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    DJI - Big Plunge ahead?!? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.02.02 18:05:45 von
    neuester Beitrag 13.03.03 11:34:28 von
    Beiträge: 356
    ID: 557.867
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      Avatar
      schrieb am 27.02.02 18:05:45
      Beitrag Nr. 1 ()
      Kurzfristiges Aufwärtspotential bis ~10260 möglich. Sollte aber in den nächsten Wochen, wenn nicht gar Tagen, wieder auf ~9000 (Res. 9500) laufen, um bis Ende des Jahres auf 6300 zu fallen.


      Eine Wirtschaftserholung wird nicht stattfinden.




      Ciao
      Mario
      Avatar
      schrieb am 27.02.02 18:11:35
      Beitrag Nr. 2 ()
      Meinste echt,Maria? Ich hoff ja nich!
      Avatar
      schrieb am 27.02.02 18:12:31
      !
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      Avatar
      schrieb am 27.02.02 18:16:43
      Beitrag Nr. 4 ()
      # 3:
      du bist ja eine heiße socke :)

      Userinfo
      Username: hirschgwei
      Registriert seit: 27.02.2002
      User ist momentan: Online seit 27.02.2002 18:12:21
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      Postings: 1
      Interessen keine Angaben
      :)
      Avatar
      schrieb am 27.02.02 18:39:35
      Beitrag Nr. 5 ()
      He Du Werbeelch drück doch mal auf melden

      Mario, sind die 6300 auf der Rückseite? :)

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      schrieb am 27.02.02 19:30:03
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich hab mal flugs prominenten Beistand organisiert. Der Mann ist allerdings ein Wiederholungstäter!

      DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die USA erwartet laut Morgan Stanley eine massive Abwertung des Dollars in naher Zukunft. "Die US-Währung ist stark überbewertet und kann in den nächsten zwei Jahren zwischen 20 und 30 Prozent fallen", sagte der Chefvolkswirt der Investmenbank, Stephen Roach, dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe).
      Sowohl die amerikanischen Verbraucher als auch die Unternehmer lebten über ihre Verhältnisse, deshalb werde das Land 2003 mit einem Leistungsbilanzdefizit von sechs Prozent leben müssen. Es werde kaum gelingen, das Defizit voll zu finanzieren. Es sei daher nicht nur mit einem deutlich schwächeren Dollar zu rechnen. Auch könnten die Zinsen selbst bei geringer Inflation steigen, um weiter ausländisches Geld ins Land zu locken, sagte Roach./ho/js/hi/

      Ich bin Dir beim Umdrehen auf alle Fälle behilflich. ;)
      Avatar
      schrieb am 27.02.02 21:24:37
      Beitrag Nr. 7 ()
      Und dann gibt es da noch Amerikaner, denen der DOW-Stand granatenmäßig scheißegal ist!

      Amerikanischer Albtraum
      Servieren in Florida, schrubben in Maine. Vom Tellerwäscher doch nicht zum Millionär

      Von Lutz Frühbrodt

      Arbeit adelt - wir bleiben lieber bürgerlich!" Diese alte deutsche Sponti-Weisheit kennen die USA aufgrund ihrer historischen Entwicklung, die von anti-aristokratischen Affekten und dem staatlichen Hang zur sozialpolitischen Totalverweigerung geprägt ist, noch nicht einmal in freier Übersetzung. Ganz im Gegenteil: In den Köpfen der Nordamerikaner hat sich die protestantische Arbeitsethik eingebrannt wie bei kaum einem anderen Volk. Da muss es freilich in höchstem Maße unmoralisch anmuten, wenn einer nicht ranklotzen will. Und als kategorischer Imperativ folgt: Wer mit seiner Arbeit nicht genug zum Leben verdient, ist selbst schuld und muss sich noch einen Job suchen.

      Die Voraussetzungen sind in den USA dafür vorhanden, denn das Produktivitätswachstum ist seit den achtziger Jahren nicht in deftige Lohnerhöhungen, sondern in die Schaffung neuer Arbeitsplätze umgesetzt worden. Und die zügig laufende Transformation von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hat - gekoppelt mit einer radikalen Flexibilisierung des Arbeitsmarktes - zur Schaffung eines Niedriglohnsektors geführt. Oft wird dabei übersehen, dass das amerikanische "Jobwunder" zur Hälfte auch höher qualifizierte, gut bezahlte Stellen produziert hat. Wer allerdings die Meßlatte der Sozialverträglichkeit an diesen Prozess anlegt, muss auch die Arbeits- und Lebensbedingungen der anderen Hälfte unter die Lupe nehmen.

      Dies hat die Publizistin Barbara Ehrenreich getan. "Servieren in Florida", "Schrubben in Maine" und "Verkaufen in Minnesota" heißen die Kapitel in ihrem Buch "Arbeit poor". Ehrenreich schildert genauso anschaulich, wie sie am eigenen Leibe ständige Erniedrigungen durch Möchtegern-Chefs erfährt und sich für einen Hungerlohn lahm schindet, um halbwegs über die Runden zu kommen. Und dies zumal bei meist nicht gerade optimalen Arbeitsbedingungen: "Die Küche ist eine Höhle, einem Magen ähnlich, der in den Dickdarm des Abfall- und Geschirrspülbereichs übergeht, aus dem bizarre Dünste entfleuchen, die simultan nach Essbarem und nach Abfällen riechen: nach wabbeligen, verdorbenen Fleischstücken und erbrochener Pizza, abgerundet durch das einzigartige und rätselhafte Jerry-Aroma - den Duft von Zitrusfürzen."

      Die Kostprobe aus dem Schnellrestaurant "Jerry`s" - und nicht nur diese - weckt Erinnerungen an Günter Wallraff, der sich 1985 als Türke Ali nach "Ganz unten" begab, womit beileibe nicht nur Mc Donald`s gemeint ist. Wie bei "Ali" nimmt auch bei der Amerikanerin die Erfahrung am eigenen Leibe den größten Raum ein. Die studierte Chemikerin und Molekularbiologin fängt aber potenzielle Kritik von Seiten der Ökonomen-Zunft von vornherein damit ab, dass sie ihre Ausführungen als bescheidene Gedanken eines Laien deklariert. Doch die Kombination aus Außensicht und persönlicher Empirie schärft den Blick und lässt viele Einlassungen der Naturwissenschaftlerin bedenkenswerter erscheinen als die mancher Wirtschaftswissenschaftler. Denn offenbar berücksichtigen deren Modelle nicht ausreichend exogene Faktoren. Hier nur ein Beispiel: Die in den USA auch durch den freien Markt geregelten Mietpreise zwingen die meisten "working poor", sich in den herunter gekommenen Innenstädten nieder zu lassen, während die meisten Jobs als Tellerwäscher, "Putze" oder Supermarkt-Tüteneinpacker in den städtischen Randgebieten entstehen. Dort ist aber schwer hinzukommen, denn in den USA werden unter Verkehrsinfrastruktur in aller Regel zwölfspurige Highways und keineswegs ausgebaute Systeme öffentlicher Busse und Bahnen verstanden. Der Staat will keine Sozialleistungen gewähren, er will aber auch nicht für die Infrastruktur Sorge tragen. Die Dummen sind die unteren zehn Millionen der Gesellschaft. Die Alternativen lauten: Eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes suchen oder sich ein Auto kaufen und sich damit finanziell übernehmen. Oder noch einen Job suchen und sich damit möglicherweise gesundheitlich übernehmen. Oder aber nah dem Arbeitsplatzes "wohnen", etwa in einem Lieferwagen.

      Sicher, das amerikanische System kann nicht Eins zu Eins mit dem deutschen verglichen werden, genauso wenig wie die Schaffung eines Niedriglohnsektors in Deutschland deshalb zu denselben Verwerfungen führen muss wie in den USA. Das Buch von Ehrenreich demonstriert jedoch, welche Gefahren bestehen und zeigt, dass es nicht allein darum gehen kann, mit der Arbeitslosenquote an einer wahlpolitisch ungenehmen Größe der Statistik zu drehen: Ein "Jobwunder" lebt auch von seiner Qualität. Was Politiker wie Wirtschaftswissenschaftler oft übersehen: Der gemeinhin geforderte (größere) Abstand zwischen Sozial- und Arbeitslosenhilfe und Einkommen aus gering qualifizierter Tätigkeit wird dann zu einer Quantité négligeable, wenn die Arbeitsbedingungen so hundsmiserabel sind, dass man sich auch bei einem höheren Einkommen nicht aus der sozialen Hängematte stoßen lässt.
      Avatar
      schrieb am 01.03.02 17:10:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      G E N E R A L M O B I L M A C H U N G
      Avatar
      schrieb am 02.03.02 20:15:27
      Beitrag Nr. 9 ()
      Der amerikanische Ottonormalverbraucher mag scheinbar nimmer.

      Mittwoch, 27.02.2002, 23:29
      HAMBURG (dpa-AFX) - Wie ihre Wettbewerber bekommt nun auch die weltweit größte Versandhandelsgruppe Otto einem Pressebericht zufolge die schwierige Lage im Einzelhandel zu spüren. Die rechtlich selbstständige amerikanische Versandhausgruppe Spiegel, die von der Otto-Familie kontrolliert wird, habe im vierten Quartal einen Nettoverlust von knapp 380 Millionen US-Dollar verzeichnet - nach einem Gewinn im Vorjahreszeitraum von 65 Millionen Dollar, berichtet die "Financial Times Deutschland" (Donnerstagausgabe). Der Umsatz sei um 13 Prozent auf eine Milliarde Euro gesunken.
      Spiegel gehöre mit einem Umsatz von zuletzt 3,7 Milliarden Dollar zu den führenden Versandhändlern in den USA. Die Verluste des Unternehmens würden zwar nicht in der Konzernbilanz berücksichtigt. Allerdings müsse die Otto-Familie dem Unternehmen finanziell unter die Arme greifen. "Die Familie wird bei der Restrukturierung der Kreditlinien positiv mitwirken", habe es in der Hamburger Konzernzentrale von Otto geheißen. Um Kosten zu senken, sollen 40 Filialen, die Spiegel unter der Marke Eddie Bauer betreibt, geschlossen und das Kreditkartengeschäft verkauft werden.

      OTTO TRITT AUCH IM HEIMATMARKT AUF DIE KOSTENBREMSE
      Auf die Kostenbremse trete Otto allerdings auch im Heimatmarkt. So kürzt das Unternehmen die übertariflichen Leistungen seiner deutschen Mitarbeiter. Außerdem will Otto sich von Unternehmensbeteiligungen trennen, die keine Synergien ergeben.
      Nach Angaben von Otto werde in diesem Jahr rund 9.000 deutschen Mitarbeitern, die bislang zu Weihnachten ein volles Monatsgehalt zusätzlich bekamen, künftig gut ein Drittel ihres Weihnachtsgeldes in Form von Warengutscheinen ausgezahlt. Berechnungsgrundlage sei dabei von nun an das Tarifgehalt. Das sei Teil des Kostenmanagements und bringe Einsparungen im einstelligen Millionenbereich, sagte dem Blatt ein Konzernsprecher.
      Ursprünglich sollten die übertariflichen Leistungen komplett gestrichen werden, hätten Betriebsräte berichtet, doch habe dies durch Verhandlungen abgewendet werden könnten. Ein Arbeitsplatzabbau sei nicht geplant, sei bei der Betriebsversammlung in der vergangenen Woche verkündet worden. Laut Livonius soll die Mitarbeiterzahl "in naher Zukunft" konstant bleiben.
      Auch in anderen Bereichen habe Konzern-Chef Michael Otto auf die verschlechterte wirtschaftliche Lage reagiert: Beteiligungen, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, sollen verkauft werden. Dazu zähle die Beteiligung am Lebensmittelgroßhändler Fegro/Selgros, den Otto seit 1990 als Joint Venture mit der Kölner Rewe betreibt./hi/js

      Ein mir bekannter süddeutscher Hobbyanalyst dazu:
      "Die Fischköpfe haben es schlicht und einfach versäumt, Autos mit Ottomotoren zu verkaufen!"
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 16:58:29
      Beitrag Nr. 10 ()
      Konsum mau - Kauflust flau

      Der Bundesfinanzminister redet den Aufschwung in Deutschland herbei, doch die Konsumenten streiken. Ein Konjunkturfrühling ist nicht in Sicht


      Berlin - Die Stimmung war mies in dieser Woche bei Hubertus Pellengahr. Während Tief Anna mit 85 Stundenkilometer pro Stunde mit zerstörerischer Wut über die Dächer Berlins fetzte, sinnierte der Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels über die Zukunft seiner Branche. "Uns steht ein weiteres, schweres Jahr bevor", sagte er, "aber das ist keine Überraschung. Uns Deutschen geht es eben noch nicht dreckig genug."

      Auf den ersten Blick überrascht der Zynismus angesichts der aufkeimenden Hoffnung auf eine Konjunktur-Erholung in Deutschland. Diese Woche gab das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) den Geschäftsklima-Index bekannt: Das Barometer für die Gefühlslage in den Unternehmen kletterte nach oben. Der Finanzminister rechnet damit, dass der private Konsum um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr wächst. Der Aufschwung, er wird jetzt herbeigeredet.

      In Wahrheit ist der Ausblick um einiges düsterer. Warum die Stimmung in den Unternehmen, so wie der Ifo-Index angibt, auf einmal besser sein soll, ist ohnehin nicht auszumachen. Schließlich weigern sich viele Firmen derzeit einen Ausblick auf das Jahr zu geben mit dem Hinweis auf die unsichere Konjunktur. "Die Hoffnung auf den Aufschwung ist zerbrechlich", so Thomas Mayer, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, "und alles hängt wieder von der US-Konjunktur ab." Ansonsten, so Mayer, "sehe ich keine Signale für einen Aufschwung."

      Der Kunde, von der Euroumstellung noch immer in seinem Preisempfinden heftig gestört, hält sich in Deutschland zurück. Im letzten Quartal 2001 stieg die Spar-Quote von 9,8 auf 10,3 Prozent. Wuchs der private Verbrauch 2001 noch um - wenn auch nicht richtig üppige - 1,4 Prozent, wird er dieses Jahr ein wenig (Dresdner-Bank-Prognose) um 1,2 Prozent oder fast gar nicht (Goldman-Sachs-Prognose) um 0,6 Prozent (Goldman Sachs) zulegen. "Im Moment", sagt Klaus Wübbenhorst, Vorstandschef der Gesellschaft für Konsumforschung, "kann der Verbraucher den Optimismus der Unternehmer nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass wir uns auf dem Stand der Rezession von 1992/1993 befinden."

      Zwar haben Steuerreform und rückläufige Inflationsrate die allgemeine Stimmung kurzfristig etwas aufgehellt. Aber die Erhöhung der Ökosteuer und Krankenkassenbeiträge machen die Spielräume für die Verbraucher geringer. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit verunsichert die Verbraucher, worunter wiederum die Gesamtkonjunktur leidet. Denn der private Verbrauch ist die größte Komponente des Bruttosozialprodukts.

      Vor allem der Einzelhandel kennt diesen Teufelskreis. Die Branche kämpft seit 15 Jahren gegen den Trend, dass sich ihr Anteil am privaten Konsum immer stärker verringert. Waren es zu Beginn der 90er-Jahre noch 40 Prozent, die in die Kassen des Einzelhandels flossen, so sind es aktuell nur noch 31 Prozent. Nicht einmal Rabatt-Aktionen in nie da gewesener Größenordnung wie zu Beginn des Jahres konnten die Lage entscheidend verbessern. Der Bedarf an Konsumgütern scheint derzeit gesättigt. "Wir müssen uns wohl damit abfinden", klagt Johannes Hellwege, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes BAG, "dass die Talfahrt nicht gestoppt werden kann. Wir werden auch in Zukunft anteilmäßig weiter an den Dienstleistungsbereich verlieren."

      Sogar die Tourismus-Industrie, traditionell eine der Boombranchen, schwächelt. Gerade erst gab Branchenführer TUI bekannt, dass auf Grund der Buchungs-Einbrüche seit den Terroranschlägen in New York und Washington die Belegschaft nicht nur verringert wird, sondern der Rest auch Lohnverzicht üben muss. Der Bundesverband der Tourismuswirtschaft rechnet deshalb nur mit "einem minimalen Wachstum" in diesem Jahr.

      Das passt zur Gesamtlage: "Wir durchschreiten", so Goldman-Sachs-Volkswirt Mayer, "jetzt die Talsohle." Und das kann dauern.




      Da werden einer der nicht mag und einer der nicht kann vor den Karren "Wirtschaftsaufschwung" gespannt. Auf dem Kutschbock sitzt ein in den Sonnenuntergang schauender, mit beiden Zeigefingern heftig in der Nase bohrender Japaner!

      Hüa, Hüa, Hüa
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 22:06:38
      Beitrag Nr. 11 ()
      maria :laugh:

      mach dich nicht zum deppen :laugh:
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 22:10:44
      Beitrag Nr. 12 ()
      Press

      Nein, mache ich nicht.


      Dein Mario
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 22:25:59
      Beitrag Nr. 13 ()
      stimmt du bist halt unser kontra :D
      Avatar
      schrieb am 15.03.02 22:06:15
      Beitrag Nr. 14 ()
      Mario,
      hast Du die gebrauchte Zahnpastatube :D hier vergessen?

      Aus der FTD vom 15.3.2002
      Das Kapital: Die Börse verlangt zu viel von den US-Verbrauchern
      Undank ist der Welt Lohn. Die US-Verbraucher haben 2001 drei Prozent mehr ausgegeben als 2000 und damit der ganzen Weltwirtschaft unter die Arme gegriffen. Aber statt Dank zu ernten, werden sie als Verschwender angesehen, meint Merrill Lynch.

      Stimmt. Und es stimmt auch, dass das finanzielle Nettovermögen der Haushalte, also die Aktiva abzüglich der Schulden, in den USA höher ist als in allen anderen G7-Nationen. Zudem sind Häuser in Amerika deutlich billiger als anderswo, sodass die Haushalte nicht so viel sparen müssen. Und schließlich wäre die US-Sparquote deutlich höher, wenn Abschreibungen auf private Häuser mitgezählt würden, wie in England.
      An der Börse indes geht es um eine andere Frage: Ob die Konsumausgaben weiter um nominal 6,1 Prozent steigen, wie zwischen 1992 und 2000. Nie und nimmer, trotz der Steuersenkungen. Die Arbeitslosenquote ist von Anfang 1992 bis Ende 2000 von 7,4 auf vier Prozent gesunken. Die gemessene Sparquote - irgendwo muss das Leistungsbilanzdefizit herkommen - ist von 8,7 auf ein Prozent gefallen. Das hat die Ausgaben um etwa ein halbes Prozent jährlich beflügelt. Der Rest geht auf das Konto zusätzlicher Schulden, die um 7,2 Prozent pro Jahr gewachsen sind.
      Die Firmen sind ihrerseits massiv verschuldet und sitzen auf Überkapazitäten. Da gibt es nur eins: sparen, auf Kosten der Verbraucher. Das ist die Schattenseite von Flexibilität und Produktivität. Es wäre schon gut, wenn der Konsum um nominal fünf Prozent wachsen könnte. Das Markt-KGV von 26 ist unter diesen Umständen mehr als dankbar.

      Total Fina Elf
      Der Kampf gegen die Achse des Bösen wird auch in Paris begeistert unterstützt - zumindest von den Aktionären des Ölriesen Total Fina. Die Franzosen investieren kräftig in neue Kapazitäten. Die Förderung wird 2002 um zehn Prozent gesteigert, dann bis 2007 um fünf Prozent pro Jahr. Eine Störung der Öllieferungen aus dem Golf käme gerade recht.
      Davon abgesehen scheinen die Perspektiven auf den ersten Blick nicht schlecht. Beim Treffen am Freitag dürfte die Opec die tägliche Fördermenge bei 21,7 Millionen Fass belassen, auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Auch wird derzeit wenig geschwindelt, die International Energy Agency schätzt die tatsächliche Opec-Förderung auf 22,4 Millionen Fass.
      Dafür hat Russland die Förderung und die Ölexporte per Bahn kräftig ausgeweitet - unter der fadenscheinigen Begründung, dass von den ausgehandelten Kürzungen nur Pipelines betroffen seien. Die Ölnachfrage scheint diesmal langsamer als in früheren Zyklen anzuziehen, selbst ohne doppelten Abschwung. Und mittelfristig würde ein Regimewechsel in Bagdad den Ölpreis unter Druck bringen, weil Irak die Förderung in kurzer Zeit vervierfachen könnte.
      Total Fina hat den Abschlag zu den größten Ölriesen weitgehend aufgeholt. Dabei winkt letzteren im Sommer wieder eine Benzin-Bonanza, auf Grund der begrenzten Raffineriekapazitäten und strengeren Umweltauflagen in Amerika. Die Franzosen dagegen leiden unter der schleppenden Sanierung ihres Chemiegeschäfts, in dem immer noch 26,5 Prozent des Kapitals gebunden sind. Echte Kriegsgewinnler sehen anders aus.


      Karstadt Quelle
      Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu. Den legendären Spruch von Mittelstürmer Jürgen Wegmann kann Karstadt-Chef Wolfgang Urban vermutlich gut nachvollziehen. Am Donnerstag wurde der schon erwartete Deal mit der Ergo-Versicherung bekannt gegeben, der sinnvoll und fair ist. Und was macht der Kurs? Er fällt um 3,2 Prozent. Vermutlich hat eine große Adresse nur auf die Gelegenheit gewartet, um die Aktie bei guten Nachrichten abzustoßen.
      Das Pech ist, dass die Konsumlaune der Deutschen seit Ende 2001 noch trister geworden ist. Das im Herbst 2000 von Urban präsentierte Zehn-Punkte-Programm läuft auf vollen Touren, er kann nichts dafür. Aber was hilft es, wenn die Umsätze wegbrechen. Im Januar und Februar sollen die Einbußen katastrophal gewesen sein. Die Deutschen empfinden - auch wegen zusätzlicher Steuern - die Euro-Preise als hoch. Dazu kommt die miserable Lage auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem die Nachfrage nach Textilien ist seit Jahresbeginn stark geschrumpft.
      Daraus kann man nicht auf das Gesamtjahr schließen. Aber bei einer Rohertragsmarge von 45 Prozent wäre der Effekt enorm. Ginge der Umsatz 2002 beispielsweise um fünf Prozent zurück, entspräche das Umsatzeinbußen von etwa 795 Mio. Euro. Nicht schwer auszurechnen, was das bei einer Bruttoumsatzmarge von gut zwei Prozent bedeutete.
      Ein Hoffnungsschimmer ist das im Februar leicht gestiegene Konsumentenvertrauen in Deutschland. Aber Urban braucht schon viel Glück, um den angestrebten Bruttogewinn von 700 Mio. Euro 2003 zu erreichen.


      Nicht zu vergessen die horrenden (bis 20%) Zuschläge auf Grundnahrungsmittel im Sommer 2001. Hätte man das dem Amerikaner aufs Auge gedrückt, wären schon längst die Rosinenbomber wieder in den Lüften.
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 20:06:44
      Beitrag Nr. 15 ()

      Damit nehmen Bankaffen und Wirtschaftsfuzzies vor der Wirklichkeit Reißaus. :D
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 18:57:54
      Beitrag Nr. 16 ()
      Dow + n = warm anziehen

      Die US-Wirtschaft schaut bange in die Zukunft
      Analyse von Martin Halusa

      Der kollektive Rausch der Begeisterung in den USA schien vor kurzem keine Grenzen zu kennen, als die Wachstumszahl für die Konjunktur im ersten Quartal über die Ticker eilte. 5,8 Prozent Zuwachs - das klang nach Aufschwung, nach Boom, nach Musik aus alten Tagen. Die Rezession - darüber gibt es in der Tat keine Zweifel - ist vorbei. Die Abkühlung 2001 war die kürzeste und schwächste Talfahrt seit Jahrzehnten.

      Doch inzwischen ist die Euphorie der Nachdenklichkeit gewichen. Die Börse ist anhaltend schwach, der Dollar büßt an Wert gegenüber anderen Währungen ein, und über allem schwebt das Damoklesschwert des "double dip" - die Gefahr, dass die Wirtschaft wieder in die Knie gehen könnte. Die positiven Meldungen über den Zustand der US-Konjunktur könnten sich schon bald als Illusion erweisen, lautet die Furcht an der Wall Street.

      Der Dow Jones hat soeben die wichtige Marke von 10.000 Punkten unterschritten: Ursache hierfür ist das Unvermögen der Unternehmen, auf absehbare Zeit wieder sprudelnde Gewinne wie einst in Aussicht zu stellen. Investoren sind offenbar der Auffassung, dass viele Aktien noch immer überbewertet sind. Zwar haben die Unternehmen ihre Lager geräumt, doch spiegelt sich eine höhere Nachfrage auf absehbare Zeit nicht in den Ergebnissen wider.

      Zudem ist vielen Anlegern nach dem Zerplatzen der Börsenblase die Lust am Spekulieren vergangen, vielen fehlt schlicht der Dollar hierfür. Hinzu kommen die Unsicherheit in Sachen Bilanzskandale (Enron), das Misstrauen gegenüber spektakulären Fusionen und ihren Folgen (AOL Time Warner) sowie Unklarheit über das Ausmaß der Verschuldung von Firmen (Tyco, Worldcom). Darüber hinaus steigt der Ölpreis und ist die Lage im Nahen Osten gespannt.

      Auch das allgemeine Vertrauen der Amerikaner in ihre Konjunktur ist ein Unsicherheitsfaktor: Auf Grund des anhaltenden Abbaus von Jobs verlieren die Menschen den Mut und damit ihre Spendierlaune. Die einst verlässliche Konjunkturstütze Konsum - eine der wichtigsten Triebfedern für den Aufschwung - ist porös geworden. Denn es ist klar: Noch weiter als bisher wird die Federal Reserve die Zinsen nicht senken können. Im Gegenteil - die guten Daten des ersten Quartals dürften eher eine Zinswende nach oben einläuten. Spätestens im Sommer wird Alan Greenspan die Schraube anziehen. Und nicht wenige befürchten, dass dann die zarte Pflanze namens Aufschwung vertrocknen wird - der gefürchtete doppelte Rückschlag wäre die Folge.

      Auch der Dollar hat in den vergangenen Wochen an Wert eingebüßt: Gegenüber dem Euro ist er fast so niedrig wie seit Anfang Januar nicht mehr. Der Greenback ist unter Druck, weil auch die Finanzmärkte vom neuerlichen Glanz der US-Wirtschaft alles andere als überzeugt sind. Europa kann deshalb nicht ohne Grund auf ein Comeback seiner Gemeinschaftswährung hoffen, manche sprechen sogar schon vom lange erwarteten Richtungswechsel. Der bekannte "Big-Mac-Index" des britischen Finanzmagazins "Economist" etwa sieht den Dollar so überbewertet wie seit 16 Jahren nicht mehr.

      Es könnte noch schlimmer kommen - denn nach wie vor drückt die USA ein enormes Defizit ihrer Leistungsbilanz. Eine drastische Abwertung des Dollar könnte die Folge sein, weil Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zunehmend ausbleiben. Im Gegenzug müsste die Federal Reserve - zur Abwendung der Inflationsgefahr - die Zinsen erhöhen. Und dies würde dem Aufschwung sowie letztlich der Börse den Boden unter den Füßen wegziehen.

      und gleich nochmal: Im Gegenzug müsste die Federal Reserve - zur Abwendung der Inflationsgefahr - die Zinsen erhöhen. Und dies würde dem Aufschwung sowie letztlich der Börse den Boden unter den Füßen wegziehen.


      Ursprünglich sollte ja der Irak in Klump und damit auch gleichzeitig die Amibörse in neue Höhen geschossen werden. Dies hat aber vorerst die Aktion "Wilder Jude" in der näheren Nachbarschaft verhindert. Es würde sorum auch nicht funktionieren. Diesmal nicht!
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 22:09:42
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ich frage mich, wann die Leute endlich verstehen, dass die Korrektur erst noch kommt. Der Dow wird dieses Jahr auf 6300 fallen.
      Der weitere Verlauf wird ihn auf 4000 Punkte fallen lassen. Das ist vielleicht 2003/04 der Fall.

      Soll keiner kommen, er wüsste von nichts.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 20:53:43
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich hab mir nun auch Gepard-Schuhe (höhere Grundschnelligkeit, garantiert keine Blasenbildung an der Lauffläche) gekauft. Und ein , um die Stimmung besser ausloten zu können.

      http://193.111.113.35/mline/d1/572/110/LOZAPEXGHLRWAGCKHYOPR… :D:D
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 21:51:48
      Beitrag Nr. 19 ()
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 22:26:19
      Beitrag Nr. 20 ()
      Mensch, ich hab die Info vergessen.
      Also: Mit Gepard-Schuhen läßt sich gut pleite gehen.

      lsb. London – So eindeutig wie noch nie zuvor hat sich Großbritanniens Premierminister Tony Blair im Grundsatz zugunsten eines Euro- Beitritts ausgesprochen. Im BBC-Fernsehen sagte Blair, „wenn es volkswirtschaftlich passt, wenn die Kriterien erfüllt sind, dann liegt es ganz eindeutig im Interesse des Landes, beizutreten. Wir sollten nicht aus politischen Gründen abseits stehen. Ich glaube, das wäre ein Verrat an unseren nationalen Interessen.“ Nach Blairs Andeutungen könnte eine Volksabstimmung möglicherweise sogar bereits im Herbst des Jahres 2003 – früher als bislang angenommen – stattfinden.
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 17:40:13
      Beitrag Nr. 21 ()
      Unternehmensmeldungen die die Börsenwelt bewegen....

      Lego hat Intel inside

      Intel (Börse Frankfurt: INL) und Lego haben eine strategische Zusammenarbeit vereinbart. Beide Unternehmen werden die interaktiven Lego-Softwaretitel für den Intel Pentium 4 auslegen und gemeinsam Marketing-Kampagnen realisieren. Zudem unterstütze Intel die Games Academy im neuen Legoland Deutschland Park in Günzburg.
      Die beiden Konzerne versprechen sich durch eine spezielle Abstimmung der Lego-Software auf den P4 Vorteile in punkto Grafik, der im Spiel integrierten künstlichen Intelligenz sowie der Performance. Zu den eigens ausgelegten neuen Titeln von Lego Interactive zählen Drome Racers, Island Xtreme Stunts, Galidor: Defenders of the Outer Dimension sowie Bionicle.
      Die Games Academy in Günzburg verfügt über 64 Intel Pentium 4-basierte PCs, auf denen Besucher die genannten Programme sowie Lego Mindstorms ausführen können. Jungendliche Spieler können zudem "echte Roboter" bauen und programmieren. "Durch die Zusammenarbeit zwischen Lego und Intel möchten wir die Faszination beider Marken verbinden und neue, aufregende Erlebnisse im Kinderzimmer ermöglichen", warb die Intel Europa-Managerin Maria Marced für die gemeinsamen Projekte.

      .....und so manchen Lachmuskel
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 23:16:36
      Beitrag Nr. 22 ()
      B I L A N Z E N

      Mehr Schein als Sein

      Von Ulric Papendick und Dietmar Student

      Der Skandal um den Energiekonzern Enron wühlt noch immer die USA auf. Doch nicht nur in Amerika wird bei den Bilanzen getrickst und getäuscht. manager magazin hat die Zahlenwerke deutscher Spitzenfirmen untersucht - das Resultat ist eine Sammlung von Schlichen und Finten.

      Bis zur Hauptversammlung am 19. März wollte Ralf Dörper noch warten. Vielleicht würde das Aktionärstreffen im Düsseldorfer Congresscenter ja endlich Klarheit bringen.
      Der Analyst der WestLB Panmure wollte wissen, wie es um die Finanzen von Babcock Borsig bestellt ist, nachdem der Oberhausener Industriekonzern angekündigt hatte, sich ausgerechnet von seiner wertvollsten Beteiligung zu trennen, dem Schiffsbauer HDW. Welche Geschäfte binden wie viel Kapital? Wie wirkt der Werftenverkauf auf Liquidität und Nettoschulden?
      Die Fragen blieben Fragen, und Dörper handelte: In der Woche nach der Hauptversammlung stellte die WestLB die Beobachtung des M-Dax-Werts Babcock Borsig ein; Verbindlichkeiten und Risiken des Unternehmens seien nicht transparent genug, lautete die Begründung.
      Diese Einschätzung teilt Dörper mit vielen Börsianern: Die Traditionsfirma ist, bilanztechnisch betrachtet, ein schwarzes Loch. Immer wieder hatten die Babcock-Manager in den vergangenen Jahren an ihren Zahlen gefeilt, je nachdem, was gerade geschönt und geschont werden musste - mal das Eigenkapital, mal der Gewinn. Ständige Verkäufe und Käufe von Firmen - bei den Anlegern komplettierte sich das Bild: Nix is fix bei Babcock; alles fließt (Cash ausgenommen). Nur wohin?

      Klar: Oberhausen ist nicht Houston. Und dennoch: Enron scheint plötzlich ganz nah. Der Bilanzskandal um den texanischen Energiehändler hat den Blick geschärft für die Probleme vor der eigenen Tür. Auch in Deutschland hat das Tricksen und das Täuschen System. "Die Grenze des Legalen verschiebt sich", beobachtet der Saarbrücker Bilanzprofessor Karlheinz Küting, "das ist kein amerikanisches Phänomen."
      Zwar gehen die hiesigen Firmenlenker meist nicht mit jener kriminellen Energie zu Werke, die den Enron-Managern angelastet wird. Deutsche Konzerne wie Siemens oder die Telekom praktizieren legale Kniffe.
      Mal werden Abschreibungsfristen wie Gummi gedehnt oder Milliardenschulden aus dem offiziellen Zahlenwerk verbannt; mal werden Vorräte zu hoch und Risiken zu niedrig bewertet. Das Ergebnis ist stets dasselbe: Von Wahrheit und Klarheit der Bilanzen kann hier zu Lande ebenso wenig die Rede sein wie in den Vereinigten Staaten.

      Ein Stück weit sind die Konzernführer selbst Getriebene. In ihrem steten Drang, den Börsenwert zu steigern, haben sie sich auf ein Spiel eingelassen, das Arthur Levitt, der ehemalige Chef der US-Börsenaufsicht SEC, "earnings game" genannt hat.
      Und das funktioniert so: Erst füttern die Manager die Analysten mit eher zurückhaltenden Prognosen für das nächste Quartalsergebnis; dann präsentieren sie Zahlen, die stets einen Tick besser sind.
      Der amerikanische Konzern General Electric (GE) beherrscht dieses Spiel mit beängstigender Perfektion. Über Jahre hinweg begeisterte er die Anleger mit zweistelligem Gewinnwachstum. Nur einmal in den vergangenen zehn Jahren verfehlte GE das vorhergesagte Vierteljahresergebnis - um einen Penny je Aktie.

      Shareholder-Value made in the USA, auf deutsche Verhältnisse nicht übertragbar? Sicherlich nicht eins zu eins. Aber auch deutsche Vorstände spielen das Gewinnspiel mit. "Das heutige Börsenumfeld verlangt nach ständig steigenden Gewinnen", sagt Preussag-Finanzvorstand Rainer Feuerhake. Der Druck auf die Manager, "entsprechende Zahlen zu liefern", habe enorm zugenommen.
      Mit aller Macht versuchen die Manager, die prognostizierten Ergebnisse zu erreichen; oder, besser noch, zu übertreffen. Deutsche Konzernlenker seien zunehmend bereit, "aggressive Bilanzierungsmethoden" anzuwenden, stellt der Hamburger Professor Eberhard Scheffler fest.
      Es geht schließlich auch um ihre eigene Börse. Immer mehr Firmen bezahlen ihre Führungskräfte mit Optionen, deren Wert von der Entwicklung des Aktienkurses abhängt; allein im vergangenen Jahr ließen sich 140 Unternehmen Optionsprogramme genehmigen. Wer den Kurs zur rechten Zeit nach oben treibt, kassiert kräftig.

      Den Zahlenjongleuren kommt ein weiterer Trend zupass: die Angleichung der deutschen Rechnungslegung an internationale Usancen - und die Konfusion in der Phase des Übergangs. Mittlerweile bilanzieren die Dax-Konzerne und die am Neuen Markt notierten Firmen entweder nach den amerikanischen Regeln US-GAAP oder nach IAS; ab 2005 werden diese "International Accounting Standards" europaweit zur Pflicht.
      Auch deutsche Firmen wollen ausländische Anleger für ihre Aktien begeistern - und die verlangen einen internationalen Bilanzstandard.
      Über hundert Jahre war hier zu Lande nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) bilanziert worden. Das einseitig auf den Gläubigerschutz ausgerichtete HGB erlaubte, stille Reserven zu bilden und nach Belieben aufzulösen - eine Fundgrube für Bilanzverschönerer en détail und en gros.

      Doch auch die neuen Statuten bieten Gestaltungsmöglichkeiten. Die Firmen erhalten Spielräume, gegen die ordinäre HGB-Kniffe wie Schülerstreiche wirken.
      Der Wirrwarr an Rechensystemen führt dazu, dass nur noch wenige Fachleute eine Bilanz verstehen. Selbst die großen institutionellen Investoren haben resigniert. "Ich muss mich auf die Wirtschaftsprüfer verlassen", sagt Udo Rosendahl, Fondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter DWS, "ich kann ja nicht alle Zahlen selbst nachprüfen."
      Aber die Kontrolle durch die WP-Gesellschaften fällt eher lasch aus. Zu groß ist die Abhängigkeit der Zunft von lukrativen Beratungsaufträgen, als dass die Prüfer bei kreativer Buchführung allzu penetrant nachhaken würden.

      Eine übergeordnete Behörde, die die Einhaltung der Regeln kontrolliert, gibt es bisher nur in den USA. Es ist dort die Börsenaufsicht SEC. Aber auch die wirkt mit der Aufgabe, den Wahrheitsgehalt sämtlicher Bilanzen zu untersuchen, offenkundig überfordert, siehe Enron.
      Ein Spiel ohne Schiedsrichter hat sich entwickelt - ein Spiel, das Firmenlenkern mit unlauteren Absichten ideale Chancen eröffnet, Anleger zu bluffen und zu blenden.

      manager magazin hat gemeinsam mit Experten der Universitäten in Saarbrücken und Münster die Zahlenwerke deutscher Unternehmen untersucht. Das Ergebnis zeigt: Auch die Großen tarnen und täuschen, wo es nur geht.

      An den Zahlen drehen
      Ein beliebtes und simples Mittel, um das Ergebnis zu frisieren, sind Abschreibungsfristen und Bewertungsmethoden. Abschreibungen mindern den Gewinn; deshalb versuchen Firmen, die ihre Ziffern schönen wollen, sie auf eine möglichst lange Periode zu verteilen.

      Beispiel Siemens: Der Elektromulti pflegte lange das Image eines erzkonservativen Bilanzierers. Bis 1998, als Heinz-Joachim Neubürger das Finanzressort übernahm. Der Neue, ein früherer Investmentbanker, merkte schnell, dass nicht nur mit dem Verkauf von Großkraftwerken, sondern auch mit kleinen Zahlendrehern am ausgewiesenen Gewinn etwas zu verbessern ist. So verlängerte Neubürger in der Bilanz des Jahres 2000 mit einem Federstrich die Abschreibungsdauer auf Firmenwerte um 5 auf maximal 20 Jahre. Die jährlichen Abschreibungsraten verringerten sich um bis zu 45 Millionen Euro - der Gewinn stieg.
      Im aktuellen Jahresabschluss ging Siemens noch einen Schritt weiter: Die Abschreibung des beim Kauf von Atecs entstandenen Firmenwerts verteilen die Münchener nun sogar auf 40 Jahre. Nach dem von Neubürger gewählten Standard US-GAAP ist das erlaubt - üblich sind aber 20 Jahre. Die längere Frist verschafft Siemens nochmal ein jährliches Ergebnisplus von 47 Millionen Euro.

      Der Halbleiterhersteller Infineon wählte eine andere Variante. Trotz weltweit sinkender Chippreise zögerte Infineon-Chef Ulrich Schumacher im vergangenen Frühjahr die Abwertung seiner Lagerbestände hinaus und hielt so die Anleger halbwegs bei Laune. Erst im Juli, als sich die Wertverluste nicht länger kaschieren ließen, schrieb Schumacher den Chipberg ab - und verbuchte, reichlich verspätet, ein Minus von mehr als 200 Millionen Euro.

      Just vor dem Verkauf an einen Finanzinvestor drehte der Gartenschlauchhersteller Gardena an den Pensionsrückstellungen. Und schon stand sein Rechenwerk glänzend da. Die Firma konnte einen zusätzlichen Gewinn von sechs Millionen Euro verbuchen - fast die Hälfte des Jahresüberschusses.

      Das "große Bad" nehmen
      Manchmal ist den Konzernlenkern eher daran gelegen, das Unternehmen armzurechnen. Etwa, um einen großen Gewinnsprung zu vermeiden - sonst würde das folgende Jahr womöglich umso schlechter aussehen. Oder, wenn die allgemeine Wirtschaftslage derart miserabel ist, dass Anleger miese Firmenresultate leichter verzeihen.

      So strengte sich der Düsseldorfer Waschmittelhersteller Henkel mächtig an, um den letztjährigen Konzerngewinn trotz des Verkaufs mehrerer Tochterfirmen niedrig zu halten.
      Henkel veränderte die Berechnung der Pensionsrückstellungen zu seinen Lasten und verbuchte zusätzlich mehr als eine halbe Milliarde Euro als Sonderaufwand für Restrukturierungen und Abschreibungen.
      Die Folge des Großreinemachens, unter Bilanzexperten auch als "Big Bath" (großes Bad) bekannt: Der Konzernüberschuss stieg um magere 7 Prozent - eine treffliche Ausgangsbasis für Henkel-Chef Ulrich Lehner, um "künftige Ergebnissteigerungen" von 10 Prozent zu prognostizieren.

      Die Aktionäre verwirren
      Ein probates Mittel, um die Anleger von einer ungünstigen Geschäftsentwicklung abzulenken, ist die Bekanntgabe von Ergebnissen, die mit dem tatsächlichen Gewinn nur wenig gemein haben.

      Der Deutschen Telekom bescherten ein gigantischer Schuldenberg von 62 Milliarden Euro und der hohe Abschreibungsbedarf auf Telefonnetze und UMTS-Lizenzen im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 3,5 Milliarden Euro.
      Kein Wunder, dass Vorstandschef Ron Sommer und sein Finanzmann Karl-Gerhard Eick lieber auf das Ebitda* verweisen. Diese Kennzahl kletterte nämlich um 17 Prozent auf 15 Milliarden Euro - "das ist die eigentliche Sensationsmeldung", jubelte Ebitda-Fan Sommer.
      Auch der Telekom-Ableger T-Online eliminierte im dritten Quartal des vergangenen Jahres Abschreibungen auf Tochterfirmen und Anlaufinvestitionen aus dem Ergebnis - und kam so auf ein Plus im Deutschland-Geschäft. Pro forma, versteht sich.

      Der Goodwill-Clou
      Besonders heikel ist der Umgang mit dem so genannten Firmenwert. Der entsteht, wenn der für eine Übernahme gezahlte Preis höher ist als die Vermögensgegenstände des gekauften Unternehmens.
      Die Differenz heißt Goodwill. Der umfasst zum Beispiel die Marke oder die Kundendatei. Der Goodwill verliert im Laufe der Zeit an Wert und muss deshalb nach Auffassung von Bilanzexperten abgeschrieben werden. Weil die Abschreibungen dieser teilweise beträchtlichen Summen allerdings den Gewinn empfindlich schmälern, schrecken viele Firmen vor diesem Schritt zurück.

      Der Düsseldorfer Großbäcker Heiner Kamps etwa verrechnete die Firmenwerte aus diversen Übernahmen über Jahre hinweg lieber mit den Kapitalrücklagen. Mit diesem nach deutschem HGB-Recht erlaubten Kunstgriff vermied Kamps die Abschreibungen - die Verrechnung mit dem Eigenkapital ist "erfolgsneutral", also ohne Folgen für den Konzerngewinn. Die Eigenkapitalquote des Backwarenimperiums sank nun jedoch von 83 Prozent im Jahr 1999 auf nur noch knapp 9 Prozent in 2001.

      Noch dreister trickste der frühere Babcock-Finanzvorstand Fritz Kall. Der holte einen zuvor bereits verrechneten Firmenwert einfach wieder hervor und "reaktivierte" ihn in der Bilanz. Nur so konnte Kall das empfindlich geschrumpfte Eigenkapital wieder aufpolstern - ein Bruch des Bilanzrechts, ereiferten sich die WP-Gelehrten.

      Schulden verstecken
      Ebenfalls an der Grenze des Erlaubten bewegen sich die Versuche einiger Firmen, ihre hohen Schulden aus dem Rechenwerk zu verbannen; "offbalance" nennt das der Fachmann.

      Beispiel Mobilcom: Beim Verkauf seines Aktienpakets an France Télécom vor wenigen Wochen zeigte sich Firmengründer Gerhard Schmid erfinderisch. Die Anteile werden bei Finanzinvestoren zwischengelagert - eine "Pufferlösung", die es den Franzosen ermöglicht, die stattlichen Mobilcom-Schulden von 6,2 Milliarden Euro zunächst nicht in ihrem eigenen Geschäftsabschluss auszuweisen.
      Bereits zuvor hatte Schmid Talent als kreativer Bilanzierer gezeigt. Nach den immensen Investitionen in das UMTS-Geschäft änderte der Konzern im Jahr 2000 seine Bilanzierungsgrundsätze.
      Zinszahlungen, die Mobilcom früher stets Gewinn mindernd als Aufwand gebucht hatte, wurden nach dem Lizenzerwerb aktiviert - ein kleiner Dreh mit großen Folgen. Die Auswirkungen der UMTS-Zinslast auf den Konzerngewinn - immerhin ab 2001 ein Minus von rund 360 Millionen Euro jährlich - konnte Mobilcom durch diese nach IAS-Normen erlaubte List verschieben.

      Die krumme Tour
      Nur selten driften Bluechips (oder solche, die sich dafür halten) in die graue Zone des Bilanzbetrugs ab - wie etwa der Konkurskonzern Philipp Holzmann oder die skandalumflorte Berliner Bankgesellschaft. Am Neuen Markt allerdings ist der Performancedruck so gewaltig, sind die Gewinnziele derart ambitioniert, dass Manager manchmal nur noch einen Ausweg wissen: die krumme Tour.

      In München hat sich solch ein Fall dem ersten Eindruck nach jüngst zugetragen. Die Advanced Medien AG verkaufte Filmrechte für 39 Millionen Euro, allerdings offenbar nur zum Schein. Wer sich dabei wie viel zu Schulden kommen ließ, ist noch unklar. Nominiert für die Schurkenrollen: der alte Firmenvorstand, der Aufsichtsrat und die Wirtschaftsprüfer.

      Für den Thriller mit dem Titel Comroad läuft bereits der Abspann. Im Februar legte der Firmenprüfer KPMG sein Mandat nieder, weil er die Vertrauenswürdigkeit des bayerischen Telematikanbieters anzweifelte. Wenig später wurde Vorstandschef Bodo Schnabel gefeuert; er hält zusammen mit seiner Frau die Firmenmehrheit. Seit Ende März sitzt Schnabel wegen Verdachts auf Kursbetrug in Untersuchungshaft.
      Ein Sondergutachten der WP-Gesellschaft Rödl & Partner Mitte April ergab: Rund 99 Prozent der gemeldeten Comroad-Umsätze für 2001 waren heiße Luft.



      Hier handelt es sich um schulbubähnliche deutsche Vorgehensweisen. Ich spanne nun den Bogen über den japanischen Musterschüler und emsigen Gesellen, bis hin zum Meister selbst.

      Aktuell aus WO:
      Adelphia Communications wird in zwei US-Bundesstaaten untersucht. Die Aktie ist seit 15.05 vom Handel ausgesetzt. Außerdem ist der sechsgrößte TV-Kabelbetreiber der USA bei der Zahlung von 45 Mio. Dollar an Zinsen säumig. Auch die Börsenaufsicht ist tätig geworden.
      Die Vorwürfe laufen darauf hinaus, dass das Unternehmen Bürgschaften für insgesamt 2,3 Mrd. Dollar übernommen hat, die in Zusammenhang mit Krediten stehen, die im Familienkreis des Gründers John Rigas aufgenommen wurden.
      Damit nicht genug: Die Nasdaq erwägt ein Delisting der Aktie, weil das Unternehmen bis jetzt keinen Jahresabschluss 2001 veröffentlicht hat. Das gäbe Anleihegläubigern die Möglichkeit, die Rückzahlung von insgesamt 1,4 Mrd. Dollar zu verlangen. Daraufhin müsste die Gesellschaft wahrscheinlich sofort Insolvenz anmelden.
      John Rigas trat am Mittwoch von seinem Posten als Unternehmenschef zurück. Er hatte die Gesellschaft vor 50 Jahren gegründet. Sein Sohn quittierte gestern den Posten als Finanzchef. Eine unabhängige, vom Unternehmen eingesetzte Kommission untersucht die Vorgänge.
      Adelphia hatte vor einigen Tagen angekündigt, Käufer für die Kabelsysteme in Süd-Carolina, Florida und Virginia zu suchen, um die Schuldenlast zu verringern. Der Wert der gesamten Kabelsysteme wird auf 20 Mrd. Dollar geschätzt.


      Wann wird der Metzger auf dem Parkett erscheinen, um im Dowstall die heiligen Kühe zu schlachten?
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 18:28:09
      Beitrag Nr. 23 ()
      Die Pleite des Energiekonzerns Enron verändert vieles in den USA
      Von Marc Hujer

      Washington – Paul Krugman, Princeton-Professor und New- York-Times-Kolumnist, hat kurz nach der Pleite des Energieriesen Enron die Prognose gewagt, Enron werde die USA mehr verändern als die Anschläge auf das World Trade Center. In den Wochen und Monaten nach dem 3. Dezember 2001, als Enron zum Konkursrichter ging, wurden Parteiprogramme umgeschrieben, Reformen gestoppt, die erste Parteispendenreform nach dem Watergate-Skandal verabschiedet, Amerika überdachte sein renommiertes Buchführungssystem, und Wirtschaftsprüfer ebenso wie die Hochfinanz an der Wall Street gerieten ins Fadenkreuz ehrgeiziger Justizbeamten. Viele Debatten dauern an, entscheidende Richtersprüche stehen noch aus.

      Amerika ist ins Nachdenken geraten über seine Buchführungsstandards, die so genannten US-GAAP, die es zuletzt überall in die westliche Welt der Wirtschaft exportierte. Die offensichtliche Schwäche dieses Systems ist während des Enron-Skandals offen zu Tage getreten: Es erlaubt alles, was nicht ausdrücklich verboten ist. Und die Tatsache, dass es eine kaum mehr fassbare Menge an Detailregelungen gibt, verhindert keineswegs, dass es doch immer Wege um die Paragraphen herum gibt. Kritiker meinen sogar, die Regelungswut lade nur dazu ein, Möglichkeiten zu finden, um das Paragraphenwerk auszuhebeln.

      Kosten sparen
      Es bedurfte keiner kriminellen Energie wie im Fall des Energiehändlers Enron, um das US-Bilanzierungssystem auszunutzen. Erst später, aber nicht weniger kontrovers, wird die Frage der korrekten Verbuchung von Aktienoptionen diskutiert. Aktienoptionen wurden in den neunziger Jahren verstärkt an Mitarbeiter ausgegeben, um sie angeblich ans Unternehmen zu binden. Jetzt kommt heraus, dass sie vor allem dazu dienten, die Gewinne in den Bilanzen besser aussehen zu lassen. Mit der Ausgabe von Aktienoptionen sparte man sich einen Teil der Löhne, Kosten also, die profitmindernd gewirkt hätten.

      Die Unternehmen steigerten so ihre Gewinne um ein Vielfaches, nach einer Untersuchung des britischen Ökonomen Andrew Smithers waren im Jahr 2000 die Gewinne aller großen US-Unternehmen um 19,7 Prozent überbewertet, in der High- Tech-Industrie war das Umbuchungsmanöver gar für 72,8 Prozent der Gewinne verantwortlich. Mit Notenbankchef Alan Greenspan und Investmentguru Warren Buffett haben sich zwei bedeutende Stimmen für schnelle Reformen ausgesprochen. Die Ratingfirma S&P hat bereits neue Standards entwickelt, um die wahren Kosten von Aktienoptionen transparenter zu machen.

      Mit dem Enron-Skandal stehen auch die Wirtschaftsprüfer am Scheideweg. Jahrelang hat ihre starke Lobby verhindert, dass man ihnen das lukrative Beratungsgeschäft abnimmt. Nun rücken die offensichtlichen Interessenkonflikte wieder ins Zentrum der Kritik. Ein Wirtschaftsprüfer, hatte der frühere Chef der Börsenpolizei SEC, Arthur Levitt, jahrelang vertreten, soll nicht den Unternehmen ein Zertifikat korrekter Buchführung ausstellen dürfen, wenn er von ihnen vorher satte Gebühren für Unternehmensberatung kassiert hat. Nun wird ihm von vielen Recht gegeben. Ob sein Bestreben allerdings Früchte trägt, ist fraglich. Mit Arthur Andersen, dem früheren Enron-Prüfer, wird zwar einer der Big Five einem Strafgericht in Houston vorgeführt. Kritiker fürchten jedoch, Arthur Andersen werde nur sinnlos zerpflückt, um die Diskussion abzulenken von einer sinnvollen, nachhaltigen Reform.

      Zum Kauf empfohlen
      Der Enron-Skandal hat vor niemandem Halt gemacht, auch das Zentrum des Kapitalismus, die Wall Street, leidet unter den Folgen. Wall Streets Analysten haben die Enron-Aktie bis kurz vor dem Konkurs zum Kauf empfohlen, anschließend kam heraus, dass dies übliche Praxis der Bankhäuser auch bei anderen Aktien war. Eliot Spitzer, der Staatsanwalt des Staates New York, ermittelte bereits gegen die gängige Analystenpraxis und im April schockte er die Branche mit Enthüllungen über den E-mail-Verkehr der weltgrößten Investmentbank Merrill Lynch. Merrill Lynchs Staranalyst Henry Blodget hatte Unternehmen als „Mist“, „Müll“ oder „Stück Scheiße“ bezeichnet, deren Aktien er offiziell zum Kauf empfahl. Das letzte Wort ist auch hier nicht gesprochen, selbst Wall Street wird anders aussehen nach dem Enron- Skandal.


      Und nun vom Meister wieder zurück zum Stift :)


      Tierische Verhältnisse für private Anleger
      Tacheles

      Von Karl-Heinz Möller

      Berlin - Auch das noch. Zur Plage der zwei Millionen Waschbären, die zurzeit die deutschen Städte unterwandern, rückt eine weitere Spezies vor: der Papiertiger. Er schleicht umher, wechselt ständig sein Fell, ist zweibeinig und schnappt schon mal zu. Tut nicht richtig weh, denn er ist - anders als die Waschbären - zahn- und harmlos. Kostet aber Geld. Die jüngste Mutation aus dieser Familie kommt im Fell des Wachbären daher und hat seine Höhle im Bundesaufsichtsamt für Wertpapiere (BAWe) beziehungsweise der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BAFin). Wie zu hören ist, werde nun die Zahl der BAWe-Wächter erhöht, damit sie noch mehr Insiderdelikte aufstöbern. Noch mehr? 341 Fälle hätten die Wächter bisher entdeckt (seit 1995), 174 Untersuchungen seien davon eingestellt worden, zwei Mal habe es ein rechtskräftiges Urteil gegeben. Um die "Effizienz" zu steigern, sollen die BAWe-Wachbären mit den - ebenfalls zahnlosen - Raubkatzen der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BAFin) jetzt im Rudel auf die Jagd gehen. Da werden die bösen Buben der Finanzwelt aber zittern! Im Namen der Anleger: Wo bleibt der Polittarzan, der den BAFin-Jägern scharfe Zähne verpasst, um die Wölfe im Schafspelz zu reißen? Am Neuen Markt und anderswo wimmelt es offensichtlich davon. Auch, weil Wachbären Papiertiger bleiben und nicht wirklich zubeißen können. Die Wahrheit schlägt auf dem Parkett auf. Geduld und Vertrauen der Anleger sind verspielt, MLP (höchste Tagesverluste eines Daxwertes) und Cargolifter (Kurs innerhalb einer Woche halbiert) haben es zu spüren bekommen. Abgestraft von einem Markt, der keine Gnade mehr kennt - gerechtfertigt oder nicht. Nur tierisch ärgerlich für Kleinaktionäre!
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 17:03:17
      Beitrag Nr. 24 ()
      Scheiß Thema, ich weiß. Aber was willste machen, oder Mario? :)

      Wie es euch gefällt
      Immer mehr US-Konzerne gestehen systematische Manipulationen der Bilanzen


      Von Luzian Caspar

      Die Neunziger gelten als die goldenen Jahre der US-Wirtschaft. Unternehmen verzeichneten sagenhafte Steigerungsraten bei Umsätzen und Gewinnen, was die Börse mit Kursfeuerwerken feierte. Aber jetzt zeigt sich immer deutlicher, dass bei dieser Entwicklung nicht alles mit rechten Dingen zuging. Die Bilanzen vieler Konzerne waren gefälscht, immer mehr Firmen müssen ihre Bücher korrigieren, oft um mehrere Jahre zurück. Reihenweise nehmen Finanzchefs den Hut. In einzelnen Branchen, so scheint es, bestand fast das ganze Geschäft aus heißer Luft.

      Praktisch jeden Tag dringen neue Horrorstorys an die Öffentlichkeit. "Umfang und Timing von Dynegy-Geschäften ziehen die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich", meldet das Wall Street Journal. "Gegen Einzelhändler Kmart ermittelt jetzt der Staatsanwalt", heißt es kurz darauf im gleichen Blatt. Oder: "Enthüllungen über zweifelhafte Geschäfte erschüttern Vertrauen in die Energiemärkte", "Ermittlungen bei Computer Associates weiten sich aus".

      Zuletzt meldete Network Associates, eine Firma, die Software gegen Internet-Viren anbietet, dass sie die Ertragsausweise für die Jahre 1998 bis 2000 korrigieren müsse. Und der zusammengebrochene Handelskonzern Kmart verbuchte Zulieferer-Kredite, bevor er sie in Anspruch nehmen konnte und obwohl sie von Umsatzzielen abhingen, die er nicht erreichte.

      "Theoretisch stimmt es, dass man Einnahmen erst dann verbuchen sollte, wenn man sie hat, aber im wirklichen Leben ist halt vieles anders", meint ein Steuer- und Buchhaltungsexperte der Brokerfirma Lehman Brothers. Die Untersuchung gegen Computer Associates (CA) scheine sich "auf die bei uns übliche Methode der Einnahmen-Betrachtung zu beziehen", erklärt die Software-Firma. In die Untersuchung durch die Börsenaufsichtsbehörde SEC hat sich inzwischen auch die Justiz eingeschaltet. Wenn die Einnahmen manipuliert worden sein sollten, dann hätte das Management davon kräftig profitiert, denn 1998 erhielten CA-Chef Charles Wang und seine Kollegen rund eine Milliarde Dollar Bonuszahlungen, die an die Aktienkurse geknüpft waren.

      Am dreistesten scheinen es die Energieverteiler getrieben zu haben. Die SEC ermittelt nicht nur gegen Dynegy, der noch im vergangenen Herbst seinen gestrauchelten Rivalen Enron übernehmen wollte, sondern auch gegen Reliant Resources und CMS Energy. Alle drei sind führende Spieler auf dem Strommarkt, der im vergangenen Jahr wegen der Energiekrise in Kalifornien für Schlagzeilen sorgte. Das Trio scheint untereinander komplexe "Parallelgeschäfte" abgeschlossen zu haben, die sich gegenseitig aufhoben, aber möglicherweise dazu dienten, den Strompreis zu manipulieren. Obwohl die Deals keinen Umsatz brachten, wurden sie als Einnahmen verbucht. CMS Energy, eine der größten privaten Elektrizitätsgesellschaften der USA, gab zu, dass Erlöse in Höhe von 4,4 Milliarden Dollar - praktisch der ganze Umsatz der Jahre 2000 und 2001 - aus so genannten Round-tripping-Transaktionen stammten. Die kalifornischen Behörden gehen jetzt der Frage nach, ob diese Geschäfte etwas mit der Tatsache zu tun hatten, dass die Strompreise in dem Bundesstaat teilweise um 900 Prozent stiegen.

      Die jüngsten Skandale reihen sich nahtlos in die Reihe der bekannten Affären ein. Neben Enron haben seit Herbst bereits Global Crossing, Worldcom, QWest, Lucent, Xerox und viele andere Konzerne für Schlagzeilen gesorgt. Denn in den Boomjahren wurde es allgemein üblich, die Umsätze und Gewinne aufzublähen. Die Finanzchefs, kurz CFO, standen und stehen unter Druck der Börsenakteure, die nach immer höheren Zahlen gieren.

      Eine ähnliche Kreativität wie die Energiehändler legen dabei die Telekom-Konzerne an den Tag. Roy Olofson, ein ehemaliger Beschäftigter von Global Crossing, war der erste, der die Öffentlichkeit auf die so genannten Swaps aufmerksam machte. Das sind Geschäfte, bei denen sich Glasfaser-Netzbetreiber gegenseitig Kabel-Kapazitäten abtreten. Obwohl daraus keine echten Umsätze resultierten, wurden sie als Einnahmen verbucht. Die Praxis scheint in der Branche gang und gäbe zu sein. John Legere, Chef von Global Crossing, warnte davor, dass auch andere Unternehmen wie Qwest ins Fadenkreuz der Ermittler gerieten, wenn die SEC gegen sein Unternehmen vorgehe.

      Die Liste der Buchhaltungstricks ist fast endlos. Selbst der aus Gewinn, Abschreibungen und bestimmten Rückstellungen gebildete Cashflow, einst als entscheidende Kennziffer betrachtet, ist in Misskredit geraten. "Wenn Sie glauben, dass die Cashflow-Zahlen verlässlich sind, dann täuschen Sie sich gewaltig", konstatiert ein Wallstreet-Experte. Denn mittlerweile gibt es drei Varianten, aus denen die Finanzchefs wählen können.

      Zudem setzen US-Firmen heute gerne auf das "Securitizing", die Verbriefung und den Verkauf von Kundenguthaben, um den Cashflow in die Höhe zu treiben. Diese Praxis sei heute so weit verbreitet, dass "praktisch jedermann es tut", meint ein Buchhaltungs-Experte. Eine andere beliebte Methode, die Kennziffer aufzuplustern, besteht darin, Zahlungen an Zulieferer hinauszuzögern. Das größte Gewicht nehmen inzwischen aber die gesetzlich erlaubten Steuergutschriften auf Aktien-Optionen für Beschäftigte ein. Beim Netzwerkhersteller Cisco zum Beispiel entfielen im Jahr 2000 von sechs Milliarden Dollar Cashflow rund 2,5 Milliarden auf solche Steuergutschriften.

      Angesichts der sich häufenden Skandale dürfte die SEC hoffnungslos überfordert sein. Bereits vor einigen Wochen klagte Behördenchef Harvey Pitt über einen akuten Mangel an Personal. Das muss sich nun beinahe täglich mit neuen Fällen herumschlagen, wobei die Ermittlungen häufig sehr arbeitsintensiv sind. Bei L90 beispielsweise. einer kleinen "Dot-com"-Firma, forderte die SEC so viele Dokumente an, dass eine Kopier-Rechnung von 400 000 Dollar auflief.

      Zu allem Übel gerät nun die Behörde selbst ins Zwielicht. Pitt muss sich den Vorwurf gefallen lassen, viel zu lasch vorzugehen und Reformen eher zu behindern als zu fördern. In der Presse hat er den Spottnamen "der widerwillige Aufseher"erhalten, und einige Kongressabgeordnete fordern bereits seinen Rücktritt.



      Und quasi als Sahnehäubchen pack ich den noch obendrauf.


      FBI-Agenten in Aktienbetrug verstrickt
      Mitarbeiter der US-Behörde sollen Insider-Informationen verkauft haben


      New York - Das FBI ermittelt gegen Enron, gegen Arthur Andersen, gegen K-Mart - und jetzt auch gegen seine eigenen Mitarbeiter. Denn ein Agent und ein ehemaliger Mitarbeiter der US-Bundespolizei sollen vertrauliche Ermittlungsergebnisse der Behörde an einen Insider- und Betrugsring verkauft haben. Den Beschuldigten drohen 20 Jahre Gefängnis. Anfang dieser Woche verhaftete die Polizei insgesamt fünf Männer - zwischen 34 und 39 Jahren alt - , die zu der Bande gehören sollen.

      Die beschuldigten Mitarbeiter des FBI haben den Ermittlungen zufolge Informationen aus den Computern der Bundespolizei an einen Aktienhändler weitergegeben. Dieser tätigte daraufhin Leerkäufe (Short-selling), bei denen der Investor Aktien ausleiht, um sie später - in Erwartung eines gefallenen Kurses - wieder zurückzugeben und die Differenz als Gewinn zu verbuchen. Um den Effekt noch zu steigern, habe der Händler seine illegal erhaltenen, negativen Informationen dann im Internet veröffentlicht, was die Aktien weiter sinken und seinen Gewinn weiter steigen ließ, so die Ermittler.

      Den Beschuldigten wird nun Wertpapierbetrug, Konspiration, und Behinderung der Justiz vorgeworfen. Für seine Dienste soll FBI-Agent Jeffrey Royer aus dem Büro in Albuquerque (New Mexico) mit rund 30.000 Dollar entlohnt worden sein. Die Zentralfigur des Betrugsringes, ein Händler und Analyst, war vor allem durch seinen Lebensstil auffällig geworden. Neben einem Rolls Royce besaß er einen Militärwagen der Marke Hummer, einen Jaguar und ein vor einem Jahr gekauftes 2,2-Millionen-Dollar-Haus. usa.

      Die Welt
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 19:26:36
      Beitrag Nr. 25 ()
      Mach ruhig weiter Gewinnnix! :)

      Die Klugen sollen´s lesen, die Dummen sollen schweigen!
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 21:57:17
      Beitrag Nr. 26 ()
      Mach ich doch glatt. :)

      Ist die SEC korrupt oder einfach nur inkompetent?
      Von Michael Lewis

      6. April 2002 Momentan bereitet ein Job an der amerikanischen Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) mehr Freude als dies eigentlich der Fall sein dürfte.

      Ein durch den Zusammenbruch und Bankrott des Energiekonzerns Enron ausgelöster Wirtschaftsprüfungsskandal zieht weite Kreise - auch wenn die Verdächtigen nicht immer wirklich verdächtig sind. Es gibt derzeit kein Unternehmen in Amerika, dessen Überprüfung durch die SEC als nicht glaubwürdig erscheinen würde. Ebenso wenig gibt es keine SEC-Ermittlung, der das öffentliche Interesse nicht gewiss wäre.

      Wen kümmert es da schon, dass unser republikanischer Präsident ein Freund aller Wirtschafts- und Unternehmensbosse ist. Es spielt auch keine Rolle mehr, dass der neue SEC-Vorsitzende Harvey Pitt seine Behörde ursprünglich mehr und nicht weniger aus dem amerikanischen Geschäftsleben heraushalten wollte.

      Der Boom nahm ein jähes Ende, die Konjunktur begab sich auf Talfahrt, ein riesiges, modernes Unternehmen wurde als eine einzige große Lüge offenbart, und Skandale gibt es nun reichlich im Überfluss. Die Zahl der Verdachtsfälle von Bilanzierungsbetrug, in denen die SEC ermittelt, hat sich in diesem Jahr nahezu verdreifacht. Man braucht kein Genie zu sein, um zu erkennen, warum dem so ist.

      Übertriebener Tatendrang

      Der Unterschied zwischen dem amerikanischen Finanz- und dem amerikanischen Straßenleben lässt sich unter anderem daran erkennen, wie schnell die Polizei am Tatort erscheint, nachdem ein Verbrechen begangen wurde. Ein Großteil der Finanzskandale, die jetzt ihren Weg in die Wirtschaftspresse finden, basiert auf Handlungen, die bereits Jahre zurückliegen. Die meisten Untaten, die den Unternehmen derzeit zur Last gelegt werden, wurden während des Aktienbooms begangen - in einer Zeit also, in der die SEC scheinbar nicht viel zu den Unternehmensaktivitäten zu sagen hatte.

      Der neue übertriebene Tatendrang unserer Finanzpolizei scheint derzeit nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich. Denn vor ein paar Jahren - in der Hitze eines ausgewachsenen Bullenmarktes - hätten die Ermittler der SEC gut daran getan, viele laute und unangenehme Fragen zu stellen, beispielsweise über die Bilanzierungspraktiken der Unternehmen oder die Beziehungen zwischen Analysten der Wall Street und den Unternehmen, denen sie Deckung gewährten. Natürlich wäre eine solche Vorgehensweise zu dieser Zeit nicht unbedingt sehr populär gewesen.

      Leichte Beute

      Wenn es dem Markt selbst eher wenig nach Misstrauen verlangt, wäre dies genau der richtige Zeitpunkt, dass ein Außenstehender diese Aufgabe übernimmt. Ein Angriff auf den Bullen muss dann erfolgen, wenn er stark ist - sprich, wenn die Kurse steigen und die Schurken in Fortune und Forbes gefeiert werden. Das ist aber nicht das, was die Mitarbeiter der SEC tun.

      Sie warten viel lieber wie zweitklassige Matadore hinter den Rängen, bis der Stier endlich so gut wie erledigt ist. Erst dann betreten sie die Arena, schwenken ihren Umhang stolz über dem Tierkadaver und warten auf die herabregnenden Blumen. Durch ihr der Menge gefälliges Verhalten verstärken sie aber nur die manisch-depressiven Neigungen, die der Markt von Natur aus hat. Durch ihre Tätigkeit verursachen sie nämlich genau dann Kosten, wenn die Kosten für Transaktionen am Markt bereits am größten sind.

      Der moralische Vorwurf, der Mitarbeitern der SEC für gewöhnlich gemacht wird, basiert auf der Tatsache, dass sie nicht selten Jobs bei den Unternehmen annehmen, die sie eigentlich überwachen sollten. Überall an der Wall Street werden ehemaligen SEC-Mitarbeitern enorme Summen gezahlt, damit sie die Beziehung ihres neuen Arbeitgebers zur SEC entsprechend kontrollieren.

      Pseudo-Verbrechensbekämpfung

      Dies ist jedoch ein vergleichsweise geringes Problem, führt man sich die systembedingten Mängel der SEC vor Augen. Die Aufsichtsbehörde kann sich nicht wie eine redliche, gut geführte Polizeieinheit verhalten, da ihr hierfür schlichtweg die nötigen Anreize fehlen.

      Sie ist nicht wirklich für die Bekämpfung von Finanzverbrechen ausgelegt. Vielmehr wird sie dafür bezahlt, den Anschein einer ordentlichen Verbrechensbekämpfung zu erwecken - und gleichzeitig wichtige, geldgebende Politiker nicht vor den Kopf zu stoßen. Menschen, die für die SEC arbeiten, müssen sich neben ihrem Job als „Marktaufseher“ demnach auch stets politisch „korrekt“ verhalten.

      Sie wissen ganz genau, dass eine „gute“ Öffentlichkeitsarbeit mit einem größeren Budget belohnt wird. Ihnen ist auch Folgendes bewusst: Würden Sie es wagen, in Zeiten haussierender Märkte und glücklicher Anleger Unruhe zu stiften, wäre ihnen nicht nur Spott, sondern, viel schlimmer noch, eine Bestrafung in Form geringerer Budgetzuteilungen aus Capitol Hill sicher. Nur in schlechten Zeiten, wenn ihr Handeln eigentlich sinnlos ist, lohnt es sich demnach für die Aufsichtsbehörde, in Aktion zu treten.

      Text: Bloomberg


      Aktuell läuft etwas mit SEC - Ernst & Young. Bis ich jedoch reagieren konnte, war die Meldung wieder verschwunden. Lief in Wort über Bloomberg und in Schrift bei FAZ. Und zwar die Ausgabe vom 21.05.

      Das Volk braucht Brot und Spiele, oder neuzeitlich amerikanisch:
      Big Mac - Big Show - Big Shit
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 23:20:40
      Beitrag Nr. 27 ()
      @gewinnnix

      Stimmt schon alles, aber im Vergleich zu den Schnarchnasen der deutschen Börsenaufsicht ist die SEC ein wahrer Tiger.

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.05.02 20:55:12
      Beitrag Nr. 28 ()
      @ChartJunkie
      Wäre das BAWe auch ein solch versiffter Alibischuppen, könnten wir uns sicher an einem 5-stelligen Nemax erfreuen. :laugh:


      Japan der Mustergeselle!

      Börsencall aus Tokio
      Von Bernd Weiler

      Die Stürmer treiben den Ball und die Fußball-Weltmeisterschaft die Kurse. Auf dem Rasen geht es erst vom kommenden Freitag an so richtig zur Sache, doch an der Aktienbörse wird – wie immer – alles möglichst vorweg genommen.

      Keine Sorge, die Spekulanten in Tokio gehen noch nicht in Konkurrenz zu den Londoner Buchmachern, Wetten auf einen neuen Weltmeister werden nicht angenommen. Doch gehandelt werden die Hoffnungen, das größte Sportereignis der Welt könnte endlich den seit Jahren trägen japanischen Konsum beleben. Von den immensen Investitionen für Infrastruktur und Stadien, von dem relativ neuen Digital-Fernsehen oder den rund 800.000 ausländischen Besuchern wird eine Initialzündung für Wirtschaftswachstum erwartet.

      Immerhin bitten die Gastgeber zur teuersten WM aller Zeiten. Die Aktienanalysten der HSBC Holdings hatten recht behalten: In der Regel kommt es in den sechs Monaten vor eine Fußball-WM zum Kursaufschwung an der „Gastgeberbörse“. Die Experten rechneten zum Jahreswechsel aus, dass die Kurse in den sechs Monaten vor einer WM im Durchschnitt 7,5 Prozent steigen. Grundlage dieser Statistik waren die Endrunden von 1966 in England bis 1998 in Frankreich. Wegen ihrer volatilen Märkte wurden Turniere und Kurse in Mexiko und Argentinien nicht berücksichtigt.

      Gemessen an diesem Durchschnitt ist die WM-Hausse in Japan, wo der Nikkei am Montag erstmals seit August 2001 für kurze Zeit die Linie von 12.000 Punkten überwinden konnte, kurz vor dem Anpfiff überzogen. Wer WM-Rechnungen Glauben schenkt, sollte während des Turniers allerdings schnell verkaufen, denn in den sechs Monaten nach einer WM gingen die Indizes der früheren Gastgeber im Durchschnitt 13,4 Prozent nach unten.


      Und ich Nase interessiere mich für Motorradrennsport. Naja, bei dem Nick :D
      Avatar
      schrieb am 28.05.02 23:47:14
      Beitrag Nr. 29 ()
      Dow wird wohl diese Börsenwoche nochmal auf ~9800 gehen...
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 11:38:56
      Beitrag Nr. 30 ()
      Daß es bis Amerika mit dem Fahrrad ein paar Kilometer sind war mir schon klar, jedoch.....


      USA: Nimmt der Boom des Konsums kein Ende?

      Es ist schon erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die amerikanischen Verbraucher auf schlechte Nachrichten reagieren. Weder der Einbruch der Aktienkurse nach dem Platzen der High-Tech-Blase, noch die Terroranschläge vom 11. September haben die US-Bürger vom Shoppen abgehalten.


      DÜSSELDORF. Auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres steigerten die Konsumenten ihre Ausgaben – mit einer laufenden Jahresrate von 3,5 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2001. Der private Verbrauch, auf den 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts entfallen, erwies sich damit erneut als wichtigste Stütze der US-Konjunktur.

      Und ein Ende des Konsumbooms ist nicht absehbar. Im April legten die Einzelhandelsumsätze um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat zu und übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich.

      Trotzdem fürchten manche Ökonomen, dass das Wachstumstempo beim privaten Konsum mittelfristig nicht zu halten ist. Einige Pessimisten erwarten sogar einen Einbruch des privaten Verbrauchs in den nächsten Monaten. Den Grund sehen sie in der hohen Verschuldung der privaten Haushalte. Weil diese nicht endlos erhöht werden kann, müssten sich die Bürger beim Einkaufsbummel früher oder später drastisch einschränken, argumentieren sie.

      Tatsächlich hat sich die Verschuldung der privaten Haushalte seit Anfang der Neunzigerjahre mehr als verdoppelt. Ende 2001 beliefen sich die Verbindlichkeiten der US-Bürger auf knapp 8,1 Billionen Dollar. 1990 waren es erst 3,3 Billionen Dollar gewesen. Auch in Relation zum verfügbaren Einkommen haben sich die ausstehenden Schulden deutlich erhöht. Lasteten auf jedem Dollar verfügbarem Einkommen im Jahr 1953 nur 35 Cents an Verbindlichkeiten, so waren es 1990 bereits 80 Cents. Im vergangenen Jahr waren die Schulden bereits genauso hoch wie die Einkommen. Den größten Anteil an den Außenständen haben mit 70 Prozent die Hypothekenkredite, auf die Konsumentenkredite entfallen rund 21 Prozent.

      Mit den gestiegenen Verbindlichkeiten hat sich auch der Schuldendienst kräftig erhöht. Mussten die privaten Haushalte Anfang der Neunzigerjahre zwölf Prozent ihrer Einkünfte für Zins- und Tilgungszahlungen aufbringen, so waren es im vergangenen Jahr mehr als 14 Prozent.

      Gleichwohl wäre es verfehlt, wegen der gestiegenen Verschuldung einen Einbruch des Konsums zu prognostizieren. Denn nicht nur die Schulden der US-Bürger sind gestiegen, sondern auch ihr Vermögen. 1990 verfügten die Amerikaner über ein Bruttovermögen von 24 Billionen Dollar, das sich bis 2001 auf 48 Billionen Dollar verdoppelt hat. Der größte Batzen (66 Prozent) entfällt auf Finanzanlagen wie Aktien, 27 Prozent ihres Vermögens halten die Haushalte in Form von Immobilien. Der kräftige Anstieg der Immobilienpreise – jährlich rund fünf Prozent – hat den Kurseinbruch bei den Aktien mehr als wettgemacht.

      Insgesamt übersteigt der Wert des Bruttovermögens die Verbindlichkeiten der Bürger. Der Saldo beider Größen, das Nettovermögen, belief sich daher im vergangenen Jahr auf 40,3 Billionen Dollar. Gegenüber 1990 hat es sich damit etwa verdoppelt. Da sich weder am Aktien- noch am Immobilienmarkt derzeit ein Preiseinbruch abzeichnet, dürfte die günstige Nettovermögensposition anhalten und die Konsumlaune der Bürger in den nächsten Monaten weiter stützen.

      Eine größere Gefahr für den privaten Verbrauch geht dagegen von der ungünstigeren Lage auf dem Arbeitsmarkt aus. Im April schnellte die Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent in die Höhe. Für die nächsten Monate ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, da viele Unternehmen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit die Personalkosten senken werden. Daher ist es nicht die hohe Verschuldung der Bürger, sondern die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, die dem Konsumboom ein jähes Ende setzen könnte.

      Von Malte Fischer, Wirtschaftswoche


      ........
      Volksaufstand gegen den Euro

      Ein Gespenst geht um in Deutschland - der Euro. Verbraucher jammern über Wucherpreise, der Finanzminister ruft zum Boykott unverschämter Einzelhändler auf, und während Verbraucherschutzministerin Künast noch über einen runden Tisch nachdenkt, entsendet "Bild" bereits den ersten "Teuro-Sheriff" an die Preisfront.

      Kein Thema beunruhigt die Deutschen so sehr wie die Frage, ob das Geld wirklich nur noch die Hälfte wert ist. In der Euro-Wirtschaft des Jahres 2002, so scheint es, ist nichts beim Alten geblieben, sondern alles teurer geworden. Tatsächlich? Zweifel sät das Statistische Bundesamt. Nach dessen Berechnungen lag die Preissteigerungsrate in Deutschland im April bei nur 1,6 Prozent. Verbraucher reiben sich verwundert die Augen: Irgendwer muss sich wohl verrechnet haben.
      SPIEGEL TV über die gefühlte und tatsächliche Inflation und die Psychologie des Geldausgebens.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,198476,00.html


      Das ist blanker Terror und der gehört bekämpft!

      Im Internet droht totale Kontrolle
      Von Matthias Ruch, Hamburg

      Nach dem Willen des Bundesrats soll jede Anonymität im Internet demnächst der Vergangenheit angehören. Die Länderkammer entscheidet am Freitag über die so genannte Vorratsspeicherung von Internet- und Telekommunikationsdaten, die den Behörden einen umfassenden Zugriff auf sämtliche Nutzer ermöglichen soll. Die Zustimmung gilt als sicher.

      Der Gesetzentwurf der Länder Bayern und Thüringen sieht vor, die so genannten Provider zur Speicherung sämtlicher Nutzungs- und Verbindungsdaten zu verpflichten, damit diese im Bedarfsfall zur Verfügung stehen. Der Datenschutz und das Grundrecht auf Kommunikationsfreiheit würden damit weitgehend ausgehebelt. Bei der Nutzung des Internets droht der "gläserne Surfer".

      Datenschützer reagierten am Mittwoch empört auf das Vorhaben. Helmut Bäumler, Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, kritisierte die Antragsteller als "Saboteure am Grundrecht auf unbeobachtete Kommunikation".

      Bisher speichern die Anbieter bei privaten Nutzern lediglich die Gerätenummer des Computers und die Dauer der Verbindung zum Internet. Welche Seiten aufgerufen und welche Dienste genutzt werden, bleibt dagegen ebenso geheim wie die Inhalte verschickter E-Mails. Die Provider sind verpflichtet, die Datensätze wieder zu löschen, wenn sie zu Abrechnungszwecken nicht mehr benötigt werden - spätestens nach drei Monaten.

      Dieser Zwang soll nun umgekehrt werden, aus der Höchstfrist wird eine Mindestfrist. Für die Unternehmen bedeutet dies einen immensen Aufwand. Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung gab es voriges Jahr 24,2 Millionen Internetnutzer in Deutschland. Mittlerweile sind es mehr als 30 Millionen, die täglich mehrere Millionen E-Mails verschicken.

      Hohe Kosten

      "Die Provider müssten Lagerhallen bauen, um die Daten aufzubewahren", sagte Harald Summa, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Internetwirtschaft (eco). Die Speicherung würde größeren Unternehmen Kosten im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich verursachen. Eine verbesserte Erfolgsquote bei der Kriminalitätsbekämpfung erwartet der Lobbyist dagegen nicht: "Die Strafverfolger werden im Datenmüll ersticken."

      "Wer plant, jeden Klick im Internet, jede E-Mail und jede SMS aufzuzeichnen und durch Polizei und Geheimdienste auswerten zu lassen, der legt das Fundament für eine Gedankenpolizei", warnte Bäumler.

      Bislang hatten sich die unionsregierten Länder mit ihrer Initiative nicht durchsetzen können. Erst im März waren sie mit dem Vorschlag gescheitert, Mindestspeicherfristen für Kundendaten gesetzlich vorzuschreiben. Seit dem Regierungswechsel in Sachsen-Anhalt hat die Union im Bundesrat die Mehrheit. Daher nutzten Bayern und Thüringen eine niedersächsische Initiative zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern, um die Vorratsspeicherung erneut einzubringen und an den Gesetzentwurf anzuhängen. Am 15. Mai passierte der Entwurf den Rechtsausschuss des Bundesrats.

      EU-Regelung folgt

      "Was hier unter dem Vorzeichen der Bekämpfung des Kindesmissbrauchs betrieben wird, zeugt von Skrupellosigkeit im Umgang mit unseren Grundrechten in der Informationsgesellschaft", kritisierte Thilo Weichert, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Datenschutz.

      Parallel zum deutschen Gesetzgebungsverfahren soll die Speicherung von Telekommunikationsdaten auf europäischer Ebene geregelt werden. Am Donnerstag stimmt das Europäische Parlament in Brüssel über einen Vorschlag ab, der es den Behörden ermöglichen soll, Telekom- und Internetanbieter auch ohne konkreten Verdacht zur Aufbewahrung von Kundendaten zu verpflichten.

      Nach Ansicht der Datenschützer ist Deutschland auf dem Weg zum Vorreiter bei der Überwachung der Informationsgesellschaft. Der Bundestag wird sich voraussichtlich im Juni mit dem Gesetz befassen. Innenminister Otto Schily machte in den vergangenen Monaten deutlich, dass er bereit ist, die Eingriffsrechte der Behörden in die private Telekommunikation erheblich auszubauen.

      © 2002 Financial Times Deutschland


      Is mir heute schlecht.
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 22:09:28
      Beitrag Nr. 31 ()
      Dollarkollaps bedroht Börsen
      Goldman-Sachs-Chefvolkswirt schlägt Crash-Alarm


      Berlin - Banker schlagen Alarm: Die Dollarschwäche, so ihre Warnung, könnte gravierende Auswirkungen für die Finanzmärkte haben. Sollte die US-Devise ihre Talfahrt ungebremst fortsetzen, seien selbst Börsenturbulenzen nicht mehr auszuschließen. "Der Dollareinbruch Mitte der 80er Jahre war der wesentliche Treiber für den Aktiencrash 1987", macht Bill Dudley, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, in seiner jüngsten Studie unmissverständlich klar. "Anleger sollten ihr Portfolio einem Währungs-Stresstest unterziehen, um im Ernstfall schnell handeln zu können."

      Schon jetzt haben Anleger einen Vorgeschmack darauf bekommen, welche Risiken von der Währungsseite drohen. Der Dollar verlor in den vergangenen zwei Wochen gegenüber dem Euro vier Prozent an Wert und markierte gestern bei knapp 0,94 Euro ein 18-Monats-Hoch. Parallel dazu büßte der Dax 300 Punkte oder knapp sechs Prozent an Terrain ein. Gestern rutschte das Börsenbarometer zeitweise sogar unter die 4800-Punkte-Marke.

      Pessimisten spielen bereits eine Kettenreaktion durch. Ein weiter fallender Dollar könnte zu einer Beschleunigung der zuletzt eingesetzten Kapitalflucht aus dem USA führen. Ein Anstieg der Teuerung durch importierte Inflation wäre dann unausweichlich - mit negativen Folgen für Aktien- und Rentenmarkt. "Ein scharfer Einbruch des Dollar brächte das jetzt noch gängige Bild einer nachhaltigen inflationsfreien Wirtschaftserholung gehörig ins Wanken", meint Dudley. Die Fed käme in die unangenehme Lage, dass die Teuerung zunähme und sich gleichzeitig das Wirtschaftswachstum abschwächen würde.

      Als Horrorvorlage dienen dem Experten die 80er Jahre. Tatsächlich gibt es auffällige Parallelen: Auch heute hat der Dollar eine unglaubliche Rallye hinter sich, das amerikanische Leistungsbilanzdefizit nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an und die Haushalts-Kassen sind leer. Darüber hinaus hatte auch 1985 die US-Wirtschaft einen kräftigen Investmentboom hinter sich.

      "Ein scharfer Dollareinbruch erscheint daher unausweichlich", resümiert Dudley. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis der Greenback weiter an Boden verliere. Dieser Meinung schließen sich immer mehr Fachleute an. Während vor kurzem die Zunft der Devisen-Experten eine Parität zwischen Dollar und Euro als illusorisch abgetan hatte, erwarten etwa Morgan Stanley oder UBS Warburg noch in diesem Jahr, dass ein Euro wieder einen Dollar wert ist.

      Obwohl die europäischen Aktienmärkte eigentlich davon profitieren müssten, dass die Portfoliomanager ihre Gelder aus Amerika abziehen, geben Experten für den alten Kontinent keine Entwarnung. Zum einen hänge Europa noch immer am Tropf der Leitbörse New York. Zum anderen würde ein starker Euro vielen exportorientierten Gesellschaften die Bilanzen gründlich verhageln. Und hier gerät insbesondere der Dax mit dem starken Gewicht von Auto-, Chemie- oder Technologietiteln, die von den Ausfuhren leben, in die Bredouille. Die Aktienstrategen von UBS Warburg stutzten bereits - vor allem auf Grund der Dollarschwäche - ihr Dax-Jahresendziel von 5750 Zählern auf 5400 Punkte zurück. hz.


      Ich hänge noch den Hose-gestrichen-voll-Indikator an

      Sollte Gold seinen Glanz verlieren, gehts aller Voraussicht nach mit Tulpenzwiebeln weiter :laugh:
      Avatar
      schrieb am 31.05.02 21:40:23
      Beitrag Nr. 32 ()
      Da wird rumgemurmelt und zauberhafter Zahlenkram gehext. Und was passiert?!
      !kollektives Hosenbullern!
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 16:12:44
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ich Bin Mitglied
      (im Dow)

      Freitag, 24.05.2002, 15:54
      IBM streicht Stellen im Server-Bereich

      Der weltgrößte Computerhersteller IBM Corp. meldete am Freitag, dass er eine nicht genannte Anzahl von Stellen bei den Niederlassungen, in denen Großrechner (Server) hergestellt werden, abgebaut hat.
      Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge wurde aus Unternehmenskreisen die Zahl von 560 Arbeitsplätzen und aus Gewerkschaftskreisen die Zahl von 1.000 gestrichenen Stellen genannt.
      Pressestimmen zufolge wird beim US-Konzern, der weltweit 318.000 Mitarbeiter beschäftigt, ein Abbau von insgesamt 7.950-9.540 Stellen erwartet.
      Laut CEO Sam Palmisano, der sich vor kurzem zur Notwendigkeit von Kostensenkungen äußerte, scheiden bei IBM jährlich rund 15.000 Angestellte freiwillig aus.


      IBM entlässt heimlich Leute

      NEW YORK ap Der US-Computerkonzern IBM hat in den vergangenen zwei Wochen in aller Stille fast 5.000 Mitarbeiter entlassen. Der Gewerkschafter und ehemalige IBM-Mitarbeiter Lee Conrad teilte am Freitag mit, die nicht öffentlich angekündigten Entlassungen seien ihm per E-Mail und Anrufen von den verschiedenen Konzernstandorten gemeldet worden. "Die Leute sind sehr wütend darüber, dass die Firma nicht ehrlich über das Ausmaß des Stellenabbaus ist", sagte er. In der Server-Abteilung des Konzerns seien 1.000 Mitarbeiter entlassen worden, 700 in der Software-Gruppe, 360 in der Hauptverwaltung, 2.000 bei den Global Services, 300 im Warenlager und 100 in der weltweiten Finanzierungsabteilung. IBM-Sprecherin Laura Keeton bestätigte weitgehend die Zahlen. Sie verwies darauf, dass es sich um Maßnahmen zur Kosteneinsparung handele.


      Noch ein Nachtrag zum unkommentierten Goldchart.

      Als weiterer Grund für den Anstieg der Goldpreise gilt die unverändert starke Nachfrage der indischen Schmuckindustrie. Vor allem unter den Hindus haben Hochzeitsgeschenke in Form von Goldschmuck eine große Bedeutung. Indien war im vergangenen Jahr der weitaus größte Goldabnehmer weltweit - mit rund 855 Tonnen fiel die Nachfrage mehr als doppelt so hoch aus wie die der USA als globaler Nummer zwei.


      Um den Erwartungen (Chart) gerecht zu werden, müssen Inder momentan anbaggern bis die Schwarte kracht! Folglich bleibt keine Zeit für Atomkrieg und son Zeug. Das erfreud mich. :):)
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:12:50
      Beitrag Nr. 34 ()
      @Mario, hast Du ein neues Kursziel?

      Hier, dies Haustier alamiert, wenn wir unten angekommen sind. :D
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:16:50
      Beitrag Nr. 35 ()
      rrasselt
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:34:54
      Beitrag Nr. 36 ()
      Hallo Gewinnnix!

      ICh bin mit 9700 vollauf zufrieden.

      Mein Kursziel für 2002 steht aber! Näheres im Eingangsposting!
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:33:19
      Beitrag Nr. 37 ()
      @Mario, ;):)

      Hossah, wir streichen generell, heimlich oder offiziell!

      Der Technologiekonzern International Business Machines Corp. (IBM) gab heute bekannt, 1.500 Stellen in der Mikroelektroniksparte streichen zu wollen. Das entspricht einem Anteil von 7,5 Prozent der Gesamtbelegschaft.
      IBM konzentriert sich derzeit auf Computerchips für PowerPCs und andere Anwendungen. Andere Bereiche sollen ausgegliedert werden. Die Produktion von Festplatten soll beispielsweise an die japanische Hitachi Ltd. verkauft werden.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 21:31:55
      Beitrag Nr. 38 ()
      NEW YORK (dpa-AFX) - Die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) sieht nach der Ankündigung von IBM von Sonderbelastungen in Höhe von zwei bis 2,5 Milliarden US-Dollar keinen Anlass, das Kreditrating des weltgrößten Computerherstellers abzustufen. Das teilte S&P am Mittwoch in New York mit.
      Damit belässt die Agentur das langfristige Kreditrating des US-Konzerns bei "A+", während die kurzfristige Einstufung der Bonität unverändert bei "A1" bleibt. S&P schätzt mit seinem Rating die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens weiterhin als "gut" bis "befriedigend" ein.
      IBM hatte am Dienstag nach US-Börsenschluss mitgeteilt, durch Stellenstreichungen, den Ausstieg aus dem Festplatten-Geschäft und Abschreibungen im Mikroelektronikbereich Vorsteuer-Sonderbelastungen im Milliardenhöhe zu verbuchen. Die Belastungen würden vor allem im laufenden zweiten Quartal anfallen, hieß es. Zudem verkaufte IBM für 2,05 Milliarden US-Dollar seine Festplattensparte an den japanischen Technologiekonzern Hitachi Ltd. .
      Nach Ansicht von S&P reagiert IBM damit auf die sich ändernden Bedingungen im Halbleiter- und Speichergeschäft. Die Schritte sollten die Kostenstruktur des Konzerns verbessern, meinen die S&P-Analysten./FX/yh/ar

      Wenn 2+2=5 sind, krieg ich immer Probleme.
      Vielleicht wird ja so ein Schuh daraus:
      IBM hat kürzlich für das erste Quartal 2002 die schlechtesten Ergebnisse seit mehr als zehn Jahren gemeldet.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 23:21:34
      Beitrag Nr. 39 ()
      2+2=5!
      WASHINGTON (dpa-AFX) - In den USA sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung auf das niedrigste Niveau seit dem 5. Mai 2001 gesunken. Die Zahl der Erstanträge sei in der Berichtswoche (1. Juni) unerwartet stark um 32.000 auf 383.000 gefallen, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mit. Damit ist die Zahl der Erstanträge in der dritten Woche in Folge gesunken. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang um 4.000 auf saisonbereinigt 406.000 gerechnet.

      So, Schluß mit IBM. Erfreud euch heute an Intel, Leute. :laugh:


      Börsen-Baisse bringt US-Staatsbudget in die Bredouille

      Washingtons Haushalt ist mehr denn je von der Entwicklung der Aktienmärkte abhängig / Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer


      Von Luzian Caspar

      Der Euro zeigt aufsteigende Tendenz - jedenfalls im Verhältnis zum Dollar. Einen wesentlichen Grund für den Kursrückgang der US-Währung sehen Ökonomen in der dramatischen Entwicklung des amerikanischen Staatshaushalts: Den jüngsten offiziellen Zahlen zufolge ist dort in den ersten sieben Monaten des laufenden Fiskaljahrs ein Defizit von 66 Milliarden Dollar aufgelaufen. Im entsprechenden Zeitraum der Vorperiode stand ein Überschuss von 165 Milliarden zu Buche.

      Bis zum 30. September, dann endet das Fiskaljahr, dürfte die Lücke im Etat auf mindestens 100 Milliarden Dollar aufreißen, glaubt Richard Cogan, ein Experte des Center for Budget and Policy Priorities. Im vorigen Rechnungsjahr hatten die Einnahmen die Ausgaben um 127 Milliarden übertroffen.

      Für diesen bislang einmaligen Umschwung von den schwarzen in die roten Zahlen werden vor allem drei Ursachen genannt: die Wirtschaftsflaute, der Kampf gegen den Terrorismus und die von Präsident George W. Bush durchgesetzten Steuersenkungen. Darüber hinaus belasten beispielsweise neue Subventionen für die Landwirtschaft den Staatshaushalt. Insgesamt schrumpften die Einnahmen bis April um 138 Milliarden Dollar, während die Ausgaben um 93 Milliarden stiegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der April der Wonnemonat für den US-Fiskus ist: Denn dann müssen die meisten Bürger ihre Steuern zahlen.

      Können sich die USA unter diesen Umständen den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus überhaupt leisten ? Ist die Verschiebung des Angriffs auf den Irak nicht nur logistisch bedingt - dem Pentagon fehlen die Waffen -, sondern auch auf finanzielle Engpässe zurückzuführen? Ein solcher Schluss wäre vorschnell, meinen Experten. "Der Krieg ist nicht das Problem", sagt Robert Hormats, der bei der Investmentbank Goldman Sachs die Weltwirtschaft beobachtet. Die Rüstungsausgaben seien in den ersten sieben Monaten des laufenden Fiskaljahrs nicht stärker gestiegen als die Ausgaben insgesamt. Tatsächliche stand dem Pentagon, in dessen Etat auch die Central Intelligence Agency (CIA) versteckt ist, bis Ende April rund zwölf Prozent mehr Geld zur Verfügung. Um die gleiche Rate nahmen die Ausgaben für zivile Zecke zu. Allein die Arbeitslosenversicherung musste wegen der Rezession ihre Leistungen um zwei Drittel ausweiten und dürfte im gesamten Fiskaljahr rund 50 Milliarden Dollar verteilen.

      Der Krieg in Afghanistan hat nach Angaben des Weißen Hauses weniger als 17 Milliarden Dollar gekostet. Für die Folgekosten des 11. September insgesamt, also Kriegsausgaben und Katastrophenhilfe, wurden im Herbst zwei Zusatzbudgets im Volumen von jeweils 20 Milliarden Dollar bewilligt. Und im März schob die Regierung einen weiteren Etatposten von 27 Milliarden Dollar nach. Aber davon dürften im laufenden Jahr nur etwa acht Milliarden ausgegeben werden. Der Krieg gegen die "Achse des Bösen" scheint die USA finanziell noch nicht zu überfordern. Anders als im Golfkrieg, als die Deutschen, Japaner und Saudis einen großen Teil der Kosten übernahmen, hat Washington die Alliierten bisher nicht zur Kasse gebeten.

      Kopfschmerzen bereiten dem Finanzminister vielmehr die starken Schwankungen der Steuereinnahmen. So kometenhaft sie in der Ära von Präsident Bill Clinton stiegen, so steil zeigt die Kurve jetzt nach unten. Dies liegt vor allem an der Volatilität der Aktienkurse. Die Wirtschaft ist stärker denn je von der Börse abhängig - mit entsprechenden Folgen für den Fiskus. Sie ergeben sich nicht nur daraus, dass in den USA Kapitalgewinne aus Wertpapiergeschäften besteuert werden. Vielmehr unterlag auch die Einkommensstruktur in den vergangenen Jahren einem deutlichen Wandel: Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer größer. So ist das "Budgetwunder" unter Clinton hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die betuchten Bürger, die relativ die höchsten Steuern zahlen - der Grenzsatz beträgt gut 30 Prozent -, in den Boomjahren ihr Einkommen vervielfachten.

      Die Klage konservativer Kreise, dass die Reichen den größten Teil der Steuern zahlen, ist also nicht einfach von der Hand zu weisen. Zumal auch die Kapitalgewinne überwiegend in oberen Einkommensklassen anfallen. Von diesen Erträgen beansprucht der Staat mittlerweile ein Fünftel. Das steigende Aufkommen füllte neben der von der Clinton-Administration eingeführten Reichtumsteuer die öffentlichen Kassen. Im vorigen Fiskaljahr beispielsweise flossen dem Bund aus der Kapitalgewinnsteuer schätzungsweise 125 Milliarden Dollar zu, zwölf Prozent aller Steuereinnahmen und fünfmal so viel wie vor acht Jahren.

      Jetzt hat sich der Trend umgekehrt. Die Kapitalgewinne sinken. "Die Börsenbaisse ist das Hauptproblem", sagt Charles Schultze, ein Steuerexperte der Forschungseinrichtung Brookings Institution. Der Kursabsturz ließ nicht nur die Kapitalgewinne der Anleger zusammenschmelzen. Er bedeutet auch, dass Manager und andere Spitzenkräfte von Firmen weniger Aktienoptionen ausüben, die sie als Bestandteil ihres Einkommens erhalten. Denn viele dieser Optionen sind heute "unter Wasser", also wertlos.

      Der rapide Rückgang der US-Staatseinnahmen dürfte ein Indiz dafür sein, welch große Rolle Aktienoptionen und andere finanzielle Anreize in Unternehmen inzwischen spielen und wie stark sich die Schere zwischen den Spitzenverdienern und dem gemeinen Volk in den vergangenen Jahren geöffnet hat.
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 18:46:34
      Beitrag Nr. 40 ()
      Für diesen Monat halte ich noch die 9000-9050 Punkte im Dow für möglich!

      Mal überraschen lassen. Im Prinzip nur eine Frage des "wann" und nicht des "ob", denn es wird dieses Jahr noch tiefer gehen als letztes Jahr!
      Zu schlecht steht die Wirtschaft da und da hilft auch nicht das ständige "ins Hirn-Gekloppe" von angeblich guten Daten.
      Wer dies Jahr noch Aktien kauft, verbrennt sein schönes Geld! Lieber sollte man vom Rest nochmal schön in den Urlaub fliegen oder sich ein Auto kaufen! Hat man länger was von...
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 17:47:52
      Beitrag Nr. 41 ()
      Oder einen Großeinkauf bei tätigen, damit die Brüder hier mal einem Fuß auf den Boden kriegen.

      Die Wal-Mart-Wirtschaft
      Die Supermarktkette hat mehr verändert als das Internet


      Im Frühjahr diesen Jahres, als der Handelskonzern Wal-Mart zur Nummer eins der Fortune-500-Unternehmen aufstieg, war die New Economy schon länger als ein Jahr tot. Der Aktienmarkt lag am Boden, viele Internet- Neugründungen gab es nicht mehr und die Volkswirtschaft befand sich in der ersten Krise seit Beginn der Wirtschaftswunderjahre. Wal- Mart aber machte weiter wie bisher: Der Umsatz kletterte 2001 auf eine Summe von mehr als 217 Milliarden Dollar. Der Marktanteil stieg weiter dramatisch. Zuletzt gehörten Wal-Mart weltweit 4485 Supermärkte, davon alleine 3289 in den USA, 563 in Mexiko, 252 in England und 95 in Deutschland. Vor allem aber blieb sich die Supermarktkette in einem treu: Sie senkte Preise.

      Die Theoretiker der New Economy haben die Früchte des Neunziger-Jahre- Booms der technischen Revolution des Internets zugeschrieben. Doch neuere Untersuchungen kommen zu einem anderen Schluss. Das Bankhaus USB Warburg hat herausgefunden, dass die Wal-Mart-Niedrigpreise die Stabilität der Wirtschaft mehr beeinflussten als die neuen Möglichkeiten des Internets. Weil auch die Konkurrenz wie Kmart und kleinere Geschäfte mit Preissenkungen nachzogen, führte Wal-Marts Niedrigpreisstrategie innerhalb weniger Jahre zu sinkenden Lebenshaltungskosten ganzer Regionen. USB Warburg hat dies in den neunziger Jahren für Großräume wie Las Vegas, Houston und Tampa untersucht: Die Lebensmittelpreise sanken dort um 20 Prozent. Auf Jahre war so die Inflationsgefahr gebannt.

      Eines der wichtigsten Merkmale der New Economy war zweifellos das phänomenale Produktivitätswachstum, also die Tatsache, dass pro Arbeitsstunde mehr Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden konnten. Notenbankchef Alan Greenspan preist noch heute das hohe Produktivitätswachstum als Vermächtnis des New-Economy-Booms. Die Beratungsfirma McKinsey hat allerdings inzwischen nachgewiesen, dass auch hier die High-Tech-Branche nur zu einem geringen Teil verantwortlich ist. Viel wichtiger, bestätigt die Wirtschaftsforschungsfirma Economy.com, war die Expansion von Supermarktketten wie Wal-Mart und damit auch das Ende vieler Mom-and-pop-stores, der kleinen Tante-Emma-Läden, denen die Größenvorteile der Supermarktketten fehlten.

      Die Zeitschrift The Christian Science Monitor feierte die „Wal-Martisierung Amerikas“ und erklärte den Erfolg der Kette zum Sieg des puritanischen Arbeitsethos: „Gute Ideen, gestützt von harter Arbeit“, schrieb das Blatt, „kann in unerwartete Höhen führen.“ Doch die Wal-Martisierung hat Schattenseiten. Fast drei Viertel aller Jobs, die zwischen 1989 und 1999 entstanden, sind Niedriglohnjobs. Sie liegen meist unter den Mindeststandards der Gewerkschaften. Wal-Mart etwa soll zwei Dollar pro Stunde weniger zahlen. Die New Economy hat zwar nur fünf Prozent aller neuen Stellen während des neunziger-Jahre-Booms geschaffen, aber das waren hoch bezahlte Jobs für qualifizierte Leute. Natürlich verkauft sich diese Geschichte leichter als die der Wal-Mart-Wirtschaft.

      Marc Hujer


      ....man, ist mein altersschwacher AMD-K6 heute wieder zickig. Da beneide ich Besitzer von , die können dem Wertverlust in Echtzeit beiwohnen. Multimedial und weiß der Teufel....

      Das Kapital: Der letzte Kurseinbruch von Intel war das nicht
      Aus dem Desaster vom Freitag lassen sich zwei Lehren ziehen. Erstens darf man Aktien wie Intel überhaupt nur dann haben, wenn man sich verdammt sicher ist, dass es mit der Wirtschaft wie geschmiert läuft. Zweitens muss man Aktien wie Intel meiden wie der Teufel das Weihwasser, wenn der Anlagehorizont sehr langfristig ist.


      Der Wert notierte vorher mit dem 6,8fachen und jetzt mit dem knapp Fünffachen des Umsatzes, was noch erschreckender klingt als das 40er KGV auf Basis 2002 beziehungsweise das 28fache KGV auf Basis 2003. Aber wie soll man Intel bewerten? Zum einen kann man zumindest davon ausgehen, dass die Firma noch eine gute Weile überdurchschnittlich wächst, sobald die gegenwärtigen Unbilden überstanden sind. Zum anderen wird die Firma ihre technische Vorherrschaft auch noch eine ganze Zeit lang in bare Münze umwandeln können. Operative Umsatz-Margen von weit über 30 Prozent, wie 2000, sind zwar vielleicht so schnell nicht mehr drin. Aber die vom Konsens erwarteten rund 23 Prozent für 2003 sind auch ganz nett.

      Das Problem ist nur, dass kein Unternehmen dauerhaft deutlich zweistellig wächst - und auch nicht dauerhaft Überrenditen erzielt. Jedenfalls ist in der Weltgeschichte kein derartiges Beispiel bekannt. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis entweder Wachstum oder Gewinnspannen (oder beides) den Bach runtergehen. Zum Beispiel könnten die Prozessoren von Intel durch neue Technologien bedrängt werden. Oder die Margen erodieren nur deshalb, weil das Wachstum endgültig nachlässt und der Kampf um Marktanteile mit AMD noch schärfer wird. Wie heute die Autobauer, wird vielleicht auch Intel dereinst mit Kaufanreizen versuchen, die Nachfrage anzukurbeln, einfach um die Produktionskapazitäten auszulasten.

      Bloß weiß eben keiner, wann es so weit ist. Die jetzigen 22 $ je Aktie wäre der Titel etwa dann wert, wenn die Firma noch bis 2016 um 15 Prozent jährlich wüchse, immer 50 Prozent der Gewinne ausschüttete und operativ ewiglich 23 Prozent vom Umsatz verdiente. Bei diesen Ansprüchen ist es ziemlich sicher, dass weitere Kurs-Desaster folgen werden.

      Klar wird daraus aber auch, dass man die Aktie überhaupt nicht bewerten kann. Die Kursziele der Banken kann man daher getrost ignorieren. Beobachten muss man die Wirtschaft. Nur wenn die läuft, kann man von Zeit zu Zeit mal auf die Bewertung pfeifen - und zwar in der Hoffnung darauf, dass alle anderen das auch tun.

      © 2002 Financial Times Deutschland


      Der gehört zwar direkt nicht hierher, aber was macht das schon!

      Abgemagert

      Zwei Männer, die sich blendend verstehen: Telekom-Chef Ron Sommer und Bundeskanzler Gerhard Schröder. Treten sie irgendwo im In- oder Ausland gemeinsam öffentlich auf, dann klopfen sie sich gerne ausdauernd und kräftig gegenseitig auf die Schultern. Und falls es jemand wagte, dem promovierten Mathematiker, der an der Spitze von Europas größtem Telekommunikationskonzern steht, ans Zeug zu flicken, dann hat der Sozialdemokrat dem Top-Manager - bislang - immer den Rücken gestärkt.

      Das hat auch mit Dankbarkeit zu tun. Schließlich hat Sommers Konzern in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass viele Milliarden Euro in die Kasse des Bundes gespült wurden. Zunächst durch die drei Börsengänge des ehemaligen Staatsbetriebes. Dann durch die UMTS-Auktion, jeder der sechs Lizenznehmer hat rund acht Milliarden Euro gezahlt, die Kassenwart Hans Eichel freudig eingestrichen hat. Noch immer kursiert die Spekulation, dass die Telekom seinerzeit die Preise bewusst hochgetrieben hat, und zwar nicht nur, um kleinere Konkurrenten wegzubeißen, sondern auch um Eichel und Schröder mit ein paar Milliarden mehr einen Gefallen zu tun. Die Dividenden kamen jedes Jahr im Mai oder Juni hinzu - der Bund ist mit rund 43 Prozent nach wie vor der größte Aktionär der Telekom.

      Eine Melkkuh war das Unternehmen in den vergangenen Jahren. Doch die ist stark abgemagert. Der hohe Schuldenberg (67 Milliarden Euro) ist wohl der wichtigste Grund für die Auszehrung, die sich am Aktienkurs ablesen lässt. Der wurde nicht nur durch die überteuerte Akquisition des US-Mobilfunkers Voicestream, sondern ironischerweise natürlich auch wegen der hohen Kosten für die deutsche UMTS- Lizenz aufgetürmt.

      Die Bundesregierung muss sich darauf einstellen, dass in naher Zukunft keine Milch mehr fließen wird. Vieles spricht dafür, dass die Telekom im nächsten Jahr keine Dividende zahlen wird. Denn Sommer erwartet für 2002 unterm Strich einen Fehlbetrag von 5,5 Milliarden Euro. Und angesichts eines Aktienkurses in der Nähe von zehn Euro, käme der Verkauf weiterer Papiere aus dem Besitz des Bundes einer Kapitalvernichtung gleich. fw
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 22:09:05
      Beitrag Nr. 42 ()
      Nasdaq fällt in 2002 auf 1000-1050 Punkte!

      Und keiner will mehr Aktien haben...
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 15:55:30
      Beitrag Nr. 43 ()
      Das 2. Halbjahr wird viele Knüppeldick treffen!
      Insolvenzen und grottenschlechte Wirtschaft.

      Und es wird die USA hart treffen!
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 16:26:42
      Beitrag Nr. 44 ()


      Kommentar: Schädliche Selbstgefälligkeit an den Börsen
      Von Lucas Zeise

      Zugegeben, die Entwicklung der Finanzmärkte in den vergangenen drei Jahren legt nahe, den Hauptgrund für ihre zurzeit flaue Verfassung im Platzen der Spekulationsblase im März 2000 zu sehen. Doch der nachgebende Dollar und die schier hoffnungslose Performance der Aktienmärkte haben auch politische Aspekte.

      Denn das fehlende Zukunftsvertrauen der Anleger hat durchaus mit Politik oder - besser gesagt - schlechter Politik zu tun. Nach Lage der Dinge betrifft das in erster Linie die Politik der Führungsmacht USA. Sie wirkt konzeptlos. Die alttestamentarische Rhetorik des Präsidenten mag in extremen Krisensituationen aufmunternd wirken, ist aber kein Ersatz für eine politische Strategie.

      In der Außenpolitik geben sich die Vereinigten Staaten unnötig aggressiv. George W. Bush erweckt den Anschein, Amerika sei in imperialer Überheblichkeit bereit, mehrere Kriege gleichzeitig zu führen und sich dabei zu übernehmen. Dazu kommt, dass die Reformbereitschaft in den USA nachzulassen scheint, zumindest die der Regierung in Washington. Die Schwäche der kapitalistischen Führungsmacht verursacht bei den Akteuren an den Finanzmärkten Risikoaversion. Investoren vermeiden Investitionen und Anleger Anlagen.

      Zynismus als Berufskrankheit
      Zwar müssen Investoren Zyniker sein. Gute Fondsmanager schreiben erlittene Verluste schnell und früh ab. Wenn Katastrophen eintreten, überlegen sie nüchtern, ob sie Kaufgelegenheiten sind. Problematisch wird die Lage aber dann, wenn der Zynismus um sich greift. Auf dem Finanzmarkt finden sich dann keine Käufer mehr, die Phantasie wird gelähmt. Und ohne Phantasie kommen Kurse, die dem Einzelzyniker eine nennenswerte Rendite bescheren, nicht mehr zusammen. Zynismus als Massenphänomen wird zur Resignation. Die Märkte kapitulieren.

      Genau dies ist das Problem des Aktienmarkts. Er kapituliert nicht aus Panik wie im Börsencrash von 1987 oder im September vorigen Jahres. Da stürzten die Kurse, weil alle gleichzeitig zum Ausgang drängten. Nach derartigen Crashs ist der Markt bereinigt. Die Papiere sind von den schwachen Händen in die starken übergegangen, wie die Börsenhändler sagen. In die der Zyniker eben.

      Die Lage ist heute völlig anders. An den Börsen sinkt die Volatilität. Die Umsätze gehen zurück. Nach drei Wochen in Folge mit sinkenden Kursen hat am Montag die New York Stock Exchange sich weder aufgebäumt noch die Talfahrt beschleunigt, sondern einen sommerlich flauen Handelstag erlebt - fast so, als wäre nichts geschehen.

      Die Fondsmanager haben sich auf renditearme Monate, nein Jahre, eingestellt. Der Marktkonsens unterstellt eine leicht freundliche Entwicklung der Weltkonjunktur, aber keine Gewinnsprünge bei den Börsenunternehmen. Entsprechend werden die Zinsen leicht steigen, und der Dollar wird seinen im März begonnenen Abstieg in gemäßigter Form fortsetzen. Der Dollarverfall fließt so in das von Resignation gekennzeichnete derzeitige Weltbild der Strategen ein. Die Investmentbanken und Asset Manager haben sich damit abgefunden. Abgefunden haben sie sich anscheinend auch mit dem Sittenverfall an der Wall Street, in den Führungsetagen der Großunternehmen und Wirtschaftsprüfer.

      Teilerfolge bei Enron und Andersen
      Schamlose Bereicherung, verschleierte Schulden, Steuerbetrug, überhöht dargestellte Gewinne, Doppelzüngigkeit von Analysten sind Phänomene des Börsenbooms, die jetzt ans Tageslicht kommen. Nichts fördert den Zynismus des Publikums mehr als die Erkenntnis, betrogen worden zu sein. Im Falle Enron, Andersen und Merrill Lynch haben sich staatliche Behörden zwar an die juristische Aufarbeitung des Sumpfes gemacht und damit durchaus Teilerfolge erzielt. So weilt Andersen nicht mehr unter den Lebenden, und Merrill gelobt Besserung und bezahlt 100 Mio. $, nachdem Analysten Aktien empfohlen hatten, die sie in internen E-Mails als "Schrott" bezeichneten.

      Schlimm aber ist, dass die für die Marktaufsicht zuständige Behörde, die Securities and Exchange Commission (SEC), zum Jagen getragen werden muss. Ihr von Bush eingesetzter Präsident Harvey Pitt zieht es erklärtermaßen vor, dem Markt die Selbstkorrektur seiner Fehler zu überlassen. Von Europa aus gesehen wirkt es befremdlich, wie gelassen die Bush-Regierung die Untätigkeit der SEC hinnimmt. Es drängen sich Parallelen zu Bushs Umgang mit anderen bundeseigenen Organen auf, der Bundespolizei FBI und dem Spionageamt CIA. Gegen sie besteht der Vorwurf, sie hätten die Anschläge vom 11. September verhindern können. Außerdem hat die CIA bekanntermaßen die heutigen Hauptfeinde Amerikas, al-Kaida und Bin Laden, mit Geld und guten Kontakten aufgepäppelt.

      Anstatt ihre Staatsorgane zu reformieren, zieht es Washington vor, Entlastungsangriffe zu produzieren. So wird ein vor einem Monat verhafteter US-Bürger zum großen Erfolg der Sicherheitsorgane umfunktioniert und gleichzeitig seines Bürgerrechtes auf anwaltliche Verteidigung entledigt.

      Nicht Reformbereitschaft, sondern Selbstgefälligkeit scheint in Washington vorzuherrschen. Mit einer erneuerten und rigoros durchgreifenden SEC allein wird das Vertrauen der Investoren nicht gewonnen werden. Ohne die Bereitschaft, Fehler zu korrigieren, aber erst recht nicht.


      @Mario
      Das glaub ich auch. Wenn die noch Kriege führen wollen, dann wird es allerhöchste Eisenbahn, bevor das Geld ausgeht.

      Kennst Du Peter Wedemeier1? Der schreit jetzt für Gold! :laugh:
      - Licht aus
      - Klappe zu
      - Affe tot :D:D
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 16:44:31
      Beitrag Nr. 45 ()
      es FEDzt!!


      Jahrestiefstand: 1088.96
      Tagestiefstand: 1089.37
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 16:43:01
      Beitrag Nr. 46 ()
      Blubb...Blubb...Blubb... :)
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 19:53:26
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die FED und ihre Handlanger können hochkaufen was sie wollen. Es hilft letztendlich doppelnix!

      Was tun? Klaro, investieren in den Wachstumsmarkt Asien!!!


      Die Rating-Agentur Moody`s hat sich am Mittwoch dem japanischen Parlament gestellt, um die jüngste Herabstufung der Bonität des Landes zu rechtfertigen. Japan hatte in einem ungewöhnlichen Schritt offiziell gegen die Bewertung protestiert.

      Hochrangige Moody`s-Vertreter standen dem weitgehend kritischen Finanzausschuss des Unterhauses Rede und Antwort über die Gründe der Herabstufung. Der Auftritt einer Rating-Agentur vor dem Parlament ist beispiellos. Moody`s wäre gesetzlich dazu nicht verpflichtet gewesen. Thomas Byrne, Chef-Analyst bei Moody`s für Japan und Asien, rechtfertigte die Entscheidung seines Hauses mit den Worten: "Auch wenn wir wissen, dass Japan möglicherweise eine im weltweiten Vergleich sehr hohe Schuldenlast tragen kann, gehen wir davon aus, dass es für jede Nation einen Punkt gibt, an dem die Last zu hoch wird." Es sei nicht möglich, diesen Punkt im voraus zu bestimmen, aber das Risiko einer Finanzkrise steige mit dem Niveau der Schulden. "Ohne Hinweis auf eine Wende der grundlegenden Schuldenentwicklung des Landes, werden die Ratings solch ansteigende Risiken mit der Zeit widerspiegeln."

      Moody`s hatte Japans Kreditwürdigkeit für langfristige Yen-Schulden Ende Mai um zwei Stellen auf "A2" von "Aa3" herabgestuft. Damit hat die weltweit zweitgrößte Wirtschaft nach den USA dieselbe Bonität wie Zypern, Griechenland, Israel, Litauen, Polen und Südafrika und eine schlechtere als Botswana, was in Japan als besonders ärgerlich empfunden wurde. Der japanische Finanzminister Masajuro Shiokawa protestierte schriftlich bei Moody`s und schrieb auch an die Rating-Agenturen Fitch sowie Standard & Poor`s. Letztere hatte ihre Einstufung Japans bereits Wochen zuvor um eine Stufe gesenkt.

      Schuldenlast zu hoch
      Kiyoshi Nakano von der regierenden liberaldemokratischen Partei LDP fragte die Moody`s-Vertreter, warum Japan mit den weltweit größten Devisenreserven und sehr hohen privaten Sparguthaben so niedrig eingestuft werde. Byrne bekräftigte die Einschätzung seiner Agentur, dass die bisherige und die bislang angekündigte Fiskalpolitik der japanischen Regierung nicht ausreiche, um eine weitere Verschlechterung der Schuldenlage zu verhindern. Japan hat in den vergangenen Jahren den größten Schuldenberg aller Industrienationen angehäuft. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte liegt derzeit bei 140 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

      Die Ratings zeigen die Qualität der Zahlungsfähigkeit eines Schuldners an und helfen Investoren dabei, das Risiko von Investitionen in Anleihen einzuschätzen. In Japans Fall könnte das schwache Rating vor allem langfristige Folgen haben. Große Finanzinstitutionen halten sich meist von Ländern mit einem einfachen "A"-Rating fern. Kurzfristig hatte die Herabstufung dagegen kaum Reaktionen an den Finanzmärkten ausgelöst. Moody`s hat angekündigt, dass eine Überprüfung seiner Einstufung von Japan in den nächsten ein bis zwei Jahren unwahrscheinlich sei.

      © 2002 Reuters Limited


      Ohne Steuererhöhungen droht Japan der Bankrott
      Von David Ibison, Tokio

      Japans Premier Koizumi befindet sich bereits im Kreuzfeuer rivalisierender Reformvorschläge. Japans wichtigster Regierungsberater in Steuersachen warnt, ohne Steuersenkungen werde das Land "in zehn Jahren pleite" sein.

      Das Bekenntnis der Regierung, die Neuverschuldung zu begrenzen, "bedeutet, dass Steuersenkungen unvermeidlich sind", sagte Hiromitsu Ishi, Vorsitzender der japanischen Steuerkommission, der Financial Times. Diese Botschaft kommt Finanzminister Masajuro Shiokawa in die Quere. Denn der will beim Finanzministertreffen der führenden Industrienationen (G8) am Wochenende mit guten Nachrichten über den Aufschwung Sorgen über Japans wirtschaftliche Zukunft zerstreuen.

      "Exzessive" Steuersenkungen hätten Japans Steuerlast unter die aller anderen führenden Industrienationen gedrückt, während der wirtschaftliche Niedergang die Einnahmen untergraben habe, sagte Ishi. Er legt Premier Junichiro Koizumi am Freitag den Entwurf einer "haushaltsneutralen" Steuerreform vor, nach dem die Einkommensteuer- und Unternehmenssteuerbasis verbreitert und Verbrauchs- und Erbschaftssteuer erhöht werden sollen.

      Flut von Reformvorschlägen
      Koizumi findet sich im Kreuzfeuer rivalisierender Reformvorschläge: Sein Wirtschaftskabinett legte am Donnerstag ein Papier vor, in dem es eine Senkung der Unternehmens- und Einkommensteuer fordert. Die von Koizumis Liberaldemokratischer Partei dominierte Steuerkommission der Regierung hat ebenfalls angedeutet, dass sie mit Steuersenkungen den Konsum ankurbeln und die beginnende wirtschaftliche Erholung beschleunigen will. Die Notenbank revidierte zwar am Donnerstag zum vierten Mal in Folge ihren Wirtschaftsausblick nach oben. Sie warnt: "Das Tempo der Erholung wird langsamer werden, weil die Effekte der Auffüllung der Lager in den Auslandsmärkten auslaufen." Die G8-Finanzminister erhoffen sich von Shiokawa klare Aussagen zur Konjunktur. Sie erwarten aber auch Erklärungen zum Haushalt, weil Tokio sich derzeit mit internationalen Ratingagenturen einen Schlagabtausch über die Herabstufung von Staatsanleihen liefert.

      Skeptiker sagen: Japans Steuereinnahmen werden in diesem Haushaltsjahr auf 46.800 Mrd. Yen (400 Mrd. Euro) sinken - 1990 hatten sie noch 60.100 Mrd. Yen betragen. Gleichzeitig steigen die Regierungsausgaben auf 81.200 Mrd. Yen - verglichen mit 69.300 Mrd. Yen 1990. Koizumi hat angeordnet, die jährliche Neuverschuldung auf 30.000 Mrd. Yen zu begrenzen. Dies und die Alterung der Bevölkerung steigere den Druck, die Steuern zu erhöhen, sagte Ishi. Bisher zahlen 70 Prozent der Unternehmen in Japan keine Steuern. Setzte man Ishis Vorschläge um, würden sie wie auch viele Haushalte zur Kasse gebeten. Die Steuersenkungsforderungen nannte Ishi schlicht kurzsichtig. "Wir schauen in die Zukunft", sagte er.

      Der Streit zwischen Regierung und Opposition sei eine "Schlacht", sagte Ishi. Der Premier werde einen starken Willen brauchen, um seine Forderung nach Sanierung der Staatsfinanzen durchzusetzen.

      © 2002 Financial Times Deutschland



      Chinas Kreditblase droht zu platzen

      Mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation muss China seine Märkte öffnen. Doch die Staatsbanken sind für den internationalen Wettbewerb nicht gerüstet. Hunderte Milliarden Dollar an faulen Krediten behindern die dringend notwendigen Reformen in der Volksrepublik.


      SCHANGHAI. „Zwei Dinge muss man über Chinas Bankensystem wissen“, meint der US-Wissenschaftler Gordon Chang von der renommierten Stanford Universität: „Erstens, die Staatsbanken sind pleite. Zweitens, alle Anstrengungen, sie zu retten, sind fehlgeschlagen.“ Stimmt Changs These, dann droht dem Finanzsystem Chinas im schlimmsten Fall der Kollaps, im besten Fall ist nur die Kreditversorgung in Gefahr. Die Stunde der Wahrheit kommt, wenn die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) greifen. In fünf Jahren dürfen ausländische Banken, die bislang nur 2 % des chinesischen Kreditmarktes bedienen und 1 % aller Einlagen verwalten, Konten in lokaler Währung für chinesische Kunden einrichten. Spätestens dann droht die staatliche Kreditblase zu platzen, sollte der Bankensektor vorher nicht grundlegend saniert werden und damit für chinesische Kunden attraktiv bleiben.

      Chinas vier große Staatsbanken, (Bank of China, Industrial and Commercial Bank of China, China Construction Bank und Agricultural Bank of China) halten zwar 60 % aller Aktiva in der Volksrepublik. Sie sitzen aber auf einem gigantischen Berg fauler Kredite. Der, so die Rating-Agentur Standard & Poor’s, durchaus an das Besorgnis erregende Volumen in Japan heranreicht. „Die Summe aller notleidenden Kredite könnte sich auf bis zu 677 Mrd. US-$ addieren. Und die Blase wächst“, warnt Terry Chan, Asien-Chef der Agentur in Hongkong. Das übersteigt das eingezahlte Kapital im chinesischen Bankensektor um das siebenfache und macht mehr als die Hälfte von Chinas Bruttosozialprodukt im Jahr 2001 aus. Die Tendenz ist weiter steigend.

      Chinas Staatsunternehmen betrachteten den Kreditfluss bisher als bequemes Instrument zur Refinanzierung ohne verbindliche Tilgungspflicht. Sie werden zum Geschenke-Verteiler. Die Pekinger Regierung hatte die Augen vor dem drohenden Fiasko lange verschlossen. Erst seit 1999 bemüht sie sich, die Staatsbanken zu entlasten. Vier Auffanggesellschaften (Asset Management Companies) sollen die faulen Kredite der „Großen Vier“ übernehmen und vermarkten, die Banken wurden von Peking mit 169 Mrd. Dollar rekapitalisiert. Das deckte jedoch nur einen Teil der faulen Kredite ab. Gelöst hat Peking das Problem damit offensichtlich noch nicht. Zentralbankchef Dai Xianglong musste jüngst eingestehen, dass „mindestens 25 %“ aller in den Büchern der Banken bestehenden Kredite faul seien. Selbst das erscheint ausländischen Beobachtern als Schönfärberei. Sie schätzen den Anteil unwiderruflich verlorener Kredite auf bis zu 50 %.

      Eingebrockt hat sich die chinesische Regierung die Suppe selbst. Entgegen aller Bankenregeln verfahren die staatlichen Institute stur nach altem Muster und drücken immer neue langfristige Kredite in die Staatsindustrie, nehmen dagegen in erster Linie über die Depositen der Einleger nur kurzfristiges Kapital auf. Die immer agilere Privatwirtschaft wird bei der Kreditvergabe dagegen geflissentlich übersehen. Kein Wunder: Peking missbraucht den Apparat unverdrossen, um seine ordnungs- und sozialpolitischen Vorstellungen umzusetzen. Wird Chinas Wirtschaft nicht laufend mit frischem Kapital versorgt, drohen Pleiten, Massenarbeitslosigkeit und in der Folge verheerende soziale Unruhen. Die zu vermeiden, ist bisher Chinas oberstes Ziel.

      Doch allmählich dämmert den Strategen in der Zentralbank, welches Mega-Problem sie sich aufgehalst haben. Chinas Banken verspielen ihre Zukunft. „Mit einem kranken Bankensystem, gibt es keine gesunde Wirtschaft“, warnt der ehemalige US-Finanzminister Nicolas Brady. Die Experten des Asian Development Bank Institute (ADBI) in Tokio plädieren für eine „Big Bang“-Lösung: Durch neue Staatsanleihen sollen faule Kredite beseitigt werden, meint Wissenschaftler Liu Ligang. „Die Probleme in Chinas Bankensektor dürfen nicht mehr kleingeredet werden“, sagt er. Brady stimmt dem zu, ist aber skeptischer: „Es gibt keine Heilung über Nacht.“ China müsse eine „solide Kreditkultur“ entwickeln.

      Chinas Banken brauchen nicht nur frisches Kapital, sondern müssen vor allem nach den internationalen Rechnungslegungsstandards realistisch bilanzieren. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Peking hat zunächst die Anweisung erteilt, den Anteil der faulen Kredite bis 2005 auf 15 % zu drücken. Das aber hat fatale Nebenwirkungen. Die Banken halten Kredite aus Unsicherheit zurück, weil sie die Bonität ihrer Kunden nicht einschätzen können. Für Masaru Yoshitomi vom ADBI steckt China daher jetzt schon in der Kreditfalle. Standard & Poor’s schätzt, dass es bei dem eingeschlagenen Tempo bis zu 20 Jahre dauern wird, bis Chinas Banken den Bestand fauler Kredite auf erträgliche 5 % gesenkt haben. Die Kosten dafür schätzt die Agentur auf 518 Mrd. Dollar.

      Die chinesische Regierung kaschiert ihre Hilflosigkeit derweil und ermutigt die Banken, neue Standbeine zu entwickeln. „Die Banken müssen im Ausland expandieren, um ihre Geschäftsbilanzen zu verbessern“, fordert der Vizegouverneur der Bank of China, Li Ruogu. Aber auf eigenen Beinen werden Chinas Banken wohl auf absehbare Zeit nicht stehen können. Bedrohlicher noch: Die privaten Kunden drohen ihnen das Vertrauen zu entziehen. Als die Citibank vor kurzem eine Filiale eröffnete, um für chinesische Kunden Devisenkonten einzurichten, sprach der Geschäftsmann Liu Zhuzong aus, was den „Großen Vier“ künftig noch schwer zu schaffen machen dürfte: „Die Citibank kann mein Geld jedenfalls schützen.“

      Von CHRISTOPH RAABE



      Blubb...Blubb...Blubb... :)


      PS: Die argentinische Fußball-Nationalmannschaft schlägt sich bei Weitem besser wie die argentinische Volkswirtschaft. Pleite ist ansteckend.

      Die brasilianische Währung Real ist auf ihren zweittiefsten Stand seit 1994 gestürzt. Ein US-Dollar wurde am Mittwoch (Ortszeit) für 2,79 Real gehandelt. Das so genannte Länderrisiko, das Bonitätsrisiko des brasilianischen Staats, stieg bei Handelsschluss auf 1296 Basispunkte an. Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso rief in einer Fernsehansprache zu Ruhe und Vertrauen auf. Den bislang tiefsten Stand seit 1994 hatte die brasilianische Devise im vergangenen September nach den Anschlägen in den USA erreicht, als ein Real für 2,83 Dollar gehandelt wurde.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 20:09:24
      Beitrag Nr. 48 ()
      Aspirin verschafft Brasilien allenfalls eine Verschnaufpause
      Investoren halten sich wegen des hohen Schuldenbergs und der Präsidentenwahlen im Herbst mit Engagements zurück


      Von Romeo Rey

      "Wenn die Investoren wegen Brasilien nervös sind, sollten sie ein Beruhigungsmittel nehmen", gab Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso am Donnerstag halb misslaunig und halb hämisch zum Besten. Er wusste, wovon er redete. Wenig später ließ der Internationale Währungsfonds (IWF) verlauten, Brasilia könne über 10 Milliarden Dollar eines bisher nur teilweise ausgeschöpften Rahmenkredits verfügen, um den Markt zu besänftigen.

      Aber wie es mit Aspirin und ähnlichen Mitteln eben ist: Der Effekt scheint von kurzer Dauer zu sein. Zwar gab der Dollarkurs am Freitag leicht auf 2,71 Real nach. Aber auch so hat Brasiliens Währung seit April rund 15 Prozent ihres Werts verloren. Die Länderrisikoprämie am Rentenmarkt kletterte indes unentwegt weiter. Die Zinsen von Staatsanleihen liegen mittlerweile im Schnitt mit zweistelligen Prozentsätzen über denen europäischer Emittenten, weil dem Giganten Lateinamerikas kaum noch ein Anleger traut.

      Auch der Börsenindex von Sao Paulo verlor weiter an Boden. Der Bovespa sank unter 11 700 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit September 2001. Wichtigste Ursache des Vertrauensschwundes und der zunehmenden Flucht in harte Devisen ist die Einsicht, dass Brasilien den Schuldendienst früher oder später nicht mehr wird leisten können. Der Berg von staatlichen Zahlungsverpflichtungen - nach Berechnung der Financial Times 685 Milliarden Real - ist hoch. Deren Bindung an den Dollarkurs und den Leitzins von derzeit 18,5 Prozent sorgt für zusätzliche Bedenken. Etwas mehr als ein Viertel der Staatsschulden lautet auf Dollar und andere Fremdwährungen, weitere 51 Prozent sind auf das kurzfristige lokale Zinsniveau indexiert.

      Wie viel Geld Brasiliens Schuldendienst in den nächsten Monaten verschlingen wird, scheint außerhalb der Zentralbank, die das Geheimnis wie einen kostbaren Schatz hütet, niemand genau zu wissen. Wie im Falle Argentiniens hat man das Gewicht der privaten Schulden, die zu einem beträchtlichen Teil ebenfalls in harten Währungen abgeschlossen worden sind, lange unterschätzt. Ihre Summe erreicht Schätzungen zufolge 132 Milliarden Dollar. Nach vorsichtigen Angaben wird der südamerikanische Riese im Jahr 2003 mindestens 50 Milliarden Dollar an neuen Krediten und ausländischen Direktinvestitionen benötigen, um über die Runde zu kommen. Der Fluss von Fremdinvestitionen wird jedoch immer dünner, je näher der 6. Oktober rückt, an dem ein neuer Präsident gewählt wird. Da der von den internationalen Kapitalgebern misstrauisch beäugte "Lula" da Silva bei den Umfragen gegenwärtig mit rund 40 Prozent der Stimmen an der Spitze liegt, warten die Investoren erst einmal ab.

      Dass der Kapitalstrom nach Lateinamerika schwindet, bekommen im Übrigen nicht nur die Brasilianer zu spüren. Die Region als Ganzes erhielt im ersten Quartal 2002 laut IWF gerade noch knapp die Hälfte dessen, was zwei Jahre zuvor südlich des Rio Grande von Ausländern investiert worden ist. Vor dem Eingang der zehn Milliarden Dollar, die der Währungsfonds eilig locker macht, weist die Zentralbank in Brasilia 28 Milliarden an Devisenreserven aus. Nach bisherigen Kriterien hätte man noch 8 Milliarden verheizen können, um den Real zu stützen. Jetzt aber stimmt der IWF zu, dass die Menge der "unantastbaren" Reserven von 20 auf 15 Milliarden heruntergesetzt werden könne. Gleichzeitig hat sich die Regierung Cardoso verpflichtet, ihre Sparpolitik zu verschärfen. Den Gürtel noch enger schnallen: Das ist es genau, was "Lula" braucht, um die Schar seiner Anhänger weiter zu vergrößern.


      Auf der Rückreise hab ich noch einen kurzen Zwischenstop in Österreich eingelegt. Jedoch hat mich die Tatsache:
      "Die Marktkapitalisierung aller 109 Wiener Werte beträgt zusammen nur knapp 30 Milliarden Euro - was in etwa dem Börsenwert des Chemieriesen BASF entspricht.",
      schnell in die Heimat weiterreisen lassen.


      Die besten Telekom-Jokes
      Sommer - die meisten Menschen freuen sich, wenn er kommt. Anders die T-Aktionäre, sie freuen sich, wenn er geht


      Telekom-Mitarbeiter, die keine Telekom-Aktien besitzen, sollten wegen Verwendung von Insider-Wissen bestraft werden.

      Wo finden Telekom-Aktionäre ihre Aktien?

      - Im Keller.

      Ron Sommer kündigt bei der Telekom und wird jetzt Wahlkampfmanager im liberalen Irrenhaus - bei der FDP. Als geübter Aktienwert-Vernichter korrigiert er sofort die "Kampagne 18" zur Bundestagswahl 2002. Er lässt ihr die Ziffern, setzt aber zwischen die Eins und die Acht ein Komma. RTL 7 Tage 7 Köpfe"

      Was haben ein Fallschirmspringer und die T-Aktie gemeinsam? Beide kommen irgendwann ganz unten an.

      Ein Mercedes-Mitarbeiter, ein IBM-Mitarbeiter und ein Telekom-Mitarbeiter unterhalten sich über ihre Erfolgsgratifikation. Der Mann von Mercedes erzählt: "Von meiner Prämie habe ich meiner Frau einen Kleinwagen gekauft und den Rest in Aktien angelegt". Der IBM-Mitarbeiter trumpft auf: "Ich bin mit meiner Familie in den Urlaub gefahren, und den Rest stecke ich in unsere Hausrenovierung". "Und was hast du mit deinem Geld gemacht?", fragen sie schließlich den Telekom-Angestellten. "Ich habe mir einen Pullover gekauft". -"Und der Rest???" -"Den Rest hat meine Mutter draufgelegt."

      Die Deutsche Telekom AG und die Deutsche Post AG sollen wiedervereinigt werden. Der neue Firmenname steht schon fest: KOMPOST.

      "Sie kennen den Polarforschungsminister Bo Frost?! Und sein Bruder macht Karriere bei der Telekom: Ron Sommer." Harald Schmidt

      "Jeder sechste Ostdeutsche hat dich die Telekom-Aktie bestellt. Nur, liebe Ossis, dadurch bekommt ihr auch nicht schneller ein Telefon!" Harald Schmidt

      Egon: "Marta, die Telekom geht bald an die Börse!" Marta: "Aber Egon, die geht doch schon seit Jahren jedem an die Börse!"

      Für Kenner: Wie nennt man jemanden, der T-Aktien gekauft hat? - DAU Jones. Hinweis: DAU = Dümmster Anzunehmender User.

      :laugh::laugh: Die Welt, nix selber gedichtet.


      Und damit hier nicht der Verdacht aufkommt, es würde sich hier um einen ausgemachten Bärenthread handeln:

      "Der Aufschwung kommt bestimmt"
      IfW-Konjunkturexperte Joachim Scheide erwartet kräftige Beschleunigung des Wachstumstempos im Jahresverlauf


      Für Joachim Scheide, Leiter der Konjunktur-Abteilung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, hat der Aufschwung wahrscheinlich schon in diesem Frühjahr eingesetzt. Die Gefahr eines Rückschlags sei gering, sagt er im Gespräch mit Stefan von Borstel.

      DIE WELT: Herr Professor Scheide, Sie haben bisher ein Wachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr prognostiziert. Doch bislang ist von Wachstum kaum etwas zu sehen. An den Finanzmärkten wächst vielmehr der Pessimismus. Kommt der Aufschwung, oder kommt er nicht?

      Joachim Scheide: Der Aufschwung kommt auf jeden Fall, er hat wahrscheinlich in diesem Frühjahr schon eingesetzt. Man muss zwischen der Konjunkturentwicklung und den Aktienmärkten trennen. Es ist nicht immer so, dass der Aktienmarkt einen Aufschwung in der Realwirtschaft anzeigen muss. Ich würde die Entwicklung an den Aktienmärkten daher nicht überbewerten. Andere Faktoren sind für die Konjunktur wichtiger. Insbesondere gibt es für Deutschland positive Impulse aus dem Ausland, zudem sind die Zinsen niedrig.

      DIE WELT: Konjunkturpessimisten warnen vor einem Strohfeuer. Sie fürchten den "Double-Dip", den kurzfristigen Aufschwung, der wieder in einer Rezession mündet.

      Scheide: Die Gefahr eines Rückschlags ist gering. Wir werden allerdings keinen so kräftigen Aufschwung bekommen wie im Jahr 2000, als die Weltwirtschaft boomte. Außerdem läuft hier zu Lande einiges schief in der Wirtschaftspolitik. So ist die Belastung mit Steuern und Abgaben immer noch viel zu hoch. Auch die hohen Tarifabschlüsse dämpfen den Aufschwung. Aber es müssten schon sehr viele Dinge zusammenkommen, damit wir schon bald wieder in eine Rezession rutschen. Dafür müsste die Europäische Zentralbank die Zinsen schon massiv anheben. Aber dies ist im Moment nicht zu erwarten.

      DIE WELT: Wie sicher ist denn der Aufschwung in den USA? Die Finanzmärkte sind sehr nervös und der Dollar schwächelt.

      Scheide: Der Aufschwung in den USA in diesem und im nächsten Jahr scheint gesichert. Was danach passiert, hängt von der Wirtschaftspolitik in den USA ab, unter anderem von dem Zeitpunkt, an dem die Fed die Zinszügel anzieht. Sie wird vermutlich nichts Dramatisches unternehmen, was den Aufschwung abwürgen könnte. Auch die Dollar-Schwäche ist nicht beunruhigend. Wir hatten lange Zeit eine starke Abwärtsbewegung des Euro, die nicht wünschenswert war. Jetzt sehen wir eine gewisse Korrektur, die durchaus erwünscht ist, weil so unsere Importe billiger werden. Die jüngste Entwicklung ist also nicht dramatisch.

      DIE WELT: Wie treffsicher sind denn diese Prognosen? Mit ihren Vorhersagen für das Jahr 2001 lagen die Wirtschaftsforschungsinstitute total daneben. Die Rezession wurde verschlafen. Wird jetzt ein Aufschwung ausgerufen, den es gar nicht gibt?

      Scheide: Wir haben damals einen großen Prognosefehler gemacht, das ist richtig. Davor haben wir aber jahrelang recht gut bei den Prognosen gelegen. Natürlich kann immer ein Schock eintreten, der nicht vorhersehbar ist - wie etwa eine Explosion des Ölpreises. Hinzu kamen 2001 die Ereignisse vom 11. September. Im Moment sind derartige Schocks aber nicht absehbar. Was die jetzige Situation angeht, in der die Konjunktur dreht: Häufig war es so, dass ein beginnender Aufschwung eher unter- als überschätzt wurde. Unsere Prognose für dieses Jahr stützt sich wesentlich auf die Politik der Notenbanken. Derzeit sind die Zinsen in Europa sehr niedrig, in den USA sind sie sogar noch niedriger. Eine so expansive Geldpolitik ist immer ein verlässliches Zeichen dafür gewesen, dass es aufwärts geht.

      DIE WELT: Wie stark wird denn der Aufschwung?

      Scheide: Wir erwarten eine kräftige Beschleunigung der Konjunktur im Jahresverlauf. 2003 könnte sogar eine Wachstumsrate von 2,5 Prozent oder mehr erzielt werden. Im ersten Quartal 2002 sind die Exporte kräftig gestiegen. Die Importe der USA haben deutlich angezogen, der Welthandel hat sich wieder belebt. Davon hat die deutsche Exportwirtschaft profitiert. Die Inlandsnachfrage ist aber noch zurückgegangen. Die Investitionen und der private Verbrauch waren schwach. Aber das wird sich demnächst ändern. Der Impuls vom Export wird auf die Binnenkonjunktur überspringen. Das kann man auch an der Stimmung bei den Unternehmen ablesen, die sich erstaunlich stark verbessert hat. Dies stützt unsere Prognose.

      DIE WELT: Wann macht sich der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar?

      Scheide: Nicht vor dem Herbst. Es gibt immer eine Verzögerung zwischen der Konjunktur und dem Anstieg der Beschäftigung. Wenn die Produktion im zweiten Quartal wieder anspringt, womit wir rechnen, wird zunächst die Kurzarbeit abgebaut und die Zahl der Überstunden nimmt zu. Erfahrungsgemäß kommen also die Unternehmen eine Zeit lang ohne Neueinstellungen aus.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 19:28:31
      Beitrag Nr. 49 ()
      Professor werden scheint nicht schwer. Es zu sein dagegen sehr.

      Insolvenzen auf Rekordniveau
      Pleitewelle von Firmen und Privaten endet frühestens 2003


      stw. Düsseldorf – Die Zahl der Insolvenzen wird in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreichen. Nach Schätzung der Auskunftei Creditreform werden rund 70000 Firmen und Privatpersonen zahlungsunfähig werden; das sind gut 20000 mehr als 2001. Auch eine konjunkturelle Erholung wird diesen Trend nach Einschätzung von Helmut Rödl, Haupt geschäftsführer von Creditreform, so schnell nicht stoppen. Frühstens 2003 werde die Pleitewelle leicht abebben, meint er. Im ersten Halbjahr registrierte Creditreform einen Anstieg der Insolvenzen um knapp 43 Prozent auf 34600.

      Die rasante Steigerung geht vor allem auf die Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen zurück, deren Zahl sich in den ersten sechs Monaten auf 14500 verdoppelte. Ein weiterer Anstieg ist nach Überzeugung von Rödl programmiert, weil immer mehr Haushalte überschuldet seien (aktuell 2,8 Millionen gegenüber 770000 im Jahr 1994). Bereits viele junge Leute seien nicht in der Lage, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen. In der Altersklasse der 18- bis 20-Jährigen gelten rund 250000 Personen als überschuldet.

      Etwa 40000 Firmen, so schätzt Creditreform, werden in diesem Jahr wegen Zahlungsunfähigkeit ihre Tore für immer schließen. Das entspricht einem Plus von 23,5 Prozent gegenüber 2001. Betroffen seien vor allem kleine und mittelgroße Betriebe, meist aus den Bereichen Dienstleistungen, Handel und Bau. Rödl hält nichts davon, strauchelnde Unternehmen durch Bürgschaften oder Kredithilfen zu unterstützen: „Wenn Politiker versuchen, besser zu sein als der Markt, so ist dies in der Vergangenheit immer schief gegangen. „Besser sei es, sich frühzeitig zu einem drohenden Konkurs zu bekennen und mit Hilfe des neuen Insolvenzrechts zu versuchen, weite Teile des gefährdeten Unternehmens zu erhalten. Die Gründe für die Pleitewelle sieht Creditreform neben der schwachen Konjunktur in der chronisch schwachen Ausstattung der Betriebe mit Eigenkapital. Damit sich dies ändere, müssten sich die Firmen zu mehr Offenheit bekennen. „Wer beteiligt sich schon an einem Unternehmen, von dem nur der Name des Eigentümers bekannt ist“, meint Rödl.


      "Die mit folgenden Erfahrungen gesegneten Investoren eher auch nicht", meint gewinnnix.

      Barbaren pflügen den Boden für die Aktienkultur
      Tacheles

      Von Karl-Heinz Möller

      Berlin - "Der Boden ist erreicht!" - wie viel hundert Mal wurde dieser Satz von Experten in den vergangenen Monaten ausgespuckt. Tatsache: Die Volksaktie Telekom fällt in ein Allzeitkoma, High-Techs sitzen auf Grund, der Neue-Markt-Index Nemax 50 touchiert den niedrigsten Punkt seiner Geschichte, 630,47 Zähler. Sein bisheriger Negativrekord wurde am 21. September 2001 mit 641,31 gemessen. Da war doch noch was: 11. September, Ground Zero, Krieg gegen den Terror. Der Markt hat all diese schrecklichen Ereignisse verarbeitet. Und nun? Sell-off. Lange diente die Katastrophe von New York als Alibi für fundamentale Schwächen von Unternehmen, deren Wachstumsphantasien mehr auf Worthülsen als auf Umsätzen basierten. Dennoch wurde immer wieder Hoffnung geschürt, Anleger in die Bären-Falle gelockt. Mag sein, dass es günstige Einstiegskurse gibt, hier und da, sogar der Neue Markt bietet noch Qualitätspapiere, aber das Vertrauen der privaten Investoren ist offensichtlich endgültig dahin. Sie haben es satt, hinter dem Köder herzurennen wie Windhunde dem falschen Hasen. Sie sind es leid, von der Allianz von abhängigen Beratern, gekauften Buchprüfern und akademisch verdrehten Wahrsagern weiter auf den Arm genommen zu werden. Wenn Kultur definitionsgemäß Zivilisation bedeutet, also für höhere Gesinnung, verfeinerte Lebensweise steht, gilt an der Börse zurzeit das Gegenteil: Barbarei. Und so lange Barbaren versuchen, Aktienkultur zu heucheln, wird der zivilisierte Anleger seine Lebensart in Form von Verweigerung ausleben.


      Neues vom Orakel: Arbeits-und obdachlose Durchschnittsloser bleiben weiterhin User von Parkbanken.
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 12:52:02
      Beitrag Nr. 50 ()
      Dow wird dann in der nächsten Handelswoche Kurs auf die 9000 Punkte nehmen! S&P im Gegenzug auf ~950 Punkte!
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 11:47:25
      Beitrag Nr. 51 ()
      Was verlangt Ihr von einem Land, das aller Voraussicht nach regiert wird von .......und Geld!

      Eine freie Presse ist die Voraussetzung für eine Demokratie.


      Amerikas Bürger haben die Presse in Ketten gelegt
      Medien ordnen sich brav dem Patriotismus unter

      Von Uwe Schmitt

      Washington - Amerikas Journalisten haben keine geringere Meinung von sich als Amerikas Soldaten, Sportler und Börsenmakler. Sie sind, spätestens seit Watergate, die besten der Welt. Und weil dieses Selbstbewusstsein bei manchen, deren Strenge, Neugier, noble Machtferne und Recherchekunst kaum zu übertreffen ist, nicht einmal anmaßend wäre, muss ein um sich greifender Verdacht die ganze Zunft beleidigen: nämlich nicht mehr frei zu sein.

      Es ist der Verdacht, dass ihre Regierung sie für Amerikas Krieg gegen den Terrorismus in einer Propagandaeinheit dienstverpflichtet hat: Indem es den Medien den nach dem ersten virtuellen Geheimkrieg im Golf heilig versprochenen Zugang zu den Truppen in Afghanistan verwehrte, indem es Informationen über Hunderte ohne Anklage Internierte und so genannte "enemy combattants" in Guantànamo Bay verweigert und, in einer neuen taktischen Variante, kritische Prüfungen des Versagens von CIA, FBI und der Regierung selbst im Kongress mit Gegenveranstaltungen marginalisiert. Die Journalisten selbst deuten diesen Verdacht bisweilen in nur mühsam beherrschten Hintergrundstücken an, einige Kolumnisten beklagen die Einschränkung von Grundrechten. Aber dass sie zugleich Alibis liefern für die Gängelung und Selbstzensur, gestehen sie nie öffentlich und nur widerstrebend im privaten Gespräch ein.

      All das, die schon in Friedenszeiten allfällige Geheimniskrämerei der Bush-Regierung wie ihre auch politisch motivierte Gegenaufklärung mit Warnungen vor Anschlägen, zuletzt mit dem Plan für ein Staatsschutzministerium und angeblichen Fahndungserfolgen, geschieht im Namen der jede Kritik abweisenden "national security". Es gibt Gründe, warum die Presseunfreiheit auch das Erlahmen des ersten patriotischen Furors Ende 2001 überdauerte. Der gewichtigste Grund ist, dass die Regierung sich der Zustimmung des Volkes sicher sein kann.

      Dass in Afghanistan über Monate mehr Reporter getötet wurden als Soldaten, dass der "war on terrorism" weder Kriegswirtschaft und Einberufungsbescheide kennt noch Flüchtlingsströme, tut wenig zur Sache. Objektivität wird als Neutralität, recht eigentlich als Verrat denunziert. Und das nicht etwa nur wie seit Jahrzehnten reflexhaft von der republikanischen Rechten, die einen eigenen Abnützungskrieg gegen verrottete "linke Medien" wie die "New York Times" führt. Diesmal ist es nach allen Umfragen die große Mehrheit der Amerikaner selbst, die ihrer Presse den Mund verbieten will, wenn sie sich nicht auf vaterländischen Gehorsam beschränkt.

      "Wenn Amerika in den Krieg zieht", schrieb der ehemalige TV-Journalist Marvin Kalb am 11. Oktober 2001, "zieht die amerikanische Presse mit, ebenso durchpulst von Stolz, Furcht und Beklemmung wie jeder Soldat." Nach all den Jahren einer immer mehr reduzierten Berichterstattung über Krisen und Kriege müsse man Verständnis haben für einen Journalismus, der an Hurrapatriotismus grenze. Kalb sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass Vaterlandsliebe und kritischer Journalismus einander nicht ausschlössen, sondern recht eigentlich bedingten. Es gab in den ersten aufgewühlten Wochen nach den Anschlägen etliche Zwischenrufe von Mahnern aus dem Mainstream - von der Selbstkritik linker Intellektueller wie Susan Sonntag und Noam Chomsky zu schweigen. Aber auch die Zweifel erlahmten offenbar, als der Krieg alltäglich wurde. Ob die Reporter mit fliegenden Fahnen zur Regierungstreue fanden oder von Chefredakteuren zu patriotischer Korrektheit gepresst wurden, die Branche kann sich aus ihrer Kriegsgefangenschaft nicht befreien.

      Nicht, dass Amerikas beste Journalisten nicht an ihren Fesseln zerrten. Sie versuchen, ihrer Bevormundung durch Pressesprecher Ari Fleischer, durch den übereifrigen Justizminister John Ashcroft und durch Donald Rumsfeld mit Enthüllungen und harten Fragen zu entkommen. Aber ihre Gegenwehr versagt, wie die Emanzipation der ruhiggestellten Demokraten im Kongress: vor dem Unwillen des Publikums, vor dem Killerargument "national security" oder der taktischen Empörung der Republikaner über Kritik am Oberkommandierenden Bush.

      Es wäre unredlich, George W. Bush in einem Kongress-Wahljahr das Wuchern mit dem ungeheuren Kapital des Kriegspräsidenten vorzuwerfen. Auch ein Präsident Gore würde der Versuchung nicht widerstehen, Innenpolitik gewissermaßen mit Uniformen zu camouflieren. Die Frage, wie lange der Parteienstreit um die Renten, um das klaffende Haushaltsdefizit, die Krankenversicherung, nicht zuletzt die enormen Kosten eines theoretisch endlosen Krieges von Medien wie Publikum vernachlässigt werden können, geht, ganz nebenbei, auch die Auslandskorrespondenten in den USA an. Denn auch sie - wir - bilden seit dem 11. September meist nur noch die kriegführende Nation ab. Wir folgen notgedrungen den Verlautbarungen der US-Regierung und verbreiten so eine Karikatur aus innenpolitischem Kalkül in aller Welt. Wohl ist dabei wenigen. Zumal die globale Spiegelung mit viel weniger Personal und beschränkterem Zugang, in geringerer Tiefe und auf knapperen Raum geschieht. Es ist lachhaft zu meinen, in Amerika stünden alle Räder still, es kauerten bedrückte Massen blass und todesernst in allgemeiner Wehrhaftigkeit, wenn Rumsfeld die "dirty bomb" in den Händen von Terroristen sieht. Es gibt im Gegenteil Anzeichen, dass die ängstliche Unterströmung satirische Energien freisetzt. Das nach dem 11. September von niemandem verhängte, von jedem befolgte Ironieverbot, ist auch gegenüber Bush längst gelockert. Verhielte es sich anders, wäre Amerika nicht nur unerträglich für Amerikaner und die Welt. Es wäre besiegt.


      Beweise?
      Krisenfeste Reiche
      Studie: Das Vermögen der 57.000 Ultrareichen wuchs 2001 um 3 Prozent auf 8,4 Billionen US-Dollar
      HAMBURG taz Die Flaute an den Börsen und die schwächelnde Konjunktur haben an einem nichts geändert: Die Reichen werden weltweit immer reicher. Das bestätigt die US-Investmentbank Merrill Lynch in einer aktuellen Studie.

      Die Zahl der Wohlhabenden wuchs im vergangenen Jahr weltweit um 200.000. Damit teilen sich nun rund sieben Millionen Menschen einen Großteil des globalen Kuchens aus Geld, Aktien und Finanzgewinnen. Diese HNWI (High-net-worth Individuals), die mindestens eine Million Dollar - nicht gerechnet Immobilien - ihr Eigen nennen, besitzen zusammen ein Vermögen von umgerechnet 26,2 Billionen US-Dollar. Das sind 3 Prozent mehr als im Vorjahr.

      In Europa blieb die Zahl der Dollar-Millionäre unverändert bei 2,5 Millionen. Die eigentlichen Gewinner leben zurzeit in Asien (plus 7,1 Prozent) und Lateinamerika (plus 8 Prozent).

      Oberhalb dieser Gruppe thronen noch ein paar Ultras. Ihr Erspartes muss wenigstens 30 Millionen Dollar betragen. Von diesen im Branchenjargon UHNWI (Ultra-high-net-worth Individuals) getauften Superreichen gibt es weltweit 57.000. Sie besitzen 8,4 Billionen Dollar - ein Plus von ebenfalls drei Prozent.

      Dass die Millionäre der Krise trotzen können, erklärt die Merrill-Lynch-Studie "World Wealth Report" mit den besonders guten Anlagemöglichkeiten der Reichen und Superreichen. "Viele Investoren handelten klug", sagt Kelly Martin, Präsident des Privatkundengeschäfts von Merrill Lynch: Damit auch während der allgemeinen Börsenflaute die Kassen klingeln, wurde in spekulative Hedge-Fonds investiert, die von fallenden Kursen profitieren, und in ausgewählte Aktien: So sei der Wert von mehr als 40 Prozent der Titel im amerikanische Aktienindex Standard&Poor-500 gestiegen, obwohl der Gesamtindex im Jahr 2001 um zwölf Prozent fiel.

      Brisant sind die Merrill-Lynch-Zahlen angesichts des jüngsten Monatsberichts der Bundesbank. Danach haben die schwachen Börsen in den letzten beiden Jahren die deutschen Privathaushalte 160 Milliarden Euro gekostet - nicht betroffen sind die 730.000 Dollar-Millionäre. HERMANNUS PFEIFFER


      Die SEC.....

      Kritikern gehen die Reformvorschläge nicht weit genug. Zwar sei der vielseitige Ruf nach Veränderungen begrüßenswert, sagte Frank Torres, Leiter für Gesetzgebungsfragen beim Verbraucherschutzverband Consumers Union. Er hegt aber den Verdacht, die Reformen dienten mehr dem Zweck, die Öffentlichkeit abzulenken statt die Mängel bei der Wurzel zu packen.
      Zuvor hatte bereits der Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Henry Paulson, in einer viel beachteten Rede weitreichende Reformen der Unternehmenskontrolle und Bilanzierungspraktiken angemahnt, mit denen das Vertrauen der Anleger wieder gewonnen werden müsse. Die Kritik an den Mängeln des US-Systems sei zu einem großen Teil berechtigt, meinte der Geldmanager und rief dazu auf, über den Atlantik zu blicken. Das europäische Modell sei zwar anders, aber erfolgreich.

      ....hat zwar wieder etwas geMerckt, was meine Meinung zu diesem Misthaufen aber eher noch bestätigt.

      Avatar
      schrieb am 26.06.02 17:11:01
      Beitrag Nr. 52 ()
      US-Börsenaufsicht gerät in die Kritik
      Demokraten bemängeln lasche Reformvorschläge für die Kontrolle der Wirtschaftsprüfer


      whp NEW YORK. Als zu milde kritisieren die oppositionellen Demokraten im US-Kongress die Vorschläge der Börsenaufsichtsbehörde SEC, die auf eine stärkere Kontrolle der Wirtschaftsprüfer zielen. Denen wiederum gehen die Pläne zu weit.

      Den Anstoß zu der Reform gab die Affäre der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen. Diese war kürzlich von einem Gericht für schuldig befunden worden, Bilanztricksereien bei ihrem Kunden Enron, dem zusammengebrochenen Energiehändler, gedeckt zu haben.

      Das Kernstück des SEC-Plans bildet ein neunköpfiges Aufsichtsgremium, Public Accountability Board (PAB) genannt. Mindestens sechs Mitglieder dürfen nicht der Zunft der Wirtschaftsprüfer angehören. Das PAB soll Strafen gegen Branchenvertreter verhängen können, die Vorgehensweise der Firmen überprüfen und neue Standards ausarbeiten. Mit der Initiative hofft die SEC unter ihrem neuen Chef Harvey Pitt, das durch zahlreiche Bilanzmanipulationen erschütterte Vertrauen der Anleger wieder herzustellen.

      Im März hatte das von den Republikanern beherrschte Repräsentantenhaus eine Reformvorlage eingebracht, die sich für relativ geringe Änderungen des Prüfungswesens einsetzt. Am Dienstag sprach sich der von den Demokraten kontrollierte Bankenausschuss des Senats mit großer Mehrheit für ein neues Aufsichtsgremium aus, dessen Vollmachten weit über das hinausgehen, was dem Repräsentantenhaus und der SEC vorschwebt.

      Alle drei wollen in der öffentlichen Debatte über die jüngsten Skandale beim Mischkonzern Tyco und dem Biotechnologie-Unternehmen Imclone Systems die Oberhand gewinnen. So sieht der Senat seinen Vorschlag als Modell für ein Gesetz, das voraussichtlich im Herbst zur Abstimmung kommt. "Ich hoffe sehr, dass Pitt und jene, deren Vorschläge so zahnlos sind wie der SEC-Plan, sich die Sache anders überlegen", sagte der demokratische Mehrheitsführer Tom Daschle. Auch der New Yorker Kongressabgeordnete John LaFalce, ein Mitglied des Finanzdienstleistungsausschusses, setzte sich für die Senatsvorlage ein. Die Blaupause der SEC sei zwar gut gemeint, gehe bedauerlicherweise aber nicht weit genug.

      Das von der SEC vorgeschlagene unabhängige Aufsichtsorgan soll die bereits aufgelöste Instanz ersetzen, über die sich die Wirtschaftsprüfer selbst "kontrollierten". Diese laufen nun Sturm und behaupten, das gesamte Finanzsystem würde geschwächt, wenn man sie bei der Überwachung der eigenen Branche in den Hintergrund dränge.

      Die Reform des Bilanzprüfungswesens ist nur eines jener Projekte, die die Vertrauenskrise am Kapitalmarkt überwinden helfen sollen. Immer stärker melden sich in der Öffentlichkeit auch Stimmen zu Wort, die die hohen Manager-Bezüge, die Vergabe von Aktienoptionen und generell die Führung von Unternehmen kritisieren. Das Thema stand diese Woche im Mittelpunkt eines Treffens der Manager-Vereinigung Business Round Table.

      Parallel dazu trat in New York unter dem Dach der Denkfabrik Conference Board erstmals eine prominent besetzte Arbeitsgruppe zusammen, um über Änderungen der Unternehmensführung und -kontrolle - Corporate Governance - zu beraten. "Wir glauben alle, dass unser Ruf angeschlagen ist", sagte der Co-Vorsitzende des Gremiums und Chef der Eisenbahngesellschaft CSX, John W. Snow. "Die Konzernmanager müssen Sorge tragen, dass die Spieler die Regeln einhalten." Der Ausschuss, dem unter anderem Intel-Boss Andy Grove und der frühere Notenbankchef Paul Volcker angehören, will bis September einen Katalog der "besten Praktiken" für Corporate Governance vorlegen. Zu Recht rege sich die Öffentlichkeit darüber auf, dass Manager riesige Gehälter kassieren und dann zuschauen, wie die Unternehmen pleite gehen, sagte der ehemaliger US-Handelsminister Peter Peterson.

      Copyright © Frankfurter Rundschau 2002


      Harvey Pitt: Der Reformer wider Willen
      Von Nicola Liebert

      SEC-Chef Harvey Pitt ist wegen angeblicher Industriefreundlichkeit unter Beschuss geraten. Spät, aber umso entschiedener reagiert die Börsenaufsicht mit neuen Regeln, um das Vertrauen von Investoren in die US-Unternehmen wiederherzustellen. Selbst Pitts Kritiker räumen ein: "Er wird immer besser."

      Die Rolle des Kapitalmarktreformers hat Harvey Pitt unfreiwillig übernommen. Zunächst reagierte der Chef der US-Börsenaufsicht zögerlich auf die Serie von Unternehmens-Skandalen, die mit Enron begann. Erst stahl ihm der US-Kongress mit den Hearings die Show, in denen Schlüsselfiguren des Enron-Skandals befragt wurden. Dann wurde Pitt vom Staatsanwalt des Staates New York, Eliot Spitzer, überrundet. Spitzer zwang Merrill Lynch und andere US-Investmentbanken, die Interessenskonflikte der Analysten bei der Bewertung von Unternehmen zu minimieren. "Ich bin schon dankbar, wenn man mich nicht nur ,der andere Typ, der Analysten reguliert‘ nennt", sagte Pitt jüngst scherzhaft.

      Die US-Börsenaufsicht Securites and Exchange Commission (SEC) war nach dem Börsencrash von 1929 gegründet worden. Bis heute hat sie die Aufgabe, das Vertrauen in die Märkte sicherzustellen. Doch ausgerechnet nach dem Enron-Skandal wurden Zweifel laut, ob Pitt dafür der richtige Mann ist. Bevor US-Präsident George W. Bush Pitt im August 2001 als SEC-Chef ernannte, hatte dieser ein mittleres Vermögen verdient, indem er als Anwalt sämtliche großen Buchprüfungsfirmen vertrat - oft genug gegen die SEC.


      Nichts ist unmöglich im Land der unbegrenzten Schweinereien!
      Hier, noch so eine seelenlose schräge Fratze:

      Der Rächer der Geprellten
      Bis vor vier Jahren war Jacob Zamansky der Verteidiger der Wall-Street-Mafia. Dann wechselte er die Seiten. Jetzt verklagt er Broker und Analysten.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202407,00.html
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 18:28:28
      Beitrag Nr. 53 ()
      Uii, da waren ja die 9000 im Dow! :)
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 18:48:40
      Beitrag Nr. 54 ()
      Übrigens: In spätestens 2-4 Monaten, werden wir den DOW bei 8000 wiedersehen!
      Mein persönlicher Tipp liegt bei Mitte August!
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 19:50:48
      Beitrag Nr. 55 ()
      Unsere Gegner:
      Die Fummelmonster mit ihrem Fummelkoordinator Peter Fisher (stellvertretender US-Finanzminister)


      Die Manipulation des Aktienmarktes (abgekupfert bei Seuchenvogel)

      "Wir haben die Verantwortung, größere Marktverschiebungen durch die Entwicklung
      von regulatorischen Standards und wenn nötig, durch direkte Eingriffe in den Markt
      zu verhindern." (Alan Greenspan, 14.01.97).

      Wir haben mehrfach die Eingriffe (Manipulation) am Aktienmarkt aufgedeckt, wie das
      Finanzministerium und die Fed über das Absturzsicherungsteam (Greenspan,
      Rubin, Summers) und der Mithilfe der Firmen des Establishments wie z.B. Merrill
      Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley u.a. 5.000.oder 10.000 Futures Kontrakte
      des Dow Jones gekauft haben, als der Markt Schwäche zeigte und wie groß die
      Interventionen im 4. Quartal 1998 waren, als die Aktien- und Finanzmärkte
      zusammenbrachen. So wurden neben anderen Maßnahmen 128 Mrd $ aus den
      Versicherungssystemen Fannie Mae und Freddie Mac in die Finanzmärkte
      umgeleitet.

      Die "Rettungsaktion" an der New Yorker Börse
      Konkret wurden am 28. Oktober folgende Massnahmen eingeleitet:
      Die Federal Reserve tätigte über den Terminmarkt in Chikago großvolumige
      Kontrakte über Aktienindex -Derivate. Diese Derivate auf einen steigenden
      Aktienindex erzeugten sofort einen Kaufsog für Aktien.
      Gleichzeitig verkaufte der US-Großinvestor Warren Buffet große Mengen von
      US-Schatzpapieren, wodurch der Anleihenmarkt, der seit dem 23. Oktober rasant
      angezogen hatte, einbrach. Das gleiche machte der Megaspekulant George Soros,
      wobei man davon ausgehen kann, dass ihm wie Buffet von der Federal Reserve
      dringend "nahegelegt" worden war, dies zu tun. Buffet und Soros Beispiel folgend
      verschoben viele Investoren ihre Anlagen vom Anleihenmarkt.
      Die Federal Reserve versicherte den großen Aktienfonds (Mutual Funds), dass
      ihnen großzügig Zentralbankgeld zur Verfügung gestellt werden würde. So sollte
      verhindert werden, dass die Investmentfonds wegen Kündigungen von Anlegern in
      Liquiditätsprobleme kommen.

      Die Regierung arbeitet dabei in Zusammenarbeit mit den größten Medienkonzernen
      zusammen, um die Finanz- und Wirtschaftsdaten zu manipulieren, so dass sie für
      den Aktienmarkt dauerhaft positiv bleiben. Die schlechten Meldungen werden
      ignoriert während die Botschaft von ständig steigenden Aktienmärkten dauerhaft
      über CNBC, Wall Street Wee, CNN Business Reports u.s.w. verbreitet wird.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 17:25:40
      Beitrag Nr. 56 ()
      warum Gegner?
      Weil eine sich über ihre Anfänge schon weit hinaus entwickelte Systemkrise als "moderater Wirtschaftsaufschwung" verkauft wird.

      Hallo Leser, kann irgendwer hinter den Fummeleien so etwas wie eine Strategie erkennen? Oder geht es letztlich den Übeltätern nur darum, sich nach getaner Arbeit vor Freude in die Hose zu pissen? :p


      Von Waldmeistern und Baumstumpfröstern!

      Köhler betont Stärke der US-Wirtschaft
      Zum Auftakt des G8-Gipfels in Kanada zeichnet IWF-Chef Köhler ein verhalten positives Bild der Weltwirtschaft. Der Aufschwung in den USA habe weltweit Signal-Wirkung. Nur Argentinien erntet erneut scharfe Kritik.


      WASHINGTON. Der Internationale Währungsfonds (IWF)
      beurteilt die US-Wirtschaft trotz der jüngsten Turbulenzen weiter positiv. Die amerikanische Ökonomie sei „grundsätzlich stark“, sagte IWF-Chef Horst Köhler dem Handelsblatt in Washington. Durch ihre Produktivität und das „bei weitem noch nicht erschöpfte Technologie-Potenzial“ verfüge sie über eine beträchtliche Wachstums-Dynamik. Zwar gebe es Risiko-Faktoren wie die Gewinn-Erwartungen der US-Unternehmen sowie die sich daraus ableitenden Investitionen. Auch habe die Volatilität an den Börsen einige Unsicherheit geschaffen, sagte Köhler vor den jüngsten Turbulenzen durch das WorldCom-Debakel. „Aber insgesamt sind wir sehr zuversichtlich, dass die Erholung im zweiten Halbjahr weiter an Kraft gewinnt“, betonte Köhler. „Ende des Jahres könnte ein Wachstumspfad von 3 bis 3,5 % erreicht werden.“

      Der Konjunktur-Aufschwung in Amerika habe weltweit „Signal-Wirkung“. Allerdings gebe es auch in Asien, abgesehen von Japan, Hoffnungsschimmer. „Europa erholt sich ebenfalls, wenngleich etwas langsamer als die USA.“ Die von den Europäern mehrfach geäußerte Kritik am amerikanischen Leistungsbilanz-Defizit wies der IWF-Direktor als einseitig zurück. „Die USA haben jahrelang, nicht zuletzt durch ihre hohen Konsum-Ausgaben, die Welt-Konjunktur gestützt. Jetzt müssen die Europäer bei sich selbst für mehr Wachstum sorgen.“ Insgesamt bemängelte Köhler das langsame Tempo an Strukturreformen im Euro-Raum: „Auf dem Energiemarkt, bei den Finanz-Dienstleistungen und im Telekommunikationsbereich gibt es noch zu viel Zersplitterung. Dadurch werden Produktivitäts- und Wachstums-Spielräume verschenkt.“

      In der Argentinien-Krise sieht Köhler „kein Kollaps-Problem“ für Südamerika. Die Schwierigkeiten in dem Tango-Land seien zu sehr in der eigenen Misere verwurzelt, als dass sie auf andere Länder überschwappen könnten. „Die anhaltenden Unsicherheiten in Argentinien machen es allerdings für andere Staaten schwerer, aus den eigenen Turbulenzen herauszukommen.“ Einzig im Falle von Uruguay bestehe eine direkte Ansteckungsgefahr. Enge Handelsbeziehungen sowie direkte argentinische Kapital-Einlagen in uruguayischen Banken sorgten für eine intensive Verflechtung.

      Die nervösen Reaktionen der Finanzmärkte in Brasilien, die innerhalb von wenigen Wochen zu einem rasanten Verfall der Landeswährung geführt hatten, nannte Köhler „übertrieben“. Im Kern gehe es um ein innenpolitisches Problem: Die Gläubiger hätten Angst, dass sie ihr Geld abschreiben müssten, wenn der linke Kandidat Luis Inacio da Silva Präsident Brasiliens werde.

      Mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte Köhler die Reformbereitschaft der argentinischen Regierung. „Ich habe von der gerade aus Buenos Aires zurückgekehrten IWF-Mission erfahren, dass die Argentinier offensichtlich keine Eile haben, mit uns intensiv über eine Restrukturierung der Banken-Landschaft zu verhandeln“, so Köhler. „Das hat mich überrascht und enttäuscht.“ Der IWF hatte sich dafür ausgesprochen, den Banken durch die Umwandlung von Geld-Einlagen in Wertpapiere unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig sollte die Abwanderung von Kapital ins Ausland gestoppt werden. Der IWF stelle die Bedingung, dass die argentinische Regierung „einen monetären Anker und die mittelfristige Konsolidierung der Staatsfinanzen“ definieren müsse. Derzeit werde noch zu viel Geld gedruckt.

      Zwar würdigte Köhler die Vereinbarung zwischen der argentinischen Zentralregierung und einzelnen Provinzen, wonach die Defizite zurückgefahren werden sollen. „Das sind zweifellos Fortschritte, aber gemessen an der Dimension der Probleme fehlt es an Reformentschlossenheit.“

      Von Michael Backfisch, Handelsblatt



      Nachträge zu #40:

      WAL-MART
      Die Sklaven des Riesendiscounters
      Die günstigen Preise von Wal-Mart sind keine Zauberei. Der Superdiscounter konnte seine Konkurrenten unterbieten, weil er seine Angestellten jahrelang ohne zusätzliche Bezahlung Überstunden machen ließ.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202592,00.html


      und #50:

      Merck soll eine Besonderheit des US-Gesundheitssystems ausgenutzt haben: Beim Kauf von Medikamenten in der Apotheke leisten amerikanische Patienten üblicherweise eine Zuzahlung in Höhe von 10 bis 15 Dollar, der Rest wird über die Krankenversicherung abgerechnet. Die so genannten Co-Payments verbleiben vollständig bei der Apotheke. Dennoch buche Merck-Medco die Zuzahlungssumme vollständig als Umsatz, schreibt die Zeitung. Das "Journal" beruft sich auf von Merck bei der US-Börsenaufsicht SEC hinterlegte Unterlagen, die im Zusammenhang mit dem geplanten Börsengang von Medco eingereicht wurden.
      Medco habe im Jahr 2001 rund 55 Prozent zum Umsatz bei Merck beigesteuert. Die als Umsatz verbuchten Co-Payments hätten im vergangenen Jahr rund 4,6 Milliarden Dollar ausgemacht. Dies entspräche knapp zehn Prozent des Merck-Jahresumsatzes von insgesamt 47,7 Milliarden Dollar

      Da es sich bei Merck um eine Heilige Kuh handelt, wird nach der Indischen Variante verfahren.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202177,00.html

      Und auch heute wieder alles im positiven
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 18:06:04
      Beitrag Nr. 57 ()
      nachtragender Nachtrag zu #40:

      DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal-Mart will möglicherweise sechs seiner insgesamt 95 Kaufhäuser in Deutschland schließen. Das berichtet die "WirtschaftsWoche" unter Berufung auf Unternehmenskreise in ihrer neuesten Ausgabe.
      Gewerkschafter hätten schon seit Wochen befürchtet, dass der US-Konzern mehrere hundert seiner 17.000 Arbeitsplätze in Deutschland streichen werde. Unterdessen versuchten Betriebsräte die Veröffentlichung der Jahresabschlüsse für die Geschäftsjahre 1999 und 2000 zu erwirken.
      Das Registergericht Wuppertal habe den US-Konzern bereits aufgefordert, die Zahlen bis Ende Juni offen zu legen. "Kenner" rechneten derweil für 2000 mit einem Verlust im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro, schreibt die "WirtschaftsWoche"./yh/af/ar


      und Neueintrag:

      NACHRUF!
      Glanzvoller Aufstieg und tiefer Fall
      Worldcom wurde von einer unbedeutenden Telefongesellschaft zum globalen Kommunikationskonzern

      Von Hannelore Crolly

      Berlin - Vor spektakulären Schlagzeilen hat sich Worldcom nie gescheut: Im Herbst 1998 etwa schluckte die Telefongesellschaft aus Clinton, einem Nest tief im Süden der USA, selbstbewusst den vier Mal so großen Ferngesprächsanbieter MCI und legte dafür 37 Mrd. Dollar in Aktien auf den Tisch - der bis dato größte Firmenkauf überhaupt. Ein Jahr später scheiterte der Versuch, für sogar 129 Mrd. Dollar den Telefon- und Mobilfunkanbieter Sprint zu akquirieren, nur am Veto der Kartellbehörden. Den jüngsten Rekord der Südstaatler bietet aber keinen Anlass mehr zum Triumph: Die eingeräumten Falschbuchungen machen wohl die größte Bilanzberichtigung in der US-Wirtschaftsgeschichte notwendig.

      Dabei hatte der zweitgrößte US-Fernnetzbetreiber lange zu den glänzenden Stars der Branche gezählt. 1983 von dem Kanadier Bernard J. Ebbers und drei Freunden gegründet, war Worldcom (damals LDDS) vom unbekannten Ferngespräche-Verkäufer zu einem globalen Kommunikationsgiganten aufgestiegen. Worldcom, das sich anders als der Endverbraucher-Spezialist MCI nur Firmenkunden widmet, leitete in Spitzenzeiten mehr als die Hälfte des amerikanischen Internet-Verkehrs durch seine modernen Glasfasernetze. Um sich im boomenden Web-Geschäft schnell weit nach vorn zu spielen, hatte sich Worldcom bereits 1996 MFS Communications einverleibt und dadurch Zugriff auf die legendäre UUNet Technologies bekommen, den ersten kommerziellen Internet-Serviceanbieter der Welt.

      Überhaupt hatte Firmengründer Ebbers für sein Imperium stets mutig auf Zukauf gesetzt. Mehr als 70 Übernahmen stehen in der Firmenhistorie; Ebbers, sagte einmal ein Analyst, habe die amerikanische Telekom-Branche quasi im Alleingang konsolidiert. Sogar seine Jacht hat der vollbärtige Selfmade-Milliardär mit der Vorliebe für Cowboy-Stiefel und große Rinderfarmen "Aquasition" genannt- eine Wortschöpfung aus Aqua, Wasser, und Akquisition. Dabei hatte Ebbers bei der Firmengründung vom Telefon nicht mehr gewusst, als dass es dafür taugt, mit Menschen zu sprechen, die nicht im selben Raum sind. Doch die anstehende Zerschlagung des Monopolisten AT&T, daran glaubte der ehemalige Basketballtrainer und glücklose Motel-Besitzer fest, würde neuen Anbietern große Geschäftschancen bieten. Spätestens seit dem Börsengang 1989 lief dann auch alles nach Plan; die Aktien machten den streng gläubigen Baptisten Ebbers nicht nur schwer reich, sondern dienten als beliebte Akquisitionswährung auch der schnellen und schier unbegrenzten Expansion.

      Der Niedergang begann Mitte 2000. In der Telekom-Branche zeichnete sich ein Ende der Wachstumseuphorie ab. Die scharfe Konkurrenz drückte die Preise, in den Daten-Netzwerken waren Überkapazitäten aufgebaut, und die Firmenkunden wurden wegen langsam zurückhaltender. Der Aktienkurs sank, und zugleich drückte ein immenser Schuldenberg von mehr als 30 Mrd. Dollar.

      Ganz offensichtlich ist Worldcom zu schnell gewachsen und konnte die gekauften Firmen nicht immer gut integrieren. So soll Worldcom teilweise bis zu 55 verschiedene Abrechnungssysteme gehabt haben. Bereits seit Februar gab es überdies Gerüchte, dass Worldcom mit fragwürdigen Methoden den Umsatz künstlich erhöht haben soll. Worldcom dementierte bisher, aber die Untersuchung der Börsenaufsicht hat die Investoren verunsichert. Im Mai wurden die Anleihen des Unternehmens auf "Junk Bond" herabgestuft.

      Den Todesstoß hatte aber schließlich Ebbers selbst gesetzt - mit einem Kredit im dreistelligen Millionenbereich, den er sich von seiner Firma geliehen hatte. Denn in Zeiten boomender Märkte hatte er, anders als viele Kollegen, nicht Kasse gemacht, sondern persönliche Kredite mit Aktien beliehen, um noch reicher zu werden. Als die Kurse fielen, wurde Ebbers zahlungsunfähig und musste Geld nachschießen. Im Mai, nachdem er bereits Jacht, Farm und das eigene Eishockey-Team verkauft hatte, trat der gedemütigte Ebbers schließlich zurück.

      Die SZ dazu:
      :D In dieses Schema passt das Worldcom-Desaster. Der etwas verrückt anmutende ehemalige Basketballtrainer Bernie Ebbers kaufte in wenigen Jahren über 70 Firmen zusammen und ließ sich als Wunderunternehmer feiern. Bis sich herausstellte, dass seine Worldcom ein überschätztes Firmensammelsurium war und der Kurs von einst 64 Dollar im Mai auf vier Dollar stürzte. Die Firma war schon am Ende, bevor ihr neuer Chef jetzt auch noch die Bilanzfälschung offiziell einräumte und die Aktie zum Penny Stock wurde.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 19:04:56
      Beitrag Nr. 58 ()
      Muuuhhh

      GM: Keine Untersuchungen wegen Bilanzfälschung
      Die Aktie des Automobilherstellers GM wurde heute zeitweise vom Handel ausgesetzt, nachdem Gerüchte die Runde machten, dass es auch beim größten Automobilhersteller der Welt Unregelmäßigkeiten in der Bilanz geben könnte. Viele Aktionäre trennten sich darauf hin von ihren Anteilen.
      GM dementierte zwischenzeitlich allerdings, dass es Untersuchungen bezüglich der Bilanz gebe. Das Unternehmen selbst geht davon aus, dass mit der Bilanz alles in Ordnung ist.

      Muuuhhhuuuhhhuuu
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 10:46:16
      Beitrag Nr. 59 ()
      Um das Thema Worldcom abzuschließen:

      Top-Manager trennten sich rechtzeitig von millionenschweren Paketen

      Clinton - Worldcom-Insider schleusten offenbar bereits Monate vor der dem Skandal große Aktienpakete auf das Parkett. Vorstandsmitglieder und Direktoren verkauften in den vergangenen 15 Monaten, dem Zeitraum in dem der Bilanzbetrug des Unternehmens stattfand, Aktien im Wert von 31,6 Mio. Dollar. Die US-Wertpapieraufsicht SEC untersucht jetzt den Insiderhandel.
      Der Worldcom-Vorstandschef John Sidgmore, der den Posten im April von Firmengründer Bernhard Ebbers übernahm, erklärte zwar, er sei "schockiert" gewesen als er feststellen musste, dass Worldcom in den vergangenen fünf Quartalen die Bilanz frisiert habe. Im gleichen Zeitraum aber hat Sidgmore Aktien im Wert von 441 054 Dollar verkauft. "Das wirft allerdings Fragen auf", meint Carl Domino, Präsident von Northern Trust Value Investors, die 1,8 Mrd. Dollar verwalten und im März noch elf Mio. Worldcom-Aktien hielten. "Wenn sie Aktien verkauft haben und davon wussten, dann ist es erst recht ungeheuerlich."



      Ich kann mir schon denken, was die Märchenerzähler und Zeichentrickser, wahrscheinlich nach Absprache mit dem "Obersten Wesen", mit diesem Quatsch erreichen wollen. Doch dazu später.

      Auch Walt Disney hat offenbar falsche Bilanzen vorgelegt. Der US-Unterhaltungskonzern korrigierte jetzt seine Gewinne aus den Jahren 2000 und 2001 nach oben.

      New York - Disney-Finanzchef Thomas Stagg führte die fehlerhaften Angaben in einem Interview mit der amerikanischen Wirtschaftsagentur "Bloomberg" auf einen "mathematischen Fehler" zurück. Er habe weder die Bilanz noch die Gewinn- und Verlustrechnung betroffen. Die Disney-Fehler seien nicht wesentlich gewesen, erklärte Stagg. Die Disney-Aktien gaben am Freitag um 15 Cents auf 18,90 Dollar nach. Man könne nicht alle menschlichen Fehler beseitigen, sagte der Disney-Finanzchef.
      Disney schloss für das am 30. September 2001 beendete Geschäftsjahr Ausgaben für "Goodwill"-Amortisation in Höhe von 255 Millionen Dollar (258 Mio Euro) ein, die das Unternehmen nicht hätte verbuchen sollen. Im vorherigen Geschäftsjahr betrug dieser Betrag 549 Millionen Dollar, berichtete "Bloomberg".

      Goodwill ist der Unterschied zwischen dem bei einem Unternehmenskauf gezahlten Preis und dem Buchwert des Unternehmens. Im Rahmen einer neuen amerikanischen Buchführungsregel brauchen die US-Unternehmen den Buchwert nicht mehr quartalsmäßig über lange Zeiträume abzuschreiben, sondern müssen die Wertberichtigungen vornehmen, wenn der Wert eines Investments tatsächlich gefallen ist. Disney hatte die neue Regel erst im Oktober 2001 angenommen.

      Disney wollte in Unterlagen an die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC zeigen wie sich die Gewinne in früheren Zeitabschnitten entwickelt hätten, falls die neue Buchführungsregel bereits damals in Kraft gewesen sei. Disney hatte dabei aber nicht alle Goodwill-Amortisationen im Zusammenhang mit seiner Internet-Gruppe ausgeklammert.

      Disney hätte 613 Millionen Dollar oder 29 Cents je Aktie für das Ende September 2001 beendete Geschäftsjahr verdient, falls die neue Regel in Kraft gewesen wäre. Disney hatte zuvor berichtet, das Unternehmen hätte nur 358 Millionen Dollar oder 17 Cents je Aktie verdient. Im Geschäftsjahr 2000 wäre ein Gewinn von 2,16 Milliarden Dollar oder 1,03 Dollar je Aktie angefallen statt des angegebenen Gewinns von 1,61 Milliarden Dollar oder 76 Cents je Aktie.


      Wäre Xerox auch Mitglied im Club der Heiligen Kühe, stünden die nun sicher nicht mit heruntergelassener Hose da.


      Eine Fortsetzung von #46 zu der Frage: "Wohin nu mit dem Geld?"

      Hedge-Fonds-Zertifikate für Privatanleger
      Riskantes Spiel mit hohen Gebühren
      Experten kritisieren Nebenkosten und mangelnde Transparenz bei den alternativen Finanzprodukten / Einstieg ab 1000 Euro

      Von Thomas Hammer

      Stuttgart – Fallende Aktienkurse, magere Zinsen – die Börsen bereiten den Anlegern derzeit mehr Frust als Lust. Alternativen sind deshalb gesucht. Dazu zählen auch Hedge-Fonds. Diese früher nur den Profi- Investoren vorbehaltenen Anlagevehikel werden Bankkunden verstärkt anstelle von Aktienfonds angeboten.

      Das Investment in Hedge-Fonds galt lange Zeit als Privileg der Reichen und Superreichen. Wer sein Geld von den Managern der meist in Steueroasen wie den Bermuda- oder Kaimaninseln residierenden Fonds verwalten lassen wollte, musste meist ein Anlagekapital von mindestens 250 000 Euro mitbringen. Heute haben die in Fachkreisen oft als „Könige der Spekulanten“ bezeichneten Finanzjongleure Otto Normalsparer als möglichen Kunden entdeckt. Fast alle großen Banken bieten inzwischen ab einer Mindestanlagesumme von 1000 bis 10000 Euro Hedge-Fonds-Zertifikate an, mit denen Privatanleger indirekt in eine ganze Sammlung von einschlägigen Fonds investieren können.

      Fehlender Schutz bemängelt
      Was dann mit dem Geld geschieht, hat indessen mit der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs „Hedge“ – was so viel wie „absichern“ bedeutet – nichts zu tun. Ziel des Investments sind vorzugsweise Spekulationsgeschäfte, die nicht selten mit hohen Risiken verbunden sind. Die Fondsmanager schließen Wetten auf steigende oder fallende Kurse ab - in der Hoffnung, mit dem richtigen Gespür den Markt ausgetrickst zu haben. Ob es dabei um Aktien, Devisen, Rohstoffe oder Zinsen geht, hängt von der Ausrichtung des Fonds und dem Spezialwissen seiner Manager ab.

      Dabei können die Fondsmanager nicht nur mit dem Geld der Anleger, sondern auch mit geliehenem Kapital spekulieren. Das kann für den Investor ein Vielfaches an Rendite bringen, aber im Falle eines Misserfolgs auch böse ins Auge gehen. So schrammte im Jahr 1998 nach milliardenschweren Fehlspekulation der LTCM-Hedge-Fonds nur um Haaresbreite an der Pleite vorbei. Die Manager hatten auf Kredit spekuliert und mussten mehr Geld nachschießen, als überhaupt im Fondsvermögen verfügbar war. Erst eine kräftige Finanzspritze mehrerer Großbanken rettete den angeschlagenen Fonds vor dem Konkurs. Besonders pikant: Die Spekulationsstrategie beruhte auf einem Modell, für das zwei US-Wirtschaftswissenschaftler den Nobelpreis erhalten hatten.

      Offensichtlich wollen sich jedoch weder Anleger noch Anbieter so recht an das Fiasko erinnern – immerhin bezeichnet die Deutsche Bank ihr Xavex-Hedge- Fonds-Zertifikat im Verkaufsprospekt als Anlageform „mit den Renditechancen einer Aktienanlage und anleiheähnlichen Renditeschwankungen“. Für solche Werbesprüche hat Kai Wiecking, Analyst bei der unabhängigen Fondsrating- Agentur Morningstar, wenig Sympathie. „Ich kann bei solchen Modellen nur hohe Risiken, aber weder Transparenz noch einen ausreichenden Schutz des Anlegers erkennen“, sagt der Fondsexperte.

      In der Tat sind die meisten Fondsgesellschaften in Steuerparadiesen angesiedelt, wo es praktisch keine Überwachung für Finanztransaktionen gibt. Zwar verringern die Banken das Ausfallrisiko, indem sie je nach Anbieter meist zehn bis 30 Einzelfonds in die Zertifikate packen. Aber welche Kunststücke mit den Kundengeldern angestellt wurden, erfahren die Anleger – wenn überhaupt – erst hinterher. Wie sich das im schlimmsten Fall auswirken kann, schildert ein Satz im 164-seitigen Verkaufsprospekt zum Commerzbank-Zertifikat: „Der Wert der Zertifikate kann unter den Ausgabepreis fallen, bis hin zu einem vollständigen Wertverlust.“

      Zu den kaum abschätzbaren Risiken kommen die hohen Nebenkosten, die mit solchen Anlageformen verbunden sind. So liegen die jährlichen Management- Gebühren der teuersten Anbieter bei mehr als drei Prozent. Bei einigen Zertifikaten behält das Management zusätzlich bis zu 15 Prozent des erzielten Gewinns ein. Überdies werden die börsengehandelten Zertifikate von den Banken, die den Markt liquide halten, zu niedrigeren Kursen angekauft und mit Aufpreis wieder verkauft. Dieses so genannte Geld-Brief-Spanne liegt ebenfalls bei bis zu drei Prozent. „Unterm Strich sind Nebenkosten der Hedge-Fonds-Zertifikate deutlich höher als diejenigen von herkömmlichen Investmentfonds“, sagt Wiecking.

      Bislang dürftige Renditen
      Dass sich die hohen Gebühren und das blinde Vertrauen in das Spekulationsglück der Fondsmanager für den Anleger in überdurchschnittlicher Rendite auszahlen, ist bislang nicht zu erkennen. Zwar ist noch kein Absturz ins Bodenlose zu verzeichnen, aber ebenso wenig konnte ein Zertifikat bis heute echten Mehrwert produzieren. Das von den Anbietern gern verwendete Argument, mit Hedge-Fonds könne der Anleger sein Aktiendepot absichern, trifft nach Ansicht von Wiecking auch auf herkömmliche Zinsanlagen wie Pfandbriefe oder Bundesschatzbriefe zu. „Ich sehe für Privatanleger keinen vernünftigen Grund, in Hedge-Fonds zu investieren.“
      Artikelende

      Manager von Hedge-Fonds können verschiedene Strategien anwenden:

      Leerverkäufe: Der Fondsmanager leiht sich Aktien aus, die er als überbewertet einstuft, und verkauft sie am Markt – in der Hoffnung sich zum Ablauf der Leihfrist zu billigeren Preisen eindecken zu können. Diese Strategie (Short Selling) zählt zu den hoch riskanten Termingeschäften.

      Preisänderungs-Spekulation: Hier wird mit Terminkontrakten darauf gewettet, dass sich Zinsen, Währungen, Preise an Warenbörsen (zum Beispiel Erdöl, Kaffee und Weizen) oder Aktienkurse nach oben oder unten verändern.

      Arbitrage-Geschäfte: Hierbei wird die Tatsache ausgenutzt, dass die gleichen Wertpapiere an verschiedenen Börsenplätzen oft zu leicht unterschiedlichen Preisen gehandelt werden. Beispiel: Wenn eine Aktie in Paris zu 99,85 Euro und in Frankfurt zu 99,95 Euro notiert, kauft der Fondsmanager in Paris ein großes Aktienpaket und bringt es wenige Sekunden später in Frankfurt auf den Markt. Durch die Addierung solcher Mini-Gewinne entsteht die Rendite der Arbitrage-Fonds. Diese Geschäfte gelten als risikoarm, bringen aber eher bescheidene Erträge.

      Event-Geschäfte: Wenn ein Unternehmen in den Konkurs schlittert oder Aktienrückkäufe plant, sind oft heftige Kursausschläge zu erwarten. Die Fondsmanager versuchen, die Richtung zu erraten, und spekulieren mit Termingeschäften gezielt auf einen Kurssprung oder -absturz.

      :)
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 12:28:42
      Beitrag Nr. 60 ()
      :D
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 16:02:25
      Beitrag Nr. 61 ()
      Hab ich schon geschrieben, dass der Gau Jones bis Ende August auf 8000 fällt? :D





      Hallo Dolby! :)




      :D
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 20:06:49
      Beitrag Nr. 62 ()
      Geil, wir hamm die Rauschunterdrückung an Board! Leute laßt uns einen trinken!! :D:D
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 20:56:55
      Beitrag Nr. 63 ()
      Post für alle Bushmänner, Hinterwäldler, mitteilungsgeile Analwichtel, Waldesel und sonstige Freibeuter:

      Washington/Los Angeles - George W. Bush kündigte am Wochenende an, die Regierung werde die Verantwortlichen im Sinne der Investoren und Beschäftigten zur Rechenschaft ziehen. Damit solle das Vertrauen in Amerikas Wirtschaft aufrechterhalten werden.
      Bush nannte die amerikanischen Buchhaltungsskandale zutiefst beunruhigend. Umfragen zufolge trifft der Skandal auch den Präsidenten und die republikanische Regierung.
      Bush forderte in seiner wöchentlichen Radio-Ansprache am Samstag Vorschriften und Gesetze, mit denen das Vertrauen in die Integrität der US-Geschäftswelt wieder hergestellt werden könne. Top-Manager sollten Gewinne wieder verlieren, die sie aus falschen Geschäftszahlen erhielten, sagte Bush.
      Wie bereits kurz nach der Mitteilung über die falschen WorldCom-Zahlen angekündigt, forderte die US-Börsenaufsicht nun die Unternehmenschefs und Finanzverantwortlichen von 945 Unternehmen auf, die Richtigkeit ihrer jüngsten Bilanzen eidesstattlich zu versichern. Damit könnte die SEC die Top-Manager persönlich für ihre Zahlenwerke haftbar machen.

      Markiert euch die entsprechenden Textstellen selbst. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 21:32:11
      Beitrag Nr. 64 ()
      Bärenparty! :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 21:52:20
      Beitrag Nr. 65 ()
      Bush will alle zur Rechenschaft ziehen?

      Etwa wie Kohl damals?



      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 22:08:45
      Beitrag Nr. 66 ()
      So ungefähr. Der versucht alle zu verkohlen, ist sich dessen jedoch nicht bewußt. :confused::D
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 22:48:50
      Beitrag Nr. 67 ()
      Krise des Kapitalismus
      Von Christoph Keese

      Die Bilanzskandale von Enron, Worldcom und Xerox werden eine scharfe Reform in den USA auslösen.(glaubt 3n erst, wenn sieht :( )

      Nach Enron und Worldcom nun auch noch Xerox und vielleicht Disney. Immer mehr Bilanzskandale bei führenden Unternehmen stürzen den amerikanischen Kapitalismus in eine schwere Krise. Inzwischen kann niemand mehr von "Betriebsunfällen" sprechen, die schnell vergessen sein werden. Es sind vielmehr systemimmanente Fehlentwicklungen, die vom herrschenden Recht erleichtert worden sind. Vor allem sechs Ursachen sind zu nennen.

      Erstens: Die in den USA vorherrschende Prämierung der Vorstände per Aktienoptionen setzt absurd hohe Belohnungen auf die Steigerung des Börsenkurses aus. Kein anderes Unternehmensziel wird ähnlich stark gefördert. Charakterlich schwache Manager geraten in Versuchung, den Kurs durch Bilanzfälschungen zu manipulieren.

      Zweitens: Die Wirtschaftsprüfer, die solche Tricks entdecken sollen, arbeiten eigentlich im Auftrag der Öffentlichkeit, werden aber vom Probanden berufen und bezahlt. Das ist so, als wenn Angeklagte ihren Richter wählen und entlohnen könnten. Damit ist der Interessenkonflikt programmiert.

      Drittens: Mit blinder Überheblichkeit haben die Amerikaner ihren Buchführungsstandard US-GAAP zum Maß aller Dinge erklärt. Manager und Prüfer auf der ganzen Welt haben diese Meinung lange unkritisch übernommen. Dabei ist US-GAAP in den vergangenen Jahren viel zu schleppend neuen Herausforderungen angepasst worden.

      Viertens: In der Pflicht zur quartalsweisen Meldung von Ergebnissen liegt eine große Gefahr. Sie verführt zu extrem kurzfristigem Denken. Inzwischen gehen Konzerne wie Nokia schon dazu über, selbst innerhalb der Quartale Zwischenberichte zu geben. Damit werden die Meldezeiträume immer kürzer. Das operative Geschäft kann sich so schnell gar nicht entwickeln, wie der Kapitalmarkt Informationen erwartet.

      Fünftens: Obwohl US-Präsident George W. Bush am Wochenende harte Schritte gegen Bilanzfälscher angekündigt hat, muss die Regierung sich den Vorwurf gefallen lassen, zu spät und unentschlossen zu handeln. Washington hatte einen hohen Anreiz wegzuschauen: Die scheinbaren Gewinnzuwächse der Firmen haben Kapital aus der ganzen Welt angelockt. Ohne dieses Geld wäre das amerikanische Leistungsbilanzdefizit nicht finanzierbar gewesen. Eine ganze Volkswirtschaft hat auf Pump gelebt.

      Sechstens: Amerikanische Anleger haben in der Illusion gelebt, über ihre Aktien Miteigentümer der Konzerne zu sein und waren deshalb lange zu gutgläubig. Sie meinten, eine Art Volkskapitalismus erfunden zu haben - und damit den Arbeitertraum von der Sozialisierung der Profite zu verwirklichen. In Wahrheit aber haben viele Unternehmen sie zu Zahlmeistern degradiert, ohne ihnen Einfluss auf die Geschäftspolitik zu gewähren. Aktien sind oft keine Anteilsscheine mit Gewinnanspruch mehr, sondern Wettzettel mit hoher Chance auf Totalverlust des Einsatzes. Selbst breit gestreute Portfolios verlieren: Wer in der ersten Jahreshälfte die Werte des Nasdaq 100 besaß, vernichtete 33 Prozent seines Kapitals. Und längst ist nicht mehr sicher, dass Aktien auf lange Frist die Renten schlagen.

      Geplatzte Illusion vom Volkskapitalismus
      Je tiefer diese Erkenntnisse in das amerikanische Bewusstsein einsickern, desto wahrscheinlicher wird eine harte und schnelle Reform. Besonders der letzte Punkt - die geplatzte Illusion vom Volkskapitalismus - zerstört einen Grundkonsens der Gesellschaft.

      Seymour M. Lipset und Gary Marks * haben vor zwei Jahren untersucht, warum sich in den USA nie der Sozialismus durchgesetzt hat, obwohl im 19. Jahrhundert die Voraussetzungen dafür so gut standen wie in Europa. Eine ihrer Erklärungen lautet: "Viel mehr Amerikaner als Europäer glauben, dass große Einkommensunterschiede wichtig für das Prosperieren eines Landes sind. Sie halten Kapitalismus für eine Art Lotterie, in der jeder eine faire Chance auf den Hauptgewinn hat."

      Wenn nun eine Mehrheit glaubt, durch Betrug um seine Chance gebracht zu werden, schwindet entweder die Akzeptanz für Einkommensunterschiede, oder die Regeln der Lotterie werden flugs geändert. Die erste Möglichkeit ist unwahrscheinlich. Egal wie heftig die Enronitis wütet, sie wird die Amerikaner nicht zu Sozialisten machen. Umso schärfer aber wird die zweite Option ausfallen. Nach der Weltwirtschaftskrise haben die USA gezeigt, wie radikal sie mit staatlicher Kontrolle auf ein Versagen des privaten Sektors reagieren können. Ähnliches wird jetzt passieren, und es wird alle Hauptschuldigen der Krise treffen, allen voran Vorstände und Wirtschaftsprüfer.

      Manche Deutsche glauben, sie könnten die Blaupause für eine Reform liefern. Doch das ist naiv. Die Kontrolle der Aktiengesellschaften und Kapitalmärkte ist hier noch schlechter entwickelt als in den USA. Dass bisher nur kleine AGs betrogen haben, ist kein Erfolg der Aufsicht, sondern Ergebnis einer guten Corporate Governance der Großen. Wenn Deutschland ein Vorbild liefern kann, dann mit vielen seiner Vorstandsvorsitzenden. Ihre Sekundärtugenden wie Ehrlichkeit und Verantwortungsgefühl zahlen sich jetzt aus.

      * Seymour M. Lipset, Gary Marks: "It didn’t happen here - Why Socialism failed in the United States", Verlag W. W. Norton.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 02.07.02 16:25:21
      Beitrag Nr. 68 ()
      `FAZ`: Spekulationen über Interventionen der Fed am Aktienmarkt

      NEW YORK (dpa-AFX) - Marktexperten spekulieren über Interventionen der US-Notenbank am Aktienmarkt. Es gäbe Vermutungen, dass die Fed möglicherweise in einer kritischen Börsensituation unterstützend eingegriffen habe, um größeren Schaden für die Wirtschaft des Landes und den Dollar abzuwenden, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) in ihrer Dienstagsausgabe.

      Als mögliches Indiz nennt die FAZ die Reaktion der Finanzmärkte auf die Nachricht über Bilanzfälschungen des finanziell angeschlagenen US-Telefonkonzerns WorldCom . Der Schock sei nach wenigen Stunden an der Wall Street wieder verdaut gewesen. Auch die Falschbuchungen des US-Bürotechnik-Konzerns Xerox habe den amerikanischen Aktienmarkt nur gering belastet. Da die Wall Street gleichzeitig eine Vertrauenskrise erlebe, habe die Kombination von Ereignissen und ausgebliebener Reaktion den Argwohn von Marktexperten geweckt, schreibt die FAZ.

      Der Herausgeber eines Finanz-Informationsdienstes in London, David Fuller, sagte der FAZ, dass auch die Aussagen führender US-Finanzpolitiker ein Indiz sein könnten. So habe der amerikanische Finanzminister Paul O`Neill vor rund zwei Wochen mit der Äußerung "letztlich wird der Markt wieder steigen, vielleicht sogar früher als später", eine überraschend eindeutige Einschätzung getroffen. Fuller und andere Marktexperten betonen allerdings, dass sich ein Eingreifen der Fed am Aktienmarkt nicht beweisen lässt./st/hi/zb

      Avatar
      schrieb am 02.07.02 19:18:56
      Beitrag Nr. 69 ()
      ....wir leben in so ernsten Zeiten, dass Schweigen ....

      Popstar George Michael greift Bush und Blair an

      LONDON, 1. Juli (dpa). George Michael, britischer Popstar, sorgt in höchsten politischen Kreisen für Aufregung. Seine neue Single "Shoot The Dog" greift die Außenpolitik der USA scharf an und kritisiert den britischen Premierminister Tony Blair als den "Schoßhund" von US-Präsident George W. Bush. Ein begleitendes Cartoon-Video zeigt den Sänger unter anderem in einer Bettszene mit Cherie Blair, der Frau des Premiers. "Ich habe noch nie etwas Politisches geschrieben. Aber wir leben in so ernsten Zeiten, dass Schweigen einfach keine Option ist", sagte Michael dem Massenblatt The Mirror.
      Die Single schrieb der 39-Jährige nach seinen Angaben unter dem Eindruck der Ereignisse vom 11. September. Nach den Terroranschlägen in New York sei ihm klar geworden, dass Großbritannien nicht zuletzt wegen des Schulterschlusses mit den Vereinigten Staaten "ein viel gefährlicherer Ort" geworden sei.
      In dem Comic-Strip-Video wird Blair mit Cowboy-Hut als "Schoßhund" von Bush dargestellt. In einer anderen Szene landet Michael auf einer irakischen Rakete im Ehebett der Blairs. Die Downing Street verweigerte am Montag einen Kommentar zu der Single.


      ....und so werde ich hier weiterschreien, bis:
      * das vorläufige Threadziel von 6.300 Punkten erreicht ist
      * mich Mario rausschmeißt
      * oder nachfolgendes Schicksal ereilt

      Knast für Cybersatiriker
      Der Webmaster des tunesischen Onlinemagazins www.TUNeZINE.com, Zouhair Yahyaoui, wurde zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Er habe sich wegen "Verbreitung falscher Tatsachen" und "der nicht autorisierten Nutzung einer Internetverbindung" strafbar gemacht, so die Richter. Wie letzte Woche hier berichtet, hatte Yahyaoui auf seiner Seite neben Satirischem auch politisch Brisantes veröffentlicht. Die Seite stand Oppositionellen offen. Immer wieder wurde der tunesische Präsident Zine al-Abidine Ben Ali scharf kritisiert. Und der versteht offensichtlich keinen Spaß.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 07:18:16
      Beitrag Nr. 70 ()
      also ich bin momentan voll in amerika investiert!

      sieht doch super aus, drüben.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:02:39
      Beitrag Nr. 71 ()
      Ich bin auch voll....:)

      Perverse Profitgier
      Bilanzmanipulationen wie von Enron und Worldcom mögen zwar bedauerliche Einzelfälle sein - tatsächlich sind sie aber das Ergebnis einer Ideologie, die Profitgier zum einzigen Beweggrund wirtschaftlichen Handelns erhebt und dabei jegliche moralische Maßstäbe über Bord wirft

      Von Mario Müller

      Ihre Flucht in die kanadische Provinz war für die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt gewissermaßen ein Schlag ins Wasser. Den Gegnern der Globalisierung konnten sie, wie geplant, entkommen, nicht aber deren Schattenseiten. Mitten in die Idylle von Kananaskis platzte die Nachricht, dass ein unglaublicher Skandal bei einer US-Firma mit dem bezeichnenden Namen Worldcom die Kapitalmärkte weltweit erschütterte.

      Zwar beeilte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Gipfeltreffen zu erklären, wir brauchten uns keine Sorgen zu machen. Müssen wir aber doch. Denn der Fall Worldcom ist kein einmaliger Ausrutscher, sondern das vorläufig letzte Glied in einer ganzen Kette ähnlicher Affären, die erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen: Erstens schlagen sie auf die Wechselkurse an den Devisenmärkten durch, die zu den wichtigsten Einflussgrößen einer Volkswirtschaft gehören und von deren Entwicklung der Wohlstand der Nationen abhängt. Zweitens signalisieren sie eine Krise, wenn nicht des Kapitalismus insgesamt, so doch zumindest seiner US-amerikanischen Variante, die längst auch hier zu Lande ihr Unwesen treibt.

      Der Schock ist deshalb so groß, weil die Vereinigten Staaten noch bis vor kurzem als weithin leuchtendes Vorbild galten. Mit der Orientierung am Shareholder Value schienen sie den Weg ins ökonomische Schlaraffenland gefunden zu haben. Indem sich die Manager ganz darauf konzentrierten, die Aktienkurse zu maximieren, setzten sie ungeheure Kräfte frei. Tatsächlich konnten die Unternehmen durch ein down-sizing, also vor allem durch massenhafte Entlassungen, ihre Produktivität deutlich steigern, was sich in entsprechend höheren Gewinnen niederschlug. Die Folge: Die Börse boomte und stellte den Konzernen frisches Kapital für neue Investitionen quasi zum Nulltarif zur Verfügung.

      Und alle durften zufrieden sein: Die Arbeitslosigkeit sank, die sich reich fühlenden Anleger gaben ihr Geld mit vollen Händen aus und sorgten somit für eine anschwellende Nachfrage, die wiederum bei den Produzenten die Kassen klingeln ließ. Die Regierung konnte mit den wachsenden Steuereinnahmen das Staatsdefizit in einen Überschuss verwandeln, die Zinsen sanken, der Dollar stieg. Es war wie im Märchen: Die USA hatten offenbar ein Tischleindeckdich gefunden, das ein stetiges Wirtschaftswachstum ohne Inflation garantiert. Kritische Stimmen, die darauf hinwiesen, dass Gewinne und Kurse nicht ewig in diesem hohen Tempo zulegen können, wurden ignoriert.

      Damit nicht genug: Die US-Ökonomie, die noch in den 80er Jahren im Vergleich etwa zu Japan als hoffnungslos unterlegen galt, konnte sich nach dem Zusammenbruch des Sozialismus zum Modell für andere Staaten aufschwingen. Auch in der Bundesrepublik fand der Kapitalismus pur, der das Heil auf den Finanzmärkten sucht, immer mehr Anhänger, zumal das hiesige System der sozialen Marktwirtschaft an die Grenzen des Wachstums gestoßen zu sein schien.

      Nachdem im Frühjahr 2000 die Börsenblase platzte, ist klar: Das vermeintliche Perpetuum mobile war mit heißer Luft angetrieben worden. Und nun zeigt sich, dass das gefeierte Vorbild auch noch mit falschen Karten spielte. Die Bilanzmanipulationen von Enron oder jetzt Worldcom mögen zwar, wie Verteidiger des US-Kapitalismus behaupten, bedauerliche Einzelfälle sein, wie sie auch in anderen Ländern vorkommen. Tatsächlich sind sie aber das Ergebnis einer Ideologie, die Profitgier zum einzigen Beweggrund wirtschaftlichen Handelns erhebt und dabei jegliche moralische Maßstäbe über Bord wirft.

      An der Vertrauenskrise, von der jetzt die Rede ist, haben viele mitgewirkt: Die Manager, die schon deshalb hohe Gewinne ausweisen wollen, weil sie sich via Aktien-Optionen goldene Nasen verdienen, die so genannten Analysten in den Banken, die, statt Wertpapiere neutral zu beurteilen, Gefälligkeitsgutachten abgeben, die Wirtschaftsprüfer, die beide Augen zudrücken, weil sie auf weitere Aufträge ihrer Mandanten hoffen, die Rating-Agenturen, die offenbar mehr raten als wissen. Und schließlich auch die Anleger, die in ihrer Gier den Verstand ausschalten und glauben, in Gelddruckereien investiert zu haben.

      Die Perversität des Systems besteht darin, dass es alle zu gleichgerichtetem Handeln verleitet. Wer nicht mit den Wölfen heult, wird von den "Märkten" gnadenlos bestraft, selbst wenn sich später herausstellt, dass seine Gegenposition richtig war.

      Leider lässt sich all dies nicht mit dem schadenfrohen Hinweis abtun, dass die Akteure nun für das bezahlen, was sie angerichtet haben. Denn die Kosten der Krise treffen, wegen der starken Abhängigkeit vieler Volkswirtschaften von den Entwicklungen an den Börsen, alle. Wenn der Dollar wegen Worldcom und Konsorten jetzt in den Keller und der Euro in die Höhe saust, bekommen nicht nur die USA, sondern auch die Europäer massive Konjunkturpobleme. Schon aus diesem Grund sind die Regierungen gefordert, dem vermeintlich freien Spiel der Kräfte an den Kapitalmärkten engere Grenzen zu setzen.

      ***sorry, ich wiederhole mich. Gleiches Thema mit anderem Dialekt***



      Von einer Melkmaschine (190 Anwälte) und einer Heiligen Kuh:

      US-Anwälte klagen gegen Merck: Aufgeblähte 2001-Bilanz; ungenaue Darstellungen

      NEW YORK (dpa-AFX) - Gegen den US-Pharmakonzern Merck & Co. Inc. haben Aktionärs-Anwälte am Dienstag eine Massenklage wegen angeblich zu hoch ausgewiesener Umsätze im vergangenen Jahr eingereicht. Merck habe den 2001-Umsatz um 4,6 Milliarden US-Dollar aufgebläht, teilte die Anwaltskanzlei Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach LLP in New York mit. Zudem habe der im Dow-Jones-Industrial-Average-Index notierte Konzern den Wert der Merck-Aktie zwischen Juli 1999 und Juni 2002 mit einer Reihe ungenauer Darstellungen "künstlich hochgetrieben".

      Die Anwälte erheben mehrere Beschuldigungen gegen das Pharma-Unternehmen. Merck habe ungerechtfertigterweise von Verbrauchern an Apotheken gezahlte Selbstbeteiligungen beim Medikamenten-Kauf als Umsatz verbucht. Dieser Eigenanteil werde aber direkt an die Apotheke gezahlt, die das Geld dann behalte. Damit habe Merck die Finanzberichte nicht gemäß den Bilanzierungsregeln nach US-GAAP erstellt. Weder der Konzern noch seine Tochter Medco hätten jemals einen Umsatz aus den Selbstbeteiligungen erzielt.

      Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach LLP beschäftigt nach eigenen Angaben 190 Anwälte und hat Büros in New York City, San Diego, San Francisco, Los Angeles, Boca Raton, Seattle und Philadelphia./bi/mur/zb



      Eine gute und zwei schlechte Nachrichten für die Börse
      Zuerst die gute Nachricht: Selbst nach der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung liegen die US-Firmengewinne derzeit unterhalb ihres Nachkriegstrends. Genau dasselbe besagen auch die Zahlen von S&P.


      Allenthalben können die Bücher der Firmen dann wohl kaum auf Lug und Trug beruhen. Sonst müssten die ausgewiesenen Gewinne ja deutlich über dem Trend liegen. Die schlechte Nachricht ist, dass nun weltweit eine Meute von Journalisten unterwegs ist, die danach giert, weitere Bilanzskandale zu enthüllen. Zudem haben etliche Firmen im Zuge des Andersen-Eklats neue Prüfer bestellt, die ihren Namen unter allen Umständen rein halten wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Vorfälle aufgedeckt werden, liegt daher nahe bei 100 Prozent. Auf eine - an sich fällige - Rally bei gedrückten Kursen zu setzen ist also ziemlich riskant.

      Es gibt eine noch schlechtere Nachricht. Auf Basis der Nachkriegs-Trendgewinne kostet der S&P 500 zwar nur noch den gut 18fachen Gewinn, was langsam in Ordnung gehen würde. Allerdings rechnet sich dieser Trend nominal, also ohne die Preissteigerungsraten zu berücksichtigen. Nur sind die US-Preise seit 1950 im Schnitt um vier Prozent gestiegen, also viel schneller als heute - und hoffentlich in Zukunft. Bereinigt man die Gewinne um die Preisentwicklung, liegen die so berechneten realen Gewinne sogar über dem Trend. Das heißt aber auch, dass die aktuellen Gewinnschätzungen verglichen mit den Trend nicht zu niedrig, sondern zu hoch sind. Das realistische Trend-KGV liegt dann doch bei gut 21, was eindeutig zu viel ist.

      © 2002 Financial Times Deutschland



      Wer kommt als nächstes?

      Einige Unternehmen gelten indes immer noch als höchst verdächtig, und Experten rechnen damit, dass noch in den nächsten Wochen zahlreiche Bilanzbomben hochgehen könnten. Denn in der nächsten Woche läuft die Ertragssaison an und die Abrechnungen der Unternehmen dürften mehr denn je durchleuchtet werden.
      Howard Schilit, Präsident des Marktforschungsinstitutes „Center for Financial Research and Analysis“, nennt drei Unternehmen auf die er besonders achten will: Den Netzwerker Cisco, der vor allem durch unzählige Akquisitionen zu seiner jetzt marktbeherrschenden Größe fand, hat er schon lange im Verdacht, unsauber gebucht zu haben. Der Medienriese AOL Time Warner, der schon einmal wegen Fehlbuchungen á la WorlCom Ärger mit den Bilanzprüfern hatte, ebenfalls, und weiter 3M, der Industrie-Multi, der sieben Quartale in Folge Sonderabschreibungen bilanziert und für manche Experten unzureichend begründet haben soll.
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 21:10:41
      Beitrag Nr. 72 ()
      Weltwirtschaft: Das große Zittern
      Firmenskandale in den USA, Finanzkrise in Lateinamerika, schwacher Dollar, – der Aufschwung der Weltwirtschaft steht auf der Kippe.


