doch, dass viel zu wenig Wissen über ökonomische Zusammenhänge angesammelt wurde.

      Richtig.

      Aber Sie halten daran fest, mit Videoschnipseln die Welt zu erklären. Ist diese Kulturalisierung von Lebensverhältnissen nicht überholt?

      Immer den Modethemen hinterherzuhecheln finde ich nicht interessant. Ich habe, und darauf bin ich wirklich stolz, vor eineinhalb Jahren einen Videoschnipsel-Abend zur Bankenscheiße gemacht. Und einfach mal hingehört, was Herr Ackermann bei Maybrit Illner wirklich sagt. Wenn man das Satz für Satz durchgeht, dann merkte man schon damals, was das für ein Unfug ist. Jetzt etwas zur Bankenkrise zu machen, habe ich keine Lust. Für mich muss es jetzt eher so etwas geben wie eine grundsätzliche Analyse unserer Lebensverhältnisse. So etwas wie die Anstrengung des Begriffs.

      Etwa die Frage, ob wir in einem Herrschaftsverhältnis leben? Und dass dieses mit ein bisschen Keynes und ein bisschen Bankenverstaatlichung nicht aufzuheben ist?

      Es müsste einfach ein ernsthaftes Nachdenken über die Gründe der Krise geben. Das fehlt mir bislang. Für die Linke im Westen war der Mauerfall ja ein traumatisches Erlebnis. Eben noch Maoist und dann staatstragender Redakteur - ob bei der Welt oder bei der taz. Die eigene Vergangenheit, also das eigene linke Denken, musste dringend ausgelöscht werden. Das hat Folgen, bis heute. Wenn überhaupt, reflektiert man ironisch über die Diskussionen von damals oder hält sie im Nachhinein für faschistisch. Wie Götz Aly. Und macht aus Woodstock einfach mal Auschwitz.

      Im Moment reden doch alle wieder vom Kapitalismus als Problem, auch von Marx.

      Aber nicht von Ausbeutung. Schon mit der Frage, ob jemand ausgebeutet wird, diskreditiert man sich nach wie vor als jemand, der nichts gelernt hat aus der Geschichte. Ich finde, wenn Banker und Finanzminister "systemisch" sagen, sollte die Linke das als Anlass nehmen, mal übers System zu reden.

      Kapitalismuskritik ist wieder en vogue, weil wir sie nicht mit der Frage nach Ausbeutung verbinden?

      Genau.

      Welche Ideen werden noch rausgekantet, weil das Schlagwort "Kapitalismuskritik" wieder hoffähig ist?

      Vielleicht die Frage nach Profit oder auch nach Ideologie. Und die nach Kultur- oder Medienkritik. Das hört sich jetzt alles so pessimistisch an, so wie Opa erzählt vom Krieg. Aber es ist schon Wahnsinn, wie kampflos der letzte Unsinn im Fernsehen, gerade auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, hingenommen wird. Und niemand sich fragt, was da für eine Ideologie am Werk ist, wenn jetzt alle Oliver Pochers Weggang aus der ARD beweinen. Kapitalismuskritik mit Ideologiekritik zu verbinden, das wäre in Ordnung. Dann machte Ersteres wieder Sinn.

      INTERVIEW: I. KAPPERT UND A. WAIBEL
      http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/%5Credet-mal-uebe…

      http://www.kuttner.de/kuttner.de/anfang.html
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 07:54:06
      Beitrag Nr. 3.235 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.848 von Groupier am 11.04.09 22:19:19Guten Morgen Groupier,
      wieder einmal Danke an dieser Stelle! ;)

      Auch Dir einen schönen Tag.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 08:02:20
      Beitrag Nr. 3.236 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.653 von Maraho am 11.04.09 20:03:16Wie schön.
      Neue Taschenspieler-Tricks ...

      Bad Banks
      Peer Steinbrücks faule und ganz faule Wertpapiere

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat einen Plan zur Errichtung mehrerer "Bad Banks" für faule Wertpapiere ausgearbeitet. Demnach ist faul ist nicht gleich faul: Er schlägt vor, betroffene Banken "in einen guten und schlechten Teil aufzuspalten". Für Steuerzahler kann sein Konzept teuer werden.


      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ausführlich erklärt, wie er sich deutsche „Bad Banks“ vorstellt. "Analyse und Vorschlag sind fertig. Die Kanzlerin kennt beides“, sagte er dem Blatt. Nach Ostern werde die Bundesregierung sein Konzept beraten. Der Vorschlag sehe keine Gründung einer großen „Bad Bank“ für den gesamten Bankensektor vor. „Ich lehne definitiv eine zentrale 'Bad Bank' ab“, sagte Steinbrück. Stattdessen sollten sich die betroffenen Banken in einen guten und in einen schlechten Teil aufspalten.

      Als Lösung schlägt Steinbrück vor, zwischen „toxischen“ und „momentan illiquiden“ Papieren zu unterscheiden. Der Steuerzahler könnte dann die illiquiden Papiere der Banken im Rahmen einer „Bad Bank“ übernehmen. „Da könnte der Staat eventuell behilflich sein, weil wir damit rechnen, dass die Anleihen von Staaten wie Unternehmen eines Tages wieder liquide sind, also der Wert nicht für immer verloren ist.“ Für die toxischen Papiere in den Bilanzen müssten jedoch „die jeweiligen Banken und Aktionäre ein Höchstmaß an Verantwortung übernehmen“, sagte der Minister. Wollte der Staat alle toxischen Papiere übernehmen, würde das den Bund mit mehr als 200 Milliarden Euro belasten: „Das kann ich niemandem vermitteln.“

      Die Bundesregierung hob hervor, dass Steinbrück ein solches Konzept entsprechend den Absprachen innerhalb der Bundesregierung ausgearbeitet habe. „Das Konzept liegt dem Bundeskanzleramt seit einigen Tagen vor“, erklärte ein Regierungssprecher am Samstag in Berlin. „Es ist Grundlage für die weitere Abstimmung innerhalb der Bundesregierung und fließt in das Gespräch mit Branchenvertretern am 21. April ein.“

      Bürgschaft über 200 Milliarden

      Laut „Spiegel“ wird der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) 200 Milliarden Euro aus seinem Bürgschaftsprogramm bereitstellen, um die Banken von ihren faulen Wertpapieren zu befreien. Experten des Finanzministeriums rechnen demnach damit, dass allenfalls drei oder vier private Banken auf die Lösung zurückgreifen würden.

      SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler sagte der „Passauer Neuen Presse“ : „Wir müssen die Banken von illiquiden Papieren befreien, damit sie wieder kreditvergabefähig werden.“ Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sagte der „Berliner Zeitung“ zu dem Steinbrück-Konzept: „Ich freue mich, dass endlich Bewegung in die Sache kommt.“ Eine Lösung ohne eine Belastung des Steuerzahlers sei leider nicht denkbar.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3542162/Peer-Steinbruecks-…
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 08:07:55
      Beitrag Nr. 3.237 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.045 von Maraho am 12.04.09 08:02:20Und hier besagtes Interview ...

      Peer Steinbrück
      „Ich kann die Eliten nur warnen“

      Wann ist die Wirtschaftskrise zu Ende? Das wüsste auch Finanzminister Peer Steinbrück gerne. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung spricht er stattdessen über deutsche Milliarden auf Schweizer Konten, die Cleverness des HRE-Großaktionärs Flowers und das „magische Datum 27. September“.

      Herr Steinbrück, wann geht es wieder aufwärts?

      Das weiß keiner, auch wenn ich Ihre Sehnsucht nach Gewissheit verstehe. Wir haben es seit letztem Herbst mit einer eskalierenden Krise zu tun. Es ist zu hoffen, dass die nationalen und internationalen Gegenmaßnahmen die Dynamik eindämmen.

      Vier Billionen Euro Schaden durch toxische Papiere meldet der IWF. Wer soll das alles bezahlen?

      Das müssen Sie diejenigen fragen, die auch in Deutschland leichtfertig fordern, dass alle diese Papiere über eine sogenannte Bad Bank letztlich vom Steuerzahler übernommen werden sollen. Das würde den Bund mit mehr als 200 Milliarden Euro belasten. Das kann ich doch niemandem vermitteln.

      Der Staat lässt die Banken mit den Risikopapieren allein?

      Nein. Meine Analyse und mein Vorschlag sind fertig. Die Kanzlerin kennt beides. Nach Ostern werden wir in der Bundesregierung intern beraten, wie wir mit dem Thema der Problemaktiva umgehen.

      Wie sieht Ihre grobe Linie aus?

      Steinbrück: Rezession könnte schlimmer werden als gedacht
      Es gibt einen Spannungsbogen, der nur schwer aufzulösen ist: Eine umfassende Bilanzbereinigung im Sinne der Banken gelingt dann, wenn der Staat ihnen die ganzen Risiken abnimmt. Aber dann haben wir es mit einer massiven Belastung der Steuerzahler zu tun. Schonen wir den Steuerzahler weitgehend, dann ist den Banken die Kellertreppe nicht sauber gefegt.

      Bisher haben Sie sich gegen eine zentrale Bad Bank gewehrt und stattdessen die Aufspaltung der einzelnen Banken favorisiert.

      Daran hat sich nichts geändert. Ich lehne definitiv eine zentrale Bad Bank ab. Auch von einer Lösung mit einer staatlichen Versicherung für die toxischen Papiere, wie in Großbritannien praktiziert, halte ich nichts. Und das dritte, das amerikanische Modell hat sich mir und anderen Finanzministern noch nicht erschlossen.

      Was heißt das für Deutschland?

      Wir müssen zwischen toxischen und nur im Moment illiquiden Papieren unterscheiden, da könnte eine Lösung ansetzen. Für die toxischen Wertpapiere müssen die jeweiligen Banken und ihre Aktionäre ein Höchstmaß an Verantwortung übernehmen.

      Und die illiquiden Papiere übernimmt der Staat?

      Da könnte der Staat eventuell behilflich sein, weil wir damit rechnen, dass die Anleihen von Staaten wie Unternehmen eines Tages wieder liquide sind, also der Wert nicht für immer verloren ist.

      Hat die Koalition überhaupt noch die Kraft für solche Vorhaben? In Ihrem Feldzug gegen die Steuerhinterziehung blockt die Union.

      Da gibt es erkennbare Meinungsunterschiede, das ist leider wahr. Die Union sollte beim Thema Steuerhinterziehung nicht nur die Lippen schürzen, sondern endlich auch pfeifen.

      Vielleicht schreckt sie die Idee vom gläsernen Steuerbürger?

      Das sind doch Überzeichnungen, eine Dramatisierung, die mit den Fakten nichts zu tun hat.

      Immerhin planen Sie Hausbesuche von Steuerprüfern bei Besserverdienern.

      Hausbesuche? Der ehrliche Steuerzahler hat doch gar nichts zu befürchten, oder? Es ist ja nicht die alleinerziehende Verkäuferin, die steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten hat. Es sind die oberen und höchsten Einkommensgruppen. Von denen mahne ich nichts weiter als die Erfüllung deutscher Steuergesetze an. Was ist daran so dramatisch? Nichts.

      Jeder, der mehr als eine halbe Million Euro verdient, ist demnach potentiell kriminell?

      Quatsch, überhaupt nicht. Aber stellen wir uns nicht naiv: Es gibt in diesen Kreisen Umgehungen und vorsätzliche Finanztransfers ins Ausland zu Lasten des deutschen Fiskus und damit aller Steuerehrlichen. Die Zeiten der Bagatellisierung sind vorbei!

      Wenn die Union nicht mit auf die Jagd nach diesen Sündern geht, haben Sie ein Wahlkampfthema?

      Daraus könnte ein politisches Mobilisierungsthema werden, ja. Auch einflussreiche Kreise in der Union sind deshalb der Meinung, dies sollte man nicht den Sozialdemokraten überlassen. In der Bevölkerung gibt es angesichts der Finanzmarktkrise eine große Sensibilität: Verluste werden sozialisiert, Gewinne privatisiert und von manchen noch nicht einmal versteuert.

      Damit wird insinuiert: Jeder, der viel verdient, ist ein Schuldiger an der Krise.

      Nein, gar nicht. Ich erwarte lediglich die Einhaltung der bestehenden Pflichten aus dem deutschen Steuerrecht. Das bezieht sich auch auf die Geschäftspraktiken deutscher Banken in Steueroasen. Was mir da, teilweise anonym, aus der Schweiz berichtet wird, bestätigt unseren Verdacht.

      Und was hören Sie da?

      Etwa 200 Milliarden Euro deutscher Bürger dürften auf Schweizer Konten angelegt worden sein. Nehmen wir vier Prozent Verzinsung jahresdurchschnittlich an, dann wären das acht Milliarden Euro Kapitaleinkünfte. Dann müsste ich zwei Milliarden Quellensteuer aus der Schweiz bekommen, wenn die EU-Zinsrichtlinie endlich auf Kapitaleinkünfte jedweder Art erweitert würde. Wissen Sie, wie viel wir 2008 erhalten haben? Ganze 80 Millionen auf Zinseinkünften. Da haben wir ein Problem. Und das soll ich höflich und diplomatisch weglächeln?

      Egal, wie rabiat Sie gegen die Schweiz-Flüchtlinge vorgehen: Sie müssen fürchten, dass sie in die nächsten Steueroasen flüchten.

      Wohin sollen sie denn? Glauben Sie nicht, dass die ziemlich aufgeschreckt sind? Ist es nicht spannend, dass diese ganzen Länder jetzt die Informationsstandards der OECD einhalten wollen? Glauben Sie, die hätten das gemacht, wenn wir diesen Druck nicht aufgebaut hätten? Glauben Sie nicht, dass mancher deutsche Steuerhinterzieher jetzt etwas nervöser geworden ist?

      Wann sollen eigentlich die Schulden, die die Staaten jetzt machen, abbezahlt werden?

      Ich stimme Ihnen zu: Diese wahnsinnigen Kredite, welche die Staaten jetzt aufnehmen, können zur nächsten Krise führen, wenn wir nicht aufpassen.

      Die weitverbreitete Angst vor Inflation ist also berechtigt?

      Die Sorge verstehe ich, es wird vom Willen der Zentralbanken und unserer politischen Unterstützung abhängen, die in den Markt gepumpte Liquidität wieder einzusammeln und im Wiederaufschwung für Geldwertstabilität zu sorgen.

      Aus den Notenbanken kommt jetzt schon die Kritik, dass die Regierungen zu großzügig Hilfen vergeben, etwa über den IWF, wie jüngst beschlossen.

      Die Hilfen für Entwicklungs- und Schwellenländer halte ich für absolut gerechtfertigt. Zudem helfen sie uns als Exportweltmeister, da Hauptabnehmer der deutschen Industrie gestützt werden. Das ist allemal besser als die Vorstellung, noch so groß dimensionierte deutsche Konjunkturpakete könnten eine Lokomotivfunktion für die Weltwirtschaft übernehmen.

      Trotzdem stimmen auch Sie der Erhöhung der Abwrackprämie zu. Spendieren Sie bald ein paar Milliarden für alte Kühlschränke?

      Nein, das planen wir nicht.

      Der Kühlschrankproduzent findet es nicht gerecht, wenn Autos bevorzugt werden.

      Sie müssen die besondere Bedeutung der deutschen Automobilindustrie beachten: Sie hat eine Signalwirkung und Leitfunktion für die deutsche Volkswirtschaft bis hin zu technischen Entwicklungsimpulsen über die Branche hinaus.

      Wir fürchten: Je näher der Wahltermin rückt, desto phantasievoller werden die Rettungsideen. Können Sie sich dagegen wehren?

      Der Finanzminister muss aufpassen, dass ihm die Tür auf der einen Seite nicht eingetreten wird, dass er aber auf der anderen Seite dosieren kann, wie groß der Spalt ist, in dem sie geöffnet werden muss, um antizyklisch gegenzuhalten. Lassen wir doch mal die über 80 Milliarden Euro aus den beiden Konjunkturpaketen plus die automatischen Stabilisatoren wirken, ohne über ein drittes Konjunkturpaket zu schwadronieren.

      Wo liegen die Gefahren immer neuer gigantischer Konjunkturprogramme?

      Einzelne Staaten bringen ihre Kapitalmarktanleihen schon jetzt nur noch unter deutlich verschlechterten Bedingungen unter. Zudem verdrängen die Regierungen am Kapitalmarkt möglicherweise Unternehmen. Dies bremst die Wirtschaft viel stärker, als jedes Konjunkturprogramm positiv wirken könnte.

      Also gibt es kein drittes Konjunkturprogramm?

      Ich werde mich an dieser Debatte nicht beteiligen. Auch dann nicht, wenn das magische Datum 27. September näher rückt und die Stimmung noch so nervös wird.

      Aber die Politik erklärt sich doch für alles zuständig. Haben Sie in der Krise Handlungsspielraum zurückerobert?

      Die Politik ist zu Handlungen aufgefordert worden. Es verbreitet sich die Auffassung, dass die herrschende Theorie der letzten 10, 15 Jahre vom abgemagerten Staat die falsche war. Eine Mehrheit in der Bevölkerung kommt zum Schluss: Ich möchte nicht, dass es in der Marktwirtschaft zu Exzessen kommt. Man muss den Korridor definieren, in dem der Markt seine Kraft entfalten kann.

      Der Staat weiß allein, wo der Exzess beginnt?

      Dafür, dass Ihr Marktcredo gerade in sich zusammenbricht, klingen Sie sehr forsch. Sehen Sie nicht, wohin auch Ihre Gläubigkeit uns geführt hat? Ich muss nicht allwissend sein, um zu wissen, dass Sie es bei der Weitergabe von 100 Prozent Risiken mit Exzessen zu tun haben oder dass das Streben nach 25 Prozent Rendite ein Exzess ist. Das Ausmaß an Verbriefung und Derivaten, mit bis zur Unkenntlichkeit versteckten Risiken, ist ein Exzess. Der Kauf von Firmen mit fast ausschließlich Fremdkapital und deren anschließende Zerlegung ist ein Exzess. Und die Beteiligten haben alle gedacht: Es geht immer so weiter. Dabei schafft jede Übertreibung ihre Antithese, das versuche ich den Managern immer zu erklären: Es liegt in eurem ureigenen Interesse, Übertreibungen zu vermeiden.

      Wieso?

      Wie die Antithese ein irrationales und fatales Gesicht bekommen kann, ist in Frankreich zu beobachten, wo nach einer Meinungsumfrage mehr als 50 Prozent es offenbar für richtig halten, dass Manager als Geiseln genommen werden.

      Ein wenig Furor hielten Sie auch hierzulande für angebracht, um die Manager auf Linie zu bringen?

      Unsinn. Ich bin positiv überrascht, wie rational und emotionsfrei die Deutschen mit der Krise umgehen. Ich kann die Eliten jedoch nur warnen: Ihr Verhalten ist dafür maßgeblich, dass es so bleibt. Das marktwirtschaftliche System wird nicht von seinen Gegnern in Frage gestellt, sondern von seinen Protagonisten. Etwa in der Vorstellung, man könnte auf Millionenabfindung klagen, wenn man seine Bank gerade gegen die Wand gefahren hat.

      Die Krisenbank HRE wollen Sie jetzt verstaatlichen. Wie viele Aktionäre werden Ihr Übernahmeangebot annehmen?

      Alle, die klug sind, sollten es tun. Ob Herr Flowers dazugehört, werden wir sehen.

      Sonst werden Sie ihn enteignen?

      Die Aktionäre sind doch längst enteignet. Und wissen Sie, von wem? Vom Markt, nicht vom bösen Staat. Ohne unsere 90 Milliarden Garantie hätte Herr Flowers längst einen Wert von null. Dann wäre die HRE schon insolvent.

      Das Gespräch führten Carsten Germis und Georg Meck.
      http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc…
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 08:29:11
      Beitrag Nr. 3.238 ()
      Für alle diejenigen, die der englischen Sprache mächtig sind und Chart-Technik lieben, ein Link:

      http://www.voxeu.org/index.php?q=node/3421
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 09:00:25
      Beitrag Nr. 3.239 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.953.822 von Maraho am 10.04.09 08:03:29Noch etwas hierzu und dann werde ich erst einmal frühstücken.
      Ich wollte nicht alles verlinken. Deshalb die Homepage anklicken.


      Finanzkrise: Radikalkur der US-Börsen durch Obama
      Wie lange bleibt die Fed noch "unabhängig"

      Der neue US-Präsident Obama erhöht die US-Börsensteuern um 359%

      Klangheimlich wurde die Börsensteuer für gedeckte Transaktionen von 5,60 USD seit dem 7. April 2009 auf 25,70 USD pro Million USD erhöht, um noch in 2009 Gesamteinnahmen aus der Börsentätigkeiten von 1,023 Mrd. USD zu generieren. Die ersten angekündigten und bereits in Kraft gesetzten Steuererhöhungen. Den genauen Text erhalten Sie hier (bitte klicken http://www.sec.gov/news/press/2009/2009-56.htm) und hier die Details (bitte klicken auf die Original-Seite unten).
      Eine solche Massnahme zur Eindämmung des Berufshandels ist im globalen Handel kontraproduktiv. Der US-Handel wird ins Ausland abwandern und in den USA Jobs kosten. Und ein Grossteil der 2 Bio. USD Staatshilfe wird unnütz verbraten.

      Obama steht bereits vor der ersten und entscheidenden Bewährungsprobe

      Das Misstrauen vieler US Politiker gegenüber ihrer Notenbank wächst. Mehr und mehr Senatoren fordern grössere Transparenz. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kreditvergangen der US-Notenbank. Der Öffentlichkeit wurde einzig mitgeteilt, dass die Hilfen in die Billionen gehen. In der Zwischenzeit geraten die "Rettungsmassnahmen" immer mehr ausser Kontrolle. Aus den 700 Mrd. USD sind bereits 2 Bio. USD "verschenkt worden". Doch wieviel an wen? Die Fed schweigt. Ein Eigengoal.

      Die Fed verscheucht allfällige Investoren für die Ramschpapiere

      Bereits im November hat Bloomberg das Fed auf Herausgabe von Informationen der verschenkten Billionen verklagt und sich auf den Freedom of Information Act (bitte hier klicken auf die Originalseite unten).
      Doch nichts ist passiert. Obwohl Anfang April 59 Senatoren und damit die grosse Mehrheit der Kammer dem Zusatzantrag zum Haushalt 2010 zugestimmt hatten. Womit die Fed verpflichtet wurde die Namen der Banken bekannt zu machen, welche Liqudidätkredite beanspruchten. Im Klartext, die Banken, die immer noch unter Liquiditätproblemen leiden, sollten geoutet werden. Der Zusatzantrag bedeutet nichts anderes, als den offensichtlichen Vertrauensverlust der Regierung in seinen Präsidenten und die eigene Notenbank. Wieso dieses Geheimniskrämerei?
      Steht es um die US-Banken noch viel schlimmer als befürchtet?

      Noch kann die USD-Notenbank unabhängig von der Politik agieren. Wann wird sie von der Politik in Ketten gelegt?

      Die Fed ist von der Politik zwar unabhängig, ihre Eigenständigkeit wird allerdings nur durch ein einfaches Gesetz, das Federal Reserve Act, garantiert. Dieses Gesetz kann jederzeit vom Parlament geändert und der Politik untergeordet werden.

      Weiteres sowie Links: http://www.be24.at/blog/entry/621714/finanzkrise-radikalkur-…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 10:26:24
      Beitrag Nr. 3.240 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.900 von Maraho am 11.04.09 11:00:38Auf die Rede folgt die Gegenrede.
      Nur die Einleitung. Wenn denn von Interesse, einfach anklicken ...

      Konjunktur
      Wirtschaftsweiser widerspricht Steinbrück

      Mit milliardenschweren, schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen stemmen sich die Regierungen gegen den konjunkturellen Abwärtstrend. Und auch die Notenbanken pumpen viel Geld in die Wirtschaft. Bundesfinanzminister Steinbrück warnt schon vor einer weltweiten Inflation. Der Wirtschaftsweise Bofinger sieht dagegen eine ganz andere Gefahr heraufziehen.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:00:35
      Beitrag Nr. 3.241 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.090 von Maraho am 12.04.09 09:00:25Ich habe mir den Blogger angesehen.

      Was auffällt ist, er hat keine Meinung, lässt alles offen.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:00:51
      Beitrag Nr. 3.242 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.949.498 von Maraho am 09.04.09 14:40:13In Bezug.
      Man ist, was man ißt!

      Lebensmittelpreise
      Schlaraffenland Deutschland

      Ein Kommentar von Silvia Liebrich

      Nie zuvor war Essen in Deutschland so billig. Doch der wahre Preis ist viel höher. Denn den Rest der Zeche zahlen irgendwann auch wir selbst.


      Ein gepflegter Osterschmaus sieht in vielen Haushalten so aus: buntbemalte Eier zum Frühstück, am Mittag der obligatorische Lammbraten und später ein Stück Kuchen - vielleicht mit Erdbeeren und Sahne - und natürlich Kaffee, am liebsten mit frischer, aufgeschäumter Milch. Nicht zu vergessen die süßen Kalorienbomben aus Schokolade und Zuckerguss, die wohltätige Osterhasen in den Osternestern hinterlassen haben.

      An Feiertagen wie diesen denken wir trotz Wirtschaftskrise nicht ans Sparen, schon gar nicht beim Essen. Doch wissen wir überhaupt, woher all die Leckereien stammen? Ist der Preis angemessen, den wir dafür zahlen? Können wir uns überhaupt noch vorstellen, auf das reichhaltige Nahrungsangebot zu verzichten?

      Ostern markiert in der christlichen Welt das Ende der Fastenzeit, die - je nach Auslegung - beispielsweise den Verzicht auf Fleisch, Milch, Kaffee oder Alkohol vorschreibt, Bier ausgenommen. Besonders strenge Sitten herrschten in dieser Hinsicht im Mittelalter, als die Kirchenoberen ihren Schäfchen nur eine magere Tagesration von drei Bissen Brot und drei Schluck Bier oder Wasser zugestanden. Welcher Anteil der damals noch schwer körperlich arbeitenden Bevölkerung sich daran hielt, ist nicht überliefert.

      Heute hilft die Statistik weiter. Die Umfragen zeichnen jedoch ein ernüchterndes Bild: Nur 13 Prozent der Deutschen nehmen sich noch vor zu fasten, noch weniger tun es dann tatsächlich.

      Es fällt schwer zu verzichten angesichts eines Nahrungsangebots, das nie größer und verlockender war. Frische Erdbeeren zu jeder Jahreszeit sind selbstverständlich, ebenso wie exotische Früchte aus dem Herzen Afrikas oder Fischspezialitäten aus der Karibik. Kochen braucht niemand mehr selbst, wenn er nicht mag. Die Lebensmittelindustrie füllt diese Lücke mit einer Palette an Fertigprodukten, die kaum noch Wünsche offen lässt. Selbst so banale Gerichte wie Rührei mit Brot lassen sich mit etwas Glück im Tiefkühlregal finden. Gleichzeitig wächst die Zahl derer, die nicht kochen können, trotz der Flut von Koch-Shows, mit denen Fernsehkanäle ihr Publikum traktieren.

      Leben im Überfluss

      Die Folgen sind schwerwiegend. In Europa halten die Deutschen den wenig schmeichelhaften Rekord, die Dicksten zu sein. Drei Viertel der Männer und zwei Drittel der Frauen bringen zu viel auf die Waage.

      Die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher ist alarmierend. Auf der anderen Seite leiden schätzungsweise zwei Prozent der Bevölkerung, vor allem junge Frauen, an Essstörungen wie Magersucht oder Brechsucht. Auch ihnen fehlt das Gefühl für ein gesundes Maß. Zivilisationskrankheiten wie diese häufen sich in der Regel immer dann, wenn ein Überangebot an Nahrung herrscht. Bereits die alten Römer kannten sie. Sie konnten in den von ihnen eroberten Gebieten aus dem Vollen schöpfen. In der reichen Oberschicht war maßlose Völlerei gang und gäbe und gehörte zum Lebensstil.

      Der Überfluss der Neuzeit lässt sich genauso am Inhalt unserer Mülltonnen ablesen. Jedes fünfte Brot wird weggeworfen. In Deutschland landen jedes Jahr Lebensmittel im Wert von 500 Millionen Euro im Abfall. Eine solche Verschwendung wäre für die Generationen unserer Großeltern und Urgroßeltern unvorstellbar gewesen; für den Großteil der Weltbevölkerung, die in Entwicklungsländern lebt und von der eine Milliarde als unterernährt gilt, ist es auch heutzutage unvorstellbar.

      Hungerlohn in der Plantage

      Viele ärmere Staaten, besonders wenn sie nicht über Rohstoffvorkommen verfügen, leben vom Export ihrer Agrarerzeugnisse, die anschließend von Lebensmittelkonzernen in Industrieländern weiterverarbeitet werden. Beispiel Kakao, wichtiger Bestandteil in Millionen Schokohasen, die wir jedes Jahr verspeisen. Einer der größten Lieferanten ist die afrikanische Elfenbeinküste, wo ein Heer rechtloser Landarbeiter, unter ihnen viele Kinder, für einen Hungerlohn in den Plantagen schuften. An den internationalen Rohstoffbörsen ist der Wert der Rohware Kakao in den vergangenen Jahrzehnten so stark gefallen, dass Kakao am Ladenpreis eines Schokohasen nur noch einen sehr geringen Bruchteil ausmacht.

      Doch man muss nicht bis nach Afrika schauen, um herauszufinden, warum Essen für uns billiger ist denn je - knapp zwölf Prozent des Budgets gibt ein deutscher Haushalt im Durchschnitt für Nahrung aus, in der Nachkriegszeit war es noch mehr als die Hälfte. Im internationalen Vergleich essen die Deutschen ebenfalls äußerst günstig.

      Dazu trägt auch die starke Ausbreitung von Discountern wie Aldi und Lidl bei, die im deutschen Lebensmittelhandel den Ton angeben. Vor dieser Marktmacht müssen vor allem kleine Erzeuger kapitulieren. Deutsche Bauern bekommen inzwischen so wenig Geld für den Liter Milch, dass viele in den kommenden Jahren aufgeben werden. Dank Massenhaltung kostet das Kilogramm Schweinefleisch im Supermarkt kaum mehr als drei Euro. Mit Hilfe von Pestiziden und Dünger wird aus den Böden herausgeholt, was nur geht, und so der Getreidepreis gedrückt. Nicht miteingerechnet: die Folgeschäden für die Umwelt, welche die industrielle Landwirtschaft verursacht.

      Die Art, wie wir essen und was wir essen, hat also ihren Preis. Klar ist auch, dass sich dieser nicht komplett auf dem Kassenbon niederschlägt. Auf Dauer ist ein solcher Zustand jedoch unhaltbar. Den Rest der Zeche zahlen zur Zeit andere und irgendwann auch wir selbst. Das Schlaraffenland Deutschland ist auf einem brüchigen Fundament errichtet.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/226/464822/text…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:25:43
      Beitrag Nr. 3.243 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.197 von Maraho am 12.04.09 10:26:24Außerdem ist Bofinger davon überzeugt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) keine Inflationsprozesse in der Euro-Zone zulassen werde. "Die von ihr derzeit den Banken zusätzlich zur Verfügung gestellte Liquidität kann sie innerhalb eines Monats wieder vollständig aus dem Kreislauf zurückziehen", erläuterte der Ökonom.

      Mal wieder ein Beispiel das so hochbezahlte Ökonomen auch nur mit Wasser kochen und keine parate Lösung haben,ja sogar noch mehr daneben ligen als die Masse.Sollten die Zentral Banken die Liquidität innerhalb eines Monats aus dem Markt ziehen wäre das Chaos wieder perfekt.Das ist nicht so leicht steuerbar wie das Herr Bofinger glaubt,wir haben ein weltweites Problem und immer wieder Vergleiche mit Japan in den 80-90ger zu ziehen ist absoluter Schwachsinn.Wäre der Rest der Welt damals in einer ähnlichen Situation wie Japan gewesen,wäre alles sang und klanglos unter gegangen.Deflation würden Exportorientierte Länder wie Deutschland Japan oder China nur wenige Jahre durch halten.
      Die Welt befindet sich in einer dramatischen Überschuldung.Meiner Meinung nach gibt es kein Patent Rezept ausser Resseten mit Währungsreform und Neubeginn weltweit.Vielleicht geht der Weg wieder zurück zu den nationahlen Währungen die an eine Weltwährung gekoppelt sind.Vorerst werden wir mit einer Deflation weiter kämpfen,danach wird es zu einer Inflation oder Implosion kommen.Möglicherweise wird die Welt für einige Jahre auch Kopf stehen Weltkriege usw.

      Allen ein "Frohes Osterfest" meinerseits.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:29:29
      Beitrag Nr. 3.244 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.221 von kiska am 11.04.09 15:18:29In Bezug.
      Hört, hört ...

      Diese Begründung scheint mir vorgeschoben ...

      Wiedervereinigung: Müntefering will über gesamtdeutsche Verfassung diskutieren
      © ZEIT online, Tagesspiegel

      20 Jahre nach dem Mauerfall flammt erneut eine Diskussion über eine neue, gesamtdeutsche Verfassung auf. SPD-Chef Müntefering beklagt organisatorische Fehler bei der deutschen Einheit.

      Benötigt Deutschland 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer eine gesamtdeutsche Verfassung? Darüber nachzudenken, hatte der SPD-Chef Franz Müntefering angeregt. Das Grundgesetz, ursprünglich als Provisorium für Westdeutschland konzipiert, gilt seit der Wiedervereinigung für ganz Deutschland. Einige Ostdeutsche würden beklagen, das Grundgesetz sei ihnen einfach so übergestülpt worden, sagte Müntefering in der Bams. Das müsse man nun aufarbeiten und gegebenenfalls über eine gemeinsame, neue Verfassung diskutieren.

      Das Verabschieden einer gesamtdeutschen Verfassung ist eine der wenigen im Grundgesetz vorgesehenen Möglichkeiten, das Grundgesetz selbst abzuschaffen. Im Artikel 146 heißt es hierzu: "Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." (mm, dpa)

      Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2009/04/12/2772000.xml


      Nochmals: „Die Bundesrepublik Deutschland ist die Organisationsform einer Modalität der Fremdherrschaft”. Carlo Schmid am 18. September 1948 vor dem Parlamentarischen Rat zu Bonn, angesichts der noch fortdauernden Befugnisse der drei Besatzungsmächte.

      siehe dazu auch: http://www.deutscher-friedensrat.de/materialien_002.htm
      #3172 von Maraho vom 10.04.09 am 19:24:02 Beitrag Nr.: 36.955.071 auf Seite 318

      http://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Schmid

      Immer wieder empfehlenswert: Carlo Schmid: „Was heißt eigentlich Grundgesetz?“ – vollständige Rede des Abgeordneten Dr. Carlo Schmid (StenBer. S. 70 ff.; PDF) auf wiki ganz unten zu finden!

      Und noch etwas: US-Raketenschild - USA mit Polen einig über Raketenabwehr
      http://www.stern.de/politik/ausland/:US-Raketenschild-USA-Po…

      Wo liegt Stolp? http://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Stolp

      Alles andere strickt euch selbst zusammen ...
      21 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:36:29
      Beitrag Nr. 3.245 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.298 von AHEO am 12.04.09 11:25:43Guten Tag AHEO,

      dem stimme ich zu. Deswegen habe ich diesen Mist auch nicht komplett hier reingestellt. Man kann sich nur noch wundern, daß so etwas überhaupt veröffentlicht wird!

      Dir einen schönen Tag! Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 11:49:48
      Beitrag Nr. 3.246 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.305 von Maraho am 12.04.09 11:29:29Nachtrag:
      Frühling mit Raketen in Redzikowo
      http://www.nordkurier.de/index.php?objekt=nk.magazin.repor…

      So, jetzt reicht es aber ...
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 12:31:20
      Beitrag Nr. 3.247 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.347 von Maraho am 12.04.09 11:49:48... noch nicht ganz.
      Der Vollständigkeit wegen noch dies ...

      US Radar in Tschechien - die Rückkehr des Kalten Krieges
      http://www.cafebabel.com/ger/article/24635/us-radar-in-tsche…

      http://de.wikipedia.org/wiki/Truppen%C3%BCbungsplatz_Brdy
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 12:46:02
      Beitrag Nr. 3.248 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.946 von Maraho am 04.04.09 21:02:08Zurück zum Thema und in Bezug.

      Der innere Feind des Kapitalismus
      von Leszek Balcerowicz

      Der Kapitalismus ist nicht von außen gefährdet, er kann nur von innen geschwächt werden - von Intellektuellen, die das System verdammen und vom Staat fordern, die Märkte zu bändigen.

      Leszek Balcerowicz ist Professor an der Warsaw School of Economics. Von 2001 bis 2007 war er Präsident der Polnischen Nationalbank.

      Nur die Staatsoberhäupter in Kuba, Venezuela und dem Iran sowie ein paar Ideologen der westlichen Welt verdammen den Kapitalismus. Wer sich an historischen Erfahrungen orientiert, weiß jedoch, dass es keine gute Alternative gibt. Allerdings existieren viele Ausprägungen des Kapitalismus, und er verändert sich mit der Zeit. Deswegen gilt es, folgende Punkte zu beantworten: Von welchem Kapitalismus reden wir? Und: Stellt die aktuelle Krise die Systemfrage in einem neuen Licht dar?

      Dass Habgier für die Krise verantwortlich gemacht wird, halte ich für oberflächlich. Von Volkswirten wird erwartet, dass sie das menschliche Verhalten mittels situationsbedingter Faktoren erklären - und nicht wie Prediger und Politiker argumentieren.

      Auf dem Weg zu einer konstruktiveren Analyse muss man sich zunächst ins Gedächtnis rufen, dass vor nicht allzu langer Zeit die japanischen Konzerne, der rheinische Kapitalismus und andere staatliche oder unternehmerische Formen des Kapitalismus als bessere Alternativen zum angelsächsischen Modell galten. Zum Glück wurden aufgrund solider empirischer Studien zahlreiche Deregulierungsschritte auf Produkt- und Arbeitsmärkten durchgeführt.

      Am Beispiel zentral- und osteuropäischer Staaten wird deutlich, dass die Wirtschaft langfristig umso stärker wächst, je mehr Marktreformen durchgeführt werden. Diese haben den lähmenden Einfluss des Staates verringert und die Rolle des Marktes und der Bevölkerung gestärkt. Die aktuelle Krise spricht sehr für solche Reformen: Wir brauchen mehr unternehmerischen Kapitalismus, um den Rückgang der Wirtschaftsleistung und die negativen Folgen des Krisenmanagements auszugleichen, insbesondere die explodierende Staatsverschuldung.

      Aber ist der Finanzsektor eine Ausnahme? Kann die Krise einzig und allein auf ein Marktversagen zurückgeführt werden, das nach mehr staatlichem Eingreifen verlangt? Bei den Fakten herrscht Einigkeit: Es gab vielerorts hohe Verschuldung und aufgeblähte Märkte sowie gravierende Managementfehler an der Spitze großer Finanzkonzerne. Allerdings dürfen Symptome nicht mit Ursachen verwechselt werden. Und was diese angeht, herrscht bedenkliche Uneinigkeit.

      Das Argument, dass die Krise durch Marktversagen zustande gekommen ist, lässt sich mit den simpelsten Tests widerlegen. Finanzinstitute und Märkte funktionieren innerhalb eines makroökonomischen regulatorischen und politischen Rahmens, der von staatlichen Organen erstellt und verwaltet wird. Es ist nicht schwer, die schweren Fehler dieses Rahmenwerks aufzudecken, die zu der aktuellen Krise beigetragen haben.

      Weniger Störungen des Wachstums

      Teil der Analyse ist auch, dass die lockere Geldpolitik der US-Notenbank zu Beginn des Jahrtausends und der Überschuss an Ersparnissen in einigen Schwellenmärkten zu den heutigen Problemen beigetragen haben. Mit einer restriktiveren Politik der Federal Reserve - und einer disziplinierteren Haushaltspolitik - wäre das Wachstum in den USA zunächst langsamer gewesen. Aber die "Sparschwemme" später hätte auch nicht ganz so rapide zugenommen. Es hätten sich weniger finanzielle Ungleichgewichte gebildet, und in der Folge hätte es weniger Wachstumsstörungen gegeben.

      Ein Übermaß an Liquidität hat auch zur Verbreitung kurzfristiger Anreize bei Finanzinstituten geführt. Die halbstaatlichen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac waren das Werkzeug der Politik für ein Eingreifen in den Häusermarkt. Und die EU-Staaten, die besonders große Immobilienblasen entwickelt haben - Großbritannien, Irland und Spanien -, haben die Nachfrage nach Immobilien durch Steuervergünstigungen angekurbelt.

      Die Lehren aus der Krise sollten sich darauf konzentrieren, den Regelrahmen für die Finanzmärkte zu revidieren, damit das Risiko eines gefährlichen Booms und des daraus folgenden Crashs reduziert wird. Eine Politik, die dazu führt, dass Finanzkonglomerate in einer Krise die Stabilität ganzer Länder bedrohen, gehört eliminiert.

      Diese Vorschläge haben nichts mit vermeintlich grandiosen Ideen zu einer Komplettkorrektur des Kapitalismus zu tun. Mit jeder Krise werden aber Überzeugungen erschüttert, und das kann politische Konsequenzen haben. Dabei besteht das Risiko, dass fragwürdige, aber emotional ansprechende Lesarten, die Märkte verdammen und nach mehr staatlichem Einfluss verlangen, Anhänger gewinnen. Dies würde dem längerfristigen Wachstum der betroffenen Länder schaden. Und es könnte ernste geopolitische Konsequenzen haben, wenn westliche Volkswirtschaften, vor allem die USA, dieser Gefahr zum Opfer fallen, während China seine Reformen fortsetzt.

      Liberale Ökonomen wie Mises, Hayek und Schumpeter haben darauf hingewiesen, dass es im demokratischen Kapitalismus immer einflussreiche Intellektuelle gibt, die den Kapitalismus verdammen und vom Staat fordern, die Märkte zu bändigen. Ein solches Vorgehen birgt keinerlei Risiko und könnte sich sogar lohnen. (Dies steht im krassen Gegensatz zu den Folgen, die es hat, wenn man im Sozialismus den Sozialismus kritisiert.)

      Ein dynamischer, unternehmerischer Kapitalismus hat heute keine externen Feinde, er kann nur von innen geschwächt werden. Dies sollte als Aufforderung zum Handeln angesehen werden - und zwar an jene, die glauben, dass Wohlstand und Würde am besten gewährleistet werden, wenn der Staat nur begrenzt eingreift.

      Quelle: Aus der FTD vom 12.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 13:01:47
      Beitrag Nr. 3.249 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.673.472 von Maraho am 28.02.09 13:52:55In Bezug.

      ÖL-MANAGER MALLET
      "Wir müssen sparen, sparen, sparen"

      In 20 Jahren könnte der Welt das Öl ausgehen: Dieses düstere Szenario stammt nicht von Umweltschützern, sondern von Michel Mallet, Deutschland-Chef des Energieriesen Total. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview fordert er radikales Sparen - und eine Steuer auf Flugbenzin.


      SPIEGEL ONLINE: Total machte 2008 fast 14 Milliarden Euro Gewinn - Rekord in der französischen Wirtschaftsgeschichte. Macht Ihnen die Rezession nichts aus?

      Mallet: Doch. Unsere Erträge sind eng mit dem Ölpreis verbunden, und der ist gefallen. Aktuell spüren wir einen leichten Rückgang. Es geht uns aber besser als anderen Branchen. Einen Autokauf kann man verschieben, tanken muss man regelmäßig.

      SPIEGEL ONLINE: Im vergangenen Sommer kostete ein Fass Rohöl 147 Dollar, aktuell sind es nur noch 47 Dollar. Trotzdem ist das viel: Vor ein paar Jahren lag der Preis bei gerade einmal neun Dollar.

      Mallet: Neun Dollar waren eine Katastrophe. Wir brauchen vernünftige Preise, sonst gibt es keinen Anreiz für Investitionen.

      SPIEGEL ONLINE: Das müssen Sie sagen. Sind denn 47 Dollar genug?

      Mallet: Nein. Für diesen Preis kann man ein altes Ölfeld leer machen. Aber für eine neue Bohrung im Ozean, mit einer Wassertiefe von 2000 Metern, liegt die Gewinnschwelle bei 60 Dollar. Große Förderländer verlangen sogar noch mehr. Venezuela braucht einen Ölpreis von 90 Dollar, um seinen Staatshaushalt auszugleichen. In Iran sind es 80 Dollar.

      SPIEGEL ONLINE: Und wie viel wünscht sich Total?

      Mallet: Für uns wäre ein Ölpreis zwischen 50 und 90 Dollar pro Barrel vernünftig, sagen wir 80 Dollar. Das wären in Deutschland ungefähr 1,40 Euro für den Liter Super und 1,25 Euro für den Liter Diesel.

      SPIEGEL ONLINE: Sie sind nicht gerade bescheiden.

      Mallet: Die Ölförderung der Zukunft ist technisch kompliziert - und damit teuer.

      SPIEGEL ONLINE: Warum?

      Mallet: Leicht zugängliche Ölfelder gibt es kaum noch, die Nordseeböden zum Beispiel sind praktisch leer. Neue Vorkommen findet man nur noch tief im Meer, in abgelegenen Gegenden wie in Kasachstan oder in Form von Ölsanden. Alles nicht billig bei der Erschließung.

      SPIEGEL ONLINE: Die Internationale Energieagentur warnt vor einer neuen Megakrise: Weil die Konzerne zu wenig in die Förderung investieren, könnte der Ölpreis bis 2013 auf 200 Dollar hochschießen.

      Mallet: Für die Weltwirtschaft wären 200 Dollar dramatisch. Wenn wir peu à peu in diese Richtung gehen - okay. Dann hätte man Zeit, um alternative Technologien zu entwickeln. Aber nicht bis 2013, das wäre zu knapp.

      SPIEGEL ONLINE: Was tun Sie, um ein solches Szenario abzuwenden?

      Mallet: Total investiert in diesem Jahr 18 Milliarden Dollar. Gemessen am Gewinn ist das viel mehr als bei unseren Konkurrenten.

      SPIEGEL ONLINE: Trotzdem können Sie die Produktion nicht steigern, im vergangenen Jahr ging sie sogar zurück.

      Mallet: Das Problem sind die Förderlizenzen. Die Staaten, in denen es Öl gibt, verhalten sich sehr restriktiv. In den siebziger Jahren hatten die sieben großen Ölkonzerne die Kontrolle über 70 Prozent der Reserven. Heute sind es nur noch sieben Prozent, der allergrößte Teil befindet sich in staatlicher Hand.

      SPIEGEL ONLINE: Was ist daran so schlimm? Länder wie Venezuela, Iran, Irak oder Russland können ihr Öl doch selbst fördern…

      Mallet: Sicherlich. Den Staatskonzernen fehlt allerdings zu einem großen Teil das technische Know-how, das wir in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt haben. Deshalb können sie nicht so effizient produzieren - besonders in den neuen, schwierigen Fördergebieten.

      SPIEGEL ONLINE: Auch Total streicht Projekte wegen der Weltwirtschaftskrise, zum Beispiel die Förderung von Ölsanden in Kanada.

      Mallet: Nein. Wir könnten höchstens Projekte verschieben. Generell bringt die Krise sogar Vorteile: Die Preise für Bohrgeräte haben sich wieder normalisiert.

      SPIEGEL ONLINE: Lässt sich die Ölproduktion überhaupt noch erhöhen?

      Mallet: Weltweit werden rund 87 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Früher glaubte man, diese Menge ließe sich auf 130 Millionen steigern. Ich halte das für eine Illusion. Realistisch liegt die Kapazität bei weniger als 105 Millionen Barrel.

      SPIEGEL ONLINE: Klingt nach der Peak-Oil-Theorie, die bei Ihren Konkurrenten nicht sehr beliebt ist. Demnach wird das Fördermaximum bald erreicht.

      Mallet: Die alten Ölfelder sterben. In Zukunft muss man immer mehr investieren, nur um die bestehende Produktion aufrecht zu erhalten.

      SPIEGEL ONLINE: Geht das Ölzeitalter zu Ende?

      Mallet: Nein, das nicht. Geologisch gesehen gibt es genug Öl. Die Frage ist nur, wie viel sich pro Jahr fördern lässt.

      SPIEGEL ONLINE: Wie viel Öl steckt noch in der Erde?

      Mallet: Seit Beginn der industriellen Förderung hat die Menschheit etwa 1000 Milliarden Barrel verbraucht, den Großteil davon in den vergangenen 30 Jahren. Die gleiche Menge steht noch einmal zur Verfügung - plus mögliche Neufunde. Hinzu kommen unkonventionelle Vorkommen wie Schweröl, Ölsand oder Ölschiefer. Allerdings ist deren Erschließung teuer. Und bei den Auswirkungen auf die Umwelt sind noch nicht alle Aspekte geklärt.

      SPIEGEL ONLINE: Wie lange reicht das Öl also?

      Mallet: In den nächsten 20 Jahren haben wir kein Problem. Wenn wir mit der Nachfrage vernünftig umgehen, reicht es sogar noch für 40 oder 50 Jahre.

      SPIEGEL ONLINE: Aber die Nachfrage steigt, vor allem in Asien.

      Mallet: Deshalb haben wir eine klare Botschaft: Wir müssen sparen, sparen, sparen.

      SPIEGEL ONLINE: Total ist der einzige Ölkonzern, der eine stagnierende Produktion voraussagt. Verschließen die anderen die Augen vor der Wahrheit?

      Mallet: Ich weiß es nicht. Nur so viel: Wer zum Kauf großer Autos aufruft, um seinen Ölabsatz zu steigern, begeht einen schweren Fehler. Ich selbst gehe zu Fuß zur Arbeit.

      SPIEGEL ONLINE: Vielleicht dramatisieren Sie nur, um hohe Benzinpreise zu rechtfertigen.

      Mallet: Benzin ist nicht teuer. Ohne Steuern kostet es 32 Cent pro Liter, das ist weniger als ein gutes Mineralwasser.

      SPIEGEL ONLINE: Millionen Autofahrer sehen das anders.

      Mallet: Wir haben in Deutschland die niedrigste Gewinnmarge in ganz Europa. Der Wettbewerb ist extrem hart: Für einen Cent Preisunterschied fahren die Deutschen einen Riesenumweg bis zur nächsten Tankstelle.

      SPIEGEL ONLINE: Manche Politiker fordern, die Mineralölsteuer zu senken.

      Mallet: Die Mineralölsteuer ist dafür da, in neue Energien investieren zu können, in Forschungen, die eine langfristige und umweltfreundliche Mobilität sichern. Das kann auch ein Autofahrer begrüßen.

      SPIEGEL ONLINE: Total will eine höhere Mineralölsteuer?

      Mallet: Nein. Aber Energie muss etwas kosten. Wir brauchen Anreize zum Sparen - und um Alternativen zu entwickeln. Es gibt zum Beispiel keine Steuer auf Flugbenzin. Das ist vollkommen unvernünftig. Beim Energiesparen sind wir zu dritt: die Politik mit Gesetzen und Richtlinien, die Industrie, die effiziente Produkte zur Verfügung stellt, und die Verbraucher, die durch ihr Verhalten viel bewirken können.

      SPIEGEL ONLINE: Die Kunden dürften andere Wünsche haben…

      Mallet: Warum? Wenn der Energieverbrauch sinkt, wird es für die Kunden in der Summe nicht teurer. Ein Liter Benzin kostet dann zwar mehr. Wer aber ein sparsames Auto fährt, muss nicht so viel tanken.

      Das Interview führte Anselm Waldermann
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,617191,00.htm…
      114 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 13:23:45
      Beitrag Nr. 3.250 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.107 von Maraho am 14.03.09 19:35:33Noch etwas hierzu aus der Schweiz und dann ...

      Ansturm auf das Sozialamt: 75'000 neue Fälle

      Die Wirtschaftskrise kommt der öffentlichten Hand teuer zu stehen. Die Gemeinden müssen 75'000 neue Sozialfälle verkraften.


      Zur Bewältigung der Sozialfälle braucht es 500 bis 700 neue Mitarbeiter. Diese wiederum kosten 70 bis 100 Millionen Franken. «Dieses Geld werden die Gemeinden trotz der Krise auftreiben müssen», sagt Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos), in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

      Bis vor kurzem sei er noch von 50'000 zusätzlichen Sozialhilfeanträgen ausgegangen und müsse diese Zahl nun nach oben korrigieren. Betroffen seien neben schlecht Qualifizierten auch viele Selbstständigerwerbende und Geschäftsführer von kleinen Firmen, so genannte Ich-AGs.

      Komplizierte Abwicklung

      Schmid weist darauf hin, dass die Abwicklung vieler Fälle kompliziert werde. Betriebsrechnungen von Geschäftsleuten könnten nicht einfach von Sozialarbeitern überprüft werden. Dazu brauche es Fachleute, und diese koste ebenfalls wieder viel Geld.

      Angesichts der zunehmenden Belastung der Sozialämter steigt laut Schmid auch die Missbrauchsgefahr. Wer den Sozialhilfen die nötigen Ressourcen verweigere, dürfe sich nicht wundern, wenn es zu Missbrauch komme.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Ansturm-auf-…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 13:28:47
      Beitrag Nr. 3.251 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.653 von Maraho am 11.04.09 20:03:16Gerade noch entdeckt (Fortsetzung von gestern. s.o.)

      Der leise Staatsstreich (Teil III)
      http://kuchentester.blogspot.com/2009/04/der-leise-staatsstr…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 16:48:29
      Beitrag Nr. 3.252 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.196 von Maraho am 10.04.09 11:16:37In absolutem Bezug!
      Hier läuft langsam alles schief ...


      Geburtenschwund
      Wo kommen die Kinder her?
      Von Carsten Germis und Inge Kloepfer

      Der Befund kann Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) nicht gefallen. Leidenschaftlich kämpft sie für das Elterngeld, um vor allem gut ausgebildeten arbeitenden Frauen die Entscheidung für ein Kind zu erleichtern. Doch gut zwei Jahre nach der Einführung dieses Milliardenprogramms bleibt Deutschland von einem Kindersegen in dieser Gruppe weit entfernt. Der Geburtenrückgang ist nicht gestoppt. Wie das Statistische Bundesamt in dieser Woche mitteilte, ist die Zahl der Neugeborenen in Deutschland 2008 mit 675.000 Kindern gegenüber der vergleichbaren Zahl des Vorjahres erneut um 1,1 Prozent zurückgegangen.

      Schlimmer noch: Vor allem die qualifizierten Frauen streiken weiter. Attraktiv ist das Geld vom Staat vor allem für Familien der Unterschicht. „Das Elterngeld ist für mich überhaupt nicht überzeugend“, sagt eine junge Volkswirtin aus Berlin. „Es hilft vielleicht kurzfristig, für zwei Jahre. Doch das Risiko, dann im Beruf nicht mehr so gut wie jetzt Fuß zu fassen, kann es nicht kompensieren.“ Deswegen komme für sie ein Kind jetzt nicht in Frage.

      Kinder werden zum Geschäftsmodell

      Sie steht mit dieser Ansicht nicht allein. Die Zahlen dazu sprechen eine eindeutige Sprache: Von den ersten 750.000 Babys, die bis Mitte 2008 Ansprüche auf das Geld vom Staat einbringen, stammen nicht einmal fünf Prozent von hochqualifizierten Frauen in guten Jobs. Ein verheerendes Ergebnis; denn gerade ihnen sollte mit dem 2007 eingeführten Elterngeld doch schmackhaft gemacht werden, nicht nur ein erstes, sondern am besten noch das demographisch so schmerzlich vermisste zweite Kind zu bekommen.

      Ganz anders wirkte der Geldsegen der Ursula von der Leyen in den unteren Gesellschaftsschichten. Hier hilft es den Frauen, ihre Kinderwünsche umzusetzen. Es ist sogar ein Anreiz. Mehr als jedes zweite Baby wird in Deutschland in Familien geboren, in denen Geld knapp ist. Der Grund dafür ist einfach: Kindergeld, die 300 Euro Elterngeld, dazu vielleicht noch der Geschwisterzuschlag – die Hilfen des Staates erhöhen hier spürbar das Familieneinkommen. Kinder werden – gar nicht unbedingt bewusst – zum Geschäftsmodell. Die offiziellen Zahlen bestätigen das: Für den Großteil der Familien mit weniger als 1000 Euro Nettoeinkommen erhöht sich – anders in den höheren Einkommensklassen – im Jahr der Geburt eines neuen Kindes das verfügbare Einkommen, wie eine Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag des Familienministeriums ergab.

      Immer mehr Kinder werden in sozial schwachen Milieus geboren

      Entsprechend fallen die Zahlen aus: Gerade mal 4,4 Prozent der Frauen, die Babys bekommen, erhalten ein Elterngeld von 1500 bis zum Höchstbetrag von 1800 Euro – stammen also aus jener Schicht, auf die das Programm eigentlich zielt. Weitere 9,3 Prozent bekommen 1000 bis 1500 Euro. Dagegen erhalten 46,9 Prozent den Mindestbetrag von 300 Euro. Für viele Unterschichtenfamilien wirkt der familienpolitische Geldsegen als Anreiz, mit der Kinderzahl ihr Haushaltseinkommen zu erhöhen: „Die haben in den meisten Fällen ja nicht gut versorgte Kinder, die dann plötzlich in die Armut rutschen, sondern können sich die relative Armut als lebenslange Versorgung nur erhalten, wenn sie durch immer neue Kinder unter dem Durchschnittseinkommen bleiben“, sagt der Bremer Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn. Das Staatsgeld schaffe hier schon fast so etwas wie einen „sanften Beamtenstatus“.

      Ministerin von der Leyen hat recht, wenn sie sagt: „Für die meisten Eltern stabilisiert oder erhöht das Elterngeld das Haushaltseinkommen.“ Nur mit welchen Folgen? Hinter den Zahlen verbirgt sich eine gesellschaftlich hochbrisante Entwicklung: Immer mehr Kinder werden in sozial schwachen Milieus geboren, in prekäre materielle und oft genug auch bildungsferne Verhältnisse. Und nur sehr wenige schaffen es, sich daraus im Laufe ihres Lebens hochzuarbeiten.

      Eine wirtschaftliche Belastung für Familien

      Vor vier Generationen wurden Kinder in Deutschland noch als das Kapital einer Familie angesehen. „Heute sind sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eindeutig eine wirtschaftliche Belastung für Familien“, sagt der Sozialforscher Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School of Governance. Vor dem Hintergrund der Einkommenseinbußen und hohen Kosten, die Kinder ihren Eltern aus mittleren Gesellschaftsschichten heute verursachen, fallen die staatlichen Sozialtransfers für diese Familien überhaupt nicht ins Gewicht. Familien mit einem Einkommen von mehr als 3000 Euro hilft das Elterngeld deswegen auch kaum. 67 Prozent dieser Familien haben nach der Geburt eines Babys weniger Geld als vor der Geburt.

      Ganz anders sieht es in den unteren Einkommensschichten aus. „In einkommensarmen Schichten haben die familienpolitischen Transferleistungen durchaus den Charakter eines Erwerbseinkommensersatzes. Dort wirkt sogar die Erhöhung des Kindergeldes von 10 Euro entlastend“, sagt Uta Meier-Gräwe, Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaften in Gießen. Kinderreichtum gibt es auch in der Oberschicht. Dort gehören Kinder zum guten Ton, am Geld scheitert der Kinderwunsch nicht.

      Schieflage in Sachen Gebärfreudigkeit

      Die Schieflage in Sachen Gebärfreudigkeit zwischen den Gesellschaftsschichten ist nicht neu. Die Familienministerin hätte darum bedenken müssen, dass jede Einführung neuer Transfers den Trend noch verstärkt. „Diese Entwicklung wurde schon vor ein paar Jahren im zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung nachgewiesen“, berichtet auch Meier-Gräwe. „Seit Mitte der achtziger Jahre hat sich zunächst in der alten Bundesrepublik und später dann auch in Ostdeutschland gezeigt, dass parallel zur insgesamt steigenden Bildungsbeteiligung von Frauen relativ mehr Kinder in Familien geboren werden, in denen die Eltern keine oder nur geringe Bildungsabschlüsse vorweisen können.“

      Der Anteil der Kinder, die in eher bildungsfernen und nicht zuletzt dadurch ärmeren Haushalten aufwachsen, ist ständig gestiegen. Die Armutsforscherin warnt allerdings vor dem platten Schluss, in Deutschland würden damit immer mehr dumme Kinder geboren. „Nicht die Kinder sind dümmer, sie haben nur deutlich weniger Chancen, sich zu gut entwickeln.“ Und das hat Konsequenzen: Zu viele dieser Kinder setzen die Karrieren ihrer bildungsfernen Eltern nahtlos fort. Sie bleiben entweder in der Sozialhilfe oder finden nur Arbeit als schlecht ausgebildete und schlecht entlohnte Niedriglöhner.

      Weg von der klassischen Mutterrolle

      Sozialforscher Hurrelmann sieht neben den Anreizen, die von Sozialtransfers ausgehen, einen weiteren Grund dafür, dass eher in Unter- als in Mittelschichtenfamilien Kinder geboren werden. „Gut ausgebildete Frauen wollen ihre Bildung auch anwenden. Sie sehen sich nicht mehr in der klassischen Mutterrolle“, sagt er. „In ihrer Lebensplanung kommen Kinder später vor. Im Kalkül des Für und Wider gibt es zunehmend Bedenken.“

      In den unteren sozialen Schichten ist dagegen die klassische Rolle als Hausfrau und Mutter viel stärker ausgeprägt. Wie bei Hanna L. aus Hannover, deren Familie von Hartz IV lebt. „Kinder gehören doch dazu“, sagt sie. „Na ja, und wenn der Staat mir Geld dazugibt . . .“ Sie zuckt mit den Schultern. „Das hilft.“ Anders gesagt: Die weniger gebildeten Frauen wünschen sich Kinder und bekommen sie auch. Und der Staat fördert dies. Die gut ausgebildeten Frauen wünschen sich auch Kinder, aber sie bekommen sie nicht. „Bisher ist es trotz aller politischer Anstrengungen nicht gelungen, die zögerlichen Frauen aus der Mittelschicht davon zu überzeugen, ihre Kinderwünsche auch tatsächlich umzusetzen“, sagt Hurrelmann.

      Für die Zukunft heißt das nichts Gutes

      Für die Zukunft heißt das nichts Gutes: Der Anteil der Kinder aus bildungsfernen Familien wird weiter steigen. Die Schicht der Transferempfänger reproduziert sich selbst in einem Land, in dem sozialer Aufstieg seltener gelingt als anderswo – auch weil sich viele im Sozialstaat eingerichtet und den Willen zum Aufstieg aus eigener Kraft aufgegeben haben. Von den gesellschaftlichen Folgekosten dieser Entwicklung will kaum einer sprechen. Nicht zuletzt, weil es politisch wenig korrekt ist, auf die falschen Anreizwirkung des Geldsegens hinzuweisen. Im Gegenteil: Um den Kampf gegen Kinderarmut zu gewinnen, wird in der Politik der Ruf nach noch höheren Sozialtransfers lauter. Die Folge: Der Trend, dass vor allem in bildungsfernen Schichten Kinder geboren werden, wird sich weiter verstärken.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc…
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      schrieb am 12.04.09 16:53:37
      Beitrag Nr. 3.253 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.557 von Maraho am 11.04.09 19:14:12Des Gesamtbildes wegen ...

      Ostermärsche
      Tausende demonstrieren gegen Bombodrom

      Am seit Jahren größten Ostermarsch haben in diesem Jahr im brandenburgischen Fretzdorf nach Angaben der Veranstalter fast 10.000 Menschen teilgenommen. Sie protestierten am Sonntag bei schönem Wetter gegen die geplante Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide als Bombenabwurfplatz der Bundeswehr.

      Die Demonstranten kamen in großer Zahl zu der Wanderung, obwohl sie im März schon vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg mit einer Klage gegen das Bombodrom erfolgreich gewesen waren. „Wir haben ja noch nicht endgültig gewonnen“, sagte ein Sprecher der Bürgerinitiative Freie Heide.

      Schon am Samstag Tausende auf den Straßen

      Bereits am Samstag waren bundesweit mehrere tausend Menschen auf die Straßen gegangen, um für Abrüstung und eine atomwaffenfreie Welt zu demonstrieren. Ostermärsche und Kundgebungen fanden unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Duisburg, München, Bremen, Oldenburg und Augsburg statt.

      Am Ostermontag gehen die Ostermärsche mit Demonstrationen in Bochum, Dortmund, Chemnitz, Frankfurt, Hamburg, Kassel und Magdeburg zu Ende.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc…
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      schrieb am 12.04.09 17:42:09
      Beitrag Nr. 3.254 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.891 von Maraho am 09.04.09 19:10:56In Bezug.

      Politik: US-Arbeitslose jetzt offiziell bei 13,2 Millionen
      Wie man Arbeitslosenzahlen manipuliert: US-Vorbild, Deutsche Nachahmer

      Von Karl Weiss

      In den USA sind die Arbeitslosenzahlen für März jetzt veröffentlicht worden. Die offizielle Arbeitslosenqote lautet jetzt 8,5%, das sind 13,2 Millionen Arbeitslose, 6,4 Mio mehr als vor Ausbruch der Krise. Das ist das höchste Niveau seit 26 Jahren – jedenfalls nach offizieller Zählung. In den letzten drei Monaten stieg die Arbeitslosigkeit mit auf das Jahr gerechnet unglaublichen 74 % steil an.

      Dort, in den USA, wurde auch zuerst entdeckt, wie positiv es für eine Regierung sein kann, die Arbeitslosenzahlen in einem Land ein wenig nach unten „anzupassen“. Allerdings haben einige Nachahnmer, wie speziell die deutsche Bundesregierung, ihre Vorbilder inzwischen bereits um Längen übertroffen. Das interessiert, wenn aus den USA jetzt 8,5 % Arbeitslose gemeldet werden – während dort gleichzeitig etwa 20% der Bevölkerung in absoluter Armut leben - und wenn mal wieder die monatliche Märchenstunde von Nürnberg eröffnet wird.

      Die Nachricht wurde als Horrorbotschaft gekennzeichnet: In den USA ist die Arbeitslosigkeit sprunghaft gestiegen. Jetzt seinen bereits 8,5% arbeitslos. Tatsache ist, die vorherige angebliche Arbeitslosigkeit von 5% war sowieso völlig unglaubwürdig. Nach neutralen Untersuchungen – vor der Krise – sind etwa 20% der US-Bürger im Bereich der absoluten Armut (die ist mit maximal 1 Dollar pro Tag und Person definiert). Es kann davon ausgegangen werden, diese 8,5%-Zahl bedeutet einen wesentlichen Anstieg jener 20%.

      Die folgende „Kurze Geschichte der Manipulationen der Arbeitslosenzahlen“ in den USA wurde aus diesem Artikel übernommen und übersetzt:

      http://www.harpers.org/archive/2008/05/0082023

      „Einige Jahre nach dem Amtsantritt von Präsident Kennedy (1961) wurden Arbeiter, die nicht mehr auf Arbeitssuche waren (auch wenn der Grund war, dass es einfach keine Arbeit gab), aus der Zahl der Arbeitslosen herausgerechnet. Sie wurden als „discouraged workers“ bezeichnet, was man als ‚inaktive Arbeitslose‘ übersetzen kann. Allerdings tauchten sie damals noch in den Gesamtzahlen auf und man konnte daher leicht die wirkliche Artbeitslosenzahl errechnen.

      Unter Richard Nixon wurde eine andere Neuerung eingeführt, um die Arbeitslosenzahlen zu minimisieren: Da es jeweils zwei Versionen gibt, die Zahlen ohne saisonale Anpassung und jene mit saisonaler Anpassung, wurde einfach dekretiert, dass man jeweils jene der beiden Zahlen veröffentlicht, die niedriger ist.

      Die Reagan-Regierung fand eine weitere Quelle, wie man die Arbeitslosenzahlen manipulieren kann: Die ins Militär eingezogenen wurden nun als „Beschäftigte“ gezählt, nicht mehr als „Nicht Beschäftigte“.

      Unter Clinton wurde dann die nächste „Korrektur“ angebracht: Man reduzierte nun einfach die Gesamtzahl der Arbeitskräfte, auf die sich die Prozentzahlen beziehen, indem die „discouraged workers“ ganz aus den Zahlen herausgenommen wurden, wenn sie nicht für mindestens ein Jahr Arbeit gesucht hatten. Das betraf etwa 4 Millionen Amerikaner, die vorher noch bei den „Nichtbeschäftigten“ aufgetaucht waren und nun ganz aus der Liste verschwanden, wodurch die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zu denen nicht Beschäftigen deutlich anstieg.

      Wenn also die letzte Meldung aus den USA lautet, die Arbeitslosigkeit habe 8,5% überschritten, so kann man ohne Übertreibung davon ausgehen, dass sie bereits deutlich die 12% passiert hat.

      Ähnlich hat auch die deutsche Bundesregierung eine scheinbare Verringerung der Arbeitslosigkeit geschafft:

      Zuerst wurden alle herausgenommen, die irgendwelche Mini-Jobs hatten mit einem Einkommen, das ihnen das Recht gibt, noch auf „Hartz IV“ aufgestockt zu werden. Dann bereinigte man die Arbeitslosenzahlen um die „Ein-Euro-Jobber“, obwohl dies laut Gesetzestext keine bezahlte Arbeit ist, sondern eine öffentliche Dienstleistung, zu der Hartz-IV-Empfänger verpflichtet werden können. Schon vorher hatte man die Leiharbeiter aus der Statistik für Arbeitslose herausgenommen. Dann wurden fast alle über 58 aus der Statistik genommen.

      Als nächster Schritt wurden alle herausgenommen, die in irgendwelchen „Massnahmen“ untergebracht worden waren, auch wenn solche Massnahmen nicht mehr als überwachtes „Zeit-tot-schlagen“ wie etwa jene bei der Kolping in Würzburg und natürlich auch nicht bezahlt sind. Das, obwohl diese Personen weiterhin auf Hartz IV sitzen und völlig eindeutig Arbeitslose sind.

      Schliesslich aber – und das war der „geniale“ Coup der Grossen Koalition unter Frau Merkel – hat man alle aus der Statistik herausgenommen, die an sogenannte Arbeitsvermittlungen ausgelagert worden waren. Diese Arbeitsvermittlungen vermitteln in Wirklichkeit keine Arbeit – es ist ja auch keine da -, sondern erfassen die Arbeitslosen, laden sie zu Vorträgen, geben ihnen einen Kurs, wie man Bewerbungen und Lebensläufe schreibt und halten sie einfach ausserhalb der Arbeitslosenzahlen – so als ob die Zahl der Arvbeitsplätze sich vermehren würde, wenn die Lebensläufe und Bewerbungen besser geschrieben werden.

      Als letzte Massnahme, die noch dazu beiträgt, dass die Zahlen der Arbeitslosen in Deutschland zwar auch steigen , aber nicht so steil, wurden die arbeitslos Gemeldeten einer generellen Überprüfung unterzogen, was wohl bei einer nicht genannten Zahl unter irgendeinem Vorwand dazu geführt hat, dass sie nicht mehr gezählt werden zu brauchen. Die Nürnberger Anstalt hat sich geweigert, die Kriterien und Zahlen hierzu der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

      Nun, die Zahlen der OECD, die niemals zu übertriebenem Pessimismus geneigt hat, zur deutschen Arbeitslosigkeit sind da eindeutig: Im weiteren Verlauf der Krise soll die offizielle deutsche Zahl nach deren Einschätzung auf etwa 4,8 Millionen steigen, obwohl ja schon fast alle herausgerechnet wurden. Wir müssen also hier mit einer wirklichen Arbeitslosigkeit im Bereich von 10 Millionen rechnen.

      Veröffentlicht: 8. April 2009
      http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 17:56:33
      Beitrag Nr. 3.255 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.736.405 von Maraho am 10.03.09 13:07:15In Bezug.

      Thailand
      Notstand in Bangkok - Mob jagt Ministerpräsident

      Wütende Oppositionelle bringen Thailands Regierung in arge Bedrängnis: Ministerpräsident Vejjajiva verhängt über Bangkok den Ausnahmezustand, um seine Gegner in die Knie zu zwingen - und wird selbst Opfer der aufgebrachten Massen.

      Nach tagelangen Protesten von zehntausenden Regierungsgegnern spitzt sich die Lage in Thailand immer weiter zu. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva verhängte für Bangkok und Umgebung den Notstand. Mit dem Erlass vom Sonntag werden Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten, und die Zensur wird eingeführt. Soldaten bezogen laut einem Sprecher der Streitkräfte an 50 bedeutenden Punkten der Hauptstadt Stellung. Allein um den Palast von König Bhumibol wurden rund 400 mit Gewehren bewaffnete Soldaten postiert.

      "Sie haben versucht, mich zu verletzen"

      Abhisit erklärte in einer Fernsehansprache, dass die Notstandsverordnung dabei helfen solle, das Land wieder zu befrieden. Die Regierung werde alles tun, um weiteren Schaden abzuwenden und entschlossen gegen die Drahtzieher der Proteste vorgehen. "Die nächsten drei bis vier Tage werden für die Regierung entscheidend sein, um zu beweisen, dass sie Frieden und Sicherheit wiederherstellen kann", sagte Abhisit. Die Proteste, an denen sich in der vergangenen Woche in Bangkok teils bis zu 100.000 Menschen beteiligten, bringen die Regierung in schwere Bedrängnis.

      Trotz des Notstandsrechts kam es am Sonntag in der Hauptstadt zu Ausschreitungen: Aktivisten griffen vor einem Einkaufszentrum einen Konvoi aus drei gepanzerten Limousinen an, in dem sich Abhisit befand. Die mit roten Hemden bekleideten Regierungsgegner schlugen mit Stöcken auf das Auto und warfen Blumentöpfe und Steine auf das Fahrzeug. Die Polizei schritt nicht gegen die wütende Menge ein. Abhisit sagte später im Fernsehen: "Sie haben versucht, mich zu verletzen und das Auto zu zertrümmern."

      18 Putsche in 80 Jahren

      Einer der Anführer der Proteste in der Stadt, Jakrapop Penkair, sagte, die Demonstrationen würden weitergehen. Soldaten und Tränengas seien vorbereitet worden, aber wenn die Streitkräfte Gewalt anwendeten, so sei die schiere Masse der Menschen die Verteidigung der Demonstranten. "Abhisit muss aus dem Amt verjagt werden. Sofort." Demonstranten blockierten am Sonntag auch mehrere Hauptverkehrsadern mit Bussen, die sie in ihre Gewalt gebracht hatten.

      Der Sprecher der Streitkräfte, Sansern Kaewkamnerd, erklärte, die Präsenz der Soldaten in der Hauptstadt sei kein Zeichen für einen bevorstehenden Militärsputsch. Die Streitkräfte haben in Thailand seit den 1930er Jahren bereits 18 Mal Regierungen weggeputscht.

      Die jüngsten Unruhen könnten für Thailands Tourismusindustrie wegen Stornierungen und überstürzten Heimflügen Verluste in Höhe von 200 Milliarden Baht (4,3 Milliarden Euro) bedeuten, erklärte der Vorsitzende des Tourismusverbandes, Kongkrit Hiranyakit.

      Die Polizei nahm unterdessen nach eigenen Angaben den Anführer der Proteste fest, mit denen die Regierungsgegner am Samstag den Abbruch des Asien-Gipfels erzwungen hatten. Abhisit kündigte umgehende rechtliche Schritte gegen die Demonstranten an, die das Gipfel-Konferenzzentrum in Pattaya gestürmt hatten. Mehr als 1000 Demonstranten drangen dabei in das Gebäude ein. Die Staats- und Regierungschefs aus 16 Ländern wurden mit Hubschraubern evakuiert.

      Bei den Demonstranten handelt es sich um Anhänger des 2006 gestürzten thailändischen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Ihre Partei war bis Dezember vergangenen Jahres an der Regierung, ehe sie unter dem Druck monatelanger Massenproteste abgelöst wurde. Jetzt fordern die Aktivisten aus Thaksins Lager den Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit.

      Quelle (mit Video): http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/237/464833/text/
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 18:20:44
      Beitrag Nr. 3.256 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.816.615 von Maraho am 21.03.09 06:57:02Neues aus Zimbabwe ...

      Zimbabwe schafft seinen Dollar ab

      Angesichts einer Hyperinflation von mehr als 230 Millionen Prozent legt der afrikanische Staat Zimbabwe seine eigene Währung auf Eis.

      Der zimbabwe Dollar werde mindestens für ein Jahr abgeschafft, meldete die staatlich-kontrollierte Zeitung «Sunday Mail». Erst wenn die Industrieproduktion wieder anspringe, könne über eine Wiedereinführung nachgedacht werden. Derzeit gebe es nichts, was die Währung stütze, zitierte die Zeitung Wirtschafts- und Entwicklungsminister Elton Mangoma.

      Die Regierung hatte bereits im Januar mehrere ausländische Währungen als Zahlungsmittel zugelassen in der Hoffung, so die galoppierende Inflation zumindest zu bremsen. Darunter sind der Euro, der US-Dollar und der südafrikanische Rand.

      Präsident Mugabe in der Kritik

      Kritiker werfen Präsident Robert Mugabe vor, durch politische Fehlentscheidungen wie die Enteignung weisser Farmer in erster Linie für den wirtschaftlichen Niedergang Zimbabwes verantwortlich zu sein. Dagegen beschuldigt der 85-jährige Mugabe, der seit bald drei Jahrzehnten an der Macht ist, Gegner seiner nationalistisch ausgerichteten Politik, die Wirtschaft gezielt sabotiert zu haben.

      Die Lage in dem verarmten Land, das einst als Kornkammer Afrikas galt, ist prekär: So liegt die Arbeitslosigkeit inzwischen bei über 90 Prozent. Es fehlt an ausländischen Devisen. Hinzu kommt eine Cholera-Epidemie.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrik…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 18:27:11
      Beitrag Nr. 3.257 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.860 von Maraho am 30.03.09 20:10:10Keine guten Geschäfte zur Zeit ...

      UBS steht kurz vor Massenentlassung

      Grosser Abbau bei der UBS: Sinkende Erträge und ein steter Geldabfluss zwingen die Grossbank zu Massenentlassungen. Auch in der Schweiz.

      «Wir werden nicht vermeiden können, harte Entscheidungen zu treffen, aber wir tun dies nur, damit die UBS wieder zu ihrer Stärke zurückfindet.» Diese Worte hat UBS-Chef Oswald Grübel am 1. April an seine Mitarbeiter gerichtet, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.

      Im Bericht heisst es weiter, dieses Mal sei auch die Schweiz vom Stellenabbau betroffen. Gemäss der Zeitung, die sich auf mehrere übereinstimmende Quellen beruft, wird die UBS bis spätestens Ende Monat die Massenentlassungen bekannt geben.

      Der Abbau werde mehrere tausend Mitarbeiter betreffen. In der Schweiz sind vor allem Stabs- und Supportfunktionen vom Abbau betroffen; in einzelnen Abteilungen werde das Personal um bis zu einen Drittel gekürzt.

      Vier neue Verwaltungsräte

      Am kommenden Mittwoch findet die UBS-Generalversammlung statt. Die Führung wird den Aktionären wohl einige Indikationen über den Geschäftsgang im ersten Quartal geben, heisst es in der «NZZ am Sonntag». Offizieller Termin für die Publikation der Quartalszahlen ist der 5. Mai.

      Der GV stehen vier neue Verwaltungsräte zur Wahl: Neben Kaspar Villiger sind dies: Michel Demaré, Ann Godbehere und Axel Lehmann. Sechs bisherige VR-Mitglieder stellen sich zur Wiederwahl.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 19:25:42
      Beitrag Nr. 3.258 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.050 von Maraho am 12.04.09 08:07:55In Bezug.
      Zum Abschluß noch eine Abhandlung über unser Steuersystem ...


      In der deutschen Steuerwüste
      Steueroptimierung als Volkssport

      In Deutschland sind die Steuern hoch, das Steuersystem ist kompliziert und bestraft Leistung. Politiker schüren Ressentiments gegen Reiche – dabei nutzen auch Kleinsparer Steuerschlupflöcher.

      Von Dieter Ruloff

      Das Restaurant im Berliner Regierungsviertel liefert nach sichtbar privatem Essen samstagabends zusammen mit der Rechnung gleich auch noch das Spesenformular: Bewirtung für wen, Begründung, Trinkgeld, Summe. Der Schweizer Ehefrau, mit deutschen Verhältnissen nicht sehr vertraut, muss man erklären: Spesen sind steuerlich absetzbar. Wer die Rechnung dann noch auf den Montag datiert haben möchte, trifft in Deutschlands Restaurants zumeist auf Verständnis.

      «Steueroase» ist in Deutschland zwar ein Schimpfwort, und dennoch sind die Deutschen, ob arm oder reich, ein Volk von «Steueroptimierern». Der sprichwörtliche kleine Mann empört sich gerne über die Zumwinkels und ihre Liechtensteiner Geldverstecke, selbst haben deutsche Kleinsparer jahrzehntelang ihr Geld mit tatkräftiger Hilfe deutscher Banken nach Luxemburg geschafft, um die Zinssteuer zu «sparen». Wer in Deutschland auch als Durchschnittsverdiener das Finanzamt austrickst, bei Spesen, dem Arbeitszimmer, Weiterbildung, der trifft auf Verständnis der meisten Mitbürger.

      Aber braucht der Staat nicht das viele Geld? All die Staatsaufgaben, die zu erfüllen sind! Politiker sind Leute, die dem Bürger das Geld aus der Tasche ziehen, um es ihm in Form staatlicher Wohltaten zurückzugeben, wofür sie gelobt und wiedergewählt werden wollen. Auch Deutsche durchschauen dies, aber gerade angesichts der hohen Steuern sind die Erwartungen an den Staat hoch. Nicht weniger als allumfassende Daseinsvorsorge wird erwartet. Eigenverantwortung? Wozu zahlt man denn Steuern?

      Ist diese Anspruchshaltung, diese Vollkasko-Mentalität aber nicht Ausdruck obrigkeitshörigen Staatsverständnisses der Deutschen? Ist die lächerliche deutsche Diskussion um den Staatscharakter der DDR – Unrechtsstaat ja oder nein – nicht geradezu Ausdruck dieser Tendenz? Wurde die gute, freiheitliche BRD von ostdeutscher Autoritätsgläubigkeit vergiftet? So hoch zu zielen, ist unnötig, die Sache ist weit simpler.

      Zunächst gibt es sehr wohl das geradezu fanatisch freiheitliche Deutschland, das eifersüchtig die Privatsphäre des guten und auch des weniger guten Bürgers schützt. Nutzung der Mautbrücken über deutschen Autobahnen für die Fahndung nach gestohlenen Autos? Nie im Leben. Eine Datenbank über Verdächtige in Visumsdingen? Sicher nicht! Die Deutsche Bahn wehrt sich gegen betriebsinterne Korruption mit einem Abgleich der Kontoinformationen ihrer Mitarbeiter mit jenen von Rechnungsstellern: Empörend! Beim gläsernen Bürger in Steuerdingen aber heisst es «ja gerne».

      Die Deutschen also ein Fall kollektiver Schizophrenie? Nein. Menschen schlüpfen überall in Rollen und verhalten sich entsprechend, Widersprüchlichkeiten stören nicht. Als Konsument will man das Beste am billigsten; als Mensch mit sozialem Gewissen empört man sich danach über die Geschäftspraktiken ebenjener Billiganbieter. Als Steuerzahler möchte man Steuern «sparen», wo man kann, denn die Steuerlast drückt. A ls Betroffener der einen oder anderen Widrigkeit ruft man dennoch bald nach der Politik, sie soll es richten. Die Politik macht hierbei gerne mit. Den Leuten Dinge zu versprechen, ist einfacher als ihnen diese wieder ausreden. Und hat der Staat für all die Dinge, die er richten soll, kein Geld, wird die Solidarität der Reichen angemahnt.

      Damit sind wir beim Schlüssel für das Verständnis der Widersprüchlichkeiten: Eine fast sichere Trumpfkarte im politischen Geschäft ist das Schüren von Ressentiments gegen «Reiche». Nicht dass auch diese Steuern «sparen» wollen, gilt als Ärgernis; Deutschland kennt massenweise Steuerschlupflöcher für Selbständigerwerbende. Zumwinkels Verhängnis war vielmehr sein Reichtum und dass er sich erwischen liess. Der gläserne Bürger in Steuerfragen ist o. k., weil man glaubt, es treffe zuvorderst die Reichen!

      Das Malaise wird verständlich, wenn man weiss, dass in Deutschland als reich gilt, wem als Einzelperson mehr als 3418 Euro monatlich netto verbleiben – 7178 Euro bei Familien mit zwei Kindern, so der Armutsbericht der Bundesregierung. Wenn über Sonderlasten für Reiche geredet wird, ist genau diese Gruppe im Visier der Politik. Dieser Mittelstand trägt die Last eines Systems, das Leistung steuerlich bestraft und einfachere Arbeit in den Sozialhilfebereich herunterdrückt. Mitleid mit den wirklich reichen Deutschen muss man nicht entwickeln: Wenn sie das Land nicht verlassen und anderswo versteuern, wie so mancher Unternehmer, Sportler, Medienstar, so bietet ihnen das deutsche Steuersystem und eine Heerschar von Steuerberatern jene Steueroptimierung, von der ein Durchschnittsverdiener nur träumt.

      Dieser zahlt Quellensteuer und sieht am Monatsende seinen vollen Verdienst ohnehin nie, weil der Staat schon zugeschlagen hat. Auf einer OECD-Liste der «Steuerwüsten» – «schwarz» nennt man diese nicht, obschon sie es verdient hätte – liegt Deutschland ganz vorne, vor Belgien. Aber man zahlt in Deutschland nicht nur viel Steuern, das System ist auch unendlich kompliziert, oft unsozial und ungerecht, mitunter abstrus: Für Reitpferde gilt der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent, der Dinge des täglichen Bedarfs verbilligen soll. Wer stattdessen einen Esel kauft, ist selber einer: Hier gilt der Spitzensatz von 19 Prozent.

      Dieter Ruloff ist Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Zürich. Ruloff ist Deutscher und lebt seit über 35 Jahren in der Schweiz.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/in_der_deutschen…
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.04.09 19:31:15
      Beitrag Nr. 3.259 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.014 von Maraho am 12.04.09 19:25:42So. Für heute erlaube ich mir, mich zurückzuziehen.
      Euch wieder einmal ein herzliches Dankeschön für das Interesse an diesem Oster-Sonntag!

      Ich wünsche nun allerseits einen noch angenehmen Abend.
      Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 06:47:59
      Beitrag Nr. 3.260 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.912 von Maraho am 12.04.09 18:27:11Guten Morgen,
      zuerst einmal einen schönen Oster-Montag!

      Dies noch als Ergänzung zu dem Artikel aus dem "Tagesanzeiger" ...

      Kahlschlag bei Großbank
      Jobabbau trifft UBS-Marketing

      Wahrscheinlich nach der Hauptversammlung Ende April wird die Entscheidung offiziell fallen: Bei der UBS stehen nach Medienberichten weitere 8000 Stellen zur Disposition.


      Die Schweizer Bank UBS wird Zeitungsberichten zufolge in Kürze weitere Stellenstreichungen bekanntgeben. Bei der kommenden Abbaurunde seien auch Tausende der 26.400 Arbeitsplätze in der Schweiz bedroht, berichtete die "NZZ am Sonntag" unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise. Am stärksten betroffen seien Abteilungen wie das Marketing, wo bis zu ein Drittel der Jobs wegfallen könnten.

      Der "Sonntagszeitung" zufolge haben Manager ihre Mitarbeiter bereits über die Einschnitte informiert. Laut "NZZ" könnte die Bank diese nach der Hauptversammlung am 22. April offiziell machen. Die Zeitung "Sonntag" hatte Ende März berichtet, bei der neuen Sparrunde seien 8000 Arbeitsplätze in Gefahr.

      Die UBS ist eine der am stärksten von der Finanzkrise betroffenen Banken in Europa. Das Institut hat bislang angekündigt, die Zahl ihrer Mitarbeiter in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent auf 75.000 Menschen zusammenzustreichen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Kahlschla…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:02:44
      Beitrag Nr. 3.261 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.857 von Maraho am 12.04.09 17:56:33Etwas hierzu ...

      Schüsse in den Strassen von Bangkok – Über 70 Verletzte

      In Bangkok haben thailändische Militärs die Demonstranten auseinandergetrieben und eine besetzte Kreuzung geräumt. Dabei ist es in der Innenstadt zu mehreren Schussabgaben gekommen.


      In der Hauptstadt Bangkok wurden am Montag nach Angaben dem medizinischen Zentrums 77 Regierungsgegner verletzt, als die Armee mit Gewalt eine besetzte Strassenkreuzung räumte.

      Die Soldaten begannen nach Angaben eines Reuters-Reporters am frühen Montagmorgen mit der Räumung einer wichtigen Strassenkreuzung in Bangkok. Schüsse waren zu hören. Hunderte Demonstranten flüchteten in Seitenstrassen und warfen Steine auf Soldaten.

      Scharfe Schüsse

      Die Armee erklärte kurz darauf, sie sei von Demonstranten mit Tränengas und Rauchbomben bei der Räumung angegriffen worden. Daraufhin hätten die Soldaten zunächst in die Luft gefeuert.

      Dann sei aus den Reihen der Demonstranten scharf geschossen worden und die Soldaten hätten das Feuer erwidert. Die Sicherheitskräfte gaben hunderte Schüsse aus automatischen Waffen ab. Reporter der Nachrichtenagentur AP erklärten, die meisten Schüsse seien offenbar über die Köpfe der Demonstranten hinweg abgegeben worden. Nach Angaben der Armee wurde eine «beträchtliche Zahl» Demonstranten festgenommen.

      Rücktritt gefordert

      Nach Protesten und dem Abbruch des Asean-Gipfels hatte Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva am Sonntag den Ausnahmezustand ausgerufen. Damit wurden auch Versammlungen von mehr als fünf Menschen verboten.

      In der Hauptstadt kamen daraufhin tausende Menschen zu weiteren Protesten zusammen, zumeist Anhänger des früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie fordern den Sturz Abhisits.

      «Was wollen sie tun? Uns alle töten?»

      An Barrikaden um das Regierungsviertel standen junge Leute, die sich mit Brandsätzen bewaffnet hatten, berichteten Augenzeugen. «Wir bewegen uns keinen Schritt», sagte der Steinmetz Chaiya Chaiwichayakul. «Was wollen sie tun? Uns alle töten?»

      Um die regierungskritischen Demonstrationen zu stoppen, bezogen am Sonntag Soldaten und Panzer in Bangkok Stellung. Die Soldaten sollten öffentliche Gebäude, Kreuzungen und den Verkehr sichern.

      Die Demonstranten zeigten aber keine Absicht, sich freiwillig zu zerstreuen. Ihr Mentor, der 2006 gestürzte Ministerpräsident Thaksin Shinawatra, rief sie aus dem Exil zur Revolution auf. Er forderte die Soldaten auf, sich den Demonstranten anzuschliessen.

      Putsch nicht ausgeschlossen

      Seit 1932 gab es in Thailand 18 Staatsstreiche. Beobachter schliessen einen weiteren nicht aus, falls sich die Lage weiter zuspitzt. Die Armee in Thailand geht üblicherweise nur zögerlich gegen Demonstranten vor, seit bei der Niederschlagung von Unruhen im Jahr 1992 Dutzende Menschen ums Leben gekommen waren.

      Abhisit selbst war Ende 2008 nach Massenprotesten seiner Anhänger gegen die Regierung der neu formierten Partei Thaksins an die Macht gekommen. Abhisits Anhänger hatten unter anderem Bangkoks Flughafen besetzt, um den Rücktritt des damaligen Regierungschefs Somchai Wongsawat - Thaksins Schwager - zu erzwingen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Schue…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:23:33
      Beitrag Nr. 3.262 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.800 von Maraho am 11.04.09 09:53:49In Bezug.
      Grafiken und weitere Info`s findet ihr auf der Homepage (unten) ...

      US-Staatshaushaltsdefizit "explodiert"

      Der monatliche Bericht von Freitag für März 2009 zum US-Bundeshaushalt (Monthly Treasury Statement), zeigt ein regelrecht explodierendes Staatshaushaltsdefizit an (das Federal Budget ist Teil der öffentlichen gesamten Staatsverschuldung). Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen im März um gewaltige 192,273 Mrd. Dollar, nach 48,261 Mrd. Dollar im März 2008. Seit Beginn des Fiskaljahres 2009 am 1. Oktober 2008 haben sich in den ersten 6 Monaten unfassbare -956,799 Mrd. Dollar Staatshaushaltsdefizit kumuliert. Ungehemmt werden jetzt nicht nur in den USA neue Staatsschulden aufgetürmt um die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise abzumildern.

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      > Seit Oktober 2008 schlägt Monat für Monat ein Defizit im US-Bundeshaushalt zu Buche. <

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      > Die ganze Dramatik wird sichtbar, wenn man die monatlichen Defizite kumuliert. Gewaltige -956,799 Mrd. Dollar Defizit in den ersten 6 Monaten des Fiskaljahres 2009, nach einem Defizit von -454,798 Mrd. Dollar im Gesamtfiskaljahr 2008! Quelle Daten: Fms.treas.gov <

      Die Ausgaben schossen in den ersten 6 Monaten des Fiskaljahres 2009 um +33,4% in die Höhe auf 1,946632 Billionen Dollar, während die Steuereinnahmen um -32,18% auf 0,989834 Billionen Dollar einbrachen, nach 1,45968 Billionen Dollar in den ersten 6 Monaten im Fiskaljahr 2008! Die Unternehmenssteuereinnahmen brachen von 129,5 Mrd. Dollar in den ersten 6 Monaten 2008 auf nur noch 56,2 Mrd. Dollar im ersten Halbjahr des Fiskaljahres 2009 weg. Dies wirft ein besonders düsteres Bild auf die Wirtschaftslage in den USA. Aber auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer brachen um beachtliche -15% weg, von 503,5 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum auf 429,7 Mrd. Dollar!

      Auf das Ausgabenkonto des Monats März gingen die Cash-Infusionen in die beiden größten US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae mit 15,2 Mrd. Dollar und Freddie Mac mit immerhin 30,8 Mrd. Dollar!

      Ausdruck der miesen Wirtschaftlage ist auch der Anstieg der Ausgaben von +7,3% für die Sozialversicherungen auf 324,2 Mrd. Dollar in den ersten 6 Monaten, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Ausgaben für die staatliche Gesundheitsfürsorge Medicare und Medicaid stiegen ebenfalls, auf 156,2 Mrd. Dollar nach 137,6 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum!

      Ebenfalls bemerkenswert: in 6 Monaten verschlangen die Ausgaben für das US-Verteidigungsministerium 316,885 Mrd. Dollar.