      Die größten Kritiker der Elche sind selber welche. Der alte Spruch gilt offenbar auch für amerikanische Topmanager. In einer Umfrage unter mehr als 400 amerikanischen Führungskräften, die die US-Hotelkette Starwood in der vergangenen Woche veröffentlichte, geben 82 Prozent der Befragten an, sie hassten es, wenn ihre Golfpartner schummeln. Ebenfalls 82 Prozent gaben jedoch zu, selbst beim Golf ab und an gegen die Regeln zu verstoßen. Was auf dem Golfplatz gang und gäbe ist, scheint sich im Wirtschaftsleben zu wiederholen. Fast im Wochenrhythmus schockieren Amerikas Vorzeigeunternehmen derzeit die Anleger mit Meldungen über Bilanzfälschungen und Gewinnmanipulationen. Nach Arthur Andersen und Enron haben in der vergangenen Woche Worldcom und Xerox Finanzmanipulationen einräumen müssen - und damit das Vertrauen der Investoren aus aller Welt in die US-Unternehmen tief erschüttert.

      Die Börse reagierte prompt, Dienstag dieser Woche lag der Dow Jones nur noch knapp über 9000 Punkten. Die Bilanzmanipulationen der US-Unternehmen sind nicht die einzige Sorge der Börsianer und Anleger. Die Angst vor neuen Terroranschlägen und die Kurseinbrüche an der Wall Street haben den Dollar gegenüber Yen und Euro auf Talfahrt geschickt.

      Als ob das nicht genug wäre, droht die Wirtschaftskrise in Argentinien nun auf ganz Lateinamerika über zu schwappen. „Eine sehr lange Liste mit potenziellen Problemen“ für die Erholung der Weltkonjunktur sieht Steve Slifer, US-Chefökonom von Lehman Brothers. An den Börsen und in den Unternehmen Amerikas und Europas hat das große Zittern begonnen. Die größte Gefahr: Die Schocks und die allgemeine Vertrauenskrise setzen eine Abwärtsspirale in Gang. Die Angst vor fallenden Kursen wird zu einer „self fulfilling prophecy“: Die Flucht der Anleger aus Aktien und Dollar setzt die Kurse noch stärker unter Druck und beschleunigt die Flucht. Der Kapitalexodus aus Lateinamerika verstärkt die Wirtschaftskrise dort, die Anleger bringen ihr Geld noch hektischer in Sicherheit. Brechen die Finanz- und Devisenmärkte ein, könnte dem weltweiten Aufschwung rasch die Puste ausgehen.

      Risiko Lateinamerika
      Nach einem Jahrzehnt marktwirtschaftlicher Reformen taumelt Lateinamerika in politische und wirtschaftliche Labilität zurück. In Argentinien herrscht offene Panik, in Scharen verlassen die Menschen das Land. Nachdem die Regierung vor einem halben Jahr unter dem Druck der Märkte die Bindung des Peso an den US-Dollar aufgab, versinkt das Land im Chaos. Die Regierung Duhalde ist auch nach sechs Monaten im Amt nicht bereit, die nötigen Einschnitte im Bankensektor und im Staatshaushalt vorzunehmen. Ohnmächtig schaut die internationale Staatengemeinschaft zu: „Niemand kann die Probleme für die Argentinier lösen,“ urteilt Michael Mussa, Senior Fellow des Washingtoner Institute for International Economics und ehedem langjähriger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF).

      Der Peso, einst paritätisch an den Dollar gebunden, hat auf knapp vier Peso je Dollar abgewertet, Experte Mussa erwartet, „dass der Kurs bis Ende des Sommers auf zehn Peso je Dollar fallen könnte“. Das und die Praxis vieler Provinzregierungen, eigenes Geld (Funny Money) zu drucken, führt ins Desaster: „Wenn sich nicht schnell etwas ändert, wird eine Hyperinflation eher früher als später kommen“, prophezeit Mussa.

      Inzwischen hat die Krise ganz Lateinamerika erfasst. Schon sorgen sich die Märkte, dass Brasilien nach einem Wahlsieg des Linkspopulisten Luiz Inácio da Silva (Lula) bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober seinen Schuldendienst einstellt. Lulas Vorsprung in den Meinungsumfragen katapultierte die Risikoprämie (Spread), die Anleger beim Kauf brasilianischer Staatsanleihen verlangen, in der vergangenen Woche auf knapp 1 600 Basispunkte – doppelt so viel wie vor sechs Wochen.

      Die Folgen sind überall auf dem Subkontinent zu spüren. Ecuador und das bis vor kurzem von den Ratingagenturen mit dem begehrten „Investment Grade“ ausgezeichnete Uruguay drohen in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten, auch für Venezuela, Peru und Kolumbien schossen die Risikoprämien nach oben. Selbst das wegen seiner wirtschaftlichen Integration mit den USA vermeintlich stabile Mexiko wird mit in diesen Strudel gerissen, allein im Juni erhöhte sich der Spread dort um rund ein Fünftel. „Die Dynamik der Märkte bekommt derzeit ein Eigenleben“, beobachtet Paulo Leme, Direktor für Emerging Markets Economic Research bei Goldman Sachs.

      Risiko Aktiencrash
      In den USA scheinen sich die Finanzmärkte von der Realwirtschaft mehr und mehr abzukoppeln. Ein halbes Jahr ist vergangen, seit die US-Konjunktur die Talsohle durchschritten hat. Den Erfahrungen der Vergangenheit zufolge müssten sich die Aktienkurse inzwischen um 20 Prozent von ihren Tiefstständen erholt haben. Haben sie aber nicht. „Das ist noch nie zuvor passiert,“ konstatiert Lehman-Brothers-Ökonom Slifer. Ein Grund: Nach dem überraschend kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 6,1 Prozent (laufende Jahresrate) im ersten Quartal hatten viele Experten und Anleger für den weiteren Jahresverlauf einen robusten Aufschwung einkalkuliert. Mittlerweile sind die Hoffnungen zerstoben. Im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaftnur um etwa zwei Prozent zugelegt haben – eine drastische Verlangsamung. „Der Aktienmarkt liegt mit seinem momentanen Pessimismus wahrscheinlich falsch,“ glaubt dennoch der Geschäftsführer des New Yoker Economic Cycle Research Institute, Lakshman Achuthan. Vor allem die Frühindikatoren deuten weiterhin auf eine nachhaltige Erholung hin. So kletterte etwa der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM) - wichtigster Frühindikator der US-Wirtschaft - im Juni auf einen neuen Rekord in diesem Zyklus von 56,2 Indexpunkten.

      Doch nun zeigen erstmals Amerikas Konsumenten Nerven. Sie hatten die US-Wirtschaft in der Krise und nach dem Terroranschlag am 11. September, als die Unternehmen ihre Investitionen rigoros zusammenstrichen, mit ungebrochener Kaufbereitschaft vor Schlimmerem bewahrt. Dazu trug nicht zuletzt bei, dass die Immobilienpreise in den zurückliegenden Jahren kräftig gestiegen sind und das Vermögen vieler Haushalte sich deutlich erhöhte. Zuletzt aber verbuchte der Einzelhandel rückläufige Umsätze, die Verbraucher schätzen ihre aktuelle finanzielle Lage so negativ ein wie zuletzt in der Krise Anfang der Neunzigerjahre.

      Die Finanzskandale von Enron bis Worldcom drücken die Stimmung zusätzlich. 57 Prozent der Amerikaner glauben nicht mehr an die Ehrlichkeit von Managern und Analysten, ergab eine vergangene Woche veröffentlichte Umfrage. Ein so genannter „Double Dip“ – bei dem die Wirtschaft nach einer ersten Erholung wieder schrumpft – ist „im Laufe dieses Jahres wahrscheinlicher, als es viele Ökonomen antizipieren“, glaubt Dennis Jacobe, Chefökonom des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Denn „unweigerlich“ werde sich die miese Stimmung unter den Investoren „im Konsumentenvertrauen niederschlagen“. Mit der Dollar-Schwäche kommt für Anleger aus Europa und Fernost auch noch ein Wechselkursrisiko hinzu. Die ausländischen Portfolioinvestionen in US-Aktien sind bereits rückläufig – ein klares Misstrauensvotum für die US-Unternehmen. Ziehen die Ausländer noch mehr Kapital aus den USA ab, wird der Dollar weiter unter Druck geraten. Das kurbelt dann zwar die amerikanischen Exporte an, bremst die Importe und schmälert das Loch in der US-Leistungsbilanz. Doch für die Wirtschaft in Asien und Euroland hätte ein Dollar-Crash dramatische Folgen.

      Risiko Dollar-Schwäche
      Von dem starken Dollar und dem schwachen Euro hatten die europäischen Unternehmen in den vergangenen Jahren profitiert. So konnten sie, trotz der weltweiten Flaute, ihre Ausfuhren 2001 um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Am Export hängen auch die Hoffnungen auf einen Aufschwung in Deutschland. Denn die Binnennachfrage kommt nicht in Schwung. Die Angst um den Job und die Teuro-Hysterie haben die Verbraucher verunsichert und den Einzelhandel in eine tiefe Krise gestürzt. Branchenverbände rechnen für dieses Jahr mit einem spürbaren Umsatzminus. Mehr als 10 000 Einzelhändlern droht der Konkurs noch in diesem Jahr. Kein Wunder, dass viele Firmen ihre Investitionspläne zusammenstreichen. Seit sechs Quartalen schon befinden sich die Ausrüstungsinvestitionen auf Talfahrt. Im Mai brach der Auftragseingang im Maschinenbau, Deutschlands wichtigster Investititionsgüterbranche, um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Der vorsichtige Konjunkturoptimismus der vergangenen Monate weicht zunehmender Skepsis. Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts sackte im Juni von 91,6 auf 91,3 Punkte.

      Hält der Aufwärtstrend des Euro an, geraten auch die Exportunternehmen in die Klemme. Denn so wie die Abwertung des Euro in den vergangenen Jahren überzogen war, droht der Herdentrieb an den Finanzmärkten den Euro nun über den Gleichgewichtskurs nach oben zu treiben. Das aber würde „den für die zweite Jahreshälfte zu erwartenden Aufschwung in Deutschland und in der Euro-Zone gefährden“, fürchtet Wolfgang Wiegard, Vorsitzender der Fünf Wirtschaftsweisen. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat dieses Szenario durchgerechnet. Danach würden sich die Exporte der europäischen Unternehmen bei einem Anstieg des Euro auf 1,15 Dollar bis Ende dieses Jahres um sechs Prozent verringern. Die Investitionen würden binnen eines Jahres um ein Prozent schrumpfen. In Deutschland wären vor allem die Automobilbranche, der Maschinenbau und die Hersteller elektrotechnische Erzeugnisse getroffen, auf die zusammen knapp die Hälfte der deutschen Ausfuhren entfallen.

      Ein starker Euro hätte zwar auch positive Wirkungen, weil er die Importe verbilligt und den Preisauftrieb dämpft. „Wertet der Euro auf 1,15 Dollar auf, bremst dies die Inflation langfristig um einen Prozentpunkt“, analysiert Joachim Fels, Euroland-Chefvolkswirt bei Morgan Stanley. Dann dürfte sich die Europäische Zentralbank mit Zinserhöhungen in den nächsten Monaten zurück halten. Schon die bisherige Euro-Aufwertung wirkt nach Berechnungen der Deutschen Bank so preisdämpfend wie eine Anhebung der Zinsen um 75 Basispunkte. Doch die negativen Effekte eines starken Euro würden dadurch nicht zur Gänze kompensiert. So haben die Ökonomen von Morgan Stanley errechnet, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Euroland binnen eines Jahres um einen Prozentpunkt geringer ausfallen würde. „In Europa“, so Konjunkturexperte Fels, „beginnt nun das große Zittern.“

      Alexander Busch/Sao Paulo, Malte Fischer, Olaf Gersemann/Washington



      Taumelnde Tiger
      1997 hat die Asienkrise um Europa und die USA einen Bogen gemacht. Das muss nicht so bleiben

      von HERMANNUS PFEIFFER

      Der allwissende Internationale Währungsfonds wurde im Sommer 1997 von der Asienkrise vollkommen überrascht. Unter dem Druck westlicher Währungsspekulanten musste am 2. Juli 1997 die thailändische Regierung den Wechselkurs des Baht freigeben. Die Nachbarn Philippinen, Malaysia und Indonesien wurden mit in den Strudel der Finanzkatastrophe gezogen.
      Nach jahrzehntelangem Aufschwung brachen die Volkswirtschaften der südostasiatischen Tigerstaaten in sich zusammen: Die Inflation raste, Währungen stürzten ins Bodenlose, und viele Millionen Menschen verloren Jobs und Einkommen.

      Berechtigte Kritik
      Der von den Finanzmärkten düpierte IWF kritisierte daraufhin die Opfer der Krise. Schuld seien volkswirtschaftliche Ungleichgewichte in Asien, kranke Finanzstrukturen, falsche Wechselkurse und politische Instabilität. Unglücklicherweise hatten IWF und Bundesbank damit Recht. So entpuppten sich die östlichen Geldgiganten und Zentralbanken schnell als marode, da sie viel zu wenig Eigenkapital und Finanzwissen besaßen. Weniger gern hörte man dagegen in westlichen Bankvorständen, dass eine übereilte Liberalisierung Mitschuld an der Asienkrise trage.

      Zu den mehr oder weniger hausgemachten Problemen der Tigerstaaten gesellte sich noch ein weiterer wesentlicher Faktor: der Herdentrieb. War in der Begeisterung der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre das internationale und heimische Kapital in fetten Strömen gen Osten geflossen, floh es nun in die sicheren Finanzhäfen von New York, Paris oder Frankfurt zurück. Die Spekulationsblase platzte.

      Fünf Jahre später hat sich wenig geändert. "Die Finanzmärkte sind nicht sicherer geworden", kritisiert Professor Jörg Huffschmid, Mitglied der Bundestags-Enquetekommission zur Globalisierung. Die asiatischen Banksysteme sind weiterhin schwach und könnten in vielen Ländern jederzeit kollabieren.

      Mit dem Pleitestaat Argentinien, mit Brasilien und Mexiko, Russland, Türkei und Japan - dessen Banken im vergangenen Jahr 26 Milliarden Euro Verlust verbuchten - sowie mit dem neuen Liebling der Finanzmärkte, China, stehen weitere Wackelkandidaten bereit, um einen Finanzkrach auszulösen - der dieses Mal auch in die westlichen Metropolen überschwappen könnte. Bislang konnte niemand der Masse des Kapitals Herr werden: Noch immer wechseln über zwei Billionen Euro täglich aus spekulativen Gründen immer wieder den Ort.

      Als Konsequenz aus der Asienkrise wird an einer Reform des IWF gearbeitet. Banker und Politiker gründeten im April 1999 das Financial Stability Forum (FSF), eine Idee des früheren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer. Das FSF will die globalen Finanzmärkte stabilisieren und Systemrisiken abbauen. Da dies offenkundig nicht durch einen neoliberalen Verzicht auf Regularien möglich ist, wurde ein quasistaatlicher Zwölfpunkteplan entworfen, dem sich alle Länder und Geldinstitute anschließen sollen.

      Dass korrekte kaufmännische Prinzipien und nationale staatliche Aufsicht künftig ausreichen, um Finanzkrisen zu verhindern, muss bezweifelt werden. Es fehlen eine internationale Regulierung und die Einführung eines Verursacherprinzips: Wer eine Finanzkrise heraufbeschwört, soll auch für den Schaden geradestehen.

      Veto der Geldriesen
      Solche Pläne scheitern jedoch am Veto der 20 globalen Geldriesen, die den Devisenhandel dominieren. Entwicklungsländer fordern zudem, der Westen solle endlich auch im eigenen Haus für Ordnung sorgen. Die Kursschwankungen zwischen Yen, Dollar und Euro sind nach wie vor das größte globale Geldproblem für den "Rest der Welt".

      1997 hat die Finanzkrise um die USA und Europa noch einen weiten Bogen gemacht, vor allem weil beide Regionen damals wirtschaftlich und finanziell stark genug waren, um alle Anfeindungen am heimischen Markt abprallen zu lassen. Das muss nicht so bleiben. Die japanische Dauerdepression, das atlantische Konjunkturtief, Bilanzskandale an der Wall Street, taumelnde Börsen und ein kränkelnder Dollar schwächen die Abwehrfront gegen einen globalen Crash.



      Wichtig ist, was letztendlich hinten rauskommt, oder nicht?

      Verarmtes Argentinien
      Das einst reichste Land Südamerikas gehört nach vier Jahren Rezession jetzt zu den sechs ärmsten des Kontinents


      Als der Buchhalter Marcelo C. vor einigen Tagen seine Waschmaschine füllen wollte, sackte er ohnmächtig zu Boden. Stress und Überarbeitung, stellte der Arzt fest. Seit zwei Monaten arbeitet der 34-jährige Argentinier buchstäblich für zwei. Seine Kollegin wurde entlassen, weil die Firma sparen will, Marcelo C. muss nun auch deren Arbeit erledigen. Morgens um sieben Uhr verlässt er das Haus, und selten kommt er vor elf Uhr abends nach Hause, auch samstags geht er gelegentlich ins Büro. Sein Arbeitsvertrag sieht eine 44-Stunden-Woche und bezahlte Überstunden vor, doch daran hält sich die Firma nicht. Vor einigen Monaten hatte sie ihm bereits das Gehalt um ein Viertel gekürzt. Marcelo traut sich nicht, seinen Chef an den Vertrag zu erinnern, weil er fürchtet, dass auch ihm dann die Entlassung droht.

      Mindestens jeder vierte Argentinier hat keinen Job, Schätzungen privater Institutionen gehen sogar von fast dreißig Prozent Arbeitslosigkeit aus. Viele Unternehmen nützen dies trotz strenger Arbeitsgesetzgebung schamlos aus. So mancher Beschäftigte arbeitet heute wieder fast wie ein Sklave, weil er Angst hat, sich zu wehren. Lite V. hatte sich in diesen Tagen bei einer Supermarktkette vorgestellt, die jemanden suchte, der die Regale auffüllt. Dem 26-jährigen Arbeitslosen wurden umgerechnet gut hundert Euro Monatslohn angeboten, ohne jede Sozialleistung. Die Arbeitszeit könne er sich selbst aussuchen, erklärte man ihm: Von acht Uhr morgens bis zwölf Uhr nachts, oder von zehn Uhr morgens bis zwei Uhr nachts, sechs Mal die Woche. Lite V. hat den Job nicht angenommen, er sucht jetzt nach einer Stelle auf dem Bau.

      Doch auch dort gehört ein Mindestlohn von 25 Pesos am Tag der Vergangenheit an. In den Badeorten an der Atlantikküste schießen neue Häuser wie Pilze aus dem Boden, denn auch für wohlhabende Argentinier ist ein Urlaub im Ausland angesichts des um gut siebzig Prozent in seinem Wert zum Dollar gesunkenen Peso inzwischen sehr teuer. So ziehen sie es vor, im Lande zu bleiben, im eigenen Ferienhaus. Vielen Bauarbeitern, die die Häuser hochziehen, werden nur noch 15 Pesos bezahlt – in der Woche.

      Ebenso schlimm trifft es so manchen Saisonarbeiter in besonders armen Gegenden des Landes, etwa in der nördlichen Provinz Tucuman. Für Landarbeit ist zwar ein Mindestlohn von 150 Pesos im Monat staatlich festgelegt, doch während der diesjährigen Zitrusernte gingen viele Erntearbeiter mit 3,50 Pesos pro Tag nach Hause, umgerechnet etwas mehr als einem Euro. Die Tageszeitung Pagina 12 berichtete, in abgelegenen Dörfern Tucumans seien viele Kinder bereits zu Skeletten abgemagert.

      Eine vierjährige Rezession, die Abwertung des Peso gegenüber dem Dollar und die Aussetzung des Auslandsschuldendienstes haben Argentinien verarmt. In diesem Jahr, so berichtet die Tageszeitung La Nacion, wird das Pro-Kopf-Einkommen der Argentinier nur noch bei 2167 Dollar im Jahr liegen, gegenüber 7300 Dollar im vergangenen Jahr. Argentinien, das immer das reichste Land Lateinamerikas war, zählt damit heute zu den sechs ärmsten Staaten des Kontinents.

      Eva Karnofsky
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 16:20:25
      Beitrag Nr. 73 ()
      ich bleib weiter in amerika investiert!!!

      :p
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 22:24:08
      Beitrag Nr. 74 ()
      Mario,
      der DD5.1 (deutsch: Quadrophenius) versucht mich ständig zu veräppeln. Kannste den nicht zu paule umleiten? :p:D


      Der unerschütterliche Amerikaner
      Bilanzskandale hinterlassen zwar auf den Kurszetteln der Wall Street Spuren - die Gemüter der US-Bürger erregen sie erstaunlich wenig

      Von Lucian Caspar

      Worldcom, Enron, Tyco, Global Crossing, Xerox - die Kette der Bilanzierungsskandale jenseits des Atlantiks reißt nicht ab. Und die Beträge, die falsch verbucht wurden, werden immer höher. Während der Energiehändler Enron die Bücher um 600 Millionen schönte, blies Worldcom die Gewinne um 3,8 Milliarden Dollar auf. Zwei Tage später gab Xerox Fälschungen im Umfang von sechs Milliarden bekannt, also zehnmal soviel wie bei Enron.

      "Das Ausmaß der Schummeleien ist schwindelerregend", meint Glen, ein junger Hochschulabsolvent, der soeben einen 175 000-Dollar-Job als Buchhalter bei einer US-Fluglinie ergattert hat. "Ich traute meinen Ohren nicht, als ich das hörte." Am erstaunlichsten sei die Unverfrorenheit, mit der die Bücher frisiert wurden.

      Die Börse hat darauf reagiert. Die Wall Street zeigt Schlagseite. Seit rund zwei Wochen büßen die Kurse fast stetig ein. Führende Indizes sind unter die Tiefstände vom September gefallen, und die Nasdaq dümpelt auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Jahren. Dabei habe der Verkaufsdruck unverkennbar zugenommen, sagt Matthew Johnson, der Börsenchef des Brokerhauses Lehman Brothers. "Was wir jetzt sehen, sind wahllose Verkäufe." Namentlich die Investmentfonds seien offenbar gezwungen auszusteigen.

      Jetzt stürzen sich auch die Politiker ins Getümmel. Die Buchhaltungsskandale seien "empörend", meinte Präsident George W. Bush vergangene Woche. Am 9. Juli will er über das Thema eine Rede halten. Von August an, so droht Bush, werden Vorstands- und Finanzchefs - CEO und CFO - für die Korrektheit der Bilanzen persönlich zu bürgen haben, sonst riskieren sie Gefängnis. Im Kongress ist derweil die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Buchprüfergilde einer strengeren Aufsicht unterstellt, beschleunigt worden. Denn die CEO, einst Götter der Nation, sind in den Augen vieler zu Aussätzigen geworden. "Ich schäme mich, ein Geschäftsmann zu sein", meint Andy Grove, Chef von Intel und "Grand old man" der High Tech-Industrie.

      Wenn die Politiker in Aktion treten, dann ist dies meist ein Anzeichen dafür, dass das Blut des Volks in Wallung geraten ist. Viele Amerikaner sind in der Tat wütend. "Diese Leute sind nicht besser als gewöhnliche Diebe", schimpft eine Teilnehmerin an einem Forum des Wall Street Journal. "Man muss sie ins Gefängnis stecken."

      Allerdings sollten Äußerungen wie diese nicht überschätzt werden. Bei den meisten Amerikanern hält sich die Entrüstung in Grenzen. Man nimmt` s mit Humor. "Der hat damit angefangen, mich CEO zu nennen", heißt es in einer Karikatur, die zwei streitende Buben zeigt. Mancher benutzt die Gelegenheit zu harmlosen Wortspielen: "Hook Crooks who cook Books", titelte die New York Daily News: "Angelt die Schurken, die die Bücher fälschen !"

      Dabei steht die Altersvorsorge von Millionen Bürgern auf dem Spiel. Denn in den vergangenen 20 Jahren sind die traditionellen Pensionen größtenteils durch "401 (k)"-Pläne ersetzt worden, durch steuerbegünstigte Aktien-Sparpläne. Mindestens 80 Prozent der Gelder sind in Aktien angelegt - oft in sehr riskanten Fonds etwa in Schwellenländern. Zudem unterliegt der Verkauf solcher Aktien empfindlichen Beschränkungen. Der Wert der Sparpläne schrumpft seit Monaten.

      Aber viele Amerikaner haben dies noch nicht so recht wahrgenommen. Die nächsten Quartals-Mitteilungen flattern gegen Ende des Monats ins Haus. "Von was für einem Skandal sprichst du denn?", fragt Sue, eine Kindergärtnerin aus Washington. "Worldcom ? Nun ja, das geht mich zum Glück nichts an. Ich hab` ja keine Worldcom-Aktien."

      Die Amerikaner sind unerschütterliche Optimisten und unendlich geduldig. Bis jetzt hat kein Schlag ihr finanzielle Vertrauen erschüttern können - weder das Platzen der "Dotcom"-Blase noch der Einbruch der High-Tech-Aktien noch die Terroranschläge vom 11. September. Immer wieder trat der Kleinanleger in die Bresche und rettete die Börse vor dem Kollaps.

      Jüngste Meinungsumfragen zeigen zwar, dass das Vertrauen der Bevölkerung etwas gelitten hat. Nur noch ein Viertel der Befragten glaubt heute, dass es sich bei Enron & Co um Einzelfälle handle. Aber neue Gesetze hält eine Mehrheit der Befragten immer noch für unnötig. Strengere Gesetze würden mehr schaden als nutzen, ist eine weit verbreitete Meinung. Viele Amerikaner sind nach wie vor überzeugt, dass ihr System das beste sei. Das Land sei noch immer dem "Neid der Welt" ausgesetzt, behauptet eine Hörerin steif und fest in einer Radiodiskussion über Worldcom. Einige, die sich bei den Talk Shows und Online-Foren zu Wort melden, schieben die Schuld am Schlamassel derweil der "moralischen Fäulnis" der Hippy-Generation zu. Ihr Zorn gilt dem "notorischen Lügner" Bill Clinton, der "uns lehrte, die Unwahrheit zu sagen".

      "Regel Nummer eins: Der Käufer sehe sich vor" - so fasst das Massenblatt Newsday das Problem zusammen. Der ganze Skandal reduziert sich damit auf eine Frage kluger Finanzanlage. Je länger die Börsenmisere dauert, umso höher steigt die Schwelle für das, was Entrüstung auslöst. Der Vergleich mit 1929 zum Beispiel war vor einem Jahr noch weitgehend tabu. Nur hinter vorgehaltener Hand erinnerte man an den ominösen Börsenkrach. Heute wird die Parallele gezogen - allerdings um die aktuelle Situation zu relativieren. "Schwindel wie diese hat` s immer wieder gegeben", sagt Hugh Johnson, Vorstand der der First Albany. "Was wir heute erleben, ist also überhaupt nichts Neues."

      Der Crash von 1929 führte zwar in die Wirtschaftskrise. Aber das historische Verständnis geht den Amerikanern, die heute an der Börse investieren, größtenteils ab. Noch mehr gilt dies für Händler, Banker und Firmenbuchhalter, die in der heutigen US-Wirtschaft die zentralen Stellen besetzen. "Die heutige Generation von Händlern hat noch nie erlebt, was eine echte Baisse ist", lautet eine vielgeäußerte Klage. Die Erinnerung reiche höchstens bis zum "Crash" von 1987 zurück, der sich als bloßes Zwischenspiel in der Hausse entpuppte. Die Episode von 1987 lehrte die Amerikaner, dass jeder Kurskollaps eine "Kaufgelegenheit" ist.


      Ja, die wahren Probleme sind doch eher folgender Natur: :laugh:

      Wer doppelt sitzt, muss auch doppelt zahlen - logisch!
      DALLAS ap/taz Eine amerikanische Fluggesellschaft ist in die Kritik geraten, weil sie von dicken Passagieren, die zwei Sitze beanspruchen, den doppelten Preis verlangt. Das Vorgehen von Southwest Airlines sei diskriminierend und niederträchtig, erklärte der Amerikanische Verband der Übergewichtigen (AOA). Die Fluggesellschaft verteidigte ihre Preispolitik und erklärte: Wir verkaufen Sitze, und wer mehr als einen Sitz benötigt, muss auch mehr als einen Sitz bezahlen." Southwest habe diese Preispolitik bereits 1980 eingeführt, nachdem sich in neun von zehn Beschwerdebriefen Fluggäste darüber beklagt hätten, von dicken Sitznachbarn eingequetscht worden zu sein. Anstatt von übergewichtigen Fluggästen den doppelten Ticketpreis zu fordern, solle Southwest breitere Sitze anbieten, sagte AOA-Geschäftsführer Morgan Downey.

      Eine sachliche Auseinandersetzung dürfte in den USA allerdings schwer zu führen sein, da wesentlich mehr Personen von der Kontroverse betroffen sind. Statistiken zufolge sind rund 60 Prozent aller US-Bürger übergewichtig. Jeder Vierte gilt als "dickleibig".
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 08:05:42
      Beitrag Nr. 75 ()
      Dolby!

      Sitz! :D
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 16:00:20
      Beitrag Nr. 76 ()
      Spekulanten nehmen neue Opfer ins Visier
      Lange Zeit waren es Telekomwerte und Unternehmen mit unsauberen Bilanzierungsmethoden, die so genannte Shortseller auf den Plan riefen. Jetzt suchen sie sich neue Opfer. Die immer noch hoch bewerteten Titel aus den Bereichen Nahrungsmittel und Luxusgüter scheinen dabei auf der Liste ganz oben zu stehen.

      Von Frank Wiebe

      HB DÜSSELDORF. Auf zum fröhlichen Jagen – nach dieser Devise gehen nun schon seit Monaten professionelle Leerverkäufer an der Börse auf Pirsch. Ihre Methode: Sie leihen sich Aktien von institutionellen Anlegern und verkaufen die Stücke umgehend „leer“, wie es so harmlos im Fachjargon klingt, an der Börse – in der Hoffnung, die ausgeborgten Stücke nach ein paar Tagen oder Wochen wieder billig am Markt einsammeln zu können.

      Bevorzugtes Ziel der Spekulanten waren bislang Unternehmen die durch Bilanzskandale oder Meldungen über finanzielle Schwierigkeiten in den vergangenen Wochen von sich reden machten. Deren Notierungen fielen wie abgeschossen in sich zusammen. Dabei spielte es oft kaum eine Rolle, ob sich die erhobenen Vorwürfe am Ende als zutreffend erwiesen oder nicht.

      Welle nach Europa übergeschwappt
      Lange Zeit konzentrierte sich das Geschehen vorwiegend auf die USA, wo Fälle wie Enron und Worldcom die Finanzmärkte bis ins Mark erschütterten. Spätestens mit Vivendi schwappte die Skandal-Welle dann nach Europa herüber. Und mit Merck droht nun ein zweiter Brecher gleich hinterher zu kommen.

      Wie sieht nun der typische Abschusskandidat aus, den es als nächstes treffen könnte? Eine pauschale Antwort ist schwer möglich. Typisch ist jedoch, dass er auch nach den Kursrückgängen der vergangenen Jahre eine immer noch hohe Bewertung aufweist und häufig ein Transparenzproblem hat. Das können unklare Jahresberichte genauso wie ein schwer verständliches Geschäftsmodell sein – wie etwa beim Versicherungsmakler MLP, dessen Aktien regelmäßig in das Visier von Leerverkäufern geraten. In der derzeitigen Stimmungslage reicht es aber auch schon für ein Unternehmen aus, unübersichtlich gegliedert zu sein, um negativ auf sich aufmerksam zu machen. Beispiele sind die US-Industrieholdings Tyco oder General Electric. Hinzu kommen oftmals charismatische, aber aggressive Konzernlenker, die durch Aktienoptionsprogramme dazu verleitet werden, den Unternehmenswert um jeden Preis nach oben zu treiben – manchmal allerdings auch nur zu reden. Und zuletzt kann allein ein größerer Streubesitz der Ausgangspunkt für eine rapide Talfahrt des Kurses sein.

      SAP erstaunlich hoch bewertet
      Eine Aktie mit nach wie vor erstaunlich hoher Bewertung ist SAP. Das Unternehmen gilt freilich als transparent und seine Geschäftsberichte sind – verglichen etwa mit denen von MLP – sehr aussagekräftig. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) lässt dennoch Skepsis erkennen. Für SdK-Experte Markus Straub ist beispielsweise die personelle Verflechtung ein Minuspunkt. SAP-Gründer und Großaktionär Dietmar Hopp ist bei beiden Unternehmen im Aufsichtsrat. Für Straub ist SAP zwar ein ordentliches Unternehmen, er fragt sich aber, ob die deutsche Software-Schmiede tatsächlich allen Problemen trotzen kann, vor denen derzeit die Branche steht. Den US-Konkurrenten wie Oracle und Siebel gelinge dies offenbar nicht. Nimmt man hinzu, dass die Anleger bei SAP eine hohe Erwartungshaltung haben und Aktionoptionsprogramme eine große Rolle spielen, scheint der Kurs nicht unbedingt auf sicheren Füßen zu stehen.

      Aktien mit sehr hoher Bewertung finden sich unter den US-Titeln häufiger als in Europa. Doch in der alten Welt droht etwa Siemens und Philips nach Meinung von Pia Hellbach, Fondsmanagerin bei Union Investment, eine andere Gefahr: Sie könnten wegen ihrer Konzernstruktur als Konglomerate unter Druck geraten. Gefährdet seien auch die Telekom-Unternehmen wie Alcatel und Ericsson. Für die gesamte Branche sieht sie wenig Auftrieb – aber auch nicht mehr viel Abstiegspotenzial.

      Die neuen „Problemkinder“ könnten Konsum- und Luxuswerte werden. „Wie soll man ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 40 bei L’Oréal rechtfertigen?“ fragt Hellbach. Hier deute sich eine „defensiven Kursblase“ an.

      Auch Sy Schlueter, Chef der Hedge-Fund-Gesellschaft CAI in Frankfurt, sieht einen Wechsel der Schussrichtung: Nach den Telekomwerten seine jetzt die überbewerteten Titel im Bereich Nahrungsmittel, Getränke, Konsum dran. Neben L’Oréal seien das Titel wie Nestlé oder Diageo. Er glaubt, dass die Kurse dieser vermeintlich defensiven Aktien heftiger nachgeben könnten, als sich das konservative Anleger zurzeit vorstellen.


      Und was, wenn Dolby ein Vertreter dieser Spezies ist?
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 20:44:03
      Beitrag Nr. 77 ()
      nein :p

      ich verkauf meine amisachen nicht.

      sieht doch super aus :D
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:06:58
      Beitrag Nr. 78 ()
      stimmt :D
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 18:12:15
      Beitrag Nr. 79 ()
      Von Bush und Cheney...
      http://informer2.comdirect.de/de/news/_pages/news/article.ht…
      ...und dem voraussichtlichen Ende dieser Peinlichkeiten:

      Eine Sprecherin Cheneys lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf Halliburton. Ein Unternehmenssprecherin sagte in Dallas: "Wir glauben nicht, dass dieses Vorhaben einen Wert hat." Die US-Wertpapieraufsicht SEC hatte im Mai Untersuchungen bei Halliburton wegen der Buchungspraxis des Konzerns eingeleitet. Die Unternehmenssprecherin sagte, die in Frage stehende Buchführung stehe im Einklang mit den üblichen Praktiken in der Bauwirtschaft.



      Bush, der Minimalist

      Der Wirtschaft Amerikas geht es schon wieder gut. Zu gut vielleicht. Die Skandale um Enron, Andersen und Worldcom erschütterten zwar die Börsen, schwächten den Dollar und schreckten ausländische Investoren ab. Aber die meisten Amerikaner, die sich jetzt über die hässlichen Betrügereien empören, sind von den Pleiten nicht wirklich bedroht. Die US-Wirtschaft wächst, und zwar schneller als die in Japan und Europa, der Immobilienboom hält an, und so wenige Amerikaner wie jetzt waren noch nie nach einer Rezession arbeitslos.

      Präsident George Bush tut nicht mehr, als er tun muss. Er besänftigt den Volkszorn und setzt auf die Zufriedenheit eines satten Landes. Schon im März, nach dem Enron-Skandal, legte Bush ein Zehn-Punkte-Papier vor, das so gut wie keine Änderungen am bestehenden Recht enthielt. Und nun, nach dem Worldcom-Debakel, ist es sein mutigster Reformplan, der Börsenpolizei mehr Geld, Personal und das Recht auf Strafverfolgung zuzubilligen. Das ist wenig, aber Amerika geht es eben zu gut, um nach größeren Reformen zu verlangen.

      Bushs Minimalstrategie ist trotzdem nicht ganz ohne Risiko. Die Demokraten sehen in der Wirtschaft ihre einzige Chance, im Herbst bei den Kongresswahlen zu punkten. Bisher ist ihnen zwar kein Erfolg beschieden worden, denn weder Bushs Verschwendung der Staatsüberschüsse noch seine Steuerreform für Millionäre ließen seine Popularität entscheidend sinken. Doch wer sagt, dass nicht bald wieder die Angst um den Arbeitsplatz umgeht? Dann erscheinen auch die Wirtschaftsskandale in einem neuen Licht. Und wenn Bush Pech hat, wird sich der Volkszorn auch gegen seine Reformen richten.


      Arbeitslos in New York - und dann?
      Für viele Menschen in der US-Metropole läuft die Arbeitslosenunterstützung aus. Die einmalige Verlängerung des Arbeitslosengeldes geht zu Ende, obwohl immer mehr ohne Beschäftigung sind. Einzige Hoffnung ist der Wahlkampf

      aus New York NICOLA LIEBERT

      Mindestens 100.000 New Yorker haben bis Ende Juni ihre Arbeitslosenunterstützung verloren. Sechs Monate lang gibt es üblicherweise Geld vom Staat, rund 1.650 Dollar im Monat, unabhängig vom vorherigen Einkommen. In sechs Monaten, so die Erwartung, die Staat und Arbeitnehmer teilen, müsste sich ein neuer Job finden lassen.

      Nicht so in dieser Rezession. Leo Jakobson zum Beispiel wurde im vergangenen August mit dem Platzen der Internetblase arbeitslos, als sein Arbeitgeber, ein Magazin über die Internetwirtschaft, Pleite machte. Ein paar Wochen später fanden die Terrorangriffe auf das World Trade Center statt. "Auf einmal gab es nichts mehr zu tun, nicht freiberuflich, nicht fest angestellt, und das änderte sich auch nicht, bis mein Arbeitslosengeld auslief", erzählt Jakobson.

      Diese Situation blieb dem Kongress nicht verborgen. Ungefähr 265.000 New Yorker suchen einen Job, 43 Prozent mehr als vor einem Jahr, aber zugleich gibt es 110.000 Arbeitsplätze weniger als damals. Die Arbeitslosenquote in der Stadt ist im Mai auf acht Prozent gesprungen. Landesweit lag sie im gleichen Monat bei 5,8 Prozent, im Juni stieg sie auf 5,9 Prozent. Das sind knapp achteinhalb Millionen Menschen, die einen Job suchen. Besonders schwer ist das verarbeitende Gewerbe von der Rezession betroffen: Hier wurden im letzten Jahr pro Monat 115.000 Arbeitsplätze gestrichen.

      Ausnahmsweise verlängerte der Kongress im März die Arbeitslosenunterstützung in den Bundesstaaten mit besonders hoher Arbeitslosigkeit um weitere drei Monate. Besonders New York profitierte davon. Doch die Gnadenfrist lief im Juni ab. Und dann? Organisationen, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen, bereiten sich auf einen Ansturm vor. Sozialhilfe ist für die meisten Betroffenen keine Option. Sie sei ein "Stigma, ein Ausdruck des persönlichen Scheiterns", erklärt Jakobson. "Das macht man frühestens dann, wenn die Alternative heißt: Sozialhilfe oder obdachlos." Jakobson hat Glück, seine Wohnung ist so billig, dass er mit Hilfe eines Untermieters weiter die Miete zahlen kann. Wenn es ganz schlimm kommt, muss er sein Motorrad verkaufen, die Eltern oder Freunde anpumpen.

      Die Familie, Freunde, eigene Ersparnisse oder der Pensionsfonds - das sind die Quellen, aus denen sich viele Arbeitslose wohl noch eine Weile versorgen müssen. Nicht wenige ziehen aus der Stadt mit ihren hohen Mieten weg. Eine Studie nach der letzten Rezession Anfang der Neunzigerjahre hatte ergeben, dass damals rund sechs Prozent der New Yorker, deren Arbeitslosenunterstützung ausgelaufen war, privaten Konkurs anmelden mussten.

      Anders als etwa Kalifornien oder Oregon kann New York aber keine weitere Verlängerung vom Kongress bekommen, weil insgesamt im Staat die Arbeitslosenquote mit 6,1 dafür nicht hoch genug ist. Und schlimmer noch: Da Analysten weitere Entlassungsrunden an der Wall Street erwarten, könnte die New Yorker Arbeitslosenquote bis Jahresende auf zehn Prozent steigen, meint der Wirtschaftsforscher James Parrott vom Fiscal Policy Institute: "Es sieht nicht so aus, als hätte die Stadt schon die Talsohle erreicht." Die meisten Ökonomen rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt.

      Dies könnte nun die Politiker auf den Plan rufen. Denn im Staat New York herrscht Wahlkampf. Andrew Cuomo, der sich um das Amt der Gouverneurs bewirbt, hat bereits angedeutet, dass er eine Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung befürwortet.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 18:28:23
      Beitrag Nr. 80 ()
      Und es plantscht so fröhlich vor sich her...! :D



      8000 Punkte im August! Denkt dran!


      Bären-Party! :D:p
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 21:05:11
      Beitrag Nr. 81 ()
      Mario, ich möchte Dir heute meinen Chef vorstellen. :D:D:D

      Agent W


      http://193.111.113.35/mline/d1/624/614/EOPZXCRKMYLWBZAOGECPR…
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 22:10:27
      Beitrag Nr. 82 ()
      :D:D :laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 04:48:38
      Beitrag Nr. 83 ()
      :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 17:55:52
      Beitrag Nr. 84 ()
      OOhhh, und schon wieder abwärts! :cry::D
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 18:27:18
      Beitrag Nr. 85 ()
      Gegenseitige Vertrauenskrise
      Von Martin Halusa

      Die Zeiten ändern sich, und so auch die Sitten. Seit Monaten schon lichten sich an Wall Street die "Cubicles", die oftmals nur vier Quadratmeter kleinen Arbeitsplätze. Tausende von Mitarbeitern setzen die Geldhäuser an die Luft. Die Zahl der Börsengänge gehe zurück, der Appetit der Amerikaner auf Aktien versiege, rechtfertigen sie die Entlassungen. Nun werden jene Stellen gestrichen, die in Boomzeiten geschaffen wurden.

      Und manch gestandener Manager spürt am eigenen Leib, was das Prinzip "Hire & Fire" bedeutet. Die Millionenabfindungen, die geschasste Chefs früher erhalten haben, sind die Ausnahme. Tägliche Realität ist der Handschlag, dem das Wort "golden" abhanden gekommen ist. Wer drei Monatsgehälter erhält, ist noch gut dran. Erschreckend ist, was aus einzelnen Banken zu hören ist. Jahrelang habe er wegen der Firma Urlaube verschoben, am Wochenende oder bis tief in die Nacht gearbeitet, klagt ein Banker. Nun sei sein Job gnadenlos gestrichen worden. Doch statt ein paar netter Worte zum Abschied, sei er aufgefordert worden, binnen zehn Minuten seinen Schreibtisch zu räumen - aus Furcht vor Rache in Form von Computerviren oder gelöschter Festplatten. Ein Security-Mann habe ihn beaufsichtigt, zur Tür begleitet und schließlich den Hausausweis abgenommen. "Thank you and have a nice day". Das war`s

      Die schwelende Vertrauenskrise hat das ganze Land erfasst: Investoren trauen den Unternehmen nicht über den Weg - und Firmen misstrauen ihren eigenen Mitarbeitern..




      Mittlerweile brauchts richtige Nerven. Und davon nicht zu wenig!

      "In 20 Jahren kommen erst die richtigen Probleme"
      Rüdiger von Nitzsch, Experte für die Lehre von der Psychologie der Kapitalmarktteilnehmer, über Chancen und Tücken der Altersvorsorge mit Aktien


      WELT am SONNTAG: Herr von Nitzsch, Salami-Crash, immer neue Bilanzmanipulationen, die Telekom unter zehn Euro - von der viel beschworenen deutschen Aktienkultur dürfte nicht viel übrig geblieben sein.

      Rüdiger von Nitzsch: Es ging halt alles ein bisschen zu schnell. Nachdem Manfred Krug den Deutschen die T-Aktie nahe gebracht hatte, folgte der beispiellose Börsenhype. Der hat die deutschen Anleger genauso überrumpelt wie der folgende Absturz.

      WamS: Was hat das für börsen-psychologische Hintergründe?

      von Nitzsch: Als es nach oben ging, gab es praktisch kein Risiko. Sie konnten kaufen und zeichnen, was Sie wollten: Das war wie Geld drucken. Die Gefühlslage, die sich daraus ergibt, nennt die Behavioral Finance Kontrollillusion. Heute sehen wir das Gegenteil: Der Anleger wird bei jeder Aktion im Gefühl bestärkt, nichts mehr unter Kontrolle zu haben. Was er auch kauft, es geht nach unten. Dieses Phänomen, erlernte Hilflosigkeit genannt, führt zur totalen Inaktivität beim Anleger.

      WamS: Er resigniert also, agiert nicht mehr und schaut auch nicht mehr ins Depot. Wie ist er überhaupt in diese Lage gekommen?

      von Nitzsch: Der typische unerfahrene Kleinanleger steht sich selbst im Weg. Sein Hauptfehler: Mental Accounting. Das bedeutet, er führt in seinem Kopf für jedes Investment ein Konto, und der Einstandspreis ist in Stein gemeißelt. Anstatt in die Zukunft zu schauen, wird der alte Kaufkurs zum entscheidenden Bezugspunkt. Zudem werden Verluste ausgesessen, da sich der Anleger keinen Fehler eingestehen will. Die guten Aktien verschwinden zu schnell aus dem Depot, und dies nur mit einem kleinen Gewinn.

      WamS: Sind das die richtigen Voraussetzungen, um die Alters-vorsorge über Aktieninvestments sichern zu wollen?

      von Nitzsch: Sicher nicht über Einzelinvestments. Wie kann denn ein Privatanleger allen Ernstes glauben, dass er besser als die Profis die richtigen Aktien herausfischen kann? Das verbreitete Phänomen der Overconfidence gibt ihm jedoch leider diesen Glauben: Anleger überschätzen systematisch ihre Stock-Picking-Fähigkeiten.

      WamS: Der Anleger sollte sich also auf Fonds beschränken.

      von Nitzsch:: Ja. Oder auf Zertifikate, die ein diversifiziertes Portfolio, etwa einen Index, abbilden. Hier hat er das beste Verhältnis zwischen Risiko und der zusätzlichen Rendite, die er als Belohnung für dieses Risiko erwarten kann. Man spricht hier auch von der Risikoprämie, die Aktieninvestments beinhalten.

      WamS: Wie hoch ist denn diese Risikoprämie?

      von Nitzsch: Viele denken bei der Risikoprämie an die historische Überrendite, die Aktien gegenüber Renten aufweisen. Je nach genauem Zeitraum und Marktsegment kommt man bei dieser Überrendite auf Werte zwischen fünf und sieben Prozent. Die Risikoprämie ist jedoch keine historische Größe, sondern die aktuelle Prämie für dieses Risiko, und diese liegt zurzeit bei nur etwa vier Prozent. Genau die könnte man sozusagen heute als Belohnung für das bloße Eingehen eines Aktienrisikos erwarten, wenn sich weder am Zinsniveau noch an den aktuellen Gewinnprognosen der Unternehmen etwas ändert.

      WamS: Und, wird sich hier etwas verändern?

      von Nitzsch: Wir haben zurzeit ein recht niedriges Zinsniveau, von dieser Seite sind also kurzfristig eher negative Effekte für die Aktie zu erwarten. Und im Hinblick auf die aktuellen Gewinnprognosen sollte man ohnehin eher pessimistisch sein. Zu viele faule Eier liegen immer noch in den Bilanzen versteckt, wie der Fall Worldcom wieder einmal verdeutlicht hat.

      WamS: Lässt sich vor diesem Hintergrund überhaupt Altersvorsorge sinnvoll auf Aktien aufbauen?

      von Nitzsch: Im Moment noch. Zum einen ist die Notwendigkeit für eine private Altersvorsorge offensichtlich, denn die staatliche Rente wird vorn und hinten nicht reichen. Da genügt ein Blick auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, an der abzulesen ist, dass in 20 bis 30 Jahren ein Arbeitnehmer einen Rentner versorgen muss. Vor diesem Hintergrund wird in der nahen Zukunft genügend Geld eine Anlage an den Märkten suchen, was das eben skizzierte negative Bild mindestens mittelfristig wieder etwas relativiert. Zum anderen sorgt der lange Anlagehorizont in der Altersvorsorge insbesondere bei jungen Sparern dafür, dass die Risikoprämie für Aktien im Prinzip immer sicherer wird. Grundsätzlich gilt, je länger der Anlagehorizont, desto mehr Aktien sollten ins Depot.

      WamS: Und in 20 oder 30 Jahren ...

      von Nitzsch:... haben wir ein Problem. Denn was jetzt in Form von Aktien, Fonds und Zertifika-ten für den Lebensabend angespart wird, soll diesen ja auch einmal finanzieren. Und dann wird dem Markt sukzessive und möglicherweise massiv Liquidität entzogen werden. Bei einem Verhältnis von eins zu eins zwischen Jungen und Reichen stellt sich dann die Frage, ob sich für die Aktien genügend Nachfrage generieren lässt, um sie nicht abstürzen zu lassen.

      WamS: Der Anleger sollte also jetzt noch Aktien kaufen ...

      von Nitzsch: ...dann aber nicht vergessen, rechtzeitig vor der Rente auf sichere Anlagen umzusteigen.

      Das Gespräch führte Michael Höfling.


      Euer 003n :)
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 19:07:38
      Beitrag Nr. 86 ()
      Fummelalarm :eek:
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 19:22:07
      Beitrag Nr. 87 ()
      wo? :eek:
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 19:53:27
      Beitrag Nr. 88 ()
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 20:53:04
      Beitrag Nr. 89 ()
      die gefällt dir???????????????????????
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 19:07:21
      Beitrag Nr. 90 ()
      Na na na Herr Greespan, das hat auch schon besser funktioniert! Was? ....Ihr könnt doch sonst nix? Wie? ....Diese Nase hat Schuld.

      Der Herr des Blasen?
      Erzählt nicht so einen Schmarrn. Übt besser!



      ROCHESTER (dpa-AFX) - Der Foto-Konzern Eastman Kodak Co. erwartet im zweiten Quartal einen Gewinn je Aktie (EPS) von 97 US-Cent gegenüber 12 Cent im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vor Sonderposten betrage das EPS 85 Cent, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die frühere Prognose des Unternehmens lag bei 60 bis 70 Cent. Die von First Call/Thomson Financial ermittelte Durchschnittsschätzung liegt bei 63 Cent. Im Vorjahr hatte dieser Wert bei 1,12 US-Dollar gelegen.
      Der Umsatz im zweiten Quartal sei etwas stärker zurück gegangen als erwartet, erklärte das Unternehmen. Man habe in nahezu allen Geschäftsbereichen Umsatzrückgänge im mittleren einstelligen Bereich hinnehmen müssen. Dies sei vor allem auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen. Auch für das Gesamtjahr 2002 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz unter Vorjahresniveau./FX/he/jkr/hi/

      Weil Restrukturierungen in Form von Personalabbau wohl nicht alleiniger Grund für dieses Ergebnis sein können ergaben Nachforschungen:

      Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Schenkt man der inzwischen zur Armeestärke angewachsenen Schar der Humorberater respektive -trainer Glauben und Gehör, dann ist das „Management by fun“ praktisch schon die halbe Miete beim Unternehmenserfolg nach dem Motto: Lustige Mitarbeiter sind kreativer, produktiver und steigern den Gewinn.
      Der prominenten US- Humorberater Matt Weinstein: Auch Kodak hat sich vom Lachen anstecken lassen und unter anderem Humorpausenräume eingerichtet, in denen die Mitarbeiter Cartoons sehen können oder andere Ulkvorstellungen.

      Unterbelichteter schlechter Film, bei Kodak? :laugh::laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 22:40:33
      Beitrag Nr. 91 ()
      Jedes Land bekommt das Wachstum, das es will

      Was Deutschland vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Regierungszeit des US-Präsidenten Bill Clinton lernen kann / Von Ullrich Heilemann


      Ängstlichkeit bescheinigt der Ökonomie-Professor Ullrich Heilemann der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik in jüngster Zeit. Wahrlich keine gute Voraussetzung, um die derzeit labile Konjunktur aktiv zu beeinflussen und den Arbeitsmarkt anzukurbeln. Aus dem Erfolg der US-amerikanischen Wirtschaft in den 90er Jahren könne man aber gut lernen, wie der zu "verteilende Kuchen wieder wachsen" kann, meint Heilemann. Wir dokumentieren die Analyse des Wissenschaftlers, der Vize-Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen ist.

      1. Prolog

      Im Jahre 2002 muss die wirtschaftliche Lage in Deutschland als "bedenklich" beschrieben werden. Das liegt nicht einmal so sehr am Abschwung im vergangenen Jahr, der Rezession um die Jahreswende von 2001 zu 2002 und dem nur als schleppend zu bezeichnenden Aufschwung in den vergangenen Monaten. Die entscheidende Frage ist vielmehr, wie lange der Aufschwung diesmal hält. Die politischen Akteure suchen die kurzfristigen Konjunkturdaten für sich zu vereinnahmen. Sie hoffen, je nach Standpunkt, daraus bei den Bundestagswahlen politischen Nutzen ziehen zu können.

      Diese Perspektive greift zu kurz. Für Wirtschaft aber auch Gesellschaft ist viel entscheidender, wie kräftig und wie lange die Kräfte der Expansion wirken. Letztlich hängt von der Stärke und von der Dauer eines Aufschwungs ab, ob die Misere am Arbeitsmarkt beendet werden kann.

      Im Rückblick auf die vergangenen elf Jahre seit der Wiedervereinigung ist der hektische Wechsel von Auf- und Abschwungphasen das Problem unserer Volkswirtschaft und damit die Ursache der sklerotischen Verfassung des Arbeitsmarktes. Ehe die Arbeitslosigkeit durch eine spürbar stärkere Nachfrage nach Arbeitskräften abgebaut wurde, war die konjunkturelle Bewegung wieder abwärts gerichtet. Insofern muss allen Regierungen in dem Zeitraum zwischen 1993 und 2002 bescheinigt werden, dass sie den Zielen des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes nicht entsprochen haben. Sie haben nicht für ein stetiges, angemessenes Wirt-schaftswachstum sowie einen hohen Beschäftigungsstand gesorgt. Allenfalls die Preissteigerungen bewegten sich im längerfristigen Vergleich auf einem niedrigen Niveau.

      Tatsächlich können die staatlichen Ebenen die Konjunktur nur noch begrenzt beeinflussen. Die Geldpolitik ist seit der Einsetzung der Europäischen Zentralbank keine nationale Angelegenheit mehr. Die Finanzmärkte sind sogar noch stärker international ausgerichtet. Dennoch darf die Politik deshalb nicht die Hände in den Schoß legen. Angesichts der dauerhaften Krise am Arbeitsmarkt ist eine aktive Wirtschaftspolitik geboten, bei der es darauf ankommt, die unterschiedlichen Akteure - EU, Staat, Zentralbank, Lohnpolitik und Finanzmärkte - zum Zusammenspiel zu gewinnen. Ziel muss es sein, einen wirtschaftspolitischen Rahmen aufzuzie-hen, von dem Unternehmen und letzten Endes auch private Haushalte profitieren können. Kurzum, der Kuchen, der verteilt wird, muss wieder wachsen.

      Dass dies kein Ding der Unmöglichkeit ist, zeigt die lang andauernde Erfolgsphase der US-amerikanischen Wirtschaft in den 90er Jahren. Besonders in den fünf Jahren von 1996 bis 2000 gelang es der US-Regierung durch aktive Politik - auch mit Glück! -, die Rahmenbedingungen für ein Wachstum zu setzen, wie es dem deutschen Stabilitäts- und Wachstumsgesetz entsprochen hätte: stetiges, dauerhaftes Wachstum mit hohem Beschäftigungsstand und nur schwacher Teuerung. Für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik gibt es also Gründe, die im Inneren einer Volkswirtschaft, nicht zuletzt aber bei der Politik liegen. Warum es Amerika besser in der Ära Clinton hat(te) als Europa, besonders Deutschland?

      2. Hat sich die US-Wirtschaft am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen?

      Die 90er Jahre waren für die Vereinigten Staaten die besten ihrer Wirtschaftsgeschichte. Die Regierungszeit unter Präsident Bill Clinton war geprägt durch eine mehrere Jahre dauernde Phase mit kräftigem Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung, stabilen Preisen und hohen Produk-tivitätszuwächsen. Zugleich erzielte der Staat Haushaltsüberschüsse. Europa, das muss im Rückblick festgehalten werden, vor allem aber auch das eine Dekade früher gefeierte Japan, wurden - wie es im Pferderennsport so treffend heißt - auf die Plätze verwiesen.

      Der ökonomische Erfolg der US-Wirtschaft verhalf nach dem Ende der Blockkonfrontation zwischen westlicher Welt und Ostblock den USA wieder zu jener Suprematie, wie sie sie bis in die 60er Jahre innehatten.

      Bei näherer Betrachtung unterscheidet sich der Clinton-Aufschwung allerdings nicht allzu sehr von seinen Vorgängern in den 60er Jahren unter den Präsidenten Kennedy/Johnson und den 80er Jahren unter Reagan. Etwa zur Hälfte sind die Erfolge der "Clintonomics" auf "Demographie" zurückzuführen. Seit den 70er Jahren nahm die Bevölkerung der USA um 70 Millionen Menschen zu. Das entspricht der Einwohnerzahl der alten Bundesrepublik. Damit stieg das Angebot an Arbeitskräf-ten, aber auch die Nachfrage nach Gütern, Wohnraum und Investitionen für Arbeitsplätze.

      Doch den wirtschaftspolitischen Erfolg kann dies freilich kaum schmälern. Denn noch zu Beginn der 90er Jahre waren die Prognosen für die US-Wirtschaft unisono pessimistisch - das Wort vom "Zeitalter der gedämpften Erwartungen" machte die Runde. An die Lösung der Beschäftigungs-, Einkommens- und Haushaltsprobleme durch Wachstum mochte niemand so recht glauben. Die Skeptiker wurden gänzlich unerwartet und sehr eindrucksvoll widerlegt. Wie war das möglich? (. . .)

      3. Grundlage: Haushaltssanierung

      Am Anfang dieser fabulous decade stand die Entscheidung von Präsident Clinton kurz nach seinem Amtsantritt 1993, dem Ausgleich der staatlichen Haushalte absolute Priorität einzuräumen. Dazu kürzte er den staatlichen Ausgabenzuwachs - ganz im Gegensatz zu den vor seiner Wahl versprochenen Steigerungen der Infrastruktur- und Bildungsausgaben -, setzte zugleich aber Steuererhöhungen durch. Die Höchstsätze der Einkommen- und der Körperschaftsteuer wurden heraufgesetzt und die Verbraucher durch eine höhere Mineralölsteuer stärker belastet.

      Damit steuerte Clinton einen schwierigen Kurs. Zwar hatte er von seinem Amtsvorgänger Bush sen. einen Aufschwung geerbt, was eine höhere Besteuerung großer Einkommen wenn schon nicht leicht, dann doch wenigstens leichter machte. Doch der Aufschwung stand auf schwachen Füßen. Bis 1995 war jedenfalls die Rede vom jobless recovery, das heißt, die Auftriebskräfte waren - ähnlich wie in der zurückliegenden Dekade in Deutschland - zu schwach, um das Arbeitsvolumen und damit die Beschäftigung steigen zu lassen.

      Der 1993 ergänzte Budget Enforcement Act hat Clinton bei seinem Konsolidierungskurs der staatlicher Haushalte bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2000 geholfen. Er verlangt, dass die aus neuen Leistungsgesetzen resultierenden Ausgabenverpflichtungen durch eine entsprechende Senkung anderer Ausgaben ausgeglichen werden müssen. Mit diesem Pay-as-you-go-Prinzip gelang es Clinton, die Ausgaben des Staates in Grenzen zu halten.

      Mit Erfolg. Hatte das Bundesdefizit 1993 noch 290 Milliarden Dollar oder 4,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen, so verwandelte es sich dank steigender Einnahmen und sinkender Ausgaben bis 2000 in einen Überschuss von knapp 170 Milliarden Dollar, was 1,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprach. Angesichts der vorübergehenden Schließung von Zoos und Museen im Zuge der Haushaltsauseinandersetzungen und massiver Steuersenkungsversprechen der Republikaner im Wahlkampf 1996 keineswegs eine von vornherein politischen Erfolg versprechende Strategie. Aber die Sorge des Wahlvolks vor Kürzungen bei Sozialprogrammen wie medicaid und medicare und ab 2010 bei den Renten gab Steuersenkungen letztlich wenig Chancen und bestärkte Clinton in seinem Kurs.

      4. Die US-Zentralbank honoriert die Konsolidierungspolitik

      Für den Erfolg dieser Politik der Haushaltskonsolidierung war ganz entscheidend, dass die US-amerikanische Zentralbank (Federal Reserve Bank - kurz Fed) den Kurs in erheblichem Maße mit ihrer Zinspolitik unterstützte. Hinzu kam, dass die Finanzmärkte bereits die Ankündigung der neuen Etatpolitik unmittelbar mit einer Senkung der langfristigen Zinsen um immerhin einen Prozentpunkt honorierten - durchaus ein Novum. Per saldo - darauf kommt es an - glich diese Lockerung der Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen die dämpfenden, ja sogar kontraktiven Auswirkungen der Clinton-Konsolidierung aus. Denn zum einen sank real die Nachfrage des Staates, zum anderen schränkten die Steuererhöhungen Konsum und Investitionen der privaten Haushalte ein.

      Clinton hielt - und das warfen ihm Kritiker damals vor - an dieser strikten Orientierung an den Erwartungen der Finanzmärkte auch im schwierigen Jahr 1995 fest. Damals sahen die Zentralbanker die Gefahr von steigender Inflation, obwohl bei der Beschäftigung gerade erst ein befriedigendes Niveau erreicht worden war. Eine gefährliche Situation. Denn der Demokrat Clinton - der sich durchaus auch den Gewerkschaften verpflichtet sah - bereitete sich auf einen Wahlkampf vor.

      5. Clintons pragmatischer Umgang mit Zentralbankern

      Aber anders als man es hätte erwarten können, verzichtete der US-Präsident auf eine Notenbankschelte, was Clintons und Greenspans Glaubwürdigkeit erhöhte. Stattdessen sorgte er für eine wachstumsfreundlichere Zusammensetzung des Zentralbankrats, des Fed-Board.

      Diese Zurückhaltung erwies sich als Erfolg. Die Zentralbanker orchestrierten mit Hilfe der Geldpolitik 1995 eine weiche Landung der Konjunktur und vermieden so einen Absturz in eine Rezession. Für den Wahlkämpfer Clinton ein Glücksfall.

      Die Möglichkeiten der geldpolitischen Unterstützung des Aufschwungs durch ein Absenken des Zinssatzes wären indessen bald an ihre Grenzen gestoßen, wäre nicht die mit einer Hochkonjunkturphase üblicher Weise verbundene Inflationsbeschleunigung ausgeblieben. Das lag aber nun weniger am wirtschaftspolitischen Geschick Clintons oder Greenspans als vielmehr an einer Reihe mehr oder weniger glücklicher Ereignisse und Entwicklungen:

      1.Die Berechnung der Inflationsrate wurde 1997 so umgestellt, dass die gemessene Inflation eine niedrige Zuwachsrate ergab.

      2.Was für die Weltwirtschaft nahezu in die Katastrophe geführt hätte, nämlich die Russland-Krise sowie der Beinahe-Zusammenbruch des hochriskant spekulie-renden Hedge-Fonds LTCM, war für die US-Konjunktur paradoxerweise ein Segen. Die darauf folgende Aufwertung des US-Dollar und die parallel rückläufigen Ölpreise ermöglichten den USA günstige Importe, was den Preisauftriebstendenzen entgegenwirkte. Zudem sah sich die Fed angesichts der drohenden Finanzkrisen 1998 zu einer geldpolitischen Lockerung veranlasst, was dem Wachstum zusätzlichen Auftrieb verschaffte. Stärker als die Fortüne machten sich noch zwei andere, gleichfalls kaum erwartete Entwicklungen bemerkbar: die Lohnmäßigung und der Sprung der Produktivitätsrate.

      Bei der Lohnmäßigung erntete Clinton gewissermaßen die Früchte der Reagan- und Bush-Jahre. Der Einfluss der Gewerkschaften war in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre weiter zurückgegangen und -gedrängt worden. Die umfangreichen Rationalisierungen und Freisetzungen im Gefolge der zahlreichen Fusionen und Übernahmen, aber auch die Produktions- und Nachfrageprobleme in etlichen Branchen des Gewerblichen Sektors, in denen die Gewerkschaften in früheren Zeiten stark gewesen waren, hatten die Arbeitsplatzunsicherheit stark erhöht.

      Es ist verständlich, dass bei den Arbeitnehmern für lange Zeit "Arbeitsplätze" vor "Einkommen" rangierten. "Kostengünstig" wirkten sich auch die Rationalisierungen im Gesundheitssektor (managed care) sowie die Zunahme der Beteiligung von Arbeitnehmern am Gewinn der Unternehmen aus, das heißt der Bezahlung in Form von Unternehmensaktien oder Optionen, deren "Kosten" dann nicht den Unternehmensgewinn, sondern den Finanzmarkt belasteten (zumindest solange die Unternehmen ordentlich wirtschafteten. Das Beispiel Enron zeigt, wie sich manche Gewinnbeteili-gung für Arbeitnehmer schnell vom Segen zu einem Fluch wandelte).

      6. Der Segen des Internets für die Preisstabilität

      Der unerwartete Sprung der gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsrate von etwa 0,5 bis ein Prozent pro Jahr - ausgelöst von den Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) - reduzierte den Inflationsdruck zusätzlich. Zwar waren die Preissenkungen von bis zu 30 Prozent vor allem innerhalb des IuK-Sektors zu regist-rieren - auf ihn selbst entfielen bereits mehr als 20 Prozent der Ausrüstungsinvestitionen -, der aus dem verstärkten Internet-Einsatz resultierende außerordentliche Produktivitätsanstieg machte sich aber rasch auch in den übrigen Sektoren angebotserhöhend beziehungsweise infla-tionsdämpfend bemerkbar.

      "Schocks" dieser Art und Größenordnung sind ein in der Konjunkturgeschichte seltenes Phänomen. Denn eigentlich müssten nach dem Lehrbuch in der Hochkonjunktur die Preise steigen: Die Kosten steigen, und die Kapazitäten in den Unternehmen werden knapp, und dieser knapper werdende Spielraum wird von den Un-ternehmen zur Durchsetzung höherer Preise genutzt.

      Die Lage im US-Boom der 90er Jahren war aber eine andere, gekennzeichnet durch steigende Produktivität und ein stabiles Preisniveau. Eine Konstellation, die sich deutlich von den Erfahrungen der 70er und 80er Jahre unterschied. Interessant ist, dass weder die Mehrzahl der Ökonomen noch die Fed diese Veränderungen richtig einschätzten. Etliche Mitglieder des Fed-Boards in der zweiten Hälfte der 90er Jahre sind sich heute sicher, dass es die zinspolitische Unterstützung 1996/98 für die Konjunktur nicht gegeben hätte, wenn sie nicht einerseits die Stärke des Aufschwungs unter- und andererseits die Inflationsrisiken nicht überschätzt hätten.

      Vor allem aber dann nicht, wenn es dem Präsidenten der Fed, Alan Greenspan, nicht gelungen wäre, die ja durchaus vorhandenen Inflationsbefürchtungen zu zerstreuen.

      7. Warnungen in den Wind geschlagen

      Umgekehrt wurden massive Warnungen Greenspans an die Akteure an den Finanzmärkten vor irrationalen Übertreibungen im Börsenboom der späten 90er Jahre in den Wind geschlagen. Der Chef der amerikanischen Notenbank hat nach der Wahl 1996 mehrfach - der Dow-Jones-Index war innerhalb von zwei Jahren von knapp 4000 auf rund 6500 Punkte Ende 1996 gestiegen - vor einer Überhitzung der Börsen gewarnt. Letztlich aber unternahmen er und die Fed nichts, um den Trend zu stoppen.

      Genauso passiv verhielt sie sich zu anderen negativen Entwicklungen, die für sich genommen nicht übermäßig problematisch sind, in der Summe aber heute ein immer bedenklicheres Szenario nicht nur ankündigen:

      Problem 1: der kräftige Anstieg des Außenhandelsdefizits von einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes (1990) auf mehr als vier Prozent (2000) und die damit verbundene Zunahme der Außenverschuldung der US-Wirtschaft von sieben auf über 22 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - in den Vereinigten Staaten allerdings eine fast schon regelmäßige Folge eines langen Aufschwungs.

      Problem 2: der Rückgang der Sparquote im gleichen Zeitraum von sechs Prozent der verfügbaren Einkommen auf nahezu Null.

      Problem 3: die Zunahme der Verschuldung des privaten Sektors von knapp 90 Prozent des verfügbaren Einkommens auf knapp 105 Prozent Ende vergangenen Jahres.

      Im Herbst 2000 setzte Greenspan dann zur "Landung" der Konjunktur an. Geplant war wiederum ein soft landing, das mit kurzen, kräftigen Zinserhöhungen eingeleitet werden sollte. Im Frühjahr 2001 ließ die Fed die Zügel dann wieder locker, um die schwächelnde US-Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Bis zum Winter 2001/02 hielten sich wegen dieser Politik, zu der auch eine expansive staatliche Haushaltspolitik zu zählen ist, die "Rezessionsschäden" in Grenzen. Mit massiver Geld- und Fiskalpolitik (Steuersenkung) wurde erfolgreich Rezessionsvermeidung und -bekämpfung betrieben - wobei das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der US-Amerikaner nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine wesentliche Rolle spielte.

      8. Lektionen des Clinton-Aufschwungs?

      (. . .) Ohne Frage hat die Fed unter Greenspan - die genannten Erblasten wie Außenhandelsdefizit, Verschuldung und Spardefizit außen vor - erfolgreich operiert. Aber die Verführung ist groß, die gesamten 90er Jahre zu einem goldenen Zeitalter zu erklären und damit die Wirklichkeit zu überzeichnen. Tatsächlich dauerte die fabulous decade - Vollbeschäftigung bei Preisstabilität - nur von 1996 bis 2000, und dabei war noch viel Glück im Spiel. Lange genug für die Entstehung eines neuen Paradigmas?

      Der wichtigste wirtschaftspolitische Akt bestand in der Tat darin, einen konsequenten Kurs der Haushaltskonsolidierung zu verfolgen (und dank dem Ende der Ost-West-Konfrontation - Stichwort "Friedensdividende" - auch fahren zu können). Dass er durchgehalten werden konnte, war politisch zunächst dem Wählerwillen, aber eben auch dem ökonomischen Erfolg zu verdanken. Dieser war aber keineswegs nur auf den Ausgleich des staatlichen Budgets zurückzuführen. Mindestens ebenso wichtig war in den ersten Jahren, dass die Etatpolitik von der Zentral-bank wie den Finanzmärkten honoriert wurde.

      9. Pragmatismus statt Konzeption . . .

      Eine dezidierte Politik oder gar eine neue, umfassende Konzeption - verglichen etwa mit den new economics der 60er oder den Reaganomics der 80er Jahre - stand indessen nicht dahinter. Das hätte auch kaum zu Clintons Pragmatismus gepasst. Aber auch eine mittlere Position zwischen den Thesen "Die Regierung ist die Lösung" und "Die Regierung ist das Problem", die Clinton gerne für sich rekla-mierte, kann er im Grunde nicht beanspruchen. Als makropolitisches, aber vielfach auch als mikropolitisches Charakteristikum der Clinton-Administrationen lässt sich vielmehr nur auf die stets strikte Orientierung an den Erwartungen der Finanzmärkte verweisen, wie sich der links-demokratische Arbeitsminister Robert Reich in-nerhalb und außerhalb des Kabinetts oft beklagte. Auch bei der Notenbank lassen sich keine konzeptionellen Innovationen ausmachen. Dass die Zentralbanker mit der Geldpolitik die Wirtschaftspolitik des Präsidenten unterstützt und damit die Stärkung von Wachstum- und Beschäftigung zum Ziel hat, ist institutionell verankert. Das gilt natürlich auch für ihre Ver-pflichtung auf das Ziel der Preisstabilität. Die Rückkehr zur Konjunktursteuerung per Zinspolitik erfolgte allerdings schon in den 80er Jahren. Auch sollte nicht übersehen werden, dass - von Greenspan abgesehen - die Erfolge der Fed zu einem nicht geringen Teil Erfolge, wie erwähnt, à contre-cœur gewesen sein dürften.

      10. . . . und eine Mischung aus Können und Glück

      Die Antwort auf die Frage nach der Wiederholbarkeit muss zwiespältig ausfallen: Einerseits war vieles, wie die Dauerhaftigkeit des Produktivitätssprungs, in der Tat singulär. (. . .) Andererseits (. . .) waren lange Aufschwünge in den Vereinigten Staaten keineswegs selten, an Wachstum und Beschäftigung orientieren sich Löhne und Wirtschaftspolitik gleichermaßen, und manchmal gesellt sich eben zur Virtù die Fortuna.

      11. Warum Deutschland und Europa dem amerikanischen Beispiel nicht folgten

      Die deutsche Wirtschaftspolitik könnte sich auf den ersten Blick in ihrer Politik "der ruhigen Hand" durch den Clinton-Aufschwung bestätigt sehen. Die Bundesregierung konsolidierte seit 1998 im Rahmen ihrer Möglichkeiten ehrgeizig und erstaunlich rasch. Denn es wird ja häufig übersehen, dass die deutsche Einheit auch ökonomisch noch lange nicht vollendet ist. Über die staatlichen Budgets müssen nach wie vor fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes von West- nach Ostdeutschland transferiert werden. Asien-Krise, Tierseuchen und der 11. September dämpften das Wachstum und den Anstieg der Steuereinnahmen oder warfen zumindest Schatten darauf.

      Zudem war die Konsolidierung nur quantitativ, das heißt, die Ausgaben des Staates wurden ihrer Struktur nach nicht eben wachstumsfreundlicher: Mangels Investitionen der öffentlichen Hand hat sich inzwischen in vielen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur in Westdeutschland ein erheblicher Investitionsbedarf aufge-staut; außerdem fiel die finanzpolitische Prioritätensetzung im Bildungs- und Wissenschaftsbereich weiterhin mager aus.

      Stärkung von Wachstum und Beschäftigung standen auch sonst nicht im Mittelpunkt der Wirtschafts- und Finanzpolitik. (. . .) Was die Geldpolitik angeht, so muss festgehalten werden, dass sie in Europa die durchaus schmerzhaften Bemühungen der nationalen Regierungen zur Haushaltskonsolidierung kaum honorierte. Ein entscheidender Unterschied zu der US-Notenbank.

      Damit wurde die wachstumsdämpfende Wirkung der Budgetbegren-zungen nicht kompensiert. Der sehr auf das Ziel der Preisstabilität fixierte Zentralbankrat fürchtete um seine Glaubwürdigkeit und blieb auf einem strengen Kurs. Außerdem verfolgte er implizite Wechselkursziele - Wachstum und Beschäftigung sollten so mittelbar und mittelfristig gestärkt werden.

      Schließlich hielt sich auch die Wachstums- und Beschäftigungsorientierung der Lohnabschlüsse - verglichen zu den Vereinigten Staaten während der Clinton-Jahre - in sehr viel engeren Grenzen, sowohl was das Niveau, vor allem aber was deren Dauerhaftigkeit der Arbeitsmarktorientierung angeht.

      Spätestens seit Mitte 2001 ist bei der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik die Zuversicht der Ängstlichkeit gewichen. Mit banger Sorge wird - wieder einmal - auf die Konjunkturlokomotive USA geblickt. Die Notwendigkeit und erst recht die Folgen eines Abbaus der geschilderten Ungleichgewichte im US-Außenhandel für Deutschland und Europa wurden dabei bislang verdrängt. (. . .)

      Ein zweiter Blick auf die Roaring Nineties der Vereinigten Staaten zeigt freilich, dass diese mehrere tiefere Ursachen hatten als nur die Wirtschaftspolitik der Clinton-Administration - dazu hatte der genauso beigetragen wie der technische Fortschritt. Vor allem aber muss festgestellt werden, dass die verschiedenen Faktoren "glücklich" und erfolgreich zusammenwirkten.

      Insofern sollten wir den langen Aufschwung hauptsächlich als Beleg der These sehen, dass letzten Endes jedes Land das Wachstum bekommt, das es will. Oder anders ausgedrückt: Die Wege sind bekannt (und es gibt sicher mehr als einen!), es kommt darauf an, sie zu gehen. In dieser Hinsicht sind zumindest die deutschen Ambitionen, wie sie sich bislang auch in den Wahlergebnissen manifestierten, eben andere, bescheidenere, als die der Vereinigten Staaten. Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich daran bei uns in absehbarer Zeit viel ändert. Über die Konsequenzen namentlich auch für Beschäfti-gung und Arbeitslosigkeit darf sich die Politik deshalb nicht wundern. Vor allem darf sie diese nicht verschweigen, will sie nicht weiter an Glaubwürdigkeit einbüßen und wirksame Lösungen verbauen.

      Abbau der Arbeitslosigkeit, Wachstum, mehr Einkommen, gesunde Staatsfinanzen, leistungsfähige soziale Sicherungssysteme - alles Gute passt zusammen! Leider nur selten auf kurze Sicht.
      Avatar
      schrieb am 14.07.02 21:56:07
      Beitrag Nr. 92 ()
      Wieder mal ein Beitrag zur Frage: "Wohin nu mit der Kohle?"

      Was der Euro nicht hat, hat der Rand oder Zloty
      Von Jochen Hägele

      Mit Devisenkonten spekulieren Anleger auf fremde Währungen. Die hohen Zinsen sind dabei ein willkommenes Zubrot.

      Ein Prozent Zinsen auf das Sparbuch? Darüber könnten Sparer in Polen oder Südafrika nur lachen: In Staaten mit hoher Inflation müssen Banken rund zehn Prozent Nominalzinsen für Tagesgeld bieten. Mit einem Währungskonto können allerdings auch Sparer aus Euroland Zinsfrüchte in anderen Währungsräumen ernten. Neben sicheren Zinseinnahmen bieten die Konten auch die Chance auf Kursgewinne: Denn mit jeder Anlage spekuliert der Sparer auf die Entwicklung des Wechselkurses "seiner" Währung.

      Solange die Talfahrt des Euro anhielt, war dies eine gewinnbringende Sache. In nahezu jeder Währung fielen zusätzlich zum Zinsertrag oftmals hohe Wechselkursgewinne an. Wer beispielsweise Anfang 2000 ein Konto in polnischen Zloty eröffnete, hatte bis Ende Mai 2002 aus Zinsen und Währungsgewinn eine Rendite von rund 30 Prozent erzielt.

      Euro gewinnt gegenüber Exoten
      Die höchste Nachfrage unter den Währungskonten erfährt traditionell der US-Dollar. Mit dessen Schwäche ebbte jedoch auch der Zufluss in Dollarkonten bei vielen Banken schlagartig ab. Parallel zum Greenback verloren auch viele "exotische" Währungen in kurzer Zeit erheblich an Wert gegenüber dem Euro. "Setzen Sie sich mentale Stoppkurse", rät Gerhard Müller von der DiBa International Inhabern von Fremdwährungskonten. Denn die Anlage in Fremdwährungen ist keine Sache für konservative Sparer, die den Kursteil ihrer Zeitung als lästige Beilage zwischen Finanzteil und Sport betrachten: Selbst ein Zinsvorsprung von acht oder neun Prozent ist rasch verbraucht, wenn die Wechselkursrelationen erst einmal ins Rutschen geraten.

      Versierte Währungsjongleure können jedoch gewinnbringend zwischen den Anlageregionen umschichten. Für jede Währung muss dabei ein getrenntes Konto geführt werden. Kontoführungsgebühren werden nicht erhoben, Kosten entstehen durch die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, die je nach Bank und Währung in der Regel zwischen 0,1 und 2,5 Prozent beträgt. Zu beachten ist die Besteuerung realisierter Währungsgewinne. Bei Auflösung der Position vor Ablauf eines Jahres werden sie mit Einnahmen oder Verlusten aus Spekulationsgeschäften aufgerechnet.

      Dollarraum oder Osteuropa
      Bei der strategischen Wahl seiner Anlagewährung sollte sich der Sparer zunächst entscheiden zwischen dem Dollarraum, dem vor allem der mexikanische Peso, aber auch zum Teil der neuseeländische und der australische Dollar tendenziell folgen, sowie den sich eher am Euro orientierenden Währungen der Konvergenzsstaaten Ungarn und Polen.

      Der polnische Zloty war bislang eine der volatilsten Währungen im Sortiment: Nachdem der Zloty vor exakt einem Jahr mit der Budgetkrise der Warschauer Regierung gegenüber dem Euro fast 15 Prozent an Wert verloren hatte, rappelte er sich mit der Aufbruchsstimmung unter dem neuen Premier Leszek Miller wieder auf. Seit April geht es jedoch infolge von Zinssenkungen und Wirtschaftsflaute wieder abwärts. Weit stabiler erweist sich bisher der ungarische Forint, der erst seit kurzem von American Express als Währungskonto angeboten wird.

      Seinen eigenen Gesetzen folgt der Rand. Die südafrikanische Währung hatte im vergangenen Jahr über 50 Prozent zum Euro abgewertet, sich dann aber wieder gefangen. In jüngster Zeit leidet der Rand wieder einmal unter seinem Hauptproblem, den politischen Wirren im benachbarten Moçambique.

      Ein absoluter Exot mit hohen Zinsen ist die Island-Krone. Ein Kronen-Konto bei der DiBa International bietet derzeit sieben Prozent. Die Island-Krone verlor nach ihrer vollständigen Freigabe im März vergangenen Jahres rund 12 Prozent, legt seit Jahresanfang 2002 jedoch wieder deutlich zu. In der Regel gilt: Je höher die Zinsen, umso höher das Wechselkursrisiko. Nützliche Informationen sowie aktuelle Zinskonditionen und Wechselkurse bieten hier die Webseiten der Geldhäuser.

      USD/JPY

      allerspätestens bei 115 wird ungeniert kräftig interveniert :)



      Warum es dem € wie einem Bergsteiger ergeht. Naufzus wird die Luft immer dünner!

      Wie bei Enron
      Mit Bilanzfälscher-Tricks frisieren viele Finanzminister ihre Staatsdefizite - gefährlich für den Euro.


      BRÜSSEL. Der Trick kam Yves Franchet bekannt vor. Wie der amerikanische Energiehändler Enron habe Italiens Finanzminister Giulio Tremonti seine staatlichen Bilanzen schön gerechnet, monierte der Generaldirektor der europäischen Statistikbehörde Eurostat vergangene Woche. Weil Tremonti zukünftige Erträge bereits als sichere Einnahmen verbuchte, zog Franchet die rote Karte. „Was Enron gemacht hat“, befand der Euro-Statistiker, „wollen wir in den öffentlichen Finanzen nicht haben.“

      Völlig abwegig sei dieser Vergleich, entgegnete Jonathan Faull, der Chefsprecher von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. Der Brite hatte die Brisanz des Enron-Vergleichs schnell erkannt. Gerade erst hatte die neue portugiesische Regierung für 2001 eine nachträgliche Korrektur des Haushaltsdefizits von 2,2 auf knapp vier Prozent signalisiert – mit der Aussicht, dass sich die Staatsverschuldung 2002 noch erhöhen dürfte. Doch nun geraten auch die dubiosen Praktiken anderer Ländern zunehmend ins Blickfeld der Öffentlichkeit.

      Denn Europas Finanzminister greifen ungeniert zu allen Tricks, um das Ziel des Euro-Stabilitätspaktes, Brüssel bis 2004 nahezu ausgeglichene Haushalte vorzulegen, zumindest dem Anschein nach einzuhalten. So nimmt Frankreich für seine Haushaltsprojektion ganz euphorisch ein Wirtschaftswachstums von drei Prozent an, Deutschland unterstellt optimistisch 2,5 Prozent – mehr jedenfalls, als die beiden Länder im Durchschnitt der vergangenen Jahre erreichten. Nicht selten frisieren Euro-Länder zudem die Einnahmen ihrer öffentlichen Bilanzen, was die Kommission bisher nicht gestört hat. Mitten im Spiel habe die EU die Regeln geändert, schimpfte der Italiener Tremonti, ohnehin ein Gegner des Stabilitätspaktes, in einem Brief an Währungskommissar Pedro Solbes.

      Nachträglich musste Solbes eine ganze Serie von Buchungskniffen auch anderer Länder einräumen, die bisher offenbar als legal galten. Denn nicht nur in Italien, auch in Griechenland und Österreich entdeckten die Kontrolleure von Eurostat Bilanztricks, die ab August 2002 ausdrücklich verboten sein sollen. Betroffen sind auch Finnland und Irland, die allerdings nur in abgeschwächter Form getrickst haben sollen. Für andere Ländern, darunter auch Deutschland, dauern die Untersuchungen noch an.

      So fiel einer sechsköpfigen Delegation von Eurostat, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank während einer Routineinspektion vor knapp zwei Wochen die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb (GEBB) auf. Das bundeseigene, aber privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen soll durch Grundstücksgeschäfte Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping helfen, Löcher im Etat zu stopfen. Nun wollen die EU-Beamten wissen, ob Scharpings Geldbeschaffungsagentur eine eigenständige, am Markt tätige Gesellschaft ist oder ob sich hinter dem Konstrukt ein Schattenhaushalt versteckt. Dann nämlich müssten sämtliche Kredite der GEBB dem Bundeshaushalt zugerechnet werden – mit entsprechender Wirkung auf das deutsche Staatsdefizit. Das schrammte 2001 mit 2,7 Prozent des BIP ohnehin schon nahe an der Maastricht-Grenze von drei Prozent, weshalb die EU-Statistiker für dieses Jahr noch Schlimmeres fürchten.

      Ein verdecktes Defizit von gleich 3,75 Milliarden Euro beförderten die Ermittler von Eurostat in Griechenland zu Tage. Die raffinierten Athener haben künftige Einnahmen aus Wertpapieren, aus dem Glücksspielgeschäft und sogar 355 Millionen Euro an erwarteten Zahlungen der Brüsseler Flugsicherungsbehörde Eurocontrol an Unternehmen verkauft, die eigens zu diesem Zweck gegründet wurden, und um diese erwarteten Einnahmen ihre aktuelle Verschuldung verringert. Weil Brüssel solche Geschäfte ab jetzt als versteckte Kreditaufnahme wertet, steigt das italienische Defizit von 2001 um 6,8 Milliarden Euro – mithin um immerhin 0,56 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

      Österreichs Schuldenstand wächst wegen beanstandeter Hypothekengeschäfte des Landes Niederösterreich um knapp 2,6 Milliarden Euro – das entspricht 1,2 Prozentpunkte des BIP. Noch haben die Finanzmärkte nicht auf die Datenkosmetik der Europäer reagiert, sie stehen nach wie vor im Bann der Bilanzskandale in den USA. „Aber mit ihrem fahrlässigen Umgang mit dem Stabilitätspakt“, warnt ein Frankfurter Notenbanker, „setzen die EU-Finanzminister das Vertrauen aufs Spiel, das sich der Euro an den Finanzmärkten gerade mühsam erworben hat.“

      SVEN AFHÜPPE/KONRAD HANDSCHUCH/BRÜSSEL


      @DD5.1
      ja, schon ;)
      Avatar
      schrieb am 14.07.02 22:15:58
      Beitrag Nr. 93 ()
      intervenieren? :laugh:



      Japan/Shiokawa: Wohl Int. Intervention bei USD-Kurs von 100 JPY
      Tokio (vwd) - Die führenden Industriestaaten werden nach Einschätzung des japanischen Finanzministers gemeinsam an den Devisenmärkten intervenieren, falls der US-Dollar unter die Marke von 100 JPY zu rutschen droht. "Der Dollar ist zu schwach", sagte Masajuro Shiokawa am Sonntag dem japanischen Sender "TV Asahi". Sollte der US-Dollar unter 100 JPY notieren, werde dies die gesamte Weltwirtschaft negativ beeinflussen. "Daher denke ich, dass wir alle Anstrengungen unternehmen und kooperieren würden", falls die Gefahr einer Abwertung unter 100 JPY aufkomme, fügte der Minister hinzu.



      Zugleich erklärte Shiokawa, der US-Dollar solle seiner Meinung nach zwischen 125 und 130 JPY gehandelt werden. Einen möglichen Kollaps des Dollar schloss er hingegen kategorisch aus.


      vwd/DJ/14.7.2002/cv



      :rolleyes:

      da kommt was grosses auf uns zu :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.07.02 22:57:15
      Beitrag Nr. 94 ()
      Der Chart war eigentlich mehr als optisches Begleitmaterial zum Thema "Währungsspekulationen" gedacht. Ich bin ja kein Finanzminister, aber 100 USD/JPY?

      EUR/USD

      der zum Vergleich

      Stärke der eigenen Währung schwächt Japan
      Aufwertung des Yen trifft die Exportindustrie und schürt Ängste vor einem Bankenkollaps

      Von Lukas Schwarzacher

      Kaum zeigt Japans dahinsiechende Wirtschaft erste Zeichen einer Konjunktur-Belebung, bedroht der steigende Yen die erfolgreichen Exporteure. Von allen asiatischen Volkswirtschaften sieht sich der Inselstaat durch den Wertverlust des Dollar am meisten bedroht.

      Seit Ende Mai hat die Notenbank Bank of Japan (BoJ) sieben Mal auf dem internationalen Finanzmarkt interveniert und Yen verkauft, um den Anstieg der Landeswährung zu bremsen. Dennoch kletterte diese seit Ende Februar, als der Dollar 134 Yen wert war, um mehr als ein Zehntel und schwankt heute zwischen 117 und 120 Yen zum Greenback.

      Bis zum vergangenen Freitag handelte die BoJ im Alleingang, obwohl jeder weiß, dass nur ein international abgestimmtes Vorgehen am Devisenmarkt etwas bewegen kann. Erst jetzt ließen sich die Zentralbanken in Europa und Asien überzeugen, mitzuwirken. Dies könnte nach Angaben des Tokioter Finanzministeriums als Schritt in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit gesehen werden. Allerdings wollte sich der stellvertretende japanische Finanzminister Toshiro Muto nicht festlegen, ob weitere gemeinsame Schritte geplant seien, um die Wechselkurse in die gewünschte Richtung zu trimmen.

      Da der Wertverfall des Dollar neben der eigenen auch andere wichtige Währungen wie den Euro trifft, suchen die Japaner die Gründe vor allem in den Vereinigten Staaten. Pleiten von Großkonzernen, aufgedeckte Buchhaltungsskandale und fallende Aktienkurse stärken die Zweifel von Investoren an der tatsächlichen Gesundheit und dem Potenzial der amerikanischen Wirtschaft. Dazu kommt das enorme Leistungsbilanzdefizit der USA, das bei vier Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) liegt und zum Jahresende die empfindliche Marke von fünf Prozent erreichen dürfte. Aus den USA abgezogenes Kapital sucht in Europa sowie in Japan und auch in anderen asiatischen Ländern neue Investitionsmöglichkeiten. Dazu werden Euro und Yen benötigt.

      Die gesteigerte Nachfrage nach diesen Währungen hebt ihren Wert unweigerlich an, trotz der Notenbank-Interventionen. Deshalb hat sich das Austauschverhältnis zwischen Euro und Yen kaum verändert. Seit Anfang des Jahres schwankt es leicht - mit einem Auf und Ab zwischen zwei und drei Prozent.

      Doch der Dollar kränkelt. "Für Japan kommt diese Entwicklung zu einem äußerst ungünstigen Augenblick", erklärt ein Beamter im Tokioter Finanzministerium. "Unsere Wirtschaft beginnt erst, sich von der längsten Baisse seit dem Zweiten Weltkrieg zu erholen. Und bisher sind es Exportunternehmen, die uns über Wasser gehalten haben." Ein stärkerer Yen macht Exporte teurer, vor allem im wichtigsten Auslandsmarkt USA. "Mit einem Yen-Kurs von 115 zum Dollar würden unsere Exporte stark leiden."

      Auch wenn der jüngste Tankan-Report der BoJ, der monatlich den Puls japanischer Unternehmen misst, "gesteigerten Optimismus" entdeckt, so zeigen andere, in der Vorwoche veröffentlichte Zahlen, dass der Aufschwung auf tönernen Füßen steht. Die Arbeitslosenrate stieg im Mai auf 5,4 Prozent, von 5,2 Prozent im April. Kombiniert mit täglich neuen Konkursen und anhaltend starker Zurückhaltung beim Inlandskonsum, lasten diese Tendenzen auf der Wirtschaft. Auch das Stimmungsbarometer des Tankan-Berichts stieg zwar deutlich, jedoch ausgehend von minus 38 im März auf minus 18 im Juni. Das heißt, dass bei den führenden Industrieunternehmen die Pessimisten weiter in der Mehrzahl sind.

      Die überfälligen Reformen lassen auf sich warten, trotz großartiger Versprechen der Politiker. Außer der Exportindustrie, und da allen Großen der Elektronik- und Autobranchen, kann Japan heute kaum Unternehmen mit glanzvollen Bilanzen vorweisen. Ganze Branchen, wie Versicherungen und die Bauindustrie, können nur mit Subventionen und dank des alten Systems der engen Kooperation zwischen Politik, Beamten und Wirtschaftsmagnaten überleben.

      Einstweilen lässt sich mit den jüngsten Kursentwicklungen umgehen. Ernsthafte Schwierigkeiten drohen, wenn der Kursrutsch des Dollar beschleunigt weiter gehen sollte. Dann könnten schnell 110 bis 100 Yen für einen Dollar erreicht werden, was jede Hoffnung auf einen anhaltenden, wenngleich schwachen Konjunkturaufschwung zunichte machen würde.

      Solch eine Entwicklung könnte zum gefürchteten Zusammenbruch des angeschlagenen Bankenwesens und zu einem Finanzkollaps führen. Für so einen Fall hält Japan die größten Devisenreserven der Welt bereit. Der Schatz summiert sich auf 407 Milliarden Dollar - die allerdings in Yen gerechnet rasch an Wert verlieren.


      Sind Währungsspekulanten gnadenlose Kopfgeldjäger?? :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 16:11:11
      Beitrag Nr. 95 ()




      DIE GROSSE BÄRENWOCHE BEGINNT!! :D:D:D PUTS BEREIT HALTEN!



      Avatar
      schrieb am 15.07.02 18:48:10
      Beitrag Nr. 96 ()
      Hi Mario, schon fast August!? ;)


      Diesen Depressionskünstlern glaub ich nicht einmal die Gelbheit ihrer höflich grinsenden Gesichter.

      Japanische Exporte im Mai kräftig gestiegen

      Reuters TOKIO. Die japanischen Ausfuhren legten im Jahresvergleich um 8,7 % zu, wie das Finanzministerium am Montag in Tokio mittelte. Der Überschuss der Handelsbilanz stieg damit um 183 % auf 728,8 Mrd. Yen (rund 6,3 Mrd. Euro). Der Leistungsbilanzüberschuss weitete sich um 108 % auf 1,044 Bill. Yen. Ein Ministeriumsvertreter sagte für die kommenden Monate einen weiteren Exportanstieg voraus.
      Nach der Rezession 2001 hatten vor allem Exporteure wie Toshiba oder Toyota in den ersten drei Monaten dieses Jahres das Wirtschaftswachstum in Japan vorangetrieben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 5,7 % gestiegen.


      Ich bin mir sicher, daß diese von all den Medienschreiern betitelte "Dollarschwäche" Amerika sehr gelegengemacht kommt. Zinserhöhung ist tabu, Zinssenkung wieder möglich.


      DOW/GE


      Den Abschlag hat General Electric mehr als verdient
      Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. GE hatte dem Markt die Quartalszahlen schon am 27. Juni gesteckt. Bis Freitag stand der Kurs dennoch ständig unter Druck - aus Angst vor einer Gewinnwarnung.


      Das Tagesplus von 4,6 Prozent zeugt von Erleichterung. Der berichtete Gewinnanstieg von 14 Prozent ist nicht viel wert. Ex Goodwill wäre nur die Hälfte rausgesprungen. Dazu kommen einmalige Steuerersparnisse von 358 Mio. $ und weitere Stornogebühren von netto 70 Mio. $ im Turbinengeschäft. Gut: Dem stehen aus 2001 rührende Verluste des Rückversicherers ERC von 350 Mio. $ sowie Abschreibungen von 110 Mio. $ auf Worldcom gegenüber. Aber warum sollte man die als außerordentlich ansehen, wenn Finanzdienstleistungen zum Geschäft zählen? Lässt man sie stehen, ist der Gewinn bereinigt um 4,2 Prozent gesunken, obwohl im ersten Halbjahr 7,5 Mrd. $ in Übernahmen gesteckt wurden.
      Für das dritte Quartal schlägt GE nun positive Töne an, besonders für das zyklische Geschäft. Aber mal sehen, wie lange das bei schwindendem Konsumentenvertrauen läuft. Was die Turbinen angeht, die für 45 Prozent der Industriegewinne stehen, ist GE vorsichtiger geworden. Kein Wort zur aktuellen Auftragslage. Im April jedenfalls sind die Orders um rund 20 Prozent gefallen.
      Mit einem laufenden KGV von 17 mag GE nun billiger sein als der Markt. Aber als extrem undurchsichtiges Konglomerat, das die eigenen Prognosen seit Jahren verdächtig punktgenau trifft, verdient die Firma auch einen saftigen Abschlag - nicht nur in Zeiten eines zerbrechlichen Anlegervertrauens.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 20:06:41
      Beitrag Nr. 97 ()
      Gewinnnix

      Diese WOche dürfen die Bären richtig schön Kohle machen. Indizes sind durch nette, aber leider widerstandslose Supports durch. Dow schon diese Woche auf 8000? :confused: :D

      Egal, diese Woche mache ich noch, dann fahr ich endlich in den Urlaub und geh komplett Ca$h! 2 Wochen Kanada mit Freundin, hab ich mir verdient! :D

      August entscheidet sich m.E. nach, was im Juli passiert! So wie es diese Woche aussieht, kann der Dow auf 8000 plumpsen. Das habe ich mir aber für den August gewünscht. Anyway, ich nehme Geschenke auch eher entgegen! :D
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 20:15:24
      Beitrag Nr. 98 ()
      Übrigens:

      Meine Theorie ist ja, dass ein erneuter Terroranschlag in den USA den Dow auf meine 6300 Punkte fallen lassen wird!
      Siehe auch Thread: °°° Dieser Herbst kann ein böses Ende für viele nehmen °°° OB8!

      Heute habe ich im Fernsehen gesehen (RTL News), dass Osama Bin Laden lebt und auch wieder vor die Kamera treten wird! ABER.... erst nach einem erneutem Terroranschlag!

      Warts mer ab...
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 21:40:29
      Beitrag Nr. 99 ()
      Warum nicht. Beleuchtet man den Anschlag mit z.B. einer Geheimagentenlampe...

      Was wusste das FBI?
      Terrorverdächtiger Moussaoui bezichtigt FBI der Mitwisserschaft an den Anschlägen vom 11. September


      ALEXANDRIA/USA ap Der bisher einzige als Hintermann der Anschläge vom 11. September in den USA angeklagte Verdächtige hat am Dienstag erklärt, das FBI habe ihn und die 19 Attentäter schon einige Zeit vorher beobachtet. Er wolle dem Kongress von dem Wissen des FBI und seiner Verantwortung für die Anschläge direkt berichten. Die US-Regierung hat Moussaouis bereits mehrfach wiederholte Angaben zurückgewiesen, sie habe vor den Anschlägen Hinweise auf Aktivitäten von Terroristen gehabt.
      Moussaoui wurde im August verhaftet, nachdem seine Flug-Ausbilder den Behörden ein verdächtiges Verhalten gemeldet hatten. Er erklärte, die Behörden hätten sich dafür entschieden, ihn statt Hani Hanjour zu verhaften, der vermutlich einer der Flugzeugentführer war. "Sie haben mich und nicht Hanjour verhaftet, der einige Wochen vor mir auf der Pan-Am-Flugschule war, weil sie wussten, dass ich nicht zu den 19 Entführern gehöre und diese deshalb (von meiner Festnahme) nicht alarmiert sein würden", so Moussaoui. Die US-Regierung habe "zynisch den 11. September zugelassen, um Afghanistan zerstören zu können".

      taz vom 4.7.2002

      ....ist schnell Schluß mit lustig.



      *Schüttel*
      Der trügerische Schein der Pastelltöne
      Gestern noch Superstars, heute Gauner in Nadelstreifen: Die US-Nation wendet sich gegen ihre Spitzenmanager

      Von Dietmar Ostermann (Washington)

      Hinten im Heimwerkerbedarf der Billigwarenkette K-Mart schickt sie noch immer ihr einnehmendes Lächeln vom Farbregal, als wäre nichts passiert. Es ist die scheinbar heile Welt der Pastelltöne, die hier der Kundschaft entgegenstrahlt: 256 Farbkreationen, typisch Martha. Nichts Schräges, nichts Grelles. Alles sauber und nett und so weich fürs Auge wie die Martha-Kissen mit den Rüschen hinten in der Bettenabteilung. So praktisch und einfach wie der Martha-Pappkarton mit Blümchenmuster für 6,99 Dollar. So perfekt wie das Martha-Regal zum knitterfreien Trocknen der Pullover drüben am Wäschestand. Da freilich hat jemand mit dicken schwarzen Strichen eine Gefängniszelle über das Bild der Dauerlächlerin gemalt.

      Bis vor zwei Wochen war Martha Stewart die unbestrittene Königin des biederen Massengeschmacks in den Vereinigten Staaten. Sie war die beste Freundin und zuverlässige Ratgeberin von Millionen Hausfrauen in den USA, das Designer-Äquivalent von McDonald`s. Jetzt aber kündigen die Fans der geschäftstüchtigen "Queen of Perfection" massenhaft die Treue: Auch Martha Stewart, deren Ratgeber-Imperium jährlich rund 300 Millionen Dollar umsetzt, soll gemauschelt und falsch gespielt haben. Im Dezember soll sie nach dem Tipp eines befreundeten Brookers Aktien des Biotech-Unternehmens ImClone verkauft haben, einen Tag, bevor die Ablehnung eines neuen Medikaments der Firma bekannt wurde und der Börsenkurs auf Sinkflug ging.

      Seither, sagt die Verkäuferin im K-Mart, "lassen die Leute ihre Wut schon mal an unseren Martha-Regalen aus. Da müssen wir höllisch aufpassen, dass nichts kaputt geht." So weit also ist es gekommen in den USA: Während fast täglich neue Skandale aus den Chefetagen der Wirtschaft bekannt werden, randaliert die Nation im Supermarkt.

      Das mag übertrieben sein, aber gut ist die Stimmung jedenfalls nicht. Die liberale New York Times hat ein "neues politisches Klima" ausgemacht im Land: Nach der Boomparty der 90er jetzt der Kater. Während betrügerische Bosse längst ihr Scherflein im Trockenen haben, derweil ihre Firmen in den Ruin treiben, "muss unsereiner zusehen, wie sich die Rentenersparnisse in Luft auflösen", intoniert das Magazin Time die Klage der Kleinanleger. Das aber sind 80 Millionen Menschen in den USA; etwa jeder zweite Wähler. Noch mehr Bürger besitzen indirekt über ihre Rentenfonds Aktien. Sie alle haben mit der Baisse an den Börsen Geld verloren, weil die Kurse nun auch vom allgemeinen Vertrauensverlust gedrückt werden.

      Und sie sehen mit wachsender Sorge, wie die Liste jener Unternehmen, die von scheinbar nimmersatten Spitzenmanagern als Selbstbedienungsladen geführt wurden, länger wird. Was im Dezember mit der Enron-Pleite begonnen hatte, dem größten Bankrott der US-Firmengeschichte, hat sich inzwischen als Epidemie ausgebreitet: Tyco, Global Crossing, Adelphia, Xerox, WorldCom - Ende offen. Das Vertrauen ist schwer angeschlagen, weil niemand weiß, wer noch alles infiziert sein könnte. Noch vor kurzem undenkbar, machen sich plötzlich auch Mainstream-Medien Gedanken, ob der Fehler nicht vielleicht im System steckt, ob der US-amerikanische Kapitalismus, "das bestgeführte Kasino der Welt", von Gaunern in Nadelstreifen nicht gerade kräftig gegen die Wand gefahren wird. Selbst die konservativen Gralshüter beim Wall Street Journal halten es für angebracht, nach Jahrzehnten der Deregulierung die staatliche Aufsicht zu verstärken.

      Als erste Folge der Skandalserie ist die Wertschätzung für Wirtschaftskapitäne, während der vergangenen Börsen-Bonanza noch angehimmelte Superstars, auf einem wohl historischen Tiefpunkt angelangt. Als der frühere Worldcom-Chef Bernard Ebbers am Montag bei einer Anhörung im Kongress erscheinen musste, ließ keiner der Abgeordneten die Gelegenheit aus, dem Mann, unter dessen Führung 3,8 Milliarden Dollar in den Bilanzen falsch ausgewiesen wurden, seine tiefe Verachtung spüren zu lassen. Der Ausschussvorsitzende Michael Oxley, ein Republikaner, nannte Ebbers "ein weiteres Beispiel für den moralischen Verfall in Amerika". Während Präsident George W. Bush weiter von "ein paar faulen Äpfeln" spricht, wissen die Unternehmerverbände längst, dass ihre Mitglieder unter Generalverdacht stehen. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen versprechen sie, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

      Doch auch politisch ist unübersehbar Flurschaden für die Regierung entstanden. Zum ersten Mal seit dem 11. September glaubt eine Mehrheit der US-Bürger, das Land bewege sich nicht mehr "in die richtige Richtung". Erstmals ist der seit den Terroranschlägen von einer Welle des Patriotismus getragene Präsident wegen der Skandale innenpolitisch ernsthaft in die Defensive geraten. Weil die Republikaner allgemein und die Bush-Regierung speziell als ausgesprochen unternehmerfreundlich gelten, frohlocken bereits die oppositionellen Demokraten. Wenige Monate vor den Kongresswahlen sind sie in der jüngsten Umfrage des Gallup-Instituts um acht Prozentpunkte davongezogen; noch im Frühjahr lag die Bush-Partei sicher vorn und war zuversichtlich, im Windschatten des populären Kriegspräsidenten im Herbst die Mehrheit im Senat zurückzuerobern. Nun droht den Republikanern womöglich sogar der Verlust der zweiten Kammer, wenn der politische Fall-out der Bilanzskandale nicht rasch neutralisiert wird.

      Mit einer Rede an der New Yorker Wall Street hat Bush am Dienstag den Befreiungsschlag versucht: schärfere Strafen für Finanzbetrug, persönliche Haftung der Spitzenmanager sowie eine Stärkung der Börsenaufsicht versprach der Präsident und rief die versammelte Wirtschaftselite auf, sich einer "neuen Ethik der Verantwortung" zu verschreiben.

      Genau in diesem Punkt aber liegt für Bush das größte Risiko; denn Opposition und Medien interessieren sich wieder für alte Geschichten aus seiner Zeit als Ölunternehmer in Texas. Der damalige Präsidentensohn gehörte Anfang der 90er Jahre dem Aufsichtsrat des Energieunternehmens Harken an. Die Firma hatte damals mit ähnlichen Praktiken Verluste verschleiert, wie das später Enron in großem Stil aufzog. Dabei wurde das Tochterunternehmen Aloha Petroleum an ein Konsortium von Firmenmanagern verkauft. Der Kaufpreis wurde als Gewinn gebucht, obwohl Harken den Deal mit Krediten selbst finanziert hatte. 1991 zwang die Börsenaufsicht das Unternehmen, die Bilanzen zu korrigieren und neun Millionen Dollar als Verlust auszuweisen. Dabei, beteuert Bush heute, habe es sich nicht um Betrug, sondern um "ehrliche Meinungsunterschiede zur Buchführung" gehandelt.

      Offen in Widersprüche verstrickt hat sich der Präsident bei seinen Erklärungen für einen Verstoß gegen die Meldepflicht für Aktienverkäufe im gleichen Jahr. Kurz vor einer Verlustwarnung hatte der seinerzeitige Aufsichtsrat Bush im Sommer 1991 Harken-Aktien für über 800 000 Dollar abgestoßen, dies aber entgegen den Richtlinien der Börsenaufsicht erst acht Monate später gemeldet. Als Gouverneur von Texas hatte Bush stets erklärt, die Behörde habe seine Meldung verschlampt. Nun lieferte das Weiße Haus eine andere Erklärung: Bushs Harken-Anwälten sei ein Lapsus unterlaufen. Einer dieser Anwälte, Robert Jordan, sitzt heute als US-Botschafter in Saudi-Arabien. Einen Tag, bevor er die "neue Kultur der Verantwortlichkeit" ausrief, lieferte der Präsident zu Wochenbeginn eine dritte Version: Wie es wirklich war, "habe ich noch immer nicht vollkommen herausgefunden".

      :):):)Ich liebe solche Artikel:):):)


      SEC-Chef gegen Veröffentlichung von Bush-Akten

      Reuters WASHINGTON. Pitt sagte am Sonntag dem US-Sender NBC, er halte dies nicht für notwendig, "solange es keinen Grund gibt, die alte Geschichte wieder aufzurollen". Die Angelegenheit sei abgeschlossen.
      Eine Untersuchung der Börsenaufsicht hatte ergeben, dass Bush den Aktienverkauf der SEC zwar bis zu 34 Wochen zu spät angezeigt habe, aber nicht des Insiderhandels schuldig sei.
      Pitt warf den US-Demokraten vor, aus ihren Forderungen nach einer Veröffentlichung der Akten politisch Kapital schlagen zu wollen. Mit Blick auf die jüngsten Bilanzierungsaffären in den USA fügte er hinzu: "Wieso können wir uns nicht auf Worldcom, Enron, QWest und all die anderen Unternehmen konzentrieren ...? Warum werden wir abgelenkt ...?" Er räumte jedoch ein, dass die Akten veröffentlicht würden, wenn Bush selbst dies verlange.

      :mad: Dieses Riesenscheißhaus ist ja bekanntlich mein Lieblingsverein :mad:
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 23:05:14
      Beitrag Nr. 100 ()
      No soap no hope
      Der plötzliche Absturz des Nasdaq 100 mit dem DOW im Schlepp bis der exakt auf den Lows vom September aufsitzt, mit anschließendem PENG. Blitzsaubere technische Aktion, oder?

      Mario, das wirft uns so ungefähr 3 Tage zurück. :p
      Avatar
      schrieb am 16.07.02 15:37:40
      Beitrag Nr. 101 ()
      Es gibt Sachen, die stören mich mehr! :p


      Ich habe Zeit! Und spätestens im August ist es dann soweit!
      Dow --> 8000 Punkte!
      Avatar
      schrieb am 16.07.02 17:10:10
      Beitrag Nr. 102 ()
      so isses.

      Kontraproduktiv: Bush will Mut machen – und enttäuscht
      Neues Spiel, neues Glück? Von wegen. Nach der schwärzesten Woche, die Dow und Nasdaq seit den September-Stürzen gesehen haben, geht es am Montag weiter abwärts. Mehr als 300 Punkte verlieren die Blue Chips am New Yorker Vormittag – doch überraschend ist das nicht.


      wsc NEW YORK. Denn auf einer Flut von Nachrichten und Kommentaren, die am Montag auf den Markt schwemmt, treibt nicht viel Optimismus. Kleine Auswahl gefällig?

      - Der Dollar verliert weiter auf den Euro und notiert mittlerweile mit Parität.

      - Ausländische Investoren ziehen sich immer mehr aus dem US-Markt zurück. Nachdem sie im 4. Quartal 2001 noch 166,3 Mrd. $ in Papiere amerikanischer Unternehmen investiert hatten, waren es im 1. Quartal 2002 nur noch 93,3 Mrd. $.

      - Die Vorstandsgremien von Duke und El Paso haben Vorladungen in der Post, es geht um weitere Ermittlungen in Sachen Energiehandel.

      - Fleet Boston, eine der größten US-Banken, legt schwache Quartalszahlen vor und will sich von seiner Investmentbanking-Sparte Robertson Stephens trennen.

      - Der gefallene Telekom-Riese WorldCom soll die Bücher nicht seit 2001 manipuliert haben, sondern bereits ein ganzes Jahr früher. Der entstandene Schaden dürfte nun noch größer ausfallen als die bisher anberaumten 4 Mrd. $.

      - Die Analysten von Merrill Lynch geben sich erneut vorsichtig, was die Aussichten für den Chip-Riesen Intel angeht – und der ist ein Indikator für die ganze Computerbranche.

      - David Lesar, der CEO des Industrie- und Öl-Multis Halliburton, bestätigt, dass sein Vorgänger und jetziger Bush-Vize Dick Cheney von den umstrittenen Bilanzierungspraktiken im Unternehmen gewusst habe.

      - Präsident George W. Bush spricht in Alabama...

      ...doch das ist eine andere Geschichte. Oder nicht? Während der Präsident zur Konjunktur und zum Vertrauen in Corporate America spricht, stürzt die Wall Street noch tiefer – ganz wie am Dienstag vergangener Woche, als Bush an der Wall Street sprach. Denn offensichtlich hat er aus dem verheerenden Echo vom letzten Mal nichts gelernt. Auch seine Montagsrede vor Unternehmern aus Birmingham ist nicht mehr als Effekthascherei, bringt nichts Konkretes. Bush verspricht, dass „aus dem Übel eine neue, starke Wirtschaft erwächst“ – aber er sagt nicht, wie Phoenix aus der Asche steigen soll.

      Und erneut kündigt Bush mehr Geld für die Behörden und härtere Strafen an. „Wir können kein Gesetz machen, dass ,Liebe Deinen Nächsten’ heißt oder ,Du musst ehrlich sein’ – aber wir können ein Gesetz machen, das heißt: ,Wenn du nicht ehrlich bist, dann kriegen wir dich.’“ Details? – Fehlanzeige.

      Zwanzig Redeminuten lang ist jedes Wort ein Donnerschlag, jeder Satz eine Parole, und danach scheint es, als hätte der Regisseur die Applaus-Taste gedrückt. Am Ende sagt Bush, er sehe sich immer noch als „Präsident des großartigsten Landes auf dem Angesicht der Erde.“ Noch mehr Applaus. Stehende Ovationen. Marschmusik. Abgang.


      An der Wall Street hoffen die Experten, dass sich zumindest Notenbank-Chef Alan Greenspan klarer ausdrücken wird, wenn er am Dienstag in Washington seinen halbjährlichen Bericht zu Lage der Konjunktur abgibt. Doch auch das ist mehr Befürchtung als Hoffnung. Auf dem Parkett tuschelt man, die Fed werde in ihrer nächsten Sitzung ihre allgemeine Haltung gegenüber der Wirtschaft von „neutral“ auf „negativ“ zurückstufen. Und das ist auf einer langen Liste nur ein weiterer Punkt, der den Handel zum Wochenstart belastet.

      © Wall Street Correspondents, Inc.


      Alan Greenspan, der Chairman der U.S. Federal Reserve Bank, hält heute seine mit Spannung erwartete Rede vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Laut Redetext hat die US-Wirtschaft die jüngsten Bilanzskandale heil überstanden.
      Dennoch bleiben die belastenden Effekte der Skandale sowie der Terroranschläge vom 11. September und der Konjunkturschwäche weiterhin bestehen. Deshalb werde die Notenbank ihre lockere Geldpolitik fortsetzen, bis die wachstumshemmenden Faktoren weiter zurückgehen.
      Mittlerweile erwartet die Mehrheit der Experten im laufenden Jahr keine Leitzinserhöhung mehr. In 2001 hatten die Währungshüter das Zinsniveau in elf Schritten auf 1,75 Prozent gesenkt.

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      Und täglich grüßt das Fummeltier
      Avatar
      schrieb am 16.07.02 18:20:31
      Beitrag Nr. 103 ()
      PEORIA (dpa-AFX) Der US-Baumaschinenhersteller Caterpillar Inc. hat im zweiten Quartal deutlich weniger verdient als noch vor einem Jahr. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank von 78 US-Cent auf 58 Cent. Die Umsätze gingen derweil von 5,49 auf 5,29 Milliarden US-Dollar zurück. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag in Peoria mit. Von First Call befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem EPS von 72 Cent gerechnet. Als Hauptgrund für die rückläufigen Verkäufe nannte der Konzern die mangelnde Investitionsbereitschaft der Unternehmen.
      Auch im Gesamtjahr rechnet Caterpillar mit schwächeren Umsätzen und Erlösen als noch 2001. Der Gewinn werde 15 Prozent unter dem des Vorjahres liegen, allerdings ohne Berücksichtigung in 2001 entstandener einmaliger Kosten, hieß es. Die Caterpillar-Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen an der Wall Street knapp acht Prozent auf 41,61 Dollar.



      DETROIT (dpa-AFX) General Motors (GM) startet wieder durch: Der weltgrößte Automobilkonzern hat seinen Gewinn im zweiten Quartal dank eines überraschend positiven Geschäftsverlaufs in Nordamerika auf rund 1,5 Milliarden (Vorjahr: 766 Mio) US-Dollar verdoppelt. Wie GM am Dienstag vor Eröffnung des Handels an der Wall Street in Detroit mitteilte, stieg der Gewinn je Aktie ohne Berücksichtigung eines einkalkulierten Verlustes der Satelliten-TV-Tochter Hughes damit auf 2,63 US-Dollar. Von der Wirtschaftsnachrichtenagentur dpa-AFX befragte Analysten hatten im Schnitt mit 2,44 (Vorjahr: 1,37) US-Dollar gerechnet.
      GM-Präsident Jack Smith bekräftigte bei der Vorlage des Zwischenberichts die Erwartung, im Gesamtjahr einen Gewinn je Aktie von 6 US-Dollar erwirtschaften zu können. Für das traditionell schwächere dritte Quartal prognostizierte Smith einen Gewinn je Aktie von 0,90 US-Dollar. "Wir profitieren vor allem von der besser als erwarteten Autokonjunktur in Nordamerika und wollen diese Dynamik auch ins zweite Halbjahr hinüber retten", sagte Smith, der im kommenden Jahr den Vorsitz des Verwaltungsrates abgibt.
      Die US-Autohersteller haben eine neue Runde mit Sonderangeboten eingeläutet. Nachdem ihre Verkaufszahlen im Mai so schlecht ausfielen wie seit drei Jahren nicht mehr, wollen sie den Absatz mit aggressiven Angeboten ankurbeln.


      02.07.2002
      NEW YORK. Branchenprimus General Motors (GM), Detroit, kehrt zur Null-Prozent-Finanzierung für den Kauf auf Raten zurück, um die Verkaufsräume der Händler zu leeren und Platz für neue Modelle zu schaffen. Gestern liefen bereits die ersten Werbespots unter dem Slogan „Summerdrive“ im amerikanischen Fernsehen.
      Der weltgrößte Autobauer hatte nach dem 11. September als erster Wettbewerber begonnen, seine Autos für wenige Monate zinsfrei auf Raten zu verkaufen und damit einen Preiskampf in der Branche angezettelt. Die Verbraucher sprachen darauf an und kauften trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage Neuwagen. Anfang dieses Jahres kehrte der GM-Konzern aber wieder zu traditionellen Sonderangeboten zurück und bot seinen Kunden einfache Rabatte an.
      Im Mai setzte der GM-Konzern 12 % weniger ab als ein Jahr zuvor und reagierte: Das Unternehmen bietet den Käufern der Marken Chevrolet und Cadillac jetzt einen zinslosen Kredit mit einer Laufzeit von ganzen fünf Jahren an.

      Auch die Ford Motor Co. geht mit neuen Angeboten auf Kundenfang: Mit dem Slogan „We will rock you“ senkt der Traditionskonzern in seiner Kampagne bei einigen Modellen den Preis um bis zu 3 000 $. Und bei einzelnen Wagen bietet der Hersteller aus Dearborn im Bundesstaat Michigan ebenfalls eine Null-Prozent-Finanzierung an. Die Verträge bei Ford haben eine Laufzeit von über drei Jahre. Die neuen Angebote sind bis Ende September gültig.

      Chrysler, die US-Tochter des Daimler-Chrysler-Konzerns, will offenbar kontern. Das Unternehmen mit Sitz in Auburn Hills im Bundesstaat Michigan erwägt nach Informationen des Wall Street Journal, sein Garantie-Programm zu verlängern. Chrysler gibt für seine Marken Chrysler, Dodge und Jeep bislang zwar Garantien über sieben Jahre oder 100 000 Meilen. Ursprünglich sollte das Angebot aber Anfang der kommenden Woche auslaufen. Der Chrysler-Konzern spricht sich jedoch eindeutig gegen eine breit angelegte Null-Prozent-Finanzierung aus. „Das würden wir nicht gerne sehen“, sagte Chrysler-Sprecher Marc Henretta dem Wall Street Journal. Der Autobauer werde auch nicht nachziehen, hieß es.

      Für die Hersteller bringen die Sonderangebote höhere Kosten und damit niedrigere Gewinnspannen mit sich. Im Wettbewerb mit der ausländischen Konkurrenz sind die Rabatte aber fast unverzichtbar: Ausländische Anbietern wie Toyota, Honda, Mercedes-Benz oder BMW schneiden bei Qualitätstests meist besser ab und können ihre Autos deshalb auch mit weniger Preisnachlässen verkaufen. BMW teilte gestern mit, das der Absatz in Nordamerika im Juni um 10 % auf 22 465 Stück gestiegen sei. Insgesamt verbuchte das Unternehmen im ersten Halbjahr ein Absatzplus von 16 % auf 124 475 Fahrzeuge.

      von KATHARINA KORT, Handelsblatt


      Chrysler war auch mal ein megasexy Schuppen - bis Schrempp kam.
      Bei Ford ist`s schad um jedes Wort. :D
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 00:20:33
      Beitrag Nr. 104 ()
      8000 punkte? :laugh: da halt ich mit 5500 punkten dagegen :p anfänger :D
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 03:22:20
      Beitrag Nr. 105 ()
      Hallo Dolby!

      Nene, glaub man! 8000 Punkte! Und dieses JAhr noch 6300 Punkte!

      Amen!

      :p
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 21:26:05
      Beitrag Nr. 106 ()
      Guckt mal was ich euch mitgebracht habe. :D

      Die sanfte Tour
      1. Wenn der Wecker klingelt und der Schädel brummt, sollten Sie so schnell wie möglich den Wasserhaushalt auf Vordermann bringen. Glücklich derjenige, der morgens die Dame seines Herzens dazu bewegen kann, schnellstmöglich Wasser aufzutreiben. Singles dagegen sollten beim Zubettgehen daran denken, für den Morgen danach eine Flasche neben dem Bett zu platzieren. Der Weg in die Küche kann sehr lang sein.
      2. Eine Kopfschmerztablette einwerfen und hoffen, dass der dumpfe Schmerz nachlässt.
      3. Vitamin C in Pulver- oder Tablettenform. Notfalls tut es auch eine Kiwi oder ein anderes Vitamin-C-Früchtchen.
      4. Auch wenn es hart klingt: Kaffee ist tabu. Er entzieht dem Körper noch mehr Flüssigkeit.
      5. Sollte sich ein kleines Hungergefühl melden, ist leichte Kost das Beste: Eier liegen schwer im Magen. Also mit Toasts, Früchten oder Cornflakes in den Tag starten.
      6. Für harte Jungs: ein Glas Sauerkrautsaft auf Ex kippen oder (für weniger harte Jungs) ein bis zwei Teelöffel Honig einnehmen.
      7. Sollte alles vergeblich sein, wieder ab ins Bett und auf Besserung hoffen.

      Die harte Tour
      1. Die Brutalo-Methode: am Morgen danach einfach mit dem letzten Getränk des Abends weitermachen.
      2. Die Klassiker-Methode: dem Tomatensaftgemisch Bloody Mary werden wahre Wunderkräfte zugeschrieben.
      3. Die Studenten-Methode: Lauwarmes abgestandenes Bier in einem Sitz runterkippen. Schmeckt eklig, soll aber helfen.
      4. Die Promi-Methode: Ice, Ice, Baby... von Paul-Newman. Eiswürfel in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben. Die Luft anhalten und mit dem Kopf mindestens 15 Sekunden abtauchen.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 23:55:37
      Beitrag Nr. 107 ()
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 18:20:40
      Beitrag Nr. 108 ()
      NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank JP Morgan hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres den Gewinn pro Aktie von 0,18 Dollar im Vorjahr auf 0,50 Dollar gesteigert und einen Konzerngewinn von 1,028 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Im Jahr 2001 wurden im zweiten Quartal noch 378 Millionen Dollar ausgewiesen, teilte die Bank am Mittwoch in New York mit.
      Die Umsätze aus dem Handelsgeschäft rutschten jedoch in dem Berichtszeitraum um je 30 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des laufenden Jahres wie auch des Vergleichsquartals 2001. Die Kreditkosten blieben weiterhin hoch aber stabil. Die Kreditkosten beliefen sich im zweiten Quartal auf 1,155 Milliarden Dollar nach 1,074 Milliarden im ersten Quartal des laufenden Jahres.
      Im Investmentbank-Geschäft brach der operative Gewinn auf 485 Millionen Dollar ein. Dies sei ein Rückgang von 35 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des laufenden Jahres und von 38 Prozent im Vergleich zum Auftaktquartal 2001. Die Umsätze beliefen sich auf 3,09 Milliarden Dollar. Dies sei ein Rückgang von 17 Prozent./ep/av


      London - Gerüchte, dass JP Morgan möglicherweise ernste Liquiditätsprobleme hat, belasteten weltweit am Dienstag die Börsenkurse. Vor allem Finanzwerte gerieten stark unter Druck. "Viele solcher Gerüchte entpuppen sich als falsch, aber in der derzeitigen Marktsituation haben einfach viele Anleger Angst und verkaufen sehr schnell", kommentierte ein Händler in London.
      Nach Angaben von JP Morgan entbehren die Gerüchte jeder Grundlage.
      Hintergrund der Nervosität am Markt ist, dass die Großbank in den vergangenen Monaten wenig Glück mit ihren Kreditnehmern hatte: JP hatte mehreren inzwischen vom Bankrott bedrohten oder bereits insolventen Konzernen erhebliche Summen geliehen. Bei dem Pleite gegangenen Energiehändler Enron war JP mit Kreditrisiken in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar engagiert. Das Enron-Debakel war dafür verantwortlich, dass die Bank im ersten Quartal einen Fehlbetrag ausweisen musste. Am Mittwoch wird das Institut Zahlen für das zweite Quartal bekannt geben.
      Anstoß für die neuen Zweifel an JPs Zahlungsfähigkeit war eine Nachricht vom angeschlagenen Telekommunikationskonzern WorldCom: Das vom Bankrott bedrohte Unternehmen hat am Montag eine fällige Zinszahlung von 74 Millionen Dollar nicht geleistet. Beobachter glauben, dass WorldCom demnächst Gläubigerschutz beantragen muss. JP Morgan Chase gilt als einer der drei größten Kreditgeber WorldComs.

      So jetzt gehts mir wie Wendelin Wedekind: Kein Bock mehr auf den Quartalsquatsch.


      Calpers klagt gegen Worldcom-Institute
      Drei kalifornische Pensionsfonds haben am Dienstag Klage gegen die Banken eingereicht, die 2001 eine Anleihe für den mittlerweile angeschlagenen Telekomkonzern Worldcom aufgelegt haben.

      Von Julie Earle, Jenny Wiggins, und Claudia Wanner

      Neben der größten US-Pensionskasse Calpers, die die Alterskassen der öffentlichen Angestellten in Kalifornien verwaltet, gehören auch die Pensionskassen der kalifornischen Lehrer und der Angestellten des Bezirks Los Angeles zu den Klägern. Gemeinsam haben sie durch den Einbruch der Anleihe Verluste von 319 Mio. $ erlitten, für die sie mit der Klage Entschädigung verlangen. Calpers ist mit einem Wertverfall von 268 Mio. $ am stärksten betroffen.
      Zum Konsortium der im Mai 2001 begebenen Worldcom-Anleihe gehörten ABN Amro, Bank of America, Citigroup, Deutsche Bank und JP Morgan Chase. Ihnen werfen die Pensionskassen vor, dass sie schon damals um die schwierige Situation bei Worldcom wussten. "Die Banken haben die Anleihe begeben, um Worldcom auf diesem Weg frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Sie wollten vermeiden, dass der Konzern weitere Kreditlinien bei ihnen in Anspruch nimmt", sagt Calpers-Chef James Burton.
      Tatsächlich wurde damals nur ein Bruchteil der mit der Anleihe aufgenommenen Gelder für Investitionen verwendet. Der Großteil diente dem Schuldenabbau. Unter anderem wurde eine gerade ausgelaufene Kreditlinie bedient. Worldcom hatte im Mai 2001 bereits Schulden von 17 Mrd. $ angehäuft.

      Dramatischer Kurseinbruch
      Ende Juni 2002 musste der Telekomkonzern eingestehen, seine Gewinne in den vergangenen fünf Quartalen mit Hilfe von Fehlbuchungen um 3,9 Mrd. $ überzeichnet zu haben. Die Aktie verlor dramatisch an Wert. Auch die Anleihe, mit einem Volumen von 11,8 Mrd. $ eine der größten Unternehmensanleihen überhaupt, brach ein. Sie notiert heute noch bei rund 15 Prozent. Der Wertverfall hat auch die Pensionsfonds hart getroffen, die wegen des vergleichsweise geringeren Risikos stark in Anleihen investieren.
      "Unsere Klage ist nicht einfach ein Versuch, das Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen. Wir wollen die Investmentbanken wissen lassen, dass wir diese Verletzung ethischer Grundsätze nicht einfach so hinnehmen werden", sagte Jack Ehnes, Chef der Lehrerversorgungskasse Calpers. "Wenn wir uns nicht auf die Sorgfaltspflicht der Konsortialbanken verlassen können, aus welchem Grund sollten wir dann überhaupt noch Unternehmensanleihen kaufen?"

      Kreditinstitute vor Gericht
      Die Klage der Pensionsfonds ist nur einer von zahlreichen Schritten gegen Banken, die im Zusammenhang mit Unternehmensgeschäften ein schlechtes Bild abgegeben haben. Vorgeworfen wird ihnen, das sie lange zu leichtfertig waren, auch gegenüber Firmen, die heute tief in Skandale verstrickt sind. Die Anwaltskanzlei Milberg, Weiss, Bershad, Hynes & Lerach aus San Diego, die für die drei Pensionsfonds tätig geworden ist, ist bereits im Zusammenhang mit den bankrotten Energiehändler Enron gerichtlich gegen Banken vorgegangen. Die Kreditinstitute klagen ihrerseits wegen Betrugs auch gegen Worldcom. Die Banken weisen die Beschuldigungen zurück. Eine Sprecherin von JP Morgan betonte, dass der Anleihe eine intensive Prüfung vorausgegangen sei. Gegen Betrug seien aber auch Banken nicht gefeit.
      Die Citigroup verwies darauf, dass die Gesetzgebung ausdrücklich vorsieht, dass sich die Konsortialbanken auf die von Wirtschaftsprüfern testierten Bilanzen eines Unternehmens stützen können. Ein Branchenkenner sagte, dass die gefälschten Bilanzen bei Worldcom nach bisherigen Erkenntnissen das Jahr 2001 und das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres betreffen. Damit hätten die Banken den Betrug auf der Basis des ersten Quartals erkennen müssen. ABN Amro, Bank of America und die Deutsche Bank wollten die Vorwürfe nicht kommentieren.

      Neben den Kreditinstituten klagen die Pensionsfonds auch gegen den im Frühjahr zurückgetretenen ehemaligen Vorstandschef von Worldcom, Bernie Ebbers, und seinen ebenfalls abgetretenen Finanzvorstand Scott Sullivan. Darüber hinaus erstreckt sich die Anklage auf weitere 13 ehemalige Topmanager des Unternehmens.

      Einflussreich
      Calpers, der Pensionsfonds des öffentlichen Dienstes in Kalifornien, verwaltet mit 150 Mrd. $ die größte Alterskasse in den USA.



      Aus der FTD vom 4.7.2002
      Herabstufungen blähen Junk-Bond-Markt auf
      Der Weltmarkt für Junk Bonds ist dieses Jahr schnell gewachsen, aber weniger wegen des Verkaufs neuer Anleihen. Bemerkenswerter ist, dass der Markt inzwischen zur Heimat für viele so genannte "gefallene Engel" geworden ist.
      Von Rebecca Bream Jenny Wiggins und Wolfram Trost


      So werden Unternehmen genannt, die durch Bonitätsherabstufungen aus der Kategorie erstklassiger Anleihen (Investment Grade) abgestiegen sind. Ein Rating unterhalb von "BBB-" (Standard & Poor’s) beziehungsweise "Baa3" (Moody’s) gilt als Junk-Bond-Bewertung. Der jüngste prominente Fall ist Vivendi Universal. Die Rating-Agentur Moody’s stufte die Verbindlichkeiten des hoch verschuldeten französisch-amerikanischen Medienkonzerns am Montag auf "Ba1" herunter. Am Mittwoch fiel das größte irische Pharmaunternehmen, Elan, in das Junk-Bond-Segment. S&P stufte die Bonität von "BBB-" auf "BB-" herab.
      Der US-Mischkonzern Tyco wurde im Juni auf "Ba2" heruntergestuft. Kurz zuvor verlor Worldcom, der bislang größte gefallene Engel, sein Investment-Grade-Rating. Andere große Namen auf der Liste sind etwa Qwest, Invensys, Gap und Goodyear. Moody’s hat in den USA im zweiten Quartal 172 Herabstufungen vorgenommen, die meisten davon betrafen Unternehmen der Branchen Versorger und Telekommunikation. Den Herabstufungen standen nur 35 Heraufstufungen gegenüber.
      Die gefallenen Engel sind größer und haben mehr Anleihen ausstehen als herkömmliche Kreditnehmer mit hoch riskanten Anleihen. Aus diesem Grund beginnen sie, die Junk-Bond-Märkte in den USA und Europa zu dominieren. Allein Tyco und Worldcom haben zusammen Schulden von fast 60 Mrd. $.

      Gefallene Engel dominieren
      Noch vor einem Jahr bestand der europäische High-Yield-Market größtenteils aus Startups der Branchen Telekommunikation und Kabelmarkt, doch in den vergangenen Monaten haben immer mehr von ihnen Insolvenz angemeldet. Inzwischen besteht über ein Drittel des Marktes aus gefallenen Engeln.
      Der Trend dürfte sich fortsetzen. Die Investmentbank Goldman Sachs erwartet für Europa bis Jahresende Schulden von mindestens 10 Mrd. Euro durch gefallene Engel. Unternehmen wie Alcatel, Ericsson, Fiat und Clear Channel drohten Herabstufungen, wenn sie ihre Schulden nicht in den Griff bekommen.

      Kapazität der Investoren überfordert
      Zunehmende Insolvenzen und sinkende Aktienkurse haben dazu geführt, dass Junk Bonds seit mehr als zwei Jahren schwere Verluste hinnehmen mussten. Im Juni verlor der Merrill Lynch High-Yield Master Index 7,1 Prozent - sein bislang schlechtestes Ergebnis. Für das laufende Jahr liegt der Verlust bei 4,3 Prozent.
      Analysten fürchten, dass die Zahl der gefallenen Engel die Kapazität der Investoren überfordert, die an den Junk-Bond-Märkten spekulieren. Dadurch könnten die Preise sinken. In den USA gab es 2002 bislang 34 gefallene Engel, der Rekord von 60 Unternehmen aus dem vergangenen Jahr könnte fallen.
      Die europäischen Anleger dagegen können dem Positives abgewinnen. Peter Harvey verwaltet bei Foreign & Colonial High-Yield-Fonds und sagt: "Die Abwertungen haben das Universum des Junk-Bond-Markts erweitert und mehr Vielfalt gebracht." Kreditstratege Thomas Mercier von Goldman Sachs teilt diese Ansicht. "Kurzfristig erhöhen die gefallenen Engel die Volatilität am High-Yield-Markt, da häufig viel spekuliert wird. Langfristig könnten diese Firmen, wenn sie ihre akuten Probleme bewältigen, aber zur Entwicklung des Markts beitragen."
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 22:47:53
      Beitrag Nr. 109 ()
      Es ist ruhig geworden um den Yen. Gut so!


      Japans Notenbank lockert die Zügel am Devisenmarkt
      Keine Interventionen mehr gegen den starken Yen: "Die aggressiven Markteingriffe der Notenbank verlieren langsam ihre drohende Wirkung"


      Tokio - Hinter der aufkeimenden Erholung der japanischen Wirtschaft steckt nach dem jüngsten Monatsbericht der Regierung ein einziger Faktor: anziehende Exporte. Doch dieser Hoffnungsschimmer könnte bald wieder verblassen, sollte der Yen-Kurs weiter anziehen. Seit dem Beginn des japanischen Rechnungsjahres, zum 1. April, hat der Dollar gegenüber dem Yen rund 14 Prozent verloren. Am späten Dienstag wurde er in Tokio für 115,56 Yen gehandelt - so tief notierte der Dollar seit 17 Monaten nicht mehr.

      Weit mehr als der schwache Dollar-Kurs, der angesichts der Vertrauenskrise am US-Aktienmarkt erwartet wurde, überraschte in den vergangenen Tagen die Untätigkeit der Bank von Japan. Hatte sich nicht die japanische Zentralbank in den vergangenen Monaten vehement gegen die Yen-Stärke gestemmt? Sieben Mal griffen die Tokioter Währungshüter vom 22. Mai bis zum 28. Juni in die Kursfindung der freien Märkte ein, insgesamt soll das Interventionsvolumen dieser Zeitspanne bei gut 30 Mrd. Dollar liegen. Jedes Mal wurden Yen verkauft, um den Kurs zu schwächen. Jedes Mal agierte die Zentralbank auf Geheiß des Finanzministeriums, das in Japan über eigene Währungsreserven verfügt und noch nicht alle Machtstränge zur Zentralbank gekappt hat. Ende Juni wurde sogar der Anschein geweckt, die drei großen Notenbanken der Welt würden in einer konzertierten Aktion den Yen-Kurs zurechtrücken: Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve Bank in Washington verkauften Yen. Doch sie handelten im Auftrag und auf Rechnung der Japaner.

      Seither agierten die Devisenhändler vorsichtig, immer darauf bedacht, die Bank von Japan könnte bei zu schnellen Kurssteigerungen wieder Milliarden Yen auf den Markt werfen. In Tokio kursierte sogar das Gerücht, das Finanzministerium bereite diesmal eine "echte" konzertierte Interventionsrunde vor. Noch am Sonntag bemerkte Finanzminister Masajuro Shiokawa im japanischen Fernsehen, dass ein Dollar-Kurs zwischen 125 und 135 Yen "vorteilhaft für Japan" sei. Signalisierte der Minister - bei Kursen unter 116 Yen je Dollar - nicht einen klaren Interventionsbedarf?

      Nach der zweiwöchigen Interventionsabstinenz bereuen nun schon einige Devisenhändler, dass sie nicht stärker auf steigende Yen-Kurse gesetzt haben. "Die aggressiven Markteingriffe verlieren langsam ihre drohende Wirkung", sagt ein Tokioter Fondsmanager. "Haben die Notenbank und das Finanzministerium aufgegeben?", fragt sich ein Händler bei Ueda Harlow, einem der größten Devisenmakler Japans.

      Die Interpretationen der stillhaltenden Zentralbank sind in Tokio fast einhellig: Angesichts der Bilanzskandale in Amerika sei die Verunsicherung gegenüber dem Dollar, die sich auch in der Euro-Dollar-Parität niedergeschlagen habe, so groß, dass Interventionen zur Schwächung des Yen verpuffen würden. Am Markt werde nicht aus Angst vor Interventionen gehandelt, sondern Exporteure und Spekulanten warteten nur darauf, bei leichten Kurserholungen Dollar abstoßen zu können. Die Bank von Japan hätte den Yen auch anders schwächen, dem Geldmarkt nochmals ein größeres Volumen an Zentralbankgeld zuteilen können.

      Wirtschaftsminister Heizo Takenaka und Finanzminister Shiokawa fordern im Kampf gegen die Deflation und für die Konjunkturerholung ohnehin ständig eine noch lockere Geld- und Zinspolitik. Doch nach dem Ende der Direktoriumssitzung hieß es am Dienstag: Die Notenbank behält ihre Politik bei - eine Null-Zins-Politik am Geldmarkt und eine sachte Liquiditätszufuhr. bew



      Da feiert Amerika in der Weltwirtschaft jahrelang ungezügelt gnadenlose Exzesse. Jetzt wo die Party vorbei ist, kann es die Zeche nicht zahlen. Im Gegenteil: Die Birne völlig blödgesoffen, vom Gilb komplett in Besitz genommen muß es letztlich vom Wohlfahrtsverband mit Brechtüten und Pampers versorgt werden, damit es nicht an seinen eigenen Exkrementen .......
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 22:58:03
      Beitrag Nr. 110 ()
      tagestief SK :(
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 17:26:15
      Beitrag Nr. 111 ()
      DAS PROBLEM

      Vertrauenskrise belastet Bush-Regierung
      Immer mehr US-Bürger kritisieren den Einfluss der großen Unternehmen auf die Regierung. Umfragen belegen: Während die Rolle des Öl-Managers George W. Bush durchaus skeptisch gesehen wird, ist die Stellung des Präsidenten unangefochten. Doch die Opposition lauert auf ihre Chance.


      WASHINGTON. Selbst hart gesottene Wall-Street-Profis sind in diesen Tagen nervös wie selten: Die Aktienkurse sausen in den Keller, der Dollar sackt ab, die Veröffentlichungen von Quartalszahlen werden zur Zitterpartie. Am schlimmsten aber ist der Verlust an Vertrauenskapital, der der US-Wirtschaft seit der jüngsten Skandalwelle von Bilanzfälschungen anhängt. Immer mehr Börsianer fordern einen harten Schnitt: „Leute wie der Chef der Börsenaufsicht SEC, Harvey Pitt, gehören gefeuert“, meint Kim Fennebresque von der New Yorker Investmentfirma S.G. Cowen Securities. Und: „Präsident George W. Bush muss endlich seine kumpelhafte Loyalität ablegen.“

      Pitt ist zu einer Schlüsselfigur im politischen Großputz der Post-Enron-Zeit geworden. Kritiker bescheinigen dem ehemaligen Wall-Street-Anwalt zwar hohe Intelligenz. Gleichzeitig monieren sie aber auf Grund seiner Vergangenheit die zu große Nähe zu den Wirtschaftsprüfungsfirmen, denen er eigentlich auf die Finger schauen sollte. Senator John McCain, prominenter Einzelgänger bei den regierenden Republikanern, forderte Pitt kürzlich offen zum Rücktritt auf.

      Doch Bush hält nichts von einem Revirement. Stattdessen stellt er sich offen vor seine Schützlinge, die immer stärker unter innenpolitischen Beschuss geraten. Sowohl für Pitt als auch für Vizepräsident Richard Cheney gab Bush eine Art Ehrenerklärung ab – beide machten einen „prima Job“, lobte der Präsident.

      Die Öffentlichkeit sieht dies offenbar anders. Nach einer gestern in der „New York Times“ erschienenen Umfrage haben immer mehr Amerikaner das Gefühl, dass etwas mit dem Land nicht stimmt: 70 % äußerten sich „besorgt“ über die Talfahrt an den Börsen, 66 % glauben, dass die großen Unternehmen zu viel Einfluss auf die Regierung haben. 62 % meinen, dass die jüngsten Fälle von Bilanzfälschungen ein „ernstes Problem“ für die Wirtschaft darstellen, 50 % haben den Eindruck, dass sich Bush bei der Reform der Standards für die Buchführung mehr um die Interessen der großen Firmen kümmert. Nur 37 % meinen, dass dabei die Belange der „gewöhnlichen Bürger“ im Vordergrund stehen.

      „Der Präsident macht seine Sache in Afghanistan gut, aber die Wirtschaft um uns herum fällt zusammen“, beklagt sich die 40-jährige Debbie Wilson, eine arbeitslose Friseurin aus Elmira im Bundesstaat New York. „Ich frage mich, wie sehr die Regierung tatsächlich von Parteispenden und big business abhängt“, betont Paula Pittman-Troisi, eine Wertpapier-Beraterin aus Birmingham/Alabama.

      Zweifel tauchen auch bei Bushs Vergangenheit als Öl-Manager auf. Nach der „New-York-Times“-Umfrage sind 48 % der Amerikaner davon überzeugt, dass der Präsident „etwas zu verbergen hat“. Bush hatte im Juni 1990 als Aufsichtsratsmitglied der Firma Harken Energy Firmenaktien im Wert von 848 000 $ verkauft – kurz bevor der Kurs abstürzte. Die oppositionellen Demokraten nähren den Verdacht des Insiderhandels und werfen Bush Doppelzüngigkeit bei seinem moralischen Feldzug für eine „saubere Wirtschaftsführung“ vor.

      Zumindest zahlenmäßig gravierender ist der Fall von Vizepräsident Cheney. Der Ex-Chef der Energie-Gesellschaft Halliburton stieß im August 2000 ein großes Paket Firmenaktien ab und strich einen Profit von 18,5 Mill. $ ein. Danach wechselte Cheney in Bushs Wahlkampf-Team. Zwei Monate später kam die Geschäftsleitung mit der Hiobsbotschaft, dass die Lage in wichtigen Bereichen wesentlich schlechter sei als erwartet. Die SEC ermittelt zurzeit wegen des Verdachts von Bilanzfälschungen. Die Demokraten bringen auch bei Cheney den Vorwurf des Insiderhandels ins Spiel und fordern die Herausgabe aller Akten. Doch die graue Eminenz im Weißen Haus schweigt eisern.

      Trotz des weit verbreiteten Misstrauens gegenüber der personellen Verflechtung von Wirtschaft und Politik ist die Stellung von Präsident Bush im Grundsatz unangefochten: Sämtliche Umfragen belegen eine unverändert hohe Zustimmungsrate von mehr als 70 %. Dennoch sehen Experten knapp vier Monate vor den Kongresswahlen eine potenzielle Gefahr für Bush. „Die Opposition wird das Thema genüsslich am Kochen halten“, erklärt William Niskanen, Chef des Cato-Instituts in Washington und ehemaliger Wirtschaftsberater des früheren Präsidenten Ronald Reagan. „Wenn sich die Lage in der Wirtschaft nicht spürbar verbessert, hat Bush ein echtes Problem“, so seine Warnung.

      Von Michael Backfisch, Handelsblatt


      DIE LÖSUNG

      Bereit fürs Abenteuer in Bagdad
      US-Präsident Bush hat sich in Zugzwang gebracht – nun droht Saddam Hussein ein heißer Sommer

      Von Wolfgang Koydl

      Wenn der irakische Diktator Saddam Hussein wissen will, wie lange er voraussichtlich noch an der Macht sein wird, dann muss er dreierlei im Auge behalten: amerikanische Meinungsumfragen, die Kurse an der Wall Street und den Sitzungskalender von Senat und Repräsentantenhaus. Denn US-Präsident George Bush wird seinen immer wieder angekündigten Angriff auf Bagdad letztlich von innen- und wirtschaftspolitischen Faktoren abhängig machen.

      So betrachtet, dürfte es demnächst eng werden für Saddam. Enthüllungen über die Einzelheiten der Manager-Vergangenheit von Bush und seinem Vize Richard Cheney beginnen an der Popularität des Präsidenten zu kratzen, und der volkswirtschaftliche Motor stottert noch immer recht vernehmlich. Dies sind alles gute Gründe für einen Befreiungsschlag der Regierung Bush: Ein Krieg belebt nicht nur die Ökonomie, er lenkt auch vortrefflich von den Niederungen echter oder vermeintlicher Skandale ab.

      Das sieht man auch im US-Kongress so, der sich deshalb dringlich zu Wort gemeldet hat: Noch vor der Sommerpause im August wollen die Abgeordneten erfahren, ob das Weiße Haus vielleicht schon bald militärische Aktivitäten gegen den Irak plant. Das Interesse der Abgeordneten an den Plänen der Regierung ist durchaus berechtigt. Denn auch sie wissen, dass sich Bush mit seiner kriegerischen Rhetorik der vergangenen Monate in immer stärkeren Zugzwang gebracht hat. Wenn er seinen Worten nicht bald ebenso kräftige Taten folgen lässt, dann riskiert er es, sich lächerlich zu machen – was er angesichts der bevorstehenden Zwischenwahlen im November im Interesse seiner republikanischen Partei tunlichst vermeiden möchte.

      Einwände gegen einen gewaltsamen Sturz Saddams gibt es im Kongress freilich nicht. Auch führende Demokraten stimmen mit dem Präsidenten darin überein, dass der Tyrann eine Gefahr für Amerika und seine Interessen darstelle und deshalb so schnell wie möglich entfernt werden müsse. Zudem ist ein militärisches Abenteuer im Irak in der amerikanischen Öffentlichkeit so populär, dass jede Kritik daran politisches Harakiri wäre. Die Abgeordneten wollen lediglich verhindern, dass sie irgendwann in den Sommerferien eines Morgens aufwachen und vom Nachrichtensender CNN über den Beginn eines Irak- Krieges informiert werden. Diese Bedenken sind nicht grundlos: Denn es gibt gute Argumente dafür, dass Bush eine Militärkampagne noch vor den November- Wahlen plant.

      In den vergangenen Monaten war viel über die Bedenken und Einwände von Amerikas Verbündeten gegen einen Militärschlag geredet worden: Die Saudis lehnen ihn grundsätzlich ab, die Jordanier haben Angst vor einem Engagement, die Türken stecken in einer Regierungskrise, die Kurden misstrauen den USA mindestens ebenso wie Saddam, und auf die Europäer ist sowieso kein Verlass. Die Amerikaner wissen freilich, dass sie nicht abwarten können, bis all diese Bedenken ausgeräumt, alle Sorgen beschwichtigt sind. Das kann lange dauern, so lange, dass Saddam Hussein irgendwann friedlich in seinem Bett sterben wird, nachdem er einen seiner Söhne zum Nachfolger gesalbt hat. Washington ist sich im Klaren darüber, dass es letzten Endes immer alleine und notfalls gegen die Proteste seiner Freunde handeln muss – jetzt ebenso wie zu jedem späteren Zeitpunkt.

      Ganz allein stünden die USA ohnehin nicht. So hat Bush beispielsweise immer großen Wert darauf gelegt, dass sein neuer persönlicher Busenfreund, Russlands Präsident Wladimir Putin, einen Angriff auf den Irak nicht torpedieren würde. Und auch Amerikas engster Verbündeter in der Region, Israel, hätte keine Einwände gegen einen Golfkrieg noch in diesem Sommer: Denn Ministerpräsident Ariel Scharon teilt die Ansicht amerikanischer Falken, dass man erst das Regime in Bagdad auswechseln muss, bevor an eine Lösung des Palästinaproblems zu denken ist. Für Saddam kann es ein heißer Sommer werden. Vielleicht wird es sogar sein letzter.
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 19:34:37
      Beitrag Nr. 112 ()
      Wer kann das bezahlen
      wer hat das bestellt
      wer hat soviel Pinkepinke
      wer hat soviel Geld?


      6.000.000.000.000 Dollar Schulden
      In New York tickt nach zwei Jahren Pause die nationale Defizit-Uhr wieder

      Von Hannelore Crolly

      Berlin - Zum Geburtstag seines verstorbenen Vaters Seymour hatte sich der New Yorker Immobilienzar Douglas Durst am 7. September 2000 ein ganz spezielles Glückwunschtelegramm in den Himmel ausgedacht: Er zog den Stecker der nationalen Schuldenuhr, die Papa Seymour 1989 aus Protest gegen die explodierende Staatsverschuldung aufgebaut hatte. Zwar glimmten hoch über der Sixth Avenue, ein Steinwurf entfernt vom New Yorker Time Square, zuletzt immerhin noch deftige 5,7 Billionen Dollar auf der Anzeige, mit denen Amerikas Bürger in der Kreide standen. Aber das digitale Zählwerk war seit einiger Zeit rückwärts gelaufen. Denn erstmals seit 70 Jahren hatte eine Regierung - seinerzeit jene unter Präsident Bill Clinton - mit der Rückzahlung der Schulden begonnen. "Die Uhr hat ihren erzieherischen Zweck erfüllt", sagte Douglas Durst damals zufrieden und hoffte mit ganz Amerika optimistisch auf einen Abbau des Staatsdefizits bis zum Jahre 2013.
      In weiser Voraussicht allerdings hatte Durst die leblose grüne Tafel erst mal hängen lassen. Zum Glück, wie sich jetzt herausstellt. Denn nach dem Terrorakt, den Angriffen in Afghanistan, Rezession, vor allem aber der Steuersenkung, die Präsident George W. Bush Amerika zur Amtseinführung geschenkt hatte, steigt das Haushaltsdefizit wieder, und zwar rasant. Höchste Zeit, befanden Seymours Erben, die Schuldenuhr wieder anzuwerfen. Mit 6,12 Billionen Dollar ging sie in der vergangenen Woche ins Rennen - pro US-Kopf waren das fast 22.000 Dollar Miese. Und seitdem wächst der Schuldenberg täglich um atemberaubende 1111 Millionen Dollar. Da steht sogar Deutschland, das unglücklich seinen Schuldenticker vor dem Wiesbadener Hauptsitz des Bundes der Steuerzahler beäugt, besser da. Dort zeigt das unbestechliche Zählwerk "nur" einen Schuldenberg von 1,2 Billionen Euro oder gut 15.000 Euro pro Einwohner an.
      In New York war die Schuldenuhr manchmal so schnell gelaufen, dass man die Tausender-Ziffern nicht mehr lesen konnte. Mitte der neunziger Jahre hatte das Defizit gar derart rasant zugenommen, dass der Computer ganz zusammenbrach. Seymour Durst, ein grimmiger Kämpfer gegen die, wie er fand, kriminell überhöhte Kreditaufnahme, hatte daraufhin auch noch Zeitungsanzeigen geschaltet: "Genießt das Morgen besser schon heute. Denn morgen wird furchtbar werden."


      WASHINGTON (dpa-AFX) - Die USA haben im Mai das höchste Handelsbilanzdefizit seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1992 erzielt. Das Minus im Handel mit Waren und Dienstleistungen stieg gemessen am Vormonat um 4,1 Prozent auf saisonbereinigt 37,6 Milliarden Dollar, teilte das Handelsministerium am Freitag in Washington mit. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang des Defizits auf 35,14 Milliarden Dollar gerechnet.
      Im April hatte das Defizit revidiert 36,1 Milliarden Dollar betragen. Zunächst war von einem Defizit von 35,94 Milliarden Dollar gesprochen worden.
      Verantwortlich für das Rekorddefizit ist den Angaben zufolge der Anstieg der Einfuhren von Fahrzeugen und Konsumgütern. Die Importe von Fahrzeuge stiegen um 5 Prozent auf 17,86 Milliarden Dollar. Bei Konsumgütern erhöhten sich die Einfuhren um 2,3 Prozent auf 25,59 Milliarden Dollar. Zugelegt haben vor allem die Importe von Arzneimitteln und elektronischen Geräten.
      Insgesamt kletterten die Importe im Mai um 1,8 Prozent auf 118,27 Milliarden Dollar. Die Ausfuhren legten dagegen nur um 0,8 Prozent auf 80,64 Milliarden Dollar zu. Der leichte Exportzuwachs ist vor allem auf gestiegene Ausfuhren von industriellen Ausrüstungsgütern und Investitionsgütern zurückzuführen.
      Das Defizit in der Handelsbilanz mit der Eurozone stieg binnen Jahresfrist von 4,76 Milliarden auf 6,09 Milliarden Dollar, während das Defizit mit Deutschland gleichzeitig von 2,62 Milliarden auf 3,50 Milliarden Dollar zunahm. Das Defizit der USA in der Handelsbilanz mit China erhöhte sich binnen Jahresfrist von 6,2 Milliarden auf 8,1 Milliarden Dollar./FX/rw/av
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 22:48:58
      Beitrag Nr. 113 ()
      Vor allem die Verluste von Johnson & Johnson, welche 15 Prozent abgeben müssen, belasten den Dow Jones. Das US-Justizministerium und die FDA ermitteln nach einem Bericht der „New York Times“ gegen den Pharmakonzern. Hector Arce, ein Arbeitnehmer dem 1999 gekündigt wurde, hatte das Unternehmen angeklagt, Produktionsfehler zu vertuschen.

      Haben die Computer heute ihre Schwiegermütter verkauft? Die Technik die ich rief, werd ich nicht mehr los. Oder so ähnlich. :laugh:
      http://193.111.113.35/mline/d1/020/826/EOPZXCRKYBWMZELCOXYKA…
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 22:51:24
      Beitrag Nr. 114 ()
      bald ist es vorbei freunde
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 22:59:11
      Beitrag Nr. 115 ()
      Der Mario macht sich ab nach Kanada und ich steh da mit den 8000, mitten im August :confused:
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 01:06:53
      Beitrag Nr. 116 ()
      Da hab ich meine 8000 Punkte! :D:D:D:D:D

      Heissa ist das schön, das gibt ein nettes Taschengeld! :cool:

      Für die nächsten Tage kann eine technische Reaktion erfolgen, aber wetten würde ich nicht drauf.

      Im August bin ich wieder an Board.

      Und bis Ende des Jahres kommen meine 6300!! Aber sicher!! :)
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 12:06:34
      Beitrag Nr. 117 ()
      Ein Abschiedsständchen - Alles wird gut - Remedy!
      RealPlayer http://www.werner.de/downloads/sounds/werners_paadie_cd_1/03…

      @Alle
      Schon möglich, daß wir hier keine Ahnung haben. Aber wir haben damit Erfolg!
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 12:07:35
      Beitrag Nr. 118 ()
      :p
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 09:26:16
      Beitrag Nr. 119 ()
      Microsoft plant 5000 Einstellungen
      Software-Primus erhöht Profit / Sun Microsystems erreicht die Gewinnzone


      SEATTLE / SANTA CLARA (ap/rtr/fr). Microsoft trotzt dem Trend in der IT-Branche. Der Software-Riese konnte im vierten Geschäftsquartal per Ende Juni Umsatz und Gewinn erhöhen. Im Gegensatz zu vielen anderen IT-Unternehmen will der Konzern, für den rund 50 000 Frauen und Männer arbeiten, nach Angaben von Finanzchef John Connors 5000 Beschäftigte vor allem für Forschung, Entwicklung und Vertrieb einstellen.

      Das Quartal habe ein "großes Jahr" für Microsoft abgeschlossen, erklärte Connors weiter. Trotz der Unsicherheit an den Technologie-Märkten habe man eine "robuste Nachfrage" nach dem Betriebssystem Windows XP und anderer Desktop-Software registriert. Von der neuen Spielkonsole X-Box seien im Geschäftsjahr 3,9 Millionen Stück abgesetzt worden.

      Die für Microsoft wichtige Nachfrage nach Personalcomputern habe sich zuletzt nicht wesentlich verändert, meinte Connors. Nach vorläufigen Zahlen des Marktforschungsinstituts Gartner Dataquest lieferte die PC-Branche im zweiten Quartal weltweit knapp 30 Millionen Rechner aus, 0,6 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Microsoft steigerte von April bis Juni den Umsatz dennoch um zehn Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar. Im Quartalsgewinn von 1,5 Milliarden sind Abschreibungen auf Beteiligungen vor allem in der Kabel-TV-Branche von 806 Millionen enthalten. In der entsprechenden Vorjahreszeit waren diese Belastungen mit 2,6 Milliarden aber wesentlich höher ausgefallen und drückten den Reingewinn auf 65 Millionen Dollar.

      Im vollen Geschäftsjahr stieg der Reingewinn um knapp sieben Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar, der Umsatz um zwölf Prozent auf 28,4 Milliarden. Der Profit je Aktie zog von 1,32 auf 1,41 Dollar an. Für Ende Juni gab Microsoft den Bestand an liquiden und kurzfristig angelegten Mitteln mit 38,6 Milliarden Dollar an.

      Für den laufenden Zwölf-Monats-Turnus erwartet der Software-Primus Erlöse von höchstens 32 Milliarden. Der Gewinn pro Aktie wird mit 1,85 bis 1,91 Dollar vorausgesagt.

      Analyst David Readerman von Thomas Weisel Partners wertete die Zahlen und die Prognose von Microsoft angesichts des schwachen Marktes positiv. "Das Unternehmen spielt in einer eigenen Liga". Ein andere Experte merkte an, der Konzern wachse auch in einer Zeit, in der andere Unternehmen schrumpfen.

      Zu letzteren zählt Sun Microsystems. Der Umsatz des Anbieters von Netzcomputern und Software sank im vierten Geschäftsquartal per 30. Juni um 15 Prozent unter den Vorjahreswert auf 3,4 Milliarden Dollar. Sun schaffte aber die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Der Konzern, dessen Chef Scott McNealy als Erzfeind von Microsoft-Mitgründer Bill Gates gilt, verbuchte einen Reingewinn von 20 Millionen Dollar, nach einem Verlust von 88 Millionen in der Vorjahreszeit.

      Im Gesamtjahr fiel aber ein Fehlbetrag von 628 Millionen Dollar an. Dabei belasteten Restrukturierungskosten von 517 Millionen Dollar die Bilanz. Auch die allgemeine Flaute der Technologiebranche hinterließ tiefe Spuren: Der Umsatz brach um 32 Prozent auf 12,5 Milliarden ein. 2000/01 hatten die Kalifornier noch einen Gewinn von 927 Millionen Dollar verdient.

      Für die ersten drei Monate des neuen Geschäftsjahres geht Sun von einem "leichten Verlust" aus. Eine Wende am Markt erwarten die Amerikaner erst 2003. Finanzchef Steve McGowan betonte mit Blick auf den laufenden Turnus: "Wir sehen keine Veränderungen im Investitionsverhalten in der IT-Branche." Für das Gesamtjahr werde ein Umsatzwachstum von zehn bis 15 Prozent erwartet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr baute der Konzern 4200 Stellen ab - das entspricht rund zehn Prozent der Belegschaft - und verhängte einen Einstellungsstopp.


      Microsoft ist ein bilanztechnischer Vertreter der Spezies #21 Unterpunkt: Das "große Bad" nehmen. Und weil Bill Gates nicht nur blitzgescheit ist, sonder auch noch den nötigen Weitblick hat, geht das wohl i.O. Meine Meinung.



      Cleverness + Weitblick + Reife

      Generation Greenspan
      Überall kommen die alten Profis zurück

      Von Michael Stürmer

      Alt folgt auf Jung - die Old Economy wird zum Trost, wo die New Economy Trost versagt. Sihler folgt auf Sommer. Späth kommt aus Thüringen zurück, um Superminister zu werden. In den Vereinigten Staaten ist dieser Trend schon länger da. Robert "Bob" Lutz, längst pensionierter Manager, wurde mit 70 noch einmal President der Autofirma General Motors - und holte sich lauter alte Weggefährten jenseits der 70 ins Management. Alt-Manager Lee Iacocca, der diesen Herbst 78 wird, jongliert derzeit souverän mit genau 21 Jobs, vom Komitee zur Erhaltung der Freiheitsstatue bis zu seiner Nudelfabrik in der Toscana. Und es ist der alte, weise Alan Greenspan, der wie ein erfahrener Familiendoktor die Nation beruhigen muss, dass nicht Hektik geboten ist, Verbote und Staatseingriffe, und dass sie schon Schlimmeres durchgestanden hat als die Exzesse einiger Übeltäter im Nadelstreifen. Diese sind großenteils vom Typ Alphatierchen, die Haut straff und braun gebrannt, die Sprache von klarer Entschiedenheit, sie kommen schnellen Ganges daher und fahren immer auf der Überholspur, auch gegenüber dem Gesetz.

      Mit der New Economy stürzt mehr als nur eine Wachstumsbranche mit ungewöhnlich hohem Pleitepotenzial. Es endet die Gleichung von Jugend und Erfolg, und es wird schmerzhaft daran erinnert, dass die Bäume, wie der Volksmund immer warnte, nicht in den Himmel wachsen. Vorbei ist es auch mit der zeitgenössischen Variante des Goldmachens. Die New Economy, die zur Schrumpfungsbranche wurde, wird zur Metapher einer großen Aschermittwochstimmung.

      Es war stille Übereinkunft zwischen den Generationen, von den Älteren demütig und eingeschüchtert hingenommen, dass einer sich ab fünfzig für sein Alter zu entschuldigen habe und ab sechzig dem realen Leben abgestorben sei - politisch korrekt als Senior bezeichnet. Kleine Rebellionen, meist als Midlife-Crisis klassifiziert, mit Sportwagen und blonder Beifahrerin, blieben im Privaten. Jetzt kommt nicht nur Schadenfreude auf. Es wird Zeit, über Alter und Urteilsfähigkeit, Jugend und Leichtsinn nachzudenken. Und darüber hinaus zu fragen, wie lange wir uns beides leisten können, auf der einen Seite den Verzicht auf Kinder, auf der anderen die Verschwendung von Erfahrung und menschlicher Reife.

      "Und hier kommt einer von den Neusten. Er wird sich grenzenlos erdreisten." So wird in Goethes "Faust" der Baccalaureus angekündigt, der die Welt aus den Angeln heben will. Dem als älteren Gelehrten verkleideten Teufel verkündet er ohne Umschweife: "Gesteht nur, Euer Schädel, Eure Glatze ist nicht mehr wert als jene hohlen dort" - wobei er auf die im Wandbord liegenden Totenschädel weist. "Am Besten wär`s, Euch zeitig totzuschlagen." Worauf Mephisto, zum Publikum gewandt, abschließend bemerkt: "Hier hat der Teufel weiter nichts zu sagen."

      Jede Generation hat das Recht, einmal den Traum des Baccalaureus auszuleben. Diesmal hat es die Generation Online erwischt. Dabei haben die Älteren zwar viel Geld eingebüßt, sind aber an Erfahrung gereift und dürfen nun zuschauen, wie sehr viel Jüngere abtreten müssen.

      Der Jugendkult der Personalchefs verlangt, man kann es in den großen Personalanzeigen täglich lesen, die gereifte Persönlichkeit von dreißig Jahren, davon zehn Jahre Auslandserfahrung und zehn Jahre Führungserfahrung. Die Frühpensionierung wurde als wahres Himmelsgeschenk gepriesen, vor allem für die Unternehmen, auch wenn sie immer weniger bezahlbar wird und in der Regel eine nachhaltige Depression nach sich zieht. Im Englischen knapp ausgedrückt in dem Epigramm: "She married him for life, but not for lunch."

      Niemals stand übrigens die Jugend so hoch im Kurs wie im Dritten Reich. Albert Speer verlangte von seinen Abteilungsleitern, junge Götter zu sein. Hitler, als er von Hindenburg ernannt wurde, war der jüngste Reichskanzler der deutschen Geschichte. Die Sieger von 1933 waren um eine Generation jünger als die Besiegten. Am Ende aber war die ganze folgende Generation ins Massengrab geschickt, die Überlebenden an Leib und Seele schwer beschädigt.

      Das war dann die Zeit der Churchills, der Adenauers, der de Gaulles. Sie alle waren im 19. Jahrhundert geboren. Ihnen war der Große Krieg noch wie gestern, der Zweite Weltkrieg das Fegefeuer. So kam es, dass das Europa der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Männern gegründet wurde, die heutzutage längst unzweideutig ins Austraghäusel verwiesen worden wären, um den jungen Hoferben Platz zu machen, die alles besser wissen.

      Grandios, wie de Gaulle 1946, als dem Herrn des Elysée die Taktiken der Parteipolitiker unerträglich wurden, sich in den Wartestand nach Colombey les deux Eglises zurückzog mit den Worten: "Der Mann der großen Stürme ist nicht der für die kleinen Kombinationen." 1958 wurde er zurückgerufen, ein alter Mann, wie Adenauer, als Retter der Nation vor den Gespenstern der Vergangenheit und vor Problemen, an denen Jüngere gescheitert waren. Alter, so hat er nach 1968 gesagt, ist Schiffbruch, und hat es angesichts der wüsten Szenen nicht nur physisch gemeint, sondern auch politisch. Aber zuvor schafft Reife auch Urteilskraft und Souveränität.

      Völker und Staaten, so hat der alte Hegel gelehrt, lernen nichts aus der Geschichte. Die Nachhilfestunde liegt allein in Krise, Scheitern und Verlust. Die E-Economy hat ihre Kinder gefressen - nicht alle, aber viele, darunter jüngst das Lieblingskind Ron Sommer. Die Nachfolgersuche unter den jungen Stars brachte kein Ergebnis, weil sie verbrannt sind oder es sie nicht gibt.

      Hype war der Name des ganzen Gebäudes, dessen Überreste an der Börse am Boden aufzusammeln sind, die Hoffnungen von Millionen Sparern kaum mehr als das, was die Amerikaner "junk" nennen. Das Lehrgeld wäre nicht zu teuer, wenn die Nation dafür lernte, dass Jugend ein Wert ist, der sich von selbst verbraucht, und Alter ein relativer Begriff.
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 23:09:47
      Beitrag Nr. 120 ()
      Wer hat denn da was ins Tal der Ahnungslosen gefunkt?


      Verhinderte das "Plunge Protection Team" den Crash? Gerüchte über Interventionen an den US-Börsen machen die Runde.

      Frankfurt am Main - Für Gerüchte um eine Intervention der US-Notenbank Federal Reserve am Aktienmarkt gibt es nach Einschätzung der Commerzbank zwar keine Beweise, aber eine Reihe von Hinweisen. Dies geht aus einer am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Studie der Commerzbank hervor.
      Wie sonst habe der Dow-Jones-Index am Montag ohne nennenswerte Gründe innerhalb der letzten Handelsstunde ein Minus von 440 Indexpunkten beinahe wettmachen können, fragt Volkswirt Carsten Fritsch. Es seien in der jüngeren Vergangenheit mehrfach solche Erholungen im späten Handelsverlauf zu erkennen gewesen.
      Das so genannte "Plunge Protection Team" werde verdächtigt, gezielte Interventionen getätigt zu haben, schreibt Fritsch. Nach dem Börsencrash im Jahre 1987 wurde das "Plunge Protection Team" ins Leben gerufen wurde. Ihm gehören der Chairman der Federal Reserve und die Präsidenten der Wertpapieraufsichtsbehörden SEC und CFTC an. Ziel des Teams ist es, bei kräftigen Kursverlusten an den Aktienmärkten einen Kundenansturm auf Banken, Maklerfirmen und Investmentfonds zu verhindern.
      Dies lasse sich laut Fritsch am einfachsten erreichen, indem Kursstürze von vornherein eingedämmt würden. Falls der Markt hinreichend "Short" positioniert sei, bedürfe es hierzu keiner "allzu großen finanziellen Mittel", schreibt Fritsch. Die neun größten Tagesgewinne am US-Aktienmarkt seien allesamt in die Zeit des aktuellen Bärenmarktes seit 2000 gefallen, weil es an diesen Tagen zu Eindeckungen von Shortpositionen gekommen sei.
      Mit einer offiziellen Bestätigung sei nicht zu rechnen, schreibt Fritsch. Zudem könnten auch institutionelle Adressen, die an höheren Kursen interessiert seien, die Futurekäufe getätigt haben.


      @DD5.1
      Teil 6 ist echt 6y :D:D
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 18:33:25
      Beitrag Nr. 121 ()
      BANKENSPECIAL


      Banken deckten offenbar das schmutzige Spiel
      Bei den Untersuchungen des Milliardenbetrugs bei Enron wird die unrühmliche Rolle der Banken immer deutlicher. Mit komplizierten Transaktionen sollen Citigroup und JP Morgan Chase geholfen haben, den anwachsenden Schuldenberg vor den Aktionären zu verbergen.


      Washington - Die beiden Großbanken haben Presseberichten zufolge in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Dollar in den mittlerweile Pleite gegangenen Enron-Konzern gepumpt. Mit Hilfe diese Kapitals konnte der Energiehändler seinen Schuldenberg als Umsatz darstellen - die Banken waren über diese Konstellation informiert. Das berichten "Washington Post" und "Wall Street Journal" unter Berufung auf Ermittlungsakten des US-Kongresses.
      Demnach bekam Enron in den vergangenen Jahren von der Citibank 4,8 Milliarden Dollar, die von dem Energie-Unternehmen als Zahlungen für Energiegeschäfte verbucht wurden, obwohl sie Kredite waren. JP Morgan soll auf diese Weise rund 3,7 Milliarden Dollar zum "Erfolg" von Enron beigetragen haben, andere Banken nochmals rund eine Milliarde Dollar.

      Um die immer größer werdenden Schulden zu verschleiern, wurden hoch komplizierte Finanzierungsmodelle gebastelt, die einzig zum Ziel hatten, Investoren zu täuschen. Das "Wall Street Journal" führt als Beispiel ein System der Citibank an, das dort unter dem Namen "Yosemite" funktionierte. Investoren wurden mit einer Zinszusage von 8,5 Prozent in den Yosemite-Trust gelockt, und zahlten rund 800 Millionen Dollar ein. Dieses Geld floss an eine Briefkasten-Firma namens "Delta" auf den Cayman-Inseln. Delta kaufte über die Citygroup Öl von Enron und verkaufte dies wieder zurück. Die 800 Millionen flossen später wieder an Yosemite zurück, und Enron-Firmen überwiesen die Zinsen an die Investoren.
      Citigroup stritt in einer ersten Reaktion jede Mithilfe bei der Verschleierung ab: "Zu der Zeit, als wir diese Transaktionen machten, erschienen sie uns auf Grund des dann verfügbaren Wissens über Enron völlig angemessen.

      © SPIEGEL ONLINE 2002



      Reuters NEW YORK. Im Folgenden eine Auflistung der größten Gläubiger und deren Forderungen, die WorldCom im Antrag an das New Yorker Konkursgericht nannte (in Milliarden Dollar):
      J.P.Morgan Trust Co., (Anleihentreuhänder) 17,2
      Mellon Bank N.A. (Anleihentreuhänder) 6,6
      Citibank N.A. (Anleihentreuhänder) 3,29
      JP Morgan Chase 3,01*
      Bear Sterns 2,72*
      Bank of New York 2,58*
      State Street bank 2,02*
      Morgan Stanley & Co. 1,91*
      Goldman, Sachs & Co. 1,52*
      Suntrust Bank (Anleihentreuhänder) 1,22
      CitiCorp Services Inc. 1,08*
      Deutsche Bank 1,01*
      Boston Safe Deposit Trust Co. 0,867*
      ABN AMRO ING Baring (US) Securities Inc. 0,753*

      * Betrag ist auch in der Forderung des Anleihetreuhänders eingeschlossen.
      Die größten Anleihen-Gläubiger kündigten ihre Kooperation an. Sie würden ein unmittelbares Vorantreiben hin zu einer reorganisierten Kapitalstruktur, die ihre Investment-Ratings wiederherstellt, unterstützen, teilten sie mit.

      -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      New York - Der Aktienkurs des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson ist zum Wochenschluss auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gesunken, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA in einem J&J-Werk eine Untersuchung wegen möglicher Unregelmäßigkeiten begonnen hat. Ein Sprecher von Johnson & Johnson sagte, die FDA ermittele auf Grund von Vorwürfen eines früheren Mitarbeiters des Konzerns im Werk Puerto Rico. Das Unternehmen soll demnach Unterlagen gefälscht haben. Der Mitarbeiter habe allerdings nicht in der Produktion gearbeitet, teilte J&J mit. Die Aktie war am Freitag der größte Verlierer im Dow Jones mit einem Minus von 15,8 Prozent auf 41,85 Dollar.

      Im Werk in Puerto Rico wird das Medikament Eprex - ein Präparat gegen Blutarmut - hergestellt, das in der vergangenen Zeit eine Welle ernsthafter Erkrankungen in Europa und Kanada hervorgerufen hat. Mit Eprex erzielt das Unternehmen jährlich einen Umsatz von 1,3 Mrd. Dollar.

      J&J ist das jüngste Pharmaunternehmen, gegen das die FDA wegen möglicher Unregelmäßigkeiten ermittelt. Die Aufsichtsbehörde forscht bereits bei Schering-Plough, Eli Lilly und Abbott Laboratories nach möglichen Verfehlungen. Die "New York Times" hatte berichtet, die Ermittlungen bei J&J stünden in Zusammenhang mit der Klage eines ehemaligen Mitarbeiters des Unternehmens, der im März 1999 entlassen worden war. Dabei bezog sich die Zeitung auf Gerichtsunterlagen und mit dem Fall vertraute Kreise. rtr
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 18:36:09
      Beitrag Nr. 122 ()
      heut kommt aber schwung in die bude :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 18:46:28
      Beitrag Nr. 123 ()
      Ja, schlimm


      dsijhvagnrvlprönacrrn

      BERLIN taz Eine sensationelle Entdeckung machten die Wahrheitredakteure am Sonntag. Sie fanden ein kleines russisches Sprichwort, das hinter den Kühlschrank gerutscht war und dort womöglich schon viele Jahre vor sich hin dämmerte. Es ist etwas verstaubt, aber sehr niedlich und es heißt: "Wahrheit kommt mit wenig Worten aus." Die Redakteure waren ganz aus dem Häuschen über diesen lustigen Gesellen, der sich rasch erholte und bald anfing, flott über Tische und Stühle zu springen. Na, das war ein Hallo! Aber sprechen wollte der Kleine ums Verrecken nicht. Mehrere Flaschen Wodka sollten ihm die Zunge lösen, führten jedoch nur zu etwas unbeherrschten Entgleisungen der Redakteure, die nach und nach immer wirrer auf das Sprichwort einteufelten, ihm drohten, schmeichelten, Versprechungen machten und dann mit dem Kopf auf die Tastatur dsijhvagnrvlprönacrr …
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 23:17:13
      Beitrag Nr. 124 ()
      Panikartige Flucht aus dem Markt
      An der Wall Street regiert der Überlebensinstinkt. Bloß weg hier, sagen sich die Anleger. Selbst der Chef der New York Stock Exchange malt schwarz. Und neue Gerüchte bedrücken AOL-Chairman Steve Case.

      Von Carsten Volkery

      New York - Am Freitag im Hotel Nacional in Havanna, ich bereitete mich gerade bei Coke, Cheeseburger und CNN auf die Rückkehr in den Kapitalismus vor, fiel mein Blick auf den kleinen Kasten auf dem Bildschirm: Dow Jones minus 390 Punkte. Wow. Mein Puls beschleunigte. Was war passiert in Amerika, während der drei Wochen, die ich weg war? Hatten sie New York angegriffen? Hatte Alan Greenspan einen Schlaganfall erlitten?

      Nichts dergleichen, stellte sich heraus. Es war alles wie immer. "Another week, another plunge", fasste die "New York Times" am Sonntag trocken zusammen. Neue Woche, neuer Absturz. Insgesamt hatte der Dow Jones weitere 7,7 Prozent verloren, der Nasdaq Composite vier Prozent.

      Willkommen zurück an der Wall Street. Alle Leitindizes notieren inzwischen unter den Terror-Tiefs vom 21. September. Nasdaq und S&P 500 haben jeweils volle fünf Jahre an Kursgewinnen ausradiert, der Dow Jones immerhin fast vier. Addiert man die Verluste zusammen, kommt man auf sieben Billionen Dollar.

      Und es ist noch nicht vorbei. Der Nasdaq könnte bis auf 1000 Punkte fallen, sagen Experten. Der Dow ist so labil geworden, dass es nicht mal mehr einen Auslöser für Crashs im Hundert-Punkte-Bereich braucht. Der Absturz kommt einfach so - zunehmend auch mehrmals pro Woche.

      "Ich halte es nicht mehr aus"
      Viele Anleger wollen daher nur noch eins: Raus aus dieser schlimmsten Achterbahnfahrt ihres Lebens. "Ich halte es nicht mehr aus", gestand Nan Hudes gegenüber "Business Week". Die Großmutter verkaufte alle ihre Aktien nach einem der 400-Punkte-Alpträume der vergangenen Wochen. Ihr Verlust: 260.000 Dollar.
      So wie Hudes machen es Tausende von Amerikanern: Allein die Abflüsse aus Aktienfonds könnten im Juli 59 Milliarden Dollar erreichen, schätzen die Forscher von Trim Tabs. Das wäre weit mehr als nach dem 11. September.
      Die Anlegerflucht wird auch diese Woche die Wall Street dominieren. "Der Markt ist sehr emotional. Wir sehen jede Menge Panikverkäufe", sagte Peter Cardillo, Chefstratege von Global Partners Securities, gegenüber "CBS Marketwatch".



      Was ist schon dabei? Hat der Schorsch ja auch gemacht. Scheint momentan mega-In zu sein. Wenn wir verkaufen, muß das der Rest der Welt auch. Wir sind die Größten!! Jawohl.


      Washington - US-Präsident George W. Bush, dem wegen des Verkaufs von Aktien einer Ölfirma im Jahr 1990 Insiderhandel vorgeworfen worden war, hat einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Aktienverkauf Informationen über Finanzprobleme des Unternehmens erhalten.

      Wie die "Washington Post" am Sonntag berichtete, lagen Bush und anderen leitenden Angestellten des Unternehmens Harken Energy Corp. vertrauliche Informationen über die mangelnde Liquidität der Firma vor. Bush und seine Kollegen seien in einem Brief der Geschäftsleitung darauf hingewiesen worden, dass die Geschäftsaktivität des Unternehmens deshalb erheblich eingeschränkt werden müsse. Vier Monate später habe Bush den Großteil seines Pakets an Harken-Aktien verkauft. Die Zeitung berief sich auf ausgewählte Dokumente einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC.

      Bush war ein Verstoß gegen Insiderregeln vorgeworfen worden, weil er die Harken-Aktien im Wert von 848 560 Dollar im Juni 1990 verkaufte, kurz bevor Harken Verluste in Höhe von 23 Millionen Dollar einräumte. Daraufhin gab die Aktie deutlich nach. Bush wies die Vorwürfe zurück. Auch eine Untersuchung der SEC hatte ergeben, dass Bush den Aktienverkauf zwar zu spät angezeigt habe, ihm aber kein Insiderhandel zur Last gelegt werden könne. Bush hatte sich dennoch in jüngster Zeit immer wieder gegen die Veröffentlichung der Untersuchungsakten der SEC ausgesprochen.

      In einer am Freitag vom US-Magazin "Newsweek" veröffentlichten Umfrage äußerten mehr als die Hälfte der rund 1000 Befragten die Ansicht, Bush habe sich aufgrund seines Insiderwissens im Fall Harken offensichtlich persönlich bereichert. Dieser Unmut der US-Bürger über das Verhalten des Präsidenten während seiner Zeit als Geschäftsmann fällt mit den Bemühungen des US-Präsidenten zusammen, neues Vertrauen in die Wirtschaft aufzubauen.


      Ich würde zu gerne wissen, wer hier immer so mitliest. Mit einem geheimdiensttechnischen Instrumentarium sollte das Vorhaben gelingen. Also: draufdrücken oder kneifen :D http://www.fruehrentner.de/klick/index.html
      Avatar
      schrieb am 23.07.02 01:20:17
      Beitrag Nr. 125 ()
      Nix mit Aufschwung! :cry:

      Immer tiefer! Haltet aber bitte den Dow solange noch um die 8000er bis ich wiederkomme!

      Will den Fall auf 6300 mitansehen! :D

      Bin ab jetzt bis nächsten Dienstag nur noch sporadisch an Board! In 7 Tagen werden die Koffer gepackt. Dann seit ihr mich 2 Wochen los! :cool:


      Mario
      Avatar
      schrieb am 23.07.02 19:01:09
      Beitrag Nr. 126 ()
      Vorweg: Wer sich um seine Lebensversicherung sorgt, bekommt in Thread: DESASTER++ Lebensversicherer pleite ++ ? erstklassige Infos

      Dir spiele ich so schnell kein Ständchen mehr. Hast wohl die Urlaubskröten verballert? :D


      Der US-Finanzkonzern American Express hat im zweiten Quartal unter anderem wegen niedriger Refinanzierungs-Zinsen den Nettogewinn nahezu vervierfacht. Das Unternehmen übertraf die Analystenprognosen knapp.

      Auch wegen Kosteneinsparungen sei der Gewinn auf 683 Mio. $ oder 0,51 $ von 178 Mio. $ oder 0,13 $ im Vorjahreszeitraum gestiegen, teilte der Kreditkarten-Anbieter und Reisebürobetreiber am Montag mit. Von Thomson First Call befragte Analysten hatten im Mittel mit 0,50 $ je Aktie gerechnet. Das Ergebnis vor einem Jahr war allerdings von starken Verlusten aus Investitionen in hochspekulative Anleihen, so genannte "Junk-Bonds", gedrückt worden.
      Die Einnahmen lagen im abgelaufenen Quartal bei 5,68 Mrd. $ nach 4,91 Mrd, $ vor einem Jahr. Im Gesamtjahr werde der Konzern aber wohl nicht die Schätzungen der Analysten übertreffen, hieß es von American Express weiter.
      Da die Zinsen in den USA derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit knapp 40 Jahren liegen, können sich die Finanzhäuser billig Geld beschaffen, um damit neue Kredite an ihre Kunden zu finanzieren. Darüber hinaus liehen sich die Kunden von American Express den Angaben zufolge trotz der schwachen US-Konjunktur mehr Geld als zuvor.
      Die im Dow-Jones-Index notierten Konzernaktien lagen vor der Mitteilung der Unternehmenszahlen rund 5,8 Prozent im Minus. Sie erholten sich dann weniger stark als der Markt auf ein Minus von 3,3 Prozent bei 30,61 $.

      © 2002 Reuters Limited


      So wies schaut wird der Großteil der Kredite verwendet für


      Eine Nation flüchtet ins Kino
      Mit riesigen Werbebudgets lockt die US-Filmwirtschaft so viele Zuschauer wie lange nicht mehr

      Von Antonie Bauer

      San Francisco – Besser lief es noch nie, jedenfalls seit der Konkurrenz durch das Fernsehen nicht: Hollywood jagt von einem Rekord zum anderen. Im ersten Halbjahr lieferten die Amerikaner 4,44 Milliarden Dollar an den Kinokassen ab, ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Dabei war 2001 schon ein Rekordjahr. Hält der aktuelle Trend an, dann setzen die Kinos in diesem Jahr mehr als 1,75 (Vorjahr: 1,49) Milliarden Tickets ab, mehr als seit einigen Jahrzehnten.

      Dabei kaufen die Amerikaner weniger CDs, sehen weniger fern, leihen weniger Videos aus und stornieren ihre Zeitschriften-Abos. Kurzum, vom Filmgeschäft abgesehen, darbt die Unterhaltungsindustrie. Die große Leinwand mit ihren Phantasiewelten erweist sich als Zuflucht in unsicheren Zeiten. „Das ist ganz typisch“, sagt Paul Dergarabedian, Chef des Informationsdienstes Exhibitor Relations, „auch in der Großen Depression gingen die Menschen massenweise ins Kino. Das lenkt ab und ist viel billiger als Theater, Konzerte und Sportveranstaltungen.“ Vor allem das Gemeinschaftserlebnis sei wichtig, meint George Custen, Professor für Filmstudien an der City University of New York. Zudem seien die Filme besser als im vergangenen Jahr, findet Dergarabedian: „Viele Leute verlassen das Kino zufrieden und kommen dann bald wieder zurück.“ Vor allem der Film Spider-Man habe zahlreiche Zuschauer, die dem Kino schon lange abgeschworen hatten, wieder auf den Geschmack gebracht. Custen ist da etwas zurückhaltender: Besser seien die Filme nicht unbedingt geworden, aber anders.


      Richtig große Bankräuberei heute. Als gäbs bei J.P. kein Morgan mehr.
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 01:22:53
      Beitrag Nr. 127 ()
      :laugh:
      Ja, genau. ;)


      Der Super-Mario ist gut! :D
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 12:34:45
      Beitrag Nr. 128 ()
      Unternehmen möchte ich momentan ja nicht sein, was mich jedoch bei meinen Unternehmungen in keinster Weise behindert.


      Die falschen Bilanzen
      Amerikanische und europäische Unternehmen weigern sich, die Kosten ihrer milliardenschweren Aktienoptionsprogramme in der Bilanz aufzuführen. Die Gewinne der meisten Firmen sind deshalb viel zu hoch - und die Aktien viel zu teuer.

      Von Thomas Hillenbrand

      Hamburg - Aktienguru Warren Buffet grinste am vergangenen Montag zufrieden in die Kamera. "Ich bin entzückt", verkündete das "Orakel von Omaha". Mit der Börse hatte der Freudenausbruch nichts zu tun: Der Dow Jones war zum Zeitpunkt von Buffets Auftritt auf "Bloomberg TV" bereits 200 Punkte in die Tiefe gerauscht.
      Der Jubel galt einer Meldung des Brausekonzerns Coca-Cola , bei dem Buffet Großaktionär ist. Coke-Chef Douglas Daft hatte kurz zuvor verkündet, sein Unternehmen werde ab dem vierten Quartal an Mitarbeiter ausgegebene Aktienoptionen als Kosten buchen. Bisher tut der Konzern so, als ob die seit einigen Jahren sehr beliebten Stock Options für das Unternehmen umsonst wären.
      Optionen in der Gewinn- und Verlustrechnung zu verschweigen, ist gang und gäbe. Der Haken: Aktienoptionen verursachen Unternehmen in den meisten Fällen selbstverständlich Kosten, sobald der Besitzer sie einlöst. Deshalb wäre es nur logisch, Aktienoptionsprogramme als Personalaufwendung in der Bilanz zu buchen. Bisher passiert dies allerdings nicht. Weder in den USA, wo der Bilanzstandard US-GAAP (General Accepted Accounting Principles) gilt, noch unter dem in Europa gebräuchlichen IAS-System (International Accounting Standard) sind Unternehmen verpflichtet, Optionen ergebniswirksam einzubeziehen.

      Cash is not king
      Neben hartem Cash haben sich Aktienoptionen zur beliebtesten Form der Mitarbeiterentlohnung entwickelt. Vor allem für Vorstände existieren praktisch in jedem größeren börsennotierten Unternehmen Amerikas und Europas Aktienoptionsprogramme. Im Jahr 2001 wurden 58 Prozent der Managerentlohnung in den USA in Form von Stock Options gezahlt.
      Bereits Mitte der Neunziger stand das Kostenthema in den USA schon einmal auf der Tagesordnung. Damals gelang es der Wirtschaftslobby, eine Änderung der Bilanzregeln bezüglich Optionen zu verhindern. Der Widerstand ist verständlich: Nach einer Studie der Investmentbank Merrill Lynch wären die Gewinne pro Aktie (EPS) der im Standard & Poor`s-500-Index enthaltenen Unternehmen im Jahr 2001 durchschnittlich 21 Prozent niedriger gewesen, wenn die Kosten von Optionen abgezogen worden wären.
      Besonders im Silicon Valley hasst man die Reformbestrebungen. Mehr als jede andere Branche hat der Technologiesektor seine Top-Leute in Boomzeiten mit heißen Aktienoptionen bezahlt - würden diese plötzlich in den Bilanzen auftauchen, wäre die Ertragskraft der meisten Unternehmen weit weniger eindrucksvoll. Merrill schätzt, dass die Gewinne der Branche 20 bis 70 Prozent zu hoch liegen.

      Aufgeblasene Riesen
      Je genauer man einzelne Unternehmen unter die Lupe nimmt, umso schlimmer nimmt sich das Ganze aus. Dells operativer Gewinn wäre im Jahr 2001 satte 56 Prozent niedriger ausgefallen, Intels Profit lag 80 Prozent zu hoch, Microsofts immerhin um 30 Prozent. Yahoo läge nach Abzug der Kosten für Optionsprogramme sogar tief im roten Bereich. Nach Angaben von Charles Allom, Herausgeber von "Growth Stock Outlook", hat das Internetportal Aktienoptionen unters Volk gebracht, deren Gesamtwert den Umsatz eines Jahres übersteigt.
      In Europa sieht es nicht wesentlich besser aus. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein schätzt, dass auch die Gewinne europäischer Unternehmen zehn Prozent niedriger wären, wenn man die Optionen abzöge. Bei Technologieunternehmen wäre der Abschlag doppelt so hoch. Genaue Zahlen sind allerdings Mangelware: Während bei Konzernen, die nach US-GAAP bilanzieren, zumindest im Kleingedruckten der aktuelle Wert der ausgegebenen Optionen beziffert werden muss, sucht der Anleger in europäischen Bilanzen meist vergeblich.

      Reichlich Luft in der Börse
      Aus Sicht der Börse ist die Optionsfrage besonders heikel: Wenn sich die Bilanzierungsstandards änderten, wären die Gewinne niedriger. In der Folge wären Aktien durch die Bank zu hoch bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das gängigste Maß dafür, wie teuer Aktien sind, hat für den S&P 500 derzeit einen Wert von 18,7. Nach Merrills Rechnung läge das KGV nach Abzug der Optionskosten bei 22,6. In den vergangenen Monaten auf immer neue Tiefstände geprügelte Branchen, die vielen Aktienstrategen inzwischen als billig gelten, wären plötzlich keine Schnäppchen mehr. Technologiepapiere wären nach 2001er Zahlen auf einen Schlag um 39 Prozent teurer, das KGV von Telekommunikationswerten stiege um 23 Prozent.
      Die Auswirkungen, die das jähe Verpuffen von Gewinnen auf die ohnehin schon wackelige Börse haben könnte, sind eines der Hauptargumente der Gegner des "Option Expensing". Die Märkte, sagen sie, würden mit drastischen Verkäufen reagieren. Eine ziemlich dreiste Argumentation: Sagt den Investoren bloß nicht die Wahrheit, sonst kommen sie womöglich noch auf die Idee, unsere überteuerten Papiere abzustoßen.
      Das zweite Argument lautet, dass sich der Wert von Aktienoptionen nur schwer erfassen lasse. Die finanzmathematischen Formeln, die dafür gängigerweise verwendet würden, seien mit Fehlern und Unsicherheiten behaftet. Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger und ehemaliger Wirtschaftsberater Bill Clintons hält das Argument für spitzfindig: "Eines ist sicher: Der derzeit von Unternehmen für ihre Optionen angesetzte Wert Null ist eine Untertreibung", schrieb Stiglitz jüngst in einer Kolumne für das "Wall Street Journal".

      Nasse Nudel statt großer Knüppel
      Auch andere Wirtschaftsgrößen sind für eine Einbeziehung von Optionen, darunter US-Notenbank-Chef Alan Greenspan. Geholfen hat es bisher nichts. Obwohl die amerikanische Wirtschaft nach zahlreichen Bilanzbetrügereien mehr Transparenz dringend nötig hätte, schmetterte der US-Senat unlängst zwei Anträge ab, das "Option Expensing" als Teil eines Maßnahmenpakets gegen die grassierende Enronitis zu verabschieden.
      Präsident George Bush und sein vornehmlich aus früheren Top-Managern bestehendes Kabinett haben das Thema bisher nicht einmal en passant in den Mund genommen. Als Theodore Roosevelt der Wall Street seinerzeit die Leviten las, "sprach er leise und schwang einen großen Knüppel", hämt Alan Abelson, Chefkommentator des Wall-Street-Blatts "Barron`s". "Bush hingegen spricht laut und schwingt eine nasse Nudel".
      In Europa zeichnet sich zumindest mittelfristig eine Lösung für das Problem ab: Experten erwarten, dass das International Accounting Standards Board (IASB), welches die Regeln für den internationalen Bilanzstandard IAS festlegt, die Einbeziehung von Optionskosten demnächst zur Pflicht machen wird. Da die Europäische Union kürzlich beschlossen hat, IAS ab 2005 für alle Unternehmen innerhalb der EU zum verpflichtenden Standard zu machen, wäre das Problem weitgehend vom Tisch.

      Scylla und Charybdis
      In den USA ist indes keine politische Lösung in Sicht. Der Coca-Cola-Vorstoß könnte jedoch andere Unternehmen unter Zugzwang setzen - zumal Investoren derzeit enorm viel Wert auf Transparenz und Verständlichkeit von Bilanzen legen. Verschleierung könnte mittelfristig wesentlich kursschädigender wirken als Offenheit, selbst wenn die Märkte kurzfristig schockiert sein sollten. Julia Grant, Professor an der Weatherhead School of Management, sieht die amerikanischen Unternehmen zwischen Scylla und Charybdis: "Sie sind verdammt, wenn sie es tun, und sie sind verdammt, wenn sie es nicht tun."
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 13:03:10
      Beitrag Nr. 129 ()
      Unternehmen übernehmen sich. :confused: Da paßt was nicht!


      US-Unternehmen verstecken kritische Rating-Klauseln
      Zahlreiche US-Firmen verschweigen in ihren Geschäftsberichten Klauseln, die im Falle einer Verschlechterung der Bonitätseinschätzung die Finanzsituation belasten. Oftmals seien die Klauseln nur in den Finanzverträgen ausgewiesen, ergab eine Umfrage der US-Rating-Agentur Moody’s Investors Service.

      Von Sebastian Sachs, Frankfurt

      Vertragsklauseln gegen Rating-Verschlechterungen sichern Geschäftspartnern und Gläubigern der betroffenen Unternehmen bestimmte Rechte zu, falls die Bonitätseinschätzung eine bestimmte Mindeststufe nach unten durchbricht. So erhöht sich beispielsweise bei Anleihen der Kupon um einen vorher festgelegten Prozentsatz.
      Während Investoren diese Klauseln als Absicherung verstehen und daher viel Wert auf ihre Existenz legen, erhöhen sich für die Unternehmen bei Inkrafttreten der Herabstufung die Finanzierungskosten.
      Allerdings waren in jüngster Zeit durch die unsichere Marktsituation viele der Kapital suchenden Unternehmen verpflichtet, solche Klauseln einzubauen, da ihnen sonst der Zugang zum Finanzmarkt völlig versperrt gewesen wäre.

      Prominente Fälle
      Der US-Energieriese Enron und Kopiererhersteller Xerox gehören zu den prominenten Fällen, die durch eine Ratingverschlechterung in Finanzprobleme geraten sind.
      Insgesamt befragte Moody’s 1867 Unternehmen, ob in ihren bilanziellen oder außerbilanziellen Finanzgeschäften derartige Fallstricke eingebaut sind. 88 Prozent aller befragten Firmen beantworteten die Umfrage. 771 dieser Firmen wiederum sind mit einer Bonitätseinschätzung von "Ba1" oder höher ausgestattet.
      Demnach haben 675 der Firmen mindestens eine Rating-Klausel in ihren Finanzverträgen eingebaut. Viele Firmen berichteten sogar von mehreren, sodass sich die Gesamtzahl der Klauseln auf 2819 beläuft. Weniger als ein Viertel davon seien allerdings in den Geschäftsberichten ausgewiesen. Wie viel Prozent der Unternehmen die Klauseln verschweigen, teilte Moody’s nicht mit.
      24 Prozent aller Klauseln können nach Einschätzung von Moody’s gravierende Auswirkungen auf die Finanzsituation der betroffenen Unternehmen haben. Gerade bei diesen Klauseln sei eine Veröffentlichung aber am unwahrscheinlichsten.
      Moody’s nannte aus Gründen der Vertraulichkeit nicht, welche Unternehmen Rating-Klauseln verschweigen. "Dennoch werden wir, wenn möglich, die Klauseln und deren Effekte in unseren Ratings berücksichtigen", sagte Analystin Pamela Stumpp. Obwohl nicht generell zu erwarten sei, dass sich die Herabstufungen auf Grund der Klauseln häufen würden, seien Einzelfälle denkbar, bei denen das Rating sogar um mehrere Stufen zurückgenommen wird, sagte Stumpp weiter.
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 15:23:09
      Beitrag Nr. 130 ()
      Mit der Worldcom-Insolvenz ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht
      Verschuldung der US-Unternehmen rangiert immer noch auf Rekordniveau. Vor allem Versorger leiden unter schwachen Bilanzen

      Von Holger Zschäpitz

      Berlin – Nun ist es amtlich. Amerika hat mit Worldcom die größte Unternehmenspleite in seiner Geschichte. Bereits am späten Sonntag meldete das Telekommunikationsunternehmen Insolvenz an und beantragte Gläubigerschutz. Die Börsen reagierten geschockt, die Kurse von Unternehmensanleihen gerieten leicht unter Druck.

      Dabei hatten Börsengeologen schon lange vor dem Beben gewarnt. Denn die Pleite-Seismografen schlugen im Umfeld von Worldcom schon längere Zeit kräftig aus. Und das nicht nur bei Worldcom. :eek:Fast die Hälfte der 500 größten US-Unternehmen kämpfen zum Teil mit massiven Verschuldungsproblemen.:eek: Experten rechnen daher damit, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.

      Ursache für die finanziellen Schieflagen ist die massive Kreditausweitung während des vergangenen Wirtschaftsbooms. Der gesamte Schuldenberg Amerikas wuchs im vergangenen Jahrzehnt in den Himmel. Seit 1990 haben sich die Verbindlichkeiten von Privathaushalten, Unternehmen und dem Staat fast verdreifacht. Inzwischen ist die Verschuldung sogar drei Mal so groß wie das amerikanische Bruttosozialprodukt. Das heißt: Um den Berg abzutragen, bräuchte die gesamte US-Wirtschaft drei Jahre lang. Dabei müsste jeder Dollar in den Schuldenabbau gesteckt und kein Cent dürfte konsumiert werden.

      Die Schuldenproblematik ist damit zu einer Hypothek für die Märkte geworden. Bären sprechen von einer Kreditblase, die sich im Boom gebildet habe und die noch lange nicht abgebaut sei. „Das Schuldenniveau reicht aus, um die US-Ökonomie für das nächste Jahrzehnt lahm zu legen“, sagt Andrei Ilyin, Analyst bei Nomura. Der Abbau der Verbindlichkeiten könne das Wachstum langfristig strangulieren. Hoch verschuldeten Gesellschaften fehlt der finanzielle Spielraum zu wachstumsstimulierenden Investitionen. Im Gegenteil: Sie müssen sogar ihre Ausgaben einschränken.

      Tatsächlich muss der Schuldenabbau ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, hat die Finanzkraft der US-Unternehmen unter die Lupe genommen. Er nutzte als Indikator das bewährte Altman-Z-Score-Modell, mit dessen Hilfe die Insolvenzgefährdung eines Unternehmens berechnet wird. Und dieser Indikator, der Bilanzkennzahlen wie Eigenkapital, Gewinn, Verschuldung und Umsatz ins Verhältnis zueinander setzt, verheißt nichts Gutes. Bei 46 Prozent der 500 größten US-Unternehmen liefert das Modell Z-Werte unterhalb des kritischen Wertes von 1,81. Im Klartext: Wenn es diesen Unternehmen nicht gelingt, über die Börse oder bei den Banken frische Gelder aufzutreiben oder eine rasche Ertragswende hinzulegen, steuern sie auf einen Konkurs zu.

      Kritisch sieht die Lage vor allem für Telekomunternehmen und Netzwerkausrüster aus. Aber auch vielen amerikanischen Versorgern wächst der Schuldenberg nach der kalifornischen Energiekrise inzwischen über den Kopf. Enron dürfte damit nicht die einzige Pleite eines Energieunternehmens bleiben.

      Für die Aktienmärkte bedeutet dies alles nichts Gutes. Denn sollte die US-Ökonomie nach der kurzen Aufschwungphase wieder in die Rezession abdriften, gingen die Lichter an den Börsen wohl endgültig aus. Montier wird deutlich: „Die angespannten Bilanzen werden die Märkte weiter in Atem halten. Ein rasches Ende des Bärenmarktes ist nicht abzusehen.“



      Die Lineale sind zerbrochen. Solche Affen werden wieder in den Zoo gesperrt. Und dreieckige Tiefergähnzen werden achteckig. Der ganze Scheiß ist das, was er schon immer war: STINKENDER MISTPunkt



      Citigroup half Enron bei Buchungstricks
      Hätte Enron ohne Hilfe der Wall-Street-Banken die Investoren auf so gigantische Weise täuschen können? Anscheinend nein. Interne Unternehmensdokumente rücken jetzt das größte US-Finanzinstitut, die Citigroup, in ein schiefes Licht.


      NEW YORK. Die Bank soll für die Energiehandelsgesellschaft eine Reihe von ungewöhnlichen Finanzierungstechniken arrangiert haben. Ziel war es, den Verschuldungsgrad von Enron zu verschleiern und den Cash Flow künstlich aufzublähen.

      In einer komplexen Reihe von Transaktionen hat Citigroup Enron offenbar dabei unterstützt, in den vergangenen drei Jahren Mittel aufzunehmen, die als Handelserlöse verbucht wurden anstatt als Kredite. Dies geht aus Memos beider Unternehmen hervor, die gestern im Untersuchungsausschuss des US-Senats behandelt wurden. Dadurch konnte der schwache Cash Flow des Energiehändlers künstlich aufgeblasen werden, um dem Wachstum der Gewinne auf dem Papier standzuhalten. In Wirklichkeit aber lag die Kluft zwischen beiden Positionen zu dieser Zeit schon bei bis zu einer Milliarde Dollar im Jahr, ist einem Enron-Memo zu entnehmen.

      Bei der Finanzierungstechnik spielte eine eigens gebildete Gesellschaft mit dem Namen Yosemite eine Rolle, die rund 800 Millionen Dollar bei Anleihen-Anlegern einsammelte. Außerdem war eine Gesellschaft mit dem Delta involviert – die saß auf den Cayman-Inseln und wurde von der Citigroup kontrolliert. In den komplizierten Zahlungsfluss war auch die Citigroup selbst einbezogen. Eine wichtige Rolle spielten Ringgeschäfte zwischen Delta, Citigroup und Enron, bei denen das Geld einmal im Kreis herumgeschickt wurde und Öl in der entgegensetzten Richtung. Im Endeffekt fand die Reise nur auf dem Papier statt – Geld und Öl blieben da, wo sie von Anfang an waren. Aber die virtuelle Rundreise gab Enron die Möglichkeit, das Geld letztlich als Einnahme zu verbuchen – statt als aufgenommenen Kredit, was korrekt gewesen wäre. Dieser Unterschied war wichtig, denn bei einigen Enron-Aktionären waren wegen der steigenden Schulden bereits Zweifel an der Unternehmensstrategie aufgekommen. Pech nur: Genau diese Ringgeschäfte sind den Ermittlern aufgefallen.

      Die Citigroup, die Enron in den letzten drei Jahren insgesamt 14 derartiger Transaktionen 4,8 Milliarden Dollar bereit gestellt hat, weist jede Mitverantwortung an den massiven Betrügereien der Energiegesellschaft zurück. Auch wenn die Geschäfte kompliziert gewesen seien, seien sie lediglich die Refinanzierung eines bereits bestehenden Arrangements gewesen, bei dem Citigroup Enron Mittel für die künftige Lieferung von Erdgas zur Verfügung gestellt habe. Man sei ansonsten davon ausgegangen, dass die Geschäfte mit Enron von den Buchprüfern bei Arthur Andersen abgesegnet und rechtens gewesen seien.

      Auch wenn die Vorgehensweise von Citigroup technisch gesehen vielleicht mit den Bilanzierungsrichtlinien vereinbar sein mag, so wirft sie doch die Frage auf, ob das Institut nicht dazu beigetragen hat, wichtige Informationen vor den Enron-Investoren zu verbergen. Ebenfalls in die Schusslinie der Ermittler ist J.P. Morgan Chase geraten. Der Investmentbank werden ähnlich gelagerte Manöver mittels Vorauszahlungsarrangements über ein Finanzierungsvehikel namens „Mahonia“ vorgeworfen. Versicherungsgesellschaften, die für die Transaktionen garantiert hatten, klagten gegen JP Morgan, es habe sich effektiv um Kredite und nicht um Handelsgeschäfte gehandelt. Auch JP Morgan glaubt an die rechtmäßige Buchung der Vorgänge.

      Die Banken haben dazugelernt. „Ich wünschte, ich hätte nie von Enron gehört“, sagte Citigroup-Chairman Sanford I. Weill. Diese Einschätzung wird sich wohl auch nach den Senatsanhörungen in dieser Woche nicht ändern.

      von JATHON SAPSFORD, PAUL BECKETT, WSJ
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 15:42:27
      Beitrag Nr. 131 ()
      ACHTUNG ACHTUNG

      Gleich kommt eine technische Gegenreaktion

      ACHTUNG ACHTUNG

      ENDE DER DURCHSAGE

      Avatar
      schrieb am 24.07.02 15:55:38
      Beitrag Nr. 132 ()
      Gegenreaktion wohl erst ab ~7500!

      Mann Mann, ich glaub ich hab noch nie in 3 Monaten soviel GEld verdient wie jetzt!! :eek:


      So macht Börse Spaß... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 16:00:05
      Beitrag Nr. 133 ()
      #18 von didiprotein 25.12.01 00:42:24

      @Boersen-Mario
      Der Volltrottel bist Du,sonst würdest du hier nicht so eine Scheiße verzappen!Wenn du negativ eingestellt bist ist das deine freie Meinung und auch legitim!Kauf dir Puts und versuch deine Wette,das wird dich dein Hab und Gut kosten!Die Weltwirtschaft wird sich im nächsten Jahr erholen,als Lokomotive die USA!!!Die Börsen werden dies 6-9 Monate im voraus vorwegnehmen!DOW JONES in 12 Monaten auf 12500Punkten,der NASDAQ COMPOSITE bei ca.3000Punkten,der NBI bei ca.1600Punkten.Die Bios werden der Markt outperformen!!!Der Dax wird bei6800 Punkten stehen!Dein Umgangston läßt sehr zu wünschen übrig,ist nicht gerade die feine Kinderstube!
      ciao didiprotein




      :laugh: Bitte haltet mich fest, ich kann nicht mehr!! :laugh: roflmao:D:D
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 16:03:09
      Beitrag Nr. 134 ()
      Hexenjagd:D:D


      #60 von didiprotein 28.12.01 22:37:42

      @alle
      Die heutigen Wirtschaftsdaten haben wieder ein Mal gezeigt daß die US-Wirtschaft sich im nächsten Jahr deutlich erholen wird!Deshalb bleibe ich bei meiner Meinung
      DOW JONES bei 12500
      NASDAQ bei 3000
      NBI bei 1600
      Es wird eine schwere Zeit für die Bären!
      Gruß didiprotein




      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 16:05:03
      Beitrag Nr. 135 ()
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 16:13:30
      Beitrag Nr. 136 ()
      Hei bist Du gegen ein U-Boot gelaufen? Krieg dich wieder ein!

      Es riecht nach Zinssenkung
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 16:16:31
      Beitrag Nr. 137 ()
      Fast, mir ist ein Geldsack auf die Mütze gefallen... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 19:25:23
      Beitrag Nr. 138 ()
      Die fedsche Gegenreaktion ist da.
      Die Zinssenkung wird folgen.

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Mittwoch leicht gestiegen, notierte aber weiter deutlich unter der Parität zum US-Dollar. Um 17.00 Uhr kostete die europäische Gemeinschaftswährung in Frankfurt 0,9929 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor bei 0,9915 (Dienstag: 0,9910) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0086 (1,0091) Euro.
      Es habe Gerüchte gegeben, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Krisensitzung einberufen habe, sagte Paul Mackel von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass die Fed wegen den stark fallenden Aktienkurse bald erneut die Leitzinsen senke. Die US-Notenbank lehnte jedoch einen Kommentar zu den Gerüchten ab.
      Ein Krisentreffen der Notenbank hält auch Andreas Szesny von der Hypovereinsbank für möglich. Bisher hätten die Notenbanken äußerst gelassen auf die Finanzmarktkrise reagiert. Es sei aber durchaus möglich, dass falls sich die Finanzkrise weiter zuspitze, auch die US-Notenbank die Leitzinsen erneut senken werde. Dies dürfte angesichts der derzeitigen Verunsicherung jedoch nur kurzfristig die Märkte beleben, erwartet Szesny.
      Die Gerüchte hätten den Dollar zwischenzeitlich belastet, sagte Mackel. Der Euro-Kurs war zwischenzeitlich bis auf 0,9982 Dollar gestiegen. Die Gewinne gab er aber größtenteils wieder ab.
      Der Aufwärtstrend des Euro sei aber gefährdet, sagte Szesny. Sollte es zu einer Erholung der Weltkonjunktur kommen, dürfte diese von den USA ausgehen. Es sei zudem unwahrscheinlich, dass Investoren in der jüngsten Krise in größerem Umfang Aktienbestände in den USA auflösten und das Geld nach Europa transferierten. "Es fehlen schlicht die Alternativen zu den US-Märkten " sagte Szesny. Die Kursentwicklung an den europäischen Börsen sei in jüngster Zeit noch schwächer als in den USA gewesen.

      Morgan scheint die Sonne wieder

      NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Großbank JP Morgan Chase & Co hat nach Aussage von Konzernchef William Harrison dem Energiehändler Enron nicht wissentlich dabei geholfen, dessen wirtschaftlichen Lage falsch darzustellen. Das Institut habe "korrekt und integer" gehandelt, sagte Harrison am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz. Am Dienstag war der Aktienkurs der Bank abgestürzt.
      Anleger beführchten, dass JP Morgan und Citigroup dem zusammengebrochenen Energiehändler Enron verdeckte Kredite gewährt haben könnte. Am Mittwoch rutschten die Titel nach US-Börsenauftakten weiter ins Minus. Mit der Telefonkonferenz wollte Harrison dem Kursverfall entgegen treten./FX/mur/hi/

      Bravo Amerika! Setzen! 7!
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 21:35:15
      Beitrag Nr. 139 ()
      the empire strikes back. :D :D :D :D

      ihr schwätzer :laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 22:00:03
      Beitrag Nr. 140 ()
      :) In 135 Stunden sitze ich schon im Flieger nach Kanda! :)


      2 Wochen mal ohne W;O, heulenden Aktionären und Futtermittelskandalen...


      Hach, ist das schön... :D
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 23:42:40
      Beitrag Nr. 141 ()
      DD5.1
      Du bist ja noch blöder wie paule vermutet. Der hat übrigens deine Postings löschen lassen.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 01:08:43
      Beitrag Nr. 142 ()
      Was ist denn zwischen den beiden passiert? :confused:
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 08:31:06
      Beitrag Nr. 143 ()
      "Du bist ja noch blöder wie paule vermutet"

      was juckt mich paule?
      ich bin ja auf eurer seite, wollte nur bissle veräppeln ;)
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 08:39:06
      Beitrag Nr. 144 ()
      .... und ausserdem kann man ruhig von "gegenschlag" sprechen bei dem schon fast historischen anstieg im dow :D :p
      das war der zweithöchste anstieg seit 1987 ;)
      deshalb mich als blöde bezeichnen? :cry:
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 10:38:46
      Beitrag Nr. 145 ()
      Der Griff ins Klo
      macht selten froh!

      Ich geh in mich :rolleyes:


      Der Geruch der Verzweiflung
      Amerikanische PC-Hersteller versuchen mit zahlreichen Rabattaktionen ihre riesigen Lagerbestände abzubauen. Branchenprimus Dell sticht die Konkurrenz erneut aus - mit 50.000-Dollar-Schecks.

      Von Thomas Hillenbrand

      Hamburg - Steven hat diesen glasigen Blick, der sich häufig nach einigen Marihuana-Pfeifchen einstellt. Der blonde Twen grinst grenzdebil in die Kamera, fuchtelt wild mit den Armen und fängt seine Sätze ständig mit "Ey, Alter ..." an.
      Steven ist tatsächlich high, aber nicht von Drogen, sondern von Personal Computern (PCs). Die von Jungschauspieler Ben Curtis verkörperte Werbefigur ist ganz erfüllt von den Produkten des Computerherstellers Dell und beendet jeden der in den USA landesweit ausgestrahlten Fernsehspots mit dem Satz "Dude, you`re getting a Dell". In Amerika genießt Steven inzwischen Kultstatus.
      Stevens Erfolg ist symptomatisch: Mit schöner Regelmäßigkeit deklassiert Dell in Sachen Profitabilität und Absatz Konkurrenten wie Hewlett Packard , IBM , oder Gateway . Jetzt haben die Texaner ihren Wettbewerbern auch noch in Sachen Coolness den Rang abgelaufen. "Der Geruch der Verzweiflung liegt in der Luft", sagt Analyst Tony Duboise vom Marktforscher ARS.

      Volle Lager allerorten
      Laut Branchenbeobachter Gartner Dataquest konnte Dell seinen weltweiten Marktanteil von 13,1 Prozent im ersten Quartal auf nunmehr 14,9 Prozent steigern. Ein größeres Stück des PC-Marktes kontrolliert lediglich Hewlett-Packard (HP) - und das auch nur, weil das Unternehmen kürzlich mit dem Konkurrenten Compaq fusionierte. Wenn Dell mit der jetzigen Geschwindigkeit weiterwächst, könnten die Texaner HP bald aus der Pole Position verdrängen.
      Dell ist der einzige große Hersteller, der an den zum austauschbaren Massenprodukt gewordenen PCs noch Geld verdient. Hauptgrund dafür ist, dass Dell ausschließlich per Direktvertrieb über das Internet verkauft und nur Lagerbestände für eine knappe Woche vorhält. Bei der Konkurrenz sind die Regale hingegen proppevoll. "Es ist eine schreckliche Zeit, PCs zu verkaufen", schrieb das Wirtschaftsmagazin "Fortune", "es sei denn man heißt Michael Dell".
      Nach Schätzungen des Marktforschers IDC stauben in den USA etwa eine halbe Million PCs vor sich hin. Bei dem derzeit von Experten wie der Investmentbank Merrill Lynch prognostizierten weltweiten Marktwachstum von mickrigen 2,5 Prozent wird ein Großteil dieser Geräte wohl abgeschrieben werden müssen.

      Es gibt `was extra
      So ist es auch kein Wunder, dass sich die verschiedenen Hersteller derzeit mit Rabatten und Marketingaktionen zu überbieten versuchen. Egal, wo der amerikanische Kunde seinen Computer kauft - er kriegt auf jeden Fall irgendetwas gratis dazu. HP gewährt Rabatte von bis zu 400 Dollar auf PCs, Gateway legt bei vielen Modellen einen Scanner oder Drucker oben drauf. Apple bietet an, dass Produkte, die jetzt gekauft werden, erst ab November in Raten gezahlt werden müssen.
      Besonders originell sind all diese indes Aktionen nicht. Für Gesprächsstoff sorgt nur Dells Werbeaktion: Die Nummer zwei der Branche lobt derzeit unter PC-Käufern täglich 50.000 Dollar aus. Jeder, der in den USA im Juli einen Dell-Computer kauft, nimmt automatisch an der Verlosung teil. Eine vergleichbare Aktion hat es in der PC-Branche bisher nicht gegeben.
      Die 1,55 Millionen Dollar plus Verwaltungskosten, die der in Anzeigen mit dem Scheck wedelnde Steven das Unternehmen kostet, sind vermutlich gut investiertes Geld. Denn Hauptziel der Aktion ist nach Meinung vieler Analysten nicht, den Verkauf von Dell-PCs anzukurbeln. Vorrangig gehe es den Texanern darum, dafür zu sorgen, dass die Konkurrenz auf ihren riesigen Lagerbeständen sitzen bleibt und diese später abschreiben muss, weil sie nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen. Derzeit sieht es so aus, als ob der Plan aufginge: Allein HP hat momentan genug Rechner in petto, um seine Kunden die nächsten elf Wochen zu versorgen.