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      > Die gesamtstaatliche explizite (heute zahlungswirksame) Staatsverschuldung markiert per 09.04.2009 mit gewaltigen 11,169 Billionen Dollar einen neuen Rekord! Ein brachialer Anstieg in den letzten 6 Monaten von 1,1459 Billionen Dollar! 1975 lag die explizite Staatsverschuldung bei 533 Mrd. Dollar, eine Exponentialfunktion bei der US-Staatsverschuldung vom Allerfeinsten. <

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      > Die Entwicklung der Gesamtverschuldung von Staat (explizit), privaten Haushalten und Unternehmen inkl. Finanzsektor Quelle Daten: Federalreserve.gov <

      Alle Ebenen der Gesellschaft in den USA sind hoffnungslos überschuldet! Laut offiziellen Daten der US-Notenbank (FED) zum 4. Quartal 2008 beträgt die Gesamtverschuldung von Staat (explizit), privaten Haushalten, Unternehmen inkl. Finanzsektor in den USA gewaltige 52,5927 Billionen Dollar bzw. 370,4% des Bruttoinlandsproduktes von nominal 14,2003 Billionen Dollar in Q4 2008! Gemäß den Daten der FED ist von 2000 bis Q4 2008 die Gesamtverschuldung im Durchschnitt um 5,7 Dollar gestiegen um 1 Dollar Wirtschaftswachstum zu generieren! 2008 verstärkt sich dieser Trend noch weiter, unglaubliche 16,1 Dollar Neuverschuldung um noch 1 Dollar armseliges Wachstum zu generieren! Die Situation wird immer unhaltbarer!

      Auch die Kluft zwischen Schulden und Einkommen vergrößert sich immer weiter. Das Verhältnis der Schulden der privaten Haushalte betrug Ende 2008 gewaltige 129,8% der gesamten verfügbaren Einkommen (Disposable Income, Bruttoeinkommen – Einkommenssteuer)! Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zur Gesamtsumme der Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor Steuer (Compensation of Employees) stieg auf 170,7% und die US-Gesamtverschuldung betrug im Verhältnis zum Disposable Income sogar unglaubliche 493,7%!

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      > Die US-Gesamtverschuldung, Staat explizit, private Haushalte und Unternehmen inkl. Finanzsektor im Verhältnis zum gesamten verfügbaren Einkommen (Disposable Income, Bruttoeinkommen – Einkommenssteuer)! Ein Missverhältnis welches regelrecht nach Korrektur schreit! <

      Mit Hilfe von Finanzinnovationen, laxer Kreditvergabe und niedrigen Zinsen, kam es zu einer totalen Unterbewertung von Kreditrisiken. Die Kredittürme expandierten unglaublich und entfernten sich immer weiter von den Einkommen. Während die Disposable Incomes in den USA von 1970-2008 um das 14,4-fache stiegen, explodierten die Schulden um das 32,87-fache! Die Kredittürme erzwingen Wachstum, ohne Wachstum erfolgt ein Zusammenbruch des Kreditpyramidensystems. Ein kreditgetriebenes Wachstum bedeutet allerdings vermeintlichen Wohlstand auf Kosten der nachfolgenden Generationen und einen Wohlstand basierend auf einer unglaublichen Ressourcenverschwendung, vor allem bei fossilen Energieträgern, einhergehend mit einer unverhältnismäßig schnellen Umweltzerstörung.

      Das Festhalten am Finanzsystem mit all seinen Verwerfungen und der Versuch einer weiter ungehemmten Kreditausweitung, diesmal durch den Staat, löst kein Problem, wahrscheinlich führt es nur zu einem Zeitgewinn und die Fallhöhe wird noch etwas weiter oben justiert.

      ......

      „Innovation hat eine ganze Palette neuer Produkte gebracht wie Kredite an schlechte Schuldner und spezielle Kreditprogramme für Einwanderer. Dank dieser technologischen Fortschritte haben Kreditgeber die Vorteile nutzen können, die Modelle zur einfachen Ermittlung der Kreditfähigkeit ebenso bieten wie andere Techniken zur effizienten Kreditvergabe an ein breiteres Konsumentenspektrum. Während früher finanziell schwächeren Kreditnachfragern der Kredit einfach verweigert wurde, sind die Kreditgeber jetzt in der Lage, ziemlich effizient das Risiko einer individuellen Kreditanfrage zu beurteilen und mit einem angemessen Preis zu versehen. Diese Verbesserungen haben zu rapidem Wachstum im Bereich schlechter Schuldner geführt und konstruktive Innovationen gefördert, die sowohl auf die Marktnachfrage eingehen als auch segensreich für den Konsumenten sind.“ Alan Greenspan am 8.04.2005

      Weiterführend: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/ …
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:29:02
      Beitrag Nr. 3.263 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.530 von Maraho am 12.04.09 13:28:47In Bezug.

      Hier der letzte Teil der Serie.
      Falls es jemand verpasst hat, auf der Homepage könnt ihr alle weiteren finden!

      Der leise Staatsstreich (Teil IV)
      http://kuchentester.blogspot.com/2009/04/der-leise-staatsstr…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:40:55
      Beitrag Nr. 3.264 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.412 von Maraho am 11.04.09 17:33:24In Bezug.

      Zahl des Tages (12.04.09): 1.953.700.000.000

      China hat die größten Devisenreserven aller Länder der Welt. Dank permanenter Exportüberschüsse ersticken die Chinesen förmlich in Dollars. Das Wachstum hat aber bedingt durch die Weltwirtschaftskrise II massiv abgenommen. Nach gut 40 Milliarden Zuwachs im 4. Quartal 2008, kamen im ersten Quartal 2009 aber nur noch knapp 8 Milliarden hinzu. Die in der Vergangenheit gesammelten Milliarden sind aber immer noch sehr beeindruckend. Satte

      1.953.700.000.000 (1,953 Billionen) Dollar

      haben die Chinesen in den letzten Jahren gesammelt.

      So beruhigend die Summe für die Chinesen auch ist (und ihnen auch ermöglicht, problemlos Konjunkturprogramme in Höhe von 100 Milliarden oder mehr zu finanzieren), ist sie doch auch ein Grund für die Krise. Denn ohne die Finanzierung durch die Chinesen hätten die Amerikaner ihre kreditfinazierte Blase niemals so weit aufblasen können. Die Zinsen wären früher gestiegen, die Wirtschaft wäre früher auf die Bremse gestiegen. Die Tiefe der aktuellen Krise hängt vorwiegend von der Größe der Blase zuvor ab.

      Ganz nebenbei haben die Chinesen ein Problem damit, wenn sie ihre fast ausschließlich in Dollar gehaltenen Devisenreserven einsetzen wollen. Denn sobald die Chinesen größere Mengen der Dollaranlagen verkaufen, gerät der Dollar unter Druck. Die Verluste, die die Chinesen dann bei den restlichen Dollaranlagen verkraften müssten, würden einen Großteil der Erlöse auffressen.
      Die USA und die Chinesen hängen hier wechselseitig so stark voneinander ab, dass eigentlich keine Änderung der Großwetterlage vorstellbar scheint: Die Chinesen werden also wohl auch in Zukunft große Teile des US-Defizits finanzieren müssen ...

      China's forex reserves rise, but growth slows
      http://www.marketwatch.com/news/story/story.aspx?guid={B2595…

      Quelle und weiteres: http://egghat.blogspot.com/2009/04/zahl-des-tages-120409-195…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:45:24
      Beitrag Nr. 3.265 ()
      Und hier noch ein Hinweis ...

      Die tödlichen D’s

      Carmen Reinhart, die zusammen mit Kenneth Rogoff in einer Studie die Folgen von 18 Finanzkrisen nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht hat, kennzeichnet in einem neuen Artikel die tödlichen Folgen solch einer Krise, die tödlichen D’s. Den ursprünglichen Entwurf hatten wir Anfang Januar in den Blog gestellt (“The Aftermath of Financial Crises”). Die Studie selbst wird erst im Mai diesen Jahres publiziert und wird mit Spannung erwartet. Wir haben es im Auge.

      Ausführlich (mit weiteren Info`s und Grafiken): http://blog.markt-daten.de/2009/04/10/die-todlichen-ds/
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 07:57:33
      Beitrag Nr. 3.266 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.050 von Maraho am 12.04.09 08:07:55Noch etwas Politik ...

      Der Minister
      Peer Steinbrück – Raufbold aus Kalkül

      Von Jan Dams

      Der deutsche Finanzminister gibt im Kampf gegen Steueroasen und gierige Banker den harten Kerl. In der Krise wissen die Deutschen es zu schätzen, dass er Schuldige präsentiert. Dabei betreibt Peer Steinbrück vor allem eines: Wahlkampf. Denn er will damit sein Verbleiben im Amt über die Wahl hinaus sichern.


      Peer Steinbrück kann ein echter Kumpel sein. Vertraute wissen das: Als Torsten Albig etwa im Januar 2006 als Steinbrücks neuer Sprecher antrat, fuhr der Bundesfinanzminister persönlich mit einer Limousine am Kieler Rathaus vor, um den Stadtkämmerer nach Berlin zu geleiten. Andere Minister warfen schon einmal mit Aktenordnern nach ihren Mitarbeitern.

      Peer Steinbrück kann ein echter Kumpel sein. Nur will der Minister meistens nicht. Das bekam der Investor Christopher Flowers zu spüren. Er besitzt 22 Prozent an der Hypo Real Estate. Weil das Geldhaus nur durch staatliche Finanzhilfen von über 100 Milliarden Euro überlebt, will Steinbrück es verstaatlichen. Nachdem sich der Minister aber lange weigerte, mit Flowers über einen Verkauf der Anteile zu sprechen, stellt der auf stur. Er verweigert den Rückzug aus dem ohne Staatshilfe wertlosen Institut. Vergangene Woche leitete Steinbrück erste Schritte zur Zwangsenteignung ein. Das hat es in der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

      Doch nicht nur mit privaten Investoren legte sich der Minister an. Jüngst bekam die Schweiz seinen Zorn zu spüren. Weil das dortige Bankgeheimnis deutsche Steuersünder immer noch schützt, attackierte Steinbrück das Land ungewöhnlich scharf. So etwas hatten sich die Eidgenossen bislang nur von den Amerikanern gefallen lassen. In der vergangenen Woche drohte der Minister auch noch, Spitzenverdienern mit einem Verdienst von über 500.000 Euro die Steuerfahndung ins Haus zu schicken - künftig anlasslos.

      In der Zukunft: Da liegt Steinbrücks Dilemma. Um solche Vorhaben in Angriff nehmen zu können, müsste er nach der Bundestagswahl am 27. September noch im Amt sein. Selten standen die Chancen der SPD schlechter als in diesem Jahr. Der Wahlkampf ist ein Grund, warum der Minister so tut, als würde er schon zum Frühstück blutige Steaks verspeisen. Dass er mit seiner undiplomatischen Art Porzellan zerschlägt, ist ihm egal. Außenminister will er ja nicht werden.

      Weil Steinbrück die Sprache des Volkes spricht, war er für die Deutschen lange der einzige anerkannte Krisenmanager der Politik. Mitten im schlimmsten Konjunkturtief seit Jahrzehnten fürchten diese um ihre Zukunft: Job, Einkommen, selbst das Ersparte, nichts ist sicher. Die Verängstigten suchen einen Sündenbock, und Steinbrück präsentiert ihn. Es sind zuerst die Banker, die mit ihrem Zocken die Marktwirtschaft an den Rand des Ruins getrieben haben. Dicht gefolgt von jenen Reichen, die ihr Geld noch nie ordentlich versteuern wollten.

      Der Finanzminister ärgert sich über einige Führungskräfte der Wirtschaft - etwa über jene Manager, deren Banken heute Staatshilfe brauchen und die trotzdem Boni kassieren. Manchmal haut er so derb drauf, wie er eben kann. "Unmoralische Raffgier", schimpft er. Gelegentlich erweckt er gar den Eindruck, die ganze Wirtschaftselite in einen Sack stecken zu wollen. Billigend nimmt er Kollateralschäden in Kauf, wie das sinkende Vertrauen in die Wirtschaftsordnung.

      Hauptsache, die Zustimmung der kleinen Leute ist sicher, so scheint die Devise wenige Monate vor der Wahl zu lauten. Jetzt, wo Steinbrück auf die Besserverdiener einschlägt, vergessen die anderen, was er ihnen einst ins Stammbuch schrieb: "Wir müssen im Zweifel auf eine Urlaubsreise verzichten, um für später vorzusorgen." Steinbrück liegt die Polemik im Blut, er freut sich immer über einen guten Spruch. Den bereut er zuweilen, das gesteht er an ruhigen Abenden schon einmal - aber nur wegen der heftigen Empörung danach.

      Allzu scharfe Kritik an seinen Drohungen gegen Banker und Reiche muss Steinbrück aber nicht fürchten. Eine unter Angela Merkel nach links gerückte CDU traut sich kaum, der Marktwirtschaft das Wort zu reden, geschweige denn, Managern den Rücken zu stärken. Auch in der Union hat man erkannt, was Steinbrück in dem Debakel um die IKB klar geworden sein dürfte. Es war ein Paradebeispiel für den Umgang mit eigener Verantwortung: Niemand im Umfeld der Tochter der staatseigenen Förderbank KfW hatte geahnt, dass sich das Haus mit Investments am amerikanischen Immobilienmarkt verspekulieren würde, auch Steinbrücks Staatssekretär Jörg Asmussen als Aufsichtsrat nicht.

      Die Ministerriege im Verwaltungsrat der Mutter, inklusive Steinbrück als zeitweiliger Vorsitzender, war ebenfalls ahnungslos. Statt danach selbstkritisch die Aufarbeitung struktureller Probleme anzugehen, höhnte der Minister über die Dummheit der Banker. Ein Fingerzeig auf andere eignet sich eben gut, um von eigenen Fehlern abzulenken. Wütend schmiss Parteifreundin Ingrid Matthäus-Maier das Amt als KfW-Chefin hin.

      Anfang Februar aber wurden die Karten neu gemischt. Seitdem hat Steinbrück einen Konkurrenten, mit dem er nicht gerechnet hatte. Für Wirtschaftsminister Michael Glos rückte der 37 Jahre alte Karl-Theodor zu Guttenberg nach. Anders als sein Vorgänger, der im Konkurrenzkampf mit Steinbrück keinen Stich machte, sitzt der fotogene Neue Steinbrück nicht mehr nur im Nacken. In der Bevölkerung hat er auf Anhieb dem altgedienten Polit-Profi den Rang abgetrotzt, zeigt das Politbarometer.

      Kalt kann das den Finanzminister und seine Partei nicht lassen. Vermutlich ist das einer der Gründe dafür, dass Steinbrück in den vergangenen Wochen besonders den Haudrauf gab. Echte Kumpels werden die beiden bis Ende September nicht mehr.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3545625/Peer-Steinbr…

      Bis später denn ...
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 08:07:25
      Beitrag Nr. 3.267 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.682 von Maraho am 13.04.09 07:29:02Im Beitrag wird suggeriert , dass die FED eine staatliche Institution ist ?!:confused:
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 08:23:42
      Beitrag Nr. 3.268 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.703 von zierbart am 13.04.09 08:07:25Guten Morgen zierbart,
      ich begrüße Dich hier ganz herzlich.

      Im Beitrag wird suggeriert , dass die FED eine staatliche Institution ist ?!

      Ich gehe davon aus, daß der Leser diese "Fundstücke" immer kritisch hinterfragt. Dies tust Du ja. Und nicht nur Du.
      Das ist auch gut so. ;)

      Einen schönen Tag wünscht Dir
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 08:55:02
      !
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      Avatar
      schrieb am 13.04.09 09:59:07
      Beitrag Nr. 3.270 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.748 von zierbart am 13.04.09 08:55:02Wenn es nicht zur Inflation kommt dann wird es zur Implosion kommen.Irgendjemand muss für die Sanierung der Banken zahlen.Ohne Inflation würde die Kaufkraft noch dramatischer einbrechen.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:03:16
      Beitrag Nr. 3.271 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.335 von Maraho am 25.02.09 18:14:13Noch mal kurz etwas hierzu ...

      Konjunktur und Wirtschaftspolitik
      Frohe Ostern - reales BIP könnte um 11,5% gesunken sein
      Von Dieter Wermuth

      Wer gedacht hatte, mit dem Rückgang des deutschen BIP um 8,2% im vierten Quartal (Veränderung ggü. dem 3. Quartal, auf ein Jahr hochgerechnet, wie in den USA üblich) sei das Schlimmste überstanden, hat sich leider geirrt. Es geht im freien Fall nach unten, und wenn ich mir die Auftragseingänge ansehe, also den zuverlässigsten Frühindikator, ist noch keine Wende in Sicht. Nur in Japan ist die Rezession ähnlich tief. Beide Länder leiden unter ihrer strukturellen Konsumschwäche und dem Einbruch der Kapitalgüterexporte.

      Für die USA wird für das erste Quartal ein BIP-Rückgang in der Größenordnung von 4½% bis 6% erwartet, in Deutschland können es leicht 12% werden. Mein Kollege Uwe Richter hat das im Folgenden mal ausgerechnet und gewährt damit einen Blick in die Werkstatt der volkswirtschaftlichen Gesamtrechner. Die gibt es in den statistischen Ämtern, bei den Notenbanken, den internationalen Organisationen, den Regierungen, den Banken, Verbänden und bei den volkswirtschaftlichen “Forschungsinstituten”.

      Dazu, bevor es losgeht, einige Bemerkungen am Rande (in einem Blog darf man auch mal etwas abschweifen, finde ich): Die Gesamtrechner, die nicht nur in Deutschland gelegentlich ehrfürchtig “Weise” genannt werden, beschränken sich nicht nur darauf, festzustellen, was ist, sonder wagen sich mit größter Selbstverständlichkeit auch an Prognosen, erleiden dabei allerdings regelmäßig Schiffbruch. Warum das? Weil sie sich a) stets im Konsens auf eine mittlere und damit tendenziell optimistische Variante einigen (“es wird schon besser werden”) und weil b) die Prognosen entweder theoriefrei sind oder wichtige Determinanten vernachlässigt werden, und zwar in der Regel solche, die lange Zeit keine Rolle gespielt hatten, wie etwa die Effekte geplatzter Blasen auf den Märkten für Aktien, Rohstoffe oder Immobilien. Sogenannte nicht-lineare Einflüsse werden entweder nicht gesehen oder sie werden unterschätzt. Im Ergebnis heißt das, dass die oberen konjunkturellen Wendepunkte nie, und die unteren Wendepunkte fast immer zu früh vorhergesagt werden.

      Ein anschauliches Beispiel für die Probleme der Gesamtrechner hat die EZB in ihrem Monatsbericht vom März geliefert. In einer Graphik zeigt sie, wie sich ihre BIP-Prognose und die anderer Institutionen für Euroland im Laufe der Zeit geändert hat (Seite 72). Prognostiziert wurde für 2009 im März 2008 noch eine Zuwachsrate von etwa +2% (real, im Vorjahresvergleich) – inzwischen sind daraus –2,7% geworden, ein Swing von beinahe fünf Prozentpunkten. Ich wette, dass daraus bis zum Herbst mindestens acht Punkte geworden sind. (Die jüngste Interims-Prognose der OECD, die nach Erscheinen des EZB Monatsberichts veröffentlicht wurde, liegt mittlerweile bei -4,1%.)

      Immerhin ist es ganz ehrenhaft, dass die EZB ihre Arbeit so selbstkritisch darstellt. Sie weist, weil ihr die katastrophale Qualität ihrer Prognosen vielleicht doch nicht ganz geheuer ist und ihrem Ruf abträglich sein könnte, darauf hin, dass andere “seriöse” Gesamtrechner ebenso wie die Marktteilnehmer genauso schief lagen und impliziert damit, dass sie sich in guter Gesellschaft befand. Man kann allerdings auch den Verdacht hegen, dass sie das BIP-Wachstum schon deshalb gern mal überschätzt, damit sie nicht zu Zinssenkungen gedrängt werden kann, die sie für verfrüht hält. Ähnlich kann auch das ständige Leugnen einer Deflationsgefahr interpretiert werden.

      Was nun folgt, ist keine eigene Prognose, sondern eine Schätzung des deutschen BIP für das gerade beendete erste Quartal 2009. Die wichtigsten Daten liegen bis Februar vor, und für den März haben wir bereits die Zahlen für den Arbeitsmarkt und die Inflation. Es ist ein Versuch, möglichst zeitnah zu verstehen, wie die Lage ist. Das ist aus vielen Gründen eine wertvolle Information. Vor allem kann mit den Ergebnissen die Illusion zerstreut werden, dass sich die Dinge schon einrenken werden und finanzpolitisch nichts weiter zu tun ist.

      So wie in der offiziellen Statistik das BIP von der Verwendungs- und der Entstehungsseite her berechnet wird, so kann man auch bei der Schätzung beide Seiten getrennt betrachten. Es werden jeweils die Wachstumsbeiträge der einzelnen Teilkomponenten geschätzt, die dann in ihrer Summe das prozentuale Wachstum des realen BIP gegenüber dem vierten Quartal 2008 ergeben.

      Uwe Richter beginnt mit der Verwendungsseite des BIP, und da mit dem Außensektor: Die realen Warenexporte lagen bei -12,6% (Jan/Feb ggü. 08Q4) und -12,8% (Feb. ggü. 08Q4), die realen Importe bei -5,5% (Jan/Feb ggü. 08Q4) und -7,3% (Feb. ggü. 08Q4).

      Wenn man davon ausgeht, dass im März die Exporte und Importe real weiter zurückgegangen sind, wobei zuletzt (im Februar) die realen Importe stärker gesunken sind als die realen Exporte (-4% und -0,5% im Vormonatsvergleich), dann dürften die zweiten Zahlen, also die für Februar allein, ein realistischeres Bild der weiteren Entwicklung wiedergeben.

      Geht man also in der BIP-Rechnung davon aus, dass die Exporte um 12,5% und die Importe um 7% gegenüber dem vierten Quartal gesunken sind, hat der Außenbeitrag einen Wachstumsbeitrag im ersten Quartal von nicht weniger als –2,8 Prozentpunkten!!! (Übrigens dürfte es in den USA einen ähnlich großen Beitrag zum BIP-Wachstum gegeben haben – nur mit umgekehrtem Vorzeichen: Wegen der stark rückläufigen realen Importe sinkt das Leistungsbilanzdefizit dort inzwischen sehr rasch.)

      Gleichzeitig dürften die deutschen Ausrüstungsinvestitionen eingebrochen sein, vielleicht um 10% (ggü. dem Vorquartal, q/q) – das wäre ein Wachstumsbeitrag von -0,8 Prozentpunkten. Warum so viel? Die Produktion des Maschinenbaus ist um 18,5% gesunken (Jan/Feb ggü. 08Q4), die der Investitionsgüterhersteller insgesamt um 18,6% (Jan/Feb ggü. 08Q4).

      Die Bauinvestitionen waren ebenfalls rückläufig, wenn man von der Produktion im Bauhauptgewerbe ausgeht: -2,9% (Jan/Feb ggü. 08Q4). Der Wachstumsbeitrag dürfte bei -0,1 oder -0,2 Prozentpunkten liegen.

      Die drei Komponenten “Außenbeitrag”, “Ausrüstungsinvestitionen” und “Bauinvestitionen” ergeben daher einen Rückgang des realen BIP von 3,7 oder 3,8% (q/q), wenn sich bei den übrigen nichts geändert hat.

      Hat es aber natürlich. Wie genau es beim privaten Konsum aussah, lässt sich nur schwer einschätzen. Die Einzelhandelsumsätze (real, ohne Kfz) sind um 0,4% gesunken (Jan/Feb ggü. 08Q4) – für die Einzelhandelsumsätze “mit Kfz” gibt es zur Zeit keine preisbereinigten Zahlen. Nominal ist der Umsatz um gut 7% gestiegen. Uwe Richter vermutet, dass der Wachstumsbeitrag des privaten Konsums leicht positiv gewesen sein dürfte, sich also kaum von Null unterscheidet.

      Bleibt der Staatskonsum. Hier schätzt er, dass der Beitrag ebenfalls leicht positiv war und vielleicht +0,1 Prozentpunkte betrug.

      Wenn man für den privaten Konsum sehr optimistisch einen Wachstumsbeitrag von +0,2 Prozentpunkten veranschlagt, was einem Zuwachs von 0,4% (q/q) entspricht, dürfte das reale BIP im ersten Quartal 2009 von der Verwendungsseite her (ohne Vorratsveränderungen) um 3,4% (q/q) gefallen sein.

      Auf der Entstehungsseite des Sozialprodukts sieht es wie folgt aus:

      Der Produktionsindex für das Produzierende Gewerbe ohne Bau ist um 11,5% zurückgegangen, der für das Bauhauptgewerbe um 2,9% (jeweils Jan/Feb ggü. 08Q4).

      Geht man in der BIP-Rechnung davon aus, dass die reale Wertschöpfung des Produzierenden Gewerbes (ohne Bau) im ersten Quartal um 10% (q/q) gesunken ist, entspricht das allein einem Wachstumsbeitrag von -2,2 Prozentpunkten.

      Die Bauinvestitionen dürften um 2% (q/q) gefallen sein, woraus sich für sie ein Wachstumsbeitrag von -0,1 Prozentpunkten errechnet.

      Handel, Gastgewerbe und Verkehr, die zusammen einen BIP-Anteil von 16% haben, dürften leicht geschrumpft sein, ebenso der Output von Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistern, deren Anteil bei 27% des BIP liegt. Angenommen, beide Bereiche waren um jeweils 1% (q/q) rückläufig, ergibt das zusammengenommen einen Wachstumsbeitrag von -0,5 Prozentpunkten.

      Öffentliche und private Dienstleister, die nächsten Kandidaten auf der Entstehungsseite des BIP, mit einem Anteil von 20%, dürften einen Wachstumsbeitrag von vielleicht null Prozentpunkten geleistet haben. Der Wachstumsbeitrag dieses Wirtschaftsbereichs liegt im Allgemeinen immer nahe bei diesem Wert.

      Alle Wirtschaftsbereiche zusammen ergeben demnach einen negativen Wachstumsbeitrag von etwa 2,8 Prozentpunkten.

      Es fehlen jetzt noch die Nettogütersteuern, die einen Anteil von 10% am BIP haben. Da das BIP auf der Verwendungsseite zu Marktpreisen ausgewiesen wird, die Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche aber zu Herstellungspreisen berechnet wird, müssen die Nettogütersteuern auf der Entstehungsseite noch hinzugefügt werden. Im vierten Quartal 2008 lag ihr Wachstumsbeitrag bei -0,3 Prozentpunkten. Im ersten Quartal 2009 könnte es ähnlich gewesen sein.

      Von der Entstehungsseite her ist ein Rückgang des BIP um 3% (q/q) also nicht unrealistisch.

      Kommt die Rechnung auf der Verwendungsseite in etwa hin, also -3,4% (q/q), würden die Vorratsveränderungen einen Wachstumsbeitrag von +0,4 Prozentpunkten haben. Demnach hätte sich damit der volkswirtschaftliche Lagerbestand weiter erhöht. Im letzten Quartal 2008 lag dessen Wachstumsbeitrag bereits bei +0,5 Prozentpunkten.

      Kann das sein? Jedenfalls gehen wir dann mit einem überhöhten Lagerbestand ins zweite Quartal. Eine Rezession kann aber nur enden, wenn sich die Vorräte vermindern.

      So oder so, im ersten Quartal ist es beim realen Bruttoinlandsprodukt saisonbereinigt wohl zu einem Rückgang von 3% gegenüber dem vierten Quartal 2008 gekommen. Das entspricht einer Verlaufsrate von -11,5%. Die Rezession ist dabei, in eine Depression abzugleiten.

      Quelle und weiteres: http://blog.zeit.de/herdentrieb/2009/04/12/frohe-ostern-r…

      Bis heute mittag ...
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:07:16
      Beitrag Nr. 3.272 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.748 von zierbart am 13.04.09 08:55:02lese Deine Beiträge recht oft , vielen Dank für die Mühe.
      Ich habe auch Dir zu danken, denn ohne Dein (euer) Interesse an diesem Thread könnte ich die Koffer packen! ;)
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:09:04
      Beitrag Nr. 3.273 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.867 von AHEO am 13.04.09 09:59:07Guten Morgen AHEO, ich grüße Dich!
      Dir einen schöne Tag.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:46:27
      Beitrag Nr. 3.274 ()
      Guten Tag Maraho,

      vielen Dank für Deine gute Arbeit.
      Mittlerweile ist dies mein Lieblingsthread.

      mf
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:54:23
      Beitrag Nr. 3.275 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.998 von maeusefaenger am 13.04.09 10:46:27Das sind zielgenau diese Info-Threads, die ich immer sooo bemängelte. Kommentarlos über ganz weite Strecken und chronologisch aufgezeichnet, wie eine Krise fährt.

      Auch einer meiner Lieblingsthreads. Ganz ohne Streit, ganz ohne Rechthaberei.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 10:55:34
      Beitrag Nr. 3.276 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.012 von Dorfrichter am 13.04.09 10:54:23die ich immer sooo bemängelte. soll heißen: Die ich so vermißte.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 11:09:23
      Beitrag Nr. 3.277 ()
      Auch für mich ist es die 1. Seite die ich anklicke wenn ich mich bei WO. einlocke.

      Information aus 1. Hand.

      Wenn der ganze Aufwand für dich keine Belastung ist,kann ich nur sagen, weiter so Maraho .
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 12:57:12
      Beitrag Nr. 3.278 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.998 von maeusefaenger am 13.04.09 10:46:27Guten Tag maeusefaenger,
      auch Dich heiße ich herzlich willkommen hier!
      Freut mich, daß es auch Dir zusagt!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:00:36
      Beitrag Nr. 3.279 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.012 von Dorfrichter am 13.04.09 10:54:23Guten Tag Dorfrichter,

      Ganz ohne Streit, ganz ohne Rechthaberei.

      Das ist wohl war! Und ich (wir) wünsche(n) mir (uns), daß dies so bleibt!

      Grüße auch an Dich.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:07:27
      Beitrag Nr. 3.280 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.044 von AHEO am 13.04.09 11:09:23Wenn der ganze Aufwand für dich keine Belastung ist,kann ich nur sagen, weiter so Maraho .

      Nö, ist er nicht. Im Gegenteil. Durch den immer tieferen Einblick in die Materie kann ich mich besser für die nahe Zukunft
      "aufstellen".

      Wie ich in den vergangenen Tagen irgendwann an Dorfrichter schrieb:
      Ahnung schafft Vorsprung! ;)
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:09:34
      Beitrag Nr. 3.281 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.368 von Maraho am 13.04.09 13:00:36Bisher eine sehr lesenswerte Zusammenfassung, ja fast schon Pflichtlektüre.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:14:08
      Beitrag Nr. 3.282 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.936.446 von Maraho am 07.04.09 19:35:09Hier mal wieder etwas dazu ...

      Autohersteller in Not
      US-Regierung drängt GM zu Insolvenzplan

      Die US-Regierung verlangt von dem taumelnden Opel-Mutterkonzern General Motors die Vorbereitung eines Insolvenzantrags. Einem Medienbericht zufolge, will die Regierung einen "chirurgischen Bankrott" zum 1. Juni.

      Der um sein Überleben kämpfende Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) könnte im Sommer zahlungsunfähig sein. Laut der "New York Times" hat die US-Regierung das Unternehmen angewiesen, einen Insolvenzantrag zum 1. Juni vorzubereiten. Ziel sei ein "chirurgischer Bankrott", bei dem GM in einen "guten" und einen "schlechten" Teil aufgespalten werde, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen. Der marode Teil von GM mit unverkäuflichen Marken und Fabriken könne über mehrere Jahre abgewickelt werden. Weder GM noch das US-Finanzministerium wollten sich dazu äußern. Eine mögliche Insolvenz bedeutet für Opel nach Unternehmensangaben keine Gefahr.

      Der Insolvenzantrag solle schnell gestellt werden können, falls der Autobauer sich mit Anteilseignern nicht über den Tausch von etwa 28 Mrd. $ Schulden in Firmenanteile einigen könne, berichtete die Zeitung weiter. Offene Fragen gebe es auch in den Gesprächen mit den Gewerkschaften. Zuvor hatte die Regierung bereits den Druck auf die Gläubiger erhöht, weitere Zugeständnisse zu machen. Eigentlich sollten 90 Prozent der GM-Unternehmensanteile an die Gläubiger gehen. Dies wird laut "Wall Street Journal" mittlerweile als zu großzügig angesehen.

      Ein überlebensfähiges, neu aufgestelltes Unternehmen soll nach Insiderangaben die Insolvenz schon nach zwei Wochen wieder verlassen, berichtete die "New York Times". Der Rest von GM könne nach Einschätzung von Rechtsexperten und Regierung Staatsgelder von bis zu 70 Mrd. $ benötigen.

      Opel gibt sich gelassen

      Die traditionsreiche GM-Tochter Opel sieht in der möglichen Insolvenz der Mutter keine Gefahr für den deutschen Autobauer. Ein Opel-Sprecher sagte, das Unternehmen befürchte "im Rahmen der bis jetzt getroffenen Maßnahmen und der Geschäftsentwicklung im Falle einer Insolvenz" keine Auswirkungen auf das Europa-Geschäft. Zuvor hatte der GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster bereits gesagt, eine mögliche Insolvenz von General Motors sei keine Gefahr für Opel. "Unsere Produktion und den Verkauf von Autos in Europa würde es nicht betreffen", sagte er.

      Weitere Milliardenhilfen für GM hatte US-Präsident Barack Obama von zusätzlichen Einschnitten abhängig gemacht. Sein Ultimatum für einen neuen GM-Sanierungsplan läuft Ende Mai ab. Bislang hatte der Konzern unter anderem einen Schuldenabbau um fast die Hälfte und die Streichung weiterer 47.000 Jobs auf unter 200.000 weltweit angepeilt.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Autoherstell…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:39:38
      Beitrag Nr. 3.283 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.137 von Maraho am 10.04.09 19:53:19Klar, daß dies nicht ohne Folgen auch für dieses Segment ist ...

      Büroimmobilien
      Krise erreicht deutschen Mietmarkt
      von Meike Schreiber

      Die Wirtschaftskrise hat den deutschen Bürovermietungsmarkt in den ersten Monaten des Jahres unerwartet stark getroffen: Makler vermitteln weniger Büroflächen und rechnen mit steigendem Leerstand. Das sind auch für die Banken schlechte Nachrichten.


      Laut den jüngsten Daten des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL) wurden in den sechs größten deutschen Städten im ersten Quartal nur noch 500.000 Quadratmeter neu vermietet.

      Das war nicht nur ein Drittel weniger als im Vorjahresquartal, sondern auch das schlechteste Quartalsergebnis seit fünf Jahren. Die kürzlich neu vermietete ehemalige Zentrale der Dresdner Bank zählt etwa 72.000 Quadratmeter und verzerrte damit die Vermietungszahlen zumindest in Frankfurt ins Positive. "Jede halbwegs riskante Entscheidung wird sorgsam überlegt, und dazu gehört eben auch ein Umzug", sagte Helge Scheunemann, Analysechef bei JLL Deutschland.

      Die sinkende Nachfrage dürfte auch die Mieten weiter drücken - wenngleich die Makler nicht mit einem so gravierenden Einbruch rechnen wie nach dem letzten Höhepunkt 2001; schließlich seien die Mieten in Deutschland im jüngsten Boom recht wenig gestiegen.

      Gleichwohl sind dies schlechte Nachrichten nicht nur für Immobilieninvestoren, sondern auch für die finanzierenden Banken. Angesichts fallender Immobilienpreise hoffen die Kreditinstitute, dass zumindest die Mieten nach wie vor ausreichen, um Zins und Tilgung zu leisten. Wer jedoch in diesem Jahr Mieter verliert, kann die Flächen oft nur noch billiger vermieten, zumal 2009 viele Mietverträge aus den Boomjahren auslaufen. Laut Scheunemann sind das etwa Zehnjahresmietverträge aus dem Jahr 2000 oder Verträge aus dem schon wieder umsatzstarken Jahr 2005.

      Der Immobiliendienstleister Savills erwartet daher, dass die durchschnittlichen Mieten auf allen deutschen Büromärkten weiter nachgeben werden. Etwas weniger stark sinken würden allenfalls die Spitzenmieten. Letztere machen in der Regel jedoch nur etwa fünf Prozent eines Mietmarkts aus. Im ersten Quartal seien die Spitzenmieten gegenüber dem Jahresende 2008 leicht um durchschnittlich 2,7 Prozent gesunken. Eingebrochen ist aber die flächengewichtete Durchschnittsmiete: Diese fiel in allen Märkten um acht Prozent im Vergleich zum vierten Quartal. Außerdem dürfte das Volumen fertiger Flächen in beinahe allen Märkten höher ausfallen als im vergangenen Jahr: Der Leerstand steige spürbar.

      Das erwartet auch JLL. Angesichts sinkender Nachfrage steige die Leerstandsquote in allen Städten weiter: "Im Schnitt erwarten wir mehr als zehn Prozent als Mittelwert für alle sechs Hochburgen."

      Überraschend seien jedoch die Zahlen zu Untermieten. Normalerweise versuchen Unternehmen im Abschwung, ihre nicht mehr benötigten Flächen notgedrungen weiterzuvermieten. Aktuell würden in den sechs großen Städten etwas mehr als 300.000 Quadratmeter als Untermietflächen angeboten, 23 Prozent weniger als vor zwölf Monaten und zwölf Prozent weniger als Ende 2008. Viele Unternehmen würden offenbar möglichst lange ihren Personal- und Flächenbestand halten wollen. In der letzten Immobilienrezession habe sich auch gezeigt, dass Untervermietung nicht so leicht sei, so JLL.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/immobilien/:B%FCroimmob…
      123 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 13:46:53
      Beitrag Nr. 3.284 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.456.671 von Maraho am 27.01.09 13:28:47Weiterführend ...

      Gesundheitsfonds
      Milliardenloch befürchtet

      Die Finanzkrise schiebt eine Kostenwelle auf den Gesundheitsfonds zu. Denn je mehr Kurzarbeiter in die Arbeitslosigkeit rutschen, desto stärker sinken auch die Kasseneinnahmen. Nun werden die Alarmrufe lauter.


      Berlin - Auf die 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten und die Steuerzahler rollt eine wachsende Lawine an Gesundheitskosten zu. Drei Monate nach dem Start des Gesundheitsfonds zeichnen sich die Ausmaße des drohenden Milliardenlochs ab.

      Zwar gleicht Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) Einnahmeverluste wegen der Rezession zwar aus Steuermitteln aus - aber 2011 muss der Fonds den absehbaren Kredit zurückzahlen. Zudem drohen schon im Wahljahr weitere Lücken. Der Ruf nach Nachbesserungen wird lauter.

      Jetzt naht die Stunde der Wahrheit. Am 30. April wollen Kassen-, Regierungs- und Behördenexperten im Schätzerkreis ihre Prognosen für das Krisenjahr revidieren. Die Chefin des dabei beteiligten Spitzenverbands des Kassen, Doris Pfeiffer, ist noch vorsichtig. "Wir gehen davon aus, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht spurlos an der gesetzlichen Krankenversicherung vorbei geht", deutet sie an. Andere nehmen kein Blatt vor den Mund.

      Der Vorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, geht von "einer Unterdeckung der Einnahmen von mehr als 2 Milliarden Euro" aus. Der Chef der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, erwartet ein Defizit von mindestens 1,5 Milliarden Euro. In der Bundesregierung nahm man bisher 1 Milliarde an. Je mehr Kurzarbeiter in die Arbeitslosigkeit rutschen, je weiter die Einkommen sinken, desto stärker erodieren aber auch die Kasseneinnahmen.

      AOK-Vertreter Jacobs lobt wie Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) den Fonds in der Krise. "Er wirkt wie ein Schutzschirm", sagt er. Ohne die neue Geldsammel- und -verteilstelle schlügen Ausfälle direkt auf die Bilanz der Einzelkassen durch. Doch die AOKen zählen auch zu den Gewinnern des neuen Fonds-Finanzausgleichs. Von den Betriebskrankenkassen hört man andere Töne. "Der Verlass auf Steuerquellen im Wahljahr 2009 ist ein völlig unstabiles Gerüst", sagt Klemens Pawisa, Vorstand des BKK-Verbandes Niedersachsen-Bremen.

      Zunächst sinkt der Beitragssatz am 1. Juli um 0,6 Punkte auf 14,9 Prozent. Auch für diese Konjunkturspritze müssen die Steuerzahler herhalten, mit 3,2 Milliarden Euro 2009. Gleichzeitig droht neues Unheil an der Ausgabenfront. Kailuweit zählt mögliche Lasten und Lücken auf. 750 Millionen Euro brauche die Krankenversicherung für eine vorgeschriebene Geldreserve, bis zu 2 Milliarden für die ab Sommer verpflichtenden Hausarztverträge. Und fast 2 Milliarden fehlten wegen immer weiter wachsender Ausgaben für Ärzte, Arznei und Kliniken ohnehin - trotz des sicheren Gesamtbudgets für die Kassen von rund 167 Milliarden Euro.

      "Wir kommen in eine doppelte Erhöhungsschraube", warnt der KKH-Chef. Die Einnahmen müssten steigen - den absehbaren Staatskredit müsse der Fonds zudem zurückzahlen. Der Chef des Ersatzkassenverbands vdek, Thomas Ballast, fordert: "Eine neue Bundesregierung muss sich sehr schnell Gedanken über eine Anhebung des Beitragssatzes machen oder das Darlehen in einen Zuschuss umwandeln."

      Bereits in der zweiten Jahreshälfte werden nach älteren offiziellen Prognosen wohl rund 20 Kassen Zusatzbeiträge erheben müssen. Maximal ein Prozent ihres Einkommens müssen die Kassenmitglieder dann draufzahlen - die Arbeitgeber werden verschont. 2010 dann müssten wohl bereits die meisten Kassen Zusatzbeiträge fordern, sagt der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, Norbert Klusen.

      Klusen stört sich zudem an dem Finanzausgleich, bei dem Kassen mit vielen Chronikern mehr Geld aus dem Fonds bekommen. Er zählt zu den eher leisen Vertretern seiner Branche. Nun sagt der Chef der größten gesetzlichen Kasse: "Wir brauchen eine Reform oder die Abschaffung des Gesundheitsfonds."

      manager-magazin.de mit Material von dpa
      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,618…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 14:03:26
      Beitrag Nr. 3.285 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.786.269 von Maraho am 17.03.09 19:29:26In Anlehnung.

      DEBATTE ÜBER KONJUNKTURPAKET III
      Bsirske fordert hundert Milliarden Euro als Wirtschaftsimpuls

      Schluss mit der Bescheidenheit, gespart wird später: Ver.di-Chef Bsirske verlangt ein neues Konjunkturprogramm mit gigantischem Ausmaß - rund hundert Milliarden Euro soll die Regierung in die Wirtschaft pumpen. Andernfalls, warnt der Gewerkschaftsboss, drohen Verhältnisse wie 1932.


      Berlin - Die Debatte über ein drittes Konjunkturpaket gärt seit Tagen, doch nun werden erstmals Zahlen genannt. "Ein solches Paket muss deutlich größer sein als das zweite mit seinen 50 Milliarden und sich eher in einer Größenordnung bewegen, die doppelt so groß ist", sagte Ver.di-Chef Frank Bsirske der Nachrichtenagentur AP. Mit anderen Worten: Die Regierung soll rund hundert Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen, um die Rezession zu bekämpfen.

      Ein drittes Konjunkturpaket müsse der Krise nachhaltiger begegnen als seine Vorgängermodelle, sagte Bsirske. Der Gewerkschaftsboss begründete seine Forderung mit den immer schlechter werdenden Wirtschaftsprognosen. Als die Bundesregierung das zweite Paket geschnürt habe, sei sie noch von rund zwei Prozent Minus beim Bruttoinlandsprodukt ausgegangen. Diese Aussage sei längst überholt. Entsprechend müssten jetzt auch die Gegenmaßnahmen an die tatsächliche Entwicklung angepasst werden.

      Die Commerzbank hatte einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland von bis zu sieben Prozent vorausgesagt. Laut Bsirske schließt dies auch das Wirtschaftsministerium als Worst-Case-Szenario nicht aus.

      "Damit würden wir uns annähernd auf dem Niveau der Jahre 1931/32 bewegen, in beiden Jahren sank das Bruttoinlandsprodukt um rund 7,5 Prozent", sagte der Gewerkschafter. "Da wird deutlich, wie dramatisch die Lage ist und wie unterdimensioniert, daran gemessen, die beiden bisherigen Konjunkturpakete ausgestaltet sind."

      Bsirske kündigte noch für den April ein eigenes Ver.di-Konzept an. "Wir brauchen deutlich mehr öffentliche Investitionen in Bildung, Umwelt, öffentliche Infrastruktur und entscheidende Maßnahmen zur Stärkung der Massenkaufkraft." Zur Finanzierung eines neuen Konjunkturprogramms sei eine höhere Neuverschuldung notwendig, sagte der Ver.di-Vorsitzende.

      Gleichzeitig müsste der Staat seine Einnahmen stärken. Finanzieren sollten dies die Profiteure der vergangenen Jahre, forderte Bsirske. Im internationalen Vergleich sei Deutschland, was Vermögens- und Erbschaftsteuer betreffe, eine Steueroase, bei der Besteuerung der Unternehmensgewinne ein Niedrigsteuerland. Es sei Zeit, zur Bewältigung der Krise die starken Schultern der Gesellschaft stärker zu belasten.

      80-Prozent-Steuer auf Managerboni

      Damit geht Bsirske auf direkte Konfrontation zu den Unionsparteien, insbesondere zur CSU. Deren Parteichef Seehofer hat gerade erst gefordert, die Steuern in Deutschland auf breiter Front zu senken. Aber auch mit den Sozialdemokraten ist Ärger programmiert: Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) lehnt weitere Staatsausgaben im Kampf gegen die Rezession bisher ab.

      Um die Binnenkaufkraft zu stärken, hält Bsirske auch gesetzliche Mindestlöhne für sinnvoll. Daher werde die Gewerkschaft ihre Kampagne "Stimmen für den Mindestlohn" vorantreiben und den Druck auf Parteien wie FDP oder CDU/CSU erhöhen, "die sich als Hungerlohnlobbyisten betätigen". Eine Wahlempfehlung spreche er aber nicht aus, sagte Bsirske.

      An der Höhe der Forderung von 7,50 Euro pro Stunde will Bsirske derzeit nicht rütteln, obwohl westeuropäische Nachbarstaaten schon deutlich darüber lägen. Wenn die Verankerung eines Mindestlohns jedoch gelungen sei, sei dies "ein Einstieg, von dem aus schnell auf ein Niveau von neun Euro gegangen werden sollte".

      In der Debatte über Managerboni forderte Bsirske eine höhere Besteuerung der Zulagen. Ab einer Größenordnung von zwei Millionen Euro sollten etwa 80 Prozent ans Finanzamt fließen. So könne man der Kultur der Maßlosigkeit wirksam begegnen. Zudem müsse Schluss damit sein, dass die Unternehmen Bonuszahlungen von der Steuer absetzen könnten.

      wal/AP
      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618751,00.html …
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 14:20:59
      Beitrag Nr. 3.286 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.050 von Maraho am 12.04.09 08:07:55In Bezug hierauf.

      Bankenkrise
      "Staat muss Banken Pleite gehen lassen"

      Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt hat sich gegen eine staatliche Rettung aller Not leidenden Banken ausgesprochen. "Banken, die weder überlebensfähig noch systemrelevant sind, muss der Staat Pleite gehen lassen".


      HB BERLIN. Christoph Schmidt, das neue Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sagte dem "Tagesspiegel", dringend nötig sei die Neuorganisation der Landesbanken. "Wenn aus den sieben schwachen Häusern nicht schnell ein oder zwei starke werden, dauert deren Krise länger als nötig."

      Schmidt rechnet nicht mit einer schnellen Erholung der Wirtschaft. "Die schlimmste Zeit der Krise liegt noch vor uns, es werden Hunderttausende Arbeitsplätze verloren gehen." Es werde vor allem die Branchen Maschinenbau, Auto und Chemie treffen. "Bis zu acht Quartale ohne Wachstum sind durchaus möglich." Es dauere womöglich länger als bis Anfang 2010, bevor die deutsche Wirtschaft wieder wachse. Eine große Depression wie 1929 werde es aber nicht geben. Für dieses Jahr erwartet der Ökonom, der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen ist, ein Minus von 4,3 Prozent.

      Skeptisch beurteilt der Wirtschaftsweise die Forderungen nach einem dritten Konjunkturpaket. Noch wirke nicht einmal das zweite Paket, zudem hülfen Ausgabenprogramme nur begrenzt. "Wenn die Weltwirtschaft nicht in Schwung kommt, wird auch Deutschland nicht wachsen, selbst beim vierten oder fünften Konjunkturpaket nicht", sagte Schmidt.

      Die Bundesregierung will nach der Osterpause über die Einrichtung von Bad Banks entscheiden. Am 21. April kommen mehrere Kabinettsmitglieder mit Vertretern des Sonderfonds für Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) und der Bundesbank zusammen, um die Auslagerung fauler Wertpapiere zu erörtern. Finanzminister Peer Steinbrück hat dafür ein Konzept erarbeitet, das Bürgschaften in Milliardenhöhe nach sich ziehen könnte.

      Für die Bundesregierung sollen neben Steinbrück Kanzleramtschef Thomas de Maizière, Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg an dem Treffen teilnehmen. In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" lehnte Steinbrück eine zentrale Bad Bank ab. Stattdessen sollten sich angeschlagene Banken in einen guten und in einen schlechten Teil aufspalten.

      Dabei müsse zwischen toxischen und momentan illiquiden Papieren unterschieden werden. Der Steuerzahler könnte die illiquiden Papiere der Banken im Rahmen einer Bad Bank übernehmen, sagte der Finanzminister der Zeitung zufolge: "Da könnte der Staat eventuell behilflich sein, weil wir damit rechnen, dass die Anleihen von Staaten wie Unternehmen eines Tages wieder liquide sind, also der Wert nicht für immer verloren ist."

      Für die faulen Papiere in den Bilanzen müssten jedoch die jeweiligen Banken und Aktionäre ein Höchstmaß an Verantwortung übernehmen, sagte Steinbrück. Wollte der Staat alle toxischen Papiere übernehmen, würde das den Bund mit mehr als 200 Milliarden Euro belasten, erklärte er. "Das kann ich niemandem vermitteln." Ziel der Gründung von Bad Banks ist die Ankurbelung der Kreditvergabe der Banken. Experten des Finanzministeriums rechnen laut "Spiegel" damit, dass allenfalls drei oder vier private Banken auf die Lösung zurückgreifen würden.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/staat-muss-banken-pleite-gehen-la…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 14:48:07
      Beitrag Nr. 3.287 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.214 von kiska am 11.04.09 15:15:42An "Gerüchten" ist immer was dran ...
      Die Version der "WELT ONLINE" ...


      Ergänzung zu Kurzarbeit
      Staat erwägt massiven Eingriff in den Arbeitsmarkt
      Von Hans Evert

      Noch ist Deutschland von Massenentlassungen im ganz großen Stil verschont geblieben. Hauptgrund dafür ist die Kurzarbeit in den Betrieben. Doch sollte die Wirtschaftskrise länger dauern, wird dieser Puffer nicht ausreichen. Was dann? Ein hochkarätig besetztes Gremium arbeitet an einem Plan B.


      Im Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen wird in Deutschland der Einsatz neuer Instrumente erwogen. So könnte es Unternehmen ermöglicht werden, Mitarbeiter für die Dauer der Konjunkturkrise in öffentlich finanzierte Unternehmen, so genannte Transfergesellschaften, auszulagern. Dieses Thema steht nach Informationen von WELT ONLINE am 23. April auf der Tagesordnung im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. In dem Kontrollgremium der Nürnberger Behörde sitzen Vertreter von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Ministerien. Letztlich müsste jedoch der Bundestag mit einer Gesetzesänderung den Weg ebnen.

      Die Überlegungen zeugen von der Sorge vor einem rasanten Absturz des Arbeitsmarktes. Dieser blieb bislang aus, vor allem durch den massenhaften Einsatz von Kurzarbeit. Daher stieg die Zahl der Arbeitslosen – trotz erheblicher Auftragseinbrüche in zahlreichen Branchen – im März nur moderat um 34.000 auf rund 3,6 Millionen. Dafür gingen seit Januar 1,7 Millionen Anzeigen für Kurzarbeit bei den Arbeitsagenturen ein. Doch gerade in der Metall- und Elektroindustrie, Deutschlands wichtigste Branche mit 3,6 Millionen Beschäftigten, wird befürchtet, dass Kurzarbeit als Puffer bald nicht mehr ausreichen könnte. Sprich, dass Massenentlassungen bei andauernder Auftragsflaute unvermeidbar sind.

      Transfergesellschaften sollen nun dafür sorgen, dass Horrormeldungen vom Arbeitsmarkt den Deutschen erspart bleiben. Vorgesehen ist, dass Unternehmen, die unter Auftragsflaute leiden, Mitarbeiter in die Transfergesellschaft überführen. Dort würde dann die Bundesagentur maximal 67 vom Nettolohn sowie die kompletten Sozialbeiträge für die Dauer der „Parkzeit“ übernehmen. Zudem würden die Leute qualifiziert. Maximal 24 Monate, so die Überlegungen, könnten Mitarbeiter ausgelagert werden. Nach Ende der Auftragsflaute sollen sie dann in die Unternehmen zurückkehren.

      Doch eine solche Rückkehr ist jedoch nur nach einer Änderung Paragraphen 216b des Sozialgesetzbuchs III möglich. Darüber müsste der Bundestag abstimmen. Findet sich eine Mehrheit dafür, würde ein neues, mächtiges Arbeitsmarkt-Instrument entstehen lassen. Bisher dienen Transfergesellschaften vor allem dazu, nach Schließung eines Betriebes Arbeitnehmern einen harten Absturz zu ersparen. Die Belegschaft erhält für ein Jahr bis zu 80 Prozent des letzten Nettogehalts. Die Transfergesellschaft organisiert Bildungskurse und hilft bei der Suche nach neuen Jobs. Beim insolventen Chiphersteller Qimonda beispielsweise wird gerade eine solche Gesellschaft eingerichtet.

      Im Bundesarbeitsministerium gibt man sich offiziell ahnungslos zur Causa Transfergesellschaft. „Wir setzten auf Kurzarbeit und Qualifizierung, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren“; heißt es, damit sei man erfolgreich. Jedoch wird auch ein Abteilungsleiter des Ministeriums an der Ausschusssitzung des BA-Verwaltungsrats am 23. April teilnehmen, wenn dieses Thema auf der Tagesordnung steht. Die Planspiele dürften dem Ministerium bekannt sein.

      Vor allem die Metall- und Elektroindustrie dringt auf neue Wege im Kampf gegen die Krise. Arbeitgeber wie IG Metall stellen immer dringender die Frage: Was tun, wenn Kurzarbeit als Instrument nicht ausreicht? „Trotz Kurzarbeit wird bei einer ganzen Reihe von Unternehmen zu Entlassungen kommen, wenn die Auftragslage so schlecht bleibt“, heißt es bei Gesamtmetall, dem zentralen Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie. Zum einen müssten die Firmen weiter hin den Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungsbeiträgen zahlen. Zum anderen würden Unternehmen oft das Kurzarbeitergeld, maximal 67 Prozent vom letzten Nettolohn, aufstocken – zu teuer bei anhaltender Auftragsflaute.

      Die Pläne zu den veränderten Transfergesellschaften werden von IG Metall und Arbeitgebern gemeinsam vorangetrieben. Vorreiter ist hierbei Nordrhein-Westfalen. In einem gemeinsamen Papier von örtlicher IG Metall und Metall NRW wurden die Überlegungen schriftlich fixiert. „Es geht darum, Instrumente zu haben, wenn am Arbeitsmarkt die Dämme brechen sollten“, sagt Marc Schlette aus der Bezirksleitung des IG-Metall-Bezirks Nordrhein-Westfalen.

      Die Politik scheint durchaus gewillt, mit einer Änderung des Sozialgesetzbuches III den Weg für das neue Instrument frei zu machen. Angeblich können sich SPD-Chef Franz Müntefering und Arbeitsminister Olaf Scholz mit dem Gedanken anfreunden. Aus der Union ist zumindest noch kein Einspruch zu hören. Zudem bearbeiten Wirtschaftslobbyisten, vor allem Gesamtmetall und die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die politischen Entscheider. „Die Abstimmungsprozesse laufen“, heißt es bei der BDA.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3548192/Staat-erwaegt-m…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 15:00:14
      Beitrag Nr. 3.288 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.676 von Maraho am 13.04.09 07:02:44Noch was aus Bangkok ...

      Chaos in Bangkok: Ministerium steht in Flammen
      Von Ambika Ahuja, AP.

      Erbitterter Machtkampf in Bangkok: Tausende Soldaten versuchen die Regierungsgegner aus den Strassen zu vertreiben. Dabei kommt es immer wieder zu Schussabgaben. Die ersten Gebäude brennen.


      Bei den gewalttäigen Unruhen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok ist ein Gebäude des Bildungsministeriums in Flammen aufgegangen.

      Wie ein dort tätiger Wächter berichtet, wurde das Gebäude am späten Nachmittag von Molotow-Cocktails getroffen. Dann sei das Feuer ausgebrochen.

      In der Umgebung lieferten sich Einsatzkräfte der Armee und regierungsfeindliche Demonstranten heftige Strassenschlachten.

      Generalstabschef Songkitti Jaggabatara kündigte in einer Fernsehansprache an, die Armee werde «alle Mittel einsetzen, um das Chaos zu beenden». Zugleich versicherte er, die Soldaten würden nur zur Selbstverteidigung von der Waffe Gebrauch machen.

      Schritt für Schritt zu neuer Ordnung

      Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva rief die Demonstranten auf, sich zurückzuziehen. Die Regierung bemühe sich um Zurückhaltung. Es gehe darum, «Schritt für Schritt die Ordnung wiederherzustellen und die Gewalt zu beenden», sagte Abhisit.

      Regierungssprecher Panitan Wattanayagorn erklärte, die Behörden seien dabei, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Es sei das Ziel, zunächst die zentralen Einrichtungen der Infrastruktur wie die internationalen Flughäfen zu sichern. Die Proteste überschatteten das am Montag begangene thailändische Neujahrsfest.

      Mit Warnschüssen, Tränengas und Wasserwerfern gingen Soldaten am Montag gegen Regierungsgegner vor, die mehrere Strassen in der thailändischen Hauptstadt besetzt hielten. Die «Rothemden» brachten mehrere Stadtbusse in ihre Gewalt, setzten sie in Brand und blockierten damit Strassenkreuzungen. Auch aus brennenden Reifen wurden Barrikaden errichtet. Den ganzen Tag über lieferten sich die Regierungsgegner ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Soldaten.

      Pressefreiheit eingeschränkt

      Am Samstag erzwangen die Demonstranten den Abbruch des Asien-Gipfels. Mehr als 1000 Menschen stürmten das Konferenzzentrum in Pattaya. «Wir haben gewonnen», jubelten die Aktivisten nach dem Abbruch des Gipfeltreffens, das am Freitag begann und bis Sonntag dauern sollte. Als die Demonstranten den Tagungsort stürmten, hielten sich neun Staats- und Regierungschefs dort auf. Die Delegationen wurden mit Hubschraubern ausgeflogen.

      Die Regierung rief daraufhin den Ausnahmezustand für Bangkok und Umgebung aus. Damit wurden Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Auch die Pressefreiheit ist eingeschränkt. Verboten sind Medienberichte, die als Bedrohung der öffentlichen Ordnung eingestuft werden.

      Thaksin ruft aus dem Exil zur Revolution auf

      Bei den Demonstranten handelt es sich um Anhänger des 2006 gestürzten thailändischen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Ihre Partei war bis Dezember vergangenen Jahres an der Regierung, ehe sie unter dem Druck monatelanger Massenproteste abgelöst wurde. Jetzt fordern die Aktivisten aus Thaksins Lager den Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit.

      Aus dem Exil rief Thaksin zur Revolution auf: «Jetzt, da Panzer in den Strassen sind, ist es Zeit für das Volk, zu einer Revolution herauszukommen. Und wenn es nötig ist, werde ich ins Land zurückkehren.» Thaksin hielt sich bisher zumeist in Dubai auf.

      Putsch nicht ausgeschlossen

      Seit 1932 gab es in Thailand 18 Staatsstreiche. Beobachter schliessen einen weiteren nicht aus, falls sich die Lage weiter zuspitzt. Die Armee in Thailand geht üblicherweise nur zögerlich gegen Demonstranten vor, seit bei der Niederschlagung von Unruhen im Jahr 1992 Dutzende Menschen ums Leben gekommen waren.

      Abhisit selbst war Ende 2008 nach Massenprotesten seiner Anhänger gegen die Regierung der neu formierten Partei Thaksins an die Macht gekommen. Abhisits Anhänger hatten unter anderem Bangkoks Flughafen besetzt, um den Rücktritt des damaligen Regierungschefs Somchai Wongsawat - Thaksins Schwager - zu erzwingen.

      EDA rät zu Vorsicht

      Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mahnt Thailandreisende zur Vorsicht. Durch den verhängten Notstand sind in Bangkok und einigen Provinzen Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Das EDA rät, Demonstrationen und grössere Menschenansammlungen zu meiden.

      In Bangkok sollten sich Touristen insbesondere vom Regierungsviertel fernhalten. Wer sich im Land aufhalte, solle sich an die Anweisungen der thailändischen Behörden halten und mit seinem Reiseveranstalter in Kontakt bleiben, heisst es auf der Internetseite des EDA weiter.

      Schärfer formulierte es das deutsche Aussenministerium. Von nicht notwendigen Reisen nach Bangkok sollte abgesehen werden, heisst es auf der Internetseite des Ministeriums.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Cha…


      Seit dem 13.04. gehen die Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten in Bangkok vor. Hierbei ist es zu Zusammenstößen mit zahlreichen Verletzten gekommen. Weitere gewaltsame Auseinandersetzungen werden erwartet.

      Es wird daher dringend dazu geraten, Menschenansammlungen und Demonstrationen in Bangkok zu meiden.

      Von nicht notwendigen Reisen nach Bangkok sollte abgesehen werden.

      Der Zugverkehr von und nach Bangkok ist eingestellt worden.


      http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 15:38:32
      Beitrag Nr. 3.289 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.120 von Maraho am 10.04.09 10:38:47In Anlehnung.

      Wirtschaft
      Russland und China bereiten Regierungsabkommen über Ostsibirien-Pipeline vor

      MOSKAU, 13. April (RIA Novosti). Die erste Baufolge der Ölpipeline Ostsibirien-Pazifikküste, die die sibirische Stadt Taischet (Gebiet Irkutsk) und das fernöstliche Skoworodino im Amur-Gebiet verbindet, wird demnächst in Betrieb genommen.

      Wie der russische Regierungschef, Wladimir Putin, am Montag in einer Regierungssitzung mitteilte, wird die mit China vereinbarte Verlegung eines Abzweiges von der Pipeline zur chinesischen Grenze die russischen Exportmöglichkeiten um 15 Millionen Tonnen Erdöl im Jahr erhöhen und "einen stabilen und zuverlässigen Markt für den Erdölabsatz aus ostsibirischen Lagerstätten schaffen".

      Die Regierung erörtert am Montag den Entwurf eines Regierungsabkommens zwischen Russland und China über den Bau der Erdölpipeline Ostsibirien - Pazifik (ESPO).

      Die russischen Energieunternehmen Transneft und Rosneft haben Putin zufolge eine Übereinkunft mit den chinesischen Partnern über die Verlegung eines Erdölstranges bis zur chinesischen Grenze erreicht.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090413/121083772.html
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      schrieb am 13.04.09 15:43:04
      Beitrag Nr. 3.290 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.013 von Maraho am 30.03.09 18:31:56In Bezug.
      Etwas hierzu ...

      Wirtschaftskrise: Russlands Generalstaatsanwalt warnt vor extremistischen Rattenfängern

      MOSKAU, 13. April (RIA Novosti). Vor dem Ausbruch extremistischer und separatistischer Aktivitäten wegen der Wirtschaftskrise hat Russlands Generalstaatsanwalt Juri Tschaika gewarnt.

      "Auf der Woge der sozialen Unzufriedenheit könnten Vertreter verschiedener extremistischer Organisationen ihre Aktivitäten intensivieren", sagte Tschaika am Montag bei einem Treffen der Generalstaatsanwälte der Mitgliedsstaaten der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Moskau. "Der Widerstand gegen den Extremismus und die Verhinderung ethnischer und sozialer Fehden sind weiterhin erstrangige Aufgaben für alle Justizorgane", betonte der russische Generalstaatsanwalt.

      "Der Kampf gegen Separatismus und Extremismus wird zu einem globalen Problem, dem man Widerstand leisten muss", hieß es. "Unsere Erfahrungen im Nordkaukasus zeigen, dass die Losungen religiöser Bewegungen als ein Deckmantel für verschiedene Banden missbraucht werden."

      Zugleich hob er hervor, dass die Wirtschaftskrise den Schutz der Menschenrechte bei der Einwanderung von Arbeitskräften aktuell macht. "Des Öfteren werden den Beschäftigten nicht einmal die grundlegenden Arbeitsbedingungen und der nötige Arbeitsschutz gesichert, es werden auch nicht die vom Gesetz vorgesehenen Garantien und Entschädigungen gewährleistet."

      Tschaika schlug vor, spätestens bis zum 1. August einen Datenaustausch zwischen den Staatsanwaltschaften der SOZ-Staaten in Gang zu setzen.

      An dem Treffen in Moskau nehmen die Chefs der Generalstaatsanwaltschaften Kasachstans, Kirgisiens, Tadschikistans und Usbekistans sowie der Obersten Volksstaatsanwaltschaft Chinas teil.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090413/121079064.html
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 15:55:36
      Beitrag Nr. 3.291 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.771 von Maraho am 13.04.09 15:43:04Passt ja perfekt.
      Man beachte, wie sich die Worte gleichen! "Rattenfänger" ...

      Diejenigen, die das demokratische System durch ihr Handeln demontieren, sorgen doch eigentlich dafür ...
      Insofern sind sie die Extremisten!
      Und: Sollte es tatsächlich so weit kommen, dann möchte ich nicht wissen, wieviele dieser aufrichtigen Demokraten auf wundersame Weise die Farbe wechseln. So oder so!


      Folgen der Finanzkrise
      Politiker befürchten neuen Zulauf für Extremisten

      Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht die Gefahr, dass durch die Folgen der Wirtschaftskrise Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus verstärkt werden. Die Geschichte zeige, dass Krisenzeiten extremistischen Politikern von links und rechts Zulauf bescherten. Herrmann bezeichnet sie als "Rattenfänger".


      Innenexperten von Union und SPD warnen vor der Gefahr eines erstarkenden Rechtsextremismus durch die Folgen der Wirtschaftskrise.

      Auch die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth äußerte sich besorgt darüber, dass in Zeiten sozialer Nöte „Neonazis mit ihren menschenverachtenden Parolen Zulauf gewinnen“ könnten. So versuche die NPD, „mit populistischen Lösungen in der Sozialpolitik Kapital aus der Krise zu schlagen“.

      Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), betonte in einem ddp-Interview: „Wenn das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Demokratie schwindet, kann eine solche Entwicklung Humus für Rechtsextremisten und Populisten bilden.“

      Es kommt daher darauf an, „dass sich die demokratischen Kräfte glaubwürdig aufstellen, was ihre Fähigkeit betrifft, der Wirtschaftskrise entgegenzuwirken“.

      Der SPD-Politiker fügte hinzu: „Zudem wäre es gefährlich, wenn die Menschen den grundlegenden Eindruck gewännen, dass es in unserer Gesellschaft nicht mehr gerecht zugeht. Dass Manager auch bei Misserfolg Boni und Abfindungen in Millionenhöhe einstreichen – wie es in der Vergangenheit zum Teil der Fall war – während auf der anderen Seite Menschen mit einer Vollzeitarbeit auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, ist nicht in Ordnung und auch nicht vermittelbar.“

      Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte: „Die Geschichte lehrt uns, dass Krisenzeiten auch immer für Extremisten von links und rechts interessante Zeiten waren.“ Diese „Rattenfänger“ arbeiteten in schwierigen Perioden mit scheinbar eingängigen Parolen und spielten „in perfider Weise mit den Ängsten der Menschen“.

      Der CSU-Politiker fügte hinzu, aktuell habe sich jedoch „sowohl der Staat als auch die internationale Staatengemeinschaft schnell als kompetent und handlungsfähig präsentiert“. Damit sei den Menschen gezeigt worden, „dass es entgegen historischen Erfahrungen durch ein koordiniertes, entschlossenes und schnelles Handeln möglich ist, die Folgen einer globalen Rezession abzudämpfen und die Weichen für einen Aufschwung neu zu stellen.“

      Herrmann betonte, er halte ein Verbot der NPD „für richtig, denn sie verfolgt eindeutig verfassungsfeindliche Ziele“. Er fügte hinzu: „Allerdings werden wir ein erneutes NPD-Verbotsverfahren erst dann einleiten, wenn relativ sicher angenommen werden kann, dass ein solches Verfahren Erfolg hat.“ Man müsse auch das Finanzgebaren der NPD in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachten.

      Edathy kritisierte die ablehnende Haltung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gegenüber einem neuen NPD-Verbotsverfahren. Es handele sich hierbei um eine Partei, „die sich aggressiv-kämpferisch gegen unsere freiheitlich-demokratischen Grundwerte wendet“. Grünen-Chefin Roth betonte jedoch, die neuerliche Verbotsdebatte habe „eine Schieflage: Sie gibt einer NPD in dem Moment, in dem sie sich sowohl politisch als auch mit ihren kriminellen Finanzmachenschaften selbst zerlegt, neuen Auftrieb.“

      Verfassungsschutz: NPD-Verbot ist keine Lösung

      Die rechtsextremistische NPD wird sich aus Sicht des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes nicht durch Finanznot und Machtquerelen selbst zerstören.

      "Die Partei zerlegt sich nicht selber", sagte der Chef des NRW-Verfassungsschutzes, Hartwig Möller, der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Die Partei müsse weiterhin bekämpft werden. Dafür tauge kein Partei- Verbot. „Das wäre der völlig falsche Weg der Auseinandersetzung.“

      Ein NPD-Verbot würde die Aktivisten und Überzeugungstäter in den Untergrund treiben, warnte Möller. „Das wäre für die Sicherheit in diesem Land viel gefährlicher, als wenn wir sie in einer Partei noch halbwegs kanalisieren können.“ Im Untergrund würden die Rechtsextremisten zudem für Jugendliche interessanter, die Krawalle suchten. In NRW fällt diese junge, mit spontanen Aktionen operierende Neonazi-Szene zunehmend durch Gewalt auf.

      Ein zweiter Anlauf für ein NPD-Verbot nach dem Scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht 2003 wäre juristisch aussichtslos und politisch unklug, sagte der Leiter des Verfassungsschutzes. „Der Pawlowsche Reflex in der Politik, nach jedem rechtsextremistischen Übergriff nach einem Verbot zu rufen, ist lächerlich.“

      Im Bundesverfassungsgericht sei keine Mehrheit für ein Verbot zu erzielen, sagte Möller. Noch immer vertrete dort eine Seite die Auffassung, dass eine Beobachtung der Partei durch V-Leute unmittelbar oder während eines Verbotsprozesses unvereinbar sei mit einem rechtsstaatlichen Verfahren.

      Der Verfassungsschutz könne bei der Beobachtung von Extremisten auf V-Leute aber nicht verzichten: „Wir müssen doch wissen, was die wirklich denken und nicht nur, was die gekämmt und gescheitelt in ihren Sonntagsreden erzählen, um bürgerlich und wählbar zu erscheinen.“

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3547629/Politiker-bef…
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      schrieb am 13.04.09 16:21:27
      Beitrag Nr. 3.292 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.902 von Maraho am 15.02.09 12:38:35Auch in den USA ein Geschäft ...

      Geldschränke
      Tresore als Hort der Sicherheit
      von Rolf Benders

      Sie sind grau, schwer und unhandlich - aber der letzte Schrei unter verängstigten Amerikanern aller Einkommensschichten: Geldschränke. Die Finanzkrise treibt die Verkaufszahlen in die Höhe. Immer mehr US-Bürger horten Scheine und Münzen im heimischen Safe.


      NEW YORK. Sie sind grau, schwer und unhandlich, aber der letzte Schrei unter verängstigten Amerikanern aller Einkommensschichten: Geldschränke. Nach dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers und dem Skandal um den betrügerischen Vermögensverwalter Bernard Madoff horten immer mehr US-Bürger Scheine und Münzen. Die Absatzahlen für Safes ist in der Bankenstadt New York seit Ende vergangenen Jahres drastisch angestiegen.

      "Die Menschen haben Angst um ihr Geld. Unser Absatz hat sich um 50 Prozent erhöht", sagt Ido Melamed, Besitzer der kleinen Kette von Eisenwarenhandlungen "Basic Plus" in Manhattan. Vom Studenten über den Kleinunternehmer bis zum Topmanager reiche die Kundschaft, die seither vor allem kleine, leicht in die Wand einlassbare Panzerschränke für bis zu 500 Dollar kaufe. "Ich habe ein Geschäft, in dem viel Bargeld anfällt und da habe ich angesichts der Lage gedacht, das sei eine gute Idee", beschreibt Ron Cocuzza, Besitzer eines Bekleidungsgeschäfts in New Jersey, seine Motivation für die Anschaffung.

      Aber nicht nur in New York, wo das Bankensterben besonders greifbar ist, handeln die US-Bürger nach dem Motto: Nur Bares ist Wahres. "Am Anfang der Krise im Herbst hatten wir bis zu 50 Prozent mehr Verkäufe als im Vorjahr, jetzt liegen wir im Monat immer noch bis zu zehn Prozent höher", so Sondra McFarlane, Sprecherin von Sentry Safe, einer der führenden US-Hersteller von Geldschränken. Offensichtlich gibt es viele Menschen, die nicht einmal mehr der eigenen Regierung trauen. Obwohl Washington die Garantie für Spareinlagen von 100 000 auf 250 000 Dollar mehr als verdoppelt hat.

      "Die Pleite von Lehman hat die Menschen so schockiert, dass auch viele an Börsengeschäfte gewöhnte, wohlhabende Amerikaner völlig auf Nummer sicher gehen und ihr Vermögen beschützen wollen", beschreibt Kathleen Gurney, Chefin von Financial Psychology, ihre Beobachtung. Gurney und ihre Mitarbeiter reisen seit Jahrzehnten kreuz und quer durch die Staaten, um wohlhabende Kunden bei der Geldanlage zu beraten. "Ich habe Kunden mit Millionenvermögen, die von jetzt auf gleich viel Geld lieber auf dem Girokonto liegen lassen, nur weil es dort jederzeit verfügbar ist", fügt sie hinzu. Einige neigten auch zu Radikalmethode und bunkerten Geldbündel im Safe. "Viele haben das Gefühl, es gehe im Moment um das blanke Überleben."

      Klassischerweise steigen in den USA in Krisenzeiten die Verkäufe von Stahlschränken. "Man konnte das in den Rezessionen der Vergangenheit genauso beobachten, wie in Zeiten großer Naturkastrophen", so Senty-Safe-Sprecherin McFarlane. Basic-Plus-Chef Melamed ist sich aber sicher, das dieses Mal die Angst vor der nächsten Bankenpleite die Menschen am stärksten umtreibt. Deshalb wirbt er seit einiger Zeit in den Schaufenstern seiner sieben Geschäfte mit den provokanten Zeilen: "Lehman Brothers? Da wird keiner mehr ans Telefon gehen. Citibank? Wird es die morgen noch geben? Bernie Madoff? Ooops! Legen sie ihr Geld dort hin, wo es sicher ist." Melamed hat damit den Nerv der Kunden und der Banker gleichermaßen getroffen. Die Werbung hing noch keinen Tag, da kam ein Citigroup-Vertreter und verlangte die Entfernung des Schildes. Und gleich an den ersten zwei Tagen verkaufte er 30 Stahlschränke, so viele wie sonst in einem Monat. "Das Schild bleibt also hängen", sagt Melamed. Die Citibank äußerte sich auf Anfrage nicht zu ihrem Verlangen, die Werbung zu entfernen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleis…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 18:09:58
      Beitrag Nr. 3.293 ()
      Guten Abend,
      zur Abwechslung, hier ein kleines Filmchen. Vielleicht kennt ihr es, vielleicht auch nicht. Bei Interesse ...

      Wie funktioniert Geld? (Teil 1-3)
      http://video.google.com/videoplay?docid=-8368239920596130…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 18:25:59
      Beitrag Nr. 3.294 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.522.147 von Maraho am 05.02.09 19:43:12In Bezug. Keine Schwarzmalerei. Nur ein Denk-Anstoß ...

      Segen und Fluch des “Just In Time”-Prinzips - Drohen leere Regale?
      Von: Bernhard

      Wenn wir etwas bestellen, sind wir es gewohnt, dass wir das Bestellte sofort, oder innerhalb kürzester Zeit nach der Bestellung geliefert bekommen. Diese Gewohnheit könnte sich in wenigen Monaten ins totale Gegenteil verkehren. Die Regale werden leer sein und es wird lange Wartezeiten für die gewünschten Produkte geben.

      Die weltweite Produktionsmengen brechen weltweit in einem atemberaubenden Tempo zusammen. Gegenüber Februar 2008 sanken die Produktionszahlen in Taiwan um -43%, in Japan um -43%, in Schweden um -23%, in Süd-Korea um -19%, in Italien um -14% in Deutschland um -12%, in Frankreich um -11% und in den USA um -10%.

      Welche Folgen und Auswirkungen wird das haben?

      Durch die Globalisierung ist die Wirtschaft hochgradig vernetzt. Unsere Produkte und Güter kommen aus allen Ecken und Enden des Globus, und das alles “just-in-time” (genau zum richtigen Zeitpunkt).

      Große Teile der Industrie haben ihre Produktionsprozesse nach diesem “just in time”-Prinzip ausgerichtet und optimiert. Das hatte viele Vorteile, wie niedrige Lagerhaltungskosten, in der momentanen Wirtschaftskrise zeigt sich ein entscheidender Nachteil dieses Prinzips.

      Fällt nämlich ein oder mehrere Glieder dieses vernetzen Produktionsprozesses aus, droht sofort die ganze Produktionslinie still zu stehen, denn man kann nicht so eben mal wo anders Ersatz beschaffen. Das liegt auch daran, dass es in vielen Bereichen einen Konzentrationsprozess gegeben hat. Die Anzahl der Anbieter hat sich stark verringert.

      Ein Beispiel ist der Papiermarkt, es gibt weltweit nur noch eine Hand voll Hersteller. Bisher konnten die Druckereien über Nacht “just in time” ihr benötigtes Papier bestellen. Nun wird aus dieser Branche berichtet, dass es nun zu wochenlangen Vorbestellungen kommen wird.

      Nicht nur die Industrie funktioniert nach diesem “just in time”-Prinzip, sondern auch das Kreditwesen. In vergangenen Zeiten hatten die Firmen Gelder “flüssig”, um erwartete Rechnungen, die in den nächsten 2-3 Monaten anstanden, sofort bezahlen zu können.

      In der letzten Zeit wurde dieses in den Firmen optimiert. Die Firmen lebten von kurzfristigen “just in time”-Krediten um die Lieferanten bezahlen zu können, denn viel eigenes Kapital drückt die Eigenkapitalrendite. Doch nun drehen die Banken den Kredit-Hahn zu, denn die Banken wissen nicht, ob der Kreditnehmer morgen überhaupt noch existiert.

      So kommen in der Industrie zu den bekannten Schwierigkeiten bei der “just in time”-Belieferung auch noch die wegbrechenden “just in time”-Kredite.

      Die zusammenbrechende Containerschifffahrt zeigt uns die katastrophale Situation der weltweiten Warenströme. Diese Ausfälle werden in den nächsten Monaten in Deutschland zu Milliardenausfällen führen, auch dadurch bedingt, da ein Großteil der weltweiten Containerflotte von Norddeutschland aus gesteuert wird.

      Die Situation auf den Meeren zeigt uns auch immer deutlicher, dass das einst fein abgestimmte Räderwerk der Weltwirtschaft zusehends blockiert wird und in naher Zukunft zum Erliegen kommen wird. Der schnelle und synchrone Zusammenbruch der Realwirtschaft ist eine Folge dieser “just in time”-Philosophie.

      So, und nun kommen wir noch einmal zu den leeren Regalen. In der Lebensmittelbranche herrscht dieses “just in time”-Prinzip ebenfalls vor. Salat, Obst und anderes Gemüse wird “just in time” angebaut um es an einem vereinbarten Termin ernten und liefern zu können.

      Fällt nur etwas in der Herstellungskette aus, dann sind die Regale leer. Haben Sie entsprechend vorgesorgt? Zum Beispiel durch die Anlage von Lebensmittelvorräten?

      Quelle: http://www.notzeiten.de/?p=281
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 18:56:05
      Beitrag Nr. 3.295 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.539 von Maraho am 13.04.09 14:20:59Ergänzend.

      Neuer Konjunkturgipfel im Kanzleramt
      Einladung an Wirtschaftsvertreter
      Von Guido Bohsem

      Ein weiteres Hilfspaket für die Konjunktur? Bisher heißt es: nein. Doch die Regierung will die Aktionen gegen die Krise nach SZ-Informationen besser koordinieren.

      Die Bundesregierung will am Mittwoch kommender Woche zu einem neuen Wirtschaftsgipfel einladen. Zusammen mit etwa 40 Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften solle das Vorgehen gegen die Konjunkturkrise besser koordiniert werden, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Montag aus Regierungskreisen. Ein drittes Konjunkturpaket wurde jedoch vorerst ausgeschlossen.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier wollten das Treffen nutzen, um zusammen mit Vertretern der Schlüsselbranchen der deutschen Industrie die weitere wirtschaftliche Entwicklung auszuloten, hieß es weiter.

      Die Ergebnisse sollen in die neue Wachstumsprognose der Regierung einfließen, die sie Ende April vorstellen will. Befürchtet wurde, dass die Wirtschaftsleistung 2009 trotz der Staatshilfen um gut viereinhalb Prozent sinken und die Zahl der Arbeitslosen auf mehr als vier Millionen in die Höhe schnellen könnte.

      Zuletzt hatte es einen Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten gegeben. Die Regierung hatte in der Folge beschlossen, über zwei Jahre weitere 50 Milliarden Euro zur Stützung der Konjunktur auszugeben, darunter Investitionen in Schulen, Straßen und Schienen, aber auch Steuersenkungen und die Abwrackprämie.

      Ein solcher Mechanismus wurde für das kommende Treffen ausgeschlossen. "Ein drittes Konjunkturpaket wird es nicht geben", hieß es in den Kreisen. Das sei einhellige Meinung in der Regierung.

      Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hatte am Wochenende gefordert, zusätzliche 100 Milliarden Euro zur Belebung der Konjunktur einzusetzen. In der Regierung hieß es, zunächst müsse abgewartet werden, wie die vereinbarten Hilfen wirkten.

      Schließlich hätten die investierenden Kommunen gerade erst damit begonnen, die Bundesmittel abzurufen. Es sei vielmehr ein Ziel des Wirtschaftsgipfels, auch die Gewerkschaften zu überzeugen, nicht vorschnell weitere Hilfen zu fordern.

      Allerdings sei es möglich, die bereits bestehenden Konjunkturpakete auszudehnen. Als Beispiel diene hier die bereits beschlossene Verlängerung der Abwrackprämie. Diskutiert werde ein Nachsteuern bei der Neuregelung der Unternehmenssteuern. Hier gehe es um Erleichterungen beim Mantelkauf und der Zinsschranke.

      Beide Regelungen dienen derzeit dazu, die Einnahmeausfälle des Staates durch die Reform zu begrenzen, die seit 2008 gilt. Eine Änderung würde also auf Steuerentlastungen hinauslaufen. Um den drohenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zu mindern, werde zudem darüber nachgedacht, die Dauer der Kurzarbeit noch einmal zu verlängern, von 18 auf 24 Monate. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) treffe hierzu Anfang kommender Woche die Personalchefs der großen börsennotierten Konzerne.

      Auch im Kampf gegen die Finanzkrise erhöht die Regierung ihre Anstrengungen. Finanzminister Peer Steinbrück will am Dienstag nächster Woche in der Regierung ein Konzept präsentieren, wie der Staat den Banken deren milliardenschwere Lasten durch faule Wertpapiere abnehmen kann. Er strebt dabei die Gründung mehrerer Auffanggesellschaften an, sogenannter Bad Banks.

      Diese sollen den Banken die faulen Papiere abnehmen. Im Gegenzug erhalten die Finanzinstitute Schuldverschreibungen, für die der Staat einsteht. Steinbrück setzt darauf, dass die Anlagen nach der Krise wieder an Wert gewinnen. In den Regierungskreisen hieß es, die Spitze des Kanzleramtes unterstütze Steinbrücks Konzept.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/295/464889/…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:06:11
      Beitrag Nr. 3.296 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.492 von Maraho am 04.04.09 17:39:24Etwas hierzu ...

      Steuerversprechen der Koalition
      Rauf oder Runter?

      Mit Blick auf den Wahlkampf für den Bundestag will die Union über die Unternehmens- und Mehrwertsteuer die Abgaben senken. Die SPD hingegen will Reiche stärker zur Kasse bitten.


      BERLIN dpa Union und SPD streiten vor dem Hintergrund immenser Staatsverschuldung über den Kurs in der Steuerpolitik. Die CDU und CSU stellen dem Bürger nach der Bundestagswahl Steuerentlastungen in Aussicht. Die SPD sieht dafür aber keinen Spielraum.

      Die SPD will vielmehr mit der Forderung nach höheren Steuern für Reiche in den Wahlkampf ziehen. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier forderte eine Sondersitzung des Koalitionsausschusses noch im April, um vor dem Bundestagswahlkampf strittige Fragen zu entscheiden.

      Die Union hingegen setzt schon jetzt auf Steuersenkungen. "Wir sind der festen Überzeugung: Wir brauchen eine breite Entlastung für jedermann", sagte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU). Er nannte Anpassungen bei der Unternehmen- und Mehrwertsteuer.

      CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte der B. Z. am Sonntag, nach der Krise werde es "wieder ein Wirtschaftswachstum mit Steuermehreinnahmen geben, die wir in der nächsten Legislaturperiode zur Steuerreform nutzen werden". Der SPD warf Pofalla vor, reflexartig nach Steuererhöhungen zu rufen.

      Nach den Worten Pofallas wird das Steuersystem ein Thema im Wahlkampf. Am 29. Juni werde das gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU vorgestellt, das "ganz klar einen Steuerentlastungsteil enthalten wird". Dabei solle auch das Ungleichgewicht zwischen ermäßigtem Mehrwertsteuersatz von 7 und vollem Satz von 19 Prozent behoben werden.

      Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) erteilte indes Steuersenkungen erneut eine klar Absage. Der Bild-Zeitung vom Samstag sagte er: "Wir mobilisieren gerade Milliarden, um die Krise zu bekämpfen." Geld für Geschenke in der Größenordnung von 25 bis 30 Milliarden Euro gebe es nicht. Wie Steinmeier denke auch er über höhere Steuerbelastungen für gut Verdienende nach.

      Seine Kollegin im stellvertretenden Parteivorsitz Andrea Nahles wurde konkreter. Sie kündigte an, ihre Partei werde mit der Forderung nach höheren Steuern für Reiche in den Bundestagswahlkampf ziehen. Dem Berliner Tagesspiegel am Sonntag sagte sie, es sei noch nicht geklärt, wie die Reichen zur Kasse gebeten werden sollen. "Nach Ostern werden wir wissen, ob dies über eine Anhebung der Reichensteuer oder die Wiedereinführung der Vermögensteuer bewerkstelligt wird."

      Laut der Rheinischen Post vom Samstag verständigte sich die SPD-Spitze bereits darauf, den Spitzensteuersatz künftig von 45 auf 47,5 Prozent anzuheben. Das endgültige Wahlprogramm der SPD soll am kommenden Wochenende in Berlin beschlossen werden.

      FDP-Chef Guido Westerwelle wertete die Position der SPD als "versteckte Koalitionsaussage nach links" - an Grüne und Die Linke. Der Bild am Sonntag sagte er: "Für alles Mögliche hat der Bundesfinanzminister Geld, nur für die Entlastung der fleißigen Bürger nicht."

      Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/rauf-oder-…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:28:13
      Beitrag Nr. 3.297 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.929.410 von Maraho am 06.04.09 20:42:14In Anlehnung. Etwas aus Kiew ...

      "Leute werden Geld in Socken aufbewahren"

      Die Ukrainer leiden massiv unter der Weltfinanzkrise. Ihre Wirtschaft ist eingebrochen, die Bevölkerung verkraftet die Preissteigerungen nichtDie Währung Grywnia hat gegenüber dem Dollar stark an Wert verloren. Die Ukrainer müssen kürzertreten.

      Die Ukrainer leiden massiv unter der Weltfinanzkrise. Ihre Wirtschaft ist eingebrochen, die Bevölkerung verkraftet die Preissteigerungen nicht, viel Erspartes ist eingefroren. Das Vertrauen in die Banken ist dahin.


      Kiew - Alina Iwanowna hat schon viel von der Welt gesehen. 20 Länder hat die rüstige Rentnerin bereist. Eines hat sie nie interessiert: die USA. "In diesem Land dreht sich alles nur um Geld. Es fehlt die Seele", sagt die gläubige Russisch-Orthodoxe. In den vergangenen Monaten haben die USA bei der Russin, die seit 21 Jahren in Kiew wohnt, noch mehr an Ansehen verloren. Gelten sie doch als Ursprung der weltweiten Wirtschaftskrise, die die Ukraine derzeit so fest im Griff hat.

      Viel lieber als die USA würde Olga gerne ihre Verwandten im sibirischen Ulan Ude besuchen, aber seit die ukrainische Landeswährung Grywnia gegenüber dem Dollar rund 40 Prozent ihres Wertes verloren hat, sind Flug- und Bahntickets, die von Reiseagenturen oft in Dollar abgerechnet werden, um fast das Doppelte teurer geworden.

      Auch für Anna, die bei einem internationalen Tourismuskonzern arbeitet, ist kein Urlaub drinnen. Vor einem Jahr hat sich die 26-Jährige den Traum vom eigenen Auto erfüllt und einen in Dollar nominierten Fremdwährungskredit aufgenommen. Damals war ein Dollar rund fünf Grywnia wert, mittlerweile sind es mehr als acht.

      Viele Ukrainer, die aufgrund des Konjunktureinbruchs mit Jobverlust und Lohnkürzungen konfrontiert sind, können diese Preissteigerungen nicht verkraften. Ratingagenturen rechnen damit, dass der Anteil der notleidenden Kredite auf 20 bis 60 Prozent steigen könnte. Die ukrainische Nationalbank gibt den Anteil der Non-performing Loans mit drei Prozent an.
      Die meisten Banken versuchen, Kunden mit Zahlungsaufschüben entgegenzukommen.

      "Statt zu exekutieren, halten wir es für sinnvoller, durch Zahlungsstundungen zu helfen, die Krise zu überbrücken" , sagt Gerhard Bösch, stellvertretender Vorstandschef der Raiffeisen Aval Bank. Trotzdem erinnern die Webseiten ukrainischer Banken an Gemischtwarenläden. Da werden verpfändete Autos, Traktoren, Wohnungen und auch Wasserabfüllanlagen angeboten.

      Erschwerend wirkt für die Ukrainer, die schon mit teureren Kredite kämpfen, dass viele Banken die Behebung von Spareinlagen eingeschränkt haben. An vielen Bankomaten ist es nur möglich 100 Grywnia (rund 10 Euro) oder 500 Grywnia (rund 50 Euro) abzuheben. "Viele Banken haben Behebungslimits eingeführt, damit keine Bankomaten leerstehen und daraufhin tausende Kunden in den Banken versuchen, ihr Geld abzuheben" , erklärt Bösch.

      Angst vor Panikaktionen

      In den vergangenen Monaten hatten derartige Panikaktionen der ukrainischen Sparer zum Zusammenbruch mehrerer Banken geführt. Nach Einschätzung von Experten haben ukrainische Bankkunden ein Drittel ihrer Spareinlagen abgezogen. Zwölf Banken wurden unter staatliche Aufsicht gestellt, Kundengelder eingefroren.

      Im ukrainischen Fernsehen sind derzeit Sendungen, in denen Tipps gegeben werden, wie man die Banken doch dazu bringen kann, sein Geld auszuzahlen, die Quotenbringer. Die Erfolgschancen sind jedoch gering, meint Anna, die bereits mehrere Beschwerdebriefe an die Nationalbank geschrieben hat.

      "Eines ist klar: Nach dieser Krise wird niemand mehr sein Geld in die Banken tragen. Die Leute werden ihr Geld lieber in Socken aufbewahren" , sagt Anna. Die Ukrainer seien nun schon zum zweiten Mal um ihre Ersparnisse betrogen worden. Nach der Auflösung der Sowjetunion und dem Zusammenbruch der sowjetischen Sparkasse verloren die Ukrainer Ersparnisse von umgerechnet 18 Mrd. Euro.

      (Verena Diethelm, Kiew, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.4.2009)
      http://derstandard.at
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      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:40:03
      Beitrag Nr. 3.298 ()
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:43:06
      Beitrag Nr. 3.299 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.549 von Maraho am 13.04.09 18:56:05In Bezug. Ein ...

      Interview mit Nouriel Roubini
      Starökonom rät Europa zur Zinssenkung
      von Thomas Jahn (New York)

      Die Europäische Zentralbank sollte ihren Leitzins rasch auf nahe null senken. Das zumindest meint Starökonom Nouriel Roubini. Im FTD-Interview erläutert der lange als \"Dr. Untergang\" geschmähte Wissenschaftler seine Ansicht.

      Vor allem auf deutschen Einfluss gehe es zurück, dass der Zentralbankzins trotz der sich deutlich verschärfenden Rezession noch immer über einem Prozent liege. \"Natürlich ist die EZB unabhängig, aber der Einfluss der Bundesbank und deren Sorge vor Inflation trugen entscheidend dazu bei, dass der Leitzins derzeit noch bei 1,25 Prozent liegt, obwohl er eigentlich näher an null sein sollte\", sagte der New Yorker Wirtschaftsprofessor der Financial Times Deutschland.

      Lange Zeit als \"Dr. Doom\" (Dr. Untergang) verschrien, stieg der 51-jährige Roubini nach dem Platzen der Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt zu einem der weltweit anerkanntesten Ökonomen auf. Er sagte den Zusammenbruch des Häusermarktes und den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 2004 als einer der Ersten voraus. Heute sind seine Empfehlungen und Analysen überall gefragt.