      Agent 00GHz hat mir folgende Info zukommen lassen:
      Intel plane einen großflächigen Einstieg in die Umweltbranche
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 19:57:41
      Beitrag Nr. 146 ()
      Heii Rest der Welt (Mob), schau auf zu uns!!! Wir sind die Größten.....
      ...........................................................................................................................................................................................................................(Blödmänner)


      Strategen fordern Rettungsaktion der Notenbank
      Drohende Kreditklemme zwingt zum Handeln. Spekulationen über Notfallplan der US-Währungshüter

      Von Anja Struve und Holger Zschäpitz

      Frankfurt/Main - Wenn es in amerikanischen Western ganz düster aussieht, ertönt plötzliche eine Fanfare und schon naht die rettende Kavallerie. Auch an den Finanzmärkten wird der Ruf nach einem Retter immer lauter. Führende Analysten und Volkswirte fordern ein konzertierte Aktion der weltweiten Notenbanken, um die absolute Katastrophe zu verhindern. Denn die schwachen Börsenkurse drohen die Realwirtschaft mit in die Tiefe zu reißen. "Zwar gehört es nicht zu den Aufgaben einer Notenbank, den Anlegern aus der Patsche zu helfen. Doch der Crash an den Märkten droht das gesamte Finanzsystem aus den Angeln zu heben", warnt etwa Bill Dudley, Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Und die Zeit eilt. "Wenn die Zentralbanker zu lange zögern, laufen sie Gefahr, in eine ähnliche Situation zu geraten wie die japanische Zentralbank nach dem Aktiencrash 1989", sagt Dieter Wermuth, Chefvolkswirt der UFJ Bank. Noch heute zehn Jahre später litten die Söhne Nippons an dieser Fehlentscheidung. "Die Parallelen zwischen Japan vor zehn Jahren und der westlichen Welt heute sind beängstigend." Auch Edmund Shing, Stratege bei Julius Bär, schlägt Alarm. "Die Aktienmärkte sind zuletzt nicht der Realwirtschaft gefolgt. Nun könnte die Realwirtschaft den Aktienmärkten folgen."

      Tatsächlich darf der Einfluss der Börsen auf die Volkswirtschaften nicht unterschätzt werden. Da ist zum einen der massive Vermögensschwund privater Haushalte. Weltweit wurden seit den Höchstständen an den Börsen im Frühjahr 2000 rund 16.000 Mrd. Euro an Anlegergeldern - das ist acht Mal das deutsche Bruttoinlandsprodukt - vernichtet. Allein an der Wall Street lösten sich 8000 Mrd. Dollar in Luft auf. Niedrigere Kurse zwingen aber die Konsumenten dazu, mehr auf die hohe Kante zu legen.

      Noch schlimmer ist ein Börsencrash für die Unternehmen. Niemand will ihnen mehr Geld anvertrauen - das sie aber dringend für Investitionen brauchen. Selbst steigende Auftragseingänge verpuffen, wenn die Gesellschaften keine Mittel für die Anschaffung zusätzlicher Maschinen haben. "Die Gefahr eines Credit Crunch ist extrem hoch", sagt Andrei Ilyin, Analyst bei Nomura. Die Bilanzen der Banken seien bereits so strapaziert, dass sie unwillig seien neue Kredite auszugeben. Und die Aktienbörsen fielen als Kapitalbeschaffungsmaschinen schon länger aus. Jetzt misstrauten Anleger sogar den Unternehmensanleihen. Der Bondsmarkt sei zum Erliegen gekommen. "Wenn die Unternehmen in einer Kreditklemme stecken und keine Gelder bekommen, dann ist das der sichere Weg zurück in die Rezession", sagt Ilyin.

      Genau hier helfen Zinssenkungen. Denn mit billigerem Geld können die Währungshüter die Banken zu einer freigiebigeren Kreditpolitik stimulieren. Und auch für die am Boden liegenden Versicherungen brächte eine Zinssenkung Entlastung. "Solange sich die Lage an den Aktienmärkten nicht bessert, bewegen wir uns auf dünnem Eis", sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank. "Die EZB sollte die Zinsen senken, die Argumente dafür wiegen schwerer als Inflationsgefahren."

      Auch Notenbanken scheinen den Ernst der Lage erkannt zu haben. "Hütet euch vor Übertreibungen", warnte der französische Notenbankchef Jean-Claude Trichet. Bundesbankpräsident Ernst Welteke hatte bereits kürzlich gewarnt: "Es besteht noch immer die Gefahr, dass sich die Unsicherheiten an den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft auswirken."

      Doch während es die Europäer vorerst mit dem Reden bewenden lassen, scheinen die Amerikaner bereits gehandelt zu haben. Spekulationen zufolge gab es gestern eine Krisensitzung bei der US-Notenbank. Eventuell werde die Fed versuchen, die aufgewühlten Börsen mit einer Zinssenkung zu beruhigen. Denkbar sei auch die Ausarbeitung eines Notfallplan zur Stützung der angeschlagenen Börsen. Als Blaupause dient die Schieflage des LTCM-Hedgefonds und der Kurssturz nach den Anschlägen vom 11. September. In beiden Fällen drehte die Fed umgehend an der Zinsschraube.

      Und so sieht alles danach aus, als würde die Kavallerie doch noch angaloppiert kommen. Dann könnte der Dax dem Konjunkturbarometer Ifo nach oben folgen - und nicht umgekehrt.



      Die Pleitegeier kreisen schon, doch das Aas will nicht verrecken. Angeschlagene Rindviecher sind so gefährlich wie angeschlagene Boxer.

      Im Visier der Ermittler
      Mit dubiosen Finanzierungsmodellen sollen die größten US-Banken dem mittlerweile insolventen Enron-Konzern zu Krediten in Milliardenhöhe verholfen haben. Nun hat der Senatsausschuss auch die Justizbehörde eingeschaltet.


      Washington - Der US-Senatsausschuss ermittelt gegen Citigroup und JP Morgan Chase. Den beiden Großbanken wird vorgeworfen, dem mittlerweile insolventen Enron-Konzern und zehn weiteren Unternehmen mit Hilfe von dubiosen Rohstoffgeschäften Kredite in Milliarden-Dollar-Höhe verschafft zu haben.
      Der US-Senatsausschuss hat nun auch die Börsenaufsicht SEC und die Justizbehörden eingeschaltet, sagte der Ausschussvorsitzende, Senator Carl Levin. "Meiner Ansicht nach ist das eine ziemlich traurige Geschichte und da dürfte wohl noch einiges mehr ans Licht kommen", sagte Levin.
      Um die immer größer werdenden Schulden des Enron-Konzerns zu verschleiern, sollen die Institute hoch komplizierte Finanzierungsmodelle entwickelt haben. Das "Wall Street Journal" führte als Beispiel das Finanzmodell "Yosemite" der Citigroup an.

      Zinszusagen von bis zu 8,5 Prozent
      Die Bank soll Investoren mit einer Zinszusage von 8,5 Prozent in den "Yosemite"-Trust gelockt haben. Die von Interessenten eingezahlten 800 Millionen Dollar flossen an eine Briefkastenfirma namens "Delta" auf den Cayman-Inseln. "Delta" erwarb über die Citigroup Öl von Enron.
      Der Energiekonzern kaufte dies anschließend wieder zurück. Die 800 Millionen Dollar flossen später wieder an "Yosemite", und die Enron-Firmen überwiesen die Zinsen an die Investoren.
      Solche und ähnliche Transaktionen sollen Enron Kredite in Höhe von 8,5 Milliarden Dollar eingebracht haben, die der einstige Energieriese als Umsatz buchen konnte. Citigroup und JP Morgan Chase spülten die komplexen Transaktionen hohe Gebühren und Zinszahlungen in die Kassen, so der Ausschuss.

      Enron ist kein Einzelfall
      Die Geschäfte seien derart erfolgreich gewesen, dass die beiden Banken die Ideen bündelten und auch anderen Firmen andienten. JP Morgan Chase gestand, mit sieben anderen Firmen neben Enron eine Zahlungspraxis wie im Fall Enron eingeführt zu haben. Citigroup signalisierte, die Idee an 14 weitere Unternehmen herangetragen und sie mindestens an drei erfolgreich verkauft zu haben.
      Levin bezeichnete das Geschäft mit den Zuflüssen von Firmen, welche die Empfängerunternehmen als Vorauszahlungen verbuchten, als bewusste Bilanzfälschung. "Chase und Citigroup wussten, was Enron da tat, halfen Enron und profitierten von diesen Aktionen", sagte Levin.

      "Wir bieten unseren Kunden keine Bilanzberatung an"
      Die vor dem Ausschuss befragten Mitarbeiter der Banken wiesen die Vorwürfe zurück. Die Praxis solcher Vorauszahlungen sei in der Branche üblich.
      Man habe Enron nicht wissentlich dabei geholfen, die wirtschaftliche Lage falsch darzustellen, sagte JP-Morgan-Chase-Chef William Harrison am Mittwoch. Das Institut habe "korrekt und integer" gehandelt.
      "Wir bieten unseren Kunden keine Bilanzberatung an", sagte Jeffrey Dellapina von JP Morgan Chase, der mit den Enron-Geschäften zu tun hatte. Es sei nicht ihr Fehler gewesen, dass Enron die Zahlungen falsch verbuchte.

      Auch andere Banken sind involviert
      Rick Caplan, der bei der Citigroup das Kredit-Derivate-Geschäft in Nordamerika mitverantwortet, sagte: "Enron hat der Citigroup versichert, dass die Bilanzierungspraxis mit den Vorauszahlungen vollständig von Arthur Andersen, die damals zu den führenden US-Wirtschaftsprüfern zählten, untersucht wird."
      Hätte es die Praxis der Vorauszahlungen nicht gegeben, wären die gesamten Schulden von Enron im Jahr 2000 um 40 Prozent höher ausgefallen und die Einnahmen aus dem Geschäft um 50 Prozent geringer gewesen, fand der Ausschuss heraus.
      Neben JP Morgan Chase und Citigroup sind den Angaben des Ausschusses zufolge auch andere Banken mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Dollar involviert. Unter ihnen sollen die Credit Suisse Group, Barclays, Fleet Boston Financial, Royal Bank of Scotland und Toronto-Dominion Bank sein.



      Stiller Ausverkauf
      Seit Monatsanfang sind die Weltbörsen um ein Sechstel eingebrochen - und keiner will schuld sein. Die meisten Großinvestoren beteuern stillzuhalten, doch Börsenhändler berichten von Panikverkäufen der Lebensversicherungsgesellschaften.

      Von Sead Husic, Christian Baulig und Ralf Südhoff

      Seit ein paar Wochen trifft Kenneth Christian in seiner Firma immer wieder auf alte Bekannte. Kollegen, die sich längst in den Ruhestand verabschiedet hatten, sind zurückgekehrt. "Manche arbeiten halbtags, manche ganztags", sagt der Mitarbeiter des Washingtoner Stromversorgers Pepco. Schuld ist der Aktien-Crash. Schätzungen zufolge haben amerikanische Rentner in den letzten zwei Jahren 678 Mrd. $ ihres Vermögens verloren. Eine ganze Generation in den USA fragt sich, wie sie ohne das fest eingeplante Einkommen aus ihren Aktiendepots finanziell überleben kann. Die American Association of Retired Persons erwartet, dass der Bärenmarkt viele zwingen wird, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten.

      Der Vertrauensverlust trifft die gesamte Finanzbranche, die auf den steten Zuwachs der Aktionärsgemeinde gesetzt hat. Das derzeitige Überangebot an Aktien schickt die Kurse auf Talfahrt und schürt das Misstrauen der Anleger immer weiter. In den USA, wo nach Schätzungen der Regierung rund 80 Prozent aller Familien Wertpapiere besitzen, ziehen viele in großem Stil ihr Kapital aus Aktienfonds ab. Nach Angaben von AMG Data Services verkauften Anleger allein in der vergangenen Woche Anteile im Wert von 11,4 Mrd. $ - so viel wie im gesamten Juni.

      Lebensversicherer bauen ihre Aktien ab
      Bewegung registrieren die Experten auch bei den 401K-Sparplänen, der beliebten steuerfreien Anlage für Pensionäre. Auch hier wird kräftig von Aktienfonds in sicherere Anleihen umgeschichtet. "Otto Normalverbraucher schaut sich in diesen Tagen seine Depotauszüge für das zweite Quartal an und sagt sich `Schluss damit!´", sagt Thomas Giovine. Der New Yorker Hedge-Fund-Manager befürchtet, dass die großen Investmentgesellschaften nun massenhaft Aktien abstoßen, um flüchtende Anleger auszahlen zu können.
      Hier zu Lande beruhigt die Investmentbranche die Anleger. "Wir kaufen nicht, aber wir verkaufen auch nicht", sagt Michael Oehrens, Aktienstratege bei SEB Invest. Die Frankfurter Fondsgesellschaft hält zurzeit Aktien im Wert von 3 Mrd. Euro. "Wir verfügen über ein komfortables Cash-Polster", sagt Klaus Kaldemorgen, Leiter des Aktienfonds-Managements der Deutsche-Bank-Tochter DWS, mit 40 Mrd. Euro Aktienbesitz einer der größten Spieler am Markt.
      Während die meisten Fondsgesellschaften anscheinend noch stillhalten, sind die Lebensversicherer längst dabei, große Wertpapierbestände abzustoßen. "Alle Versicherer haben auf breiter Front Aktien abgebaut", sagt Rolf Stegemann-Kühnert, Händler bei der BHF-Bank. "Viele Versicherer machten ihre Aktienpakete platt", bestätigt ein Händler der Bayerischen Landesbank. "Bei den Versicherungsgesellschaften ist Panik ausgebrochen", sagt Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg.
      Die Assekuranz ist von dem Kurssturz der vergangenen Monate besonders stark getroffen. 2001 hielten Lebensversicherer jede dritte deutsche Aktie. Weil sie die gesetzlich garantierte Rendite von 3,25 Prozent dieses Jahr durch Kursgewinne, Dividenden und Zinsgewinne kaum erwirtschaften können, sind sie gezwungen, Aktien abzustoßen. "Wenn die Assekuranz genötigt wird zu verkaufen, wiegt das schwer im Markt", sagt Peter Dombeck, Analyst bei der Hamburger Privatbank Berenberg.

      Gesamtverband beruhigt
      Glaubt man dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV), ist die Lage halb so schlimm. Es gebe keinen krassen Verkaufstrend in der Branche, sagt GdV-Geschäftsführerin Gabriele Hoffmann. Zwar sei der Aktienanteil bei den Anlagen rückläufig, aber dies sei nicht dramatisch. Offenbar ist das Thema den Versicherern dennoch peinlich. Kaum ein Anbieter will sich zu seiner Krisenstrategie äußern: Volksfürsorge, Axa Colonia, Hamburg-Mannheimer und Mannheimer Leben halten es für klüger zu schweigen. Eine Sprecherin der Allianz Leben lässt sich lediglich entlocken, man wolle "das Aktienportfolio langfristig aufstocken". Zu den jüngsten Kurseinbrüchen: "Kein Kommentar."
      Experten erwarten, dass es für die Branche noch schlimmer kommt. Die Hälfte der deutschen Lebensversicherer nahm 2001 ein neues Gesetz in Anspruch, nach dem sie Kursverluste nicht in vollem Umfang abschreiben muss, wenn es sich voraussichtlich um eine vorübergehende Wertminderung handelt.
      Der Gesetzgeber hatte diese Regelung nach dem Börsenumschwung eingeführt, um eine massive Verkaufswelle an den Aktienmärkten zu verhindern. Indem sie diese "Bilanzhilfe" nutzten, konnten Versicherer ohne Großverkäufe von Wertpapieren ihre Garantierendite einhalten. Die Mannheimer Leben schraubte auf diese Weise ihre offizielle Nettoverzinsung von 2,64 Prozent auf 4,76 Prozent, die Hannoversche Leben legte sogar von 2,03 Prozent auf 5,5 Prozent zu.
      Noch ist offen, in welchem Ausmaß die Versicherer die Verluste, die bislang nicht aufgeholt wurden, in diesem Jahr ausweisen müssen. Sollten die Wirtschaftsprüfer darauf bestehen, dass ein großer Teil der Wertminderung in den Bilanzen verbucht wird, müssten sich viele Unternehmen von großen Aktienpaketen trennen, um ihren gesetzlichen Renditeverpflichtungen nachzukommen. Die Märkte würden noch tiefer ins Minus rutschen.

      Defensiver Kurs
      Viele Vermögensverwalter versuchen, das Schlimmste abzuwettern. Der Anteil an Aktien wurde dort bereits in den vergangenen Monaten auf ein Minimum reduziert. "Wir haben die Barquote bis zur Schmerzgrenze hochgefahren", sagt Eberhard Weinberger, Vorstand der Dr. Jens Erhardt Kapital AG. Das Unternehmen aus Pullach bei München verwaltet diverse Fonds und Depots vermögender Privatkunden. Insgesamt kümmern sich die Manager um 800 Mio. Euro. Weinberger fährt bis auf weiteres einen "defensiven Kurs" mit weniger als 20 Prozent Aktien in den Portfolios. Trotzdem riefen immer häufiger Klienten in Pullach an, um sich nach ihrem Depotstand zu erkundigen, sagt Weinberger, "manchmal mit dem dezenten Hinweis, dass es sich bei dem Depot um ihre Altersvorsorge handelt".
      Heinz-Werner Rapp, Chef des Portfoliomanagements bei Feri Trust in Bad Homburg, muss ebenfalls allzu nervöse Anleger beruhigen: "Manche wollen jetzt alles glattstellen, denen nehmen wir den Wind aus den Segeln." Rapp, der für die Verwaltung von Depots und Fonds im Wert von 3 Mrd. Euro zuständig ist, hat den Aktienanteil in den Portfolios im Laufe der vergangenen zwölf Monate von 50 auf 15 bis 20 Prozent reduziert. "Damit lässt es sich gut leben." Rapp setzt verstärkt auf Anleihen, Geldmarktprodukte und Hedge Funds. Trotz des Einbruchs der vergangenen Tage wittert er neue Chancen am Aktienmarkt: "Wir haben heute darüber diskutiert, ob wir nicht wieder stärker einsteigen sollten."

      Der gehört zu #125. Ein rundum grundguter Artikel. Saustark. :)
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 22:54:51
      Beitrag Nr. 147 ()
      Die Brüder Albrecht können wirklich froh sein, daß nicht KMart nach Deutschland expandierte. :D
      Ich versteh das trotz meiner mittlerweile "hochleistungsfähigen amerikanischen Einfühldenke" nicht: Wal-Mart brilliert und KMart säuft gnadenlos ab. Heilige Kuh??


      Wal-Mart wagt zweiten Anlauf in Deutschland
      Der größte Handelskonzern der Welt muss in Deutschland Lehrgeld zahlen: Vier Jahre nach dem Markteintritt fährt Wal-Mart Germany nach Brancheninformationen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe ein. Neben Problemen mit unrentablen SB-Warenhäusern und der Konsumflaute sitzt den Geheimniskrämern aus Wuppertal auch die Justiz im Nacken. Wal-Mart soll gerichtlich gezwungen werden, die Bilanzen für 1999 und 2000 offenzulegen. Auf die Krise reagiert der Konzern nun mit Umstrukturierungen und Investitionen. Der Branchengigant versucht im zweiten Anlauf, in Deutschland endlich Fuß zu fassen.


      HB WUPPERTAL. Neue Filialen eröffnen die Amerikaner im hessischen Groß-Gerau im August und 2003 in Berlin, bereits seit Juni hat das Supercenter in Bergkamen geöffnet. Bestehende Warenhäuser sollen saniert und Verlustbringer in Ingolstadt und Wilhelmshaven dicht gemacht werden. Insgesamt hat Wal-Mart derzeit in Deutschland 95 Filialen und 17 000 Mitarbeiter. "Die Neueröffnungen unterstreichen unser langfristiges Engagement auf dem deutschen Markt und zeigen, dass wir auch in Zukunft weiter wachsen wollen", sagt Deutschland-Chef Kay Hafner.

      Discount-Preise und Service-Offensive
      Dies ging schon einmal schief: Als Wal-Mart Ende 1997 die Wertkauf-Kette übernahm, zitterten in Deutschland die Einzelhandelskonzerne. Von "Good Old Germany" aus wolle man mit Discount-Preisen und einer Service-Offensive Europa erobern, tönte es aus der US-Firmenzentrale in Bentonville. Was dann folgte, war aus Sicht von Branchenkennern eine Kette grober Managementfehler.
      Das musste selbst der erfolgsverwöhnte Wal-Mart-Boss Lee Scott einräumen. "Man könnte ein Lehrbuch über unsere Erfahrungen in Deutschland schreiben. Wir haben wirklich mehr falsch als richtig gemacht", sagte er in einem Interview. Dabei warfen die Amerikaner ohne Not eine alte Händlerweisheit über Bord: "All retail is local - Handel ist ein lokales Geschäft".
      Manager aus Übersee sollten die deutsche Tochter aufbauen, ohne den Markt zu kennen, der als härtester in Europa gilt. Die Margen sind schmal, von 100 Euro Umsatz bleiben nur 80 Cent in der Kasse. Einzig der deutsche Discount-Primus Aldi kommt auf etwa 2,80 Euro. Inzwischen sitzen auch deutsche Manager in der Chefetage der Wal-Mart Deutschland GmbH & Co. KG.

      Viele Ladenhüter gekauft
      Ein weiterer Fehler war die Strategie, Masse um jeden Preis zu erzielen. Nach der Übernahme der 21 Wertkauf-Supermärkte schluckte Wal-Mart für rund 600 Millionen Euro Ende 1998 die 74 Interspar- Häuser. Branchenkenner lästerten, darunter seien viele Ladenhüter in schlechter Lage mit hohen Mieten gewesen - und behielten Recht.
      Die aggressive Preispolitik, das Erfolgsgeheimnis in Nordamerika, schlug fehl. Die Konkurrenten zogen mit. Inzwischen sei Wal-Mart in einigen Sortimenten durchschnittlich 11 bis 25 Prozent teurer als die Discounter Aldi, Lidl und Norma, errechnete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). "Das ist bei den preisbewussten deutschen Verbrauchern ein immenser Nachteil", sagt Karl-Heinz Roiger von GfK- Information Resources in Nürnberg. Wal-Mart weist die Preisvergleiche als fehlerhaft zurück.
      "Konsumentengewohnheiten, die im Heimatmarkt der Schlüssel zum Erfolg sind, schränken das Erfolgspotenzial im Ausland stark ein", analysiert die "Lebensmittel Zeitung". Wal-Mart sei mit 2,9 Milliarden Euro Umsatz und als Nummer 13 in Deutschland zu klein, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dies entlocke Konkurrenten wie Rewe (29 Mrd Euro), Edeka (25 Mrd Euro) und Aldi (21 Mrd Euro) nur ein müdes Lächeln, heißt es.
      Die Branche spekuliert, dass Wal-Mart in Deutschland aus eigener Kraft nicht in die erste Einzelhandels-Liga aufsteigen kann. Doch Übernahmen oder Kooperationen zeichnen sich derzeit nicht ab. So zerrinnt für die Amerikaner die Zeit. "Wal-Mart kann es sich mit den riesigen Gewinnen in den USA leisten, dass die Deutschland-Tochter zehn Prozent des Ertrags vernichtet", meint ein Insider. Die entscheidende Frage sei nur, wie lange noch.



      GE Capital wird aufgespalten
      Der US-Mischkonzern General Electric hat überraschend die Aufspaltung seiner profitablen Finanzdienstleistungs-Tochter GE Capital in vier Sparten angekündigt. Das Unternehmen will mit dieser Maßnahme das Vertrauen der Investoren stärken.


      Die Anleger sollten damit ein klareres Bild der einzelnen Sparten und von deren Ergebnissen erhalten, teilte GE am Freitag in New York mit. Die Ratingagenturen Standard & Poor`s und Moody`s erklärten, die Aufspaltung beeinflusse die Bonitäts-Bewertung von GE Capital nicht.
      Die GE-Tochter GE Capital, die rund 40 Prozent zum Konzerngewinn beisteuert, werde in die Geschäftsfelder Versicherung, Finanzberatung für private und für gewerbliche Kunden sowie Ausrüstung aufgeteilt. Jede Einheit werde direkt an GE-Chef Jeff Immelt und Vize-Chairman Dennis Dammerman berichten. Der GE-Aktienkurs schloss in einem freundlichen Marktumfeld an der Wall Street 4,1 Prozent fester bei 27,80 $.

      Mehr Transparenz für Investoren angestrebt
      "Dadurch wird eine klarere Sicht geschaffen, wie unser Finanzdienstleistungs-Geschäft funktioniert und das Wachstum steigert",
      sagte Immelt, der im September Nachfolger von Jack Welch geworden war. Das ab kommenden Donnerstag wirksam werdende neue System solle den Investoren mehr Transparenz liefern.
      Der GE-Konzern, dessen Aktivitäten von Versicherungen bis zu Fernsehstationen gehen, ist zuletzt von Analysten für schwer zu durchschaubare Bilanzierungspraktiken kritisiert worden. Fragen habe vor allem die Behandlung der Kosten für Mitarbeiterpensionen in den Bilanzen aufgeworfen, sagten Experten. Immelt hatte angekündigt, der Konzern werde sich um größere Transparenz bemühen. "GE ist für ein weiteres Jahr mit zweistelligem Wachstum gut positioniert", sagte er. Der Chef von GE Capital, Denis Nayden, werde sein Amt aufgeben und sein eigenes Beratungsunternehmen für Finanzdienstleistungen gründen, hießt es weiter. Er werde jedoch GE-Chef Immelt weiter als Berater zur Verfügung stehen.

      © 2002 Reuters Limited


      Also ich weiß nicht, was das soll. Weiß es einer der Leser? Vielleicht wissen die bei GE es selbst nicht!? Ich geh jetzt mal paules Hund, Oma und Dino fragen! :laugh:



      AUSSERDOWMÄSSIG
      Der Motorola-CEO wechselt doch zu Tyco,

      damit ihn der Grabstein nicht erschlägt?
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 23:37:59
      Beitrag Nr. 148 ()
      @gewinnix
      ich hab da auch nur ein paar sehr dürftige gedanken, finde beide themen - walt mart und ge - interessant.

      ge capital - gab es da nicht neulich ein downgrade von einer rating-agentur? oder waren es nur analysten, die sich negativ geäussert hatten - ich glaube nicht. müsste man mal recherchieren, so, wie es den finanztiteln derzeit an den kragen geht, könnte mehr dahinter stecken :rolleyes: - vielleicht versuchen sie nur, das kerngeschäft zu retten (na ja, was ist da das kerngeschäft ?), weil es dem finanzdienstleistenden teil so schlecht geht, dass er den grossen rest mit herunterreissen könnte. anlegervertrauen ist halt gefragt, siehe pensionsfonds!

      ge ist ja in der tat ein sehr unübersichtlicher konzern, was in zeiten von bilanzskandalen für misstrauen sorgt, insofern halte ich den geplanten schritt spontan für gar nicht so schlecht.

      wal-mart:
      ich kann mich noch gut erinnern, wie vor zwei jahren hierzulande die angst bei den einzelhandelsketten einsetzte und preisdruck in den etablierten supermärkten die schlagzeilen der hiesigen wirtschaftsseiten bestimmte. aber niemand mochte und mag diese amerikanische einkaufskultur, oder? ich persönlich kaufe lieber bei aldi, die kenn ich, da weiss ich, was ich hab ;) - der ganze quatsch mit der aufgesetzten kundenfreundlichkeit, den wal-mart hier durchsetzen wollten, geht dem deutschen einkäufer doch am a... vorbei. der will entweder seine gute alte tante emma (edeka) oder einfach qualität zum schnäppchenpreis ohne brimbramborium (aldi) und reisst für den besten preis zur not eben selber die fanta-kiste auf. und bestellt aber abends den schampus per taxi, wenn es zu zweit gerade so nett ist.

      bei aldi weiss man, was man hat ;). und gibt dennoch geld aus für guten service. wegen dieser hier-kauf-ich-schnäppchen, da-gönn-ich-mir-luxus-mentalität kann sich der dauergrinsende wal-mart-suprmarkt m.e. hier nicht durchsetzen. beim einkauf ist der deutsche eigen. breit-lächeln und ganz-vielleicht-billig-sein is nicht. von daher kriegt wal-mart hier kein bein auf die erde.

      gruss
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 13:21:33
      Beitrag Nr. 149 ()
      bitte logarithmisch, die langen sachen :)

      Avatar
      schrieb am 30.07.02 08:26:04
      Beitrag Nr. 150 ()
      Da hängt ja noch das Leichenschauhaus und der halbe Friedhof mit dran. :laugh:

      Entschuldige cabinda, mir hat`s den Lautsprecher zerstört. :eek: Kommt sofort in die Reparatur. Mit einem letzten Krächzen:

      Der Unterschied
      Ochsen haben nix zwischen den Hinterbeinen,
      die Bullen nix zwischen den Vorderhörnern. :p:D
      Avatar
      schrieb am 30.07.02 22:05:25
      Beitrag Nr. 151 ()
      Moin und N´Abend! :)

      In 14 Stunden sitze ich endlich im Flieger! 6 1/2 Stunden Flug, ich hoffe, der Urlaub wird diesen Strapazen gerecht! :rolleyes:

      Machts gut. Man liest sich in 2 Wochen! :)


      :cool:
      Avatar
      schrieb am 30.07.02 23:14:08
      Beitrag Nr. 152 ()
      ch...ch einzwo einzwo ch...ch einzwo einzwo

      @Mario, glaub ich nicht :p


      Krise des Kapitalismus (1): Auch wenn die Berg- und Talfahrten an den Börsen nicht zwangsläufig zu einer anhaltenden Rezession führen, sie ist wahrscheinlicher geworden
      von ROBERT MISIK

      Stets übel gelaunt, nichts als miesepetrig - so erschienen die Kritiker des Kapitalismus in den Zeiten der Hausse. Sie störten stets die gute Stimmung, indem sie von "Spekulationsblasen" redeten, die sich nicht mehr nur über der "Realwirtschaft" erheben, sondern dieselbe immer mehr unter sich begraben. Auf der anderen Seite feierten die Stichwortgeber der New Economy den nicht enden wollenden Boom und das Feuerwerk an den Börsen schon als Symptom einer völlig neuen, ewig krisenfreien Wirtschaft.

      Die gute, wirkliche Produktion vis-à-vis der bösen, virtuellen Welt der Finanzmärkte: das war das Leitmotiv dieser lauwarmen Kapitalismuskritik, die Ende des vergangenen Jahrzehnts immer lauter wurde. Nun, nach der praktischen Selbstkritik des Kapitalismus, die einige rauchende Ruinen hinterließ und seit Ende vergangenen Jahres die Anleger an den wichtigsten Börsen im Schnitt um ein Drittel ärmer machte - nun taucht also das gleiche Motiv von der anderen Seite wieder auf.

      Es entwiche ja nur "die Luft aus der Spekulationsblase", ist da etwa in der FAZ zu lesen, was zwar auch Grund zur Sorge sei, da sehr wohl "Gefahren für die reale Wirtschaft" lauerten, wenn die Kurskorrektur übertrieben werde. Doch wenn grell vom "Weltbankrott" (Die Zeit) geschrieben, düster "Weltuntergangsstimmung" (FAZ) konstatiert wird, dann ist da im Grunde immer bloß von der Hysterie der anderen die Rede, von den ignoranten Herdentieren der Spezies "Homo Investor", die natürlich nicht die der Leitartikler ist. Denn die mahnt zur Besonnenheit: Nur keine Panik.

      Nun wissen wir freilich spätestens seit Keynes bahnbrechenden Arbeiten, dass Investitionen immer von Erwartungen bestimmt sind und zudem abhängig vom Grad des Vertrauens, dass sich diese Erwartungen auch realisieren mögen. Das Engagement auf den organisierten Investmentmärkten ist, wie der britische Ökonom formulierte, damit auch immer abhängig von der "Massenpsychologie einer großen Zahl ignoranter Individuen". Um die Aussichten realistisch einschätzen zu können, müssen wir immer "die Nerven und die Hysterie" der Investoren in Rechnung stellen; auf den Finanzmärkten schließlich sähe jener Investor schnell alt aus, der sich allein auf seine eigenen Erwartungen beschränke und nicht die Erwartungen der anderen mitkalkuliere. Selbst im besten Falle ist das Geschehen auf den Weltbörsen also bestimmt von der Antizipation von Erwartungen in Erwartungen - und so weiter: eine Abstraktionsleistung der dritten, vierten, fünften Potenz, über den Daumen gepeilt. Um auf unsere panikresistenten Leitartikler zurückzukommen: Ein gutgläubiger Investor würde sich möglicherweise bald für deren gute Ratschläge bedanken, denn anders als sie muss er selbstverständlich die Panik der anderen als sehr reale Realität in seine Abwägungen einbeziehen.

      Noch schwerer womöglich wiegt in unserem Zusammenhang: Die feinsinnige Trennung zwischen realer Produktion und virtuellem Geschehen an den Börsen funktioniert so längst nicht mehr. Sie gilt nicht einmal für die abstrakten Finanzinstrumente auf den Devisenmärkten, wo tatsächlich relativ losgelöst von der Realwirtschaft Wetten auf die Zukunft abgeschlossen werden, und zwar beispielsweise deshalb, weil die Gewinnversprechen in diesen Sphären auf die Renditeerwartungen in der Realwirtschaft ausstrahlen und deren Horizont verändern.

      Diese Trennung gilt aber noch viel weniger für jene Bühne, auf der sich Realwirtschaft und Finanzmärkte treffen: für die Aktienmärkte. Im Boom haben auch die biedersten Firmen, im Vertrauen auf schier unbegrenzten Kapitalzufluss, investiert auf Teufel komm raus, weshalb jetzt nicht nur die Spekulationsblase platzt, sondern sich auch die kapitalen Pleiten häufen. Wer glaubt wirklich, das eine hätte mit dem anderen im Grunde nichts zu tun?

      Gleichzeitig sind auch Investitionen in die Seifenblasen-Ökonomie reale Investitionen, die Arbeit, Konsum, Innovation generieren. So war, wie der als "Ober-Guru" des Informationszeitalters gefeierte Soziologe Manuel Castells formuliert, auch die Dotcom-Seifenblase der Neuen Märkte eine "produktive Seifenblase, die vor dem Platzen das Wirtschaftswachstum in der ,realen` Internet-Wirtschaft beschleunigt und so teilweise die Nebenwirkungen ihrer Spekulationsspirale wieder aufhebt". Wer wollte den Programmierern, Webdesignern und IT-Dienstleistern in den lange hochfliegenden Net-Businesses denn ins Gesicht sagen, was sie getan, erfunden, ertüftelt haben, sei nur "virtuell" gewesen, und ihr harter Aufschlag habe kaum "reale" Folgen?

      Nun ist schon wahr: Die Berg- und Talfahrt von Dow Jones, DAX & Co. führt nicht notwendigerweise zu einer schweren und lang anhaltenden Rezession, sie macht sie aber wahrscheinlicher. Nicht nur, weil eine verunsicherte Bevölkerung sich in ihrem Konsumverhalten einschränken könnte, sondern auch weil, beispielsweise, die amerikanischen Arbeiter und Angestellten, die Mittelklasse, die ihre Ersparnisse, Rücklagen und Rentenvorsorge in Fonds und Aktienpaketen anlegten, ihre Gelder zumindest teilweise abziehen könnten, so dass diese den Firmen nicht mehr als Kapital zur Verfügung stünden. Folge: weniger Investition, weniger Innovation, weniger Wachstum.

      Dass diese Kausalitätsketten wesentlich psychologisch bedingt sind und die unmittelbaren Auslöser, die Vertrauen zerstörenden Bilanzierungspraktiken amerikanischer Multis, möglicherweise die ganze Aufregung nicht wert seien, ist zwar ein oft gehörtes, aber ziemlich bedeutungsloses Argument: Es ist schließlich das Charakteristikum eines chronisch instabilen Systems, wie es der global strukturierte Kapitalismus ist, dass ein an sich belangloser Vorgang, ja ein falsches Wort den Auftakt zur großen Katastrophe geben können.

      Vollends drollig sind die schönen Vorschläge unserer Ideologen des Börsenlebens, wie denn die gegenwärtige Malaise zu heilen sei: Nur ja keine staatlichen Regulationen der Finanzmärkte, denn mehr Transparenz, totale Einsicht in die wirtschaftlichen Daten von Unternehmen würden reichen. Mag sein, dass mancher Anleger nicht wusste, wie Enron oder WorldCom wirklich dastehen - und in diesem Wissen anders gehandelt hätte. Doch wussten die Investoren, die in Russland oder Südostasien ihr schnelles Geld machen wollten, nicht, dass Einlagen in Risikomärkten riskant sind?

      Nein, auch totale Transparenz würde das Betriebsklima des globalen Kapitalismus nicht verändern. Herdentrieb, Panik, Hysterie bestimmten die Finanzflüsse weiter. Der Nervenkitzel, länger als die anderen in Märkten mit riskanter, aber hoher Rendite zu bleiben, in der stillen Gewissheit, den richtigen Augenblick zum Ausstieg schon zu erraten, würde sie weiter prägen, und sie würden in Schwung gehalten durch den eigentlichen, inneren Antrieb des Homo economicus: das Begehren, aus Scheiße Gold zu machen.


      GE: schaut wie billige Flucht nach vorn. Was sich schön rechnen und präsentieren läßt, wird rausgezogen. Der Restmüll noch tiefer verbuddelt.

      Mei Mäschin iss hi :(
      Avatar
      schrieb am 31.07.02 21:59:42
      Beitrag Nr. 153 ()
      So, jetzt röhrts wieder :)



      Die Macht der Rating-Agenturen
      Der Ruf der Analysten an der Wall Street war noch nie so schlecht wie heute. Aber keine Sorge, es kommt noch schlimmer. Die Rating-Agentur Moody’s, spezialisiert auf die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten, hat im Rahmen einer Studie ermittelt, dass bei den meisten der untersuchten 771 US-Unternehmen eine Zeitbombe tickt.

      Von Vincent Boland

      Deren Verträge mit den Geldgebern enthalten nämlich "Rating-Trigger"-Klauseln: Wird die Kreditfähigkeit herabgestuft, muss sich das Unternehmen gegenüber den Gläubigern oder der Bank bestimmten Verpflichtungen unterwerfen. Ähnliche Vereinbarungen sind schon dem Energiehändler Enron zum Verhängnis geworden - auch dort gab es Rating-Trigger. Das Überraschende am Bericht von Moody’s ist deshalb nicht, dass auch andere Unternehmen mit diesen Triggern arbeiten, sondern dass diese für Anleger wichtige Tatsache nicht offen gelegt wurde.
      Der Bericht belegt dabei so ganz nebenbei, wie ernst die Einschätzungen der Rating-Agenturen genommen werden. Investoren wissen, dass die ungeliebten Neunmalklugen eine der wenigen verbliebenen Quellen für zuverlässiges Research sind. Die vielen Kritiker von Moody’s und der beiden anderen großen Rating-Agenturen Standard & Poor’s und Fitch Ratings werden angesichts dieser Situation mit den Zähnen knirschen.

      Telekom-Blase nicht erkannt
      Denn noch vor wenigen Wochen galten die Rating-Agenturen als angeschlagen. Neben Enron ist auch der Niedergang der Telekombranche für sie kein Ruhmesblatt. "Ich würde mir in unserem eigenen Interesse wünschen, wir hätten den Abschwung im Telekommunikationsbereich bereits ein Jahr zuvor vorausgesehen - haben wir aber leider nicht", meint Paul Taylor, Managing Director bei Fitch. "Wir haben nicht erkannt, wie groß die Telekom-Blase tatsächlich geworden ist."
      Den Rating-Agenturen macht das Desaster der Telekommunikationsbranche und die allgemeine Krise der amerikanischen Wirtschaft allerdings nicht so stark zu schaffen wie anderen Säulen der Finanzmärkte, zum Beispiel Investmentbanken und Wirtschaftsprüfern. Leitende Angestellte der Branche geben zu, dass das Geschäft deshalb floriert, weil mehr Unternehmen eine Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit wünschen. Auch nach Ansicht der Investoren ist der Bedarf nach intelligenten und rechtzeitigen Bewertungen auf den zunehmend komplexer werdenden Kreditmärkten größer denn je.

      Dies wirft zwei Fragen auf: Zum einen muss gefragt werden, ob die Rating-Agenturen auf Grund ihrer Leistungen der letzten Jahre wirklich diejenigen sind, die derartige Bewertungen vornehmen sollten. Dabei lohnt es, sich den Fall Enron noch mal ins Gedächtnis zu rufen.
      Enron musste beispielsweise unbedingt sein Kredit-Rating beibehalten, um ein In-Kraft-treten der Rating-Trigger zu verhindern. Das oberste Management des Unternehmens stand den Agenturen deshalb bis zum bitteren Ende jederzeit zur Verfügung. Auf Grundlage der Informationen, die sie erhielten, behielten sie das Rating bei, gaben andererseits aber an, es senken zu wollen, falls eine Fusion von Enron und Dynergy nicht zustande kommen und Enron keine Kapitalspritze erhalten sollte.
      Das Verhalten der Agenturen im Fall Vivendi Universal ist ein weiteres Beispiel. Einige Investoren beschuldigen sie, die Lage des Unternehmens durch Absenken des Kredit-Ratings und Warnungen vor weiteren Herabstufungen noch verschlimmert zu haben. Ihr Verhalten bei Vivendi und der Bericht von Moody’s zu Rating-Triggern sind als Reaktion auf die Auswirkungen der Enron-Pleite zu werten. Ray McDaniel, President von Moody’s, stimmt zwar zu, dass Enron für die Branche ein Wendepunkt gewesen sei, erklärt jedoch auch, dass die Kritiker die Rolle der Agenturen bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit missverstehen.

      Größere Verantwortung
      Nach dem Zusammenbruch von Enron haben die Agenturen ihr kriminalistisches Know-how verstärkt. McDaniel warnt Investoren aber davor, in Rating-Analysten eine Art Elliot Ness der Finanzmärkte zu sehen. Dies wäre nie ihre Aufgabe gewesen und werde es auch in Zukunft nicht sein.
      "Es ist uns bewusst, dass wir eine größere Verantwortung haben und kritischer und genauer nachfragen müssen als andere", sagt Mc Daniel. "Es wir uns aber trotzdem niemals gelingen, Betrug systematisch aufzudecken. Genau wie viele andere Akteure auf dem Markt brauchen wir einen umfassenden Einblick in die finanzielle Situation eines Unternehmens und zuverlässige Zahlen, um unsere Arbeit tun zu können."

      Anleger müssen mehr recherchieren
      Investoren, die Geld auf den Finanzmärkten verloren haben, sind mit Kritik schnell bei der Hand. Brad Thomas, Chief Risk Officer bei der US Central Credit Union, die 30 Mrd. $ in festverzinslichen Wertpapieren angelegt hat, räumt allerdings ein, dass manche Anleger sich zu sehr auf die Rating-Agenturen verlassen und zu wenig eigene Recherche betreiben. "Rating-Agenturen sind ja nur ein Mosaiksteinchen, wenn man sich ein Bild von einem potenziellen Anlageobjekt machen will", sagt Thomas. "Wir sind mit dieser Sicht der Dinge bisher gut gefahren. Rating-Agenturen sind lediglich eines von mehreren Instrumenten, derer man sich bei einer Investitionsentscheidung bedienen kann - nicht mehr und nicht weniger."
      Der wachsende Einfluss der Rating-Agenturen wirft aber auch die Frage auf, ob die Branche nicht einer strukturellen Grundüberholung bedarf. Moody’s, Standard &Poor’s und Fitch sind nicht die einzigen Rating-Agenturen an der Wall Street, aber die einzigen, die den Status eines "national anerkannten statistischen Rating-Unternehmens" (NRSROs) genießen. Die Konkurrenz kommt da nicht hoch.


      Eigentlich folgerichtig und logisch, wenn wer auch immer versucht, sich dieser Macht zu bemächtigen. Für Geld kriegst du Federn in den Arsch geblasen! :eek:
      Was die 13 Ökonomen der Federal Reserve in nachfolgendem Artikel nicht bedacht haben: Damals handelte es sich ausschließlich um eine japanische Krise. Die aktuelle ist auch eine japanische.


      Spekulationsblase, Überinvestitionen, Kursverfall – zwischen Japan und den USA gibt es einige Parallelen. Droht in Amerika nun eine ähnliche Dauerkrise? Volkswirte geben Entwarnung. Die Unterschiede zwischen beiden Ländern seien größer als die Gemeinsamkeiten.

      DÜSSELDORF. Meist ist es nur ein kleiner Zirkel von Theoretikern, der sich für die wirtschaftswissenschaftlichen Diskussionspapiere der US-Notenbank interessiert. Nicht so beim jüngsten „Discussion Paper“ mit der Nummer 729 – das 62-seitige Werk hat Volkswirte rund um den Globus elektrisiert. Denn darin analysieren 13 Ökonomen der Federal Reserve im Detail, warum Japan in den neunziger Jahren in die Deflation geschlittert ist.

      Die Studie hat an den Finanzmärkten und bei Ökonomen eine Debatte angefacht über mögliche Parallelen zwischen den USA und Japan. Denn: „Das Papier legt nahe, dass die Geldpolitiker Sorgen über eine Deflation wie in Japan im Hinterkopf haben“, sagt M. Cary Leahey von der Deutschen Bank.

      Auf den ersten Blick sind die Parallelen frappierend: Mit einer Zeitverzögerung von zehn Jahren durchlebten beide Länder eine Boomphase mit einem Investitionsrausch und hohen Wachstumszahlen. An den Finanzmärkten bildete sich eine gigantische Spekulationsblase, die früher oder später platzen musste. Japan geriet in einen Abwärtsstrudel: Seit Jahren sinken die Verbraucherpreise – die Deflation bremst den privaten Konsum, weil die Konsumenten auf fallende Preise hoffen. Gleich drei Mal in zehn Jahren rutschte Japan in die Rezessionen. Droht den USA eine ähnliche Dauerkrise?

      Zahlreiche Banken haben zu diesem Thema Studien veröffentlicht – und alle geben Entwarnung: „Ich halte die ganze Debatte für ein bisschen überzogen“, sagt David Milleker, US-Ökonom bei der Dresdner Bank. „Die US-Wirtschaft hat viele eingebaute Korrektur-Mechanismen, die in Japan fehlen“, bekräftigt Christian Jasperneite von M.M. Warburg. Ähnlich argumentiert Richard Berner, US-Chefvolkswirt bei Morgan Stanley: „Es gibt viel mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zwischen den USA und Japan.“

      Beispiel Geldpolitik: Im Rückblick ist klar, dass die japanische Notenbank zu zögerlich reagiert hat – auch nach dem Platzen der Blase hob sie die Leitzinsen zunächst weiter an. In den USA hingegen hat die Federal Reserve die Zinsen schnell und deutlich gesenkt. Und die Ökonomen vertrauen weiterhin auf Alan Greenspan: „Die US-Notenbank hat bereits klar gemacht, dass sie alles tun wird, um ein Abgleiten in die Deflation zu verhindern“, sagt Ulrich Kater, Volkwirt bei der Deka-Bank.

      Beispiel Fiskalpolitik: In Japan reagierte die Politik erst ab 1992 mit massiven Investitionsprogrammen – drei Jahre, nachdem die Finanzmärkte ihren Höhepunkt erreicht hatten. Die US-Regierung handelte deutlich schneller. Schon im vergangenen Jahr war die Fiskalpolitik sehr expansiv ausgerichtet. Zudem setzt die US-Regierung vor allem auf massive Steuersenkungen – und nicht nur auf Ausgabenprogramme. „Steuersenkungen sind ein Patentrezept“, betont Milleker, „sie sind viel effizienter als die Anhebung der Staatsausgaben.“

      Beispiel Überkapazitäten: In beiden Ländern führte der Investitionsrausch zu vielen Investitionsruinen – in Japan vor allem bei Immobilien. „In den USA konzentrierten sich die Überinvestitionen auf High-Tech-Güter, die schneller abgeschrieben werden können als Immobilien“, so Bill Dudley, US-Chefökonom bei Goldman Sachs. Daher dürften die Überkapazitäten in den USA schneller verschwinden als in Japan.

      Beispiel politisches System: „Wenn in den USA ein Politiker nicht erfolgreich ist, muss er relativ schnell gehen“, betont Dudley. In Japan dagegen ist die Liberaldemokratische Partei noch immer an der Regierung – obwohl sie zehn Jahre lang mit ihrer Wirtschaftspolitik daneben lag.

      Aus all diesen Gründen zeichnen sich in den USA derzeit keine Deflationgefahren ab, meinen die Volkswirte. Im Gegenteil: „Es gibt Anzeichen, dass die Inflationserwartungen bei den Konsumenten gestiegen sind“, sagt Berner von Morgan Stanley und verweist auf Umfragen unter US-Haushalten. Auch die Abwertung des US-Dollars, die steigende Kapazitätsauslastung in der US-Industrie und etwas höhere Rohstoffpreise deuteten darauf hin, dass die Inflation eher steigen als sinken dürfte.

      Trotz allem aber: Ein Restrisiko bleibt. „Wir können die Folgen von extremen Spekulationsblasen an den Finanzmärkten in unseren ökonomischen Modellen nicht richtig abbilden“, warnt Jasperneite von M. M. Warburg. Auch in Sachen Deflation fehle den Volkswirten die Erfahrung, betont Kater von der Deka-Bank. „Wir sind zwar noch ein ganzes Stück vom Abgrund der Deflation entfernt, aber ganz geheuer ist uns die Situation trotzdem nicht.“

      Von Olaf Storbeck, Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 31.07.02 23:33:39
      Beitrag Nr. 154 ()
      Was ursprünglich nach dem ganzen trockenen Zeug als locker flockige Bettgeschichte gedacht war,....................


      Die prominentesten Vorstandschefs bauen die schwersten Pleiten
      Celebrity-Chefs feiern Einkaufsorgien in der Management-Manege und übernehmen sich. Häufige Kameraauftritte schmälern Performance

      Von Constantin Gillies

      Berlin - Sie waren wie Popstars. Präsent in Talkshows und auf Titelseiten. Geliebt vom Publikum, beschenkt von Banken und Börsen. Celebrity-Vorstände, so hat sie die US-Finanzwelt getauft: Die Vorstände mit hohem Unterhaltungswert. Bernie Ebbers von Worldcom war einer, genau wie Kenneth Lay von Enron oder Dennis Kozlowski von Tyco.

      Doch der Auftritt der Entertainer in Nadelstreifen ist vorbei. Die Stars an der Spitze sinken in der Gunst des Publikums derzeit genauso schnell wie die Kurse ihrer Unternehmen an der Börse. Und das ist kein Zufall: Je prominenter und schillernder der Chef, desto heftiger wird die Pleite. Das hat die britische Beratungsfirma Oliver, Wyman & Company jetzt wissenschaftlich nachgewiesen. Dafür haben die Analysten den so genannten Tycoon-Faktor erfunden. Er misst, wie stark der Umsatz nach dem Einstieg des neuen Chefs angezogen hat. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Promi-Chefs häufig nach Amtsantritt eine wahre Orgie von Zukäufen und Fusionen feiern - auf Pump, natürlich. Solange die Finanzmärkte und Banken das mitmachen, erscheint der Top-Manager dann als kühner Eroberer - und schillert noch greller auf dem Mediamarkt der Eitelkeiten.

      Doch dieser Auftritt birgt schon die Abschiedsvorstellung. Frappierendes Ergebnis der Studie von Oliver, Wyman & Company: Die Chefs mit dem höchsten Tycoon-Faktor führen die größten Pleitefirmen. Platz Eins: Global Crossing, Platz zwei: Worldcom. Es folgen Qwest, Enron und Tyco.

      Leider sind in der Liste nur amerikanische Celebrity-Manager erfasst. Denn auch hier zu Lande arbeiteten in den letzten Jahren viele Vorstände an ihrem Tycoon-Faktor. Die biedersten Wirtschaftskapitäne mutierten zu Traumschiffskippern. Manager wollten Marken werden, drängten vor die Kameras und zu Christiansen. Einigen gelang es auch: Dem polternden Mobilcom-Schmid, dem dynamischen Pixelpark-Neef und natürlich Thomas Haffa, dem Prototyp des Chefs mit Glamour. Seine Firma EM.TV kaufte die Rechte zur Muppets-Show. Doch die war fast dröge im Vergleich zur Haffa-Show: Jachten, schicke Anzüge, Parties unter südlicher Sonne. Der Kirch-Ziehsohn zeigte seinen Kollegen, wie sich Stars in der Management-Manege heute zu bewegen haben.

      Und das Publikum liebte seine Econotainer: Rund die Hälfte aller Deutschen machte letztes Jahr ihre Anlageentscheidung vom Ruf des Unternehmenschefs abhängig, so eine Umfrage der britischen PR-Agentur Burson-Marsteller. Aber heute wissen wir: Es war keine gute Idee, sich bei Kauf oder Verkauf vom Mann an der Spitze leiten zu lassen. Da tröstet es auch kaum, dass die Amerikaner weit schlimmer in die Chef-Falle getappt sind: 95 Prozent der Anleger jenseits des Atlantik gaben in der Umfrage an, ihr Depot nach dem Ruf des Entertainers an der Spitze auszuwählen. Immer nach dem Motto der TV-Coaches und PR-Trainer: "Now every business is show-business." Je höher der Promi-Status, desto schlimmer die Pleite - diese Gleichung lässt sich übrigens nicht nur mit dem Tycoon-Faktor beweisen. Der US-Autor Jim Collins hat unlängst die TV-Auftritte der Chef von 1435 Firmen gezählt. Sein Ergebnis: Je häufiger ein Vorstandsvorsitzender vor der Kamera steht, desto mieser ist die Performance seines Unternehmens.


      ........................entwickelt sich so mir nichts dir nichts zu einem..................................


      3,3 Mrd. Dollar für Pleitemanager
      Die Topmanager der größten Pleitefirmen in den USA haben ungeachtet ihrer Fehlschläge extrem viel Geld verdient. Allein die Vorstände und Führungskräfte der 25 größten US-Unternehmen, die in den vergangenen 18 Monaten Insolvenz anmeldeten, nahmen in den Jahren 1999, 2000 und 2001 mindestens 3,3 Mrd. $ an Gehältern, Boni, Aktienoptionen und Aktienverkäufen ein, bevor ihre Unternehmen scheiterten.

      Von Ien Cheng, New York

      Das geht aus einer exklusiven Untersuchung der Financial Times (FT) hervor. Zur gleichen Zeit, als die Manager ihre Kassen füllten, wurden Hunderte Milliarden Dollar an Unternehmenswerten und nahezu 100.000 Arbeitsplätze vernichtet.
      An der Spitze der reichen Bankrotteure steht Gary Winnick, Chef des Telekomkonzerns Global Crossing. Er nahm 512 Mio. $ ein, den Großteil durch den rechtzeitigen Verkauf von Aktien. Zu den Großverdienern gehörten so bekannte Pleitiers wie Kenneth Lay, ehemaliger Chief Executive Officer (CEO) des Energiekonzerns Enron, und sein Präsident Jeffrey Skilling. Lay verbuchte 247 Mio. $ auf seinem Konto, Skilling immerhin 89 Mio. $. Enron musste nach schweren Unregelmäßigkeiten in der Bilanz Insolvenz anmelden.
      Es sind solche Zahlen, die den Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, zu dem Urteil bewogen, für Manager seien die Wege, ihre persönliche Gier auszudrücken, um vieles breiter geworden.

      Verschärfte Gesetze
      Immer neue Skandale zwangen US-Präsident George W. Bush und den Kongress letztlich dazu, die Gesetze zur Unternehmenskontrolle in den USA zu verschärfen. Bush unterzeichnete am Dienstag das Gesetz gegen Unternehmensbetrug und Bilanzfälschungen. Die angedrohten Haftstrafen wurden auf 20 Jahre erhöht.
      Die "New York Times" berichtete am Dienstag, Manager des ebenfalls des Bilanzbetrugs beschuldigten Telekom-Unternehmens Qwest hätten zwischen 1999 und 2001 rund 500 Mio. $ beim Verkauf von Aktien des Unternehmens verdient. Das Unternehmen hatte zugegeben, in dieser Zeit mehr als 1 Mrd. $ an Umsätzen falsch verbucht zu haben.
      Unter anderem soll der frühere Qwest-Chef Joseph P. Nacchio, der vor einem Monat zum Rücktritt gezwungen worden war, 227 Mio. $ erlöst haben. Gegen das Unternehmen laufen Untersuchungen der Börsenaufsicht SEC und des Justizministeriums.
      Der FT-Studie zufolge verdienten von den 208 überprüften Managern 52 mehr als 10 Mio. $, 31 mehr als 25 Mio. $, 16 mehr als 50 Mio. $ und acht über 100 Mio. $.

      Gewinne aus Aktienoptionen
      Die Gesamtsumme von 3,3 Mrd. $ setzt sich nur zu einem geringen Teil aus Gehältern zusammen. Allein 2,9 Mrd. $ wurden durch den zeitigen Verkauf von Aktien jener Unternehmen eingenommen, die oft nur wenig später Pleite gingen. Mehr als 825 Mio. $ lassen sich als Gewinne aus Aktienoptionen identifizieren. Typischerweise wurden die Optionen an einem bestimmten Tag eingelöst und sofort zu Geld gemacht.
      Die Gehälter der 208 Manager machten lediglich 155 Mio. $ aus. Dazu kamen 242 Mio. $ an Boni, Abfindungen und Darlehen zu Sonderkonditionen.
      Bernie Ebbers, ehemals Chef von Worldcom und damit des größten Pleiteunternehmens in der US-Geschichte, erhielt im September 2000 eine Sonderzahlung von 10 Mio. $ unter der Bedingung, dass er sich für zumindest zwei weitere Jahre verpflichtete. Ebbers musste zwar im Mai dieses Jahres zurücktreten. Wie aus dem Unternehmen verlautete, gibt es aber derzeit keinerlei Absichten, die Sonderzahlung zurückzufordern.
      Die FT-Studie bezieht sich für 181 Manager auf die Angaben in den Firmenberichten. Bei den übrigen 27 wurden die Aktienverkäufe im Wert von mindestens 1 Mio. $ im Untersuchungszeitraum berücksichtigt.
      Lebensversicherungen, Krankenversicherungen, die Erlaubnis für den privaten Gebrauch von Firmenflugzeugen oder ähnliche Sondervergünstigungen sind in der FT-Untersuchung nicht enthalten. In den meisten Fällen erhielten die Manager ihre Millionen als Erfolgszahlungen. Wie die Beispiele der Bankrottbarone zeigen, lohnt sich in vielen Fällen aber auch das Scheitern.


      ................................A L P T R A U M..............................


      Der eine lässt sich privat einen Golfplatz bauen, der andere kauft sich gar ein komplettes Eishockey-Team. Auf Firmen-Kosten! In den USA explodieren die Einkommen der CEOs. Und die Anleger zahlen. Wie konnte es zu diesem einseitigen und letztendlich die Unternehmen bedrohenenden System kommen?


      wsc NEW YORK. John Rigas sieht nicht aus wie ein Verbrecher. Der 78-Jährige hat ein freundliches Gesicht, wache Augen und schlohweißes Haar. Er trägt einen feinen aber unauffälligen Anzug und das weiße Hemd mit dem obersten Knopf offen. Es passt nicht ins Gesamtbild, dass der nette Senior Handschellen trägt. Doch er wird sich daran gewöhnen müssen und auch an den Gedanken, auf absehbare Zeit nicht mehr so viel Bewegungsfreiheit zu haben wie bisher. Rigas drohen 15 Jahre Haft, denn er ist einer der größten Betrüger der amerikanischen Geschichte. Seine Beute: Etwa 3 Mrd. $.

      Der ehemalige CEO des Kabelbetreibers Adelphia hat seine Firma jahrelang als ganz privates Sparschwein genutzt und Leben und Luxus weitgehend aus Firmenmitteln bestrichen. Gleiches taten seine Söhne, die in verschiedenen Positionen im Unternehmen mitarbeiteten. Seine Aktionäre hat Rigas darüber nie informiert – die tragen den Schaden, seit die Papiere von 86 $ auf ein paar Cent fielen und schließlich vom Handel ausgeschlossen wurden. Das Unternehmen ist bankrott.

      Rigas ist einer der CEOs, auf die das neue Misstrauen in Corporate America gründet. Seine Mittäter heißen Gary Winnick, Dennis Kozlowski, Sam Waksal. Alle zogen an einem Strang, wenn auch jeder für sich. Während Rigas Adelphia ruiniert hat, führten seine Kollegen Global Crossing, Tyco und ImClone an den Rand der Katastrophe. Die Täter hatten ein gemeinsames Motiv: grenzenlose Gier.

      Wie groß diese Gier tatsächlich war, das wird in diesen Tagen an der Wall Street reflektiert. Bei der Verlesung von John Rigas’ Sündenregister kommt ungeheuerliches ans Licht. Der Senior hat Firmenmittel genutzt, um sich zuhause einen privaten Golfplatz zu bauen. Außerdem hat sich der begeisterte Eishockeyfan ein eigenes Team gekauft, ebenfalls mit Geld aus der Unternehmenskasse. Sohn Tim nutzte derweil den Firmenjet überwiegend privat, flog mit Freunden sogar zur Safari nach Afrika. Seine Brüder kauften sich auf Spesen Appartements an Manhattans teurer Upper East Side.

      Während die Vergehen des Patriarchen ein wenig exaltiert anmuten, ist die Masche des Nachwuchses an der Wall Street gang und gäbe. Dennis Kozlowski hat ein 18 Millionen Dollar teures und von Tyco finanziertes Loft in Manhattan. Nicht weit entfernt stellt General Electric leitenden Mitarbeitern vier Wohnungen, von denen weder Aktionäre noch die Börsenaufsicht wussten. Vivendis früherer Chef Jean-Marie Messier wohnt für 17,5 Millionen Dollar an der feinen Park Avenue, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Toshiaki Taguchi, dem US-Chef von Toyota – beide Wohnungen zahlte der Aktionär.

      Mit dem Firmenjet vergnügten sich unterdessen Manager wie Christos Cotsakos von E*Trade und Greg Hutchins von Nabisco, der den Flieger einmal sogar nutzte, um seinen von Heimweh geplagten Hund nach Hause zu bringen. Robert Annunziata, früherer Chef von Global Crossing, musste sich mit einem Mercedes SL 500 begnügen. Dafür zahlten die Aktionäre nicht nur seine Flüge, sondern auch die seiner Familie – inklusive der Mutter, die den erfolgreichen Sprössling einmal die Woche per Erste-Klasse-Flug besuchen kam.

      Dem Anleger ist diese verschwenderische Gier umso schwerer vermittelbar, als amerikanische CEOs ohnehin schon unverhältnismäßig viel Geld verdienen. Nach Verhandlungen um die Vergütung für neue Chefs verschlägt es oft sogar abgebrühten Experten die Sprache. „Die Einkommen mancher CEOs sind ungeheuerlich und stehen in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung“, sagt Charles Elson, Direktor des Zentrums für Unternehmensführung an der Universität von Delaware. „Unverschämt und astronomisch“ nennt der renommierte Wirtschaftsanwalt Richard Koppes die Gehälter, und sein Kollege Joseph Bachelder urteilt: „Es sprengt einfach den Rahmen.“ Koppes hat die Gehälter vieler Wirtschaftsbosse mit verhandelt.

      Die Bezahlung der Top-Manager ist ein relativ junges Problem. Noch in den Fünfziger- und Sechzigerjahren stiegen die Gehälter der CEOs meist langsamer als die des durchschnittlichen Mitarbeiters. Der Chef führte sein Unternehmen bescheiden und aus dem Hintergrund. Erst im Bullenmarkt der Achtzigerjahre änderte sich alles, als junge Unternehmen eine nie gekannte Popularität erreichten und Manager als Idole entdeckt und als Stars verehrt wurden. Viele erkannten schnell: Das süße Leben als umjubelter Multi-Millionär ist schöner als das stille Wirken um die Firma.

      Zeitgleich entdeckten Unternehmen in der Aktienoption eine attraktive Alternative zum Cash-Gehalt. Möglich war diese Art der Kompensation schon seit 1950. Präsident Harry Truman hatte damals ein Steuergesetz unterzeichnet, dass die Ausgabe von Optionen berücksichtigte. Offensichtlich dauerte es einige Zeit, bis der Markt die Vorteile dieser Gehaltsvariante erkannt hatte. Doch starteten die Derivate schließlich vor dem Hintergrund eines stark expandierenden Marktes in den Achtzigern kräftig durch.

      Wegweisend für viele künftige Gehaltsverhandlungen war der Vertrag, den Michael Eisner 1984 mit Disney abschloss, als er CEO des Medienriesen wurde. Sein Optionspaket belief sich auf – damals ungeheuerliche – 57 Millionen Dollar und war an eine entsprechende Performance geknüpft. Eisner erfüllte alle Vorgaben und beendete sein erstes Jahr bei Disney als höchst bezahlter Manager der Geschichte.

      Die nächste Marke brach wenige Jahre später Roberto Goizueta, der legendäre CEO von Coca-Cola. Er war der erste Unternehmens-Chef, dessen Aktienpaket die Milliardengrenze überschritt – doch auch Goizueta hatte entsprechend hart gearbeitet. Er machte aus dem Brausekonzern aus Atlanta den Weltmarktführer in der Getränkebranche.

      Männer wie Eisner und Goizueta sind es, die neun- und zehnstellige Gehälter lange vertretbar machten. „Wir müssen unsere CEOs sehr, sehr gut bezahlen, denn ihr Talent und ihre Führungsstärke sind es einfach wert“, sagte ein anonymer Finanzier im vergangenen Jahr dem US-Wirtschaftsmagazin „Fortune“. Das Magazin hatte gefragt, wo denn die Grenze selbst für den erfolgreichsten Manager liege. „Ob Jack Welch nun 15 Mill. wert ist oder 50 Mill., das kann ich nicht sagen. Aber dafür gibt es ja einen Aufsichtsrat.“

      Dummerweise scheint das Problem der explodierenden Gehälter allerdings gerade dort zu liegen. „Der CEO kann im Aufsichtsrat eigentlich jedes Phantasiegehalt durchsetzen, das ist leider nicht von der Hand zu weisen“, sagt Unternehmensrechtler Ken Werner. Aus dem so genannten „Board“ kommt so gut wie nie Gegenwehr. Das bestätigt, wiederum anonym, ein CEO gegenüber „Fortune“: „Es ist ein Duell der Profis gegen Amateure. Die meisten Aufsichtsräte verstehen nicht viel von ihrem Job und glauben, sie müssten dem CEO sowieso alles durchgehen lassen, um ihm Unterstützung zu signalisieren.“

      Ebenso schwach wie der interne Widerstand ist allerdings auch die Gegenwehr von außen – nicht zuletzt die der Anleger. „Dieses ganze korrupte System können nur die Aktionäre zerschlagen. Bei der Jahresversammlung müssten sich Großinvestoren wie die Fond-Gesellschaften Fidelity und Vanguard zusammentun und gegen einen Kompensationsplan stimmen“, meint der anonyme CEO. „Aber das passiert nie.“

      Und noch ein weiterer Faktor kann hilfreich sein, was die Kürzung der Gehälter anbelangt. Immer mehr Unternehmen wollen vor dem Hintergrund der Bilanzkrise reinen Tisch machen und gehen dazu über, Optionen als Ausgaben zu verbuchen – mit bilanziell katastrophalen Folgen. Laut einer Studie von Merrill Lynch wären die Gewinne der 37 größten amerikanischen High-Tech-Konzerne um 60 % niedriger ausgefallen, wenn man Optionen auf der Soll-Seite gelistet hätte, anstatt sie zum nicht realisierten Gewinn zu stilisieren. Für einige Big Caps fällt die Bilanz noch ärger aus. Nach Abzug der Optionen hätte der Netzwerkkonzern Cisco im vergangenen Jahr statt eines Gewinns von 38 Cent pro Aktie ein Minus von 14 Cent ausweisen müssen.

      Die Zeit der maßlosen Kompensationen könnte nun vorbei sein. Denn spätestens wenn es darum geht, ob unter der Bilanz schwarze oder rote Zahlen stehen, dürfte sich mancher Aufsichtsrat überlegen, ob die Optionspakete für den CEO vertretbar zu einem Gehalt in Millionenhöhe notwendig ist.

      © Wall Street Correspondents, Inc.


      Gute Nacht :D
      Avatar
      schrieb am 31.07.02 23:57:43
      Beitrag Nr. 155 ()
      US/BIP 2. Quartal (1. Schätzung) ... (vier)

      Die Importe erhöhten sich im zweiten Quartal um 23,5 Prozent, die Ausfuhren stiegen dagegen um lediglich 11,7 Prozent. Daraus ergab sich ein Wachstumsminus von 1,77 Prozentpunkten. Schließlich wurden auch die BIP-Daten für die Jahre 2000 und 1999 revidiert. Hier ergab sich eine Abwärtsrevision auf 3,8 Prozent von zuvor 4,1 Prozent, während das Wirtschaftswachstum 1999 mit 4,1 Prozent bestätigt wurde.

      Mit Interesse registrierten Beobachter auch die nach unten korrigierten Konsumausgaben des vergangenen Jahres. Hier wurde nunmehr eine Steigerung von 2,5 Prozent ausgewiesen, während der Wert zuvor auf plus 3,1 Prozent gelautet hatte. Die Ausgaben der Verbraucher tragen zu etwa zwei Dritteln zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes bei. Auch der Rückgang der Unternehmensinvestitionen fiel 2001 mit 5,2 (zuvor: minus 3,2) Prozent unerwartet kräftig aus.


      vwd/DJ/31.7.2002/cv


      --------------

      :laugh:

      haben die "gewinne" je stattgefunden?

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 07:56:22
      Beitrag Nr. 156 ()
      Ich fände es wäre ein richtig guter Zug, wenn Amerika das was von den alten Mondlandestrategen noch kreucht und fleucht reaktviert. Die könnten die Geschichte garantiert besser weitererzählen. :laugh:

      Motorola zahlt 0,04USD Dividende. Das ist doch Grabschändung.
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 16:11:42
      Beitrag Nr. 157 ()
      Die neue Röhre geht zwar laut aber nicht fehlerfrei. Ein i für #155
      Sauber sag ich! #153 gehört wegradiert. Doch Mario ist im Urlaub


      GE-Chef unterzeichnet Bilanzen
      Im Vorgriff auf die strengeren Vorschriften der US-Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) haben General-Electric-Chef Jeff Immelt und Finanzchef Keith Sherin nach Angaben des Unternehmens den Jahresabschluss 2001 und die Berichte über das erste und das zweite Quartal 2002 persönlich unterzeichnet.


      Reuters FAIRFIELD. Immelt sagte dazu am Mittwoch am Firmensitz in Fairfield (Connecticut): „Die Unterzeichnung unterstreicht die uneingeschränkte Verpflichtung zur Integrität und dazu, den Investoren ehrliche, relevante und verständliche Informationen über GE zu geben“.
      Nach den strengeren SEC-Regeln sollen die Chefs amerikanischer Unternehmen künftig die Finanzergebnisse ihrer Firmen unterschreiben und attestieren. Ziel der neuen Vorschriften ist es, nach den jüngsten Bilanzskandalen das Vertrauen in US-Unternehmen wieder herzustellen. GE-Aktien schlossen am Mittwoch an der Wall Street mit 32,20 Dollar um 1,9 Prozent fester.
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 22:45:12
      Beitrag Nr. 158 ()
      Russlands Wirtschaftsmotor gerät ins Stottern
      Wachstum bleibt hinter Erwartungen zurück. Präsident Putin fordert Steigerungsraten von über 40 Prozent

      Von Jens Hartmann

      Moskau - Russlands Wirtschaftsmotor, der in den vergangenen Jahren den Widrigkeiten der Weltkonjunktur trotzte, gerät ins Stottern. Anzeichen für einen Abschwung enthalten die jüngsten Zahlen für die Industrieproduktion des staatlichen Statistikkomitees. Im ersten Halbjahr wuchs die Industrieproduktion lediglich um 3,2 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte sie noch um 5,5 Prozent und davor um 20 Prozent zulegen können.
      Analysten der in Moskau ansässigen United Financial Group (UFG) rechnen mit einem Wachstum von 3,5 Prozent in diesem und im kommenden Jahr. "Es wäre allzu optimistisch, von einer Beschleunigung des Industriewachstums vor 2004 auszugehen", dämpft UFG die Erwartungen. Nur der Ölsektor (plus 5,7 Prozent) und die Lebensmittelbranche (plus 8,2 Prozent) boomen. Auch das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr nach Hochrechnungen der Regierung nur um 3,6 Prozent zulegen (2001: 4,9 Prozent).
      Präsident Wladimir Putin schlug angesichts der ernüchternden Zahlen Alarm. In einer Krisensitzung forderte er Regierungschef Michail Kassjanow auf, die "ökonomische Sicherheit" des Landes zu gewährleisten. Das BIP müsse mittelfristig "um 40 bis 50 Prozent" steigen. Die Regierung müsse "ehrgeiziger" sein, so der Kremlchef. Kabinettschef Kassjanow reagierte prompt - und ließ seine Prognosen nach oben korrigieren. :laugh:
      Auch wenn Russland von der EU und den USA als Marktwirtschaft anerkannt wird und die Vorbereitungen, WTO-Mitglied zu werden, auf Hochtouren laufen: Die russische Wirtschaft ist anfällig. Die Ökonomie des 145 Millionen Einwohner zählenden Landes lebt vor allem vom Export von Öl und Gas und von der Genügsamkeit seiner Bewohner, die oftmals mit Monatslöhnen von weniger als 100 Euro auskommen.
      Gegen das niedrige Investitionsniveau hat die Regierung kein Mittel. Im vergangenen Jahr investierten Ausländer 14 Mrd. Dollar, das ist zwar ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber 2000, liegt aber weit hinter konkurrierenden Staaten wie China.
      Die Weltbank stellte kürzlich eine Studie mit Entwicklungsszenarien für Russland vor. Will Moskau bis 2010 ein jährliches BIP-Wachstum von 5,2 Prozent erreichen - und das braucht es, um den Rückstand zu verkürzen - , müssen die Investitionen Jahr für Jahr um mindestens 17 Prozent steigen. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, binnen 15 Jahren das schwächste EU-Land Portugal einzuholen. "Viele Leute sagen, dass Russland ausreichend viel für seine Wirtschaftsreformen tut. Trotzdem bleiben aber die Investitionen aus", sagt Christof Rühl, Chefökonom der Weltbank in Moskau.
      Putin hat in der Wirtschaft viel zum Positiven verändert, manche Reformvorhaben sind jedoch Stückwerk. So wurde zwar die Landreform verabschiedet, Ausländer dürfen jedoch keine landwirtschaftlichen Flächen erwerben. Korruption und der überbordenden Bürokratie wird nicht entschieden begegnet. Ein weiteres Hemmnis ist die schleppende Bankenreform. Der Staat hält dort die Fäden fest in der Hand. Ein Kreditwesen existiert de facto nicht. Viele russische Unternehmer bringen ihre Schäfchen im Ausland ins Trockene. In diesem Jahr sollen dem Land durch Kapitalflucht wieder mehr als 20 Mrd. Dollar verloren gehen.


      Die Russen fürchten um den Wert "ihres" Dollar
      Kreml warnt Bevölkerung vor dem Sturm auf Wechselstuben. Niedriger Dollar-Kurs hat Folgen für den Staatshaushalt

      Von Jens Hartmann

      Moskau - Der massive Kursverfall des US-Dollar sorgt in Russland für Nervosität. 63 Prozent der Russen, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts VZIOM, fürchten ernsthaft um den Wert des Dollar, der heimlichen Leitwährung im Land. "Vermeiden Sie unüberlegte Aktionen. Eine massive Dollarabwertung wäre das Schlimmste, was uns allen passieren könnte", warnte Regierungssprecher Alexej Volin vor einem Run auf die Wechselstuben.
      Der Dollar dominiert seit den Perestroika-Zeiten die russische Wirklichkeit. Schließlich galt er angesichts dreier Währungsreformen und eines Rubelcrashs im vergangenen Jahrzehnt als stabiler Rückhalt. Zwischen 50 und 70 Mrd. Dollar bewahren die russischen Sparer bevorzugt unter Matratzen und in Einmachgläsern auf. Auch die Währungsreserven der Zentralbank, die bei 42 Mrd. Dollar liegen, sind durch den Greenback gesichert: Im Devisenkorb befinden sich gerade fünf Prozent Euro.
      Russland lebt mit dem Dollar. Bei Immobilien- oder Autoanzeigen ist der Kaufpreis in der amerikanischen Währung und nie in Rubel angegeben. Schwarzarbeit und nicht ganz legale Gehälter werden in mit grünen Scheinen gepolsterten Umschlägen bezahlt. Natürlich wird auch das Vermögen des reichsten Russen, Ölbaron Michail Chodorkowskij, auf 7,8 Mrd. Dollar taxiert.
      Der Euro, in Russland "Jewro" ausgesprochen, wurde anfangs skeptisch beäugt, hat aber an Akzeptanz gewonnen und wird zunehmend zu einer Alternative zum Dollar. Trotzdem werden noch immer neun Mal mehr Dollar als Euro gehandelt.
      Ökonomen streiten sich, ob der Vormarsch des Euro gut oder schlecht für die russische Wirtschaft ist. Peter Westin von der Investmentbank Aton sagt, die Wettbewerbsfähigkeit russischer Unternehmen könne nun um "zehn bis 13 Prozent" steigen. Die Importe aus der Euro-Zone - sie machen 40 Prozent der Einfuhren aus - dürften bei hohem Euro-Kurs geringer ausfallen. Russischen Firmen böte sich dadurch eine Chance auf dem heimischen Markt.
      Andrej Illarionow, Topberater von Präsident Wladimir Putin, rechnete jedoch vor, dass Russland durch die Dollarschwäche drei Mrd. Dollar verloren hat - allein durch die Abwertung der Devisenreserven. Problematisch für Russlands Staatshaushalt: Öl- und Gasexporte, die Haupteinnahmequellen für den Staat, werden in Dollar kassiert. Die russischen Auslandsschulden hingegen - in diesem Jahr müssen etwa 14, im kommenden Jahr etwa 18 Mrd. Euro bezahlt werden - werden bevorzugt in der europäischen Gemeinschaftswährung bedient. Jedes Cent, um das der Euro steigt, kostet Russland 100 Mio. Dollar an der Schuldenfront.
      Im Finanzministerium heißt es schon, Russland müsse neue Schuldverschreibungen im Inland auflegen, um die Auslandsverbindlichkeiten bedienen zu können. An die Vorhersage des Milliardärs George Soros, der Euro werde gegenüber dem Dollar weiter zulegen, will Finanzminister Kudrin lieber nicht glauben. "Von einer Langfristtendenz kann keine Rede sein."



      Chinas Konjunktur-Programme sind kaum noch zu finanzieren
      Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft bei der chinesischen Haushaltspolitik eine immer größer werdende Lücke: Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates wächst zusehends. Bei Volkswirten mehren sich daher die Zweifel, ob die Volksrepublik ihre Konjunktur-Programme finanzieren kann.

      Von OLIVER MÜLLER, Handelblatt

      HONGKONG. „Es wird eine große Herausforderung, dieses Jahr die Budgetziele zu erreichen“, sagt selbst Finanzminister Xiang Huaicheng. Denn in den ersten fünf Monaten des Jahres sind Chinas Steuereinnahmen nur um 3 % gewachsen. Damit bleiben sie weit hinter den Erwartungen zurück. Die Ausgaben der Zentralregierung explodierten im gleichen Zeitraum um 31,4 % – deutlich über dem Zielwert von 10 %. Im Vorjahr waren Chinas Steuereinnahmen noch um 21 % gestiegen. Zudem sind die Zolleinnahmen nach dem Eintritt in die Welthandelsorganisation WTO deutlich schneller gesunken als erwartet. In den ersten vier Monaten brachen sie um fast 8 % ein.
      All dies verstärkt den Druck auf die Regierung, die expansive Fiskalpolitik zu bremsen und die Steuereinnahmen zu erhöhen, meinen Ökonomen. Ein zweischneidiges Schwert, denn beides könnte das Wachstum bremsen – und darauf ist China angewiesen, um die soziale Stabilität zu sichern.
      „Die Staatsausgaben steigen zu stark“, meint Jun Ma, Volkswirt bei der Deutschen Bank. „Wenn die Regierung nicht auf die Ausgaben-Bremse tritt, könnte das Defizit stärker ausfallen als die geplanten drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts“ – selbst wenn die Steuereinnahmen im zweiten Halbjahr kräftig stiegen, was Ma erwartet.
      Der Finanzminister macht für den Einnahme-Schwund in erster Linie sinkende Unternehmensgewinne verantwortlich. Vor allem Chinas ineffektive Staatsbetriebe finden keinen Anschluss an die Wirtschaftsentwicklung: Ihre Gewinne brachen in den ersten vier Monaten des Jahres um 7,6 % ein, obwohl das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal überraschend stark um 7,6 % wuchs. Insgesamt sanken die Unternehmensgewinne um 2,4 %. Überkapazitäten und Deflation machen der Industrie zu schaffen.
      Neben den staatlichen Ausgabenprogrammen tragen die Exporte derzeit die chinesische Konjunktur. Die Ausfuhren stiegen in den ersten fünf Monaten um stolze 13 %. Doch auch hier mehren sich die Fragezeichen: Im zweiten Halbjahr dürfte sich das Ausfuhrwachstum abschwächen, erwartet Gao Huiqing, Analyst beim staatlichen Informationszentrum der Regierung. Seine Argumente: schwächelnde Überseemärkte und die weltweit wachsende Tendenz in Richtung Protektionismus. Der Deutsche-Bank-Ökonom Ma ist optimistischer – weil immer mehr Firmen Produktionskapazitäten nach China verlagerten, dürften die Ausfuhren weiter wachsen, meint er.
      Fakt ist: Das Land ist in Zukunft noch stärker darauf angewiesen, dass die Exportmaschine schnurrt. Denn massive Konjunktur-Programme wie in den vergangenen Jahren kann sich die Regierung nicht ewig leisten. Mit 18 % des BIP hält sich die offiziell ausgewiesene Staatsverschuldung zwar im Rahmen. Doch die Sanierung der maroden Banken und die teure Reform des Renten- und Sozialsystems werden die Staatsschatulle in Zukunft massiv belasten. Allein die Kosten zur Rettung der insolventen Banken dürften sich in den nächsten elf Jahren auf 23 % des BIP summieren, schätzt Ma. Die Rentenreform werde in den kommenden 50 Jahren 41 % des BIP schlucken. „In den kommenden Jahren dürfte die Staatsverschuldung deshalb schnell auf rund 40 Prozent steigen“, prognostiziert der Volkswirt.


      Gefahr für den Fortschritt
      Die Schädigung der Umwelt in China könnte wirtschaftliche und soziale Erfolge zunichte machen


      Die Pekinger wissen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Vor kurzem schlug die Zeitung China Daily wieder einmal Alarm: Übers Wochenende waren Heuschrecken-Schwärme in die Stadt eingefallen. Im Frühjahr hatten apokalyptische Sandstürme sie heimgesucht. Das ganze Jahr über ernähren sich Pekinger Lungen von einem Cocktail verschiedenster Giftstoffe. Und der Wassermangel ist akut. „Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bestreben, die Umwelt zu verbessern“, schreibt China Daily. Aber wissen die Pekinger, wie ernst die Situation wirklich ist? Seit diesem Monat können sie es nachlesen im China-Umweltbericht der UNDP, des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Dessen Tenor: China steht am Scheideweg.
      Noch habe China die Chance zur richtigen Weichenstellung, schreiben die Autoren – aber nicht mehr viel Zeit: Der Zustand von Chinas Umwelt ist dem Bericht zufolge so fatal, dass sie schon jetzt Millionen krank macht und entwurzelt. Anhaltende Zerstörung, heißt es, werde „sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt behindern oder gar wieder zunichte machen“. Kein anderes Land hat mit einer solchen Herausforderung zu kämpfen: Eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen und das atemberaubende Wirtschaftswachstum der letzten zwei Jahrzehnte strapazieren Ressourcen und Umwelt. Die positiven Schritte, die Peking schon unternommen hat, reichen bei weitem nicht aus. Auf dem Spiel stehen Gesundheit, Wohlstand und soziale Stabilität.
      China ist groß, doch bewohn- und bebaubares Land ist knapp. Chinas Ritt in die Moderne, seine Abwendung vom Kommunismus hin zum Konsumismus hat die Bürger freier und wohlhabender gemacht – auf Kosten der Natur. Biotope wurden vernichtet, Wälder abgeholzt. Millionen von Hektar an gutem Boden gingen verloren, erodierten, versalzten; Grasland wurde zerstört durch Beackerung und Überweidung. Die Folge: 2500 Quadratkilometer Land verwandeln sich jedes Jahr in Wüste. Deren Fortschreiten zieht 110 Millionen Menschen direkt in Mitleidenschaft.
      Wasser ist Chinas kostbarster und knappster Rohstoff. 700 Millionen Chinesen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, im Norden herrscht akuter Wassermangel. Nur jeder zehnte Liter städtischen Abwassers wird geklärt; was nicht ungeklärt in Flüsse und Seen geleitet wird, landet auf den Feldern zur Bewässerung. Viele von Chinas mehr als 100 Millionen Wanderarbeitern, so das UNDP, seien schon heute „Wasserflüchtlinge“: Bauern, die ihr Land verlassen haben.
      Die Daten zur Luft sehen nicht viel besser aus: 2001 erstellte die Weltbank eine Liste der Städte mit der weltweit schlimmsten Luftverschmutzung – 16 von 20 liegen in China. Der Dreck in der Luft tötet laut Weltbank jedes Jahr 178000 Chinesen.„Der Druck wird zunehmen: auf China, auf die Welt“, sagte der Umweltexperte Wang Yi von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Reaktion auf den UNDP-Bericht. „Das Umweltproblem kann zur großen Krise des 21. Jahrhunderts werden.“
      Es ist nicht so, dass in China nichts geschehen wäre. Das Umwelt- Bewusstsein ist dramatisch gestiegen, vor allem nach dem Jahrhundert- Hochwasser von 1998; Medien, Schüler und Studenten engagieren sich, Gruppen wie die „Freunde der Natur“ oder „Global Village“ sind bescheidene Keime einer Bürgerbewegung, wenn sie auch auf das Wohlwollen einer misstrauischen Regierung angewiesen sind. Peking selbst war auch aktiv, hat ein Bündel von Umwelt-Gesetzen erlassen, experimentiert mit Verschmutzungssteuern, hat das Abholzen von Urwäldern verboten und erhob im aktuellen Fünf-Jahres-Plan die „nachhaltige Entwicklung“ gar zum „Leitprinzip“.
      Das klingt sehr schön, wäre da nicht Chinas altes Problem: die „entscheidende Kluft zwischen Theorie und Praxis“ (UNDP). Schnelles Wachstum hat stets Vorrang vor Umweltschutz, Gesetze aus Peking werden vor Ort ebenso ignoriert wie die Direktiven der 1998 zum Quasi-Ministerium erhobenen Umweltbehörde Sepa, die zudem mit einem Kernpersonal von 240 Leuten krass unterbesetzt ist. Im urbanen China hat sich derweil – angefacht von der Regierung – ein ungebremster Materialismus breit gemacht, ein Konsumdenken, für das die rasante Automobilisierung Chinas nur das jüngste Beispiel ist: „Das gilt als modern“, erklärt Yang Dongping von den „Freunden der Natur“: „Es befriedigt den nationalen Stolz, nun das zu tun, was das Ausland auch getan hat. Alle denken: Jetzt sind wir an der Reihe.“
      Kernthese des UNDP-Berichts ist, dass die Umkehr nur in Partnerschaft mit dem Volk zu schaffen sei. Die Autoren plädieren für mehr Transparenz, Teilhabe und Rechtsstaat: Die „größte Hoffnung“ für eine grüne Zukunft sei die Zivilgesellschaft. Noch haben Chinas Herrscher das nicht erkannt. Sie neigen zur zwanghaften Kontrolle, legen bisweilen panische Angst an den Tag vor unabhängigen Organisationen und Meinungen.
      Die Bevölkerung wird wahrscheinlich bis zum Jahr 2050 noch einmal um 400 Millionen Menschen wachsen. Muss es erst so weit kommen, wie das Sprichwort es sagt, das Chinas Umweltschutz-Pioniere gern zitieren? „Man vergießt erst Tränen, wenn man den Sarg erblickt; man kehrt erst um, wenn man gegen die Mauer gestoßen ist.“



      Die Schuldenberge wachsen ins Unermessliche
      Anfang der neunziger Jahre herrschte in Südamerika noch Optimismus. Heute ist die Misere groß

      Von Hero Buss

      San José - Ob mutmaßliche Wunderheiler an der Macht sind wie Hugo Chávez in Venezuela und Alejandro Toledo in Peru oder ob traditionelle Politiker die Regierungsgeschäfte führen wie in den meisten übrigen Ländern - Lateinamerika droht (wieder einmal) wirtschaftliches respektive politisches Chaos. Die Staatskassen reichen für nicht viel mehr als die Bezahlung der überdimensionierten Bürokratie, Investitionen gehen dramatisch zurück, die Schuldenberge wachsen ins Unermessliche, und immer mehr Familien aus dem eh schwachen Mittelstand kippen unter die Armutsgrenze.
      Beängstigend ist, wie die Akteure selbst diese Misere erklären. Folgt man den Argumenten volksnaher Organisationen und Institutionen wie Gewerkschaften, Bewegung der Landlosen oder der katholischen Kirche (aber auch vieler Politiker), dann gibt es so etwas wie eine internationale Verschwörung gegen nachhaltige Entwicklung südlich des Rio Bravo. Weltbank, Interamerikanische Entwicklungsbank und der Internationale Währungsfonds werden zum Beispiel gescholten, weil sie Kredite an Auflagen zu seriöser Ausgabenpolitik knüpfen. Das würge die eh schon schwache Konjunktur ab. Das böse Wort von einer Nulldiät für Hungernde findet großen Beifall. Frische Milliardenkredite, ungeachtet auch haarsträubenden Umgangs mit öffentlichen Geldern? Für viele lateinamerikanische Meinungsführer offensichtlich kein Widerspruch. Sie halten es für eine Art Erbrecht, dass ihnen Geld gepumpt wird. Zahlungsverweigerung sehen sie als Aggression.
      Anfang der neunziger Jahre herrschte auf dem Subkontinent noch Optimismus, manchmal gar Euphorie. Zum ersten Mal in der Geschichte hatten alle Staaten Lateinamerikas außer Kuba durch Wahlen demokratisch legitimierte Regierungen. Anstelle jahrzehntelanger Abschottung zum Schutz desolater und teurer nationaler Produktion setzten sie auf Marktöffnung und Marktwirtschaft.
      Leider in einer lateinamerikanischen Variante. Dreistellige Milliardensummen brachte zum Beispiel der Verkauf von Staatsunternehmen in die Kassen. Wenig davon wurde gewinnbringend investiert, nichts für den dringend notwendigen Schuldenabbau verwendet. Mit vollen Händen wurde das Geld ausgegeben oder verschwand auf privaten Auslandskonten, und weil die Konjunktur im Kielwasser der boomenden US-Wirtschaft und kräftiger Investitionen ausländischer Konzerne brummte, bediente man sich zusätzlich kräftig auf dem internationalen Kapitalmarkt. Der Schuldenberg wuchs und wurde unbezahlbar.
      Warum eigentlich nehmen sich die lateinamerikanischen Nachbarn nicht ein Beispiel an Chile, das trotz Russland- und Asienkrise, trotz Samba- oder Tango-Krise auf Wachstumskurs geblieben ist und langsam, aber stetig die Armut im Land abbaut? Was haben die drei seit Rückkehr zur Demokratie in Chile amtierenden Präsidenten anders gemacht?
      Vor allem: Sie sind sparsam umgegangen mit den ihnen anvertrauten Steuergeldern. Der Aufbau privat verwalteter Pensionsfonds führte zu starker Kapitalbildung im Land und größerer Unabhängigkeit von Auslandskrediten. Ein konsequentes System der Miniabwertung erhielt einen für die Exporte konkurrenzfähigen Peso. Dass nach der Pinochet-Diktatur ein Konsens aller wichtigen politischen Parteien politische Stabilität brachte und Regierbarkeit garantierte, gehört ebenfalls zum chilenischen Modell. Warum hat sich Argentinien von so viel Erfolg nicht anstecken lassen?

      Ein gutes Beispiel gibt es sogar innerhalb der argentinischen Landesgrenze. Carlos Reuteman, früherer Formel-1-Pilot, regiert seit zehn Jahren als Gouverneur seine Heimatprovinz Santa Fe. Er habe ein Krokodil in der Tasche, lästern Reutemans politische Gegner - ein argentinischer Ausdruck für extremen Geiz. :laugh: Tatsächlich dreht der frühere Rennfahrer, im Gegensatz zu fast allen Kollegen der peronistischen Partei, jeden Peso drei Mal um, bevor er ihn ausgibt. Und Santa Fe ist heute eine funktionierende Oase im bankrotten Argentinien.
      Natürlich gibt es Ungerechtigkeiten zum Nachteil Lateinamerikas in der globalisierten Welt, zum Beispiel die Abschottung der Agrarmärkte in den USA und der Europäischen Union. Aber kann ernsthaft behauptet werden, die Zustände in Lateinamerika wären möglich gewesen, wenn Ausgaben an Steuereinnahmen orientiert gewesen wären, wenn ausländische Kredite und Privatisierungserlöse produktiv investiert worden wären oder wenn es gelungen wäre, die Korruption auf ein "erträgliches" Maß zu reduzieren? Zur Krisenbewältigung fehlt dem Subkontinent vor allem eines: Politiker mit einem Krokodil in der Tasche.

      Länderübersicht
      Der Populist und Ex-Oberst Hugo Chávez, aus Protest gegen Unfähigkeit und Korruptionsanfälligkeit der traditionellen Parteien mit überwältigender Mehrheit zum Staatschef gewählt, steuert das potenziell reiche Venezuela Richtung Pleite und politische Auflösung. Trotz hoher Preise für das schwarze Gold ist der viertgrößte Erdölproduzent der Welt in Finanznöten. Die Mehreinnahmen an Devisen verschwinden durch Kapitalflucht, Armut und Arbeitslosigkeit wachsen. Auch dem Chávez-Regime hängt Korruptionsverdacht an. Den blutigen Umsturzversuch im April hat der Ex-Oberst, der sich politischer Freundschaften in Kuba und im Irak rühmt, überstanden. Wegen der mangelnden Organisation der Opposition wäre jedoch ein Sturz von Chávez noch keine Garantie für eine Wende zum Besseren.

      Kolumbien ist das Land mit der längsten demokratischen Tradition in Lateinamerika und der längsten Geschichte politischer Gewalt. Erst am Dienstag kam bei einem Handgranatenanschlag in einem Einkaufszentrum von Bogotá eine junge Frau ums Leben, 20 weitere Menschen wurden verwundet. Seit vier Jahrzehnten herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände mit 40 000 Todesopfern allein im letzten Jahrzehnt und einer Million aus Kampfgebieten Vertriebenen. Wenn der neue Präsident Alvaro Uribe nächste Woche sein Amt antritt, regiert er ein Land am Rand der Auflösung, in dem sich die Einflusszone der Guerilla auf die Hälfte des Territoriums ausgedehnt hat. Ein Viertel der Gemeinden hat wegen Morddrohungen keine funktionierende Kommunalverwaltung mehr. Einziger Lichtblick: Kolumbiens Regierungen sind bekannt für eine eher konservative Finanzpolitik. Auch Pastrana übergibt die Regierungsgeschäfte mit halbwegs akzeptablen makroökonomischen Daten.

      Er war der große demokratische Hoffnungsträger. Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich Perus Ex-Staatschef Alberto Fujimori nach zehn Regierungsjahren und einer Serie von Skandalen absetzte. Seit 2001 regiert nun Alejandro Toledo, ein unabhängiger Volkswirtschaftler indianischer Abstammung. Vollmundig hatte er Zehntausende Wohnungen, Hunderttausende Arbeitsplätze versprochen - nichts konnte er davon umsetzen. Als es zuletzt zu gewaltsamen Protesten gegen die geplante Privatisierung eines Stromversorgers kam, kapitulierte Toledo - dabei gehörten Privatisierungen zum Kern seines Sanierungsprogramms. Jetzt fürchtet sich Lima vor einer Fujimori-Nostalgie. Bei einer Umfrage Mitte Juli gestanden 30 Prozent der Hauptstädter Fujimori, abgesehen von den letzten Monaten vor seiner Flucht, "ordentliche" Regierungsarbeit zu.

      Bolivien, Südamerikas Armenhaus im Zentrum des Kontinents, scheint in letzter Stunde an einer politischen Katastrophe und internationaler Isolierung vorbeizuschlittern. Bei den Präsidentschaftswahlen Ende Juni hatte überraschend Evo Morales den zweiten Platz belegt, der ihn zur Stichwahl durch das Parlament berechtigt. Morales ist seit Jahren wortgewaltiger Anführer der Bauern, die illegal Koka-Sträucher anpflanzen. Er selbst hat keine Ausbildung und kein Regierungsprogramm. Persönliche Feindschaften schienen zunächst einen Alternativkandidaten zum Koka-Aktivisten zu verhindern. Dann aber fanden die Ex-Präsidenten Gonzalo Sánchez de Lozada, ein konservativer Unternehmer, und der Sozialdemokrat Jaime Paz zu einem Kompromiss: Sánchez` Wahl zum Staatschef am Samstag gilt nunmehr als sicher. Morales, der bewaffnete Milizen unterhält, hat eine Fundamentalopposition angekündigt.HB

      Zu Wochenbeginn schlug sich die Vertrauenskrise in die brasilianische Wirtschaft mit einem Kurseinbruch des Real nieder, der im laufenden Jahr gegenüber dem Dollar bereits knapp 37 Prozent an Wert verloren hat. Denn die zweite Amtszeit von Präsident Fernando Henrique Cardoso, dem populärsten amtierenden Staatschef Südamerikas, geht zu Ende, und die Angst geht um. Und die hat einen Namen: Luiz Inacio da Silva, genannt Lula. Er nimmt zum vierten Mal Anlauf auf das höchste Staatsamt und liegt in den Umfragen weit vorn. Lula ist Freund von Kubas Fidel Castro und Venezuelas Hugo Chavez, er fehlt auf keiner Großveranstaltung gegen Neoliberalismus und Globalisierung. Dabei ist Brasilien eines der wenigen Länder Lateinamerikas, das seit Jahren eine solide Wirtschafts- und Finanzpolitik betreibt. Das Haushaltsdefizit ist halb so groß wie das Deutschlands, die Inflationsrate mit 5,4 Prozent für den Kontinent im unteren Bereich. Die Wirtschaft wächst (zwei Prozent in diesem Jahr), die Auslandsschulden (213 Milliarden Dollar) werden bedient, ausländische Unternehmer investierten in den vergangenen fünf Jahren mehr als 100 Milliarden Dollar in Lateinamerikas größter Wirtschaft, die Zentralbank hortet 34 Milliarden Dollar Devisenreserven.

      Die "Tango-Krise" am Rio de la Plata geht in das vierte Jahr, das einst wirtschaftlich stärkste Land Lateinamerikas steht finanziell und politisch am Abgrund. Argentiniens Horrorzahlen sind bekannt: Absturz des Bruttoinlandsprodukts allein in diesem Jahr um 16 Prozent, der Peso hat in derselben Zeit zwei Drittel seines Werts verloren. Die Sparguthaben sind seit acht Monaten gesperrt, die Hälfte der Bevölkerung lebt an oder unter der Armutsgrenze, jeder der 36 Millionen Argentinier steht statistisch mit mehr als 4000 Euro in der Kreide. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einen harten Maßnahmenkatalog vorgelegt, der unter anderem eine unabhängige Zentralbank fordert und dem Land untersagt, weiter Geld zur Schuldentilgung zu drucken - vorher gibt es keine neuen Kredite. Der Regierung in Buenos Aires stehe eine harte Aufgabe bevor, erklärte die IWF-Expertengruppe, die das Land jetzt besuchte. "Que se vayan todos", alle Politiker sollten sich verziehen, meinen immer mehr Argentinier. Aber wer soll regieren? Präsident Duhalde hat für März vorgezogene Neuwahlen angesetzt, und an Kandidaten besteht kein Mangel. Ein Komiker gehört dazu, auch der Präsident eines populären Fußballvereins, die sich jetzt als "Retter" anbiedern. Keiner der "seriösen" Anwärter erreicht in Umfragen mehr als sieben Prozent.

      Uruguay und Paraguay sind von der Natur stiefmütterlich bedacht worden, verfügen über keine Bodenschätze und leben hauptsächlich von Landwirtschaft. Als Juniorpartner der Freihandelszone Mercosur leiden sie unter der "Tango-Krise", deren Auswirkungen sie aber sehr unterschiedlich zu bewältigen versuchen. In Paraguay, einem der korruptesten Länder des Kontinents und mit bescheidener demokratischer Erfahrung, herrscht politisches Chaos. Diverse Familienclans, an der Spitze der in Brasilien im Exil lebende Putschist Lino Oviedo, schüren Unzufriedenheit. Erst vor zwei Wochen führte sie zu Massenunruhen mit Toten und Verletzten. Uruguay, mit langer demokratischer Tradition, versucht dagegen Krisenbewältigung. Präsident Jorge Batlle will die Ausgaben um 260 Millionen Dollar (1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes) kürzen und vom Staat beherrschte Sektoren wie Energie privaten Investoren öffnen. Je nach Umsetzung will der IWF innerhalb von zwei Jahren und in Etappen 1,5 Milliarden Dollar bereitstellen. Doch im Kielwasser von Argentinien herrscht seit 1999 Rezession, der Tourismus ist eingebrochen, das Bankenzentrum von Montevideo hat seit Jahresbeginn 19 Prozent seiner Einlagen verloren. HB



      Konjunktur bedroht Budgetkonsolidierung
      Neben Portugal drohen in diesem Jahr auch die drei wichtigsten Staaten des Euro-Raums ihre Ziele zur Haushaltskonsolidierung zu verfehlen. Nach Einschätzung von Ökonomen dürften die öffentlichen Defizite in Deutschland, Frankreich und Italien deutlich über den Marken der jeweiligen Stabilitätsprogramme liegen.

      Von Sebastian Dullien, Thomas Fromm und Daniela Schwarzer

      Auch die Niederlande werden das Budgetziel wohl überschreiten. "Insgesamt rechnen wir mit einem Budgetdefizit im Euro-Raum von 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)", sagte Theodor Schonebeck von der Deutschen Bank. Den bisherigen Stabilitätsprogrammen zufolge hätte es lediglich ein Defizit von 0,9 Prozent geben dürfen. In den Programmen haben die EU-Staaten gegenüber der Kommission festgelegt, wie sie mittelfristig das Ziel ausgeglichener Haushalte erreichen wollen.
      Mit der Verletzung der Stabilitätsziele dürfte die Diskussion um den europäischen Wachstums- und Stabilitätspakt neu angeheizt werden. Die EU-Kommission hatte am Freitag angekündigt, ein Verfahren gegen Portugal einzuleiten, dessen Defizit vergangenes Jahr 4,1 Prozent erreichte. Auch Italien, Frankreich und Deutschland waren zuletzt kritisiert worden.

      Die Konjunktur ist schuld
      Eine Ursache für die erhöhten Defizite ist die schwache Konjunktur: "Das Wirtschaftswachstum wurde deutlich überschätzt", so Schonebeck. In Italien etwa geht die Regierung immer noch davon aus, dass die Wirtschaft 2002 um 2,3 Prozent zulegt. Die führenden Forschungsinstitute dagegen rechnen bestenfalls mit 1,3 Prozent. Während die Regierung in ihrem Finanzplan daher noch ein Defizit von 1,1 Prozent vorsieht - was bereits über der Vorgabe des Stabilitätspakts von 0,5 Prozent liegt -, erwarten die Ökonomen der Deutschen Bank einen Fehlbetrag von 1,8 Prozent.
      In Frankreich rechnet die neue konservative Regierung mit einem Defizit von 2,6 bis 2,8 Prozent 2002 und setzt dabei auf ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. In der ersten Jahreshälfte hatte es unerwartete Mehrausgaben gegeben. Die geplante Senkung der Einkommensteuer um fünf Prozent koste den Staat zudem rund 2,5 Mrd. Euro; das erhöhe das Defizit 2002 um 0,2 Prozent, sagte Noël Dupont vom Konjunkturforschungsinstitut OFCE. Da die neue Regierung bis 2007 die Steuern um insgesamt 30 Mrd. Euro senken will und Mehrausgaben für innere Sicherheit und Verteidigung zugesagt hat, rechnen Ökonomen nicht damit, dass das Budget 2004 nahezu ausgeglichen sein wird.
      Das gleiche Ziel verfolgt die deutsche Regierung, die 2002 mit einem Wachstum von 0,75 Prozent rechnet. Nach Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dürfte das Defizit wegen der schwachen Konjunktur 2002 allerdings noch bei 2,5 Prozent liegen. Nach den jüngsten Steuerausfällen könne der Fehlbetrag sogar auf 2,7 Prozent steigen, so Dieter Vesper vom DIW.

      Versagen der Politik
      Zur Verschlechterung der Lage hat nach Ansicht vieler Ökonomen indes nicht nur die Konjunktur beigetragen, sondern auch die Politik. "Allein die Steuerreform 2001 hat in Deutschland das Defizit um etwa einen Prozentpunkt steigen lassen", sagte Vesper. Auch ein Teil der jüngsten Steuerausfälle dürfte Folge dieser Reform sein. "Das Finanzministerium hat die Auswirkungen unterschätzt".
      Die politisch bedingte Verschlechterung der Finanzen lässt sich an den konjunkturbereinigten (strukturellen) Defiziten ablesen. In Deutschland und Frankreich liegen die Strukturdefizite 2002 nicht mehr weit von den Werten von 1997. Portugals Defizit ist sogar kräftig gewachsen.
      Der Trend dürfte sich 2003 fortsetzen: In Deutschland soll dann die nächste Stufe der Steuerreform in Kraft treten, die mit 0,6 Prozent des BIP zu Buche schlägt. In Italien sollen Einkommen- und Unternehmenssteuersätze sinken, was den Haushalt mit 0,4 Prozent des BIP belastet.

      Dass das Problem nicht auf den Euro-Raum beschränkt bleibt, zeigt das Beispiel Großbritannien. Dort hat Schatzkanzler Gordon Brown jetzt einen mittelfristigen Finanzplan vorgestellt, der bis 2006 den größten fiskalischen Impuls seit 30 Jahren vorsieht. Die Erhöhung der Ausgaben vor allem für Bildung und Gesundheit werden dazu beitragen, dass aus dem Überschuss von 16 Mrd. £ im Haushaltsjahr 2000/01 ein Defizit von 11 Mrd. £ im laufenden Jahr wird. Volkswirte rechnen sogar mit einem Fehlbetrag von bis zu 18 Mrd. £ , was einem Defizit von 1,8 Prozent entspräche.


      Tja, Weltreisen können richtig anstrengend sein.
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 23:23:26
      Beitrag Nr. 159 ()
      #155 von gewinnnix

      Avatar
      schrieb am 02.08.02 15:00:46
      Beitrag Nr. 160 ()
      Von Sonne, :DMont:D und Sternen. Ein amerikanisches Märchen aus 1001 Nacht.
      (nur ein Rechtschreibfehler oder doch ein versteckter Hinweis des Autors? :eek::D)


      Auch die Unterhaltungsindustrie leidet unter Rezessionsangst und schwacher Konjunkur. Gewinn und Umsatz sind zurückgegangen. Auch im laufenden Quartal dürfte es nicht besser werden.

      Los Angeles - Der amerikanische Medien- und Unterhaltungskonzern Walt Disney hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/2002 aufgrund der schwachen Verfassung des Reisemarktes und der Konjunktur weniger verdient. Die Ertragsentwicklung im Film- und Fernsehgeschäft war ebenfalls rückläufig.
      Disney verdiente in dem am 30. Juni beendeten Quartalsabschnitt nur noch 364 Millionen Dollar oder 18 Cent je Aktie gegenüber 392 Millionen Dollar oder 19 Cent je Aktie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit traf der Konzern die reduzierten Erwartungen der Analysten. Sorgen bereitet jedoch der Umsatz: Der Umsatz schrumpfte gegenüber dem Vorjahresquartal um drei Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar, teilte Disney am Donnerstag nach Börsenschluss mit.

      Weniger Besucher in den Parks
      Die Besucherzahlen in den amerikanischen Freizeitparks sind zurückgegangen. Disney verwies auf die auch im Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahres rückläufigen Besucher- und Reservierungszahlen für die Freizeitparks im In- und Ausland. Deshalb rechnet Disney für das vierte Quartal auf Pro-Forma-Basis mit einem etwas niedrigeren Gewinn und Gewinn pro Aktie.
      Der Neunmonatsumsatz fiel auf 18,7 (Vorjahresvergleichszeit:19,4)Milliarden Dollar. Disney verdiente 1,1 Milliarden Dollar gegenüber einem Verlust von 211 Millionen Dollar in den ersten neun :DMonten:D des vorangegangenen Geschäftsjahres.

      Disney-Chef Michael D. Eisner sprach sich dafür aus, dass die Kosten für Aktienoptionen verbucht werden. Er forderte aber klare Vorschriften, damit alle Unternehmen die gleiche Methode bei der Verbuchung anwenden. (na hoffentlich erzählt der nix vom Pferd)

      © manager-magazin.de 2002



      Exxon Mobil und Shell verfehlen Gewinnziele
      Die Ölkonzerne Royal Dutch/Shell und Exxon Mobil haben Gewinne deutlich unter den eigenen Prognosen vorgelegt und damit die Aktien der Branche auf Talfahrt geschickt. Die Konjunkturschwäche und fallende Benzinpreise setzen den Ölkonzernen zu.

      Von Ulrike Sosalla, New York

      Der größte Ölkonzern Exxon Mobil verdiente 2,6 Mrd. $, 41 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der drittgrößte Shell verbuchte einen Nettogewinn von 2,2 Mrd. $, fast zehn Prozent weniger als zuvor erwartet. Shell-Aktien fielen in London bis zum Nachmittag um fünf Prozent, Exxon Mobil sanken in New York um vier Prozent auf 35,20 $. Zu den schwachen Ergebnissen kommt die Sorge, dass die Ölkonzerne unter den Folgen einer möglichen neuen Konjunkturschwäche leiden könnten. Der Kurseinbruch an den Aktienmärkten und die Konjunkturzahlen der letzten Tage heizten Befürchtungen an, dass die USA in die Rezession fallen und den Rest der Welt mitziehen könnten.
      Sowohl Exxon Mobil als auch Shell spürten vor allem die deutlich gesunkenen Margen bei der Benzinproduktion. Im Raffineriebereich seien die Kosten um drei Prozent gestiegen, die Absatzpreise aber um ein Prozent gesunken, sagte Shell-Chef Philip Watts in London. "Das Raffinerie-Umfeld ist das schlechteste in der jüngeren Geschichte." Watts gelobte Besserung: "Unser zweites Quartal war ganz klar unter unseren Ansprüchen. Wir können mehr leisten, und ich bin entschlossen, dass wir mehr leisten."

      Shell streicht 750 Stellen in Deutschland
      Shell kündigte Stellenstreichungen im Raffineriebereich an. 750 Stellen sollen in den kommenden Jahren in Deutschland wegfallen, weitere 1000 in den USA. Der Gewinn des Geschäfts fiel im zweiten Quartal auf 347 Mio. $. Im Vorjahr lag er bei 1 Mrd. $. Auch Exxon Mobils Gewinneinbruch geht vor allem auf den Margenverfall im Raffineriebereich zurück. Daneben leidet Exxon stärker als Shell unter fallenden Gaspreisen in den USA. Wegen des milden Winters und der schwachen Konjunktur liegen die Gaspreise derzeit um 35 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
      Die Ölpreise dagegen stabilisierten sich nach dem Tief des vergangenen Winters in den vergangenen Monaten bei rund 25 $ je Fass. Zwar ist auch hier die Nachfrage weiterhin schwach, doch die politische Unruhe im Nahen Osten sorgte dafür, dass die Preise aus Angst vor Versorgungsausfällen nicht weiter sanken.
      Die nüchternen Ausblicke von Exxon und Shell standen in Kontrast zu der optimistischen Einschätzung, die BP-Chef John Browne vor zwei Tagen abgegeben hatte. BP schaffte es trotz der schwachen Nachfrage, seine Produktion von Öl und Gas wie angekündigt um 5,5 Prozent zu steigern und hält an seinem Wachstumsziel von zehn Prozent für das Gesamtjahr fest. Der zweitgrößte Ölkonzern und Erzrivale von Shell ist deutlich erfolgreicher als seine Konkurrenten, was Kostensenkungen angeht und kann den Einbruch der Gewinnmargen im Raffineriegeschäft daher besser auffangen.

      Gestiegene Produktion
      Exxon Mobil erreichte bei der Produktion von Öl und Gas ebenfalls das selbst gesteckte Wachstumsziel von drei Prozent, das jedoch ohnehin unter dem von BP lag. Shell hatte sein Produktionsziel im vergangenen September ebenfalls auf drei Prozent gesenkt. Im abgelaufenen Quartal stieg die Produktion um acht Prozent, wovon ein großer Teil jedoch auf den Kauf des Ölförderers Enterprise Oil zurückgeht.
      "Für Exxon Mobil war es ganz klar ein enttäuschendes Quartal", sagte Tyler Dann, Analyst der Banc of America. "Offenbar lagen die Kosten und Steuerzahlungen bei der Ölförderung und -erschließung höher als erwartet", analysierte er die Zahlen. In anderen Bereichen, etwa bei der Produktionssteigerung und bei den Kostensenkungen im Raffineriebereich, habe Exxon im Plan gelegen.

      Bereits vor zwei Tagen hatte der US-Ölkonzern Chevron Texaco enttäuschende Zahlen verkündet. Sein Nettogewinn sank um 81 Prozent auf nur noch 1,2 Mrd. $. Im Ergebnis enthalten sind Abschreibungen in Höhe von 600 Mio. $ auf die Beteiligung an dem angeschlagenen Energiehändler Williams. Williams steht derzeit in Verhandlungen mit dem Investor Warren Buffett über einen Kredit, der das Unternehmen vor der Zahlungsunfähigkeit retten könnte.



      Also sowas gehört doch verboden! :laugh::laugh::laugh::laugh:

      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)
      Die Analysten von Straszheim Global Advisors sind nicht der Auffassung, dass der Dow Jones einen „falschen Boden“ ausgebildet hat, wie einige Kollegen zuletzt vermutet hatten. Vielmehr sehe man das Tief vom 23.Juli als „zyklischen Boden“, von dem aus ein weiterer Kursanstieg folgen sollte. Mit neuen Tiefständen rechne man nicht.
      Man müsse die aktuelle Wirtschaftslage deutlich von der vom 7.März 2000, vom 22.März 2001 und vom 21.September 2001 unterscheiden. An allen drei Terminen waren „falsche Böden“ ausgebildet worden. Nun hätten die Gewinne ihren Tiefpunkt erreicht, die Wirtschaft sei wieder am anziehen und es sei genug Zeit verstrichen, in denen es keine Bullen gegeben habe.
      „Investoren mit einem langfristigen Horizont sollen sich jetzt nach hochwertigen Unternehmen umschauen und ihre Aktiengewichtung erhöhen“, rieten sie den Anlegern.
      „Sollte unser Optimismus zu früh sein, dann wird nur eine erneute Rezession einen weiteren Kursverfall rechtfertigen können“.
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 18:29:58
      Beitrag Nr. 161 ()
      Aus meinem Reisegepäck:


      China diskutiert seine Umweltsünden
      Medien enthüllen immer öfter Katastrophen. Bei Industrieunfällen starben dieses Jahr 53.000 Menschen
      Von Johnny Erling

      Peking – Quälender Hustenreiz riss den pensionierten Beamten Yang und seine siebenköpfige Familie aus ihrem Schlaf. Das Zimmer war voller gelblicher, beißender Rauchschwaden. Yangs Augen tränten. „Ich wusste, dass etwas mit der Phosphorfabrik passiert war. Der Rauch war giftig!“ Auch die Nachbarn in der 1997 für Umsiedler des Ertan-Wasserkraftwerks erbauten Gemeinde Yanbian in Chinas südwestlicher Provinz Sichuan drängten sich mit nassen Tüchern vor dem Mund aus ihren Häusern. Die meisten der 15 000 Bewohner flohen in Panik talabwärts entlang des Yalong-Flusses. Über ihnen schwebte eine 30 Kilometer lange gelbliche Giftwolke. Die Sicht auf den verstopften Straßen reichte keine zehn Meter.

      Profiteure gab es schnell: Minibusse verlangten den sechsfachen Preis, Gazemasken kosteten statt ein gleich fünf Yuan. Die Schule musste ihre Abschlussprüfung abbrechen und 680 Schüler nach Hause schicken, als die Kinder über Kopfschmerzen, Übelkeit und Nasenbluten klagten. Die Giftkonzentration in der Luft erreichte das 13,5fache normaler Werte oder das 4,28fache des gesundheitsgefährlichen Limits für Phosphor. In der 25 Kilometer entfernten Stahlstadt Panzhihua, wohin die Wolke zog, zählte das Krankenhaus am Abend 653 Patienten. Ein Beamter der Provinz verlangte, die Zahlen nach unten zu schönen. „Schon bei 80 Vergiftungsfällen müssen wir doch schon eine Untersuchung einleiten.“

      Der 32-jährige Pekinger Journalist Tang Jianguang hat diesen Unfall, der am 2. Juli zur Massenflucht führte, die Stadt Panzhihua mit 1,1 Millionen Menschen in Panik versetzte und das Trinkwasser verseuchte, vor Ort gründlich recherchiert. Mit seiner dramatischen Reportage, echtem Enthüllungsjournalismus, machte das Pekinger Magazin „Xinwen Zhoukan“ (Nachrichtenwoche) als Titelgeschichte auf. Die erst vor zwei Jahren von der halboffiziellen Nachrichtenagentur Zhongguo Xinwenshe gegründete Wochenzeitschrift mit einer Auflage von 50 000 Exemplaren steht für einen neuen Trend unter Chinas Medien. Rund zwei Dutzend Zeitschriften und Zeitungen loten die Grenzen des Erlaubten immer weiter aus. Einstige Tabus für Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsthemen fallen. Vergangene Woche trauten sich chinesische Zeitschriften zum ersten Mal, anhand eines Fehlurteils eine öffentliche Debatte über die Todesstrafe anzustoßen.

      Im Juli 2001 enthüllten Redakteure des Parteiorgans „Volkszeitung“ die Hintergründe eines Minenunglücks in Guangxi, bei dem 81 Menschen im Stollen ertranken, deren Tod vertuscht werden sollte. Sie ließen sich von Drohungen von Minenbetreibern, korrupten Parteifunktionären und Mafiabanden nicht abschrecken, die die Zinnvorkommen in frühkapitalistischer Weise abbauen ließen. 63 Behälter mit hochradioaktivem Kobalt 60, dessen Freisetzung Millionen Menschen getötet und Strahlenschäden wie nach der Explosion einer Atombombe ausgelöst hätte, konnten rechtzeitig sichergestellt werden, bevor sie in einer Metallschmelze recycelt wurden. Diese Beinahekatastrophe wurde in Peking bekannt, nachdem am Dienstag die vier Kobaltdiebe vom Volksgericht in der Stahlstadt Panzhihua zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und elf Jahren verurteilt worden waren.

      China bezahlt seine rasante Entwicklung mit den meisten Menschenleben der Welt: Im ersten Halbjahr 2002 kamen bei Arbeitsunfällen 53 302 Menschen ums Leben. Der Umweltunfall in der Fabrik in Yanbian forderte nur einen Toten, aber er ist ein Lehrbeispiel für die verheerenden Folgen rasanter und chaotischer Industrialisierung. Wie Journalist Tang herausfand, geht die Gründung der inzwischen geschlossenen Phosphorfabrik auf den Bau des 14 Kilometer entfernten Wasserkraftwerkes Ertan zurück. Das riesige Wasserkraftwerk stellte sich als Fehlplanung heraus, als es nicht in das Landesstromnetz integriert werden konnte und so nur zu einem Drittel seiner Kapazitäten genutzt wurde. Die Investitionsgesellschaft der Provinz Sichuan, der 45 Prozent der Anteile am Ertan-Kraftwerk gehören, ließ daraufhin im März 1998 für 320 Millionen Yuan (40 Millionen Euro) eine riesige Phosphorfabrik in Yanbian als Abnehmer für große Strommengen bauen.

      Die profitable Produktion erzielte 2001 Exporterlöse in Höhe von 22 Millionen Euro. Die Investoren kümmerten sich nicht um Proteste der umgesiedelten Bewohner. Tang berichtet über ihre Versuche, sich in Bürgerinitiativen gegen die gefährliche Zeitbombe zu organisieren, Unterschriftenkampagnen zu starten und zu klagen. Die Antwort der Behörden: Die Fabrik stelle kein Umweltrisiko dar. Bis am 2. Juli alle eines Besseren belehrt wurden.


      W A R U M ?
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 16:08:06
      Beitrag Nr. 162 ()
      Weil das "Großkapital" momentan nach China reinfließt und aus Hongkong raus. Weil es in die Tigerstaaten reinfloß, dann raus und jetzt wieder rein!


      Fünf Jahre nach der Asienkrise haben sich die Tigerstaaten erholt
      Exportorientierte Volkswirtschaften verkraften Strukturanpassung leichter als typische Entwicklungsländer

      Von Peter Isenegger

      Vor fünf Jahren holte sich der thailändische Baht als erste asiatische Währung einen Schnupfen und steckte die ganze Region mit der asiatischen Wirtschaftsgrippe an. Die einzelnen Länder haben sich davon recht unterschiedlich erholt - doch immerhin erreichen alle großen Volkswirtschaften wieder die vor der Krise ausgewiesene Wirtschaftsleistung.
      Am 2. Juli 1997 stürzte die thailändische Währung im freien Fall. Die Devisenreserven reichten nicht aus, um den Baht vor spekulativen Angriffen in Schutz zu nehmen. Die massive Abwertung war nicht zu verhindern. Die Asienkrise hatte begonnen.
      Vorausgegangen waren Jahrzehnte ununterbrochenen Wachstums. Angelockt von niedrigen Arbeitslöhnen, verlegten auch immer mehr westliche Unternehmer ihre Produktion in Richtung Osten und sorgten für einen Investitions-Boom ohnegleichen. In Thailand ließ sich diese Entwicklung an der Skyline der Hauptstadt ablesen. Der Immobilienmarkt boomte genauso wie die Börse. Diese Investitionen wurden überwiegend mit geborgten Dollar getätigt.
      Folglich wuchsen die Auslandsschulden fast so schnell in schwindelerregende Höhen wie Bangkoks Wolkenkratzer. Das machte den Baht schließlich zum Spekulationsobjekt. Wenig später riss die Finanznot Thailands andere Staaten der Region mit in den Strudel, in denen die ökonomischen Strukturen durchaus ähnlich aussahen.
      Viele Investoren konnten in fremder Währung aufgenommene Darlehen nicht mehr bedienen. Zu Tausenden gingen Unternehmen pleite, Hunderttausende von Arbeitnehmern wurden arbeitslos. Innerhalb weniger Monate musste der Internationale Währungsfond (IMF) verschiedenen südostasiatischen Tigerstaaten mit Milliardenkrediten aus der Klemme helfen.
      Zu jenen Staaten, die es nach Thailand am schlimmsten traf, gehörten Indonesien und auch Südkorea, das ein Jahr zuvor noch als der Welt elft stärkste Wirtschaftsmacht dagestanden hatte. Ein aus dem Jahr 1998 stammender Bericht ruft die Tragik der südkoreanischen Misere in Erinnerung: "Jede Woche schließen im Durchschnitt 90 Unternehmen ihre Türen, werden 10 000 Menschen arbeitslos." Existenzen wurden buchstäblich vernichtet. In den ersten drei Monaten des Jahres 1998 nahmen sich 2300 Südkoreaner das Leben. Von der Han-River-Brücke in Seoul warfen sich derart viele Menschen in die Tiefe, dass die Stadtverwaltung die Geländer und die Metallbogen der Brücke mit Fett einstreichen ließ, um die Selbstmörder daran zu hindern, auf todsichere Höhen zu klettern.
      In der konfuzianischen Gesellschaft Südkoreas wird der Bankrott oder auch nur der Verlust des Arbeitsplatzes viel stärker als persönliche Schande empfunden als im Westen. Eine andere bittere Konsequenz der Rezession waren die Wirtschaftswaisen: Kinder, die ihre arbeitslosen Eltern ausgesetzt hatten, weil sie den Nachwuchs nicht mehr ernähren konnten.
      Die Verwundungen unter den asiatischen Tigern waren zwar von unterschiedlicher Art und von unterschiedlicher Heftigkeit. Die Genesungsrezepte stellten internationale Finanzinstitute aus, wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Staaten wurden zu rigorosem Sparen angehalten, was unter anderem auch bedeutete, dass Subventionen gestrichen oder zumindest massiv reduziert wurden.
      Während die Regierenden diese Reformen in ihrer ganzen Härte als notwendig erachteten, kamen sie beim Volk oft als erdrückende Last an. Die Ärmsten mussten am meisten leiden. Viele konnten sich selbst das bisschen, was sie bislang gewohnt waren, nicht mehr leisten.

      Inzwischen lassen die Tigerstaaten aber wieder ihre Muskeln spielen. Die Krise traf sie unterschiedlich hart - und sie erholten sich unterschiedlich schnell. Ausgerechnet Südkoreas Wirtschaft, die hart gebeutelt wurde, steht inzwischen wieder robust da. Das Bruttoinlandsprodukt liegt inzwischen um fast ein Viertel über dem vor der Krise erreichten Niveau.
      Zwar empfanden es viele Südkoreaner als demütigend, sich dem Diktat der internationalen Geldgeber zu beugen. Aber die Regierung entschied sich, nicht lange mit dem Schicksal zu hadern, sondern diese Schmach so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Dabei erwies sich als nützlich, dass einige der verordneten Reformen bereits früher angedacht und zum Teil schon ausprobiert worden waren.
      Grob vereinfachend lässt sich für die ganze Region sagen, dass ihr Entwicklungsmodell geholfen hat, die Krise zu meistern. Anders als Indien oder viele Lateinamerikanische Staaten hatten sich die Wachstumsökonomien Südost-Asiens nicht vom Weltmarkt abgeschottet. Im Gegenteil hatten ihre - teils autoritären Regierungen - über Jahrzehnte Exportindustrien aufgebaut. Um das zu schaffen, hatten sie systematisch auch in Grundbildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur investiert.
      Weil die Tigerstaaten schon vor Ausbruch der Schwierigkeiten über eine Reihe wettbewerbsfähiger Branchen verfügten, haben die Strukturanpassungsprogramme des IWF sie weniger stark belastet als das beispielsweise in agrarisch strukturierten afrikanischen Staaten zuvor der Fall gewesen war.
      Entsprechend legten die Ausfuhren aus den Asean-Ländern vor allem in die USA schnell wieder zu und bildeten die Grundlage des Aufschwungs. Die verantwortlichen Wirtschaftspolitiker blicken mit Skepsis nach Nordamerika: Sie wissen, dass ihre Volkswirtschaften unter ungünstiger Konjunktur dort leiden.


      Aktuell aus Südamerika raus, doch mittels IWF auch gleichzeitig wieder rein.


      Die USA werden dem krisengeplagten Uruguay noch an diesem Montag einen Kredit in Höhe von 1,5 Mrd. $ gewähren und auszahlen. Mit dem Geld solle die Regierung kurzfristig in die Lage versetzt werden, das Bankensystem zu stabilisieren.

      Das kündigte der amerikanische Botschafter in Montevideo, Martín Silverstein, am Sonntagabend an. Zuvor hatte Uruguays Parlament Kontenbeschränkungen beschlossen und damit die Voraussetzung für die schnelle Hilfe geschaffen. Der Kongress in Montevideo hatte am Wochenende zudem einer Regierungsvorlage zugestimmt, wonach einige Konten auch nach der Bankenöffnung eingefroren bleiben sollen.
      Ein Sturm der Kontoinhaber auf ihre Banken soll somit verhindert werden. Uruguays Zentralbank hatte die zwangsweise Schließung der Banken am Sonntag für beendet erklärt. Die Geldinstitute können damit nach vier Tagen Zwangspause ab diesem Montag wieder normal arbeiten. Außerdem soll die "Schweiz Südamerikas" vor einer Abwärtsentwicklung wie im Nachbarland Argentinien geschützt werden.

      IWF übernimmt Kredit
      US-Finanzminister Paul O`Neill sagte, das Land verdiene die Hilfe. Das Geld solle in den nächsten Tagen der Zentralbank des Landes überwiesen werden. Der Kredit wird von den USA vorgestreckt und soll vom IWF übernommen werden, sobald ein entsprechendes Kredit-Abkommen mit Uruguay unter Dach und Fach ist.
      Durch den so genannten Swap-Kredit der USA sollen Uruguay rasch Finanzhilfen zufließen. Einem direkten bilateralen Kredit müsste der US-Kongress zustimmen. In Uruguay kam es jüngst bei Protesten gegen die sich verschlimmernde Finanzkrise zu einem Generalstreik und zu Plünderungen. Die Landeswährung Peso hat seit dem 27. Juni gegenüber dem Dollar rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

      © 2002 Financial Times Deutschland


      Was ist das für ein Ungeheuer, das Kapital? Wendiger wie eine Schlange und noch giftiger wie ein Skorpion! Und dabei noch gefräßiger wie ein Nimmersatt.
      Ist alles aufgefressen, frißt es sich selbst. So ein blödes Viech.
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 19:25:35
      Beitrag Nr. 163 ()
      Vergleicht den mal mit #5 :)


      Der "Spinner" erhält Beifall
      Stephen Roach, als Pessimist verschrien, hat Oberwasser. Die Erholung im Dow Jones ist gestoppt. Anleger fürchten den erneuten Rückfall in die Rezession. Und Notenbankchef Greenspan droht ein peinliches Eingeständnis.

      Von Carsten Volkery, New York

      New York - Der Chef-Volkswirt von Morgan Stanley, Stephen Roach, hat im Januar den "Double Dip" vorhergesagt. In diesen Tagen erhält er süße Genugtuung: "Spinner" hatten die Kollegen ihn genannt, und ihn behandelt, als sei er völlig durchgeknallt. Nie im Leben werde die US-Wirtschaft nochmals in die Rezession abtauchen, hatten sie Anfang des Jahres gesagt. Alle Daumen wiesen nach oben: vier Prozent Wachstum für 2002 - mindestens.
      Jetzt ist der Begriff "Double Dip" plötzlich in aller Munde. Roach ist weiterhin der radikalste Pessimist - auf der Morgan-Stanley-Webseite beziffert er die Wahrscheinlichkeit des Dips auf 66 Prozent. Doch auch andere wollen den Rückfall in die Rezession nicht mehr ausschließen.

      Erst vier, dann drei, dann zwei Prozent
      Nachdem vergangene Woche fast alle Konjunkturdaten weit unter den Erwartungen blieben, schrauben die Wall-Street-Ökonomen ihre Erwartungen für die zweite Jahreshälfte zurück. Zwei Prozent Wachstum, vielleicht drei, so heißt es kleinlaut.
      Auch die Börsen sind wieder auf Tauchstation: Der Dow Jones, am Montag mit einer kraftvollen 5,4-Prozent-Rallye gestartet, konnte die Woche gerade so im Plus beenden (0,6 Prozent). Der Nasdaq Composite verlor weitere 1,2 Prozent und notiert nur noch 18 Punkte über dem Tief vom 23. Juli. "Die Märkte könnten erneut ihre Tiefs testen", warnt Stan Shipley von Merrill Lynch.
      Die Konjunkturdaten waren ein echter Dämpfer, eine Konfrontation mit der Realität. Roach gibt sich abgeklärt-cool "Die Richtung der Revision war kaum ein Schocker", doch die meisten Beobachter zeigen Nerven: "Wir fühlen uns, als wäre Benzin auf den Boden gekippt worden, und es fehlt nicht viel, um es anzuzünden", sagt James Glassman, Ökonom bei JP Morgan Chase.

      Aufschwung ohne Jobs und Wachstum?
      Die Optimisten sind still geworden, die ersten Vergleiche mit 2001 werden gezogen. Damals hätten auch alle den Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte vorhergesagt, sagt Sam Stovall von Standard & Poor`s. Stattdessen kam der 11. September.
      Vergangene Woche brachte eine wichtige Gewissheit: 2001 war ein Rezessionsjahr - definitiv. Die Wirtschaft ist neun Monate lang geschrumpft, statt drei, wie bisher angenommen.

      Nur 6000 neue Jobs im Juli
      Und nun, was ist das für ein merkwürdiger Aufschwung? Schlappe 6000 Jobs wurden im Juli geschaffen. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft um 1,1 Prozent. Das liegt weit unter dem historischen Durchschnitt: Roach zufolge expandierte die Konjunktur um 5,6 Prozent im dritten Quartal vergangener Aufschwünge.
      Roach meint, ein bis zwei Prozent Wachstum könne man im US-Fall nicht Wachstum nennen, es handele sich vielmehr um Stagnation. In diesem Zustand "braucht es nicht viel, um die Wirtschaft in die Rezession zu stürzen", schreibt der meinungsfreudige Ökonom. Eine Runde neuer Massenentlassungen oder ein Rückgang der Immobilienpreise würden schon genügen.

      Ruf nach weiterer Zinssenkung
      Dass Roach mit seinen Szenarien nicht mehr allein ist, zeigt schon die plötzlich aufgeflammte Debatte über eine Leitzinssenkung der Federal Reserve. Vor wenigen Monaten noch wurde über eine Zinserhöhung spekuliert [hiT*] (ein typischer "Beweis" für den Aufschwung), jetzt halten viele Beobachter eine Senkung für so gut wie sicher. Der Leitzinssatz liegt bereits bei 1,75 Prozent - so tief wie seit 40 Jahren nicht mehr.

      Greenspan unter Druck
      Die Futures-Märkte rechnen mit einer Senkung spätestens im September, zu 39 Prozent auch schon beim nächsten Treffen des Offenmarktausschusses am 13. August. Sollte die Fed tatsächlich senken, dann wahrscheinlich radikal: Die Deutsche Bank erwartet mindestens eine Senkung von 50 Basispunkten, Goldman Sachs sogar 75 Basispunkte vor Jahresende.
      Es wäre ein weiterer Glaubwürdigkeitsverlust für den Großen Chairman Alan Greenspan. Der Fed-Chef hatte noch Mitte Juli vor dem Kongress ein rosiges Bild von der US-Wirtschaft gemalt. Eine Zinssenkung wäre das Eingeständnis eines Fehlurteils.
      Und Roach? Der spinnt schon an seinem nächsten Coup. In der Rezessionsgeschichte, bemerkt er, habe es nicht nur Double-Dips gegeben. Schon mal was vom Triple-Dip gehört?


      *hiT = hinten im Thread
      ganz aktuell zum volkswirtschaftliche Zahlenwerk Thread: USA: Auch volkswirtschaftliche Bilanzen sind geschönt von @BigLinus
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 22:19:35
      Beitrag Nr. 164 ()
      Krise des Kapitalismus (2): Anleger, Unternehmer und Politiker schauen gelähmt
      auf den Niedergang der Wirtschaft. Konzepte für den Aufschwung haben sie nicht

      von CLAUS KOCH

      Seit Monaten liegt Missmut über Europa. Das immer wieder neue Aufflackern von Erwartungen und sein ebenso promptes Erlöschen zermürbt die Wirtschaftsmoral. Und nun noch die Absage des versprochenen Aufschwungs in den USA, an den man sich klammern wollte.

      Es ist nicht einfach Krisenangst, die in zyklischer Wiederkehr umgeht. Die Krisen haben wir bereits hinter uns. Wenn beim plötzlichen Versacken der Sumpfblüte Dotcom die Experten und die Wirtschaftsjorunalisten noch von der fälligen und notwendigen Reinigungskrise sprachen, so lassen sie das mittlerweile bleiben. Es ist nichts bereinigt. Und wenn von den zehn größten Firmenzusammenbrüchen der amerikanischen Geschichte sich vier allein in diesem Jahr ereignet haben, so kann man das schwerlich auf die notwendige Erneuerung einer an sich gesunden Marktwirtschaft zurückführen.

      Diesmal ist es mehr als eine normale Krise im Gang der Konjunkturen, der business cycles. Die fortwährende Antriebsschwäche hat alle Wirtschaftssubjekte zugleich erfasst. Und so verbindet sich die allgemeine Antriebsschwäche mit dem Gefühl der eigenen Inkompetenz und der Inkompetenz aller anderen, voran der Institutionen.

      Antriebsschwach sind die Erwerbsbürger, denen man seit einigen Jahren den Ehrentitel des Anlegers aufgeklebt hat. Nicht wenige fühlten sich auch als solche. Seit den frühen 90er-Jahren hat sich die Zahl der Aktionäre in Deutschland verfünffacht. Rund dreizehneinhalb Millionen gibt es jetzt, mehr als die Hälfte von ihnen disponiert auch selbst, meist per Internet. Wenn auch viele mit ihrem Papier wenig in der Hand halten, loswerden wollen sie es nicht. Sie bleiben damit noch immer - kleine - Unternehmer, auch wenn sie ihr Entbehrliches wieder ins Sparbuch einschreiben und auf Festverzinsliches setzen.

      Die Millionen der europäischen Kleinaktionäre, die ihren Besitz der Entstaatlichung verdanken, schienen das Wesen des Marktes begriffen zu haben. Man nahm an, dass sie sich, wenn auch in kleinem Rahmen, unternehmerisch verwirklichen wollten und könnten. Mag bei den meisten die bloße Bereicherungsgier des Schnäppchenjägers das Hauptmotiv gewesen sein, vorübergehend gab das ein paar erhebende Gefühle.

      Nun stellt sich heraus, dass der kleine Aktionär noch lange kein kleiner Kapitalist geworden ist und vom Kapitalismus so gut wie nichts versteht. Das macht ihn erst einmal lustlos und beschämt. Noch schlimmer, wenn er seinen Arbeitsplatz in dem von ihm mit besessenen Unternehmen hat - oder gar schon hinter sich hat. Er ist der doppelt Blamierte.

      Antriebsschwach und der Inkompetenz überführt sind auch viele Großanleger und Großmanagements. Sie müssen sich von den betrogenen Aktionären und den entlassenen Arbeitnehmern vorwerfen lassen, dass sie auf sich selber hereingefallen sind. Mit ihrer Gier nach Erfolgsoptionen, so der Vorwurf, hätten sie nicht nur ihr Unternehmen und seine Geldgeber ruiniert, sondern auch die Wirtschaftsmoral.

      Die neue Schicht der finanzkapitalistischen Großmanager, die ebenfalls gelähmt und mit Schadensbegrenzung beschäftigt sind, zeigt freilich bisher wenige Reue. Diese Schicht hat sich erst während des vergangenen Jahrzehnts herausgebildet und das Kommando übernommen. Sie ist hochgekommen mit der Ausbreitung der Dienstleistungsökonomie, die viele solide Erfahrungen aus der alten Industriegesellschaft hinweggefegt hat. Die Dienstleistungsökonomie, die zahlreiche Condottieri der Wirtschaftsführung für ein paar Jahre nach oben gespült hatte, stützte sich auf das weite Spektrum der Kommunikationstechniken.

      Von der Chip- und der Computerindustrie über das Mobiltelefon bis zum digitalisierten Entertainment, mit dem sich die Popkultur verbinden ließ: diese IT-Kultur, die den ganzen ökonomischen Großzyklus der letzten 15 Jahre trug, stürzt nun ein. In allen ihren Industriezweigen, ebenfalls von der Chipproduktion bis zum Entertainment. Das hebt, zumindest moralisch, eine ganze Generation von Managern und Experten aus dem Sattel. Sie hat nichts in der Hand als die Geschicklichkeit zum Umgang mit einer Finanzspekulation, die sich selbstreflexiv bewegt und von den realen Wirtschaftsbedingungen nur wenig Ahnung hat.

      Fatal war die Überzeugung dieser Managergeneration, man könnte zur Entfaltung freien Unternehmertums und zur Förderung der Wohlfahrt den Staat zurückdrängen, ohne dafür Kompensationen zu leisten. Dies ist auch zur bequemen Überzeugung der prosperierenden Mittelschichten geworden.

      Kein Wunder, wenn nun der Staat antriebsschwach ist und inkompetent erscheint. Das deprimiert und entmotiviert die Politiker, die den öffentlichen Betrieb in Gang halten sollen, ohne die Mittel dafür zu besitzen. Sie sehen sich gezwungen, mit kosmetischen Tricks zu arbeiten und mit ungedeckten Versprechungen weiterzukommen. Sie müssen vorgeben, es gebe einen Arbeitsmarkt, der vom Staat und somit politischer Weisheit zum Vorteil beeinflusst werden könne. Die Medien tun ebenso. Das Publikum glaubt es zwar nicht, macht aber mit - mangels Alternative. Alle halten gemeinsam an einer Lebenslüge fest.

      Zwei besonders niederdrückende Erfahrungen kamen in den letzten Jahren hinzu. Zum einen mussten die Regierungen und die internationalen Agenturen erleben, dass zwei ihrer bisher wirksamen Hebel zur Förderung von Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen versagten: niedriger Zins und Steuersenkung. Beides trieb man fast bis zum Extrem, beides verpuffte im Leeren. Die Anleger ließen sich dadurch nicht zu neuer Tätigkeit verlocken. Und die Steuerbegünstigten transferierten ihren Gewinn in die internationalisierten Märkte, ohne Gewinn fürs eigene Land und seine Arbeitsplätze. Derweil mussten sich die Staaten weiter verschulden.

      Die zweite schlimme Erfahrung hat man erst in diesem Jahr gemacht: Die reale Wirtschaftstätigkeit und die Börse treten nicht mehr im Gleichklang auf. Es kann, wie vor allem Amerika vorführt, anständiges Wachstum geben, auch wenn die Börsenindizes beharrlich nach unten weisen. (könnte, wenn da nicht @BigLinus sein Thread wäre :()

      Mit anderen Worten, die Aktienwerte und ihre Ausschläge signalisieren nicht mehr, was die Wirtschaft wirklich leistet; das wichtigste Orientierungsmittel für Aktionäre, Unternehmen und Staat wird unzuverlässig. Und dies heißt, das niemand zuverlässige Zukunftserwartungen formulieren kann.

      So kommt es denn auf allen Seiten zu Verweigerungen. Die Konsumverweigerung in den USA und in Europa ist von allen die schmerzlichste. Sie indiziert prinzipielles Misstrauen ins System, weist aber keine neuen Wege. Schließlich drängt es in einer Welt der allgemeinen Unsicherheit und der Erwartungslosigkeit niemanden ganz aus dem System hinaus. Und niemand kann sich mit Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit empören. Da kann der Missmut noch lange währen.


      Hallo Welt, hallo Leser. Wie geht`s Euch so?
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 16:19:49
      Beitrag Nr. 165 ()
      Jetzt fängt der Eiertanz schon wieder an
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 22:14:06
      Beitrag Nr. 166 ()
      Beim Einmalen des gesenkten Leitzins ist leider der Griffel zerbrochen :(

      Zu sehen sind DOW, €, Yen, Gold. Alles klar? :D

      Irgendwie muß der Kapitalstrom in Amerika so quasi mittenrein gerichtet werden. Wenn es sein muß, wird Pearl Habor im Mittelmeer wiederholt. Oder es findet eine neuerliche Mondlandung statt!
      Ja, da wird aus dem vollgefressenen schwabbeligen Wanst doch gleich wieder eine stolzgeschwellte Brust und dem vollgesoffenen Schweinsbackengesicht entfleucht ein zufriedenes tiefes Grunzen.



      Weg nun vom nebensächlichen Trödel hin zu den wirklich wichtigen Geschehnissen.


      Der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble hat den Gewinn im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2001/02 dank starker Umsätze von Schönheitsprodukten, Hygienepapieren und anderen Produkten kräftig gesteigert und damit die Prognosen von Analysten übertroffen.
      Reuters CINCINNATI. Das durch seine Waschmittel, Pringles-Kartoffelchips und Pampers-Windeln weltweit bekannte Unternehmen teilte am Montag in Cincinnati mit, der Gewinn vor Umstrukturierungskosten oder Kerngewinn sei in den drei Monaten zum 30. Juni auf 77 Cents je Aktie gestiegen, verglichen mit 60 Cents in der Vorjahreszeit. Analysten hatten im Durchschnitt einen Gewinn von 75 Cents vorausgesagt.
      Die Procter & Gamble-Aktien sind im New Yorker Börsenbarometer Dow-Jones-Index enthalten. Seit Anfang Juli haben sich die Titel bei einem Kursniveau von knapp unter 90 Dollar kaum verändert, während der Dow-Jones-Index im gleichen Zeitraum 8,8 Prozent verloren hat.

      Die Konzentration auf Ariel, Always, Pampers und Co lohnt sich. Der Gewinn legte 2002 bereinigt um zwölf Prozent zu. Die Börse honorierte den neuen Kurs mit einem Plus von satten 12,8 Prozent seit Ende 2001. Die 25.000 Patente sollten auch in Zukunft für einen attraktiven Produktmix sorgen.


      MÜNCHEN taz In den südlichen Chiemgauer Alpen soll ein Berggipfel nach Helmut Kohl benannt werden. Wie die bayerische Staatsregierung am Donnerstag mitteilte, plant Ministerpräsident Edmund Stoiber, den Altkanzler auf diese besondere Art zu ehren. Wegen seiner Verdienste um die deutsche Einheit soll der 1.686 Meter hohe Eggenalmkogel in Helmut-Kohl-Kogel umbenannt werden. Der Eggenalmkogel ist neben dem Fellhorn die bedeutendste Erhebung auf der Eggenalm und liegt südlich von Reit im Winkl. Ausgewählt worden sei der Berg wegen seiner ansehnlichen Form, hieß es.

      Analysten gaben daraufhin ein neues Kursziel von 1.756 an. :laugh:
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      schrieb am 07.08.02 19:13:25
      Beitrag Nr. 167 ()
      Neues von den Eiertänzern:


      Mit Charts zum Erfolg
      Wissenschaftliche Studien belegen, dass durch die eingehende Anlayse von Kursverläufen Gewinne maximiert werden können. Trading entwickelt sich derweil zum Wettspiel für Anleger.

      Von Alpesh B. Patel

      Trotz Enron und Worldcom gibt es sehr viele zufriedene Trader. Die Begründung ist einfach: Trading ist ein Wettspiel. Alles, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich der Markt in eine bestimmte Richtung bewegt - Firmenskandale nicht ausgenommen -, macht Gewinnen einfacher. Zu wissen, mit welchen Produkten von fallenden Kursen profitiert werden kann, reicht aber nicht. Auch sollte man der Charttechnik und der Kunst der Transaktionsstrukturierung mächtig sein.
      Die Charttechnik sucht in historischen Kursen nach Mustern, um Voraussagen über zukünftige Kurse zu machen. So nutzten schon vor 500 Jahren Japans Reisfarmer Charttechniken, um die Reispreise vorauszusagen.
      Die Wirtschaftswissenschaftler haben sich zwar über Analysen mittels Charts oft lustig gemacht. :D Inzwischen gibt es aber immer mehr Belege dafür, dass man sich als Trader ernsthaft mit Online-Charts befassen sollte, um herauszufinden, wann mit Gewinngekauft oder verkauft werden kann. Nach Studien an der Cambridge University erzielt nachhaltig Gewinne, wer mit Kombinationen von Chartindikatoren arbeitet. Auch hätten frühere Studien das reale Verhalten von Tradern, die mehrere Indikatoren verwenden und von Erfolgserfahrungen lernen, nicht realistisch abgebildet.
      Erwähnt seien daher meine favorisierten Indikatoren: MACD (Moving Average Convergence Divergence), RSI (Relative Strenght Index) und Stochastics kombiniert mit der gelegentlichen Nutzung von Bollinger-Band und Retracement-Levels. Dass Charts funktionieren, bestätigt sich nicht nur dadurch, dass die Analysten in den Investmentbanken sie verwenden. Auch halten sie dem Reality-Check stand.

      So zeigte der FTSE 100 zwischen März und Mai eine "Bären-Divergenz", die vor einem bevorstehenden Kursfall warnte.

      (geile Sache, bin ganz weg!) DOW+CAC+DAX+FTSE

      Und in der Tat fiel der Index in wenigen Wochen um 1000 Punkte. Jeder, der den MACD verfolgte, war bereits vor einem Rückgang, wenn nicht gar vor dessen Ausmaß, gewarnt worden. Um zu erfahren, mit welchen Indikatoren die Profis arbeiten und wie sie genau vorgehen, empfiehlt sich der Blick auf die Websites stockcharts.com, www.hardrightedge.com und www.equis.com.
      Die Chartanalyse ist freilich nur der erste Schritt zum Erfolg als Trader. Im zweiten Schritt gilt es, eine Transaktion mit Hilfe von Online-Mitteln zu strukturieren. Die Beachtung von Risiken ist ein Kennzeichen des reifen Traders, der verstärkte Blick auf die Erzielung von Gewinnen ein Kennzeichen des naiven Händlers. Oder wie der gefeierte US-Investor Warren Buffett es ausdrückte: "Regel eins heißt: Verliere niemals Geld; Regel zwei lautet: Vergiss niemals Regel eins."
      Die meisten Profis berichten daher, dass sie nur zwei Prozent ihres Trading-Kapitals bei einer einzigen Transaktion riskieren. Zugleich erwarten sie, dass sich diese zwei Prozent im Gewinnfall mindestens verdoppeln. Beträgt etwa das auf zehn Titel aufgeteilte Trading-Kapital 25.000 £, darf mit jeder Aktion höchstens 500 £ Verlust gemacht werden.

      2500 £ in Vodafone-Aktien angelegt zum Kurs von einem £ heißt: erstens einen Stop-Loss bei 0,8 £ setzen (was dem Maximal-Verlust von 500 £ entspricht); zweitens müsste auf Basis der Charttechnik die mindestens gleich starke Erwartung bestehen, dass die Aktie auf 1,4 £ steigt. Ist das nicht der Fall, ist die Transaktion zu vermeiden.
      Wer all dies zu anstrengend findet und sich eher auf Tipps an der Hotelbar verlässt, sollte folgende wichtige Regel bedenken: Bevor Sie Geld investieren, investieren Sie erst einmal Ihre Zeit.


      Fazit: Den Banken gehts so schlecht, weil Heerscharen gnadenloser Trader nicht mit sich handeln lassen. :laugh:
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      schrieb am 07.08.02 21:28:20
      Beitrag Nr. 168 ()
      Washington/London - Ein Ritter wird künftig an der Spitze der US-Notenbank stehen. Die britische Regierung gab am Dienstag bekannt, dass Fed-Chef Alan Greenspan für seinen Einsatz um die globale wirtschaftliche Stabilität mit ritterlichen Ehren ausgezeichnet wird.
      Queen Elizabeth II. persönlich wird den 76-Jährigen bei dessen nächstem Besuch auf den britischen Inseln zum Ritter schlagen. Greenspan zeigte sich erfreut: "Ich empfinde es als große Auszeichnung, diese Ehre annehmen zu dürfen." Er schätze, so der Notenbankchef weiter, die langjährigen engen Beziehungen zur Bank of England und zur britischen Finanzpolitik sehr. Greenspan ist seit fast 15 Jahren Chef der Fed.
      Höchstens ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Der Amerikaner wird sich nicht "Sir Alan" nennen dürfen. Stattdessen darf er die Buchstaben KBE (Knight Commander of the British Empire) hinter seinen Namen setzen.


      Ich werde euch Widerspenstigen höchstritterlich den Arsch aufreißen. Ab ins Derivat mit euch Bärenvolkz!
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      schrieb am 08.08.02 22:05:27
      Beitrag Nr. 169 ()
      IWF gewährt Brasilien Rekordkredit
      Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Brasilien eine neue Finanzspritze in der Rekordhöhe von 30 Mrd. $ gewährt. Die finanzielle Unterstützung soll auch im Falle des Wahlsiegs eines linken Präsidentschaftskandidaten gewährt werden.


      Der IWF gestattet dem südamerikanischen Land außerdem, seine Devisenreserven um zehn Milliarden Dollar zu reduzieren, teilte der Fonds am Mittwoch in Washington mit. Damit verfügt die stärkste Volkswirtschaft Lateinamerikas effektiv über einen Betrag von insgesamt 40 Mrd. $. 80 Prozent der zugesagten 30 Mrd. $ sollen dem Land bereits im kommenden Jahr zugänglich gemacht werden.
      Mit dem Geld soll nach IWF-Angaben eine drohende Wirtschaftskrise verhindert werden. Der IWF zeigte sich bereit, nach den Präsidentschaftswahlen im Oktober jede neue brasilianische Regierung zu unterstützen, die eine "vernünftige Politik" verfolge.
      "Indem Schwächen und Unsicherheiten reduziert werden, schlägt das neue IWF-unterstützte Programm eine Brücke zu der neuen Regierung, die ihre Arbeit Anfang 2003 aufnimmt", erklärte IWF-Chef Horst Köhler. Hohe Umfragewerte für zwei linksgerichtete Präsidentschaftskandidaten hatten an den Finanzmärkten die Befürchtung geweckt, die Politiker könnten im Falle eines Wahlsiegs vom Sparkurs abweichen und die Rückzahlung der Staatsschulden von derzeit 250 Mrd. $ einstellen. Die Landeswährung Real befindet sich seit Monaten auf Talfahrt.


      da brennts doch schon so garstig, daß es die Kohle gleich mitverheizt. Deswegen 80% - irgendwann, ganz bestimmt. :D


      So als Abschätzhilfe:

      WASHINGTON rtr/ap Der US-Senat hat kürzlich einen Verteidigungsetat von 355,4 Milliarden Dollar verabschiedet, der damit 35 Milliarden Dollar über dem gegenwärtigen Verteidigungshaushalt liegt. Mit den Geldern soll die Anschaffung zusätzlicher Flugzeuge, Schiffe und Kampfhubschrauber finanziert werden. Zudem soll die Truppenstationierung in Afghanistan und anderen Ländern finanziert werden. Bush hatte die Erhöhung des Etats mit den Kosten des Kampfs gegen den Terrorismus begründet. Weiterhin erteilte der Senat dem Präsidenten im Rahmen des neuen Handelsgesetzes weitreichende Vollmachten für Wirtschaftsabkommen. Demnach kann der Kongress ein von Bush ausgehandeltes Handelsabkommen nur noch ablehnen, jedoch nicht mehr verändern.



      Intel-Chef Craig Barrett und Finanzchef Andy Bryant haben entsprechend der Aufforderung der Wertpapieraufsicht SEC den Jahresabschluss 2001 und den Zwischenbericht für das Quartal zum 29. Juni 2002 unterzeichnet.
      Reuters SANTA CLARA. Der weltweit größte Halbleiterhersteller teilte am Donnerstag weiter mit, das Unternehmen habe der SEC auch weitere Informationen über sein Aktienoptionsprogramm gegeben.
      Intel wird nach eigenen Angaben wie unter anderem Cisco und Microsoft die Aktienoptionen bilanziell nicht als Ausgabe behandeln. Die Abbuchung als Ausgabe "ist kein gutes Bewertungsmodell, den fairen Wert der nicht ausgeübten Aktienoptionen der Belegschaft zu erfassen", sagte Bryant. Bei den Technologieunternehmen spielen Aktienoptionen als Kompensation für die Belegschaft eine große Rolle.
      Nach der neuen Bestimmung der SEC sollen die Chefs und Finanzchefs amerikanischer Unternehmen durch ihre Unterschrift die Korrektheit der Geschäftszahlen 2001 und der ersten Quartale 2002 bis zum 14. August bekräftigen. Ziel der neuen Vorschriften ist es, nach den jüngsten Bilanzskandalen das Vertrauen in US-Unternehmen wieder herzustellen.

      Zu Aktienoptionen gibts in #127 mehr Information.
      Ein Zahlenbeispiel:

      Eine Option hat Cisco verspielt. Mitarbeiteroptionen werden nicht als Kosten ausgewiesen. Kein Wunder: Die Firma macht massiv davon Gebrauch.
      Aber wie soll man Cisco bewerten, wenn man nicht mal weiß, mit wie vielen anderen Aktionären man die künftigen Cash-Flows teilen muss? Seit 1998 ist die Zahl der Aktien um 23 Prozent gestiegen, wovon laut CSFB die Hälfte auf ausgeübte Optionen zurückgeht. Mit dem aktuellen Kurs von knapp 13 $ je Aktie multipliziert, entspricht das 9 Mrd. $.
      Sicher: Die 9 Mrd. $ gehen nicht gänzlich zu Lasten der Altaktionäre, weil Cisco bei der Ausübung von Optionen ja auch Gelder zufließen. Zudem hat der Netzausrüster angedeutet, dass die theoretisch (Black und Scholes) bemessenen Kosten fürs Erste niedriger ausfallen. Bloß um wie viel? Fest steht nur, dass Cisco weiter Optionen ausgeben wird.
      Das relativiert die operative Umsatzmarge von pro forma 26,8 Prozent oder 19,6 Prozent nach US-GAAP. Würden die Optionen als Gehälter ausbezahlt, wären die Margen irdischer, ebenso wie der Cash-Flow von 6,6 Mrd. $. Cisco hätte auch keine 21,5 Mrd. $ in der Kasse, die jetzt über das auf 8 Mrd. $ aufgestockte Rückkaufprogramm an die Eigner verteilt werden. Die im Fiskaljahr 2001 begebenen Optionen hätten nach Steuern 1,7 Mrd. $ gekostet, wären sie verrechnet worden. 2002 hat Cisco pro forma 2,9 Mrd. $, nach US-GAAP 1,9 Mrd. $ verdient.

      Die Aktie ist teurer, als es das geschätzte KGV von 22 vermuten lässt. Vielleicht sollte die Firma überlegen, den Mitarbeitern auch mal Put-Optionen zu gewähren.

      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 09.08.02 17:18:30
      Beitrag Nr. 170 ()


      "Endlich eine Bärenmeldung" wollten wir gerade wieder einmal jubeln, vor allem weil gleich zwei Nachrichten über die Ticker liefen. Doch dann besahen wir uns die Meldungen und waren bestürzt. Bären! Was ist bloß los mit euch? Eine Bärenmutter und ihr Junges sind im kalifornischen Forest Falls durch ein offenes Fenster in eine Wohnung eingestiegen, während die Bewohner außer Haus waren. Die Petze stießen im Wohnzimmer eine Lampe um und lösten damit ein Feuer aus. Schließlich kamen die Bären in den Flammen um. In Hannover hingegen hat ein Tanzbär auf einer Weihnachtsfeier in einem Altenheim eine 90-jährige Frau tödlich verletzt und den Dompteur so vor Gericht gebracht. Laut Anklage bäumte sich die 220-Kilo-Braunbärin "Nora" plötzlich auf und warf den Rollstuhl der Heimbewohnerin um. Die am Boden liegende Frau wurde unter der schweren Bärin begraben. Beim Prozessauftakt am Dienstag erklärte der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Dompteur, die Frau sei mit ihrem Rollstuhl auf die Bärentatze gefahren. O ihr Bären …
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      schrieb am 09.08.02 19:29:38
      Beitrag Nr. 171 ()
      Alles muß ich hier machen. Selbst die saublöden Postings!


      GROSSBURGWEDEL dpa/taz Aus unserer beliebten Serie "Umstürzende Lastwagen mit Lebensmitteln" heute eine besonders geschmacklose Folge: Auf der Autobahn 7 von Hannover nach Hamburg ist gestern ein Lastwagenanhänger mit zehn Tonnen Paniermehl umgestürzt. Es kam zu einer Vollsperrung und einem kilometerlangen Stau. Die Paniermehlberge aber wurden von holländischen Campingurlaubern aufgekehrt und für eine "Stauparty" genutzt. Die Holländer stellten ihre Wohnwagen zu einer großen Wagenburg auf, in deren Mitte stundenlang panierte Schnitzel frittiert wurden. Da noch Paniermehl übrig war, panierte man ungeniert aufgeweichte Brötchen und warf sie in die Fritteuse. Die Kaasköppe befanden sich in einem wahren Panierrausch. Erst nach Stunden konnte die Autobahnpolizei die Wagenburg stürmen und dem Treiben ein Ende bereiten.


      Die Kasse der EU-Haushaltskommissarin Michaele Schreyer quillt über. Sie hortet Geld, das für ausgewählte Projekte zugesagt, aber von den Mitgliedsländern nicht abgerufen wurde.
      Nach jahrelangem Anstieg erreichte die Summe im Juli 111,06 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Jahresetat der EU umfasst gut 95 Milliarden Euro. Die Mitgliedsländer, so Schreyer, forderten bei den jährlichen Budgetplanungen für die Strukturfonds regelmäßig mehr Geld, als sie verbrauchen könnten. Die Vorausschätzungen entstammten „wohl eher dem Kaffeesatz als einer wirklichen Recherche“, spottet sie. Von dem Geld stehen 20Prozent Italien zu, rund 16 Prozent Spanien. Der deutsche Anteil liegt bei 11,6 Prozent. Jetzt ändert die EU die Vorschriften: Zahlungszusagen aus diesem Jahr verfallen 2004, wenn sie bis dahin nicht beansprucht werden.
      Hans Eichel, eine ehrliche Haut. Kein son beschnittener Zipfel wie der Dauergrinser [Aua]


      HAMBURG dpa Der Zustand von gezapftem Bier in Deutschlands Kneipen lässt nach einer Untersuchung des Hamburger Analyse-Instituts SGS Natec häufig zu wünschen übrig. Bei einer im Auftrag des Magazins Stern vorgenommenen Stichprobe des Instituts in bundesweit 100 Gaststätten zwischen Tegernsee und Westerland stießen die Tester in 19 Fällen auf unhygienische Zapfhähne, schlecht gezapftes oder zu warmes Bier. In fünf Fällen sei in dem deutschen Lieblingsgetränk die Bakterie Eschericha coli (E.-Coli-Bakterie) gefunden worden. Für den Chef des Amtes für Verbraucherschutz in Düsseldorf, Peter Steinbüchel, sind die Darmbakterien im Bier alarmierend: "Bestimmte E.-Coli-Bakterien sind in der Lage, Toxine zu bilden, die besonders bei abwehrgeschwächten Menschen lebensbedrohliche Krankheiten auslösen können." Das Fazit der Analyse: "Bier wird mit Sorgfalt gebraut, aber oft am Zapfhahn versaut." Prost.
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      schrieb am 12.08.02 19:42:50
      Beitrag Nr. 172 ()
      Brasilien - aufgedröselt


      Ungewohnte Großzügigkeit des IWF
      Brasilien-Kredit überrascht Fachleute / Künftiger Präsident wird "diszipliniert"

      Von Hans Dembowski

      30 Milliarden Dollar - da staunt die Fachwelt. Dass der Internationale Währungsfonds (IWF) Brasilien beistehen würde, war erwartet worden. Die Dimension wirft für Rolf Langhammer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft jedoch die Frage auf, ob es nicht "Verzerrungen zwischen einzelnen Ländern" gebe. Lateinamerikanische Staaten würden sehr unterschiedlich behandelt. "Brasilien bekommt alles, Argentinien nichts."

      Auffällig ist obendrein, dass die Finanz- Institution nicht nur die aktuelle Regierung in Brasilien in die Pflicht nimmt. "Das komplette politische Spektrum wird diszipliniert", sagt Rainer Falk von der globalisierungskritischen Organisation Weed (Weltwirtschaft, Ökologie, Entwicklung). Der südamerikanische Staat kann nämlich nur sechs Milliarden Dollar in diesem Jahr abrufen. Der Löwenanteil von 24 Milliarden steht erst 2003 zur Verfügung - wenn denn alle Konditionen eingehalten werden. :p

      Im Herbst wählt Brasilien einen neuen Präsidenten. In Umfragen liegt der Kandidat der Arbeiterpartei Luiz Inácio "Lula" Silva vorn. Er hat sich noch nicht detailliert zum Abkommen mit dem IWF geäußert, aber bereits sein Einverständnis signalisiert. Auch Lulas Verfolger Ciro Gomes, Kandidat des linksorientierten Parteienbündnisses Frente Trabalhista, rückte von seiner IWF-kritischen Haltung ab. :eek:

      Allerdings hat der Fonds darauf verzichtet, Brasilien zu noch strengerer Haushaltsdisziplin zu verpflichten. Der Etat soll - vor Schuldendienst - einen Überschuss von 3,75 Prozent aufweisen. Höhere Staatsausgaben, um die Konjunktur zu beleben, sind für Brasiliens künftigen Präsidenten nicht drin. Aber sein Kabinett wird, anders als die Regierung in Buenos Aires, nicht noch strenger sparen müssen. Grundsätzlich bleibt der IWF also auf seinem neoliberalen Kurs, setzt ihn aber diesmal weniger strikt durch.

      Das Rettungspaket ist das teuerste, das der Fonds je geschnürt hat. Mit dem Rekordkredit will er verhindern, dass die argentinische Krise den Nachbarn mit in den Abgrund reißt. Der IWF riskiert aber, dass seine Mittel den Kollaps nicht verhindern sondern nur verschieben. Langhammer fürchtet, er hätte bei neuerlichen Problemen "sein Pulver schon verschossen", obwohl es noch schlimmer kommen könne. Weed-Experte Falk ergänzt, die Glaubwürdigkeit der Institution hänge nun völlig von Erfolg oder Misserfolg in Brasilien ab.

      Für US-Finanzminister Paul O`Neill (:D eine echte Hohlbirne mit außergewöhnlicher Leuchtkraft :D) bedeutet die jüngste Entscheidung auf alle Fälle eine Glaubwürdigkeitskrise. O`Neill stimmt dem Brasilienprogramm zu. Unter anderem auf sein Betreiben hin stockte der IWF einen ähnlichen Kredit für Uruguay um 500 Millionen Dollar auf. Dabei hatte der konservative Politiker noch vergangene Woche zusätzliche Darlehen skeptisch beurteilt. Danach wurde er vom Weißen Haus sofort zurückgepfiffen.

      Präsident George Bushs Kassenwart hat Rettungsprogramme des IWF früher oft kritisiert. Wie in konservativen US-Kreisen üblich, klagte er, Banken würden zu großzügig und ohne ausreichende Prüfung Geld an Schwellenländer vergeben, weil sie sich darauf verließen, dass im Notfall der IWF einspringe. "Die aktuellen Entscheidungen beweisen, dass das alles nur Rhetorik war", urteilt Falk. O`Neill habe keine Wahl als im Interesse der Finanzwirtschaft die IWF-Politik mitzutragen.

      Auch der eher konservative Fachmann Langhammer bedauert die "Politik des Hin und Her". Es sei oft nicht klar, ob der IWF auf eigene Initiative oder unter dem Druck der wichtigsten Anteilseigner entscheide. Er hält es für möglich, dass in der aktuellen Situation auch der Hintergedanke eine Rolle gespielt habe, den international angeschlagenen Börsen ein zusätzliches Krisendrama in Südamerika zu ersparen.


      Zufälle gibts:
      Die staatliche Gesellschaft Petrobras meldet unterdessen die Entdeckung eines riesigen Erdölvorkommens. Wie das Management berichtet, handelt es sich um geschätzte Reserven von 600 Millionen Barrel (je 159 Liter) im Becken von Campos im Atlantischen Ozean, etwa 80 Kilometer vor der Küste. Petrobras hofft in dieser Gegend noch weitere Erdölvorräte zu finden.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:11:22
      Beitrag Nr. 173 ()
      Schließlich noch die wichtigste, die innenpolitische Sicht der Dinge.


      Die Macht der Wall Street
      Von Marc Hujer

      Amerikas neue Regierung glaubte, man könne Politik auch ohne die Wall Street machen. Sie glaubte, man könne sich mit Paul O-Neill einen Finanzminister leisten, der Börsianer nicht ernst nimmt und umgekehrt. Und die Regierung unter George W. Bush verkündete eine Reform des Internationalen Währungsfonds, die in erster Linie die IWF-Dienste für die Wall Street beschneiden sollte: Sie erklärte die Zeit großer Hilfskredite für beendet, Hilfen, die angeblich nur dafür sorgten, dass milliardenschwere Investitionen westlicher Firmen, finanziert von den Bankhäusern an der Wall Street, gerettet wurden. Und nun ist es ausgerechnet diese Regierung, die den größten Milliardenkredit in der Geschichte des IWF absegnen wird. 30 Milliarden Dollar. Er geht an Brasilien, dem wichtigsten Investitionsstandort in Lateinamerika.

      Es ist nicht das erste Mal, dass der erklärte Reformwille beim IWF und seinem größten Anteilseigner, den USA, sichtbare Rückschläge erleidet. Mit mehreren Krediten an die Türkei, an Pakistan und mit der zögerlichen Haltung gegenüber dem krisengeschüttelten Argentinien nährte der IWF den Verdacht, dass auch in der Ära Bush nicht immer die reine Lehre Maßstab des Handelns war, sondern US-Interessen – ob wirtschaftlicher oder geostrategischer Natur. Im Falle Brasiliens gibt es sicher gute Gründe für den IWF, dem Land mit Milliardenkrediten zu helfen. Der gesamten Region droht eine Ansteckung durch die argentinische Schuldenkrise. Es wird klar, dass gegen die Märkte keine Reform durchzusetzen ist. Brasilien geht es nicht schlecht. Die Angst der Märkte scheint jedoch auszureichen, um die Region zu stürzen.

      Wahlen lassen sich nicht gegen die Wirtschaft gewinnen, hieß die Erkenntnis Bill Clintons: It’s the economy, stupid. George Bush, sein Nachfolger, muss nun erkennen: Wahlen lassen sich nicht gegen die Wall Street gewinnen. Die Aktienmärkte sind heute keine Spielhölle für die Reichen mehr, sie sind Quelle für Einkommen und Renten der Massen. Wenn also Aktienmärkte in die Krise geraten, gefährdet dies heute die gesamte Volkswirtschaft. Die amerikanische Regierung ist daher in besonderem Maße bemüht, die bereits angeschlagenen Aktienmärkte nicht weiter zu belasten. Und die Partnerländer der USA, insbesondere die Europäer, unterstützen sie dabei, denn ihre Konjunktur hängt von der amerikanischen ab. In dieser Zeit reformiert niemand den IWF. Opportun sind Rekordkredite, die teure Auslandsengagements der heimischen Banken sichern. Brasilien ist das spektakulärste Beispiel dafür.



      Konzernchefs und Finanzvorstände folgender Unternehmen haben mittlerweile ihre Finanzberichte beeidet: Xerox , Walt Disney, Computer Associates, Alcoa, Exxon Mobil, General Electric, United Technologies, Pepsico, Amazon.com, The Goldman Sachs, Gillette, Oracle, AMR, Sprint und Texas Instruments.
      Die Frist bis zum 14. August gilt allerdings nur für Unternehmen, bei denen das Geschäfts- auch das Kalenderjahr ist. Für die anderen Konzerne gilt eine spätere Frist.
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 16:56:46
      Beitrag Nr. 174 ()
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 19:41:43
      Beitrag Nr. 175 ()
      Erinnert ihr euch noch an die Berichte aus China?


      Smog verdüstert Asiens Aussichten
      Dicke braune Dreckwolken über Indischem Ozean. Sie verändern das Wetter, bedrohen die Wirtschaft und gefährden hundertausende von Menschen. Die Auswirkungen sind über die Region hinaus zu spüren, warnen die Vereinten Nationen

      aus Berlin HANNA GERSMANN

      Die Luftverschmutzung in Südasien habe solche Ausmaße angenommen, dass die Wirtschaft der Region stark bedroht ist. Diese düstere Prognose stellten gestern Wissenschaftler in London. Für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen Unep hatten sie in einem rund 20 Millionen Euro Projekt von 1995 bis 1999 die Atmosphäre über dem indischen Ozean per Flugzeug, Schiff und Satelliten untersucht. Die Daten haben sie nun ausgewertet.

      Einer der Spezialisten ist Paul Crutzen vomMax-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Ein drei Kilometer dicker "brauner asiatische Dunstschleier" aus Asche, Säuren und anderen kleinsten Partikeln habe sich - vom Kontinent kommend - übers Meer gelegt, berichtet er. Durch die dichte rauchige Schmutzdecke erreichten die Erde nur noch noch weniger als 90 Prozent der Sonnenstrahlen. Am Boden werde es so kälter, über der Schmutzschicht wärmer. In Indien beispielsweise sei die Reisernte im Winter deshalb bereits um 10 Prozent zurückgegangen.

      Auch verschiebe sich vermutlich der bisher gewohnte Rhythmus des winterlichen Monsunregens. Künftig werde es im Westen weniger regnen als bisher. In Nordwestindien und Pakistan etwa drohten Dürren. Im Osten, dazu zählt er Bangladesch, Nepal und Nordostindien, werde es hingegen häufiger zu Überschwemmungen kommen. Vor allem sei aber die Gesundheit von hunderttausenden Menschen ernsthaft gefährdet. Der Dauersmog führe zu lebensbedrohenden Atemwegserkrankungen.

      Unep-Direktor Klaus Töpfer erläuterte gestern die Ursachen: Der Dunstschleier gehe auf Waldbrände, Autos, Industrie und Kraftwerke zurück. Schuld seien aber vor allem Millionen ineffizienter Kochgeräte, die mit Holz, Kuhdung und anderen Bio-Stoffen geheizt würden - wie übrigens auch in vielen Teilen Afrikas und Südamerikas. Und durch den erwarteten Bevölkerungszuwachs würden sich die Probleme in den nächsten 30 Jahren noch einmal massiv verstärken, warnte der ehemalige Bundesumweltminster. Unabsehbar seien die Folgen für Lebensbedingungen und Wirtschaft in Südostasien.

      Dass es nicht bei dieser Region bleibt, darauf wies Crutzen hin. Der Luftcocktail, der sich bis in 3.000 Meter Höhe erstreckt, könne innerhalb eines Monats etwa bis nach Nordamerika verfrachtet werden. Möglich, dass dann auch dort die Temperaturen sänken, die Verdunstung zurückgehe, der Regen abnehme. Als Folge würden die Luftverunreinigungen auch noch langsamer ausgewaschen. Bisher könnten sie diese globalen Zusammenhänge nur vermuten. Dringend seien weitere Studien erforderlich.


      Habt ihr schon nasse Füße, oder ist die Brühe noch im Fernseher?

      Was ist das für ein Ungeheuer, das Kapital? Wendiger wie eine Schlange und noch giftiger wie ein Skorpion! Und dabei noch gefräßiger wie ein Nimmersatt.
      Ist alles aufgefressen, frißt es sich selbst. So ein blödes Viech.
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 23:00:50
      Beitrag Nr. 176 ()
      Wenn wir erklimmen
      schwindelnde Höhen
      steigen dem Gipfelkreuz zu


      Sind wir jetzt alle Japaner?
      Stratege: Situation am Rentenmarkt gleicht jener Japans vor zehn Jahren. Wenig Hoffnung für Aktienmärkte

      Von Holger Zschäpitz

      Berlin - Die meisten Strategen verrenken sich noch die Köpfe, um den Investoren zu erklären, dass es himmelweite Unterschiede zwischen der momentanen globalen Wirtschaftsflaute und der Japan-Krise vor zehn Jahren gibt. Währenddessen legt Albert Edwards, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, die nächsten Gemeinsamkeiten auf den Tisch. In einer neuen Studie lenkt Edwards dabei als erster Experte sein Augenmerk auf Parallelen am Rentenmarkt. Und diese sind frappierend: Amerikanische Staatsleihen haben sich auf den gleichen Pfad wie die japanischen vor zehn Jahren begeben. Die Renditekurven verlaufen nahezu identisch und das nicht nur bei zweijährigen Festverzinslichen sondern auch im zehnjährigen Laufzeitbereich. Für Edwards kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA signalisierten eine deutliche Abschwächung des Wachstums. Auch im Land der aufgehenden Sonne habe es nach dem Platzen der Blase einen kurzen Aufschwung gegeben, der jedoch bald in sich zusammenfallen sei. "Japan gibt uns eindeutige Lehren vor", so Edwards. Die Renditen dürften weiter fallen und spiegelbildlich die Kurse steigen. Noch keiner könne sich vorstellen, dass die Renditen bei zehnjährigen US-Titeln von heute 4,4 auf unter drei Prozent oder bei zweijährigen von 2,1 Prozent auf nahe Null fallen könnten. Edwards erwartet eine kräftige Kursrallye bei den Festverzinslichen und empfiehlt Anlegern, ihr Geld noch stärker in Bonds zu investieren. Im Portfolio des Anlagestrategen liegt der Anteil der Renten mit 50 Prozent deutlich über der Aktienquote von 40 Prozent. Die Argumente fast der gesamten Strategenzunft, Renten seien im Vergleich zu Aktien viel zu teuer, lässt Edwards nicht gelten. "Das ist absoluter Blödsinn. Die Finanz-Community benutzt die Bewertungsmaßstäbe des guten alten Bullenmarktes, der nicht mehr existiert."

      Sollte Edwards mit seiner Anleiheprognose recht haben, drohen den Börsen noch sieben Jahre Hoffnungslosigkeit. Denn der Rentenmarkt ist stets ein guter Indikator für den Gesundheitszustand der Wirtschaft. Fallende Renditen und steigende Kurse am Anleihemarkt wären ein Zeichen für eine trudelnde Volkswirtschaft.

      Die Daten dieser Woche spielen Edwards in die Hände. Den katastrophalen Zahlen zum Konsumentenvertrauen folgte ein deutlich unter den Erwartungen liegendes Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal. Das Katastrophenszenario wurde durch einen schwachen Einkaufsmanagerindex und unterdurchschnittliche Arbeitsmarktsdaten abgerundet. Kein Wunder, dass Edwards mit seiner Meinung nicht alleine dasteht. Auch die Analysten der Deutschen Bank erwarten goldene Zeiten für Festverzinsliche. "Die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen der Notenbanken steigen", meint Peter Hooper, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Doch nicht nur die wirtschaftliche Lage, auch politische Risiken sprächen für Renten..

      Auch wenn die Deutsche-Bank-Experten mit ihrem Rentenszenario nicht auf Japan verweisen, passt es in dieses Schema eines dahinsiechenden Aktienmarktes. Edwards wird deutlich: "Lassen Sie sich nicht von den Bullen aufs Glatteis führen. Aktien sind alles andere billig."



      Japans Erholung auf wackligen Beinen
      Exporte hängen vom Gang der US-Konjunktur ab, und deflationäre Tendenzen bleiben gefährlich/Miserables Konsumklima

      Von André Kunz

      Tokio – Die traditionelle Ferienwoche zum Obon-Fest in Japan beginnt diesmal im Zeichen der tiefen Krisenstimmung. Reiseunternehmen meldeten bis zu fünf Prozent weniger Buchungen für Auslandsflüge, die Zahlungen der Sommerboni in den Firmen wurden stark gekürzt, und die Warenhäuser mussten den Schlussverkauf um drei Wochen vorverlegen, damit die Umsätze nicht in den Keller stürzten. Der Pessimismus der Bevölkerung kontrastiert mit dem „gedämpften“ Optimismus der Regierung und der Notenbank (BoJ). Erst unlängst urteilte die BoJ, dass Japan sich auf einem schwachen Erholungskurs befinde.

      Erholung auf japanisch bedeutet im besten Fall Nullwachstum, wie es die Regierung von Ministerpräsident Junichiro Koizumi für das laufende Fiskaljahr erwartet. Diesem „optimistischen Szenario“ liegt jedoch die maßgebliche Steigerung der Exporte zwischen Januar und Juni dank dem schwachen Yen und einer noch soliden US-Konjunktur zugrunde.

      Die Ausgangslage hat sich inzwischen verändert: In den vergangenen zwei Monaten erfuhr der Yen gegenüber dem Dollar und dem Euro eine Aufwertung um rund 12 Prozent, und Devisenhändler erwarten, dass sich die japanische Währung längerfristig um die 115 Yen zum Dollar stabilisieren werde. Damit steht eine weitere Aufwertung von fünf Prozent an, was die Exporte verteuert und damit den einzigen Konjunkturmotor wieder zum Stottern bringen könnte.

      Ein Abschwung der US-Konjunktur trifft Japan noch stärker als Europa, und selbst höhere Exporte nach Asien können den Nachfrageausfall vom US-Markt nicht kompensieren. Damit sind die Risiken für eine erneute Talfahrt der japanischen Konjunktur gestiegen, urteilte der Iternationale Währungsfond (IWF) in seinem jüngsten Bericht zur Weltkonjunktur und erwartet, dass Japans Bruttoinlandprodukt im laufenden Jahr um rund 0,5 Prozent schrumpfen wird. Mit dieser Prognose liegt der IWF sogar etwas günstiger wie die Voraussagen privater Wirtschaftsinstitute in Tokio, die im Mittel einen BIP-Rückgang von 0,6 Prozent bis zu einem Prozent erwarten. Die bessere Ausgangslage im Exportsektor hatte nur begrenzte Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, weil die Exportkonzerne im Inland fast keine Kapitalinvestitionen planen. Die Auslagerung der Produktion Richtung China und andere Billiglohnstaaten in Asien beschleunigte sich. Die Autobauer Toyota, Nissan und Honda kündigten in den vergangenen Monaten neue Großinvestitionen für Produktionswerke in der Volksrepublik China an.(warum wohl? :eek: Die Elektronikindustrie folgt den Autobauern auf dem Fuß in diesem langfristigen Trend einer Aushöhlung des Produktionsstandortes Japan.

      Der Trend zur Produktionsverlagerung in asiatische Nachbarländer wirkt sich besonders negativ für den Arbeitsmarkt aus. Im letzten Berichtsmonat Juni kletterte die Arbeitslosenrate wieder auf das Rekordniveau von 5,4 Prozent, und in diesem Fiskaljahr dürfte Japan erstmals eine offizielle Arbeitslosenrate von sechs Prozent erreichen. Würden sie nach europäischen Maßstäben berechnet, dann stünde die Arbeitslosenrate bei neun Prozent. Der IWF forderte Japans Regierung deshalb erneut auf, die Zahlungen für Arbeitslose zu verlängern.

      Die angespannte Lage im Arbeitsmarkt, sowie tiefere Löhne und geringere Bonuszahlungen drücken weiter auf die Konsumstimmung der Japaner, die seit fünf Jahren rückläufig ist. Die schwindende Kaufkraft der Bevölkerung und der steigende Yen, der die Einfuhren verbilligt, werden als die beiden stärksten Kräfte für die deflationären Tendenzen in Japan eingeschätzt. Der Internationale Währungsfond mahnte deshalb die BoJ erneut, die Geldpolitik weiter zu lockern, um die Deflation zu bekämpfen.



      Und so sieht das dann im "richtigen Leben" aus.


      Schnelles Geld und keine Zukunft
      In Japan landen viele junge Leute als "Freeter" in Teilzeitjobs: Experten warnen vor einer neuen Unterschicht

      Von Lukas Schwarzacher (Tokio)

      Viermal die Woche um halb sieben Uhr morgens verlässt Aki das kleine Elternhaus in Tokios Bezirk Itabashi und macht sich zum nächstgelegenen McDonald`s auf. Die hennafarbenen Haare hat sie für ihre Teilzeitarbeit manierlich zurückgebunden, die Zahl der Ohrringe ist auf ein Minimum reduziert, ihre Schuhe mit den 30 Zentimeter hohen Plateausohlen lässt sie zu Hause, und das Make-up ist etwas diskreter, als wenn sie sich mit Freundinnen ins Jugendviertel Shibuya aufmacht.

      Eigentlich heißt Aki Akiko Shimamura (Aki ist doch viel cooler!), ist 18 Jahre alt und hat vor einem Jahr die Mittelschule aufgegeben. In eine etwas zu große Uniform gekleidet, serviert sie am Tresen des McDonald`s Frühstücksets für die Arbeiter und Angestellten der Gegend. Sie verdient tausend Yen (8,5 Euro) die Stunde, die Schicht ist acht Stunden lang, und Aki arbeitet nur vier Tage die Woche. "Wenn ich hier morgens die Männer in ihren Anzügen und die Frauen in ihren Firmenuniformen sehe, bevor sie mit traurigen Gesichtern in die U-Bahn steigen, bin ich richtig froh, ein ,Freeter` zu sein", sagt Aki. Die Bezeichnung "Freeter" ist abgeleitet vom Englischen "free" und dem Deutschen "Arbeit", das in Japan Arubaito ausgesprochen wird und Teilzeitarbeit bedeutet.

      "Freeter" Aki weiß auf die Frage, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, keine rechte Antwort. Längerfristige Pläne? "Keine Ahnung", antwortet sie und zuckt mit den Schultern. "Ich interessiere mich nicht für die Zukunft. Die ist ohnedies beschissen", sagt Akis Freund, Mac Suzuki, mit grimmiger Miene. Warum er keine Perspektive für sich sieht, erklärt der 20-Jährige dann doch lakonisch: "Ich habe nach dem Fachschulabschluss versucht, Arbeit zu finden. Wollte Elektromechaniker werden, wie das meine Eltern wollten. Doch so viele Firmen hier in der Gegend haben Pleite gemacht. Da ist nichts zu holen." Mac heißt Makihito, versteckt seine krausen Haare in einer tief ins Gesicht gezogenen Wollmütze, auch bei 30 Grad plus, und arbeitet derzeit in einem "Kombini", wie die 24 Stunden geöffneten Läden in Japan genannt werden, die Fertigmahlzeiten und -produkte anbieten. "Mit sechs Tagen die Woche kann ich bis zu 160 000 Yen (1368 Euro) im Monat verdienen. So viel bekomme ich anfangs bei keiner Firma. Und ich habe mehr Freiheit." Zusammen mit Aki.

      Was Aki und Mac auf den ersten Blick glücklich zu machen scheint, beschäftigt Ministerialbeamte, Jugendpsychologen und Pädagogen in Japan als "bedrohliches Problem", wie es unzählige Leitartikel und Kolumnen in Zeitungen und Zeitschriften nennen. Denn wenn "Freeter" auch manchmal als Vorreiter der Befreiung der japanischen Jugend von überkommenen sozialen Zwängen gesehen werden, so sind sie doch eigentlich Opfer der chronisch schwachen Konjunktur, elterlicher Gleichgültigkeit und verknöcherter Strukturen und Postulate. "Freeter" könnten, so befürchtet der Pädagoge Hiroaki Mimizuka, "zukünftig die niedrigste Schicht in einer Klassengesellschaft werden."

      Eine neue Erscheinung sind die "Freeter" aber in Japan keineswegs. Besonders Unternehmen im Dienstleistungsbereich nutzen seit jeher die lockeren japanischen Gesetze zur Regelung der Teilzeitarbeit. In den achtziger Jahren, als das Land einen Boom erlebte, waren es vor allem Frauen, die das Familieneinkommen durch Teilzeitbeschäftigung auffrischten, aber auch jederzeit gekündigt werden konnten. Das Wort "Freeter" tauchte erstmals 1987 in einer Zeitschrift auf, die sich auf die Vermittlung von Teilzeitarbeitskräften spezialisiert hatte. Damals sollte es "was Besonderes" bedeuten, "so etwas wie ,freie junge Aristokratie` ", erinnert sich ein Journalist. Denn in den Jahren wirtschaftlichen Überflusses war das Einkommen aus kurzfristigen Jobs für die meisten Jugendlichen tatsächlich nur Taschengeld. Sie wohnten bei ihren Eltern und mussten daher für ihren Lebensunterhalt nicht aufkommen.

      Solange die Wirtschaft florierte, funktionierte auch das traditionelle japanische System der Arbeitsverteilung. Fach- und Mittelschulabsolventen bekamen Anstellungen in den unzähligen Klein- und Mittelbetrieben. Jene mit einem Hochschulabschluss wurden von Großunternehmen angeheuert. Jedes Jahr am 1. April, wenn für die meisten Firmen das Rechnungsjahr beginnt, standen hunderttausende Jugendliche in Reih und Glied bei Aufnahmefeiern stramm.

      Das ist längst Vergangenheit. Großkonzerne stellen weit weniger Universitätsabsolventen ein. Jene, die Arbeit finden, müssen sich oft mit Beschäftigungen zufrieden geben, die einst Bewerbern mit einem Mittel- oder Fachschulabschluss zugeteilt wurden. Und junge Leute wie Mac Suzuki enden dann eben als "Freeter", die sich mit Jobs durchs Leben schlagen müssen.

      Schwankte die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in den achtziger Jahren ziemlich konstant zwischen 700 000 und einer knappen Million, so sind heute laut Regierungserhebungen mindestens 1,9 Millionen vorwiegend junge Menschen "Freeter". Vor fünf Jahren waren es noch 1,51 Millionen. Sie tauchen nicht in den Arbeitslosenstatistiken auf, die für junge Menschen bis zum Alter von 24 Jahren eine Arbeitslosenrate von zehn Prozent ausweisen. Allgemein liegt sie derzeit bei 5,4 Prozent, was nach europäischem Maßstab etwa elf Prozent bedeutet. Arbeitgeber wiederum sehen in Teilzeitbeschäftigten die verlockende Möglichkeit der Kostensenkung, da keine Lohnnebenkosten anfallen. So sehr geregelte Arbeitsplätze abgenommen haben, so sehr explodierte die Nachfrage nach "Freeter". Spezielle Anzeigen-Magazine wie From A sind so dick wie Romane und haben Auflagen von knapp 500 000 Exemplaren allein in Tokio und Umgebung. Junge Menschen wie Aki und Mac wählen offenbar das Arbeiten auf Zeit, weil sie sich sagen: Warum mühsam einem ordentlichen Arbeitsplatz nachlaufen, den es ohnehin kaum mehr gibt, wenn man auf die Schnelle Geld mit Jobs verdienen kann? Etwa zwölf Prozent der "Freeter" beantworten diese Frage schon vor dem Schulabschluss so wie Aki.

      Bleibt die Frage nach dem Leben nach 25. Denn "Freeter" sind gefragt und akzeptiert, solange sie jung sind und sich auf eine "echte Arbeit" vorbereiten, zumindest nach den Regeln der japanischen Status-Gesellschaft. Bleiben sie Teilzeitarbeiter, "werden sie als hoffnungslose Fälle und als Tunichtgute abgestempelt", sagte der 24 Jahre junge Dokumentarfilmer Takashi Watanabe. Selbst Absolvent eines Wirtschaftsstudiums an der angesehenen Waseda-Universität, entschied sich Takashi gegen eine Anstellung bei einem Großbetrieb, "obwohl das meine Eltern natürlich wollten". Er jobbte ein knappes Jahr und begann dann, kurze Dokumentarfilme über "Freeter" und Schulabbrecher auf Video zu drehen, die einen Produzenten aufmerksam machten. Inzwischen als sozial engagierter Filmemacher halbwegs etabliert, weiß Takashi von seinen Dreharbeiten: "Die meisten ,Freeter` machen das heute nicht wirklich freiwillig, sondern weil sie keine andere Wahl haben."


      Fredmund tut Kund :D

      Aus Japans Fehlern lernen
      Das einstige Musterland der Manager versinkt in einem deflationären Morast. Schuld daran ist der Verlust eherner Tugenden und wirtschaftlicher Grundprinzipien.

      Von Fredmund Malik

      Vor zwölf Jahren, am letzten Handelstag des Jahres 1989, begann das Ende des japanischen Wirtschaftswunders. Das war zunächst nicht ohne weiteres erkennbar. Die Meldungen zur Lage hätten nicht besser sein können: Man glaubte, am Beginn einer neuen Ära zu stehen; der allgemeinen Auffassung zufolge waren sowohl die Inflation besiegt als auch der Konjunkturzyklus. Meine Skepsis zu Japan und seinem Wunder ist in einem Buch des Jahres 1990 publiziert; die meisten der heutigen Kritiker haben damals als Consultants das Loblied japanischen Managements gesungen - und viele Manager haben andächtig gelauscht.

      Von Japan kann und sollte man in mehrfacher Hinsicht lernen:
      *erstens, wie man von Null zu einer wirtschaftlichen Weltmacht wird;
      *zweitens, wie man das alles wieder kaputt machen kann, in dem man eherne, wenn auch langweilige Prinzipien des Wirtschaftens aufgibt und sie dem modischen Glamour der Finanzwelt opfert;
      *drittens, wie wenig man noch tun kann, wenn man so gewirtschaftet hat
      *und viertens, dass man nicht auf Gurus, New Paradigm-Apostel und Wunderrezeptverkäufer hören darf.
      Japan spielt ein Deflationsszenario fast lehrbuchhaft vor - die Entstehung der Deflationsursachen ebenso wie die Abwicklung einer Deflation.

      In der ersten Phase entstanden die soliden, weil aus harter Arbeit und robusten Strategien resultierenden, realwirtschaftlichen Nachkriegserfolge, die Japan zur erst ignorierten, dann belächelten und zuletzt gefürchteten Weltmarktkonkurrenz machten. Die Ursachen des Erfolges waren einfach und leicht erkennbar, außer für jene, die vor lauter fernöstlicher Infantil-Mystik die wirtschaftlichen Tatsachen nicht sehen konnten:
      *lange Arbeitszeiten,
      *kompromisslose Kundenorientierung,
      *Maximierung der Marktstellung,
      *hohe Ersparnisse für produktive Investitionen und niedrige Zinsen.
      Anders hätten die Japaner aus dem Debakel der totalen Kriegszerstörung gar nicht herauskommen können.

      In der zweiten Phase wurde die Realwirtschaft zuerst ergänzt und dann verdrängt durch die Geldwirtschaft. Mittel wurden zu Zwecken - Kredit um des Kredites willen; Akquisition um der Akquisition willen; Sparen nicht für Investition, sondern für Spekulation.
      Dazu kamen außerwirtschaftliche Zwecke: Größen, Werte, Summen - immer alles im Superlativ - für die Ego-Trips imperialistischer Manager und Politiker. Immer bestaunt, heroisiert, mystifiziert und als vorbildlich dargestellt durch eine wachsende Zahl serviler, westlicher Hofberichterstatter, abgesegnet durch wallfahrende Manager aus dem Westen - und endend in der zweitgrößten Casino-Wirtschaft der Geschichte.
      Bewertungsexzesse, Hyperspekulation in Aktien, Immobilien, Kunst und was man sonst noch traden kann, scheinbar endlose Bull-Markets - in Wahrheit war alles nichts anderes als eine auf dem Kopf stehende Pyramide fauler Kredite, die unvermeidbar selbst die beste Realwirtschaft in den Strudel der Deflation reißt.

      Der Anfang vom Ende und die dritte Phase begann - ohne Vorwarnung, unspektakulär, scheinbar ohne Ursache und daher völlig unbemerkt und bis heute nicht richtig interpretiert - am 30. Dezember 1989 bei einem Nikkei-Stand von rund 39.000 Punkten, die selbstredend nur als Vorstufe für Nikkei 40.000, 60.000 und 100.000 angesehen wurden. Die Börsenkapitalisierung Tokios war größer als die in London und New York.
      In Wahrheit war es der Beginn der Talfahrt. Was danach kam, wurde interpretiert als "milde Korrekturen ..., "gesunde Verschnaufpausen ...", "die letzten günstigen Kaufgelegenheiten ...", "ein Markt für langfristig denkende Investoren ...", "retirer pour mieux sauter ...", "sit and wait ...".
      Wie lange kann man sitzen und warten, wenn man bei Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 30, 50 und 70 zwar gekauft "it`s a new economy", aber nicht bezahlt "it`s a new paradigm", sondern per Kredit finanziert hatte?
      Heute ist die japanische Wirtschaft noch immer in größten Schwierigkeiten und versinkt, egal welchen Maßstab man nimmt, in einem deflationären Morast. Der Staat hat schon bisher - das ist japanische Tradition - getan, was er konnte, und das war nicht wenig. Damit konnte zwar bisher ein Kollaps verhindert werden, die Probleme wurden aber nicht gelöst.
      Inzwischen werden die Gelder der staatlichen Pensionsversicherung eingesetzt, um die Finanzinstitutionen zu retten. Noch vor wenigen Jahren fanden sich unter den zehn weltgrößten Banken acht japanische; heute sind es noch zwei, und ob sie überleben werden ist fraglich, denn sie haben vor allem faule Kredite in ihren Bilanzen.

      Die stillen Reserven, für welche die Japaner weltberühmt waren und mit denen sie nach gängiger Meinung allem Unbill trotzen konnten, sind weitgehend aufgebraucht. Sobald die momentane Erholung der Börse zu Ende geht, werden sie vollständig aufgezehrt.
      Die letzten Reserven der Japaner sind ihre über Jahre aufgestockten Bestände an US-Staatspapieren. Sie sind die Schneewechten über den Lawinenhängen der US-Treasury-Märkte.
      Japan hat noch weitere und in manchen Gebieten überhaupt erstmals Maßnahmen zu ergreifen, bis man vom Einsetzen einer nachhaltigen Gesundung ausgehen kann. Bevor der Nikkei auf einen Stand von 4000 oder 5000 Punkten gesunken ist, dürfte die Sache kaum ausgestanden sein.
      Und was tun heute eigentlich die Autoren der Erfolgsbücher über japanisches Managen und Wirtschaften? Sie schreiben Erfolgsbücher über amerikanisches Managen und Wirtschaften. Genauso falsch, aber man liest sie und glaubt ihnen, genauso naiv.


      Warum soviel Japan?
      Die Zinssenkung hat angeklopft; wolle mer se reilasse?
      Avatar
      schrieb am 14.08.02 01:29:05
      Beitrag Nr. 177 ()
      @gewinnnix
      Kompliment, Du postest schöne Lesegeschichten!
      Eine Bitte habe ich jedoch für die Zukunft: nenne dabei doch die Quellen der Veröffentlichung. Das macht die Sache noch anschaulicher. Danke!
      Avatar
      schrieb am 14.08.02 20:20:10
      Beitrag Nr. 178 ()
      FR, Die Welt, taz, SZ, FTD, WiWo/HB, m-m/spiegel
      Agenturen: dpa, reuters, vwd :)

      Ständig dieser Fummelscheiß. Das macht mich fuchtig!


      Die Ära nach Greenspan
      Von Marc Hujer

      Man sagte ihm nach, der zweitmächtigste Mann Amerikas zu sein, direkt nach dem Präsidenten. Das war keine falsche Schmeichelei. Alan Greenspan bestimmte als Notenbankchef die amerikanische Wirtschaftspolitik mit wie kaum ein anderer. Er rettete die Wirtschaft in der Mexikokrise, wendete die Schuldenkrise von Long Term Capital Management ab und gestaltete den Jahrhundertboom mit: Zehn Jahre Wachstum, explodierende Aktienmärkte, ein Häuserboom und ein Beschäftigungswunder mit einer Arbeitslosenquote von vorübergehend unter vier Prozent. Dann aber brachen die Aktienmärkte ein, die Wirtschaft rutschte in die Rezession. Es begann die Serie der Bilanzskandale und nach einer kurzen Konjunkturerholung droht nun die Rückkehr der gerade überstandenen Rezession. Nun fehlen auch Greenspan die Rezepte, dem Mann, den die Medien einst als Retter der Welt titulierten.

      Die Vorbereitung auf die Nach-Greenspan-Ära hat schon begonnen. In regelmäßigen Abständen lassen sich anonyme Mitarbeiter von Präsident George Bush zitieren, wie denn eine Zeit ohne Greenspan auszusehen habe. Bush verfolgt seine eigene, unabhängige Politik. Anders als sein Vorgänger Bill Clinton stimmt er nicht mehr alles haarklein mit Greenspan ab. Er düpiert ihn manchmal sogar, hebt Subventionen auf Rekordniveau, bewilligt Ausgabenprogramme des Staates, gegen die Greenspan kämpft, stürzt den Staatshaushalt ins Defizit und überhört Greenspans Ruf nach einer Radikalreform der Bilanzierungspraktiken. Dass Bush ausgerechnet zu einem Wirtschaftsgipfel in die Nähe seiner Ranch in Texas einlädt, während sich das Zinsgremium der Notenbank trifft, mag ein Zeichen dafür sein, dass Bush nicht mehr bedingungslos Rücksicht auf Greenspan nimmt.

      Greenspan bleibt als Notenbankchef derzeit nicht viel Spielraum für die Rettung der Wirtschaft. In den letzten eineinhalb Jahren hat er die Zinsen so aggressiv gesenkt wie kein Notenbankchef in der Geschichte. Wenn er sie jetzt noch weiter senkt, ist die Wirkung ungewiss. Denn diesmal ist die Ursache der Flaute nicht schleppende Nachfrage oder mangelnde Investitionen, sondern ein fundamentaler Zweifel an der Verlässlichkeit der Märkte. Seit den Bilanzskandalen um Enron und Worldcom wissen Investoren nicht mehr, ob sie den Zahlen trauen können, die sie für ihre Entscheidungen nutzen. Sie wissen nicht mehr, ob die Bilanzen gefälscht sind, auf die sie sich stützen. Dieser Glaubwürdigkeitsverlust ist auch durch Zinssenkungen nicht wettzumachen. Alan Greenspan hat bessere Zeiten als Notenbankchef gesehen.
      Avatar
      schrieb am 14.08.02 22:47:29
      Beitrag Nr. 179 ()
      Das Volk von "Bananenkrummbiegern" hat uns heute wieder einmal gezeigt wo der Hammer hängt. :(


      Amerika setzt auf die Wirtschaft, nicht auf den Staat
      von Marc Hujer

      Das Land, in dem das Call Center erfunden wurde, braucht keine Arbeitsmarktpolitik. Die Firmen haben schließlich alles aufgeschrieben, detailliert, transparent, und von der ersten Minute an weiß man, was man darf, was man sagen muss, was man an Kleidern zu tragen hat. Fast jeder kann den Job machen, von der ersten Minute an, alles ist ja Wort für Wort nachzulesen. Umschulung, Weiterbildung? On-the-job lernt es sich schneller und billiger. Als das angesehene Georgetown Universitätskrankenhaus in Washington vor zwei Jahren wegen infizierter Spritzen in die Schlagzeilen kam, stellte sich heraus, dass die Krankenhausleitung nicht wusste, was der schuldige Mitarbeiter vor dem Engagement gemacht hatte. Die Röntgenabteilung stellte ihn ungeprüft ein, und eigentlich machte er sich auch ganz gut.

      Amerika setzt nicht auf den Staat sondern auf die Selbstverwaltung der Wirtschaft, auf starke Manager, die für Mitarbeiter Standards setzen und erlauben, dass jeder fast überall arbeiten kann. Kaum ein anderes Land – vielleicht nur Frankreich – legt deshalb so viel Wert auf seine Elite-Unis, zelebriert Harvard, Stanford, Yale und hat gleichzeitig so wenig für die Aus- und Weiterbildung der Massen übrig. Amerika zelebriert Kochbuchwirtschaft in Perfektion und schafft so die Flexibilität, die das enorme Wirtschaftswachstum möglich machte. Berufswechsel gehört zum akzeptierten Alltag, Beruf bedeutet nicht lebenslangen Rechtsanspruch. Wenn es der Wirtschaft schlechter geht, wie jetzt, melden sich Buchhalter, wenn jemand ein Kindermädchen sucht.

      Arbeitslosigkeit ist kein Schadensfall, über Massenentlassungen darf man sogar noch Witze machen wie der Playboy, der die Pleite des Energieriesen Enron zum Anlass nahm, um gefeuerte Mitarbeiterinnen ohne „ihr letztes Hemd“ zu zeigen. Arbeitslosengeld gibt es nur gegen Gegenleistung und das in der Regel maximal 26 Wochen lang. Wer wiederholt arbeitslos wird, muss erst für einige Zeit arbeiten, bevor er erneut Unterstützungsleistungen bekommen kann. Deren Höhe schwankt je nach Bundesstaat zwischen 31 und 56 Prozent des Durchschnittslohns des vorigen Jahres. Entsprechend schnell versuchen die Arbeitslosen, wieder eine Stelle zu finden. Fast die Hälfte der Hilfsempfänger hat schon nach weniger als fünf Wochen eine Arbeit gefunden. Der Durchschnitt liegt bei 13 Wochen.

      Amerika gibt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, gerade mal ein Neuntel Deutschlands für seine Arbeitslosen aus. Nur 0,38 Prozent der Wirtschaftskraft verwendet das Land dafür, davon etwa zwei Drittel für passive Maßnahmen wie Arbeitslosengeld und ein Drittel für aktive wie Umschulung und Weiterbildung. Das Geld verschwindet in einem Geflecht aus Bundesrichtlinien und hoheitlichen Entscheidungen der Länder, es existieren die Unemployment Insurance (UI), der Employment Service (ES), der vor allem Stellenangebote verwaltet, und die Berufsbildung nahezu unabhängig nebeneinander. Immerhin: In den Neunzigern wurden die so genannten One Stop Center geschaffen. Sie fassen alle drei Dienste unter einem Dach zusammen.


      Sollten Euch bei den täglichen Nahrungsmittelkäufen mal Karotten mit der Form von Bananen unterkommen, dann hat Amerika die ABM-Maßnahmen entdeckt. :)
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 01:02:02
      Beitrag Nr. 180 ()
      Moin! Da bin ich wieder!

      Urlaub war absolut genial! Das Fernweh treibt mich so schnell wie möglich wieder hin... :(:(:(


      Als dann... bis Ende September mit Puts eindecken!

      Dann wird meine 6300 Punkte Marke angepeilt! :p


      Mario
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 13:50:26
      Beitrag Nr. 181 ()
      Endlich!, der Mario! :)
      Mir fiel hier schon die Decke auf den Kopf!

      Gerade tickerte von @verratnix folgende Meldung über den Fernschreiber:
      Weil die Schwör-Aktion ein so überragender Erfolg war, soll sie zukünftig wöchentlich stattfinden.****stop****Das wäre nach amerikanischem Verständnis - die Wochenenden ausgenommen - so ca. 250x im Jahr****stop****
      Das wiederum hat @verleihnix dazu veranlaßt, ein riesengroßes Fischfest zu initiieren****stop****

      Ich geh nun eine Cervisia trinken :D:D
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 14:02:28
      Beitrag Nr. 182 ()
      grad bei fallstreet gefunden, so issess!!

      "The Whole Truth
      I swear to manipulate my company’s earnings the old fashion way: via Generally Accepted Accounting Principles (yes, the very principles which I paid to help craft). I also swear and/or certify that the 50, instead of 20 pages of footnotes will prove impervious to any Congressional Investigation(s). To the best of my lawyer’s knowledge, I can not be held liable for following GAAP (yes, the very principles which I continue to help craft). Nameless CEO"
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 16:40:37
      Beitrag Nr. 183 ()
      So sei ess!!
      Dallas, Denver, Washington

      Jetzt tun die Bananenbieger schon wieder die Schraubstöcke vergewaltigen.
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 17:26:43
      Beitrag Nr. 184 ()
      Jawolll, das sieht doch so richtig nach Bodenbildung aus



      Mal ganz ehrlich
      Eigentlich ist es nicht viel, was die US-Börsenaufsicht SEC derzeit von den Managern großer Unternehmen verlangt. Im Grunde sollen sie lediglich bestätigen, dass im Geschäftsbericht kein Schmu steht. Oder genauer noch: Dass ihnen zumindest nicht bekannt ist, dass darin gelogen wird. Mal ganz ehrlich: Das ist doch hoffentlich eine Selbstverständlichkeit.
      Trotzdem tun sich die Führungskräfte damit äußerst schwer. Die Flut eidesstattlicher Erklärungen auf den letzten Drücker signalisiert, dass in vielen Chefetagen wohl abgewartet wurde, wie sich die Kollegen im Hochhaus nebenan verhalten. Zudem stehen viele Rückmeldungen noch aus. Und die ausländischen Firmen versuchen gar, sich dem Eid ganz zu entziehen - eine abschließende Bilanz lässt sich somit erst nächste Woche ziehen.
      Vor diesem Hintergrund von einem - wie gestern an der Börse zu hören - Vertrauensbeweis zu sprechen, weil sich immerhin das Gros der Manager zur Unterschrift durchgerungen hat, ist ein Euphemismus. Vielmehr spiegelt der zögerliche Rücklauf wider, dass vielerorts nicht einmal in der Chefetage Vertrauen ins Zahlenwerk des eigenen Hauses besteht.
      Der von deutschen Firmenchefs in der Vergangenheit oft zum Vorbild erhöhte Kapitalismus anglo-amerikanischer Prägung mit seiner starken Ausrichtung am Markt hat längst Schrammen bekommen. Vor allem die Begeisterung für US-Rechnungslegungsregeln ist nach den Bilanzskandalen spürbar gesunken. Und auch die SEC kämpft mittlerweile um ihren einstmals guten Ruf. Ihre ungewöhnliche Aktion mag daher verständlich, vielleicht sogar begrüßenswert sein. Schließlich kann es nie schaden, Führungskräfte an ihre Verantwortung zu erinnern.
      Die Hoffnung aber, dadurch das Vertrauen der Anleger zurückzuerobern, wird sich kaum erfüllen. Immerhin können die derzeit beobachten, dass es vielen Chefs gar nicht leicht fällt, mal ganz ehrlich zu sein. Vor allem denen, die sonst mit Versprechen wahrlich nicht geizen. fed


      Ich hör gleich auf zu lästern, ehrlich.....


      Das Geheimnis der Glaubwürdigkeit heißt Vertrauen. Wo auch nur eines von beiden fehlt, muss das andere einspringen. Das ist Verantwortung in der Politik dem Wähler und der Wählerin schuldig. Das Ethos der Moral ist die Verpflichtung des Staatsmanns zur Offenheit gegenüber sich selbst und niemandem sonst. Wo es aber an Glaubwürdigkeit und Vertrauen zugleich fehlt, kann nur das Ehrenwort helfen. Das Ehrenwort ist die demokratische Bedingung einer Möglichkeit zur Entschuldigung als Rücktritt von der Verantwortung- als Beispiel von hohem Maß an Augenmaß im Diskurs des demokratischen Souveräns. So und nur so verdient Vertrauen Glaubwürdigkeit. Das ist das ganze Geheimnis.


      ............ist bald so weit! Versprochen.


      Die wohl kurioseste Entschuldigung für die Verweigerung des Zahlen-Schwurs lieferte die kleine Ölfirma Adair International aus Texas. Obwohl gar nicht zum Eid auf die Bücher verpflichtet, teilte das Unternehmen der SEC mit, man verfüge über keinerlei Bilanzunterlagen. Der Grund: Das gerade gefeuerte Management habe sämtliche Firmendokumente mitgehen lassen.
      Quelle: Handelsblatt

      Die erhoffte Signalwirkung der Initiative hat hierzulande den Wunsch nach Nachahmung geweckt. Finanzmarktexperten und Politiker fordern jetzt auch für Deutschland einen Schwur auf die Bilanzen.
      „Eine solche scharfe Herangehensweise täte gut“, sagt Wolfgang Gerke, Börsen-Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg. „Wenn die Firmenchefs persönlich haften müssen und lange Gefängnisstrafen bis hin zum Berufsverbot drohen, beeindruckt das die verunsicherten Märkte wie die Manager.“ Dies habe die Aktion in den USA gezeigt. Auch in der Politik findet die Initiative Anklang. „Das scheint mir ein sehr vernünftiger Ansatz zu sein“, sagt Peter Rauen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union. „Das Vertrauen in die Kapitalmärkte wieder herzustellen ist eine eminent wichtige Frage.“


      Jawolll Leute, ihr werdet alle befördert!

      Ende, ich schwörs
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 21:22:46
      Beitrag Nr. 185 ()
      Der Schwörkaspar übernimmt

      „Tag der Wahrheit“ bringt keinen Vertrauensschub
      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents

      wsc NEW YORK. Von den 947 Unternehmen, die der neuen – nicht unumstrittenen – Richtlinie der Börsenaufsicht nachkommen müssen, mussten sich nun doch nur 702 den 14. August im Kalender rot ankreuzen. Das sind die Firmen, die nach dem Kalenderjahr bilanzieren. Unternehmen mit eigenem Fiskaljahr bekommen individuell Aufschub.

      Dass die Märkte auf die SEC-Frist nicht eingehen, ist nicht überraschend. Und dass Investoren nicht freudig Aktien kaufen, nur weil der Vorstand erklärt, dass man in den vergangenen sechs Quartalen nicht Millionen erfunden und falsch bilanziert habe, das ist eigentlich nachvollziehbar – schließlich war man bisher beim größten Teil der Unternehmen davon ausgegangen.

      Weniger klar – und ein weiterer Grund für die mangelnde Euphorie am „Tag der Wahrheit“ – ist, wie zuverlässig die Statements der Vorstandsvorsitzenden sind. Für Kritiker gibt es zwei Ansatzpunkte. Einer setzt voraus, dass der Vorstand ehrlich ist. Über den sagt Investment-Guru Richard Band: „Die meisten CEOs werden die Bilanzen unterschreiben und vor allem eines tun, nämlich Daumen drücken. Denn in einem großen Konzern ist es für den Chef völlig unmöglich, die Bücher bis ins Detail zu durchschauen.“

      Und auch für den anderen, den „bösen“ CEO sieht Band ein Hintertürchen. „Für jeden offenen und illegalen Betrug gibt es mindestens ein Dutzend Fälle, in denen der Investor mit völlig legalen Tricks an der Nase herumgeführt und um sein Geld gebracht wird.“ Eine Welle neuen Vertrauens sieht Band jedenfalls nicht über den Markt schwappen.

      Während sich Anleger und Analysten über Vertrauen auslassen, melden sich weitere Kritiker zu Wort, die Börsenaufsicht und Zertifizierungs-Pflicht in einem juristischen schwarzen Loch sehen. Der Grund: Während ein erst kürzlich von Präsident Bush unterschriebenes Gesetz CEO und CFO für künftige Abschlüsse persönlich zur Verantwortung zieht, handelt die SEC rückwirkend – und das ist nicht legal. Die Börsenaufsicht behilft sich eines Tricks, um den Vorständen die Unterschrift abzunötigen. Man hat kurzerhand Ermittlungsverfahren gegen die betroffenen 974 Unternehmen eingeleitet – im laufenden Verfahren können Unterschriften rückwirkend eingefordert werden.

      „Die Leute bei der SEC hätten nicht einmal Zeit gehabt, 947 Plastikmappen mit den Unternehmensnamen zu beschriften“, höhnt der kalifornische Wirtschaftsanwalt William Sherman gegen diese Scheinverfahren. Er nennt das Vorgehen der SEC einen klaren Verfassungsbruch. „Die SEC manövriert sich um geltende Gesetze und um die eigenen Vorschriften herum.“

      Sherman will gegen die Börsenaufsicht klagen. Allein, es fehlen die Kläger – und das ist eher ein Glaubwürdigkeits- als ein legales Problem. Kein Vorstand traut sich in einer so heiklen Vertrauenskrise gegen die einzig zuständige Kontroll-Instanz vorzugehen. Man will ja keinen noch so unbegründeten Verdacht auf die eigene Firma lenken.

      So tun CEOs und CFOs das einzig Richtige: Sie unterschreiben ihre Zertifikate und reihen sich in die Liste derer ein, die für optimistische Beobachter erst einmal aus dem Schneider ist. Und auch die Wall Street tut das einzig Richtige: gar nichts. Die Aktien der Unternehmen, die ihre Bilanzen bereits bestätigten erfahren im Mittwochshandel dadurch keinen Auftrieb.


      Danke Alan
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 22:31:57
      Beitrag Nr. 186 ()
      :laugh:

      Der September wird wieder viel Kohle bringen! Vola ist im Moment dabei, den Absturz vorraus zu schaukeln!
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 23:48:10
      Beitrag Nr. 187 ()
      Ohne Moos nix los


      Zahl der US-Insolvenzen steigt auf Rekordniveau
      Über 1,5 Millionen Anträge wurden gestellt. US-Finanzminister O`Neill appelliert an Ehrlichkeit der Firmenchefs


      Washington - Die Konjunkturschwäche hat die Zahl der Insolvenzen in den USA in den zwölf Monaten bis Ende Juni auf ein Rekordniveau getrieben. In diesem Zeitraum registrierten die US-Gerichte einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik zufolge mehr als 1,5 Mio. Insolvenzanträge und damit etwa 8,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
      Dabei hätten 1,47 Mio. Privathaushalte Konkurs angemeldet. Die Anzahl der Firmen-Insolvenzen stieg im Berichtszeitraum um 5,6 Prozent auf 39 201 und damit auf den höchsten Stand seit 1999. Analysten sahen den Grund für die Rekordzahl in der Rezession des vergangenen Jahres in den USA und der bisher nur schleppenden Konjunkturerholung. Mit dem abgelaufenen Quartal sei aber die Talsohle offenbar erreicht.
      Der gleichen Ansicht ist offenbar auch US-Finanzminister Paul O`Neill. Er bekräftigte seine Einschätzung, dass das Wachstum der US-Wirtschaft sich im dritten Quartal verbessern und im Gesamtjahr auf drei bis 3,5 Prozent steigen werde.
      Die Inflationsrate werde dabei voraussichtlich bei Null liegen, sagte O`Neill in der Nacht zum Donnerstag vor Führungskräften aus der Wirtschaft in Seattle. Die Regierung habe bereits entscheidende Schritte getan, um die Konjunkturaussichten zu verbessern.
      Dabei verwies der Minister auf die Steuersenkungen des vergangenen Jahres und ein Paket zur Stimulierung der Konjunktur vom Jahresbeginn.
      Die US-Notenbank (Fed) hatte demgegenüber am Dienstag erstmals seit März wieder vor den Risiken einer neuerlichen Konjunkturabschwächung gewarnt. Dabei verwies sie auf die erhöhte Unsicherheit im Zuge der jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten und der Ungereimtheiten bei den Konzernbilanzierungen.
      O`Neill betonte zugleich die wachsende gesellschaftliche Verantwortung der Firmenchefs. Ehrlichkeit in der Geschäftswelt bezeichnete er als "neuen Patriotismus". "Es gibt nichts Besseres, was Unternehmenslenker derzeit für dieses Land tun können, als Vertrauen in das System wiederherzustellen, das es groß gemacht hat", sagte er. rtr


      Zu O`Neill brauch ich heute nix sagen :D

      US-Finanzminister Paul O`Neill gilt als unberechenbar
      Seine Sprachlosigkeit verunsichert die Investoren

      Von Martin Halusa

      New York - Wenn Alan Greenspan (75) spricht, spitzt Wall Street die Ohren - um zu erfahren, ob der Chairman der Federal Reserve eine Andeutung über die Richtung der Zinsen fallen lässt. Jede Silbe wird gedeutet, "Greenspeak" nennen dies die einen, "Nuschelprosa" andere. Auch wenn Paul O`Neill (67), der US-Finanzminister vor das Mikrophon tritt, hören alle angestrengt zu - um jedes Wort mitzubekommen. Denn: O`Neill spricht manchmal so leise, dass man es oft kaum verstehen kann.