      In Kürze werde die Europäische Zentralbank damit beginnen, wie die US-Notenbank Fed oder die Bank of England Staats- oder Unternehmensanleihen zu kaufen, um die Geldmenge weiter zu erhöhen, prophezeite Roubini. Bislang schreckt die EZB vor dieser Variante der Geldpolitik noch zurück, die die Fachleute \"quantitative Lockerung\" nennen. In der EZB würden sich nun aber die Mutigeren durchsetzen, so der Ökonom.

      \"Attacke der Spekulanten\" auf Griechenland und Irland

      Derzeit gebe es in Europa \"eine Attacke der Spekulanten\" gegen Griechenland und Irland, in abgeschwächter Form auch auf Portugal, Italien oder Belgien. Diese Länder litten unter hoher Verschuldung, hohen Leistungsbilanzdefiziten und Problemen mit ihren Banken. Die Institute seien zu groß, \"um sie bankrott gehen zu lassen, doch ihre Rettung würde die finanziellen Möglichkeiten des Landes sprengen\". Ratingagenturen stuften Staatsanleihen herab, Anleger sorgten sich, ob die Länder neue Kredite aufnehmen können.

      Dies wüssten Hedge-Fonds und andere Spekulanten, die auf eine Ausweitung der Kreditspannen der jeweiligen Landesanleihen im Vergleich zu deutschen Staatspapieren wetten - und die eingesetzten Mittel mit Kredithebeln stark erhöhen. Ihr Druck könne zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, wenn nicht die EZB oder die EU einschritten, warnte Roubini.

      Die Notenbank solle die Staatsanleihen der betroffenen Länder aufkaufen, riet er. Dazu bräuchte sie allerdings die Unterstützung der Politik. Die Deutschen müssten \"grenzüberschreitende Lasten\" auf sich nehmen, andernfalls werde sich Europas Krise ausweiten. \"Deutschland tut sich mit Hilfsprogrammen selbst einen Gefallen.\"

      Roubini erwartet, dass die Bundesregierung im Sommer ein drittes Konjunkturpaket auflegen wird. \"Eine sofortige Auflegung wäre allerdings vorzuziehen.\" Zwar sperre sich die Regierung noch, doch die Politiker wollten nur ihr Pulver für die anstehende Bundestagswahl im Herbst trocken halten. \"In Amerika verhindern wir, dass jemand in den Abgrund stürzt. Das ist einfacher, als ihn später wieder auszubuddeln. Aber in Deutschland schert man sich nicht darum.\"

      Die aktuelle Lage sei schwierig für Deutschland. Obwohl man sich nicht Kredit- und Immobilienexzessen hingegeben habe, schrumpfe die deutsche Wirtschaft stärker als die übrige Euro-Zone oder die USA. \"Die deutsche Arbeitslosenrate reagiert verzögert, steigt aber im Sommer von derzeit 8,6 Prozent auf mindestens zehn Prozent\", sagte Roubini.

      Erstaunlich ähnliche Herausforderungen

      Durch Lohnzurückhaltung und Produktivitätsfortschritte sei das Land in der Vergangenheit enorm wettbewerbsfähig geworden und in Exporten zur \"Supermacht\" aufgestiegen. Doch die Ausfuhren fallen dramatisch in der Krise.

      Deutschland müsse sich jetzt auf eine neue Weltwirtschaftsordnung einstellen, sonst stehe es vor \"großen Problemen\". Der amerikanische Verbraucher spare mehr, das US-Handelsdefizit gehe zurück. Das stelle exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland, China oder Japan vor \"erstaunlich ähnliche\" Herausforderungen. Sie müssten die Inlandsnachfrage ankurbeln, wenn sie nicht langfristig unter ihrem Wachstumspotenzial bleiben wollten. \"Das Haushaltseinkommen ist nicht hoch genug, die Konsumnachfrage zu niedrig\", sagte Roubini.

      Deutsche Unternehmen müssten mehr Gewinnausschüttungen zulassen. Dazu sollten sie Produktivitätsfortschritte an Arbeitnehmer stärker weitergeben. \"Lohnerhöhungen sind eine zweischneidige Sache. Aber marginale Anhebungen stärken das Vertrauen und den Konsum\", sagte Roubini.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Interview-mit-Nouri…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:48:47
      Beitrag Nr. 3.300 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.754 von Groupier am 13.04.09 19:40:03Guten Abend Groupier,
      als ich die vorhin im "Tagesspiegel" sah, dachte ich sofort an Dich. Ernsthaft!

      Dir einen schönen Abend!
      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 19:51:38
      Beitrag Nr. 3.301 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.772 von Maraho am 13.04.09 19:43:06Entschuldigung für die / in dem Beitrag!
      Manchmal spinnt die Technik. ;)
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 20:59:12
      Beitrag Nr. 3.302 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.591 von Maraho am 13.04.09 14:48:07Hallo Maraho,

      ist ja mal wieder nicht so toll, was da auf uns zukommt:

      \"Dafür gingen seit Januar 1,7 Millionen Anzeigen für Kurzarbeit bei den Arbeitsagenturen ein\".

      Das ist die echte Zahl der neuen, zukünftigen Arbeitslosen - 1.7 Millionen ! - bis jetzt !

      \"Transfergesellschaften sollen nun dafür sorgen, dass Horrormeldungen vom Arbeitsmarkt den Deutschen erspart bleiben\"
      Wie lange will man das Volk noch anlügen mit gefälschten Statistiken ? Transfergesellschaften sind ausgegliederte Arbeitsämter, sonst nichts. Und was heißt hier: \"dem Volk erspart bleiben\"? Die Regierung will sich selbst die Pleite ersparen, dem Volk zu erklären, daß sie die Katastrophe weder hat kommen sehen, noch irgendwelche Schutzmaßnahmen ergriffen hat, um diese Situation einzudämmen. Im Gegenteil, sie hat nachweislich und belegbar an der Deregulierung der Finanzmärkte und Hedge-Fond-Industrie mitgewirkt, bzw. den gesetzlichen Rahmen dafür geschaffen-- ohne dies wäre es gar nicht möglich gewesen- Aber dazu gab es ja damals vermutlich keine Alternative :laugh::laugh::laugh:
      Dieser Unsinn begleitet uns ja fast täglich !

      \"Wir brauchen eine Reform oder die Abschaffung des Gesundheitsfonds\".

      Will der uns auf den Arm nehmen? Ich dachte immer, dieser Gesundheitsfond wäre das Ergebnis einer großen Gesundheitsreform gewesen, der größten Reform der Regierung Merkel. War ich da wieder im falschen Film ? :cry:

      \"Steinbrück setzt darauf, dass die Anlagen nach der Krise wieder an Wert gewinnen\"

      Nach der Krise? Wovon träumt der ? Nach der Krise ist vor der Krise ! Das Ende dieser Entwicklung wird der Mann nicht mehr erleben, zumindestens nicht als Politiker. Diese Anlagen werden nie mehr an Wert gewinnen, weil sie vermutlich nie einen hatten.
      Häuser, deren Hypotheken 3-4 mal am Markt als ABC-Papiere verkauft (lt. J.Galbraight) und mit Derivaten viell. noch 10-fach gehebelt wurden, werden nie mehr \"wertvoll\" -warum kann dieser Trottel das nicht begreifen ? Die Frage ist nur, wann und wie will man den betrogenen Anlegern und Bürgern klarmachen, das es sich hier nicht um ein systemisches Risiko sondern um einen \"systemischen Betrug\" von staatswegen gehandelt hat ? Hätte da eine Idee:

      \"Lastenausgleich für Systembetrug\" so `ne Art \"Betrugs-Soli für Bankster\", denke da so an 10 % auf alle Immos - müßte doch funktionieren, oder? :laugh:
      PS: so etwas wird kommen, verlaßt Euch darauf! In 2-3 Jahren wird man uns dies als \"Sonderumlage Finanzkrise\" verkaufen, muß nur in Talk-Shows vernünftig vorbereitet werden. Wird sich sicher irgendein korrupter (d.h. von der Regierung bezahlter)Professor finden, der uns dies als völlig logisch und notwendig schildert. \"Dazu gibt es keine Alternative\" wird es dann wieder heißen- aber das kennt Ihr ja.:laugh:

      \"Mit Blick auf den Wahlkampf für den Bundestag will die Union über die Unternehmens- und Mehrwertsteuer die Abgaben senken. Die SPD hingegen will Reiche stärker zur Kasse bitten.[/\"

      Mit Hinblick auf den Wahlkampf !! Haben die keine anderen Sorgen ?
      Nur noch Klientel-Politik und Klientel-Parteien. So kann eine Gesellschaft in einer Krise nicht überleben. P.Gauweiler (CSU) hatte vor 2 Tagen Recht, als er in der Presse schrieb:

      \"Wir waren stinkend feige !\"

      \"Eines ist klar: Nach dieser Krise wird niemand mehr sein Geld in die Banken tragen. Die Leute werden ihr Geld lieber in Socken aufbewahren\".

      Wenn sie schlau sind, die Ukrainer. Wird bei uns wohl auch so sein.
      Hab meiner Frau schon mal die \"Order\" gegeben, die alten Socken aufzuheben.
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 21:09:36
      Beitrag Nr. 3.303 ()
      Da es, meiner Meinung nach, nichts mehr von Bedeutung zu berichten gibt, empfehle ich mich jetzt für heute.
      Euch allen wieder einmal ganz herzlichen Dank für das rege Interesse und die Gewogenheit an diesem Oster-Montag!

      Einen noch schönen Abend wünscht allen nun
      Maraho

      Als "Betthupferl" noch ein kurzes Video:
      Staatsverschuldung mal einfach erklärt
      http://www.youtube.com/watch?v=IBT4UhT_nIA&feature=PlayL…
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 21:19:38
      Beitrag Nr. 3.304 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.961.134 von Looe am 13.04.09 20:59:12Guten Abend Looe,

      und das alles über die Feiertage, als die Sonne so schön schien. Den ganzen Mist hat von den meisten Bürgern gar keiner mitbekommen. Funktioniert halt immer wieder! ;)

      Dir noch einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 23:17:03
      Beitrag Nr. 3.305 ()
      * 10.04.2009, 16:00 Uhr


      Weltwirtschaftskrise:
      Banker lassen sich nicht ändern




      Beim Jahresempfang der Privatbanken trifft Kanzlerin Angela Merkel Josef Ackermann.
      Der Deutsche-Bank-Chef peilt schon wieder Renditen wie vor dem Crash an.
      Das ist gefährlich



      Nie wieder sollen die Finanzinstitute ein Desaster auslösen können, wie wir es gerade erleben.
      Doch trotz aller vollmundigen Absichtserklärungen der Regierungschefs bleibt ein Problem: die Banker selbst.
      Sie sind unbelehrbar, fürchtet stern-Autor Stefan Schmitz.



      Es reichen ein paar Zeilen aus einem Bankprospekt, um die großen Worte vom Gipfel der 20 wichtigsten Staaten hohl klingen zu lassen.
      Wie schön wäre es, wenn die Mächtigen endlich handelten.
      Wenn sie dafür sorgen könnten, dass diese ganze Krise verschwindet.
      :laugh::laugh::laugh:
      Nur besteht die Welt eben nicht nur aus dem Londoner Kommuniqué, in dem von Millionen neuen Jobs und sogar von Wachstum die Rede ist.


      Irgendwie näher an der Wirklichkeit sind Angebote wie das der Deutschen Bank für ein nagelneues "Bonus-Zertifikat mit CAP".

      Jede Zeile darin atmet genau den Geist, der die Finanzwirtschaft und uns alle ins Desaster geführt hat: Der Anleger kann von steigenden Goldpreisen profitieren, allerdings nur bis zum festgelegten "Maximalbetrag (CAP)".
      Einen "Bonus-Betrag" gibt es nur, wenn zuvor der "Barrieren-Betrag" an keinem Handelstag unterschritten wird.
      Das alles ist undurchschaubar, überkomplex, und niemand kann erkennen, was die Bank daran wirklich verdient.
      Echtes Gold hat mit dieser Wette wenig oder nichts zu tun.


      "Aus der Königsdisziplin des Kapitalismus muss eine langweilige Infrastrukturaufgabe werden"


      Das Wertpapier, Erstnotiz am kommenden Mittwoch, zeigt, wie ungebrochen das Verlangen der Banker ist, dem Affen Zucker zu geben.
      Wenn der Kunde zocken will - bitte schön!
      Schließlich sollen die Traumrenditen aus der Zeit vor dem Crash bald wieder fließen.
      20, ja 25 Prozent auf das eingesetzte Kapital finden Spitzenkräfte wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann weiterhin angemessen.
      Zwar sollen die Geschäfte jetzt staatlich strenger überwacht werden - nur stehen die Chancen schlecht, dass das funktioniert.


      Langwieriger Prozess der Regulierung

      Dazu fehlt vor allem den Amerikanern die letzte Entschlossenheit, die Banker wirklich an die Kette zu legen.
      Sie können es sich nämlich nicht leisten, auf eine kraftvolle Finanzindustrie zu verzichten, da die bislang der stärkste Teil ihrer ansonsten ziemlich maroden Wirtschaft war.
      Die Banker haben das Land in aberwitzige Schulden getrieben, werden aber trotzdem noch gebraucht.

      Und selbst wenn sich alle ohne Rücksicht auf eigene Interessen ans Werk machten, würde es schwierig und langwierig: Die Aufseher müssen aufgerüstet und zum Teil müssen neue Gremien geschaffen werden;
      Gesetze müssen beschlossen und aufeinander abgestimmt werden.
      Basel II, das letzte große internationale Regulierungswerk, hat viele Jahre gebraucht.
      Niemand sollte daher hoffen, dass sich über Nacht etwas ändert.


      Vor allem gibt es kein Gesetz und keine Verordnung, die nicht umgangen und ausgetrickst werden können.
      Den Beamten und Quasibeamten der Aufsicht steht eine Branche gegenüber, die seit vielen Jahren die klügsten Köpfe jedes Uni-Jahrgangs anzieht.
      Denen wird auch diesmal etwas einfallen.
      Nichts deutet darauf hin, dass ihre Arbeitgeber sie davon abhalten werden.
      Im Gegenteil. Jetzt, da große Teile des einst so lukrativen Investmentbankings daniederliegen, sind neue Ideen gefragt wie selten zuvor.



      Die Kanzlerin rügt

      Beim Jahresempfang des Bundesverbandes deutscher Banken in Berlin las die Kanzlerin vergangene Woche den Geldmenschen die Leviten.
      Als sie fertig war, klatschten alle artig.
      Keine halbe Stunde später sagt einer aus der Menge der kleinen und großen Ackermänner: "Die Banker werden sich nicht ändern."
      Er ist Mitte 30, kennt mehrere Banken von innen.
      "Die Banker ziehen jetzt einen Sack an, streuen sich Asche aufs Haupt und hoffen, dass sie bald wieder normal ihren Schnitt machen können."


      Der echte Josef Ackermann verteidigte vor ein paar Wochen im zwar kleinen, aber keinesfalls nicht öffentlichen Kreis in der Evangelischen Akademie Tutzing nichts so energisch wie die von ihm ausgerufenen Renditeziele.
      Es war nicht ganz der "Gier ist gut"-Schlachtruf von Gordon Gekko aus dem 80er-Jahre-Hollywoodfilm "Wall Street".
      Aber viel weniger war es auch nicht.


      Ackermann erzählte, wie er einmal im Flieger von Sydney nach Singapur saß und Zeitung las.
      Es war die Zeit, in der die Hypo-Vereinsbank übernommen wurde und er die Deutsche Bank konsequent auf Rendite trimmte und dabei schon mal an einem Tag sowohl Rekordgewinne als auch Arbeitsplatzabbau verkündete.
      Da kam jemand zu ihm und sagte: "Herr Ackermann, ist das nicht komisch?
      Auf Seite eins werden Sie kritisiert für das, was Sie tun.
      Und auf Seite drei wird die Hypo-Vereinsbank dafür kritisiert, dass sie ihre Hausaufgaben nicht macht."
      Da habe er gesagt: "In dieser Welt leben wir."


      Rückkehr der Traumrenditen?

      Feinsinnig unterscheidet Ackermann die von Idealen geprägten Vorstellungen seiner Kritiker und die "reale Welt".
      In der war die Deutsche Bank ein Übernahmekandidat, und nur durch sein Wirken blieb sie stark und selbstständig.
      Ihr Chef handelt eben virtuos nach den Gesetzen der Branche.

      Sein in Tutzing ausgebreitetes Credo lautet: Erst Toprenditen schaffen Reserven und damit Sicherheit.
      Die Deutsche Bank pries er als Institut, das ohne Staatshilfe zurechtgekommen sei.
      Dass ihr von dem komatösen US-Riesenkraken AIG knapp zwölf Milliarden Dollar amerikanische Staatsknete weitergereicht wurden, sah er dazu nicht als Widerspruch an.
      Ihm ging es um etwas anderes: Die Traumrenditen werden wiederkommen.
      Bald wiederkommen.
      Zumindest für die Besten.


      Das aber dürfen sie nicht.
      Denn viel Geld verdienen Banken vor allem dann, wenn sie mit wenig Eigenkapital große Geschäfte machen können.
      Das erhöht natürlich das Risiko, dass sie in Schwierigkeiten geraten, wenn es schiefgeht.
      Als Irrglaube hat sich herausgestellt, dass man nur möglichst ausgetüftelte mathematische Modelle für Chance und Risiko braucht, um sozusagen mit wissenschaftlicher Präzision Gewinne einzufahren.

      Mit genau diesem Ansatz sind schon in den 90er Jahren zwei superschlaue Wirtschaftsnobelpreisträger samt ihrem Fonds "Long-Term Capital Management" gescheitert.
      Das hat viele Milliarden gekostet. Aber nichts haben die Banker dazugelernt.
      Wie übrigens auch nicht in der Asien-, der Russland-, der Mexiko-, der Lateinamerika- und allen anderen Krisen.


      Diesmal soll alles anders werden

      Diesmal - da das Fiasko größer als je zuvor ist - soll alles anders werden.
      Aber dafür spricht wenig mehr als die Gipfelrhetorik.
      Eigentlich wäre ja nichts dagegen einzuwenden, dass Banken mit privatem Geld und auf eigenes Risiko Geschäfte machen, die auch platzen können.
      Nur sind die Geldströme so gewaltig, dass die von ihnen gepriesene Marktwirtschaft an ihre Grenzen stößt: Wenn die Rechnungen nicht aufgehen, muss der Staat zahlen, da sonst erst die Finanzinstitute eins nach dem anderen kollabieren und am Ende die ganze Wirtschaft.


      Wirklich helfen würde nur, aus der Königsdisziplin des Kapitalismus eine langweilige Infrastrukturaufgabe zu machen.
      Denn Kredit braucht eine Wirtschaft so dringend und zuverlässig wie Strom und Wasser und Telefon.
      Tatsächlich braucht sie noch etwas mehr: Niemand glaubt, dass hoch entwickelte Volkswirtschaften sich nur mit Ratenkrediten finanzieren lassen.
      Aber den größten Teil der kreativen Superprodukte wie die berüchtigten Bündel irgendwelcher Hypothekenkredite und der dazu passenden Versicherungen - die braucht kein Mensch.


      Lord Adair Turner, immerhin Chef der britischen Bankenaufsicht, ist zu der Erkenntnis gelangt: "Die Bankenwelt sollte in Zukunft weniger gewinnträchtig, aber auch weniger riskant sein."
      Längst sind es nicht mehr nur Attac-Aktivisten und Kirchentagsbesucher, die nach anderen Banken rufen.
      In einem Brief an den britischen Premier Gordon Brown hat der Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phelps gefordert, dass das Investmentbanking - Ackermanns riskante Lieblingssparte - von den Geschäftsbanken abgetrennt oder geschlossen wird.
      Er predigt das "narrow banking", begrenzte Geldgeschäfte also, um so zu verhindern, dass die Institute ihre Versorgungsfunktion nicht mehr erfüllen können.


      Für die derzeitige Elite des Finanzgewerbes wäre das die Vertreibung aus dem Paradies.
      Freiwillig werden sie nicht gehen.
      Der scheidende Bankenverbandspräsident Klaus-Peter Müller etwa guckt sehr angriffslustig, wenn man ihn fragt, ob es nicht an der Zeit wäre, dass die Geldinstitute den Charakter von Stadtwerken annehmen, die immer liefern, aber sehr langweilig sind.
      Da sagt er: "Ach Quatsch." Und: "Das Ausland würde sich totlachen."
      Das klingt wie Ackermanns Belehrungen über die harte Welt des globalen Wettbewerbs, der man sich leider nicht entziehen könne.
      Aber genau diese Logik muss durchbrochen werden, wenn die nächste große Krise verhindert werden soll.



      stern-Artikel aus Heft 15/2009
      Avatar
      schrieb am 13.04.09 23:46:35
      Beitrag Nr. 3.306 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.961.852 von Groupier am 13.04.09 23:17:03Beim Jahresempfang der Privatbanken trifft Kanzlerin Angela Merkel Josef Ackermann.
      Der Deutsche-Bank-Chef peilt schon wieder Renditen wie vor dem Crash an.
      Das ist gefährlich


      Dies dumme Miststück hat nichts begriffen. Wenn ich diese ehemalige FDJ-Visage sehe, wird mir immer schlecht.
      Aber ein anderer hat`s begriffen : Martin Weiss, US-Amerikaner, einigen als Herausgeber von "Sicheres Geld" bekannt.
      Hier sein dramatischer Appell an seine Landsleute:, den ich aus "hartgeld.com" kopiert habe:


      Starting Tomorrow: The Second American Revolution
      by Martin D. Weiss, Ph.D. 04-12-09


      Nearly 233 years ago, our forefathers risked their lives, their fortunes and their sacred honor to fight an egregious wrong: Taxation without representation.

      Nearly everything we have — everything we enjoy as Americans — can be traced back to the moment in time when the founding fathers chose to risk everything for that cause.

      Today, a new generation of Americans is rising up to oppose another wrong: The plundering of America’s families and the sacrifice of our children’s future on the altar of corporate survival.
      For many years, the millionaires and billionaires who run America’s banks, brokerages, insurers and car companies seduced millions of consumers into piling up unpayable debts and then invested their ill-gotten gains in risky, even insane investments.

      Now, these companies are paying the piper — or rather, demanding that Washington force YOU to pay the piper for them.By borrowing or printing trillions of dollars in a vain attempt to save these failed companies, our leaders in Washington are ensuring that YOU will ultimately repay in higher taxes and interest rates — not just during our lifetimes, but for generations to come.

      Day by day, as we watch the financial future of middle-class families plundered to pay for these companies’ five-star company junkets and their executives’ million-dollar bonuses, a second American Revolution is being born.
      This time, though, we will not be asked to take up arms or suffer the bitter cold of a Valley Forge … or even to leave the comfort of our own homes. Because this war will be fought not with bullets, but with the combined power of millions of voices demanding that Washington STOP this terrible injustice before it bankrupts our country.

      At last Tuesday’s national press briefing, I fired the first shot in my personal campaign to stop this insanity before it’s too late.

      I sought to help thousands of investors protect their incomes, homes, savings, investments and retirement as this crisis continues to intensify …
      And I also announced the launch of a massive, national grassroots movement to STOP Washington’s insane bailouts of bankers, brokers and insurers with OUR MONEY.Exactly 24 hours from now, in my regular Monday Money and Markets edition, I will make an announcement that I believe will shake the very foundations of Washington — the details of an unprecedented campaign to …

      1. Help everyday Americans protect their incomes, homes, savings, investments and retirements while there’s still time …

      2. Help family members, friends and neighbors get through this great crisis in comfort and safety …

      3. Send a clear, powerful message to Congress and the White House — to convince them to STOP throwing good money after bad, and …4. Help the most innocent victims of this crisis.

      A lot is riding on the success of this campaign. To the degree that we can be successful, I believe this depression can be shorter than it would become otherwise. To the degree that we fail, it could condemn our country to many years — probably a decade or more — of destitution, dependence and desperation.

      So watch your inbox at this time tomorrow for the single most important announcement my company has ever made. And join me in my fight to help save our families, our future and our nation before it’s too late.
      But I can’t do this alone. The only way we can succeed is with your help. I need you to stand with me.
      Good luck and God bless!

      Martin

      Warum gibt es in Deutschland nicht so einen Mann ? ?

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:02:36
      Beitrag Nr. 3.307 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.412 von Maraho am 11.04.09 17:33:24Guten Morgen,
      ein schöner Tag sei euch gewünscht.

      Nun lasset uns beginnen ...

      Asien koppelt sich ab
      Wolfgang Pomrehn

      Ost- und Südostasien baut alte Abhängigkeiten vom Westen ab

      Die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN, will einen gemeinsam mit Japan, China und Südkorea unterhaltenen Krisenfonds von 80 Milliarden auf 120 Milliarden US-Dollar aufstocken. Auf den Fonds haben die Mitglieder Zugriff, wenn sie in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Er soll sie außerdem gegen zu starke Währungsschwankungen schützen.

      Der Fonds war nach der Asienkrise eingerichtet worden, in der verschiedene ost- und südostasiatische Länder katastrophale Erfahrungen mit den Krediten des IWF gemacht hatten. Dessen Auflagen, die unter anderem vom heutigen US-Finanzminister Timothy Geithner formuliert worden waren, hatten seinerzeit in Südkorea, Indonesien und anderen Staaten die Krise erheblich verschärft und Millionen Menschen in bittere Armut gestoßen.

      Der ASEAN gehören Thailand, Myanmar (Burma), Vietnam, Laos, Kambodscha, Malaysia, Brunei, Singapur, die Philippinen und Indonesien an. Bis 2015 soll nach dem Vorbild der EU ein gemeinsamer Wirtschaftsraum geschaffen werden.

      Unterdessen gewinnt der Handel zwischen China und der ASEAN zunehmen an Bedeutung. Nächstes Jahr wird ein gemeinsames Freihandelsabkommen in Kraft treten, und Chinas stellvertretender Handelsminister Gao Hucheng geht davon aus, dass die ASEAN demnächst Japan als drittwichtigster Handelspartner der Volksrepublik ablösen wird. (Die beiden wichtigsten sind die EU und die USA.) 2008 hatte das Handelsvolumen zwischen China und der ASEAN 231,12 Milliarden US-Dollar betragen, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 14 Prozent entsprach.

      Soviel wird der Warenaustausch in diesem Jahr mit Sicherheit nicht zulegen, aber bei der Weltbank ist man immerhin optimistisch, dass China seine südlichen Nachbarn aus dem Konjunkturtal herausziehen werde. In der Volksrepublik seien bereits deutliche Zeichen zu erkennen, dass das Vier-Billionen-Yuan-Rettungspaket (ca. 470 Milliarden Euro), mit dem dem Binnenmarkt Beine gemacht werden, wirkt. Strom- und Eisenproduktion zeigten bereits deutliche Erholung und Mitte des Jahres könne der Tiefpunkt der chinesischen Konjunktur überwunden sein.

      Interessant ist an der Entwicklung, dass damit in der Region 200 Jahre europäisch-US-amerikanische ökonomische Dominanz zu Ende geht. Noch zu Zeiten der Asienkrise 1997/98 hatten die Länder der Region, selbst die seit langem kooperierenden ASEAN-Staaten kaum einen nennenswerten Warenaustausch miteinander. Alle Handelsströme gingen nach Nordamerika und Westeuropa oder kamen von dort. Lediglich Japan spielte noch eine gewisse Rolle. Seit dem hat die ökonomische Integration ASEANs erheblich zugenommen und auch China verabschiedet sich langsam von seiner alleinigen wirtschaftlichen Fixierung auf die Märkte in der EU und in den USA.

      Quelle und Links: http://www.heise.de/tp/blogs/8/136090
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:16:40
      Beitrag Nr. 3.308 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.827.516 von Maraho am 23.03.09 17:26:08In gewisser Weise in Bezug ...

      Goldman Sachs verklagt Blogger
      Montag, 13. April 2009

      Zahlreiche Blogger haben schon auf die unselige Verquickung zwischen Goldman Sachs und der amerikanischen Regierung hingewiesen inkl. meine Wenigkeit. Doch keiner tut dies so unzweideutig wie Mike Morgan. Mit dem Blog "goldmansachs666.com" ist er zwar erst seit ein paar Wochen online, doch den Golden Boys ist das bereits jetzt zuviel. Ein Anwalt wurde nun beauftragt, Mike Morgan in die Schranken zu weisen. Mike Morgan reagiert nun mit einer Klage gegen Goldman Sachs.

      In wenigen Wochen schaffte es der Blogger Mike Morgan die Wall Street Ikone Goldman Sachs gegen sich aufzubringen. Stein des Anstosses sind Artikel mit den nicht ganz so koscheren Titeln wie: "Does Goldman Sachs run the world?" oder "Is Goldman Sachs Manipulating the Stock Market? - It Sure Looks Like It"

      Die Schlagzeilen sind überzeichnet, aber welches Medienunternehmen macht das nicht? Ungewöhnlich ist nicht der Stil, sondern der Adressat. Und der Adressat hat keine Freude an Mike Morgans Blog. Interessanterweise hat aber Goldman Sachs nicht gegen die Inhalte des Blogs geklagt - schade eigentlich, ich hätte mich über die Gegenbeweise gefreut. GS beklagt sich darüber, dass die Internetadresse des Blogs "goldmansachs666.com" eine Beziehung zum Unternehmen implizieren würde.

      Ob Goldman Sachs damit durchkommen wird, ist zu bezweifeln. Geschafft haben sie es aber, dass goldmansachs666.com in Windeseile im Internet eine Aufmerksamkeit bekam für die es normalerweise Jahre benötigt. Hut ab vor dieser "grandiosen" PR-Leistung. Dummerweise kann sie dieses Missmanagement für einmal nicht an den Steuerzahler.... na, ja, ich habe keine Lust auf Klagen.

      Mike Morgan hat inzwischen eine Gegenklage angestrengt und für den Fall, dass er die Seite schliessen müsste, besitzt er bereits weitere Internetadressen mit verlgeichbaren Namen. Unterkriegen lassen will er sich nicht.

      Tja, der Mann hat Chuzpe und das kann nicht schaden, wenn Billionbeträge vom Steuerzahler zur Finanzindustrie transferiert werden.

      Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/goldman-sachs-…

      Links:
      http://www.goldmansachs666.com/
      http://www.telegraph.co.uk/finance/newsbysector/banksandfin…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:26:17
      Beitrag Nr. 3.309 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.591 von Maraho am 13.04.09 14:48:07In Zusammenhang ...

      Insolvenzgeld
      Firmen müssen wegen Pleitewelle kräftig zahlen
      Von Frank Seidlitz

      Die Arbeitgeber finanzieren über Umlagen das Insolvenzgeld, auch betriebliche Altersvorsorge ist gegen Pleiten geschützt. Doch beide Kassen fordern in absehbarer Zeit höhere Umlagen. Der Grund: Die Etats sind wegen der vielen Pleiten in Kürze überschritten.


      Die deutschen Unternehmen müssen sich wegen der gestiegenen Insolvenzfälle auf einen kräftigen Beitragsschub einstellen. Nach Informationen von WELT ONLINE wird nicht nur der Pensions-Sicherungs-Verein (PSVAG) seine Beiträge deutlich erhöhen. Auch der Umlagesatz, über den die Arbeitgeber das Insolvenzgeld finanzieren, wird wegen Etatüberschreitungen bei der Agentur für Arbeit im nächsten Jahr wohl angehoben werden. „Die ersten drei Monate haben gezeigt, dass die Insolvenzfälle in diesem Jahr wieder stark zunehmen werden“, sagte Martin Hoppenrath, Vorstandsvorsitzender des PSVAG. „Daher wird auch eine Beitragsanpassung für das nächste Jahr wohl nicht zu umgehen sein.“

      Der Versicherungsverein springt im Insolvenzfall ein und übernimmt die Zahlung der betrieblichen Alterversorgung. Im Jahre 2007 musste der Verein durch Insolvenzen eine Summe von 943,5 Mio. Euro ausgleichen. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten Branchenbeobachter einen Schaden allein für den PSVAG von mehr als 1,3 Mrd. Euro.

      Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet im aktuellen Bilanzjahr wegen der globalen Konjunkturkrise in wichtigen Industriezweigen mit einem starken Anstieg der Insolvenzfälle. So drohten nach Einschätzung der Kreditexperten bis Ende Dezember zwischen 33.000 und 35.000 Firmenpleiten, was einem Plus von bis 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Damit würde der seit 2005 wirkende Trend zu weniger Firmenpleiten gestoppt. Zuletzt hatte die weltweite Rezession auch Traditionsunternehmen getroffen, darunter den Wäschehersteller Schiesser oder den Autozulieferer Karmann.

      Von der Insolvenz des Unternehmens aus Osnabrück sind gut 3000 Mitarbeiter betroffen. Sie werden für die nächsten drei Monate ein sogenanntes Insolvenzgeld erhalten, das zwar von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt wird, allerdings von den Arbeitgebern in Form einer Umlage finanziert wird. Zuletzt betrug der Satz 0,1 Prozent des Bruttoentgeltes eines jeden Mitarbeiters.

      Dieser Betrag wird aber wohl steigen, denn der Etat wird nach Informationen von WELT ONLINE bereits im Sommer überschritten werden. Seit Jahresanfang hat die Bundesagentur für Arbeit rund 276 Mio. Euro an Konkursausfallgeld gezahlt. Für das gesamte Jahr sind im Haushalt der Bundesagentur aber nur 644 Mio. Euro vorgesehen. Die Folgen sind offensichtlich: Geht die Pleitewelle wie bisher weiter, droht eine massive Etatüberschreitung. Die Behörde bestätigte die Zahlen, sieht aber die weitere Auszahlung gesichert. „Da Insolvenzgeld eine Pflichtleistung ist, bekommt jeder Insolvenzgeld ausgezahlt, der die Voraussetzung erfüllt, wenn der eigentliche Topf leer wäre“, heißt es aus Nürnberg.

      Der Umlagesatz für das Insolvenzgeld wird jährlich festgelegt. Mögliche Etatüberschreitungen müssen dann im Jahr darauf durch einen höheren Prozentsatz ausgeglichen werden. „Derzeit ist aber noch nichts Derartiges geplant. Wir werden das Haushaltsjahr abwarten“, heißt es aus dem Bundesarbeitsministerium. Auch die Bundesagentur verweist in dieser Frage auf den Verwaltungsweg: Die neuen Beitragshöhen werden durch das Ministerium festgelegt.

      Dabei kommt es wegen der Pleitewelle für die Bundesagentur zu einer doppelten Belastung: Denn durch die steigende Arbeitslosigkeit fallen auch geringere Einnahmen für den Insolvenzgeld-Etat ein. Gleichzeitig steigen aber die Ausgaben enorm. Die Folge wird wohl eine überproportionale Belastung der Arbeitgeber sein, schätzten auch Gewerkschafter.

      Der Pensions-Sicherungs-Verein wird im Herbst entscheiden, wie hoch der künftige Beitrag genau ausfallen wird. Für 2008 betrug der Satz 1,8 Promille. Ein Anstieg auf nahe drei Promille scheint derzeit nicht mehr ausgeschlossen.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3549546/Firmen-muessen-…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:36:36
      Beitrag Nr. 3.310 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.591 von Maraho am 13.04.09 14:48:07Die "FTD" schreibt hierzu ...
      Freie Marktwirtschaft?


      Neue Transfergesellschaften
      Bundesagentur berät über Hilfe für frisch Entlassene
      von Maike Rademaker (Berlin)

      In der Bundesagentur für Arbeit wird über weitere Hilfen für den Arbeitsmarkt diskutiert. Im Gespräch sind auch Änderungen bei dem Instrument der Transfergesellschaften.

      Man wolle auf der Sitzung des Verwaltungsrats der Bundesagentur für Arbeit (BA) am 23. April "ohne ideologische Scheuklappen und mit viel Enthusiasmus" beraten, sagte Peter Clever, Vorsitzender des Verwaltungsrats und Arbeitgebervertreter in dem Gremium, der FTD. Transfergesellschaften würden bei der Diskussion "eine große Rolle spielen".

      Vor allem die Metall- und Elektrobranche fordert bereits eine neue Form der Transfergesellschaften als Anschlussinstrument an die Kurzarbeit. Denn viele Firmen werden die Kurzarbeit finanziell wahrscheinlich nur bis zum Sommer durchhalten - und dann entlassen. Bisher sind über eine Million Menschen von Kurzarbeit betroffen.

      Transfergesellschaften werden bislang schon eingesetzt, um bei Massenentlassungen Arbeitnehmer ein Jahr lang zu qualifizieren und ihnen bei der Jobsuche zu helfen. Bezahlt wird während der Zeit das "Transfer-Kurzarbeitergeld". Um zu verhindern, dass Firmen Arbeitslose dort für eine Zeit kostengünstig parken, ist aber eine Rückkehr in die alte Firma verboten. Diese Vorschrift, so die Vorstellung unter anderem des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, soll wegfallen. Notwendig wäre dafür allerdings eine gesetzliche Änderung.

      Der Vorteil für die Firmen wäre, dass sie ihnen bekannte Mitarbeiter beim Aufschwung problemlos wiederbekämen. Die Politik profitiert, weil sich die Arbeitslosenzahl statistisch damit nicht erhöht. Sowohl bei der SPD als auch bei Teilen der CDU wird das Instrument deswegen mit Interesse betrachtet.

      Clever warnte allerdings davor, die Möglichkeiten der BA zu überschätzen. "Die aktive Arbeitsmarktpolitik hat auch ihre Grenzen. Die Bundesagentur kann nicht alle Probleme lösen", sagte er.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Neue-Transfergese…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:45:46
      Beitrag Nr. 3.311 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.539 von Maraho am 13.04.09 14:20:59In Bezug hierauf ...
      Eine Kolumne.

      Wenn wir zahlen Seit' an Seit'
      von Lucas Zeise

      Die Bundesregierung opfert den Staatshaushalt einem Ziel, das sie mit den Top-Bankern teilt: Dass die deutsche Finanzbranche größer und stärker aus dieser Krise hervorgeht.


      Das Regierungspersonal kann einem fast leid tun. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück sind Getriebene, sie verwickeln sich in Widersprüche und ändern in schneller Folge ihren Kurs. Weder kann Merkel das mit ihrer Taktik verbergen, sich auf wolkige Allgemein- und Gutsätze zu beschränken. Noch kann Steinbrück durch seine forsche Art verdecken, dass er jeweils vor wenigen Tagen das Gegenteil behauptet hat. Das Getänzel um die Abwrackprämie und ihre Verlängerung hat deutlich gemacht, wie zufällig in Berlin Entscheidungen zustande kommen.

      Viel schlimmer ist die Lage in Sachen Bankenstützung. Als Werner Schnappauf, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer beim Industrieverband BDI, vor knapp zwei Wochen öffentlich feststellte, eine Bad Bank werde wohl nötig sein, stand fest, dass Steinbrück seine ablehnende Haltung gegen diese Art Bankenrettung nicht durchhalten würde.

      Dabei hatte sich Steinbrück zunächst, für einen Finanzminister überaus ehrenwert, gegen die damit für den Bundeshaushalt entstehenden Risiken (von, wie er sagte, potenziell mehreren Hundert Milliarden Euro) heftig gewehrt. Wie so oft in letzter Zeit gefiel sich der Finanzminister in der Rolle dessen, der sich traut, den Bankern ein wenig zu widersprechen, ja sie sogar zu tadeln. Hatte nicht kein Geringerer als Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann eine Bad Bank gefordert? Populär wäre es allemal, sich im Namen der Steuerzahler gegen die milliardenteuren Wünsche der Banker zu wehren. Aber diese Regierung kann es nicht.

      Steinbrücks Intimgegnerin Kroes

      Nun kommt die Bad Bank doch. Nicht allein, weil Schnappauf und Ackermann sie wünschen. Es zeigt sich vielmehr, dass die deutschen Banken alles andere als stabil sind. Angesichts der rapide schlechter werdenden Geschäftslage ihrer Kunden kommen bei den Banken zu den alten toxischen Giftkreditpaketchen ganz gewöhnliche faule Kredite hinzu.

      Wenn nichts geschieht, werden wahrscheinlich auch andere Banken dahin kommen, wo die Hypo Real Estate schon ist. Und deshalb wird Steinbrück wieder einmal das tun, was er zuvor strikt abgelehnt hat. In der Presse wird sein Schwenk als freie Willensentscheidung, ja als Herrschaftswillen verkauft: als gezielte Strategie der Regierung, die Bankenlandschaft aufzumischen. Banken, die Hilfe vom Staat erhalten, sollten sich auf die "Zukunftsfähigkeit" ihrer "Geschäftsmodelle" prüfen lassen, heißt es. Um das machen zu können, müsse aber zunächst doch eine Bad Bank geschaffen werden.

      Das Wort Geschäftsmodell hat es Politikern angetan. Sie schaffen mit diesem Wort den Spagat zwischen zwei Positionen: auf der einen Seite die, dass sich der Staat aus dem Bankgeschäft heraushalten soll. Und auf der anderen Seite jene, dass es den Staatsorganen überlassen bleiben müsse, ob man nun dieser oder jener Bank nur eine Bürgschaft gewährt oder einer anderen eine massive Eigenkapitalzufuhr gibt. Die unterschiedliche Behandlung der Banken hat eben mit dem jeweiligen Geschäftsmodell zu tun. Da das Geschäftsmodell der Commerzbank - Kauf der Eurohypo und der Dresdner Bank, um zum großen Konkurrenten Deutsche Bank aufzuschließen - gescheitert ist, hat sich die Commerzbank offenbar den Einsatz von besonders viel Staatsknete verdient.

      Steinbrücks neue Intimgegnerin Neelie Kroes, die für den Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin, nimmt sich von jeher heraus, routiniert über Geschäftsmodelle der Banken zu befinden. Haben sie staatliche Eigentümer, ist das Geschäftsmodell abzulehnen. Die Bank muss dann zerschlagen oder privatisiert werden. Denn Staatseigentum ist prinzipiell wettbewerbswidrig, wie Kroes ganz im Einklang mit den EU-Verträgen findet.

      Niemand in der Bundesregierung hatte an diesen Grundsätzen bisher etwas auszusetzen. Nur gerade jetzt, da der deutsche Staat zum Miteigentümer der Commerzbank wurde und Kroes mit den ihr eigenen Kriterien die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells auch dieser Bank prüft, geriet Steinbrück zunächst in Rage: Während er das deutsche Bankwesen vor dem Untergang retten will und die größte Versicherung Europas, die Ex-Dresdner-Mutter Allianz, gleich mit, prüft die Kommissarin ideologisch-verbohrt Geschäftsmodelle. Dann endlich begriff der helle Finanzminister, dass auch er Kroes' Vokabular nutzbringend einsetzen kann: Um zu rechtfertigen, dass er viel künftiges Steuergeld Richtung Banken lenkt, mischt er sie auf - und prüft nun auch selbst ihre Geschäftsmodelle.

      Fokus auf nationale Champions

      Auch im Kanzleramt ist man darauf bedacht, den Verdacht der Bankenhörigkeit zu vertreiben. "Die Angst, dass die Banken ihn über den Tisch ziehen würden, begleitet Jens Weidmann seit dem vergangenen Herbst", analysierte kürzlich "Die Zeit". Weidmann ist der für Finanz- und Wirtschaftsfragen zuständige Abteilungsleiter im Kanzleramt. Diese stets wache Angst soll uns das Misstrauen nehmen, die Regierung falle auf jeden Trick der Banker herein.

      Vieles deutet darauf hin, dass alles noch viel schlimmer ist. Dass nämlich die Verantwortlichen in Kanzleramt und Ministerium und die Großen der Finanzbranche eine grundlegende Einigkeit des Ziels verbindet, welches da lautet: Die deutsche Finanzbranche soll größer und stärker aus dieser Krise hervorgehen.

      Für diese These spricht erstens die Überlebensgarantie der Kanzlerin für alle deutschen Banken. Dafür spricht zweitens das erklärte Ziel, die Banken wieder dazu zu befähigen, Kredite zu vergeben. Angesichts der abstürzenden Konjunktur ist das mit allem Geld der Welt nicht möglich. Die Übernahme des Schrotts aus den Bilanzen in eine Bad Bank wäre für die Banken willkommen, nur ihre Kreditvergabe dürfte sich dadurch nicht nennenswert erholen. Schließlich zeigt drittens die satte Zuwendung an die Commerzbank, dass der Bankenrettungsplan ganz offen dazu genutzt wird, eine relativ große Bank noch größer zu machen und zugleich den Marktführer im Versicherungsgewerbe zu kräftigen. Mit diesen Zielen identifiziert sich das Team an der Regierungsspitze. Wir sollten ernsthaft überlegen, es bei der Wahl abzulösen.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Lucas-Zeise-W…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:54:17
      Beitrag Nr. 3.312 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.578 von Maraho am 13.04.09 19:06:11Pressestimme hierzu ...

      14.04.2009 05:35:03
      KÖLN (dpa-AFX) "Kölnische Rundschau" zu Steuern:

      "Die Steuerzahler wissen längst, dass ihnen noch eine höchst unangenehme Rechnung ins Haus steht... Da grenzt es schon an Volksverdummung, wenn Union und FDP Steuersenkungen versprechen. Immerhin könnte man der SPD eine gewisse Ehrlichkeit bescheinigen, wenn sie nun preisgibt, was sie nach der Wahl im Sinn hat: Steuererhöhungen. Allerdings: Ganz so entwaffnend offen, wie es scheint, sind auch die Genossen nicht. Ihnen geht es in der jetzigen Phase der Auseinandersetzung wie den politischen Wettbewerbern auch vor allem um Wahlkampf. Mit der Forderung, die Vermögenden stärker zu belasten, will die SPD nämlich in erster Linie ihre Stammwähler mobilisieren. Die SPD-Vorschläge sind eben auch kein Konzept zur Finanzierung der horrend hohen Staatsausgaben."/cp/DP/he

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 05:59:49
      Beitrag Nr. 3.313 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.591 von Maraho am 13.04.09 14:48:07... und hierzu:

      14.04.2009 05:35:01
      DÜSSELDORF (dpa-AFX) - "Handelsblatt" zu drohendem Stellenabbau:

      "Die Signale, die zuletzt aus den Unternehmen kamen, zeigen, dass alle Gemeinsamkeiten, alle Puffer gegen die Gewalt der Bewegung, die im Gange ist, nicht reichen werden. Mancherorts liegen bei uns 50 Prozent der Produktionskapazitäten einfach brach. De facto sind sie überflüssig. Nur haben die Chefs die Konsequenzen noch nicht gezogen. Doch der neue Realismus in den Führungsetagen ist nur eine Frage der Zeit, er wird einschneidende Maßnahmen zur Folge haben: einen Kapazitätsabbau, der in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel sein könnte."/cp/DP/he

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=mel…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 06:17:27
      Beitrag Nr. 3.314 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.196 von Maraho am 10.04.09 11:16:37In Zusamenhang ...

      Politologe Wolfgang Gründinger
      "Die Jungen werden verschaukelt"

      Niedrige Renten, kaputte Umwelt - was haben junge Menschen überhaupt noch zu erwarten? Der Politologe Wolfgang Gründinger über das Verhältnis von Jugend und Staat.


      Herr Gründinger, ehrlich gesagt machen Sie mir ein wenig Angst.

      (Lacht) Das war nicht meine Absicht.

      Teilkapitaldeckung bei der Riester-Rente, Nachhaltigkeitsfaktor bei der Rürup-Reform. Für die meisten 24-Jährigen sind solche Themen doch total weit weg.

      Ich war wohl schon immer sehr politisch interessiert. Als Kind, das erzählt zumindest meine Mutter, habe ich "Was-ist-was"-Bücher verschlungen. Und als die Mauer fiel, da war ich sechs, habe ich mir am nächsten Tag einen Hammer geholt und alle Mauern in der Umgebung traktiert. Später, als ich schon älter war, ist mir klar geworden, dass es mit unserem heutigen Energiesystem so nicht weitergehen kann - ich nenne nur das Stichwort Rohstoffverknappung. Und irgendwann stößt man als politisch Interessierter automatisch auf die Themen Staatsverschuldung und Rente und darauf, wie die junge Generation heute verschaukelt wird.

      Mit Ihrem Buch treten Sie für einen "Aufstand der Jungen" ein. Nur ein plakativer Titel?

      Wir brauchen einen solchen Aufstand tatsächlich und zwar gegen einen absolut unfairen Zustand. Es ist doch so: Wir sind eine pragmatische Generation und versuchen, aus allem immer das Beste zu machen. Wir lehnen uns nicht auf. Im Zweifelsfall wandern wir aus. Unsere Generation muss dabei aber aufpassen, dass sie nicht vergessen und von der politischen Agenda verdrängt wird.

      Kommen die Jungen nicht genug zu Wort? Oder haben sie schlicht von den Themen, die sie tangieren, keine Ahnung?

      Man kann von Jugendlichen nicht erwarten, dass sie informierter und engagierter sind als Erwachsene. Aber wenn ich in Schulen zu Gast bin, kriege ich schon mit, wie groß die Angst sogar schon von Schülern ist, später keine Rente mehr zu bekommen. Die Jugendlichen haben das Vertrauen in den Generationenvertrag absolut verloren.

      Werden Jugend-Vertreter wie Sie in politischen Gesprächsrunden eigentlich ernst genommen oder erfüllen Sie da mehr eine Alibi-Funktion?

      Ich gebe mal ein Beispiel: Es gibt einen Nachhaltigkeitsrat, der die Bundesregierung in Fragen einer nachhaltigen Entwicklung berät. Da sitzen allerlei respektable Persönlichkeiten zusammen, aber niemand unter 40. Lange Zeit gab es nicht einen einzigen Jugendvertreter. Dann haben wir - Freunde und ich - massiv Lobbyarbeit betrieben, bis endlich ein Jugendvertreter aufgenommen wurde. Der kam rein - und flog bei der nächsten Ratsrunde gleich wieder raus.

      Wie stark erleben Sie den Druck auf die Parteien, die Belange der älteren Generation zu berücksichtigen?

      Sehen wir uns mal die beiden letzten außerplanmäßigen Rentenerhöhungen an. Das Geld dafür - immerhin jeweils rund zwölf Milliarden Euro - hätte man auch anders verwenden können. Durch den demografischen Wandel werden wir in den kommenden Jahren rund 100 Milliarden Euro allein durch sinkende Schülerzahlen einsparen. Und da ist die Frage: Lassen wir das Geld im Topf und setzen es für eine Bildungsreform ein? Das sorgt bereits für Konfliktstoff. Ich befürchte, dass die junge Generation, schon weil sie einfach kleiner ist, den Kürzeren ziehen wird.

      Was wäre anders, wenn die Jungen mehr Einfluss hätten?

      Machen wir mal ein Gedankenexperiment: Wenn die Generationen der nächsten 200 Jahre heute mitwählen dürften, sähe die Politik - die Energiepolitik , die Finanzpolitik, die Renten- und Sozialpolitik - komplett anders aus. Wir würden die erneuerbaren Energien stärker ausbauen. Die Staatsverschuldung wäre viel geringer. Wir würden mehr in die Zukunft investieren.

      Derzeit konzentriert sich alles Wünschen und Handeln allein auf die Finanzkrise. Wie beurteilen Sie als Jugend-Lobbyist das aktuelle Hilfspaket?

      Tatsächlich ist da nicht nur viel Schatten. Schulden, die jetzt aufgenommen werden, fließen etwa in die energetische Gebäude-Modernisierung oder in Schulen. Dann wiederum gibt es die Abwrackprämie, eine unsinnige Subventionierung einer veralteten Industrie. Zudem sprechen wir über die größte Schuldenaufnahme seit Bestehen dieses Landes. Und die versucht man damit zu rechtfertigen, dass man eine Schuldengrenze ins Grundgesetz einbaut. Eine solche Grenze fordere ich auch in meinem aktuellen Buch. Nur soll die tatsächlich erst 2020 wirksam werden - wenn überhaupt.

      Sie haben an Ihrem Buch vor Einbruch der Finanzkrise gearbeitet. Hätten Sie es mit dem Wissen von heute anders geschrieben?

      Im Prinzip hätte ich es etwa genauso geschrieben, aber wohl noch stärker die Kapitaldeckung bei der Rentenversicherung kritisiert - ich möchte nicht wissen, wie viele Leute darauf gebaut haben, über den Kapitalmarkt ihre Altersvorsorge zu sichern,und wie viele jetzt mit leeren Taschen dastehen.

      Starker Staat, zurückhaltender Staat. Wie hätte ihn die Jugend - wenn wir mal von einer homogenen Gruppe sprechen - denn gern?

      Ich glaube, um die Frage nach "stark" oder "schwach" geht es bei der Generationengerechtigkeit gar nicht. Man muss sich fallweise angucken, wo wir den Staat brauchen und wo nicht. Bei der Kinderbetreuung, bei Schulen und Hochschulen und der Weiterbildung brauchen wir auf jeden Fall einen starken Staat. Hier ist er momentan noch viel zu schwach. Wenn man sich dann aber wieder anschaut, wie die Politik die fossil-atomare Energieindustrie und die Autobranche fördert - da weiß ich nicht, ob der Staat nicht zu viele Steuergelder in einen veralteten Sektor reinpumpt. Die ökologische Staatsverschuldung wiegt dabei tausendmal schwerer als die finanzielle. Gegenüber dem, was wir unseren Kindern da als geplünderten und zerstörten Planeten hinterlassen, ist die aktuelle finanzielle Staatsverschuldung geradezu ein Klacks.

      Interview: Yvonne Globert
      http://www.fr-online.de/top_news/1719622_Politologe-Wolfgang…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 07:11:42
      Beitrag Nr. 3.315 ()
      Gibt nichts mehr her ...
      Bis später.
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 12:57:58
      Beitrag Nr. 3.316 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.688 von Maraho am 10.04.09 15:13:05Guten Tag zusammen,
      etwas dazu. Jetzt ist es soweit ...

      Finanzinvestor-Tochter
      Woolworth stellt Insolvenzantrag

      Die Billigkaufhauskette ist zahlungsunfähig. Damit bestätigt sich, was das Ausscheiden des Kurzzeitchefs Stefan Rohrer nach nur vier Wochen vermuten ließ. Ein bereits vielbeschäftiger Mann wird vorläufiger Insolvenzverwalter.


      Das Amtsgericht Frankfurt teilte am Dienstag den Eingang des Insolvenzantrags mit. Die Führungskräfte von Woolworth waren bereits am Morgen in Frankfurt über die Lage informiert worden, hieß es aus Unternehmenskreisen. Woolworth Deutschland war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

      Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann ernannt, der in der vergangenen Woche das Mandat für den insolventen Autozulieferer Karmann übernommen hatte.

      Woolworth gehört dem britischen Finanzinvestor Argyll Partners. Das Unternehmen betreibt in Deutschland 323 Filialen und hatte zuletzt etwa 11.000 Mitarbeiter. Für das Geschäftsjahr 2007/08 (bis Ende Oktober) war ein Umsatz von rund 900 Mio. Euro angepeilt worden. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Noch im November hatte sich das Unternehmen auf Wachstumskurs gesehen. Allerdings gab der erst Anfang März zum Vorstandschef berufene ehemalige Lidl-Manager Stefan Rohrer seinen Job nach vier Wochen wieder auf. Zu den Gründen machte Woolworth keine Angaben. Die Nachfolge ist noch offen.

      Berichte über geschönte Zahlen

      Laut der "Lebensmittelzeitung" soll Rohrers Abgang in Zusammenhang mit einer unrichtigen Darstellung der Umsatzentwicklung durch Argyll stehen. Dabei sollen Zahlen zur wirtschaftlichen Lage aufgezeigt worden sein, die einer Prüfung nicht Stand hielten, hieß es. Rohrer soll daher keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit gesehen haben.

      Argyll hatte die deutsche Woolworth Ende 2007 von dem Finanzinvestor Electra Private Equity übernommen und begonnen, das Unternehmen zu sanieren. Die Gebäude von 110 Filialen gingen an den US-Investor Cerberus, auch der Rest ist gemietet. Die frühere US-Muttergesellschaft, die in Bremen 1927 ihre erste Filiale in Deutschland eröffnete, hatte das deutsche Geschäft 1998 an Electra verkauft. In den USA gibt es seit 1997 keine Woolworth-Filialen mehr. Die britische Schwester schloss Anfang des Jahres die Pforten der letzten von einst mehr als 800 Läden. 27.000 Mitarbeiter verloren dort in der Insolvenz den Arbeitsplatz.

      Die Geschichte des Kaufhaus-Pioniers Woolworth reicht zurück bis ins Jahr 1879: Der US-Unternehmer Frank Woolworth hatte mit der Idee Erfolg, unterschiedlichste Waren auf einem Verkaufstisch auszustellen und zum Einheitspreis von fünf Cent zu verkaufen. Bis dahin wurde die Ware unter den Ladentischen oder in Regalen hinter den Tischen aufgebaut.

      Die Rezession hat die Probleme vieler Einzelhandelsketten in Deutschland verschärft. Sie erschwert die Aufnahme von Krediten. Vor allem Warenhäuser sind für Experten ein Auslaufmodell. Deren hohe Unterhaltskosten nagen an den mageren Renditen, die Kunden gehen lieber zu Discountern oder Fachhändlern.

      Der Karstadt-Eigentümer Arcandor will daher möglicherweise staatliche Fördertöpfe anzapfen. Arcandor hatte sich vor vier Jahren von den Ketten Wehmeyer, SinnLeffers und Hertie getrennt. Alle drei Unternehmen haben inzwischen Insolvenzantrag gestellt. Bei Hertie soll im April die Entscheidung über die Fortführung der 54 verbliebenen Kaufhäuser fallen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Finanz…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 13:02:04
      Beitrag Nr. 3.317 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.363 von Maraho am 01.04.09 07:10:51In Bezug.

      Schuldenfinanzierte Übernahmen
      LBO-Firmen droht Massensterben
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Kreditkrise schüttelt Private-Equity-Gesellschaften richtig durch: Zahlreiche Unternehmen, deren Übernahme durch Schulden finanziert wurde, brechen zusammen. Laut S&P könnte die Ausfallrate in Westeuropa dieses Jahr auf ein Rekordhoch steigen.


      Die weltweite Rezession dürfte 2009 zahlreiche Unternehmen, die Ziel einer schuldenfinanzierten Übernahme geworden sind, in den Abgrund reißen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) geht davon aus, dass dieses Jahr 90 bis 112 westeuropäische Unternehmen mit einer spekulativen Bonitätsnote von "BB+" oder schlechter ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können.

      Das entspräche einer Ausfallquote von 11,7 bis 14,7 Prozent, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. In der vorangegangenen Schätzung war S&P noch von einer Ausfallquote von 8,7 bis 11,1 Prozent ausgegangen. Sollten sich die Erwartungen erfüllen, würde der alte Höchststand von zwölf Prozent aus den Jahren 2001 bis 2003 übertroffen. Unter diese Kategorie gefährdeter Unternehmen fallen viele Firmen, hinter denen Private-Equity-Gesellschaften stehen.

      S&P hat insgesamt 22 Noten, um die Bonität eines Unternehmens zu bewerten. Die Skala reicht von "AAA" (erstklassige Bonität) bis "D" (Zahlungsausfall). Als Investmentgrade gelten die obersten zehn Stufen bis "BBB-". Hier werden Zahlungsausfälle als relativ unwahrscheinlich angesehen.

      Exzesse der Boomzeit rächen sich

      Die düstere Prognose legt nahe, dass die Private-Equity-Branche jetzt für ihre riskanten Transaktionen der Vergangenheit büßen muss. Die Beteiligungsgesellschaften überboten sich in den Boomjahren regelrecht bei der Übernahme von Unternehmen und bürdeten die Schuldenlast den Zielobjekten auf. Im Zuge der Kreditkrise rächen sich diese schuldenfinanzierten Akquisitionen (Leveraged Buy-Outs, LBOs): Zahlreiche Firmen brechen unter der Zinslast zusammen, was bei ihren PE-Eignern zu großen Abschreibungen führt.

      LBO-Firmen sind laut S&P besonders gefährdet. Die Ratingagentur leitet das ab aus einem Vergleich der Ausfallraten von Unternehmen mit einem Credit Estimate und einem regulären Rating. Ein Credit Estimate ist eine Bonitätseinschätzung auf vertraulicher Basis, die sich an Investoren richtet, die in Verbindlichkeiten des jeweiligen Unternehmens investieren. Nach Angaben von S&P standen 2008 hinter 93 Prozent aller Gesellschaften mit einem Credit Estimate Private-Equity-Investoren. Die Credit-Estimate-Ausfälle sind mit anderen Worten ein guter Indikator für die Finanzkraft der LBO-Unternehmen.

      Laut S&P lag die Ausfallrate bei Credit Estimates im vergangenen Jahr mit 4,76 Prozent deutlich höher als die 3,42 Prozent, die bei Unternehmen mit einem öffentlichen Rating von "BBB-" und schlechter anfiel. "Dieser Trend wird sich unserer Meinung in der nächsten Abschwungsphase des Kreditzyklus fortsetzen", schrieben die S&P-Experten.

      "Das liegt (...) daran, dass die durchschnittliche Kreditqualität von Credit Estimates eine Stufe unter der der Kreditratings liegt, da LBOs im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmensfinanzierungen typischerweise aggressivere Strukturierungen und schwächere Kreditratios aufweisen", hieß es in dem Bericht.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Schul…
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      schrieb am 14.04.09 13:09:30
      Beitrag Nr. 3.318 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.962.108 von Maraho am 14.04.09 05:59:49In Anlehnung.

      14.04.2009 09:39:49
      ROUNDUP/Deutschland: Industrieumsätze auch im Februar eingebrochen

      WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Talfahrt der deutschen Industrie hat sich im Februar noch verschlimmert. Die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe sackten im Vergleich zum Vorjahr arbeitstäglich bereinigt um 23,3 Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Dies sei der stärkste Einbruch gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1991. Damit beschleunigte sich das Tempo des Einbruchs noch: Im Januar waren die Umsätze um - revidierte - 19,9 Prozent weggebrochen.

      Im Februar gab vor allem der Auslandsumsatz nach: Er brach um 27,5 Prozent ein. Im Inland erlösten die Unternehmen 19,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Am stärksten spürten wie im Januar die Autohersteller und ihre Zulieferer die Wirtschaftskrise: Ihr realer Umsatz sank im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 39,6 Prozent. Bei Metallerzeugern und -bearbeitern gab es ein Minus von 29,9 Prozent, der Maschinenbau verlor 22,3 Prozent. Chemiehersteller setzten 25,8 Prozent weniger um als im Februar 2008.

      Auf Monatssicht sank der reale Umsatz saison- und arbeitstäglich bereinigt um 4,3 Prozent nach einem Rückgang von 6,6 Prozent im Januar 2009. Hier gab es im Geschäft mit inländischen Abnehmern Einbußen von 4,6 Prozent, die Auslandsumsätze gaben um 3,8 Prozent nach.

      Die Bundesregierung lud angesichts der Wirtschaftskrise Topmanager und hochrangige Vertreter von Verbänden und Wissenschaft erneut zu einem Spitzentreffen ins Kanzleramt ein. Bei der Gesprächsrunde am Mittwoch kommender Woche (22. April) gehe es um eine Beurteilung der aktuellen Lage sowie die Einschätzung, welche Wirkung die bisher beschlossenen Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur entfaltet haben, bestätigte das Bundespresseamt in Berlin. Die Vorbereitung eines weiteren Konjunkturpakets sei hingegen nicht Thema des Treffens, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

      jb/jha/mi/DP/jkr
      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&dpasubm=&an…
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      schrieb am 14.04.09 13:15:51
      Beitrag Nr. 3.319 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.961.852 von Groupier am 13.04.09 23:17:03In Bezug.

      Doktor Joe und die Schwerkraft
      von weissgarnix, 14. April 2009

      Ich habe gerade H.Ch. Binswangers “Die Wachstumsspirale” zu Ende gelesen, und bin nur mäßig begeistert. Der ehrenwerte Herr Professor emeritus schreibt zwar einerseits recht forsch gegen den Mainstream an, bleibt ihm aber dann andererseits doch irgendwie recht merkwürdig verhaftet. Und an den Stellen, wo er sich den Implikationen seiner Thesen voll bewußt wird, flüchtet er sich dann in die üblichen Allgemeinplätze à la “Die Abwanderung von Wachstum in die Emerging Markets wird in den Industrieländern zu sozialen Spannungen führen” und dergleichen. Das Buch gleicht insgesamt einer Art “schaumgebremsten” Variante von Paul C. Martins “Der Kapitalismus - Ein System, das funktioniert”. Aber immerhin: In einem Punkt ist auch Binswanger absolut unmißverständlich, nämlich dass der Kapitalismus nur “Wachstum” oder “Einbruch” kennt, aber kein “stabiles Nullwachstum auf hohem Niveau”, von dem im Mainstream noch immer einige zu träumen scheinen.

      Besonders interessant fand ich jedoch eine Fußnote, in welcher der Herr Professor aus der Dissertation seines wohl berühmtesten Schülers zitiert, eines gewissen “Josef Ackermann”. Der gab anno 1977 unter dem Titel “Der Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen - eine theoretische Analyse” u.a. folgendes zum Besten:

      “Da das Geld in Form von Sichteinlagen bei den Banken durch die Gewährung von Krediten der Banken entsteht, die Forderungen darstellen, und die Sichteinlagen Forderungen der Kreditnehmer und damit Schulden der Banken sind, heben sich bilanztechnisch Schulden und Forderungen gegenseitig auf. Der volkswirtschaftliche Vermögenszuwachs, der sich aus der Kreditgewährung der Banken ergibt, scheint daher Null zu sein. Dies entspricht aber nicht der Wirklichkeit der heutigen Geldordnung, da die Sichteinlagen der Kreditnehmer bzw. die Banknoten - wenn man das gesamte Bankensystem, also Banken und Zentralbanken zusammen, betrachtet - nicht mehr eingelöst werden können. [...] Aber die Schulden des Bankensystems als ganzes sind, weil sie nicht (mehr) eingelöst werden müssen, mit Null zu bewerten. Durch die Kreditgewährung entstehen daher neue Forderungen, aber keine neuen Schulden im Sinne der effektiven Vermögensbilanz. Somit steigt das volkswirtschaftliche Vermögen um die Menge der Kredite, die die Banken gewähren!”

      Zunächst mal: Doktorand Ackermann bewies mit dieser Erkenntnis eine enorme Weitsicht, und natürlich ist ihm prinzipiell zuzustimmen.

      Das klitzekleine Problem aber, das er - zumindest im obigen Passus - leider total ausgeklammert ist, dass die Schulden des kompletten Kreditsektors inkl. der Zentralbank zwar nicht rückzahlbar sein mögen, die der einzelnen Banken aber natürlich sehr wohl! Und natürlich unterliegen die einzelnen Banken diesbezüglich sehr wohl einer Bilanzierungs- bzw. Passivierungspflicht, was nichts anderes bedeutet, als dass sie pleite gehen, wenn diesen Schulden nicht mehr nachgekommen werden kann oder sie ihrer Höhe nach das Vermögen der Bank übersteigen.

      Und das bringt uns zur aktuellen Bankenkrise und der Interessensvertretung des deutschen Kreditsektors in Berlin namens “Bundesregierung”. Denn Doktorand Ackermann weist natürlich mit der obigen Passage sehr wohl einen möglichen Weg, wie man Bankschulden und damit Bankenkrisen tatsächlich “aus der Welt” schaffen könnte: Indem man nämlich das 2-stufige Bankensystem unter dem Dach der Zentralbank konsolidiert, und alle Geschäftsbanken dann nur noch als rechtlich unselbständige Filialen der Zentralbank agieren. Warum eigentlich nicht? - Dann wäre Ackermanns obige Aussage tatsächlich in der Praxis verwirklicht, und wir hätten nie, nie wieder eine Bankenkrise. Das wäre doch mal ein Lösungsvorschlag “out of the box” fürs nächste Konsultationstreffen mit Angie und Peer, oder?

      Quelle: http://www.weissgarnix.de/?p=2006#more-2006
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      schrieb am 14.04.09 13:28:28
      Beitrag Nr. 3.320 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.964.257 von Maraho am 14.04.09 13:09:30Noch etwas hierzu und dann ...

      Jobangst
      In der Industrie beginnt jetzt das große Zittern
      Von Jens Hartman und Jan Hildebrand

      Deutschlands Industrieunternehmen wollten mit Kurzarbeit durch die Krise steuern und so Entassungen vermeiden. Doch immer mehr Firmenlenkern schwant, dass sie zu härteren Maßnahmen greifen müssen – um den Preis, die besten Leute zu verlieren. Es ist die Zeit des Stellenabbaus. Und sie hat gerade erst begonnen.


      Als sicher galten die Jobs im Sindelfinger Werk des Auspuffproduzenten Eberspächer seit längerem nicht mehr. Seit der einzige Kunde Daimler nebenan die Produktion gedrosselt hat, werden kaum noch Rohre gebraucht. Aber damit rechneten die Beschäftigten dann doch nicht: „Du, die bauen hier die Maschinen ab“, rief ein Mitarbeiter aufgeregt am Sonntag einen Eberspächer-Betriebsrat an. Er hatte zufällig beobachtet, wie Arbeiter einer externen Firma Schweißroboter in der Halle abmontierten und auf die Ladefläche eines Lkw hievten: Die Geschäftsführung ließ die Arbeitsplätze einfach abmontieren.

      „Es ist schon ziemlich ungewöhnlich, dass ein Arbeitgeber Stellenabbau forcieren will, indem er am Wochenende die Maschinen abbauen lässt und die Mitarbeiter dann in die Werkshalle kommen und feststellen, dass ihr Arbeitsplatz im wahrsten Sinne des Wortes weg ist“, empört sich Detlef Schwoon, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall in Stuttgart. Eine Sprecherin von Eberspächer räumte nun nach dem Eklat ein, man sei „völlig übereilt vorgegangen: Das entspricht nicht dem Stil unseres Hauses.“ An dem Entschluss, das Werk zu schließen, wird sich allerdings nichts ändern. Die wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb sei „nicht mehr gegeben“.

      Auch wenn das Vorgehen bei dem Traditionsunternehmen außergewöhnlich ist, der Umstand, dass Personal abgebaut wird, ist es längst nicht mehr. Immer mehr Industrieunternehmen kündigen Stellenstreichungen an. Der Autozulieferer Continental will sich von 1900 Mitarbeitern trennen, beim Stahlkonzern ThyssenKrupp sind es bis zu 2000 Beschäftigte, beim Porzellanhersteller Villeroy & Boch 900, beim Bremsenfabrikanten Knorr-Bremse 500. Die Liste wird täglich länger.

      „Es ist zu erwarten, dass jetzt in vielen Industrieunternehmen der Personalabbau beginnt“, sagt Ralf Moldenhauer, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) stützen seine Vermutung. Im März waren in Deutschland 3,58 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 78?000 mehr als vor einem Jahr. Die größten Zuwächse gab es in Baden-Württemberg – einem Bundesland, in dem die kriselnden Branchen Auto und Metall stark vertreten sind.

      Zwar wählen viele Firmenchefs die Kurzarbeit noch als Puffer. Seit Oktober gingen bei der Bundesagentur rund 2,2 Millionen Anzeigen für Kurzarbeit ein, 670?000 davon im März. Doch die Maßnahme stößt an ihre Grenzen. Die meisten Betriebe könnten damit keine zwölf oder 18 Monate finanziell durchhalten, sagt Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser. „Mit Kurzarbeit und anderen flexiblen Instrumenten kann man sich nur Zeit kaufen.“

      „Wenn im zweiten Quartal kein Aufschwung festzustellen ist, dann müssen die Unternehmen im Sommer reagieren. Und bisher ist leider kein Aufwärtstrend in Sicht“, sagt Berater Moldenhauer von Roland Berger. Und deshalb reagieren viele bereits jetzt – mit teilweise drastischen Maßnahmen. Conti will etwa das Reifenwerk in Hannover-Stöcken schließen und 780 Mitarbeiter nach Hause schicken. Zuvor hatte der Konzern bereits versucht, mit Kurzarbeit, dem Abbau von Überstunden und der Trennung von Leiharbeitern gegenzusteuern.

      Prekär ist die Lage auch in anderen Branchen. So ist der Weltmarkt für Druckmaschinen zusammengebrochen, ein Desaster für die exportorientierten deutschen Unternehmen. „Es gab zwar schon mehrere Krisen, die Situation war aber noch nie so dramatisch wie jetzt“, sagt Stefan Maichl, Analyst bei der LBBW. Der Experte der Stuttgarter Landesbank rechnet nicht mehr mit einer Trendwende in diesem Jahr. Weltmarktführer Heidelberger Druckmaschinen hat deshalb kürzlich angekündigt, insgesamt 5000 der 20?000 Jobs abzubauen. Konkurrent Manroland plant den Abbau von 1000 seiner weltweit 8800 Jobs. Der Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, die Nummer 3 der Branche, hatte im Vorjahr bereits 400 Stellen gestrichen, in diesem Jahr sollen weitere 800 der 7800 Stellen wegfallen.

      Unternehmen stellen nun selbst Beschäftigungssicherungsverträge, die bisher als sakrosankt galten, infrage. Als „Präzedenzfall“ bezeichnet Mirko Geiger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Heidelberg, die Kündigung des „Tarifvertrags zur Zukunftssicherung“ durch Heidelberger Druck zum 30. Juni. Eigentlich galt das Abkommen, das eine Beschäftigungsgarantie beinhaltet, bis Ende März 2012. Der Vorstand beruft sich nun auf eine Härteklausel aufgrund der außerordentlich schlechten wirtschaftlichen Situation. „Kurzarbeit und Abfindungen sind als Alternative zu den Kündigungen nicht mehr ausreichend“, sagt Vorstandschef Bernhard Schreier.

      „Wir werden nun prüfen, ob wirklich alle Maßnahmen ausgeschöpft worden sind“, entgegnet Gewerkschafter Geiger und kündigt für die kommenden Wochen harte Verhandlungen mit der Konzernspitze an. 6000 „Heidelberger“ demonstrierten bereits vor den Werkstoren gegen den Kahlschlag. Die Aufkündigung solcher Abkommen hält Geiger für „grundsätzlich problematisch“. Schließlich seien sie getroffen worden, um den Mitarbeitern auch für schlechte Zeiten Sicherheit zu geben. „Und die Mitarbeiter sind damals, indem sie etwa auf Gehaltserhöhungen verzichtet oder längere Arbeitszeiten akzeptiert haben, in Vorleistung getreten.“ Auch Betriebsratschef Rainer Wagner ist empört: „Das wäre so, als wenn man einen Regenschirm hat und den dann weggenommen bekommt, wenn es auf einmal schüttet.“

      Der Verlauf bei Heidelberger Druck ist typisch für viele Unternehmen: Zunächst reagierten die Firmen mit einem Einstellungsstopp, dann wurden Leiharbeiter entlassen, befristete Verträge nicht mehr verlängert, es folgte Kurzarbeit, die im Konzern ausgeweitet wurde – und nun geht es an die Stammbelegschaft.

      Das Problem: Abbauprogramme basieren meist auf sozialen Auswahlkriterien. Also müssen in der Regel als erstes jüngere Mitarbeiter gehen, in deren Aus- und Weiterbildung das Unternehmen viel investiert hat. „Alle reden über chronischen Ingenieurs- und Facharbeitermangel in Deutschland“, sagt Betriebsrat Wagner. „Wenn man nun qualifizierte Kräfte entlässt, setzt man die Zukunft des Unternehmens aufs Spiel.“

      Doch wann kommt der Aufschwung nach der Krise? „Viele Firmen rechnen nun damit, dass sie nach Durchschreiten der Talsohle nicht so schnell wieder das Niveau von 2008 erreichen werden“, sagt Moldenhauer von Roland Berger. Das schwant auch Raimund Klinkner, dem Chef des Bremsenherstellers Knorr-Bremse. Im Rekordjahr 2008 hatte der Münchner Konzern seinen Personalstand noch um 1000 Mitarbeiter kräftig erhöht. In der Krise auf dem Lkw-Markt muss Klinkner nun gegensteuern. Er reduzierte die Zahl der Mitarbeiter um 500, in den kommenden Monaten sollen weitere 500 Jobs abgebaut werden.

      „Wenn klar ist, dass sich der künftige Absatz bei 80 Prozent einpendelt, muss ein Unternehmen die Kapazitäten entsprechend anpassen, um überlebensfähig zu sein“, erläutert Berater Moldenhauer. Das trifft auf Großkonzerne wie ThyssenKrupp und Conti zu, die Tausende Stellen abbauen. Aber auch bei mittelständischen Firmen, die bislang das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildeten, bricht sich oft Pessimismus Bahn. Einer aktuellen Mittelstands-Umfrage von Creditreform zufolge wollen 17,2 Prozent der befragten Unternehmen Arbeitsplätze streichen. „Nachdem drei Jahre lang diejenigen Unternehmen in der Mehrzahl waren, die ihren Personalbestand aufstocken wollten, hat diese Entwicklung nun gedreht“, schreiben die Creditreform-Experten in ihrer Analyse. Die meisten Stellen werden der Erhebung zufolge im verarbeitenden Gewerbe wegfallen. Knapp ein Viertel der mittelständischen Industrieunternehmen hege ernsthafte Pläne, Mitarbeitern zu kündigen.

      So kommen die Meldungen über Stellenabbau vor allem aus den Branchen, in denen zuerst Kurzarbeit angemeldet wurde: der Autoindustrie, den Stahlkochern, Chemiefirmen. Berater Moldenhauer rechnet aber auch in anderen Wirtschaftszweigen mit Problemen. „Die Krise wird sich auch im Portemonnaie der Menschen bemerkbar machen. Das könnte sich ab Herbst auch auf die Tourismusbranche und Konsumgüterindustrie auswirken.“ Einige Unternehmen versuchen nämlich, einen Stellenabbau durch Einschnitte bei den Löhnen zu vermeiden.

      So hat der Chemiekonzern Lanxess seit März für 5000 Tarifmitarbeiter die 35 Stunden-Woche eingeführt. Zudem wird es in diesem Jahr keine Bonuszahlungen geben. „Zugeständnisse bei den Personalkosten können Stellenstreichungen eine gewisse Zeit hinauszögern“, sagt Berater Moldenhauer. Er rechnet damit, dass viele Firmen künftig nicht mehr den Lohn ihrer Beschäftigten, die in Kurzarbeit sind, aufstocken werden. Bisher hatten das noch viele getan. So wird auch beim Daimler-Konzern, der in diesem Jahr zwei Milliarden Euro an Personalkosten einsparen will, darüber diskutiert, diese Zuschläge abzuschaffen.

      Im Sindelfinger Werk des Zulieferers Eberspächer befinden sich die 56 Mitarbeiter noch, parallel zu den Beschäftigten von Daimler nebenan, bis Ende des Monats in Kurzarbeit Null. Zur Arbeit kommen sie dennoch. Sie bewachen rund um die Uhr die verbliebenen elf Schweißroboter, ihre Arbeitsplätze. „Damit das Unternehmen nicht vor den Verhandlungen über einen Sozialplan Fakten schafft“, wie Gewerkschafter Schwoon sagt. Er hoffe nicht, dass Arbeitgeber „solche Nacht- und Nebelaktionen“ als probates Mittel sehen, um Arbeitsplätze abzubauen. „Wenn das Beispiel Eberspächer Schule macht, können wir ja keinen Betrieb in Deutschland mehr unbewacht lassen.“

      Mitarbeit: Carsten Dierig, Frank Seidlitz
      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3553093/In-der-Indus…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 13:38:24
      Beitrag Nr. 3.321 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.962.101 von Maraho am 14.04.09 05:16:40Mit dezentem Unterton ... ;)

      Goldman Sachs verdient 1,8 Milliarden US Dollar

      Im abgelaufenen ersten Quartal hat das US Investmenthaus Goldman Sachs deutlich mehr verdient als dies vom Markt erwartet wurde. Nach Wells Fargo sind nun also auch die anderen Großbanken wieder zur “Normalität” zurückgekehrt. Das weckt weltweit Hoffnungen das das Schlimmste nun wirklich überstanden ist und die Weltwirtschaft einer breiten Erholung entgegen strebt. Die Wallstreet ist tot - es lebe die Wallstreet! …hieß es heut in der Presse, und genau das dürfte es auch sein was Goldman Sachs mit diesen Zahlen untermauern wird. Denn die US Investmentbank ist eigentlich eine der letzten Überlebenden der Krise. Neben Morgan Stanley und JP Morgan.

      Goldman, die als Letzte der Wall Street-Firmen an die Börse gegangen war, hat sich von ihren Verlusten im vierten Quartal erholt und in den ersten drei Monaten dieses Jahres 1,8 Mrd. Dollar eingefahren. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was Analysten geschätzt hatten. Der Gewinn stellte sich trotz magerer Ergebnisse in einigen der Kernbereiche der Firma ein: Erfolgsgebühren bei Hedge Fonds waren praktisch nicht vorhanden, im Eigengeschäft wurde ein Nettoverlust von 1,4 Mrd. Dollar verbucht und die gedrückten Märkte für Aktien und Fusionen und Akquisitionen zogen die Gebühren im Investment Banking und die Einnahmen im Bereich Prime Brokerage, dem Handel, der Wertpapierleihe und der Verrechnung für Hedge Fonds, in Mitleidenschaft.

      Ganz so glänzend sin die Zahlen dann aber unter Berücksichtigung der kürzlich umgestellten Bilanzierungsrichtlinein von Goldman Sachs auch nicht. Das neu Geschäftsjahr der Bank läuft nun von Januar bis Dezember. Im vergangenen Dezember musste die Bank aber noch einen Verlus in höhe von einer Milliarde Dollar verbuchen die aber weder in der Bilanz 2008 als auch in der des neuen Geschäftsjahres auftauchen wird. Das hilft natürlich ungemein bei der künftigen Bilanzierung. Denn ebenso wie bei Morgan Stanley konnten in diesen Dezember 2008 somit die gesamten Altlasten gepackt werden.

      Man spielt zwar nicht ganz mit offenen Karten in den USA, aber grundsätzlich ist das schon in Ordnung, denn was die Welt am dringendsten braucht ist nach wie vor das Vertrauen in ein funktionierendes Bankensystem. Und das wird gerade wieder hergestellt. Alle Großbanken der USA haben den sogenannten Stresstest überstanden und werden wohl überleben. Zwar hieß es das eventuell weitere Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen, aber das sollte sich verglichen mit den letzten Monaten in Grenzen halten…Es geht wieder aufwärts!

      Quelle: http://www.investorsinside.de/

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 17:49:00
      Beitrag Nr. 3.322 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.891 von Maraho am 09.04.09 19:10:56Guten Abend zusammen,
      und los geht`s ...

      Amerika in der Krise
      US-Konsumenten treten in Käuferstreik
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Einzelhändler überbieten sich in den USA mit Rabatten, doch der Kunde zeigt sich unmotiviert: Im März brachen die Umsätze ein. Die Wirtschaftsberaterin von Präsident Obama fürchtet für das erste und das zweite Quartal Schlimmes.


      Der US-Wirtschaft droht im ersten Quartal ein scharfer Abschwung. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Staaten im vierten Quartal bereits um 6,3 Prozent schrumpfte, rechnet Richard Fisher, Präsident der Distriktnotenbank Dallas, mit einer weiteren schlimmen Zahl: "Die Konjunkturdaten sind düster. Für das erste Quartal erwarte ich einen schwindelerregenden Rückgang", sagte Fisher am Dienstag. Zudem wiederholte er seine Prognose, dass die Arbeitslosenquote von 8,5 auf mehr als 10 Prozent steigen werde.

      Am Dienstag veröffentlichte Konjunkturdaten unterstrichen das Bild: Die Einzelhandelsumsätze fielen im März überrasched um 1,1 Prozent. Im Februar hatten sie noch um revidiert 0,3 Prozent zugelegt. Zudem gingen die Großhandelspreise gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent zurück. "Wegen der steigenden Arbeitslosigkeit und der schleppenden Kreditvergabe der Banken halten sich die Haushalte mit Ausgaben zurück", sagte Nigel Gault, Chefvolkswirt USA beim Researchhaus IHS Global Insight. Der private Konsum macht rund 70 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts aus.

      Deflation-, keine Inflationsgefahr

      Die Vereinigten Staaten befinden sich seit Dezember 2007 in der Rezession. Besonders dramatisch ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote liegt auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. Wegen der großen Jobunsicherheit halten die Haushalte ihr Erspartes zusammen und schränken ihren Konsum ein. Rabatte der Einzelhändler und Autofirmen verpuffen deshalb - was den Abwärtssog der Volkswirtschaft vergrößert.

      Angesichts des schwachen Konsums sind Volkswirte nicht nur für das erste Quartal pessimistisch gestimmt. Auch im zweiten könnte ein großer Rückgang drohen: "Die US-Wirtschaft ist immer noch krank. In den kommenden Monaten werden weiter Stellen verloren gehen. Die BIP-Zahlen für das erste und das zweite Quartal werden sicherlich sehr schlecht ausfallen", sagte Obama-Wirtschaftsberaterin Christina Romer dem Fernsehsender NBC.

      Der Rückgang der Großhandelspreise verdeutlicht die Deflationsgefahr, mit der sich die USA konfrontiert sieht. Kritiker werfen der Notenbank Fed vor, durch die Ausweitung der Geldmenge mittelfristig die Inflation anzuheizen. Fed-Chef Ben Bernanke wehrte sich in einer Rede am Dienstag gegen die Vorwürfe. "Sobald sich die Wirtschaft erholt, könnte die Liquidität der Fed eine Inflationsgefahr darstellen. Allerdings haben wir die Mittel, die überschüssige Liqudität abzuschöpfen. Zudem werden wir rechtzeitig die Zinsen wieder anheben", sagte Bernanke. Derzeit liegt der Leitzins bei 0 bis 0,25 Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Amerika-in-der-Kris…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 17:58:45
      Beitrag Nr. 3.323 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.814.088 von Maraho am 20.03.09 17:35:55In Bezug.
      Was sind denn das jetzt für Merkwürdigkeiten?

      Konjunkturelle Unsicherheit
      DIW verzichtet auf Prognose für 2010

      Umstrittener Schritt der Berliner Konjunkturforscher: Weil die gegenwärtige Lage so unsicher ist, geben die Experten des DIW lieber keine Wachstumsprognose für 2010 ab. Ifo-Chef Sinn meint dagegen: Alles wird noch viel schlimmer.


      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wird in seiner Frühjahrsanalyse keine Vorhersage für das kommende Jahr machen, kündigte DIW-Präsident Klaus Zimmermann am Dienstag in Berlin an. In der gegenwärtigen Lage mit extrem großen Unsicherheiten sei eine quantitative Prognose "nicht sinnvoll".

      Seit der Verschärfung der Finanzkrise laufen seiner Meinung nach alle Vorhersagen der tatsächlichen Entwicklung drastisch hinterher. "Sämtliche Prognostiker - das DIW Berlin inbegriffen - haben die Entwicklung in all ihrer Dramatik so nicht vorausgesehen. Die Makroökonomik befindet sich in einem Erklärungsnotstand", sagte er.

      Zimmermann hatte bereits vergangenen Dezember für den zeitweiligen Verzicht auf Wachstumsprognosen plädiert. Der Ökonom regte damals an, die Prognosen eine Zeit lang auszusetzen, weil diese momentan wenig zuverlässig seien und die negative Stimmung noch zu verstärken drohten. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Prognosen selbst bewahrheiteten. In den Konjunkturmodellen seien Finanzkrisen nicht berücksichtigt.

      Besonders heftig hatte damals Hans-Werner Sinn protestiert, der Chef des Münchner Ifo-Instituts. Er würde nicht auf Prognosen verzichten, nur um die Öffentlichkeit zu beruhigen, sagte er.

      Sinn scheut Prognosen nicht - er zeichnet ein düsteres Bild für die Bundesrepublik: Nach Ansicht des Ifo-Chefs wird Deutschland der US-Konjunktur mit einer Verzögerung von etwa eineinhalb Jahren folgen. "Wir werden frühestens im Winter 2010 da sein, wo die USA im letzten Herbst waren - die Arbeitslosigkeit wird dramatisch steigen", sagte er. Daher sei ein drittes Konjunkturpaket notwendig. "Für den Winter und 2010 brauchen wir das dritte Konjunkturprogramm, jetzt aber noch nicht."

      Andere Wirtschaftsforscher glauben, dass die Konjunktur 2010 aber allenfalls stagnieren werde. Das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) prognostiziert ein Minus von 0,1 Prozent. Das Hamburger HWWI geht sogar von einem Wachstum von 1,0 Prozent aus.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/:Konjunkturelle-Unsicherheit-DIW-v…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 18:02:38
      Beitrag Nr. 3.324 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.964.446 von Maraho am 14.04.09 13:38:24Genaueres hierzu.
      Wen es interessiert, bitte sehr ...

      Erstes Quartal der Banken
      Wie Goldman wieder Milliarden verdient
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Weltwirtschaft taumelt, Millionen Amerikaner verlieren ihren Job - und Goldman Sachs fährt einen zehnstelligen Gewinn ein und will sogar Staatsgeld zurückzahlen. FTD.de erklärt, wie das Wall-Street-Haus positiv überraschen konnte.

      Goldman Sachs hat die Märkte wieder einmal erstaunt: Früher als erwartet gab das Wall-Street-Haus Einblick in die Ergebnisse des ersten Quartals: Mit einem Nettogewinn von 1,81 Mrd. $ - oder 1,66 Mrd. $ nach Abzug der Dividendenzahlungen für Vorzugsaktionäre - übertraf das Geldhaus die Erwartungen der Analysten. "Angesichts des schwierigen Marktumfeldes sind wir mit unseren Resultaten zufrieden", sagte Goldman-Sachs-Vorstandschef Lloyd Blankfein.

      Nicht nur die soliden Ergebnisse hinterließen Eindruck: Goldman Sachs kündigte zudem an, über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung die Rettungsgelder des Staates zurückzuzahlen.

      FTD.de analysiert die Resultate der Goldmänner.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Erste…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 18:12:27
      Beitrag Nr. 3.325 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.962.105 von Maraho am 14.04.09 05:45:46Hallo Maraho,


      Wenn wir zahlen Seit\' an Seit\'--Wenn wir kassieren bleibt`s unter uns--könnte man noch hinzufügen. So sieht es wohl in der täglichen Bankster-Praxis aus.

      \"Das Regierungspersonal kann einem fast leid tun. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück sind Getriebene, sie verwickeln sich in Widersprüche und ändern in schneller Folge ihren Kurs. Weder kann Merkel das mit ihrer Taktik verbergen, sich auf wolkige Allgemein- und Gutsätze zu beschränken.\"

      Tja, mehr hat sie halt nicht drauf,unsere Angie,woher auch! Hat sie auch nicht gelernt bei ihrer letzten Kadertruppe der FDJ.
      Normalerweise ist es ja egal, ob in einem Land wie dem unseren Vollidioten, ehemalige FDJ-Sekretäre oder gefeuerte Bundesliga-Trainer an der Regierung sind oder nicht. Nicht aber in Krisenzeiten wie diesen, die möglicherweise in einer Katastrophe enden werden. Ein Zitat:


      Von Dr.-Ing. Artur P. Schmidt
      Dienstag, 14. April 2009
      Die USA verkauften 27 Billionen USD an toxischen Kredit-Bündelungs-Produkten in alle Welt. Der Erfolg basierte darauf, dass jede Minute ein neuer Trottel als Käufer gefunden wurde - zur Finanzierung des maroden US-Imperiums. Mit dem Prozess der Globalisierung wurde die Idiotisierung der Finanzmärkte internationalisiert. Heute sind viele Banken nur noch Leichenschauhäuser." und aus dem gleichem Artikel:

      Wie krank muss ein System sein, welches im Herbst 2008 noch 70 Milliarden USD an Boni bezahlt, also etwa 10 % des amerikanischen Rettungspaketes, während US-Banken reihenweise untergehen oder unter die Fittiche des Staates fliehen

      "Und das bringt uns zur aktuellen Bankenkrise und der Interessensvertretung des deutschen Kreditsektors in Berlin namens “Bundesregierung”."

      Mein Fazit: wie "krank" muß eine Regierungschefin sein, die selbst heute nicht erkennt, daß es sich hier um einen "systemischen Betrug" des gesamten Banken-und Eliten-Sektors handelt und nicht um ein systemischen Unfall des Systems. Und wie dumm muß diese Frau sein, daß sie sich heute noch von diesen "Dieben" persönlich beraten läßt.

      Ein Kommentar von Heribert Prantl aus der Sueddeutschen zeitung von heute :

      Erst versagen sie, jetzt stehlen sie sich aus der Verantwortung: Bei den Bankern mangelt es an Selbstkritik, dem Eingeständnis von Fehlern - und an einem Schuldbekenntnis.


      Aber Dr. Ackermann hat schon die Lösung des Problems:

      "Aber die Schulden des Bankensystems als ganzes sind, weil sie nicht (mehr) eingelöst werden müssen (KÖNNEN, möchte ich hinzufügen), mit Null zu bewerten. Durch die Kreditgewährung entstehen daher neue Forderungen, aber keine neuen Schulden im Sinne der effektiven Vermögensbilanz. Somit steigt das volkswirtschaftliche Vermögen um die Menge der Kredite, die die Banken gewähren!”

      Na prima, kann man da nur noch sagen, das ist doch Lösung:
      Immer her mit den Krediten, müssen ja nicht mehr eingelöst werden!
      Warum erhält nicht jeder Haushalt 1 Million Euro und für jedes Kind eine weitere (sozusagen als Kindergeld :laugh:). Woran klemmt es denn ? Hab ich da etwas übersehen oder falsch verstanden ?

      Vielleicht habe ich übersehen, daß wir ja (in)offiziell in einer 2-Klassengesellschaft leben. Wir haben :

      1. ein 2-Klassiges Gesundheitssystem
      2. ein 2 " " Bildungssystem
      3. ein 2 " " Justizsystem und halt neuerdings auch
      4. ein 2 " " Bankensystem . Warum auch nicht. Paßt doch.

      Schulden müssen nur vom Mittelstand abwärts, d.h. von ca. 90 % des Volkes zurückbezahlt werden, natürlich inkl. Zinsen ! Da gilt die Vermutung von Herrn Dr. Ackermann natürlich nicht hinsichtlich der Nicht-Zurückbezahlbarkeit. Nur der Rest bedient sich kostenlos.
      Das ganze ähnelt immer mehr einer Wiedergeburt des Feudalismus.
      Die Regierung als 100 % Erfüllungsgehilfe der Bankster.