      Seit Tagen schon steht der "Secretary of Treasury" in der Kritik. Nicht, weil er so leise spricht, sondern weil er lange überhaupt nichts mehr gesagt hatte. Dabei stürzen um ihn herum die Kurse ein, 25 Prozent hat der Dow seit dem Frühling verloren. Paul O`Neill schaue zu, hülle sich in Schweigen bleibe im Verborgenen, rumort es an Wall Street. Präsident George W. Bush war immerhin in den Finanzdistrikt gekommen und habe versucht, die Laune zu verbessern - mit mäßigem Erfolg: Der Dow schwächelt seither immer wieder.

      In Leitartikeln wird schon der Rücktritt des Finanzministers - der anders als sein deutscher Amtskollegen nicht für den Etat verantwortlich ist - gefordert. Analysten bemängeln, dass der Finanzminister erschreckend "disconnected", verbindungslos, sei. Dadurch werde das ohnehin erschütterte Vertrauen der Investoren weiter geschwächt. Kein Wort des Aufmunterns sei zu hören.

      Es ist nicht das erste Mal, dass O`Neill von der Bildfläche verschwunden ist. Im Mai, als es im Markt erste Zeichen des Schwächelns gab und der Reigen der Bilanzskandale losging, weilte der Politiker zusammen mit dem Musiker Bono in Afrika, um sich dort über die Probleme der Armen zu informieren.

      Kritik an seinen Reisen weist der Republikaner zurück: "Ich sehe nicht ein, dass ich mit ein paar Worten den Markt beruhigen soll". Er arbeite lieber an den Grundlagen der Volkswirtschaft. Außerdem sei die moderne Telekommunikation in der Lage, ihn von jedem Ort der Welt aus mit dem Machtzentrum zu verbinden. Trotz seiner leisen und zurückhaltend vorgetragenen Worte ist Paul O`Neill keiner, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Kritiker beschimpft er: "Wenn die Leute nicht mögen, was ich tue, kümmert mich das einen feuchten Kehricht". Er könne genauso gut um die Welt segeln oder im Land herum fahren; als Chef des Aluminiumgiganten Alcoa - der größten der USA - hat es O`Neill auf ein Vermögen von 70 Mio. Dollar gebracht, wie es heißt. Präsident Bush nimmt O`Neill in Schutz: "Er macht einen guten Job".

      Verschiedener hätte der Wechsel kaum sein können, als O`Neill den Posten des Finanzministers von seinem Vorgänger Lawrence Summers übernahm: Auf der einen Seite der angesehene Akademiker, oft arrogant, der Kollegen gerne mit ökonomischen Belehrungen entblößt. Auf der anderen Seite der asketisch wirkende und bescheidene Manager, dem intellektuelle Exkurse eher fremd sein sollen.

      Summers ist noch immer die Wissenschaft verbunden, heute leitet er die Universität in Harvard. Summers Vorgänger Robert Rubin bracht einen anderen Pluspunkt mit: als ehemaliger Chef der Investmentbank Goldman Sachs hatte er enge Kontakte zu Wall Street. O`Neill hat nichts von beidem. Schlimmer noch: Er gilt als unberechenbar, selbst das Weiße Haus ist nervös, wenn er - ohne Manuskript - vor ein Mikrophon tritt. Als die New Yorker Börse etwa wenige Tage nach den Anschlägen am 11. September wieder eröffnete, prophezeite O`Neill der Dow Jones werde in den kommenden 12 bis 18 Monaten auf ein neues Allzeithoch klettern. "Anleger, die heute verkauft haben, werden dies bereuen", sagte er.

      Als Ende 2000 die Ernennung Paul O`Neill bekannt wird, hieß es an Wall Street zunächst "Paul, who?" - doch während er in New York unbekannt gewesen sein mag, war sein Name in Washington ein Begriff. Unter Präsident John F. Kennedy kam O`Neill als Computerspezialist in die Verwaltung, 1967 wechselte er in die Budgetabteilung und brachte es unter Präsident Gerald Ford zu dessen Direktor. Danach ging er als CEO in die Industrie - und kam vor zwei Jahren zurück in die Hauptstadt. Eng befreundet ist er mit Alan Greenspan. Und er soll einer der wenigen sein, die Einfluss auf den Chairman der Fed haben.

      In Washington wird trotzdem gemunkelt, Lawrence Lindsey - der Chefberater des Präsidenten in Sachen Wirtschafts- und Finanzpolitik - habe das Zepter übernommen. "Die Enttäuschung über O`Neill", schrieb die New York Times, "ist weit verbreitet".
      Avatar
      schrieb am 17.08.02 22:55:27
      Beitrag Nr. 188 ()
      Mario & 3n haben für euch den Polizeicomputer gehäckt. :laugh:

      http://www.polizei.propk.de/mediathek/medien/geldanlage.xhtm…

      Ist ganz einfach

      US Army - leichte Beute für Hacker

      Washington - "Wir waren schockiert und beinahe beängstigt darüber, wie leicht man reinkommt", sagte Brett O`Keefe, Chef der Firma ForensicTec Solutions, dessen Mitarbeiter sich in die Militärcomputer gehackt hatten. "Es ist, als komme man am Pentagon vorbei und sehe ein offene Tür, die von niemandem kontrolliert wird." Nach O`Keefes Angaben gelang es den Computer-Experten, sich über das Internet Zugang zu militärischen Netzwerken mit tausenden von angeschlossenen Rechnern der Armee zu verschaffen.
      In einzelnen Fällen habe es überhaupt keinen oder nur einen leicht zu erratenden Passwort-Schutz gegeben. Die Mitarbeiter der Firma für Sicherheitstechnik aus San Diego hatten sich übers Internet in die Computer gehackt und dabei nur kostenlose und frei zugängliche Software benutzt.
      Den Sicherheitsexperten wurden nach Angaben O`Keefes bei ihrem demonstrativen Schnüffel-Versuch unter anderem die elektronische Korrespondenz von Generälen und anderen hohen Offizieren der US-Streitkräfte zugänglich, außerdem seien sie auf persönliche Daten von Soldaten der US-Armee gestoßen. Gefunden hätten sie auch Beschreibungen von militärischen Verschlüsselungstechniken, über Laser-Zielerfassungsgeräte und Angaben über Kuriere der Armee, die im Krisenfall geheime Informationen überbringen sollen.
      Ein Sprecher der US-Streitkräfte bestätigte den Vorfall. Geheimhaltungsbedürftiges Material sei den Profi-Hackern allerdings bei ihrer kontrollierten Netzwerk-Offensive nicht in die Hände gefallen, versicherte der Sprecher. Einbruch in ein Computernetzwerk wird in den USA als schweres Verbrechen bestraft.

      © SPIEGEL ONLINE 2002
      Avatar
      schrieb am 18.08.02 21:16:27
      !
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      Avatar
      schrieb am 19.08.02 19:50:38
      Beitrag Nr. 190 ()
      Sach mal Mario,
      isses nicht besser, den Thread meistbietend zu verschenken?
      Das Zeug steigt heute von selbst. Da dreht keiner was! :confused:
      Ich geh spielen.
      http://www.werner.de/macher
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 20:18:53
      Beitrag Nr. 191 ()
      na? immer noch short?
      der ami will hoch und ich bin dabei.
      bald gemma wieder shorten

      :D
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 20:43:10
      Beitrag Nr. 192 ()
      neues Komplott gegen die Bären

      Avatar
      schrieb am 19.08.02 22:17:12
      Beitrag Nr. 193 ()
      VOLLE KANNE

      Gerade wollte Harald den Protonenbremser aktivieren, um so den Goldfisch zum Glühen zu bringen, als es einen mächtigen Bumms gab. Der Monitor des Unikatamolte flog in die Luft und landete in seinen Einzelteilen in der Synapsenauffrischwanne, die dadurch umstürzte und das Goldfischbecken zu Boden riss. Harald sprang hinzu, um es aufzufangen, dabei stolperte er über den Geigenzähler. Er wollte seinen Sturz mit der Hand abfangen, verbrannte sich dabei abermals am Bunsenbrenner und geriet mit den Beinen in das Stricktelefon. Rücklings landete er im Turbo-Denksessel, wo er erschöpft liegen blieb. Er seufzte. Das war mal wieder einer dieser typischen langweiligen Börsentage.
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 22:24:13
      Beitrag Nr. 194 ()
      Hi Gewinnnix!

      Quatsch, ich behalte diesen Thread! :cool:

      Bin immer noch Cash wegen dem Urlaub. Erst September wohl wieder erste Engagements. Werde bis dahin den Markt beobachten und Bescheid geben, wenn ich handel.

      Wie die Rauschunterdrückung bemerkte: Bald gemma wieder shorten. Noch nicht! :look:


      Ciao
      Mario
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 22:24:41
      Beitrag Nr. 195 ()
      Hi Gewinnnix!

      Quatsch, ich behalte diesen Thread! :cool:

      Bin immer noch Cash wegen dem Urlaub. Erst September wohl wieder erste Engagements. Werde bis dahin den Markt beobachten und Bescheid geben, wenn ich handel.

      Wie die Rauschunterdrückung bemerkte: Bald gemma wieder shorten. Noch nicht! :look:


      Ciao
      Mario


      PS. Dow Jones auf 6300! :) Das wird ein Knaller!
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 22:26:08
      Beitrag Nr. 196 ()
      So´n Piss: Zweimal gepostet. Erstes Mal hat er sich nen Wolf geladen und beim zweiten Mal gleich die Veränderung mitgepostet.

      F*UCK!
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 23:27:34
      Beitrag Nr. 197 ()
      Dann pack mers wieder


      Die amerikanische Regierung muss radikal die Steuern senken
      Von J. Bradford DeLong

      Noch im letzten Winter war Amerikas Zentralbank - die Federal Reserve Bank (Fed) - eifrig damit beschäftigt, sich auf die Schulter zu klopfen. Die Senkung des Leitzinssatzes der Bundesbank auf 1,75 Prozent pro Jahr schien zu bewirken, dass die Rezession zu Ende ging. Trotz nüchternerer Erwartungen über die Auswirkung der High-Tech-Revolution auf Produktivität und Profite und trotz der durch den Terrorangriff auf das Welthandels-Zentrum entfachten Angst glaubte man, amerikanische Unternehmen würden bei einem so günstigen Zinssatz bald wieder in großem Stil investieren.

      Berechtigte Zweifel
      Doch gegen Ende des Frühjahrs hatten sich nach dem Zusammenbruch der Firmen Enron, WorldCom, und Arthur Andersen diese Erwartungen verflüchtigt. Plötzlich zweifelte jeder die Richtigkeit der Finanzberichte amerikanischer Gesellschaften an. Jeder bemerkte wie sehr sich Amerikas System der Firmenaufsicht und Kontrolle während der Finanzblasen-Ökonomie der 1990er Jahre verschlechtert hatte.
      Die amerikanische Börse fiel um 15 bis 20 Prozent hinter den Stand vom Winter zurück. Die Schere zwischen dem Zinssatz, zu dem die amerikanische Regierung Geld aufnehmen, und demjenigen, zu dem Amerikas Firmen Geld leihen konnten, öffnete sich weiter. Und plötzlich hörte die Fed auf, sich zu gratulieren: Ein Zinssatz von 1,75 mag wohl der richtige Zinssatz zur Ankurbelung des Aufschwungs sein, wenn der Dow Jones Aktienindex bei 10.000 steht, aber nicht, wenn er bei 8500 angelangt ist.
      Während des Sommers blieben die Nachrichten über die Investitionstätigkeit der Unternehmen enttäuschend. Mehr und mehr Analytiker fingen an, über die Möglichkeit einer "zwei Stufen" Rezession zu sprechen.
      Doch die Fed blieb untätig. Die Zinssätze für kurzfristige Anleihen, für die sie zuständig ist, kamen nicht in Bewegung. Erst Mitte August deutete die Fed an, dass die Zinssätze gesenkt werden könnten.
      Die offiziell und inoffiziell von der Fed ausgestreuten Gründe ihrer Untätigkeit hatten zwei Seiten. Die Zinssätze für Kurzzeitgelder seien schon so niedrig, dass jede weitere Senkung nur als vorübergehend angesehen werden würde. Sie hätten daher wenig Einfluss auf die Zinsraten für Langzeitgelder, die eigentlich die Geschäftsinvestitionen voranbringen. Zudem lägen die Zinssätze für Kurzzeitgelder schon so niedrig, dass weitere Zinssenkungen nur die Finanzmärkte verunsichern würden.
      Wenn sogar die Fed meinte, die Zustände verlangten weitere Zinssenkungen - so das Argument - dann würden die Firmen darauf nicht mit höheren Investitionen reagieren, sondern diese eher noch weiter drosseln.
      Die Einschätzung der Fed schien darauf hinauszulaufen, dass sie weitgehend (wenn nicht gar vollkommen) machtlos sei. Sie hatte alles versucht, was in ihrer Macht stand, doch die Hebel der Finanzpolitik griffen nicht mehr so stark ineinander, dass sie den Grad der wirtschaftlichen Aktivität bestimmen konnten.
      Auf diese Weise folgten die USA im Jahr 2002 Japan in das, was die Ökonomen seit 65 Jahren eine Liquiditätsfalle nennen: nämlich eine Situation, in der die nominellen Zinsen für Kurzeitgelder, welche die Zentralbank festlegen konnte, so niedrig und so locker mit dem Niveau der Gesamtnachfrage verknüpft waren, dass sich weitere Zinssenkungen im Kampf gegen die Rezession als unwirksam erwiesen.
      Ob Amerika jetzt tatsächlich in einer Liquiditätsfalle steckt, ist ungewiss, unbekannt ist auch, wie lange dieser Zustand noch dauern wird. Auch wenn Amerika erst am Rand einer Liquiditätsfalle stünde, und wenn es sich bald aus dem gegenwärtigen Zustand wieder herausbewegen würde, bleibt dies doch eine beängstigende Lage. Wenn die Geldpolitik sich als unwirksam erweisen sollte, bleibt der amerikanischen Regierung, um ihre Wirtschaft wieder in den Griff zu bekommen, nur noch der Hebel der Steuerpolitik: Nämlich die Steuern der Regierung und ihre Ausgabenpläne so zu ändern, dass dies den unmittelbaren Beitrag der Regierung auf die Gesamtnachfrage beeinflusst.

      Schlechte Instrumente
      Doch die Lehre der Jahrzehnte seit dem Zweiten Weltkrieg ist die, dass die US-Regierung mit ihrer komplizierten, barocken, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Organisation unfähig ist, die Politik schnell genug zu verändern, um die Steuerpolitik wirksam als Leitungsinstrument der Wirtschaft handhaben zu können. Es dauert ganz einfach zu lange, bis Änderungen der Steuern und Ausgaben ihren Weg durch den Kongress und die Bürokratie genommen haben. Ein in der Liquiditätsfalle gefangenes Amerika ist - ganz einfach - ein Land ohne wirksame Werkzeuge für das gesamtwirtschaftliche Management.

      J. Bradford DeLong ist Professor für Wirtschaft an der Universität Kaliforniens in Berkeley, und ehemaliger US-Vizeschatzminister. © Project-Syndicate,

      August 2002 Aus dem Deutschen von Dr. H. Böttiger




      Promt die Reaktion


      Steuersenkungen sollen Börse beleben
      Der US-Präsident bekräftigt gleichzeitig Sparkurs / Die Demokraten sprechen von politischer Doppelzüngigkeit

      Von Marc Hujer

      Washington – US-Präsident George W. Bush will ein neues Programm zur Belebung der Börsen auflegen. Er stellte Steuersenkungen und höhere Freibeträge für Investoren in Aussicht. Gleichzeitig warnte er vor weiteren Staatsausgaben und versprach, er wolle sich für einen ausgeglichenen Staatshaushalt einsetzen.
      Bushs neuer Konjunkturplan ist noch nicht im Detail geplant, aber der Präsident gab sich entschlossen, dem Kongress bald ein Konzept vorlegen zu können. Er verwies auf sein Wirtschaftsforum in der vergangenen Woche, auf dem ihm freundlich gesinnte Wirtschaftsvertreter zu Wort kamen. „Einige haben uns in Texas gedrängt, über neue Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft nachzudenken“, sagte Bush, „deshalb denken wir darüber nach“. Der Präsident nannte mehrere Möglichkeiten, unter anderem eine Änderung der Besteuerung von Kapitalerträgen und eine niedrigere Besteuerung von Dividenden. Er erwähnte auch großzügigere Regelungen, Aktienverluste steuermindernd geltend machen zu können und höhere Steuerfreigrenzen für Zahlungen in private Rentenfonds, von derzeit 3000 Dollar pro Jahr auf bis zu 20000 Dollar. Bushs Chefökonom Laurence Lindsay bekräftigte: „Wir brauchen eine geringere Besteuerung von Kapital auf breiter Front“.
      Die Regierung Bush hatte bis zuletzt aufgrund der schwierigen Haushaltslage neue Konjunkturprogramme ausgeschlossen. Bush war erheblich in die Kritik auch in den eigenen Reihen geraten, weil er neue Staatsdefizite zugelassen hatte. In seiner nicht einmal zweijährigen Amtszeit hat es Bush geschafft, die milliardenschweren Überschüsse, die der amerikanische Staat unter Präsident Bill Clinton angesammelt hatte, in Defizite zu verwandeln. Schuld daran waren vor allem die teure Steuersenkung zu Beginn von Bushs Amtszeit, später die zusätzlichen Ausgaben für den Wiederaufbau von Lower Manhattan und Pentagon, die Hilfen für die Fluggesellschaften, der deutliche Anstieg der Verteidigungsausgaben und unterschiedliche soziale Leistungen, darunter Hilfen für die Landwirtschaft. Im laufenden Jahr wirtschaftet die Regierung mit einem Defizit von etwa einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes und prognostiziert auch für die Jahre bis 2005 Minuszahlen.
      Bush hatte in der vergangenen Woche in Texas versprochen, er werde nun wieder sparen und „so schnell wie möglich“ für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen. Am Wochenende wiederholte er in einer Radioansprache seine Absicht. „Wir können steigende Haushaltsdefizite nicht länger hinnehmen“, sagte Bush. Er zog Parallelen zwischen dem Vietnamkrieg und dem Krieg gegen den Terror und warnte davor, dass die Regierung heute nicht erneut den Fehler machen dürfe, die zusätzlichen Kosten des Krieges durch Einsparungen in anderen Bereichen wettzumachen. In den siebziger Jahren hätte dies zu hoher Arbeitslosigkeit, wachsenden Defiziten und hoher Inflation geführt. „Wir müssen uns an die Lehren der Vergangenheit erinnern“, sagte Bush. „Wir müssen den Bedarf der Verteidigung und der inneren Sicherheit erfüllen, und in den anderen Bereichen müssen wir die Ausgaben beschränken“. Bush beschuldigte den demokratisch beherrschten Senat, die Notwendigkeit „fiskalischer Disziplin“ ignoriert zu haben.

      ******was für ein hirnloses Geschwafel!******

      Die Demokraten kritisierten Bushs Doppelzüngigkeit, einerseits neue Steuersenkungen zu verlangen, andererseits die Staatsfinanzen sanieren zu wollen. „Bush kann nicht beides haben“, sagte Gene Sperling, Präsident Clintons ehemaliger Chefökonom. Sperling gab Bush die Schuld an den angespannten Staatsfinanzen. „Seine Politik ist verantwortlich für eine der dramatischsten Niedergänge fiskalischer Disziplin“, sagte der Ökonom. Den Versuch Bushs, den Demokraten die Schuld zuzuschieben, bezeichnete Sperling als „im besten Fall lächerlich, zynisch und heuchlerisch im schlechtesten Fall“.

      Sorgen wachsen
      Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich im bisherigen Jahresverlauf wieder deutlich abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt war im ersten Quartal 2002 noch um 5,0 Prozent (Jahresrate) gestiegen. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum jedoch nach der ersten Schätzung des Handelsministeriums deutlich auf 1,1 Prozent. Die amerikanische Notenbank hatte am Dienstag den Leitzins mit 1, 75 Prozent unverändert gelassen, zugleich aber vor einer erneuten Konjunkturschwäche gewarnt. Dabei verwies sie unter anderem auf die jüngsten heftigen Kursverluste an den Börsen und die Unsicherheit im Zuge der Bilanzskandale. Grund zur Besorgnis geben auch erste Schwächesignale auf dem Immobilienmarkt.


      Die Radioansprache von Schorsch dürfte der Grund für die heutige Kauforgie gewesen sein.
      Zum Immobilienmarkt gibts irgendwann eine fette Geschichte. Ich hab leider wenig gutes Material. Vielleicht kann wer helfen?!
      Avatar
      schrieb am 20.08.02 02:24:57
      Beitrag Nr. 198 ()
      Oktober 1987 verpasst zu Shorten?



      Kein Problem!



      Ihr habt September 2002 die erneute Chance!



      Dow 6300







      Avatar
      schrieb am 20.08.02 21:49:25
      Beitrag Nr. 199 ()


      Alle 30%er im Dow sind Banken.

      von unten nach oben: AXP, JPM, GE, C

      Wobei GE keine so richtige Bank ist. Aber was ist bei GE eigentlich "so richtig"?
      Die anderen sind auch mehr Tagediebe, Zockerbuden, Räuberhöhlen, kurz: verlogener Sondermüll.



      Wer richtig angeschissen ist, den kannste nicht mehr bescheißen.

      Krise stellt US-Sozialpolitik auf harte Probe
      Nur geringe Ansprüche auf Arbeitslosengeld / Finanzämter subventionieren Geringverdiener


      Jedesmal, wenn in den Vereinigten Staaten die Konjunktur einbricht, rollt eine Entlassungswelle über das Land. Zu Tausenden trennen sich Unternehmen von Beschäftigten. Wie lange jemand für sie gearbeitet hat, spielt keine Rolle. Die Personalmanager können Beschäftigungsverhältnisse jederzeit kündigen.

      In den meisten Bundesstaaten gibt es gesetzliche Arbeitslosenversicherungen, in welche die Unternehmen einzahlen. Als grobe Faustregel gilt, dass Leute, die ohne eigenes Verschulden ihren Job verlieren, eine Stütze in Höhe von rund einem Drittel ihres letzten Bruttoverdienstes bekommen. Sie wird höchstens 26 Wochen lang gezahlt. Die Konditionen sind von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich geregelt. Meist sind die traditionellen Industrieregionen etwa im Nordosten oder an den großen Seen großzügiger als die alten Agrarregionen des Südens. Nach sechs Monaten haben Erwerbslose keinerlei Recht auf staatliche Unterstützung mehr.

      Die Arbeitslosenquote in den USA betrug Anfang August 5,9 Prozent :(öffentliches Zahlenwerk:(- ein Punkt mehr als zwölf Monate zuvor. Rund 60 Prozent der Betroffenen haben keinen Anspruch mehr auf Unterstützung - oder hatten nie einen, weil sie beispielsweise nur in Teilzeit beschäftigt waren. Vor 1996 stand Armen immerhin Sozialhilfe zu, wenn sie Kinder versorgen mussten. Seit der Reform dieses Wellfare genannten Systems 1996 gibt es aber nur noch eine befristete Familienunterstützung, die höchstens fünf Jahre lang gezahlt wird.

      Das Limit soll Erwachsene dazu bringen, möglichst schnell eine Anstellung zu finden. Details sind wieder regional unterschiedlich geregelt. Um Arbeitslosigkeit zu reduzieren, haben manche Staaten auch in Ausbildung und Umschulungen investiert.

      Amy Perry in Raleigh (US-Staat North Carolina) hat davon profitiert. Die Mutter von drei Kindern hatte oft den Job gewechselt, aber nie genug verdient, um ihren Nachwuchs ausreichend zu versorgen. Im vorigen Herbst schrieb sie sich in einen Kurs ein, in dem sie lernte, Büroaufgaben am Computer zu erledigen. Im März fand Amy Perry dann einen soliden Arbeitsplatz bei der Versicherung Allstate. Die Kosten ihrer Schulung teilten sich der neue Arbeitgeber und das staatliche Wohlfahrtsamt.

      Amy Perrys Geschichte bewerten zuständige Beamte als beispielhaft. "Der Fokus liegt auf Arbeitsplatzbeschaffung", sagt Janet Glass vom US-Arbeitsministerium in Washington. "Wir schicken nicht nur wie früher Schecks, sondern helfen den Menschen dabei, einen Job zu finden und unterstützen sie finanziell." Allerdings dürfen solche Erfolgsstorys nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für viele ehemalige Sozialhilfeempfänger weniger glatt läuft.

      Oft finden sie nur gering bezahlte Jobs außerhalb des regulären Arbeitsmarkts. Um derlei Tätigkeiten attraktiv zu machen, subventionieren sie die Finanzämter. Wer beispielsweise als Putzhilfe ein paar Dollar pro Stunde verdient, muss keine Steuern zahlen sondern bekommt den so genannten Earned Income Tax Credit überwiesen. Dieser Transfer stockt inzwischen rund 18 Millionen Haushalten in den USA das magere Einkommen auf. Der Armut entkommen sie damit nicht.

      Dieses System muss sich nun erstmals in einer Konjunkturkrise bewähren. Fachleute sind skeptisch, dass das "Schönwettermodell" die Belastungsprobe besteht. Ein Problem erkennt Martin Seeleib-Kaiser, Wissenschaftler am Bremer Zentrum für Sozialpolitik, etwa darin, dass viele Geringverdiener in der Rezession ihre Jobs verlieren werden, ohne Ansprüche auf Unterstützung erworben zu haben.

      Im sechsten Jahr nach der Reform haben die ersten armen Familien obendrein auch die Höchstbezugsdauer für die befristeten Hilfen ausgeschöpft. Seeleib-Kaiser rechnet deshalb damit, dass - egal wer im Herbst die Kongresswahlen gewinnt - in den nächsten Jahren die Sozialpolitik wieder an Gewicht gewinnt. whp/dem
      Avatar
      schrieb am 20.08.02 23:51:03
      Beitrag Nr. 200 ()
      @gewinnix

      Ich hab zwar keine Geschichte zum Immobilienmarkt, aber ich kann über eine aufschlussreiche Erfahrung mit der DAB und der ABN machen.

      Am 16.08. habe ich versucht über die DAB in Stuttgart 500 Stück Shortzertifkate auf Freddie Mac zu erwerben. Als Limit habe ich 5,37 Euro vorgegeben. Die Orderaufgabe wurde mir bestätigt - allerdings nicht ausgeführt! Und das obwohl in Stuttgart genau zu dieser Zeit (18.22) dieser Umsatz angezeigt wurde. Hier nachzulesen:
      http://informer2.comdirect.de/de/detail/_pages/charts/main.h…

      Heute habe ich sodann erfahren, dass der Emmittent (ABN) den Handel mit diesem Wertpapier eingestellt hat. Laufzeit war übrigens bis 11/2003!!

      So, jetzt frag ich mich, warum macht ABN das? Wissen die etwa mehr als ich ahne?

      NH :confused:

      PS: Übrigens habe ich mir das Gegenstück auf Fannie Mae ins Depot gelegt. Auch wenn das nicht mein Wunschkandidat war.

      Und hier der Traum eines jeden Shorties :D (der Chart von Fannie Mae sieht übrigens fast genauso aus):

      Avatar
      schrieb am 21.08.02 09:26:24
      Beitrag Nr. 201 ()
      Futter für euch Immobilien-Haie ;)


      http://biz.yahoo.com/p/n/nvr.html
      Avatar
      schrieb am 21.08.02 16:20:19
      Beitrag Nr. 202 ()
      Wundertütenhandel an der hochglanzgebohnerten EUWachs, dem Besten Stück der Deutschen Börse AG. Die wollen Amerika erobern, ohne Scheiß!



      Immernoch am argentinischen Paß interessiert, @ken? ;)

      Eine Welle der Gewalt überrollt Buenos Aires
      Die Bewohner im Großraum von Buenos Aires werden von einer bisher nicht gekannten Zahl von Gewalttaten in Atem gehalten. Täglich berichten die Medien über neue spektakuläre Entführungen, Raubüberfälle und Mord. Nach der Statistik passiert dort alle fünf Minuten ein Schwerverbrechen.

      von Anne Grüttner

      HB BUENOS AIRES. Zwar sorgten Rezession und steigende Arbeitslosigkeit schon seit Jahren für ein Ansteigen der Kriminalitätsrate in den Ballungszentren des Landes. Doch jetzt hat die ungewohnte Brutalität der Verbrechen das Thema in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt.
      Die ausufernde Kriminalität und vor allem die bisher in Argentinien so nicht gekannten Entführungsfälle versetzen die Mittel- und Oberschicht in Buenos Aires in Schrecken. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Equis“ änderten 70 % der Bevölkerung in diesem Ballungsraum wegen der angespannten Sicherheitslage ihre Lebensgewohnheiten. 79 % kennen jemanden, der Opfer eines Verbrechens wurde. Während 57 % in der Arbeitslosigkeit das größte Problem des Landes sehen, steht bei 52 % die Kriminalitätsrate an erster Stelle.
      „Bis vor wenigen Jahren hatte Argentinien ein Sicherheitsprofil ähnlich dem von Italien oder Spanien. Heute haben wir Zustände wie in Brasilien oder Venezuela“, sagt Frank Holder, Direktor für Lateinamerika in der Sicherheitsberatung Kroll International. „Seit wir uns 1995 in Argentinien niedergelassen haben, gab es nie so eine große Nachfrage nach Wachpersonal, nie haben wir Präventionskurse für Entführungsfälle gegeben. Aber seit einigen Monaten ist die Nachfrage hier genau so groß wie in unserer Zweigstelle von Sao Paulo.“ In der ersten Hälfte des Jahres stieg die Nachfrage nach Sicherheitsdiensten um 50 % im Vergleich zum Vorjahr. Große Unternehmen – vor allem Banken, Supermärkte und Versicherungen – steigerten ihre Ausgaben für Sicherheitsleistungen um 30 %.
      Die Wurzeln des Übels sind einerseits der soziale Niedergang, gleichzeitig aber auch die schlecht bezahlte und oftmals korrupte Polizei. Seitdem sich Argentinien für zahlungsunfähig erklärt hat und der Peso abgewertet wurde, haben die schnell steigende Arbeitslosigkeit und die Inflation zu einem Anwachsen der Armut geführt. Im Großraum Buenos Aires lebt knapp die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Schon seit langem zirkulieren auch Berichte über Korruption bei der Polizei. Angeblich arbeiten Polizisten mit Verbrechern zusammen und kassieren nach Raubüberfällen ab. Das Justizministerium hat nun eine massive Verstärkung der Sicherheitskräfte in Buenos Aires angekündigt.
      Doch „verschärfte Polizeikontrollen ändern nichts an dem sozioökonomischen Grundproblem“, meint der Gouverneur von Buenos Aires, Felipe Solá. Ein Ende des wirtschaftlichen Niedergangs auf Grund der bankrotten Staatsinstitutionen und fehlender Geldmittel bei den Unternehmen ist nicht abzusehen. Die argentinische Regierung legte dem Internationalen Währungsfonds Ende vergangener Woche eine Absichtserklärung für ein Kreditabkommen vor. Doch die Argentinier konnten bisher keine befriedigenden Lösungen im Bereich der Geldpolitik und für die Sanierung des Banken- und Finanzsystems vorweisen.



      Kürzlich schrieb ich vom Umweltkrieg. Das macht doch Mut hier:

      PRAG dpa/rtr Wegen der Kosten der Flutkatastrophe in Tschechien will das Verteidigungsministerium in Prag auf die geplante Anschaffung von 24 Kampfflugzeugen im Wert von zwei Milliarden Dollar verzichten. Der Kauf der Maschinen wäre der größte Rüstungsauftrag in der Geschichte Tschechiens gewesen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte gestern, das Ministerium werde dem Kabinett einen neuen Vorschlag für die Sicherung des Luftraumes unterbreiten.


      Das wieder weniger:

      Harsche Kritik an den "Energieferkeln der Welt"
      UN-Studie fordert US-Amerikaner und Kanadier zu mehr Engagement im Klimaschutz auf

      Von Gerd Braune (Ottawa)

      Mit ihrem Lebensstil, der auf Konsum ausgerichtet ist und wenig Rücksicht auf die Erfordernisse der Umwelt nimmt, machen die Nordamerikaner frühere Fortschritte beim Klimaschutz zunichte. Eine Studie der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) fordert US-Amerikaner und Kanadier auf, wieder mehr Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen.
      "Die Menschen müssen beginnen, einen Zusammenhang zwischen dem Klima und ihrem individuellen Verhalten herzustellen", heißt es in der UNEP-Studie. Von den Entscheidungsträgern im Staat fordert sie, den politischen Willen für Änderungen aufzubringen. Nötig seien "substanzielle und konkrete Veränderungen" bei der Nutzung von Kraftfahrzeugen, ein stärkerer Einsatz energiesparender Technologien, mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und Veränderungen bei der städtischer Entwicklung, um die Ausdehnung der Städte zu stoppen.
      Die Nordamerikaner seien die "Energieferkel der Welt", bringt die kanadische Tageszeitung Globe and Mail die Ergebnisse der Studie auf den Punkt. Der Energieverbrauch in den USA und Kanada stieg zwischen 1972 und 1997 um 31 Prozent. Den Erfolgen durch Energie-Einsparungen stünden eine wachsende Zahl an Fahrzeugen sowie mehr gefahrene Kilometer entgegen. Seit 1984 sei zudem ein Trend zu schwereren, im Verbrauch höheren Fahrzeugen festzustellen. Dies gelte insbesondere für Sportgeländewagen, die nicht nur klimazerstörendes Kohlendioxid ausstößen, sondern auch mit Stick- und Kohlenmonoxiden die Luft verpesteten.
      "Mit etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung ist Nordamerika für 25,8 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen in 1998 verantwortlich", bilanziert die Untersuchung. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Benzin lag neun Mal höher als im Weltdurchschnitt. Die Zersiedlung der Landschaft und die Ausbreitung der Vorstädte habe zu mehr Individualverkehr geführt, während der öffentliche Nahverkehr vernachlässigt worden sei. Allein in den USA würden jährlich 25,7 Milliarden Liter Benzin in Verkehrsstaus verbrannt. Ein Konsum-Lebensstil, der auf dem Wunsch nach Mobilität, Annehmlichkeiten und Einwegartikeln basiere, habe die Fortschritte bei Energie-Einsparungen und Müllverminderung untergraben.
      UNEP-Direktor Klaus Töpfer lobte allerdings auch "bemerkenswerte Fortschritte" im dortigen Umweltschutz. Zum Schutz der Ozonschicht sei der Verbrauch von FCKW-Gasen in Nordamerika nahezu beendet worden. Die USA hätten den Ausstoß von Schwefeldioxid - der sauren Regen verursacht - von 1981 bis 2001 um 31 Prozent gesenkt. Naturschutzgebiete wurden ausgewiesen, der Verlust von Feuchtgebieten aufgehalten und die Verschmutzung der Großen Seen verringert.
      Der UN-Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem weite Teile Nordamerikas unter extremer Trockenheit leiden, sich von Toronto bis an die Atlantikküste ein mehr als tausend Kilometer langes Smoggebiet erstreckt und die Städte den Verbrauch von Frischwasser einschränken. Kanadische Medien mutmaßen, die Kritik am umweltbelastenden Lebensstil der Nordamerikaner könnte für US-Präsident George W. Bush Grund sein, dem UN-Klimagipfel in Johannesburg fernzubleiben.



      An dieser Stelle sollte ein Kochrezept kommen. Habs leider verlegt. :laugh:



      Immobiliennews
      Reuters ATLANTA. Der Gewinn sei in den vergangenen drei Monaten auf 1,18 Milliarden Dollar oder 0,50 Dollar je Aktie gestiegen von 924 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, teilte der Konzern am Dienstag mit. Von Thomson First Call befragte Analysten hatten im Mittel mit 0,47 Dollar Gewinn je Aktie gerechnet. Auch Konkurrent Lowe`s hatte am Vortag einen 42-prozentigen Gewinnsprung mitgeteilt.
      Der Umsatz bei Home Depot stieg im abgelaufenen Quartal auf 16,28 von 14,58 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der Aktienkurs stieg im vorbörslichen Instinet-Handel auf 29,47 Dollar nach 29,03 Dollar zu Vortagesschluss.



      Quo vadis, Dow? - Experten witzeln, Leser raten
      Die Gipfelstürmer sind müde und kehren ins Basislager zurück. Ob das nun bei 8 800 Punkten für den Dow und 1 355 Punkten für die Nasdaq liegt, oder ein paar Zähler darüber oder darunter, das dürfte den Sherpas so ziemlich egal sein. Sicher ist nur, dass ihnen auf dem Sechs-Wochen-Hoch die Luft ein wenig zu dünn geworden ist – und das ist nicht überraschend, denn steil war der Aufstieg.

      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents

      wsc NEW YORK. Die Frage ist hingegen, wie lange die Investoren ins Trainingslager müssen. Ist der Markt fit für eine weitere Etappe oder ist es noch zu früh für eine nachhaltige Rally. Die Mehrheit der Experten befürchtet letzteres, zum Beispiel Richard Dickson, technischer Stratege bei Hilliard Lyons. „Für die nächsten Wochen sieht es noch ganz gut aus“, sagt er. „Doch die Wahrscheinlichkeit eines nochmaligen Einbruchs steigt.“ Vor allem das anhaltend niedrige Handelsvolumen – im Sommer nicht ungewöhnlich – sei ein Zeichen dafür, dass man nicht alle Hoffnung auf die aktuelle Rallye setzen sollte.
      An eine Fata Morgana glaubt auch James Dines, Autor des Börsenbriefs „The Dines Letter“. Eine Erholung für die Aktienmärkte hatte Dines zwar für Sommer vorausgesagt, „doch fragt man sich nun wirklich, ob schon wieder alle bullish geworden sind und das Potential nach oben schon wieder ausgeschöpft ist.“
      Es sind die ewig selben Fragen, die man sich auf dem Parkett stellt. Und auf die Schlüsselfrage – Was passiert morgen? – reagieren nun selbst die Experten mit Ironie, die seit Jahrzehnten an der NYSE handeln und den Markt kennen. Zu oft hatten sie in den vergangenen Wochen falsch gelegen. So sucht Art Cashin, der Parkettchef der UBS Paine Webber, in seinem kleinen Notizbuch die Kurse für Mittwoch, während New Yorks Presse statt Fachleuten mittlerweile den Leser zu Wort kommen lässt: In einem Markt, der eher einer Lotterie gleicht als einem strategisch begründbaren Geschäft, fragt die New York Post wöchentlich: Wo sehen Sie den Dow am Wochenende. 10 000 $ gibt’s für den, der am besten tippt, eine Handvoll weiterer Sieger dürfen in einem Steakhouse downtown essen gehen.


      Soviel zum aktuellen Stand der Dinge.
      Die beliebte Serie "Wohin nun mit dem Geld" wurde eingestellt. Grund: Immer weniger haben dieses Problem!
      Sie wird durch die schon angelaufene Reihe "Bärengeschichten" ersetzt.


      OSLO/BERLIN taz Ein tolles Angler-Abenteuer erlebten Aron Jensen und Runar Sjåstad im norwegischen Lørdag, und diese Meldung erreichte Die Wahrheit auf recht verschlungenen Wegen: Die Angler erzählten der Süd-Varanger Zeitung: "Aus dem Gebüsch kam plötzlich ein Elch gestürmt, mit einem großen Bären auf dem Rücken. Der Bär hielt sich gut fest mit der einen Pfote, während der Elch in den Fluss platschte." Das Dagbladet aus Oslo recherchierte die Geschichte nach und konnte Sjåstad noch eine Zusatzinformation entlocken: In 15 Metern Abstand habe der Bär die Angler entdeckt und losgelassen. "Der Elch tat das einzig Vernünftige und lief davon, während der Bär stehen blieb und uns ansah." Nach 15 Sekunden drehte sich der Bär um und trottete fort. Unser Geheiminformant Bernd H. leitete die Geschichte an uns weiter, und wir schwören, dass sie wahr ist.


      Mist, muß jetzt weg. :D
      Avatar
      schrieb am 21.08.02 18:37:42
      Beitrag Nr. 203 ()
      @gewinnnix

      bez. Beantragung eines argentinischen Passes

      ich bin da durch und durch Spekulant und mein Optimismus
      gründet sich darauf , dass die Argentinier als Vorreiter
      irgendwann mal das Gröbste hinter sich haben, wenn bei uns
      die Sch ...(sorry) angefangen mit Italien
      wahrscheinlich, so richtig losgeht.

      Aber zugegeben, Argentinien hab ich in erster Linie
      zwecks bildhaftem Ausdruck meiner Erwartungen genannt.
      Ich habe da sinnvollere Optionen in petto.
      Avatar
      schrieb am 21.08.02 22:20:54
      Beitrag Nr. 204 ()
      die Sch ...(sorry)

      HAMBURG ap Die Euro-Länder versuchen offenbar, das Ausmaß ihrer Haushaltdefizite zu verschleiern. So wollen sie vortäuschen, den Stabilitätspakt einzuhalten, nach dem das Defizit bei öffentlichen Ausgaben drei Prozent nicht überschreiten darf. Das berichtet zumindest die Wochenzeitung Zeit. So habe beispielsweise die griechische Regierung über zwei Firmen in Luxemburg heimlich Geld aufgenommen. Und die niederösterreichische Landesregierung habe über ein Scheingeschäft 2,3 Milliarden Euro für ihren Haushalt verbucht. Für die EU ist es offenbar schwierig, solche Tricksereien zu entdecken. Denn das zuständige statistische Amt der EU, Eurostat in Luxemburg, darf nur gesicherte Daten aus der Vergangenheit prüfen. Aktuelle Schätzungen der Mitgliedsstaaten muss die EU einfach glauben.


      Erst Japan , oder hab ich da etwas übersehen?
      Avatar
      schrieb am 22.08.02 16:54:02
      Beitrag Nr. 205 ()
      Wurde doch erst gestern zum Sitzungsende die Ereigniskarte gezogen: "Schließen Sie auf Tageshöchstkurs!"


      Ein Pasch noch, dann marschiere ich ins Gefängnis und muß 3 Runden aussetzen. Das Leben als gewinnnix ist kein leichtes :(
      Avatar
      schrieb am 22.08.02 21:44:55
      Beitrag Nr. 206 ()





      :D:D:D:D
      Avatar
      schrieb am 22.08.02 22:33:26
      Beitrag Nr. 207 ()
      Tageshoch http://193.111.113.35/mline/d1/428/776/ZECOPRWOXPRYBWZOLXAYB…

      Winkewinke gewinnnix und pass auf deinen Arsch auf!!


      Dolby übernehmen Sie.
      Avatar
      schrieb am 23.08.02 14:07:01
      Beitrag Nr. 208 ()
      wat is :confused:
      Avatar
      schrieb am 25.08.02 16:33:40
      Beitrag Nr. 209 ()
      Bin dank @Majestix, mit der Auflage gefälligst auch einmal vor der eigenen Haustüre zu kehren, auf Bewährung :( raus.


      Der Einbruch an den Börsen führt zu keiner Depression
      Von Jeffrey Sachs

      Aktienanleger machen sich große Sorgen über den Preissturz an den Börsen in den USA. Wird das Ende des Booms an den Aktienmärkten die US-Wirtschaft einknicken lassen? Wird dies Folgen für den Rest der Welt haben? Tatsächlich haben geplatzte Finanzblasen oft den Zusammenbruch von Produktion und Beschäftigung zur Folge.

      Nur eine kleine Rezession
      Ich vermute, dass die USA nur mit einer kleinen Rezession davonkommen werden. Vielleicht erscheint mein Optimismus fraglich angesichts des Preisverfalls an den Börsen und der schwachen wirtschaftlichen Führungsrolle Amerikas. Er lässt sich aber erklären, wenn man die Zusammenhänge zwischen Börse und dem Rest der Wirtschaft untersucht. Während eines Börsenbooms, wenn die Aktienpreise durch das starke Vertrauen der Investoren hoch getrieben werden, hilft die Börse mit, einen wirtschaftlichen Boom zu erzeugen. Verbraucher, die Aktien besitzen, fühlen sich reicher und kaufen mehr. Auch nehmen sie Kredite auf, um neue Wohnungen, Autos, und andere teure Güter zu kaufen.
      Zudem ist es für Firmen einfach, Anleihen aufzunehmen oder neue Aktien auszugeben. Sie lösen damit einen Investitionsboom in der Wirtschaft aus. Die Banken gewähren Haushalten und Unternehmen zu günstigen Bedingungen Kredit, wenn sie hoch bewertete Aktien besitzen. Sie halten den Wertpapier-Reichtum für ausreichende Sicherheiten. Und ausländische Investoren bringen Geld ins Land, um sich ihren Anteil am Geschehen zu sichern.
      Wenn ein Börsenboom zu Ende geht und die Preise einbrechen, kehren sich diese Verhaltensmuster um. Konsum und Investitionen sinken, ausländische Investoren ziehen sich zurück. Bankdarlehen werden knapper. Diese Faktoren bremsen die Wirtschaft ab. Es ist wahrscheinlich, dass so etwas jetzt in den USA geschehen wird.
      Allerdings kann eine wirtschaftliche Beruhigung auch zu einer Rezession oder gar Depression werden: Zum einen kann der Einbruch der Aktienpreise wie in Japan, Mexiko und in Argentinien zu einer Bankenkrise führen. Zum anderen können Banken merken, dass sie während eines Börsensturzes ihre Forderungen nicht realisieren können. Sie dürften dann vor dem Bankrott stehen und daher neue Kredite stark einschränken. In extremen Fällen bangen die Kontoinhaber um ihre Einlagen und ziehen ihr Geld ab. Dadurch würde eine Bankenkrise verschärft werden. Auch ausländische Investoren könnten sich zurückziehen. Das Land könnte in eine Zahlungsbilanzkrise geraten, in der es ausländische Schulden nicht bedienen kann. Handel und Produktion wären unterbrochen.
      Ich bin zuversichtlich, dass die USA weder in eine Banken- noch in eine Zahlungsbilanzkrise geraten werden. Einige US-Banken werden als Folge des Zusammenbruchs der Wertpapiermärkte große Verluste ankündigen. Es ist sogar möglich, dass der US-Dollar weiter an Wert verliert. Aber eine Krise wird es nicht geben. US-Banken sind noch immer mit einer soliden Kapitaldecke ausgestattet. Sie sind verhältnismäßig gut beaufsichtigt und halten nur wenige geplatzte Anleihen. Den USA werden, um ihre ausländischen Schulden zu bedienen, die Dollar nicht so ausgehen wie Argentinien oder Korea, die dringend Dollar für Zahlungen an ausländische Gläubiger brauchten.
      Die Vereinigten Staaten können jede mögliche wirtschaftliche Stagnation - jedenfalls teilweise - mit expansiver Finanzpolitik überwinden. Die Federal Reserve Bank (FED) kann die Zinssätze weiter senken. Das kann die Wirtschaftsflaute zwar nicht aufhalten, aber zur Absicherung gegen einen wirtschaftlichen Zusammenbruch beitragen.
      Die Große Depression nach der Börsenkrise 1929 wurde nicht ausgelöst durch den Preisverfall an den Aktienmärkten. Auslöser war der Zusammenbruch des amerikanischen Banksystems zwischen 1930 und 1933. Da es damals in den USA keine Einlagenversicherung gab, gerieten die Sparer in Panik, als einige Banken in Konkurs zu gehen begannen. Die Folge waren Bankzusammenbrüche. Außerdem erhöhte die FED damals nicht den Geldumlauf.

      US-Wirtschaft ist stark genug
      Bei allem Optimismus: Die fahrlässigen Steuersenkungen der Bush-Regierung und ihre protektionistische Gewerbepolitik sollten sich ändern. Das Fehlverhalten der Unternehmen muss bestraft werden. Aber letztlich ist die US-Wirtschaft stark genug, um dem unverantwortlichen öffentlichen und privaten Wirtschaftsmanagement standzuhalten.

      Der Autor lehrt Wirtschaft an der Harvard Universität in den USA.



      Gates will für 94,1 Millionen Microsoft-Aktien verkaufen
      Der Chairman und Mitbegründer des Softwarekonzerns Microsoft, Bill Gates, will zwei Millionen Stammaktien des Unternehmens im Wert von 94,1 Mill. Dollar verkaufen. Dies geht aus einer Mitteilung an die US-Wertpapieraufsicht (SEC) vom Mittwoch hervor.


      Reuters WASHINGTON. Gates, der zur Diversifizierung seines Portfolios regelmäßig Aktien des Konzerns verkauft, hatte nach SEC-Angaben bereits zwischen dem 3. Juni und dem 13. August zwölf Millionen Aktien im Wert von 599 Mill. Dollar verkauft.
      Gates ist der größte Aktionär des Softwareriesen und besitzt mehr als 650 Millionen Microsoft-Aktien.


      aus #118: Und weil Bill Gates nicht nur blitzgescheit ist, sonder auch noch den nötigen Weitblick hat, geht das wohl i.O. Meine Meinung.
      aus #208: Er wird wohl wieder für allgemeinnützige Zwecke spenden wollen.

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      Vor dem Hintergrund des heute gegen 20:15 stattfindenden Medienspektakels uramerikanischer Machart


      "Da sieht man, wie`s um Deutschland steht"

      Der Kabarettist Gerhard Polt über die zunehmende politische Lage

      Das Wort "Interview" mag Gerhard Polt nicht. Er sagt lieber "plaudern". Und stellt dann klare Forderungen: "Kommt`s net so husch husch. Des mag I net." Husch husch geht es im oberbayerischen Schliersee eh` nicht zu. Eine trinkfeste Runde diskutiert im Bahnhofsstüberl ausgiebig die Frage nach dem richtigen Weg. "Zu wem wollt ihr denn?" "Zu Gerhard Polt." "Ah, zum Poltl wollt`s, sagt`s des doch gleich." Polt hat sich offenbar mit einem Mittagsschläfchen auf das Gespräch vorbereitet. Seine Frau Tini stopft ihm noch schnell das Hemd in die Hose, während er ein wenig grantig auf die Gäste schaut, die sich da in die Eckbank zwängen. "Wollt`s a Spagetti?" Nein, wir wollen lieber plaudern. Und nachdem der Kabarettist die Rundschau-Redakteure zunächst mit einer Kostprobe seines gefürchteten Schweigens getestet hat, tut er kräftig mit. Legendär sein Auftritt 1980 im Mainzer Unterhaus. Den Deutschen Kleinkunstpreis erhielt er damals - und einen Maulkorb. Er möge doch - bitte, bitte - so kurz vor der Bundestagswahl kein böses Wort über Spitzenkandidat Franz-Josef Strauß (CSU) verlieren. Also schwieg Polt, 25 Minuten lang. Die Leute lachten trotzdem, und das ist das Unerhörte an diesem linkischen Pfundskerl mit dem gequälten Gesichtsausdruck. Schon Dieter Hildebrandt schwärmte Mitte der 70-er Jahre neidvoll von dem Bühnenneuling, der mit einem einzigen "Mei" einen Saal zum Toben bringt: "Der Polt hat`s." Vier Spielfilme hat Polt seither gedreht, Man spricht Deutsh und Kehraus sind die Berühmtesten. Allein und mit den Biermösl Blosn tourt er immer wieder durchs Land, Hörspiele und Bücher runden das Werk des 60-Jährigen ab. Zu seinem Geburtstag im Mai ist beim Verlag Kein & Aber sein Gesamtwerk erschienen, Circus Maximus. Im nächsten Frühjahr kommt sein Film Germanicus in die Kinos. Der Polt als Gladiator mit blondem Haar, als Weltbürger im römischen Reich. Passt scho: Italien ist die große Liebe, Schweden die Leidenschaft des studierten Skandinavisten. Und doch trumpft stets der gutmütige Bayer in ihm auf. Im Regen steht er vor der Tür seines Hauses und ruft den Wegfahrenden hinterher: "Gute Fahrt im Zug, hoffentlich kriegt`s a Bier." Das Interview führten Barbara Mauersberg und Mark Obert.


      Herr Polt, erstmals in der deutschen Geschichte könnte ein Bayer Kanzler werden. Was hat Deutschland dann zu erwarten?

      Keine Ahnung.

      Aber Sie sind doch Bayer?

      Scho.

      Bei Franz Josef Strauß hatten alle gewaltig Angst vor dem Schreckgespenst eines bayerischen Bundeskanzlers.

      Beim Strauß war es die Person Strauß, nicht, dass er Bayer war. Immerhin hatten wir dazwischen den Herzog als Bundespräsidenten, den Werner Herzog, hätte ich beinahe gesagt, den Roman Herzog. Ich weiß nicht, ob das eine Rolle spielt, wo einer herkommt. Vielleicht ist es unterhaltsam, sich darüber Gedanken zu machen: "Kann ein Friese Kanzler werden?" Aber so wie ich mir das vorstelle, ist es vollkommen wurscht. In Italien hat man lange gefragt: "Kann ein Pole Papst werden?" Da hätte ich gesagt: "Warum nicht?" Jetzt muss die Frage doch sein: "Kann ein Bayer Papst werden?"

      Kardinal Ratzinger?

      Der ist es ja fast schon. Ich frage mich immer: Gibt`s überhaupt noch ein bayerisches Klischee? Kann man mit dem überhaupt noch hausieren gehen?

      Wie sehen die Bayern ihren Edmund Stoiber?

      Keine Ahnung.

      Wie sehen Sie ihn?

      Erst amal muss ich sagen: Ich freue mich immer, ihn zu sehen, wenn ihn zum Beispiel der Karikaturist Ernst Maria Lang zeichnet. Der zeichnet den Stoiber genial, nämlich so klein. Er wird nicht aufgeblasen, er kommt nicht als riesiger Popanz daher, sondern man ist gut beraten, wenn man eine Lupe mitnimmt. Und man sagt sofort, wenn man die Lupe nimmt: Des isser, der Stoiber. Man kann ihn sofort erkennen. Des is genial. Dann habe ich noch eine zweite Vorstellung vom Stoiber. Er besteht aus drei Figuren von Wilhelm Busch, die ich mir gemixt denke: der Schneider Böck, der Lehrer Lämpel und der Pater Filucius. Aus diesen dreien könnte man wunderbar den Stoiber basteln.

      Basteln Sie doch mal.

      Sie müssen nur die Figuren anschauen: Pater Filucius und sein Gesicht "Ach man will auch hier schon wieder nicht so wie die Geistlichkeit". Also etwas Beleidigtes, das ist wunderbar. Dann beim Schneider Böck, wenn er in den Bach fällt: Man freut sich. Ich kann mir vorstellen, dass man sich beim Stoiber immer freut, wenn er ausrutscht. Ganz banal. Das ist ein Mensch, bei dem man sich über jeden Fettfleck freut, wenn er sich ganz banal bekleckert. Und dann Lehrer Lämpel, weil der Stoiber eben auch dieses Lehrerhafte hat, dieses Missionarische. Der würde wahrscheinlich einen Ameisenhaufen auch noch belehren.

      Dabei glänzt Stoiber rhetorisch nicht übermäßig.

      Das stimmt. Aber das ist gerade das Tolle. Ich habe das mal erlebt im Bierzelt. Er spricht ja immer wahnsinnig lang, auch in einem Bierzelt. Wenn 20 Minuten vorgesehen sind, dann redet er anderthalb Stunden. Das hat Dimensionen wie früher bei kommunistischen Rednern, auch bei der Langeweile. Am liebsten redet er über Prozente. Stoiber ist der Mann, der mit Prozenten die Leute tot redet. Ich habe das selber gesehen im Bierzelt, wie Leute langsam hinter ihrem Seidel weggleiten, wirklich wegschlafen. Denn manche haben schon ein bisschen mehr erwartet. Dass er terriermäßig angreift und mit Verbalinjurien aufwartet. Da sind dann einige ein bissl enttäuscht. Er geht dann zu zivil hin, und als Kanzler will er ja weltmännisch sein, des is besonders fade. Stoiber kann nie das, was der Strauß konnte: Verbalinjurien an den Mann bringen.

      Auch beim Trinken kann er nicht mithalten. Im Seidel ist Salbeitee.

      Kann man einem Menschen trauen, der keinen Alkohol trinkt? Ich habe da meine Bedenken. Auch den Trachtenanzug hat er jetzt nimmer, den hat er abgelegt. Und in der Lederhose wäre der Stoiber eine total unmögliche Figur.

      Aber ist das nicht im Wahlkampfgetöse ein redliches Ziel von Stoiber, die Leute selbst im Bierzelt noch mit Fakten und Prozenten aufzuklären?

      Ich weiß nicht, ob`s redlich ist. Es ist halt falsch. Der falsche Ort. Wenn man versucht, das Bierzelt zu akademisieren, das mag ich nicht.

      Sie sagen, Sie freuen sich, wenn Stoiber sich bekleckert. Er hat ja tatsächlich schon ein paar Fettflecken abgekriegt bei Wahlkampfveranstaltungen.

      Es gibt ja immer welche, die einem Politiker gerne ein Ei oder etwas Ähnliches raufwerfen. Ich kann das auch verstehen. Wenn jemand mit der absoluten Wahrheit anrückt, das provoziert eben. Heilsverkünder und so Leute, die hat man früher eben geköpft oder verbrannt. Und wenn wir jetzt schon von früher reden: Mit der Erfindung des Mikrofons kam ja ein totalitaristisches Element. Und da gibt`s schon Leute, die sich auch gestört fühlen.

      Am Sonntag findet das erste TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber statt. Wer hat die besten Chancen?

      Vorher kann man das nicht sagen. Dafür macht man`s ja. Vielleicht spricht der Stoiber auch einen riesigen Gedankenstrich, ein langes Äh, das wäre wohltuend, diese Leere. Vielleicht kann er ja damit abräumen. Aber ich nehm`s nicht an. Ich denke schon, dass Prozente eine große Rolle spielen werden.

      Was kann so ein Duell bringen?

      Ich wäre schon für eine Offenlegung. Die Kandidaten sollten beim Duell miteinander essen müssen. Jeder kriegt a Schweinshaxen, und dann könnte man sehen, wer am glaubwürdigsten isst - und natürlich trinkt. Wie viel Obstler bestellt jeder Kandidat. Da bräuchten die gar nicht viel reden. Ein Wettessen, das Duell. Nur die Bedingungen müssten gleich sein. Nicht dass jeder was anderes bestellt: Beide kriegen a Schweinshaxen. So ein Duell wäre aussagekräftig, damit wären wir in der politischen Kultur einen Schritt weiter.

      Was sollte denn mal offengelegt werden?

      Der Stoiber ist ja Mitglied im Deutschritterorden. Es gab da mal einen Untersuchungsausschuss, weil die zu viele Privatentnahmen hatten, ich habe das selbst durch Zufall mal gesehen, wie die ein Büffet aufgebaut haben: Also Respekt, die Deutschritter lassen`s krachen, und der Stoiber hat die Deutschritter dann zur Körperschaft des öffentlichen Rechts gemacht. Die können jetzt so viele Schulden machen wie sie wollen. Mich hat es immer gewundert, warum das so wenig bekannt ist, dass der Stoiber da große Meriten hat als Mitglied des Deutschritterordens. Aber das kommt im Wahlkampf gar nicht vor. Das interessiert die Leute im Norden offenbar gar nicht.

      Stoiber hält sich im Wahlkampf sehr geschickt im Hintergrund. Bleibt er so blass aus Kalkül?

      Es gibt erstaunlich wenig Vorstellungen vom Stoiber. Was mich immer stört: Warum können so wenige Leute über den lachen? Ich sage immer, nun bringt`s ihn doch noch mal, der Mann ist komisch. So wie der ausschaut und redet, gibt er sehr viel her, ist er dankbar. Natürlich unfreiwillig zum Teil. Aber ich finde den einfach erfrischend komisch. Sie dürfen nie vergessen, dass Stoiber den Karl Valentin Orden hat. Mit dem Kardinal Ratzinger zusammen hat der Stoiber den Valentin Orden bekommen, und das müsste man auch mal sagen: Dass er um den deutschen Humor enorme Verdienste hat, diese Meriten, die werden ja nie aufgezählt. Einfach retouchiert. Das müsste man immer sagen, dass man davor großen Respekt hat.

      Gibt Schröder als Typ auch was her?

      Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde den Stoiber komischer. Also wenn Sie mich fragen: "Magst eine halbe Stunde den Stoiber anschauen oder den Schröder?", würde ich schon den Stoiber bevorzugen.

      Anschauen? Ohne Ton?

      Na, des Abschalten braucht man beim Stoiber gar nicht, weil er von sich aus stottert, den Satz nicht zu Ende formuliert, oder der Satz ist schon da, und man wartet noch ein bissl auf den Gedanken. Aber das ist ja wurscht. Des mein ich, sollte man untersuchen bei Politikern: Bringen sie etwas als Unterhaltungsfaktor? Der Schröder kann zum Beispiel den Valtentins Orden gar nicht aufweisen. Und diesen Karnevals-Orden wider den tierischen Ernst besitzt der Stoiber ja auch. Schröder hat ihn nicht.

      Was sagt das über Schröder?

      Er hat diese Verdienste einfach nicht. Er bringt die Leute nicht zum Lachen. Ich sage das ganz bewusst mit dem Lachen. Ihr denkt`s jetzt, warum insistiert der immer so auf der Komik, aber ich habe da einen bestimmten Grund: Chaplins Film Der große Diktator war zuerst ein Flop. Die Leute fanden das nicht komisch. Meine Großmutter hat mir mal erzählt, wie sie einmal in München war, als der Hitler gesprochen hat. Sie stand weit weg, aber sah wie er da immer rumfuchtelte und schrie. Sie fand das komisch, grotesk, und sie musste lachen. Aber es ging nicht, weil um sie herum eiserner Ernst herrschte. Das war für sie ein Erlebnis: Sie fand`s komisch, aber die meisten Leute nicht. Genau das meine ich: Warum sehe ich diese Leute, also bei mir ist`s der Stoiber, als komisch? Ich kann gar nicht anders. Dafür bin ich ihm dankbar.

      Glauben Sie diese komischen Qualitäten sind der Grund für Stoibers glänzende Umfragewerte?

      Das kann schon sein, dass der Süden einen Vorteil, ein Prä hat. Ich würde auch sagen: "Je Süden, desto Theater." Sie können das in Italien gut studieren, wo die Politiker alle viel opulenter daherkommen. Während die nordischen Figuren wirklich spröder sind. Österreicher oder Bayern haben vielleicht einfach ein Prä.

      Und Sozialdemokraten sind ohnehin nicht komisch.

      Mir fällt auch grad keiner ein. Aber die wird`s schon gegeben haben. Man müsste sie halt näher kennen.

      Moment - Scharping.

      Des stimmt, der ist schon komisch. Aber wenn man den reinen Unterhaltungswert nimmt, dann ist schon die bayerische CSU... Aber diese Leute haben natürlich auch ein größeres Personal aufzuweisen. Sie haben immer Nachwuchskräfte, und die fördern sie auch. Aber diese Klassischen, diese Originale sind natürlich seltener geworden. Es gibt jetzt wieder mehr diese Seriösen, die dann auch wieder irgendwie unglaubwürdig werden.

      Sind Sie so konsequent, dass Sie den Kandidaten mit dem größten Unterhaltungswert wählen?

      Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich wähle ihn nur zum Anschauen im Fernsehen, aber ob ich da ein Kreuzchen mache, ist eine vollkommen andere Sache. Das mit dem Wählen ist sowieso so eine Sache: Die kriegen doch für jede gültige Stimme ein bestimmtes Geld. Bei ungültigen Stimmen verfällt das Geld. Ich würde halt sagen, eigentlich wollen die ja, dass man sie wählt. Im Grunde müsst`s also umgekehrt sein. Ich müsste dafür, dass ich da überhaupt hingehe, 50 Euro kriegen und vielleicht die Spesen, ein Mittagessen oder Abendessen. Des müsste ja schon drin sein.

      Dann hätten Sie gleich das Problem der Nichtwähler gelöst.

      Genau, und ich fänd`s auch vollkommen kundenfreundlich, denn sie wollen ja die Stimmen. Wer will denn normalerweise freiwillig einen Politiker wählen? Das sind wenige, nehme ich an. Man sollte ganz normal marktorientiert sagen, die Leute wollen auch ernst genommen werden. Und ich fühle mich ernst genommen, wenn ich a Geld dafür bekäme. Dann wäre für mich das Ganze eine ernst zu nehmendere Sache.

      Werden Sie denn trotzdem wählen gehen?

      Ich werde die Entscheidung noch ein bissl aufschieben. Das bespreche ich dann mit meiner Frau.

      Also noch kann der TV-Wahlkampf Spuren bei Ihnen hinterlassen?

      Wenn ich Fernsehen schau, dann eher die italienischen Sender: Rai uno, Rai due, Rai tre, ab und zu mal eine deutsche Wahlkampfsendung. Aber mein Schwergewicht ist am Ende in Italien. Und da sehe ich, was bei uns vielleicht noch möglich sein könnte. Da hinken wir ja noch hinterher.

      Hinter Berlusconis Stil?

      Ja, die Ungeniertheit ist hier noch nicht so ausgeprägt. Aber da kommen wir auch noch hin.

      Versuchen Sie doch mal einem Italiener zu erklären, was Kohl sich in der Parteispendenaffäre hat zu schulden kommen lassen. Wenn Sie zuerst die Summen nennen und dann erklären, dass er nichts in seine eigene Tasche gewirtschaftet hat...

      Das stimmt. Da kann der Italiener nur lachen drüber. Und das tun die auch. Aber die Ungeniertheit ist bei uns zum Teil ja schon da, in Bayern mein ich. Da sind wir eben auch näher an Italien: Die Geschichte mit dem Max Strauß und der verlorenen Festplatte, die könnte auch in Italien funktionieren.

      Sie haben was für handfeste Politik übrig?

      Ja, natürlich, weil Hauen und Stechen, Korrumpieren und der Byzantinismus, des kann man ja nicht qua Behauptung einfach wegdiskutieren, des gibt`s einfach. Und ich finde, dann soll man es aus dem Kryptischen rausholen, öffentlich machen und als Theater aufführen, damit die Leute was davon haben. Ich habe immer gesagt: "Wer hier in Bayern was werden will, muss sich vorher in Palermo schulen lassen." Früher habe ich mal gesagt: "Was ist der Unterschied zwischen der CSU und der Mafia? Die Mafia kennt einen Ehrenkodex." Da haben sie bei mir angerufen und gesagt: "Des is zu hart."

      Nach welchen Kriterien sollte man also nun entscheiden, wo man sein Kreuz macht?

      Diese Designer haben das ja in der Hand: Wenn bei einem die Brille etwas nach vorne rückt, gibt es sofort eine Million mehr Leute, die ihn wählen. Weil das ein Kriterium ist, dass der die Brille so hat. Mir ist jetzt aufgefallen, der Stoiber hat gerade einen großen Coup gegen die Regierung gelandet. Er hat sein Elternhaus besucht. Das ist ein enormes Kriterium. Zu sagen, "Grüß Gott Mama, wie geht`s?"

      Schröder besucht seine Cousinen.

      Ja Gott, das ist dann das andere Kriterium. Das muss halt der Wähler wählen. Der besucht seine Cousine, und der andere geht ins Elternhaus. Jetzt kommt man in Gewissenskonflikte. Was mache ich da, wer ist glaubwürdig? Wie wird die Cousine hindrapiert?

      Über so was diskutieren Sie dann mit Ihrer Frau?

      So ähnlich. Designer, Visagist, Frisur. Bei Schröder diese berühmte Geschichte mit den grauen Haaren, das hat doch einen großen Eindruck hinterlassen.

      Das dürfen Sie aber nicht mehr sagen.

      Ich sag`s ja auch nicht. Ich denk mir meinen Teil. Ich sag dann "Äh".

      Die Idee mit dem Duell geht genau in diese Richtung: Da sollen sich zwei auf gleicher Augenhöhe inszenieren.

      Ich nehme an, dass das für die Beteiligten spannend wird, ob die Stühle gleich hoch sind. Politiker müssen Aktualität bieten, ich habe es besser: Ich kann mich an das Akute halten und muss nicht das Aktuelle bedienen.

      Gibt es da einen Unterschied?

      Nehm` ich doch an: Die CSU ist immer noch akut, aber nicht aktuell.

      Das wichtigste Thema des Wahlkampfes ist akut und aktuell. Schröder hat vor vier Jahren gesagt, er will sich am Ende an der Höhe der Arbeitslosigkeit messen lassen. Jetzt sind vier Millionen Menschen ohne Arbeit: Sind Sie mit der rot-grünen Regierung zufrieden?

      Was ich nicht verstehe: Warum versprechen Politiker generell den Leuten, sie könnten Arbeitslosigkeit abschaffen? Das schafft keiner, der Blair nicht, der Berlusconi nicht, der Schröder nicht, keiner. Aber alle stellen sich immer hin und sagen, sie schaffen es, und es wär` ein Skandal, wenn es der andere nicht anpackt. Damit schmälert sich der Politiker auch. Es wär` doch toll, wenn so ein Politiker sich hinstellen würde und sagte: "Hoffen wir doch miteinander, gehen wir doch in die Kirch` und beten, damit wir weniger Arbeitslose haben, denn ich kann ja auch nichts machen." Das wär` ehrlich.

      Von den Verteilungsmodellen der Hartz-Kommission halten Sie nichts?

      Aber die sagen ja selber, dass sie damit keine Arbeitslosen abschaffen können. Der Begriff Arbeitsloser ist doch sehr weiträumig. Es gibt auch sehr viele angestellte Arbeitslose. Das wissen wir ja, wie viele Leute jeden Monat ein Gehalt kriegen, aber trotzdem nichts zu tun haben.

      Wenn Sie die noch alle mitzählen...

      Wie viele Einwohner hat Deutschland? 80 Millionen. Also im günstigsten Fall muss man von 40 Millionen Arbeitslosen ausgehen. Und das ist ja nur dann schlimm, wenn jemand dabei diskriminiert ist. Ich meine, es gibt Kulturen, da beneidet man den Arbeitslosen. Wenn der zum Beispiel Geld hätte, könnte er aus einem ganz anderen Selbstbewusstsein heraus arbeitslos sein.

      Sie meinen, hier müsste die Politik ansetzen?

      Daran könnten die schon arbeiten, dass man das Image des Arbeitslosen verbessert. Und das verbessert man dahingehend, dass man jemandem, der genügend arbeitslos ist, ein Grundgeld zugesteht. Damit er das genießen kann, dass er arbeitslos ist. Also ich versteh` diese ganzen Forderungen nicht, Arbeitslosigkeit abzuschaffen, oder nehmen Sie mal die Pisa-Studie. Alle reden von Bildung, vom Abitur: Ich sage nur: Der Shakespeare hat keins gehabt, der Scharping schon.

      Mit der Pisa-Studie kann Stoiber aber punkten: Da sind die Bayern Musterknaben.

      Ja, wir liegen gleich hinter den Lappen. Des hätte ich auch nicht gedacht, dass wir dermaßen hinter den Lappen ... Man darf ja eigentlich nicht Lappen sagen, denn wenn du bei denen Lappen sagst, dann ist das diskriminierend, das ist rassistisch. Man muss Samen sagen.

      Wie ist denn das bayerische Schulsystem? Stoiber hat uns im Interview verraten, dass er sitzen geblieben ist.

      Ich bin auch sitzen geblieben. In Bayern geht man nach wie vor davon aus, dass wenn jemand sitzen bleibt, sagen wir mal, er hat zwölf Fächer und fällt durch in Mathematik und Physik, dann muss der danach ein ganzes Jahr lang Latein und Griechisch und Englisch und Biologie noch mal machen, damit er in Mathematik besser wird. Das ist die Logik. Wir sagen zu den Schülern: "Du lernst so lang Latein, bis du in Mathematik gut bist." Auch bei Pisa geht`s um Prozente.

      Und um Bildung.

      Das wäre eh die Ideallösung: Sehr gebildet zu sein und arbeitslos. Da kann man sich mit sich selbst beschäftigen. Dafür haben die Schweden ja die sogenannte Volkspension erfunden. Weil sie davon ausgingen: Leben allein ist schon Arbeit genug.

      Woran ist das Modell gescheitert?

      Sie konnten sich wahrscheinlich nicht drauf einigen, dass sie alle gleich lang leben. Sonst, wenn einer länger lebt, dann kriegt er länger die Pension, und das ist ungerecht. Aber man muss ja überall Abstriche machen. Vielleicht machen wir ja auch Abstriche mit den Politikern. Früher haben wir den Strauß gehabt, jetzt haben wir nur noch den Stoiber. Des is a Abstrich. Man muss eben überall ein bissl nachgeben am Niveau der politischen Argumentation. Des kann man auch von den Leuten nicht mehr verlangen. Es gibt inzwischen viele, die sagen, die Politiker verdienen zu wenig. Ein Manager kriegt so und so viel, ein Politiker nur so und so viel, also gehen die guten Leute nicht in die Politik. Also muss man sich daran gewöhnen, dass die Argumente und die Gegenargumente abflachen. Da könnt` man sagen, im Preis-Leistungsverhältnis, für des, was der Mann kriegt, ist des, was er verlangt und wie er argumentiert noch relativ hoch.

      Leisten sich die Italiener deshalb den reichen Berlusconi?

      Die meisten Italiener haben ja so gedacht: Wir wählen den Berlusconi, weil der sich schon so bereichert hat, dass es schwer vorzustellen ist, dass er noch einen größeren Hunger haben könnte. Aber da täuschen sich die Italiener. Wahrscheinlich geht noch viel in den Berlusconi rein.

      Und damit steigt das politische Niveau.

      Genau. Man muss dem Jagdhund auch das Jagen erlauben. Wenn keine Beute da ist, wenn zu sehr verbeamtet politisiert wird, was soll da so einer wie der Berlusconi tun? Das ist, glaub` ich, in Deutschland auch ein bissl unser Problem. 60 Prozent der Parlamentarier sind Lehrer oder Beamte, da tät es schon gut, wenn man mal einen Bootsverleiher hätte. Oder einen Vorbestraften.

      Sagen Sie uns doch mal, so kurz vor der Wahl, was macht Sie richtig wütend?

      Jetzt schaut`s mal, was mich momentan beunruhigt. Die wollen in Deutschland alle Speisewagen von der Mitropa abschaffen. Wo kriegt man dann sein Bier? Aber die meisten Leute wollen ja gar kein Bier im Zug, die sitzen vor ihren Laptops und arbeiten. Dabei fährt man doch im Zug, um rauszugucken und a Bier zu trinken. Das ist der eigentliche Skandal. Da sieht man, wie`s um Deutschland steht.



      guido westerwelle: fdp-kanzlerkandidat dreht durch

      Vor dem morgigen TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber, das in Berlin-Adlershof stattfindet, werden auf dem Gelände des Medienkomplexes die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Grund für die erhöhte Gefahrenlage ist Guido Westerwelle, wie das Kanzleramt und das Bundeskriminalamt übereinstimmend verlauten ließen. Der FDP-Kanzlerkandidat plane offenbar, mit seinem "Guidomobil" auf das Gelände des Studios Berlin in Adlershof durchzubrechen, um doch noch am Fernsehduell der Spitzenkandidaten teilzunehmen, hieß es. Nach Erkenntnissen der Behörden wolle Westerwelle kurz vor Beginn der Live-Sendung mit seinem Wohnwagen sogar eine Wand des Studios, in dem die Sendung aufgenommen wird, rammen. Deshalb habe der Bundesgrenzschutz schweres Räumfahrzeug zur Sicherung des ordnungsgemäßen Ablaufs der Show herangeschafft. Zusätzlich würden bis Sonntag noch 500 Steinpoller im Boden versenkt. Wie das Bundeskriminalamt gestern erklärte, ist Guido Westerwelle seit Donnerstag untergetaucht.


      Wahlkrampfgrüße aus Franken :D
      Avatar
      schrieb am 25.08.02 21:52:31
      Beitrag Nr. 210 ()
      @Ken hat es angesprochen und Polt verstärkt darauf hingewiesen:


      Italien startet den Ausverkauf von Kultur und öffentlichen Einrichtungen
      Das Mailänder Gefängnis San Vittore kostet 20 Mio. Euro, die Toskana-Insel Pianosa 8 Mio. Euro, und die Villa Jovis auf Capri, einst die Sommerresidenz des römischen Kaisers Tiberius, ist schon für 90.000 Euro zu haben. Was auf den ersten Blick ein wenig absurd wirkt, wird in Italien im Anschluss an die Sommerpause Realität.

      Von Thomas Fromm, Mailand

      Im Herbst will das Schatzministerium in Rom festlegen, welche Kulturgüter und öffentlichen Einrichtungen veräußert werden. Italien verkauft sein kulturelles Tafelsilber an Private, um hohen Staatsausgaben gegenzufinanzieren. Mit dem Verkaufserlös will die Regierung Infrastrukturprojekte wie den Bau von Autobahnen und Brücken im armen Süditalien bezahlen.
      Verantwortlich für den Verkauf ist die Patrimonio Spa. Die Aktiengesellschaft betreut alles, was an Italiens öffentlichem Besitz von Wert ist: Parks, Villen, Küstenstrände, Baudenkmäler, Museen, Bibliotheken - die Liste der Objekte ist beeindruckend. 2000 Mrd. Euro soll die Patrimonio Spa nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Giulio Tremonti Wert sein, wenn das komplette italienische Kultur- und Bauerbe in ihren Fundus aufgenommen wurde.
      Das Ziel der Regierung: Private Anleger sollen sich als Aktionäre einkaufen, die Objekte pachten oder einfach kaufen. Zudem sollen Anleihen auf die Kulturgüter emittiert werden. Rom erhofft sich von der Aktion einen wahren Geldsegen: "Italien hat das größte Kulturerbe überhaupt, es muss nur endlich finanziell genutzt werden", hieß es in den vergangenen Monaten immer wieder aus dem Schatzministerium.

      Bevor Rom im Herbst eine konkrete Angebotsliste vorstellt, ist dieser Tage Tabula rasa gemacht worden. Eine Inventarliste, erschienen als öffentliches Amtsblatt der Regierung, listet auf 800 Seiten alles auf, was Italien zu verscherbeln hat.
      Eine Ausverkaufsliste, sagen die Kritiker des Unternehmens. Sie warnen: Wer die Werte Italiens auf 800 Seiten zusammenfasse, habe den Respekt verloren vor dem eigenen Land. So wird der Wert eines Strandes in Norditalien mit 5 Mio. Euro angegeben, eine Brücke in Florenz ist den Römern 13 Mio. Euro wert, die archäologischen Ruinen von Alba Fucens in den Abruzzen haben dagegen einen Spottpreis: 40.000 Euro.
      Wer es weniger mit der Kultur hat und stattdessen lieber in nützliche Sachwerte investiert, dem sei der Hauptbahnhof von Pesaro empfohlen: Er kostet 7 Mio. Euro. Frappierend ist die Detailkenntnis der römischen Buchhalter. Selbst an eine kleine Zubringerstraße zum Kommunalfriedhof des Ortes Follonica ist gedacht: Mit 800.000 Euro ist man hier dabei. Die toskanischen Inseln werden en bloc bewertet und verkauft; während süditalienische Eiländer wie Pantelleria durchaus separat angeboten werden.
      "Nicht alles, was hier aufgelistet ist, wird am Ende verkauft", heißt es aus Rom, schließlich handele es sich nur um eine Gesamtliste, auf deren Basis nun eine engere Auswahl getroffen werden müsse. Diese heikle Auswahl soll Giulio Tremonti, Chef des Schatzministeriums, selbst treffen. Der dürfte jedoch vor allem die Kassen seines Ministeriums im Sinne haben und wenig Sensibilität für die Verkaufsobjekte aufbringen.
      Ende des Jahres soll eine weitere Inventarliste veröffentlicht werden. Diesmal soll es ausschließlich um Kulturschätze gehen. Die Römer spekulieren nun darüber, welche Summe Schatzminister Tremonti wohl für den Verkauf des Kolosseums veranschlagt.



      Nur Guido kann die Sendung jetzt noch retten! Die beiden Nasen hätten mehr proben sollen. So wird das nix.


      Üben bis zum Umfallen
      Einer mimt den Gegner, andere spielen Journalisten: US- Präsidentschaftskandidaten werden vor TV-Auftritten regelrecht verhört


      Wie sich der Kanzler und der Kandidat dieser Tage genau auf ihre TV-Zweikämpfe vorbereiten, ist geheim, ganz geheim. Am liebsten würden die Wahlstrategen beider Seiten sogar abstreiten, dass sich ihre Chefs überhaupt in größerem Umfang vorbereiten, vom Akten- und Sprechzettelstudium abgesehen. Das liegt daran, dass es in Deutschland noch immer als Schwäche ausgelegt wird, wenn man übt für so etwas scheinbar Banales wie einen Fernsehauftritt. In den USA ist das anders. Dort gilt solches Training nicht als Makel, sondern als Selbstverständlichkeit, auch für Präsidenten und solche, die es werden möchten. Deshalb kann man auf vielen Zeitungsseiten und in Erinnerungen der zuständigen Sekundanten studieren, wie es in Amerika bei solchen Runden zugeht. Dort wird möglichst nichts dem Zufall überlassen. Dort wird geprobt wie im Staatstheater. Und nach Lektüre solcher Berichte müsste man Gerhard Schröder und Edmund Stoiber eigentlich beglückwünschen, dass sie ins Kanzleramt und nicht ins Weiße Haus einziehen wollen.

      Denn die debate preps, die Generalproben für die Duelle, können für die Bewerber zur Strapaze werden. Erst werden Hotelräume oder Konferenzsäle in Regierungsgebäuden regelrecht in Fernsehstudios umgebaut: Scheinwerfer stehen dort, Stühle und Pulte wie später im richtigen TV, und eine ganze Horde von Helfern und Helfershelfern spielt dann Theater. Einer mimt den Gegner, den er zuvor wochenlang studiert hat, imitiert, wenn möglich, dessen Sprache und Gesten bis hin zum Akzent oder sonstigem wunderlichen Gebaren. Die anderen übernehmen die Parts der moderierenden Journalisten, stellen mögliche oder auch vermeintlich unmögliche Fragen, damit ihr Mann lernt, dass es wenige Tage später, im Ernstfall sozusagen, durchaus unangenehm werden kann. Per Fernsehschirm oder Mikrofon verfolgen die Helfer der Helfershelfer das Geschehen im Saal, beobachten von Ferne, wie der Bewerber sich schlägt, notieren Fehler, analysieren Schwächen sowie Stärken und machen Vorschläge, wie er (Präsidentschaftsbewerberinnen gab es bislang nicht) was noch besser machen könnte.

      Solche Proben können zum demütigenden Erlebnis werden. Das musste etwa der damalige Gouverneur Bill Clinton erfahren, als er 1992 für sein erstes Fernsehduell trainierte. Er ging unvorbereitet und selbstbewusst, zu selbstbewusst, in die Probe, meinte, wie man in den Aufzeichnungen seines Wahlstrategen James Carville nachlesen kann, er habe so etwas nicht nötig und wenn schon, dann höchstens einmal. Sein Team aber war vorbereitet, piesackte den Gouverneur mit gemeinen Fragen und machte ihn, wie Carville wohlweislich erst zwei Jahre später schrieb, „regelrecht zur Minna“. Clinton, der damals im Fernsehen gegen Präsident George Bush und den texanischen Bewerber Ross Perrot bestehen musste, sah ein, dass er noch weiter üben musste. In jenem Wahlkampf spielte auch am Rande die Frage echter oder falscher Haarfarben eine Rolle. Bushs Helferin Mary Matalin wollte unmittelbar vor einem TV-Duell ihren offenkundig angespannten Chef aufheitern und gab ein Gerücht weiter, wonach Clinton sich die Haare töne. Der Präsident fand das nicht hilfreich. „Erzählen Sie mir bloß so etwas nicht. Ich muss dann nur lachen, wenn ich ihn sehe.“


      Tja, so wurde selbst aus Schorsch ein Präsident. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.08.02 22:08:46
      Beitrag Nr. 211 ()
      bitte mit URL´s !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 25.08.02 23:32:17
      Beitrag Nr. 212 ()
      #177 + Autor oder Header = i.d.R. Erfolg
      z.B.: http://www.sueddeutsche.de/ + Archivsuche: Üben bis zum Umfallen


      politik mit drei promille von RALF SOTSCHECK

      Jeremy Paxman ist ein eitler Gesell. Er hält sich wegen seiner wadenbeißerischen BBC-Interviews mit britischen Politikern für eine Art Volkstribun. Kürzlich war Charles Kennedy, der Chef der Liberalen Demokraten, sein Opfer.

      "Charles Kennedy", begann Paxman seine Fragestunde, "warum sagten sämtliche Ihrer Kollegen, mit denen ich während der Vorbereitung für dieses Interview gesprochen habe, dass Sie hoffentlich nüchtern zur Sendung erscheinen?"

      Das seien die üblichen Westminster-Klatschgeschichten, nichts als Verleumdungen, antwortete Kennedy, doch Paxman ließ nicht locker: "Wie viel trinken Sie denn?" In Maßen, sagte Kennedy, aber Paxman war noch nicht zufrieden: "Trinken Sie auch privat? Ein Fläschchen Whisky vorm Schlafengehen vielleicht?" Das Interview löste bei Politikern aller Parteien Entrüstung aus, sodass Paxman sich zum ersten Mal bei einem Interviewpartner entschuldigen musste. Zu Recht, denn seit wann ist Trunksucht ein Hindernis für ambitionierte Politiker? Viele haben unter Alkoholeinfluss Geschichte gemacht, darunter eine Reihe US-Präsidenten: Frank Pierce war schwerer Alkoholiker, Ulysses S. Grant war nicht weit davon entfernt, und George W. Bush war zumindest früher einer.

      Der britische Kriegspremier Winston Churchill galt ebenfalls als großer Trinker. Einmal schnauzte ihn der Labour-Abgeordnete Bessie Braddock im Unterhaus an: "Du bist betrunken, verdammt betrunken." Churchill antwortete darauf: "Bessie, du bist hässlich, verdammt hässlich. Aber ich werde morgen früh nüchtern sein." Seine Vorgänger, Pitt the Elder und Pitt the Younger, regierten ein paar hundert Jahre zuvor mit mindestens drei Flaschen Port täglich.

      Auch in Deutschland gehört Abstinenz nicht zur Berufsbeschreibung eines Politikers. Franz Josef Strauß war für seine Gelage berüchtigt und diente vielen seiner CSU-Parteikollegen als Vorbild, wenn man die lange Liste der Verurteilungen bayerischer Politiker wegen Trunkenheit am Steuer betrachtet. Bei der SPD gibt es auch nicht nur Fruchtsafttrinker - Brandt hieß schließlich nicht "Weinbrand-Willy" wegen seiner goldenen Haarfarbe.

      In letzter Zeit sind es vor allem die Länder des ehemaligen Ostblocks, die hochprozentige Schlagzeilen machen. Bei Boris Jelzin waren nüchterne Momente die Ausnahme, Polens Präsident Aleksander Kwasniewski soll Mitte der Neunzigerjahre volltrunken vor den Vereinten Nationen aufgetreten sein, und in Estland sind in jüngster Vergangenheit gleich mehrere hochrangige Politiker durch Besäufnisse aufgefallen.

      Manchmal hat das peinliche Folgen. George Brown, der Ende der Sechzigerjahre für kurze Zeit britischer Außenminister war, unternahm einmal eine Dienstreise nach Peru. Bei einem Empfang in der dortigen britischen Botschaft vertilgte er eine Menge schottischen Whisky und forderte jemanden in einem langen, roten Kleid zum Tanz auf. Die Person lehnte ab und erklärte ihm: "Erstens bist du betrunken. Zweitens ist das die peruanische Nationalhymne. Und drittens bin ich der Kardinal von Lima."


      PS: #59 von DolbyDigital5.1 30.06.02 12:28:42 Beitrag Nr.: 6.763.451
      :D
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 19:15:34
      Beitrag Nr. 213 ()
      Nachgereicht :D http://de.news.yahoo.com/wahl/fun/


      Die größten Bankräuber der USA haben fertig in Amerika. Oder der Krug geht................
      ........................................................................................................................................................und sucht sich einen neuen Brunnen.


      JP Morgan rechnet nicht mit erneuter Rezession in den USA
      Die Fondsgesellschaft JP Morgan Fleming rechnet nicht damit, dass die US-Wirtschaft erneut in die Rezession abgleitet. Auch für den Aktienmarkt sind die Manager verhalten optimistisch.

      Von Friederike Hofmann, Frankfurt

      "Wir halten einen ‚Double Dip‘ nur für ein Außenseiterszenario", sagte Michael Mewes, der die Renten-Gruppe bei JP Morgan Fleming Asset Management leitet. Sollte sich die Lage dennoch verschlechtern, würden die Notenbanken in den USA und Europa mit erneuten Zinssenkungen gegensteuern. "Die US-Fed ist nicht mit der Bank of Japan zu vergleichen, die immer zu spät reagiert hat", sagte Shawn Lytle, der für JP Morgan globale Aktien- und Branchenfonds verwaltet. Die Tochtergesellschaft der US-Investmentbank JP Morgan Chase rechnet eher damit, dass die Konjunktur in den Vereinigten Staaten im laufenden und im vierten Quartal wieder anzieht. "Das makroökonomische Umfeld wird wieder die Oberhand gewinnen", sagte Jens Schmitt, Sprecher der Geschäftsführung von JP Morgan Fleming Investment. Langfristig rechnen die Fondsmanager damit, dass sich die Volkswirtschaften in den USA und Europa künftig wieder mit der Rate ihres Potenzialwachstums ausweiten. Diese lägen in den USA bei 2,5 bis drei Prozent, in Europa bei 2,0 bis 2,5 Prozent. Wachstumsraten wie in den 90-er Jahren, als insbesondere die US-Konjunktur deutlich über ihrem Potenzialwachstum expandiert hatte, seien für die kommenden Jahre aber ausgeschlossen.
      Auch für den Aktienmarkt sind die Manager verhalten optimistisch, wenngleich die Volatilität in den kommenden sechs Monaten hoch bleiben dürfte. Nur wenig Sorgen machen sich die Manager um einen möglichen Angriff der USA auf den Irak. "Die Kurse könnten höchstens um zwei oder drei Prozent fallen", sagte Andrew Spencer, der der europäischen Aktienstrategie von JP Morgan in London vorsteht. Ausschlaggebend sei, wie lange ein möglicher Krieg andauere. Entscheidend für einen nachhaltigen Aufschwung an den Aktienmärkten sei, dass die Unternehmen ihre Ertragslage stabilisierten. Dabei gibt JP Morgan Europa größere Wachstumschancen als den USA, da die Märkte in der Alten Welt niedriger bewertet seien als die in Übersee. Zudem litten die USA unter der schwachen Kapazitätsauslastung der Industrie von derzeit nur rund 74 Prozent. "Der US-Markt zieht erst wieder an, wenn die Auslastung über 80 Prozent steigt", sagte Spencer. "Die USA waren der ‚König der Party‘ in den 90-er Jahren, kämpfen jetzt aber um so mehr mit dem Kater", verwies Lytle auch auf den Vertrauensschaden, den gefälschte Bilanzen von US-Firmen wie Enron oder Worldcom ausgelöst haben. Die europäischen Unternehmen seien dagegen konservativer bilanziert und nicht in dem Ausmaß von der Krise betroffen.

      :pAnleger sollen verzeihen:p
      Dennoch sollten auch die an der Wall Street notierten europäischen Unternehmen wie ihre US-Gegenspieler ihre Firmenbilanzen beeiden. "Jetzt ist die Zeit, in der die Anleger mögliche Unregelmäßigkeiten verzeihen", sagte Lytle, der Konsumwerte und Pharmaaktien favorisiert. Technologietitel erholten sich dagegen nur langsam und gehörten deshalb zu den weniger empfehlenswerten Titeln, sagte Lytle. Positive Ausnahmen seien Cisco, Dell und die japanische Fujitsu. Erst kürzlich hatten Credit Suisse First Boston (CSFB) und Lehmann Brothers Pharmaaktien in ihren Musterportfolios hochgestuft. Aktien aus den Reihen der Dax-Firmen hat Lytle dagegen kaum im Portfolio, da das deutsche Kursbarometer stark von Finanztiteln geprägt sei und diese Branche derzeit zu kämpfen habe. "Es kommt für die Unternehmen vor allem darauf an, dass sie sich auf ihre Kernbereiche konzerntrieren", sagte Lytle. Als positive Beispiele nannte er die italienische Bank Unicredito, den deutsch-französischen Pharmariesen Aventis sowie den Rivalen Novartis aus der Schweiz. Auch Asien sei ein attraktiver Markt, ergänzte JP-Morgan-Manager Adam Matthews. Zwar seien die Wachstumsraten der dortigen Wirtschaft relativ niedrig, dafür sei aber der Aktienmarkt fair bewertet.


      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Großbank JP Morgan Chase & Co will in Deutschland verstärkt reiche Privatkunden gewinnen. "Unsere Zielkunden sind Privatpersonen, die über ein Netto-Gesamtvermögen von mehr als 25 Millionen US-Dollar oder mindestens 10 Millionen Dollar liquides Anlagevermögen verfügen", sagte Francisco Cortes, der bei der JP Morgan Chase für diesen Bereich im deutschsprachigen Raum zuständig ist, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Montagsausgabe).
      Dieses Kundensegment ist Cortes zufolge in Deutschland "sehr überschaubar". JP Morgan wolle dabei die hundert bis zweihundert vermögendsten potenziellen Kunden - "zumeist Unternehmensfamilien" - ansprechen. "Deren Vermögensstruktur ist nicht in erster Linie abhängig von der Börse. Viel maßgeblicher ist die Entwicklung des eigenen Unternehmens oder der Immobilienmärkte", sagte Cortes./st/yh/zb


      Großkotzig, breitbeinig, vollgeschissen. Wie immer. bäh!
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 22:28:08
      Beitrag Nr. 214 ()
      danke gewinnnix
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 23:32:28
      Beitrag Nr. 215 ()
      Hör doch auf mich zu vergackeiern :cry::)



      NEW YORK (rtr/dpa). Die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates New York hat ihre Ermittlungen gegen die Citigroup ausgeweitet. Dabei geht es um die Frage, ob der weltweit größte Finanzkonzern versucht hat, mit Blick auf den Börsengang der Mobilfunktochter des US-Telekommunikationsriesen AT&T den Kurs der Aktien in die Höhe zu treiben. Eine Sprecherin von AT&T bestätigte, der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer habe das Unternehmen aufgefordert, die Unterlagen über diese Emission auszuhändigen.
      Der ehemalige Star-Analyst der Citigroup-Investmentbank-Tochter Salomon Smith Barney, Jack Grubman, http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,209885,0… hatte die Bewertung für AT&T im Oktober 1999 auf "buy" heraufgestuft - kurz bevor der Konzern seine Mobilfunktochter an die Börse brachte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft konzentrieren sich nun auf die Rolle von Citigroup-Chef Sanford Weill. Spitzer will nach US-Presseberichten herausfinden, ob Weill Druck auf Grubman ausgeübt hat, die Bewertung für AT&T anzuheben, um von der Emission zu profitieren. Salomon Smith Barney gehörte zusammen mit Merrill Lynch und Goldman Sachs zum Konsortium für die lukrative AT & T-Emission.
      Citigroup wies die Vorwürfe scharf zurück. Eine Salomon-Sprecherin sagte, Weill habe niemals einem Analysten gesagt, was dieser schreiben solle. "Jede derartige Vermutung ist empörend und unwahr." Staatsanwälte ermitteln bereits seit geraumer Zeit gegen Citigroup im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Energiehändlers Enron und der Pleite des Telekomkonzerns Worldcom.
      Spitzer untersucht auch andere Wall-Street-Häuser. Er prüft, ob Investmentbanker Analysten unter Druck gesetzt haben, Aktien in ihren Berichten in einem besonders günstigen Licht erscheinen zu lassen, um sich Verträge für die Übernahme von Wertpapieremissionen und für Beratung zu sichern.


      Willumstad: „Eine neue Kultur schaffen“
      Citigroup-Privatkundenchef Robert Willumstad über Wachstum in der Bankenkrise.


      Willumstad, 56, ist President der Citigroup, Chairman und Chief Executive Officer der Citigroup Consumer Group. Er verantwortet das weltweite Kreditkarten- und Privatkundengeschäft. Nach 20 Jahren bei der Chemical Bank stieß er 1987 zum Vorgängerunternehmen der Citigroup. Seither arbeitet er an der Seite von Sandy Weill und gilt an der Wall Street als aussichtsreichster Nachfolgekandidat für den Chefsessel.

      Mr. Willumstad, wie kommt es, dass die deutschen Banken sich alle über das derzeit miese Geschäft vor allem auch mit Filialen beschweren, nur Sie nicht?

      Auch in den USA hieß es lange, das Filialgeschäft sei nicht profitabel. Wir haben gezeigt, dass es nicht nur profitabel, sondern auch ein Wachstumsgeschäft ist. Die Mentalität haben wir auch in Deutschland oder Japan.

      Wie setzt sich die Citigroup im hart umkämpften Feld der Finanzdienstleister von der Konkurrenz ab?

      Bei allem, was wir tun, versuchen wir, die Kosten zu drücken, effizient zu sein, Technologie einzusetzen und unsere Kunden unbürokratisch zu bedienen. Wir wollen die Besten sein. Wir haben das größte Kreditkartengeschäft weltweit und das größte Finanzierungsgeschäft für Privatkunden. Im Zweigstellengeschäft sind wir zwar nicht die Größten, aber dort haben wir die höchsten Umsätze und die niedrigsten Kosten pro Filiale. Wir ermutigen unsere Leute, sehr wettbewerbsorientiert zu sein.

      Besteht da nicht die Gefahr, zu innovativ zu sein und ein zu hohes Risiko einzugehen?

      Unser Fokus liegt sehr viel stärker auf Produkten und Vertriebswegen als bei anderen Geschäftsbanken. Ich versuche, Entscheidungen über das Geschäft so tief unten in der Organisation zu erlauben, wie es nur irgend geht. Diejenigen, die mit den Kunden umgehen, wissen schließlich am besten, wo Innovation möglich ist. Bei anderen Instituten gibt es oft ein stärkeres Filtersystem mit Komitees und Überprüfungen. Wir gehen Risiken ein, aber solange wir sie vorher verstehen, ist das okay.

      Sie konzentrieren sich mit Ihren Filialen auch in Deutschland auf Nischenmärkte, während die anderen ihren Kunden alle möglichen Serviceleistungen flächendenkend in ganz Deutschland anbieten müssen. Müssen Sie das wirklich?

      Auch in den USA gab es eine Chemical Bank, eine Manufacturers Hanover, eine Chase und eine Citibank an jeder Ecke. Drei davon sind jetzt zu einer Bank zusammengeschmolzen. Manche Leute halten gerne an der Vergangenheit fest, an üppigen Büros und Marmorgebäuden. Deutsche und Dresdner Bank haben tausende von Filialen. Wir arbeiten in Deutschland seit langem profitabel, weil wir uns auf eine Hand voll profitabler Produkte konzentrieren statt darauf, Monumente, sowohl physischer Natur als auch was das Image betrifft, aufzubauen. Viele europäische Banken haben einfach nie so auf die Profitabilität und den Kunden geachtet. Sie sind nicht willens, die schweren Entscheidungen über Zweigstellenschließungen und Personalabbau zu treffen.

      Cross Selling, das Verkaufen verschiedenster Finanzprodukte an einen Kunden, wird immer wieder als Argument für Allfinanzkonzerne wie Citigroup und Allianz-Dresdner Bank angeführt. Funktioniert das überhaupt?

      Die größten Erfolge haben wir damit in den Filialen, wo man in direktem Kundenkontakt steht. Ein Wertpapiermakler in einer Citibank macht rund 80 Prozent des Umsatzes eines professionellen Brokers bei einem Full-Service-Unternehmen wie Merrill Lynch. Das ist ein ziemlich guter Wert – und außerdem 50 bis 60 Prozent besser als bei den meisten unserer Banken-Konkurrenten. Beim Kreditkartengeschäft und im Kreditgeschäft, wo viel über Technologie läuft, ist das schon schwieriger, und die meisten Schwierigkeiten haben wir im Versicherungsbereich.

      Kritiker werfen Ihnen vor, Ihr Wachstum komme vorwiegend aus Akquisitionen. Ist diese Strategie auf Dauer durchzuhalten?

      Akquisitionen sind eine unserer Kernkompetenzen. Nicht weil es der einzige Weg ist, zu wachsen – wir beabsichtigen auch organisch zu wachsen. Aber wer in einer sich konsolidierenden Industrie nicht zurückbleiben will, muss einfach mitspielen. Tatsache ist, wer seine Kosten nicht in den Griff bekommt, wird früher oder später gekauft, weil er nicht wettbewerbsfähig ist.

      Längst nicht alle Akquisitionen im Finanzbereich sind geglückt, wie bringen Sie denn die verschiedenen Kulturen erfolgreich zusammen?

      Man muss eine neue Kultur schaffen. Der beste Weg, das zu erreichen, ist das Management zu mischen. Manchmal habe ich dabei die größten Schwierigkeiten mit unseren eigenen Leuten, die glauben, sie hätten das Sagen, weil wir die Käufer sind. Nein, die Besten haben das Sagen, und manchmal heißt das eben auch, sich von seinen eigenen Leuten zu trennen.

      Citigroups Privatkundengeschäft liefert Quartal für Quartal ein konstantes Gewinnwachstum von mehr als 25 Prozent. Fürchten Sie, dass Ihre Verwicklung in die Negativschlagzeilen zu Enron und Worldcom dem ein Ende setzen könnte?

      Wir sind uns der Gefahr des Imageschadens bewusst. Auch auf der Privatbankenseite könnte das seine Auswirkungen zeigen. Leute, die einem ihr Geld anvertrauen sind sehr sensibel, was diese Dinge betrifft. Unser Ruf ist das Wichtigste, was wir haben.

      Interview: Michael Baumann, New York



      Wüst zusammengekaufte schräge Bude mit dem Status einer "Heiligen Kuh"!
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 23:43:57
      Beitrag Nr. 216 ()
      der markt will hoch. da kannste deinen thread gerade einschampfen :D:p

      hab ich das geschreiben
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 23:45:47
      Beitrag Nr. 217 ()
      einstampfen :laugh:


      verdammter amerikanische wishkey :D
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 23:48:32
      Beitrag Nr. 218 ()
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 00:06:21
      Beitrag Nr. 219 ()
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 04:16:31
      Beitrag Nr. 220 ()
      Wo wir grad bei Beinhart sind...


      ... ob ich mir diesen Honda CRX hole?? :rolleyes:

      Ich liebäugel...






      Geiles Pakfeifer Tuning für grad ma 3000€ brutto!! :lick: :lick:


      Bekomme ich die Seiten Hutzen auch für meinen CivicEG-"TypeR" Shopper?? :D


      PS. Hör mir grad das neue Slut Album an! :eek: Geil!
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 14:40:28
      Beitrag Nr. 221 ()
      Hier hat sich einer den "Bajuwarischen Kampftrinkerorden" verdient. :p:D:laugh:


      Wenn das Gerät auch noch fährt, warum nicht. Ne Kiste Bier läßt sich notfalls auch mit dem Rad holen. :D
      http://music2.jpc.de:7070/ramgen/mount2/real2/00106/5667837_… klingt arg traurig. Übrigens: CD mit Kopierschutz, läuft nicht in CD-ROM Laufwerken.


      JPM, C, was fehlt noch?

      Die schweizerische ABB Ltd will offenbar ihr Leasing- und Finanzierungsgeschäft großteils an die GE Capital, die Finanztochter der General Electric Co, Fairfield, verkaufen.

      vwd NEW YORK/ZÜRICH. Einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ/Dienstagausgabe) zufolge soll GE Capital dabei rund 80 Prozent des Leasing- und Finanzierungsportfolios des Anlagenbauers übernehmen. Analysten schätzen der Wert der möglichen Transaktion auf rund 3,1 Mrd. Dollar. Laut "WSJ" rechnen Unternehmenskreise mit einem Abschluss des Geschäfts womöglich bereits bis Ende dieser Woche. Die Verhandlungen machten schnelle Fortschritte.
      Ein ABB-Sprecher wollte sich dem Bericht zufolge nicht zu "Marktgerüchten und Spekulationen" äußern. Beobachter werten eine mögliche Veräußerung der Sparte laut "WSJ" als wichtigen Schritt zur Reduzierung der Verbindlichkeiten der ABB, die im laufenden Jahr auf 2,6 Mrd USD von 5,2 Mrd. Dollar gesenkt werden sollen.

      Daß GE einen Haufen Geld hat, ist bekannt. ts
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 19:48:13
      Beitrag Nr. 222 ()
      wat soll dat auto hier
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 21:03:56
      Beitrag Nr. 223 ()
      Kannste mit bei der nächsten Tanke einen Sixpack fahren holen können tun. Bei 93,5 Sammelpunkten gibts Freibier. :D
      Mario, kennste die? http://listen.to/nickelback Kanada!



      Joe Sixpack müsste jetzt einen tiefen Schluck nehmen
      Die weltweite Konjunkturentwicklung hängt vom Verhalten der US-Konsumenten und damit auch von der Börse ab

      Von Lucian Caspar

      "Fishing Bay", ein kleiner Hafen an der Chesapeake Bay im US-Bundesstaat Virginia: Vor dem Eingang des Segelklubs treffen sich ein paar Freunde, offensichtlich Sportfischer. Breitbeinig stehen sie da, im ärmellosen Leibchen, Adler auf der Brust, umringt von ihren Pick-up-Trucks, zwei Toyota und einem riesigen, schwarz-golden lackierten Ford, mit einer Batterie von Angelruten vor den Kühlern. Alle drei Fahrzeuge sind brandneu und blitzblank poliert.

      Willkommen im Konsumparadies USA. In den Straßen drängeln sich erst kürzlich vom Band gerollte Autos, hauptsächlich Jeeps und Trucks. Die Wohnzimmer und "Play Rooms" sind voll von überdimensionierten Fernsehapparaten, Sofas und Fitnessgeräten - die Leute reden von "Stuff" - , die Häuser oft ebenfalls neu.

      Die USA konnten sich diesen Konsumrausch leisten, weil die Wirtschaft rund lief und die Börse boomte. Und da der Dollar stark war, warf auch das riesige Defizit in der Leistungsbilanz kaum Probleme auf. Doch diese Zeiten sind passé. Zwar erholte sich die US-Wirtschaft von der letztjährigen Rezession relativ rasch und begann bereits im Winter wieder zu wachsen, wozu unter anderem die Sonderausgaben für den Krieg in Afghanistan und die Aufräumarbeiten in New York beitrugen. Aber die Kursverluste an der Börse zeigen, dass der Konjunkturmotor arg stottert. Viele der einst hoch gelobten High-Tech-Firmen kämpfen ums Überleben. In der Telekom- und Energiebranche sieht es zappenduster aus. Inzwischen sprechen Ökonomen wieder von einem möglichen "Double-Dip", einem erneuten Absturz der Konjunktur.

      Die USA und damit die Weltwirtschaft stehen an einem kritischen Punkt. Falls die Verbraucher in der größten Volkswirtschaft der Welt die Zuversicht verlieren sollten, droht eine schwere Krise. Der US-Konsument sei die "letzte Verteidigungslinie" gegen den Rückfall in die Rezession, schrieb kürzlich Stephen Roach, Chefökonom des Finaninstituts Morgan Stanley. Ohne Joe Sixpack, wie der durchschnittliche US-Arbeiter bezeichnet wird, läuft offenbar nichts. Aber die Verbraucher sind hoch verschuldet. Die meisten Autos und Häuser sind auf Pump gekauft, ebenso die Fernsehapparate und Surround-Stereoanlagen. (DOLBY) :laugh: Immobilien kann man zu 95 Prozent beleihen, bei Möbeln werden gewöhnlich im ersten Jahr keine Raten fällig.

      Entscheidend ist jetzt die Entwicklung der Börse. Denn sie beeinflusst das Konsumverhalten über den so genannten Reichtumseffekt. Steigen die Kurse, fühlen sich die Anleger wohlhabender und geben mehr Geld für Autos oder Möbel aus. Umgekehrt beginnen sie zu sparen, wenn die Notierungen fallen. Derzeit liegt das Kursniveau in den USA um rund 30 Prozent unter dem Stand zu Jahresbeginn.

      Obwohl sich auch die Altersvorsorge auf Aktien stützt, hat der Börsencrash bislang noch keine Panik ausgelöst. Möglicherweise gelingt es der US-Regierung, nach den Bilanzskandalen mit schärferen Regeln für Unternehmen und Wirtschaftsprüfer die Baisse zu stoppen. Vielleicht genügt sogar bloße Rhetorik, wie George Bush sie kürzlich beim so genannten Wirtschaftsgipfel einsetzte. "Die jüngste Zeit war etwas hart", sagte der Präsident. Aber für die Bürger sei dies nichts Neues, man werde es auch diesmal wieder schaffen: "Ich habe grenzenloses Vertrauen in Amerika."

      Bleibt das Problem, dass die US-Börsen im historischen Vergleich die Unternehmen nach wie vor hoch bewerten. Die Technologieaktien an der Nasdaq sind zwar vermutlich so stark gefallen, dass gewiefte Investoren jetzt wieder an einen Einstieg denken. Aber die "Blue Chips" der "Old Economy" gelten bei Experten immer noch als zu teuer. Die Gefahr eines weiteren Absturzes ist also beträchtlich.

      Die US-Konsumenten sehen sich deshalb "mächtigen Pressionen" ausgesetzt, glaubt Roach. Über kurz oder lang werde ihnen finanziell die Luft ausgehen. Aber das wurde schon oft prophezeiht. Bis jetzt hat Joe Sixpack die Skeptiker noch immer Lügen gestraft. Ganz gleich wie hoch verschuldet er ist, kann er nicht "Stuff" genug kriegen. Kein Wunder, dass Präsident Bush die Männer mit den Pick-up-Trucks sympathisch findet.


      Im Technologie-Gürtel von Washington ist der Boom zerschellt
      Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben / Bei den einstigen Himmelstürmern herrscht Tristesse

      Von Luzian Caspar

      "Hallo jedermann", schreibt Stephanie ihren Freunden im "Potomac River"-Segelklub per E-Mail. "Ich habe mich entschieden, meinen Job an den Nagel zu hängen. Ich gehe zurück zu meinen Wurzeln in Wisconsin." Die junge Programmiererin, Mitglied des Washingtoner Klubs, war immer bereit, eine Party zu feiern. Aber jetzt will sie zurück zu ihren Eltern. Der Grund ist klar: Sie ist zwar von ihrer Firma nicht entlassen worden, aber sie muss früher oder später damit rechnen. Die Beförderungsaussichten sind jedenfalls praktisch auf null gesunken.

      Der große Boom im Washingtoner Hightech-Gürtel ist vorbei. Die Firmen, die in den vergangenen zehn Jahren in den südlichen Vororten von Washington 100 000 Arbeitsplätze geschaffen und damit die "Northern-Virginia"-Region zum zweitgrößten Technologie-Zentrum nach dem Silicon Valley gemacht haben, stecken in Schwierigkeiten. Mehr als 20 (darunter Worldcom) sind bereits bankrott, mehr als 20 000 Stellen gingen verloren. Dutzende von Unternehmen, die bis vor zwei Jahren mit Glanz und Gloria an die Börse gingen, kämpfen mit Aktienkursen von weniger als einem Dollar ums Überleben. Die Stimmung in den "Sports Bars" und Pubs von Reston, Herndon und wie die Hightech-Vorstädte alle heißen, ist gedrückt. Wo es früher nach Feierabend hoch herging, herrscht heute oft gähnende Leere. "Ich bin deprimiert", sagt Jonathan, ein junger Anwalt der Telekom-Industrie. "Ich glaubte, wir würden die Welt verändern; ich war in einem permanenten Hoch. Aber jetzt sieht alles trist aus." Der Branchenverband, für den Jonathan arbeitet, zählte vor eineinhalb Jahren noch mehr als 200 Mitglieder, jetzt geht fast jeden Monat ein halbes Dutzend bankrott.

      Bis vor wenigen Monaten gab es noch "pink slip parties": Rührige Veranstalter organisierten Feste, auf denen sich Stellenlose mit potenziellen Arbeitgebern treffen konnten. Denn die Erwerbslosigkeit wurde als nur vorübergehend betrachtet, und qualifizierte Programmierer waren nach wie vor gefragt. Die Arbeitssuchenden trugen rote Knöpfe am Revers, die Arbeitgeber grüne. Aber jetzt sind diese Partys selten geworden. "Wir hatten praktisch nur noch rote Knöpfe", sagt ein Veranstalter. Vor kurzem kamen zu einer "Job Fair" in der Nähe des Dulles-Flughafens 2000 Leute, so viele, dass der Parkplatz der Schule, in der sie stattfand, nicht ausreichte. Eine Stunde lang standen die Job-Sucher im Regen an. Aber die meisten hatten kein Glück. "Senden Sie uns Ihren Lebenslauf per E-Mail" - das war noch das Beste, was sie zu hören bekamen.

      Erst zwei Jahre ist es her, dass die Corvis Corporation, ein Faseroptik-Konzern aus einem östlichen Vorort von Washington, sich per Börsengang 1,1 Milliarden Dollar beschaffte. Davon hat die Firma noch 540 Millionen. Aber drei der sechs Konkurrenten sind in große Schwierigkeiten geraten: Gegen Qwest wird ermittelt, Williams Communications ist bankrott, Broadwing Communications kämpft ums Überleben. Der Börsenwert aller Telekomfirmen in "Northern Virginia" ist von 80 Milliarden Dollar vor zwei Jahren auf acht Milliarden abgestürzt. Der Region bleibt ein schwacher Trost. Die Rüstungsindustrie, die im Raum Washington 48 000 Menschen beschäftigt, hat seit dem 11. September ihr Personal aufgestockt.

      Wie geht es den Unternehmern und Managern, die das wilde Auf und Ab mitgemacht haben? Viele sind schadlos über die Runden gekommen: AOL-Gründer Steve Case ist heute einer der reichsten Männer Amerikas, sein ehemaliger Vize Ted Leonsis besitzt den Profi-Sportklub "Washington Capitals", der Venture-Kapitalist Mark Ein hat soeben für 8,5 Millionen die Villa der verstorbenen Verlegerin der Washington Post, Katharine Graham, gekauft. Aber auch hier ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Profiteure des Booms seien im "Winterschlaf", schrieb die Washington Post vor kurzem. Wegen der Finanzskandale würden sie sich hüten, ihr Gesicht öffentlich zu zeigen. Und viele litten an Depressionen und Angst-Syndromen, trotz der Millionen. Denn das Handy sei still geworden, und die einstigen "Dealmaker" fühlten sich vergessen.

      Es gebe zwei Kategorien von Crash-Überlebenden, meinte ein Kenner der Szene: Diejenigen, die ihr Geld rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben - wie der Ingenieur Jeong Kim, der die von ihm gegründete Firma 1998 für 1,1 Milliarden Dollar an den Telekomausrüster Lucent verkaufte und dabei persönlich 510 Millionen kassierte. Er wartet jetzt ab, bis er eine der gestrauchelten Firmen übernehmen und zu neuem Ruhm führen kann. Auf der anderen Seite stehen ehemalige Größen, deren Firmen zusammengebrochen sind, die nicht rechtzeitig absprangen und für das Scheitern ihrer Unternehmen verantwortlich gemacht werden. Diese Leute ähnelten Gespenstern, schreibt die Washington Post. Wie William Schrader, der Gründer der Firma PSI-Net. Als der einstige Überflieger Bankrott erklären musste, ließ er verlauten, dass er sich in Zukunft nie mehr öffentlich äußern werde. Bis heute hat er sich an den Schwur gehalten.


      dazu frische Zahlen aus Deutschland:

      besser gleich urlaub machen
      Richtig bewerben - aber wo?

      Rückgang der Stellenangebote in deutschen Tageszeitungen im ersten Halbjahr 2002 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001:

      Medien und Telekommunikation: minus 60,9 Prozent

      Consulting und IT-Berater: minus 53,1 Prozent

      Finanzdienstleister: minus 45,2 Prozent

      Behörden, Verbände: minus 24,1 Prozent

      Quelle: Spiegel (der die Quelle Adecco angibt)
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 16:11:50
      Beitrag Nr. 224 ()
      Salomon Smith Barney in Worldcom-Affäre verstrickt
      Der ehemalige Star-Analyst Grubman soll wichtige Rolle bei unsauberen Geschäften mit Neuemissionen gespielt haben. Das geht aus den Dokumenten hervor, die SSB dem Untersuchungsausschuss des US-Kongress übergeben hat. Der Ausschuss beleuchtet den Zusammenbruch des Telekom-Konzerns Worldcom.

      Von KATHARINA KORT, Handelsblatt

      NEW YORK. Die Investmentbank und Tochter der Citigroup hat den Unterlagen zufolge die Aktien in Einzelfällen sogar einige Tage nach dem Börsengang zum Ausgabepreis in die Depots der Begünstigten gebucht. In den Boomzeiten der Interneteuphorie war das so gut wie Bargeld, da die Preise nach dem Börsenstart oftmals ein Vielfaches des Ausgabepreises erreichten.

      SSB steht permanent in den Schlagzeilen
      Für die Citigroup sind das weitere schlechte Nachrichten. Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem der Finanzkonzern mit seiner Investmentbank-Tochter und dem ehemaligen Star-Analysten Jack Grubman nicht in den Schlagzeilen steht. Ende vergangener Woche war sogar der Name des Vorstandsvorsitzenden des Finanzkonzerns, Sanford Weill, genannt. Nach Informationen des Wall Street Journals untersucht die US-Börsenaufsicht SEC derzeit, ob Weill Grubman dazu aufgefordert hat, den Telekom-Konzern AT&T besser zu bewerten, um einen lukrativen Auftrag für den Börsengang der Mobilfunktochter von AT&T zu gewinnen.
      Die Dokumente, die SSB diese Woche dem Ausschuss zur Verfügung gestellt hat, weisen auch bei Worldcom auf eine Schlüsselrolle von Grubman, der vor zwei Wochen zurückgetreten ist, bei der Zuteilung von Aktien hin.

      Vielfältige Beziehungen unter die Lupe genommen
      Der Untersuchungsausschuss des Kongress nimmt derzeit die vielfältigen Beziehungen zwischen Worldcom und der Investmentbank unter die Lupe. Salomon Smith Barney hat mit Worldcom im Rahmen von Beratungs- und Emissionsgeschäften Millionen verdient. Die Kongress-Mitglieder wollen herausfinden, ob die Bank versucht hat, durch positive Analystenurteile und die aufgedeckten Aktiendeals an einzelne Top-Manager an die lukrativen Aufträge von Worldcom zu kommen. Diesen Vorwurf hatte jüngst auch ein ehemaliger Mitarbeiter in einer Klage gegen Salomon formuliert. Dabei wurde auch der Name des Gründers und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Worldcom, Bernard Ebbers genannt.
      Salomon Smith Barney gibt zu, in einem Fall 35 000 Aktien an einen einzelnen Manager gegeben zu haben. Dass sie damit Aufträge gewinnen wollte, bestätigte die Bank jedoch nicht.
      Dieser Aussage tritt jedoch John Coffee, Jura-Professor der Columbia University in New York gegenüber dem Wall Street Journal entgegen. Er vermutet, dass ein Großteil der Aktien zum Börsengang im Rahmen der sogenannten „Friends and Family“–Programme verteilt wurden. Diese Programme sind eigentlich für Kunden und Familienmitglieder des Managements der Unternehmen, die an die Börse gehen, gedacht – und nicht für die Freunde und Verwandten der Banken. „Das heißt nicht, dass das illegal ist. Aber es zeigt, dass die Aktien nicht im Interesse der Internet-Unternehmen, sondern im Interesse der Konsortialbanken vergeben wurden“, sagt Coffee.




      http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,211225,0…

      Chicago - Es geschah im indischen Bombay, im Mai vor einem Jahr. Fundamentalistische Hindus stürmten eine Filiale der Fast-food-Kette McDonald`s, vertrieben die Gäste und demolierten die Einrichtung. Der Anlass für den Gewaltausbruch: In den USA wurde dem Hamburger-Konzern Etikettenschwindel vorgeworfen. Denn Pommes Frittes, die Kritikern zufolge als rein vegetarisch beworben wurden, enthielten tatsächlich zwecks Geschmacksverstärkung ein Gewürz, das aus Rinder-Talg gewonnen wurde.
      Der Hamburger-Konzern kann nun hoffen, dass die "Pommes-Affäre" ausgestanden ist: McDonald`s hat sich bereit gefunden, hinduistischen Organisationen und anderen Gruppen rund zehn Millionen US-Dollar zu spenden und elf "Opfer" zu entschädigen. Darauf habe man sich in einem Schlichtungsverfahren mit Hindus und anderen Vegetariern geeinigt, die McDonald`s im vergangenen Jahr verklagt hatten, teilt der Konzern mit. Im Mai hatten zuerst zwei Hindus und ein anderer Vegetarier in Seattle eine Sammelklage eingebracht. Es folgten ähnliche Klagen in Illinois, Kalifornien, New Jersey und Texas.
      Dabei waren die nicht-vegetarischen Pommes schon damals ranzig geworden: Dass McDonald`s die tierischen Geschmacksverstärker benutzte, liegt schon über zehn Jahre zurück. Im Jahr 1990 nämlich teilte das Unternehmen mit, man werde Pommes künftig nicht mehr in tierischem, sondern in pflanzlichem Fett frittieren. Davon, dass weiter andere tierische Substanzen eingesetzt wurden, war keine Rede. Die Kläger behaupteten, diese Ankündigung habe Vegetarier bewusst hinters Licht geführt. Der Konzern hat sich gegen diesen Vorwurf der Irreführung stets verteidigt. Ohnehin benutzte McDonald`s den tierischen Talg nur rund ein Jahr lang - und eigenen Angaben zufolge nur in seinen amerikanischen Filialen.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,208430,00.html

      :laugh: Haddu Hunger? :laugh:



      Der weltweit zweitgrößter Computerhersteller, Hewlett-Packard (HP), hat bei hohen Umstrukturierungskosten in seinem dritten Geschäftsquartal einen Nettoverlust von zwei Milliarden Dollar verbucht. Vor Sonderposten verzeichnete aber der Konzern, der Anfang Mai seinen Konkurrenten Compaq übernommen hatte, einen Gewinn im Rahmen der Markterwartungen.

      Reuters PALO ALTO. Finanzchef Bob Wayman sagte, es sei weiterhin geplant, auf Grund der vorgenommenen Fusion 15 000 Stellen zu streichen. Im laufenden Quartal erwartet der Konzern eine leichte Besserung seiner Ergebnisse.

      Hohe Umstrukturierungskosten
      Einschließlich fusionsbedingter Kosten sei in den drei Monaten zum 31. Juli ein Nettoverlust von 2,0 Milliarden Dollar oder 67 Cent je Aktie entstanden, teilte Hewlett-Packard (HP) am Dienstag nach US-Börsenschluss mit. Im Vorjahreszeitraum hätte sich der Verlust eines kombinierten Geschäfts von HP und Compaq auf 116 Millionen Dollar oder vier Cent je Aktie belaufen. Vor Sonderposten ergab sich den Angaben zufolge einen Gewinn von 420 Millionen Dollar oder 14 Cent je Aktie. Nach einer Umfrage von Thomson First Call hatten Analysten im Mittel ebenfalls mit einem Gewinn je Aktie in dieser Höhe gerechnet.
      Der Umsatz sei im dritten Quartal mit 16,5 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum (18,2 Milliarden Dollar ausgehend von einem kombinierten HP-Compaq-Geschäft) rückläufig gewesen. Für das laufende vierte Quartal rechnet HP mit einem Umsatz von 17,4 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 0,22 Dollar.

      Geplanter Stellenabbau wird vorangetrieben
      Finanzchef Wayman sagte nach Bekanntgabe der Zahlen, sein Unternehmen werde wie geplant den Abbau von 15 000 Arbeitsplätzen vorantreiben. Das Geschäftsumfeld bezeichnete er als schlechter als erwartet. Zudem sehe er neue Anzeichen einer Schwäche in der Computerindustrie. Weiter sagte Wayman, dass sich die Lage für HP in den USA zwar beruhige, er aber im weltweiten Geschäft dafür noch einige Risiken sehe.


      Kommentar: Konkurrenz nimmt HP in die Zange
      Von THOMAS NONNAST

      Entsprechend der Lage der Branche hält sich der Jubel über die ersten gemeinsamen Quartalsergebnisse des frisch fusionierten IT-Riesen HP/Compaq in Grenzen. Massive Einbrüche im PC-Geschäft sowie der lahmende Absatz von Netzwerkrechnern haben ihre Spuren auch im Zahlenwerk des weltweit zweitgrößten IT-Konzerns hinterlassen.
      Zwar lassen die verantwortlichen Manager kaum eine Gelegenheit aus, auf die Punktlandung der Fusion zwischen HP und Compaq hinzuweisen. Doch nachdem sich der Pulverdampf allmählich lichtet, zeigt sich auch, dass es der „neuen HP“ an einem eindeutigen Profil noch mangelt. So läuft HP Gefahr, dass spezialisierte Konkurrenten den Technologieriesen in seinen verschiedenen Geschäftsbereichen regelrecht in die Zange nehmen werden.
      So trimmt der seit Frühjahr amtierende IBM-Chef Sam Palmisano den weltweit größten IT-Konzern noch stärker auf den Kurs als IT-Dienstleister für Unternehmen. Nahezu jeder zweite Dollar wird bei Big Blue nach der Übernahme von PwC aus dem Bereich der IT-Dienstleistungen stammen. Aus dem Bereich Hardware zieht sich IBM dagegen immer mehr zurück.
      Bei HP ist es heute gerade einmal jeder fünfte Dollar, der mit Dienstleistungen umgesetzt wird. In drei Jahren soll es immerhin jeder vierte sein. Doch der Weg dorthin wird steinig sein. Denn die Dienstleistungen von HP und Compaq waren bisher eng an den Produkten der beiden Technologieschmieden ausgerichtet.
      Im anvisierten Geschäft mit Outsourcing-Dienstleitungen für Unternehmen geben dagegen andere mächtige Konzerne wie IBM, EDS und CSC den Ton an. Und im Gegensatz zur Konkurrenz ist HP auf diesem Markt ein relativer Neuling. Dabei steht nicht in Frage, ob HP-Services mit mehr als 60 000 Mitarbeitern technologisch in der Lage ist, auf diesem Markt mitzumischen. Kritisch ist vielmehr, ob HP es schnell genug gelingen wird, sich als großer Anbieter im Markt zu positionieren.
      Denn bei vielen Großunternehmen wird die Entscheidungen über eine Auslagerung der IT-Abteilung wegen des wirtschaftlichen Drucks in den nächsten Monaten fallen. Da solche Verträge mit Laufzeiten über mehrere Jahre geschlossen werden, dürften die größten Happen in absehbarer Zeit verteilt sein.
      Ein ganz anderer Wettbewerber macht HP dagegen im Hardwarebereich zu schaffen. Im Verluste erwirtschaftenden Geschäftsfeld PC und Server nimmt der ausschließlich auf Computerbau spezialisierte Konkurrent Dell dem Marktführer HP/Compaq kontinuierlich Marktanteile ab. So ist es durchaus möglich, dass die weltweite Spitzenposition bei PCs Ende des Jahres an Dell verloren geht.
      Weit gefährlicher könnte Dell für HP aber auf einem ganz anderen Feld werden. Auf die Ankündigung der Texaner, in den Druckermarkt einsteigen zu wollen, hat HP nicht ohne Grund mit einem sofortigen Abbruch der Geschäftsbeziehungen beantwortet. Der Geschäftsbereich Printing und Imaging erwirtschaftet derzeit weit mehr als die Hälfte aller Gewinne von HP. Sollte in diesem Geschäftsfeld ähnliche Konkurrenz erwachsen wie im Bereich der PC- und Serversparte, wäre es um die Zukunft des noch mitten im Zusammenschluss befindlichen IT-Riesen schlecht bestellt.
      :D
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 23:21:14
      Beitrag Nr. 225 ()
      der markt will runter :p

      bitte strategie überdenken!!!



      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 08:57:52
      Beitrag Nr. 226 ()
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 14:10:41
      Beitrag Nr. 227 ()
      Das hier ist so eindeutig, das kann selbst der @peter nicht aufhalten. ;) Ich hab was für Dich:


      Zweifel an Solidität der Gold-Hausse

      cl. London – Der Goldpreisanstieg seit Jahresbeginn – die Notierung kletterte seitdem um rund ein Siebtel – ist weniger gut begründet als weithin angenommen, mahnen Londoner Analysten. Vor allem die Käufe von Terminkontrakten und Aktionen spekulativer Fonds hätten den Preis gestützt. Weitere Sprünge durch eine dramatische Zuspitzung der Lage in Nahost, eine erneute Dollarschwäche oder gar einen weiteren Kurssturz an der Wall Street schließt Howard Patten von der Londoner Investmentbank Barclays Capital zwar nicht aus. Die „eigentlichen Fundamentaldaten“ mahnen aus seiner Sicht jedoch eher zu Pessimismus. Seit Mitte 2001 werde das wahre Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage „kaschiert“, indem die Goldproduzenten in großem Umfang Terminkontrakte zurückgekauft hätten. Die Nachfrage ist laut Patten künstlich aufgebläht, weil sich die Produzenten jene Mengen an Gold, die den Kontrakten zu Grund lagen, am Markt beschaffen mussten.

      „Reale Nachfrage schwach“
      Die Anleger seien dabei glauben gemacht worden, die politischen Turbulenzen, der schwache Dollar und die dramatischen Kursverluste an den Börsen hätten etwas Grundsätzliches zu Gunsten des einstigen Krisenmetalls verändert. In Wahrheit sei die Nachfrage der Anleger und vor allem der Verarbeiter, die etwa 75 Prozent des weltweiten Angebots an physischem Gold aufnähmen, schwach geblieben.
      Patten meint, dass die Kontrakt-Rückkäufe bald abklingen werden; deshalb sind seine mittelfristige Preiserwartungen für das Edelmetall alles andere als optimistisch. Nur ein „Ölpreisschock“ würde aus seiner Sicht den Preis wieder an eine charttechnische „Widerstandslinie“ katapultieren, die zwischen 320 Dollar und 330 Dollar je Unze liege.
      Auch Neil Meader von der Londoner Beratungsfirma Gold Fields Mineral Services (GFMS) warnt die Anleger vor übertriebenen Erwartungen. Der Preis sei neben den Rückkäufen zu einem großen Teil durch spekulative Fonds in die Höhe getrieben worden. Die zu Beginn des Jahres viel beschworene Rückkehr langfristiger Investoren zum Gold habe sich nicht eingestellt. Es seien derzeit kaum noch physische Anschaffungen durch Anleger zu beobachten. Außerdem sei die Nachfrage der Schmuckverarbeiter vor allem aus Indien und dem Nahen Osten eingebrochen. Diese seien durch den Preisanstieg der letzten Monate „verschreckt“worden.



      Und jetzt direkt an die NYSE zu meinem Kollegen @lügfix

      So imposant hatte die Wall Street lange nicht eröffnet: Nach fünf Wochen im Plus stand am Montagmorgen zwei Meter groß und 130 Kilo schwer der Wrestling-Star „The Rock“ auf der Empore der New York Stock Exchange – und schien weitere Kurssprünge zu fordern.

      Und wie er da per Hammerschlag den Handel eröffnete, mag sich mancher Trader ängstlich gedacht haben: „Jetzt aber lieber hoch mit den Kursen, sonst...“ Denn obwohl die US-Börsen seit den Juli-Tiefständen um mehr als 18 % zugelegt haben – um ebenso viel liegt man noch hinter den Kursen vom Jahresbeginn zurück. Und wenn „The Rock“ zu den zig Millionen Amerikanern gehört, die ihre Ersparnisse an der Wall Street investiert haben, dann hätte er allen Grund, zumindest einen warnenden „Fist drop“ auf dem Parkett zu platzieren – und er kann ja noch viel schlimmer. Vom „halben Nelson“, den der Banker am Morgen vor dem Spiegel wahrscheinlich noch für einen Krawattenknoten hielt, bis hin zum „Atomic Drop“ und dem „Double Underhook Powerbomb“ hat der Mann, den sie „The People’s Champion“ nennen, allerlei Druckmittel.
      Wobei er sich manchen aufheben sollte für diejenigen, die das ganze Schlamassel an der Börse eigentlich verschuldet haben: die Betrüger in den Chef-Etagen und die Analysten, deren Bewertungen immer weniger im Zusammenhang mit fundierten Untersuchungen zu stehen scheinen. Wie wär’s denn zum Beispiel mit „Hangman’s Neck Breaker“ für Telekom-Star Jack Grubman? Manchem Anleger würde das besser gefallen als die 32 Millionen Dollar hohe Abfindung, mit der der ehemalige Salomon Smith Barney-Analyst in der vergangenen Woche aufs Altenteil gesetzt wurde.

      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Ausgerechnet dem Chef der New Yorker Börse (NYSE), Richard A. Grasso, der um das verlorene Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte kämpft, ist bei der Offenlegung seiner eigenen Aufsichtsrats-Einkünfte ein peinlicher Fehler unterlaufen.

      sia NEW YORK. Bei der pflichtgemäßen Offenlegung von Unternehmensvorständen und Aufsichtsräten an die US-Börsenaufsicht (SEC) versäumte Grasso es, seine Aktien-Einkünfte als Aufsichtsratsmitglied (non-executive board member) beim Softwarehersteller Computer Associates International (CA) anzugeben. Erst in einer verspäteten Nachmeldung informierte CA die Börsenaufsicht am 16. August über Grassos Honorar, das seit 1996 in Form von Aktienoptionen ausgezahlt wird.
      Grassos Aktienoptionen (im Wert von 30 000 $ für 1996 und seit 1997 jährlich 45 000 $) werden erst bei Ablauf der Aufsichtsrats-Mandate fällig. Dieses läuft am heutigen Mittwoch ab. Gemessen am aktuellen Kurs der CA-Aktie ist sein Options-Paket nun rund 75 000 $ wert, die Optionen für 2001 ausgenommen. Außerdem besitzt Grasso nach CA-Angaben noch 20 000 CA-Aktien, die er selbst erworben hatte.
      Der NYSE-Chef steht bereits länger in der Kritik, durch die Ausübung von Aufsichtsratsmandaten bei NYSE-notierten Unternehmen einen schweren Interessenskonflikt einzugehen. Als Chef der größten US-Börse spielt er eine wichtige Rolle bei der Errichtung neuer Standards für Transparenz und „Corporate Governance“ der US-Unternehmen. Die strengere Offenlegungs-Pflicht für Vorstände und Aufsichtsräte hatte die SEC eingeführt, um neue Bilanzskandale zu verhindern.
      Zum möglichen Interessenskonflikt Grassos hatte die NYSE-Börsenleitung stets gesagt, man habe „angemessene Vorsorgemaßnahmen“ getroffen. Zum jetzigen Fall wollte ein NYSE-Sprecher sich nicht äußern und verwies auf Computer Associates. Das im Staat New York ansässige Unternehmen erklärte, die Honorare seiner Aufsichtsräte stets ordnungsgemäß jährlich zu veröffentlichen. Da allerdings die Aktienoptionen erst bei Ablauf der Mandate fällig werden, habe man auch Grassos Honorar nicht gemeldet. Auch habe man nicht daran gedacht, dass die Aufsichtsräte die Meldung individuell abgeben müssen, wenn das Unternehmen es nicht tut.
      Von dieser bisherigen Meldepraxis ist CA allerdings kürzlich auf Anraten eines externen Beraters von sich aus abgerückt. Möglicherweise hatte man sich hierzu auch angesichts einer Bilanzprüfung entschieden, die die US-Börsenaufsicht kürzlich bei CA eingeleitet hat. Vier weitere CA-Aufsichtsräte, deren Options-Pakete CA ebenfalls nicht gemeldet hatte, werden dies nach CA-Angaben nun individuell nachholen. Hierzu gehört auch der frühere New Yorker Senator Alfonse D’Amato.
      Grasso war seit 1994 Aufsichtsrat bei CA und hat insgesamt 47 250 Optionen angesammelt, für deren Ausübung ihm 90 Tage Zeit bleiben. In einem Abschieds-Statement gratulierte er dem Unternehmen, eine zeitliche Befristung für Aufsichtsräte eingeführt zu haben, die nun auch sein Mandat beendet. Hierdurch habe CA seine „Corporate Governance“ verbessert, sagte Grasso.

      Wall Street Journal
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 14:39:05
      Beitrag Nr. 228 ()
      Peter

      Recht haste, aber es geht sogar noch auf 6300. Und zwar bis Ende September

      Ab jetzt beginnt der Crash! Dow aus dem steigenden Keil nach unten ausgebrochen!

      Bin in Puts! :cool:
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 16:33:30
      Beitrag Nr. 229 ()
      Alan läßt die Puppen tanzen. Drecksack! :D

      http://www.hyperville.com/funstuff/warp/greenspan1.html
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 19:20:53
      Beitrag Nr. 230 ()
      Schau peter, was Du angerichtet hast! :eek:

      In 90 Min ca. 5%. Amerikanisch gerechnet ergibt das dann in 180 Min ungefähr 25%.
      Es ist jetzt 19:20. Bis 22:00 sind das noch gut 4,5 Std. Bis 100% fehlen noch etwa (Nebenrechnung: 100-5-25 =) 48%. Amerikanisch gerechnet!

      peter.wedemeier1 versteht sein Handwerk noch immer. ;):D
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 16:05:36
      Beitrag Nr. 231 ()
      gemeint war natürlich



      BERLIN (dpa-AFX) - In der Brüsseler EU-Kommission wird offenbar doch eine offizielle Frühwarnung gegen Deutschland wegen der Überschreitung der zulässigen Defizitgrenze 2002 vorbereitet. Das bestätigen der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe) zufolge Kreise zuständiger Beamte. Wie das Blatt berichtet, verlautete in Brüssel weiter, dass eine offizielle Frühwarnung auf keinen Fall vor der Bundestagswahl am 22. September ausgesprochen werde.
      Laut Euro-Stabilitätspakt darf das Defizit aller öffentlichen Haushalte eines Mitgliedslandes die Grenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprouktes nicht überschreiten. Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte zuletzt erklärt, dass Deutschland in diesem Jahr knapp einer Defizit-Verwarnung der EU-Kommission entgehen werde./tf/st/zb

      sex und steuersünder: finanzminister eichel folgt philippinischem bettwäsche-modell
      Immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, Steuersünder zu entlarven, will sich Bundesfinanzminister Hans Eichel ein Vorbild an den philippinischen Finanzbehörden nehmen. Der Leiter der Steuerbehörde von Quezon, Victor Endriga, lässt nämlich jetzt die benutzte Bettwäsche von Sexclubs und ähnlichen Etablissements zählen, um Steuersündern das Handwerk zu legen. Die zur Reinigung gebrachten Laken ließen auf die tatsächliche Zahl der Kunden schließen, erläuterte Endriga der Zeitung Manila Standard seine Methode. "Das ist sehr effektiv. Denn kein Kunde will auf schmutzigen Laken liegen." Nach einer selbst erdachten Formel multipliziere er die Zahl der benutzten Laken mit drei Prozent des Umsatzes. Heraus komme eine "faire Vorstellung" von dem, was an den Fiskus gehen solle. Steuerhinterziehung ist nicht nur auf den Philippinen weit verbreitet und wird auch dort durch zahlreiche gesetzliche Schlupflöcher begünstigt, weshalb der deutsche Anti-Amnestie-Mann Eichel jetzt den Kontakt zum philippinischen Lakenermittler sucht.


      Neue Hausbaugeschichte bei @paule2 oder http://informer2.comdirect.de/de/news/_pages/news/article.ht…
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 21:59:39
      Beitrag Nr. 232 ()
      @CJ #412: überragend, ehrlich!


      Amerikas Krise ist Europas Problem
      Die instabile Lage an den Finanzmärkten trifft hiesige Volkswirtschaften härter als die der USA. Früher gab es eine Reihe von Binsenweisheiten, die die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Europa charakterisierte.

      Von Wolfgang Münchau

      Eine davon war: Der Dollar ist unsere Währung und euer Problem. Eine andere: Wenn Amerika niest, holt sich Europa eine Erkältung. In diesen Sätzen steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit - und sie sind hochaktuell. Die Amerikaner, nicht die Europäer, haben ein Problem mit ihren Bilanzen, doch die Aktien fallen in Europa stärker als in den USA. Der Dow Jones Industrial Average fiel von seinem Höhepunkt um weniger als ein Drittel, der Dax 30 um mehr als die Hälfte. Noch extremer ist ein Vergleich zwischen dem Nasdaq Composite und dem Nemax 50. Mit technischen Faktoren allein sind diese Diskrepanzen nicht zu erklären.
      Die instabile Lage an den internationalen Finanzmärkten trifft Europa härter als die USA. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen glauben die Europäer im Allgemeinen nicht an die Möglichkeit einer Deflation und sorgen daher in dieser Richtung nicht vor. Zum anderen haben es vor allem kontinentaleuropäische Firmen während der fetten 90er Jahre versäumt, ihre Eigenkapitalquote auf das nötige Maß zu erhöhen. Beide Faktoren zusammen bergen ein hohes Risiko für die wirtschaftliche Leistung und die Stabilität des europäischen Finanzsystems.

      Parallelen zur Asienkrise
      Diese Kombination, im Zusammenhang mit einer geplatzten Aktienmarkt-Blase, hat deutliche Parallelen zur Situation in Japan Anfang der 90er Jahre. In den USA glauben mittlerweile immer mehr Ökonomen an dieses Szenario - und zwar für Europa, nicht für sich selbst. Insbesondere ist man dort verwundert, dass die Europäische Zentralbank eine im Vergleich zur Federal Reserve zurückhaltende Zinspolitik betreibt und das europäische Bankensystem durch faule Kredite belastet wird. Die veröffentlichten Zahlen der Geschäftsbanken scheinen das zu bestätigen.
      Angesichts dieser Sorgen veröffentlichte die Federal Reserve vor kurzem ein Arbeitspapier [hiT], das sich intensiv mit den Ereignissen in Japan auseinander setzt. Die dortige Deflation Anfang der 90er Jahre war weder von den Wirtschaftspolitikern im In- und Ausland noch von den Finanzmärkten antizipiert. Als dann die ersten Anzeichen der Deflation auftauchten, reagierte die japanische Fiskal- und Geldpolitik zunächst viel zu zögerlich. Erst als sich die Deflation manifestiert hatte, reagierten sie deutlich, nach Meinung der Autoren aber immer noch viel zu zurückhaltend - und zu spät. Je mehr sich die Deflation im System festsetzte, desto stärker verloren Geld- und Fiskalpolitik ihre Wirkung.
      Diese Analyse ist auch eine nachträgliche Rechtfertigung für die Geldpolitik der Federal Reserve, die seit Anfang des vergangenen Jahres den Kurzfristzinssatz um 475 Basispunkte bis auf 1,75 Prozent gesenkt hatte. Da man eine Deflation nicht vorhersagen kann, geht es in erster Linie um die Bereitschaft, sich mit einer aggressiven Geld- und Fiskalpolitik gegen das Deflationsrisiko abzusichern. Die EZB sieht gegenwärtig kein Deflationsrisiko und ist daher nicht von ihrer normalen geldpolitischen Strategie abgewichen. Auch die europäischen Regierungen setzen ihren Konsolidierungskurs unbeirrt fort.

      Inflation in Kauf nehmen
      Wenn es zu einer Deflation käme, stünden die USA nach der Analyse der Fed weitaus besser da als Europa. Auch die Europäer würden zwar reagieren, aber wohl nicht in ausreichendem Maße - und zu spät. Damit würden Geld- und Fiskalpolitik nur sehr wenig ausrichten können. Umgekehrt riskieren die Amerikaner mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik eine höhere Inflation. Auch die lässt sich nicht perfekt vorhersagen, aber jederzeit bekämpfen. Das Risiko ist geringer.
      Einer der Faktoren, die die Wirtschaftskrise in Japan verschärften, waren die faulen Kredite der Banken. Auch hier gibt es einige Parallelen zu Europa. Amerikanische Firmen haben im Durchschnitt viel höhere Eigenkapitalquoten als europäische Firmen. Wenn die Börsenkurse fallen und das Wirtschaftswachstum zurückgeht, ändert sich zwar das Vermögen der Aktionäre, nicht aber das der Firmen. In schlechten Zeiten stehen sie mit hohen Eigenkapitalquoten wesentlich resistenter da als mit hohen Schulden. Auch die lebensbedrohliche Krise für den deutschen Mittelstand beruht vor allem auf dessen hoher Verschuldung.
      Steuert Europa auf einen "Credit-Crunch" http://www.ftd.de/ub/fi/1029851165907.html?nv=cpm oder möglicherweise gar auf eine systematische Krise im Bankensektor zu? Der steigende Anteil fauler Kredite ist ein Warnsignal. Entscheidend ist, ob und wie weit wir uns gegen die Deflation absichern. Derzeit tun wir so, als gäbe es dieses Risiko überhaupt nicht. Diese Einschätzung grenzt an Fahrlässigkeit.
      Aus all dem resultiert eine neue Variante der Binsenweisheiten in den US-europäischen Wirtschaftsbeziehungen: Wenn der amerikanische Kapitalismus in eine Krise gerät, steuert der europäische Kapitalismus an den Rand des Abgrunds.

      http://www.federalreserve.gov/pubs/ifdp



      "Wir stehen am Rand eines Abgrunds"
      Hohes Staatsdefizit der USA stößt selbst bei Republikanern auf Kritik / Kampf gegen Terror öffnet alle Schleusen

      Von Christiane Oelrich (dpa)

      Keine Haushaltsdefizite - das hatte US-Präsident George W. Bush im Wahlkampf versprochen und nur drei damals nicht für möglich gehaltene Szenarien genannt, die ihn davon abbringen könnten: eine Rezession, ein Krieg oder eine nationale Katastrophe. Bush war noch kein Jahr im Amt, als alle drei Ereignisse die USA fast auf einen Schlag erschütterten. Der Staatshaushalt ist seitdem tief in die roten Zahlen gerutscht.
      Das unabhängige Budgetbüro im Kongress schätzt den Fehlbetrag auf 157 Milliarden Dollar (derzeit 159 Milliarden Euro) in diesem Jahr. Das wären rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das die gesamtwirtschaftliche Leistung misst. Bei umfangreichen Verteidigungs- und Antiterrorausgaben und rezessionsbedingt gesunkenen Steuereinnahmen rechnet selbst Bush vor 2005 nicht mehr mit ausgeglichenen Büchern. Die riesigen, in den nächsten zehn Jahren erwarteten Überschüsse haben sich weitgehend in Luft aufgelöst. Auch Republikaner schlagen Alarm: "Wir stehen am Rand eines Abgrunds. Noch einen Schritt, und wir begehen finanzpolitischen Selbstmord", warnt Senator George Voinovich.
      Die Terroranschläge vom 11. September haben das Staatsbudget auf den Kopf gestellt. Im Februar befürwortete Bush in seinem Haushaltsentwurf für das nächste, am 1. Oktober beginnende Etatjahr zusätzliche Mittel, vor allem für das Pentagon. Das Parlament folgte. Im Juli gab der Kongress grünes Licht für das größte Verteidigungsbudget aller Zeiten. 355 Milliarden Dollar darf Minister Donald Rumsfeld für Soldateneinsätze, Ausbildung und vor allem neue Waffen ausgeben.
      "Es ist ein Haushaltsentwurf für einen Krieg, den wir nicht gewollt haben, den zu gewinnen wir aber entschlossen sind", sagte Bush. Rasante Aufschläge sind auch für Polizei und Grenzsicherung, für eine Verbesserung der Flugsicherheit und eine Aufwertung von Feuerwehr und Notdiensten sowie Erforschung und Vorbeugung von Bioterrorismus vorgesehen.
      Während die massiven Ausgabenerhöhungen für den Antiterrorkampf im Kongress praktisch unumstritten waren, ist über die neuen Defizite ein schwerer Streit entbrannt. Bush beute die Tragödie des 11. September aus, um das von ihm durch unverantwortliche Steuersenkungen verschuldete Staatsdefizit zu rechtfertigen, kritisiert der Geschäftsführer der Demokratischen Partei, Terry McAuliffe.
      Der Präsident hatte die Steuersenkung als eines seiner ersten Reformpakete durch den Kongress gepeitscht. Gut 1350 Milliarden Dollar sparen die Amerikaner damit in den nächsten zehn Jahren ein. Bush beglückte die kleinen Steuerzahler vergangenen Sommer gleich mit einem publicityträchtigen Rückzahlungsscheck über jeweils 600 Dollar. Der weitaus größte Batzen kommt in den nächsten Jahren aber den Superreichen zu gute. Wer mehr verdiene, solle auch mehr sparen können, argumentiert die Regierung. Außerdem seien die Nutznießer der Steuersenkung diejenigen, die mit dem gesparten Geld Investitionen und Arbeitsplätze schüfen.
      Die Demokraten wollen dieses Thema vor allem in Hinblick auf die Kongresswahlen im November ausschlachten. Allerdings sind auch sie nicht ganz unschuldig an der Haushaltslage: Seit die Schleusen für Extra-Ausgaben nach den Terroranschlägen geöffnet wurden, gab es im Kongress kein Halten mehr. Unter dem Mantel der Terrorabwehr haben viele Abgeordnete Sonderetats für Industrien durchgedrückt, die in ihren Wahlkreisen eine Rolle spielen.
      Mit den Stimmen von Republikanern und Demokraten erhielt die Luftfahrtindustrie sechs Milliarden Dollar Kreditgarantien, und die Bauern dürfen in den nächsten zehn Jahren mit 73 Milliarden Dollar Subventionen rechnen. Ein lange umstrittenes Konjunkturpaket mit vielen Vergünstigungen für Unternehmen und ein bisschen mehr Arbeitslosenhilfe kostet 42 Milliarden Dollar.
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 21:29:06
      Beitrag Nr. 233 ()
      Abschwung trifft Banken extrem hart
      Die 1 000 führenden Banken der Welt leiden unter dem stärksten Gewinneinbruch seit zehn Jahren. Das trübe Konjunktur- und Börsenklima habe die Erträge um durchschnittlich fast 30 Prozent geschmälert, geht aus einer Analyse der Fachzeitschrift "Die Bank" hervor.


      dpa/HB FRANKFURT/M. "Das heißt, der gegenwärtige wirtschaftliche Abschwung trifft die Branche doppelt so hart wie die Asienkrise vor vier Jahren", heißt es in einer Vorabmeldung.
      Ein erheblicher Teil dieses Einbruchs sei auf die anhaltende Krise in der japanischen Finanzbranche zurückzuführen. Diese leiden vor allem unter dem Anstieg fauler Kredite.
      Die größte Bankenvielfalt gibt es in Europa. Dort haben 275 Kredithäuser ihren Sitz, davon allein 84 in Deutschland. In den USA sind es 211. Die europäischen Banken vereinen 44 Prozent der gesamten Bilanzsumme und 49 Prozent der Vorsteuergewinne der Top 1000 auf sich.
      Größte Bank der Welt ist der Untersuchung zufolge das US-Institut Citigroup, die 2001 über ein Eigenkapital von 58,4 Milliarden US- Dollar (??????) verfügte. Weit abgeschlagen folgt die Bank of America, deren Kapital 40 Prozent darunter liegt. Das wichtigste Geldhaus aus Deutschland ist die Deutsche Bank, die den zwölften Rang belegt. Die britische HSBC Holdings, die größte europäische Bank, kommt auf Rang fünf.



      Vier Sünder des Stabilitätspaktes - Etat-Korsetts platzen aus den Nähten
      Italien, Portugal, Frankreich und Deutschland kämpfen mit den EU-Vorgaben für die staatlichen Defizite / Diskussion über Lockerung der Kriterien kommt in Gang

      Zwangsjacke für eine aktive Wachstumspolitik oder notwendige Richtschnur für Haushaltsdisziplin und stabilen Euro? Die Defizit-Ziele des Maastricht-Vertrags und des Stabilitätspakts der EU werden zunehmend in Frage gestellt. In einer Woche steht es beim Finanzminister-Treffen in Kopenhagen oben auf der Tagesordnung. Zwischenzeitlich werden die aktualisierten Defizit-Prognosen der Regierungen in Brüssel eintreffen. Besonderes Augenmerk wird dabei vier Ländern zuteil, die als erste Anwärter für die im Pakt vorgesehenen Strafen gelten: Frankreich, Italien, Portugal und Deutschland. Angesichts des Handlungsbedarfs im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit wächst dort der Wunsch, das finanzpolitische Korsett zu lockern.

      von ROMAN ARENS

      Deutschlands Ausgleich rückt in die Ferne
      Eines ist relativ sicher: Vor der Bundestagswahl wird Berlin keinen neuen "Blauen Brief" mehr aus Brüssel erhalten. So viel politische Rücksichtnahme der Kommission dürfen Gerhard Schröder und Hans Eichel erwarten. Doch die aktualisierte Hochrechnung für die Defizitquote, die Eichel in der kommenden Woche nach Brüssel schicken will, dürfte dort auf Skepsis stoßen: Die veranschlagten 2,6 bis 2,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die staatliche Lücke gilt unter Experten als zu niedrig. So hält es das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung für wahrscheinlicher, dass die Drei-Prozent-Grenze von Maastricht dieses Jahr "erreicht oder leicht überschritten wird".
      Hauptgrund sind die wegbrechenden Einnahmen des Fiskus. Die Fachleute der Institute korrigieren ihre Steuerschätzung für 2002 vom Mai mittlerweile um zehn bis zwölf Milliarden nach unten, CDU-Haushälter Dietrich Austermann erwartet Ausfälle von mindestens 16 Milliarden allein beim Bund und weitere zehn Milliarden an Risiken auf der Ausgabenseite des rot-grünen Budgets. Doch während Austermann von "Eichels Scherbenhaufen" spricht, lässt dieser nachrechnen, wie viel die Wahlversprechen der CDU/CSU kosten würden. Allein ihr Hundert-Tage-Sofortprogramm belaste den Bundesetat mit zusätzlich 15 Milliarden Euro.
      Noch hält Eichel offiziell am Ziel fest, das gesamtstaatliche Defizit bis 2004 nahezu auszugleichen. Für die Zeit nach der Wahl denkt man im Finanzressort aber auch über Szenarien nach, wie das Versprechen relativiert werden kann. Die Union hat diesen Zeitpunkt ohnehin bereits auf 2006 vertagt. Als Legitimation dienen die Gipfelbeschlüsse von Sevilla.
      Dort haben die Regierungen ein Hintertürchen aufgestoßen, das zumindest einer passiven Öffnung des Stabilitätspaktes gleichkommt. Wird nämlich bei den alljährlichen Meldungen nach Brüssel von den Finanzministern kein Konsolidierungs-Fortschritt berichtet, reicht es, auf die schlappe Konjunktur zu verweisen, die einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
      Eichel hat seit der Jahrhundertflut aber noch einen zusätzlichen Trumpf in der Hand: die Öffnungsklausel des Maastricht-Vertrags im Falle von Katastrophen und anderen schwerwiegenden Ereignissen, auf die Regierungen keinen Einfluss nehmen können. Noch zurückhaltend, aber nicht ohne klammheimliche Freude, registriert man im Finanzressort und Kanzleramt, wie Italien und Frankreich dabei sind, die Defizit-Regeln lockerer zu interpretieren. rb/hih

      Portugals saurer Wein
      EU-Währungskommissar Pedro Solbes war sauer. "Haushaltsüberwachung kann nur funktionieren, wenn die EU-Staaten und ihre Statistikbehörden dieser Aufgabe die äußerste Aufmerksamkeit widmen", schimpfte er. Das war Ende Juli, da hatte die portugiesische Finanzministerin Manuela Ferreira Leite ihrem Land und den Partnern gerade klaren, aber sauren Wein eingeschenkt: Portugal hatte das Haushaltsjahr 2001 mit einem Defizit von 4,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) abgeschlossen. Erstmals sah sich die Kommission gezwungen, ein Defizitverfahren gegen eines der Mitglieder der Währungsunion einzuleiten. Wenn es schlimm kommt, wird Portugal nicht nur Strafe zahlen, sondern auch auf Gelder aus dem Kohäsionsfonds verzichten müssen.
      Die sozialistische Regierung unter António Guterres war in das Jahr 2001 noch frohgemut mit einem Defizitziel von 1,1 Prozent gestartet. Im Sommer vergangenen Jahres meldete sich Guterres` bürgerlicher Vorgänger Aníbal Cavaco Silva warnend zu Wort: Portugal lebe über seine Verhältnisse, das Land könne Großinvestitionen wie das geplante Schnellbahnnetz oder den neuen Flughafen in Lissabon unmöglich in Angriff nehmen. Die Sozialisten stellten sich taub und feierten stattdessen die Entscheidung der Uefa, die Fußballeuropameisterschaft 2004 in Portugal auszutragen - ein neuer Ausgabeposten. Als das Jahr zu Ende ging, musste die Guterres-Regierung ein Haushaltsdefizit von 2,2 Prozent des BIP eingestehen. Aber das war noch nicht das Ende der Geschichte.
      Im März dieses Jahres wählten die Portugiesen José Manuel Durão Barroso von den bürgerlichen Sozialdemokraten (PSD) zum neuen starken Mann. Und der beauftragte seine Finanzministerin Ferreira Leite erst einmal, Kassensturz zu machen. Nachdem sie gewissenhaft Einnahmen und Ausgaben abgeglichen hatte, kam sie auf die erschreckende Vier-Prozent-Lücke. Sie stellte schwere Schlampereien in der Finanzverwaltung fest, die Einnahmen in den Büchern vorzog und Ausgaben nicht als solche verzeichnete. "Hier handelt es sich eindeutig um Betrug", polterte der Minister für parlamentarische Angelegenheiten, Luís Marques Mendes.
      Nicht nur Solbes, auch die portugiesische Regierung traut ihren eigenen Statistiken nicht mehr. Eine Reform der Finanzverwaltung ist nun eine ihrer dringendsten Aufgaben. Ferreira Leite hat für dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von 2,8 Prozent versprochen, aber auch sie besitzt keinen Zauberstab, um Wunder zu vollbringen. Anfang August setzte die Regierung den Mehrwertsteuersatz von 17 auf 19 Prozent herauf. In der aufgeblähten öffentlichen Verwaltung verhängte sie einen Einstellungsstopp, einige Prestigeprojekte der Vorgänger legte sie auf Eis. Die beiden herausragenden Projekte, um die Ausgaben im Griff zu behalten, will die Regierung im September angehen: eine Reform der Sozialversicherung und ein neues Arbeitsgesetzbuch. Die Gewerkschaften haben mit ersten Streiks reagiert. Es wird schwer für Durão Barroso und seine Finanzministerin. MARTIN DAHMS

      Frankreich vor unruhigen Zeiten
      In den Ferien wanderte Frankreichs Premierminister Jean-Pierre Raffarin durch die Alpen. Doch nicht so sehr wegen des steilen Abstiegs spricht die Zeitung Le Figaro von einer "gefährlichen Rückkehr" nach Paris. Diese Woche habe eine "stürmische Periode" der Finanz- und Sozialpolitik für den Regierungschef begonnen, die leicht in einen "heißen Herbst" münden könnte. Schwierige Verhandlungen mit den Tarifparteien über Themen wie die Reform der 35-Stunden-Woche und des Mindestlohns stehen an. Zugleich sollen die Minister Sparvorschläge erarbeiten und Stellen in ihren Ressorts abbauen - ausgenommen sind nur Militär und Polizei.
      Einen ersten Höhepunkt dürfte Raffarins Unruhezeit am 25. September erreichen, wenn er den Haushalt 2003 veröffentlicht. Dann muss der Rechtsliberale Farbe bekennen, wie ernst er einerseits die Wahlversprechen Präsident Jacques Chiracs und andererseits die Budget-Ziele des EU-Stabilitätspaktes nimmt. Sein Sprecher Jean-François Copé versuchte sich bereits in der Quadratur des Kreises: "Man muss jetzt die Verminderung der Abgabenlasten anpacken, darf dabei aber keinesfalls das Defizit ausweiten."
      Zu den Stolpersteinen beim Abstieg Raffarins in die Niederungen der Budgetpolitik gehört vor allem die versprochene Senkung der Einkommensteuer um jeweils fünf Prozent jährlich. Während die erste Stufe 2002 bereits beschlossen ist und Mindereinnahmen von drei Milliarden Euro verursacht, ist die zweite Rate 2003 im Regierungslager umstritten. So plädierte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses Pierre Méhaignerie dafür, die Entlastung auszusetzen, um die EU-Verpflichtungen einhalten zu können. Postwendend wies Ex-Premier Edouard Balladur den Plan zurück. Steuersenkungen seien ein Mittel, "um das Wachstum anzukurbeln und damit künftige Einnahmen vorzubereiten". Beide gehören Chiracs Partei UMP an.
      Für Finanzminister Francis Mer, zuvor führender Arbeitgeberfunktionär, hat dagegen ein weiteres Wahlversprechen Vorrang: Die Entlastung der Unternehmer von Sozialabgaben. Seine europäischen Kollegen hatte er hinsichtlich der Etat-Folgen bereits vorgewarnt: Der Budgetausgleich könne sich verzögern, aber der Stabilitätspakt sei schließlich "nicht in Marmor gemeißelt". Andere, wie der Finanzpolitiker Philippe Marini, gehen bereits weiter. Er will den Pakt nach der Bundestagswahl zusammen mit dem deutschen Partner "neu diskutieren und reformieren".
      Der Druck dazu steigt mit den sinkenden Konjunkturerwartungen. Raffarin hatte die EU-Regierungschefs beim Treffen in Sevilla wissen lassen, einen ausgeglichenen Haushalt werde man in den nächsten Jahren nur bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent schaffen. Mittlerweile liegen die Prognosen für 2003 bei zwei bis 2,5 Prozent. Hinzu kommt, dass auch in Frankreich derzeit die Steuereinnahmen wegbrechen. Rund zehn Milliarden Euro fehlen im laufenden Etat. Das bislang auf 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts taxierte Staatsdefizit rückt langsam aber sicher auf den Punkt zu, an dem Brüssel seine Frühwarnung verschickt. Spätestens dann werde der Nationalstolz der Franzosen dafür sorgen, meinen Beobachter, dass der öffentlich bislang kaum diskutierte Stabilitätspakt zu einem politischen Thema wird. ROLAND BUNZENTHAL

      Brüssel befürchtet Pakt-Debatte
      Für die EU-Kommission, die sich traditionell als "Hüterin" der europäischen Verträge versteht, ist jede Diskussion über eine Aufweichung des 1997 beschlossenen Stabilitäts- und Wachstumspakts tabu. "Der Pakt gilt, er hat sich bewährt, wir werden an ihm nicht rütteln", wird seit Monaten mehr oder weniger gleich klingend von Währungskommissar Pedro Solbes betont. Allerdings wird der spanische Sozialist auch nicht müde zu wiederholen, das Regelwerk, das die EU-Staaten dazu verpflichtet, spätestens im Jahr 2004 nahezu ausgeglichene Haushalte auszuweisen, werde derzeit seinem "ersten echten Belastungstest" unterworfen.
      Ein Teil dieser Belastungen, so wird in Brüssel eingeräumt, sei dem unerwartet heftigen weltweiten Konjunktureinbruch des vergangenen Jahres geschuldet. Gleichwohl habe es auch hausgemachte Probleme gegeben, wird mit Verweis auf Italien, Frankreich und Portugal kritisch angemerkt: Das Boomjahr 2000 sei nicht angemessen genutzt worden, um in Zeiten des Aufschwungs die nationalen Haushaltsdefizite zu reduzieren.
      Spätestens nach dem 22. September, wenn mit Deutschland auch das letzte der derzeitigen vier Budget-Sorgenkinder im EU-Kreis gewählt haben wird, dürfte die Diskussion über den Pakt richtig losgehen. Wie bereits Bundesfinanzminister Hans Eichel hat auch Luxemburgs Ressortchef Jean-Claude Juncker vor kurzem bemängelt, das Stabilitäts-Regelwerk werde zurzeit "zu mechanisch" angewandt. Die fünfzehn dürften nicht nur auf Defizitwerte starren, sondern müssten sich vor allem Gedanken darüber machen, wie der Pakt in Phasen robusten Wachstums ausgelegt werden solle, verlangt Juncker.
      Die Kommission hat in diesem Punkt bereits in gewisser Weise eingelenkt und im Falle Deutschlands sowie Frankreichs akzeptiert, dass das Ziel der mittelfristigen Defizitsenkung von einem Wirtschaftswachstum von mindestens 2,5 Prozent abhängig gemacht werden soll.
      Auch der britische Schatzkanzler Gordon Brown spricht sich seit längerem dafür aus, das Problem der Verschuldung "flexibel" zu behandeln und insbesondere staatliche Ausgaben mit potenziell wachstumsfördernder Wirkung bei der Berechnung der Defizitquote auszuklammern. Noch weiter geht die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Europa-Parlament, Christa Randzio-Plath: Der Pakt müsse zu einem "Instrument der positiven wirtschaftlichen Koordinierung ausgebaut werden und ein proaktives europaweites Wachstum mit den entsprechenden Investitionen fördern", verlangte die SPD-Politikerin kürzlich. MICHAEL BERGIUS

      Italien will mit Ablass für Steuerhinterzieher die Staatskasse füllen
      Blühen in Italien nur "Träume mitten im Sommer", wie Tommaso Padoa-Schioppa, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank, streng urteilt? Oder will das Land, um seine Finanznöte zu lindern, tatsächlich am Stabilitätspakt rütteln? Lange bevor in diesen Tagen der Politik-Betrieb wieder anfängt, haben einige Zeitgenossen ziemlich laut darüber nachgedacht, wie das Geld für all die ehrgeizigen Projekte der Regierung von Silvio Berlusconi - etwa "weniger Steuern für alle" - aufgetrieben und das Korsett der EU-Regeln gelockert werden kann.
      Anfang August kamen alarmierende Zahlen ans Licht. Die Steuereinnahmen sind der italienischen Notenbank zufolge von Januar bis Juni im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001 um 0,4 Prozent gesunken, die gesamten öffentlichen Schulden um 3,5 Prozent auf 1386 Milliarden Euro gestiegen. Dennoch fand Berlusconi kürzlich bei seinem ersten Auftritt nach wochenlangem Schweigen, dass die Staatsfinanzen "auf der sicheren Seite" seien und die Situation keinen Anlass zu Besorgnis böte.
      In seiner Bestandsaufnahme bewertete der Kabinettschef auch die Inflation von 2,3 Prozent als "nicht desaströs", obwohl eine Rate von 1,4 Prozent geplant war. Die Teuerung führt er in erster Linie auf die Einführung des Euro-Bargelds zurück. Man sei schon aus schlimmeren Situationen herausgekommen. Berlusconi kündigte an, die Tarife für Gas, Wasser und Strom "blockieren" zu wollen, obwohl der Staat nur über geringe Eingriffsmöglichkeiten verfügt. Da aber in der Bevölkerung und bei Verbraucherverbänden große Aufregung über eine aktuelle Welle von Preisaufschlägen herrscht, glaubt der Ministerpräsident "einschreiten" zu müssen.
      Unterdessen wurden die Konjunkturprognosen nach unten korrigiert. In diesem Jahr wird die Wirtschaft nur noch um 0,9 bis ein Prozent wachsen statt um 1,3 Prozent. Für kommendes Jahr lauten die Voraussagen nicht mehr auf 2,9, sondern auf zwei bis 2,3 Prozent. Damit steigt das staatliche Defizit von 1,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf 1,5 Prozent. 2003 soll es dann bei 0,8 Prozent liegen. Um es auf die im Stabilitätspakt vorgesehenen 0,5 Prozent drücken zu können, sind erhebliche Korrekturen an der bisherigen Finanzplanung erforderlich. Dabei geht es um mehr als 20 Milliarden Euro, die der Staat entweder sparen oder sich zusätzlich beschaffen muss.
      Als Einnahmequelle sind Steuer- und Bausünder im Gespräch, die sich gegen einen Obolus von Strafen freikaufen :p. Mit solchen Amnestien hat Italien reiche Erfahrungen, obwohl sie die öffentliche Moral und das Rechtsbewusstsein, den Umweltschutz und die Stadtplanung stark beschädigen. Die Steuersünder, die ihre "vergessene" Erklärung nachholen, könnten dem Staatshaushalt schätzungsweise vier bis zehn Milliarden Euro bescheren.
      Auch die mehr als 200 000 Italiener, die Immobilien ohne Genehmigung hochgezogen haben, hoffen jetzt darauf, gegen ein Bußgeld ihre Schwarzbauten nachträglich legalisieren zu können. Dass es diese Art der rechtlichen Reinwaschung schon mehrfach - zuletzt 1994 unter der ersten Regierung Berlusconi - gab, hat in vielen Regionen, vor allem im Süden der Republik, zur Verschandelung der Landschaft beigetragen. Daher laufen Opposition und Umweltverbände dagegen Sturm.
      Als mitten in den Ferien der Stabilitätspakt ins Gerede kam, meldete sich dessen Vater Theo Waigel zu Wort. Dem Interviewer, der von einem "Korsett" und einer Investitionsbremse sprach, erwiderte der deutsche Ex-Finanzminister: "Ja und, es ist nicht gesagt, dass man den Stabilitätspakt schon beim ersten Anzeichen eines Gewitters verändern muss. Er lässt Manövrier-Spielräume."
      Auch Padoa-Schioppa weist auf die in dem Regelwerk vorgesehene "Flexibilität" hin, die für staatliche Investitionen genutzt werden könne. Ob sich Italiens Super-Minister Giulio Tremonti, ein rüder Euro-Skeptiker, mit solchem Spielraum zufrieden gibt?


      Wie soll da der € kräftig steigen? Und wie kommt Amerika an die zusätzliche, lebensnotwendige Kohle? Wie lange reagieren die Chart-Heinis noch auf das Future-Gefummel? Wer wird Bundeskanzler?


      Nur die Urne war Zeuge
      Sheriff Schröder und Edi "the" Stoiber auf dem Weg zum letzten Duell


      Soweit das Auge reicht ödes, staubiges Land. Bis zum Horizont ausgedörrte Landschaften, Industrieruinen, heruntergekommene Bauernhöfe. Ein paar halb verfallene Bruchbuden, das ist das einst so stolze Germantown. Verzweifelte Menschen betteln um ihr tägliches Brot, angetrunkene, ausgemergelte Gestalten umlagern die einzige, schmuddelige Imbissbude - die letzte Hoffnung liegt in der nächsten Dose Radeberger Pils.
      Die einst blühenden Landschaften wurden heruntergewirtschaftet von Sheriff Schröder und seinen Spießgesellen. Seit vier Jahren regiert der Mann, den sie "El Gerd" nennen, Germantown mit ruhiger und eiserner Hand. Sein Gesetzbuch ist der Colt, sein Regiment auf scharfe Kante genäht. Längst hat Schröder sich zum Büttel der ostelbischen Rancher und Viehbarone gemacht. Und für eine Handvoll Subventionen glaubt er auch die anstehende Sheriffwahl gewinnen und sein Schreckensregime fortführen zu können. Doch die Wiederwahl ist noch lange nicht eingesargt, denn aus dem Süden naht Ungemach....
      Sein Widersacher ist Edi "the" Stoiber, der starke Mann vom Fuß der weiß-blauen Berge. Als Treckführer einer riesigen Rinderherde ist er nach Norden gezogen. Dort erhofft er sich saftige Weidegründe. Doch als er sich mit seiner Kompetenzschwadron Germantown nähert, wird er von Sheriff Schröders Schergen gestoppt. Sie verweigern ihm das Durchzugsrecht zu den fetten Auen Mecklenburgs.
      Aber so leicht lässt Stoiber sich nicht von seinem Ziel wegpommern. Er kennt alle Schliche und Tricks, nicht umsonst pflastern Akten seinen Weg. Und dann hat er auch noch seine Männer fürs Grobe - Fuzzy Huber und Tom Goppel sind versierte Reisende in Sachen Blei. Sie kennen kein Pardon: Wer sich ihnen in den Weg stellt, wird gnadenlos beiseite geräumt. Notfalls durch einen BMW, einen "Bumms mit Wumme".
      Der begnadete Volkstribun Stoiber spürt die Unzufriedenheit der verzweifelten Bürger von Germantown und tritt bei den Wahlen gegen den Sheriff an. Vor der Wahl kommt es zu Einschüchterung, Erpressung, Stimmenkauf. Eddi verspricht den nach einem Befreier gierenden Bewohnern das Blaue vom Himmel, Schröder dagegen setzt ganz auf den Sheriff-Bonus.
      12 Uhr mittags, High Noon, Wahltag … Showdown unter den Linden am Brunnen vor dem Brandenburger Tor. Flirrende Hitze liegt über Germantown, es ist gespenstisch ruhig. Die Bürger haben sich in ihre Häuser zurückgezogen und beobachten aus sicherer Distanz, wie Sheriff Schröder und sein Herausforderer Stoiber Aufstellung nehmen zum finalen Urnengang.
      Die Spannung steigt ins Unerträgliche, als Schröder aus dem schützenden Schatten der Sheriff-Bude in das gleißende Licht der Septembersonne tritt. Auch Stoiber kommt aus seiner Deckung. Mit langsamen Schritten gehen die beiden Männer auf die zwischen ihnen, in der neuen Mitte stehende Urne zu. Noch hat keiner der beiden den Wahlschein gezogen, aber zitternd schweben ihre Hände schon über den Formularen, jeder wartet darauf, dass der andere zuerst den Zettel zieht....
      Da fällt ein Schuss. Von einem Hinterbänkler getroffen, sinkt Stoiber in den Staub. Ein zweiter Knall. Auch Sheriff Schröder taumelt, gefällt von einem destruktiven Misstrauensvotum aus einer Winchester, zu Boden. Langsam treten Friedensrichter Rau, Doc Struck und Fuzzy Huber zu den Verwundeten. Beide röcheln im Staub, aber sie leben noch. Mit letzter Kraft hebt Stoiber seine Stimme: "Spielt mir das Lied vom Glos!" Die nervenzerfetzende Wahlkampfmelodie setzt ein, Greg Gysi, der Totengräber, greift zu seiner Schaufel …

      RÜDIGER KIND
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 08:22:39
      Beitrag Nr. 234 ()
      Guten Morgen.....Japan


      19-Jahrestief: 9275



      Japans Konjunktur drohen neue Risiken
      Wirtschaft ist zuletzt wieder leicht gewachsen / Aber Binnennachfrage liegt darnieder


      TOKIO (dpa/rtr). Japans Konjunktur hat sich mit Hilfe kräftiger Exporte etwas berappelt, wird jedoch von neuen Risiken bedroht. Wie die Regierung mitteilt, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das die gesamtwirtschaftliche Leistung misst, in den Monaten April bis Juni gegenüber dem ersten Jahresviertel um 0,5 Prozent. Der weiter schleppende Konsum, ein Rückgang der Unternehmensinvestitionen und der Industrieproduktion sowie eine Abschwächung der US-Wirtschaft bedrohen jedoch Japans Erholung von seiner nunmehr seit zwölf Jahren dauernden schweren Krise.
      Trotz zunehmender Risiken sieht Wirtschaftsminister Heizo Takenaka keine Notwendigkeit, die offizielle Prognose zu ändern, die für dieses Jahr mit einer Stagnation rechnet. Die Talfahrt sei gestoppt und die Konjunktur ziehe an. Allerdings mussten die Daten über die Entwicklung im ersten Quartal deutlich nach unten revidiert werden. Statt einer Wachstumsrate von 1,4 Prozent steht nun eine Null zu Buche. Im vergangenen Fiskaljahr, das am 31. März endete, schrumpfte das BIP damit um 1,9 Prozent. Bislang war Tokio von minus 1,3 Prozent ausgegangen.
      Als eine der Hauptrisiken machen Ökonomen die hohe Abhängigkeit Japans von der Auslandsnachfrage aus. Diese könnte jedoch wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit in den USA in den nächsten Monaten wieder abflauen, nachdem die Exporte zwischen April und Juni um 5,8 Prozent und im Vorquartal um 4,8 Prozent gestiegen waren. Ob das Land in der Lage ist, einen sich selbst tragenden Aufschwung in Gang zu setzen, gilt denn auch als ungewiss. Die jüngste Erholung könnte sich als kurzlebig erweisen.
      Zumal die Unternehmen ihre Investitionen im Berichtszeitraum um 0,5 Prozent zurückfuhren und damit den seit fünf Quartalen anhaltenden Trend fortsetzten. Im Juli sank zudem die Industrieproduktion saisonbereinigt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der private Konsum, der rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes absorbiert, stieg dagegen zuletzt leicht. Gebremst wird er jedoch durch die Lage am Arbeitsmarkt. Im Juli verharrte die Quote der Jobsuchenden bei 5,4 Prozent und lag damit nur knapp unter dem Nachkriegsrekord von 5,5 Prozent. Demgegenüber gingen die Verbraucherpreise den 34. Monat in Folge zurück. Die seit Jahren anhaltende Deflation in Japan erhöht die reale Schuldenlast von Verbrauchern sowie Unternehmen und drückt die Gewinne der Firmen.
      Im September soll über die Höhe einer Steuersenkung befunden werden. Nach Einschätzung eines Regierungsgremiums reicht eine Entlastung im Volumen von einer Billion Yen (8,5 Milliarden Euro) möglicherweise nicht aus, um die Konjunktur anzukurbeln.


      .....Südamerika


      NEW YORK (dpa-AFX) - Die Analysten von JP Morgan rechnen nicht mit einem kurzfristigen Totalzusammenbruch der brasilianischen Staatswirtschaft. Die bereits bewilligten Kredite sollten das angeschlagene südamerikanische Land zunächst vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren, hieß es in einer am Mittwoch in New York vorgelegten Studie.
      Zuvor hatten sämtliche ausländische Investoren angekündigt, dass sie den Geldhahn für Brasilien nun endgültig abdrehen wollten. Einzig der Internationale Währungsfonds (IWF) ist weiterhin als Geldgeber für den Staat verfügbar.
      Vor allem die Rückgänge bei den Exporten hätten die finanzielle Lage von Brasilien belastet, sagten die Experten. Nun komme es darauf an, das Vertrauen der ausländischen Investoren in die inländische Wirtschaft wiederzugewinnen. Eine zentrale Aufgabe der im Oktober neu zu wählenden Regierung werde es daher sein, mit dem mittelfristigen Ausblick auf die brasilianische Wirtschaft neue Geldgeber anzulocken. Diese Aufgabe könnte sich jedoch als schwierig erweisen, da nicht nur die lokale Wirtschaft schwächle, sondern die wichtigsten Branchen - wie Telekommunikation und Energie - weltweit in einer Krise steckten.
      Die Experten warnen jedoch davor, die Situation Brasiliens mit der seiner gebeutelten Nachbarländer zu vergleichen. Der brasilianische Staatshaushalt sei wesentlich stärker aufgestellt als der Haushalt von Argentinien oder Uruguay. Zu dem sei das Vertrauen der Brasilianer in ihr Bankensystem höher als bei anderen südamerikanischer Staaten./bl/sh


      SIEGBURG (epd). Zwei Jahrzehnte nach ihrem Ausbruch ist die Schuldenkrise der Entwicklungsländer nach Auffassung von Experten ungelöst. Ihre Auslandsverbindlichkeiten haben im Jahr 2000 einen Höchststand von knapp 2,5 Billionen Dollar erreicht, wie das Südwind-Institut in Siegburg erklärt. Lateinamerika leide derzeit am stärksten. Das Institut sieht die Sanierungsstrategien des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der anderen Gläubiger als gescheitert an.
      Im August 1982 hatte sich Mexiko für zahlungsunfähig erklärt. Dies gilt als Beginn der Krise. Südwind zufolge verdoppelte sich der Schuldenstand des Subkontinents in den 80er Jahren auf 441 Milliarden Dollar und betrug 1999 bereits 706 Milliarden. Auf Grund der Turbulenzen in Argentinien, Brasilien und Ecuador ist dieser Betrag inzwischen weiter gestiegen.
      Südwind fordert ein faires und transparentes Schiedsverfahren für überschuldete Länder, das durch eine neutrale Instanz geleitet werden müsse. Der IWF, selbst Gläubiger, komme dafür nicht in Frage.


      BUENOS AIRES rtr Das krisengeschüttelte Argentinien hat beim Internationalen Währungsfonds (IWF) formell Zahlungsaufschub für eine im September fällige Rate von 2,7 Milliarden US-Dollar beantragt. Dieser würde Argentinien auch vor einem Zahlungsverzug bei seinen multinationalen Kreditgebern bewahren. Mit seinen Schulden bei privaten Gläubigern ist das lateinamerikanische Land schon seit Monaten im Verzug. Der IWF hatte am Donnerstag zwar Fortschritte bei der finanzpolitischen Lage anerkannt. Bevor Argentinien mit einem neuen Hilfspaket rechnen könne, seien noch einige "wichtige Punkte" zu klären, hatte IWF-Sprecher Tom Dawson erklärt und auf die Geldpolitik und den Bankensektor verwiesen.


      .....Bären :D
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 16:11:22
      Beitrag Nr. 235 ()
      Stroh-Rum: 80
      Yeah Volltreffer!

      Erste voröffentliche Ergebnisse der Karotten-Biege-Aktion


      Blödes Volk :D
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 18:17:41
      Beitrag Nr. 236 ()
      Dow geht nun auf 7500 runter. Diese Unterstützung wird nicht halten und dann ... :D:D:D:D... zack zack zack auf 6300! :eek: :D :lick:
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 07:10:06
      Beitrag Nr. 237 ()
      Hallo Mario :)


      Die Vereinigten Staaten haben Schelte verdient
      Von J. Bradford DeLong

      Im vergangenen Jahrzehnt wurde die Welt von jenen Amerikanern belehrt, die das Wirtschaftssystem der USA schlicht für perfekt hielten. Die große Bedeutung des Wettbewerbs, lockere Arbeitsgesetze und ein dünnes soziales Netz haben angeblich Dynamik und hohe Wachstumsraten gezaubert.
      Europa wurde geraten, das Modell der USA zu übernehmen und die Arbeitsmärkte zu liberalisieren. Die Japaner sollten die Verluste, die ihnen ihr Bankensystem beschert, verstaatlichen. Die erfolgreich arbeitenden Teile sollten sogleich wieder privatisiert, der Rest liquidiert werden. Den Tigerstaaten Ostasiens wurde nahegelegt, ihr Finanzsystem, das auf Universalbanken beruht, durch das anglo-amerikanische Modell der liquiden Finanzmärkte zu ersetzen. Andere Entwicklungsländer ließ man wissen, dass folgende Faktoren sie daran hindern, am Reichtum der neuen globalisierten Wirtschaft teil zu haben: ihre Handelsschranken, ihre erfolglose Politik gegen Steuerhinterziehung und ihr Mangel an starken Regierungen, die Eigentums- und Vertragsrechte gegen die Interessen der lokalen Prominenz, der organisierten Kriminalität und - ganz wichtig - gegen ihre eigenen Funktionäre durchsetzen können. Nun aber muss sich Amerika vom Rest der Welt anhören, wie seine nicht mehr ganz so perfekte Wirtschaft zu retten sei.

      Die Gier bestimmt das Handeln***
      In manchen Ländern stehen die Manager unter der Kontrolle großer Universalbanken, deren Vertreter im Aufsichtsrat sitzen und über umfangreiche Aktienstimmrechte verfügen. In vielen anderen Teilen der Welt unterstehen Manager der Kontrolle plutokratischer Familien, die an der Spitze von Firmenpyramiden stehen. In den USA wiederum sind Manager gezwungen, für eine gute Performance zu sorgen, weil ihr Schicksal über erfolgsabhängige Vergütungen eng mit dem der Aktionäre und des Unternehmens verbunden ist. Dabei hatten amerikanische Manager sehr viel weiter gehende Freiheiten als ihre ausländischen Kollegen, so dass ihre Entscheidungen auch nicht behindert oder hinterfragt wurden. All das sollte für Dynamik sorgen.
      Stattdessen etablierte sich ein allzu ungezwungener Umgang mit der Buchführung. Und es ist kein Wunder, dass Bosse, die nicht mit starken Gewinnen aufwarten konnten, ihre Bücher frisierten. Nun müssen sich die Amerikaner sagen lassen, dass sich der Staat nun einmal nicht einfach ganz aus der Verantwortung stehlen und sogar noch die Kontrolle dem Markt überlassen kann. Der Staat hat dafür zu sorgen, dass Anleger und Öffentlichkeit mit präzisen Wirtschaftsinformationen versorgt werden, nicht mit irgendwelchen, von der Gier der Manager geprägten Daten.
      Unglücklicherweise ist die derzeitige Regierung in Amerika heftig bemüht, die Bedeutung gewisser Tatsachen herunterzuspielen. Hierzu gehören nicht zuletzt die zeitgerechte Information über Insiderhandel - schließlich hat das der Präsident selbst unterlassen, als er noch Geschäftsmann war.

      Bildung verliert an Bedeutung
      Auch ist es in Amerika in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem gesellschaftlichen Wandel von einer Mittelstandsgesellschaft, ähnlich der in europäischen Sozialdemokratien, hin zu einem Gebilde mit einer derartigen Konzentration des Reichtums gekommen, wie man ihn vor dem ersten Weltkrieg nicht gekannt hat. Eine treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist, dass sich Amerika von seinem Schwerpunkt auf Bildung zurückgezogen hat. Durch die schlechter werdende Qualität der öffentlichen Schulen, die Reduktion der finanziellen Mittel für öffentliche höhere Schulen und mangelnden politischen Willen, höhere Bildung für jedermann erschwinglich zu machen, entstand eine ständig wachsende Kluft zwischen denjenigen, die sich Bildung leisten können und denjenigen, deren finanzielle Mittel nicht dafür reichen. Obwohl der Bedarf an mehr privaten und öffentlichen Investitionen in das Bildungswesen vom wirtschaftlichen Standpunkt gesehen, größer als je zuvor ist, können die meisten Menschen nicht genug sparen, um sich Bildung auch leisten zu können. Obendrein kommt der Bildung, entgegen allen Aussagen von Politikern, nicht jener bundespolitische Stellenwert zu, den sie verdient.
      Nachdem Amerika so lange Zeit eine Vormachtstellung innehatte, sollte es die Schelte von heute mit Würde ertragen.

      Der Autor lehrt Wirtschaftswissenschaften an der University of California in Berkeley.



      ***Sie stahlen, logen und tricksten. Jetzt sind ihre Unternehmen bankrott, doch die Skandal-Manager von Enron, WorldCom & Co. leben wie Könige in 15-Millionen-Dollar-Palästen - das US-Recht macht`s möglich.
      von Hendrik Ankenbrand

      New York - "Gier ist gut", sagte der Börsenhai Gordon Gekko vor 15 Jahren im Film "Wall Street" und beschrieb mit drei Worten das Lebensgefühl einer ganzen Nation, die bis Herbst letzten Jahres erfolgreiche Firmenbosse und Aktienhändler wie Stars verehrte. Dann kam der Enron-Skandal Stück für Stück ans Tageslicht, und mit ihm kam Amerikas Sinneswandel. "Eine ganze Nation von Anlegern schreit nach dem Blut der "white collars", beschreibt die "New York Times" die gegenwärtige Wut der amerikanischen Privatanleger. Die geprellten Aktionäre verlangen die Köpfe auf den "Weißen Krägen", die Tausenden Anlegern die Altersvorsorge raubten: Manager, die zuerst den Wert ihrer Unternehmen mit gefälschten Bilanzen in ungeahnte Kurshöhen katapultierten, dann mit dem Verkauf ihrer Firmenanteile an der Börse Milliarden von Dollar verdienten und schließlich das Unternehmen in die Pleite schlittern ließen. Nun wollen die Opfer das investierte Geld zurück. Doch das wird anderweitig gebraucht - für das Heimkino von Scott Sullivan zum Beispiel.

      Das private Filmtheater steht in der "Le Lac Road" in Boca Raton, einem glamourösen Ferienparadies an der Küste Floridas. Scott Sullivan, der gefeuerte Finanzchef des bankrotten US-Kommunikationsriesen WorldCom, wacht dort über den Ausbau seines Ferienhäuschens: 117 Fenster, 87 Türen, neun Kühlschränke, vier Mikrowellen, Garagen für sechs Autos, ein Kino, ein Fitnessraum und sechs Whirlpools haben Lokalreporter auf dem Anwesen mit Seeblick gezählt. 1500 Quadratmeter Wohnfläche weisen die Architektenpläne aus. Sullivan ist ein Mann, der nicht kleckert, wenn er klotzen kann. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Zeit als WorldCom-Vorstand 3,85 Milliarden Dollar falsch verbucht und so tatsächliche Verluste in fiktive Gewinne verwandelt zu haben. Die WorldCom-Aktien, die auf dem Höhepunkt des Börsenbooms insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar wert waren, sind inzwischen fast wertlos, das Unternehmen hat Konkurs angemeldet. Die Gläubiger stehen Schlange, doch solange Sullivan sein Geld in den Hausbau steckt, werden die geprellten Anleger davon keinen Cent sehen - und ist das ist ganz legal. Denn das sonnige Florida ist einer von sechs amerikanischen Bundesstaaten, die das Sprichwort "My home is my castle" wörtlich nehmen: Häuser dürfen im "Sunshine-State" nicht gepfändet werden.

      "Paradiese für Reiche in Geldsorgen" seien Florida, Texas und vier weitere Bundesstaaten, in denen die sogenannten "Eigenheim-Klauseln" gelten, kritisieren Insolvenzrechtsexperten. Auch wenn der Besitzer eines Hauses etwa als Geschäftsführer persönlich für den Konkurs seines Unternehmens haftbar ist, darf der Wohnsitz nicht gepfändet werden - wie pleite er immer auch ist. "Viele Geschäftsleute, die sehen, dass sie oder ihre Firma in finanzielle Schwierigkeiten geraten, bauen noch schnell einen Swimmingpool oder stecken ihr Geld auf andere Art ins Haus", sagt der Rechtsprofessor Jeffrey Davis von der Universität Florida. "Das Geld ist dann vor ihren Gläubigern sicher." In Texas braucht der Hausbesitzer für diese Sicherheit im Bundesstaat noch nicht mal seinen ersten Wohnsitz zu haben. Es reicht schon aus, wenn er das Haus nur mietet und irgendwo anders in den USA lebt.

      Seit der Enron-Krise sind die Amerikaner jedoch äußerst sensibel geworden, was den pompösen Lebensstil von Pleitemanagern angeht. Wen wundert`s, dass Politiker nun versuchen, auf der allgemeinen Empörungswelle mitzureiten. "Mit jedem Jahr, das vergeht, erfahren wir von neuen Fällen, in denen Schurken in Staaten wie Florida und Texas ihren persönlichen Bankrott erklärt haben und trotzdem weiterhin in ihren Multimillionen-Dollar-Anwesen wie Könige leben", erzürnt sich Herb Kohl, Mitglied des amerikanischen Senats. In der Tat scheinen die Pleitiers der US-Wirtschaft eine gemeinsame Vorliebe für solche Bundesstaaten zu besitzen, die das Recht am Eigenheim besonders hoch in Ehren halten:

      Als Andrew Fastow im Oktober letzten Jahres als Finanzvorstand des Energiehändlers Enron gefeuert wurde, waren die Bauarbeiten an seinem 1060 Quadratmeter großen Haus in Houston bereits in vollem Gange. Der Wert des Hauses wird auf zwei Millionen Dollar geschätzt. Fastow galt bei Enron als "Bilanzmagier". Er gründete Tochterfirmen, in denen er Schulden in dreistelliger Millionenhöhe versteckte. Die US-Fahnder vermuten, dass Enron durch diese Finanzmanöver die Gewinne und damit den Aktienkurs in die Höhe getrieben hat. Mittlerweile ist die Firma pleite, die Aktien sind wertlos.

      Fastows ehemaliger Chef, der Ex-Enron-Verwaltungsratsvorsitzende Kenneth Lay und der Ex-Enron-Manager Thomas White mussten aufgrund der Pleite ihre zahlreichen Villen und Appartements in allen Ecken der USA verkaufen - nicht so in Texas und Florida. Lay braucht sich über sein sieben Millionen Dollar teures Penthouse in Houstons feinster Wohngegend zunächst keine Sorgen zu machen, dort ist es sicher. Auch White, der gezwungen war, sich von seinem Penthouse in Washington und von zwei luxuriösen Anwesen im Nobel-Skiort Aspen zu trennen, konnte sein 6,5-Millionen Dollar-Anwesen mit Privatstrand an der Golfküste in Florida behalten. Zur Zeit baut er nicht weit entfernt im Prominentenparadies Naples eine weitere Bleibe mit 1300 Quadratmeter Grundfläche.

      Gary "Scary" Winneck, Präsident des Glasfasernetzbetreibers Global Crossing, hat die viertgrößte Pleite der US-Geschichte zu verantworten und 54 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung vernichtet. In Beverly Hills renovieren laut "Los Angeles Times" bis zu hundert Arbeiter Winnicks Prachtvilla, die er für schlappe 92 Millionen Dollar erstand. Der Hausherr, dem Bilanzfälschung vorgeworfen wird, kann dort zwischen 64 Zimmern wählen. Die "L.A. Times" schätzt die Kosten des Umbaus auf 30 Millionen Dollar.

      Dennis Kozlowski, der frühere CEO des Mischkonzerns Tyco und einstiger Börsenstar, nennt in Boca-Raton eine 19-Millionen-Villa sein Eigen, ein auf einer vor Massachusetts Küste gelegener Insel 680 Quadratmeter großes Ferienhaus für sechs Millionen Dollar und ein weiteres Ferienhaus an der Küste von New Hamshire. Bezahlt hat den Strafverfolgunsbehörden zufolge alles Tyco. Aus dessen Firmenkasse soll sich der Chef Kozlowski mit insgesamt 135 Millionen Dollar bedient haben. Mit dem Firmengeld habe Kozlowski auch sein 18-Millionen-Dollar Appartement an New Yorks Fifth Avenue bezahlt. Außerdem leistete sich der Top-Manager einen eigenen Koch, einen eigenen Fitness-Trainer, einen persönlichen Leibarzt und einen goldenen Duschvorhang für 6000 Dollar - die Rechnung ging wohl stets an Arbeitgeber Tyco.

      Die wütenden Stimmen von zahlreichen Rechtsprofessoren, Verbraucherverbänden und Politikern der letzten Monate, die im Rahmen der Reformierung des amerikanischen Bilanzrechts auch die "Eigenheim-Klausel" kritisierten, blieben im Weißen Haus nicht ungehört. Seit Beginn der Enron-Krise steht die amerikanische Regierung unter immensem Druck, das verlorene Vertrauen der Anleger in die Märkte wieder herzustellen. Neben dem Eid, den die Firmenchefs künftig auf ihre Bilanzen legen und für den sie "nach bestem Wissen und Gewissen" gerade stehen müssen, werden auch die "Eigenheim-Klauseln" beschnitten. Beschnitten, wohlgemerkt, nicht beseitigt. So dürfen die Behörden zwar künftig Häuser pfänden, wenn der Betroffene sie weniger als 40 Monate vor seiner Bankrotterklärung gekauft hat. Allerdings gibt es einen "Freibetrag" in der Höhe von 125.000 Dollar, der auch bei selbst verschuldeter Konkurserklärung nicht angetastet werden darf.

      Vielen Kritikern geht das neue Gesetz bisweilen nicht weit genug. "Auch danach können die Reichen weiterhin ihre Häuser behalten", kritisiert der amerikanische Verbraucherverband SFA. Nur wenn die Gerichte dem Angeklagten einen schweren Betrug nachweisen und eine Verurteilung erreichen könnten, hätten die Behörden die Chance, auf die Häuser zuzugreifen.

      Ob und wie viel die Skandal-Manager zurückzahlen, bleibt ohnehin völlig offen. Vieles hängt davon ab, ob die Behörden den Beschuldigten kriminelles Handeln nachweisen können. Zumindest der Anfang scheint gemacht: Kürzlich bekannte sich Michael Kopper, ehemaliger Chefbuchhalter des bankrotten US-Energiehändlers Enron, als erster Mitarbeiter der gegen ihn erhobenen Vorwürfen der Geldwäsche und der Verschwörung zum Betrug schuldig. Kopper war maßgeblich daran beteiligt, jene Nebenfirmen zu gründen und zu betreiben, in denen Enron Verluste und Schulden in Milliardenhöhe versteckte. Da diese Transaktionen hochkomplex waren, ist es für die Strafverfolgungsbehörden schwer, eine Betrugsanklage hieb- und stichfest zu machen. Mit Koppers Geständnis haben die Ermittler nun erstmals die Chance, eine Anklage gegen die Vorstände von Enron zusammenzutragen. Auch acht Monate nach dem Konkurs von Enron wurden bisher weder dessen ehemaliger Finanzvorstand Fastow noch die beiden Ex-Vorstandsvorsitzenden Kenneth Lay und Jeffrey Skilling strafrechtlich belangt.

      Die Medienberichte über den unvorstellbaren Reichtum heizen die Wut der geschröpften Kleinanleger auf die Pleitemanager an. "Eigentlich, Gordon, alter Junge, ist Gier nicht gut. Gier ist verwerflich!", antwortet das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Fortune" dem Börsenhai Gekko 15 Jahre später. Amerika hat genug. Und auf öffentliche Vergebung darf ein Pleite-Kaiser wie Gary Winnick auch dann nicht hoffen, wenn er den Ausbau seines 92-Millionen-Dollar Schlosses mit dem Verweis auf das Gemeinwohl rechtfertigt: Schließlich restauriere er mit dem unter Denkmalschutz stehenden Palast eine der bedeutsamsten Immobilien von Los Angeles für die Nachwelt.



      Lust auf einen Zock? :laugh:

      Reich werden mit der PDS
      Wer eine Wahlwette auf die PDS abschließt, kann viel Geld verdienen - falls sie die Wahlen gewinnen sollte


      BERLIN rtr/taz Wer in London auf die PDS als stärkste Partei setzt, darf auf eine Quote von 1:151 hoffen. Für einen Pfund Einsatz könnte im Falle eines Wahlsiegs also mit 151 Pfund Gewinn gerechnet werden. Die Buchmacher von Ladbrokes, London, sehen damit die Chancen der PDS auf einen Wahlsieg ähnlich mies wie die Meinungsforscher. Die Chancen des Bundeskanzlers auf eine zweite Amtszeit sind laut Ladbrokes dagegen gestiegen.
      Das Wettbüro setzte die Quote für Schröder von bisher 1:3 auf 1:2 herunter. Unions-Kandidat Edmund Stoiber (CSU) wird von Ladbrokes weiter als Favorit für die Kanzlerschaft geführt. "Die Deutschen sind von Schröders Flutmanagement sichtlich beeindruckt", kommentierte ein Sprecher. In der Wette "Welche Partei erhält die meisten Sitze?" liegt die CDU/CSU bei Ladbrokes mit einer Quote von 1:1,33 zurzeit klar in Führung. Die SPD kommt auf eine Quote von 1:2,75. FL
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 08:41:15
      Beitrag Nr. 238 ()
      Endlich hab ich den Thread gefunden
      http://www.derspekulant.de/
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 14:42:55
      Beitrag Nr. 239 ()
      Hier sind bis zu 25% drin, ohne Kriegsgefahr:


      Brasilien-Anleger müssen zittern
      Vertrauenskrise gefährdet die Zahlungsfähigkeit / Einige Banken raten zum Ausstieg aus Anleihen

      Von Martin Hesse

      München – Der IWF-Kredit an Brasilien hat die Finanzkrise des Landes vorübergehend gelindert. Doch Analysten warnen, noch immer drohe mittelfristig ein Schuldenmoratorium. Anleihen-Besitzer könnten wie bereits in Argentinien Milliarden verlieren. Sie hoffen nun auf einen günstigen Ausgang der Präsidentschaftswahl.
      Banken und Fondsmanager sind besorgt über die finanzielle Lage Brasiliens. Obwohl der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land vor wenigen Wochen eine Kreditlinie über 30 Milliarden Dollar eröffnet hat, halten Analysten ein Zahlungsmoratorium Brasiliens, also eine Einstellung des Schuldendienstes, schon 2003 für möglich. Mehrere Banken, etwa die Deutsche Bank und die Landesbank Baden Württemberg (LBBW) raten ihren Privatkunden derzeit, Brasilienanleihen zu verkaufen.
      Dabei lassen die jüngsten Nachrichten vom Zuckerhut die Anleger hoffen. So schob sich Jose Serra, der Regierungskandidat für die Präsidentschaftswahl im Oktober, in der jüngsten Umfrage nahe an den zweiten Platz hinter dem Linkspopulisten Lula da Silva heran. Die Sorge, da Silva könnte den Schuldendienst im Falle eines Wahlsieges aussetzen, hatte zu der Vertrauenskrise beigetragen, in der Brasiliens Wirtschaft steckt.

      Riesiger Schuldenberg
      Die zweite gute Nachricht kam vor gut einer Woche von den Gläubigerbanken Brasiliens. 16 Kreditgeber kündigten an, ihr Geschäft in der größten südamerikanischen Volkswirtschaft vorerst aufrecht zu erhalten. Doch Analysten – teils derselben Banken – halten das für ein Lippenbekenntnis. Die Gläubigerbanken befinden sich in einer Zwickmühle. Zwar sehen sie die Gefahr, das verliehene Geld zu verlieren und haben nach Angaben von Mauro Toldo, Analyst für Emerging-Market-Anleihen bei der DZ Bank, ihr Geschäft in Brasilien seit Jahresbeginn bereits um etwa 30 Prozent zurückgeschraubt. Äußern sich die Banken jedoch öffentlich zu negativ über die Chancen Brasiliens, der Schuldenfalle zu entkommen, erhöhen sie noch die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zur Zahlungsunfähigkeit kommt. Die vertrauensbildende Maßnahme der Banken erfüllte zunächst ihren Zweck: Der Renditeabstand brasilianischer Staatsanleihen zu vergleichbaren US-Papieren verringerte sich von zeitweise weit über 20 auf zuletzt gut 16 Prozentpunkte.
      Das Schrumpfen dieser Risikoprämie ist für Brasilien überlebenswichtig. „Bei einem Zinsabstand von 17 bis 18 Prozent dürfte Brasilien im Jahr 2003 Probleme bekommen, die Schulden zu bedienen“, sagt Martin Demmel, Fondsmanager für Schwellenland-Anleihen bei Activest. Das Land hat Auslandsschulden von fast 250 Milliarden Dollar angehäuft, rund 117 Milliarden davon in Form von Anleihen. Sie lauten zumeist auf Dollar, aber auch in zweistelliger Milliardenhöhe auf Euro und seine Vorgänger. Weil der Real in den vergangenen Monaten massiv an Wert verloren hat, ist die Schuldenlast zuletzt noch gewachsen. Kann Brasilien den Zahlungsverpflichtungen tatsächlich nicht nachkommen, dürfte dies auch deutsche Privatanleger massiv treffen. Brasilianische Staatsanleihen wurden bis vor kurzem von Banken und Sparkassen als steuersparende Anlage mit hoher Verzinsung empfohlen.:D Bankenkreise schätzen das bei deutschen Privatanlegern liegende Volumen auf mindestens eine Milliarde Dollar.
      Jetzt hoffen die Anleger, dass Jose Serra die Präsidentschaftswahl doch noch für sich entscheiden und das Vertrauen der Kapitalmärkte wieder herstellen kann. „Doch egal wer die Wahl gewinnt – der neuen Regierung müsste die Quadratur des Kreises gelingen“, sagt Elke Speidel-Walz, Analystin bei der Deutschen Bank. Zum einen müsse die Wirtschaft dauerhaft weitaus stärker wachsen als um die von der Regierung anvisierten 1,5 Prozent. Auf der anderen Seite müsse die Regierung drastisch sparen, damit der Schuldenberg nicht weiter anschwillt. Der IWF hat die Freigabe von 24 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket an die Bedingung geknüpft, dass der Budget-Überschuss vor Zinszahlungen bei mindestens 3,75 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt. Activest-Fondsmanager Demmel hält das Ziel für sehr ambitioniert. Behalten die Pessimisten recht, könnte der Großteil des IWF-Geldes also gar nicht ausgezahlt werden. Noch gefährlicher wäre ein Szenario, das Matthias Krieger, Analyst bei der LBBW, entwirft: „Lässt der Wahlausgang Zweifel an der künftigen Regierungspolitik, dann kann das Vertrauen, dass mit dem IWF-Kredit erkauft wurde, schnell dahin sein und die Kapitalflucht sich erneut beschleunigen.“



      Oder sichere 9% mit Kriegsgefahr:


      Der Iran denkt darüber nach, eine weitere Anleihe am Eurobondmarkt zu begeben. Schon im nächsten Monat könnte ein Anleihe über umgerechnet 950 Mill. US-Dollar aufgelegt werden, berichtet die iranische Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf Notenbankchef Mohsen Nourbakhsh.

      Bloomberg/cü TEHERAN/FRANKFURT. Eine definitive Entscheidung sei allerdings noch nicht getroffen. Auch Laufzeit und Währung stünden noch nicht fest. Die Rede sei allerdings von einer Emission in zwei Tranchen.
      Erst im Juli war der Iran mit einer Anleihe über insgesamt 625 Mill. Euro an den Kapitalmarkt zurückgekehrt. Die erste Anleihe des Landes seit der islamischen Revolution 1979 war auf reges Interesse gestoßen und dementsprechend von ursprünglich geplanten 500 Mill. Euro aufgestockt worden. Konsortialführer waren die europäischen Banken BNP Paribas und Commerzbank Securities.
      Der Iran wird von der Ratingagentur Fitch mit der Bonitätsnote B+ – entsprechend schwacher Kreditwürdigkeit – eingestuft. Dabei hat der Iran jedoch von den über 60 Staaten, die auf der Beobachtungsliste von Fitch stehen, die niedrigste Schuldenquote. Das Land ist der zweitgrößte Ölproduzent im Nahen Osten und verfügt zudem über die zweitgrößten Erdgasvorkommen der Welt.
      Die amerikanische Ratingagentur Moody’s hatte ihre Bonitätseinstufung wegen der Sanktionen der USA gegen den Iran zurückgezogen. US-Bürgern ist es offiziell untersagt, im und mit dem Iran Geschäfte zu machen. Das Land unterstütze bestimmte Terrorgruppen, heißt es dazu aus Washington. Wer gegen die so genannten „Iranian Transactions Regulations“ von 1987 verstößt, muss bis zu 500 000 Dollar Strafe zahlen.
      Die im Juli begebene Anleihe wurde von Investoren aus dem Mittleren Osten und aus Europa gekauft. Der Rückzug des Ratings von Moody’s hatte die Anleger nicht gestört. Die Rendite von 8,95 % für eine Laufzeit von fünf Jahren hatten einige europäische Investoren jedoch als zu gering kritisiert.



      Larry Hagman (J.R. Ewing aus "Dallas" in der "Süddeutschen Zeitung" vom 24.08.) über den US-Präsidenten:

      "Während der Idiot Reagan gefährlich, aber nicht eigentlich dumm war, sieht die Sache bei George W. Bush schon anders aus: Das Land wird von einem Menschen regiert, der gefährlich und dumm ist. Bush fällt komplett aus dem Rahmen dessen heraus, was Sie und ich unter einem sozialisierten Menschen verstehen. Er kann nicht reden. Er kann nicht lesen. Er ist Legastheniker. Und jetzt kommt das Beste: Er ist unser Präsident."


      Einsamer Vasall
      Je näher Tony Blair Bush und dessen zunehmend chaotischer Administration rückt, desto isolierter wirkt er im eigenen Land

      Von Peter Nonnenmacher

      Gestiefelt und gespornt steht Großbritannien an der Seite der USA: Wenn es denn losgehen soll gegen Irak, darf Washington mit Londons Beistand rechnen. Die jüngsten Versicherungen des Premierministers Tony Blair in dieser Richtung knüpfen die britische Gefolgschaft jedenfalls nicht an Bedingungen: So sich die UN als untauglich erweisen sollten im Austrag des Konflikts mit Bagdad, will der britische Regierungschef notfalls auch ohne Segen der internationalen Gemeinschaft US-Aktionen unterstützen.
      Nach Blairs Auffassung nämlich hat die gesamte Welt "eine Pflicht", sich mit den USA gegen den internationalen Terrorismus zu stemmen. Man dürfe die USA "nicht allein lassen" in dieser Konfrontation, findet er. Saddam stelle "eine echte und einzigartige Gefahr" für den Frieden dar, und nur durch Solidarität mit den US-Amerikanern, nicht durch "gefährlichen Antiamerikanismus", verschaffe sich Europa das Recht, ernst genommen zu werden.
      Auch viele seiner Landsleute hat der Premier mit der Leidenschaft seines neuen Treueschwurs überrascht, zumal der sonst immer auf Popularität bedachte Blair sich damit in scharfen Gegensatz zur öffentlichen Meinung auf der Insel setzt. Denn die große Mehrheit der Briten lehnt einen Vorbeuge-Krieg gegen Irak, zumal ohne Rückendeckung der UN, entschieden ab. In der Regierungspartei reicht der Widerstand weit über den linken Flügel hinaus, und durchs Kabinett zieht sich bereits ein gefährlicher Riss. Gewerkschafter, Bischöfe, Diplomaten, selbst einige prominente Tory-Politiker machen gegen die neue Etappe des amerikanischen Anti-Terror-Kreuzzugs mobil.
      Vor diesem Hintergrund nimmt sich Tony Blair als ein recht einsamer Vasall, als ein trotziger Loyalist unterm Sternenbanner aus. Was ihn zu dieser Haltung bewogen hat, darüber gehen die Ansichten auseinander. Das Ganze sei ein taktisches Manöver, glauben manche Blair-Anhänger: Der Premier suche Krieg abzuwenden, indem er die USA vor katastrophaler Isolation bewahre und Bush mit gutem Rat auf Bahnen der Verständigung dränge. Blair suche sich, meinen andere, als furchtloser Atlantiker zu präsentieren, um bei der kommenden Schlacht um den Euro nicht europäischer Einseitigkeit geziehen werden zu können.
      Skeptiker gehen davon aus, dass die langen, bitteren Jahre der Labour-Ohnmacht (in der Reagan-Thatcher-Ära) Blair zu der Überzeugung geführt haben, er müsse um jeden Preis an der Seite des jeweiligen US-Präsidenten stehen, wer dieser Präsident auch sei. Die schärfsten Kritiker, die in der Irak-Krise ein Ringen nicht um weltweite Sicherheit, sondern um Öl-Quellen und US-Dominanz sehen, werfen Blair vor, sich mit seinem "moralischen Imperialismus" den USA als europäisches Feigenblatt anzudienen.
      Blair selbst weist derlei Interpretationen von sich, weiß aber natürlich, dass seine Position Fragen aufwirft und er mit seinem Solo-Akt erhebliche Risiken eingeht. Der Briten-Premier läuft nicht nur Gefahr, bei einer Überschätzung seines Einflusses den Kriegssog zu verstärken, statt ihn einzudämmen. Je näher er Bush und dessen zunehmend chaotischer Administration rückt, desto isolierter wirkt er im eigenen Land.


      Soviel zu den hirnlosen Gestalten jenseits und deren profilierungssüchtigen Medienheini diesseits des Atlantiks. Vorerst!
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 16:12:36
      Beitrag Nr. 240 ()
      Put + September == $$$$$ oder €€€€€! :D
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 22:23:22
      Beitrag Nr. 241 ()
      Vorsicht Mario, das könnte auch schnell kaputt gehen. :eek:


      Die Bank-Türme in Tokio geraten erneut ins Schwanken
      Von Bernd Weiler

      Stetig fällt der Nikkei-Index - und mit ihm das Anlage- und Beteiligungsvermögen der japanischen Finanzinstitute. Die Angstschwellen werden immer niedriger gesetzt, doch die Gefahr einer Bankenkrise wird dadurch nicht kleiner. Die letzten Reserven und versteckten Gewinne, die die Institute noch in ihren Büchern haben mögen, sind bald ausgeschöpft. Zunächst galt ein Nikkei-Niveau unter 11000 Punkten als gefährlich für Nippons Banken, dann war von weniger als 10000 die Rede. Als der Index am Mittwoch für kurze Zeit - erstmals seit August 1983 - unter 9000 Punkte fiel, war die Gefahr allgegenwärtig: Die Banktürme in Tokio wackeln wieder. Die Institute haben die Zeit seit der asiatischen Finanzkrise nicht genutzt, um ihre faulen Kredite auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
      Inzwischen haben sogar Hartgesottene die Geduld verloren. Der Gouverneur von Tokio, der seine Beamten prüfen lässt, ob die Gelder der Kommune auf sicheren Konten liegen, drohte der größten Bankengruppe Japans, der Mizuho Holdings: Konten könnten gekündigt und zu amerikanischen Banken transferiert werden. Diese Drohung muss den populistischen Nationalisten Überwindung gekostet haben, wettert er sonst doch gern über Ausländer oder die amerikanischen Streitkräfte.
      Wenn schon Ishihara erwägt, das Kapital der Hauptstadtpräfektur zur Citibank zu tragen, könnte bald eine Kettenreaktion vieler verunsicherter Kunden folgen, kleinere Institute könnten in Liquiditätsengpässe geraten. Die Regierung hat kaum eine andere Wahl, als die Staatsgarantien auf Kundeneinlagen zu verlängern. Den Banken wird dieser Schutz nicht zur Genesung reichen.



      Von NICOLE BASTIAN, Handelsblatt

      Zusätzlich zu den realwirtschaftlichen Problemen zwingen Finanzmarktgründe den Nikkei in die Knie. Ausländische Fonds, die in diesem Jahr lange durch ihre Zukäufe die Nachfrage am Aktienmarkt stützten, ziehen seit Wochen Kapital ab. Die japanischen Banken müssen sich aber zugleich zur Entflechtung der Wirtschaft weiter von ihren zahlreichen Unternehmensbeteiligungen trennen. Dieser Verkaufsdruck zieht die Kurse in den Keller, wenn das Gegengewicht fehlt. Viele Analysten hatten auf die massenhaft angekündigten Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen gehofft. „Die setzen aber sehr viel später ein, als ich gedacht habe“, sagt Hirakata (Aktienstratege von UBS Warburg). Ein anderer Grund sei, dass im September viele Futures, die mit dem Geld der Investmentbank gekauft wurden, fällig werden. Der Verkaufsdruck werde den Markt noch bis Ende September spürbar belasten.
      Entlastend könnten die bei sinkenden Kursen stärker einsetzenden Aktienrückkäufe der Firmen wirken. Zudem wird der Ruf nach drastischeren wirtschaftspolitischen Schritten in Tokio lauter. Finanzminister Masajuro Shiokawa versuchte die Gemüter zu beruhigen: „Mit dem Kaufen und Verkaufen ist das wie mit dem Auf und Ab eines Aufzugs, die Preise ändern sich halt.“ Nur sind sie in den vergangenen Jahren immer weiter gefallen. Zu den Hochzeiten 1989 stand der Nikkei bei fast 40 000 Punkten. Der Vorwurf vieler Experten: Während die Unternehmen ihre Hausaufgaben mit umfassenden Rationalisierungen gemacht hätten, komme die Regierung nicht von der Stelle. Peter Tasker von Dresdner-Kleinwort Wasserstein rechnet vor, dass trotz zwei „Anti-Deflations-Paketen“ das Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen vier Quartalen nominell im Schnitt fast 3 % gesunken ist. Die anvisierten Steuersenkungen von rund 1 Trillion Yen seien unzureichend, heißt es. Wirtschaftsvertreter, wie der Chef der Japanischen Industrie- und Handelskammer Nobuo Yamaguchi, fordern einen Nachtragshaushalt. Tasker macht für die Misere die japanische Zentralbank mitverantwortlich. Seit April habe sie die Geldexpansion wieder runtergefahren.***
      Auf die Banken kommt mit den sinkenden Aktienkursen jetzt wieder ein unruhiger Monat zu. Ende September werden die Bücher für die Halbjahresbilanz des am 31. März endenden Geschäftsjahres geschlossen. Sinken die Aktienkurse weiter, fällt auch die Kapitalquote der Banken, die ohnehin nicht weit über den erforderlichen 8 % liegt. Während bisher vor allem Exporttitel an Wert verloren hatten, gaben gestern Bankaktien nach. Branchenführer Mizuho sackte um 9,2 % ab. Hirakata hält es für möglich, dass der Nikkei im kommenden Jahr unter 8000 Punkte fällt: „Dann wird es wirklich kritisch.“


      ***Zufall oder nicht: Der Schlamassel an den Börsen seit dem Frühjahr ist mit der Geldpolitik der Bank von Japan zusammengefallen, die seit April aufgehört hat, Geld zu drucken.

      Und zur Erinnerung: Zwischen September 2001 und April 2002 ist die japanische monetäre Basis um 26 Prozent gestiegen. Im August war die Bank von Japan wieder etwas freigebiger. Wie die Yen-Aufwertung zeigt, wird die Kehrtwende aber kaum als nachhaltig empfunden. Einzig die Fed gibt weiter Gas. Die als "Money of zero maturity" bezeichneten jederzeit fälligen Mittel sind seit Ende April annualisiert um zwölf Prozent gewachsen. Derweil ist die europäische Geldbasis wegen der Verwerfungen im Zuge der Bargeldeinführung schwer zu beurteilen. Im Jahresvergleich ist sie im Juli jedenfalls um knapp sieben Prozent geschrumpft.
      Nicht dass Liquidität knapp wäre; in einem normalen Zyklus wäre sie überreichlich vorhanden. Um der Börse Impulse zu verleihen, reicht es indes vorläufig nicht mehr. Und die Zentralbankiers stecken in der Klemme. Druckten sie extrem viel Geld, wäre das, als ob sie eine Depression bekämpften, die noch längst nicht ausgemachte Sache ist. Zudem würden die strukturellen Schwächen (Japan, Europa) sowie die US-Ungleichgewichte nur verlängert. Längerfristig führte eine solche Politik unweigerlich zu Inflation.
      Also sind die Notenbanken gerade expansiv genug, um der Wirtschaft über die Runden zu helfen. Bei einer US-Dividendenrendite von nur 1,75 Prozent ist das für die Börse aber kein Spaß. Die EZB zumindest hat Spielraum und sollte ihn endlich nutzen.


      Was wurde aus dem großen Hoffnungsträger?