      Dazu paßt auch eine Aufstellung in der Bild über die Zinssätze in der BRD von heute:
      Banken zahlen 1.25 % (in den USA ja noch deutlich weniger) und vergeben Dispokredite für, na ja, sagen wir mal so zwischen 12-14 %, Ratenkredite so zwischen 6-8.5 % :laugh:
      Das sind Gewinnmargen, die es in unserer Geschichte noch nie gegeben hat und diese werden von den Bürgern bezahlt, jeden Tag !
      Wir haben sogar ein Verbraucherschutzministerium, welches diesen schon kriminellen Tatbestand noch nicht einmal kommentiert, sich aber dafür einsetzt, daß demnächst sogar "Mogelpackungen" wieder in den Handel kommen dürfen. Nun ja, der letzte Minister in diesem (völlig überflüssigen) Amt war ja auch mehr mit seiner persönlichen Fortpflanzung beschäftigt, als mit seinem Job.
      Korruption, Betrug, Bestechung und Lügen, wo man hinsieht.
      Wundert mich langsam, daß die Masse des Volkes noch jeden Morgen aufsteht, pünktlich zur Arbeit geht, seine Steuern und Abgaben bezahlt und friedlich bleibt, und dieses Polit-Funktionärs-Pack auch noch wieder wählt - wundert mich wirklich .
      Fragt sich nur, wie lange noch.
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 18:31:41
      Beitrag Nr. 3.326 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.618 von Looe am 14.04.09 18:12:27Guten Abend Looe,
      sei nachsichtig, denn sie wissen nicht, was sie tun! ;)
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 18:49:15
      Beitrag Nr. 3.327 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.955.900 von Maraho am 11.04.09 11:00:38In Bezug hierauf ...

      Inflationsgefahr
      Ökonomen-Ohrfeige für Steinbrück

      Wirtschaftswissenschaftler der unterschiedlichsten Denkschulen zweifeln am ökonomischen Sachverstand von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Es sei "absurd", nun die Angst vor steigender Inflation zu schüren. Was drohe, sei eine Deflation - und die kann wesentlich verheerender sein.

      Düsseldorf - Führende Ökonomen in Deutschland haben die jüngsten Inflationswarnungen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) kritisiert und zugleich vor einer drohenden Deflation gewarnt. Der Hinweis Steinbrücks auf inflationäre Risiken sei zwar grundsätzlich berechtigt, sagte der Chef des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, am Dienstag dem Onlineportal "Handelsblatt.com". Allerdings stelle derzeit eine Deflation, also eine nachhaltige Depression der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, das viel größere Risiko dar.

      Technisch gesehen kann man Hüther zufolge die Inflation, anders als die Deflation, mit geldpolitischen Instrumenten bekämpfen. Wichtig sei dafür aber, der Zentralbank bei der Durchführung ihrer Geldpolitik die notwendige Unabhängigkeit zu gewähren.

      Auch das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) wandte sich gegen Steinbrücks Warnung vor einer möglichen Inflation aufgrund der schuldenfinanzierten Konjunkturprogramme. "Die Inflationsdebatte entbehrt in Zeiten der Deflationsgefahr nicht des Absurden", sagt IMK-Direktor Gustav Horn. Nur schuldenfinanzierte Konjunkturmaßnahmen könnten die Konjunktur stimulieren.

      Auch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank , Norbert Walter, befürchtet kein Hochschnellen der Inflation in den kommenden Jahren aufgrund der rapide zunehmenden Staatsverschuldung. "Die EZB ist der Anker für die Weltinflation", sagte Walter der "Stuttgarter Zeitung" (Mittwochausgabe). "Sie wird ihre Preisziele immer ernst nehmen und wenn sie auf ihrem Stabilitätspfad bleibt, werden die Amerikaner keine ausufernde Inflation haben können", fügte er hinzu. Denn sonst würden die USA durch einen Absturz des Dollar-Kurses bestraft.

      manager-magazin.de mit Material von ddp
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,618984,00.…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:02:58
      Beitrag Nr. 3.328 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.839.874 von Maraho am 25.03.09 06:08:01In Bezug.
      Texte, die eigentlich keiner braucht ...

      REZESSION
      Bernanke macht der Wirtschaft Mut

      Ben Bernanke verbreitet Optimismus. Der Chef der US-Notenbank sieht erste Anzeichen, dass sich die Wirtschaft erholen könnte - und stößt damit ins selbe Horn wie US-Präsident Obama: Mit Geduld und Beharrlichkeit lasse sich die Krise überwinden.


      Washington - Ben Bernanke bemühte sich am Dienstag um Optimismus: "Wir haben in letzter Zeit zaghafte Anzeichen dafür gesehen, dass sich der starke Abschwung bei den wirtschaftlichen Aktivitäten verlangsamen könnte", sagte der US-Notenbankchef in einer Rede vor Studenten in Atlanta. Indikatoren für eine Stabilisierung der Lage seien die zuletzt gemessenen leichten Zunahmen bei Wohnungskäufen, Baugenehmigungen und Konsumausgaben.

      "Ich bin fundamental optimistisch mit Blick auf unsere Wirtschaft", sagte der Notenbankchef. Die gegenwärtige Krise sei eine der schwierigsten wirtschaftlichen Episoden der jüngeren Geschichte. "Aber die Grundlagen unserer Wirtschaft sind robust, und es gibt keine Probleme, die wir nicht mit Einsicht, Geduld und Beharrlichkeit überwinden können."

      Bereits am Wochenende hatte sich US-Präsident Barack Obama bemüht, Hoffnung zu verbreiten. "Wir können Fortschritte erkennen, und wenn wir dranbleiben, dann bin ich absolut überzeugt, dass wir unsere Wirtschaft zurück auf den richtigen Weg bringen", sagte Obama nach einem Treffen mit führenden Politikern und Vertretern der Finanzaufsicht im Weißen Haus.

      Bernanke betonte aber, dass eine Gesundung des Finanzsektors Vorbedingung für ein Ende der Rezession sei. Die Gefahr einer Inflation infolge der stark gelockerten Geldpolitik sehe er nicht, sagte der Währungshüter. "Die Inflation wird noch eine Zeitlang sehr niedrig bleiben."

      Finanzminister Peer Steinbrück hatte dagegen am Wochenende vor einer weltweiten Inflation gewarnt, wenn Regierungen über weitere Konjunkturprogramme immer neues Geld in das Finanzsystem pumpen. Kurzfristig gebe es kein Inflationsproblem, sagte Steinbrück der "Bild"-Zeitung: "Mittelfristig müssen wir uns aber darum kümmern, wie wir die Milliarden an Liquidität wieder aus der Welt bekommen, die wir jetzt in die Wirtschaft pumpen."

      Für einen Dämpfer sorgten in den USA am Dienstag aktuelle Konjunkturdaten: Amerikanische Einzelhändler verkauften im März überraschend 1,1 Prozent weniger als im Vormonat, teilte das Handelsministerium mit. Im Januar und Februar hatte es noch Zuwächse von 1,9 und 0,3 Prozent gegeben.

      Der Einzelhandelsumsatz gilt als wichtiger Indikator für die Konjunkturentwicklung in den USA, da deren Wirtschaftsleistung zu mehr als zwei Dritteln vom privaten Konsum abhängt. Experten führen die Kaufzurückhaltung vor allem auf die steigende Arbeitslosigkeit zurück. Im März hatte die Arbeitslosenquote mit 8,5 Prozent den höchsten Stand seit 25 Jahren erreicht.

      Von Reuters befragte Analysten hatten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Vor allem von der Zurückhaltung der Konsumenten betroffen waren Haushaltsgeräte und Elektronik: Hier fiel das Minus mit 5,9 Prozent besonders hoch aus. Der Umsatz mit Autos und anderen Fahrzeugen sank mit 2,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich.

      Die unerwartet schlechten Umsatzzahlen im Handel sorgten an US-Börsen umgehend für Ernüchterung: Vor allem traf es Branchenprimus Wal-Mart, der knapp zwei Prozent einbüßte. Der Dow Jones verlor kurz nach Börsenstart 1,4 Prozent und rutschte zeitweise unter 8000 Punkte, der breiter gefasste S&P-500 büßte 1,5 Prozent ein. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor ein Prozent.

      Obama spricht über Konjunkturentwicklung

      Am Nachmittag wird US-Präsident Barack Obama einen Quartalsbericht zur Entwicklung der Volkswirtschaft vorlegen. Die Rede in der Georgetown-Universität in Washington ist eine Zwischenbilanz der Konjunkturentwicklung. Nach Angaben seiner Berater sieht Obama einige Anzeichen für eine Besserung der Lage, aber auch noch viele Unwägbarkeiten mit düsteren Vorzeichen.

      Zu letzteren gehört vor allem die Entwicklung am Arbeitsmarkt, die erst mit einiger Verzögerung auf den konjunkturellen Einbruch reagiert. "Wir werden wahrscheinlich noch viele, viele Monate der Arbeitslosigkeit erleben, wenn Hunderttausende Menschen ihre Jobs verlieren", sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs.

      cte/Reuters/dpa
      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618969,00.html
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:17:19
      Beitrag Nr. 3.329 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.534 von Maraho am 14.04.09 18:02:38Hierzu noch etwas ...

      1,7 Mrd. Gewinn-Fake bei Goldman Sachs

      Reisserische Überschrift. Ich gestehe. Aber die Story ist auch hart und soll gelesen werden ...

      Da die Börse auf jede scheinbar positive Nachricht so euphorisch reagiert, habe ich das Gefühl, ich müsste mal einen Kontrapunkt setzen ... Auch wenn das Thema Level 3-Assets hier schon mehrfach Thema war ...

      Wen es interessiert: http://egghat.blogspot.com/2009/04/17-mrd-gewinn-fake-bei-go…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:18:55
      Beitrag Nr. 3.330 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.088 von Maraho am 14.04.09 19:17:19Goldman Sachs läßt sich doch noch immer nicht in die Bücher schauen. Ich denke, ein paar Abschreibungstricks und dann paßt der Laden wieder.
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:26:14
      Beitrag Nr. 3.331 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.984 von Maraho am 14.04.09 19:02:58"Aber die Grundlagen unserer Wirtschaft sind robust, v. Bernanke.

      Das einzige, was bei diesem Claqueur "robust" ist, ist sein Realitätsverlust. Die Grundlagen seiner sog. Wirtschaft beruhen auf weltweitem Kreditbetrug, sonst ist da nicht viel. Wenn er glaubt, daß das "nachhaltig" ist, dann müssen wir uns wohl erst einmal über die Bedeutung oder Semantik einiger Worte verständigen, wie z.b. nachhaltig o.s.ä.
      Das artet ja langsam in Realsatire aus, was der Typ da von sich gibt.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:27:30
      Beitrag Nr. 3.332 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.601 von Ausgangssperre am 07.04.09 01:51:07In Anlehnung.

      George Sorros zu neuen Bilanzierungsregeln: "It just delays the evil day"

      Nervtötendes - da von Sprechpausen durchzogenes - Interview mit George Sorros, in dem er ein paar interessante Anmerkungen zum Zustand des Finanzsystems macht, die die Leser dieses Blogs jedoch nicht sonderlich verwundern werden. Er vergleicht die Rettungsmaßnahmen in den USA mit denen von Japan während der 90´er Jahre. Er sagt das Entstehen von Zombie-Banks voraus, die das Blut aus der Wirtschaft herausziehen. Das Aufweichen der Bilanzierungsregeln für Banken"just delays the evil day". Weiterhin gibt Sorros unumwunden zu, dass das System zusammengebrochen ist und momentan nur noch mit künstlicher Beatmung funktioniert.

      Link zum Video: http://www.dailymotion.com/swf/x8ylqp

      Quelle: http://kuchentester.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:33:32
      Beitrag Nr. 3.333 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.361 von Maraho am 13.04.09 18:09:58Das gestern von mir reingestellte Filmchen hat der user Ausgangssperre bereits am 7.4.09 hier präsentiert.
      Habe es gerade erst bemerkt.
      Nur der guten Ordnung wegen. Und Ausgangssperre: Nichts für ungut! ;)
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:36:13
      Beitrag Nr. 3.334 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.106 von Dorfrichter am 14.04.09 19:18:55Das ist offensichtlich!
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 19:53:53
      Beitrag Nr. 3.335 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.773 von Maraho am 12.04.09 16:48:29In Bezug.
      Habe ich gerade gefunden. Zur Abrundung des Bildes möchte ich euch dies nicht vorenthalten.

      Das neue Elterngeld. Oder: Wer gewinnt durch eine späte Geburt?
      http://www.nachdenkseiten.de/?p=1907
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:03:03
      Beitrag Nr. 3.336 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.948.953 von Maraho am 09.04.09 13:46:40In Bezug.

      Steinbrücks Osterhasen für seine Freunde

      Man mag den Bundesfinanzminister Steinbrück für einen makroökonomischen Versager halten (mit Recht), man mag ihn für jemanden halten, der mit der Finanzwirtschaft aufs engste verflochten ist (mit Recht) und ihr seit Amtsantritt im Jahr 2005 wesentliche Vorteile verschafft hat. Einige Fähigkeiten kann man ihm aber wahrlich nicht absprechen: die clevere Prägung des eigenen Images und eine insgesamt geschickte Öffentlichkeitsarbeit. So hat er jetzt die Osterfeiertage abgewartet, um zwei höchst fragwürdige Entscheidungen unter die veröffentlichte Meinung zu bringen. Albrecht Müller.


      Das großzügige Angebot an die Aktionäre der HRE

      Am Gründonnerstag unterbreitete der Soffin den Aktionären der HypoRealEstate das Angebot, 1,39 € je Aktie zu zahlen. Das wären insgesamt 290.000.000 € (= 290 Millionen) für die Aktien eines Unternehmens, das nichts mehr wert ist und bisher nur mit einem gewaltigen Rettungsschirm von schon über 100.000.000.000 € (= 100 Milliarden €) aus Steuergeldern vor dem Untergang bewahrt worden ist. Am 9. März, so berichtet Focus Online (siehe Anlage 1), lag der Preis pro Aktie dank der investierten öffentlichen Gelder bei 0,62 €. Wer damals einstieg, macht dank des großzügigen Angebots einen Gewinn von 124 %. Den Altaktionären wird praktisch alles geschenkt.

      Der weitaus größere Skandal ist die von der Bundesregierung betriebene Rettung der HRE. Man hätte sie durchaus retten können, allerdings bei Aufteilung der Bank in eine Bank mit reellen Geschäften und in eine solche mit Spekulationsgeschäften (ich verweise auf einen Vorschlag des US-amerikanischen Professors Jamie Galbraith, über den wir berichtet hatten).

      Der spekulative Teil der HRE verdient keine Rettung. Diese Rettung wie auch schon jene der IKB hat eher die Folge, dass die Spekulation belohnt wird und die Spekulationen weitergehen wie bisher. Das konnten wir in der vergangenen Woche zum Beispiel auf den Aktienmärkten studieren, hier bei uns, wie in den USA. SpiegelOnline hat darauf am 13. April aufmerksam gemacht (siehe Anlage 2).

      Focus fragt, wie wir in den NachDenkSeiten dies schon seit längerem tun, wer eigentlich von der Rettung der HRE profitiert. „Welche Kunden hat die Bank? Wo genau liegen die Risiken? Alles muss auf den Tisch.“ So ist es.

      Steinbrück versucht, eine kritische Öffentlichkeit dadurch zu vermeiden, dass er gemeinsam mit dem SoFFin die Aktion in die Osterpause verlegt hat.
      Das gleiche gilt für das zweite, dreiste Stück:

      „Steinbrück will für Bad Banks bürgen“

      Unter dieser Überschrift berichtet Spiegel Online (siehe Anlage 3) über die mit der Bundeskanzlerin abgeklärte Absicht des Bundesfinanzministers, für die Risiken von Bad Banks der einzelnen Banken zu bürgen. Nach dem Vorschlag von Steinbrück soll jede Bank ihre faulen Papiere auf eine eigene Bad Bank auslagern. „Sollten die Papiere am Ende der Laufzeit weniger wert sein als in den Büchern steht, trägt der Soffin den Verlust“, heißt es bei SpiegelOnline.

      Auch das ist ein Riesenskandal. Dieser wird von Merkel nach dem hier zitierten Bericht auf eine wirklich drollige Weise verkauft. Es wird daran erinnert, dass die Bundeskanzlerin sich vor einigen Tagen für eine „faire Lastenteilung“ bei der Entsorgung giftiger Wertpapiere ausgesprochen habe.

      Sie müssen sich diese Formulierung auf der Zunge zergehen lassen: Wenn wir als Steuerzahler die faulen Papiere der Banken übernehmen, dann ist das eine „faire Lastenteilung“.

      Warum führen Frau Merkel und Herr Steinbrück diese Regel nicht auch bei normalen Betrieben und bei Privatschuldnern ein? Warum sollte ein Betrieb, dessen Auftragseingänge wegen des makroökonomischen Versagens der Bundesregierung in Kombination mit der Weltwirtschaftskrise sich halbiert haben und der deshalb in die roten Zahlen gerät, nicht auch eine „faire Lastenteilung“ verlangen? Steinbrück und damit wir als Steuerzahler übernehmen die Hälfte der roten Zahlen. Warum sollten wir dies bei wertschöpfenden Unternehmen nicht tun, wenn wir es bei Spekulanten tun?

      Warum sollten wir die „faire Lastenteilung“ nicht auch bei Privatschuldnern einführen? Viele Menschen sind total überschuldet und wissen nicht mehr ein noch aus. Also führen wir eine „faire Lastenteilung“ ein. Warum eigentlich nicht? Die Privatschulden der meisten Menschen sind auf sehr viel anständigere Weise zustande gekommen als die faulen Forderungen in den Bilanzen unserer Banken und Versicherungen.

      Warum werden die Finanzinstitute so bevorzugt?

      Weil unsere Führungspersonen von Steinbrück bis Merkel und von Asmussen über Merz bis Kauder eng mit ihnen verbunden sind. Ein bunter Zirkel von ehemaligen Managern und ehemaligen und aktiven Politikern ist mit der internationalen Finanzindustrie verbunden. Das haben wir schon ausführlich beschrieben.

      Bitte sprechen Sie mit Unternehmern über diese Einseitigkeit. Die Werte schöpfenden Unternehmer und der Mittelstand sollten endlich aufhören, Politikerinnen und Politiker zu unterstützen, die ihnen schöne Worte machen, tatsächlich aber auf Kosten der Allgemeinheit die international tätigen Spekulanten und Kettenspieler unterstützen.

      Interessant ist im Kontext auch noch der Kommentar von Robert Heusinger in der Frankfurter Rundschau. Siehe Anlage 4.

      Ebenfalls interessant ist das Foto von Steinbrück in Anlage 3. Es zeigt wieder die übliche Entschlossenheit, aber darauf ist zusätzlich die Quelle des Fotos zu sehen. Sie lautet: „Getty Images“.

      Weiteres (Anlagen, Links etc.): http://www.nachdenkseiten.de/?p=3887
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:04:59
      Beitrag Nr. 3.337 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.171 von Maraho am 14.04.09 19:27:30:confused:

      zunächst mal vielen dank für das hereinstellen deiner beiträge.

      für mich ein quell stetiger freude, denn ich habe mit diesem us -finanzsystem sowohl mental als auch praktisch bereits vor einiger zeit abgeschlossen.

      die bestätigung meiner sich immer mehr als richtig erweisenden einschätzung findet sich u.a. in deinen informativen beiträgen.

      für mich ist die weitere beobachtung des marktgeschehens hin zum finale ein faszinierendes schauspiel menschlichen verhaltens, indem hier die ökonomische realität völlig ausgeblendet wird und allein auf das prinzip hoffnung gesetzt wird.
      Die masse reagiert jetzt folgerichtig wie ein einzelnes individium. etwa vergleichbar mit einem unheilbar krebskranken, dem die begleitenden doktoren das baldige ende durch hoffnung auf eine kommende wundermedizin aus mitleid erleichtern.

      alles in allem für einen unbefangenen beobachter wie mich ein seltsames und unglaubliches schauspiel.

      ich freue mich auf den letzten akt des stückes, wenn die jetzt handelnden akteure vom wütendem publikum von der bühne gezerrt werden und ........ komisch , warum muss ich in letzter zeit immer wieder mit klammheimlicher vorfreude an diese wunderbare französische guillotine denken muss??
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:10:15
      Beitrag Nr. 3.338 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.455 von Nannsen am 14.04.09 20:04:59Guten Abend Nannsen,
      ich danke Dir für Deine lobenden Worte und wünsche weiterhin gute Unterhaltung! ;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:35:47
      Beitrag Nr. 3.339 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.630 von Maraho am 01.03.09 16:58:05Etwas weiteres hierzu ...

      16.25 Uhr: Polen hat den Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine flexible Kreditlinie über 20 Milliarden Dollar gebeten, um die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise bekämpfen zu können. Finanzminister Jacek Rostowski erklärte, die polnische Zentralbank könne so ihre Reserven um rund ein Drittel aufstocken. Damit wäre Polen dann "immun gegen den Virus der Krise und spekulative Angriffe". Die polnische Wirtschaft sei aber grundsätzlich intakt, betonte Rostowski.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:44:05
      Beitrag Nr. 3.340 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.846.224 von Maraho am 25.03.09 17:55:56In Bezug.

      Österreich droht neben Island und Irland Staatsbankrott

      NEW YORK, 14. April (RIA Novosti). Island, Irland und Österreich sind mehr als die anderen Länder von einem Staatsbankrott bedroht. Diese Meinung äußerte der Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman, der 2008 mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

      "Island und Irland geht es ziemlich schlecht, Österreich könnte sich dieser Liga als drittes Land anschließen", äußerte er, auf eventuelle Bankrott-Staaten angesprochen, auf einer Pressekonferenz in New York.

      Eine Bedrohung für die Finanzstabilität Österreichs ergibt sich aus den großen Krediten für die Länder Osteuropas, die infolge der Rezession nicht in der Lage sind, ihre Auslandskredite zu bedienen.

      Auf die auf Rohstoffexporte orientierten Wirtschaften Russlands und Brasiliens angesprochen, stellte Krugman fest, dass der Rückgang der Rohstoffpreise nicht so dramatisch war, als von vielen Wirtschaftsexperten angenommen, so dass diese Länder nicht die Fähigkeit, die Richtung der Entwicklung zu bestimmen, verloren haben.

      Bisher war von einer etwas anderen Liste der potentiellen Bankrott-Staaten die Rede. Das erste Land, das eine drohende Zahlungsunfähigkeit signalisierte, war Island. Ihm folgten Ungarn und Lettland.

      Nach Ansicht vieler Fachleute droht ein Staatsbankrott nun auch Argentinien, Ecuador, den Philippinnen, Malaysia, Thailand, Kolumbien, der Türkei und der Ukraine.

      Im Oktober 2008 tauchten Berichte auf, laut denen Pakistan am Rande des Bankrotts stünde.

      Zugleich schloss Krugman nicht aus, dass diese Länder dank einer Festigung der internationalen Finanzinstitute mit Hilfe von IWF-Krediten über Wasser gehalten werden könnten.

      Der namhafte Wirtschaftsexperte hatte an den Universitäten Yale und Kalifornien, an der Londoner Wirtschaftsschule und in Stanford unterrichtet. Heute ist er Professor an der Universität Princeton.

      Den Nobelpreis wurde ihm für eine Analyse von Handelsmodellen und Problemen der Wirtschaftsgeographie zuerkannt.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090414/121095738.html …
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:47:57
      Beitrag Nr. 3.341 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.120 von Maraho am 26.02.09 05:46:19Zum Thema ...

      Welthandel: Russlands Finanzminister sieht schwarz für die nächsten 50 Jahre

      MOSKAU, 14. April (RIA Novosti). Russland muss sich laut Vizepremier und Finanzminister Alexej Kudrin darauf gefasst machen, dass die außenwirtschaftlichen Bedingungen in den nächsten Jahrzehnten ungünstig sein werden.

      „In den nächsten zehn, zwanzig oder 50 Jahren werden wir nicht die günstigen Bedingungen haben, wie sie von 2000 bis 2004 waren“, sagte Kudrin am Dienstag in einer Kollegiumssitzung in seinem Ministerium. Er verwies darauf, dass die Wirtschaftsrezession in den USA bereits seit Monaten andauere. In den 1990er Jahren habe die Rezession in den USA nur acht Monate gedauert, wonach die Wirtschaft 92 Monate gebraucht habe, um sich zu erholen.

      Die jetzige Rezession in den USA dürfte laut Kudrin mindestens 16 Monate dauern. Das bedeute, dass sich die Erholung der Wirtschaft etliche Jahre hinziehen würde. Zudem prognostiziere die Welthandelsorganisation (WTO) einen Rückgang des Welthandels um neun Prozent. Deshalb müsse sich Russland darauf einstellen, dass die außenwirtschaftlichen Kontakte und die Nachfrage nach russischen Exportartikeln nicht mehr so günstig wie nach der Finanzkrise von 1998 ausfallen würden, sagte der Minister.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090414/121097659.html …
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 20:59:07
      Beitrag Nr. 3.342 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.960.549 von Maraho am 13.04.09 18:56:05Noch etwas hierzu ...
      Ein Dossier.

      Gipfel im Kanzleramt
      Konjunkturprogramme zeigen kaum Wirkung
      von Birgit Marschall und Friederike von Tiesenhausen (Berlin)

      Eine Woche vor einem neuen Konjunkturgipfel im Kanzleramt schlagen Ökonomen Alarm: Die 80 Mrd. Euro teuren Konjunkturpakete der Bundesregierung kommen nicht richtig in Gang.


      "Abgesehen von der Abwrackprämie, die viel besser läuft als ursprünglich erwartet, kommen die Infrastrukturprogramme viel später als gedacht", sagte Andreas Scheuerle, Europachefvolkswirt der Dekabank in Frankfurt. Auch die im Paket enthaltenen Bürgschafts- und Kreditprogramme für angeschlagene Unternehmen würden bisher nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft.

      Die Bundesregierung hat für Mittwoch zu einem weiteren Wirtschaftsgipfel ins Kanzleramt eingeladen. Zusammen mit etwa 40 Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften will sie über den Verlauf der Krise diskutieren. Über ein weiteres Konjunkturpaket, wie es nach dem ersten Gipfel beschlossen wurde, denke die Regierungsspitze nicht nach, betonte ein Sprecher. Die FTD dokumentiert die bisherige Umsetzung der ersten Pakete.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Gipfel-im-Kanzleram…
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 21:17:13
      Beitrag Nr. 3.343 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.941.623 von Maraho am 08.04.09 14:23:34In gewissem Bezug.

      Informelle Beschäftigung erreicht Rekordniveau
      Thorsten Stegemann

      Weltweit arbeiten derzeit 1,8 Milliarden Menschen ohne formalen Arbeitsvertrag. Der Billiglohnsektor boomt, das Ausmaß der damit verbundenen Probleme wird von der Politik verdrängt.

      1,8 Milliarden Menschen arbeiten ohne Vertrag und soziale Absicherung. Auch in Deutschland boomt der Billiglohnsektor und nötigt den Regierungsparteien einschlägige Versprechen ab. Nach der Bundestagswahl wird alles besser!


      In fünf Monaten findet die nächste Bundestagswahl statt, und die Auftragsbücher der politisch Verantwortlichen sind prall gefüllt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise könnte sich zu einer Rezession von bislang unbekannten Dimensionen auswachsen, die Arbeitslosigkeit steigt wieder an, der Billiglohnsektor expandiert, und das ökonomische Gleichgewicht zwischen den gesellschaftlichen Gruppen scheint irreparabel aus der Balance geraten. Doch die Fixierung auf Wirtschaft und Finanzen, die weite Teile der öffentlichen Debatte in den vergangenen Monaten bestimmte, täuscht über das tatsächliche Ausmaß der Probleme hinweg.

      Im 60ten Jahr ihres Bestehens sieht sich die Bundesrepublik mit einer Herausforderung konfrontiert, die tatsächlich "systemischer" Natur ist, denn Fragen der Bildungsgerechtigkeit und des Umweltschutzes sind mit dem Verlauf der ökonomischen Kurven ebenso verzahnt wie der Zustand der Rentenkassen, die Lage des Gesundheitssystems, das Verhältnis der Generationen und der soziale Frieden. Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig verlängern und böte sicher Anlass intensiver darüber nachzudenken, ob eine Gesellschaft gut daran tut, ihr gesamtes nicht unmittelbar privates Haben und Sein den Turbulenzen der Märkte zu überlassen.

      Informal is normal – 60 Prozent der weltweiten Erwerbsbevölkerung arbeitet im "informellen Bereich"

      Betrachtet man die aktuelle Situation aus globaler Perspektive, scheint die große Mehrheit der Weltbevölkerung allerdings keine andere Chance zu haben, als den Mechanismen des Spätkapitalismus zu folgen und der Sorge um den unmittelbaren Broterwerb alle anderen Fragen unterzuordnen. Nach einer neuen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) arbeiten derzeit 1,8 Milliarden Menschen ohne formalen Arbeitsvertrag und ohne soziale Absicherung. Der Sektor, der im Fachjargon den beschaulichen Namen "informelle Beschäftigung" trägt, umschließt damit weit mehr als die Hälfte der weltweiten Erwerbsbevölkerung. Nur 1,2 Milliarden aller Arbeitnehmer können sich im Notfall auf die Vereinbarungen eines Arbeitsvertrages und entsprechende Sozialleistungen berufen.

      Ein Ende der abschüssigen Entwicklung ist vorerst nicht in Sicht. Die OECD geht stattdessen davon aus, dass der Anteil der informell Beschäftigten bei stabiler Bevölkerungs- und Wachstumsentwicklung bis 2020 auf zwei Drittel der Erwerbsbevölkerung ansteigen wird. Sollte die Talsohle der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise nicht zeitnah erreicht werden, sind auch 70 oder mehr Prozent im Bereich des Möglichen. So sei die Wirtschaft in Argentinien während der - geographisch begrenzten - Krise in den Jahren 1999 bis 2002 um fast ein Fünftel geschrumpft. Wachstum habe es allein im Bereich der informellen Beschäftigung gegeben, wo der Anteil der betroffenen Arbeitnehmer von 48 auf 52 Prozent gestiegen sei.

      In den Entwicklungsländern dürfte sich die ohnehin dramatische Situation so noch weiter verschärfen. Hier leben heute über 700 Millionen informell Beschäftigte von weniger als 1,25 Dollar am Tag, etwa 1,2 Milliarden müssen mit weniger als 2 Dollar auskommen.

      Doch die viel zitierte Krise dient oft nur als Vorwand und Schutzbehauptung für hemmungslose Profitinteressen. In den vergangenen Jahren florierten Billiglohnbereiche gerade auch in Regionen, die beachtliche wirtschaftliche Zuwachsraten verzeichneten. Johannes Jütting, einer der Autoren der Studie, weist in diesem Zusammenhang auf das Beispiel Indien hin.

      Selbst in guten Zeiten und mit robusten Wachstumsraten hat in vielen Regionen die informelle Beschäftigung zugenommen. Obwohl Indiens Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren jährlich um mehr als fünf Prozentpunkte gewachsen ist, haben die Menschen den Eindruck, dass es trotzdem keine besseren Jobs gibt. Tatsächlich müssen in Indien neun von zehn Arbeitnehmern, also rund 370 Millionen Menschen, ohne formale soziale Absicherung arbeiten.
      Johannes Jütting



      A broken social contract

      Der Anstieg der informellen Beschäftigung setzt naturgemäß auch die Arbeitnehmer in gesicherten Vertrags- und Sozialverhältnissen unter Druck. Um die Wirtschaftssysteme nicht weiter zu destabilisieren, schlägt die OECD ein "umfassendes Paket" vor, das der Schaffung "hochwertiger Arbeitsplätze" sowohl im formalen als auch im informellen Bereich dienen soll.

      Bessere Infrastruktur, Weiterbildung, institutionelle Reformen und Zugang zu den Ressourcen für informelle Unternehmen sind Schlüsselelemente dieser Strategie. Diese Maßnahmen sollten durch öffentliche Arbeiten, Mikrokredite und mit an Bedingungen geknüpften Transferzahlungen begleitet werden. Die Unterstützung durch die Geberländer ist dabei von großer Bedeutung.
      OECD


      Doch der OECD geht es nicht ausschließlich um ökonomische Aspekte. Der weltweite Anstieg der informellen Beschäftigung und die Probleme der Wirtschaftssysteme im 21. Jahrhundert seien auch Ausdruck eines grundlegend gestörten Vertrauensverhältnisses. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bürger und Arbeitnehmer glauben nicht mehr, dass der Staat die Systemvoraussetzungen für eine funktionierende, halbwegs gerechte und soziale befriedete Gesellschaft aufrechterhalten oder wiederherstellen kann.

      Policies can go a long way, but they are no substitute for trust. Informality is above all an expression of the lack of trust in public institutions, the negative perception of the role of the state and the limited understanding of the benefits derived from social security. It is basically a sign of a broken social contract.
      Executive Summary "Is Informal Normal?", OECD



      Die Lösung der SPD: Sehr konkret klar mehr Demokratie wagen

      Was die OECD mit dem Begriff "informelle Beschäftigung" beschreibt, ist auch in Deutschland nicht unbekannt, soweit damit schlecht bezahlte und nicht abgesicherte Arbeitsverhältnisse gemeint sind. Von 2004 bis 2006 schoben die "Hartz-Reformen" und die "Agenda 2010" etwa 700.000 Beschäftigte in den Niedriglohnbereich, geschätzte zwei Millionen Menschen arbeiteten – weit vor Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise - für einen Stundenlohn von weniger als 5 Euro. Die Zahl der Geringverdiener stieg seit Mitte der 90er Jahre von 4,5 auf 6,5 Millionen und damit um 43 Prozent.

      Die SPD trug den Großteil dieser Zeit Regierungsverantwortung und bemüht sich nun eifrig, den Eindruck zu korrigieren, sie habe maßgeblich zum Abbau von Arbeitnehmerrechten und zur sozialen Spaltung der Gesellschaft beigetragen. Wirtschafts- und Finanzthemen nehmen im – ansonsten noch spärlich gefüllten – "Online-Magazin zur Kampagne 2009" entsprechend breiten Raum ein. Generalsekretär Hubertus Heil fordert "klare Regeln für die Finanzmärkte", und der stellvertretenden Vorsitzenden Andrea Nahles wird angesichts des ganzen Dilemmas "noch mal sehr konkret klar", wie wichtig die Mitbestimmung von Arbeitnehmern ist. Nahles wirbt deshalb wie der selige Übervater Willy Brandt, der bei den Genossen momentan wieder hoch im Kurs steht, mit dem Slogan "Mehr Demokratie wagen".

      Wir brauchen nicht weniger Mitbestimmung, sondern mehr. Im nächsten Jahr sind Betriebsratswahlen. Das wäre doch ein guter Anlass, neue Betriebsräte zu gründen. Damit es keine Unternehmen mehr gibt, in denen Demokratie am Werkstor endet. Auch nicht bei Solarwerken und bei Designwerkstätten.
      Andrea Nahles


      Frank-Walter Steinmeier lässt sich derweil bei facebook und flickr sehen und tritt obendrein als Buchautor in Erscheinung. In der jetzigen Lage muss wohl daran erinnert werden, dass sich der Kanzlerkandidat auch einmal "aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet" und die bodenständige Herkunft stets in guter Erinnerung behalten hat.

      Brakelsiek heißt der Ort, aus dem ich stamme. Die Häuser dort sind aus Fachwerk oder aus rotem Backstein, sie haben spitze Giebel, und manche tragen noch Schieferdächer. (...) Ich mag die Menschen dort, sie sind schnörkellos und aufrichtig. Wenn sie mich auf der Straße treffen, bin ich ganz selbstverständlich für sie "der Frank". Keiner würde anders mit mir reden als früher. Ganz hat man sich nie aus den Augen verloren.
      Frank-Walter Steinmeier: Mein Deutschland


      Am kommenden Sonntag will "der Frank" das Wahlprogramm, das ein Parteitag am 19. Juni beschließen soll, offiziell vorstellen. Die Rückbesinnung auf Soziales und vermeintlich Bürgernahes dürfte dabei ebenso im Zentrum stehen wie der Einsatz für "mehr Arbeitsplätze" und den umstrittenen Mindestlohn, eine "gerechte Gesellschaft" und einen "handlungsfähigen Staat". Nach Medienberichten soll darüber hinaus der Spitzensteuersatz von 45 auf 47,5 Prozent angehoben und die entsprechende Einkommensgrenze für Verheiratete auf 250.000 Euro (jetzt 500.000) und für Alleinstehende auf 125.000 Euro (jetzt 250.000) abgesenkt werden.


      Die Lösung der Union: Mehr Netto vom wenigen Brutto

      Innovative und obendrein erfolgversprechende Ideen, wie der Arbeitsmarkt neu strukturiert, Lohnspreizungen reduziert oder der Billiglohnsektor eingegrenzt werden könnte, scheinen derzeit nicht in Sicht. Trotzdem sind die Sozialdemokraten ihrem Noch-Koalitionspartner ein Schrittchen voraus, denn bei der CDU werden diese Problemfelder im bereits veröffentlichten Programm zur Europawahl überhaupt nicht thematisiert. Stattdessen wiederholen die Konservativen das Mantra von den Segnungen der Sozialen Marktwirtschaft, die aus bislang offenbar ungeklärten Gründen vom Kurs abgekommen ist und nun auf ebenso rätselhaften Wegen helfen soll die Krise zu beenden. Die CSU möchte "das Wirtschaftsmodell Bayerns und Deutschlands" gern "zum Leitmodell für die gesamte EU" machen, und die große Schwesterpartei bemüht einmal mehr die Geschichte als Zukunftsmodell.

      Die von Ludwig Erhard entwickelte Soziale Marktwirtschaft bezieht ihre Stärke daraus, dass Freiheit und Verantwortung, Wettbewerb und Solidarität eine Einheit bilden und einander fördern. Sie ist die untrennbare Verbindung von freiheitlicher Wirtschafts- und solidarischer Sozialordnung. Sie schafft Wachstum und Arbeitsplätze, sorgt für sozialen Ausgleich und muss daher das Leitprinzip europäischer Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik sein. Sie ist auch das Modell für Europa.
      Programm der Christlich Demokratischen Union Deutschlands zur Europawahl 2009


      Der Staat ist für die CDU bekanntlich stets der schlechtere Unternehmer. Eingriffe in die Gesetzmäßigkeiten der Märkte, so undurchschaubar diese auch sein mögen, weist die Union deshalb nach wie vor und so weit wie irgend möglich zurück.

      Unnötigen Regulierungen für unsere Industrie, die KMU, das Handwerk und die freien Berufe erteilen wir eine klare Absage. Programm der Christlich Demokratischen Union Deutschlands zur Europawahl 2009

      Auf Landesebene geben sich die Unionspolitiker kompromissbereiter. So enthält der "Entwurf des Regierungsprogramms 2009 – 2014" der Thüringer CDU immerhin einige Überlegungen zu der Frage gerechter Entlohnung und verbesserter Arbeitsbedingungen.

      Wir wollen, dass in Thüringen für gute Arbeit guter Lohn gezahlt wird. Für einen branchenspezifischen Mindestlohn werden wir die Möglichkeiten des Arbeitnehmerentsendegesetzes weiter ausschöpfen.
      Entwurf des Regierungsprogramms 2009 – 2014, CDU Thüringen


      Doch die Bundespartei setzt andere Prioritäten und baut im übrigen darauf, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Kürze überwunden sein werden. Das gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU, das am 29. Juni vorgestellt werden soll, wird laut Generalsekretär Ronald Pofalla "ganz klar einen Steuerentlastungsteil enthalten".

      Ein solcher dürfte für die CSU auch nicht verhandelbar sein, denn sie wirbt seit den Zeiten des glücklosen Vorsitzenden Erwin Huber mit dem Slogan "Mehr Netto für alle", der Anfang April vom amtierenden Parteivorstand in Kloster Banz nachdrücklich bestätigt wurde.

      Wesentlicher Bestandteil der grundsätzlichen Philosophie unseres politischen Handelns ist das Grundrecht, Eigentum zu bilden, zu erhalten und zu vererben. Eigentum ist die prägende Kraft unserer freiheitlichen Gesellschaft! Das darf sich nicht ändern. Unsere Forderung, dass der Ertrag von Leistung und Arbeit so weit wie möglich in den Händen der Arbeitnehmer und mittelständischen Betriebe bleiben muss, leitet sich zwangsläufig daraus ab.
      Beschluss des CSU-Parteivorstandes am 3./4. April 2009 in Kloster Banz


      Für die Menschen, die trotz voller Arbeitsleistung kaum genug verdienen, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können und weit davon entfernt sind, mittels Eigentum über eine "prägende Kraft unserer freiheitlichen Gesellschaft" zu verfügen, besteht demnach wenig Hoffnung auf Besserung. Keine guten Zeiten also für informell oder prekär Beschäftigte, Geringverdiener und Billiglohnempfänger. Es spricht einiges dafür, dass ihre Anzahl von den Regierungsparteien noch nicht als Wahl entscheidend eingeschätzt wird. Doch daran könnte sich in den nächsten Jahren einiges ändern. Nicht nur, aber eben auch in Deutschland, wenn sich die bedenkliche Lage in der von der OECD skizzierten Weise weiterentwickelt.

      Quelle und weiteres: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30118/1.html
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 21:39:00
      Beitrag Nr. 3.344 ()
      Ich möchte mich nun für heute von euch verabschieden.
      Wieder einmal vielen Dank für euer Interesse und die Gewogenheit.

      Habt alle eine gute Nacht.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 21:49:54
      Beitrag Nr. 3.345 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.905 von Maraho am 14.04.09 21:17:13:confused:

      Für die Menschen, die trotz voller Arbeitsleistung kaum genug verdienen, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können und weit davon entfernt sind, mittels Eigentum über eine "prägende Kraft unserer freiheitlichen Gesellschaft" zu verfügen, besteht demnach wenig Hoffnung auf Besserung.

      leider geht thorsten am problem leichtfüßig und etwas zu flott vorbei.

      Denn, wenn immer mehr menschen immer ärmer werden, dann zerstört sich unser auf wachstum und verschuldung/tilgung beruhendes wirtschaftssystem von selber.

      Warum??

      Ganz einfach deshalb, weil unser system immer neue schuldner, die 1. noch solvent und 2. beleihungsfähiges eigentum haben braucht, um am kapitalistischem system teilnehmen zu können.

      Beispiel:

      Wenn ich morgen mit einer fremdfinanzioerung von 300 millionen euro ein neuentwickeltes produkt marktfertig anbieten kann, dann mit aussicht auf erfolg nur, wenn sich genügend käufer finden, die diese prudukt mit hilfe einer eigenen finanzierung, sprich verschuldung auch abnehmen.
      im klartext:

      meine schulden werden mit den neuschulden meiner käufer finanziert und getilgt.

      Wenn dies aus den von thorsten genannten gründen nicht mehr funktioniert, dann, meine lieben, dann sind wir alle im arsch, weil das system kollabiert ist.
      endlich und längst überfällig
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 23:05:32
      Beitrag Nr. 3.346 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.455 von Nannsen am 14.04.09 20:04:59ich freue mich auf den letzten akt des stückes, wenn die jetzt handelnden akteure vom wütendem publikum von der bühne gezerrt werden und ........ komisch , warum muss ich in letzter zeit immer wieder mit klammheimlicher vorfreude an diese wunderbare französische guillotine denken muss??


      Hallo Nannsen,

      das muß Gedankenübertragung sein. Auch ich denke 2 x täglich an diese Maschine. :D Wer damals Pech hatte und die letzte Fähre nach England verpaßte, tja, der hatte schlechte Karten, besser gesagt, `nen wackeligen Kopf. Mittlerweile haben wir ja einen Tunnel, aber ob England diesmal der richtige Fluchtort ist, wage ich zu bezweifeln. Die Queen wäre vermutlich auch "not amused", wenn das ganze korrupte Finanz-Pack in ihr Land käme, haben ja selbst genug davon. Ich würd`s halt mal mit Costa Rica versuchen, die sollen ja bekanntlich nicht ausliefern. :laugh:

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 23:25:49
      Beitrag Nr. 3.347 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.088 von Maraho am 14.04.09 19:17:191,7 Mrd. Gewinn-Fake bei Goldman Sachs

      Hallo Maraho,

      einfach durch Änderung der Quartalsberichterstattung einen Milliarden- Verlust auszubuchen ist wohl an Frechheit nicht mehr zu überbieten. Bestätigt aber meine alte USA-These:

      1. Jede Statistik ein fake, 2. jede Bilanz eine Fälschung (notfalls Datumsfälschung, wie hier!) 3. jeder CEO ein Krimineller,
      4. jede politische Erklärung eine Lüge.

      Mehr muß man nicht wissen über die Brüder da drüben. Da liegst Du immer richtig.

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 14.04.09 23:59:05
      Beitrag Nr. 3.348 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.968.616 von Looe am 14.04.09 23:05:32:confused:

      kannst du die vorstellen, dass der hauptakteur diese schwindels, dieser obama mir letzte nacht sogar im traum erschienen ist??

      Er trug ein kokettes röckchen und seidenstrümpfe und drehte auf dem dünnen eis meines zugefrorenen ententeiches sehr gewagte pirouetten und kreise. dabei hatte er sein typisches obama-yes we can smile- aufgesetzt.
      vielleicht bilde ich mir das nachträglich nur ein, aber ich hatte den eindruck, dass er mich mit einem auge anblinzelnd auffordernd ansah es ihm gleichzutun und dabei unverschämt lachte.

      jedenfalls wurde das eis, auf dem er gerade seinen sterbenden schwan tanzte immer dünner. ich wollte ihn noch warnend darauf aufmerksam machen, brachte aber aus schrecken vor dem kommenden keinen ton mehr heraus.

      Jedenfalls bin ich dann schweißgebadet aufgewacht und habe dies als vorahnung dessen begriffen, was diesem kerl, wenn er glück hat, noch widerfahren kann,nämlich möglichst in einem ententeich ersaufen ( ich würde meinen zur verfügung stellen) oder eine schnelle finale kugel letalis einzufangen, damit sein noch vorhandener ruhm als verhinderter messias die nächsten jahrhunderte überdauert und möglicherweise noch nachträglich mit einer heiligsprechung gewürdigt werden kann.

      was bleibt diesem optimistischen pirouettendreher und illusionator sonst??

      wahrscheinlich sein grandioses scheitern und der name obama spätestens bei den wahlen in 4 jahren als schimpfwort und synonym für versagen und niedergang.

      gut, dass es nur ein schlechter traum war....
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 05:23:56
      Beitrag Nr. 3.349 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.984 von Maraho am 14.04.09 19:02:58Guten Morgen zusammen,
      ich hoffe, daß ihr die Nacht ohne Albträume überstanden habt.
      So wünsche ich euch allen nun einen erträglichen Tag!

      Hier etwas zu den gestrigen Verlautbarungen aus den USA ...


      "US-Einzelhandelsumsätze im März auf Talfahrt"

      Nach den heute vom US-Department of Commerce (US-Handelsministerium) veröffentlichten Daten brachen die US-Einzelhandelsumsätze im März 2009 stärker als von Analysten erwartet ein. Die Retail and Food Services Sales schrumpften um -1,1% zum Vormonat und um -9,4% zum Vorjahresmonat. Die Total Retail Sales (Excluding Food Services) schrumpften um -10,7%!

      Grafik: http://1.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeTuh-hzx-I/AAAAAAAAB8…

      > Die prozentuale monatliche Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den USA seit Januar 2000 jeweils im Vergleich zum Vorjahr. <

      Besonders abwärts ging es beim Verkauf von Haushaltsgeräten und Elektronik, hier brachen die Umsätze um -5,9% zum Vormonat und um -9,5% zum Vorjahresmonat ein! Vor allem die Umsätze bei Autoverkäufen und Zubehörteilen tragen zu den schwachen Einzelhandelsumsätzen mit -2,3% zum Vormonat und mit -23,5% zum Vorjahresmonat bei. Ohne Auto- und Zubehörteilverkäufe sanken die Einzelhandelsumsätze im März 2009 um -6% im Vergleich zum März 2008!

      Die Einzelhandelsumsätze sind ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des US-BIPs! Im 4. Quartal 2008 fiel das US-BIP um -6,3%, dies war der größte Einbruch seit einem viertel Jahrhundert! Der private Konsum ging um -4,3% in die Knie und markierte damit den größten Rückgang seit 28 Jahren. Dies ist beachtenswert, denn der private Konsum in den USA, welcher zu Teilen kreditgetrieben ist, trägt zu 70% des Bruttoinlandsprodukts bei. Die schwachen Einzelhandelsumsätze deuten darauf hin, dass der Einbruch beim BIP im 1. Quartal 2009 noch größer sein wird. Ursache der Konsumzurückhaltung sind das schwache Verbrauchervertrauen und massive Einkommenseinbußen durch einen ungebremsten Arbeitsplatzabbau. In den letzten 15 Monaten der Wirtschafts- und Finanzkrise gingen unfassbare -5,133 Millionen Jobs in den USA verloren, -633'000 davon im März 2009!

      Grafik: http://4.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeT2-xt-b2I/AAAAAAAAB8…

      > Der monatliche Stellenaufbau- und abbau seit Januar 2000, -5,133 Millionen Jobs gingen seit Januar 2008 verloren! Eine eindeutige Parallelität zum Verlauf des Charts der Einzelhandelsumsätze. <

      Trotz 12,8 Billionen Dollar für angekündigte und bereits umgesetzte Bailouts, Liquiditätsprogramme, Nothilfen und Kreditgarantien der FED, des US-Finanzministeriums, der US-Einlagensicherung FDIC und der Federal Housing Administration (FHA) schmiert die Realwirtschaft und damit Arbeitsplätze, Einkommen und Konsum ungebrochen ab. Eine negative Spirale dreht sich, welche durch eine vermeintliche Rettung des Bankensystems auf Steuerzahlerkosten bisher nicht aufgehalten wurde!

      Ausführlich (Grafiken und Links): http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 05:31:03
      Beitrag Nr. 3.350 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.507 von Maraho am 14.04.09 17:58:45Etwas hierzu.
      Links im Originaltext (unten anklicken) ...


      Ich bin ahnungslos, holt mich hier raus!
      von weissgarnix, 15. April 2009

      Wenn Mainstream-Ökonomen öffentlich eingestehen, dass sie im Grunde keine Ahnung haben, dann finden sie damit an und für sich meine Sympathie. Nicht jedoch dieses Kaliber hier, Klaus Zimmermann vom DIW. Der outet sich zwar einerseits als Blinder, vermarktet sich aber andererseits in den Diensten der Liberalismus-Lobby “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” als Sehender, der im Konjunkturpaket der Bundesregierung “klare Schwächen” sieht. Warum? - Weil es zu sehr auf Maßnahmen setzt, die relativ schnell umsetzbar und vor allem beschäftigungsfördernd sind, also energetische Gebäudesanierung und dergleichen. Stattdessen fordern Herr Professor und die INSM eine Mittelkonzentration auf Programme, die die “langfristige Wettbewerbsfähigkeit” Deutschlands verbessern, insbesondere also qualitative Maßnahmen im Bildungssystem und Investitionen in den Ausbau der IT-Infrastruktur. Guter Einfall, das Problem ist nur: Bis diese Maßnahmen identifiziert, beschlossen und implementiert wären, ist es längst zu spät (ist es meiner Meinung nach eh schon, aber was soll’s). Zudem erscheint es mir als höchst fragwürdig, worin der Beschäftigungseffekt etwa von neuen Computern für Schulen bestünde, wenn diesen gleichzeitig die Lehrerkapazitäten fehlen, entsprechende Schulungen und Kurse abzuhalten? - An “meiner” Schule zB gibt es einen topausgestatteten PC-Raum, und jede Menge Software auch; sie werden nur so gut wie nie benutzt!

      Da sich Herr Professor und sein Institut also zukünftig mit Prognosen zurückhalten und somit jede Menge Zeit einsparen werden, schlage ich vor, sie nutzen die so gewonnenen Kapazitäten für eine ausgiebige Lektüre von Keynes, insbesondere der Kapitel in der GT, in denen er darlegt, was genau der Gag bei fiskalischen Maßnahmen der Regierung ist. Schaden kann es ja nicht, denn nach allem, was man so liest und hört, hat das DIW den Großteil seiner dereinst exzellenten keynesianischen Resourcen ohnehin kürzlich verloren. Paul Krugman bringt in seinem Blog übrigens heute die Kurzfassung, falls die Lektüre des Originals zu mühselig sein sollte…

      Original mit Links: http://www.weissgarnix.de/
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 05:39:50
      Beitrag Nr. 3.351 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.968.771 von Nannsen am 14.04.09 23:59:05Passend zu Nannsen`s Ausführung ...

      Der Finanzskandal wird Obamas Präsidentschaft zerstören
      wirtschaftlich und moralisch, sagt William K. Black, ehemaliger Bankenaufseher während der "savings and loans crisis" Ende der 1980'er in den USA, dem Magazin Barrons http://online.barrons.com/article/SB123940701204709985.html.

      Und weiter (sinngemäß):

      Obama hat mit Geithner und Summers die Böcke zum Gärtner gemacht.

      Geithners Sprachgebrauch erinnert an Orwell, um es milde auszudrücken.

      Und wörtlich:

      "With most of America's biggest banks insolvent, you have, in essence, a multitrillion dollar cover-up by publicly traded entities, which amounts to felony securities fraud on a massive scale.

      These firms will ultimately have to be forced into receivership, the management and boards stripped of office, title, and compensation.... Then, we need to gear up to pursue criminal cases."

      Wer mehr von dem Mann hören will, der offensichtlich einer der wenigen Experten ist, der sich traut, öffentlich die Wahrheit zu sagen, der kann sich gerne noch das Interview von Bill Moyers mit ihm ansehen. Ich bin allerdings sicher, dass auch unsere großen Sender und Zeitungen, also quasi unsere "Qualitätsjournalisten", bald auf diesen Mann aufmerksam werden. Wahrscheinlich schon im Verlaufe des nächsten Jahres. Im Moment ist die Berichterstattung über Black in deutschen Medien jedenfalls etwas dünn. Solange berichten sie einfach noch von den tollen Quartalsergebnissen von Wells Fargo und Goldman Sachs ...

      Mehr dazu: http://kuchentester.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 05:51:25
      Beitrag Nr. 3.352 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.507 von Maraho am 14.04.09 17:58:45In Bezug.
      Der Text ist zu lang. Deshalb nur die Einleitung. Bei Interesse (ihr wisst schon) ...

      Hier ist die Krise

      Lange Zeit haben die Deutschen nichts von der Jahrhundertkrise gespürt. Doch unaufhaltsam dringt sie in das Leben der Menschen vor - Angst und Verzweiflung greifen um sich. Eine Reise durch ein verunsichertes Land.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Agenda-Hier-ist-die-K…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 06:00:12
      Beitrag Nr. 3.353 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.836.606 von Maraho am 24.03.09 17:03:54In Bezug.

      Das Eine-Welt-Parlament
      von Wolfgang Münchau

      Bei Treffen der G20 diskutieren nur Regierungen miteinander. Wer in der Krise soziale Unruhen vermeiden will, muss aber auch die Bürger bei der Globalisierung mitreden lassen.


      Braucht die Globalisierung demokratische Kontrollen, die über die Staatsgrenzen hinausgehen? In einer Welt, in der die Wirtschaft vorwiegend national ist, lautet die Antwort: Nein. Für den Freihandel von Waren benötigt man keine neuen demokratischen Instanzen. Man braucht auch keine Weltwährung und kein System fester Wechselkurse.

      Das allein beantwortet die Frage aber nicht. Denn Globalisierung ist nicht dasselbe wie freier Handel. Globalisierung heißt nicht, dass in den vergangenen Jahrzehnten bloß der freie Warenaustausch stark zugenommen hat. In ihrer modernen Form bedeutet sie ebenso den freien Kapitalverkehr - und das in einer Größenordnung, die ein Vielfaches des Weltsozialprodukts ausmacht. Auch nutzen immer mehr Arbeitnehmer ihre neue Freizügigkeit auf dem globalisierten Arbeitsmarkt.

      So, wie Flugzeuge und Frachtschiffe die Transportmittel des traditionellen Welthandels sind, ist die Informations- und Kommunikationstechnologie der Schrittmacher für die Globalisierung moderner Prägung. Früher bestimmten Politiker mittels eines staatlich kontrollierten Rundfunks, welche Nachrichten wir hören und sehen durften. Heute können wir die öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkommissare einfach wegdrücken und uns im Internet direkt informieren. Dass und wie diese Freiheiten nun demokratisch gestützt werden müssen, ist Thema dieses dritten Teils meiner Kolumnenserie zur Zukunft der globalen Kooperation. Die Wut wächst

      Sowohl virtuell als auch real entwickelt sich eine globale Gemeinschaft. Weltbürger sind wir nicht - aber Teil dieser sich immer weiter verselbstständigenden Gemeinschaft. Eine Globalisierung, die längst nicht mehr nur wirtschaftlich ist, können wir daher nicht allein mit nationalen Mitteln politisch gestalten. Den Wunsch nach globaler Finanzstabilität etwa können selbst die USA nicht erfüllen. Sie brauchen zumindest die Kooperation anderer großer Industrieländer. Wenn diese Kooperation jedoch nicht mehr funktioniert, kommt es zum Konflikt. Er äußert sich darin, dass Treffen der G20-Staaten oder anderer zwischenstaatlicher Gruppierungen zunehmend von Protesten begleitet werden.

      Als im Jahr 2001 beim G8-Gipfel in Genua protestiert wurde, standen am Ende nur laute Krawalle - und ein Todesopfer. Aber es änderte sich nichts. Diesmal wird die Antiglobalisierungsbewegung nachhaltigeren Erfolg haben. Die Wut in der Bevölkerung ist groß. Mit Zunahme der Arbeitslosigkeit wird sie noch steigen. In Deutschland steuern wir auf fünf Millionen Jobsuchende zu - und das trotz aller Hartz-IV-Regelungen.

      In solch einer explosiven Situation wird es unweigerlich zu protektionistischen Reaktionen kommen. Wir werden unseren Arbeitsmarkt gegen Zuwanderer abschotten, andere Staaten werden deutsche Produkte boykottieren. Denn als Exportweltmeister sind wir einer der Hauptverantwortlichen für die globalen Ungleichgewichte. Und da diese Ungleichgewichte die tiefere Ursache für die Wirtschaftskrise sind, hat Deutschland ein ganz besonders ernstes Problem.

      Um dem Horrorszenario eines globalen Protektionismus vorzubeugen, bedarf es mehr als globaler Koordination. Es braucht globale Demokratie. In der vergangenen Woche habe ich argumentiert, dass die Erfahrungen der Europäischen Union wichtig sind auf dem Weg dorthin. In Europa wagen wir schon seit Langem den Spagat zwischen nationaler und supranationaler Politik. Auf globaler Ebene dagegen gibt es keine Demokratie, sondern nur internationale Organisationen und zwischenstaatliche Strukturen. Die G20 sind nicht durch den Wähler legitimiert. Wer beispielsweise in Dänemark oder Österreich lebt, wird durch sie nicht vertreten. Und auch die deutschen Bürger sind nicht wirklich repräsentiert.

      Die Trennung von Legislative und Exekutive ist für die Demokratie von entscheidender Bedeutung. Bei den Treffen der verschiedenen G-Formate verhandeln nur die Exekutiven untereinander und produzieren Gesetze, die dann zu Hause von den Parlamenten blind ratifiziert werden sollen. Machen wir aber auf reiner Regierungsebene weiter, wird die Globalisierung über kurz oder lang jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verlieren.

      Mehr Einfluss für die Gesetzgeber

      Was wir brauchen, ist Repräsentation. Sie kann verschiedene Formen annehmen. Dabei favorisiere ich keinen konkreten Vorschlag. Mir geht es um das Prinzip: Wenn wir akzeptieren, dass es neben der Zusammenarbeit der Exekutive auch eine getrennte legislative Kooperation sowie die Einbeziehung von Nichtregierungsorganisationen und speziellen Interessenvertretern geben muss, haben wir eine größere Chance, die Globalisierung erfolgreich zu managen.

      Eine Möglichkeit wäre eine globale Legislative, bestehend aus Abgeordneten nationaler Parlamente (und sicher auch aus dem Europaparlament). Eine Direktwahl der Vertreter ist nicht sinnvoll, sollte aber auch nicht für alle Zeit ausgeschlossen werden. Wichtig ist zu akzeptieren, dass man das Problem eher löst, indem man globale Demokratie wagt - anstatt sich hinter einem intransparenten bürokratischen System zu verstecken, wie wir es momentan tun.

      Wichtig für das Funktionieren einer globalen Demokratie ist auch deren Einbindung in die nationalen Strukturen. So kann auf nationaler Ebene sichergestellt werden, dass es zwischen den Entsandten und den Daheimgebliebenen einen Austauschprozess gibt, der in beide Richtungen gehen muss.

      Sehr wichtig für den Erfolg einer solchen Struktur wird sein, wie transparent sie ist. Im Internetzeitalter bestünden Möglichkeiten, die Bevölkerung direkt an der Diskussion zu beteiligen. Denn derzeit sind die internationalen Organisationen für die große Mehrheit der Bevölkerung überhaupt nicht durchdringbar.

      Bei dieser Frage geht es nicht um optimale Regierungsmodelle, sondern um die Zukunft der Globalisierung. Ohne eine Form der globalisierten Demokratie drohen wir in die Steinzeit zurückzufallen.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-M%FCnchau…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 06:07:12
      Beitrag Nr. 3.354 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.445.225 von Maraho am 25.01.09 17:13:31In Anlehnung.

      21.43 Uhr: Die Zentralbank in Portugal hat ihre Konjunkturerwartungen für 2009 deutlich nach unten geschraubt und mit einem Minus von 3,5 Prozent den schlimmsten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit 1975 prophezeit. Im Januar hatte die Notenbank zuletzt ein Minus von lediglich 0,8 Prozent vorausgesagt. Die neue Prognose spiegele die Rückgänge sowohl in der internen Nachfrage als auch bei den Exporten wider, teilten die Währungshüter in Lissabon mit.

      Mehr Kurznachrichten: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 06:18:04
      Beitrag Nr. 3.355 ()
      Mal was kurioses ...
      Kein Wunder!

      Ökonom fällt während TV-Show in Ohnmacht

      Sie diskutierten gerade die Finanzkrise, da sackte ein amerikanischer Hochschuldozent schon in die Knie - vor laufender Kamera.

      http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/konom-fa…
      Video: Fox News/Youtube

      David Buckner ist Professor für Management an der renommierten Columbia University. Am Montag war er Gast in der Glenn Beck's Fox News Show. Wàhrend eines Gesprächs über die Finanzkrise begann sich Buckner plötzlich unwohl zu fühlen. «Geht es Ihnen gut», fragte der Gastgeber. Ich werde ohnmächtig, antwortet der Gast. Beck wusste nicht viel mehr als dem Professor anzubieten, doch abzusitzen. Doch dafür reichte es nicht mehr.

      Buckner sagte dann nur noch: «Ich werde ohnmächtig, ich werde ohnmächtig. Weg». Beck wollte ihm noch die Hand reichen, doch der Professor lag bereits am Boden. Nach einem Werbeunterbruch meldete Fox News, Buckner gehe es wieder gut. Als der Professor sich gar entschuldigen wollte, sagte Beck: «Machen Sie Witze? Die Zuschauerzahlen werden explodieren!»

      Kleiner Nebeneffekt des harmlosen Vorfalls: Die Zuschauer bekamen mit, wie Beck Jeans und Turnschuhe trug - etwas, was man normalerweise am Bildschirm nie sieht. Doch als der Star-Präsentator sich zum ohnmächtigen Buckner bückte, wurde die Maskerade offensichtlich.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 07:02:10
      Beitrag Nr. 3.356 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.700 von Maraho am 14.04.09 20:44:05In Bezug. Etwas von ...

      Nobelpreisträger Krugman
      "Wir müssten schon einen neuen Planeten finden"
      Von Moritz Koch

      Brillant, scharfzüngig, konfliktfreudig: Amerikas linker Vordenker Paul Krugman malt ein düsteres Bild der Zukunft.


      Bescheidenheit ist nicht die Sache des Nobelpreisträgers. Gefragt, wie er sich denn fühle, nun da er ein Superstar sei, zögert er keinen Moment: Eigentlich habe sich nicht viel verändert, er habe weiterhin zu viel zu tun und müsse immer noch zehn Kilo ablegen.

      Den Heldenstatus in Zweifel zu ziehen, den ihm der Fragensteller zusprach, kam Paul Krugman nicht in den Sinn.

      Ein bisschen eingebildet ist er eben, der berühmte Princeton-Ökonom und Vordenker der amerikanischen Linken. Zweifellos ist er brillant, scharfzüngig sowieso und alles andere als konfliktscheu.

      Allenfalls Zeit gekauft

      Jahrelang geißelte Krugman in seinen New-York-Times-Kolumnen George W. Bush und die Republikaner. Und jetzt, da die rechten Ideologen erledigt sind, knöpft er sich Präsident Barack Obama und Finanzminister Timothy Geithner vor.

      Sein Vorwurf: Zögerlichkeit. Das 789-Milliarden-Dollar-Konjunkturprogram reiche nicht, bemängelt Krugman. Das Einzige, was man sich damit kaufen könnte sei "etwas Zeit". Auch der sogenannte Geithner-Plan, mit dem die Regierung an der Wall Street faule Wertpapiere einkaufen will, würde scheitern.

      Die Krise ist Krugmans Thema - und gleichzeitig macht die Krise Krugman zum Thema. Je tiefer es abwärts geht, desto größer ist das Interesse an seiner liberalen Angriffslust. Erst kürzlich prangte Krugmans ernste Miene auf dem Titel der Newsweek. Neben ihm stand die Schlagzeile: "Obama irrt."

      Auch an diesem Montag, als sich Krugman den Fragen der Auslandspresse in New York stellt, spart der Professor nicht mit Kritik, und er warnt angesichts der jüngsten Börsenrally vor Euphorie.

      "Die Aktienmärkte haben nach meiner Zählung sechs Erholungen vorweggenommen - eine kam“, witzelt er. Zwar gebe es Anzeichen dafür, dass sich der Abschwung verlangsame. Aber Anzeichen für einen Aufschwung gebe es nicht. Nirgends.

      "Woher soll denn der Nachfrageschub kommen, den wir brauchen“, fragt Krugman. "Exporte werden uns nicht retten, weil die gesamte Welt am Boden liegt. Es sei denn, wir finden einen neuen Planeten, der uns unsere Waren abkauft.“

      Eher unwahrscheinlich. Und so rechnet Krugman damit, dass die Arbeitslosigkeit in Amerika weiter steigen wird, nicht nur in diesem, sondern auch im kommenden Jahr.

      Beispielloser Niedergang

      Für den Ökonomen ist das Tempo der Krise ohne Beispiel. "Wir haben noch nie einen so rasanten Absturz erlebt“, sagt er, "nicht einmal zu Zeiten der Großen Depression.“

      Stärker noch als die USA würde Europa von den weltwirtschaftlichen Verwerfungen getroffen, glaubt Krugman. Der Aufstieg des Euro sei um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zurückgeworfen worden. Die Krise habe die Schwächen der alten Welt schonungslos offengelegt.

      Zwar sei die Eurozone gemessen an ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft den USA ebenbürtig. Doch es gebe trotz Einheitswährung keinen einheitlichen Anleihenmarkt. "Eine Euro-Anleihe ist keine Euro-Anleihe, weil Investoren weit höhere Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen verlangten als für spanische, französische oder deutsche“, sagt Krugman. Diese Fragmentierung bedeute, dass der Euro auf absehbare Zeit auf dem Devisenmarkt nicht zum Dollar aufschließen werde.

      Besonders besorgt blickt der Ökonom nach Osten. Was dort geschehe, hält er für die genaue Wiederholung der Asienkrise. Der Crash verlaufe nach einem altbekannten Muster: Weil Investoren den Mut verlieren und ihr Geld abziehen, können Länder ihre festen Wechselkurse nicht verteidigen. Im gleichen Maß, in dem ihre Währung absackt, steigt ihre Schuldenlast im Ausland - und schließlich die Gefahr eines Staatsbankrotts.

      Doch nicht nur die einst umjubelten Tigerstaaten im Osten sieht Krugman in Gefahr. Das Beispiel Island habe gezeigt, dass auch hochentwickelte Volkswirtschaften pleitegehen können. Der nächste Kandidat sei Irland. Und gleich danach: Österreich. Die Banken der Alpenrepublik seien jahrelang viel zu spendabel mit Krediten für Osteuropa gewesen.

      Trotz seiner düsteren Lagebeschreibung will er seiner Heimat eine europäische Kur verschreiben.

      "Amerika braucht einen Sozialstaat nach dem Vorbild Europas und ein stark reguliertes Finanzsystem", sagt er. "Bankgeschäfte müssen dringend wieder langweilig werden." Nur dann gäben die Finanzmärkte Ruhe und die Wirtschaft könnte wieder wachsen. Ganz gemächlich.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/350/464944/text/ …
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 07:07:03
      Beitrag Nr. 3.357 ()
      So. Das war es erst einmal. Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 09:02:09
      Beitrag Nr. 3.358 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.455 von Nannsen am 14.04.09 20:04:59für mich ist die weitere beobachtung des marktgeschehens hin zum finale ein faszinierendes schauspiel menschlichen verhaltens, indem hier die ökonomische realität völlig ausgeblendet wird und allein auf das prinzip hoffnung gesetzt wird.
      Die masse reagiert jetzt folgerichtig wie ein einzelnes individium. etwa vergleichbar mit einem unheilbar krebskranken, dem die begleitenden doktoren das baldige ende durch hoffnung auf eine kommende wundermedizin aus mitleid erleichtern.


      Na siehst Du, es wissen doch schon sehr viele Menschen Bescheid.

      Wir sind jetzt genau da, wo man Statistiken fälscht, gegenteilige Nachrichten herausgibt, die Arbeitslosenzahlen schönrechnet und in den USA die Konjunkturdaten türkt.

      Heute morgen vermeldete das ManagerMagazin:

      07.58 Uhr: Die Preise im deutschen Großhandel sind im März so stark gesunken wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Die Preise, zu denen Einzelhändler wie Supermärkte ihre Waren einkaufen, sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Das ist der höchste Rückgang seit Januar 1987, als die Großhandelspreise um 8,6 Prozent fielen. Im Vergleich zum Februar sanken die Preise im März um 0,9 Prozent.


      manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen



      Die Depression steht bereits vor der Haustür und Keiner wagt, das Wort auszusprechen.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 10:12:23
      Beitrag Nr. 3.359 ()
      "Die Depression steht bereits vor der Haustür und Keiner wagt, das Wort auszusprechen."

      Du sagst es, Dorfrichter.


      Und hier noch etwas über "californian dreaming......"


      Calfifornia Dreaming
      von Bill Bonner

      Das Sargtuch der Insolvenz hängt über Los Angeles wie der Rauch von einem Bushfeuer. Feuer ist eine so große Bedrohung in Kalifornien, dass die Inspektoren die Hügel um die Stadt auf der Suche nach totem Holz durchkämmen. Die Bewohner müssen Strafen zahlen, wenn totes Holz auf ihrem Land gefunden wird. Aber keine derartige Strafe wartet auf diejenigen, deren finanzieller Zunder eine Gefahr darstellt.

      Ich bin nach Kalifornien gefahren, um mir die Zukunft anzusehen. Amerika steht an der Spitze der Welt. Aber der Golden State steht an der Spitze Amerikas. Der Staat ist ein Treibhaus der Erfindungen... immer innovativ... immer in Entwicklung... und das so schnell, dass dem Rest der Welt schwindelig wird, wenn er versucht, hinterher zu kommen. Detroit hat der Welt vielleicht die billigen Autos gebracht... aber L.A. wusste, was man damit machen kann. Man hat überall entlang der Küste Vororte gebaut... und diese dann mit einem Netzwerk von Schnellstraßen verbunden. Das Benzin war günstig. Die Häuser waren günstig. Und die Straßen waren frei.


      Eine brisante Situation


      Kalifornien ist ein Land der Träumer. Blasen wachsen hier wie die tropischen Pflanzen, schnell und hoch... sie erzeugen gewaltige Baldachine der Täuschung und des Betrugs. Und dann brennt die heiße Sonne herab und die ausgedorrten Träume fallen als Zunder auf den Boden... und warten dort auf den Funken.


      In den späten neunziger Jahren war Silicon Valley ein Quell großer Träume - dass die Computertechnologie die Welt verändern würde. Und das hat sie. Aber nicht so, wie die Hoffenden es sich erhofft hatten. Ihre Dotcom-Blase hat sich am Ende des Jahrzehnts in Rauch aufgelöst.


      Doch dann kam eine Reihe neuer Blasen - die ihren Ursprung auch weitestgehend in Kalifornien hatten. Die Regierungsvertreter sind während der Rezession der Jahre 2001 und 2002 in Panik ausgebrochen. Ihre künstlich geringen Zinssätze haben - in Kombination mit der globalisierten Wirtschaft - zur finalen Mutation beigetragen, die die Extreme Blasenkultur der Jahre 2002 bis 2007 hervorgerufen hat.


      Die Hauspreise sind in die Höhe gestiegen und verschafften den Verbrauchern die Kreditsicherheit, die sie brauchten, um wirklich große Träume zu träumen. Schon bald haben sie das Geld geliehen, um damit deutsche Autos zu kaufen, ihre Tanks mit saudischem Öl zu füllen und dann zur Mall zu fahren, um dort chinesische Geräte zu kaufen.


      Auf der Suche nach dem Herzen der Stadt


      Alle haben auf die Hauspreise spekuliert - Hausbesitzer, Kreditgeber, Anleger, Bauunternehmer und Arnold Schwarzeneggers Regierung selbst. Aber jetzt sind die Hauspreise eingebrochen... die gesamte Blasenkultur ist vielleicht vom Aussterben bedroht. Ich bin ins Herz von L.A. gefahren, und haben nach Beweisen dafür gesucht. Die erste Herausforderung bestand darin, das Herz der Stadt zu finden. Die Stadt breitet sich in alle Himmelsrichtungen über viele Meilen aus. Sie hat einen Kopf... ein Stadtparlament und den Sitz des Bürgermeisters, die sich leicht in einem würdigen alten Gebäude finden lassen. Sie hat auch lange Arme, die um sich greifen und Parksünder greifen und Grundsteuern kassieren. Die Beine sind ständig in Bewegung, die Stadt ist immer unterwegs.


      Was ihr jedoch zu fehlen scheint, ist das Herz. Die Innenstadt ist einfach nur eine Ansammlung von Bürogebäuden. Am Morgen kommen die Leute und parken ihre Autos in den Garagen und gehen von dort direkt in ihre Büros. Am späten Abend bewegen sich die Beine dann in die andere Richtung. Und nachts ist die Stadt so düster und leer wie der Kopf des Senators eines Staates.


      Kopflos


      Der Stadt fehlt auch das Gehirn. Wenn die einfachen Bürger von ihren Reichtümern träumen, dann tut das auch die Regierung des Bundesstaates. Jetzt steht der Gewichtheber zum zweiten Mal seit er Gouverneur ist, vor der Pleite. Als er ins Amt eingesetzt wurde, da drohte der Staat nicht mehr in der Lage zu sein, die 13 Milliarden Dollar Kredite der vorangegangenen Regierung bezahlen zu können. Diesmal steht sogar noch mehr auf dem Spiel.


      Kalifornien hat das Land auf dem Weg nach oben angeführt. Jetzt führt Kalifornien auf dem Weg nach unten. Als der Wert der Kreditsicherheiten im Jahr 2007 eingebrochen ist, da wurde die Blasenkultur faul. Die Hausbesitzer machten Pleite. Die Kreditgeber machten Pleite. Und schon bald fing die gesamte Welt an, Pleite zu machen. In den vergangenen zwei Jahren sind die Hauspreise in Kalifornien um 40%...und in manchen Gegenden sogar um 50% eingebrochen.


      Wenn man durch die Stadt fährt, dann zeigen die meisten der älteren Wohngegenden wenige Anzeichen von Schwierigkeiten. Es stehen dort nur wenige For Sale" Schilder. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, genauso wie zu der Zeit, als diese Kultur im frühen 20. Jahrhundert begonnen hat. Es sind die offenen Gebiete außerhalb der Stadt, wo die Träume die meiste Sonne abbekommen, wo die Schwierigkeiten anfangen.


      Fahren Sie einmal die Lincoln Street von Santa Monica zum Flughafen. Wenn Sie nach Marina del Mar kommen, dann werden Ihnen schon bald die gewaltigen Bauprojekte rechts und links der Straße auffallen. Leasen Sie jetzt" heißt es auf einem. Luxuswohnungen zu Verkaufen", heißt es auf einem anderen. Vor den Verkaufsbüros sieht man keine Menschen Schlange stehen. Überall in Südkalifornien gibt es Tausende dieser neuen Häuser... überwiegend am Rande der ausgedehnten Vororte und der außerhalb gelegenen Ortschaften... viele davon sind im Grunde genommen verlassen. Es gab nur wenige Bauunternehmer, die sich vorstellen konnten, dass sich die Preise halbieren würden.


      Absolut vorhersehbar


      Doch als die Blase dann in die Luft ging... ging auch der Haushalt des Bundesstaates mit in die Luft. Plötzlich sind die Steuereinnahmen eingebrochen... während die Ausgaben in die Höhe gegangen sind. Das war für jeden Menschen von normaler Intelligenz absolut vorhersehbar. Und trotzdem schien es für die Gesetzesvertreter absolut überraschend zu kommen. Über Monate hat die Regierung gewarnt, dass ihr das Geld ausgehen würde. Auch dabei führt Kalifornien das Land an. Nicht nur die Bewohner machen Pleite - auch die Regierung. Zu Beginn dieses Jahres stand die Regierung einem Defizit von 43 Milliarden Dollar gegenüber und war deswegen gezwungen, ihre Angestellten mit Schuldscheinen zu bezahlen.


      Anders als die Bundesregierung, kann Kalifornien kein Geld drucken. Es macht nur keinen großen Unterschied, ob man nun Schuldscheine ausstellt, um die Angestellten zu bezahlen oder ob man Dollar in Umlauf bringt, um die ausländischen Kreditgeber zu bezahlen. Ob sie nun das Emblem des großen Staates Kalifornien tragen oder das der Vereinigten Staaten von Amerika, beides sind Papierstücke, die irgendwann das Wert sein werden, was die Leute bereit sind, dafür zu geben... und keinen Penny mehr.


      Die Blasenkultur erscheint heute geschmacklos, außer Mode und Pleite. Aber die Kalifornier träumen immer noch. Wenn das Unterholz irgendwann verbrannt ist, dann werden sie vermutlich von etwas Neuem träumen.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 10:25:47
      Beitrag Nr. 3.360 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.969.873 von maeusefaenger am 15.04.09 10:12:23Sehr guter Beitrag- wirklich !
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 11:00:43
      Beitrag Nr. 3.361 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.969.873 von maeusefaenger am 15.04.09 10:12:23:confused:

      Die Blasenkultur erscheint heute geschmacklos, außer Mode und Pleite. Aber die Kalifornier träumen immer noch. Wenn das Unterholz irgendwann verbrannt ist, dann werden sie vermutlich von etwas Neuem träumen.

      hier irrt der gute bill bonner...

      denn nicht nur die kalifornier müssen träumen....menschen ohne träume sind wie pflanzen ohne wasser....

      Deshalb ist ein leben ohne träumen (hoffen) m.e. überhaupt nicht möglich...und das ist gut so, denn nur dies garantiert die überwindung dieser blase und die eröffnung der nächsten...
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 12:29:06
      Beitrag Nr. 3.362 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.957.912 von Maraho am 12.04.09 18:27:11Guten Tag zusammen,
      hier gibt es frisches ...

      Finanzbranche
      UBS setzt auf radikalen Stellenabbau

      Der UBS steht das Wasser bis zum Hals. Das Schweizer Bankhaus musste im ersten Quartal einen Verlust von 1,32 Mrd. Euro hinnehmen. Jetzt zieht die UBS die Reißleine - und will weltweit 8 700 Stellen streichen. Und das dürfte erst der Anfang sein. Die Börse reagiert geschockt. Auch die deutschen Finanzwerte liegen tief im Minus.


      HB ZÜRICH. Die Schweizer Großbank UBS zieht mit einem radikalen Stellenabbau Konsequenzen aus einem erneuten Milliarden-Verlust im ersten Quartal. Den Planungen des neuen Konzernchefs Oswald Grübel zufolge sollen 2010 noch 67 500 Personen für den Konzern arbeiten, Ende März 2008 waren es 83 800. Bislang war eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl in diesem Jahr auf 75 000 Beschäftigte vorgesehen.

      „Leider kann ich Ihnen noch keine erfreulichen Nachrichten überbringen, sondern muss Ihnen weitere schlechte Zahlen und einschneidende Maßnahmen zumuten“, sagte der ehemalige Chef des Erzkonkurrenten Credit Suisse, laut Redetext am Mittwoch zu den Aktionären.

      Die Stellenstreichungen dürften vor allem die Investmentbank-Sparte treffen. Diese hat die UBS in den erfolgreichen Jahren 2003 bis 2007 vor allem in den USA enorm aufgebläht. Nach dem Platzen der Immobilienblase und den Milliardenverlusten schränkt das Geldhaus seine riskanten Geschäfte ein und setzt auf die klassische Vermögensverwaltung.

      Im ersten Quartal dürfte bei dem weltgrößten Vermögensverwalter vorläufigen Zahlen zufolge ein Verlust von knapp zwei Mrd. Franken (rund 1,3 Mrd. Euro) angefallen sein. Illiquide Risikopositionen und Rückstellungen für Kreditrisiken belasteten das Ergebnis mit 3,9 Mrd. Franken. Zudem zogen die Kunden weitere Mittel ab. Im Unternehmensbereich Wealth Management & Swiss Bank belief sich der Mittelabfluss auf netto 23 Mrd. Franken. Vor allem die von den USA erzwungene Übergabe von Kundendaten an die Steuerbehörden habe viele Kunden verschreckt.

      Was viele Beobachter als Aufweichung des für die Schweizer Vermögensverwalter wichtigen Bankgeheimnisses gesehen hatten, war jedoch nur die letzte in einer Reihe von schlechten Nachrichten für das Institut. 2008 verbuchte die UBS vor allem wegen Abschreibungen auf US-Anlagen mit 20,9 Mrd. Franken den größten jemals von einem Schweizer Unternehmen verzeichneten Verlust.

      Viele Kunden verloren das Vertrauen, 226 Mrd. Franken wurden abgezogen. Staat und Notenbank mussten der größten Bank des Landes mit einem Milliarden-Rettungspaket beispringen. Nun sollen bis Ende 2010 rund 3,5 bis vier Mrd. Franken eingespart werden und nochmals 8700 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2500 in der Schweiz.

      Der als harter Sanierer bekannte Grübel dämpfte die Erwartungen an schnelle Resultate der Kostensenkungsmaßnahmen. „Sie sollten nicht davon ausgehen, dass sich dies schon in den nächsten Quartalen deutlich in unseren Ergebnissen niederschlägt. Unser Ausblick bleibt verhalten, da wir noch viele Unwägbarkeiten vor uns haben.“ Die UBS werde sich aus risikoreichen und aus wenig Erfolg versprechenden Geschäftsfeldern zurückziehen. Neben dem Kerngeschäft der Vermögensverwaltung und dem Schweizer Bankgeschäft will Grübel aber weiterhin in dem für die Verluste verantwortlich Investmentbanking und im Asset Management tätig bleiben.

      „Das Ergebnis ist eine Riesenenttäuschung“, sagte ein Händler in einer ersten Einschätzung. „Nach den unerwartet guten Zahlen von Goldman Sachs und Wells Fargo und den optimistischen Äußerungen der Deutschen Bank über die ersten Monate hat man auch bei UBS ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis erwartet.“ Die UBS-Aktien gingen auf Talfahrt und verloren im frühen Handel acht Prozent auf 12,20 sfr, während der Branchenindex drei Prozent einbüsste.

      Derweil zieht der scheidende UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer ein positives Fazit über den im vergangenen Jahr eingeleiten Kurswechsel bei der Großbank. Er sieht die UBS aber weiterhin in einer schwierigen Situation.

      „Wir haben einen grundlegenden Transformationsprozess in der Bank eingeleitet und über weite Strecken durchgeführt“, sagt Kurer laut Redetext bei der Generalversammlung am Mittwoch. Trotz des Transformationsprozesses müsse die UBS aber immer noch darum kämpfen, auf den Erfolgspfad zurückzukehren.

      „Die UBS ist anders“, lautet Kurers Fazit nach einem Jahr. Die Bank habe sich im Laufe der letzten zwölf Monate von Grund auf verändert und erneuert. Das Institut sei aber noch nicht am Ziel. „Wir sind heute auch noch nicht dort, wo wir vor zwölf Monaten glaubten, innerhalb der Jahresfrist anzukommen“, sagte der Verwaltungsratschef.

      „Insbesondere haben wir die Schwelle zur Profitabilität noch nicht definitiv überschritten und wir müssen im operationellen Bereich noch vieles ändern, um noch kostengünstiger, noch effizienter und noch besser für unsere Kunden zu arbeiten.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherun…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 12:32:37
      Beitrag Nr. 3.363 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.507 von Maraho am 14.04.09 17:58:45Sie können es nicht lassen ...

      Frühjahrsprognose
      DIW verkündet Zeitpunkt für Ende der Talfahrt

      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet im laufenden Jahr mit einem scharfen Einbruch der Wirtschaftsleistung in Deutschland: Das Bruttoinlandsprodukt wird laut Frühjahrsprognose um 4,9 Prozent zurückgehen. Allerdings nennt das DIW auch einen Zeitpunkt, ab dem sich die Wirtschaft stabilisieren wird.


      HB BERLIN. Für 2009 sei zwar insgesamt mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um knapp fünf Prozent zu rechnen, erklärte das DIW am Mittwoch in seiner Prognose. Zum Jahresende sei aber mit einer Stabilisierung der Entwicklung zu rechnen. Mit der aktuellen Schätzung senkten die DIW-Forscher ihre Anfang Januar mit minus 1,1 Prozent angegebene Prognose deutlich.

      Zum sich abzeichnenden Ende der wirtschaftlichen Talfahrt trügen die globalen Konjunkturprogramme bei. „Vor allem sprechen aber die niedrigen Rohstoffpreise und die dadurch sinkende Inflation für eine graduelle Erholung der Weltwirtschaft“, sagte DIW-Chef Klaus Zimmermann. Voraussetzung für eine konjunkturelle Stabilisierung sei aber eine Rückkehr des Vertrauens in die Finanzmärkte.

      Die Berliner bekräftigten jedoch ihren Vorbehalt gegen neue Konjunkturspritzen der öffentlichen Hand. „Allein schon die Debatte darüber ist schädlich, denn sie schafft neue Unsicherheiten“, sagte Zimmermann. „Angesichts der ohnehin drastisch steigenden Staatsschulden wären weitere Konjunkturmaßnahmen – seien es weitere Ausgaben, oder seien es Steuersenkungen – nicht zu verantworten.“

      Eine konkrete Prognose für 2010 wagte das Institut wegen der großen Unsicherheit wie angekündigt nicht. In einem „realistischen Szenario“ spricht das DIW aber von einer leichten Belebung. „Am ehesten ist von einer sehr schwachen und langsamen Erholung auszugehen,“ sagte Zimmermann. Im Januar war er noch von einem Wachstum von 1,1 Prozent ausgegangen.

      In Folge der Konjunkturlage und der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Konjunkturprogramme werden sich die öffentlichen Haushalte dem Institut zufolge in einer in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellosen Weise verschulden. Das Gesamtdefizit der öffentlichen Haushalte werde – bei großer Unsicherheit – im nächsten Jahr auf weit über 100 Milliarden Euro ansteigen, nach knapp 80 Milliarden Euro in diesem Jahr und einem nahezu ausgeglichenen Haushalt 2008.

      Eine qantitative Lockerung der Geldpolitik auch der Europäischen Zentralbank (EZB) ist aus Sicht des DIW in den nächsten Monaten nicht auszuschließen. Falls die Inflationsrate im Euroraum weiter zurückgehe, spreche dies für eine weitere Zinssenkung der EZB in den kommenden Monaten, heißt es in dem Konjunkturbericht. Bei dem jetzigen Zinsniveau von 1,25 Prozent bedeute dies, dass die Einlagenfazilität die Nulllinie erreiche. Vor diesem Hintergrund sei nicht auszuschließen, dass die EZB in den nächsten Monaten der US-Notenbank Fed und der Bank of England (BoE) folge und eine Geldpolitik der quantitativen Lockerung führen werde.

      Dann stelle sich die Frage, ob sich die EZB auf das Aufkaufen von Unternehmens- oder Staatsanleihen konzentrieren sollte. Beide Fälle wären ordnungspolitisch problematisch.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachricht…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 12:37:20
      Beitrag Nr. 3.364 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.464.071 von Maraho am 28.01.09 12:57:26Nicht ist besser geworden ...

      11.56 Uhr: Bosch-Chef Franz Fehrenbach stimmt seine Mitarbeiter wegen der Wirtschaftskrise auf harte Zeiten ein. Er sehe "äußerst schwierige Herausforderungen" auf den weltgrößten Autozulieferer zukommen, sagte Fehrenbach der Mitarbeiterzeitung "Bosch Zünder". Das Stuttgarter Unternehmen sei aber "bestrebt, im Zusammenspiel mit den Arbeitnehmervertretern Entscheidungen mit Augenmaß zu treffen, um Beschäftigung so weit wie möglich zu sichern." Rund 47.000 Mitarbeiter des Konzerns in Deutschland sind in Kurzarbeit oder haben eine verkürzte Wochenarbeitszeit. "Wenn sich abzeichnet, dass es im zweiten Halbjahr keine Bodenbildung gibt, müssen wir den Einsatz der Kurzarbeit überdenken."

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,619…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 12:43:24
      Beitrag Nr. 3.365 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.958.880 von Maraho am 13.04.09 10:03:16In Bezug.

      Abendrot im Abendland

      Dunkle Wolken über hiesigen Gefilden. Die Unternehmen fahren gerade ihre Ausgaben herunter. Umsätze brechen ein und aus Gewinnen werden Verluste. Chefs übergeben ihre Angestellte der Straße und damit den Sozialsystemen. Nicht dass es ungewöhnlich wäre in Zeiten einer Rezession. Doch wenn es nur bei einer Rezession bliebe. Erinnern Sie sich an die Zeit im letzten Jahr, als man vom „R-Wort“ sprach, weil man sich das Wort Rezession nicht auszusprechen traute? Die Aussichten sind trübe, ein neuer Job ist Glückssache und die Wirtschaft fällt gerade vom Laster...


      In der Zeitung „Die Zeit“ wird ausgerechnet, dass das BIP in Deutschland um 11,5% gefallen sein könnte, stellt eigene Berechnungen an und wünscht „Frohe Ostern“.

      Die Entlassungswelle beginnt an die Strände zu schlagen wie ein Tsunami, den natürlich niemand hat kommen sehen. Der Hotel – und Gaststättenverband DEHOGA rechnet mit 60.000 Entlassungen in diesem Jahr, obwohl man immer wieder von ungetrübter Urlaubsfreude vor allem in deutschen Regionen lesen kann. Vielleicht ist ja auch Urlaub auf Balkonien gemeint. So genau unterscheidet man da nicht. Binnen eines Jahres sinkt der Umsatz in der Industrie um 23%.

      Im letzten Bericht der Bundesagentur für Arbeit werden 3,6 Mio. Arbeitslose ausgewiesen. Ein paar Seiten weiter hinten stehen 7,8 Mio. „Leistungsempfänger“. Man kann schnell noch das Kurzarbeitergeld auf 24 oder auch 96 Monate verlängern, um die Bilanz sauber zu halten. Doch die realen Zahlen werden explodieren. Und dann schnallen die Leute ihre Gürtel noch enger und versuchen die Wagen in den Einbahnstraßen zu wenden. Ihre Arbeitsplätze werden abgewrackt und nach Asien exportiert. Das Rezept ist nicht neu, nur die Inhalte sind etwas schärfer geworden. Unternehmensberatungen stehen wieder in ihren Startlöchern und kümmern sich um die, die das Jahr 2009 überleben.

      Das Beraten von Unternehmen ist eine der wenigen boomenden Branchen. Nachdem kostenloses Wasser gestrichen und Zeitungen abbestellt wurden, beginnen sie die Unternehmen nach Einsparpotentialen zu durchleuchten. In der Regel wendet man sich dann dem Personal zu, erklärt ihm die Probleme und die Globalisierung, presst ihm Zugeständnisse ab oder zahlt ein paar Euro Abfindung. Abfindung bedeutet nichts anderes, als dass sich als Nächstes mit einem 400-Euro-Job abfinden muss. Den Rest bezahlt das Arbeitsamt oder der Staat. Oh es gibt viel zu tun für ihn. Weniger Einnahmen – mehr Aufgaben und Experten am Lenkrad… Sie ahnen wohl, wie das ausgehen könnte.

      Unsere Aufgabe scheint das Konsumieren zu sein, am besten auf Kredit. Großbritannien und die USA haben kaum etwas anderes als den Konsum. Und die Finanzindustrie. Und beides steckt fest wie eine verbeulte Nobelkarosse im Morast. Ich würde mich nicht wundern, wenn die nächste Auslagerungsrunde für unsere Industrie diese dorthin verschlagen wird, wo die Kosten niedriger sind. Nur die Leute bleiben hier. Wer die Produktionsmittel besitzt, besitzt auch die Macht. So ähnlich hat es Marx mal formuliert. Asiatische Aktien scheinen eine bessere Investition zu sein, als Papiere aus den Konsumhochburgen. Wer weiß?

      Irgendwann ist die Welt dann globalisiert und so flach geworden wie die Lüneburger Heide oder die Durchhalteparolen. Selbst die Experten des DIW trauen sich keine Prognose mehr zu. Denn schließlich verschlimmern Prognosen die Situation, sagt DIW Präsident Zimmermann. Und er muss es ja wissen. Wenn die Welt bis dahin durchkommt, und da bin ich mir nicht so sicher, dass das ohne Probleme geschehen wird, treffen wir uns irgendwann und irgendwo, aber wahrscheinlich in der Mitte. Asien wird produzieren und wir werden abhängig davon sein. Nicht dass das gerecht wäre, doch es ist die Folge des Wirkens der Weltverbesserer mit ihren fortlaufenden Optimierungen ihrer Finanzstrukturen bis zum Punkt, an dem die Welt dann endlich flach und ausgelaugt scheint und es dann womöglich auch ist. Doch darum kümmern sich die Götter. Bis dahin steigt Asien auf und Europa steigt ab. In diesem Zusammenhang bekommt das Wort Abendland eine ganz neue Bedeutung. Es wird dunkel.

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=629&more=1&c=1&tb=1&pb=1#mo…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 12:59:42
      Beitrag Nr. 3.366 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.576 von Maraho am 27.02.09 05:48:37In Anlehnung.