      Einsamer Kampf gegen Beton und Betonköpfe
      Japans Premier Koizumi, angetreten als Erneuerer seines Landes, entpuppt sich zusehends als verhinderter Reformer

      Von Henrik Bork

      Tokio – Nur Koizumi glaubt noch an Koizumi. „Egal, ob meine Umfragewerte sinken oder nicht, meine Reformen werde ich mit ungebrochener Entschlossenheit durchsetzen“, sagt der japanische Premier. Vor einem Jahr hatte er seine Landsleute mit solchen Sprüchen noch elektrisiert. Jetzt winken die meisten nur noch ab. „Die Hälfte der Leute hat inzwischen gemerkt, dass es eine Illusion war, etwas von Koizumi zu erwarten“, sagt der Kommentator Minoru Morita. „Sie fühlen sich betrogen.“
      Die Zustimmungsrate für Koizumi, die vor einem Jahr Höhen von 80 Prozent erreicht hatte, ist um die Hälfte eingebrochen. Das wäre immer noch gut, gemessen etwa an den zuletzt neun Prozent seines Vorgängers Yoshiro Mori. Das Problem ist nur, dass der als Drachentöter angetretene Koizumi überdurchschnittliche Unterstützung in der Bevölkerung braucht, um die Reformgegner in der von ihm geführten Liberaldemokratischen Partei (LDP) und Bürokratie besiegen zu können. Das wird immer unwahrscheinlicher.
      Gewaltiges hatte der Politiker mit dem selbst gewählten Spitznamen „Löwenherz“ versprochen. Die LDP wollte er „zerstören“, sollte sie sich ihm in den Weg stellen. Die Art und Weise, wie in Japan Politik gemacht wird, wollte er ändern. Und für die seit einem Jahrzehnt vor sich hin dümpelnde Wirtschaft versprach er „Strukturreformen“. Geschehen ist bislang wenig. „LDP-Politiker sichern ihre Macht traditionell damit, Steuergelder zu nehmen und an Infrastrukturprojekte in ihren ländlichen Wahlkreisen zu verteilen“, sagt der Politologe Kazuhisa Kawakami von der Meiji-Gakuin-Universität in Tokio. „Die Wähler hatten Koizumi geglaubt, dass er dieses System zerstören wird. Jetzt merken sie, dass er das nicht schafft.“ Hier und da hat Koizumi wohlgemeinte Anläufe unternommen, etwa im Kampf gegen den Beton. Kurz nach seinem Amtsantritt im April vergangenen Jahres kürzte er das Budget für öffentliche Bauvorhaben um zehn Prozent. Es war eine direkte Kampfansage an die mächtigen Lobbyisten der Bauindustrie in seiner Partei, die zur Sicherung ihrer politischen Pfründe immer neue Flussbetten und Berghänge sinnlos zubetonieren lassen wollen.

      Das hässliche Land
      Die Betonierer wissen sich nicht nur der Wählerstimmen ganzer Dorfbevölkerungen und Unternehmensbelegschaften sicher, die völlig von diesen staatlichen Projekten abhängig sind. Sie haben Japan auch schon, so argumentiert zumindest der Autor Alex Kerr, in das „hässlichste Land der Erde“ verwandelt. Zufrieden sind sie damit aber noch nicht. „Quer durch die Nation arbeiten Männer und Frauen daran, die Landschaft neu zu gestalten. Arbeitstrupps verwandeln winzige, nur einen Meter breite Bäche in tiefe Stromschnellen, die sich durch zehn Meter breite Betonplatten zwängen. Die Bauherren kleiner Bergstraßen sprengen ganze Berghänge mit Dynamit. Die Flussbehörde hat alle außer drei der 113 größeren japanischen Flüsse eingedämmt oder umgeleitet“, schreibt Kerr in seinem Buch „Dogs and Demons – The Fall of Modern Japan“.
      Koizumi hat versucht, diese an sozialistische Länder erinnernde, massive Subventionierung maroder Branchen und Regionen einzuschränken. Doch nun, da sein Ansehen im Sinken begriffen ist, gehen die Betonköpfe wieder zum Angriff über. Ihre Sprecher argumentieren hauptsächlich mit der Arbeitslosigkeit, die mit über fünf Prozent für Japan ungewohnte Höhen erreicht hat. „Wird es wirklich möglich sein, jemandem nach ein, zwei Monaten in einem Computerkurs einen neuen Job zu besorgen, der kürzlich noch auf einer Baustelle geschwitzt hat?“ fragt Hiromu Nonaka, Koizumis ärgster Widersacher in der eigenen Partei. Der Premier gefährde den Egalitarismus, auf den Japan mit Recht so stolz sei, meint Nonaka. „Koizumi darf sich nicht in einen Diktator verwandeln“, drohte der mächtige Altpolitiker in den vergangenen Wochen mehrmals.
      Immer wieder hebt Koizumi dieser Tage in seinem – ebenfalls aus Beton gegossenen – neuen Amtssitz den Telefonhörer ab und hört die Stimme des ehemaligen Bauministers Shizuka Kamei. Es sei ein Fehler, sich an weiteren Strukturreformen zu versuchen, muss sich der Premier dann anhören. Stattdessen empfiehlt Kamei das Gegenteil – eine „ziemlich große Erhöhung der Ausgaben für öffentliche Bauten“. Und er hat auch gleich konkrete Projekte im Angebot, wie den Ausbau von „1000 Bahnübergängen in Tokio und Osaka und die Verbesserung der Kanalisation außerhalb der Metropolen“.
      Bei so viel Widerstand ist es umso bedauerlicher, dass Koizumis Reformversprechen in den meisten Fällen völlig vage geblieben sind. „Die Japaner merken allmählich, dass Koizumi nicht viel von Wirtschaftspolitik versteht“, sagt Kazuhisa Kawakami. „Sein Programm ist zu unscharf“, sagt auch der Politologe Yasunori Sone von der Keio-Universität. „In diesem Sommer will sich Koizumi zurückziehen und seine Agenda klarer formulieren. Natürlich hätte er das schon vor einem Jahr tun müssen.“ So fiel es den „Kräften des Widerstands“ gegen seine Reformen leicht, diese in allen Instanzen zu verhindern oder zu verwässern.
      Das beste Beispiel in der gerade zu Ende gegangenen Legislaturperiode ist die versandete Reform des Postwesens. Die Privatisierung der staatlichen Postbank, die mit ihren 3,2 Billionen Euro Einlagen ihre eigene Wirtschaftspolitik betreibt, ist ein langjähriger Traum Koizumis. Doch die Post-Lobbyisten in der LDP betrachten die Post, deren Bank und landesweite Ortsstellen als wichtige Quelle von Wählerstimmen. Aus eng definiertem Eigeninteresse stemmen sie sich gegen die wirtschaftlich sinnvolle Privatisierung. Als die neuen Postgesetze nun verabschiedet waren, blieb die Bank unangetastet – und selbst das Monopol der Postbeförderung nur unmerklich angeknabbert.
      Immer deutlicher zeigt sich, dass die von Koizumi geführte LDP das wichtigste Hindernis auf dem Weg zur Modernisierung Japans ist. So wollte der Premier beispielsweise die übliche Praxis abschaffen, dass die LDP sämtliche Gesetzesvorgaben absegnet, bevor die Regierung sie im Parlament einbringen darf. Eine Stärkung der Rolle von Regierungschef und Kabinett und ein bisschen weniger Korruption wären die Folgen gewesen. Doch auch hier begehrten die LDP- Lobbyisten im Parlament sofort auf. Wie sollte man schließlich die Einzelinteressen von Branchen oder sogar individueller Firmenbosse vertreten, ohne selbst im Frühstadium an jedem Gesetzestext herumzufeilen.

      Schmiergeld und Skandale
      Die Initiative verlief im Sande. Für keine seiner erklärten Überzeugungen hat Koizumi bisher wirklich gekämpft. Er ist, wenn überhaupt, ein verhinderter Reformer. Bankenreform? Die wurde verhindert, als die Bankrotte regionaler Geldinstitute drohten. Das Einfrieren neuer Projekte im Straßenbau? Koizumi ließ sich auf einen Kompromiss ein. Eindämmen der Rekordverschuldung der öffentlichen Hand? Erst sagte der Premier „ja, unbedingt“, nun heißt es wieder „später“. Und die ehemalige Außenministerin Makiko Tanaka, die sich mit den korrupten Beamten in ihrem Ministerium angelegt hatte, ließ Koizumi zuerst im Stich – und dann fallen.
      So gibt es inzwischen kaum noch einen Medienbericht über Koizumi, in dem das Wort „Enttäuschung“ fehlt. Statt der versprochenen Veränderungen sahen die Japaner ein Jahr lang Skandale nach altbekanntem Muster. Muneo Suzuki, bis vor kurzem ein mächtiger LDP-Fürst, ist unter dem Verdacht der Annahme von Schmiergeldern von Holz- und Baufirmen verhaftet worden. Die Affäre offenbarte erneut jenen Filz, mit dem Koizumi aufzuräumen versprochen hatte. „Suzukis Handeln war das perfekte Beispiel für jene traditionelle Schacherpolitik, die Koizumi angeblich verändern wollte“, sagt Sone. Doch der Premier, der anfangs als geschickt im Umgang mit den Medien galt, blieb auffällig stumm.
      Noch wäre es zu früh, Koizumi völliges Scheitern zu attestieren. Derzeit plant die LDP ihre nächsten Präsidentschaftswahlen erst im September 2002 abzuhalten. Und selbst die härtesten Kritiker des Premiers räumen ein, dass viele der komplizierten Reformvorhaben Zeit brauchen. Doch die ersten Kulissenschiebereien zur Ablösung eines angeschlagenen Premiers haben bereits begonnen. Shizuka Kamei und Hiromu Nonaka sollen angeblich bei einem Abendessen den ebenso rechtslastigen wie populären Bürgermeister von Tokio, Shintaro Ishihara, zur Gründung einer neuen Partei gedrängt haben. Das erklärte Ziel einer solchen Aktion wäre die Ablösung Koizumis. Der nationalistische, 69-jährige Politiker lässt sich vorerst noch bitten. „Ishihara sucht aber schon nach einem Namen für seine Partei“, behauptet ein gut informierter Beobachter.


      So - was hat das alles mit dem DOW zu tun?
      Avatar
      schrieb am 06.09.02 07:57:31
      Beitrag Nr. 242 ()
      Von "Staatlichen Fonds" ist da immer die Rede. :rolleyes:



      Na, geht doch.

      Argentinien Rückzahlung von 2,7 Milliarden Dollar gestundet
      Die Summe wäre am Montag fällig geworden, teilte Wirtschaftsminister Roberto Lavagna am Donnerstag in Buenos Aires mit. Eine Bestätigung des IWF gab es zunächst nicht. Bereits im Juli hatte der Fonds die erste Rate von fast 1 Mrd. $ für ein Jahr gestundet.


      HB/dpa BUENOS AIRES. Zugleich setzte die Regierung von Präsident Eduardo Duhalde ihre Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Finanzhilfen durch den Fonds fort. Der IWF hatte vereinbarte Kredite vergangenes Jahr eingefroren, weil sich die damalige Regierung nicht an das vereinbarte Schuldenlimit gehalten hatte. Inzwischen stehen IWF-Forderungen nach einem Erfolg versprechenden Programm zur Überwindung der Wirtschaftskrise, ein Ende der Kontenbeschränkungen sowie eine größere Unabhängigkeit der Notenbank im Mittelpunkt.
      Das bis vor zwei Jahrzehnten auch nach europäischen Maßstäben sehr wohlhabende Argentinien hat vor allem seit 1998 einen beispiellosen Niedergang erlitten. Im Dezember erklärte sich das Land unfähig, seine Auslandsschulden von mehr als 140 Mrd. $ noch länger zu bedienen. Die Armutsrate schnellte auf mehr als 50 % der Bevölkerung empor, und das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte seit Jahresbeginn um mehr als 16 %.
      Die Zahlungsunfähigkeit auch bei den internationalen Finanzorganisationen IWF, Weltbank und Interamerikanischer Entwicklungsbank konnte bisher nur durch Stundungen verhindert werden. Bis zum Jahresende wären allein an diese drei Organisationen Rückzahlungen von insgesamt 6,5 Mrd. $ fällig. Im nächsten Jahr sollen es schon 10,7 Mrd. $ zuzüglich der gestundeten Beträge sein. Die Zentralbank verfügt jedoch nur noch über Devisenreserven im Umfang von 9,5 Mrd. $.
      Avatar
      schrieb am 06.09.02 16:09:05
      Beitrag Nr. 243 ()
      Beeindruckendes Feuerwerk! Volle Breitseite! Stümper!!!


      Alan Greenspans Ausreden
      Der Chef der US-Notenbank gibt sich als hilfloser Herr, der die Aktienmarktblase nicht verhindern konnte. Das ist der Stoff für eine Tragödie.

      Von Lucas Zeise

      Der Herrscher über die Finanzmärkte, der Halbgott, der den immer währenden Boom ohne Inflation in die amerikanische Wirtschaft geholt hat, diese überragende historische Figur, gesteht gegen Ende seiner Amtszeit als Chairman der US-Notenbank seine Hilflosigkeit ein. In einer Rede am Wochenende in Jackson Hole, hoch in den Rocky Mountains, hat Alan Greenspan versucht, die Verantwortung für das Entstehen der Blase am Aktienmarkt von sich zu weisen.
      Greenspan präsentierte drei Argumente für seine Unschuld: Erstens habe sich die Notenbank nicht sicher sein können, dass sich eine Aktienmarktblase entwickelte. Zweitens habe die Fed keine Mittel gegen die Entstehung dieser Blase zur Verfügung gehabt, es sei denn - drittens - sie hätte die Zinsen scharf erhöht. Damit hätte sie aber eine Rezession eingeleitet, und die sollte gerade vermieden werden.

      Fragwürdige Argumentation
      Das erste Argument ist eine Ausrede. Schon im September 1996, als der Dow Jones noch bei 5874 Punkten stand, hatte Greenspan selbst ausweislich der Protokolle des Federal Open Market Committee (FOMC) gesagt: "Ich bin mir bewusst, dass wir es heute mit einer problematischen Aktienmarktblase zu tun haben." Das FOMC debattierte den rasanten Anstieg des Dow Jones seit 1990 erneut im November desselben Jahres und wenig später folgte die berühmte, immer wieder zitierte Rede des Chairman vom "irrationalen Überschwang".
      Es kann keine Rede davon sein, dass die Notenbank nicht wusste, dass die Aktienmärkte gefährlich überbewertet waren. Untereinander haben die Zentralbanker das Problem leidenschaftlich diskutiert. Offiziell aber haben sich alle auf die bequeme These zurückgezogen, sie seien nicht in der Lage, mit Sicherheit zu erkennen, ob sich bei den Vermögenspreisen eine Übertreibung herausgebildet hat.
      Auch Greenspans zweites Argument von den fehlenden Mitteln der Notenbank stimmt nicht. Er selbst hat schon anders gesprochen. Im September 1996 meinte er, eine Erhöhung der "Margin Requirements", also des Anteils, den Anleger beim Aktienkauf bar bezahlen müssen, sei das geeignete Mittel. "Wir können die Bedenken (der Anleger) deutlich erhöhen, wenn wir diese Einschusspflichten erhöhen", sagte er damals im Kollegenkreis des FOMC. "Unter allen Möglichkeiten, die Blase loszuwerden - damit schafft man es garantiert". Neun Monate später hatte Greenspan seine Ansichten wieder geändert. In der Frühjahresanhörung 1997 vor dem Senat wies er eine Erhöhung der Einschusspflicht als "Anachronismus" zurück.
      Nach den Erfahrungen des großen Crashs im Jahre 1934 war dieses Mittel eingeführt worden, um das Ausmaß der auf Kredit gekauften Wertpapiere zu begrenzen. Zu Recht weist Greenspan allerdings darauf hin, dass sich die Struktur des Aktienmarktes seit den 30er Jahren stark verändert hat. Heute wird der Markt von Pensionsfonds und anderen Großanlegern beherrscht, die ohnehin mit fremdem Geld arbeiten und selbst bei einer Erhöhung der Nachschusspflicht auf andere Kreditquellen zurückgreifen könnten.
      Damit würde diese Maßnahme heute die Möglichkeiten der Anleger zum Kauf von Aktien kaum merklich einschränken. Sie wäre lediglich ein Warnsignal - und Greenspan meint am Mittwoch, Signale allein hätten keine Wirkung gehabt. So habe etwa seine Warnung vor "irrationalem Überschwang" von 1996 nur kurzfristig Bedenken bei den Akteuren am Aktienmarkt ausgelöst. Nach kurzer Pause ging die Hausse aber weiter. Daher resümierte der Notenbankchef in Jackson Hole: "Maßhalteappelle nutzen nichts, solange ihnen keine Aktionen folgen."
      Wirklich agieren kann die Notenbank dagegen mit ihrer Zinskeule. An dieser Stelle lohnt es sich, Greenspans Verteidigung genauer anzusehen. Er verweist auf die zahmen Zinserhöhungen der Fed unter seiner Regie in den Jahren 1989, 1994, 1999 und 2000 und stellt fest, dass der Peisauftrieb bei Aktien auch danach unvermindert weitergegangen sei: "Diese Erfahrung lehrt, dass man zur Verhinderung einer Aktienmarktblase die Kurzfristzinsen so deutlich erhöhen muss, dass eine Rezession die Folge wäre."

      Pest durch Cholera vertreiben
      So stellt sich Alan Greenspan heute als hilfloser alter Herr vor. Um die Rezession zu vermeiden, die durch Hyperspekulation und den folgenden Absturz entstanden ist, hätte er selbst die Rezession einleiten, also die Pest durch die Cholera vertreiben müssen. Das aber konnte man von ihm schlechterdings nicht verlangen, findet Greenspan. Und so weit hat er auch Recht.
      Man kann ihn aber daran erinnern, dass die Zentralbanken in aller Welt sich gewöhnlich nicht scheuen, diese Kur anzuwenden, wenn es um die Bekämpfung der Inflation bei den Güterpreisen und Löhnen geht. Da kennen die nichts und nutzen jede Gelegenheit, um sich als scharfe Hunde zu profilieren.
      Greenspan aber hat nur einmal - mit jener berühmten Überschwang-Rede - den Versuch gemacht, sich als Schrecken des Aktienmarktes herauszustellen. Ansonsten hat er dazu beigetragen, den Mythos des amerikanischen Produktivitätswunders zu verbreiten. Damit hat er die Blase am Aktienmarkt sogar noch aufgepumpt. Die pure Unschuld ist Greenspan daher nicht.
      Avatar
      schrieb am 07.09.02 01:06:15
      Beitrag Nr. 244 ()
      DOWners


      Citigroup - Megabank in Enronitis-Quarantäne
      Die Citigroup kämpft um ihren Ruf. Die weltgrößte Bank steht im Verdacht, durch fragwürdige Geschäftspraktiken Unternehmen wie Worldcom und Enron geschützt zu haben. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.

      Von Kerstin Friemel, New York

      Sanford I. Weill trug lange Jahre den Spitznamen "Postbote" - so zuverlässig lieferte der Chefbanker Quartalszahlen ab, die meist über den Prognosen lagen. Zunächst bei Travelers, später bei der fusionierten Citigroup. Und wenn es nötig sei, so scherzten Analysten, würde Weill bestimmt einen Penny aus der eigenen Tasche hinzufügen.
      Über solche Witze lacht an der Wall Street heute niemand mehr. Am wenigsten Weill selbst. Die größte Bank der Welt kämpft um ihren guten Ruf. Seit der Citigroup Verquickungen in den Skandal um den Energiehändler Enron vorgeworfen werden, ist der Aktienkurs eingebrochen. Weill, sonst stets selbstbewusst und siegessicher, gibt sich bekümmert: "Ich wünschte, ich hätte niemals von Enron gehört." Die Hinweise, dass Weill und seine Untergebenen zum Vorteil der Bank unsaubere Geschäftspraktiken angewandt habe, verdichten sich. Zutage tritt ein Beziehungsgeflecht zwischen Kunden, Analysten und Managern, das aus gegenseitigen Gefälligkeiten gewebt war - zu Lasten der Investoren. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
      Der jüngste Tiefschlag kam am Dienstag, als Mike Mayo von Prudential Securities die Citigroup-Aktie auf "verkaufen" herunterstufte. Der Analyst befürchtet, der Gewinn könnte niedriger ausfallen als erwartet. Einwurf(!!!Analyst Mike Mayo begründete dies mit Sorgen über die Entwicklung der Kapitalmärkte, das elf Milliarden Dollar schwere Brasilien- Engagement der Bank und die Zahlungsfähigkeit der Schuldner im Verbraucherkreditgeschäft!!!) Zudem drohten hohe rechtliche Risiken: Mitte September werde der Kongress die Citigroup wahrscheinlich erneut über ihre Verbindungen zu Enron und dem Telekomunternehmen Worldcom befragen, mutmaßt Analyst Mayo. Der Aktienkurs brach nach Bekanntwerden des Reports um mehr als zehn Prozent ein. Eine Katastrophe für Weill, der erst vor wenigen Wochen von einem Finanzmagazin zum "Chief Executive of the Year" gekürt wurde.

      Aktien für Aufträge
      Die Tage, an denen der Citigroup-Chef im Rampenlicht stand, sind vorbei. Jetzt werden die Schattenseiten seines Finanzkonglomerats ausgeleuchtet. Anfang der Woche wurde bekannt, dass der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer die Rolle einiger Topmanager der Investmentbank Salomon Smith Barney untersucht. Das Unternehmen ist eine Tochter der Citigroup.
      Spitzers Verdacht: Die Führungskräfte sollen bei lukrativen Börsengängen guten Kunden Aktienpakete zugeschustert haben, um so die eigenen Chancen für künftige Geschäfte zu verbessern. Im Visier hat der Staatsanwalt unter anderem Salomons CEO, Michael Carpenter. Ende August war bekannt geworden, dass bei Salomon während der Interneteuphorie interne Listen von Kunden kursierten, die zu begünstigen seien. Eine Kopie ging an Jack Grubman, den damaligen Staranalysten des Hauses, der Insidern zufolge Änderungen vornehmen durfte.

      Stammkunde Bernie Ebbers
      Einen Stammkunden bedachte Grubman dabei offenbar besonders ausgiebig: Bernhard J. Ebbers. Zwischen 1996 und 2000 erhielt der ehemalige Worldcom-Chef fast eine Million Aktien hoffnungsvoller Börsenneulinge und erzielte damit einen Gewinn von mehr als 11 Mio. $. Die Bank beteuert nun, Ebbers sei lediglich wegen seines üppigen persönlichen Aktienkontos bevorzugt mit Wertpapieren bedacht worden - dies sei gängige Geschäftspraxis.
      Zuvor hatte Grubman bereits Ebbers’ Wohlstand gemehrt, indem er die Worldcom-Aktie jahrelang ausgesprochen positiv bewertete. Diese Praxis endete erst, als herauskam, dass die Manager Unternehmenszahlen geschönt und Gewinne teilweise frei erfunden hatten. Mitte August musste Grubman gehen - nicht ohne einen goldenen Handschlag von 32 Mio. $. Eine üppige Summe für jemanden, der seinem Arbeitgeber soviel negative Publicity verschafft hat.

      Seltsame Verbindungen
      Inzwischen untersuchen die Ermittler auch die Verbindungen von Citigroup-CEO Weill zu dem geschassten Analysten. Der mächtigste Banker der Welt soll Grubman Ende der 90er Jahre gedrängt haben, positiver über den Telefonkonzern AT&T zu schreiben. Der Börsengang der Mobilfunktochter stand damals kurz bevor. AT&T-Chef Michael Armstrong stellte der Salomon ein lukratives Geschäft in Aussicht - wenn sich Grubman "wie ein Gentleman" verhalte. Der Analyst hatte bis 1977 für AT&T gearbeitet und die Firma im Groll verlassen. Die Aktie des Telekomunternehmens kam bei Grubman zumeist schlecht weg. Kurze Zeit nach dem Gentlemen’s Agreement stufte Grubman die AT&T-Aktie auf "kaufen" hoch. Salomon bekam den Zuschlag für den Börsengang und verdiente 45 Mio. $.
      Die Geschichte fügt sich nahtlos an die fragwürdigen Geschäftspraktiken von Citigroup und JP Morgan Chase beim Aufbau der Enron-Scheinwelt. Während den Anhörungen des Senats kam heraus, das beide Geldhäuser über Tochterfirmen ein kompliziertes System von Transaktionen ausgetüftelt hatten, das es Enron ermöglichte, Kredite in Höhe von 8,5 Mrd. $ als Umsätze zu buchen, umso Schulden zu vertuschen.

      Enrons Phantomgeschäfte
      Die Finanziers wählten offenbar zwei Muster: Zum einen vergaben sie Darlehen an Enron-Tochterfirmen. Diese benutzten die Finanzspritzen, um dem Mutterkonzern Aktiva abzukaufen. Enron verbuchte die Verkäufe im Gegenzug als Einnahmen. Die Bilanz des Energiekonzerns war aufpoliert, der Aktienkurs gestützt. Kurze Zeit später kaufte Enron die Posten klammheimlich wieder zurück - ein Scheingeschäft.
      Zum anderen hantierten Banken und Energiekonzern mit so genannten Prepay-Geschäften. So zahlte die Citigroup Anfang 1998 Enron im voraus 500 Mio. $ für eine spätere Gas- und Öllieferung. Im Mai, als noch nichts ausgeliefert worden war, baten Enron-Manager, einen Teil des Geldes bereits in Kürze an die Bank zurückzahlen zu dürfen, der Rest sollte später folgen.
      Das Prepay hätte nach den geltenden Regeln in ein Darlehen umgewandelt werden müssen, das freilich die drückende Schuldenlast des Konzerns erhöht hätte. Stattdessen verschoben die Citigroup-Mitarbeiter die geplante Warenlieferung auf Oktober. In einer mündlichen Vereinbarung verpflichtete sich Enron derweil, den verbleibenden Betrag am 30. September zurückzuzahlen.

      Nur fragwürdig oder schon illegal
      Citigroup beharrt auf ihrer Website, die Vorgänge seien vollkommen legal, weil die Warenlieferung beabsichtigt gewesen sei. Eine E-Mail eines Kreditmanagers in der Houstoner Filiale der Citigroup bestärkt die Ermittler jedoch in dem Verdacht, dass die Bank über die Fragwürdigkeit der Geschäfte durchaus im Bilde war: Die Vereinbarung sollte nicht in den Papieren auftauchen, "da das die Buchführung unvorteilhaft verändern würde", schrieb der Mitarbeiter an Enron. Fürsorglich wies er den Adressaten darauf hin, eine offizielle Vereinbarung erfordere "eine Umstrukturierung des Prepay in ein normales Darlehen".
      Bei JP Morgan Chase stieß einigen Bankern das extensive Hantieren mit Prepays auf. In der E-Mail eines Chase-Mitarbeiters an einen Kollegen heißt es in Bezug auf die Höhe des Betrages erschrocken: "5 Mrd. $ Vorauszahlungen!!!!!!!!" Sein Kollege antwortete knapp: "Halt den Mund und lösch diese Mail." Untersuchungen der Senatskommission ergaben, dass Enron den Anteil der Schulden am Eigenkapital mit Hilfe von Citigroup und JP Morgan Chase von 96 Prozent auf 69 Prozent drücken konnte. Bei Salomon wusste man spätestens im April 2001, dass Enron seine Schulden um 2,2 Mrd. $ zu gering ausgewiesen hatte. Gegenüber Investoren hieß es dennoch, bei Enron sei alles in Ordnung.
      Experten wie Frank Partnoy, Professor an der University of San Diego School of Law, vermuten, der Bank sei Enrons Finanzlage egal gewesen: "Citigroup hatte keinen Anreiz zu überprüfen, ob Enron seine Schulden zurückzahlen würde, da sie ihr Risiko weitergegeben hatten." Tatsächlich hatte die Bank das eigene Kreditrisiko auf 1,2 Mrd. $ heruntergeschraubt, obwohl das Finanzhaus dem Energiekonzern die vierfache Summe geliehen hatte.
      Ihre Forderungen brachten die Banker größtenteils als Anleihen ihrer Handelstochter Delta auf den Markt. Als angeblich solide Wertpapiere landeten die Bonds unter anderem in zahlreichen Pensionsfonds. Tausende unwissender Anleger vertrauten der Firma ihre Ersparnisse für die Altersversorgung an - und verloren. Einige Pensionsfonds haben Anklage gegen Citigroup und andere Banken erhoben.
      Ob die geschröpften Investoren die Institute zur Verantwortung ziehen können, ist fraglich. Ein 1995 unter dem Druck der Republikaner verabschiedetes Gesetz legt fest, dass ein Opfer von Wertpapierbetrug "schlüssige Anhaltspunkte" vorlegen muss, bevor es Schadensersatzansprüche geltend machen kann. Wer Geld sehen will, hat nachzuweisen, dass "jeder der Beklagten in betrügerischer Absicht" gehandelt hat. Für Kleinanleger ist das nahezu unmöglich.

      Reformen für den Finanzsektor
      Sollten die laufenden Ermittlungen zeigen, dass die Banken Enron und Worldcom bei der Irreführung der Anleger unterstützt haben, drohen den Finanzhäusern allerdings erhebliche Vergleichszahlungen. Donald Langevoort, Professor an der Georgetown University School of Law schätzt: "Für die acht oder zehn betroffenen Wall-Street-Firmen sind Summen zwischen 10 und 100 Mrd. $ möglich."
      Dass sich die Finanzkonzerne auf Reformen einstellen müssen, ist sicher. So könnte das praktizierte Trennbankensystem wiederhergestellt werden. Vor drei Jahren hatte der Kongress die 1933 eingeführte Abgrenzung zwischen klassischen Geldinstituten, Investmentbanken und Versicherungen aufgehoben. Generalstaatsanwalt Spitzer erkannte unlängst: "Viele der Konflikte stammen aus der Annahme, dass die Konzentration der Finanzdienste eine gute und gesunde Sache für die Wirtschaft ist."
      Die Finanzhäuser stellen sich anscheinend auf das Schlimmste ein. An der Wall Street kursieren Gerüchte, wonach die Citigroup erwägt, das traditionelle Bankgeschäft von der Investmentsparte zu trennen. Für Sanford Weill wäre das ein Rückschlag. Der 69-Jährige steht am Ende seiner Karriere, die sich vor allem durch Übernahmen auszeichnete. Gut möglich, dass die Citigroup von morgen wie die Citibank von gestern aussehen wird.
      http://informer2.comdirect.de/de/news/_pages/news/article.ht…



      Chiphersteller Intel verkauft seine Software-Sparte an Beteiligungsfirmen
      Der Verkauf wird es Intel ermöglichen, sich auf "seine Stärken bei Silikon-Chips zu konzentrieren", erklärte Intel-Sprecher Robert Manetta


      Santa Clara - Die Intel Corp will einen Großteil seiner Sparte, die Software zum PC-Management herstellt, verkaufen und sich auf sein Kerngeschäft mit Chips konzentrieren. Die Käufer seien Vector Capital und Spring Capital, gab das Unternehmen bekannt. Informationen zum Kaufpreis in Barmitteln und Aktien wurden nicht genannt.
      Die Beteiligungsgesellschaften planen den Umbau von Intels Software- und Services-Sparte in ein unabhängiges Unternehmen, das schließlich an die Börse gebracht werden soll, gab Alex Slusky von Vector bekannt. Die Akquisition soll noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Der Chiphersteller will einen nicht näher bezifferten Minderheitsanteil an dem neuen Unternehmen behalten.
      Der Verkauf wird es Intel ermöglichen, sich auf "seine Stärken bei Silikon-Chips zu konzentrieren", erklärte Intel-Sprecher Robert Manetta. Das Unternehmen aus Santa Clara in Kalifornien wird seine Software-Research-Sparte behalten.
      Intel hat bereits Sparten wie die für Konsumgüter und die für das Management von Internetseiten geschlossen, um sich mehr auf sein Chip-Geschäft zu konzentrieren. Weltweit ist der Halbleiter-Umsatz 2001 um ein Drittel gefallen. So muss sich Intel stärker anstrengen, um mit seinem größten Konkurrenten Advanced Micro Devices (AMD) Schritt zu halten.
      Analysten und Investoren erwarten zudem, dass Intel seine Umsatzprognose für das laufende Quartal auf das untere Ende der Erwartungen zurückschrauben wird. Als Grund werden schleppende Verkäufe zum Schulanfang genannt. Im Juli hatte das Unternehmen eine Quartalsumsatz von 6,3 bis 6,9 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt.
      Im Verlauf der letzten drei Monate hat die Intel-Aktie 41 Prozent ihres Wertes verloren, verglichen mit minus 23 Prozent für Konkurrent AMD. "Wer in einer Branche dominant ist, muss sich darauf konzentrieren, seine Position zu halten", kommentierte Jim Luke von BB&T Asset Management den Intel-Verkauf. "Advanced Micro ist sprunghaft aufgestiegen und konnte einige Marktanteile am unteren Ende für sich gewinnen." Intel müsse sich von "weniger aussichtsreichen" Sparten trennen, in die der Chiphersteller nicht mehr investieren wolle.
      Nach Angaben des weltgrößten Chipherstellers ist die Software-Sparte profitabel. Sie bietet Software zum Management von Computern, die weit entfernt stehen, von einer Basisstation aus, an. Zu den Kunden gehören Coca-Cola und BMW. Bloomberg



      Big Blue schwingt den Rotstift
      Erst vor wenigen Wochen kündigte der weltgrößte Computerkonzern den Abbau von 15.000 Stellen an. Nun sollen dem Sparkurs nach Abschluss der PwC-Übernahme weitere 4000 Stellen zum Opfer fallen.


      New York – Der weltgrößte Computerkonzern IBM will nach dem Abschluss der Übernahme der Beratungssparte von PricewaterhouseCoopers (PwC) voraussichtlich 4000 Mitarbeiter entlassen. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise in seiner Dienstagausgabe. Vor allem im Bereich des Kundendiensts sollen Arbeitsplätze gestrichen werden.
      Bisher sei noch nicht geklärt, wie viele PwC- und wie viele IBM-Mitarbeiter davon betroffen sein werden, berichtet das Blatt. PwC beschäftigt nach den Angaben in der Beratungssparte rund 30.000 Mitarbeiter. Bei IBM arbeiten rund 50.000 Angestellte im Beratungsgeschäft.
      Eine Sprecherin der IBM-Zentrale in Stuttgart wies die Meldung über den weiteren Stellenabbau gegenüber manager-magazin.de als "reine Spekulation" zurück. Eine PR-Managerin von PwC Consulting bezeichnete die Nachricht als "an den Haaren herbeigezogen".
      Ein IBM-Sprecher in den USA sagte gegenüber der Zeitung, es sei noch zu früh, um eine Aussage über den Umfang des Stellenabbaus zu machen. IBM hatte im August die Übernahme der Beratungssparte von PwC für 3,5 Milliarden Dollar in bar und Aktien angekündigt. Die Übernahme soll am 30. September abgeschlossen werden.


      Machen die ein Geschiß wegen ein paar Arbeitsplätzen. Äußerst unprofessionell dieses Geeiere. Zwei vollprofessionelle Beispiele:


      Kündigung per Telefon – 12 000 ohne Job
      Über 12 000 Beschäftigte verlieren mit dem Konkurs von heute auf morgen ihren Job, die restlichen gut 3 000 haben zunächst noch die Aufgabe, die Liquidation zu organisieren.

      Von P.-W. TAM, Wall Street Journal

      NEW YORK/DÜSSELDORF. Konzernchef John Brincko wählte einen unkonventionellen Weg, um seine Mitarbeiter über die Hintergründe der Pleite zu informieren. Wer Genaueres erfahren wollte, musste eine – immerhin gebührenfreie – Telefonnummer anrufen und konnte dort seinem Ex-Chef lauschen: „Ich habe eine extrem dringende und traurige Nachricht für Sie – Ihr Arbeitsverhältnis ist beendet“, leitete dieser die Ansage ein. Niemand brauche am Dienstag zur Arbeit zu kommen.
      Branchenkenner hatten die Entwicklung des 73 Jahre alten Unternehmens mit wachsender Sorge betrachtet: Das Geschäftsjahr 2001 endete für CF mit einem Verlust von 104,3 Mill. $. Im ersten Quartal 2002 lag das Minus bei 36,5 Mill. $ – bei einem Umsatz von 463 Mill. $. Insider bewerteten die überaltete Flotte und ein nicht mehr zeitgemäßes Computersystem als deutliches Anzeichen für ernsthafte Probleme.
      Als das Unternehmen schließlich kürzlich ankündigte, die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal werde verschoben, schwand auch bei den Mitarbeitern die Hoffnung. Der Kurs der Aktie fiel ins Bodenlose. Dem Papier drohte als Penny-Stock der Ausschluss von der Börse. Die Kündigung von Bürgschaften für Versicherungen des Unternehmens brachte schließlich das Fass zum Überlaufen. Die dadurch entstandene zusätzliche Finanzierungslücke von 30 bis 35 Mill. $ sei nicht mehr zu stopfen, sagte ein Konzernsprecher.


      "Kettensägen-Al" darf nie wieder managen
      Al Dunlap, besser bekannt als "Kettensägen-Al", erhielt von der US-Börsenaufsicht SEC ein lebenslanges Berufsverbot. Der einst brutalste Boss der USA darf nie wieder ein börsennotiertes Unternehmen leiten.


      New York - Sein Selbstbewusstsein grenzte an Größenwahn. Albert J. Dunlap war der gefeiertste und gleichzeitig der gefürchtetste Manager der USA. Tausende Amerikaner verdanken ihm den Weg in die Arbeitslosigkeit. Spitznamen wie "Kettensägen-Al", "Rambo in Nadelstreifen" oder "The Shredder" (Der Reißwolf) galten ihm als Ehrenbezeugungen. "Geschäfte machst du nicht, um geliebt zu werden", lautete sein Credo: "Wenn du einen Freund willst, kauf dir einen Hund. Ich hab` gleich zwei davon."
      In Zukunft wird Dunlap Zeit genug haben, sich mit seinen Hunden zu beschäftigen. Denn gestern erklärte sich der ehemalige Chef des inzwischen bankrotten Elektrogeräteherstellers Sunbeam gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC bereit, nie wieder in seinem Leben als Manager eines börsennotierten Unternehmens zu arbeiten. Außerdem muss er 500.000 Dollar Strafe bezahlen.
      Den Vorwurf der SEC, er habe die Umsätze von Sunbeam aufgebläht, um den Börsenkurs in die Höhe zu treiben, wies "Kettensägen-Al" dagegen zurück. Aber darauf kommt es nicht mehr an. Dunlap wird keinen Schaden mehr anrichten. Die Vereinbarung mit der SEC bedeutet das Ende einer schillernden Karriere, die Anfang der neunziger Jahren begann. 1996 hatte Dunlap die Führung von Sunbeam übernommen, als das Unternehmen tief in der Krise steckte.
      Schon die Nachricht, "Kettensägen-Al" werde bei Sunbeam einreiten, hatte die Aktie an einem Tag um 60 Prozent nach oben getrieben, die Ankündigung von Entlassungen ließ den Kurs weiter steigen. Wer die versprochenen Innovationen entwickeln und die Produktion revolutionieren sollte, fragte kaum jemand. Zeitweilig war die Firma so hoch bewertet wie die erfolgreichsten Unternehmen des Landes.
      Dunlaps Sanierungskonzept war so einfach wie brutal. Der Haudegen, der seine Manieren auf der Militär-Eliteakademie West Point gelernt hatte, schloss ein paar Dutzend Büros, dezimierte die Reihen der Manager und feuerte 6000 Leute - die Hälfte der Belegschaft.
      Nach wenigen Monaten verkündete Dunlap (lieber ehrlich und arrogant als falsch und bescheiden) den Sieg. In seinem Buch, "Mean Business" -- "Gemeines Geschäft" beschrieb er großkotzig seinen Weg zum Erfolg: "Wir haben eine Firma übernommen, die reif war für den Mülleimer. Wir haben sie in sieben Monaten aufgemöbelt. Vielleicht sollte einer einen Haufen Exemplare dieses Buches kaufen und sie an all jene Manager verteilen, die an Drei-Jahres-Sanierungsplänen herumtüfteln."
      In Wahrheit war Sunbeam jedoch weit davon entfernt, wirklich gesund zu sein. Mit allerhand Tricks hatte der Herr des Shareholder Value die Zahlen frisiert. Im ersten Quartal 1998 machte die Firma 45 Millionen Dollar Verlust. In Sunbeams Lagern türmten sich beispielsweise Grillgeräte -- El Niño habe den Leuten die Laune am Barbecue verdorben, versuchte sich der Boss (Ich hasse Ausreden) zum Schluss herauszuwinden.
      Statt die Gewinne von Sunbeam zu mehren, trieb der rabiate Manager die Firmenschulden mit seinem Methoden auf fast 2,5 Milliarden Dollar hoch. Als das schließlich nicht mehr zu verheimlichen war, stürzte der Aktienkurs so tief wie vor Dunlaps Amtsantritt 1996.
      Als die Direktoren erfuhren, dass Dunlap seine Umsatzziele wieder einmal verpassen würde und obendrein auch noch nach Europa fliegen wollte, um sein neues Buch zu promoten, zogen sie die Notbremse und feuerten den CEO. Ehemalige Angestellte, frühere Manager, Gewerkschafter und sonstige Dunlap-Opfer feierten bei spontanen Partys den Rauswurf ihres Peinigers.


      Ich schreib das hier so, während extrem tolle Arbeitsmarktzahlen verkündet werden. Die sind sicherlich genau so wahr wie die Tatsache, daß sich 2U keinen mehr einfüllt! Was bin ich nur für ein Anarchistenarsch. :D
      Avatar
      schrieb am 08.09.02 21:21:39
      Beitrag Nr. 245 ()
      Der Kongress tagt, die Börse strahlt
      „Das kann nicht sein“, dachte ich selbst. „Da stimmt was nicht“, sagte zwei Minuten später mein Kollege am Nebentisch. Wir trauen dem Arbeitsmarktbericht nicht – so sehr wir es natürlich gerne täten.

      Von Lars Halter (Anarchist?):D

      NEW YORK. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,7 % könnte der Markt zur Zeit ganz gut leben, und wenn sich aus den neuen Daten auch noch ein Trend ablesen ließe und man sich auf diesen auch noch verlassen könnte, es wäre einfach zu schön. Leider spricht eine ganze Menge dagegen:
      Da sind zum einen die hohen Zahlen zu den Erstanträgen. In den vergangenen zwei Wochen hielten jeweils mehr als 400 000 Amerikaner erstmals beim Staat die Hand auf, auch der weniger volatile Vier-Wochen-Durchschnitt notiert über dieser wichtigen Marke. Von einer Verbesserung des Arbeitsmarktes keine Spur.
      Zwei Tage früher hatten bereits die Arbeitsvermittler von Challenger Gray & Christmas einen ähnlich enttäuschenden Bericht vorgelegt. Danach ist die Zahl der von US-Unternehmen angekündigten Entlassungen im vergangenen Monat um fast 50 % auf ein Sechs-Monats-Hoch von 118 067 gestiegen. Drei Monate in Folge hatte die Zahl der Entlassungen nur noch im fünfstelligen Bereich gelegen – von einer Verbesserung des Arbeitsmarktes keine Spur.
      Erst in der Vorwoche hatte die selbe Agentur eine Untersuchung veröffentlicht, nach der Arbeitslose deutlich mehr Schwierigkeiten hätten und zwei Monate mehr aufwänden müssten, um eine neue Stelle zu finden. Durchschnittlich 17 Monate dauert es, bis ein Arbeitsuchender wieder eine Stelle hat – das ist der höchste Wert, den man bei Challenger Gray & Christmas je festgestellt hat. Von einer Verbesserung des Arbeitsmarktes keine Spur.
      Dem Arbeitsmarktbericht gegenüber ist also Vorsicht geboten. Die größte Gefahr für eine stabile Erholung der Aktienmärkte liegt sicherlich darin, dass Anleger angesichts einer kleinen Verbesserung euphorisch werden, überreagieren und andere Warnsignale übersehen. Genau dann würde es wieder zu einer Rallye kommen (an der sich die Wall Street am Freitag ja auch schon wieder versucht), und diese könnte keinen Bestand haben. Denn einige positive Daten, die im Laufe der vergangenen Tage auf dem Parkett diskutiert wurden, müssen unter Berücksichtigung eines schwachen Arbeitsmarktes diskutiert werden.
      Dass nämlich die großen US-Automobilhersteller Rekordverkäufe melden, kündigt eine Krise an, die spätestens in eineinhalb Jahren einsetzen dürfte. Da die Unternehmen Null-Prozent-Finanzierungen anbieten, künstliche Nachfrage anfachen und Kunden auch über deren Verhältnisse locken, werden viele Amerikaner später an ihren Rückzahlungen zu knabbern haben und anderswo sparen müssen.
      Und auch der Bau-Boom, so begrüßenswert er ist und so optimistisch er stimmt, wird hohe Folgekosten nach sich ziehen. Wer ein Haus baut, muss gleichzeitig Möbel, Küchen und Haushaltsgeräte kaufen – und bezahlen. Das ist gut für einige Unternehmen in wenigen Branchen, belastet die Konten der Kunden jedoch so sehr, dass mit Spätfolgen auf jeden Fall zu rechnen ist.
      Zur Zeit scheint man sich darüber keine Gedanken zu machen, und mit dem überraschend starken Arbeitsmarktbericht im Rücken besteht die Gefahr, dass der Markt ein gewisses Momentum aufnimmt, dass in wenigen Tagen hinfällig ist und dann nur noch verwirrend scheint.
      Vielleicht weiß man das alles aber auch an der Börse, vielleicht will man am Freitag die Kurse nur ein wenig ins Grüne treiben, um beim Kongress einen besseren Eindruck zu machen. Der tagt nämlich an der Wall Street, direkt gegenüber der Börse in der altehrwürdigen Federal Hall. Dort wurde 1789 George Washington als erster Präsident der USA vereidigt – es war die erste und letzte Sitzung in New York. So erlebt die Stadt am Freitag einen historischen Moment, und dazu will auch die Börse ein freundliches Gesicht machen.



      Ja, schon wieder Banken :p:)

      Groß, größer, korrupt
      Finanzriesen wie die amerikanische Citigroup stehen unter Beschuss: Ihre Analysten haben gelogen, ihre Broker manipuliert. Wall Street fragt sich: Wie groß ist zu groß?

      Von Thomas Fischermann (c) DIE ZEIT 37/2002

      Von seinem Bürofenster im 32. Stock hat Jacob Zamansky (!!!Der war hier schon Thema!!!) einen Ausblick, der ihm gefällt: Feindesland. Die Kanzlei des 48-jährigen Anwalts, ein paar Schritte von der Wall Street entfernt, liegt im Herzen der New Yorker Finanzwelt. Da kennen sie Zamansky inzwischen bestens: Er war es, der im vergangenen Frühjahr den Staranalysten Henry Blodget wegen falscher Versprechungen und hochgejubelter Internet-Aktien verklagte - und dann völlig überraschend von Blodgets Arbeitgeber, der Investmentbank Merrill Lynch, eine Vergleichszahlung über 400 000 Dollar bekam. Zamanskys Telefon klingelt jetzt an die 100-mal pro Tag, er will sich einen Analysten nach dem anderen vorknöpfen. "Die haben die High-Tech-Blase künstlich aufgeblasen und Aktionäre an der Nase herumgeführt", sagt der Anwalt. "Held der Anleger" nannte ihn das Magazin Fortune.
      Es könnte passieren, dass Zamansky in seiner Nachbarschaft noch kräftig umräumt. "Es wird eine Welle von Klagen geben", erwartet James Moss, der bei der Ratingagentur Fitch für die Risikoabschätzung der Bankenbranche zuständig ist. "Einige Verfahren werden Erfolge zeigen" und "die Art und Weise ändern, wie Banken mit ihren Kunden umgehen". Andere sehen es drastischer: "Das Ende einer Ära an der Wall Street" sei gekommen, sagt der ehemalige Hedgefonds-Manager und Finanzmarktveteran Andy Keller. Das Ende "für große, häßliche Unternehmen".
      Die Giganten der Wall Street sind in Ungnade gefallen. Merrill Lynch zum Beispiel, die größte Investmentbank der Welt: Merrill-Analysten wie Blodget hatten den Anlegern nicht nur zweifelhafte High-Tech-Aktien ans Herz gelegt - derzeit laufen Untersuchungen, ob Merrill-Bankiers einigen Firmen auch beim Frisieren der Bücher halfen. Oder JP Morgan Chase, die Nummer zwei im Bankengewerbe der USA: Ihr rasant wachsendes Geschäft mit der Finanzierung von Unternehmen soll sie darauf aufgebaut haben, dass sie Firmenkunden billige Kredite anbot, im Gegenzug für lukrative Geschäfte rund um das Platzieren von Aktien.
      Ins Gerede gekommen ist auch das mit einem Vermögenswert von etwa einer Billion Dollar größte Finanzhaus der Welt, die Citigroup. Durch Zukäufe und Fusionen hat Citi-Chef Sanford Weill sein Imperium in den neunziger Jahren an die Spitze geführt, der Konzern zählt 270 000 Mitarbeiter - mehr als die vier größten deutschen Banken zusammen. Brancheninsidern gilt der Unternehmenschef als einer der aggressivsten Manager am Finanzplatz New York überhaupt. Doch in diesen Tagen frisst Weill lieber Kreide: Er hat die Fahnder im Nacken.
      Ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses hat bei der Citigroup-Investmentbank Salomon Smith Barney um einen ganzen Berg von Unterlagen gebeten - die Banker sollen bitte erklären, wie gewisse Kunden des Hauses auf dem Höhepunkt des Internet-Booms plötzlich äußerst lukrative Aktienpakete in die Hände bekamen. Zum Beispiel Bernard Ebbers, der ehemalige Chef des Telekom-Konzerns Worldcom, der inzwischen als größter Pleitier aller Zeiten einen festen Platz in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte hat. Der Verdacht: Salomon habe Ebbers und andere Kunden beim Börsengang von High-Tech-Unternehmen stets besonders gut bedacht und ihnen heiße Papiere zum Ausgabepreis zugeschachert. Was dann passierte, ist bekannt: Im Überschwang der neunziger Jahre verwandelten sich viele Aktien binnen Stunden in Millionen- und Milliardenwerte.
      Für Salomon ist das aber nur der jüngste einer ganzen Latte von Vorwürfen. Jack Grubman, der kürzlich abgetretene Telekommunikationsanalyst des Finanzhauses, hatte es offenbar ähnlich getrieben wie sein Kollege Blodget von Merrill Lynch. Er empfahl Anlegern munter die Papiere zweifelhafter Telekommunikationsfirmen (darunter - Überraschung! - Worldcom) - und trat dort zugleich als Berater auf, saß in Vorstandssitzungen mit am Tisch und überredete angeblich die Telekomchefs zu Deals mit seinem Arbeitgeber. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer hat bei Salomon alle Unterlagen über einen gewaltigen Deal zwischen Salomon und dem Telekomriesen AT&T aus dem Jahr 2000 bestellt. Vor dem Deal hatte Grubman nämlich überraschend seinen Ton geändert und AT&T plötzlich seinen Anlegern warm empfohlen. Spitzer will auch herausfinden, ob Grubmans Chefs - darunter Sanford Weill - an diesem Meinungswechsel beteiligt waren.

      Eine Hand wäscht die andere
      Wenn sich all die Vorwürfe bewahrheiten, sind die großen Finanzhäuser Amerikas möglicherweise ein gewaltiger Konstruktionsfehler: Sie stecken bis zum Hals in Interessenkonflikten. Mit der einen Hand schließen sie lukrative Finanzierungsgeschäfte mit ihren Unternehmenskunden ab und bemühen sich, deren Aktien und Anleihen zu "platzieren". Mit der anderen verkaufen sie eben diese Papiere an Pensionsfonds und Privatkunden weiter, nicht selten mit glühenden Analystenberichten als einer Art Verkaufsprospekt. Mit den "chinesischen Mauern" zwischen ihren Unternehmensbereichen sind etliche Analysten und ihre Vorgesetzten dabei offenbar wie die Mongolen umgegangen.
      Neu sind solche Probleme nicht. Schon nach dem Weltbörsencrash von 1929 erließ der US-Kongress Gesetze, die Banken, Broker und Versicherer sauber auseinander halten und Interessenkonflikte damit vermeiden sollten. 70 Jahre später - nach jahrelangem Lobbying der Bankenbranche - wurden diese Gesetze wieder abgeschafft. Jetzt geht die Sache von vorn los. Spekulationen machen die Runde, dass sich der Trend zum "Finanz-Supermarkt", zum finanziellen one stop shop, wieder umkehren könnte. Zwar plant in Washington noch niemand konkret die Rückkehr zum Trennbankensystem, aber "die Banken werden ganz von alleine auf die Idee kommen, die ein oder anderen Dinge wieder abzutrennen", glaubt Gerhard Summerer, Präsident der DG European Securities in New York. Samuel Hayes, Bankexperte an der Harvard Business School, ging in der Business Week sogar noch weiter: "Ich sage voraus, dass die großen Konglomerate sich wieder auflösen".
      Das wichtigste Argument: Im Bankgeschäft ist ein guter Ruf Gold wert. Der Discountbroker Charles Schwab versucht, die Schwäche seiner großen Konkurrenten bereits auszuschlachten und schaltet aggressive Anzeigen: "Fakten, kein Hype" biete das Unternehmen den Anlegern. Unabhängige Analyseinstitute, die ihre Berichte für Geld verkaufen statt für Gefälligkeiten, sind im Aufwind. Und in manchen Analysen über Finanzkonglomerate à la Citigroup fällt neuerdings das Wort von der "negativen Synergie": dass der Gesamtkonzern vielleicht weniger wert sei als die Summe seiner Teile.
      Kosmetische Reformen werden da kaum reichen, um die großen Banken wieder aus den Schlagzeilen verschwinden zu lassen, allein schon, weil sich die Anwälte gerade erst warm laufen. Vom Analystenjäger Jacob Zamansky bis zur großen Wirtschaftskanzlei Wolf Haldenstein sammeln amerikanische Juristen in diesen Tagen eifrig "Opfer" für ihre Sammelklagen. Große Pensionsfonds wie der kalifornische Calpers-Fonds haben ebenfalls rechtliche Schritte gegen ihre Broker eingeleitet. Staatlichen Untersuchungen präsentieren ihnen die Beweismittel quasi auf dem Silbertablett: Der New Yorker Generalstaatsanwalt zum Beispiel, der bereits bei etlichen Banken die internen Emails durchforstet hat, will sich als Nächstes die Jahresendberichte etlicher Analysten vorlegen lassen. In solchen Berichten schreiben Analysten einmal im Jahr ihren Chefs, warum sie künftig mehr Gehalt bekommen sollten - und nicht wenige begründeten das offenbar damit, dass sie der Bank neue Deals mit "ihren" Unternehmen einbrachten.
      Wie die Klagen ausgehen, gilt im Augenblick als völlig offen. An US-Gerichten ist "bekanntlich nichts unmöglich", sagt Rodgin Cohen, Bankrechtler bei der Kanzlei Sullivan & Cromwell in New York. Einziger Anhaltspunkt ist bislang die Investmentbank Merrill Lynch, die sich im Skandal um ihren Internet-Analysten Blodget mit dem Staatsanwalt Eliot Spitzer auf 100 Millionen Strafe einigte. Doch Spitzer sagte in einem Interview voraus: "Das ist nur ein Bruchteil dessen, was die an privaten Vergleichszahlungen leisten werden."
      Immerhin: Die Kurse von Merrill Lynch, JP Morgan und der Citigroup sind seit den Skandalen kräftig gefallen - und die ersten Zocker wetten schon darauf, dass der finanziell am meisten angeschlagene Finanzriese JP Morgan in ernste Schwierigkeiten geraten könnte. "Wir haben den Bankrott mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 bis 30 Prozent angesetzt", erklärt der Händler eines New Yorker Hedgefonds. JP Morgan hatte sich zuletzt gleich mehrfach schwer verspekuliert: Man hatte den Pleiteunternehmen Enron, Global Crossing und Kmart gewaltige Kredite gegeben und in der Argentinien-Krise viel Geld verloren. Die Spekulation: Eine Welle von Skandalen gibt dem Giganten den Rest
      "Werden die Broker und Investmentbanker zur Asbestindustrie der 2000er?", fragt denn auch Gerhard Summerer, Präsident der DG European Securities. Zur Erinnerung: Asbestverarbeiter hatten Jahrzehnte mit Klagen in aller Welt zu kämpfen. Richtig erholt haben sich die Unternehmen von dieser Klagewelle nie.


      Die US-Investmentbank Salomon Smith Barney bekommt Gesellschaft: Der US-Kongress will nun auch bei Credit Suisse First Boston (CSFB) und bei Goldman Sachs untersuchen, wie die heiß begehrten Aktien von Internet-Unternehmen in Zeiten des Dot-Com-Booms verteilt wurden.
      Von KATHARINA KORT, Handelsblatt


      NEW YORK. Kongress-Mitglieder wollten keine Namen nennen. Sie sagten nur, dass sie durch die Untersuchungen bei Salomon Smith Barney Anhaltspunkte erhalten hätten, die sie zu der Ausweitung der Untersuchungen bei Goldman Sachs und CSFB bewegten.
      Nach Informationen des Wall Street Journal wird bei CSFB wieder einmal der Name Frank Quattrone eine wichtige Rolle spielen: Der Star-Investmentbanker der High Tech-Industrie soll in E-Mails gefordert haben, den Top-Managern von Klienten seiner Bank vorzugsweise IPO-Aktien zukommen zu lassen.
      Quattrone betreute in den Neunziger Jahren als Chef der Technologiegruppe an der Westküste das Geschäft mit den Dot-Coms für CSFB. Im Juni vergangenen Jahres mussten drei seiner Analysten wegen Fehlverhalten gehen. Sie hatten sich persönlich an Firmen beteiligt, die sie an die Börse brachten, um die Aktien kurz nach dem Börsengang wieder zu verkaufen. Ihren Kunden sagten sie nichts davon. Außerdem hat sich CSFB im Januar dieses Jahres mit der SEC auf eine Strafe von 100 Mill. $ für ihr Verhalten bei Börsenplatzierungen geeinigt. Die Bank hatte von Kunden ungewöhnlich hohe Gebühren für die begehrten IPO-Aktien genommen. Die Klienten zahlten die hohen Summen, da sie damit rechnen konnten, dass die Gebühren im Verhältnis zu den extremen Kurssteigerungen immer noch nur ein Bruchteil ausmachen würden.
      Bei der Debatte um die bevorzugten Zuteilungen von IPO-Aktien für Kunden oder potenzielle Kunden der Investmentbanken ist immer noch unklar, in wie weit dieses Verhalten überhaupt illegal war. Klar ist dagegen, dass die Privatinvestoren den Kürzeren gezogen haben. Sie gingen bei den lukrativen Börsengängen meist leer aus und erfahren erst heute, warum.
      „Die Insider-Platzierung von IPO-Aktien verwässert unfair den Aktienwert für den Kleinanleger“, begründete der Abgeordnete Michael Oxley, der die Untersuchung leitet, das Vorgehen des Kongresses. Oxley gehört zu den Abgeordneten, die das Gesetz mit neuen Bilanzregeln durchgesetzt haben, das unter anderem den Bilanz-Eid von Unternehmenschefs eingeführt hat.
      Goldmann Sachs und CSFB sollen bis Ende September die Informationen über die Zuteilungen von IPO-Aktien offenlegen. Oxley drohte bereits, dass sie andernfalls mit einer Vorladung rechnen müssen. Eine CSFB-Sprecherin sagte: „Wir werden weiterhin mit allen Behörden zusammenarbeiten“. Und eine Sprecherin von Goldman Sachs erklärte: „Wir sind mehr als glücklich, den Forderungen des Abgeordneten Oxley nachzukommen, auch wenn wir überrascht sind, gefragt worden zu sein. Wir haben auch die jüngsten Berichte über die so genannten Branchen-Gebräuche gelesen, und sie stimmen nicht mit dem überein, wie wir das Geschäft bei Goldman Sachs führen“.



      Der Senf zum Wahlkrampfsonntag: :D

      frauen, frauen, wahlkampfgrauen von WIGLAF DROSTE
      Vor zwei Wochen marterten Sat.1 und RTL die wahlwilligen beziehungsweise wahlunentschiedenen Deutschen mit einem TV-Duell, dessen unangenehmste Teilnehmer erstaunlicherweise weder Gerhard Schröder noch Edmund Stoiber waren, sondern zwei Journalistendarsteller der Sorte halbgut angezogener Schleim, zwei von der Arschlecken,-aaber-kritisch!-Fraktion, wie sie in den Brutstätten des Journalismus, bei Gruner & Jahr et cetera, zu Tausenden hergestellt werden, Figuren, die es sich mit niemandem verderben wollen und die Kommentare abgeben können, in die sich kein Wörtchen Kommentar hineinverirrt hat, Hoch-und-Runter-Schreiber auf Bestellung, verschmockte Dreigroschenjungs im feinen Zwirn, haltungslose Sülze, notdürftig zusammengehalten von einem Schlips, der dafür sorgt, dass der Glibber nicht gleich oben rausläuft.
      Die Namen der Typen habe ich vergessen - nun aber sollen zwei Frauen den Krempel richten, zwei Frauen, die man kennt und die man sich - aus welchen Gründen immer - gemerkt hat. Das Duo ist tiptop quotiert: Maybrit Illner kommt aus dem Osten, versteht ihren Beruf, sieht dabei gut und für Fernsehmaßstäbe sogar richtig intelligent aus; Sabine Christiansen ist aus dem Westen, hat von ihrem Beruf nicht die geringste Ahnung und … - aber lassen wir das, wir werden doch keinen Keil treiben zwischen unsere solidarischen Frauen, o nein.
      Sabine Christiansens Anstrengungen, ihre déformation professionelle zu verbergen, werden immer verzweifelter: Die Kopfschiefhalterin lud sich vor zwölf Tagen die schwer senilen Herren Brüderle, Barzel und Eppler ein, dazu ihren Friseur Udo Waltz - allesamt Erscheinungen, neben denen selbst Sabine Christiansen noch vergleichsweise hallowach wirken muss. Die Auswahl der weiblichen Gäste hatte ähnliche Gründe; rollt man Sabine Christiansen zwischen Claudia Roth und Petra Pau, kann das dem Ansehen der Moderatorin nur gut tun.
      Ich weiß, dass es Menschen gibt, die, getrieben von protestantischem Schlechtgewissen und hybrider Überschätzung ihrer Stimmabgabe, schweren Herzens nun doch die Grünen wählen wollen, als allerkleinstes Übel. Ja, der Krieg, sagen sie, grande merde, aber da ist ja immerhin auch noch Frau Künast, die sich mit den Schwerverbrechern von der Landwirtschaft anlegt, und ohne Jürgen Trittin wäre der Umweltschutz noch böser dran. Mag sein, aber das sind doch sehr allgemeine Überlegungen. Entscheidend ist das Persönliche - und die Aussicht, die spreewaldgurkengrüne, dauerjaulende Claudia Roth in den nächsten vier Jahren deutlich seltener hören und sehen zu müssen, hat doch sehr viel für sich. Wem das nicht einleuchtet, der sollte dringend den Ohrenarzt oder den Optiker aufsuchen.
      Petra Pau von der PDS muss man nur neben den apostrophgesättigten Slogan ihrer Partei stellen: "Heute popp ich, morgen kiff ich, übermorgen wähl ich: PDS." Wer solchen Spaßterror mag, kann gleich FDP wählen. Schließlich gilt: Wer über schreckliche Frauen sprechen will, darf von Guido Westerwelle nicht schweigen.


      Also mir reichts jetzt. Umschalte.

      MÜNCHEN taz Was macht eigentlich Uschi Glas, die alte Haut? Uschi Glas trägt jetzt ihre Haut zu Markte: Die Münchner Horrorfrau präsentiert eine neue Kosmetikmarke mit dem Namen "Uschi Glas hautnah": "Die Marke ,Uschi Glas hautnah` steht für zeitlose Klassik, gepaart mit Innovation und maximaler Qualität bei höchstem Anwendungskomfort", rhabarbert die Werbeagentur, hat aber den Text verwechselt. Richtig heißt es: ",Uschi Glas hautnah` steht für zeitloses Geschwafel, gepaart mit Sauberfrau-Sauberkeit und maximaler Schleimquote bei höchstem Kotzfaktor." Ist doch glasklar.
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      schrieb am 10.09.02 17:35:48
      Beitrag Nr. 246 ()
      Sag ich doch


      Mit drei Billionen Yen will Japan den Aktienmarkt stabilisieren
      Regierung plant Stützungskäufe durch Pensionsfonds


      Tokio - Drei Billionen Yen, das sind rund 25 Mrd. Euro, sollen bald auf den japanischen Aktienmarkt regnen: Staatlich dirigierte Kaufaufträge aus Mitteln der Pensionsfonds und Rentenkassen. Damit wollen die Finanzstrategen Tokios wieder einmal ihre Börsen stabilisieren, nachdem der Nikkei vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit 19 Jahren gefallen war.
      Dieser Tiefstand hat die Regierung aufgeschreckt, seither werden aus Koalitionsparteien "beruhigende Gerüchte" gestreut: Ein drittes Antideflationspaket der Regierung von Junichiro Koizumi ist in Arbeit, wichtigster Bestandteil ist die Stützung der Aktienbörse. Der zusätzlichen Nachfrage soll sich ein noch relativ neues Anlageinstrument erfreuen: Die Pensionsfonds werden angehalten, in börsennotierte Investmentzertifikate (Fonds) zu investieren, die einen Aktienindex widerspiegeln oder zumindest breit gestreut sind. Die genauen Details des Antideflationsprogramms will die Regierung am 20. September bekannt geben.
      Doch schon am Montag sorgten die gezielten Indiskretionen für Kurserholung: Der Nikkei legte 1,9 Prozent zu, schloss mit 9306,26 Punkten. Alle Branchenindizes standen an diesem Tag auf der Gewinnerseite - auch die Banken, denen die Regierung eventuell nochmals unter die Arme greifen muss, um das Finanzsystem zu stabilisieren. IWF-Chef Horst Köhler sprach sich in Tokio dafür aus, dass Japans Banken vor allem durch den Abbau fauler Kredite und Umstrukturierungen stabilisiert werden sollten. Die Regierung erwägt, eine staatliche Auffanggesellschaft mit neuen Finanzmitteln auszustatten, damit das Institut den Banken mehr notleidende Kredite abkaufen kann. Außerdem sollen geplante Steuerkürzungen zeitlich vorgezogen werden. bew
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 18:03:35
      Beitrag Nr. 247 ()
      Zwei Köpfe - Zwei Meinungen


      Geschwätz über Vertrauen
      Alles Negative in der Wirtschaft wird gegenwärtig mit Vertrauen erklärt, dem geschwundenen, fehlenden, zerstörten etc. Aber nicht mangelndes Vertrauen ist das Problem in der Wirtschaft, sondern mangelndes Geld.

      Von Fredmund Malik

      Was seit einigen Wochen - inzwischen mehrfach täglich - über das Thema Vertrauen durch die Medien geht, ist an Unsinnigkeit kaum zu überbieten.
      Alles Negative in der Wirtschaft wird - irgendwie und nebulös - mit Vertrauen erklärt, dem geschwundenen, fehlenden, zerstörten etc. Vertrauen irgendeiner Gruppierung - der Investoren, der Kleinaktionäre, der Konsumenten oder was sonst gerade passt.

      Interessanterweise war vorher über Vertrauen nie etwas zu hören, als noch Zeit gewesen wäre, über das Risiko des Vertrauensverlustes zu reden. Als ich anfangs 1997 in einem Buch über den drohenden Verlust von Glaubwürdigkeit und Vertrauen der Unternehmensführung schrieb, gab es kaum Interesse dafür, obwohl die heutige Entwicklung klar vorgezeichnet war. Jetzt ist es dafür zu spät, weil längst andere Faktoren wirksam geworden sind.
      Vor lauter gedankenloser Fixierung auf Vertrauen scheint es den Kommentatoren nicht in den Sinn zu kommen, dass es den Leuten an etwas viel Wichtigerem und Konkreterem fehlen könnte, nämlich schlichtweg an Geld.
      Sie haben erstens Verluste auf ihren vermeintlichen Wertpapieren, auf Aktien und Fondszertifikaten, und zwar in einem Ausmaß, wie sie es sich niemals vorstellen konnten, weil ihnen von so genannten Fachleuten suggeriert wurde, dass Aktien immer nur steigen könnten.
      Sie haben zweitens Schulden. Ein erheblicher Teil der Wertpapiere ist, was selten erwähnt wird, auf Kredit gekauft worden. Die früheren Wertpapiere haben inzwischen ihren Wert verloren oder stark reduziert. Es sind vielfach "Wertlos-Papiere" geworden. Die Schulden sind aber geblieben.
      In der Euphorie der anscheinend ewig steigenden Börsen und vorübergehender Buchgewinne bei den Aktien haben sich - drittens – darüber hinaus viele einen Lebensstil zugelegt, der ebenfalls nur mit Krediten zu finanzieren war. Die teuren Appartements, Sportwagen, Designeranzüge und Ferienreisen wurden ja nicht bezahlt, sondern kreditiert.
      Daher kumuliert sich das Unheil: zum einen die Verluste auf die Anlagen und zusätzlich in zweifacher Weise die Schulden. Viele Menschen sind nun auch zum ersten Mal mit der gefährlichsten Zeitbombe konfrontiert, die kaum je in den Medien behandelt wird, und schon gar nicht von den Bankberatern und Zeitgeistvertretern. Es sind die Nachbesicherungs- und Nachschussverpflichtungen aus den Kreditverträgen. Sie stehen im Kleingedruckten, das jetzt hervorgeholt wird. Was soll da Vertrauen noch ausrichten?
      Mit Vertrauen, so wie der Begriff in den Wirtschaftskommentaren gebraucht wird – also nämlich mit einem subjektiven Gefühl, das das Wollen der Menschen bestimmt - hat die heutige Situation kaum etwas zu tun. Vertrauen in diesem Sinne würde voraussetzen, dass die Menschen eine Wahlmöglichkeit haben, dass sie prinzipiell könnten, wenn sie nur wollten.
      Es ist aber genau umgekehrt: gleichgültig, was sie wollen oder nicht wollen - das Problem ist, dass sie nicht können. Mit einem Bild gesprochen: Die "Munition" ist verschossen. Daher spielt es keine grosse Rolle mehr, ob man der "Kriegsführung" vertraut oder nicht.

      Über eine spezielle Art des Vertrauens redet man in den Medien bezeichnenderweise allerdings nicht, nämlich über das Vertrauen der Leute in eben die Medien selbst: Viele haben mitgeholfen, früher den Unfug von den ewig steigenden Börsen und risikolosen Anlagen unkritisch zu verbreiten; vorwiegend dieselben reden jetzt wieder Unfug - über Vertrauen. Vielleicht sollte man sich doch einmal ernsthaft mit den Realitäten der Menschen befassen.
      Ohne die tätige Mithilfe dieser Art von Medien hätte es kaum zu den Exzessen der letzten Jahre kommen können. Die kommunikative Wirksamkeit dessen, was man den Wirtschaftsboulevard nennen kann, allen voran TV-Sender vom Typ CNBC, ist bewundernswert. Besser kann man es vermutlich medientechnisch nicht machen.
      Es ist gelungen, ein früher staubtrockenes Gebiet in echtes, spannendes Entertainment zu verwandeln. Die angebotene Zahlenflut hat Objektivität suggeriert. De facto wurde damit aber - ob mit Absicht oder nicht - hochwirksame Desinformation betrieben. Der Glaubwürdigkeit hat das noch nie gedient.


      Noch in diesem Jahr wird die Baisse von einer Hausse abgelöst
      Von Gottfried Heller 09.09.

      Vor einem Jahr, nur wenige Tage nach den Terroranschlägen, schrieb ich an dieser Stelle, diese Attacke werde die Börse nicht aus den Angeln heben. Ich war überzeugt, dass US-Regierung und Notenbank mit Sofortprogrammen und weiteren Zinssenkungen dagegenhalten würden und als Folge die Wirtschaft stärker wachsen dürfte.
      So kam es zunächst auch: Die Konjunktur zog an, und der Dow Jones hatte bereits einen Monat später den Rückschlag wieder wettgemacht. Doch seit März haben die Börsen wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Im August unterschritten Dax und Dow sogar das Septembertief vom letzten Jahr.
      Keine Frage, die Terroranschläge haben das öffentliche Leben in den westlichen Gesellschaften verändert, am meisten in den USA. Doch diese teils atmosphärisch, teils materiell belastenden Momente können nicht die einzige Ursache dafür sein, dass die Weltkonjunktur lahmt und die Börsenbaisse seit zweieinhalb Jahren andauert. Wir haben noch immer unter den Nachwehen einer maßlosen Übertreibung zu leiden. Die Dimension dieser Fehlspekulation übersteigt jedes Vorstellungsvermögen: Seit dem Höhepunkt im März 2000 bis heute ist allein an den US-Börsen ein Verlust von acht Billionen Dollar entstanden. Das ist etwa das doppelte des gesamten, über mehr als 50 Jahre angesparten Geldvermögens in Deutschland.
      Im Gefolge der wilden Börsenorgie kamen auch noch die Betrügereien der Topmanager ans Tageslicht, die sich schamlos bereichert haben. Einige Konzerne wie Enron und Worldcom haben Bilanzen gefälscht und sind Bankrott gegangen.
      Solche Auswüchse hat es in der Börsengeschichte aber immer gegeben. Außergewöhnlich war diesmal nur das Ausmaß, in dem die Bilanzmanipulationen betrieben wurden. Aktionäre fragten sich, welcher Bilanz sie überhaupt noch trauen konnten, und im Zweifelsfall verkauften sie. Doch kaum war wieder Gras über die Sache gewachsen, wurde die Anlegergemeinde von einem neuen Gespenst verschreckt: einem Krieg gegen den Irak. US-Präsident Bush hat in zunehmender Schärfe die Kriegsrhetorik geschürt. Prompt stieg der Ölpreis. Nun leidet die Börse unter Konjunktursorgen und unter der Furcht vor weiterem Terror und einem drohenden Irak-Krieg.
      Warum, so fragt man sich, ist gerade jetzt der Irak zu einem so drängenden Problem geworden, das man schnellstmöglich aus der Welt schaffen muss, notfalls auch mit einem Krieg? Nach meiner Einschätzung liegt der wahre Grund für das kriegerische Gehabe von Bush darin, dass am 5. November wichtige Zwischenwahlen stattfinden, bei denen die Republikaner die Mehrheit im Kongress verlieren könnten.
      Viele Amerikaner, deren Altersvorsorge zu einem guten Teil auf Aktien aufgebaut ist, könnten wegen der herben Kursverluste ihrem Ärger an der Wahlurne Luft verschaffen. Dann müsste Bush in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit gegen eine demokratische Mehrheit regieren. Daher wird er schon in Kürze versuchen, mit einigen Steuermaßnahmen diesen Ärger zu dämpfen. In der Zwischenzeit entfacht er mit der äußeren Bedrohung und dem Feindbild Saddam Hussein einen Hurra-Patriotismus und lenkt damit von den inneren Problemen ab. Nach der Wahl wird das Militärische wieder dem Kommerz den Vortritt geben. Denn noch gilt, wie eh und je, was US-Präsident Calvin Coolidge so ausgedrückt hat: "Die Geschäfte Amerikas sind die Geschäfte."
      Vorerst werden die Börsen noch zwischen Furcht und Hoffnung schwanken. Aber noch in diesem Jahr wird die längste Baisse der Nachkriegszeit von einer Hausse abgelöst werden. Sie könnte binnen Jahresfrist Kursgewinne von 30 Prozent bringen, und auch 50 Prozent wären für mich keine Überraschung.


      Vergleicht einmal Hellers Irakgefasel mit nachfolgendem Artikel :cool:


      Das zornige Amerika
      Die Wut vieler Bürger wird George Bush helfen, die Öffentlichkeit für einen Irak-Krieg zu gewinnen

      Von Wolfgang Koydl SZ 06.09.

      Amerikas Country-Musik war schon immer ein guter Gradmesser für die Seelenlage der Nation, und wenn ein Sänger wie Toby Keith monatelang unangefochten die einschlägigen Hitparaden anführt, dann lässt sich daraus mindestens ebenso viel ablesen wie aus Meinungsumfragen. „Angry American“ heißt der Hit, den Amerikas Afghanistan-Soldaten zum inoffiziellen Kampflied gemacht haben, und der auch an der Heimatfront immer öfter gesungen wird. Vor allem der Refrain löst stets Begeisterung aus: „Es wird dir noch leid tun, dass du sie gereizt hast, die USA, denn wir rammen dir einen Stiefel in den A... Das ist die Art von Amerika.“
      Ja, Amerika ist zornig. Es ist zornig auf Terroristen und Muslime, auf Araber und Europäer, auf alle in der Welt da draußen, die Gottes eigenes Land attackieren oder kritisieren. Und wenn diese Amerikaner im Moment vielleicht noch nicht richtig zornig auf Saddam Hussein sind, dann lässt sich diese Wut jederzeit anstacheln. Er ist ja auch einer von denen, die der Supermacht auf der Nase herumtanzen.
      Es ist nicht das liberale Amerika der Metropolen an den Ost- und Westküsten, das Keith’ Song hört und so denkt. Aber es ist ein Amerika, das Wahlen entscheidet, wie sie im November anstehen. Und es ist ein Amerika, das Präsident George Bush gut versteht. Anders als sein Vater, der mit jeder Faser elitären neuenglischen Geldadel ausstrahlte, wird der Sohn mit seiner kumpelhaften Art von diesem einfachen Amerika akzeptiert. Und deshalb wird er letzten Endes öffentliche Zustimmung für den Krieg gegen Saddam erhalten. Hinzu kommt ein stillschweigend erhoffter Nebeneffekt: Der Hurra-Patriotismus soll vom Ärger über die Wirtschaftslage ablenken.
      Bush muss freilich einige Spielregeln beachten. Die wichtigste ist, dass er mit Senat und Repräsentantenhaus die ge-wählten Vertreter einbezieht. Damit streichelt er die Eitelkeiten der Abgeordneten und zugleich lindert er Ängste der Wähler: Seht her, der Präsident zieht unsere gewählten Vertreter ins Vertrauen. Bush junior geht dabei sogar klüger vor als der Senior. Denn der hatte für seinen Golfkrieg gegen Saddam Hussein nur eine knappe Mehrheit des Kongresses erhalten. Am liebsten hätte er das Parlament sowieso umgangen. Nach gewonnenem Feldzug nämlich grummelte der damalige Präsident Bush nachtragend: „Ich brauchte überhaupt keine Erlaubnis von irgendeinem alten Ziegenbock im US-Kongress, um Saddam Hussein aus Kuwait herauszuschmeißen.“ :D
      Eine solche Sprache würde sich der Sohn nie erlauben. Sein Treffen mit Kongressmitgliedern lässt zudem darauf schließen, dass er größere Zustimmung für den Krieg bekommen wird als seinerzeit der Vater. Dafür gibt es zwei Gründe: Als im Sommer die Irak-Debatte hin und her wogte, da wussten die Volksvertreter nicht, ob die Regierung sie überhaupt konsultieren würde. Entsprechend groß ist nun ihre Dankbarkeit. Und außerdem möchte sich keiner von ihnen mit einem zornigen Amerikaner anlegen; schon gar nicht in einem Wahljahr.


      Weiter schreibt Koydl in dem Artikel "Alles nach Plan":

      Schritt drei ist für den kommenden Donnerstag geplant, wenn Bush vor der UN-Vollversammlung sprechen will. Angeblich kennt der Präsident alle Einzelheiten seiner Rede selbst noch nicht. Aber es ist denkbar, dass er ein letztes Mal der Entsendung von Waffeninspektoren in den Irak zustimmen wird. Dies war die wichtigste Forderung der Weltgemeinschaft gewesen. Die Bedingungen für das Inspektionsregime werden jedoch von den USA formuliert. Sie würden, wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld unlängst mit geheucheltem Bedauern für den irakischen Führer durchblicken ließ, so hart, so scharf und zeitlich so eng begrenzt sein, dass Bagdad sie einfach ablehnen muss, wenn es nicht den letzten Rest an Selbstachtung verlieren will. Damit hätte Amerika den Grund für den Militärschlag, den auch die Kritiker im Nahen Osten, in China, Russland und in Europa akzeptieren müssten. Es sei denn, die Partner, Gegner und Verbündeten hätten einen eigenen Vorschlag, wie das irakische Regime beseitigt werden könnte, wenn die Waffenkontrolle fehlschlägt. Doch den haben sie nicht, und deshalb wird George Bush auch zu Ende bringen, was er sich seit langem vorgenommen hat. Er machte ja nie ein Geheimnis daraus.


      Man hat`s nicht leicht aber leicht hat`s einen. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 17:35:29
      Beitrag Nr. 248 ()
      Ein Jahr nach den Angriffen der Terroristen auf die USA steckt die Weltwirtschaft in einer kritischen Situation. Die Konjunktur kommt nicht in die Gänge. Ein Krieg gegen Irak würde die Hoffnung auf einen Aufschwung endgültig zunichte machen.
      Von Mario Müller

      Wenn es den Terroristen darum gegangen sein sollte, mit den Anschlägen auf das World Trade Center ein verhasstes Wirtschaftssystem zu Fall zu bringen, haben sie ihr Ziel verfehlt. Schon wenige Tage nach dem 11. September 2001 herrschte an der New Yorker Wall Street wieder Business as usual. Zunächst gehegte Befürchtungen, die Attacken könnten eine schwere Konjunkturkrise auslösen und die Globalisierung stoppen, erwiesen sich bald als unbegründet.

      Doch die vor einem Jahr geschlagene Wunde schwärt. Der direkte materielle Schaden, den die fliegenden Attentäter anrichteten, war zwar, gemessen an der ökonomischen Leistungsfähigkeit der USA, eher gering und dürfte inzwischen weitgehend geheilt sein. Die Bilanz der Folgekosten steht allerdings noch aus. Und sie kann unter Umständen verheerende Dimensionen annehmen. Denn die internationale wirtschaftliche Lage ist seit dem 11. September noch prekärer als zuvor. Falls US-Präsident George W. Bush jetzt in später Reaktion auf die Anschläge seinen "Kampf gegen das Böse" in Irak fortsetzen lässt, droht ein weltweiter Absturz in die Rezession.

      Schon wenige Wochen nach dem schrecklichen Ereignis gab der Internationale Währungsfonds (IWF) Entwarnung. Die Terrorangriffe dämpften das Wirtschaftswachstum nur um wenige Stellen hinter dem Komma, schätzte die Organisation im Oktober vergangenen Jahres und sprach von einer "vorübergehenden Störung". Tatsächlich schien der Schock ökonomisch relativ rasch verkraftet. Zwar sackten die Aktienkurse an den internationalen Börsen zunächst in den Keller, während die Preise für Rohöl kräftig anzogen. Doch nur kurze Zeit später kehrten sich die jeweiligen Vorzeichen wieder um.

      Die schnelle Trendwende ist vor allem auf das beherzte Eingreifen der Geldpolitik zurückzuführen. Um die Ängste vor einer Finanzkrise und einer Talfahrt der Konjunktur zu zerstreuen, pumpte die US-Währungsbehörde Fed nicht nur gewaltige Mengen an Liquidität in die Wirtschaft, sondern senkte auch die Leitzinsen spürbar. Mit ähnlichen, allerdings deutlich verhalteneren Schritten reagierte die Europäische Zentralbank (EZB).

      Aber nicht nur Fed-Chef Alan Greenspan griff tief in die Geldkiste. Auch die Bush-Administration schüttete das öffentliche Füllhorn aus. Zusätzlich zu einem bereits vorher angekündigten gigantischen Steuersenkungsprogramm machte sie als Ersatz für die Schäden und zur Stimulierung der Wirtschaft mehr als 100 Milliarden Dollar, darunter 15 Milliarden für die gebeutelten heimischen Fluggesellschaften, in ihrem Budget locker. Deswegen wird der US-Staatshaushalt in diesem Jahr völlig aus dem Ruder laufen und nach einem großen Überschuss in der vergangenen Rechnungsperiode tief ins Minus rutschen.

      Die gewaltige Finanzierungslücke von zuletzt geschätzten 165 Milliarden Dollar juckt Bush allerdings nicht die Bohne. Ausgerechnet der konservative Präsident, der zuvor in Sonntagsreden dem Staat höchstens eine Nebenrolle auf der Wirtschaftsbühne zugestehen wollte, besann sich plötzlich der verpönten Lehren, die der britische Ökonom John Maynard Keynes aus der großen Depression der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gezogen hatte: Wenn die unsichtbare Hand des Marktes versagt und die Konjunktur den Bach hinunter geht, sollte die öffentliche Hand mit zusätzlichen finanziellen Impulsen gegenhalten. In Zeiten von Krieg, nationalem Notstand oder Rezession seien staatliche Defizite erlaubt, "und wir befinden uns in allen dreien", rechtfertigte Bush denn auch in bester Keynesianischer Manier seine ideologische Kehrtwende, ohne dabei im Land des unbegrenzten Wirtschaftsliberalismus auf ernsthaften Widerspruch zu stoßen.

      Dass der Präsident für seine Aktionen breite Zustimmung fand, ist nicht verwunderlich. Denn die US-Wirtschaft war bereits vor dem 11. September angeschlagen und gierte nach neuen Stärkungsmitteln. Begonnen hatte der Niedergang im Frühjahr 2000, als nach einem beispiellosen Boom die Bösen-Blase platzte - und damit auch der amerikanische Traum von ewig steigenden Unternehmensgewinnen und einem permanenten friktionslosen, inflationsfreien Wachstum. Nun wurde immer deutlicher, dass der allseits bewunderte Höhenflug der Konjunktur jenseits des Atlantiks vor allem von enorm viel heißer Luft getragen wurde. Wer daran noch zweifelte, musste sich spätestens dann eines Besseren belehren lassen, als Ende vergangenen Jahres bei dem Energiehändler Enron und anschließend bei weiteren namhaften US-Großkonzernen Bilanzmanipulationen ungeheuren Ausmaßes ans Tageslicht kamen. Auch wenn der Vergleich hinkt: Der auf die Konten von Enron-Chef Kenneth Lay und Konsorten gehende ökonomische Schaden übertrifft den von den Terroristen angerichteten bei weitem.

      Gleichwohl schien die Vertrauenskrise nur von kurzer Dauer und die Konjunktur schnell wieder auf die Beine zu kommen. Der IWF sah bereits in diesem Frühjahr den Tiefpunkt der globalen Talfahrt erreicht. Und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) konstatierte in ihrem Bericht vom August eine "überraschende Widerstandsfähigkeit" der Weltwirtschaft gegen die diversen Schocks, zu denen die Bank der Notenbanken neben den Anschlägen vom 11. September und dem Enron-Konkurs noch den Nahostkonflikt und die Währungskrise in Argentinien zählt.

      Doch inzwischen sind die Hoffnungen auf einen raschen Aufschwung wieder verflogen. Heiner Flassbeck, Ökonom der Unctad, der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen, kann jedenfalls "weit und breit keine Impulse erkennen". Die US-Konjunktur kommt trotz der staatlichen Ankurbelungsprogramme nicht richtig in Fahrt, weil selbst die dortigen Konsumenten nicht immer noch mehr Geld ausgeben können und die Unternehmen die Exzesse der Vergangenheit erst finanziell verkraften müssen. Die Europäische Währungsunion steuert zwischen der Scylla des rigiden Stabilitätspakts und der Charybdis einer von manischen Inflationsängsten gelähmten EZB hilflos auf ökonomische Untiefen zu - dorthin, wo Japan schon seit mehr als einem Jahrzehnt fest- sitzt.

      Kein Wunder, dass ein Begriff wieder in Mode kommt, der lange out war: Deflation. Immer mehr Ökonomen fürchten eine Abwärtsspirale, bei der - wie in Japan zu besichtigen - die Nachfrage mit dem Angebot an Gütern und Dienstleistungen nicht Schritt hält, deshalb das Preisniveau fällt und die Wirtschaft in Depression versinkt. Selbst die BIZ und die Fed warnen vor dieser Gefahr.

      Dem Horrorszenario steht ein anderes nicht nach: Ein länger dauernder Krieg gegen Irak destabilisiert die ganze Region und lässt den Ölpreis explodieren mit der Folge, dass die Weltwirtschaft in eine schwere Krise gerät. Sollte dies geschehen, könnten die Terroristen vom 11. September doch noch triumphieren. Dazu darf es nicht kommen.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 08:41:56
      Beitrag Nr. 249 ()
      Der Präsident braucht den Krieg
      von BERND PICKERT

      Am 11. September 2001 bekam seine Präsidentschaft einen Inhalt, mit dem George W. Bush an die Öffentlichkeit treten konnte. Der Präsident von Richters Gnaden, der noch lange nach seinem Einzug ins Weiße Haus nicht recht begriffen zu haben schien, dass er jetzt wirklich Präsident geworden war, und der immer so aussah, als freue er sich darüber ohne Unterlass wie ein kleiner Junge, hatte ein Thema, hinter das er sich zurückziehen konnte.

      Das war auch dringend nötig. Denn was hatte Bush vorher schon zuwege gebracht? Immerhin, sein größter Coup, eine Steuerreform, mithin eine gigantische Umverteilung von unten nach oben, hatte funktioniert. Die republikanische Mehrheit im Senat aber hatte er durch eigene Führungsfehler eingebüßt. Und damit die komfortable Möglichkeit, mit den Mehrheitsführern beider Häuser die Agenda abstimmen zu können.

      Die Themen, die er selbst unter dem Schlagwort des "mitfühlenden Konservatismus" in den Wahlkampf getragen hatte, also insbesondere seine Vorstellungen von Sozial- und Bildungspolitik, schienen ihn jetzt, einmal im Weißen Haus angekommen, deutlich weniger zu interessieren als der pünktliche Start ins Golf-Wochenende.

      Bush erweckte den Eindruck, dass da einer, dem schon seit frühester Kindheit immer alle Wege bereitet worden sind, ohne dass er selbst viel dazu tun musste, es einfach unheimlich genoss, nun Präsident geworden zu sein, ohne dass er damit so richtig etwas hätte anfangen können - im Unterschied zu den Leuten, die um ihn herum die politische Führung stellen und die eigentliche Macht bis heute ausüben. Hier schloss Bush nahtlos an seinen Vater an: Bis heute sind fast alle führenden Kämpen der Administration Bush sr. wieder in Amt und Würden - zuzüglich der halbmafiösen Clique, die unter Präsident Ronald Reagan für die Iran-Contra-Affäre und die verbrecherische Lateinamerikapolitik verantwortlich zeichnete.

      Bis zum 11. September schien es so, als ob Bush - ganz die (persönlich noch dazu recht dumme) Marionette von Ölindustrie und väterlichen Seilschaften, als die ihn seine Kritiker stets porträtierten - vor allem dazu diente, diesen Leuten wieder an die Schalthebel zu verhelfen, von denen sie in der Clinton-Ära verdrängt worden waren. Hinzu kam die Politik zum Wohle seiner eigenen Geschäftsinteressen beziehungsweise der seiner Freunde und Gönner, ohne die der unbedarfte Mann schon in der Jugend gescheitert wäre, seiner alten Elite-Seilschaften aus dem "Skull an Bones"-Geheimbund an der Yale-Universität, seiner Partner aus dem Erdölgeschäft.

      Wäre Bushs Präsidentschaft so weitergegangen, eine Amtszeit im erkennbar eigenen Interesse also - die Pleite des Enron-Konzerns, dessen betrügerischer Manager Kenneth Lay zu Bushs engsten Förderern gehörte, wäre für den Präsidenten politisch nicht zu überleben gewesen. Und seine unscheinbare Order, etliche Akten über sein eigenes und das Gebaren seines Vaters auf Jahre unter Verschluss zu halten - ein klarer, aber dem Präsidenten in Ausnahmefällen zugebilligter Verstoß gegen das US-Informationsfreiheitsgesetz - wäre in den Medien zum Thema geworden.

      Dann kamen die Anschläge von New York und Washington, und Bush hatte sein Thema. Jetzt konnte, jetzt musste er Führung zeigen. Die US-Amerikaner, deren große Mehrheit ihn nicht gewählt hatte, die Witze über den Präsidenten rissen und auf eigenen Websites seine dümmsten Äußerungen sammelten, waren schockiert und nur allzu bereit, ihrem Präsidenten zu folgen, wenn er sie denn irgendwohin führt.

      Selbst in dieser, für einen Präsidenten schwierigen, aber ungeheuer vorteilhaften Situation schien Bush zunächst zu versagen. Tagelang mussten die New Yorker auf ihn warten, statt Bush fand Bürgermeister Rudolph Giuliani die richtigen Worte und wuchs über sich hinaus. Bushs Unfähigkeit, gehaltvolle Dinge ohne Manuskript zu formulieren, ohne dass Unsinn herauskommt, verschloss dem Präsidenten zunächst die Tore der Mediengesellschaft. Zwei Tage nach dem Anschlag ließen ihn seine Medienberater live im Fernsehen mit Giuliani und dem New Yorker Gouverneur George Pataki telefonieren - es wurde ein PR-Desaster. Giuliani und Pataki redeten eloquent, entschlossen, mitfühlend und hemdsärmelig. Bush stammelte, fand keine Worte, wusste nichts zu sagen.

      Doch seitdem ging es bergauf. Bush zeigte sich am kommenden Tag auf "Ground Zero", und als dann, Beweise hin, Bedenken her, der Krieg gegen Afghanistan in die konkrete Vorbereitung ging, hatte der Präsident sich gefunden. Am 20. September hielt er eine viel beachtete Rede vor beiden Häusern des Kongresses, die sonst immer nur einmal im Januar für die Rede zur Lage der Nation zusammenkommen, und setzte das Wort vom Kampf des Guten gegen das Böse in die Welt, bei der das Gute sich durchsetzen werde. Seine Minister, Berater und der britische Premier Tony Blair reisten um die Welt und schmiedeten die internationale Antiterrorkoalition zusammen. Bush blieb in Washington und widmete sich ganz der Nation und seinen steigenden Zustimmungsraten.

      Er wuchs mit der Aufgabe. Es gelang ihm meist, die Manuskripte fehlerfrei zu lesen, und wenn er frei improvisierend plötzlich von einem "Kreuzzug" sprach, nahm sein Sprecher Ari Fleischer den Fauxpas mit dem Ausdruck des Bedauerns genauso zurück wie den ersten Namen der Afghanistan-Operation, der ursprünglich "Unendliche Gerechtigkeit" hatte lauten sollen, was bei Muslimen auf arge Missbilligung stieß.

      Wohin der Weg führte, ist bekannt. Afghanistans Taliban wurden vertrieben, von Ussama Bin Ladens Ergreifung, die Bush noch "tot oder lebendig" gefordert hatte, wollten die USA bald nichts mehr wissen, die Zustimmungsrate des Präsidenten kletterte auf die Schwindel erregenden Höhen, die nur Kriegspräsidenten erreichen und womöglich bald wieder verlieren.

      Seither ist Bush ohne Krieg nicht mehr denkbar. Er kümmert sich auch um nichts anderes mehr. Karl Rove, sein oberster politischer Berater, wird in der New York Times mit den Worten zitiert, der Präsident habe seine Berater schon vor geraumer Zeit angewiesen, für eine "robuste" innenpolitische Agenda zu sorgen, er selbst aber könne darauf nicht so viel Zeit verwenden.

      Tage wie der Mittwoch dieser Woche, der Jahrestag der Anschläge, sind Bush-Tage. Da setzt er wieder sein Ich-bin-betroffen-und-entschlossen-Gesicht auf, grinst mitunter grimmig und fordert Patriotismus. Er hat die US-Amerikaner gelehrt, dieses Wort mit Gefolgschaft zu übersetzen.

      Dass er dabei immer noch dummes Zeug plappert, scheint inzwischen niemanden mehr zu stören. "Was die Feinde begonnen haben, werden wir vollenden", sagte Bush am Abend des Gedenktages bei seiner wie üblich kitschig in Szene gesetzten Fernsehansprache vor dem Hintergrund der Freiheitsstatue. Bitte, was? Aber die US-Amerikaner haben sich an George W. Bush gewöhnt. Sie wissen schon, was ihr Präsident meint.

      Und sie wissen auch, dass er auf einen Irak-Angriff drängt. Bushs Präsidentschaft hat ohne einen sichtbaren Krieg keinen Sinn. Er braucht den Schwung, den das Gedenken an den 11. September seinen neuen Kriegsplänen geben kann, um neu durchzustarten. "Er hat sich als Oberkommunizierender große Verdienste erworben", fasst Larry Berman von der University of California, Autor mehrerer Bücher über präsidentielle Entscheidungen, das Bush-Jahr nach dem 11. September zusammen. Tatsächlich ist Kommunikationsfähigkeit bei allem Hang zur Stilblüte vielleicht das einzige echte Qualitätsmerkmal, das von Bush-Mitarbeitern aus all seinen Lebensabschnitten berichtet wird - der Mann hat Charme, kann auch mal zuhören. Und während er womöglich von ganzen Weltregionen, Ländern und erst recht deren Regierungschefs noch nie etwas gehört haben mag, erinnert er sich an Personen, die er getroffen hat. Oder er vermittelt zumindest das Gefühl.

      Der eigenen Nation den Sinn eines Krieges zu erklären, den eigentlich niemand wirklich versteht, ist aber etwas anderes. "Vor einem Jahr ist Bush durch die Umstände gezwungen worden, das Land in einen Krieg zu führen. Jetzt geht es um einen Krieg seiner eigenen Wahl", schrieb die Washington Post gestern. Fürwahr, der Präsident hat sich emanzipiert und hofft darauf, dass auch der Rest der US-Amerikaner das als Stärke empfindet.

      Ein bisschen Scham bleibt. In seiner Fernsehansprache erwähnt er den Irak nur indirekt: "Wir werden es keinem Terroristen oder Tyrannen erlauben, die Zivilisation mit Massenmordwaffen zu bedrohen." Massenmordwaffen - warum ist die Friedensbewegung nie auf dieses Wort gekommen?

      Und dennoch - seinen Popularitätszenit hat Bush überschritten. Seine Zustimmungsraten in den Umfragen sind auf 60 Prozent herunter, was immer noch viel ist, aber nicht mehr unschlagbar. Wie die Zwischenwahlen am 5. November ausgehen, ob die Republikaner gar auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren, scheint derzeit völlig ungewiss. Die unerledigten Themen seiner Präsidentschaft holen den Amtsinhaber ein. Zeit für Bush, vor den Vereinten Nationen umso energischer Aktionen gegen den Irak zu fordern. Im Interesse der Freiheit und des Weltfriedens, versteht sich.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 17:48:29
      Beitrag Nr. 250 ()
      Begriffsdefinition: Die "Sichere Bank"


      Milliardengeschenk für Spekulanten
      von HERMANNUS PFEIFFER

      Der Internationale Währungsfonds (IWF) verlässt wieder einmal seinen angekündigten Reformkurs. Mit dem kürzlich beschlossenen Brasilien-Kredit über 30 Milliarden Dollar ist wieder alles beim Alten: Private Banken und Unternehmen investieren auf Teufel komm raus. Und wenn es schief geht, springt der IWF ein und rettet die leichtsinnigen Gläubiger. Mit dieser Strategie hat der Währungsfonds schon in den Neunzigerjahren die Asienkrise und die folgenden Katastrophen in Russland und Südamerika ausgelöst. Mit dem größten Milliardengeschenk in seiner sechzigjährigen Geschichte präsentiert sich der IWF nun als Antreiber für zukünftige Hasardeure und Spekulanten.
      Auch in anderen Punkten zeigt der "neue" IWF Beharrungsvermögen, denn Kreditpakete sind mit heiklen Auflagen versehen. Sie lassen Brasiliens Zentralbank und Regierung kaum Spielraum. Bedingung für den Kredit ist nämlich ein Haushaltsüberschuss, der durch unsoziale Sparmaßnahmen erwirtschaftet werden muss. Dabei ist die soziale Kluft zwischen armen Bauern und Slumbewohnern auf der einen sowie der wohlhabenden Mittel- und Oberschicht in den Metropolen auf der anderen Seite schon heute nirgends größer als in Brasilien. Gleichzeitig greifen USA und IWF mit ihrem Finanzpaket in die dortige Präsidentenwahl am 6. Oktober ein, denn der linke Kandidat Luis Inácio da Silva würde sich den IWF-Kriterien widersetzen.
      Obendrein misst der Fonds noch immer mit politischem Maß. Das für die Globalisierung unbedeutende und widerborstige Argentinien lässt er am langen Arm verhungern, während er der botmäßigen brasilianischen Regierung ebenso hilft wie der militärstrategisch wichtigen Türkei. Dieses Mal sorgt sich der IWF vor allem um die US-Konjunktur. Brasilien ist ein wichtiger Absatzmarkt für US-Produkte. Eine Pleite am Amazonas würde zudem Mexiko mit in den Niedergang ziehen, den wichtigsten lateinamerikanischen Partner der USA. Auch Europas Banken blicken besorgt zum Zuckerhut: Über 300 Milliarden Euro haben europäische Banken an Lateinamerika verliehen. Kein Platz für Reue.



      Neues Rezept soll McDonald’s auf die Beine helfen
      Bei Investoren stößt der Aktivismus jedoch auf Zweifel. Analysten sehen in den jüngsten Maßnahmen lediglich Verzweiflungstaten.

      Von KATHARINA KORT, Handelsblatt

      NEW YORK. In der McDonald’s-Filiale auf der 47. Straße in Manhattan sind zur Mittagszeit nur wenige Tische besetzt. Während sich die Büroangestellten aus Midtown bei den Sandwichläden um die Ecke in langen Schlangen drängeln, werden die wenigen Kunden an der McDonald’s-Kasse sofort bedient. Den Fast-Food-Tempeln mit dem großen „M“ bleiben nicht nur in der gesundheitsbewussten Metropole die Kunden weg.
      McDonald’s kämpft im Heimatland des Burgers mit schwachen Umsätzen. Der Aktienkurs ist auf ein Fünfjahrestief gefallen. Nun will der Konzern mit renovierten Filialen, Sonderangeboten, gesünderem Fett und einem neuen Marketing-Chef den Umschwung schaffen.
      Vergangene Woche schuf die Schnellrestaurant-Kette aus Oak Brook/Illinois den neuen Posten des globalen Marketingchefs und heuerte dafür Larry Light, einen erfahrenen Werbe- und Marken-Experten, an. Light ist direkt dem Vorstandsvorsitzenden von McDonald’s, Jack Greenberg, unterstellt.

      Außerdem teilte der Konzern seinen amerikanischen Franchise-Nehmern mit, dass mehr als die Hälfte der 13 000 Filialen renoviert und flächendeckend 1-Dollar-Menüs eingeführt würden. Mit den Billig-Menüs will McDonald’s vor allem mit ähnlichen Angeboten von Anbietern wie Wendy’s mithalten. Dessen 99 Cents-Menüs erfreuen sich bei den Kunden in den USA großer Beliebtheit.
      Die McDonald’s-Zentrale ist nach Informationen des Wall Street Journal bereit, den Franchise-Nehmern bei den Gewinneinbußen, die ihnen durch die Billigangebote entstehen, finanziell unter die Arme zu greifen. Auch bei der Renovierung der in die Jahre gekommenen Filialen will das Unternehmen helfen. Einige alte Filialen sollen völlig abgerissen und wieder neu gebaut werden, einige auch an anderen Orten. Der Preis für die Renovierung wird auf durchschnittlich 150 000 $ pro Filiale geschätzt.

      So viel Aktivismus lässt bei einigen Beobachtern Zweifel aufkommen: „Ich glaube, das Management fühlt sich unter Druck“, sagt Mitchell Speiser, Analyst der Investmentbank Lehman Brothers. „Sie werfen viele Dinge an die Wand in der Hoffnung, dass irgendetwas kleben bleibt“, sagt er und spricht von einem „Gefühl der Verzweiflung“ bei McDonald’s. :D:D Er warnt, dass die neuen Billig-Angebote die Gewinne schmälern werden.
      Peter Oaks, Analyst der Investmentbank Merrill Lynch, sieht die Lage nicht ganz so dramatisch. Er glaubt, dass die Änderungen „dazu beitragen werden, dass sich der Service für die Verbraucher insgesamt verbessern“ wird. Er rechnet jedoch damit, dass McDonald’s in der kommenden Woche rückläufige Entwicklungen für die USA in den vergangenen zwei Monaten ankündigen wird. Das Geschäft in Europa werde dagegen weiterhin erfolgreich sein, und auch in Asien rechnet er mit steten Verbesserungen.

      In den USA will McDonald’s die Kunden künftig mit gesünderen Pommes Frites locken: Die Kartoffeln sollen in gesünderem Öl zubereitet werden, das besser für die hohen Cholesterin-Werte der Amerikaner sein soll. In Europa verwendet McDonald’s nach eigenen Angaben bereits die Öle mit den niedrigen Fettsäure-Werten.
      Vielleicht kann das neue Fett die Kette künftig vor Klagen wie der des Amerikaners Caeser Barber aus dem New Yorker Stadtteil Bronx schützen. Der 56-Jährige hatte im Juli McDonald’s und drei andere Fast-Food-Ketten verklagt, weil er durch das Essen übergewichtig wurde. Seine Chancen auf einen Sieg werden jedoch auch in den USA nicht allzu hoch eingeschätzt.


      Den Fraß hat mein Hausschwein bis heute nur in Verbindung mit einer halben Bier gefressen. An dem, was da zukünftig aufgetischt werden soll, wird es wohl erbärmlich verenden.

      Arme Sau!
      Avatar
      schrieb am 14.09.02 22:22:37
      Beitrag Nr. 251 ()
      Fressgeschädigten US-Bürgern wird sofort und unmittelbar geholfen. Todsicher! :eek:


      Teuer ist nicht immer gut
      US-System hat viele Mängel

      Von Marc Hujer

      Die Vereinigten Staaten leisten sich das teuerste Gesundheitswesen der Welt, doch die Qualität der Versorgung ist deshalb nicht unbedingt höher als anderswo. Jedes Jahr sterben in den USA 98000 Menschen an den Fehlern von Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken, heißt es in einer Studie des staatlichen Institute of Medicine. Das sind deutlich mehr Amerikaner als jährlich durch Aids oder bei Autounfällen ums Leben kommen. Kunstfehler gehören neben Herzinfarkten, Krebs, Schlaganfällen und Lungenkrankheiten zu den fünf häufigsten Todesursachen. Die National Academy of Sciences schätzt, dass der Pfusch die US- Wirtschaft 29Milliarden Dollar pro Jahr kostet.
      Die meisten Fehler passieren nicht bei komplizierten Eingriffen auf dem Operationstisch, sondern beim Verschreiben von Medikamenten. Das amerikanische Gesundheitswesen ist inzwischen so komplex geworden, dass Pannen an immer mehr Stellen auftreten können, zum Beispiel durch Missverständnisse bei Telefonaten zwischen Doktor und Schwester, durch die traditionell schlampige Handschrift von Ärzten oder wegen eines verrutschten Kommas beim Berechnen von Dosierungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pharmafirmen häufig zum Verwechseln ähnliche Namen für ihre Medikamente wählen. „Die Leute bekommen entweder die falschen Medikamente, die falsche Dosierung, oder sie bekommen es zur falschen Zeit“, sagt Harvard-Professor Donald Berwick, der an der Studie mitgewirkt hat.

      Die Ärzte wehren sich dagegen, zu den Hauptschuldigen für die Fehlleistungen gemacht zu werden. In eigenen Analysen sind sie zu dem Schluss gekommen, dass die Patienten häufig selbst Schuld sind an den Problemen. Nach einer Studie, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde, sind von 300 untersuchten Personen, bei denen die medikamentöse Behandlung zu Problemen führte, 76 Prozent nicht in der Lage, die ärztlichen Anweisungen korrekt zu befolgen. Entweder wurden die Dosierungsanweisungen übergangen oder Medikamente gar nicht oder zu spät eingenommen.
      Die Pharmaunternehmen bemühen sich inzwischen verstärkt, Verwechslungen von Medikamenten zu vermeiden. Sie schalten in Fachzeitschriften Anzeigen, die auf den Unterschied von Medikamentennamen wie Celebrex (gegen Arthritis), Cerebyx (gegen Schlaganfall) und Celexa (Antidepressivum) hinweisen. Die Leapfrog Group, eine Interessengemeinschaft mehrerer Unternehmen, sieht die Zukunft in der Technik. Sie drängt Ärzte und Krankenhäuser zum verstärkten Einsatz von Computern, weil damit viele Fehler wie unleserliche Rezepte und falsche Dosierungen vermieden werden könnten. Harvard-Professor Berwick bezweifelt allerdings den Erfolg dieses Computerwettrüstens im Gesundheitswesen; dies sei lediglich ein Kurieren an Symptomen.
      In Amerika drohen Ärzten enorme Schadenersatzforderungen, was dazu reizt, Kunstfehler zu vertuschen, so lange es geht. Viele kleinere Pannen kommen deshalb niemals ans Tageslicht und können nicht dazu genutzt werden, das System krisensicherer zu machen. „Sicherheit ist eine kulturelle Frage“, sagt Berwick. „Solange nicht über Fehler gesprochen wird, kommt man dem Problem nicht auf den Grund.“


      Bärengeschichten
      TOKIO dpa/taz Endlich wieder eine Bärenmeldung, jubelten wir am Freitag zunächst und erinnerten uns an das schöne Gedicht von Robert Gernhardt: "Der Kragenbär / der holt sich munter / einen nach dem andern runter". Diesmal legte der Kragenbär jedoch nicht Hand an sich selbst, sondern an die Stromversorgung der japanischen Stadt Kioto. Der tapfere Petz hatte sich für eine Kletterpartie ausgerechnet einen Strommast ausgesucht. Doch ahnte der sechs Jahre alte Kragenbär die Gefahr nicht und fing sich prompt einen tödlichen Elektroschlag ein. Polizeibeamte fanden das 1,20 Meter große und 80 Kilogramm schwere Pelztier leblos am Fuß des Mastes, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Der bedauernswerte Kragenbär löste einen Kurzschluss aus, so dass in 850 Haushalten des Viertels der Strom ausfiel. Und die Moral von der Geschicht: Kragenbär, bleib bei deinen Leisten!
      Avatar
      schrieb am 15.09.02 23:26:35
      Beitrag Nr. 252 ()
      Der letzte Sonntag vor der Wahl. Schade eigentlich.


      Rums!
      Eine böse Bubengeschichte


      Also, lautet ein Beschluss,

      dass der Mensch wen wählen muss.

      Denn nicht allein das Abc

      bringt den Menschen in die Höh,

      nicht allein in Schreiben, Lesen

      übt sich ein vernünftig Wesen,

      nicht allein in Rechnungssachen

      soll der Mensch sich Mühe machen,

      sondern auch der Wahlen Lehren

      muss man mit Vergnügen hören.

      Dass dies mit Verstand geschah,

      dafür war Gerd Schröder da.

      Ede und Guido, diese beiden,

      mochten ihn darum nicht leiden,

      und wer böse Streiche macht,

      gibt nicht auf den Kanzler acht.

      Nun war dieser noble Schröder

      von Zigarren ein Verehrer,

      was man ohne alle Frage

      nach des Tages Müh und Plage

      einem guten, alten Mann

      auch von Herzen gönnen kann.

      Nur Ede und Guido, unverdrossen,

      sinnen auf gemeine Possen.

      Einstens, als es Sonntag wieder

      und Herr Schröder, brav und bieder,

      in der Amtsstub mit Gefühle

      saß vor`nem Computerspiele

      schlichen sich die bösen Buben

      in sein Haus und seine Stuben

      wo die Zigarrenkiste stand;

      Ede hält sie in der Hand.

      Aber Guido aus der Tasche

      zieht die Flintenpulverflasche,

      und geschwinde, stopf, stopf, stopf!

      ist Pulver im Zigarrenkopf.

      Jetzt nur still und schnell nach Haus -

      in Bälde ist die Wahl schon aus.

      Eben schließt in sanfter Ruh

      Schröder seine Amtsstub zu;

      und mit Buch, Verträgen, Heften

      nach besorgten Amtsgeschäften

      lenkt er freudig seine Schritte

      zu seiner heimatlichen Hütte,

      und voll Dankbarkeit sodann

      steckt er`ne Cohiba an.

      "Ach!", spricht er, "die größte Freud

      ist doch die Zufriedenheit!"

      Rums! Geht die Zigarre los

      mit Getöse, schrecklich groß.

      Kaffeetopf und Wasserglas,

      Zigarrenkiste, Tintenfass,

      Ofen, Tisch und Sorgensitz,

      alles fliegt im Pulverblitz.

      Als der Dampf sich nun erhob,

      sieht man Schröder, der gottlob

      lebend auf dem Rücken liegt;

      doch er hat was abgekriegt.

      Nase, Hand, Gesicht, oh Graus!

      so schwarz wie einst Franz Josef Strauß,

      und des Haares letzter Schopf

      ist verbrannt bis auf den Kopf.

      Wer soll nun das Volke lehren

      und die Politik vermehren?

      Wer soll nun für Schröder leiten

      seine Amtestätigkeiten?

      Und was nur soll der Schröder rauchen,

      wenn die Zigarren nicht zu brauchen?

      Doch Gerd genest mit Brei und Hirse

      und böse Buben straft der Thierse.

      TANJA KOKOSKA



      Kuhstallnews

      Winnie Puh geht der Honig aus
      Disney droht der Lizenzverlust einer seiner lukrativsten Comic-Figuren


      New York - Wenn Michael Eisner an diesem Wochenende mit Wall-Street-Analysten und Investoren in den firmeneigenen Studios am New Yorker Times Square über die Zukunft von Disney spricht, wird er viel Überzeugungskraft brauchen.
      Der Aktienkurs - abgestürzt. Werbeeinnahmen des eigenen TV-Kanals ABC - weggebrochen. Die Themenparks - ohne Besucher. Und jetzt auch noch ein eskalierender Streit um die Rechte der Comic-Figur Winnie Puh. Bei dem bis zuletzt geheim gehaltenen Termin wird es nicht nur um den Medien- und Entertainment-Giganten gehen, sondern auch um die Zukunft von Michael Eisner.
      Mehre hundert Millionen, das scheint sicher, vielleicht aber sogar eine Milliarde Dollar könnte Eisner der Streit um die Rechte von Winnie Puh kosten. Das zumindest glaubt deren Anwalt Bert Fields, der schon einmal von Disney in "Sachen Winnie" 250 Millionen Dollar erstritten hatte. Doch diesmal könnte Geld vielleicht nicht mehr ausreichen. Disney droht im schlimmsten Fall der Entzug der Lizenz für den Bären, der nie genug Honig bekommen kann, und seine Freunde.
      Der Verlust würde eine Katastrophe für den Konzern bedeuten. Laut Martin Brockstein vom Fachblatt "The Licensing Letter" ist "Puh der größte Einzelbesitz von Disney", der allein durch T-Shirts, Rucksäcke oder andere Pooh-Produkte 100 Millionen Dollar im Jahr einbringt. Welche Gefahr droht, hat eine Gruppe von Aktionären bereits erkannt. Sie hat vorsichtshalber Klage gegen Disney eingereicht, um sich gegen mögliche Verluste zu schützen.
      Besonders verärgert sind die Anteilseigner dabei über die Geheimhaltung des Erbenstreits. Dieser ist bereits seit zwölf Jahren bei einem Gericht in Los Angeles anhängig, wurde aber erst vor wenigen Monaten publik. Die US-Börsenaufsicht SEC hatte eine Mitteilung über den Rechtestreit veröffentlicht und Disney damit gezwungen, eine Warnung an die Aktionäre auszugeben.
      Bereits 1991 hatte die Witwe von "Winnie Puh"-Pionier Stephen Slesinger Klage eingereicht. Die 81-jährige Shirley Slesinger Lasswell, die sich mit einer silbernen Winnie-Puppe auf dem Nebensitz in ihrem Mercedes durch Beverly Hills chauffieren lässt, fühlt sich von Disney betrogen. Die 66 Millionen Dollar, die der Konzern der alten Dame und ihrer Tochter Patricia in den vergangenen Jahren überwiesen hat, sind der Erbin viel zu wenig.
      Es ist vor allem das boomende Merchandising-Geschäft, das die Umsätze von Winnie Puh in den 90er-Jahren von 100 Millionen auf eine Milliarde Dollar im Jahr katapultiert hatte, von dem die Witwe ihren Anteil verlangt. "Bis zu eine Milliarde Dollar", so behauptet ihr Anwalt Bert Fields, "schuldet Disney den Erben." Die Summe stützt sich neben Puh-Produkten auch auf den Verkauf von Videos und DVDs. Davon soll Slesinger laut Gerichtsakten völlig ausgeschlossen worden sein.
      Der Konzern, der mit zusätzlichen "Schweigegeldern" in Millionenhöhe die Witwe - sie war in den 40er-Jahren Tänzerin am Broadway - ruhig stellen wollte, weist die Forderungen als nicht akzeptabel zurück. Disney stützt sich auf einen Vertrag mit Stephen Slesinger, der die Rechte für die USA und Kanada 1930 von dem britischen Autor und Winnie-Puh-Schöpfer Alan Alexander Milne gekauft hatte. Auch dieser Erbenzweig erhält, wie zuletzt 352 Millionen Dollar im vergangenen Jahr, immer noch Geld von Disney. Nach diesem Vertrag gebe es "nur auf Erlöse aus dem Merchandising und Buchverkauf einen Anspruch", sagt Disney-Anwalt Daniel Petrocelli. Dass von allen Einnahmen Prozente gezahlt werden müssen, stehe da nicht. Im Klartext: An den Einnahmen aus Video- und DVD-Verkäufen will Disney die Erben offenbar nicht beteiligen.
      Doch ganz sicher scheint sich der Riese in dem Rechtsstreit nicht zu sein. Als Witwe Slesinger 1991 die Klage eingereicht hatte, landeten auf wundersame Weise Akten bei Disney im Schredder. Darunter der Ordner mit der Aufschrift: "Winnie Puh - rechtliche Fragen" sowie ein Gesprächsprotokoll zwischen Patricia Slesinger und dem damaligen Disney-Produkt-Chef Vincent Jefferds.
      Vor allem die als "Mommy-Memo" bekannte Gesprächsabschrift von 1983 mit der Erbin könnte Disney jetzt Schwierigkeiten bereiten. Der Konzern, der die Akten als "unwichtig" bezeichnet hatte, wegen der Vernichtung aber von einem Gericht zu einer Strafe von 90.000 Dollar verurteilt wurde, hatte sich darin verpflichtet, die Erben auch an den Erlösen aus Video- und DVD-Verkäufen zu beteiligen.
      "Die Videos und all die anderen Sachen werden berücksichtigt werden", soll der offenbar verärgerte Jefferds Patrizia Slesinger versichert haben. Sein Zusatz ist laut Protokoll weniger freundlich: "Dann halten sie aber endlich die Schnauze."
      Ein Ausspruch, der Michael Eisner jetzt viel Geld kosten könnte. Im schlimmsten Fall sogar den Lizenzentzug und vermutlich auch seinen Posten.



      Was man nicht unbedingt wissen muß, weil es einen eh nur ärgert:

      Die Firma zahlt alles
      Drum prüfe, wer sich scheidet: Jack Welchs schmutziger Scheidungskrieg enthüllt die Luxus-Zugaben des einstigen General-Electric-Chefs

      Von Michael Remke

      Jack Welch war schon immer eine Klasse für sich. "Manager des Jahrhunderts", knallhart in seinen Entscheidungen, erfolgreich wie kein anderer und absolut integer - beruflich wie auch privat. Als er im vergangenen Jahr im Rentenalter von 65 Jahren den Chefsessel bei General Electric (GE) räumte, überschütteten ihn die amerikanischen Medien mit solchen Superlativen. Kritik gab es nicht. Nach 20 Jahren an der GE-Spitze hatte Welch ein Vorzeigeunternehmen mit dreistelligen Milliardenumsätzen geformt und sich selbst ein Denkmal gesetzt. Jack Welch galt als die Personifizierung des perfekten Managers.
      Ein Jahr nach dem triumphalen Abgang ist von solchen Lobeshymnen nicht mehr viel zu lesen. John F. Welch jr., der sich kurz "Jack" rufen lässt, sorgt heute nicht mehr im Wirtschaftsteil des "Wall Street Journal" für Schlagzeilen, sondern füllt die Klatschspalten der Boulevardpresse.
      Auslöser: eine Liebesbeziehung zu der Journalistin Suzy Wetlaufer, 42, und der schmutzige Scheidungskrieg mit Noch-Ehefrau Jane Beasley Welch, 49. Ein Denkmal wackelt, und Amerika ist ganz nah dabei.
      Für neuen Zündstoff sorgen dabei Scheidungspapiere, die Jane Welch jetzt bei einem Gericht in Connecticut eingereicht hat. Die enttäuschte Ehefrau, die 13 Jahre ihrem Karrieremann den Rücken von Haushalt und Kindererziehung freigehalten hatte, will sich nicht mit einer angebotenen monatlichen Abfindung von 36.000 Dollar abspeisen lassen. Die Mutter von vier Kindern verlangt mindestens 125.000 Dollar (um meinen Lebensstandard zu halten) und die Hälfte des Gesamtvermögens ihres Noch-Mannes - geschätzte 450 Millionen Dollar.
      Grundlage ihrer Forderungen ist eine detaillierte Liste über die Privilegien ihres Mannes, die jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist. Danach versüßt sich Jack Welch das Leben nicht nur mit einer GE-Abfindung von 16,7 Millionen Dollar und einer jährlichen Rente von neun Millionen Dollar aus einem Pensionsfonds. "Fremdgänger" Jack Welch hat nach einem 1996 geschlossenen Vertrag mit seinem damaligen Arbeitgeber weiterhin "Zugang zu allen Dienstleistungen und Anlagen von General Electric".
      Diese im klein Gedruckten vermerkten Rechte erlauben es Welch, die firmeneigene Boeing 737, wann immer er sie braucht, zu benutzen. Jane Welch beziffert die Kosten dafür allein auf 3,5 Millionen Dollar im Jahr. Nicht eingerechnet sind dabei die Limousine mit Chauffeur und das Sicherheitspersonal, auf das der frühere GE-Chef einen Anspruch hat.
      Aber nicht nur auf Reisen erleichtert der vom Aufsichtsrat einstimmig abgesegnete "Ruhestandsvertrag" das Leben von Jack Welch. Als Sportfan hat der Mann, der bei einem geschätzten Gesamtvermögen von über 900 Millionen Dollar ohnehin nicht zu den Ärmsten des Landes zählt, Zugang zu einer eigenen Box bei den Baseballern der Red Sox in Boston. Kosten: 36.000 Dollar pro Spiel. Auch beim Basketball bei den New York Knicks im Madison Square Garden sitzt Welch für 1600 Dollar natürlich "courtside". Und beim Tennis der US Open oder in Wimbledon verfolgt er das Geschehen für 7000 Dollar die Karte ebenfalls auf Firmenkosten. Dass die Rechnung für den elitären Golfclub Pine Valley County in New Jersey - Welchs Spielpartner sind häufig Warren Buffett oder Bill Gates - von General Electric beglichen wird, versteht sich fast von selbst.
      Auch in den eigenen Häusern in Connecticut, Massachusetts und in Florida darf Jack Welch laut Gerichtsakten mehr oder weniger alles über "die Firma" abrechnen. Wein, Essen, Möbel, Wäscheservice, Personal, selbst die Kosten für Toilettenpapier kann er gegen Quittung einreichen. Die Miete seines Luxus-Apartments am New Yorker Columbus Circle - angeblich 80.000 Dollar im Monat - ist ebenfalls nicht sein "Business".
      Kostenlose Dienstleistungen genießt Jack Welch auch im elitären New Yorker Restaurant "Jean Georges", wo er schon zu Zeiten von General Electric auf Firmenkosten dinierte. Als "Rentner" ist er hier weiterhin gern gesehener Gast. Das Sechs-Gänge-Menü für etwa 280 Dollar, dazu eine gute Flasche Cabernet Sauvignon für 250 Dollar lässt er anschreiben - auf GE natürlich. Genauso geht es mit der Rechnung für die Metropolitan Opera, wo er mit Freundin Suzy Wetlaufer für 1000 Dollar die Tickets Placido Domingo von den besten Plätzen bewundern darf.
      Es wundert nicht, dass diese feudale Entlohnung nicht bei allen gut ankommt. "Die meisten Menschen bekommen zur Pensionierung eine goldene Armbanduhr", schimpft Scott Klinger, Gewerkschafter aus Boston. "Jack Welch hat eine ganze Goldmine bekommen."
      Jack Welch, für seine harte Hand bei der Sanierung von General Electric auch "Neutronen-Jack" genannt, versteht die ganze Aufregung nicht. Er habe während seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender das Unternehmen "um 400 Milliarden Dollar reicher gemacht". "Ich bin das ganze Paket einfach wert", kontert der Jahrhundert-Manager. Den Ärger um die Rente muss er dennoch befürchtet haben. In seinem Pensionsvertrag ließ sich Welch den Zusatz verbriefen, dass er die Bezüge "bis an sein Lebensende" bekomme und zwar "bedingungslos und unwiderruflich".

      US-Vorstände: Wer langt noch hin?
      John Bryan, Ex-Chef des Haushalts- und Lebensmittelkonzerns Sara Lee, erhält für die nächsten sechs Jahre einen Dienstwagen samt Chauffeur. Seine Büromiete und das Gehalt von zwei Assistenten übernimmt ebenfalls der frühere Arbeitgeber.
      Auf Gerald Levin wartet ein warmer Geldregen. Der ehemalige Chef des weltgrößten Medienunternehmens AOL Time Warner unterschrieb einen Beratervertrag - und kassiert nun eine Million Dollar pro Jahr. Zudem erhält er ein Büro im Rockefeller Center.
      Hugh McColl jr., der bis vor einem Jahr der Bank of Amerika vorstand, bekommt ebenfalls ein Büro auf Firmenkosten. Außerdem steht ihm ein Firmenjet kostenlos zur Verfügung.
      Besonders großzügig wurde Bernie Ebbers, Ex-Chef des mittlerweile insolventen Telekom-Unternehmens Worldcom, bedacht. Bis an sein Lebensende erhält er jährliche Pensionszahlungen von 1,5 Millionen Dollar. Zudem gewährte ihm der Verwaltungsrat noch kurz vor dem Antrag des Unternehmens auf Gläubigerschutz großzügige Rückzahlungsbedingungen für einen zinsgünstigen Kredit über 400 Millionen Dollar. Mittlerweile prüft das Gremium aber, ob das Abfindungspaket noch gestoppt werden kann.
      Avatar
      schrieb am 16.09.02 22:21:13
      Beitrag Nr. 253 ()
      Dachte ich, mensch hier haste mal eine Geschichte die aufbaut. Entpuppt sich das Zeug beim zweiten Hinschauen als richtiger Bärendreck :(


      Erfolgreicher Härtetest
      Von Thomas Exner

      Ohne Frage zählen die Terrorattacken vom 11. September auch für die Finanzmärkte zu den einschneidendsten Ereignissen der Nachkriegszeit. Skeptiker malten Horrorszenarien; einige prognostizierten gar das bevorstehende Ende des Börsenkapitalismus. Doch ein Jahr danach lässt sich feststellen, dass die Märkte den Schlag erstaunlich gut verkraftet haben.
      Eine wichtige Stütze war dabei zweifellos das weltweit konzertierte Handeln der Notenbanken und Finanzminister. Sie haben die ganze Klaviatur der Geldpolitik in seltener Harmonie genutzt und die in Schocksituationen notwendige Liquidität in das Märkte gepumpt. Die Erfahrungen aus den Finanzmarktkrisen der 80er und 90er Jahre scheinen Früchte zu tragen.
      Aber auch die Investoren haben eine schwere Reifeprüfung bestanden. Ihre Reaktion war nach der ersten Panik durchaus abgewogen und differenziert. Sobald quantitative Schätzungen der Schäden möglich waren, haben sie begonnen, negative Kursübertreibungen zu korrigieren. Diese angesichts einer neuen Dimension der Bedrohung erstaunliche Rationalität hat wesentlich zur raschen Stabilisierung der Märkte beigetragen.
      So besteht trotz der seit Jahrzehnten schwersten Baisse - Experten sprechen von bis zu zehn Billionen Dollar an Wohlfahrtsverlusten im vergangenen Jahr - auch Grund zur Hoffnung. Denn ein Finanzsystem, das mit einer Extremsituation wie dem 11. September fertig geworden ist, wird auch die Folgen der Börsen-Bubble überwinden können - auch wenn es Zeit braucht.



      Lohnt sich ein Krieg gegen Irak? Zum Ausgang des Sommers hat die Bush-Regierung die Propagandamaschine für den Feldzug gegen Bagdad angeworfen. Seitdem häufen sich Meldungen über die Lieferung von Aluminiumröhrchen und anderer verdächtiger Gegenstände ins Zweistromland.
      Von Lucas Zeise

      Die Bedrohung für die Welt, die von dem seit 1979 herrschenden Diktator Saddam Hussein ausgeht, wird angeblich immer größer. Der Propagandafeldzug, der dem militärischen vorangeht, will uns glauben machen, die Welt werde ein sicherer Ort sein, sobald der Diktator in Bagdad abgesetzt ist. Zu diesem Zweck wird das Schreckensgemälde seiner Waffenarsenale und seines Hitler-gleichen Charakters gemalt. Auch Kriegsgegner haben keinen Grund, den mesopotamischen Herrscher zu verteidigen: Saddam Hussein hat gegen Iran einen Krieg vom Zaun gebrochen, der in acht Jahren eine halbe Million Menschen das Leben gekostet hat. Anschließend hat er den Hauptfinanzier dieses Krieges überfallen, das Scheichtum Kuwait.

      Es ist allgemein bekannt, dass Saddam Hussein beim ersten dieser Unternehmen die materielle und nur zum Teil verdeckte Unterstützung der US-Regierung erhalten hat. Und vor dem Überfall auf Kuwait im Jahre 1990 hat Washington zumindest Toleranz angedeutet - bis Saddam als Gegner identifiziert und Kuwait schließlich im "Wüstensturm" befreit wurde.
      Der kurze Schlenker in die Geschichte zeigt, dass die Ursache für den Krieg nicht in Bagdad, sondern in Washington gesucht werden muss. Die Frage ist nicht: Warum Saddam seit dem Amtsantritt von Bush junior gefährlicher geworden sein könnte als vordem? Die richtige Frage lautet: Welche Kriegsziele verfolgen Präsident Bush und seine Regierung? Die nüchterne Frage: Lohnt sich der Krieg? kann dann auch besser beantwortet werden.
      Über die wahren Kriegsziele jedoch schweigt sich Washington aus. Zwar hat Vizepräsident Richard Cheney bei der Eröffnung der Propagandaoffensive für den Krieg in Nashville den dort versammelten Kriegsveteranen anvertraut, Saddam müsse nicht wegen seiner Verbindungen zu Terrororganisationen oder zu den Attentätern vor einem Jahr vernichtet werden - sondern "weil er die Kontrolle über einen großen Teil der Welt-Energiereserven erlangen" könnte.
      Aber was heißt hier erlangen? Nach Saudi-Arabien verfügt Irak über die zweitgrößten Ölreserven der Welt. Die Verfügungsgewalt über diese Reserven hat sich die Regierung in Bagdad im Jahre 1971 erstritten, als Hussein Vizepräsident war. Irak war damals nicht das einzige Land im Nahen Osten, das die Ölförderindustrie verstaatlichte. Die Nationalisierungen haben erst die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das schon zuvor bestehende Ölexportkartell Opec handlungsfähig wurde und bis heute neben De Beers Diamantenverkaufsorganisation das einzige, halbwegs funktionierende Rohstoffkartell der Welt ist.
      Nach den Vorstellungen Washingtons könnte nach einem Sieg in Bagdad ein amerikafreundliches Regime eingesetzt werden. Die Konzessionen zur Ausbeutung der Ölquellen würden rasch und zu günstigen Konditionen an international operierende Ölkonzerne vergeben, die die Förderkapazität des Landes binnen kurzem auf sechs Millionen Barrel pro Tag verdreifachen würden.
      Das Ölexportkartell wäre am Ende, selbst wenn das neue Regime in Irak in der Opec bliebe. Mit sinkenden Ölpreisen würde Bagdad für Washington zum Hebelpunkt, an dem der Nahe Osten aus den Angeln gehoben werden könnte. Die früheren Gegner Saddams - Iran, Saudi-Arabien und die kleinen Öl produzierenden Golfstaaten - rechnen schon jetzt damit, dass auch sie enteignet werden sollen, und wenden sich deshalb gegen diesen Krieg. Auch sie sind nicht willens, dem Interesse der Ölfirmen an ihren billigen Ölquellen nachzugeben. Erst vergangene Woche ging bei Exxon Mobil und bei Royal Dutch/Shell je ein Brief des saudischen Außenministers Prinz Saud Al-Faisal ein, der ihnen den erhofften Einstieg in den Ölsektor mit Hilfe eines 25 Mrd. $ starken Investitionsprogramms versagte. Solch unerfreuliche Post werden die Ölkonzerne nicht mehr erhalten, wenn erst ein anderes Regime in Bagdad installiert ist.

      Lohnt sich der Krieg also wirklich? Als Ertrag winkt das Ende der Herrschaft nahöstlicher Staaten über die Ölquellen und ein mittelfristig niedrigerer Ölpreis. Dagegen sind die Kosten des Feldzuges in Rechnung zu stellen. Sie betreffen nicht nur die irakische Bevölkerung. Kurzfristig würde der Ölpreis explodieren und so lange hoch bleiben, wie der Erfolg des Krieges nicht gesichert scheint. Das würde die Weltwirtschaft in eine schwere Krise stürzen. Kalkuliert werden muss auch, dass das Vorhaben nur halb oder gar nicht gelingt. Der Ölpreis würde dann nicht nur wegen einer Risikoprämie, sondern wegen einer realen Lücke im Angebot hochgehalten.
      Am Ende ist der geplante Krieg aber auch deshalb falsch kalkuliert, weil auch nach gewonnener Schlacht Öl nicht dauerhaft billig bleiben kann. Auch ohne Opec wird der Ölpreis sich langfristig an den Kosten orientieren, die bei den teureren Grenzproduzenten entstehen. Die hohen Gewinne fallen dann wie bei den Billigproduzenten im Nahen Osten an. Nur sind dort die Eigentümer dann andere.


      Treffend analysiert und schön geschrieben. Die Bushungeheuer jedoch ficht das nicht! :cry:
      Avatar
      schrieb am 17.09.02 20:28:50
      Beitrag Nr. 254 ()
      Mehr als die Hälfte des Septembers ist rum, ab jetzt gehts steil abwärts! :D





      So hoff ich doch! :rolleyes:





      ;)
      Avatar
      schrieb am 17.09.02 21:24:47
      Beitrag Nr. 255 ()
      Hey Mario,
      ich hab heute keine Böcke, obwohl ich sackweise guten Stoff hätte.
      Dolby ist gesperrt.

      Das mit den Kühen möchte ich noch schnell erklären: http://www.riddleme.com/html/cow.html
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 17:30:35
      Beitrag Nr. 256 ()
      Die USA müssen im Falle eines Irak-Krieges mit Kosten von 200 Mrd. $ rechnen, aber keine Rezession fürchten. Dies schätzt der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Lawrence Lindsey. Er sieht die obere Grenze für die Kriegskosten bei 1 bis 2 % des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Jahres. Gemessen am BIP von zurzeit rund 10 Bill. $ liefe dies auf rund 100 bis 200 Mrd. $ hinaus. Der Golfkrieg Anfang 1991 hatte die USA rund 58 Mrd. $ gekostet.
      Von BOB DAVIS, Wall Street Journal

      WASHINGTON. Im Gespräch mit dem Wall Street Journal verwarf Lindsey Befürchtungen, die erhöhten Kriegsausgaben könnten sich negativ auf die Wirtschaft auswirken. Einen spürbaren Effekt auf das Zinsniveau oder die Staatsverschuldung (3,6 Bill. $) sah er nicht. „Ein weiteres Jahr erhöhter Ausgaben – das ist nichts“, so Lindsey. Umgekehrt schloss er aber auch eine positive konjunkturelle Wirkung der zusätzlichen Staatsausgaben aus. „Die Waffenproduktion kann nicht die Basis für nachhaltiges Wirtschaftswachstum sein.“
      Eine positive Wirkung dagegen verspricht Lindsey sich durch die Absetzung Saddam Husseins, die das weltweite Mineralölangebot verbessern werde. Die irakische Produktion leide durch einen Stillstand bei den Investitionen und die Uno-Restriktionen seit dem letzten Golfkrieg. „Bei einem Regimewechsel im Irak können wir mit einer Erhöhung der Weltversorgung um drei bis fünf Millionen Barrel rechnen“, sagte Lindsey. „Eine erfolgreiche Kriegsführung wäre gut für die Wirtschaft.“
      Damit sprach Lindsey offen den Zusammenhang zwischen Irak-Angriff und Ölversorgung an. Die US-Regierung hält sich bisher mit der Schätzung möglicher Kriegskosten zurück und behandelt die angestrebte Absetzung Saddam Husseins als rein außenpolitisches Thema. Das Weiße Haus will den Krieg als moralische Notwendigkeit legitimieren, nicht als Kampf um Öl.
      Intern gab es Kostenschätzungen zwischen dem Pentagon und dem Kongress. Diese lagen bisher aber unterhalb der Lindseys. Die Abweichung zeigt die Schwierigkeiten bei der Schätzung eines Krieges, dessen Dauer und Härte niemand voraussagen kann. Anders als im letzten Golfkrieg 1991 ist diesmal nicht zu erwarten, dass sich die US-Partner – mit Ausnahme Großbritanniens – nennenswert an den Kosten beteiligen.
      Nach Einschätzung des republikanischen Vertreters im Senats-Haushaltsausschuss, William Hoagland, decken Lindseys Kalkulationen sich mit den Kosten für den Golfkrieg 1991, die bei rund 58 Mrd. $ lagen (rund 1 % des damaligen BIP).

      Einsatz von Raketentechnologie treibt Kosten in die Höhe
      Dass die Ausgaben für den jetzt möglichen Irak-Krieg so bedeutend höher ausfallen, liegt auch daran, dass die US-Truppen über eine Absetzung Saddam Husseins hinaus – sollte diese gelingen – im Land stationiert bleiben dürften, um die Etablierung eines neuen Regimes zu begleiten. Kleiner als beim letzten Krieg wird wahrscheinlich die Zahl der entsandten Soldaten sein (500 000 in 1991). Dennoch werden die Kosten wegen des Einsatzes einer neuen Generation moderner Raketentechnologie höher, schätzt Hoagland.
      Im letzten Golfkrieg war es nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait (1990) zu einer kurzen Rezession gekommen, nachdem die Ölpreise gestiegen und das US-Verbrauchervertrauen gesunken war. Die Gefahr einer Widerholung dieses Szenarios nannte Lindsey „gering“. Damit liegt er auf Linie des US-Notenbankchefs Alan Greenspan.


      Ein echter Cowboy benutzt seinen Colt,
      da könnt ihr machen was ihr wollt!




      Börsen stehen auf der Kippe
      Schrammt die Weltwirtschaft an einer Rezession vorbei, dann müssten Aktien stark steigen. Andernfalls drohen neue Tiefs, warnt der Chefvolkswirt von Morgan Stanley, Stephen Roach. Doch nicht alle Bankexperten sind dieser Ansicht. Feine Differenzen bei der Konjunktureinschätzung führen zu den unterschiedlichsten Börsenprognosen.

      Von NORBERT HÄRING, TOBIAS MOERSCHEN

      HB FRANKFURT/M. Fallen die Vereinigten Staaten nun zurück in die Rezession oder nicht? Von der Antwort auf diese Frage hängt für Investoren alles ab. Im ersten Fall heißt es „Finger weg von Aktien“, im zweiten sind Aktien viel zu billig. Die US-Investmentbank Morgan Stanley demonstriert, welch geringe Unterschiede in den Einschätzungen ausreichen, um zu derart gegensätzlichen Empfehlungen zu kommen. Chefvolkswirt Stephen Roach als Pessimist und Optimist Byron Wien, Chefanlagestratege von Morgan Stanley, warben am Freitag in Frankfurt bei Investoren um ihre jeweilige Sicht.
      Das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Bankexperten spiegelt das Stimmungsbild der gesamten Branche wider. Die meisten Finanzhäuser – darunter Commerzbank, Salomon Smith Barney und Credit Suisse First Boston – sind wie Byron Wien mehr oder weniger optimistisch. Doch das kleinere Lager der Kassandrarufer zählt neben Roach weitere profilierte Experten wie den HSBC-Chefvolkswirt Stephen King und Albert Edwards, Chefstratege der Dresdner-Bank-Tochter Kleinwort Wasserstein.
      Roach hat die Diskussion um den so genannten „Double Dip“, den erneuten Rückfall der USA in die Rezession, angestoßen. Doch inzwischen spricht der Untergangsprophet schon vom „Multiple-Dip“-Szenario, also einer Abfolge immer neuer Konjunktureinbrüche, die über längere Zeit andauert. Laut Roach ist die US-Wirtschaft von mehreren spekulativen Blasen geprägt, die nacheinander entlüftet wurden und noch werden sollten. Zuerst platzte die Kursblase an der US-Technologiebörse Nasdaq, dann folgte der Knall im gesamten Computer- und Technologiesektor. Derzeit lässt laut Roach der überbewertete Dollar Luft ab.
      Was noch fehlt, ist seiner Ansicht nach das Platzen der Immobilienpreisblase und vor allem die Korrektur des übertriebenen Konsums der hoch verschuldeten US-Verbraucher. „Bis der letzte der Exzesse der New-Economy-Euphorie bereinigt ist, werden wir ein sehr schwaches Wachstum haben“, prognostizierte Roach. In dieser Phase können negative Einflüsse von außen die Wirtschaft sehr leicht zurück in die Rezession stürzen. Weil die übrige Weltwirtschaft so sehr an der Wachstumslokomotive USA hängt, erstreckt Roach sein Gruselszenario auf die gesamte Weltwirtschaft. Sein Anlagetipp: Investoren sollten ihr Geld in Sicherheit bringen und keine riskanten Wetten eingehen. „Bleiben sie extrem vorsichtig in ihren Anlageentscheidungen und seien sie ansonsten dankbar, dass sie noch am Leben sind“, sagte der Chefvolkswirt.:eek:

      Byron Wien: US-Wirtschaft wächst weiterhin
      Der Chefstratege von Morgan Stanley, Byron Wien, hält dagegen, dass US-Aktien nach seinen Modellen derzeit rund 40 % unterbewertet sind. Dabei entspricht schon eine Unterbewertung von nur 20 % einem Kaufsignal. Wien ist aber nur eine Spur zuversichtlicher als Roach in seiner Konjunkturprognose. Er geht davon aus, dass die US-Wirtschaft zwar weiter an Dynamik verliert, aber weiterhin wächst, statt zu schrumpfen. Die feine Differenzierung der Konjunktureinschätzung führt zu völlig gegensätzlichen Anlageempfehlungen: Roach pro sichere Staatsanleihen, Wien pro Aktien.
      Der Chefvolkswirt hat dabei zwei Vorteile im Überzeugungswettstreit gegen den Chefstrategen. Roach ist derjenige, dessen ureigenes Feld die Wirtschaftsprognosen sind – und von denen hängt momentan alles ab. Und er hat fast einen Kultstatus in der Finanzszene erreicht, weil er seit Jahren mit extremen Minderheitenmeinungen Diskussionen anzettelte und dabei häufig Recht behielt
      Schon Anfang 2001, als fast alle Experten für die US-Wirtschaft weiterhin dauerhafte Wachstumsraten von über 2 % prognostizierten, sagte Roach eine Rezession voraus. Er behielt Recht. Die meisten Bankvolkswirte schwenkten später um auf die Prognose einer V-förmigen Konjunkturbewegung, also eines kurzen Abschwungs mit einer schnellen, kräftigen Erholung. Roach beharrte darauf, es werde entweder ein breites Tal geben, oder die US-Wirtschaft werde rezessionsanfällig bleiben, weil ihre Ungleichgewichte mit einer kurzen Rezession nicht zu bereinigen sind.

      Commerzbank: Stärke des privaten Konsums unterschätzt
      Roachs Gegenspieler Byron Wien hat bislang zumindest mit der Prognose Recht behalten, dass die USA nicht erneut in eine Rezession abrutschen. Auch die Commerzbank weist darauf hin, dass viele Pessimisten die Stärke des privaten US-Konsums unterschätzt haben. „Wir glauben, dass die Verbraucher auch in Zukunft eine stabilisierende Rolle spielen“, heißt es in einer aktuellen Prognose. Daher dürften die günstig bewerteten Aktienmärkte sich erholen.
      Dagegen halten Mega-Bären wie der US-Professor Robert Shiller, Autor des börsenpessimistischen Bestsellers „Irrationaler Überschwang“. „Aktien sind nicht billig“, predigt Shiller seit über zwei Jahren – ähnlich stur wie Roach. Viele Experten, die heute das Gegenteil behaupten, hätten auch Anfang der 90er Jahre zum Einstieg in Japan geraten. Seitdem ist der Tokioter Nikkei-Index um mehr als 50 % gefallen. Tatsächlich gibt Morgan-Stanley-Stratege Wien zu, dass sein Bewertungmodell vor zehn Jahren auch ein Kaufsignal für japanische Aktien lieferte. Er räumt ein: „In einer deflationären Phase funktionieren solche Modelle nicht.“


      Es folgt: Noch ein


      Die USA müssen mit einer zweiten, kräftigeren Rezession rechnen
      Von Marc Faber

      Obwohl die amerikanische Notenbank die Zinsen seit anfang 2001 massiv gesenkt hat, ist die von amerikanischen Strategen groß angekündigte Wirtschaftserholung bisher eher enttäuschend ausgefallen. Mittlerweile ist sogar davon auszugehen, dass im Jahre 2003 die Wirtschaft in den USA mit einer "verzögerten" Rezession, die viel ausgeprägter sein wird, als die "Mini"-Rezesssion vom letzten Jahr, rechnen muss.
      Die stark fallenden Zinssätze haben nämlich zu einem sehr robusten Wohnbaumarkt geführt, bei dem die Preise innerhalb von nur zwölf Monaten um rund sieben Prozent gestiegen sind und jetzt ungefähr 50 Prozent höher liegen als vor fünf Jahren. Steigende Hauspreise und fallende Zinssätze haben es den Haushalten erlaubt, ihre Hypotheken zu günstigeren Bedingungen zu finanzieren und damit zusätzliches Geld für den Verbrauch sicherzustellen. Das hat in den letzten zwölf Monaten dazu geführt, dass die amerikanische Wirtschaft zwar unter fallenden Kapitalinvestitionen litt, aber dass der Konsum der Haushalte relativ stark blieb und somit die Wirtschaft stützte.
      Allerdings haben Wohnungsbau und Konsum größtenteils auf Pump zugelegt. Die Schulden der Gesamtwirtschaft steigen gewaltig an. Im Jahre 2001 wuchs das amerikanische Bruttosozialprodukt zwar um 179 Mrd. Dollar. Das nicht-finanzielle Kreditvolumen stieg dabei aber um 1100 Mrd. Dollar und die finanziellen Kredite um 916 Mrd. Dollar. Mit anderen Worten: Um ein bescheidenes Wachstum von bloß 179 Mrd. Dollar bei einem Bruttosozialprodukt von 10.000 Milliarden zu erreichen, stiegen die Schulden um rund das zehnfache an!
      Zur gleichen Zeit stieg die MZM Geldmenge um 883 Mrd. Dollar, was mit großer Wahrscheinlichkeit mittelfristig zu höheren - nicht tieferen Zinsen - führen wird. Dass die langfristigen Zinsen noch wesentlich mehr fallen werden, ist nämlich höchst unwahrscheinlich, zumal bei den Rohstoffen - insbesondere bei landwirtschaftlichen Produkten - sich bereits einige starke Preissteigerungen bemerkbar gemacht haben, die mit der Zeit bestimmt die Inflationsrate eher erhöhen werden. Und sobald die Zinsen nicht mehr fallen, werden natürlich die Refinanzierungen im Bausektor unter Druck kommen und zu fallenden Haushaltsausgaben führen. Das wiederum würde die weit überverschuldete Wirtschaft in eine erneute und viel ausgeprägtere Rezessionsphase versetzen, weil die Anzahl der Bankrotte unter den stark verschuldeten Hausbesitzern, Konsumenten und Unternehmungen massive ansteigen dürfte.
      Ein weiterer Grund zur Vorsicht gegenüber dem amerikanischen Obligationenmarkt ist die Abhängigkeit der USA von ausländischem Kapital, mit dem das Leistungsbilanzdefizit gedeckt wird. Die Bilanzlücke beläuft sich bereits auf knapp fünf Prozent des Brüttosozialproduktes. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden ausländische Investoren eines Tages weniger Kapital in die USA exportieren und damit, den Dollar weiter schwächen, was wiederum zu steigenden Zinsen führen dürfte.
      Nach der kürzlichen Erholungsphase an den Weltbörsen sind die Märkte nicht mehr überverkauft und angesichts dieser düsteren Erwartung für die Wirtschaft im kommenden Jahr sollten Anleger wieder eher an Verkauf von Aktien und neuerdings auch von amerikanischen Staatsobligationen denken.

      Marc Faber: Der Fondsmanager und Publizist ist als Skeptiker unter den Börsianern bekannt


      Ich geh schon mal den Tennenbaum-Artikel suchen! Der hat mir damals schon gefallen. :p
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 22:04:51
      Beitrag Nr. 257 ()
      Warum die Amibörse heute steigt?
      Weil Mobilcom 1.600 Mitarbeiter entläßt!
      Das kommt immer gut, auch wenn von diesen Torfköpfen keiner weiß, wo Mobilcom eigentlich liegt!



      Traditionelle Tugenden, zeitweise schon vergessen geglaubt, haben Konjunktur. Bescheidenheit, Geradlinigkeit und Loyalität sind wieder gefragt.

      Raus aus dem Büro, rein ins Rampenlicht. Für kurze Zeit durfte sich mancher deutsche Spitzenmanager als Popstar fühlen. Denn was bisher war, galt nicht mehr. Die New Economy wollte alles anders machen – und dafür brauchte sie einen neuen Typ des Unternehmenslenkers: keinen pedantischen Erbsenzähler, sondern den charismatischen Strahlemann, der das Business rockte und dabei locker blieb. Gefeiert von den Medien, gefeiert von den Aktionären tänzelte der auch mal im Poloshirt ins Büro und richtete den Blick visionär in die Zukunft. Diese Zukunft war global, und sie war großartig.
      Und heute? Die Idole von damals, ob sie nun Thomas Middelhoff, schlimmer Ron Sommer oder gar ganz schlimm Thomas Haffa hießen, sind entsorgt. In der größten Vertrauenskrise seit vielen Jahren ist die Zukunft eine Reise in die Vergangenheit. Und die Vergangenheit ist grau. Wie die Haare der Seniorchefs, die nun wieder reihenweise in Deutschlands Vorstandsetagen auf den Sesseln ihrer jugendbewegten Vorgänger Platz nehmen. Der Spaß war gestern, das Leben ist ernst und die Arbeit, die ist es erst recht.
      „Gefragt ist nicht der glänzende Verkäufer, sondern vor allem der, der unauffällig solide Leistung bringt“, sagt der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg. Mit dieser Retro-Revolution sind wieder traditionelle Werte en vogue. „Tugenden, wie sie Deutschland immer besaß, spielen heute wieder eine wichtige Rolle“, sagte Fredmund Malik, Leiter des Management Zentrums St. Gallen, kürzlich im „Spiegel“.
      Das Pendel schwingt zurück. Werte sind wieder wichtig, ehrlich sei der Manager, gründlich und loyal. Er darf ruhig ein bisschen bieder sein, Hauptsache solide. Da passt es, dass die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände kürzlich in einem Positionspapier „eine neue Allianz für die Werteerziehung“ forderte. Schließlich seien „Tugenden wie Offenheit, Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft in jedem Unternehmen unerlässlich“.
      Wer sich in der Krise profilieren will, tut sich mit klassischen Tugenden leichter. Denn je höher eine Führungskraft steigt, desto mehr ist sie Visitenkarte des Unternehmens. Wenn das Geschäft glänzend läuft, sind Glänzer an der Spitze vielleicht die richtigen Leute. Wenn es aber darum geht, Solidität und Substanz zu demonstrieren, muss auch die Persönlichkeit des Managers dieses Prinzip verkörpern. Hierfür lassen sich sieben Tugenden definieren.

      „Wer großspurig auftritt oder übertriebene Forderungen stellt, disqualifiziert sich derzeit“, sagt der Düsseldorfer Personalberater Michael Höchsmann. Die Unternehmen müssen sparen, und die Angestellten sollen solidarisch sein. Angesichts allgemeiner Kargheit kann sich Lufthansa-Chef Jürgen Weber – mit seiner hanseatisch-nüchternen Art ein Paradebeispiel für den altneuen Managertyp – breitester Unterstützung gewiss sein, wenn er „personalen Pomp“ als die verabscheuungswürdigste menschliche Eigenschaft bezeichnet. Der Sportwagen bleibt da am besten in der Garage, die teure Uhr im Safe.
      Zurückhaltung ist auch in Gehaltsfragen das Gebot der Stunde. Mitarbeiter, die nicht allzu offensiv auf vermeintlichen Rechten bestehen, sind bei Unternehmen von jeher beliebt. In der gegenwärtigen Lage ist Verzicht Pflicht. Gegenteilige Vorschläge führen nicht nur kaum zum Erfolg, sie legen die Vermutung nahe, dass der Betreffende die Situation seines Arbeitgebers nicht versteht oder ein rücksichtsloser Egoist ist. Wenn Tugend boomt, ist Letzteres fatal.

      Kleinere Brötchen backen – das gilt auch für die Präsentation der eigenen Persönlichkeit. „Wer eine große Show abzieht gilt schnell als substanzloser Schaumschläger“, meint Personalberater Höchsmann. Weniger Middelhoff also, dafür mehr Thielen: Substanz ohne Glanz. Der neue Bertelsmann-Boss gilt als zurückhaltend, mit wenig Hang zur Selbstdarstellung. Wer sich wie er nicht offensiv bemüht, gut anzukommen, kommt momentan offenbar gut an.
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 22:21:03
      Beitrag Nr. 258 ()
      Oh, alles futsch! Hat hier wer gepetzt? :D


      Boeing kämpft mit Airbus um Mega-Deal
      Mitten in der Luftfahrtkrise will die britische Airline Easyjet 120 neue Jets bestellen. Airbus drückt kräftig auf die Preise – doch der Favorit im Billigflugsektor bleibt Boeing mit seinem 737-Modell.

      Von Matthias Eberle und Andreas Hoffbauer

      HB DÜSSELDORF/LONDON. Der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing und sein europäischer Konkurrent Airbus kämpfen mit harten Bandagen um den wohl größten Auftrag, der in diesem Jahr an die Flugzeugbauer vergeben wird. Nach Handelsblatt-Informationen steht die britische Billigfluggesellschaft Easyjet kurz vor der Entscheidung, einen Auftrag über den Bau von 120 neuen Flugzeugen bekannt zu geben. Ein Easyjet-Sprecher bestätigte gestern in London, die Verhandlungen seien „weit fortgeschritten“. Ein Abschluss sei bis Ende des Monats denkbar. Easyjet will neben 120 Festbestellungen noch Optionen in ähnlicher Stückzahl vereinbaren. Das erste Flugzeug des Milliardenauftrags soll bereits Ende 2003 ausgeliefert werden.

      Mit der Order, deren Wert Branchenexperten auf gut 5 Mrd. $ taxieren, will Easyjet seine Expansion in Europa beschleunigen. Das Unternehmen überflügelte kürzlich Ryanair und stieg durch die Übernahme des Rivalen Go zur größten europäischen Billig-Airline auf. Easyjet hat sich zudem eine Kaufoption auf die chronisch defizitäre Deutsche BA gesichert, die derzeit einen Strategiewechsel hin zum Easyjet-Modell versucht.

      Analysten in London rechnen fest mit einer Bestellung bei Boeing, da sowohl Easyjet als auch Go und Deutsche BA bisher ausschließlich das 737-Modell des US-Konzerns fliegen. Wegen der weit höheren Kosten verzichten bisher alle Billigfluglinien auf Mischflotten. Luftfahrtexperte Chris Tarry von der Commerzbank meinte kürzlich, der Verhandlungspoker mit Airbus diene vor allem dazu, Boeing ein weiteres Schnäppchen-Angebot abzuringen. Ein Boeing-Sprecher sagte, man sehe sich nach harten Verhandlungen „in der Pole Position“. Im Januar 2002 hatte bereits Ryanair mit einer Mega-Order über 100 Flugzeuge des Boeing-Typs 737-800 für Furore gesorgt. Analysten gehen davon aus, dass Boeing wegen der Größe des Auftrags allerdings Nachlässe von gut einem Drittel gewähren musste. Laut Listenpreis belief sich die Order auf 9,1 Mrd. $. Auch Easyjet will jetzt die große Luftfahrtkrise zum günstigen Einkauf nutzen.

      Trotz des enormen Preisdrucks, den Airbus anheizt, hätte ein Zuschlag für beide Flugzeugbauer enorme Bedeutung: Boeing sieht derzeit riesige Probleme, seine Produktion in den nächsten beiden Jahren auszulasten. 2003 könne man die Prognose wohl noch halten, nach der Boeing zwischen 275 und 300 Jets ausliefern will. „Doch 2004 sieht wolkiger aus“, bestätigte ein Boeing-Sprecher. Weil viele US-Fluggesellschaften seit dem Terror des 11. September am Rande der Pleite fliegen, musste der weltgrößte Flugzeugbauer bereits die geplanten Auslieferungen von mehr als 500 Jets zeitlich nach hinten verschieben.

      Für den Airbus-Konzern, der weniger US-Kunden hat und von der Luftfahrtkrise nicht annähernd so stark getroffen wurde, hat die Easyjet-Kampagne vor allem strategische Bedeutung. Die Europäer würden gerne ihre A319 als Billigflieger ins Rennen bringen. Bisher dominiert aber Boeing diesen Bereich mit seinem 737-Modell: Der erfolgreiche US-Pionier Southwest Airlines, der irische Preisbrecher Ryanair oder auch Easyjet – alle fliegen bisher mit Boeing-Jets. Ein neuer Großkunde wie Easyjet im wachsenden Low-Cost-Markt würde Airbus seinem Ziel näher bringen, den angeschlagenen US-Marktführer zu überflügeln.

      Das Investmenthaus CSFB in London erwartet, dass Easyjet bis 2009 eine Flotte von 196 Flugzeugen haben wird. Bislang sind es 63 Maschinen. „Das bedeutet, dass die Gruppe allein 133 zusätzliche Flugzeuge in den kommenden sieben Jahren benötigt“, rechnet CSFB vor. Hinzu kommt die Zahl jener Maschinen, die ausgemusterte Flugzeuge ersetzen müssen.

      Zwar teilen nicht alle Luftfahrtexperten das ungebremste Wachstumsszenario der erfolgreichen Billig-Airlines. Analyst Gert Zonneveld von West LB Panmure geht indes davon aus, dass die Sparflieger in zehn Jahren bereits 25 bis 30 % des europäischen Luftverkehrs durchführen könnten. Bisher sind es erst knapp 8 %.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 08:09:27
      Beitrag Nr. 259 ()
      Das waren heute in der Spitze fast 9.900 (#241). Da hats mit Sicherheit mehr Leiche wie Keller! In Japan geht die Sonne unter.
      Dow-Nikkei



      @Ken
      "Argentinien ist in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht"
      Ex-Bundesbankchef Hans Tietmeyer: Die Stabilisierung der Lage Lateinamerikas hängt jetzt von Brasilien und Mexiko ab

      Von Hildegard Stausberg

      Bonn - Für die Zukunft Lateinamerikas ist nur noch die wirtschaftliche und politische Lage Brasiliens und Mexiko entscheidend; wenn diesen beiden Nationen eine langfristige Stabilisierung gelingt, werde dies positiv auf den Rest des Subkontinents ausstrahlen. Auf jeden Fall sei es "absolut falsch und irreführend", die Lage in Argentinien mit derjenigen Brasiliens zu vergleichen. Diese Meinung vertrat Hans Tietmeyer, ehemaliger Präsident der Bundesbank, in einem Gespräch mit der WELT.
      "Brasilien ist als eine der zehn wichtigsten Volkswirtschaften der Welt ein Global Player", sagte Tietmeyer weiter. "Argentinien hingegen ist in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht - und zwar selbstverschuldet und wahrscheinlich für immer." Tietmeyer kennt Lateinamerika seit den achtziger Jahren und hatte schon die Lösung der mexikanischen Schuldenkrise 1982 mitbegleitet, damals in leitender Position im Bundeswirtschaftsministerium und als Vertreter der Bundesrepublik bei der OECD.
      Argentinien dümpele mittlerweile "ohne jede Führung" vor sich hin, beklagte Tietmeyer, der Mitte Juli diesen Jahres als Mitglied einer den Internationalen Währungsfonds (IWF) beratenden Expertenkommission Argentinien besucht hatte. "Die Politik scheint nicht bereit zu den entscheidenden Reformen, die großen Parteien sind zutiefst zerstritten - vor allem auch der Peronismus -, und so bleibt der Kurs des Landes weiterhin völlig unklar". Allerdings, so Tietmeyer, sei dies für den Rest des Subkontinents "zwar bedauerlich, aber letztlich nicht total bedrohend". Es habe nämlich sehr wohl eine Abkoppelung der Argentinien-Krise stattgefunden: "Wer da in diesen Tagen Brasilien und Argentinien in einen Topf wirft, hat entweder keine Ahnung oder tut dies aus Absicht."
      Allerdings gab Tietmeyer unumwunden zu, dass es entscheidend sein werde, ob die im Oktober zu wählende neue brasilianische Regierung den Kurs von Präsident Fernando Henrique Cardoso beibehält: "Die allenthalben zu spürende Verunsicherung hat ihren Ursprung in der Frage, ob die Reformpolitik fortgesetzt wird." Sollte dies der Fall sein, seien "die wirtschaftspolitischen Fundamentaldaten" nicht so schlecht, wie sie häufig dargestellt würden.
      Tietmeyer sprach in diesen Tagen in Frankfurt auch mit dem brasilianischen Notenbankgouverneur Armínio Fraga, der auf einer Europa-Tournee die Schuldenlage Brasiliens erläuterte. Fraga habe ihm versichert, dass er, sollte die neu-gewählte Regierung zu einer seriösen Finanzpolitik und Steuerdisziplin bereit sein, seine Arbeit fortführen werde. Dies sei, so Tietmeyer, "ein sehr ermutigendes Zeichen" ebenso wie die Tatsache, dass das Land - trotz Argentinien-Krise - weiter wachse und dieses Jahr mit gut sieben Mrd. US-Dollar einen beachtlichen Handelsbilanzüberschuss einfahre.
      Für Tietmeyer war es entscheidend, dass Brasilien 1999 ein System flexibler Wechselkurse ein-geführt hat. Den Argentiniern habe er schon Mitte der neunziger Jahre dringend geraten, ihre Bindung an den Dollar (Currency Board) aufzugeben. Aber der Politik habe damals dazu "schlicht und einfach der Mut gefehlt". Die jetzt vom zweimaligen Präsidenten Carlos Menem, im März nächsten Jahres abermals Mitbewerber um die argentinische Präsidentschaft, propagierte komplette Dollarisierung lehnt Tietmeyer ab, weil sich das Land damit der Möglichkeit einer eigenständigen Währungspolitik entledige.
      Brasilien wie auch Argentinien bräuchten im übrigen dringend un-abhängige Zentralbanken, so Tietmeyer, um die Währungspolitik aus den Zwängen der Tagespolitik zu lösen. Das würde das Vertrauen der Anleger entscheidend fördern. Zur Politik des IWF in Lateinamerika äußerte er sich vorsichtig: Der Milliardenkredit an Brasilien ließe sich dann rechtfertigen, wenn er dazu beitrage, den Wirtschaftskurs auch über die Wahlen hinaus langfristig zu stabilisieren; im Falle Argentiniens wiederum lehnte er definitiv jede IWF-Hilfe ab, so lange das Land seine politische Krise nicht in den Griff bekomme.


      Hier ist der Thread für die Wurzelbehandlungen. Deswegen schmeiß ich den Artikel hier rein.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:44:51
      Beitrag Nr. 260 ()
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 22:28:06
      Beitrag Nr. 261 ()
      Wie #259, nur in umgekehrter Reihenfolge und ohne Überraschung. Dafür mit überdimensionalem Wahlquatsch.


      Citigroup wendet Klage durch Rekordsumme ab
      Der Finanzkonzern leistet Schadenersatz für die Fehler, die eine Tochter begangen hat. Die Firma hatte beim Verkauf von Versicherungen betrügerisch gehandelt.


      dpa NEW YORK. Der US-Finanzkonzern Citigroup hat am Donnerstag eine Klage der Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) für 240 Mill. Dollar beigelegt. Die FTC hatte Citigroup die Ausbeutung von Verbrauchern vorgeworfen. Citigroup wird der FTC die Rekordsumme von 215 Mill. Dollar zahlen und weitere 25 Mill. Dollar für die Beilegung einer Sammelklage.
      Nach Darstellung der FTC hatte die im Jahr 2000 von Citigroup übernommene Verbraucherkreditbank Associates First Capital Group ohne Wissen des Kunden Versicherungspolicen auf Kredite verkauft und danach Zinsen in Rechnung gestellt. Dies seien betrügerische Praktiken, die nicht toleriert werden könnten, sagte die FTC.
      Gegen Citigroup laufen auch Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Energiehändlers Enron, den Bilanzfälschungen beim Telekomriesen WorldCom sowie Interessenkonflikten bei Analysten.


      "Schock" bei Anleihe-Auktion verstärkt Nippons Finanzsorgen
      Japaner lassen Finger von sonst begehrten Bonds


      Tokio - Bei einer Auktion zehnjähriger Staatsanleihen in Japan hat das Angebot zum ersten Mal in der Geschichte des Landes überhaupt das Kaufinteresse der Investoren überstiegen. Die überraschende Zurückhaltung der Anleger ist Analysten zufolge ein klares Signal für das hohe Maß an Desorientierung, die die Notenbank des Landes mit ihren jüngsten Plänen zum Aktienkauf ausgelöst hat. Traditionell bevorzugen Japaner die als sichere Häfen geltende Staatsanleihen vor den eher riskanten Aktien-Engagements.
      Bei der Versteigerung von Titeln über 1,35 Billionen Yen lagen nur Gebote über 1,185 Billionen Yen vor. Ein Analyst nannte die Auktion einen "Schock". "Das ist symptomatisch für das Chaos im Markt und die riesige Unsicherheit, die durch die aggressiven Pläne der Notenbank und durch das Zögern der Regierung entstanden sind", sagte Bondanalyst John Richards von Barclays Capital in Tokio.
      Die Bank of Japan (BoJ) hatte am Mittwoch die Finanzmärkte mit dem bislang einmaligen Plan überrascht, den Geschäftsbanken Aktien abzukaufen, um so das angeschlagene Finanzsystem des Landes zu stabilisieren. Analysten kritisierten den Plan als "Eingeständnis des politischen Scheiterns".
      Ministerpräsident Junichiro Koizumi verstärkte die Unsicherheit am Freitag mit seiner Ankündigung, die Regierung werde im Oktober Maßnahmen bekannt geben, um den Abbau fauler Kredite zu beschleunigen. Am Vortag hatte er die Märkte enttäuscht, als er keine konkreten flankierenden Maßnahmen veröffentlichte. Auf Japans Banksektor lastet ein riesiger Berg Not leidender Kredite, der schon seit Jahren ein Haupthindernis zur wirtschaftlichen Erholung Japans ist.
      Die Kurse zehnjähriger japanischer Staatsanleihen brachen in Folge der Auktion ein, so dass ihre Rendite um gut zwölf Basispunkte auf 1,305 Prozent anzog. BoJ-Chef Masaru Hayami sagte, er sei über das Auktionsergebnis nicht sehr besorgt: "Ich denke, der Appetit der Investoren auf japanische Regierungsanleihen ist unverändert." Viele Analysten und Händler widersprachen dieser Einschätzung, auch wenn sie noch keinen Kollaps des Bond-Marktes befürchten. "Der Markt wird in eine Korrekturphase gehen, weil die BoJ-Aktion wahrscheinlich nur ein Schritt ist und mehr Überraschungen lauern", sagte Susumu Kato von Lehman Brothers. rtr



      Rausholen und Einstecken
      Zwar muss man im Leben auch was einstecken können, besser ist aber allemal, man kann was rausholen. Vor allem dann, wenn es eng wird, man nicht mehr genau weiß, wie man sein Ziel noch erreichen soll, sich schon um die Früchte seiner Arbeit gebracht sieht. Alle, die sich da noch nicht ganz aufgegeben haben, holen dann, in einem finalen Akt der Verzweiflung, etwas raus. Gläubige die Bibel, Labile die Flasche, Fußballer die Brechstange - und Kanzlerkandidaten den Beckstein. Wie einen Knüppel aus dem Sack hat Edi Stoiber nun seinen Innenminister aus Bayern rausgeholt. Damit er in Berlin auf alles einknüppelt, wo innere Sicherheit draufsteht, aber Otto Schily dahintersteckt. Zuerst auf zwei Sicherheitspakete und nun auf ein Zuwanderungsgesetz. Mit dem Ergebnis, dass Beckstein den armen Schily zwar rot und grün geprügelt hat, die Regierung davon aber noch lange nicht schwarz und gelb wird. Da hätte Stoiber als guter Christ seinen Beckstein, den alten Protestanten, besser mal stecken lassen - und die Bibel rausgeholt. Beten statt Beckstein. Das ist nicht nur katholischer, sondern auch erfolgreicher. Schließlich waren ja schon mehr Christen im Kanzleramt als Bayern im Bundesinnenministerium.
      Doch nicht nur die Union zählt zu den Rausholern unter den Parteien. Die FDP, ansonsten eher fürs Einstecken bekannt - vor allem für das von Niederlagen -, hat nun auch etwas rausgeholt, was besser weggepackt geblieben wäre: ihre Wahlplakate mit dem Aufdruck: "Westerwelle statt Pleitewelle." Eigentlich wollten die Liberalen mit ihrem zwischen knallgelb und vollblond changierenden Slogan schon vor Wochen unsere schöne Heimat zwangsguidoisieren. Zu einem Zeitpunkt, als der FDP-Chef noch im Gagamobil eigenhändig die Troddellampen an- und ausknipsen ließ. Doch dann schwappte weder eine gestylte Wester- noch ein peinliche Pleite-, sondern eine echte Flutwelle durch das deutsche Land - und riss das FDP-Vorhaben mit sich. Leider aber nicht deren Plakate. Und da dort an einer Ecke wohl "Mindestens haltbar bis 22. September" steht, mussten sie nun raus, bevor sie noch schlecht werden. Was aber eigentlich gar nicht passieren kann. Denn was schon ist, kann ja nicht mehr werden. Außer Gerhard Schröder Bundeskanzler. Das aber auch nur vielleicht.
      Allerdings ist Schröder kurz vor der Wahl in einer ziemlich misslichen Situation: Er hat nichts mehr, was er jetzt noch rausholen kann. Weil er schon alles rausgeholt hat. Vor allem aus seinem Kabinett: Oskar Lafontaine, Andrea Fischer, Reinhard Klimmt, Rudolf Scharping - und noch vier weitere Minister. Was könnte er nun also rausholen, wenn es nochmal eng wird? Bibel, Flasche, Brechstange, Beckstein gehen nicht. Entweder nimmt man sie ihm nicht ab oder sie kommen nicht gut an. Das einzige, was Schröder noch rausholen könnte, will er gar nicht rausholen: Saddam Hussein aus Bagdad. Und weil er das nicht will, muss er einstecken. Gegenwärtig von den USA und von der Union. Und am Sonntag vom Wähler. Aber nur vielleicht.


      Es ist so schön, kein erstwähler zu sein von WIGLAF DROSTE
      Richtig leid tun können einem dieser Tage die Erstwähler - dieser Haufen junger Leute, der schwer umworben wird, angegraben und -gebaggert, vollgesülzt und angesabbert von älteren Damen und Herren, die gezielt auf Missbrauch aus sind. Erstwähler können schlecht Nein sagen: Nun darf man endlich, da will man auch. Wer am wenigsten weiß, der hat am meisten Hoffnung - und die kann picobello ausgebeutet werden.
      Stark spürt der Jungmensch das dringende Bedürfnis nach Geschlechterverkehr und Gerechtigkeit. Von beidem weiß er gemeinhin nicht viel Näheres, wähnt aber Großes. Nicht selten beginnt das Geschlechtliche mit einer Pleite, um sich dann doch noch erfreulich oder sogar prachtvoll zu entwickeln; manch juveniler Schnellspritzer mausert sich im Laufe der Jahre noch zu einem Freudenspender, und manches frühe Trockendock wurde später zu einem Hafen der Düfte und der Lust. So viel zum Thema Kinder an die Macht.
      Genau andersherum verhält es sich mit dem Wählen: Da ist das erste immer auch das einzig aufregende Mal. Ernst und für voll genommen fühlt sich der Erstwähler, wichtig und im Besitz von Verantwortung, er platzt schier vor Bedeutsamkeit und stampft als restlos humorfreie Selbsternstnehmerzone durch die Welt. Tolerabel ist er allein durch seine weichgesichtszügige Naivität und kraft der Gewissheit, dass diese Aufgeblasenheit in den meisten Fällen nur temporär ist. Die aber sichtlich an ihrer Importanz festhalten wollen, die seien geächtet tausendfach, denn sie werden sonst nerven bis zu ihrem Jüngsten Tag.
      Weit abstoßender aber noch sind Politiker, die sich auf genau dieses Potenzial werfen, den Jungaffen Zucker geben und ihnen das Märchen von der schönen besseren Welt erzählen, die sie gemeinsam schaffen werden. Bei dieser Sorte Schlickenfängerei sind die Vertreter der PDS gut dabei, denen zwar das Spießertum aus jeder Pore mieft, die aber dennoch mutig mit Rebellentum und Widerstand hausieren gehen. Die anderen Sozialdemokraten, die von der SPD, sind eine Nummer kleiner unterwegs und beschwatzen die politischen Jungfrauen und Novizen, sie müssten nur richtig ankreuzen, dann sei der bayerische Gottseibeiuns verhindert und alles werde gut. Unterstützt wird die SPD darin von einem Publizismus, der von "einem kleinen Wunder" schwärmt, sich pathetisch peinlich eine Wasserpistole an den ebensolchen -kopf hält und mit politischer Selbstentleibung droht, wenn die anderen Kinder nicht auch alle Rot-Grün wählen. Und die Grünen würden, wenn man sie ließe, sogar 16-Jährige zur Wahl hetzen in der Hoffnung, ihre Pfründen zu behalten. Das Wort dafür ist Populismus mit Kindern oder politischer Päderasmus.
      Wie angenehm ist es, nicht mehr im Fadenkreuz dieser Halsabschneider zu sein. Mich umschleimen die Gesundbeter schon lange nicht mehr, und ganz unbelästigt kann ich Demokrat sein, den Wahlzettel nehmen und diagonal drüberschreiben: Wer das wählt ist doof. Und wenn es wirklich einmal etwas zu wählen gibt, kann ich das dann ja tun.


      Grausige Zeiten!
      Der Wahlabend kann mir gestohlen bleiben, ich freue mich viel mehr auf den Montag. Weil ich dann - endlich! - all die Sätze nicht mehr zu hören bekomme, die mir immer noch gewaltig auf die Muscheln gehen, obwohl ich sie schon lange nicht mehr hören kann. Zum Beispiel, dass das Fell des Bären nicht verteilt werden darf, bevor der Möllemann erlegt ist. Oder dass man einen Schlauch nicht an die Wand nageln kann. Am schönsten ist aber, dass Guido Westerwelle nicht mehr sagen wird: "Ob Rot-Gelb oder Schwarz-Gelb: beides ist besser als Rot-Grün mit der PDS als Reserverad." Der Spruch macht einfach keinen Sinn mehr - bei einer Großen Koalition.
      Doch die Zeit nach der Wahl, so persönlich beglückend sie auch sein mag, soll ja, ganz allgemein, eher nicht so schön werden. Glaubt man den Auguren, dann wird sie sogar ganz fürchterlich, grausam, schrecklich. Und das nicht nur aus der Sicht von Edmund Stoiber. Eine Kollegin prophezeite ja bereits, man werde schon bald knöcheltief im Blut waten, wenn man den Reichstag oder die Parteizentralen betritt. Schaut man sich an, was auf dem Plan der Berliner Gerüchteküche für die nächste Woche steht, muss man ihr wohl Recht geben. Demnach wird noch in der Wahlnacht Jürgen W. Möllemann geschlachtet, am Montag Herta Däubler-Gmelin abserviert, am Dienstag Friedrich Merz weggeputzt, am Mittwoch Rezzo Schlauch zerlegt, am Donnerstag Gabi Zimmer abgeschossen, am Freitag Guido Westerwelle geschreddert und am Samstag Michael Glos entbayert. Nachwahlzeiten sind halt auch Kampfzeiten. Weil nach der Wahl vor der Wahl ist, man nur über den Kampf in die Regierung findet und auch die nächste Legislatur nur wieder vier Jahre dauert.
      Bis dahin dürfte auch Michaela Schaffrath ministrabel sein. Zumindest, wenn sie in dem Tempo weitermacht wie bisher. Vor zwei Jahren, als sie nicht nur ihr Pseudonym Gina Wild, sondern auch ihre Karriere als Pornostar hinter sich gelassen hat, hätte ihr ja auch niemand zugetraut, dass sie heute schon die gleiche Funktion einnimmt wie die Bundesjustizministerin: als Wahlhelferin von Edi Stoiber. Mit dem Unterschied, dass der Ex-Pornostar öffentlich den Kandidaten unterstützt, während die Noch-Ministerin halböffentlich den US-Präsidenten beleidigt, nur um das gleiche zu bezwecken. Trotzdem haben die beiden Frauen mehr gemeinsam als man zunächst annehmen könnte: Schließlich zielen Frau Däubler-Gmelins Worte genau dorthin, wo sich Frau Schaffrath besonders gut auskennt: direkt unter die Gürtellinie.
      Doch bevor der Ex-Pornostar selbst Ministerin wird, kommt aber erst mal der Montag. Jede Wette, dass ich dann doch wieder einen Satz zu hören bekomme, den ich nicht mehr hören kann. Aber dieses mal werde ich mich sogar darüber freuen, wenn Gudio Westerwelle vor die Presse tritt und sagt, was er bei dieser Gelegenheit vier Jahre lang gesagt hat: "Guten Tag, meine Damen und Herren. Herzlich willkommen bei der liberalen Opposition."


      Geschafft, uff
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 00:16:51
      Beitrag Nr. 262 ()
      Super Beiträge von gewinnnix.

      Charttechnische - Prognose für 16 Indizes
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 17:04:58
      Beitrag Nr. 263 ()
      In der nächsten Handelswoche können wir mit Dow Abschlägen von >600 Punkten rechnen!!


      Wieso ist Dolby gesperrt?? :confused:



      Mario
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 17:36:28
      Beitrag Nr. 264 ()
      Danke @EAW. Ich bin kein großer Techniker. War in der Vergangenheit ein Fehler.

      DD5.1 wollte das Thread: Was muss ich tun, damit ich ........ Der tut bei Krückstock.net seinem Guru huldigen. Feigling!! :D

      Wie sieht heute ein Crash aus? Was denkt Ihr?



      Rabatte unter Garantie
      Hohe Preisnachlässe halten den Pkw-Markt in den USA in Gang

      Von Karl-Heinz Büschemann

      In Buff Whelans Autogeschäft dominieren gedeckte Farben. Der Chevrolet-Schauraum in Sterling Heights nahe Detroit wirkt ein wenig düster. Auf den Windschutzscheiben seiner Chevys dagegen herrschen schreiende Töne vor. Dicke Nullen, die mit leuchtendem Gelb auf die Windschutzscheiben seiner „Trailblazers“, „Corvettes“ oder „Impalas“ gemalt sind, preisen einen zinsfreien Kredit an. Leuchtend Rot prangt „Rabatt“ auf den Scheiben, als seien die Wagen nicht fabrikneu, sondern Gebrauchtwagen, die grell nach einem Käufer suchen. Das gleiche Bild zeigt sich bei Whelans Nachbarn, den Ford- und Chrysler-Händlern an der achtspurigen Van Dyke Road, wo es nur Autohändler zu geben scheint. Große Schilder bieten „Discount“, „Rebate“ oder „Specials“ an.
      Amerikas Autokäufer werden mit so üppigen Nachlässen zu den Händlern gelockt wie wohl noch nie. Dennoch ist Buff Whelan zufrieden. „Wir profitieren davon“, sagt er fröhlich über die so genannten Incentives. Im Jahr 2002 wird er wegen der Anreize doppelt so viele Autos verkaufen wie vor drei Jahren. Und die Nachlässe trägt der Hersteller.
      Die Discountschlacht der US-Autobauer begann gleich nach dem 11. September 2001. Die Autohäuser waren nach den Terroranschlägen zunächst leer. Niemand wollte in dieser Schockzeit ein Auto kaufen. Der Marktführer General Motors (GM) fand die Fassung als erster wieder. Er setzte ein patriotisch klingendes Rabattprogramm in die Welt: „Keep America Rolling“. Um das gelähmte Land wieder in Gang zu bringen, bot er seine Autos mit zinsfreier Finanzierung an. Die Kunden liefen den GM-Händlern in Scharen zu. Die geschockten Konkurrenten Ford und Chrysler mussten nachziehen.
      So rutschte Ford zunächst noch tiefer in die Verluste. Auch Chrysler wurde empfindlich getroffen. Gerade erst hatte der Ableger von Daimler- Chrysler seine Preise gesenkt. Jetzt musste er noch einmal nachgeben. Die Sanierung des angeschlagenen Unternehmens wurde um Monate zurückgeworfen. Allein GM jubelte. Trotz der Nachlässe konnte der Marktführer seinen Gewinn steigern. „Das Programm war für uns sehr gut“, freut sich der GM-Finanzchef John Devine.
      Und GM legte nach: Als nächstes bot der Konzern einen Pauschalrabatt. Passend zur Jahreszahl kam auf jedes Auto ein Nachlass von 2002 Dollar. Wieder musste die Konkurrenz nachziehen. Inzwischen überbieten sich die drei US- Autobauer mit Anreiz-Ideen. Chrysler bietet neuerdings eine Siebenjahresgarantie auf Motoren und Getriebe. Ford stundet die erste Rate für im September gekaufte Autos bis zum Januar 2003.

      Kosten gesenkt
      Inzwischen scheinen alle zufrieden zu sein. GM-Finanzchef John Devine sagt für den Marktführer: „Wir haben ein phantastisches Jahr.“ Auch Konkurrent Chrysler hat sich gefasst und verspricht für dieses Jahr wieder Gewinne: „Wir haben unsere Kosten stärker gesenkt als ursprünglich geplant“, sagt Chrysler-Chef Dieter Zetsche. Auch Ford behauptet, mit den Rabatten lasse sich leben. Konzernchef Bill Ford meldet für das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Verlust von 5,45 Milliarden Dollar machte, „einen kleinen Gewinn“.
      Auf dem US-Markt werden in diesem Jahr wahrscheinlich wieder knapp 17 Millionen Pkw und Kleinlaster verkauft. Das ist nicht viel weniger als im Rekordjahr 2000. Da die US-Hersteller aber Fabriken stillgelegt haben, laufen die übrig gebliebenen Werke heute kostengünstig am Anschlag ihrer Kapazität. GM hat noch einen neuen Weg gefunden, die Autos billiger zu machen. Die Ausstattung wird reduziert. So muss der kleinste Chevrolet jetzt sogar ohne die Bremskontrolle ABS auskommen.
      Der Rabatt-Boom nährt sich selbst. Kündigt ein Hersteller mal wieder ein Ende der Incentives an, schnellt die Nachfrage nach oben. Ist ein Programm ausgelaufen, muss sofort ein neues nachgelegt werden. Fragt sich nur, wie lange der Effekt wirkt. GM-Finanzchef Devine räumt ein, dass viele Kunden, die eine Neuanschaffung erst später geplant hatten, jetzt die Gunst der Stunde nutzen: „Es gibt sicher vorgezogene Verkäufe.“ Buff Whelan, der erfahrene Händler, ist sicher, dass der Boom irgendwann ein Ende hat. Schon jetzt nehme die Zahl der Gebrauchtwagen zu, die gefährlich auf den Markt drückten. So geht es nicht ewig weiter, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung: „Natürlich nicht.“


      Die General Motors Corp. mit Sitz in der US-Stadt Detroit ist der größte Autohersteller der Welt. Das 1908 gegründete Unternehmen hat weltweit 355000 Mitarbeiter und verkaufte im vergangenen Jahr 8,5 Millionen Autos. Weltmarktanteil: 15 Prozent. Zu GM gehören die Marken Chevrolet, Pontiac, Buick, Oldsmobile, Cadillac, GMC, Saturn, Hummer, Saab, Vauxhall und Holden. Die deutsche Adam Opel AG kam 1928 zu GM.


      Mit dem Einbruch der Aktienmärkte drohen vor allem in den USA Deckungslücken in den Pensionskassen der Konzerne. Das dürfte spürbar auf die Konzernergebnisse der kommenden Quartale drücken. Traditionsunternehmen wie General Motors, Ford oder US Airways müssen Milliardensummen zusätzlich in die betriebliche Altersvorsorge stecken.
      Von Gertrud Hussla

      NEW YORK. Eine Neukalkulation der Pensionskassen-Vermögen und des künftigen Bedarfs dürfte außerdem rein optisch die operativen Ergebnisse der Konzerne beeinträchtigen. Investoren fürchten zudem, dass Pensionskassen damit beginnen, aus Aktien auszusteigen, um weniger anfällig für die Kursschwankungen an den Börsen zu sein. Bis jetzt halten US-Pensionskassen noch knapp 70 % ihrer Vermögensposten in Aktien. Steigen die Kassen in großem Stil aus, könnte das die Kurse weiter einbrechen lassen.

      Der Autohersteller General Motors ist bis jetzt am stärksten betroffen. Ende vergangenen Jahres wies er schon eine Deckungslücke von 12,6 Mrd. Dollar aus, berichtet die Investmentbank Morgan Stanley. Das hat zur Folge, dass General Motors in diesem Jahr bereits 1,9 Mrd. Dollar zusätzlich in die Pensionskasse stecken muss. Eine stattliche Summe: Der gesamte Cash-Flow des Konzerns nach Abzug von Dividenden und Zinsen beträgt in diesem Jahr etwa 3,6 Mrd. Dollar. Der Konzern sah sich in diesem Frühjahr bereits gezwungen, Wandelanleihen in Höhe von 2,2 Mrd. Dollar aufzulegen, um mit den Erlösen die Pensionskasse aufzustocken. Die Pensionslasten von General Motors haben im vergangenen Herbst zu einer Bonitätsabwertung von GM durch die Rating-Agentur Moody’s geführt und dürften wesentlich zum Kursverfall der General-Motors-Aktie beigetragen haben.

      Auch andere Konzerne sind betroffen: Bei Exxon Mobil etwa beträgt die Deckungslücke 7,2 Mrd. Dollar, Ford hat 2,4 Mrd. Dollar zu wenig im Topf, errechnete Morgan Stanley. In rasantem Tempo dürften die Fehlbeträge jetzt ansteigen.
      Das liegt nicht nur an den schwachen Aktienmärkten. Experten beobachten einen Zangeneffekt. „Nicht nur die Vermögensposten haben stark an Wert verloren“, sagt Fondsmanager Dan Bernstein von der Vermögensverwaltung Bridgewater Associates. „Besorgnis erregend ist auch, dass die Verbindlichkeiten stark gestiegen sind.“ Auf Grund der gesunkenen Zinsen muss nämlich der heutige Gegenwert künftig fälliger Rentenzahlungen steigen, weil sie mit einer niedrigeren Rate auf die Gegenwart abgezinst werden. So schmelzen die Überschüsse in weit schnellerem Tempo zusammen, als die Aktienkurse einbrechen. US-Pensionskassen verfügten im Jahr 1999 noch über Überschüsse von 292 Mrd. Dollar, errechnete Morgan Stanley, im vergangenen Jahr waren die Überschüsse auf nur noch 4 Mrd. Dollar zurückgegangen.
      Auch wer nichts nachschießen muss, dürfte Gewinneinbußen ha-ben. Nach US-Rechnungslegungsregeln gehen die Renditen der Pensionsvermögen in das operative Ergebnis ein. Wenn die angenommene Rendite auf Pensionsvermögen um nur einen Prozentpunkt schrumpft, kann das ein Firmenergebnis um 20 % schmälern, errechnete Bridgewater. Im Schnitt dürften die Gewinne der im breit gestreuten S&P 500 vertretenen Konzerne in diesem Jahr allein durch den Pensionskassen-Effekt um 2,4 % beeinträchtigt werden, schätzt Analyst Trevor Harris von Morgan Stanley.
      Gut gefüllt sind die Kassen noch bei General Electric(!!!muhhh!!!) sowie bei der Telefongesellschaft Verizon. „Doch wenn die Aktienkurse nochmals absacken, was nicht ganz auszuschließen ist, könnte es Zahlungsschwierigkeiten in Serie geben“, fürchtet Bernstein, der selbst einen Bond-Fonds managt.

      http://193.111.113.35/mline/d1/902/875/LZEOAPXGHLCYRBWOAGZPX…
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 22:46:19
      Beitrag Nr. 265 ()
      Bis über beide Ohren verschuldete private Haushalte plus, de facto zahlungsunfähige Länder und Kommunen. Der Traum eines jeden Finanzministers.
      O`Neill zähl ich nicht dazu. Der ist dumm wie ein Stuhlbein. :D


      Die lahmende Wirtschaft bringt die Budgets der US-Bundesstaaten ins Schlingern. Die Reserven aus guten Zeiten gehen zur Neige, Schulden sind oft durch die Verfassungen verboten. Daher droht ein Sparkurs, der das Wachstum bremsen könnte.
      Von DIRK COHAUSZ

      WASHINGTON. Bob Taft ist um seinen Job derzeit wirklich nicht zu beneiden. Seit Monaten rennt der Gouverneur von Ohio durch die Behörden seines Bundesstaates und versucht, Haushaltslöcher mit den letzten Cent aus guten Zeiten zu stopfen. Das milliardenschwere Sparschwein des Staates hat er geschlachtet. Und dennoch wachsen die Haushaltsdefizite weiter. Nur radikales Sparen kann Taft noch helfen. Ohio steckt in einer der schwersten Finanzkrisen seiner Geschichte – und den anderen US-Bundesstaaten geht es kaum besser.
      Sie kämpfen mit immensen Haushaltseinbußen. Seit Anfang 2001 sind die Cash-Reserven der Bundesstaaten von 48,8 Mrd. $ auf 18,3 Mrd. $ zurückgegangen. Wegen des Abschwungs schrumpften die Steuereinnahmen in den Bundesstaaten allein im ersten Quartal um 7,9 % gegenüber dem Vorjahr – in zahlreichen Regionen war das Minus noch deutlich größer. Die meisten Verfassungen schreiben ausgeglichene Haushalte vor. In den „fetten“ 90er-Jahren haben die Staaten deshalb so genannte Schlecht-Wetter-Fonds gebildet – Rücklagen für harte Zeiten. Doch diese neigen sich inzwischen dem Ende zu. Auf Dauer müssen die Gouverneure daher die Sparschraube anziehen. Im Klartext heißt das für die Bürger weniger staatliche Programme und für die Wirtschaft weniger Aufträge.
      Die Investitionen der Bundesstaaten machen 5 % des Bruttoinlandsprodukts der USA aus. Der wirtschaftliche Schaden des drohenden Sparkurses ist also immens. Ihn bekommen die Staaten auch direkt zu spüren: Die Unternehmen machen weniger Umsatz und zahlen weniger Steuern.
      „Die Lage ist so schlecht, dass es sicher richtig ist, auf die Schlecht-Wetter-Fonds zurückzugreifen. Es macht einfach Sinn, dort anzufangen, wo es am wenigsten weh tut“, sagt Scott Pattison, Vorsitzender der Vereinigung der Haushaltspolitiker der Bundesstaaten. Doch das Schlimmste stehe erst noch bevor: „In der Regeln bekommen die Staaten eine Rezession erst 12 bis 18 Monate später zu spüren.“
      Ohios Gouverneur griff erstmals im Dezember auf seinen Schlecht-Wetter-Fonds zurück, um ein Haushaltsloch von 1,5 Mrd. $ zu schließen. Die Steuereinnahmen waren wegen des Abschwungs und der Steuerreform von Präsident Bush zurückgegangen. Vier Monate später war das nächste Defizit in Ohio da: 1,2 Mrd. $ fehlten diesmal. Taft verschärfte den Sparkurs und bediente sich erneut aus den Rücklagen. Doch schon einen Monat später war der Fehlbetrag auf 1,75 Mrd. $ gewachsen. Mittlerweile hat Ohio keinen Cent mehr von seinem Schlecht-Wetter-Fonds, der vor einem Jahr noch über 1 Mrd. $ wert war. Das Defizit ist derweil auf rund 2 Mrd. $ gewachsen.
      Das Dilemma hatte sich bereits Ende 2001 angedeutet (Handelsblatt vom 26.11.2001). Indiana, Kentucky, Michigan, Mississippi und Utah mussten erstmals auf ihre Reserven zurückgreifen. Der Trend setzte sich in diesem Jahr verschärft fort. Pennsylvania hat rund 70 % der Rücklagen aufgebraucht. In Utah sind nur noch 10 Mill. $ übrig. Und in Kentucky reichen die Fondsgelder bereits nicht mehr aus – hier wissen die Politiker nicht mehr, wie sie überhaupt noch einen Haushalt verabschieden sollen.
      „Das Geld aus dem Schlecht-Wetter-Fonds ist nicht mehr als ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde“, sagt Matthew Brouillette von der konservativen Commonwealth Foundation. Es gebe vielmehr strukturelle Probleme: Die Bundesstaaten hätten in den „fetten“ 90er-Jahren große Fehler gemacht. Die Einkommen der Bürger stiegen, wenig Menschen waren auf Sozialleistungen angewiesen und die Steuereinnahmen wuchsen. Doch die Hauhaltspolitiker machten sich nicht klar, dass es sich um eine Ausnahme-Situation handelte. Sie glaubten an einen ewig vollen Geldbeutel und erhöhten ihre Ausgaben um 28 %.
      Das rächt sich jetzt. Kalifornien spürt beispielsweise die geplatzte High-Tech-Blase und die Börsenkrise: Die Einnahmen aus der Kapitalertragsteuer brachen um 62 % ein. Nur ein neuer Boom könnte Kalifornien in den nächsten Jahren auf das alte Niveau zurückbringen, glaubt Don Boyd vom Rockefeller Institut der State University von New York.
      Noch fallen die Sparmaßnahmen eher sanft aus – denn im November stehen in 36 Bundesstaaten Wahlen an.*** Da will kein Gouverneur die Wähler vorher mit unbequemen Einschnitten vergraulen. Danach ist jedoch mit einem noch radikaleren Sparkurs zu rechnen.
      Auf nationaler Ebene sieht es nicht anders aus. Die Haushalts-Zahlen von George W. Bush seien viel zu optimistisch, kritisieren Bankenvolkswirte. Laut Bush soll das Haushaltsloch von 165 Mrd. $ im nächsten Jahr auf 105 Mrd. $ schrumpfen. Eine Milchmädchenrechnung, meinen die Ökonomen von UBS Warburg – sie erwarten für 2003 ein Defizit von 190 Mrd $.


      ***Bei uns hier sind die Wahlen gelaufen. Lassen wir uns überraschen!!


      Bärengeschichten

      Thierseschützer tun einfach alles für ihr Bundesbärchen
      BERLIN ap/taz Sie tun alles, um den letzten lebenden Ossi-Bär vor dem Aussterben zu bewahren: Thierseschützer ketten sich in seinem Heimatrevier Prenzlauer Berg an Hochbahnstreben oder bewerfen seinen größten natürlichen Feind Helmut Kohl mit Schokoriegeln. Denn nicht alle lieben das knuddelige Bundesbärchen. Die größte Thierseschützerin ist das Weibchen des "Wolle", wie der Thierse auch wegen seiner Gesichtshecke genannt wird. Jetzt hat der Thierse in einem TV-Interview sein Weibchen gelobt. Sie nämlich dürfe als einzige Thierseschützerin seinen brandenburgischen Busch stutzen: "Ich habe ja immer noch meinen Bart, und meine Frau stutzt ihn und dann wächst er wieder und dann stutzt sie ihn wieder", brummelte "Wolle" ohne Sinn und Verstand. Der Thierse ist ein Wunder der Natur: verschnarcht, bis die Popel glühen, aber lieb wie ein Bundesbärchen.
      Avatar
      schrieb am 24.09.02 16:10:33
      Beitrag Nr. 266 ()
      Na, braucht`s wieder ein paar Fummeleinheiten!!?


      Warum die Märkte Alan Greenspan nicht verzeihen
      US-Notenbankchef Alan Greenspan erlebt jetzt genau das, was alle Höhenflieger irgendwann einmal erleiden. Sie stürzen ab. Zu den neuerlichen Kritikern Greenspans gehört jetzt Paul Krugmann, der in seiner regelmäßigen "New York Times"-Kolumne einen scharfen Angriff auf den alten Mann an der Spitze der Fed lancierte.

      Von Wolfgang Münchau

      Krugman warf Greenspan vor, die überzogenen Erwartungen an den Aktienmärkten erst angeheizt zu haben und jetzt nicht die Verantwortung für den Crash zu übernehmen und die Zinsen kräftig zu senken. Krugman selbst war noch vor wenigen Jahren einer der größten Bewunderer von Greenspan und national wie international einer der großen Werbetrommler für die New Economy der USA.
      Am 1. März 1999 schrieb er in "Fortune" einen Artikel zu der Frage: Sollte sich die Fed um die Blase an den Aktienmärkten sorgen? Krugman damals: "Die Antwort, davon bin ich jedenfalls fest überzeugt, heißt nein: Lasst die Wirtschaft in Frieden." Und genau so dachten damals Greenspan und viele andere Notenbanker in den USA und in Europa: Eine Zentralbank kann ihre Politik nicht nach den Märkten ausrichten.
      Und genau das sagte Greenspan kürzlich erneut in Jackson Hole, Ort des jährlichen Konventes internationaler Notenbanker. Greenspan verteidigte seine Ansichten (und letztlich die von Krugman) während der 90er Jahre. Ziel der Geldpolitik in den USA sei es, Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu fördern. Dieses Ziel erfüllte die Fed mit Bravur.
      Natürlich haben wir alle jetzt ein Problem. Einige bekannte Ökonomen, unter anderem auch Krugman, fürchten, dass die USA, Asien und möglicherweise auch Europa, kurz vor einer Deflation stehen, ähnlich wie Japan in den 90er Jahren. Natürlich ist die japanische Volkswirtschaft in ihrer Dynamik und ihrer Struktur mit der US-Wirtschaft nicht zu vergleichen, und trotzdem gibt es Parallelen. Auch in Japan kam die Deflation nach einer geplatzten Börsenblase. Auch dort gab es zuvor einen von Billigzinsen getriebenen Immobilien-Boom. Und es gab Probleme mit Korruption und gefälschten Bilanzen.
      Dies sind für Investoren, Notenbanker und vor allem für Kolumnisten besonders schwere Zeiten. Nach meiner Auffassung ist die Lage ernster, als dies an den Finanzmärkten momentan gesehen wird. Die wirkliche Frage ist gar nicht mal: Gibt es einen so genannten "Double Dip", einen erneuten Rückfall in die Rezession, sondern: Wie lange wird die gegenwärtige Flaute in der Weltwirtschaft noch anhalten?
      Ich glaube, dass die Weltwirtschaft auch im nächsten Jahr schwach sein wird, und damit im dritten Jahr in Folge. Einer der Gründe dafür ist der mittlerweile fast sichere Krieg gegen den Irak. Für die Börsen bedeutet dieses Szenario wahrscheinlich einen weiteren Rückschlag.

      Wolfgang Münchau ist Chefredakteur der Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 14:27:56
      Beitrag Nr. 267 ()
      Das waren gestern satte 4% die diese Billig-Gangster der 4.Kategorie wettmachen konnten. Das für heute zurechtgeschitzte Polster ist auch nicht ohne.
      Irgendwann sind die Vollspinner mal so weit in der Zukunft, daß sie nicht mehr zurück finden. (wenn z.B. JPM auseinanderfliegt, oder so)
      Irgendwelche Deppen müssen den amerikanischen Aktienschrott schließlich auch kaufen, damit die Schmiere funktioniert. Rann an den Speck!
      Gell da klotzt du, du Züpfel :D


      Top und Flop: Mick, der Markt und der Krieg

      Seit Jahresbeginn hat der Dow Jones 23 % verloren, die Nasdaq sogar 40 % – und jetzt geht es auch noch für die Schwarzhändler mit Rolling Stones-Tickets bergab. Kriegsängste sind derzeit das meistdiskutierte Phänomen an der Wall Street.

      Von Lars Halter

      Das Telefon klingelt, und ein Kollege fragt an, wer die Rock-Opas im Madison Square Garden sehen möchte. Irgendein Trader verkloppe die Tickets für 100 $ und damit 72 % unter dem Einkaufspreis. Eine so schlechte Performance findet sich selbst in der High-Tech-Branche selten. Paint it Black? – Gar nicht nötig, schwärzer geht es wirklich nicht mehr.
      Seit Wochenstart sind schon wieder so viele schlechte Nachrichten auf den Markt eingebrochen, dass die dramatischen Verluste im Handel nicht überraschen. Schwache Zahlen aus dem Einzelhandel, pessimistische Prognosen aus der Chip- und Netzwerkbranche, weitere Ermittlungen gegen Xerox, enttäuschende Kommentare von Analysten und Brokerhäusern, ein hoher Ölpreis und die nach wie vor schwelende Irak-Krise entziehen möglichen Gewinnen jeden Boden. Und zu letzterer Problematik gesellt sich ein schwerer innenpolitischer Konflikt.
      Denn Al Gore, der ehemalige US-Vizepräsident und Gegenkandidat Bushs in der Wahl 2000 hat am Montagnachmittag in einer umjubelten Rede erstmals offen gegen die Angriffs-Strategie des obersten Befehlshabers gesprochen und Amerika zum Nachdenken aufgefordert. Wenn langjährige Verbündete geschlossen gegen einen Irak-Krieg seien, müsse auch Amerika einmal seine Position überdenken und nach Fehlern im eigenen Programm suchen.
      Was George W. Bush davon hält, machte er am Mittag deutlich, als er zu einem Bericht der Regierung Blair Stellung nahm. Wieder war ihm am Morgen der Brite zur Seite gesprungen, diesmal mit einem Report, nach dem Saddam Hussein binnen 45 Minuten Angriffe mit Massenvernichtungswaffen starten könnte. Der irakische Diktatur sei eine Bedrohung für den Frieden, erklärte Bush erneut und verschärfte seine Angriffsabsicht. Anleger beunruhigt das in höchstem Maße. Während der Rede des Präsidenten gaben die Märkte ihren leichten Aufwärtstrend auf und stürzten auf neue Tiefstände.

      Sorge vor Langfrist-Folgen
      Auf dem Parkett diskutiert man die Gefahren eines Irak-Krieges seit geraumer Zeit. Und je mehr Experten sich in die Gespräche einschalten, desto klarer kristallisiert sich heraus, woher die Unsicherheit wirklich kommt. Denn abgesehen davon, dass nicht ein Krieg, sondern höchstens ein Sieg den Markt stützen könnte und der auf kurze Sicht keineswegs garantiert ist, hat man langfristige Sorgen. Wird der Irak im Falle eines Angriffs stärker als bisher mit Terroristen zusammenarbeiten? Was passiert mit den Waffen, die der Irak hortet? Wie findet eine Neuordnung statt inmitten eines komplizierten arabischen Staatengeflechts in der Golfregion?
      Da überrascht es am Dienstag einigermaßen, dass das Verbrauchervertrauen nicht so schlecht ausfällt, wie man erwartet hatte. Während die Konsumenten laut aktuellem Bericht aus Washington ihre gegenwärtige Situation schwächer einschätzen als vor einem Monat, ist die Bewertung der langfristigen Prognosen etwas freundlicher geworden. Noch mehr darf man sich aber darüber wundern, dass der Markt kurz einen Aufwärtstrend zeigte, denn ungeachtet der noch schlechteren Erwartungen bleibt unterm Strich eine Erkenntnis: Der Index ist erneut gefallen, ebenso übrigens wie der Index der Führenden Indikatoren, der bereits am Montag einen groben Überblick über die Stimmung im Land gab.
      Mick Jagger und Kollegen wird die Problematik am Markt wenig belasten, auch die britisch-amerikanischen Beziehungen dürften dem Altrocker egal sein, denn eines steht fest – Verbraucherausgaben hin oder her: Seine Konzerte in New York sind ausverkauft. Dass es jetzt Tickets für 100 $ gibt, liegt daran, dass einfach eingangs erwähnter Trader zu viele Tickets für zu viele Freunde gekauft hat. Zum vollen Preis. Damit sackt Jagger die volle Kohle ein, Satisfaction garantiert. Und während seine Konten weiter wachsen, ruft der bekennende Gierschlund den Fans an der Wall Street zu: „You can’t always get what you want!“
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:42:12
      Beitrag Nr. 268 ()
      klotzen


      schitzen :p:D:p:D


      Krise raubt Investmentbanken die Gewinne
      Die Gewinne von Lehman Brothers gehen weiter zurück. Goldman Sachs konnte das schwache Investmentbanking-Geschäft dagegen durch gute Einnahmen beim Währungs- und Anleihe-Handel wettmachen. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung bleibt jedoch bestehen. Beobachter rechnen mit weiteren Entlassungen.

      Von KATHARINA KORT, Handelsblatt

      NEW YORK. Die amerikanischen Investmentbanken kommen nicht aus der Krise. Jetzt setzte die Lehman Brothers Holding, die Muttergesellschaft der gleichnamigen Investmentbank, den Reigen der schlechten Nachrichten fort. Lehman verzeichnete im dritten Quartal weitere Gewinneinbußen. Während die Goldman Sachs Group, die gleichzeitig Zahlen vorlegte, immerhin die Erwartungen der Analysten leicht übertreffen konnte, lag das Ergebnis von Lehman Brothers deutlich unter den Prognosen. Dennoch: Nach den Schreckensmeldungen der vergangenen Woche – Gewinnwarnungen von JP Morgan und Morgan Stanley – wirkte selbst das wie ein Lichtblick.

      Mit 194 Mill. $ Gewinn oder 70 Cents je Aktie lag Lehman Brothers 15 Cents je Aktie niedriger, als die Analysten erwartet hatten. Lehman Brothers hatte sich bisher gegenüber der Konkurrenz gut behaupten können. Doch im vergangenen Quartal, das Ende August endete, litt die Bank vor allem unter den schwachen Umsätzen an den Börsen, den rückläufigen Börsengängen und Ausgaben von Anleihen.

      „Die Ergebnisse des dritten Quartals spiegeln die extrem schwierigen Marktbedingungen wider, mit der unsere Industrie weiter zu kämpfen hat“, sagte Richard Fuld, Vorstandschef und Chairman von Lehman. Er verwies darauf, dass die Bank trotz des finanziellen Drucks ihren Marktanteil im Investmentbanking und im Bereich der Kapitalmärkte ausgebaut habe.

      Wie der Konkurrenz macht auch Lehman Brothers das schwache Börsenumfeld zu schaffen. Den Investmentbanken bleiben vor allem die lukrativen Kommissionen für Börsengänge und Fusionen und Übernehmen derzeit weg. Denn bereits börsennotierte Unternehmen wollen mit ihren Aktien keine Zukäufe finanzieren, da ihre Wertpapiere im Moment nur wenig wert sind. Und für Unternehmen, die noch nicht notiert sind, ist ein Börsengang keine Option, da sie kaum auf einen guten Preis hoffen können. Hinzu kommt, dass sich die Banken um die wenigen Aufträge streiten und gegenseitig unterbieten. Das Investmentbanking-Geschäft, der Motor der Banken Ende der Neunziger Jahre, wird damit zum Problemfall bei vielen Anbietern.

      Goldman Sachs konnte die Einbußen in diesem Geschäft durch gute Einkünfte im Anleihe-Geschäft und im Währungshandel teilweise wettmachen. Die Top-Investmentbank steigerte ihr Ergebnis im dritten Quartal gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres um zwölf Prozent auf 522 Mill. $. Der Umsatz blieb mit 3,65 Mrd. $ fast stabil.

      Beim Investmentbanking von Goldman Sachs brach der Umsatz dramatisch um 41 Prozent auf 652 Mill. $ ein. Auch die Umsätze in der Finanzberatung fielen um mehr als die Hälfte auf 315 Mill. $. Aber bei der Vermögensverwaltung und dem Wertpapier-Dienstleistungen (Securities Services) konnte Goldman seinen Umsatz um 14 Prozent auf 1,5 Mrd. $ steigern. Und auch beim Handel mit festverzinslichen Papieren legte Goldman 19 Prozent auf 1,3 Mrd. $ zu.

      Doch der Goldman Sachs-Vorstandsvorsitzende Henry Paulson bleibt vorsichtig: „Die generelle Wirtschafts-Aktivität wird weiterhin bedrückt bleiben, bis es nicht eine Besserung der wirtschaftlichen Bedingungen und einen höheren Grad an Vertrauen von Investoren und Unternehmen gibt“, sagte Paulson. Brad Hintz, Analyst des Finanzhaus Sanford Bernstein, sagte: „Es sieht so aus, als arbeitet Goldman besser in der Welt der festverzinslichen Einkommen“.

      In der vergangenen Woche hatte bereits Morgan Stanley extrem schwache Ergebnisse vorgelegt und damit an den Börsen den gesamten Sektor nach unten gezogen. Auch die Investmentbank JP Morgan Chase & Co. hatte vor schwachen Ergebnissen gewarnt. JP Morgan machte für die schlechten Aussichten vor allem faule Kredite im Telekomsektor verantwortlich.

      Beobachter halten wegen der anhaltenden Flaute eine dritte oder vierte Entlassungsrunde bei vielen Investmentbanken für wahrscheinlich. Seit Ende 2000 haben die Wall Street-Firmen nach Angaben der Industrievereinigung Securities Industry Association bereits 32 287 Menschen entlassen. Das entspricht neun Prozent der gesamten Mitarbeiter. Guy Moszkowski, Analyst der Investmentbank Salomon Smith Barney, prophezeit für seine Branche weitere fünf bis zehn Prozent Entlassungen.

      Das Wall Street Journal hatte am Montag berichtet, dass Lehman Brothers eventuell fünf bis zehn Prozent seiner Beschäftigten entlassen werde. Das entspräche 600 bis 1200 Menschen. Lehman hat das bisher nicht bestätigt.



      Mit nicht nachlassender Wortgewalt ruft US-Präsident George W. Bush zum außenpolitischen Krieg gegen den Terror auf. Zwischen San Francisco und New York müssen aber immer mehr Amerikaner einen anderen Kampf führen - gegen ihre Armut.
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,215554,00.html
      Avatar
      schrieb am 27.09.02 17:57:24
      Beitrag Nr. 269 ()
      Noch mehr Eindrücke aus "Great America"


      US-Fluglinien fordern neue Milliardenhilfen vom Staat
      von M. EBERLE

      WASHINGTON/ATLANTA. Es sieht mit jeder Woche schlechter aus für viele große US-Fluggesellschaften – über den Wolken und längst auch an der Börse: Der Marktwert von American Airlines rutschte in der vergangenen Woche unter die psychologisch wichtige Marke von 1 Mrd. US-$. Dabei ist American nicht irgend eine Airline, sondern seit dem Kauf der bankrotten TWA die größte Fluglinie der Welt. Die Börse sieht das anders: Sie bewertet derzeit allein die erfolgreiche Billig-Linie Southwest Airlines mit 12 Mrd. $ weit höher als alle großen US-Player zusammen – unter ihnen so prominente Namen wie American, United, Delta oder Continental Airlines.
      Die Schulden und Probleme im US-Luftverkehrsmarkt sind riesig – ein Ende des Desasters ist nicht in Sicht: „Die Gefahren liegen nicht hinter uns, sie liegen vor uns“, sagte Leo Mullin, Vorstandschef von Delta Air Lines, auf einer Luftfahrtkonferenz in Atlanta. Die Branche habe erwartet, dass die Kundschaft wieder zurück kommt: „Aber vor allem die Business-Kunden kommen nicht. Das ist unser Problem“, so Mullin. Ein Angriff auf den Irak könnte wichtige Teilnehmer des US-Flugverkehrs vollends in die Pleite stürzen, befürchten Branchenexperten.
      Die US-Fluglinien wollen deshalb am einen Antrag auf neuerliche Unterstützung vor dem US-Kongress vorbringen. Dabei soll es nicht mehr um Finanzspritzen in Form von Bargeld gehen, wie direkt nach den Terroranschlägen des 11. September. Diesmal verlangen die Fluglinien, die Regierung solle die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen und Versicherungspolicen übernehmen und den Gesellschaften steuerliche Erleichterungen gewähren. Der Preis ist heiß: Nach Informationen des „Wallstreet Journal“ fordern die Airlines mehrere Milliarden US-Dollar an Staatshilfen.
      Viele US-Fluglinien stehen schon jetzt dicht vor dem finanziellen Abgrund. Das Passagieraufkommen im Frühjahr und Sommer war eine riesige Enttäuschung. Nachdem sich die Lage einige Zeit nach den September-Anschlägen zunächst verbessert hatte, gab es im März 2002 einen erneuten Einbruch, von dem sich keine der Gesellschaften erholt hat. Auch das Flugaufkommen im Monat September, der vom Jahrestag der Terroranschläge überschattet wurde, entwickelt sich desaströs.
      Insgesamt befinden sich die Einnahmen pro geflogene Meile und Sitzplatz seit einiger Zeit im Sinkflug. Diese Kennziffer ist gegenüber dem Boomjahr 2000 um 17,2 % gesunken. Die Kriegsangst schürt bei den Fluglinien zudem die Befürchtung, dass die Ölpreise weiter steigen und das Flugaufkommen noch weiter sinken könnte. Bei der Anhörung im US-Repräsentantenhaus wird erwartet, dass Branchenexperten das düsterste Bild überhaupt für die Branche zeichnen. Gordon Bethune, Vorstandschef von Continental Airlines, hat bereits vorgewarnt: „Wenn es einen Krieg gibt, ist alles vorbei für unser Business.“ Auch die Analysten an der Wall Street sind pessimistisch. Sie bekräftigen ihre negativen Prognosen für die gesamte Branche und sagen für 2002 Verluste voraus, die sogar noch das Rekordminus des Vorjahres übersteigen könnten. Damals türmten die Fluglinien 7,7 Mrd. $ an Verlusten auf, trotz einer Finanzspritze der US-Regierung in Höhe von 5 Mrd. $.
      Philip Baggeley, Geschäftsführer der US-Ratingagentur Standard & Poor’s, der ebenfalls bei der Kongressanhörung aussagen soll, hat wenig Hoffnung auf Besserung: „Egal wo man hinschaut: Auf die internationalen Marktplätze, auf die Finanzszene, auf die Wirtschaft, die Ölpreise – alles erscheint in düsteren Farben.“ Branchenvertreter fordern deshalb Finanzhilfen auf mehreren Ebenen. Dazu soll eine Beihilfe für die Kriegsrisikoversicherungen gehören und auch eine Erhöhung der Haftbarkeitsobergrenze. Der Wegfall einer Sicherheitssteuer von 2,50 $ pro Passagierticket und die Streichung der bundesweiten Kraftstoffsteuer verlangen sie ebenfalls – vor allem, falls es tatsächlich zu einem Krieg gegen den Irak kommen sollte.
      Der Herbst, traditionell eine schwache Periode für Fluglinien, nährt neue Befürchtungen. Zahlreiche Gesellschaften haben angekündigt, weitere Jets stillzulegen und erneut Stellen abzubauen. Dazu zählen allein 7 000 Jobs bei American Airlines. Die Nummer zwei in der Branche, United Airlines, kündigte an der Fluglinie US Airways zu folgen und ebenfalls Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts zu beantragen. Derzeit versucht der Star-Alliance-Partner der Lufthansa in Verhandlungen erhebliche Konzessionen bei seinem Personal durchzusetzen – bisher vergebens.



      Vom neuen Glück in den eigenen vier Wänden
      Die Amerikaner ziehen sich zu Heim und Herd zurück. Einige Unternehmen profitieren davon – jene nämlich, die das Leben drinnen etwas netter machen.

      Von KATHARINA KORT

      NEW YORK. Die Kiste mit Holzleisten hat es Florence Giannini angetan: „Ich gebe mein Geld für mein Haus aus. Für mich ist es wichtig, abends in ein schönes Heim zu kommen“, sagt die blondierte Dame im beigefarbenen Hosenanug. Vor allem nach dem 11. September sei ihr das eigene Heim wichtiger geworden. Deshalb ist sie nun im Home Depot-Baumarkt im New Yorker Stadtteil Brooklyn unterwegs.
      Florence Giannini steht mit dem Wandel ihrer Prioritäten nicht allein. Der Trend zu Heim und Herd hält in den USA weiter an. Seit den Terroranschlägen haben sich viele Amerikaner in ihre eigenen vier Wände zurückgezogen und die Familie wieder in den Mittelpunkt des Lebens gestellt. Sozialforscher nennen das Nesting oder Cocooning :) – sich ein Nest bauen oder in einen Kokon einspinnen.
      Statt teuer zu verreisen oder edel Essen zu gehen, nehmen die Amerikaner lieber ihre Küchenrenovierung in Angriff. Durch den Einbruch der Aktienmärkte haben zwar viele Menschen weniger Mittel zur Verfügung als noch vor ein paar Jahren. Aber die investieren sie lieber ins eigene Heim als an der Börse. „Wer will denn heute noch Aktien kaufen?“, fragt auch Jeff Hank, der bei Home Depot Farben für einen neuen Anstrich holt.
      Der Nesting-Trend bleibt nicht ohne Folgen für die Unternehmen. Während die meisten über die schwierige Wirtschaftslage stöhnen, schneiden jene gut ab, die verkaufen, was sich um Heim und Haus dreht: Die Möbel- und Haushaltswaren-Kette Williams Sonoma konnte ihren Gewinn im vergangenen Quartal verzehnfachen. Michael Stores, die größte US-Kunst- und Handarbeitskette profitierte davon, dass die Menschen mehr Zeit mit Makrame und Malen verbringen, und vervierfachte ihren Gewinn. Auch die dominierenden Baumarkt-Ketten Home Depot und Lowe’s steigerten ihre Gewinne im jüngsten Quartal um jeweils 28 % und 42 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ähnlich positive Nachrichten kamen von den Herstellern von Innen-Farben, Stoffen und Geräteherstellern wie Black & Decker.
      Ein weiterer Gewinner des Nesting Trends: Hersteller von Unterhaltungselektronik. Fernseh-Abende und Videospiele stehen wieder hoch im Kurs. „Digitales Zubehör läuft generell gut, wenn der Markt unten ist, weil Verbraucher mit weniger Cash teure Reisen vertagen und mehr Geld in Dinge für Zuhause investieren“, sagt Sean Wargo, Analyst der Industrie-Vereinigung Consumer Electronics Association.
      Ein weiterer Grund dafür, dass Amerikaner mehr Geld rund ums Haus ausgeben, ist die Tatsache, dass sie schlicht mehr Häuser besitzen. Die Verkäufe neuer Häuser werden in diesem Jahr mit einer Anzahl von 926 000 einen neuen Rekord erreichen, schätzt die Immobilienvereinigung National Association of Realtors. Auch für die Verkäufe von bestehenden Eigenheimen deutet alles auf einen Rekord hin.
      Dafür sind außer dem Nesting-Trend vor allem die niedrigen Zinsen verantwortlich. Nach vier Zinssenkungen allein nach dem 11. September sind die Bedingungen, zu denen Amerikaner heute ein Haus erwerben können, so günstig wie seit Jahren nicht mehr.
      „Je mehr Hausbesitzer es gibt, umso mehr betrachten die Menschen ihr Heim als die größte Investition“, sagt Marie Driscoll, Analystin des Research-Instituts Argus Research. „Die Baby-Boomer-Generation gibt weniger Geld für Kleidung aus und reist seltener. Sie nutzt die Heimrenovierung als eine Art der Selbsterfahrung“, erklärt Driscoll die Denke der Amerikaner über 50.
      Die jüngsten Einzelhandelszahlen vom August deuten darauf hin, dass der Nesting-Trend noch lange anhält. Die Amerikaner geben zwar in Umfragen über das Verbrauchervertrauen an, besorgt um die Wirtschaft zu sein. Aber ihr Kaufverhalten sagt etwas anderes: Während die Ausgaben für Kleidung sanken, legten die für Möbel, Sportzubehör und Hobbies deutlich zu. Das Fazit ist klar für Neal Soss, Chef-Ökonom von Credit Suisse First Boston: „Folge dem Geld“, rät er, „schau, was die Verbraucher tun, nicht was sie sagen“.