      Die Euro-Staaten driften auseinander
      Beunruhigende Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit

      Während der ersten zehn Jahre der Währungsunion haben sich die Wettbewerbsfähigkeit und die Leistungsbilanzen der einzelnen Mitglieder auseinanderentwickelt. Die Krise dürfte zu einer Teilkorrektur zu hoher Kosten führen, argumentiert die EU-Kommission.

      In den ersten zehn Jahren seit ihrem Start Anfang 1999 hat sich die europäische Währungsunion in vielerlei Hinsicht als Erfolgsgeschichte erwiesen. Nicht erfüllt hat sich aber die Hoffnung auf eine rasche realwirtschaftliche Annäherung ihrer Mitgliedstaaten. Im Gegenteil: Wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht¹ der EU-Kommission zeigt, hat sich die Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder auseinanderentwickelt. Die Studie unterscheidet aufgrund empirischer Daten (reale effektive Wechselkurse) drei Ländergruppen: Deutschland und in geringerem Mass Finnland, Österreich und Frankreich haben ihre Preis- und Kosten-Wettbewerbs-Fähigkeit im Vergleich mit den übrigen Euro-Staaten in diesen zehn Jahren verbessert. Staaten wie Irland, Griechenland und Spanien haben hingegen an Wettbewerbsfähigkeit verloren; einige weitere, darunter Belgien, haben ihre Position ungefähr gehalten.

      Massive Leistungsbilanzdefizite im Süden

      Diese Verschiebungen trugen zu einer divergierenden Entwicklung der nationalen Handels- und Leistungsbilanzen bei (vgl. Tabelle). Hatten zum Beispiel die Leistungsbilanzen von Deutschland und der Niederlande 1998 noch ein geringes Defizit bzw. einen relativ bescheidenen Überschuss ausgewiesen, schrieben sie 2008 Überschüsse von satten 7,1% bzw. 8,4% des Bruttoinlandprodukts (BIP). Am anderen Ende des Spektrums stehen – abgesehen vom erst kürzlich zur Euro-Zone gestossenen Zypern – Spanien, Portugal und Griechenland mit letztjährigen Leistungsbilanzdefiziten von über 9% des BIP und einer starken Ausweitung über die letzten zehn Jahre.

      Der Bericht führt die Divergenz auf eine Reihe von Faktoren zurück. Manche seien auf ein normales, gesundes Funktionieren der Euro-Zone zurückzuführen und könnten den Marktkräften überlassen werden. Hierzu zählt die Studie etwa die Konvergenz der Preise: Staaten mit einem zu Beginn vergleichsweise tiefen Preisniveau haben höhere durchschnittliche Preissteigerungen erlebt als solche mit einem durchschnittlichen Ausgangsniveau. Damit verteuerten sich ihre Exporte, was einen (kleinen) Teil der Verluste an Wettbewerbsfähigkeit erklärt.

      Immobilienblasen statt Investitionen

      Ein wesentlicher Teil der Divergenzen aber hätten beunruhigende Ursachen, mahnt die Kommission. Hierzu zählt sie etwa eine enttäuschende Produktivitätsentwicklung in manchen ärmeren Staaten und eine über dem Produktivitätswachstum liegende Lohnentwicklung. So seien die Lohnstückkosten in Griechenland 2003–07 deutlich gestiegen, da der zuvor verzeichnete Anstieg der Arbeitsproduktivität versiegte, die Löhne aber weiter wuchsen. Umgekehrt war Lohnzurückhaltung ein Grund für die Steigerung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit.

      Die ärmeren Staaten haben im Allgemeinen einen hohen Kapitalzufluss erlebt, da mit der Schaffung der Währungsunion ihr zuvor hohes Wechselkursrisiko entfiel, die von den Investoren verlangten Risikoprämien sanken und die Gemeinschaftswährung die Integration der Finanzmärkte förderte. Doch das ausländische Kapital sei nicht immer für die produktivsten Zwecke genutzt worden, betont der Kommissionsbericht. Statt in Investitionen sei es vor allem in den Konsum und in den Wohnungsbau geflossen, womit es statt des Wachstums die Verschuldung der privaten Haushalte und Immobilienblasen gefördert habe. Zu Letzteren trugen auch tiefe Realzinsen bei, die sich in diesen Staaten aus der Kombination einer über dem Durchschnitt der Euro-Zone liegenden Inflation mit einer einheitlichen Geldpolitik ergaben. All dies macht die Defizitländer anfällig für abrupte Änderungen der Finanzmarkt-Bedingungen, weshalb sie der jetzigen Finanzkrise besonders stark ausgesetzt sind.

      Die Studie schätzt, dass der reale effektive Wechselkurs (handelsgewichteter Durchschnitt der Wechselkurse gegenüber den Handelspartnern, korrigiert um Unterschiede bei der Preis- bzw. Kostenentwicklung) von Griechenland, Spanien und Portugal inzwischen etwa 10% bis 15% überbewertet und jener von Deutschland sowie – in geringerem Mass – den Niederlanden, Österreich und Finnland etwa 5% bis 15% unterbewertet sei. In einer Währungsunion kann sich aber weder die griechische Währung ab- noch die deutsche aufwerten. Umso mehr muss in Staaten mit hohen Leistungsbilanzdefiziten die Anpassung über eine Senkung der Produktionskosten und der Preise im Exportsektor sowie über die Verschiebung von Nachfrage und Ressourcen zwischen dem geschützten Binnen- und dem Exportsektor erfolgen. Gerade in Ländern mit grossem Anpassungsbedarf wie Portugal, Griechenland oder Spanien liege die Regulierung der Arbeitsmärkte aber über dem Durchschnitt des Euro-Raums, was die Anpassung verzögern könnte.

      Krise erzwingt eine gewisse Konvergenz

      Für 2009/10 erwartet die Kommission dennoch eine bescheidene Annäherung der Leistungsbilanzpositionen, und zwar als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise. So dürften in den Exportnationen Deutschland und Niederlande die Überschüsse wegen des Einbruchs des Welthandels zurückgehen. Umgekehrt erzwinge die Krise eine Korrektur der Ungleichgewichte auf den Kredit- und Immobilienmärkten, womit sich die hohen Leistungsbilanzdefizite einiger Staaten abbauen sollten. Weil aber die preisliche Wettbewerbsfähigkeit dadurch nur begrenzt angeglichen werde, seien die Korrekturen mit hohen Kosten in Form von Arbeitslosigkeit und einer Unterauslastung von Kapital verbunden. Nötig wären deshalb politische Massnahmen, die – zum Beispiel durch die Steigerung der Produktivität und die Dämpfung der Lohnkosten – an den Wurzeln der Fehlentwicklungen ansetzen.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/die_eur…

      ¹ Spezialbericht in: Quarterly Report on the Euro Area, Vol. 8, No. 1 (2009).
      http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/publication…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 13:05:41
      Beitrag Nr. 3.367 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.798.089 von Maraho am 19.03.09 05:45:59Noch was hierzu und dann ...

      US-Heimatschutzministerium warnt vor Rechtsextremisten
      Florian Rötzer

      Nach einem Bericht des Heimatschutzministeriums kann die Wirtschaftskrise zum Nährboden für militante Rechtsextremisten werden.

      Die Wirtschaftskrise und die Wahl eines schwarzen Präsidenten lassen die Rechtsextremen in den USA stärker werden. Nach einem Bericht des Heimatschutzministerium werden rassistische Gruppen, die von der Überlegenheit der Weißen überzeugt sind, Extremisten, die gegen die Bundesregierung kämpfen, und bewaffnete Gruppen wieder aktiver, werben Mitglieder und radikalisieren sich.

      Bislang seien die Bedrohungen allerdings noch "rhetorisch" geblieben. Der Bericht wurden allen Polizeistellen zugesandt. Gefährlich könnten vor allem Extremisten werden, die sich gegen einzelne Themen wie Abtreibung oder Einwanderung wenden, aber in Zeiten der Wirtschaftskrise könnte auch die Endzeitstimmung verstärkt werden, die christliche und andere Fanatiker radikalisiert.

      Verdächtig sind "groups, movements and adherents that are primarily hate-oriented (based on hatred of particular religious, racial or ethnic groups) and those that are mainly anti-government, rejecting federal authority in favor of state or local authority, or rejecting government authority entirely. It may include groups and individuals that are dedicated to a single issue, such as opposition to abortion or immigration." Letztere Tendenz fördern auch Politiker in Bundesstaaten, die sich wie in Texas von Washington möglichst weit lösen wollen.

      Wenn die Wirtschaftskrise sich vertieft, Zwangsversteigerungen und Arbeitslosigkeit anwachsen, dann könne dies einen Nährboden für rechte Extremisten darstellen. Gewarnt wird, dass Veteranen, die aus den Einsätzen vom Irak und in Afghanistan heimkehren und keinen Job finden oder Schwierigkeiten mit der Einfügung ins zivile Leben haben, von den Rechtsextremisten umworben werden könnten.

      Die Sprecherin des Ministeriums spielte allerdings den Bericht herunter und wies daraufhin, dass man solche Analysen immer durchführe. Erst im Januar war ein Bericht zur Entwicklung im linksextremen Spektrum fertig gestellt worden.

      Bei den Rechten fürchtet man jetzt verstärkt Einzelgänger und kleine gewaltbereite Gruppen. Das Internet habe es leichter gemacht, Ziele zu lokalisieren, mit Gleichgesinnten zu kommunizieren und Informationen über Waffen und Bomben zu finden. Rechtsextremisten lehnen nicht nur Obama, den ersten schwarzen Präsidenten, ab, sondern fürchten auch, dass er die Waffengesetze verschärfen, die Zuwanderung erleichtern oder Sozialprogramme für Minderheiten ausbauen könnte. Dazu kommen antisemitische Vorstellungen, nämlich dass die "jüdischen Finanzeliten" absichtlich die Wirtschaft zum Zusammenbruch gebracht haben sollen. All dies würde sich verstärken, wenn die Wirtschaft weiter bergab geht, so der Bericht.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/136179

      Bis später ...
      306 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 13:07:26
      Beitrag Nr. 3.368 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.971.118 von Maraho am 15.04.09 12:37:20Nichts ist besser geworden ... ;)
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 16:08:56
      Beitrag Nr. 3.369 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.984 von Maraho am 14.04.09 19:02:58Hier kurz etwas aktuelles. In Bezug ...

      Deflationsgefahr
      US-Teuerungsrate fällt unter null
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Präsident Obama sieht für die US-Wirtschaft erste Hoffnungsschimmer. Doch jüngste Konjunkturdaten sprechen eine andere Sprache: Die Verbraucherinflation fällt zum ersten Mal seit den 50er-Jahren unter null. Und die Industrieproduktion sinkt um ein Fünftel.


      Der erste Fall der US-Teuerungsrate unter null Prozent seit 1955 hat am Mittwoch die Angst vor einer Deflation in der weltgrößten Volkswirtschaft genährt. Der Verbraucherpreisindex ging im März auf Jahressicht um 0,4 Prozent zurück. Im Vormonat hatte er noch um 0,2 Prozent zugelegt. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang um 0,1 Prozent gerechnet.

      Die Kernrate - Nahrungs- und Lebensmittelpreise ausgeklammert - legte indes auf Jahressicht um 1,8 Prozent zu. Verantwortlich dafür war ein Anstieg der Tabakpreise um elf Prozent. Volkswirte gehen jedoch davon aus, dass auch die Kernrate zurückgehen wird. "Wir vermuten, dass sie fallen wird. Angesichts einer steigender Arbeitslosigkeit, einem Rückgang der Kapazitätsauslastung und fallenden Lohnkosten sollte der Abwärtssog auf die Kernrate aufrecht erhalten bleiben", sagte ING-Volkswirt James Knightley.

      Kapazitätsauslastung fällt auf Rekordtief

      Die Inflationsdaten fügen sich in ein breiteres Bild: Angesichts einer wegbrechenden Nachfrage schränken die US-Unternehmen ihre Produktion ein. Das spiegelt sich in einer geringen Kapazitätsauslastung wider: Im März fiel sie zum ersten Mal seit Beginn der Datenaufzeichnung 1967 unter die Schwelle von 70 Prozent auf das Rekordtief von 69,3 Prozent. Die Industrieproduktion wiederum sank im März um 1,5 Prozent - das ist der 14. Rückgang in den vergangenen 15 Monaten. Damit schrumpfte der Ausstoß amerikanischer Fabriken im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 20 Prozent.

      "Die starke Unterauslastung der Kapazitäten spricht zum einen für weitere Entlassungen und eine geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Zum anderen werden nicht nur Konjunktursorgen, sondern auch Deflationssorgen geschürt", urteilten die Commerzbank-Zinsstrategen Peter Müller und David Schnautz. Bereits am Dienstag hatten Konjunkturdaten für Aufsehen gesorgt: So gingen die Großhandelspreise im März gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent zurück.

      Empire-Index legt zu

      Aus der Industrie gibt es aktuell aber auch gegenläufige Daten. Der Empire-State-Index, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, kletterte im April auf Minus 14,65 Punkten von zuvor Minus 38,23 im März. Die Stimmungsumfrage der Fed in New York lag damit deutlich oberhalb der Erwartungen. Experten hoben hervor, dass die wichtige Auftragskomponente um rund 41 Punkte zulegte. "Die Subkomponenten zeigen ein gemischtes, jedoch überwiegend verbessertes Bild", sagte Ralf Umlauf, Renten- und Devisenstratege der Helaba.

      Insgesamt warnen die Experten aber vor Euphorie. "Obwohl der Anstieg überaus deutlich und zudem auf recht breiter Basis erfolgte, ist es dafür noch zu früh. Denn sowohl der Gesamtindex als auch alle Teilkomponenten sind nach wie vor negativ und weisen damit auf eine schrumpfende Geschäftstätigkeit hin", sagte Thilo Heidrich, Volkswirt bei der Postbank. "Es bleibt abzuwarten, ob aus dem heutigen Ergebnis ein positiver Trend wird. Die Hoffnung darauf nähren jedenfalls die Erwartungen. Dort kam es nahezu überall zu Anstiegen und einige Komponenten befinden sich schon im positiven Bereich.

      Die Vereinigten Staaten befinden sich seit Dezember 2007 in der Rezession. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal bereits um 6,3 Prozent schrumpfte, wird auch für das erste Quartal mit einem Einbruch gerechnet. Obamas Wirtschaftsberaterin Christina Romer ist sogar für das zweite Quartal skeptisch: "Die US-Wirtschaft ist immer noch krank. In den kommenden Monaten werden weiter Stellen verloren gehen. Die BIP-Zahlen für das erste und das zweite Quartal werden sicherlich sehr schlecht ausfallen."

      Besonders heikel ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote liegt auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. Wegen der großen Jobunsicherheit halten die Haushalte ihr Erspartes zusammen und schränken ihren Konsum ein. Rabatte der Einzelhändler und Autofirmen verpuffen deshalb: So fielen die Einzelhandelsumsätze im März um 1,1 Prozent. Im Februar hatten sie noch um revidiert 0,3 Prozent zugelegt. Das verstärkt den Abwärtssog der Volkswirtschaft weckt Ängste vor einer Deflation nach japanischem Vorbild.

      Wann ist der Wendepunkt erreicht?

      Nicht alle Experten schätzen die Deflationsgefahr als hoch ein. "Auch wenn die Inflationsrate jetzt unter Null liegt, ist damit noch keine Deflation im engeren Sinne eingetreten. Hier ist unseres Erachtens eher die Kerninflationsrate maßgeblich, die jedoch mit 1,8 Prozent nach wie vor ein gutes Stück von der Nullmarke entfernt ist", sagte Matthias Huth, Anleihenexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg. "Gleichwohl bleibt der Preistrend abwärtsgerichtet, weshalb wir auch in den kommenden Monaten mit fallenden Inflationsraten rechnen."

      Fraglich ist, wann der Wendepunkt erreicht ist. Präsident Barack Obama äußerte sich mit Blick auf die Konjunkturpakete der Regierung in einer Rede am Dienstag verhalten optimistisch. "Unsere Stützungsaktionen ziehen erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung nach sich." Er hob konkret Schulen, Polizeidepartements, auf saubere Energien spezialisierte Unternehmen und Baufirmen hervor: Sie verzichteten auf Entlassungen beziehungsweise stellten Arbeiter wieder ein.

      Quelle: FTD.de, 15:37 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 16:16:28
      Beitrag Nr. 3.370 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.971.050 von Maraho am 15.04.09 12:29:06Noch etwas zum schmunzeln ...

      Falscher Internet-Link
      UBS "nur für Erwachsene"
      von Rolf Lebert (Frankfurt)

      Die Schweizer Bank macht Schlagzeilen - mit Milliardenverlusten und einem Stellenabbau. Jetzt kommt noch eine bittere Nachricht hinzu: Anstatt auf eine Mitteilung des Konzernchefs verlinkte die Bank auf eine Pornoseite.


      Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Nach den katastrophalen Ergebnissen des Vorjahres trudelte die UBS auch im ersten Quartal 2009 weiter im Abwärtssog.

      Wie es sich gehört, wurde die Presse darüber in einer kurzen Mitteilung informiert, in der sich auch noch andere Neuigkeiten wie der geplante Abbau von 8700 Stellen binnen Jahresfrist finden.

      Eine gänzlich unerwartete Information kommt aber erst am Schluss. Denn dort wurde in die Pressemitteilung ein Internetlink eingesetzt, bei dessen Aufruf dem Leser der Zugriff auf die Originalrede von UBS-Chef Oswald Grübel versprochen wurde.

      Dieser Link führt tatsächlich in Richtung GV, allerdings nicht zur Generalversammlung, wie Aktionärsversammlungen in der Schweiz heißen, sondern zum ebenfalls mit GV abgekürzten Geschlechtsverkehr. "Adult Content Warning" ("nur für Erwachsene"), heißt es dort, und man landet auf einer - allerdings eher harmlosen - Pornoseite.

      "Megapeinlich", hieß es bei der Pressestelle der UBS. Also ob es nicht schon schlimm genug wäre mit der Bank.

      Aber: Shit happens, wie man so schön Neudeutsch sagt. Gerade in der schönen, neuen Internetwelt.

      Irgend ein armer Teufel, auf den jetzt wahrscheinlich der geballte Zorn des bis aufs äußerste gereizten Managements herniederprasseln wird, hatte an die Stelle, wo der Link www.ubs.com/agm hin sollte, im Textentwurf den Platzhalter "xxx" gesetzt. Er vergaß jedoch, diesen löschen, als der Link eingefügt wurde.

      So landete man nicht bei der Rede des Vorstandschefs, sondern bei nackten Tatsachen. Natürlich könnte man an dieser Stelle nun tiefschürfende Überlegungen darüber anstellen, warum das ausgerechnet bei der UBS passiert ist - und ob das Ganze etwas zu bedeuten hat. Und wenn ja, was. Aber das lassen wir lieber. Die Bank ist schon gestraft genug.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Falsche…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 18:07:34
      Beitrag Nr. 3.371 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.959.539 von Maraho am 13.04.09 14:20:59Guten Abend zusammen,
      beginnen wir mit einer lockeren Abend-Runde ...

      Bankenkrise
      Merkel macht Bad Bank zur Chefsache

      Kanzlerin Angela Merkel macht die Bereinigung deutscher Bank-Bilanzen von toxischen Wertpapierbeständen zur Chefsache. Bei einem Ministergespräch über ein Bad-Bank-Modell werde sie die Leitung übernehmen, sagte heute ein Regierungssprecher. Die Regierung arbeite „mit Hochdruck“ an dem Thema.


      Als Gegenleistung fordert der CSU-Mittelstand von den Banken bessere Konditionen bei der Kreditvergabe. Bei der Sanierung der Landesbanken sieht der Bund seine Hände weitgehend gebunden. Die Koalition sucht seit Monaten fieberhaft nach einem Modell zur Entsorgung der Schrottanlagen.

      Schätzungsweise lagern Papiere im Volumen von mehreren hundert Milliarden Euro in den Büchern hiesiger Institute. Weltweit hat die Finanzkrise dem IWF zufolge einen Anlagen-Müllberg von vier Billionen Dollar aufgetürmt. Die wertlosen oder unverkäuflichen Papiere zerren am Eigenkapital und behindern die Kreditvergabe.

      Der Regierung schwebt vor, den Geldhäusern eine Auslagerung problematischer Papiere in individuelle Zweckgesellschaften zu ermöglichen. Die Details sind nicht bekannt. Finanzminister Peer Steinbrück zufolge könnte aber der Staat bei Anlagen bürgen, die wieder an Wert gewinnen dürften. Das Problem: Eine schnelle und vollständige Bereinigung würde voll zulasten der Steuerzahler gehen - Steinbrück hatte 200 Milliarden Euro genannt. Bleiben die Bürger außen vor, kommt es allerdings zu keiner Entlastung. „Das sind die beiden Pole, dazwischen muss eine Lösung gefunden werden“, sagte ein Steinbrück-Sprecher.

      Dass Merkel das Thema nun an sich zieht, unterstreicht die Dringlichkeit des Problems. Die Regierung lasse sich nicht unter Zeitdruck setzen, spiele aber auch nicht auf Zeit, sagte ein Regierungssprecher. Er schloss nicht aus, dass es in der Parlaments-Sommerpause zu Sondersitzungen von Bundestag und Bundesrat kommen muss. Die Banken dringen seit Monaten auf Bilanz-Erleichterungen, an denen auch die Regierungen in den USA und Großbritannien arbeiten.

      Einigung bei Rating-Agenturen

      Ergebnisse gibt es offenbar auf europäischer Ebene bei den Rating-Agenturen. Die EU-Länder und das Europäische Parlament haben sich einem Diplomaten zufolge auf strenge gesetzliche Regeln verständigt. Es herrsche Einigkeit über die geplante Meldepflicht und Aufsicht, der die Bonitätswächter in der EU erstmals unterworfen werden sollen, erklärte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

      Ziel der Regulierung ist es, die Qualität der Bewertungen von Kreditprodukten zu verbessern. Die marktbeherrschenden US-Kreditwächter Moody's, Standard & Poor's und Fitch Ratings werden für die schwere Finanzkrise verantwortlich gemacht, weil sie die Anleger zu spät vor den Verlustrisiken der US-Hypothekenmarktpapiere warnten.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/merkel-macht-bad-bank-zur-che…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 18:17:40
      Beitrag Nr. 3.372 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.805.001 von Maraho am 19.03.09 17:28:05In Bezug.

      17.15 Uhr: Die Wirtschaftskrise zwingt Niedersachsen zu einer Haushaltssperre, um die sinkenden Steuereinnahmen abzufedern. "Wir haben uns heute entschieden, einen Einstellungsstopp und teilweise eine Haushaltssperre zu verfügen", sagte Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) am Mittwoch. Obwohl die offizielle Schätzung erst im Mai stattfindet, sei jetzt schon klar, dass man "mit 95 Millionen Euro Vorsteuereinnahmen hinter dem Soll" liege.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 18:47:54
      Beitrag Nr. 3.373 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.930.630 von Maraho am 07.04.09 05:45:44Mal wieder was zur ...

      HSH Nordbank: Schwächen im Risikomanagement waren früh bekannt

      Die internen Probleme im Risikomanagement bei der HSH Nordbank waren frühzeitig bekannt. Wie der stern berichtet, wurde der Aufsichtsrat bereits im April 2008 in einem internen Papier vor "Prozessschwächen" gewarnt, die "zu operationellen Schäden" geführt hätten.


      Bei der durch Milliardenverluste am Kapitalmarkt schwer angeschlagenen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, der HSH Nordbank, gab es bereits frühzeitig deutliche Warnungen, dass die Bank ihr Risikomanagement nicht im Griff hatte. Das geht aus einem vertraulichen Bericht der HSH Nordbank hervor, berichtet der stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

      Der interne Risikobericht wurde dem Risikoausschuss des Aufsichtsrates am 7. April 2008 präsentiert. In ungewohnter Deutlichkeit stellt das Papier interne Schwächen fest: "Im Verlauf des vierten Quartals des Jahres 2007 haben unterschiedliche Prozessschwächen in dem Risikosteuerungsprozess für Kapitalmarktgeschäfte zu operationellen Schäden geführt", heißt es in dem Papier. So gingen bei einem der Investmentgeschäfte zum Beispiel 96 Millionen Euro verloren.

      Es ist weniger die Summe als die Begründung für die Fehlspekulation, die Bankmanager und Aufsichtsräte alarmieren musste: Der Bericht macht "nicht ausreichende Überwachungsinstrumente" sowie "die fehlerhafte Bewertungsmethode in den zentralen Instrumenten des Risikocontrollings" für den Verlust verantwortlich. Teile des Aufsichtsrats der Bank wurden über diese Mängel bereits im Dezember 2007 informiert.

      Für das Geschäftsjahr 2007 musste die HSH Nordbank schließlich mehr als eine Millarade Euro auf ihre Finanzanlagen abschreiben.2008 schrieb sie einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein konnten die Bank nur mit einer Finanzspritze von drei Milliarden Euro sowie Milliardenbürgschaften vor dem Kollaps retten.

      Eigentlich sollte die HSH Nordbank bis zu diesem Frühjahr an die Börse gehen. Ein weiteres internes Gutachten von Herbst 2007 zeigt, wie weit das Geldhaus von diesem Ziel entfernt war. Darin analysiert die Unternehmensberatung Price-Waterhouse-Coopers (PWC) die Börsentauglichkeit des Instituts aus aktienrechtlicher Sicht. Ergebnis: Das für den Börsenauftritt zuständige Personal der Bank verfüge über nur "geringe Rechts- und Praxiskenntnis", Rechtssicherheit sei mehr ein "Zufallsprodukt".

      Die HSH Nordbank erklärte auf stern-Anfrage, die Analyse habe sich allein mit den "wertpapierrechtlichen Publizitäts- und Verhaltenspflichten" befasst, nicht mit der generellen Börsenfähigkeit der Bank.

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/fin…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 19:01:04
      Beitrag Nr. 3.374 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.444 von kiska am 01.03.09 20:22:32In Bezug.
      Ein Interview mit ...

      Norbert Walter im Interview: "Man muss auch mal Prügel beziehen"

      Er galt als Schwarzseher, weil er früh vor einem gewaltigen Einbruch der deutschen Wirtschaft warnte. Verantwortungslos seien seine Prognosen, zürnte Finanzminister Peer Steinbrück damals. Doch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank scheint richtig gelegen zu haben. Im stern.de-Interview sagt Nobert Walter nun, wann er mit einem Aufschwung rechnet.


      Herr Walter, Sie haben sich im Februar mit Ihrer Prognose, das deutsche Bruttoinlandsprodukt würde im fünf Prozent sinken, weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt sieht es so aus, als ob Sie Recht bekommen werden. Die Industrieumsätze sinken im Rekordtempo, sie sind - im Vergleich zum Vorjahr - um mehr als 23 Prozent abgesackt. Fühlen Sie sich bestätigt?

      Das ist so, aber das hilft ja nichts. Wir haben jetzt ein Riesenproblem. Das, was wir seit dem Herbst 2008 beobachten ist der steilste Absturz, den es je gab. Das ist eine problematische Situation für Deutschland - vor allem, weil wir im Grunde geistig unvorbereitet waren. Wir haben gedacht, wir hätten alles richtig gemacht. Es war weder der deutschen Politik noch der Wirtschaft vermittelbar, dass wir als Exportweltmeister in so dramatischer Weise von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängen. Andere Länder haben ähnliche Strukturen, Singapur etwa. Die haben einen Rückgang des Sozialprodukts im ersten Quartal, der ist einfach brutal.

      Bleiben Sie bei Ihrer Schätzung, das Bruttoinlandsprodukt werde um fünf Prozent schrumpfen?

      Im Moment ist das eine vernünftige Schätzung, die braucht nicht korrigiert zu werden. Es gibt drei respektable Argumente, dass sich die Situation stabilisieren könnte: niedrige Rohstoffpreise, niedrige Zinsen und konjunkturstimulierende Programme. Ab Jahresmitte könnte sich die Produktion stabilisieren, im vierten Quartal könnte sie leicht steigen.

      Finanzminister Peer Steinbrück hatte Ihnen nach Ihren Prognose Verantwortungslosigkeit vorgeworfen...

      Das muss man halt ertragen. Ich habe das als realistische Perspektive gesehen. Man darf sich auch nicht erschrecken lassen, wenn einem jemand unlautere Motive unterstellt. Ich habe meinen Ruf nicht durch Selbstdarstellung begründet. Ich bin seit 35 Jahren im Prognosegeschäft und werde nach wie vor nachgefragt. Das scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass ich nicht allzu viele Fehler gemacht habe.

      Die Bundesregierung rechnete zuletzt mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 2,25 Prozent. Inzwischen scheint sie jedoch davon auszugehen, dass die Wirtschaftsleistung 2009 trotz der Staatshilfen um gut viereinhalb Prozent sinken wird.

      Ich weiß, dass die Bundesregierung auf das Urteil der Bundesbank sehr viel Wert legt. Die Bundesbank ist ziemlich genau bei meiner Schätzung für dieses Jahr. Damit wird sich dann die Schätzung der Bundesregierung davon nicht mehr sehr unterscheiden.

      Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus F. Zimmermann, verzichtet auf eine Prognose für 2010. Die Makroökonomik befinde sich in einem Erklärungsnotstand, eine seriöse Prognose sei derzeit nicht möglich. Sie sehen das anders. Warum?

      Wenn der Arzt, zu dem der Patient kommt, sagt, er kann das auch nicht beurteilen und das Fiebermessen einstellt, ist das nach meiner Einschätzung nicht klug. Man sollte allerdings seinen Kunden auch sagen: Es gibt Unsicherheiten beim Urteil. Das ist so. Als ich das erste Mal eine sehr kritische Aussage gemacht habe, im November 2008, habe ich auch gesagt: Ich will Euch nicht mehr sagen, was im nächsten Jahr herauskommt, sondern ich werde vier Szenarien entwerfen. Die hießen damals "Alles wird gut", "Keynes, Yes we can", Staatskapitalismus und Tsunami. Jedem dieser sehr unterschiedlichen Szenarien habe ich eine Annahme und Wahrscheinlichkeit beigefügt. Das ist eine Art, wie man mit erhöhter Unsicherheit umgehen kann. Einerseits sagt man etwas Plausibles, was die Planungen für Unternehmen und Bürger erleichtert - und auf der anderen Seite gaukelt man nicht Sicherheit vor, wo keine ist. Die Verweigerung von Makroökonomen, Aussagen zu treffen, ist nicht hilfreich.

      Welche Unsicherheiten gibt es in Ihrer Prognose?

      Ich habe zum Beispiel gesagt: Wenn mir jemand in dieser Situation mit Kommastellen in der Prognose kommt, dann suggeriert er Präzision, die derzeit niemand haben kann. Deshalb habe ich im vergangenen dreiviertel Jahr nur runde Zahlen angegeben.

      Beim DIW heißt es: Die Prognostiker orientieren sich an der Herde der anderen Wissenschaftler und geben eine Prognose ab, von der sie denken, dass sie von der Wissenschaftsgemeinde akzeptiert wird. Dieses Imitationsverhalten verhindere, dass eine von der "Herde" stark abweichende Konjunkturanalyse erstellt wird.

      Wenn man der erste ist, der eine kritische Prognose abgibt, kann einem Herdenverhalten ziemlich schlecht unterstellt werden. Ich bin bestraft worden, weil ich mich nicht der Herde gemäß verhalten habe. Aber wer kein Rückgrat hat, der ist geneigt, sich der Herde anzuschließen - statt seinen Kopf auch mal herauszustrecken und für eine ungewöhnliche Aussage auch Prügel zu beziehen.

      Auf welche Daten stützen Sie sich bei Ihren Prognosen?

      Zuerst sind das Plausibilisierungen aus Verläufen und Entwicklungen, die wichtige Randbedingungen für Entscheidungen sind. Etwa der Verlust von Eigenkapital oder die Gefahr von Unternehmenszusammenbrüchen. Ich schaue mir auch an, wie sich in wichtigen Absatzländern für Deutschland die Dinge entwickeln. Der eigentliche Grund für meine sehr abweichende Prognose im November des vergangenen Jahres war Japan. Das Land hat bessere Statistiken und eine schnellere Verfügbarkeit von Daten - und eine ähnliche Struktur. Als ich sah, dass die japanischen Exporte im September zusammengebrochen waren, habe ich gesagt: Kinder, jetzt ist meine Ruhe, Zuversicht und Geduld zu Ende.

      Interview: Axel Hildebrand
      http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/maerkte/:Norbert-…
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      Avatar
      schrieb am 15.04.09 19:10:49
      Beitrag Nr. 3.375 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.971.118 von Maraho am 15.04.09 12:37:20In Bezug auf die Meldung von heute ...

      WIRTSCHAFTSKRISE
      Großkonzerne starten neue Sparprogramme

      Deutschlands Konzernriesen bekommen die Krise zu spüren: BASF führt Kurzarbeit im Stammwerk ein, die Post spart beim Paketdienst DHL - und auch Bosch will die Kosten weiter drücken. Bessert sich die Lage nicht bald, sind bei dem Autozulieferer sogar Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen.


      Frankfurt am Main/Ludwigshafen - Bislang konnten sie von ihrer Vormachtstellung profitieren, doch nun haben auch drei Schwergewichte der deutschen Wirtschaft erhebliche Probleme eingestanden: Der Chemieriese BASF will Tausende Beschäftigte an seinem Stammsitz Ludwigshafen in Kurzarbeit schicken. Auch der weltgrößte Autozulieferer Bosch kündigt an, er prüfe Kurzarbeit. Ähnlich äußert sich die Deutsche Post , die ihre Kosten senken will.

      So plant die BASF, erstmals seit 1993 wieder Kurzarbeit am Stammsitz in Ludwigshafen anzumelden. "Die Auslastung vieler Anlagen ist seit Jahresbeginn auf sehr niedrigem Niveau geblieben, und wir sehen in absehbarer Zeit in wichtigen Kundenbranchen auch keine nachhaltige Verbesserung unserer Auftragslage", erklärte Personalvorstand Harald Schwager am Mittwoch. Nach derzeitigem Stand könnten von Juni an etwa 2000 bis 3000 der rund 32 800 Mitarbeiter in Ludwigshafen betroffen sein, teilte das Unternehmen mit.

      BASF war im vierten Quartal in die roten Zahlen gerutscht und hatte für das Gesamtjahr 2008 einen deutlichen Gewinnrückgang ausgewiesen. Wegen des Nachfrageeinbruchs fuhr BASF weltweit seine Produktionskapazitäten bereits um mehr als ein Viertel zurück, legte Anlagen vorübergehend still und zog Wartungsarbeiten vor. In Ludwigshafen hatte der Konzern schon fünf Produktionsanlagen komplett heruntergefahren und angekündigt, ab Mitte April eine von zwei petrochemischen Großanlagen (Steamcrackern) für mehrere Monate abzustellen.

      Insgesamt hat BASF in Deutschland bislang an acht Standorten für etwa 3700 Beschäftigte Kurzarbeit eingeführt. Im Stammwerk Ludwigshafen konnte dies aber durch einen flexiblen Einsatz der Beschäftigten an anderen Arbeitsstellen vermieden werden. "Derzeit arbeiten in Ludwigshafen rund 600 Mitarbeiter vorübergehend in anderen Betrieben. Aber wir stoßen jetzt leider an die Grenzen des Machbaren", sagte Vorstand Schwager.

      Bosch-Chef droht indirekt mit Kündigungen

      Auch der Chef des weltgrößten Autozulieferers Bosch, Franz Fehrenbach, stimmt seine Mitarbeiter wegen der Wirtschaftskrise auf harte Zeiten ein. Er sehe "äußerst schwierige Herausforderungen" auf den weltgrößten Autozulieferer zukommen, sagte Fehrenbach der Mitarbeiterzeitung "Bosch Zünder". Das Stuttgarter Unternehmen sei aber "bestrebt, im Zusammenspiel mit den Arbeitnehmervertretern Entscheidungen mit Augenmaß zu treffen, um Beschäftigung so weit wie möglich zu sichern." Rund 47.000 Mitarbeiter des Konzerns in Deutschland sind in Kurzarbeit oder haben eine verkürzte Wochenarbeitszeit. "Wenn sich abzeichnet, dass es im zweiten Halbjahr keine Bodenbildung gibt, müssen wir den Einsatz der Kurzarbeit überdenken."

      Kurzarbeit sei zwar ein sinnvolles, aber auch teures Werkzeug um Mitarbeiter in Deutschland an Bord halten zu können, sagte Fehrenbach. Im Ausland habe Bosch bereits betriebsbedingte Kündigungen in "niedriger vierstelliger Zahl" ausgesprochen, heißt es in der Mitarbeiterzeitung. Betroffen seien Standorte in Australien, Brasilien, Großbritannien, Spanien, Tschechien, Ungarn, der Türkei und den USA. Bosch beschäftigte zu Jahresbeginn weltweit rund 282.000 Mitarbeiter.

      Fehrenbach sagte, alle Ausgaben müssten auf das Notwendigste begrenzt werden. "Unsere Liquidität und finanzielle Unabhängigkeit haben höchste Priorität." Erst dies schaffe Spielraum, um neue Produkte und Verfahren erfolgreich zu entwickeln.

      Er sehe erste Anzeichen für eine mögliche konjunkturelle Stabilisierung im Laufe des Jahres, sagte der Bosch-Chef. "Die Leitzinsen befinden sich auf einem Tiefstand, die Rohstoffpreise sind gesunken, die Wechselkurse haben sich auf einem vernünftigen Niveau eingependelt, weltweit wurden Konjunkturprogramme aufgelegt." Am 23. April legt Bosch seine Jahresbilanz für 2008 vor.

      Deutsche Post beklagt Einbußen zu Jahresbeginn

      Optimistisch gibt sich auch Deutsche-Post-Chef Frank Appel, der nicht an eine lang anhaltende Wirtschaftsflaute glaubt. "Das ist eine V-Rezession", sagte Appel am Dienstagabend vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (IFCW). So schnell es derzeit abwärts gehe, werde die Wirtschaft nach den ersten positiven Signalen auch wieder anziehen. "Was momentan passiert, ist totale Irrationalität."

      Im Januar sei das Geschäft noch "signifikant schlechter" gelaufen als Ende vergangenen Jahres, im Februar "nicht besser und nicht schlechter", und im März etwas besser als in den ersten beiden Monaten, bilanzierte Appel das erste Quartal.

      Dennoch wappne sich die Post mit Kostensenkungen für widrige Marktbedingungen. "Aber wir müssen das intelligent machen." Für die Paketsparte DHL prüfe die Post weiter Kurzarbeit, punktuell gebe es sie bereits. Im angestammten Briefgeschäft sei sie aber nicht möglich. "Wir sind guter Dinge, dass wir eine Milliarde indirekte Kosten bis Ende des nächsten Jahres sparen können", sieht Appel sein Sparprogramm auf gutem Weg. Großversender wie Quelle sollen unter dem rigideren Kurs der Post aber nicht leiden. "Wir lassen keinen Kunden über die Wupper gehen", versprach Appel.

      Staatlichen Hilfen für angeschlagene Firmen steht der ehemalige McKinsey-Unternehmensberater aber kritisch gegenüber: "Eine Krise führt immer zu einer Marktbereinigung."

      cte/Reuters/dpa-AFX
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,619160,00.html
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 19:58:17
      Beitrag Nr. 3.376 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.451 von Maraho am 16.02.09 05:37:36In Bezug.
      Eine Beleuchtung ...
      Ich finde es recht interessant.

      Im Originaltext (Link unten) findet ihr übrigens weitere Info`s ...


      Ein Blick hinter die Kulissen der Hochfinanz
      Geposted von Freeman um 00:05

      Bei meinen Recherchen über den Nachfolger von Dr. Jean-Pierre Roth als neuen Präsidenten des Direktoriums der Schweizer Nationalbank, habe ich die Biographie von Dr. Philipp Hildebrand studiert, schliesslich will man ja wissen, wer der mächtigste Mann der Schweiz ab Herbst wird.

      Warum der mächtigste? Ist nicht der Bundesrat, also die Regierung, die höchste Macht im Staat? Na ja, theoretisch schon, nur wenn man die Tatsachen kennt, dann hat der Zentralbankchef die wirkliche Macht, denn durch die Geldpolitik wird ein Land gesteuert. Und wie wir bei der Rettung der UBS gesehen haben, entscheidet nicht die Politik, sondern die Nationalbank über die Rettungsmassnahmen in Höhe von fast 70 Milliarden. Die Regierung und das Parlament werden gar nicht gefragt, dürfen im Nachhinein nur noch Amen dazu sagen. Und so läuft es überall, ob mit der Fed, der Bank of England oder der EZB.

      Wie bereits Mayer Amschel Bauer, Gründer der Rothschild-Dynastie, sagte: „Erlaube mir das Geld einer Nation herauszugeben und zu kontrollieren, dann ist es mir egal wer die Gesetze macht.“ Er muss es ja wissen.

      Also in der Biographie von Philipp Hildebrand ist mir dann aufgefallen, ich zitiere aus der Seite der SNB: „Im Januar 2006 wurde Phillip M. Hildebrand zum Vorsitzenden der Stellvertreter der Zehnergruppe (G-10) ernannt, und im August 2006 zum Präsidenten des Stiftungsrates des 'International Center for Monetary and Banking Studies' (ICMB) in Genf. Er ist Mitglied des Comité stratégique von Agence France Trésor, des für die Schulden- und Vermögensverwaltung Frankreichs zuständigen Organs, und wurde im Jahr 2008 Mitglied des Group of Thirty.“

      Die G-10? Wer ist denn das? „Die G10 ist eine 1962 gegründete Gruppe zehn (inzwischen elf) führender Industrienationen. Die Gründungsmitglieder USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande, Schweden und Japan kamen darin überein, dem Internationalen Währungsfonds über die GAB (General Agreements to Borrow) weitere Kredite zur Verfügung zu stellen. 1983 trat auch die Schweiz den G10 bei, wobei der Name aber beibehalten wurde.“ Ach ja, die Zentralbankchefs dieser Länder treffen sich alle zwei Monate in der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, die BIZ in Basel, die Zentralbank der Zentralbanken. Nun gut, die hat ja ihren Sitz in der Schweiz. Das Hildebrand dort dabei ist, kann ich noch verstehen.

      Aber wieso kann ein Mitglied des Direktoriums der Schweizer Nationalbank gleichzeitig Mitglied bei der Agance France Trésor sein, also über die Finanzen von Frankreich mitbestimmen? Gibt es da keinen Interessenskonflikt? Schliesslich hat die SNB hochheitliche Aufgaben und muss im Interesse der Schweiz handeln. Gleichzeitig muss er aber auch die Interessen Frankreichs wahrnehmen. Vielleicht sehe ich das nur zu eng und die Finanzverräter, ich meine –experten, denken nicht besonders national sondern eher global. Gut zu wissen. Die Schweizer Nationalbank ist ja auch nicht wirklich national, sondern gehört zu fast 40 Prozent Privataktionären, davon fast 5 Prozent Ausländern die man nicht kennt, und dem Schweizer Bund gehört keine einzige Aktie, nur 39 Prozent den Kantonen, wie man hier nachlesen kann. Passt doch.

      Dann Moment mal, Mitglied bei der Group of Thirty? Von diesem Verein habe ich schon mal was gehört. Ja genau, als Timothy Geithner im Dezember von Obama zum neuen Finanzminister ausgesucht wurde (oder ist es umgekehrt?), habe ich seinen Werdegang studiert, und er ist auch Mitglied der G30, wie sie abgekürzt heisst. Interessant, dann muss man sich die G30 mal genauer anschauen, und siehe da: „Die Group of Thirty wurde 1978 von Geoffrey Bell auf Initiative der Rockefeller-Stiftung gegründet, die auch die ersten Mittel für das Gremium bereitstellte. Der erste Vorsitzende wurde Johan Witteveen, der ehemalige Präsident des Internationalen Währungsfonds.“ Da haben wir es, wieder einer der üblichen Verdächtigen, Rockefeller. Es bleibt alles in der Familie der Hochfinanz. Wo hat diese Gangsterbande nicht ihre Finger drin?

      Was macht denn dieser Verein? „Die Group of Thirty ist ein privates, internationales Gremium, bestehend aus führenden Personen aus dem Finanzwesen und der Wissenschaft. Sein Ziel ist es, das Verständnis der internationalen wirtschaftlichen und finanziellen Fragen zu vertiefen, Auswirkungen der politischen Entscheidungen zu untersuchen und politische Optionen für wichtige Fragen zu prüfen.“ So so, ein privates Gremium, also noch so eine Denkfabrik die im Hintegrund die Fäden zieht, wo sich die obersten Finanzheinis im Geheimen treffen und die Geldpolitik der Welt "diskutieren". Na ja, zum Kaffeetrinken und Witze erzählen werden sie nicht zusammen kommen.

      Schaun wir mal wer alles noch Mitglied bei G30 ist:

      • Paul Volcker - Vorsitzender des Überwachungsausschusses; ehemaliger Vorsitzender des Federal Reserve Systems.

      • Jacob A. Frenkel - Vorsitzender; stellvertretender Vorsitzender der American International Group

      • Geoffrey L. Bell - Vorstandssekretär; Präsident der Geoffrey Bell and Company

      • Montek Singh Ahluwalia - stellvertretender Vorsitzender der Planning Commission in Indien

      • Abdulatif Al-Hamad - Vorsitzender des Arab Fund for Economic and Social Development

      • Leszek Balcerowicz - ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank

      • Jaime Caruana - Beirat und Direktor des MCM Departments des Internationalen Währungsfonds

      • Domingo Cavallo - ehemaliger Außen- und Wirtschaftsminister Argentiniens

      • Gerald Corrigan - Generaldirektor von Goldman Sachs, ehemaliger Präsident der Federal Reserve Bank of New York

      • Andrew Crockett - Präsident von JP Morgan Chase

      • Guillermo de la Dehesa - Direktor und Mitglied im Exekutivausschuss der Grupo Santander

      • Mario Draghi - Präsident der italienischen Zentralbank

      • Martin Feldstein - Präsident des National Bureau of Economic Research

      • Roger W. Ferguson, Jr. - Präsident von TIAA-CREF

      • Stanley Fischer - Gouverneur der Bank of Israel

      • Arminio Fraga Neto - ehemaliger Präsident der Banco Central do Brasil

      • Timothy F. Geithner - Finanzminister der Vereinigten Staaten

      • Gerd Häusler - stellvertretender Vorsitzender von Lazard International

      • Philipp Hildebrand - Vize-Präsident der Schweizerischen Nationalbank

      • Mervyn Allister King - Gouverneur der Bank of England

      • Paul Krugman - Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University, Wirtschaftsnobelpreisträger 2008

      • Guillermo Ortiz Martinez - Präsident der Banco de México

      • Tommaso Padoa-Schioppa - ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister Italiens

      • Kenneth S. Rogoff - Professor an der Harvard University, ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds

      • Tharman Shanmugaratnam - Finanzminister von Singapur

      • Lawrence Summers - Professor für Wirtschaftswissenschaften and der Harvard University, ehemaliger Chefökonom der Weltbank

      • Jean-Claude Trichet - Präsident der Europäischen Zentralbank

      • Sir David Walker - Beirat von Morgan Stanley

      • Zhou Xiaochuan - Gouverneur der Chinesischen Volksbank

      • Yutaka Yamaguchi - ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Bank of Japan

      • Ernesto Zedillo - Direktor des Yale Center for the Study of Globalization and der Yale University, ehemaliger Präsident von Mexiko

      Sehr interessant, da haben wir sie alle wieder zusammen, was wir so tagtäglich wegen der Finanzkrise an grossen Empfängern von Rettungspaketen in Billionenhöhe hören ... AIG, Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Morgan Stanley ... dann die Zentralbankchefs die unser Geld diesen Bankstern nachschmeissen, wie der USA (Fed), Polen, Italien, Israel, Brasilien, Schweiz, Grossbritannien, Mexiko, China, Japan, ... dann diverse Finanzminister ... und der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), und last but not least, der Cheffinanzberater von Präsident Obama Lawrence Summers.

      Toller Verein der sich da versammelt. Die Crème de la Crème der Finanzwelt. Da gilt womöglich auch die Regel wie bei den Ärzten, keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus.

      Wenn laut Rotschild die Zentralbank die Macht im Staate hat, dann hat die G30, wo sich die Obersten treffen, die Macht über die Welt, oder was? Da wird der Kuchen aufgeteilt und die globale Finanzpolitik bestimmt.

      Wer mir besonders negativ auffällt ist Paul Krugman - Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University und Kolumnist bei der New York Times. Das hätte ich nicht gedacht, dass er auch im Verein ist, wo er doch seit dem Amtsantritt der neuen US-Regierung immer in seinen Artikeln die Finanzpolitik seines Kollegen Geithner und von Obama scharf kritisiert. Wieso veröffentlicht er seine Kritik in der Zeitung, wenn er es Geithner direkt bei den G30 Sitzungen mitteilen und sogar die Politik mitbestimmen kann?

      Aber wie sagte ein Freund zu mir, der Beste Weg die Opposition zu kontrollieren, ist sie selber zu gründen. Ja so macht man das, die ganzen Umweltvereine sind ja auch deswegen gegründet worden. Nur ein Naivling meint, die setzen sich wirklich für die Rettung des Planeten ein. Ihre Aufgabe ist es die gutgläubigen Umweltschützer zu benutzen und an der Nase herum zu führen. Der Greenpeace Gründer Patrick Moore ist ja auch vehement für die Atomenergie. Ist doch geil die Verarsche.

      So nach dem Motto, guter Polizist, böser Polizist, hat Krugman die Aufgabe die Stimme der Gegner zu sein, dabei gehört er genau so dazu. Was für ein Theater und abgekartetes Spiel doch die ganze Hochfinanz ist.

      Quelle: http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/04/ein-bli…

      Hier noch der Link zur Group of Thirty: http://www.group30.org/
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 20:28:43
      Beitrag Nr. 3.377 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.966.507 von Maraho am 14.04.09 17:58:45In Bezug.
      Dem ist nichts hinzuzufügen.

      Das Forschungsinstitut DIW kapituliert vor der Realität der Krise
      Elend der Wirtschaftswissenschaften

      KOMMENTAR VON NICOLA LIEBERT

      Der Boom geht weiter! So bejubelte die Presse vor zwei Jahren das Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, das für 2007 und 2008 je 2,4 Prozent Wachstum versprach. Drei Monate später, im Juli 2007, begann mit der Pleite zweier US-Hedgefonds die Finanzkrise. Vor einem Jahr glaubten die Wirtschaftsforscher immer noch an 1,8 Prozent Wachstum in 2008 (tatsächlich wurden es 1,3 Prozent) und an 1,4 Prozent in 2009 (jetzt werden minus 5 Prozent erwartet).

      Es ist keineswegs nur die Unberechenbarkeit der Finanzkrise, die die Ökonomen ins Stolpern bringt. Im Frühjahr 2000 etwa sagten sie für 2001 ein Wachstum von 2,8 Prozent voraus. Es wurden nur 0,6 Prozent. Ein Jahr später lag die Prognose bei 2,2 Prozent, die Realität bei 0,2 Prozent. Man könnte mit einem Kopfschütteln darüber hinweggehen, würde nicht basierend auf solchen Prognosen und den dahinter stehenden theoretischen Annahmen reale Wirtschaftspolitik betrieben.

      Über „das Elend der Philosophie“ lästerte einst Marx. Er meinte die Theorien des Anarchisten Proudhon, der die realen wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht begriffen habe. Heute würde Marx vermutlich das Elend der Volkswirtschaftslehre beklagen. Diese kann einpacken, wenn sie nicht anfängt, über ihre ökonometrischen Modelle hinaus die Wirklichkeit wahrzunehmen. Neue Situationen wie die derzeitige Kreditklemme werden in den Modellen gar nicht oder erst verspä- tet berücksichtigt. Auch dass Marktteilnehmer nicht nur rational, sondern auch emotional handeln – der Begriff der Börsenpanik deutet es an –, wird trotz mehrerer Nobelpreise für entsprechende Theorien weitgehend ignoriert. Psychologie lässt sich halt schlecht mit dem Computer berechnen. Harte Ökonomen tun sie als „weiche“ Wissenschaft ab.

      Das Berliner Forschungsinstitut DIW kapitulierte jetzt vor der Realität und legte sich für nächstes Jahr auf keine Zahl mehr fest. Es wäre schön gewesen, wenn die Wirtschaftswissenschaftler nicht nur ihre Unfähigkeit, längerfristige Prognosen zu erstellen, eingestanden hätten, sondern auch offensiv die Probleme thematisieren würden, die dahinter stehen.

      Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/das-ele…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 20:41:53
      Beitrag Nr. 3.378 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.497 von Maraho am 12.03.09 19:28:16In Bezug.

      Arbeitslosengeld
      Geschwächter Stabilisator

      Ende 2009 werden in Deutschland wieder mehr als vier Millionen Menschen ohne Job sein, prognostizieren das IMK und andere Institute. Und die Zahl dürfte weiter steigen. Die Begrenzung des Arbeitslosengeldes auf zwölf Monate könnte zur zusätzlichen Belastung für die Konjunktur werden.


      Die deutsche Wirtschaft schrumpft dramatisch. Das IMK rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um fünf Prozent in diesem Jahr. Noch verhindert die starke Ausweitung der Kurzarbeit, dass die Krise mit voller Wucht auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. "Es ist ein Segen, dass wir dieses Instrument haben, aber die Chancen schwinden, dass wir uns damit über die Krise retten", sagt Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK.
      Die Konjunkturforscher des IMK befürchten, dass viele Unternehmen in wenigen Monaten doch mit umfangreichen Entlassungen beginnen werden. Für die zweite Jahreshälfte rechnen sie mit einem Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl um 675.000. Zum Jahresende werden nach der aktuellen IMK-Prognose 4,2 Millionen Menschen ohne Stelle sein. Und auch nach der Jahreswende dürften sich die Jobverluste fortsetzen. Denn im kommenden Jahr wird das BIP allenfalls stagnieren. Zwar dürften sich Exporte und Investitionen 2010 zaghaft wieder beleben. Doch im Inland droht eine Abwärtsspirale: Weil die Beschäftigung zurückgeht und die Effektivlöhne eher schwach steigen, könnte der private Konsum um 1,7 Prozent zurückgehen, kalkuliert das IMK. Das behindert wiederum eine Trendwende am Arbeitsmarkt. Im Jahresdurchschnitt 2010 rechnen die Konjunkturforscher mit 4,5 Millionen Arbeitslosen.

      Angesichts der düsteren Zahlen rät Gustav Horn, über eine längere Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld I nachzudenken. Denn die finanzielle Absicherung über Sozialtransfers zählt für Makroökonomen zu den "automatischen Stabilisatoren", mit denen Nachfrage- und Konjunkturschwankungen abgefangen werden können. Die stabilisierende Wirkung des Arbeitslosengeldes ist in Deutschland aber erheblich zurückgegangen, seit die Bezugsdauer für die meisten Arbeitnehmer im Zuge der Hartz-Reformen auf ein Jahr begrenzt wurde und danach nur noch das deutlich niedrigere ALG II gezahlt wird.

      Befürworter der Hartz-IV-Regelungen argumentierten, dass so der Arbeitsmarkt entlastet würde. Arbeitslose nähmen schneller einen neuen Job an - auch wenn dieser unterhalb des Qualifikationsniveaus liegt oder schlechter bezahlt ist. "Wir haben immer schon deutliche Zweifel angemeldet, dass sich durch Druck die Arbeitslosigkeit signifikant bekämpfen lässt", sagt Horn. "In der aktuellen Krise funktioniert es aber garantiert nicht. Es gibt keine Nachfrage, es gibt keine Jobs." Wenn bald in einem kurzen Zeitraum mehrere hunderttausend Menschen ihre Arbeit verlören, "dann läuft die Uhr", warnt der Ökonom. "Viele dieser Menschen werden nur zwölf Monate später vom Arbeitslosengeld I auf Hartz-IV-Niveau abrutschen." Wahrscheinliche Folge für die Wirtschaft: Eine weitere Destabilisierung der Binnennachfrage, die die Krise verlängern könnte.

      Quelle: http://www.boeckler.de/32014_94837.html?cis_mode=print …
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 20:53:33
      Beitrag Nr. 3.379 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.974.828 von Maraho am 15.04.09 20:28:43Da es ganz gut (auch zu obigem / Gustav Horn) passt, hier etwas älteres ...


      Die Gleichschaltung der Wissenschaft von der Ökonomie in Deutschland geht weiter
      Verantwortlich: Albrecht Müller

      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) war bis vor wenigen Jahren unter den wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten in Deutschland das einzige Institut, von dem man des öfteren Analysen zu lesen bekam, die über die Interessen der Arbeitnehmerschaft nicht mit der üblichen Attitüde der Eliten hinweggingen und deren Autoren erkennbar dem keynesianischen Gedankengut offen und nahe standen. Auf Betreiben des Präsidenten Professor Dr. Klaus F. Zimmermann soll der Vertrag des Leiters der Konjunkturabteilung, Gustav Horn, nicht verlängert werden. Horn sprach sich häufig für die Stärkung der Binnennachfrage aus und hatte die Agenda 2010 kritisiert; Zimmermann ist ein engagierter Verfechter der Arbeitsmarktreformen einschließlich der Einführung eines so genannten Niedriglohnsektors. Mit dem Rauswurf von Horn wird auch das DIW ein Stückchen mehr auf neoliberale Richtung getrimmt.

      Das DIW hat eine renommierte Tradition. Dafür stehen auch seine bisherigen Präsidenten. Dazu gehörten einmal Klaus-Dieter Arndt, der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller, der renommierte Ökonom mit Akzent Sozialpolitik und Verteilung, Professor Hans-Jürgen Krupp und Professor Lutz Hoffmann.

      Bei Professor Zimmermann muss man zum Hintergrund noch wissen, dass er gleichzeitig Direktor eines privaten Forschungsinstituts, des IZA, Instituts Zukunft der Arbeit, in Bonn ist. Dieses Institut wird präsidiert von Dr. Klaus Zumwinkel, dem Chef der Deutschen Post AG. Diese hält sich das IZA. In der Regel sind solche Institute inzwischen schon häufig die Basis von besonderen Zusatzeinkommen für Professoren. Wir kennen das vom Ifo-Institut in München, dessen Präsident der Professor Hans-Werner Sinn ist, und z. B. vom Mannheimer Institut für die Erforschung des Alters, “mea”, dessen Förderer die deutsche Versicherungswirtschaft und dessen Leiter Professor Börsch-Supan ist. Professor Zimmermann war mir im Herbst des Jahres 2000 schon aufgefallen, als er über sein Bonner Institut dramatisierende Daten über die demographische Entwicklung lieferte, die damals vom “Spiegel” breit ausgewälzt wurden.

      Von einer unabhängigen Wissenschaft der Nationalökonomie kann man in den Fällen dieser Verknüpfung nicht mehr sprechen. Die wissenschaftliche Beratung leidet unter dieser Entwicklung. Sie wird besonders leiden, wenn die besondere Stimme des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nicht mehr zu hören ist.

      Eines muss noch angemerkt werden: dass die Neoliberalen versuchen, die ihnen noch widersprechenden Stimmen abzuschalten, ist verständlich. Die Performance, die Leistung der Neoliberalen in der Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik ist miserabel. Sowohl die Krise in den 80er Jahren als auch den Niedergang der deutschen Volkswirtschaft in den 90er Jahren bis heute verdanken wir ihrem Einfluss.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=333
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 21:06:15
      Beitrag Nr. 3.380 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.972.765 von Maraho am 15.04.09 16:08:56Neues aus den USA ...

      US-Notenbank: Wirtschaftsaktivität geht laut Beige Book weiter zurück
      15.04.2009 | 20:42 Uhr

      Washington (aktiencheck.de AG) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Mittwoch das jüngste Beige Book veröffentlicht. Achtmal im Jahr berichten darin die zwölf Regional-Feds über die Wirtschaftsaktivitäten in ihrer Region.

      Darin erklärte die Notenbank, dass sich die Wirtschaft in den USA im März und frühen April weiter verschlechtert bzw. anhaltend schwach entwickelt hat. Jedoch haben sich im Einzelnen in fünf der zwölf Fed-Regionen die Wirtschaftsaktivitäten moderater gezeigt. In einigen Regionen konnten sogar einzelne Sektoren eine leichte Stabilisierung auf niedrigem Niveau verzeichnen. Der Preisdruck war jedoch in allen Regionen zu spüren. Auch der Arbeitsmarkt zeigte demnach in allen Regionen rückläufige Tendenzen. (15.04.2009/ac/n/m)

      Quelle: http://www.ad-hoc-news.de/us-notenbank-wirtschaftsaktivitaet…
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      schrieb am 15.04.09 21:14:34
      Beitrag Nr. 3.381 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.975.134 von Maraho am 15.04.09 21:06:15:confused:

      Das liest sich für den kenner wie der wehrmachtsbericht des okw von 1943-45

      Da werden linien begradigt, versorgungswege zur front verkürzt, der feind tief ins hinterland gelockt, man zieht sich auf befestigte stellungen zurück um von dort aus den feind ausbluten zu lassen.. dazwischen natürlich immer wieder siegesmeldungen, auch wenn nur ein einzelnes flugzeug abgestürzt war oder ein feindlicher panzer mangels treibstoff stehenblieb.

      irgendwann wird die mücke in der wahrnehmung der verzeifelten zum elefant.

      bla bla bla...
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 21:27:17
      Beitrag Nr. 3.382 ()
      Zum Abschluß für heute (meinerseits) noch etwas für die "Kopfmenschen" unter euch ...


      Too much information und statistische Normaldepression
      von Thomas Strobl

      Folgt man dem Soziologen Niklas Luhmann, dann beziehen wir unser Wissen über die Welt aus den Massenmedien: Sie zeigen der Gesellschaft „wie die Welt gelesen wird", was in der Welt von Bedeutung ist. Sie stellen das allgemeine Orientierungswissen bereit. Gleichzeitig begründen die Massenmedien auch eine neue Zeitsemantik: Die Gegenwart verliert ihre Bedeutung, sie schrumpft gleichsam zu einem bloßen Umschlagspunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft; sie hat keinen eigenen Raum mehr, keine Dauer und auch keine Stabilität. Mit jeder weiteren Entfaltung der Massenmedien wird die Gesellschaft daher auch unruhiger, unsicherer, unsteter, eiliger - sie wird durch die Massenmedien zunehmend temporalisiert. Die traditionelle Vergangenheits- und Geschichtsorientierung wird durch eine Fixierung auf die Zukunft als primär sinngebendes Element abgelöst, die „Neuheit" als entscheidender Wert entdeckt. Zeit ohne Dauer im „Jetzt" bedeutet aber: „Man hat buchstäblich keine Zeit mehr" - charakteristisch für unsere moderne Gesellschaft.

      Bedingt wird diese Temporalisierung nicht alleine durch technische Neuerungen, sondern vor allem durch den „Code" der Massenmedien, welchen diese heranziehen, um aus der Vielschichtigkeit und Komplexität des Weltgeschehens ihre Nachrichten und Berichte zu selektieren. Er unterscheidet lediglich in „Information" oder „Nicht-Information": Was als „Information" betrachtet wird, kommt für die Berichterstattung in Frage, „Nicht-Informationen" hingegen bleiben unberücksichtigt. Gleichwohl sind letztere natürlich der Teil der Realität, die zugrundeliegenden Ereignisse haben durchaus stattgefunden; nur sind sie für die Berichterstattung der Massenmedien nach deren eigenen Selektionskriterien nicht geeignet. Indem die Massenmedien diese Auswahl treffen, berichten sie in Wahrheit nicht die Realität, sondern sie „konstruieren" sie, und zwar nach ihren Vorstellungen. Dabei halten sie sich zwar an eine ganze Reihe von allgemein verbindlichen Richtlinien und Gesetzen, sind natürlich zuvorderst dem „Wahrheitsgebot" verpflichtet, aber dennoch: Die Schlagzeilen und Titelseiten bestehen nicht alleine aus dem, was „wahr" ist, sondern gehorchen einer Reihe weiterer, spezifischer Selektionskriterien. Neben „Neuheit" hat so z.B. auch alles, was nach „Konflikt" riecht oder sich als spektakuläre Quantität berichten lässt, gut Chancen auf Aufnahme in den Newsflow, von den „Tausenden Todesopfern" bis zum „10-Prozent-Kurssturz im Dow Jones".

      Indem die Medien ihre Nachrichten also dergestalt selektieren und berichten, werden Informationen „verbraucht" und sind als solches nicht mehr nutzbar: Eine bereits gebrachte Nachricht ist bekanntlich „Schnee von gestern". Das System der Massenmedien erzeugt damit seine eigene Dynamik, vernichtet ständig seine eigene Währung und schafft dadurch Bedarf an immer mehr und neuer Münze: Information verursacht Informationsdefizit, die ständige Umwandlung von Information in Nicht-Information verursacht einen Sog, der die Produktion von immer neuen Informationen anheizt. Indem die Massenmedien primär nach dem Kriterium der Neuheit selektieren, und das immer schneller, wird gleichsam „Tempo" für die Gesellschaft zum Lebensprinzip. Es sind also keineswegs die Inhalte, über die berichtet wird, welche die Zeitsemantik ändern, sondern die Medien selbst, durch die Art und Weise, wie sie berichten. Im Zeitalter der elektronischen Medien und vor allem des Internets erfährt diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt, selbst auf dem entlegendsten Bergbauernhof in den Alpen ist die einstige Beschaulichkeit ohne große Umschweife gegen ein post-modernes Lebensgefühl mit Realtime-Kursen von der New York Stock Exchange perfekt eintauschbar, und das Karibik-Ressort, von dem aus ich diesen Text gerade tippe, verfügt selbstverständlich neben 192 Fernsehkanälen über 4Mbit-Internetanschluß für alle. „Hinter den vieldiskutierten Eigenarten moderner Zeitstrukturen, wie Dominanz des Vergangenheit/Zukunft-Schemas, Uniformisierung der Weltzeit, Beschleunigung, Ausdehnung der Gleichzeitigkeit auf Ungleichzeitiges stehen also vermutlich neben der Geldwirtschaft die Massenmedien", schreibt Luhmann. Zeit wird zur dominierenden Sinndimension, alles wird immer schneller, die „alten Wahrheiten" besitzen keine Gültigkeit mehr, die Lebensdauer von Konventionen wird dramatisch verkürzt. Und dies in einem Nachrichtenumfeld, das aufgrund der oben dargestellten Selektionsmechanismen der Massenmedien ohnehin ständig Unruhe erzeugt. Ergebnis: Die Gesellschaft verfällt, in Luhmanns eigenen Worten, in eine Art „statistische Normaldepression".

      Mit einem derartigen Gemütszustand als Handicap, konfrontiert mit einer nicht enden wollenden und immer schneller brandenden Flut erratischer Nachrichten, trifft der moderne Medienkonsument nun Entscheidungen über seine Zukunft; vor allem: Wirtschaftliche Entscheidungen. Für die sind - das wissen wir spätestens seit Keynes - zwar die langfristigen Erwartungen ausschlaggebend. Nur: für deren Bildung verlässt der vernünftige Mensch sich üblicherweise nicht auf Ungewisses, sondern lässt sich in beträchtlichem Maße von Faktoren leiten, hinsichtlich derer er sich einigermaßen zuversichtlich fühlt; und das sehr wohl in dem Wissen, dass sie für das zukünftige Ergebnis einer gegenwärtigen Entscheidung von weniger ausschlaggebender Bedeutung sein mögen, als andere Faktoren, über die unsere Kenntnis jedoch unbestimmt und spärlich ist. Aus diesem Grunde werden aktuelle Gewißheiten unverhältnismäßig in die Bildung unserer langfristigen Erwartungen einbezogen, indem wir unsere gegenwärtige Lage in die Zukunft verlängern, und die solcherart gemachte Projektion nur in dem Maße abändern, in welchem wir hinreichend bestimmte Gründe für die Erwartung einer Änderung haben. Mit anderen Worten: Der Zustand unserer langfristigen Erwartungen stützt sich weniger auf die wahrscheinlichste Voraussage, die wir über die Zukunft machen können, sondern primär auf das Vertrauen, das wir dieser Voraussage entgegenbringen. „Wenn wir große Änderungen erwarten, aber recht unsicher über die genaue Art dieser Änderungen sind, dann wird unser Vertrauen nur schwach sein", schreibt Keynes.

      Wegen der Unsicherheit über die Zukunft steht die Bildung von langfristigen Erwartungen daher ohnehin schon auf einem recht unsoliden Fundament. Doch durch die oben angesprochene „statistische Normaldepression" und die Temporalisierung der Gesellschaft wird dieses Fundament noch weiter geschwächt: In Abwesenheit einer objektiven Basis für die Einschätzung der Zukunft erfordert nämlich jegliche Notwendigkeit zu längerfristigem Handeln den Rückgriff auf Konventionen oder besser: „Schemata", wie sie Luhmann nennt, standardisierte, griffige Wahrheiten aus dem Fundus des gesellschaftlichen Hintergrundwissens, wie es durch die Massenmedien auf die oben skizzierte Art und Weise geschaffen wird, und wie es bei Bedarf immer wieder erneut abgerufen werden kann. Üblicherweise wirken derartige Konventionen oder Schemata stabilitätsfördernd, was mitunter an der Börse dazu führt, dass der „Trend" tatsächlich „your friend" wird. In dem Ausmaß aber, wie sich durch die Evolution der Massenmedien derartige Schemata als zunehmend kurzlebig herausstellen, ist die Sache aber mitunter schon wieder gelaufen, bevor man richtig von ihr Notiz genommen hat.

      Und darin besteht das eigentliche Problem unserer modernen Gesellschaft: Indem wir die Temporalisierung auf die Spitze getrieben haben, alles nur noch in „real-time" bei globaler Gleichzeitigkeit wahrgenommen wird, erhöhen wir notwendigerweise auch die Volatilität in all den Zusammenhängen, bei denen wir traditioneller Weise auf Beständigkeit setzen: Von der Berufswahl über partnerschaftliche Beziehungen, Hypothekenverträge und Rentensparpläne. Oder anders gesagt: Über die unmittelbare Wirkung, die unsere gegenwärtige, statistische Normaldepression auf die Bildung unserer langfristigen Erwartungen entfaltet, haben wir uns die Krise gewissermaßen selbst „herbeigeschrieben". Nota bene: Nicht aus böser Absicht oder geheimnisvollen, verschwörerischen Hintergedanken: Sondern weil wir als Medienkonsumenten an immer neueren und immer schnelleren Informationen interessiert sind, als Menschen aber offenbar beides nur bis zu einem gewissen Grad verarbeiten können.

      Große Krisenchroniker wie Kindleberger oder Minsky stellten unisono fest, dass sich die Finanzkrisen und Crashs seit Mitte der 80er-Jahre auffallend häufen und an Schwere zunehmen. Beide konnten die aktuelle Krise nicht mehr erleben und die wenige Jahre früher stattfindende Implosion der „New Economy" auch nicht; aber sie wären wohl selbst verblüfft gewesen angesichts des Umstandes, dass zwei so bedeutende Einbrüche in einem Zeitraum von weniger als 5 Jahren auftreten. Zweifellos ließen sich eine Menge Gründe dafür ausmachen, von der Politik des leichten Geldes über den Leichtsinn gewisser Banker bis hin zu vollständig liberalisierten Finanzmärkten, und eindeutige Kausalitäten lassen sich nur schwer nachweisen. Aber die zunehmende Temporalisierung der Gesellschaft durch die Massenmedien scheint mir ein mindestens ebenso plausibler Grund zu sein. Womöglich leiden wir unter „too much information", jedenfalls mehr, als für eine gedeihliche Wirtschaftsentwicklung gut wäre. Da wir das System der Massenmedien aber nicht zurückdrehen können, und ziemlich sicher auch nicht wollen, wird sich an diesem Zustand jedoch kaum was ändern. Im Gegenteil: eine weitere Entfaltung der Massenmedien, in welcher konkreten Form auch immer, verspricht sogar ein noch höheres Tempo in sozialen und wirtschaftlichen Vorgängen. Sieht daher in meinen Augen ganz danach aus, als müssten wir uns wohl oder übel auf bleibende wirtschaftliche Volatilität einstellen. Auch in dieser Hinsicht scheint der Weg „zurück in die gute, alte Zeit" versperrt, die Jahrzehnte alten Paradigmen eines Benjamin Graham oder Warren Buffett unter Umständen obsolet.

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/04…
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 21:32:20
      Beitrag Nr. 3.383 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.975.197 von Nannsen am 15.04.09 21:14:34Guten Abend Nannsen,

      bla bla bla... Genau so kann man es nur sehen.

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 21:36:20
      Beitrag Nr. 3.384 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.975.310 von Maraho am 15.04.09 21:27:17Liebe Leute, ich verabschiede mich jetzt von euch.
      Vielen Dank wieder einmal auch für euer heutiges Interesse!

      So habt denn alle eine gute Nacht.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 21:54:17
      Beitrag Nr. 3.385 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.975.375 von Maraho am 15.04.09 21:36:20Noch ein Betthupferl!

      Georg Schramm über die Finanzkrise
      http://www.youtube.com/watch?v=e8cyVVlhNwE

      Vielleicht gefällt`s ... ;)
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 22:26:05
      Beitrag Nr. 3.386 ()
      Avatar
      schrieb am 15.04.09 23:28:18
      Beitrag Nr. 3.387 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.968.771 von Nannsen am 14.04.09 23:59:05wahrscheinlich sein grandioses scheitern und der name obama spätestens bei den wahlen in 4 jahren als schimpfwort und synonym für versagen und niedergang.

      Hallo Nannsen

      Das könnte ihm passieren. Wer mit so vielen Versprechungen (Statistiker haben angeblich 700 in seinem Wahlkampf gezählt !) antritt und dann dort weitermacht, wo die Bush-Clique aufhörte, wird scheitern, auch moralisch. Einem Bush war das egal, der hatte nie eine Moral gehabt - höchstens die eines Alkoholikers - Bei Obama bin ich mir da nicht so sicher. Wenn er merkt, daß er nichts oder fast nichts bewegen kann in seinem Amt- da von Think-Tanks u.ä, Organisationen gesteuert - außer, die gleiche billige Show abzuziehen, wie alle anderen Presidenten vor ihm auch, wird er möglicherweise eine Krise erleben. Ob er zynisch genug ist, damit umzugehen, wird sich zeigen. Warten wir mal ab.

      wünsche Dir eine alptraumfreie Nachtruhe --:D Looe
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 00:11:59
      Beitrag Nr. 3.388 ()
      An die Nürnberger bzw eigentlich alle...
      http://doku.argudiss.de/data/kapitalismus_krise_nbg_0409_ank…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 00:13:11
      Beitrag Nr. 3.389 ()
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 00:26:08
      Beitrag Nr. 3.390 ()
      Ausländische Investoren ziehen reichlich Kapital aus USA ab


      Mittwoch, 15. April 2009, 15:32 Uhr


      Washington (Reuters) - Ausländische Investoren haben im Februar kräftig Kapital aus den USA abgezogen.

      Netto verbuchte die größte Volkswirtschaft der Welt einen Abfluss von 97 Milliarden Dollar, wie das US-Finanzministerium am Mittwoch mitteilte. Im Januar hatte es einen Abfluss von revidiert 146,8 Milliarden Dollar gegeben.

      Bei den langfristigen Investitionen ergab sich im Februar ein Plus von 22 Milliarden Dollar. Im Januar waren es minus 36,8 Milliarden Dollar. Die Kapital-Daten gelten als Indikator für das Interesse ausländischer Anleger an US-Wertpapieren. Die USA benötigen zur Finanzierung ihres massiven Handelsbilanzdefizits ausländisches Kapital.

      © Thomson Reuters 2009 Alle Rechte vorbehalten.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 05:22:44
      Beitrag Nr. 3.391 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.004 von Maraho am 05.04.09 12:42:14Guten Morgen,
      erst einmal vielen Dank an die "Nachtschicht"!
      Und euch allen einen guten Donnerstag!

      Hier etwas zu China ...

      Weltmacht im Wandel
      Chinas wundersamer Aufstieg an die Weltspitze

      Rote Fahnen im frischen Wind: Die Partei kämpft gegen Korruption und Willkür, die Presse darf auch kritisch berichten. In der Krise buhlt China um Sympathien. Um aber echte Anerkennung zu erlangen, muss sich das Land noch viel mehr in die Pflicht nehmen lassen auf dem Parkett der Geo-Politik, findet Hans Christoph Buch.


      China sei wirtschaftlich ein Riese, aber politisch ein Zwerg: So lautet ein Standardsatz in den staatlich gelenkten Medien der Volksrepublik, die ihrem Selbstverständnis nach zwar keine westliche Demokratie, aber auch keine totalitäre Diktatur mehr ist, sondern etwas Drittes, schwer zu Verstehendes und noch schwerer zu Definierendes: Sozialistische Marktwirtschaft heißt die ideologische Hülse, die man Chinas entfesseltem Kapitalismus überstülpt, eine Formel, so vage und nichtssagend wie die Behauptung, Mao Tse-tungs Politik sei zu 70 Prozent richtig und zu 30 Prozent falsch gewesen.

      Mit Letzterem ist die Kulturrevolution gemeint, die Chinas traditionelle Kultur zerstört, die Produktivkräfte gelähmt und durch Zwangsverschickung der Jugend aufs Land Millionen Familien zerrissen hat. So besehen war Maos Kulturrevolution eine Antikulturrevolution, "schwarzer Humor in roter Zeit", wie "China Daily", ein offizielles Organ der Regierung, kürzlich schrieb. Schon das kurze Zitat zeigt, dass die Parteipresse kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es Missstände zu kritisieren gibt - nur die Person des Großen Vorsitzenden ist nach wie vor sakrosankt. Mao Tse-tung gilt als Wiederhersteller der nationalen Würde und Souveränität, obwohl er Chinas Modernisierung durch radikale Experimente eher verhindert als befördert hat: Ein Reichseiniger wie der Gelbe Kaiser, der ähnlich wie Mao Tabula rasa machte, indem er Bücher und historische Dokumente verbrennen ließ - und viele Autoren gleich mit dazu.

      Nicht nur die Kleinen zur Rechenschaft ziehen

      Ein Beispiel für die neue Offenheit ist der Kampf gegen die Korruption, den Staatschef Hu Jintao in seinem Rechenschaftsbericht vor Tausenden Delegierten in der Großen Halle des Volkes als Hauptaufgabe bezeichnet hat. Luxuslimousinen und aufwendig ausgestattete Büros, üppige Bankette und Auslandsreisen auf Staatskosten, mit denen Chinas Funktionärselite sich selbst belohnt, werden neuerdings kritisch unter die Lupe genommen, und ein Aufschrei der Empörung ging durch die Medien, als ein Professor in Peking Beschwerde führende Bürger als Querulanten verunglimpfte, deren Eingaben an die Behörden aus der Luft gegriffen oder von paranoider Geltungssucht diktiert seien. Dass man nicht bloß die Kleinen zur Rechenschaft zieht und die Großen laufen lässt, zeigt der kürzlich aufgedeckte Babymilchskandal, dessen Hauptverantwortliche, eine Fabrikdirektorin, zum Tode verurteilt wurde, sowie die fristlose Entlassung und strenge Bestrafung eines Parteibonzen in Shenzen, der eine Elfjährige sexuell belästigt hatte und die Klage der Eltern abwies mit den Worten: "Wisst ihr überhaupt, wer ich bin? Ich habe mehr Macht als der Bürgermeister hier, und wer sich mit mir anlegt, zieht den Kürzeren!"

      Jüngstes Beispiel für den frischen Wind, der durch Chinas Amtsstuben weht, ist eine von oben verordnete Kampagne gegen Justizwillkür und Polizeibrutalität, die Gewaltexzesse auf Polizeiwachen und in Gefängnissen unterbinden soll, wo Dutzende meist jugendlicher Delinquenten kurz nach der Einlieferung unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen. Die öffentliche Empörung wurde ausgelöst durch die Erklärung zuständiger Stellen, ein 18-Jähriger sei beim Versteckspiel gestorben. Dass die Kampagne nicht nur Symptome kurieren, sondern das Übel an der Wurzel packen will, zeigt allein schon die Tatsache, dass in Zukunft, um Missstände zu unterbinden, unabhängige Kontrollinstanzen Polizei- und Justizbehörden überwachen sollen.

      Trotz oder wegen Chinas negativer Bilanz in Sachen Umwelt- und Arbeitsschutz - man denke nur an die sich häufenden Flutkatastrophen und Bergwerksunglücke - scheint die Regierung willens zu sein, aus Fehlern zu lernen: Dass ein Bauprojekt wie der Dreischluchtendamm durch den Druck des dort gestauten Wassers das Erdbeben in der Provinz Sichuan ausgelöst haben könnte, dem im Mai vorigen Jahres 70 000 Menschen zum Opfer fielen, wird nicht nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Soweit die positive Bilanz.

      China ist lernfähiger und flexibler als die Sowjetunion

      Das politische System in China ist lernfähiger und flexibler, als es die Sowjetunion je war, wie der Übergang von der egalitären Kulturrevolution zur kapitalistischen Leistungsgesellschaft zeigt, dessen erster Schritt die Wiedereinführung der von Mao abgeschafften Examen war: "Staatsprüfung 1977" heißt ein kontrovers diskutierter Film, der den Beginn der Reformpolitik dokumentiert. Die Grenzen der Toleranz aber sind erreicht, sobald es um Tibet geht: Dieses Stichwort löst bei den offiziellen Medien hysterische Reaktionen aus, die bis in die Wortwahl hinein an Propagandaslogans der Kulturrevolution erinnern.
      Da ist von der "Dalai-Lama-Clique" die Rede, die in ausländischem Auftrag das Rad der Geschichte zurückdrehen und Tibet zum Einfallstor westlicher Imperialisten machen wolle, um Chinas Territorium unter sich aufzuteilen. Solch schrille Töne passen eher nach Pjöngjang als nach Peking, und die rituelle Versicherung, die Regierung sei weiterhin gesprächsbereit, wirkt wenig glaubhaft, wenn man den Dalai Lama im gleichen Atemzug als reaktionären Feudalherrn und blutigen Despoten diffamiert, dem Menschenopfer dargebracht worden seien. Auch die Aufforderung an den US-Senat oder an das EU-Parlament, an Angela Merkel oder an Nicolas Sarkozy, ihre Fehleinschätzungen der Lage in Tibet zu korrigieren, wird durch gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht besser - der Ton macht die Musik.

      Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Taiwan, wo ein aggressives Feindbild über Nacht durch Friedens- und Freundschaftsrhetorik abgelöst wurde. Vielleicht trüge es zur Entkrampfung der Lage bei, wenn westliche Staaten deutlicher als bisher dem Autonomiestreben der Tibeter eine Absage erteilen und Chinas territoriale Integrität anerkennen würden, da am Zerfall des Riesenreichs keinem gelegen ist: Verglichen damit wären die Massaker in Ex-Jugoslawien ein Kinderspiel - ganz zu schweigen von den Flüchtlingsströmen, die ein Kollaps des Zentralstaats in Gang setzen würde.

      Ist China wirtschaftlich ein Riese und politisch ein Zwerg? Dass das einst von Hungersnöten geplagte Reich der Mitte heute 1,4 Milliarden Menschen ernährt und dazu noch Überschüsse erwirtschaftet, grenzt an ein Wunder. Der rasante Aufstieg zur Weltspitze spiegelt sich in Chinas Sitz im UN-Sicherheitsrat ebenso wie in seinem selbstbewussten Auftreten beim G-20-Gipfel in London, wo seine Wünsche schon deshalb Gehör fanden, weil Peking durch den Kauf amerikanischer Schatzbriefe zum wichtigsten Geldgeber der Vereinigten Staaten geworden ist. Dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, die Japan vom zweiten Platz verdrängen könnte, im Internationalen Währungsfonds nicht mehr Stimmen hat als die Schweiz, ist ein Skandal, zumal China mit seinen Währungsreserven und seinem riesigen Binnenmarkt besser als andere gerüstet scheint, die Wirtschafts- und Finanzkrise zu verkraften.

      So besehen ist es pures Understatement, wenn die Volksrepublik sich selbst als Entwicklungsland bezeichnet. Aber um internationale Anerkennung zu finden, nach der die Regierung lechzt, darf China nicht länger die Augen verschließen vor Menschenrechtsverletzungen in Staaten wie Simbabwe, Sudan oder Nordkorea, deren Rohstofflieferungen Peking mit wirtschaftlicher und politischer Unterstützung bezahlt. Die aktive Teilnahme am Anti-Piraten-Einsatz am Horn von Afrika weist in die richtige Richtung: China muss über seinen eigenen Schatten springen und sich in die Pflicht nehmen lassen in Krisenregionen wie Afghanistan, statt sich aus der Verantwortung zu stehlen mit Hinweis auf das Nichteinmischungsprinzip. Ein stärkeres humanitäres Engagement wäre zugleich ein Beitrag zur Verbesserung der Menschenrechtslage im eigenen Land.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article3557692/Chinas…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 05:33:30
      Beitrag Nr. 3.392 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.445.225 von Maraho am 25.01.09 17:13:31In gewisser Weise in Bezug ...

      Geldpolitik
      Der Welt droht ein Krieg der Währungen
      Von Holger Zschäpitz

      Die Finanzkrise macht die Zentralbanken erfinderisch. Immer mehr Staaten setzen im Kampf um Wettbewerbsvorteile auf die Abwertung ihres Geldes – auf Kosten der Nachbarn. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Wer die billigste Währung hat, kommt besser durch eine Krise und als erster aus ihr heraus.


      Goh Chok Tong hat die Zeichen der Zeit verstanden. Der Chef von Singapurs Notenbank setzt alles daran, seinen heimischen Dollar zu schwächen. Denn der Stadtstaat steht vor dem schwersten Wirtschaftseinbruch seit seiner Unabhängigkeit vor 44 Jahren und kann jede konjunkturelle Unterstützung gebrauchen.

      Weltweit ist die Währungsschlacht eröffnet. Die Finanzkrise macht die Zentralbanken erfinderisch. Mit Devisenmarktinterventionen, billionenschweren Anleihekäufen oder ultrabilligem Geld starten Notenbanken einen Feldzug für die heimische Konjunktur. Immer mehr Staaten setzen im Kampf um Wettbewerbsvorteile auf die Abwertung ihres Geldes. Ein Blick in die Geschichte offenbart: Wer im internationalen Vergleich die billigste Währung hat, kommt besser durch eine Wirtschaftskrise und auch als erster aus ihr heraus. Der Abwertungswettlauf bietet auch Chancen für Anleger. Devisenfonds haben zuletzt prächtig an den Verschiebungen der Wechselkurse verdient. Das beste Produkt liegt in diesem Jahr zweistellig im Plus.

      Singapurs Notenbank hatte erstmals seit dem Jahr 2003 die Handelsspanne, innerhalb derer sich der lokale Dollar gegen dem US-Dollar bewegen darf, abgesenkt. Denn das Bruttoinlandsprodukt könnte im laufenden Jahr um bis zu neun Prozent einbrechen.

      „Immer mehr Währungshüter gehen unkonventionelle Wege in der Geldpolitik, weil sie niedrige Zinsen allein nicht mehr für ausreichend halten, um die eigene Ökonomie wieder flott zu bekommen“, meint David Bloom, Devisenchefstratege bei HSBC in London. „Die Schwächung der eigenen Währung gehört dazu.“

      Eine billige Währung bedeutet handfeste Wettbewerbsvorteile. Zum einen kann die heimische Wirtschaft günstigere Preise auf den Weltmärkten machen und damit die Exporte steigern. Zum andern sind die eigenen Firmen besser geschützt vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Ausland, da diese nur zu teureren Preisen ihre Produkte anbieten kann. Darüber hinaus lässt sich mit einer Abwertung auch die kurzfristige Gefahr einer Deflation, also einer Spirale aus rückläufigen Preisen und nachlassender Wirtschaftsaktivität, verringern. Schließlich haben Wechselkursänderungen auch Einfluss auf die Inflationsentwicklung eines Landes. Wie akut das Risiko ist, machten am Mittwoch neue US-Daten deutlich. Danach sind die Preise im März gegenüber Vorjahr um 0,4 Prozent gefallen – der erste Rückgang seit August 1955.

      Besonders offensiv gehen die Schweizer Währungshüter vor. Mitte März kündigte die eidgenössische Nationalbank Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des heimischen Geldes an. So sollen gezielt Schweizer Franken verkauft und dafür fremde Valuten erworben werden. Einen ähnlichen Schritt brachte jüngst der Vizechef der Schwedischen Riksbank Lars E.O. Svensson ins Spiel. „Eine Abwertung wäre die beste aller möglichen unkonventionellen Maßnahmen.“

      Schweden hat schon einmal vor 78 Jahren erfolgreich eine Währungsschlacht geführt. Bereits im September 1931 und damit vor anderen Staaten verabschiedete sich das Land von der Goldbindung. Daraufhin verlor die Schwedenkrone in kürzester Zeit rund 40 Prozent gegenüber dem US-Dollar und konnte so das Schlimmste der Depression vermeiden. „Kein Wunder, wenn die Schweden jetzt eine ähnliche Politik erwägen.“

      Am Devisenmarkt sind bereits erste Folgen des Abwertungswettlaufs zu erkennen. Die Währungen jener Staaten, deren Notenbanken eine unkonventionell aggressive Geldpolitik verfolgen, haben sich in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro deutlich verbilligt. Denn die Europäische Zentralbank hat sich bislang mit unkonventionellen Maßnahmen am Devisenmarkt noch zurückgehalten. Der US-Dollar dagegen rutschte seit der Bekanntgabe der amerikanischen Fed, künftig mit Billionen eigene Anleihen zu kaufen, um sechs Prozent ab.

      „Faktisch wirft die Fed die Notenpresse zur Finanzierung des Staatshaushalts an“, sagt Christian Apelt, Devisenstratege der Helaba in Frankfurt. Die avisierten Transaktionen würden die amerikanische Geldmenge erhöhen. „Nach monetären Wechselkurstheorien führt solch eine Expansion zu einer Währungsabwertung“, sagt Apelt. Geldmengenausweitungen würden in der Regel ein Überschießen des Wechselkurses nach sich ziehen, warnt er. Der Dollar könnte also stärker abwerten als es theoretisch gerechtfertigt erscheint.

      Dies hat bereits das britische Pfund erlebt. Es rutschte zwischenzeitlich auf die Parität zum Euro. Trotz einer leichten Erholung steht es aktuell gegenüber dem Euro noch immer fast 19 Prozent unter dem Hoch vom Herbst 2008. Die Bank of England hatte bereits im Januar als eine der ersten Geldinstitutionen unkonventionelle Maßnahmen ergriffen.

      In Asien scheint die Exportnation Korea gut gerüstet. Dank der lockersten Geldpolitik in ganz Fernost hat die Landeswährung Won gegenüber dem Euro seit Ausbruch der Krise rund 47 Prozent eingebüßt.

      Die Verschiebungen auf den Devisenmärkten könnten nun auch jene Währungshüter wie die EZB oder die norwegische Norges Bank in Zugzwang bringen, die sich bislang noch mit unkonventionellen Maßnahmen zurückgehalten haben. Nach Berechnungen von HSBC-Mann Bloom haben sich deren Währungen in den vergangenen zwei Monaten um acht Prozent verteuert. Gestern kündigte bereits Bundesbank-Chef Axel Weber für den Mai unkonventionelle Maßnahmen an.

      Schließlich funktioniert das Ganze weltweit wie ein Nullsummenspiel. Die wirtschaftlichen Abwertungsgewinne des einen Landes sind die ökonomischen Verluste des anderen. Schon einmal – nämlich in den dreißiger Jahren – entwickelte sich aus dieser Gemengelage ein Währungskrieg, der erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Währungssystem von Bretton Woods beendet wurde.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3560562/Der-Welt-droht-ei…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 05:40:35
      Beitrag Nr. 3.393 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.972.765 von Maraho am 15.04.09 16:08:56Etwas hierzu ...

      So wird das nix mit der US-Deflation

      Ob Autos, Bekleidung oder PC: In der offiziellen US-Statistik ist von den berüchtigten Rabattschlachten keine Spur.

      Seit dem offiziellen Beginn der US-Rezession im Dezember 2007 sind die Einzelhandelsumsätze um 9,6 Prozent gefallen, hat die Industrieproduktion um 13,4 Prozent abgenommen, ist die Kapazitätsauslastung in der Industrie um 11,3 Prozentpunkte gepurzelt, ist die Arbeitslosenquote um 3,6 Prozentpunkte nach oben geschnellt und hat der Dollar um 13,4 Prozent zugelegt. Dennoch ist die Kerninflationsrate, also jene ohne Energie und Nahrungsmittel, der ach so flexiblen US-Volkswirtschaft in dieser Zeit gerade mal von 2,4 auf 1,8 Prozent gesunken. Im Vorjahresvergleich.

      Über die vergangenen drei Monate sind die Preise auf der Kernebene sogar mit einer Jahresrate von 2,2 Prozent gestiegen. Und das liegt nicht nur am Tabakpreis, der administriert mit einer Jahresrate von 61,2 Prozent zugenommen hat. Auch andere frühere Disinflationsboten wie Neuwagen (sieben Prozent) oder Bekleidung (5,3 Prozent) weisen nun, da die Nachfrage wegbricht, plötzlich Ansätze von Inflation auf.

      Selbst die PC-Preise, die im September 2008 noch mit einer Jahresrate von 18,8 Prozent gesunken waren, sind über die vergangenen drei Monate angeblich bloß mit einer annualisierten Rate von 10,1 Prozent gefallen. Und auch die unterstellten kalkulatorischen Mieten von Hauseigentümern, die für mehr als 30 Prozent des Kernindex stehen, haben jüngst zum Glück wieder mit einer Jahresrate von satten 2,5 Prozent zugenommen, nach 1,9 Prozent im September 2008.

      Nun ist das US-Arbeitsministerium nie um Erklärungen verlegen, wenn es um sonderliche Preisbewegungen geht - und hat sich auch von den jahrelangen Anfeindungen etlicher Verschwörungstheoretiker nicht aus der Ruhe bringen lassen.

      Einen faden Beigeschmack haben all die hedonischen und sonstigen Kunstgriffe aber schon insofern, als die offizielle Inflation in den USA mit anderen Makrovariablen wie der gesamtwirtschaftlichen Nachfragelücke, den Lohnstückkosten oder - oh Schreck - der Geldmenge nur noch unzureichend erklärt werden kann. Die Anhänger inflationsgekoppelter US-Staatsanleihen, die auf zehn Jahre mit 1,5 Prozent rentieren, sollten aufhorchen. Denn die USA dürften ihre Preisstatistiken auch nach Beginn der erwünschten Inflation weiter so zusammenbasteln, wie es ihnen beliebt.

      Quelle: http://www.ftd.de/index.html
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 05:49:15
      Beitrag Nr. 3.394 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.675 von Maraho am 20.02.09 13:09:18In Bezug.