      Wo bleibt gewinnnix seine Immobiliengeschichte???



      WASHINGTON ap In den USA gibt es möglicherweise keinen einzigen Fluss mehr, der nicht chemisch verseucht ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Washington veröffentlichte Studie. Zudem seien rund ein Fünftel aller Tier- und ein Sechstel aller Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Die Langzeitstudie des H.-John-Heinz-Zentrums für Wissenschaft, Wirtschaft und Umwelt war 1997 von US-Präsidenten Bill Clinton in Auftrag gegeben worden. Sie soll künftig alle fünf Jahre aktualisiert werden. Die Autoren der Studie schlugen 103 Indikatoren zur Messung der Umweltqualität vor, kritisierten jedoch, dass oft kein ausreichendes Datenmaterial vorliege. 610 Millionen Euro geben die USA im Jahr für die Erhebung von Umweltdaten aus.


      Was macht das schon, wenn eh alle daheim hocken und dabei den Arsch immer breiter, den Wanst immer hängender und den Schweinskopf immer blöder werden lassen. Und dabei bleibt einem auch noch der Anblick dessen, was der Spiegel-Artikel beschreibt, erspart. "Really Great"
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 18:50:12
      Beitrag Nr. 270 ()
      Auch in der nächsten Woche gehts heiss her! :D:D


      Noch heisser! :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 21:15:53
      Beitrag Nr. 271 ()

      Die Ansätze eines Crashs wie ich ihn mir vorstelle.
      Es sollten mind. 5 dicke Dinger mit der Wertigkeit eines Starkbiers drinne sein. Aufeinanderfolgend.
      Wenn dann auch dem Allerletzten der Kinnladen auf dem Boden aufschlägt, werden furchtbare Phantomschmerzen folgen.



      Bleibe ich doch gleich beim Nemax :D:D:D

      Interview mit einem Macher:

      Der Marktinfarkt

      Sie zählte zu den High-Flyern des Börsenbooms: Kometenhaft schoß der Kurs der 1998 gegründeten Internet-Firma Schmu-direkt.com in den Himmel. Doch als im März 2000 die Hightech-Blase platzte, konnte sich auch der als Spezialist für Internet-Shopping, -Hardware und -Marketing berühmt-berüchtige Start-up dem allgemeinen Abwärtssog nicht entziehen. Heute droht dem einstigen Börsenstar die Zahlungsunfähigkeit. Unser Skandal-Reporter Jollyjoker sprach exklusiv mit dem derzeit steuerflüchtigen Gründer und Geschäftsführer Dr. Pomeranzi Pomadini


      SPIGGL: Herr Pomadini, Sie strahlen wie einst im März. Wie geht es Ihnen?

      Pomadini: Oh danke, sehr gut. Wir haben letztes Wochenende mit dem zweistrahligen Firmenjet, unserer letzten größeren Investition vor dem Transfer verbliebener Firmengelder nach Liechtenstein, eine Spritztour nach Sylt unternommen. Bei dem Jet handelt es sich um eine sogenannte Stealth-Ausführung. Damit haben wir gleich mal probeweise die dänische Radarüberwachung unterflogen. Unbemerkt, versteht sich. Wir halten es mit dem Liedermacher Reinhard Mey, dessen unvergesslicher Song "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein" schon bei der Feier unseres Börsen-Debüts ununterbrochen dudelte. Uns erinnert das auch an unternehmerische Freiheit.

      SPIGGL: Bei der letzten Hauptversammlung haben Sie sich von Ihrer Konkubine vertreten lassen. Aufgebrachte Aktionäre und Aktionärsschützer forderten Ihren Kopf, einige sogar in Gelee. Ihnen werden Scheingeschäfte, Veruntreuung und Bilanzfälschung vorgeworfen. Wie stehen Sie zu diesen Anschuldigungen?

      Pomadini: Davon kann überhaupt keine Rede sein. Wir verwahren uns aufs Schärfste gegen derlei Unterstellungen. Die Firma Chingsang Communications aus Hongkong, mit der wir 98 Prozent unseres Handelsergebnisses erzielen, ist ordentlich im dortigen Handelsregister eingetragen und verfügt über einen ebenso ordnungsgemäßen Briefkasten.

      SPIGGL: Ist es wahr, dass Sie den Engländer Nicholas Leeson mit der Abwicklung ihrer Asiengeschäfte betraut haben?

      Pomadini: Leeson verfügt über Asien-Erfahrung wie kein zweiter. 1995 hat er es geschafft, mit hochspekulativen Derivatgeschäften an der Singapurer Börse die 233 Jahre alte britische Baring-Bank an die Wand zu fahren. Er hinterließ Schulden in Höhe von 1, 3 Milliarden Dollar. Als Leeson aus der Haft entlassen wurde, haben wir ihn sofort unter Vertrag genommen. Der Mann zählt zu den wenigen, die es schaffen, ohne nennenswerte Schwitzflecken riesige Geldmengen zu transpirieren, ...äh, transferieren.

      SPIGGL: Bei der letzten Bilanzprüfung fiel den Prüfern und Steuerfahndern auf, dass wichtige Unterlagen, vor allem solche, die ihre Geschäftsbeziehungen mit Chingsang belegen, nicht mehr auffindbar waren...

      Pomadini: Wir haben unserem Wirtschaftsprüfungsbüro Andersen, das gerade erfolgreich den Konkurs der US-Firma Enron abgewickelt hat, niemals einen schriftlichen Auftrag erteilt, belastende Dokumente zu zerschreddern. Die Aktenvernichtung erfolgte ohne unsere ausdrückliche Billigung. Als wir von dem Skandal erfuhren, haben wir sofort den Wirtschaftsprüfer gewechselt.

      SPIGGL: Die Schmu-direkt.com-Aktionäre fühlen sich von Ihnen betrogen. Der Kurs der Aktie fiel von 157, 60 Euro - dem Höchstkurs im März 2000 - auf bescheidene 0, 27 Euro. Hat sich das ganze Kapital in Luft aufgelöst? Ihnen wird vorgeworfen, den Kurs nicht nachhaltig genug gestützt zu haben...

      Pomadini: Das ist vollkommener Unsinn. Wir haben unsere Analysten angewiesen, die Kaufempfehlung für Schmu-direkt.com selbst dann noch auf "strong buy" zu belassen, als sich die Firmenleitung und sämtliche Angehörigen längst aus den Papieren verabschiedet hatten. Um unsere Aktionäre zu schützen, haben wir Insiderverkäufe stets nur in steigende Kurse hinein realisiert. Erst als es mit dem Kurs radikal abwärts ging, haben von uns beauftragte Zwischenfrauen, Mittels- und Hintermänner mittels Short-Verkäufen und Put-Optionen zu retten versucht, was zu retten war. Die Erlöse haben wir über Liechtenstein auf unsere karibischen Offshore-Konten transpiriert. Dummerweise führten die Terror-Attacken in den USA zu weltweit verschärfter Überwachung von Offshore-Aktivitäten, was unangenehme Liquiditätsengpässe zur Folge hatte. Uns ist es jedoch gelungen, das Geld wieder rein zu waschen - mit einem offiziell als Beachfront-Ressort ausgewiesenem Drogenhandelsprojekt an der mexikanischen Karibikküste. Wenn sich das Börsenklima im zweiten Halbjahr 2005 wieder stabilisieren wird, wollen wir auch dieses Projekt an die Börse bringen - als "Mary Juani Enterprises". Schmu-direkt.com-Aktionäre erhalten auf Antrag eine überteuerte Sonderzuteilung.

      SPIGGL: Woher nehmen Sie eigentlich Ihre ungeheure Selbstsicherheit? Unser Angebot, dieses Interview gegen eine saftige Schmiergeldzahlung nicht zu veröffentlichen, haben Sie großspurig ausgeschlagen...

      Pomadini: Ein gewisses Maß an Transparenz, gerade auch in finanziellen Belangen, halten wir für unverzichtbar, um das angeschlagene Anlegervertrauen zurück zu gewinnen. Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass es sich bei Schmu-direkt.com um einen völlig zu Unrecht von Hedge-Fonds heruntergeprügelten Substanzwert handelt - um eine Basis-Investition, an der auf Dauer kein ernsthafter Anleger vorbei kommt. Man muss das Ganze langfristig sehen, also "kaufen" und "halten". Im Übrigen haben wir uns stets an die strengen Regeln der Börsenaufsicht gehalten. Für einige überhastete und, zugegeben, beschönigende Ad-Hoc-Mitteilungen haben wir die gesetzlich festgesetzten Bußgelder gezahlt. Das kam unterm Strich billiger - eine Mischkalkulation, sozusagen. Von der zumindest zeitweise kursstabilisierenden Wirkung, die wir für Gewinnmitnahmen nutzten, profitierten natürlich auch unsere Aktionäre, zumindest zeitweise.

      SPIGGL: Herr Pomadini, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 22:06:45
      Beitrag Nr. 272 ()
      @Nasenbohrer, aufgepaßt!
      www.spiggl.de
      gewi3nix



      Trübe Fenster: Kein Schmuck, kein Durchblick
      Am Kühlschrank hängt ein Zettel von meiner Putzfrau: „Hi Guys, kauft Windex, dann kann ich die Fenster machen.“ Ich bin rüber in den Supermarkt und habe eine Flasche Fensterreiniger gekauft.

      Von Lars Halter

      wsc NEW YORK. Am Wochenende wird Carolina ans Werk gehen und dann kann ich auch wieder auf die Straße schauen. Gerne würde ich einen Schritt weitergehen und mit noch ein paar Blumen oder wenigstens Efeu vors Fenster hängen, doch das scheitert an den Bauvorschriften. Fenster putzen geht – Fenster schmücken nicht.
      Damit geht es mir besser als den Fondmanagern an der Wall Street. Deren „window dressing“, also das schmücken, ist mit den Warnungen von Philip Morris, SBC Communications und einiger Chip-Hersteller auch völlig daneben gegangen. Eigentlich hatte man zum Quartalsende am Montag die Kurse noch einmal richtig schön hochtreiben wollen – daher die Rallye am Mittwoch und Donnerstag –, doch am Freitag geht es für den breiten Markt wieder abwärts und die Gewinne der letzten Tage sind weitgehend dahin.
      Dabei hätte man ein wenig Schmuck wirklich nötig gehabt. Im dritten Quartal, dem nach dem Wochenende nur noch ein einziger Handelstag bleibt, haben Dow, Nasdaq und der branchenübergreifende S&P 500 ganze 15 % an Wert verloren – welcher Fondmanager tritt schon gerne mit solchen Zahlen vor seine Kunden?
      Worunter die Fondmanager indes noch mehr zu leiden haben ist, dass nicht nur das „window dressing“ fehlschlägt, sondern dass ihnen – im Gegensatz zu Carolina – auch das Fenster putzen schwer fallen dürfte. Selten zuvor in der Geschichte der Börse war der Markt so undurchsichtig wie in den vergangenen Monaten. Und wo ständig Gewinn- und Umsatzprognosen revidiert, Erwartungen verfehlt, Zahlen vertauscht und Millionen falsch verbucht werden, geht der Durchblick verloren. Die Kaffeesatzleserei, die Konjunkturexperten seit geraumer Zeit betreiben, und die ebenfalls nur zu unklaren und von der Realität oft weit entfernten Prognosen führt, hilft Anlegern dann auch nicht gerade weiter.
      Was tun, lautet die Frage, die in den Köpfen aller rumort, die auch nur im Entferntesten mit dem Markt zu tun haben – doch eine Patentlösung scheint sich nicht zu finden. Windex kaufen nutzt nichts, zumal der Hersteller nicht mal börsennotiert ist.
      Eine Möglichkeit, den Markt zu ordnen, wäre vielleicht, zumindest einen Teil der großspurig angekündigten Vorhaben in bezug auf die Vertrauensschaffung zu realisieren. Denn es ist nach wie vor das fehlende Vertrauen in die Märkte, dass zuletzt häufig zu irrationalen Handelsmustern führte, die nicht mehr auf der Analyse fundamentaler Daten fußen, sondern auf Emotionen basieren.
      Dass die Tyco-Gauner Dennis Kozlowski und Mark Swartz am Freitag schon wieder als freie Leute aus einem New Yorker Gericht schreiten, hat dem ohnehin schwachen Markt einen weiteren Stoß versetzt. Beiden ist es nun tatsächlich gelungen, ihre Kaution mit genau dem Geld zu begleichen, dass sie sich bei Tyco widerrechtlich beschafft haben, und weswegen sie eben nun vor Gericht stehen. Der Richter gab zwar vor, die Argumentation eines völlig verärgerten Staatsanwalts zu verstehen, akzeptierte die Millionen dann aber doch und ließ die Angeklagten gehen. Von einer lange angekündigten und dringend notwendigen härteren Gangart gegenüber Steuer-, Finanz- und Bilanzbetrügern ist nichts zu spüren.
      Natürlich hätten die Kurse an der Wall Street zum Wochenschluss auch keine Luftsprünge gemacht, wenn man Kozlowski und Swartz ins Gefängnis gesteckt hätte. Doch wäre es ein erster Schritt aus der Vertrauenskrise gewesen, ein Symbol, das Anleger gerne gesehen hätten. Aus Sicht der Börse bleibt zu hoffen, dass die beiden zumindest in der Hauptverhandlung im Frühjahr 2003 einen härteren Richter finden, der die zwei Top-Betrüger für einige Jahre hinter Gitter schickt.
      Eine eventuelle Haftstrafe könnten Kozlowski und Swartz übrigens im Gefängnis auf Ryker Island absitzen. Von dort aus hätten sie einen schönen Blick auf den Norden Manhattans und die mächtige Triboro Bridge. Vorausgesetzt die Fenster sind sauber und die Gitterstäbe nicht allzu eng beieinander.




      Ihr da in Amerika, versucht es doch mal auf die japanische, falls es auf die herkömmliche nicht mehr klappen sollte!


      Öffentliche Mittel für Japans Banken möglich
      Nach der kürzlichen überraschenden Ankündigung der Bank von Japan, direkt aus den Portfolios der Banken Aktien aufkaufen zu wollen, verdichteten sich am Freitag Anzeichen für eine neue Runde öffentlicher Mittel für die unter Bergen fauler Kredite ächzenden Institute.


      dpa/HB TOKIO. In Reaktion darauf legte Tokios Börse zum Wochenschluss kräftig zu: Der für die japanischen Finanzhäuser wichtige marktbreite Topix-Index stieg um 2,44 % auf 936,22 Punkte. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte zog um 2,25 % auf 9530,44 Zähler an.
      Am kommenden Montag endet die erste Hälfte des japanischen Geschäftsjahres. Für die Banken ist es zugleich der Tag der Wahrheit: Dem Gesetz nach müssen sie dann ihre gigantischen Aktienpakete zum aktuellen Marktpreis bewerten und damit möglicherweise hohe Buchverluste ausweisen. Am selben Tag will Regierungschef Junichiro Koizumi eine wenn auch wohl eher kleine Kabinettsumbildung vornehmen, um den Reformkurs zu stärken. Zwar erklärte sein Regierungssprecher, es sei noch keine Entscheidung über neue Finanzspritzen für die Banken gefallen. Laut japanischen Medien wollte Finanzminister Masajuro Shiokawa jedoch seinen Kollegen beim G7-Treffen am Freitag in Washington entsprechende Vorstellungen seiner Regierung erläutern.
      Bankentitel schossen am Freitag in Tokio um mehr als 4 Prozent nach oben. Brokerwerte legten in Erwartung, dass es in den nächsten Wochen mit der Börse aufwärts gehen könnte, sogar um 7 % zu. Offenbar wird davon ausgegangen, dass die Regierung sich nun klarer darüber geworden ist, wie dringlich eine Bewältigung der die gesamte Wirtschaft belastenden Problemkredite der Banken ist. Den Anstoß dazu hatte die Bank von Japan mit ihrem beispiellosen Vorstoß gegeben, zur Entlastung der Banken und Börse Teile der Aktienpakete der Banken zu kaufen.
      Zwar ist der umstrittene Plan noch alles andere als konkret. Die eigentliche Zielrichtung scheint aber ohnehin gewesen zu sein, die Regierung zu den längst überfälligen Reformen anzustoßen. Die Zentralbank sprach von einer "letzten Chance" zur Lösung der Krise. Die Regierung will nun im Oktober mit verstärkten Maßnahmen aufwarten, um im Einklang mit der Bank von Japan den andauernden Preisverfall und die Sanierung der faulen Bankkredite anzugehen. Die Problemkredite will man angeblich bis 2004 in den Griff bekommen und den Strukturreformkurs über die nächsten sechs Monate beschleunigen.
      Medienberichten zufolge könnte selbst der Chef der Finanzaufsichtsbehörde, Hakuo Yanagisawa, zu einer neuen und damit dritten Runde öffentlicher Hilfen nach 1998 und 1999 für die Banken bereit sein - allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. So dürften sie lediglich dafür eingesetzt werden, Verluste der öffentlichen Auffanggesellschaft für Problemkredite der Banken (RCC) abzudecken, wenn die RCC von den Banken gekaufte faule Kredite weiterverkauft.
      Bisher hatte Yanagisawa stur behauptet, Japans Banken seien in keiner Krise und bräuchten keine neuen Gelder zur Rekapitalisierung. Eine Finanzspritze für die Banken über eine "RCC-Lösung" könnte laut Kommentatoren Yanagisawa denn auch helfen, das Gesicht zu bewahren. Nachdem bereits über sein Ausscheiden aus der Regierung spekuliert worden war, hieß es am Freitag, Regierungschef Koizumi werde ihn am kommenden Montag im Rahmen der Kabinettsumbildung wohl doch im Amt lassen. Auch sein Finanzminister Shiokawa sowie Wirtschaftsminister Heizo Takenaka dürften demnach der Regierung weiterhin angehören.


      @cabinda
      #293 + #296: Schäm Dich.









      Ich bin müde, Mario
      Du bist auch nur noch selten hier. Hast ja noch drei Monate mehr auf dem Buckel wie ich.
      Was bin ich müde.
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 00:44:47
      Beitrag Nr. 273 ()
      Bush und das Öl.

      Viele schreiben hier immer, Bush wolle billiges Öl.
      Vielleicht will er als Vertreter der Öl-Industrie teueres Öl.

      Während dieser Rezession wäre der Ölopreis vielleicht bei
      17-23 Dollar; Dank Bush aber steht er bei 30. Den
      amerikanischen Öl-Baronen mit eigener Quelle geht es
      bei diesen Preisen gewiß nicht schlecht.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 18:23:58
      Beitrag Nr. 274 ()
      Hallo Gewinnnix!


      Ganz so W;O Müde bin ich nicht. Sind halt nur viele Idioten hier, (viele längst pleite), die mir schon lange auf den Sack gehen.
      Muss mir deshalb nicht mehr den ganzen Tag W;O reinziehen.

      Ab und zu bin ich immer mal hier, um andere zu warnen oder einfach nur Unsinn zu machen! ;) ;p


      PS. Stoppt der Dow unter 7530, spült es noch mal richtig Geld in meine Kassen! :) Die 6300 Punkte können wir schneller sehen als erwartet! :eek:

      Uffgebasst!

      Hoffe, bist an Board im Put-Boot! :)


      Übrigens: Nach dem großen Fall, kannste wieder Calls und Aktien kaufen. Wird ne lange Rally geben.

      Ciao
      Mario
      Avatar
      schrieb am 02.10.02 14:29:35
      Beitrag Nr. 275 ()
      Da geht mir glatt einer ab!! :lick: :lick: :lick: :lick: :lick: :lick: :lick: :lick:

      Avatar
      schrieb am 03.10.02 11:23:22
      Beitrag Nr. 276 ()
      Erst versuchste mir Märchen zu erzählen und dann willste mich mit so einem Bandscheibenquäler herausfordern!?

      Keine Chance hättest Du. :laugh::laugh:

      @thefarmer
      Die Öligen machen immer fette Geschäfte. Immer! Bis alles Öl weg ist.

      Der US-Schauspieler Robert Redford hat die Umweltpolitik der amerikanischen Regierung scharf kritisiert. Das Verhalten des Bush-Kabinetts zu dem Thema sei "undemokratisch" und "ignorant".
      Zur Erhaltung des arktischen Nationalparks im Bundesstaat Alaska hatte Umweltschützer Redford nach eigenen Angaben "an die 100.000 E-Mails im ganzen Land" versandt. Auch der Senat hatte sich gegen die geplanten Ölbohrungen in den Schutzgebieten ausgesprochen. Trotzdem wolle US-Vizepräsident Dick Cheney als "ehemaliger Ölmanager" weiterhin die "Energiepolitik hinter verschlossenen Türen verhandeln". Robert Redford unterstützt das Natural Resources Defense Council, das jetzt "die Bush-Regierung verklagen" werde.
      Bereits in den achtziger Jahre hatte der Hollywood-Schauspieler ein "Institute for Resource Management" gegründet, um Kontrahenten aus Industrie und Umweltorganisationen zusammen zu bringen. "Das Frustrierende war, dass die Bundesbehörden unsere Resolutionen in der Schublade verschwinden ließen", sagt Redford. Die Vereinigten Staaten seien auf dem Gebiet von "ökologischen Standards völlig unterentwickelt", urteilt Redford, der im Bundesstaat Utah auf 2500 Hektar eigenem Land selbst ein Skiressort mit hohen Umweltanforderungen betreibt. Die amerikanische Öffentlichkeit, so Redford, befürworte zwar den Umweltschutz, aber "unsere eigenen Politiker sind Ignoranten".



      Wer bietet weniger?
      Von Marc Faber

      Seit meinem Start an der Wall Street im Jahr 1970, hat mich die technische Analyse von Märkten und einzelnen Aktien immer wieder fasziniert. Persönlich würde ich nie eine Aktie kaufen oder in einen Markt einsteigen, der technisch schlecht aussieht. Trotzdem bin ich auch der Meinung, dass man der technischen Analyse nicht hundertprozentig trauen sollte. Schließlich beruht sie allein auf der Kursbildung der Vergangenheit, und jeder Trend kann sich jederzeit völlig unerwartet ändern. Nachdem es sich aber gezeigt hat, dass die Prognosen von fundamental orientierten Anlagestrategen und Finanzanalysten keineswegs zuverlässiger sind als die Bell-Signale meiner vier Rottweiler Hunde, wenn man ihnen mit einer Finanzzeitung winkt, lohnt sich ein Blick auf die Meinung von Börsentechnikern zu den US-Märkten allemal.
      Eindeutig am negativsten sind dabei die Prognosen von Robert Prechter, der seine Analysen auf die so genannten Elliott-Wellen stützt. Er zeichnet ein wahres Horrorszenario, in dem der gegenwärtige Bärenmarkt den Dow Jones noch auf weniger als 1000 Punkte sinken lassen wird. Etwas weniger schrecklich sind die Perspektiven der Techniker, die argumentieren, dass in der Vergangenheit jede Finanz- oder Anlageblase die vorhergehende Hausse komplett wieder zurückgegeben hat. Nach ihrer Ansicht würden damit der Dow Jones und der S & P-500 auf das Niveau von 1990 zurückfallen. Konkret bedeutet dies für den Dow ein Kursziel von rund 2500 Punkten und für den S & P-500 ein Niveau von rund 300 Zählern.
      Wiederum andere berechnen zwar kein Kursziel, sie gehen aber davon aus, dass im 20. Jahrhundert die Baisse-Phasen im Schnitt jeweils fünf Jahre der Kursgewinne, die zum endgültigen Hoch geführt haben, zunichte gemacht haben. Wenn also der gegenwärtige Bärenmarkt eine durchschnittliche Baisse wäre, dann würden wir auf das Niveau vom Jahre 1995 zurückfallen, nachdem die Börsen ihr Hoch im Jahre 2000 erreicht haben. Für den Dow würde das einen weiteren Verlust von rund 3000 Punkten bedeuten und der S & P-500 würde demnach auf knapp 500 Punkte zurückfallen.
      Solche Statistiken verbergen allerdings die durchaus vorhandenen Schwankungen. So sind die Kurse in der Baisse von 1929 bis 1932 auf das Niveau von 1914 gesunken - es wurden also 15 Jahre frühere Kapitalgewinne vernichtet. Im Bärenmarkt 1973/74 sind die amerikanischen Börsen auf den Stand von 1965 eingebrochen, und im Fall von Japan steht der Nikkei heute - zwölf Jahre nach seinem Höchststand - auf dem Niveau des Jahres 1983! Und nachdem die Hausse zwischen 1982 und 2000 in den USA weit über dem Durchschnitt früherer Boom-Perioden lag, spricht eigentlich vieles dafür, dass nun auch die Baisse besonders kräftig ausfällt. Dabei ist es wie im Fall von Japan durchaus möglich, dass sich der Kursverfall über Jahre hinauszögert, weil die amerikanische Notenbank die Börse mit allen geldpolitischen Mitteln zu stützen versucht. Ebenfalls ist es denkbar, dass die Baisse auch über eine Dollar-Abwertung etwas gelindert werden könnte.
      Wie gesagt, ich würde eine Anlageentscheidung nie allein auf Basis markttechnischer Analysen treffen. Aber die Flut düsterer Prognosen sollte doch zur Vorsicht bei US-Aktien führen - auch wenn innerhalb von Bärenmärkten immer wieder kurzfristige Haussen stattfinden können.



      LOS ANGELES (dpa-AFX) - Die 29 Häfen der US-Westküste bleiben weiter geschlossen. Am Mittwoch wurden die geplanten Gespräche zwischen der Gewerkschaft und den Schifffahrtsgesellschaften abgesagt. Arbeitnehmer-Vertreter waren erzürnt, dass Industrievertreter am Vortag mit bewaffneten Sicherheitskräften zu informellen Vermittlergesprächen erschienen waren. Die Schließung kostet die US-Wirtschaft täglich mindestens 1 Milliarde US-Dollar.
      Ein Sprecher der Gewerkschaft der Hafen- und Lagerarbeiter (International Longshoremen`s and Warehousemen`s Union) nannte dieses Verhalten "inakzeptabel". Trotzdem träfen sich Gewerkschaftsvertreter mit Vermittlern. "Wir wollen so schnell wie möglich wieder arbeiten." Die Gewerkschaft vertritt 10.500 Dockarbeiter.

      TARIFSTREIT - UNEINIGKEIT ÜBER AUTOMATISIERUNG
      Der Arbeitgeberverband Pacific Maritime Association (PMA) hält die Docks seit Sonntag geschlossen. Damit liegen viele Schiffe fest, die Ladung kann nicht gelöscht werden. Das bedroht die fragile US-Wirtschaftserholung. Die PMA hatte die Häfen am Sonntag nur wenige Stunden nach einem 36-stündigen Streik der Dockarbeiter dicht gemacht.
      Die Unternehmen werfen der Gewerkschaft vor, wegen der Auseinandersetzungen um einen neuen Tarifvertrag die Arbeit gezielt verschleppt zu haben. Der Tarifvertrag für die Dockarbeiter an der Pazifikküste ist bereits Anfang Juli ausgelaufen. Uneinigkeit herrscht auch über die Automatisierung einiger Hafeneinrichtungen. Aus Sicht der Arbeitgeber sind die Häfen nicht wettbewerbsfähig, da die Gewerkschaften auch einfache Technologien ablehnten, mit denen die Effizienz gesteigert werden könnte.
      Die Herbstmonate sind angesichts der nahenden Weihnachtszeit an den Häfen der Westküste meist die geschäftigste Zeit. Dort kommen die meisten Handelsschiffe aus Asien an. Die Häfen von San Diego bis Seattle schlagen jährlich mehr als 300 Milliarden Dollar um. Das entspricht 7 Prozent des US-Bruttosozialprodukts./FX/bi/tv

      mehr dazu http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,216408,00.html


      Hei Mario, der Kartoffelschäler am Heck ist wirklich allererste Sahne. :D:D
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 14:32:59
      Beitrag Nr. 277 ()
      Gewinnnix

      Märchen? :confused:


      Selbst habe ich auch einen Civic wie auf dem Bild, nur in Blaumetallic. Werde bald aber ein neues Fahrwerk einbauen und das Ding nochmal 4cm tiefer legen.
      Könnte allerdings dann Probleme mit dem Auspuff bekommen. Schau dir mal den Civic auf dem Bild an, das würde schon bei nem Bordstein schleifen! :D
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 14:34:43
      Beitrag Nr. 278 ()
      PS. Mit dem Aufpuff hörste mich aber schon aus 3km Entfernung! :laugh:

      Satte 130mm im Durchmesser! :eek:
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 16:47:26
      !
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      Avatar
      schrieb am 03.10.02 17:09:30
      Beitrag Nr. 280 ()
      Gewinnnix

      Nach dem 11. September und den darauf folgenden Kursverlusten gab es auch eine lange Rally.

      DAs Gleiche wird es auch geben, wenn der Dow bei ~6300 Punkten angelangt ist!

      Ich geb ihm noch 2 Wochen Zeit, um dahin zu kommen.
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 19:30:58
      Beitrag Nr. 281 ()
      Ich nehm das "Märchen" zurück und setze stattdessen "Wunschdenken". :)

      Die 6.300 stehen außer Frage, sonst wäre ich ja nicht hier.
      Am 5. November sind Kongresswahlen in USA. Bis dahin brennt garantiert nichts an.

      Nach dem 11. September............
      .....................................................................steht doch alles hier.



      Bisher haben wir nur einen kleinen Bären
      Immer weiter abwärts geht es mit den Aktien. Wer nicht beruflich dazu verpflichtet ist, schaut am liebsten weg. Selbst bei größeren Kurseinbrüchen an einem einzelnen Tag klingeln die Telefone der Vermögensverwalter nur noch selten – viele Kunden haben einfach resigniert.

      Von FRANK WIEBE, HB

      Immer noch gibt es Optimisten, die glauben, dass bald der „Boden“ gefunden wird, damit es wieder aufwärts gehen kann. Sie verweisen auch darauf, Aktien seien im Vergleich zu Rentenpapieren, die ja auch nicht mehr viel Rendite abwerfen, recht günstig geworden. Die Pessimisten aber stellen die Frage: Ist das schon ein richtiger Bärenmarkt oder kommt der noch?
      Es gibt viele Methoden, dieser Frage nachzugehen. Eine besteht darin, zum Vergleich den Börsenboom, der bis ins Jahr 2000 gedauert hat, zu analysieren und dann zu fragen, wie das Gegenteil aussehen könnte. Während des Booms waren die Bewertungen – die Kurse gemessen am geschätzten Gewinn je Aktie – zum Teil unglaublich hoch und mit rationalen Argumenten nicht mehr zu begründen. Dazu kam, dass die Gewinnschätzungen selbst über weite Strecken systematisch nach oben verzerrt waren. Und diese Schätzungen wiederum basierten auf Zahlen der Unternehmen selbst, die in vielen Fällen – etwa in den USA oder bei uns am Neuen Markt – manipuliert oder gefälscht waren. In vielen Fällen setzte also auf eine geschönte Datenbasis eine zu optimistische Schätzung auf, und dazu kam ein irrwitziger Bewertungsfaktor.
      Und jetzt? Die Bewertungen sind zum Teil sehr niedrig geworden. Aber sie sind in der Regel immer noch mit rationalen Argumenten nachvollziehbar – der Gesamtmarkt leidet unter der Angst vor dem Krieg, und viele einzelne Unternehmen und Branchen haben ernsthafte Probleme. Die Schätzungen der Analysten sind nicht etwa pessimistisch geworden, sondern beinhalten nach wie vor Gewinnsteigerungen, die außerhalb ihrer Zunft niemand für wahrscheinlich hält. Bei der Datenbasis sind die gröbsten Fälschungen hoffentlich aufgeflogen, von einem zu vorsichtigen Ausweis der Gewinne kann man jedoch nicht sprechen.
      Der Vergleich mit dem Bullenmarkt zeigt also deutlich, dass wir uns noch nicht in einem tiefen Bärenmarkt befinden – wir haben vielleicht gerade die Schwelle überschritten. Vielleicht haben wir Glück, und es kommt nicht zu einem weiteren Kursverfall. Aber das wäre schon die optimistische Variante. Denn für einen neuen Aufschwung spricht zurzeit wenig. Die Gewinnbasis der Unternehmen ist nicht stark genug, um neue Höhenflüge begründen zu können. Der große Motor des Aktienmarkts in den 90er-Jahren, die sinkenden Zinsen, geben auch nicht mehr viel her – sie sind schon weit unten, vor allem im langfristigen Bereich. Und Höhenflüge ohne Begründung dürften zunächst einmal vorbei sein oder nur von kurzer Dauer – etwa als Reaktion, falls sich die Irak-Krise entspannen sollte.
      Ein Bärenmarkt schadet vor allem den Anlegern, die schon viel investiert haben. Wer nach und nach ein Vermögen neu aufbaut, bekommt dagegen günstige Einstiegskurse. Aber wenn es wirklich noch weiter heruntergeht, werden nur noch wenige Anleger mit Aktien sparen – auch das ist spiegelbildlich wie im Boom, wo fast alle dabei waren.



      Mitverdienen am Kurs-Jojo?
      Wer im Abwärtstrend der Börse von den kurzen Erholungen profitieren will, braucht eine klare Strategie und viel Disziplin

      Von Michael Höfling

      Berlin - Der Chart sieht verlockend aus: Seit Monaten bewegt sich der Kurs der Deutschen Telekom in einem Bereich zwischen knapp neun und 12,50 Euro - auf und ab, wie ein Jojo. Da juckt es manchem Anleger in den Fingern. "Drei Mal hätte ich in dieser Zeit verkaufen und billiger wieder zurückkaufen können", denkt sich Lars Carstens* und legt sich die Telekom auf seine Watchlist. Kaufen unter neun Euro, bei 10,50 wieder raus, lautet seine Strategie. Das wären abzüglich Spesen schnelle 15 Prozent auf sein "Spielgeld" von 3000 Euro. Jojo-Zocks nach Bauchgefühl - kann das gut gehen?
      "Hin und wieder ist das sicherlich möglich", sagt Achim Matzke, Technischer Analyst bei der Commerzbank. Wer sich dabei aber allein auf sein Gefühl verlasse, werde während längerer Abwärtstrends an der Börse fast zwangsläufig irgendwann im Minus landen. "Wo sind denn all die Day-Trader geblieben, die im Jahr 2000 glaubten, die Lizenz zum Gelddrucken entdeckt zu haben", fragt Matzke.
      Selbst unter den Profis haben es in den vergangenen Jahren die wenigsten geschafft, mit Trading eine positive Performance zu erwirtschaften. Und die haben zumeist hochkomplexe Tradingsysteme an der Hand, die sie oft über Jahre hinweg ausgefeilt haben. "Es gibt hunderte Modelle, die die Kursverläufe und Umsatzentwicklungen anhand von Indikatoren wie Überverkauftheit oder relativer Stärke einer Aktie regelrecht auseinander nehmen", sagt Matzke. Da ist der normale Privatanleger also hoffnungslos im Hintertreffen.
      Warum ist Lars Carstens trotzdem so sicher, bei der Telekom für unter neun Euro günstig zum Zug zu kommen? "Diesem Anleger spielt das Phänomen der Overconfidence einen Streich", sagt Joachim Goldberg. Er ist Geschäftsführer von Cognitrend, einer Gesellschaft für verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse (Behavioral Finance). "Der Mensch neigt dazu, ein übermäßiges Vertrauen in die eigenen Prognosefähigkeiten zu setzen. Das ist eine Fehlerquelle, die systematisch eine verzerrte Wahrnehmung erzeugt", so der Börsenpsychologe.
      Wer sich trotz aller Warnungen auf den "schnellen Zock" einlassen will, sollte sich unbedingt an einige Grundregeln halten. "Wer kurz- oder mittelfristig einsteigt, braucht ein gutes Money-Management", sagt Goldberg. Wer das nicht berücksichtigt, werde fast zwangsläufig zum Opfer seiner Emotionen. "Viele der Anleger, die noch engagiert sind, wollten sicher nicht so lange im Markt bleiben", so Goldberg weiter. Ihr Problem: Sie hatten keinen Stopp-Kurs gesetzt, um ihre Verluste zu begrenzen, und wurden von der Dauer-Baisse eiskalt erwischt.
      Ein Stopp-Kurs muss allerdings zur Schwankungsbreite der ausgesuchten Aktie passen. "Es macht wenig Sinn, das Risiko auf fünf Prozent zu beschränken, wenn sich die Aktie schon an einem Handelstag in dieser Spanne bewegt", meint Goldberg. Ohne diese Absicherung ist der Anleger schnell in einem Dilemma. Bei fallenden Kursen gestehen sich die wenigsten Anleger ein, mit ihrer Auswahl falsch gelegen zu haben. "Viele kaufen dann nach, um ihren Einstandspreis zu reduzieren", erklärt Goldberg. Ein Nebeneffekt: Die Bindung an die Aktie nimmt sowohl mental als auch materiell weiter zu, eine objektive Betrachtung des Engagements wird immer schwieriger.
      Wieland Staud, technischer Analyst bei Staud Research, empfiehlt gar, im aktuellen Markt keinesfalls auf steigende Kurse zu setzen. "Solange der Abwärtstrend intakt ist, macht es aus unserer Sicht am meisten Sinn, in Erholungsphasen hinein short zu gehen, also über Derivate auf weiter fallende Kurse zu setzen", sagt der Charttechniker. Immerhin hat er leise Anzeichen für den Ansatz einer Bodenbildung ausgemacht. "Bevor die aber nicht nachhaltig bestätigt ist, greifen Käufer ganz schnell mal ins fallende Messer."
      Viele Anleger haben sich zuletzt auf den V-Dax als Indikator für eine - zumindest kurzfristige - Gegenreaktion konzentriert. Dieser Volatilitäts-Index wird berechnet, indem aus den Marktpreisen der Optionen auf Dax-Terminkontrakte mit Hilfe finanzmathematischer Formeln die "implizite Volatilität" abgeleitet wird. Je höher diese Kennziffer ist, umso höhere Schwankungen erwartet der Markt für den Dax in den kommenden 45 Tagen. Sie drückt also die am Markt vorhandene Unsicherheit aus. Am Dienstag lag der V-Dax zeitweise bei über 55, der bisherige Rekordwert von 57 wurde auf dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise im Herbst 1998 gemessen. Also einsteigen bei hohem V-Dax?
      "Auch hier neigen Anleger zu kurzfristigen Betrachtungen", warnt Commerzbank-Techniker Matzke. "Sie schießen sich auf ein Modell ein, das aber im langfristigen Zeitrahmen völlig andere Ergebnisse bringen kann. Der V-Dax kann genauso gut noch auf über 70 steigen." Wieland Staud hingegen rät Anlegern, an Tagen wie dem vergangenen Dienstag durchaus genau hinzuschauen. "Zuletzt hat der V-Dax bei hohen Werten ja förmlich nach Gegenbewegungen gerufen", sagt Staud.
      Ob kurz- oder langfristig orientiert: Glaubt man der Statistik, so stehen Anlegern ohnehin in wenigen Wochen bessere Zeiten ins Haus. Denn historisch gesehen, winken die höchsten Börsengewinne zwischen November und April. So liegt die durchschnittliche Rendite der im Dow-Jones-Index gelisteten Aktien in diesen Monaten bei 8,2 Prozent. Von Mai bis Oktober hingegen waren im langjährigen Durchschnitt nur 0,4 Prozent Gewinn zu erwirtschaften. Da stellt sich für Anleger Carstens beinahe schon die Frage, ob er die Telekom-Aktien nach dem Kauf nicht einfach bis April im Depot liegen lässt.

      * Name von der Redaktion geändert
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 20:29:08
      Beitrag Nr. 282 ()
      Gewinnnix

      Schließt das Dow unter 7530, beginnt das Gemetzel! :)
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 20:38:07
      Beitrag Nr. 283 ()
      Al wirft doch schon die Presse an ....

      pump pump pump

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 21:18:18
      Beitrag Nr. 284 ()
      In 5 Minuten 100 Punkte, sehr gut Al, aber das muß noch besser werden.

      Ob´s jemand merkt ist Al und seiner Pumpen-Brigade doch schon längst egal.

      Avatar
      schrieb am 05.10.02 21:42:41
      Beitrag Nr. 285 ()
      Bingo, @Gringo ;):)

      7528 - mensch Mario
      Was hälste davon? http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/0,1518,216776,00.htm… Ist mehr mein Stil. Ohne Scheiß und ungelogen :)



      Ein guter Onkel für die Armen
      Im vierten Anlauf dürfte der Arbeiterführer Lula Präsident Brasiliens werden. Schon sinkt der Kurs der Landeswährung

      Von Michael Schwelien DIE ZEIT

      São Paulo. Es war die Kampfansage eines 43-jährigen bulligen Gewerkschaftsführers. Er hatte schon mehrmals Streikverbote ignoriert und war dafür ins Gefängnis gesteckt worden. Jetzt ging es um mehr, um sein Land. "Wenn die Amazonaswälder die grüne Lunge der Welt sind", sagte Luis Inácio da Silva, der sich von allen duzen und beim Kosenamen Lula nennen lässt, "dann sind die Auslandsschulden die Lungenentzündung Brasiliens." Das war 1989. Lula wollte Präsident werden. Zum ersten Mal. Er war ein radikaler Arbeiterführer. Die katholische Kirche Brasiliens, die größte der Welt, unterstützte ihn. Er hatte gute Chancen. Er strotzte vor Selbstbewusstsein. Sollte er gewinnen, dann würde er nicht "mit irgendwelchen Bankern" über die Auslandsschulden reden, nur mit Regierungschefs. "Denn Schulden", tönte er, "sind eine Machtfrage." Lula verlor die Wahl - im zweiten Durchgang.
      Auch beim nächsten Versuch war sich der Kandidat des Partido dos Trabalhadores (PT) seines Sieges sicher. Die Landlosen standen hinter Lula, ebenso die Indianer. Ein Häuptling der Guaraní setzte ihm im Wahlkampf 1994 einen glücksbringenden Federschmuck auf den Kopf, eine Indianerin raunte ihm dazu ins Ohr: "Jetzt kann nichts mehr schief gehen, der Häuptling hat die ganze Nacht für dich gebetet." Es ging schief, gründlich. Lula schied bereits in der ersten Runde aus.
      1998 trat der bärtige Metallarbeiter abermals an. Und verlor wieder im ersten Wahlgang. Präsident Fernando Henrique Cardoso wurde im Amt bestätigt. Mit seinem Plano Real war ihm etwas gelungen, das niemand für möglich gehalten hatte: die Inflation in den Griff zu bekommen. Das honorierten die Brasilianer. Sie hatten jahrelang erlebt, wie ihnen das Geld in den Händen zerschmolz. Als die Inflation am schlimmsten grassierte, zeichneten Supermärkte keine Preise mehr aus, da sie stündlich stiegen. Und nun nur noch ein Prozent Inflation im Monat - da wollten es die wenigsten mit einem unsicheren linken Kandidaten wagen. Lula, inzwischen 53, resignierte. Er versprach, nie wieder anzutreten: "Die Jungen haben ihre Chance verdient."
      Das Versprechen ist längst vergessen. Lula versucht jetzt zum vierten Mal, Präsident des größten und bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Landes zu werden. Der Ruf des ewigen Verlierers scheint ihm nicht anzuhaften. Anfang dieser Woche veröffentlichte die angesehene Zeitung Folha de S. Paulo erstaunliche Umfrageergebnisse. 45 Prozent für Lula, zwischen elf und 19 Prozent für jeden der drei anderen Bewerber. Wegen der hohen Fehlerquote in Brasilien werden auch die gültigen Stimmen prognostiziert. Da ermittelte Folha sogar 49 Prozent für Lula. 50 Prozent plus eine Stimme benötigt ein Kandidat, um gleich im ersten Durchgang zu siegen.
      Allerdings hatte das Blatt noch einen anderen Rekord zu melden. Er ist die bedrohliche Kehrseite von Lulas Erfolg. Der Kurs des Dollar hat gegenüber dem brasilianischen Real einen neuen Höchststand erreicht. Ein Dollar kostet jetzt 3,88 Real. Das sind zehn Prozent mehr als eine Woche zuvor. Und gut fünfzig Prozent mehr als im Frühjahr. Wenn der Dollar teurer wird, steigt der in der US-Währung zu leistende Schuldendienst. Der Kursverfall ist eine Reaktion der Devisenbörsen auf den Präsidentschaftswahlkampf - und auf den Kandidaten der PT. Je mehr Wählerstimmen für Lula, desto ärmer Brasilien.
      Doch Lula redet heute ganz anders als 1989: Die Schulden werden bezahlt, es wird mit ihm keine neue Inflation geben. Seine Parteigenossen ließ er wissen: "Wir werden in den ersten zwei Jahren nichts anderes machen als Cardoso."
      Das ist nicht mehr der Lula in Badelatschen und verschwitztem Unterhemd, den man noch vor vier Jahren sah. Jetzt trägt er maßgeschneiderte Anzüge - und verbrüdert sich mit den Militärs, die ihn während ihrer Diktatur zweimal hatten verhaften lassen. Das Land habe damals doch nur eine "politische Verhärtung" erlebt. Und die Wirtschaft sei in dieser Zeit gewachsen. Nun will er, Lula, Brasilien auch wieder zu einem "militärisch starken Land" machen. Indem er den Atomwaffensperrvertrag infrage stellt. Der sei doch nur ein Hindernis für die militärische Entwicklung der "ärmsten Länder". Ebenso liebedienerisch bietet er sich den Aktienhändlern an. In der Börse von São Paulo rief er aus: "Wenn das Land wachsen soll, muss auch die Börse wachsen."
      Vor vier Jahren hatte sein Kandidat für die Vizepräsidentschaft, der große alte Mann der brasilianischen Linken, Leonel Brizola, noch angekündigt, er werde die Privatisierungen der großen Staatsbetriebe wieder rückgängig machen, "mit einem Federstrich". Jetzt hat sich Lula einen Vizekandidaten ausgesucht, der sich einen weiteren Rückzug des Staates wünscht, den 71-jährigen Unternehmer José Alencar. Alencar bringt noch etwas anderes mit. Seine Liberale Partei ist eng verflochten mit der 25 Millionen Mitglieder starken Universellen Kirche vom Reich Gottes. Jetzt müssen sich Lulas Parteigenossen, darunter viele Trotzkisten, ehemalige Guerilleros und Befreiungstheologen, mit Evangelisten und Neoliberalen arrangieren. Ein solches Links-rechts-Bündnis hat die Welt noch nicht gesehen.
      Brasilien ist, da hat Lula Recht, immer noch eines der ärmsten Länder. Sechzig, vielleicht siebzig von den 170 Millionen Brasilianern leben in tiefer Armut. Aber auch in den Hütten der Favelas stehen Fernsehgeräte. Und die Wahlwerbung im Fernsehen dürfte der eigentliche Grund sein, dass Lulas Chancen diesmal so gut stehen. Seine TV-Spots können mit den kitschigsten Telenovelas, den brasilianischen Seifenopern, mithalten.

      Die TV-Spots des Kandidaten sind so kitschig wie Seifenopern
      Lula wurde in der Ortschaft Garahuns im zurückgebliebenen Nordosten geboren, nach eigenen Angaben am 27. Oktober 1945, nach amtlichen Unterlagen am 6. Oktober 1945. Seine Mutter soll 20 Kinder zur Welt gebracht haben. Als Lula sieben war, zog sie mit ihm und sieben weiteren ihrer Kinder in den industrialisierten Südosten. Sie fand ihren Mann, der schon vorgereist war, in dem Ort Santos. Doch der hatte nicht nur Arbeit, sondern auch eine neue Frau gefunden. So packte Lulas Mutter die Kinderschar abermals und fuhr weiter nach São Paulo. Lula fing als Zwölfjähriger an zu arbeiten, als Bürobote. Bald danach wurde er als Metallarbeiter angelernt.
      In früheren Wahlkämpfen reiste er mit dem Bus die Strecke ab, auf der er als kleiner Junge auf der Ladefläche eines Lastwagens gekommen war. In seinem TV-Infotainment ist davon nichts mehr zu sehen. Lula kommt keine Kritik über die Lippen.Er schimpft auf niemanden. Er droht nicht. Er gibt sich als weißhaariger, gütiger Onkel, der noch für jeden einen Job gefunden hat, der weiß, welche Vorsorge Frauen in der Schwangerschaft benötigen und wie man Schulprobleme löst. Und Lula, der keinen höheren Schulabschluss hat, der noch nie ein öffentliches Amt bekleidete, zeigt Bilder, auf denen er mit den Großen der Welt zu sehen ist: mit dem Papst, selbstverständlich, auch mit Willy Brandt - an die alten Zeiten erinnert nur Fidel Castro. Zu sehen ist ein gereifter Lula, ein erfahrener und ein verantwortungsbewusster Mann.
      An der Wall Street nimmt man ihm den Wandel nicht ab. Im August erst gewährte der Weltwährungsfonds Brasilien den größten Kredit aller Zeiten: 30 Milliarden Dollar. Eine Woche danach aber stufte Moody`s, die bekannte Kreditwürdigkeitsagentur, Brasilien schon wieder herab. Seither droht das Gespenst der Zahlungsunfähigkeit. Nach der dramatischen Entwicklung in Argentinien wäre das ein Drama für die ganze weltweit operierende Finanzwirtschaft. Denn Brasilien, auch dies stimmt, ist ein Gigant, wirtschaftlich stärker als Südkorea. Sollte er fallen, dann risse er den Kontinent mit. "Gott stehe uns bei", entfährt es so manch einem Investmentbanker, wenn er an Lateinamerika denkt. In The View, dem Informationsblatt der Citigroup, heißt es unverblümt: "Unsere größte Sorge bleibt die Präsidentschaftswahl in Brasilien."
      Der Mann, der Lulas Bündnis mit harter Hand zusammenhält, ist José Dirceu, der Vorsitzende der PT. Auch er ist eine schillernde Figur. Nachdem er während der Militärdiktatur im Austausch gegen den entführten amerikanischen Botschafter Charles Elbrick aus der Haft kam, ließ er sich im revolutionären Kuba durch chirurgische Eingriffe ein neues Aussehen verpassen, um wieder nach Brasilien zurückkehren zu können. Heute will er nur beruhigen: "Es ist doch in unserem ureigensten Interesse, dass Brasilien stabil bleibt." Aber Dirceu ist nicht frei von Zweifeln - an der eigenen Partei. Mitunter entfährt ihm die Frage, ob sie wirklich zum Regieren fähig sei, zum, wie er sagt, "vernünftigen" Regieren.

      Na denn!!



      Täglich demonstriert das Fernsehen, wie tief das Land gesunken ist
      In Argentinien prägen nackte Not, Angst und Unsicherheit die Menschen / IWF-Politik gilt als Verstärker der Krise

      Von Knut Henkel

      Das Programm heißt "Menschliche Reserven" und wird täglich ausgestrahlt. Der Sender offeriert darin einen festen Arbeitsplatz, und die Zahl der Bewerber, die sich Tag für Tag zum Mitmachen melden, geht in die Hunderte. Doch nur zwei werden ausgewählt, um sich dem Publikum zu stellen. Das entscheidet, welcher von beiden den Job erhält.
      Eine Sendung, die ein Geschäft mit der Not macht. Denn eine Neuanstellung ist in Argentinien mit einem Lottogewinn zu vergleichen: 23 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. Genauso groß ist der Anteil der Unterbeschäftigten, die sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. "Mehr als jeder Zweite der 36 Millionen Argentinier lebt dem Nationalen Statistischen Institut zufolge in Armut", sagt Jorge Casaretto, der Präsident von Caritas.
      Der Bischof koordiniert die Arbeit von mehr als 3000 Gruppen im Land, die mit Volksküchen versuchen, die Not der Bevölkerung zu lindern. Rund 2,5 Millionen der insgesamt knapp neun Millionen Argentinier, die weniger als einen Dollar am Tag verdienen, erhalten so eine Mahlzeit.
      Ausreichend Lebensmittel können sich täglich weniger Familien leisten, da die Preise auf Grund der grassierenden Inflation stetig steigen. Am Angebot liegt es nicht, denn die argentinische Landwirtschaft produziert so viel, dass sie die eigene Bevölkerung ohne Probleme ernähren könnte.
      Mit Gelegenheitsarbeiten oder dem Sammeln von Müll versuchen sich viele Argentinier über Wasser zu halten. Bücher, Kleidung und Möbel werden auf den Tauschmärkten gegen Kreditscheine gewechselt, mit denen wiederum Lebensmittel erworben werden.
      Doch immer mehr Familien haben nichts mehr zu tauschen, und die Perspektiven verheißen auch nichts Gutes. Die Industrie liegt darnieder, und der Agrarsektor hat es schwer gegenüber der stark geförderten Konkurrenz aus den USA und der Europäischen Gemeinschaft. "Ohne die dortigen Subventionen hätten wir gute Exportchancen", klagt Casaretto.
      An der Krise im Land würde das wenig ändern. "Sie ist hausgemacht, wurde aber durch die Kreditpolitik des Internationalen Währungsfonds (IWF) verschärft", analysiert der Bischof mit Blick auf die Verhandlungen in Washington, wo die Regierung versucht, die fälligen Rückzahlungen aufzuschieben. Trotz einer jeder Vernunft spottenden Ausgabenpolitik erhielt die Regierung unter Präsident Carlos Menem immer wieder frisches IWF-Geld. Korruption und Vetternwirtschaft trieben abstruse Blüten und diskreditierten die Politiker.
      Längst sind es Bürgerinitiativen, von denen Impulse ausgehen: Frauen organisieren Gemeinschaftsküchen, um preiswerter einkaufen und gemeinsam kochen zu können. Solche Gruppen genießen hohes Ansehen in einer von Unsicherheit und Zweifel geprägten Gesellschaft. Das gilt auch für die Lehrer. Sie unterrichten seit Monaten ohne Gehalt. Viele tun alles, um Jugendliche, die die Schule geschmissen haben, vom Wert einer Ausbildung zu überzeugen und so deren Abrutschen in die Kriminalität zu verhindern.
      Die Verbrechensrate steigt. Überfälle und "Express-Entführungen", bei denen relativ geringe Summen erpresst werden, sind ein neues Phänomen in Buenos Aires.
      Im ganzen Land prägen Angst und Unsicherheit vor der Zukunft die Menschen. Ein Klima, das TV-Serien wie "Menschliche Reserven" möglich macht, meint Bischof Casaretto: "Die Sendung zeigt deutlich, wie es um Argentinien bestellt ist und wie tief wir gesunken sind."
      Avatar
      schrieb am 06.10.02 20:16:30
      Beitrag Nr. 286 ()
      Irrungen und Wirrungen
      „Die Morgen-Rallye hat nicht funktioniert“, bedauert Art Cashin. Der Parkettchef der USB Paine Webber, sucht nach Gründen für den schwachen Handel zum Wochenschluss, und irgendwie scheint dabei sogar er, der als Urgestein der Börse gilt und als einer der besten Kenner der Märkte, den Überblick verloren zu haben. Wie so viele andere auch.

      Von Lars Halter

      Denn von einer Morgen-Rallye kann am Freitag keine Rede sein. Zugegeben, Dow und Nasdaq hatten um 9.30 Uhr im Plus eröffnet – doch von da an ging es schnurstracks abwärts. Was die Futures und wenige Minuten später die Märkte überhaupt ins Plus getrieben hatte, war auch nur ein völlig verwirrender Arbeitsmarktbericht, der ungefähr so zuverlässige Rückschlüsse auf die Konjunktur zulässt wie eine Kaffeesatzleserin in Chinatown.
      Denn die Details aus dem Arbeitsmarktbericht lassen diesen zu einer Farce werden, und angesichts immer widersprüchlicherer Daten fällt es selbst Experten schwer, den Durchblick zu behalten. Die Arbeitslosenquote ist auf 5,6 % gesunken – deutlich niedriger als selbst Optimisten erwartet hatten. Doch wie kann das sein: Seit Wochen notiert die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung deutlich über 400 000, die Zahl der Langzeit-Arbeitslosen liegt auf dem höchsten Stand seit 19 Jahren, die durchschnittliche Wartezeit auf einen neuen Job beträgt 27 Wochen und damit länger als jemals zuvor in der 40-jährigen Geschichte der Arbeitsmarktstatistik. Und eine Teilstudie im Arbeitsmarktbericht erklärt, dass es im September 43 000 Jobs weniger gab als im Vormonat. Wie, um alles in der Welt, soll die Arbeitslosenquote da steigen.
      „Vielleicht töten die Amis die Arbeitslosen“, witzelte mein Kollege kopfschüttelnd. So schlimm wird es wohl nicht sein (hoffentlich!), doch immerhin scheinen die Behörden die Problematik totzuschweigen oder zumindest zu verdecken. Dass sie Arbeitslosenquote per Befragung von 60 000 Haushalten ermittelt wird, könnte ein Teil des Problems sein. Warum gibt es keine zuverlässigen Zahlen aus dem Ministerium, die darüber Auskunft geben, wer wo wie lange einen Job sucht?
      Die Zuverlässigkeit der Daten zeigt sich am Freitag an einer anderen Zahl, über die Händler kurz jubelten, bevor ihnen der ganze Unsinn der Statistik auffiel. Die Zahl der neugeschaffenen Jobs wurde für August revidiert, was nicht ungewöhnlich ist. Allerdings liegt sie nach neuesten Erkenntnissen nicht bei 39 000 Stellen, sondern bei 107 000 Stellen. Damit wurde die Zahl mal eben um 175 % korrigiert.
      Zur Verwirrung um den Arbeitsmarkt kommt allerlei hinzu, was die Börse nicht weniger undurchsichtig macht. Da waren zuletzt widersprüchliche Daten zum Verbrauchervertrauen, zu den Bestellungen langfristiger Güter, undurchsichtige Trends im Einkaufsmanager-Index... – unterm Strich scheint eine zuverlässige Analyse und eine Schlussfolgerung auf die Zukunft von Konjunktur und Aktienmarkt derzeit absolut unmöglich.
      Auch im politischen Umfeld ist im Moment vieles offen. Sah es einen Moment lang so aus, als könnten sich USA und Uno in Sachen Irak-Krise doch noch zusammenraufen und Waffeninspekteure ins Land schicken, so drohte Präsident George W. Bush nur wenig später, Saddam Hussein hätte nicht mehr viel Zeit und müsse sich auf einen baldigen Angriff gefasst machen. Einer der großen US-Außenpolitiker will von einem Krieg hingegen zunächst einmal nichts wissen. Bei einem Empfang zum Tag der Deutschen Einheit im New Yorker Generalkonsulat fand sich Henry Kissinger, Außenminister unter Präsident Nixon, von einem älteren Herrn belagert, der immer wieder fragte, ob es denn „ein Rezept für den Krieg“ gebe, ob schon Pläne ausgearbeitet wären. Kissinger war ob der Frage so überrascht, dass er sich schnell abwendete und den Alten stehen ließ. „Wir sind nicht im Krieg, und so schnell geht das auch nicht“, murmelte er noch leise. Sein Staatsoberhaupt dürfte das anders sehen.
      Krieg hin oder her, Arbeitsmarkt rauf oder runter – Dow und Nasdaq dürften diese Woche erneut mit Verlusten schließen. Und abgesehen von der Tatsache, dass in den vergangenen fünf Tagen eine Reihe von Unternehmen aus der Finanzbranche und aus dem Pharmasektor, aus den High-Tech-Segmenten Chips, Software, Hardware und Netzwerke für Quartal und Jahr warnten, abgesehen von den schwachen Konjunkturdaten, hätte allein die Verwirrung am Markt um die Zuverlässigkeit von Zahlen und Fakten ausgereicht, Käufer vom Parkett zu halten.



      Bärengeschichten

      OSLO. Endlich wieder eine Bärenmeldung, die wir am 19.9. in der norwegischen Tageszeitung Dagbladet entdeckten: Als die Bärin sich vor Brit Nordbakk (42) erhob, wusste die Frau aus Lierne Rat. Sie starrte der Bärin direkt in die Augen und sang. So entging sie einem schrecklichen Geschehen. Es war am vorigen Sonntag, als Brit Nybakk mit ihrer Familie auf Schneehuhnjagd ging. Sie liefen gerade den Berg in Lierne hinauf, als Brit plötzlich erschrocken stehen blieb. Direkt vor ihr stand in einem Gebüsch eine große Bärin und starrte sie an. Obwohl sie das Gewehr in der Hand hielt, wählte Brit eine andere Technik, um ihr Leben zu retten. Berit wusste, dass es sich lohnte zu singen und sich langsam zurückzuziehen. "Sofort begann ich laut zu summen. Die Bärin war ganz ruhig." Bärenexperten loben Brit für ihr Auftreten. Und wir loben alle Beteiligten für diese schöne Bärenmeldung.
      Avatar
      schrieb am 07.10.02 20:51:11
      Beitrag Nr. 287 ()
      Brasilien: Stichwahl



      Italien: Immer gut drauf

      Italiens berühmteste Staatsanwältin macht Silvio Berlusconi in Mailand den Prozess

      Im Visier der roten Ilda

      Der Magnat und Ministerpräsident lässt im Wettlauf mit der Zeit das gesamte Rechtssystem verändern, um sich vor einer Verurteilung zu retten

      Von Christiane Kohl

      Mailand, im September – Die Frau, vor der sich Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi fürchtet, ist klein gewachsen und trägt feuerrote Haare. Katzengleich zieht sie ihre Kreise in der Wandelhalle des Mailänder Justizpalasts, setzt ihre dick besohlten weißen Tennisschuhe vorsichtig voreinander, als wären es Tatzen, und wiegt ihre lange, weite Anwaltsrobe wie ein Panther sein schwarzes Fell. Sie anzusprechen, scheint zwecklos. Schon, wenn man sich ihr auf dem blank gebohnerten Marmorboden nur nähert, schlägt Ilda Boccassini einen Haken wie ein schreckhaftes Wild. Interviews mag Italiens berühmteste Staatsanwältin derzeit keine geben – „nicht über laufende Prozesse.“
      Später im Gerichtssaal krümmt sie ihren Rücken angriffslustig zu einem Katzenbuckel und tritt ruhelos zwischen jeder Frage von einem Tennisfuß auf den anderen. Sie fixiert den Angeklagten durch ihr schwarzes Brillengestell und wirft ihm allerlei Zahlen in den verschiedensten Währungen um die Ohren: „Können Sie die von Ihnen behaupteten Investitionen belegen?“, fragt sie schließlich mit einer weichen und doch messerscharfen Mädchenstimme, und während der Mann auf der Anklagebank noch umständlich an einer Antwort kaut, hat sie schon längst den nächsten Angriff vorbereitet. „Warum erzählen Sie heute eine andere Version als bei Ihrer Vernehmung 1996?“ – „Weil ich damals psychologisch zerstört war“, setzt der Angeklagte zurück und blickt hilflos zum Richter hinüber: „Ich stand so unter Druck durch die dauernden Drohungen der Boccassini.“
      Nein, der da spricht im Anklagestand ist nicht Silvio Berlusconi. Es ist ein weißhaariger alter Herr mit Namen Attilio Pacifico, der irgendwie an ein verschlagenes altes Bäuerlein erinnert. Eigentlich ist der 74-jährige Anwalt von Beruf gewesen, nach Ansicht der Staatsanwältin Boccassini war er jedoch eher als Geldbriefträger unterwegs. Nicht in eigener Sache, sondern im Auftrag Berlusconis. Nach der Anklage soll der heutige Regierungschef über seinen Freund und Anwalt Cesare Previti, der später auch sein Verteidigungsminister war, sowie über den Geldüberbringer Pacifico vor Jahren verschiedene römische Richter bestochen haben, damit sie die Kaufverträge eines unliebsamen Konkurrenten annullierten und Berlusconi selbst zum Zuge kam beim Erwerb des größten italienischen Buchverlages Mondadori sowie einer bedeutenden Supermarktkette, die damals einem Staatskonzern gehörte.

      Das Konto Abendmahl
      Es waren Bombengeschäfte, für die Millionen Schmiergelder geflossen sein sollen. Jahrelang hat die Staatsanwältin Boccassini, 51, ermittelt, seit Monaten wird nun in zwei Prozessen in Mailand darüber verhandelt, einiges ist unterdessen schon verjährt, für andere Delikte könnten bald die Urteile ergehen. Und das ist es, was Berlusconi offenbar Angst bereitet: Ein Richterspruch zum jetzigen Zeitpunkt wäre für den Ministerpräsidenten ein Stolperstein in seiner kometenhaften Politkarriere. Deshalb setzt er seit seinem Regierungsantritt im Juni 2001 alles daran, die beiden Prozesse zu stoppen. Da wurden schon das Bilanzrecht verändert und die internationale Rechtshilfe erschwert. Mit immer neuen Gesetzen und Dekreten hat die Regierung Berlusconi bislang versucht, dem Gericht den Weg zu verbarrikadieren. Doch die „rote Ilda“, wie die Staatsanwältin nicht nur wegen ihrer Haarfarbe genannt wird, ließ sich nicht bremsen.
      Im Gerichtsaal hält sie jetzt einen braunen Umschlag in der Hand und wedelt damit durch die Luft: „Diesen Brief, der ein angebliches Immobiliengeschäft belegen soll, haben Sie 1996 einem Hotelportier in Monte Carlo gegeben, warum?“ - „Das Original sollte in sicheren Händen sein“, kommt es kläglich von Pacifico zurück. „Bei einem Portier?“ fragt die Staatsanwältin herrisch zurück. Pacifico, der in seinem dunklen Anzug wie ein Landmann auf Stadtbesuch wirkt, stellt sich draußen im Gerichtsfoyer als illustren Spielbankbesucher vor. Im Kasino von Lugano sei er bestimmt schon 800 mal gewesen – „die zahlten für mich, wenn ich am Spieltisch saß“. Nebenbei habe er für verschiedene Bekannte Geld aus Italien in die Schweiz geschafft und wieder zurück, vor allem die römischen Richter gehörten zu seiner Klientel. Für sie will er Millionenbeträge verschoben haben.
      Staatsanwältin Boccassini, die sich in den Besoldungsklassen der schlecht bezahlten Staatsdiener auskennt, glaubt nicht an seine Mär. Sie hält den umgekehrten Weg für richtig: Über verschiedene Konten, die fantasievolle Namen wie „Abendmahl“, „Pfau“ oder „Master“ trugen, habe Pacifico die Richter bestochen. Das Geld sei zumeist von Berlusconis Anwalt Previti gekommen, manchmal auch direkt von Berlusconis Finanzholding Fininvest. An Hand der Kontobewegungen hat die Staatsanwältin festgestellt, dass Pacifico seine Überweisungen stets zeitgleich mit den Bankgeschäften des der Bestechlichkeit angeklagten Richters Renato Squillante tätigte, der einst Chef der römischen Ermittlungsrichter war. „Sind Sie immer zusammen auf der Bank gewesen?“, fragt die rotgelockte Boccassini jetzt. „Nein, nie!“ gibt der Angeklagte entschieden zurück. Draußen im Foyer wird sich Squillantes Anwalt später unauffällig bekreuzigen – das seien eben so „Erklärungen“, meint er.
      Während Ilda Boccassini im Mailänder Justizpalast um jeden Kontoauszug kämpft, wird im römischen Parlament gerade der letzte und vielleicht giftigste Pfeil gegen sie geschmiedet: Ein Gesetz, wonach ein Angeklagter bei einem nicht näher definierten „berechtigten Verdacht“ auf Befangenheit der Richter erreichen kann, dass der Prozess an einem anderen Ort neu aufgerollt wird. Die Regelung könnte von tödlicher Wirkung sein, nicht nur für die beiden Mailänder Prozesse, sondern für das ganze italienische Rechtssystem. Denn „das Gesetz wird zu noch längeren Verfahren und noch höheren Kosten führen“, prophezeit Gerardo D’Ambrosio, der Chef der Mailänder Staatsanwaltschaft und Vorgesetzte der Strafverfolgerin Boccassini: „Am Ende wird die Justiz unter den Entschädigungsforderungen der Verurteilten ertrinken.“ In Italien dürfen Angeklagte bei einer im Verhältnis zum Strafmaß allzu langen Verfahrensdauer Schadensersatz verlangen. Nicht wenige Prozesse aber würden mit dem neuen Gesetz überhaupt nicht mehr beendet – und das will der Angeklagte Silvio Berlusconi wohl vor allem erreichen. Sein Verteidiger Gaetano Pecorella reist in diesen Tagen ständig zwischen Rom und Mailand hin und her, ähnlich wie der Regierungschef fühlt er sich zwei Berufungen verpflichtet, die nach mitteleuropäischer Rechtsauffassung eigentlich kaum miteinander vereinbar sein dürften. In Rom leitet der Anwalt den Justizausschuss im Abgeordnetenhaus, den alle Gesetzesvorhaben passieren müssen. Pecorella ist Abgeordneter für Berlusconis Sammlungsbewegung Forza Italia (FI), einer von 78 Anwälten in der FI-Fraktion, von denen viele schon lange Jahre im Dienst von Berlusconis Firma Fininvest standen.
      In Mailand streift Pecorella anderntags die Anwaltskutte mit den goldenen Schultertroddeln über. Seine weißen Nackenhaare kringeln sich unordentlich über den schwarzen Kragen, für einen noblen Geschäftsanwalt sind sie etwas zu lang. Früher hat Pecorella Linksterroristen vom Schlage der Roten Brigaden verteidigt, im Bewegungsblatt „Lotta Continua“ (Der Kampf geht weiter) tönte er einst, dass es auch opportun sein könne für einen Rechtsvertreter, ein unliebsames Beweismittel verschwinden zu lassen. Bis heute ist der 64-Jährige offenbar kein bisschen altersliberal geworden: Mit weit ausholenden Armbewegungen argumentiert er im Gerichtssaal, warum die Richter auf keinen Fall ein Urteil in der Sache Berlusconi fällen dürfen, solange nicht entschieden sei, ob der Prozess von Mailand weg verlegt werden müsse.

      Hochbetrieb im Parlament
      Pecorellas Vortrag ist noch kein Vorgriff auf die neue Regelung. Im Frühjahr haben er und die Anwälte des Mitangeklagten Previti bereits nach altem Recht den Umzug der Gerichtsakten nach Brescia verlangt. Weil dieser Antrag jedoch nicht allzu viel Aussicht auf Erfolg hat beim italienischen Revisionsgericht, wird in Rom seit Mittwoch dieser Woche das Verdachtsgesetz durchs Parlament gepeitscht. Über 300 Änderungsanträge hat die Opposition eingebracht, schon im Justizausschuss wurden sie ausnahmslos abgelehnt. Spätestens in der zweiten Oktoberwoche soll das Gesetz im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden. Pecorella hat sogar schon angedeutet, dass man notfalls das Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben müsse, wenn die Regierung in dieser Sache keine Mehrheit bekomme.
      Die Gefahr besteht allerdings kaum. Probleme könnte allenfalls Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi bereiten. Als Berlusconi ihn kürzlich in seinem Amtssitz auf dem römischen Quirinalshügel besuchte, hat der kleine Mann mit den buschigen Augenbrauen durchblicken lassen, dass er den Gesetzentwurf in der augenblicklichen Ausformulierung nicht für verfassungskonform halte. Ciampi stört, wie es heißt, vor allem, dass nach der Regelung ein laufender Prozess automatisch ausgesetzt werden soll, noch bevor die eigentliche Umzugsentscheidung getroffen wäre. Damit könnten viele Verfahren in die Verjährungsfalle purzeln, die ordentliche Rechtsprechung würde unterlaufen. Deshalb, so spekulieren die Zeitungen, wolle Ciampi das Gesetz nicht ohne Änderungen unterschreiben.
      In Rom wohnen die Institutionen der Macht ganz nah beieinander und wie in einem guten italienischen Krimi hängt immer alles mit allem zusammen: Gleich gegenüber von Ciampis Palazzo hat das italienische Verfassungsgericht sein Domizil. Es wird am 22. Oktober zusammentreten, um in einer schon länger aufgeworfenen Grundsatzfrage zu klären, ob es überhaupt Regelungsbedarf für den so genannten „legitimen Verdacht“ gegen einen ganzen Gerichtsstandort gibt. Bereits in Paragraf 45 der italienischen Prozessordnung ist nämlich festgelegt, wann ein Richter als befangen abzulehnen ist. Und nach einem früher von den Verfassungsrichtern geäußerten Grundsatz sollte es bei Befangenheitsfragen immer um natürliche Personen gehen. Mithin könnten sich die Verfassungshüter in dem juristischen Stellungskrieg zwischen Berlusconi und der „roten Ilda“ auf die Seite der Staatsanwältin schlagen und gegen das Gesetz votieren – das hätte der Regierung gerade noch gefehlt.
      Deshalb ist so große Eile geboten, deshalb soll das Gesetz auch möglichst sofort nach seiner Verabschiedung in Kraft treten, selbst auf die Gefahr hin, dass die Verfassungsrichter es später wieder verwerfen. Bislang wurde in Italien nur in wenigen Ausnahmeprozessen die Verlagerung eines Gerichtsstandortes angeordnet, aus Gründen der Öffentlichen Ordnung. In Mailand geschah das nur zwei Mal seit dem Krieg. Einmal, als 1972 der von Rechtsradikalen verübte Anschlag auf eine Filiale der Agrarhandelsbank an der Piazza Fontana verhandelt werden sollte, der 16 Menschen das Leben gekostet hatte. Damals war die Stimmung so aufgeheizt, dass die Aufrechterhaltung der Öffentlichen Ordnung nicht gewährleistet schien. Ein anderes Mal stand 1994 ein General der Finanzpolizei wegen Korruption vor Gericht, dem viele der Beamten, die gegen ihn ermitteln sollten, einst zu Diensten waren.
      In ihren Umzugsanträgen an das Gericht in Mailand sahen die Anwälte Berlusconis und des Mitangeklagten Previti nun die Öffentliche Ordnung schon durch einen betagten Bänkelsänger bedroht. Der alte Mann, ein gebürtiger Sizilianer, gab auf dem Mailänder Domplatz über zwei Jahrzehnte lang Balladen zum Besten, aus denen zuweilen Abträgliches über den Medienunternehmer klang. Mittlerweile ist der Straßensänger verschwunden. Indes zürnen die Anwälte weiter, Mailand sei „der Stützpunkt des juristischen Widerstands“ in Italien, schließlich würden von hier die meisten Verfahren gegen Berlusconi und seine Fininvest geführt: insgesamt 60 in den vergangenen Jahren, mit 84 beschuldigten Managern. Vor allem aber bescheinigten sie der Staatsanwältin Boccassini eine schon „pathologische Aggressivität“.
      Droben im vierten Stock des Mailänder Justizpalastes hat Boccassinis Vorgesetzter, der oberste Staatsanwalt Gerardo D’Ambrosio, sein Büro. In dem weitläufigen Besprechungszimmer dämpfen Perserteppiche die Schritte auf dem Weg zu seinem Schreibtisch, Ölgemälde hängen an der Wand, in einer Ecke steht eine kleine Kopie der amerikanischen Freiheitsstatue. „Mailand wird seit Jahren von Forza Italia regiert“, sagt D’Ambrosio und dreht einen Füllfederhalter in der Hand, „bei den letzten Wahlen haben über 50 Prozent der Bürger Berlusconi gewählt. Sind das vielleicht die Indikationen für ein Kommunistennest?“ Seit 45 Jahren ist D’Ambrosio im Justizdienst tätig, aber „so eine Situation wie im Augenblick habe ich noch nie erlebt“, sagt er. Was immer er dem Justizministerium in Rom auch schreibe – „da kommt absolut nichts zurück.“
      Früher führte er einen regen Dialog mit der vorgesetzten Behörde über mögliche Beschleunigungen und Verbesserungen im Verfahrensablauf. Heute aber werde nur von oben verordnet, „ein Gespräch gibt es nicht“, sagt D’Ambrosio. Reihenweise laufen dem obersten Ankläger in Mailand neuerdings die Staatsanwälte davon und wechseln in die Industrie, von 90 Planstellen sind bald nur noch 72 besetzt. Überdies fehlen 100 Justizangestellte, die für Zulieferarbeiten gebraucht würden. Der Staatsanwalt schaut von seinem Füllfederhalter auf: „Verstehen Sie jetzt, warum ich ziemlich frustriert bin?“ Im nächsten Moment dreht er den Stift wieder in der Hand. „Man hätte die Prozesse vielleicht einfrieren sollen, solange Berlusconi Regierungschef ist“, meint D’Ambrosio nachdenklich, „später hätte man sie ja dann wieder aufnehmen können.“ Vielleicht wäre es so möglich gewesen, wenigstens das Rechtssystem über die Ära Berlusconi hinüber zu retten, räsoniert er.

      Von Falcone gelernt
      Und was hätte die „rote Ilda“ dann getan? Die Staatsanwältin Boccassini sei eine „sehr harte Frau“, hat ein anderer Ermittler erzählt – „als Richterin möchte ich sie nicht haben.“ D’Ambrosio aber nimmt seine Mitarbeiterin in Schutz: „Sie ist eine hervorragende Ermittlerin, vielleicht die beste in ganz Italien.“ Ihre Fahndungserfolge gegen Berlusconi und sein Fininvest-Imperium habe sie nur erzielt, weil sie mit Instrumenten vorgegangen sei, die auch im Kampf gegen die Mafia angewandt würden: Abhörmaßnahmen, Kontokontrollen und der ständige Versuch, einzelne Beschuldigte aus der Mauer des Schweigens herauszubrechen und zum Reden zu bringen.
      Dieses Handwerk hat Boccassini bei Giovanni Falcone gelernt, dem legendären Mafia-Ermittler, der 1992 bei einem Anschlag ums Leben kam. Nach seinem Tod zog die gebürtige Neapolitanerin vorübergehend nach Sizilien, um dort die Ermittlungen zu führen. Sie litt wie ein Hund in der Einsamkeit und ihre Partnerschaft zerbrach, doch sie zog ihren Auftrag eisern durch – über 40 Angeklagte bekamen einen Prozess. Doch Boccassini ist bis heute der Meinung, die wahren Hintermänner noch nicht gefunden zu haben: „Solange ich auf der Welt bin“, hat sie einer Reporterin von La Repubblica erklärt, „müssen diese falschen Freunde, die Feinde, mir ins Gesicht sehen und werden nicht vergessen können.“
      Im Mailänder Gerichtsaal hat sich die zierliche Boccassini jetzt in ihren großen, braunen Amtsstuhl verkrochen wie ein Pantherkätzchen, das auf Beute lauert. Als sich der Angeklagte Pacifico für einen Moment in seinem Zahlengebirge verheddert, zischt sie ihm blitzschnell die richtige Summe zu. Die Regierung hat ihr die Bodygards entzogen, Koalitionspolitiker haben sie beschimpft und verleumdet. Doch so bald wie möglich will Boccassini hier im Prozess mit ihrem Plädoyer beginnen, wenigstens das soll Berlusconi noch erleben. Sie möge sich ja manchmal irren, hat die Staatsanwältin zu der Journalistin gesagt, „aber ich gehe niemals einen Schritt zurück.“



      Japan: Licht aus; Klappe zu; Affe tot; 8688

      Rosskur für Japans Banken geplant
      Das forsche Vorgehen von Japans Superminister für Wirtschaft und Finanzwesen Heizo Takenaka in der Bankenfrage lässt bei Investoren und Wirtschaftsbossen die Alarmglocken schrillen.

      Von Martin Kölling, Tokio

      Nachdem Takenaka am Freitag sein Projektteam für Gegenstrategien zur Finanzkrise vorgestellt hatte, sanken die Aktienkurse aus Sorge um Banken und Firmenpleiten auf ein 18-Jahrestief. "Der Markt ist beunruhigt, weil Vermutungen über eine schnellere Abwicklung der faulen Kredite herumflattern", warnte Hiroshi Okuda, Chef von Toyota und dem Unternehmerverband Nippon Keidanren. Er fordert schnelle Maßnahmen gegen die Deflation. Die hatte Premier Junichiro Koizumi bereits für Ende September versprochen. Nun droht eine beschleunigte Abwicklung der faulen Kredite dem Antideflationsprogramm zuvorzukommen und so erst recht eine Bankenkrise heraufzubeschwören.
      Die Sorgen der Investoren dürfte Takenaka nach der ersten Sitzung des elfköpfigen Projektteams nicht gelindert haben. "Wir stimmen darin überein, eine aggressive Politik zu entwerfen, eine Lösung mit Aktivismus", sagte Takenaka. Der Leitfaden sei, die Banken zu einer strengeren Klassifizierung der faulen Kredite und entsprechender Kreditvorsorge zu zwingen. Dann würde unterkapitalisierten Banken mit Kapitalinjektionen geholfen und das Management zur Verantwortung gezogen werden. Bislang hatte die Finanzaufsicht FSA Kapitalinjektionen als nicht notwendig abgelehnt.
      Damit der Kurswechsel bis Mitte Oktober gelingt, hat Takenaka fünf Vertreter aus Finanzwirtschaft und Wissenschaft berufen, vorrangig Advokaten von Kapitalinjektionen in Krisenbanken. Vorsitzender wurde Yutaka Kosei, der als Chef des Japan Center of Economic Research seit langem eine "harte Landung" im Bankenwesen anstrebt. Ein weiterer Prominenter unter den fünf Mitgliedern aus der Privatwirtschaft ist der Chef des Finanzberaters KPMG Financials Takeshi Kimura, der voriges Jahr eine Liste von 30 zu schließenden Zombie-Firmen erstellt hat.

      "Eine statische Lösung für ein Problem im Haus"
      Der Ansatz trifft verstärk auf Kritik. "Kapitalinjektionen wären eine extrem schlechte Entscheidung", sagt James McGinnis, Bankenanalyst von Mizuho Securities. "Sie sind eine statische Lösung für ein Problem im Fluss." Denn die genaue Höhe der faulen Kredite und damit die notwendige Summe ließe sich niemals genau bestimmen, schließlich kämen immer neue dazu. Stattdessen müssten die faulen Kredite durch die Resolution and Collection Corp. aufgekauft werden. Das lehnt Takenaka als indirekte Subvention ab. "Wenn Takenakas Politik wirkt, ist es einfach nur Glück", sagt McGinnis.
      Harscher kritisiert der Chefvolkswirt des Nomura Research Instituts, Richard Koo: "Es führt zu einer Depression, falls Takenaka auf eine schnelle Lösung der faulen Kredite drängt." Die Leute, die eine rasche Abwicklung fordern, hätten "keine Ahnung von Bankensupervision oder erinnern sich nur an die Sparkassenkrise in den USA", sagt Koo. Der richtige Vergleich wäre die Lateinamerika-Krise Anfang 1980, die Koo als Manager der US-Notenbank Fed mitbewältigte. "Die war so schrecklich, wir konnten nicht öffentlich darüber sprechen. Zu einem Zeitpunkt waren alle US-Banken pleite."
      Ohne die Verwendung von Steuergeldern wurde langsam ein weit größeres Problem als die Sparkassenkrise bewältigt. Zu "Geh langsam" rät er auch in Japan. Mit offiziell eingestandenen Risikokrediten von 53.049 Mrd. Yen, 8,7 Prozent aller Bankkredite, ist das Problem nicht nur weit größer, auch die Krankheit ist anders. In den USA rekapitalisierte der Staat die Banken, damit sie wieder Geld an kredithungrige Firmen vergeben konnten. Die Zinsen waren hoch. In Japan hingegen gibt es wie die historisch niedrigen Zinsen zeigen, keine Kreditnachfrage, weil die Firmen ihre Schuldenberge abtragen und das nach Schätzungen von Analysten auch noch für die nächsten drei bis fünf Jahre tun werden.































      Deutschland: später
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 22:15:34
      Beitrag Nr. 288 ()
      Deutschland, 1.)


      Das deutsche Bankgewerbe ist nach Ansicht des Nürnberger Professors für Bank- und Börsenwesen, Wolfgang Gerke, in einer dramatischen Lage. Der Experte erwartet eine große Marktbereinigung in Deutschland.

      "Die Parallelen zu Japan sind unverkennbar", sagte Gerke der "Berliner Zeitung". "Die deutschen Banken stecken in einer dramatischen Ertragskrise".
      Das müsse allerdings nicht bedeuten, dass es in Deutschland zu einer ähnlichen Katastrophe kommen wird, wie in Japan: "Die Strukturanpassungen laufen in die richtige Richtung", sagte Gerke. Im Investment-Banking würden die Kosten bereits den Gegebenheiten angepasst. Im Privatkundengeschäft stehe das allerdings noch aus. "Im Moment sieht es bei den meisten Instituten schlecht aus", sagte Gerke. "Es wird sicherlich zu einer großen Marktbereinigung kommen.

      Weitere Konsolidierung im Bankensektor
      In Deutschland werden maximal zwei oder drei, vielleicht sogar nur eine Bank übrig bleiben, die stark genug ist, global tätig zu sein." Dazu werde wohl die Deutsche Bank zählen. Daneben könnte es den Sparkassen und Landesbanken gelingen, "ein schlagkräftiges Institut zu bilden, das vom Volumen her international mithalten kann", so Gerke.
      Zur angeschlagenen Commerzbank sagte Gerke: "In der Bank sind zweifellos große Fehler gemacht worden. Doch gemeinsam mit einem starken Kooperationspartner hat die Bank sicherlich eine Zukunft". "Niemand ist daran interessiert, dass wir eine Bankenkrise bekommen", so Gerke. "Sollte es tatsächlich wie in Japan zu einer jahrzehntelangen Baisse kommen, würde die Europäische Zentralbank die Liquiditätsversorgung der Banken sicherstellen"

      © dpa



      Mario guck Dir das an :eek:


      Am Dienstagmorgen ist es Kevin Lane von der New Yorker Technimentals Research Group, der eine neue Zahl ins Spiel bringt. Sie lautet

      6 300

      und kommt ebenso unvermittelt wie Gross’ Prognose. An der Wall Street wird über den Wert allerdings nachgedacht, und viele Marktteilnehmer scheinen sich ein wenig zu fürchten – das jedenfalls zeigt der Tageschart, der erneut steil nach unten geht.

      NEW YORK. Von Lars Halter

      Es ist nicht mehr als ein Spiel, dass Ökonomen und Analysten mit den Zahlen treiben. Mal mehr und mal weniger präzise sind die Begründungen, die Experten den Prognosen hinterherschicken. Mal sind es alte Unterstützungslinien, mal andere technische Level, die zu drei, vier oder fünf Ziffern führen, mal sollen es fundamentale Überlegungen in Anbetracht von Volksverschuldung, Arbeitsmarkt und Verbrauchervertrauensein, mal scheint eine Zahl ganz willkürlich einem (Alb-)Traum entsprungen.
      Das Spiel auf jeden Fall ist „Malen nach Zahlen“. Da druckt einer eine 5 000 auf das Dow-Feld, und schon kommen einige Anleger und pinseln das halbe Bild zu – tiefrot versteht sich. Etwas heller wird es vielleicht, wo Kevin Lane seine 6 300 hindruckt, und dann ist da ja auch immer noch das Goldman Sachs-"Glücksbärchi" Abbey Joseph Cohen, die gerne ein wenig Grün auf die Leinwand streut, ob das da hingehört oder nicht. Die Umrisse legen die Unternehmen fest, die am Ende eines Quartals schwarze Zahlen schreiben – oder nicht.
      Ach ja, zwei weitere Optimisten tummeln sich auf dem Parkett, doch die haben ihre eigenen Regeln. Frei von Zahlen glauben Barton Biggs und Byron Wien von Morgan Stanley, dass es wieder Zeit wäre, in den Markt einzusteigen. Für Biggs sind es „meine Instinkte“, die ihm sagen „dass ich jetzt ein Käufer wäre und kein Verkäufer“. Wien meint schlicht, der Markt könne von seinen aktuellen Ständen „nicht mehr sehr weit nach unten stürzen“.
      Zurück zu Lane. Der sieht das ganz anders. Die Blue Chips würden auf 6 300 Punkte fallen, sagt er aus einem einfachen Grund: „Was hier seit einigen Monaten passiert, das wird noch weitergehen, bis die Fond-Manager Aktien für derart billig halten, dass sie sich in eine richtige Kauf-Orgie stürzen.“ Darauf dürfe man indes noch einige Zeit warten, denn was bevorsteht bezeichnet Lane als „das finale Bärenmarkt-Tief“. Der freie Fall der Kurse soll beginnen, sobald der S&P 500 sein Juli-Tief durchbrochen hat. Den Endstand vom 24. Juli hat der marktbreite Index zwar gestern schon gebrochen, vom Intraday-Tief von 775 Punkten ist er aber noch eine Handbreit entfernt.
      Kevin Lane gilt als einer der präzisesten Propheten an der Wall Street. Zwar hat auch er schon einige Male daneben gehauen, doch war er es, der den dramatischen Kursverfall des Industrie-Multis Tyco vorhergesehen hatte. Und er war der Rufer in der Wüste bevor IBM einbrach. Im März verkaufte er seine Anteile, seither gab der Computerriese mehr als 40 % an Wert ab.
      Lane beruft sich bei seinen Analysen auf eine Vielzahl von Daten aus einem breiten Spektrum. Technische Indikatoren wie Durchschnittskurven, Hinweise aus dem finanziellen Umfeld wie der Goldfluss und die Bewegungen der Fond- und Rentenmärkte, klassische Indizes wie zum Verbrauchervertrauen und historische Stände weisen ihm den Weg. Diese Daten haben ihn nicht gerade zu einem Schwarzmaler par Excellence gemacht – weshalb sein Wort im Dienstagshandel Gewicht hat. Denn während der eingangs erwähnte Pimco-Mann Gross ein Interesse an fallenden Kursen hat und gerne rote Flächen indiziert, treibt Lane auch gerne eine Rallye an. Nach den Terror-Anschlägen des 11. September war er einer der ersten, die erkannt hatten, dass die Aktien zu schnell zu steil verloren hatten.
      Lane scheint einer der wenigen zu sein, die beim „Malen nach Zahlen“ verschiedene Farben auf der Palette haben. Rot und grün, schwarz und vielleicht auch mal rosa weiß er einzusetzen – ob er diesmal das richtige Bild zeichnet, soll sich am S&P 500 messen lassen und vielleicht schon an den Bewegungen der nächsten Tage.



      Der nächste Beitrag kommt nicht von mir.
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 21:17:02
      Beitrag Nr. 289 ()
      @gewinnnix

      Früh dran, der gute Herr! ;)


      Beobachtet die nächste Handelswoche! :)

      $$$


      Bald haben wir schon die 6xxx auf dem Kurszettel stehen! Ging fix oder? Und das, ohne dass es jemand gemerkt hat. Schleichend und hundsgemein gehts immer tiefer in den Keller.
      6300 ist der nächste logische Support. Also Puts kaufen und ein Bierchen trinken gehen! :cool:
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 23:51:09
      Beitrag Nr. 290 ()
      Bierchen trinken? Immer doch! :)


      Deutschland, 2.)

      Schlagabtausch
      Deutschland muss seine Golf-Reserven mobilisieren

      von KNUT PRIES

      Dass das erst nach der Bundestagswahl bekannt wird! Der deutsche Golfball-Außenhandel hat im vergangenen Jahr einen dramatischen Einbruch erlebt: Nach den Zahlen, die das Statistische Bundesamt jetzt vorgelegt hat, wurden 2001 schlappe 13,4 Millionen Golfbälle in die Bundesrepublik eingeführt, ein Rückgang um fast 32 Prozent! Im ersten Halbjahr 2002 hat sich der Trend zwar leicht abgeflacht, prinzipiell aber fortgesetzt: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es noch mal ein Minus um 25 Prozent. Bei den Ausfuhren, die mangels Masse nicht so ins Gewicht fallen, sieht es auch nicht besser aus.
      Hör` ich da ein "Na und?". Das ist typisch. Selbst in aufgeklärtester Runde, ja selbst unter den Lesern der Frankfurter Rundschau findet sich mit tödlicher Sicherheit ein Schlaumeier, der bei der geringsten Erwähnung des Worts "Golf" zu Protokoll gibt, dass es sich dabei (a) nicht um Sport, (b) einen obszönen Luxus der herrschenden Klassen, (c) eine Beschäftigung für bewegungsscheue Greise und (d) eine besonders infam, nämlich grün getarnte Form von Umweltzerstörung handelt. Dazu nur so viel: alles Quatsch.
      Aber selbst wenn es kein Quatsch wäre, die Vorurteile alle zutreffen sollten - darum geht es hier gar nicht. Es geht vielmehr um Wirtschaft. Wir, bzw. das Statistische Bundesamt, reden nicht vom Schlagen der Bälle, sondern vom Handel mit denselben. Schlagen ist Sport, Handel ist Wirtschaft. Golf ist die aufschlussreichste Schnittmenge beider Aktivitäten. Das Streben nach Profit (ist zur Hälfte Psychologie) und das zügige Versenken weißer Kugeln in Rasenlöcher (in erster Linie eine Sache des Kopfes) unterliegen demselben Grundgesetz. Mit anderen Worten: Der Golfball-Außenhandel will als Schlüssel-Indikator der ökonomischen Entwicklung interpretiert und gewertet sein.
      Hier aus der rückläufigen Bilanz gleich auf Krise zu schließen - und diese womöglich der golfophoben rot-grünen Bundesregierung anzulasten - wäre freilich vorschnell. Es ist eine etwas genauere Analyse geboten. Glücklicherweise bieten die Bundesamtstatistiker dazu weitergehendes Zahlenmaterial. Danach kontrastiert die andauernde Kontraktion bei der Ball-Einfuhr einem Umkehrschub bei den Schläger-Importen. Letztere haben im ersten Halbjahr 2002 nahezu um ein Drittel zugelegt. Auch der Verstockteste wird zugeben: Das sind elektrisierende Informationen aus der Datensammelbundeszentrale! Aber was bedeuten sie? Vereinfacht gesagt: Immer mehr Schläger schlagen auf immer wenige Bälle ein.
      Wenn wir dann allerdings ins Kalkül ziehen, was uns die Wiesbadener Chefnumeriker zusätzlich zum exakten Verlauf der Warenströme aufschlüsseln, dass nämlich doppelt so viele Golfschläger aus China nach Deutschland wandern wie aus den USA, dann . . . ja, dann kennen wir uns nicht mehr aus. Herrscht bei uns nun Ball-Knappheit oder Schläger-Schwemme? Haben sich die Deutschen in karierten Hosen so verbessert, dass sie viel weniger Bälle final ins Rough, vulgo: die Wicken, semmeln? Ist womöglich der rotchinesische Golf-Knüppel, obwohl im Schnitt nur ein Viertel so teuer wie US-Fabrikate, diesen in puncto Ball-Sicherheit hoffnungslos überlegen? Rätsel, Geheimnisse, Fragen. Aber nichts, was das Statistenamt überfordern würde. "Weitere Auskünfte", heißt es am Schluss der Presseerklärung, "weitere Auskünfte erteilt: Peter Grausam."


      "Bund kündigt Tender für neue Bubills an" - so überschrieb die Nachrichtenagentur Reuters eine Tickermeldung. Was will sie uns damit sagen? Handelt es sich um eine geheime Botschaft für Al-Qaida-Spione? Oder um die letzte Rettung für Bayern München? Oder will Hans Eichel nun endlich die Noppengröße von Kondomen EU-gerecht festlegen?


      Guten Tag,
      meine Damen und Herren!

      Sie suchen Arbeit? Das ist kein Problem mehr in Deutschland. Denn jetzt hat Deutschland: Super-Clement! Das ist ein Macher! Der hat Ideen! Auch wenn seine neueste nur geklaut ist: Japans Regierung will mit regionalen Projekten bis März 2003 140.000 neue Stellen schaffen. Super-Clements Interesse galt der Stadt Shabata. Dort wurden vier Menschen eingestellt, um 600 Affen von den Reisfeldern zu verscheuchen.
      Super-Clement hat sich gesagt: Was der Koizumi kann, kann ich schon lange. Er will das Programm leicht abgewandelt auf deutsche Verhältnisse übertragen: Verscheuchen von Hasen auf Feldern, Flöhen aus Haaren, Ratten aus Kanalisationen, Eichhörnchen von Friedhöfen. Macht bis März 2003: 2 Millionen Arbeitslose weniger. Hartz und Clement: Das ist ja Vollbeschäftigung!



      Hurra – Abby macht dem Markt wieder Mut. Die Chef-Strategin von Goldman Sachs glaubt wohl, durch eine kleine Revidierung ihrer Index-Prognosen ihren Ruf als Cheerleader abzulegen und wieder ernst genommen zu werden. So senkt sie auf Jahresfrist ihre Erwartungen für den Dow auf 10 800 Punkten, bisher hatte sie die Blue Chips bei 11 300 Zählern gesehen. Auch der S&P 500 schaffe höchstens die 1150 Zähler, solle nicht länger 1300 Punkte anpeilen.

      Nun, der Schuss von Abby Joseph Cohen geht nach hinten los. Aus dem Parkett wird zwar über ihre Prognose geredet – aber vor allem auch gelacht. Die Kursziele für beide Indizes liegen jeweils mehr als 40 % über den aktuellen Ständen, und der breite Markt macht nicht im Geringsten Anstalten, zu einer Kletterpartie aufzubrechen.
      Im Gegenteil: Zur Mittagsstunde rast der Dow bereits mit 200 Zählern ins Minus, die Nasdaq eiert um die Null-Linie herum und profitiert doch nur von einer technischen Reaktion, die den Wochen-Loser Cisco um bis zu 6 % ins Plus drückt.
      Dass die ungehemmt bullishe Analystin zu Käufen raten und erklären, dass in die aktuellen Kurse „schreckliche Szenarien“ bereits eingepreist seien, und dass sie „großes Potential nach oben“ hätten, hilft ihr in der Kritik der Betrachter nicht.
      Wo Abby nun auf eine Rallye hofft, und wo auch die Morgan Stanley-Gurus Barton Biggs und Byron Wien zum Einstieg in den Markt raten, da taucht aus dem Dickicht der Statistik eine Erhebung auf, die viel nachvollziehbarer und glaubwürdiger scheint als die Einschätzungen der Bullen. Die Experten von Bulls Eye Research haben sich mit dem Long- und Short-Volumen an den US-Börsen beschäftigt. Sie kommen zu einem erschreckenden Ergebnis,

      dass steile Kursstürze, einen Wash-Out, eine Kapitulation in greifbare Nähe rückt.

      Die Zahl der rentablen Short-Aktien sei heute um fast 70 % höher als noch vor einem halben Jahr, sagt Analyst Tom R. Peterson. Auf seiner Liste stehen Dow-Giganten wie 3M und Procter & Gamble, aber auch das Kreditinstitut Household International und der Autohersteller Ford. „Papiere von Ford handeln wie Müll“, sagt Peterson frustriert.

      „Wenn sich die Kreditsituation bei Ford verschlechtert, dann kommt eine Katastrophe auf uns zu, die Enron in den Schatten stellt.“

      Für Thom Chalandra, Kommentator beim Nachrichtensender CBS, stehen weitere dramatische Kursverluste für den breiten Markt unmittelbar bevor. Darauf deute das Short-Volumen zum einen, zum anderen orientiert er sich an einem Volatilitätsindex, der erneut in historische Höhen klettert – wie zuletzt im Juli, als die Märkte auf ein Zwischentief einbrachen. Von einer Konsolidierung geht Chalandra indes noch nicht aus, das Verhältnis von steigenden zu fallenden Aktien sei noch nicht drastisch genug.
      Doch ohne Konsolidierung kein Aufschwung – das ist in Fachkreisen unumstritten, und darauf hat auch Art Cashin am späten Dienstagabend erst wieder hingewiesen. „Ein Zwischentief werden wir auch ohne Kapitulation sehen, einen endgültigen Boden nie“, meinte der Parkettchef der UBS Paine Webber angesichts eines noch verhaltenen Anlegerpessimismus.

      © Wall Street Correspondents, Inc.


      Also: Bier her!
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 15:46:36
      Beitrag Nr. 291 ()
      Schon gewußt?
      Italien hat sowas wie seinen eigenen Ford, nämlich Fiat. :D


      Frankreich:

      Pariser Outing
      Wollte man eine Zustandsbeschreibung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts geben, böte sich folgender Befund an: Das Regelwerk ist zwar nicht außer Kraft gesetzt, seine Vorschriften haben aber nur noch geringen Wert. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die zwölf Finanzminister der Euro-Gruppe.
      Was allein (noch) gilt, ist die im bereits im Maastricht-Vertrag formulierte Vorgabe, die Drei-Prozent-Schwelle für die maximal zulässige Neuverschuldung eines Euro-Landes nicht anzutasten. Alles andere, seit Jahren immer wieder einmütig Beschworene steht dagegen zur Disposition: Fristen, nationale Verpflichtungen und sogar das bisher heilige Prinzip, demzufolge offener Krach im verschwiegenen Zwölfer-Club zu vermeiden ist und keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen darf.
      Für einen großen Teil dieser Tabubrüche trägt Paris die Verantwortung. Frankreich hat sich schrittweise von Verpflichtungen verabschiedet, die es gegenüber seinen Partnern eingegangen ist. Angefangen vom im vergangenen Juni in Sevilla gegebenen Versprechen Staatspräsident Jacques Chiracs, dass auch die Grande Nation zu dem Ziel stehe, spätestens 2004 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Bis hin zum 8. Oktober in Luxemburg, wo Finanzminister Francis Mer seinen Euro-Kollegen kaum verblümt klar machte, er schere sich einen Teufel um gemeinsame und von anderen bereits geleistete Konsolidierungsbemühungen.
      Wiens Ressortchef Karl-Heinz Grasser hat das Verhalten seines französischen Gegenparts als das bloßgestellt, was es ist: als eine "Provokation". Wenn es zumindest etwas Positives gibt, das der Luxemburger Gruppensitzung abgewonnen werden kann, ist es dies: Die zwölf Kassenwarte haben einmal gegen ihre Clubregeln verstoßen und denjenigen geoutet, der sich daneben benommen hat.
      Ob diese Isolierung Frankreichs wirkt, ist nicht absehbar. Mit etwas Optimismus könnte man davon ausgehen, dass auf diese Weise demnächst eines der Grundprinzipien des Stabilitätspaktes zum Tragen kommt: der sogenannte Gruppenzwang. Er hat in der Vergangenheit meistens dafür gesorgt, dass ausscherende EU-Partner wieder ins gemeinsame Boot geholt werden konnten. Dieses Rezept kann aber nur wirken, wenn die übrigen Elf auf Kurs bleiben. Sonst können sie den Pakt gleich begraben. mbe


      Deutschland, 3.)

      Euler & Hermes rechnet mit Pleiterekord
      Die Zahl der Firmenpleiten wird weltweit kräftig ansteigen. Im nächsten Jahr wird nur ein Land mehr Pleiten verbuchen als Deutschland.

      Von Herbert Fromme, Hamburg

      Das erwarten die Experten von Euler & Hermes, Marktführer in der internationalen Kreditversicherung und Teil der Allianz-Gruppe. Allerdings verbessern sich die operativen Ergebnisse der Gruppe trotzdem in diesem Jahr. "Wir haben uns auf die Änderungen eingestellt", sagte Vorstandschef Jean Lanier. Höhere Prämien und ein stringentes Risikomanagement zahlten sich aus.
      Für Deutschland erwarte der Kreditversicherer 2003 rund 44.000 Insolvenzen, sagten die beiden Chefökonomen Philippe Chalmin und Romeo Grill. Das bedeutet einen Anstieg von 12,8 Prozent. 2002 werde die Zahl bei 39.000 liegen. Das wäre sogar ein Zuwachs von 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Aber die Werte sind unter anderem wegen der Insolvenzrechtsreform nicht mit 2001 vergleichbar", sagte Grill.

      Zahl der Pleiten in Frankreich am höchsten
      Noch mehr Pleiten als für Deutschland erwarten die Experten nur für Frankreich - hier müssen 46.000 Firmen 2003 aufgeben, ein Anstieg um 3,4 Prozent. Für die USA prognostizieren sie 42.000 Insolvenzen, ein Plus von 6,3 Prozent, für Japan 24.000 oder 14,3 Prozent mehr.
      Nur für den deutschen Markt liegen Zahlen über die Schäden durch Insolvenzen vor. 2001 kosteten die Pleiten andere Unternehmen 27 Mrd. Euro, in der ersten Hälfte des Jahres 2002 waren es schon 19,6 Mrd. Euro. Für das volle Jahr 2002 lautet die Vorhersage 40 Mrd. Euro, ein Plus von 47 Prozent, für 2003 sogar 50 Mrd. Euro.
      Kreditversicherer decken Risiken ab, die bei ihren Kunden durch Insolvenzen bei deren Abnehmern entstehen. Jede Pleite kostet diese Spezialversicherer bares Geld. Deshalb beobachtet Euler & Hermes die Trends genau.


      Das Ende der Spaßgesellschaft und die Folgen für die deutsche Humorindustrie
      von FRITZ TIETZ

      Über ein Jahr ist es nun her, dass mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die deutsche Spaßgesellschaft ihr jähes Ende fand. Und die Lage scheint bis heute unverändert ernst: Wirtschaftskrise, Bildungsnotstand und die allgemeine unstete Sicherheitslage drücken schwer aufs nationale Gemüt. Nein, die Stimmung ist insbesondere nach dem Wahlausgang am 22. September nicht lustig im Lande. Die Deutschen haben sich gewissermaßen totgelacht.
      Am deutlichsten hat den abrupten Spaß-Einbruch die heimische Witzindustrie zu spüren bekommen. Bundesweit verzeichnen die Humor-Produzenten seit dem 11. September drastische Auftragsrückgänge. In den Pointenschmieden sind mittlerweile Kurzarbeit und Entlassungen angesagt. In den prall gefüllten Magazinen werden die schönsten Witze alt, die Witzeerzähler stehen vor leeren Sälen. Doch was nutzen die besten Ablachwerte, wenn die Nachfrage ausbleibt? Lediglich der versaute Witz verkauft sich noch einigermaßen. Auch in den Bereichen politischer Humor zum Nachdenken und im Schenkelklopfsektor stimmen die Umsätze noch. Bei traditioneller Witzware wie in den Segmenten Kommt-ein-Mann-zum-Arzt, Ostfriesen- oder Schlecht-erzählter-Witz sieht es hingegen düster aus. Auch im Export, von jeher ein Sorgenkind der deutschen Witzbranche, gehen allmählich die Lichter aus. Die deutsche Satireproduktion wurde ebenfalls radikal gedrosselt, und selbst im krisenerprobten Kabarettsektor macht sich Alarmstimmung breit: "Kabarette sich, wer kann", heißt hier die gar nicht mehr so komische Devise.
      Weitgehend nach dem 11. September kollabiert ist auch der deutsche Witze-Zubehörhandel und die lustige Zulieferindustrie. Erst in der vergangenen Woche mussten die Lachgaswerke in Castrop-Rauxel Insolvenz anmelden. Scherzartikel wie Furzkissen, Lachsäcke und falsche Bärte liegen seit einem Jahr wie Blei in den Regalen. Immer mehr Witzanfang-Lieferanten bleiben auf ihrer Lachware sitzen, das Bundesinstitut für Fallhöhenforschung wurde geschlossen.
      Besonders betroffen von den Folgen des 11. Septembers ist aber die ostdeutsche Humorbranche. Schon vorher weitgehend unter Westniveau rumulkend, müssen jetzt in den neuen Bundesländern zahlreiche Scherzkekse stempeln gehen. Das thüringische Kalauergewerbe ist vollends zusammengebrochen. Damit nicht genug, sind etliche Ossi-Witzler in diesem Sommer von der verheerenden Überschwemmungskatastrophe heimgesucht worden. Fast das gesamte Scherzgebirge ist betroffen. Im sächsischen Witza etwa wurde das Pointenlager der einheimischen Jux-und-Dollerei trotz eilig aufgetürmter Lachsackwälle vollständig überflutet. In Possenreißa, Landkreis Hanebüchen, hat das Hochwasser in der hier ansässigen Wessi-Witze-Manufaktur, die nach der Wende aus dem früheren VEB Lach- und Scherzwaren-Kombinat der DDR hervorgegangen war, mehr als 10.000 mühsam konstruierter Wessi-Witze zerstört. Gesamtschaden: 17 Euro.
      Seitens der Politik ist wenig Hilfe zu erwarten. Nach der Wahl sucht man jedenfalls bei den Parteien vergebens nach Lösungskonzepten für die Spaß-Misere. Einzige Ausnahme: die FDP, die sich mit Cornelia Pieper immerhin einen echten Blondinenwitz als Generalsekretärin leistet. Jürgen W. Möllemann entpuppt sich dagegen mittlerweile als eher laue Witzfigur, und Guido "mobil" Westerwelle findet auch niemand mehr zum Lachen. Die Regierungsparteien verfügen mit der Grünen Claudia Roth zwar über eine ausgewiesen komische Gurke. Andererseits hat die SPD mit dem Rausschmiss ihrer Witzgranate Herta Däubler-Gmelin bewiesen, dass sie ab sofort keinen Spaß mehr versteht. Ob allerdings Edmund Stoiber binnen einem Jahr die zuständige Humorführungskraft sein wird, ist mehr als fraglich. Die Ankündigung des Altkanzlerkandidaten, als Zeichen seiner Solidarität demnächst mal einen Witz zu erzählen, hilft den Betroffenen mit Sicherheit nicht weiter.


      Also, weiter lachen und weiter Bier trinken! :)
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 16:39:43
      Beitrag Nr. 292 ()
      BLASENALARM





      So geht das, du alter Judensack :D


      Liebes Tagebuch, ab heute schreibe ich, die Blase, in dich, liebes Tagebuch, meine intimsten Erlebnisse hinein. Der Gesundheitsdienst "Lifeline" hat mir nämlich empfohlen, regelmäßig zu trainieren, damit ich das Wasser besser halten kann. Und gutes Blasentraining beginnt mit einem Blasentagebuch, meint "Lifeline". Denn da kann ich ganz genau festhalten, wie oft ich es überhaupt noch bis zum Klo geschafft habe. Denn manchmal laufen an einem Abend drei Liter Bier durch mich hindurch, da wird es ganz schön brenzlig. Und jedes Mal, wenn die Füße kalt sind oder ein Wasserhahn läuft, muss ich ganz dringend mein Wasser loswerden. Es ist mir auch immer ganz peinlich, wenn ich mich öfter mitten in der Nacht dringend melden muss. Das soll nun anders werden, ab heute wird trainiert! Ich muss nun versuchen, schon den aufkommenden Harndrang zu unterdrücken. Ablenkung hilft, da denk ich mir was Schönes. Und langsam aber sicher, hoffe ich, verlängert sich die Zeit zwischen den Klobesuchen. Dann gewöhne ich mich ganz allmählich wieder an größere Füllmengen, so dass der Drang später einsetzt und ich das blöde Inkontinenzteam endlich wieder verlassen kann, liebes Tagebuch. Aber Vorsicht: Blasentraining eignet sich nicht für jede Blase. Nur ein Arzt kann entscheiden, ob eine Blase für ein Training geeignet ist, sagt "Lifeline". Aber, liebes Tagebuch, ich bin dabei, und nun will ich das ganze Bier auch bis morgen früh behalten. Diesmal klappts.


      Na also, geht doch!
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 16:16:09
      Beitrag Nr. 293 ()
      Wie ein Krebskranker im Endstadium.

      Aussteigen nicht vergessen! Was sag ich. Die, die jetzt noch spielen, wissen das eh.


      Die Gewinne von Yahoo grenzen an Schmu
      Haben die Anleger ihren neu gewonnenen Verstand schon wieder eingebüßt? Yahoo ist am Donnerstag um rund ein Fünftel gestiegen, weil die Firma im dritten Quartal 1 Cent je Aktie mehr verdient hat als prognostiziert.


      Dabei lag der Umsatz gerade mal am oberen Ende der erwarteten Spanne. Keine Frage, Yahoo hat sich prima geschlagen und findet immer neue Einnahmequellen. Aber ohne das Stellenportal Hotjobs wäre der Umsatz nur um 36 statt um 50 Prozent gestiegen. Was die Zusammenarbeit mit Overture in Mark und Pfennig ausmacht, gibt Yahoo nicht an. Aber ab November jährt sich die Kooperation - und ab Februar die Übernahme von Hotjobs. Die Vorjahreszahlen zu übertreffen, wird also demnächst deutlich schwieriger. Deshalb ist die Firma gut beraten, für den 2003 erhofften Umsatz eine Spanne von 9,3 Prozent anzugeben.
      Das eigentlich Spannende an den Quartalsberichten von Yahoo ist ohnehin, wie viele Aktien im Umlauf sind. Zwischen 1997 und 2001 ist ihre Zahl um 45,5 Prozent gestiegen, im Schnitt also um ein Zehntel jährlich. Kein Wort darüber, wie viele aktuell tatsächlich umlaufen. Verwässert sind es gut 607 Mio. Stück beziehungsweise 6,6 Prozent mehr als 2001, obwohl Yahoo am 29. August von Softbank für 100 Mio.$ eigene Aktien erworben hat. Wären Mitarbeiteroptionen 2001 als Gehalt verrechnet worden, hätte die Firma 983 statt 93 Mio.$ in den Sand gesetzt.
      Der freie Cash-Flow von 57 Mio.$, den Yahoo für das dritte Quartal errechnet, kann einem da gestohlen bleiben. Die Firma kostet den 6,2fachen 2002er Umsatz von 955 Mio.$.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 22:32:26
      Beitrag Nr. 294 ()
      p.s.: Find ich wirklich nett. Als Arzt würde ich mir natürlich Codein verordnen.


      Deutschland, 4.)

      Guten Tag,
      meine Damen und Herren!


      Super-Clement hat alle sechs Hebel in Bewegung gesetzt, um die schlimme Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Super-Clement ernannte 8 Referenten und 16 Abteilungsleiter. 48 Unterabteilungsleiter kümmern sich um 15.000 Personal-Service-Agenturen, 15.000 Job-Center und 10.000 Ich-AG-Beratungsstellen. 40.000 Agenturleiter haben je 100 Zuarbeiter. Macht: 4.040.072 neue Mitarbeiter im Super-Ministerium.
      Doch schon wartet ein neues Problem auf Super-Clement:
      Wo nimmt er die fehlenden 98.272 Jobberater her? Und wen sollen die dann beraten?

      Walter Riester scheidet als Minister aus. Es gibt also von heute auf morgen kein Riester-Ministerium mehr. Und folglich auch keine Riester-Rente. Statt dessen gibt es nun den Metaminister Super-Clement. Und damit auch eine Super-Rente. Hurra!
      Inzwischen streiten sich die Ministerien: Wo wird die Telefonzelle stehen, in der sich Clement swoooosh! in Super-Clement verwandeln kann?
      Natürlich in:
      Super-Düsseldorf!

      Schlafen? Krankheit? Urlaub? Nein, nicht mit Super-Clement! Denn Super-Clement gönnt sich keine Pausen, flennt nicht wegen eines Wehwehchens und kennt ohnehin nur: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und wenn der unwahrscheinlichste und unmöglichste aller Fälle doch einmal eintreten sollte? Ja, auch dafür hat Super-Clement vorgesorgt und eine Frau als Super-Stellvertreterin berufen, die auch alles mitbringt, was Super-Clement auszeichnet. Sie ist ein Kraftpaket, sie kann zupacken, sie bleicht das Böse aus jedem Gewand: Super-Clementine!
      Und Super-Clement hat dem Kanzler versprochen:
      Auch mit Super-Clementine wird deine Wäsche nicht nur sauber, sondern rein!



      General Electric steigert Gewinn durch Firmenverkäufe
      Internet-Tochterfirma veräußert, NBC läuft gut


      Fairfield/Berlin - Der amerikanische Mischkonzern General Electric hat im dritten Quartal den Gewinn um 25 Prozent gesteigert. Dazu haben vor allem das gute Ergebnis der NBC-Fernsehsparte und die Erlöse aus dem Verkauf einer Internet-Tochter beigetragen. Belastend wirkten sich dagegen die geringe Nachfrage nach Kunststoffen und die anhaltende Schwäche der Kernmärkte Luftfahrt und Energie aus. Das Unternehmen, dessen Produktpalette von Flugzeugmotoren bis zu Glühbirnen reicht, hat zudem sein Gewinnziel für das Geschäftsjahr 2002 bekräftigt.
      Obwohl General-Electric-Chef Jeff Immelt die Wirtschaftslage als "viel härter als von allen geplant" bezeichnete, bekräftigte der weltgrößte Mischkonzern die vorherige Gewinnerwartung von 1,65 Dollar je Aktie für das laufende Geschäftsjahr. Damit würde der Gewinn um 20 Prozent höher liegen als im Vorjahr. Dies entspricht auch den Prognosen der Analysten.
      Im abgelaufenen Quartal steigerte General Electric den Reingewinn auf 4,1 (Vorjahr 3,28) Mrd. Dollar oder 41 (33) Cent je Aktie. Börsenanalysten hatten den Gewinn je Aktie im Durchschnitt ebenfalls mit 41 Cent prognostiziert. Der Umsatz habe sich um elf Prozent auf 32,6 Mrd. Dollar erhöht, teilte der Konzern in Fairfield mit.
      Der Kurs der Aktien stieg im vorbörslichen Handel auf mehr als 23 Dollar und lag damit um 1,8 Prozent über dem Schlusskurs vom Vortag. Die guten Zahlen des Dow-Jones-Schwergewichts haben auch andere Aktien am Freitag mit ins Plus gezogen. In diesem Jahr haben die Wertpapiere von General Electric allerdings schon 44 Prozent an Wert verloren.
      Durch den Verkauf der E-Commerce-Tochterfirma hat General Electric 317 Mio. Dollar eingenommen. Dagegen stehen im dritten Quartal Verluste von 156 Mio. Dollar in der Versicherungs- und 167 Mio. Dollar in der Investmentsparte.
      "Konzernchef Immelt hat jetzt genau das Richtige getan", kommentiert Analyst Mark Demos die allgemein guten Zahlen. Einige Investoren befürchten aber auch, dass General Electric im vierten Quartal des Jahres mit finanziellen Belastungen zu kämpfen hat. rtr/DW
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 21:58:15
      Beitrag Nr. 295 ()
      Hiermit fing alles an Thread: Abby Joseph Cohen senkt das Kursziel für den Dow Jones..


      Zwischen beiden Artikeln der FTD liegen gerade mal 3 Wochen


      Kodak-Chef zieht Kostenschraube fester
      Die schwache Konsumkonjunktur könnte den amerikanischen Fotokonzern Eastman Kodak zu einem weiteren Kostensenkungsprogramm zwingen. Dem Konzern plagen zudem strukturelle Probleme

      Von Michael Gassmann, Düsseldorf

      "Es wäre falsch, das auszuschließen", sagte Daniel A. Carp, Vorstandschef des Unternehmens, in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland auf der Messe Photokina in Köln. Pläne für eine Kostensenkungsrunde wie im vergangenen Jahr bestünden derzeit nicht. "Wenn sich die konjunkturelle Abschwächung fortsetzt, muss man darauf reagieren", ergänzte Carp.
      Die anhaltende Reiseunlust der Amerikaner und Europäer trifft auch die Fotoindustrie. Urlaubsfotos machen normalerweise einen Großteil des Geschäfts aus.
      Zum konjunkturellen kommt allerdings ein strukturelles Problem hinzu: der noch kleine Marktanteil der digitalen Fotografie steigt rasant; der größte deutsche Fotolaborbetrieb Cewecolor etwa hat im August dieses Jahres 3,5-mal mehr Digitalfotos auf Papier ausgeliefert als 2001. Mit 4,3 Prozent ist der Anteil am Umsatz indes noch bescheiden.
      Konzerne wie Kodak oder Fuji, die auf Einkünfte aus Filmen, Entwicklungen und Fotopapier angewiesen sind, müssen bei Digitalkameras mit einer stark verkürzten Wertschöpfungskette auskommen. Derzeit wird dies ausgeglichen, weil Papierabzüge von Digitalfotos um den Faktor 10 teurer sind als normale Fotos. "Die Margen werden allerdings spätestens ab 2004 zu fallen beginnen", prognostiziert Klaus Linde von der Investmentberatung SES Research.
      Bei Kodak führten Konjunkturschwäche und der Übergang zur Digitalfotografie zu einem Umsatzminus. Im zweiten Quartal lag der Konzernumsatz mit 3,3 Mrd. $ sieben Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Zugleich stieg der Nettogewinn einschließlich einmaliger Posten von 36 Mio. $ auf 284 Mio. $.

      Weltweiter Abbau von 7000 Stellen
      Carp hatte im vergangenen Jahr ein aggressives Sanierungsprogramm in Gang gesetzt, das zu Einsparungen von 450 Mio. $ jährlich führen soll. "Wir werden unser Ziel erreichen", bekräftigte der Kodak-Chef nun. Weltweit baut der Konzern rund 7000 Stellen ab. Kodak habe die strukturellen Kosten nachhaltig gesenkt. "Wir vertrauen unserem Geschäftsmodell - es ist das richtige Modell, um vorwärts zu gehen", sagte Carp, der seit 32 Jahren für Kodak arbeitet und seit 1997 an der Spitze des Konzerns steht.
      Der Kodak-Chef wollte keine Prognose abgeben, wann die Konsumkonjunktur wieder anspringt. Ein Lichtblick sei der chinesische Markt mit einem Wirtschaftswachstum von rund sieben Prozent jährlich. "Das ist eine Region mit bedeutendem Wachstum für unsere Industrie", sagte der Vorstandschef. Kodak habe dort bereits einen führenden Marktanteil erobert.
      Die Ertragsziele für das laufende Jahr wird der Konzern erreichen, bekräftigte Carp. Kodak, einer der 30 Standard-Werte im Dow-Jones-Index, hatte für die zweite Jahreshälfte einen Gewinn je Aktie zwischen 1,35 $ und 1,70 $ vorausgesagt.
      Sobald das Wirtschaftswachstum in den wichtigsten Märkten wieder anspringe, habe Kodak beste Chancen. Die Gesellschaft generiere 500 Mio. $ Cash nach Dividende und habe 800 Mio. $ in Forschung und Entwicklung investiert. "Gleichzeitig haben wir in den meisten Geschäftssegmenten Marktanteile hinzugewonnen", sagte Carp. Diese Mischung stelle insgesamt eine hervorragende Basis für wachsende Ertragskraft dar. Mittelfristig plant der Konzern ein jährliches Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent bei einem Gewinnzuwachs von fünf bis sieben Prozent.


      Eastman Kodak übertrifft die kühnsten Prognosen
      Zum zweiten Mal in zwei Monaten hat der Fotokonzern Eastman Kodak am Donnerstag seine Gewinnprognose für das dritte Quartal heraufgeschraubt. Die Aktie gehörte zu den größten Gewinnern an der Wall Street.

      Von Nicola Liebert, New York

      Dieses mal erhöhte der Konzern seine Prognose gleich um bis zu 48 Prozent gegenüber seinen eigenen Vorhersagen von 0,70 $ bis 0,80 $ je Aktie. Der operative Gewinn werde demnach 1,04 $ erreichen. Analysten waren bislang nur von 0,73 $ ausgegangen. Die Bilanz wird am 24. Oktober vorgestellt. An der Wall Street schoss die Kodak-Aktie um mehr als sieben Prozent hoch.
      "Kein Wachstum in diesem Jahr" hatte der Fotokonzern noch bei der Vorstellung seiner Bilanz für das erste Quartal 2002 vorausgesehen. Damals musste der Filmriese einen Gewinnsturz um 74 Prozent bei einem gleichzeitigen Rückgang des Umsatzes um neun Prozent melden. Kodak klagte heftig über die harte Preiskonkurrenz. Dazu kam der Einbruch im Tourismus, der eine Folge der Terroranschläge des 11. September sowie der allgemein flauen Konjunkturlage ist. Je weniger die Menschen reisen, desto weniger Filme kaufen sie.
      Kodak reagierte mit massiven Kostensenkungen auf die Flaute. Letztes Jahr kündigte der Konzern 6700 Entlassungen an, die inzwischen größtenteils erfolgt sind. Die Strategie war offensichtlich von Erfolg gekrönt. Schon im zweiten Quartal erzielte das Unternehmen, das inzwischen stark auf digitale Fotos setzt, trotz weiter rückläufiger Umsätze einen kräftigen Anstieg des Nettogewinns.

      Sparkurs wird fortgesetzt
      "Wir waren das ganze Jahr über vorsichtig mit unseren Gewinnausblicken", sagte Kodak-Chef Daniel Carp am Donnerstag. Die konjunkturelle Entwicklung sei zu unklar gewesen. "Im dritten Quartal wurden wir positiv überrascht von der im gesamten Unternehmen gestiegenen Produktivität." Der Sparkurs müsse aber in jedem Fall fortgesetzt werden, denn Kodak erwartet keine baldige konjunkturelle Erholung.
      Carp versprach, man werde "die Verbesserung bei den Gewinnen fortsetzen, die wir bislang in diesem Jahr erzielt haben". Die Umsatzentwicklung bleibt aber schwierig. Kodak teilte zwar mit, der Umsatz werde im dritten Quartal "etwas höher" ausfallen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Doch der Zuwachs dürfte vor allem auf das Konto von Wechselkursvorteilen gehen.


      Die dürfen heute noch mehr denn je erzählen was sie wollen.
      Wer sollte das auch kontrollieren? Wer?
      Mit "Die" meine ich natürlich nicht jedermann.



      In Indien sind fünf Männer der diskriminierten Dalit-Kaste gelyncht worden, weil sie eine Kuh geschlachtet haben sollen. Sie hatten angegeben, eine tote Kuh gekauft zu haben, um ihre Haut zu Leder zu verarbeiten. Die Männer wurden auf offener Straße erschlagen. (dpa)
      Avatar
      schrieb am 20.10.02 11:52:42
      Beitrag Nr. 296 ()
      Microsoft landet den Coup

      Gewinn verdoppelt, Umsatz weit über Erwartung": Solche Meldungen sind dieser Tage wahrlich selten geworden. Doch dem Softwareriesen Microsoft ist der Coup wieder einmal gelungen - seinem neuen Lizensierungssystem "Licensing 6" sei Dank.
      Dabei hatte es noch bis im Juli nicht gut ausgesehen für "Licensing 6". Das neue Software-Verkaufssystem, das sich gewiefte Marketingexperten des Windows-Herstellers vor mehr als einem Jahr ausgedacht hatten, bekam von vielen Kunden die kalte Schulter zu sehen. Dabei lockten kräftige Rabatte, und mit Preisnachlässen ist die Firma von Bill Gates ja ansonsten bekanntlich nicht eben großzügig. Wer sich dem Programm verschrieb und etwa eine Lizenz für das neue Betriebssystem Windows XP erwarb, der bekommt zwar künftige Neuversionen billiger, er ist aber auch gezwungen, dem weltgrößten Softwarehaus seine Produkte tatsächlich abzunehmen, statt beliebige Zeit mit einer Altversion weiterzuarbeiten. Dieser Zwang gefiel vielen Kunden nicht.
      Wie die gerade veröffentlichten Zahlen für das erste Quartal des Microsoft-Geschäftsjahres (zum 30. Juni) beweisen, haben viele Nutzer schließlich doch zähneknirschend klein beigegeben und sich noch bei "Licensing 6" eingeschrieben. Denn Stichtag war der 31. Juli; danach konnte man nicht mehr mitmachen.
      Microsoft hat deshalb im ersten Quartal den Gewinn von 1,27 auf 2,73 Mrd. Dollar oder 50 (Vorjahr: 23) Cent pro Aktie mehr als verdoppelt. Die Analysten hatten 43 Cent erwartet. Der Umsatz stieg um 26 Prozent auf 7,75 Mrd. Dollar. Finanzchef John Connors zufolge hat die Stärke der Lizenzen zu einem "soliden Wachstum" bei Windows XP, Office XP und NET Enterprise Servers geführt habe. Microsoft habe seit der Einführung von Windows XP vor knapp einem Jahr mehr als 67 Millionen Kopien des Betriebssystems über die Computerhersteller auf ihren neuen Computern oder im Einzelhandel verkauft. Für das laufende Weihnachtsquartal erwartet Microsoft einen Umsatz von 8,5 bis 8,6 Mrd. Dollar. Der Gewinn pro Aktie soll 45 bis 46 Cent erreichen.hc/DW


      Früher hätte MS den Gewinn irgendwo in der Bilanz versteckt, um in dann bei Bedarf.....(Bilanztricks war hier schon großes Thema).
      Die Zeiten haben sich halt geändert ;)



      Das kann ich auch......... :D

      Bären bekämpf man nicht durch wegschauen
      Klingeling – ein paar Zahlen gefällig. Die Reihe lautet 1052 – 164 – 110 – 14. Sie passt auf keinen Lottozettel, steht aber für die höchsten Gewinne, die Amerika seit langem gesehen hat.

      Von Lars Halter

      wsc NEW YORK. Wir rechnen vom Intraday-Tief, das die US-Märkte am frühen Donnerstag vergangener Woche erreicht hatten. 1052 Punkte hat der Dow seither zugelegt, 164 Zähler waren es für die Nasdaq, 110 für den S&P 500 – und unterm Strich ist das ein Plus von 14 % für den breiten Markt. Da möchte man anfangen zu singen vor Glück, nach Monaten fallender Kurse lässt sich wieder Geld machen mit Aktien.
      Lässt sich? Pardon: Ließ sich, muss es natürlich heißen. „Man musste ja hier nur an irgendeiner Ecke rumstehen“, fasst Arthur Cashin die vergangenen Tage zusammen, „und schon kam ein Expressbus zu neuen Gewinnen.“ Der Parkettchef der UBS Paine Webber muss selbst schmunzeln, wenn er an die Tage denkt, an denen eine gute Meldung von GE oder IBM den Markt förmlich nach oben zu reißen vermochte. Fast fühlt er sich ein wenig an die gute alte Zeit erinnert.
      Doch genau darin liegt das Problem der Rallye. So wie Aktien Ende der Neunziger zu Gipfelstürmern wurden und immer neue Höhen erreichten, so kletterten sie auch heuer eifrig – um danach umso tiefer zu stürzen. Denn so wie vor drei Jahren manches Unternehmen einen völlig unrealistischen Börsenwert hatte, so hat in den letzten Tagen manche Aktie völlig irrational zugelegt. Im High-Tech-Bereich ist das am auffälligsten. Bei den Chipherstellern gehen die Umsätze zurück, bei Microsoft wächst man nur, weil man in 2002 für die Programme und Updates für die nächsten zwei Jahre gleich mitkassiert und damit die Ergebnisse für 2003 und 2004 kannibalisiert hat. Doch keine stört’s. Schön ist es auf der grünen Seite, die Sonne scheint.
      Auch außerhalb des Computersektors haben die jüngsten Kursgewinne mit der Nachrichtenlage nicht viel zu tun. Wenn der Biotech-Konzern Biogen 7 % zulegt, weil man die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen hat, dann liegt das nur daran, dass man nicht sehen will, wie sich die Umsätze in den vergangenen 12 Monaten entwickelt haben. Sie sind um die Hälfte eingebrochen.
      So verfolgt die Wall Street eine völlig falsche Taktik. Bären tötet man nicht, indem man sie einfach leugnet, nicht mehr an sie glaubt. Die Käufer an den US-Börsen erinnern ein wenig an ein Kind, dass sich einen Eimer auf den Kopf stülpt mit den Worten: „Ich seh’ Dich nicht, dann siehst Du mich auch nicht.“
      Die Bären sind da, und sie werden sich nicht zurückziehen, nur weil man keine Lust mehr auf sie hat. Sie werden wohl in der nächsten Woche wieder das Zepter übernehmen, wenn mehr große Industriekonzerne melden und weniger High-Tech-Riesen. Denn auf deren Zahlen reagiert der Markt für gewöhnlich zu emotional, nach dem Wochenende dürfte man mit mehr Bedacht zur Sache gehen.
      Wem aber Quartalszahlen und Konjunkturdaten zu abstrakt sind, der soll sich einen Zettel an die Wand kleben mit der Zahlenreihe 2382 – 678 – 271 – 25. Die stimmt nicht ganz so fröhlich wie die Kombination oben, und sie liest sich wie folgt: 2382 Punkte hat der Dow vom höchsten Stand dieses Jahres verloren, 678 Zähler fehlen der Nasdaq und 271 dem S&P 500, das entspricht einem Minus seit Januar von etwa 25 % für den breiten Markt.


      Das "Schutzgeld" "Licensing 6" und warum es aller Wahrscheinlichkeit nach nur einmal funktioniert. http://www.infinitas.de/Lizenzmodell.html




      Deutschland, 5.)

      Guten Tag, meine Damen und Herren!
      Alice Schwarzer hat ein Geständnis abgelegt: Sie steht nicht auf Männer, sie steht auf Traummänner. Ihr Traummann muss "weich und verwegen" zugleich sein, sezierte die Emma in der Bild am Sonntag. Und das heißt: "Mein Traummann ist eine Mischung aus James Dean, Anthony Perkins und Elvis Presley."
      Alice Schwarzer - das ist ein Fall für: Super-Clement! Super-Clement hat noch jeden Traum erfüllt. Denn er ist so männlich verwegen wie Dean, so männlich schüchtern wie Perkins, aber auch so männlich weich wie die Stimme Presleys!
      Gewiss, ein ganz schwerer Fall:
      Hier geblieben, Super-Clement, du wirst dich doch nicht drücken wollen!


      Sparen ist alles!
      Von Nikolaus Blome
      Ach, da war noch das Ding mit dem Sparen. Leidige Sache, wirklich, Milliarden fehlen, klagt der Eichel Hans. Sparen ist alles! Aber klar, Hans, Sparen ist alles!, rufen Schröder, Fischer, Kuhn und die anderen ihm zu, aber sie kichern ganz komisch dabei. Was der Eichel Hans sich nicht erklären kann, weil er nicht weiß, dass die anderen am Koalitionstisch immerzu von diesen begriffserweiternden Drogenplätzchen naschen. Und dann, mit den Keksen im Blut, erklären sie dem Eichel, warum sie so doll in Stimmung sind: Mensch, Hans, du, Sparen ist nicht Knausern bei den Staatsausgaben allein oder gar "Verzicht auf Verbrauch", wie deine Grundsatzabteilung immer sagt. Sparen, du, Sparen ist irgendwie anders, irgendwie alles. Also, los, Hans, sagt da der Kanzler: Jetzt wird hier dermaßen vernünftig gespart, dass die Verlierertypen von der Union sich beim nächsten Mal den Kandidaten gleich ganz sparen.
      Völlig bedudelt also von diesen genialen Plätzchen erweitern die SPD-Länderchefs Beck, Clement, und Simonis ihr Sparbewusstsein erst mal um die Vermögen- und Erbschaftsteuer. Denn wer wie die Reichen sich was gönnen kann, der kann sich auch was sparen - na, zum Beispiel das, was er sich vorher gegönnt hat. Und was er sich jetzt nicht mehr gönnt, sondern spart, das kriegt dann die Steuer. Die hat, logisch, dann das Ersparte, womit bewiesen wäre, dass der Staat sehr wohl sparen kann. Geht doch. Mann, diese rot-grünen Plätzchen sind wirklich klasse, sagen sich da auch ein paar CDU-Fürsten wie der Milbradt aus Sachsen. Kann der Staat nicht genauso schön sparen bei den garstig-großen Unternehmen? Und das kriegen wir dann? War doch Flut. Aber daraus wird nichts, weil die Rot-Grünen inzwischen den Teller mit den Plätzchen leer geputzt haben und gerade das Familienbild begriffsmäßig echt super erweitern. Das geht so, alle Sparer aufgepasst: Bislang hat der Staat sich mit diesem Splitting ein paar Einnahmen gespart bei den Familien, steuerlich, wegen der Kinder und so. Klar? Aber eigentlich, sagt der Staat, eigentlich gehört ihm das Geld der Familien ja doch in Gänze, Kinderkosten hin oder her. Folglich waren das, was die Familien bislang an Steuern gespart haben, nicht etwa Nichteinnahmen des Staates, sondern Ausgaben, die der Staat den Familien zugedacht hat. Und bei denen wird jetzt gespart, siehste wohl. Eltern mit Kindern trifft das natürlich härter als Eltern ohne. Soll`s wohl auch, weil die ohne sich ja schon die Kinder gespart haben. Na, das läuft ja nicht schlecht, denkt sich der Eichel. Da dürfen wir diese Woche an einem aber nicht mehr sparen: an diesen Plätzchen.
      Avatar
      schrieb am 20.10.02 21:32:51
      Beitrag Nr. 297 ()
      Sollte es jedoch so kommen, dann wird das mit MS 8mal nix.


      4 000 – eine schreckliche Zahl inmitten der Rallye
      An vier von sechs Tagen klettert die Wall Street um mehr als 200 Punkte – das ist für viele auf dem Parkett schlichtweg ein Witz. „Das hat mit den Quartalszahlen nichts mehr zu tun“, sagt ein Händler am dicht umlagerten Stand von IBM, und nebenan schüttelt einer den Kopf und sagt: „Diese Rally hält nicht an.“

      Von Lars Halter

      wsc NEW YORK. Es gibt viele Zweifler an diesem Donnerstag, einer von ihnen ist der Portfolio Manager von JP Morgan Fleming Asset Management, Henry Cavanna. „Der Markt kann diese Gewinne nicht halten“, sagt er. „Die Fundamentaldaten stimmen einfach nicht.“ Und diese allein seien es nicht einmal, so der Experte mit einem Blick auf die Konjunktur: Schwindendes Verbrauchervertrauen und sinkende Konsumausgaben markieren für ihn eine weitere Talfahrt. Cavanna: „Die Konjunktur zieht nicht an, im Gegenteil, sie wird immer schwächer.“
      Bestätigt wird er von schlechten Zahlen vom Arbeitsmarkt, von einem katastrophalen Bericht der Philie Fed, der die Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe um 13 % gefallen sieht, und von den Quartalszahlen von Sears Roebuck. Die Kaufhauskette schloss im abgelaufenen dritten Quartal deutlich unter den Erwartungen des Marktes, der Verbraucher bleibt offensichtlich schwach.
      Langfristiger Optimismus ist also nicht im Markt, das ist nicht zu übersehen. Allerdings unterschreibt auch nicht jeder die pessimistische Prognose von Steve Hochberg, dem Chef-Analysten von Elliott Wave International. Der rechnet nicht nur damit, dass die Wall Street nach einer kurzen Bärenmarkt-Rallye noch einmal unter die Tiefstände vom 10. Oktober fallen wird, sondern auch mit einem Absturz auf fürwahr historische Tiefs. „In den nächsten sechs Monaten wird der Dow mehr als die Hälfte seines Wertes verlieren“, sagt Hochberg und nennt eine Zahl, die bei Anlegern Gänsehaut verursachen dürfte: 4 000!
      4 000 – und damit nicht genug. Hochberg weiter: „In ein paar Jahren, wenn dieser Bärenmarkt einmal vorbei sein wird, dann werden die Blue Chips irgendwo um 1 000 Punkte notieren.“ Darüber mag nun mancher genau so lachen wie über die Oktoberrallye, die den Markt gerade fast täglich um 4 % nach oben drückt. Man mag nun die „1 000“ als eine Provokation sehen, als ein einfaches Symbol, mit dem Hochberg nicht mehr als einen Trend ausdrücken will. Doch weiß man dem Analysten, dass er nicht irgendeiner Gruppe von Scharlatanen angehört, sondern einer renommierten Firma, die sich seit Jahren intensiv mit Chartbewegungen und den fundamentalen Daten des Marktes beschäftigt.
      Elliott Wave International gehörten 1978 zu den ersten, die jene massiven Kursanstiege beschrieben, die die folgenden zwei Jahrzehnte prägen sollten. Das geschah seinerzeit im ersten Buch der Analysten. 1999 hielt CEO Robert Prechter auf einer Investorenkonferenz in New Orleans eine mittlerweile legendäre Rede über den bevorstehenden Bärenmarkt – wiederum als einer der ersten, die einen Trend sahen. Mittlerweile ist das zehnte Werk der Autoren auf dem Markt, es heißt „Conquer the Crash“ und beschäftigt sich mit eben jedem Szenario, dass auch auf dem Parkett seit Wochen immer wieder hinter vorgehaltener Hand beschrieben aber nicht laut genannt wird: dem totalen Verfall der Kurse.
      Ob der Dow tatsächlich jemals auf 1 000 Punkte fällt, ob er bei 4 000 Punkten einen Boden bildet oder auch irgendwo über diesen Horrormarken – es scheint der Mehrheit der Marktbeobachter sein sicherer Fakt zu sein, dass die aktuellen Kurse immer noch nichts mit der Realität zu tun haben, dass Aktien noch immer zu teuer sind und damit weiteres Potential nach unten haben.



      Deutschland, 6.)

      Ethik mit Onkel Hans-Olaf
      Der frühere BDI-Präsident Henkel hat ein schwerwiegendes Büchlein vorgelegt

      von KLAUS BITTERMANN

      Wie Hans-Olaf Henkel sich selbst gern sieht: als einen Mann, der heiße Themen anfasst, die ungeschminkte Wahrheit beim Namen nennt, harten Fakten ins Gesicht sieht, glasklar seine eigene Meinung äußert, unbequeme Fragen stellt, den Herrschenden in der Welt ins Gewissen redet und immer wieder mit absolut neuen und schockierenden Erkenntnissen aufwartet. Wäre Hans-Olaf Henkel nicht bereits Bild-Kolumnist, gäbe er einen Superminister ab, der mindestens die Hälfte der Ministerämter mit links erledigen würde, jedenfalls wenn es nach Bild ginge. Aber weder Schröder noch Stoiber haben diesen Mann in ihr jeweiliges Kompetenzteam aufgenommen, und das ist vielleicht das einzig Gute, was sich über die "terrible twins" sagen lässt.
      Nach seiner Zeit als IBM-Chef und Präsident des BDI hat Hans-Olaf Henkel das Schicksal als Professor der BWL ereilt, noch dazu an der Uni in Mannheim. Das ist hart, selbst für den harten Faktenmann Henkel. Aber wenigstens lassen sich den BWL-Studenten noch Bären aufbinden, von denen Henkel einen unerschöpflichen Vorrat besitzt. Henkel scheint in seinem Beruf nicht sonderlich ausgelastet zu sein, weshalb er sich aufs Bücherschreiben verlegt hat. Das eben erschienene brandneue Buch heißt "Die Ethik des Erfolgs", und dem kann eins nicht nachgesagt werden, nämlich dass sich ein origineller Gedanke hineinverirrt hat.
      Vom Cover strahlt uns ein erschreckend zwanghaftes Grinsen an, das sich nur mit dem eisernen Willen eines eisernen Kreuzträgers ertragen lässt. Ein Foto, das freizugeben eine erstaunliche Resistenz gegen jeglichen Geschmack verrät, weil es auch für Abschreckungszwecke gegen Rinderwahnsinn Verwendung finden könnte. Es ist das bemitleidenswerte Grinsen eines Klassenstrebers mit glühenden Ohren, das geradezu verzweifelt sympathisch zu erscheinen versucht. Auch der Versuch, Lockerheit zu simulieren, gelingt nicht, obwohl Henkel demonstrativ auf eine Krawatte verzichtet hat. Doch auch ohne Schlips wird aus Henkel kein interessanter Mensch, sondern er bleibt, was er ist: ein ehrgeiziger Klemmi, der ständig darunter leidet, wenn er von niemandem beachtet wird. Riefe ihn die Bunte an, versicherte mir ein Kollege und Interviewspezialist sehr glaubhaft, um zu fragen, ob er, Henkel, bei einer Serie über "Prominente und ihren Kaktus" mitmachen würde, Hans-Olaf Henkel wäre sofort dabei: "Ich habe zwar keinen Kaktus, aber kommen Sie in einer Stunde vorbei, dann habe ich einen."
      Henkels dürftiger Leitgedanke beruht auf einem beabsichtigten Missverständnis. Das ganze Übel in Deutschland rühre daher, dass das "höchste Moralprinzip" der Deutschen "der Gleichheitsgrundsatz" sei, und da Gleichheit - so der bestechende Gedanke - alles nivelliere, bilde man im internationalen Vergleich überall das Schlusslicht, und daran seien nicht zuletzt die sozialen Ausgaben schuld, wie zum Beispiel "das finanzielle Monstrum der Pflegeversicherung". Verständlicherweise sind die meisten Deutschen nicht dieser Ansicht, und das ausnahmsweise mal zu Recht. Fragt sich also, wie sie zu dieser Meinung kommen. "Offenbar wird es ihnen eingeredet", meint Henkel, unter anderem von den Kirchen, die verkünden, "in Deutschland herrsche nach wie vor verbreitete Armut. Wer jemals", so fügt Henkel noch hinzu, "in der Dritten Welt wirkliche Armut erlebt hat, fasst sich an den Kopf", der zweifellos schon aufgrund dieses Kurzschlusses brummt, denn Henkels Moral verströmt hier das ranzige Odeur der Bohnerwachsjahre, als Eltern ihre Kinder zum Verzehr eines harten, quasi evangelischen Butterbrots mit dem Argument zwingen wollten, dass man sich in Afrika die Finger danach abschlecken würde.
      Dieser spezifisch deutsche Drang nach Gleichheit "begann vermutlich mit dem Schock, den die Verbrechen des Nationalsozialismus auslösten", erläutert Henkel sein aus Plattitüden zusammengeflicktes Geschichtsverständnis, welches keinen flachen Gedanken unerwähnt lässt und in der schon von Nazi-Knopp befingerten Frage kulminiert: "Ich fragte mich oft, ob Hitler und die von ihm später ausgelösten [sic!] Verbrechen möglich gewesen wären, wenn es damals schon das Internet gegeben hätte?" Tja, das sind ebenso dusslige wie sinnlose Fragen, über die Henkel vielleicht heute noch brüten würde, wenn er nicht auch noch andere überaus wichtige Dinge tun müsste, wie etwa Edmund Stoiber vorzuschlagen, "einen Konvent von Sachverständigen und ,Weisen` " einzuberufen, am besten mit Henkel als Vorsitzendem, um das Grundgesetz zu "überarbeiten", "damit wir zugleich globalisierungstaugliche Weltbürger werden - und stolz auf unser Vaterland sein können".
      Noch einer, der mit dieser doch eher etwas stumpfen Parole aus dem rechtsradikalen Arsenal glaubt, andere Leute belästigen zu müssen, statt seine peinliche Neigung für sich zu behalten. Ansonsten möchte man lieber nicht so genau wissen, was einem als "globalisierungstauglichem Weltbürger" unter der Federführung Henkels blühen würde.
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 23:02:33
      Beitrag Nr. 298 ()
      Jürgen ist ausgestiegen. Ich auch

      "Riesenstaatsmann Mümmelmann." Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß im Januar 1983 in einem "Spiegel"-Interview über Möllemann, damals Staatsminister im Auswärtigen Amt

      "Du intrigantes Schwein." Die FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer im April 1992 im parteiinternen Machtkampf um den Außenminister-Posten an die Adresse Möllemanns

      "Quartalsirrer." Der FDP-Politiker Hermann Otto Solms über Möllemann

      "Man fragt sich manchmal: Ist der Mann bei all seiner Begabung, bei all seinem politischen Geschick, ist der normal ?" Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff über Möllemann



      McDonalds-Ärger: Späte Burger und unmotivierte Analysten
      Es ist das alte Lied: Auf die Ergebnisse kommt es an – aber wie weit kann man den Ergebnissen trauen? Dabei sind es nicht die Milliarden-Betrügereien, die der Wall Street noch vor einem halben Jahr alle Kraft raubten, diesmal ist es das klassische An-der-Nase-herumführen, das alte Verwirrspiel, mit dem Unternehmen versuchen, oberflächliche Analysten und Anleger auf ihre Seite zu ziehen. Sie haben immer wieder Erfolg.

      von ????? wers errät, gewinnnix :D

      wsc NEW YORK. Jüngstes Beispiel dafür ist McDonalds. Am Dienstag zeigt sich an der Aktie und dem Drumherum die ganze Naivität und Lobhudelei, mit denen Unternehmen, Analysten und nicht zuletzt einige Medien die Glaubwürdigkeit des Marktes untergraben und der Wall Street so langfristig Schaden zufügen.
      Wir schlagen nach im Online-Wirtschaftsteil des Finanzsenders CBS. Dort steht: „Der Dow-Komponent McDonalds hat einen guten Lauf und klettert in 2 Tagen um 8,5 %, nachdem das Unternehmen Quartalszahlen in Höhe der Prognosen abgeliefert hat. Für den Rest des Jahres glaubt der Fast-Food-Gigant, an seinen Prognosen von einem ,Gewinn von 1,43 $ oder besser’ pro Aktie festhalten zu können.“ – Soweit CBS, doch man schreibt nur die halbe Wahrheit.
      Die ganze Wahrheit geht so: McDonalds hat die Prognosen der Wall Street getroffen, nachdem diese vor genau einem Monat nach unten revidiert worden waren. Damals hatte das Management die Gewinnerwartungen für das Quartal um 10 % und für das Gesamtjahr um 6 % zurück gefahren. Das Analystenrudel hörte den Ruf und schloss sich einstimmig an. Nur Stunden nach der Warnung von McDonalds fuhren die Experten von Bear Stearns, Wachovia und Sun Trust ihre Erwartungen zurück.
      Nun klopfen sie sich auf die Schultern und glauben allen Ernstes, den schwachen Trend erkannt zu haben. Und wo man ihn schon rechtzeitig gesehen haben will, betrachtet man ihn als eingepreist und kauft munter. Bei der Bank of America geht man so weit, die Burger-Aktie offiziell auf „Kaufen“ zu setzen, ebenso wie das Morgan Stanley wenige Tage vor der Warnung getan hatte – die Aktie hatte daraufhin zwischenzeitlich 25 % an Wert verloren.
      Leider sind Aktionäre die einzigen, die bei McDonalds einkaufen. :laugh::laugh: BigMäc, Fritten und Chicken McNuggets bleiben liegen. Da hilft es auch nicht, dass man jüngst auf gesünderes Fett umgestellt hat, um neue gesundheitsbewusstere Kunden anzusprechen. Die Probleme bei McDonalds liegen woanders, und zwar dort wo Analysten offensichtlich schon lange nicht mehr nachschauen: beim Unternehmen selbst und seiner Kundenakzeptanz. Die Kette wird immer unbeliebter in den USA, der kleine Hunger treibt Alt und Jung viel öfter zu Wendy’s und Burger King als zum goldenen „M“.
      Das ist kein Wunder, denn in weiten Teilen des Landes – und in New York besonders – lässt der Service mehr als zu wünschen übrig. Während an der Kasse ganz frech eine „durchschnittliche Bedienzeit: 42 Sekunden“ verkündet wird, verhungert der Kunde vor seiner Bestellung. Bis zu 15 Minuten kann der Amerikaner bei McDonalds in der Schlange stehen, bis zu 5 Minuten dauert es, bis er seine Order hat. In der Küche stehen völlig untätig eine Handvoll Angestellte im Weg, deren einziger Job darin zu bestehen scheint, nicht länger in der Arbeitslosenstatistik aufzutauchen. Ein Besuch bei McDonalds ist frustrierend.
      Bei der Telefonkonferenz nach der Quartalskonferenz hakte niemand nach, ob man nicht Verbesserungsmöglichkeiten im Service, also in den Restaurants, sehe. Statt dessen war zu erfahren, dass der unmotivierte Fast-Food-Riese weniger schnell expandieren will als bisher. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ein Jahr lang keine neuen Läden zu eröffnen und stattdessen in den bestehenden aufzuräumen.
      Aber Aufräumen ist anstrengend und Nachdenken auch. Deshalb dümpelt McDonalds weiter durchs Jahr und versucht Prognosen schön zu reden, die dick unter den Zahlen vergangener Jahre liegen. Und deshalb plappern die Analysten treu nach, was sie aus der BigMäc-Burg vernehmen. Und deshalb schreibt CBS den ganzen Quatsch unreflektiert ins Internet. Fazit: Die Aktie steigt. – Darauf eine Cola. Prost.

      Ein Prost auch von mir http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,216470,00.html



      Deutschland, 7.)

      Vor wenigen Wochen noch war der Euro ebenso viel wert wie der Dollar. Ein schönes Gefühl! Europa Wirtschaftsmacht! Doch ach, vorbei, verweht.
      EU-Bananenrepubliken wie Portugal, Frankreich oder Deutschland scheitern an den Kriterien des Stabilitätspaktes. Der "Motor Europas" stottert, der Keilriemen ist gerissen. Und EU-Kommissionspräsident Prodi - anstatt die Damenstrumpfhose auszuziehen - bezeichnet den Pakt sogar als "dumm".
      Viele Eltern sind geschockt, fragen sich: Wie erzähl ichs meinem Kinde, wie wiege ich es trotzdem in den Schlaf?

      Probieren Sies mal mit dem alten Gassenhauer:


      Schlaf, Kindlein, schlaf

      Die Mutter hüt die Schaf

      Der Vater ist in Euroland

      Und Euroland ist abgebrannt!



      Weil es bei disem Börsenwetter keine Bärenmeldungen gibt muß ausnahmsweise heute die Verwandtschaft in die Presche springen.

      OSLO. Weil er keine Lust auf Sex hatte, flüchtete der norwegische Zucht-Elch Martin aus dem Transporter, der ihn zum Stelldichein mit Elch-Kuh Helga bringen sollte, wie die norwegische Tageszeitung VG berichtet. Martin war jedoch nach einer Beruhigungsspritze nicht ganz Herr seiner Sinne. Und so lief der Elch "im berauschten Zustand" auf der Bundesstraße 7 herum. Als die alarmierte Polizei eintraf, legte Martin seinen Kopf auf die Motorhaube des Fahrzeuges und schaute freundlich durch die Windschutzscheibe. Die Staatsdiener vermuteten, dass der Elch schwer verletzt und verwirrt sei - und erlegten ihn mit einem Schuss. Was vor allem Helga bedauerte, die sehr einsam bleiben wird, heisst es aus Norwegen.
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 23:14:33
      Beitrag Nr. 299 ()
      Der Riesenstaatsmann Mümmelmann war mir auch noch im Gedächtnis.

      :laugh:

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 27.10.02 20:58:24
      Beitrag Nr. 300 ()
      Wenn zwei Irre aufeinander treffen, dann ergibt das reine Poesie. Wer anders als der Bild-Cheflyriker Franz Josef Wagner kann einen solchen Satz über das FDP-Herzblatt Jürgen W. Möllemann schreiben: "Ein Mensch, der sich wegwirft aus einem Flugzeug, ist ein Pornograf des Lebens." Welch vollkommene Sinnleere! Und daran sollten wir Nicht-Pornografen des Lebens immer denken: Wer solch verschmocktes Gesülz nicht wegwirft, dem brummen Flugzeuge durchs Hirn.
      3n meint: wer nicht mehr aufsteht, bleibt liegen.



      Am Schwarzen Freitag stieg der Dow
      Das Ausmaß des größten „Crashs auf Raten“ aller Zeiten war an dem Tag jedoch noch nicht abzusehen: Am 25. Oktober stiegen die Kurse.

      Von Ulf Sommer

      DÜSSELDORF. Auf diesen Tag hatte Jesse Livermore lange gewartet. Der legendäre Börsenprofi wusste, dass Aktien überbewertet waren und die Kurse einbrechen würden. Um davon zu profitieren, musste allerdings das Timing stimmen. Denn wenn die Börse zu spät abstürzt, nützt es nichts, auf fallende Kurse zu spekulieren. Im Herbst 1929 lag Livermore genau richtig: Nach dem 25. Oktober, dem Schwarzen Freitag, verdiente der „König der Spekulanten“ ein Vermögen. Rechtzeitig vor dem größten Börsencrash aller Zeiten hatte er sich reichlich Aktien geliehen und diese verkauft, um sie später zu niedrigeren Kursen zurückzukaufen. Die Differenz war sein Gewinn.
      Hinweise, dass der Markt im Frühjahr 1929 den Gipfel erreicht hatte, gab es viele. Schwergewichte wie International Telephone und General Electric, deren Wert sich in einem Jahr verdreifacht hatte, erreichten keine Höchstkurse mehr. Anleger stürzten sich auf weniger bekannte Werte der zweiten und dritten Reihe. Den größten Gewinn versprachen Neuemissionen, deren Qualität jedoch immer schlechter wurde.
      Es war die Zeit des „neuen Wohlstands“. Wie 1999 wurde auch 1929 von einer „Neuen Ära“ gesprochen. Junge dynamische Unternehmen definierten die amerikanische Wirtschaft neu. Radios und Autos revolutionierten die Welt. Die Industrieproduktion stieg bombastisch, gleichzeitig sank die Inflation. Es schien, als gäbe es den ewigen Aufschwung. In dieser Aufbruchstimmung erfasste der Spekulationswahn an der New Yorker Börse breite Bevölkerungskreise. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ – Aktienzocker träumten den „American Dream“. Das Rezept für den schnellen Reichtum schien so einfach: Kredit aufnehmen, Aktien kaufen, Gewinne kassieren und der Bank das Geld zurückzahlen. Jeder machte mit und verdiente daran. Tagesgeldzinsen erhöhten sich damals auf 20 Prozent.
      Als Anfang 1929 Frühindikatoren auf eine schwächere Wirtschaft hindeuteten und die US-Notenbank Federal Reserve ihre Mitgliedsbanken ermahnte, Kredite seien für Aktienspekulationen wenig sinnvoll, kam es zu ersten größeren Kurseinbrüchen. Doch viele nutzten die niedrigeren Kurse, weil sie glaubten, billig einsteigen zu können. Tatsächlich wurden Top-Aktien, die normalerweise ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn oder zwölf aufwiesen, mit dem 100fachen des Gewinns bewertet. Umsatzerwartungen, nicht Gewinne bestimmten die Bewertungen in der „neuen Ära“.
      Mahnende Worte des Wirtschaftswissenschaftlers Roger Babson, der dramatische Kursverluste vorhersagte, verhallten zwar keineswegs ungehört: Viele Anleger verkauften ihre Aktien. Doch ebenso viele stiegen ein. Das Handelsvolumen stieg dramatisch – in Boomphasen ist dies ein untrügliches Zeichen für einen Richtungswechsel.
      Am Donnerstag, dem 24. Oktober, der als „Black Thursday“ in die Geschichtsbücher einging, schloss der Handel mit einem kleinen Verlust von 2,1 %. Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass schon an diesem Tag der erste Crash der Börsengeschichte passierte. Es hatte tatsächlich dramatische Kursverluste und Verkaufsaufträge „zu jedem Preis“ gegeben. Doch bereits nachmittags war das hohe Kursniveau dank vieler Kaufaufträge wiederhergestellt, wie Statistiken der Börse zeigen. Zwölf Millionen Aktien wurden gehandelt – viermal so viel wie üblich.
      Noch größer ist der Mythos um den 25. Oktober 1929, den Schwarzen Freitag. Zeitgenössische Schilderungen und Dokumente zeigen Panik und Menschenaufläufe an der New Yorker Börse. Doch dass die Kurse einbrachen, trifft wiederum nur für den „zeitweisen“ Handelsverlauf zu. In den Mittagsstunden wechselten so viele Papiere den Besitzer, dass die Börsenschreiber mit der Übermittlung der Kurse nicht mehr nachkamen. Die Notierungen verzögerten sich um Stunden. Hektik schlug in Panik um. Zum Handelsschluss notierte der Dow-Jones-Index allerdings bei 301,22 Punkten und lag damit um 0,6 % höher als am Donnerstag. Wieder fanden sich genügend Käufer, die von einem billigen Einstieg überzeugt waren. Das Minus am folgenden Samstag – erst 1952 wurde dieser Handelstag abgeschafft – war mit 0,8 % nicht der Rede wert.
      Erst in der darauf folgenden Woche kam es zu wirklich dramatischen Verlusten. Die erhofften Unterstützungen der Bankiers blieben aus. Alle Bekundungen aus Wirtschaft und Politik, wie gesund die Unternehmen und Konjunktur seien, halfen nicht mehr. Dass die Notenbank in den folgenden Monaten zusätzlich Öl ins Feuer goss und die Zinsen sehr zum Schaden der Börse erhöhte, ist allerdings auch nur eine Legende. Tatsächlich sank der damals maßgebliche Diskontsatz von Frühjahr 1929 bis 1948 kontinuierlich von 5 % auf 1 %.
      Eigentlich änderte sich am Montag, dem 28. Oktober 1929, nur eines gegenüber den „schwarzen“ Tagen der Vorwoche: Die Flut an Verkaufsaufträgen hielt an, doch die Kaufaufträge sanken dramatisch. Plötzlich wollte kaum noch jemand zu vermeintlich günstigeren Kursen einsteigen. Die Skeptiker setzten sich durch, die Aktien für überbewertet hielten. Am Montag brach der Dow-Jones-Index um 13 % ein, am Dienstag noch einmal um 12 %. Damit begann der Crash auf Raten. Er bescherte dem Dow- Jones-Index bis Juli 1932 mit fast 90 % den höchsten Verlust aller Zeiten.
      Sein Instinkt hatte Jesse Livermore zum mehrfachen Millionär gemacht. Doch das Vertrauen in die Börse war erschüttert.



      Deutschland, 8.)

      Guten Tag

      Die Lage ist ernst. Sehr ernst. Gut, unsere Kuckucksuhren sind immer noch die genauesten. Unser Sauerkraut ist immer noch das leckerste. Und unser Bier immer noch das reinste.

      Trotzdem: Die Lage ist ernst. Sehr ernst.

      Eine Studie des Marktforschungsinstituts J. D. Power brachte es gestern ans Tageslicht: Die deutschen Autofahrer stehen auf - Japaner. In allen sieben Größenklassen setzten sich unter 15.000 deutschen Autobesitzern Fabrikate entweder von Toyota oder Nissan durch. Nix mit Mercedes, BMW und Volkswagen.

      Wo soll das noch hinführen? Autos Schrott, Konjunktur Schrott, blauer Brief Schrott, grüne Führung Schrott, überhaupt alles Schrott!

      deshalb:

      Deutsche - lasst wenigstens die Finger von Sushi!


      Käufer gesucht
      Beim "Projekt 18" ist der Lack ab, das Guido-Mobil hat offenbar aber keinen Schaden genommen. Das liberale Flaggschiff braucht jetzt einen neuen Kapitän. 60.000 Euro sollen die 11,5 gelben Meter kosten. Zu haben ist das Gefährt im südbadischen Emmendingen. (dpa)



      Deutschland, das neue:

      Auf zum Kauf
      Weil den Deutschen die Konsumlust fehlt, droht die Deflation

      von Michael Bauchmüller

      Zum „Käuferstreik“ blies die Republik zu Jahresanfang, und sie wollte es Handel und Gastronomie einmal richtig zeigen. Die hätten, so der Protest, die Umstellung auf das Euro- Bargeld ausgenutzt, um Preise anzuheben und Kunden abzuzocken. Der Preisanstieg sei nur „gefühlt“, konterten die Angegriffenen, und die Statistik sagte dasselbe. Inzwischen ist das Gefühl der Inflation einem Vorgefühl der Deflation gewichen. Ganz ohne Streik-Aufruf meiden die Deutschen den Konsum, und zwingen insbesondere den Handel zu immer neuen Preissenkungen und Rabatt-Aktionen. Alle Zutaten für eine verhängnisvolle Entwicklung sind vorhanden.
      Denn derzeit deutet nichts darauf, dass die Kunden den Konsum bald wiederentdecken. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung bremst jede Kauflust. Vielen verschafft die anhaltende Flaute zumindest Angst vor dem Job-Verlust. Und wer noch nicht weiß, ob er im kommenden Jahr ein festes Gehalt hat, trägt sein Geld eher zur Bank als in den Einzelhandel. Experten sprechen von „gefühlter Arbeitslosigkeit“. Schuld sind aber auch die Preissenkungen selbst. So lange die Preise noch purzeln, halten sich viele mit ihren Käufen zurück. Es könnte ja noch billiger werden.
      Der Kreislauf beginnt: Händler und Unternehmen senken weiter die Preise, um ihre Produkte überhaupt noch loszuwerden. Umsätze und Gewinne sinken, Firmen gehen in die Knie. Gleichzeitig steigt angesichts sinkender Preise die reale Schuldenlast der Unternehmen. Die Tilgung wird teurer, weil die gleiche Summe Geldes nun mehr wert ist.
      Für Deutschlands Banken, ohnehin schon arg gebeutelt, wäre das ein weiterer Schlag, und damit für die ganze Wirtschaft: Fallen den Banken die Kredite aus, geraten sie weiter in die Klemme – und pumpen anderen nur noch ungern Geld. Die „japanische Krankheit“ hieß das bisher, und weil Japan weit weg ist, schien auch das Problem fern. Doch träte der schlimmste Fall ein, hätten auch die deutschen Banken bald mit „faulen Krediten“ zu kämpfen, deren Umfang in einem verhängnisvollen Zirkel beständig wüchse.Zwar halten Ökonomen ein solches Horror-Szenario in Deutschland und Europa für unwahrscheinlich.
      Grund zur Sorge gibt es dennoch. So stagniert das Kreditvolumen der deutschen Banken schon seit Monaten – obwohl die Zinsen derzeit so günstig sind wie lange nicht mehr. Die Vorsicht der Banken bei der Vergabe von Krediten bremst einen weiteren Hoffnungsträger aus: die Investoren. Sie könnten mit zusätzlicher Nachfrage den Kreislauf durchbrechen. Aber auch ihnen fehlt derzeit das nötige Kleingeld – und die Zuversicht. Der Staat macht kaum Hoffnung, im Gegenteil.
      Brüsseler Währungshüter im Nacken, müht sich Berlin um immer neue Einsparungen. Damit wahrt die Regierung das Vertrauen in den Euro und verhindert womöglich einen Rüffel. Angesichts der schwachen Nachfrage tut sie dem Land damit aber keinen Gefallen. Und auch das Geld, das sich die Koalition nun über Steuererhöhungen, gestrichene Subventionen und veränderte Abschreibungsregelungen holen will, kommt nicht frisch aus der Druckpresse. Es wird Privaten und Unternehmen fehlen, und die wiederum sparen an Konsum und Investitionen. Willkommen im Teufelskreis.
      Noch steckt hinter dem Gerede von der Deflation nur eine böse Vorahnung. Deutschland hat zwar europaweit die niedrigste Inflationsrate, doch die liegt noch bei einem Prozent. Vorsichtige Ökonomen mahnen die Europäische Zentralbank aber jetzt schon, das Risiko nicht zu unterschätzen. So könnte eine weitere Zinssenkung Konsum und Investitionen verbilligen. Alles andere liegt bei denen, die das Geld ausgeben: Auf zum Kauf.


      Ich, ich - und immer nur ich
      Deutschland ist auf dem Weg zu kollabieren

      Von Hans-Erich Bilges

      Wenn der Staat pleite ist, können die Politiker keinen Unsinn mehr machen", meinte Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn vor zwei Jahren. Hätte Mohn nur Recht. Doch wir werden bald den ersten finanziellen Gau einer Großstadt erleben - Berlin taumelt direkt hinein in die Zahlungsunfähigkeit.

      Die Stadt schiebt die unvorstellbare Summe von 40 Milliarden Euro Schulden vor sich her. Allein die Zinslast liegt bei etwa 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Und jährlich kommt eine Neuverschuldung von etwa 2,5 Milliarden Euro hinzu. Mit einem Wort: Kollaps.

      Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und der gleichermaßen sachkundige wie standfeste Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) stemmen sich dagegen. Mit verzweifelten Appellen an die mächtigen Verdi-Herrscher des öffentlichen Dienstes - doch gegen taube Ohren sind auch Posaunen machtlos. Die zunehmend aggressiveren Anführer der Verdi-Arbeitnehmervertreter zeigen sich komplett uneinsichtig, wohl wissend, dass unverantwortliche Politiker mit Gesetzen, Verordnungen und Bestimmungen in den vergangenen 40 Jahren den öffentlichen Dienst zu einer uneinnehmbaren Festung gegen Bescheidenheit, Verzicht und Solidarität mit dem Rest der Bürger gemacht haben.

      Krisensitzungen, Drohungen, Appelle an die Vernunft - die linke Gewerkschaft Verdi ist zu keinerlei Abstrichen bereit. Dagegen nimmt sich der Deutsche Beamtenbund, die andere wichtige Arbeitnehmervertretung, mit seinem Augenmaß geradezu vorbildlich aus. Doch das Desaster ist nur noch eine Frage kurzer Zeitdauer.

      Was in Berlin passiert, wird demnächst auch in anderen Städten und Gemeinden geschehen. Ginge es nicht um das Schicksal von Bürger und Staat, könnte man sagen: Gott sei Dank. Hoffentlich fährt der Karren so schnell wie möglich gegen die Wand - bis es allen dämmert, wohin es führt, wenn mächtige Interessengruppen den Staat zur Beute ihrer eigenen Ansprüche machen.

      Viele Faktoren kommen zusammen. Neben dem Anspruchsdenken ist es vor allem der Neid, der diese Gesellschaft krank gemacht hat. Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Bescheidenheit, Zurückhaltung: alles Begriffe, die im Geist der 68er-Generation eher weniger ausgeprägt sind. Es sind dies aber Tugenden, für die die Spaßgesellschaft von heute einen Dolmetscher bräuchte.

      In der Hartz-Kommission wurde die ebenso wohlklingende wie inhaltsleere Ich-AG erfunden - und dabei übersehen, dass wir schon seit langer Zeit eine immer hemmungsloser werdende Ich-Gesellschaft haben. Jeder rafft, was er kriegen kann, jeder verteidigt, was er sich auf welche Weise auch immer angeeignet hat. Das geht quer durch die Gesellschaft, quer durch alle sozialen Schichten, quer durch alle Besitzstände. Dabei wäre dieses Land binnen ein bis zwei Jahren wieder eines der wohlhabendsten, ökonomisch stabilsten und volkswirtschaftlich vorbildlichsten Länder dieser Erde, wenn:

      * jeder auf einen, besser noch zwei Urlaubstage pro Jahr verzichten würde. Wir würden das noch nicht einmal merken. Denn bei dann "nur" noch 34 Urlaubstagen hätten wir immer noch 22 Urlaubstage mehr als der Durchschnittsamerikaner.

      * wir alle auf einen Feiertag pro Jahr verzichten würden.

      * die fatalen Ladenschlussgesetze aufgehoben würden und tausende zusätzliche Jobs entstünden.

      * die verhängnisvolle Festsetzung von Mindestlöhnen gelockert oder sogar aufgehoben werden würde.

      * wir für nur eine Lohnrunde bereit wären, lediglich den Inflationsausgleich zu akzeptieren.

      * wir bereit wären, wöchentlich vier bis fünf Stunden mehr zu arbeiten.

      * der öffentliche Dienst auf einige seiner mehr als 1000 (!) Sonderleistungen verzichten würde.

      * wir von der Vorstellung Abstand nähmen, dass der Staat uns gefälligst alle Wohltaten zu garantieren hat, die wir von ihm erwarten.

      Würde auch nur ein Bürger in diesem Lande durch diesen Katalog ungebührlich belastet? Natürlich nicht - aber dieses Land wäre recht bald saniert.

      Da passt ins Bild, wenn dieses Land - volkswirtschaftlich am Abgrund - von einer Regierung repräsentiert wird, die einen Großteil ihrer Koalitionsverhandlungen auf die Diskussion über die Laufzeit eines Atomkraftwerks vergeudet. Das war für einen der Koalitionspartner (die Grünen) "von entscheidender Bedeutung". Allen Ernstes wurde dies auch noch zugegeben. Und es sagt alles, wenn die grüne Vorsitzende Roth auf die Frage eines Reporters, was die wichtigste Errungenschaft der letzten rot-grünen Regierung war, wörtlich antwortete: "Dass Schwule und Lesben angstfrei leben können."

      Nun, Frau Roth, an welcher Stelle Ihrer Prioritätenliste steht das Millionenheer der Arbeitslosen angesichts immer desaströserer, volkswirtschaftlicher Daten?

      Hans-Erich Bilges ist Vorstand der Beratungsgesellschaft WMP EuroCom AG in Berlin


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      Avatar
      schrieb am 28.10.02 19:44:02
      Beitrag Nr. 301 ()
      Schokokuchen und lauter praktische Fragen
      Die Rinderpreise, nicht Irak, geben im Cowboystaat South Dakota den Ausschlag für die Wahlentscheidung

      Von Dietmar Ostermann (Spearfish)

      Das grüne Wellblechdach über dem Vereinshaus der Kriegsveteranen von Spearfish leuchtet in der Sonne wie ein verirrter Diamant in der Wüste. Gestern haben sich die Temperaturen hier oben in den Great Plains gefährlich dem Gefrierpunkt genähert, morgen wird ein steifer Sturm über die Prärie fegen. Bald kommt der erste Schnee, und es kann gut sein, dass die Menschen am 5. November ihre Ausfahrt freischaufeln müssen, bevor sie mit dem Pickup-Truck über die endlosen Schotterwege zum Wahllokal fahren. South Dakota, das Land der grauen Steppe und der glücklichen Rinderherden, ist im Spätherbst ein ungemütlicher Flecken USA: kalt, windig, einsam. Heute aber prahlt die Sonne mit Licht und Wärme, als hätte irgendein Kandidat auch dafür bezahlt.

      Das ist nicht einmal abwegig. Seit Monaten müssen die Menschen hier jeden Tag bis zu hundert Wahlspots im Fernsehen über sich ergehen lassen. Die beiden großen Parteien investieren unverschämte Summen, damit ihre Kandidaten am Ende unter den kaum mehr als 250 000 Wählern South Dakotas die Nase vorn haben. Wenn nämlich in zwei Wochen zwischen New York und San Francisco über die Machtverteilung im Kapitol entschieden wird, kann es gut sein, dass der spärlich besiedelte Cowboystaat hoch oben im Norden der zentralen Tiefebene den Ausschlag gibt.

      Das jedenfalls glauben jene Parteistrategen, die South Dakota diesmal zu einem der "Schlachtfelder" erklärt haben, auf denen nun aus allen Rohren gefeuert wird. Die Demokraten hoffen, den Republikanern hier einen der sechs Sitze im Repräsentantenhaus abjagen zu können, die ihnen zur Mehrheit fehlen. Die Republikaner wollen in South Dakota den demokratischen Senator Tim Johnson in die Wüste schicken: Das könnte der Bush-Partei reichen, um die letzte Bastion der Opposition in Washington zu schleifen, den Senat, wo die Demokraten über die hauchdünne Mehrheit von einem Sitz verfügen.

      Es geht also um jede Stimme zwischen den annähernd gleich großen politischen Lagern. Deshalb gibt es heute kostenfrei Nudelsalat, Schokokuchen und gegrillte Würstchen für die Kriegsveteranen von Spearfish. "Politik ist für die Leute nicht sonderlich interessant", erklärt Dan von der Tim-Johnson-Kampagne, "aber wenn sie sagen, es gibt was zu essen, kommen sie. Die Menschen in der Prärie sind sehr praktisch veranlagt."

      Das schlägt sich auch in den Fragen nieder, welche die Präriemenschen ihrem Senator stellen. Es geht um die Käferplage in den Black-Hill-Wäldern, um die Dürre, die auf den einstigen Büffelweiden viele Rancher in den Ruin treibt, um die Waffengesetze, die man hier im Westen lieber nicht zu streng gefasst wissen möchte, sowie um das, was religiöse Abtreibungsgegner in den USA als "Teilgeburtstötung" bezeichnen und der Rest der Welt als medizinische Indikation kennt.

      Lauter praktische Fragen aus dem richtigen Leben also. Die Studentin Jennifer Kellar etwa möchte wissen, was der Senator tun könne, damit junge Menschen wie sie hier eine Zukunft haben. "Viele meiner Kommilitonen wollen weg, weil es kaum einen Job gibt, bei dem man mehr als 24 000 Dollar im Jahr verdient. Davon kann man keine Familie ernähren", klagt die 23-Jährige, die nach dem Studium in Colorado ihr Glück versuchen will. Bis South Dakota hatte es der Boom der neunziger Jahre nie geschafft: Im Norden der Plains vergreist und verarmt die geographische Mitte der Vereinigten Staaten mit dem Niedergang der Agrarwirtschaft, während die Jugend sich auf und davon macht.

      Was indes auffallend fehlt beim Ortstermin in Spearfish, ist eine halbe Stunde lang das große Thema, das in Washington seit Wochen die Schlagzeilen beherrscht und, glaubt man den Parteistrategen, den Wahlausgang entscheiden könnte. Nach Irak aber erkundigt man sich selbst bei den Kriegsveteranen, wo die Orden aus Korea und Vietnam in der Vitrine hängen, erst, als alle lokalen Sorgen abgehakt sind. Wichtiger sind den Menschen hier der Bau der Bundesstraße nach Montana, eine Brücke über den Cheyenne-Fluss oder mögliche Zuschüsse zur Bibliothek im Nachbarort Sturgis: "Können Sie da was machen, Senator?"

      Tim Johnson, ein Mann mit der rauchigen Stimme und dem quadratischen Schädel der Prärie, nickt fürsorglich. Jawohl, er sitzt in dem Senatskomitee, das die Verteilung der Gelder aus Bundesprogrammen auf die Einzelstaaten festlegt. Ein Sitz in dem begehrten Ausschuss ist für das finanzschwache South Dakota wie ein Fünfer im Lotto. Schon um den Platz am Futtertrog nicht zu gefährden, wäre es gut, wenn er und nicht sein republikanischer Rivale die Provinz in den nächsten sechs Jahren in Washington vertrete, erläutert Johnson. Das finden nicht wenige Menschen, die sonst eher nicht die Demokraten wählen, plausibel.

      Johnson hat mitgezählt: zehn Fragen zu heimischen Problemen, dann vier zur internationalen Politik, davon die Hälfte zu Irak. Das liegt im Trend: "Ich habe noch nie erlebt", sagt der Senator durchaus erleichtert, "dass die Irak-Fragen zuerst gestellt werden."

      Im fernen Washington gilt Tim Johnson als gefährdet, weil der moderate Demokrat seinen Senatssitz vor sechs Jahren nur knapp mit 8000 Stimmen Vorsprung gewonnen hat. Zudem ist South Dakota eigentlich republikanische Hochburg; George W. Bush lag hier bei der Präsidentenwahl vor zwei Jahren satte 23 Prozentpunkte vorn. Vor allem aber spekuliert die Bush-Partei auf einen leichten Sieg, weil Johnson als junger Abgeordneter vor elf Jahren gegen den Golf-Krieg gestimmt hatte. Anschließend hatte er den Vater des derzeitigen Präsidenten wegen dessen Irak-Feldzug verklagt, was Johnson heute von seinem Herausforderer John Thune genüsslich vorgehalten wird: "Ich zweifle nicht an seinem Patriotismus, aber an seinem Urteilsvermögen, wenn es um die nationale Sicherheit geht." Thune war denn auch der erste Republikaner im Land, der ein Bild Saddam Husseins in einem TV-Spot verwendet hat, um seinen Gegner als Sicherheitsrisiko madig zu machen.

      Seither hat Johnson einige Zeit und viel Geld darauf verwandt, sich gegen den Vorwurf des pazifistischen Vaterlandsverrats zu wehren. Er war einer der ersten Demokraten, die die neue Kriegsresolution gegen Bagdad enthusiastisch unterstützt haben. Und er hat schon wieder ein Schriftstück aufgesetzt, diesmal an George Bush junior, in dem er dem Präsidenten versichert, wie sehr er nun aber wirklich hinter dem harten Anti-Saddam-Kurs steht.

      Im Weißen Haus dürfte das Schriftstück für gute Laune gesorgt haben. Bis zum Sommer schienen die Demokraten die Themen zu diktieren. Die miese Wirtschaftslage, das Börsentief, die Skandale an der Wall Street, all das nährte bei der Opposition die Hoffnung, Bush trotz hoher persönlicher Popularitätswerte beim wichtigen Stimmungstest zur Halbzeit seiner Präsidentschaft eine empfindliche Niederlage zufügen zu können. Dann kam die Irak-Rede des Präsidenten am 12. September vor den Vereinten Nationen; seither wähnen sich die Republikaner im Aufwind.

      Wer aber dem Frage-und-Antwort-Spiel unter dem grünen Wellblechdach von Spearfish eine Weile zuhört, der versteht, dass Johnny Smith Recht haben könnte. Smith hat ein zerfurchtes Gesicht, eine knallrote, etwas zu große Baseballmütze, die er sich ständig in den Nacken schiebt, und eine silberne Gürtelschnalle, die so groß ist, dass der Bauch sich darüber wölbt. Zwischen den aufgerissenen Lippen tanzt unaufhörlich ein Zahnstocher. Smith betreibt in South Dakota die größte Rinderauktion, er ist bekannt wie ein bunter Hund, und er beurteilt die Kandidaten streng nach dem Nützlichkeitsprinzip. Smith ist für den Krieg in Irak, nur spielt das bei seiner Wahlentscheidung keine Rolle. "Wir schicken die Leute in den Kongress, um etwas für uns zu tun", sagt er, "zur Hölle mit dem Rest der Nation, die sollen für sich selbst sorgen."

      Smith, ein "lebenslanger Republikaner", will diesmal für den Demokraten Johnson stimmen. Dreimal pro Woche treiben Rancher aus dem Umkreis von 200 Meilen im Herbst ihre Herden auf seine Koppel. Kollegen aus Oklahoma und Texas verladen das Vieh dann auf ihre Lastwagen, um die Rinder über den Winter schlachtreif zu füttern. Oben im Norden bieten die kargen Weiden in der kalten Jahreszeit nicht genug Nahrung. So war das immer, und für jeden sprang am Ende ein bescheidenes Einkommen heraus.

      Seit aber wenige Großkonzerne den Rindermarkt beherrschen, die Preise wegen billiger Einfuhren verfallen und Familienfarmen zuhauf in die Pleite rasseln, kommen auch einem Cowboy wie Johnny Smith Zweifel an der grenzenlosen Freiheit. Er wünscht sich Anti-Monopol-Gesetze, damit die Rindermultis den Ranchern nicht mehr die Preise diktieren können. Außerdem hätte er gern ein Nothilfeprogramm für die von der Dürre betroffenen Farmer, das der Präsident eben unter Hinweis auf leere Kassen gestoppt hat. "Herr Bush mag die großen Jungs", sagt Smith und spuckt den Zahnstocher in hohem Bogen durchs Büro, "deshalb brauchen wir jemanden, der sich um den kleinen Mann kümmert. Jemanden wie Tim Johnson."

      William Farnsworth ist zum umgekehrten Ergebnis gekommen. Der Architekt aus Rapid City, eigentlich ein "Gelegenheits-Demokrat", wird am 5. November für den Republikaner Thune stimmen. Mit Irak und Saddam Hussein aber hat auch das nichts zu tun. Vielmehr fürchtet er, dass die Demokraten mit strengeren Umweltgesetzen nur der Wirtschaft schaden, vor allem den Holzunternehmen in den Black Hills, mit denen er gut im Geschäft ist. "Sehen Sie", sagt Farnsworth, "wir wählen hier ja den Kongress in Washington, nicht das Parlament in Bagdad."



      Der zur Wiederwahl stehende linke US-Senator Paul Wellstone stirbt bei einem Flugzeugabsturz in Minnesota

      WASHINGTON taz Der Tod des demokratischen US-Senators Paul Wellstone aus Minnesota lässt die Frage, wer nach den Wahlen vom 5. November den US-Senat kontrollieren wird, noch unklarer erscheinen. Wellstone befand sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen seinen republikanischen Herausforderer Norm Coleman. Jetzt verbleibt den Demokraten nur wenig Zeit, einen Nachfolger für Wellstone als Kandidat für das Senatorenamt zu suchen. Im Gespräch ist Medienberichten zufolge der 75-jährige Walter Mondale, der ehemalige US-Vizepräsident unter Jimmy Carter.
      Wellstone war am Freitag im Alter von 58 Jahren zusammen mit seiner Frau, seiner Tochter, drei Mitarbeitern und den beiden Piloten mit seinem Flugzeug abgestürzt. Die Propellermaschine befand sich im Landeanflug auf den kleinen Flughafen von Eveleth im Norden des Bundesstaats Minnesota. Die Absturzursache ist noch unklar.
      Wellstone, der dem Senat seit zwölf Jahren angehörte, galt als prinzipientreuer Mann der Linken innerhalb der Demokratischen Partei. Er stimmte bereits 1991 gegen den Golfkrieg, und bei der Abstimmung über die Kongressresolution vor zwei Wochen, die Präsident George W. Bush zum Irakkrieg ermächtigt, war er von den 23 Senatoren, die dagegen stimmten, der Einzige, der sich im Wahlkampf befand - alle anderen Wahlkämpfer in Senat suchten den vermeintlich sicheren Platz bei der Mehrheit und stimmten für die Entschließung.
      In seinem letzten Fernsehspot hieß es: "Ich repräsentiere nicht die Enrons dieser Welt. Aber wissen Sie was? Die haben auch schon ihre Vertreter in Washington. Es ist der Rest der Menschen, die das brauchen." PKT


      Die größte, mit Abstand beste und demokratischte Demokratie aller Zeiten geht mal wieder wählen.
      Ein Stimmrecht fürs Wertpapierdepot! Das wärs doch! Es kann sich nur noch um Stunden handeln.
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 16:20:56
      Beitrag Nr. 302 ()
      Und wieder fliegen die FEDsen.

      Das sind ja wirklich Schwerstkriminelle.

      Das hält doch keine Sau mehr aus! :D



      Das Schmerz- und Hospiztelefon der Deutschen Hospizstiftung hat in den letzten fünf Jahren 150.000 Anfragen bearbeitet. Bei der bundesweit einzigartigen Einrichtung geben Ärzte, Theologen und Juristen fachlichen und persönlichen Rat, teilte die Stiftung gestern mit. (dpa)
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 17:26:24
      Beitrag Nr. 303 ()
      „Shorter of breath, and one day closer to death...R…
      ist eine düstere Zeile aus Pink Floyds „Dark Side of the Moon“. Dem Tod einen Tag näher wähnt man sich. Pessimisten an der Wall Street geht das in diesen Tagen ähnlich, und deren Zahl wird immer größer.


      Was verdrießt die Beobachter? Es ist die Konjunktur, und es ist eine gewisse Sicherheit, dass die Zahlen, die am Donnerstag und Freitag veröffentlicht werden, die schönen Kursgewinne der vergangenen Wochen kaputt machen. Denn es sieht im gesamtökonomischen Umfeld lange nicht so gut aus, wie ein Sam Palmisano aus Sicht von IBM darlegt oder eine Abby Joseph Cohen immer wieder beschwört.
      Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag schlecht ausfallen wird. Experten rechnen damit, dass sie Arbeitslosenquote von derzeit 5,6 % auf 5,8 % steigen wird. Vor dem Hintergrund eines lahmen Umfelds kürzen Unternehmen immer stärker. „Man geht kein Risiko nicht mehr ein“, sagt John Challenger, Arbeitsmarktexperte von Challenger Gray & Christmas in Chicago. „Man gibt kein Geld aus, vor allem nicht für neue Mitarbeiter.“

      Die Agentur hat am späten Mittwoch eine erschütternde Statistik veröffentlicht, nach der in den USA in diesem Jahr im monatlichen Durchschnitt mehr als 100 000 Jobs gestrichen wurden. Als sich die US-Wirtschaft Anfang der Neunzigerjahre aus der letzten Rezession arbeitete, lag der er Durchschnittswert bei 36 000 Entlassungen pro Monat. Was Beobachter zusätzlich verunsichert ist, dass die Kürzungen nach wie vor breit gestreut sind. Es sind nicht etwa die High-Tech-Unternehmen, sondern Firmen aller Branchen, die Personalkosten kappen. So war es zuletzt Citigroup, die erst in der vergangenen Woche 1 000 Arbeitsplätze verloren gab.

      Aus dem Arbeitsmarkt und den erwartet schwachen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt sowie den Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe folgern manche Experten, dass die USA direkt auf dem Weg zurück in die Rezession ist. Mark Vitner, Chef-Volkswirt bei Wachovia Securities geht einen Schritt weiter. „Streng genommen ist das erst der Beginn der Rezession“, sagt er.
      Helfen soll die Notenbank und vor der Fed-Sitzung am Mittwoch nächster Woche werden die Stimmen lauter, die eine weitere Zinssenkung fordern. Mehrheitlich geht man mittlerweile davon aus, dass die Währungshüter die Zinsen von ihrem aktuellen 40-Jahres-Tief von 1,75 % noch einmal um 50 Basispunkte senken könnten – damit läge der Zinssatz bei 1,25 %. „Da vom Kongress keine Hilfe kommt, bleibt der Fed nichts anderes übrig als die Zinsen zurückzunehmen“, meint Mark Zandi, Volkswirt von Economy.Com. Doch weist er darauf hin, dass weitere Senkung längst nicht den marktstützenden Effekt haben dürften, den die elf Kürzungen im vergangenen Jahr mit sich brachten. Die hatten maßgeblich zur Kapitalfreisetzung und massiven Investitionen in Aktien geführt.
      Was in den nächsten Jahren von Unternehmensseite kommt, dürften Anleger nur im Vorbeigehen beachten. Den Schlüssel zu weiteren Kursgewinnen hat die Fed, die auf konjunkturelle Veränderungen in der kommenden Woche reagieren oder eben nicht reagieren kann. Am Donnerstag und Freitag werden die Karten gemischt, am Mittwoch wird die Partie um die US-Märkte gespielt, und vorher wird man auf Quartalszahlen und ähnlich kleine Subjektiv-Indikatoren nicht hören.

      31.10.2002 09:39:02



      NEW YORK dpa Die Zahl der Obdachlosen, die in New Yorks Straßen übernachten und tagsüber betteln, ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Das bestätigte jetzt auch der Bürgermeister im Big Apple, Michael Bloomberg. Die Terroranschläge vom 11. September seien auch eine Ursache für den Anstieg, so Experten. Hunderttausende Jobs seien verloren gegangen, viele der Betroffenen hätten keine Wohnung mehr und bekämen kaum Sozialhilfe. Wohlfahrtsorganisationen schätzen, dass mindestens 37.000 Menschen auf der Straße leben. Bloomberg, der mit einem Privatvermögen von rund vier Milliarden Dollar zum reichsten Politiker der USA gekürt wurde, hatte zuvor erklärt, die Zahl sei gesunken. Streifenpolizisten sollen jetzt dafür sorgen, dass die Obdachlosen aus dem Stadtbild verschwinden.
      Polizisten in Zivil überwachen, ob ihre uniformierten Kollegen der Weisung auch tatsächlich nachkommen.

      S C H M E R Z T E L E F O N





      Go Walter go, damit zumindest die "Scheindemokratie" gewahrt bleibt.

      Walter Mondale
      Alter Mann aus Minnesota und neue Hoffnung der Demokraten

      von Wolfgang Koydl

      Die Jahre ihres Wirkens im Weißen Haus liegen fast ein Vierteljahrhundert zurück, und viele Amerikaner hatten ei-gentlich nur eine verschwommene Erinnerung an das Duo Jimmy Carter/Walter Mondale, das von 1977 bis 1981 die Geschicke der Vereinigten Staaten bestimmte. Doch seit kurzem erleben der demokratische Präsident und sein Vize unverhofft einen zweiten politischen Frühling.
      Die Rückkehr der beiden Polit-Rentner ins Rampenlicht begann vor zwei Wochen, als Carter den Friedensnobelpreis erhielt. Indirekt sollte die Auszeichnung wohl auch der Demokratischen Partei zugute kommen, die sich schwer tut im Wahlkampf gegen den säbelrasselnden und patriotischen republikanischen Präsidenten George W. Bush.
      Nun soll auch der 74-jährige Walter „Fritz“ Mondale erneut in die Dienste der Demokraten treten und versuchen, deren hauchdünne Senatsmehrheit von einem Sitz zu retten. Viel Zeit bleibt ihm nicht: Schon am Dienstag kommender Woche wird gewählt, und der Sitz, um den es geht, ist alles andere als sicher für die Demokraten. Aber wenn überhaupt jemand eine Chance hat, das Mandat zu erringen, dann ist es der frühere Vizepräsident.
      Er soll den populären demokratischen Senator Paul Wellstone aus Minnesota ersetzen, der vergangene Woche zusammen mit Frau, Tochter und mehreren Mitarbeitern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Wellstone galt als einer der liberalsten Demokraten. Der Senator zählte zu den wenigen, die gegen die Blankovollmacht für einen Irak-Krieg stimmten.
      Für Mondale wäre ein Sieg eine Reise in die eigene politische Vergangenheit. Denn genau diesen Senatssitz hatte er selbst zwölf Jahre lang inne – von 1964 bis zu zu seiner Berufung zum Vizepräsi-denten durch Carter 1976. Den Sitz im Senat übernahm der Sohn norwegischer Einwanderer von seinem Mentor Hubert Humphrey, der 1964 von Präsident Lyndon Johnson als Vizepräsident nach Washington gerufen worden war.
      Auch Mondale war stets bekannt für seine liberalen Ansichten. Dies und die erwarteten Sympathiestimmen für den toten Senator könnten ihm zum Sieg verhelfen – was eine neue Erfahrung für den studierten Juristen wäre. Denn in der Vergangenheit tat sich Mondale gemeinhin schwer, Wahlen zu gewinnen – was ihn einst auch zum Eingeständnis veranlasste, er verfüge über die „Ausstrahlung einer Nacktschnecke“. Als Mondale 1984 in den Präsidentschaftswahlen gegen Ronald Reagan antrat, erlitt er eine der schwersten Niederlagen in der Geschichte der USA: Mondale gewann einzig und allein seinen eigenen Heimatstaat Minnesota. Der Rest des Landes erlag Reagans Charme. :D Wir wollen Sonne statt Reagan :D
      Daraufhin beendete Mondale seine politische Karriere und arbeitete als Anwalt in Minneapolis. Für kurze Zeit kehrte er ins öffentliche Leben zurück, als er von Präsident Bill Clinton von 1996 bis 1999 als Botschafter nach Tokio geschickt wurde. Nun aber könnte das Comeback gelingen: In den Umfragen liegt Walter Mondale bereits deutlich vor dem republikanischen Gegenkandidaten.


      Es wird hier zukünftig eine Spur politischer. Den Zahlenquatsch, den die DOW-Unternehmen präsentieren, soll glauben wer mag.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:48:41
      Beitrag Nr. 304 ()
      Konservative Revolution, zweiter Akt
      Nach einem Erfolg der Republikaner bei den Kongresswahlen könnte Präsident George Bush das Werk seines Vorbilds Ronald Reagan vollenden

      Von Wolfgang Koydl

      Washington – Viel ist es nicht, für das der amerikanische Bundesstaat Iowa bekannt oder gar berühmt wäre – wenn man einmal von seinen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Milch und Mais, Schweinen und Sojabohnen absieht. Iowas große Söhne beispielsweise sind entweder recht farblos wie der eher unbedeutende einstige US-Präsident Herbert Hoover, oder merkwürdig wie die Mitglieder einer gruselig geschminkten Rockband mit dem ominösen Namen Slipknot. Dennoch blickt das politisch interessierte Amerika zur Zeit wie gebannt auf den „Falkenaugenstaat“: Denn ausgerechnet hier im drögen Mittleren Westen soll das Herz der amerikanischen Demokratie noch kräftig schlagen, derweil es anderswo sklerotisch verödet ist. Ausgerechnet hier in Iowa sollen Wahlkämpfe noch ihrem Namen Ehre machen: Richtige Wettbewerbe, bei denen das Ergebnis nicht schon vorher feststeht.
      Tatsächlich sind die Zwischenwahlen zum Kongress, die am kommenden Dienstag zwischen Hawaii und Maine, Alaska und Texas, stattfinden, kaum irgendwo so spannend wie in Iowa. Nur fünf Abgeordnete entsendet der bevölkerungsarme Staat ins Repräsentantenhaus nach Washington. Doch in gleich drei Wahlkreisen steht es Spitz auf Knopf zwischen den Bewerbern. Der Grund: Der Zuschnitt der Wahlkreise erlaubt den echten Wettbewerb.

      „Wie beim Kindergeburtstag“
      Davon können die Wähler anderswo in den USA nur träumen. Ob in Kalifornien oder New York: Meist ist klar, an welche Partei das Mandat fallen wird. Denn in den meisten Bundesstaaten wurden im Verlauf der letzten Jahre die Wahlkreise von den beiden großen Parteien der Republikaner und Demokraten derart präzise auf die eigene Klientel hin maßgeschneidert, dass Überraschungen so gut wie ausgeschlossen sind. „Es ist wie ein Kindergeburtstag“, befand der Politologe Keith Gaddie von der Universität Oklahoma über die zementierten Machtverhältnisse. „Jeder bekommt einen Preis.“
      Die Folgen liegen auf der Hand und werden alle zwei Jahre aufs Neue wortreich beklagt, wenn die 435 Sitze des Repräsentantenhauses, ein Drittel der 100Senatoren und ein Teil der 50 Gouverneure neu gewählt werden müssen. Darüber hinaus geht es um tausende weitere Posten und Mandate vom Sheriff über den Richter bis zum Abgeordneten und Senator im Parlament des Bundesstaates. Veränderungen freilich sind so rar wie Oberkellner bei McDonald’s: Bei den vergangenen drei Wahlen zum Repräsentantenhaus in den Jahren 2000, 1998 und 1996 wurden 96,7 Prozent der Amtsinhaber wiedergewählt, wie das renommierte Institut Cook Political Report feststellte. Ähnlich liegt der Fall bei den Senatoren, von denen nicht wenige ihr Mandat schon seit Jahrzehnten innehaben.
      Wer einmal in den Kongress gewählt wird, der ist besser dran als ein Staatsbeamter: Er ist oft Abgeordneter auf Lebenszeit. Ausnahmen wie die des Abgeordneten James Traficant aus Ohio bestätigen die Regel: Der Demokrat wurde aus dem Haus verstoßen, nachdem er wegen finanzieller Verfehlungen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Doch auch er kandidiert erneut: diesmal eben aus der Zelle heraus. Entsprechend dünn gesät sind die Wahlkreise, in denen ein Wechsel von einer Partei zur anderen, von einem Kandidaten zu seinem Gegner wirklich möglich ist. Cook Political Report zufolge ist in lediglich 16 von 435Wahlkreisen das Ergebnis völlig offen. Vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 151, doch in der Zwischenzeit haben die fantasievollen Kartenzeichner die Wahlbezirke gegen jeden Herausforderer imprägniert.
      Ähnlich sieht es im Senat aus, wo ebenfalls nur eine Hand voll Mandaten wackelig ist. Spannend wird es meist nur dann, wenn ein Amtsinhaber stirbt oder nach vielen Jahren in den Ruhestand geht. In diesem Jahr verabschieden sich drei Titanen der erzkonservativen Rechten von der politischen Bühne: Der hundertjährige Senator Strom Thurmond, der seinen Staat South Carolina seit 1954 vertrat; der streitbare Jesse Helms aus North Ca- rolina, sowie der nicht minder wortgewaltige und konfliktfrohe Phil Gramm aus Texas. Sein Sitz könnte übrigens an die Konkurrenz gehen. Der schwarze Demokrat Ron Kirk ist nicht chancenlos.
      Doch wenn sich auch nur wenig verändern mag, so werden diese Verschiebungen weitreichende Folgen haben. Um einen Machtwechsel im Kongress herbeizuführen, sind nur wenige Mandatswechsel nötig – so knapp sind die Mehrheiten in beiden Kammern. Im Haus verfügen die Republikaner über einen Vorsprung von lediglich 16 Mandaten. Im Senat wiederum haben die Demokraten die Mehrheit – aber nur von einer einzigen Stimme.
      So können kleine Veränderungen das große Gefüge der Macht in Washington verändern. Tatsächlich kann sich am Ausgang dieser Zwischenwahlen das politische Schicksal von Präsident George Bush ebenso entscheiden wie das seiner noch unentschiedenen Herausforderer, die in zwei Jahren bei den nächsten Präsidentschaftswahlen gegen ihn antreten wollen. Generell lehrt die Erfahrung, dass bei Zwischenwahlen die Partei des Präsidenten Sitze verliert. Aber diese Regel gilt nicht mehr. Stattdessen träumt man im Weißen Haus davon, zusätzliche Sitze zu gewinnen und die Mehrheit im Senat zurückzuerobern. „Die Dinge könnten gar nicht besser laufen“, schwärmte ein Regierungsmitarbeiter.
      Das ist in erster Linie das Verdienst des Präsidenten. Denn Bush hat Themen und Tempo dieses Wahlkampfes so virtuos bestimmt, dass die Demokraten nie Tritt fassten. Streng genommen gab es kein richtiges Wahlkampfthema, an dem man die Unterschiede zur Regierung hätte herausarbeiten können. „In nautischer Sprache ausgedrückt“, erklärte dazu der republikanische Wahlstratege Ed Gillespie, „herrscht da draußen eine tödliche Flaute“ für die Demokraten.

      Drohkulisse gegen Saddam
      Tatsächlich ist es ihnen nicht gelungen, die Sorge der Wähler über Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten und sinkende Aktienkurse in Sympathien für sich umzumünzen. Die Diskussion wurde bestimmt vom Aufbau einer Drohkulisse gegen den Irak, vom Kampf gegen den Terrorismus und von der inneren Sicherheit – alles Felder, auf denen der Wähler den Republikanern traditionell mehr zutraut als den Demokraten. Schwer haben die Demokraten Bush das Regieren sowieso nicht gemacht. Es würde dem Weißen Haus freilich noch viel leichter fallen, wenn die Republikaner sich die Senatsmehrheit zurückholen könnten. Damit würde der Vorsitz in allen Senatsausschüssen an die Republikaner zurückfallen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, weil diese Vorsitzenden gemeinsam mit dem Senatsführer Tagesordnung und Tempo der politischen Diskussion bestimmen.
      Der größte Preis für Bush wäre der Justizausschuss. Sobald in ihm die Republikaner die Mehrheit hätten, könnte er seine Kandidaten für den Obersten Gerichtshof und andere Gerichte durchsetzen, die bislang die Demokraten blockieren. Dann könnte er fortsetzen, was sein Vorbild Ronald Reagan begann: die konservative Revolution Amerikas.



      Die Wahl im Zementgarten
      aus Newark MICHAEL STRECK

      Gregory Haines zittert vor Kälte. Der Himmel ist grau, das Wetter ungemütlich, und irgendwie hat er sich das alles anders vorgestellt an diesem Sonntag. Er kam im T-Shirt, mit Flugblättern, er hoffte auf Sonne, einen mit Studenten gefüllten Campus und zugkräftige Politprominenz. Er wollte etwas dagegen tun, dass New Jersey dieses Mal in die Hände der Republikaner fällt, am kommenden Dienstag bei den Wahlen zum Kongress. Denn die Community der "LGBTI" - die Abkürzung steht für lesbian, gay, bisexual und transgender - tritt für die Demokraten ein und also auch der 21 Jahre alte Gregory Haines, der Mitglied der Gemeinschaft ist.
      Aber kaum jemand ist gekommen zur Veranstaltung in der renommierten Rutgers-Universität von Newark, New Jersey. Kaum jemand, dem Haines seine Flugblätter in die Hand drücken kann, niemand, der diskutieren will. So sitzt er auf einer Bank, und seine Gesprächigkeit hat Grenzen. Hinter seinem Rücken bastelt ein Mann, der im schwarzgoldenen Gewand aussieht wie ein afrikanischer König, eifrig am Rednerpult herum, als könne er damit die Situation retten.
      US-Universitäten genießen den Ruf, dass hier politisches Engagement zu Hause ist und kritische Studenten die Politik des Präsidenten analysieren. Aber das ist vielleicht in Berkley, California, so - auf den Campus von Newark, New Jersey, trifft die Beschreibung nicht zu. Fragt man Studenten am Sonntag bei Gregory Haines Veranstaltung, aber auch an anderen Tagen nach Politik, nach den Wahlen zum Kongress, reagieren sie desinteressiert.
      Haines Kollegen stecken noch ein paar blauweiße Wimpel und Wahlschilder in den Rasen, "Frank Lautenberg for Senate" steht drauf. Das ist der Kandidat, der eigentlich hier sprechen sollte. Er hat abgesagt. Wegen der Beerdigung eines Senatorenkollegen, so verkündet es der bunte König.
      Auf Frank Lautenberg ruhen die politischen Hoffnungen der Demokraten im Bundesstaat New Jersey und den USA. Noch ist die Wahl nicht gewonnen, aber Lautenberg hat immerhin einen der dramatischsten Stimmungswechsel in der Geschichte der amerikanischen Wahlen hinbekommen und steuert auf einen Sieg zu, der den Demokraten im Senat die knappe Mehrheit von einem Sitz sichern könnte.
      Mit wem man in Newark und Umgebung auch spricht, immer schneidet Kandidat Lautenberg besser ab als sein Herausforderer, der glatte Geschäftsmann Douglas Forrester. Dabei schien es noch bis vor vier Wochen, dass die Bürger von New Jersey erstmals seit über 30 Jahren wieder einen republikanischen Senator wählen würden. Amtsinhaber Robert Torricelli verprellte mit Finanzaffären auch viele Demokraten und musste schließlich abtreten. Der Ersatzkandidat erwies sich als vielleicht rettende Besetzung. Der 78-jährige, weißhaarige Politrentner Lautenberg mit dem Habitus eines gutmütigen und weisen Großvaters scheint die verloren geglaubte Wahl herumzureißen. Der tolerante Charme des Mannes, der schon 18 Jahre im Senat saß, bezirzt sogar Republikaner und beschert ihm in Umfragen zwölf Prozentpunkte Vorsprung.
      Die misslungene Veranstaltung muss Gregory Haines also nicht so beunruhigen. Vielleicht wäre die Aktion an einem Werktag strategisch günstiger gewesen, überlegt er. Die meisten Studenten sind Pendler, kaum jemand wohne auf dem Campus, geschweige denn in der Stadt selbst. Die Universität sei wie ein Satellit inmitten von Newark, ohne Verbindungsbrücken zur Stadt, obwohl sie sich nur wenige Straßen vom Zentrum entfernt befindet. Gregory Haines studiert Kriminologie, er wünscht sich eine wiederbelebte Innenstadt ohne Drogen und Kriminalität. Deshalb befürwortet er eine schärfere Schusswaffenkontrolle. Einen Häuserblock hinter dem Campus beginne eine andere Welt, sagt er: "Newark ist eine unheimliche Stadt."
      Ganze Straßenzüge von "Downtown" sind verwaist. Allenfalls Ramschläden okkupieren das Erdgeschoss, die Etagen darüber stehen leer. Auf der Straße verkaufen fliegende Händler Hot Dogs und Videos, die wichtigsten Überlebenszutaten. Wenn man hier Passanten nach Politik befragt, schauen einen ungläubige Gesichter an, als ob man ihnen erklären wolle, Jesus sei eine Frau gewesen. Nein, damit wollen sie nichts zu tun haben. Hinter der nicht völlig ausgestorbenen Market Street, in der flackernde Reklameschilder aus den 50er-Jahren überlebt haben, stehen Lagerhallenuinen neben verlassenen Hochhäusern mit bröckelnden Jugendstilfassaden und eingezäunten riesigen Brachen. Ein Kranz schäbiger Reihenhäuser, wo jedes zweite mit Schildern an den Zäunen vor beißenden Hunden warnt, schließt sich um das Zentrum, bevor sich die Landschaft in den Vorstädten verliert.
      Newark ist eine fragmentierte und kaputte Stadt. Bei klarer Sicht erkennt man am Horizont die Skyline von Manhatten. Am Wochenende fahren viele mit dem Zug über den Hudson dorthin, auch werktags hasten die Menschen zu Bahnhof und Bushaltestellen, um aus der Großstadt in New Jersey ins noch größere New York City zu fliehen.
      "N.J." ist der Gegenpol zu "N.Y.". Das Konzentrat der industrialisierten und suburbanisierten Teile der Vereinigten Staaten. Gregory Haines auf dem Campus sagt: "Wir sind die Achselhöhle Amerikas." Eine gängige Redewendung laute: "Your state smells", "euer Staat riecht." New Jersey ist Müllhalde, Schlafstadt und Versorgungsarterie der großen Metropole im Osten. Weil in New Jerseys schöneren, nicht zuzementierten Teilen der Obst- und Gemüseanbau Tradition hat, steht auf den Nummernschildern aller Autos "The Garden State". In Newark kann man den Titel jedoch allenfalls als selbstironische Anwandlung oder als Mutmacher für eine gesündere Zukunft verstehen.
      The Garden State. In kaum einer Region der USA drängt sich der Umweltschutz so auf. 85 Prozent der Gewässer seien so verschmutzt, dass sie weder für Trinkwasser noch zum Baden genutzt werden könnten, erzählt eine Kommilitonin von Gregory Haines auf dem Campus. Nirgendwo gebe es eine so hohe Dichte verseuchter Flächen. Die Republikaner fordern, verantwortliche Firmen vom geltenden Verursacherprinzip und den damit verbundenen Reinigungskosten zu befreien. Das müsse verhindert werden, sagt die Studentin. Damit liegt sie im Trend: Die Mehrheit der Bevölkerung New Jerseys findet, Umweltauflagen könnten nicht streng genug sein. Wer wird hier einen Senator der Partei von George W. Bush wählen?
      In den weißen Vorstädten, einige Meilen nördlich von Newark, ist der Vorsprung des Demokraten Lautenberg offensichtlich. Im neonbeleuchteten Großraumrestaurant "Tick Tock Diner" in Clifton gehen die Hamburger zu tausenden über den Tresen. Hier, wo man es gar nicht erwartet, trifft man mehr politische Wesen als an der Universität von Newark. Die Finanzberaterin Carolyn Buck ist eigentlich registrierte Republikanerin. Die Mutter zweier Kinder beschreibt sich selbst als "sozial sehr liberal" und will auf jeden Fall für Lautenberg stimmen. "Ich lehne die konservative christliche Rechte ab. Sie haben die Republikaner in eine Richtung getrieben, die nicht mehr die meine ist."
      Eine andere junge Frau will ebenfalls den Demokraten unterstützen, da er sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt. Ein älteres Paar blickt sogar Richtung Washington und will, dass sich die Machtverhältnisse im Kongress nicht zu ungusten der Demokraten verändern. Beide sagen, dass sie vor zwei Jahren noch für Präsident Bush gestimmt haben. In Afghanistan habe er auch "einen prima Job" gemacht. Aber einen Irakkrieg könnten sie nicht unterstützen. "Da sind wir doch der Aggressor." Deshalb müsse man einen republikanischen Senat verhindern.
      Im Vorort Weehawken haben die Republikaner noch weniger zu lachen. Neben patriotischen Schildern mit dem Gelöbnis auf Gott und Nation hängen in den Fenstern von Cafés und Geschäften spanischsprachige Wahlplakate, die für Lautenberg werben. Im "Prestos" sitzt Luis Mendez beim morgendlichen Kaffee und wartet, dass es aufhört zu regnen. Vorher wird auf seiner Baustelle ohnehin nicht weitergearbeitet. Der gebürtige Kolumbianer spricht ein gebrochenes Englisch. Er erzählt vom Bürgerkrieg in seiner Heimat, dass er gern wieder zurückwill, wenn er keine Angst haben muss, erschossen zu werden.
      Solche Ängste sind aber auch in New Jersey aktuell. An den Bar- und Restauranttischen reden die Gäste über den Heckenschützen von Washington. Ginge es nach Mendez, würden Waffen komplett verboten. Deshalb will er für Lautenberg stimmen, da der zumindest den Waffenverkauf erschweren will. In dieser Gegend, sagt er stolz, würden die Republikaner keinen Fuß auf den Boden kriegen. Selbst der Kneipenchef, ein Exilkubaner, wähle demokratisch. Mendez lacht. "Der einzige Exilkubaner in den USA." New Jersey ist anders.



      Der Florida-Faktor
      Wenn Jeb Bush die Gouverneurswahl verliert, trifft dies auch seinen Bruder in Washington

      Von Wolfgang Koydl

      Washington – Wenn Terry McAuliffe von der Familie des amerikanischen Präsidenten spricht, dann klingt das manchmal so, als ob er Unterholz roden wollte. „Wir werden uns einen Bush nach dem anderen vornehmen“, sagt der Vorsitzende der Demokratischen Partei der USA immer dann, wenn er besonders lauten Beifall hervorrufen will.
      Der erste Bush auf der Liste von McAuliffe, der zugleich als oberster Wahlkampfmanager seiner Partei für die Kongresswahlen fungiert, ist Jeb Bush, der jüngere Bruder des Präsidenten. Derzeit ist er noch Gouverneur des Bundesstaates Florida, aber dies wird sich nach den Vorstellungen des demokratischen Parteistrategen am Wahltag ändern. „Jeb ist weg“, sagte McAuliffe jüngst der Presse. „Und für Präsident Bush gibt es nichts Vernichtenderes als eine Niederlage seines Bruders in Florida.“ Im Weißen Haus sieht man das ähnlich, und deshalb hat Präsident Bush den „Sonnenscheinstaat“ in diesem Jahr schon elf Mal besucht und dabei Wahlspenden in der stattlichen Höhe von sechs Millionen Dollar mitgebracht. Nicht mitgerechnet ist die indirekte Unterstützung, die Gouverneur Bush durch positive Entscheidungen von Ministerien und Behörden in Washington erhielt. „Sie haben das Bundesschatzamt als politisches Sparschwein missbraucht“, empörte sich der Florida-Demokrat Bob Poe über das Bruderpaar.
      Die Wahlkampfhilfe hat Jeb freilich bit-ter nötig, denn was ursprünglich wie ei-ne todsichere Wiederwahl für eine zweite Amtszeit aussah, könnte mittlerweile in einem Fiasko enden. Und es ist nicht nur brüderliche Liebe, die George Bush an die Seite Jebs eilen lässt, sondern durchaus auch Eigennutz. Denn wie schon 2000 könnte sich auch die nächste Präsidentschaftswahl 2004 in Florida entscheiden. Eine Niederlage von Jeb Bush freilich würde als schwere Schlappe für den Präsidenten und sogar als eine Art von Vorentscheidung für die Wahl in zwei Jahren gewertet werden.
      Eigentlich sollte Jeb Bush nicht um seine Wiederwahl bangen müssen, denn er hat recht gute Arbeit geleistet. Aber zum einen ist ihm in dem demokratischen Bewerber Bill McBride ein überraschend starker Konkurrent erwachsen; zum anderen plagen ihn familiäre Sorgen und das eigene Image: Tochter Noelle wurde wegen eines Drogenvergehens in Handschellen zu einer zehntägigen Haftstrafe abgeführt. Dem Vater Jeb wiederum geht die politische Gewandtheit eines George W. völlig ab. Er gilt als hölzern und als Besserwisser.
      McBride, ein hochdekorierter Vietnamveteran und erfolgreicher Selfmademan, hat seine Chancen gut genutzt. Schon in den Vorwahlen bootete er überraschend die favorisierte Janet Reno aus, die Bill Clinton als Justizministerin diente. Nun legt er jede Woche mit unaufhaltsamer Stetigkeit in den Meinungsumfragen Punkt um Punkt zu – vor allem bei Minderheiten, die Jeb Bush beharrlich ignoriert. Er verlässt sich lieber auf den Bruder. Manche Vertraute raten ihm freilich davon ab. Langfristig, so meinen sie, schade es ihm nur, wenn er jedesmal den großen Bruder zur Hilfe rufen müsse.




      Neben der Einsicht, dass die Mehrheit der Amerikaner gegen einen Alleingang der USA gegen den Irak sind, zeigt der Fall Wellstone (#300) vor allem eines: Die Kritik an Bush und den Republikanern wird immer lauter. Die ersten Stimmen, die "foul play" hinter Wellstones plötzlichem Tod witterten, meldeten sich nach wenigen Tagen. Am eingehendsten ist wohl der am Montag bei AlterNet.org erschienen Artikel Was Paul Wellstone Murdered?. Der Autor Michael Niman listet eine Reihe seltsamer Zufälle und vergleichbarer Todesfälle kritisch denkender Menschen auf, unter anderem: Mel Carnahan, der 2000 als klarer Favorit in die Endphase der Senatorenwahlen in Missouri gegen John Ashcroft (!) ging, starb drei Wochen vor den Wahlen in einem Flugzeugunglück. John Ashcroft war jedoch so unbeliebt, dass Carnahans Witwe Ashcroft anstelle ihres Mannes schlagen konnte. Und die Liste der seltsamen Zufälle ist lang...
      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13517/1.html





      Neue Wahlmaschinen, alte Probleme
      Nach dem Chaos bei den US-Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren sollen neue Geräte eine Blamage verhindern

      von BERND PICKERT

      WASHINGTON Nur noch wenige Tage bis zu den Kongress- und Gouverneurswahlen in den USA, und je näher der Termin rückt, desto lebendiger wird die Erinnerung an "hanging" oder "swinging chads" - jene kleinen Papierstanzlöcher in den Stimmzetteln, die bei den Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren im Bundesstaat Florida wochenlang für Aufregung gesorgt hatten.
      Zwei Jahre später kann niemand ausschließen, dass sich bei den erwarteten knappen Ergebnissen am kommenden Dienstag das Fiasko wiederholt. Zwar hat Florida die meisten der fehlerhaften alten Wahlmaschinen durch neue ersetzt. Dass das aber mitnichten eine Garantie für einen glatten Ablauf ist, zeigte sich bei den demokratischen Vorwahlen für den Gouverneursposten vor gut einem Monat: Über eine Woche dauerte es, festzustellen, wer die Primaries gewonnen hatte. Manche Wähler, darunter die ehemalige Justizministerin Janet Reno, standen fast eineinhalb Stunden vor ihrem Wahllokal, weil die Helfer nicht wussten, wie die Maschinen angeschaltet werden.
      Um zukünftiges Wahlchaos zu vermeiden, hat Präsident Bush am Dienstag ein Gesetz unterschrieben, das wenigstens einige einheitliche Mindestanforderungen festlegt und den Staaten in den nächsten drei Jahren 3,9 Milliarden Dollar Bundesmittel zur Verfügung stellt, um neues Equipment anzuschaffen und Personal auszubilden.
      Das Gesetz war vorher nach zweijähriger Debatte vom Kongress angenommen worden. Aber obwohl nach Umfragen eine Mehrheit der US-Wähler einheitliche Wahlregelungen begrüßen würde, belässt das Gesetz die Verantwortung weitgehend in der Hand der Bundesstaaten und arbeitet darüber hinaus mit vagen Formulierungen.
      So legt das Gesetz etwa fest, dass sich mit seinem Sozialversicherungsausweis oder dem Führerschein ausweisen muss, wer sich ins Wahlregister eintragen lassen möchte. Die Wahlbehörden müssen dann versuchen herauszufinden, ob die Angaben stimmen. Schaffen sie das nicht, stellt der verärgerte demokratische Senator Christopher Dodd aus Connecticut fest, sieht das Gesetz keinen Weg vor, die Registrierung abzulehnen, wenn sie erst einmal auf den Weg gebracht ist.
      Die größte Sorge jedoch bereitet den Wahlmanagern die Qualifikation der Wahlhelfer. "Lokale Beamte können jede Wahl vergeigen", sagt Senator Christopher Bon aus Missouri, "Inkompetenz schlägt alles." Denn die Generation der engagierten Mittelschichtsbürger, die sich ehrenamtlich und kompetent gegen ein Taschengeld von 50 bis 70 Dollar einen 16-Stunden-Tag ans Bein binden - für den sie noch dazu einen Tag von der Arbeit freinehmen müssen, da Wahlen in den USA stets dienstags abgehalten werden - diese Generation ist weitgehend verschwunden. Stattdessen bewerben sich als Wahlhelfer diejenigen, die auch einen 50-Dollar-Job gut gebrauchen können - aber häufig die Wahlvorgänge selbst nicht verstehen, trotz allen Trainings. Oftmals werden Rentner als Wahlhelfer eingesetzt - aber gerade die verlieren bei computergestützten Wahlmaschinen, der Vielfalt an Abstimmungen zwischen Haus-, Senats- und Gouverneurswahlen, lokalen Wahlen und regionalen Referenden, leicht jeden Durchblick.
      Ob vereinheitlichte Systeme den Durchbruch bringen, wird sich am Dienstag in Georgia zeigen. Als einziger Bundesstaat hat Georgia jetzt für alle 2.823 Wahllokale einheitliche Touchscreen-Wahlcomputer gekauft und 4,5 Millionen Dollar in Training und Wählerschulung investiert. Das tat Not: In dem Bundesstaat waren bei den 2000er Wahlen wegen Problemen der Wahlmaschinen noch mehr Stimmen nicht gezählt worden als in Florida.

      Gespannt sein darf man auch auf Nachrichten aus Ohio. Mehrere Gemeinden in diesem Staat haben, so vermeldet die New York Times, gebrauchte Wahlmaschinen über Ebay :laugh: gekauft. Herkunft: Florida.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 12:04:20
      Beitrag Nr. 305 ()
      Wie die Wahlen ausgehen? Passend eben. Ich hab da keine Zweifel.


      Microsoft-Urteil löst Empörung aus
      Kritiker: Software-Konzern kann Marktmacht nun auf andere Branchen ausdehnen. "Konzern von allen Fesseln befreit"

      Von Martin Halusa

      New York - Das Urteil von Richterin Colleen Kollar-Kotelly läßt vor allem einen Schluß zu: Microsoft ist ein Monopol und wird dies auch in Zukunft bleiben. Nach vier Jahren Verfahrensdauer hat die Juristin dem Expansionskurs des größten High-Tech-Unternehmens der Welt grünes Licht erteilt. Branchenkenner vermuten, dass die Softwarefirma aus Seattle nun - da eine großes Last von ihr genommen ist - ihre 40 Mrd. Dollar an Bar-Reserven in die Hand nimmt, in neue Märkte vordringt, Unternehmen zukauft und seine Macht noch vergrößert.
      Im Silicon Valley ist das Urteil deshalb auf scharfe Kritik gestoßen. Mircosoft werde sich bei seiner Expansion nicht auf den Technologiemarkt beschränken, sondern in Bereiche wie Medien, Handel oder Finanzdienstleistungen vordringen, heißt es. Schon jetzt ist die Firma des Bill Gates im Bereich Computerspiele, Audio, Video, Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet oder Handhelds aktiv. Den Browserkrieg - um den es bei Verfahrenseröffnung einst ging - hat Microsoft längst gewonnen: Netscape, heute ein Abteilung von AOL Time Warner, ist auf einen Marktanteil von fünf Prozent gesunken. Das Betriebsystem Windows hat seinen Marktanteil bei Heim-PCs auf 93 Prozent erhöht.
      "Die Folgen des Urteils werden im Silicon Valley kaum gespürt, weil Silicon Valley schon unter den Folgen des Monopols von Microsoft zu leiden hatte", sagt Jonathan Schwartz, Softwarechef von Sun Microsystems. Sun gilt als einer der größten Kritiker Microsofts, mehrere Manager haben in dem Monopolverfahren gegen Bill Gates ausgesagt. Sun selbst hat eine private Kartellklage gegen Microsoft laufen, in der es um die Programmiersprache Java geht.
      Mitchell Kertzman, Chef von Liberate Technologies sagt: "Die Leute im Silicon Valley sind nicht geschockt, sie sind empört". Jim Breyer, ein prominenter Risikokapitalgeber aus dem Valley kritisiert: "Es ist, als habe man die Uhren um 13 Jahre zurückgestellt - und IBM und Microsoft stehen besser als je zuvor". Der Software-Lobbyist Ken Wasch betonte, er sei überrascht, dass die Richterin nicht erkannt habe, dass das wettbewerbswidrige Handeln Microsofts weit über Browser hinausgehe und in neue Technologien und Märkte hineinreiche.
      Vor einem Jahr hatten Microsoft, das Justizministerium und neun Bundesstaaten eine Einigung über die künftige Geschäftspolitik erzielt. Sie sieht vor, dass Microsoft nicht darin beschränkt ist, seinem Monopolprodukt Windows neue Anwendungen hinzuzufügen. Zugleich muss die Firma aber sicherstellen, dass Unternehmen nicht unter Druck gesetzt werden, wenn sie sich gegen Produkte von Microsoft entscheiden. Zudem muss Microsoft seine Konkurrenten mit bestimmten Software-Informationen versorgen, sodass deren Produkte ohne Probleme auf Windows laufen.
      Branchenkenner vermuten, dass Microsoft nun in eine neue Phase eintritt. So hat MSN, der Onlinedienst der Firma, gerade mit einer 300 Mio. Dollar teuren Marketingkampagne für seinen Service begonnen. MSN will die Lücke zum strauchelnden Dienst AOL schließen. In anderen Märkte, in den Microsoft derzeit noch nicht sonderlich erfolgreich ist - Spiele (Xbox), TV-Set-Top-Boxen oder Software für Unternehmen - könnte die Firma ebenfalls aufholen. "Das Urteil hat Microsoft von den Fesseln befreit", sagt Analyst Don Gher von Coldstream Capital Management, ein Aktionär Microsofts.
      Im vergangenen Monat - mitten in der tiefen Krise der High-Tech-Industrie - berichtete Microsoft von einem um 40 Prozent gestiegen Quartalsgewinn und einer Umsatzsteigerung von 26 Prozent. Ein Teil der guten Ergebnisse ging auf ein neues Abrechnungssystem bei Software zurück, bei dem zusätzliche Gebühren fällig werden. Die Zahlungsweise hatte zunächst einen Aufschrei der Empörung verursacht. Doch mittlerweile zahlen die Kunden, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt.



      MICROSOFT SIEGT VOR GERICHT UND MISSBRAUCHT WEITER SEINE MACHT
      von NIKLAUS HABLÜTZEL

      Letzten Freitag hat ein Berufungsgericht in Washington bestätigt, was für Präsident Bush ohnehin feststand: die Vormacht von Microsoft auf dem ideologisch entscheidenden Markt der Massenkonsumenten des Internets. Das Gericht akzeptierte Microsofts außergerichtliche Einigung mit dem Justizministerium und setzte damit dem Verfahren ein Ende, das im Mai 1998 begonnen hatte. Die damals noch vom Demokraten Clinton geführte Regierung hatte versucht, Bill Gates daran zu hindern, auch den massenhaften Zugang zum Internet unter seine Kontrolle zu bringen. Deshalb beschränkte sie ihre Klage auf ein technisches Detail: Microsoft habe seinen Web-Browser nur deshalb so eng mit seinem Betriebssystem Windows verknüpft, um auf diesem Wege seine Stellung auch beim Zugang zum Internet durchzusetzen.
      Erstaunlicherweise gelang es damit, den Prozess bis zu einem erstinstanzlichen Urteil zu treiben, das Bill Gates gezwungen hätte, seine Firma so weit zu zerschlagen, dass konkurrierende Techniken auch auf dem Massenmarkt eine Chance gehabt hätten. Doch schon die nächste Instanz hob das Urteil wieder auf, und der neue Präsident Bush erklärte, dass er weder auf einer Zerschlagung des Konzerns noch gar auf einer technischen Trennung verschiedener Softwareteile bestehe.
      Bill Gates Wahlkampfspenden an die Demokraten in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar in den letzten Jahren hatten sich gelohnt, und seit Freitag ist das letzte Hindernis auf dem weiteren Aufstieg Microsofts zur technischen wie wirtschaftlichen Weltmacht aus dem Weg geräumt. Die Zugeständnisse (u. a. fairere Verträge mit dem Computerhandel) sind leicht zu verschmerzen. Längst arbeitet Microsoft an weiteren Techniken, die jede Nutzung des Internets seiner Kontrolle unterwerfen: Ein neues, ".NET" genanntes Übertragungsprotokoll soll die Inhalte des Web grundsätzlich kostenpflichtig machen, und ein mit Intel zusammen entwickelter neuer Chip (Palladium) soll den Ablauf jedes Programms auf einem privaten PC überwachen - nicht um die User, sondern um die Kassen von Microsoft zu schützen.


      Deshalb gefällt mir die Firma so gut. Das passt, sitzt, wackelt nicht und hat keine Luft!



      Der gute Wille der Profiteure
      Geld regiert die Welt - doch die Politik hat die Pflicht, weltweite Regeln für faire Geschäfte durchzusetzen. Denn Wirtschaftsethik auf freiwilliger Basis funktioniert nicht

      von KLAUS WERNER

      Wer steuert eigentlich die Welt? "Dunkle Mächte" raunt der Verschwörungstheoretiker, "gewisse Kreise", die im Hintergrund die Fäden ziehen. Der Gläubige glaubt an den "Allmächtigen" als Weltenlenker, ob der nun Jahwe, Allah oder George W. Bush heißt. Der Volksmund aber weiß: "Das Geld regiert die Welt."
      Messen wir diese letzte Behauptung einmal an den Fakten. Dem Washingtoner Institut für Politikstudien zufolge befinden sich unter den 100 größten Wirtschaftsmächten der Welt bereits mehr Unternehmen als Staaten. Heißt das nun, dass der Globus bereits von den multinationalen Konzernen gesteuert wird? Wenn wir uns die Liste genauer anschauen, sehen wir, dass sie noch immer von Staaten angeführt wird, deren Regierungen zum Großteil demokratisch legitimiert sind. In diesen Ländern, so steht es in den Verfassungen, geht alle Macht vom Volk aus. Und fast alle Großkonzerne, die angeblich die Welt beherrschen, haben ihren Hauptsitz ebenfalls in diesen wirtschaftlich starken Demokratien.
      Was also läge näher, als dass diese mächtigen Regierungen die Unternehmen ihrer Länder an die Einhaltung jener Spielregeln binden, die die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens bilden? In der Tat herrscht in den meisten demokratischen Industrieländern ein ansehnliches Maß an Wohlstand und sozialem Ausgleich. Doch das gilt eben nur für diese Länder selbst. Der holländisch-britische Konzern Shell ist der größte Förderer der Sonnenenergie - allerdings nur in Europa. In Nigeria betreibt Shell seine Erdölanlagen mit technischen Standards, die bei uns längst verboten sind. Adidas und Siemens beachten in Deutschland selbstverständlich die geltenden sozialen und ökologischen Gesetze. In Asien hingegen profitieren sie von Kinderarbeit oder der Vertreibung von Millionen von Menschen.
      Die Schuld daran liegt bei den Regierungen dieser Länder, wenden nun manche Wirtschaftsvertreter ein. Es sei eben nicht die Aufgabe von Unternehmen, Politik zu machen. Damit hätten sie sogar Recht - wenn sie tatsächlich keine Politik machen würden. Verschwiegen wird nämlich, dass politisches Lobbying bis hin zur Erpressung und Korruption längst das Verhältnis zu den Heimat- und Gastgeberregierungen multinationaler Konzerne bestimmt. Dass die korruptesten Regime der Welt ihre Macht nahezu ausschließlich den Rohstofflizenzen multinationaler Unternehmen verdanken. Und letztendlich, dass Finanz- und Wirtschaftsinstitutionen wie Weltwährungsfonds, Weltbank und Welthandelsorganisation genau jene Regierungen, denen hier die moralische Verantwortung zugeschoben wird, zu den Dienern westlicher Wirtschaftsinteressen machen.

      Dennoch wird die Welt immer demokratischer, wie der Entwicklungsbericht 2002 des UNDP, des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, feststellt. 57 Prozent der Weltbevölkerung leben heute in Demokratien, 1995 waren es nur 38 Prozent. Gleichzeitig konstatiert der Bericht allerdings: "Zwischen Demokratie und menschlicher Entwicklung besteht kein automatischer Zusammenhang." Die Ursache dafür sieht UNDP-Chef Mark Malloch Brown nicht nur darin, dass sich auch in formalen Demokratien oft nur die Eliten bereichern. Er kritisiert vor allem, dass sich die Weltpolitik fast ausschließlich auf die Märkte konzentriert und dabei die politische Dimension der menschlichen Entwicklung vergessen hat.

      Auch in Europa entmachtet sich die Politik zunehmend selbst und überlässt das Ruder den großen Wirtschafts- und Finanzkonglomeraten. Keine politische Instanz stellt sich etwa Kraft Jacobs Suchard oder Nestlé in den Weg, die ihren Kakao von neunjährigen Kindersklaven in Westafrika ernten lassen. Kein Gesetz sanktioniert das Vorgehen des Bayer-Konzerns, der durch Rohstoffhandel einen Krieg in Afrika mitfinanziert, der bereits drei Millionen Menschenleben gekostet hat. Kein Gericht verurteilt Exxon oder die österreichische OMV, wenn sie das Weltklima aufs Spiel setzen oder Militärregime unterstützen.
      Stattdessen setzen die Regierungen in den Absatzländern dieser Konzerne auf den guten Willen der Profiteure. Als die deutsche Industrielobby im Frühjahr ein ambitioniertes Verbraucherinformationsgesetz zu Fall brachte, das den Konsumenten das Recht einräumen sollte, mehr über die Herkunft von Produkten zu erfahren, resignierte sogar die sonst kämpferische Ministerin Renate Künast: "Dann setzen wir eben auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen." Diese Zauberformel, die nichts weniger bedeutet als die freiwillige Selbstverstümmelung der Politik, ist auch zum Mantra des Nachhaltigkeitsgipfels in Johannesburg erhoben worden.
      Wer heute einen schönen Umwelt- und Sozialbericht schreibt oder sich in seinem "Code of Conduct" gegen Kinderarbeit ausspricht, hat seine Pflicht gegenüber der Gesellschaft offensichtlich getan. So spricht sich etwa Nestlé-Chef Peter Brabeck generell gegen sanktionierbare Regeln für die Wirtschaft zum Schutz der Menschenrechte aus: "Wir tun das ohnehin alles freiwillig", begründet er seine Abwehr. Genauso gut könnte man alle Bürger auffordern, freiwillig auf Diebstahl zu verzichten und im Gegenzug das Strafrecht abschaffen.
      Unter Wirtschaftsethik versteht man heute vor allem, dass eine Firma einen Spielplatz für die Kinder der Mitarbeiter baut oder in Indien eine Schule errichtet. Aber als Pflicht gegenüber der Gesellschaft reicht dieser Ansatz nicht aus. Dass etwa Shell jedes Jahr 53 Millionen US-Dollar für Sozialprojekte in Nigeria ausgibt, hat ihm ein hervorragendes Image in westlichen Medien eingebracht. Shell hat dort nach Berechnungen der Betroffenen jedoch Schäden in der Höhe von weit über 10 Milliarden Dollar angerichtet und einen Lebens- und Wirtschaftsraum in der Größe von halb Bayern für Millionen von Menschen und viele Generationen zerstört. Wenn die Firma dort lokale Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und nach Standards agieren würde, die in Europa seit Jahrzehnten selbstverständlich sind, hätte sie sich alle ihre Sozialprojekte sparen können.
      Generell ist es höchst fragwürdig, wenn sich Unternehmen karitativ betätigen. Die Aufgabe eines Wirtschaftsunternehmens ist es, Geschäfte zu machen. Es müssen allerdings faire Geschäfte sein. Wenn die Wirtschaft unfaire Geschäfte macht, müssen diese sanktioniert werden. Solange die Politik die originäre Aufgabe nicht wahrnimmt, Verstöße gegen die Grundrechte zu ahnden, werden das in zunehmendem Maß die Konsumenten und die Zivilgesellschaft machen, die zum Unterschied von der Politik jetzt schon global agieren und auf vielfältigste Weise zusammenarbeiten. Wenn wir unsere Lebensqualität, unsere Freiheit und unsere individuellen Entwicklungschancen erhalten wollen, müssen wir die Voraussetzungen dafür globalisieren: faire Regeln für das Zusammenleben der Menschen. Dahin müssen wir die Welt steuern.



      Achtung , es kommt eine Zinssenkung!!!
      Nein, nicht die. Das war schon lange klar. Die, die gegen NULL geht meine ich.



      Deutschland, das neue:

      Geschlossen
      Sozialamt macht für eine Woche zu - der Andrang ist zu groß


      An den Amtstüren künden Aushänge von "der Bewältigung aufgelaufener Mehrarbeiten". Darunter, fett gedruckt das Datum, 14. bis 22. November. Erst dann folgt für die Hilfe suchende Klientel das entscheidende Wort: "geschlossen!". So liest sich die Botschaft, mit der jetzt eines der größten deutschen Sozialämter vor dem Ansturm der Kundschaft kapituliert. Mitte November schließt das Sozialamt des Berliner Bezirks Neukölln eine Woche lang seine Pforten für den Publikumsverkehr. Keine Stütze mehr, keine Abfertigung mehr wegen chronischer Überlastung. Nur noch ein Notdienst wird da sein.
      Mit dieser bundesweit einmaligen Maßnahme zieht der Bezirk die Notbremse vor dem Aktenberg, den die Mitarbeiter hier vor sich herschieben, während ständig neue Klientel nachrückt. 180 bis 200 Fälle hat jeder Sachbearbeiter zu betreuen. Tendenz steigend. Personalstand sinkend.
      Knapp 40 000 Menschen beziehen im größten Problembezirk der Hauptstadt "Stütze". Gemessen an der Bevölkerungszahl hält Neukölln damit den deutschen Rekord. Fast jeder siebte Einwohner steht auf der "Gehaltsliste" des Sozialamts.
      Angesichts des Andrangs und des steigenden Unmuts der gereizten Kunden griff der Bezirk kürzlich schon einmal zu einem ungewöhnlichen Mittel. Er installierte Überwachungskameras auf den Fluren. Immer häufiger, so klagt der Sozialstadtrat des Bezirks, sei es wegen Überlastung der Mitarbeiter zu "Fehlern und Missverständnissen" gekommen. Und die werden in einem Bezirk wie diesem nicht selten handgreiflich "korrigiert". Nun sollen die Neuköllner Sozialamtsmitarbeiter den Aktenberg abtragen. Angesichts der Lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt ist mit baldiger Wiederauftürmung zu rechnen. Den Ausweg aus dem Teufelskreis verspricht man sich denn auch weniger von der Wirtschaft, als von deren Prüfern. Unternehmensberater sollen in Neukölln die Firma Sozialamt flott machen. vgo


      Supersparminister Hans Eichel reibt sich die vom Geldscheinzählen schmutzigen Hände. Eichel will nach Australien fliegen, um mehr zu erfahren über den vorbildlichen Sparvorschlag der Umweltministerin Sherryl Garbutt. Die forderte am Freitag ihre sauberen Landsleute auf, Wasser zu sparen: "Duscht gemeinsam!" Wer allein lebt, dem empfahl sie, "einen sympathischen Freund zu finden". Einen hat Garbutt bereits: Hans Eichel will mit ihr das Wasser teilen. Seine erste Dusche seit Jahren!
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:23:20
      Beitrag Nr. 306 ()
      Warum "gegen NULL"? Eine blitzsaubere Erklärung am Beispiel Deutschland.


      Sparen in der Not, Unternehmen tot
      Von Heiner Flassbeck

      Der moderne Wirtschaftspolitiker kann einfach alles. Ihm geht sogar die Quadratur des Kreises leicht von der Hand. Denn nichts anderes ist das Vorhaben, in der wirtschaftlichen Flaute zu sparen und gleichzeitig etwas für Wachstum und Beschäftigung zu tun
      Die Programmatik der neuen Regierung klingt gut. Die solide Finanzpolitik im Interesse zukünftiger Generationen soll erhalten bleiben, nur die Prioritäten bei den staatlichen Ausgaben werden so gesetzt, dass der Staat auch bei geringeren Ausgaben oder höheren Steuern Wachstum und Beschäftigung fördert. Nur wie das gehen soll, hat noch keiner gezeigt.
      Eine Flaute oder Wachstumsschwäche, wie sie derzeit Deutschland kennzeichnet, bedeutet, dass zu wenige Menschen investieren und zu viele Menschen sparen. Gleiches gilt für die Unternehmen. In guten Zeiten gehen sie freudig zur Bank oder zum Kapitalmarkt, um Kredit aufzunehmen und zu investieren. Jetzt aber sind sie vorsichtig geworden. Es wird noch gespart, doch es wird nicht mehr genug investiert. Die privaten Haushalte sparen zwar weiter zehn Prozent ihres Einkommens. Ein Teil dieser Ersparnisse aber bleibt bei der Bank liegen, weil die Bank niemanden findet, der sich verschulden will.
      Weil das so ist, sinken die Gewinne der Unternehmen. Jeden Monat zahlen die Unternehmen insgesamt 100 Prozent des Einkommens der privaten Haushalte als Löhne und Gehälter aus, jeden Monat kommen zu den Unternehmen aber nur 90 Prozent zurück, weil ja zehn Prozent gespart werden. Nimmt niemand die verloren gegangenen zehn Prozent bei der Bank als Kredit auf und gibt sie für Investitionsgüterkäufe bei den Unternehmen wieder aus, machen die Unternehmen jeden Monat Verluste in Höhe dieser zehn Prozent.

      Kostensenken hilft nicht
      Das kann offenbar nicht lange gut gehen. Viele Unternehmen müssen reagieren, indem sie Leute entlassen und Kosten senken. Ärgerlich ist nur, dass sich dabei die Situation der Unternehmen insgesamt nicht verbessern kann. Denn die entlassenen Arbeitskräfte fragen nun gar keine Güter mehr bei Unternehmen nach, was die Entlastung aus der Kostensenkung wieder auffrisst. Kostensenkung im Übrigen aber heißt, die Erträge eines anderen Unternehmens zu vermindern, das dann wiederum die Kosten senken muss - ein Teufelskreis.
      Entlastung bei dieser Sisyphos-Arbeit der Unternehmen kann der Staat schaffen, wenn er den entlassenen Arbeitskräften einen Lohnersatz zahlt, sodass sie wenigstens einen Teil ihrer Nachfrage aufrechterhalten können. Aber auch das gelingt nur, wenn der Staat seine Mehrausgaben für Arbeitslosigkeit nicht an anderer Stelle wieder einspart, etwa indem er seine Aufträge bei den Unternehmen im Straßenbau oder die Sozialausgaben zurückfährt. Denn diese Ausgaben kommen den Unternehmen in Form von Nachfrage der Begünstigten zugute.

      Niemand will geborgtes Geld
      Insgesamt gesehen werden die Unternehmen entlastet, wenn der Staat einen Teil der Ersparnisse der privaten Haushalte bei den Banken oder am Kapitalmarkt aufnimmt, sich also verschuldet, und mit dem aufgenommenen Geld bei den Unternehmen Güter kauft. Das vermindert die Verschuldung der Unternehmen und damit die Gefahr, Pleite zu gehen, und erhöht dauerhaft deren Investitionsfähigkeit. Baut der Staat dagegen seine Schulden ab, sinkt unmittelbar seine Hilfe für die Unternehmen.
      Sparen die Privaten und der Staat, können die Unternehmen nur darauf hoffen, dass das Ausland unsolide ist und sich verschuldet. Ist das Ausland schon hoch verschuldet, so wie die Vereinigten Staaten heute, dann kann eine gewisse Entlastung nur noch von der Geldpolitik kommen, indem diese die Zinsen für die hohen Schulden der Unternehmen deutlich senkt.
      Derzeit machen die Unternehmen in ihrer Mehrzahl schon Verluste und entlassen Mitarbeiter. Die Einnahmen des Staates sinken und seine Ausgaben steigen. Bleibt der Staat solide, um kommende Generationen nicht zu belasten, und verhindert also eine höhere staatliche Verschuldung, indem er die Steuern erhöht oder seine Ausgaben senkt, steigen in jedem Fall die Verluste der Unternehmen weiter. Der solide Staat verhindert auf diese Weise, dass die Kostensenkungsbemühungen der Unternehmen erfolgreich sind. Er zwingt den Unternehmen sozusagen auf, ihre Verluste für immer zu tragen.
      Und die zukünftigen Generationen? ***(Fragezeichen)*** Die haben, wenn von Seiten der Geldpolitik nichts geschieht, leider immer nur die Wahl zwischen einem soliden Staat oder soliden Unternehmen. Und die Unternehmen selbst? Die haben sich Verbände gegeben, die hohe Zinsen und den Abbau der Staatsverschuldung fordern und sich damit selbst das Wasser abgraben, das sie zum Überleben brauchen. Und die Steuern? Die sind immer zu hoch. Steuern für die Unternehmen zu senken macht aber nur Sinn, wenn man auf "Pump" finanziert, weil sonst den Unternehmen nur in die eine Tasche gesteckt wird, was man aus der anderen nimmt. Noch Fragen? Warum hat uns das bisher niemand so gesagt? Weil die Ökonomie über die Jahre alles vergessen hat, was sie einst aus der großen Krise des Jahres 1929 gelernt hatte.

      Heiner Flassbeck ist Senior Economic Advisor bei der UN-Handelsorganisation Unctad.


      ***(Fragezeichen)***

      Vater Staat und Mutter Schmidt
      Renate Schmidt als perfekte Symbiose: Die Ministerin gibt uns fortan das Gefühl, in einer großen, friedlichen Familie zu leben

      Von Stephan Hebel

      Renate Schmidt ist die perfekte Symbiose aus Mutter Beimer und Vater Staat. Die Ministerin gibt uns fortan das Gefühl, in einer großen, friedlichen Familie zu leben. Denn Vater Staat, repräsentiert durch Mutter Schmidt, "kann helfen", genauer: "Wir müssen lernen, was Liebe ist. Da kann der Staat helfen."
      Renate Schmidt, unterbeschäftigt mit Kindergartenplätzen, frauenfreundlichen Betrieben und ähnlichen familienbewussten Aktivitäten, hat der Zeitschrift Bildwoche ein Interview gegeben. "Warum", fragt sie, "klären wir unsere Kinder in der Schule nur sexuell auf (na ja, d. Red.)? Und nicht darüber, was Liebe ist . . .?" Et cetera pp. Eine wahnwitzig schöne Vorstellung, wie Klein Fritzchen von Vater Staat via Lehrerin erfährt, was sein realer Papi, falls vorhanden, ihm partout nicht verraten will: ". . . was Partnerschaft bedeutet, . . . wie man Hausarbeit teilt und was Kinder brauchen". Es wird etwas dauern, bis Fritzchens Vorstellungen vom Teilen der Hausarbeit mit denen von Renate Schmidt übereinstimmen. Aber irgendwann wird der Kleine schon verstehen, dass Vater Staat nicht beim Geschirrspülen "helfen kann" und auch nicht so recht bei Schule und Gedöns, aber dafür durch Einführung des Lehrfachs "Familienkunde". Renate Schmidt im Klartext: Papa Staat macht uns arm, aber glücklich.

      Fazit: Man kann die Reaktion der CSU drollig finden, die DDR-Zustände drohen sieht. Aber Renate Schmidt ist auch nicht ohne. Als "Privatfrau" fordert sie nebenbei ein Wahlrecht von Geburt an. Nach der Familienkundestunde geht Papi für Fritzchen wählen. Das wird ihn trösten.



      Bärengeschichten
      Endlich wieder eine Bärenmeldung. Schon lange warteten wir ungeduldig darauf, dass uns die drolligen Petze wieder mit ihren possenhaften Späßen erfreuen. Nun sind sie zurück, mit den lustigsten Vertretern ihrer Zunft: Um Körpergröße und so einen höheren sozialen Rang vorzutäuschen, machen Pandabären beim Urinieren bisweilen einen Handstand. Das haben Wissenschaftler um Angela White von der Zoological Society of San Diego im chinesischen Wolong-Naturreservat beobachtet. Die Höhe der Duftmarken entscheidet über ihre Bewertung durch andere Pandabären, wie die Zeitschrift Geo in ihrer Novemberausgabe berichtet. Die amerikanischen Forscher brachten Urin und Duftdrüsensekret von männlichen Pandas in verschiedener Höhe an. Sie beobachteten, dass sich vorbeikommende Tiere am meisten für die höchste Marke interessierten. Die weiblichen Pandas witterten einen imponierenden Partner, Männchen einen mächtigen Rivalen, folgerten die Forscher. Ermahnung für die Kinder: Bitte zu Hause keinesfalls nachmachen!



      gewinnnix und seine Kumpel feiern die Börsen-Hausse:



      Gruß malnix
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 09:06:49
      Beitrag Nr. 307 ()
      Zuviel versprochen?

      Washington (dpa) - Die Republikaner haben bei den amerikanischen Kongresswahlen die Kontrolle über den Senat zurück gewonnen. Damit kontrolliert die Partei von Präsident George W. Bush wie bei Amtsantritt vor knapp zwei Jahren wieder beide Häuser des Parlaments.
      Im Repräsentantenhaus legten die Republikaner zudem zu und hatten nach den jüngsten Prognosen der US-Fernsehsender am Mittwochmorgen bereits 226 Sitze sicher, drei mehr als bislang. Die Mehrheit liegt bei 218 Mandaten.
      Die Republikaner gewannen im Bundesstaat Missouri einen bislang von den Demokraten gehaltenen entscheidenden Senatssitz. Jean Carnahan musste sich ihrem republikanischen Herausforderer Jim Talent geschlagen geben. Damit haben die Republikaner mindestens 50 der 100 Stimmen im Senat. Weil bereits ein Unabhängiger im Senat sitzt, der nicht zur Wahl stand, können die Demokraten nur noch auf höchstens 49 Sitze kommen. Deshalb können die Republikaner die Ausschussvorsitzenden stellen. Bei Stimmengleichheit gibt zudem der Senatspräsident, Vize-Präsident Richard Cheney, den Ausschlag.
      Beim Kampf um zwei weitere bislang demokratische Senatssitze in Minnesota und South Dakota lagen ebenfalls Republikaner knapp vorn. Die Demokraten hatten die Mehrheit nach dem Austritt eines Senators aus der Republikanischen Partei erst im Frühjahr 2001 übernommen.
      Auch bei den Gouverneurswahlen in 36 der 50 Bundesstaaten zeichneten sich nicht die vorher gesagten Gewinne für die Demokraten ab. Präsidentenbruder Jeb Bush wurde in Florida überraschend deutlich wiedergewählt. In mehr als einem Dutzend Bundesstaaten wechselte die Macht. Dabei hielten sich demokratische und republikanische Gewinne die Waage.


      Pitt ist zurückgetreten. Ist auch gesünder, als mit einem Flugzeug abzustürzen.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 09:45:32
      Beitrag Nr. 308 ()
      #305

      Heinerle erklärt uns die Welt; ich bin allerdings nicht so
      sicher, ob ich Wert drauf legen würde, dass er, Lafontaines
      früherer Chef-Ökonom, mithilft sie zu lenken ...
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 10:09:23
      Beitrag Nr. 309 ()
      Dein Problem
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 16:16:22
      Beitrag Nr. 310 ()
      George W. Bush siegt auf der ganzen Linie
      Zum ersten Mal seit 1934 gewinnt ein Präsident die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses

      Von Uwe Schmitt

      Washington - Die von George W. Bush geführten Republikaner haben bei den Zwischenwahlen zum Kongress die Kontrolle über den Senat zurückerobert und ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus ausgebaut. Zugleich verschaffte der überraschend klare Sieg dem vor zwei Jahren unter umstrittenen Umständen ins Amt gelangten US-Präsidenten ein überzeugendes Mandat der Wähler, vor allem anderen in seinem "Krieg gegen den Terrorismus". Den Demokraten gelang es nicht, von Amerikas Bilanzskandalen, Börsencrash und Wirtschaftsschwäche zu profitieren; einzig bei Gouverneurswahlen errangen sie einige Achtungserfolge. Nach vorläufigen Schätzungen lag die Wahlbeteiligung, ähnlich wie 1998, um 36 Prozent.
      Zwar stand die endgültige Verteilung der 435 Sitze im US-Repräsentantenhaus am Mittwochmorgen Ostküstenzeit, als vier Rennen noch unentschieden waren und die Republikaner mit 226 zu 204 Mandaten (bei einem Parteilosen) für die Demokraten führten, noch nicht fest. Doch wird sich an dem deutlichen Zugewinn nichts mehr ändern, der den Mehrheitsführer Dennis Hastert bestätigte und den Fraktionsführer der Demokraten Dick Gebhardt seine Position kosten kann. Der Demokrat verteidigte das schlechte Abschneiden mit der "einmaligen Situation nach dem 11. September". Bush habe mit der nationalen Sicherheit und Amerikas Notwehr, "ein Thema, bei dem man keine parteipolitischen Spiele treiben kann", alles überschattet. Gegen das Ansehen eines "Kriegspräsidenten" sei wenig auszurichten. Mit der Niederlage der Demokraten im US-Unterhaus dürften Dick Gebhardts Ambitionen, für die Präsidentschaft zu kandidieren, mindestens für 2004 erledigt sein.
      Ähnlich ernüchternd sieht die Zukunft Tom Daschles aus, dem im Mai 2001 der Parteiaustritt eines Republikaners überraschend die Mehrheitsführung im Senat zuspielte. Auch dem zu Bushs Gegenspieler aufgestiegenen Senator aus South-Dakota, der diesmal nicht zu Wahl stand, wurde der Ehrgeiz nachgesagt, Präsidentschaftskandidat seiner Partei zu werden. Wohl wird die exakte Mehrheit (2-3 Sitze) der Republikaner im Senat bis in den Dezember hinein offen bleiben, wenn eine Stichwahl in Louisiana das letzte Mandat ermittelt. Doch den Schmerz des Verlustes für die Demokraten wird das nicht mildern. Wie Gebhardt verwies Daschle auf die entscheidende Wahlhilfe des Präsidenten, der "Anerkennung" für seinen Einsatz verdiene. Es sei den Demokraten nicht gelungen, ihre Themen, Gesundheitsreform und Erziehung etwa, in den Mittelpunkt zu stellen. Doch begegnete Daschle der Kritik vom linksliberalen Flügel der Demokraten, die Wahlen durch Ängstlichkeit und Anbiederei verloren gegeben zu haben.
      Seit Franklin D. Roosevelt 1934 seinen zweiten New Deal vorstellte, ist es keinem Präsidenten gelungen, zwei Jahre nach seiner ersten Wahl beide Kammern des Parlaments zu gewinnen. Und es gab unter den US-Kommentatoren schon in der Wahlnacht kaum einen Dissens, dass das Prestige Bushs, der in Umfragen auf beispiellose 65 Prozent Beliebtheit kommt, und sein Taktik entscheidend waren, die innenpolitische Debatte mit Außen- und Sicherheitspolitik zu beherrschen. Bush war überall, reiste in 40 Staaten, ein Dutzend Mal alleine nach Florida - mit Erfolg auch für seinen Bruder Jeb Bush, der früher als erwartet in der Wahlnacht als Gouverneur triumphieren konnte.
      Zu den gefallenen Stars der Demokraten zählten: Kathleen Kennedy Townsend, eine Tochter Robert Kennedys, die als Vice-Gouverneurin von Maryland in einem matten Rennen um das Gouverneursamt in Maryland versagte und dem ersten Republikaner seit Spiro Agnew vor 30 Jahren den Vortritt lassen musste. In Minnesota gelang es dem einstigen Vizepräsidenten Jimmy Carters, Senator und Botschafter Walter "Fritz" Mondale (74) nicht, in der einen Woche, die ihm seit seiner Dienstverpflichtung als Erbe des tödlich verunglückten Senator Paul Wellstone blieb, die entscheidenden Punkte zu machen. Sein Gegner, der ehemalige Bürgermeister von St. Paul, Norm Coleman, hatte schon den linksliberalen Wellstone hart bedrängt, er hinterließ in einer TV-Debatte mit Mondale den frischeren Eindruck und siegte. Als besonders schockierend gilt die Niederlage von Senator Max Cleland in Georgia, einem an beiden Armen und einem Bein amputierten Vietnam-Veteranen, der ausgerechnet für seinen Widerstand gegen einen Irak-Krieg büßte.

      Beide Parteien haben Unsummen in den Wahlkampf gepumpt. Im Durchschnitt 30 Millionen Dollar in wichtigen Staaten; der texanische Demokrat und Multimillionär Tony Sanchez soll (vergeblich) 70 Millionen Dollar aufgewandt haben. " target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">Nach Auffassung des Journalisten Bob Woodward ruiniert eine "ekelerregende Mischung aus Umfragehörigkeit und Geld" Amerikas Demokratie.



      Don Quixote, nicht Hamlet
      George W. Bush kidnappt die amerikanische Angst

      Von Arlie Russell Hochschild

      Am Morgen des 11. September schmierten Mütter Schulbrote für ihre Kinder; viel beschäftigte Beamte machten sich Gedanken, dass sie am Anzug einen Knopf verlieren könnten oder ein Bericht zu spät fertig werden würde. Kaum ein Amerikaner dachte an die amerikanischen Militärstützpunkte in Saudi-Arabien, an die Lage der Palästinenser oder die amerikanische Musik, die in der muslimischen Welt aus den Taxis dröhnt. Am Ende des Tages waren, wie wir alle wissen, Menschen aus brennenden Büros hoch oben im World Trade Center gesprungen und eine Viertelmeile tiefer am Boden zerschellt. World Trade Center und Pentagon - die Nervenzentren des globalen Kapitalismus hatten sich schlagartig als schockierend verwundbar erwiesen.
      Plötzlich bekamen die Amerikaner Angst. Sie hatten die existenziellen Schutzschilder verloren, die ihnen bis dahin versichert hatten, dass ihre Welt stabil und ihre Leben sicher seien. Ich kann mich auf morgen verlassen. Vorbei. Wenn Gefahr droht, werden wir es frühzeitig erfahren. Vorbei. Amerika ist zu groß, zu mächtig und durch die Meere zu gut geschützt, als dass hier eine Katastrophe geschehen könnte. Vorbei. Soldaten sterben, Zivilisten nicht. Vorbei. Unsere Politiker werden uns beschützen. Vorbei. Und ein Jahr später sind diese tröstlichen Gewissheiten immer noch nicht wieder intakt.
      Das persönliche Sicherheitsgefühl beruht nicht nur auf Kindheitserlebnissen in einer bestimmten Familie, sondern auch in einem bestimmten Land. Im Mittelalter, bevor der Staat das Gewaltmonopol übernahm, konnte eine Person, die die eigenen vier Wände verließ, einem Verbrecher begegnen, der ihr die Kehle durchschnitt und sie sterben ließ. Kein Polizist hätte den Verbrecher gejagt, kein Gericht ihn angeklagt, kein Krankenwagen wäre zu Hilfe gekommen. In den modernen Demokratien heute ist solch eine willkürliche Gefahr die Ausnahme, nicht die Regel. Doch nach dem 11. September ist ein Gefühl für Gefahr überall. Hübsche blonde Fernsehmoderatorinnen erörtern die Möglichkeit von Pockenepidemien, gefährlichen Keime im Trinkwasser und Flugzeugabstürzen auf Atomkraftwerke.
      Das Gefühl von Verwundbarkeit korrespondiert nicht exakt mit einer politischen Weltsicht oder Sympathie. Einige ausländische Kritiker der amerikanischen Kultur empfinden sehr wohl, dass es, "wenn es dort passieren kann, auch hier passieren kann". Und einige blinde Patrioten in abgelegenen ländlichen Gebieten glauben nicht, dass sie betroffen sein könnten. Viele Leute, die finden, dass Aids-Opfer mehr Sympathie verdienen als die Büroangestellten, die im World Trade Center starben, befürchten gleichwohl, dass sie selbst von terroristischen Angriffen betroffen sein könnten. Sympathie ist eine Sache, Angst eine andere.
      Ohne ihre existenziellen Schutzschilder sind viele Amerikaner in einen kindlichen Zustand zurück gefallen. Obwohl sonst vernünftig, suchen sie Halt bei einem Erwachsenen - oft einer Vaterfigur. Und wie so häufig in der Krise treten Figuren auf den Plan, die die Krisenstimmung bändigen sollen: Die Römer hatten Cäsar, die Alliierten im Zweiten Weltkrieg Roosevelt und Churchill. Und die Amerikaner sind heute mit George W. Bush gesegnet, der nach Meinung seiner Kritiker die provinzielle Ignoranz der texanischen Kleinstadt mit der Vermessenheit eines mächtigen Wirtschaftsbosses verbindet.

      Von Trauer über Wut zum Angriff
      Was soll ich fühlen? In der ersten Woche nach dem 11. September sagte Präsident Bush den Amerikanern, dass es "Zeit sei zu trauern". Eine Woche später, als ob er ein Gebet in der Kirche beendete, sagte er uns, dass es Zeit sei, wieder in den Sattel zu steigen. Eine allzu lange Arbeitsunterbrechung oder Trauer wäre ein Sieg für Osama bin Laden. "Wir müssen", sagte er, "der Welt zeigen, aus welchem Holz die Amerikaner geschnitzt sind". Die Worte von Bush und seinen Repräsentanten gelangten über die Fernsehmoderatoren an die Öffentlichkeit. Laut einer neuen Studie der in Deutschland ansässigen, unparteilichen Media Tenor GmbH können 75 Prozent der Quellen, auf die sich die drei großen Fernsehsender stützen, zur republikanischen Partei zurück verfolgt werden. Der 11. September verstärkte diesen Effekt. Vorher waren die Republikaner für 68 Prozent der parteilichen Quellen der Nachrichten auf ABC, CBS und NBC verantwortlich; nach dem 11. September stieg dieser Anteil auf 87 Prozent.
      Indem er das Fernsehen nutzt, um eine verängstigte Bevölkerung anzusprechen, hat Präsident Bush versucht, das amerikanische Bewusstsein auf ein einziges großes Gefühlsschema einzuschwören: Trauer, Wut, Angriff auf den Irak. Der chilenische Schriftsteller Ariel Dorfman hat das so ausgedrückt: "Eure Panik hat Euch auf eine Reise der Gewalt geführt - eine Rückkehr ist schwierig, und die Männer an den Schalthebeln haben keine Schwierigkeiten damit, Amerika auf den Rest der Welt krachen zu lassen." Ob Bush nun die amerikanische Angst zynisch manipuliert oder auch sich selbst in den Glauben an das, was er sagt, hineingeredet hat, ob er ein Öl-Präsident ist, der einen Öl-Krieg führt, ein Sohn, der seines Vaters Auftrag erfüllt, ob er eine Marionette ist oder ein unabhängiger Akteur: Es bedeutet alles nichts Gutes.
      Vor allem sucht er eine Verbindung zwischen Angst und Angriff herzustellen. Das ist alles Don Quixote - nicht Hamlet. Psychiater würden Bushs Vorschlag, den Irak unverzüglich anzugreifen, um dem Spuk ein für allemal ein Ende zu bereiten, als eine offensichtliche Form des Ausagierens einstufen. Damit kidnappt er die amerikanische Angst. Und in eben diesem Gefühlsregiment besteht jetzt die eigentliche Gefahr. Denn die Lage in der Welt ist äußerst komplex und dieser Aufruf zum Handeln simpel bis zur Bewusstlosigkeit.
      Wenn man die Reden von George W. Bush analysiert, merkt man, dass seine Worte die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf bestimmte verführerisch einfache Annahmen und/oder Verzerrungen einschwören: Die Gefahr geht nicht von einer Gruppe Krimineller aus, die sich an vielen verschiedenen Orten befinden; sie lauert an einem Ort, der von einem Mann beherrscht wird, der einen Vornamen hat: Saddam. Immer wieder wird uns suggeriert, wir wüssten alles, was wir zum Handeln wissen müssen. Die Berichte widersprechen sich; namhafte Experten sind uneins, Tatsachen unklar. Doch all das wird in den Strudel der Trauer-Wut-Angriff-Realität hineingerissen, um Raum zum Handeln zu schaffen. Natürlich werden die Vereinigten Staaten Glück haben und eine 72-Stunden-Operation durchführen können. Das Unglück wird nicht geschehen: verirrte Bomben, die Tausende von Frauen und Kindern in der Innenstadt von Bagdad töten; Bilder, die die Welt schockieren und Millionen Muslime in Aufruhr versetzen.

      Verwundbarkeit und Gefahr
      Bush verschließt die Ohren vor allen Einwänden - außer dem einen: die nächsten Wahlen. Deshalb kommt es jetzt auf die Reaktionen der Amerikaner auf Bush an; sie fallen unter drei Kategorien: Einverständnis, Ablehnung und Widerstand. Die Mehrzahl der Amerikaner, sagen die Umfragen, räumen der Wirtschaftslage höhere Priorität ein als dem Irak-Krieg. Das könnte man vielleicht als eine Form von Ablehnung interpretieren. In den letzten Monaten hat der liberale Widerstand gegen den Krieg und die Doktrin eines Präventivkrieges an Boden gewonnen. Teach-Ins, Kundgebungen und Massendemonstrationen haben stattgefunden. Sogar Jim Winkler, der die Lehren der methodistischen Kirche verbreitet - also der Kirche, die George Bush regelmäßig und öffentlich besucht -, hat erklärt, dass ein Angriff auf den Irak nicht mit den Lehren von Jesus Christus vereinbar sei.
      Eine Umfrage von Anfang September 2002 besagt zwar, dass 58 Prozent der Amerikaner die Entsendung von US-Truppen nach Irak befürworten, um Saddam Hussein aus dem Amt zu jagen. Die meisten Umfragen zeigen aber, dass die Mehrheit der Amerikaner den Irak nicht ohne die Zustimmung der Alliierten und der Vereinten Nationen angreifen will. Um den 20. September herum befürworteten 79 Prozent der Amerikaner eine Invasion, falls die USA die Unterstützung der UN hätten, nur 37 Prozent, wenn das nicht der Fall wäre. Zwischen November 2001 und September 2002 ist der Widerstand gegen eine Invasion von 20 auf 39 Prozent angewachsen.
      Die, die gegen einen Angriff sind, sind in der Regel die schlechter gestellten Mitglieder der Gesellschaft - Frauen, Nicht-Weiße, Rentner, weniger Gebildete, Ärmere, Konfessionslose und Unverheiratete. Frauen haben in den letzten dreißig Jahren in Bezug auf viele soziale Fragen liberaler und stärker gegen den Krieg gestimmt als Männer. 1991 stimmten einer Gallup-Umfrage zufolge 65 Prozent der Männer, aber nur 48 Prozent der Frauen dem folgenden Satz zu: "Die Vereinigten Staaten sollten weiterkämpfen, bis Saddam Hussein entmachtet ist." Der 11. September hat diesen Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert. Mitte September 2002 befürworteten 61 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen die Entsendung von US-Bodentruppen in den Irak, um Saddam Hussein zu entmachten.
      Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass der 11. September den Unterschied zwischen den Geschlechtern nicht wirklich verringert hat: Bloß nehmen Männer und Frauen die damit einhergehenden Gefahren unterschiedlich wahr. Sehr viel mehr Frauen als Männer glauben, dass Saddam Hussein bereits über Atomwaffen verfügt. Sehr viel mehr Frauen als Männer denken, dass ein Krieg sehr schwierig werden würde (78 Prozent Frauen gegenüber 56 Prozent Männern) und lange dauern würde (65 Prozent gegenüber 44 Prozent). Dasselbe Muster wie bei den Frauen gilt für die älteren, ärmeren und weniger gut ausgebildeten amerikanischen Wähler. Je größer die soziale Verwundbarkeit einer Person zu sein scheint, desto größere Gefahren verbindet sie also mit einem Krieg.
      In Anbetracht der nächsten Wahlen zeigt sich so vielleicht ein Hoffnungsschimmer. Es könnte sein, dass Bushs Regierung die Saat ihrer eigenen Zerstörung sät. Seine Wirtschaftspolitik wird weit mehr Leute treffen als unterstützen, so dass eben jene soziale Verwundbarkeit entsteht, die die Wähler Bushs Kidnapping der amerikanischen Angst anzweifeln und bekämpfen lassen könnte. Wenn die Internet-Offensive der Opposition die Kunst der Bushschen Medienberater übertrumpft, könnte der Regimewechsel auf lange Sicht vielleicht stattfinden.

      Arlie Russell Hochschild ist Soziologin und Direktorin des Centers for Working Families an der Universität Berkeley. Auf Deutsch erschienen ihre Bücher "Das gekaufte Herz" (Campus Verlag) und "Keine Zeit" (Verlag Leske + Budrich). - Aus dem Amerikanischen von Christine Pries.



      "Bush will alle ausrotten"
      US-Schriftsteller Kurt Vonnegut über den Irrsinn des US-Präsidenten, Krieg als Volks-Unterhaltung und irritierte Marsmenschen

      80 Jahre alt wird er am 11. November, was man ihm wahrlich ansieht. Zerfurcht das Gesicht, zerzaust die Haare, zerzaust auch der Strickpullover: So sitzt Kurt Vonnegut im Atelier gegenüber seiner New Yorker Wohnung. Ein wenig kokettiert er mit der Rolle des Alten, der den Jungen nichts mehr zu sagen hat. Aber wenn man ihn schon mal fragt, gibt er Antwort, nuschelnd zwar, aber ausgiebig. Und er lacht viel - am liebsten über seine eigenen Witze. Um ihn herum hängen Fotos, die seine Frau von ihm gemacht hat - Stationen seines Lebens, Phasen eines Verlebens. Berühmt wurde Vonnegut 1969 mit seinem Bestseller Schlachthof 5. Seither gilt er als prominentester Exponent einer Science Fiction und Zeitgeschichte verbindenden Literatur in den USA. Seine Satire Galapagos, in der sich die Menschen nach einer Virusepidemie in robbenähnliche Wesen verwandeln, gilt als Klassiker, der Roman Breakfast of Champions wurde 1999 von Alan Rudolph verfilmt, mit Bruce Willis und Nick Nolte in den Hauptrollen; zuletzt erschien Suche Traum, biete mich (Hanser Verlag, München 2001), eine Sammlung illustrer Kurzgeschichten, die er um das Jahr 1950 für diverse Zeitungen und Magazine verfasste. Vonnegut, als Sohn eines deutschstämmigen Architekten und einer Bierbrauerstochter in Indianapolis geboren, erlebte die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 als Kriegsgefangener in einem Schlachthaus. Nach dem Krieg verdingte er sich unter anderem als Polizeireporter und PR-Mann, seit 1950 als freier Schriftsteller. Er unterrichtete Literatur und Creative Writing an den Universitäten von Iowa, Harvard und New York City. Seit Jahren lebt der Schriftsteller zurückgezogen mit seiner zweiten Frau an der Upper East Side Manhattans. Dann das: 11. September, Krieg, George W. Bush. Kurt Vonnegut, einst lautstarker Kritiker amerikanischen Großmachtgehabes, mischt sich wieder ein. Das Interview führte Jochen Förster.


      Glückwunsch zum Jubiläum, Mr. Vonnegut. Wie geht es Ihnen?

      Ganz okay. Ich verdiene es nicht zu leben, aber ich tue es. Ich habe nie erwartet, meine Generation zu Grabe zu tragen, aber so ist es: Die meisten meiner Freunde sind tot. Das ist der Nachteil am Altsein. Außerdem kann ich nicht mehr vernünftig einparken. Das nervt.

      In jüngster Zeit wirken Sie sehr aktiv, vor allem im Engagement gegen George W. Bushs "War on Terror". Warum auf einmal?

      Ich bin nicht gegen Anti-Terror-Maßnahmen. Ich bin gegen den Irak-Krieg und gegen die Mentalität, die dahinter steht. George W. Bush steht für eine Politik, die Entertainment in den Vordergrund stellt. Frieden dagegen ist ziemlich langweilig.

      Bush führt Krieg gegen Saddam, um sein Volk zu unterhalten?

      Aber ja, das ist sein Job. Aufmerksamkeit zu erzeugen, um jeden Preis Tatkraft zu demonstrieren. Das Fernsehen ist da sehr kooperativ. Natürlich gab es in und um die Twin Towers viele Tragödien, ich will das Leiden nicht schmälern und schon gar nicht die Barbarei der Terroristen entschuldigen. Seltsam ist aber, wie es den Menschen fern von New York ergeht. Unsere Nation ist ein einziger Mitesser. Wir erholen uns seit mehr als einem Jahr von dem, was wir im Fernsehen gesehen haben. Sogar die Menschen in San Diego erholen sich. Wovon? Ich vermute, die meisten erholen sich vom Entertainment.

      Sie haben den 11. September 2001 in New York erlebt. Haben Sie kein Verständnis für die Wut, die viele Amerikaner zur Unterstützung des Kriegs gegen den Terror treibt?

      Natürlich sind die Leute erschrocken, zornig, aufgebracht und so weiter, aber das rechtfertigt noch nichts. Bei Bush und seinen Anhängern haben wir es dagegen mit fortgeschrittenen Fällen geistigen Irrsinns zu tun. Diese Leute sind komplett verrückt geworden.

      Lassen Sie uns über New York reden. Sie selbst leben hier seit mehr als 30 Jahren. Wie hat sich die Stadt seit den Anschlägen verändert?

      Ich habe New York noch nie so am Boden erlebt. Wir haben erfahren, wie zerbrechlich unsere Wirtschaftsordnung ist, mit dem Aktienmarkt als ihrem Kern. Alle unsere High Tech-Wunder, unser moderner Geheimdienst, unsere Biowaffen, unsere Weltraumabwehr und der ganze Quatsch haben sich als unnütz erwiesen. Wir sind aus einem Traum erwacht. Bedauerlich, dass sich der Ärger über die geschlossene Börse als am dauerhaftesten erwies.

      Die Angst vor Anschlägen ist auch dauerhaft - zuletzt durch die Mord-Serie des "Sniper" rund um Washington. Auf einmal waren auch die Leute auf dem Land, in den Kleinstädten bedroht. Busfahrer. Kinder. Jeder.

      Das war schon immer so. In Amerika hat so ziemlich jeder Waffen. Wissen Sie, dies hier ist ein großes Land, es gibt hier Menschen so ziemlich jeder Rasse oder Nationalität. Ich bin auch Amerikaner, aber ich fühle mich nicht bedroht. Worum es geht, sind nicht die schrecklichen Morde, sondern die Antworten, die unsere Politiker darauf geben. Der Beitrag Amerikas zum Weltfrieden wird dabei zu hoch eingeschätzt: Wir haben das Maschinengewehr erfunden, die Atombombe und die Wasserstoffbombe. Und wir sind bis heute die einzige Nation, die verrückt genug war, eine Atombombe über einer Stadt voller Zivilisten abzuwerfen.

      Sie gehören zu denen, die den 11. September scheinbar vorhergesehen haben. In Ihrem 1990 erschienen Buch Hokus Pokus beschrieben Sie den Zusammenbruch der Weltordnung im Jahr 2001. In Ihrem jüngsten Roman Zeitbeben, 1997 veröffentlicht, erlebt New York eine fundamentale Krise - ebenfalls 2001.

      Ich stelle immer wieder fest, dass die Zeitläufe beständiger sind, als wir denken. Es gibt ständig Ballungspunkte auf der Zeitachse der Welt, nur eben in immer kürzeren Abständen. Neue Technologien können heute von jedem, auch von den verblendetsten Hirnen benutzt werden. Katastrophen sind damit programmiert.

      Nehmen wir die üblichen Verdächtigen wie Susan Sontag, Noam Chomsky oder Gore Vidal einmal aus, haben Amerikas Intellektuelle nach dem 11. September zumeist geschwiegen oder sich - bislang eher unüblich - auf die Seite der Republikaner geschlagen. Warum?

      Weil wir nicht länger daran glauben, dass wir irgendwohin gelangen. Wir sind ganz offenbar dabei, unseren Planeten zu töten. Wir sind scheußlich, aber es ist uns egal, wir haben ja das Fernsehen, das uns netterweise sagt, was wir als Nächstes zu tun haben. Und Kritik an der Regierungspolitik hat es in den nationalen Sendern zuletzt nie gegeben, stattdessen wurden wir Zeugen einer geistigen Einheitsfront, die in der Geschichte unseres Landes einmalig ist. Die Technologie macht es möglich, dass die Amerikaner heute die Nachrichten aus einem Medium beziehen, das mental gleichgeschaltet ist.

      Was ist mit den Demokraten in den großen Sendern?

      Unter Entscheidern und Werbeträgern gibt es davon nicht viele.

      Machte das einen Unterschied?

      Nein. Es ist längst nicht mehr nötig, unliebsame Journalisten aus dem Verkehr zu ziehen - sie werden einfach ausgelagert. Es gibt sie ja, meist in unabhängigen Zeitungen wie The Nation, nur die liest kaum jemand. Die Zeitungen haben gegenüber dem Fernsehen in Amerika mittlerweile einen verschwindend geringen Einfluss. Der Kuwait-Krieg und die Operation Desert Storm haben da große Vorarbeit geleistet. Wir sind heute die letzte industrialisierte Nation mit Todesstrafe, eben weil sie unheimlich unterhaltsam ist.

      Sie selbst haben in den vergangenen Jahren den Mund gehalten.

      Mich hat niemand gefragt, schon seit Jahren nicht. Ich finde das in Ordnung so. Die Leute waren so stolz und froh, da wollte ich nicht stören.

      Nun aber doch. Vor wenigen Wochen lancierten Sie unter dem Titel "Not In Our Name", kurz Nion, einen Aufruf gegen Bushs Politik - mit Susan Sarandon, Laurie Anderson, Brian Eno, Oliver Stone, Terry Gilliam und vielen anderen Prominenten.

      Wir wollten zeigen, dass nicht jeder in Amerika die Erstschlag-Politik unserer Regierung akzeptiert.

      Sind Sie gegen den Irak-Krieg, weil er keinen Erfolg verspricht, oder verdammen Sie ihn moralisch?

      Wir müssen sehr wohl zurückschlagen und alles Nötige tun, uns zu verteidigen. Aber nicht so. Das Motiv für diesen Krieg - der Irak stehe hinter dem internationalen Terrorismus - ist ein Märchen.

      Was schlagen Sie vor?

      Wir müssen unsere Spionage verbessern. Die arbeitet schlecht. Also macht Bush Krieg, weil er nicht weiß, was das bedeutet. George W. Bush ist ein mittelmäßiger Geist, ein Millionär, der Cowboy spielt. Er sucht Rache und hält etwa die Taliban-Kämpfer für Untermenschen. Krieg aber bedeutet, dass Leute zurückschlagen, das habe ich als Soldat im Zweiten Weltkrieg erlebt, das wissen wir aus Vietnam. The Nation titelte neulich mit der Frage: "Macht dieser Krieg Sie sicherer?" Das bringt es auf den Punkt.

      Hielten Sie einen Krieg gegen Irak für gerechtfertigt, wenn erwiesen wäre, dass der Irak Atomwaffen besitzt?

      Nein.

      Warum?

      Weil er sie einsetzen würde. Noch mal: Die Bedrohung durch Saddam ist ein Märchen, das uns Bush erzählt. Vom Geschichtenerzählen verstehe ich was.

      Ist die unter Linken sehr populäre Idee, beim Irak-Konflikt gehe es in Wahrheit nur um Öl, nicht auch so ein Märchen?

      Zu sagen, es geht nur um Öl, ist vereinfachend. Es geht auch darum. Vor allem aber um die Popularität des Präsidenten mit den Mitteln der Unterhaltung.

      Eine weitere Kritik von Nion richtet sich gegen die schleichende Erosion der Bürgerrechte in den USA. Sie vergleichen die Situation bereits mit Senator McCarthys Hexenjagd Anfang der 50er Jahre. Das klingt abstrus.

      Keineswegs. In den Verfassungszusätzen der USA steht geschrieben, dass Sie nicht einfach jemanden einsperren dürfen - ohne ihm zu erzählen, warum. Die Regierung aber ergreift die Gunst der Stunde und rechtfertigt willkürliche Festnahmen mit der Terror-Gefahr, die über uns schwebt. McCarthy hat es ähnlich gemacht, nur damals hieß die Gefahr Kommunismus. Es ist für Menschen, die in Amerika leben, heutzutage nicht lustig, wie Araber auszusehen.

      Ist die Kultur der Rache auf dem Vormarsch?

      Die bei weitem am leichtesten zu schreibende Geschichte - eine, die immer gefällt - handelt von einem Typen, der außer sich ist, weil irgendein Hurensohn seinem Bruder in den Rücken geschossen hat. Wie endet die Geschichte? Er kriegt den Saukerl für einen Silberdollar im Saloon und knallt ihn ab. Das ist die Normalität. Die beiden radikalsten Gedanken, die den Menschen eingefallen sind, lauten demgegenüber e = mc2, also Energie gleich Materie, und "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Doch was für ein Mann wärst du, Amerikaner oder nicht, wenn jemand dich zu Tode beleidigte und du nicht im Quadrat springen würdest. Man erwartet es von dir. Es ist zum Verrücktwerden. Ariel Scharon bezieht sich in letzter Zeit gern auf den Kodex des Hammurapi - dabei war dieser humanistisch gemeint. Hammurapi, König der Babylonier, prägte vor mehr als 3000 Jahren den Satz "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Was er meinte, war genau das, so viel und nicht mehr. Töte nicht die Familie des anderen, brenne sein Haus nicht nieder. Aber Rache ist rasch, und George Bush, schlichter Geist der er ist, wird uns alle rächen. Schließlich ist er im Showgeschäft.

      Zurzeit ist er der populärste Präsident seit John F. Kennedy. Was hätte er tun sollen - nichts?

      Doch, aber er hätte Hammurapi ernst nehmen sollen. Ich halte eine harte, auch militärische Antwort auf die Anschläge nach wie vor für richtig und unausweichlich - aber mit Augenmaß. Stattdessen spielt sich unser Präsident nun zum Rächer aller Gerechten auf und jagt sie nun alle. Er wird den Irak angreifen. Er will sie alle ausrotten.

      In Ihrem Roman Breakfast of Champions heißt es, die US-Hegemonie in der Welt gründe vor allem darauf, Dinge aus Flugzeugen zu schmeißen.

      Außenpolitik gründet zu einem Gutteil aus der Existenz von Kamikaze-Menschen. Ich habe Ende der 40er Jahre ein Kriegs-Computerspiel erfunden, das hieß "Get the Kaiser" und spielte im Ersten Weltkrieg. Vielleicht sollte ich demnächst ein "Get Bin Laden"-Spiel entwerfen.

      Sie haben einmal geschrieben, Ihr Land kenne nur zwei Schimpfworte: Fuck und Kommunismus. Kommt der Islam nun hinzu?

      Wie Sie vielleicht bemerkt haben, kann ich mein Land nicht besonders gut leiden, doch von einer Ächtung des Islam kann keine Rede sein. Wir sind eine tolerante Nation, aber eben vergesslich und ein bisschen einfach gestrickt. Wir vergessen zum Beispiel immer mehr, wie viel unser Sozialstaat heute dem Sozialismus verdankt, in Europa mehr noch als bei uns. Als der Zweite Weltkrieg vorbei war und die Nazis besiegt waren, sagten die Deutschen zu uns: "Nun müsst ihr den Sozialismus bekämpfen." Wir sagten: "Nein, wir werden ein wenig werden wie sie, sie ein wenig wie wir." Und genau so kam es.

      Derzeit ist Deutschland unter den westlichen Nationen die einzige, die sich strikt gegen einen Irak-Krieg stellt.

      Weil die Deutschen wissen, was Krieg ist, dass man ihn verlieren kann. Wie ein Schachspiel - mit schrecklicheren Folgen.

      In deutschen Medien war von einer Ächtung Deutschlands durch die Amerikaner die Rede.

      Das ist Quatsch. Es gab ein paar Verstimmungen auf Regierungsebene, aber meinem Eindruck nach ist der Respekt vor der deutschen Entscheidung in der Öffentlichkeit relativ hoch. Niemand hasst die Deutschen dafür.

      Sie selbst haben deutsche Vorfahren.

      Mein Urgroßvater Clemens Vonnegut kam aus Deutschland nach Indianapolis. Leider ist mein Deutsch mies. Vor Jahren habe ich Dresden wieder besucht, und es hat mich unangenehm berührt: die vielen geschlossenen Fabriken, die Depression, die Luxusgeschäfte, die Skinheads. Wir werden uns wahrscheinlich nie von zwei Weltkriegen erholen.

      Was fehlt dem Westen aus Ihrer Sicht - etwa Ideologien?

      Nun ja, ein bisschen schon. Als ich mit dem Schreiben begann, war viel Hoffnung auf der Welt, man glaubte an ein Ende aller Kriege und die heilsame Wirkung des Zusammenwachsens der Welt. Heute ist die Zukunft der Menschheit eindeutig begrenzt. Die Menschen haben sich damit abgefunden, sie scheren sich längst um andere Dinge. Das ist ein bisschen peinlich, aber wahr.

      Immerhin haben Sie Ihrem Volk drei große Leidenschaften bescheinigt: für Waffen, Aktien und Abzeichen.

      Ja, und neuerdings für Krieg im Fernsehen. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber neulich hielt sich ein Anthropologen-Team vom Mars zu Studienzwecken in den USA auf. Letzte Woche sind sie nach Hause geflogen, weil ihnen die Welt zu heiß wurde. Vor dem Abflug sagte ein Sprecher: "Da sind zwei Dinge in den USA, die wir Marsianer nie kapieren werden. Erstens: Was ist dran an diesen Blow Jobs? Und zweitens: Warum schauen Sie anderen so gern beim Sterben zu?"

      Ihren Ruhm verdanken Sie der Verbindung vom zeithistorischem Erzählen und Science Fiction zu einer ironischen, höchst fantasievollen Sozialkritik.

      So bin ich nun mal. Ich schreibe nicht so, weil ich diesen Stil für besonders zeitgemäß halte, aber ich habe eine Zeit ausprobiert, um ihn zu finden. Das Problem für einen Schriftsteller ist doch heute: All die alten Bücher gibt es noch immer. Es sind so viele, so gute, es werden immer mehr, in vielen Bereichen kann man es nicht besser machen. Wenn mich junge Leute heute fragen: "Was soll ich lesen?", antworte ich meistens: "Probier`s mit Candide von Voltaire.

      Rückblickend können Sie sich rühmen, das Wort Motherfucker in der Literatur eingeführt zu haben.

      Schlachthof 5 wurde daraufhin in einigen Dörfern verbrannt. Neulich habe ich gehört, seit es das Wort gebe, sei die Anzahl der Jungs, die von Sex mit ihren Müttern träumen, sprunghaft gestiegen.

      Was halten Sie für Ihr bestes Buch?

      Das Flaggschiff meiner kleinen Flotte ist vermutlich Cat`s cradle, es bedeutet viel für viele Menschen. Religion spielt darin eine große Rolle. Humanismus, die Genese des Freidenkertums in der amerikanischen Geschichte. Ich bin seit langem Ehrenvorsitzender des amerikanischen Humanistenverbandes.

      Sind Sie noch immer Sozialist?

      Ja natürlich, ich glaube an ökonomische Gerechtigkeit. Für mich ist dieser Glaube keinesfalls diskreditiert.

      Woher nehmen Sie den?

      Aus Momenten des Glücks. Vor Jahren nahm mich mein finnischer Verleger einmal mit auf eine Jagdhütte nördlich des Polarkreises. Auf den Sträuchern um die Hütte herum wuchsen Blaubeeren, die haben wir gegessen. Niemand außer uns war da, die Luft war klar, frischer Schnee war gefallen. Es war magisch, so schön, wie das Leben manchmal nur sein kann.

      Wird man mit dem Alter pessimistischer?

      Nein. Schon meine Vorfahren waren Skeptiker. Ich bin nur mehr enttäuscht. Das Leben tut manchmal ziemlich weh. Schauen Sie auf die 37000 Obdachlosen in New York. Oder auf die vielen Schriftsteller, die besser waren als ich und doch scheiterten.

      Schreiben Sie immer noch?

      Ich schreibe täglich, aber nicht besonders gut. Ich konkurriere mit mir selbst und komme nicht mehr gegen mich an. Aber das ist normal. Wenn Autoren älter werden, lässt ihre Schaffenskraft nach - Hemingway schrieb zum Schluss ziemlichen Mist. Sehen Sie, ich war über 50 Jahre lang Autor, jetzt denke ich: Bitte, ich habe getan, was ich tun konnte, kann ich jetzt nach Hause gehen? Ich will zurück ins Holz von Indiana, wo ich einst herkam. Ich bin in diesem Land längst verjährt. Und ich bin müde.

      Wie stellen Sie sich den Tod vor?

      Man schläft einfach ein. Keine schlechte Vorstellung, ich schlafe gern. Schlafen ist wunderbar. Leben dagegen ist ziemlich ungemütlich.
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 23:39:46
      Beitrag Nr. 311 ()
      Die überaus bemerkenswerten wirtschaftlichen Erfolge die die Hinterbushler mit ihrer ausgeklügelten Spezialpolitik heute und zukünftig erzielen, dürfen sie sich dafür auch voll und ganz auf ihre Fahnen schreiben. Es gibt keinen Prügelknaben mehr!



      Wirtschaft à la Bush: Steuern runter, Verteidigungsausgaben rauf
      In der Industrie herrscht Erleichterung über den Wahlausgang. Ökonomen erwarten nun eine radikale Steuerreform.


      tor/pbs NEW YORK. Mit dem Wahlsieg der Republikaner im US-Kongress erhält Präsident George W. Bush in der Wirtschaftspolitik eine zweite Chance. „Jetzt ist eindeutig klar, wer das Heft in der Hand hat. Damit steigt aber auch die Verantwortung für Bush, der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen“, sagt Jan Hatzius, Ökonom bei der Investmentbank Goldman Sachs in New York. Hatzius und die meisten anderen US-Ökonomen erwarten, dass der Präsident zügig neue Steuersenkungen auf den Weg bringen wird, um die schwächelnde US-Konjunktur zu unterstützen.
      Bush hatte bereits vor den Wahlen darum gekämpft, seine bisher auf zehn Jahre verteilten Steuersenkungen in Höhe von 1 350 Mrd. Dollar dauerhaft festzuschreiben. Er war damit aber an der demokratischen Mehrheit im Senat gescheitert. Nach der Rückeroberung der zweiten Kammer sind seine Chancen jetzt deutlich gestiegen. Ein fiskalpolitischer Schub könnte der amerikanischen Notenbank die Arbeit erleichtern. „Der Druck auf Zinssenkungen durch die Federal Reserve wird etwas nachlassen“, erwartet Adam Posen vom Institute for International Economics (IIE) in Washington.
      Ganz oben auf der Streichliste steht bei Bush die Erbschaftsteuer, die er am liebsten ganz beerdigen würde. „Ich halte das allerdings nicht gerade für eine große Konjunkturförderung“, sagt Ökonom Hatzius. Der gestärkte US-Präsident hat darüber hinaus die Möglichkeit, Teile seines vor einem Jahr verabschiedeten Steuerpaketes vorzuziehen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Steuererleichterungen für die gehobenen Einkommensklassen.
      IIE-Ökonom Posen erwartet nach dem Wahlsieg der Republikaner „eine radikale Steuerreform auf der Angebotsseite“. Diskutiert wird darüber, die Doppelbesteuerung von Dividenden zu beseitigen und den vom Börsencrash gebeutelten Investoren mit Steuererleichterungen zur Hilfe zu eilen. Diese Strukturreformen wirkten sich aber nicht unmittelbar auf das Wachstumstempo der Wirtschaft aus, sagt David Milleker, Ökonom bei der Dresdner Bank.
      Bei den Staatsausgaben rechnen die meisten Beobachter mit einem weiteren Anstieg der Verteidigungsmittel. Bush will den Etat des Pentagons bis zum Jahr 2007 schrittweise um 30 Prozent steigern. Zudem hat er die Ausgaben für die innere Sicherheit deutlich erhöht. Unterm Strich hat das dazu geführt, dass der US-Haushalt innerhalb eines Jahres mit 159 Mrd. $ zum ersten Mal seit 1997 wieder in die roten Zahlen gerutscht ist. „Das steigende Defizit ist sicher nicht ideal, jedoch kein Anlass zur Sorge“, meint der Wirtschaftsexperte Hatzius. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt beträgt die Defizitquote nur ein Prozent.
      Die Finanzmärkte betrachten die Haushaltslage dennoch mit Sorge: Die Preise für amerikanische Staatspapiere sind gestern auch aus Furcht vor steigenden Haushaltsdefiziten gesunken. „Ich rechne auf mittlere Sicht mit einem Anstieg der langfristigen Zinsen“, warnt auch Ökonom Posen. Kräftig angezogen haben dagegen die Aktien von Rüstungs- und Pharmakonzernen in den USA. Während sich die Waffenschmieden neue Großaufträge aus Washington erhoffen, herrscht bei den Pharmariesen erst einmal Erleichterung. Fürchteten sie doch bei einem Sieg der Demokraten eine stärkere Kontrolle der Arzneimittelpreise. Entsprechend groß war ihre Wahlunterstützung für die Republikaner. So hat der Branchenverband der Pharmaindustrie die republikanischen Kandidaten mit mehr als 13 Mill. Dollar finanziell unterstützt.
      Auch die Tabakindustrie hat nach Angaben des Center for Responsible Politics rund 80 Prozent ihrer Wahlhilfen an die Partei von Präsident Bush verteilt. Der Grund: Sie fürchteten, die Demokraten würden den Tabakmarkt stärker regulieren als die Republikaner.



      Wenn dein Nachbar so viel Macht hat, kann das nicht gut sein
      George W. Bush kaufte eine Ranch im texanischen Städtchen Crawford, um seine Ruhe zu haben. Für seine Nachbarn veränderte es die Welt

      Von Steffi Kammerer

      Es geht schon auf der Landstraße los, viele Kilometer vor dem Ort. Blauweißrot vor jedem Haus, ein Bauer hat gleich sein ganzes Weizenfeld beflaggt. Die Stromfirma wirbt: "Wir sind glücklich, die Elektrizität für den Präsidenten und die First Lady zu liefern." Ein paar Kakteen weiter ein Schild mit dem Foto des strahlenden Präsidenten: "Welcome to Crawford. Home of President George W. Bush." Dann ist da noch ein Schild, das den Gottesdienst der Baptisten ankündigt und eines, auf dem steht, dass 705 Menschen hier leben.
      Dann ist man im Zentrum.
      Downtown Crawford, das ist eine Kreuzung mit einer Ampel. Daneben gibt es eine Tankstelle, zu der die "Coffeestation" gehört, das einzige Restaurant im Ort. Freitags gibt es Fisch, all you can eat für 4.99 Dollar. Aber nur bis acht. Dann gehen die Leute zum Highschool-Football. Wenn die "Crawford Pirates" auswärts spielen, bleiben alle zu Hause und sehen fern. Eine Bar gibt es nicht. Alkohol ist in der Gemeinde seit 100 Jahren verboten.
      Crawford liegt an der alten Eisenbahnlinie nach Santa Fe. Vor dem Krieg gab es 35 Läden, ein Kino, ein Hotel. Als sich Landwirtschaft immer weniger lohnte, schloss ein Geschäft nach dem andern, Leute zogen fort. 1992 machte der letzte Lebensmittelladen zu. Dann passierte nicht mehr viel.
      Bis vor drei Jahren der damalige Gouverneur von Texas herzog. Er wollte Präsident werden und dafür brauchte der Millionärssohn eine Ranch und einen durchschnittlichen Ort: Crawford. Die Zeitungen druckten Fotos von George W. Bush beim Holzhacken und seine neuen Nachbarn freuten sich. Wenn er zu Besuch kam, warteten sie an der Kreuzung und winkten.
      Nachdem Bush gewählt war, fiel ihnen auf, dass die Fassaden dreckig waren und überhaupt kam ihnen ihr Städtchen plötzlich schäbig vor. Sie gründeten ein "Verschönerungskomitee" und eine Handelskammer, auf das Getreidesilo schrieben sie in 20 Meter Höhe "Bush-Country". Die ersten Journalisten kamen, Touristen, dann Tony Blair, Wladimir Putin, Kronprinz Abdullah. Kürzlich reiste Jiang Zemin an, der chinesische Präsident.
      Lebensmittel kann man im Ort noch immer nicht kaufen. Aber Edelnippes. Ein halbes Dutzend Souvenirläden gibt es. Der letzte eröffnete an Ostern. Ins Gästebuch schrieben Menschen aus Schanghai, Seattle und San Francisco. Im Mai hielt der Tourbus der Taiwanesischen Oper. In den Regalen gibt es den Präsidenten und seine Familie hundertfach, auf Handtüchern, Tellern und Pullovern. Der Mann hinterm Tresen sagt, er sei stolz auf Crawford. "Man kennt uns jetzt in der Welt." Für die Schüler sei es fantastisch. "Es gibt ihnen Selbstbewusstsein fürs Leben. Und Geschichte bekommen sie auch mit." Als Tony Blair da war, servierte er den ganzen Tag Earl Grey und Scones.
      Bill, den alten Friseur von Crawford, interessiert das alles nicht. Auch Bush kümmert ihn wenig. Nur auf ein Foto, das sie gemeinsam zeigt, ist er stolz. Nett sei er, so normal. Er hat versprochen, mal zum Haareschneiden zu kommen. "Wenn man mit ihm redet, würde man nicht denken, dass er Präsident ist", nuschelt er. Er hat kaum mehr Zähne im Mund.
      1960 übernahm er den Barbershop vom Vater. Er änderte nichts, behielt auch die gusseisernen Frisierstühle aus dem vorletzten Jahrhundert. Vom Gesparten kaufte er einen Chevrolet El Camino, fabrikneu und leuchtend rot. Heute ist er rostbraun und löchrig. Jeder hier kennt den Wagen. Steht er mal nicht vor der Tür, rufen die Leute bei Bill an und fragen, ob er krank ist.
      Der Laden ist holzgetäfelt, auf dem blinden Spiegel klebt ein Schild: "Haare schneiden $ 5, rasieren $ 2." An der Wand ein Kalender von 1986, in der Ecke ein Stapel Gesangbücher. Früher kamen Sonntags oft Männer, die sich nicht für die Kirche anziehen wollten, sie haben hier zusammen gesungen, in der Bibel gelesen.
      Auf der anderen Straßenseite bauen sie jetzt eine Bank, das Fundament ist schon fertig. Gleich neben dem alten Gefängnis, einer Blechhütte mit zwei Zellen. Als nächstes soll eine Autowaschanlage gebaut werden.
      Wenigstens passiert etwas vor seinem Fenster. Sonst fährt nur der Zug von Houston nach Chicago vorbei, zweimal am Tag. Oft ist er den ganzen Tag allein. Bill sagt, das gehört dazu. "Jemand der nicht warten kann, ist kein guter Friseur". Wenn es regnet, kämen viele Kunden. Manchmal fünf oder sechs. Neben Bill`s Barbershop eröffnet bald ein neuer Laden mit Souvenirs und Pistolen. Ein bunt lackierter Indianer steht schon vor der Tür.
      George Bush zog nach Crawford, weil es Ruhe gab und mehr Tiere als Menschen. Vielleicht sehnte er sich nach einfachem Leben. Nach Nachbarn, die Heu bündeln. Sein kleines Stück Himmel hat er die Ranch genannt. Alles solle bleiben, wie es ist, sagte er. Vielleicht hat er daran geglaubt.
      Wie im vergangenen Jahr verbrachte er den ganzen August in Crawford. Mit ihm kam das halbe Weiße Haus, rund 200 Sicherheitsleute und mehr als 100 Journalisten. Die Grundschule wurde zum Pressezentrum, in die Turnhalle hängten sie ein ovales Schild: "The Western White House." Die Chefin der Handelskammer lud die Presseleute am ersten Tag zum Grillen ein. "Wir wissen, dass es hier langweilig sein kann. Aber es gibt viel zu sehen", rief sie. Natürlich haben die Journalisten doch wieder geschrieben, dass es nichts zu tun gibt hier, dass es schrecklich heiß ist. Sie haben Geld zusammengelegt und eine Klimaanlage gekauft für die Turnhalle. Wenn ihnen das Warten auf Bush zu langweilig wurde, haben sie die Kameras angeschaltet. Plötzlich mussten die Leute aus Crawford eine Meinung haben. Zur Todesstrafe, zur Weltwirtschaft, zur Außenpolitik.
      Sieben Kirchen gibt es im kleinen Ort. Der Friedhof der Baptisten liegt weit oben auf dem einzigen Hügel der Gegend, neben der 100 Jahre alten weißen Holzkirche. Wind weht über struppiges Gras. Nichts ist zu hören außer dem Zirpen der Grillen und dem Trapsen der Heuschrecken. Man sieht Himmel und weites, gelbes Land.
      Hier oben liegen Heinrich und Wilhelmine Engelbrecht, gestorben als Henry und Minnie. Es stehen fast nur deutsche Namen auf den Grabsteinen. Irgendwie sind sie alle mit Heinrich Engelbrecht verwandt. Als junger Mann kam er 1884 aus Westphalen, kaufte 650 Hektar. Sie wurden vererbt, von Generation zu Generation. Im Frühjahr 1999 entschied sich Benjamin Franklin Engelbrecht, das Land zu verkaufen. Der neue Besitzer ist George W. Bush.
      Jerry Gauer sagt, er habe Onkel Ben oft gefragt, warum er das getan hat. Aber eine richtige Antwort bekam er nicht. Er würde den Familienbesitz nie hergeben, egal wie viel man ihm bietet. "Vor Ben hat das keiner getan." So an den Dingen festzuhalten, "das ist wohl das Deutsche an uns." Aber der Onkel habe Geld gebraucht und: "Prestige hat sicher auch eine Rolle gespielt."
      Das Gelände, das nun Bush gehört, ist größer als 650 Fußballfelder. Jerry hat 41 Hektar weniger. Die Zahl hat er im Kopf. Es wurmt ihn, Rancher Nummer zwei zu sein. Eigentlich wollte er Land hinzukaufen. Aber seit Bush hier ist, ist der Preis gestiegen. Wer jetzt noch kauft, macht sich lächerlich.
      Jerry ist 62, wurde hier geboren, wird hier sterben. Er hat nichts gegen Bush, er hat ihn sogar gewählt. Vor dem 11. September ist er oft vor seinem Haus langgejoggt. Dann hat er gewunken und gefragt, wie es so geht. "Er kennt uns alle beim Namen." Er benehme sich wie einer von ihnen. "Er spielt hier nicht den großen Führer." Und die lärmenden Hubschrauber und Düsenjets, die Tag und Nacht übers Haus fliegen, wenn er da ist, das müsse wohl sein.
      Aber eines muss nicht sein, sagt Jerry. "Dass er diese Leute herbringt." Erst Putin und jetzt den Mann aus China. "Für mich sind das immer noch Feinde. Man zeigt seinem Feind nicht sein Zuhause." Jerry redet langsam und normalerweise nicht besonders viel. Aber er versteht einfach nicht, was die Menschen plötzlich in Crawford suchen. Die Journalisten mit ihren Satellitentrucks. Neugierige Touristen. Zu Ostern standen Abtreibungsgegner vor der Kirche und schrieen rum. Vorher waren sie mit Plakaten und Fotos die Hauptstraße langgefahren. "Alles Sachen mit denen wir nie was zu tun hatten."
      Jerry ist Dekan seiner Kirche. In ihr saßen noch bis Mitte der 70er Jahre Frauen und Männer im Gottesdienst getrennt. In der Halle hinter der Kirche hat Bush im Wahlkampf Rhetorik geübt, hat trainiert für die Debatten mit Gore. Zum Dank lud er später den Pastor zur Pressekonferenz mit Putin. Es ist eine kleine Kirche. Der Pastor kennt jeden mit Namen, den Männern klopft er auf die Schulter, den Frauen reicht er die Hand.
      Bush war zweimal hier an Ostern, mit der ganzen Familie. Sie saßen in der ersten Reihe, vor der US-Fahne. Der Pastor schimpfte, weil 250 Leute gekommen waren: "Viele von Euch sind nur wegen der Würdenträger da. Aber Ihr solltet hier sein, um Jesus Christus zu sehen." Zu Bush sagte er: "Sie brauchen Frieden und Ruhe wie wir alle. Wir lieben Sie. Wir beten regelmäßig für Sie." Er schloss mit dem Satz: "Sie sind Präsident, weil Gott es so wollte." Und die Gemeinde sagte: Amen.
      Als Bush nach Crawford kam, versprach er, ein guter Nachbar zu sein. Und er bemüht sich. Er sprach bei der Abiturfeier auf dem Fußballfeld und schüttelte Hände bis in die Nacht. Ende August lud er 200 Crawforder zum Barbecue ins Gemeindezentrum. Jeder durfte sich mit ihm fotografieren lassen, draußen vor den Heuballen. Hier sei er zu Hause, sagte Bush. Nirgendwo könne er sich so erholen. Er trug Jeans. Und er sagte, wenn er nicht mehr Präsident sei, wolle er sich auf der Ranch zur Ruhe setzen. "Dann will ich mit Euch in der Coffeestation sitzen und reden."
      Als Crawford George Bush adoptierte, vor drei Jahren, haben wenige nach dem Preis gefragt. Jetzt sagt die Leiterin der Handelskammer, sie denke schon manchmal: "Wo führt das alles hin. Wann ist Schluss?" Dass irgendwann ein McDonald`s kommen könnte, ist ihr eine furchtbare Vorstellung. Sie wünscht sich einen Laden, in dem sie Milch und Shampoo kaufen kann, mehr nicht.
      In der "Coffeestation" wird Touristen "George W.`s Lieblingsessen" serviert: Cheeseburger mit Zwiebelringen, 4.59 Dollar. Bush Vater und Bush Sohn stehen als Pappfiguren in der Ecke. Der Präsident, sein Hund, sein Wagen, sein Hubschrauber. Letztes Jahr war er für zwei Stunden hier. An der Wand hängt der Brief, in dem er verspricht, er werde wieder kommen. "Die Burger sind klasse", fügte er handschriftlich hinzu.
      An der Kasse gibt es Skizzen, wie man hinfindet zu ihm. Zur Kirche, dann rechts und 12 Kilometer nach Osten, immer geradeaus. Vorbei an Kühen, die unter Bäumen dösen, Gänsen und Ziegen. Bis der Secret Service die Straße blockiert. Dahinter liegt die Ranch. Sie ist nicht zu sehen.
      Keith Lynch wohnt ein paar Häuser westlich. Farmer ist er wie sein Schulfreund Jerry Gauer, und wenn er sagt, man könne ihn am Samstagmorgen besuchen, meint er früh um sieben. Er steht dann vor dem Haus und wartet. Ein Bilderbuchtexaner, der ohne Stetson nicht vor die Tür geht, eine Waffe im Wagen hat und eine tellergroße Gürtelschnalle vor sich her trägt.
      Er gehört zu jenen, die nicht wollten, dass Bush nach Crawford zog. "Ich gebe es zu." Die wenigsten sagen es. Er ist immerhin der Präsident. "Aber wenn dein Nachbar so viel mehr Macht hat als du, kann das nicht gut sein", sagt Keith. "Und wir waren vor ihm hier - er kam zu uns, nicht wir zu ihm."
      Einmal hat Bush angehalten, als Keith gerade seine Hirtenhunde trainierte, sie haben sich über die Hunde unterhalten. Bush hat ja auch welche. Nett sei es gewesen. Aber es ändert nichts daran, dass sich sein Leben verändert hat. Dass sein Ort ein anderer geworden ist. Und dass es ihm nicht gefällt. Diese unhöflichen Burschen vom Geheimdienst, die nicht winken, wenn sie vorbeifahren. Der Verkehr. Früher kamen an seinem Haus vielleicht vier Autos am Tag vorüber. Jetzt sind es manchmal 1300, sagt er. Jedesmal wenn Bush die Ranch verlässt, wird er von zwölf Wagen begleitet.
      Wenigstens haben die Spekulanten kapiert, dass er sein Grundstück nicht verkauft. Nicht mal zehn Hektar. "Hier kamen wildfremde Leute an, mit Karten, darauf war jeder Hügel verzeichnet. Die wollten Land neben Bush, egal wie viel." Und neulich war jemand von einer chinesischen Menschenrechtsorganisation da, der wollte jetzt mit 3000 Leuten wiederkommen und suchte einen Platz zum Demonstrieren. Er wollte auf Keiths Rasen ein Zelt aufstellen, gegen Geld. Er hat ihn weggeschickt.
      Er ist Demokrat, einer der wenigen, die übrig geblieben sind in Crawford. "Früher waren hier 95 Prozent Demokraten", sagt er. "Als Bush kam, haben plötzlich alle die Republikaner gewählt. Das ist doch alles nicht richtig." Er frage sich oft, was aus Crawford wird, wenn Bush nicht mehr im Amt ist. "Ich glaube, es wird wieder die Geisterstadt werden, die es war. Und die Leute werden sich die Augen reiben."
      Letztes Jahr hieß es, sie wollten eine neue Straße bauen raus zu Bush, vierspurig, ohne Kurven. Der Secret Service könnte doppelt so schnell fahren, wie bisher. Keith hat die Pläne gesehen. Angeblich sei das Projekt abgeblasen. Aber seit ein paar Wochen markieren fremde Leute den Asphalt. Die neue Straße würde sein Land durchtrennen. Es ist seit 1845 in der Familie. Was er täte? Er macht sich die Fingernägel mit einem Brotmesser sauber und überlegt. "Ich würde meinem Nachbarn, dem Präsidenten, sagen, dass er ein Problem hat."
      Aber für Spekulationen hat er keine Zeit. Er muss aufs Feld und vorher zum Friseur. Seit er denken kann, geht er samstags zu Barber Bill. Erst zum Senior, seit 40 Jahren zum Sohn. Im Laden wirft er seinen Hut an den Nagel, dann reden sie übers Fußballspiel von gestern. Sie waren beide nicht da, aber Crawford hat gewonnen. Das gibt ihnen Gesprächsstoff. Es ist ja sonst nicht viel passiert.



      Sagen möchte ich an dieser Stelle schon was, weiß aber nicht wie!?



      Deutschland, 9.)

      Liebe FDP: Kopf hoch! Immerhin 15 Prozent der Wähler haben bei den amerikanischen Kongresswahlen am Dienstag in einem Bezirk des Bundesstaates Ohio für einen Strafgefangenen gestimmt. Der Exabgeordnete James Traficant, der wegen Bestechung und Erpressung für acht Jahre hinter Gittern sitzt, hatte seinen Wahlkampf aus dem Gefängnis koordiniert. Also, liebe FDP: Selbst für den Fall, dass Jürgen M. eingebuchtet werden sollte - das Projekt 18 kann weitergehen.
      Avatar
      schrieb am 09.11.02 23:26:18
      Beitrag Nr. 312 ()
      @Mario, lebst Du noch?


      Karl Rove
      George Bushs Wunderknabe und gefürchteter Politstratege

      von Wolfgang Koydl

      Mit den Spitznamen, die US-Präsident George Bush den Menschen in seiner Umgebung verpasst, ist es so eine Sache: Manche passen mehr als andere. Für Karl Rove freilich hätte sich Bush gar nichts Besseres ausdenken können: „Boy Genius“ nennt er – in Anlehnung an die populäre Cartoon- Figur Jimmy Neutron – seinen engsten politischen Berater. „Wunderknabe“ – der Name passt. Nicht nur, weil man in dem untersetzten und bebrillten Mitvierziger Rove noch immer den dicklichen Streber zu erkennen glaubt, der lieber über Büchern brütet, als mit Gleichaltrigen Baseball zu spielen. Der Name passt vor allem deshalb, weil Karl Rove tatsächlich herausragenden politischen Genius besitzt.
      Sein vorläufig letztes Meisterstück legte er bei den Zwischenwahlen zum Kongress ab. Er war es, der seinem Chef und Mentor Bush nahe gelegt hatte, das eigene Prestige in die Waagschale zu werfen und sich in diesem Wahlkampf zu engagieren, als ob es um das politische Überleben ginge. Der Plan war riskant, aber er ging auf: Bushs Republikaner triumphierten. „Karl neigt zu Risiken, und George Bush traut ihm instinktiv“, beschrieb der republikanische Ex-Parteivorsitzende Rich Bond die Beziehung.
      Bush ist ohne Rove nicht denkbar und wäre nie bis zum Präsidenten aufgestiegen, wenn ihm nicht der „Wunderknabe“ treu zur Seite gestanden hätte. Wenn der Präsident 2004 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wird, dann darf er auch das seinem Berater danken. Entsprechend eng ist die Beziehung: Bush entscheidet nichts, ohne zuvor Rove gehört zu haben.Dabei verhält es sich eher so, dass Rove Bush entdeckt hatte als umgekehrt. Ende der achtziger Jahre erkannte der unauffällige Polit-Junkie aus Texas, welches Potenzial in dem jungen Mann mit dem berühmten Nachnamen steckte. Rove hatte damals mit seiner zwölf Mann starken Beraterfirma ebenso gründlich wie erfolgreich die Übernahme des traditionell demokratischen Texas durch die Republikaner vorbereitet und sich dabei den Ruf eingehandelt, „bei einem Kampf mit Messern keine Regeln“ zu respektieren. An dem jungen Bush gefielen ihm die natürliche Art und der Mangel an Überheblichkeit. Bush, so meinte Rove damals, erinnere ihn „an eine frühere Zeit, als man Menschen nicht nach ihrem Lebenslauf beurteilte, sondern nach dem Charakter“.
      Beraten von Rove trat der ungelenke Präsidentensohn George seinen politischen Siegeszug an: vom Gouverneur in Texas (was niemand für möglich gehalten hätte) über den Präsidenten Amerikas (was ebenfalls lange für unmöglich gehalten wurde) bis hin zum anerkannten Staatsmann und Feldherrn in einem weltweiten Krieg gegen den Terror (was noch immer manchen unvorstellbar vorkommt).Der Wunderknabe freilich denkt schon weiter – an den Platz, den George W. Bush dereinst in den Geschichtsbüchern einnehmen wird. Und woran erinnert sich die Nachwelt? An mutige Entscheidungen, meint Rove, ohne Rücksicht auf Meinungsumfragen. Roves Motto stammt denn auch vom texanischen Nationalhelden Sam Houston: „Tue das Richtige und pfeife auf die Konsequenzen. “



      Latenter Krieg lohnt sich
      Die Kongresswahlen haben US-Präsident George W. Bush ein klares Mandat für seinen Kriegskurs verschafft.
      Ein pessimistischer Ausblick auf die kommenden zwei Jahre

      von ANDREA BÖHM

      Erinnern Sie sich an Katherine Harris? Die Dame mit der steilen Frisur und dem wundersamen Händchen beim Auszählen von Wählerstimmen? Katherine Harris hatte ihre Stunde des Ruhms vor zwei Jahren in ihrer Eigenschaft als oberste Wahlleiterin in Florida. Sie erklärte George W. Bush mit 537 Stimmen Vorsprung zum Sieger über Al Gore, obwohl die Nachzählung in entscheidenden Bezirken noch nicht abgeschlossen war.
      Hätte Harris damals ein paar Stunden länger gewartet, würde Bush jetzt vielleicht mit seinen zwangspensionierten Enron-Freunden auf seiner Ranch Monopoly spielen. Dick Cheney säße weiter im Vorstand der Firma Halliburton Co., die Ölfördergeräte an den Irak verkauft. Donald Rumsfeld wäre nicht Verteidigungsminister. Es gäbe wohl einen "Krieg gegen den Terrorismus", aber keine "Achse des Bösen". Und die Autolobby würde gegen einen Präsidenten marschieren, der den Unterschied zwischen "Klimaschutz" und "Klimaanlage" kennt.
      Kleine, aber feine Unterschiede für die Welt und ihre Supermacht. Aber Katherine Harris hat dieses Mal in Florida nicht gezählt, sondern selbst kandidiert und in einem Wahlkreis gewonnen, der als republikanische Hochburg gilt. Sie ist jetzt ein "ehrenwertes Mitglied des Repräsentantenhauses".
      Die Moral von der Geschicht? Erstens: Man kann es weit bringen, wenn man für die Bush-Boys die guten von den schlechten Stimmzettelchen trennt. Zweitens: Die amerikanischen Wähler sind nicht nachtragend. Bush mag sich mit unsauberen Mitteln ins Weiße Haus getrickst haben. Doch jetzt hat er sein Mandat vom Wahlvolk, und in Washington strahlt keiner so glücklich wie Karl Rove. Bushs innenpolitischer Guru hatte bereits Anfang des Jahres verkündet, man werde die innenpolitische Bühne mit dem beliebig ausdehnbaren "Krieg gegen den Terrorismus" besetzen und die nächsten Wahlen gewinnen.
      Und die Opposition? Die Zeitung The Nation hat es am hübschesten formuliert: "Bush sagte den Wählern: ,Unterstützt mich, den Krieg und Steuersenkungen.` Das klang eingängig. Die Demokraten sagten: ,Wir-sind-nicht-Bush-aber-ihr-könnt-uns-trotzdem-wählen-wenn-euch-wegen-der-Wirtschaft-irgendwie-mulmig-ist-obwohl-wir-auch-keinen-ökonomischen-Plan-haben.` " Nun beten echte Proamerikaner täglich, dass das Pendel in zwei Jahren wieder in die andere Richtung schlägt. Doch was passiert bis dahin?
      In den USA schlägt der Präsident die Kandidaten für den Obersten Gerichtshof und die Bundesgerichte vor - der Senat kann sie akzeptieren oder ablehnen. Das politische Profil der dritten Gewalt ist das nachhaltigste Erbe jedes Präsidenten - wirksam noch Jahrzehnte nach dessen Amtsabtritt, denn die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Derzeit herrscht im Supreme Court ein Patt zwischen Konservativen und Liberalen.
      George W. Bush hat zum Obersten Gerichtshof ein besonderes Verhältnis - schließlich hatte dieser Katherine Harris schicksalsträchtige Entscheidung abgesegnet. Wahrscheinlich wird der Präsident dem nunmehr republikanisch geführten Senat zwei Nachrücker vorschlagen. Seine Wünsche sind klar: Er möchte einen Gerichtshof, der a) das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch aufhebt, b) Klagen gegen neue Sicherheitsgesetze abwehrt und c) sich aus den gesetzgeberischen Eigenheiten der Bundesstaaten heraushält.
      Was das bedeutet, konnte man vergangenen Dienstag beobachten, als die neun Richter den Fall Ewing vs. California anhörten. Gary Ewing war abwesend, da er auf unabsehbare Zeit Insasse des kalifornischen Strafvollzugs ist - wegen kleiner Delikte mehrfach vorbestraft, zuletzt wegen Diebstahls dreier Golfschläger zu lebenslanger Haft verurteilt. Das ist nach kalifornischem Recht möglich - "three strikes and you are out". Nach Auffassung der konservativen Mitglieder des Supreme Courts, denen Präsident Bush eine solide Mehrheit verschaffen will, gibt es dagegen weder unter dem Gesichtspunkt der Menschenwürde noch unter dem des konstitutionellen Verbots der "grausamen und ungewöhnlichen Bestrafung" etwas einzuwenden. Wenn ein Bundesstaat beschließt, das Prinzip der Resozialisierung auch bei Kleinkriminellen durch die lebenslange Freiheitsstrafe zu ersetzen, dann habe sich der Bund herauszuhalten. So viel als Vorgeschmack auf den innenpolitischen Nachlass von zwei Jahren republikanischer Vorherrschaft.
      Es ist also einiges passiert am 5. November. Katherine Harris bekam ihr Ticket nach Washington, Mr. Ewing seine Anhörung, und in Israel rief Ariel Scharon Neuwahlen aus. Letzteres ist zunächst eine gute Nachricht. Plötzlich ist die Chance da, mit einer neuen Regierung den Teufelskreis aus Selbstmordattentaten und militärischer Vergeltung zu durchbrechen. Aber Scharon hat einen mächtigen Wahlhelfer. George W. Bush, der seit vergangenem Dienstag ein klares Mandat für seinen Kriegskurs hat.
      Nun waren die Beziehungen zwischen den Republikanern einer- und Israel und den amerikanischen Juden andererseits noch nie sonderlich herzlich. Bis zum 11. September vergangenen Jahres galt: die jüdischen US-Wähler geben Stimmen und Geld den Demokraten - die sind innenpolitisch liberaler und außenpolitisch bedingungslos loyal gegenüber Israel. Aber seit den Anschlägen von New York und Washington haben sich neue Allianzen gebildet: Scharon wurde zum "Mann des Friedens" (O-Ton Bush) und bekam de facto freie Hand, nicht nur palästinensische Terroristen zu jagen, sondern auch die Infrastruktur der palästinensischen Selbstverwaltung zu zerstören. Ranghohe Republikaner dachten laut über die "Umsiedlung" aller Palästinenser nach Jordanien nach. Verteidigungsminister Rumsfeld sprach von "so genannten besetzten Gebieten", aus denen Israel vielleicht gar keine Siedler abziehen müsse. Hinter all dem steckt eine strategische Prämisse, die das Denken im Pentagon dominiert: Offenbar meint man dort, der Krieg gegen den Irak würde auch die "kleineren" Probleme in der Region lösen. Wenn Saddam Hussein erst eliminiert sei, wäre auch die Moral der Palästinenser so weit geschwächt, dass sie zu "wirklichen" Zugeständnissen bereit seien.
      Nach herrschender Washingtoner Zeitrechnung soll der Feldzug von Bush jr. gegen Saddam Hussein Mitte oder Ende Januar beginnen. Das würde heißen, dass die Israelis mit Gasmasken in die Wahlkabinen gehen müssten. Die Chancen von Kandidaten, die den Friedensprozess wiederbeleben wollen, kann sich jeder selbst ausrechnen.
      Natürlich kann alles ganz anders kommen, und nichts wäre schöner, als in drei Monaten herauszufinden, dass obenstehende Analyse falsch war. Denn bei allem imperialen Gehabe nach außen und autoritären Gebaren nach innen sollte man nicht vergessen, dass die innen- und außenpolitischen Hardliner dieser amerikanischen Regierung auch in ihrer eigenen Partei eine Minderheit sind. Aber: Bisher zumindest haben sie es verstanden, aus einem latenten Kriegszustand maximales Kapital zu schlagen.

      **Andrea Böhm war 1992 bis 1997 USA-Korrespondentin der taz und anschließend zwei Jahre Redakteurin bei der "Zeit" in Hamburg. Heute lebt sie als freie Journalistin in den USA und schreibt für verschiedene deutsche Medien.**



      Des Präsidenten erste Garde
      Im Senat besetzen republikanische Politiker Schlüsselpositionen und werden so George Bush die Gesetzgebung erleichtern

      Von Wolfgang Koydl

      Washington – Wenn sich Amerikas Demokraten Mut machen wollen in diesen Tagen nach ihrer Wahlschlappe, malen sie ein Gruselgemälde. Wie entfesselt, so erzählen sie, würden die amerikanischen Neo- Konservativen nun abschließen, was unter Ronald Reagan begann: Amerikas konservative Revolution. Die Gesellschaft würde umgekrempelt nach den Bild reaktionärer Bibelfundamentalisten und herzloser Konzernmanager.
      Hinter den apokalyptischen Warnungen verbirgt sich die Hoffnung, dass es tatsächlich so kommen möge. Denn nur eine eifernde, erzkonservative republikanische Politik, die keine Rücksicht nimmt auf weniger privilegierte Gesellschaftsschichten, könnte den Demokraten wieder ihre angestammten Wähler zuführen. Die Frage ist nur, ob Präsident George Bush die neue Mehrheit wirklich dazu benutzen wird, seine politische Agenda ohne Rücksicht voranzutreiben. Vielmehr sieht es nämlich danach aus, dass auch er es sich nicht mit den Wechselwählern in der Mitte verderben will, die er 2004 für die Wiederwahl braucht.

      „Gebremster Enthusiasmus“
      Bei den Republikanern herrscht denn auch „gebremster Enthusiasmus“, wie es der Lobbyist Ed Kutler ausdrückte. „Wir werden nichts (in die politische Debatte) hinauswerfen, damit uns die Liberalen als Konservative darstellen können, die mit wilden Augen auf dem Kapitol Amok laufen“, meinte er. Gleichwohl werden Bush und seine Republikaner in der zweiten Hälfte der Amtsperiode andere Akzente setzen – weit gehend unbehindert von der Opposition. Vollstrecker dieser Politik werden die Vorsitzenden der Senatsausschüsse sein, die von Januar an alle von Republikanern gestellt werden.
      Diese Ausschussvorsitzenden sind bedeutende Machtfaktoren. Denn sie entscheiden letztlich, welche Themen wann und in welcher Form vom Senat behandelt und verabschiedet werden. Die dramatischsten Wechsel stehen wohl im Umwelt- und im Justizausschuss bevor. Den Vorsitz im Umweltausschuss hatte Senator James Jeffords erhalten – als Dankeschön dafür, dass er den Demokraten mit seinem Parteiwechsel die Mehrheit im Senat beschert hatte. Der oft unbequeme Senator aus dem politisch leicht grün eingefärbten Bundesstaat Vermont verfocht oft eine ökologische Politik und war unter Umweltschützern hoch angesehen.
      Dies kann man freilich nicht von seinem designierten Nachfolger sagen. Der republikanische Senator James Inhofe aus Oklahoma ist vielmehr der sprichwörtliche Bock im Gartencenter: Der Rechtsausleger gilt als Sprecher der Ölindustrie, deren Interessen er notfalls bis zum letzten Baum, bis zum letzten sauberen Wassertropfen verficht. Demokratische Pläne jedenfalls, Kohlendioxidemissionen zu beschränken, dürften vorerst zu den Akten gelegt werden.
      Die härtesten Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition dürften im Justizausschuss zu erwarten sein, in dem in Orrin Hatch aus dem Mormonenstaat Utah ein weiterer Konservativer das Regiment übernimmt. Auch hier könnte der Kontrast zu seinem Vorgänger kaum größer sein. Denn Hatch löst den Demokraten Patrick Leahy aus Vermont ab, der mit beinahe persönlicher Genugtuung dafür gesorgt hatte, dass Bushs Kandidaten für Positionen an hohen Bundesgerichten schon in seinem Ausschuss scheiterten. Immer schriller hatte das Weiße Haus in den letzten Wochen diese Praxis gerügt und bereits von einem Richternotstand gesprochen.
      Falls es diesen Notstand gegeben hat, so dürfte er rasch behoben sein. Die Regierung jedenfalls hat angekündigt, dass sie die Namen ihrer Kandidaten nun so schnell wie möglich dem Ausschuss vorlegen wird. Dazu gehören konservative Bewerber, die schon einmal vom Justizausschuss abgelehnt worden waren.
      Mit Richterbenennungen hat ein US-Präsident die Möglichkeit, die politische Grundströmung der Rechtsprechung auf Jahre zu bestimmen. Die Demokraten befürchten nicht ohne Grund, dass Bush dies benutzen wird, um Abtreibungsgegner und Schusswaffenbefürworter an Bundesgerichten zu installieren. „Das wird so schnell gehen, dass wir es gar nicht mitkriegen“, prophezeite der Mitarbeiter eines demokratischen Senators. Schon ist die Rede davon, dass nun auch William Rehnquist, der 78-jährige Vorsitzende des Verfassungsgerichtes, nach 30 Jahren im Amt mit gutem Gewissen in den Ruhestand gehen kann. Denn mit seinen Mehrheiten im Parlament könnte Bush einen ähnlich konservativen Nachfolger ernennen und sich bei dieser Gelegenheit bei jenen Verfassungsrichtern bedanken, die ihm 2000 durch ihren Spruch die Präsidentschaft bescherten.
      Zündstoff dürfte es auch im Energieausschuss geben, dessen Führung Senator Pete Domenici aus New Mexico übernehmen soll. Unter seinem Vorsitz würde der Senat ein Energiegesetz verabschieden, das Bush entgegenkommt und der Erschließung neuer Energiequellen Vorrang gegenüber Sparmaßnahmen gibt. Damit wären auch die umstrittenen Ölbohrungen in einem Naturschutzgebiet in Alaska beschlossene Sache.
      Balsam für wunde Seelen unter Amerikas Verbündeten dürfte indes die Nachricht sein, dass Richard Lugar aus Indiana aller Voraussicht nach den Vorsitz des wichtigen außenpolitischen Ausschusses von dem Demokraten Joseph Biden übernehmen soll. Schon einmal, in den achtziger Jahren, hatte er dieses Amt ausgeübt und sich dabei die Anerkennung beider Parteien zugezogen. Denn anders als sein berüchtigter und wortgewaltiger republikanischer Vorgänger Jesse Helms steht der 70-jährige ehemalige Bürgermeister von Indianapolis nicht im Ruch des Unilateralisten.



      Der ganze Laden läuft dann wie geschmiert. Ein aktuelles Beispiel, als Vorspeiße quasi.


      Die Texas-Connection
      Mark McClellan ist neuer Chef der US-Arznei- und Lebensmittelaufsicht

      von Marc Hujer

      Fast zwei Jahre hat US-Präsident George W. Bush gebraucht, um einen neuen Chef für die Food and Drug Administration (FDA) zu finden. Die Suche war nicht leicht, denn er musste zumindest annähernd die politische Mitte treffen. Der Kandidat für die Leitung der mächtigen Behörde – sie ist für Arzneimittelzulassung und Lebensmittelsicherheit zuständig – durfte nicht zu industriefeindlich sein; das hätte das republikanische Establishment erregt. Er durfte aber auch nicht zu industriefreundlich sein, denn das hätte dem linken Senator Ted Kennedy missfallen, und weil der Vorsitzender des Gesundheitsausschusses ist, hat er ein Veto gegen jeden FDA-Kandidaten. So verging fast die halbe Amtszeit des Präsidenten, bis McClellan gefunden war.
      Die FDA zählte zu den eher trägen Bürokratien Washingtons. Die Pharma-Industrie klagt seit geraumer Zeit über zu lange Zulassungsverfahren für Medikamente. McClellan predigte als einer der drei Wirtschaftsweisen des Präsidenten mehr Privatwirtschaft, was auch an der FDA nicht vorbeigehen dürfte. Kern seiner Vorstellungen ist, die FDA mehr Leistungen gegen Gebühren anbieten zu lassen. Eine entsprechende Reform wurde schon 1992 beschlossen; die Demokraten verhinderten jedoch eine ausgiebige Nutzung der neuen Möglichkeit, da sie fürchteten, die FDA werde käuflich, wenn sie sich von den Gebührenleistungen der Pharmakonzerne abhängig mache.
      McClellan ist 39 Jahre alt, und das ist jung für das Amt. Aber was ihn auszeichnet, ist seine atemberaubende akademische Karriere. Er studierte drei Studiengänge gleichzeitig – Medizin, Englisch und Biologie –, machte Abschlüsse in Politologie und Wirtschaftswissenschaften und wurde Professor an der renommierten Stanford-Universität. In Washington hat er unter Bill Clinton als Abteilungsleiter im Finanzministerium gedient, und als George W. Bush Präsident wurde, folgte er ihm als Wirtschaftsweiser für Gesundheitspolitik. Der FDA-Chefposten wird sein erster großer Verwaltungsjob sein.
      Wenn es Vorbehalte gegenüber McClellan gibt, dann deshalb, weil er niemals die Management-Qualifikation nachgewiesen hat, die es der Führung einer Mammutbehörde wie der FDA bedarf. Sie beschäftigt knapp 10 000 Menschen und hat ein Budget von 1,7 Milliarden Dollar. Seine Kontakte ins Weiße Haus sind dagegen glänzend. Seine Familie pflegt enge Bande mit den Bushs, man kennt sich bestens aus Texas, denn dort war McClellans Mutter drei Amtsperioden lang Bürgermeisterin der Hauptstadt Austin. Die Kontakte wird McClellan brauchen, wenn er bei der FDA etwas bewegen will.



      Angst? Was soll einem alternden Brummbären wie ich einer bin, widerfahren?
      Habt ihr auch Kinder?
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:11:23
      Beitrag Nr. 313 ()
      Wie`s schaut, muß ich mich nach einem Ersatz-Mario umgucken. :(


      Mama, Papa und der geniale Sohn
      Präsident George W. Bush steht stärker da denn je. Die Europäer haben ihn und das Netzwerk seiner Familie unterschätzt

      Von Thomas Kielinger

      Tony Blair war beeindruckt. Es war wenige Tage nach dem 11. September 2001, und George W. Bush hatte nur noch etwas mehr als eine Stunde bis zu dem wohl wichtigsten Auftritt seiner Amtszeit, einer Rede um neun Uhr abends vor beiden Häusern des Kongresses. Der Besucher aus London konnte es gar nicht fassen, wie gelassen sein Gastgeber mit ihm plauderte, während die Minuten dahintickten. "Look", wendete dieser sich an Blair, "man hat mir schon so oft gesagt, dass dies die wichtigste Rede meines Lebens sein werde, es nutzt sich ein bisschen ab, finde ich. Ich kenne sie, ich habe sie eingeübt, ich bin bereit. Was soll ich noch tun?" Die Ruhe war nicht gekünstelt. Seit jenem 11. September hat George W. Bush so etwas wie seine Balance, seinen Rhythmus, seine Mission gefunden in einem Amt, das ihm am 12. Dezember 2000 erst durch Spruch des Obersten amerikanischen Bundesgerichts zugefallen war.
      Für Ronald Reagan, den 40. Präsidenten der USA, war der Kampf gegen das "Evil Empire", das Imperium des Bösen, die Sowjetunion, Angelpunkt und Referenzwert seiner Präsidentschaft. Für George W. Bush, den 43. Präsidenten, füllt der internationale Terrorismus diese "Dienstbeschreibung" aus. Eine Herausforderung, an der er sich misst und gemessen wird. Eine Herausforderung, die seine vermeintlichen Schwächen, seine schlichte Art, der Welt gegenüberzutreten, in die Stärke des Entschlossenen verwandelt.
      Hier geht es um mehr als die Chance zu wohlgesetzten Reden und Appellen. Hier liegt eine historische Chance für Bush, sich den Bürgern Amerikas als der wirkliche Gewinner des umstrittenen Herbstes 2000 nachträglich und nachdrücklich zu empfehlen. Und das genau spiegelt sich im Ergebnis der Kongresswahlen vom 6. November, den so genannten "Halbzeitwahlen", weil abgehalten auf halben Wege der Amtszeit eines Präsidenten: Die Amerikaner und George W. Bush haben endlich zueinander gefunden. Dem Chief Executive gelang dabei sogar das schier Unmögliche: Zum ersten Mal seit 50 Jahren beherrscht seine Partei wieder das gesamte politische Spektrum Washingtons - das Weiße Haus und das Kapitol,mit beiden Kammern dort. Kein Präsident der jüngeren Geschichte stand zu Hause in einer solchen Machtfülle da wie George W. Bush heute, und das am Vorabend eines möglichen Krieges gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein. Die "Hypermacht" USA wird von einem, durch breite Zustimmung getragenen Präsidenten angeführt - eine Paarung, die Geschichte machen wird.
      Schon die Verabschiedung der neuen UN-Resolution zum Irak ist eine Demonstration dessen, was die Stunde geschlagen hat. Viele Beobachter kommen aus dem Staunen kaum heraus. Wie - das ist der Mann, der gemeinhin belächelt wird für seine stolpernde Redeweise, seine linkischen Mundwinkel, seine wie überfordert wirkende Art, den Komplexitäten der Welt mit simplen Floskeln zu begegnen? Die Fragen verraten einen Grundfehler der Betrachtungsweise, auf den gerade die Europäer in ihrem neunmalklugen Hochmut schon bei Ronald Reagan hereingefallen waren: Sie unterschätzen von Mal zu Mal diesen Typus von Politiker, weil sie in ihm vermissen, worauf Europa so großen Wert legt, ohne freilich die eigene politische Relevanz dadurch wesentlich gesteigert zu haben: den Intellekt, das Zweiflerische, den Kult der "sophistication", die Nuance.
      George Bush jr. hat etwas von der Volkstümlichkeit und dem Charme von "middle America", wie sie zum Beispiel seinem Vater immer abgingen. Der Vater hatte sich mit seinen Öl-Millionen vergeblich zum Texaner zu stilisieren versucht, konnte den Ostküsten-Patrizier aus Connecticut eigentlich nie abstreifen. Was Wunder, bei seiner lupenreinen Establishment-Karriere: vom Kongress-Abgeordneten über seine Rolle als CIA-Chef, UN-Botschafter, Vizepräsident unter Ronald Reagan bis zum Präsidenten.
      "Beruf: Sohn", hieß es höhnisch im Präsidentschaftswahlkampf über George jr., der selbst einmal einem Journalisten zuflüsterte: "Ich glaube, die Leute halten mich für eine Miniaturausgabe meines Vaters." Von dieser Last dürfte sich das älteste der sechs Kinder von Barbara und George Bush endgültig befreit haben. Auch wenn der Vater sich dem Sohn gern als Ratgeber anbietet: Die Weltkrise, vor die der Jüngere sich gestellt sieht, hat nur noch wenig gemein mit den Konfliktmustern vor zehn Jahren. In seiner anschaulich ungekünstelten Art beschrieb es der jetzige Präsident im jüngsten Kongresswahlkampf seinen Zuhörern so: "Seht mal, das ist doch ein ganz anderer Krieg, den wir da vor uns haben. Früher, da konnte man Panzer zerstören oder Flugzeuge oder Schiffe, und man wusste, man kam weiter. Aber die Terroristen, das sind Leute, die verstecken sich in Höhlen und schicken junge Menschen in den Selbstmord. Rücksichtslos." Wie der seiner Sache sichere Cowboy fährt er fort: "Wir werden sie alle erledigen." Und unter dem Lachen der Zuhörer: "Soll ich euch was sagen? Therapie hilft da überhaupt nicht."
      Das ist die Reagan-Erbschaft. Dem eigenen, diplomatisch veranlagten Vater ist George Bush jr. weitaus weniger ähnlich, als man gemeinhin glaubt. Dem Sohn schreibt man eine viel bessere politische Nase zu, die rascher Witterung aufnimmt, ohne hohe Erwartungen. Auch erfasst er die, mit denen er es zu tun hat, schneller. So wie die Mutter Barbara, die Patriarchin der achtköpfigen Familie. Ihr gleicht Bush jr. mehr und mehr. Die Mutter ist berüchtigt für ihren zupackenden Verstand, ihren schnellen Witz und ihre raschen Entscheidungen, von Intuition und Instinkt geleitet. Ein Texas-Freund sagte einst dem jungen Bush ins Gesicht: "Du hast die Augen deines Vaters und das Mundwerk deiner Mama." Was der so Charakterisierte ergänzte: "Recht hast du. In meiner Familie sind Mutter und ich die Possenreißer und Schnellzüngigen, voller Respektlosigkeit."
      Kenner des Bush-Clans meinen, während der methodisch präzise Aufbau der Drohkulisse gegen den Irak fortschreitet, im jetzigen Präsidenten die willensstarke, schnörkellose Hartnäckigkeit seiner Mutter wiederzuerkennen. Diese hat im Gespräch zugegeben, sie hätte nach dem 11. September 2001 wohl nicht die Zurückhaltung ihres Sohnes besessen, hätte vielmehr sofort mit einem Vergeltungsschlag geantwortet. Wahrscheinlich wie Bill Clinton nach dem Anschlag auf die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Daressalam im August 1998: Der ließ ein Cruise-Missile abfeuern auf ein sudanesisches Ziel, wo angeblich chemische Waffen hergestellt wurden. Es war aber allen Erkenntnissen nach eine Produktionsstätte für Arzneimittel.
      Kein Wunder, dass mit dieser Erfahrung im Erinnerungsspeicher der Sohn, was "Nine-Eleven" angeht, besonnener vorging, als es die Mutter vielleicht getan hätte, und mehr dem Vater nachstrebt, bis hin zur spät erworbenen Überzeugung, dass es nicht ganz ohne die UNO geht. Einem Freund aus frühen Jahren in Texas, Rich Bond, verriet er bald nach dem 11. September: "Wenn ich handel, werde ich keine Zwei-Millionen-Dollar teure Rakete auf ein zehn Dollar billiges Zelt abschießen und ein Kamel in seinem Hinterteil treffen." Die sechs Terroristen im Jemen, die vor einer Woche durch eine unbemannte amerikanische "Drohne" ausgeschaltet wurden, bilden den jüngsten Beleg dieser zielsicheren Entschlossenheit.
      Im Oval Office, im Amtszimmer des Präsidenten, haben Barbara und Jenna, die beiden zwanzigjährigen Zwillingstöchter von Laura und George W. Bush, dem Vater einen aus Pappmaschee-Buchstaben geformten Satz auf eines der Regale gestellt: "Number One Dad". Es ist ungefähr das Einzige, was an diesem Präsidenten zurzeit aus Pappmaschee geformt ist. Wie konnte sich Gerhard Schröder nur so täuschen.
      Der Hochmut der Europäer.


      Schluß jetzt mit Bush.
      Was treibt die Opposition?


      Kriegsgegnerin soll Demokraten führen
      Nach dem Wahltriumph der Republikaner soll die Kalifornierin Nancy Pelosi die Demokraten im US-Repräsentantenhaus aus der Misere führen. Anders als ihr Vorgänger gilt sie als radikale Kritikerin der US-Außenpolitik.


      Washington - Neben Pelosi war zunächst der texanische Abgeordnete Martin Frost als Nachfolger als künftige Chef der Demokraten im Repräsentantenhaus im Gespräch gewesen. Er aber hat seine Bewerbung am Freitag zurückgezogen. Damit gibt es neben der 62-jährigen Pelosi nur noch einen weiteren Kandidaten, dem aber sehr geringe Chancen eingeräumt werden.
      Mit Pelosi würde zum ersten Mal in der US-Geschichte eine Frau im Kongress das Spitzenamt in einer Fraktion bekleiden. Pelosi gehört dem liberalen Flügel der Partei an und hat zum Beispiel gegen eine Irak-Krieg-Vollmacht für Präsident George W. Bush gestimmt. Frost hatte bis vor kurzem vor Pelosis Wahl gewarnt: Anders als Pelosi unterstütze die Mehrheit der Amerikaner die Außenpolitik des Präsidenten. Die Demokraten dürften sich nicht ins Abseits stellen.
      Der bisherige Oppositionschef Dick Gephardt hatte nach der demokratischen Schlappe bei der Kongresswahl seinen Verzicht erklärt. Bei der Wahl am 5. November hatten Bushs Republikaner den Demokraten die Kontrolle des Senats abgenommen und ihre Mehrheit im Abgeordnetenhaus weiter ausgebaut. Pelosi ist seit 16 Jahren Kongressabgeordnete.

      © SPIEGEL ONLINE 2002



      Das Tagesgeschehen:

      Greenspan, Saddam und der Kriegs-Komödienstadl
      Dass die US-Märkte am Mittwochmorgen schwach gestartet waren, hatte zwei gute Gründe: Die Wall Street wartete zum einen auf Erklärungen von Alan Greenspan, der sich vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongresses äußern sollte, zum anderen lag noch immer die Ungewissheit um einen möglichen Krieg gegen den Irak über dem Markt.

      Von Lars Halter wsc

      Von Alan Greenspan hatte man sich eine plausible Erklärung erhofft, warum die Notenbank in der vergangenen Woche die Zinsen unerwartet drastisch um 50 Basispunkte gesenkt und danach die aktuelle konjunkturelle Situation wieder schön geredet hat. Erst am Dienstag hatte ja Greenspans Vize Roger Ferguson erklärt, es sei mit einer spürbaren Trendwende und entsprechendem Wirtschaftswachstum in 2003 zu rechnen. Greenspans Ausführungen waren dann natürlich nicht so schlüssig wie man gehofft hatte, vielmehr drückte sich der oberste Notenbanker wieder einmal um klare Aussagen.
      Und doch fingen die Märkte plötzlich an zu klettern. Während Greenspan auf der Hauptbühne in Washington sprach und sich von den Abgeordneten löchern ließ, schlich auf einer anderen Bühne in New York der irakische Botschafter zu den Vereinten Nationen, Mohammed Al-Douri, ins Büro des Generalsekretärs und übergab Kofi Annan einen Brief seiner Regierung. Darin erklärt Saddam Hussein überraschend, man stimme der Irak-Resolution der UNO bedingungslos zu und lasse die Waffeninspekteure ins Land. Diese könnten bereits am 18. November, also am Montag kommender Woche, ihre Arbeit aufnehmen.
      Damit macht der Diktator eine völlig unerwartete Kehrtwende, nachdem das von ihm kontrollierte Parlament erst am Vortag einstimmig gegen die Resolution gestimmt hatte. Was wird hier gespielt, was bedeutet dieses Hin und Her? Führt Saddam Hussein die Welt noch einmal an der Nase herum, bevor seine Frist am Freitag endgültig abläuft und eine Entscheidung zwischen UN-Inspektionen und Krieg fallen muss? Oder will er sich plötzlich als Friedensstifter darstellen, der sein bereits zum Krieg entschlossenes Parlament im letzten Moment per Veto ausschaltet? Oder spielt er auf Zeit, um statt der Freitags-Deadline die 30-Tage-Frist ausnutzen zu können, binnen der er seine Waffenbestände offen legen muss? Oder ist der Diktator am Ende wirklich einsichtig geworden und beugt sich den Vereinten Nationen und den USA?
      Letzteres ist natürlich eher unwahrscheinlich, doch wie auch immer die Sache liegt ist eines offensichtlich: So einfach und so klar sind die Entwicklungen im Irak nicht zu interpretieren, als dass der Dow auf einen Schlag mehr als hundert Punkte zulegen müsste. Da spielt wieder viel Euphorie mit, die in einer derart unsicheren geopolitischen Lage nicht gut tut. Der Komödienstadl des Saddam Hussein beeinflusst die Märkte stärker als er sollte.
      Vielleicht jedoch hingen die Kursgewinne an den amerikanischen Börsen auch nur indirekt mit dem Irak zusammen und bezogen sich doch vielmehr aus die Äußerungen von Alan Greenspan. Denn auch der wusste einen möglichen Krieg in seine konjunkturellen Ausführungen zu implementieren. Der Fed-Chef rechnet nicht damit, dass sich ein Krieg groß auf die Konjunktur auswirkt. „Es würde mich sehr wundern, wenn die US-Wirtschaft von einem Krieg mehr als nur minimal berührt würde“, so Greenspan.
      Da kann man zwar durchaus anderer Meinung sein, doch hat man sich an der Wall Street daran gewöhnt, dass der Markt über solcherlei Meldungen nicht lange reflektiert, sondern jedes Zitat in einen Kurs umrechnet. Es scheint dabei viel mehr um die kurzfristige Volatilität und um aktuelle Stimmungen zu gehen als um langfristige Entwicklungen. Auch hier ist die Parallele zur Komödie deutlich: Die Pointe zählt und der Moment – die Rahmenhandlung spielt eine untergeordnete Rolle.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 09:18:39
      Beitrag Nr. 314 ()
      Die Börse ist ein Irrenhaus und das Pflegepersonal bis zur Halskrause voll mit LSD.


      Die Deutsche Börse hievt sich selbst in den Dax!


      Japan muß seine Banken verstaatlichen!


      Argentinien stellt Schuldendienst ein
      Argentinien hat am Donnerstag die Rückzahlung seines Weltbank-Kredits gestoppt. Das Land will offenbar Druck auf den internationalen Währungsfonds (IWF) ausüben.

      Von Sebastian Dullien, Berlin und Alan Beattie, Washington

      Anstatt wie vereinbart eine Tilgungsrate von 805 Mio. $ zurückzuzahlen, überwies die Regierung in Buenos Aires lediglich den Zinsanteil in Höhe von rund 80 Mio. $. "Die Devisenreserven des Landes reichen nicht, um die ganze Rate zu bezahlen", sagte Kabinettschef Alfredo Atasanof. Damit erreicht die Finanzkrise Argentiniens eine neue Qualität. Zwar hatte das Land Ende 2001 die Zahlungen auf Schulden bei privaten Gläubigern in Höhe von 90 Mrd. $ eingestellt. Jedoch waren die Forderungen multilateraler Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank bedient worden. Nur wenige Länder wie Irak, Simbabwe und Liberia haben bisher den Schuldendienst an Weltbank und IWF eingestellt.
      Argentiniens Regierung wies die Schuld für den Zahlungsausfall dem IWF zu. Der Fonds verlange von Argentinien, Devisenreserven von 9 Mrd. $ vorzuhalten. Die Weltbank-Rate hätte dieses Ziel gefährdet, sagte Atasanof. Volkswirte ließen dies jedoch nicht gelten. Auch nach Zahlung an die Weltbank hätten die Reserven über 9 Mrd. $ gelegen.
      "Offensichtlich will Argentinien den IWF unter Druck setzen", sagte Lateinamerika-Experte Nicolas Schlotthauer von der Deka-Bank. Ähnlich äußerte sich Lacey Gallagher von der Investmentbank CSFB. "Die Argentinier versuchen, ihre Verhandlungsposition zu verbessern."

      Argentinien verhandelt seit Monaten mit dem Fonds über neue Kredite. Allerdings hatte es zuletzt kaum Anzeichen für eine baldige Einigung gegeben.
      Das Land hat nun 30 Tage Zeit, die fällige Rate noch zu begleichen. Lässt Argentinien den Termin verstreichen, werden sofort alle Weltbank-Kredite fällig. Zudem würde die Bank ihre Hilfsprogramme etwa zur Armutsbekämpfung einstellen.
      Experten fürchten, dass Argentiniens Weigerung dem Ruf des Landes schaden wird. Der Schock werde auch weiterwirken, wenn sich die Regierung in den nächsten Wochen doch noch zur Zahlung entschließe. "Es wird neue Verunsicherung über die Verlässlichkeit Argentiniens und der Regierung geben", sagte Schlotthauer.

      © 2002 Financial Times Deutschland



      Amerika erzählt zugunsten seiner Lenker und Führer sowieso was es will!
      Warum machen die sich die Arbeit mit der Futurezockerei eigentlich noch? Besser gleich passende Indizes und Kurse vorspielen!


      Bananenrepublik Ford
      Das Missmanagement des US-Automobilherstellers Ford ähnelt der Willkür, mit der Politiker einiger südamerikanischer Schwellenländer regieren.

      Von Stephan-Götz Richter

      Anleihen, die sechs Prozent höhere Zinsen als US-Staatsanleihen versprechen, werden generell als nicht sehr seriös eingestuft. In der Regel verbindet man diese Kategorie mit Anleihen aus Schwellenländern, wie beispielsweise aus Argentinien oder Brasilien.
      Umso überraschender ist daher der jüngste Neuzugang bei den hoch verzinslichen Anleihen - die Ford Motor Company. Kürzlich lag der Risikoaufschlag des US-Autobauers um erstaunliche 6,8 Prozentpunkte über dem gleichwertiger Papiere der US-Regierung. Zum Vergleich: Mexiko, das als lateinamerikanisches Schwellenland unter besonderer Beobachtung ist, rangiert gerade einmal 4,3 Prozentpunkte über US-Treasuries. Demzufolge ist die Risikoprämie, die auf dem zweitgrößten Automobilkonzern der Welt aktuell lastet, über 50 Prozent höher als die von Mexiko.

      Diese Entwicklung ist frappierend. Für lange Zeit waren die amerikanischen Automobilhersteller die Hauptpfeiler der US-und damit der Weltwirtschaft. Ihrer Verkaufstüchtigkeit und der anhaltenden Kaufbereitschaft der US-Verbraucher war es zu verdanken, dass die jüngste Rezession in den Vereinigten Staaten vergleichsweise milde ausfiel. Aber die aktuellen Finanzprobleme bei Ford könnten ein Indiz für das Ende dieser Ära sein.
      Natürlich kann man ein Unternehmen Ford nicht direkt mit Ländern wie Argentinien, Brasilien oder der Türkei vergleichen. Aber die Entscheidungen, die das Ford-Management auf dem Weg in die Misere getroffen hat, ähneln den fatalen Entscheidungen der Regierungen jener Länder.
      Das erste Warnsignal für den Autobauer kam von den Derivatemärkten. Dort verlangten die Anleger plötzlich besonders hohe Zinsen für exotische Instrumente wie Zins-Swaps, die an das Ergebnis von Fords Finanzsparte gekoppelt waren. Das ließ in der Börsenwelt die Alarmglocken klingeln. Umgehend gerieten Ford-Titel unter Druck, war doch seit jeher die Finanzsparte der Unternehmensteil, der - so dachte man - den Gesamtkonzern über Wasser gehalten hatte.
      Geld verdient die amerikanische Automobilbranche überwiegend mit der Finanzierung von Fahrzeugen und nicht mit deren Verkauf. In jüngerer Zeit aber sind die Gewinnmargen aus dem Finanzierungsgeschäft dramatisch geschrumpft, Dank eines verschärften Wettbewerbs und immer niedrigerer Zinssätze.

      Bei Ford behalf man sich in den vergangenen Jahren damit, dass die bestehenden Kreditverträge verbrieft wurden. Mit den Erlösen konnten zumindest eine Zeit lang die Dividenden künstlich hoch gehalten werden. Allerdings verkaufte der Konzern mit diesen Aktivposten sprichwörtlich sein Tafelsilber, um laufende Kosten zu decken. Dieses gewagte Finanzgebaren sprach sich schließlich unter Investoren und Analysten herum - mit dem Resultat, dass sich das Rating für Ford-Anleihen deutlich verschlechterte.
      Insider an der Wall Street deuten indes an, dass der Markt für Ford-Anleihen so gut wie tot ist. Niemand will mehr ein Risiko mit den Papieren des größten Schuldners am US-Anleihemarkt eingehen. Das Unternehmen befindet sich dadurch in einer äußerst misslichen Lage, denn es fehlen die Mittel für die Entwicklung neuer, konkurrenzfähiger Modelle.
      Genau hier schließt sich der Kreis zu den Entwicklungsländern, die allzu häufig Anleihen machen, um damit laufende Kosten zu decken. Zwar ist hier keine Rede von Dividenden für Investoren. Dafür aber gibt es Steuererleichterungen und andere Wohltaten für die Bürger. Im schlimmsten Fall wird das Geld schlicht verschenkt - mittels eines überbewerteten Umtauschkurses, der es wohlhabenden Einwohnern erlaubt, auf die Abwertung der eigenen Währung zu spekulieren.
      Unabhängig davon, wie das Geld ausgegeben wird, stehen die Regierungen am Ende vor einem riesigen Schuldenberg, ohne dass sie Aktivposten zu dessen Deckung vorweisen könnten. Der Bilanz von Ford scheint es ähnlich zu ergehen.
      Natürlich gibt es immer auch externe Faktoren. Ford kann sich auf die hohen Abschreibungen aus der Firestone-Affäre und anderen Produkthaftungsfällen berufen. Die Produktpalette spielt eine Rolle, liegt aber innerhalb des Einflussbereichs des Managements. Der Preiskrieg des letzten Jahres hat ebenfalls dazu beigetragen, die verbleibenden Profite von Ford zu dezimieren.
      Welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich nun an? Für Ford könnte dies eine Fusion oder gar Übernahme durch einen anderen starken Automobilkonzern sein. Ein ganzes Land hingegen lässt sich nicht übernehmen. Hier wie dort mag man sich eine gute Fee wünschen, die einem aus der Patsche hilft.
      Dies zeigt einmal mehr, dass nicht nur überforderte oder korrupte Politiker in Schwellenländern in die Schuldenfalle geraten, sondern auch vermeintliche Vollprofis eines Weltkonzerns. Vielleicht gereicht die Schmach von Ford den Finanzministern von Argentinien und Brasilien ja zu einem kleinen, wenn auch schwachen Trost.

      Stephan-Götz Richter ist Herausgeber von TheGlobalist.com



      Das System führt sich selbst vor.
      Ein trauriges Schauspiel.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 23:28:42
      Beitrag Nr. 315 ()
      http://193.111.113.35/mline/d1/402/045/LOZAPGHLERXWACGHKLMYA…


      Der Senator und die dankbaren Banker http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,217311,00.html

      Hinter den Türen der größten Bank der Welt findet zur Zeit eine beispiellose Posse statt http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,222903,0…



      Kann sich noch wer an "Die Achse Eisenbeiß" erinnern?
      Was für eine elende, erbärmliche Show.


      "Zu teuer und zu gefährlich"
      Israels Wirtschaft am Abgrund: Infolge des Krieges schrumpft die Ökonomie, die Zahl der Unternehmenspleiten und der Armen nimmt zu. Der Tourismus liegt darnieder: Hotel-Übernachtungen sind auf das niedrige Niveau von 1966 gesunken

      aus Jerusalem ANNE PONGER

      Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu merken, dass viele Israelis darben. An Supermarktausgängen bitten Kinder neuerdings Käufer mit gefüllten Einkaufstaschen um Essen für ihre bedürftigen Familien. Menschen, die in Mülltonnen nach Verwertbarem wühlen, sind keine Seltenheit mehr. Lehrer bezeugen, dass immer mehr Kinder ohne Pausenbrot in die Schule kommen und kein Geld für die Busfahrt haben.
      In den Zentren von Jerusalem, Tel Aviv und Haifa stehen jede Menge Läden zur Vermietung. Die Fenster von Hotels in Jerusalem und Tel Aviv sind dunkel. Die Zahl der Hotel-Übernachtungen ist auf das Niveau von 1966 gesunken - bei fünfmal so vielen Zimmern wie einst. Das Ausbleiben von Touristen hat nicht nur Rezeptionisten, Zimmermädchen und Kellner auf die Straße geschickt, sondern lässt auch Busunternehmer, Taxifahrer und Tour-Guides, Postkarten- und Andenkenhändler ohne Einkommen. Auch Cafés und Restaurants sind vom Touristenmangel betroffen. Ausgehen und Einkaufen ist aber auch für Israelis nicht mehr attraktiv. "Zu gefährlich, zu teuer", sagen viele.
      Die wirtschaftlichen Daten sprechen eine klare Sprache. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds wird Israels Wirtschaftsentwicklung auch dieses Jahr mit minus 1,5 Prozent wieder negativ sein, nachdem das Wachstum im Jahr 2000 noch 6,2 Prozent betrug, trotz Intifada-Beginns Ende September. Der Absturz begann gleich nach dem Regierungsantritt von Premierminister Ariel Scharon und seiner Likud-Partei. Der Lebensstandard sank 2001 bis 2002 um 6 Prozent auf das Niveau der 50er-Jahre. Nach dem gerade veröffentlichten Jahresbericht 2001 über die Armut im Lande lebten im Vorjahr bereits nahezu 20 Prozent Israelis unterhalb der Armutsgrenze, die monatlich bei knapp 600 Euro für ein Paar, knapp 1.000 Euro für eine Zwei-Kinder-Familie liegt. Preise für Wohnungen, Lebensmittel und Bekleidung sind in Israel oft doppelt so hoch wie in Europa, bei wesentlich niedrigeren Gehältern. Nach den im Haushaltsentwurf 2003 vorgesehenen Kürzungen von Sozialhilfen dürfte die Zahl der Armen nächstes Jahr auf fast 22 Prozent ansteigen.
      Wer Geld hat, schafft es ins Ausland. 2,6 Milliarden Dollar wurden im ersten Halbjahr 2002 außerhalb Israels investiert, mehr als doppelt so viel wie in derselben Periode im Vorjahr. Ausländische Firmen haben ihre Investitionen im selben Zeitraum um 1,4 Millarden Dollar reduziert. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 274.000 - eine nie gekannte Höhe von 10,7 Prozent. Ein Drittel aller selbstständigen Betriebe steht vorm Bankrott: 50.000 werden vor Jahresende schließen, nachdem im Vorjahr 30.000 kollabierten.
      Parallel dazu sind die Verteidigungslasten seit zwei Jahren immens gestiegen. Sie sollen 19 Prozent der auf 270 Milliarden Schekel (rund 60 Milliarden Euro) geschätzten Staatsausgaben für 2003 ausmachen. Seit Beginn der Intifada, die mit groß angelegten Militäroperationen bekämpft wird, sind verstärkt Reservisten bis zum Alter von 40 Jahren für jeweils 30 Tage im Einsatz, deren Verdienstausfall kompensiert werden muss.
      Anlass für den Auszug der Arbeitspartei aus Scharons großer Koalition war der Vorwurf der ungerechten Verteilung des Budgets: enorme Zuwendungen an die Siedler in den besetzten Gebieten auf Kosten von Unterstützung der sozial schwachen Gruppen im Lande. Finanzminister Silvan Schalom konterte, von den Kürzungen für Rentner und alleinerziehende Mütter seien alle, auch die Siedler betroffen. Ein zweifelhaftes Argument: Zwar gibt es kein "Siedlungs-Ministerium", doch ist die millionenschwere Unterstützung der Siedlungen im Budget zahlreicher Ministerien versteckt.
      Hauptgrund für den drohenden Zusammenbruch der israelischen Wirtschaft ist zweifellos Scharons Politik. Zwar begannen die Probleme auf den Weltmärkten Mitte des Jahres 2000, doch wurden Israels wirtschaftliche Schwierigkeiten durch Scharons Prioritätensetzung und den Einsatz militärische Gewalt verschärft.
      Vor Neuwahlen fragt sich, wie weit das Volk den Zusammenhang zur wirtschaftlichen Misere versteht. Neuesten Umfragen zufolge nicht: Fänden die Wahlen heute statt, könnte der Likud 33 statt derzeit 19 Mandate in der 120-köpfigen Knesset erhalten, während die Arbeitspartei von 25 auf 19 absacken würde. Der Wahlkampf der Arbeitspartei wird deshalb die Verbindung zwischen kompromissloser Politik und Wirtschaftsnot deutlich machen und die Wiederbelebung des Friedensprozesses als Alternative anbieten.





      Der darf nicht fehlen. Klar.


      Wie viele Nebenkriegsschauplätze verträgt die Wall Street?
      Ein kleiner Zacken im Tages-Chart verrät alles: An der Wall Street weiß wieder einmal niemand, wo der Hase läuft. Die US-Börsen waren aus gutem Grund schwach in den Tag gegangen, dann schlugen sie dank eines unerwartet starken Verbrauchervertrauens nach oben aus – nur um dann wieder zurück zu fallen, um seither in enger Spanne in Richtung Wochenende zu dümpeln.

      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents

      Anleger hatten am Morgen allen Grund, sich noch einmal aus dem Markt zurück zu ziehen. Dabei hatte das wenige Stunden vorher noch ganz anders ausgesehen. Nach einer ansehnlichen Rally am Donnerstag wähnten die Bullen endgültig das Zepter in der Hand. Eine Reihe erfreulicher Konjunkturdaten hatte ihnen Zuversicht gegeben, außerdem hatten sich einige CEOs optimistisch zur Zukunft geäußert, darunter sogar die Chefs von Hightech-Riesen wie Cisco, Microsoft und Intel. Letztere hatten in schöner Euphorie sogar den Rückkauf von 480 Mill. Aktien angekündigt.
      Plötzlich schien die Beweislast für die Misere an der Wall Street bei den Bären zu liegen – viele fanden angesichts zeitweise guter Daten keine Argumente und zogen den Pelz aus. Setzten sie sich Hörner auf? – Schön wär’s, doch vielmehr scheint es, zum Wochenschluss setzt der Markt den Optimisten Hörner auf. Reingelegt, auf konjunktureller Seite sind nicht nur starke Einzelhandelsergebnisse und sinkende Arbeitslosenzahlen zu melden sondern auch steigende Lagerbestände. Die können Firmen zwingen, erneut die Produktion zu drosseln, dann wiederum Kosten zu senken und Arbeitsplätze zu streichen.
      Und wenn die Arbeitslosigkeit steigt, dann fällt auch wieder das Verbrauchervertrauen, dessen Sprung auf 85 Punkte im Michigan-Index dem Markt am Morgen ein paar Minuten lang Kraft gab und für den Zacken im Tages-Chart verantwortlich zeichnet. Die meisten Anleger dürften mittlerweile gemerkt haben, dass dem Verbrauchervertrauen nicht zu trauen ist. Ein höherer Stand als erwartet kam unter anderem zustande, weil in die sehr aktuelle Befragung die Entscheidung des Irak am Mittwoch einspielte, die UN-Resolution anzuerkennen. Doch dürften viele Amerikaner am Freitag schon wieder sehr viel mehr Angst vor einem militärischen Konflikt oder einer Fortsetzung des Kriegs gegen den Terrorismus haben als vor zwei Tagen.
      Der Grund: Das FBI warnt am Freitag nicht nur vor weiteren Terroranschlägen, sondern man schlägt einen ganz anderen Ton an als man ihn bisher kannte. Wo einst eine einfache Notiz, ein vager Hinweis auf Aktivitäten der Al-Kaida für Panik sorgte, da wütet heute die Bundespolizei mit den Worten, „spektakuläre neue Attacken“ könnten „ungeheuer viele Tote, massiven Schaden für die US-Wirtschaft und nachhaltige psychologische Traumata“ mit sich bringen. Ein solcher Text sorgt für Angst, nicht für Sicherheit.
      Andererseits drängt sich eine Frage auf: Wie ernst darf und muss man eine solche Meldung nehmen. Das FBI äußert sich weder konkret dazu, wo, von welcher Seit, wann und warum ausgerechnet jetzt eine Attacke droht, und man geht nicht einmal so weit, die Alarmstufe für das Land herauf zu setzen. Auf dem Parkett glauben viele, dass die Warnung ein Ablenkungsmanöver der Regierung ist, Propaganda, um über die Terrorschiene einen Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen, auch nachdem die dortige Regierung UN-Waffeninspekteuren Einlass ins Land gegeben hat.
      Damit würde George W. Bush immer mehr dem Bild gerecht werden, das Kritiker schon lange zeichnen. Sucht der Mann einen Krieg? Geht es ihm nun doch nicht mehr um die Sicherheit der USA und der Welt? Das Verhalten Washingtons lässt den Schluss zu, dass man den Irak auf jeden Fall angreifen will und krampfhaft nach Begründungen sucht. Muss jetzt Afghanistan als Nebenkriegsschauplatz herhalten um den Einmarsch in den Irak zu begründen? So wie der Irak als Nebenkriegsschauplatz herhalten musste, um die schwachen Ergebnisse im Terrorkampf in der afghanischen Einöde zu vertuschen? Müssen Afghanistan und der Irak herhalten, um den Blick von Arbeitslosigkeit, dem nach wie vor schwachen Verbrauchervertrauen, der lahmenden Konjunktur abzulenken?
      Eine solche Politik wäre höchst gefährlich. Nicht nur aus politischen Gründen. In Amerika findet sich nach wie vor eine Mehrheit, die Angst vor einem Krieg gegen den Irak hat und nicht an einen schnellen Sieg glaubt. Ein Teil dieser vorsichtigen und Risiko abwägenden Amerikaner hält Aktien – und verkauft vor dem drohenden Szenario. Der Markt wird weiter geschwächt und mit ihm die Unternehmen. Der Krieg stützt die Wirtschaft – diese Rechnung geht nicht auf, und ein Blick auf die Charts beweist das ganz klar.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 17:01:03
      Beitrag Nr. 316 ()
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 20:35:22
      Beitrag Nr. 317 ()
      Muss Schröder im Winter weg?
      von PETER UNFRIED

      Es hat in der jüngeren deutschen Geschichte lange kein Thema gegeben, das so erregt diskutiert, so sorgfältig analysiert wurde wie die derzeitige Krise des Fußballclubs FC Bayern München. Viele denken, das sei normal. Kaum einer fragt: Haben wir Deutschen keine anderen Sorgen? Im Gegenteil: Wer genauer hinsieht, erkennt, dass es nur vordergründig um den FC Bayern geht, um Zerstreuung, Häme, Schadenfreude. Im Unterbewusstsein diskutiert die geschockte und verängstigte Bevölkerung nichts weniger als die Zukunft des Landes - und die ihrer Regierung.
      Fakt ist: Nur wenige Wochen nach der Bundestagswahl hat der FC Deutschland die größte Pleite aller Zeiten hingelegt. Der FC Bayern kann immerhin noch eine Führungsrolle in der Bundesliga beanspruchen - Deutschland aber hat selbst auf dem nationalen Markt die Führung verloren. Viele fragen: Muss Schröder schon im Winter weg? Muss Dr. Edmund Stoiber - wie er schon am Wahlabend fürchtete - "noch vor Jahresfrist eine neue Regierung bilden"?

      1 Die "Schande"
      Der FC Bayern hat diesen Herbst "ein mickriges Pünktchen" (Bild) in der Champions League geholt. Letzter in Europa. Nichts im Vergleich zum FC Deutschland: Wir haben gar keinen Punkt geholt. Wir verpassen sogar die europäische Verschuldungsgrenze (3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts). Wir haben bei den Entscheidern (USA) sämtliches Renommee eingebüßt. Die Pleite von La Coruna? Ein Klacks gegen das Rentendebakel, das arbeits- und sozialpolitische Chaos. Selbst das Hartz-Konzept gilt mancherorten schon als Fehleinkauf. Da hat selbst ein Pablo Thiam mehr Zukunft als die Koalitionsbeschlüsse.

      2 Das Problem
      Der Anspruch (Führungsrolle in Europa) und die Realität (9,5 Prozent Arbeitslose) decken sich nicht. Grund: Gegen den deutsche Arbeitsmarkt ist sogar die Innenverteidigung des FC Bayern gut organisiert. Damit ist man nicht wettbewerbsfähig. Inzwischen haben uns selbst die Briten abgehängt. Das ist wirklich "eine Schande" (Karl-Heinz Rummenigge). Die Exportnachfrage nach deutschen Produkten geht doch derzeit gegen null. Verständlich: Wer will schon einen Linke, Fink oder Zickler haben? Da muss man Anreize schaffen. Oder schlicht besser werden.

      3 Die größten Fehler
      Wurden "in der Stunde des größten Triumphes" begangen. Man hätte "den Trainer oder Leistungsträger auswechseln müssen". Aber "mit dem Sieges-Schampus in der Hand hatte niemand den Mut dazu" (Bild). Im Gegenteil: Manch Wähler freute sich auch noch. Dabei weiß jeder Laie, dass sich ein Trainer nach vier Jahren verschlissen hat. Spätestens. Noch schlimmer: Der neue, alte Trainer wechselte dann die (vermeintlichen) Leistungsträger nicht aus. Oder zu spät. Wie Hitzfeld in La Coruna. Die Folge: Stillstand. Die Autorität des Trainers hat gelitten (Ach, der wieder). Früher (Brandt/Wehner) hat man sich "auch mal angeschrien". Heute "sitzt man da und sagt nichts" (Beckenbauer).

      4 Der Führungsspieler
      Okay, Schröder vermittelte den Eindruck, mit Wolfgang Clement einen neuen Superspieler gefunden zu haben. Bei Michael Ballack (ehemals Bayer Leverkusen) sah es am Anfang auch nett aus. Aber: Europas große Gegner waren eine Nummer zu groß für ihn. Und letztlich war er doch schon in Nordrhein-Westfalen nur ein notorischer Verlierer. Nein: Es fehlen die "harten Kerle" (Bild). Sie sind verloren gegangen (Effenberg, Däubler-Gmelin).

      5 Der Titan
      Es gab einmal einen, der war wohl etwas schrullig. Aber er konnte aus dem Nichts einen Erfolg machen - kraft seines eisernen Willens. So erschienen seine klitzekleinen Marotten und Pedanterien plötzlich liebenswert. Und er wurde erhoben in den Rang eines "Titanen". Und heute? "Er gibt wirre Interviews" (Bild). Und wenn er sich mal wieder einen selbst reingetan hat, sagt er auch noch mit irrem Blick: "Ist mir doch scheißegal."
      Deutschland fragt sich (1.): Was ist nur mit Hans Eichel los? Und (2.): Besteht womöglich ein Zusammenhang mit der rational kaum nachzuvollziehenden Entscheidung des Kanzlers, den vormals uneingeschränkten Führungsspieler vor versammelter Mannschaft zu demontieren (Jetzt hör aber mal auf, Hans!)?

      6 Der Fan
      Was kann der Fan des FC Deutschland tun, wenn es nicht läuft? Gut, er kann ein paar Trikots mehr kaufen (die Wirtschaft ankurbeln!). Falls es seine Arbeitslosenunterstützung überhaupt hergeben sollte. Letztlich hat er da aber sowieso keinen Einfluss. Auf keinen Fall sollte er sich Vorwürfe machen. Oder aufhören, italienische Krustentiere zu schlemmen. Oder sich gar auf die deutschen Tugenden besinnen (harte Arbeit, Disziplin, Kampf usw.). Das wäre defaätistisch, antieuropäisch, gewerkschaftsfeindlich und letztlich purer Aktionismus, der nichts bringt.

      7 Die letzte Rettung
      Der Bundespräsident. Mag ja sein, dass Schröder und Fischer sich insgeheim bzw. offen über den Bundespräsidenten lustig machen. So wie die Bayern-Macher Rummenigge und Uli Hoeneß über ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Beckenbauer. Mag ja sein, dass es das Tagesgeschäft erheblich erleichtert, wenn man einen notorischen Brabbelbruder ins Repräsentative abgeschoben hat. Aber: War es nicht gerade Beckenbauers berühmte Lyon-Rede, durch die der FC Bayern die Champions League gewann? Mit einer ähnlich "Wutrede" könnte Johannes Rau sich endlich ins Zentrum des Geschehens katapultieren, die Gesellschaft und vor allem die Regierung aufrütteln. Mit harten, aber in der Sache richtigen Sätzen wie: "Suchts euch einen anderen Beruf, ihr Pflaumen!", sollte er den abgebrühtesten Profi oder die argloseste Ministerin nachdenklich stimmen. Womöglich sogar sich selbst.

      (Bild): http://www.bild.t-online.de/


      Dow-Zeugs
      Microsoft: http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,22325…
      IBM: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,223273,00.html


      @
      Tierische Reaktionszeit. :D Oder gabs einen Kolbenklemmer?
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:19:21
      Beitrag Nr. 318 ()
      S a l a m i taktik (Rechte bei paule)
      Darf`s etwas weniger sein?

      Bei uns im Dorf hatten Vegetarier von Kindesbeinen an keine Chance. Wann immer ich als Steppke, meine Mutter an der Hand, den Metzgerladen verlassen wollte, flötete die Fleischersfrau: "Willste noch e Stöppelsche Worscht?" Natürlich wollte ich, kostete ja nix, machte auf dem Absatz kehrt und reckte mich, um prallen roten Fingern einige Zentimeter Gelb- oder Fleischwurst zu entreißen. "E Stöppelsche Worscht" - das war unser Code, unsere heimliche Verschwörung gegen alle Spinatpflanzen dieser Welt, unser Deal: Dir ist es Wurst, mir auch. So wurde ich süchtig.
      Viele Jahre später zog ich in die Großstadt. Dass mit Worscht-Stöppelschen dort nicht zu rechnen war, war mir klar. Dass es noch viel schlimmer kommen würde, nicht. Nach wenigen Tagen in meiner neuen Heimat begehrte ich bei einem Metzger in Prenzlauer Berg 100 Gramm Parmaschinken. "Ham wa nüscht", beschied die Metzgersfrau barsch. "Einen anderen luftgetrockneten Schinken?" wandte ich zaghaft ein. Und wieder: "Ham wa nüscht." Ich: "Warum denn nicht?" Sie: "Det ist zu teuer, det kooft mir hier keener ab." Und dann drehte sie sich mit großem Schwunge ab, wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen. So ging ich nach Hause, schinkenlos und frustriert, und beschloss, mein Bild vom deutschen Osten zu überdenken.
      In diesen Tagen nun, wo ohnehin schon alle abgespeckt haben, hat Thilo Sarrazin, Fleisch gewordenes Sparbrötchen Berlins, etwas Beunruhigendes gesagt. Die Hauptstadt, verkündete der Finanzsenator, sei dermaßen klamm, dass man beim Sparen "eigentlich gar nichts auslassen kann". Nicht das Auto. Nicht die Wohnung. Auch nicht die Wurst. Von der, so Sozi Sarrazin, gebe es künftig "eben weniger".
      Das muss man sich mal vorstellen: Demnächst bekomme ich bei meinem Fleischer nicht nur keinen Parmaschinken, man wird mich auch fragen: "Darf`s ein bisschen weniger sein?" Man kennt das ja, Salamitaktik, jeden Tag eine Scheibe weniger, erst eine, dann zwei, dann drei, dann vier, dann setzt mich der Fleischmann vor die Tür, ohne Aufschnitt, ohne Geselchtes, ohne jedes Stöppelsche! Hat denn alles ein Ende? Auch die Wurst?
      Was soll ich tun? Presskopf und Schwartenmagen bunkern? Oder - ha! - Vegetarier werden? Wäre vielleicht eine Überlegung wert. Obwohl: Hat sich schon mal einer überlegt, wie das klingt: "e Stöppelsche Tofu"? JÖRG SCHINDLER



      Ich bau’ mir ein Haus – aber sonst kauf ich nix!
      Ein Motivationsproblem hat die Wall Street nicht, und das ist ja auch schon was. Ein Wochenstart im Grünen macht Laune, und dass die Kurse schon nach wenigen Stunden doch in die Miesen rutschen, liegt an einigen schlechten Nachrichten, die der Markt zunächst eben einfach ignoriert hatte. Die Einstellung also stimmt.

      Von Lars Halter

      Leider stimmen die Zahlen nicht. Bei Lowe’s zwar schon, jener zweitgrößten US-Baumarktkette, die seit Monaten auf der Erfolgswelle surft – doch die ist natürlich ebenso die Ausnahme wie Branchenführer Home Depot, der am Dienstag melden und aller Voraussicht nach ebenfalls die Erwartungen der Analysten schlagen wird.
      Dass die Baumärkte so erfolgreich sind, liegt natürlich an dem anhaltenden Bau-Boom, dem ich vor einigen Tagen selbst erlegen bin. Gerade haben meine Freundin und ich ein Haus gekauft – nicht im teuren Manhattan, versteht sich zu konjunkturell schwachen Zeiten, sondern über den Fluss im ruhigeren Jersey City –, und schon zieht es auch uns zu Home Depot.
      Zwar ist das Haus frisch renoviert, doch haben wir zwei Kamine im Schlaf- und im Wohnzimmer, die gestaltet werden wollen. Einen Abzug gibt es nicht, weshalb ein kleiner Gaskocher rein muss, komplett mit flachen schwarzen Steinen für ein wenig Mystik oder alternativ mit falschen Holzscheiten für Landhausstil á la Oberbayern. Wir haben uns noch nicht entschieden, doch gehen um die 300 $ in die Kassen von Home Depot. Dazu brauchen wir Türgriffe (Klinken oder Knöpfe?), neue Fenster, einige Applikationen für Küche und Bad, und im Keller wollen wir einen neuen Boden, Parkett, das können wir dank der Hilfe einiger Freunde aus der Baubranche sogar selbst verlegen.
      Jede Menge Werkzeug werden wir auch brauchen, vor allem im Sommer, wenn wir den Garten gestalten wollen. Spaten, Schaufel und Rechen, ein paar Steinplatten dazu, unterm Strich werden wir wohl mehr als zehntausend Dollar los – doch wenn man sich das einmal leisten kann, dann jetzt. Denn die Zinsen sind bekanntlich auf einem supergünstigen Niveau. „Vor ein paar Jahren habe ich Kunden gesagt, wenn die Zinsen unter 8 % fallen, dann mache ich einen Handstand auf dem Times Square – nackt“, meinte unser Kreditmann Keith kürzlich, als wir unsere Raten verhandelten. Wir haben einen Satz von knapp über 6 %, obwohl wir eine Woche vor der letzten Zinssenkung der Fed unterschrieben haben.
      So wie uns geht es zur Zeit Hunderttausenden von Amerikanern. Alles baut, alles zieht um, alles richtet ein – aber dann sind die Konten auch irgendwann leer. Wer ein neues Haus kauft, der kauft halt nicht auch noch ein neues Auto. Das schöne Abendkleid, das meine Freundin seit Wochen sieht und eigentlich zur Silvesterparty anziehen wollte, bleibt wohl im Schaufenster hängen. Auch Weihnachten wird etwas sparsamer ausfallen. Nicht alle Brüder, Schwestern und Cousins brauchen neue Puppen von FAO Schwarz, der alte Computer tut’s noch ein Jahr, die Schuhe sind noch gut besohlt und der Rasierer scharf. Das Geschirr-Set ist sowieso schwarz und damit zeitlos, der CD-Player hängt zwar ab sofort, muss aber auch nicht gleich ersetzt werden.
      Was heißt das für den Einzelhandel außerhalb des Baummarktsektors? – Es geht abwärts. Wal-Mart und Federated Department Stores klagen am Montagmorgen über fallende Umsätze in den Läden, die schon mehr als ein Jahr geöffnet sind. Die Kunden bleiben aus, man erwartet ein schwaches Weihnachtsgeschäft, und die trüben Aussichten macht unter Wall Street-Experten nur ein Witz wett, der seit ein paar Tagen kursiert. Als Ausrede für die bevorstehende schwache Saison machen die Unternehmen den Kalender verantwortlich: Zwischen Thanksgiving und Weihnachten liegen weniger Arbeitstage als in früheren Jahren – das liegt an der ungünstigen Verschiebung der Wochenenden. Schön und gut, aber kauft der Amerikaner deshalb weniger? Weil er vor Thanksgiving nicht an das Fest der Feste denkt? Und warum hat man die Planungen der kürzeren Saison nicht angepasst? Stand nicht schon vor Jahren fest, auf welche Tage Thanksgiving und Weihnachten 2002 fallen?
      In Zeiten einer schwachen Konjunktur und vor dem Hintergrund marktbreit fallender Gewinne scheint Unternehmen mittlerweile keine Ausrede mehr zu blöd zu sein, um die schlechte Performance zu rechtfertigen. Von den trüben Aussichten lenken Sie damit nicht ab, und entsprechend notieren der Einzelhandelssektor und der breite Rest der Wall Street im roten Bereich.


      Genau zu diesem Thema gibt es einem Special-Thread hier. :cool:
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      schrieb am 19.11.02 22:14:47
      Beitrag Nr. 319 ()
      Amerikanische Geschichten



      Slow Economy
      Jahrelang glaubten die Amerikaner an ein immerwährendes Wirtschaftswunder. Nun ist klar: Die goldenen Neunziger kommen nicht wieder. Die US-Ökonomie tritt in eine heikle Phase.

      Prolog: "If some is good, more is better"


      Guess what! Jim Schroer liebt diese Phrase, die jede Unklarheit beseitigen soll. Guess what - na, rate mal! Einwände sind zwecklos, Widerspruch sowieso.

      In ausladender Pose sitzt der Vertriebschef von Chrysler in seinem Büro in Auburn Hills (Michigan), trinkt Cola aus der Plastikflasche. Ein schwarzer Ledersessel, prallvoll mit Selbstbewusstsein und Optimismus.

      Frage: Ist Amerikas Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession?

      "No. Unsere Wirtschaft ist stark. Guess what! Wir allein investieren in den nächsten fünf Jahren 30 Milliarden Dollar. Now, think about it! 30 Milliarden Dollar. Das ist waghalsig. Solange wir waghalsige Investments machen, ist die Wirtschaft stark."

      Aha. Und wer soll all die Autos kaufen? Seit vorigem Jahr verschleudern Sie Ihre Wagen zu Billigpreisen. Wer gerade ein neues Auto hat, kauft nicht nächstes Jahr schon wieder eins.

      "Doch. Wir Amerikaner finden ständig neue Möglichkeiten, uns zu amüsieren. Wir sind Workaholics-Playaholics. Früher hatte die typische US-Familie ein Auto. Heute hat sie drei. Und - Guess what! - demnächst wird sie vier Autos haben."

      Aber die Amerikaner sind hoch verschuldet. Sie müssen endlich sparen. Das wird den Autoabsatz bremsen.

      "Guess what. Wir Amerikaner sind maßlos. If some is good, more is better ..."

      Kurze Sätze, klares Weltbild. Für Ambivalenz ist in dieser amerikanischen Seele kein Platz. Pessimismus, Zweifel, Kleinmut - das ist etwas für Verlierer und für Europäer***.

      mehr von dem Mist: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,219439-…



      Ein Visionär mit Senf und Ketchup
      aus New York KIRSTEN GRIESHABER

      Das Würstchen ist vom Vortag, das Brötchen klebt am Gaumen, und gegen den Senf entscheidet man sich, schon weil die Flaschen verschmiert sind. Wundersamerweise sind die New Yorker Hot Dogs trotzdem heiß begehrt, und so beneidet niemand die gestressten Verkäufer, die bei jedem Wetter hinter ihren Buden an den Straßenkreuzungen von Manhattan für 1,25 Dollar pro Stück ihre Ware verkaufen. Meist sind die Männer erst vor kurzem aus dem Nahen Osten eingewandert, sprechen kaum Englisch und sind froh, überhaupt einen Job zu haben.
      Bis vor kurzem hätte Brian Benavidez jeden ausgelacht, der ihm eine Zukunft als Würstchenverkäufer prophezeit hätte. Nun steht der New Yorker in einer Lagerhalle in Brooklyn und verkauft von morgens bis abends Hot Dogs, Pommes und Milchshakes. Bis vor rund einem Jahr verdiente der 35-Jährige bei einer Internetfirma in Manhattan ein Jahresgehalt von über 100.000 Dollar, jetzt verlangt er für Rindswürstchen mit gehackten Zwiebeln und Ketchup 2,50 Dollar pro Stück.
      Äußerlich wirkt Brian Benavidez immer noch wie ein dynamischer Jungunternehmer. Der Wollpulli sitzt, die Hornbrille sieht nicht billig aus, und die grauen New-Balance-Turnschuhe sind in New York voll im Trend. Aber Benavidez ist ein Rezessionsopfer. Anders als bei früheren Wirtschaftskrisen in den USA landen diesmal besonders die hoch qualifizierten Fachkräfte arbeitslos auf der Straße. In der Medien- und Werbeindustrie gab es bereits hunderte von Entlassungen, die großen Finanzunternehmen an der Wall Street haben tausenden von Mitarbeitern gekündigt, die Internetbranche ist in sich zusammengebrochen. Die Terroranschläge vom 11. September, so erklärt Benavidez, seien schließlich der endgültige Todesstoß für seine Firma gewesen: "Am 31. Oktober 2001 kam meine Entlassungsurkunde ins Haus geflattert." Mit der Kündigung löste sich sein Traum vom großen Geld in Luft auf. Wenigstens zunächst einmal.
      Seine Karriere hatte aussichtsreich begonnen. Wehmütig erinnert sich der gebürtige Detroiter, wie er Mitte der Neunzigerjahre nach New York kam, um an der Business School der Columbia University Ökonomie zu studieren. Die Uni, bekannt für ihre engen Beziehungen zur Privatwirtschaft, ebnete ihm den problemlosen Eintritt in die New Yorker Geschäftswelt. Als Benavidez sein Studium 1996 mit einem MBA, dem Master of Business and Administration, abschloss, konnte er sich vor Stellenangeboten kaum retten.
      Die Wirtschaft florierte, die Internetbranche boomte, die USA befanden sich im kollektiven Start-up-Rausch. Auch Benavidez zögerte nicht lange; wie die meisten seiner Kommilitonen setzte er auf den schnellen Dollar im Dotcom-Gewerbe und nahm ein lukratives Angebot von American Express an. Dreieinhalb Jahre lang arbeitete Benavidez in der dortigen Internetabteilung, dann wechselte er zu Bolt, der größten interaktiven Internetseite für amerikanische Teenager.
      Er legt reihenweise heiße Würstchen in aufgeschnittene Brötchen und quetscht Ketchup und Senf aus Plastikflaschen darauf. Dann erzählt er von den "fetten Jahren" Zwar hatte er eine 60-Stunden-Woche und machte ständig Überstunden, doch das nahm er für den luxuriösen Lebensstil gerne in Kauf. Von seinem Spitzeneinkommen mietete er ein Loft in Brooklyn, lud seine Freundin in die teuersten Restaurants und Bars von Manhattan ein und schmiss Partys für seine Freunde.
      Selbst nachdem Brian Benavidez seinen Job verloren hatte, lebte er weiter gut und realisierte zunächst überhaupt nicht, dass die Zeit des großen Geldes vorbei war. "Die ersten Wochen fand ich gar nicht schlimm", erzählt er, während er eine Portion Pommes frites mit geriebenem Käse bestreut und in die Mikrowelle stellt. "Ich habe einfach nur geschlafen. Nachmittags bin ich mit meinem Hund Sparky spazieren gegangen und habe stundenlang in Cafés herumgesessen."
      Nach drei Monaten erfolgloser Jobsuche setzte die Ernüchterung ein. Die wenigen Stellenangebote, die er bekam, schlug er aus, weil er sich von der Arbeit unterfordert fühlte. "Ich war manchmal richtig depressiv", sagt er. Als ob er sich für solche Gefühle schämt, fügt er schnell hinzu: "Natürlich bezog sich das nur auf meine Jobsituation."
      An einem Nachmittag hatte er dann die zündende Idee. Wenn Brian Benavidez erzählt, wie das kam, wie groß der Frust vorher war und wie kalt der Januarnachmittag, dann spürt man, dass dies der triste Tellerwäscherteil der Geschichte sein soll, dem aber schon bald der Aufstiegsteil folgt und der den aufmerksamen Zuhörer ein Happy End als Millionär ahnen lässt.
      Es war also an diesem kalten Januarnachmittag, als Benavidez sich in der Bücherei einen Videofilm über die Geschichte der Hot Dogs in Amerika auslieh. "Ich liebe Hot Dogs", erklärt er voll Inbrunst, "und als ich den Film gesehen habe, war mir klar, dass ich nicht der Einzige bin. Alle wirkten glücklich, haben Würstchen gegessen und gelächelt - die Verkäufer, die Käufer und sogar die Budenbesitzer." Der Film, sagt Benavidez ernst, sei sein Aha-Erlebnis gewesen. "Auf einmal wusste ich, wie ich meinem Leben wieder einen Sinn geben konnte. Ich wollte auch Hot Dogs verkaufen und die Menschen damit glücklich machen."
      Endlich wieder mit einem Ziel vor Augen, stürzte Benavidez sich in sein neues Projekt und beschloss, Würstchenverkäufer zu werden. Stolz beschreibt er, wie er sein Geschäftskonzept bis ins letzte Detail selbst ausgearbeitet hat: "Schließlich war ich ja mehrere Jahre im Business-Development tätig, und wenn es um Verkaufsstrategien geht, ist der Unterschied zwischen Würstchen, Bits und Bytes gar nicht so groß. Es geht darum, die Konsumenten zum Kaufen zu bewegen."
      Professionell, so wie er es während seines Wirtschaftsstudiums gelernt hatte, fertigte Benavidez einen vierseitigen Businessplan an - ein Kinderspiel im Vergleich zu den 80-seitigen Konzepten, die er noch ein Jahr zuvor entwickelt hatte. Sein Erfolgsrezept, so sagt Benavidez, sei die überragende Qualität seiner Produkte. Er verkaufe seinen Kunden nicht irgendwelche Würstchen, sondern Hot Dogs de luxe, die besten von ganz New York. Das Rindfleisch stammt von glücklichen Kühen aus Kalifornien, die Brötchen lässt er in einer Edelbäckerei in Downtown Manhattan backen, und Ketchup und Senf mixt er selber zusammen. Alle Zutaten sind frisch und aus biologisch kontrolliertem Anbau. Statt der klassischen Bude auf Rädern hat er eine alte Lagerhalle angemietet und sie mit Stühlen vom Flohmarkt und ausrangiertem Geschirr bestückt. Von den Stühlen blättert die Farbe ab, von der Wand bröckelt der Putz. Das alles aber hat Brian Benavidez zum Stil erhoben.
      Den Laden benannte er nach seinem Hund: "Sparkys American Food". Das One-Man-Business liegt an einer Geschäftsstraße in Williamsburg, dem zurzeit hippsten Stadtteil von Brooklyn. Hier haben sich in den letzten Jahren viele Künstler und Kinder reicher Eltern angesiedelt - genau die richtige Zielgruppe für seine Edelwurst, befand Benavidez: "Denen tut es nicht weh, wenn sie für meine Würstchen das Doppelte bezahlen müssen. Qualität hat eben ihren Preis."
      Ob Benavidez Geschäftskonzept aufgeht oder er in einem halben Jahr verschuldet auf der Straße steht, ist noch nicht abzusehen. Dafür ist sein Fast-Food-Laden noch nicht lange genug in Betrieb. Einige seiner Kunden habe er schon mehr als einmal bedient, versichert er. Seinen leckeren Würstchen könne auf Dauer niemand widerstehen.
      Benavidez möchte immer noch ein reicher Mann werden. Seine Idee vom amerikanischen Traum vom Erfolg ist trotz der Rückschläge nicht totzukriegen. Dabei kann er zurzeit nicht einmal die nächste Miete für seine Loft bezahlen und muss deshalb in eine billigere Wohnung umziehen. Arbeitslosengeld hat er im August zum letzten Mal bekommen, und bis jetzt hat sich seine Würstchenbude noch nicht in eine Goldgrube verwandelt.
      Im Gegenteil, Benavidez hat sein gesamtes Erspartes in den Schnellimbiss investiert. "Ich hatte noch 40.000 Dollar auf der Bank", erzählt er, "eigentlich war das meine Altersvorsorge, aber stattdessen habe ich es bis auf den letzten Penny als Startkapital benutzt." Weil man sich in New York mit 40.000 Dollar aber unmöglich selbstständig machen kann, pumpte Benavidez auch seine Familie und Freunde an. Fast 50.000 Dollar kamen dabei zusammen, falls der Laden erfolgreich läuft, will Benavidez seinen Mitinvestoren ein Vielfaches ihres Vorschusses zurückzahlen.
      Manchmal verliert auch Benavidez seinen Optimismus. Fast beschämt, als ziemten sich Zweifel für einen Geschäftsmann seines Ranges nicht, erzählt er, dass er wieder schlaflos im Bett gelegen habe. Was soll er bloß machen, wenn sein Würstchenkonzept nicht aufgeht? Auch er kennt die Statistiken der Small Business Administration von New York, wonach mehr als die Hälfte aller Neugründungen nach spätestens vier Jahren pleite sind.
      Ob er einen weiteren Karriererückschlag überstehen würde? Diese Frage will Benavidez nicht beantworten. Sie gehört nicht in die Story, die seinen Traum am Leben hält. Er sagt lieber: "No risk, no fun."


      Noch viel mehr von dem Mist gibts demnächst. Gleicher Ort, selbe Stelle.


      *** Die Deutschen - Ein Nachruf
      Die Deutschen haben eine Passion fürs Leiden. Kein anderes Volk quält sich selbst so lustvoll. Niemand gibt den Schmerzensmann in immer neuen Varianten so hingebungsvoll wie wir. Der Deutsche, das ist ein Hiob auf der Suche nach einem Aussatz. WirtschaftsWoche-Autor Christian Deysson über pervertierte Tugenden, kollektives Knirpstum und das Ende der deutschen Identität.


      Der römische Konsul und Geschichtsschreiber Cassius Dio beobachtete die Leidensfähigkeit und düstere Faszination für Untergänge schon bei unseren germanischen Altvordern . Die Germanen, seien „von einem furchtbaren Todestrieb beseelt“, schrieb der Römer, „sie scheinen sich am Sterben zu freuen.“ Da ist es nur konsequent, dass wir Deutsche gerade wieder einmal eine neue kollektive Leidens- und Sterberolle einstudieren: Die des aussterbenden Volkes.

      So wie der Hypochonder morgens nach dem Aufstehen gleich zum Spiegel eilt, um nach neuen Anzeichen seiner Mortalität zu forschen, machen sich die Deutschen neuerdings mit grimmiger Entschlossenheit über die Bevölkerungsstatistik her, um Belege für ihr eigenes Aussterben zu sammeln.

      Noch sind wir 82,5 Millionen. Doch wenn man Bevölkerungswissenschaftlern Glauben schenken darf, steht dem Land aufgrund dramatisch gesunkener und weiter sinkender Geburtenraten ein demographischer Kahlschlag bevor. In 50 Jahren werden danach hierzulande nur noch rund 50 Millionen, in hundert Jahren vielleicht nur noch 24 Millionen Menschen deutscher Herkunft leben.

      Die purzelnden Geburtenraten sind das natürliche Resultat einer inzwischen in allen Lebensbereichen spürbaren deutschen Antriebsarmut. Vor allem fügt sich der Bevölkerungsschwund nahtlos in die innere Logik einer Gesellschaft, deren gefallsüchtige Spitzenpolitiker im Korybantenlärm der Schwulen-, Lesben- und Transvestitenparaden auf dem Prunkwagen mitschunkeln.

      Dennoch wird sich Deutschland nicht entvölkern. Die Natur hasst das Vakuum. Wo immer sich leerer Raum auftut, strömt Neues machtvoll hinein. Dieses Naturgesetz gilt umso mehr, als die Weltbevölkerung in den nächsten 50 Jahren auf über neun Milliarden anwachsen wird. Etwa 100 Millionen Menschen sind nach UN-Schätzungen jedes Jahr auf der Suche nach einer besseren Heimat. Fast täglich stranden Schiffe voller ausgehungerter Überlebenswilliger an Europas Küsten. Angesichts dieser neuen Völkerwanderung ist die Projektion von Deutschland als einem Raum ohne Volk realitätsfern.

      Auch im Deutschland des 22. Jahrhunderts wird es von Einwohnern nur so wimmeln. Das Gewimmel wird sich dann vielleicht noch deutsch nennen. Doch es wird mehrheitlich nicht mehr der Vorstellung entsprechen, die wir Deutschen uns gemeinhin von uns selber machen. Nicht die Bürger Deutschlands sterben aus, aber die Deutschen, besser: das Deutsche. Deutschland wird sich nicht entvölkern, sondern entdeutschen.

      Die Ursachen dafür sollten wir vor allem bei uns selbst suchen. Andere Gesellschaften, allen voran die Vereinigten Staaten, integrierten im Laufe ihrer Geschichte viel mehr Einwanderer und bewahrten dabei dennoch ihre Identität. Wo aber die kollektive Identität ohnehin schon in der Auflösung begriffen ist, da kann es auch keine Integrationsfähigkeit mehr geben. In seiner Erklärung zum Regierungsantritt mahnte Bundeskanzler Gerhard Schröder, man müsse die Ausländer integrieren. Ja, aber in was, bitte schön?

      Deutschland hat kein Zuwanderungsproblem, sondern eine hausgemachte Identitätskrise. Die Deutschen selbst sind es, die seit einiger Zeit aus der Art schlagen, die ihre eigene Identität verwässern und verleugnen, indem sie alles das vermissen lassen, was im Ausland einst als typisch deutsche Stärken und Tugenden bewundert wurde. Fast könnte man glauben, ein böses Schicksal habe die Deutschen ihrer Tugenden beraubt und nur noch die Untugenden zurückgelassen.

      Von wegen bienenfleißig und sparsam! Wenn dies typisch deutsche Tugenden sein sollen, dann sind die meisten Griechen, Türken, Spanier und Portugiesen hierzulande mittlerweile deutscher als die Deutschen. Mutig entschlossen und preußisch diszipliniert? Alles passé! Und was ist aus der deutschen Bescheidenheit geworden? Und in welchen Winkel hat sich die protestantische Ethik verkrochen? Schlaff und larmoyant degenerieren die Deutschen auf einem durchgelegenen Bett von welkem Lorbeer wie die ermatteten Erben bedeutender Namen und großer Vermögen.

      Anstatt durch ihre einstmals geradezu gefürchtete wirtschaftliche Leistungskraft und Sparsamkeit fallen die Deutschen in Europa neuerdings eher durch Verschlafenheit und Verschwendungssucht auf. Zyniker könnten behaupten, dass Deutschlands müde Volkswirtschaft ihre Wachstumsimpulse nur noch aus den periodischen Kneippgüssen heimischer Flusshochwasser bezieht. Es ist ja auch kein Zufall, dass ausgerechnet die Deutschen nun mit der Entwicklung einer Luxuslimousine brillieren, in deren holzgetäfeltem Schlafabteil man das ermattete Ich schon auf dem Weg zur Arbeit hinter zugezogenen Gardinchen mit dem Sektkelch am Lager in die Horizontale betten kann.

      Dem Land der einstmals tief schürfenden Mystiker und messerscharfen Denker, der disziplinierten Kämpfer und nimmermüden Schwerarbeiter entweicht mittlerweile ein peinlicher Dunst von kollektiver Orientierungsarmut und Selbstlähmung, von kleinkarierter Angepasstheit und Reformunfähigkeit, ein Hautgout von Bequemlichkeit und übertriebenem Sicherheitsbedürfnis, von weinerlichem Selbstmitleid und Veränderungsangst, von morbidem Hedonismus und Dekadenz.

      In einer Zeit drängender Imperative spreizen sich die Deutschen in spitzwinkeligen Konjunktiven. Die Bundesrepublik rotiert in der Endlosschleife eines akuten Hamletsyndroms. Wir Deutsche sind inzwischen Weltmeister in der Problembeschreibung und Nieten in der Problemlösung. Wo immer Handlungsbedarf besteht, beruft die Bundesregierung eine Kommission. Bald wird das „Outsourcing“ der Regierenden auch noch das Denken umfassen. Wozu wurden diese Leute eigentlich gewählt?

      So wird die Symmetrie zwischen Deutschlands wirtschaftlicher und seiner politischen Bedeutung irgendwann wieder hergestellt sein – wenngleich auf ganz anderem Niveau als wir uns das in der Euphorie der Wiedervereinigung vorgestellt hatten. In der Weltpolitik sind die Deutschen, auch wiedervereinigt und ungeachtet wichtigtuerischer Sprüche von einem „deutschen Weg“, ein Leichtgewicht geblieben; in der Weltwirtschaft drohen sie es nun ebenfalls zu werden. Wenn wir so weiter machen, wird unser Land im globalen Symphonieorchester, in dem es lange Zeit die erste Posaune blies, eines Tages nur noch den Triangel schlagen.

      Und was ist mit der einst viel gepriesenen deutschen Kultur? Zwar gebärden sich die Deutschen gern als leibhaftiges Weltkulturerbe, doch das Interesse der anderen für unsere Selbstbespiegelungen hält sich in Grenzen. Den Hervorbringungen der zeitgenössischen „Dichter und Denker“ schenkt die Welt bestenfalls noch höfliches Gehör. Da scheint es den deutschen Kulturschaffenden ein wenig wie dem unglücklichen August von Goethe zu gehen, dessen epigonale Bühnenwerke einzig aus Respekt vor dem großen Vater aufgeführt wurden.

      Wie aber konnte es mit uns nur so weit kommen? Die klare Antwort findet sich bei einem wirklich großen deutschen Denker, dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel: „Die Ursache für den Zerfall aller gesellschaftlichen Systeme liegt in der Übersteigerung ihres jeweiligen Hauptprinzips.“ Und was ist das deutsche Hauptprinzip, wenn nicht die geradezu sprichwörtliche Gründlichkeit? Gründlich – das waren und sind wir, im Guten wie im Schlechten, in der Tugendhaftigkeit wie im Laster.

      Gründlich bedeutet von Grund auf. Im Grunde stecken die Wurzeln (lateinisch: radix). Wir Deutsche sind also Radikale. Alles betreiben wir bis zum Extrem. Deshalb ist es nicht falsch, die Deutschen als geborene Extremisten zu bezeichnen. Im erratischen deutschen Kollektivverhalten, das in den letzten hundert Jahren zwischen maßloser Selbstüberschätzung, nibelungenhafter Selbstzerstörung und radikaler Selbstverleugnung schwankte, erscheint tatsächlich als einzige Konstante die Gründlichkeit, mit der wir immer wieder zu den Extremen vorstießen. „Nie geraten die Deutschen so außer sich, wie wenn sie zu sich kommen wollen“, spottete Kurt Tucholsky. Weil wir – übergründlich – immer einen Schritt zu weit gehen, verwandelt sich der Segen der Gründlichkeit letztlich in einen deutschen Fluch.

      Das gilt ganz besonders für die hierzulande übergründlich geübte Tugendhaftigkeit. Sie ist der Knoten der deutschen Tragödie: Mit der ihnen angeborenen Feierlichkeit des langsamen Verstandes treiben die Deutschen jede Tugend auf die Spitze, bis sie kippt und ins Gegenteil umschlägt. Denn zu viel des Guten verdirbt immer alles. Jedes Kind weiß schon aus Mutterns Küche, dass es beim Sahneschlagen einen Punkt gibt, an dem man unbedingt aufhören muss – sonst hat man statt der luftigen weißen Pracht einen unansehnlichen Klumpen am Schneebesen hängen, der allenfalls dem Hund noch schmeckt.

      So wie wenige pointierte Pinselstriche ein Portrait zur Karikatur pervertieren können, so kam in der deutschen Geschichte schon manch eine übergründlich zugespitzte Tugend schließlich im hässlichen Gewand der Untugend daher: Aus löblicher aber übertriebener Disziplin entstand das politische Kriechertum. Pflichterfüllung über das vernünftige Maß und das eigene Gewissen hinaus brachte einen Handlangertypus hervor, der mit immer demselben sklavischen Pflichtbewusstsein Aktenstücke, Fahrkarten und Hinterköpfe lochte.

      Und die heute allerorts beklagte Verkrustung der deutschen Gesellschaft? Ihre Selbstlähmung und bleierne Reformunfähigkeit? Alles dies ist ja nur die radikale Überhöhung der im Ausland lange bewunderten deutschen Stabilität. Stabilität aber ist ein fragiles Gleichgewicht zwischen Dynamik und Beharrung. Zu viel Beharrungsvermögen, und schon entartet eine wünschenswerte Tugend, wie wir jetzt erleben müssen, zu reiner Trägheit, schlägt Stabilitätsbewusstsein um in irrationale Veränderungsangst.

      Angst und Sorge sind ja sowieso deutsche Spezialitäten. Vorsorge und Fürsorge dürfen zwar als gesunde Tugenden gelten. Doch bei den Deutschen mutierten sie zu Sorge schlechthin, die jetzt wiederum gründlich auf die Spitze getrieben wird. Eine Million Deutsche, so stellten Wissenschaftler der Universität Göttingen kürzlich fest, sind krank vor Sorge. Sie sorgen sich Tag und Nacht – dass den Kindern etwas passieren oder die Großmutter krank werden könnte, dass das Gehalt ausbleiben, die Firma pleite oder das Auto kaputt gehen könnte, dass der Nationalsozialismus wiederkommen, der deutsche Wald sterben oder sich das Klima verändern wird.

      Generalisierte Angststörung nennt die Psychiatrie diese deutsche Volkskrankheit. Der Begriff ist neu, das Phänomen nicht. So glaubt der Historiker Arnulf Baring, dass die Deutschen über die größte Zeit ihrer Geschichte – von kurzen Perioden rasenden Größenwahns abgesehen – eigentlich „immer ein eher ängstliches, provinzielles Volk“ waren.

      Angstlich sind wir bis zum Selbstbetrug: Eine verlogene Idylle ist den Deutschen immer noch lieber als eine beunruhigende Wahrheit. Vor die Wahl zwischen den bewusstseinsverändernden Substanzen gestellt, würden die Deutschen instinktiv immer eher zum Narkotikum als zur Stimulanz greifen. Deshalb wollen sie jetzt ja auch ihre eigene Situation nicht wahrhaben. Und darum lassen sie sich auch immer wieder von Demagogen jeglicher politischen Couleur belügen, umgarnen und einschläfern.

      Geradezu pathologische Gründlichkeit entwickeln die Deutschen freilich bei der kollektiven Selbstverleugnung. Keinem anderen Volk sind seine Herkunft, seine Geschichte, seine Identität und seine Nationalität so peinlich wie dem deutschen. Am liebsten würde der Deutsche aus der eigenen Haut fahren, um sich nicht mehr als solcher fühlen und erkennen geben zu müssen.

      Auch das ist ein typischer Ausdruck der deutschen Selbstbelügung. „Keine Gesellschaft kann ohne den Rahmen einer gemeinsamen Identität existieren“, sagt der Münchner Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld: „Die Nation braucht die kollektive Identität als Resonanzboden der politischen Entscheidung.“ Die Deutschen haben aber weder das eine noch das andere: Weil sie seit dem Sündenfall des Dritten Reichs nie mehr zu einer klaren Identität fanden, bildeten sie seither auch keine Nation im eigentlichen Sinn mehr. Die Bonner Republik konnte nie wirklich eine Nation sein, die Berliner Republik will es offenbar nicht. Die Deutschen wollten seit dem Krieg nicht mehr wahrhaben, dass die Nation eben doch mehr als nur ein Zweckverband ist.

      Dies ist umso verwunderlicher als uns Deutschen gerade bei selbstbewussten Nationen wie Amerika oder Frankreich jene nationalstaatlichen Symbole imponieren, die wir im eigenen Land als unanständig bekämpfen.

      Das Wesen einer Nation ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Gemeinschaft den Eindruck hat, in der Vergangenheit große Dinge getan zu haben, und entschlossen ist, auch in Zukunft Großes zu leisten. Weder vom einen noch vom anderen sind die Deutschen heute überzeugt. Vielmehr ist ihnen Größe, gleich welcher Art und Ausprägung, im eigenen Land suspekt und zuwider geworden. Das ist logisch. Denn wie das Individuum ist auch das Kollektiv zur Größe unfähig, wenn es ihm an der eigenen Identität fehlt. Nirgendwo hat also das Wort des Geschichtsphilosophen Jacob Burckhardt vom Knirpstum des modernen Menschen mehr Gültigkeit als im Deutschland von heute: „Größe ist, was wir nicht sind.“

      Und deshalb findet auch Deutschlands politische Klasse, den Blick wie neurotische Kaninchen auf ihre Popularitätsraten geheftet, nicht mehr den Mut zur Größe. Das ist es aber, was den Staatsmann vom Politiker unterscheidet, dass er nicht das Populäre, sondern das Richtige tut. Dagegen mischen sich heute allzu viele deutsche Politiker – parfümiert mit aufdringlichem Eau-de-comme-il-faut – als vereidigte Spaßmacher und Ehrenknirpse in die Schweißbäder des Konformismus.

      Identität lebt von Herkunft. Und Herkunft bedeutet Geschichte. Die Deutschen aber sind ein geschichtsloses Volk geworden. Mit einer schon an Obsession grenzenden Gründlichkeit konzentrieren sie ihr historisches Interesse in selbst verordneter Borniertheit seit über einem halben Jahrhundert auf jenes Schwarze Loch von zwölf Jahren Naziherrschaft, in dem die deutsche Geschichte aufgesaugt wurde. Für Generationen von Nachkriegsdeutschen blieb der fruchtbare Humus von tausend Jahren Geschichte, auf dem kollektive Identitäten gedeihen, versiegelt durch die Betonplatte des Dritten Reiches.

      In anderen Ländern wird Geschichte linear vermittelt, in Deutschland fragmentarisch. Welch ein Jammer! Denn die Geschichte ist, wie der amerikanische Historiker und Deutschlandkenner Gordon Craig treffend feststellt, „ein wunderbarer, großer Kleiderschrank, in dem man herumwühlen und sich für jede Gelegenheit das Passende herausfischen kann“. Doch wir Deutsche muten unseren Kindern einen kümmerlichen, schmalen Blechspind zu, in dem als einziges Requisit ein Büßergewand hängt.

      Machen wir uns also nichts vor. Die deutsche Art ist erloschen – verpufft wie kinetische Energie beim hektischen Wechsel von zu viel sinnlosem Gasgeben und Vollbremsungen. Die deutsche Identität ist verloren gegangen. Auf der Flucht vor uns selber haben wir sie abgeworfen wie die Eidechse ihren Schwanz. Doch im Gegensatz zum Reptilienschwanz wächst die einmal aufgegebene Identität nicht wieder nach.

      Und was nun? Was folgt auf den bis zur Unbequemlichkeit kantigen, unberechenbaren Deutschen von einst, den man nach Winston Churchills Worten „abwechselnd an der Gurgel und zu Füßen“ hatte? Schon beginnt sich hierzulande ein neuer, postnationaler Menschenschlag abzuzeichnen.

      Der trinkfeste Dichter Ernst Jünger erkannte es wahrscheinlich richtig, als er schon vor 50 Jahren schrieb: „Der Deutsche gleicht gewissen Weinen, die erst verschnitten werden müssen, um sie trinkbar zu machen.“

      Insofern müssen wir das Ende des dahingeschiedenen deutschen Wesens nun auch nicht allzu tränenreich beweinen, sondern können es mit Würde begraben. Die Welt wollte sowieso nie daran genesen, und die Deutschen selbst jetzt auch nicht mehr. Deutschsein im herkömmlichen Sinn, das definierte weniger eine räumliche als vielmehr eine zeitliche Zugehörigkeit. Und alles Zeitliche geht eben zu Ende.


      An diesem Artikel schmeckt mir einiges nicht. Ich poste ihn trotzdem. *** ;)
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:17:00
      Beitrag Nr. 320 ()
      Haben die Spinner meinen Vorschlag aus #313 etwa schon umgesetzt? :eek:

      Lange Rede, kurzer Sinn:
      Ich bin der Depp! 6.300 :laugh::laugh:


      Die Zahl der US-Wohnbaubeginne ist im Oktober so stark zurückgegangen wie seit über acht Jahren nicht mehr.
      Reuters WASHINGTON. Die Zahl der Baubeginne für Wohnhäuser sei zum Vormonat saisonbereinigt um 11,4 % auf annualisiert 1,603 Mill. zurückgegangen, teilte das Handelsministerium am Mittwoch mit. Dies war der stärkste Rückgang seit Januar 1994. Volkswirte hatten mit 1,730 Mill. gerechnet.



      Verkehrte Welt

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      NILREB zat !Nies uz ehan tniehcs Edne sad. Neteb dnu neinkredein ella snu tessal os. Nekneduzsua thcin rag tsi, edrüw netuedeb Tiehrhaw egilieh eid rüf sad saw dnu. Etnnök netierbsua Eruetkader eretiew fua hcis Nomäd red ssad, nethcrüfeb uz Gnuniemnetrepxe hcan thets se. Sator arepo tenet opera rotas nned, tierfeb Tsneid mov Enesseseb eid tsi, tah tressebeg hcis Dnatsuz rhi sib. Tiereb Emhangnullets reniek uz rehsib reba raw, treimrofni tsi Nakitav red. Leknud sni Thcil niek hcon nethcarb Netsizroxe nednerhüf tim Ehcärpseg. Trälkegnu hcon tsi, tah nellafeb eis Nomäd reseid muraw. Sträwkcür hcafnie, mureh trhekrev, therdegmu tsi, tßeilf Rutatsat rerhi sua saw, sella. Ednatsuz Txet nehciltnedro neniek hcafnie tmmokeb eis, lliw eis saw nut nnak eis. Tgeleb Nomäd nehciluehcsba menei tim Niruetkader enie dnu negalhcseguz tah Lefuetsträwkcür red.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:47:21
      Beitrag Nr. 321 ()
      Obwohl, so verkehrt ist die (US)Welt bei genauerem Betrachten gar nicht.


      US-Amerikaner finden Irak nicht auf einer Karte
      WASHINGTON, 20. November (ap/dpa). Junge US-Amerikaner müssen vielleicht bald gegen Irak in den Krieg ziehen, finden jedoch kaum das Land auf der Karte - nur 13 Prozent gelang die Orientierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag der National Geographic Society. Weltweit wurden 3000 Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren befragt. Deutschland schaffte es mit durchschnittlich 38 richtigen Antworten gemeinsam mit Italien auf Platz zwei, hinter Schweden mit 40 richtigen Antworten. Nach dem Pisa-Schock sei das deutsche Abschneiden Balsam für das gescholtene Bildungssystem, schreibt das Magazin. Die Erhebung umfasste 56 Fragen zu Erdkunde und aktuellen Ereignissen.


      Was auch weiterum erklärt, warum das neue "Ichpaßaufeuchalleauf-Ministerium" geschaffen werden mußte. Schließlich geht es um ca. viele Millionen Dullnigger!


      Deshalb steigt die Börse
      und die Stimmung sowieso.

      Hossa :D




      Ichpaßaufeuchalleauf-Ministerium:

      Keiner weiß, wie die Mammutbehörde funktionieren soll
      US-Kongress macht Weg für neues Heimatschutzministerium frei / Größter Umbau der Regierung seit 1947

      Von Dietmar Ostermann (Washington)

      Der US-Senat hat am Dienstagabend dem neuen Ministerium für Heimatschutz seinen Segen erteilt. Mit 90 zu neun Stimmen votierten die Parlamentarier für die Schaffung der Mammutbehörde, dem größten Umbau der US-Regierung seit 55 Jahren.
      Die gute Nachricht ereilte George W. Bush auf dem Weg nach Prag. "Wenn Sie morgen früh wach werden", versprach der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Trent Lott, seinem Präsidenten am Telefon, "werden Sie die Vollmachten haben, die Sie brauchen, um das amerikanische Volk zu Hause zu schützen." Stunden später stimmte der Senat mit überwältigender Mehrheit für das neue Ministerium.
      Einen solchen massiven Umbau hatte das US-Regierungssystem zuletzt 1947 erlebt, als der damalige Präsident Harry Truman nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs die vier Streitkräfte unter dem Dach des Verteidigungsministeriums zusammenführte. Nun sollen 22 Behörden - vom Grenzschutz über die Küstenwache bis zum Secret Service - dem neuen Amt für Heimatschutz unterstellt werden. Das wahrhafte Superministerium mit seinen 170 000 Beschäftigten hat eine vordringliche Aufgabe: Die Vereinigten Staaten vor neuen Terrorangriffen zu schützen.
      Die Idee zur Schaffung einer solchen Mammutbehörde ist nicht neu. Bereits im Januar 2001 hatte die von den früheren Senatoren Warren Rudman und Gary Hart geleitete "Kommission für Nationale Sicherheit im 21. Jahrhundert" ein solches Amt angeregt. Denn die größte Militärmacht der Welt sei, so das Urteil der Kommission acht Monate vor dem schicksalhaften 11. September, schlecht gewappnet gegen die neuen Terror-Gefahren.
      Auch nach den Anschlägen von New York und Washington aber blieb die Idee umstritten. Der Präsident zeigte zunächst kein Interesse daran. Erst als im Juni Anhörungen im Kongress das Ausmaß der Fehler und Pannen vor dem 11. September offenbarten, schwenkte er um. Zuletzt blockierten die oppositionellen Demokraten das Gesetz, weil die Republikaner nach ihrer Ansicht unter dem Deckmantel der Terrorabwehr den Kündigungsschutz von Beamten aushöhlen und Geschenke an ihre Industrieklientel verteilen wollten. Nun aber ist der Weg frei.
      Wenn in Washington auch allenthalben von einem historischen Schritt die Rede ist, weiß im Grund niemand so genau, wie die Sache funktionieren soll. Klar ist nur, wer neuer "Superminister" werden soll. Der bisherige Direktor für Heimatschutz im Weißen Haus, Tom Ridge, gilt als Favorit für den Posten. Der 57 Jahre alte Politiker war früher Gouverneur von Pennsylvania und würde dann für 22 Behörden zuständig sein, die bisher an rund ein Dutzend unterschiedlichen Ministerien und Ämter angegliedert waren. Einige davon haben nur eher am Rande etwas mit der Terrorabwehr zu tun, etwa das Amt für Tier- und Pflanzengesundheit, die Einwanderungsbehörde oder der Zoll. Die Bundespolizei FBI und der Geheimdienst CIA hingegen, die im Anti-Terror-Kampf an vorderster Front stehen, bleiben unabhängig.
      Kritiker fürchten ein bürokratisches Chaos :laugh: und warnen, es werde Jahre dauern, bis das Ministerium effektiv arbeitet. Vorerst gibt es nicht mal ein Budget. Der Kongress hat bislang die vorgesehenen 38 Milliarden Dollar nicht genehmigt.



      Hossa, Ole :D
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 20:57:58
      Beitrag Nr. 322 ()
      Gell da guckste



      Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen im Rahmen der US-Arbeitslosenversicherung ist in der Woche zum 16. November saisonbereinigt um 25 000 auf 376 000 und damit auf den geringsten Stand seit vier Monaten gefallen.
      vwd WASHINGTON. Volkswirte hatten im Durchschnitt einen Anstieg um gut 10 000 erwartet. Für die Vorwoche wurden die Daten auf plus 4 000 auf 401 000 (vorläufig: minus 8 000 auf 388 000) revidiert.
      Den Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt gab das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mit 395 750 (Vorwoche revidiert: 400 250; vorläufig: 396 750) an.
      In der Woche zum 9. November erhielten den weiteren Angaben zufolge 3,582 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung, dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 61 000. Beobachter sagten, die Daten weisen auf eine Stabilisierung der Situation am US-Arbeitsmarkt hin.


      Hossa!
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:02:23
      Beitrag Nr. 323 ()
      http://193.111.113.35/mline/d1/326/217/LOZAXPGREHLAGHLWCAYBZ…

      Thread: George W. Bush am Telefon: Hu is the new leader of China. :D


      Amerika schwankt zwischen drei großen „G“ – und keiner weiß, welches denn jetzt das richtige ist. „Gesundheit“, „Gewissen“ oder doch einfach „Geld“? Alle sind ja irgendwie wichtig, und doch lassen sie sich kaum unter einen Hut bringen.
      Von Lars Halter

      NEW YORK. Um die Gesundheit der Amerikaner, vor allem einiger naiver Raucher, geht es einigen Verbraucherschützern, die Philip Morris einen neuen Sticker auf die Schachteln drucken lassen. Auf den Päckchen von Medium-, Mild-, Light- oder Ultralight-Zigaretten findet der Raucher ab nächster Woche ein Briefchen, in dem ausnahmsweise kein Gewinnspiel (oh, schon wieder ein beliebtes G) steckt, sondern die Warnung, dass die leichteren Kippen auf keinen Fall gesünder seien als die mit „full flavor“, und dass sie auch das Aufhören nicht erleichtern. 130 Millionen Mal soll diese Info verteilt werden, nach Marktstudien dürften dann 86 % der Leichtraucher Bescheid wissen, und damit verantworten sie ihre Gesundheit wieder selbst.
      Ob es den Verbraucherschützern wirklich um die Volksgesundheit geht, darf indes bezweifelt werden. Vor allem die Anwälte, die den Tabakfirmen Klage um Klage schicken, gehören zur gierigsten Spezies Mensch überhaupt, und ihre Existenz basiert allein auf einer in Einzelfällen völlig sinnbefreiten US-Justiz,.........



      Der US-Bundesstaat Mississippi ist zum Eldorado für alle geworden, die Unternehmen aus aller Welt auf Schadensersatz verklagen wollen.
      Von Olaf Gersemann/Washington

      John Arthur Eaves, Jr. wähnt sich in einem Kampf um ein hohes Gut: „Unsere Mission ist es, den Wert eines Menschenlebens zu erhöhen.“ Stürzt irgendwo auf der Welt ein Flugzeug ab oder wird ein Medikament wegen unerwarteter Nebenwirkungen vom Markt genommen, sollen die Verantwortlichen kräftig zur Kasse gebeten werden, findet der 36-jährige Juniorchef einer Kanzlei mit 14 Anwälten aus Jackson, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Mississippi. Nirgendwo sonst werden beklagte Unternehmen zu derart hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt.
      Der Bundesstaat im Süden der USA ist zum Epizentrum eines Bebens geworden, das die komplette US-Wirtschaft erfasst hat und zunehmend auch auf Europa übergreift. In immer absurderen Streitfällen werden Unternehmen und Selbstständige in den USA von den Gerichten zu abstrus hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt.
      Um in Mississippi – oder einem anderen für hohe Schadensersatzurteile berüchtigten Bundesstaat wie Alabama oder West Virginia – verklagt zu werden, sind direkte Geschäftsbeziehungen dorthin gar nicht vonnöten: Kein Unternehmen der Welt, das in irgendeiner Weise auf dem US-Markt präsent ist, kann vor Klagen sicher sein.
      Einer der nächsten Konzerne, der in Mississippi vor Gericht steht, ist Bayer. 35 Verfahren mit insgesamt rund 1800 Klägern sind dort gegen den Leverkusener Pharmakonzern anhängig: Bayer, so der Vorwurf, soll frühzeitig von den schwer wiegenden Nebenwirkungen gewusst haben, die der Cholesterinsenker Lipobay erzeugt.
      Der erste Prozess soll im März 2003 beginnen. Die Erfahrungen, die andere Pharmaunternehmen gemacht haben, sind desaströs. Der US-Konzern Johnson & Johnson zum Beispiel stand in Mississippe im vergangenen Jahr vor Gericht, weil er Nebenwirkungen seines Herzmittels Propulsid verschwiegen haben soll. Einem ersten Urteil gemäß sollen zehn Kläger jeweils zehn Millionen Dollar erhalten, 145 weitere warten auf ihre Erhebung in den Millionärsstand.
      John Arthur Eaves, Jr., der nach eigenen Angaben „hunderte“ von Lipobay-Patienten vertritt, erwartet deshalb, dass sich Bayer noch vor Weihnachten auf außergerichtliche Vergleiche einlässt. Das ist für Bayer der einzige Weg, unkalkulierbare Risiken zu vermeiden – zumal die Jurys den Geschädigten zuweilen auch noch einen so genannten Strafschadensersatz zusprechen, für die in Mississippi oder Kalifornien keine Obergrenzen vorgesehen sind.
      Geschworene in Los Angeles verurteilten den Lebensmittel- und Zigarettenhersteller Philip Morris Anfang Oktober dazu, an eine krebskranke Raucherin 850 000 Dollar Schadensersatz zu zahlen – plus 28 Milliarden Dollar Strafschadensersatz.
      Solche Summen schrumpfen in den Berufungsverfahren zwar regelmäßig auf Bruchteile des ursprünglichen Betrags. Doch sie sorgen für Schlagzeilen, drücken die Börsenkurse und belasten die Wirtschaft. Auf 180 Milliarden Dollar taxiert der Council of Economic Advisers des Weißen Hauses in einer vorsichtigen Schätzung die jährlichen Kosten von Schadensersatzzahlungen, Verwaltungsaufwand und Anwaltsgebühren. Das macht das US-Rechtssystem – absolut und auch relativ zur Wirtschaftsleistung – zum teuersten der Welt.
      Philip Howard, Vice Chairman der New Yorker Großkanzlei Covington & Burling und Gründer der Reformbewegung Common Good hat beobachtet dass, Bürger wie Unternehmen es daher „nicht mehr wagen, sich von ihrem gesunden Menschenverstand leiten zu lassen: Was zählt, ist die ständige Angst, verklagt zu werden“. Allein 100 Milliarden Dollar jährlich kostet die US-Wirtschaft nach Schätzung von Common Good die so genannte defensive Medizin – die Neigung von Arzten, aus Furcht vor Klagen bei medizinischen Untersuchungen mehr Tests durchzuführen als nötig.
      In Mississippi ist die Situation so sehr eskaliert, dass die US-Handelskammer im Mai davor warnte, dort überhaupt noch Geschäfte zu machen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive unter Rechtsexperten amerikanischer Unternehmen hatte zuvor ergeben: In keinem anderen Bundesstaat gelten die Richter als so parteiisch und inkompetent, in keinem anderen Staat sind die Geschworenen so unfair und unberechenbar. Doppelt so häufig wie im amerikanischen Durchschnitt verhängen Gerichte in Mississippi Schadensersatzzahlungen im Millionenbereich.
      Das würde schon reichen, um Mississippi bei klagewütigen Amerikanern und ihren Anwälten populär zu machen. Hinzu kommt aber eine Besonderheit des lokalen Rechts: der so genannte Joinder, eine Spezialform der Sammelklage. „Fälle, die nur sehr vage etwas miteinander zu tun haben, können bei uns gemeinsam vor Gericht gebracht werden“, sagt Blake Wilson, Präsident der Handelskammer von Mississippi.
      Die Anwälte suchen deshalb nach immer neuen Klagegründen. Denn mitmachen können bei einem Joinder beliebig viele Kläger aus aller Welt – damit die Klage von einem Gericht in Mississippi für zulässig erklärt wird, muss nur ein Einziger ortsansässig sein.
      Zwar sollen die Auswüchse jetzt gestoppt werden. Seit Wochen tagen die beiden Kammern des Parlaments von Mississippi um Reformmaßnahmen zu beschließen: Die Haftung von Arzten wird nun begrenzt – damit der Medizinerexodus aus Mississippi ein Ende hat und etwa Gynäkologen wieder bereit sind, bei der Geburt von Kindern zu helfen. Über eine Beschränkung von Schadensersatzzahlungen an Unternehmen wird gestritten – die Wirtschaft wäre schon froh, wenn sichergestellt würde, dass ein einzelnes Urteil ein Unternehmen nicht mehr in den Konkurs treiben kann.
      Ausländische Unternehmen, die in den USA Geschäfte machen, versuchen zwar, sich durch Tochtergesellschaften oder komplizierte Holdingstrukturen vor Forderungen zu schützen. „Doch da werden die Anwälte ungeheuer kreativ“, sagt Andreas Back, Präsident der US-Niederlassung der Unternehmensberatung Droege. Sicher vor der so genannten Durchgriffshaftung kann keine Mutter sein. Jüngstes Beispiel: ABB. Erst kürzlich hatte der Elektrokonzern noch gehofft, es würde reichen, wenn die US-Tochter Combustion Engineering Konkurs anmeldet, um sich vor den Schadensersatzklagen amerikanischer Asbestopfern zu schützen. Doch die Abschottungsstrategie funktioniert nicht – die Kurse der ABB-Aktie stürzten darauf ungebremst in die Tiefe.
      Der New Yorker Anwalt Ed Fagan will in Kooperation mit seinem Berliner Partner Reiner Geulen sogar eine Sammelklage im Auftrag von Hinterbliebenen und Verletzten des ICE-Unglücks von Eschede in den USA einreichen. Das Unglück geschah zwar in Deutschland, die meisten Opfer waren Deutsche, und die meisten Beklagten – die Deutsche Bahn und Herstellerfirmen wie Siemens und Thyssen-Krupp – haben in Deutschland ihren Stammsitz. Doch da Bahn & Co. auch transatlantisch Geschäfte machen, so das Kalkül von Fagan und Geulen, wird sich in den USA ein Richter finden, der eine Klage zulässt.
      Der Schadensersatz bei erfolgreichen Produkthaftungsklagen lag nach einer Studie des Datenbankbetreibers Jury Verdict Research im Jahr 2000 in der Hälfte der Fälle bei 1,8 Millionen Dollar und mehr – eine Vervierfachung gegenüber 1994.
      In Sicherheit wiegen kann sich kein Unternehmen. Ob zum Beispiel eine Jury einen Strafschadensersatz zuspricht oder nicht, „hat mit der Sache nichts und mit dem Zufall viel zu tun“, hat Kip Viscusi, Ökonomieprofessor an der Harvard Law School, in empirischen Untersuchungen herausgefunden. So wird die Rechtsfindung zur Lotterie, Spötter sprechen von „Jackpot Justice“.
      Das Kernproblem dabei: Selbst komplizierteste Rechtsstreitigkeiten werden von Geschworenen entschieden, die Laien sind. Klagende Anwälte nutzen das konsequent aus: Gerade die besonders einträglichen Sammelklagen werden meist dort eingereicht, wo viele potenzielle Juroren leben, die „Big Business“ erfahrungsgemäß wenig Sympathie entgegenbringen.
      Zustände wie in Mississippi drohen auf die gesamte USA überzugreifen. Denn „die Skandale um Enron, Worldcom & Co. haben das Klima grundlegend verändert“, sagt Arthur Patterson, Senior Vice President von DecisionQuest, einer Firma, die verklagte Unternehmen im Umgang mit Geschworenen berät: „In der Vergangenheit konnten Unternehmen darauf setzen, dass ihnen Jurymitglieder aus der weißen Mittelschicht einigermaßen wohlgesonnen sind.“
      Das ist jetzt vorbei, hat Decision Quest in Umfragen herausgefunden: „Quer durch alle demografischen Gruppen herrscht die Ansicht vor, Unternehmen würden Gewinne über alles stellen,“ berichtet Patterson.
      Überforderte Geschworene, komplizierte Fälle: „Die Zahl der richtig verrückten Urteile steigt exponentiell“, sagt Rechtsreformer Howard. Der Oberste Gerichtshof in Washington berät derzeit den Fall eines Klägers, der sich jahrelang vor Gericht mit seiner Autoversicherung um 911 Dollar und 25 Cents gestritten hatte.
      Am Ende bekam der Mann 145 Millionen Dollar Strafschadensersatz zugesprochen – für die „emotionale Erschöpfung“, die er erlitten habe, weil die Versicherung im Gerichtsverfahren partout nicht klein beigeben wollte.
      Nach Autounfällen werden von Opfern nicht mehr nur der verantwortliche Fahrer und seine Versicherung verklagt –, sondern immer häufiger auch das Leasingunternehmen, das Eigentümer des Autos ist. :confused:Volkswagen wird von einer Frau verklagt, deren Mann sich volltrunken in einem VW Jetta zu Tode gefahren hat. Das oberste Gericht des Staates New York hat die Zulässigkeit der Klage bestätigt.:confused:



      ........die dem Durchschnittsamerikaner jede Reife und Verantwortung abspricht, die Schadensersatzforderungen in dreistelliger Milliardenhöhe ausspricht und Anwälten Fantasiegehälter beschert. Das „G“ hinter dem Warnzettelchen dürfte also ein anderes sein: das Geld.
      Szenenwechsel: Im Fernsehen flimmert eine Anzeige von Blue Stuff. Die Firma, deren Name auf deutsch schon ziemlich unklar „Blaues Zeug“ heißt, bietet Gel auf der Basis von Emu-Öl an, das allerlei Schmerzen lindert. Lindern soll. Denn wer die teure Lotion aufträgt, der bemerkt üblicherweise keinen Unterschied zwischen vorher und nachher. Medizinisch ist die Wirkung des Gels überhaupt nicht bewiesen, ebenso wenig wie die eines Kräuterpflasters, von dem es in ganzseitigen Anzeigen heißt, es nehme der drei Kilo pro Woche ab, auf dem es klebt. Ohne Diät, ohne Sport, versteht sich.
      Die Wettbewerbsbehörde FTC will nun bei diesem Schmuh nicht mehr zuschauen. Man hat an Fernsehsender und Verlage appelliert, solche Werbung nicht mehr zu schalten, und FTC-Chef Timothy Muris ist fest entschlossen, hart durchzugreifen. „Ich mach da ein ganz großes Ding draus“, droht er und weist Kritiker in die Schranken, die auf das Recht auf freie Meinungsäußerung in der Verfassung verweisen. „Ich glaube nicht, dass es da ein Recht darauf gibt, falsche Anzeigen zu verbreiten.“ Muris appelliert an das eine „G“, das Gewissen, – doch droht auch er letztlich mit dem anderen „G“, mit Geld-Strafen.
      Woanders spielen alle drei „G“ mit. Denn nur noch um Geld geht es einigen Unternehmen, die offensichtlich längst kein Gewissen mehr haben, und um deren Gesundheit es wiederum so schlecht bestellt ist, dass man das den Aktionären gar nicht mehr sagen kann. Stichwort: Bilanzbetrug. Ein altes Thema wird wieder aufgewärmt, weil gleich eine ganze Reihe von Unternehmen ins Visier von Behörden, Ermittlern und Anlegern geraten:
      Da soll der Software-Programmierer Sieben wissentlich Aktienoptionen falsch verbucht haben, bei El Paso hat man sich auch nach der Enron-Krise auf völlig unhaltbare Energiedeals eingelassen, in die auch Morgan Stanley verstrickt sein soll, bei der zweitgrößten US-Werbeagentur Interpublic muss man die Bilanz neu berechnen, bei Lucent scheint der ehemalige CEO schon vor zwei Jahren gewusst zu haben, dass man sich bei einigen Telekomdeals am Rande der Legalität bewege, und ein Lichtblick im Wust der falschen Bilanzen kommt lediglich vom Billigflieger SkyWest: Dort hat man versehentlich zu wenig Gewinn ausgewiesen, das ist den Prüfern von KPMG aufgefallen. Die Bilanzen werden jetzt neu berechnet.
      Glück – oh, schon wieder ein „G“ – hat am Mittwoch der Anleger, der keines der genannten Papiere besitzt, denn sie alle handeln im roten Bereich. Weil ihnen Geld zu kurzfristig über alles andere ging, weil die Gier das Gewissen ersetzt hat und Gesundheit von innen kommt, nicht von einer wohlgemalten Maske.



      aktuell: SAMMELKLAGE Fette Kinder gegen McDonald`s http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,223822,00.html

      Übergewichtige Amerikaner klagen gegen die Hersteller von Hamburgern. Es droht eine Prozesslawine wie in der Tabakindustrie
      Von Martin Halusa

      Eigentlich war es als unaufgeregtes Arbeitstreffen geplant. Das Food-Business-Forum hatte Mitte Oktober nach New York geladen, und alle großen Chefs der Handelsriesen waren zum Gedankenaustausch angereist: Unilever, Procter & Gamble, Coca-Cola, Nestlé und aus Deutschland natürlich Hans-Joachim Körber von der Metro. Doch plötzlich nahm die Zwei-Tages-Veranstaltung unerwartet Fahrt auf. Eine neue Sammelklage in den USA schreckt die Branche. Dicke klagen an. Der Tenor: Hersteller und Vertreiber von Fast Food hätten nicht vor den Gefahren des Dickseins gewarnt.
      Losgetreten hatte die Lawine Caesar Barber, 56. Viermal, manchmal fünfmal in der Woche pflegte der Amerikaner bei McDonald`s oder Burger King einzukehren und sich dort mit Hack-Klopsen und Pommes frites voll zu stopfen. Heruntergespült wurde das Ganze mit mindestens einem Dreiviertelliter Coca-Cola. Seit den 50er-Jahren ging das so; Junk Food sei billig und mache satt, außerdem sei er ein schlechter Koch, sagt Barber. Am Ende brachte der 1,80-Meter-Mann 125 Kilogramm auf die Waage. Es kam, was kommen musste: Der erste Herzinfarkt, dann der zweite. Darüber hinaus leidet der Arbeiter aus der Bronx an Diabetes, hohem Blutdruck, erhöhtem Cholesterin.
      Nun also schlägt Barber zurück: In einer gerade vorgelegten Klage wirft er den Fast-Food-Ketten vor, für seine Fettleibigkeit verantwortlich zu sein. "Man hat mir nie gesagt, was ich da eigentlich esse", behauptet er. Der Sammelklage - der ersten ihrer Art in den USA - haben sich mittlerweile mehrere Dicke angeschlossen, die für ihre Pfunde oder Nahrungsmittel-bedingten Krankheiten Industrie und Restaurants verantwortlich machen.
      Barber & Co. verlangen nun Schadenersatz - die Höhe der geforderten Summe steht noch nicht fest, in den USA werden aber in ähnlichen Fällen gern Millionen gefordert. "Fast-Food-Ketten sind nicht in der Lage, ihren Kunden den Inhalt ihre Produkte - im Sinne von Kalorien, Fettanteil und Sodium - mitzuteilen", sagt Barbers Anwalt, Samuel Hirsch. Selbst wenn die Information irgendwo angeschlagen sei, könne man sie kaum verstehen. Die Gäste seien nicht darüber im Bilde, dass Nahrungsmittel Dicksein, Diabetes, Herzkrankheiten, hohen Blutdruck und einen erhöhten Cholesterinspiegel verursachen könnten.
      Die am Bronx Supreme Court anhängige Klage hat die amerikanische Nahrungsmittel-Industrie aufschrecken lassen: Nach "Big Tobacco" in den neunziger Jahren gilt der Kampf nun "Big Food". Der Grünen-Politiker Ralph Nader sagte neulich in einem Interview in seiner gewohnt pointierten Weise: "Der doppelte Cheeseburger ist eine Waffe zur Massenvernichtung." Und Wall-Street-Analyst John McMillin von Prudential Securities warnt davor, dass mögliche Schadenersatzklagen für die Industrie eine massive Bedrohung darstellen könnten.
      Einige Hersteller könnten durch die Klagen - sollten sie erfolgreich sein oder sollten millionenschwere Einigungen erzielt werden - in ernsthafte Schwierigkeiten kommen. So war beispielsweise der Konzern Philip Morris (Marlboro) vor Jahren an der milliardenschweren Einigung zwischen der Tabakindustrie und den US-Bundesstaaten beteiligt. Diesem Deal zufolge muss Philip Morris in den kommenden 25 Jahren mehr als 100 Milliarden Dollar an Schadenersatz und Anti-Raucher-Werbung zahlen. Wenn nun auch der Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods - er gehört zu 84 Prozent ebenfalls zu Philipp Morris - mit Erfolg vor den Kadi gebracht wird, könnte dies für das Unternehmen teuer und für die Aktie ein Verhängnis werden.
      Die Klientel der Kanzleien, die sich auf den Zug aufschwingen können, ist groß: 60 Prozent der Amerikaner gelten als übergewichtig, neun Millionen als sehr übergewichtig; rund 300.000 Amerikaner sterben pro Jahr an den Folgen ihrer Fettleibigkeit. Dies verursache - so sagen die Kläger - einen volkswirtschaftlichen Schaden von 117 Milliarden Dollar. Die Zahl der Dicken nimmt seit Jahren zu; laut Statistik gibt es mehr dicke Männer als dicke Frauen, ist die Altergruppe 55 bis 64 Jahre am meisten betroffen, nimmt die Fettsucht mit dem Bildungsgrad ab. Die wenigsten Dicken gibt es in den Staaten der Rocky Mountains, die meisten in Alabama und Mississippi.
      Caesar Barber war der Erste, der gegen Big Food vor Gericht zog; mittlerweile laufen einige ähnliche Klagen. Am prominentesten ist dabei der Rechtsprofessor John Banzhaf aus Washington, seit 30 Jahren ein Industrieschreck, der schon gegen Big Tobacco zu Felde gezogen war. Mit Erfolg: Dass Zigarettenschachteln Warnhinweise enthalten, geht ebenso auf Banzhafs Konto wie das Rauchverbot in Flugzeugen und das TV-Werbeverbot für Zigaretten. Wie das Rauchen auch, verursachten zu fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel hohe Folgekosten, klagt der Jurist von der George-Washington-Universität.
      Vor einem Jahr forderte David Satcher, der "Surgeon General" (eine Art oberster Gesundheitshüter der USA), sogar einen "nationalen Aktionsplan" gegen das Dicksein. Die Fettleibigkeit in Amerika habe "epidemische Ausmaße" erreicht. Längst machen die Kleidergrößen nicht mehr vor XXL Halt, überall sind T-Shirts und Hemden in Größe 3X erhältlich. Ein "Menu" bei McDonald`s bringt es locker auf 1300 Kalorien. In einem Drittel der Highschools haben Fast-Food-Ketten die Versorgung der Kids übernommen, nur in Wisconsin und Florida wurde die obligatorische Cola mittlerweile gegen Milch ersetzt. Der Glaube, dass Getränke "mit Fruchtgeschmack" die Frucht ersetzt, ist weit verbreitet. Und die Portionen in den Diners sind so groß, dass man zwei Tage davon leben kann. Meist bleibt beim Dinner im Restaurant ohnehin etwas übrig, das die Kellner als "doggy bag" gerne einpacken, immerhin.
      Doch Industrie und Burgerketten setzen sich gegen die Vorwürfe zur Wehr. Das unverdächtig klingende Center for Consumer Freedom (eine Lobbygruppe der Restaurants) warnte kürzlich in ganzseitigen Anzeigen vor der "Food Police". Fettleibigkeit sei eine Frage der persönlichen Verantwortung und nichts, wofür man die Industrie belangen könne. Man sei überrascht, dass Anwalt Samuel Hirsch die Anschuldigungen erheben könne, ohne dabei rot zu werden. "Zwei Drittel aller Speisen werden zu Hause zu sich genommen. Schlägt Hirsch nun bald auch vor, die amerikanischen Mütter zu verklagen?" poltert John Doyle, ein Sprecher der Industrie.
      Um den Prozess zu gewinnen, müsse Hirsch beweisen, dass die Bürger zu dumm seien, sich und ihre Kinder zu ernähren. "Und wenn sie dazu zu dumm seien, sollte es ihnen dann gestattet werden, zu wählen oder arbeiten zu gehen?"
      Der Fall Caesar Barber hat inzwischen Geschichte gemacht: Die Vereinigung "Bürger gegen den Missbrauch von Klagen" hat einen Preis mit dem Namen "The Grand Caesar" für die abwegigste Klage ausgerufen http://www.cala.com. Derzeitiger Favorit mit 44 Prozent der Stimmen: Der Sex-Belästiger, dem zwei Zehen nach einer drei Tage dauernden Verfolgungsjagd abgefroren waren, und der nun die Polizei verklagt, weil sie ihn nicht schnell genug gefunden hat.