      Peter Ehrlich - Hoffen auf den dummen Wähler
      von Peter Ehrlich

      Offenbar glauben Kampagnenplaner, dass Bürger getäuscht werden wollen. Nur so sind die Steuerversprechen der Parteien mitten in der Krise zu erklären. Es droht der nächste Wahlbetrug.


      Frank-Walter Steinmeier bekommt am Sonntag eine große Chance. Er wird in Berlin den Entwurf des SPD-Wahlprogramms präsentieren. Deutschlands Wähler sollen erfahren, wofür der Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel steht.

      Hoffentlich redet er dabei weniger Unsinn als zuletzt seine Parteifreunde. Denn in der Politik hält wieder die alte Unsitte Einzug, den Wählern entweder unrealistische Ankündigungen zu machen oder ihnen gut klingende, aber falsche Begründungen zu liefern. Offenbar glauben die Kampagnenplaner, die Bürger wollten getäuscht werden. Das ist nichts anderes als die erneute Vorbereitung von Wahlbetrug.

      Ein Dauerthema in jedem Bundestagswahlkampf ist die Steuerpolitik. Das ist gut so, schließlich wollen die Wähler wissen, ob ihnen Steuererhöhungen drohen. Gerade in der Steuer- und Finanzpolitik sind Versprechen und Handeln aber gut vergleichbar - und die Erfahrungen der Wähler denkbar schlecht. 2002 malten Finanzminister Hans Eichel und sein Kanzler Gerhard Schröder die Konjunkturlage vor der Wahl zu rosig. Die Folgen waren der von der Opposition eingesetzte "Lügenausschuss" und die Agenda 2010. 2005 wollte die CDU zwei Prozentpunkte mehr Umsatzsteuer, die SPD null. Am Ende wurden es drei.

      Diesmal sagt die SPD wenigstens, dass sie Steuern erhöhen will. Das ist ehrlich. Jeder Bürger kann sich leicht ausrechnen, dass das mindestens 2009 und 2010 krisenbedingt schnell steigende Staatsdefizit irgendwann wieder abgebaut werden muss.

      Die Mär vom guten und bösen Geld

      Aber, so SPD-Parteivize Andrea Nahles: Die Erhöhung der Reichensteuer richte sich nur gegen "diejenigen, die in den letzten Jahren massiv von den Spekulationsblasen profitiert haben und ihr Vermögen vergrößert haben".

      Aha. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der Spitzenverdiener unter Deutschlands angestellten Vorständen, müsste also mehr zahlen. Das würde er wahrscheinlich nicht einmal übel nehmen. Was aber ist mit Maria-Elisabeth Schaeffler, deren Vermögen sich bis Ende des Jahres gegenüber dem Stand von 2008 erheblich verkleinert haben dürfte? Viele Reiche sind erst reicher und zuletzt ärmer - oder, sagen wir, weniger reich - geworden. Steuern bemessen sich aber zum Glück grundsätzlich nicht daran, wie einer zu seinem Einkommen oder Vermögen kommt (soweit es legal erworben wurde). Es gelten die jeweiligen Steuersätze, die nicht nachträglich erhöht werden können.

      Höhere Steuersätze treffen diejenigen, die immer schon viel verdient haben, genauso wie die, die von ein paar guten Jahren profitiert haben. Eine Vermögensteuer trifft ein ererbtes, erarbeitetes oder erspekuliertes Vermögen gleich. Es wäre ja auch noch schöner, wenn Finanzbeamte zwischen gut und böse verdientem Geld unterscheiden müssten.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Peter-Ehrlich…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 06:02:04
      Beitrag Nr. 3.395 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.975.134 von Maraho am 15.04.09 21:06:15Ausführlicher.
      Die bessere Übersicht (Grafiken) im Original (s.u.) ...

      "US-Industrieproduktion bricht weiter ein"

      Die US-Industrieproduktion ist nach den heutigen Daten der US-Notenbank (FED) im März 2009 den fünften Monat in Folge eingebrochen. Der US-Industrieproduktionsindex fiel auf 97,3755 Punkte bzw. um -1,5% zum Vormonat und um -12,8% zum Vorjahresmonat.

      Grafik: http://4.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeZP6cCWsvI/AAAAAA…

      > Die Entwicklung des Industrieproduktionsindex von Januar 1998 - März 2009. Der Output der Industrieproduktion im März 2009 fiel auf den Stand von Januar 1999! Das Hoch wurde im Dezember mit einem Indexstand von 112,3962 Punkten markiert! <
      Der US-Index der Industrieproduktion misst die Leistungsveränderungen, die Menge des Produktionsausstoßes, im verarbeitenden Gewerbe, aus den Fabriken, den Bergwerken und bei den Energieversorgern und nicht die erzielten Umsätze.

      Grafik: http://1.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeZRXPJgg_I/AAAAAAA…

      > Im Chart die monatliche prozentuale Entwicklung der Industrieproduktion seit 1997, jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. <

      Im 1. Quartal 2009 sank die US-Industrieproduktion mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von -20%, nach -12,7% im 4. Quartal 2008!

      Die Kapazitätsauslastung der US-Industrie sank insgesamt auf nur noch 69,3%, dies ist die niedrigste Auslastung der Produktionskapazitäten seit 1968!

      Stark abwärts ging es mit der Produktion in den Fabriken, der Manufacturing Output sank im 1. Quartal 2009 mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von -22,5%, nach -17,7% im 4. Quartal 2008 und im März 2009 im Vergleich zum Vorjahresmonat um -15%! Vor allem der Output der Autoindustrie brach im März ein, um -45,3% zum Vorjahresmonat und der Output der Maschinenindustrie sank um -22,2%.

      Regelrecht dramatisch ist die Kapazitätsauslastung im Manufacturing-Bereich, sie sank auf noch 65,8% und markiert damit den tiefsten Stand seit 1948!!

      Die industrielle Wertschöpfung ist seit Jahren eine Art Auslaufmodell in den USA. An ihrer Stelle trat ein aufgeblähter spekulativer Finanzsektor dessen Hauptexportschlager Finanzinnovationen - verpackte Kreditexzesse waren. Mit der Anzahl der Industriejobs geht es seit Dezember 2007 stetig bergab, im März 2009 gingen saisonbereinigt 161'000 und im Februar 164'000 weitere Industriejobs verloren. Im März 2009 sind nur noch saisonbereinigte 12,310 Millionen Arbeitnehmer in der Industrieproduktion (Manufacturing) beschäftigt.

      Grafik: http://3.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeZOGI0aOPI/AAAAAAAAB8…

      > Die 12,310 Millionen Beschäftigten in der US-Industrieproduktion markieren von der Anzahl her den tiefsten Stand seit Juli 1941, damals waren es 12,382 Millionen Beschäftigte. Im Juni 1979 wurde mit 19,553 Mio. Beschäftigten der höchste Stand verzeichnet. <

      Im März 2009 arbeiten nur noch 8,7% aller Beschäftigten in den USA im Manufacturing-Bereich. 1941 waren es 24,8%.

      Durch die Arbeitsplatzverluste in der Industrieproduktion gehen auch immer mehr Einkommen aus industrieller Wertschöpfung verloren. Einkommen wurden Jahr für Jahr mehr - durch Kredite und Spekulation ersetzt.

      Ganz klar gehen die geringen Beschäftigungszahlen auch auf gigantische Produktivitätssteigerungen und Rationalisierungen zurück. Trotzdem stehen die amerikanischen Konsumausgaben und die industrielle Wertschöpfung im eigenen Land in keiner Relation, dies zeigt deutlich das US-Handelsbilanzdefizit an. Seit 1976 ist die Handelsbilanz durchgehend negativ, gewaltige 7,11357 Billionen Dollar haben sich an Defizit aus dem internationalen Handel von Waren, Güter und Dienstleistungen bis Ende 2008 kumuliert.

      Grafik: http://1.bp.blogspot.com/_4bEaRUYaLZ4/SeZv7WyjqgI/AAAAAAA…

      > Das jährliche Handelsbilanzdefizit der USA (blau). Rechnet man die Dienstleistungen raus (rot), sind seit 1976 mehr Waren und Güter in kumulierter Höhe von 8,6412 Billionen Dollar importiert als exportiert worden. Dies sind unhaltbare Ungleichgewichte im internationalen Handel mit Waren und Güter, deren Abbau mit dem Anlocken von ausländischem Kapital durch Finanzinnovationen aller Art im US-Casino nur hinausgezögert wurde. <

      Auch in der Krise werden die Ungleichgewichte nicht beseitigt. Im Gegenteil, Bailouts, Liquiditätsprogramme, Nothilfen und Kreditgarantien dienen vor allem dazu, das Bankensystem und die spekulativen Finanzmarktakteure zu retten. Die Realwirtschaft überlässt man weitestgehend sich selbst. Der Keynes, im heutigen Billionen Dollar - Wahn ist eine völlige Fehlinterpretation, sein Anliegen war es die Gesamtnachfrage in einer Krise mit Hilfe der Geldpolitik und einem Deficit Spending zu stärken um das Beschäftigungsniveau zu halten und die Produktionskapazitäten auszulasten. Nichts davon geschieht jedoch heute!

      Quelle: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 06:11:33
      Beitrag Nr. 3.396 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.456 von Maraho am 16.04.09 05:40:35In Bezug.

      Zahl des Tages (15.04.09): -0,4%

      Im März sind in den USA die Verbraucherpreise um

      0,4%

      im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

      Das ist das erste Mal seit 1955(!), dass die Preise in den USA im Jahresvergleich gesunken sind.

      Dass die Medien daraus direkt eine Deflationsgefahr konstruieren, finde ich einigermaßen seltsam. Man muss sich zur Beurteilung der Preisentwicklung immer wieder 2008 in Erinnerung rufen. Die Energiepreise gingen grandios durch die Decke (150 Dollar/Barrel), um danach genauso dramatisch einzubrechen. Dadurch wurden und werden die Preise 2008 wie auch 2009 massiv verzerrt.

      Sollte der Ölpreis in etwa in der aktuellen Ecke bleiben, wird der Preisrückgang gegenüber dem Vorjahr im Sommer noch kräftiger werden. Und das nur, weil wir im Sommer 2008 den Peak in den Energiepreisen hatten. Commerzbank Volkswirt Krämer kann sich ein paar Monaten sogar ein Jahresminus von 2% vorstellen. Spätestens im Winter wird sich das aber wieder beruhigen, denn da lag der Ölpreis des Vorjahres schon wieder unter 50 Dollar. Alles nur ein Basiseffekt.

      Die USA stecken also noch nicht in einer Deflation. Auch die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) zeigt das an: Sie liegt weiterhin klar im Plus (1,8% gegenüber dem Vorjahr).

      Zwar wird auch diese Kernrate sinken, weil größere Lohnsteigerungen (= der größte potenzielle Inflationstreiber) bei fast verdoppelter Arbeitslosigkeit nicht vorstellbar erscheinen. Aber die Kernrate sinkt langsam, allein weil die berühmten kalkulatorischen Mieten (die waren vor einem Jahr auch ein großes Thema in diesem kleinen Blog) etwa ein Drittel der Preise ausmachen. Und diese schwanken irgendwie kaum, auch wenn ich das bis heute nicht verstehe.

      Die FTD ist übrigens ähnlich verwirrt. Da blickt das auch keiner mehr durch die US-Statistik und die Inflationsberechnung durch. Die FTD schließt mit einem fatalistischen "die USA dürften ihre Preisstatistiken auch nach Beginn der erwünschten Inflation weiter so zusammenbasteln, wie es ihnen beliebt." Damit wird netterweise noch die Warnung vor inflationsgeschützten Anleihen verknüpft, deren Rendite ja immerhin auf diesen manipulierten Statistiken beruht.

      Aber über Inflation müssen wir uns (IMHO) kurzfristig keine Gedanken machen. Die Entscheidung zwischen Inflation oder Deflation ist noch nicht gefallen. Da bleibt noch Zeit, bis die Würfel gefallen sind. Ich tippe aber mittelfristig auf Inflation. Und zwar eine der übleren Art ...

      Weiteres: http://egghat.blogspot.com/2009/04/zahl-des-tages-1504…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 06:24:01
      Beitrag Nr. 3.397 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.974.938 von Maraho am 15.04.09 20:41:53In Bezug.

      IG Metall
      Weniger Geld für Kurzarbeiter

      VON EVA ROTH


      Die Metall-Tarifparteien in Baden-Württemberg haben sich auf einen Krisen-Tarifvertrag verständigt: Die Arbeitgeber können Zuschüsse für Kurzarbeiter verringern, und Arbeitnehmer können künftig vier statt zwei Jahre befristet beschäftigt werden. Diese Erleichterungen für Unternehmen gelten bis Dezember 2010, dann ende der Vertrag automatisch, teilte die IG Metall mit.

      In der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg galt der Gewerkschaft zufolge bislang: Kurzarbeiter erhalten nicht nur bis zu 67 Prozent des Nettolohn-Ausfalls von der Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitgeber stocken das Einkommen zudem auf bis zu 97 Prozent auf. Eine solche tarifliche Regelung gibt es bei den Metallern nur in Baden-Württemberg. Andernorts gibt es allenfalls betriebliche Vereinbarungen, die Zuschüsse vorsehen.

      Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat schon länger die besonders arbeitnehmerfreundliche Tarifregel in Baden-Württember beklagt und jetzt Änderungen durchgesetzt. Nach dem neuen Tarifvertrag können Betriebe künftig zwischen verschiedenen Modellen wählen: Entweder sie stocken den Nettolohn von Kurzarbeitern auf nur noch 93 Prozent auf. Gleichzeitig dürfen sie das Weihnachts- und Urlaubsgeld für alle Beschäftigten kürzen. Wie stark, sei generell nicht zu sagen, erklärte ein IG-Metall-Sprecher. Oder sie stocken die Löhne - je nach Arbeitsausfall - auf 82 bis 97 Prozent auf. Zudem darf die Jahreszahlungen der Kurzarbeiter gekappt werden. Natürlich können Betriebe auch alles beim Alten lassen.

      Die Einigung biete den Unternehmen eine zum Teil "deutliche Kostenentlastung", erklärte Südwestmetall-Chef Stefan Roell. Er sei zuversichtlich, dass Kurzarbeit nun den Firmen helfen könne, ihre Stammbelegschaft über eine etwas längere Wegstrecke zu halten. "Entlassungen werden wir dennoch nicht ausschließen können", betonte er. Auch die IG Metall glaubt, dass es nun "Anreize für längere Kurzarbeit statt Entlassungen" gibt. Zudem habe sich Südwestmetall mit ihrer Forderung nach einer kompletten Streichung des Arbeitgeberzuschusses nicht durchgesetzt.

      Für befristet Beschäftigte wurde Folgendes vereinbart: Verträge, die in diesem oder im kommenden Jahr auslaufen, dürfen um bis zu zwei Jahre verlängert werden. Insgesamt dürfen Arbeitnehmer maximal für vier Jahre befristet beschäftigt werden. Das Befristungsgesetz sieht eine Höchstdauer von zwei Jahren vor, erlaubt es aber Tarifparteien, andere Regelungen zu treffen.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktue…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 07:13:41
      Beitrag Nr. 3.398 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.972.765 von Maraho am 15.04.09 16:08:56Noch etwas aus der "Bild" ...

      Barack Obama sieht Hoffnungsschimmer US-Krise schon vorbei?
      Von wegen!

      Die US-Verbraucherpreise in den USA sind zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren gefallen. Bild.de erklärt, wie schlimm die Lage wirklich ist
      Von Paul C. Martin

      US-Präsident Barack Obama und sein Notenbank-Chef Ben Bernanke sprechen von „Hoffnungsschimmer“ für die Konjunktur der größten Volkswirtschaft.

      Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. BILD.de zieht Zwischenbilanz:

      Die Amerikaner erleben derzeit ihren Präsidenten und den Notenbank-Chef als Reisende in Sachen Hoffnung. Sie wirken wie eine Kreuzung aus Gesundbetern und Schamanen. Hoffentlich sind es keine Scharlatane!

      Obama: „Zum ersten Mal beginnen wir, einen Hoffnungsschimmer zu sehen.“

      Bernanke sieht „vorläufige Anzeichen“, dass sich der schwere Sturz der US-Wirtschaft verlangsamen könne und sagte zu Studenten: „Ich bin fundamental optimistisch mit Blick auf unsere Wirtschaft“. Die sei ohnehin „besser aufgestellt“ als die in anderen Staaten, die Konjunktureinbrüche durchleiden wie noch nie in der Geschichte.

      Die Lage weltweit: Das globale Handelsvolumen dürfte 2009 den größten Rückgang seit 80 Jahren notieren. Die größten Kontraktionen werden im ostasiatischen Handel erwartet. Die ehemaligen „Tigerstaaten“ sind schwer angeschlagen. Südkoreas Wirtschaft schrumpft um 20 Prozent, die des Stadtstaats Singapur um 17 Prozent.

      Das Exportvolumen schrumpft zweistellig zum Vorjahr; Deutschland meldet minus 18,4 %, Japan minus 45,7 % und China minus 25,7 %.

      Auch die USA sind mit minus 16,4 % kein Musterschüler. Weil diese vier Staaten rund ein Drittel der Weltexporte stemmen und sich die Exporteinbrüche gegenseitig „aufschaukeln“, ist eher mit einem weiteren Absacken zu rechnen, dem sich auch die USA nicht entziehen dürften.

      Und nach wie vor steigen die Arbeitslosen-Zahlen. Die Entlassungen haben sich derweil bei etwa 650 000 pro Woche festgefressen. Damit fallen Käufer aus. Einige Experten rechnen bis Jahresende mit einer US-Arbeitslosenquote von um die zehn Prozent. Das wäre doppelt so hoch wie in den guten Jahren vor der Krise.

      Weitere Konjunkturdaten sprechen ebenfalls eine andere Sprache:

      So hat die US-Industrie ihre Produktion im März stärker gedrosselt als erwartet. Im gesamten verarbeitenden Gewerbe sank der Ausstoß um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

      Zudem sanken im März nach Angaben des US-Arbeitsministeriums die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4 Prozent. Das hat es seit 1955 nicht mehr gegeben.

      Die Verbraucher dürfte das freuen. Die Wirtschaft weniger.

      Klartext: Es ist zwar richtig, dass Obama & Co. auf gute Laune und positives Denken machen. Käme aber der nächste eisige Hauch über die US- Wirtschaft, wäre das verheerend. Denn nichts ist schlimmer als enttäuschte Hoffnung.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/04/15/us…

      Bis später denn ...
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 09:23:27
      Beitrag Nr. 3.399 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.458 von Maraho am 16.04.09 05:49:15:confused:

      Denn nichts ist schlimmer als enttäuschte Hoffnung.

      Für wen, lieber paul?????

      Für obama und seine experten???

      oder die von ihnen betrogenen??

      Für die masse der betrogenen wird die realität, nämlich der verlust ihrer bürgerlichen existenz und die haftung für die fehler ihrer experten, schlimmer als nur eine entäuschte hoffnung.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:20:12
      Beitrag Nr. 3.400 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.527.287 von Maraho am 06.02.09 13:49:44Guten Tag zusammen,
      hier der "Mittagstisch" ...

      Produktion
      In der Industrie brechen massiv Jobs weg

      Aufträge gehen zurück, Produktion und Umsatz brechen ein, das heißt: Stellenabbau. Vor allem für die Industriebeschäftigten spitzt sich die Lage zu. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet für 2009 mit einem Verlust von 200 000 Industriejobs. Und auch andere Prognosen sprechen eine deutliche Sprache.


      HB BERLIN. Im Februar sank die Mitarbeiterzahl um 13 000 oder 0,3 Prozent auf knapp 5,2 Millionen. „Damit hat die Zahl der Beschäftigten erstmals seit September 2006 im Vorjahresvergleich wieder abgenommen“, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Im Vergleich mit Vormonat sinkt sie bereits seit Oktober 2008 kontinuierlich. Im Februar gab es hier ein Minus von knapp 10 000.

      Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet 2009 den Verlust von 200 000 Stellen im Verarbeitenden Gewerbe. „Dank des Kurzarbeitergeldes können derzeit noch viele Entlassungen vermieden werden“, sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier. Wegen der schlechten Auftragslage werde es aber zu einem weiterem Stellenabbau kommen. Im Februar zog die Industrie 38,2 Prozent weniger Aufträge an Land als vor Jahresfrist.

      Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaftskrise einen starken Produktionseinbruch auf dem deutschen Stahlmarkt. Die Produktion werde 2009 um gut 30 Prozent sinken, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. 2008 war die Rohstahlerzeugung bereits um 5,6 Prozent auf 45,8 Millionen Tonnen zurückgegangen. Im kommenden Jahr dürfte die Produktion dann wieder um 4,2 Prozent zunehmen. Die Auslastung der Stahlwerke dürfte mit 60 beziehungsweise 65 Prozent aber äußerst schwach ausfallen. Die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie dürfte um 7 000 in diesem und weitere 3 500 im nächsten Jahr sinken.

      Die unter der weltweiten Absatzkrise leidende Autoindustrie strich laut Statistischem Bundesamt bis Februar die meisten Stellen. Sie verzeichnete mit 1,4 Prozent den stärksten Beschäftigungsrückgang, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie mit 1,2 Prozent. Der Maschinenbau zählte dagegen 2,2 Prozent mehr Mitarbeiter als im Februar 2008. Zuwächse gab es auch bei den Herstellern von Nahrungs- und Futtermitteln mit einem Plus von 1,4 Prozent, in der Metallindustrie mit plus 0,5 Prozent und bei den Produzenten von elektrischen Ausrüstungen mit plus 0,3 Prozent.

      Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sank im Februar auf 618 Millionen – das waren 11,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. „Neben Kurzarbeit und Überstundenabbau hat hierzu auch beigetragen, dass es im Berichtsmonat lediglich 20 Arbeitstage gab und somit einen weniger als im Februar 2008“, hieß es. Die Bruttolöhne und -gehälter sanken um 2,6 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro.

      In der Eurozone hat sich der Einbruch der Industrieproduktion im Februar weiter beschleunigt. Die Produktion sei im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 18,4 Prozent abgesackt, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mit. Der Rückgang war etwas stärker als befürchtet. Ökonomen hatten im Schnitt ein Minus von 17,8 Prozent erwartet. Im Januar war die Produktion bereits um revidiert 16,0 Prozent, zuvor 17,3 Prozent, gefallen.

      Im Monatsvergleich ging die Produktion im Februar um 2,3 Prozent zurück. Experten hatten das Minus auf 2,5 Prozent veranschlagt. Im Vergleich zum Februar 2008 gab es mit 18,4 Prozent sogar den größten Rückgang seit Beginn der Statistik 1990.

      Einigen Experten zufolge dürfte das Konjunkturtief aber zur Jahresmitte erreicht sein. Die Industrieaufträge könnten bald anziehen und die Firmen deshalb ihre Produktion wieder hochfahren, sagte Jörg Angele von der Bayerischen Landesbank. Auch Thilo Heidrich von der Postbank sieht Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/i…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:23:15
      Beitrag Nr. 3.401 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.971.050 von Maraho am 15.04.09 12:29:06Weiterführend.

      Die Entlassungswelle bei den Banken
      von Ute Bohnenkamp und Thorsten Giersch

      Sie haben reichlich verdient. Sie haben sich verzockt. Nun werden weit über hunderttausend Banker entlassen. Die hohen Verluste der Geldhäuser zwingen zum Sparen. Außerdem sind viele Posten durch Fusionen doppelt besetzt. Ein Überblick über die 20 Finanzkonzerne, die am meisten Stellen kürzen.

      Zu der Bilderserie: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:26:47
      Beitrag Nr. 3.402 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.453 von Maraho am 16.04.09 05:22:44In Bezug.

      Trotz Konjunkturprogramm
      Chinas Wirtschaftswachstum erlahmt

      Die Rezession beutelt die Wirtschaft in aller Welt - nur auf die Wachstumsrate in China war bislang weitgehend Verlass. Bis jetzt. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sank das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal um 4,5 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 1992.


      Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam gewachsen wie seit mindestens 17 Jahren nicht mehr. Zwischen Januar und März stieg das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte das Nationale Statistikbüro am Donnerstag mit. Das ist das kleinste Plus seit Einführung der Statistik 1992.

      Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit 6,3 Prozent gerechnet. 2008 war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um 9 Prozent gewachsen. "Unsere Wirtschaft sieht sich einer Abkühlung ausgesetzt", sagte der Sprecher des Statistikamtes, Li Xiaocho. Das Wachstum lag um 4,5 Prozentpunkte niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres und 0,7 Punkte hinter dem im letzten Quartal 2008.

      Gebremst wurde China vor allem von den Einbrüchen beim Export. Wegen der Rezession beim wichtigsten Handelspartner USA und in anderen Industriestaaten fielen die Ausfuhren allein im Februar um mehr als ein Viertel und damit so stark wie noch nie. Konjunkturlok blieb dagegen der private Konsum. Der Einzelhandelsumsatz stieg in den ersten drei Monaten um rund 15 Prozent. Auch Investitionen trugen zum Wachstum bei: Sie legten um 28,6 Prozent zu.

      Vor dem Hintergrund der schweren globalen Finanzkrise, die die Realwirtschaft härter als erwartet getroffen habe, sei das erreichte Wachstum "durchaus ein Erfolg", sagte Xiaochao und sprach von "positiven Veränderungen". Er verwies auf die hohen Investitionen durch das staatliche Konjunkturprogramm und die ausgeweitete Kreditvergabe. Die Anlageinvestitionen stiegen im ersten Quartal um 28,8 Prozent. Der Sprecher rechnete damit, dass die Investitionen auch in Zukunft "weiter schnell wachsen werden".

      Der Verbraucherpreisindex fiel im Februar um 1,6 und im März um 1,2 Prozent. Der Sprecher berichtete weiter, die Industrieproduktion habe sich im ersten Quartal um 5,1 Prozent ausgeweitet.

      Produktionssteigerung im März

      Schon Anfang der Woche hatte Ministerpräsident Wen Jiabao vorab aktuelle Produktionszahlen vom März präsentiert: Zwar sei der Jahresbeginn für die Wirtschaft schlecht gelaufen, im März habe sich eine Besserung angedeutet. Die Industrieproduktion sei im März um 8,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, sagte Wen Jiabao am Dienstag. In den ersten beiden Monaten des Jahres hatte es einen deutlich geringeren Zuwachs gegeben. Zudem habe die Kreditvergabe im März einen Rekordstand erreicht, die Inlandsnachfrage zeige ein "stabiles Wachstum", sagte Wen.

      Trotz der Verlangsamung steht die Volksrepublik im internationalen Vergleich gut da. Von den fünf größten Wirtschaftsnationen ist sie die einzige, die noch wächst. Für das ebenfalls stark exportabhängige Deutschland - weltweit die Nummer vier - sagen Experten für 2009 ein Minus von bis zu sieben Prozent voraus.

      Der chinesischen Wirtschaft wird dagegen zugetraut, das selbst gesteckte Wachstumsziel von acht Prozent zu erreichen. "China hatte einen sehr schwachen Jahresauftakt, doch schon im März hat eine Stabilisierung begonnen - auch weil das Konjunkturprogramm zu wirken beginnt", sagte der Experte der Royal Bank of Canada in Hongkong, Brian Jackson. "In der zweiten Jahreshälfte dürfte es schrittweise nach oben gehen."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Trotz-Konjunkturpro…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:32:30
      Beitrag Nr. 3.403 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.967.700 von Maraho am 14.04.09 20:44:05Österreich ist sauer ....

      Starökonom unter Beschuss
      Krugman erzürnt Österreich mit Pleitethese
      von Christian Höller

      Der amerikanische Nobelpreisträger Paul Krugman erklärt Österreich zum Pleitekandidaten - und erzürnt damit die Alpenrepublik. Jetzt keilt Wien erbost zurück.


      Nobelpreisträger neigen in aller Regel nicht dazu, Eklats anzuzetteln. Wer die allerhöchsten Weihen der internationalen Wissenschaftselite empfangen hat, muss auch nicht mehr durch schrille Töne auf sich aufmerksam machen.

      Und doch gibt es solche Fälle: So störte der britische Dramatiker Harold Pinter die feierliche Andacht in Stockholm nach Kräften, als er kurz vor der Verleihung des Literaturnobelpreises 2005 die US-Invasion im Irak als "Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus" und "Banditenakt" brandmarkte - und öffentlichkeitswirksam einen Kriegsverbrecherprozess gegen den damaligen US-Präsidenten George W. Bush einforderte.

      Spätestens seit dieser Woche ist die Liste der Nobelpreisträger mit Skandalpotenzial um einen Namen länger: Paul Krugman. Der scharfzüngige und streitlustige US-Starökonom hat Österreich mit einer möglichen Staatspleite in Verbindung gebracht - und damit eine ganze Alpenrepublik gegen sich aufgebracht. "Island und Irland geht es ziemlich schlecht, Österreich könnte sich dieser Liga als drittes Land anschließen", orakelte der Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 2008 am Montag bei einem Auftritt vor der versammelten Auslandspresse in New York.

      Üppige Kredite in Osteuropa rächen sich

      Schließlich hätten die österreichischen Banken jahrelang üppige Kredite in Osteuropa vergeben. Und dort könnten eben viele Staaten wegen der Krise ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen.

      "Glatt falsch und völlig unangebracht" seien die Äußerungen des Princeton-Ökonomen, empörte sich Österreichs Finanzminister Josef Pröll. "Ich empfehle selbst Nobelpreisträgern, dass sie sich, bevor sie solche Aussagen tätigen, mit der realen Situation auseinandersetzen." Das Risiko einer Staatspleite sei "gleich null". Und auch Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, hieb auf den Wirtschaftswissenschaftler ein. "Krugman liegt massiv daneben", so der Notenbanker. "Die Bonität des Staates und der österreichischen Banken steht außer Zweifel."

      Warum so gereizt? Offensichtlich fühlen sich die Österreicher in ihrer ökonomischen Nationalehre gekränkt. Wobei das Problem bekannt und real ist: Über 200 Mrd. Euro haben die Banken des Landes nach Osteuropa verliehen. So warnte auch der Internationale Währungsfonds vor "verheerenden Folgen" wegen des Risikos österreichischer Institute in der Region.

      In Wien liegen die Nerven blank

      Vielleicht kommt es für die Regierung in Wien momentan einfach etwas zu dicke. So musste Minister Pröll just gestern einräumen, dass Österreichs Haushaltsdefizit auf über vier Prozent hochschießen könnte. Ein Defizitverfahren der EU-Kommission gegen das Land ist beschlossene Sache. Und daran gemessen sind ein paar Gemeinheiten eines Professors aus den USA ja fast eine Lappalie.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Star%F6konom-unter-Be…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:39:10
      Beitrag Nr. 3.404 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.782.304 von Maraho am 17.03.09 12:50:56In Bezug.
      Nur das erste Drittel ist interessant, der Rest bla, bla ...

      AMERICAN EXPRESS
      Kreditkartenausfälle steigen in den USA auf Rekordhoch

      Die Rezession bringt Amerikaner in Zahlungsschwierigkeiten: Der US-Finanzkonzern American Express vermeldet jetzt einen Rekordwert bei den nicht beglichenen Kreditkartenschulden. Allerdings sieht das Unternehmen auch Anzeichen für eine Besserung der Lage.


      New York - Die USA leiden weiter unter dem Abschwung: Eine Rekordzahl von US-Bürgern kann angesichts steigender Arbeitslosenzahlen die Kreditkartenschulden nicht mehr begleichen. Der größte Kartenanbieter American Express meldete am Mittwoch, dass die Ausfallrate im März auf den Höchstwert von 8,8 Prozent gestiegen sei. Im Februar lag der Wert noch bei 8,6 Prozent.

      Die Ratingagentur Moody's hatte Anfang April mitgeteilt, Ende 2009 könnte die Quote der Zahlungsausfälle prozentual zweistellig sein. Die wirtschaftliche Lage werde sich weiter verschlechtern und die Arbeitslosenquote werde die Marke von zehn Prozent erreichen. Damit werde wohl auch der Anteil säumiger Kredite in der ersten Jahreshälfte 2010 auf rund 10,5 Prozent ansteigen.

      In der Quote sind nur solche Ausfälle erfasst, von denen die Unternehmen ganz sicher glauben, dass sie nicht mehr einzutreiben sind. Die Anbieter haben auf die Entwicklung bereits mit einer Kürzung der Kreditlinien sowie höheren Zinsen und Gebühren reagiert.

      Allerdings sieht American Express Anzeichen für eine Besserung der Lage: Die Rate für Kredite, die seit mindestens 30 Tagen nicht mehr bedient werden, sank demnach auf von 5,3 Prozent auf 5,1 Prozent. Diese Kennziffer gibt Aufschluss über wahrscheinliche künftige Ausfälle. An der Börse wurde die Aussage mit Kurszuwächsen honoriert. American-Express-Aktien legten nach Bekanntgabe der Zahlen teilweise um rund zwölf Prozent zu.

      Derzeit mehren sich die Zeichen für eine Abschwächung der Rezession in den USA. Die Lage der US-Wirtschaft hat sich nach Einschätzung der Notenbank Fed in den vergangenen Wochen zwar insgesamt weiter verschlechtert. Allerdings habe es in einzelnen Distrikten erste Anzeichen einer Bodenbildung gegeben, hieß es in dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Konjunkturbericht der US-Notenbank.

      So hätten fünf Distrikte eine moderatere Geschwindigkeit im Abschwung gemeldet. Andere Distrikte hätten bereits erste Anzeichen ausgemacht, dass sich die wirtschaftlichen Aktivitäten "auf einem geringen Niveau stabilisieren".

      US-Präsident Barack Obama hatte am Dienstag erklärt, dass die größte Volkswirtschaft der Welt zum ersten Mal beginne, einen Hoffnungsschimmer zu sehen. Es gebe erste "Anzeichen eines wirtschaftlichen Fortschritts". Der Präsident präsentierte einen Fünf-Punkte-Plan, mit dem er die US-Wirtschaft stärken will.

      US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte erklärt, in jüngster Zeit habe es "vorläufige Anzeichen" gegeben, dass sich der heftige Abschwung verlangsame. Wenn sich die Lage beruhige, sei dies der erste Schritt auf dem Weg zur Erholung. Allerdings werde ein nachhaltiger Aufschwung ausbleiben, solange sich das Finanzsystem und die Kreditmärkte nicht stabilisierten. Doch auch an dieser Front gebe es Fortschritte.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,619270,00.html …
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 13:42:53
      Beitrag Nr. 3.405 ()
      Dafür zahlt man an die GEZ ...


      ÖFFENTLICH-RECHTLICHER RUNDFUNK
      MDR soll sich mit Investmentfonds verzockt haben

      Die Finanzkrise trifft auch den Mitteldeutschen Rundfunk. Presseberichten zufolge hat der öffentlich-rechtliche Sender Rücklagen in riskante Wertpapiere investiert. Wegen der Banken- und Börsenturbulenzen drohen nun Verluste.


      Berlin - Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) steht offenbar vor einem Finanzdesaster: Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat der Sender Rücklagen in Wertpapiere investiert - und damit Verluste gemacht.

      Das berichtete das Blatt am Donnerstag unter Berufung auf einen Bericht des Landesrechnungshofs Sachsen für den Sächsischen Landtag. Demnach hatte der MDR Ende 2005 knapp 537 Millionen Euro in Fonds angelegt und damit stille Rücklagen gebildet. Die Fonds waren bis Ende 2002 bereits auf knapp 465 Millionen Euro gesunken, erholten sich dann jedoch wieder. Im Zuge der sich seit Mitte 2008 verschärfenden Finanzkrise sei ihr Wert dann aber "deutlich zurückgegangen", heißt es im Bericht der Rechnungsprüfer.

      Die Nachrichtenagentur AP zitiert weiter aus dem Bericht: "Aufgrund der sich seit Mitte 2008 verschärfenden Finanzkrise verzeichnete allerdings auch der MDR erhebliche Bewertungsabschläge auf die in den Fonds gehaltenen Aktienbestände und damit einen deutlichen Rückgang stiller Reserven."

      Vom Mitteldeutschen Rundfunk war auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE zunächst kein Kommentar zu erhalten. Pressesprecher Stefan Mugrauer kündigte eine Stellungnahme im weiteren Tagesverlauf an.

      Die "Bild"-Zeitung zitiert Mugrauer mit den Worten: "Gelder werden angelegt, weil sie zur Bedienung zukünftiger Verpflichtungen wie Leasingraten, Betriebsrenten sowie anderer Verbindlichkeiten benötigt werden." Dies sei bei den Landesrundfunkanstalten "gängige Praxis", hieß es weiter.

      Der Rechnungshof hat den MDR laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits im August 2008 aufgefordert, die stillen Reserven aufzulösen und "zur Erfüllung des Rundfunkauftrags einzusetzen".

      Gerügt wird zudem, dass MDR-Fonds Währungsspekulationen betrieben und dabei Verluste machten. Außerdem habe ein Fonds bis zu 49,82 Prozent seiner Rücklagen in "risikobehaftete Geldanlagen" investiert, obwohl nur 35 Prozent erlaubt seien.

      Der Fraktionschef der Linkspartei im sächsischen Landtag, André Hahn, fordert nun Aufklärung und personelle Konsequenzen. "Die Gelder entstammen nicht der Privatschatulle des MDR, sondern den Gebühren der Bürger", sagte Hahn SPIEGEL ONLINE. Es sei ein Skandal, dass der Sender "nicht einmal dem Rechnungshof" mitteile, wie hoch die Verluste tatsächlich seien. Der Fraktionschef wundert sich, warum die Prüfbehörde dem MDR ein solches Verhalten "durchgehen lässt".

      Der Sender bringe mit seinem Verhalten "den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit solch windigen Geschäften in Misskredit", warnte Hahn. "Wer auch immer beim MDR diese riskanten Geschäfte genehmigt hat, muss schleunigst seinen Hut nehmen."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,619303,00.html …
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      schrieb am 16.04.09 13:51:57
      Beitrag Nr. 3.406 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.974.828 von Maraho am 15.04.09 20:28:43Etwas hierzu.

      Peer Quijote und Sancho Zimmermann

      Deflation droht, doch überall wird vor Inflation gewarnt: Wie sich der deutsche Finanzminister und die beratende Wirtschaftswissenschaft blamieren


      Nachdem sich der Bundesfinanzminister bereits wegen seiner zögerlichen Haltung gegenüber Konjunkturprogrammen von keinem Geringeren als dem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman "Holzköpfigkeit" vorwerfen lassen musste, entpuppt sich Peer Steinbrück nun auch noch als Don Quijote der Preisentwicklung.

      Inmitten weltweit sinkender Nachfrage und Produktion, Massenentlassungen, Kurzarbeit und Lohnzugeständnissen nimmt der SPD-Mann den Kampf gegen Preissteigerungen auf. Dafür, dass dieser Gegner eine "Windmühle" ist, spricht nicht nur volkswirtschaftliche Logik. Nach der drohen bei weltweit sinkender Nachfrage nicht Preissteigerungen (Inflation), sondern Preissenkungen (Deflation). Die bloße Statistik spricht hier ebenfalls eine klare Sprache. So berichtete die OECD erst Ende März für alle unter ihrem Dach versammelten Industriestaaten, dass die Inflation im Februar unverändert bei 1,3 Prozent lag. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank, die für ihre strenge und einseitige Sicht auf die Preisstabilität berühmt (und im angelsächsischen Raum auch berüchtigt) ist.

      In Deutschland lag die Inflation zuletzt sogar nur bei 0,5 Prozent. Sinkende Preise mögen für den Einzelnen auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, erhöhen sie doch seine Kaufkraft. Setzen sie sich aber erst einmal auf breiter Front durch, halten die Verbraucher in Erwartung weiter fallender Preise ihre Ausgaben zurück, die Situation der Unternehmen verschlechtert sich, Wachstum und Einkommen sinken, die Arbeitslosigkeit steigt.

      Unverantwortlicher Fatalismus

      Wie um Gottes willen kommt unser Peer Quijote dann aber dazu, zu diesem Zeitpunkt vor Inflation zu warnen? Nun, ganz einfach, er beschäftigt sich nicht mit der Gegenwart, sondern mit der fernen Zukunft. Wie weit wäre die Menschheit wohl gekommen, wenn sie sich nach dieser Logik versucht hätte zu entwickeln? Nur weil die Lösung eines heute drängenden Problems zukünftig neue Gefahren hervorbringen könnte, darf das heute drängende Problem nicht einfach mit Verweis auf mögliche zukünftige Gefahren sich selbst überlassen bleiben. Das wäre ein unverantwortlicher Fatalismus. Das gilt umso mehr, als dass der Deflation erfahrungsgemäß wesentlich schwerer beizukommen ist als der Inflation.

      Bei der heruntergekommenen deutschen Volkswirtschaftslehre wundert man sich längst nicht mehr, dass der Bundesfinanzminister für sein zerstörerisches Problembewusstsein auch noch Rückendeckung eines führenden Wirtschaftsforschungsinstitutes erhält. In Deutschland ist in den vergangenen 30 Jahren noch jedem wirtschaftspolitischen Don Quijote, solange er nur vorgab, Inflation zu bekämpfen und Haushaltslöcher durch eisernes Sparen zu stopfen, ein solcher Sancho Panza zur Seite gesprungen. Während der treue Schildknappe seinen „Ritter von der traurigen Gestalt“ aber immerhin noch vor den größten Torheiten zu bewahren suchte, herrscht zwischen deutscher Wirtschaftspolitik und der ihr dienenden Wissenschaft traute Einvernehmlichkeit.

      Brandgefährliche Experten

      So berichtet das Handelsblatt, dass der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Inflationssorgen Steinbrücks nicht nur teilt, sondern "noch weiter geht": Nach Zimmermanns Einschätzung komme es „mit großer Wahrscheinlichkeit“ zu einer Inflation – die Frage sei nur wann und wie stark. „Brandgefährlich“ sei die Lage. „Zur Explosion“ komme es, „wenn die enorme derzeitige und sich abzeichnende Geldschöpfung nachfragewirksam wird“, warnt der DIW-Chef.

      Die Warnung Zimmermanns ist genauso hanebüchen wie die von Steinbrück. Es komme zur Inflation, so Zimmermann, „wenn auf den Gütermärkten zu wenig Güter auf zu viel Nachfrage stießen, die durch viel Geld angeregt werde". Zurzeit befindet sich Deutschland aber genau in der entgegengesetzten Situation: Trotz massiver Ausweitung der Geldmenge stoßen zu viele Güter auf zu wenig Nachfrage. Deshalb ist es unverantwortlich, jetzt Inflationssorgen zu schüren und damit die ohnehin verunsicherten Verbraucher zu verängstigen.

      Zimmermann drückt sich wie Steinbrück vor der Lösung gegenwärtiger Probleme mit dem Verweis auf zukünftige Gefahren, die natürlich niemand ausschließen kann. Alle Überlegungen müssten sich stattdessen darauf richten, wie dem derzeitigen Ausfall privater Nachfrage mit zukunftsweisenden staatlichen Ausgaben und mit einem funktionsfähigen Bankensystem, das wieder durch seriöse Kreditvergabe Produktion und Beschäftigung unterstützt, begegnet werden kann. „Brandgefährlich“ sind vor diesem Hintergrund allenfalls die Politiker und Wirtschaftswissenschaftler, die mit realitätsfremden Aussagen gegen Windmühlen kämpfen.

      Don Quijote jedenfalls kehrte nach seinen Abenteuern schlimm zugerichtet nach Hause zurück.

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0916-wirtschaftskrise-inf…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 14:00:34
      Beitrag Nr. 3.407 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.952.455 von Maraho am 09.04.09 20:34:38In Anlehnung.
      Schon ein paar Tage alt (14. April), aber egal ...

      "Radikale Stimmung unter den Arbeitslosen"
      Der Soziologe Klaus Dörre warnt vor einem Wutstau, der in Deutschland ausbrechen könnte

      Herr Dörre, in Frankreich werden Manager in Geiselhaft genommen, in Großbritannien wurden die Fenster des Exchefs der Royal Bank of Scotland eingeschmissen, in den USA gab es Demonstrationen vor den Privathäusern von Bank-Managern. In Deutschland hingegen gibt es zwar viel Empörung, von Gewalt sind die Bürger jedoch offenbar weit entfernt. Warum?

      Der Grund ist eine spezifisch deutsche Kultur, die es auch vor der Krise schon gab. Wir haben das in der Vergangenheit beobachtet bei Standortschließungen. Ein Konzern entschied sich für das deutsche Werk, weil er relativ sicher sein konnte, dass hier bis zum Ende gearbeitet wird, dass es keine Sabotage gibt und dass man mit den Betriebsräten verhandeln kann. Man konnte sich also sicher sein, dass die Kollateralschäden bei Standortschließungen in Deutschland relativ gering bleiben werden - anders als in Spanien, Italien oder Frankreich. Es gibt in Deutschland eine lange Tradition, soziale Konflikte in normierten Bahnen ablaufen zu lassen.

      Deswegen wird in Deutschland auch verhältnismäßig wenig gestreikt?

      Ja. Die Gewerkschaften haben hier oft auf dem Verhandlungsweg größere Erfolge erzielt als auf dem Streikweg.

      Und in den USA, in Frankreich?

      In den USA sind die Gewerkschaften ziemlich schwach. Die haben gar nicht die Möglichkeiten wie hier, Konflikte zu kanalisieren. Es gibt dort eine Kultur des Gewerkschafts-Bashings, der Unterdrückung von Organisationen, die diese zusätzlich schwächt. Es gibt keine Betriebsräte oder ähnliche Mitbestimmungsgremien. In Frankreich liegt der Grad der gewerkschaftlichen Organisation in der Privatwirtschaft unter zehn Prozent. Franzosen können sich aber darauf verlassen, dass die Schwäche der Gewerkschaften durch die Straße ausgeglichen wird. Unabhängig davon, welche Regierung an der Macht ist: Wenn sie zu Maßnahmen greift, die ein Großteil der Bevölkerung ablehnt, kommt es zu Aufständen in den Straßen - seit der französischen Revolution. Es ist im Grunde eine anarchistische Tradition. Man misstraut den Organisationen seit jeher.

      Die deutschen Führungskräfte sind also durch starke Gewerkschaften geschützt vor der Gewalt des Volkes?

      Zum Teil, ja. Die Manager hierzulande sollten wirklich einen Lobgesang auf solcherart organisierte Arbeitsbeziehungen anstimmen. Wenn die Wirtschaftskapitäne und Arbeitgeber sich etwas Gutes tun wollen, sollten sie ihre Haltung gegenüber den Gewerkschaften rasch verändern.

      Und der Rest der Bevölkerung? Hat diese organisierte Kooperation nicht auch Nachteile?

      Sicher hat Kanalisierung von Protesten auch eine Kehrseite. Vielen Belegschaften und großen Teilen der Bevölkerung ist über Jahrzehnte eingeimpft worden, dass Verzicht im Namen der Wirtschaftlichkeit ein Sachzwang ist in Zeiten der Globalisierung. Außerdem kann man hier jeden davon überzeugen, dass er Teil des Problems ist, zum Beispiel in Gestalt von Aktienbesitz oder von Sonderzahlungen. In dem Gefühl, mit schuld zu sein und der gleichzeitigen Suche nach Sündenböcken wird viel Energie zerrieben - und zugleich staut sich Wut an, die dann sehr plötzlich ausbrechen kann.

      Sie teilen die Sorge Josef Ackermanns, der seine Kollegen zum Maßhalten mahnt, weil er soziale Spannungen fürchtet?

      Ich glaube, dass diese Sorge sehr begründet ist. Die Gerechtigkeitsmaßstäbe der Bevölkerung sind tief verletzt, das zeigen soziologische Untersuchungen. Dass ein Hartz-IV-Empfänger seine Barschaft transparent machen muss, ein Manager aber Boni bekommt für eine Misswirtschaft, die keiner versteht, das kann man nicht mehr vermitteln.

      Sie fürchten eher einen Aufstand der Arbeitslosen als der Beschäftigten? Also von unten?

      Auch von dort. Aber ebenfalls in den Belegschaften, die jetzt viele Jahre zurückgesteckt haben für sogenannte Standortsicherung und Beschäftigungsgarantien, wird sich etwas zusammenbrauen. Die stellen nämlich jetzt fest, die ganzen Anpassungsleistungen haben nichts gebracht, weil die Wirtschaft zerrütteter ist als vorher.

      Wann ist die Schmerzgrenze erreicht?

      Das kann man nicht genau sagen. Noch gab es keine Massenentlassungen. Spätestens im Frühsommer wird jedoch klar sein, dass das Ausmaß der Krise durch Kurzarbeit nicht mehr abzufedern ist. Außerdem gibt es bereits Spaltungen innerhalb der Arbeiterschaft - zwischen den Organisierten und denen ohne Lobby, also den Leiharbeitern. Dieses Maß an Unsicherheit kann sich zu einer ausgesprochen gefährlichen Situation verdichten.

      Und dann? Kommt es dann auch in Deutschland zu Gewalttaten?

      Das schließe ich nicht aus. Wenn in Deutschland mal Protest ausbricht, dann wird er auch sehr gründlich gemacht. Unter den organisierten Arbeitslosen herrscht bereits sehr radikale Stimmung. Wie die sich entlädt, kann man aber nicht sagen. Wir haben in Deutschland auch eine sehr schlechte Tradition: Wenn in Krisensituationen Protest ausbricht, schlägt er schnell nach sehr weit rechts aus. Man kann von Glück sagen, dass die NPD derzeit so zerrüttet ist, dass es am rechten Rand keine organisierte Kraft gibt. Und ich glaube, dass auf die Linkspartei die große Verantwortung zukommt, den Protest in demokratischen Bahnen zu halten.

      Sind Aktionen wie Entführung und Vandalismus gerechtfertigt?

      Man muss sich schon fragen, ob es sinnvoll und richtig ist, Manager in Geiselhaft zu nehmen. Schließlich wird hier eine Systemkrise in einer Weise personalisiert, die eigentlich kontraproduktiv ist. Manager bekommen eine Sündenbockfunktion. Ich will damit nicht sagen, dass sie keine Verantwortung tragen. Die tragen sie aber innerhalb bestimmter Handlungskorridore, als Einzelne sind sie für diese veritable Systemkrise nicht haftbar zu machen - oder: nur im Rahmen bestehender Gesetze und nicht auf dem Weg des individuellen Terrors.

      Das Gespräch führte Barbara Weitzel.
      http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 14:07:45
      Beitrag Nr. 3.408 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.979.264 von Maraho am 16.04.09 13:20:12Noch etwas hierzu ...


      16.04.2009 11:32:18
      Siemens fürchtet langfristigen Schaden fürs Industriegeschäft

      DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Mischkonzern Siemens fürchtet angesichts der Heftigkeit der Wirtschaftskrise einen langfristigen Schaden für sein Industriegeschäft. "Wann die Erholung der Märkte eintreten wird, ist schwer zu prognostizieren", sagte der zuständige Vorstand Heinrich Hiesinger den "VDI Nachrichten" (Ausgabe vom 17. April). "Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass manche Industriemärkte auch nach einer Erholung nicht mehr so schnell das Niveau des Rekordjahres 2008 erreichen werden." Wie deutlich Siemens unter den Spitzenwerten herauskommen wird, ist laut Hiesinger derzeit aber nicht abzuschätzen, weil die Märkte zu sehr in Bewegung seien.

      Während das Energiegeschäft von Siemens noch blendend läuft und die Medizintechnik mit Abstrichen, hat die Wirtschaftskrise das Industriegeschäft bereits vor Monaten schwer getroffen. Der Konzernteil steuert immerhin die Hälfte zum Gesamtumsatz bei.

      KURZARBEIT WIRD AUSGEWEITET

      Besonders bei der einstigen Ertragsperle Industrieautomation und der Lichttechnik-Tochter Osram ist die Nachfrage weggebrochen. Momentan sind deshalb rund 7.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, weitere sollen folgen. Kündigungen hat Siemens dagegen bislang ausgeschlossen. Ob die Führung diesen Kurs auch im kommenden Jahr noch halten kann, wollte Hiesinger nicht direkt kommentieren: "Grundsätzlich hängt die Mitarbeiterentwicklung von der Nachfrage nach unseren Produkten ab."

      Finanzchef Joe Kaeser hatte kürzlich vor einer längeren Durststrecke gewarnt. Sie werde "eher zwei Jahre denn zwei Quartale" andauern, sagte er. In vielen Geschäften sei der Boden noch nicht erreicht. Trotzdem hielt Kaeser am Ziel fest, in diesem Jahr operativ einen Rekordgewinn zu erwirtschaften. Analysten sind da skeptischer und rechnen schon seit längerem mit einer Prognosesenkung. Aufschluss dürfte die Siemens-Halbjahresbilanz am 29. April geben./das/dct/wiz

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&dpasubm=&ansic…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 14:08:36
      Beitrag Nr. 3.409 ()
      WIRTSCHAFTSKRISE
      Nokias Gewinn bricht weiter ein
      Die Wirtschaftskrise schlägt bei Nokia durch: Der finnische Handy-Hersteller hat im ersten Quartal erneut einen drastischen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Der Nettogewinn schrumpfte um über eine Milliarde Euro.:eek:

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      Helsinki - Der Marktführer leidet stärker unter der Wirtschaftsflaute als die Konkurrenz: Der Nettogewinn des finnischen Handy-Herstellers Nokia ist im ersten Quartal auf 122 Millionen Euro nach 1,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum gesunken. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag in Helsinki mit. Der Absatz ging um 27 Prozent auf 9,28 Milliarden Euro zurück. Damit büßte Nokia 19 Prozent auf 93 Millionen Geräte ein, während der branchenweite Absatz nur um 14 Prozent auf 255 Millionen Euro fiel. Der Marktanteil ging entsprechend von 39 auf 37 Prozent zurück.


      MEHR ÜBER...
      Nokia Handy- Hersteller Telekommunikation Rezession Wirtschaftskrise
      zu SPIEGEL WISSEN Nokia hatte schon im vierten Quartal 2008 einen Gewinneinbruch um 69 Prozent verzeichnet. Das Nettoergebnis ging auf 576 Millionen Euro zurück. Der Umsatz des Unternehmens sank um 19,5 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Im laufenden zweiten Quartal rechnet Nokia aber mit einer Besserung der Lage. Der eigene Marktanteil soll wieder steigen, wobei Nokia die Stückzahlen branchenweit auf dem Niveau der ersten drei Monate verharren oder leicht steigen sieht.

      Erst vergangenen Monat hatte der weltgrößte Handy-Hersteller angekündigt, wegen der Wirtschaftskrise weltweit weitere 1700 Stellen streichen zu wollen. Das Unternehmen, das wegen der Schließung seines Werkes in Bochum im vergangenen Jahr in Deutschland massiv in die Kritik geraten war, will damit die Kosten deutlich senken. In der Vergangenheit hatte der Konzern bereits ein Abfindungsprogramm zum freiwilligen Ausscheiden von bis zu tausend Mitarbeitern angekündigt.

      sam/AP/dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 17:23:05
      Beitrag Nr. 3.410 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.979.632 von Cashlover am 16.04.09 14:08:36Guten Tag Cashlover,
      ich heiße Dich willkommen hier!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 17:29:53
      Beitrag Nr. 3.411 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.979.436 von Maraho am 16.04.09 13:42:53Guten Abend zusammen,
      läuten wir den Abend ein ...

      Das war zu erwarten. Ein Dementi ...

      MDR bestreitet Zockerei mit Rundfunkgebühren

      Der Mitteldeutsche Rundfunk hat laut Rechnungshöfen mehr als eine halbe Milliarde Euro in riskante Wertpapiere investiert, die in der Finanzkrise an Wert verloren. Der sächsische Rechnungshof kritisiert die Spekulationen. Der MDR betont, dass hierbei keine Gebührengelder verzockt worden seien.


      HB LEIPZIG. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ist wegen Finanzspekulationen in die Kritik geraten. Der MDR bildete Rücklagen in riskanten Wertpapieren, wie eine Sprecherin des sächsischen Rechnungshofs bestätigte. Die Prüfbehörden von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kritisieren in ihrem Bericht zu operativen Geldgeschäften des Dreiländer-Senders an die Landtage Spekulationen mit „risikobehafteten Geldanlagen“. Demnach hatte der MDR Ende 2005 rund 536,6 Millionen Euro in Fonds angelegt, die mit der Finanzkrise deutlich an Wert verloren.

      In einer Stellungnahme wehrt sich der MDR gegen die Vorwürfe. Es seien keine Gebührengeldern „verzockt“ worden. Vielmehr sei die Anlagepolitik in den Jahren 2001 bis 2005 durchaus erfolgreich gewesen. Es sei „nicht ein Euro der Rundfunkgebühren verloren gegangen“, hieß es in der MDR-Mitteilung. Zudem seien die Geldanlagen unverzichtbar, weil sie für künftige Verpflichtungen wie Betriebsrenten und andere Verbindlichkeiten benötigt würden. Der MDR wies den Vorwurf zurück, er habe in „risikobehaftete Geldanlagen“ investiert.

      Bereits in den Jahren 2000 und 2002 hatte die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt einräumen müssen, bei Investitionen in ausländische Wertpapiere Mio. eingebüßt zu haben. In dem Bericht des Rechnungshofs, dessen Kurzfassung der AP vorliegt, heißt es jetzt: „Aufgrund der sich seit Mitte 2008 verschärfenden Finanzkrise verzeichnete allerdings auch der MDR erhebliche Bewertungsabschläge auf die in den Fonds gehaltenen Aktienbestände und damit einen deutlichen Rückgang stiller Reserven.“

      Die „Bild“ zitiert MDR-Sprecher Stefan Mugrauer mit den Worten: „Gelder werden angelegt, weil sie zur Bedienung zukünftiger Verpflichtungen wie Leasingraten, Betriebsrenten sowie anderer Verbindlichkeiten benötigt werden. Dies ist bei den Landesrundfunkanstalten gängige Praxis.“ Um welchen Betrag sich diese stillen Reserven verringert hätten, habe der Sender trotz Nachfrage nicht erläutert. Der MDR habe aber betont, Abschreibungen auf das Fondsvermögen seien dank der stillen Reserven nicht notwendig gewesen.

      Es ist nicht das erste Mal, das der MDR mit Finanzspekulationen Aufmerksamkeit erregt. Schon im Oktober 2000 war ans Licht gekommen, dass die ostdeutsche Drei-Länder-Anstalt bei einem Geschäft mit Ecuador-Anleihen 2,6 Mio. Mark verloren hatte. Im Juni 2002 wurde dann bekannt, dass durch Geschäfte mit Argentinien-Anleihen etwa 9,3 Mio. Euro Verlust entstanden waren.

      Die Landesrechnungshöfe von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben die Anlagepolitik des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) kritisiert. Nach einem am Donnerstag bekanntgewordenen Prüfbericht zu operativen Geldgeschäften hat der öffentlich-rechtliche Sender erhebliche stille Reserven in Spezialfonds angesammelt, deren Wert inzwischen stark gesunken sei. Zudem habe der Anteil „risikobehafteter Geldanlagen“ im August 2005 bei 49,82 Prozent gelegen, nur 35 Prozent seien erlaubt. Die Dreiländeranstalt verteidigte ihre Anlagepolitik indes als „seriös und erfolgreich“. Es habe keine Ausfälle gegeben, hieß es in einer Erklärung.

      Laut Rechnungshof-Bericht wurden zwischen 1994 und 1999 sieben Spezialfonds aufgelegt, die Ende 2000 einen Wert von knapp 625 Mio. Euro hatten. Wegen dramatischer Kursverluste sank der Wert der Rücklagen bis Ende 2002 auf rund 464,7 Mio. Euro. Seit 2003 sei dieser wieder kontinuierlich angestiegen.

      Die stillen Reserven, die vor allem 2005 erheblich zugenommen hätten, seien nun von der sich verschärfenden Finanzkrise betroffen. Über die Höhe des Rückgangs habe der MDR trotz Nachfrage keine Auskunft gegeben, hieß es. Dazu erklärte der Sender am Donnerstag, dass sich „angesichts der jüngsten Kursrückgänge an den Aktienmärkten die stillen Reserven wieder relativiert haben“.

      Die Durchschnittsverzinsung aller Fonds seit Auflegung belaufe sich immer noch auf 3,7 Prozent pro Jahr. „Das heißt im Klartext, dass nicht ein Euro der Rundfunkgebühren verlorengegangen ist“, erklärte der MDR. Geldanlagen seien zur Bedienung künftiger Verpflichtungen wie Leasingraten für Landesfunkhäuser oder Betriebsrenten unverzichtbar.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/mdr-bes…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 17:34:10
      Beitrag Nr. 3.412 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.974.106 von Maraho am 15.04.09 18:47:54Die Köpfe fangen an zu rollen ...

      Landesbanken
      HSH Nordbank feuert Vorstandsmitglied

      Die Krise der angeschlagene HSH Nordbank hat ein erstes personelles Opfer gefordert: Eine weitere Zusammenarbeit mit Vorstandsmitglied Frank Roth sei „unzumutbar“. Er könnte nicht das letzte Opfer der Überprüfungen sein.


      HB HAMBURG. HSH-Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner erklärte am Donnerstag, es gebe Sachverhalte, „die bei vorläufiger Bewertung eine weitere Zusammenarbeit mit Frank Roth als Mitglied des Vorstands unzumutbar machen.“ Einzelheiten wurden auch auf Nachfrage nicht genannt. Die Erklärung gelte mit sofortiger Wirkung, sagte eine Sprecherin der Bank.

      Der 49 Jahre alte Informatiker Roth war seit Mai 2007 als Generalbevollmächtigter für die HSH Nordbank tätig. Im Juli 2008 wurde er in den Vorstand berufen und war dort für die Bereiche Revision, Personal, IT/Organisation, sowie eine Immobilientochtergesellschaft zuständig. Vorher war Roth in führenden Position bei der Hypo Vereinsbank in München und der Dresdner Kleinwort in London tätig.

      Peiner hatte vergangene Woche erklärt, er habe eine Anwaltskanzlei mit der Prüfung beauftragt, ob Vorstände der Bank in vollem Umfang ihre Pflichten zur ordnungsgemäßen Führung der Geschäfte erfüllt haben. Hintergrund ist ein Bericht der Buchprüfer der Gesellschaft KPMG zur HSH.

      Die HSH Nordbank, die Landesbank von Schleswig-Holstein und Hamburg, hatte sich mit ausländischen Wertpapieren verspekuliert, die in der Finanzkrise massiv an Wert verloren. Im Februar musste sie einen Verlust bis zu 2,8 Mrd. Euro für 2008 einräumen.

      Am Dienstag hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Manager der Landesbank wegen des Verdachts auf Untreue bekanntgegeben.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
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      schrieb am 16.04.09 17:42:31
      Beitrag Nr. 3.413 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.804.934 von Maraho am 19.03.09 17:22:10Etwas neues vom IWF ...
      Die Hoffnung stirbt zuletzt.


      Hoffen auf den Wendepunkt
      IWF sieht Parallelen zur Großen Depression
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Banken melden Rekordgewinne, die Börsen sind im Aufwind: Marktakteure setzen auf eine Erholung der Weltwirtschaft. Doch der Internationale Währungsfonds ist skeptisch: Er sieht in der aktuellen Lage Analogien zur Weltwirtschaftskrise.

      Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor einer schweren weltweiten Rezession gewarnt und die Regierungen weltweit zum Handeln aufgefordert. "Die Tatsache, dass der aktuelle Abschwung weltweit synchron auftritt und mit einer tiefen Finanzkrise einhergeht, legt nahe, dass er lange andauert, und die anschließende Erholung schwach ausfällt", schreiben die Experten in dem am Donnerstag veröffentlichten Ausblick für die Weltwirtschaft.

      Sogar Analogien zur Großen Depression in den 30er-Jahren macht der IWF aus: "Die Parallelen sind besorgniserregend." Zwar hätten die Regierungen und Notenbanken im Gegensatz zu damals rasch regiert. Trotzdem erinnere der Verfall der Vermögenspreise, die schleppende Kreditvergabe der Banken und das fehlende Vertrauen der Finanzakteure an die Weltwirtschaftskrise vor mehr als 70 Jahren. Um die Risiken einer schuldenerhöhenden Deflation einzudämmen, mahnte der IWF zu raschem Handeln: "Eine aggressive Geld- und Fiskalpolitik ist notwendig." Die Rückkehr des Vertrauens in den Finanzsektor sei der Schlüssel.

      Die Organisation aus Washington trübt die aufblühende Hoffnung der Finanzmarktakteure auf eine baldige Erholung der globalen Wirtschaft: Seit Jahresbeginn kletterten Börsen weltweit, der S&P 500 und Dax legten seit dem 9. März um mehr als 25 Prozent zu. Banken wie Wells Fargo, Goldman Sachs und JP Morgan nährten mit Gewinnsprüngen im ersten Quartal den Optimismus. Erste Anzeichen für eine Erholung konstatierte auch die US-Notenbank im am Mittwoch veröffentlichten Beige Book.

      Der Tonfall des Berichts legt nahe, dass der IWF seine Wachstumsprognosen für 2009 und 2010 weiter nach unten revidieren wird. Aktuell geht der Währungsfonds davon aus, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr um 0,5 bis 1,0 Prozent schrumpfen wird. Für 2010 rechnet er mit einem Wachstum von 1,5 bis 2,5 Prozent. Einsetzen könnte die Erholung ab dem dritten Quartal im kommenden Jahr, schrieb die Organisation Mitte März. Angesichts der düsteren Analyse steht hinter dieser Erwartung jetzt ein großes Fragezeichen.

      Für seine Untersuchung blickte der IWF in die Vergangenheit. Dabei fand er drei Krisenperioden, die ebenfalls weltweit synchron abliefen. Dabei handelt es sich um die Jahre 1975, 1980 und 1992. In allen drei Fällen habe der Abschwung eineinhalb Mal so lang gedauert wie "normale" Rezessionen, die sich durchschnittlich auf ein Jahr erstreckten. "Die Erholungen verlaufen wegen der schwachen Exportnachfrage schleppend, insbesondere dann, wenn die Vereinigten Staaten ebenfalls in der Rezession stecken", heißt es in dem Bericht.

      Die sechs Rezessionen, die mit einem globalen Abschwung und einer Finanzkrise verbunden waren, hätten durchschnittlich einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,75 Prozent verursacht und zwei Jahre gedauert. Bei den Krisen handelt es sich um die Abschwünge in Finnland (1990), Frankreich (1992), Deutschland (1980), Griechenland (1992), Italien (1992) und Schweden (1990).

      Finanzieller Stress so groß wie bei der Asienkrise

      Schlechte Nachrichten hat der IWF auch für die Schwellenländer parat. "Für diese Länder ist der finanzielle Stress bereits so groß wie zu den Hochzeiten der Asienkrise in den Jahren 1997 und 1998", heißt es in dem Bericht. Während ähnlicher Krisenperioden wie der Schuldenkrise in Lateinamerika seien die Kapitalflüsse in die Länder für "lange Zeit" ausgetrocknet, das BIP habe sich anschhließend auf das Vorkrisenniveau erholt.

      Der Währungsfonds empfiehlt deshalb, den Zugang der Schwellenländer zu Finanzierung aus dem Ausland zu verbessern. Als Beispiel führen die Experten die Währungstauschabkommen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) an. "Diese Iniativen könnten ausgeweitet werden und würden die Hilfsprogramme des IWF und andere Organisationen für die Schwellenländer unterstützen", schreibt der IWF.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/…
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      schrieb am 16.04.09 17:47:03
      Beitrag Nr. 3.414 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.013 von Maraho am 30.03.09 18:31:56Wenn es so weitergeht, dann sicherlich ...

      Klamme russische Unternehmen
      Statt Lohn nur Nudeln und Brot
      von Verena Diethelm

      Den Unternehmen in Russland geht langsam das Geld aus. Statt mit Rubel entlohnen sie ihre Arbeiter mit Nudeln und Mehl. Die protestieren gegen den ausbleibenden Lohn - inzwischen mit allen Mitteln.


      Mitarbeiter des russischen Rüstungsbetriebs Molot können in diesen Tagen ihre Lebensmittelvorräte aufstocken. Da der staatliche Produzent von Maschinengewehren und Panzerabwehrwaffen derzeit knapp bei Kasse ist, hat die Betriebsleitung beschlossen, die Arbeiter in Naturalien auszuzahlen. Nun werden Pakete mit Mehl, Nudeln, Zucker, Fleischkonserven und Speiseöl an die 5000 Beschäftigten ausgegeben. Die schlimmsten sozialen Folgen für deren Familien werden damit zunächst einmal abgefedert - immerhin arbeitet ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung in der Stadt Wjatskije Poljany bei Molot.

      Dem Beispiel des Betriebs in der Region Kirow könnten im Zuge der um sich greifenden Wirtschaftskrise weitere Unternehmen folgen. Nach Angaben der Tageszeitung "Kommersant" hatte der Gerichtsvollzieher alle liquiden Mittel bei Molot beschlagnahmt, damit wenigstens die laufenden Schulden bei den Lieferanten getilgt werden konnten.

      Zahlreiche Betriebe können derzeit ihre Kredite nicht mehr bedienen, was nach Ansicht russischer Finanzexperten die Krise in Russland im Laufe dieses Jahres noch verschärfen dürfte. Der staatlichen Statistikbehörde Rosstat zufolge sind zudem die Lohnrückstände im Februar 2009 um mehr als 16 Prozent auf rund 8 Mrd. Rubel (rund 180 Mio. Euro) gestiegen. Betroffen sind vor allem Produktionsunternehmen und der Bergbau.

      "Die Bezahlung in Naturalien oder eigenen Erzeugnissen wird wieder in Mode kommen", sagt Konstantin Makjenko, Vizedirektor des Moskauer Zentrums für strategische und technologische Analyse. In der chaotischen Umbruchphase nach dem Ende der Sowjetunion war die Naturalienwirtschaft durchaus üblich. Zahlungsunfähige Betriebe schickten ihre Mitarbeiter mit Paketen von Oberhemden oder Konservendosen nach Hause - und die versuchten dann, die Ware auf improvisierten Märkten loszuwerden.

      Nach Jahren des Wachstums und der wirtschaftlichen Stabilität kehren nun die Probleme zurück. Vor allem in einigen Regionen des asiatischen Teils Russlands droht die Situation außer Kontrolle zu geraten. Die verzweifelten Menschen, die bereits seit mehreren Monaten auf ihr Geld warten, versuchen, ihre Arbeitgeber mit Hungerstreiks zum Zahlen zu bewegen. Anfang April harrten im Gebiet Rostow zehn Bergarbeiter der Grube Tschicha zwei Tage ohne Essen unter der Erde aus, um an ihren Lohn zu kommen, den sie schon seit drei Monaten nicht mehr erhalten hatten. Die Aktion erwies sich als erfolgreich. Die zehn Hungerstreikenden erhielten mittlerweile ihren Lohn, die restlichen Arbeiter bekamen immerhin die Zusage, bis zum 1. Mai bezahlt zu werden.

      Besonders schlimm traf es die Bewohner des Dorfes Swetlogorje in der Nähe von Wladiwostok. Schon seit vergangenem Sommer hielt das mittlerweile stillgelegte Bergbauunternehmen Russki Wolfram Löhne in Höhe von 9 Mio. Rubel (rund 200.000 Euro) zurück. Während das Management floh und laut Medienberichten in Moskau untertauchte, mussten die 200 Mitarbeiter ihre Familien mit den letzten Reserven über den Winter bringen. Erst Anfang April zahlte die Gebietsleitung den Betroffenen eine spärliche Soforthilfe aus.

      Allerdings könnten auch die staatlichen Einnahmequellen bald bedroht sein: Nach Berichten russischer Zeitungen gehen die Unternehmen wieder zunehmend dazu über, Löhne und Gehälter an den Steuerbehörden vorbei im Kuvert auszuzahlen. Experten gehen davon aus, dass der Anteil der "schwarzen" Löhne und Gehälter in Russland rund 30 bis 35 Prozent aller Lohnzahlungen ausmacht.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Klamme-russische…
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      Avatar
      schrieb am 16.04.09 17:48:34
      Beitrag Nr. 3.415 ()
      So, ich muß ganz kurz weg. Geht aber "gleich" weiter ... ;)
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 18:32:49
      Beitrag Nr. 3.416 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.681.386 von kiska am 02.03.09 14:59:34Waffen gehen, aber andere Sparten haben Probleme ...

      Luftfahrtindustrie fordert staatliche Hilfe

      Die europäische Flugzeug- und Rüstungsindustrie drängt die EU-Staaten angesichts der Krise zu höheren staatlichen Investitionen in die Branche. Die Industrie wolle keine Rettungspakete von den Regierungen fordern, dürfe aber nicht links liegengelassen werden.


      Brüssel - Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssten vor allem mehr Geld in die Forschung und Entwicklung stecken, um die Unternehmen in der Krise zu stützen, sagte der Präsident des Europäischen Verbandes der Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie, Allan Cook, am Donnerstag.

      S.A.S.Airbus-Chef Tom Enders, der zugleich Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ist, kritisierte die schleppende Realisierung des EU-Forschungsprogramms "Clean Sky". Mit diesem sollen im Zeitraum 2008 bis 2013 umweltfreundliche Technologien in der Luftfahrt finanziert werden. Doch das Programm sei noch immer nicht gestartet, weil es keine Einigung über das Projektmanagement gebe.

      Das geplante Volumen von 1,6 Milliarden Euro wird zur Hälfte von der EU und von den Unternehmen selbst aufgebracht. Die Firmen hätten ihren Teil bereits beigesteuert, sagte Enders. "Wir können uns nicht leisten, knappe Ressourcen von 800 Millionen Euro in nicht laufenden Programmen zu binden."

      Die Industrie fordert außerdem, die kleineren Zulieferbetriebe in dem Sektor mit staatlich vergünstigten Krediten zu unterstützen. Wegen der Kreditklemme gebe es massive Finanzierungsprobleme. Inzwischen stellen bereits zehn EU-Länder Subventionen zur Verfügung.

      Auch müssten die Kunden der Industrie - die Fluggesellschaften - Zugang zu Kreditprogrammen haben. Enders zufolge hofft die Branche, dass andere Länder dem Beispiel Frankreichs folgen. Die französische Regierung stellt Banken bis zu fünf Milliarden Euro für Kredite an Airlines zur Verfügung, damit die Anschaffung neuer Maschinen nicht an der Finanzierung scheitert. Darüber gebe es auch Gespräche in Deutschland und Großbritannien. "Es ist von großem Interesse, dass sie ähnliche Initiativen ergreifen", sagte Enders. Die Bundesregierung hatte den Forderungen Ende Februar eine Absage erteilt.

      manager-magazin.de mit Material von reuters
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/…
      31 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 18:44:28
      Beitrag Nr. 3.417 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.458 von Maraho am 16.04.09 05:49:15In Bezug.

      300-EURO-ERSTATTUNG
      Steuerzahlerbund nennt Bonusplan bizarr
      Von Severin Weiland

      Eine Postkarte reicht, Schluss mit den Formularen: Die SPD-Wahlkampfidee für eine 300-Euro-Prämie soll auch die Finanzämter entlasten. Das Gegenteil wäre der Fall, fürchten der Steuerzahlerbund und viele Experten - der Vorschlag könnte die Bürokratie noch mehr aufblähen.


      Berlin - Für den Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, ist der Vorschlag einfach nur "bizarr". Das sei "populistisches Wahlkampfgetöse", mit der die SPD offensichtlich der Linkspartei Stimmen abjagen wolle.

      Die Idee: 300 Euro sollen Bürgerinnen und Bürger erhalten, wenn sie künftig auf ihre Einkommensteuererklärung verzichten. Für Verheiratete gibt es das doppelte. Der Plan sieht vor, dass eine einfache Postkarte an Finanzamt mit einer Verzichtserklärung reicht. Ausnahme: Die SPD will nicht an jene auszahlen, die Einkünfte aus Vermietungen und anderen Quellen beziehen.

      Experten wie Holznagel stehen dem Plan ablehnend gegenüber. Mit einer Vereinfachung des Steuerrechts habe das schon einmal gar nichts zu tun - das bleibe schließlich unangetastet, sagte er SPIEGEL ONLINE. Auch seien die Adressaten des Bonus unklar: "Die Rahmenbedingungen liegen im Nebel", so Holznagel. Würden etwa Bezieher von Pensionen und Betriebsrenten - beides falle unter die einkommensteuerpflichtigen Arbeitsentgelte - in den Genuss einer Prämie kommen? "Oder nehmen Sie einen Studenten, der lediglich einmal im Jahr arbeitet und nur wenig Lohnsteuer zahlt - bekommt der dann bei einem Verzicht auch 300 Euro erstattet?", fragt sich Holznagel.

      Schon geistert bei den Steuerexperten das Wort einer "Steuer-Abwrackprämie" herum - analog zum Bonus für die Verschrottung alter Autos.

      Die veranschlagten Steuerausfälle von rund drei Milliarden Euro will die SPD durch eine neue Börsenumsatzsteuer reinholen - sie war vor fast 20 Jahren von der schwarzgelben Koalition abgeschafft worden. Beim Bund der Steuerzahler wird das skeptisch gesehen. "Schweden sollte der SPD ein warnendes Beispiel sein", so Geschäftsführer Holznagel.

      Dort war die Börsenumsatzsteuer Mitte der achtziger Jahre eingeführt und 1992 wieder abgeschafft worden. Die geplanten Einnahmen wurden nicht erzielt, auch verlagerte sich ein Teil des Börsenhandels nach London, wo zwar eine Börsenumsatzsteuer existiert - aber auch zahlreichen Ausnahmeregelungen. Auf diesen Umstand verwies in der Vergangenheit der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler. Ursprünglich habe der schwedische Staat 165 Millionen Euro einnehmen wollen, es seien aber im besten Jahr lediglich neun Millionen Euro gewesen, so der liberale Finanzexperte.

      Nicht überall stößt der Bonus-Vorschlag der SPD auf Ablehnung. Die Deutsche Steuergewerkschaft (DSTG) - sie vertritt die Bediensteten in den Finanzverwaltungen - ist in der Frage gespalten: Ihr Vorsitzender lobt, sein Vize ist skeptisch. Bei vielen Bundesbürgern liege die Steuererstattung bei weniger als 300 Euro im Jahr, sagt Gewerkschaftschef Dieter Ondracek, der Vorschlag sei daher "sinnvoll". Bis zu fünf Millionen könnten von diesem Bonus Gebrauch machen.

      Dagegen sagte sein Vize Manfred Lehmann am Donnerstag der "Financial Times Deutschland", der Vorschlag sei "nicht zu Ende gedacht". Nicht weniger, sondern mehr Arbeit kommt aus seiner Sicht auf die Finanzämter zu. Durch diese Regelung würden Steuerzahler erfasst, die bislang keinen Kontakt mit der Behörde hätten. Nach dem Paragrafen 46 des Einkommensteuergesetzes könnten Betroffene unter Umständen auf eine Steuererklärung verzichten. Lehmann schätzt deren Zahl auf rund vier Millionen Bürger. Und diese müssten nun bei den Ämtern melden, "dass sie sich nicht melden werden".

      Keine Entbürokratisierung

      Das Problem sieht auch die Bundessteuerberaterkammer. Deren Hauptgeschäftsführerin Nora Schmidt-Keßeler erklärte auf SPIEGEL ONLINE, nach dem Wenigen, was bislang über den Vorschlag bekannt sei, könne man darin keinen Beitrag zur Entbürokratisierung erkennen. "Im Gegenteil ist zu befürchten, dass mit dem neuen Verfahren noch mehr Arbeit auf die Finanzverwaltung zukommt. Den Bonus werden nämlich vor allem diejenigen in Anspruch nehmen, die bislang keine Steuererklärung abgegeben haben, zum Beispiel Rentner oder Auszubildende." Es sei außerdem zweifelhaft, ob der Bonus mit dem Prinzip der Gleichmäßigkeit der Besteuerung vereinbar sei, so Schmidt-Keßeler.

      Beim Bund der Steuerzahler wird auch noch auf andere Möglichkeit verwiesen - dass der Staat am Ende von seinem Bonus profitiert. "Viele Menschen wissen gar nicht, was sie zurückerstattet bekommen, möglicherweise mehr als 300 Euro im Jahr", so Holznagel. Wer dann aus Bequemlichkeit den Bonus in Anspruch nehme, verschenke so noch Geld an den Fiskus.

      Die Folge wäre keine Erleichterung, sonder eine größere Verunsicherung der Bürger - viele müssten erst einmal ausrechnen, ob sie sich mit dem Bonus wirklich besser stellen.

      Erstaunt ist Holznagel auch über die Argumentation des schleswig-holsteinischen SPD-Landes- und Fraktionschefs Ralf Stegner. Der hatte am Donnerstag im "Deutschlandfunk" den Plan auch damit begründet, dass sich die Finanzbeamten künftig stärker jenen widmen könnten, "bei denen es sich sehr lohnen würde, hinzugucken" - also den Wohlhabenden. Bei den unteren Einkommensgruppen würde hingegen ein hoher Verwaltungsaufwand betrieben, der sich gar nicht lohne.

      "Das ist eine merkwürdige Sichtweise", so Holznagel, würde sie doch dem Prinzip der Steuergerechtigkeit widersprechen. Und das laute: "Jeder Steuerzahler sollte geprüft werden - unabhängig von seiner Steuerhöhe". Die Argumentation Stegners sei daher auch verfassungsrechtlich problematisch.

      Sein Rat an die SPD: "Als Volkspartei sollte sie von der Idee rasch Abstand nehmen."

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,619369,…

      Bund der Steuerzahler e.V.: http://www.steuerzahlerbund.de/webcom/show_softlink.php/_c-3…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 18:57:13
      Beitrag Nr. 3.418 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.820.764 von Maraho am 22.03.09 18:01:14In Bezug.

      Bankenkrise
      US-Banken werden von der Konkurrenz aus China überholt
      Andreas Henry (New York)

      Innerhalb von nur einer Dekade haben die US-Banken nicht nur ein Großteil ihrer Reputation, sondern auch ihre vor wenigen Jahren noch dominierende Rolle in der Finanzwelt deutlich reduziert.

      Der Bedeutungsverlust der US-Banken im internationalen Vergleich lässt sich im Dow Jones Global Titans Banks Index, einer Blue-Chip-Benchmark für die Branche, besonders gut ablesen. Mitte 2007, auf dem Höhepunkt der maßgeblich von Wall-Street-Banken aufgepumpten Immobilienblase, waren noch sieben der 30 Mitglieder dieses erlauchten Kreises US-Banken. Citigroup und Bank of America belegten mit einer Börsenkapitalisierung von 255 Milliarden beziehungsweise 220 Milliarden Dollar die Plätze eins und zwei, auf Platz vier folgte die JP Morgan Chase mit 166 Milliarden Dollar Börsenwert. Das Gesamtgewicht der US-Banken in diesem Leitindex - darunter die später vom Kollaps bedrohten und schließlich von Konkurrenten geschluckten Geldinstitute Washington Mutual und Wachovia - betrug vor knapp zwei Jahren noch 31,7 Prozent. Heute ist es auf unter 25 Prozent zusammen geschnurrt, nur noch fünf US-Banken befinden sich darin.

      Wiederholung der Ereignisse

      In der 1980-Jahren hatten noch japanische Banken die Ranglisten mit den größten Banken der Welt dominiert. Dann platzte dort die Immobilienblase, viele der Banknamen verschwanden auf Nimmerwiedersehen, Japan verlor seinen Nummer-eins-Status als Standort der gemessen an der Börsenbewertung größten Finanzkonzerne der Welt. Jetzt scheint sich die Geschichte wiederholt zu haben. Ende der 1990-Jahre hatten sich vor allem durch eine Serie von Übernahmen und Fusionen Banken aus Amerika an die Weltspitze gesetzt, allen voran die Citigroup, die unter ihrem Chef Sandy Weill zum damals gemessen am Börsenwert wertvollsten Finanzkonglomerat aufgestiegen war.

      Sechs von zehn der größten Banken der Welt kamen vor zehn Jahren aus den USA, 24 unter den größten 50 hatten ihre Zentrale in New York oder etwa in Charlotte oder in einer der größeren Städte der US-Westküste. Heute kommen nach einer Aufstellung der "Business Week" nur noch elf der 50 weltgrößten Banken aus den USA. Die Citigroup ist nach massiver staatlicher Unterstützung mit einem Börsenwert, der bei weniger als einem Zehntel des Wertes von 2007 liegt, nach hinten durchgereicht worden, Bank of America rutschte aus den Top-Ten, nur JP Morgan Chase, kann seinen vierten Platz behaupten. Die Top-Positionen belegen jetzt chinesische Banken wie die Industrial & Commercial Bank of China und die China Construction Bank.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/us-banken-werden-von-…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 19:10:26
      Beitrag Nr. 3.419 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.973.796 von Maraho am 15.04.09 18:07:34Etwas hierzu aus der "Zeit" ...

      Bad Bank
      Müllmann Steinbrück
      Von Mark Schieritz

      Die Regierung will die Bankbilanzen entgiften. Es droht die Verschwendung von Steuergeldern

      Die letzte Runde hat begonnen. Am kommenden Dienstag treffen sich die Spitzen von Regierung und Bundesbank in Berlin, um über eine Bad Bank zu beraten – eine staatliche Deponie für problematische Wertpapiere in den Bilanzen der Banken. Es geht um eine der wichtigsten Entscheidungen in dieser Krise. Wie agiert der Staat? Stark und entschlossen? Oder schwach und erpressbar?

      Erfreulich ist, dass die Regierung überhaupt handelt – obwohl es in diesen Tagen höchst unpopulär ist, Geld für den Finanzsektor lockerzumachen. Denn solange die Probleme der Banken nicht gelöst sind, wird es in Deutschland keinen Aufschwung geben. Klar muss allerdings auch sein: Nicht jeder darf gerettet werden. Und schon gar nicht um jeden Preis.

      Die deutschen Banken haben noch vergiftete Wertpapiere in Höhe von mehreren Hundert Milliarden Euro in ihren Büchern stehen. Dazu gehören die Anleihen wankender Staaten ebenso wie amerikanische Immobilienkredite oder Kredite an pleitegefährdete Firmen. Der Wert dieser Papiere sinkt, damit werden immer neue Abschreibungen notwendig. Das reißt Löcher in die Bilanzen der Geldinstitute und zehrt ihr Eigenkapital auf. Sie können die Wirtschaft nicht mehr mit Geld versorgen.

      Wenn die Papiere in eine Bad Bank ausgelagert werden, ist der Abwertungskreislauf erst einmal unterbrochen. Der Staat muss also eingreifen – nicht weil die Banken schützenswert sind, sondern weil Tausende Arbeitsplätze bei ganz normalen Unternehmen auf dem Spiel stehen. Und weil eine neue Bankenpleite à la Lehman verheerend wäre.

      Das bedeutet aber nicht, dass das Finanzsystem in seiner heutigen Form gerettet werden sollte. Deutschland braucht keine Bayerische Landesbank. Es braucht auch keine Hypo Real Estate. Würden die normalen Gesetze des Marktes noch gelten, wären beide längst vom Markt verschwunden. Weil aber der Finanzsektor künstlich am Leben gehalten werden muss, wird Fehlverhalten nicht mehr durch Pleite sanktioniert.

      Daher hat die Politik nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Bankenlandschaft aktiv zu gestalten. Sie muss dazu die Banken sortieren: Ein Institut, das schwach ist und volkswirtschaftlich nicht benötigt wird, sollte verstaatlicht und abgewickelt werden. Nur Banken mit einem funktionierenden Geschäftsmodell sollten gestützt werden. Das geht nicht ohne eine Vorstellung davon, wie der Finanzsektor aussehen soll. Braucht Deutschland eine oder zwei Großbanken? (Besser zwei.) Sollen Kapazitäten im Investmentbanking abgebaut werden? (Unbedingt.)

      Das Beispiel der Hypo Real Estate zeigt, wohin es führt, wenn die Regierung nicht hart genug durchgreift und einfach nur mit Geld um sich wirft. Mehr als hundert Milliarden Euro an Bürgschaften und Kapitalhilfen hat das Finanzhaus erhalten, bevor sich die Politik endlich das Instrumentarium zulegte, um die Aktionäre enteignen und die Bank sanieren zu können. Die Hypo Real Estate hätte gleich von Anfang an zurechtgeschrumpft werden sollen – auch gegen den Willen der Aktionäre. Das hätte eine Menge Geld gespart. Es wäre eine Verschwendung von Steuermitteln und ein Vergehen an den Prinzipien der Marktwirtschaft, wenn der Staat jetzt neue Zombiebanken produziert – indem er Pleiteinstitute von ihren Giftpapieren befreit und sie damit künstlich am Leben erhält.

      Nur den grundsätzlich soliden Banken darf es also erlaubt sein, die Bad Bank in Anspruch zu nehmen. Und das auch nur, wenn die Lastenverteilung zwischen Steuerzahlern und Eigentümern stimmt.

      Steinbrück schlägt das Prinzip Mülltrennung vor. Danach soll der Staat den Banken nur jene Ramschpapiere abnehmen, die eigentlich werthaltig, aber wegen der Panik an den Märkten vorübergehend unverkäuflich sind. Würde das gelingen, wäre das Risiko für den Steuerzahler gering. Er würde, wie jeder Investor, der unterbewertete Papiere kauft, sogar ein gutes Geschäft machen – denn die Anlagen können ja verkauft werden, wenn sich die Lage beruhigt hat und ihr Preis gestiegen ist.

      Nur: Werthaltige von wertlosen Anlagen zu trennen ist schwieriger, als Papiermüll von Bioabfall zu scheiden. Wer weiß schon genau, welche Kredite noch ausfallen? Die Erfahrung lehrt zudem, dass in einer schweren Finanzkrise ein großer Teil der Wertverluste real ist. Ein weiteres Problem für den Staat: Die Banken können die Qualität der Papiere besser beurteilen als die Regierung. Sie werden versuchen, ihr möglichst miese Ware anzudienen und die wertvolleren Anlagen selbst zu behalten.

      Mithin besteht die Gefahr, dass die Methode Mülltrennung vor allem den Banken nützt. Viel spricht dafür, dass es nicht möglich sein wird, die Institute durch Buchungstricks von ihren Lasten zu befreien. Die Entgiftung der Bilanzen wird also echtes Geld kosten. Irgendjemand muss dann aber früher oder später die Rechnung begleichen.

      Das Prinzip der fairen Lastenverteilung würde gebieten, dass zuerst und bis zum vollen Verlust ihres Einsatzes die Alteigentümer dran sind: bei privaten Banken die Aktionäre und bei den Landesbanken die Sparkassen und Bundesländer. Erst dann ist der Bund an der Reihe.

      Es gibt intelligente Modelle, um dieses Prinzip in die Praxis umzusetzen. Ein hilfsbedürftiges Institut könnte beispielsweise eine gesunde Bank abspalten. Die gute Bank vergibt Kredite, sie führt die Konten, an ihr können sich private Investoren beteiligen. Die Giftpapiere verblieben in der alten Bank. Wenn Verluste auflaufen, wird zunächst das Kapital der bisherigen Eigentümer aufgezehrt. Weil der gesunde Teil abgespalten ist, leidet die Kreditvergabe nicht. Bankaktionäre würden ihr Geld verlieren, und einige Länderchefs hätten neue Milliardenlöcher in ihren Haushalten.

      Aus diesem Grund wehren sich die Lobbyisten der Finanzbranche vehement gegen eine solche Verlustbeteiligung. Dabei ist sie nur gerecht. Die Aktionäre konnten sich in guten Zeiten über saftige Dividenden freuen. Und die Länderregierungen müssten sich endlich für ihre Abenteuer am Kapitalmarkt vor dem Wähler verantworten.

      Die Aktionäre und Eigentümer einer Bank müssen mögliche Verluste der Geldinstitute zunächst selbst tragen. Erst wenn ihr Kapital aufgezehrt ist, ist der Staat an der Reihe. Alles andere ist ein Verstoß gegen das Gebot der fairen Lastenverteilung

      © DIE ZEIT, 16.04.2009 Nr. 17
      Quelle: http://www.zeit.de/2009/17/Argument-Bad-Banks?page=1
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 19:34:33
      Beitrag Nr. 3.420 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.440 von Maraho am 29.03.09 16:27:04In Bezug ...

      Generation D
      Die Kraft der Zerstörung
      Von Marc Beise

      Die Wirtschaftskrise ist auch eine Chance. Es ist an der Zeit, die alten Denkmuster abzuschütteln. Die Veränderungen müssen von unten kommen - aus den Universitäten.


      Deutschland steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Banken taumeln, Unternehmen gehen pleite. Menschen bangen um ihren Arbeitsplatz und haben Angst vor der Zukunft. Das Land steht vor gewaltigen Herausforderungen. Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Staat müssen und werden sich verändern. Auf junge Menschen kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Der Wettbewerb Generation-D, der in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben wird, sucht Studentinnen und Studenten, deren Projekte und Initiativen sich den Problemen unserer Zeit widmen, realisierbar sind und so zum Wandel beitragen. Es ist ein Wettbewerb von Studenten für Studenten. Die besten Ideen werden im Herbst in Berlin prämiert.

      Drei Worte, leicht hingeworfen in Schreibschrift, grell auf pinkem Untergrund. Search and Destroy. Der Schweizer Künstler Lori Hersberger hat diese Neon-Installation im Jahr 2003 geschaffen, und sie hängt, dreieinhalb Meter breit, in einer prachtvollen Jugendstilvilla in Zürich, die sinnigerweise eine Unternehmensberatung beherbergt.

      Bevor Hersberger zur bildenden Kunst fand, war er vor allem Rockmusiker. Search and Destroy, Suchen und Zerstören, gilt als Leitmotiv der "Stooges" aus der Urzeit des Punk. Die Band widmete diesem Ausspruch einen Songtitel, der zum Motto für die Punk-typische Destruktionslust wurde. Bei Herberger gewinnen die drei Worte neue Interpretationsmöglichkeiten. Der Betrachter kann ihnen eine eigene Bedeutung zuweisen. Das Suchen wird zur kreativen und produktiven Kraft, der Aufruf zur Zerstörung setzt sich über bestehende Verhältnisse hinweg, zwingt zur Evolution.

      Search and Destroy könnte das Motto zur Bewältigung der aktuellen Wirtschaftskrise sein. Suche die Ursachen, ändere die Strukturen und schaffe eine bessere Welt. Wissenschaftlich weist uns Joseph Schumpeter diesen Weg - mit seiner vielzitierten Phrase von der "schöpferischen Zerstörung". Der österreichische Sozialwissenschaftler, der sein Bild von der Wirtschaft als Finanzminister, Banker und Bankrotteur entwickelt hatte, passt mit seinem Gedankengut haargenau in die aktuelle Debatte über den Kapitalismus, die Krise und die Zukunft.

      Einzig die Rentenversicherung ist krisenfest

      Der Kapitalismus, so schrieb es Schumpeter 1942 an der Elite-Universität Harvard auf, unterliege dem permanenten Prozess einer industriellen Mutation, der die Wirtschaft immer wieder von innen heraus revolutioniere, "unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft". Das also könnte die gute Nachricht sein, dass nach aller Erfahrung die Marktwirtschaft zum Wohle der Menschen auch diese Krise überleben und aus ihr womöglich sogar gestärkt hervorgehen wird.

      Dabei geht es nicht nur um Strukturen, um Kreditgeschäfte und Risiko, um Verantwortung und Regulierung. Es geht, wie immer in der Wirtschaft, vor allem um Menschen. Wenn sich die Führungskräfte nicht ebenfalls um Erneuerung bemühen, wenn sie ihr Denken und Handeln nicht auf den Prüfstand stellen und sich bei Bedarf eben auch neu erfinden, dann kommt die nächste Krise womöglich schneller als viele erwarten.

      Besser wäre es, die nächste Krise ließe lange auf sich warten. Denn die wirtschaftspolitische Lage in der Welt, und ganz konkret in Deutschland, ist heikel. Schon unter normalen Umständen ist die in die Jahre gekommene Wirtschaftswunder-Nation nicht wirklich gerüstet für eine ausgereifte Globalisierung.

      Der Stolz der deutschen Wirtschaft, die Exportindustrie, gerät mehr und mehr unter Druck. Märkte brechen weg, neue Technologien entstehen anderswo, frische Wettbewerber treten auf den Plan. Wenn aber die Wirtschaft an Kraft verliert, lässt sich das soziale Niveau nicht halten. Die Sozialversicherungssysteme geraten dann erneut in die Diskussion. Einzig die Rentenversicherung ist einigermaßen krisenfest organisiert. In der Gesundheitspolitik wird pausenlos reformiert, und das Ergebnis lautet: Alles wird teurer, nichts wird besser, aber dafür vieles komplizierter. Der Arbeitsmarkt ist unflexibel, das Bildungssystem veraltet.

      Ein Weiter-so darf es nicht geben

      Durch die Finanzkrise wird alles noch komplizierter. Die höhere Arbeitslosigkeit wird die Kosten der Sozialsysteme explodieren lassen, die zu erwartende Geldentwertung trifft die Empfänger von Sozialleistungen. Die riesige Verschuldung engt die Spielräume des Staates ein. Völlig offen sind die Auswirkungen, wenn die Rezession in eine Deflation und später eine Inflation übergehen würde.

      Es gibt also genügend Gründe, die Zukunft neu zu denken. Ein Weiter-so darf es nicht geben, die alten Rezepte taugen nicht. Die heutige Managergeneration allerdings zeigt wenig Bereitschaft, sich neu zu erfinden, grundsätzlich zu denken. Die Manager verstecken sich hinter ihren Zahlen und kürzen und schneiden nach alten Mustern, wo es geht.

      Die Hoffnung liegt deshalb auf einer neuen Generation, die gerade an den Universitäten ausgebildet wird. Wir nennen sie die Generation-D. Dabei geht es um die Betriebswirte, die später in Unternehmen Verantwortung tragen. Aber auch um Sozialwissenschaftler. Um Juristen. Um Pädagogen, die sich um die Bildung von morgen bemühen. Diese und andere Absolventen müssen frühzeitig lernen, Verantwortung zu empfinden und sich für Mensch und Gesellschaft zu interessieren. Eigennutz und Gewinnstreben seien ihnen gegönnt, aber die dürfen nicht alleiniger Antrieb sein.

      "Viele Wissenschaftler denken zu wenig visionär"

      Potentiale in diesem Sinne gibt es in den Universitäten, aber sie werden zu wenig genutzt. Der alte Geist des Studium generale wird kaum noch gelebt. Früher konnte sich auch ein Betriebswirt der Kunstgeschichte widmen, oder ein Jurist sich mit Fragen eines weichen Völkerrechts beschäftigen. Heute ist die Welt dafür zu schnell geworden. Wer sich aber einzig dem Fachstudium ergibt, setzt sich Scheuklappen auf, die er nie wieder ablegen wird. Wehe dem Unternehmen, auf das er einmal losgelassen wird.

      Der Münchner Politikwissenschaftler Dieter Frey klagt, dass der intellektuelle Diskurs in Deutschland vernachlässigt werde. "Viele Wissenschaftler denken zu wenig visionär und bemühen sich auch nicht, ihre Studenten dazu anzuregen", sagt Frey, der auch akademischer Leiter der Bayerischen Eliteakademie ist. An ihr haben die Besten ihres Fachs die Chance, sich interdisziplinär weiterzuentwickeln. Die Eliteakademie ist, ebenso wie die Süddeutsche Zeitung, Träger des Wettbewerbs "Generation D", mit dem junge Menschen motiviert werden sollen, Reformen im Kleinen zu denken.

      Was an den Universitäten versäumt wird, wiederholt sich nach Freys Beobachtung in den Unternehmen. "Das ist bedauerlich, weil die jungen Menschen sich rasch anpassen. Wenn sie merken, dass ihre Karriere schneller vorangeht, wenn sie die vorgegebenen Denkmuster nicht in Frage stellen, dann halten sie sich daran. Sie hören auf, neue Ideen zu entwickeln, das ganze kreative Potential geht verloren."

      Es ist aber nicht die große Politik, die die Veränderungen anstoßen wird, nicht in einer Gesellschaft, in der immer weniger Menschen von ihrer eigenen Arbeit leben und die Transferempfänger auf dem Weg sind, zur Mehrheit zu werden. Die Veränderungen müssen von unten kommen. Eben aus den Universitäten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra7l1/jobkarriere/581/465173/tex…
      Weiteres zum Wettbewerb: http://www.gemeinsam-anpacken.de/
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 19:46:40
      Beitrag Nr. 3.421 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.982.930 von Maraho am 16.04.09 19:34:33:confused:


      Es ist aber nicht die große Politik, die die Veränderungen anstoßen wird, nicht in einer Gesellschaft, in der immer weniger Menschen von ihrer eigenen Arbeit leben und die Transferempfänger auf dem Weg sind, zur Mehrheit zu werden. Die Veränderungen müssen von unten kommen. Eben aus den Universitäten.


      man muss diesen von marc verfassten blödsinn zweimal lesen, bevor man begreift, es ist tatsächlich nicht satirisch gemeint.

      Wenn solche kommentatoren in einer zeitung wie der süddeutschen heute ungestraft solchen blödsinn absondern dürfen, dann muss es wirklich schlimm um deutschland bestellt sein.

      Wenn die notwendigen veränderungen kommen, dann wirklich von unten. nämlich dem heer der arbeitslosen und verarmten. nicht von den universitäten, wo lediglich nur 18% der studierenden aus der untersten schicht sind. der rest sind picklige und vollgefressenen
      akademiker und bürgerbälger, die sich hüten werden, ihre spätere sichere laufbahn oder das erbe zu gefährden.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 19:51:41
      Beitrag Nr. 3.422 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.075 von Maraho am 05.04.09 20:24:35Ein Blick in die Finanzgeschichte.
      Hier ein Interview zum Thema Inflation in den 1920er Jahren

      Flucht in die Sachwerte
      Peter Mühlbauer

      Interview mit dem Historiker Martin Geyer über die Hyperinflation in den 1920er Jahren

      Martin H. Geyer lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In seinem Buch "Verkehrte Welt" beschäftigte er sich mit dem Phänomen der Hyperinflation in den 1920er Jahren, das unter anderem durch die Politik der US-Regierung, die den Leitzins auf 0,00 bis 0,25 Prozent gesenkt hat und mit gedrucktem Geld eigene Staatsanleihen ankauft, wieder in die öffentliche Debatte kam.

      Herr Professor Geyer - wie konnten Menschen in der Inflation in den 20er-Jahren bemerken, dass eine Hyperinflation droht oder schon begonnen hat?

      Martin Geyer: Die Inflation begann nicht erst 1923, dem Jahr der Hyperinflation. Dass sich der Geldwert veränderte, merkten einige Leute schon im Ersten Weltkrieg und unmittelbar danach. Wie merkten sie das? Zunächst einmal, weil die Preise stiegen - das ist wohl die einfachste Art, das zu registrieren, auch wenn das zunächst wegen der öffentlichen Bewirtschaftung von Gütern des täglichen Bedarfs nicht unbedingt als Inflation wahrgenommen wurde. Zum Anderen daran, dass sich die ausländischen Kurse - also die Devisen - im Preis veränderten. Ganz konkret: Dass der Dollar oder der Schweizer Franken teurer wurden. Aber diese Wahrnehmungen vollzogen sich langsam; außerdem erlebten auch die anderen Länder eine Inflation.

      Warum hat es so lange gedauert, bis Leute das damals bemerkten?

      Martin Geyer: Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Zunächst muss man aber bedenken, dass die Lernprozesse bei einzelnen Personen und Gruppen ganz unterschiedlich waren. Zunächst gibt es immer eine Geldillusion, die darüber hinwegtäuscht, dass Inflation stattfindet. Die Preise stiegen, aber die Ursachen dieser Veränderung wurden nicht wahrgenommen. Das hängt auch damit zusammen, dass es sich zunächst um einen sehr graduellen Prozess handelte und die staatliche Zwangswirtschaft während des Krieges vieles verschleierte. Bis 1920 verlor die Mark etwa ein Zehntel des Wertes, bis 1921 verstärkte sich das, aber dramatisch wurde es wirklich erst seit dem Sommer 1922. Das waren keine linearen Veränderungen, vielmehr ein konstantes Auf und Ab. Es gab immer wieder Perioden - z.B. 1921, aber auch noch 1923 - in denen der Markkurs plötzlich wieder stieg. Man muss aber auch beachten, dass das wirtschaftliche Wissen der Menschen damals sehr viel geringer war als unseres heute. Selbst 1923 gab es noch Menschen, die noch in der Hyperinflation ihre Häuser und Höfe verkauften, um nach Amerika auszuwandern, die dann in Hamburg standen und sich nicht einmal mehr die Fahrkarte zurück nach Hause leisten konnten, geschweige denn die Schiffspassage. Das sind Einzelfälle, die rückblickend kaum nachvollziehbar sind.

      Wurden damals Statistiken veröffentlicht, etwa zur Inflationsrate?

      Martin Geyer: Das gesamte System unserer heutigen Preisindizes entstand seit dem Ersten Weltkrieg. Diese Preisindizes wurden in Fachorganen und Statistiken veröffentlicht. In den Lokalzeitungen findet man anfangs sehr einfache Statistiken - zum Beispiel der sich verändernde Brotpreis. Es gab aber auch sehr komplexe Messungen des Statistischen Reichsamtes, in denen dann - wie heute auch - Warenkörbe erfasst wurden.

      Thematisierte die Presse diese Angaben damals?

      Martin Geyer: Ja, vor allem seit 1922/23, als der Dollarkurs zunehmend als wichtigste Messlatte für die Geldentwertung diente. Dieser Kurs wurde in der deutschen Öffentlichkeit geradezu obsessiv diskutiert: Wer Dollar hatte war König und konnte alles kaufen, was schließlich für Papiergeld nicht mehr zu bekommen war. In und nach dem Krieg sah das zunächst anders aus. In der Presse ebenso wie in der Öffentlichkeit sprach man nicht so sehr von Inflation, also von einer Geldentwertung, sondern von Teuerung. Das ist in der Wahrnehmung ein anderes Phänomen, das eben besagt, dass Dinge teurer werden: Brot, Schuhe, Kleider werden teurer. Wenn man von Teuerung spricht, dann gibt es auch Verantwortliche für diesen Effekt - nicht das Geld, sondern Personen.

      Welche Personen hat man damals ins Auge gefasst?

      Martin Geyer: Das beginnt bei den Landwirten. Nachdem die Zwangswirtschaft nach 1920 sukzessive beseitigt wurde, forderten sie Markpreise. Und diese Markpreise waren sehr hoch, zunächst so hoch wie die früheren Schwarzmarktpreise: Da kostete zum Beispiel ein Kilo Kirschen im Sommer 1919 soundsoviel Mark. Angesichts der Pfennigpreise vor 1919 war das unvorstellbar, und die Schuldigen sind sehr schnell ausgemacht, nämlich die Bauern und Händler, die von der schlechten Lage profitierten und die Konsumenten, wie man sagte, auswucherten. Andere Übeltäter waren diejenigen, die mit knappen Mitteln handelten, indem sie bewirtschaftete Güter in den Schwarzmarkt einbrachten oder Waren aufkauften, um sie dann zu höheren Preisen zu verkaufen. Ein großes Thema waren die vielen Ausländer, die den günstigen Markkurs ausnutzten, um sich in Deutschland mit Waren oder Immobilien einzudecken. Allgemein kann man sagen, dass die Inflation mit scharfen Verteilungskonflikten zwischen allen sozialen Gruppen einherging. 1923 erschien es den Zeitgenossen, dass ein Kampf aller gegen alle stattfand.

      Zählte der Staat zu den Gewinnern?

      Ohne Zweifel. Am Ende der Inflation hatten die Menschen den Eindruck, dass der Staat und ganz allgemein die öffentlichen Haushalte die größten Gewinner waren. Nicht zu unrecht, denn der Staat hatte sich seiner enormen Schulden entledigt, die sich seit dem Krieg und der Demobilmachung angehäuft hatten. Zugleich hatte die Hyperinflation einen enormen Vertrauensverlust in den Staat zur Folge.

      Gab es denn vor den 20ern historische Vorbilder für eine Inflation, an denen man sich in der Wahrnehmung hätte orientieren können?

      Martin Geyer: Es gibt in der Geschichte sehr viele Beispiele. In der Frühen Neuzeit gab es Münzverschlechterungen, die französische Revolution zog eine Assignateninflation nach sich. Zu bedenken ist aber, dass im ganzen 19. Jahrhundert der Geldwert relativ stabil war, zwischen 1873 und den 1890ern sogar deflationäre Tendenzen vorherrschten. Geldentwertung war kein Thema. Aber auch in anderen Ländern war die Erfahrung mit der Kriegsinflation etwas relativ neues.

      Welche Auswirkungen hatte die Hyperinflation 1923 im Einzelnen? Wirkte sie sich zum Beispiel auf Mieten aus? In welchem Zeitraum wurden diese erhöht?

      1923, als in Deutschland die Milliarde als Begriff geläufig wurde, ist natürlich ein Extremjahr. Da Geld fast in allen Bereichen des täglichen Lebens eine Rolle spielt, gibt es kaum einen Bereich, in dem die Wirkungen nicht zu spüren waren. Dabei waren die Verteilungswirkungen der Inflation eigentlich schon vorher sehr dramatisch. Schon Anfang 1923 hatten viele ihr Vermögen verloren; eine kleine Zahl von Menschen hatte ein Vermögen gemacht. So richtig bewusst wurde das den meisten Menschen aber erst 1923: Zunächst sind immer diejenigen im Vorteil, die Sachwertbesitzer sind. Hierzu zählen Maschinen, Fabriken, Häuser oder Grundbesitz. Andererseits sind die Sachwertbesitzer in der Inflationszeit auch nicht nur glücklich: Gerade während der deutschen Inflation waren zum Beispiel die Mieten eingefroren - also künstlich niedrig gehalten - um wiederum den Profit auszugleichen, der daraus resultierte, dass Hausbesitzer ihre Hypotheken mit entwertetem Geld zurückbezahlen konnten. So konnte es passieren, dass Leute, die für ihren Lebensunterhalt auf Mieteinnahmen angewiesen waren, nicht mehr über genügend Einkommen verfügten und deshalb gezwungen waren, ihre Häuser zu verkaufen. Es waren also nicht alle Sachwertbesitzer Profiteure, auch wenn die deutsche Industrie zweifellos gestärkt aus der Inflation kam.

      Wie haben es Empfänger von Transfereinkommen - z.B. Rentner - geschafft zu überleben, nachdem ihre Bezüge praktisch keinen Wert mehr hatten?

      Martin Geyer: Natürlich gab es auch Rentenerhöhungen - sogenannte Teuerungszulagen -, die 1922/23 den Teuerungsindizes angepasst werden, wenn auch nur unzulänglich und mit einer Zeitverzögerung. Einzelne Personengruppen wie die Kapitalkleinrentner, das sind Personen, die bis dahin von ihrem Vermögen gelebt hatten, wurden zur neuen Klientel des Sozialstaats. Trotzdem: Die Alten, Kranken, Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen verfügten über sehr geringe Mittel. Sie mussten arbeiten oder waren auf Familiensolidarität und die öffentliche Wohlfahrt angewiesen.

      Konnte man in der Inflationszeit überhaupt Arbeit finden?

      Martin Geyer: Das ist ein anderes Phänomen der Inflationszeit, das man vielfach übersieht. Die Inflation der Nachkriegszeit schaffte Beschäftigung. Zum einen, weil die Menschen aus schierer Not gezwungen waren, zu arbeiten. Zum anderen, weil Arbeitskräfte natürlich sehr billig waren und deswegen sehr stark nachgefragt wurden. Das änderte sich mit der Währungsstabilisierung im Winter 1923/24. Zuerst explodierte nach der Währungsstabilisierung die Arbeitslosigkeit, weil viele Firmen pleite gingen und auch der Staat viele Beschäftigte entlassen musste.

      Warum gingen in der Stabilisierungsphase Firmen pleite?

      Martin Geyer: Vor dem Herbst 1923 war Geld relativ leicht zu bekommen, denn es herrscht ja eine große Geldliquidität. Wie stabilisiert man eine Währung? Indem man den Geldhahn zudreht, Liquidität aus der Wirtschaft herauszieht und die staatlichen Ausgaben radikal reduziert. Damit schafft man zunächst eine Deflation. Als die Wirtschaft für Kredite wie im Winter 1923/24 bis zu 25% Zinsen zu bezahlen hatte, wurde nicht investiert und die Wirtschaft stagnierte und schrumpfte. Das war zunächst die kritische Situation, die sich erst im Laufe des Jahres 1924 entspannte, als auch klar war, dass die Währungsstabilisierung ein Erfolg war.

      Das hört sich so an, als ob die Inflation nicht nur Nachteile gehabt hätte?

      Martin Geyer: Genau so kann man es sehen. Es gab nicht wenige in führender Position, die die Geldentwertung nicht nur negativ sahen, weil die Inflation den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem ersten Weltkrieg erleichterte und sie im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig machte. Wer wie die Banken und die Industrie die Möglichkeit hatte, unter günstigen Konditionen Geld auszuleihen und zu investieren, der profitierte von der Inflation. In der Politik bemerkte man, dass man auf diese Art und Weise viele soziale und politische Probleme aufschieben und entschärfen konnte. Dazu zählt beispielsweise die Arbeitslosigkeit, die ja im Kontext der Demobilmachung der Soldaten und der Revolution zwischen 1918 bis 1920 ein großes soziales wie politisches Problem darstellte.

      Man hat also Arbeitslosigkeit über den Umweg einer extremen Senkung der Löhne beseitigt, wobei diese Lohnminderung indirekt über die Inflation erfolgte?

      Martin Geyer: Jedes Land, das den Weg der Inflation beschreitet, befindet sich in der Regel im komparativen Vorteil gegenüber den Ländern mit starken Währungen und hohen Lohnen. Denn der Außenhandelswert der Mark begünstigt ja die einheimische Produktion, wenn der Markkurs fällt. Die deutsche Exportwirtschaft wurde durch die Inflationierung der Währung angekurbelt. Das sahen sehr viele, und viele haben das auch als ein wünschenswertes Ziel gesehen. Es ist ja eine Sache, ob man 10-15% Inflation hat, oder ob sie 1000% beträgt. Mit 15% konnten viele sehr gut leben. Erst mit der Hyperinflation beginnt die Interaktion der Wirtschaftssubjekte zu erlahmen, weil das Papiergeld seine Funktion als Wertmesser verliert.

      Kann man sagen, dass Anfang der 20er die Probleme einer Deflation überschätzt und die Gefahren einer Inflation unterschätzt wurden?

      Martin Geyer: Nach dem Krieg standen alle Länder vor vergleichbaren Problemen, da, von den USA abgesehen, der Goldstandard aufgegeben worden war. Sie wollten zurück zum Goldstandard und damit zu stabilen Währungsverhältnissen. Um die Währungen zu stabilisieren, mussten sie den Umlauf des Geldes vermindern, die Staatsausgaben beschränken, die Steuern erhöhen und die Zinsen stark erhöhen. Länder wie England und die USA machten seit 1921 die Erfahrung, dass man damit eine Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Protesten verursachte. Das beobachtete man in Deutschland sehr genau. Einige sahen diesen Weg auch als gangbar und notwendig, andere aber gingen davon aus, dass dieser Weg zu sozialen und politischen Unruhen führen würde. Und wieder andere argumentierten, dass die Inflation das geringere Übel war.

      Aber die Hyperinflation wurde zu dem Zeitpunkt noch von niemandem erwartet?

      Martin Geyer: Nein. Das konnte sich niemand vorstellen, jedenfalls nicht unmittelbar nach dem Krieg. Österreich und Ungarn gingen Deutschland ja mit der Hyperinflation noch voraus, und man sah 1922 selbstverständlich, was da passieren konnte. Aber dass der Dollarkurs auf 4,2 Billionen Papiermark steigen würde, ist natürlich unvorstellbar.

      Wie konnte denn aus diesem Moment der kontrollierten Inflation, die von Teilen gewünscht wurde, eine unkontrollierte Hyperinflation werden?

      Martin Geyer: Das hat verschiedene Ursachen. Dazu zählen neben der Geldpolitik der Reichbank nicht zuletzt auch außenpolitische Gründe, darunter die Reparationsfrage. Reparationsforderungen der Alliierten ließen den Markkurs schon vor 1923 immer wieder einbrechen. Ganz wichtig ist die Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen zu Beginn des Jahres 1923. Diese führte dazu, dass das Reich den sogenannten passiven Widerstand in den besetzten Gebieten mit Papiermark finanzierte. Das kostete Unsummen.

      Das war die Zeit, als die Druckerpressen der Reichbank auf Hochtouren liefen?

      Martin Geyer: In der Tat, es wurde Geld gedruckt und der Markkurs fiel dramatisch. Als die Arbeiter der Reichsdruckerei im August 1923 streikten, war das fatal, weil das Geld knapp wurde. Jeder kennt in Deutschland die Bilder von Personen, die mit Rucksäcken oder Schubkarren voll Geld abgebildet wurden. Das ist zwar ein Phänomen einer relativ kurzen Zeitperiode im Spätsommer und Herbst 1923, das sich aber sehr tief im deutschen Gedächtnis eingeprägt hat. Zumindest bis in die 1970er- oder 1980er-Jahre war diese Erinnerung an die Inflation auch noch sehr präsent. Inzwischen ist diese Erinnerung nur mehr schwach, zum einen, weil das inzwischen lange zurückliegt, zum anderen, weil die Bilder nicht mehr so sehr wie früher thematisiert und aufgerufen werden.

      Gibt es Personengruppen, die gut auf die Hyperinflation vorbereitet waren?

      Martin Geyer: Es gab während der gesamten Inflationszeit Personen, die extrem gut mit dieser Situation umgehen konnten. Das waren einzelne Personen. Es handelt sich um Personen, die die Zusammenhänge von Geld und Währung gut durchblickten, einfach weil sie das System durchschauten und richtig handelten und durch Spekulation ihr Vermögen vermehrten. Gerade in dieser Zeit empfahl es sich nicht, eine Bank auszurauben, sondern eine Bank zu gründen, um an billiges Geld der Reichsbank zu kommen.

      Es gab also praktisch keine Möglichkeit, sich durch Nicht-Spekulation aus den Folgen der Hyperinflation herauszuhalten?

      Martin Geyer: Das ist das Dilemma der deutschen Gesellschaft von 1923. Spätestens seit diesem Sommer musste jeder schauen, wie er sich selbst irgendwie half. Die ältere Generation konnte ja noch sehr viele Geschichten erzählen, wie man in die Sachwerte floh, indem man Bilder kaufte oder zu erhöhten Preisen Gegenstände des täglichen Bedarfs anschaffte - das konnten Kleider, Einrichtungsgegenstände oder Bilder und Briefmarken sein. 1923 entstand bereits eine sehr spekulationsorientierte Gesellschaft, in der Börsenkurse zum Alltagsgespräch wurden.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30126/1.html
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 20:16:45
      Beitrag Nr. 3.423 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.962.101 von Maraho am 14.04.09 05:16:40In Bezug.
      Jetzt hat sich auch die "FTD" dieses Thema`s angenommen ...

      "666"
      Die Plage mit der Teufelsnummer
      von Sebastian Bräuer

      In einem Internetblog wütet ein Investmentberater über die angebliche Allmacht der US-Bank Goldman Sachs. Die findet das Treiben wiederum gar nicht witzig.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:666-Die-P…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 20:39:44
      Beitrag Nr. 3.424 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.951.891 von Maraho am 09.04.09 19:10:56In Bezug.

      Arbeitslosigkeit visualisiert - US-Edition

      Die US-Arbeitslosigkeit über einen Kamm zu scheren, wird der Realität nicht gerecht. Sie ist so unregelmässig verteilt wie in Europa. Dazu gibt es jetzt eine geniale Karte, welche den Verlauf geographisch und im Zeitraffer darstellt.

      Hier geht`s weiter: http://www.slate.com/id/2216238/?from=rss

      Gefunden auf: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/arbeitslosig…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 20:58:06
      Beitrag Nr. 3.425 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.933 von Maraho am 26.03.09 21:03:54In Bezug.

      Immobilienkrise
      GGP – die größte Häuser-Pleite der US-Geschichte

      Die Finanzkrise führt in den USA zu der größten Immobilien-Pleite in der Geschichte des Landes. Der zweitgrößte US-Shoppingmall-Betreiber General Growth Properties (GGP) meldete Insolvenz an. Das hat auch für die deutsche Commerzbank-Tochter Eurohypo Konsequenzen.


      Nach monatelangen Verhandlungen mit den Gläubigern und dem vergeblichen Versuch, sich anderweitig zu refinanzieren, habe der Konzern Gläubigerschutz nach US-Recht (Kapitel 11) beantragt, teilte GGP am Donnerstag in Chicago mit. Auch für den Immobilienfinanzierer Eurohypo, Tochter der Commerzbank, könnte dies zu weiteren Belastungen führen.

      Europhypo wird in dem eingereichten Antrag als einer der größten Gläubiger genannt, stellte aber am Donnerstag klar, dass der Finanzierer nicht mit der in dem Dokument genannten Kreditsumme von rund 2,6 Milliarden Dollar (2 Mrd Euro) engagiert sei. Das Institut sei nur stellvertretend für eine Gruppe von insgesamt 175 Gläubigern aufgeführt worden. Der eigene Anteil liege bei rund 10 Prozent. Zum Teil sei auch schon Vorsorge getroffen worden. In welcher Höhe, wollte eine Sprecherin nicht sagen.

      Bereits vor der offiziellen Stellungnahme der Eurohypo hatte es in Finanzkreisen geheißen, die genannte Summe sei zu hoch und beziehe sich auf das Gesamtvolumen von syndizierten Krediten. Entsprechend gelassen blieben die Anleger: Die Aktie der Commerzbank reagierte auf die Nachricht am Donnerstag kaum – das Papier schloss dank der allgemein positiven Stimmung in der Branche nach guten Zahlen der US- Bank JPMorgan sogar 4,33 Prozent im Plus bei 5,06 Euro.

      GGP hatte Ende 2008 eine Bilanzsumme von rund 29 Milliarden Dollar, die ausstehenden Schulden beliefen sich auf rund 27 Milliarden Dollar. Der Konzern betreibt in den USA mehr als 200 Shopping-Center in 44 Bundesstaaten.

      Das Tagesgeschäft in den Malls laufe weiter wie gewohnt, hieß es in der Mitteilung der Firma. „Unser Kerngeschäft ist gesund“, sagte GGP-Chef Adam Metz. Das Management habe in den vergangenen Monaten „unermüdlich daran gearbeitet“, die Schulden zu bedienen – allerdings habe der Zusammenbruch der Kreditmärkte dem Konzern die Refinanzierung am Markt unmöglich gemacht.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3569100/GGP-die-gr…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 21:17:28
      !
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      Avatar
      schrieb am 16.04.09 21:32:09
      Beitrag Nr. 3.427 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.378 von Maraho am 28.03.09 06:12:38Zum Schluß für heute (meinerseits) noch etwas hierzu ...
      Die Diskussion setzt sich fort!

      US-Dollar auf dem Prüfstand
      UN diskutieren neue Leitwährung

      Sich bei internationalen Transaktionen auf die Währung eines einzelnen Landes zu verlassen, ist riskant. Aber gibt es eine Alternative zum Dollar? Ja, meinen die Chinesen.

      VON EVA VÖLPEL

      BERLIN taz Beim G-20-Wirtschaftsgipfel Anfang April waren China und Russland noch mit ihrer Forderung abgeblitzt, die Diskussion über eine neue globale Leitwährung auf die Tagesordnung zu setzen. Doch die Idee, den US-Dollar in dieser Rolle abzulösen, ist nicht vom Tisch. Mit dem Thema will sich nun der Wirtschaftsgipfel der Vereinten Nationen (UN) beschäftigen, zu dem sich die Vertreter von 192 Nationen vom 1. bis 3. Juni in New York versammeln. Der Wunsch soll von etlichen Teilnehmern kommen: Viele Länder hätten ihr Vertrauen in die US-Währung verloren, sagt Miguel D'Escoto Brockmann, Präsident der UN-Generalversammlung.

      Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochuan hatte Ende März für Aufsehen gesorgt, als er eine neue Leitwährung unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) forderte. Begründung: Die Krise habe gezeigt, wie gefährlich es sei, sich bei internationalen Finanzgeschäften auf die Währung eines einzigen Landes zu verlassen.

      Seit dem Zweiten Weltkrieg wird der überwiegende Teil des Welthandels sowie der Kreditgeschäfte in US-Dollar abgewickelt. Auch der größte Teil der weltweiten Währungsreserven - der IWF geht von zwei Drittel der Fremdwährungsbestände aus - sind in dieser Währung angelegt. Diese Sonderstellung erlaubt es den USA, sich nahezu unbegrenzt zu verschulden - einer der Gründe für globale Ungleichgewichte und die derzeitige Finanzkrise.

      Weil die US-Regierung nun versucht, den wirtschaftlichen Abschwung durch eine Ausweitung der Ausgabenprogramme und der Geldmenge in den Griff zu bekommen, befürchten Finanzexperten, der US-Dollar könne deutlich an Stabilität verlieren. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft.

      China und Russland schlagen eine supranationale Reservewährung vor. Diese Funktion könnten die Sonderziehungsrechte (SZR) des IWF übernehmen. Die SZR sind eine künstliche Währungseinheit, die der IWF 1969 einführte. Sie setzen sich derzeit aus einem Währungskorb aus US-Dollar, Euro, Pfund Sterling und Yen zusammen und sind Teil der Währungsreserven der Länder. Der IWF teilt SZR immer dann aus, wenn weltweit mehr Liquidität gebraucht wird: Die Mitgliedsländer sind verpflichtet, sie untereinander als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

      Nach chinesischen und russischen Vorstellungen sollen die SZR künftig allgemein als Zahlungsmittel im Welthandel und bei Finanzgeschäften eingesetzt werden. Dazu müsste das System der SZR möglicherweise erweitert werden. So könnte man Vermögenswerte wie Wertpapiere einführen, die auf SZR lauten.

      China scheint dabei auch eine Einbindung des chinesischen Yuan in den Währungskorb anzustreben.

      Der chinesische Vorstoß, mit dem Peking die Waren- und Finanzmärkte stabiler gestalten will, wird nicht nur von Brasilien, Indien, Südkorea und Südafrika unterstützt. Auch Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der die UN-Expertenkommission zur Reform der Wirtschafts- und Finanzordnung leitet, plädiert für ein neues globales Währungsreservensystem. Ein Bericht der UN-Kommission kommt zu dem Schluss, ein SZR-basiertes System sei leicht umzusetzen und könne zu "weltweiter Stabilität, wirtschaftlicher Stärke und globaler Gleichheit" beitragen.

      Chinas harsche Kritik an der unangefochtenen Stellung des US-Dollars als Leitwährung hat mit der wirtschaftlich symbiotischen Beziehung zwischen dem Land und den USA zu tun, die mit der weltweiten Wirtschaftskrise ins Wanken geraten ist. So hält China mit über 730 Milliarden US-Dollar den weltweit höchsten Bestand an US-Staatsanleihen und mit fast 2 Billionen US-Dollar die höchsten Währungsreserven. Die sind durch die US-amerikanischen Konjunkturprogramme und ein Anwerfen der US-Notenpresse vom Wertverfall bedroht.

      US-Präsident Barack Obama reagierte ablehnend auf die Initiative. "Ich glaube, dass es keinen Bedarf für eine neue Leitwährung gibt, der Dollar ist außerordentlich stark", so Obama im US-Fernsehen. Dagegen sagte US-Finanzminister Timothy Geithner – für viele Finanzexperten überraschend –, er stehe dem Vorschlag "offen" gegenüber. Geithner betonte jedoch auch, der US-Dollar werde auch "noch länger" Leitwährung bleiben.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/un-di…
      33 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 21:38:08
      Beitrag Nr. 3.428 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.983.705 von Maraho am 16.04.09 20:58:06Das sollte auch noch sein:

      US: Haus-Zwangsvollstreckungsanträge mit neuen Rekordanstiegen
      von Christoph Huber

      Irvine (BoerseGo.de) - Gemäß dem Informationsdienstleister RealtyTrac sind in den USA im ersten Quartal 2009 die Anträge auf Haus-Hypotheken-Zwangsvollstreckungen auf Jahressicht um 24 Prozent auf ein Rekordniveau von 803.389 gestiegen. Gegenüber dem vierten Quartal stellte sich ein Zuwachs von 9 Prozent ein. Der Monat März ging mit einem Rekord von 341.180 Zwangsvollstreckungsanträgen einher. Landesweit befand sich im ersten Quartal jeder 159. Haushalt im Stadium eines Zwangsvollstreckungsprozesses.

      Die höchste Rate an Zwangsvollstreckungen wies wieder einmal Nevada aus. In jenem Bundesstaat sah sich im ersten Quartal jeder 27. Haushalt von Exekution bedroht. Die zweithöchste Antragsrate wies Arizona auf. Hier hat jeder 54. Haushalt eine Exekutionserklärung erhalten. Dahinter reiht sich Kalifornien. In diesem Bundesstaat ist jeder 58. Haushalt von Exekution bedroht. Unter den weiteren Bundesstaaten mit den landesweit höchsten Antragsraten finden sich Illinois, Michigan, Georgia, Idaho, Utah und Oregon.

      Die höchste Zahl an Zwangsvollstreckungsanträgen ist in Kalifornien mit einem Rekordvolumen von 230.915 zu registrieren. Dies entspricht auf Jahressicht einer Steigerung um 36 Prozent. Dahinter reihten sich Florida und Arizona mit 119.220 und 49.119 Zwangsvollstreckungsanträgen. In Florida und Arizone schossen die Anträge um 36 Prozent bzw. 79 Prozent nach oben. Die Plätze vier und fünf nahmen Nevada und Illinois mit 41.296 und 38.966 bzw. Zuwachsraten von 111 Prozent sowie 68 Prozent ein. Danach folgten Michigan, Ohio, Georgia, Texas und Virginia.

      Gemäß RealtyTrac-CEO James J. Saccacio hat sich die Lage im Zuge der wachsenden Arbeitslosigkeit erneut verschlechtert. Ein Anstieg der Hausverkäufe würde nicht ausreichen, um die wachsende Zahl an Zwangsvollstreckungen zu kompensieren.

      Quelle: http://de.biz.yahoo.com/16042009/389/us-haus-zwangsvoll…
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 21:43:56
      Beitrag Nr. 3.429 ()
      So, für heute ist es genug.
      Ich bedanke mich mal wieder bei euch und wünsche nun allerseits eine gute Nacht!

      Und bitte: Keine Albträume! ;)

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 22:10:30
      Beitrag Nr. 3.430 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.983.021 von Nannsen am 16.04.09 19:46:40 dann muss es wirklich schlimm um deutschland bestellt sein.
      Es ist schlimm bestellt um unser Land. Bildungsproletariat, welches der Realitätsfremde verfallen ist, dominiert ...
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 22:29:18
      Beitrag Nr. 3.431 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.984.022 von Maraho am 16.04.09 21:32:09Dies habe ich gerade noch gefunden. Bei den Russen.
      Ich finde es interessant, deshalb möchte ich es euch nicht vorenthalten ...

      Neuer Vorschlag für Weltwährung: Digitales Gold
      13:26 | 15/ 04/ 2009

      NEW YORK, 15. April (RIA Novosti). Virtuelles Gold als bargeldloses monetäres System ist nach Ansicht von Benn Steil, Direktor des Amtes für internationale Wirtschaft des US Council for Foreign Relations, die einzige echte Alternative zum US-Dollar als die neue globale Währung.

      In einem RIA-Novosti-Interview erläuterte der Autor des soeben erschienen Buches "Geld, Märkte und Souveränität" die Idee des "Digital-Goldes".

      "Die Regierungen, die Geld drucken und die Geldemission regulieren dürfen, manipulieren ständig damit", sagte der Experte. "Der Rückgang des Vertrauens zum US-Dollar, von den anderen Währungen ganz zu schweigen, lässt die Entstehung eines Gold-Äquivalents wahrscheinlich erscheinen."

      Das infolge der Krise ins Wanken geratene Vertrauen der einfachen Konsumenten kann zu einer Treibkraft "der Flucht zum Gold" werden, so Steil. Eine Gold-Abwertung erwartet er dabei nicht: Der jährliche Zuwachs der globalen Goldreserven kann höchstens sechs Prozent betragen.

      "Die Krise und die Instabilität im Finanzbereich peitschen das Misstrauen gegenüber den Währungen an. Die Tatsache, dass die Menschen zunehmend in Gold investieren, wirkt durchaus natürlich."

      Die nationalen Goldreserven, einschließlich der internationalen Finanzinstitute, beliefen sich 2005 auf rund 31 000 Tonnen Gold.

      Nach seiner Ansicht wird das "Digital-Gold" den Dollar gegen den Willen der Regierungen und in erster Linie der USA-Administration verdrängen, die eine Erweiterung des Digitalgold-Umsatzes mit rechtlichen Mitteln behindern würden. Die Flucht zum Gold werde aber von den Märkten und Privatinvestoren unterstützt.

      Zugleich betonte der namhafte Experte, dass der US-Dollar vorerst keine Konkurrenten auf dem Devisenmarkt hat. Skeptisch bewertet er auch die Perspektive der Entstehung neuer Reservewährungen bzw. eine Ablösung des Dollars durch den Euro, weil es dem uneinheitlichen Europa kaum gelingen wird, eine abgestimmte Politik der Versorgung der Weltwirtschaft mit seiner Währung auf Kosten des Haushaltsdefizits zu betreiben, wie das die USA tun.

      Die Krise habe auch die Verletzbarkeit des russischen Rubels deutlich gemacht und dessen Ambitionen, eine globale Währung zu werden, spürbar angeschlagen. "Der Rubel erwies sich als eine typische Rohstoffwährung, deren Kurs direkt von den Öl- und den Gaspreisen abhängt", stellte Steil fest.

      Die neueste Flucht der von Panik erfassten Investoren in den Dollar bewertete er als symptomatisch, weil die US-Wirtschaft eine Zahlungsunfähigkeit völlig ausschließt. Der US-Dollar sei nur von politischen Faktoren anfechtbar, nämlich im Fall, wenn China die US-Bonds nicht mehr kauft und diese abzuwerfen beginnt, womit eine globale Tendenz eingeleitet werden könnte.

      Nach seiner Einschätzung kauft China 30 Prozent aller US-Staatspapiere, was angesichts des Null-Gewinns nichts anderes als "Gratis-Kredite für die USA" ist. "China befindet sich in einer überaus komplizierten Lage: Sollte es mit dem Abwurf der US-Bonds beginnen, wird es ein Abrutschen des Dollars provozieren, womit es aber seine eigenen Aktiva entwerten würde", betonte Steil.

      "Der einzig sichere Weg für China, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu schwächen, besteht darin, Goldreserven zu erhöhen. Es wird mich nicht überraschen, wenn China mit einer radikalen Steigerung seiner Goldreserven beginnen wird."

      Die Tendenz zu einer Abschwächung der Abhängigkeit vom US-Dollar wird zwar weltweit zunehmen, die Umstellung auf das "Digitalgold" als die wichtigste Weltwährung bezeichnete er als ein mögliches Szenario, wenn das US-Finanzministerium nicht mehr verantwortungsvoll handeln und das Vertrauen gegenüber dem Dollar nicht wiederherstellen wird.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090415/121125468.html …

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 16.04.09 23:42:43
      Beitrag Nr. 3.432 ()
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 05:29:53
      Beitrag Nr. 3.433 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.981.964 von Maraho am 16.04.09 17:42:31Guten Morgen,
      erst einmal wünsche ich allen einen angenehmen Tag!

      Es ist erstaunlich. Neue Regeln wurden gefordert. Mehr Transparenz.
      Nach dem gegenseitigen Überbieten mit schlechten Prognosen nun auf einmal Optimismus in den Medien. Klar, wer inseriert schon gerne in Blättern, die nur Hiobsbotschaften verbreiten. Es scheint niemand etwas gelernt zu haben.

      Ich denke, der finale "große Fischzug" ist eingeläutet. Es ist noch genug Geld vorhanden! Wenn, dann nehmen wir alles ... ;)


      Wie Banken "positive" Quartalergebnisse herbeirechnen
      Ralf Streck

      Verluste werden in die Zukunft ausgelagert und ein Gewinn über neue Bilanzierungsregeln herbeigerechnet

      Die Börsianer jubilieren wieder und der US-Präsident Barack Obama macht Zeichen aus, dass das Tal der Tränen durchschritten sein könnte. Unter den "Hoffnungsschimmern" dürfte Obama auch die Quartalsergebnisse von US-Banken wie Goldmann Sachs, JP Morgan und Wells Fargo im Blick gehabt haben. Sie haben alle nun schnell "positive" Quartalsergebnisse vermeldet. Goldmann Sachs soll zum Beispiel mitten in der tiefen Rezession 1,66 Milliarden US-Dollar an Gewinn gemacht haben, doppelt so viel als erwartet worden war.

      Doch schaut man sich den angeblichen Gewinn etwas genauer an, dann bleibt im Fall von Goldmann Sachs eigentlich nichts übrig. So wurden Verluste von einer Milliarde Dollar, die in dem Institut im Dezember angefallen sind, schlicht in keinen Quartalsbericht aufgenommen. Der Trick liegt darin, dass die Berichtsperiode umgestellt wurde. Endete das vierte Quartal wie gewöhnlich im November, begann der neue Berichtszeitraum im Januar, womit der Dezemberverlust in einer Berichtslücke verschwunden ist.

      Neben weiteren diversen Sonderfaktoren, wie die supergünstigen Refinanzierungsmöglichkeiten über die US-Notenbank (FED), lassen auch andere Faktoren an der Nachhaltigkeit der angeblich guten Ergebnisse zweifeln. So weisen die Banken nun positive Ergebnisse aus, weil sie die kürzlich gelockerten Bilanzierungsregeln nutzen, um die Ergebnisse in die Gewinnzone zu rechnen. Nach den neuen Regeln müssen faule Wertpapiere nicht mehr zum aktuellen Marktpreis bilanziert und abgeschrieben werden. Die Spielräume werden großzügig genutzt, um hohe Verluste aus den "Unwertpapieren" weit in die Zukunft zu verschieben. Das Prinzip Hoffnung auf bessere Zeiten regiert. Das kommt Obamas psychologischem Feldzug entgegen, weil es die negative Abwärtsspirale aus schlechten Nachrichten, Wertverlusten, Notverkäufen und neuen Abschreibungen scheinbar durchbricht.

      An den realen Gegebenheiten ändert sich aber nichts. Erinnert sich noch jemand daran, dass anfänglich in der Finanzkrise allseits Transparenz gefordert wurde, um wieder Vertrauen in die Finanzmärkte zu schaffen. Die lückenlose Aufdeckung aller Risiken wurde verlangt. Doch wird mit den freizügigen Regelungen zur Bilanzierung nun ganz bewusst zur Nebelkerze gegriffen. Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise wissen wir nicht, welche Unsummen an faulen Wertpapieren und Krediten noch immer in den Bankbilanzen versteckt sind. Zur Krisenbewältigung werden also verstärkt auf die Mittel zurückgegriffen, die erst zu der Krise geführt haben, sprechen einige es sogar offen aus. Sie behaupten, es bestünde keine Alternative und fordern weitere ökonomische Untaten.

      Man darf auf die Berichte in den folgenden Quartalen gespannt sein. Im Fall der Deutschen Bank ging die Nummer mit den gelockerten Bilanzierungsregeln ziemlich schnell nach hinten los. So konnte im dritten Quartal 2008 die deutsche Großbank nach der Lockerung der Regeln noch einen "Gewinn" von gut 400 Millionen Euro vermelden, der nach den alten Bilanzierungsregeln ein Verlust von fast einer Milliarde Euro gewesen wäre. Wie wenig nachhaltig die geschönten Zahlen waren, zeigte sich dann im vierten Quartal, als trotz neuer Bilanzierungsregeln ein Verlust von 4,8 Milliarden ausgewiesen werden musste.

      Ob es sich also bei solch aufgehübschten Zahlen um Lichter am Ende des Tunnels handelt, darf bezweifelt werden. Jedenfalls können, weil Vergleichbarkeit kaum gegeben ist, solche Zahlen nicht benutzt werden, um ein Ende der Bankenkrise herbeizufabulieren. Derlei Lichter könnten sich schnell als die Lampen eines entgegenkommenden Zugs auf Kollisionskurs entpuppen, wie andere Zahlen nahe legen.

      Fakt ist, dass inzwischen in den USA die Ausfallquote bei den Kreditkartenschulden dramatisch in die Höhe schnellt. Nach den geplatzten Hypothekenkrediten platzt nun die nächste Blase (US-Kreditkarten auf Subprime-Kurs?). Im ersten Quartal belief sich die Ausfallrate schon auf fast 8 %. Im vierten Quartal 2008 waren es gut 5,5 % und im Jahresdurchschnitt knapp 4,4 %. Bei den Kreditkarten verlor JP Morgan im ersten Quartal allein 547 Millionen Dollar. Wie gefährlich die Bank mit dem angeblichen so tollen Gewinn im ersten Quartal von 2,14 Milliarden Dollar die Lage in dem Bereich einschätzt, zeigt sich daran, dass sie die Risikovorsorge in der Kreditkartensparte von 4,2 gleich auf 28 Milliarden aufgebläht hat.

      Die rasant steigende Arbeitslosigkeit in den USA, die im März erneut eine neue Rekordmarke erklommen hat, spielt hier eine große Rolle. Sie wächst monatlich um 600.000 bis 700.000 Personen und ist auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. Auch der schwere Rückschlag bei den Einzelhandelsumsätzen weist nicht auf die erhoffte Konjunkturerholung hin. Nach zwei Monaten mit leicht steigenden Umsätzen, brachen die Umsätze der US-Einzelhändler im März um 1,1 % ein. Erwartet worden war allseits ein erneuter geringer Anstieg um 0,3 %.

      Anders als Obama vorzugaukeln versucht, dürfte der Abschwung der US-Wirtschaft tatsächlich sogar weiter an Fahrt aufgenommen haben. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA schon im vierten Quartal bereits um 6,3 % schrumpfte, rechnet zum Beispiel Richard Fisher, Präsident der Distriktnotenbank Dallas, im ersten Quartal 2009 mit einem "schwindelerregenden Rückgang" der Wirtschaftsleistung. Dass auch die USA nun in die gefährliche Stag-Deflation abrutschen, ist ebenfalls kein gutes Zeichen. Wie in Japan und Spanien ist die Jahresteuerung zurückgekehrt, in den USA sank der Verbraucherpreisindex im März auf Jahressicht um 0,4 %.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30128/1.html
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 05:48:30
      Beitrag Nr. 3.434 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.293 von Maraho am 17.04.09 05:29:53Weiterführend.

      Eintrag-Details: Die Luft wird dünner.. oder dicker?


      16.04.09 18:14:49
      Die Luft wird dünner.. oder dicker?

      Wenn es am Schönsten ist... soll man gehen. Doch wohin nur? Der DAX hat sich seit seinem Tief von 3.600 Punkten gut 1.000 Punkte zugelegt. Dabei ist die Stimmung in dieser Woche noch schlechter geworden, trotz des schönen Wetters. Das ergab eine Umfrage von cognitrend. Ach! Bitte nicht! Ist doch alles so schön bunt gerade! Nun könnte aber Folgendes passieren...


      Dem Anstieg traut sowieso keiner. Sie doch auch nicht. Oder? Jeder Bär ist short im Markt und täglich flammt sein Fell lichterloh, weil er auf der falschen Seite liegt. Und dann kommt nach Goldman Sachs, Wells Fargo nun auch noch J.P. Morgan mit superdoopertollen Zahlen. Börsianerherz was willst Du mehr? Noch mehr! Und wenn man dem ganzen Anstieg schon nicht traut, wer ist dann überhaupt im Markt drin oder wer kauft jetzt (noch)? Aktien? Oh, die letzten Wochen waren teuer für die Bären. Viele haben sich verzockt. Und morgen brennt das Bärenfell. Dann berichtet die Citigroup. Happy Banking und Aufregung pur.

      Aufregung herrscht gerade in Mitteldeutschland. Dort steht der MDR in der Kritik. Er soll einen Teil seiner Rücklagen aus den Teilnehmergebühren, auch als GEZ genannt, auf internationalen Finanzmärkten „verzockt“ haben. Das jedenfalls schreibt die Bild-Zeitung. Ende 2005 hatte die Dreiländeranstalt rund 537 Mio. Euro an Rücklagen in Spezialfonds. Diese Summe macht bei 8,9 Mio. Einwohner im Sendegebiet rund 60 Euro pro mitteldeutsche Nase aus - oder fast die GEZ-Gebühren des Jahres 2007 für den MDR.

      siehe Link ganz unten
      (Quelle: Geschäftsbericht 2007)

      Der Sender weist den Bericht zurück. Es seinen keine Gebührengelder verzockt worden. Man war sogar erfolgreich an den Finanzmärkten unterwegs zwischen 2001 und 2005 .

      Wie z. B. Lebensversicherer diversifiziert der MDR seine Finanzanlagen. Maximal 35 % der Anlagen entfallen auf Aktien, deren Kurse naturgemäß steigen und fallen. In der Zeit ab 2003 sind diese kontinuierlich gestiegen, wie der Landesrechnungshof berichtet.

      Richtig ist, dass sich angesichts der jüngsten Kursrückgänge an den Aktienmärkten die stillen Reserven wieder relativiert haben. Ausfälle hat es keine gegeben. Die Durchschnittsverzinsung aller Fonds des MDR seit Auflegung beläuft sich immer noch auf 3,7 % pro Jahr. Das heißt im Klartext, dass nicht ein Euro der Rundfunkgebühren verloren gegangen ist.
      (Quelle http://www.mdr.de/presse/unternehmen/6288963.html)

      Wieviel aber aus den 537 Mio. Euro im Jahr 2005 jetzt in der Finanzkrise geworden sind, lässt der MDR offen. Am 1.1.2009 ist die Rundfunkgebühr auf 17,98 EUR angehoben worden. Ein Fall für Escher?

      Der Internationale Währungsfonds warnte heute vor einer schweren weltweiten Rezession.

      "Die Tatsache, dass der aktuelle Abschwung weltweit synchron auftritt und mit einer tiefen Finanzkrise einhergeht, legt nahe, dass er lange andauert, und die anschließende Erholung schwach ausfällt..."

      ...heißt es da. Nein, lieber IWF. Ich lasse mir die Stimmung durch Dich doch nicht vermiesen. Selbst wenn der IWF Analogien zur Großen Depression in den 30er Jahren nicht ausschließt, dann ziehe ich eben meine nicht vorhandene Gardine zu und vernagele meine Fenster. Dann halte es doch lieber mit Klaus Zimmermann vom DIW. Er sagte nämlich, dass Prognosen die Lage noch verschlimmern würden. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich die Prognosen selbst bewahrheiteten. Also braucht man sich weiter keine Sorgen machen. Schließlich hatten die früheren Prognosen auch keinen Einfluss auf die Wirtschaft und bewahrheitet haben sie sich auch nicht.

      Oh, das hätte ich fast vergessen: Hubertus Pellengahr, der Chef des Einzelhandelsverbandes HDE hatte heute vor 5.000 Pleiten im Einzelhandel gewarnt. „Die Mieten sind das Problem, das vielen Einzelhändlern jetzt das Genick bricht.“ Sie wären zu hoch. Oder die Umsätze zu niedrig? Wer kann das schon unterscheiden. Ich jedenfalls nicht. Dafür gibt es Experten.

      Ich bekomme schon wieder emails, warum denn der Goldpreis heute unter die Räder gekommen ist. Woher soll ich das denn wissen? Deshalb habe einen Edelmetallhändler angerufen und gefragt, was da gerade los sei. Er meinte nur, es wären mehr Verkäufer als Käufer unterwegs. Nicht bei ihm im Geschäft, er meinte die Spekulanten an der COMEX. Man kann die Uhr danach stellen, sagte er. Die Verkäufer kommen immer um 14.20 Uhr vorbei, manchmal auch später. Heute war es 15.35 Uhr. Vielleicht waren sie noch ein Bier trinken? „Wieso jammern die Goldbugs immer, wenn es mit dem gelben Metall runter geht? Sie sollten es einfach als Subvention verstehen...“ Dann legte er auf.

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=631&more=1&c=1&tb=1&pb=1#more6…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 05:48:30
      Beitrag Nr. 3.435 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.293 von Maraho am 17.04.09 05:29:53Weiterführend.

      Eintrag-Details: Die Luft wird dünner.. oder dicker?


      16.04.09 18:14:49
      Die Luft wird dünner.. oder dicker?

      Wenn es am Schönsten ist... soll man gehen. Doch wohin nur? Der DAX hat sich seit seinem Tief von 3.600 Punkten gut 1.000 Punkte zugelegt. Dabei ist die Stimmung in dieser Woche noch schlechter geworden, trotz des schönen Wetters. Das ergab eine Umfrage von cognitrend. Ach! Bitte nicht! Ist doch alles so schön bunt gerade! Nun könnte aber Folgendes passieren...


      Dem Anstieg traut sowieso keiner. Sie doch auch nicht. Oder? Jeder Bär ist short im Markt und täglich flammt sein Fell lichterloh, weil er auf der falschen Seite liegt. Und dann kommt nach Goldman Sachs, Wells Fargo nun auch noch J.P. Morgan mit superdoopertollen Zahlen. Börsianerherz was willst Du mehr? Noch mehr! Und wenn man dem ganzen Anstieg schon nicht traut, wer ist dann überhaupt im Markt drin oder wer kauft jetzt (noch)? Aktien? Oh, die letzten Wochen waren teuer für die Bären. Viele haben sich verzockt. Und morgen brennt das Bärenfell. Dann berichtet die Citigroup. Happy Banking und Aufregung pur.

      Aufregung herrscht gerade in Mitteldeutschland. Dort steht der MDR in der Kritik. Er soll einen Teil seiner Rücklagen aus den Teilnehmergebühren, auch als GEZ genannt, auf internationalen Finanzmärkten „verzockt“ haben. Das jedenfalls schreibt die Bild-Zeitung. Ende 2005 hatte die Dreiländeranstalt rund 537 Mio. Euro an Rücklagen in Spezialfonds. Diese Summe macht bei 8,9 Mio. Einwohner im Sendegebiet rund 60 Euro pro mitteldeutsche Nase aus - oder fast die GEZ-Gebühren des Jahres 2007 für den MDR.

      siehe Link ganz unten
      (Quelle: Geschäftsbericht 2007)

      Der Sender weist den Bericht zurück. Es seinen keine Gebührengelder verzockt worden. Man war sogar erfolgreich an den Finanzmärkten unterwegs zwischen 2001 und 2005 .

      Wie z. B. Lebensversicherer diversifiziert der MDR seine Finanzanlagen. Maximal 35 % der Anlagen entfallen auf Aktien, deren Kurse naturgemäß steigen und fallen. In der Zeit ab 2003 sind diese kontinuierlich gestiegen, wie der Landesrechnungshof berichtet.

      Richtig ist, dass sich angesichts der jüngsten Kursrückgänge an den Aktienmärkten die stillen Reserven wieder relativiert haben. Ausfälle hat es keine gegeben. Die Durchschnittsverzinsung aller Fonds des MDR seit Auflegung beläuft sich immer noch auf 3,7 % pro Jahr. Das heißt im Klartext, dass nicht ein Euro der Rundfunkgebühren verloren gegangen ist.
      (Quelle http://www.mdr.de/presse/unternehmen/6288963.html)

      Wieviel aber aus den 537 Mio. Euro im Jahr 2005 jetzt in der Finanzkrise geworden sind, lässt der MDR offen. Am 1.1.2009 ist die Rundfunkgebühr auf 17,98 EUR angehoben worden. Ein Fall für Escher?

      Der Internationale Währungsfonds warnte heute vor einer schweren weltweiten Rezession.

      "Die Tatsache, dass der aktuelle Abschwung weltweit synchron auftritt und mit einer tiefen Finanzkrise einhergeht, legt nahe, dass er lange andauert, und die anschließende Erholung schwach ausfällt..."

      ...heißt es da. Nein, lieber IWF. Ich lasse mir die Stimmung durch Dich doch nicht vermiesen. Selbst wenn der IWF Analogien zur Großen Depression in den 30er Jahren nicht ausschließt, dann ziehe ich eben meine nicht vorhandene Gardine zu und vernagele meine Fenster. Dann halte es doch lieber mit Klaus Zimmermann vom DIW. Er sagte nämlich, dass Prognosen die Lage noch verschlimmern würden. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich die Prognosen selbst bewahrheiteten. Also braucht man sich weiter keine Sorgen machen. Schließlich hatten die früheren Prognosen auch keinen Einfluss auf die Wirtschaft und bewahrheitet haben sie sich auch nicht.

      Oh, das hätte ich fast vergessen: Hubertus Pellengahr, der Chef des Einzelhandelsverbandes HDE hatte heute vor 5.000 Pleiten im Einzelhandel gewarnt. „Die Mieten sind das Problem, das vielen Einzelhändlern jetzt das Genick bricht.“ Sie wären zu hoch. Oder die Umsätze zu niedrig? Wer kann das schon unterscheiden. Ich jedenfalls nicht. Dafür gibt es Experten.

      Ich bekomme schon wieder emails, warum denn der Goldpreis heute unter die Räder gekommen ist. Woher soll ich das denn wissen? Deshalb habe einen Edelmetallhändler angerufen und gefragt, was da gerade los sei. Er meinte nur, es wären mehr Verkäufer als Käufer unterwegs. Nicht bei ihm im Geschäft, er meinte die Spekulanten an der COMEX. Man kann die Uhr danach stellen, sagte er. Die Verkäufer kommen immer um 14.20 Uhr vorbei, manchmal auch später. Heute war es 15.35 Uhr. Vielleicht waren sie noch ein Bier trinken? „Wieso jammern die Goldbugs immer, wenn es mit dem gelben Metall runter geht? Sie sollten es einfach als Subvention verstehen...“ Dann legte er auf.

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=631&more=1&c=1&tb=1&pb=1#more6…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 05:53:36
      Beitrag Nr. 3.436 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.295 von Maraho am 17.04.09 05:48:30Ergänzend ...

      Einzelhandel
      HDE: 5 000 Einzelhändler vor dem Aus

      Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sieht eine Pleitewelle auf den deutschen Einzelhandel zurollen. 5000 mittelständische Betriebe sollen in diesem Jahr vor der Geschäftsaufgabe stehen. Ein maßgeblicher Grund: hohe Mieten.


      HB ESSEN. Angesichts der Insolvenzverfahren bei Woolworth und Hertie fordert der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) niedrigere Mieten und warnt vor weiteren Pleiten. "Die Mieten sind das Problem, das vielen Einzelhändlern jetzt das Genick bricht", sagte HDE-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung".

      Nicht nur große Kaufhausketten steckten derzeit in der Krise. "5 000 mittelständische Einzelhändler werden in diesem Jahr die Waffen strecken. Über die redet niemand." Deshalb müssten Immobilienbesitzer die Mieten senken und die Politik die 2008 eingeführte Besteuerung von Mieten wieder abschaffen.

      Branchenexperte Jörg Lehnerdt vom Beratungsunternehmen BBE Retail Experts plädiert derweil dafür, verstärkt auf flexible Mieten zu setzen. "Es wäre gut, wenn die Immobilienbesitzer - wie in vielen Einkaufszentren - umsatzabhängige Mieten verlangten." Sowohl bei Hertie wie auch bei SinnLeffers machten die Insolvenzverwalter zuletzt hohe Mieten für die jeweilige Schieflage verantwortlich.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleis…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:00:05
      Beitrag Nr. 3.437 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.296 von Maraho am 17.04.09 05:48:30Das Doppel war nicht beabsichtigt! Entschuldigung! ;)
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:07:38
      Beitrag Nr. 3.438 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.492 von Maraho am 02.03.09 13:19:59In Bezug.
      Auch eine Meldung, die die amerikanische Börse gestern beflügelte ...

      Zurich Financial Services
      ZFS übernimmt AIG-Autoversicherungsgeschäft

      Zurich Financial Services (ZFS) kauft über seine Tochtergesellschaft Farmers Group die US-Autoversicherungssparte des US-Konzerns AIG. Gleichzeitig machte der Schweizer Versicherungskonzern Angaben zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal.


      HB NEW YORK. Der angeschlagene Versicherer AIG verkauft seine Sparte für US-Autoversicherungen an den Schweizer Rivalen Zurich Financial Services für 1,9 Mrd. Dollar. Die Veräußerung der Sparte 21st Century Insurance an Zurichs Tochterfirma Farmers Group ist der bisher umfangreichste Versuch von AIG, an dringend benötigtes Kapital zu kommen, seitdem der US-Konzern im September von der Regierung vor dem Kollaps bewahrt werden musste.

      Wie die beiden Unternehmen am Donnerstag mitteilten, legt Zurichs Farmers Group für den Kauf 1,5 Mrd. Dollar in bar auf Tisch sowie 400 Mio. Dollar in nachrangigen Schuldpapieren. Das regulierte Versicherungsgeschäft solle umgehend für etwa 1,4 Mrd. Dollar an Farmers Group verkauft werden, erklärte Zurich mit. Auch die ausstehenden Schulden der Autoversicherung von 100 Mio. Dollar sollen übernommen werden. Der Verkauf umfasst nicht das Geschäft von AIGs Client Group, das Versicherungen für vermögende Privatpersonen anbietet.

      Zurich will die Übernahme mit der Ausgabe von Stammaktien finanzieren, die nach Schätzungen des Unternehmens 1,1 Mrd. Dollar einbringen sollen. Der viertgrößte Versicherungskonzern Europas hat durch die Farmers Group seine Präsenz in den USA in den vergangenen Jahren ausgebaut.

      AIGs 21st Century ist in 49 US-Bundesstaaten aktiv und verbuchte 2008 Prämien in Höhe von 3,6 Mrd. Dollar. Der einst weltgrößte Versicherer ist mit rund 180 Mrd. Dollar von der US-Regierung vor der Pleite gerettet worden. Derzeit hält der Staat rund 80 Prozent an dem Konzern.

      An der New Yorker Börse kam die Nachricht von dem Verkauf gut an. Die AIG-Aktie legte um rund sechs Prozent zu. Die Anteilsscheine von Zurich gingen an der Schweizer Börse mit einem Plus von 3,4 Prozent aus dem Handel, nachdem mit der Sache vertraute Personen von dem bevorstehenden Kauf berichtet hatten.

      Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Übernahme machte ZFS noch vorläufige Angaben zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal gemacht. Man gehe davon aus, dass die Gruppen-Ergebnisse für das erste Quartal 2009 „im Wesentlichen im Rahmen der vergangenen Quartale“ liegen werden, hieß es in der Mitteilung vom Donnerstagabend.

      So dürften einer „soliden operativen Leistung“ realisierte und nicht realisierte Anlageverluste als Folge der Verwerfungen an den Finanzmärkten gegenüberstehen, teilten die Schweizer mit. Weiter rechne man damit, dass die aufsichtsrechtliche Solvabilitäts-Kennziffer weiterhin auf „robustem Niveau“ verbleiben dürfte. Sie lag per Ende 2008 auf bereinigter Basis bei 160 Prozent.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:10:58
      Beitrag Nr. 3.439 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.307 von Maraho am 17.04.09 06:07:38Hierzu ein Kommentar ...

      AIG verkauft Autoversicherungstochter an Zurich ...

      ... und bekommt auch für diese Tochter kaum Geld. In diesem Fall sind es 1,9 Milliarden Dollar und die Autoversicherung ist eher eine größere Tochter der AIG.

      Wie bei solchen Erlösen die 150 Mrd. Dollar Staatsknete wieder reinkommen sollen, ist weiterhin unklar ...

      Da wird wohl für den US-Steuerzahler am Ende der AIG Abwicklung (auf das die ganzen Verkäufe wohl hinauslaufen) nichts außer einem großen schwarzen Loch übrig bleiben ...

      Quelle: http://egghat.blogspot.com/2009/04/aig-verkauft-autoversi…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:18:25
      Beitrag Nr. 3.440 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.463 von Maraho am 26.03.09 05:35:36Zwei Meldungen aus Frankreich ...

      19.15 Uhr: Französische Arbeiter haben erneut ihre Chefs als Geiseln genommen. Die fünf Manager der Logistikfirma FM Logistics würden erst dann freigelassen, wenn Fortschritte in den Verhandlungen um den Abbau von Arbeitsplätzen erzielt würden, sagte ein Gewerkschaftssprecher. In der Stadt Woippy im Nordosten Frankreichs hatten rund 125 Angestellte ein Treffen der Geschäftsleitung von FM Logistics gestürmt. Ein Protestler: "Wir befinden uns seit April 2008 in einer Restrukturierung und wir verhandeln darüber seit einem Jahr, sofern man das Verhandlungen nennen kann, und wir haben es nicht geschafft, uns Gehör zu verschaffen." FM Logistics will bis Mai 2010 in Woippy 475 Arbeitsplätze abbauen. In Meinungsumfragen bezeichneten mehr als die Hälfte der Franzosen das Festhalten von Managern als gerechtfertigt.

      20.19 Uhr: Die französische Staatsbank CDC ist erstmals seit ihrer Gründung im Jahre 1816 in die roten Zahlen gerutscht. Die Caisse des Dépôts et Consignations verlor im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 1,47 Milliarden Euro. Hintergrund der Verluste sei vor allem der Absturz an den Börsen, sagte CDC-Chef Augustin de Romanet. Die Bank verwaltet maßgeblich das Spar- und Rentenaufkommen der Franzosen. Der Staat nutzt die CDC zudem für seine Industriepolitik. Im vergangenen Jahr sei die Wirtschaft mit mehr als 40 Milliarden Euro unterstützt worden, sagte de Romanet am Donnerstag. Er versicherte, dass die CDC nicht Opfer von riskanten Finanzprodukten geworden sei.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,619…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:25:58
      Beitrag Nr. 3.441 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.293 von Maraho am 17.04.09 05:29:53Die Börsianer jubilieren wieder und der US-Präsident Barack Obama macht Zeichen aus, dass das Tal der Tränen durchschritten sein könnte.

      Allein dieses Wort könnte sagt mir schon das es sich um eine Lüge handelt.Warum immer im Konjunktiv? Entweder ich bin überzeugt vom Aufschwung oder nicht.Wenn ich an der Weltspitze sitzen würde, könnte ich es zu 100% sagen ob es was wird mit dem Aufschwung oder nicht.Wenn Obama nicht die Lage kennt wer denn dann? Warum immer mit könnte?
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 06:29:58
      Beitrag Nr. 3.442 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.319 von AHEO am 17.04.09 06:25:58Guten Morgen AHEO,
      könnte wird überlesen! Aber so hält man sich die Türen auf ...
      Eigentlich überflüssig, solche Aussagen seitens der Herren.

      Dir einen schönen Tag!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 07:02:58
      Beitrag Nr. 3.443 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.458 von Maraho am 16.04.09 05:49:15In Bezug.
      Das schreibt "Bild" ...

      Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung
      Was bedeutet die Krise für unsere Sozialsysteme?
      Von HANNO KAUTZ und ANDREAS THEWALT

      Die schwere Wirtschaftskrise wird zu einer immer größeren Belastung für unser Sozialsystem!

      Experten warnen: Der Anstieg der Arbeitslosigkeit führt zu Einbußen in Milliardenhöhe – in allen Sozialkassen! Denn: Für Arbeitslose bekommen die Sozialkassen nur einen Teil der üblichen Beiträge.

      BILD macht den Krisen-Check: Was bedeutet der Konjunktur-Absturz für unser Sozialsystem?

      Als Faustformel gilt: Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 100 000 kostet die gesetzlichen Kassen zusätzlich 70 Millionen Euro pro Jahr (für ALG I). Insgesamt droht der Krankenversicherung 2009 daher ein Finanzloch von mindestens 2 Milliarden Euro! Der Staat will das Defizit zunächst mit einem Darlehen an die Kassen stopfen.

      FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr zu BILD: „Die Zeche zahlen die Versicherten. Jetzt rächt sich, dass die Koalition die letzten drei Jahre des Aufschwungs nicht für Strukturreformen genutzt hat, um die Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfest zu machen.“

      • Pflegeversicherung

      Die Pflegeversicherung verfügt über eine Milliarden-Rücklage - noch! Denn das Polster schmilzt rasant: Immer mehr Menschen werden pflegebedürftig. Brechen in der Krise jetzt auch die Beitragseinnahmen ein, hat die Kasse bald kein Geld mehr. Folge: Der Staat müsste die Beiträge erhöhen.

      • Rentenversicherung

      Hier schlägt die Krise 2009 noch nicht durch. Grund: Für Empfänger von Arbeitslosengeld I zahlt die Bundesagentur für Arbeit (BA) 80 % der Rentenbeiträge an die Rentenkasse, für Kurzarbeiter sogar etwas mehr. Aber: Dauert die Krise länger, könnte es kritisch werden, weil der Staat für Hartz-IV-Empfänger viel weniger Rentenbeiträge zahlt. Allerdings: Noch gibt es in der Rentenkasse Reserven von fast 15 Milliarden Euro.

      • Arbeitslosenversicherung

      Der rasante Anstieg von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit frisst in diesem Jahr einen Großteil des BA-Finanzpolsters auf: Die Rücklagen dürften von 17 auf gut 5 Milliarden schmelzen. Spätestens ab Mitte 2010 ist das Polster komplett aufgezehrt. Dann muss der Bund mit einem Darlehen – heißt: mit Steuergeld – einspringen.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/04/16/soz…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 07:11:33
      Beitrag Nr. 3.444 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.314 von Maraho am 17.04.09 06:18:25Noch etwas zu Frankreich ...

      Schlafsack im Büro
      Französische Revolution

      VON STEFAN BRÄNDLE

      Paris. Ein Jahr lang verhandelten sie vergeblich - gestern schritten sie zur Tat. Die Beschäftigten der Computerdrucker-Firma FM Logistic nahmen in einer "spontanen" Aktion fünf Direktoren als Geiseln. Beteiligt waren laut Augenzeugen neunzig Prozent der Mitarbeiter. Sie kämpfen gegen den Abbau von 475 Stellen.

      Grund für den sozialen Kahlschlag im Unternehmen ist die Verlegung der Produktion von Hewlett-Packard - dem Hauptauftraggeber - von Frankreich nach Malaysia. Die Direktion zeigte sich gegenüber den Abgangs-Forderungen des Personals monatelang verschlossen - und sah sich nun selbst hinter Schloss und Riegel.

      Solche "Boss-Nappings" kommen in Frankreich im Zuge der Wirtschaftskrise immer häufiger vor. So häufig, dass viele Bosse bereits Schlafsack und Zahnbürste in ihrem Büro einlagern. Meist müssen sie ihre Handys abgeben, wenn sie einmal ihre Gattinnen informiert und Pizza bestellt haben.

      Am nächsten Morgen verlassen sie die Fabrik mit verrutschter Krawatte, um dann von der Polizei zwischen den Spalier stehenden Arbeitern ins nächste Rathaus geleitet zu werden. Dort beginnen unter behördlicher Aufsicht die Verhandlungen mit den Gewerkschaften.

      So geschehen unter anderem bei Firmen wie Caterpillar, Sony, 3M, Scapa oder dem Automobilzulieferers Faurécia. Bei dieser Peugeot-Tochter rechtfertigte ein Ingenieur seine Teilnahme an der Patron-Einschließung: "Glauben Sie, dass ich mich mit einer Abfindung von 5000 Euro zufriedengebe? Das ist nicht einmal soviel, wie diese Manager in einem Monat verdienen!"

      Die konservative Regierung übt dagegen Kritik: "Das ist nicht gesund für die Demokratie", sagte der Staatssekretär für Kleinunternehmen, Hervé Novelli. Auch Staatschef Nicolas Sarkozy prangert die "Gesetzwidrigkeit" der Aktionen an, lässt aber keine Polizei einsetzen.

      Denn die Geiselnahmen stoßen in Meinungsumfragen auf breite Unterstützung in der Bevölkerung. Die Sozialistische Partei verurteilt zwar die Gewaltanwendung, verweist aber auf die "soziale Gewalt" bei Entlassungen und "das Gefühl der Ungerechtigkeit" angesichts von Millionenabfindungen für Spitzenmanager.

      Die Geiselnahmen sind der spektakulärste Ausdruck der gespannten sozialen Stimmung in Frankreich. Im Norden des Landes und in Paris unterbrachen Angestellte der Electricité de France (EDF) stundenlang den Strom von Tausenden von Haushalten.

      In Pariser Buchhandlungen hat derzeit eine Publikation namens "Der Aufstand, der kommt" in wenigen Tagen über 15 000 Käufer gefunden; darin ruft ein "unsichtbares Komitee" zur - gewaltlosen - Revolution wie anlässlich der Pariser Kommune 1871 auf.

      Der Erfolg der Patron-Einschließungen ist umstritten. Häufig erreichen die Beschäftigten zwar mit ihrem Druck, dass die Zahl der zu streichenden Stellen gesenkt oder die Entlassungsabfindung erhöht wird. Doch die Geiselnahmen leben von der starken Medienbeachtung, und nach Ansicht von Soziologen könnte sich das neue Phänomen bald totlaufen.

      Gewerkschafter befürchten zudem, dass die ursprünglichen Sozialpläne rasch wieder aus den Schubladen geholt werden, wenn sich die Spannung im Betrieb erst einmal gelegt hat.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuel…

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 07:17:40
      Beitrag Nr. 3.445 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.981.769 von Maraho am 16.04.09 17:23:05hallo maraho,
      auch von mir Kompliment für den thread.
      Gute Ergänzung zum "heile welt newsflow" in den gängigen Medien.
      weiter so!
      mfg
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 08:48:33
      Beitrag Nr. 3.446 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.375 von Cashlover am 17.04.09 07:17:40Guten Morgen Cashlover,

      weiter so!
      Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Oder so ähnlich ... ;)

      Dir einen schönen Tag!
      Bis später.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 09:52:38
      Beitrag Nr. 3.447 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.320 von Maraho am 17.04.09 06:29:5809.04.08: Beige Book; Bernanke sagt, dass Anzeichen für ein Aufschung im 2.Halbjahr zu sehen sind

      15.04.08 Beige Book; Bernanke und Obama sehen das Ende der im 4.Quartal 07 begonnen Rezession in der 2. Jahreshälfte 2009.

      1. Frage: Warum hat man im April 08 die Rezession noch nicht erkannt?
      2. Frage: Welche Aussagen werden wohl im April 2010 getroffen?
      3. Frage: Wer kommt mit zur Tea Party?
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 09:55:54
      Beitrag Nr. 3.448 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.350 von Maraho am 17.04.09 07:02:58FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr zu BILD: „Die Zeche zahlen die Versicherten. Jetzt rächt sich, dass die Koalition die letzten drei Jahre des Aufschwungs nicht für Strukturreformen genutzt hat, um die Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfest zu machen.“

      Wie bitte hätte das funktionieren sollen? Wir können doch eigentlich froh sein, dass wir überhaupt noch ein Sozialsystem haben!!

      Glaubt denn wirklich jemand, die Krankenkassenlobby hätte einen Abbau der Verwaltungskosten zugestimmt? Also ich habe die Geschäftsstelle meiner Krankenversicherung noch nie gebraucht.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 10:11:35
      Beitrag Nr. 3.449 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.986.287 von Tobias79 am 17.04.09 09:52:38Hallo Tobias,
      die FED gibt damit nachträglich zu, dass die offiziellen BIP-Zahlen absolut nicht stimmen, denn für das 2. Quartal 2008 wurde noch ein BIP-Wachstum von 2,8% bekanntgegeben. Nach diesen offiziellen Zahlen hätte also die Rezession erst ab dem 3. Quartal begonnen haben können.

      Die FED erklärt also ganz freimütig: "Wir sind Zahlenfälscher".
      Jeder konnte sich ausrechnen, dass ein Wachstum von 2,8% in einem Quartal, in dem schon der Bausektor massiv einbrach, die Autoindustrie in Agonie lag und der Finanzsektor ins Trudeln kam völlig unrealistisch war.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 10:17:16
      Beitrag Nr. 3.450 ()
      ach ja noch etwas,

      wurde in diesem Thread schon einmal darüber diskuttiert, warum sich die Bundeswertpapierverwaltung im Jahr 2006 von einer dem Finanzministerium angegliederden Behörde zu einer privatwirtschaftlichen Finanzagentur GmbH gewandelt hat? Und wenn man sich die Emissionsbedingungen von Bundesanleihen anschaut, so steht unter dem Paragraph "Zahlungen", dass Zinsen und Rückzahlung von der Finanzagentur GmbH getätigt werden, und nicht vom BUND! So nebenbei wird das Schuldbuch ebenfalls bei der Finanzagentur GmbH geführt.

      Ich habe zwar keinen tiefgründigen Blick in die Nebenabreden und Abmachungen - aber etwas befremdlich finde ich das schon. Schließlich handelt es sich um eine GmbH, und ich bezweifele, dass Anleiheninhaber einen Ausschluss der Haftungsbegrenzung mit dem BUND getroffen haben. (so wie man es auch in der Wirtschaft machen würde...)
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 12:15:36
      Beitrag Nr. 3.451 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.986.505 von Tobias79 am 17.04.09 10:17:16
      ... dass Zinsen und Rückzahlung von der Finanzagentur GmbH getätigt werden, und nicht vom BUND!


      Rückzahlungen werden eh nicht getätigt, es wird nur umgeschuldet.

      Die in der GmbH aufgegangene Behörde hat übrigens früher "Bundesschuldenverwaltung" geheissen. Das war zu Zeiten, als deutsche Finanzminister wegen einer Staatsverschuldung im sogenannten "Peanuts"-Bereich noch zurücktreten mussten.

      Je höher die Schulden, umso beschränkter die Haftung - könnte man sagen .... :rolleyes:

      "Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur Gesellschaft mit beschränkter Haftung"
      Die Gesellschaft wurde am 29.08.1990 im Handelsregister Berlin (HRB 40774 Amtsgericht Charlottenburg) erstmals eingetragen und zog am 19.09.2000 nach Frankfurt a.M. (HRB 51411)
      Stammkapital: immerhin 50.000 DEM :eek:

      Hier der Auszug aus dem Handelsregister - HRB 51411: http://www.daten-web.de/pdf/HR-Auszug%20BRD.pdf

      Ein interessantes Filmchen - noch aus der Zeit, als uns Herr Eichel den Stopp der Neuverschuldung für 2011 (oder ähnlich, jedenfalls schon damals in weiter Zukunft) versprochen hatte.

      Wem gehört Deutschland?
      http://video.google.de/videoplay?docid=8415351670267173334
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:01:53
      Beitrag Nr. 3.452 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.986.505 von Tobias79 am 17.04.09 10:17:16Guten Tag Tobias79,
      sei auch Du hier willkommen!

      Gruß von Maraho

      P.S.: Danke Triakel und Miss B. Hagen! ;)
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:06:38
      Beitrag Nr. 3.453 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.293 von Maraho am 17.04.09 05:29:53Guten Tag zusammen,
      wie überraschend ...

      US-Banken
      Citigroup überrascht mit niedrigem Verlust

      Aller guten Dinge sind drei, aber eben nicht vier. Mit Wells Fargo, Goldman Sachs und JP Morgan haben zuletzt drei große US-Banken überraschend hohe Gewinne vorgelegt. Da kann die Citigroup heute zwar nicht mithalten. Aber der Verlust fiel mit 18 Cent pro Aktie deutlich geringer aus als erwartet.


      HB NEW YORK. Die zu den größten Verlierern der Finanzkrise zählende US-Großbank Citigroup hat mit erneut roten Zahlen ihren sechsten Quartalsverlust in Folge erlitten. Allerdings fiel das Minus deutlich geringer als von Experten erwartet aus. In den ersten drei Monaten des Jahres lag der Verlust unter dem Strich bei 966 Mio. Dollar (733 Mio Euro), wie die Bank am Freitag in New York mitteilte. Ein Jahr zuvor lag das Minus noch bei 5,1 Mrd. Dollar.

      Die Citigroup ist damit die bereits vierte US-Großbank, die bei den aktuellen Quartalszahlen deutlich besser abschneidet als vom Markt erwartet. Anleger sehen dies als Signal für den möglichen Start einer allmählichen Erholung der Branche in der nun schon fast zwei Jahre dauernden Finanzkrise.

      Im vergangenen Jahr hatte die inzwischen teilverstaatlichte Citigroup einen Rekordverlust von fast 28 Mrd. Dollar eingefahren. Die enormen Hilfen und Garantien des Staates bei bisher schon drei Rettungsaktionen summieren sich auf fast 350 Mrd. Dollar. Der einst weltgrößte Finanzkonzern spaltet sich zu seiner Rettung gerade auf und will umfangreiche Bereiche verkaufen.

      Direkt nach der Mitteilung zogen auch die Kurse der deutschen Bankwert an. Die Deutsche Bank baute ihr Plus auf zwischenzeitlich knapp fünf Prozent aus. Schon in den vergangenen Tagen hatten positive Signale von US-Banken die Laune der Anleger verbessert.

      Bereits Anfang März hatte Vikram Pandit, Chef der Citigroup, mit einem Brief an seine Mitarbeiter für weltweites Aufsehen gesorgt. In dem Memo berichtet er, dass die angeschlagene US-Bank im Januar und Februar Gewinn gemacht hat. Das Institut habe trotz Finanzkrise im Januar und Februar schwarze Zahlen geschrieben.

      Im laufenden Quartal liefen die Geschäfte so gut wie seit dem dritten Quartal 2007 nicht mehr. Auch interne „Stress-Tests“ mit sehr pessimistischen Annahmen hätten ergeben, dass die Citigroup über genügend Kapital verfüge. „Die Stärke unseres Geschäfts bislang in diesem Jahr hat mich sehr ermutigt“, schrieb Pandit.

      Der Citigroup-Chef versicherte seinen Mitarbeitern, dass es dem Geldhaus viel bessergehe, als die Kurse am Finanzmarkt zuletzt hätten erahnen lassen. Die Einnahmen im Januar und Februar bezifferte Pandit auf 19 Mrd. Dollar ohne diverse Abschreibungen. Im vierten Quartal 2008 hatte Citigroup noch einen Verlust von mehr als acht Mrd. Dollar verbucht.

      Die Citigroup ist weltweit eine der Banken, die am stärksten von der Finanzkrise betroffen sind. Mehr als eine halbe Billion Dollar an risikobehafteten Papiere sollen nun ausgelagert werden. Die Bank hatte jahrzehntelang einen starken Expansionskurs gefahren und unüberschaubare Risiken angehäuft. Im dritten Quartal 2007 hatte Citigroup noch 2,2 Mrd. Dollar verdient. Seitdem summierten sich die Verluste auf insgesamt 37,5 Mrd. Dollar.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:10:25
      Beitrag Nr. 3.454 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.983.705 von Maraho am 16.04.09 20:58:06Und wieder hängen Landesbanken mit drin ...

      Insolvenz von General Growth
      US-Immobilienpleite trifft deutsche Banken
      von Sebastian Bräuer (New York) und Nina Luttmer (Frankfurt)

      In den USA hat General Growth, einer der größten Betreiber von Einkaufszentren, Gläubigerschutz beantragt. Die größte Immobilienpleite der USA trifft die Immobilientochter der Commerzbank mit einer Milliardenlast. Die Frage ist: Welche Banken sind noch betroffen? Erste Namen, auch von Landesbanken, sind nun bekannt.


      General Growth Properties hat am Donnerstag Gläubigerschutz beantragt. In der bislang größten Immobilienpleite der US-Geschichte hatte der Einkaufszentrenbetreiber vergeblich versucht, Schulden von 27 Mrd. $ zu refinanzieren.

      Unmittelbar von der Pleite betroffen ist die Commerzbank-Tochter Eurohypo. Sie taucht mit einem Volumen von 2,6 Mrd. $ in der Gläubigerliste von General Growth auf. Die Bank erklärte allerdings, die Schulden zu 90 Prozent an 175 andere Gläubiger weitergegeben zu haben. Für den Rest seien bereits Rückstellungen gebildet worden.

      "Die Insolvenz von General Growth trifft die Eurohypo nicht unvorbereitet", sagte die Bank. Zu den weiteren Gläubigern gehört die Deutsche Bank. Ein New Yorker Sprecher wollte die möglichen Verluste auf FTD-Anfrage nicht beziffern. In Finanzkreisen hieß es, die Bank sei mit einem kleinen dreistelligen Millionenbetrag engagiert, der jedoch vollständig besichert sei.

      Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die stark auf dem US-Immobilienmarkt engagiert ist, ist ebenfalls betroffen – allerdings nur mit einem kleinen Betrag. "Wir sind kein maßgeblicher Kreditgeber von General Growth", sagte ein Helaba-Sprecher auf FTD-Anfrage. Das Engagement bezifferte er auf einen niedrigen zweistelligen Millionenwert. Diesen habe die Bank schon zu einem Drittel wertberichtigt. "Wir wurden nicht unvorbereitet getroffen", sagte der Sprecher.

      Die BayernLB ist laut den Angaben eines Sprechers mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag engagiert. "Davon haben wir rund ein Drittel 2008 schon einzelwertberichtigt", sagte der Sprecher.

      General Growth, das seine Geschäfte trotz der Pleite fortsetzt, betreibt 200 Einkaufszentren in 44 Bundesstaaten und ist zweitgrößter US-Betreiber von Einkaufsketten. Vorstandschef Adam Metz machte Verwerfungen auf den Finanzmärkten für die Pleite verantwortlich. Er bleibt im Amt.

      Die Branche der Einkaufskettenbetreiber steht nach Ansicht von Experten vor einer weitreichenden Marktbereinung. Laut einer Studie der Deutschen Bank dürften die Preise für US-Geschäftsimmobilien in diesem Jahr um 35 bis 45 Prozent fallen. Gleichzeitig würden die Ausfallraten und die Schwierigkeiten, die Kredite zu refinanzieren, weiter zunehmen.

      Auch Versicherer haben Wertpapiere im Milliardenumfang in ihren Portfolios, die auf US-Geschäftsimmobilien basieren. Zu den Adressen, die indirekt von Ausfällen betroffen sein könnte, gehört auch Allianz Life, eine Tochter des deutschen Versicherungskonzerns.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Insolve…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:14:12
      Beitrag Nr. 3.455 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.600 von Maraho am 11.04.09 19:34:46In Bezug.
      Die Ergebnisse sind sicher auch überraschend ...

      Banken-Prüfstand der USA
      Stresstest-Noten kommen in zwei Schritten

      Die US-Regierung rechnet die Stabilität ihres Finanzsystems aus. Wenn eine Bank im Belastungstest schwächelt, müsste der Staat mit weiteren Milliarden einspringen. Der Bericht soll in zwei Schritten veröffentlicht werden - auf ihre Noten müssen die Banker noch warten.


      Die US-Regierung will die Ergebnisse ihres Stresstests zur Stabilität der größten amerikanischen Banken einem Medienbericht zufolge in zwei Schritten veröffentlichen.

      Erste Angaben wolle die US-Notenbank Fed zusammen mit anderen Regulierern am kommenden Freitag machen. Details sollen Anfang Mai folgen, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf Regierungsbeamte.

      Bei dem Belastungstest untersucht die Regierung mit Rechenmodellen die Stabilität der 19 größten Banken des Landes im Fall einer weiteren Verschlechterung der Konjunktur. Laut früheren Medienberichten werden zwar alle Häuser die Prüfung grundsätzlich bestehen, einige aber nochmals Kapitalspritzen benötigen.

      In einem ersten Schritt werde die US-Notenbank am 24. April ein Grundsatzpapier mit wesentlichen Angaben zum Vorgehen bei dem Test und zu möglichen weiteren Verlusten der Branche herausgeben. Gut eine Woche später sollen dann am 4. Mai einige konkrete Ergebnisse des Tests selbst veröffentlicht werden, so die Zeitung.

      Noch sei aber nicht entschieden, wie viele Details zu einzelnen Banken bekanntgegeben werden. Veröffentlicht werde aber zumindest, welche Häuser wie viel frisches Kapital bräuchten. Die Banken selbst kennen dem Bericht zufolge die Ergebnisse der Tests noch nicht. Sie könnten diese erst zwischen dem 24. April und dem 4. Mai mit den Regulierern der Branche diskutieren, so das Blatt.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Banken-Pr%FCfstan…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:25:37
      Beitrag Nr. 3.456 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.983.066 von Maraho am 16.04.09 19:51:41In Anlehnung.

      Weltwirtschaftskrise
      Die Geldbombe
      Von Henrik Müller

      Nie wieder! Das war das Mantra der jungen Bundesrepublik nach Krieg und Währungsreform, auch in ökonomischen Dingen - nie wieder Inflation. Und jetzt? Jetzt warnen namhafte Ökonomen wieder vor einer möglichen "Hyperinflation" - nicht in desolaten Entwicklungsländern, sondern hier, im reichen Westen.


      Es sind diese Bilder, die sich in das kollektive Gedächtnis geätzt haben: Kinder, die mit backsteingroßen Geldpaketen spielen wie mit Bauklötzen; Frauen, die den Ofen befeuern mit Bündeln von Scheinen, weil sie billiger sind als Briketts; Männer, die Haufen von Papiergeld wiegen lassen, weil zählen eine Ewigkeit dauern würde. Bilder, die das große nationalökonomische Trauma der Deutschen für Generationen im Bewusstsein speichern: Inflation. Zweimal binnen drei Jahrzehnten - 1923 und 1948 - verloren die Bürger ihre Geldvermögen, brach die monetäre Ordnung zusammen, musste ein überschuldeter Staat seinen Offenbarungseid leisten.

      Nie wieder! Das war das Mantra der jungen Bundesrepublik nach Krieg und Währungsreform, auch in ökonomischen Dingen - nie wieder Inflation. Und jetzt?

      Jetzt warnen namhafte Ökonomen wie Joachim Fels, Londoner Chefvolkswirt von Morgan Stanley, wieder vor einer möglichen "Hyperinflation" - nicht in desolaten Entwicklungsländern wie Simbabwe, sondern hier, im reichen Westen.

      "Angesichts der derzeitigen und noch kommenden wirtschaftlichen und finanziellen Probleme" und angesichts all des Geldes, das Notenbanken und Regierungen derzeit in die Wirtschaft pumpten, sollten die Bürger das Risiko einer Hyperinflation "nicht ignorieren", sondern sich darauf vorbereiten, meint Fels.

      Hyperinflation - das bedeutet Geldentwertungsraten von 50 Prozent und mehr, pro Monat. Zahlen, die an 1922/1923 erinnern, als die Reichsmark monatlich 322 Prozent an Kaufkraft verlor. 133 Druckereien, 30 Papierfabriken und 29 Druckplattenfabriken waren damals damit beschäftigt, substanzlose Papierlappen herzustellen - 10 Milliarden Scheine im Nennwert von sagenhaften 400 Trillionen Mark binnen eines Jahres.

      Die Folgen der Geldentwertung waren desaströs. "Deutschland", so der Princeton-Historiker Harold James, "versank in Anarchie." In Verteilungskämpfen und Gewalt und später in Radikalisierung und NS-Diktatur.

      "Es gibt kein subtileres und besseres Mittel zum Sturz der bestehenden Gesellschaftsordnung als die Ruinierung der Währung", hatte John Maynard Keynes, der große Ökonom der Weltwirtschaftskrise, gewarnt. Und wie so häufig recht behalten.

      Am Ausgangspunkt der Katastrophe von 1922/1923 standen eine tiefe ökonomische Krise, überbordende Schulden und gesellschaftliche Spannungen. Klingt seltsam aktuell.

      Könnte die Hyperinflation tatsächlich zurückkehren? Natürlich, es wäre ein Extremszenario, meint Joachim Fels: ein "long tail event", ein Ereignis ganz am Rand der statistischen Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auch wenn eine Hyperinflation derzeit noch abwegig erscheinen mag: Eine schleichende, vielleicht auch galoppierende Geldentwertung mit Raten zwischen 5 und 20 Prozent wie in den 70er Jahren erscheint vielen Fachleuten inzwischen als durchaus realistisches Szenario.

      Auf den ersten Blick paradox: Akut beherrscht die Gefahr einer Deflation (sinkendes Preisniveau bei schrumpfendem Sozialprodukt) die Ökonomenhirne. Drückende Schulden, kaputte Banken und wegbrechende Nachfrage - diesem potenziell deflationären Mix müsse sich die Wirtschaftspolitik entgegenstellen, fordert der Internationale Währungsfonds (IWF). Einziger Ausweg: die "langfristigen Inflationserwartungen zu verstärken". Neue Töne vom IWF, dem einstigen Terminator für Stabilität und Austerität in aller Welt.

      Und weil Regierungen und Notenbanken genau so handeln, sind die Treibsätze für künftige Preisexplosionen scharf gemacht:

      Die Notenbanken weiten die Geldmenge massiv aus. Sprunghaft sind die Bilanzsummen der amerikanischen Federal Reserve (Fed) (...mehr) und der Europäischen Zentralbank (...mehr) gestiegen seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Eine Strategie, die stark inflationär wirken kann, wenn die akute Finanzkrise erst vorüber ist.
      Die Staatsschulden explodieren. Durch die Rettung taumelnder Banken, vor allem aber durch Konjunkturprogramme und wegbrechende Steuereinnahmen, dürften sich die Schuldenlasten vieler Staaten im kommenden Jahrzehnt verdoppeln. Schon spielen die Anleihemärkte verrückt. Reihenweise geraten finanzschwächere osteuropäische Staaten an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, müssen Europäische Union und IWF ihnen mit Überbrückungskrediten beispringen. Selbst bei einigen Euro-Mitgliedsländern ist ein Staatsbankrott nicht mehr auszuschließen.
      Die Wirtschaft wird nachhaltig langsamer wachsen als in den vergangenen Jahren. Die Finanzmarktkrise werde noch "für lange Zeit" die Kreditvergabe dämpfen, erwartet Bert Rürup, der ehemalige Chef des Sachverständigenrats (...mehr). Die weltwirtschaftliche Phase des raschen, inflationsfreien Wachstums sei erst einmal vorbei.
      In immer mehr Ländern droht eine politische Destabilisierung - Randale in Griechenland, Demonstrationen in Russland, Proteste in China, Streiks in Frankreich, Staatskrise in Island. Geschwächte staatliche Institutionen, die sich nicht anders zu helfen wissen, als Ausgaben via Notenpresse zu finanzieren, sind immer die Voraussetzung für chronische Inflation.