      Ich sag jetzt auch mal was: GRÖL

      In seinem juristischen Kampf gegen den Süßwarenhersteller Masterfood hat der zuckerkranke Richter H. J. Brinkmann vor einem Gericht erneut irgendeinen Rückschlag einstecken müssen. Das Naschkätzchen macht seinen exzessiven Konsum von "Mars" und "Snickers" für die Erkrankung und sein vom vielen Zucker ruiniertes Gebiss verantwortlich.
      verboten (taz) unterstützt den heldenhaften Diabetes-David und verklagt jetzt eifrig mit: den Turnschuhhersteller Adidas, wegen Schweißfüßen. Die Coca-Cola-Company, weil Cola light immer noch nicht schmeckt. Das Internet wegen seiner Unübersichtlichkeit. Die Sonne, weil sie nachts nicht scheint.
      Und sich selbst, weils Spaß macht und schmeckt! :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 21:20:29
      Beitrag Nr. 324 ()
      Mein Reden
      Was der Kanzler träumt

      von STEFAN BEHR

      Mitternacht in Berlin. Unruhig wälzt sich der Kanzler in seinem Bett umher. Neben ihm die aufgeschlagene Bild-Zeitung: "Wieviel Kennedy steckt in Kanzler Schröder?" fragt Mainhardt Graf Nayhauß dort gewohnt exklusiv, objektiv und unbestechlich. Diese Frage verfolgt den Kanzler bis in den Schlaf. Im Traum wandert er an einer öden, unwirtlichen Küste entlang. Da taucht im Nebel eine verschwommene Gestalt auf.

      Schröder: "He, Sie da. Ja, Sie meine ich. Was machen Sie denn hier? Und wer sind Sie?"

      Gestalt: "Ich bin ein Berliner."

      Schröder: "Jahahaa, das ist gut, das hab` ich mir gedacht, da besteht Konsens. Ich bin nämlich auch ein Berliner. Und was für einer. Um es genau zu sagen: Ich bin der Kanzler aller Deutschen, auserkoren in freier und geheimer Wahl."

      Gestalt: "Ein Leben in Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen."

      Schröder: "Ich kann mich nicht beschweren. Das Geld stimmt, und die Frauen steh`n drauf. Da können Sie meine Doris fragen."

      Gestalt: (plötzlich sehr interessiert) "Die Frauen . . .?"

      Schröder: "Hallo, Genosse, Moment mal: Nimm die Finger weg, die Doris ist meine Ehefrau."

      Gestalt: (abweisend) "Wir können nicht mit jenen verhandeln, die sagen: Was mein ist, ist mein - und was dein ist, ist Verhandlungssache."

      Schröder: "Sie reden ja wie ein beleidigter Ami. Ich denk`, Sie sind Berliner, Mann. Von mir aus können Sie meine Frau geschenkt haben, wenn Sie ein paar gute Ideen dafür spendieren. Regieren ist nämlich gar nicht einfach - und Sie machen den Eindruck, als sei Ihnen das nicht ganz fremd."

      Gestalt: "Ein gescheiter Mann muss so gescheit sein, Leute anzustellen, die viel gescheiter sind als er."

      Schröder: "Hab` ich, hab` ich. Ein halbes Dutzend Superminister hab` ich eingestellt. Die sind alle gescheiter als ich. Da wird debattiert, da würden Ihnen die Ohren schlackern."

      Gestalt: "Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden."

      Schröder: "Mein Reden. Das erzähl` ich den Leuten schon seit vier Jahren. Und was tut sich? Nix!"

      Gestalt: (löst sich langsam im Nebel auf) "Die Probleme dieser Welt können nicht von Skeptikern und Zynikern gelöst werden, deren Horizont durch die bestehende Realität begrenzt ist. Wir brauchen Männer, die von Möglichkeiten träumen, die nie dagewesen sind."

      Schröder: "He, bleiben Sie hier! Kein Wort hab` ich kapiert! Ich bin doch ein Arbeiterkind! Bitte, noch einen Tipp, mit dem ich etwas anfangen kann."

      Gestalt: (schon beinahe aufgelöst, mit matter Stimme) "Vergib Deinen Feinden, aber vergiss niemals ihre Namen..."

      Schröder: "Arschloch, arrogantes! Weg isser. Toller Tipp. Hab` ich vielleicht Feinde? Wie hieß denn nochmal dieser Depp aus dem Saarland . . . irgendwas Französisches . . . de Maizière oder so ähnlich :O. Ach, was soll`s - viel drauf hatte diese geheimnisvolle Gestalt ja eh nicht. Da bin ich aus ganz anderem Holz geschnitzt."

      (Alle kursiven Sätze sind Original-Kennedy-Zitate)




      Eine Indianergeschichte (Wurde auch langsam Zeit, immerhin ist der Thread ein 3/4 Jahr alt):

      Die Absteiger von Manhattan
      Früher fuhren die jungen Daytrader und Investmentbanker in New York Porsche und leisteten sich Lofts in Soho – heute kämpfen viele von ihnen um ihre Existenz

      Von Andreas Oldag

      New York – Marc Saggs starrt auf den Bildschirm. Zahlenkolonnen zittern über die Mattscheibe. Firmennamen huschen vorbei. An der Wall Street ist miese Stimmung. IBM hat verloren. Lucent ist abgesackt. Saggs kann das Desaster an seinem Computer zu Hause verfolgen. Das Finanzblatt Wall Street Journal hat vor kurzem gemeldet, dass der Chef der amerikanischen Börsenaufsicht Harvey Pitt zurückgetreten ist. Nach nur 15 Monaten Amtszeit. Pitt hat es nicht geschafft, die dringend notwendigen Reformen für eine bessere Finanzkontrolle durchzusetzen. Das hat dem Image der Wall Street weiter geschadet. Schlechte Nachrichten für Saggs.
      Saggs ist Daytrader. Er handelt mit Aktien. Auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Vor zwei Jahren, während des Börsenbooms, war das ein lukrativer Job. Jetzt gehören Saggs und seine Kollegen zu den Absteigern der Wall Street. Der 34-Jährige hockt in einem düsteren Apartment in der New Yorker Lower East Side. Ein Zimmer, Wohnküche, 2500 Dollar Monatsmiete, in einer heruntergekommenen Gegend. Saggs ist nervös, kaut an seinen Fingernägeln, fingert nach einer Zigarette. Eigentlich wollte er längst mit dem Rauchen aufhören, eine Packung kostet 8,50 Dollar.......................



      Zigaretten, stangenweise
      Im Steuerparadies: Indianer-Shops auf Long Island

      Von Eva Schweitzer

      Hier, in der großen Stadt New York, ist das Leben hart. Laut. Und teuer. Vor allem, wenn man raucht, denn der Bürgermeister Michael Bloomberg - ein bekehrter Raucher - hat eine Sondersteuer auf den Tabak erhoben. Bis zu sieben Dollar kostet ein Päckchen jetzt, davon sind drei Dollar Steuern.
      Auf Long Island ist das Leben eine lange, ruhige Meeresbucht. Hier sind vor fast 400 Jahren die weißen Siedler gelandet. Sie trafen auf die Indianer. Die Shinnecock, die Lenape, die Delaware, die Unkechaug. Sie gehören zur Familie der Algonquin. "Unkechaug heißt ,Menschen von jenseits des Hügels` ", sagt Harry Wallace. Wallace, ein schwerer, dunkelhaariger Mann mit dunklen, vorsichtigen Augen, ist der Chief, der Häuptling der unabhängigen Nation der Unkechaug und eines von sieben Mitgliedern des Tribal Council.
      Die Unkechaug nannten Long Island Sewanhacky, "Ort der Muscheln". Heute ist Sewanhacky mehr oder weniger ein Vorort von New York City. Auf fast 200 Kilometern Hotels, Marinas, Strandbars, Einfamilienhäuser, Schnellstraßen, Einkaufszentren, Parkplätze. Dazwischen, in einer klitzekleinen Reservation am Südrand der langen Insel, leben 250 Unkechaug. Und zwar davon, dass sie den Weißen aus der großen Stadt - und den Schwarzen und den Gelben natürlich auch - Zigaretten verkaufen. Steuerfrei. Denn Reservationen sind exterritoriale Gebiete. Homelands, wo viele Gesetze des weißen Mannes nicht gelten. Etwa die Tabaksteuer.
      Am Rande der Reservation liegt der "Poospatuck Indian Smoke Shop", ein niedriges, graues, hölzernes Haus unter Bäumen, umstellt von Schildern: Marlboro, Camel, Phillip Morris. Innen sieht der Laden mit seinem hölzernen Tresen ein bisschen wie Ikea aus. Vor dem Tresen warten ein halbes Dutzend New Yorker, die sich auf den großen Treck gemacht haben, Zigaretten zu kaufen. Stangenweise. Für sich, für Freunde, Verwandte, Kollegen, Bekannte. Eine Stange einer preiswerten Marke, etwa USA Gold, kostet 22,50 Dollar, das sind 30 Dollar weniger als in New York City. "Wir haben den Laden seit mehr als zehn Jahren", sagt Harry Wallace, der nicht nur Chief des Stammes, sondern auch Besitzer des Smoke Shop ist, "aber so viele Kunden hatten wir noch nie. Obwohl die Leute weniger rauchen." Der Laden bietet auch indianischen Schmuck an, aus Türkis, Silber, Federn, Keramik, organisch angebauten Kaffee und Heiltee. Aber Zigaretten gehen am besten.
      Hinter dem Laden ist das Büro von Chief Wallace, fünf Schreibtische mit Computern, denn ein Gutteil des Verkaufs läuft über das Internet, ein Wandregal voller Gesetzestexte, ein Holztisch, bedeckt mit Zeitungen, auf denen ein bleiches Elchgeweih liegt, in das ein halbes Dutzend Figuren geschnitzt sind. Eine Schildkröte, ein Adler, eine Schlange, ein Gesicht, das eine Maske trägt. "Ich habe einen Künstler aus unserem Stamm gebeten, einen Traum von mir darzustellen", sagt Wallace. Er deutet auf die Schildkröte: "Sie trägt nach unserem Glauben die Welt."
      Harry Wallace ist freundlich, aber auch ein wenig argwöhnisch, denn die New Yorker Behörden haben ein missgünstiges Auge auf seinen Laden geworfen, und er möchte keine schlechte Presse. Die 250 Unkechaug leben unter elf Millionen Weißen. "Jedesmal, wenn es eine neue Regierung in Albany gibt, muss ich denen erklären, dass wir eine unabhängige Nation sind und keine Sonderregeln für uns in Anspruch nehmen", sagt Wallace. Er steckt sich eine Zigarette an. Eine Marlboro.
      Nicht nur Stadt und Staat, auch der New York Association of Convenience Stores - der Vereinigung der Kaufleute - ist die Konkurrenz ein Dorn im Auge. "Die haben schon alles versucht, uns loszuwerden", sagt Wallace. "Die haben gegen uns prozessiert, Druck auf Politiker gemacht, damit sie die Gesetze ändern, die Straßen zu uns blockiert - nichts hat ihnen geholfen. Wir sind immer noch hier." Man werde sich allerdings künftig mehr in die Politik einmischen müssen, sich auch bei den Parteien engagieren. "Der Supreme Court ist sehr anti-indianisch."
      Harry Wallaces Smoke Shop ist nicht der einzige im Staat New York. Allein die Unkechaug betreiben vier Läden, doppelt so viele die Shinnecock im Osten von Long Island, insgesamt gibt es 85 Smoke Shops in allen Indianerreservationen. Das New Yorker Büro für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen führt 71 Ermittlungen diesbezüglich, allerdings nicht gegen die Indianer, sondern gegen Trafficking, Weiterverkauf. Das ist nämlich verboten. "Wir befolgen die Gesetze", betont Wallace, "wir unterstützen die Polizei. Aber wenn die uns wie Sündenböcke behandeln..." Er zuckt mit den Schultern.
      Die New York Times machte folgende Rechnung auf: Wer hierher fährt, kauft zwei bis fünf Stangen, alle paar Minuten verlässt ein Kunde den Laden, das macht 50 Stangen pro Stunde und 18 900 Stangen im Monat, von denen jede um die 25 Dollar kostet. Ein Umsatz von einer halben Million Dollar - oder hunderttausende Dollar Steuerausfälle. Was man nicht vergessen darf: der weiße Mann hat damals 24 Dollar für die ganze Insel Manhattan bezahlt. Und nichts für Long Island. "Wir schlagen uns mit den Europäern länger herum als irgendjemand sonst", sagt Wallace. Als die Unkechaug den ersten Vertrag mit dem englischen König schlossen, im 17. Jahrhundert, war die Reservation noch 600 Hektar groß. Dann mussten sie 300 Jahre lang zusehen, wie sie kleiner und kleiner wurde. "Viel Land wurde uns einfach weggenommen, oder es hat Landschwindel gegeben." Heute sind noch 20 Hektar übrig; darauf ein paar Dutzend Holzhäuser oder aufgebockte Trailer. Davor überall Satellitenschüsseln, kleine rot-weiß-blaue Flaggen und viele Hunde. Staubige Bäume, die die letzten Blätter verlieren. An einem See sind rote Plastikkanus aufgestapelt. Im Sommer werden diese an Touristen vermietet.
      Die meisten der 40 000 Indianer, die es in New York noch gibt, wohnen in Brooklyn. Dort ist auch Wallace aufgewachsen. Aber, sagt er, er habe keine Schwierigkeiten gehabt, sich an das stille Leben in der Reservation zu gewöhnen. Vermisst er New York nicht manchmal? Er lächelt. "Das habe ich nicht gesagt." Aber er muss die Überlebenden zusammenhalten. Ohnehin heiraten viele außerhalb des Stammes. "Wir können ja nicht über Jahrhunderte nur unsere Verwandten heiraten." Neben den 250 Unkechaug auf Long Island leben noch 200 Stammesangehörige über ganz Amerika verstreut, auch in Kanada und Mexiko. "Das ist deren Grenze, nicht unsere Grenze", sagt Wallace, und fügt hinzu: "Aber irgendwann kommt jeder mal hierher zurück." Dass der weiße Mann die Grenze recht ernst nimmt, merken jetzt auch die Indianer. "Seit dem 11. September werden wir bei der Immigration mehr kontrolliert als vorher, öfter herausgewinkt oder misstrauisch angesehen. Das liegt an der Hautfarbe, das ist nicht rational zu erklären. Es hat noch nie einen indianischen Terroristen gegeben."
      Spricht Wallace noch die Sprache der Algonquin? Er wiegt den Kopf. "Ich bin gerade dabei, sie wieder zu lernen", sagt er. "Es war ja lange verboten. Das ,Public Radio` sendet ein paar Stunden wöchentlich im indianischen Dialekt, aber das ist nicht genug." Städtenamen gibt es allerdings noch viele, die indianischen Ursprungs sind: Manhattan, Canarsie, Massapequa, Patchogue, Montauk. "Erst bringen sie uns um und dann nennen sie ihre Städte nach uns", sagt Wallace.
      Bevor die Weißen kamen, lebten 50 Millionen Indianer in Nordamerika. 1928 waren es noch eine Million, heute sind es wieder zwei bis drei Millionen. "Seit wir die Einnahmen aus dem Zigarettenhandel haben, sieht es hier schon viel besser aus", sagt Wallace. In jedem der vier Läden arbeiteten fünf bis 20 Dorfbewohner. "Wir verdienen zwar immer noch weniger als die Weißen, aber in den letzten Jahren ist viel renoviert worden, die Gesundheitsvorsorge für unsere Kinder ist viel besser, und es wird auch weniger getrunken." Die Indianer überlegen sich sogar, Land zu kaufen, um die Reservation zu vergrößern. Vielleicht kommen die 200 anderen Unkechaug dann zurück.
      Sind die Zigaretten, die sie verkaufen, nicht ungesund? "Dann sollen sie sie doch verbieten", sagt Wallace. "Wir Indianer haben Tabak immer als Heilkraut betrachtet." Und dann steckt er sich noch eine Marlboro an.




      ................................Für den Broker reicht es zurzeit nur für die dringenden Dinge des Lebens: Hühnchen süß-sauer vom Take-Away- Chinesen um die Ecke und ein labberiges Samuel-Adams-Bier, das er in einer Billigbar runterkippt. Mehr ist nicht drin für einen, der täglich seinen ganz persönlichen Kampf mit der Börsen-Baisse ausfechten muss. Da wird die Hoffnung auf bessere Zeiten zum Lebensprinzip.
      „Microsoft müsste heute noch um lächerliche zwei Cent steigen. Das wäre schon ein super Deal“, sagt Saggs. Ein Zucken geht über sein übernächtigtes Gesicht. Seine Haare sind zerzaust. Hinter den dicken Brillengläsern starren rot geränderte Augen auf den Computer. Zigarettenrauch nebelt die kleinen, bunten Leuchtwürmer auf dem Bildschirm ein. Um 14.32 Uhr schnellt seine Hand vor. Ein Mausklick – Saggs ordert 1000 Papiere Sun Microsystems, ein Software-Hersteller. „Das sind in der derzeitigen Börsenflaute eigentlich ziemliche Luschen“, murmelt er. „Die Silicon-Valley- Firmen sind tot.“ Aber bei General Motors oder Ford in Detroit läuft auch nichts mehr. Nun kann Saggs nur hoffen, dass bis 16Uhr, also bis Börsenschluss, irgendwo in den Weiten des elektronischen Netzes irgendjemand für seine Sun-Papiere mehr zahlt. Dann hätte er am Ende vielleicht 200 Dollar verdient. „Es ist ein verdammtes Pokerspiel“, meint er.
      Saggs Börsenparkett ist nicht die ehrwürdige Halle der New York Stock Exchange, wo der Börsenvorstand am Ende eines Handelstages auf einer kleinen Tribüne steht und applaudiert, sondern ein simpler Personal-Computer. Er verdient sein Geld mit kleinen Kursschwankungen. „Penny-Pinching“ – Pfennig- Klau, heißt das im Fachjargon. Möglich wird es durch die elektronische Vernetzung der Aktienmärkte. Seit Ende der achtziger Jahre haben auch Kleinanleger direkten Zugang zu den amerikanischen Börsen. Und so läuft das Geschäft: Bei einer verlockenden Kursbewegung kaufen nicht alle großen Maklerfirmen schlagartig und gleichzeitig die preiswerten Aktien. Einige zögern, manche sind mit anderen Transaktionen beschäftigt. In diesem Moment schlägt der Penny-Räuber zu: Er schaltet sich von seinem Computer aus dazwischen und gibt in Sekundenschnelle einen Kaufauftrag ab. Auf dem Papier ist er somit Besitzer des Erfolg versprechenden Aktienpakets. Das muss er freilich bis Börsenschluss wieder los werden, denn tatsächlich hat er weder Kapital noch einen Kredit im Rücken. Er kalkuliert also damit, dass ein Makler, der den ersten Zuschlag verpasst hat, ihm später das Paket abnimmt – und zwar zu einem etwas höheren Preis. Wenn es klappt, hat der Daytrader gewonnen. Wenn er allerdings seine Positionen nicht glatt stellen kann, wie es unter den Profis heißt, ist er erledigt. In Saggs Welt gibt es nur Schwarz oder Rot, haushoch fliegen oder in den Abgrund stürzen.
      Und doch hat der junge Mann in seinem ausgewaschenem T-Shirt etwas gemeinsam mit seinen smarten Berufskollegen von den großen Investmentbanken im New Yorker Financial District. Alle träumen vom großen Geld. Sie hoffen darauf, irgendwann mit ein paar Millionen Dollar auszusteigen. Träumen von einer Villa auf Hawaii oder einer Ranch in Kanada. Das ist die Traumfabrik Wall Street. Sie funktioniert immer noch. Trotz Krise. Trotz des ungeheuerlichen Absturzes der Kurse, die den einstigen Stars der New Economy die Tränen in die Augen treibt. „Was wird aus der Wall Street?“, fragen sich die Börsenzocker.
      Noch immer ist Downtown Manhattan der unangefochten größte Finanzplatz der Welt. Aktien von 2800 Firmen sind hier notiert. 1,5 Milliarden Wertpapiere wechseln pro Tag den Besitzer. Doch die Wall Street macht kein Geld mehr. Sie verbrennt es. Seit März 2000, dem bisherigen Hoch des amerikanischen Aktienmarktes, ist durch den Kursverfall die gigantische Summe von rund sieben Billionen Dollar vernichtet worden. Die Anleger halten sich zurück. Sie sind misstrauisch geworden. Nun geht die Angst vor dem großen Schlussverkauf um. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Das Symbol der amerikanischen Geldmacht, das World Trade Center (WTC), ist nicht mehr da. Zwischen Vesey- und Liberty- Street an der Südspitze Manhattans klafft eine große, leer geräumte Baugrube, die Verletzlichkeit, Trauer und Ohnmacht symbolisiert. Im Broker’s Loft, schräg gegenüber von den ehemaligen WTC-Zwillingstürmen, wo früher die Jungs von der Wall Street die Moët Chandon-Flaschen köpften, entstauben die Barkeeper die Gläser. Es gibt nichts mehr zu feiern – schon gar nicht an diesem Ort.
      „So einen tiefen Einbruch hat die Wall Street seit der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre nicht mehr erlebt“, sagt Guy McKanna von der Investmentbank Merrill Lynch. Aus dem 31.Stock seines komfortablen Büros blickt der Banker auf den Hudson River. Wie kleine Spielzeugschiffe gleiten Segelboote vorbei. Im Wasser spiegelt sich die tief stehende Herbst-Sonne. Die Krise scheint hier oben, in den mit edlem Holz getäfelten Büros, weit weg zu sein. Getönte Doppelglasfenster halten den Lärm von draußen ab. Und doch hat selbst Merrill Lynch Federn lassen müssen: Seit Ende 2000 hat das Management rund 17500 Arbeitsplätze gestrichen – ein Fünftel der gesamten Belegschaft. Und es könnte noch schlimmer kommen. Betrogene Anleger drohen dem Geldhaus mit Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe. Merrill Lynch steckt tief im Sumpf der Bilanz-Schummeleien um das Pleiteunternehmen Enron.
      Mit dem Bankrott des texanischen Energiehandelskonzern Enron fing vor einem Jahr alles an. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Gewinne in krimineller Weise aufgebläht worden waren, stürzten auch andere Firmen wie Dominosteine zusammen. Die Schockwellen breiteten sich an den Börsen aus. Der Aktiencrash war nicht mehr zu stoppen, der Dow Jones ging in den freien Fall über. Als sich die Kurse dann endlich seit Mitte Oktober dieses Jahres erholten, jubelten alle. Doch es scheint nur eine kurzes Fest zu sein. Zu wackelig ist der Aufschwung. Der drohende Irak-Krieg verunsichert zusätzlich. Und das ist das schlechteste für eine Börse, die eigentlich von der Hoffnung auf die Zukunft leben muss. Ohnehin wird alles an der Wall Street in Frage gestellt. Die US-Börsenaufsicht SEC und die New Yorker Staatsanwaltschaft ermitteln gegen korrupte Stock-Exchange-Manager, die Aktien von Pleitefirmen hochgejubelt und zum Kauf angeboten haben. Der Kapitalismus wird hässlich.
      Und doch werden die Großen wie Merrill Lynch, Goldman Sachs und Citigroup auch diese Krise überleben. Im Haifischbecken der Börsen- und Bankenwelt hat es zunächst die Kleinen erwischt. Die selbstständigen Broker und Daytrader müssen um ihr nacktes Überleben kämpfen. Schätzungsweise 3000 Daytrader gab es Ende der neunziger Jahre, zur Hochzeit des Booms, in New York. Wie viele jetzt noch übrig geblieben sind, weiß niemand. „Vielleicht die Hälfte. Nur die ganz Abgebrühten haben überlebt“, schätzt Daytrader Chris Farrell.
      Die Börse war einst eine Jobmaschine ersten Ranges. Sie verkörperte den amerikanischen Traum vom Aufstieg zum Millionär. Tausende versuchten mit dem Online-Aktien-Handel das große Geld zu machen: pensionierte Zahnärzte, erfolglose Betriebswirtschaftsstudenten, Autoverkäufer und Lehrer. Jeder, der es einigermaßen geschickt anstellte, konnte reich werden. Die jungen Überflieger leisteten sich ein Luxusleben. Ein teures Loft im Szeneviertel Soho gehörte ebenso dazu wie der Porsche. Damals stand die Zahlenkombination aus 9 und 11 noch für mindestens 250 PS und erinnerte nicht an die schrecklichen Ereignisse vom 11. September 2001. Den 2000-Dollar-Anzug kauft man bei Saks. Am Wochenende wurde in den Hamptons herumkariolt. Ganz nebenbei verschob man jeden Tag ein paar Millionen Dollar auf dem Börsenparkett.
      „Das Geld lag auf der Straße. Das war wie ein Rausch“, erinnert sich der 29-jährige Farrell, der seit fünf Jahren im Geschäft ist. Seiner Erfahrung nach machen mittlerweile 70 Prozent aller Daytrader Verlust. Und für einige war der Terroranschlag auf das World Trade Center sogar die letzte Chance – überschuldet nutzten sie die Gelegenheit, auf immer zu verschwinden. Angeblich unter den Trümmern der eingestürzten Hochhäuser begraben – in Wirklichkeit sind sie in die Illegalität abgetaucht. Farrell hat es immerhin geschafft, sogar in der Krise noch Gewinne zu machen. Sein Rezept: Er zockte immer nur mit soliden Standardwerten, nicht aber mit den angeblichen Geheimtipps der New Economy oder Papieren von unsicheren Börsenneulingen.
      Doch die meisten Börsen-Glücksritter sitzen nun auf dem Trockenen. Für sie ist Schluss mit dem Luxusleben. Plötzlich erfahren sie, was es heißt, auf der Verliererseite zu sein. Auch Marc Saggs ist ein Opfer der Krise. Noch hält er sich gerade so über Wasser. Und trotzdem will er weitermachen. „Ich werde es schaffen, wieder nach oben zu kommen“, glaubt er. Und tippt wieder hektisch in die Tasten. Die Aktien von Lucent, einem Telekom-Ausrüster, werden gerade billig angeboten – eine neue Chance für ihn. Vielleicht aber auch das Aus.



      :O "Der Staatsfeind trägt heute Brillanten"
      Oskar Lafontaine lässt nicht locker: Erneut verglich der Ex-SPD-Chef seinen Nachfolger und Kanzler Gerhard Schröder mit Reichskanzler Heinrich Brüning. Der Saarländer warnte vor einem Versagen der politischen Linken und attackierte die kriminellen Reichen im Lande.


      Hamburg - In der "Bild"-Zeitung verglich Lafontaine die heutige Situation noch einmal mit der Endphase der Weimarer Republik, in der Reichskanzler Heinrich Brüning mit seiner Sparpolitik Lohnkürzungen, Preisverfall und hohe Arbeitslosigkeit ausgelöst hatte.
      Weil die Linke sich nicht habe einigen können, sei damals die Rechte stark geworden, schrieb der einstige Bundesfinanzminister in seiner Kolumne. Das drohe auch heute: "Haider, Le Pen, Fortuyn und auch Schill hatten Zulauf, weil die kleinen Leute sich nicht mehr vertreten fühlen."
      Zugleich griff Lafontaine die Wohlhabenden in der Gesellschaft scharf an. Nicht die Linken, sondern die Reichen seien heute Vaterlandsverräter: "Der Staatsfeind trägt heute Brillanten, wohnt in einem Steuerparadies und fälscht Bilanzen."
      Die Weimarer Republik sei auch an der Lüge zu Grunde gegangen, erklärte der SPD-Politiker. Er bezichtigte die Bundesregierung in diesem Zusammenhang des "Wackelns" in der Irak-Politik. Dies gelte aber auch für die Opposition: "Auch Stoiber hat heilige Eide geschworen, sich nicht am Irak-Krieg zu beteiligen. Ihm müssten daher Eselsohren wachsen."


      P.S.: Ich nehm auch gebraucht Marios, ja sogar defekte! Zahle wirklich gut!
      Das gibts doch wohl nicht. :(
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:27:38
      Beitrag Nr. 325 ()
      US-Wirtschaft überraschend stark gewachsen
      Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal stärker gewachsen als von Volkswirten erwartet. Das Handelsministerium revidierte seine Wachstumsschätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA kräftig.


      Analysten hatten lediglich mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent gerechnet. Das Ministerium erhöhte seine Wachstumsschätzung auf 4,0 (erste Schätzung 3,1) Prozent. Im Vorquartal war die weltgrößte Volkswirtschaft lediglich um 1,3 Prozent gewachsen.
      Die Konsumausgaben legten im dritten Quartal gestützt von einer hohen Auto-Nachfrage um 4,1 Prozent zu nach einem Plus von 1,8 Prozent in den drei Monaten zuvor. Das Ministerium führte die Aufwärtsrevision unter anderem auch auf höher als zunächst angenommene Staatsausgaben und den robusten Immobiliensektor zurück.

      © 2002 Reuters Limited



      Analysten sind doof! Wissen wir doch alle. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 16:29:37
      Beitrag Nr. 326 ()


      Avatar
      schrieb am 27.11.02 20:52:27
      Beitrag Nr. 327 ()
      @3n gibt dem großen Amerika eine Nachhilfestunde. :D


      Willst Du reich werden, dann sammle Mist
      Der Fall Comroad ist abgeschlossen - was wir daraus und von den Chinesen lernen können.

      Von Martin Hesse

      Man kann nur immer wieder dazu raten, auf die Chinesen zu hören. Deren Jahrtausende alte Hochkultur hat Weisheiten hervorgebracht, die - auf unser Wirtschaftsleben angewandt - manches Unheil verhüten könnten.
      „Wer wenig gesehen hat, staunt viel“, weiß ein Sprichwort aus dem Reich der Mitte. So staunten die Aktionäre von Comroad nicht schlecht, als ihr Geld weg war. Als sie endlich sahen, wie wenig sie über die Telematik-Firma und deren jetzt verurteilten Chef Bodo Schnabel gewusst hatten.
      Vielleicht haben aber diese Aktionäre nur ein anderes chinesisches Sprichwort falsch verstanden: „Willst Du reich werden, dann sammle Mist.“ Gestaunt hat dann nur, wer den Mist nicht rechtzeitig verkauft hat.

      „Habu a maka - maka“
      Mächtig gestaunt haben aber sicher auch die Wirtschaftsprüfer der großen KPMG. Sie hatten zwar in die Bilanzen geschaut, aber nicht gesehen. Nicht gesehen, dass der Kurs-Kaiser Schnabel gar nichts an hatte. Dass es den ominösen Geschäftspartner Jeff Liu in Hongkong gar nicht gab. Oder wenn denn Liu lebt, wie Schnabel noch kurz vor Prozessende behauptete, jedenfalls keine Geschäfte mit ihm zustande kamen. Die hoch bezahlten Wirtschaftsprüfer hatten das alles nicht gesehen, weil sie nur geduldig auf Papier und PCs schauten.
      Bodo Schnabel selbst handelte offenbar nach dem Motto: „Habu a haka - maka“, was soviel heißt wie: „Was du vor dem Schnabel hast, siehst du nicht.“ Der Umkehrschluss á la Bodo S. lautet: Auch wenn ich es (noch) nicht sehe, habe ich es doch schon vor dem Schnabel. Buchen wir also schonmal die Umsätze, wenn wir sie auch nicht sehen. Jetzt staunt auch Schnabel.
      Die Moral von der Geschicht? Auch chinesische Sprichwörter können irren. So etwa dieses: „Es sind die hübschen Vögel die man in den Käfig sperrt.“



      Osram: Massive Einbußen in Amerika
      Der zum Siemens-Konzern gehörende weltweit zweitgrößte Lampenhersteller Osram rechnet mit einem moderaten Umsatzzuwachs. Von einer Trendwende möchte das Management jedoch nicht sprechen.


      Für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr sehe man Anzeichen einer Besserung, aber keine Trendwende, sagte ein Osram-Sprecher in München. In allen Sparten werde mit einer leichten Umsatzverbesserung gerechnet. Wegen der globalen Konjunkturflaute sei der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) 2001/02 auf 365 Mio. Euro nach 462 Mio. Euro im Vorjahr geschrumpft. Im Vorjahreswert seien allerdings Sondererträge von 54 Mio. Euro enthalten. Der Umsatz sei leicht auf 4,4 Mrd. Euro gesunken.
      Osram begründete den Gewinnrückgang insbesondere mit dem seit Jahren kränkelnden Geschäft auf dem Hauptabsatzmarkt Nordamerika sowie auf massive Einbußen in Südamerika, einem weltweit verschärften Wettbewerb sowie Restrukturierungskosten in den USA und Deutschland. Vor diesem Hintergrund sei der Konzern mit den erzielten Werten insgesamt zufrieden, sagte der Sprecher.

      © 2002 Reuters Limited

      Chronische Unterbelichtung in Nordamerika?
      Gehn in Südamerika die Lichter aus?
      :confused:



      Danke für alles was wir haben...
      Dafür danken, dass sich Millionen von Anlegern von gierigen CEOs, blinden Kontrolleuren und falschen Analysten an der Nase herumführen lassen und ein Vermögen verloren haben? Sicher nicht – aber drehen wir den Spieß einmal um.

      Von Lars Halter :)

      NEW YORK. Seit sieben Wochen klettern die US-Märkte eifrig, auf dem New Yorker Parkett hat die Stimmung gedreht. Zahlen gefällig? Der Dow Jones und der marktbreite S&P 500 haben seit den Tiefständen von Anfang Oktober um fast 20 % zugelegt, die gebeutelte Hightech-Börse Nasdaq hat sich um 31 % verbessert. Und auch der Blick über den zeitlichen Tellerrand sieht nicht allzu schlecht aus: Der Dow hat sich in den vergangenen drei Jahren um 2,7 % verbessert, auf Sicht von fünf Jahren um 11 % und seit 1992 sogar um 14,6 %. Damit fällt die langfristige Bilanz deutlich besser aus als die anderer Märkte. Japan schließt seit zwölf Jahren mit roten Zahlen, und der Dax liegt 20 % unter dem Stand von vor 5 Jahren.
      Auch andere Statistiken zeigen den Amerikanern zum Fest, dass man doch noch wer ist. Das gemeinsame Einkommen von Jane und John Doe, wie das Ehepaar Normalverbraucher in Amerika heißt, beträgt mehr als 40 000 $ im Jahr – das ist nach Informationen der Weltbank viermal soviel wie im globalen Durchschnitt. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 74 Jahren tanzt der Amerikaner 15 Jahre länger auf dem Gesicht der Erde als der durchschnittliche Weltenbürger. Das Wirtschaftsinstitut World Markets Research Center will herausgefunden haben, dass die USA in der Liste der lebenswerten Länder auf Rang 17 steht, und die Experten vom Börsendienst CBS Marketwatch wissen sogar: „Wir haben die beste Gesundheitsvorsorge, die besten Krankenhäuser und unser Bildungswesen ist das beste der Welt.“
      Hört, hört! Und Amerikaner sind glücklicher und lächeln mehr als der Rest der Welt, sie sind größer und schöner, schlafen besser, tanzen besser Tango, haben buntere Farben, strammere Waden, schnellere Autos, sind der Nabel der Welt, das Zentrum aller Kultur, Herz und Mutter der Menschheit und die Seele des Universums
      ... vielleicht könnten die selbstverliebten Kritiker an dieser Stelle mal einen Gang zurückschalten.
      Sicher, die USA sind die dominierende Weltmacht. Doch sollte die politische und wirtschaftliche Bedeutung auch vor dem Freudenfest Thanksgiving nicht den Blick für die Wahrheit verstellen, die nicht unbedingt und in jedem Detail der Bilderbuchwelt der CBS-Experten entspricht. „Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Amerika, um unsere Universitäten zu besuchen“, schreibt einer. Das ist richtig, hat aber nichts mit einem guten Bildungswesen per se zu tun. Die USA unterstützt eine Elite. Die Absolventen von Harvard, Yale und MIT gehören zu den smartesten Köpfen der Welt. Doch kommen auf jeden Studenten der noblen Ivy League Tausende von Kids, denen für eine angemessene Ausbildung das Geld fehlt.
      Weiter sehen die CBS-Schreiber die Amerikaner an der Spitze der Altruismus-Charts. „In Sachen Wohlfahrt sind wir ganz vorne dabei“, lobt man. Tatsächlich spendet nach einem Bericht der Washingtoner Forschungsgruppe Independent Sector fast jeder zweite Amerikaner Zeit oder Geld an wohltätige Organisationen, doch sollte man sich nicht allzu schnell den Heiligenschein aufsetzen. Wer als Papa das Baseball-Team des Nachwuchses coacht oder als Mutti Nachhilfestunden gibt, tut zwar etwas Gutes. Doch macht man vor allem international nicht wett, was man anderen Ländern nimmt. In der Dritten Welt sind die USA an wirtschaftlich lukrativen Projekten mehr interessiert als am Aufbau von Schulen und Krankenhäusern.
      Und in Sachen Umweltschutz, einem Thema das mehr und mehr zur zentralen Frage einer sozialen und zukunftsorientierten Politik wird, sind die USA gemessen an ihrer Größe und monetären Macht nicht mehr als ein Entwicklungsland. In New York hat man vor einem halben Jahr das Recycling von Glas und Dosen per Gesetz gestoppt, dem Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche weht ein rauer Wind ins Gesicht, wenn er beim Innovationsforum nur das Wort „Diesel“ ausspricht. Dem Amerikaner gefällt sein SUV, es darf auch gern ein „Hummer“ sein mit 120-Liter-Tank und einem Verbrauch von 24 Litern auf 100 Kilometer.
      Thanksgiving? – Klar, danke für alles was wir haben und vor allem dafür, dass wir uns nicht mit einem ökologischen oder sozialen Gewissen rumschlagen müssen. Allen Ernstes mahnt der CBS-Schreiber kurz vor dem Fest, dass es in den nächsten Jahrzehnten mit Blick auf die weitere Bevölkerungsexplosion vor allem auf das Vertrauen der Völker untereinander ankomme, und dass auch damit die Amerikaner gesegnet seien. „Völkerübergreifendes Vertrauen hat Amerikaner und Indianer im 17. Jahrhundert an einen Tisch gebracht“, schreibt er. Wie weit die Indianer von den Verhandlungen mit den Besatzern profitiert haben ist bekannt.
      Dennoch sieht man auch in Zukunft Handlungsbedarf. „Wir müssen mehr tun als Brot brechen“, so CBS. Bis zum Jahre 2050 rechnet die Weltbank mit einem Bruttosozialprodukt von weltweit 140 Bill. Dollar – das ist fünfmal mehr als heute. Die USA will ihren Anteil halten und man hat den Trend erkannt. „Grundbedürfnisse erkennen“, will der CBS-Autor, zum Beispiel den gigantischen Energiebedarf, den bis zu 10 Milliarden Menschen haben werden. Wie will man den decken? Die USA blockiert seit Jahren umweltfreundliche Technologien, stattdessen will man in Naturschutzgebieten in Alaska nach Öl bohren. „Danke“, sagt Präsident Bush wohl am Feiertag. „Danke, dass wir zunächst einmal genügend Öl haben.“
      Es wäre schön, wenn „Thanks“ auch nur ein kleines bisschen mit „think“ zu tun hätte, und wenn mancher über dem Truthahn zum Nachdenken käme. Wenn sich CBS-Kommentatoren, Politiker und andere Lenker in den USA ernsthaft und langfristig mit globalen Problemen und Strategien auseinandersetzen würden, anstatt sich am Donnerstag für den Status Quo zu bedanken. Aber das ist natürlich viel einfacher. Happy Thanksgiving.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 15:55:40
      Beitrag Nr. 328 ()
      Den hatte ich gestern vergessen: :laugh:


      Flicken
      Alte Hemden für Schröder


      Kein Zweifel, es gibt Momente im Leben einer Nation, da hilft nur noch Revolution. Und so wird mancher Gefrustete und Genervte dieser Tage hoffnungsfroh eine Mail geöffnet haben, die ihm Freunde zugespielt haben mit den Worten, da werde es dem Schröder aber dreckig gehen, wenn diese "Aktion" Erfolg habe.
      Und das, was er dann liest, klingt nun geradezu unverschämt nach Revolte: "Kuckuck . . . Es ist bald wieder Weihnachten, und da wird es langsam Zeit, sich über die Geschenke für unsere Lieben Gedanken zu machen, zum Beispiel für unseren Bundeskanzler Gerhard Schröder. Was mag der sich besonders wünschen?"
      Nun ja, wird das Heer der Genervten und Gefrusteten überlegen: Aber dann heißt es unmissverständlich: "Klar, er will unser letztes Hemd, und das schicken wir ihm jetzt alle!!!" Worauf dann die Adresse des Bundeskanzleramtes folgt sowie ein klassenübergreifender Appell: "Macht alle mit!!!"
      Und so packen dann ein paar hundert, vielleicht ein paar tausend Menschen ein abgetragenes Kleidungsstück in einen Umschlag, und schon ist sie da, die Barrikade im Posteingang in Schröders Zentrale. Und dann geht es erst richtig los. Dann liest der Kanzler all die Begleitschreiben, für die der Aufruf, der jetzt zehntausendfach kursiert, gleich einen Entwurf liefert.
      "Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Gerhard, ich wünsche Dir ein frohes Fest und übersende Dir, zur Erfüllung Deines größten Weihnachtswunsches, mein letztes Hemd, das macht jetzt alle weiteren Steuererhöhungen überflüssig, da ich eh nix mehr habe. Gesegnete Weihnachtsgrüße, Dein Untertan."
      Wenn sich an dieser Aktion http://www.aktionletzteshemd.de auch nur ein Bruchteil der Leute beteiligt, die von Elmar Brandts "Steuersong" so begeistert sind, dann ist an geordnete Regierungsarbeit kaum noch zu denken. Tagelang wird es dann dauern, bis etwa ein Brief von George W. Bush durchkommt, und wenn der Kanzler den endlich in Händen hält, ist der Krieg in Irak schon längst gelaufen.
      Auf diese Revolte gibt es nur eine Antwort. Doris Schröder-Köpf wäscht und bügelt alle Hemden, näht fehlende Knöpfe an und schickt sie mit einem lieben Gruß alle wieder zurück. Dann wäre das Wort "Flickschusterei" auch wieder positiv besetzt. Und etwas Besseres kann sich Schröder im Augenblick doch gar nicht wünschen. MARKUS BRAUCK



      Zuerst wollte die US-Regierung keinen Untersuchungsausschuss zu den Anschlägen vom 11. September. Nun soll der ehemalige Außenminister Henry Kissinger herausfinden, ob die Geheimdienste versagt haben.

      Washington - US-Präsident George W. Bush ernannte den 79-Jährigen am Mittwoch zum Leiter der Untersuchungskommission. "Diese Untersuchung soll alle Beweise zu Tage fördern und allen Hinweisen nachgehen, wo auch immer sie hinführen", sagte Bush im Weißen Haus. Es gehe darum, alle Einzelheiten herausfinden und alle Lektionen des 11. Septembers zu lernen.
      Die US-Regierung hatte sich zunächst einer Untersuchungskommission widersetzt. Der Kongress hatte bei Anhörungen im Sommer jedoch zahlreiche Hinweise auf missachtete Warnzeichen für einen bevorstehenden Anschlag aufgedeckt.

      © SPIEGEL ONLINE 2002

      Das ist der Hammer auf Rädern. Da fliegt mir echt das Blech weg! Oh Amerika, du Wolkenkuckucksheim!
      Ich sag nur: "Texasmonokel" http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,224295-2,00…



      Bärengeschichten (bei dem Börsenklima natürlich ein Fall für die Verwandtschaft)
      TOKIO dpa/taz In Japan haben Dachse einen Flughafen, der im Meer gelegen ist, in ihre Gewalt gebracht. Wie die Zeitung Mainichi Shimbun berichtet, haben sich auf dem Flughafen in der südlichen Provinz Nagasaki hunderte Tiere eingenistet. Die Waschbären ähnlich sehenden "Tanuki" müssen über eine Brücke auf das Gelände gelangt sein oder sie sind geschwommen, genau wisse das niemand. Jedenfalls rauben die Dachse den Beamten den letzten Nerv. Nicht nur, dass es in den vergangenen Jahren auf der Rollbahn bereits zehn Zusammenstöße zwischen Flugzeugen und Dachsen gegeben habe, die gemeinen Pelztiere verspotteten die Flughafenmitarbeiter auch ständig. So hätten mehrere Personen falsche Hasenzähne in ihren Overall-Taschen gefunden, anderen klebten Zettel mit der Aufschrift "hinten!" auf dem Rücken. Japanischer Dachshumor.


      .......nicht einmal kaputte Marios?
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 09:22:45
      Beitrag Nr. 329 ()
      Viele wissen evtl. nicht, wer oder was Super-Henry ist.


      Das Mastermind des 11. September
      Mit Henry Kissinger übernimmt ein Meister der Vertuschung von CIA-Verbrechen die Aufklärung der WTC-Anschläge

      von BERND PICKERT

      Er ist in seiner bisherigen Laufbahn ein Meister der Vertuschung gewesen - jetzt soll er plötzlich aufklären: Henry Kissinger, 79, soll eine unabhängige Untersuchung leiten, die die Vorgänge rund um den 11. September 2001 aufklären soll. Im Mittelpunkt steht die Frage, was die Geheimdienste und die Administration wussten, was sie warum nicht wussten, und ob etwas hätte getan werden können, um die Anschläge zu verhindern.
      Angesichts der vielen offenen Fragen und Ungereimtheiten rund um den 11. September hatten Angehörige von Opfern der Terroranschläge eine solche Untersuchung immer wieder gefordert, sie war jedoch von der Regierung Bush stets abgelehnt worden. Das brachte wiederum neue Spekulationen hervor, wovon die Regierung eigentlich ablenken wollte. Jetzt soll die 10-köpfige Kommission in 18 Monaten einen Bericht abliefern.
      1968 wurde Henry Kissinger, der 1938 mit seiner jüdischen Familie aus Nazi-Deutschland emigriert war, von Präsident Richard Nixon zum nationalen Sicherheitsberater ernannt - eine Funktion, die er optimal ausnutzte, nicht zuletzt mit Geheimdiplomatie am State Department vorbei. Es war Kissinger, der zur Ausweitung des Vietnamkriegs riet und dazu, Kambodscha und Laos ebenfalls mit Krieg zu überziehen. Dass Kissinger für sein "Engagement zur Beendigung des Krieges" 1973 gemeinsam mit dem Vietnamesen Le Duc Tho mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, war schon eine besonders zynische Fußnote der Geschichte - zudem Kissinger zum Zeitpunkt der Auszeichnung - frisch zum US-Außenminister ernannt - gerade mit dem anderen 11. September beschäftigt war, der ebenfalls Weltgeschichte schreiben sollte: Am 11. September 1973 putschte das chilenische Militär unter Führung des Generals Augusto Pinochet gegen die gewählte sozialistische Regierung des Präsidenten Salvador Allende. Geplant worden war der Putsch, wie vor wenigen Jahren freigegebene Dokumente der CIA zeigen, in Washington, und zwar sogar schon unmittelbar nach Allendes Wahl, noch vor seinem Amtsantritt 1970. Mastermind: Henry Kissinger.
      Derzeit läuft in zahlreichen Programmkinos in den USA der Film "Der Fall Henry Kissinger". Der Film nimmt die wesentlichen Argumente des Buches von Christopher Hitchens auf, der Kissinger unter dem Titel "The Trial of Henry Kissinger" im vergangenen Jahr als Kriegsverbrecher porträtiert, der während seiner aktiven Zeit eine blutige Spur von Indochina bis Chile zieht. Doch all die Belege, die Hitchens zusammengetragen hat, prallen am medienöffentlichen Umgang mit Kissinger komplett ab. Noch immer ist Kissinger einer der gefragtesten außenpolitischen Experten für Fernsehinterviews, veröffentlicht Meinungsbeiträge in Zeitungen und bleibt von seiner Vergangenheit gänzlich unbehelligt. Und jetzt hat er wieder ein Amt.
      Ob Kissinger im Rahmen seiner Nachforschungen nach Europa reist, sollte er sich überlegen. Der spanische Ermittlungsrichter Baltasar Garzón, der auf Betreiben etlicher Opferverbände die Verbrechen südamerikanischer Militärs im Rahmen der "Operation Condor" verfolgt, will Kissinger unbedingt als Zeugen vernehmen. Und wenn Garzón etwas will, so durfte bereits Kissinger-Schützling Pinochet erfahren, dann kann das schiefgehen.


      Japanische Zentralbank sammelt Schmuddel-Aktien ein
      Das auf zwei Billionen Yen (16,5 Mrd. Euro) angelegte „Aktienkaufprogramm“ startet die japanische Zentralbank diesen Freitag


      Der schwergewichtige Investor handelt auf Druck der Regierung, zum allgemeinen Wohl und zur speziellen Entlastung der angeschlagenen Banken. Den Instituten sollen so genannte Überkreuzbeteiligungen abgenommen werden, die sie einst in alter Freundschaft, zur Pflege ihrer Geschäftsbeziehungen, erworben haben. Nach der Langzeit-Baisse sind diese – typisch japanischen – Investments nur noch einen Bruchteil ihrer Kaufpreise wert.
      Jetzt werden die Banken gezwungen, ihre Depots auszudünnen: Aktienbestände, die höher sind als das Grundkapital einer Bank, werden bald nicht mehr geduldet. Auf Basis des jüngsten Bilanzstichtags (31. März), stehen nach dieser Regelung Aktien im Wert von sieben Billionen Yen bis Herbst 2004 zum Verkauf. Damit die Börse nicht in einer Angebotsflut ertrinkt, wird die Bank von Japan einspringen: Außerbörslich und heimlich werden die Schmuddelaktien übernommen – niemand soll erfahren, welche Titel in das Depot der Notenbank wandern.
      Bis zu zehn Jahre lang soll die Währungshüterin die Aktien halten – dann, so hoffen die Politiker inständig, dürfe es keine japanische Bankenkrise mehr geben. Die „zentralbankliche Risikoübernahme“ von fehlgeschlagenen privaten Investitionen ist ordnungspolitisch ein falsches Signal. Künftige Verluste aus diesen Aktien werden sozialisiert, trägt die Zentralbank, der Staat, der Steuerzahler. Doch plötzlich wollen gar nicht mehr so viele Finanzinstitute an die Notenbank verkaufen: Die Hoffnung auf Kurssteigerungen blüht, schließlich hat der Nikkei am Donnerstag ein Acht-Wochen-Hoch erreicht. Vor wenigen Wochen jedoch stand der Index auf einem 19-Jahres-Tief. Manchen Bankmanagern ist einfach nicht mehr zu helfen. DW/Welt
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 14:36:11
      Beitrag Nr. 330 ()
      Rinderwahnsinn ist Dreck dagegen.


      Mit Kraft zum Wert
      Wohlstand schafft Zukunft, und Zukunft ist die Herausforderung des Friedens als Chance auf Sicherheit in Freiheit. Dafür müssen wir alle! Arbeitsplätze sind die Grundlagen des Bürgers in einer Welt der Gesellschaft, und das sagen wir auch. Wenn das Recht durch Ordnung in der Gemeinschaft der Werte gerade in der Familie, so hat das überall. Die soziale Sicherung auf dem Weg zur Wirtschaft ist für alle heute besonders! Daran lassen wir, und mit wir meinen wir auch Sie, keinen Zweifel. Die Kraft zu den Werten im Willen zur Berechenbarkeit im Rahmen des Kontexts muss auf der globalen Ebene einer bilateralen Beziehung auch und gerade! Darin stimmen wir voll und ganz mit uns überein.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 15:38:00
      Beitrag Nr. 331 ()
      Im Vergleich zu deiner Krankheit dürfte Rinderwahnsinn in der Tat "Dreck" sein.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 15:49:39
      Beitrag Nr. 332 ()
      Wurzelsepp

      Hau ab!
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 15:57:10
      Beitrag Nr. 333 ()
      Hosenscheißer
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 23:53:11
      Beitrag Nr. 334 ()
      Prima Inszenierung wieder, heute.


      „Goldene Zeiten" für Amerika - wie einst in den Fünfzigern?
      von Gerald D. Cohen

      Geringe Inflation. Starke Produktivitätssteigerungen. Zinsen unter vier Prozent. Ein boomender Immobilienmarkt. Republikaner haben das Sagen im Weißen Haus und im Kongress.
      Dies ist nicht die Situationsbeschreibung der USA im Jahr 2002, sondern die der 50er-Jahre. Damals hatten Autos Heckflossen, und Elvis war noch schlank. Das Jahrzehnt stellte sich letztlich als Zeitraum außergewöhnlichen Wachstums heraus. Stehen die USA heute vor einer ebensolchen Periode positiver Wirtschaftstrends?
      Sicher ähnelt ein Jahrzehnt niemals exakt einem anderen. In den USA der 50er hatten Oligopole noch einen starken Einfluss und der Wettbewerb war weit weniger stark als heute. Darüber hinaus gab es mehr Rezessionen, und sie fielen schärfer aus. Heute jedoch führen die Unternehmen ihre Lagerbestände besser, und die Federal Reserve hat dazugelernt, wenn es darum geht, Expansionsperioden auszudehnen und Rezessionen abzuflachen.
      Die Gemeinsamkeiten überwiegen jedoch gegenüber den Unterschieden bei weitem. Am auffälligsten ist dabei der Anstieg des Produktivitätswachstums. Technologische Durchbrüche im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit anderen Verbesserungen ­ wie die Highway-Verbindungen zwischen den Bundesstaaten und die Containerschifffahrt­ führten in den 50er-Jahren zu einem Anstieg der Produktivität von 2,8 Prozent jährlich. Gleichzeitig lag die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt bei gerade einmal 4,5 Prozent.
      Fünfzig Jahre später steigt die Produktivität um mehr als 2,5 Prozent jährlich und das seit nunmehr sieben Jahren. Gründe hierfür sind neue Technologien und die effektivere Nutzung der Arbeitskraft. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen. US-Notenbankchef Greenspan sagte jüngst, dass „der Übergang zu permanent höherer Produktivität, die diesen Innovationen zuzuschreiben ist, wohl noch nicht abgeschlossen ist".
      Dies hinterließ teilweise Befürchtungen, dass eine höhere Produktivität Stellenkürzungen nach sich ziehen wird. Im Moment dämpft der ungewisse konjunkturelle Ausblick das Beschäftigungswachstum (auch wenn die jüngsten Zahlen zu den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung darauf hindeuten, dass die Arbeitsplatzverluste nicht zunehmen). Sobald diese Ungewissheit verblasst, dürfte auch die Nachfrage anziehen.
      Für einige Volkswirte ist auch die Deflation ein kritisches Thema. Allerdings glauben wir, dass sie heute genauso kurzlebig sein wird wie damals. Der Verbraucherpreisindex fiel 1955 nach dem Rückgang der Güterpreise um 0,2 Prozent. Dennoch erhöhte die US-Notenbank im gleichen Jahr die Leitzinsen, da sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum beschleunigte. Wir erwarten keine Deflation, allerdings dürfte sich die Inflation nächstes Jahr abschwächen. Sollte die Wirtschaft in dem Maße wachsen, wie von uns erwartet, dürfte die Federal Reserve die Zinsen gegen Ende 2003 langsam wieder erhöhen.
      Es gibt jedoch noch weitere Parallelen zu den 50er-Jahren. Damals wie heute blieben die Verbraucherausgaben während der Rezessionsphasen auf Grund niedriger Arbeitslosenquoten und schnell wachsender Reallöhne stabil. Eine weitere Parallele ist die hohe Verschuldung der Haushalte. Verstärkte Ausgaben der Verbraucher ließen die Verschuldung von 40 Prozent des Einkommens im Jahr 1952 auf 59 Prozent im Jahr 1959 anschnellen. Das Verschuldungsniveau ist zwar hoch, allerdings ist es unseres Erachtens auf Grund der niedrigen Zinsen erträglich.
      Noch ein Schlusssatz zu den Fünfzigern: Der S&P 500 verzeichnete zwischen 1950 und 1959 durchschnittliche Zuwachsraten von 13,6 Prozent jährlich. Wir sollten uns also auf die Rückkehr von Petticoat und Hula-Hoop-Reifen gefasst machen.

      Der Autor ist Senior-Volkswirt beim Bankhaus Merrill Lynch.


      Verrückt ist das nicht. Es ist lediglich "Der ganz normale Wahnsinn" (s` gab da mal eine irrsinnig witzige Fernsehserie mit Towje Kleiner).
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 00:49:13
      Beitrag Nr. 335 ()
      „Den Stier in die Enge treiben“
      Citigroup-Chef Sanford Weill kämpft wegen der Skandale an der Wall Street um seinen Ruf

      Von Andreas Oldag

      Am liebsten sieht sich Sanford Weill als großzügiger Mäzen für Bildung und Wissenschaft. Die Medizinische Fakultät der renommierten Cornell Universität trägt sogar seinen Namen. Um sein persönliches Auskommen muss sich der Chef der Citigroup ohnehin keine Gedanken mehr machen. Er ist ein schwerreicher Mann, der sich eigentlich in den Ruhestand verabschieden könnte. Spätestens in zweieinhalb Jahren werde Weill den Chefsessel der größten Bank der Welt räumen, heißt es auf den Fluren der New Yorker Citigroup-Zentrale.
      Doch kurz vor seiner Pensionierung ist der 69 Jahre alte Vorzeige- Banker schwer in die Bredouille geraten. Sein Lebenswerk, der Aufbau des weltgrößten Finanzkonzerns, ist zum abschreckenden Beispiel eines hässlichen Kapitalismus geworden. Wie kaum ein anderes großes Kreditinstitut an der Wall Street steckt die Citigroup im Sumpf der Bilanzskandale und Börsenmanipulationen. Der ehrgeizige New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer, der seit Monaten das Finanzgebaren der mächtigen Investmentbanken untersucht, hat sich den bulligen Citigroup-Boss zum Hauptgegner auserkoren. „Spitzer ist wie ein tollkühner Torero. Der will den Stier in die Enge treiben“, meint ein Banker an der Wall Street.

      Vom Jäger zum Gejagten
      Und so ist plötzlich aus dem Angreifer, der im Laufe seiner Karriere Firmen wie Briefmarken sammelte, der Gejagte geworden. Weill hat im Kampf mit Spitzer schlechte Karten. 500 Millionen Dollar Bußgeld soll die Citigroup zahlen – für irreführende Aktienempfehlungen, die von Weills hoch bezahlten Top-Analysten zur Zeit des Börsenbooms Ende der neunziger Jahre wie tägliche Hitparaden-Plazierungen herausposaunt worden waren. Das Nachsehen hatten die Anleger, die sich auf die Tipps verlassen hatten, aber wenig später feststellen mussten, dass es sich häufig um Nieten handelte. Der Verdacht besteht, dass Citigroup vor allem zu Lasten von ahnungslosen Kleinanlegern kräftig verdiente.
      Zudem seien Aktien hochgejubelt worden, um von den betreffenden Firmen lukrative Aufträge zu erhalten, so der Vorwurf des Generalstaatsanwalts. Auch gegen andere Wall-Street-Banken, wie Credit Suisse First Boston, UBS Warburg und Bear Stearns, hat Spitzer Untersuchungen eingeleitet. Diese Institute werden allerdings mit vergleichsweise geringen Bußgeldern davonkommen. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte sich Merrill Lynch bereit erklärt, 100 Millionen Dollar zu zahlen.
      Nun steht vor allem Citigroup-Chef Weill am Pranger. Dabei ist der Banker eigentlich ein Pionier und Selfmademan wie aus einem amerikanischem Bilderbuch. Als Laufbursche begann der Sohn polnischer Einwanderer beim New Yorker Börsenmakler Bear Stearns. Das wurde ihm bald zu langweilig. 1960 gründete Weill, gerade 27 Jahre alt, zusammen mit Freunden und einem Startkapital von 200000 Dollar ein eigenes Investment-Unternehmen. Durch 15 Akquisitionen wuchs dieses zum zweitgrößten US-Wertpapierhändler namens Shearson heran.
      Doch Weill wollte mehr. Durch geschickte Transaktionen und Beteiligungen erlangte der Draufgänger, der in seiner Jugendzeit mal Kampfpilot werden wollte, Anfang der neunziger Jahre maßgeblichen Einfluss auf den Versicherungskonzern Travelers und kaufte die Investmentbank Salomon Brothers. Seinen nächsten Coup landete er im Jahre 1998: eine durch Aktientausch eingefädelte 70-Milliarden-Dollar-Fusion von Travelers, dem weltbekannten Reisescheck-Anbieter, und Citicorp, der Muttergesellschaft der Citibank. Es entstand ein Koloss mit 100 Millionen Kunden in mehr als 100 Ländern und einer Bilanzsumme von 700 Milliarden Dollar.
      Fortan stand Weill einem Finanz-Supermarkt vor, der Investmentbanking ebenso betreibt wie Kreditgeschäft und Vermögensverwaltung. Die kaum noch überschaubaren Geschäftsbereiche könnten Weill jetzt aber zum Verhängnis werden. Wall Street-Insider meinen, dass Weill, der vom Wirtschaftsmagazin Business Week noch im Jahr 2000 zu den 25 besten Managern Amerikas gekürt wurde, die Kontrolle über sein Imperium verloren habe. Vor allem aber ist die Citigroup anfällig geworden für Interessenverquickungen. Pikant ist dabei, dass sich der US-Kongress Ende der neunziger Jahre mit einer rechtlichen Regelung beschäftigte, die bis dahin eine striktere Trennung von Bankgeschäften vorsah.
      Das so genannte Glass-Steagall-Gesetz – es stammte aus den dreißiger Jahren – verbot eine Fusion zwischen Investment- und Geschäftsbanken, sobald das Aktiengeschäft mehr als 25 Prozent des Umsatzes ausmachte. Doch das war kein Hindernis für Weill. Er hatte sich über das Gesetz schon hinweggesetzt, als es noch gültig war. Kurz darauf kippte der Kongress das Gesetz. Für Citigroup war der Weg ganz nach oben frei. In Washington verfüge der Banker stets über die besten Drähte zu allen einflussreichen Politikern, heißt es an der Wall Street.
      Doch neuerdings scheint ihm auch intensive Lobbyarbeit nicht weiter zu helfen. Generalstaatsanwalt Spitzer lässt nicht locker; Weill muss sich kritischen Fragen stellen. Was wusste er von den Manipulationen seiner Analysten? War alles ein abgekartetes Spiel? Wie groß ist der Schaden, den Citigroup mit geschönten Aktienanalysen angerichtet hat? Eine bizarre Geschichte steht dabei im Mittelpunkt der Untersuchungen. Es geht um Weills ehemaligen Star-Analysten Jack Grubman. Den wies der Citigroup-Chef im Jahre 1999 an, einen „frischen Blick“ auf die Aktie des Telefon-Giganten AT&T zu werfen. Weill soll ganz persönlichen Ambitionen verfolgt haben. Er wollte offenbar die Unterstützung des AT&T-Chefs Michael Armstrong im Citibank- Aufsichtsrat für seinen Machtkampf gegen den damaligen Konkurrenten in der Firmenspitze, John Reed. Außerdem buhlte Citigroup um einen Auftrag bei der Emission von AT&T-Aktien im Werte von 10,6 Milliarden Dollar.

      Zweifelhafte Analysen
      Grubman parierte. Im November 1999 gab er für das Papier eine Kaufempfehlung ab, obwohl er die Aktie kurz vorher nur mit „halten“ bewertet hatte. Im Februar 2000, nachdem für die Banker alles glatt über die Bühne gegangen war, wurde die Aktie wieder heruntergestuft. Bei dem Deal vergaß Grubman freilich nicht, an seine eigenen Interessen zu denken. Um für seine beiden Kinder Plätze in dem New Yorker Prominenten-Kindergarten „92nd Street Y“ zu ergattern, bat er Weill um Mithilfe. Eine Spende der Citigroup in Höhe von einer Million Dollar an den Kindergarten half der Bewerbungsprozedur ein wenig nach.
      Die Beteiligten streiten einen direkten Zusammenhang zwischen Kindergarten-Beschaffungsprogramm, Aktien-Empfehlung und Aufsichtsrats- Machtkampf ab. Doch die Indizien sprechen ziemlich gegen Weill und Grubman. Generalstaatsanwalt Spitzer hat den internen E-Mail-Verkehr der Bank untersuchen lassen und dabei offenbar handfeste Hinweise erhalten. Nun hat Weill die Flucht nach vorn angetreten. Analyst Grubman bekam bereits im August den Laufpass – der New York Times zufolge wurde ihm der Abschied mit 32 Millionen Dollar versüßt. Als weiteres Zeichen des guten Willens hat der Citigroup-Chef die Analyse-Abteilung und das weltweite Privatkundengeschäft ausgegliedert. Die neue Gesellschaft mit insgesamt 12500 Mitarbeitern firmiert unter dem Namen Smith Barney und soll unabhängig von anderen Konzernsparten operieren. Zur Chefin berief Weill die junge Managerin Sallie Krawcheck. Sie leitete bislang die Wall-Street-Analysefirma Sanford C. Bernstein.

      Kritiker halten den Umbau allerdings eher für einen geschickten PR- Schachzug, um das angeschlagene Image der
      Citigroup aufzubessern. Von der Substanz habe sich wenig geändert, meinen Experten. Denn auch die neue Sparte Smith Barney ist Teil des Konzerns. So sagt beispielsweise der Harvard-Professor D. Quinn Mills: „Interessenverquickungen durchziehen den Konzern von oben nach unten. “




      Nebensachen aus Washington
      Wenn Mangel und seltsame Regeln das Leben erschweren
      Wie damals im Osten

      von MICHAEL STRECK

      Es muss einfach mal gesagt werden. In Amerika ist es wie früher im Osten. In Europa hält sich hartnäckig der Mythos, dass die USA das Land der Freiheit und Amerikaner die perfekten Dienstleister sind. Nur weil in Supermärkten höfliche Uniformierte den Einkauf in großen Plastetüten verstauen, anschließend einen schönen Tag wünschen, man in Restaurants literweise Kaffee nachgeschenkt bekommt und in Geschäften jüngst erworbene Konsumwaren anstandslos zurückgeben kann, glauben Besucher aus der alten Welt im Kundenparadies zu sein. Weit gefehlt.
      Der Alltag ist voller sinnloser Regeln, die immer wieder Kopfschütteln hervorrufen. Okay, mittlerweile bekomme ich keinen Wutanfall mehr, wenn ich eine Gaststätte betrete, in der ein Schild vor leeren Stühlen den Hungrigen warnt: "Bitte warten, Sie werden platziert". Mutig suche ich mir einen Tisch auf die Gefahr hin, von der Bedienung ignoriert zu werden. Früher ließ sich solch eine Situation dadurch beheben, dass mein Westonkel der Kellnerin einen D-Mark-Schein zusteckte. Heute hilft noch nicht einmal die Weltwährung. Auch glaubte ich nach dem Mauerfall, in der westlichen Zivilisation von langen Warteschlangen befreit zu sein. Doch hier erfreut sich die Schlange großer Beliebtheit; mit Einsicht in die Notwendigkeit stellen sich Amerikaner geduldig und brav überall an.
      Neulich war ich in einem Musikclub und wollte einen Kaffee trinken. Ich erspähte hinter dem Tresen eine Kaffeemaschine mit dampfenden Kannen. Doch meine Bestellung wurde mit dem Hinweis abgelehnt, diese sei nicht für den Ausschank bestimmt. Ja, Kaffee stünde auf der Karte, aber ich müsste zur Bar eine Etage höher gehen. Mein höfliche Frage, warum ich nicht eine Tasse von der Maschine direkt vor mir haben könnte, wurde quittiert mit: "Das ist nicht erlaubt."
      Auch mit der Qualiät und dem Überfluss ist das so eine Sache. Nach der Zeitungslektüre sind die Finger schwarz. Bei meinem Bäcker um die Ecke blicke ich um neun Uhr morgens in leere Regale. Nein, frische Bagels werden heute keine mehr gebacken. Als meine Heizung dann kürzlich ihren Geist aufgab, fühlte ich mich endgültig wie 1982 in Cottbus-Süd.
      Ich rief einen 24-Stunden-Dienst an. Mir wurde ein rascher Rückruf versichert. Falls nicht, sollte ich mich noch einmal melden. Nach drei Stunden rief ich zurück. Viel zu tun heute, bekam ich als Antwort, aber ein Monteur würde sich wirklich bei mir melden. Wieder nichts. Ungeduldig griff ich zum Hörer. Der Mann sei bereits unterwegs. Tatsächlich meldete sich jemand, aber nur um mir mitzuteilen, dass er heute nicht mehr kommen kann. Morgen früh komme er aber bestimmt. Gleich um acht. Fehlanzeige. Entnervt rief ich an, wurde besänftigt, ja man entschuldigte sich sogar und versprach Besserung. Am Nachmittag hätte ich wieder eine warme Wohnung. Die Zeit verging, ich bemühte mich vergeblich um andere Handwerker, da klingelte die Tür und endlich war es so weit. Rasch war der Schaden behoben, die Rechnung bezahlt und die Temperatur stieg. Das Glück währte eine Stunde. Heizung wieder kaputt. Schäumend sprudelte ich durch die Leitung. Ins Nichts, denn mein Notservice hatte bereits Feierabend, und der Dispatcher sagte, der Chef würde sich morgen melden, wenn nicht, könne ich ja zurückrufen. :D




      New York erlebt eine neue Obdachlosenkrise. In den vergangenen Jahren verdoppelte sich die Zahl der Menschen, die keine Wohnung haben. Inzwischen stehen ganze Familien auf der Straße, die Notunterkünfte quellen über.
      http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,224685,00.html




      Ihre Tierliebe ist zwei Menschen im US-Bundesstaat Michigan zum Verhängnis geworden. Beide hatten versucht, ihren Hund zu retten, der in einen Fluss gesprungen war.
      Detroit - Der Mann und die Frau seien mit ihrem Hund am Detroit River spazieren gegangen, als das Tier plötzlich ins Wasser sprang, berichtete die Polizei am Sonntag. Unklar war, ob der Mann oder die Frau zuerst dem Hund zur Hilfe eilte. Die Polizei geht davon aus, dass die zweite Person ertrank, als sie die erste retten wollte.
      Der Wagen des Paares war einer Polizeistreife am Samstagmorgen aufgefallen. In dem Auto saß ein Hund. Nachdem die Beamten eine Leine im Wasser entdeckt hatten, kamen Rettungstaucher zum Einsatz. Diese bargen die Leichen etwa drei Stunden später. :(

      © SPIEGEL ONLINE 2002



      Bärengeschichten
      Irgendwann ich nächster Zukunft

      WASHINGTON afp/taz Amerikanische Wissenschaftler haben Fruchtfliegen vorübergehend schwul werden lassen. Sie setzten ein manipuliertes Gen in eine Neuronengruppe ein, die Geschmackszellen enthielt. Daraufhin hüllten sich die Fliegen in scheußliche Fummel, sprachen mit weichgetönten Stimmen, fuchtelten übermäßig mit ihren Flügeln herum und nahmen sexuellen Kontakt zu ihren Geschlechtsgenossen auf. Anschließend schickten sie die Weibchen Bier holen, rülpsten laut, nahmen die Fernbedienung in die Hand und sahen sich ein Fußballspiel im Fernsehen an.
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 15:46:39
      Beitrag Nr. 336 ()
      Ohne Geld um die Welt
      Die zweitgrößte US-Fluglinie steht vor dem Bankrott. Während die Passagiere dank des US- Konkursrechts davon nicht viel spüren, sind die Mitarbeiter die Verlierer: Sie halten die Mehrheit an der Pleitefirma.

      VON KATHARINA KORT

      HB NEW YORK. Der Vorwurf der Flickschusterei hat United gerade noch gefehlt. Am gleichen Tag, an dem die US-Regierung die staatlichen Kreditgarantien verwehrte, forderte die Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA eine Strafe von rund 800 000 $: Sie wirft der Fluggesellschaft vor, sie habe bei den Wartungsarbeiten kleine Löcher in den Flügeln im Bereich der Spoiler nicht ordnungsgemäß repariert.


      Beschädigte Flugzeugflügel mit Klebestreifen geflickt
      Klebeband ist eine tolle Erfindung - ein Streifen, und dann hält die Sache für gewöhnlich. So dachten offenbar auch Verantwortliche der Fluggesellschaft United Airlines, die Löcher in Landeklappen von Passagierflugzeugen mit den fixierenden Streifen reparieren ließen.

      Washington - Weil Beschäftigte bei drei United-Airlines-Maschinen Löcher in den Landeklappen mit Isolierband abgedichtet haben sollen, droht der US-Fluggesellschaft nun eine Geldstrafe von mehr als 800.000 Dollar. Wie die "Washington Post" am Mittwoch unter Berufung auf die US-Flugaufsichtsbehörde FAA meldet, seien die drei notdürftig reparierten Maschinen vom Typ B 757 noch auf 193 Flügen eingesetzt worden, bevor sie schließlich ordnungsgemäß instand gesetzt worden seien.
      Ursprünglich sei eine Strafe von 11.000 Dollar pro Flug vorgesehen gewesen, was eine Gesamtsumme von 2,12 Millionen Dollar bedeuten würde. Nach Berücksichtigung aller Fakten biete man der von der Pleite bedrohten Fluggesellschaft als Kompromiss die Strafe von 805.000 Dollar an, sagte ein FAA-Sprecher.
      Das Unternehmen will eine Verurteilung nicht hinnehmen, heißt es weiter. Die Flugtüchtigkeit sei nicht beeinträchtigt gewesen, begründete ein Sprecher der Fluggesellschaft gegenüber dem Blatt. Die Flugzeuge waren nicht unsicher, die Passagiere nie in Gefahr, sagte United-Airlines-Sprecher Joseph Hopkins.
      Es sei Usus, schnell notwendige, provisorische Reparaturen mittels Klebeband durchzuführen - allerdings nur, wenn die Löcher eine bestimmte Größe nicht überschreiten und nicht an kritischen Positionen sind. Diese Maximaldaten sind dem Bericht zufolge im Handbuch der Fluggesellschaft festgelegt.
      In zwei der bekannten Fälle seien die Löcher größer als erlaubt gewesen. Die Klebestreifen hätten auch deswegen nicht verwendet werden dürfen, weil in allen drei Fällen die Beschädigungen nahe am Rand der Landeklappen aufgetreten waren.
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      3M :D


      Die Strafe wird jedoch erfahrungsgemäß am Schluss niedriger ausfallen. Und gemessen an den Problemen der United-Mutter UAL Corp., fallen sie kaum ins Gewicht: Die zuständige Regierungsbehörde ATSB hat am Mittwochabend den Antrag auf staatliche Kreditbürgschaften in Höhe von 1,8 Mrd. $ abgelehnt. Damit droht der Fluggesellschaft die Zahlungsunfähigkeit.
      "Wir sind enttäuscht, dass die ATSB den Vorschlag, den United unterbreitet hat, nicht akzeptieren konnte. Wir begrüßen jedoch die genannte Möglichkeit, einen verbesserten Vorschlag zu einem späteren Zeitpunkt zu prüfen", sagte der UAL-Chef Glenn Tilton. United werde so schnell wie möglich über die nächsten Schritte entscheiden, sagte er.
      Der Fluggesellschaft, die in den vergangenen zwei Jahren 4 Mrd. $ verloren hat, bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als Gläubigerschutz unter Chapter 11 zu beantragen. Um jedoch unter diesem Schutz weiterfliegen zu können, muss sich United 1,5 Mrd. $ sichern. Nach Medienberichten verhandelt UAL mit JP Morgan, Citigroup, Bank One, und der General- Electric-Tochter GE Capital über die Finanzierung. United braucht das Geld dringend, da Ende kommender Woche die Fristen für einige Kredite in Höhe von insgesamt 920 Mill. $ ablaufen.
      Beobachter und Analysten begrüßen die Entscheidung der Regierung, staatliche Kreditbürgschaften abzulehnen. Der Grund: United kann mit dem Konkursverfahren viel drastischer Kosten senken, ohne viel Rücksicht auf Gewerkschaften nehmen zu müssen. Denn vor allem die Lohnkosten sind bei United im Vergleich zur Konkurrenz extrem hoch. Die Fluggesellschaft, die zu 55% den Mitarbeitern gehört, flog schon vor den Terroranschlägen vom 11. September in den roten Zahlen.
      Dennoch kam die Entscheidung der Behörde unerwartet. Beobachter und Mitarbeiter hatten geglaubt, dass die ATSB ihr Urteil erst nach einer Abstimmung der Gewerkschaft der Mechaniker fällen würde. Die Mechaniker wollten ursprünglich am Donnerstag über Gehaltskürzungen in Höhe von 700 Mill. Dollar abstimmen. Die Abstimmung wurde nun abgesagt.
      Die Ablehnung der Kredite zeugt nicht nur von der Abneigung der Bush-Regierung gegen staatliche Rettungsmaßnahmen für kriselnde Fluggesellschaften, sondern eben auch von ihrer Abneigung gegen die Macht der Gewerkschaften. Der Präsident der Mechaniker-Gewerkschaft, Tom Buffenbarger, ist enttäuscht: "Wir waren bereit, mit United, den Gewerkschaften und der Regierung partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, um United Airlines wieder zum besten Carrier der Nation zu machen", sagte er. "Unglücklicherweise hat die Regierung der Vereinigten Staaten diese Partnerschaft verlassen."
      Mit der Regierungsentscheidung steht aber auch die Idee der mehrheitlichen Mitarbeiterbeteiligung auf dem Prüfstand. Seit 1994, als die Airline ebenfalls Schwierigkeiten hatte, gehört die Mehrheit den Mitarbeitern. Sie haben damals Aktien der Fluggesellschaft erhalten, weil sie auf Gehaltserhöhungen verzichtet haben. Die Gewerkschaften erhielten drei Sitze im Aufsichtsrat und ein Vetorecht bei der Ernennung des Vorstandsvorsitzenden. Doch das Konzept hat sich nicht ausgezahlt. Die Mitarbeiter waren in der Krise nicht zu den nötigen Kostensenkungen bereit. Sie gehören noch immer zu den am besten bezahlten der Branche - ein Pilot etwa verdient 200 000 $ jährlich für 80 Flugstunden im Monat.
      Nun müssen die Mitarbeiter zusehen, wie die Aktien, die sie damals zum Durchschnittspreis von 45 Dollar erwarben, immer weiter sinken. Sie durften ihre Anteile nur abstoßen, wenn sie in Rente gingen oder das Unternehmen verließen. Jamie Baker, Analyst bei JP Morgan, sagt, die Aktie werde bis zum Ende des Monats de facto wertlos sein.




      FRANKFURT (dpa-AFX) - Experten haben für die Aktien von International Business Machines Corp. (IBM) zum Handelsbeginn (5.12.) an der Wall Street starke Kursgewinne in Aussicht gestellt. Nachdem der Konzern am Vorabend ein Loch von 3 Milliarden Dollar in der US-Pensionskasse eingeräumt hatte, dürften die Anleger nach Ansicht von Händlern mit Erleichterung reagieren. Damit sei ein großer Unsicherheitsfaktor aus der Welt geschafft, heißt es.
      IBM hat eigenen Angaben zufolge [/b]seit 1995[/b] keine Beiträge mehr in die US-Pensionskasse geleistet. Die drei Milliarden Dollar würden weder das operative Budget noch strategische Initiativen gefährden, betonte das Unternehmen. Auch habe die Nachfinanzierung keine Auswirkungen auf den Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2003. Die durchschnittlichen Schätzungen von First Call/Thomson Financial gehen von 4,31 Dollar Gewinn je Anteilsschein für 2003 aus.
      Während einer Analystenkonferenz habe IBM bekannt gegeben, dass die Planungen für das kommende Jahr noch auf einer Finanzierungslücke in der Pensionskasse von 4,5 Milliarden US-Dollar beruhten./FX/jkr/mw




      Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen im Rahmen der US-Arbeitslosenversicherung ist in der Woche zum 30. November saisonbereinigt um 13 000 auf 355 000 gefallen.
      vwd WASHINGTON. Volkswirte hatten im Durchschnitt ihrer Prognosen einen Anstieg um 7 000 erwartet. Für die Vorwoche wurden die Daten auf minus 14 000 auf 368 000 (vorläufig: minus 17 000 auf 364 000) revidiert. Den Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt gab das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mit 376 500 (Vorwoche revidiert: 387 000; vorläufig: 385 750) an.
      In der Woche zum 23. November erhielten 3,486 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung, eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 123 000.

      Thread: US- Arbeitslosenquote steigt auf 6% (erw. 5,8) Vollidioten der kapitalsten Sorte! Nicht die im Thread.
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      schrieb am 06.12.02 16:55:21
      Beitrag Nr. 337 ()
      US-Finanzminister Paul O`Neill will nach amerikanischen Medienberichten überraschend sein Amt niederlegen.

      Washington - Er werde in den kommenden Wochen sein Amt zur Verfügung stellen, berichteten Nachrichtensender am Freitag. In einem Brief an Präsident George W. Bush nannte O`Neill keinen Grund für seine Entscheidung.
      "Es war eine Auszeichnung, der Nation in diesen herausfordernden Zeiten zu dienen", schrieb er an Bush. "Ich danke Ihnen für diese Möglichkeit." Seine Direktheit hat O`Neill vielfach das Lob der amerikanischen Industrie eingebracht, ihm aber auch heftige Kritik beschert.
      Nach Angaben aus US-Regierungskreisen erfolgte der Rücktritt auf Bitte des US-Präsidalamts. Einzelheiten wurden in den Kreisen nicht genannt. Das US-Präsidialamt erwägt seit einiger Zeit einen größeren Umbau seines Wirtschaftsstabs.
      Der Finanzminister ist das erste Mitglied des Kabinetts von George W. Bush, das seinen Rücktritt einreicht. O`Neill war vor seinem Job als Minister Vorsitzender des weltgrößten Aluminiumherstellers, Alcoa. Die Rücktrittsankündigung hat den Dollar belastet. Der Euro legte um einen Viertel Cent bis auf 1,0128 Dollar zu und wurde im weiteren Verlauf mit 1,0103/05 Euro gehandelt.

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      Der Typ war zum lügen einfach zu blöd. So siehts doch aus!
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      schrieb am 07.12.02 13:27:14
      Beitrag Nr. 338 ()
      Großreinemachen im US-Wirtschaftsteam
      Es war bezeichnend. Am Tag, als die Regierung einen überraschend starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen bekannt gab, reichte der umstrittene Finanzminister Paul O`Neill seinen Rücktritt ein. Zugleich drängte das Weiße Haus auch den Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, Lawrence Lindsey, aus dem Amt.


      HB/dpa WASHINGTON. Bisher hatte sich Bush seinem Finanzminister gegenüber stets loyal verhalten, der ihm von seinem Vize Dick Cheney empfohlen worden war und der bereits unter Präsident Gerald Ford im Weißen Haus gedient hatte. Doch die anhaltende Kritik der Demokraten an dem Wirtschaftskurs der Regierung und die fehlenden wirtschaftlichen Wachstumsimpulse zwangen den Präsidenten jetzt zum Handeln.
      Bush musste auch erkennen, dass er sich zwar in allen Umfragen weiterhin größter Beliebtheit erfreut, doch immer mehr Amerikaner Zweifel am Wirtschaftskurs der Regierung äußern. Wenig zum Vertrauen in die wirtschaftliche Kompetenz der Regierung trugen die zahlreichen Skandale um frisierte Unternehmensbilanzen und Unternehmenspleiten bei.
      Für viele Kritiker war O`Neill ein leichtes Ziel. Der 67-jährige Ex-Manager des Aluminiumriesen Alcoa galt als äußerst undiplomatisch. So brachte er die Wall Street und führende Republikaner im Kongress mit teils ungeschickten Formulierungen gegen sich auf. Schon zwei Monate nach seinem Amtsantritt schickte er den Dollar kurzfristig auf Talfahrt, als er in einem Interview mit einer deutschen Zeitung ankündigte, die USA würden nicht unbedingt die Politik eines starken Dollars verfolgen.

      ****was augenblicklich und zukünftig sowieso stattfinden wird oder soll, evtl. auch muß (paar zinssenkungen sind letztlich auch noch drin, wenn man wirklich will)****

      Zur Pleite des Energieriesen Enron erklärte er lediglich, so funktioniere der Kapitalismus eben. Den Ärger der Republikaner zog sich O`Neill zu, als er offen die US-Politik gegenüber Kuba in Frage stellte. Auch eine Tour mit dem Sänger der irischen Rockband U2, Bono, durch die Elendsgebiete Afrikas kam bei konservativen Republikanern nicht gut an.
      In Washington und an der Wall Street wurde nach dem Austausch von Bushs Wirtschaftsteam, der mit dem Rücktritt des Chefs der Börsen- und Wertpapieraufsicht (SEC), Harvey Pitt, im November begonnen hatte, eine Kurskorrektur erwartet. Der republikanische Senator und künftige Vorsitzende des Bankenausschusses Richard Shelby erklärte, genau dies wolle das Weiße Haus signalisieren.
      Ein politischer Beobachter erklärte, Bush sei entschlossen, bei der nächsten Präsidentenwahl nicht als reiner Außenpolitiker anzutreten. Schon Bushs Vater hatte darunter gelitten, dass er als Präsident zwar den Irak erfolgreich aus Kuwait verdrängte, dafür aber zu Hause die Wirtschaft schleifen ließ.
      In der Frage eines Nachfolgers für O`Neill hielt sich das Weiße Haus am Freitag noch bedeckt. Dies werde demnächst entschieden, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. In den Medien wurden als mögliche Nachfolger unter anderem der Online-Broker Charles Schwaab genannt.


      Die Cowboys nehmen die Wirtschaft nun selbst in die Hand.
      Sie werden in den Saloon stürmen, sich die Kutte vollsaufen, anschließend den Klavierspieler erschießen, dann dessen Frau vergedingsbums und die Kinder versklaven :mad:



      Ein Krieg gegen den Irak könnte die USA innerhalb von zehn Jahren fast zwei Billionen Dollar kosten, wie Experten in einer Studie errechneten. Dessen ungeachtet reagierte die US-Regierung mit vorauseilender Skepsis auf die Ankündigung Bagdads, seine Waffenprogramme zu offenbaren.

      Washington - Ein Waffengang gegen den Irak könnte den USA über die kommenden zehn Jahre hinweg Kosten zwischen 99 Milliarden und gut 1,9 Billionen Dollar bescheren, besagt eine Studie der Amerikanischen Akademie für Künste und Wissenschaften. Demnach wären die maximal geschätzten Kosten mehr oder weniger identisch mit dem amerikanischen Staatshaushalt für ein ganzes Jahr.
      Die untere Summe kann der Studie zufolge eingehalten werden, wenn nach einem baldigen Kriegsende relativ schnell ein neues Staatswesen im Irak aufgebaut werden kann. In die Berechnungen der Höchstsumme sind Überlegungen eingegangen wie ein längerer Krieg, eine nachhaltige Störung der Erdölmärkte und eine Rezession in den USA. Für beide Szenarien wird von einem zehn Jahre währenden US-Engagement im Irak ausgegangen.
      Je nach Entwicklung des Krieges werden die direkten militärischen Kosten zwischen 50 und 140 Milliarden Dollar veranschlagt. Die anschließende Besetzung des Landes und die Unterhaltung einer Friedenstruppe könnten zwischen 75 und 500 Milliarden Dollar verschlingen. Die Wiederaufbaukosten werden mit 30 bis 105 Milliarden Dollar angegeben. Die Ausgaben für humanitäre Hilfe liegen laut den Schätzungen zwischen einer Milliarde und zehn Milliarden Dollar.
      Bei einer nachhaltigen Störung der Erdölmärkte kommen den Wissenschaftlern zufolge schlimmstenfalls Kosten bis zu 778 Milliarden Dollar auf die USA zu. Die wirtschaftlichen Einflüsse des Krieges werden zwischen einem Gewinn von 17 Milliarden und einem Verlust von 391 Milliarden Dollar angesiedelt.
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,225848,00.html


      Wer seinen Lieben so richtig das Fest versauen will, kann den amerikanischen Präsidenten verschenken. In den USA ist eine 30 Dollar teure Plastikpuppe mit Gesicht und Stimme von George W. Bush auf dem Markt. Per Knopfdruck auf den Rücken spricht der 32 Zentimeter große Bush 17 verschiedene Phrasen wie "Ich komme aus Texas" oder "Die Freiheit wird verteidigt werden". Aber das wünscht man den ärgsten Feinden nicht. :D
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 22:30:05
      Beitrag Nr. 339 ()
      Professorenrunde



      Was an den Märkten falsch läuft
      Umweltzerstörung, Finanzcrash und Armut in der Dritten Welt verstärken die Zweifel am globalen Kapitalismus. Doch der Wettbewerbsmechanismus versagt nicht. Es sind die weltweit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die falsch gesetzt sind

      Von Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher

      Wenige Wochen nach der Weltkonferenz Rio+10 in Südafrika, angesichts weltweiter Umweltzerstörung und Klimaveränderungen und im Umfeld einbrechender Weltfinanzmärkte und der dahinter liegenden Betrugsdelikte von Insidern fragen sich die Menschen, was mit der Ökonomie, vor allem der Weltökonomie falsch läuft. Hatte nach dem Fall der Mauer die Welt nicht so schön ausgesehen? Hatten nicht manche gemeint, das sei bereits das Paradies oder zumindest das Ende der Politik? Warum haben wir dann aber nach wie vor eine Welt, in der täglich mehr als 24.000 Menschen verhungern? Warum kreisen Joghurtbecher beziehungsweise ihre Komponenten tausende von Kilometern, bis sie beim Verbraucher ankommen? Warum müssen sich Frauen in Bolivien für einen Hungerlohn mit Umweltgiften kontaminieren, um Schnittblumen zu produzieren, die dann zunächst zur Versteigerung nach Amsterdam und dann rund um den Globus weitergeflogen werden? Warum nehmen Krabben den Weg von der Nordsee nach Nordafrika, um dann ausgepult wieder zurückzukommen? Warum werden Schweinehälften über die Alpen transportiert, um dort in Parmaschinken verwandelt zu werden? Wie ist es eigentlich mit der Weisheit der Ökonomie? Wo ist die vermeintlich so verständig lenkende unsichtbare Hand? Stimmt etwas nicht mit dem gesamten ökonomischen Modell? Sind vielleicht sogar der Bruttosozialprodukt- und der Wachstumsbegriff verlogen? Es ist nicht ganz einfach, dies alles miteinander in Verbindung zu bringen. Dies wird im Folgenden versucht.

      Zunächst einmal besagt die ökonomische Theorie, dass der Markt ein besonders leistungsfähiger, besonders intelligenter Findungsmechanismus ist. In der Verfolgung ihrer Eigeninteressen kommen die Akteure in den Märkten, seien dies Unternehmen oder Konsumenten, zu kollektiv vorteilhaften Lösungen. Wenn dabei Mineralwasser über Staatengrenzen transportiert oder über Kontinente geflogen wird, wenn Schweinehälften über Gebirge transportiert werden und Joghurtbecher kreisen, dann muss diese Lösung Vorteile besitzen. Zum Beispiel mag es zwar so sein, dass Mineralwasser aus einer näher liegenden Quelle preiswerter ist. Wenn aber Konsumenten dennoch das Mineralwasser aus der Fernquelle wollen, dann sind damit offenbar Zusatznutzen, zum Beispiel psychologischer Art, verbunden. Da die Kunden dafür mehr Geld zu zahlen bereit sind, fehlt ihnen das Geld natürlich an anderer Stelle. Das ist mit dem teuren Parmaschinken nicht anders. Menschen sind offenbar bereit, zur Finanzierung des Unterschieds zwischen Parmaschinken und normalem Schinken auf anderes zu verzichten. Damit stehen den vermehrten Umweltbelastungen bei vergleichsweise teurem Mineralwasser oder Schinken vermiedene induzierte Umweltbelastungen bei anderer Nutzung der entsprechenden knappen Geldmittel gegenüber. Der Markt findet dann über alle Aktionen hinweg die beste Lösung. Soweit die Theorie.

      Wenn wir dann aber bei verständiger Betrachtung der Ergebnisse dieser vermeintlich intelligenten ökonomischen Findungsprozesse dennoch ganz offensichtlich unakzeptable Zustände vorfinden, was ist dann passiert?

      Auch dies ist leicht zu erklären. Ökonomien bestehen nämlich nicht nur aus dem Wettbewerb zur Findung bester Lösungen, sondern ebenso sehr aus den Rahmenbedingungen eben dieses Wettbewerbs. Aus prinzipieller Sicht sind dabei die Rahmenbedingungen sogar wichtiger als der Wettbewerb. Der Wettbewerb ist das Einfache, das Triviale, der Wettbewerb wirkt, egal wie die Rahmenbedingungen sind, aber was zum Schluss herauskommt, das wird im Wesentlichen bestimmt durch die Rahmenbedingungen, die überhaupt erst das Optimierungsziel für den Wettbewerb definieren. Um es noch deutlicher zu sagen: Bei falschen Rahmenbedingungen optimiert der Markt genauso effizient das Falsche wie unter richtigen Rahmenbedingungen das Richtige. In derartigen Rahmenbedingungen werden insbesondere wichtige ethische und gesellschaftliche Anliegen einer Gesellschaft verankert. Dazu gehören insbesondere soziale Fragen, kulturelle Anliegen und das zentrale Thema des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit und der Zukunftssicherung. Das Primat der Politik besteht gerade darin, dass Bürger die Rahmenbedingungen der Ökonomie selbst bestimmen können. Insbesondere können sie am Ende jeden Jahres über alle Dimensionen des Lebens prüfen, was "unten rausgekommen ist". Und wenn das offenbar das Falsche ist, haben wir jederzeit über die Politik die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen zu ändern. Tatsächlich ist das ein Hauptbetätigungsfeld der Politik. Das heißt aber insbesondere, dass wir nicht auf Dauer gezwungen sind, die Konsequenzen einseitiger ökonomischer Theorien ertragen zu müssen.

      Um dies an einigen Beispielen zu verdeutlichen sei daran erinnert, dass es heute in einer weltweiten Betrachtung ökonomisch Sinn machen kann, Kinder gegen sehr geringe Entlohnung arbeiten zu lassen, denn dann werden die Produkte billiger und man spart möglicherweise auch noch die Ausbildungskosten eben dieser Kinder. Das rechnet sich vielleicht nicht auf Dauer, aber kurzfristig und insbesondere für bestimmte Marktakteure zulasten anderer.

      Wenn uns zukünftig der Schutz der Tiere ein noch größeres Anliegen sein sollte als heute, wenn man nicht will, dass Tiere über tausende Kilometer transportiert werden, dann müsste auch das irgendwie in den Rahmenbedingungen der Ökonomie knallhart verankern werden, zum Beispiel über Gebote oder Verbote oder aber Anreizmechanismen beziehungsweise höhere Kontroll- und Betreuungskosten bei Tiertransporten. Wenn einem wichtig ist, dass die globale Umwelt durch den Transport von Gütern rund um den Globus nicht zu sehr belastet wird, dann würde man solche Transporte teuer machen. Zumindest würde man dort ähnlich hohe Steuern auf Mineralölprodukte erheben wie im Inland und vielleicht auch die Ökosteuer hinzutun. Aber so ist es heute nicht. Heute ist der internationale Transport völlig frei von Steuern, erst recht von Ökosteuern, das heißt, die Zerstörung der Umwelt durch exzessive, weltweite Transporte wird nirgendwo bezahlt. Transporte sind insofern viel zu billig. Deshalb rechnet es sich so überraschend oft, Schweinehälften, Edel-Mineralwasser oder Joghurts über große Distanzen zu transportieren.

      Im Welthandel gibt es bisher leider keinen sozialen Ausgleich- ein großes Problem. Deshalb macht es Sinn, Turnschuhe in Ländern zu fertigen, in denen Kinder preiswert diese Arbeit durchführen. Die Kinder sind froh, dass sie etwas verdienen, wir freuen uns, dass die Turnschuhe preiswert sind. Das wirkt zunächst wie Wertschöpfung und als Vorteil für beide Seiten. Aber natürlich ist damit ein langfristiges Problem verbunden. In den betroffenen Ländern in Form nicht richtig ausgebildeter Kinder und bei uns, zum Beispiel in Bezug auf Arbeitsplätze, die verloren gehen.

      An dieser Stelle fragt sich nun jeder, warum wir dann nicht weltweit vernünftige Rahmenbedingungen vereinbaren. Warum tun wir dann weltweit nicht dasselbe, was wir in unseren eigenen Ländern als Lösung verwirklicht haben? Hier sind zwei Aspekte zu beachten. Das eine Element sind hohe Standards und Schutzvorschriften, das andere Element sind Instrumente eines sozialen und kulturellen Ausgleichs in einer weltweiten Perspektive. In der Öffentlichkeit diskutiert wird in der Regel nur der erste Teil dieser Thematik. Dann stellt sich der Norden mit großer moralischer Attitüde hin und macht Vorschläge, dass ärmere Länder doch bitte seine hohen Standards übernehmen sollen. Dies scheitert dann regelmäßig daran, dass die ärmeren Länder diesen wohlgemeinten Vorschlägen nicht zustimmen. Das liegt aber nicht daran, dass diese Länder etwas gegen den Schutz der Kinder hätten, ganz im Gegenteil, es ist nur so, dass ihre einzige Möglichkeit, unter heutigen Weltwirtschaftsbedingungen Geld zu verdienen, darin besteht, ihre Kinder arbeiten zu lassen. Denn so ist heute die Weltökonomie organisiert, vor allem, da es keinen weltweiten sozialen Ausgleich gibt. Unter diesen Bedingungen ist es dann selbst für die Kinder dieser Länder besser, derartige Arbeit zu haben, als gar keine. Vernünftigerweise müsste man die Forderung nach Abschaffung der Kinderarbeit daher koppeln mit der Einführung von Mechanismen der Co-Finanzierung, also Mechanismen des sozialen Ausgleichs zwischen armen und reichen Ländern. Sozialer Ausgleich sollte dann fließen, wenn arme Länder bereit sind, Standards (zum Beispiel Schulausbildung der Kinder in Verbindung mit einem durchgesetzten Verbot von Kinderarbeit) zu übernehmen. Wie im Konzept des fairen Handels, den Kirchen und Dritte-Welt-Gruppen propagieren, würden international gehandelte Produkte dabei etwas teurer. Die entstehenden Zusatzkosten würden dabei letztlich in die Ausbildung der Kinder fließen, die die Arbeitsplätze verlieren, weshalb man dann die Kinderarbeit in international abgestimmter Weise verbieten kann.

      In Bezug auf die weitere weltweite Entwicklung ist dabei das Aufbringen von Co-Finanzierung die absolute Schlüsselfrage, und zwar immer im Gegenzug zu der Forderung nach einer Erhöhung von Standards. Nun ist ein derartiger Ansatz im Grunde nichts Neues. Es ist dies genau der Ansatz, mit dem beim Auftreten des Ozonlochs, bedingt durch FCKW-Emissionen, im Rahmen des Montrealer Protokolls die Ursachen rasch beseitigt wurden (co-finanziertes weltweites Verbot der Produktion weiterer FCKW-nutzender Kühlschränke). Nach demselben Prinzip funktionieren übrigens auch die Erweiterungsschritte der Europäischen Union. Wir nehmen immer wieder neue Länder in die EU auf, die unsere Standards übernehmen, was ein großer Vorteil für unsere Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze ist, dafür zahlen wir eine Co-Finanzierung, vor allem in Form so genannter Strukturfonds, die den neuen Partnern dieses Angleichen der Standards ermöglichen.

      Die Frage, die sich heute stellt: Wieso wir dasselbe nicht international tun? In der EU funktioniert das, weltweit funktioniert das noch nicht. Warum? Weil Freihandelseuphoriker, Feihandelsdogmatiker, aber insbesondere die Machtpromotoren in den USA als Spitze der Pyramide, die am meisten vom Status quo profitieren, solche Lösungen ablehnen und blockieren. Es wird suggeriert, dass Freihandel die beste Lösung für alle Probleme dieser Welt sei, selbst für die Überwindung der Armut. Tatsächlich ist die Lage komplizierter. Es gibt nämlich drei Alternativen, von denen Freihandel die mittlere und auch nur die zweitbeste ist, nämlich

      1: voneinander abgeschottete Ökonomien, die nach je spezifischer Logik operieren; dies ist in Zeiten der Globalisierung de facto nicht mehr möglich, wenn man konkurrenzfähig bleiben will.

      2: Freihandels-basierte weltökonomische Prozesse, wie wir sie heute erleben, letztlich Turbo- oder Raubtier-Kapitalismus, nur die zweitbeste Lösung und

      3: eine weltweite soziale Marktwirtschaft nach europäischer Logik, die hohe Standards mit Co-Finanzierung von Entwicklung verbindet.

      Freihandelsdogmatiker argumentieren ständig, dass das zweite Model besser sei als das erste, insbesondere auch für arme Länder oder zumindest für die Aktiven in den armen Ländern, und da haben sie völlig Recht. Worüber aber nie geredet wird ist, dass dieser Weg dennoch mit einem dreifachen Preis verbunden ist, nämlich der zunehmenden sozialen Spaltung im Süden, der zunehmenden sozialen Spaltung im Norden und der Zerstörung der weltweiten Umwelt, die irgendwann zu einem Crash führen wird. Die beste Alternative ist aber das ökosoziale Modell, das weltweite Aufholprozesse und den Schutz der Umwelt vernünftig kombiniert mit dem Erhalt und der Verbesserung des sozialen Ausgleichs sowohl im Norden wie im Süden sowie mit einer weltweiten Perspektive der Entwicklung.

      Fassen wir noch einmal zusammen: Die vermeintlichen Widersprüche bezüglich des Wirkens der Märkte lösen sich wie folgt auf: Die vielen Perversionen, die wir auf diesem Globus sehen, sind nicht die Folge des internationalen Marktsystems per se. Dieses hat das Potenzial, eine segensreiche Wirkung zu entfalten. Sie sind aber eine Folge der Tatsache, dass die Weltmärkte heute unter inadäquaten Rahmenbedingungen operieren. Und die ökonomische Globalisierung verschärft diese Situation noch, da die Staaten im Wettkampf gegeneinander um internationales Investitionskapital ihre eigenen Regelwerke sogar noch zurückbauen (müssen). Unter inadäquaten Rahmenbedingungen bringt der ansonsten fruchtbare ökonomische Mechanismus aber Perversionen zu Stande, die das Gegenteil von dem sind, was die Mehrheit der Menschen eigentlich will. Dazu ist aber nicht der Marktoptimierungsmechanismus, also das Prinzip des Wettbewerbes, zu verändern, sondern es sind die Rahmenbedingungen des Marktes zu verändern, und zwar so, dass wesentliche weltethische Anliegen wie der Schutz der Würde aller Menschen, der Erhalt der kulturellen Vielfalt oder auch ein starker Umweltschutz entsprechend verankert sind. Dies ist eine weltpolitische Herausforderung. Es ist dies die Frage eines nachhaltigen, auf Zukunftsfähigkeit hin ausgerichteten Weltgesellschaftsvertrags.

      Der Weg dahin kann sehr schmerzhaft werden, aber so weiterzumachen wie bisher ist noch viel schmerzhafter. Dies wird in Umweltzerstörung, Kampf um Ressourcen und Terror enden.



      Thema: DJI - Big Plunge ahead?!?
      Gezwungenermaßen bin ich halt mein eigener Mario :rolleyes:



      Lasst falsche Theorien sterben und nicht Unternehmen
      Von Fredmund Malik

      Diese Wirtschaftskrise ist wie keine andere zuvor eine Krise des Managements. Sie hat ihre Ursachen in falschen Theorien über Unternehmensführung, die aus falschen ökonomischen Theorien abgeleitet wurden. Aber statt Fehler auszumerzen, versuchen die Verantwortlichen, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

      Ihre Anwendung ist begrenzt auf einige – zum Glück längst nicht alle – Großkonzerne und auf die Finanzwirtschaft. Im Großteil der Wirtschaft, nämlich jenen zwei Dritteln, die unabhängig von Rechtsform und Größe unternehmerisch und realwirtschaftlich geführt werden, gab es zwar Lippenbekenntnisse, aber diese Irrlehren wurden nie angewendet.
      Ihre schädlichen Wirkungen müssen allerdings von allen mitgebüßt werden. Wir sollten, wie der Philosoph Karl Popper es empfohlen hat, die falschen Theorien ausrotten, statt unsere Unternehmen von primitivem Wirtschaftsdarwinismus in den Ruin führen zu lassen.
      Der nachweislich falsch verstandene, dafür umso vollmundiger als "Neo" bezeichnete Liberalismus ist schneller am Ende, als ich es in einem meiner Bücher 1997 vorhersagte und schneller als je ein anderes Ordnungsmodell. Die aus ihm durch falsche Logik abgeleitete Karikatur der Unternehmensführung ist tot. Die Ruinen werden aber noch lange sichtbar sein. Es ist tragikomisch und rührend zugleich, mit welchem verbalen Heroismus nun versucht wird, den Kadaver vor der Verwesung zu schützen. Die dabei zum Vorschein kommenden Denkweisen sind grotesk.

      Das System ist gut, nur die Menschen sind schlecht
      Erstens, so hört man, habe nicht das System versagt, sondern die Moral. Das System sei gut, nur einige Menschen seien schlecht. Wer alt genug ist oder die Geschichte kennt, wird hier das Kernargument der unverbesserlichen Marxismusverteidiger wieder erkennen: Das System ist gut, man muss nur die Menschen verändern.
      Die Frage muss aber sein, was ein System wert ist, wenn es Leute, denen es so deutlich an Moral mangelt, in so kurzer Zeit in so großer Zahl in so hohe Positionen bringt und sie dort so lange wirtschaften lässt, bis so große Schäden angerichtet sind.
      Dass Moral wichtig ist und dass es dafür Regeln braucht, haben die großen liberalen Ökonomen immer behauptet. Die Forderung nach den richtigen Regeln haben die Deregulierer aber verächtlich beiseite geschoben.
      Es ist bemerkenswert, dass Neoliberale jetzt altmarxistische Denkgirlanden bemühen, um ihre pseudointellektuellen Besitzstände zu bewahren, statt aus den Fehlern zu lernen, wie es sich für Liberale gehören würde.
      Zweitens wird gesagt, man dürfe nicht vom Einzelfall auf das System schließen, dies sei ein induktiver Kurzschluss. Nun dürfen wir zwar vom Einzelfall des versagenden Managers nicht auf alle Manager schließen, das ist richtig und niemand - außer einigen Demagogen - hat es getan.
      Der andere Schluss hingegen, vom versagenden Einzelfall der Unternehmensführung zurück auf das System ist erstens nicht induktiv und zweitens ist es die entscheidende Schlussweise, durch die die Wissenschaft vorankommt: Es ist die falsifizierende Beobachtung, die die Theorie zu Fall bringt. Auch das kann man von Karl Popper lernen.
      Abgesehen davon geht es längst nicht mehr um Einzelfälle. Praktisch sämtliche, nach Shareholder-Prinzip geführten Unternehmen sind in Schwierigkeiten, während es die anderen nicht sind. Die jüngst an renommierter Stelle beklagten "strategischen Fehlentscheidungen" und "unternehmerisches Versagen" haben ihre Wurzeln exakt darin.

      Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben
      Die dritte Groteske ist der Salto Mortale vom Regen in die Traufe, vom Shareholder-Ansatz zum Stakeholder-Ansatz. Die Ironie der Geschichte will es, dass jetzt – nicht durch Nachdenken, sondern unter dem Druck aktueller Ereignisse - viele der bisher dogmatischen Verfechter der Shareholder-Theorie – einsehend, dass ihre Lehre zu kurz greift – mit staatsmännischer Manier zur großen "Reform" schreiten. Sie besteht darin, dass sie zur Stakeholder-Theorie mutieren – nicht sehend und offenbar nicht wissend, dass es exakt das praktische Versagen des Stakeholder-Ansatzes war, das dem Shareholder Value seine Plausibilität verschaffte.
      Der Stakeholder-Ansatz wurde 1952 von Ralph Cordiner, dem damaligen Chef von General Electric, als Antwort auf die Frage entwickelt, wem gegenüber das Management verantwortlich sei. Die Frage war richtig, die Antwort war es nicht. Sie hat zu den Corporate-Raidern der achtziger Jahre geführt und von dort zum nun ebenfalls scheiternden Shareholder-Ansatz. Deutlicher wollte man noch nie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 18:22:07
      Beitrag Nr. 340 ()
      Da geht er hin der Super-Henry :laugh:


      Nach Anfeindungen verzichtet Kissinger auf 9/11-Ausschuss
      Bob Dole wird als Kissingers Nachfolger genannt

      von Uwe Schmitt

      Washington - Der Rücktritt Henry Kissingers vom Vorsitz der Untersuchungskommission zum 11. September ist von US-Präsident Bush mit Bedauern, von einigen Opferverbänden aber mit Genugtuung aufgenommen worden. Nur zwei Wochen nach seiner Ernennung hatte der frühere amerikanische Außenminister und Sicherheitsberater am vergangenen Freitag die Konsequenzen aus einer wachsenden Kontroverse um seine Person und Interessenkonflikte der Kommissionsarbeit mit seinem weltweit operierenden Consulting-Unternehmen gezogen.
      Kissinger hatte es abgelehnt, Klienten öffentlich preiszugeben, möglicherweise Persönlichkeiten oder Regierungen im Nahen Osten, mit denen gegenseitige Vertraulichkeit vereinbart ist. Ein Ethik-Komitee des Kongresses hatte am Donnerstag entschieden, dass jedes Mitglied der Kommission gehalten ist, Kunden zu offenbaren, die ihm in den vergangenen beiden Jahren mehr als 5000 Dollar für seine Dienste gezahlt haben. Für das Weiße Haus, das sich monatelang gegen die Bildung einer unabhängigen Untersuchungskommission gewehrt hatte und das von feindseligen Reaktionen auf die Ernennung Henry Kissingers in der US-Presse überrascht worden war, ist dessen Verzicht peinlich.
      Umsonst war die Mühe, das Ethik-Komitee massiv unter Druck zu setzen, Kissinger als „Mann der Exekutive“ von Reinheitsgeboten auszunehmen. Zudem kam der Rücktritt nur zwei Tage, nachdem George Mitchell, Co-Vorsitzender in der von den beiden Parteien paritätisch besetzten Kommission, mit der Begründung aufgegeben hatte, er könne es sich (auch finanziell) nicht leisten, für eine ehrenamtliche Tätigkeit seine Anwaltskanzlei im Stich zu lassen. Noch am Tag vor seinem Verzicht hatte Kissinger sich mit Vertretern der Opferverbände getroffen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Ohne viel Erfolg. „Mir war nie wohl bei seinem Vorsitz“, sagte Stephen Push von „Families of September 11“. Man habe Kissinger wegen seinen engen Beziehungen zu der Bush-Familie und seinen weltweiten Geschäftsbeziehungen nicht zugetraut, eine wirklich unabhängige, strenge Untersuchung zu führen. Ähnlich äußerte sich Kristen Breitwieser für „September 11 Advocates“, die den Rücktritt nicht als Rückschlag empfindet: „Im Gegenteil, es zeigt nur, wie wichtig es ist, die Kommission rein und unpolitisch zu halten“.
      Der Fehlstart der Kommission noch vor ihrer konstituierenden Sitzung, von der „Washington Post“ nicht ohne Sarkasmus als bemerkenswertes „Kunststück“ beklagt, verrät nicht nur, wie heikel die Aufgabe eingeschätzt wird, an der schon eine Kongresskommission beider Häuser verzweifelte. Falsch eingeschätzt wurde auch, wie politisch aufgeladen die Ernennungen gerade für die Opferverbände sind, die der Regierung eine Mitschuld durch Fahrlässigkeit am Tod ihrer Angehörigen geben. Schließlich hatte man im Weißen Haus offenkundig keine Ahnung davon, wie umstritten Henry Kissinger und seine Verdienste um das Vaterland selbst im Mainstream sind.
      Angeführt von der „New York Times“ hatte sich die Kampagne einer Ablehnungslobby konstituiert, die den Meister der Geheimdiplomatie im Vietnamkrieg und beim Sturz mittelamerikanischer Regimes für denkbar ungeeignet hielten, Transparenz in das Versagenswirrwarr des 11. September zu bringen. Mit einem kalten „Abgang Henry Kissinger“ kommentierte die „Times“ den von ihr seit Tagen geforderten Rücktritt.
      Nun wird Bob Dole als Kissingers Nachfolger genannt. Der einstige Herausforderer Bill Clintons wäre gewiss ein weniger kontroverser Kandidat. Von den Opferverbänden wird Warren Rudman, ein eigenwilliger Ex-Senator aus New Hampshire, ins Spiel gebracht. Doch das Weiße Haus winkt ab. Der Mann sei Bush zu unabhängig, heißt es, zu unberechenbar.



      Säbelrasseln für den Aufschwung
      Die "Achse des Bösen" verdirbt den Anlegern an der Wall Street die Stimmung. Gut zwei Wochen vor Silvester sieht alles nach einem dritten Bärenmarktjahr aus. Mit optimistischen Prognosen sollen die großen Konzerne die Wende einläuten.

      Von Carsten Volkery, New York

      New York - Eigentlich ist der Dezember der zweitbeste Monat für Aktien. Das zumindest sagen die Historiker. Doch diesmal sieht es so aus, als werde es eine Ausnahme von der Regel geben. Seit Beginn des Monats hat der Dow Jones fünf Prozent verloren, zwei Wochen in Folge geht es nun schon abwärts. Nachdem die Börsianer noch vor kurzem siegesgewiss für Silvester das Ende des Bärenmarktes vorhersagten, sind sie plötzlich wieder kleinlaut geworden.
      Noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Jahresendrallye nach dem zweiwöchigen Ausrutscher weitergeht. Doch das erste Bullenjahr nach zwei Bärenjahren ist im Moment in weite Ferne gerückt. Der Dow Jones ist wieder unter 8500 Punkte gefallen, volle 17 Prozent unter der 10.021-Punkte-Marke vom Jahresbeginn. Der Nasdaq Composite hat seit Neujahr 31 Prozent verloren.
      Während der siebenwöchigen Rallye im Oktober und November war so etwas wie Optimismus an die Wall Street zurückgekehrt. Inzwischen jedoch herrschen wieder Zweifel und Zögerlichkeit. Die Bescherung sei zu früh gekommen, heißt es. Seit dem Höhepunkt der Hausse am 27. November hat sich die Kauflust deutlich verringert. "Es mangelt an Überzeugung", stellt Richard Cripps, Markt-Stratege von Leg Mason, fest.

      "Dauerhaft und positiv"
      Als Haupt-Stimmungstöter gelten die Machenschaften der "Achse des Bösen", Irak, Iran und Nord-Korea, über die in den US-Medien ausgiebig berichtet wird. Das Hin und Her um den Irak bremse Investitionen, sowohl von Anlegern als auch von Unternehmen, meint etwa Peter Hooper, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank in New York.
      Seine Schlussfolgerung: Erst wenn Saddam Husseins gestürzt sei, werde ein Aufschwung der Konjunktur und der Aktienmärkte möglich sein. "Wir glauben, dass der Katalysator für eine Rückkehr des Unternehmervertrauens ein schneller Sieg im Golf sein wird", schreibt Hooper in seinem neuesten Bericht. "Die Wirkung des Sieges wird dauerhaft und positiv sein".
      Solche Stimmen gibt es an der Wall Street zuhauf. Doch es ist illusorisches Wunschdenken zu glauben, dass ein Sieg über den Irak die Probleme der US-Wirtschaft vergessen machen würde. Die Fabriken sind weiterhin nur zu drei Vierteln ausgelastet, wie der Bericht zur industriellen Produktion am Dienstag deutlich machen wird. Die Auto-Industrie erwartet ein schwieriges Jahr 2003, nachdem sie die Nachfrage das ganze Jahr über mit günstigen Krediten künstlich angekurbelt hat. Es gibt auch positive Konjunkturdaten: So soll der Index der Leit-Indikatoren im November um 0,3 Prozent gestiegen sein. Die Zahl wird am Donnerstag veröffentlicht.

      Unternehmens-Prognosen entscheidend
      Doch ob die Jahresendrallye wieder Dampf bekommt, wird vor allem von den Prognosen der nächsten Wochen abhängen. Die meisten Großunternehmen werden einen Ausblick auf Umsatz und Gewinn für das vierte Quartal und das neue Jahr abgeben. Das durchschnittliche Gewinnwachstum im vierten Quartal wird laut der aktuellen Schätzung von First Call bei knapp 15 Prozent liegen. Doch diese Zahl wird mit Sicherheit noch reduziert.
      Diese Woche ist die Finanzbranche dran: Die vier Großbanken Morgan Stanley , Goldman Sachs , Lehman Brothers und Bear Sterns geben die Zahlen für das vierte Quartal bekannt. Außer Morgan Stanley rechnen alle mit einem Gewinnanstieg im Vergleich zum Vorjahr - nicht zuletzt, weil damals die Börse nach dem 11. September für vier Tage geschlossen war. Beobachter sind vor allem gespannt, ob weitere Entlassungen in der stark angeschlagenen Branche anstehen. Auch Marktschwergewicht Oracle wird am Mittwoch Quartalszahlen bekannt geben. Analysten rechnen mit einem Gewinn von acht Cents pro Aktie - zwei Cents weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.
      Es wird sich zeigen, ob die paar Daten die Stimmung drehen können. Vorerst jedenfalls stehen die Zeichen für Silvester auf Winterschlaf statt Feuerwerk.


      Also Herr Carsten, für ein Feuerwerk brauchts doch keine Daten. Etwas Anschubschummelfummel reicht da völlig. :)
      Nachfolgendes erinnert mich irgendwie an Porsche und den MDAX.


      Coca-Cola bremst die Analysten aus
      von Martin Halusa

      Der Brausebrauer Coca-Cola schlägt Wall Street und seinen Analysten ein Schnäppchen – und es kann sein, dass sich bald andere Firmen dem Vorbild anschließen. Ab sofort will das Unternehmen aus Atlanta keinerlei Voraussagen mehr über die erwarteten Quartals- und Jahresgewinne abgeben. Genau jene Angaben waren es bislang, über die die Börse so munter spekulierte. Trifft eine Firma seine Prognosen, oder verfehlt sie das selbst genannte Ziel? Für Firmen war dies zugleich ein wichtiges Instrument: Microsoft etwa legte in der Vergangenheit oft die Latte recht niedrig, um dann umso besser dazustehen, wenn es dann den „erwarteten Quartalsgewinn“ übertrifft.
      Bei anderen Firmen kann es ein einziger Cent sein, um den der angestrebte Wert nicht erreicht wird – und schon geht die Aktie auf Tauchstation. Dieses Element der Volatilität und Trickserei will Coke nun ausschließen. Hinter dem überraschenden Vorstoß steckt wohl kein geringerer als der US-Investmentguru und zweitreichste Mann des Landes Warren Buffet, das „Orakel von Omaha“. Buffett ist über seine Investmentholding Berkshire Hathaway der größte Einzelaktionär bei Coca-Cola.
      Und Buffett ist bekannt dafür, dass er seine Anlage-Entscheidungen nicht kurzfristig, sondern langfristig trifft. Deshalb interessieren den Milliardär auch nicht Quartalsergebnisse, sondern die Perspektive eines Unternehmens. Auch andere Firmen, an den Berkshire beteiligt ist, veröffentlichen keine Prognosen mehr, darunter Gillette und die Washington Post.
      Vom Finanzmarkt wurde die Entscheidung Cokes unterschiedlich aufgenommen. Die einen sagten, dass nun die Unsicherheiten zunähmen. Andere lobten den Schritt: „Der Investor erhält weniger Information über das kurzfristige Wachstum, aber mehr Information darüber, in welche Richtung eine Firma marschiert. Und dies ist die wichtigere Information für den Markt“, sagt Brian Kinman von Pricewaterhouse-Coopers.
      Den Analysten werden die Zahlen fehlen,:p denn sie erhalten nun weniger Anhaltspunkte für ihre Bewertungen. Auch in der vergangenen Woche war der Trend der Aktien unter anderem durch enttäuschende Firmenergebnisse und Gewinnwarnungen gezeichnet. Der Dow Jones verlor 2,4 Prozent an Wert und steht nun bei 8433,85 Punkten – dies war die zweite Woche hintereinander, in der das wichtigste Börsenbarometer der Welt negativ tendierte. Davor war der Dow acht Wochen am Stück gestiegen.
      Auch der umfassende Standard & Poor‘s 500 gab um 2,5 Prozent nach und steht nun bei 889,48 Zählern. Die Nasdaq – schwer getroffen durch ein Downgrade von Chipaktien – verlor sogar 4,2 Prozent und ging mit einem Stand von 1362,42 Punkten ins Wochenende. Unterstützt wurde der Abwärtstrend aber auch durch eine Reihe schlechter Nachrichten aus der Weltpolitik: Die Lage im Irak spitzt sich zu, inzwischen geht die überwältigende Mehrheit der Amerikaner davon aus, dass es zu einem Krieg kommen wird. Auch Nordkorea macht Ärger, weil es seinen Atomreaktor wieder ans Netz lässt. Hinzu kommen Gerüchte über die nuklearen Fertigkeiten des Iran und eine angebliche Lieferung von Chemiewaffen an Al-Kaida-Mitglieder. Diese wachsende Spannung in der internationalen Politik trage zu hoher Nervosität an den Finanzmärkten bei, heißt es in New York. Darüber hinaus steige der Ölpreis und sinke der Dollar.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 21:56:13
      Beitrag Nr. 341 ()
      Goldfieber an den US-Börsen
      Mancher macht es sich leicht: Sobald die Wall Street ein bisschen verliert, sprechen Kommentatoren hüben und drüben von Sorgen um einen Krieg mit dem Irak, von neuer Terrorangst – doch das ist Quatsch! Meistens, jedenfalls, denn auf dem Parkett wird über geopolitische Probleme nur selten gesprochen. Am Dienstag ist das anders, da stehen sie im Mittelpunkt.

      Von Lars Halter

      wsc NEW YORK. Ein Kommentar von Außenminister Colin Powell, man glaube dem Irak ohnehin nichts und behalte sich auch nach Auswertung des Berichts der Waffeninspekteure militärische Schritte vor, beunruhigt einige Analysten – politische und wirtschaftliche. Sicher, ganz überraschend kommt die Drohung nicht, sie gehört zur amerikanischen Strategie und Polemik, aber es ist doch nicht alltäglich, dass sich der vergleichsweise sachliche Colin Powell so deutlich äußert.
      Die Irak-Krise wirkt sich indes nicht direkt auf die Märkte aus, sondern über ein paar Ecken. Der Konflikt belastet nämlich den Dollar. Der steht ohnehin unter Druck, zumal Analysten auch dem neuen Finanzminister John Snow bescheinigen, er stehe eher für einen schwachen Dollar, wolle den Export für amerikanische Unternehmen vereinfachen und US-Güter im Ausland an den Mann bringen, als dass er sich um eine harte Währung im internationalen Vergleich bemühe. Dem Weißen Haus ist diese Einschätzung offensichtlich bekannt und ein Dorn im Auge: Am Vormittag ließ Präsident George W. Bush durch seinen Sprecher Ari Fleischer ausdrücklich versichern, die Administration stehe „für einen starken Dollar“.
      Wie auch immer, der Dollar ist schwach, und dafür gewinnt Gold an Wert. Das Edelmetall notierte am frühen Dienstagmorgen auf einem Fünf-Jahres-Hoch, und einige Branchen-Analysten geben sich nach Jahren der Schwäche wieder bullish. „Wir haben den Durchbruch geschafft“, sagt der Markt-Stratege Ian McAvity. „Wichtig ist nun, dass noch etwas nachkommt und die Rallye nicht auf dem Gipfel verhungert.“ Den Durchbruch macht McAvity an Vergleichzahlen aus den Jahren 1985/86 und 1991/93 fest, in denen er ähnliche Trading-Muster im Markt erkannte.
      Optimistisch für das Edelmetall gibt sich auch Stephen Roach, Chef-Volkswirt von Morgan Stanley, der eine direkte Verbindung von schwachem Dollar und starkem Gold ebenfalls sieht. Er rechnet mit einem „Dollar meltdown“ in den nächsten Wochen, und das ist genau worauf die Branche wartet. Ein drastischer Wertverlust der US-Währung, der Anleger – darunter die Banken und Zentralbanken – in die sichere Anlage treibt.
      „Gold ist Geld“, sagt auch Caesar Bryan, dessen 85 Millionen Dollar schwerer Gabelli Gold Fund in diesem Jahr um 80 Prozent zugelegt hat. „Geld verliert zunehmend an Wert, und auch Aktien sind keine gute Anlage, wenn man sich nur einmal den S&P 500 anschaut.“
      Genau das scheinen viele Anleger am Dienstag zu tun. Die US-Indizes sind erneut im Minus.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 18:22:37
      Beitrag Nr. 342 ()
      Ein wirklich bemerkenswertes Interview.


      "Koalition der Eliten"
      US-Ökonom Paul Krugman über die zwiespältigen Aussichten für die Weltwirtschaft, die notwendigen Reformen in Deutschland und seinen publizistischen Kampf gegen Präsident Bush


      SPIEGEL: Professor Krugman, die Wirtschaftslage in den USA hat sich nach dem Einbruch in 2001 wieder aufgehellt. Ist die US-Wirtschaft über das Gröbste hinweg?

      Krugmann: Die wirtschaftliche Lage ist seit einem Jahr im Grunde nahezu unverändert: kaum Erholung bei Investitionen, aber dafür ein starker Konsum, der die Ökonomie vor einem Abschwung bewahrt. Die Optimisten sagen die ganze Zeit, dass die Unternehmen schon bald beginnen werden, wieder neu zu investieren - was nicht geschieht. Die Pessimisten glauben, dass die Verbraucher zurückstecken - auch das ist bislang nicht passiert. Klar ist, dass die US-Wirtschaft zu langsam wächst, um ihre Produktionskapazitäten auszulasten. Das drückt auf die Preise und damit auf die Gewinne und lässt die Zahl der Arbeitslosen weiter steigen. Die Parallelen zur Situation in Japan Anfang der neunziger Jahre sind stärker, als uns lieb sein kann.

      SPIEGEL: Trauen Sie sich eine Konjunkturprognose für 2003 zu?

      Krugman: Meine Vorhersage wäre zwei bis drei Prozent Wachstum übers Jahr gerechnet. Wenn Sie mich allerdings fragen, ob die US-Wirtschaft in eine neue Rezession stürzen kann, muss ich sagen: ja, absolut. Kann sie im Gegenteil um fünf Prozent nach oben drehen? Ebenfalls gut möglich.

      SPIEGEL: Die Republikaner planen eine weitere Runde von Steuersenkungen, um der Wirtschaft noch einmal Schwung zu geben. Die Demokraten sind entschieden dagegen und verweisen auf die wachsenden Staatsschulden. Auf welcher Seite stehen Sie bei diesem Streit?

      Krugman: Ein hoher Beamter im Finanzministerium hat einmal gesagt, dass der Staat im Grunde genommen nichts anderes ist als eine riesige Versicherungsanstalt, die nebenbei noch ein nationales Verteidigungsunternehmen unterhält. Die vernünftigste Position wäre also, die dauerhaften Steuersenkungen, die 2001 beschlossen wurden, wieder zurückzunehmen, weil wir sie uns derzeit nicht leisten können und sie dem Auftrag des Staates zuwiderlaufen, ausreichend Vorsorge für seine Verpflichtungen in der Zukunft zu treffen. Ich gebe zu, diese Position ist in der politischen Debatte nicht so leicht zu vermitteln, was auch die Schwierigkeiten der Demokraten ausmacht, die Diskussion zu ihren Gunsten zu entscheiden.

      SPIEGEL: Was soll die Regierung Ihrer Meinung nach tun: Einfach dasitzen und abwarten, dass sich die Dinge schon fügen?

      Krugman: Wenn ich wie Bush die Kontrolle über Senat, Repräsentantenhaus und das Weiße Haus hätte, würde ich erstens die Finanzhilfen für die Bundesstaaten aufstocken, zweitens die Sozialabgaben senken und drittens die Arbeitslosenzahlungen verbessern, denn dieses Geld wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sofort wieder ausgegeben. Mein Schwerpunkt läge auf einer Entlastung der Mittelschichten und Geringverdiener. Doch was bekommen wir stattdessen? Klassische konservative Steuerpolitik, von der vor allem die Wohlhabenden profitieren, die Wirtschaft und die Investoren. Wenn man die Vorschläge durchrechnet, die derzeit vom Weißen Haus in Umlauf gebracht werden, dann gehen zwei Drittel der Vergünstigungen an die oberen fünf Prozent der Bevölkerung.

      SPIEGEL: Liegt es nicht in der Natur einer Steuerreform, dass diejenigen, die die meisten Steuern zahlen, auch am meisten von ihr profitieren? Von diesen oberen fünf Prozent in der amerikanischen Einkommenspyramide kommen immerhin auch 50 Prozent der Einkommensteuern.

      Krugman: Man kann auch eine ganz andere Rechnung aufmachen: Wenn Sie sich nämlich die Steuersenkungen für das oberste ein Prozent der Gesellschaft ansehen, dann stellen Sie fest, dass auf diese kleine Gruppe gut 40 Prozent der vorgesehenen 1,35 Billionen Dollar an Erleichterungen, wenn sie erst einmal voll greifen, entfallen, und das, obwohl ihr Beitrag zum Steueraufkommen des Staates nur bei 24 Prozent liegt. Es ist genau dieses Ungleichgewicht zu Gunsten der Reichen, das charakteristisch ist für alles, was die Bush-Regierung tut. Sie repräsentiert, was man gemeinhin Plutokratie nennt, eine Koalition der Eliten.

      SPIEGEL: Die deutsche Bundesregierung setzt statt auf Steuerentlastungen auf Steuererhöhungen, mit zweifelhaftem Erfolg: Die Konjunkturprognosen für 2003 sind noch einmal nach unten korrigiert worden, die Arbeitslosenquote hängt bei knapp 10 Prozent. Was wäre in diesem Fall Ihre Empfehlung?

      Krugman: Bei Ihnen sieht es besonders trostlos aus, das stimmt. Was Deutschland dringend braucht, ist eine Abwertung der Währung, aber das ist ja nun, nach Einführung des Euro, nicht mehr möglich. Zunächst einmal würde ich versuchen, die Europäische Zentralbank davon zu überzeugen, doch bitte mehr wie die hiesige Notenbank zu handeln. Die Zinssätze in Europa sind eindeutig zu hoch, und es spricht absolut nichts dagegen, das Inflationsziel etwas höher zu setzen. Darüber hinaus? Strukturreformen, was sonst.

      SPIEGEL: In diesem Fall also doch Vorbild USA?

      Krugman: Wenn Amerika zu viel Vertrauen in freie Märkte setzt, dann Deutschland eindeutig zu wenig. Da ist doch alles sehr eng gezurrt, von den Kündigungsregeln bis zum Ladenschluss. Was Deutschland heute fehlt, ist eine Margaret Thatcher.

      SPIEGEL: Die USA bereiten sich auf einen neuen Waffengang gegen Saddam Hussein vor. Wird ein Krieg der US-Wirtschaft schaden oder im Gegenteil, wie manche glauben, sogar einen zusätzlichen Schub geben?

      Krugman: Jede Militärausgabe steigert die Nachfrage, das ist schon richtig. Anderseits werden sowohl Washington als auch die einzelnen Bundesstaaten in diesem Jahr wegen der schlechten Haushaltslage gezwungen sein, gerade die Sozialbudgets zusammenzustreichen, so dass der Nettoeffekt eher negativ sein wird. Ich denke, dass die wirtschaftlichen Folgen eines neuen Irak-Kriegs zunächst eher unbedeutend sind. Richtig teuer wird es erst, wenn die USA gezwungen sind, im Golf auf Dauer große Truppenkontingente zu stationieren.

      SPIEGEL: Das Jahr 2002 war auch das Jahr der spektakulären Firmenpleiten. Sie haben prophezeit, dass das Enron-Debakel im Rückblick für das Selbstverständnis Amerikas wichtiger sein könnte als der 11. September. Sehen Sie sich im Nachhinein in Ihrer Einschätzung bestätigt?

      Krugman: Ich muss zugeben, dass es mich überrascht und auch ein wenig bestürzt hat, wie schnell die Erinnerung an Skandale wie den Fall von Enron oder WorldCom aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden ist.

      SPIEGEL: Sie haben auch den US-Wähler falsch eingeschätzt. Die Republikaner haben bei den Zwischenwahlen im November einen glänzenden Wahlsieg eingefahren, Präsident Bush ist nach wie vor ungemein populär. Anscheinend stören sich die Amerikaner nicht besonders an dem, was Sie eine Koalition der alten Eliten nennen.

      Krugman: Ich war leider nie besonders gut in der Prognose, wie Wähler reagieren. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass ein Land in Vorbereitung auf einen Krieg das Beste ist, was einer Regierung passieren kann. Krieg macht sich im Fernsehen immer gut.

      SPIEGEL: Sie glauben wirklich, dass die Kriegsvorbereitungen die Bürger hinreichend von dem deprimierenden Stand ihrer Aktiendepots ablenken? Man sollte annehmen, dass sie allen Grund haben, wütend zu sein, zumal die Regierung erkennbar bremst, wenn es um eine effektivere Aufsicht der Unternehmen geht.

      Krugman: Sicher, die Leute finden ihre Depots halbiert, aber dann schalten sie den Fernseher ein und sehen ihren Präsidenten, mit wehenden Flaggen im Hintergrund, und sie nehmen einfach an, dass er auf ihrer Seite steht. Sie wollen nicht glauben, dass er Teil des Systems ist, das sie um ihre Altersrücklagen gebracht hat. Es ist ein sehr verstörender Gedanke, dass ausgerechnet die Autoritäten, an die man sich um Hilfe wendet, mit der Räuberclique unter einer Decke stecken könnten. Die Psychologen nennen das kognitive Dissonanz.

      SPIEGEL: Sie schreiben nahezu wöchentlich gegen Präsident George W. Bush und seine Regierung an. Glaubt man Ihren Artikeln, dann sitzt im Weißen Haus eine Bande von Betrügern und Lügnern, die nur ein Ziel kennt: die Reichen noch reicher zu machen und die Armen noch ärmer. Meinen Sie das ernst?

      Krugman: Niemand erwartet, dass der Präsident ein Heiliger ist. Jeder geht davon aus, dass diejenigen, die im Weißen Haus sitzen, die Wahrheit ein wenig zu ihren Gunsten biegen. Aber in welchem Ausmaß diese Regierung die Öffentlichkeit zu täuschen versucht, das ist schon ziemlich spektakulär. Ich habe manchmal das Gefühl, ich lebe nicht in einer der ältesten Demokratien der Welt, sondern auf den Philippinen unter einem neuen Marcos.

      SPIEGEL: Wo täuscht und belügt Sie denn Ihre Regierung?

      Krugman: Das beginnt bei der doppelten Buchführung in Wirtschaftsplänen, bei denen derselbe Billionenbetrag einfach zweimal für verschiedene Zwecke gezählt wird. Sie finden diesen entstellenden Umgang mit Fakten aber auch, wenn es um den Irak-Krieg geht und die Frage, welche Beweise tatsächlich gegen Saddam Hussein vorliegen, oder um die engen Beziehungen von Regierungsmitgliedern zu großen Konzernen. Da hat sich eine Art Muster entwickelt, das fraglos etwas Neues in der amerikanischen Politik darstellt.

      SPIEGEL: Nach den Bilanzskandalen bei WorldCom und Enron ist es vergleichsweise ruhig geworden. War`s das? Oder drohen möglicherweise weitere Betrugsfälle?

      Krugman: Die derzeitige Ruhe ist wahrscheinlich trügerisch. Man muss sich nur die Gewinne ansehen, die die 500 wichtigsten, bei Standard & Poors aufgeführten US-Unternehmen zwischen 1997 und 2001 ausgewiesen haben, und diese dann mit den Zahlen des Nipa, der Volkseinkommensstatistik des US-Wirtschaftsministeriums, vergleichen, die man nicht schönen kann und die sich bemerkenswerterweise in diesem Zeitraum kaum bewegt haben. Wir können deshalb mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die S&P-500-Unternehmen als Gruppe genommen ihre Profite um etwa 30 Prozent zu hoch angegeben haben, was bedeutet, dass da noch einige Enrons auffliegen werden.

      SPIEGEL: Es gibt viele Experten, die Notenbankchef Alan Greenspan vorwerfen, die Börsenblase mit seiner Zinspolitik begünstigt zu haben. Denken Sie das auch?

      Krugman: Man kann daran Zweifel haben, ob er die Blase hätte verhindern können, aber er hat es jedenfalls nie ernsthaft versucht. Tatsächlich hat er die Börse sogar hochgeredet. Er war einer der prominentesten Vertreter dieses grenzenlosen Millenniums-Optimismus. Er wurde zum Cheerleader, und wenn es etwas gibt, was ein Zentralbanker nie sein sollte, dann das.

      SPIEGEL: Die Frage ist allerdings, ob es Aufgabe der Notenbank ist, sich um Aktienpreise zu sorgen. Soll sie wirklich über die Zinsen intervenieren?

      Krugman: Das ist eine schwierige Debatte, die unter Ökonomen derzeit auch sehr ernsthaft geführt wird. Einerseits wissen wir genau, wie Blasen entstehen und zu welchen gesamtwirtschaftlichen Problemen sie führen können. Auf der anderen Seite steht die Frage, ob wir den Auftrag der Zentralbank wirklich noch weiter ausdehnen wollen. Meine Haltung ist da sehr schwankend, man kann mit gutem Grund beide Positionen vertreten.

      SPIEGEL: Haben Sie selbst Geld an der Börse verloren?

      Krugman: Ja, aber nicht sehr viel.

      SPIEGEL: Sie schreiben mittlerweile zweimal in der Woche für die "New York Times", bringen Bücher heraus, halten Vorträge. Kommen Sie noch zum Unterrichten?

      Krugman: Ich bereite mich gerade auf meine nächste Vorlesung vor. Ich bin, ehrlich gesagt, auch ziemlich froh, dass ich nicht vom Schreiben leben muss, sondern noch eine Karriere als Wissenschaftler habe. Deshalb kann ich ganz andere Risiken eingehen als ein normaler Journalist. Ich bin nicht auf guten Zugang zum Weißen Haus angewiesen, ich kann es mir mit allen dort verderben.@3n: doppelfett, diese Aussage!

      SPIEGEL: Das haben Sie offenbar geschafft.

      Krugman: Es ist schon eigenartig, denn als ich im Herbst 1999 meine Kolumne mit der "New York Times" vereinbarte, dachte ich eigentlich daran, gut gelaunte Anmerkungen zu den Eigentümlichkeiten der New Economy zu liefern. Stattdessen finde ich mich nun wieder als die einsame Stimme der Wahrheit in einem Meer von Korruption. Manchmal denke ich, dass ich eines Tages in einem dieser Käfige in Guantanamo Bay lande (lacht). Aber ich kann ja immer noch in der Bundesrepublik um Asyl bitten. Ich hoffe, Sie nehmen mich im Notfall auf.

      SPIEGEL: Professor Krugman, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

      Das Gespräch führten die Redakteure Jan Fleischhauer und Gerhard Spörl.


      Paul Krugmann
      gehört zu den schärfsten Kritikern der Wirtschaftspolitik der Regierung Bush. Der Ökonom lehrt an der Universität in Princeton und schreibt zweimal pro Woche eine viel beachtete Kolumne in der "New York Times". Krugman, 49, gilt als Wunderkind seiner Disziplin und Anwärter auf den Nobelpreis, weil er jung an Jahren eine bahnbrechende Theorie über internationalen Handel veröffentlichte. Er verbrachte 1982/83 "erhellende Monate" im Weißen Haus unter Ronald Reagan und gehörte zu den Beratern Bill Clintons, bekam aber keinen Job wegen seines Freimuts und seiner Unabhängigkeit. Für das Verhältnis George W. Bushs zur Wirtschaft prägte er den treffenden Ausdruck "crony capitalism" - Kapitalismus unter Busenfreunden.



      Ich persönlich halte die "Hochzins-Politik" in €-Land für angebracht, weil die Krise eine elementare ist.
      Ein ausführliches €-Special folgt.
      Soviel vorab:


      Der ewige Trieb der Herde
      Von Torsten Krauel

      Wen oder was meinen wir eigentlich, wenn wir von der Leitfunktion der amerikanischen Wirtschaft sprechen? Die Wirtschaft, die Ladenbesitzern die Öffnungszeiten freistellt und Supermärkte besitzt, von deren Angebot man in Europa immer noch nur träumen kann? Die Wirtschaft, die Neuerungen am schnellsten umzusetzen scheint und die für jede andere Marktwirtschaft der Welt Trendsetter ist? Oder diejenige, die im Bankenwesen keine Daueraufträge kennt und bei Handys weder SMS noch landesweite Versorgung; in der die Privatisierung des Energiemarktes beinahe Kalifornien lahm gelegt hätte; das Land, in dem Schneestürme zum großflächigen Stromausfall führen, und dessen städtische Problemviertel manchmal aussehen wie eine Babelsberger Stalingrad-Kulisse?

      Wen oder was meinen wir, wenn vom britischen Modell die Rede ist? Die niedrige Arbeitslosenrate und den boomenden Londoner Bankensektor oder die monatelangen Wartezeiten bei Notoperationen, die Sozialquartiere auf dem Stand der Weimarer Republik und diesen Schatten eines Eisenbahnnetzes, der vor der Privatisierung einmal die stolze British Rail war?

      Wen oder was meinen wir, wenn es um Japan geht? Die Spitzenleistungen im privaten Telekommunikations- und Computersektor, die Eroberung der Weltmärkte nicht zuletzt durch eine kluge Förderstrategie staatlicher Rahmeninstitutionen, die Pioniergroßtaten im Hochgeschwindigkeitsverkehr auf Schienen, die ohne den Staat undenkbar gewesen wären? Oder die Stagnation einer unentwirrbar mit Politik und Staat verschränkten Marktwirtschaft?

      Wen oder was meinen wir, wenn es um die EU geht - die marktliberale, wettbewerbsorientierte EU, die ihren Mitgliedsstaaten Subventionen streicht, zwischenstaatliche Abkommen kassiert und selbst in den USA Firmenfusionen verhindert, wenn sie den europäischen Industrie- und Dienstleistungswettbewerb bedroht sieht? Oder die marktstalinistische Agrar-EU, die lieber die jahrhundertealte Vielfalt der europäischen Nahrungskultur zerstört und durch Dumpingexporte mittelbar ganze Ernten in Afrika sinnlos macht, als endlich einzugestehen, dass man auch mit Planwirtschaft einen sich wandelnden Sektor nicht erhalten kann?

      Staat oder Wirtschaft, heißt es bei uns oft. Draußen statt nachts, das könnte genauso gut als Kriterium herhalten. Der unbeweglich-gefräßige Staat vernichte derzeit in Deutschland Arbeitsplätze, sagt man. Ja, das tut er. Aber gegenüber der Kapital- und Arbeitsplatzvernichtung, die die Privatwirtschaft seit 1989 verschuldet hat, ist die staatliche Wirtschaftsmisere geradezu vernachlässigbar. Wie war das noch - Flowtex, Enron, Klöckner, Vivendi, Worldcom, Holzmann, Bankgesellschaft Berlin und, und, und? Die Stampede zur Börse - hat der Staat sie empfohlen oder entsprang sie einer Business-School-Mentalität von Leuten, für die jedes Unternehmen nur eine Fallstudie ist und deren "search for excellence" ihrerseits Indiz für die Mittelmäßigkeit einer Gesellschaft, die eine atemlose Suche nach Spitzenleistungen wie ein Mantra zu beschwören nötig hat? Ist es der Königsweg langfristiger Strategie, wenn Aktienbesitzer nach neuen Quartalszahlen zu Quartalsirren werden und Kurzfristprofite belohnen statt Gewinnperspektiven auf lange Sicht?

      Ach, das sind ja auch alles nur Karikaturen. Das ist alles nicht richtig. Aber auch nicht falsch.

      Der Staat ist kein Retter, und die Wirtschaft hat nicht die Vernunft gepachtet. Der eine Sektor funktioniert privat besser als staatlich, beim anderen ist es umgekehrt, und was in den USA privat schlechter läuft als in Deutschland, muss in Deutschland deswegen staatlich noch lange nicht gut funktionieren.

      Ob Privatisierung oder Verstaatlichung, ob Verjüngung oder Alterserfahrung, ob Zukunftsbranche oder so genannte Altindustrie, ob schwarz oder weiß: Die Massenrennerei dorthin, wohin zu laufen angeblich angesagt sei, die Mär vom Entweder-oder, die Fantasielosigkeit zu wollen, was alle gerade wollen - das vernichtet mehr Arbeitsplätze als vieles andere.

      Der Staat ist schlecht, die Wirtschaft gut, und umgekehrt? Es kommt auf den Einzelfall an. Nur auf ihn.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 18:42:48
      Beitrag Nr. 343 ()
      Die Passage über Täuschung und Lügen der US-Regierung
      gefällt mir am besten; wenigstens mal ein hochrangiger
      amerikanischer mainstream Vertreter, der das Kind beim Namen nennt( wahrscheinlich spendiert ihm Bush dafür bald mal nen roten Overall und schickt ihn zur Erholung nach Kuba)
      Avatar
      schrieb am 01.01.03 21:39:24
      Beitrag Nr. 344 ()
      Als Nicht-Ami muß ich folgendes nicht glauben. Wie siehts bei Dir aus @Ken?


      Washington/London - "Ein Angriff von (Iraks Präsident) Saddam Hussein oder eines Vertreters von Saddam Hussein würde unsere Wirtschaft lahm legen", warnte Bush am Dienstag auf seiner Farm in Texas auf die Frage nach den Kosten eines Irak-Kriegs. Die US-Wirtschaft, die auch in Zukunft stark und widerstandsfähig bleiben solle, könne sich einen irakischen oder von Irak unterstützten Angriff nicht leisten, sagte der Präsident in seiner Neujahrsansprache. In Regierungskreisen ist in der Vergangenheit die Befürchtung geäußert worden, Irak könne die USA angreifen oder extremistische Gruppen mit Waffen versorgen, damit sie die USA angriffen. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,228945,00.html





      Dem Großteil der Bevölkerung ist eh wurscht, was die Schnarchkappe G.Walker erzählt. Die geht ihrer Arbeit (offiziell :D) und den täglichen Geschäften nach.


      Nicht eine Stimmenmehrheit, sondern reines Glück hat im kalifornischen Städtchen Waterford darüber entschieden, wer Bürgermeister wird. Mit seiner Herz-Zehn konnte der unterlegene Kandidat gegen den Sieger nichts aurichten.
      Waterford - Die Kandidaten Pat Farmer und Charles Turner hatten bei der Wahl im November jeder 546 Stimmen bekommen. Da es keine besondere Regelung für den Fall eines Patts gab, wurde der Sieger am Donnerstag entsprechend dem kalifornischen Recht durch das Los bestimmt. Der Gemeinderat hatte beschlossen, dass derjenige gewinnt, der die höchste Karte zieht.
      Turner zog eine Karo-Dame - und stach Farmer damit aus. Turner ist nun für seine dritte Amtszeit bestätigt. Farmer nahm es gelassen: Noch mehr Spaß und Unterhaltung hätte es gebracht, um zwölf Uhr Mittags auf die Hauptstraße zu schreiten und den neuen Bürgermeister im Duell mit Farbbeuteln zu ermitteln, meinte er. "Wer die meisten Treffer landet, gewinnt".
      Der Gemeinderat befand aber, Karten ziehen sei eine angemessenere Lösung. Es war übrigens das zweite Mal seit 1969, dass der Bürgermeister in Waterford per Los ermittelt wurde - damals wurde eine Münze geworfen.



      Amerika tickt anders, und was sein Rechtssystem angeht, manchmal auch nicht ganz richtig:
      Der Fall der Kathleen Robertson aus Austin, Texas, zum Beispiel: Sie fiel in einem Möbelladen über ein unbeaufsichtigt herumrennendes Kleinkind und brach sich den Knöchel. Ein Geschworenengericht, ist der E-Mail zu entnehmen, soll ihr dafür ein Schmerzensgeld über 780.000 Dollar zugesprochen haben. So etwas ist nicht wirklich ungewöhnlich im US-Rechtssystem, wenn es sich bei dem Kleinkind nicht um ihr eigenes gehandelt hätte.

      Tusch, kawumm, Tätä-tätä-tätä: God save America!

      Doch es kommt noch besser.

      Der 19-jährige Carl Truman aus Los Angeles verklagte seinen Nachbarn auf 74.000 Dollar Schmerzensgeld und die Übernahme seiner Behandlungskosten, weil ihm dieser mit seinem Wagen über die Hand gefahren war. Truman hatte nicht bemerkt, dass jemand am Steuer saß, als er die Radkappen klauen wollte.
      Ah, jetzt ja. Da erübrigt sich ja wirklich jeder Kommentar, und solche Schätzchen leitet man seinen Freunden und Bekannten dann auch gern weiter.

      So wie die Geschichte von Terrence Dickson aus Bristol, Pennsylvania. Der blieb nach erfolgreich beendetem Einbruch in der Garage des von ihm geplünderten Hauses stecken, weil der automatische Toröffner nicht funktionierte. Die Verbindungstür zurück zum Haus war ins Schloss gefallen, und Dickson überlebte die nächsten acht Tage nur deshalb leidlich unbeschadet, weil er in der Garage einen Kasten Cola und eine große Tüte Trocken-Hundefutter fand. Dickson verklagte die Versicherung des Hausbesitzers wegen seelischer Grausamkeit und bekam 500.000 Dollar zugesprochen. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,224830,00.h…
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 10:47:01
      Beitrag Nr. 345 ()
      @gewinnnix

      Meine Lesart: die US-Firmen haben noch jede Menge Leichen
      im Keller und um die Bilanzen weiter bereinigen zu können
      brauchen sie einen erneuten exogenen Schock a la 911.

      Pretzel Ankündigung war damit in erster Linie an amerikanische Buchhalter gerichtet!
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 17:12:53
      Beitrag Nr. 346 ()
      Das geht wieder mächtig ab heute. Ein dreifachgezwirbelter FEDs, gefolgt von einem Doppelten Alan und ohne Spritzer eingetaucht. Das gibt die volle 10!!


      @Ken, später :)
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 09:28:44
      Beitrag Nr. 347 ()
      2003 – neues Spiel, neues Glück?
      Happy New Year? – So sieht es aus an den US-Börsen. Kaum war am Morgen die Eröffnungsglocke verhallt kletterten die Indizes. Und kletterten und kletterten... um über 200 Punkte verbesserte sich der Dow, um mehr als 30 die Nasdaq. Am ersten Handelstag des neuen Jahres dürften Anleger Gewinne von 2,5 bis 3 % für die großen Indizes sehen. Die Frage des Tages ist: Was heißt das für die nächsten zwölf Monate?

      Von Lars Halter

      NEW YORK. Der Zusammenhang zwischen den ersten Handelstagen eines neuen Jahres und der Bilanz 12 Monate später wird von Analysten schon länger und ernsthafter verfolgt als die viel zitierten und belächelten Indizes, die sich über Super-Bowl, Lippenstift und Hafersack Gedanken machen. Gewinne an den ersten fünf Handelstagen deuten auf ein starkes Jahr, munkelt man auf dem Parkett – die alten Hasen berufen sich auf jahrzehntelange eigene Erfahrungen, die Jungen zitieren aus dem Almanach. Ein Zusammenhang zwischen dem ersten Handelstag und dem Gesamtjahr ist statistisch nicht erfasst, wird an der Wall Street aber in alle Richtungen diskutiert.
      „Jetzt geht’s los“, jubelt noch mancher und hofft, dass der schon für das vergangene Jahr angekündigte Umschwung nun einsetzt. Einen Gang zurück schalten die Bären, die während der Rally an die satten Gewinne nach dem 11. September 2001 erinnern, die den US-Markt zu schnell zu stark machten und danach wieder abstürzen ließen – steiler denn je.
      Mit konkreten Zahlen hält sich die Mehrheit der Beobachter indes zurück. Zu bitter schmeckten die Einsichten, im vergangenen Jahr ganz gehörig daneben gelegen zu haben. Sei es die ewig bullishe Abby Joseph Cohen, die im Namen von Goldman Sachs anfangs 2002 ein Jahr mit dickem Plus prophezeite, oder sei es der UBS-Mann Ed Kershner, der den marktbreiten S&P 500 auf einen Silvesterstand von 1 570 prognostizierte. Er lag damit ganze 78 % über den schmerzhaften 879,82 Punkten, die der Index zum Jahresende zeigte. „Kauf dir mal eine neue Kristallkugel“, höhnt das Wall Street Journal am Donnerstag. Der Analyst als Hellseher im Jahrmarktszelt, dieses Bild wurde im vergangenen Jahr so deutlich gezeichnet wie nie zuvor, nun hält sich die Branche zurück.
      Einige Mutige wagen sich dennoch vor, von denen zwei mit besonders beachtenswerten Tipps herausragen. Da ist zum einen der Wirtschaftsautor James Glassman. Der hatte zuletzt den Dow auf 36 000 Zählern gesehen – damit lag er dann weiter daneben als alle seine Kollegen zusammen. Dennoch glaubt er weiter an seine Ideen und Expertise und sieht sich als Heilsbringer für den Anleger. In einem Buch will er Anlegern erneut zeigen, wie sie im aktuellen Umfeld Geld machen können. Dabei ist er nach Markt und Leser wohl der lachende Dritte. 25 Dollar kostet sein Wälzer, von dem ernsthafte Anleger hoffentlich die Finger lassen.
      Ganz anders prognostiziert Robert Prechter den Markt in 2003. Seine Marke für den Dow auf Jahresfrist lautet 800 Punkte – der Mann wartet auf einen Crash. Das tut er nicht zum ersten Mal, Recht hatte er noch nie.
      Angesichts solcher Prognosen und dem Schweigen einiger moderater Experten sei vor allem davor gewarnt, den Extremisten Gehör zu schenken. Die bekommen dank ihrer kontroversen Ansichten und oft unterhaltsamer Begründungen mehr Sendezeit im Börsenfernsehen und sie werden in Kolumnen genannt (wie ja auch in diesen Zeilen.) Glassman und Prechter gehören an die Börse wie der Clown in den Zirkus. Ihre Prognosen werden gerne gehört, aber nicht ernst genommen.
      Um bei dem Bild zu bleiben: Der Vorhang ist aufgezogen, die Show „Wall Street 2003“ hat begonnen. Sie läuft zwölf Monate lang und dürfte erneut viel mehr als ein dröges Zahlenkauen sein. Zu den spannendsten Auftritten dürfte der einer mysteriösen neuen Aufsichtsbehörde unter dem Dach der SEC gehören, die seit sechs Monaten probt und ihre Premiere andauernd verschiebt.

      Für Action dürfte George W. Bush sorgen, der am Donnerstagmittag eine Journalistin nach ihrem Auftakt „Wenn wir nun doch Krieg haben...“ mit der launigen Gegenfrage „Mit welchem Land?“ unterbrach.
      Einen spannenden Seiltanz erwartet die Wall Street von Alan Greenspan. Und wer im US-Finanztheater Einrad fährt, Feuer spuckt, mit Messern wirft oder Kaninchen aus dem Hut zaubert, das gehört zu den Geheimnissen der neuen Show.
      Eines ist im Vorfeld klar: „Wall Street 2003“ dürfte erneut zu den teuersten Produktionen des Jahres gehören. Völlig offen ist hingegen, mit wie viel Publikum die Macher rechnen dürfen. In der Neujahrsnacht spielten finanzielle Gedanken bei den Amerikanern nur eine untergeordnete Rolle. Laut einer nicht repräsentativen Umfrage des Online-Providers AOL hat sich ein gutes Drittel dem Sparen verschrieben. Fast die Hälfte der Amerikaner hatte einen Neujahrsvorsatz, der mit der Börse nichts zu tun hat – im Gegenteil: Man will abnehmen.



      Bush will Wirtschaft mit Programm ankurbeln
      US-Präsident George W. Bush will in der kommenden Woche einen Plan zur Ankurbelung der Wirtschaft vorstellen. Von seinem Plan würden alle Amerikaner profitieren, erklärte der Präsident am Donnerstag auf seiner Farm in Texas.


      HB/dpa WASHINGTON. Bush nannte keine Details, nach Angaben von Beobachtern will der Präsident neben Investitionsanreizen aber vor allem weitere Steuerkürzungen bekannt geben. Das Paket habe ein Volumen von 300 Mrd. Dollar.
      Der Präsident wies Vorwürfe zurück, dass sein Plan überwiegend den Reichen zu Gute kommen werde. Er denke nicht daran, das Thema in einen „Klassenkampf“ umzuwandeln, sagte er. Im neuen Kongress, der in der kommenden Woche seine Legislaturperiode beginnt, hält die Republikanische Partei von Bush sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit.
      Die US-Wirtschaft ist 2002 auf Jahresbasis nur um rund 1,5 % gewachsen. Die Arbeitslosenquote stieg im November auf 6,0 %. Die Börsen an der Wall Street erlebten ein drittes Minus- Jahr in Folge. Der Dow-Jones-Index ging um 17 % zurück. Bush hatte im Dezember seine führenden Wirtschaftsexperten ausgetauscht. John W. Snow als neuer Finanzminister und Stephen Friedman als Wirtschaftsberater des Weißen Hauses sollen das Konjunkturprogramm durchsetzen.


      .........zu Snow:
      USA: Republikanischer Rubin
      Mit einem neuen Wirtschaftsteam will George W. Bush verhindern, dass ihn in zwei Jahren das Schicksal seines Vaters ereilt.

      Von Michael Baumann/New York

      Im vergangenen Jahr verdiente er zehn Millionen Dollar. Im nächsten Jahr wird sein Jahresgehalt nur noch 166 700 Dollar betragen. John Snow kann es sich leisten. Als Chef des Frachtunternehmens CSX Corporation aus Richmond, Virginia, häufte der 63-Jährige in den vergangenen elf Jahren ein Vermögen von mehr als 120 Millionen Dollar an. Am Montag stellte US-Präsident George W. Bush ihn als einen vor, der „aus erster Hand weiß, wie die Wirtschaft funktioniert“ und nominierte Snow als seinen neuen Finanzminister.
      Mit der ersten Kabinettsumbildung seiner Amtszeit will Bush die Weichen für eine erfolgreiche Wiederwahl im Jahr 2004 stellen. Dass er sich darauf nur Hoffnung machen kann, wenn die Wirtschaft wieder floriert, weiß Bush von seinem Vater. Der musste nach nur einer Amtszeit inmitten einer Konjunkturflaute aus dem Weißen Haus ausziehen. Um diesem Schicksal zu entgehen, feuerte Bush junior Ende vergangener Woche die Spitze seines Wirtschaftsteams, kurz nachdem der Anstieg der Arbeitslosenquote auf sechs Prozent veröffentlicht worden war. Finanzminister Paul O`Neill musste gehen, ebenso Bushs Wirtschaftsberater Lawrence Lindsey. Letzterer soll durch den Banker Stephen Friedman, Manager von Marsh & McLennan Capital, ersetzt werden. Gleichzeitig nominierte der Präsident William Donaldson, Mitgründer der Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette als neuen Chef der Börsenaufsicht.
      Die Entwicklung zeichnete sich seit Wochen ab. O`Neill agierte vor allem mit Blick auf die sensiblen Finanzmärkte oft unglücklich. Was ihm letztlich zum Verhängnis wurde, war jedoch fehlende Begeisterung für die Pläne seines Chefs. Der will ein 300 Milliarden Dollar schweres Konjunkturpaket schnüren, um die Wirtschaft in Fahrt zu bekommen. Um das an den Mann zu bringen, braucht Bush einen guten Verkäufer.
      Snow sei ein „Salesman“ im besten Sinne des Wortes, bescheinigt ihm Peter Peterson, ehemals Chef des Brokerhauses Lehman Brothers und Handelsminister in der Nixon-Administration. In der Finanzmetropole New York lebten nach dem Rücktritt O`Neills Erinnerungen an die guten alten Zeiten der Neunzigerjahre auf. „Ich würde mir einen republikanischen Robert Rubin wünschen“, sagt David Blitzer, Chefökonom von Standard & Poor`s. An der Wall Street herrscht Skepsis, ob Snow in die Fußstapfen des in Washington und New York gleichermaßen geachteten Finanzministers der Clinton-Administration treten kann.
      Dabei bringt der in Toledo, Ohio, geborene Snow zumindest auf dem Papier alle Voraussetzungen mit, um ein effektiver Finanzminister zu werden. Er ist promovierter Ökonom, sammelte in der Ford-Administration Washington-Erfahrung und hat 25 Jahre lang erlebt, was es heißt, Unternehmer zu sein. Damit setzt er eine lange Tradition fort: In wohl keinem anderen Land ist die Durchlässigkeit zwischen Politik und Wirtschaft so groß wie in den USA. Da es kein so fest gefügtes Parteiensystem wie etwa in Deutschland gibt, haben es Seiteneinsteiger leichter, Toppositionen in der Politik zu besetzen. „Vor allem im Außenministerium gibt es eine lange Tradition von Leuten, die aus der Privatwirtschaft kommen“, sagt Henry Hu, Professor an der University of Texas-Austin. Cyrus Vance, der mit seiner Shuttle-Diplomatie zwischen Israel und Agypten die Grundlage für die Camp-David-Abkommen legte, wechselte in seiner Karriere mehrmals zwischen der Anwaltskanzlei Simpson, Thacher & Bartlett und verschiedenen politischen Amtern. Der geschasste Finanzminister O`Neill war früher Chef von Alcoa, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg ist Gründer des gleichnamigen Medienkonzerns. Auch andersherum funktioniert der Austausch: Robert Kimmitt, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland, ist heute Executive VicePresident bei AOL Time Warner, Robert Rubin einflussreicher Manager der Citigroup.
      Aus der Wirtschaft zu kommen, kann aber auch Nachteile bringen. Im Fall Snow gibt es erste Stimmen, die fragen, warum er in den vergangenen fünf Jahren 29 Millionen Dollar bekam, während CSX-Aktionäre die Hälfte ihres Investments verloren.



      @Ken
      Ein zweites 911 geht nicht nochmal durch. Kann ich mir nicht vorstellen. Irgendwie müssen die das ja dem Rest der Welt verkaufen, das wird jedoch immer schwieriger.


      Eine Lernphase für George Bush
      eli / SZ

      George Bush hat sich erstmals zur Doppelkrise Nordkorea – Irak geäußert: Die Auseinandersetzung mit dem Diktator Kim sei diplomatisch zu lösen, ohne Krieg. Anders vielleicht der Irak, wo Saddam Hussein alle friedlichen Wege verweigere. Sieht so eine schlüssige Außenpolitik aus? In der realpolitischen Denkschule der Bush-Regierung durchaus.
      Nordkorea lässt sich nicht militärisch bedrohen, weil das Land bereits über Atomwaffen und Raketen verfügt, in deren Reichweite nicht nur amerikanische Verbündete wie Südkorea oder Japan zu treffen sind, sondern auch 100 000 US-Soldaten. In Pjöngjang kämpft ein erratischer Diktator ums Überleben und den Bestand seines mysteriösen Staates. Eine Bedrohung für die Region stellt das (noch) nicht dar. Im Irak hingegen regiert ein Herrscher mit einem klaren Machtanspruch auf Gebiete jenseits seiner Grenzen. Anders als der Kollege in Ostasien verfügt er aber nicht über Nuklearwaffen. Das macht ihn leichter angreifbar. Die militärische Drohung funktioniert, weil das Kräfteverhältnis so einseitig ist. Ein zynisches Kalkül von Bush? Keineswegs: Saddam hat jahrelang den UN-Resolutionen getrotzt, auf dem diplomatischen Ohr ist er also taub. Nur die militärische Drohkulisse kann ihn noch zum Einlenken zwingen.
      Dennoch schwingt ein Unbehagen mit, weil durch die nordkoreanische Nuklear-Krise ein gewaltiges Missverhältnis deutlich wurde. Anders als Nordkorea stellt der Irak momentan eine vergleichsweise lächerliche Bedrohung dar, auf die Bush mit gewaltiger Kulisse reagiert. Kim entlarvt nun, dass der Präsident seine Prioritäten falsch gesetzt hat. Dem Realpolitiker Bush könnte eine harte Lernphase bevorstehen.
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 20:55:46
      Beitrag Nr. 348 ()
      Gurke des Tages
      Jaja, ist ja gut. Keine Witze über Namen. Wissen wir. Machen wir nicht. Das geht dann schon in Ordnung. Aaaber - kicher, kicher - wir wissen doch auch nicht - hehe, hihi -, warum wir jedes Mal so lachen müssen, wenn wir - gacker, gacker - den Namen des Freiburger Sozialexperten in der Rürup-Kommission lesen: Raffelhüschen - hahaha. Raffelhüschen - prust, wieher, krümm. Nein, bitte aufhören … Raffelhüschen - harrharrharr. Raffelhüschen - das haut den stärksten Rürup um.



      G.Walker geht "Wirtschaft" ankurbeln


      Bushs Steuerreform - eine windige Geschichte
      Da steht er einem freien Feld in Crawford, Texas, und der Wind weht im ins Gesicht, bläht die Kapuze seines dunkelgrünen Anoraks auf. George W. Bush hat Journalisten auf seine Ranch geladen, um ihnen zu zeigen, wie es sich als Präsident so lebt: ganz bodenständig. Man marschiert in robusten Stiefeln über die Feldwege, man hat immer einen Scherz auf den Lippen, man erklärt Steuerkonzepte.

      Von Lars Halter

      NEW YORK. Amerika weiß nun, was ab der kommenden Woche die US-Konjunktur ankurbeln soll. Aus dem Mund des Obersten Feldherrn und Weltwirtschaftslenkers hat man es gehört, doch so richtig überzeugt ist niemand. Weshalb Bushs Ausführungen weder für die Rallye am Donnerstag verantwortlich gemacht werden kann – die war ein euphorisches Feuerwerk zum Jahresbeginn und Ausdruck der Hoffnung von Anlegern auf Besserung der Märkte –, noch die Indizes am Freitag irgendein Zucken nach oben zeigen. Dabei klingt es doch so gut, das Wort „Steuersenkung“.
      Was weniger gut klingt, ist, mit welchen Ideen Bush die Steuersenkungen umsetzen will und wen die stärken. Denn wie schon seine erste Reform vor zwei Jahren greift auch die nun erwogene da, wo es die breite Masse nicht interessiert oder höchstens verärgert: bei den Reichen, den Geld-Kumpeln des Präsidenten, dessen Kungelei mit den Enron-Bossen ebenso nur eine Anekdote ist wie die Wurzeln seiner halben Administration in den Chefetagen irgendwelcher Ölkonzerne.
      Die Idee hinter Bushs Steuerkonzept ist denkbar einfach. :laugh::Dlogisch:D:laugh: Entlastungen für alle sollen beim Verbraucher die Kaufkraft erhöhen, die Unternehmensgewinne erhöhen, in Konsequenz den Arbeitsmarkt stärken, nebenbei den Aktienmarkt in Schwung bringen... da stellt sich, zumindest für Bush, die Frage: Was erzürnt die Amis?
      Mindestens zwei Faktoren sind es, die für Unmut in der Bevölkerung sorgen, und die es Bush auch schwer machen dürften, sein Konzept im Senat durchzubringen. Dort braucht der Präsident eine Mehrheit mit 60 Stimmen, kann aber nur auf 50 Republikaner zählen. Die Demokraten dürften sich indes nicht hinter den Texaner stellen, zumal sie ausgerechnet jetzt erste Kandidaten **(nächster Artikel)** für den Wahlkampf in 2004 benennen, die sich in der Debatte um das Steuerkonzept ein Profil zulegen wollen und die es zu stärken gilt.
      Zum einen gewährt das neue Steuerkonzept Unternehmen höhere Anschreibungen auf Anlagen. Den kleinen Mann interessiert das nicht, die großen Konzerne unterdessen sparen Millionen und Gewinne dürften in die Höhe schnellen. Damit greift die Reform ungünstigerweise nicht nur bei den Falschen, sondern auch noch in einem höchst umstrittenen Bereich: den Bilanzen. Bilanzskandale, bei denen es nicht selten um Sonderkosten (inklusive Abschreibungen) ging, haben der Wall Street im vergangenen Jahr mehr geschadet als Terrorangst und Kriegsgetrommel.
      Dann kürzt Bush als weitere Säule seines Programms die Einkommenssteuer. Auch von diesem Schritt profitieren überproportional die Reichen. Paul Krugman, Ökonom an der renommierten Universität von Princeton und Wirtschaftskolumnist und Bush-Kritiker in der New York Times, hat berechnet, dass 40 % der Steuersenkungen nur 1 % der US-Bevölkerung zugute kommen, den oberen Zehntausend. Krugman kritisiert ein Ungleichgewicht zugunsten der Reichen und schimpft Bushs Politik einen Rückschritt in die Plutokratie, die Koalition der Eliten.
      Eine weitere Säule seiner Steuerreform hat sich Bush in der Geschichte abgeschaut. Der ehemalige demokratische Präsident Jimmy Carter wollte die Kürzung der Abgaben auf Dividendengewinne in den Siebzigerjahren schon einmal einführen, jetzt legt Bush das Konzept noch einmal auf, doch scheint es, als wolle er damit nur Stimmen der Opposition erkaufen. Die Halbierung der Abgaben auf Dividenden ist das Element, das Bush wohl als Entgegenkommen für den kleinen Mann verkaufen will, doch ist der ja nicht einmal Aktionär. Sicher, Aktionäre gibt es mehr als CEOs, doch die breite Masse, mit deren Hilfe allein die Konjunktur anzukurbeln wäre, wird von der Dividendengeschichte nichts mitkriegen.
      In der nächsten Woche wird Bush seine Reform in Chicago vorstellen. Bis dahin weht ihm weiter ein kalter Wind ins Gesicht – nicht nur auf diesem freien Feld in Crawford, Texas, sondern auch an der Wall Street.


      Der perfekte Kandidat
      Im Fernsehen hat Martin Sheen bereits den US-Präsidenten verkörpert. Jetzt sollte der Schauspieler es auch im wahren Leben versuchen - und die Demokraten aus ihrer Lethargie reißen.

      Von Stephan-Götz Richter

      Nach dem Ausscheiden Al Gores aus dem Rennen um das mächtigste Amt der Welt gibt es bei den Demokraten keinen klaren Favoriten für einen neuen Präsidentschaftskandidaten - dafür aber eine ganze Reihe ambitionierter Anwärter. Dazu zählen unter anderem die namhaften Senatoren John Kerry, Joseph Lieberman und John Edwards, der ehemalige Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Richard Gephardt, sowie Gouverneure einiger Bundesstaaten.
      Doch unter den bislang gehandelten Hoffnungsträgern wird niemandem so recht zugetraut, die Wiederwahl von George W. Bush ernsthaft zu gefährden. Dabei haben die Demokraten, ohne sich dessen so recht bewusst zu sein, einen Trumpf im Ärmel. Dieser Kandidat könnte nicht nur die demokratische Parteibasis wieder mobilisieren, sondern genießt überdies im ganzen Land einen beachtlichen Bekanntheitsgrad, der den aller bisher von der Demokratischen Partei gehandelten Kandidaten deutlich übersteigt: Die Rede ist vom Schauspieler Martin Sheen, unter anderem Star des 1979 veröffentlichten Films "Apocalypse Now" - und Vater der beiden Schauspieler Charlie Sheen und Emilio Estevez.

      Rücktritt nach Satire-Auftritt
      Die Übergänge zwischen Politik und Fernsehen sind in den USA bekanntlich fließend. So schloss sich auch die Absage von Al Gore unmittelbar an seinen Gastauftritt in der TV-Satireshow "Saturday Night Live" an. In der witzigsten Szene dieser Sendung besucht er den Drehort der preisgekrönten TV-Politikserie "West Wing", die von den alltäglichen Problemen des fiktiven Präsidenten "Jed Bartlett" erzählt. Von der Einrichtung des nachgebauten Oval Office sichtlich beeindruckt, nimmt Gore auf dem Präsidentensessel Platz und bellt imaginäre Befehle in ein offenkundig nicht angeschlossenes Telefon. Das Fernsehteam verabschiedet sich schließlich entnervt in den Feierabend - und lässt ihn in seiner Rolle als Möchtegern-Präsident allein zurück.
      Die Szene ist trotz der Tragikomik bedenkenswert, lenkt sie doch die Aufmerksamkeit der Demokraten auf eine alte Erfolgsstrategie ihrer politischen Rivalen. Die Republikaner standen nämlich 1980 vor einem ähnlichen Dilemma. Zwar hatte Jimmy Carter unter wirtschaftlichen Problemen und außenpolitischen Blamagen zu leiden. Doch die Republikaner hatten ihm zunächst nichts entgegenzusetzen, zumal die Nachwehen des Watergate-Skandals noch immer für innerparteiliche Querelen sorgten. In dieser Phase kam ihnen die brillante Idee, Ronald Reagan für die Rolle des Präsidentschaftskandidaten zu nominieren. Der Ex-Schauspieler gab schon im Wahlkampf den perfekten Staatsmann - und gilt noch heute als einer der beliebtesten US-Präsidenten aller Zeiten.
      Warum sollten die Demokraten also nicht auch einen Schauspieler zum Spitzenkandidaten küren - womöglich einen, der schon im Fernsehen den US-Präsidenten verkörperte? Martin Sheen wäre der perfekte Kandidat. Schon vor 20 Jahren verkörperte er John F. Kennedy in einer TV-Miniserie. Seit September 1999 liefert er Woche für Woche eine überzeugende Darbietung als Präsident Jed Bartlett in "West Wing" - und ist so in vielen Millionen von amerikanischen Wohnzimmern regelmäßig präsent.
      Es kommt aber noch besser. Als Vorzeige-Liberaler amerikanischer Prägung, der schon mehrfach bei Demonstrationen gegen US-Militärbasen verhaftet wurde, könnte Sheen die demokratische Parteibasis im Sturm von ihrer Lethargie befreien. Außerdem hat er sich bereits als Spender und Wahlkampfhelfer der Partei einen Namen gemacht. Darüber hinaus ist Sheen auch in ethnischer Hinsicht ein Idealkandidat. Er ist der Sohn einer irischen Mutter und eines spanisch-kubanischen Vaters. Das erlaubt ihm, die wichtige Wählergruppe der "Hispanics", der Nachkommen lateinamerikanischer Einwanderer, anzusprechen. Selbst konservative Exil-Kubaner würden vermutlich für Sheen stimmen, wenn dadurch einer der "Ihren" ins Weiße Haus einzöge. Das wäre ein entscheidender Vorteil, zumal die meisten von ihnen in Florida leben - dem Staat, der bei der letzten Präsidentschaftswahl ausschlaggebend war.

      Demokraten ohne Nachwuchs
      Da die Wahlen zunehmend im Fernsehen entschieden werden, hätte Sheen gleich einen doppelten Vorteil: Zum einen käme er in den Genuss kostenloser Sendezeit, zum anderen kennen die Amerikaner ihn schon in der Rolle des Präsidenten. Die Zahlen sprechen ebenfalls für sich: Über 15 Millionen Zuschauer sorgen dafür, dass "West Wing" regelmäßig zu den 20 beliebtesten Fernsehsendungen zählt.
      Dass die Einschaltquote der Serie zurückgeht, könnte umso mehr dafür sprechen, dass Sheen eine neue Herausforderung braucht - womöglich eine Präsidentschaftskandidatur. Bei einer zu erwartenden Wahlbeteiligung von mageren 50 Prozent wären 2004 nicht einmal 50 Millionen Stimmen für den Wahlsieg nötig. Für Martin Sheen und seine Fangemeinde dürfte dieses Ziel eher zu erreichen sein als für die meisten der anderen demokratischen Bewerber.
      Hinzu kommt, dass die anhaltende Schwäche der US-Wirtschaft sich 2004 stärker auf das Wahlergebnis auswirken dürfte als bei den letzten Wahlen. Dann könnte Sheen auch zugute kommen, dass der von ihm gespielte Präsident Jed Barlett vor seiner Wahl ein Volkswirt war. Zumindest der Anschein ökonomischer Kompetenz könnte daher auch auf Sheen übergehen.
      So gewagt die Sheen-Prognose sein mag, eines ist klar: Der Demokratischen Partei fehlt es an talentiertem politischem Nachwuchs für eine aussichtsreiche Präsidentschaftskandidatur. Ändert sich dies nicht, könnte die gegenwärtige Erfolgsphase der Republikaner von längerer Dauer sein. Nicht nur erfreut sich George W. Bush rekordverdächtiger Zustimmungsraten - und damit der Perspektive einer zweiten Amtsperiode. Das Gleiche gilt auch für seinen Bruder Jeb Bush, der bei den letzten Wahlen sein Gouverneursamt in Florida behaupten konnte, obwohl die Demokraten im Wahlkampf alles aufgeboten hatten, was in den eigenen Reihen Rang und Namen hat.
      So wird in Washington bereits gemutmaßt, dass auch Jeb das Zeug zum Präsidenten haben könnte. Was wäre, wenn nach einer weiteren Amtszeit von George W. sein Bruder Jeb 2008 die Wahl für sich entscheiden würde? Zählt man Vater George mit, so könnte es die Bush-Familie innerhalb von nur drei Jahrzehnten auf ganze 20 Jahre im Weißen Haus bringen - eine Horrorvorstellung für jeden US-Demokraten.

      Stephan-Götz Richter ist Herausgeber von TheGlobalist.com.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 19:58:19
      Beitrag Nr. 349 ()
      USA beschließt neue Fiskalpolitik
      Die große wirtschaftliche Krise und die Skandale der US-Unternehmen Enron, WorldCom & Co. erfordern gravierende Änderungen im amerikanischen Wirtschaftstreiben.


      Nun teilte die US-Regierung mit, dass ab 1. Jänner 2003 "alle Unternehmen zur Bilanzfälschung verpflichtet sind, sofern sie keinen Gewinn erzielen konnten". Firmen die in den letzten Jahren große Kurseinbrüche zu verzeichnen hatten, sollen laut Präsident Bush "gleich noch die eine oder andere Null dranhängen", um die Kursverluste in wenigen Tagen zu kompensieren.

      US-Notenbank Chef Alan Greenspan gab gestern Abend außerdem noch bekannt, dass die USA "neue, hässliche, aber vor allem leicht zu fälschende Banknoten" herausgeben werden.
      Da in den Staaten vor allem in der 55-Stunden pro Woche arbeitenden und CNN-gläubigen Unter- und Mittelschicht derzeit Angst vor Geldverlust umgeht, soll mit dieser Aktion wieder Bargeld in die Kassen der Einwohner fließen.
      In den ersten Tagen werden in allen größeren Städten sog. Notfallstationen eingerichtet. Dort wo im Sommer schlechtgelaunte und drogengeschwängerte junge Rettungskräfte alten Menschen die stinkenden Schweißtropfen von der Stirn wischen und ihnen abgestandenes Wasser geben, oder in Zeiten des Terrors Bilder von Vermissten und Zeichnungen von deren Kindern hängen, werden die sogenannten Cashcowboys/girls Bargeld an Bedürftige austeilen.
      Für alljene die zu Hause über einen Internetanschluss und Drucker verfügen wird es die neuen Dollarscheine in Kürze "zum runterladen und selberdrucken" geben.

      Wie lange diese Scheine jedoch im Umlauf bleiben weiß niemand, denn Greenspan lauert schon mit seiner nächsten Idee. Einige Großkonzerne seien sogar bereit Geldscheine mit deren Logos für Marketingzwecke zu bedrucken und den Konsumenten etwas zu zahlen, wenn sie mit dem Geld einer bestimmten Firma zahlen.
      So weit so gut. `Da gibt es aber noch ein Problem mit den Münzen` denken wir uns und fragen in einem Exklusivinterview mit einem Fed-Angestellten nach: "Da gibt es aber noch ein Problem mit den Münzen?", fragen wir Carl T. Dieser erklärt uns, dass in den nächsten Monaten sämtliche Münzen eingesammelt und zu Munition verarbeitet werden, `um das Problem mit den Münzen zu lösen`. Die Amis wollen also im globalen War on Terrorism die antikapitalistischen Feinde mit Kugeln aus Geld treffen. Das soll schließlich dann nicht nur weh tun - ja am besten gleich töten - sondern hat auch noch Symbolcharakter.

      PS: Die Sorgen internationaler Experten scheinen Bush wenig zu kümmern. Auf die Frage wie es denn dann mit der Inflation aussieht, entgegnete der US-Präsident: "Inflation, inflation? Hm, sounds like invasion. So it is a good thing, isn`t it?"

      Jürgen Marschal | ZYN! Magazin


      Das wurde aber auch wirklich Zeit :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 09:57:25
      Beitrag Nr. 350 ()
      Besser lernen mit Gutscheinen
      In den USA ist der Wettbewerb zwischen Schulen eröffnet, doch der Ansturm auf private Einrichtungen blieb bislang aus.

      Von Marc Hujer

      Die neuere Geschichte der Northwestern High School ist ein Manifest für das Scheitern des öffentlichen Bildungssystems. „Northwestern High“ sollte die Vorzeigeschule in Miamis Einwanderungsviertel Liberty City werden, mit Spezialkursen wie Theater, Zahntechnik und Automechanik. Sie wurde Floridas teuerste Schule.
      Fertig gestellt mit vier Jahren Verspätung, kostete sie fast das Dreifache der veranschlagten Summe, und die Leistungen der Schüler wurden nicht besser. In diesem Jahr nun rutschte sie im landesweiten Qualitätstest weiter nach unten und bekam ihr erstes „F“, die schlechteste Note, die es zu vergeben gibt. Seitdem muss Floridas teuerste Schule um ihre Schüler bangen. Beim nächsten „F“ dürfen sie Northwestern High verlassen – und mit Gutscheinen vom Staat sich eine Alternative suchen.
      Florida ist Testfeld für Bildungspolitiker geworden, nach den Städten Milwaukee und Cleveland, die in den Neunziger Jahren bereits „vouchers“, staatliche Gutscheine also, erprobten.
      Wie dort hat die Bildungsreform im Südosten der USA das Ziel, die Misere des öffentlichen Bildungswesens zu beenden. Wenn eine öffentliche Schule einen bestimmten Qualitätsstandard unterschreitet, bekommen die Schüler vouchers. Mit ihnen können sie kostenlos Privatschulen mit besseren Bildungserfolgen aufsuchen.

      Schnell wieder zurück
      In Florida kommt es darauf an, wie die Schüler beim Florida Comprehensive Assessment Test (FCAT), einen Schreib-, Lese- und Mathematiktest, abschneiden. Erhält die Schule innerhalb von vier Jahren zweimal die Note F, wird sie für den privaten Wettbewerb geöffnet.
      Nur: Als es es soweit war, ist kaum etwas passiert. Von den wenigen Schülern, die ihre Schule verließen, sind viele schon nach kurzem wieder zurückgekommen. In Florida sind inzwischen 8900 Schüler berechtigt, ihre Schule zu wechseln. Doch nur 703, also nicht einmal zehn Prozent, haben sich für diesen Weg entschieden. Hinzu kommt, dass nach den bisherigen Erfahrungen selbst von diesen 703 etwa jeder Vierte innerhalb des ersten Schuljahres wieder an seine Schule zurückkehrt. Ein wenig besser sieht es in Milwaukee aus, dem ältesten Projekt Amerikas. Dort gibt es inzwischen 9000 Voucher-Schüler. Und in Cleveland nutzen heute 3700 der 75.000 Schüler der Stadt die Bildungsgutscheine.

      Von der Bibel lernen
      Als Gründe für die Sesshaftigkeit nennen die meisten ihre Freunde, den Schulleiter und die Lehrer, an die sie sich gewöhnt haben. „Die Kultur einer Privatschule ist vielen fremd“, sagt Joan Wynne, Bildungsexperte von der Universität Florida, „und das spüren die Schüler“. In Amerika kommt hinzu, dass zwischen der öffentlichen Schule und der privaten Voucher-Schule meist Welten liegen, denn die meisten Privatschulen sind konfessionell. „Die Kinder lernen dort viel über die Bibel“, sagt eine Mutter, deren Sohn für ein paar Wochen auf einer katholischen Schule war, „aber auf der Grundlage der Bibel“, sagt sie, „bekommt man keinen Job“.
      Auch für Eltern ist ein Wechsel nicht immer angenehm, denn Privatschulen verlangen meist mehr zeitliches Engagement, als viele Eltern bringen können oder wollen.

      Die besten Schulen bleiben unerreichbar
      Alles hängt aber auch hier wieder am Geld. Bildungsgutscheine zu bekommen heißt nicht, dass für die Eltern alles kostenfrei ist. Schüler, die staatliche Schulen besuchen, bekommen bei Bedarf sowohl die Fahrtkosten als auch das Mittagessen bezahlt. Wenn sie dagegen – ausgerüstet mit staatlichen Bildungsgutscheinen – auf eine Privatschule gehen, gibt es diese Sonderförderung nicht mehr. Die Familie muss die Kosten dann ganz alleine tragen.
      Gutscheine decken zwar die Schulgebühren ab, sie sind aber so bemessen, dass die Voucher-Schüler nicht alle Schulen im Land aufsuchen können. In Milwaukee beträgt die Höchstsumme 5500 Dollar pro Jahr, in Cleveland 2250 Dollar und in Florida zahlt der Staat 3400 bis 4100 Dollar. Die besten Schulen bleiben somit verschlossen, etwa die Gulliver Ransom Everglades School in Miami, die 17.000 Dollar pro Jahr verlangt.
      Bildungsgutscheine waren bislang eine Lieblingsidee der Republikaner. Die Demokraten dagegen wollten aus Rücksicht auf die beiden großen Lehrergewerkschaften, die zusammen 3,5 Millionen Lehrer organisieren, keine Privatisierung des Bildungswesens forcieren.
      In den neunziger Jahren setzten die Republikaner ihre Bildungsreform in Milwaukee (1990), Cleveland (1995) und Florida (1999) durch, mussten aber hinnehmen, dass 26 Bundesstaaten sich in Volksabstimmungen gegen die Einführung von Bildungsgutscheinen aussprach, zuletzt Kalifornien. Auch Präsident George W. Bush enttäuschte mit einer landesweiten Reform, die er im Präsidentschaftwahlkampf versprochen hatte. Nach den erfolgreichen Zwischenwahlen machen sich die Republikaner nun erneut Mut. Es heißt, bald werde es Bildungsgutscheine in zwei weiteren Bundesländern geben: in Colorado und in Texas, dem Heimatstaat von Bush.

      Gegen die Verfassung
      Die Euphorie der neunziger Jahre ist jedoch verflogen, zumal mit den Gutscheinen inzwischen auch verfassungsrechtliche Probleme aufgetaucht sind.
      Die Ausgabe von vouchers kommt in vielen Fällen der staatlichen Förderung von kirchlichen Einrichtungen gleich – und das bedeutet einen Verstoß gegen den Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat. Das Bundesverfassungsgericht hat zwar im Sommer das Gutscheinprojekt von Cleveland als verfassungskonform erklärt. In Florida entschied allerdings vor kurzem ein Gericht, dass Gutscheine mit der dortigen, strikteren Verfassung nicht vereinbar sei. Floridas Gouverneur Jeb Bush muss nun in Berufung gehen, notfalls bis zum Obersten Gerichtshof. Dort aber stehen die Chancen für vouchers nicht allzu gut, denn am Supreme Court haben noch immer Demokraten das Sagen.



      Bush will Arbeitslosigkeit mit Gutscheinen bekämpfen
      Der US-Präsident legt ein 600 Milliarden schweres Sozialprogramm auf, dass die Wirtschaft wieder ankurbeln soll. Die oppositionellen Demokraten lehnen Bushs Pläne ab, weil die Probleme des Bundeshaushalts weiter verschärft würden.


      Washington - Mit „Schecks für Arbeit“ will US-Präsident George W. Bush die grassierende Arbeitslosigkeit bekämpfen. Mit den Gutscheinen in Höhe von bis zu 3000 Dollar (rund 2860 Euro) sollen Arbeitslose während der Jobsuche Schulungen, Kinderbetreuung und Transportkosten finanzieren können, wie das Weiße Haus mitteilte. Den Bundesstaaten will Bush hierfür eine Summe von 3,6 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen. Der Plan ist Teil eines 600 Milliarden Dollar schweren Konjunkturprogramms, das der US-Präsident in Chicago vorstellen wollte.
      Mit den Schecks soll rund 1,2 Millionen Arbeitslosen die Rückkehr ins Berufsleben erleichtert werden. Damit würde jeder siebte Arbeitslose in den USA von dem Plan profitieren. Im November war die Arbeitslosenquote auf das Rekordniveau von sechs Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit acht Jahren. Derzeit sind rund 8,5 Millionen US-Bürger ohne Arbeit. Mit dem Programm will Bush auch den finanziell angeschlagenen Bundesstaaten unter die Arme greifen.
      Insgesamt will Bush die größte Volkswirtschaft der Welt mit 600 Milliarden Dollar wieder ankurbeln. Dabei entfällt rund die Hälfte auf Steuersenkungen, die andere Hälfte auf ein Sozialprogramm, das auch Anreize zum Konsum schaffen soll. Laut Medienberichten sollen unter anderem die Steuern auf Aktiengewinne drastisch reduziert werden. Zudem soll der Kinderfreibetrag angehoben und die Arbeitslosenunterstützung länger gezahlt werden. Das Programm soll noch vor den kommenden Präsidentschaftswahlen 2004 greifen und Bush damit eine bessere Ausgangsbasis verschaffen.
      Die oppositionellen Demokraten lehnen Bushs Pläne ab. Sie kritisieren, dass damit die Probleme des Bundeshaushalts weiter verschärft würden. Nach Jahren der Überschüsse unter Bill Clinton verzeichnet das Budget unter Bush wieder ein Defizit, wofür die Demokraten nicht zuletzt die Steuersenkungen verantwortlich machen. Das Haushaltjahr 2002 wurde im September mit einem Minus von 159 Milliarden Dollar beendet, auch bedingt durch die seit den Terroranschlägen deutlich gestiegenen Ausgaben für Militär und Heimatschutz. AFP



      Heii, wie wärs mit Gutscheinen für jede Firmenpleite? Oder Optionsgutscheine auf die "Achse des Bösen"? Rabattmarken auf jeden zukünftigen toten GI, oder Abhörgutscheine?


      US-Präsident Bush will 1 Mil
      liarde Dollar mehr für die Bildung armer Kinder ausgeben. Er kündigte am Samstag an, dass er für das am 1. Oktober beginnende Etatjahr 2004 umgerechnet 11,8 Milliarden Euro Bundeszuschüsse für diesen Zweck beantragen werde. (dpa)

      Bist schon ein prächtiger Eimer! Weiter so!!
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 14:26:30
      Beitrag Nr. 351 ()
      Wenn das klappt (Putin ist für einen solchen Versuch trotz *** die absolute Nr.1), dann ........


      Bush und Putin suchen Exil für Saddam Hussein
      Friedlicher Regimewechsel im Irak statt Krieg? In Absprache mit den USA will Russland mit einer "russischen Friedensinitiative" Iraks Präsident zum Rücktritt und zum Gang ins Exil bewegen


      GENF taz Die Regierungen Russlands und der USA bemühen sich, Iraks Präsident Saddam Hussein zur Abdankung und zum Gang ins Exil zu bewegen.
      Nach Informationen der taz aus Regierungs- und Diplomatenkreisen der beiden Länder bereitet der russische Präsident Wladimir Putin eine "russische Friedensinitiative" vor, um einen drohenden Irakkrieg zu vermeiden. Bereits seit November 2002 halten sich russische Offizielle in Bagdad auf, um die Chancen für einen Machverzicht Saddam Husseins und seinen Gang ins Exil nach Russland auszuloten. Sollte Saddam Hussein eine entsprechende Bereitschaft signalisieren, will Putin zur Regelung der Einzelheiten einen Emissär nach Bagdad entsenden. Notfalls will der Präsident persönlich in die irakische Hauptstadt reisen, um Saddam zum Machtverzicht zu drängen.
      US-Präsident Bush bat Putin in einem Telefonat in der Weihnachtswoche, seine Bemühungen um eine Abdankung des Irakers zu verstärken. Bush sagte, dass er einen Krieg gegen Irak wegen der angespannten Wirtschaftslage in den USA und der hohen Kosten eines Krieges sowie wegen des eskalierenden Konflikts mit Nordkorea gerne vermeiden würde. Die von Putin nach Bagdad entsandten russischen Offiziellen versuchen unter anderem auch, führende Mitglieder der Streitkräfte sowie der Herrschaftsstrukturen des Irak zu einem Putsch zu bewegen.
      *** Diese Bemühungen sowie Kontakte Moskaus zu irakischen Oppositionellen dienten Mitte Dezember als Grund für die Aufkündigung eines milliardenschweren Ölfördervertrages, den Irak mit Russland für die Zeit nach der Aufhebung der UN-Wirtschaftssanktionen abgeschlossen hatte.
      Das bestärkte die Regierung Putin in ihrem Engagement um einen Abtritt Saddams. Bei einem US-Krieg gegen Irak muss Moskau befürchten, dass auch alle anderen Wirtschaftsverträge, die Russland seit dem Golfkrieg von 1991 mit Irak abgeschlossen hat, von einer Nachfolgeregierung in Bagdad aufgekündigt werden.
      Hingegen wäre ein durch eine "russische Friedensinitiative" herbeigeführter Regimewechsel in Bagdad ein großer Erfolg für Putin. Die Regierungen in Washington und London könnten ihn wiederum als Erfolg ihrer militärischen Drohkulisse verkaufen.

      ANDREAS ZUMACH



      Passend hierzu:
      Firmenübernahme auf "russisch"

      Staatliche Ölgesellschaft zum Vetternpreis verschleudert. Chinesen ohne Chance
      von BARBARA KERNECK

      BERLIN Innerhalb von vier Minuten wurde am Mittwoch eine der letzten großen fast-staatlichen Ölgesellschaften Russlands privatisiert, die Slavneft AG. Auf der ganz offensichtlich getürkten Auktion gingen 74,95 Prozent ihrer Aktien zu einem Schleuderpreis von 1,84 Milliarden Dollar an eine AG namens Investoil. Die wiederum vertrat die Interessen der bekannten russischen Ölfirmen Sibneft und TNK (Tyumen Oil Co.). Hinter der Sibneft steht der einstige Kreml-Drahtzieher und heutige Gouverneur von Tschukotka, Roman Abramowitsch.
      Der Preis für die Slavneft überstieg um nur weniges das Startangebot von 1,7 Milliarden Dollar, während Experten den Wert der Ölgesellschaft auf etwa 3 Milliarden schätzten. Noch am Abend des 17. Dezember hatten beim Russischen Föderalen Eigentumsfonds elf Firmen um Teilnahme ersucht. Am Morgen des 18. aber war die Liste auf sieben Zugelassene geschrumpft. Von denen boten überhaupt nur drei mit, allesamt mit dem Team Sibneft-TNK liiert. "Sibneft hat gewonnen und der Staat hat verloren", kommentierte das Resultat der Vorsitzende des Duma-Haushaltsausschusses, Michail Sadornow.
      Obwohl der Föderale Eigentumsfonds die Auktion als Muster neuer Transparenz angekündigt hatte, unterschied sie sich in nichts von den skandalumwitterten Privatisierungsversteigerungen Mitte der 90er-Jahre, bei denen der Jelzin-Clan die ehemaligen Reichtümer der Sowjetunion seinen Spezis zuschusterte. Das Endergebnis war nur der letzte Skandal in einer ganzen Reihe, die die Auktion bereits in ihrem Vorfeld begleiteten.
      Der Tritt in ein gigantisches außenpolitisches Fettnäpfchen blieb der russischen Regierung am Montag erspart, als die Chinese National Petroleum Corporation ihre Beteiligung an der Versteigerung zurückzog. Zuvor hatte die Duma-Mehrheit den Präsidenten gebeten, ein bisher nur für russische Firmen geltendes Gesetz auch auf ausländische anzuwenden, demzufolge sie sich nicht an Privatisierungs-Auktionen beteiligen dürfen, wenn ihre Anteile zu über 25 Prozent staatliche sind. Die CNPC gehört dem Staat China. Was den Chinesen im Weißen Haus an der Moskwa als Belohnung für ihren Rückzieher angeboten wurde, lässt sich erraten. Der Slavneft gehörten Ölfelder in Ostsibirien, die eine zwischen China und Russland geplante Pipeline von Angarsk nach Dazin mitspeisen. Die CNPC hatte wiederholt bezweifelt, ob die Auslastung dieser Pipeline auch garantiert wird.
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 22:20:31
      Beitrag Nr. 352 ()
      Amerikas Alliierte bekommen kalte Füße
      Die USA werben unentwegt um Unterstützung, doch die potentiellen Partner schrecken vor einem Krieg gegen den Irak zurück: Die Briten wollen den Einsatz verschieben und der Uno mehr Zeit für Inspektionen lassen. Auch die Türken zögern noch. China schlägt derweil einen harten Ton gegenüber den USA an und geht auf Distanz zu den Kriegsplänen der Amerikaner.


      HB WASHINGTON/LONDON/PARIS. Die amerikanische Regierung muss derzeit um die nötige Unterstützung für einen Angriff auf den Irak bangen. Einem Zeitungsbericht zufolge will Großbritannien als wichtigster Partner der Amerikaner darauf dringen, den Angriff auf den Herbst zu verschieben. Die Regierung in London wolle so den Uno-Inspektoren mehr Zeit geben, klare Beweise gegen Saddam Hussein zu finden, berichtet der "Daily Telegraph" mit Verweis auf Regierungskreise.
      Ein Sprecher von Premierminister Tony Blair wollte den Bericht so nicht bestätigen, sprach sich aber am donnerstag in London dafür aus, den Uno-Inspektoren in Irak ausreichend Zeit einzuräumen. Die für den 27. Januar geplante Vorlage eines umfassenden Berichts der Uno-Inspektoren über das irakische Rüstungsprogramm dürfe nicht als Frist für eine Entscheidung über einen Krieg betrachtet werden, sagte der Spreche. Großbritannien und die USA seien sich aber einig, dass die Vorlage des Berichts Ende Januar im Uno-Sicherheitsrat ein wichtiges Datum markiere.

      In der Türkei läuft den US-Militärs unterdessen offenbar die Zeit davon. Die Kriegsplaner machen sich jedenfalls Sorgen, dass sich die Entscheidung Ankaras über die Erlaubnis für die Benutzung von türkischen Stützpunkten weiter hinzieht. Damit wird es für den Aufbau einer Nordfront in der Türkei langsam eng. Eine Entscheidung des türkischen Parlaments über die Stationierung amerikanischer Truppen im Land wird nicht vor dem 27. Januar erwartet.
      Ein erfolgreicher Angriff wäre zwar auch ohne Zugang zu den Landstützpunkten in der Türkei möglich, doch schwieriger und verlustreicher. Die Militärstrategen möchten auch vom Norden aus eine Bodenoffensive starten und rechtzeitig für Hunderte Millionen Dollar türkische Häfen und Flughäfen ausbauen.
      Auch in Paris reagiert derzeit eher die Zurückhaltung, was einen Angriff gegen den Irak angeht: Im Gegensatz zu London hat die französische Regierung noch keinerlei Anstrengungen unternommen, um die Einberufung von Reservisten vorzubereiten. Eine Mobilisierung, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, sei derzeit nicht geplant. Und Staatspräsdent Jacques Chirac betonte noch einmal Frankreichs Haltung: Über eine Militäraktion entscheide einzig und allein der Weltsicherheitsrat. Der Einsatz von Gewalt sei die schlechteste aller Lösungen.

      Ebenfalls auf Distanz zu den Kriegsplänen der USA geht China. Der chinesische Präsident Jiang Zemin lobt die „kooperative Haltung“ des Iraks bei den Inspektionen. Einen militärischen Alleingang Washingtons und Londons ohne die Zustimmung des Weltsicherheitsrats will Peking nicht akzeptieren. Der nächste Schritt müsse auf jeden Fall in dem UN-Gremium zusammen mit China, Russland und Frankreich entschieden werden, stellte Jiang Zemin am Donnerstag in Peking bei einem Treffen mit dem französischen Außenminister Dominique de Villepin klar.
      Dahinter steckt Konfliktstoff. Als Mitglied des Sicherheitsrates mit Veto-Recht bereitet China die nächsten Schritte auf einem neuen Weg vor, der nicht mehr zwangsläufig in einen Krieg münden soll, auch wenn die Truppen schon am Golf aufmarschieren. So bescheinigt China dem Irak nicht nur Kooperationswillen, sondern macht auch deutlich, dass ein möglicher Bericht der UN-Waffeninspekteure, wonach keine Hinweise auf Massenvernichtungswaffen gefunden worden seien, auch nicht von den USA angezweifelt werden dürfe. Den Inspekteuren müsse Vertrauen und Respekt entgegengebracht werden, heißt es.
      Ein scharfer Kommentar der Tageszeitung „China Daily“, die - in Abwesenheit einer freien Presse in China - immer die Meinung der Regierung widerspiegelt, geht noch wesentlich weiter. Die UN-Inspekteure „haben bisher jeden Stein umgedreht“, heißt es darin. Es gebe keinen Zweifel an ihrer technischen Kompetenz. Es seien die besten Experten, ausgerüstet mit den fortschrittlichsten Geräten. „Ihre hartnäckige Untersuchung hat gleichwohl keine Beweise gefunden, um den behaupteten Besitz von Massenvernichtungswaffen zu belegen“, schreibt die Zeitung.

      Damit breche das rechtliche Fundament auseinander, die US-Präsident George W. Bush und seine Anhänger „zur Begründung ihrer lüsternen Aggression gegen den Irak und zum Sturz von Präsident Saddam Hussein aufzubauen versuchen“, heißt es weiter. Die USA zeigten schon wenig Lust, den Bericht der Inspekteure überhaupt zu hören, „der ziemlich wahrscheinlich ihrer hitzigen Kriegstreiberei schaden wird“. Es werde ohnehin immer klarer, dass es den USA gar nicht um die behauptete Existenz von Massenvernichtungswaffen gehe, sondern um den Sturz von Saddam Hussein, wird in dem chinesischen Blatt argumentiert.
      Der Kommentar kann als erster informeller Warnschuss an die USA gelten. Dabei tut das Außenministerium aus diplomatischer Rücksicht noch so, als wenn es die Meinung einer unabhängigen Zeitung wäre. Dabei fungiert das Blatt sonst als Sprachorgan Pekings für das Ausland und wird streng kontrolliert. Dass Frieden, nicht Krieg das Ziel der chinesischen Irak-Politik ist, macht die Sprecherin Zhang Qiyue aber unmissverständlich klar. „Die UN-Sicherheitsratsresolution 1441 demonstriert umfassend die Hoffnungen der internationalen Gemeinschaft auf eine politische Lösung der Irak-Frage."


      Der gewinnnix ist raus hier
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 09:43:13
      Beitrag Nr. 353 ()
      Rating-Agenturen geraten ins Zwielicht
      Zusammen mit den Aktienanalysten und Wirtschaftsprüfern sind im Zuge der US-Bilanzskandale auch die großen Rating-Agenturen in die Kritik geraten. Angesichts ihres Geschäftsmodells wird auch ihnen die Frage nach ihrer Unabhängigkeit gestellt, da die Firmen sie direkt für die Ratings bezahlen.

      Von Matthias Grässlin, Frankfurt

      Die drei Marktführer, Moody’s Investors Service, Standard & Poor’s (S&P) und Fitch Ibca sehen dagegen keine Interessenkonflikte. Große Fonds, die es sich leisten können, haben ihre eigenen Kreditanalysten und sehen das Urteil der Rating-Agenturen nur als Ergänzung. Für die anderen Investoren sind diese Einschätzungen aber unentbehrlich für ihre Anlageentscheidungen. Allerdings bezweifeln einige, dass Rating-Entscheidungen immer vollkommen unabhängig von der Kundenbeziehung fallen.
      Die Agenturen erzielen den größten Teil ihrer Einkünfte - bei Moody’s und Fitch sind es 90 Prozent - mit Rating-Gebühren. Diese bezahlen Anleiheemittenten, also die bewerteten Unternehmen. Fitch verlangt für ein Emittentenrating 40.000 Euro, das anschließende Emissionsrating kostet einen festgelegten Prozentsatz des Anleihevolumens.
      Das war nicht immer so: Vor der Einführung von Billigkopierern Anfang der 70er Jahre, in denen die Raubkopien drastisch zunahmen, bezahlten Investoren für die Ratings von Moody’s, S&P und Fitch.

      Kritik an marktbeherrschender Stellung
      Bis heute kontrollieren diese drei Agenturen 95 Prozent des Rating-Markts, wobei S&P (42 Prozent) und Moody’s (38 Prozent) die Nase vorn haben. 1975 erhielten sie in den USA den Status "Nationally Recognized Statistical Rating Organisations", der sie gegenüber der Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) von einigen Veröffentlichungspflichten entbindet. Nicht nur diese marktbeherrschende Stellung, die mit operativen Gewinnmargen von mehr als 50 Prozent belohnt wird, erregt in den USA seit einiger Zeit Kritik.
      Geschädigte Investoren und kleinere Konkurrenten werfen den Rating-Agenturen vor, bei der Bewertung von Pleitefirmen wie Enron, Worldcom, Global Crossing und anderen versagt oder viel zu spät reagiert zu haben.
      In den USA ist eine stärkere Regulierung der Agenturen im Gespräch. Erst Mitte November gab es eine Anhörung bei der SEC. Damals sagte Cynthia Strauss von der Fondsgesellschaft Fidelity: "Die großen Rating-Agenturen brauchen eine stärkere Überwachung, um sie für die Märkte verlässlicher zu machen."
      Kleinere Konkurrenten beschwerten sich, dass der Marktführer zu abhängig von den bewerteten Unternehmen und ihren Gebühren seien. "Sie dienen den Interessen der Emittenten", klagte Sean Egan, Chef von Egan-Jones Ratings in Philadelphia.
      Neue Gesetzesinitiativen sind allerdings noch nicht gestartet worden, weil sich Kongress, Justiz und Aufsicht zuerst mit dem Fehlverhalten der Banken und Analysten beschäftigt haben.

      Agenturen weisen kritik zurück
      Die Rating-Agenturen weisen vor allem die Kritik an ihrer Unabhängigkeit von sich. Sie zitieren ihren über Jahrzehnte gefestigten Ruf und die Verlässlichkeit ihrer Urteile. Außerdem würden sie keine Beratungsdienste anbieten.
      "Wir erwirtschaften nicht mehr als 1,5 Prozent unseres Umsatzes mit ein und demselben Kunden, wir halten keine Wertpapiere noch handeln wir mit solchen und geben auch keine Handelsempfehlungen an Dritte", sagt Jürgen Berblinger, Geschäftsführer von Moody’s Deutschland, und will seine Branche damit von den Interessenkonflikten der Investmentbanken abgrenzen.
      Ähnlich argumentiert Torsten Hinrichs, Leiter von S&P Deutschland. Jens Schmidt-Bürgel, Managing Director von Fitch Germany, verweist auf das Vergütungssystem, das durch eine allgemeine variable Beteiligung am Geschäftserfolg Kundenunabhängigkeit garantiere.
      Angelsächsische Fondsgesellschaften wie Threadneedle, Schroders, JP Morgan Fleming und Merrill Lynch Investment Managers betonen, dass ihre Gesellschaften über eigene Abteilungen zur Kreditanalyse verfügten. Die Rating-Agenturen seien bei der für Kredite relevanten Datenanalyse keineswegs beherrschend oder marktführend, sagt Laurence Mutkin, Leiterin Fixed Income Strategy & Research bei Threadneedle. "Sie sind vielmehr Teil eines größeren Ganzen."
      Stärker ausgeprägt scheint das Vertrauen in die Qualität der Ratings bei einigen deutschen Fondsmanagern. "Wer emittieren will, sollte ein Rating liefern, da wir in der Regel nur in geratete Bonds investieren", sagt Axel Potthoff, Senior Portfolio Manager bei der Allianz-Dresdner-Fondsgesellschaft Deutscher Investment Trust (Dit) in Frankfurt.
      Elmar Zurek, Kreditanalyst bei der Fondstochter der Deutschen Bank, der DWS, räumt gewisse Ausnahmen ein, die abhängig sind von der Relevanz eines Unternehmens. "Wenn Porsche eine Anleihe ohne Rating platzieren will, schauen wir uns das sicher trotzdem an."
      Auch taktisches Rating wird in diesem Zusammenhang nicht völlig ausgeschlossen. "Bei dem einen oder anderen Erstrating denkt man sich schon: Die haben einen Auftrag bekommen, und das ist jetzt ein wenig zu gut ausgefallen", sagt Zurek. Doch das sei die Ausnahme.
      Zumal bei Erstaufträgen auf dem jungen europäischen Rating-Markt, wo Moody’s, S&P und Fitch erst wenige Hundert Unternehmen bewertet haben - und es noch 1500 ungeratete Firmen mit Umsätzen über 1 Mrd. Euro gibt -, könnte die Versuchung bestehen, sich durch konziliante Notengebung Folgeaufträge zu sichern.
      Auch dass die Agenturen ihren Kunden keinerlei Zusatzdienste offerieren, stimmt nicht ganz. S&P ist sehr engagiert beim Vertrieb von Börsenindizes. Moody’s bietet gerateten Banken und Finanzinstituten gleichzeitig Risiko-Management-Service und Programme zur quantitativen Kreditanalyse an. Allerdings bilden diese Dienste in beiden Häusern eigenständige Geschäftssparten.
      Auf jeden Fall erfüllen die Rating-Agenturen eine unverzichtbare Orientierungsfunktion. "Ohne ihr unabhängiges öffentliches Research würde die Anlegerbasis wahrscheinlich schrumpfen", sagt David Gibbon, Lead Portfolio Manager bei JP Morgan Fleming.


      Dieses Posting dient lediglich statistischen Zwecken
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:18:28
      Beitrag Nr. 354 ()
      :D :D :D
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 18:34:01
      Beitrag Nr. 355 ()
      Ich glaub, ich bin rauschig :laugh:
      Mario hat sich getrollt. Der trinkt jetzt lieber Absinth. :(


      Regierung will Konkurrenz zu S&P und Moody`s

      Berlin - Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass eine europäische Ratingagentur geschaffen wird, die ein Gegengewicht zu den Marktführern Standard & Poor`s und Moody`s Investors Service bilden soll. Die Herabstufung von Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssen-Krupp AG auf "Ramschniveau" unterstreiche die Notwendigkeit, die Entscheidungen der Bonitätswächter genauer zu beobachten, erklärten Bundestagsabgeordnete. Das Bundesfinanzministerium will sich ebenfalls für eine stärkere Kontrolle der Ratingagenturen einsetzen.
      "Sie haben eine Quasi-Monopolposition, zu viel Macht konzentriert sich in zu wenigen Händen", kritisierte Dietrich Jahn, Unterabteilungsleiter Geld und Kredit im Fi nanzministerium. Die deutsche Regierung plant für dieses Jahr oder Anfang 2004 Gesetze, die die Verlässlichkeit von Ratings sichern sollen, hieß es letzte Woche aus Ministeriumskreisen. Mit den Vorschriften des Bankenabkommens Basel II wird die Rolle der Ratingagenturen bei der Beurteilung der finanziellen Gesundheit von Unternehmen künftig noch größer.
      "Ihre Stärke hier ist ein Problem", formulierte Joachim Poss, Finanzpolitischer Sprecher der SPD. "Sie verstehen unsere wirtschaftliche Kultur nicht."
      Wie Daten von Standard & Poor`s und Moody`s zeigen, verschlechtert sich die Kreditwürdigkeit von Unternehmen 2003 im gleichen Ausmaß wie im Vorjahr. Bisher liegt die Zahl der Herabstufungen von Bonität oder Ausblick dreimal so hoch wie die Zahl der Höherstufungen. Eine schlechtere Bonitätsnote verteuert die Kapitalbeschaffung für die Unternehmen, weil Anleger eine höhere Risikoprämie verlangen.
      Die Thyssen-Krupp-Aktie fiel auf ein Rekordtief, nachdem S&P das Unternehmen wegen Befürchtungen über die Kosten für Zahlungen aus Pensionsverpflichtungen auf "BB+" heruntergestuft hatte. Letzte Woche gab der Stahlhersteller eine unabhängige Untersuchung in Auftrag, die feststellen soll, ob die Herabstufung gerechtfertigt war. Thyssen-Krupp hoffe, dass neun ebenfalls von einer Ratingverschlechterung durch S&P bedrohte Unternehmen, darunter die Deutsche Post AG und Linde AG, der Ratingagentur die Stirn bieten würden, erklärte Thyssen-Krupp-Sprecher Klaus Pepperhoff.
      S&P ist nach eigenen Angaben "sehr besorgt" über Andeutungen, dass ihre Analysen gefärbt seien. "Die Unabhängigkeit von S&P steht außer Frage", betonte Torsten Hinrichs, Leiter S&P Deutschland.
      "Die Entscheidung Thyssen-Krupp zurückzustufen, war nicht angemessen", meint dagegen Bernd Pursteiner, Fondsmanager bei DG Capital Management in Frankfurt. "Es gibt erkennbare Unterschiede in der Kultur des europäischen und amerikanischen Bankensystems. Details kommen bei den Rating-Entscheidungen leider häufig zu kurz." Bloomberg


      Auf diesen Rating-Rotz hab ich schon vor langer Zeit hingewiesen.
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 11:34:28
      Beitrag Nr. 356 ()
      boey, hier brennt ja richtig die bude :laugh:
      wo steckt der mario eigentlich :confused:


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