      Letzter Ausweg Inflation? Jedenfalls scheint die lange Phase der Geldwertstabilität, derer sich weite Teile des Westens seit den 80er Jahren erfreut haben, zu Ende zu sein.

      Einen Hochrisikokurs steuert die neue US-Führung. Präsident Barack Obama, Fed-Chef Ben Bernanke und Finanzminister Timothy Geithner werfen dem drohenden Absturz in eine ausgedehnte Depression schier unvorstellbare Summen von Geld entgegen. Auf "eine Krise dieser Größenordnung" könne man nur mit maximaler fiskalischer Gegenmacht antworten, findet Geithner. Und so folgt auf einen langen, zügellosen Boom nun das "fortgesetzte Desaster" (Obama) der Wirtschaftskrise - und folglich die hemmungslose Aufblähung der Staatsfinanzen.

      Nirgends wird die Rekapitalisierung des Bankensektors so teuer wie in den USA. 1,9 Billionen Dollar könnten nach Schätzungen dafür nötig sein, mehr als 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für sich genommen noch kein Drama - die US-Staatsschulden betrugen 2007, bei Ausbruch der Krise, moderate 63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), vergleichbar mit Deutschland oder Frankreich.

      Weit gravierender werden jedoch die Auswirkungen der wegbrechenden Binnennachfrage sein. Die US-Konsumenten befinden sich in einer Art Käuferstreik, auch die Unternehmen sparen. Um die Wirtschaft zu stabilisieren, springe jetzt der Staat als "Nachfrager der letzten Zuflucht" ein, wie die Volkswirte von Goldman Sachs formulieren.

      Rund 10 Prozent des BIP wird das US-Haushaltsdefizit im laufenden Jahr voraussichtlich betragen. Dafür ist eine Rekordkreditaufnahme nötig: 2,5 Billionen Dollar muss der amerikanische Staat dieses Jahr nach Goldman-Schätzungen am Kapitalmarkt borgen, nächstes Jahr noch mal 1,9 Billionen.

      Ein Trend, der sich in abgeschwächter Form über das ganze nächste Jahrzehnt fortsetzen dürfte. Die Strukturkrise der US-Wirtschaft wird das Wachstum so stark dämpfen, dass die Regierung mit fortgesetzten fiskalischen Stimuli reagieren muss. Die Aussichten für Wachstum und Staatsfinanzen der USA blieben "auch nach der Rezession trübe", sagt der Deutsche-Bank-Ökonom Thomas Mayer - "es sei denn, es geschieht ein Wunder". Auf 140 Prozent des BIP könnte der Schuldenstand der USA leicht steigen.

      Beim Versuch, die überschuldete Privatwirtschaft zu retten, gerät der Staat an die Grenzen seines finanziellen Spielraums - und riskiert sogar weltpolitische Verwerfungen.

      Denn anders als Japan - das infolge des Crashs von 1990 ebenfalls horrende Schulden machte (173 Prozent des BIP beträgt die Quote inzwischen) - können die USA ihre Staatsschulden nicht aus heimischen Ersparnissen decken: Die Amerikaner legen einfach zu wenig auf die Seite.

      Schon heute hat sich der amerikanische Staat 2,9 Billionen Dollar im Ausland geborgt. Seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 sind die Kapitalzuflüsse allerdings stark zurückgegangen. Was die Washingtoner Administration nicht daran hindert, bei ihren gigantischen Ausgabeplänen stillschweigend die Annahme zu treffen, dass Asiaten, Araber und Russen ihnen schon all die frisch gedruckten Dollar-Anleihen abkaufen werden, so wie sie es in den vergangenen Jahren auch getan haben. Doch das ist keineswegs sicher. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Januar gab sich insbesondere der russische Präsident Dimitrij Medwedew vergrätzt angesichts der gigantischen Neuverschuldung der USA. Auch die Chinesen waren nicht amüsiert.

      Washington reagiert: Die Fed kauft jetzt selbst Bundesanleihen ("Treasuries") auf. Die explodierende Staatsschuld wird monetarisiert - deficit spending by printing money.

      So beginnen Hyperinflationen: mit einer exzessiven Geldmengenausweitung, "üblicherweise verursacht von Regierungen, die die Zentralbanken anweisen, ihnen bei der Finanzierung ihrer Ausgaben zu helfen", so der Ökonom Joachim Fels.

      Eine verbreitete Erwartung: Die USA und andere angelsächsische Länder wie Großbritannien (auch die Bank von England probiert inzwischen "unkonventionelle Maßnahmen") - jene Volkswirtschaften, die den kreditgetriebenen Boom angeführt haben - werden ihre Schulden zum Teil weginflationieren. Und bei den Bürgern wird diese Brachialsanierung sogar halbwegs populär sein. Denn die stehen selbst tief in der Kreide und würden von einer überraschend einsetzenden Entwertung ihrer Schulden profitieren - einer Nation von Schuldnern kann man Inflation leicht verkaufen.

      Dass eine solche Strategie am Ende aufgeht, ist allerdings zweifelhaft. "Wahrscheinlich", sagt der Londoner Finanzmarktvordenker Avinash Persaud, werde der Dollar seinen Status als souveräne Weltwährung verlieren, weil der Rest der Welt nicht endlos bereit sei, die Schulden der Amerikaner aufzukaufen.

      Dies ist keine ferne Utopie. Die Anzeichen mehren sich, dass der chinesische Staat nicht mehr Amerikas Finanzier sein möchte. Ende 2008 ließ die Pekinger Führung ihre Bestände an US-Staatsanleihen zurückfahren.

      Sollte der Dollar "seine derzeitige Rolle als Lieblingswährung der Welt" verlieren, müsse man die Bonität der USA überprüfen, kündigte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) bereits an. Mit potenziell dramatischen Folgen: Amerikas Staatsbonds könnten ihr AAA-Rating (die bestmögliche Bonitätsnote) verlieren, die Zinsen würden steigen, die Haushaltslage würde sich weiter zuspitzen. Ein Horrorszenario: Amerika würde sich immer tiefer in einer Spirale aus steigenden Schulden und sinkendem Geldwert verstricken - letzter Ausweg Inflation.

      Könnte sich der Rest der Welt vor einem schwindenden Dollar schützen? Schwierig. Denn große Teile Asiens haben ihre Währungen an den Greenback gekoppelt. Sie laufen Gefahr, eine anziehende US-Inflation zu importieren.

      Der Euro wäre eine Alternative als währungspolitischer Anker. Aber auch diesseits des Atlantiks bietet sich im Gefolge der Krise keine sonderlich vertrauenerweckende Szenerie: Unter den 16 Euro-Staaten stehen einige finanziell mit dem Rücken zur Wand. Auch hier dürfte ein Kurs des leichten Geldes mehr und mehr Anhänger finden.

      Wer in diesen Wochen Verantwortliche der EZB trifft, blickt in manch sorgenumwölktes Gesicht. Zum Beispiel in das von Jürgen Stark (...mehr). Der Deutsche war in den 90er Jahren als Staatssekretär im Bonner Finanzministerium damit betraut, den Stabilitätspakt bei den Euro-Partnern durchzusetzen - jenes Regelwerk, das die Staatsschulden langfristig auf 60 Prozent des BIPs begrenzen sollte.

      Heute muss Stark, inzwischen EZB-Direktoriumsmitglied, zusehen, wie der Pakt unter den Folgen der Krise zu zerbröseln droht. Auf rund 160 Prozent werden die Schulden im Euro-Land in den kommenden Jahren steigen, rechnen die Deutsche-Bank-Volkswirte vor. Wer denkt derzeit noch an die 60-Prozent-Regel?

      "Beunruhigt" sei er, sagt Stark. "Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein. Es besteht die Gefahr, dass die finanzpolitischen Regeln zerstört werden." Es stehe viel auf dem Spiel: "das Vertrauen in die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen" und letztlich auch "die Stabilität des Euro".

      Die Finanzen mehrerer europäischer Staaten, ohnehin durch die absehbare Alterung der Gesellschaften arg belastet, drohen völlig aus dem Ruder zu laufen.

      Vier Ländern hat Standard & Poor's in den vergangenen Wochen als Folge der Krise eine Verschlechterung der Bonitätsnoten verpasst, allesamt Euro-Mitgliedsstaaten: Spanien, Griechenland, Portugal und Irland - Länder mit aufgeblasenen Immobiliensektoren und hohen Leistungsbilanzdefiziten. Auch das hoch verschuldete Italien, mit 113 Prozent des BIP in der Kreide, gilt als Sollbruchstelle der Währungsunion.

      Als vergleichsweise unsichere Schuldner müssen diese Länder für ihre Staatsanleihen bis zu 2,5 Prozentpunkte mehr Zinsen zahlen als Deutschland - drastisch sind die Risikoprämien in den letzten Monaten in die Höhe geschnellt. Und viele Händler glauben, dass die Zinsdifferenz noch weiter anzieht.

      Einfache Lösungen gibt es nicht. Höhere Einnahmen zu generieren ist kaum möglich, weil die Steuersätze in den hoch verschuldeten Staaten ohnehin schon ausgereizt sind. Die Problemländer stecken in einer hochgradig unangenehmen Situation. Im Unterschied zu den USA oder zu Großbritannien können sie sich ihrer Schulden nicht so einfach via Inflation und Abwertung entledigen - weil sie nicht über eigene Währungen verfügen.

      "Eigentlich müssten einige Länder aus dem Euro ausscheiden", sagt Karsten Junius, Volkswirt bei der Dekabank. Schließlich verlören sie seit Jahren an Wettbewerbsfähigkeit, seien aber nicht imstande gegenzusteuern.

      Noch erscheint ein Ausstieg aus der Währungsunion unrealistisch. "Undenkbar", wie Jörg Asmussen, der zuständige deutsche Finanzstaatssekretär, sagt: "Der politische Schaden wäre kaum absehbar - schließlich ist in den EU-Verträgen ein Ausstiegsmechanismus nicht vorgesehen."

      Ein anderer möglicher Ausweg: die teilweise Übernahme der Staatsschulden durch finanzstärkere Euro-Staaten wie Deutschland. Das ist zwar nach EU-Vertrag eigentlich verboten, aber man könnte diese "No Bail-out"-Regel womöglich unterlaufen. So wagten sich bereits Spaniens Finanzminister Pedro Solbes und EU-Währungskommissar Joaquín Almunia mit der Idee vor, die Euro-Staaten sollten gemeinsame Staatsanleihen auf den Markt werfen; faktisch stünden die Deutschen dann für anderer Länder Schulden mit gerade - ein Ansinnen, das Finanzminister Peer Steinbrück umgehend zurückwies. Bliebe als dritter möglicher Ausweg: Geldentwertung im gesamten Euro-Raum.

      Letzter Ausweg Inflation? Einfach die Gelddruckmaschinen anzuwerfen ist in Europa glücklicherweise nicht ganz so einfach. Die EZB darf, anders als die Fed, nicht direkt Staatsanleihen kaufen. Und während die US-Notenbank per Gesetz verpflichtet ist, das Wachstum zu unterstützen, hat die Euro-Bank nur ein vorrangiges Ziel: "die Preisstabilität zu gewährleisten", so steht es im EU-Vertrag.

      Aber was heißt das schon, wenn die Zeiten hart sind? Gelten 2 Prozent Inflation als "Preisstabilität" wie bisher? Oder dürfen es auch 5 oder 8 Prozent sein - zumal wenn im Rest der Welt die Geldentwertung richtig Fahrt aufnimmt? Die Interpretationsspielräume sind weit.

      Schon blicken Insider mit Sorge auf die EZB-Statistiken. Darin ist eine rapide steigende Verschuldung der Banken erkennbar - und zwar insbesondere in den Problemländern. So überstiegen zum Jahresende in Irland die Nettoverbindlichkeiten des Bankensektors dessen Forderungen um 71 Prozent, in Griechenland um 45 Prozent, in Portugal um 56 Prozent, in Spanien um 34 Prozent. Offenbar das Resultat der Liquiditätsspritzen seitens der EZB. Letztlich, urteilt ein Fachmann, sei das doch "eine Art von Transferzahlungen an die schwachen Euro-Staaten, die über die EZB abgewickelt werden". Puffer, die die Spannungen innerhalb des Euro-Raumes abfedern - nicht illegal, aber besorgniserregend.

      Wenn die akute Krise vorbei sein wird, beginnt die nächste kritische Phase. "Die Bewährungsprobe kommt in den Jahren nach 2011/2012", glaubt Bert Rürup (siehe: "Interview: 'Nach der Krise muss gespart werden'") (...mehr). "Dann müssen die Regierungen die Konsolidierung ernsthaft in Angriff nehmen." Steuern und Abgaben erhöhen, Ausgaben kürzen, um die Staatshaushalte in den Griff zu bekommen - hochgradig unpopuläre Maßnahmen in einem Umfeld, das immer noch von der großen Krise geprägt sein wird.

      In dieser Phase dürften auch die Ölpreise wieder empfindlich steigen, weil die Förderkapazitäten eng sind und der Energiehunger großer Schwellenländer wie China und Indien wiedererwacht - ein massiver Inflationsimpuls für die Weltwirtschaft.

      Es ist längst absehbar: Der nächste Aufschwung wird vor allem für die Notenbanken zur Bewährungsprobe. Sie müssen die Liquidität wieder einsammeln, die sie jetzt in die Märkte pumpen, müssen die Zinsen anheben und eine ohnehin schwächliche Konjunktur wieder bremsen.

      Entsprechend groß wird der politische Druck sein, es doch nicht ganz so genau zu nehmen und einen zarten Aufschwung nicht gleich wieder abzuwürgen. Schon jetzt bauen manche Notenbanker für die kommenden schwierigen Zeiten rhetorisch vor: Wir müssen sehr aufpassen", sagt EZB-Mann Stark, dass es nicht mittelfristig "zu erneuten Übertreibungen und zu steigender Inflation" komme (siehe: "Interview: 'Ich bin durchaus beunruhigt'").

      Auch Ben Bernanke, der Chairman der amerikanischen Federal Reserve, kündigt bereits an, dass die US-Notenbank irgendwann wieder einen strafferen Kurs steuern müsse. Seine Mannschaft stehe zu der Verpflichtung, "Vollbeschäftigung und Preisstabilität" zu gewährleisten.

      Allerdings: Die Amtszeit des Republikaners Bernanke wird dann abgelaufen sein; sie endet im Januar 2010. Gut möglich, dass die Regierung Obama einen Nachfolger nominiert, der diese Verpflichtung laxer auslegt.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,608…
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 13:35:26
      Beitrag Nr. 3.457 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.979.512 von Maraho am 16.04.09 13:51:57Hier noch etwas in die Tiefe gehendes!
      Wenn ihr den Link unten anklickt, findet ihr dort weiteres (Grafiken, Tabellen und Links im kompletten Text) ...


      Die Achillesverse der deutschen Volkswirtschaft
      von f. luebberding

      Der Präsident des DIW, Klaus Zimmermann, hat in dieser Woche mit dem Ruf nach Enthaltsamkeit Schlagzeilen gemacht. Er fordert wegen des nicht kalkulierbaren Verlaufs der Krise einen Verzicht auf Prognosen über die zukünftige Entwicklung unserer Volkswirtschaft. Seine Befürchtung: Negative Voraussagen könnten die Zukunftserwartungen von Unternehmen und Konsumenten weiter verschlechtern - und damit zu einer sich selbst erfüllende Prophezeiung werden. Aber ob Unsicherheit diese Zukunftserwartungen positiv beeinflussen kann? Das wäre nämlich die Alternative. Zimmermann bekam für seine Forderung viel Schelte. Tatsächlich ist nicht diese Forderung das Problem, sondern eine Wirtschaftswissenschaft, die immer noch an der Psychologie hängt und die Entwicklung von Volkswirtschaften nur in Gleichgewichtsmodellen denken kann. Damit verfehlt sie aber den Kern dieser Krise.

      Positive Zukunftserwartungen sind ohne Zweifel der entscheidende Faktor in der Überwindung von Rezessionen wie wir sie in der Nachkriegszeit zumeist kennengelernt haben. Unter dieser Voraussetzung investieren Unternehmen und geben Konsumenten ihr Geld aus. Umstritten ist lediglich die Frage wie diese positive Zukunftssicht erzeugt wird. Durch flexible Arbeitsmärkte oder durch steigende Einkommen der Arbeitnehmer? Durch einen schwachen oder einen starken Staat? Fördert Deregulierung das Wirtschaftswachstum oder nicht? Wir kennen diese Debatten.

      Sie sind in dieser Krise weitgehend nutzlos.

      Tatsächlich muss man sich bei der Voraussage für die deutsche Entwicklung in erster Linie mit der Struktur unserer Wirtschaft beschäftigen. Etwa wie es die FAZ in diesem Chart macht.

      Weiterführend mit Grafiken und Links: http://www.weissgarnix.de/?p=2014#more-2014

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:24:37
      Beitrag Nr. 3.458 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.976.466 von Maraho am 16.04.09 06:02:04Guten Abend zusammen,
      ich hoffe, daß auch ihr einen halbwegs erträglichen Tag hinter euch gebracht habt und nun entspannt das Wochenende "einläuten" könnt.

      Dann wollen wir mal ...
      Auch nur eine nichtssagende Meldung. Soll aber der Dokumentation dienen. ;)

      Dazu fällt mir ein: Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.

      Voltaire


      Konjunkturbarometer
      US-Verbraucher schöpfen Hoffnung

      Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes hat sich im April deutlicher gebessert, als Analysten vorhergesagt hatten. Dennoch: Die Grundstimmung ist alles andere als euphorisch.

      Der Index von Reuters und der Universität Michigan stieg im April nach vorläufigen Berechnungen vom Freitag auf 61,9 Punkte von 57,3 Zählern im Vormonat und damit auf den höchsten Stand seit September, als die Pleite der US-Bank Lehman Brothers die Finanzkrise verschärfte. Volkswirte hatten nur mit 58,5 Punkten gerechnet.

      Allerdings bleibe die Grundstimmung der Bürger insgesamt eingetrübt, hieß es. Die Verbraucher gingen zwar davon aus, dass die Konjunktur ihren Tiefpunkt ereicht habe. Die Mehrheit rechne aber damit, dass die Wirtschaft nur allmählich anziehen werde.

      Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus. Seit über einem Jahr steckt die US-Wirtschaft in der Rezession, vor allem die Verbraucher haben ihre Ausgaben zuletzt kräftig zurückgefahren.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Konjunkturbarome…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:32:50
      Beitrag Nr. 3.459 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.319 von AHEO am 17.04.09 06:25:58Noch etwas zu dem Wort "könnte".

      Es könnte sein, dass die Menschheit reicher wird, indem sie ärmer wird, und gewinnt, indem sie verliert.

      Immanuel Kant
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:39:39
      Beitrag Nr. 3.460 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.990.791 von Maraho am 17.04.09 17:32:50:confused:

      Es könnte sein, dass die menschheit dümmer wird, indem sie intelligenter wird und verliert, indem sie gewinnt

      nannsen
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:42:43
      Beitrag Nr. 3.461 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.990.870 von Nannsen am 17.04.09 17:39:39Auch nicht schlecht! ;)
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:46:42
      Beitrag Nr. 3.462 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.981.842 von Maraho am 16.04.09 17:29:53Etwas hierzu.

      MDR-Affäre
      Behörde soll Zocken mit GEZ-Gebühren stoppen
      von Heike Anger und Dietmar Neuerer

      Dubiose Finanzgeschäfte des Mitteldeutschen Rundfunks haben die Politik auf den Plan gerufen: Der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages, Hans-Joachim Otto (FDP), sprach von einem ärgerlichen Vorgang und forderte eine schärfere Kontrolle des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Renommierte Medienexperten geben ihm Recht.


      DÜSSELDORF. "Wir brauchen eine externe, professionelle Kontrolle nach dem Vorbild der britischen Telekommunikationsaufsichtsbehörde Ofcom", sagte Otto am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt.com. Diese Aufsicht müsse außerhalb der Sender angesiedelt und mit hauptamtlichen Kontrolleuren, darunter auch Finanzexperten, besetzt sein Von den den Rundfunkanstalten müssten sie alle Informationen bekommen, die sich für eine effektive Kontrolle brauchen. "Kurzfristig sollte diese Aufgabe von den Landesmedienanstalten übernommen werden", sagte Otto.

      Auch Stephan Ruß-Mohl, Professor für Journalismus und Medienmanagement an der Universität Lugano, hält eine bessere Kontrolle für unabdingbar. Die Rechnungshöfe seien eigentlich die richtigen Instanzen, sagte der Leiter das European Journalism Observatory Handelsblatt.com. "Aber vielleicht sollte man dafür sorgen, dass in jedem Rundfunkrat mindestens zwei oder drei Finanzexperten sitzen." Diese Aufsichtsgremien sollten nach Ruß-Mohls Ansicht verkleinert werden, dafür aber mehr Befugnisse bekommen. "Aber auch das garantiert, wie wir ja aus den Aufsichtsräten der Privatwirtschaft wissen, noch lange nicht eine kompetente Kontrolle", gab er zu bedenken.

      Hintergrund sind riskante Geldgeschäfte des Mitteldeutschen Rundfunks. Der MDR soll laut einem Bericht des Landesrechnungshofs Sachsen Millionen durch riskante Wertpapieranlagen verloren haben. Demnach hatte der Sender Ende 2005 knapp 537 Millionen Euro in Fonds angelegt, um stille Rücklagen zu bilden. Diese seien im Zuge der Finanzkrise "deutlich" zurückgegangen, hieß es in dem Landesrechnungshof-Bericht. Der Sender hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

      Frank Fechner, Professor für Öffentliches Recht an der Technischen Universität Ilmenau, hält das Finanzgebaren des MDR für verwaltungsrechtlich bedenklich. „Es gilt bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Grundsatz von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, mit dem Spekulationsgeschäfte an der Börse unvereinbar sind“, sagte Fechner Handelsblatt.com. Die Berichte der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) wiesen indes eindeutig nach, dass ARD und ZDF bei der Anlage ihrer Sondervermögen vermehrt auf Fondsanlagen setzten, die auch aus Aktien bestünden. Die zuständigen Rundfunk- und Verwaltungsräte müssten also längst von dem Finanzgebaren der Sender Kenntnis haben, betonte der Medienrechtler. Fechner hält daher eine „ständige Kontrolle und Prüfung“ der Anstalten für notwendig, damit die GEZ-Gebühren nicht falsch angelegt werden.

      FDP-Medienexperte Otto sprach von einem ärgerlichen Vorgang. "Die Gebührengelder sind Treuhandgelder und nicht Eigentum der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten", stellte er klar. Das gebiete, dass damit auch "sorgsam" umgegangen werde. "Mich stört, dass die Transparenz nicht ausreichend gewahrt ist: Es kann nicht angehen, dass der MDR über die Höhe seiner Verluste keine Auskunft gibt", kritisierte Otto. Schließlich sei der MDR keine Bank. "Deshalb darf er auch nicht verschweigen, was er mit dem Geld der Gebührenzahler anstellt." Das Geld dürfe nicht in spekulative Anlagen fließen, es müsse sicher angelegt sein.

      Otto schloss nicht aus, dass noch weitere Fälle öffentlich werden, in den sich Sendeanstalten verspekuliert hätten. "Da die Kontrolle derzeit absolut wirkungslos ist, wird der MDR nicht der letzte Sünder sein", sagte der FDP-Politiker. Es bestehe daher "dringender Handlungsbedarf", vor allem auch deshalb, weil die EU-Kommission solche "Fehlentwicklungen auf Dauer nicht dulden" werde. "Es ist durchaus möglich, dass die Kommission ihrer Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wieder aufnimmt."

      Medienexperte Ruß-Mohl machte auch die Struktur der Medienlandschaft in Deutschland für die Missstände verantwortlich. "Der Kulturföderalismus, das Zuständigkeitswirrwarr, die parteiübergreifenden Machtkartelle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk selbst, wie sie ja vor vielen Jahren schon Kurt Biedenkopf bitter beklagt hat, sorgen für organisierte Unverantwortlichkeit", sagte er. Erforderlich seien daher „mehr Transparenz, mehr Medienjournalismus“. Die privaten Wettbewerber, also Presse und Privatfernsehen, müssten mehr Mut beweisen und „hingucken und recherchieren, wie oft und wie viel Geld im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verschwendet wird“. Gerade weil man von Politikern „realistischerweise nicht erwarten kann, dass sie sich mit den mächtigsten aller Medien anlegen, auf deren Wohlwollen sie existentiell angewiesen sind“.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/behoerde-sol…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:48:16
      Beitrag Nr. 3.463 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.990.702 von Maraho am 17.04.09 17:24:37Maraho,
      wie sollten die US-Verbraucher auch nicht Hoffnung schöpfen, wird ihnen doch mit jedem Geldschein, den sie ausgeben, Gottvertrauen nahegebracht.
      Na, und wenn man Gott auf seiner Seite hat in Gottes eigenem Land, dann ist das schon die halbe Miete.

      Es geht doch nichts über eine gottvertrauenbasierte Volkswirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:50:30
      Beitrag Nr. 3.464 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.981.890 von Maraho am 16.04.09 17:34:10Weiterführend ...

      Geheimnisverrat
      HSH zeigt suspendierten Vorstand an

      Die HSH Nordbank zeigt ihren vom Dienst suspendierten Vorstand Frank Roth wegen des Verdachts auf Geheimnisverrats an. Es bestehe nach den der Bank vorliegenden Erkenntnissen ein hinreichender Anfangsverdacht, dass Roth dritten Personen streng vertrauliche, interne Strategieunterlagen der HSH Nordbank zugänglich gemacht habe.


      HB FRANKFURT. Die Strafanzeige sei in Vorbereitung und werde im Laufe des Tages an die Staatsanwaltschaft Kiel gehen. Roth war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

      Roth war am Donnerstag mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank hatte nach einer eilig einberufenen Sitzung des Kontrollgremiums in einer knappen Mitteilung erklärt, die Zusammenarbeit mit dem 49-Jährigen sei aufgrund bestimmter Sachverhalte „unzumutbar“ geworden.

      Roth übernahm im Sommer 2008 bei der mit Milliardenverlusten kämpfenden HSH Nordbank im Vorstand die Verantwortung für das operative Geschäft wie Personal, IT und Revision. Erst ein Jahr zuvor war er von Dresdner Kleinwort zur HSH Nordbank gewechselt.

      Die HSH Nordbank steht wegen milliardenschwerer Abschreibungen mit dem Rücken zur Wand. 2008 fuhr die Landesbank einen Vorsteuerverlust von 2,8 Mrd. Euro ein. Die Haupteigner Schleswig-Holstein und Hamburg mussten der Bank mit drei Mrd. Euro frischem Kapital unter die Arme greifen, um ihr Überleben zu sichern.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 17:57:19
      Beitrag Nr. 3.465 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.937.388 von Maraho am 07.04.09 21:42:44In Bezug.
      Da der Text zu lang ist, bei Interesse ...

      Vollbremsung der Hersteller
      Desaster in der Lkw-Branche
      von Martin Buchenau, Markus Fasse und Matthias Eberle

      Monatelange Kurzarbeit, milliardenschwere Sparprogramme und am Ende wohl tiefrote Zahlen: Die Lkw- und Bushersteller stecken in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Selbst in den zuvor boomenden Schwellenländern verdüstern sich die Aussichten. Eine Besserung wird es vorerst wohl nicht geben. Über fehlendes Vertrauen, totale Flaute und vage Hoffnung.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/desaste…
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:03:29
      Beitrag Nr. 3.466 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.697 von Maraho am 31.03.09 14:04:23In Anlehnung.
      Wenn das der F..... wüßte ...


      Autoabsatz
      VW bald Nummer eins in der Welt?

      Volkswagen kommt seinem Ziel näher, weltgrößter Pkw-Hersteller zu werden: Staatliche Absatzprämien verhalfen den Wolfsburgern zu Jahresbeginn zu einem deutlich Marktanteilsplus. Zwar schrumpfte der VW-Absatz im ersten Quartal, der Konzern schlug sich jedoch weitaus besser als der Gesamtmarkt.


      Hannover - 11 Prozent der weltweit verkauften Autos stammten im ersten Quartal aus dem Hause Volkswagen , wie der Konzern am Freitag mitteilte. Damit könnte VW den bisherigen Branchenprimus Toyota ablösen. Ursprünglich hatte sich VW das Ziel gesetzt, 2018 die Japaner und Amerikas Nummer eins General Motors zu überholen - und hatte dafür in der Branche noch viele skeptische Blicke geerntet.

      Doch inzwischen steht GM mit dem Rücken zur Wand, und Toyota bekommt in seinen wichtigsten Märkten die Rezession voll zu spüren. Toyota hat für das erste Quartal 2009 noch keine Verkaufszahlen genannt, Schätzungen für die Auslieferungen allerdings liegen mit 1,23 Millionen um 47 Prozent unter dem Vorjahreswert. Und klar unter den aktuellen VW-Zahlen: Denn weltweit schrumpften die Verkäufe von VW im Quartal nur um 11,4 Prozent auf 1,39 Millionen Fahrzeuge. Die Verkäufe von Autos der Kernmarke Volkswagen sanken um 4,8 Prozent auf 876.000.

      Insgesamt schrumpfte der Markt nach VW-Angaben um mehr als 20 Prozent. In den USA brach der gesamte Autoabsatz im ersten Quartal um 38 Prozent ein, in Japan um 24 Prozent.

      Vor Jahresfrist lag Toyota nach drei Monaten noch scheinbar uneinholbar vor den Norddeutschen: 2,41 Millionen verkaufte Autos der Japaner gegenüber VW mit 1,57 Millionen. Doch während die Krise Toyota voll erwischte, profitierte VW nicht nur von der deutschen Abwrackprämie, sondern auch von staatlichen Hilfen in China und Brasilien. In den drei Märkten hatte der Konzern im vergangenen Jahr knapp die Hälfte seines Absatzes gemacht.

      In Deutschland sorgte vor allem die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach kleineren Modellen wie VW Fox, Polo und Tiguan sowie Skoda Fabia und Seat Ibiza für ein Verkaufsplus von 4,5 Prozent. Von den 251.500 verkauften Fahrzeugen waren 131.000 solche der Marke Volkswagen, die damit sogar um 8 Prozent zulegte. Während der Absatz in Brasilien um 6,4 Prozent und in China um 6,0 Prozent zulegte, sank er in den USA um 19,3 Prozent.

      manager-magazin.de mit Material von reuters
      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:07:22
      Beitrag Nr. 3.467 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.985.350 von Maraho am 17.04.09 07:02:58In Bezug.

      16.25 Uhr: Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, hat die Parteien vor Kürzungen der Sozialleistungen infolge der Wirtschaftskrise gewarnt. "Wir brauchen doch gerade jetzt viel Geld, um wirklich zu helfen. In schlechten Zeiten ist Fürsorge des Staates gefordert. Da sollte man Leistungen nicht kürzen. Genau so, wie man in guten Zeiten gut haushalten und Geld nicht unnötig ausgeben sollte", sagte Weise den "Nürnberger Nachrichten".

      Quelle und weiteres: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:09:15
      Beitrag Nr. 3.468 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.990.964 von Triakel am 17.04.09 17:48:16;)
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:10:57
      Beitrag Nr. 3.469 ()
      Gebt mir 20 Minuten. Dann geht`s weiter ...
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:17:10
      Beitrag Nr. 3.470 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.991.212 von Maraho am 17.04.09 18:10:57:confused:

      Gebt mit 10 jahre zeit... und licht und sonne wird in euren wohnungen sein.

      adolf 1933 und tatsächlich 1943 hatten die meisten häuser keine bedachung mehr, dafür aber licht, luft und sonne...


      gut, dass du bisher bescheiden nur um 20 minuten bittest... da dürfte nicht viel passieren..
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:31:44
      Beitrag Nr. 3.471 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.991.272 von Nannsen am 17.04.09 18:17:10:laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:37:04
      Beitrag Nr. 3.472 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.988.186 von Maraho am 17.04.09 13:06:38Etwas hierzu.

      Umgang mit toxischen Wertpapieren
      Bilanz frisieren leicht gemacht
      Von Michael Maisch

      Die Suche nach einem Ausweg aus der Krise macht erfinderisch: Neue Regeln erlauben es Banken in den USA, sich reich zu rechnen. Im Gegensatz zu ihren Konkurrenten auf dem alten Kontinent haben Amerikas Banken nun die Möglichkeit, die Bewertungskriterien für toxische Wertpapiere zu lockern. Experten kritisierten die Entscheidung heftig.


      LONDON. Die US-Banken haben die Chance, für das erste Quartal 2009 deutlich bessere Ergebnisse auszuweisen, als ihre Konkurrenten auf dem alten Kontinent. Das sorgt für massiven Streit in Europa. Grund für die Ungleichheit sind neue Regeln für die Bilanzierung. Während die amerikanischen Behörden in der vergangenen Woche die Bewertungsrichtlinien für toxische Kreditpapiere lockerten, verweigerten die Europäer ihren Banken vorerst diesen Vorteil.

      Die Regeln für die Bilanzierung der Banken werden von zwei Organisationen bestimmt: Dem amerikanischen Financial Accounting Standards Board (FASB), das für die Rechnungslegung nach der Methode US-GAAP zuständig ist, und den Londoner International Accounting Standards Board (IASB), das die Regeln für über 100 Länder, darunter die Europäische Union setzt. Im Oktober 2008 vereinbarten beide Komitees ein gemeinsames Vorgehen bei Änderungen von Bewertungsstandards in der Krise. Doch in der vergangenen Woche brach dieser Konsens.

      Während in den USA das FASB die Regeln für die Bewertung riskanter Wertpapiere deutlich aufweichten, was bei vielen Experten hoch umstritten ist, beschloss das IASB mögliche Erleichterungen zunächst einmal sorgfältig zu prüfen, und das könne sich bis zu sechs Monate hinziehen. Diese Verzögerung sorgte bei europäischen Politikern für Empörung. Beim EU-Ratstreffen der Finanzminister hieß es aus Kreisen der deutschen Delegation, die Haltung des IASB sei unverständlich und nicht nachzuvollziehen. Während die Amerikaner innerhalb kürzester Zeit, Regeln, die die Krise verschärften, abgeschafft hätten, reagierten die Europäer viel zu langsam. Die EU will das IASB auffordern, das Problem schneller anzugehen, da der Wettbewerb zwischen Banken in den USA und Europa sonst verzerrt werde, sagte EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy.

      In den USA haben vor allem der Druck der Bankenlobby und des US-Kongresses für die Aufweichung gesorgt, die die Gewinne der Banken im ersten Quartal nach Schätzungen von Experten um bis zu 20 Prozent in die Höhe treiben könnte. Die neuen Regeln betreffen die strenge Marktpreisbilanzierung (Mark-to-Market). Nach dieser Regel müssen Banken eigentlich die Mehrheit ihrer Anlagen zu aktuellen Kursen bilanzieren. Dies hatte in der Krise die Institute zu enormen Abschreibungen gezwungen und die ohnehin angeschlagenen Konzerne weiter geschwächt.

      Die Bankenlobby und viele Politiker, die keine weiteren Rettungsmilliarden in die Finanzbranche pumpen wollten, verlangten daher eine Abschaffung oder zumindest eine Anpassung der Regeln. Letzteres ist nun geschehen. Bei Wertpapieren, für die es keinen aktiven Markt mehr gibt und deren wenige, beobachtbare Kurse auf Notverkäufe zurückgehen, dürfen die Institute den Wert nun in weitaus größerem Umfang als bisher selbst berechnen. Die Regel gilt eigentlich erst ab dem zweiten Quartal 2009. Die Banken können bei der FASB aber auch beantragen, die Regel bereits für die anstehenden Zahlen zum ersten Quartal anzuwenden.

      Viele Experten kritisieren die Entscheidung der Amerikaner heftig. Sie werfen den USA vor, dass sie es den Banken gestatten würden, ihre Bilanzen schönzurechnen "Das ist die vergebliche Suche nach einem leichten Ausweg aus der Krise", meint Jeremy Newman, Vorstandschef der internationalen Beratungsfirma BDO. "Nur weil man dick Schminke aufträgt, macht das die Banken nicht wirklich schöner."

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/bilanz-frisieren-leicht-gema…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:43:40
      Beitrag Nr. 3.473 ()
      :confused:

      "Nur weil man dick Schminke aufträgt, macht das die Banken nicht wirklich schöner."

      Ansichtssache,immerhin verdeckt schminke hässliche stellen.

      Schlimmer ist es, weil damit ein kranker patient, die bank, mit einer fälschung der eigenen krankenakte das publikum täuscht.

      Hier hat der patient, die bank etwa 39,8 grad fieber und die zuständigen doktoren empfehlen, 39,8 grad als neue bemessungsgrundlage für gesundheit zu sehen.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:49:32
      Beitrag Nr. 3.474 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.584 von Maraho am 11.04.09 19:25:03In Bezug.

      US-Banken
      US-Provinzbanken müssen reihenweise dichtmachen
      Andreas Henry | New York

      Das Bankensterben in den USA spielt sich nicht in an der Wall Street, sondern in der Provinz ab. Experten rechnen mit einem Anschwellen der Pleitewelle unter kleineren Instituten. Doch es gibt einen Funken Hoffnung.


      Cape Fear "Kap der Angst", so lautet der Name eines unter Seeleuten gefürchteten Kaps an der Ostküste der Vereinigten Staaten, im Bundesstaat North Carolina. Cape Fear, das dürfte eigentlich auch kein besonders Vertrauen erweckender Name für eine Bank sein, sollte man meinen. Und dennoch gab es die Cape Fear Bank - bis vor kurzem jedenfalls.

      Am 10. April schloss das Geldhaus mit der Zentrale in Wilmington seine Pforten. Die First Federal Savings and Loan Association aus Charleston im Nachbarstaat South Carolina übernahm die rund 492 Millionen Dollar Vermögensgegenstände und die rund 403 Millionen Dollar Einlagen von Sparern und anderen Kunden der Cape Fear Bank. Einmal mehr waren hauptsächlich faule Hypotheken der Grund für den Zusammenbruch der Bank, die erst 1998 gegründet worden war.

      Immerhin müssen die Kunden nicht um ihre Einlagen fürchten, die von der amerikanischen Einlagensicherung, der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) garantiert sind. Den Sicherungsfonds wird die Pleite der Cape Fear Bank rund 131 Millionen Dollar kosten. Am selben Tag machte in Greenley Colorado aus ähnlichen Gründen die New Frontier Bank dicht. Geschätzte Kosten für die FDIC in diesem Fall rund 670 Millionen Dollar.

      Bankenpleiten 22 und 23 bereits zum Jahresauftakt

      Die Finanzkrise in den USA tobt sich vor allem fernab der Wall Street unter kleineren und mittelgroßen Banken der Provinz aus, die nicht zu groß sind, um sie scheitern zu lassen. Cape Fear und New Frontier waren bereits die Bankpleiten Nummer 22 und 23 in diesem Jahr. Im gesamten vergangenen Jahr mussten wegen bilanzieller Schieflagen nach einer Aufstellung der FDIC in verschiedenen Bundesstaaten der USA 25 Banken dichtmachen, in 2007 waren es erst drei, 2006 und 2005, während des Höhepunkts des Immobilienbooms gab es überhaupt keine Bankpleiten in den USA.

      Wie viele in diesem Jahr scheitern werden? Experten erwarten eine möglicherweise dreistellige Zahl, so viele wie seit Beginn der neunziger Jahre nicht mehr, als die Finanzbranche immer noch die Auswirkungen der damaligen Krise der lokalen Sparkassen verdaute. „Zurzeit rechnen wir damit, dass uns Bankpleiten in den nächsten fünf Jahren rund 65 Millarden Dollar kosten werden, sagt FDIC-Chefin Sheila Blair. Im vergangenen Jahr waren es 18 Milliarden Dollar.

      Beitragserhöhungen für Banken-Sicherungsfonds unvermeidlich

      Der Sicherungsfonds ist bereits durch staatliche Kreditlinien gestützt, getragen werden die Ausfälle aber in einer Art Umlageverfahren, bei dem alle Mitgliedsbanken Beiträge für den Versicherungsschutz zahlen. Ohne zusätzliche Einnahmen würde dem Sicherungsfonds in diesem Jahr allerdings mit Sicherheit das Geld ausgehen. Deshalb sind Beitragserhöhungen unvermeidlich.

      FDIC-Chefin Blair sieht allerdings trotz der zunächst noch ansteigenden Zahl von Bankpleiten bereits "Funken der Hoffnung". Auf einem Treffen des amerikanischen Bankenverbandes Anfang April sagte sie: "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Branche dabei ist, wieder die Füße auf die Erde zu bekommen. Viele Banken verdienen Geld. Unsere Anstrengungen zahlen sich aus. Aber, um ehrlich zu sein, es wird noch mehr Schmerzen geben."

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/us-provinzbanken-…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 18:59:00
      Beitrag Nr. 3.475 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.982.013 von Maraho am 16.04.09 17:47:03Mal wieder etwas zu Russland ...
      Ein Bericht aus der Hauptstadt.

      Russland
      Taxifahren gegen die Wirtschaftkrise
      Florian Willershausen (Moskau)

      Bis zuletzt mühte sich Russlands Premier Wladimir Putin die Katastrophe klein zu reden. Seit sich Entlassungen häufen, lässt sich die „Krisis“ nicht mehr leugnen. Die Folgen sind im Moskauer Alltag zu spüren.


      Nie war es leichter in Moskau einen Auffahrunfall zu provozieren. Es genügt, an einer der zwölfspurigen Magistralen im Stadtzentrum dezent den Daumen zu recken – sofort scheren zwei, drei vier, fünf Fahrzeuge aus dem fließenden Verkehr aus und halten mit quietschenden Reifen an. Wohin? Wie viel? Zu teuer! Nächster. Binnen Sekunden wird man sich mit einem der „Schwarztaxi“-Fahrer handelseinig, die Fahrt kann beginnen.

      Nun ist es beileibe nicht so, dass die illegalen, wiewohl staatlich geduldeten Privattaxen eine neue Erscheinung im Stadtbild wären. Anstatt zu Wucherpreisen offiziell zu fahren, verhandeln Moskauer den Fahrpreis seit eh und je mit Fahrern klappriger Ladas, meist Einwanderer aus Zentralasien. Doch neuerdings hält häufiger auch mal ein nagelneuer Golf an. Am Steuer sitzen Leute wie Wladimir Petrow, bis vor kurzem Ingenieur bei Severstal. Warum er nachts Taxi fährt? „Krisis“, begründet der Mitt-Vierziger so knapp wie gelassen. Vor drei Wochen habe man ihn in „unbezahlten Urlaub“ geschickt. Jetzt fährt er Taxi, um den Kredit für seinen Ford Focus abbezahlen zu können.

      Bevölkerung spürt Folgen der Krise

      Die „Krisis“, also die globale Finanz- und Wirtschaftskrise, ist im russischen Alltag allgegenwärtig. Und zwar weniger, weil sie Ministerpräsident Wladimir Putin seit Jahresbeginn auch im Fernsehen anspricht. Sondern, weil ihre Folgen in der breiten Bevölkerung zu spüren sind. Vorige Woche gab die Staatsbahn RZD bekannt, in diesem Jahr knapp 54.000 Mitarbeiter zu entlassen. Die Staatsbanken VTB und Sberbank haben die ersten solcher Kahlschläge bereits hinter sich, weitere werden folgen.

      Derweil ist die Arbeitslosenquote auf mittlerweile 8,5 Prozent gesprungen; seit Oktober ist die offizielle Erwerbslosigkeit um eine knappe Million gestiegen. Die Wirtschaft wird nach einer aktuellen Prognose der Weltbank dieses Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen – und das, wo sich die Russen doch in den letzten Jahren an ein jährliches Plus von sieben bis acht Prozent gewöhnt haben.

      Der Abschwung trifft Russland heftiger als andere Staaten, da das Land außer Öl, Gas und anderen Rohstoffen auf der Exportseite nicht viel im Angebot hat. Doch die Preise liegen am Boden – und werden dort auch bleiben, solange die Weltwirtschaftskrise weiter wütet. Das Ausmaß der Auswirkungen, der Arbeitslosigkeit, der Armut, hätte man abmildern können, wenn rechtzeitig Geld in den Aufbau moderner Industrien, in die Diversifizierung der Wirtschaft investiert worden wäre. Das war aber nicht der Fall. Und nun ist Russland vom Wohl und Wehe der Weltwirtschaft völlig abhängig.

      Immerhin: Die Regierung war sparsam – und legte sich bis Ausbruch der Finanzkrise ein Währungspolster von knapp 600 Milliarden Dollar an, das nun zur Stützung des Rubelkurses dienlich war. Die Reserven sind zwar nun um knapp die Hälfte geschrumpft, doch die Landeswährung wertete langsam statt plötzlich um ein knappes Drittel zum Dollar ab – ganz wichtig in einem Land, das angesichts der traumatischen Erfahrung des Währungsverfalls zu Panikattacken mit Massenplünderung der Sparkonten neigt.

      Um die Folgen der Krise wenigstens ansatzweise einzudämmen, musste Premier Putin dennoch eine Neuverschuldung von 67 Milliarden Euro in den Haushalt schreiben – darin enthalten allerlei Steuersenkungen und vor allem Staatshilfen für wichtige Unternehmen. Die Fahrzeugbauer Lada und Kamaz oder Kampfjethersteller MiG – selbst in Boomzeiten kaum wettbewerbsfähig –, mussten teure Finanzspritzen bekommen. Ebenso wie die Staatsbanken Sberbank, VTB und VEB oder Staatskorporation „Russian Technologies“, die andere Unternehmen aufkaufen oder mit Notkrediten aufrichten sollen. Selbst mächtige Konzerne wie Gazprom oder Rusal, der Stahlriese des (Ex)-Oligarchen Oleg Deripaska, bekamen Staatsmittel in Milliardenhöhe, weil sie im Ausland heillos verschuldet sind.

      Verglichen mit solchen fiskalischen Feuerwehreinsätzen sind Putins sozialpolitische Krisenmaßnahmen „Peanuts“: Die Regierung hat das Arbeitslosengeld dieses Jahr zwar drastisch gesteigert, doch der Höchstsatz liegt immer noch kaum höher als 100 Euro. Davon kann in Moskau keiner leben. Leichte Steuersenkungen betreffen eher Unternehmen als Verbraucher. Kredithilfen kommen nicht bei Häuslebauern an, sondern versumpfen im Dickicht der Großbank-Bürokratie. Und das zerstückelte Konjunkturprogramm, das Investitionen im Bildungs-, Gesundheits- und Verkehrswesen beinhaltet, wird dieses Jahr kaum mehr wirken, da Ausschreibungen in der russischen Verwaltung viele zu viele Monate dauern.

      Mangels Alternativen keine Proteste

      Trotzdem hält die Bevölkerung dem Russlands mächtigem Mann Wladimir Putin die Treue: Rund 54 Prozent der Bevölkerung unterstützen den Premierminister Putin, der die Bevölkerung mit markigen Worten zu Durchhalteparolen aufruft. Es gärt zwar in der russischen Gesellschaft – vor allem in Regionen, die am Schicksal eines Industriebetriebs wie Lada in Togliatti hängen –, doch mangels Alternativen sieht sich die breite Masse Russlands bisher nicht genötigt, die Krisenangst durch Protest auf die Straße zu tragen.

      Vermutlich ist das ein Stück weit Sowjetmentalität: Die Russen hoffen nicht auf Morgen, verlassen sich nicht auf die Mächtigen – sondern leben hier und jetzt, sie nehmen ihr Schicksal erst Recht in Krisenzeiten selbst in die Hand. Indem sie ihre Lebensmittel günstig im Schrebergarten ernten. Und abends "Schwarztaxi" fahren.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/taxifahren-gegen-die-wirtsch…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 19:12:46
      Beitrag Nr. 3.476 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.828.574 von Maraho am 23.03.09 19:17:12Habe ich gerade gefunden. Leider ist der komplette Text in englischer Sprache verfasst. Vielleicht interessiert es euch dennoch ...

      Financial Innovation and Consumer Protection - aus einer Rede von Ben Bernanke
      17. April 2009 18:45

      Was der FED-Boss uns mitteilen möchte

      FED-Boss Ben Bernanke hat heute auf der Federal Reserve System's Sixth Biennial Community Affairs Research Conference in Washington, D.C. eine Rede zum Thema "Financial Innovation and Consumer Protection" gehalten.

      Der Text findet sich unter
      http://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/bernanke2009…

      Minerva-Fazit: Es kann nie schaden, sich die aktuellen Reden von Ben Bernanke durchzulesen.

      Quelle: http://www.be24.at/blog/entry/621929/financial-innovation-an…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 19:27:53
      Beitrag Nr. 3.477 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.956.653 von Maraho am 11.04.09 20:03:16In Bezug.

      Das System ist hoffnungslos kaputt

      sagt Yves Smith von naked capitalism: "I give it six months before it becomes undeniable that the current system is hopelessly broken."

      Nicht, dass diese Information für aufmerksame Beobachter nun so sonderlich neu ist. Anlass für diese Äußerung war lediglich ein Interview mit Josepf Stiglitz, das Bloomberg mit dem Nobelpreisträger führte. Dieser wird so zitiert:

      “All the ingredients they have so far are weak, and there are several missing ingredients,” Stiglitz said in an interview yesterday. The people who designed the plans are “either in the pocket of the banks or they’re incompetent.”

      Stiglitz said there are conflicts of interest at the White House because some of Obama’s advisers have close ties to Wall Street.

      Da niemand wirklich glaubt, dass die Banker von der Wall Street und ihre Handlanger in Washington komplette Volltrottel sind, kann man als Erklärung für die krass den Interessen der Steuerzahler widersprechende Ausgestaltung der Rettungspakete nur die "hervorragenden Verbindungen zwischen Wall Street und Washington gelten lassen. So viel zum Thema "Change, we can believe in".

      Damit liegt Stiglitz auf der gleichen Linie wie Simon Johnson, der die Interessenverflechtungen zwischen den Finanzoligarchen und Washington in seinem Artikel "The Quiet Coup" genau dargelegt hat. Einen Übersetzungsversuch dieses hervorragenden Artikels findet man hier im Blog.

      Weiterführend (Links incl.): http://kuchentester.blogspot.com/2009/04/das-system-ist-hoff…
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 19:32:00
      Beitrag Nr. 3.478 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.991.953 von Maraho am 17.04.09 19:27:53Passend hierzu.

      Stiglitz Says Ties to Wall Street Doom Bank Rescue
      http://bloomberg.com/apps/news?pid=20601087&sid=ahnPchOxZMh8…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 19:56:11
      Beitrag Nr. 3.479 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.954.932 von Maraho am 10.04.09 17:44:17In gewissem Bezug.

      Proteste gegen die Ausgabenflut in Amerika
      Furcht vor höheren Steuern und «big government»

      Am Stichtag für die Einreichung der Steuererklärung haben vielenorts in den Vereinigten Staaten Proteste gegen die Ausgabenflut der Regierung Obama stattgefunden. Die Protestierenden befürchten, die höhere Verschuldung werde bald zu höheren Steuern führen.

      B. A. Washington, 16. April

      An vielen Orten quer durch die Vereinigten Staaten haben am Dienstag Bürgerinnen und Bürger gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Obama protestiert. Die Demonstrationen gerieten nirgends zu wirklich massiven Aufläufen, vermochten aber Leute zu mobilisieren, die sonst wohl wenig zu Strassenaktionen neigen. Die Protestbewegung kam aus dem republikanischen und konservativen Lager. Sie stilisierte sich selbst nach der Boston Tea Party, einem für die Amerikanische Revolution emblematischen Ereignis aus dem Jahr 1773. Damals protestierten Siedler gegen die Kolonialmacht Grossbritannien, indem sie im Hafen von Boston Tee ins Wasser warfen. Der zum Import in die Kolonien bestimmte Tee war einer Besteuerung unterworfen, die die Siedler für gesetzeswidrig hielten.

      Tea Parties am Tax Day

      Das Argument der Regierung, dank Obama würden 95 Prozent der amerikanischen Familien nun weniger Steuern bezahlen, verfing bei den Protestierenden nicht. Sie sagen, die nun ausgelöste Ausgabenschwemme werde unvermeidlicherweise höhere Steuern bewirken. Der zum Protest ausgewählte Tag war der Tax Day – der Stichtag, an dem knapp 140 Millionen Amerikaner ihre Einkommenssteuererklärungen einreichen mussten. Obama markierte den Tag, indem er im Weissen Haus Familien empfing, die dank seinen Massnahmen weniger Steuern bezahlen. Laut Obama wird keine einzige Familie, die weniger als eine Viertelmillion Dollar jährlichen Einkommens hat, eine Steuererhöhung erleiden.

      Mit dem Argument, in der Rezession die Wirtschaft beflügeln zu müssen, hat Obama ein Ankurbelungsprogramm im Gegenwert von knapp 780 Milliarden Dollar in Gang gesetzt. Zur Stützung maroder Finanzinstitutionen gibt der Staat weitere Hunderte von Milliarden aus. Obama behauptet, die drastische Zunahme des Defizits im Staatshaushalt und der Verschuldung sei vorübergehend. Zudem habe seine Administration Einsparungspotenzial im Gegenwert von rund 2 Billionen Dollar diagnostiziert. Längst nicht alle teilen diese rosige Einschätzung. Die Protestierenden der Tea Parties vom Dienstag fürchten, diese Politik scheitere nicht nur dabei, die Rezession zu überwinden, sondern werde auch mit Verschwendung einhergehen und bleibende Defizite sowie einen Inflationsschub bewirken.

      Anhänger des Präsidenten versuchten, die Tea Parties als unwichtige Veranstaltung der extremen, egoistischen Rechten abzutun. Diese sei deswegen empört, weil Obama die von Präsident Bush eingeführten Steuerermässigungen für Gutverdienende im Jahr 2011 nicht erneuern werde. Die Demonstranten hätten sich von den Superreichen manipulieren lassen. Laut Grover Norquist, einem Vorkämpfer niedriger Steuersätze, hat es allerdings nie zuvor so verbreitet Protest gegen den amerikanischen Fiskus gegeben.

      Glaubt man Norquist, ist die gesamte Argumentation Obamas falsch. Demnach werden andere Massnahmen des Präsidenten – etwa in der Energie- und Klimapolitik – auf Umwegen höhere Steuern nach sich ziehen. Zudem drücke die generelle politische Haltung des demokratischen Präsidenten die Aktienpreise nieder, was über die Pensionsfonds das Vermögen auch des Kleinsparers vermindere. Norquist nahm an der Tea Party in Washington teil, die so schlecht organisiert war, dass die Hauptaktion ins Wasser fiel. Mangels vorgängig eingeholter Bewilligung hielt die Polizei einen Lastwagen auf, der seine Ladung – eine Million Teebeutel – auf dem Platz hinter dem Weissen Haus hätte auskippen sollen.

      Bestsellerautor Obama

      Auch für den Präsidenten war am Dienstag Tax Day. Seine Steuererklärung bestätigt, dass Obama weiterhin in der obersten Liga erfolgreicher Sachbuchautoren mitspielt, obwohl er deutlich weniger verdiente als 2007. Er bezahlte im letzten Jahr auf einem Bruttoeinkommen von rund 2,7 Millionen Dollar 855 323 Dollar Einkommenssteuer, vor allem wegen der Erträge aus seinen beiden autobiografischen Büchern. Der effektive Steuersatz betrug 31 Prozent. Hinzu kommen Steuern auf der Ebene von Gliedstaat und Wohngemeinde (Chicago). Die Familie Obama spendete gut 6 Prozent ihres Einkommens einer Vielzahl wohltätiger Organisationen.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/proteste_gege…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 20:11:49
      Beitrag Nr. 3.480 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.488.377 von Maraho am 31.01.09 19:17:08In Bezug.

      Kampf gegen Dollar-Diktatur: ALBA-Staaten führen gemeinsame Währung ein
      09:57 | 17/ 04/ 2009

      HAVANNA, 17. April (RIA Novosti). Die Teilnehmerländer der Bolivarianischen Initiative für Amerika (ALBA) haben am Donnerstag bei ihrem Gipfel in Venezuela ein Abkommen über die Einführung der Geldeinheit Sucre für gegenseitige Verrechnungen einstimmig gebilligt.

      Wie der venezolanische Präsident Hugo Chavez mitteilte, wird der Sucre zunächst "als virtuelle Währung im Umlauf sein, in Zukunft aber ist die Umstellung auf eine vollwertige Währung geplant, so dass man sich der aufgezwungene Dollar-Diktatur entledigen kann".

      Der Sucre soll ab 1. Januar 2010 in Umlauf kommen.

      Darüber hinaus rief Chavez zu einer Einbeziehung Paraguays in die ALBA-Programme auf, das "ein gigantisches Potenzial für die Entwicklung von Landwirtschaft, Industrie und Bergbau zu bieten hat".

      ALBA war 2004 auf Initiative von Fidel Castro und Hugo Chavez als eine Alternative zur US-Initiative der freien Wirtschaftszonen für die beiden Amerikas gebildet worden. Der Vereinigung gehören Venezuela, Kuba, Bolivien, Honduras, Nicaragua und die Dominikanische Republik an. Ecuador ist als Beobachter eingeladen worden.

      Die gemeinsame Währungseinheit soll bei der Überwindung der Finanzkrise und bei der Verdrängung des US-Dollars aus den regionalen Geschäften helfen.

      "Es ist nicht auszuschließen, dass der Sucre nicht nur in den ALBA-Staaten, sondern auch in anderen Staaten im Umlauf sein wird, die an einem solchen Instrument interessiert sind, beispielsweise in Ecuador und Paraguay", so Chavez.

      Als Hauptthema des Gipfels gilt die Konzipierung einer gemeinsamen Position zu einer Reihe von politischen und Wirtschaftsfragen im Vorfeld des am Freitag beginnenden Amerika-Gipfels.

      Chavez und andere Politiker versprachen, beim Amerika-Gipfel die Aufhebung der US-amerikanischen Blockade Kubas zu fordern.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090417/121172196.html
      15 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 20:25:29
      Beitrag Nr. 3.481 ()
      :confused:

      Die Familie Obama spendete gut 6 Prozent ihres Einkommens einer Vielzahl wohltätiger Organisationen.


      Eigentlich schäbig, wenn man präsident werden will und wird und sein gutes herz dokumentieren möchte.

      Für amerikanische verhältnisse peinlich knauserig... pfui obama
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 20:37:59
      Beitrag Nr. 3.482 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.928 von Maraho am 04.04.09 12:46:46Hat zwar nicht direkt etwas mit unserem Thema hier zu tun, aber da ich es einmal angeschnitten hatte (am 4.4., s.o.),
      hierzu etwas weiteres ...

      Barack Obama
      Wie Bush, nur netter
      Von Christian Wernicke, Washington

      US-Präsident in Bedrängnis: Linke in den Vereinigten Staaten sind empört über Barack Obama - weil er CIA-Agenten schont, die gefoltert haben.


      Stephen Colbert, der oberste Zyniker unter Amerikas TV-Komikern, hat galliges Lob übrig für Barack Obama.

      Der Präsident, so ätzte Colbert diese Woche, verdiene Respekt dafür, dass er nicht nur Piraten erschießen lasse. Nein, noch wichtiger sei, dass er all jene "Liebhaber der Bürgerrechte" ins Visier nehme, die für Gefangene eines sehr fernen US-Militärcamps im afghanischen Bagram doch tatsächlich nach mehr als sechs Jahren Internierung ohne jede Anklage eine gerichtliche Überprüfung verlangten. Gott sei Dank, so Colbert, habe der Oberbefehlshaber diesen Anspruch auf Anwalt und Richter zurückgewiesen: "Damit folgt er nur dem langjährigen Prinzip amerikanischer Justiz: ‚Schuldig bis zum Beweis des Vergessens’."

      Mit zufriedener Miene resümiert Colbert, der 44. Präsident setze so exakt den Anti-Terror-Kurs seines Vorgängers George W. Bush fort - "mit einem wichtigen Unterschied: Obama schafft es, dass die Kinder es mögen."

      Die "Causa Bagram" ist nur ein Grund dafür, warum Bürgerrechtler und links-liberale Juristen mit der Obama-Regierung bereits vor Ende der üblichen Schonzeit von 100 Amts-Tagen brechen. Am Donnerstag kam der nächste Fall hinzu: Der präsidentielle Freispruch für alle CIA-Agenten, die zwischen 2002 und 2005 terrorverdächtige Gefangene in US-Geheimlagern gefoltert und misshandelt hatten, empörte Amnesty International, Human Rights Watch und die Bürgerrechts-Organisation ACLU gleichermaßen.

      "Längst unglaubwürdig"

      Dass das Justizministerium zugleich vier berüchtigte Terror-Memos der Bush-Regierung offenlegte, war ihnen nur ein schwacher Trost. Solcherlei Transparenz und Offenheit hatte der demokratische Senator als Präsidentschaftskandidat zwar versprochen - aber in den Augen seiner Kritiker ist Obama auch hier "längst unglaubwürdig" geworden. So sagt es etwa Glenn Greenwald, linker Jurist und Publizist.

      Auf Salon.com, einer unter Liberalen sehr einflussreichen Webseite, wettert er seit Wochen gegen die demokratische Regierung. "Obamas Justizministerium beruft sich wiederholt auf dieselben Rechtstheorien wie die Bush-Regierung", schreibt er, "und zumindest in einem Fall hat er eine neue Theorie erfunden, zu der sich nicht mal Bush verstiegen hat. Also: Obama schlimmer als Bush? Genau das hat neulich die Electronic Frontier Foundation (EEF) verkündet - ohne jedes Fragezeichen.

      Die EEF, deren Mission der stete Kampf um bürgerliche Freiheitsrechte ist, führt derzeit einen Musterprozess gegen die National Security Agency (NSA) - also gegen jenen technologisch hochgerüsteten US-Geheimdienst, der unter Bush millionenfach Telefonate und Emails amerikanischer Bürger ohne jegliche richterliche Kontrolle abfing und auswertete.

      Auch Obama hatte diese Praxis im Wahlkampf kritisiert - doch vor Gericht argumentierten die Anwälte seiner Regierung nun, der Richter solle die EEF-Klage unverzüglich niederschmettern. Ein Verfahren nämlich könne "einen außergewöhnlich schweren Schaden für die nationale Sicherheit" anrichten. Diese Berufung auf den Schutz vorgeblicher Staatsgeheimnisse war unter Bush stete und umstrittene Praxis geworden - jetzt beging Obama in den Augen seiner einstigen Verbündeten "exakt denselben Sündenfall".

      Entsetzt registrierten linke Juristen zudem, als die neue Regierung obendrein noch eine zweite Verteidigungslinie entwickelte: Die exekutive Gewalt, so das Justizministerium, sei zum Sammeln von allerlei Daten sehr wohl berechtigt - und selbst im Falle eines Rechtsbruchs genieße sie solange "höchste Immunität", wie der Geheimdienst seine Erkenntnisse für sich behalte und nicht "willkürlich" veröffentliche.

      Jonathan Turley, Jura-Professor an der George Washington University, kritisierte daraufhin, die demokratischen Machthaber wollten sich offenbar "rechtsfreie Räume" schaffen: "Diese Regierung verkündet routinemäßig Prinzipien, ehe sie dann im nächsten Schritt exakt diese Prinzipien verletzt."

      Widerstand im Kongress

      Die Prozesstaktik der Regierung stößt inzwischen auch im Kongress auf Widerstand. Mehrere Demokraten kündigten an, sie wollten per Gesetz künftig verhindern, dass die Exekutive mit dem bloßen Verweis auf vermeintliche Staatsgeheimnisse weiterhin jede strafrechtliche Aufarbeitung blockieren könne. Justizminister Eric Holder versicherte prompt, unter ihm würden Anwälte der Regierung vorsichtiger mit den Privilegien exekutiver Geheimhaltung umgehen. Wo und wann dies jedoch zu einem Bruch mit dem juristischen Bush-Erbe führen werde, wollte er nicht verraten: "Das weiß ich noch nicht", sagte Holder.

      In Bagram, dem US-Lager in Afghanistan, hat sich mit dem Regierungswechsel nichts verändert. Ungefähr 30 der 600 dort internierten Männer wurden aus fernen Ländern an den Hindukusch deportiert, um sie dort außerhalb des US-Rechtsstaats festhalten zu können.

      Dies geschah zum Teil zu Zeiten, da auch George W. Bush bereits verkündete, er wolle das weltweit heftig kritisierte Gefangenenlager auf Guantanamo "am liebsten schließen". Obama will dies nun umsetzen. Aber gegen mehr Rechtsschutz in Afghanistan haben seine Anwälte inzwischen Einspruch eingelegt, zum Wohlgefallen des Satirikers Stephen Colbert - und zum Entsetzen der New York Times. Die Zeitung warnt bereits davor, dass Bagram "das nächste Guantanamo" werde.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra1m1/politik/883/465474/text…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 20:45:12
      Beitrag Nr. 3.483 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.332 von Maraho am 30.03.09 19:14:04In Bezug.

      USA: Korruptionsaffäre
      Der Retter in Not
      Von Moritz Koch, New York

      Mitten im Überlebenskampf der großen US-Autokonzerne gerät Obamas Chef-Sanierer Steven Rattner in Bedrängnis - er soll geschmiert haben.

      Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte es nicht geben können. Der Überlebenskampf der Detroiter Autohersteller General Motors und Chrysler geht in die letzte Runde - und der Mann, der über die Konzerne richten muss, gerät wegen einer Korruptionsaffäre in Bedrängnis. Steven Rattner, Vorsitzender von Präsident Barack Obamas Autogremium, soll nach amerikanischen Medieninformationen Schmiergeldzahlungen bewilligt haben.

      New Yorks Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo und die Börsenaufsicht SEC gehen dem Verdacht nach, dass etwa 20 Investmentfirmen Amtsträger des New York State Common Retirement Fund bestochen haben, um Teile des dort angelegten Vermögens verwalten zu dürfen. Insgesamt sollen 122 Milliarden Dollar aus dem Pensionsfonds an zahlungswillige Firmen geflossen sein.

      Aus einer von der SEC erstatteten Anzeige geht hervor, dass sich im Jahr 2004 ein "leitender Manager" der Quadrangle Group mit einem Kontaktmann getroffen haben soll, um über ein "Vermittlungshonorar" zu verhandeln. Später soll Quadrangle mehr als eine Million Dollar gezahlt und im Gegenzug einen Teil des Fondsvermögens erhalten haben.

      Rattner ist Mitgründer von Quadrangle und soll nach übereinstimmenden Medienberichten der "leitende Manager" sein, den die SEC erwähnt. Vermittlungshonorare sind in der Finanzwelt üblich und per se nicht illegal. Wenn mit ihnen aber Beamte bestochen werden, liegt eine klare Straftat vor. Genau das, vermutet Generalstaatsanwalt Cuomo, war in der Pensionsfonds-Affäre der Fall.

      Rattner schweigt

      Die bisherigen Ermittlungen richten sich zwar weder gegen Rattner noch gegen Quadrangle, sondern gegen die New Yorker Rechnungsprüfer, die sich an der Vermittlung des Fondsvermögens bereichert haben sollen. Offenbar haben die Rechnungsprüfer klar gestellt, dass die Anlagefirmen sich erkenntlich zeigen müssten, um Fondsgeld verwalten zu können. Allerdings wird in New York damit gerechnet, dass in der nächsten Phase der Untersuchungen die Rolle von Quadrangle und anderen Firmen wie Carlyle und Odyssey in dem Schmiergeldsystem durchleuchten werden soll.

      Rattner hat sich zu dem Fall bisher nicht geäußert. Auch das Finanzministerium, für das Rattner heute arbeitet, gab keine Stellungnahme zu den Anschuldigungen ab. Es erklärte nur, Rattner habe die Regierung vor seiner Ernennung über "laufende Ermittlungen" informiert. Von Quadrangle hieß es, die Firma kooperiere vollständig mit der Staatsanwaltschaft.

      Im Mittelpunkt der Affäre steht der frühere Chef-Rechnungsprüfer im Bundesstaat New York, Alan Hevesi, der 2006 wegen einer anderen Straftat zurückgetreten war. Auch gegen seine Berater David Loglisci und Hank Morris wird ermittelt. Morris soll als Mittelsmann zwischen Fonds und Anlagefirmen fungiert haben. Loglisci war Hevesis Stellvertreter.

      Der Anklage zufolge soll sich der "führende Quadrangle-Manager", den US-Medien als Rattner identifiziert haben, sowohl mit Loglisci als auch mit Morris getroffen haben, um Honorarzahlungen von 1,1 Millionen Dollar zu vereinbaren. Die Verhandlungen, die zwischen 2004 und 2005 stattfanden, nahmen offenbar skurrile Züge an.

      Brisante Enthüllungen

      Loglisci soll dem Finanzmanager von einem Low Budget Film berichtet haben, den er produzierte. Name des Machwerks: Chooch. Kurze Zeit darauf erwarb die GT Brands Holdings, ein Unternehmen, das einer der Beteiligungsgesellschaften von Quadrangle gehört, die Rechte am DVD-Vertrieb des Films. Loglisci soll dies etwa 90.000 Dollar eingebracht haben. Ein paar Tage nach dieser Gefälligkeit soll Loglisci Quadrangle darüber informiert haben, dass der Pensionsfonds 100 Millionen Dollar bei der Investmentfirma anlegen würde.

      Quadrangle wurde vor neun Jahren von Rattner und anderen Wall Street Veteranen gegründet. Die Spezialität der Firma sind Investments in Medien-Unternehmen. In Deutschland war Quadrangle 2003 an der Übernahme von Pro Sieben Sat 1 beteiligt. Das Unternehmen verwaltet Geld von reichen Privatleuten und öffentlichen Anlegern. Das 100-Millionen-Dollar-Investment des New Yorker Pensionsfonds soll Quadrangle geholfen haben, weitere Geldgeber zu finden.

      Die Enthüllungen in der Pensionfonds-Affäre dürften Rattners Regierungsarbeit überschatten. Das von ihm geleitete Expertengremium soll die Zukunftsaussichten von GM und Chrysler bewerten. Ob die Konzerne weitere Staatshilfen erhalten oder in den Konkurs stürzen, hängt maßgeblich von Rattners Entscheidungen ab.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/882/465473…
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 20:59:54
      Beitrag Nr. 3.484 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.992.627 von Maraho am 17.04.09 20:37:59:confused:

      des Satirikers Stephen Colbert - und zum Entsetzen der New York Times. Die Zeitung warnt bereits davor, dass Bagram "das nächste Guantanamo" werde.

      das kann wirklich nur ein gemeiner satiriker so sehen.

      Denn guantanamo war einzigartig als country club ressort ähnliche anlage mit besten klimatischen bedingungen, licht,luft und sonne und allerbester verpflegung etc.

      bagram, mitten in der wüste bei etwa 45 grad im sommer und saukalten wintern wird nie an den 5 sterne standard von guantanamo heranreichen können.

      hier wird obama seinem vorgänger nicht das wasser der humanität reichen können.
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 21:12:52
      Beitrag Nr. 3.485 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.986.311 von Tobias79 am 17.04.09 09:55:54Etwas dazu meinerseits:
      Die "Bild" fordert Reformen, da das bisherige System nicht mehr bezahlbar sei. Ich vermisse hier den Hinweis auf die falsche "Weichenstellung" der Politik, z.B. die Bezugsdauer des alg1.
      Der Staat selbst hat für das Ausbluten der Sozialversicherungskassen gesorgt. Stichworte: Hartz-4, Ausbau des Niedriglohnsektors.
      Nun heißt es: Nicht mehr bezahlbar, auch seitens des Staates!
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 21:16:46
      Beitrag Nr. 3.486 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.992.862 von Nannsen am 17.04.09 20:59:54Ergänzend: Dort könnt ihr euch schlaulesen.
      Bagram Air Base
      http://de.wikipedia.org/wiki/Bagram_Air_Base
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 21:26:39
      Beitrag Nr. 3.487 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.077 von Maraho am 05.04.09 13:20:47In Bezug.
      Zum Abschluß meinerseits noch etwas skurriles ...

      Hat der die Idee den Chinesen geklaut?

      "Job Fighter Package"
      Peter Muehlbauer

      Ein amerikanischer Schönheitschirurg versucht, Gewinn aus der Krise zu schlagen

      Dass amerikanische Schönheitschirurgen ständigen Konflikten zwischen Profit und Ethik ausgesetzt sind, weiß man aus Nip/Tuck. Möglicherweise ging auch einem neuen Angebot des New Yorker Schönheitschirurgen Stephen T Greenberg ein solcher Kampf voraus: Mit seinen "Job Fighter Packages" suggeriert er Arbeitslosen, dass sie durch eine Verjüngungskur in seiner Praxis schneller in Brot und Lohn kommen.

      Im Rahmen dieser Pakete erhält der Kunde eine "maßgeschneiderte" (sic) Leistung für seine "individuellen Bedürfnisse". Bestandteile können unter anderem Facelifting, Krähenfußkorrektur, "Brustverbesserung" oder Lippenvergrößerung sein. Dabei wendet sich Greenberg, der auch eine regelmäßige Radiosendung zum Thema Schönheitschirurgie moderiert, nicht nur durch seine Preise, sondern auch durch seine Werbeslogans eher an den gehobenen Neuarbeitslosen: "Eager to get back into the real estate game? Go for a facelift to get that fresh faced, polished look", heißt es da beispielsweise, oder, noch etwas direkter: "Looking for a job as an Executive Administrative Assistant? Consider a boob job and a butt lift to ensure you won't be forgotten after the interview."

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/6/136344
      Avatar
      schrieb am 17.04.09 21:45:17
      Beitrag Nr. 3.488 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      folgendes sollte einmal festgestellt werden.
      In dieser Woche wurde die Gesamtleserzahl von 100.000 "durchbrochen".
      Im Hinblick auf das Datum der Thread-Eröffnung und die hier behandelten Themen beachtlich.

      Dafür ein ganz besonderes Dankeschön folgenden usern:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, marcpeters, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer, Looe, asturien, U_47, Schwabinho, Azotobacter, Miss B. Hagen, Ausgangssperre, umkehrformation, zierbart, maeusefaenger, Cashlover und Tobias79.

      Und selbstverständlich auch den "stillen" Mitlesern herzlichen Dank für das Interesse sowie die Gewogenheit!

      Euch allen wünsche ich nun ein schönes und entspannendes Wochenende.

      Macht etwas daraus! ;)

      Es grüßt euch
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 01:38:03
      Beitrag Nr. 3.489 ()
      Zwar nix Neues, aber insgesamt vielleicht doch ganz Interessantes für alle, die sich (noch) zur Mittelschicht zählen dürfen, auf 5 Seiten ….

      Die Enteignung der Mittelschicht
      09.04.2009
      Crash, Niedrigzinsen, Schuldenfalle: wie die Krise Vermögen und Vorsorge der Mittelschicht zerlegt …..


      Großdemos gegen Krisenverursacher ….

      US-Bürger wurden jahrelang getäuscht
      Eine Ahnung von dem, was noch kommen könnte, vermitteln die USA. Deren Bürger haben nicht wie die Deutschen die Erfahrung schleichender Einbußen gemacht, mit stagnierenden Reallöhnen, gestrichenen Feiertagen, Rente mit 67 oder Praxisgebühr. Für sie bringt die Finanzkrise die abrupte Umwertung aller Werte. Jahrelang wurden die Amerikaner über ihre wirtschaftlich fragile Lage hinweggetäuscht, zum Ratenkauf und zu immer wieder neuen Hypotheken selbst auf marode Bruchbuden ermuntert. So wurden sie Opfer einer Politik, die im Namen der Selbstverantwortung ein Eigenheim für alle versprach und sich über zunehmend billiges Geld der Notenbanken freute.
      Reich gemacht hat dieses System vor allem die Banken. Ihr Anteil an den US-Unternehmensgewinnen stieg von unter zehn Prozent 1980 auf mehr als 40 Prozent zum Höhepunkt des Finanzbooms. 2007 strichen Angestellte im Finanzsektor fast doppelt so viel ein wie in anderen Branchen. „Die Finanzbranche hat unsere Regierung gekapert“, sagt Simon Johnson, ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds: „Die Erholung wird scheitern, wenn wir nicht die Finanzoligarchie aufbrechen, die grundlegende Reformen blockiert.“ Danach sieht es nicht aus. Finanzminister Timothy Geithner etwa segnete im US-Notenbankrat die Niedrigzinspolitik von Fed-Chef Alan Greenspan ab, Obama-Berater Lawrence Summers blockierte schon 1998 neue Finanzmarktregeln.
      Weiten Teilen der Finanzelite geht es noch immer prächtig. Die Mittelschicht zahlt dagegen weltweit für die Folgen der Exzesse. Sie, die sich reich und sicher wähnte, steht plötzlich nackt da; hat weder Haus noch Vermögen und schon gar keine sichere Rente …..

      …. Die Finanzkrise offenbart das Grundproblem der gesättigten Volkswirtschaften, allen voran der USA: Sie können ihr Wachstums- und Wohlstandsversprechen nicht mehr aufrechterhalten. Kein Kapital kann dreimal so schnell wachsen wie die Wirtschaft, auf die es verwiesen ist. Die angehäuften Staatsschulden zeigen, wohin die Reise geht: Spätestens unsere Kinder werden harten Einschränkungen unterworfen sein – weil die Eltern über ihre Verhältnisse leben.
      Die Mittelschicht wird deshalb zwangsläufig der Lastesel der Wohlstandsgesellschaft bleiben: Die zunehmend vielen Niedriglöhner sind von Steuern befreit – und die wenigen Superreichen setzen entweder ihre Reichtümer oder sich selbst ab. Die arbeitende und ausreichend bis gut verdienende Mitte hingegen wird von Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen in die Zange genommen: Sie muss lernen, für die Maßlosigkeit ihrer Vorfahren zu büßen, nur noch mit niedrigen Renditen zu rechnen, weiter für den Sozialstaat aufzukommen und für sich und andere vorzusorgen …..


      Deutsche Lebensversicherer sind erheblich betroffen ….
      Geldentwertung dürfte am Ersparten knabbern ….
      Analysten trommeln für mehr Renten-Vorsorge …..
      In den USA spricht jeder Vierte von der Halbierung seines Vermögens ….
      Ruhestand rückt für amerikanische Arbeitnehmer in weite Ferne ….
      Die Aufstiegsillusion ….
      In China und Russland hindert die Krise die Entstehung einer Mittelschicht ….
      Die Mittelschicht darf ihre Interessen einfordern ….

      http://www.wiwo.de/finanzen/die-enteignung-der-mittelschich…
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 02:08:24
      Beitrag Nr. 3.490 ()
      Und zu guter Letzt noch eine Grafik aus deutschen Landen ...



      http://www.wiwo.de/politik/mehr-betriebe-mit-weniger-kurzar…
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:01:24
      Beitrag Nr. 3.491 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.019 von MissB.Hagen am 18.04.09 01:38:03Guten Morgen Miss B.Hagen,

      siehe Seite 317 #3169 von Maraho am 10.04.09 um 17:44:17 Beitrag Nr.: 36.954.932

      Trotzdem vielen Dank! ;)
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:08:16
      Beitrag Nr. 3.492 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.044 von MissB.Hagen am 18.04.09 02:08:24Ich denke, dies dürfte vor allem daran liegen, daß VW, Opel und Ford bedingt durch die Abwrackprämie die Kurzarbeit zurückgefahren haben. Insofern in keiner Weise überraschend.
      Laut dieser Grafik handelt es sich um 29.000 Menschen, die nun nicht mehr der Kurzarbeit nachgehen müssen. Wahrlich, es geht voran .... . In großen Schritten.
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:22:14
      Beitrag Nr. 3.493 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.044 von MissB.Hagen am 18.04.09 02:08:24Guten Morgen zusammen,
      erst einmal sei euch allen ein angenehmer Samstag gewünscht!

      Beginnen wir ...

      Ob sie dann auch "überrascht" sind, die Medien?

      «SZ»-Umfrage: Konzerne streichen mehr Jobs

      München (dpa) - Die Dax-Unternehmen werden einem Zeitungsbericht zufolge wohl mehr Stellen streichen als bisher erwartet. Das ergab eine Umfrage der «Süddeutschen Zeitung» bei den 30 großen deutschen Konzernen. Seit dem «Job-Gipfel» im Kanzleramt Mitte Dezember habe sich die Lage in den Unternehmen deutlich verschärft. Für Montag hat Bundesarbeitsminister Olaf Scholz die Personalvorstände der Dax- Unternehmen nach Berlin eingeladen. Vermutlich wird dabei auch eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate diskutiert.

      © Die Welt
      erschienen am 18.04.2009 um 04:03 Uhr
      http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&i…
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:31:44
      Beitrag Nr. 3.494 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.992.256 von Maraho am 17.04.09 19:56:11In Bezug.

      Bilderserie
      Tea Party gegen Bankenrettung
      von Corinna Kreiler und Christine Klein

      In den USA werden die Bürger kreativ: Um gegen die milliardenschweren Hilfen für Banken zu protestieren, veranstalteten Amerikaner im ganzen Land "Teepartys" - eine Anspielung auf die legendäre "Boston Tea Party".

      FTD.de zeigt Bilder der Demonstrationen.
      http://www.ftd.de/politik/international/500998.html
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:42:44
      Beitrag Nr. 3.495 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.868.750 von Maraho am 27.03.09 19:34:31In Bezug.

      Mexiko erhält vom IWF 47 Milliarden Dollar Kredit

      Der Internationale Währungsfonds gewährt Mexiko einen Kredit in Höhe von 47 Milliarden Dollar.

      Das teilte der IWF am Freitag mit. Der Chef der mexikanischen Zentralbank, Guillermo Ortiz, erklärte bei der Beantragung des Kredits Anfang April, das Land habe nicht die Absicht, das Geld einzusetzen, sondern wolle es nur für den Notfall bereit halten. Die Kreditlinie soll angesichts der Krise das Vertrauen in die Widerstandskraft der mexikanischen Wirtschaft stärken. Der Kredit ist zunächst auf ein Jahr angelegt, kann aber auf bis zu fünf Jahre verlängert werden.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Mexiko-erhaelt-v…
      77 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:58:10
      Beitrag Nr. 3.496 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.601 von Maraho am 20.02.09 13:01:25In Bezug.

      Serbiens Absturz
      Zur Not hilft Tito
      Hannes Hofbauer

      In Serbien hat die Wirtschaftskrise besonders hart zugeschlagen. Die Löhne sind jeden Monat weniger wert, und nun kehren auch noch in Scharen die Arbeitsmigranten zurück


      Darbende Haushalte, hohe Inflation und grassierender Kapitalmangel können einer Wirtschaft schon sklerotische Zustände bescheren und einen Teil der Bevölkerung an den Rand der Verelendung führen. Für Serbien trifft das auf jeden Fall zu. Komplettiert werden die Krisensymptome durch rapide sinkende Geldüberweisungen serbischer Arbeitsmigranten, die ihre Familien seit Jahrzehnten aus Deutschland, Österreich oder auch Australien unterstützen, nun in Massen entlassen werden und zurückkehren.

      Immerhin vier Milliarden kamen in guten Zeiten über den Gehaltstransfer der Arbeitsmigranten jährlich ins Land, wie der Ökonom Dusan Prorokovic errechnet hat. Dieser Betrag ist inzwischen um ein gutes Drittel geschrumpft, ein Aderlass sondergleichen. „Meine Mutter überlebt mit umgerechnet 150 Euro monatlich“, erzählt ein Gast im mondänen Belgrader Café Orient Express. Die alte Frau wohne in einem kleinen Dorf bei Kragujevac und ernähre sich von dem, was sie selbst angebaut habe. Ihr Sohn unterstützt sie gegebenenfalls bei unerwartet anfallenden Ausgaben. Wer alt ist und niemanden hat, der ihn im Erstfall unterstützen kann, ist schlecht dran im neuen, politisch nach Westen ausgerichteten Serbien.

      Den Appetit verdorben

      Die makroökonomischen Daten des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) ergänzen die Negativ-Analyse, zeigen sie doch, dass in Serbien bereits 2008 die ausländischen Investitionen ebenso wie der Außenhandel stark zurückgegangen sind. Gemessen an der Leistungsbilanz steht das Land knapp vor Bulgarien und Montenegro mit einem Minus von 17,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an drittletzter Stelle in Europa. Im extremen Rückgang dieses Wertes zeigen sich Kapitalflucht und Gewinntransfers in die Zentren der Eurozone auf eindrückliche Weise.

      Im März hat sich die Inflationsrate auf zehn Prozent hoch geschaukelt, was bedeutet: Jeder in Dinar verdiente Lohn wird sogleich in Euro eingetauscht. Bekam, wer ein Durchschnittsgehalt von 20.000 Dinar verdient, dafür im Dezember noch 250 Euro, ist vier Monate später der gleiche Betrag nur mehr 200 Euro wert. Verspätete Lohnauszahlungen gehören längst zum Standard nicht nur in kleinen Betrieben, auch die Journalistenkollegen der Nachrichtenagentur Tanjug müssen oft einen Monat lang auf ihr Gehalt warten. Während dieser Zeit hat die Inflation bereits einen Teil des Geldes aufgefressen. Wer sich beschwert, kann schnell auf der Straße landen.

      Da fällt es schon ins Gewicht, dass die Gewerkschaften des Landes schwach und gespalten sind. Die Autonome Gewerkschaftsföderation gilt als Nachfolgeorganisation der kommunistischen Arbeitervertretung, während die Konföderaton Nezavisnost sich als unabhängige, liberale Kraft versteht, deren Selbstbewusstsein ihrem Kampf gegen Milosevic entspringt. Erstere gibt ihre Mitgliederzahl mit 500.000 an und vertritt die klassische Industriearbeiterschaft, die „Unabhängigen“ zählen 200.000 zahlende Anhänger und versuchen, Angestellte aus dem Gesundheitswesen, aus dem Bildungs- und Mediensektor zu vertreten. „50 Prozent der Beschäftigten in Serbien sind derzeit gewerkschaftlich organisiert“, meint Gewerkschafter Saud Seceragovic, aber erschwert werde der Zusammenhalt durch ein großes Lohngefälle. Arbeiter aus der Tabakindustrie würden etwa mit umgerechnet 500 Euro monatlich nach Hause gehen, und im Raum Belgrad oder der Vojvodina lägen die Löhne deutlich höher als im Süden des Landes.

      Hinzu kommt, dass viele Fabriken nach dem NATO-Bombardement vom Frühjahr 1999 nicht wieder aufgebaut wurden und – wie die Kupfermine in Bor – seit Jahren auf einen Investor warten. Beim industriellen Herzstück Zastava in Kragujevac, dessen Gebäude bei den Luftangriffen vor zehn Jahren in Schutt und Asche fielen, sollte die Rettung aus Turin kommen. Doch hat die europaweite Autokrise den Fiat-Managern längst den Appetit auf den serbischen PKW-Produzenten verdorben – seit einem halben Jahr versprochene Investitionen bleiben aus.

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0916-serbien-krise-migration
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 06:59:45
      Beitrag Nr. 3.497 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.093 von Maraho am 18.04.09 06:08:16klar ist das so.
      Insofern kann man sich über den Kommentar der wiwo ja nur wundern (\"überraschend gesunken\").


      So ist das eben, mit Statistiken und Interpretationen.

      Man könnte nämlich auch sagen, dass hier ein maginaler, temporärer Effekt teuer erkauft wurde (mit 5 Mrd. Euro).
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 07:09:46
      Beitrag Nr. 3.498 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.740.053 von Maraho am 10.03.09 19:13:34In Bezug.

      Verzockt
      Die dunkle Seite der Macht
      Jens Berger

      Christopher Flowers galt als „Jedi-Meister der Finanzen“. Heute ist er ein prominenter Verlierer, dessen Geschäftsmodell vom Orkan der Geldmärkte weggefegt wurde


      Billionen Dollar gingen durch die Finanzkrise bereits in Rauch auf. Opfer sind vor allem die Steuerzahler, die für die Exzesse der Finanzjongleure nun geradestehen müssen. Aber auch einige Brandstifter haben sich die Finger verbrannt. Einer von ihnen ist Christopher Flowers. Ihm zu Ehren musste der Bundestag sogar ein eigenes Enteignungsgesetz beschließen.

      Der Mann ist eines der bekannteren Gesichter der Finanzkrise. Der studierte Mathematiker erinnert mit seiner hohen Stirn und den stets tragisch dreinblickenden großen Knopfaugen hinter dickem Brillenglas ein wenig an Woody Allen. Doch dieser friedliche Eindruck täuscht.

      Flowers war vor kurzem noch einer dieser „Masters of the Universe“, wie Tom Wolfe die Finanzmagier der Wall Street in seinem Roman Fegefeuer der Eitelkeiten nannte. Mit 21 Jahren Investmentbanker bei Goldman Sachs, mit 28 Abteilungsleiter und mit 31 der jüngste Partner in der Geschichte des Investmenthauses. Mit 41 Jahren gründete er seinen eigenen Private-Equity-Fonds „JC Flowers“ und machte schnell seine erste Milliarde, was ihm einen Platz auf der Forbes-Liste einbrachte. Flowers kauft sich in marode Banken ein, um diese zu sanieren und mit gigantischem Gewinn wieder zu veräußern – eine halsbrecherische Profession. Nun droht ihm die Finanzkrise das Genick zu brechen.

      Ein Spieler steht im „Schach“

      Christopher Flowers ist eine „Heuschrecke“, deren Geschäftsmodell vom Orkan an den Finanzmärkten hinweggefegt wurde. Heute sitzen ihm seine Geldgeber im Nacken. Der ehemalige „Jedi-Meister der Finanzen“ (Wall Street Journal) hat alleine mit seinen Engagements in Deutschland Milliarden verzockt – Geld, das nicht nur ihm, sondern auch Pensionsfonds und Stiftungen gehört, die penibel Rechenschaft über ihre Investments ablegen müssen. Die Luft wird für Christopher Flowers dünn, der passionierte Schachspieler steht selbst im „Schach“.

      Als Flowers 2006 mit einem von ihm geführten Konsortium für 1,25 Milliarden Euro 26 Prozent der HSH Nordbank übernahm, brach am Finanzstandort Deutschland Jubel aus. Als Flowers im Juni 2008 für 1,1 Milliarden Euro auch bei der Hypo Real Estate einstieg, hielt der damalige HRE-Vorstand sein Angebot in Höhe von 22,50 Euro pro Aktie noch für zu niedrig – nicht die einzige Fehleinschätzung der Bayern.

      Heute ist die Aktie etwas mehr als einen Euro wert und auch dies nur dank staatlicher Garantien und Zuschüssen in schwindelerregender Höhe von über 100 Milliarden Euro. Um Flowers entweder gegen dessen Willen die Aktien zum Marktpreis abzukaufen oder eine Eigenkapitalerhöhung auf Aktien­basis durch den Bund zu beschließen, verabschiedete der Bundestag sogar eine „Lex HRE“ – ein Enteignungsgesetz, das zeitlich begrenzt und speziell für die Enteignung des Amerikaners formuliert wurde.

      Dies ist ein Novum im kapitalfreundlichen Deutschland. Bislang wurden nur Kleingärtner und bockige Landwirte für den Bau von unverzichtbaren Umgehungsstraßen enteignet – die Besitzer einer Großbank zu enteignen war vor einem Jahr noch undenkbar und sozialistisches Teufelswerk. Die Bundesregierung hat nun ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,39 je Aktie vorgelegt. Flowers Anteile werden wohl für die eher bescheidene Summe von rund 75 Millionen Euro in Staatsbesitz übergehen. Sein Münchner Abenteuer hat ihn damit über eine Milliarde gekostet.

      Auch die HSH Nordbank konnte nur dank Milliarden aus den Kassen der Stadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein einstweilen vor dem Kollaps gerettet werden. Die Bank weist in ihrer Bilanz strukturierte Wertpapiere im „Wert“ von 23 Milliarden Euro aus, und ein Volumen von 33 Milliarden Euro steckt in der krisenbedrohten Schiffsfinanzierung – auch hier ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Aber anders als die Bundesregierung lassen die norddeutschen Landespolitiker einstweilen noch die Finger von einer Enteignung des amerikanischen Investors. Flowers Traum von einem Börsengang der HSH Nordbank ist jedenfalls ausgeträumt. Aber er ist beileibe nicht der einzige Verlierer – 1.500 der 4.300 Arbeitsplätze beim Kreditinstitut stehen mittlerweile zur Disposition. 1.500 Menschen, die nicht über die finanziellen Ruhekissen eines Christopher Flowers verfügen.

      „Blutbad“ in Japan

      Wäre ihm die Finanzkrise nicht in die Parade gefahren, hätte Flowers auch in Deutschland prächtig verdient – die Kosten für seine Gewinne hätte die Allgemeinheit gezahlt, so wie sie nun für seine Verluste geradestehen muss. Wie so etwas üblicherweise funktioniert, zeigte Flowers erster großer Coup in Japan.

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0916-finanzkrise-banken-flo…
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 07:18:38
      Beitrag Nr. 3.499 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.111 von Cashlover am 18.04.09 06:59:45Guten Morgen Cashlover,

      Man könnte nämlich auch sagen, dass hier ein marginaler, temporärer Effekt teuer erkauft wurde (mit 5 Mrd. Euro).

      Genau so ist es.

      Ich kann übrigens die Worte "überraschend", "könnte", "Hoffnung" in Zusammenhang mit der gegenwärtigen Berichterstattung langsam nicht mehr ertragen.

      Führe mal mit Deiner Bank ein Gespräch bezüglich eines Kredites aufgrund eines finanziellen Engpasses und verwende dabei diese Worte ... :laugh:

      Dir einen schönen Tag!
      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.04.09 07:58:22
      Beitrag Nr. 3.500 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.994.115 von Maraho am 18.04.09 07:18:38hallo maraho,

      deshalb ist dieser thread auch wichtig.

      Man bekommt langsam den Eindruck, bei den etablierten Wirtschafts-Postillen/Medien herrscht sowas, wie ein Konsens, die Dramatik der Situation zu verschleiern.

      Wir stehen tatsächlich am Sterbebett, nicht am Krankenbett.

      Wobei ich inständig wünschen würde, das es anders wäre.

      trotzdem, Dir natürlich auch einen schönen Tag,
      cash
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